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Öffentliches Recht

WIRTSCHAFTSVERWALTUNGSRECHT
● Subventionsrecht

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● Subvention – Begriff und Arten

● direkte S.: Zuwendungen aus öffentlichen Kassen an Unterneh-


men zur Verfolgung eines nicht-konsumtiven Zwecks
- s. auch § 264 Abs. 4 StGB
- Regelungen in Sondergesetzen, VwVfG

● indirekte S.: Abgabeverzicht der öff. Hand zugunsten Privater zur


Verfolgung eines nicht-konsumtiven Zwecks
- Regelung: Abgabenrecht

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● Subvention – Anspruch auf Gewährung?

● Grundsatz: Ermessen

● aber: Selbstbindung der Verwaltung durch sog.


Verwalt.vorschr.
- Verw. muss gegenüber Drittem gehandelt haben,
- Verw. muss nach erkennbarem Konzept (Verwaltungsvorschrift) gehandelt haben,
- Verwaltungsvorschrift muss rechtmäßig gewesen sein,
- Voraussetzungen des Konzepts müssen auch im neuen Fall vorliegen,
- Verw. darf nicht berechtigt sein, vom Konzept abzuweichen (Einwand der leeren
Kasse).

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Öffentliches Recht
● Subvention - Wirkungen des Subventionsbescheides

● Subventionsbescheid = Verwaltungsakt
- begründet Außenrechtsverhältnis und ggfs. Auszahlungsanspruch
- begründet Rechtsgrund für das „Behaltendürfen“ der Subventionssumme
- regelt Zweckbestimmung/Zweckbindung/ Verwendung der Mittel durch
Nebenbestimmungen
- Wichtig: Zweckbestimmung und Bestimmtheitsgebot

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● Zur Übung

Fall:
Die A-AG betreibt seit 1977 im Bundesland L eine Aluminiumhütte. Als sich Ende der
2000er Jahre die Wettbewerbssituation für Aluminiumprodukte auf dem Weltmarkt
zunehmend verschärfte, gab die Geschäftsführung der A-AG die Schließung der Hütte
zum 28.02.2010 bekannt. Darauf bemühte sich der zuständige Wirtschaftminister W
des Bundeslandes L intensiv um die Rettung des Betriebes und den Erhalt der Arbeits-
plätze. Im Februar 2010 gab W in einer Presseerklärung bekannt, dass die Landes-
regierung zur Gewährung einer auf einen Zeitraum von 12 Monaten begrenzten
Überbrückungshilfe in Höhe von insg. 8 Mio. € zur Erhaltung des Betriebs bereit sei.
Die A-AG sagte darauf den Weiterbetrieb der Aluminiumhütte zu und bat den W um die
zügige Erledigung aller Formalien, damit der zugesagte Betrag ohne Verzögerung
ausgezahlt werden könne. Mitte März 2010 übermittelte der Bundeswirtschaftsminister
Fundstelle: BVerfG, Beschl. v. 29.06.2016 – 1 BvR 1015/15
B dem W ein Schreiben der EU-Kommission vom 8.3.2010, in dem diese unter Bezug-
nahme auf entsprechende Presseberichte über die beabsichtigte Überbrückungshilfe
darauf hinwies, dass die Beihilfe nach Maßgabe des Art. 108 III AEUV einer vorherigen
Überprüfung auf ihre Zulässigkeit nach Maßgabe des Art. 107 AEUV bedürfe. Die ...

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● Zur Übung

Fall:
... Beihilfe dürfe nicht ausgezahlt werden, bis sich die Kommission über deren
Zulässigkeit abschließend geäußert habe. Dessen ungeachtet bewilligte W mit
Bescheid vom 9.6.2010 einen Zuschuss in Höhe von 8 Mio. € als einmalige
Überbrückungshilfe zur Aufrechterhaltung des Hüttenbetriebs und zur Erhaltung der
Arbeitsplätze. Der Zuschuss wurde im Laufe des Jahren 2010 ausgezahlt. Mitte Juli
2010 übersandte B der Kommission einer Mitteilung der Bundesregierung, in der der
Hintergrund für die Überbrückungshilfe dargelegt wurde.
Nach Durchführung des in Art. 108 AEUV vorgesehenen Überprüfungsverfahrens
stellte die Kommission in einer an die Bundesrepublik Deutschland gerichteten
Entscheidung vom 14.12.2012 zutreffend fest, dass die der A-AG bewilligte Beihilfe mit
dem Gemeinsamen Markt i.S.d. Art. 107 I AEUV unvereinbar sei. Die Kommission
Fundstelle:
forderte die BVerfG, Beschl.Deutschland
Bundesrepublik v. 29.06.2016
zur–Rückforderung
1 BvR 1015/15des bewilligten Betrages
auf. B teilte dies mit Schreiben vom 8.1.2013 dem W mit, der seinerseits die
Geschäftsleitung der A-AG am 15.1.2013 in einem Gespräch von der Kommissions-
entscheidung unterrichtete, ansonsten aber untätig blieb.

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● Zur Übung

Fall:
Die Kommission erhob darauf am 30.3.2014 Klage gegen die Bundesrepublik
Deutschland vor dem EuGH. Durch Urteil vom 2.2.2016 entschied der EuGH, dass die
Bundesrepublik Deutschland gegen ihre Verpflichtungen aus dem AEUV verstoßen
habe, indem sie der Entscheidung der Kommission vom 14.12.2012 nicht nachge-
kommen sei. Nach Anhörung der A-AG nahm W durch Bescheid vom 26.9.2016 den
Bescheid vom 9.6.2010 zurück und forderte die A-AG zur Rückzahlung des Zuwen-
dungsbetrages von 8 Mio. DM auf. Die A-AG fühlt sich hierdurch in ihren Rechten
verletzt und erhebt umgehend Klage vor dem Verwaltungsgericht. Sie führt in der Klage
an, dass sie mit einer Rücknahme der Subventionsbewilligung nicht habe rechnen
müssen. Im Übrigen sei der Zuwendungsbetrag des Jahres 2010 restlos verbraucht
worden.
Fundstelle:
Ist die KlageBVerfG,
der A-AGBeschl. v. 29.06.2016 – 1 BvR 1015/15
begründet?

Hinweis:
Bei der Bearbeitung des Falles ist davon auszugehen, dass landesgesetzliche Besonderheiten nicht
bestehen. Soweit erforderlich, sind anstelle der Landesgesetze die entsprechenden ein-schlägigen
bundesrechtlichen Bestimmungen zugrunde zu legen.
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