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2023
Bundeskartellrecht
Die anbietenden Unternehmen wiederum entscheiden vor dem Hintergrund ihrer Kosten, zu
welchem Preis sie ein bestimmtes Produkt anzubieten bereit sind. Der Marktprozess sorgt
schließlich dafür, dass diejenigen Geschäfte zustande kommen können, in denen sich die
Zahlungsbereitschaft des Kunden und die Preisvorstellungen der Anbieter entsprechen. Als
entscheidendes Steuerungselement fungiert im marktwirtschaftlich-wettbewerblichen
Prozess also der Preis. Zentrales Kennzeichen des wettbewerblichen Marktprozesses ist
seine konsequente Ausrichtung auf die Wünsche und Bedürfnisse der Nachfrager. Ein
funktionsfähiger Wettbewerb stellt sicher, dass die Wünsche und Bedürfnisse der Nachfrager
im Ergebnis von den jeweils kostengünstigsten („effizientesten“) Anbietern befriedigt werden.
Im Wettbewerb werben verschiedene Unternehmen mit ihren Angeboten um die Gunst ihrer
Nachfrager. Unternehmen, die ihren Kunden im Vergleich zu anderen Unternehmen bessere
Preise und Leistungen bieten, werden mit höheren Gewinnen belohnt. Schlechte Leistungen
oder zu hohe Preise können sich dagegen negativ auf den wirtschaftlichen Erfolg auswirken.
Das Hauptaugenmerk des Amtes bei der Kartellverfolgung richtet sich auf die sog. Hardcore-
Kartelle - schwerwiegende Wettbewerbsbeschränkungen, zu denen in erster Linie
Preisabsprachen, Quotenabsprachen und die Aufteilung von Märkten zwischen
Wettbewerbern zählen. Sie behindern die wirtschaftliche Betätigungsfreiheit von
Unternehmen und wirken sich für die Verbraucher grundsätzlich preistreibend aus; sie sind
deshalb in hohem Maße wirtschafts- und sozialschädlich. Personen und Unternehmen, die
an solchen gesetzlich verbotenen Kartellen mitwirken, werden vom Bundeskartellamt
regelmäßig mit hohen Geldbußen belegt. Das Bußgeld gegen einzelne Personen kann bis zu
1 Mio. Euro betragen, gegen Unternehmen können darüber hinaus Geldbußen in einer Höhe
von bis zu 10% ihres letztjährigen Gesamtumsatzes festgesetzt Danach kann das
Bundeskartellamt – vergleichbar einer Kronzeugenregelung – gegenüber einzelnen
Personen und Unternehmen, die an einer verbotenen Absprache beteiligt sind, von einem
Bußgeld absehen oder aber das Bußgeld reduzieren, wenn sie wesentlich zur Aufdeckung
bzw. zum Nachweis eines Kartells beitragen und ihr kartellrechtswidriges Verhalten
beenden..
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PoWi LK Q2 (Herr Gluch) 28.02.2023
Bundeskartellrecht
III. Fusionskontrolle
Um nachteilige Auswirkungen von Unternehmenszusammenschlüssen auf den Wettbewerb
vorab auszuschließen, unterliegen Unternehmenszusammenschlüsse der Fusionskontrolle
durch die Wettbewerbsbehörden. Im Rahmen der Fusionskontrolle prüfen diese die
Auswirkungen eines Zusammenschlusses auf den Wettbewerb der jeweils betroffenen
Märkte. Ob das Bundeskartellamt oder die Europäische Kommission in ihrer Funktion als
europäische Wettbewerbsbehörde zuständig ist, ist von den Umsätzen der jeweiligen
Unternehmen abhängig.
Die Unternehmen müssen ein Zusammenschlussvorhaben beim Bundeskartellamt
anmelden, wenn sie mit ihren Umsätzen die im GWB genannten Umsatzschwellen
überschreiten. Erwirtschaften alle beteiligten Unternehmen gemeinsam einen weltweiten
Umsatz von mehr als 500 Mio. Euro und erzielen mindestens zwei beteiligte Unternehmen
jeweils erhebliche Umsätze in Deutschland - ein Unternehmen in Höhe von mehr als 25 Mio.
Euro und ein weiteres Unternehmen in Höhe von mehr als 5 Mio. Euro – dann müssen die
Unternehmen den Zusammenschluss beim Bundeskartellamt anmelden. Gehört ein
Unternehmen einer Unternehmensgruppe an, muss das Bundeskartellamt die Umsätze der
gesamten Unternehmensgruppe einbeziehen.
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PoWi LK Q2 (Herr Gluch) 28.02.2023
Bundeskartellrecht
Auf diese Weise wird die insgesamt verfügbare wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der
beteiligten Unternehmen bei der Prüfung der wettbewerblichen Auswirkungen berücksichtigt.
Der Tatbestand eines Zusammenschlusses liegt nach den Vorschriften des GWB unter
folgenden Voraussetzungen vor:
Anteilserwerb: Der Erwerb von mindestens 25% der Anteile am Kapital oder an den
Stimmrechten,
Darüber hinaus gilt jede sonstige Verbindung zwischen Unternehmen als Zusammenschluss
im Sinne des GWB, aufgrund derer ein Unternehmen einen wettbewerblich erheblichen
Einfluss auf ein anderes ausüben kann (sog. Auffangtatbestand des „wettbewerblich
erheblichen Einflusses“).
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PoWi LK Q2 (Herr Gluch) 28.02.2023
Bundeskartellrecht
Marktformen auf dem vollkommenen Markt:
Nachfrager
viele wenige einer
/ Anbieter:
Vollständige Nachfrageoligopol Nachfrage-Monopol
Konkurrenz - A.: Landwirt - A.: Straßenbaufirmen
- Anbieter: - N.: Molkerei - N.: Staat
viele
Lebensmittel
- Nachfrager:
Konsumenten
Angebots-Oligopol Zweiseitiges Oligopol Nachfragemonopol mit
- A.: Kino - A.: Hersteller von oligopolistischem Angebot
wenige
- N.: Gesellschaft Flugzeugen - A.: Rüstungsindustrie
- N.: Fluggesellschaften - N.: Bundeswehr
einer Angebots-Monopol Angebotsmonopol mit Zweiseitiges-Monopol
- A.: Post oligopolistischer - A.: Einziger Hersteller
- N.: Briefversender Nachfrage eines Golf-Einzelteils
- A.: Einziger Hersteller - N.: Volkswagen
eines med. Spezialgeräts
- Großkrankenhäuser
Formularende
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Liegt hier aus der Sicht des Kartellrechts ein Problem vor?