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ABWL – Kooperation und

Konzentration von Unternehmen

Mátyás Gritsch
Corvinus Universität Budapest
Grundbegriffe

 Kooperation:
 eine auf freiwilliger Basis geregelte
Zusammenarbeit rechtlich und wirtschaftlich
selbstständiger Unternehmen
 Konzentration (Zusammenschluss) :
 Dabei kommt es zum Verlust der wirtschaftlichen
oder sogar rechtlichen Selbstständigkeit
 Die grundlegende Frage dahinter:
 Markt, Kooperation oder Hierarchie?
Arten von Kooperation und
Konzentration
 Horizontal
 Unternehmen der selben Wertschöpfungsstufe (Branche)
 Vertikal
 Zusammenarbeit von Unternehmen aus unterschiedlichen
Stufen des Wertschöpfungsprozesses eines Produkts
(aufeinander folgende Produktions- und Handelsstufen)
 z.B. SCM, JIT
 Diagonal
 Unternehmen nicht verwandter Produkt-Markt-Bereiche
Motive der Kooperation
 Zusammenarbeit von schwächeren Marktteilnehmern macht die
Beteiligten insgesamt stärker.
 Gemeinsame Aktionen sind wirkungsvoller als Einzelaktionen.
 Kooperationen sind egoistisch motiviert: Ein Unternehmen ist nur
dann bereit zu kooperieren, wenn es sich dadurch besser stellt.
 Anlage freier Mittel
 Externer Know-how-Erwerb
 Umgehung von Marktzutrittsbarrieren
 Ausschöpfung von Steuervorteilen
 Errichtung von Firmenimperien

 Insgesamt bessere Wettbewerbsfähigkeit, ABER sie kann auch


den Wettbewerb mindern
Kartell
 Absprachen rechtlich und wirtschaftlich
selbstständiger Unternehmen der gleichen
Wertschöpfungsstufe (horizontale Kooperation).
Wettbewerb zwischen den beteiligten
Unternehmen soll beschränkt oder verfälscht
werden.
 Grundsätzlich verboten
 Sonderfall: KMU
 Ausnahmen (die den Wettbewerb fördern):
 z.B. Konditionenkartell, Spezialisierungskartell,
Strukturkrisenkartell
Kartellarten
 Preiskartell
 Submissionskartell
 Konditionenkartell
 Quotenkartell (z.B. OPEC)
 Syndikat
 Straffste Form des Kartells, strenge Kontrolle: Kartellmitglieder müssen ihre gesamte
Produktion an das Syndikat (zentrales Absatzorgan) verkaufen
 Gebietskartell
 Rationalisierungskartell
 zur Rationalisierung wirtschaftlicher Vorgänge in den Bereichen Finanzierung,
Investition, Einkauf, Produktion und Absatz
 Spezialisierungskartell
 mit dem Ziel der Konzentration der beteiligten Unternehmen auf eine bestimmte
Produktion bzw. auf die Erbringung bestimmter Dienstleistungen zu
Rationalisierungszwecken
 Strukturkrisenkartell
 im Fall eines auf einer nachhaltigen Änderung der Nachfrage beruhenden
Absatzrückgangs (Strukturkrise) zur Kapazitätsanpassung errichtet wird
 Mittelstandskooperation
Formen der Kooperation
 Strategische Allianzen
 Langfristiger Zusammenschluss großer, international tätiger
Unternehmen (Global Payers) aus verschiedenen Ländern.
 Vereinigung der individuellen Stärken bzw. Erreichen kritischer
Größen bei kapitalintensiven Projekten.
 Es stehen sich nicht mehr so sehr einzelne Unternehmen der
gleichen Wertschöpfungsstufe als Wettbewerber gegenüber;
vielmehr treten Netzwerke gegeneinander im Wettbewerb an.
 Gemeinschaftsunternehmen (Joint Venture)
 Unternehmen gründen oder erwerben zusammen ein eigenes
Unternehmen, das Aufgaben im gemeinsamen Interesse der
Gesellschafterunternehmen ausführt.
 Konsortium
 Vertragliche Verbindung von Unternehmen zur Erfüllung einer
bestimmter Aufgabe
Wettbewerbsrechtliche Regelung von
Kooperationen
 Durch Kooperationen verbessert sich die
Wettbewerbsfähigkeit der kooperierenden Unternehmen
gegenüber anderen Unternehmen, die Kooperation senkt am
Markt aber auch möglicherweise den Wettbewerb und geht
zu Lasten Dritter.
 § 1 GWB (Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen):
Vereinbarungen zwischen Unternehmen und aufeinander
abgestimmte Verhaltensweisen, die eine Verhinderung,
Einschränkung oder Verfälschung des Wettbewerbs bezwecken
oder bewirken, sind verboten.
 Zudem darf die Kooperation keine Marktbeherrschung bewirken.
 § 2 GWB: Absprachen sind zulässig, wenn die Verbraucher
davon profitieren („angemessene Beteiligung am
Kooperationsgewinn“).
 Vor allem Kartelle sind wettbewerbsrechtlich kritisch zu sehen:
Preis-, Quotenkartelle oder Syndikate sind daher verboten.
 Ausnahme in § 3 GWB: „Mittelstandskartelle“.
Formen der Konzentration

 Verbundene Unternehmen
 Rechtlich selbständig, wirtschaftlich eng
verbunden
 Fusion (Merger)
 Rechtlich und wirtschaftlich unselbständig
Verbundene Unternehmen
 Verbundene Unternehmen sind bei Wahrung ihrer rechtlichen
Selbstständigkeit wirtschaftlich eng miteinander verflochten.
 Verbundene Unternehmen entstehen aufgrund einer engen
wirtschaftlichen Verflechtung, die auf Eigentumsverhältnissen
basiert.
 Formen
 Mehrheitliche Beteiligung (über 50%, bei 100%:eingegliedertes U. )

 Herrschender Einfluss (direkte o. indirekte Simmrechtsmehrheit)

 Konzern: einheitliche Leitung


 Unterordnungskonzern
 Gleichordnungskonzern: einheitliche Leitung ohne, dass eines der
Unternehmen einen herrschenden Einfluss ausüben kann
 Konzernabschluss bzw. eigene Konzernrechnungslegung.
 Am Kapitalmarkt und in der Öffentlichkeit besitzt die Konzernbilanz einen
höheren Stellenwert als die Einzelbilanzen.
 Gegenseitig über 25 % beteiligt („Sperrminorität”)
 Unternehmensverträge (beide in einem Vertrag, z.B.
Beherrschungsvertrag)
Vorliegen des Konzerntatbestands
Fusion (Merger)
 Zusammenschluss (Verschmelzung, Merger), bei dem
mindestens ein Unternehmen neben seiner wirtschaftlichen auch
seine rechtliche Selbstständigkeit verliert.
 Formen:
 Fusion durch Aufnahme (A übernimmt B)
 B-Anteilseigner erhalten A-Aktien
 „angemessene” Barabfindung
 A kauft B-Aktien an der Börse
 Fusion durch Neubildung (merger of equals, z.B. Novartis)
 A und B werden zu C
 A-Anteilseigner erhalten C-Aktien
 B-Anteilseigner erhalten C-Aktien
 Freie Minderheitsaktionäre haben besondere Informationsrechte
 A bzw. C können den Verkauf der Anteile der MA erst bei Überwindung
von 95% verlangen
 Anzeigenpflicht und Leitlinien Marktbeherrschung: vgl. verbundene
Unternehmen
Feindliche Übernahmen
 Charakter einer feindlichen Übernahme
 Sie kommt für den Vorstand der „Zielgesellschaft“ überraschend,
 Der Vorstand stuft es im Hinblick auf das strategische Konzept als
unangemessen ein und versucht die Übernahme abzuwehren.
 Meist trifft der Übernahmeversuch auch bei den Mitarbeitern des „Opfers“
auf erbitterten Widerstand (Furcht vor Arbeitsplatzverlust).
 Abwehrmaßnahmen
 Suche nach einem „weißen Ritter“ (mindestens Sperrminorität),
 Wechselseitiger Erwerb der Sperrminorität durch Aktientausch,
 Rückkauf eigener Aktien,
 Stimmrechtsbeschränkungen (wenn nicht börsenotiert).
 Grundsatz:
 Vorstand soll neutral sein
 Vorstand sollte nur mit Billigung der Hauptversammlung Abwehrmaßnahmen
ergreifen.
 Verdacht, dass Manager der Übernahmegesellschaften in
„Übernahmeschlachten“ eigene Ziele verfolgen („goldener Handschlag“).
 in der öffentlichen Wahrnehmung gilt oft eine Übernahme als feindlich,
wenn ein einheimisches Unternehmen von einem ausländischen
übernommen wird
Betriebswirtschaftliche Probleme der
Zusammenschlüsse

 Bewertung des aufzukaufenden Unternehmens


 Finanzierung des Unternehmenskaufs
 aus dem Bestand liquider Mittel („Kriegskasse“),
 durch Aufnahme von frischem Kapital,
 durch Bezahlung mit eigenen Aktien.
 Integration des erworbenen Unternehmens
 Akzeptanzbarrieren der Mitarbeiter.
 Abstimmung von Arbeitsablaufstrukturen.
 möglicherweise Erfordernis von Sanierungs- und
Restrukturierungsmaßnahmen.
Die rechtliche Bewertung von Fusionen

 Ein Zusammenschluss liegt bereits vor,


 wenn 25 % Kapital- oder Stimmrechtsanteil erreicht werden,
 bei einer noch geringeren Beteiligung ein bestimmender Einfluss
ausgeübt werden kann.
 Ein solcher Zusammenschluss ist dem Kartellamt anzuzeigen,
wenn
 beteiligte Unternehmen im Jahr vor dem Zusammenschluss weltweit
Umsätze von mehr als einer halben Mrd. Euro aufweisen und
 mindestens ein Unternehmen in Deutschland Umsätze von mehr als
25 Mill. Euro erwirtschaftet.
 Das Kartellamt muss den Zusammenschluss untersagen, wenn
zu erwarten ist, dass er eine marktbeherrschende Stellung
begründet oder verstärkt, es sei denn, die beteiligten
Unternehmen weisen nach, dass durch den Zusammenschluss
auch Verbesserungen der Wettbewerbsbedingungen eintreten,
die die Nachteile der Marktbeherrschung überwiegen.
Leitlinien für Martkbeherrschung
 Ein Unternehmen ist marktbeherrschend, wenn es
 keinem wesentlichen Wettbewerb ausgesetzt ist,
 eine überragende Marktstellung einnimmt. (z.B. Finanzkraft,
Zugang zu Beschaffungs- und Absatzmärkten)
 Vermutet bei Martkanteil (MA) ab 33%
 Mehrere Unternehmen sind in ihrer Gesamtheit
marktbeherrschend, wenn
 zwischen ihnen kein wesentlicher Wettbewerb herrscht und
sie auch keinem wesentlichen Wettbewerb ausgesetzt sind
 Qualifizierte Oligopolvermutung:
 Drei oder weniger U: MA 50% oder mehr
 Fünf oder weniger U: MA 66% oder mehr
Probleme bei der Prüfung der
Marktbeherrschung
 Abgrenzung des relevanten Marktes
 Je weiter der Markt definiert wird, desto geringer ist die
Gefahr, dass ein Unternehmenszusammenschluss als
marktbeherrschend gilt.
 Marktbeherrschung liegt nicht vor, wenn es einen starken
Konkurrenten gibt (Oligopol).
 Ausnahmeregelungen
 „Kleine“ Unternehmenszusammenschlüsse müssen nicht
angemeldet werden (§ 35 GWB).
 Der Bundesminister für Wirtschaft kann gemäß § 42 GWB
einen Zusammenschluss unter Berücksichtigung von
gesamtwirtschaftlicher oder überragender allgemeiner
Interessen genehmigen (Vorbereitung der Entscheidung durch
die Monopolkommission). (– z.B.Tchibo)

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