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Seminararbeit: Rechtsrahmen für

Managemententscheidungen
– DLMWRSRM01

Aufgabenstellung 1.2:
Rechtsfragen beim Unternehmenskauf:
„Beschreibe die einzelnen Phasen eines
typischen Unternehmenskaufes und
erläutere die dabei auftretenden
Rechtsfragen.“

Version 1.0
Verfasser: Frank Wolfgang Hermann de Vries
Matrikelnummer: 92208538
Datum: 31.12.2023
1
Tutorin: Martin Schulz

2
Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis..................................................................................................................

Abkürzungsverzeichnis........................................................................................................

1 Einleitung.........................................................................................................................
1.1 Definition, Bedeutung und Motivation für Unternehmenskäufe..........................................
1.2 Überblick über die Phasen eines typischen Unternehmenskaufes.....................................

2. Vorvertragliche Phase........................................................................................................
2.1 Identifikation von Zielunternehmen.....................................................................................
2.1.1 Marktforschung und Potenzialanalyse................................................................................3
2.1.2 Kontaktaufnahme mit potenziellen Käufern.......................................................................3
2.2 Vertraulichkeitsvereinbarungen..........................................................................................
2.2.1 Schutz sensibler Unternehmensinformationen...................................................................4
2.2.2 Verpflichtung der beteiligten Parteien................................................................................4

3. Due Diligence......................................................................................................................
3.1 Financial Due Diligence......................................................................................................
3.1.1 Überprüfung der Finanzlage und Buchführung..................................................................5
3.1.2 Identifikation finanzieller Risiken......................................................................................5
3.2 Legal Due Diligence...........................................................................................................
3.2.1 Überprüfung rechtlicher Dokumente und Verträge............................................................6
3.2.2 Identifikation rechtlicher Risiken und Haftungsausschlüsse..............................................7

4. Vertragsverhandlungen.....................................................................................................
4.1 Letter of Intent (LoI)............................................................................................................
4.1.1 Absichtserklärungen und Rahmenbedingungen.................................................................8
4.1.2 Verbindlichkeit und Verhandlungsspielraum.....................................................................8
4.2 Kaufvertrag.........................................................................................................................
4.2.1 Festlegung des Kaufpreises und Zahlungsmodalitäten.......................................................9
4.2.2 Regelungen zu Haftung, Garantien und Gewährleistung...................................................9

5. Vollzug...............................................................................................................................
5.1 Erfüllung von aufschiebbaren Bedingungen.....................................................................
5.1.1 Zustimmungen von Kartellbehörden................................................................................10
5.1.2 Zustimmung der Hauptversammlung...............................................................................10
5.2 Übergang von Besitz und Kontrolle..................................................................................
5.2.1 Übergabe von Unternehmenswerten.................................................................................11
5.2.2 Integration von Mitarbeitern und Geschäftsprozessen.....................................................11

6. Nachvertragliche Phase...................................................................................................

7. Rechtsfragen im Kontext eines Unternehmenskaufes.................................................

8. Fazit...................................................................................................................................

Literaturverzeichnis.............................................................................................................

3
Abkürzungsverzeichnis

M&A Mergers&Acquisitions
LoI Letter of Intent
Hrsg. Herausgeber
NDAs Non-Disclosure Agreements
BAG Bundesarbeitsgericht
UN Vereinte Nationen
CISG United Nations Convention on Contracts for the International
Sale of Goods
BGB Bürgerliches Gesetzbuch
GWB Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen
AktG Aktiengesetz
AGB Allgemeine Geschäftsbedingungen

4
1 Einleitung
Ein Unternehmenskauf stellt eine komplexe unternehmerische Transaktion dar, die weitreichende
Auswirkungen auf die beteiligten Unternehmen und ihre Stakeholder haben kann. Diese Form der
Akquisition, auch als Mergers & Acquisitions (M&A) bekannt, ist in der modernen Geschäftswelt
eine gängige Strategie, um Wachstum zu generieren, Marktpositionen zu stärken oder Synergien
zu schaffen. Der Prozess eines Unternehmenskaufs ist jedoch von zahlreichen Herausforderungen
geprägt, insbesondere im rechtlichen Kontext. In dieser Abhandlung werde ich die verschiedenen
Phasen eines typischen Unternehmenskaufs beleuchten und dabei einen besonderen Fokus auf
die auftretenden Rechtsfragen legen. Der gesamte Ablauf, von der Identifikation potenzieller
Zielunternehmen bis zur Integration in den erwerbenden Konzern, wird eingehend betrachtet.
Dabei werden wir uns auch den entscheidenden rechtlichen Überlegungen widmen, die in den
verschiedenen Phasen des M&A-Prozesses eine zentrale Rolle spielen.1

1.1 Definition, Bedeutung und Motivation für Unternehmenskäufe


Der Begriff "Unternehmenskauf" bezieht sich auf den Prozess, bei dem ein Unternehmen (der
Erwerber) die Kontrolle über ein anderes Unternehmen (das Zielunternehmen) durch den Erwerb
von dessen Anteilen oder Vermögenswerten erwirbt. Diese Transaktion kann auf unterschiedliche
Weisen strukturiert sein, darunter der Kauf von Unternehmensanteilen (Share Deal) oder der Kauf
von Vermögenswerten (Asset Deal). Im Falle eines Share Deals übernimmt der Erwerber in der
Regel sämtliche Rechte und Pflichten des Zielunternehmens, während bei einem Asset Deal nur
bestimmte Vermögenswerte und Verbindlichkeiten übertragen werden.2
 Bedeutung und Motivation für Unternehmenskäufe: Die Bedeutung von
Unternehmenskäufen in der heutigen Geschäftswelt ist vielschichtig. Unternehmen
verfolgen verschiedene Motivationen, um solche Transaktionen einzugehen. Hierzu
gehören:
- Wachstum: Ein Unternehmenskauf ermöglicht es Unternehmen, ihr Wachstum zu
beschleunigen, sei es durch die Erschließung neuer Märkte, den Zugang zu neuen
Technologien oder die Erweiterung des Produkt- und Dienstleistungsportfolios.
- Synergien: Durch die Zusammenführung von Ressourcen, Know-how und
Marktzugängen können Synergien entstehen, die zu Kosteneinsparungen,
Effizienzsteigerungen und Umsatzwachstum führen.
- Marktstellung stärken: Unternehmen nutzen Unternehmenskäufe, um ihre Position auf
dem Markt zu stärken, Wettbewerbsvorteile zu erlangen und ihre Marktmacht zu
festigen.

1
Mergers&Acquisition (M&A) Prozess, abrufbar unter: https://de.schindhelm.com/international/expertise/mergers-and-
acquisition-prozess (abgerufen am 27.12.2023)
2
Vgl. 1.

1
- Risikodiversifikation: Die Übernahme anderer Unternehmen kann als Strategie dienen,
um Risiken zu diversifizieren, da das Portfolio breiter aufgestellt wird und weniger
anfällig für konjunkturelle Schwankungen ist.

1.2 Überblick über die Phasen eines typischen Unternehmenskaufes


Überblick über die Phasen eines typischen Unternehmenskaufs: Ein typischer Unternehmenskauf
durchläuft mehrere klar definierte Phasen, die einen strukturierten Ablauf gewährleisten. Diese
Phasen umfassen:
- Vorvertragliche Phase: Identifikation von Zielunternehmen, Kontaktaufnahme, und
Abschluss von Vertraulichkeitsvereinbarungen.
- Due Diligence: Umfassende Prüfung der finanziellen und rechtlichen Verhältnisse des
Zielunternehmens.
- Vertragsverhandlungen (Signing): Erstellung eines Letter of Intent (LoI), Verhandlungen
über den Kaufvertrag und dessen Bestandteile.
- Vollzug: Erfüllung von aufschiebenden Bedingungen, Übergang von Besitz und
Kontrolle.
- Nachvertragliche Phase: Integration der erworbenen Unternehmensteile, Überwachung
von Haftungsfragen und Gewährleistungen.
 Rechtsfragen im Kontext eines Unternehmenskaufs: Kartellrechtliche Aspekte,
arbeitsrechtliche Fragestellungen und steuerrechtliche Überlegungen.

Diese Phasen bilden das Gerüst für einen erfolgreichen Unternehmenskauf und ermöglichen eine
systematische Abwicklung, bei der rechtliche Fragestellungen von Anfang an berücksichtigt
werden.3,4

2. Vorvertragliche Phase
Die vorvertragliche Phase eines Unternehmenskaufs markiert den Beginn des M&A-Prozesses
und ist von entscheidender Bedeutung für eine erfolgreiche Transaktion. In dieser Phase erfolgt
die Identifikation potenzieller Zielunternehmen, gefolgt von Marktforschung und einer sorgfältigen
Analyse ihres Potenzials. Die Kontaktaufnahme mit den Verkäufern und die Aufnahme von
Verhandlungen sind ebenfalls zentrale Bestandteile dieser Phase. Ein Schlüsselaspekt in der
vorvertraglichen Phase ist die Unterzeichnung von Vertraulichkeitsvereinbarungen, um sensible
Unternehmensinformationen zu schützen. Diese Abkommen legen die Grundlage für den
Informationsaustausch zwischen den Parteien und schaffen die nötige Vertrauensbasis. Darüber
hinaus können in dieser Phase auch Absichtserklärungen oder Letters of Intent (LoI) verfasst
werden, in denen grundlegende Rahmenbedingungen und Absichten für die Transaktion festgelegt
werden. Die vorvertragliche Phase legt somit den Grundstein für den gesamten M&A-Prozess,
indem sie die Weichen für eine gründliche Due Diligence und die späteren Vertragsverhandlungen
3
Vgl. 1.
4
Veltins, Michael (Hrsg.) et.al., Vade Mecum für Unternehmenskäufe, Wiesbaden 2018, S. 14ff.

2
stellt. Eine sorgfältige Navigation durch diese Phase ist entscheidend, um potenzielle Risiken zu
identifizieren und das Vertrauen zwischen den beteiligten Parteien zu festigen.5

2.1 Identifikation von Zielunternehmen


Die Identifikation von Zielunternehmen ist ein entscheidender Schritt in einem
Unternehmenskaufprozess. Hierbei durchläuft der Erwerber eine sorgfältige Phase der
Marktforschung und Potenzialanalyse, um potenzielle Zielunternehmen zu identifizieren, die mit
den strategischen Zielen des Erwerbers kompatibel sind. Dies kann die Bewertung von
Branchentrends, Wachstumsmärkten und finanzieller Stabilität einschließen. Die Kontaktaufnahme
mit potenziellen Verkäufern erfolgt diskret und professionell, wobei Beziehungen aufgebaut
werden, die den Grundstein für eine erfolgreiche vorvertragliche Phase legen. In dieser Phase
spielen Sensibilität, Branchenkenntnisse und eine umfassende Marktforschung eine
entscheidende Rolle, um aussichtsreiche Transaktionsmöglichkeiten zu identifizieren.6

2.1.1 Marktforschung und Potenzialanalyse


Vor der Auswahl potenzieller Zielunternehmen ist eine gründliche Marktforschung und
Potenzialanalyse unerlässlich. Dies umfasst die Untersuchung relevanter Branchen, Identifikation
von Wachstumsmärkten, Analyse von Markttrends sowie die Bewertung von potenziellen
Zielunternehmen hinsichtlich finanzieller Stabilität und Zukunftsaussichten. In dieser Phase sind
keine spezifischen rechtlichen Quellen unmittelbar relevant, jedoch könnten allgemeine Handels-
und Wettbewerbsgesetze sowie Datenschutzbestimmungen bei der Marktforschung und Analyse
relevant sein.

2.1.2 Kontaktaufnahme mit potenziellen Käufern

Die Kontaktaufnahme mit potenziellen Verkäufern erfordert Sensibilität und Diskretion. Der
Erwerber sollte professionelle Kommunikationswege nutzen, sei es durch persönliche Kontakte,
Empfehlungen oder durch Interaktionen auf Branchenveranstaltungen. Diese Phase legt den
Grundstein für eine erfolgreiche vorvertragliche Phase und den Aufbau einer vertrauensvollen
Beziehung. Auch hier gibt es keine spezifischen gesetzlichen Regelungen die direkt auf die
Kontaktaufnahme mit potenziellen Verkäufern anwendbar. Jedoch ist es wichtig sicherzustellen,
dass jegliche Kontaktaufnahme im Einklang mit den geltenden Datenschutzbestimmungen und
wirtschaftlichen Regularien erfolgt.7

2.2 Vertraulichkeitsvereinbarungen
Vertraulichkeitsvereinbarungen, auch als Non-Disclosure Agreements (NDAs) bezeichnet, sind
rechtliche Instrumente, die dazu dienen, den Schutz sensibler Unternehmensinformationen
während des M&A-Prozesses sicherzustellen. Diese Vereinbarungen werden zwischen dem

5
Vgl. 4., S. 14
6
Vgl. 4., S. 15 ff.
7
Vgl. 1.

3
potenziellen Käufer (Erwerber) und dem Verkäufer abgeschlossen, um den Austausch
vertraulicher Informationen zu regeln.8

2.2.1 Schutz sensibler Unternehmensinformationen


Vertraulichkeitsvereinbarungen haben den Zweck, sicherzustellen, dass vertrauliche
Informationen, die während des M&A-Prozesses ausgetauscht werden, angemessen geschützt
werden. Dies beinhaltet finanzielle Daten, Geschäftsstrategien, Kundenlisten, technische
Innovationen und andere vertrauliche Unternehmensdetails. Die Rechtsgrundlage für den Schutz
vertraulicher Informationen kann sich aus den Grundsätzen des Vertragsrechts ergeben. In vielen
Rechtssystemen gibt es auch spezifische Gesetze und Regelungen, die den Schutz von
Geschäftsgeheimnissen regeln, wie beispielsweise das Geschäftsgeheimnisgesetz in Deutschland
oder das Uniform Trade Secrets Act in den USA.

2.2.2 Verpflichtung der beteiligten Parteien


Die Vertraulichkeitsvereinbarung legt die Verpflichtungen beider Parteien fest. Der Verkäufer
verpflichtet sich, vertrauliche Informationen preiszugeben, während der Erwerber sich dazu
verpflichtet, diese Informationen nur für den vereinbarten Zweck zu verwenden und strenge
Geheimhaltungspflichten einzuhalten. Die rechtlichen Verpflichtungen ergeben sich aus den
spezifischen Klauseln der Vertraulichkeitsvereinbarung und dem allgemeinen Vertragsrecht. Im
Falle einer Verletzung können Schadenersatzforderungen oder gerichtliche Maßnahmen gemäß
den vereinbarten Bestimmungen eintreten. Vertraulichkeitsvereinbarungen enthalten oft
Bestimmungen zur Dauer der Vertraulichkeit. Diese legen fest, wie lange die Parteien dazu
verpflichtet sind, die erhaltenen Informationen geheim zu halten. Nach Ablauf dieser Frist dürfen
die Informationen in der Regel frei verwendet werden. Die Festlegung der Dauer der
Vertraulichkeit erfolgt durch die spezifischen Vereinbarungen in der Vertraulichkeitsvereinbarung
und kann durch geltende Gesetze oder handelsübliche Praktiken beeinflusst werden.
Vertraulichkeitsvereinbarungen sind somit unerlässlich, um die Interessen beider Parteien im M&A-
Prozess zu schützen und den rechtmäßigen Umgang mit sensiblen Unternehmensinformationen
sicherzustellen. Ihre Ausgestaltung und Wirksamkeit hängen von den jeweiligen rechtlichen
Rahmenbedingungen und den spezifischen Vertragsklauseln ab.9

3. Due Diligence
Die Due Diligence, auch als Sorgfaltspflichtprüfung bezeichnet, ist eine der kritischsten Phasen
eines Unternehmenskaufs. Sie dient dazu, umfassende Prüfungen in verschiedenen Bereichen
durchzuführen, um mögliche Risiken und Chancen zu identifizieren. In diesem Kontext lassen sich
zwei Hauptbereiche unterscheiden: Financial Due Diligence und Legal Due Diligence.

3.1 Financial Due Diligence


8
Vgl. 4., S. 20ff.
9
Vgl. 4., S. 71f.

4
Die Financial Due Diligence ist ein wesentlicher Schritt im Rahmen eines Unternehmenskaufs und
spielt eine zentrale Rolle bei der Analyse und Bewertung der finanziellen Gesundheit eines
Zielunternehmens. In diesem kritischen Stadium des M&A-Prozesses werden die finanziellen
Informationen des Zielunternehmens einer gründlichen Überprüfung unterzogen, um mögliche
Risiken, Chancen und entscheidende finanzielle Kennzahlen zu identifizieren. Die Financial Due
Diligence ermöglicht es dem potenziellen Käufer, eine fundierte Einsicht in die historische
finanzielle Performance und die aktuelle finanzielle Situation des Zielunternehmens zu gewinnen.
Dies umfasst die Analyse von Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnungen, Cashflow-Statements,
steuerlichen Verpflichtungen und anderen finanziellen Dokumenten. Durch diese detaillierte
Prüfung wird nicht nur die finanzielle Integrität des Zielunternehmens bewertet, sondern es werden
auch potenzielle Unsicherheiten und Risiken aufgedeckt, die einen erheblichen Einfluss auf den
Erfolg der Transaktion haben könnten. Ich werde hier die zentralen Aspekte der Financial Due
Diligence näher beleuchten, um zu verstehen, wie dieser Prozess eine solide Grundlage für die
Bewertung des wirtschaftlichen Potenzials eines Zielunternehmens schafft und somit wesentlich
zur Risikominimierung und Erfolgsaussichten eines Unternehmenskaufs beiträgt.

3.1.1 Überprüfung der Finanzlage und Buchführung

Financial Due Diligence beinhaltet eine eingehende Analyse der Finanzlage des
Zielunternehmens. Dies schließt die Überprüfung von Jahresabschlüssen, Bilanzen, Gewinn- und
Verlustrechnungen sowie Cashflow-Statements ein. Ziel ist es, die finanzielle Gesundheit und
Performance des Unternehmens zu verstehen, potenzielle Schwächen oder Unregelmäßigkeiten
aufzudecken und die Basis für die Kaufpreisfestlegung zu schaffen. Während es keine
spezifischen Gesetze für die Financial Due Diligence gibt, basiert diese Prüfung auf allgemeinen
Prinzipien des Handels- und Gesellschaftsrechts. In vielen Ländern müssen Unternehmen jedoch
bestimmte Finanzberichte gemäß den nationalen Rechnungslegungsstandards vorlegen.10

3.1.2 Identifikation finanzieller Risiken

Die Financial Due Diligence zielt auch darauf ab, finanzielle Risiken zu identifizieren, die den Erfolg
der Transaktion beeinträchtigen könnten. Hierzu gehören Schulden, offene Rechtsstreitigkeiten,
latent vorhandene Verbindlichkeiten und steuerliche Belastungen. Die Identifikation dieser Risiken
ermöglicht es den Parteien, entsprechende Schutzmaßnahmen zu ergreifen oder den Kaufpreis
anzupassen. Die Identifikation finanzieller Risiken bezieht sich auf gesetzliche Anforderungen,
aber auch auf Vertrags- und Haftungsbestimmungen. Unternehmensgesetze und
11
Bilanzierungsstandards sind hierbei relevant, ebenso wie spezielle steuerliche Regelungen.

3.2 Legal Due Diligence

10
Vgl. 4., S. 29ff.
11
ebd.

5
Die Legal Due Diligence, als unverzichtbarer Bestandteil eines sorgfältigen
Unternehmenskaufprozesses, spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewertung und Minimierung
rechtlicher Risiken im Zusammenhang mit der Akquisition eines Zielunternehmens. Diese Phase
der Prüfung erstreckt sich über sämtliche rechtliche Aspekte des Zielunternehmens und hat das
Ziel, potenzielle Rechtsrisiken zu identifizieren, Compliance-Verpflichtungen zu überprüfen und
eine klare rechtliche Grundlage für die anstehende Transaktion zu schaffen. Während die Financial
Due Diligence die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens beleuchtet, konzentriert sich die
Legal Due Diligence auf die juristischen und regulatorischen Aspekte. Diese umfassende
Untersuchung beinhaltet die Analyse von Verträgen, rechtlichen Dokumenten, regulatorischen
Einhaltungen sowie möglichen rechtlichen Herausforderungen, denen das Zielunternehmen
gegenüberstehen könnte. Im Rahmen dieser Einleitung werden wir die Schlüsselaspekte der Legal
Due Diligence genauer betrachten, um zu verstehen, wie dieser Prozess dazu beiträgt, eine
fundierte Entscheidungsgrundlage für einen erfolgreichen Unternehmenskauf zu schaffen.12

3.2.1 Überprüfung rechtlicher Dokumente und Verträge

Die Legal Due Diligence konzentriert sich auf die juristischen Aspekte des Zielunternehmens. Dies
schließt die Überprüfung von Verträgen, Lizenzvereinbarungen, Arbeitsverträgen und anderen
rechtlichen Dokumenten ein. Ziel ist es, potenzielle Haftungsrisiken, Vertragsverletzungen oder
rechtliche Engpässe zu erkennen. Die rechtliche Überprüfung basiert auf den geltenden Gesetzen
im jeweiligen Rechtsraum, einschließlich Arbeitsrecht, Vertragsrecht und anderen relevanten
Rechtsbereichen. Außerdem können gesetzliche Anforderungen an die Offenlegung von
Informationen in bestimmten Situationen relevant sein. Eine genauere Betrachtung kann hier sein:
 Handels- und Gesellschaftsrecht: Dies umfasst die grundlegenden gesetzlichen
Regelungen zur Gründung, Organisation und Führung von Unternehmen.
 Vertragsrecht: Die rechtlichen Grundsätze bezüglich Vertragsabschlüsse, Vertragspflichten
und Vertragsverletzungen.
 Rechtsprechung und Präzedenzfälle: Gerichtsurteile und Präzedenzfälle bieten Einblicke in
die Auslegung und Anwendung von Rechtsnormen in ähnlichen Fällen. Zu nennen wäre
hier ein Kommentar zur notwendigen Unterrichtung vor einem Betriebsübergang BAG Urteil
v. 29.6.2023 – AZR 326/2213
 Vertragsrechtliche Normen: UN-Kaufrecht (CISG): Für grenzüberschreitende Transaktionen
kann das UN-Kaufrecht Anwendung finden und normiert international den Abschluss von
Warenkaufverträgen.
 Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB): Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die
Gestaltung und Anwendung von Allgemeinen Geschäftsbedingungen (vgl. §305 BGB).
 Sondergesetze und -verordnungen:

12
Vgl. 4., S. 74
13
BGH NJW-Spezial, 19, 2023, S. 595

6
- Datenschutzrecht: Insbesondere relevant bei Unternehmen, die personenbezogene
Daten verarbeiten.
- Umweltrecht: Bei Unternehmen mit Umweltauswirkungen kann das Umweltrecht
spezifische Regelungen enthalten.
 Spezifische Vertragsarten:
- Arbeitsverträge: Regelungen zu Arbeitsbedingungen, Kündigungsfristen und
Arbeitsrechten.
- Lieferverträge: Rechte und Pflichten bezüglich Lieferungen von Waren oder
Dienstleistungen.
- Lizenzverträge: Bestimmungen hinsichtlich geistigen Eigentums und Nutzungsrechten.
 Behördliche Vorschriften und Genehmigungen:
- Branchenspezifische Vorschriften: Je nach Branche können spezielle behördliche
Genehmigungen und Regularien relevant sein.

3.2.2 Identifikation rechtlicher Risiken und Haftungsausschlüsse


Die Legal Due Diligence zielt darauf ab, rechtliche Risiken zu identifizieren, die die Transaktion
beeinflussen könnten. Dies schließt mögliche Rechtsstreitigkeiten, Verstöße gegen Gesetze oder
Vorschriften, und unerfüllte vertragliche Verpflichtungen ein. Die Identifikation ermöglicht es den
Parteien, angemessene Haftungsausschlüsse und Schutzmaßnahmen in den Kaufvertrag
aufzunehmen. Hier spielen sowohl allgemeine Rechtsquellen als auch spezielle Gesetze und
Vertragsregelungen eine Rolle (vgl. 3.2.1). Beispielsweise können Umweltauflagen,
Arbeitsschutzgesetze oder Datenschutzbestimmungen erhebliche Auswirkungen auf die
Identifikation rechtlicher Risiken haben.
Insgesamt sind die Financial Due Diligence und Legal Due Diligence entscheidende Schritte, um
eine umfassende Einsicht in das Zielunternehmen zu erhalten, Risiken zu minimieren und eine
fundierte Entscheidungsgrundlage für den Erwerber zu schaffen. Die genaue Ausgestaltung dieser
Prüfungen hängt von den spezifischen Gegebenheiten des M&A-Prozesses und den geltenden
Rechtsvorschriften ab.14

4. Vertragsverhandlungen
Die Vertragsverhandlungen stellen eine entscheidende Phase im M&A-Prozess dar, in der die
grundlegenden Konditionen der Transaktion festgelegt werden. In diesem Abschnitt werden zwei
Schlüsselelemente dieser Phase betrachtet: der Letter of Intent (LoI) und der Kaufvertrag.

4.1 Letter of Intent (LoI)


Der Letter of Intent (LoI) bildet einen bedeutenden Meilenstein im Prozess eines
Unternehmenskaufs, indem er den formellen Startpunkt für die Verhandlungen zwischen Käufer
und Verkäufer markiert. Dieses vorvertragliche Dokument fungiert als Absichtserklärung, dass die
14
Vgl. 4., S. 35ff.

7
grundlegenden Rahmenbedingungen und Bedingungen für die Transaktion festhält. Der LoI spielt
eine entscheidende Rolle bei der Schaffung einer strukturierten Basis für die weiteren
Verhandlungen und dient als Leitfaden für die Erstellung des eigentlichen Kaufvertrags. 15 Der
Letter of Intent dient nicht nur als Startpunkt für die Verhandlungen, sondern trägt auch zur
Schaffung eines Vertrauensrahmens zwischen den Parteien bei. Dieses Dokument, das in einem
oft komplexen M&A-Prozess eine Schlüsselrolle spielt, ermöglicht es den beteiligten Parteien,
gemeinsame Erwartungen zu klären und einen klaren Pfad für die weiteren Verhandlungen und die
Ausarbeitung des finalen Kaufvertrags zu definieren.

4.1.1 Absichtserklärungen und Rahmenbedingungen


Der Letter of Intent ist ein vorvertragliches Dokument, das die Absicht der Parteien, einen
Unternehmenskauf zu verfolgen, festhält. Er enthält grundlegende Bedingungen und Parameter
der Transaktion, darunter der Kaufpreis, das geplante Closing-Datum, und eventuelle
aufschiebende Bedingungen. Der LoI dient als Ausgangspunkt für die weiteren Verhandlungen und
bietet eine strukturierte Basis für den späteren Kaufvertrag. Die rechtliche Natur des LoI kann je
nach Ausgestaltung variieren. In vielen Rechtsordnungen hat der LoI eher informellen Charakter,
wobei die Verbindlichkeit der darin enthaltenen Klauseln von den spezifischen Formulierungen
abhängt. Es ist wichtig, klarzustellen, ob der LoI als bindendes Dokument oder als
Absichtserklärung ohne Verbindlichkeiten gilt.

4.1.2 Verbindlichkeit und Verhandlungsspielraum


Ein zentrales Element des LoI ist die Regelung der Verbindlichkeit seiner Klauseln. Einige
Elemente können verbindlich sein, während andere, wie die Vertraulichkeitsklauseln oder die
Exklusivitätsvereinbarungen, eher informellen Charakter haben. Die Verbindlichkeit und der
Verhandlungsspielraum sollten klar definiert sein, um Missverständnisse zu vermeiden. Die
Verbindlichkeit des LoI kann durch klare Formulierungen und rechtliche Präzedenzfälle beeinflusst
werden. Die Rechtsquellen hierfür variieren je nach Rechtssystem und können allgemeine
Grundsätze des Vertragsrechts beinhalten.

4.2 Kaufvertrag
Der Kaufvertrag ist das rechtliche Herzstück eines jeden Unternehmenskaufs und stellt den
formalen Abschluss des Verhandlungsprozesses zwischen Käufer und Verkäufer dar. In diesem
umfassenden Dokument werden alle wesentlichen Vereinbarungen und Bedingungen festgehalten,
die die Transaktion betreffen. Insgesamt stellt der Kaufvertrag das umfassende Regelwerk dar,
das die Transaktion definiert und die Beziehung zwischen Käufer und Verkäufer nach dem
Unternehmenskauf regelt. Die sorgfältige Ausarbeitung und rechtliche Überprüfung dieses
Dokuments sind entscheidend, um mögliche Unsicherheiten zu minimieren und eine reibungslose
Durchführung der Transaktion zu gewährleisten. Rechtsberater spielen hierbei eine entscheidende

15
Vgl. 4., S. 72

8
Rolle, um sicherzustellen, dass alle relevanten Aspekte berücksichtigt und die Vereinbarungen den
rechtlichen Anforderungen entsprechen.16

4.2.1 Festlegung des Kaufpreises und Zahlungsmodalitäten


Der Kaufvertrag konkretisiert, den im Letter of Intent skizzierten Kaufpreis und definiert die
genauen Zahlungsmodalitäten. Dies umfasst nicht nur den festen Kaufpreis, sondern auch die
Struktur der Zahlungen. Häufig werden Ratenzahlungen, Earn-out-Klauseln oder andere komplexe
Abrechnungsmechanismen festgelegt. Die rechtliche Ausgestaltung der Zahlungsmodalitäten
basiert auf den Prinzipien des Vertragsrechts und kann zusätzlich von steuerlichen Vorschriften
beeinflusst werden (vgl. §§145 ff. BGB).

4.2.2 Regelungen zu Haftung, Garantien und Gewährleistung


Ein zentraler Bestandteil des Kaufvertrags betrifft die Haftung und die damit verbundenen
Garantien und Gewährleistungen. Hier werden die Rechte und Pflichten beider Parteien nach
Abschluss der Transaktion festgelegt. Der Verkäufer gibt in der Regel Garantien hinsichtlich
verschiedener Aspekte des Unternehmens ab, wie beispielsweise finanzieller Gesundheit,
rechtlicher Compliance oder etwaiger Verbindlichkeiten. Die rechtlichen Grundlagen für Garantien
und Gewährleistungen können sich aus den allgemeinen Prinzipien des Vertragsrechts ergeben.
Spezielle Regelungen und Vorschriften können jedoch je nach Branche und Rechtsordnung
variieren.
Der Kaufvertrag hat darüber hinaus noch weitere wichtige Aspekte:
 Regelungen zu aufschiebenden Bedingungen: Der Vertrag kann aufschiebende
Bedingungen enthalten, die erfüllt sein müssen, damit die Transaktion abgeschlossen
werden kann. Diese können sich auf verschiedene Aspekte beziehen, wie etwa behördliche
Genehmigungen, Finanzierungsbedingungen oder das Erreichen bestimmter
Geschäftsziele.
 Bestimmungen zur Übertragung von Vermögenswerten: Der Kaufvertrag legt genau fest,
welche Vermögenswerte und Verbindlichkeiten übertragen werden. Dies umfasst materielle
Vermögenswerte wie Gebäude, Ausrüstung und Bestände, aber auch immaterielle
Vermögenswerte wie geistiges Eigentum oder Kundenverträge.
 Absicherungen gegen Risiken: Der Vertrag kann Mechanismen zur Absicherung gegen
bestimmte Risiken enthalten, wie beispielsweise eine Rückbehaltungsvereinbarung
(Escrow), in der ein Teil des Kaufpreises für einen bestimmten Zeitraum zurückgehalten
wird, um eventuelle Ansprüche abzudecken.
 Schlussbestimmungen und Vollzugsmodalitäten: Der Kaufvertrag enthält
Schlussbestimmungen, die den Abschluss der Transaktion formalisieren, einschließlich des
Closing-Datums und aller noch ausstehenden Handlungen, die vor dem Abschluss
durchgeführt werden müssen.
16
Vgl. 4., S. 71ff.

9
5. Vollzug
Der Vollzugsprozess eines Unternehmenskaufs markiert den finalen Schritt, in dem die
Transaktion formalisiert und die Übergabe von Besitz und Kontrolle vollzogen wird. Dieser Prozess
umfasst die Erfüllung aufschiebender Bedingungen sowie die physische und organisatorische
Integration des Zielunternehmens. Im Folgenden werden die Schlüsselelemente dieses Abschnitts
näher betrachtet.

5.1 Erfüllung von aufschiebbaren Bedingungen


Die Erfüllung von aufschiebenden Bedingungen ist ein kritischer Schritt im Vollzugsprozess eines
Unternehmenskaufs, der sicherstellt, dass bestimmte vorausgesetzte Konditionen erfüllt sind,
bevor die Transaktion formell abgeschlossen wird. Zwei prominente aufschiebende Bedingungen,
die oft bei Unternehmensübernahmen auftreten, sind die Zustimmungen von Kartellbehörden und
die Genehmigung der Hauptversammlung.

5.1.1 Zustimmungen von Kartellbehörden


Bei Unternehmenskäufen, die eine gewisse Größenordnung erreichen, ist oft die Zustimmung von
Kartellbehörden erforderlich, um sicherzustellen, dass die Transaktion keine wettbewerbswidrigen
Auswirkungen hat. Die Erfüllung dieser aufschiebenden Bedingung ist entscheidend, um die
Transaktion rechtlich abzusichern. Die Genehmigung durch Kartellbehörden unterliegt den
jeweiligen kartellrechtlichen Bestimmungen des betreffenden Landes oder des europäischen
Kartellrechts (vgl. §35 Abs.1 und 1a GWB, §39 Abs.1 und 2 GWB, §40 Abs.1 GWB). Die
Zustimmung von Kartellbehörden ist in vielen Ländern erforderlich, insbesondere wenn die
Transaktion eine gewisse Größenordnung erreicht und potenzielle Auswirkungen auf den
Wettbewerb hat. Hierbei wird geprüft, ob die Übernahme zu monopolistischen Strukturen führen
könnte. Die Erfüllung dieser Bedingung ist entscheidend für die rechtliche Absicherung der
Transaktion und die Vermeidung von kartellrechtlichen Verstößen.

5.1.2 Zustimmung der Hauptversammlung


Sofern das Zielunternehmen eine Aktiengesellschaft ist, kann die Zustimmung der
Hauptversammlung erforderlich sein. Dies ist besonders relevant, wenn wesentliche
Vermögenswerte oder Geschäftsbereiche des Unternehmens übertragen werden. Die Zustimmung
der Hauptversammlung basiert auf den satzungsmäßigen Regelungen und den gesetzlichen
Bestimmungen des jeweiligen Aktienrechts (vgl. §121 AktG).

5.2 Übergang von Besitz und Kontrolle


Der Übergang von Besitz und Kontrolle markiert den entscheidenden Moment im Vollzugsprozess
eines Unternehmenskaufs, in dem die Transaktion formalisiert wird und die Verantwortlichkeiten
sowie Vermögenswerte vom Verkäufer auf den Käufer übergehen. Dieser Prozess umfasst

10
mehrere Schlüsselelemente. Ein erfolgreicher Übergang von Besitz und Kontrolle ist entscheidend
für die nahtlose Fortführung der Geschäftstätigkeit nach dem Unternehmenskauf. Die präzise
Umsetzung der im Kaufvertrag festgelegten Bedingungen und die Einhaltung aller rechtlichen
Bestimmungen sind unerlässlich, um potenzielle Unsicherheiten zu minimieren und rechtliche
Risiken zu adressieren. Rechtsberater spielen hier eine zentrale Rolle, um sicherzustellen, dass
der Übergangsprozess rechtskonform erfolgt und die Interessen beider Parteien angemessen
berücksichtigt werden.

5.2.1 Übergabe von Unternehmenswerten


Der Übergang von Besitz und Kontrolle beinhaltet die physische Übertragung von
Vermögenswerten des Zielunternehmens an den Käufer. Dies kann den Austausch von
Aktienzertifikaten, die Übertragung von Schlüsselverträgen, den Wechsel von Eigentumsurkunden
für materielle Vermögenswerte und die formelle Übernahme von geistigem Eigentum umfassen.
Die genauen Modalitäten werden im Kaufvertrag festgelegt. Die Übertragung von
Vermögenswerten unterliegt den vertraglich vereinbarten Bedingungen und den allgemeinen
rechtlichen Regelungen für Eigentumsübertragungen im jeweiligen Rechtssystem.17

5.2.2 Integration von Mitarbeitern und Geschäftsprozessen


Neben der Übertragung von Vermögenswerten ist die Integration von Mitarbeitern und
Geschäftsprozessen ein essenzieller Bestandteil des Übergangs. Dies umfasst die Übernahme
von Mitarbeiterverträgen, Anpassungen von Organisationsstrukturen, die Integration von IT-
Systemen und die Umsetzung von gemeinsamen Geschäftsprozessen. Die Integration von
Mitarbeitern und Geschäftsprozessen erfordert die Beachtung von Arbeitsrecht,
Datenschutzbestimmungen und anderen relevanten rechtlichen Vorschriften, um einen
reibungslosen Übergang zu gewährleisten.18

6. Nachvertragliche Phase
Die nachvertragliche Phase eines Unternehmenskaufs markiert den Zeitraum nach dem Vollzug, in
dem die Integration des erworbenen Unternehmens in die Struktur des Käufers erfolgt. Dieser
Abschnitt umfasst zwei Hauptaspekte: die Integration und die Behandlung von Haftungsfragen und
Gewährleistungen.
 Integration:
- Harmonisierung von Unternehmenskulturen: Die Integration von Unternehmenskulturen
ist ein kritischer Aspekt, um die Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeiter:innen beider
Unternehmen zu erleichtern. Dies beinhaltet die Identifikation gemeinsamer Werte, die
Schaffung eines einheitlichen Arbeitsumfelds und die Förderung einer gemeinsamen
Unternehmensidentität. Eine erfolgreiche Harmonisierung trägt dazu bei, Spannungen
zu minimieren und die Effizienz in der neuen Organisationsstruktur zu steigern.
17
Vgl. 4., S. 97ff.
18
Vgl. 4., S. 85ff.

11
- Optimierung von Geschäftsprozessen: Die Optimierung von Geschäftsprozessen ist
entscheidend, um Synergien zu nutzen und die operative Effizienz zu steigern. Dies
umfasst die Anpassung von Arbeitsabläufen, die Integration von IT-Systemen und die
Rationalisierung von Geschäftsprozessen. Eine sorgfältige Planung und Umsetzung
sind hierbei notwendig, um einen reibungslosen Übergang sicherzustellen.
 Haftungsfragen und Gewährleistungen:
- Überwachung der vereinbarten Gewährleistungen: Nach dem Vollzug überwacht der
Käufer die vereinbarten Gewährleistungen, um sicherzustellen, dass die Darstellungen
und Zusicherungen des Verkäufers weiterhin gültig sind. Dies kann die finanzielle
Performance, rechtliche Compliance und andere vereinbarte Aspekte betreffen. Bei
Abweichungen von den getroffenen Vereinbarungen können rechtliche Schritte
eingeleitet werden.
- Regelung von Nachhaftungsfristen: Nachhaftungsfristen legen den Zeitrahmen fest,
innerhalb dessen der Verkäufer für bestimmte Gewährleistungen haftet. Eine sorgfältige
Festlegung dieser Fristen im Kaufvertrag ist entscheidend, um die Haftung des
Verkäufers klar zu definieren und potenzielle Risiken zu begrenzen.
Die nachvertragliche Phase erfordert eine umsichtige Führung, um sicherzustellen, dass die
Integration effektiv erfolgt und alle vertraglichen Vereinbarungen eingehalten werden.
Rechtsberater spielen auch in dieser Phase eine wichtige Rolle, um Haftungsfragen zu klären,
Gewährleistungen zu überwachen und eine rechtskonforme Integration sicherzustellen.

7. Rechtsfragen im Kontext eines Unternehmenskaufes


Die rechtlichen Aspekte eines Unternehmenskaufs spielen eine entscheidende Rolle und
erstrecken sich über verschiedene Rechtsbereiche. In diesem Kontext sind insbesondere
kartellrechtliche, arbeitsrechtliche und steuerrechtliche Fragestellungen von großer Bedeutung.
 Kartellrechtliche Aspekte:
- Prüfung von Marktmacht und Wettbewerbsbeschränkungen: Vor einem
Unternehmenskauf ist die Prüfung von Marktmacht und potenziellen
Wettbewerbsbeschränkungen unerlässlich. Hierbei wird analysiert, ob die Fusion zu
einer erheblichen Marktbeherrschung führen könnte und ob dies mit den geltenden
kartellrechtlichen Bestimmungen konform geht (vgl. Gesetz gegen
Wettbewerbsbeschränkungen GWB).
- Anmeldung und Genehmigung durch Kartellbehörden: In vielen Jurisdiktionen ist die
Anmeldung und Genehmigung von Unternehmenskäufen durch Kartellbehörden
erforderlich. Dies stellt sicher, dass die Transaktion den kartellrechtlichen Vorschriften
entspricht und keine wettbewerbswidrigen Auswirkungen hat.
 Arbeitsrechtliche Fragestellungen:

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- Mitbestimmungsrechte und Informationspflichten: Arbeitsrechtliche Fragestellungen
beinhalten die Mitbestimmungsrechte der Arbeitnehmer, insbesondere bei größeren
Unternehmenskäufen. Arbeitnehmervertretungen müssen informiert und beteiligt
werden, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten.
- Übernahme von Arbeitsverhältnissen und Sozialpläne: Bei einem Unternehmenskauf
gehen oft auch die Arbeitsverhältnisse auf den Käufer über. Die Regelungen hierzu
müssen im Einklang mit den gesetzlichen Bestimmungen stehen. Darüber hinaus
können Sozialpläne notwendig sein, um mögliche negative Auswirkungen auf die
Belegschaft zu mildern. Die Übernahme von Arbeitsverhältnissen und die Erstellung
von Sozialplänen unterliegen den arbeitsrechtlichen Regelungen des jeweiligen
Landes.
 Steuerrechtliche Überlegungen:
- Optimierung der steuerlichen Strukturen: Steuerrechtliche Überlegungen umfassen die
Optimierung der steuerlichen Strukturen, um steuerliche Vorteile zu maximieren und
potenzielle Steuerfallen zu vermeiden. Dies kann die Auswahl der Transaktionsstruktur
und die Gestaltung von Verträgen einschließen. Steuerrechtliche Überlegungen
basieren auf den nationalen Steuergesetzen und können branchenspezifische
Regelungen einschließen.
- Prüfung von steuerlichen Verlustvorträgen: Die Prüfung von steuerlichen
Verlustvorträgen ist wichtig, um festzustellen, inwieweit diese nach einem
Unternehmenskauf genutzt werden können. Dies kann Auswirkungen auf die
steuerliche Planung und Bewertung der Transaktion haben.
Die Berücksichtigung und sorgfältige Klärung dieser rechtlichen Aspekte sind entscheidend, um
einen erfolgreichen und rechtlich einwandfreien Unternehmenskauf durchzuführen. Rechtsberater
spielen eine zentrale Rolle, um sicherzustellen, dass alle relevanten rechtlichen Anforderungen
erfüllt werden und potenzielle Risiken minimiert sind.19

8. Fazit
Die rechtlichen Aspekte eines Unternehmenskaufs sind vielfältig und spielen eine entscheidende
Rolle für den Erfolg und die Rechtssicherheit der Transaktion. Die hier skizzierten Phasen eines
typischen Unternehmenskaufs - von der Vorvertragsphase über Due Diligence,
Vertragsverhandlungen bis zum Vollzug und der nachvertraglichen Phase - zeigen, dass eine
gründliche rechtliche Planung und Prüfung unabdingbar sind.
Kartellrechtliche, arbeitsrechtliche und steuerrechtliche Fragestellungen erfordern spezifische
Aufmerksamkeit, da sie direkt die Legitimität und die wirtschaftlichen Auswirkungen der
Transaktion beeinflussen können. Die Zusammenarbeit mit erfahrenen Rechtsberatern, die mit den

19
Vgl. 4., S. 85ff.

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lokalen und internationalen rechtlichen Rahmenbedingungen vertraut sind, ist daher von zentraler
Bedeutung.
Die sorgfältige Identifikation und Behandlung rechtlicher Risiken sowie die genaue Ausgestaltung
von Verträgen und Vereinbarungen sind nicht nur rechtliche Notwendigkeiten, sondern tragen auch
maßgeblich zur langfristigen Stabilität und Erfolgswahrscheinlichkeit der fusionierten Unternehmen
bei.
In einem globalisierten Geschäftsumfeld, in dem Unternehmenskäufe und Fusionen an der
Tagesordnung sind, wird die Beachtung rechtlicher Aspekte zu einem strategischen Erfolgsfaktor.
Ein transparenter und kooperativer Austausch zwischen den beteiligten Parteien, unterstützt durch
erfahrene Juristen, ermöglicht es, rechtliche Herausforderungen zu bewältigen und einen
erfolgreichen Unternehmenskauf zu realisieren.

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Literaturverzeichnis

- Blum, Ulrich/Gleißner, Werner/Nothnagel, Peter, et.al., Vade Mecum für


Unternehmenskäufe, Wiesbaden 2018

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