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Klausurfragen Finanzierung 1 (Zöllner)

Einführung

1. Zeigen Sie bestehende Konflikte zwischen Kapitalgeber und Kapitalnehmer auf. Wie
wird im marktorientierten Finanzsystem mit diesen Konflikten umgegangen?
Welche Voraussetzung muss gegeben sein, damit dieses System reibungslos
funktioniert?

Finanzierungssysteme sollen das Kapitalangebot und die Kapitalnachfrage steuern


und die daraus entstehenden Konflikte zwischen Kapitalgebern und Kapitalnehmern
regeln.

Interessenskonflikte:

Kapitalgeber Kapitalnehmer
• Hohe Zinszahlungen • Niedrige Zinszahlungen
• Kurze Dauer, hohe Fungibilität • Lange Kapitalüberlassungsdauer
(Austauschbarkeit) • Große Kapitalsummen
• Kleine Einzeleinlagen • Abwälzung des Risikos auf den
• Geringes Risiko, hoher Gewinn Kapitalgeber

Im marktorientierten Finanzsystem werden zwischen Kapitalgeber und


Kapitalnehmer standardisierte, handelbare Verträge geschlossen (Wertpapiere), die
auf den Märkten und der Börse gehandelt werden. Als Vermittler fungiert der Markt
selbst. Die unterschiedlichen Interessen werden durch den Preismechanismus
ausgeglichen.
Voraussetzung ist ein vollkommener Kapitalmarkt mit Informationssymmetrie
zwischen den Marktteilnehmern.

2. Unternehmen können Eigenkapital, bzw. Fremdkapital von außen aufnehmen und


selbst schaffen. Geben Sie für jede der vier Möglichkeiten ein konkretes Beispiel.

a. Eigenkapital von außen aufnehmen


Beteiligungsfinanzierung (z. B. Börsengang)

b. Eigenkapital selbst schaffen


Finanzierung aus Umsatz (z. B. aus einbehaltenen Gewinnen)

c. Fremdkapital von außen aufnehmen


Langfristige oder kurzfristige Fremdfinanzierung (z. B. Darlehen oder
Lieferantenkredite)

d. Fremdkapital selbst schaffen


Stille Innenfinanzierung (z. B. aus Rückstellungen, welche höher angesetzt
sind als nötig)

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Klausurfragen Finanzierung 1 (Zöllner)

3. Was versteht man unter einem Finanzsystem? Um welche vier Interessenskonflikte


geht es hierbei?

Ein Finanzsystem vermittelt zwischen Kapitalgebern und Kapitalnehmern um die


Interessenskonflikte beider Parteien zu beseitigen.

Es lassen sich grundsätzlich zwei Finanzsysteme unterscheiden – das marktorientierte


und das bankenorientierte Finanzsystem.

Beim marktorientierten Finanzsystem werden standardisierte, handelbare Verträge


(Wertpapiere) zwischen Kapitalgeber und Kapitalnehmer geschlossen. Damit ein
Handel möglich ist und der Preismechanismus auf dem Markt funktioniert, muss ein
vollkommener Markt mit Informationssymmetrie vorliegen.

Beim bankenorientierten Finanzsystem werden individuelle Einzelverträge zwischen


Kapitalgeber und Kapitalnehmer ausgehandelt. Hierbei ist das Vorhandensein eines
Finanzintermediärs (einer Bank) notwendig. Diese Bank transformiert die
Interessenskonflikte zwischen den Vertragsparteien.

Interessenskonflikte zwischen Kapitalnehmer und Kapitalgeber bestehen in der Höhe


des zur Verfügung gestellten Kapitals, im Risiko, bei der Dauer der Kapitalüberlassung
und bei der Höhe der Zinsen.

Höhe des Kapitals: Der Kapitalnehmer möchte in der Regel möglichst viel Kapital vom
Kapitalgeber erhalten. Der Kapitalgeber ist eher daran Interessiert kleinere
Einzeleinlagen zu leisten.

Risiko: Der Kapitalgeber möchte ein möglichst geringes Risiko bei seiner
Kapitalanlage eingehen, der Kapitalnehmer möchte das Risiko der Kapitalaufnahme
möglichst auf den Kapitalgeber abwälzen.

Dauer der Kapitalüberlassung: Der Kapitalnehmer möchte über das Kapital für einen
möglichst langen Zeitraum mit möglichst geringen Raten der Rückzahlung verfügen.
Der Kapitalgeber ist an einer kurzen Laufzeit der Kapitalüberlassung interessiert.

Zinsen: Kapitalnehmer möchten möglichst geringe Zinsen für das zur Verfügung
gestellte Kapital zahlen. Kapitalgeber hätten gerne hohe Zinsen für ihre
Kapitalanlage.

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4. Nennen Sie vier unterschiedliche Arten der Finanzierung und ordnen Sie diese den
folgenden Beispielen zu:

a. Verdiente Rückstellungen
b. Inanspruchnahme eines Zahlungsziels
c. Börsengang
d. Bildung von Gewinnrücklagen

Verdiente Rückstellungen stellen eine Finanzierung aus selbst geschaffenem


Fremdkapital dar.

Die Inanspruchnahme eines Zahlungsziels stellt eine kurzfristige Fremdfinanzierung


und somit eine Finanzierung durch Fremdkapital von außen dar.

Ein Börsengang stellt eine Finanzierung durch Eigenkapital von außen dar.

Die Bildung von Gewinnrücklagen bezeichnet eine Finanzierung durch Eigenkapital


von innen dar, da dies selbst geschaffen wurde.

5. Erläutern Sie die Funktionsweise eines marktorientierten Finanzsystems. Gehen Sie


dabei auf die für ein perfektes System notwendigen Voraussetzungen ein.

Ein marktorientiertes Finanzsystem bringt Kapitalnehmer und Kapitalgeber und


schlichtet die dadurch entstehenden Konflikte zwischen Kapitalnehmer und
Kapitalgeber.
Hierzu werden bei der Kapitalvergabe standardisierte Verträge zwischen
Kapitalnehmer und Kapitalgeber geschlossen, welche am Markt, bzw. der Börse
gehandelt werden können (Wertpapiere).

Interessenskonflikte entstehen dabei in der Laufzeit der Kapitalanlage, in der Höhe


der Zinszahlungen, in der Übernahme des Risikos und in der Höhe der Kapitalanlage.

Während Kapitalnehmer an einer möglichst langen Laufzeit der Kapitalanlage


interessiert sind, zielen Kapitalgeber auf eine möglichst kurze Laufzeit ab.

Kapitalnehmer zielen außerdem auf eine möglichst hohe Kapitalgewinnung aus der
Finanzierung ab, wobei Kapitalgeber eher auf niedrige Einzelanlagen aus sind.

Ebenso sind Kapitalnehmer an einem möglichst geringen Zins interessiert,


Kapitalgeber hingegen zielen auf möglichst hohe Zinszahlungen ab.

Auch sind Kapitalgeber nicht an einer Übernahme des Risikos der Kapitalanlage
interessiert. Kapitalnehmer hingegen versuchen das Risiko auf den Kapitalgeber
abzuwälzen.

Voraussetzungen für ein perfektes Finanzsystem ist ein vollkommener Kapitalmarkt


mit vollständiger Informationssymmetrie zwischen den Marktteilnehmern.

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Planung und Kontrolle

6. Errechnen Sie aus folgenden Angaben den Cashflow der Periode. Welche weiteren
möglichen Geschäftsvorgänge könnten den Cashflow zusätzlich beeinflusst haben?

Warenaufwand 1.000 Umsatzerlöse 2.000


Lohnaufwand 560
Betriebsaufwand 380
Zinsaufwand 20
Garantieaufwand 5
Abschreibungen 10
Gewinn 25

Cashflow = liquiditätsverändernde Erträge – liquiditätsverändernde Aufwendungen

Cashflow = 2.000 – 1.000 – 560 – 380 – 20 = 40

Cashflow:
• Mittelzufluss aus operativer Tätigkeit
• Mittelzufluss aus investiver Tätigkeit
• Mittelzufluss aus Finanzierungstätigkeit

Der hier berechnete Cashflow entsteht aus operativer Tätigkeit. Zusätzlich können
noch Mittelzuflüsse aus investiven Tätigkeiten und aus Finanzierungstätigkeiten den
Cashflow beeinflussen.

7. Welche Aufgabe haben Finanzkennzahlen im Rahmen der Finanzkontrolle. Bitte


geben Sie jeweils ein konkretes Beispiel, in dem Sie mit den Sachzielen der
Finanzierung verknüpfen.

Finanzkennzahlen dienen der laufenden Kontrolle der Zahlungsströme und dienen


somit der Liquiditätskontrolle.

Die statische Finanzkontrolle wird anhand von Bilanzkennzahlen durchgeführt,


welche aus der Bilanz berechnet werden.

Die dynamische Finanzkontrolle ist die laufende Kontrolle der Liquidität über
mehrere Perioden und nutzt dafür die Methoden der Cashflow-Berechnungen.

Die Sachziele der Finanzierung sind Rentabilität, Unabhängigkeit und Liquidität.

Rentabilität
Ziel: Fortbestand des Unternehmens sichern
Hierbei wird eine Erfolgsgröße ins Verhältnis zum Kapitaleinsatz gesetzt, wie z. B. bei
!"#$%%
der Eigenkapitalrentabilität: ∙ 100
&'()*+)*%$,,-. 0$1"%234$,3-

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Unabhängigkeit
Ziel: Eigenständigkeit sichern und unabhängig von Kapitalgebern sein
Hierbei wird z. B. der Verschuldungsgrad berechnet:

𝐹𝑟𝑒𝑚𝑑𝑘𝑎𝑝𝑖𝑡𝑎𝑙
∙ 100
𝐺𝑒𝑠𝑎𝑚𝑡𝑘𝑎𝑝𝑖𝑡𝑎𝑙

Dadurch lässt sich bestimmen, wie groß das Verhältnis zwischen Fremdkapital und
Gesamtkapital ist. Dadurch lässt sich eine Aussage über die Abhängigkeit gegenüber
den Kapitalgebern treffen.

Liquidität
Ziel: Zahlungsverpflichtungen uneingeschränkt nachkommen zu können
Hierzu kann z. B. der Quick Ratio berechnet werden:

𝑙𝑖𝑞𝑢𝑖𝑑𝑒 𝑀𝑖𝑡𝑡𝑒𝑙 𝑎𝑢𝑠 𝐾𝑎𝑠𝑠𝑒 𝑢𝑛𝑑 𝐵𝑎𝑛𝑘 + 𝐹𝑜𝑟𝑑𝑒𝑟𝑢𝑛𝑔𝑒𝑛


∙ 100
𝑘𝑢𝑟𝑧𝑓𝑟𝑖𝑠𝑡𝑖𝑔𝑒𝑠 𝐹𝑟𝑒𝑚𝑑𝑘𝑎𝑝𝑖𝑡𝑎𝑙

Liquidität sollte immer durch die liquiden Mittel, sowie kurzfristiges Fremdkapital,
wie Lieferantenkredite generiert werden. Der Quick Ratio sollte im Idealfall bei 90 –
120 % liegen.

8.
a. Erläutern Sie, wie sich der Kapitalbedarf des Umlaufvermögens ergibt.
Ziehen Sie dafür gerne ein Beispiel heran.

Kapitalbedarf des UV = Æ Produktionskosten/Tag ∙ Æ Kapitalbindungsdauer (Tage)

Beispiel:
Material 600 €/d 110 d 66.000 €
Löhne 300 €/d 105 d 31.500 €
Herstellungsgemeinkosten 800 €/d 105 d 84.000 €
Vertriebs- und Verwaltungskosten 200 €/d 20 d 4.000 €

Kapitalbedarf des UV = 66.000 + 31.500 + 84.000 + 4.000 = 185.500

b. Ihr Kollege im Finanz- und Rechnungswesen schlägt vor, die Ihnen von
Lieferanten eingeräumten Lieferantenkredite zu nutzen, um so
Finanzierungskosten zu sparen. Was könnte für seinen Vorschlag sprechen
(zwei Aspekte)?

Für einen Lieferantenkredit spricht, dass er schnell und einfach verfügbar ist
und keine Sicherheiten zur Nutzbarkeit vorliegen müssen.

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c. Sie selbst lehnen diesen Vorschlag jedoch strikt ab. Warum?

Die Kapitalkosten eines Lieferantenkredits sind sehr hoch.

Beispiel: 3 % Skonto, Frist 10 Tage, Zahlungsziel 30 Zage

Zinssatz p.a. = 3%/(30-10) * 360 = 54 %

9. Gegeben ist folgende Kurzbilanz und G+V:

2011 2011
AV 40 EK 20
UV 35 FK 55
G+V
Umsatzerlöse 75 Afa 10
Personal 20
Zinsen 15
Gewinn 30

Welche Eigenkapitalrentabilität, welche Gesamtkapitalrentabilität, welche


Umsatzrentabilität und welchen Kapitalumschlag weist das Unternehmen aus?
Interpretieren Sie die Größen – welche Aussagen lassen sich treffen?

Eigenkapitalrentabilität:

𝐺𝑒𝑤𝑖𝑛𝑛 30
∙ 100 = ∙ 100 = 150
Æ 𝐸𝑖𝑔𝑒𝑛𝑘𝑎𝑝𝑖𝑡𝑎𝑙 20

Gesamtkapitalrentabilität:

𝐺𝑒𝑤𝑖𝑛𝑛 + 𝐹𝑟𝑒𝑚𝑑𝑘𝑎𝑝𝑖𝑡𝑎𝑙𝑧𝑖𝑛𝑠𝑒𝑛 30 + 15
∙ 100 = ∙ 100 = 60
Æ 𝐸𝑖𝑔𝑒𝑛𝑘𝑎𝑝𝑖𝑡𝑎𝑙 + Æ 𝐹𝑟𝑒𝑚𝑑𝑘𝑎𝑝𝑖𝑡𝑎𝑙 20 + 55

Umsatzrentabilität:

𝐺𝑒𝑤𝑖𝑛𝑛 + 𝐹𝑟𝑒𝑚𝑑𝑘𝑎𝑝𝑖𝑡𝑎𝑙𝑧𝑖𝑛𝑠𝑒𝑛 30 + 15
∙ 100 = ∙ 100 = 60
𝑈𝑚𝑠𝑎𝑡𝑧 75

Kapitalumschlag:

𝑈𝑚𝑠𝑎𝑡𝑧 75
∙ 100 = ∙ 100 = 100
𝑈𝑚𝑙𝑎𝑢𝑓𝑣𝑒𝑟𝑚ö𝑔𝑒𝑛 + 𝐴𝑛𝑙𝑎𝑔𝑒𝑣𝑒𝑟𝑚ö𝑔𝑒𝑛 75

Der Gewinn erhöht das Eigenkapital um 50 %.


Das Gesamtkapital wird durch den Gewinn um 60 % erhöht.
60 % vom Umsatz sind Gewinn und das Umlaufvermögen und Anlagevermögen
wurden komplett auf den Umsatz umgeschlagen.

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10. Die statische Finanzkotrolle wird im Hinblick auf ihre Aussagekraft stark kritisiert –
warum? Zeigen Sie drei Gründe auf und geben Sie eine Empfehlung, wie man
diesen Problemen begegnen könnte.

Die statische Finanzkontrolle wird kritisiert, weil:


• sie Stichtagsabhängig ist.
• sie Bilanzbezogen ist und sich somit nur auf die statischen Werte einer Bilanz
bezieht.
• die Bilanz vom Unternehmen gestaltet wird und von den Gesetzen abhängt.

Außerdem gibt die Bilanz keine Fristigkeiten an. Die statische Finanzkontrolle bezieht
keine Zahlungsperspektive mit ein. Somit ist unklar, wie man weitere Kredite
aufnimmt und woher. Außerdem ist die Bilanz Branchenabhängig, was dazu führt,
dass die Bilanzkennzahlen somit nur schwer vergleichbar sind.

Als Lösung dieses Problems kann ein Unternehmen zusätzlich eine dynamische
Finanzkostrolle durchführen. Diese wird über die Cashflows geführt und kann ein-
oder mehrperiodisch betrachtet werden. So können Veränderungen in den
zahlungsströmen erläutert werden.

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Innenfinanzierung

11. Drei Teile:


a. Was wird unter Selbstfinanzierung verstanden?
b. Erläutern Sie den Prozess der den Finanzierungscharakter ermöglicht.
Unterscheiden Sie dabei zwischen offener und stiller Selbstfinanzierung.
c. Wie ist die stille Selbstfinanzierung im Hinblick auf die Sachziele der
Finanzierung einzuordnen?

a) Selbstfinanzierung ist die Innenfinanzierung aus einbehaltenen Gewinnen, die


über Umsatzerlöse vom Unternehmen eingenommen werden. Eine
Selbstfinanzierung aus einbehaltenen Gewinnen ist nur dann möglich, wenn diese
Gewinne zuvor in die Preise einkalkuliert wurden und am Markt durchgesetzt
werden konnten.

b) Bei der offenen Selbstfinanzierung findet die Finanzierung durch die Bildung von
gesetzlichen und freiwilligen Rücklagen statt. Dabei wird zwischen
Kapitalrücklagen aus Kapitalerhöhungen oder Aktienemissionen und
Gewinnrücklagen, welche gesetzlich, freiwillig und satzungsgemäß gebildet
werden können, unterschieden.
Bei der stillen Selbstfinanzierung findet die Finanzierung durch überbewertete
Passiva, z. B. durch zu hohe Rückstellungen und Rechnungsabgrenzungsposten
statt und durch unterbewertete Aktiva (stille Reserven), z. B. im Wert gestiegene
Grundstücke, welche mit dem Anschaffungswert im Anlagevermögen geführt
werden.
Durch die Selbstfinanzierung wird der Gewinn verringert, wodurch auch die
Steuerlast verringert wird. Die entstandenen finanziellen Mittel können so zur
Finanzierung genutzt werden.

c) Liquidität: die Zahlungsfähigkeit bleibt erhalten, da das Kapital sofort verfügbar


ist.

Unabhängigkeit: da es keine Rückzahlungsverpflichtungen gibt, ändern sich die


Beteiligungsverhältnisse nicht.

Rentabilität: Rentabilität ist vorhanden, jedoch können zu hohe


Gewinneinbehalte zu höherer Steuerbelastung und damit die Rentabilität und
Liquidität negativ beeinflussen.

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12. Erläutern Sie den Prozess der Finanzierung aus Rückstellungsgegenwerten. Welche
Voraussetzungen müssen hierfür gegeben sein? Welche Art von Rückstellungen
bietet hierbei die beste Möglichkeit und warum?

Bei der Finanzierung aus Rückstellungen handelt es sich um eine interne


Fremdfinanzierung. Rückstellungen sind Fremdkapitalansprüche, also
Verbindlichkeiten, deren Fälligkeit nicht bekannt ist. Bis zur Inanspruchnahme dieser
Verbindlichkeiten kann sich das Unternehmen mit ihnen finanzieren. Ein Beispiel für
solche Rückstellungen sind Pensionen.

Damit eine Finanzierung aus diesen Rückstellungen möglich ist, muss garantiert sein,
dass diese Rückstellungen in den Preis mit einkalkuliert werden und diese Preise auch
am Markt durchgesetzt werden können. Anschließend müssen die Waren und
Dienstleistungen abgesetzt werden und die erzielten Gewinne im Unternehmen
behalten werden.

Finanzierung über Rückstellungen stellt eine Innenfinanzierung über Umsatzerlöse


dar.

Die beste Möglichkeit bieten dabei langfristige Rückstellungen, deren


Inanspruchnahme weit in der Zukunft liegt und somit zum größten Teil zur
Finanzierung eingesetzt werden können, z. B. Pensionsrückstellungen.

Rückstellungen, welche in absehbarer Zeit eingelöst werden, z. B.


Steuerrückstellungen, eignen sich nicht für eine solche Finanzierung, da dies einen
negativen Einfluss auf die Liquidität hätte.

13. Erläutern Sie den Prozess der Finanzierung aus Umsatzerlösen. Gehen Sie dabei auf
Selbstfinanzierung, auf Abschreibungs- und Rückstellungsgegenwerte ein und
zeigen Sie auf, wie welches Kapital gebildet wird.

Bei der Finanzierung aus Umsatzerlösen handelt es sich um eine Selbstfinanzierung.


Hierbei wird zwischen offener und stiller Selbstfinanzierung unterschieden.

Bei der offenen Selbstfinanzierung findet eine Finanzierung aus überhöhten


Rückstellungen (z. B. Pensionen) statt, für die die Fälligkeit nicht klar ist, aber aller
Voraussicht nach in weiter Zukunft liegt. Wichtig hierbei ist, dass die erzielten
Gewinne im Unternehmen behalten werden und die zur Finanzierung genutzten
Rückstellungen in die Preise einkalkuliert werden und dieser Preise auch am Markt
durchgesetzt werden können.

Bei der stillen Selbstfinanzierungen findet eine Finanzierung aus unterbewertetem


Anlagevermögen statt, welches zum Beispiel durch zu hohe Abschreibungen zu
einem niedrigeren Betrag in der Bilanz aufgeführt ist als der eigentliche Wert. Man
spricht hierbei von stillen Reserven, welche zur Finanzierung genutzt werden.

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Beteiligungsfinanzierung

14. Der Vorstand der Sunshine-AG schlägt der Hauptversammlung eine Erhöhung des
gezeichneten Kapitals von 300 Mio. € auf 400 Mio. € durch Ausgabe junger Aktien
vor. Alte und neue Aktien haben einen Nennwert von 1 €. Der Bezugspreis der
jungen Aktien wird auf 100 € festgesetzt. Das Bezugsrecht hat einen Wert von 5 €.
Wie hoch war der Börsenkurs der (alten) Aktie vor der Kapitalerhöhung? Wie
verändert sich die Bilanz?

Altes Kapital: 300 Mio. €


Neues Kapital: 100 Mio. €
Bezugsverhältnis: 3:1
Nennwert alt: 1€
Nennwert jung: 1€
Anzahl alt: 300 Mio.
Anzahl neu: 100 Mio.
Kurs jung: 100 €
Kurs alt: ? = 120 €
Bezugsrecht: 5€

𝐾3 − 𝐾%
𝐵𝑅 = 𝑎
+1
𝑛

𝑎 300
𝐾3 = 𝐵𝑅 ∙ + 1 + 𝐾% = 5 ∙ + 1 + 100 = 120
𝑛 100

Bilanz:
Das gezeichnete Kapital beträgt nun 400 Mio. €

Die Kapitalrücklagen steigen um 9.900 Mio. €.

𝐾% − 𝑁𝑒𝑛𝑛𝑤𝑒𝑟𝑡 ∙ 𝑛𝑒𝑢𝑒𝑠 𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑎𝑙 = 9.900 𝑀𝑖𝑜.

𝐾3 − 𝑁𝑒𝑛𝑛𝑤𝑒𝑟𝑡 ∙ 𝑎𝑙𝑡𝑒𝑠 𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑎𝑙 = 35.700 𝑀𝑖𝑜.

Bilanzielles Eigenkapital = gezeichnetes Kapital + Kapitalrücklagen = 46.000 Mio. €

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15. Die ABC-AG hat ein Grundkapital von 10 Mio. €. Der Nennwert der Aktien beträgt 1 €.
Die Aktie notiert bei einem Kurs von 200 €. Im Rahmen einer Kapitalerhöhung
werden 2 Mio. € neue Aktien ausgegeben. Das Bezugsrecht hat einen Wert von 5 €.

a. Zu welchem Preis werden die neuen Aktien angeboten?

𝐾3 − 𝐾% 200 − 𝐾%
𝐵𝑅 = 𝑎 =5=
+1 10
𝑛 +1
2

200 − 5 ∙ 6 = 𝐾% = 170

Der Kurs der neuen Aktien beträgt 170 €.

b. Ein Aktionär hat 100 alte Aktien. Zeigen Sie die Konsequenzen für sein
Vermögen beider alternativen rechnerisch auf:

Neuer Aktienkurs: (200 €*10 Mio. + 170 €*2 Mio.)/12 Mio. = 195 €

i. Ausübung aller 100 Bezugsrechte

Ziel: Wahrung des Stimmrechts

Wert der Aktien vor Kapitalerhöhung: 100*200 € = 20.000 €


Wert der Aktien nach Kapitalerhöhung: 100*195 € = 19.500 €

Kosten für neue Aktien:


Bezugsverhältnis: 5:1
100:5 = 20
20*170 € = 3.400 €

Wert aller neuer Aktien: 120*195 € = 23.400 €

Ergebnis: Der Aktionär muss 3.400 € in neue Aktien investieren, hält


aber dadurch den gleichen Stimmanteil wie zuvor. Der Wert seines
Depots beträgt nun 23.400 €. Zieht man nun die investierten 3.400 €
von den 23.400 € ab, so erkennt man, dass das Vermögen des
Aktionärs bei Wahrung seines Stimmrechts erhalten wurde, nun
jedoch sein Aktien-Depot gewachsen ist.

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ii. Verkauf aller 100 Bezugsrechte

Ziel: Wahrung des Vermögens

Neuer Wert der alten Aktien: 100*195 € = 19.500 €


Verkauf des Bezugsrechts: 100*5€ = 500 €

19.500 € + 500 € = 20.000 €

Ergebnis: Das Vermögen des Aktionärs wird gewahrt. Der Wert seines
Depots ist zwar auf 19.500 € gesunken, jedoch konnte er einen Erlös
aus dem Verkauf seines Bezugsrechts generieren, wodurch sein
Vermögen weiterhin 20.000 € beträgt.

16. Der Vorstand der Medizin-AG schlägt der Hauptversammlung eine Erhöhung des
gezeichneten Kapitals von 75 Mio. € auf 100 Mio. € durch Ausgabe junger Aktien
vor. Alte und neue Aktien haben einen Nennwert von 1 €. Der Bezugspreis der
jungen Aktien wird auf 113 € festgesetzt. Der Börsenkurs der alten Aktien beträgt
260 €.

a. Was ergibt sich für ein Bezugsverhältnis? Welchen Wert hat das
Bezugsrecht? Welchen Kurs haben die Aktien nach der Kapitalerhöhung?

Anzahl alte Aktien: 75 Mio. €/1 € = 75 Mio.


Anzahl junge Aktien: 25 Mio. €/ 1 € = 25 Mio.

Bezugsverhältnis = Anzahl alte Aktien : Anzahl junge Aktien = 75:25 = 3:1

𝐾3 − 𝐾% 260 − 113
𝐵𝑅 = 𝑎 = = 36,75
+1 75
𝑛 +1
25
Bezugsrecht: 36,75 €

260 ∙ 75 + 113 ∙ 25
= 223,25
100
Neuer Kurs: 223,25 €

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b. Trotz bester Planung und Strategien können Börsengänge scheitern. Nennen


uns erläutern Sie 3 Gründe, die hierfür verantwortlich sein können.

Gefahren und Probleme von Börsengängen können z. B. das Timing, die Enge
des Marktes oder Under- und Overpricing sein.

Timing bedeutet, dass ein Börsengang daran scheitern kann, dass ein Vorfall,
wie z. B. ein Terroranschlag, die Gesamtwirtschaft so beeinflusst, dass
Kapitalanleger verunsichert sind und somit die Bereitschaft der Investition
von Kapital sinkt.

Enge des Marktes bedeutet, dass ein Unternehmen wegen zu hoher


Konkurrenz nicht genügend Gewinn erzielt und Anleger somit von
Investitionen in Aktien dieses Unternehmens abgeschreckt werden.

Over- und Underpricing liegt vor, wenn der Emissionspreis einer Aktie
entweder zu niedrig oder zu hoch angesetzt wurde. Bei einem zu niedrigen
Preis büßt das Unternehmen Eigenkapital ein, da die die
Unternehmensanteile zu günstig verkauft. Bei einem zu hohen Preis erzielt
das Unternehmen ebenfalls nicht das gewünschte Eigenkapital, da Anleger
aufgrund des zu hoch angesetzten Preises der Aktie abgeschreckt werden.

17. Im Hinblick auf die Beurteilung der Möglichkeit für ein Unternehmen,
Beteiligungsfinanzierung zu nutzen, hat die Rechtsform eine entscheidende
Bedeutung. Welche sind hier besonders geeignet? Woraus begründet sich diese
Eignung?

Die Finanzierungsform der Beteiligungsfinanzierung, also der


Eigenkapitalbeschaffung von außen, eignet sich vor allem für Kapitalgesellschaften
mit Börsenzugang, wie z. B. einer Aktiengesellschaft.

Personen- und Kapitalgesellschaften ohne Börsenzugang können Eigenkapital von


außen lediglich durch die Neuaufnahme von Gesellschaftern generieren.

Dadurch haben emissionsfähige Unternehmen einen Vorteil aufgrund hoher


Fungibilität und Liquidität gegenüber nicht emissionsfähigen Unternehmen.
Außerdem können emissionsfähige Unternehmen auch durch kleine Kapitalgeber
(Aktionäre) Eigenkapital generieren.

Ebenso sind die Rechte und Pflichten von und gegenüber Aktionären klar im Gesetz
geregelt und es bedarf keinen einzelnen Gesellschafterverträgen.

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Klausurfragen Finanzierung 1 (Zöllner)

18. Die ABC-AG plant eine Neuinvestition in eine neue Fabrikhalle. Dafür soll über eine
Kapitalerhöhung das gezeichnete Kapital um 50 Mio. € erhöht werden. Die neuen
Aktien sollen – wie die alten – einen Nennwert von 5 € ausweisen. Momentan
notieren die Aktien der ABC-AG an der Börse mit einem Wert von 26 €. Vor der
Erhöhung stellt sich die Bilanz wie folgt dar. (Emissionskurs junge Aktie: 20 €)

Aktiva in Mio. € Passiva in Mio. €


AV 180 Gez. Kap 150
UV 570 Rücklagen 100
FK 500

a. Welchen rechnerischen Wert hat das Bezugsrecht?

𝐾3 − 𝐾% 26 − 20
𝐵𝑅 = 𝑎 = = 1,50 €
+1 30
𝑛 +1
10

b. Ein Aktionär hat 150 alte Aktien. Zeigen Sie die Konsequenzen für sein
Vermögen beider Alternativen rechnerisch auf:

i. Ausübung aller 150 Bezugsrechte

Bezugsverhältnis = 30:10 = 3:1


à pro drei alte Aktien kauft der Aktionär eine junge Aktie

aktueller Wert der alten Aktien: 150*26 € = 3.900 €


Kosten für neue Aktien: 50*20 € = 1.000 €

Mischkurs alter und neuer Aktien: (26*30+20*10)/40 = 24,50 €

Neuer Wert aller Aktien: (150+50)*24,50 € = 4.900 €

Ergebnis: Der neue, höhere Depotwert gleicht die Kosten für die
jungen Aktien 1:1 aus. Das Vermögen bleibt also erhalten. Außerdem
wird das Stimmrecht gewahrt.

ii. Verkauf aller 150 Bezugsrechte

Depotwert nach Neuemission: 150*24,50 € = 3.650 €


Wertverlust des Depots nach Neuemission: 3.900 € - 3.650 € = 225 €

Erlös aus Verkauf des Bezugsrechts: 150*1,50 €= 225 €

Ergebnis: Der Verkauf des Bezugsrechts gleicht den Wertverlust des


Depots aus. Das Vermögen des Aktionärs wird gewahrt, das
Stimmrecht sinkt.

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Fremdfinanzierung

19. Was versteht man unter offenem Factoring? Wie läuft der Prozess genau ab? Für
welche Unternehmen eignet sich diese Finanzierungsart insbesondere und warum?
Was sind die Unterschiede zum stillen Factoring?

Factoring ist, wenn ein Factor, also eine Finanzierungsgesellschaft, Forderungen aus
Lieferungen und Leistungen gegenüber Dritten von einem Unternehmen erwirbt und
diese bis zum tatsächlichen Geldeingang des Schuldners bevorschusst. Diese
Bevorschussung liegt in der Regel bei 60 – 80 % der Forderungssumme. Beim offenen
Factoring übernimmt dabei der Factor die vollständige Verwaltung der Forderung,
inklusive Mahnwesen, etc.; außerdem wird dem Kunden des Unternehmens
mitgeteilt, dass er die Forderungssumme an den Factor und nicht an das
Unternehmen direkt begleichen soll.

Der Prozess des Factorings beginnt mit dem Abschluss eines Vertrags zwischen
Lieferant und Kunde. Der Lieferant führt die im Vertrag beschlossene Leistung durch
und schließt einen Vertrag mit dem Factor. Der Lieferant tritt so die Forderung
gegenüber dem Kunden an den Factor ab und der Factor zahlt dem Unternehmen 60
– 80 % der Forderungssumme. Der Kunde zahlt nun den Forderungsbetrag an den
Factor. Bei ausbleibender Zahlung stößt der Factor das Mahnwesen an, während das
Unternehmen Liquide bleibt.

Factoring eignet sich insbesondere für Unternehmen, welche viele kleine


Forderungen gegenüber ihren Kunden haben, wie z. B. Online-Versandhäuser, da das
Mahnwesen und die Verwaltung dieser vielen kleinen Forderungen viel Arbeit und
Zeit in Anspruch nehmen würde und das Unternehmen durch das Factoring liquide
bleibt. Außerdem wird das Ausfallrisiko der Forderungen minimiert.

Von stillem Factoring spricht man, wenn der Kunde nichts vom Einsatz des Factors
weiß und die Zahlung der Forderung an das Unternehmen leistet. Das Unternehmen
leitet die Zahlung dann an den Factor weiter. Auch die Verwaltung und das
Mahnwesen bleiben beim stillen Factoring im Unternehmen.

20. Was ist ein Rating? Warum ist das Rating für ein Unternehmen, welches langfristig
Geld leihen will, von so entscheidender Bedeutung?

Rating ist die marktgerechte Bewertung der Ausfallwahrscheinlichkeit eines


Unternehmens durch eine unabhängige Institution.

Das Rating bestimmt die Bonität eines Unternehmens und damit auch die Höhe der
zu zahlenden Zinsen. Je höher die Ausfallwahrscheinlichkeit, desto schlechter ist auch
das Rating und desto höhere Zinsen wird ein Kapitalgeber verlangen.

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Klausurfragen Finanzierung 1 (Zöllner)

21. Was ist eine Wandelanleihe? Erläutern Sie die Besonderheiten aus Perspektive des
emittierenden Unternehmens und aus Perspektive der investierenden Anleger.

Eine Wandelanleihe ist eine Schuldverschreibung, welche der Anleger nach Ablauf
einer bestimmten Frist in Aktien des Unternehmens, also in Eigenkapital des
Unternehmens, umwandeln kann.

Vorteil für den Anleger ist, dass er zunächst ein geringeres Risiko trägt, als die
restlichen Aktionäre, er aber selbst entscheiden kann, ob er sein zur Verfügung
gestelltes Fremdkapital in Eigenkapital umwandeln kann und somit Aktien erhält, mit
denen er dann die selben Rechte am Unternehmen, aber auch das selbe Risiko, wie
andere Aktionäre hält.

Vorteil für das Unternehmen ist, dass das Unternehmen bei Umwandlung der Anleihe
in Aktien das zur Verfügung gestellte Kapital als Eigenkapital im Unternehmen behält,
womit die Liquidität nicht beeinflusst wird. Außerdem ist das Eigenkapital für das
Unternehmen günstiger als das Fremdkapital. Dadurch wird Risiko vom
Unternehmen abgegeben, jedoch auch Rechte am Unternehmen.

22. Erläutern Sie die Besonderheiten eines Schuldscheindarlehens. Für welche


Unternehmen eignet sich dieses Finanzierungsinstrument daher insbesondere?

Ein Schuldscheindarlehen kann zwischen Kapitalnehmer und Kapitalgeber ohne


Einbeziehung eines Finanzmarkts getätigt werden. Dazu schließt der Kapitalnehmer
einen Vertrag mit dem Kapitalgeber, welcher meistens einem Wertpapier ähnelt,
jedoch nicht als ein solches gehandelt werden kann. Die Vermittlung erfolgt
entweder direkt oder indirekt, z. B. über Banken. Kapitalgeber können nur
Kapitalsammelstellen sein.

Schuldscheinanleihen eignen sich besonders für große, nicht börsennotierte


Unternehmen oder Körperschaften, welche großes, langfristiges Fremdkapital
benötigen.

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Klausurfragen Finanzierung 1 (Zöllner)

Optimierung

23. Durch die Erhöhung des Verschuldungsgrades kann Einfluss auf die Rentabilität
genommen werden. Auf welche? Wie läuft der Prozess ab? Geben Sie zudem eine
Grenze des Effektes an.

Durch den Einsatz von Fremdkapital anstatt Eigenkapital kann die


Eigenkapitalrentabilität gesteigert werden (Leverage-Effekt). Ein positiver Effekt
entsteht dabei nur, wenn der Fremdkapitalzins dabei unter der
Gesamtkapitalrentabilität liegt.

Beispiel:
Ein Unternehmen erzielt mit der Herstellung von Autos einen Gewinn von 15 %.
Wenn die Kosten für das Fremdkapital unter den 15 % liegen, dann wirkt sich das
positiv auf die Eigenkapitalrentabilität aus, was den Eigenkapitalgebern zu Gute
kommt.

Der Leverage-Effekt geht davon aus, dass unbegrenzt Fremdkapital zur Verfügung
steht und dass der Fremdkapitalzins konstant ist.
In der Realität herrscht aber kein einheitlicher Fremdkapitalzins, da dieser Zins mit
dem Verschuldungsgrad des Unternehmens steigt. Ebenso sinkt die Bereitschaft
Fremdkapital zur Verfügung zu stellen, wenn der Verschuldungsgrad steigt.

24. Die XYZ-AG ist sehr konservativ finanziert und weist einen stetigen Gewinn von 150
aus. Der Zinssatz für das eingesetzte Fremdkapital beträgt 5 %. Geplant wird den
Verschuldungsgrad zu erhöhen:
(Neuverschuldung um 250 / Rückkauf von Aktien im Wert von 250)

Aktiva in Mio. € Passiva in Mio. €


AV 180 EK 500
UV 570 FK 250

Zeigen Sie anhand dieses Beispiels den Leverage-Effekt. Gehen Sie dabei auf Eigen-
und Gesamtkapitalrentabilität vor und nach der Erhöhung des Verschuldungsgrads
ein. Zeigen Sie gleichzeitig eine Grenze des Effekts.

Vor Erhöhung des Verschuldungsgrads:

𝐹𝐾
𝑟" = 𝑟1 + ∙ (𝑟 − 𝑟c )
𝐸𝐾 1

𝐺𝑒𝑤𝑖𝑛𝑛 + 𝐹𝐾 𝑍𝑖𝑛𝑠𝑒𝑛 150 + 250 ∙ 0,05


𝑟1 = = = 0,20
ø 𝐺𝐾 150
500 + 250 +
2

250
𝑟" = 0,20 + ∙ 0,20 − 0,05 = 0,275
500

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Klausurfragen Finanzierung 1 (Zöllner)

Nach Erhöhung des Verschuldungsgrads:

𝐹𝐾
𝑟" = 𝑟1 + ∙ (𝑟 − 𝑟c )
𝐸𝐾 1

𝐺𝑒𝑤𝑖𝑛𝑛 + 𝐹𝐾 𝑍𝑖𝑛𝑠𝑒𝑛 150 + 500 ∙ 0,05


𝑟1 = = = 0,21
ø 𝐺𝐾 150
250 + 500 +
2

500
𝑟" = 0,21 + ∙ 0,21 − 0,05 = 0,53
250

Durch die Erhöhung des Verschuldungsgrades steigt die Eigenkapitalrentabilität, da


die Fremdkapitalzinsen kleiner sind, als die Gesamtkapitalrentabilität.

Eine Grenze des Effekts ist, dass mit steigendem Verschuldungsgrad die Bonität eines
Unternehmens abnimmt und damit auf Dauer die Fremdkapitalzinsen steigen und
nicht, wie hier angenommen, konstant bleiben.

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