Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Einführung
1. Zeigen Sie bestehende Konflikte zwischen Kapitalgeber und Kapitalnehmer auf. Wie
wird im marktorientierten Finanzsystem mit diesen Konflikten umgegangen?
Welche Voraussetzung muss gegeben sein, damit dieses System reibungslos
funktioniert?
Interessenskonflikte:
Kapitalgeber Kapitalnehmer
• Hohe Zinszahlungen • Niedrige Zinszahlungen
• Kurze Dauer, hohe Fungibilität • Lange Kapitalüberlassungsdauer
(Austauschbarkeit) • Große Kapitalsummen
• Kleine Einzeleinlagen • Abwälzung des Risikos auf den
• Geringes Risiko, hoher Gewinn Kapitalgeber
1
Klausurfragen Finanzierung 1 (Zöllner)
Höhe des Kapitals: Der Kapitalnehmer möchte in der Regel möglichst viel Kapital vom
Kapitalgeber erhalten. Der Kapitalgeber ist eher daran Interessiert kleinere
Einzeleinlagen zu leisten.
Risiko: Der Kapitalgeber möchte ein möglichst geringes Risiko bei seiner
Kapitalanlage eingehen, der Kapitalnehmer möchte das Risiko der Kapitalaufnahme
möglichst auf den Kapitalgeber abwälzen.
Dauer der Kapitalüberlassung: Der Kapitalnehmer möchte über das Kapital für einen
möglichst langen Zeitraum mit möglichst geringen Raten der Rückzahlung verfügen.
Der Kapitalgeber ist an einer kurzen Laufzeit der Kapitalüberlassung interessiert.
Zinsen: Kapitalnehmer möchten möglichst geringe Zinsen für das zur Verfügung
gestellte Kapital zahlen. Kapitalgeber hätten gerne hohe Zinsen für ihre
Kapitalanlage.
2
Klausurfragen Finanzierung 1 (Zöllner)
4. Nennen Sie vier unterschiedliche Arten der Finanzierung und ordnen Sie diese den
folgenden Beispielen zu:
a. Verdiente Rückstellungen
b. Inanspruchnahme eines Zahlungsziels
c. Börsengang
d. Bildung von Gewinnrücklagen
Ein Börsengang stellt eine Finanzierung durch Eigenkapital von außen dar.
Kapitalnehmer zielen außerdem auf eine möglichst hohe Kapitalgewinnung aus der
Finanzierung ab, wobei Kapitalgeber eher auf niedrige Einzelanlagen aus sind.
Auch sind Kapitalgeber nicht an einer Übernahme des Risikos der Kapitalanlage
interessiert. Kapitalnehmer hingegen versuchen das Risiko auf den Kapitalgeber
abzuwälzen.
3
Klausurfragen Finanzierung 1 (Zöllner)
6. Errechnen Sie aus folgenden Angaben den Cashflow der Periode. Welche weiteren
möglichen Geschäftsvorgänge könnten den Cashflow zusätzlich beeinflusst haben?
Cashflow:
• Mittelzufluss aus operativer Tätigkeit
• Mittelzufluss aus investiver Tätigkeit
• Mittelzufluss aus Finanzierungstätigkeit
Der hier berechnete Cashflow entsteht aus operativer Tätigkeit. Zusätzlich können
noch Mittelzuflüsse aus investiven Tätigkeiten und aus Finanzierungstätigkeiten den
Cashflow beeinflussen.
Die dynamische Finanzkontrolle ist die laufende Kontrolle der Liquidität über
mehrere Perioden und nutzt dafür die Methoden der Cashflow-Berechnungen.
Rentabilität
Ziel: Fortbestand des Unternehmens sichern
Hierbei wird eine Erfolgsgröße ins Verhältnis zum Kapitaleinsatz gesetzt, wie z. B. bei
!"#$%%
der Eigenkapitalrentabilität: ∙ 100
&'()*+)*%$,,-. 0$1"%234$,3-
4
Klausurfragen Finanzierung 1 (Zöllner)
Unabhängigkeit
Ziel: Eigenständigkeit sichern und unabhängig von Kapitalgebern sein
Hierbei wird z. B. der Verschuldungsgrad berechnet:
𝐹𝑟𝑒𝑚𝑑𝑘𝑎𝑝𝑖𝑡𝑎𝑙
∙ 100
𝐺𝑒𝑠𝑎𝑚𝑡𝑘𝑎𝑝𝑖𝑡𝑎𝑙
Dadurch lässt sich bestimmen, wie groß das Verhältnis zwischen Fremdkapital und
Gesamtkapital ist. Dadurch lässt sich eine Aussage über die Abhängigkeit gegenüber
den Kapitalgebern treffen.
Liquidität
Ziel: Zahlungsverpflichtungen uneingeschränkt nachkommen zu können
Hierzu kann z. B. der Quick Ratio berechnet werden:
Liquidität sollte immer durch die liquiden Mittel, sowie kurzfristiges Fremdkapital,
wie Lieferantenkredite generiert werden. Der Quick Ratio sollte im Idealfall bei 90 –
120 % liegen.
8.
a. Erläutern Sie, wie sich der Kapitalbedarf des Umlaufvermögens ergibt.
Ziehen Sie dafür gerne ein Beispiel heran.
Beispiel:
Material 600 €/d 110 d 66.000 €
Löhne 300 €/d 105 d 31.500 €
Herstellungsgemeinkosten 800 €/d 105 d 84.000 €
Vertriebs- und Verwaltungskosten 200 €/d 20 d 4.000 €
b. Ihr Kollege im Finanz- und Rechnungswesen schlägt vor, die Ihnen von
Lieferanten eingeräumten Lieferantenkredite zu nutzen, um so
Finanzierungskosten zu sparen. Was könnte für seinen Vorschlag sprechen
(zwei Aspekte)?
Für einen Lieferantenkredit spricht, dass er schnell und einfach verfügbar ist
und keine Sicherheiten zur Nutzbarkeit vorliegen müssen.
5
Klausurfragen Finanzierung 1 (Zöllner)
2011 2011
AV 40 EK 20
UV 35 FK 55
G+V
Umsatzerlöse 75 Afa 10
Personal 20
Zinsen 15
Gewinn 30
Eigenkapitalrentabilität:
𝐺𝑒𝑤𝑖𝑛𝑛 30
∙ 100 = ∙ 100 = 150
Æ 𝐸𝑖𝑔𝑒𝑛𝑘𝑎𝑝𝑖𝑡𝑎𝑙 20
Gesamtkapitalrentabilität:
𝐺𝑒𝑤𝑖𝑛𝑛 + 𝐹𝑟𝑒𝑚𝑑𝑘𝑎𝑝𝑖𝑡𝑎𝑙𝑧𝑖𝑛𝑠𝑒𝑛 30 + 15
∙ 100 = ∙ 100 = 60
Æ 𝐸𝑖𝑔𝑒𝑛𝑘𝑎𝑝𝑖𝑡𝑎𝑙 + Æ 𝐹𝑟𝑒𝑚𝑑𝑘𝑎𝑝𝑖𝑡𝑎𝑙 20 + 55
Umsatzrentabilität:
𝐺𝑒𝑤𝑖𝑛𝑛 + 𝐹𝑟𝑒𝑚𝑑𝑘𝑎𝑝𝑖𝑡𝑎𝑙𝑧𝑖𝑛𝑠𝑒𝑛 30 + 15
∙ 100 = ∙ 100 = 60
𝑈𝑚𝑠𝑎𝑡𝑧 75
Kapitalumschlag:
𝑈𝑚𝑠𝑎𝑡𝑧 75
∙ 100 = ∙ 100 = 100
𝑈𝑚𝑙𝑎𝑢𝑓𝑣𝑒𝑟𝑚ö𝑔𝑒𝑛 + 𝐴𝑛𝑙𝑎𝑔𝑒𝑣𝑒𝑟𝑚ö𝑔𝑒𝑛 75
6
Klausurfragen Finanzierung 1 (Zöllner)
10. Die statische Finanzkotrolle wird im Hinblick auf ihre Aussagekraft stark kritisiert –
warum? Zeigen Sie drei Gründe auf und geben Sie eine Empfehlung, wie man
diesen Problemen begegnen könnte.
Außerdem gibt die Bilanz keine Fristigkeiten an. Die statische Finanzkontrolle bezieht
keine Zahlungsperspektive mit ein. Somit ist unklar, wie man weitere Kredite
aufnimmt und woher. Außerdem ist die Bilanz Branchenabhängig, was dazu führt,
dass die Bilanzkennzahlen somit nur schwer vergleichbar sind.
Als Lösung dieses Problems kann ein Unternehmen zusätzlich eine dynamische
Finanzkostrolle durchführen. Diese wird über die Cashflows geführt und kann ein-
oder mehrperiodisch betrachtet werden. So können Veränderungen in den
zahlungsströmen erläutert werden.
7
Klausurfragen Finanzierung 1 (Zöllner)
Innenfinanzierung
b) Bei der offenen Selbstfinanzierung findet die Finanzierung durch die Bildung von
gesetzlichen und freiwilligen Rücklagen statt. Dabei wird zwischen
Kapitalrücklagen aus Kapitalerhöhungen oder Aktienemissionen und
Gewinnrücklagen, welche gesetzlich, freiwillig und satzungsgemäß gebildet
werden können, unterschieden.
Bei der stillen Selbstfinanzierung findet die Finanzierung durch überbewertete
Passiva, z. B. durch zu hohe Rückstellungen und Rechnungsabgrenzungsposten
statt und durch unterbewertete Aktiva (stille Reserven), z. B. im Wert gestiegene
Grundstücke, welche mit dem Anschaffungswert im Anlagevermögen geführt
werden.
Durch die Selbstfinanzierung wird der Gewinn verringert, wodurch auch die
Steuerlast verringert wird. Die entstandenen finanziellen Mittel können so zur
Finanzierung genutzt werden.
8
Klausurfragen Finanzierung 1 (Zöllner)
12. Erläutern Sie den Prozess der Finanzierung aus Rückstellungsgegenwerten. Welche
Voraussetzungen müssen hierfür gegeben sein? Welche Art von Rückstellungen
bietet hierbei die beste Möglichkeit und warum?
Damit eine Finanzierung aus diesen Rückstellungen möglich ist, muss garantiert sein,
dass diese Rückstellungen in den Preis mit einkalkuliert werden und diese Preise auch
am Markt durchgesetzt werden können. Anschließend müssen die Waren und
Dienstleistungen abgesetzt werden und die erzielten Gewinne im Unternehmen
behalten werden.
13. Erläutern Sie den Prozess der Finanzierung aus Umsatzerlösen. Gehen Sie dabei auf
Selbstfinanzierung, auf Abschreibungs- und Rückstellungsgegenwerte ein und
zeigen Sie auf, wie welches Kapital gebildet wird.
9
Klausurfragen Finanzierung 1 (Zöllner)
Beteiligungsfinanzierung
14. Der Vorstand der Sunshine-AG schlägt der Hauptversammlung eine Erhöhung des
gezeichneten Kapitals von 300 Mio. € auf 400 Mio. € durch Ausgabe junger Aktien
vor. Alte und neue Aktien haben einen Nennwert von 1 €. Der Bezugspreis der
jungen Aktien wird auf 100 € festgesetzt. Das Bezugsrecht hat einen Wert von 5 €.
Wie hoch war der Börsenkurs der (alten) Aktie vor der Kapitalerhöhung? Wie
verändert sich die Bilanz?
𝐾3 − 𝐾%
𝐵𝑅 = 𝑎
+1
𝑛
𝑎 300
𝐾3 = 𝐵𝑅 ∙ + 1 + 𝐾% = 5 ∙ + 1 + 100 = 120
𝑛 100
Bilanz:
Das gezeichnete Kapital beträgt nun 400 Mio. €
10
Klausurfragen Finanzierung 1 (Zöllner)
15. Die ABC-AG hat ein Grundkapital von 10 Mio. €. Der Nennwert der Aktien beträgt 1 €.
Die Aktie notiert bei einem Kurs von 200 €. Im Rahmen einer Kapitalerhöhung
werden 2 Mio. € neue Aktien ausgegeben. Das Bezugsrecht hat einen Wert von 5 €.
𝐾3 − 𝐾% 200 − 𝐾%
𝐵𝑅 = 𝑎 =5=
+1 10
𝑛 +1
2
200 − 5 ∙ 6 = 𝐾% = 170
b. Ein Aktionär hat 100 alte Aktien. Zeigen Sie die Konsequenzen für sein
Vermögen beider alternativen rechnerisch auf:
Neuer Aktienkurs: (200 €*10 Mio. + 170 €*2 Mio.)/12 Mio. = 195 €
11
Klausurfragen Finanzierung 1 (Zöllner)
Ergebnis: Das Vermögen des Aktionärs wird gewahrt. Der Wert seines
Depots ist zwar auf 19.500 € gesunken, jedoch konnte er einen Erlös
aus dem Verkauf seines Bezugsrechts generieren, wodurch sein
Vermögen weiterhin 20.000 € beträgt.
16. Der Vorstand der Medizin-AG schlägt der Hauptversammlung eine Erhöhung des
gezeichneten Kapitals von 75 Mio. € auf 100 Mio. € durch Ausgabe junger Aktien
vor. Alte und neue Aktien haben einen Nennwert von 1 €. Der Bezugspreis der
jungen Aktien wird auf 113 € festgesetzt. Der Börsenkurs der alten Aktien beträgt
260 €.
a. Was ergibt sich für ein Bezugsverhältnis? Welchen Wert hat das
Bezugsrecht? Welchen Kurs haben die Aktien nach der Kapitalerhöhung?
𝐾3 − 𝐾% 260 − 113
𝐵𝑅 = 𝑎 = = 36,75
+1 75
𝑛 +1
25
Bezugsrecht: 36,75 €
260 ∙ 75 + 113 ∙ 25
= 223,25
100
Neuer Kurs: 223,25 €
12
Klausurfragen Finanzierung 1 (Zöllner)
Gefahren und Probleme von Börsengängen können z. B. das Timing, die Enge
des Marktes oder Under- und Overpricing sein.
Timing bedeutet, dass ein Börsengang daran scheitern kann, dass ein Vorfall,
wie z. B. ein Terroranschlag, die Gesamtwirtschaft so beeinflusst, dass
Kapitalanleger verunsichert sind und somit die Bereitschaft der Investition
von Kapital sinkt.
Over- und Underpricing liegt vor, wenn der Emissionspreis einer Aktie
entweder zu niedrig oder zu hoch angesetzt wurde. Bei einem zu niedrigen
Preis büßt das Unternehmen Eigenkapital ein, da die die
Unternehmensanteile zu günstig verkauft. Bei einem zu hohen Preis erzielt
das Unternehmen ebenfalls nicht das gewünschte Eigenkapital, da Anleger
aufgrund des zu hoch angesetzten Preises der Aktie abgeschreckt werden.
17. Im Hinblick auf die Beurteilung der Möglichkeit für ein Unternehmen,
Beteiligungsfinanzierung zu nutzen, hat die Rechtsform eine entscheidende
Bedeutung. Welche sind hier besonders geeignet? Woraus begründet sich diese
Eignung?
Ebenso sind die Rechte und Pflichten von und gegenüber Aktionären klar im Gesetz
geregelt und es bedarf keinen einzelnen Gesellschafterverträgen.
13
Klausurfragen Finanzierung 1 (Zöllner)
18. Die ABC-AG plant eine Neuinvestition in eine neue Fabrikhalle. Dafür soll über eine
Kapitalerhöhung das gezeichnete Kapital um 50 Mio. € erhöht werden. Die neuen
Aktien sollen – wie die alten – einen Nennwert von 5 € ausweisen. Momentan
notieren die Aktien der ABC-AG an der Börse mit einem Wert von 26 €. Vor der
Erhöhung stellt sich die Bilanz wie folgt dar. (Emissionskurs junge Aktie: 20 €)
𝐾3 − 𝐾% 26 − 20
𝐵𝑅 = 𝑎 = = 1,50 €
+1 30
𝑛 +1
10
b. Ein Aktionär hat 150 alte Aktien. Zeigen Sie die Konsequenzen für sein
Vermögen beider Alternativen rechnerisch auf:
Ergebnis: Der neue, höhere Depotwert gleicht die Kosten für die
jungen Aktien 1:1 aus. Das Vermögen bleibt also erhalten. Außerdem
wird das Stimmrecht gewahrt.
14
Klausurfragen Finanzierung 1 (Zöllner)
Fremdfinanzierung
19. Was versteht man unter offenem Factoring? Wie läuft der Prozess genau ab? Für
welche Unternehmen eignet sich diese Finanzierungsart insbesondere und warum?
Was sind die Unterschiede zum stillen Factoring?
Factoring ist, wenn ein Factor, also eine Finanzierungsgesellschaft, Forderungen aus
Lieferungen und Leistungen gegenüber Dritten von einem Unternehmen erwirbt und
diese bis zum tatsächlichen Geldeingang des Schuldners bevorschusst. Diese
Bevorschussung liegt in der Regel bei 60 – 80 % der Forderungssumme. Beim offenen
Factoring übernimmt dabei der Factor die vollständige Verwaltung der Forderung,
inklusive Mahnwesen, etc.; außerdem wird dem Kunden des Unternehmens
mitgeteilt, dass er die Forderungssumme an den Factor und nicht an das
Unternehmen direkt begleichen soll.
Der Prozess des Factorings beginnt mit dem Abschluss eines Vertrags zwischen
Lieferant und Kunde. Der Lieferant führt die im Vertrag beschlossene Leistung durch
und schließt einen Vertrag mit dem Factor. Der Lieferant tritt so die Forderung
gegenüber dem Kunden an den Factor ab und der Factor zahlt dem Unternehmen 60
– 80 % der Forderungssumme. Der Kunde zahlt nun den Forderungsbetrag an den
Factor. Bei ausbleibender Zahlung stößt der Factor das Mahnwesen an, während das
Unternehmen Liquide bleibt.
Von stillem Factoring spricht man, wenn der Kunde nichts vom Einsatz des Factors
weiß und die Zahlung der Forderung an das Unternehmen leistet. Das Unternehmen
leitet die Zahlung dann an den Factor weiter. Auch die Verwaltung und das
Mahnwesen bleiben beim stillen Factoring im Unternehmen.
20. Was ist ein Rating? Warum ist das Rating für ein Unternehmen, welches langfristig
Geld leihen will, von so entscheidender Bedeutung?
Das Rating bestimmt die Bonität eines Unternehmens und damit auch die Höhe der
zu zahlenden Zinsen. Je höher die Ausfallwahrscheinlichkeit, desto schlechter ist auch
das Rating und desto höhere Zinsen wird ein Kapitalgeber verlangen.
15
Klausurfragen Finanzierung 1 (Zöllner)
21. Was ist eine Wandelanleihe? Erläutern Sie die Besonderheiten aus Perspektive des
emittierenden Unternehmens und aus Perspektive der investierenden Anleger.
Eine Wandelanleihe ist eine Schuldverschreibung, welche der Anleger nach Ablauf
einer bestimmten Frist in Aktien des Unternehmens, also in Eigenkapital des
Unternehmens, umwandeln kann.
Vorteil für den Anleger ist, dass er zunächst ein geringeres Risiko trägt, als die
restlichen Aktionäre, er aber selbst entscheiden kann, ob er sein zur Verfügung
gestelltes Fremdkapital in Eigenkapital umwandeln kann und somit Aktien erhält, mit
denen er dann die selben Rechte am Unternehmen, aber auch das selbe Risiko, wie
andere Aktionäre hält.
Vorteil für das Unternehmen ist, dass das Unternehmen bei Umwandlung der Anleihe
in Aktien das zur Verfügung gestellte Kapital als Eigenkapital im Unternehmen behält,
womit die Liquidität nicht beeinflusst wird. Außerdem ist das Eigenkapital für das
Unternehmen günstiger als das Fremdkapital. Dadurch wird Risiko vom
Unternehmen abgegeben, jedoch auch Rechte am Unternehmen.
16
Klausurfragen Finanzierung 1 (Zöllner)
Optimierung
23. Durch die Erhöhung des Verschuldungsgrades kann Einfluss auf die Rentabilität
genommen werden. Auf welche? Wie läuft der Prozess ab? Geben Sie zudem eine
Grenze des Effektes an.
Beispiel:
Ein Unternehmen erzielt mit der Herstellung von Autos einen Gewinn von 15 %.
Wenn die Kosten für das Fremdkapital unter den 15 % liegen, dann wirkt sich das
positiv auf die Eigenkapitalrentabilität aus, was den Eigenkapitalgebern zu Gute
kommt.
Der Leverage-Effekt geht davon aus, dass unbegrenzt Fremdkapital zur Verfügung
steht und dass der Fremdkapitalzins konstant ist.
In der Realität herrscht aber kein einheitlicher Fremdkapitalzins, da dieser Zins mit
dem Verschuldungsgrad des Unternehmens steigt. Ebenso sinkt die Bereitschaft
Fremdkapital zur Verfügung zu stellen, wenn der Verschuldungsgrad steigt.
24. Die XYZ-AG ist sehr konservativ finanziert und weist einen stetigen Gewinn von 150
aus. Der Zinssatz für das eingesetzte Fremdkapital beträgt 5 %. Geplant wird den
Verschuldungsgrad zu erhöhen:
(Neuverschuldung um 250 / Rückkauf von Aktien im Wert von 250)
Zeigen Sie anhand dieses Beispiels den Leverage-Effekt. Gehen Sie dabei auf Eigen-
und Gesamtkapitalrentabilität vor und nach der Erhöhung des Verschuldungsgrads
ein. Zeigen Sie gleichzeitig eine Grenze des Effekts.
𝐹𝐾
𝑟" = 𝑟1 + ∙ (𝑟 − 𝑟c )
𝐸𝐾 1
250
𝑟" = 0,20 + ∙ 0,20 − 0,05 = 0,275
500
17
Klausurfragen Finanzierung 1 (Zöllner)
𝐹𝐾
𝑟" = 𝑟1 + ∙ (𝑟 − 𝑟c )
𝐸𝐾 1
500
𝑟" = 0,21 + ∙ 0,21 − 0,05 = 0,53
250
Eine Grenze des Effekts ist, dass mit steigendem Verschuldungsgrad die Bonität eines
Unternehmens abnimmt und damit auf Dauer die Fremdkapitalzinsen steigen und
nicht, wie hier angenommen, konstant bleiben.
18