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Kapitel 1 Finanzdienstleistungen

Finanzdienstleistungen
Was Finanzdienstleistungen sind
= DL, die im Zusammenhang mit der Kapitalaufnahme bzw. Kapitalveranlagung von Haushalten, U.
und dem Staat erstellt werden. Sind wesentlicher Bestandteil eines modernen Wirtschaftssystems.

Wer Finanzdienstleistungen braucht


Haushalte, der Staat und U. brauchen diese, weil sie Finanzüberschüsse erwirtschaften, die sie
veranlagen möchten -> dadurch entsteht Kapitalangebot. Die 3 Wirtschaftsteilnehmer benötigen
gleichzeitig aber auch Finanzmittel -> dadurch entsteht Kapitalnachfrage.
Kapitalangebot und -nachfrage treffen auf dem Kapitalmarkt aufeinander. Finanzdienstleister sind U.,
die zwischen Kapitalangebot und -nachfrage vermitteln. Dies ist aus verschiedenen Gründen wichtig:
 Wirtschaftsteilnehmer wollen Geld anlegen (kleine/große Beträge,
kurze/lange Dauer)
 Wirtschaftsteilnehmer wollen Geld ausborgen (untersch. Wünsche
bei Dauer, Kapitalhöhe)
 Markt für Kapitalanlage und -aufnahme -> unübersichtlich
 U. sorgen für Ausgleich zw. untersch. Wünschen der
Wirtschaftsteilnehmer (durch Annahme u. Vergabe von Kapital in
unterschiedlicher Höhe für unterschiedlich lange Zeiträume)

Sozialleistungen = Kindergeld,
Familienbeihilfe
Steuern = USt, Körperschaftssteuer
Subventionen = Fördergelder

Kredite, Wertpapiere,
Versicherungen

Kredite

Wer Finanzdienstleistungen anbietet


Wichtigsten Finanzdienstleistungsunternehmen in Ö: Banken, Versicherungen, die Börse und
selbstständige Finanzdienstleister (Vermögensberater, Versicherungsmakler, FinTechs…)
Intensive Internetnutzung hat Entwicklung von FinTechs (die versch. Finanzdienstleistungen wie
Bezahlen, Kreditvermittlung, Fondsverwaltung kostengünstig anbieten) begünstigt.

Die wichtigsten Finanzdienstleistungen


Finanzdienstleister ermöglichen es: Geld zu sparen (Sparformen), Geld/Vermögen zu verwalten und
sicher aufzubewahren (Konten/Safes), Geld aufzunehmen/auszuborgen (Kreditangebote), Geld
anzulegen (Anlagemöglichkeiten/Investments), sich gegen Risiken abzusichern.
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Finanzdienstleistungen zw. Standardisierung und Individualisierung
DL können nicht wie Produkte auf Vorrat produziert/gelagert werden. Sie müssen zu dem Zeitpunkt,
zu dem sie vom Kunden nachgefragt werden, erstellt werden.
Finanz-DL einerseits standardisiert (Überweisung durchführen), andererseits sehr beratungsintensiv
(Frage der Geldanlage).
Fortschreitende Standardisierung besonders im Bankbereich sichtbar -> Überweisungen oder
Ausdruck von Kontoauszügen mittlerweile im Selbstbedienungsbereich der Bankfiliale oder über
Internetbanking selbst. Durch Automatisierung -> Rationalisierung, was Kosten sparen hilft.
Beratungsintensive Finanz-DL müssen für beste Ergebnisse Bedürfnisse/Erwartungen von Kunden
genau erfahren -> manchmal kompetente Kundenberater nötig. Finanz-DL sind personalintensiv u.
folgend teuer. Kunden haben versch. Möglichkeiten Preise für Finanz-DL zu vergleichen.
Richtiger Marketing-Mix und ständige Beobachtung des Markts, der Konkurrenz sind wichtig.

Finanzdienstleistungen sind Vertrauenssache


Finanz-DL sind oft heikle Geschäfte -> Vertrauen der Kunden in U. ist eine wichtige Grundlage. Bei
Verlust des Vertrauens ziehen Kunden ihr Geld ab und gehen zur Konkurrenz. Will ein
Finanzdienstleistungsunternehmen Kunden halten/neue Kunden gewinnen muss seröses und
glaubwürdiges Vertrauen/Verhalten hergestellt werden.

Die Geschäfte der Kreditinstitute


Die Aufgabe der Kreditinstitute
Sowohl Private, U. oder Staat sind Geldeinleger/Kreditnehmer. Kreditinstitute wandeln viele kleine
Einlagen in große Kredite bzw. große Einlagen in viele kleine Kredite um und vermitteln zw. kurz- und
langfristigen Krediten/Einlagen. Sie übernehmen einen Teil des Risikos von Krediten/Veranlagungen
und beraten Kunden.

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Die Geschäftsfelder der Kreditinstitute

Aktivgeschäft
 auch Kreditgeschäft genannt. Kredite sind aus Sicht der Banken Forderungen gegenüber
Bankkunden und daher auf der Aktivseite der Bilanz der Bank.

Passivgeschäft
 Auch Einlagengeschäft genannt. Einlagen der Bankkunden sind Verbindlichkeiten der Bank
gegenüber den Kunden und daher auf der Passivseite der Bilanz der Bank.

Das Eigengeschäft
 Kreditinstitut wird nicht für seine Kunden tätig, sondern schließt für sich selbst Geschäfte ab.
Banken versuchen, die ihnen zur Verfügung gestellten Mittel ertragsbringend am Geld- und
Kapitalmarkt anzulegen bzw. die von ihnen gewährten Kredite zu refinanzieren. Auch am
Immobilienmarkt tätig. Banken unterliegen einer Aufsicht und gesetzlichen Bestimmung.
 Kreditinstitute haben nur geringes Eigenkapital, was sich aus der Aufgabe der Bank ergibt:
eine Vielzahl von Einlagen (hohe Verbindlichkeiten gegenüber Kunden) eine Vielzahl von
Krediten (hohe Forderungen gegenüber Kunden) zu machen.

Das Dienstleistungsgeschäft
 DL-Geschäft der Bank umfasst den Zahlungsverkehr im In- und Ausland, die Vermittlung
(Vermittlung von Wertpapiergeschäften, Emissionsgeschäft…), die Verwahrung (Schließfächer,
Wertpapierdepots) und den Handel (Münzen, Fremdwährungen, Wertpapieren).

Ergänzende Hinweise zum Zahlungsverkehr


 Zahlungsverkehr = wichtigstes DL-Geschäft, stellt Basis für weitere Geschäftsbereiche dar.
Jedes U. hat Konten, jeder Arbeitnehmer/Pensionist erhält Lohn/Gehalt/Pension bargeldlos ->
daraus ertragsbringende Aktivgeschäfte/DL-Geschäfte.
 Einlagen auf Girokonten = günstige Mittelbeschaffung für Kreditinstitute, weil nicht immer
gesamten Mittel auf Girokonten verfügbar sein müssen und sie einen Teil ertragsbringend als
Kredit vergeben. Zahlungsverkehr mit hohen Kosten verbunden, da eingehobenen Gebühren
nicht kostendeckend sind und Gebührenerhöhungen zu Kundenprotesten/Klagen führen
 Viele Banken schließen Filialen aufgrund von Kostensenkung. Ö galt lange als „overbanked“.
Abwicklungen über Internet -> praktisch für Kunden, kostensparend für Bank.
 Einzelnen Geschäftsbereiche der Kreditinstitute eng miteinander verbunden.

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Beratung und Information
 Abwicklung von Bankgeschäften wird von Beratungstätigkeit begleitet. Kreditinstitute beraten
Kunden über Aktiv-, Passiv- und DL-Geschäfte und stellen ihnen allgemeine Infos zur
Verfügung.

Die rechtlichen Grundlagen der Banken in Ö


 Banken sind U. im Sinn des UGB. Sie unterliegen auch Sondergesetzten, die die Sicherheit der
Einlagen gewährleisten sollen -> Bankwesengesetz (BWG), Investmentfondgesetz (InvFG),
Bausparkassengesetz (BSpG), Sparkassengesetz, Hypothekenbankgesetzt, Pfandbriefgesetz,
Kapitalmarktgesetz, Postsparkassengesetz. BWG ist das wichtigste, es enthält Bestimmungen:
 Die Aufsicht und Kontrolle – Für gesamten Finanzmarkt gibt es gemeinsame
Finanzmarktaufsicht (= FMA; verfassungsrechtlich verankerte, weisungsfreie Behörde). In Ö
arbeiten OeNB und FMA eng zusammen. OeNB prüft ob Banken das BWG einhalten und
informiert FMA bei Mängeln. FMA klärt Bank darüber auf und fordert eine Beseitigung der
Mängel oder Geldstrafe.
 Die Sicherung der Zahlungsbereitschaft der Kreditinstitute – FMA kann lt. BWG vorschreiben
welcher Prozentsatz der Einlagen in Form von Guthaben oder Bargeld vorhanden sein muss
(Barreserve) und welches Verhältnis von FK zu EK nicht überschritten werden darf…
 Die Gliederung und Veröffentlichung der Rechnungsabschlüsse (Publizitätsvorschriften)
 Verbraucherschutzbestimmungen – regeln z.B.: ab wann Einlagen/Kredite verzinst werden;
dass Effektivzinssätze bei Krediten anzugeben sind und ihre Berechnung; in welcher Form
Kreditkartenausgabe an Jugendliche beschränkt ist.

Wie sich Kreditinstitute finanzieren

Eigenfinanzierung
(1) Eigenkapital = Kernkapital + Ergänzungskapital
(2) Kernkapital = einbezahltes Geschäftskapital + einbehaltene Gewinne
(3) Ergänzungskapital = darf nicht größer sein als Kernkapital, zur Stärkung des EK ->
nachranginge Darlehen, nachrangige Anleihen (-> Darlehen/Anleihen, die bei Konkurs oder
Ausgleich erst nach Erfüllung aller anderen Schuldverpflichtungen zurückgezahlt werden)

Fremdfinanzierung

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(1) Besteht aus Einlagen der Kunden, Ausgabe von eigenen Schuldverschreibungen und Krediten
anderer Kreditinstitute
Einlagen der Kunden
Einleger überlassen Banken ihr Geld aus 2 Gründen: überschüssige Gelder sicher und
gewinnbringend anlegen; überlassenen Gelder zur Durchführung des Zahlungsverkehrs nutzen.
- Sichteinlagen
= sind täglich fällige Gelder, die dem Zahlungsverkehr dienen. Es ist Guthaben auf Girokonten,
über die Kontoinhaber jederzeit Verfügen kann. Verzinsung der Sichteinlagen kann schwanken,
derzeit niedrig, da nur einige Direktbanken höhere Zinsen bei täglicher Fälligkeit bieten.
Bei Eröffnung eines Girokontos sollte man Angebote von versch. Kreditinstituten vergleichen, um
Unterschiede bzgl. Verzinsung des Guthabens auf dem Konto, Kosten für Überziehung des
Kontos/für Kontoführung und eventuelle Bankkartengebühren zu erkennen.
- Termineinlagen
= Termingelder dienen der Anlage von größeren, runden Geldbeträgen, die der Einleger daweil
nicht benötigt. Zinssatz ist von Marktlage und von vereinbarter Veranlagungsdauer abhängig.
a. Festgeld – Geld wird für vorher festgelegte Einlagedauer gebunden (Laufzeit meist 1
– 60 Monate frei wählbar)
b. Kündigungsgeld – Geld steht erst nach vorheriger Kündigung (Einhaltung der
Kündigungsfrist) zur Verfügung. Verzinsung hängt von Marktlage, Höhe der Einlage
und Verhandlungsgeschick des Kunden ab.
c. Kassenobligation – Wertpapiere des Geldmarkts, Laufzeit 1 bis 5 Jahre, höhere
Verzinsung als Sichteinlagen
- Spareinlagen
= dienen Veranlagung und nicht Zahlungsverkehr. Sparbuch (eig. eine Sparurkunde) ist
gebräuchlichste Form. Immer häufiger Sparkonten, die so wie Sparbuch zum Sparen dienen aber
statt Sparbuch eine Bankkarte ausgegeben wird, da es für Bank leichter zu verwalten ist.
 täglich fällige Spareinlagen – Verzinsung der Spareinlagen zu niedrigem Zinssatz.
 Spareinlagen mit fixer Laufzeit bzw. vereinbarter Kündigungsfrist – Wenn Kunde früher über
sein Geld verfügen möchte, werden Vorschusszinsen verrechnet
 Verzinsung von Spareinlagen – Verzinsung der beiden oberen variiert ständig. Es gibt auch
„Direktsparen“, d.h. Sparen auf Konten, auf die nur mit Electronic Banking zugegriffen
werden kann.
 Ansparformen (Gewinnsparen, Vorsorgesparen…) – dienen dazu über regelmäßige (meist
monatliche) Einzahlungen in der vereinbarten Laufzeit einen Betrag anzusparen. Geringe
Zinsen bei vorzeitiger Abhebung.
 Rechtliche Rahmenbedingungen für Sparbücher – Legitimationszwang (Identitätsüberprüfung
durch einen Lichtbildausweis) gilt. Lösungswort kann für besondere Sicherheit eingegeben
werden. Abhebung von Sparbuch nur durch Inhaber möglich. Im Todesfall kriegts der Notar,
der für Erbschaftsabwicklung zuständig ist.
Viele Ö sparen in Form eines Bausparvertrags, weil Sparbeträge durch staatliche Prämien
erhöht werden, es wird durch Kreditinstitut vermittelt aber bei Bausparkasse gespart.
- Die Einlagensicherung
Spareinlagen sind sehr sicher. Es gibt Haftung durch Sicherungseinrichtungen der Banken für
Einlagen von privaten Bankkunden u. von juristischen Personen bis 100.000 Euro pro Bank und
Einleger. Bei mehr als 100.000 Euro sollte man Erspartes auf mehrere Banken verteilen.
- Die Ausgabe eigener Schuldverschreibungen
Kreditinstitute können eigene Anleihen (=festverzinsliche Wertpapiere) zur Mittelbeschaffung
ausgeben.
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- Kredite von anderen Kreditinstituten
Diese Kredite stellen bei den kreditgewährenden Banken Aktivgeschäfte dar.

Wie Kreditinstitute ihre Mittel verwenden


Das Kreditgeschäft
Kredite können an Private (Privatkredit), Unternehmen (Kommerzkredit), andere Banken und an die
öffentliche Hand (Bund, Länder, Gemeinden) vergeben werden. Kreditinstitut erwirtschaftet daraus
Zinserträge und Gebühreneinahmen.

(1) Grundsätze des Kreditgeschäfts


Kreditinstitute müssen bei Kreditvergabe beachten: Sicherheit (Kredit muss sicher zurückgezahlt
werden), Einbringlichkeit (geforderten Rückzahlungsraten müssen realistisch sein) und
Risikostreuung (risikoreiche Kredite müssen vielen risikoärmeren Krediten gegenüberstehen).
(2) Die Kreditrisiken
(1) Dubiosenrisiko – Risiko, dass Kredit nicht zurückgezahlt wird. Kreditinstitute versuchen Risiko
durch Kreditprüfung bei Kreditgewährung, Kreditsicherheiten und Kreditkontrollen
verringern.
(2) Risiko des steigenden Zinssatzes – Wenn Marktzinssatz über vertraglich vereinbarte
Verzinsung steigt, haben Banken Verluste -> es wird Zinsgleitklausel (Zinssatz wird an
Marktzinssatz angepasst) vereinbart.
(3) Geldwertrisiko – Risiko, dass Geldwert fällt. Risiko trifft Einleger und nicht Kreditinstitute, da
sie Kredite mit Einlagen finanzieren.
(4) Valutarisiko – Risiko bei Krediten in fremder Währung. Wenn Wechselkurs fällt, erhält
Kreditinstitut weniger Euro zurück als her geborgt.
(3) Die Kreditprüfung
Vor Kreditwährung überprüft Kreditinstitut, ob Kreditnehmer Kredit zurückzahlen kann/will. Dadurch
soll Dubiosenrisiko verringert werden. Kreditprüfung beginnt mit Kreditgespräch. Kleine Kredite auch
über Internet abgewickelt.
(4) Der Kreditvertrag
Darin vereinbaren Kreditgeber (zb. Bank) und Kreditnehmer:
 Höhe des Kreditbetrags; Währung, in der Kredit aufgenommen wird
 In welcher Form Kreditbetrag zur Verfügung steht ->
einmalig (Darlehen) oder laufend („roulierend als Kontokorrentkredit)
 Laufzeit des Kredits
 Art der Rückzahlung (Tilgung) -> (monatliche, jährliche Raten)
Wenn Ratenhöhe gleichbleibend ist => Annuitäten. Diese Annuitäten enthalten zu
Laufzeitbeginn höheren Zinsanteil und geringeren Tilgungsanteil als zum Ende der Laufzeit.
 Höhe der Zinsen in Form eines Zinssatzes (Sollzinssatz), Höhe zusätzlicher Kosten (zb.
Gebühren)
lt. Verbraucherkreditgesetz -> Bei Krediten an Private werden alle Kreditkosten auch als Zinssatz
angegeben. Effektivverzinsung des Kredits wird angegeben.
 wie Kredit besichert wird.
Auch wenn durch Kreditprüfung Kreditnehmer gute Bonität hat und kreditwürdig ist, verlangt
Bank Sicherheiten (zb. Pfandrecht auf Grundstück = Hypothek oder Bürgschaft von Personen)
 Kündigungsbedingungen für den Kredit
(5) Vorschriften zur Kreditkontrolle

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Bankwesengesetz (BWG)
Bei Krediten über 70.000€ müssen wirtschaftliche Verhältnisse des Kreditwerbers offengelegt
werden. Es muss mind. 1 Prüfung der gegenwärtigen Vermögenslage erfolgen.
Einschätzung der Bonität kann durch Kennzahlensysteme erfolgen (wichtige Kennzahlen -> EK-Anteil,
Entschuldungsdauer, GK-Rentabilität, Verhältnis von Cashflow zu Umsatz)
Basel III
mittlerweile von Basel 4 abgelöst (BUCH, SEITE 15/16)
(6) Die Rolle von Ratingagenturen
Externes Rating = wenn Ratingagentur Bonität von Schuldner. Bekannte international agierende
Ratingagenturen: Moody´s, Standard, Fitch. Ihr Rating basiert auf ihrer Einschätzung der
Ausfallwahrscheinlichkeit eines Kredits. Höchste Bonität ist AAA, schlechte Bonität C oder D.
Abstufungen der Bonität durch Zahlen oder +/- als Zusatz.
Internes Rating selbe Logik. Bank für Prüfung der Bonität durch.

Das Eigengeschäft der Kreditinstitute


(1) Geldanlagengeschäfte (kurzfristig, ca. bis zu 1 Jahr)
Alle auf Finanzmarkt tätigen Institutionen (zb. Kreditinstitute, Bund, Versicherung..) haben oft
kurzfristigen Liquiditätsbedarf oder -überschuss. Folgende Anlageformen, damit kurzfristiger
Geldbedarf durch kurzfristige Liquiditätsüberschüsse gedeckt wird:
Taggeld – Geld, das zu besonderen Zeitpunkten bzw. zu Steuerterminen für 1 Tag überlassen wird.
Tägliches Geld – kein fester Rückzahlungstermin. Wird 24 Std. vor Benötigung durch Anleger
gekündigt. 2 Tage bis 3 Wochen sind übliche Laufzeiten.
Termingeld – wird am Ende der Laufzeit (meist 1, 3, 6 Monate) ohne Kündigung rückgezahlt.
(2) Kapitalanlagegeschäfte (längerfristig, über 1 Jahr)
Längerfristige Veranlagung erfolgt in Wertpapieren und Immobilien.

Versicherungsbetriebe
1 Risiko und Risikopolitik
Risiko = Gefahr, dass ein Schaden eintritt.
Risikopolitik = alle Maßnahmen, die dazu dienen sich gegen Gefahren zu schützen.

 Risikovermeidung und -verminderung – In gewissen Grenzen kann man Gefahren ausweichen


bzw. sie vermindern (zb. Alarmanlage als Diebstahlschutz)
 Risiko teilen und ausgleichen – (zb. mehrere U. schließen sich zur Ausführung eines
risikoreichen Exportauftrags zusammen; U. exportiert in mehrere Länder und verringert
Wechselkursrisiko)
 Risikoabwälzung – Risiko kann auf Vertragspartner abgewälzt werden (zb. alle
Kostensteigerungen währen Bauvorhaben gehen zulasten der Baufirma)
 Finanzielle Vorsorge – im Fall eines Schadenseintritts (zb. Sparen im Privathaushalt für
Krankheit)

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2 Risikopolitik und Versicherung
Man kann sich im Schadensfall zumindest finanziell vor Folgen schützen, indem man sich versichert.

 Das Prinzip von Versicherungen


Folgende Voraussetzungen müssen gegeben sein, um Gefahren versichern zu können:
(1) Viele sind von der gleichen Art von Risiko bedroht (bilden „Gefahrengemeinschaft“)
(2) Die Häufigkeit des Auftretens sowie die Höhe des Risikos müssen schätzbar sein
Versicherung kann finanzielle Folgen von Schäden leichter tragen, weil sie gewerbsmäßig
Risikoausgleich, Risikoteilung und Risikoverteilung vornimmt.
(1) Risikoausgleich – Aufgrund vieler gleichartigen Risiken gleicht sich Risiko für Versicherung aus
(2) Risikoteilung – Große Risiken meist von mehreren Versicherungen gemeinsam getragen
(3) Risikoverteilung – Versicherungsgesellschaften betreiben ihre Geschäfte in mehreren
Sparten, sodass schlechter Schadensverlauf in einer Versicherungssparte durch besseren
Verlauf in einer anderen Sparte ausgeglichen wird.
 Die wirtschaftliche Bedeutung von Versicherung
 Versicherung wandelt Risiko in Kosten um – Statt schwer messbare Gefahren,
welche Haushalte und U. bedrohen kommen kalkulierbare Kosten der
Versicherung. Risiken für U. leichter kalkulierbar, weil Versicherungsprämie
bekannt ist.
 Kreditwürdigkeit wird verbessert – Sicherheit von Krediten hängt oft von
Arbeitsfähigkeit der Gesellschafter ab (vor allem bei Einzelunternehmen und
Personengesellschaften). Durch Abschluss von Lebensversicherungen wird
Kreditfähigkeit erweitert. Reserven der Versicherungen bei
Lebensversicherung sehr groß, da sehr lange Vertragslaufzeiten vereinbart
werden und Versicherungsleistung oft erst am Ende der Vertragsdauer zu
leisten ist.
 Versicherungen sind wesentlicher Faktor auf Geld- und Kapitalmarkt –
Versicherungsgesellschaften brauchen umfangreiche Reserven für zukünftige
Schadensfälle -> daher wichtige Kapitalsammelstelle und bedeutende
Anbieter auf Geld- und Kapitalmarkt.

3 Individualversicherung und Sozialversicherung


Idee der Versicherung = freiwilliger Zusammenschluss von Gefährdeten zu Gefahrengemeinschaft. Im
Versicherungsvertrag Vereinbarung Rechte u. Pflichten zw. Versicherern und Versicherungsnehmern.
Wirtschaftlich schwache meist ohne Versicherungsschutz -> Einführung Sozialversicherung.

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Risikoausgleich im Rahmen der Sozialversicherung ist rechnerischer (versicherungstechnischer) und
sozialer Ausgleich. Viele Zweige der Sozialversicherung beanspruchen staatliche Mittel.

4 Der Versicherungsvertrag

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- Versicherer – trägt Risiko, erhält Prämie, leistet im Versicherungsfall
- Versicherungsnehmer – schließt Versicherungsvertrag mit Versicherer ab, schuldet
Prämie
- Versicherter – bekommt Versicherungsleistung, muss nicht Versicherungsnehmer sein
- Begünstigter – an Lebensversicherung können 3 Pers. beteiligt sein. Begünstigter erhält
Versicherungssumme beim Tod des Versicherten. Versicherungsnehmer schließt
Versicherung ab u. zahlt Prämie.
- Freiberuflicher Versicherungsmakler oder -vertreter – können bei Vertragsvermittlung
dazwischengeschaltet werden: Makler vermitteln Versicherungsverträge für alle
Versicherungen, Versicherungsvertreter sind meist freiberuflich für 1 bestimmte
Versicherung tätig
- Rückversicherer – Versicherungsgesellschaft kann Teil des Risikos an andere Versicherung
geben
Versicherungsvertrag kommt durch Antrag und Annahme zustande.
- Der Antrag des Versicherungsnehmers
Antrag idR. schriftlich auf Antragsformular/elektronisch gestellt. Antragsformular enthält
Vertragsbedingungen u. zusätzlich Fragen. Antragsteller ist für bestimmte Zeit an Antrag gebunden.
Frist ist je nach Vertragssparte unterschiedlich. Versicherer muss innerhalb der Frist sagen, ob er
Antrag annimmt oder ablehnt.
- Die Annahme des Antrags durch Versicherung
Erfolgt idR. durch Zusendung der Versicherungspolizze. Meist kann dem Antragsteller schon vor
Zusendung läufige Deckungszusage erteilt werden. Leistungspflicht des Versicherers beginnt mit
Zahlung der 1. Prämie. Es gibt Ausnahmen.
- Die Pflichten der Vertragspartner
Pflichten des Versicherungsnehmers:
 Pflicht zur Prämienzahlung – Prämie wird meist im Vorhinein eingehoben
 Anzeigepflicht – Änderung des Risikos müssen bekanntgegeben und jeder
Versicherungsfall der Versicherung gemeldet werden
 Auskunftspflicht – Bei Eintritt eines Versicherungsfalls müssen der
Versicherung alle Auskünfte gegeben werden, die zur Feststellung der
Schadenshöhe u. Klärung der Anspruchsberechtigung nötig sind.
 Mitteilungspflicht – Mitteilungen, wenn gleiches Risiko bei verschiedenen
Versicherungsgesellschaften mehrmals versichert sind, müssen gemacht
werden.
 Rettungspflicht – Schaden muss im Schadensfall möglichst klein bleiben
Pflichten der Versicherung:
(1) Erbringung der Versicherungsleistung im vertraglichen Umfang. Versicherung ist befreit,
wenn:
a. zum Zeitpunkt des Schadensfalls Erstprämie nicht bezahlt ist
b. Schaden von Versicherungsnehmer absichtlich herbeigeführt wurde
c. Versicherungsnehmer Eintritt von Schaden durch Handlungsweise in Kauf genommen
hat

5 Versicherungsaufsicht
Schutz der Versicherten von geordneten wirtschaftlichen Verhältnissen bei
Versicherungsgesellschaften abhängig. Ausreichende Reserven (Rückstellungen) müssen vorhanden
u. sicher angelegt sein. Versicherungen unterliegen in Ö Kontrolle durch unabhängige Behörde, die

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Finanzmarkaufsicht. Geregelt u. überwacht werden Zulassung neuer Versicherungsunternehmen,
Rechtsform, Vermögensanlage, Einhaltung der Versicherungsbedingungen

6 Das Angebot der Versicherungen

Vermögensversicherung
- Sachversicherung
 versichert Schäden an Sachgütern aller Art. Nur die Risiken, die ausdrücklich im Einzelnen
aufgezählt werden, gedeckt. (zb. Feuerversicherung, Maschinenversicherung)
Transportversicherung (alle mit Transport verbundene Gefahren sind gedeckt, wenn sie nicht
ausdrücklich ausgeschlossen wurden) = spezielle Form der Sachversicherung.
- Versicherung von Rechten
 vor allem Kreditversicherung (Versicherung von Warenkrediten im Inland, von
Finanzkrediten…)
- Versicherung gegen drohende Aufwendungen (Aufwandsversicherungen)
 vor allem Haftpflichtversicherung = versichert sind Schäden, für die der Versicherte aus
gesetzlichen Gründen haftet. Meist verbreitet:
a. Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung – deckt Schäden, die anderen durch
Kraftfahrzeug zugefügt werden. Sie ist eine Pflichtversicherung.
b. [Das Bonus-Malus-System in der Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung]
gilt für Pkw in der Kfz-Haftpflichtversicherung. Versicherungsvertrag beginnt in Stufe 9.
Wenn Versicherung im Beobachtungszeitraum keinen Schaden zahlen muss, kommt man
in den Bonus also niedriger zb. 8 (im nächsten Jahr ist nur mehr eine, um eine Bonusstufe
verringerte Prämie, zu zahlen), wenn Schaden gezahlt werden muss, kommt man in den
Malus (Prämie erhöht sich um 3 Stufen im nächsten Jahr). BUCH, SEITE 31
 Weiter Haftpflichtversicherungen
a. Haftpflichtversicherung im Rahmen der Haushaltsversicherung
b. Sporthaftpflichtversicherung
c. Berufliche Haftpflichtversicherung
 Zu den Aufwandsversicherungen zählt auch die
a. Rechtsschutzversicherung = übernimmt Aufwände bei Schadenersatzstreitigkeiten,
Mitstreitigkeiten, Strafverfahren…
- Versicherung gegen Ertragsentgang
 Schäden aus dem teilweisen/vollständigen Ausfall des Einkommens werden gedeckt. Meist
im Zusammenhang mit anderen Versicherungsarten abgeschlossen.
- Bündelversicherung
 Bestimmte Versicherungsarten von Versicherungsgesellschaften zu Bündelversicherungen
zusammengefasst. Für diese Bündel erhebliche Prämienermäßigungen. (Betriebsbündelvers.)

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Die Personenversicherung
= sind immer Zusatzversicherungen zur gesetzlichen Sozialversicherung!
(1) Krankenversicherung
 Es können Aufwände, die durch Krankheit entstehen (zb. Heilkosten) und entgangenes
Einkommen in Form von Taggeld versichert werden.
(2) Unfallversicherung
 Es können Heilkosten, einschließlich Krankenhauskosten und entgangenes Einkommen in
Form von Taggeld versichert werden.
 Zusätzlich erstreckt sich die Unfallversicherung auf die Zahlung bestimmter Summen oder
einer monatlichen Rente für den Fall dauernder Invalidität oder an die Hinterbliebenen im
Todesfall.
 vor allem für Freizeitunfälle wichtig
(3) Lebensversicherung
 Versicherung erstreckt sich auf die Zahlung einer bestimmten Summe oder einer
monatlichen Rente im Falle des Ablebens (Ablebensversicherung), Erreichens eines
bestimmten Alters (meist 65 Jahre – Erlebensversicherung), Ablaufs der Versicherungsdauer
(zb. nach 15/20 Jahren)

7 Versicherungsformen
Durch Versicherungsform wird festgelegt in welchem Ausmaß ein Schaden durch Versicherung
gedeckt ist. Schaden und Entschädigung müssen nicht gleich hoch sein. 2 Möglichkeiten Beziehung
zw. Schaden und Entschädigung im Versicherungsvertrag herzustellen:
Die Summenversicherung
Entschädigung ist von der wirklichen Höhe des Schadens unabhängig. Versicherungssumme/
festgesetzter Teil dieser wird bezahlt. Anwendung dort, wo es schwierig ist wirklichen materiellen
Schaden zu bestimmen. Summen werden nach Versicherungsvertrag bestimmt, haben keinen Bezug
zum tatsächlichen Schaden.
Die Interessenversicherung
Entschädigung ist von tatsächlicher Höhe des Schadens abhängig. Sie ist fast immer nach oben
begrenzt. Folgende Möglichkeiten Zusammenhang zw. Schaden und Entschädigung im Rahmen von
Interessensversicherungen zu regeln:
(1) Die Erstrisikoversicherung
 wird mit Versicherungssumme begrenzt. Alle Schäden bis zur Versicherungssumme werden
bezahlt darüber hinaus muss es der Versicherer selbst tragen.
(2) Die Vollwertversicherung
 tritt vor allem bei Sachversicherung auf. Entschädigung von Schadenshöhe,
Versicherungssumme und sogar dem Versicherungswert abhängig. Versicherungswert =
Wert des versicherten Gegenstands zum Zeitpunkt des Schadens. Gezahlt werden alle
Schäden bis zur Höhe der Versicherungssumme.
a. Neuwertversicherung – Betrag, der notwendig ist, um Gut zu gegenwärtigen Preisen
wieder herzustellen, wird ersetzt.
b. Zeitwertversicherung – Wert, der das Gut am Schadenstag hatte, wird ersetzt. Üblich
bei Gebäuden, Maschinen, Fahrzeugen.
Bei Neuwert- und Zeitwertversicherungen sind zu berücksichtigen/vermeiden:
- Überversicherung – Versicherungssumme ist höher als Versicherungswert.
- Unterversicherung – Versicherungssumme ist niedriger als Versicherungswert.
(3) Versicherung mit Selbstbehalt (Franchise)

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 Kunde muss gewissen Betrag des Schadens selbst tragen (Selbstbehalt) -> Entlastung der
Verwaltung, da Kleinschäden nicht mit Versicherung verrechnet werden. Folgende Arten
a. Abzugsfranchise – Versicherungsnehmer muss von Schaden einen bestimmten Teil
selbst tragen, unabhängig von der Schadenshöhe
b. Integralfranchise – Versicherungsnehmer muss Schäden bis zur Höhe der Franchise
selbst tragen. Wenn Schaden Franchise übersteigt, wird er zur Gänze vom
Versicherer gezahlt.

Kapitel 2 Finanzmanagement
Die Finanzplanung als Basis
1 Die Geldflüsse des Unternehmens
U. bekommen Geld und geben Geld aus. Einzahlungen und Auszahlungen = alle Zu-/Abgänge von
Bargeld u. Einlagen/Abhebungen vom Bankkonto. Meisten Einzahlungen von Kunden, meisten
Auszahlungen an Lieferanten und Personal. Zahlungen verändern Kassa- und Bankkontobestände.
Aufgabe der Finanzierung des U. = diese Geldflüsse zu gestalten. Es geht darum Ein- und
Auszahlungen zu planen, sich für geeignete Finanzierungsmaßnahmen zu entscheiden und diese
Finanzierungsentscheidungen mit Finanzierungskennzahlen vorzunehmen.

2 Die Planung von Einzahlungen und Auszahlungen


U. muss immer Zahlungen leisten können, deshalb sinnvoll Ein- und Auszahlungen im Voraus planen.
Bei Planung werden alle laufenden und einmaligen Einzahlungen sowie alle laufenden und
einmaligen Auszahlungen eines U. einander gegenübergestellt.
Wenn Planung abgeschlossen ist, ergibt sich Finanzüberschuss oder Finanzbedarf.
 Finanzüberschuss = Nach geplanten Ein- und Auszahlungen bleibt Rest an
Finanzmitteln übrig
 Finanzbedarf = Mit vorhandenen Mitteln können bevorstehenden Auszahlungen
nicht gedeckt
Am Ende der Planungsperiode -> geplanten Ein- und Auszahlungen (Sollwerte) werden mit
tatsächlichen Ein- und Auszahlungen (Istwerte) verglichen. Negative Abweichungen sind ein Anlass,
Maßnahmen zur Verbesserung der Finanzsituation einzuleiten.

3 Der Finanzplan als Planungshilfe


Im Finanzplan werden alle laufenden u. einmaligen Ein- und Auszahlungen systematisch festgehalten.

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Beim Finanzüberschuss können überschüssige Finanzmittel für verschiedene Anschaffungen oder für
Rückzahlung von Krediten verwendet werden.
Beim Finanzbedarf gibt es 2 Möglichkeiten
 Erhöhung der Einzahlungen (laufende Einzahlungen erhöhen, nicht mehr benötigtes AV
verkaufen, Kredit aufnehmen, Eigenmittel durch Privateinlagen/Gesellschafter aufbringen)
 Senkung der Auszahlungen (bei laufenden Auszahlungen einsparen, Investitionen
aufschieben, Kreditrückzahlungen aufschieben, Privatentnahmen/Gewinnausschüttungen
verringern)

Die Finanzierung des Unternehmens


1 Zwei Anlässe zur Finanzierung

 Kurzfristiger Finanzbedarf aus der laufenden Geschäftstätigkeit


Laufende Geschäftstätigkeit = Alltagsgeschäft der U. also Verkaufen/Kaufen von Waren/DL.
U. schließen Kaufverträge mit Kunden/Lieferanten ab.
Kunden zahlen nicht immer sofort -> Verkäufer braucht währenddessen Geld für Zahlungen an
eigene Lieferanten, Lohn- und Gehaltszahlungen an Mitarbeiter, Steuerzahlungen an Finanzamt,
Zinszahlungen an Bank…

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Meisten Zahlungen aus laufender Geschäftstätigkeit sind innerhalb von wenigen Wochen fällig ->
kurzfristiger Finanzbedarf für U.
 Langfristiger Finanzbedarf aufgrund von Investitionen
Wenn U. in Anlagevermögen investieren, um damit Produkte herzustellen und zu verkaufen, dauert
es eine längere Zeit, bis die Investition über den Umsatzprozess wieder zurückverdient wird ->
langfristiger Finanzbedarf für U.

(1) Finanzquellen des Unternehmens

(1) U. erhalten Finanzmittel von ihren Kunden, die sich auf den Absatzmärkten befinden.
U. verkaufen Produkte/DL zu kalkulierten Preisen, veräußern nicht mehr benötigte
Vermögensgüter und bekommen dafür von ihren Kunden Geld.
U. muss aber auch Zahlungen leisten. Innenfinanzierung (Finanzierung aus eigener Kraft) =
Differenz zw. Einzahlungen der Partner und Auszahlungen an die Partner.
(2) Außenfinanzierung = U. erhält Finanzmittel von Kapitalgebern und Lieferanten
(3) Eigenfinanzierung= U. fließt Eigenkapital (EK) zu
(4) Fremdfinanzierung = U. erhält Fremdkapital (FK)
Unterschiede zw. EK und FK

Die Innenfinanzierung
1 Bedeutung der Innenfinanzierung
Langfristig kann U. nur existieren, wenn es die laufenden Auszahlungen u. den Großteil der
Investitionen aus laufenden Einzahlungen zurückverdient. Durch Verkauf von Produkten/DL müssen
ausreichend Finanzmittel aus eigener Kraft/von innen heraus erwirtschaftet werden.

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Diese Innenfinanzierungsmöglichkeiten eines U. => Basis der Finanzierung u. Voraussetzung dafür,
dass U. weitere Finanzierungsmaßnahmen ergreifen kann.

2 Arten der Innenfinanzierung

Selbstfinanzierung
 U. erzielen Gewinn, wenn sie ihre Produkte/DL erfolgreich vermarkten
 Gewinn bleibt im U. und wird nicht ausgeschüttet, sondern einbehalten. Somit erhöht sich
das EK und es kommt zu einem Finanzierungseffekt. Selbstfinanzierung = Eigenfinanzierung
 Einbehaltene Gewinne erhöhen EK; werden direkt am EK-Konto oder auf Rücklagenkonten
verbucht. Steuerliche Behandlung der einbehaltenen Gewinne:
a. Bei Kapitalgesellschaften unterliegen einbehaltene Gewinne nur 25%
Körperschaftssteuer. Bei Gewinnausschüttung zusätzlich 27,5% Kapitalertragssteuer.
b. Bei Personengesellschaftern u. Einzelunternehmern sind bis zu 13% des Gewinns
steuerfrei, wenn bestimmte Investitionen getätigt wurden (Pkw, Grundstück
ausgeschlossen). Höchstgrenze des Absetzbetrags sind 100.000€ pro
Steuerpflichtigen. Wenn keine Investitionen nachgewiesen wurden, werden pauschal
13% des Gewinns aber max. 3.900€ steuerfrei gestellt.
Umschichtungsfinanzierung
 Kapital ist in Vermögen gebunden. Es werden Mittel, die im Vermögen gebunden sind,
freigesetzt. Es handelt sich weder um Eigenfinanzierung noch um Fremdfinanzierung!
 Wichtigsten Formen der Umschichtungsfinanzierung
a. Finanzierung durch Vermögensumschichtung = U. bekommt durch Verkauf von nicht
mehr benötigten AV Geld. Es kommt auch zu einem Finanzierungseffekt, wenn U.
reduziert wird (zb. Senkung der Lagerbestände)
b. Abschreibungsfinanzierung = U. kalkuliert Wertminderung für Gebrauch der
Anlagegüter in Verkaufspreise ein -> es fließen mit dem Verkaufserlös auch
einkalkulierte Abschreibungsquoten ins U. zurück. Diese Abschreibungsquoten
können bis zu Ende der Nutzungsdauer, wo AV ersetzt werden muss, für andere
Investitionen genutzt werden.
Rückstellungsfinanzierung
 Rückstellungen werden für drohende, in Zukunft fällige Aufwände gebildet, wo Höhe oder
Rechtsgrund noch unbekannt ist.
 Zuerst stehen dem in der Buchhaltung verbuchten Aufwand keine Auszahlungen gegenüber.
Die zur Verfügung stehenden Mittel sind also größer als der Gewinn u. können für
Finanzierung verwendet werden.
 gilt vor allem für langfristige Rückstellungen (zb. Pensionsrückstellung)

S e i t e 16 | 73
Die Außenfinanzierung
1 Bedeutung der Außenfinanzierung
Innenfinanzierung = Rückgrat der Finanzierung. Manchmal ist U. auf Kapitalgeber außerhalb des U.
angewiesen:
(1) zur Überbrückung von Zahlungsterminen = laufende Ein- und Auszahlungen stimmen zeitlich
nicht überein. U. haben kurzfristigen Finanzierungsbedarf aus laufender Geschäftstätigkeit.
Kurzfristige Finanzmittel müssen von außen zugeführt werden.
(2) zur Finanzierung von Investitionen = U. verdient langfristig zwar genug, aber will Investition
vornehmen, eigenen Mittel reichen nicht aus -> es entsteht ein langfristiger
Finanzierungsbedarf. Langfristige Finanzmittel müssen von außen zugeführt werden.

2 Arten der Außenfinanzierung

Einlagenfinanzierung (Eigenkapital)
 U. bringen eigene Mittel ins U. ein oder nehmen neue Gesellschafter auf.
 Vorteile
a. EK muss nicht zurückgezahlt werden, steht U. unbefristet (also sehr langfristig) zur
Verfügung
b. keine Verpflichtung Gewinne/Gewinnanteile an EK-geber auszuzahlen
c. bisherigen Gesellschafter müssen ihre Rechte mit neu aufgenommenen
Gesellschaftern teilen.
Kreditfinanzierung (Fremdkapital)
 U. borgt sich für einige Zeit FK von Kapitalgeber (Lieferanten und Kreditinstitute).
 Kaufverträge = Basis für Lieferantenkredite; Kreditverträge = Basis für Bankkredite
 FK eignet sich zur Deckung langfristigen u. kurzfristigen Finanzbedarfs
 Als Kreditgeber langfristiger Kredite kommen vor allem Kreditinstitute infrage
 Bei Beurteilung unterschiedlicher Kredite sind Häufigkeit, Besicherung u. Kosten der
Kreditfinanzierung wichtig.
Häufigkeit der Kreditfinanzierung
 einmaliger Kredit – Kreditnehmer erhält gesamten Kreditbetrag. Er muss Kredit in
bestimmten Zeitraum zu festgelegten Bedingungen nach Vereinbarung im Kreditvertrag
zurückzahlen. Rechtlich gesehen = Darlehen
 roulierender Kredit – dem Bankkunden wird ein Kreditrahmen eingeräumt, über den er
verfügen kann. Teile des Kredits die er schon zurückgezahlt hat, kann er trotzdem wieder
beanspruchen. Rechtlich gesehen = Kredit im engeren Sinn

S e i t e 17 | 73
3 Besicherung der Kreditfinanzierung

Personale Sicherstellung
 Kredit wird nur durch Zahlungswillen u. Zahlungsfähigkeit des Kreditnehmers oder einer
dritten Person sichergestellt
Bürgschaft
Bürgen = Pers., die sich verpflichten für Verbindlichkeiten des Schuldners mitzuhaften. Sie müssen
zahlen, wenn Schuldner nicht zahlt. 3 Arten:
(1) Ausfallbürgschaft – Bürger haftet nur für den Teil der Schuld, den der Gläubige vom
Hauptschuldner (trotz Ausnutzung aller außergerichtlichen u. gerichtlichen Maßnahmen)
nicht eintreiben kann
(2) einfache oder subsidiäre (unterstützende) Bürgschaft – Gläubiger muss Schuldner mahnen,
wenn er nicht zahlt, wendet Gläubiger sich an Bürgen
(3) selbstschuldnerische oder solidarische Bürgschaft – Bürge ist als „Bürge und Zahler“
verpflichtet. Gläubiger wählt, von wem er Zahlung zuerst verlangen will.
Wechsel
= Wertpapiere, auf denen dem Kreditnehmer durch Unterschrift versprochen wurde, bestimmten
Betrag zu bestimmten Zeitpunkt zu bezahlen. Kreditnehmer kann dies als Sicherheit verwenden,
indem er es vor Fälligkeit an Bank verkauft.

Reale Sicherstellung
 Kredit wird durch Wert einer Kreditsicherheit sichergestellt
Pfandrechte
= Sicherstellung durch ein Pfandrecht an beweglichen (Lombard); unbeweglichen (Hypothek) Gütern
(1) Lombard – Verpfändung von beweglichen Vermögensgütern
a. Wertpapierlombard: Pfändung von Wertpapieren, die sich im Depot der Bank
befinden
b. Edelmetalllombard: Belehnung von zb. Münzen
c. Warenlombard: Einlagerung von Waren in Lagerhaus u. Übergabe des Lagerscheins
an Kreditinstitut. Kreditnehmer kann bei Erlaub Waren entnehmen u. Neue
einlagern. Es werden Waren mit einem Markt- oder Börsenpreis bevorzugt belehnt
(zb. Zucker)
(2) Hypothek – Pfandrecht auf Immobilien (Grundstücke, Gebäude). Es wird im Lastenblatt des
Grundbuchs eingetragen -> diese Eintragung = Hypothek

S e i t e 18 | 73
Forderungsabtretung (Zession)
Bei „Lieferung auf Ziel“ wird ein bestimmter Zahlungstermin vereinbart. Diese offene Buchforderung
kann Verkäufer als Kreditsicherheit verwenden, wenn er sie vor Fälligkeit ans Kreditinstitut abtritt. Er
erhält Rechnungsbetrag abzgl. Zinsen und Spesen von einer Bank als Kredit, bis Käufer zahlt.
Sicherungsübereignung
Bewegliche Sachen werden dem Kreditgeber nur übereignet. Besitzer kann diese weiterhin nutzen.
So kann Besitzer Sachen nutzen, mit denen weitergearbeitet werden muss oder die nur schwer als
Pfand verwahrt werden können.
Eigentumsvorbehalt
Verkaufte Sache bleibt für Kreditdauer im Eigentum des Verkäufers. Käufer kann somit Sache bereits
vor vollständiger Bezahlung nutzen. Er erlischt, wenn Sache verarbeitet oder weiterverkauft wird.

4 Kosten der Kreditfinanzierung


 FK erhält U. nicht gratis -> Fremdkapitalzinsen, Provisionen und Gebühren
Brutto- und Nettozinssatz
Neben „Sollzinsen“ verrechnen Banken oft Provisionen oder Gebühren, die Kreditkosten erhöhen.
Manche Banken bieten „Nettozinssätze“ (Neben Zinsen, werden keine weiteren Provisionen
verrechnet, weil sie schon inkludiert, sind also eigentlich ist es „brutto“).
Sollzinsen (Zinssatz für den offenen Kreditbetrag)
Großkunden können bis zu einer Grenze über ihre Höhe verhandeln.
Zinssatz ist von der Bonität („Güte“ = erwartete Zahlungsfähigkeit) des Schuldners, von Sicherheiten
und von der Höhe bzw. Laufzeit des Kredits abhängig.
„Zinsschwankungsklausel“ in meisten Kreditverträgen enthalten -> Kreditinstitut kann Kreditzinsen
bei Änderungen der Sekundärmarktrendite (= Durchschnittszinssatz der ö Anleihen) ändern.
Kredit kann sich durch Art der Zinsenverrechnung verteuern (BEISPIEL, SEITE 64)
Provisionen
(1) Zuteilungsprovision – bei Krediteinräumung, vor allem Darlehen
(2) Bereitstellungsprovision – bei roulierenden Krediten vom Kreditrahmen
(3) Kreditprovision – vom ausgenützten Kreditrahmen
(4) Überziehungsprovision – von Beträgen, die den Kreditrahmen übersteigen
(5) Umsatzprovision – zb. von größeren Umsatzseiten
Gebühren
=> vor allem für Verwaltung und sonstige Spesen eingehoben (zb. Spesen für Expressüberweisung).

5 Arten der Kreditfinanzierung


Lieferantenkredit
 einfachste Finanzierungsform in der Praxis, entsteht durch Kaufvertragsvereinbarung
„Lieferung auf Ziel“.
 erfolgt häufig ungesichert (keine besonderen Sicherstellungen).
 Wenn Käufer auf Ausnutzung des Skontos verzichtet, entstehen Kosten -> Effektivverzinsung
kann erheblich sein.
Kontokorrentkredit
 ist ein Bankkredit.
 Alle Einzahlungen (Gutschriften) und Auszahlungen (Belastungen) werden auf Konto
gegeneinander aufgerechnet.

S e i t e 19 | 73
 Am Ende der Abrechnungsperiode wird Saldo (nicht einzelnen Kontobewegungen)
verrechnet:
(1) Abwicklung – Einrichtung eines Kreditrahmens der roulierend ausgenutzt u. evtl. überzogen
werden kann
(2) Besicherung – alle Kreditsicherheiten (außer Eigentumsvorbehalt) eigenen sich
(3) Kosten – Sollzinsen, Bereitstellungs- und/oder Kreditprovision, Überziehungsprovision,
Umsatzprovision sowie Gebühren. Kosten sind von Höhe der Ausnutzung des Kreditrahmens
abhängig: außer Bereitstellungsprovision wird vom Kreditrahmen (unabhängig von dessen
Ausnutzung) berechnet.
(4)
(5) wirtschaftliche Bedeutung – Kontokorrentkredite passen sich gut den wechselnden
Finanzierungsbedürfnissen eines U. an. Rechtlich meist kurze Vertragslaufzeiten.
Wirtschaftlich ist er langfristig und wird immer wieder verlängert. Kann nur langsam
abgebaut werden.
Langfristige Bankdarlehen
 werden aufgenommen, im langfristige Finanzierungserfordernisse zu decken.
(1) Abwicklung – Kreditbetrag meist auf einmal ausgezahlt u. in Raten zurückgezahlt.
Darlehnslaufzeit wird an erwartete Nutzungsdauer der Investition u. Darlehenstilgung an
erwartete verdiente Abschreibung angepasst.
(2) Besicherung – durch Hypotheken = Hypothekardarlehen
(3) Kosten – von Höhe des Zinssatzes, Art der Zinsenverrechnung, weitere Gebühren abhängig
(4) wirtschaftliche Bedeutung – für kleine u. mittlere U. wichtigste Quelle langfristiger
Fremdfinanzierung. Für Großunternehmen große Bedeutung, weil evtl. kostengünstiger.

6 Kurz- und langfristige Sonderfinanzierungsformen


Factoring
 Weiterentwicklung der Forderungsrezession.
 Offene Buchforderungen werden vor ihrer Fälligkeit abzgl. Zinsen u. Spesen an Factoring-
Bank verkauft. Zahlungen des Schuldners immer direkt an Factoring-Bank.

S e i t e 20 | 73
 Factoring-Gesellschaft erbringt neben Kredit weitere Leistungen: Führung der
Debitorenbuchhaltung, Übernahme von Mahnung u. Inkasso, evtl. Übernahme des
Dubiosenrisiko (in Ö üblich) für ihre Kunden
 Kosten sind von erbrachter Leistung abhängig
 Wirtschaftliche Bedeutung – Factoring dient zur Finanzierung stark steigender Zielumsätze
und stark schwankender Umsätze (zb. Saisongeschäft)
Leasing
 = die Überlassung von Investitionsgütern für mittlere oder längere Perioden (18+ Monate) an
Nutzer durch spezielle Leasinggesellschaften
 Leasinggesellschaft erwirbt Investitionsgut auf Wunsch des Leasingnehmers vom
Produzenten/Händler und „verleast“ es an Leasingnehmer.

 Leasingfinanzierung ist rechtlich kein Kredit, sondern ein Leasingvertrag (ähnlich


Mietvertrag). Leasingverbindlichkeiten schienen in Bilanzen nach UGB nicht als FK auf.
Abwicklung
(1) Nutzer und Hersteller/Händler einigen sich über Art des benötigten Investitionsguts
(2) Verkäufer/Leasingnehmer/Beide wenden sich an Leasinggesellschaft und die erwirbt
Investitionsgut vom Verkäufer u. verleast es längerfristig an Nutzer
(3) Nutzer bezahlt der Leasinggesellschaft periodisch Leasingraten
Gestaltungsmöglichkeiten des Leasingvertrags
 mit/ohne Kaufoption – Recht, dass Leasingnehmer das Leasingobjekt nach Ende der
Vertragszeit erwirbt.
 mit/ohne Verlängerungsmöglichkeit – Recht, dass Leasingnehmer den Vertrag nach Ablauf der
Leasingdauer verlängert für meist sehr günstige Konditionen.
 mit/ohne Kündigungsrecht – Recht, dass Leasingnehmer den Vertrag nach bestimmten
Mindestlaufzeit kündigt. Großes Risiko für Leasinggeber. Kündigungsmöglichkeiten idR. nur
bei Verträgen über leicht verwertbare Güter mit zusätzlichen Kosten.
 Amortisationsleasing oder Restwertleasing – Bei Amortisationsleasing sind Leasingraten so
bemessen, dass Leasinggut in der Leasingdauer (fast) vollständig bezahlt wird. Bei
Restwertleasing wird Restwert vereinbart. Wenn Leasingnehmer Investitionsgut intensiver
nutzt, muss er Wertdifferenz zu Leasingende bezahlen oder Gut um Restwert erwerben.
Sale and lease back
= Sonderform des Leasings, erforderlich wenn Investitionsgut schon verkauft wurde und erst danach
über Leasing finanziert wird. Leasingnehmer verkauft Gut an Leasinggesellschaft und least zurück.
Die Kosten der Leasingfinanzierung

S e i t e 21 | 73
In den Kosten müssen der Leasingfirma Abschreibungen, Zinsen und Verwaltungskosten bezahlt
werden. Zusätzliche Kosten durch besondere Versicherungs- bzw. Wartungskosten.
Wirtschaftliche Bedeutung
Vorteile für Verkäufer
(1) zusätzliche Möglichkeit der Absatzfinanzierung, die ihm Risiko, Verwaltungsarbeit und
Finanzierungskosten erspart
Vorteile für Leasingnehmer
(2) Dauer des Leasingvertrags kann an Bedürfnisse u. finanzielle Möglichkeiten von
Leasingnehmer angepasst werden
(3) Leasing hält „Kreditlinien“ bei Hausbank frei. Man hat Liquiditätsreserve bei Hausbank
(4) Leasingverpflichtungen scheinen in Bilanz lt. UGB nicht auf, werden nicht bilanziert
(5) Leasing ist steuerlich günstiger.
Bei Leasingverträgen immer Kosten bei vorzeitiger Vertragsauflösung (auch Totalschaden) prüfen.

7 Weitere Kreditformen
Abnehmerkredit
 Anzahlungen und Vorauszahlungen = für größere Anschaffungen muss Käufer oft
Anzahlung leisten.
(1) Darlehen für Investitionen = Abnehmer gewähren manchmal zur Beschaffungssicherung
längerfristige Darlehen an Lieferanten
Langfristiger Lieferantenkredit
Lieferanten gewähren Abnehmern manchmal längerfristige Kredite für Investitionen zur
Absatzsicherung. Rückzahlung und Verzinsung erfolgt im Rahmen der Einkäufe.
Lombardkredit
Es wird ein kurzfristiges Darlehen gegen Verpfändung beweglicher Sachen gewährt.
Forderungszessionskredit
Kreditnehmer tritt offene Buchforderung vor Fälligkeit an Kreditinstitut ab. Kreditinstitut schreibt
Gegenwert abzgl. Zinsen u. Spesen gut. Funktioniert ähnlich wie Wechseldiskontkredit. Abwicklung:
(2) stille Zession – Schuldner von Kreditnehmer erfährt nichts von Abtretung. Kreditnehmer
verpflichtet sich Zahlungen, die ihm direkt zugehen an Kreditinstitut weiterzuleiten.
(3) offene Zession - Schuldner von Kreditnehmer wird Zession mitgeteilt. Er muss Zahlungen
direkt an Kreditinstitut leisten
Wechseldiskontkredit
Wechsel werden vor Fälligkeit vom Kreditnehmer an Kreditinstitut übergeben. Kreditinstitut schreib
Wechselbetrag abzgl. Zinsen u. Spesen gut.
Abwicklung: Kreditinstitut prüft, ob Wechselkreditrahmen ausreicht, ob nicht schon zu viele Wechsel
eingereicht wurden, ob Wechsel 2 gute Unterschriften aufweist (kreditfähige Unterschriften).
Wechsel mit Laufzeit über 3 Monate nur zu erhöhten Zinssatz diskontiert. Wechsel mit Restlaufzeit
von mehr als 6 Monaten nicht angenommen
Notleidende Wechsel: Wenn Bezogener diskontierte Wechsel nicht bezahlt, muss Einreicher Wechsel
zurücknehmen, den Bezogenen klagen und dem Kreditinstitut Betrag zur Verfügung stellen oder
neuen guten Wechsel einreichen
Wirtschaftliche Bedeutung: Diskontkredit dient zur Absatzfinanzierung von Großhandel/Industrie
Akzeptkredit
Kreditnehmer zieht auf das kreditgewährende Institut einen Wechsel, welcher vom Kreditinstitut
akzeptiert wird. Kreditnehmer kann diesen Wechsel leicht verwerten -> er kann ihn zahlungshalber
an Gläubigen weitergeben oder bei einem Kreditinstitut diskontieren lassen.

S e i t e 22 | 73
Kreditnehmer muss dem kreditgewährenden Institut Wechselbetrag knapp vor Fälligkeit des
Wechsels zur Verfügung stellt.
Akzeptkredite sind nicht häufig. Für kreditgewährendes Institut handelt es sich um eine Kreditleihe.
Avalkredit
Kreditinstitut erklärt sich bereit, für bereits bestehende/zukünftige Verbindlichkeit des Kunden zu
haften. Er erhält eine Provision.
Verwendungszweck
 Zollaval – Kreditnehmer muss Zoll nicht sofort bei Grenze zahlen, Kreditinstitut haftet
 Frachtaval – Großkunden bezahlen (zb. für Transportleistungen der Bahn) monatlich.
Bundesbahn verlangt Garantie, dass tatsächlich bezahlt wird.
 Mängelgarantie – Kreditinstitut hafte mit bestimmtem Betrag für Mängelbehebung
 Anzahlungsgarantie – Kreditinstitut haftet für Anzahlung (für den Fall, dass der Verkäufer
nicht liefert und die Anzahlung nicht zurückzahlt)
 Lieferungsgarantie – Kreditinstitut haftet für rechtzeitige Lieferung mit einem Geldbetrag.
Abwicklung
-> bei manchen Garantien schwierig. IdR. zahlt Kreditinstitut sofort, wenn es in Anspruch genommen
wird. Kreditnehmer muss ihm den Betrag ersetzen und mit seinem Partner Rechtslage klären.
Wirtschaftliche Bedeutung
Avalkredite ermöglichen Verwaltungseinsparungen; Kreditverhältnisse zw. Partnern, die nicht
miteinander vertraut sind; das Zustandekommen zw. Geschäften zw. Partnern, die sich nicht kennen
oder nicht ausreichend vertrauenswürdig sind und im Geschäft mit öffentlichen Auftraggebern sind
Garantien meist überhaupt Vorbedingung für den Geschäftsabschluss.

Finanzierungskennzahlen
1 Kennzahlenbereiche
Rechnungswesen = wichtig für Tätigkeit eines U., eine wichtige Quelle für Ermittlung von Kennzahlen.
Finanzielle Stabilität gibt Aufschluss darüber, wie solide das U. finanziert ist. Ertragslage zeigt, wie gut
U. mit verfügbaren Mitteln arbeitet. Kennzahlenberechnung erfolgt in der Praxis nicht einheitlich.

2 Aussage der Kennzahlen


Vermögens- und Kapitalstruktur

S e i t e 23 | 73
(1) Vermögensstruktur
Bei dieser Analyse wird das Verhältnis von AV zum UV betrachtet. Vermögensstruktur ist stark von
der Branche abhängig, in der U. tätig ist:
(1) anlagenintensive Betriebe
a. Betriebe der Urproduktion (Bergbau, Forstwirtschaft)
b. Industriebetriebe (Stahlindustrie)
c. Verkehrsbetriebe (Eisenbahnen)
d. Versorgungsbetriebe (Gaswerke, Wasserwerke)
(2) umlaufintensive Betriebe
a. vorratsintensive Betriebe
 Betriebe, bei denen lange Lagerung notwendig ist (Holzindustrie)
 Betriebe mit konzentriertem Produktanfall aber kontinuierlichem Absatz
(Gemüsekonservenindustrie)
 Handelsbetriebe mit großem Warenlager (Drogerie)
b. Forderungsintensive Betriebe
i. Vor allem Kreditinstitute
Für exakte Ergebnisse -> stille Reserven im AV, gemietete u. geleaste Anlagen berücksichtigen.
(1) Kennzahlen

(2) Kennzahleninterpretation
 Hohe Anlagenintensität -> U. hat hohen Kapitalanteil langfristig gebunden, verursacht höhere
Fixkosten u.a. in Form von kalkulatorischen Abschreibungen/Eigenkapitalzinsen. U. mit hoher
Anlagenintensität = konjunkturempfindlich
 Hohe Umlaufintensität -> U. hat viel Kapital kurzfristig gebunden

(2) Kapitalstruktur
Bei dieser Analyse wird Verhältnis von EK zu FK betrachtet. Kapitalstruktur hat starken Einfluss auf
unternehmerische Handlungsmöglichkeiten.
 Kennzahlen

 Kennzahleninterpretation
 EK-Quote -> Maßstab für Krisenanfälligkeit u. Kreditanfälligkeit eines U. Je höher, desto eher
sind Verluste abdeckbar, desto höher finanzielle Unabhängigkeit. Gut geführte U. haben
mind. 20%.
 Verschuldungsgrad -> weitere Möglichkeit Verhältnis von EK zu FK auszudrücken. Bei EK-
Quote von 20% ist Verschuldungsgrad 400%.

Finanzlage
 Finanzlage eines U. wird durch Finanzierung beeinflusst.
 Finanzierung des U. = Zusammenspiel zw. Außen- und Innenfinanzierung.

S e i t e 24 | 73
 Außenfinanzierung auf Passivseite der Bilanz zu bestimmtem Zeitpunkt sichtbar
 Innenfinanzierung ergibt sich aus Möglichkeit des U. in einem bestimmten Zeitraum Finanzmittel aus
eigener Kraft zu erwirtschaften. Das wird mit dem Cashflow gemessen.
 Finanzlage: Verhältnis zw. Vermögens- und Kapitalstruktur
Verhältnis zw. langfristigem Vermögen u. langfristigem Kapital bzw. Verhältnis zw. kurzfristigem
Vermögen u. kurzfristigem Kapital zu einem bestimmten Zeitpunkt wird untersucht.
a) Kennzahlen

b) Kennzahleninterpretation
 Anlagendeckung -> in welchem Ausmaß langfristig gebundenes Vermögen durch langfristig
zur Verfügung stehendes Kapital finanziert ist. Liquiditätsschwierigkeiten wenn langfristig
gebundenes Vermögen kurzfristig finanziert ist. Anlagendeckung soll mind. 100% betragen ->
wird auch „goldenen Bilanzregel“ (Langfristiges Vermögen ist langfristig zu finanzieren)
genannt.
 Working Capital -> wenn es positiv ist, kann gesamtes kurzfristiges FK durch Verkauf des
gesamten UV zurückbezahlt werden. Teile des UV werden langfristig finanziert und U. hält
goldene Bilanzregel ein.
 Liquiditätsgrade -> in welchem Ausmaß kurzfristiges FK eines U. durch kurzfristig verfügbare
Mittel gedeckt ist. Liquidität 3. Grades hängt sehr mit Working Capital zusammen (wenn es
höher als 100% ist, ist Working Capital positiv)

 Chasflow und Chasflow-Kennzahlen


Fähigkeit eines U, innerhalb eines bestimmten Zeitraums aus Umsatzprozess Finanzmittel zu
erwirtschaften und damit FK zu tilgen bzw. Investitionen zu tätigen, wird untersucht.
(1) Kennzahlen

(2) Kennzahleninterpretation
 Cashflow -> zeigt wie viele Finanzmittel ein U. aus laufender Geschäftstätigkeit erzielt. Er ist
eine Maßzahl für Innenfinanzierungsmöglichkeiten eines U. BUCH, SEITE 83
Bleibt Geschäftsumfang ungefähr gleich, ist Berechnung richtig. Ändern sich jedoch der
Geschäftsumfang od. die Zielfristen, stimmt Berechnung nicht.

S e i t e 25 | 73
 Selbstfinanzierungsquote -> gibt Auskunft darüber zu welchem Anteil Investitionen mit
Finanzmitteln getätigt werden konnten, die aus eigener Kraft erwirtschaftet wurden. Je
höher, desto positiver ist finanzwirtschaftliche Situation des U.
 Entschuldungsdauer -> zeigt wie viele Jahre ein U. braucht das FK aus eigener Kraft
zurückzubezahlen. Je kleiner, umso besser ist sie zu beurteilen.
Erfolgskennzahlen
 GuV-Rechnung wird hinsichtlich ihrer Struktur untersucht. Analyse, welche Aufwände den
Erfolg eines U. am meisten beeinflussen bzw. wie hoch der Erfolg gemessen am Umsatz ist.

1. Aufwände und Umsatz


1. Kennzahlen

2. Kennzahleninterpretation
 Material- und Personalintensität -> Die höchsten laufenden Auszahlungen eines U. betreffen
meist Material u. Person. Sie geben an, wieviel % vom Umsatz für diese beiden Positionen
ausgezahlt werden. Beide sind nur im Zeitvergleich aussagekräftig.

3. Erfolg und Umsatz


1. Kennzahlen

2. Kennzahleninterpretation
 Umsatzrentabilität -> wie viel Jahresüberschuss wird vom Umsatz prozentuell erzielt. 5%
Umsatzrentabilität bedeutet, dass bei 100€ Umsatz 5€ Jahresüberschuss erzielt werden.
 Chasflow-Quote -> wie viel Finanzmittel werden aus dem Umsatzprozess erzielt.

Rentabilitätskennzahlen
 geben Verhältnis zw. Unternehmenserfolg u. Kapital an. Dieses Verhältnis wird auch von
Umschlagshäufigkeiten des Vermögens bzw. des Kapitals beeinflusst.

1. Rentabilität
Unternehmenserfolg kann mit/ohne Zinsen auf EK oder GK bezogen werden.
1. Kennzahlen

2. Kennzahleninterpretation

S e i t e 26 | 73
 EK-Rentabilität -> wie viel Erfolg wird vom Kapital prozentuell erzielt. 15% EK-Rentabilität =
mit 100€ eingesetztem Kapital wird ein Erfolg von 15€ erzielt. Sie sollte höher sein, als für FK-
Zinsen bezahlt werden muss.
 Return on Investment -> setzt Unternehmenserfolg in Beziehung zum GK. Er sollte höher sein,
als für FK-Zinsen bezahlt werden muss.
 GK-Rentabilität -> setzt Unternehmenserfolg samt FK-Zinsen in Beziehung zum GK. Sie sollte
höher sein, als für FK-Zinsen bezahlt werden muss.

3. Leverage-Effekt
= der Zusammenhang zw. EK-Rentabilität, GK-Rentabilität, EK-Quote bzw. Verschuldungsgrad.
Es geht um die Hebelwirkung, die der FK-Anteil auf EK-Rentabilität erzielen kann: ein hoher FK-Anteil
kann Rentabilität des EK erhöhen/verringern.
 positiver Leverage-Effekt -> FK-Zinssatz ist niedriger als GK-Rentabilität, so ist EK-Rentabilität
umso höher, je geringer EK-Anteil ist.
 negativer Leverage-Effekt -> FK-Zinsen sind höher als GK-Rentabilität, dann sinkt EK-
Rentabilität, wenn EK-Anteil abnimmt.

4. Umschlagshäufigkeiten
1. Kennzahlen

2. Kennzahleninterpretation
 Kapitalumschlagshäufigkeit -> wie oft wird Kapital innerhalb eines Zeitraums durch
Umsatzerlöse zurückverdient. Kapitalumschlagshäufigkeit 2 = Umsatz ist doppelt so hoch wie
GK bzw. das GK wird 2 mal pro Jahr zurückverdient. Je häufiger dieser erfolgt, desto weniger
Kapitaleinsatz nötig.
 Lagerumschlagshäufigkeit/Lagerdauer -> wie lange werden Vorräte eines U. im U. gelagert.
Lagerdauer soll kurz bleiben ohne Lieferbereitschaft zu gefährden.
 Debitorenumschlagshäufigkeit/Debitorenziel -> welche durchschnittlichen Zahlungsziele
nutzen Kunden.

S e i t e 27 | 73
 Kreditorenumschlagshäufigkeit/Kreditorenziel -> welche durchschnittlichen Zahlungsziele
nutzt das U. zur Bezahlung von Lieferanten

3 Einschränkungen der Aussagekraft


Häufig ist Berechnung/Interpretation von Kennzahlen aus veröffentlichtem Geschäftsbericht nur
wenig aussagekräftig. Gründe dafür:
 Die Bewertungsvorschriften des UGBs
1. Anschaffungswert bzw. Anschaffungswert minus Abschreibungen gelten als Obergrenze für
Bilanzansatz. Güter, die lang im Betriebsvermögen sind, sind unterbewertet.
2. Zum EK zählen auch die Rücklagen und der Bilanzgewinn. EK ist durch vorsichtige Bewertung
des Vermögens, der Rückstellungen, der Fremdwährungsschulden … meist zu gering
ausgewiesen
3. GK ist auch verzerrt, weil sich vorherigen Verzerrungen GK auswirken. Vermögen u. Kapital
können saisonale Schwankungen haben.
4. Die aus Jahresabschluss ermittelte Kapitalrentabilität kann von wahren Verhältnissen
abweichen, weil Gewinn „vorsichtig“ ermittelt, wird u. Zähler zu klein sein kann; weil das
Kapital auch „vorsichtig“ bewertet, wird u. Nenner des Bruchs zu klein sein kann.
 Die zunehmende Finanzierung über Leasing
5. Wenn Anlagegut gekauft u. über Kredit finanziert wird, scheint Gut + Kredit in der Bilanz auf -
> daher steigt Gesamtvermögen und EK-Anteil sinkt.
6. Wenn Gebäude geleast wird bleiben AV u. Schulden gleich -> EK-Anteil unverändert

4 Kennzahlensysteme
 bringen einzelne Kennzahlen in einen Zusammenhang. DuPont-System ist älteste u.
bekannteste.

 Der Return on Investment wird von der Höhe der Aufwände/Kosten (weil damit
Jahresüberschuss bestimmt wird) und der Höhe des Anlage- und Umlaufvermögens (weil
damit Gesamtvermögen bestimmt wird) beeinflusst.
 Diese beiden Größen liefern Ansatzpunkte zur Verbesserung der Kapitalrentabilität
 Umsatzrentabilität steigt durch Steigerung des Umsatzes (Produktinnovationen, Erzielung
höherer Verkaufspreise…) oder/und durch Senkung der Kosten (wirksame Kostenkontrolle,
optimale Auslastung der Fertigungskapazität)
 Vermögensumschlagshäufigkeit steigt bei Senkung de UV (Factoring von Forderungen, Abbau
von Vorräten…) oder/und bei Senkung des AV (Kapazitätsabbau beim AV…)

5 Vorgangsweise bei der Kennzahleninterpretation


 Kennzahleninterpretation ist isoliert sinnlos, weil sich ihre Aussagekraft nur durch Vergleiche
erschließt und es zw. den Kennzahlen zu viele Abhängigkeiten gibt.
 Als Vergleichsmaßstäbe bieten sich an: der Soll-Ist-Vergleich (zur Kontrolle der Erreichung
der Planwerte); der Zeitvergleich (um langfristige Auswirkungen von
Managemententscheidungen auf Prüfstand zu heben); der Branchenvergleich (um sich an
den Besten der Branche zu messen)

S e i t e 28 | 73
S e i t e 29 | 73
Beachte!
1. die Übersicht zu den Kennzahlenwerten ist eine Momentaufnahme für 2 ausgewählte
Branchen. Man sieht das Kennzahlen abhängig von Branche zum Teil weit auseinanderliegen
können; die Vorstellung darüber, unter welchen Voraussetzungen Kennzahl gut ist, ändert
sich im Zeitverlauf
2. Um die Problematik der wechselseitigen Abhängigkeit von Kennzahlen zu umgehen, ist es
empfehlenswert, eine Kennzahlenanalyse mit 4 stabilen (voneinander weitgehend
unabhängigen) Kennzahlen zu beginnen.

Vier Kennzahlen zuerst (4 stabile Kennzahlen)

Ursachenforschung
 erfolgt, wenn die 4 Kennzahlen den Mindest-/Sollwert unterschreiten! Es werden folgende
anderen Kennzahlen untersucht:

Maßnahmenempfehlungen
 Aus Ursachenforschung ergibt sich ein Therapieplan für das U.:

S e i t e 30 | 73
6 Kreditprüfung durch Banken und Lieferanten
Banken stellen Kredit auf Basis des Kreditvertrags, Lieferanten auf Basis eines Kaufvertrags, wenn
„Auf Ziel“. Mit Kreditprüfung kann Bonität (ob Rückzahlung gesichert ist also Zahlungsfähigkeit)
geprüft werden.
1 Kreditprüfung durch Banken

(2) B
e
i
lagen zum Kreditvertrag
Welche Unterlagen, abhängig von Höhe und Dauer des Kredits
Vom Unternehmer kann verlangt werden:
letzte Jahresabschluss (einschließlich Geschäftsbericht & Prüfungsbericht)
Zwischenbilanz/Statusbilanz für Zeitpunkt Kreditantrag
Auszug aus Firmenbuch
Aufstellung über Vermögensgüter (evtl. mit Angabe der Belastungen z.B.
Eigentumsvorbehalt, Verpfändung etc.)
Angaben über Umsatzentwicklung, den Auftragsstand, geplante Investitionen
Angaben über Finanzstruktur (Zusammensetzung EK, bestehende Kreditverhältnisse inkl.
Rückzahlungspläne)
Finanzplan für Kreditlaufzeit (min. erste Rechnungsperiode nach Kreditgewährung)
Verzeichnis der Sicherheiten (Grundbuchauszüge, Debitorenliste, Adresse von Bürgen,
Bestandsverhältnisse über Rohstoffe, etc.)

Bei Privatkrediten:
S e i t e 31 | 73
Einkommens- und Beschäftigungsbestätigung
Angabe von Bürgen
Grundbuchauszüge bei Hypothekardarlehn

(3) Prüfung der persönlichen Kreditwürdigkeit des Kreditwerbers


Abhängig vom bisherigen Verhalten des Kreditwerbers. Folgendes wird überprüft:
Hat er Schulden, frühere Bankkredite immer rechtzeitig bezahlt?
Ist er als pünktlicher Lieferant bekannt?
Besteht Unternehmen schon lange bzw. ist privater Kreditwerber länger beim gleichen
Dienstgeber beschäftigt?
Gilt Geschäftsführung als initiativ und ideenreich?
(4) Prüfung sachlicher Kreditwürdigkeit
Bei statischen Kreditprüfung wird festgestellt, ob Kreditwerber gegenwärtig kreditfähig ist.
Abhängig von den angebotenen Sicherheiten und der derzeitigen Vermögens- und
Kapitalsituation (Anteil Fremdkapital, Liquidität der Vermögensteile)
Bei größeren Krediten wird Statusbilanz verlangt, gibt tatsächliche Verhältnisse wieder, d.h.
stille Bewertungen durch Unterbewertung sind aufzulösen, Forderungen sind mit Wert
anzugeben, der wsl. Eingehen wird und die Verbindlichkeiten sind um jenen Wert zu
erhöhen, die in Bilanz nicht aufscheinen (z.B. Miet- und Leasingverbindlichkeiten)
Nachteile statische Kreditprüfung:
Sicherheiten, die für Kredit angeboten werden können zwar Dubiosenrisiko senken, ist
jedoch nicht Hauptzweck der Kreditprüfung festzustellen, ob Forderung zwangsweise
eingetrieben werden kann. Sinnvoller ist, Kredit nur zu gewährleisten, wenn er
vermutlich ordnungsgemäß zurückgezahlt werden kann.
derzeitige Vermögenslage gibt über zukünftige Finanzkraft (Fähigkeit Barmittel für
Rückzahlung aufzubringen) nur unzureichend Auskunft

Die statische Kreditprüfung daher durch dynamische Kreditprüfung ergänzt. Dabei wird
geprüft: -Rückzahlungspläne für gewährten Kredit
• Finanzpläne für Gesamtunternehmen
• Prognosen für Gewinn- und Verlust-Rechnung in zukünftigen Rechnungsperioden
Beispiel Seite 98!
Für statische und dynamische Kreditprüfung Hilfen für Kreditinstitute: Auskünfte des
Kreditschutzverbands, mit denen Kreditinstitute online verbunden sind und EDV-Programme,
die aus Werten des Rechnungswesens Kennzahlen und Prognosen errechnen.
(5) Kreditgeschäfte in der Praxis
Darlehn an Private, Bund, Länder und Gemeinden und andere Kreditinstitute sind wichtiger
Teil des Kreditgeschäfts.
Privatkredit:
Unterscheidung: Personalkleinkredit (kleinere Kredite, kürzere Laufzeit) und
Anschaffungskredite (größere Kredite, längere Laufzeit).
Auch an Private Hypothekendarlehn gewährt, Abwicklung wie bei Unternehmen.
Abwicklung: Rechtlich=Darlehn, meist gleiche Monatsraten verzinst und
zurückgezahlt.
Kosten: Kredit kann durch Art der Zinsberechnung und Nebengebühren teurer
werden. Kreditinstitute sind verpflichtet, Effektivzinssätze anzugeben.
Sicherheiten: meist durch Einkommen und häufig Bürgschaft gesichert.

S e i t e 32 | 73
Wirtschaftliche Bedeutung: Privatkunden bedeutend für Kreditgeschäft, da Handel
Kreditwünsche nicht decken, Kreditprüfung und Verwaltung nicht
durchführen kann.
Privatgeldvermittler und Kreditbüros bieten oft kurzfristige Kredite mit überhöhten
Zinsen an. Sie verrechnen aufschlagsmäßige Zinsen und hohe Zuteilungs- und
Bearbeitungsgebühren. Beispiel S99.

2 Kreditprüfung durch Lieferanten


Lieferanten sind wichtigste kurzfristige Finanzierungsform für Unternehmen. Für Lieferanten
Lieferforderung an Kunden. Zahlungsverzögerungen/-ausfälle können beim Lieferanten ernste
Schwierigkeiten auslösen, schmälern Gewinn und Liquidität.
Im Gegensatz zu Banken, eingeschränkte Kreditprüfungsmöglichkeit. Wenn keine Erfahrung mit
KundeBilanz oder andere Veröffentlichungen des Geschäftspartners ist wichtige Auskunftsquelle.
Außerdem kann Bonitätseinschätzung durch Auskunfteien erfolgen. Weitere Datenquellen sind
Kreditschutzverband von 1870 oder Alpenländische Kreditorenverband.

Kapitel 3 Investitionsmanagement
1 Phasen des Investitionsmanagements
Investition in Anlagevermögen wichtig für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit und sind langfristig
wirksam. Rechtzeitig überlegen ob und welche Investitionsoll nötige Qualität zu geringen Kosten
aufweisen. Nach Investition Kontrolle ob Entscheidung richtig war.
1 Arten von Investitionen
Je nach Anlass verschiedene Arten:
 Neuinvestition (Anschaffung neuer Investitionsobjekte)
Erstinvestition (Bereitstellung der Erstausstattung bei Unternehmensgründung)
Erweiterungsinvestition (Investition zur Produktausweitung)
Rationalisierungsinvestition (Investitionen zur Senkung Produktionskosten, häufig werden
nutzbare Objekte aus wirtschaftlichen Gründen vorzeitig ersetzt)
 Ersatzinvestition (Ersatz für gebrauchte Objekte die technisch und somit wirtschaftlich nicht
mehr zu gebrauchen sind)

Bei einzelnen Investitionen Abgrenzung schwierig, weil mehrere Gründe gleichzeitig.


2 Phasen des Investitionsmanagements
Phase 1: Investitionsplanung
Tätigkeiten: Anregung der Investition (z.B. Aufgrund aktueller Portfolio-Situation hat
Unternehmen beschlossen Babydecke zu entwickeln)
Festlegung von Entscheidungskriterien (z.B. Aufgrunf Budge, Qualitätsansprüche,
etc. werden Entscheidungskriterien wie Preis, Produktionsmenge, Qualität
etc. festgelegt)
Einholung von Investitionsalternativen (z.B. Angebote Webstuhlhersteller
vergleichen)
Phase 2: Investitionsentscheidung
Tätigkeiten: Vorauswahl der Investitionsalternativen (z.B. Manche Angebote fallen weg wegen
nicht Erfüllen der Kriterien)
Bewertung der Investitionsalternativen (z.B. Alternativen mithilfe Tools bewertet,
Ergebnisse sind wichtige Grundlage für Entscheidung)

S e i t e 33 | 73
Phase 3: Investitionsdurchführung
Tätigkeiten: Bestellung und Bezahlung (z.B. Bestellung - Vorbereitungen z.B. Räumlichkeiten
bereitgestellt – Bezahlung Lieferanten)
Phase 4: Investitionskontrolle
Tätigkeiten: Abgleich geplante/erreichte Ziele (z.B. zu bestimmten Zeitpunkten wird
kontrolliert, ob Investition geforderte Leistung zu geplanten Kosten bringt bzw. warum
Abweichungen)
Gründe für Große Bedeutung des Investitionsmanagements:
 Investitionen binden viel Kapital in Form von Anlagevermögen
 Investitionen verursachen längere Kapitalbindung
 Investitionen können kurzfristig und ohne Verluste kaum rückgängig gemacht werden
 Investitionen verändern Kostenstruktur. Mit ihnen erhöht sich Anteil Fixkosten, die
unabhängig von Auslastung verdient werden müssen.

2 Tools für das Investitionsmanagement


Für Entscheidung werden Bewertungskriterien benötigt. Verschiedene Tools ermöglichen Vergleich
zwischen Alternativen.

Bei Scoringmethode werden verschiedene Kriterien zielabhängig gewichtet, je nachdem wie gut
Kriterien erfüllt werden, anschließend Investition bepunkten.
Bei Kostenvergleichsrechnung werden Kosten verglichen, die im Durchschnitt pro Periode
verursacht werden
Bei Rentabilitätsvergleichsrechnung wird mögliche Verzinsung des eingesetzten Kapitals verglichen
Bei Amortisationsrechnung wird Zeitraum, in dem investiertes Kapital wieder zurückfließt
verglichen.
Bei Kapitalwertmethode wird verglichen, ob zukünftige Chashflows – abgezinst von Zeitpunkt der
Investition – insgesamt höher als Auszahlungen für Investition sind.

Scoringmethode (Punktwertmethode)
Eigenschaften der Alternativen werden bewertet und gewichtet.
(7) Aufbau der Punktwertmethode
S e i t e 34 | 73
Ziel= einzige Maßzahl für jede Entscheidungsalternative zu bekommen. Folgende Schritte
erforderlich:
Definition der Merkmale für Bewertung
Formulierung Mindestanforderungen für verschiedene Merkmale
Entwicklung Bewertungsskala und Bewertung Alternativen
Zuordnung Gewichtungsfaktor zu jedem Merkmal
Multiplikation der Punktewerte mit den Gewichten und Ermittlung der Gesamtpunkte
(8) Merkmale für die Bewertung
z.B. Merkmale für Bewertung von Webstuhl für Babydecke: Preis, Anzahl der
Fadenvorrichtungen und Webschächte, Anzahl möglicher Farben, Servicenähe, Servicepreis,
Reparaturanfälligkeit
(9) Formulierung Mindestanforderungen
Beispiel: Mindestanforderungen: Höchstpreis von 150.000€, mindestens 4
Fadenvorrichtungen, 8 Webschäfte und 8 Farben. Alle Webstühle, die Mindestanforderung
nicht erfüllen, werden ausgeschieden.
(10) Entwicklung Bewertungsskala und Zuordnung von Punkten
Bewertungsskale soll ca. 5-7 Stufen haben. Wenn wenigerUnterschiede können nicht
ausreichend berücksichtigt werden. Wenn mehrGenauigkeit wird vorgetäuscht, die Beim
Einschätzen der Merkmale nie erreicht werden kann.
Wenn quantitative Merkmale in Punkte umgerechnet werden sollgenau überlegen, welche
Werte als sehr Hoch/niedrig zu betrachten sind. Dazwischen sind dann Abstufungen zu
wählen. (z.B. 8 Farben erzielt: Farbskala von 8-16: 8=1 Punkt, 12=2 Punkte, 16=3 Punkte)
(11) Zuordnen von Gewichten in Prozentzahlen
Zuerst Merkmale nach Wichtigkeit reihen, wenn gleichgewichtig, dann gleicher Platz
Dann Merkmale nach Wichtigkeit in Prozent bewerten, Gesamtsumme der Merkmale
muss 100% ergeben
Kontrolle ob Gewichtungen sinnvoll sind

(12) Multiplikation der Punkte mit der Gewichtung

Interpretation: Webstuhl Keke hat höchste Gesamtpunkteanzahl, nur 5 Punkte unterschied


zu Afred Webstuhl.

Bevor Scoringmethode: Alternativen ausscheiden, die Mindestanforderungen nicht gerecht werden,


sonst bekommt falsche Alternative evtl. höchste Punktzahl, weil sie in 2 wichtigen Faktoren hohe
Punkte hat, jedoch Mindestanforderungen nicht gerecht wird. (z.B. Billig erbringt nicht erwünschte
Leistung)

S e i t e 35 | 73
Statische Investitionsrechenverfahren
Sind einfache Vergleichsrechnungen. Entscheidungskriterien sind Kosten, Rentabilität oder
Amortisationszeit. Durchschnittswerte für eine Periode werden gewertet.
Aufbereitung der Daten:
Daten aus Angeboten für Alternativen aufbereitet und um interne Planungsdaten ergänzt.
Kostenvergleichsrechnung:
Kosten vergleichen, um kostengünstigste Variante zu finden. Je nach Problemstellung unterschiedlich
eingesetzt.

Investitionen verursachen zusätzliche variable und fixe Kosten. Dabei sind folgende Rechengrößen zu
unterscheiden:
Restwert: Wenn mit Investition am Ende der Nutzungsdauer Verkaufserlös erzielt, so ist dieser
Restwert bei kalkulatorischer Abschreibung und kalkulatorischen Eigenkapitalzinsen zu
berücksichtigen.
Kalkulatorische Abschreibung: Wenn Restwert, wird weniger abgeschrieben. Differenz von
Anschaffungs- und Restwert ist Basis für Berechnung der
kalkulatorischen Abschreibung
Kalkulatorische Eigenkapitalzinsen: Bei Restwert zwar weniger abgeschrieben, aber
durchschnittlich gebundenes Kapital höher, weil Restwert über gesamte Nutzungsdauer
unverändert hoch ist

(5) Kostenvergleich bei bekannter Auslastung


Kostenvergleich Pro Periode (Beispiel Seite 113)
Kostenvergleich pro Leistungseinheit: Kostenvergleich pro Periode nur sinnvoll, wenn
Leistung der Alternativen gleich hoch ist. Wenn ungleich hohe Auslastung geplant, dann
Kostenvergleich pro Leistungseinheit, z.B. pro Stück oder pro Meter (Beispiel Seite 114)
(6) Kostenvergleich bei unbekannter Auslastung
Wenn Auslastung nicht genau geplant werden kannermitteln: Bis zu welcher Auslastung ist
die eine, ab wann die andere Alternative günstiger? „Kritische Auslastung“ sind Alternativen,
die die selbe Kostenhöhe verursachen.
Für Berechnung fixe und variable Kosten trennen. Formel Kritische Auslastung:

Formel besagt: Wie viele Leistungseinheiten müssen erstellt werden, bis man durch die
Einsparung bei den variablen Kosten die Fixkostendifferenz erspart? (Beispiel Seite 114)

S e i t e 36 | 73
Rentabilitätsvergleichsrechnung
Wenn Alternativen unterschiedliche Anschaffungswerte und/oder Objekte werden mit
unterschiedlichen Erträgen erzielt, ist Kostenvergleich nicht geeignet. Rentabilität zeigt Verzinsung
des eingesetzten Kapitals. (Beispiel Seite 115/116) Formel:
(Wenn Gewinn/Kostenersparnis in
Perioden unterschiedlich, wird
Gesamtwert über Nutzungsdauer
ermittelt und Durchschnitt berechnet)
Zu beachten: Bei Berechnung der Rentabilität können kalkulatorische Eigenkapitalzinsen nicht
berücksichtigt werden, weil die Höhe der Verzinsung durch die Berechnung der Rentabilität erst
ermittelt wird.
Die statische Amortisationsrechnung
Problem Kosten-/Rentabilitätsrechnung: Gesamte Nutzungsdauer wird in Überlegung einbezogen.
Bei längerfristigen Investitionen aber unsicher, wie sich Kosten und Erträge in mehreren Jahren
entwickeln. Verlässliche Prognose oft nur für wenige Jahre möglich.
Amortisationsrechnung ermittelt, in welchem Zeitraum die Ausgaben für Investition durch
Gewinne/Kosteneinsparungen wiedergewonnen werden kann (amortisiert). Je kürzer
Amortisationszeit desto besser. Formel Amortisationszeit (Pay-off-methode):

Die Amortisationszeit muss innerhalb der Nutzungsdauer liegen, sonst amortisiert sich die Investition
nicht und sollte nicht durchgeführt werden.
Zu beachten: Die Abschreibung zählt nicht zu den Kosten, da ja berechnet wird, wie schnell sich die
Investition amortisiert, d.h. wie schnell sie abgeschrieben werden könnte. (Beispiel Seite 117)
Nachteil statische Amortisationsrechnung: alle Erträge/Kosten, die nach Ende der Amortisationszeit
anfallen, werden nicht mehr berücksichtigt. Weichen Nutzungsdauer der Alternativen (erheblich)
voneinander ab, liefert statische Amortisationsrechnung kein verlässliches Ergebnis.

4 Beurteilung der statischen Investitionsverfahren


Vor-/Nachteile einzelner Verfahren:
 Kostenvergleich nur geeignet, wenn Alternativen gleiche Leistung in ca. gleicher Qualität
erbringen. Nicht geeignet, wenn mit Investition erzielten Erlöse unterschiedlich sind.
 Rentabilitätsvergleich geeignet, wenn Investitionskosten der Alternativen und/oder erzielte
Erlöse oder Kostensparungen unterschiedlich hoch sind.
Gerechnet wird mit durchschnittlichen Erlösen/Kostensparungen für gesamte
Investitionsdauer. Diese müssen für längere Perioden prognostiziert werden.
 Statische Amortisationsrechnung ermittelt Zeitraum, innerhalb dessen sich Investition durch
Gewinne o. Kostensparungen amortisiert. Gewinne/Kostensparungen am Ende der Zeit
werden nicht mitgerechnet. Wenn Nutzungsdauer der Alternativen unterschiedlich, ist
Amortisationsrechnung nicht sehr zuverlässig. Amortisationsrechnung für grobe Schätzung
des mit der Investition verbundenen Risikos verwendet. Je kürzer Amortisationszeit, desto

S e i t e 37 | 73
kürzer investiertes Kapital gebunden und desto flexibler kann Unternehmen auf z.B.
erforderliche Kapazitätsänderungen reagieren. Je länger Zeit, desto höher Risiko.
 Alle Verfahren der statischen Investitionsrechnung gehen davon aus, dass Auszahlungen und
Erlös während Nutzungsdauer der Investition ca. gleichbleiben, jedoch bei Erlösen
unwahrscheinlich. Wenn Zahlung unregelmäßig anfällt, muss berücksichtigt werden, dass
spätere Aus- und Einzahlungen weniger wert sind, als die, die früher anfallen. Wahl des
Zinssatzes daher wichtig.

5 Dynamische Investitionsrechnung
Wenn ‚Investition unregelmäßige Ein- und Auszahlungen verursacht, wichtig, ob Zahlung früher oder
später erfolgt. (Beispiel Seite 118)
Will man falsch Bewertung wegen früher/später einzahlen vermeiden, muss man alle Ein- und
Auszahlungen, welche mit Investition zusammenhängen verzinsen. Verfahren die das tun, sind
dynamische Investitionsverfahren. Da Rechnung für mehrere Jahre, muss mit Zinseszinsen gerechnet
werden.
6 Die Zinseszinsenrechnung
(3) Aufzinsen (Ermittlung des Endwerts „E“)
Einmalzahlungen werden aufgezinst, indem einfache Zinsen jährlich dazugezählt
(kapitalisiert) werden, d.h. ab dem 2. Jahr werden Zinsen von den Zinsen (Zinseszinsen)
berechnet.
Z.B. Kapital 150.000€, 6% p.a. …. 3. Jahr= 150.000 x1,063
Der Faktor 1,06 ist Aufzinsungsfaktor (1+p/100 bzw. 1+i, da p/100=i)
Formel Endwert:
(4) Abzinsen (Ermittlung des Barwerts „B“)
Abgezinst wird, indem man durch potenzierten Aufzinsungsfaktor dividiert bzw. mit dem
Kehrwert des potenzierten Aufzinsungsfaktor (=Abzinsungsfaktor) multipliziert.
Formel:

7 Die Kapitalwertmethode
Einfachstes Verfahren der dynamischen Investitionsrechnung. Es werden alle Ein- und Auszahlungen
mit vorgegebenen Zinssatz auf Barwert abgezinst. Formel:

Wenn Kapitalwert positiv, Investition rentabel. Investition mit höchstem Kapitalwert am besten.
Als Zinssatz wählt man z.B.  gewünschte Verzinsung
Fremdkapitalzinssatz, der verdient werden muss, weil Investition mit
Fremdkapital finanziert werden soll
den im Unternehmen üblichen Kalkulationszinssatz
Zu beachten: Verzinst werden nur Ein- und Auszahlungen, Abschreibungen und kalkulatorische
Zinsen sind keine Auszahlungen und werden somit in dynamischen Verfahren nicht berücksichtigt.
Stattdessen geht voller Anschaffungswert als Auszahlung in die Rechnung ein. Will man Restwert
berücksichtigen, stellt dieser eine Einzahlung am Ende der Nutzungsdauer dar. (Beispiel Seite 120)
8 Herausforderungen bei der dynamischen Investitionsrechnung
Dynamische IR geht davon aus, dass jede Investition „heute“ eine Auszahlung für die Anschaffung
verursacht und in den Folgejahren Ein-/Auszahlungen bewirkt. Alle Ein-/Auszahlungen werden in
Berechnung miteinbezogen.

S e i t e 38 | 73
Qualität des Aussagewerts wird bei dieser Berechnungsmethode durch 3 Faktoren bestimmt:
Schätzung der Ein-/Auszahlungen, Betriebsdauer und Kalkulationszinssatz.
(3) Schätzung der Ein-/Auszahlungen
Aussagewert abhängig von Ein- und Auszahlungen, diese sind schwer einschätzbar.
(4) Festlegung der Betrachtungsdauer
Bei Objekten, die keine konkrete betriebliche Nutzungsdauer haben, muss bei Verwendung
von dynamischen Verfahren die Betrachtungsdauer bestimmt werden. Jede Veränderung der
betrachteten Periode wirkt sich auf Ergebnisse aus.
(5) Wahl des Kalkulationszinssatzes
Ergebnis abhängig von Kalkulationszinssatz. Möglichkeiten zur Feststellung von Kalk. Zinssatz:
Geplante Mindestrentabilität des Kapitals:
Feststellen welche Rentabilität investiertes Kapital mindestens erbringen soll.
Mindestrentabilität als Zinssatz verwendet.
Kosten des langfristigen Fremdkapitals:
Wenn Investition überwiegend mit Fremdkapital finanziert werden muss, nur
rentabel, wenn mind. Kreditzinsen verdient werden
Zinssatz bei risikofreier, langfristiger Kapitalanlage plus Risikozuschlag
Wenn mit Eigenkapital finanziert, besteht Möglichkeit Kapital in risikofreieren
Wertpapieren anzulegen. Da Investitionen immer mehr Risiko als Wertpapiere, müssen sie
höhere Verzinsung erbringen. Höheres Risiko kann berücksichtigt werden, wenn Zinssatz um
einen Zusachlag für Unsicherheit erhöht wird (3-5%).
Legt man Kapital in festverzinsliche Wertpapiere an, ist es Sinken des Geldwertrisikos
(Inflation) ausgesetzt, deswegen sind Inflationsanteil enthalten (1.5-2,5%). Investitionen
betreffen jedoch Sachwerte und sind deswegen gegen Inflation geschützt. Bei steigender
Inflation können Preise der mit der Investition erstellten Leistung den sinkenden Geldwerten
angepasst werden. Inflation kann durch Abschlag vom Zinssatz berücksichtigt werden.

Kapitel 4 Geld- und Kapitalanlage


Z.B. AG braucht 600 Millionen€ für Errichtung, wird aufgeteilt, dann haben 600 Mio.
Wertpapierkäufer Möglichkeit, Geld zu veranlagen.
Was sind Wertpapiere und welche gibt es?
Wertpapiere verbriefen Forderungs- oder Anteilsrechte. Dienen zur Mittelbeschaffung für
Investitionen („Finanzierung) für Unternehmen und öffentliche Hand und bieten auch
privaten/institutionellen Anlegern Möglichkeit, überschüssige Mittel zu veranlagen.

S e i t e 39 | 73
Investmentzertifikate dienen nicht als Finanzierungsinstrument für Unternehmen, sondern nur zur
Veranlagung.
Grundbegriffe Wertpapiergesetz
9 Fragen zum Wertpapiergeschäft:
Welche Rechte sind mit dem Wertpapier verbunden?
Gewähren Inhaber Recht auf Rückzahlung des eingesetzten Kapitals (Forderungspapiere) oder den
Anteil an Unternehmen (Beteiligungspapiere). Auch Mischform möglich.

Emission: Wie wird das Wertpapier ausgegeben?


Emission=erstmalige Ausgabe eines Wertpapiers („auf Primärmarkt platziert“). Nach Emission
werden Wertpapiere auf Sekundärmarkt (z.B. Börse) gehandelt.

Bei Forderungspapieren (z.B. Anleihen) Unterscheidung am Primärmarkt zwischen:

Einmalemission: Anleihe wird in bestimmten Zeitraum („Zeichnungsfrist) zu vereinbarten


Emissionsbedingungen in Banken zum Verkauf angeboten

Daueremission: anleihe am Primärmarkt ohne Frist und gleichbleibenden Bedingungen angeboten

Emittent: Wer gibt das Wertpapier aus?


Emittent gibt Wertpapiere aus und haftet für eingesetztes Kapital der Anleger

Nominale: Hat Wertpapier einen Nennwert?


Nominale=Nennwert des Wertpapiers und gibt Anteil des Wertpapiers an Gesamtemission an.
(100.000 Wertpapiere mit Gesamtwert 100Mio€Nennwert pro Stück=1.000€)

Wie viel von seinem Kapital erhält Anleger zurück?


Rückzahlungs- oder Tilgungsbedingungen geben darüber Auskunft. Anleihen oft begrenzte Laufzeit,
Aktien/Anteilspapiere oft unbegrenzt

Kann Wertpapier übertragen werden?


Meistens Inhaberpapiere, können daher formlos übertragen werden. Ausnahme: Namensaktien

Kurs: wie wird Preis für Wertpapier dargestellt?


Kurs=Preis zu dem Wertpapier auf Kapitalmarkt gehandelt wird. Übliche Kursnotierungen:

S e i t e 40 | 73
Prozentnotierung: Anleihenkurse in % des Nominales angegeben. (z.B. Kurs von 103:
Anleihennominale von 10.000€ 103%--> 10.300€ zu bezahlen)

Stücknotierung: Aktienkurs in Geldeinheit angegeben, in Eurozone (Euro pro Stück des kleinsten
Aktien-Nominales der jeweiligen Aktie)

Rendite: Welchen Ertrag erzielt Wertpapier?


Komponenten aus denen sich Ertrag und Rendite zusammensetzten und Abhängigkeiten:

feste Verzinsung (z.B. Fixanleihe, Pfandbrief)

variable Erträge (z.B. Aktie, Anteil an Investmentfonds)

Wertzuwachs (z.B. Aktie, Zertifikat)

Rendite auch Rentabilität, Effektivverzinsung oder Performance genannt, alle stellen Ertrag ins
Verhältnis zum eingesetzten Kapital

Lombardfähigkeit: Kann Wertpapier als Kreditsicherheit verwendet werden?


Einige können zur Besicherung von Darlehn verwendet werden= lombardfähig. Belehnungsrahmen
orientiert sich am Risiko des Wertpapiers

Die Aktie
Grundkapital von AG ist in Aktien zerlegt. Aktie ist Wertpapier, das Anteil am Grundkapital einer AG
verbrieft. Unterscheidung Nennwertaktie (Mindestbetrag pro Aktie 1€) und Stück- oder Quotenaktie
(Anteil an AG verbrieft). Jede Quotenaktie verbrieft selben Anteil. Anteil Aktionär bestimmen: Anzahl
Aktien mit dem in Quotenaktie verbrieften Anteil multiplizieren.
Aktienarten und Mitbestimmung
Unterscheidung:
Übertragbarkeit:
 Namensaktie (lauten auf Namen des Aktionärs, im Aktionärsbuch Eigentümer der Aktie
verzeichnet)
 Inhaberaktie (lauten nicht auf Namen des Aktionärs, jeder der Aktie besitzt kann Rechte
ausüben)

Nach österreichischem Aktienrecht müssen alle Namensaktien sein, können auf Inhaber lauten,
wenn AG börsennotiert oder zum Börsenhandel zugelassen wird.

Umfang der verbrieften Rechte


 Stammaktien: bieten allen Aktionären gleiche Rechte:
 Auskunfts- und Stimmrecht in Hauptversammlung
 Dividende- Anteil am ausgeschütteten Gewinn
 Bezugsrecht: Verkaufsrecht auf „junge“ Aktien im Rahmen einer Kapitalerhöhung. Sobald
„alten“ Aktien gleichgestellt (z.B. Dividendenberechtigung) ist nicht mehr „jung“.
 Recht auf Anteil am Liquidationserlös bei Auflösung der Gesellschaft
 Vorzugsaktie: in Österreich Recht auf höhere Dividende als Stammaktionäre, dafür kein
Stimmrecht. Vorzugsaktie ohne Stimmrecht darf in Österreich nur bis zu 1/3 des
Grundkapitals ausgegeben werden. Wird Vorzugsdividende bei Verteilung des Gewinns in
einem Jahr nicht oder nicht vollständig gezahlt und Rückstand im darauffolgenden Jahr nicht
neben dem vollen Dividendenbetrag des aktuellen Jahres nachgezahlt, haben
Vorzugsaktionäre so lange Stimmrecht, bis Rückstände nachgezahlt sind.

S e i t e 41 | 73
Belegschaftsaktien=Aktie mit üblichen Rechten, besonders günstigen Konditionen an
Mitarbeiter verkauft. Unterliegen oft Sperrfrist, bis sie verkauft werden können

Ertrag und Rendite


Aktionär erhält: Dividende (laufender Gewinnanteil), ist jener Teil des Gewinns, der an
Aktionär ausgeschüttet wird. Abhängig von Höhe des erwirtschafteten Gewinns und
der Ausschüttungspolitik, d.h. ob Großteil der erzielten Gewinne an Aktionäre oder
an Rücklage geht
Kursgewinne (-verluste) zwischen Erwerb und Verkauf
Nebenerträge, z.B. aus Verkauf von Bezugsrechten bei Ausgabe von jungen
Aktien
Gewinnrendite (Wie viel Gewinn wurde im Verhältnis zum eingesetzten Kapital
erwirtschaftet?)
Dividendenrendite (Wie viel Dividende wurde im Verhältnis zum eingesetzten
Kapital erwirtschaftet?)

Emittent
Aktien können nur von AGs begeben werden. Wenn Emittent großes Unternehmen mit hoher Bonität
und guten Wachstumsperspektiven, werden Aktien als Blue Chips bezeichnet.
Rückzahlung
Aktionär ist Miteigentümer der AG und stellt Kapital auf Dauer zur Verfügung, somit keine
Rückzahlung vorgesehen. An Börse gehandelte Aktien können aber immer wieder verkauft werden.
Die Anleihe
Anleihen (Schuldverschreibungen, Renten, Bonds) sind Kredite von Großschuldnern, die in
Teilschuldverschreibungen zerlegt werden. Sind Verträge, die regeln, dass mehrere Anleger
(Zeichner) dem Ausgeber (Emittenten) für vereinbarte Laufzeit und Verzinsung, ein bestimmtes
Kapital überlassen. Zeichner=Gläubiger des Emittenten und hat Recht auf Rückzahlung des
eingesetzten Kapitals (Gläubigerpapier)
Um ganzes Anleihevolumen aufzubringen, wird Betrag in kleinere Teilbeträge zerlegt=Stückelung:
gibt Nennwert der einzelnen Teilschuldverschreibungen (Anleihenstücke) an.
Ertrag und Rendite
Eigentümer einer Anleihe erhält Verzinsung und Unterschiedsbetrag zwischen Emissions- und
Tilgungskurs.
Verzinsung: Eigentümer erhält während Laufzeit regelmäßig Zinsen (Zinssatz kann fix oder variabel
sein). Üblich sind Jahreskupons (Zinsen werden jährlich im Nachhinein bezahlt), es
gibt aber auch Anleihen mit Halb- oder Vierteljahreskupon (Bsp. S. 137)
In Anleihebedingungen angegebener Zinssatz als Nominalzinssatz bezeichnet, gibt an
wie viel % vom Nominale jährlich an Zinsen ausbezahlt werden. Abhängig von:
 allgemeinem Zinsniveau bei der Emission
 von Bonität des Emittenten (je höher, desto niedriger ist Risiko für Gläubiger und desto
niedriger ist die Verzinsung)
 Zinsänderungsrisiko (je länger Laufzeit, desto höher Risiko für Emittenten, dass Marktzinssatz
sinkt. Das bedeutet nämlich, dass er sein Kapital über den Kapitalmarkt günstiger beschaffen
könnte. Die Höhe des Nominalzinssatzes hängt daher auch davon ab, wie Emittent die
Zinsentwicklung einschätzt)

S e i t e 42 | 73
Unterschiedsbeitrag zwischen Emissions- und Tilgungskurs:
 Emissionskurs= Betrag, zu dem Anleihe gezeichnet (erstmalig erworben) werden kann, wird in
Prozent des Nominalen angegeben (z.B. Emissionskurs 103%)
 Tilgungskurs= Kurs zu dem Anleihenstücke bei Fälligkeit getilgt werden (beträgt 100% oder
mehr)
 Rendite der Anleihe ist abhängig von:

 Emissionskurs (je niedriger, desto besser)


 Tilgungskurs (je höher, desto besser)
 Gesamtlaufzeit
 Restlaufzeit (Zeitraum vom Erwerb bis zur Tilgung)
 Nebenkosten (Ankaufsprovision, Depotgebühren, Steuern)
Einfachste Methode zur Berechnung der Rendite ist die laufende Rendite. Dabei wird
(jährliche) Kuponzahlung ins Verhältnis zum aktuellen Preis (Kurs) der Anleihe gesetzt, kann
daher (je nach Kurs) von der Nominalverzinsung abweichen.

Emittent und Haftung


Wer kann Emittent (Anleihenschuldner) sein?
der Bund (z.B. Bundesanleihen, Government Bonds, sowie Bundesschatzscheine, Austrian Bills).
Bund ist bedeutendster Anleiheemittent in Österreich, Staatsverschuldung zum Großteil über
Bundesanleihe finanziert.
Länder und Gemeinden (Länderanleihen, Kommunalanleihen)
Großunternehmen wie z.B. Banken (Bankanleihen, Banking Bonds), Industrie- und Energie-
Unternehmen (Unternehmensanleihen, Corporate Bonds).
Jeder Anleihenemittent haftet mit seinem gesamten Vermögen. Für Bundesanleihen haftet Republik
Österreich, deswegen sehr sicher. Für fundierte (garantierte) Anleihen haftet zusätzlich zum
Emittenten auch Staat oder s wird spezieller Deckungsfonds (Deckungsstock) eingerichtet.
Deckungsstock ist Vermögen (z.B. Immobilie), das als Sicherheit für Anleihe dient.
Rückzahlung
Anleihen haben bestimmte Gesamtlaufzeit bis zur Rückzahlung (Fälligkeit):
 Kurzfristige Anleihen (Kurzläufer): Laufzeit bis 2 Jahre (z.B. Bundesschatzscheine häufig 3-6
Monate)
 Mittelfristige Anleihen: Laufzeit 3-6 Jahre (z.B. Bankanleihen typisch 5 Jahre)
 Langfristige Anleihen (Langläufer): Laufzeit mehr als 6 Jahre (z.B. Bundesanleihe meistens 10
oder mehr Jahre)

Währung
Sowohl Euro als auch jede andere Währung kann emittiert werden (=Fremdwährungsanleihe)

Bewertung Bonität des Emittenten – das Rating


Emittenten unterzeichnen auf Kapitalmarkt häufig Bonitätsbeurteilungen durch Ratingargenturen.
Bonität bestimmt Zinssatz der Anleihe. Je besser Bonität, desto niedriger können Zinsen sein.
„Geratet“ werden dabei Länder- und Einzelschuldnerrisiko.
3 bekannte amerikanische Ratingargenturen: Moody´s Inventors Service, Standard & Poor´s und
Fitch.
S e i t e 43 | 73
Ratingargenturen haben den Risiken definierte Kategorien zugeteilt, einzelne Bonitätskatekorien
werden mit Buchstaben gezeichnet (A=Emittent hat hohe Bonität, C= Anleiher kann sich nicht sicher
sein, ob Kapital zurückgezahlt wird). Anleger kann dadurch gleich feststellen welches Risiko er
eingeht (Wahrscheinlichkeit, dass Emittent Zinsverpflichtungen zum Fälligkeitstermin nachgeht).
Rating ist für Emittent freiwillig, kostet aber was.
Ausgewählte Anleiheformen in der Praxis
Unterscheidung:
Fixzinsanleihe (Straight-Bond): Zinssatz, Zinszahlungstermine und Laufzeit sind fix und ändern sich
nicht
Floater (Floating Rate Note –FRN): Zinssatz setzt sich aus Referenzzinssatz und Zinsabschlag
zusammen. Zinssatz wird halbjährig oder jährlich an Referenzzinssatz angepasst. Zinsaufschläge sind
häufig nach oben (Cap) und nach unten (Floor) gedeckelt
variable Anleihe (Vario-Bond): funktioniert ähnlich wie Floater, Zinsanpassungstermine liegen aber
weiter auseinander (über 1 Jahr)
Zerobond (Nullkuponanleihe, Prämienanleihe): während der Laufzeit keine laufenden
Zinszahlungen, dafür ist Differenz zwischen Emissions- und Tilgungskurs groß

Weiter Anleiheformen:
Wohnbauanleihe (mit Emissionserlös werden Wohnbauvorhaben finanziert, sind steuerlich
begünstigt
Stufenzinsanleihe (Step-up-Note): Verzinsung steigt von Jahr zu Jahr an („Zinstreppe“)
Spezielle Anleiheformen und Sonderformen
Pfandbriefe und Kommunalschuldverschreibungen
Sind festverzinsliche Schuldverschreibungen. Emittenten können nur bestimmte
Kreditinstitute sein (z.B. Bank Austria, Erste Bank), sie verwenden Emissionserlös nicht selbst,
sondern geben ihn an Darlehnsnehmer weiter.
- Mittel aus Pfandbriefe ausschließlich für Hypothekarkredite meist an Privatpersonen
verwendet.
- Mittel aus Kommunalschuldverschreibung für Darlehn an Länder/Gemeinden
(Kommunen) verwendet.
Für Pfandbriefe und Kommunalschuldverschreibungen besteht mehrfache Haftung durch
Vermögen des Kreditinstituts und besondere Kreditsicherheiten (Bei Pfandbriefe= Hypothek auf
Liegenschaft, Kommun.verschr. = zukünftige Abgabeeinnahmen und Vermögen des
Landes/Gemeinde). Aufgrund mehrfach Haftung haben Pfandbriefe und Kommun.verschr. meist
etwas geringere Rendite als Anleihen.

Aktienanleihe (Cash-or-Share-Anleihe)
Ist festverzinsliches Wertpapier, hat relative hohe Verzinsung und dessen Rückzahlung vom
Börsenkurs einer zugrundeliegenden Aktie ist abhängig:

S e i t e 44 | 73
Ist Börsenkurs der Aktie unter bestimmten Wert, tilgt Emittent am Ende der Laufzeit mit
vorher festgelegten Anzahl von Aktien.
Ist Börsenkurs der Aktie gestiegen, erfolgt Tilgung in bar.
Verzinsung ist relativ hoch, da Anleger wegen Tilgung Verlustrisiko übernimmt aber nur
begrenzte Gewinnchance hat. Lohnt sich nur, wenn Kurs weder stark aufwärts/abwärts
entwickelt (stark steigend= Kauf einer Aktie selbst wäre besser, stark sinkend= festverzinsliche
Anleihe wäre besser)

Wandelanleihe (Wandelschuldverschreibung)
Sind Anleihen, die Umtauschrecht in Aktien verbriefen, Inhaber kann Anleihe umtauschen
(wandeln): - innerhalb bestimmten Frit (Wandlungsfrist)
• in vorher fixiertem Umtauschverhältnis (Wandlungspreis)
• entweder in Aktien des Emittenten oder eines dritten, vom Emittenten
verschiedenen Unternehmens (wird dann als Umtauschanleihe/Exchangeable Bond
bezeichnet).
Anleger kann entscheiden ob er Anleihe behält und am Ende der Laufzeit Kapital
zurückerhält, oder gegen Aktie tauschen will. Vor Umtausch hat er Anspruch auf feste, im
Voraus festgelegte Zinsen, nach Umtausch auf jährliche Dividende.
Nach Wandel wird Wandelanleihe eingezogen, Anleihegläubiger wird zu Aktionär.
Wandelanleihe haben niedrige Nominalverzinsung als gewöhnliche Anleihen, da Inhaber auf
Kursanstieg der Aktie hofft.

5 Das Investmentzertifikat
Sind Wertpapiere, die Anteile an Investmentfonds verbriefen. (in Investmentfonds wird Geld vieler
Anleger gesammelt). Jeder Anleger kauft Investmentzertifikate, ist somit Miteigentümer
(Anteilseigner) am Gesamtvermögen des Fonds. Unterschied zu Aktien: hat keinen Nennwert,
sondern lautet auf einen (o. mehreren) Anteil(e) am Fonds. Investmentfonds werden von
Kapitalanlagegesellschaften verwaltet. Vermögen des Fonds von Fondsmanagern
(Wertpapierspezialisten) nach Prinzip der Risikostreuung in verschiedene Wertpapiere veranlagt.

S e i t e 45 | 73
Vorteile für Anleger:
erzielt auch bei kleineren Beträgen Risikostreuung wie Großanleger, muss sich nicht um
Veranlagung und Streuung kümmern
auch bei kleineren Beträgen Fachwissen der Wertpapierfachleute im Fondsmanagement
nutzen
Investmentfonds in der Praxis
Werden unterschieden:
 nach Ausgabemöglichkeit:
offene Fonds ((Zahl der Anteile nicht beschränkt (können jederzeit neue Anteile
ausgegeben werden)
geschlossene Fonds (Höhe Fondsvermögen und Zahl der Anteile beschränkt, wenn alle
Anteile verkauft, dann kann nur erworben, wenn andere Anleger Anteil verkaufen)

 nach Art der enthaltenen Wertpapiere:


Aktienfonds (veranlagen ausschließlich in Aktien): unterschiedliche Schwerpunkte:
• Globalfonds (Aktien aus aller Welt)
• Regionenfonds (Aktien aus bestimmten Regionen, z.B. Europa)
• Länderfonds (Aktien eines Landes)
• Branchenfonds (Aktien von Unternehmen einer Branche, z.B. Chemieaktien,
Bankaktien)
Rentenfonds (veranlagen ausschließlich in Anleihen)

gemischte Fonds/Mischfonds (veranlagen meist in Aktien oder Anleihen.


Fondsmanagement kann je nach Marktlage zwischen Aktie und Anleihe wechseln, steigen Kurse
am Aktienmarkt kann mehr in Akten und weniger in Anleihen und umgekehrt investiert werden.

Immobilienfonds (veranlagen in Immobilien)

Spezialitätenfonds (veranlagen in Wertpapiere in speziellen Branchen, z.B.


Technologiefonds oder Pharmafonds, oder in bestimmte Märkte mit hohem Zukunftspotential =
Emerging Markets)

Hedgefonds (veranlagen in Derivaten.

Außerdem gibt es:


ethische Fonds (investiert in Unternehmen die z.B. keine Kinderarbeit einsetzten,
Umweltstandards, etc. produzieren)
Umbrella-Fonds (übergeordnete Fonds, enthalten mehrere Unterfonds, Anleger können
zwischen Unterfonds wechseln
Dachfonds (investieren nicht in einzelne Wertpapiere, sondern in Anteile an anderen
Fonds)
thesaurierende Fonds/Wachstumsfonds (erzielten Gewinne nicht ausgeschüttet, sondern
automatisch wiederveranlagt. Gegenteil sind Ausschüttungsfonds, schütten
anfallende Erträge sofort aus)

Rendite und Risiko


Eigentümer Investmentfonds erhält folgende Erträge:
(4) Differenz Ausgabe- und Rücknahmepreis

S e i t e 46 | 73
Ausgabenpreis, berechnet sich aus rechnerischen Wert pro Anteil zuzüglich Aufschlag für
Ausgabenkosten. Ausgabeaufschlag je nach Fondsart unterschiedlich hoch (0.75-5%)
Rücknahmepreis berechnet sich aus rechnerischen Wert abzüglich Verwaltungsgebühr.
Rechnerische Wert pro Anteil wird täglich ermittelt. Ergibt sich aus aktuellen Wert des Fonds,
der sich aus den Kursen aller im Fonds enthaltenen Wertpapiere berechnet.

(5) Laufende Erträge (Ausschüttung meist einmal pro Jahr)


Ergeben sich aus:
Zins- und Dividendenerträgen der Wertpapiere im Fondsvermögen
Kursgewinn (abzügl. Kursverluste) beim Verkauf von Wertpapieren
Erlösen aus Bezugsrechtsverkäufen (wenn bei Kapitalerhöhung Recht zum Bezug der
jungen Aktie nicht ausgeübt wird)
Ertrag pro Anteil ergibt sich aus Gesamtertrag des Fonds, dividiert durch Zahl der Anteile

Laufende Rendite aus Ertrag und Wert pro Anteil errechnen

Rückzahlung
Laufzeit grundsätzlich unbegrenzt. Kapitalanlagegesellschaft ist verpflichtet, ausgegebene Anteile zu
jedem Zeitpunkt zum Rücknahmepreis zurückzukaufen

Kapitel 4.2 Kapitalanlageentscheidung


Wenn Kapital vermehrt werden soll, und rasch wieder zu Bargeld gemacht werden soll, ethische und
nachhaltige Aspekte bei der Auswahl berücksichtigen soll spricht man in der Anlagenpolitik von
Magischem Vieleck, in dem verschiedene Anlagen dargestellt werden. Keine Anlagenform kann alle
Ziele optimal erreichen. Entscheidung in welche Anlagenform wie viel und wie lange investiert wird,
sollte daher gut überlegt sein.
1 Anlagenkriterien und Anlagenentscheidung
Jede Anlageform kann mit folgenden Kriterien beurteilt werden (Magisches Vieleck)

S e i t e 47 | 73
(4) Rentabilität (Performance)
=Ertrag einer Kapitalanlage bezogen auf eingesetztes Kapital. Rentabilität oft schwer zu
ermitteln, da von folgenden Größen (je nach Anlageform unterschiedlich) beeinflusst wird:
laufende Erträge (Zinsen, Dividenden, Miterträge, etc.) abzüglich der
laufenden Kosten (Depotgebühren, Erhaltungsaufwand, Steuern, Versicherung)
Wertzuwachs: zwischen Investition und Veräußerung/Ende der Bindungsdauer abzüglich
Kosten für den Erwerb/Veräußerung (Bankspesen, Notariatsspesen, etc.)
Veränderung des Geldwerts: Sachwerte sind meistens gut gegen Inflation gesichert.
Nominelle Anlagen (Spareinlagen, Anleihen) verlieren bei Inflation real an Wert.

(5) Sicherheit (Erhaltung des Vermögenswerts)


Abhängig von Risiken der jeweiligen Anlageform:
 Anleihen und Zertifikate sind relativ sicher. Zu beachten sind Bonität des Schuldners
(vor allem bei Bundesanleihe hoch), das Geldwertrisiko (Inflation) und das
Währungsrisiko (bei Fremdwährungsanleihen)
 Aktien und Derivate versprechen höhere Gewinne aber höheres Risiko
 Anteile an Investmentfons bieten mehr Sicherheit, weil sie Risiko nach verschiedenen
Gesichtspunkten steuern. Zu beachten sind Ausgabeaufschlag und
Managementgebühr
 Sachwerte (Immobilien, Gold, etc.) sind in der Regel sicher, haben aber geringe
Liquidität
(6) Liquidität
Beschreibt Möglichkeit für Anleger, seine Kapitalanlagen jederzeit zu marktgerechten Preisen
wieder verkaufen zu können. Ist gegeben, wenn Kapitaleinlage ebeliebig teilbar und leicht in
Bargeld zurückgewandelt werden kann.
(7) Ethische Verantwortbarkeit
Für viele ist es wichtig, ökologische und soziale Aspekte zu berücksichtigen, nutzen daher
Veranlagungsangebote von Unternehmen sie, nachhaltige Zukunftstechnologie entwickeln,
sozialen und/oderökologischen Nutzen erzeugen.
(8) Mobilität
Leichte Transportbarkeit vor allem in politisch unsicheren Zeiten/Regionen wesentlicher
Gesichtspunkt bei Anlageentscheidungen. (z.B. Gold daher optimales Anlageobjekt)

Veranlagungspyramide und Risikostreuung


Um Risiko zu streuen, sollte man bei Anlage stufenweise vorgehen.
Stufe 1: Liquidität
Grundstock bilden Anlagen mit hoher Liquidität und geringem Risiko. Anleger kann dadurch
kurz-/mittelfristige Liquiditätserfordernisse sicherstellen. Geeignet sind: Sparguthaben,
Fremdwährung, Pfandbriefe/Kommunalschuldverschreibungen, inländische Anleihen oder
Anleihefonds
Stufe 2: Ertrag mit ausgewogenem Risiko
Darüber hinaus sollte in Anlageform mit ausgewogenem Risiko und Ertragsaussichten investiert
werden. Geeignet sind: Fremdwährungsanleihen, Aktien, Aktien-/Immobilienfonds.

S e i t e 48 | 73
Stufe 3: Spekulation mit Wertzuwachs
Verbliebenes Kapital kann in Anlage mit höherem Risiko und/oder geringer Liquidität, dafür höheren
Ertragschancen investiert werden. Geeignet sind: (junge) Aktien, Derivante, Edelmetalle, Edelsteine
oder Immobilien
Asset-Allocation
Anleger sollte Kapital entsprechend persönlichen Verhältnissen aufteilen. Individuelle
Kapitalanlegung auf verschiedenen Anlageformen= „Asset-Allocation“ erfolgt in 3 Schritten:
Schritt 1: Festlegung der individuellen Rahmenbedingungen
Anlagebetrag (wie viel Kapital zur Verfügung?)
Anlagerythmus (soll vorhandener Betrag auf einmal oder in Einzelkommensüberschüsse
regelmäßig veranlagt werden?)
Anlagedauer (werden laufende Erträge benötigt oder ist Wertzuwachs in längeren Perioden das
Ziel? Wie lange darf Bindungsdauer sein?)
Risikoeinstellung (welches Risikowill Anleger eingehen? Geht Sicherheit vor Rendite oder
umgekehrt?)
steuerliche Situation (Kann Anleger steuerliche Begünstigungen ausnützen?)
ethische Verantwortbarkeit (In welchen Branchen soll/soll nicht investiert werden? Welchen
sozialen/ökonomischen Beitrag leistet Unternehmen in das finanziert werden soll?)
Schritt 2: Auswahl der bestmöglichen Anlagealternativen
Wie viel Kapital in einzelne Anlageform investiert werden, wo soll gekauft/verwahrt werden?
Schritt 3: Erfolgskontrolle
Sollte in regelmäßigen Abständen überprüft werden, ob Veranlagung umgeschichtet werden soll,
weil Anlagenziele nicht erreicht wurden und/oder sich persönliche Situation verändert hat.
2 Anlegerprofile und Wertpapier-Portfolio
Verschiedene Anlegertypen verfolgen unterschiedliche Anlagestrategien. Gesamtheit aller
Wertpapiere, über die Anleger verfügt = „Wertpapier-Portfolie“. Zusammensetzung Portfolio hängt
von zur Verfügung stehenden Veranlagungsbetrag und geplanten Dauer der Veranlagung und von
Risikobereitschaft ab. Daraus leitet sich Anlagestrategie ab, von folgenden Faktoren bestimmt:
wie lange will Anleger Wertpapier-Portfolio behalten? (Investoren halten Portfolio lange,
Daytrader kaufen/verkaufen innerhalb eines Tages)
Welche Einstellung gegenüber Risiko? (risikofreudige veranlagen in risikoreiche
Wertpapiere als „Sicherheitstypen“. Sie versuchen, Risiko durch breite Streuung
gering wie möglich zu halten)

Wertpapierkauf
Es ist folgendermaßen vorzugehen:
(5) Entscheidung über Höhe des Investitionsbetrags
Wertpapiere erst rentabel, nachdem beim Kauf zu bezahlende Gebühren/Provisionen
verdient wurden. Veranlagung in Aktien erst ab 2.000€ empfohlen. Wenn weniger Kapital,
kann ab 30€ monatlich Anteile an Investmentfonds erworben werden.
(6) Informationsbeschaffung und Anlageberatung
Privatanleger kaufen meist über Wertpapierberater/Hausbanken/Finanzberater oder online
ihre Wertpapiere
(7) Auftragserteilung und Durchführung an der Börse
S e i t e 49 | 73
Da Anleger nicht direkt an Börse kaufen/verkaufen kann, muss er berechtigten Vermittler
beauftragen. Für Privatanleger: Wertpapierberater in Bankfiliale, unabhängiger
Anlagenberater und Online-/Discount-Broker

Der Kauf- bzw. Verkaufsantrag enthält ISN (International Security Identification Number),
Stückzahl und Börse, an die Auftrag übermittelt werden soll.

(8) Buchung und Gutschrift am Depot bei der Depotbank


Kauf/Verkauf wird anschließend am Wertpapierdepotkonto (Depot) des Anlegers bei der
Depotbank verbuchtTransaktionskosten fallen an (Bankspesen, Maklerprovision).
Transaktionskosten inländischer Aktien bis zu 1,5% des Kurswerts. Bei Anleihen sind Spesen
etwas geringer.

Das Wertpapierdepot
Ist mit Girokonto vergleichbar, Anleger kann darüber frei verfügen. Wertpapiere werden von
Depotbank am Wertpapierkonto verrechnet. Depotbank übernimmt auch Abwicklung der
Dividenden, Zins- und Tilgungszahlungen. Depotauszug gibt über aktuellen Wert der im Depot
befindlichen Wertpapiere Auskunft.
Für Verwahrung/Verwaltung der Wertpapiere verrechnen Banken Depotgebühr (inländische
Wertpapiere z.B. 2% des Kurswerts plus 20% USt). Großanleger können über Gebühr verhandeln.
Wertpapier-Kapitalanlage und Steuer
Renditen von privaten Anlegern sind von Besteuerung abhängig. Bestimmungen des
Einkommensteuergesetzes sind zu beachten.
Zinsen, Dividenden, ausgeschüttete Gewinnanteile von Gesellschaftern mit beschränkter Haftung und
realisierte Wertsteigerung (ergeben sich, wenn Wertpapiere zu höheren Kursen verkauft, als
angekauft wurden) unterliegen Kapitalertragssteuer von 27,5%. Kapitalertragssteuer wird von
inländischen Banken, bei denen Depot geführt wird, sofort behalten und an Finanzamt abgeführt.
Wird Depot bei ausländischen Banken geführt, müssen ausländische Kapitalerträge in der
Einkommensteuererklärung angegeben werden, werden mit 27,5% belastet.
Wertpapierkurs und Kursblatt
Kurs zeigt aktuellen Preis des Wertpapiers
(2) Kursnotierung:
Wertpapierkurse werden in % (Prozentkurs) oder pro Stück (Stückkurs) angegeben.
Prozentkurs: Kurse für festverzinsliche Wertpapiere an Wiener Börse in % des Nominale
angegeben. (Bsp. S 156)
Stückkurs: Aktien notieren an Wiener Börse in € pro Stück für kleinste Nominale.
Zertifikate, Fondsanteile, Optionsscheine und Partizipationsscheine notiert € pro
Stück.

(3) Wertpapierkurs
Aktienkurs:
=aktueller Preis einer börsengehandelten Aktie. Ergibt sich aus Verhältnis
Angebot/Nachfrage an Börse. Nachfrage steigtpotenzielle Käufer werden bereit sein,
höheren Preis zu zahlenKurs steigt. Nachfrage sinktKäufer sind nur bereit geringen Preis
zu zahlenKurs fällt.

S e i t e 50 | 73
Nachfrage/Kurs einer Aktie ergeben sich aus Einschätzung der Anleger, welche Gewinne
Unternehmen in Zukunft erzielt. Kurs repräsentiert nicht Ist-Zustand, sondern Erwartungen
der Anleger für die Zukunft. Erwartungen von mehreren Faktoren abhängig:
objektive (rationale) Faktoren: Gewinnerwartungen, gesamtwirtschaftliche Lage (z.B.
Inflation, Konjunktur, Arbeitslosigkeit, Entwicklung der Zinsen) und politische
Ereignisse (z.B. Steuerpolitik, innenpolitische Ereignisse)
subjektive (irrationale) Faktoren: Oft schwierig- unmöglich nachzuvollziehen warum Kurs
steigt/fällt. Gründe: Hoffnung, Meinungen, Vermutungen, Stimmungen, Wünsche,
Überzeugungen, Befürchtungen der Marktteilnehmer)

Anleihekurs:
Kurs von Veränderung des Marktzinsniveaus nach ihrer Begebung abhängig. Bei ErhöhungKurs
sinkt meistens, bis ihre Rendite ca. dem Marktzinssatz entspricht. Sinkt MarktzinsniveauKurs steigt
Darstellung des Kurses
Kursentwicklung in Form von Charts dargestellt (x-Achse=Zeit, y-Achse=Kurs)
Kursblatt
=Liste mit Kursinformationen vom aktuellen und vorangegangenen Börsentag. Wichtige
Informationsquelle für Anleger, zeigt aktuelle Daten und Veränderung der Ergebnisse. (wird z.B. auf
Website der Wiener Börse und Tageszeitungen veröffentlicht)
3 Anlage in Sachwerten
Neben Sparen und Anlage in Wertpapiere bevorzugen manche auch Sachwerte: Immobilien,
Edelmetalle & Edelsteine und sonstige bewegliche Güter.
Nur Edelmetalle haben Börsepreis der täglich weltweit festgestellt werden kann. Für alle anderen:
hohe Sachkenntnis oder vertrauenswürdiger Berater erforderlich. (sowohl für Diamanten als auch
Antiquitäten)

Kapitel 4.3 Börse


Funktionierender Kapitalmarkt, somit funktionierende Börse wichtig für gesamte Wirtschaft. Trägt
vor allem bei
- zur Finanzierung von Investitionen im In- und Ausland, Innovationen, Forschung und
Entwicklung
- zu Unternehmensgründungen und –Expansionen
- zum Erhalt der bestehenden und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze
- zur Verbesserung der Eigenkapitalbasis der Unternehmen
- zum Ausbau der privaten Altersvorsorge
- zur Stärkung der gesamten Volkswirtschaft

1 Wertpapierbörsen
Auch m Kapitalmarkt begegnen sich Angebot und Nachfrage. Teilnehmer am Kapitalmarkt:
Kaptalnachfrager (Unternehmen/öffentliche Hand, die Investitionsvorhaben finanzieren möchten
und dazu Wertpapiere emittieren)
Kapitalanbieter (Anleger, die Geld gewinnbringend anlegen wollen, daher Wertpapiere erwerben)
Finanzintermediäre (sind tätig als Vermittler, Händler, Abwickler, erleichtern Zusammentreffen von
Nachfrager und Anbieter)

S e i t e 51 | 73
Börse organisiert Markt unter gesetzlicher Aufsicht.
Teilnehmer am Markt:

Börse ist Drehscheibe des Kapitalmarkts


Börse bezeichnet Markt, auf dem gehandelt wird und Institution, die rechtliche/organisatorische
Rahmenbedingungen für Handel schafft. Börse ist Einrichtung, an der Wertpapiere gehandelt
werden. Aufgabe: Zusammenführung Kapitalgeber und –nehmer. Weitere Aufgaben:
Bereitstellung einer Handelsplattform
Sicherstellung der Transparenz über Preise und Umsetze
Zulassung von Neuemissionen am heimischen Kapitalmarkt

Berechnung von Indizes: Diese werden als Stimmungsbarometer der Börse und der
Wirtschaft angesehen

Wiener Börse – Die einzige Wertpapierbörse in Österreich


(3) Arten von Börsen
Unterscheidung nach verschiedenen Gesichtspunkten
nach Art der gehandelten Produkte: man unterscheidet Wertpapierbörsen (bekannteste
Börsen), Devisenbörsen (dort werden Forderungen auf fremde Währung gehandelt
und Wechselkurs gebildet), Warenbörsen (dort werden vertretbare (fungible) Güter
z.B. Rohstoffe gehandelt) und sonstige Börsen (z.B. Versicherungs- Frachtenbörsen)
nach dem Erfüllungszeitpunkt der an der Börse geschlossenen Geschäfte: Unterscheidung
Kassa- und Terminbörsen (an Wiener Börse werden beide Geschäfte abgeschlossen)

nach der Organisation des Handels in Präsenzbörsen und Computerbörsen (Wiener Börse
ist reine Computerbörse)

S e i t e 52 | 73
(4) Rechtliche Grundlagen der Wiener Börse
Wiener Börse ist einzige Waren- und Wertpapierware Österreichs. Ist privatwirtschaftlich
geführtes Finanzdienstleistungsunternehmen mit Rechtsform AG. Notiert nicht selbst an der
Börse. Zur Hälfte Besitz der österreichischen Banken sowie börsennotierter Unternehmen.
Tätigkeit durch nationale Gesetzte (Börsengesetz, Finanzmarktaufsichtsgesetz) und EU-
Richtlinien bestimmt.
(5) Börsenaufsicht
Tätigkeiten werden von Finanzmarktaufsicht überwacht. Aufgaben: Überwachung der
Publizitätspflichten der Emittenten (z.B. Ad-hoc-Mitteilungen) und der Rechtmäßigkeit des
Börsenhandels (hinsichtlich Insiderhandel) und die Untersuchung von Anlegerbeschwerden.
(6) Wer darf an Wiener Börse handeln?
Börse ist geschlossener Markt, Zugang haben nur zu den Börsengeschäften berechtigten
Börsenmitglieder. Unterscheidung zwei Kategorien von Wertpapierhändlern („Broker“ und
„Trader“) Eigenhändler (schließen Börsengeschäfte für sich selbst (auf eigene
Rechnung) ab)
Kundenhändler (schließen Börsengeschäfte im Auftrag eines Kunden (auf
fremde Rechnung) ab)

Internationale Wertpapierbörsen und Wiener Börse im Vergleich


(4) Wie groß ist Wiener Börse?
Größe und Bedeutung wird gemessen:
an Marktkapitalisierung (Börsenkapitalisierung): Marktkapitalisierung stellt Börsenwert
eines Unternehmens dar. Ergibt sich aus Zahl der Aktien multipliziert mit aktuellem
Börsekurs. Marktkapitalisierung der Börse ergibt sich dann aus Summe der
Marktkapitalisierungen aller notierter Unternehmen (bzw. aus Summer aller
notierten Aktien multipliziert mit ihrem Börsenkurs)
an Höhe der Marktkapitalisierungen im Verhältnis zum BIP

Wiener Börse im internationalen Vergleich klein. Ist jedoch 100ige Tochter der Central
Eastern Europe Stock Exchange Group, welche größte Börsengruppe Zentral- und Osteuropas
ist.
(5) Wichtige internationale Börsen
Stadt, in der Börse ansässig ist= Börseplatz. Wichtigste Börseplätze der Welt: New York
Stock Exchange (bedeutenste Wertpapierbörse), NASDAQ New York (zweitgrößte
Wertpapierbörse, handelt Technologie- und Wachstumswerte), London Stock Exchange und
die Deutsche Börse.

Börsenindex als Stimmungsbarometer


An jeder Börse mind. 1 besonders wichtiger Index (=“Leitindex“)
(3) Einführung
Mit Börsenindex kann Entwicklung der Börsen weltweit auf einen Blick zusammengefasst.
Dienen als Indikator für aktuelles Börsenklima (Stimmungsbarometer). Stimmung
gutBörsenindex steigt und umgekehrt.
Alle wichtigen Börsenindizes sind Aktienindizes, gibt an wie sich Wert der ihm
zugrundeliegenden Gruppe von Aktien im Vergleich zu einem früheren Zeitpunkt verändert
hat. Unterscheidung:

S e i t e 53 | 73
Preisindizes (Kursindizes): zeigen ausschließlich Kursentwicklung, in Berechnung nur
Kursveränderung einbezogen (meisten Börsenindizes sind Preisindizes)
Performanceindizes: zeigen vollständige Werteentwicklung, neben Kursveränderung auch
weitere Erträge (z.B. Dividendenzahlung) berücksichtigt. Daher meist höher als
vergleichbare Preisindizes

(4) ATX & Co. – die Indizes der Wiener Börse


Es soll sowohl Indizes für Gesamtmarkt, als auch für einzelne Branchen berechnet und
veröffentlicht, z.B.
ATX (Austrian Traded Index): =Leitindex der Wiener Börse, Preisindex der Kursentwicklung
der 20 größten und umsatzstärksten Aktien im Prime Market (Blue-Chip-Segment) zeigt.
WBI (Wiener Börse Index): =ein Preisindex, setzt sich aus allen Aktien im amtlichen Handel
und im geregelten Freiverkehr zusammensetzt. Ist Gesamtmarktindex der Wiener Börse
(zeigt Entwicklung des gesamten heimischen Aktienmarkts)
Ansonsten wird noch berechnet:

(5) Wichtige internationale Aktienindizes


Unterscheidung:
Einzelindizes (zeigen Entwicklung an einzelnen Börsenplätzen, z.B. Gesamtmarkt, Blue-
Chip-Segment. Beispiel S 167)
Indexfamilien (bilden Entwicklungen in bestimmten Regionen und weltweit ab, Beispiele
sind Stoxx (ca. 300 Einzelindizes, in € und Dollar berechnet) und MSCI-Indizes (als
Länder-, Branchen-, Größenindizes, etc. berechnet)

2 Handel mit Wertpapieren


Früher Handel persönlich durchgeführt, heute überwiegend vollelektronisch über vernetzte
Börsensysteme
Wie können Wertpapiere gehandelt werden?
Emission erfolgt am Primärmarkt. Handel mit dem im Umlauf befindlichen Wertpapieren=
Sekundärmarkt. Handel Sekundärmarkt auf 2 verschiedene Arten:
über Börse (ausschließlich standardisierte Produkte werden gehandelt)
außerbörslich „über den Ladentisch“ (Over- the - Counter) (Handel direkt zwischen
Handelspartnern (meistens Banken) ohne Zwischenschaltung der Börse. Gehandelt werden z.B.
größere Pakete von Aktien aus Beteiligungsgründen)

S e i t e 54 | 73
Handelssysteme an der Börse

Viele Börsen sind Mischformen (in einigen Marktsegmenten als Präsenzbörse in anderen als
Computerbörse). Wiener Börse ist reine Computerbörse, Aktien, Anleihen und Zertifikate werden
dort über Handelssystem Xetra gehandelt. Future, Optionen und Optionsscheine werden über
Handelssystem OMex gehandelt,
Handelsformen (-verfahren) und Kursbildung
Für manche Wertpapiere wird Kurs fortlaufend, für andere nur einmal pro Tag ermittelt.
(6) Wie werden die Kurse ermittelt?
2 Handelsformen, also 2 Möglichkeiten:
fortlaufender Handel (Fließhandel): Wertpapiere mit höheren Umsätzen werden im
fortlaufenden Handel gehandelt. Wertpapiergeschäfte können während gesamter
Börsezeit laufend abgeschlossen werden. Jedes Geschäft hat eigenen Kurs. Laufender
Handel wird um Eröffnungs- und Schlussauktion und bei manchen Wertpapieren
auch durch untertätige Auktion unterbrochen
einmalige Auktion: bei Wertpapieren mit geringen Umsatz werden Kurse einmal täglich im
Rahmen einer Auktion ermittelt. Kurs wird so festgelegt, dass höchstmöglicher
Umsatz zustande kommt. Zu diesem Kurs werden alle Geschäfte ausgeführt.

(7) Ordertypen
Order (Auftrag) ist Willenserklärung des Anlegers, Wertpapiere zu kaufen/verkaufen. Anleger
kann durch Angabe verschiedener Ordertypen sichergehen, dass er zu einem bestimmten
Kurs kaufen (Preisobergrenze) bzw. verkaufen (Preisuntergrenze) kann.
An Wiener Börse z.B. in folgender Form:
Market Oder: unlimitierte Kauf-/Verkaufsanträge (Bestens-Aufträge), die zum nächsten
ermittelten Preis ausgeführt werden
Limit Order: limitierte Kauf-/Verkaufsanträge, die zum angegebenen Limit oder besser
ausgeführt werden
Stop Order: Sobald vorgesehenes Stop-Limit erreicht wird, wird Order automatisch als
Market Order oder Limit Order platziert.
Orders können weiter beschränkt werden: hinsichtlich zeitlichen Gültigkeit (Good-for.day:
nur für aktuellen Handelstag gültig, Good-til-day: nur für bestimmten Zeitraum gültig, Good-
til-cancelled: nur bis auf Wiederruf gültig) und hinsichtlich ihrer Ausführung (Fill-or-Kill:
Ausführung sofort vollständig oder gar nicht, Immediate-or-Cancel: Ausführung sofort
vollständig oder soweit wie möglich oder gar nicht)

S e i t e 55 | 73
(8) Das Orderbuch
Alle Händler geben hier ihre Orders ein, diese werden nach Preis und Zeitpunkt der Eingabe
gereiht. Sobald Kauf-/Verkaufsorders ausführbar gegenüberstehen, werden diese
automatisch zusammengeführt (=“gematcht“). Ausdruck Orderbuch siehe Buch S. 170
(9) Handelsunterbrechung, Handelssaussetzung und Marktmanipulation
Handelsunterbrechung:
Handel wird unterbrochen, wenn der durch Order zustande gekommene Kurs eines
Wertpapiers stark vom letzten Kurs abweichen würde. Xetra schützt sich vor diesen
Preissprüngen durch Volatilitätsunterbrechung (Vola-Break). Während dieser Zeit können
Händler ihre in das Orderbuch eingetragenen Aufträge ändern/stornieren.
Handelsaussetzung:
Aktie wird gänzlich vom Handel ausgesetzt, d.h. sie wird vorübergehend überhaupt nicht
gehandelt. (ist nur in Ausnahmefällen z.B. entscheidende Unternehmensmeldungen)
Marktmanipulation:
Kurs kann absichtlich manipuliert werden. Auf folgende Arten:
• Insider Handel (Insider-Trading): Insider Information= vertrauliche Info über
Wertpapier oder Emittenten, die Bekanntwerden in der Öffentlichkeit des Kurs beeinflussen
könnten. Werden Infos (z.B. von Vorstandsmitgliedern/Aufsichtsrat) zum eigenen
Vorteil bei Kauf/Verkauf von Aktien genutzt=Insiderhandel (ist verboten)
• Front-Running (vorlaufen): Händler könnten Kenntnis über Kundenaufträge bevor sie
an Börse platziert sind, zu eigenem Vorteil nutzen. Sie nehmen Aufträge entgegen-> kaufen/
verkaufen entsprechende Aktie-> übermitteln erst dann an Börse. Wegen Größe der Aktien
verändert sich Kurs->Händler kann Aktien mit Gewinn zu höherem Kurs verkaufen oder
geringen Kurs zurückkaufen.
Auch Banken, Fondsmanager, etc. können Aktien auf eigene Rechnung kaufen, dann offiziell
zum Kauf empfehlen, um viele Anleger zu verleiten, zu kaufen. Wegen steigender Nachfrage:
Kurs steigt, sie machen Gewinn
(10)Marktbetreuung an Wiener Börse
Kennzeichen des Handels an Börse ist Marktbetreuung durch institutionelle
Liquiditätsanbieter. Dieser hat Aufgabe für bestimmte Wertpapiere regelmäßig verbindliche
An-/Verkaufsangebote (Quotes) in Orderbuch zu stellen. Dadurch wird Liquidität am Markt
erhöht, Anleger haben höhere Chance, dass eigene Orders ausgeführt werden können. Im
Gegenzug müssen Liquiditätsanbieter geringere bis keine Börsegebühren bezahlen und sind
auch an Umsätzen des Wertpapiers beteiligt
Liquiditätsanbieter Wiener Börse:
• Market Maker: stellen während gesamter Handelszeit Quotes in Orderbuch. Abstand
(Spread) zwischen niedrigeren Ankaufspreis (Geldkurs bzw. Geld) und höheren Verkaufspreis
(Briefkurs bzw. Brief) muss dabei innerhalb bestimmter, von Börse vorgegebenen Bandbreite
liegen.
• Specialist: eine Art super Market Maker, stellt auch Quotes in Orderbuch, nur mit
geringerem Spread und größerem Volumina. Sorgt auch für intensive Betreuung und
Vermarktung der Wertpapiere. Pro Wertpapier immer nur ein Specialist

Die Abwicklung der Börsengeschäfte


Auf 2 Arten:

S e i t e 56 | 73
Kassageschäft (Kassamarkt): werden sofort erfüllt (zwischen Geschäftsabschluss und
Erfüllung liegen max. 3 Tage). Bei Wiener Börse über Xetra, gehandelt werden z.B.
Aktien, Anleihen, etc.
Termingeschäft (Terminmarkt): Erfüllung des Geschäfts erfolgt zu späterem Zeitpunkt.
Preis, Menge, Liefertermin werden von Vertragsparteien bereits bei
Geschäftsabschluss fix vereinbart. Am Teilmarkt wird von Wiener Börse OMex
eingesetzt, gehandelt wird z.B. Futures, Optionen, Optionsscheine
Abrechnung der an einem Börsentag durchgeführten Geschäfte (Clearing) wird von CCP.A
durchgeführt. Erfolgt in der Regel durch Umbuchung der Wertpapierbestände auf Wertpapierkonten
der Martktteilnehmer.
3 Emission von Wertpapieren an Börse
Emission= Platzierung eines Wertpapiers auf dem Primärmarkt. Emittent bietet Wertpapiere
Öffentlichkeit (Public Placement, können an Börse eingeführt/gehandelt werden) oder bestimmten
Anlegerkreis (Private Placement, z.B. Versicherungsgesellschaften, üblicherweise nicht an Börse
gehandelt) zur Zeichnung an.
Der Börsegang (Emission)
Initial Public Offering (IPO) und Kapitalerhöhung
Börsegang kann in Form eines IPO oder Kapitalerhöhung erfolgen. IPO (auch Erst-/Neuemission) =
wenn Emittent Aktie erstmals an Börse einführt. Kapitalerhöhung= wenn Emittent bereits an Börse
notiert und zusätzlich zu den bereits notierten Alten, auch junge Aktien ausgegeben werden.
Dabei sichert spezielles Bezugsrecht den Aktionären zu, dass nach Kapitalerhöhung, ihr bisheriger
Anteil am Grundkapital erhalten bleibt (Verwässerungsschutz). Sie können innerhalb bestimmter
Bezugsfrist entscheiden, ob sie sich an Kapitalerhöhung beteiligen und junge Aktien erwerben oder
nicht. Bezugsverhältnis zeigt wie viele Aktien benötigt werden, um junge Aktie zu beziehen (z.B.
bezugsverhötnis 10:1 = 10 Aktien für 1 junge)
4 Warenbörsen
An Waren- oder Produktbörsen werden vertretbare (fungible) Sachgüter (z.B. Rohstoffe, Erzeugnisse)
gehandelt. Folgende Geschäfte werden abgewickelt:
Effektiv- oder Lokogeschäfte (Geschäfte tatsächlich über real vorhandene Waren mit sofortiger
Erfüllung)

Termingeschäfte (Es werden mengen- und qualitätsmäßig standardisierte Einheiten über


Naturprodukte wie Getreide oder Rohstoffe abgeschlossen, die mit späteren Termin erfüllt
werden müssen. Vertragspartner muss Geschäft nicht effektiv erfüllen, kann durch ein zum
Termin abgeschlossenes Gegengeschäft das Geschäft „glattstellen“. Warenterminbörsen
dienen der Absicherung gegen Preisschwankungen bei zukünftig zu liefernden Waren bzw.
auch der reinen Spekulation.

In Wien ist eine Warenbörse für landwirtschaftliche Produkte, macht ausschließlich Effektivgeschäfte,
kann in Streitfällen als Sachverständiger herangezogen werden.

Kapitel 5 Unternehmenszusammenschlüsse
1 Perspektiven auf das Thema
Unternehmenszusammenschlüsse unter verschiedene Gesichtspunkte zu betrachten:

S e i t e 57 | 73
Ziele
Folgende Ziele sollten erreicht werden:

Richtungen
In welche Richtung Zusammenschlüsse stattfinden dadurch bestimmt, wie Unternehmen
zusammenhängen. 3 Möglichkeiten:
vertikal (Gleichartige aber verschiedenstufige Unternehmen, z.B. Kakaoplantage, Schokohersteller)
horizontal (Gleichartige und gleichstufige Unternehmen, z.B. mehrere Stahlwerke)
Diagonal (Verschiedenartige und/oder verschiedenstufige Unternhemen, z.B. Pharmaindustrie mit
Lebensmittelproduzenten. Erfolgen vorwiegend wegen finanzieller Überlegungen)
Grundlagen
Unternehmen können sich eng aneinanderbinden, aber auch mehr oder weniger lose
zusammenschließen. Je nach Ziel, gibt es große Bandbreite von reiner Absprache über bestimmte
Aspekte (Vertrag) bis zu völligen Unternehmensverschmelzung (kapitalmäßige Verflechtung)
S e i t e 58 | 73
2 Unternehmenszusammenschluss durch Vertrag
Unternehmenszusammenschluss auf vertraglicher Basis= Unternehmenskooperation. Dienen
Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit, Unternehmen bleiben rechtlich und wirtschaftlich
selbstständig.
Im weiteren Sinne auch ohne formellen Vertrag denkbar (z.B. regelmäßiger Erfahrungsaustausch in
ERFA Gruppen, sogenannte Netzwerke). Kooperation kann horizontal oder vertikal erfolgen, eignen
sich für Klein- und Mittelbetriebe, weil sie flexibel bleiben und betriebliche Möglichkeiten erweitern
können. Kooperation kann alle Funktionsbereiche der Unternehmen umfassen (gesamtfunktionelle
Kooperation) oder nur auf Teilbereiche erstrecken (teilfunktionelle/sektorale Kooperation.
Sektorale Kooperation häufig in Bereich Forschung & Entwicklung, in der Beschaffung (um günstigere
Preise, bessere Lieferkonditionen zu erzielen), in der Produktion (gleichstufige Unternehmen
spezialisieren sich auf Produktewerden gegenseitig Zulieferer) und bei der Absatzorganisation, vor
allem auf Exportmärkten. Kooperationen können langfristig oder zeitlich auf Projekt bestimmt sein
(üblich in Arbeitsgemeinschaften der Bauindustrie)
Formen der Unternehmenskooperation:
(6) Strategische Allianz: längerfristige, partnerschaftliche Zusammenarbeit in genau
abgegrenzten Geschäftsbereich
(7) Wertschöpfungspartnerschaft: wenn mind. 2 Unternhemen in aufeinanderfolgenden
Produktionsstufen kooperieren (z.B. Drogeriemarkt mit Industriepartnern, um
Abstimmung der Produktpolitik zu erreichen, um Kundenzufriedenheit zu erreichen
und Absatz der Zulieferer gesteigert wird)
(8) Virtuelles unternehmen: Kooperation verschiedener Unternehmen, die nach außen hin als
ein Unternehmen auftreten. Jedes Unternehmen bringt dabei Kernkompetenz ein.
(9) Beherrschungsvertrag: Leitung eines Unternehmens wird komplett einem anderen
Unternehmen unterstellt, sodass das Unternehmen seine Autonomie vollständig
aufgibt. Dieser Vertrag ist weitreichender Kooperationsvertrag, bezieht sich nicht auf
Teilbereiche, sondern gesamtes Unternehmen

3 Unternehmenszusammenschluss durch Kapital


Unternehmenszusammenschluss durch Kapitalbeteiligung = Unternehmungskonzentration. Als
Ergebnis können Konzerne gebildet werden oder Fusionen entstehen.
(5) Konzerne:
sind charakterisiert durch Kapitalverflechtungen und eine einheitliche Leitung. Art des
Konzerns von Zielsetzung abhängig. Konzernarten:
• Sachkonzerne: horizontale und vertikale Konzerne
• Finanzkonzerne: diagonale Konzerne

horizontale Konzerne: gleichartige und gleichstufige Unternehmen schließen sich


zusammen (z.B. Autokonzern) Ziele können sein:
• Rationalisierung durch Typung, Normung, einheitlicher Vertrieb
• Marktbeherrschung durch Zusammenschluss mit Konzernunternehmen.
Kartell- und Wettbewerbsvorschriften sind zu beachten.
vertikale Konzerne: Gleichartige aber verschiedenstufige Unternehmen (z.B. Bergwerk,
Stahlwerk) Ziel ist Sicherung der Vorleistungen und des Absatzes. Auch vertikale Konzerne
rationalisieren Organisation durch Vereinheitlichung

S e i t e 59 | 73
diagonale Konzerne: zwischen zusammengeschlossenen Betrieben besteht leistungsmäßig
kein Zusammenhang (z.B. Chemieunternehmen, Stahlwerk). Ziel ist Erwirtschaftung
maximaler Rentabilität durch:
• Risikostreuung über mehrere Branchen
• optimale Verwendung von liquiden Mitteln
• Verminderung der Besteuerung durch Gewinnverlagerung in Ländern mit niedriger
Besteuerung.

Holdinggesellschaften und Trusts: Holdinggesellschaften= Dachgesellschaft eines Konzerns,


die Mehrheit der Aktien hält und Leitungsaufgabe übernimmt. Produktion und Vertrieb
bleiben aber bei verwalteten Unternehmen. Trust ist mehrdeutiger Begriff aus USA=
bezeichnet Ergebnis einer Konzernbildung unter Verwendung einer Holdinggesellschaft. Es
wird auch als Resultat der Verschmelzung von Großunternehmen zu rechtlichen Einheiten
bezeichnet, die Marktbeherrschung anstreben (monopolitisch wirkender Konzern). Gegen
Bestrebung zur Marktbeherrschung von Trusts ist Gesetzgebung, die Marktbeherrschung
verhindern soll.
Multinationale Konzerne (Multis): sind Zusammenschlüsse, die Prosuktionsstätte in vielen
Ländern haben. Wichtige Entscheidungen erfolgen im Stammland. Die meisten sind vertikal,
diagonal und horizontal verflochten. Merkmale:
• Ausnützung des internationalen Gefälles der Lohnkosten (so weit wie möglich in
Ländern mit niedrigen Lohnkosten produziert)
• Umgehung von Zoll- und Handelsschranken (aus Land mit größten Zollvorteilen und
geringsten Handelsbeschränkungen geliefert)
• Minimierung der Steuerbelastung (Gewinne durch Verrechnungspreise zwischen
Konzerntöchtern in Ländern mit niedriger Gewinnbesteuerung)
Kritik:
- Multis blockieren in Entwicklungsländern Entstehung einer leistungsfähigen heimischen
Industrie
- Es werden zwar in Niedriglohnländern kurzfristig Arbeitsplätze geschaffen, bei
wirtschaftlichen Schwierigkeiten oder wenn sich Länder mit niedrigerem Lonniveau
anbieten werden Betriebe aber aufgelassen
- Zoll- und Steuervorschriften werden umgangen
- In Ländern mit unzureichenden Umweltschutzbestimmungen wird umweltschädigend
produziert
- Wirtschaftliche und politische Zeile in Gastländern verfolgt (Unterstützung von Parteien,
die Multis günstigere gesetzliche Bestimmungen garantieren)

(6) M&A- Mergers & Acquisitions


Mergers= Unternehmen schließen sich mehr oder weniger freiwillig zusammen (Fusion).
Acquisitions= Unternehmen wird von einem anderen aufgekauft. Exakte Unterscheidung
nicht möglich, deswegen Begriffe immer zusammen verwendet.
M&A finden in allen Wirtschaftsbereichen statt, kann durch gesetzliche
Wettbewerbsregelungen nur teilweise gebremst werden.

M&A häufig durch „Squeeze Out“ erleichtert, bei dem Minderheitsaktionäre vom
Mehrheitsaktionär (über 95% Aktienbesitz) gezwungen werden könnte, ihre Aktienanteile gegen
eine (Bar-) Abhebung aufzugeben

S e i t e 60 | 73
4 Konsequenzen von Unternehmenszusammenschlüssen
Je nachdem wie Zusammenschluss abgewickelt wird Unterscheidung 2 Arten:
Friendly- Takeover: kommen im Verhandlungswege zustande
Hostile- Takeover: kann erfolgen durch:

 allmählichen Erwerb von Anteilen über die Börse


 öffentliche Übernahmeaufrufe (Aktionären wird angeboten, Aktien innerhalb eines Zeitraums
zu festen Bedingungen zu verkaufen. Bedingungen sind oft deutlich über Börsenkurs)

Mit Übernahme sind Konsequenzen und Probleme für Unternehmen verbunden.


(4) Bewertungsprobleme
Bestreben Marktmacht zu vergrößern und Furcht, anderes Konzernunternehmen könnte
beabsichtigte Übernahme zuvorkommen, führen oft zu erhöhten Preisen und zu
Schwierigkeiten beim übernehmenden Konzern.
(5) Organisatorische Probleme:
Planungs-, Organisationssysteme und Vertriebsstruktur muss Vereinheitlicht werden. Da
diese Systeme Ergebnis einer langjährigen innerbetrieblichen Entwicklung ist, ergeben sich
oft Schwierigkeiten (z.B. Bei Banken durch vereinheitlichtes Datennetz)
(6) Veränderungen in Unternehmenskultur:
Unternehmenskultur je nach Unternehmen Unterschiedlich. Vereinheitlichung zusätzlich
durch Notwendigkeit, Personal abzubauen erschwert (Personal meist in unterschiedlichem
Ausmaß betroffen). Außerdem müssen Entgeltsysteme ausgeglichen werden. Probleme auch
bei Zusammenführung des Managements, da viele Positionen plötzlich doppelt besetzt sind.
(7) Schließung von Standorten
Mittel- und langfristig werden viele übernommene Standorte geschlossen. Oft kommt es zu
Protesten der Arbeiternehmerorganisationen und den Medion, was erheblichen
Imageverlust des Konzerns verursacht.
(8) Abwehrstrategien
Wegen Zunahme der feindlichen Übernahmen haben Unternehmen Strategien entwickelt,
wie sie Übernahmeversuche abwehren können. Einige Strategien sind:
Festlegung von Höchststimmrechten: Stimmrecht einzelner Aktionäre wird auf 5-10%
begrenzt. (Umgehungsmöglichkeit: Aufteilung des Aktienbesitzes auf „Strohleute“).
Rechtliche Grenzen für hohe qualifizierte Hauptversammlunsmehrheiten in Europa
(z.B. höchstens 10% des Aktienkapitals durch das Unternehmen darf selbst erworben
werden)
Festlegung besonders hoch qualifizierter Hauptversammlungsmehrheiten: Super Majority
Provision für Schlüsselentscheidungen, wie z.B. für Bestellung und Abberufung von
Aufsichtsratsmitgliedern oder Abschluss von Fusionsverträgen. Durch diese hohen
Mehrheiten kann die Handlungsfähigkeit des Unternehmens leiden.
Kapitalerhöhung unter Ausschluss des Bezugsrecht: Platzierung der jungen Aktien bei
einem Kreis befreundeter Investoren
Erwerb einer Aktie: führt zu Erhöhung des Börsenkurses (Beteiligung wird unattraktiver)
und trägt zu Veränderung der Stimmrechtsverhältnisse in der Hauptversammlung
bei. (unerwünschte Investoren müssen noch größeres Aktienpaket erwerben)
wechselseitige Beteiligungen: =Beteiligungen mit befreundeten Unternehmen. Das
erschwert den Erwerb der Kapitalanteilsmehrheit bei potenziellen
Übernahmeinteressenten.

S e i t e 61 | 73
Pac-Man-Abwehr: zu übernehmendes Unternehmen kauft Aktien des feindlichen
Interessenten auf (schwierig, weil erheblich Finanzmittel erforderlich und ungewiss
ob feindlicher Interessent sich auf Übernahmeangebot einlässt
Golden Parachutes: Top-Management lässt sich kurz vor feindlicher Übernahme
langjährige Verträge und hohe Pensionsabfertigungen zusichern (senkt Attraktivität
des Zielunternehmens)
White Knight: Finden eines freundlich gesinnten Kaufinteressenten statt des feindlichen
Bieters.

5 Wettbewerbsrechtliche Grundlagen
Umfassendes Wettbewerbsrecht in EU, um Wettbewerbsbeschränkungen durch
Unternehmenszusammenschlüsse zu verhindern (Kartellgesetz 2005). Kooperationen von
Unternehmen werden durch generelles Verbot von Kartellen im EU-Recht beschränkt.
„Verboten sind alle Vereinbarungen zwischen Unternehmen, Beschlüsse von
Unternehmensvereinigungen und aufeinander abgestimmte Verhaltensweisen, die eine
Verhinderung, Einschränkung oder Verfälschung des Wettbewerbs bezwecken oder bewirken“
Unter Verbot von Kartellen fallen z.B.:
Absprache über verpflichtende Verkaufspreise mit Händlerorganisationen (Häufig Hinweis zu
„unverbindlich empfohlene Verkaufspreise (UVP)“. Wird versucht, diese UVP durch wirtschaftlichen
Druck, z.B. Androhung einer Belieferungssperre, durchzusetzen= verbotene Verhaltensweise.
Absprachen über einheitliche Konditionen (z.B. Absprache Kreditkonditionen mit Kreditinstituten)
Absprachen über Angebote bei öffentlicher Auftragsausschreibung (Bieterkartelle, z.B. bei
Bauaufträgen. Absprachen werden zusätzlich strafrechtlich verfolgt)
Absprachen über das Produktionsprogramm (Geht darum, wer welche Produkte erzeugt/nicht/
nicht mehr erzeugt. Auch Absprache, bestimmte Erfindungen nicht zu nutzen ist verboten#
Ausnahmen vom Kartellverbot: Buchpreisbindung, Wettbewerb zwischen Mitgliedern einer
Genossenschaft (Genossenschaftsprivileg) und Bagatellkartelle. Bagatellkartelle beziehen sich auf
Absprache zwischen Unternehmen, die an einem relevanten Teilmarkt (z.B. einer Stadt) gemeinsam
nicht mehr als 10% Marktanteil haben (z.B. Fahrschulen dürfen wegen Preis nicht absprechen, da
Marktanteil über 10%)
Wenn bestimmte Grenzen überschritten werden, müssen auch Zusammenschlüsse von
Unternehmen durch Kapitalbeteiligung angemeldet werden und können untersagt werden.
Anmeldung bei österreichischen Bundeswettbewerbsbehörde (untersucht Wettbewerbsverzerrung,
sorgt für deren Beseitigung). Ihre Kompetenz entfällt, wenn die EU-Kommission ein Verfahren in
einem Einzelfall einleitet. Für Wettbewerbsfragen Kartellgericht zuständig.
6 Unternehmensentflechtungen
Führen zur Auflösung von Unternehmenszusammenschlüssen.
Gründe: gesetzliche Gründe, weil Unternehmenszusammenschluss dem Kartellrecht
wiederspricht oder Kartellbehörden (z.B. der EU) Auflagen erteilt

betriebswirtschaftliche Überlegung führen zur Unternehmensentflechtung, wenn:


 Unternehmensteile nicht mehr zur strategischen Ausrichtung des Unternehmens passen

S e i t e 62 | 73
 innerhalb des Unternehmens Schwerpunkte gebildet und daraufhin unternehmensteile
abgestoßen werden, weil sie innerhalb des eigenen Unternehmens nicht gewinnbringend
geführt werden konnten
 erwarteten Vorteile eines Zusammenschlusses nicht erreicht wurden

5.2 Unternehmen bewerten


In Unternehmensbewertung werden vor allem zukünftige Erträge für die Bewertung herangezogen.
Weil Prognosen schwierig sind, ist Bewertung eines bestehenden Unternehmens ein komplexes
Problem.
1 Grundlagen der Unternehmensbewertung
Wird Unternehmen als Ganzes erworben, werden Verkäufer und Käufer versuchen, Unternehmen so
zu bewerten, um Anhaltspunkte für den Kaufpreis zu erhalten. 2 maßgebende Faktoren:
Wert des Vermögens und des Fremdkapitals
zukünftigen Erträge, die das Unternehmen vermutlich erzielen wird
Bei Bewertung von Großunternehmen arbeiten Unternehmensbewerter nur mehr mit Ertragswerten
(sie diskontieren die zukünftigen finanziellen Überschüsse auf den Barwert). Ergebnisse der
rechnerischen Bewertung sind nur Basis für die Verhandlungen zwischen Käufer und Verkäufer.
Verschiedene Verfahren führen zu verschiedenen Ergebnissen. Käufer und Verkäufer werden daher
danach trachten, jene Bewertungsmethode zu betonen, die ihnen größere Vorteile bringt.
Bewertung als Ganzes spielt auch eine Rolle, wenn ein Gesellschafter ausscheidet und sein Anteil
ausgezahlt werden soll.
Bewertungsverfahren für kleine und mittlere Unternehmen

2 Die Bewertung von kleinen und mittleren Unternehmen


Für Bewertung sind Substanz- oder Ertragswert ausschlaggebend.
Substanzwert
Alle Vermögensgegenstände zum Tageswert werden bewertet und davon die Verbindlichkeiten des
Unternehmens abgezogen. Dabei werden folgende Wertansätze verwendet:
Grundstücke mit dem Verkehrswert
Gebäude/sonstige Anlagevermögen mit Wiederbeschaffungswerten abzüglich Abschreibungen
Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe mit dem Wiederbeschaffungswert
Waren und Fertigerzeugnisse mit Wiederbeschaffungswerten, jedoch höchstens mit dem
erzielbaren Verkaufspreis
Forderungen mit dem Wert, mit dem sie vermutlich eingehen wird
Wertpapiere mit dem Börsenkurs am Bewertungsstichtag
S e i t e 63 | 73
Geld und Bankguthaben mit dem Nennwert

Besondere Mängel sind durch Abschläge zu berücksichtigen (z.B. Gebäude in besonder schlechtem
Bauzustand)
Bei Bilanzierung gilt Vorsichtsprinzip als Leitprinzip, d.h. historische Anschaffung ist
Bewertungsobergrenze, Abschreibungsdauer wird vorsichtig (eher zu kurz) angesetzt und Bewertung
vom Umlaufvermögen erfolgt nach strengen Niederstwertprinzip. Daher zeigt Bilanz oft geringeren
als tatsächlichen Wert der Unternehmenssubstanz. All diese „stille Reserven“ sind bei
Substanzbewertung aufzulösen.
Probleme beim Substanzwertverfahren:
Wiederbeschaffungswerte zum Bewertungszeitpunkt sind schwer zu ermitteln (Wenn Grundstücke
in Lage selten verkauft werden, Wiederbeschaffungswert ist schwer zu ermitteln)
 Substanzwertverfahren berücksichtigt 2 Faktoren nicht:
 Immaterielle Werte, die in Bilanz nicht aufscheinen (Kundenstamm, geschultes Personal, …)
 zukünftige Ertragskraft

Ertragswert
Ertragswertverfahren geht davon aus, dass betriebswirtschaftlich nicht Substanzwert, sondern
zukünftige Erträge, die mit Unternehmen erzielt werden können von Interesse sind. Da aber
zukünftige Erträge weniger wert als Barbeträge sind, werden Zukünftige Erträge geschätzt und für
bestimmte Betrachtungsdauer mit einem zu wählenden Zinssatz diskontiert

Barwert einer ewigen Rente


Im einfachsten Fall geht man davon aus, dass Gewinn für lange Zeitperiode gleichbleibt. Man
verwendet Formel für Barwert der „ewigen Rente“

Ertragswert ist Geldbetrag, den man anlegen muss, um Jahresgewinn zu erzielen.

Zweistufige Verfahren
Geht davon aus, dass Gewinne der nächsten Jahre (4-7Jahre) genau geschätzt werden kann. Erst
danach wird mit einer pauschalen Gewinnschätzung weitergerechnet. Wie bei Investitionsrechnung
geht man hier meist vereinfacht davon aus, dass Erträge am Jahresende anfallen. (Beispiel S.200)
Hat Erwerber Absicht, Unternehmen nach einiger Zeit weiterzuveräußern, erhält man
Unternehmenswert mit gleicher Berechnung. Statt ewiger Rente wird der erhoffte Verkaufserlös
abgezinst. (Bsp. S. 200)

Kombinierte Verfahren
Obwohl in betriebswirtschaftlicher Theorie Ertragswertmethode bevorzugt, findet man bei
Bewertung von Klein- und Mittelbetrieben zahlreiche Kombinationen.
(6) Einfache Kombinationsformen:
Aus Substanz- und Ertragswert wird Durchschnitt ermittelt, dabei kann ein Wert stärker
gewichtet werden
reines Mittelwertverfahren:

ungleiche Gewichtung z.B.:


S e i t e 64 | 73
(7) Übergewinnverfahren
Geht von Substanzwert aus und addiert Barwert der Erträge, die man mehr zu erzielen hofft
als bei langfristiger Kapitalanlage. Man geht in der Regel nur von beschränkten
Prognosedauer aus. Begründung: dass Branchen, in denen hohe Gewinne erzielbar sind, die
Konkurrenz bald wachsen und Ertrag auf einen durchschnittlichen Ertrag herunterdrücken
wird. Übliche Fristen: 3-8 Jahre.

3 Die Probleme der Unternehmensbewertung


(4) Wie genau kann man zukünftige Rückschlüsse schätzen?
Rückflüsse fragen:
Welche Rückflüsse sollen verwendet werden? (z.B. Cashflow vor oder nach Steuern)
Wie soll steuerliche Situation berücksichtigt werden? (z.B. Körperschafts- oder auch
Kapitalertragssteuer bei Kapitalgesellschaften) Wie berücksichtigt man bevorstehende
Steueränderungen?
Wie kann man Personengesellschaften die oft unterschiedlichen steuerlichen Situationen
der Gesellschafter berücksichtigen?
Wie soll man zukünftige wirtschaftliche Entwicklungen (Wachstum, erhöhung Konkurrenz)
berücksichtigen bzw. sind diese Zuwächse nicht eher vom neuen Management abhängig als
vom Potenzial des gekauften Unternehmens?

Für Prognose der zukünftigen Erträge daher mittelfristige Finanzplanung und Prognose-
Gewinn-und-Verlust-Rechnung notwendig. Liegt im besten Fall 3-7 Jahre vor. Bei Klein-/
Mittelbetrieben fehlt sie meist völlig.

(5) Mit welchem Zinssatz soll man diskontieren?


Von welchem Basiszinssatz soll man ausgehen? (von risikolosen langfristigen Staatsanleihe,
von subjektiven Renditeerwartung?)

Mit welchem Zuschlag soll man Unternehmensrisiko abgelten? (Soll dieser Zuschlag je
nach Branche und/oder je nach Land unterschiedlich sein?)

(6) Welche Betrachtungsdauer kommt infrage?


Für wie viele Jahre sollen Erfolge prognostiziert/diskontiert werden? Probleme führen zu
Mehrzahl von Verfahren und oft zu Abweichungen der Bewertungsgutachten, dies führt zu
Diskussionen und manchmal auch nachtäglichen Klagen. Klein-/Mittelbetriebe umgehen
diese Probleme durch Multplikatorverfahren (sind branchenspezifisch). Es wird mit einem
Vielfachen des Gewinns/Umsatzes gerechnet. Bewertung große Unternehmen durch
Spezialisten.

4 Der Firmenwert („Goodwill“)


Ist Differenz aus Unternehmenswert und Substanzwert und stellt geschätzten Wert für den guten
Namen, Kundenstamm, Beschaffung-, Produktions- und Absatzorganisation, etc. des Unternehmens
dar. Firmenwert ergibt sich aus Unternehmenswert (Ertragswert) – Substanzwert und ist für
Bilanzierung wichtig, da er aktiviert und abgeschrieben wird. In der Praxis werden zur Ermittlung bei
Klein-/Mittelbetrieben häufig Multiplokatormethoden verwendet.
(Bsp. Für Umsatzmultiplikatoren –für Jahresumsatz- sind: Bäckereien mit 14-28%, Speditionen mit 5-
25%, Wirtschaftsprüferkanzleien mit 110-140%. Beispiel für Gewinnmultiplikatoren – meist für EBiT-
sind: Computerhandel mit 3,25-6, Gaststätten mit 3,75-7,5)

Unternehmenswert ergibt sich dann aus Substanzwert + Firmenwert.


S e i t e 65 | 73
6 Kaufverträge in der internationalen Geschäftstätigkeit
1 Bedeutung des Außenhandels für Österreich
Ist für kleinere Staaten (wie Österr.) wichtiger als für große, da viele Rohstoffe und Agrarprodukte
eingeführt werden müssen und viele Fertigprodukte aufgrund des kleinen Binnenmarkts nur zu sehr
hohen Kosten hergestellt werden können und daher ebenfalls eingeführt werden müssen und
aufgrund der großen Importabhängigkeit viel exportiert werden muss, um die Importe mit Devisen
bezahlen zu können. (Bsp. Tabelle S. 208)

2 Risiken im Außenhandel
Verkäufer kann nicht sicher sein, ob Käufer Ware annimmt und zahlt, wenn er auf Ziel liefert. Kunde
weiß nicht ob er mangelfreie Ware zum vereinbarten Zeitpunkt bekommt. Weitere Risiken:

Für Importeur und Exporteur ist es wichtig, Risiken rechtzeitig zu erkennen und sinnvolle, nicht zu
teure Maßnahmen zur Absicherung des Risikos zu treffen. Auswahl geeignete
Liefer-/Zahlungsbedingungen und Ausstellung spezieller Dokumente minimieren Risiko

3 Dokumente im Außenhandel
Helfen, vertragsgemäße Lieferung nachzuweisen.

(3) Rechnungen (Fakturen) im Außenhandel


Zollrechnung: mit Ursprungsvermerk versehen, zeigt aus welchem Land Ware kommt und
ist Grundlage für Verzollung der Ware im Empfängerland)

S e i t e 66 | 73
Pro-Forma-Rechnung: ist vorläufige Rechnung, die vor Vertragsabschluss bzw. vor
Lieferung der Ware ausgestellt wird und dient zur Beantragung einer evtl.
erforderlichen Importlizenz.
(4) Ursprungsnachweise
Warenverkehrsbescheinigung: weist Ursprung der Ware nach. Erforderlich für
Inanspruchnahme von begünstigten Zöllen/Zollbefreiungen und wird von
Zollbehörde beglaubigt
Ursprungszeugnis: weist auch Ursprung nach. Dient zur Export-/Importkontrolle von
Warenströmen (Kontingenten). Sie werden von Handelskammern ausgestellt, sind
nur in wenigen Ländern erforderlich.

4 Lieferbedingungen im Außenhandel
Ort des Kosten-, Risiko- bzw. Eigentumsübergang wird im Kaufvertrag festgelegt. Wie bei
Binnenhandel, hat Außenhandel Kurzformulierungen zur Regelung des Eigentums- und
Kostenübergangs entwickelt („Preisklauseln“)

Die Incoterms 2010


Damit Preisklausen nicht unterschiedlich ausgelegt werden, gibt es einheitliche Auslegungsregeln für
11 verschiedene Möglichkeiten. Incoterms sind nicht allgemein verbindlich und muss daher von
Vertragspartnern vereinbart werden, dass Regelungen gelten. Hauptziel der Regelungen ist, Pflichten
und Rechte von Käufer und Verkäufer festzulegen. Dau zählen:

Ort der Erfüllung der Lieferungsverpflichtung (=Risiko- bzw. Eigentumsübergang)


Ort an dem Kosten für Fracht, Versicherung, etc. von Verkäufer an Käufer gehen
(=Kostenübergang)
Regelung, wer für Beschaffung von Transportmitteln und Transportpapieren verantwortlich ist
Regelung, wer Ausfuhr-, Durchführ- und Einfuhrformalitäten einschließlich Verzollung und
Nebengebühren besorgen bzw. bezahlen muss.

S e i t e 67 | 73
Klauseln werden in 4 Gruppen eingeteilt:

Bei
Gruppen E, F und D gehen Risiko und Kosten an einem Ort von Verkäufer an Käufer. (oft
„Einpunktklauseln“)
Bei Gruppe C bezahlt Verkäufer Haupttransport, Risiko geht aber bereits bei Übergabe an
Frachtführer auf Käufer über. Risiko- und Kostenübergang erfolgt also an verschiedenen
Orten („Zweipunktklausel)
FAS, FOB, CIF und CFR ausschließlich für Schiffsverkehr empfohlen
alle anderen Klauseln sind „Multimodalklauseln“ und werden verwendet, wenn mehrere
unterschiedliche Transportmittel genutzt werden

Die wichtigsten Klauseln


(3) FCA – Free Carrier (frei Frachtführer, benannter Ort)
Verkäufer: trägt alle Kosten und Gefahren bis zur Übergabe an dem vom Käufer genannten
Frachtführer, an genannten Ort
Käufer: muss Frachtführer bzw. Spediteur nennen, trägt alle Kosten und Risiken ab Übergabe
Anmerkung: Klausel kann in Land-, Luft- und Seetransporten verwendet werden. Bei
Übergabe an Ort des Verkäufers hat dieser Kosten für Beladung zu tragen. Bei Übergabe an
S e i t e 68 | 73
anderem Ort genügt es, wenn Verkäufer Ware unausgeladen auf dem Transportmittel mit
dem geliefert wurde bereitstellt (Bsp. S. 212)

(4) FOB – Free on Board (frei an Bord des Seeschiffs in benannten Verschiffungshafen)
Verkäufer: trägt Kosten- und Risiko des Transportes bis zum Abgangshafen (einschließlich
aller Formalitäten) und Kosten der Verlagerung auf das vom Käufer benannte Schiff
Käufer: trägt alle weiteren Kosten und Risiken (Seetransport, Versicherung, Ausladen etc.)
Anmerkung: als Liefernachweis gilt Board Receipt (=Bestätigung, dass Ware in äußerlich
gutem Zustand an Bord übernommen wurde. Klausel nur im Schiffsverkehr verwendet.

(5) CFR – Cost and Freight (Kosten und Fracht bezahlt)

(6) CIF – Cost, Insurance, Freight (Kosten, Versicherung und Fracht bezahlt.
Für CRF und CIF gilt:
Verkäufer: trägt Kosten und Fracht bis zu benannten Bestimmungshafen, hat in
Versandhafen für Verladung auf Schiff zu sorgen und trägt bei CIF zusätzlich Kosten
der Seeversicherung. Trägt Risiko nur bis zur Verladung im Verschiffungshafen. (bis
Übergang über die Reling des Schiffes)
Käufer: trägt Kosten des Ausladens am Bestimmungshafen und alle weiteren Kosten. Trägt
volles Transportrisiko für Seetransport und muss sich im Schadensfall mit
Versicherung auseinandersetzen
Hat folgenden Sinn: ermöglicht Importeur, Angebote aus verschiedenen überseeischen Orten
leicht miteinander zu vergleichen. Außerdem hat jeder Partner jene Handlung
durchzuführen, die Näher bei seiner Niederlassung liegen. Versand ist Aufgabe des
Exporteurs, Übernahme und Kontrolle der Ware an Bestimmungshafen sind Aufgabe des
Importeurs.

(7) CPT – Carriage Paid to (frachtfrei … benannter Bestimmungsort)

(8) CIP – Carriage and Insurance Paid to (frachtfrei versichert … benannter Bestimmungsort)
Für CPT, CIP gilt:
Verkäufer: trägt Frachtkosten (bei CIP auch Versicherungskosten) bis zu benannten
Bestimmungsort. Risiko geht bei Übergabe an ersten Frachtführer an Käufer.
Käufer: trägt gesamtes Transportrisiko aber keine Transportkosten

6.2 Zahlungsbedingungen im Außenhandel


Sollen 2 Risiken ausschalten: das Annahmerisiko (dass Käufer Annahme der Wahre verweigert,
obwohl rechtzeitig, richtige Menge und Qualität geliefert wurde)

das Dubiosenrisiko (dass Käufer nicht rechtzeitig/überhaupt nicht


bezahlt)

1 Welche Zahlungsbedingungen gibt es im Außenhandel?


Ob es geling, Zahlungsbedingungen durchzusetzen, die Verkäufer fast völlige Sicherheit geben ist
abhängig von Marktstellung von Käufer und Verkäufer. Zahlungsbedingungen im Ausland: (bei grün
unten sind Risiken, die vermieden/vermindert werden können)

S e i t e 69 | 73
Blau:
Haben im Außenhandel folgende Bedeutung: Vorauszahlung kommt selten vor. Anzahlungen
kommen gelegentlich bei Aufträgen für spezielle Produktion mit langer Fertigungsdauer vor
(Flugzeuge, Walzwerke). Nachname in Mittel- & Westeuropa als Post-, Bahn, und
Spediteurnachname üblich. Offenes Ziel im Außenhandel mit westeuropäischen Ländern üblich.

Dokumentenakkreditiv:
Kreditinstitut sagt im Auftrag des Käufers zu, den Rechnungsbetrag gegen Übergabe der Dokumente
(Frachtpapiere etc.) an den Verkäufer auszuzahlen.

Dokumentinkasso:
 Documents against Payment (D/P): Dokumente brauchen nur gegen Zahlung übergeben zu
werden
 Documents against Acceptance (D/A): Dokumente brauchen nur gegen Akzeptleistung des
Käufers ausgefolgt zu werden.

2 Das Dokumentenakkreditiv
Gibt beiden Parteien gewisse Sicherheit

 Was ist ein Akkreditiv?


=ein Auftrag des Käufers (Importeurs) an sein Kreditinstitut (seine „Hausbank“), gegen
Nachweis der Lieferung (Übergabe der Dokumente) einen bestimmten Betrag
(Rechnungsbetrag) auszuzahlen oder durch eine andere Bank auszahlen zu lassen. Der
Verkäufer erhält Rechnungsbetrag, wenn er rechtzeitig und vertragsgerecht liefert. Zahlung
erfolgt „Zug um Zug“. Der Käufer braucht nur bezahlen, wenn Ware rechtzeitig eintrifft und
die Dokumente den Vertragsbestimmungen entspricht. (Allgemein: geprüft werden nur
Dokumente, nicht Ware selbst. Abweichungen zwischen Dokumenten und Ware sind daher
zu Lasten des Käufers)

 Die Merkmale des Akkreditivs


Sind immer:
unwiderruflich (sonst wäre keine Sicherheit gegen Annahmerisiko)
befristet (sonst könnte Käufer nie mehr auf Betrag verfügen, wenn Verkäufer nicht liefert)

Unterscheiden sich durch folgende Merkmale:


S e i t e 70 | 73
Bestätigung: Wird Eröffnung vom Kreditinstitut des Verkäufers bestätigt und nicht nur
mitgeteilt, haftet auch dieses Kreditinstitut für die Einlösung und nicht nur die Bank
des Käufers
Übertragbarkeit: Nur wenn Akkreditiv von eröffnender Bank ausdrücklich als
„übertragbar“ bezeichnet wurde, darf es im Auftrag des Erstbegünstigten an andere
Personen ausbezahlt werden (z.B. wenn andere als ursprünglicher Lieferant liefern
soll)
Teilbarkeit: Zahlung für Teillieferung zulässig, wenn sie im Akkreditiv nicht ausdrücklich
ausgeschlossen sind.

Fristen
Verfallfrist: hat jedes Akkreditiv. Bis zu diesem Zeitpunkt müssen Dokumente bei Bank
eingelangt sein, sonst verfällt Akkreditiv.
Vorlagefrist: Häufig Frist vereinbart, in der Konnossement oder andere Frachtpapiere ab
ihrer Ausstellung übergeben werden müssen. Wenn keine Frist, weisen
Kreditinstitute Frachtdokumente, die älter als 21 Tage sind, zurück.
Verladefrist: Kann auch angegeben sein, bis zu welchem Zeitpunkt Ware verladen sein
muss, um Akkreditiv in Anspruch nehmen zu können. Verladefrist=kürzer als
Verfallsfrist, da Verkäufer Dokumente erst nach Verladung an Bank weiterleiten
kann.

 Die Abwicklung des Akkreditivs


„Einheitliche Richtlinien und Gebräuche für Dokumenten-Akkreditive“ werden fast in den
meisten Staaten anerkannt. Abwicklung eines Dokumentenakkreditivs:

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Die Initiative geht beim Dokumentenakkreditiv vom Importeur aus, der seiner Bank den
Akkreditiveröffnungsauftrag erteilt.

 Dokumente beim Akkreditiv


Verladedokumente (Frachtbriefdoppel, Konnossement), Versicherungsdokument,
Handelsrechnung und sonstige Dokumente (z.B. Ursprungszeugnisse)

 Auszahlung des Akkreditivbetrags


Sichtzahlung: Zahlung sofort bei Übergabe der Dokumente
hinausgeschobene Zahlung: erst nach einer bestimmten Frist

 Vorteile und Probleme des Akkreditivs


Exporteur: -Vorteile: Werden Dokumente fristgerecht eigereicht, erhält er prompte Zahlung.
Sicherung gegen Annahme- und Dubiosenrisiko.
-Probleme: wird Verladung verzögert, fällt das Akkreditiv. Es muss Verlängerung
angesucht werden
Importeur: -Vorteile: Zahlung erfolgt nicht eher als vorgeschriebene Dokumente bei Bank
eingetroffen sind. Verkäufer wird bemüht sein, rechtzeitig zu liefern, da
Akkreditiv sonst fällt.
-Probleme: Nur Dokumente, nicht Ware wird geprüft. Mängelrügen sind schwer
durchzusetzen, da Rechnungsbetrag bereits ausgezahlt ist, wenn die
Ware geprüft werden kann.

3 Das Dokumenteninkasso
Unterschied Akkreditiv: Exporteur hat bei Versendung der Ware keine Sicherheit, dass Importeur
Ware annimmt. Ist daher für Importeur günstiger als für Exporteur.

(3) Was versteht man unter Dokumenteninkasso?


Exporteur beauftragt seine Bank (Einreicherbank) die Dokumente über versandte Ware an
Importeur nur auszufolgen, wenn gezahlt wird (D/P) oder wenn Importeur einen Wechsel
akzeptiert (D/A).

2 Formen des Dokumenteninkassos:


D/P (Documents against Paypent): Dokumente nur gegen Zahlung. Zug-um-Zug-Geschäft
D/A (Documents against Acceptance): Dokumente nur, wenn Importeur einen auf ihn
gezogenen Wechsel akzeptiert. Exporteur gewährt Importeur Zahlungsziel gegen
Wechselakzept.

(4) Abwicklung des Dokumenteninkassos

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Initiative geht von Exporteur aus. Ware wird versandt ohne Sicherstellung, dass Importeur
Wahre annimmt, zahlt oder akzeptiert.

Falls Akzept durch Inkassobank einzuholen war (D/A) kann der akzeptierte Wechsel dem
Aussteller zurückgesandt werden bis zur Fälligkeit bei der Inkassobank bleiben, die ihn dann
kassiert und den Betrag weiterleitet, durch die Inkassobank oder Hausbank für die Rechnung
des Ausstellers diskontiert werden.

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