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Bürgerliches Recht Martin Böhme

Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Lehrstuhl Prof. Metzger

BGB Schuldrecht – Reglungsübersicht


• Buch 2. Recht der Schuldverhältnisse
- Abschnitt 1. Inhalt der Schuldverhältnisse
- Abschnitt 2. „Allgemeine Geschäftsbedingungen“
- Abschnitt 3. Schuldverhältnisse aus Verträgen
- Abschnitt 4. Erlöschen der Schuldverhältnisse
- Abschnitt 5. Übertragung einer Forderung
- Abschnitt 6. Schuldübernahme
- Abschnitt 7. Mehrheit von Schuldnern und Gläubigern
- Abschnitt 8. Einzelne Schuldverhältnisse (Titel 1.-27.)
vertragliche Schuldverhältnisse, bspw.: - Titel 1. Kauf, Tausch
- Titel 5. Mietvertrag, Pachtvertrag - Titel 8. Dienstvertrag, u.ä.
- Titel 9. Werkvertrag, u.ä. - Titel 20. Bürgschaft
Gesetzliche Schuldverhältnisse, bspw.:
- Titel 13. Geschäftsführung ohne Auftrag (GoA)
- Titel 26. ungerechtfertigte Bereicherung - Titel 27. unerlaubte Handlungen
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BGB Schuldrecht AT – das Schuldverhältnis


• Schuldverhältnis im weiteren Sinne (gesamter Vertrag)
• Schuldverhältnis im engeren Sinne (einzelne Verpflichtung)
§ 241 I 1 BGB: „Kraft des Schuldverhältnisses ist der Gläubiger
berechtigt, von dem Schuldner eine Leistung zu fordern“
• Schuldverhältnis mit gegenseitigen Verpflichtungen
Forderung auf die Gegenleistung
Anspruch auf Kaufpreiszahlung, § 433 II BGB

Gläubiger Schuldner
Schuldverhältnis
Verkäufer Kaufvertrag
Käufer
Schuldner Gläubiger
Forderung auf die Leistung
Anspruch auf Übergabe und Übereignung der Kaufsache, § 433 I 1 BGB
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BGB Schuldrecht AT – das Schuldverhältnis


• Schuld und Haftung
- Schuld = Verpflichtung des Schuldners, die geschuldete Leistung zu
erbringen („Verpflichtetsein“)
- Haftung = Möglichkeit des Gläubigers die Forderung mittels
staatlichem Zwang durchzusetzen („Unterworfensein“)
- Grundsatz: Wer schuldet, der haftet auch
- Ausnahmen:
- Haftung ohne Schuld, bspw. bei Realsicherheiten wie Hypothek, Grundschuld
- Schuld ohne Haftung, bspw. bei verjährter Forderung (§ 214 II) oder anderen
unvollkommenen Verbindlichkeiten (Spiel und Wette, § 762 BGB oder
Heiratsvermittlung, § 656 BGB)
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BGB Schuldrecht AT – das Schuldverhältnis


• Relativität der Schuldverhältnisse
BEISPIEL
- Schuldner schließt Schenkungsvertrag über ein Buch mit Gläubiger
- Dritter stiehlt dem Schuldner das Buch bevor dieser es dem Gläubiger übergeben und übereignen konnte

Forderung
Anspruch auf Übergabe und Übereignung eines Buchs
Anspruch auf Schadensersatz aus §§ 280 I, III, 283 BGB
Schuldverhältnis
Gläubiger Schenkung
Schuldner
Beschenkter Schenker
- Schuldner kann nicht leisten, da ihm das Buch gestohlen
wurde, könnte aber aus § 985 BGB gegen Dritten vorgehen
- Gläubiger hat den Anspruch aus dem Schenkungsvertrag
nur gegen den Schuldner, nicht gegen den Dritten
- gelingt es dem Schuldner nicht, die Herausgabe vom Dritten
zu erwirken, ist die Erfüllung des Anspruchs aus dem
Schenkungsvertrag für den Schuldner unmöglich
- Gläubiger kann lediglich einen Schadensersatzanspruch aus
Dritter Forderung
§§ 280 I, III, 283 BGB geltend machen, der auf Geldzahlung
gerichtet ist
Dieb Anspruch auf Herausgabe
des Buchs aus § 985 BGB
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BGB Schuldrecht AT – das Schuldverhältnis


Begründung von Schuldverhältnissen
• rechtsgeschäftliche Schuldverhältnisse
(durch Abschluss eines Rechtsgeschäfts)
- einseitig verpflichtende Verträge
- unvollkommen zweiseitig verpflichtende Verträge
- gegenseitige Verträge
• vorvertragliche Schuldverhältnisse
(durch Anbahnung eines Rechtsgeschäfts)
- § 311 II Nr.1-3 BGB (c.i.c. – culpa in contrahendo)
• gesetzliche Schuldverhältnisse
(durch Erfüllung eines gesetzlichen Tatbestands)
- Geschäftsführung ohne Auftrag, §§ 667ff. BGB
- ungerechtfertigte Bereicherung, §§ 812ff. BGB
- unerlaubte Handlung, §§ 823ff. BGB
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BGB Schuldrecht AT – Linoleumrollen-Fall


- Linoleumrollen-Fall
Sachverhalt
A geht in den Baumarkt des B, um neuen Bodenbelag zu kaufen. Als er
an einem Regal mit Linoleumrollen an einer Rolle zieht, bricht das
Regal zusammen und A bricht sich das Bein. C, ein Angestellter des B,
hatte das Regal unsicher zusammengebaut.
Frage
Was für ein Schuldverhältnis liegt zwischen A und B vor?
Lösung
Ein vorvertragliches Schuldverhältnis gemäß § 311 II Nr.2 BGB
[Dies hat diverse Vorteile für A hinsichtlich seines Schadensersatzanspruchs. So gilt beim
Anspruch aus §§ 280 I, 241 II, 311 II Nr.2 BGB die Verschuldensvermutung des § 280 I 2 BGB
und das Verhalten und Verschulden des C wird B gemäß § 278 BGB zugerechnet]
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BGB Schuldrecht AT – Leistungspflicht


• allgemeine Leistungspflicht, § 241 I 1
- Gläubiger ist berechtigt vom Schuldner die Leistung zu fordern;
der konkrete Inhalt der Leistungspflicht ergibt sich aus dem Vertrag
selbst oder mangels Regelung aus den gesetzlichen Vorschriften
• Leistung nach Treu und Glauben, § 242
- Treupflichten
- Schutzpflichten
- Mitwirkungspflichten
- Aufklärungspflichten
• Obliegenheiten ≠ Leistungspflichten (bspw. § 377 II HGB)
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BGB Schuldrecht AT – Leistungsgegenstand


• Stückschuld
- Leistungsgegenstand ist eine nach individuellen Merkmalen
bestimmte Sache
bspw. berühmtes Gemälde, gebrauchtes Kfz, andere Unikate
-> Untergang führt zur Unmöglichkeit der Leistung

• Gattungsschuld, § 243 BGB


- Leistungsgegenstand ist eine nach allgemeinen Merkmalen zu
bestimmende Sache
bspw. vertretbare Sachen iSd § 91 BGB
-> Untergang führt grds. nicht zur Unmöglichkeit der Leistung
- beschränkte Gattungsschuld bzw. Vorratsschuld
bspw. Wein eines bestimmten Jahrgangs, u.ä.
-> nur Untergang des gesamten Vorrats führt zur Unmöglichkeit der Leistung
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BGB Schuldrecht AT – Leistungsgegenstand


• Wahlschuld, § 262 BGB
- von mehreren Leistungen muss nur eine bewirkt werden
bspw. § 179 BGB – Schadensersatz oder Erfüllung
- Wahl trifft im Zweifel der Schuldner, § 262 BGB a.E.
- ausgeübte Wahl ist grds. bindend
• Ersetzungsbefugnis
- eine Leistung ist geschuldet, kann aber durch eine andere ersetzt
werden, ausgeübte Wahl ist nicht bindend
- Ersetzungsbefugnis des Gläubigers
bspw. § 249 BGB – I: Wiederherstellung, II: erforderlicher Geldbetrag
- Ersetzungsbefugnis des Schuldners
bspw. § 251 II BGB – grds.: Wiederherstellung nach 249, ausnahmsweise:
Geldentschädigung nach 251 II, wenn unverhältnismäßige Kosten
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BGB Schuldrecht AT – Leistungsgegenstand


• Geldschuld
- keine gesetzlichen Definitionen für Geld / Geldschuld
- Geld ist im Zweifel Geldsummenschuld
Gläubiger soll Verfügungsmöglichkeit über bezifferten Geldbetrag bekommen,
bspw. Käufer muss 5.000 EUR bezahlen, ob Bargeld oder Buchgeld (s.u.) ist
irrelevant (soweit nicht anders vereinbart)
- Geldsortenschuld / Geldstückschuld
hier ist bspw. bestimmte Münzsorte/bestimmte Gedenkmünze Gegenstand des
Schuldverhältnisses, also gerade keine reine Geldsumme
- Buchgeld
praktisch relevanteste Form der Erfüllung von Geldschulden
genau genommen ist dies eine Leistung an Erfüllungs statt bzw. erfüllungshalber durch
Abtretung einer Forderung gegen die eigene Bank an den Gläubiger; die eigene Bank
überträgt (aufgrund der Anweisung) Guthaben auf die Bank des Gläubigers, so dass
Gläubiger i.Erg. Anspruch gegen seine Bank hat
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BGB Schuldrecht AT – Leistungszeit


Leistungszeit wird bestimmt durch Parteivereinbarung oder aus den
Umständen des Schuldverhältnisses; ansonsten sofort, § 271 BGB
Unterscheide im Übrigen:
Fälligkeit = Schuldner muss leisten, Gläubiger kann fordern
Erfüllbarkeit = Schuldner darf leisten, Gläubiger muss annehmen (oder gerät sonst in
Annahmeverzug)
Rechtsfolgen von Zu-Spät-Leistung des Schuldners:
- Schuldnerverzug
Gläubiger kann ggf. Schadensersatz nach §§ 280 I, II, 286 verlangen
- relatives Fixgeschäft (bspw. Just-in-time-Verträge)
Gläubiger ist von Fristsetzung befreit, § 323 II Nr.2 BGB
- absolutes Fixgeschäft (bspw. Hochzeitstorte)
Nichteinhaltung der Leistungszeit = Unmöglichkeit
- Vertragsstrafe, vgl. § 339 BGB
Vereinbarung einer Strafzahlung bei Nichteinhaltung der Leistungszeit
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BGB Schuldrecht AT – Leistungsort


Unterscheide:
- Erfolgsort = Ort, an dem der Leistungserfolg (bspw. die Übergabe
und Übereignung) eintritt
- Leistungsort/Erfüllungsort = Ort, an dem der Schuldner die
Leistungshandlung vornehmen, also das seinerseits Erforderliche
tun muss

Schuldart Leistungsort/Erfüllungsort Erfolgsort Leistungshandlung


Holschuld Wohnsitz des Schuldners Wohnsitz des Schuldners - Aussonderung
- Benachrichtigung

Schickschuld Wohnsitz des Schuldners Wohnsitz des Gläubigers - Aussonderung


- Übergabe an eine geeignete
Transportperson
Bringschuld Wohnsitz des Gläubigers Wohnsitz des Gläubigers - Aussonderung und Lieferung
- Anbieten in Annahmeverzug
begründender Weise
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BGB Schuldrecht AT – Leistungsort


• Bestimmung von Schuldart und Leistungsort
- Parteivereinbarung
- Umstände, insb. Natur des Schuldverhältnisses, § 269 BGB
- gesetzliche Auslegungsregeln, § 269 I, II BGB
- bei Geldschulden, § 270 BGB (Geld reist auf Kosten des Schuldners)
- gesetzliche Sonderregelungen (bspw. §§ 697, 700, 1194 BGB)
- Sonderregelung durch Rechtsprechung bei einigen gegenseitigen
Verträgen (dabei dann einheitlicher Leistungsort für Leistung und
Gegenleistung, bspw. beim Arbeitsvertrag = Arbeitsstätte)

• Bedeutung von Leistungsort und Schuldart


- Voraussetzung für Verzug (Schuldnerverzug und Gläubigerverzug)
- Konkretisierung von Gattungsschulden, § 243 II BGB
- Gefahrtragung, vgl. bspw. §§ 446, 447 BGB
- Gerichtsstand des Erfüllungsorts, § 29 ZPO

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