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Bürgerliches Recht Martin Böhme

Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Lehrstuhl Prof. Metzger

BGB Schuldrecht BT – Waschmaschinen-Fall I


Waschmaschinen-Fall I (Selbstvornahme):
A kauft von der B-AG eine Waschmaschine zum Preis von 600 EUR.
Nach kurzer Zeit stellt er fest, dass die Maschine beim Waschvorgang
merkwürdige Geräusche von sich gibt. Da er sich mit Waschmaschinen
nicht besonders auskennt und kein Risiko eingehen möchte, beauftragt
er den C, einen Spezialisten für Waschmaschinenreparaturen. C stellt
einen Lagerschaden an der Maschine fest, den er für insgesamt 700
EUR beseitigt. A verlangt diese Kosten von der B-AG. Zu Recht?
Lösung:
Die 700 EUR stellen eine unfreiwillige Vermögenseinbuße dar, die nur
im Wege des Schadensersatzes ersetzt werden könnte. Ein Anspruch
aus § 437 Nr.3 iVm §§ 280 I, III, 281 BGB scheitert jedoch daran, dass A
der B-AG keine Frist zur Nacherfüllung gesetzt hat. Diese sogenannte
Selbstvornahme ist im Kaufrecht nicht zulässig. 91
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BGB Schuldrecht BT – Waschmaschinen-Fall II


Waschmaschinen-Fall II (Beweislastumkehr):
A kauft von der B-AG eine Waschmaschine zum Preis von 600 EUR.
Nach kurzer Zeit stellt er fest, dass die Maschine beim Waschvorgang
merkwürdige Geräusche von sich gibt. A informiert die B-AG über die
Geräusche. Diese lehnt jegliche Einstandspflicht hierfür ab. Alle Geräte
würden vor Auslieferung ausgiebig getestet, der Defekt müsse also auf
eine Fehlbenutzung des A zurückgehen. Welche Rechte hat A?
Lösung:
Die Rechte aus § 437 setzen voraus, dass ein Mangel bei Gefahr-
übergang vorlag. Grundsätzlich ist der Käufer hierfür beweispflichtig.
Da es sich vorliegend um einen Verbrauchsgüterkauf handelt (vgl.
S.93), ist die Beweislast gemäß § 476 umgekehrt, der Mangel lag also
mangels Gegenbeweises der B-AG bei Gefahrübergang vor.
A hat daher alle Rechte aus § 437 Nr.1 bis 3 (vgl. S.94). 92
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BGB Schuldrecht BT – Verbrauchsgüterkauf


Voraussetzungen, § 474 I BGB
1. Käufer = Verbraucher iSd. § 13 BGB
2. Verkäufer = Unternehmer iSd. § 14 BGB
3. Kaufgegenstand = bewegliche Sache
Rechtsfolgen
1. Fälligkeit, § 474 III BGB
2. grundsätzlich kein Versendungskauf, § 474 IV BGB
3. keine Nutzungsherausgabe, § 474 V BGB
4. eingeschränkte Abweichung vom Gesetz, § 475 BGB
5. Beweislastumkehr, § 476 BGB
6. Sonderbestimmungen für Garantien, § 477 BGB
7. Unternehmerregress, §§ 478, 479 BGB

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BGB Schuldrecht BT – Mängelgewährleistung im KaufR


Voraussetzungen des § 437 BGB
1. Kaufvertrag
2. Mangel bei Gefahrübergang
3. Kein Ausschluss der Gewährleistungsrechte
Voraussetzungen der weiteren Normen
1. Nacherfüllung, § 437 Nr.1 iVm § 439 BGB (Anspruch besteht)
2. Rücktritt, § 346 I iVm §§ 437 Nr.2, 323 I BGB (Anspruch besteht,
Fristsetzung war entbehrlich nach § 323 II Nr.1 BGB) oder
Minderung, § 437 Nr.2 iVm § 441 BGB (nicht bei Totalschaden)
3. Schadensersatz, § 437 Nr.3 iVm §§ 280 I, III, 281 BGB (Anspruch
besteht, Fristsetzung entbehrlich nach § 281 II Alt.1 BGB, Vertreten-
müssen wegen unberechtigter Nacherfüllungsverweigerung) oder
Aufwendungsersatz, § 437 Nr.3 iVm § 284 BGB (Anpruch besteht
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dem Grunde nach, aber A hat keine Aufwendungen gemacht)
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BGB Schuldrecht BT – Waschmaschinen-Fall III


Waschmaschinen-Fall III (Nachlieferung):
A kauft von der B-AG eine Waschmaschine zum Preis von 600 EUR.
Nach kurzer Zeit stellt er fest, dass die Maschine beim Waschvorgang
merkwürdige Geräusche von sich gibt. A informiert die B-AG über die
Geräusche. Diese bietet an, einen Techniker zu beauftragen, der das
Gerät vor Ort repariert. A möchte lieber kein Gerät, an dem bereits
eine Reparatur vorgenommen wurde.
Hat er einen Anspruch auf eine neue Maschine?
Lösung:
Der Inhalt des Nacherfüllungsanspruchs aus § 437 Nr.1 iVm § 439 I
richtet sich nach der Wahl des Käufers. Die B-AG könnte die gewählte
Art (hier Nachlieferung) nur dann verweigern, wenn sie unmöglich iSd
§ 275 oder unverhältnismäßig/unzumutbar iSd § 439 III wäre. Für
beides fehlt es hier an Anhaltspunkten. A steht der Anspruch zu. 95
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BGB Schuldrecht BT – Waschmaschinen-Fall IV


Waschmaschinen-Fall IV (Recht zur zweiten Andienung):
A kauft von der B-AG eine Waschmaschine zum Preis von 600 EUR.
Nach kurzer Zeit stellt er fest, dass die Maschine beim Waschvorgang
merkwürdige Geräusche von sich gibt. A informiert die B-AG über die
Geräusche und erklärt den Rücktritt. Mittlerweile hat er nämlich eine
Maschine eines anderen Herstellers gefunden, die ihm mehr zusagt.
Kann A wirksam vom Vertrag zurücktreten?
Lösung:
Wie im Waschmaschinen-Fall I fehlt es an der erforderlichen Setzung
einer Frist zur Nacherfüllung. Es ist auch kein Grund ersichtlich, warum
diese ausnahmsweise nach § 440 Var.1-3, § 323 Nr.1-3 oder § 326 V
entbehrlich sein sollte. A kann daher weder Rücktritt oder Minderung
erklären (§ 437 Nr.2) noch Schadensersatz oder Aufwendungsersatz
verlangen (§ 437 Nr.3). 96
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BGB Schuldrecht BT – Waschmaschinen-Fall V


Waschmaschinen-Fall V (Nacherfüllung fehlgeschlagen):
A kauft von der B-AG eine Waschmaschine zum Preis von 600 EUR.
Nach kurzer Zeit stellt er fest, dass die Maschine beim Waschvorgang
merkwürdige Geräusche von sich gibt. A informiert die B-AG über die
Geräusche. Diese schickt einen Techniker, der die Maschine repariert.
Die Geräusche treten nach kurzer Zeit wieder auf. Auch die nächste
Reparatur zeigt keine Wirkung, die Geräusche bleiben. A verlangt den
Kaufpreis zurück, die B-AG möchte noch einmal reparieren. Zu Recht?
Lösung:
Ein Anspruch auf Kaufpreisrückzahlung könnte sich aus § 346 I iVm §§ 437
Nr.2, 323 I ergeben. Die erforderliche Fristsetzung ist gemäß § 440 S.1 Var.2,
S.2 entbehrlich, die B-AG hat also kein Recht auf weitere Reparaturversuche.
Erheblichkeit iSd § 323 V 2 liegt vor. Daneben besteht ein Anspruch auf
Schadensersatz statt der ganzen Leistung § 437 Nr.3 iVm §§ 280 I, III, 28197
(Fristsetzung, § 440; Erheblichkeit, § 281 I 3; Vertretenmüssen, § 280 I 2)
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BGB Schuldrecht BT – Waschmaschinen-Fall VI


Waschmaschinen-Fall VI (Aufwendungsersatz):
A kauft von der B-AG eine Waschmaschine zum Preis von 600 EUR.
Nach kurzer Zeit stellt er fest, dass die Maschine beim Waschvorgang
merkwürdige Geräusche von sich gibt. A informiert die B-AG über die
Geräusche. Diese verweigert die Einstandspflicht. A tritt daraufhin
zurück und verlangt von der B-AG die Kosten für die Lieferung (50 EUR)
und einen Aquastopschlauch (20 EUR) ersetzt. Zu Recht?
Lösung:
Bei den vorliegenden Posten handelt es sich um freiwillige Vermögens-
opfer, die der Sache zu Gute kommen sollten. Insofern führen nicht
Schadensersatz- sondern Aufwendungsersatzansprüche zum Ziel.
Nach § 437 Nr.3 iVm § 284 kann A die Aufwendungen von der B-AG
ersetzt verlangen. Gemäß § 325 bleibt der Schadensersatzanspruch,
den A dafür „eintauscht“ neben dem Rücktritt bestehen. 98
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BGB Schuldrecht BT – Tausch


Tauschvertrag
- § 480 BGB =
Vorschriften über den Kaufvertrag sind entsprechend
anzuwenden
Vorschriften, die den Kaufpreis betreffen, sind nicht
anwendbar
- Abgrenzung zur Ersetzungsbefugnis:
bspw. bei Inzahlungnahme eines gebrauchten Kfz im
Rahmen eines Neuwagenkaufs
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BGB Schuldrecht BT – Schenkung


Schenkung(svertrag)
- Einigung, insbesondere Annahme des Beschenkten erforderlich
- nur Schenkungsversprechen unterliegt der Form des § 518
- Stichworte: Handschenkung; gemischte Schenkung; Schenkung von
Todes wegen; Schenkung unter Auflage

Unentgeltlichkeit:
- Rechtstellung des Beschenkten schwächer als die des Käufers
(Rückforderungsrechte §§ 528, 530; Durchgriffskondiktionen
§§ 816 I 2, 822; Insolvenzzugehörigkeit § 134 InsO)
- Haftung des Schenkers schwächer als die des Verkäufers
(Haftung nur für Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit, § 521; keine
Verzugszinsen, § 522; Mängelhaftung nur bei Arglist bzw.
Kenntnis/grob fahrlässiger Unkenntnis, §§ 523, 524) 100

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