Sie sind auf Seite 1von 4

Gutachten – Großkopierer

Anspruchsgrundlage + Schuldverhältnis + Kaufvertrag:

Die Stadt Welfenheim (W) verlangt Schadensersatz statt der Leistung in Höhe des
Kaufpreises, den entgangenen Gewinn und Ersatz des beschädigten Teppichbodens
vom Büromaschinenhändler Volkarts (V) aus §437 Nr. 3, §440, §281 I S. 1 Alt. 2
BGB.

Hier könnte ein Schadensersatz statt der Leistung entstanden sein.

W könnte von V Schadensersatz statt der Leistung verlangen, dann müsste


zwischen ihnen ein Schuldverhältnis gem. §241 BGB entstanden sein. Kraft eines
Schuldverhältnisses ist der Gläubiger berechtigt, vom Schuldner eine Leistung zu
fordern. Der Schuldner ist verpflichtet diese Leistung zu erbringen. Zur Begründung
eines rechtsgeschäftlichen Schuldverhältnisses ist gem. §311 I BGB ein Vertrag
zwischen den Beteiligten erforderlich.

Hier könnte ein Kaufvertrag gem. §433 II BGB zustande gekommen sein.
Bei einem Kaufvertrag verpflichtet sich der Verkäufer dem Käufer die Ware
auszuhändigen und das Eigentum daran zu verschaffen. Der Käufer verpflichtet sich
dem Verkäufer die Ware abzunehmen und den vereinbarten Kaufpreis zu zahlen.
Ein Kaufvertrag kommt immer durch zwei übereinstimmende Willenserklärungen
zustande. Antra und Annahme.

Ein Antrag gem. §145 BGB ist eine empfangsbedürftige einseitige WE die an eine
bestimmte Person gerichtet ist und von dieser angenommen werden soll.
Eine Annahme gem. §147 ist ebenfalls eine empfangsbedürftige einseitige WE, mit
der der Antrag rechtzeitig und ohne jede Änderung angenommen wird.
Laut SV kauft W von V einen Großkopierer.
Somit liegen Antrag und Annahme unstrittig vor.

Ein Kaufvertag gem. §433 II BGB ist damit zustande gekommen und ein
Schuldverhältnis gem. §241 BGB ist ebenfalls entstanden.

Pflichtverletzung:

Nun müsste i. S. d. §280 I BGB eine Pflichtverletzung vorliegen.


Darunter ist jedes objektiv nicht dem Schuldverhältnis entsprechendes Verhalten des
Schuldners zu verstehen. Dies liegt vor, wenn der Vertrag nicht zur richtigen Zeit,
nicht bei dem richtigen Gläubiger oder nicht auf die richtige Art und Weise erfüllt ist.
Hier könnte der Vertrag nicht in der richtigen Art und Weise von V erfüllt worden sein.
V hat gem. §434 BGB die Kaufsache frei von Sach- bzw. Rechtsmängeln dem
Käufer zu übergeben.
Sachmangel:

Zu prüfen ist daher, ob der Kopierer mit einem Sachmangel behaftet war.

Eine Sache ist frei von Sachmängeln, wenn sie bei Gefahrenübergang die
vereinbarte Beschaffenheit hat, wenn also die Ist-Beschaffenheit von der
vereinbarten Soll-Beschaffenheit nicht abweicht. In Betracht kommt hier ein
Sachmangel nach §434 II S. 1 BGB.

Demnach könnte es sich um einen Sachmangel in Form einer mangelhaften


Montage handeln.

Laut SV ist der Toner-Vorratsbehälter infolge eines Montagefehlers von V. undicht,


sodass bei Inbetriebnahme schwarze Tonertinte heraus gepustet wird. Dies
entspricht nicht der Beschaffenheit eines intakten Druckers.
Es liegt also ein Sachmangel gem. §434 II S. 1 BGB vor.

Gefahrenübergang:

Weiterhin müsste gem. §446 BGB der Mangel bereits bei Gefahrenübergang
vorgelegen haben. Dies ist der Zeitpunkt, zu dem die Gefahr des zufälligen
Untergangs bzw. der Verschlechterung der gekauften Sache auf den Käufer
übergehen (gem. §446 BGB).
Laut SV war die Montage des Druckers Vertragsbestandteil. (Bringschuld)
Demzufolge handelt es dich um eine Bringschuld, d. h. der Leistungs- und Erfolgsort
ist der Wohnsitz des Gläubigers. Erst nach erfolgter Montage gilt die vertragliche
Leistung als erbracht. Die unsachgemäße Montage des Gerätes erfolgte im Bauamt,
bevor die Gefahr auf die Stadt W. überging.
Somit lag der Sachmangel schon bei der Übergabe der Kaufsache vor.
Fallbezug + Ergebnis:

Haftungsausschluss:

Außerdem dürfte kein Haftungsausschluss gem. §437 BGB vorliegen.


Die Rechte des Käufers sind ausgeschlossen, wenn z. B. bei Vertragsschluss der
Mangel bekannt war (Käufer) oder einen Haftungsausschluss vereinbart worden ist.
Laut Sachverhalt war zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses der Mangel noch nicht
vorhanden, da er erst durch die Montage entstanden ist. Ein Haftungsausschluss
wurde nicht vereinbart.
Somit liegt kein Haftungsausschluss vor.

Verschulden des Verkäufers:

Ebenfalls müsste ein Verschulden des Verkäufers Volkarts gem. §280 I S. 2 BGB i.
V. m. §276 BGB vorliegen.
Demnach kann der Gläubiger Schadensersatz nur verlangen, wenn der Schuldner
die Pflichtverletzung zu vertreten hat.
Gem. §276 BGB hat der Schuldner Vorsatz und Fahrlässigkeit zu vertreten. Der
Schuldner kann sich entlasten, indem er beweist, dass er für die Pflichtverletzung
nicht verantwortlich ist. Andernfalls wird ihm ein Verschulden unterstellt.
Fahrlässiges Verhalten liegt vor, wenn man die erforderliche Sorgfalt außer Acht
lässt.
Laut SV hat V. den Einbau der Maschine, bei dem die Schädigung entstand, selber
durchgeführt. Bei der Montage des Kopierers hat er vergessen, einen Dichtungsring
zu installieren.
Somit hat er die erforderliche Sorgfalt außer Acht gelassen und damit fahrlässig
gehandelt.

Kausaler Schaden:

Außerdem müsste dem Gläubiger ein kausaler Schaden gem. §280 I S. 1 BGB
entstanden sein.
Damit ist jede unfreiwillige Vermögenseinbuße gemeint, die durch die
Pflichtverletzung, also durch V entstanden ist.
Nach §249 muss der, der zum Schadensersatz verpflichtet ist, den Zustand
herstellen, der bestehen würde, wenn der zum Einsatz verpflichtete Umstand nicht
eingetreten wäre.
Laut Sv entging der Stadt W. durch die fehlerhafte Montage ein Gewinn, da sie
Farbkopien nicht verkaufen konnten und es entstanden Kosten, da ein geschädigter
Teppich erneuert werden musste.
Demnach liegt ein Schaden vor, der kausal zur Pflichtverletzung steht.

Zwischenergebnis:

Folglich hat die Stadt W. Anspruch auf Gewährleistungsrechte (durch


Pflichtverletzung) gem. §437 BGB.
Die Voraussetzungen für den Schadensersatz statt der Leistung richten sich nach
§437 Nr. 3 BGB. Dabei ist danach zu differenzieren, ob der Mangel behebbar,
nachträglich unbehebbar oder anfänglich unbehebbar ist. (…)

Nachfristsetzung:

Die Stadt W. müsste gem. §281 I S. 1 BGB eine Frist zur Nacherfüllung gesetzt
haben und diese müsste erfolglos verstrichen sein.
Nacherfüllung bedeutet Mangelbeseitigung oder Ersatzlieferung.
Laut SV hat die Stadt W. den V. aufgefordert ein neues Gerät zu liefern.
Sie hat also Nacherfüllung in Form der Ersatzlieferung verlangt.

Ersatzlieferung?:

V. könnte das Recht gehabt haben, die Ersatzlieferung zu verweigern.


Zu prüfen bleibt, ob ihm diese Einrede zusteht.
Gem. §439 III BGB darf der Verkäufer die gewählte Art der Nacherfüllung
verweigern, wenn diese für ihn nur mit unverhältnismäßigen Kosten verbunden ist.
Der Verkäufer kann auch die billigere Art der Nacherfüllung wählen. Dies ist
insbesondere danach zu beurteilen, ob auf die andere Art der Nacherfüllung ohne
erhebliche Nachteile für den Käufer zurückgegriffen werden könnte.
Laut SV ist der Mangel am Drucker leicht zu beheben und daher war das Verlangen
nach einem neuen Gerät unverhältnismäßig.
Somit kann V. die Neulieferung verweigern. Gem. §439 III S. 3 BGB beschränkt sich
der Anspruch des Käufers (Stadt W.) somit auf die Mangelbeseitigung als die andere
Art der Nacherfüllung.

Laut SV hat die Stadt W. eine Frist von einer Woche zur Mangelbeseitigung gesetzt.
Diese Frist wurde von V. nicht eingehalten.
Somit wurde eine Frist zur Nacherfüllung gesetzt und diese ist erfolglos verstrichen.

Die Stadt W. kann die Rückzahlung des Kaufpreises und den Gewinnausfall
gem. §437 Nr. 3, 440, 280 I S. 1 Alt.2 BGB von V. verlangen.
Die Kosten für den Teppichersatz sind gem. §281 I BGB nicht ersatzfähig, da es
sich um einen Schaden an anderen Rechtsgütern als der gelieferten Sache
handelt (Mangelfolgeschaden).

Das könnte Ihnen auch gefallen