Sie sind auf Seite 1von 5

158 Familienrecht. N<> 23. Obllgationenrecht. N° 24.

159
Einrede, dass die Mutter zur Zeit der Empfängnis einen der allgemeinen Rechtssicherheit in den Kauf genommen
unsittlichen Lebenswandel geführt habe. Objektiv be- werden. Übrigens hat der Vertreter des Beklagten mit
• steht für den als Vater Angesprochenen der Natur der in Recht darauf hingewiesen, dass ja der Gesetzgeber die
Frage kommenden physiologischen Vorgänge nach immer Anerkennung an besondere, strenge Formvorschriften
Unsicherheit darüber, ob s e i n e Beiwohnung die Kon- geknüpft hat, die dem Anerkennenden die Wichtigkeit
zeption verursacht hat. Anerkennt er die Vaterschaft seines Schrittes vor Augen führen und ihn vor übereilten
dennoch, so verzichtet er damit implizite darauf, aus der Erklärungen zurückhalten sollten (vgl. in diesem Sinne
bestehenden Ungewissheit für sich etwas abzuleiten. Der auch BGB § 1718 und JosEF, Arch. f. bürg. Recht 34
Anerkennung kommt mit a. W. in gewissem Sinne regel- s. 285).
mässig der Charakter eines Vergleiches zu, bei dem der
Anerkennende die bestehende objektive Ungewissheit Demnach erkennt das Bundesgericht:
seiner Vaterschaft in den Kauf nimmt, um den Vater- Die Berufung wird gutgeheissen und die Klage abge-
schaftsprozess zu vermeiden. wiesen.
Hieraus ergibt sich, dass die Anfechtung wegen Irr-
tums sich nicht auf diese Ungewissheit stützen kann.
Als Sachverhalt, dessen irrtümliche Würdigung die Un-
verbindlichkeit der Anerkennungserklärung herbeiführen
würde, kommen vielmehr nur Umstände in Betracht,
II. OBLIGATIONENRECHT
die nicht nur die Ungewissheit der Vaterschaft, sondern
geradezu die Unmöglichkeit einer Konzeption durch den DROIT DES OBLIGATIONS
Anerkennenden dartun. Derartige Umstände sind im
vorliegenden Falle nicht nachgewiesen worden.
Die nach dem soeben Ausgeführten notwendige Be- 24. t1rteil der I. Zivilabteilung vom 'lll. Kirs 1003
schränk~g der Anfechtung aus Art. 24 Ziff. 4 drängt
i. S. Lutz und c Zürich „ gegen Bauder.
sich auch mit Rücksicht darauf auf, dass andernfalls die
Rechtssicherheit in hohem l\1asse gefährdet würde. Die K ö r p e r v e r 1 e t z u n g , A r t . 46 OR. Fahrlässigkeit
des Schadensstifters. Kein Mitverschulden des Verletzten.
Wirkungen, die die Anerkennung nicht nur in privat- Entschädigung für die Nachteile der Arbeitsunfähigkeit
rechtlicher Beziehung, hinsichtlich der Alimentations- und die « Erschwerung des wirtschaftlichen Fortkommens • ;
verpflichtungen und Erbrechte, sondern auch in öffent- Berücksichtigung der abstrakten Schädigung und der
lichrechtlicher Hinsicht hat, indem das anerkannte Kind konkreten Vermögenslage vor und nach dem Schadens-
ereignis.
die Heimatzugehörigkeit des Vaters erwirbt, lassen es als
ausgeschlossen erscheinen, dass das nachträgliche Auf- A. - Der im Jahre 1882 geborene Kläger Bauder
tauchen blosser Zweifel über die Vaterschaft genügt, um ist als Hauswart und Aushilfschauffeur bei Schöller & c1e
die gesamte Rechtslage wieder umzugestalten. Allerdings in Zürich 7 angestellt. Im Frühjahr 1920 hatte er dem
können sich, wie gerade der vorliegende Fall zeigt, aus Beklagten Lutz das Automobil seines Schwagers zur
dieser Beschränkung des Anfechtungsrechtes gewisse Reparatur übergeben. Am 19. April 1920 begab er sich
Härten ergeben. Allein diese Härten müssen im Interesse in die Garage, um sich nach dem Stand der Arbeit
160 Obligati.onenrecht. No 24i Obligati.onenrecht. No 24; 161
zu erkundigen. Der Beklagte war gerade mit der PrU- C...-....:. Der Beklagte verkündete der « Zürich », allgeni~
fung des Motors beschäftigt, und hatte zu diesem Zweck· UnfaJl.. u.nd Haftpflichtversicherungs-A. G., den Streit-;
das Schwungrad entfernt. Er ersuchte nun den Kläger, ,diese nahm an der Seite des Beklagten am Prozess teil.
• die AnJasskurbel anzudrehen, was dieser tat. Gleich- B.eide beantragten Abweisung der Klage, eventuell
zeitig schaltete der Beklagte die Zündung ein (angeblich Herabsetzung der ·Klageforderung, indem sie den Stand„
in der Meinung, er schalte sie ans, und ohne daran punkt einnahmen, der Kläger habe den Unfall selbst
zu denken, dass er das Schwungrad abgenommen hatte). verschuldet, oder zum mindesten mitverschuldet, . und
Die durch das Einschalten der Zündung herbeigeführte der Schaden sei nicht nachgewiesen, mit Ausnahme
Gasexplosion bewirkte eine rückläufige Bewegung der der Arztrechnungen, die ·der Beklagte anerkannte.
Kurbelwelle, und damit der Kurbel selbst ; diese schlug D• - Nachträglich ermässigte der Kläger den zweiten
dem Kläger mit solcher Wucht auf den rechten Arm, Klageposten von 850 Fr. auf 450 Fr.• und der Beklagte
dass beide Vorderarmknochen gebrochen wurden. anerkannte diesen Betrag. unter Aufrechthaltung seiner
Laut den Bescheinigungen des behandelnden Arztes, grundsätzlichen Standpunkte.
Dr. Oskar Wyss, war der Kläger infolge des Armbruches E. - Das Bezirksgericht Zürich ordnete darüber,
bis 30. Mai 1920 gänzlich, bis 12. Juli zur Hälfte und « ob der Kläger durch den Unfall eine dauernde Er-
bis Mitte September 1920 zu 25 % arbeitsunfähig. Aus- werbsbeeinträchtigung erlitten habe, eventuell in wel-
serdem nahm Dr. Wyss eine dauernde Beeinträchtigung chem Umfange, in Prozenten ausgedrückt » eine Ex-
der Arbeitsfähigkeit von 10 bis 15% an.. Auch Dr. C. pertise an. Der Experte, Prof. Dr. C. Schlatter in Zürich,
Kaufmann schätzte nach einer Röntgenaufnahme die kam in seinem Gutachten zum Schlusse, dass die Funk-
dauernde Einbusse in der Erwerbsfähigkeit auf 10%. tionsstörungen, hauptsächlich die Einschränkung der
In einer am 11. Oktober 1920 an den Kläger gerich- Rotationsfähigkeit der rechten Hand « zweifellos eine
teten, den Hergang des Unfalls schildernden Zuschrift dauernde Erwerbsbeeinträchtigung bedingen » ; er
drückte sich der Beklagte am Schluss wie folgt aus : schätzte die durchschnittliche dauernde Etwerbsein-
«So gross auch mein Versch:ulden ist, was ich ohne busse in Berücksichtigung der Berufsverrichtungen des
» weiteres zugebe und bei Unterlassung des Manipu- Klägers auf 10%.
» lierens mit der Zündung hätte vermieden werden Diesen Befund legte das Bezirksgericht Zürich seiner
>)können, so bedauert niemanCI mehr wie ich den Unfall Entscheidung zu Grunde ; es nahm jedoch an, dass
» und dessen Folgen. » beiden Parteien. ein Verschulden am Unfall zur Last
B. - Mit der vorliegenden, im Januar 1921 beim falle, und verurteilte demgemäss den Beklagten nur
Bezirksgericht Zürich angehobenen Klage forderte der zum Ersatz der Hälfte des dem Kläger erwachsenden
Kläger vom Beklagten eine Entschädigung von ins- Schadens, nämlich zur Zahlung· von 353 Fr. 70 Cts.
gesamt 12,710 Fr. 80 Cts., nebst 6% Zins seit 19. April (Fr. 257.40 + 450) nebst Zins zu 6% seit 19. April
1920; der eingeklagte Betrag setzt sich aus folgenden 2 T
Einzelposten zusammen : Heilungskosten 257 Fr. 40 Cts., 1920, .sowie einer lebenslänglichen Rente von .165 Fr~
Aus'agen während der vorübergehenden Arbeitsunfähig- je auf .. den 15. September und 15. März, .vom 15. Sep.;.
keit für Ersatz der Arbeitskraft 850 Fr., Entschädigung tember 1920 an.
für dauernde Arbeitsbeeinträchtigung 11,603 Fr. 40 Cts. F. ~ Auf. Appellation. sämtlicher. Parteien h:n hat
162 Obligationenrecht. N° 24. Obligationenrecht. N° 24. 163
das Obergericht des Kantons Zürich unterm· 17. No- oder ausgeschaltet sei. Wenn daher der Beklagte trotz
vember 1922 dieses Urteil dahin abgeändert, dass es der ihm bekannten Gefahr den Kläger zur Ankurbelung
den Beklagten zur Zahlung von 7000 Fr. nebst 5% aufgefordert hat, ohne jegliche Vorsichtsmassnahmen
Zins seit 19. April 1920 verpflichtete, indem es ein zu treffen, so muss ihm diese Unterlassung als Fahr-
Mitverschulden des Klägers ablehnte, und für zweck- lässigkeit im Sinne von Art. 41 OR angerechnet wer-
mässiger hielt, den Schadenersatz in Form einer Kapital- den.
entschädigung zuzusprechen. 2. - Ebenso unstichhaltig ist die Einwendung, der
G. - Gegen dieses Urteil haben der Beklagte und Kläger habe den Unfall mitverschuldet. Da die Instand-
dessen Lltisdenunziatin die Berufung an das Bundes- stellung des Automobils ausschliesslich Sache des Be-
gericht erklärt, mit dem Antrag, die Klage sei im vollen klagten war, und der zufällig anwesende Kläger aus
Unfange abzuweisen, eventuell sie sei lediglich im Be- blosser Gefälligkeit der Bitte, die Kurbel anzudrehen,
trag von 2000 Fr. gutzuheissen und die Mehrforderung Folge gegeben hat, durfte er füglich annehmen, der
abzuweisen. Beklagte habe das Nötige zur Abwendung der Gefahr
getan ; von einer Pflicht des Klägers, vor der Ankur-
Das Bundesgericht zieht in Erwägung: belung den Beklagten « auf die Hebelbewegung auf-
1. - Mit Recht hat die Vorinstanz angenommen, merksam zu machen », kann unisoweniger die Rede
dass den Beklagten an dem Unfall ein Verschulden sein, als der Kläger von seinem Standort aus den Re-
treffe, und es haben denn auch die Berufungskläger gulierhebel gar nicht erblicken und somit aus dessen
zur ·Begründung ihres ursprünglichen gegenteiligen Stellung nicht erkennen konnte, ob die Zündung ein-
Standpunktes heute nichts mehr vorgebracht. Es darf oder ausgeschaltet sei.
ohne weiteres davon ausgegangen werden, der Beklagte 3. - Heute haben die Berufungskläger mit Nach-
habe als Fachmann gewusst, dass das Drehen der An- druck den Standpunkt eingenommen, der Kläger habe
lasskurbel bei eingeschalteter Zündung und abgenom- einen effektiven Schaden gar nicht erlitten, da er zu-
menem _Schwungrad eine rückläufige Bewegung der gegebenermassen von seinem Dienstherrn den gleichen
Kurbel und damit eine Verletzung des Klägers bewirken Lohn beziehe, wie vor dem Unfall, weshalb vom Ersatz
könne ; übrigens gibt der Beklagte das in _seiner Zu- eines Schadens nicht die Rede sein könne, und die
schrift vom 11. Oktober 1920 an den Kläger selbst Klage gänzlich abzuweisen sei. Richtig ist, dass bei
zu. Er kann sich nicht damit entschuldigen, er habe Haftung aus unerlaubter Handlung, wie bei derjeni-
in Wirklichkeit die Zündung nicht ein-, sondern aus- gen aus Vertrag, die Zusprechung von Schadenersatz
schalten wollen, sieb aber, weii auf der Schaltvorrichtung in allererster Linie die Existenz eines Schadens vor-
keine Zeichen für die Handhabung des Hebels ange- aussetzt, und es fragt sich also lediglich, ob die Auf-
bracht seien, geirrt ; denn einem berufsmässig mit fassung, dass bei Verhältnissen, wie sie hier vorliegen,
der Reparatur von Automobilen sich abgebenden Me- ein materieller Schaden nicht als vorhanden angesehen
chaniker darf zugemutet werden, dass er auch ohne werden könne, begründet sei oder nicht. Hiebei ist
solche Zeichen die Bedeutung der Umstellung des He- davon auszugehen, dass Art. 46 OR, welcher die bei
bels nach der einen oder anderen Richtung kenne, und Körperverletzung dem Geschädigten zustehenden Scha-
sieh davon Rechenschaft gebe, ob die Zündung ein- denersatzansprüche umschreibt, neben dem hier nicht
164 Obligationenrecht. N°. 24; Obllgationenrecht. K 0 24. 165
-in Betracht kommenden Recht auf Ersati· der Kosten~ sie allzusehr von momentanen Zufälligkeiten abhängt,
dem VerletZten -Anspruch auf «·Entschädigung· für ·die und nicht geeignet ist, einen zuverlässigen Massstab
Nachteile gänzlicher oder teilweiser Arbeitsunfähigkeii. für die künftige, dauernde Gestaltung der Vermögens-
unter Berücksichtigung der Erschwerung des wirtschaft.,. einbusse abzugeben. Aus der nämlichen Erwägung
liehen Fortkommens » gibt. Der zu ersetzende Ver.- gienge es auch nicht an, den Anspruchsberechtigten
mögensschaden besteht danach in der durch die Körper.;. zur Geltendmachung des nicht durch Lohnausfall aus-
verletzung beWirkten Beeinträchtigung der · Fähigkeit gewiesenen Schadens auf den Weg der Feststel~ungs­
zur nutzbringenden · Entfaltung der Arbeitskraft. Da8 klage zu verweisen, abgesehen von den praktISChen
Gesetz stellt darauf ab, ob der Eingriff in die körperliche Schwierigkeiten, welche sich hieraus ergeben würden
Integrität .eine Einbusse in der Erwerbsfähigkeit .im und die hier nicht zu erörtern sind.
Gefolge habe; trifft dieses Erfordernis zu~ ·worüber 4. - Hieraus folgt indessen nicht etwa, dass die im
der Richter unter Zugrundelegung des ärztlichen Be- Zeitpunkt der Klageerhebung bestehenden Lohnver-
frindes zu entscheiden hat, so ist ein den Täter im Sinn hältnisse oder sonstigen besonderen Verumständungen
von Art. 41 OR zum Ersatz verpflichtender Vermögens- bei der Bestimmung des Schadensersatzes nicht zu
schaden gegeben, gleichgültig ob die Verminderung berücksichtigen seien, sondern nur, dass die Schaden-
der Erwerbsfähigkeit ·sich in einer sofortigen Herab- ersatzpflicht (bei Zutreffen der übrigen Haftungsvor-
setzung des vom Verletzten bisher erzielten Einkommens aussetzungen) grundsätzlich zu bejahen ist, wenn eine
äussere oder nicht. Dass es grundsätzlich auf die ent· bestimmte, vorübergehende oder dauernde Besch~n­
stehende Beschränkung der Erwerbsfähigkeit ankommt~ kung der Arbeitsfähigkeit vorliegt. Das entspncht
und nicht auf die aus dieser Einbusse weiter resul• denn auch der bisherigen Praxis (vergl. u. a. BGE 29
tierende Veränderung der finanziellen Verhältnisse des II 488); etwas Gegenteiliges ergibt sich auch a~s
Betroffenen innerhalb eines gewissen Zeitraumes, ergibt dem von den Berufungsklägern angerufenen Urteil
sich namentlich auch aus der. Ueberlegung, dass der vom 20. Juni 1914 (BGE 40 II 493) nicht, da ja dieser
Sinn· des Gesetzes offenbar der ist, die Schadensliquida- Entscheid die Frage, ob << ein Abgehen von der, einer
ti-0n habe in der Regel, wenn riicht sofort, so doch innert abstrakten Berechnung de Erwerbseinbusse zuneigenden
kurzer. Frist nach Zufügung der Verletzung, und zwar in Rechtsprechun~ angezeigt wäre ll, offen gelassen hat.
ein und demselben Verfahren zu erfolgen. Dies.ist schort Im übrigen schreibt Art. 46 OR in der revid. Fass~ng
daraus zu schliessen, dass Art. 46 OR einen Vorbehalt ausdrücklich vor, dass auf die Erschwerung des wu:-
der Urteilsänderung nur für den Fall vorsieht, d~ schaftlichen Fortkommens Rücksicht zu nehmen sei,
im Zeitpunkt der Urteilsfällung die körperlichen Folgen wie schon die Art. 43 und 44 OR dem Richter die Wür-
der Verletzung nicht mit hinreichender· Sicherheit fest• digung ·der << Um tände ii bei der Festsetzung des Scha-
zustellen sind, was hier nicht in Frage kommt. Ist dem densersatzes aus unerlaubter Handlung zur Pflicht
aber so, so kann die Tatsache, ob bis .·zur Anhebung machen. Nimmt, wie hier, der auf Schadenersatz Be-
der Klage die .-Einkommensverhältnjsse .des Verletzten langte den Standpunkt ein, dass trotz nachgewiesener
Sich verändert haben, für die Entscheidung der Frage, Beeinträchtigung der Erwerbsfähigkeit angesichts be-
ob. und in welchem ·Umfange ein ökonomischer Schaden sonderer Verumständungen eine materielle Schädigung
nathgewiesen · sei, nicht ausschlaggebend ·, sein, · weil nicht oder doch nur in geringem Umfange vorliege,
A8 ~9 II - t!l2:~ 12
166 Obligationenrecht. N° 24.
Obligationenrecbt. N° 25. 167
so ist er daher zum Gegenbeweis für diese Behauptung
zuzulassen.
5. - Entgegen der Auffassung des Vertreters der 25. Urteil der I. Zivilabteilung vom 23. April 1923
Berufungskläger hat nun die Vorinstanz den Umstand,
i. S. Schweiz. Genossenschaftsbank gegen Strub und Genossen.
dass der Kläger seine Stelle nach dem Unfall behalten
hat und einstweilen den vollen Lohn weiterbezieht, Bürgschaft. Gültigkeit wegen Bestehens einer Hauptschuld
' (Darlehensschuld aus Krediteröffnung). Anfechtung wegen
bei Festsetzung der Entschädigung berücksichtigt ; denn wesentlichen Irrtums : Irrige Meinung, eine Grundpfand-
sie hat gerade im Hinblick auf diesen Umstand, sowie verschreibung statt einer Solidarbürgschaft zu unterschrei-
aus der weiteren, naheliegenden Erwägung, dass der ben. Zulässigkeit dieser Anfechtung ; Begründetheit.
Lohn des Klägers mit der Abnahme der Teuerung A. - In Anbetracht der damals herrschenden Woh-
sinken werde, die Gesamtentschädigung, welche unter nungsnot, und im Hinblick auf finanzielle Unterstüt-
Zugrundelegung einer dauernden Verminderung der zungen des Bundes, des Kantons und eventuell der
Arbeitsfähigkeit um 10% und eines monatlichen Ein- Gemeinde bildete sich am 6. August 1919 in Brig die
kommens von 550 Fr. rund 10,000 Fr. erreichen würde,
Genossenschaft « Wohnungsfürsorge ))' welche sich den
um volle 3000 Fr. heqtbgesetzt. Wenn die Vorinstanz
Zweck setzte, den Bau von Eigenheimen zu fördern und
dabei in Betracht gezogen hat, dass es einzig vom Willen
zu unterstützen. Aus den Statuten ist hervorzuheben :
des Arbeitsgebers abhänge, ob und wann der Lohn Art. 1. „.„.Die Genossenschaft ist gemäss Art. (recte
des Klägers reduziert werde, und dass dessen Schlechter-
Titel) 27 OR konstituiert und im Handelsregister ein-
stellung auf dem Arbeitsmarkte sich zeigen werde,
getragen. Sie sucht keinen Gewinn zu erzielen. Jeder
wenn er in den Fall komme, eine andere Stelle zu suchen,
Übernehmer eines Eigenheimes ist für die aus dieser
womit gerechnet werden müsse, so lässt sich gegen
Übernahme entstehenden finanziellen Verpflichtungen
diese Erwägungen nichts einwenden, da sie der Ver-
selbst haftbar„„„
nunft und der Lebenserfahrung entsprechen, und ge-
Art. 2. Die rechtsverbindliche Unterschrift führen
mäss Art. 42 Abs. 2 OR bei Abschätzung des nicht
der Präsident und der Sekretär des Verwaltungsrates
ziffermässig nachweisbaren Schadens auf den gewöhn-
kollektiv.
lichen Lauf der Dinge abzustellen ist. Ein Grund zu
Art. 3. Die Genossenschaft besteht aus zwei Katego-
einer Abänderung des angefochtenen Urteils im Sinne
rien von Mitgliedern :
einer weiteren Ermässigung liegt umso weniger vor,
a) Mitgliedern, die, ohne Bauinteressenten zu sein, die
als die Vorinstanz die an sich durchaus gerechtfertigte
Genossenschaft in ihren Bestrebungen unterstützen ;
Kapitalisierung der dem Kläger gebührenden Rente
b) Bauinteressenten.
zu dem verhältnismässig hohen Zinsfusse von 5 % vor- Die Mitgliedschaft wird erworben auf Grund einer
genommen hat.
schriftlichen Anmeldung und der Bezahlung eines Ein-
II ·· Demnach erkennt das Bundesgericht : tiittsgeldes von 10 Fr„.„.
Art. 4. Finanzielle Verpflichtungen der Bauinteressen-
Die Berufung wird abgewiesen und das Urteil des ten: Jeder Übernehmer einer Wohnung hat mindestens
Obergerichts des Kantons Zürich vom 17. November 5 0/ 0 des Anlagewertes bei Antritt der Wohnung bar
1922 bestätigt. einzuzahlen. Die Amortisationssumme beträgt jährlich

Das könnte Ihnen auch gefallen