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Mehrbegehren hinsichtlich des Betrages von 40.211 '56 S sowie auf ratet und Mutter dreier Kinder - durch den bezeichneten Verkehrs-
Leistung eines monatlichen Betrages von 350 S ab 1. Februar 1962 unfall ein Schädelhirntrauma, eine 10 cm lange klaffende Wunde
abgewiesen; zugleich hat das Erstgericht festgestellt, daß der Beklagte unter dem Kinn und den Verlust mehrerer· Zähne erlitten. Es han-
der Klägerin für alle weiteren Schäden und Unfallsf~lge~ au~ de~ delte sich um eine schwere diffuse Schädigung des Gehirns als Folge
Unfalle vom 22. Februar 1959 hafte und verpflichtet .sei, die Klagenn der beim Unfall erlittenen Gehirnerschütterung und Gehirn-
für die künftigen Unfallsfolgen schadlos zu halten. . quetschung. Die\ Klägerin wurde am Unfallstag bewußtlos ins Spital
Den Berufungen beider Teile hat das B e ruf u n g s g e. r 1 c h t eingeliefert, war längere Zeit hindurch somnolent, ab 9. März 1959
teilweise Folge gegeben und in Abänderung des Ersturteils. den zunehmend ·ansprechbar und erst am 20. März 1959 zeitlich und
Beklagten mit Teilurteil zur Zalilung des Betrages von 68.981 44 S örtlich orientiert, so daß sie am 23. März 1959 zur häuslichen
samt Anhang sowie zur Leistung einer monatlichen Rente von 350 S ·Weiterbehandlung aus dem Spital entlassen wurde. Als Folge
ab 21. März 1964 an die Klägerin verurteilt und das Mehrbegehren der erlittenen Verletzungen besteht auch weiterhin eine deutliche
hinsichtlich 45.969 S samt Anhang sowie auf Leistung einer Rente Schädigung des Hörvermögens und des Geschmacks- sowie
für die Zeit vom 1. Februar 1962 bis 20. März 1964 abgewiesen; Geruchsempfindens. Der Intellekt und die Merkfähigkeit der Klä-
zugleich hat die Berufungsinstanz den Beklagten schuld~g erkannt, gerin sind hochgradig herabgesetzt. Es besteht eine leichte Erreg-
der Klägerin alle weiteren aus dem Verkehrsunfalle vom 22. Feb:.u~r barkeit mit Neigung zu explosiven Entladungen und Konfabulations-
1959 in Zukunft entstehenden Schäden zu ersetzen; beschlußmaßlg tendenzen, eine hochgradige Verlangsamung des geistigen Ablaufs,
hat das Berufungsgericht das Ersturteil hinsichtlich des Z1fspruches Antriebslosigkeit und Unsicherheit, ferner eine rasche Ermüdbarkeit,
von 700 S als nichtig behoben und diesen Teil des Klagebegehrens ohne daß eine Besserung dieser Folgen wahrscheinlich wäre. Körper-
zurückgewiesen, ferner das Ersturteil hinsichtlich des .Zuspruches v~n liche Schmerzen starker Intensität sind durch 20 Tage, solche mitt-
24.000 S und 3785'50 S sowie bezüglich der Abweisung des Teil- leren Grades durch 50 Tage und leichte Schmerzen durch 120 Tage
begehrens von 3251 '72 S und von 1990'84 S sowie im Kostenaus- anzunehmen. Die Klägerin war unfallsbedingt durch ein Jahr hin-
spruche aufgehoben und dem Erstgericht. hiezu die. ~ortsetzung der durch an der Ausübung ihres ärztlichen Berufes gehindert und konnte
Fortsetzung der Verhandlung .und neuerliche Entscheidung aufgetra- auch nach diesem Zeitraum ihre ärztliche Tätigkeit als Betriebs-
gen; zugleich hat das Berufungsgericht ausgesproc;,hen, daß das Ver- ärztin und in der. freien Praxis nicht in vollem Umfange aufnehmen.
fahren vor dem Erstgericht erst nach Rechtskrait des Beschlusses Die Erwerbsminderung der Klägerin ist mit 70°/f> anzusetzen, wobei
fortzusetzen sei. 30°/o auf die neurologischen Mängel und 40°/o auf die anderen Dauer-
Der O b e r s t e G e r i c h t s h o f gab den Revisionen beider Par-:- folgen entfallen. Es ist eher mit einer Verschlechterung als mit einer
teien Folge und änderte das Teilurteil dahin ab, daß es zu lauten Besserung des Zustandes der Klägerin zu rechnen.
habe: Bei· diesen Umständen hat das Erstgericht das Schmerzengeld mit
1. die beklagte Partei ist schuldig, der klagenden Partei den Be- 66.000 S bemessen und das Mehrbegehren· der Klägerin aus diesem
trag von 93.981 '44 S samt Zinsen zu bezahlen; das Mehrbegehren Titel in der Höhe von 14.000 S als unbegründet erachtet. Die Beru-
hinsichtlich 20.969 S samt Zinsen und das gesamte Begehren auf fllngsinstanz hat der Berufung der Klägerin in diesem Punkte nicht
Leistung einer Monatsrente von 350 S ab 1. Februar 1962 werden Folge gegeben, jedoch auf Berufung des Beklagten, diesem Rechts-
abgewiesen; mittel teilweise Folge gebend, das Schmerzengeld auf 55.000 S herab-
2. es wird festgestellt, daß der Beklagte der Klägerin für alle gesetzt. In dieser Hinsicht liegt die Rechtsrüge der k 1 a g e n d e n
weiteren, ihr aus d.em Verkehrsunfall vom 22. Februar 1959 in Partei vor, worin sie die Abweisung des Mehrbegehrens von 25.000 S
Zukunft entstehenden Schäden haftet. rügt. Dieser Rüge kann die Berechtigung nichL abgesprochen werden.
Nach Lehre und Rechtsprechung (vgl. Ehrenzweig, Recht der Schuld-
Aus den Entscheidungsgründen: verhältnisse, 1928, s~ 630, sowie die dortselbst bezogene. Judikatur)
ist ja das Schmerzensgeld umso höher zu bemessen, je bedeutender
Nach dem Vorbringen der Revisionswerber stehen folgende Fra- die körperliche Verletzung, je länger die Heilung oder Gesundheits-
gen in dritter Instanz zur Erörterung: 1. die Bemessung des Schmer- störung, je intensiver die mit der Verletzung verbundenen Schmerzen
zengeldes; 2. die Berechtigung des Zuspruchs der· sogenannten und je empfindlicher die üblen Folgen für die Gesundheit des Ver-
abstrakten Rente und 3. die Entscheidung über das Feststellungs-:- letzten sind, wobei auch die seelischen Schmerzen Zlf berücksichtigen
erkenntnis. sind. Unter diesen Gesichtspunkten ist das Begehren der Klägerin,
Zu 1· das Schmerzengeld mit 80.000 S zu bemessen, gerechtfertigt. Es
Nach den vorinstanzlichen Feststellungen hat die zur Unfallszeit muß doch auf die schwerwiegenden Dauerfolgen- im beruflichen und
40 Jahre alte Klägerin - sie ist Ärztin, mit einem Arzt verhei- privaten Leben der Klägerin Bedacht genommen werden.
208 Nr. 64. Entscheidung vom 22. April· 1965, 2 Ob 104/65 Nr. 65. Entscheidung vom 22. April 1965, 7 Ob 88/65 209
Unfall aus der gemeinsamen Ordination der Ehegatten .um 19.000 S Sind Zeitgenossen des Erblassers und solche Personen, die es
bis 20.000 S weniger als bei den übrigen Kassenärzten verdient wor-
nicht sind, vermischt berufen, so sind die Zeitgenossen im
den sei. Das Erstgericht hat ausgeführt, daß der Klägerin der Nach-
Sinne des § 611 ABGB. überhaupt nicht als Grad zu zählen.
weis eines Verdienstentganges nicht gelungen sei. Das Berufungs-
gericht hat - der Beweiswürdigungsrüge der Klägerin diesbezüglich Entscheidung vom 22. April 1965, 7 Ob 88/65
nicht Folge gebend - die Feststellungen des Erstgerichtes zu diesem I. Instanz: Bezirksgericht Floridsdorf; II. Instanz: Landesgericht für Zivil-
Punkte gebilligt, zugleich· jedoch die Voraussetzungen für die Zu-· r~chtssachen Wien
erkennung einer sogenannten abstrakten Rente bejaht und dem- Der am 21. April 1916 verstorbene Josef B. hat arn 5. November 1915
gemäß der Klägerin ab Schluß der Streitverhandlung eine Monats- letztwillig verfügt: „In Ansehung des meinem Sohn Franz B. hinterlassenen
Vermögens ordne ich die fideikommissarische Substitution zugunsten seines
rente von 350 S · zuerkannt. Zutreffend nimmt die beklagte Partei Sohnes Josef B. und im Falle dessen früheren Ablebens zugunsten meiner
dagegen in der Revision Stellung. Die Klägerin hatte doch im maß- Kinder Marie W. und Josef B. bzw. deren Nachkommenschaft an. Sollte
geblichen erstinstanzlichen Verfahren lediglich den unfallsbedingten mein Enkel Josef B. nach Eintritt des SubstitlJ.tionsfalles jedoch vor Erlan-
Entgang ihres Einkommens aus der ärztlichen Praxis verlangt und gung eigener erbberechtigter Nachkommenschaft versterben, so soll das
. Vermögen auc::h in einem solchen Fall der Marie W. und dem Josef B. bzw.
keineswegs Umstände geltend gemacht, aus denen· die Judikatur bei deren Nachkommenschaft zufallen." Der Vorerbe Franz B. ist am 4. Novem-
gleichbleibendem Verdienst des Verletzten die Rente mit Sicherungs- ber 1961 verstorben. ·
funktion zuspricht. Die Berufungsinstanz durfte nicht von Am1s Der E r s t r i c h t e r hat die Substitutionsabhandlung hinsichtlich
wegeri Umstände für die Zuerkennung der Rente heranziehen, auf des mit . dem · fideikommissarischen Substitutionsband belasteten
welche sich die Klägerin vor dem Erstgericht - und auch in der 1
/4-Anteiles der Liegenschaft EZ. 194 KG. D. eingeleitet und u. a.
Berufung - nicht berufen hatte. Bereits · aus diesen Erwägungen verfügt, daß ··das Eigentumsrecht ob dem dem Franz B. gehörigen
muß der Revision des Beklagten in diesem Punkt Erfolg beschieden 1
/4-Anteil der genannten Liegenschaft für DDr. Josef B. unter qleich-
sein und demgemäß insoweit auf Abänderung des Berufungsurteils zeitiger Löschung des bisher eingetragenen Substitutionsbandes
laut Spruch erkannt werden. einverleibt werde.
Zu 3: Diesen Beschluß hat Josef W., ein Enkel des am 21. April 1916
Gegen das von den Vorinstanzen übereinstimmend gefällte Fest- verstorbenen Josef B. (seine Mutter Marie W. geb. B. ist im
stellungserkenntnis hinsichtlich der Ersatzpflicht des. Beklagten für Jahre 1920 gestorben) mit Rekurs insoweit bekämpft, als die
die weiteren der Klägerin aus dem Verkehrsunfall vom 22. Februar Löschung des Substitutionsbandes verfügt wurde.
1959 in Zukunft entst~henden Schäden bestehen keine Bedenken. . Das R e, k u r s g e r i c h t hat diesem Rekurs Folge gegeben,
Nach ständiger Praxis des Revisionsgerichtes (vgl. z. B. 7 Ob 236/62, den angefochtenen Beschluß in seinem Punkte 7 aufgehoben und
ZVR. 1963, Spruchbeilage Nr. 102; 2 Ob 417/51, SZ. XXIV 187) ist dem Erstgericht eine neuerliche nach Verfahrensergänzung zu
das im § 228 ZPO. geforderte Feststellungsinteresse zu bejahen, wenn fällende Entscheidung aufgetragen. Sowohl Franz B. (gestorben 1961)
die Möglichkeit künftiger Unfallsfolgen nicht auszuschließen ist. Nun als auch dessen Sohn DDr. Josef B. und der Rekurswerber Josef B.
hat das Erstgericht mit Billigung der Berufungsinstanz auf Grund der seien Zeitgenossen des am 21. April 1916 verstorbenen Erblassers
eingeholtef\ ärztlichen Sachverständigengutachten angenommen, daß Josef B. gewesen! so daß hinsichtlich dieser Personen die fidei-
nicht nur gesundheitliche Dauerfolgen für die Klägerin entstanden kommissarische Substitution nach § 611 ABGB. habe unbeschränkt
seien, sondern auch noch weitere Folgen aus dem Unfall nicht aus- erfolgen können. Die Tatsache, daß DDr. Josef B. den Eintritt
zuschließen, nach dem derzeitigen ärztlichen Befund sogar wahr- des Substitutionsfalles erlebt habe, löse daher das Substititionsband
scheinlich seien. Bei diesen Umständen ist ein Rechtsirrtum nicht zu noch .nicht auf, da die Substitutionsmasse der Marie W. und dem