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RDB-Entscheidung
Entscheidung
OGH 30. 6. 1994, 2 Ob 54/94.
Direkt aufrufbare Originalentscheidung: OGH, 2 Ob 54/94 (TE)
Fundstelle
ZVR 1995/45
Leitsatz
Wird ein Betrieb unfallsbedingt aufgegeben, kann nicht mehr als der
hiedurch verursachte Einkommensverlust (Gewinnentgang) abgegolten
werden; fiktive Ersatzkraftkosten können darüberhinaus nicht
zugesprochen werden, da dies zu einer Bereicherung des Geschädigten
führen würde.
Langtext
Sachverhalt
Das ErstG folgte dem Standpunkt der Bekl und sprach der Kl lediglich
eine restliche Verdienstentgangsentschädigung aus der ehemaligen
Landwirtschaft in Höhe von S 4524.97 zu.
Das BerG gab der Ber der Kl nicht Folge und ließ die ordentliche Rev
nicht zu.
Es sei schon richtig, daß nach nunmehr stRsp des OGH der Schaden,
den ein selbständig Erwerbstätiger infolge eines Unfalles erleide,
sich nicht nur in der Verringerung seines wirtschaftlichen Ertrages,
sondern auch in den Kosten aufgenommener Ersatzkräfte ausdrücken
könne, und daß die letztgenannte Berechnung auch dann stattfinden
könne, wenn tatsächlich Ersatzarbeitskräfte nicht aufgenommen oder
bezahlt würden, sondern die Verringerung des wirtschaftlichen
Die ordentliche Rev sei nicht zulässig, da von der Rsp des OGH nicht
abgegangen worden sei.
Die Rev ist zulässig, weil Rsp des OGH zur Frage fiktiver
Ersatzkraftkosten bei Betriebseinstellung nicht vorliegt; sie ist
aber nicht berechtigt.
Zutreffend hat schon das BerG ausgeführt, daß der Schaden, den ein
selbständig Erwerbstätiger infolge eines Unfalles erleide, sich
entweder im eingetretenen Verdienstentgang (Gewinnentgang) oder in
den Kosten aufgenommener Ersatzkräfte ausdrücken kann. Der
Ersatzanspruch richtet sich demnach entweder auf die wegen des
verletzungsbedingten Wegfalles der persönlichen Tätigkeit
entstandene Verminderung des wirtschaftlichen Ertrages bzw
Verhinderung einer sonst möglichen Steigerung desselben, also den
Gewinnausfall, oder aber auf die Kosten der für den Verletzten tätig
gewordenen Ersatzkräfte, wodurch ein solcher Gewinnentgang
verhindert worden ist (ZVR 1985/47, 1988/84 mwN; vgl Reischauer in
Rummel, 2. Auflage, § 1325 ABGB Rz 37; Harrer in Schwimann, § 1325
ABGB Rz 18; Apathy, EKHG § 13 Rz 11). Wird der Gewinnausfall durch
Nachbarschaftshilfe und Mehrleistungen von Angehörigen verhindert,
können die fiktiven Kosten einer Ersatzkraft begehrt werden, da der
Schädiger nicht begünstigt werden soll (ZVR 1980/231, 1987/56,
1989/30; vgl Reischauer, aaO; Apathy, aaO).
Auch in ZVR 1989/107 wurde auf den Ersatz von Ersatzkraftkosten nur
für den weitergeführten Gasthausbetrieb abgestellt, für den
unfallsbedingt auf Hühnerzucht eingeschränkten landwirtschaftlichen
Betrieb hingegen ausschließlich auf den Minderertrag wegen
Nichterreichung der früheren Einkommen aus dem
Landwirtschaftsbetrieb.
Hinzuweisen ist auch darauf, daß nach nunmehr stRsp zum Ersatz von
fiktiven Reparaturkosten dieser mit der objektiven Wertminderung
begrenzt ist (SZ 55/28; ZVR 1984/344; 1988/129; JBl 1990, 718; SZ
63/46; vgl Reischauer, aaO, § 1323 Rz 12; Apathy, aaO, § 16 Rz 15
mwN). Steht (etwa wegen Verkaufes der beschädigten Sache) fest, daß
die Reparatur nicht durchgeführt wird, so ist iS dieser Judikatur
ein über die objektive Wertminderung hinausgehendes Begehren
abzuweisen (2 Ob 5/94). Der hiebei betonte Ausgleichsgedanke ist
auch im vorliegenden Fall heranzuziehen. Der Zuspruch von fiktiven
Ersatzkraftkosten über den durch die Betriebseinstellung entgangenen
Verdienst hinaus würde zu einer Bereicherung der Kl führen, der
Geschädigte soll aber nicht besser gestellt werden, als er ohne
Schadensfall stünde.
Dokument zu/zur ZVR 1995/45 - Inhalt der RDB Rechtsdatenbank, ein Produkt von MANZ.