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1 RECHT PRAKTISCH
MANDANTENINFORMATION
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einer Scheibe oder kaum auffallende Verschmutzungen, berücksichtigen, weil er zur Abwehr von
Schönheitsfehler an der Unterseite einer Armatur oder Mängelansprüchen im Einzelnen Tatsachen vortragen
auch die geringfügige Überschreitung von muss, mit denen er den unverhältnismäßig hohen
Maßtoleranzen ohne Funktionsbeeinträchtigung zählen Mangelbeseitigungsaufwand begründet. Der
hierunter. Das kann sich aber bei einem 100.000-Euro- Auftragnehmer muss weiterhin unmißverständlich seine
Bad anders darstellen, als bei einem 10.000-Euro-Bad. Ablehnung äußern und auf eben diese Tatsachen der
Je höher dieses Leistungsinteresse an einem Unverhältnismäßigkeit stützen. Nur dann kann er den
makellosen Erscheinungsbild der Werkleistung beim Weg einer Minderung gehen.
Auftraggeber anzusetzen ist, umso weniger kann der
Werkunternehmer mit seinem Einwand aus § 635 Abs. 3 Fazit
BGB gehört werden. Berührt der nur geringfügige
Schönheitsfehler nur leicht das ästhetische Empfinden Das Oberlandesgericht Düsseldorf hat mit seinem
des Bestellers, ohne dass in objektivierbarer Form die diesbezüglich einschlägigen Urteil (Az. I-21 U 23/14)
„Wertschätzung“ gegenüber dem Werk beeinträchtigt eine für die Praxis gute Zusammenfassung vorgelegt:
wird, bestehen Chancen, die Mangelbeseitigung „Hat der Besteller objektiv ein berechtigtes Interesse an
abzulehnen. Sind vertraglich zugesicherte einer ordnungsgemäßen Erfüllung des Vertrags, kann
Eigenschaften nicht eingehalten, wird man bei ihm der Unternehmer regelmäßig die Nachbesserung
Verletzung nicht von Unzumutbarkeit reden können. wegen hoher Kosten der Mängelbeseitigung nicht
verweigern. Der Einwand der Unverhältnismäßigkeit ist
„Optische“ Mängel und nur dann gerechtfertigt, wenn das Bestehen auf
ordnungsgemäßer Vertragserfüllung im Verhältnis zu
Abnahmeverweigerung dem dafür erforderlichen Aufwand unter Abwägung aller
Ein ungeliebtes Praxisproblem ist die Verweigerung der Umstände einen Verstoß gegen Treu und Glauben
Abnahme wegen „optischer“ Mängel. darstellt. Von Bedeutung ist auch, ob und in welchem
Hierbei ist zu berücksichtigen, dass selbstverständlich Ausmaß der Unternehmer den Mangel verschuldet hat.
auch optische Mängel zu Ansprüchen aus dem Je erheblicher der Mangel ist, umso weniger Rücksicht
Gewährleistungsrecht führen können. Es handelt sich in ist auf die den (vertragsuntreuen) Werkunternehmer
der Regel um eine Abweichung vom vertraglich belastenden Kosten der Nacherfüllung zu nehmen. Da
geschuldeten Leistungssoll, bzw. um eine – u.U. auch der Besteller regelmäßig ein starkes Interesse an der
nur kleine - Einschränkung hinsichtlich der Funktionsfähigkeit des von dem Unternehmer
Gebrauchsfähigkeit. Die Abnahmeregelung in § 640 Abs. geschuldeten Werkes hat, die Herstellung und Lieferung
1 Satz 2 BGB besagt aber, dass wegen unwesentlicher zu den Primärpflichten des Auftragnehmers gehört,
Mängel die Abnahme nicht verweigert werden kann. führen Mängel, durch die die Funktionsfähigkeit des
Über die „Wesentlichkeit“ von Mängeln wird in der Praxis Werkes spürbar beeinträchtigt wird, regelmäßig dazu,
trefflich gestritten. Im Einzelfall wird wesentlicher Mangel dass eine Verweigerung der Nachbesserung unter
bestimmt nach Art, Umfang und Auswirkungen. Es Verweis auf die hohen Kosten unberechtigt ist. Dies
kommt bei der Beurteilung von bedeutet indessen nicht, dass bei Mängeln, die lediglich
Abnahmeverweigerungen auf die Zumutbarkeitsgrenze das äußere Erscheinungsbild des gelieferten Werkes
aus objektiver Sicht im Verhältnis zwischen dem betreffen, also bei Schönheitsfehlern oder optischen
Vertragszweck und dem erbrachten Erfolg an. Mängeln, die die Funktionsfähigkeit im eigentlichen
Unwesentlich ist ein Mangel, wenn er in seiner Sinne unberührt lassen, regelmäßig der Einwand der zu
Bedeutung so weit zurücktritt, dass es unter Abwägung hohen und damit unverhältnismäßigen Aufwendungen
der beiderseitigen Interessen für den Auftraggeber als der Nachbesserung durch den Unternehmer Erfolg hat.
zumutbar angesehen werden kann, abzunehmen. Abzustellen ist vielmehr auch bei solchen Mängeln
Davon dürfte bei Schönheitsfehlern grundsätzlich darauf, ob der Auftraggeber ein nachvollziehbares (nicht
auszugehen sein. Eine Abnahmverweigerung allein nur unbedeutendes) Interesse an der (auch) optisch
wegen des Vorliegens von optischen Mängeln ist einwandfreien Herstellung des Werkes hat.“
problematisch. (Oberlandesgericht Düsseldorf, Urteil vom 04.11.2014,
Az.: I-21 U 23/14)
Grad des Verschuldens ist zu berücksichtigen
Viele Handwerker wünschen sich generell für optische
Mängel, dass mit einem (möglichst kleinen) Abzug vom
Werklohn die Mangeleinreden erledigt werden könnten. Autor:
Dieser Wunsch geht selten auf. Vor allem dann, wenn
der Auftragnehmer den Mangel grob fahrlässig
herbeigeführt hat, wird er sich auf Unverhältnismäßigkeit Rechtsanwalt
nicht berufen können. Gleiches gilt, wenn er entgegen Dr. jur. Hans-Michael Dimanski
den vertraglichen Vereinbarungen vorsätzlich ein Tel.: (0391) 53 55 96-16
billigeres, minderwertigeres Material eingebaut hat. E-Mail: dimanski@ra-dp.de
Will sich der Auftragnehmer auf Unverhältnismäßigkeit
berufen, muss der Grad des Verschuldens am Mangel
geringfügig sein. Das hat der Auftragnehmer zu