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Kürzung einer Zusatzzahlung („Anwesenheitsprämie“) /

Gratifikation und krankheitsbedingte Fehltage (Muster) /


§ 4a EntgeltFG

Zu diesem Mustertext:

1. Nachfolgendes Muster muss an den Einzelfall angepasst werden. Wir übernehmen


keinerlei Haftung für eigenmächtige Anpassungen des Musters und ihre rechtlichen
Folgen.
2. Der nachstehende Mustertext ist in einen Arbeitsvertrag „einzubauen“. Er bezieht
sich auf Weihnachtsgeld als Sondervergütung bzw. Gratifikation. Es könnte auch eine
Zusatzvereinbarung zum (bestehenden) Arbeitsvertrag abgefasst werden.
3. Gerne steht Ihnen ein fachlich versierter ETL-Rechtsanwalt für das Rechtsgebiet
Arbeitsrecht für weitere Auskünfte zur Verfügung. Ein erster Anruf ist für Arbeitgeber
stets unverbindlich und kostenfrei (es erfolgt eine sog. Erstberatung, vgl. § 34 RVG).
Die Verwendung des Musters ersetzt nicht die regelmäßig erforderliche anwaltliche
Beratung!
4. Der Arbeitnehmer kann eine sog. „echte“ Gratifikation in der Regel auch dann
beanspruchen, wenn er während des gesamten Bezugszeitraums (z. B. während
eines Kalenderjahres) durchgehend arbeitsunfähig erkrankt war. Die „echte“
Gratifikation ist keine Gegenleistung für geleistete Arbeit. Daher besteht der
Anspruch grundsätzlich auch im Falle einer sog. Langzeiterkrankung. Anders ist das
bei Sonderzahlungen mit Entgeltcharakter, die als Gegenleistung für die durch den
Arbeitnehmer geleistete Arbeit gezahlt werden (z. B. das sog. 13. Monatsgehalt –
nicht zu verwechseln mit dem Weihnachtsgeld im engeren Sinne, das die Treue des
Arbeitnehmers zum Betrieb bzw. seinem Inhaber belohnt). In einem Fall der
Sonderzahlung mit Entgeltcharakter endet die Zahlungspflicht (anteilig) mit der
Pflicht zur Entgeltfortzahlung (siehe dazu auch § 3 EntgeltFG).
5. Die Kürzung von Sonderzahlungen wegen krankheitsbedingter Fehlzeiten ist durch
entsprechende Regelungen in Betriebsvereinbarungen, Arbeits- oder Tarifverträgen
möglich. Das führt dazu, dass die Gratifikation die Anwesenheit des Arbeitnehmers
belohnt (sog. „Anwesenheitsprämie“). In einem solchen Fall muss durch die Regelung
sichergestellt sein, dass der Arbeitnehmer im Vorhinein weiß, dass und in welchem
Umfang die Vergütung gekürzt werden wird. Nach § 4a EntgeltFG kann in
Tarifverträgen, Betriebsvereinbarungen und Arbeitsverträgen eine zu zahlende
Sondervergütung aufgrund krankheitsbedingter Fehlzeiten gekürzt werden. Die
Vorschrift ist nach § 12 EntgeltFG nicht abänderbar. Nach § 4a Satz 1 EntgeltFG sind
Kürzungsklauseln ausdrücklich zulässig. In § 4a Satz 2 EntgeltFG wird einer solchen
Vereinbarung aber eine Grenze in Höhe von ¼ des auf den im Jahresdurchschnitt auf
einen Arbeitstag entfallenden Entgelts für jeden Fehltag gesetzt. Damit wird
verhindert, dass geringe Fehlzeiten zu einer unangemessen hohen Kürzung oder gar
zum vollständigen Wegfall der Sondervergütung führen.
Beispiel: Arbeitnehmer A arbeitet in einer Fünf-Tage-Woche. Er erhält ein monatliches
Bruttogehalt in Höhe von 2.500 EUR. Zudem hat A Anspruch auf eine
Weihnachtsgratifikation (= Weihnachtsgeld im engeren Sinne) in Höhe eines
Monatsgehalts; die Gratifikation kann aufgrund arbeitsvertraglicher Vereinbarung
um krankheitsbedingte Fehltage gekürzt werden. Im laufenden Kalenderjahr erkrankt
A insgesamt an 30 Arbeitstagen (Arbeitsunfähigkeit ist zu unterstellen). Es wird von
260 Arbeitstagen im Jahr ausgegangen.
Lösung: Das Jahresbruttoentgelt (ohne Gratifikation) beträgt 30.000 EUR. Bei 260
Arbeitstagen entfallen auf einen Arbeitstag (gerundet) 115,38 EUR (30.000 EUR
geteilt durch 260 Arbeitstage). Ein Viertel von 115,38 EUR entspricht (gerundet)
28,84 EUR. Die Gratifikation darf mithin um max. 865,20 EUR gekürzt werden (28,84
EUR × 30 Krankheitstage).
6. Erhält der Arbeitnehmer eine am Ergebnis seiner Arbeit orientierte Vergütung, ist
nach § 4 Abs. 1a Satz 2 EntgeltFG bei der Berechnung der von ihm in der für ihn
maßgebenden regelmäßigen Arbeitszeit erzielbare Durchschnittsverdienst
maßgeblich.
7. Achtung: Halten Sie sich bei einer Vereinbarung einer Kürzung von
Sondervergütungen unbedingt an den Wortlaut des § 4a EFZG!!
8. Das Muster unterstellt in arbeitsrechtlicher Hinsicht, dass kein Tarifvertrag
Anwendung findet und keine Betriebsvereinbarung einschlägig ist. Sollte dies der Fall
sein, bedarf es einer Überprüfung, ob die Vereinbarung den Anforderungen des
Tarifvertrages bzw. der Betriebsvereinbarung genügt.
9. Das Muster ist unter Umständen u. a. wegen inzwischen veröffentlichter
Rechtsprechung zu aktualisieren. Bitte setzen Sie sich hierzu unverbindlich mit uns in
Verbindung.
10. Kritik und Anregungen nehmen wir gerne entgegen!

Urheber dieses Mustertextes:

RAin Katrin-Christina Beyer, LL.M., auch Fachanwältin für Medizinrecht


RA Dr. Stefan Müller-Thele
RA Dr. Uwe P. Schlegel
RA Rüdiger Soltyszeck, LL.M., auch Fachanwalt für Arbeitsrecht
ETL Rechtsanwälte GmbH Rechtsanwaltsgesellschaft
Eiler Str. 3 B
51107 Köln
Telefon: +49 (0) 221 880 40 60
E-Mail: koeln@etl-rechtsanwaelte.de

Stand: 31. Januar 2023


Haftungsausschluss

Alle Formulare und Mustertexte sind unbedingt auf den


Einzelfall hin anzupassen. Wir haben uns bei der
Erstellung große Mühe gegeben. Trotz alledem können
wir keinerlei Haftung dafür übernehmen, dass das
jeweilige Dokument für den von Ihnen angedachten
Anwendungsbereich geeignet ist. In Zweifelsfällen
kontaktieren Sie uns bitte über unsere Hotline unter 0
800 777 5 111.

Unser Mustertext unterliegt dem Urheberecht der


Bundesrepublik Deutschland. Jede Vervielfältigung,
Überarbeitung, Bearbeitung, Verbreitung,
Einspeicherung sowie sonstige Verwertung unseres
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der vorherigen schriftlichen Zustimmung der
Rechteinhaber, wenn nicht das Urheberrecht anderes
vorsieht. Das unerlaubte Abspeichern und/oder
Vervielfältigen der hier eingestellten Informationen ist
strafbar.
Kürzung einer Zusatzzahlung / Gratifikation wegen
krankheitsbedingter Fehltage (Muster)

(1) Der Arbeitnehmer erhält eine Gratifikation (Weihnachtsgeld); die Gratifikation soll
ausschließlich die durch den Arbeitnehmer dem Betrieb gegenüber erwiesene
Betriebstreue belohnen und beläuft sich auf 2.500 EUR brutto [= lediglich Beispiel!]
jährlich. Der Betrag ist wie folgt zur Zahlung fällig: ________________.

(2) Die Gratifikation wird für jeden Fehltag wegen Arbeitsunfähigkeit infolge Krankheit
um ein Viertel des Arbeitsentgelts gekürzt, das im Jahresdurchschnitt auf einen
Arbeitstag entfällt.

Beispiel: Arbeitnehmer A arbeitet in einer Fünf-Tage-Woche. Er erhält ein monatliches


Bruttogehalt in Höhe von 2.500 EUR. Zudem hat A Anspruch auf eine
Weihnachtsgratifikation (= Weihnachtsgeld im engeren Sinne) in Höhe eines
Monatsgehalts; die Gratifikation kann aufgrund arbeitsvertraglicher Vereinbarung
um krankheitsbedingte Fehltage gekürzt werden. Im laufenden Kalenderjahr erkrankt
A insgesamt an 30 Arbeitstagen (Arbeitsunfähigkeit ist zu unterstellen). Es wird von
260 Arbeitstagen im Jahr ausgegangen.
Lösung: Das Jahresbruttoentgelt (ohne Gratifikation) beträgt 30.000 EUR. Bei 260
Arbeitstagen entfallen auf einen Arbeitstag (gerundet) 115,38 EUR (30.000 EUR
geteilt durch 260 Arbeitstage). Ein Viertel von 115,38 EUR entsprechen (gerundet)
28,84 EUR. Die Gratifikation darf mithin um max. 865,20 EUR gekürzt werden (28,84
EUR × 30 Krankheitstage).

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