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INFOPAKET:

Betriebliche Altersversorgung

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Betriebliche Altersversorgung

Inhalt

1. Rechtsanspruch auf betriebliche Altersversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1


2. Direktversicherung, Pensionskasse und Pensionsfonds . . . . . . . . . . . . . . . 1
3. Direktzusage und Unterstützungskasse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
4. Mitnahme der betrieblichen Altersversorgung bei
Arbeitgeberwechsel (Portabilität) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
5. Vorsicht vor der „Krankenversicherungsfalle“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
6. Neuer Versorgungsausgleich bei Betriebsrenten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Anhang
a) Steuerliche Behandlung der kapitalgedeckten
betrieblichen Altersversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
b) Sozialversicherungsrechtliche Behandlung des Aufwands
für die kapitalgedeckte betriebliche Altersversorgung . . . . . . . . . . 8

KONZ Betriebliche Altersversorgung


Betriebliche Altersversorgung
Nahezu täglich kann man den Medien entnehmen, dass die gesetzliche Rentenversicherung
trotz aller politischen Bekenntnisse allein nicht ausreichen wird, um den Lebensstandard im
Alter zu sichern. „Eigenvorsorge“ ist daher wichtiger denn je. Neben der privaten Altersvorsor-
ge ist die betriebliche Altersversorgung eine interessante Möglichkeit, um durch zusätzliche
Einnahmen im Alter mehr Lebensqualität zu erreichen.
Wir zeigen Ihnen auf den folgenden Seiten, welche Varianten der betrieblichen Altersversor-
gung es im Einzelnen gibt und wo „Fallstricke“ lauern. Ungewissheiten bleiben dennoch: Kei-
ner von uns kann nur annähernd vorhersagen, wie sich die Kapitalmärkte sowie das Steuer-
und Sozialversicherungsrecht in den nächsten Jahren entwickeln werden. Trotzdem sind sich
alle Experten einig, dass es die schlechteste Lösung wäre, abzuwarten und gar nicht selber vor-
zusorgen. Im Anhang finden Sie zwei tabellarische Übersichten, in denen wir die steuerliche
Behandlung der betrieblichen Altersversorgung in der Anspar- und in der Leistungsphase sowie
die sozialversicherungsrechtliche Behandlung des Aufwands für die betriebliche Altersversor-
gung für Sie zusammengefasst haben, um Ihnen einen schnellen Überblick zu ermöglichen.

1. Rechtsanspruch auf betriebliche Altersversorgung


Seit 2002 können Sie als Arbeitnehmer verlangen, dass von Ihrem Gehalt/Lohn ein Betrag von
bis zu 4 % der Beitragsbemessungsgrenze in der gesetzlichen Rentenversicherung – West – (für
2009 sind das 2.592 € = 4 % von 64.800 €) für betriebliche Altersversorgung eingesetzt wird
(§ 1a Betriebsrentengesetz). Man bezeichnet das als „Gehaltsumwandlung“ (Umwandlung von
künftigem Lohn für betriebliche Altersversorgung). Als Arbeitnehmer finanzieren Sie dann Ihre
betriebliche Altersversorgung wirtschaftlich gesehen „aus eigenem Geld“. Besser ist es also,
wenn Ihr Arbeitgeber die Beiträge für die betriebliche Altersversorgung zusätzlich zum ohnehin
geschuldeten Arbeitslohn übernimmt.
Praxis-Tipp: Den Rechtsanspruch auf Entgeltumwandlung haben alle Arbeitnehmer, die in der
gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert sind. Allerdings kann dieser Anspruch durch
einen Tarifvertrag ausgeschlossen sein oder auch der Höhe nach anders geregelt werden. Im
Zweifel sollte man sich also zunächst beim Arbeitgeber, bei der Personalabteilung oder – sofern
vorhanden – bei der Arbeitnehmervertretung des Unternehmens informieren.

Wenn es betriebliche Altersversorgung im Betrieb gibt, stellt sich die Frage, für welchen der
fünf Durchführungswege man sich entscheidet. Die steuerlichen Folgen stellen wir Ihnen in
den nächsten beiden Kapiteln vor.

2. Direktversicherung, Pensionskasse und Pensionsfonds


Beiträge des Arbeitgebers aus einem ersten Arbeitsverhältnis (also nicht bei Steuerklasse VI) an
eine Direktversicherung, eine Pensionskasse oder einen Pensionsfonds sind steuer- und sozial-
versicherungsfrei, soweit sie 4 % der Beitragsbemessungsgrenze in der gesetzlichen Renten-
versicherung – West – nicht übersteigen. Der steuer- und sozialversicherungsfreie Höchstbe-
trag für 2009 beträgt also 2.592 € (= 4 % von 64.800 €; § 3 Nr. 63 Satz 1 EStG). Wichtig für die
Steuerfreiheit ist, dass die spätere Versorgungsleistung in Form einer Rente vorgesehen ist,
wobei nach Auffassung der Finanzverwaltung ein Wahlrecht zwischen einer Rente und einer
Kapitalauszahlung unschädlich ist. Ist als Versorgungsleistung jedoch nur eine Kapitalauszah-
lung vorgesehen, sind die Beitragsleistungen steuer- und sozialversicherungspflichtig.
Beispiel: Ihr Arbeitgeber zahlt für Sie 2.000 € jährlich in eine Pensionskasse ein, aus der Sie spä-
ter (neben der Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung) eine „Betriebsrente“ erhalten.
Die Beiträge Ihres Arbeitgebers von 2.000 € jährlich sind steuer- und sozialversicherungsfrei.
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Praxis-Tipp: Die oben beschriebene Steuerbefreiung können Arbeitnehmer nur für „Beiträge
des Arbeitgebers“ in Anspruch nehmen. Hierunter fallen zum einen die vom Arbeitgeber zu-
sätzlich zum ohnehin geschuldeten Arbeitslohn erbrachten Beitragszahlungen und zum ande-
ren die durch Gehaltsumwandlungen der Arbeitnehmer (z. B. aus einer Sonderzahlung oder
dem Weihnachtsgeld) finanzierten Beitragszahlungen. Nur Beitragszahlungen, die ohne „Brut-
togehaltsumwandlung“ ausschließlich aus dem „Nettoeinkommen“ des Arbeitnehmers finan-
ziert werden, sind nicht steuer- und sozialversicherungsfrei.
Wirtschaftlich gesehen ist es für Sie als Arbeitnehmer immer am günstigsten, wenn der Ar-
beitgeber die Beiträge zur betrieblichen Altersversorgung zusätzlich zum ohnehin geschulde-
ten Arbeitslohn übernimmt. Letztlich ist das jedoch eine Sache Ihres Verhandlungsgeschicks.

Der Höchstbetrag von 2.592 € erhöht sich um 1.800 €, wenn die Beiträge aufgrund einer Ver-
sorgungszusage geleistet werden, die nach dem 31.12.2004 erteilt wurde (sog. Neuzusage).
Der Betrag von 1.800 € ist zwar steuerfrei (§ 3 Nr. 63 Satz 3 EStG), aber sozialversicherungs-
pflichtig. Der zusätzliche Höchstbetrag von 1.800 € ist daher in erster Linie für Arbeitnehmer
von Bedeutung, die von vornherein nicht sozialversicherungspflichtig sind (z. B. Gesellschafter-
Geschäftsführer einer GmbH), oder für Arbeitnehmer, deren Gehalt – auch nach einer etwaigen
Gehaltsumwandlung in dieser Höhe – oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze in der gesetzli-
chen Rentenversicherung (für 2009: 64.800 € jährlich) liegt.
Die späteren Versorgungsleistungen aus der Direktversicherung, der Pensionskasse oder dem
Pensionsfonds führen zu sonstigen Einkünften, soweit sie auf steuerfreien Beitragsleistungen
des Arbeitgebers beruhen (§ 22 Nr. 5 Satz 1 EStG). Das gilt unabhängig davon, ob es sich um
laufende Auszahlungen oder – aufgrund der Inanspruchnahme eines Kapitalwahlrechts – um
eine Einmalzahlung handelt.
Beispiel: Ihr Arbeitgeber hat jahrelang für Sie steuerfreie Beiträge in eine Pensionskasse einge-
zahlt. Mit Beginn der gesetzlichen Rente erhalten Sie hieraus zusätzlich zu Ihrer Sozialversiche-
rungsrente eine Betriebsrente von 250 € monatlich.
Die Betriebsrente führt zu voll steuerpflichtigen sonstigen Einkünften, weil sie auf steuerfreien
Beitragszahlungen beruht.
Hinweis: Sind die Beitragszahlungen an die Pensionskasse oder eine Direktversicherung – was
in der Praxis häufig vorkommt – teilweise steuerfrei gewesen und teilweise pauschal versteu-
ert worden, muss die Betriebsrente in einen voll steuerpflichtigen Teil (soweit steuerfreie Bei-
träge) und einen mit dem Ertragsanteil steuerpflichtigen Teil (soweit pauschal versteuert) auf-
geteilt werden. Die Aufteilung muss von der auszahlenden Stelle vorgenommen werden, die
Ihnen hierüber eine Bescheinigung erteilt.
Bonus-Tipp:
Übergangsregelung für „alte“ Direktversicherungen nutzen!
Für Beiträge an Direktversicherungen, die aufgrund einer vor dem 1.1.2005 erteilten Versor-
gungszusage geleistet wurden, bestand die Möglichkeit, die frühere Pauschalversteuerung
der Beiträge mit 20 % bis zu einem Höchstbetrag von 1.752 € beizubehalten; ggf. musste der
Arbeitnehmer gegenüber seinem Arbeitgeber eine Verzichtserklärung auf die Steuerfreiheit
der Beiträge bis zum 30.6.2005 abgeben. Von diesem Wahlrecht ist in der Praxis in großem
Umfang Gebrauch gemacht worden.
Der Vorteil ist, dass in diesem Fall etwaige Rentenzahlungen nur in Höhe des sog. Ertragsan-
teils besteuert werden und die in Kapitalauszahlungen enthaltenen Erträge nach Vollendung
des 60. Lebensjahres und einer Mindestlaufzeit von zwölf Jahren steuerfrei sind.
Die niedrigere Ertragsanteilsbesteuerung gilt auch für Rentenzahlungen aus einer Pensions-
kasse, soweit die Beiträge bis zum Höchstbetrag von 1.752 € pauschal mit 20 % versteuert
worden sind.

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Betriebliche Altersversorgung

3. Direktzusage und Unterstützungskasse


Erteilt Ihnen Ihr Arbeitgeber eine Direktzusage (auch Pensionszusage genannt) oder leistet er
Beiträge an eine Unterstützungskasse, führt das nicht zu einem Zufluss von Arbeitslohn. Der
Grund hierfür ist, dass Sie in beiden Fällen nur einen Anspruch gegenüber Ihrem Arbeitgeber
und nicht einen eigenen Anspruch gegenüber einem Dritten haben.
Erst die späteren Zahlungen Ihres Arbeitgebers bzw. der Unterstützungskasse im Rentenalter
führen zum Zufluss von Arbeitslohn. Bei Erfüllen der altersmäßigen Voraussetzungen (Vollen-
dung des 63. Lebensjahres oder des 60. Lebensjahres und schwerbehindert) handelt es sich um
steuerbegünstigte Versorgungsbezüge, für die Sie weitere steuerliche Freibeträge erhalten, die
bereits automatisch beim Lohnsteuerabzug berücksichtigt werden.
Bonus-Tipp:
„Steuerfreiheit“ in der Ansparphase
Die „Steuerfreiheit“ in der Ansparphase gilt unabhängig von der Höhe der Zusage bzw. der
Beiträge. Unerheblich ist auch, ob die Zusage/Beiträge vom Arbeitgeber zusätzlich zum oh-
nehin geschuldeten Arbeitslohn geleistet oder über eine Gehaltsumwandlung Ihrerseits fi-
nanziert werden. Für Sie als Arbeitnehmer ist es natürlich auch hier vorteilhafter, wenn der
Arbeitgeber die Zusage/Beiträge zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Arbeitslohn erbringt.
Sozialversicherungsrechtlich ist aber zu beachten: Die Beitragsfreiheit besteht in den Fällen
der Gehaltsumwandlung nur bis zu einem Betrag von 2.592 € jährlich (4 % von 64.800 €).

Anlegerfrage: Und welchen Durchführungsweg wähle ich jetzt?

Das ist eine berechtigte Frage, die sich leider nicht allgemein beantworten lässt. Zudem
bestimmen Sie den Durchführungsweg oftmals nicht selbst, weil er vom Arbeitgeber vorgege-
ben ist. Neben der Frage nach der steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Behandlung
ist natürlich wichtig, was später beim jeweiligen Durchführungsweg herauskommt. Die Ent-
wicklung an den Kapitalmärkten kann aber – wie sich gerade in der letzten Zeit gezeigt hat –
niemand vorhersagen. Gleichwohl lassen sich folgende Aussagen treffen:

Direktversicherungen sind auch hinsichtlich etwaiger Erträge mit privat abgeschlossenen Le-
bensversicherungen vergleichbar. Pensionskasse und Unterstützungskasse sind bezüglich der
Anlage konservativ ausgerichtet. Sie unterscheiden sich dadurch, dass sie dem Arbeitnehmer
einen eigenen Rechtsanspruch einräumen (Pensionskasse) oder eben nicht (Unterstützungs-
kasse). Pensionsfonds legen hingegen mehr Geld in Aktien an als eine Pensions- oder Unter-
stützungskasse. Die Direktzusage ist zumeist eine Individualvereinbarung zwischen Ihnen und
Ihrem Arbeitgeber.

4. Mitnahme der betrieblichen Altersversorgung bei Arbeitgeberwechsel


(Portabilität)
Die Mitnahmemöglichkeiten erworbener Anwartschaften auf betriebliche Altersversorgung
bei einem Arbeitgeberwechsel sind in den letzten Jahren sehr verbessert worden. Hierdurch
besteht die Möglichkeit, die Anwartschaften bei einem (dem letzten) Arbeitgeber „gebündelt“
zu erhalten, um die gesetzliche Sozialversicherungsrente im Alter aufstocken zu können.
Das Betriebsrentengesetz sieht vor, dass nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses im Einver-
nehmen des ehemaligen mit dem neuen Arbeitgeber sowie dem Arbeitnehmer
• der neue Arbeitgeber die Zusage übernehmen kann (sog. Schuldnerwechsel) oder
• der Wert der vom Arbeitnehmer erworbenen unverfallbaren Anwartschaft auf betrieb-
liche Altersversorgung (= Übertragungswert) auf den neuen Arbeitgeber übertragen
werden kann, wenn dieser eine wertgleiche Zusage erteilt.
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Darüber hinaus hat der Arbeitnehmer bei einem Arbeitgeberwechsel in bestimmten Fällen das
Recht, seine erworbenen Betriebsrentenanwartschaften mitzunehmen. Er kann innerhalb eines
Jahres nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses von seinem ehemaligen Arbeitgeber verlan-
gen, dass der Übertragungswert auf den neuen Arbeitgeber übertragen wird, wenn die betrieb-
liche Altersversorgung über eine Direktversicherung, eine Pensionskasse oder einen Pensions-
fonds durchgeführt wird und der Übertragungswert die Beitragsbemessungsgrenze – West – in
der gesetzlichen Rentenversicherung (2009 = 64.800 €) nicht übersteigt.
Übernimmt der neue Arbeitgeber die Zusage (Schuldnerwechsel), ist das lohnsteuerlich kein
relevanter Vorgang.
Beispiel: Ihr Arbeitgeber hat Ihnen im Jahr 2000 eine Versorgungszusage erteilt und hierfür
eine Direktversicherung abgeschlossen. Am 1.10.2009 scheiden Sie aus dem Unternehmen aus
und wechseln zu einem neuen Arbeitgeber. Im Einvernehmen aller Beteiligten wird die Versor-
gungszusage vom neuen Arbeitgeber übernommen und die Police des Direktversicherungsver-
trags umgeschrieben.
Lohnsteuerlich ist das keine relevante Übernahme der Versorgungszusage mit Schuldnerwech-
sel. Auch der neue Arbeitgeber kann die Beiträge zur Direktversicherung mit Ihrer Zustimmung
weiter pauschal versteuern, weil die Beiträge aufgrund einer vor dem 1.1.2005 erteilten Ver-
sorgungszusage geleistet werden.
Der bei einem Arbeitgeber vom alten an den neuen Arbeitgeber geleistete Übertragungswert
(vgl. dazu die Ausführungen oben) ist ebenfalls steuerfrei, wenn die betriebliche Altersversor-
gung sowohl beim alten als auch beim neuen Arbeitgeber über eine Pensionskasse, eine Di-
rektversicherung oder einen Pensionsfonds durchgeführt wird (§ 3 Nr. 55 Satz 1 EStG). Die auf
dem Übertragungswert beruhenden später gezahlten Versorgungsleistungen gehören zu den
Einkünften, zu denen die Leistungen gehören würden, wenn die Übertragung nicht stattge-
funden hätte (§ 3 Nr. 55 Satz 3 EStG).
Bonus-Tipp:
Steuerfreiheit auch bei Wechsel des Durchführungsweges
Die Steuerfreiheit setzt nicht voraus, dass beide Arbeitgeber denselben Durchführungsweg
gewählt haben. Ein Wechsel zwischen Direktversicherung, Pensionskasse und Pensionsfonds
ist ohne weiteres zulässig.

Beispiel: Ihr Arbeitgeber hat für Sie die betriebliche Altersversorgung in der Vergangenheit mit
steuerfreien Beiträgen über eine Pensionskasse durchgeführt. Anlässlich der Beendigung des
Arbeitsverhältnisses überträgt die Pensionskasse den Übertragungswert von 20.000 € im Ein-
vernehmen aller Beteiligten auf einen Pensionsfonds, über den Ihr neuer Arbeitgeber die be-
triebliche Altersversorgung seiner Arbeitnehmer durchführt.
Die Übertragung des Betrags von 20.000 € ist – unabhängig vom Wechsel des Durchführungs-
wegs – steuerfrei (§ 3 Nr. 55 Satz 1 EStG). Sämtliche späteren Leistungen des Pensionsfonds
sind als sonstige Einkünfte zu versteuern, soweit sie auf steuerfreien Beiträgen beruhen. Diese
Steuerfreiheit ist auch gegeben, wenn der Übertragungswert vom ehemaligen Arbeitgeber
oder von einer Unterstützungskasse an den neuen Arbeitgeber oder eine andere Unterstüt-
zungskasse geleistet wird (§ 3 Nr. 55 Satz 2 EStG).

5. Vorsicht vor der „Krankenversicherungsfalle“


Insbesondere krankenversicherungspflichtige Arbeitnehmer und Rentner müssen für Versor-
gungsbezüge Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung zahlen. Vielen Beitragszahlern ist
nicht bekannt, dass seit dem 1.1.2004 auch Einmalzahlungen als Versorgungsbezüge gelten.
Alle Kapitalleistungen, die der Alters- oder Hinterbliebenenversorgung oder der Versorgung der
verminderten Erwerbsfähigkeit dienen, sind beitragspflichtig. Voraussetzung ist lediglich ein
Bezug zum früheren Erwerbsleben.
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Betriebliche Altersversorgung

Für die Berechnung der Beiträge gilt bei Versorgungsbezügen, die als Kapitalleistung gewährt
werden, 1/120 der Kapitalleistung als monatlicher Zahlbetrag. Der Betrag der Kapitalleistung
wird also für die Berechnung der Beiträge auf zehn Jahre verteilt. Sollte der Versorgungsemp-
fänger vor Ablauf von zehn Jahren versterben, endet auch die Beitragspflicht zu diesem Zeit-
punkt. Dass es hierdurch zu erheblichen Renditeeinbußen bei der betrieblichen Altersversor-
gung kommt, die zumeist nicht einkalkuliert worden sind, liegt auf der Hand.
Auch Altverträge werden in die Versicherungspflicht einbezogen! Denn die Kranken- und Pfle-
geversicherungspflicht für Einmalzahlungen gilt für Auszahlungen ab dem 1.1.2004. Dabei
kommt es nicht darauf an, zu welchem Zeitpunkt der Vertrag über die betriebliche Altersver-
sorgung (z. B. Direktversicherungsvertrag) abgeschlossen worden ist. Das hat das Bundesver-
fassungsgericht bestätigt (Beschluss vom 7.4.2008 - 1 BvR 1924/07).
Beispiel: Im Jahr 1994 haben Sie über Ihren Arbeitgeber eine Direktversicherung abgeschlos-
sen, aus der Sie im Oktober 2009 einen Betrag von 24.000 € erhalten.
Ab dem 1.11.2009 bis zum 31.10.2019 müssen Sie aus einem Betrag von 200 € monatlich
(1/120 von 24.000 €) Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge zahlen.

Praxis-Tipp: Privat krankenversicherte Empfänger von Versorgungsbezügen (laufende Zahlun-


gen und Kapitalleistungen) müssen hierfür keine Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge
zahlen. Aber: Freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung Versicherte sind gesetzlich
versichert und daher mit ihren Versorgungsbezügen (einschließlich Kapitalleistung) beitrags-
pflichtig. Im Einzelfall sollte geprüft werden, ob sich die finanziellen Einbußen durch einen
frühzeitigen Wechsel von der gesetzlichen zur privaten Krankenversicherung abmildern lassen.

6. Neuer Versorgungsausgleich bei Betriebsrenten


Schon bisher wurden anlässlich einer Scheidung die von der Ehefrau und vom Ehemann erwor-
benen Anwartschaften auf betriebliche Altersversorgung untereinander ausgeglichen. Hatte
ein Ehepartner zur Abgeltung aller Ansprüche eine Abfindung zu zahlen, ist allerdings fraglich,
ob dieser Ausgleich immer gerecht stattgefunden hat.
Zum 1.9.2009 tritt der neue Versorgungsausgleich bei Betriebsrenten im Fall der Scheidung in
Kraft. Danach werden alle Anrechte aus der betrieblichen Altersversorgung zwischen den Ehe-
leuten geteilt, und zwar sowohl diejenigen beim Arbeitgeber als auch die Anrechte bei exter-
nen Versorgungsträgern.
Der Grundsatz ist die „interne“ Teilung. Der ausgleichsberechtigte Ehepartner erhält einen
eigenen Anspruch auf eine Versorgung bei dem Versorgungsträger des ausgleichspflichtigen
Ehepartners. Eine „externe“ Teilung – also die Begründung eines Anrechts bei einem anderen
Versorgungsträger – findet statt, wenn der ausgleichsberechtigte Ehepartner und der Versor-
gungsträger des ausgleichspflichtigen Ehepartners das vereinbaren.
Sowohl bei der internen als auch bei der externen Teilung wird der Übergang des hälftigen
Anspruchs vom ausgleichspflichtigen Ehepartner auf den ausgleichsberechtigten Ehegatten
steuerfrei gestellt (§ 3 Nr. 55a und b EStG). In den Fällen der internen Teilung gehören die Leis-
tungen aus dem Anrecht beim ausgleichsberechtigten Ehepartner zu den Einkünften, zu denen
die Leistungen beim ausgleichspflichtigen Ehepartner gehören würden, wenn die interne Tei-
lung nicht stattgefunden hätte.
Beispiel 1: Anlässlich der Scheidung wird der Kapitalwert der Betriebsrente des Ehemannes aus
einer Direktzusage zur Hälfte auf ihn und seine Ehefrau aufgeteilt.
Der Übergang des hälftigen Kapitalwerts der Betriebsrente auf die Ehefrau ist steuerfrei (§ 3
Nr. 55a Satz 1 EStG). Auch bei der Ehefrau führen die späteren Zahlungen aus der Direktzusage
zu steuerpflichtigem Arbeitslohn (§ 3 Nr. 55a Satz 2 EStG).

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KONZ INFOPAKET

In den Fällen der externen Teilung können die Leistungen aus dem Anrecht beim ausgleichsbe-
rechtigten Ehepartner zu steuerpflichtigen Einkünften aus nichtselbstständiger Arbeit oder
Kapitalvermögen oder zu sonstigen Einkünften führen.
Beispiel 2: Wie Beispiel 1. Der Arbeitgeber des Ehemannes zahlt im Einverständnis mit der Ehe-
frau für den hälftigen Kapitalwert der Betriebsrente eine Abfindung
a) an die Unterstützungskasse des Arbeitgebers der Ehefrau, um dort den Kapitalwert der
Betriebsrente aufzustocken;
b) in einen Riester-Vertrag der Ehefrau ein.
Im Fall a) führen die späteren Zahlungen der Unterstützungskasse – auch soweit die Versor-
gungsleistungen auf die Einmalzahlung des Arbeitgebers des Ehemannes zurückzuführen sind
– zu steuerpflichtigem Arbeitslohn.
Im Fall b) führen die späteren Leistungen aus dem „Riester-Vertrag“ – auch soweit sie auf die
Einmalzahlung des Arbeitgebers des Ehemannes zurückzuführen sind – zu sonstigen Einkünf-
ten (§ 22 Nr. 5 Sätze 1 und 2 EStG).
Das Versorgungskapital muss übrigens vom ausgleichsberechtigten Ehepartner für die Alters-
versorgung verwendet werden. Eine Auszahlung an den ausgleichsberechtigten Ehepartner –
mit der Möglichkeit der „freien Verwendung“ – ist nicht möglich.

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Betriebliche Altersversorgung

Anhang
a) Steuerliche Behandlung der kapitalgedeckten betrieblichen Altersversorgung

Durchführungs- Beitragsphase Leistungsphase


weg
(Ansparphase) (Auszahlungsphase)
Direkt- Beiträge des Arbeitgebers sind bis Zahlungen des Versicherungs-
versicherung/ zu 4 % der Beitragsbemessungs- unternehmens/der Pensionskasse
Pensionskasse grenze in der gesetzlichen Renten- aufgrund von steuerfreien
versicherung steuerfrei (2009: 4 % Beiträgen sind beim Arbeitnehmer
von 64.800 € = 2.592 €; § 3 Nr. 63 als sonstige Einkünfte voll steuer-
Satz 1 EStG); für Neuzusagen pflichtig (§ 22 Nr. 5 Satz 1 EStG).
(Versorgungszusagen, die nach
dem 31.12.2004 erteilt wurden)
erhöht sich das steuerfreie
Volumen um 1.800 €.
Beiträge des Arbeitgebers aufgrund Zahlungen des Versicherungsun-
von Altzusagen (Versorgungs- ternehmens/der Pensionskasse
zusagen, die vor dem 1.1.2005 sind beim Arbeitnehmer als
erteilt wurden) werden mit 20 % sonstige Einkünfte mit dem
pauschal versteuert (§ 40b Abs. 1 Ertragsanteil steuerpflichtig (§ 22
EStG). Nr. 5 Satz 2 i.V.m. Nr. 1 Satz 3
Buchst. a Doppelbuchst. bb EStG);
Kapitalauszahlungen sind ggf.
steuerfrei.
Pensionsfonds Beiträge des Arbeitgebers sind bis Zahlungen des Pensionsfonds
zu 4 % der Beitragsbemessungs- aufgrund von steuerfreien
grenze in der gesetzlichen Renten- Beiträgen sind beim Arbeitnehmer
versicherung steuerfrei (2009: 4 % als sonstige Einkünfte voll steuer-
von 64.800 € = 2.592 €; § 3 Nr. 63 pflichtig (§ 22 Nr. 5 Satz 1 EStG).
Satz 1 EStG); für Neuzusagen (Ver-
sorgungszusagen, die nach dem
31.12.2004 erteilt wurden) erhöht
sich das steuerfreie Volumen um
1.800 €.
Eine Pauschalierung der Beiträge
ist nicht möglich (vgl. Wortlaut des
§ 40b Abs. 1 EStG).
Direktzusage/ Kein Zufluss beim Arbeitnehmer in Zahlungen sind beim Arbeitnehmer
Unterstützungs- Höhe der Beiträge des Arbeit- als Einkünfte aus nichtselbst-
kasse gebers; dies gilt auch bei einer ständiger Arbeit – ggf. Inanspruch-
Entgeltumwandlung des Arbeit- nahme der Versorgungsfreibeträge
nehmers. – voll steuerpflichtig und unter-
liegen dem Lohnsteuerabzug (§ 19
Abs. 1 Nr. 2 EStG).

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KONZ INFOPAKET

b) Sozialversicherungsrechtliche Behandlung des Aufwands für die kapitalgedeckte


betriebliche Altersversorgung

Durchführungsweg Sozialversicherungsrechtliche Behandlung


des Aufwands
Direktversicherung/Pensionskasse Steuerfreie Zuwendungen sind unabhängig davon, ob
sie durch eine Entgeltumwandlung finanziert wurden
oder nicht, bis zu 4 % der Beitragsbemessungsgrenze in
der gesetzlichen Rentenversicherung beitragsfrei (2009:
4 % von 64.800 € = 2.592 €; § 1 Abs. 1 Nr. 9 Sozialver-
sicherungsentgeltverordnung). Steuerfreie Beiträge bis
zum zusätzlichen Höchstbetrag von 1.800 € sind aller-
dings beitragspflichtig.
Pauschal besteuerte Beiträge sind bis zur steuerlichen
Pauschalierungsgrenze von 1.752 € beitragsfrei; bei
einer Finanzierung über eine Entgeltumwandlung darf
sich die Entgeltumwandlung aber nicht auf das regel-
mäßige Entgelt beziehen (§ 1 Abs. 1 Nr. 4 Sozialversiche-
rungsentgeltverordnung i.V.m. § 40b EStG).
Pensionsfonds Steuerfreie Zuwendungen sind unabhängig davon, ob
sie durch Entgeltumwandlung finanziert wurden oder
nicht, bis zu 4 % der Beitragsbemessungsgrenze in der
gesetzlichen Rentenversicherung beitragsfrei (2009:
4 % von 64.800 € = 2.592 €; § 1 Abs. 1 Nr. 9 Sozialversi-
cherungsentgeltverordnung). Steuerfreie Beiträge bis
zum zusätzlichen Höchstbetrag von 1.800 € sind aller-
dings beitragspflichtig.
Direktzusage/Unterstützungskasse Aufwand des Arbeitgebers, der nicht aus einer Entgelt-
umwandlung stammt, ist in vollem Umfang beitrags-
frei.
Aufwand, der aus einer Entgeltumwandlung stammt, ist
bis zu 4 % der Beitragsbemessungsgrenze in der gesetz-
lichen Rentenversicherung (2009: 4 % von 64.800 € =
2.592 € beitragsfrei (§ 14 Abs. 1 Satz 2 SGB IV).

Copyright © 2009 bei i-lab GmbH, München. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages
wiedergegeben werden. Redaktion: Sabine Himmelberg, Köln. Alle Informationen sind nach bestem Wissen ausgearbeitet. Eine Haftung
des Autors, der Redaktion oder des Verlags kann jedoch nicht übernommen werden. Rechtsstand: 27.07.2009

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