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Vereinfachte Steuererklärung
für Arbeitnehmer

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Vereinfachte Steuererklärung
für Arbeitnehmer

Inhalt

1. Vereinfachte Einkommensteuererklärung:
Was ist das überhaupt? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
2. Wer darf „vereinfachen“? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
3. Diese Ausgaben können Sie abziehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
4. Weitere Formulare: Anlage AV, Kind und VL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
5. Diese Belege müssen zum Finanzamt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

KONZ Vereinfachte Steuererklärung für Arbeitnehmer


Vereinfachte Steuererklärung für Arbeitnehmer
Die umfangreichen und unübersichtlichen Einkommensteuerformulare erschrecken mittler-
weile nicht nur Steuerlaien, selbst manche Experten behalten nur schwer den Überblick im
Steuerdschungel. Eine gewisse Erleichterung verspricht hier die vereinfachte Einkommen-
steuererklärung für Arbeitnehmer, die „nur“ aus zwei Seiten besteht. Ganz so einfach ist aber
auch dieses Verfahren nicht – von einer Steuererklärung auf dem Bierdeckel ist das Ganze noch
weit entfernt. Auf den folgenden Seiten beantworten wir die wichtigsten Fragen zur verein-
fachten Einkommensteuererklärung. Außerdem stellen wir klar, wem die vereinfachte Steuer-
erklärung überhaupt nützt und welche Belege dennoch beim Finanzamt abzugeben sind.

1. Vereinfachte Einkommensteuererklärung: Was ist das überhaupt?


Damit erst gar keine Missverständnisse aufkommen: Das Steuerrecht wurde in den letzten
Jahren keinesfalls einfacher, als Arbeitnehmer haben Sie aber immerhin die Möglichkeit, Ihre
jährliche Einkommensteuererklärung mittels eines vereinfachten Formulars beim Finanzamt
einzureichen. Die vereinfachte Einkommensteuererklärung für Arbeitnehmer (inklusive Antrag
auf Festsetzung der Arbeitnehmersparzulage) erstreckt sich über zwei Seiten und ist deshalb
nur halb so lang wie der herkömmliche Mantelbogen.
Wichtiger Hinweis: Mit der Abgabe nur des verkürzten Mantelbogens wird es aber in den meis-
ten Fällen leider nicht getan sein. Bestimmte Belege müssen weiterhin an das Finanzamt ver-
schickt werden (vgl. unter 5.), außerdem müssen ggf. weitere Steueranlagen bei der Finanzbe-
hörde eingereicht werden (vgl. unter 4.).
Im Rahmen der vereinfachten Einkommensteuererklärung können Sie als Arbeitnehmer nicht
nur Werbungskosten wie Entfernungspauschale, Arbeitsmittel, Fortbildungskosten, Kontofüh-
rungsgebühren etc. geltend machen, sondern auch die wichtigsten Sonderausgaben (Vorsor-
geaufwendungen, Kirchensteuer, Spenden) und außergewöhnliche Belastungen.

Steuerspar-Tipp: Mit der vereinfachten Steuererklärung für Arbeitnehmer können Sie seit 2008
sogar die Steuerermäßigung für haushaltsnahe Dienstleistungen und Handwerkerleistungen
in Anspruch nehmen (vgl. Zeilen 49 – 52 auf Seite 2 des Formulars), Sie brauchen deshalb nicht
etwa die ausführliche Einkommensteuererklärung auszufüllen.

Bonus-Tipp:
Verlängerte Abgabefrist
Im Allgemeinen ist die Einkommensteuererklärung bis zum 31.5. des Folgejahres beim Fi-
nanzamt einzureichen, die Einkommensteuererklärung für 2009 muss also bis zum
31.5.2010 beim Finanzamt eintreffen. Unter Umständen ist eine Verlängerung der Frist mög-
lich. Die Fünf-Monats-Frist gilt allerdings nur für Arbeitnehmer, die gesetzlich verpflichtet
sind, eine Einkommensteuererklärung abzugeben. Wann das im Einzelnen der Fall ist, erfah-
ren Sie im KONZ Infopaket „Einkommensteuererklärung: Wer kann und wer muss?“.
Steuerzahler, die freiwillig eine Einkommensteuererklärung abgeben (so genannte Antrags-
veranlagung, früher: Lohnsteuerjahresausgleich), hatten dafür in der Vergangenheit ledig-
lich zwei Jahre Zeit. Der Gesetzgeber hat hier bereits im Jahressteuergesetz 2007 nachgebes-
sert, so dass Sie jetzt die Antragsveranlagung im Rahmen der allgemeinen Verjährungsfrist
von vier Jahren beim Finanzamt einreichen können.
Diese Frist gilt auch für die vereinfachte Einkommensteuererklärung, sofern Sie nicht zur
Abgabe verpflichtet sind. Sie haben deshalb z. B. für die Abgabe einer freiwilligen, verein-
fachten Einkommensteuererklärung für das Jahr 2008 Zeit bis zum 31.12.2012.

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KONZ INFOPAKET

2. Wer darf „vereinfachen“?


Sie können (müssen aber nicht!) den vereinfachten Erklärungsvordruck immer dann verwen-
den, wenn Sie nur Arbeitslohn (einschließlich Versorgungsbezüge) bezogen haben und aus-
schließlich die im Vordruck bezeichneten Werbungskosten, Sonderausgaben, außergewöhnli-
chen Belastungen und Steuerermäßigungen geltend machen möchten. Ehepaare dürfen die
vereinfachte Steuererklärung nur benutzen, wenn sie die Zusammenveranlagung wählen.
Wichtiger Hinweis: Die Verwendung des vereinfachten Erklärungsformulars ist auch dann zu-
lässig, wenn Sie bestimmte Lohn-/Entgeltersatzleistungen in Deutschland bezogen haben.
Hierzu gehören beispielsweise Arbeitslosengeld, Elterngeld, Krankengeld, Mutterschaftsgeld
oder Insolvenzgeld.
Ob die vereinfachte Einkommensteuererklärung tatsächlich auch etwas für Sie ist, können Sie
anhand der nachfolgenden Checkliste überprüfen. Nur wenn Sie sämtlichen Aussagen zu-
stimmen, kommt die vereinfachte Erklärung für Sie in Frage.

Schnell-Check: Vereinfachte Steuererklärung – ja oder nein?


Sie haben neben Ihrem Arbeitslohn (ggf. einschließlich Versorgungsbezügen) keine 9
anderen Einkünfte (z. B. Renten oder Vermietungseinkünfte) bezogen.
Sie haben keine ausländischen Einkünfte bezogen. 9
Ihre Zinsen bzw. anderen Kapitalerträge betragen nicht mehr als 801 € (bei zusam- 9
men veranlagten Ehepaaren nicht mehr als 1.602 €).
Sie möchten nicht die Anrechnung von Kapitalertragsteuer/Zinsabschlag oder Quel- 9
lensteuern nach der Zinsinformationsverordnung beantragen.
Sie haben von Ihrem/Ihrer geschiedenen oder dauernd getrennt lebenden Ehe- 9
mann/Ehefrau keine Unterhaltsleistungen bezogen, die dieser/diese als Sonderaus-
gaben steuermindernd abziehen möchte (Anlage U).
Sie verzichten auf die Geltendmachung weiterer im Vordruck nicht aufgeführter 9
Werbungskosten, Sonderausgaben, außergewöhnlicher Belastungen oder anderer
Steuerermäßigungen.
Sie möchten also insbesondere keine steuerlichen Entlastungen für Unterhaltsleis- 9
tungen an bedürftige Personen, für Spenden und Mitgliedsbeiträge an politische
Parteien und unabhängige Wählervereinigungen oder für haushaltsnahe Beschäfti-
gungsverhältnisse erreichen.

3. Diese Ausgaben können Sie abziehen


Die vereinfachte Einkommensteuererklärung ist für Arbeitnehmer in vielen Fällen deshalb ge-
eignet, weil sie einen nahezu vollständigen Werbungskostenabzug ermöglicht. Abziehbar sind
nämlich: Entfernungspauschale, Aufwendungen für Arbeitsmittel, Bewerbungskosten, Fortbil-
dungskosten, Kontoführungsgebühren, Reisekosten bei Auswärtstätigkeiten, Flugkosten und
Beiträge zu Berufsverbänden. Außen vor bleiben aber beispielsweise Kosten für das häusliche
Arbeitszimmer oder die beruflich bedingte doppelte Haushaltsführung.
Wichtiger Hinweis: Ein Werbungskostenabzug ist (natürlich) nur insoweit möglich, als diese
Ausgaben nicht bereits vom Arbeitgeber steuerfrei ersetzt wurden.
Im Bereich der Sonderausgaben sieht das Formular den Abzug der so genannten Altersvorsor-
geaufwendungen vor, aber auch der Kosten zur Absicherung Ihrer persönlichen Risiken, wie
z. B. Krankheit, Pflege, Unfall und Haftpflicht. Außerdem können Sie die Ausgaben für Renten-
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Vereinfachte Steuererklärung für Arbeitnehmer

versicherungen oder Kapitallebensversicherungen geltend machen. Die klassischen Sonder-


ausgaben wie Kirchensteuer und Spenden (ohne Parteispenden, s. o.) können Sie ebenfalls über
das vereinfachte Formular geltend machen.

Steuerspar-Tipp: Ihre Beiträge für die gesetzliche Rentenversicherung werden/wurden dem


Finanzamt im Rahmen der elektronischen Lohnsteuerbescheinigung bereits von Ihrem Arbeit-
geber übermittelt und somit quasi automatisch berücksichtigt.

Die Berücksichtigung von außergewöhnlichen Belastungen ist in vielen Fällen ebenfalls nahezu
vollständig möglich (vgl. Zeilen 47 und 48 auf Seite 2). Was alles dazu gehören kann, erfahren
Sie in den KONZ Infopaketen „Sonderausgaben und außergewöhnliche Belastungen – nutzen
Sie das zusätzliche Steuersparpotenzial“, „Krankheitskosten: So beteiligen Sie den Fiskus“ und
„Steuervorteile für behinderte Menschen und ihre Angehörigen“.
Wichtiger Hinweis: Wie oben bereits erwähnt (vgl. unter 1.), können Sie mittels der vereinfach-
ten Einkommensteuererklärung neuerdings auch die Steuerermäßigung bei Aufwendungen
für die Inanspruchnahme von haushaltsnahen Dienstleistungen und Handwerkerleistungen,
nicht aber für haushaltsnahe Beschäftigungsverhältnisse geltend machen.

4. Weitere Formulare: Anlage AV, Kind und VL


Dass eine Steuererklärung, von der viele Arbeitnehmer profitieren, mit lediglich zwei Seiten
auskommt, wäre fast zu schön, um wahr zu sein – und in der Tat, in den meisten Fällen ist noch
eine zusätzliche Anlage bzw. sind mehrere zusätzliche Anlagen auszufüllen.
• Die Anlage AV ist einzureichen, wenn Sie Beiträge zur so genannten Riester-Rente ge-
leistet haben und dafür den zusätzlichen Sonderausgabenabzug beantragen.
• Für jedes steuerlich zu berücksichtigende Kind ist – wie bei der ausführlichen Einkom-
mensteuererklärung – eine Anlage Kind einzureichen.
• Beantragen Sie für vermögenswirksame Leistungen die Arbeitnehmersparzulage, müs-
sen Sie die Anlage VL ausfüllen.
Wichtiger Hinweis: Verwenden Sie die zusätzlichen Steuerformulare, sollten/müssen Sie das
auf der Seite 1 des vereinfachten Mantelbogens (Zeile 20 und ggf. 24) kenntlich machen.

Steuerspar-Tipp: Mit der Abgabe der Anlage Kind haben Sie zugleich die Möglichkeit, Kinder-
betreuungskosten im Rahmen der vereinfachten Steuererklärung beim Finanzamt abzusetzen.
Ebenso ermöglicht Ihnen die Anlage Kind ggf. die Übertragung des Behinderten- oder Hinter-
bliebenen-Pauschbetrags Ihres Kindes oder des Kinderfreibetrags bzw. des Freibetrags für den
Betreuungs- und Erziehungs- oder Ausbildungsbedarf. Außerdem besteht die Möglichkeit, den
Entlastungbetrag für Alleinerziehende oder gezahltes Schulgeld über die Anlage Kind steuer-
wirksam in Abzug zu bringen.

Bonus-Tipp:
Antragsfrist für Arbeitnehmer-Sparzulage verlängert
Früher mussten Sie den Antrag auf Arbeitnehmersparzulage innerhalb von zwei Jahren stel-
len. Im Rahmen des „Bürgerentlastungsgesetzes Krankenversicherung“ vom 16.7.2009 ist
diese Zwei-Jahres-Frist entfallen (Änderung des § 14 Abs. 4 des 5. Vermögensbildungsgeset-
zes). Das bedeutet: Die Frist für den Antrag auf Arbeitnehmersparzulage wurde an den all-
gemeinen Zeitraum für die Antragsveranlagung bei Arbeitnehmern (s. o.) angeglichen. Sie
haben jetzt – wie bei der Antragsveranlagung – vier Jahre Zeit, um die Arbeitnehmersparzu-
lage zu beantragen. Diese Regelung war nicht zuletzt deshalb überfällig, weil die Antrags-
veranlagung und der Antrag auf Arbeitnehmersparzulage grundsätzlich mit demselben
Formular zu stellen sind (nämlich durch Abgabe der Einkommensteuererklärungsvordrucke).

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KONZ INFOPAKET

5. Diese Belege müssen zum Finanzamt


Eine spürbare Verfahrenserleichterung tritt für Steuerzahler insbesondere dann ein, wenn sie
nicht mehr sämtliche Belege an das Finanzamt schicken müssen. Deshalb gilt beispielsweise
auch und gerade bei der elektronischen Übermittlung der Steuererklärung mittels Elster die
„Vorgabe“, dass die Belege grundsätzlich nur nach Aufforderung durch das Finanzamt einzu-
reichen sind. Leider gilt dies nicht für alle Belege zur Einkommensteuererklärung. Aufgrund
gesetzlicher Vorschriften sind insbesondere folgende Unterlagen grundsätzlich zwingend ein-
zureichen, sofern entsprechende Kosten geltend gemacht werden sollen bzw. Einnahmen zu-
geflossen sind:
• Bescheinigung über Lohn-/Entgeltersatzleistungen,
• Zuwendungsnachweise (Spendenbescheinigung),
• Nachweis der außergewöhnlichen Belastungen,
• Nachweis der Behinderung,
• die Lohnsteuerkarte bzw. die besondere Lohnsteuerbescheinigung, sofern diese nicht
bereits durch den Arbeitgeber elektronisch an das Finanzamt übermittelt wurde,
• Bescheinigung über vermögenswirksame Leistungen und
• Bescheinigung über geleistete Altersvorsorgebeiträge.
Wichtiger Hinweis: Die Steuerermäßigung für haushaltsnahe Dienstleistungen bzw. der Abzug
von Kinderbetreuungskosten setzt voraus, dass Sie für die Aufwendungen eine Rechnung er-
halten haben und die Zahlung auf das Konto des Erbringers der Leistung erfolgt ist. Ab dem
Kalenderjahr 2008 müssen entsprechende Belege (zunächst) nicht mehr der Steuererklärung
beigelegt werden; sie sind aber in jeden Fall aufzubewahren und dem Finanzamt auf Verlan-
gen zu übersenden.

Bonus-Tipp:
Werbungskostennachweise
Bei der Berücksichtigung von Werbungskosten sind die Finanzämter angehalten, nicht mehr
sämtliche Angaben anhand von Belegen zu überprüfen. Als Steuerzahler sollten Sie die Bele-
ge aber immer dann beifügen, wenn außergewöhnliche oder erstmalige Umstände die Höhe
der Steuer beeinflussen.
Denken Sie immer daran: Trotz aller „objektiven Vereinfachungsbemühungen“ ist das Emp-
finden des Finanzbeamten im Einzelfall stets subjektiv. Hat er eine bereits auf den ersten
Blick vollständige und ordnungsgemäße Steuererklärung vor sich liegen, wird dies sein Ver-
halten zumindest unbewusst beeinflussen: Geben Sie ihm wegen unzureichender Belege
aber erst einmal Anlass für ggf. schriftliche Nachfragen, werden darin oft auch solche Dinge
beanstandet, die an und für sich reibungslos „durchgelaufen“ wären.

Copyright © 2009 bei i-lab GmbH, München. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages
wiedergegeben werden. Redaktion: Sabine Himmelberg, Köln. Alle Informationen sind nach bestem Wissen ausgearbeitet. Eine Haftung
des Autors, der Redaktion oder des Verlags kann jedoch nicht übernommen werden. Rechtsstand: 28.09.2009

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