Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Franz Konz
Infopaket:
Sonstige Einkünfte
(Renten, Unterhalt,
Spekulationsgewinne)
e N r. 1
Di
der St
euerra
tgebe
r
Inhalt
863 Mit dem Alterseinkünftegesetz wurde die Besteuerung von Renten und Pen
sionen komplett neu geregelt. Kern dieser Neuregelung ist der schrittweise
Übergang zur »nachgelagerten Besteuerung«. Auf der einen Seite werden die
Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung, zu berufsständischen Versor-
gungswerken und an private kapitalgedeckte Rentenversicherungen in der
Endstufe bis zu 20 000 € (Ehegatten: 40 000 €) im Jahr abzugsfähig sein. Auf der
anderen Seite werden diese Renten in voller Höhe besteuert. Die Altersvorsor-
gebeiträge sind seit 2005 abzugsfähig. Beginnend mit 60 % im Jahr 2005, steigt
der Prozentsatz in einer Übergangszeit bis 2025 Jahr für Jahr um 2 %, bis 2025
schließlich 100 % abzugsfähig sind. In 2008 beträgt er somit 66 %, in 2009 68 %
usw.
Renten aus solchen Basisaltersversorgungssystemen wie z. B. der
●● gesetzlichen Rentenversicherung,
●● berufsständischen Versorgungswerken,
●● der landwirtschaftlichen Alterskasse und
●● nach dem 31. 12. 2004 abgeschlossenen privaten kapitalgedeckten Leibren-
tenversicherungen (Rürup-Rente)
unterliegen seit 2005 einheitlich mit einem Prozentsatz von 50 % der Besteue-
rung. Der steuerfreie restliche Rentenanteil bleibt während der gesamten Lauf-
zeit der Rente unverändert. Für Renten, die erstmalig ab 2006 oder später ge-
zahlt werden, steigt der Prozentsatz bis 2020 Jahr für Jahr um jeweils 2 % und
danach bis 2040 um je 1 %.
Das bedeutet, eine Rente mit Zahlungsbeginn in 2006 wird zu 52 %, mit Zah-
lungsbeginn in 2008 mit 56 % besteuert. Beginnt die Rentenzahlung in 2010, gilt
ein steuerpflichtiger Rentenanteil von 60 %. Wie Sie sehen, hängt für jeden in
der Zeit von 2006 bis 2040 hinzukommenden Rentnerjahrgang die Höhe des
steuerpflichtigen Anteils davon ab, wann er in Rente geht.
Wenn Ihnen in diesem Zusammenhang der Begriff »Kohorte« unterkommt,
sind Sie nicht etwa bei Asterix und Obelix gelandet. Mit Kohorte bezeichnen
die Fiskalritter die einzelnen Rentnerjahrgänge. Gehen Sie 2008 in Rente, gehö-
ren Sie zur »Kohorte 56«. Der Rentner, dessen Rente in 2010 zu laufen beginnt,
gehört zur »Kohorte 60«.
Ganz besonders böse betroffen von der Anhebung der Besteuerungsanteile
sind Renten wegen Erwerbsunfähigkeit, siehe dazu E Rz 872.
1. Einkünfte aus wiederkehrenden Bezügen (Renten) 3
Angenommen, Sie beziehen schon seit Jahren Ihre Rente von der BfA. Als sog. 865
Bestandsrentner gehören Sie also zur »Kohorte 50 %«. Ausgangspunkt für die
Berechnung Ihres steuerfreien Rentenbetrags, nennen wir ihn einfach Renten-
freibetrag, waren die Rentenzahlungen im Jahr 2005. Der Rentenfreibetrag
wurde danach festgeschrieben und gilt nun auch in den folgenden Jahren. Ja, Sie
sehen das richtig: Selbst im Jahr 2010, 2015 oder 2020 wird immer nur der für das
Jahr 2005 festgestellte Rentenfreibetrag abgezogen. Dabei stört sich der Fiskus
nicht daran, dass in der Zwischenzeit Ihre Rente regelmäßig angepasst wird. Na,
haben Sie den unverschämten Griff des Finanzministers in Ihr Geldsäckel be-
merkt? Genau, durch diesen fiskalischen Hütchenspielertrick werden nämlich
künftige Rentenerhöhungen samt und sonders zu 100 % in die Besteuerung
einbezogen.
Beispiel
Sie haben in den Jahren 2006 bis 2008 folgende Renten bezogen
(Beginn der Rentenzahlungen 2005):
2006 18 000 €
2007 18 049 €
2008 18 197 €
866 50 % und mehr Ihrer Rente versteuern zu müssen ist an sich schon recht uner-
freulich. Wenn Sie als Selbständiger, Freiberufler oder Mitglied in einem berufs-
ständischen Versorgungswerk Beiträge in die Versorgungskasse oder über eine
Höherversicherung in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt haben,
die deutlich höher waren als die Höchstbeiträge zur gesetzlichen Rentenversi-
cherung, ist das noch viel ärgerlicher. Ihnen stand regelmäßig keine Entlastung
durch einen steuerfreien Arbeitgeberanteil zur Rentenversicherung zu, und der
Abzug Ihrer Beiträge als Sonderausgaben war häufig nicht sehr ergiebig. Was
kommt also bei dem ganzen Spaß heraus? In der Ansparphase konnten Sie
kaum etwas absetzen, aber jetzt, wo Sie kassieren, sollen Sie einen Riesenbat-
zen Ihrer Altersbezüge versteuern. Natürlich werden Sie das nicht so ohne wei-
teres hinnehmen. Dafür haben Sie schließlich mein Buch gekauft.
»Öffnungsklausel« heißt die magische Formel, mit der Sie die Besteuerung
Ihrer Rente auf ein erträgliches Maß zurechtstutzen können. Und so funktio-
niert das:
1. Einkünfte aus wiederkehrenden Bezügen (Renten) 5
Der Teil Ihrer Rente, der auf Beiträgen beruht, die Sie über den Höchstbeitrag
der gesetzlichen Rentenversicherung hinaus gezahlt haben, wird mit den nied-
rigen Ertragsanteilen lt. E Rz 869 besteuert. Nur der Rest fällt unter die Kohor-
tenbesteuerung. Voraussetzung ist, dass Sie bis zum 31. 12. 2004 in mindestens
zehn Jahren Beiträge über dem Höchstbeitrag zur gesetzlichen Rentenversiche-
rung gezahlt haben. Die Jahre müssen übrigens nicht zusammenhängen.
Trifft das auf Sie zu, stellen Sie im ersten Jahr, in dem Sie Rente beziehen, beim
Finanzamt den Antrag auf gesplittete Versteuerung Ihrer Rente durch Anwen-
dung der Öffnungsklausel in § 22 Nr. 1 S. 3 EStG. Zum Nachweis, dass Sie die
Voraussetzungen erfüllen, bitten Sie Ihre Rentenzahlstelle um eine Bestätigung
der Beitragsjahre mit Beiträgen über dem jeweiligen gesetzlichen Höchstbei-
trag.
Angenommen, von Ihrer Rente in Höhe von 2 400 €, die Sie seit dem 1. 1. 2008
erhalten, beruhen 25 % auf dem erhöhten Beitrag. Dann ergibt sich folgendes
Bild:
Rententeil 1 (Kohortenbesteuerung)
2 400 €, davon 75 % = 1 800 € 2 12 Monate 2 56 %
Steuerpflichtiger Teil 12 096 €
Rentenanteil 2 (Ertragsanteil)
2 400 €, davon 25 % = 600 € 2 12 Monate 2 18 %
Steuerpflichtiger Teil 1 296 €
Insgesamt steuerpflichtig 13 392 €
Ohne Antrag steuerpflichtig 2 400 € 2 12 2 56 % 16 128 €
Differenz 2 736 €
Je nach Steuersatz macht das eine jährliche Ersparnis von 445 € bis 1 335 €, und
das Jahr für Jahr bis zu Ihrem Lebensende.
Der Überwachungsstaat wird immer weiter ausgebaut. Nicht nur dass der Fis- 867
kus künftig alle Ihre im Inland geführten Konten mit erzwungener Hilfe durch
die Banken in einer Datenbank speichert, ihm fast alle EU-Staaten seit dem
1. 7. 2005 Ihre im Ausland kassierten Zinsen mitteilen: Spätestens ab 2009 be-
kommt das Finanzamt von Ihrem Rentenversicherungsträger Jahr für Jahr eine
6 XII. Sonstige Einkünfte (Renten, Unterhalt, Spekulationsgewinne)
Rentenbezugsmitteilung, in der haarklein jeder Cent aufgeführt ist, den Sie als
Rente bekommen. Bevor Sie sich freuen, dass die Rentenbezugsmitteilungen
erst ab 2009 kommen und Sie vermeintlich noch die Chance haben, für die Jahre
bis 2008 ungeschoren davonzukommen, muss ich Sie enttäuschen. Mit den er-
sten Rentenbezugsmitteilungen, die nach derzeitigem Kenntnisstand nicht vor
Mitte 2009 versandt werden, bekommt der Fiskus gleichzeitig die Renteninfor-
mationen für die zurückliegenden Jahre bis 2005.
So kommt selbst der faulste und dümmste Fiskalritter dahinter, dass Sie mit
Ihren Einkünften steuerpflichtig werden und möglicherweise in der Vergangen-
heit schon waren. Da Sie ja kein Steuerexperte sind und bisher nur deshalb
keine Steuererklärung eingereicht haben, weil Sie der festen Meinung waren,
Sie müssten als Rentner keine Steuern zahlen, darf Sie das Finanzamt nicht der
Steuerhinterziehung bezichtigen. Stellen Sie sich im Zweifel ruhig dümmer, als
die Polizei erlaubt. Wenn Sie auf diese Weise Ihre Steuerhinterziehung geschickt
weggeredet haben, darf das Finanzamt nämlich für nicht mehr als vier Jahre –
statt wie sonst für bis zu zehn – Steuern nachfordern.
Die steuerpflichtigen Teile der Rente (Besteuerungsanteil) können Sie fol-
gender Tabelle entnehmen.
869 Bei Renten, die nicht in die o. g. Kategorien fallen, gelten folgende günstigere
Ertragsanteile. Diese können ebenfalls angewendet werden, soweit eine Rente
auf Beiträgen beruht, die unter die Öffnungsklausel fallen (E Rz 866).
1. Einkünfte aus wiederkehrenden Bezügen (Renten) 7
Ertragsanteiltabelle
Bei Beginn der Rente vollendetes Ertrags- Bei Beginn der Rente vollendetes Ertrags-
Lebensjahr des Rentenberechtigten anteil Lebensjahr des Rentenberechtigten anteil
in v. H. in v. H.
0 bis 1 59 51 bis 52 29
2 bis 3 58 53 28
4 bis 5 57 54 27
6 bis 8 56 55 bis 56 26
9 bis 10 55 57 25
11 bis 12 54 58 24
13 bis 14 53 59 23
15 bis 16 52 60 bis 61 22
17 bis 18 51 62 21
19 bis 20 50 63 20
21 bis 22 49 64 19
23 bis 24 48 65 bis 66 18
25 bis 26 47 67 17
27 46 68 16
28 bis 29 45 69 bis 70 15
30 bis 31 44 71 14
32 43 72 bis 73 13
33 bis 34 42 74 12
35 41 75 11
36 bis 37 40 76 bis 77 10
38 39 78 bis 79 9
39 bis 40 38 80 8
41 37 81 bis 82 7
42 36 83 bis 84 6
43 bis 44 35 85 bis 87 5
45 34 88 bis 91 4
46 bis 47 33 92 bis 93 3
48 32 94 bis 96 2
49 31 ab 97 1
50 30
870 Eine Wohltat kommt selten allein, so sagt man. Haben Sie es geschafft, die
Rente durchzukriegen, werden Sie auch noch mit einer dicken Nachzahlung
überrascht. Obendrein zeigt sich der Fiskus vernünftig, indem er die Nachzah-
lung nach der »Fünftel-Regelung« besteuert. Das bedeutet: Die Nachzahlung
wird mit einem Fünftel angesetzt und die Steuer, die auf dieses Fünftel entfällt,
dann mit fünf vervielfacht (§ 34 Abs. 1 EStG). Auf diese Weise wird der Steuer-
progression die Spitze genommen. Damit es zu der ermäßigten Besteuerung
kommt, müssen Sie das Formular Anlage R richtig ausfüllen.
Den Eigenanteil zur Kranken- und Pflegeversicherung (das sind rd. 9 % bis
10 %) tragen Sie im Hauptformular unter den Vorsorgeaufwendungen ein.
Doch nun spitzen Sie die Ohren: Haben Sie in den Vorjahren Kranken- oder
Arbeitslosengeld bezogen, wurde dieses vielleicht mit der Rentennachzahlung
verrechnet. Die Nachzahlung müssen Sie indessen mit dem vollen Betrag, also
ungekürzt, eintragen. Dies führt dazu, dass die Steuerbescheide der Vorjahre
berichtigt werden müssen, da sich das Kranken- und Arbeitslosengeld nachtei-
lig auf die Höhe Ihrer Steuer ausgewirkt hat (Progressionsvorbehalt; § 32 b
EStG). Was es damit auf sich hat, dazu mehr unter E Rz 459. Den Berichti-
gungsantrag für die Vorjahre stellen Sie unter Hinweis auf § 175 Abs. 1 Nr. 2 AO
– Berichtigung wegen eines rückwirkenden Ereignisses.
871 Der Ertragsanteil von in der Laufzeit beschränkten privaten Renten, z. B. aus
dem Kauf von Immobilien, ergibt sich aus folgender Tabelle:
Diese recht hohe Besteuerung greift aber nur für Erwerbs- bzw. Berufsunfä
higkeitsrenten, die aus einem der Basisversorgungssysteme kommen, z. B. der
gesetzlichen Rentenversicherung, den landwirtschaftlichen Alterskassen, be-
rufsständischen Versorgungswerken oder einer Rürup-Rente. Entsprechende
Renten aus privaten Versicherungen, z. B. reine Erwerbsunfähigkeitsversiche-
rungen oder Rentenlebensversicherungen, die vor dem 1. 1. 2005 mit Erwerbs-
unfähigkeitszuschlag abgeschlossen wurden, werden dagegen mit den gerin-
geren Ertragsanteilen lt. E Rz 871 besteuert.
873 Rentenbezüge, bis zu denen keine Einkommensteuer anfällt (bei einem Eigen-
anteil zur Krankenversicherung von 7,8 %; Pflegeversicherung 1,95 %)
Beziehen Sie eine private Rente, z. B. weil Sie Ihr Haus gegen Rente verkauft
haben, ist sie ebenfalls nur mit dem Ertragsanteil (s. Tabelle E Rz 869) zu ver-
steuern. Bei einer Veräußerungsrente aus dem Verkauf Ihrer Firma haben Sie
ein Wahlrecht: Entweder Sie versteuern nur den Ertragsanteil, den aber von
Beginn an, oder Sie versteuern die Renteneinnahmen komplett, dies allerdings
erst, wenn sie die Höhe des Kapitalkontos der Firma erreicht haben.
1. Einkünfte aus wiederkehrenden Bezügen (Renten) 11
Als Rentner zahlen Sie jede Menge Versicherungsbeiträge, z. B. Haftpflicht- und 874
Unfallversicherung. Einen ganz dicken Batzen machen die Beiträge zur Kran-
ken- und Pflegeversicherung aus. Zum Teil erhalten Sie zu Ihren Krankenversi-
cherungsbeiträgen zwar einen steuerfreien Zuschuss des Rentenversicherungs-
trägers, den Rest zahlen Sie aber aus Ihren versteuerten Rentenzahlungen. Zum
Glück lässt Sie der Fiskus diesen Teil der Versicherungsbeiträge zunächst ver-
steuern.
»Ja, um Gottes willen, ist der gute Konz jetzt von allen guten Geistern verlas-
sen? Der spricht vom Steuernzahlen wie vom größten Glück auf Erden!«, höre
ich Sie sagen. Keine Bange, ich bin wie immer voll auf der Höhe. Es ist wirklich
Ihr großer Vorteil, dass der Rententeil, aus dem Sie Ihre Krankenversicherung
zahlen, steuerpflichtig ist. Wäre er es nicht, würden Ihre Versicherungsbeiträge
nämlich komplett aus unversteuertem Einkommen finanziert und könnten
nicht als Vorsorgeaufwendungen abgezogen werden. So aber versteuern Sie von
diesem Teil der Rente nur den Ertragsanteil von z. B. 56 % und können ihn in
voller Höhe bei Ihren Vorsorgeaufwendungen unterbringen.
Beispiel
Bei einer Monatsrente von ca. 1 500 € belaufen sich Ihre Kranken- und Pflege-
versicherungsbeiträge auf etwa 2 997 € im Jahr. Dafür bekommen Sie einen Zu-
schuss von etwa 1 242 €. Aus der eigenen Tasche bezahlen Sie also 1 755 €.
Als Vorsorgeaufwendungen abzugsfähige
eigene Krankenversicherungsbeiträge 1 755 €
Steuerpflichtiger Ertragsanteil auf 1 755 € 2 56 % 983 €
Zusätzlicher Vorteil aus den nicht versteuerten Restbeiträgen – 772 €
Wie Sie sehen, haben Sie in diesem Fall buchstäblich mit der Wurst nach der
Speckseite geworfen. Für jeden Euro Rente, der zur Zahlung Ihrer Kranken-
versicherung verwendet wird und den Sie versteuern, setzen Sie im Gegenzug
fast den doppelten Betrag als Sonderausgaben ab.
abgeben und wird von der Pension Lohnsteuer einbehalten. Bei solchen Pensi-
onen bleibt nur ein Versorgungsfreibetrag steuerfrei. Dasselbe gilt für Arbeit-
nehmer, die vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden und hierfür von ihrem
Betrieb für eine Übergangszeit Vorruhestandsgeld erhalten. Den Versorgungs-
freibetrag gibt es in diesem Fall aber erst nach Vollendung des 63. Lebens-
jahres.
Wenn Sie erst im laufenden Jahr 63 Jahre alt geworden sind oder Ihre Versor-
gungsbezüge nur einige Monate gezahlt wurden, ist Ihnen beim Lohnsteuerab-
zug ein Teil des Versorgungsfreibetrags entgangen. Während der Versorgungs-
freibetrag bis einschließlich 2004 noch 40 % Ihrer Versorgungsbezüge, max.
3 072 €, im Jahr betrug, ergibt sich durch die neugeregelte Besteuerung der Al-
terseinkünfte eine wesentliche Änderung. Der Versorgungsfreibetrag wird in
den Jahren 2005 bis 2040 stufenweise abgebaut, so dass ab 2040 Renten und
Pensionen im Endeffekt in gleicher Weise voll besteuert werden.
In der Übergangszeit wird neben dem Grundversorgungsfreibetrag ein Zu-
schlag abgezogen. Im Gegenzug können Sie aber, obwohl Ihre Versorgungsbe-
züge nach wie vor Arbeitslohn sind, als Arbeitnehmerpauschbetrag nicht wie
andere aktive Arbeitnehmer 920 € im Jahr, sondern wie ein Rentner nur noch
102 € absetzen.
Zweimal kassieren Sie im ersten Jahr Ihrer Pensionierung. Für die akltive Zeit
steht Ihnen der Arbeitnehmerpauschbetrag mit 920 € voll zu, und für die Pen-
sion wird Ihnen zusätzlich der Pauschbetrag von 102 € abgezogen.
Der Prozentsatz, nach dem Ihr Versorgungsfreibetrag berechnet wird, der
Höchstbetrag und der Zuschlag zum Versorgungsfreibetrag ergeben sich aus
der folgenden Tabelle:
876 Versorgungsfreibetrag
Jahr des Versor- Versorgungsfreibe- Höchstbetrag in Euro Zuschlag zum
gungsbeginns trag in v. H. der Versorgungs-
Versorgungsbezüge freibetrag
bis 2005 40,0 3 000 900
ab 2006 38,4 2 880 864
2007 36,8 2 760 828
2008 35,2 2 640 792
2009 33,6 2 520 756
2010 32,0 2 400 720
Altersentlastungsbetrag
Das auf die Vollendung des 64. Lebens- in v. H. der Einkünfte Höchstbetrag in Euro
jahres folgende Kalenderjahr
2005 40,0 1 900
2006 38,4 1 824
2007 36,8 1 748
2008 35,2 1 672
2009 33,6 1 596
2010 32,0 1 520
14 XII. Sonstige Einkünfte (Renten, Unterhalt, Spekulationsgewinne)
Schneidern Sie Ihre persönlichen Verhältnisse auf die steuerlichen Bestim- 878
mungen zu, und zwar auf den Altersentlastungsbetrag, der allen über 64 Jahre
alten Personen zugestanden wird.
Nehmen wir an, Sie sind 70 Jahre alt und beziehen
eine Pension von jährlich 17 000 €
Haben daneben Vermietungseinkünfte von 10 000 €
Einkünfte aus Wertpapieren 5 000 €
Dann wird der Altersentlastungsbetrag 2008 wie folgt berechnet:
40 % von 15 000 € = 6 000 €, max.: 1 900 €
Wenn Sie nun hingehen und Ihrem ebenfalls 70-jährigen Ehepartner die
Verwaltung Ihres Grundvermögens für jährlich 5 000 € übertragen und
ihm Wertpapiere schenken, die einen Ertrag von jährlich 2 500 € erbringen,
muss das Finanzamt so rechnen:
Altersentlastungsbetrag für Sie:
40 % der Einkünfte von 7 500 € = 3 000 €, max. 1 900 €
Altersentlastungsbetrag für Ihren Ehepartner: 1 900 €
... vor allem für höherverdienende Angestellte. Erwerben Sie Banksparbriefe 879
oder Bundesschätzchen Typ B, deren Zinszuwachs erst im Jahr der Einlösung
versteuert werden muss, obwohl rechnerisch ein jährlicher Zinszuwachs anfällt.
Wenn Sie diese Sparbriefe oder Bundesschätzchen erst nach der Pensionierung
einlösen, fällt ab 2009 für den Zinszuwachs max. die Abgeltungsteuer von 25 %
dafür an. Da die Renteneinkünfte nur z. T. steuerpflichtig sind, könnte es sogar
sein, dass ihr individueller Steuersatz noch unter 25 % liegt. In diesem Fall be-
16 XII. Sonstige Einkünfte (Renten, Unterhalt, Spekulationsgewinne)
kämen Sie einen Teil der Abgeltungsteuer erstattet und die Steuerbelastung
läge noch niedriger.
Weitaus cleverer ist es allerdings, wenn Sie Ihr Geld noch im Jahr 2008 in nied-
rigverzinsliche Wertpapiere investieren. Diese können Sie zu einem Kurs unter
100 % kaufen und später zu 100 % einlösen. Beträgt die Laufzeit mehr als ein
Jahr, ist der Wertzuwachs steuerfrei. Die geringen Nominalzinsen bringen zu-
sammen mit dem Wertzuwachs eine ebenso lukrative Rendite wie hochverzins-
liche Papiere. Da Sie aber nur die geringen Nominalzinsen versteuern müssen,
sparen Sie einen erklecklichen Teil an Steuern. Mehr dazu unter E Rz 888 ff.
880 Sie versteuern keinen Gewinn, sondern einen fest zufließenden Verdienst. Sie
haben also – im Gegensatz zum Selbständigen – nur wenige Möglichkeiten, Ihr
Einkommen so zu verschieben, dass es sich steuerlich günstig auswirkt. Eine
davon ist folgende: Nehmen wir an, Sie sind ein Angestellter mit einem Monats-
gehalt von 2 000 € und wollen sich im nächsten Versicherungsjahr 2009 mit
65 Jahren pensionieren lassen.
Auf Ihr gewöhnliches Jahresgehalt 2008 von 26 000 €
entfällt eine Lohnsteuer von 3 701 €
Sie vereinbaren nunmehr mit Ihrem Chef, dass Ihnen Ihre Weihnachtsgratifika-
tion erst am 12. Januar des nächsten Jahres ausgezahlt wird.
Also Minderung 2 000 €
»Geht das denn so einfach?«, fragen Sie. Natürlich! Warum nicht? Maßgebend
für den Zufluss Ihrer Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit, wenn es sich um
sonstige Bezüge wie z. B. Weihnachtsgeld handelt, ist stets der Tag der Auszah-
lung, und es ist Ihre Sache, wann Sie sich solche Dinge auszahlen lassen. (Das
Gehalt ist vertraglich zu einem bestimmten Zeitpunkt zu zahlen – dabei ginge
eine solche Verschiebung natürlich nicht!) Und schließlich: Wie soll überhaupt
einer dahinterkommen?
Sie versteuern also 2008 nur 24 000 €
Steuer darauf 3 137 €
Die Steuerersparnis beträgt 564 €
Was bringt Ihnen diese zulässige Überlegung ein? Nun, Ihre Weihnachtsgrati
fikation bleibt im nächsten Jahr (2009) steuerfrei, wie folgende Berechnung
zeigt:
1. Einkünfte aus wiederkehrenden Bezügen (Renten) 17
Gratifikation 2 000 €
./. Arbeitnehmerpauschbetrag – 920 €
Einkünfte 1 080 €
Renteneinkünfte
58 % Ertragsanteil von 15 000 € = 8 700 €
./. Werbungskostenpauschbetrag – 102 €
8 598 € > + 8 598 €
Summe der Einkünfte 9 678 €
./. Altersentlastungsbetrag 33,6 % von 2 000 € = – 672 €
Gesamtbetrag der Einkünfte 9 006 €
./. Sonderausgaben – 1 536 €
Zu versteuerndes Einkommen 7 470 €
Dafür zahlen Sie an Steuern 0 €
Steuerersparnis aufgrund der »verschobenen« Gratifikation somit 564 €
Über den Trick, sich die Weihnachtsgratifikation am Jahresanfang auszahlen zu
lassen und dadurch erheblich Sozialversicherung zu sparen, brauche ich hier
wohl nicht zu berichten, das wissen die Arbeitgeber längst.
Natürlich, es ist ein Ausnahmefall, dass hier die steuerliche Ersparnis so hoch
liegt. Es sind noch andere Wege möglich, z. B., wenn leitende Angestellte ihre
Tantiemen in dieser Form in steuerlich günstige Jahre bringen. Und steuerlich
günstiger ist stets das Jahr, in dem infolge eines niedrigeren Gehalts oder Ein-
kommens – wegen der Progression des Tarifs – eine niedrigere Steuer anfällt.
Es lässt sich für Sie nicht nur eine Ersparnis herausholen, wenn Sie aus dem
Arbeitsverhältnis ausscheiden, sondern auch, wenn
●● im kommenden Jahr geringerer Lohn anfallen wird, infolge Krankheit, Kün-
digung, Arbeitslosigkeit, Gehaltswechsels, oder wenn
●● im nächsten Jahr wesentliche einkommensmindernde Beträge (erhöhte Ab-
schreibung wegen Bau eines Hauses, Nachzahlung von Versicherungen oder
Aufnahme neuer Verträge oder hohe außergewöhnliche Belastungen durch
Kuren oder Scheidung usw.) anfallen, die Ihr Einkommen reduzieren, so dass
sich eine Verschiebung lohnt.
Also heißt es aufgepasst und vorher gut bedacht, was herauszuholen ist. Am
besten eine Notiz im Kalender machen! Genauso gut ist der Trick zu praktizie-
ren bei
●● Gewinnanteilen,
●● Hauseinkünften (wo Sie Reparaturen auf einige Jahre verteilen können),
●● im ersten Jahr als Selbständiger, wenn nur wenig Gewinn oder gar ein Verlust
anfällt.
Rentenabschläge
Vorzeitig in Rente gehen und dann hinzuverdienen? Keine schlechte Idee, doch
passen Sie auf, dass Sie die Rechnung nicht ohne den Wirt, d. h. die Renten-
kasse, machen. In den letzten Jahren wurden die Altersgrenzen immer weiter
angehoben, auch für Frauen. Inzwischen beträgt sie für alle Renten 65 Jahre.
Unter bestimmten Voraussetzungen können die Altersrenten zwar nach wie vor
grundsätzlich vor dem 65. in Anspruch genommen werden, jedoch mit einem
Abschlag, wie es so schön heißt, genauer gesagt unter Hinnahme einer Kürzung.
Grundsätzlich gilt: Für jeden Monat der Inanspruchnahme einer Altersrente
vor der Regelaltersgrenze wird die Rente um 0,3 % gekürzt. Wer z. B. als Ar-
beitsloser oder nach Altersteilzeitarbeit mit Geburtsjahrgang 1946 mit 60 Jah-
ren vorzeitig in Rente ging, muss eine Kürzung von 60 Monaten 2 0,3 % = 18 %
hinnehmen.
Durch die Anhebung der Regelaltersgrenze für die Rente auf 67 Jahre ergeben
sich in Zukunft höhere Abschläge. Erstmalig betroffen sind Rentner der Ge-
burtsjahrgänge 1947 und jünger. So beträgt z. B. die Regelaltersgrenze für Per-
sonen des Geburtsjahrgangs 1953 65 Jahre und 7 Monate. Geht eine Arbeitneh-
merin des Geburtsjahres 1953 im Jahr 2013, also im Alter von 60, in Rente, muss
sie bereits 67 Monate à 0,3 % = 20,1 % als Rentenabschlag hinnehmen. Diese
Kürzung soll aber für Personen unterbleiben, die mindestens 45 Beitragsjahre
aufweisen können.
Berufsunfähigkeitsrente
Beziehen Sie eine Berufsunfähigkeitsrente, sind Sie zunächst wie jeder normale
Arbeitnehmer sozialversicherungspflichtig. Allerdings entfällt für Sie die
Arbeitslosenversicherung, wenn das Arbeitsamt festgestellt hat, dass Sie der
Arbeitsvermittlung nicht mehr zur Verfügung stehen, weil Ihre Leistungsfähig-
keit vermindert ist (§ 169 c Nr. 3 AFG).
Erwerbsunfähigkeitsrente
Als Bezieher einer Erwerbsunfähigkeitsrente sind Sie – mit Ausnahme der Ar-
beitslosenversicherung (§ 169 c Nr. 2 AFG) – grundsätzlich sozialversicherungs-
pflichtig. Da Sie aber nur im Rahmen der Grenzen für sozialversicherungsfreie
Geringverdiener hinzuverdienen können, ist die Frage der Sozialversicherungs-
20 XII. Sonstige Einkünfte (Renten, Unterhalt, Spekulationsgewinne)
pflicht für Sie eher akademischer Natur. Liegt Ihr Arbeitsentgelt unter der
Grenze von 400 €, gilt für Sie die Regelung für geringfügig Beschäftigte. Liegen
Sie dagegen darüber, ist Ihre Erwerbsunfähigkeitsrente zum Teufel (§ 44 Abs. 2
SGB VI).
Altersruhegeld
Als weiterbeschäftigter Vollrentner sind Sie wie andere Arbeitnehmer kran-
ken- und pflegeversicherungspflichtig. Mit der Rentenversicherung haben Sie
jedoch nichts mehr am Hut, da Alters- oder Vollrentner stets rentenversiche-
rungsfrei sind (§ 5 Abs. 4 SGB VI). Trotzdem muss Ihr Arbeitgeber seinen Bei-
tragsanteil zur Rentenversicherung zahlen. Arbeitslosenversicherung fällt für
Sie nicht mehr an, wenn Sie bereits 65 Jahre alt sind. Gleichwohl muss auch in
diesem Fall Ihr Arbeitgeber in den sauren Apfel beißen und wie bei der Ren-
tenversicherung den Arbeitgeberanteil leisten.
Solange Sie nur eine geringfügige Beschäftigung ausüben, zahlt Ihr Arbeitgeber
für Sie 28 % Sozialversicherung. Allerdings müssen Sie als Rentner oder Pen
sionär Ihren Arbeitslohn versteuern (sofern Einkommensteuer anfällt). Was
heißt geringfügig? Dazu lassen sich ausführlich und in bestem Amtsdeutsch die
»Geringfügigkeits-Richtlinien« zu § 8 Sozialgesetzbuch aus.
Aufgrund der Minijobregelungen muss Ihr Arbeitgeber für Sie 28 % an die
Bundesknappschaft entrichten, und Sie müssen – sofern Ihr Arbeitgeber nicht
zusätzlich 2 % Pauschalsteuer abdrückt – den Hinzuverdienst ganz regulär ver-
steuern. Es ergibt sich folgende Berechnung:
1. Einkünfte aus wiederkehrenden Bezügen (Renten) 21
Wenn Sie Ihrem Arbeitgeber Ihre Steuerkarte vorlegen, wird bei Steuerklasse I
keine Belastung für Sie entstehen, und Ihr Arbeitgeber spart sich die 2 % Pau-
schalsteuer.
3. Sie arbeiten bei zwei Arbeitgebern:
4. Sie arbeiten 14 Stunden in der Woche für einen Lohn von 380 € monatlich.
Außerdem erhalten Sie ein Weihnachtsgeld von 360 €: Es fallen Kranken- und
Rentenversicherungsbeiträge an, weil Ihr durchschnittlicher Monatslohn 400 €
übersteigt (380 € 2 12 = 4 560 € + Weihnachtsgeld 360 € = 4 920 €, davon 1/12 =
410 €).
Die beiden Beträge korrespondieren. Wenn Ihr Ex Ihnen seine Wohnung zur
Nutzung überlassen hat und der Mietwert auf den Unterhalt angerechnet wird,
brauchen Sie nicht den ganzen Mietwert zu versteuern. Denn steuerlich werden
bei Ihrem Ex nur die von ihm getragenen verbrauchsabhängigen Kosten aner-
kannt (H 86 b EStH; BFH-Urt. v. 12. 4. 2000 – XI R 127/96). Das sind die Grund-
steuern und die Gebühren für Heizung, Strom, Wasser, Müllabfuhr etc., nicht
aber die Zinsen, die Abschreibung und die Versicherungskosten.
Der Fiskus ist fest entschlossen, selbst für kleinste Vermögensvorteile den Steu- 885
ersäckel aufzuhalten, so auch für Vorteile aus privaten Veräußerungsgeschäften,
wenn sie mit dem Makel der Spekulation behaftet sind. Das ist der Fall, wenn
der Zeitraum zwischen An- und Verkauf eine bestimmte Frist unterschreitet
und der Gewinn im Kalenderjahr insgesamt über 512 € beträgt.
Spekulationsfristen
Grundstücke, grundstücksgleiche Rechte (z. B. Erbbaurechte) 10 Jahre
Andere Wirtschaftsgüter (Wertpapiere, Anteile,
Termingeschäfte, Autos) 1 Jahr
Früher hat sich der Fiskus immer daran gehalten, Steuergesetze mit Wirkung
für die Zukunft zu ändern. Doch 1998 war er wohl von allen guten Geistern
verlassen und schrieb für Grundstücksverkäufe eine erweiterte Spekulations-
frist von zehn statt bis dahin zwei Jahren ins Einkommensteuergesetz. Wer 1997
gebaut hatte und nach fünf Jahren verkaufen wollte, sah sich jetzt von der
Spekulationssteuer bedroht. Diese rückwirkende Verschärfung steht beim Bun-
desfinanzhof auf dem Prüfstand. Hat Sie die erweiterte Spekulationsfrist kalt
erwischt, so legen Sie Einspruch ein und berufen sich auf das Verfahren vor dem
BFH (Az IX B 90/00).
Beispiel
Angenommen, es befanden sich am 31. 12. 2006 in einem Sammeldepot:
X-Aktien Ankaufspreis
100 Stück je 100 € = 10 000 €
Zukäufe der gleichen Sorte: 30. 9. 07 40 Stück je 90 € = 3 600 €
30. 12. 07 30 Stück je 100 € = 3 000 €
1. 3. 08 30 Stück je 110 € = 3 300 €
Anschaffungskosten aus Zukäufen 100 Stück insgesamt = 9 900 €
Verkaufspreis
Verkauf der gleichen Sorte 1. 7. 08 150 Stück je 150 € = 22 500 €
Von den verkauften 150 Stück sind nur 50 (150 – 100 Altbestand 31. 12. 2006)
Stück innerhalb der Spekulationsfrist von einem Jahr veräußert worden. Der
Spekulationsgewinn hieraus errechnet sich wie folgt:
Verkaufserlös: 50 Stück 2 150 € 7 500 €
./. Ankaufspreis 40 Stück à 90 € 3 600 €
und 10 Stück à 100 € 1 000 €
4 600 € – 4 600 €
Spekulationsgewinn 2 900 €
Vom Spekulationsgewinn ist die Hälfte steuerfrei (§ 3 Nr. 40 EStG) = 1 450 €
Wie Sie sehen: Alte Schätzchen gelten als zuerst verkauft!