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Franz Konz
Infopaket:
Kapitaleinkünfte
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Inhalt
XIII. Kapitaleinkünfte
1. Versteuerung von Kapitaleinkünften
(Zinsen und Dividenden)
Bislang wurden im Rahmen der Einkünfte aus Kapitalvermögen alle Zuflüsse 888
versteuert, die bei großzügiger Betrachtung als Vergütung für die Überlassung
und Nutzung von Kapital anzusehen waren. Vermögensgewinne aus der Veräu-
ßerung von Kapitalanlagen unterlagen dagegen regelmäßig nicht der Einkom-
mensteuer. Sie wurden nur ausnahmsweise versteuert, wenn zwischen Veräuße-
rung und Verkauf nicht mehr als ein Jahr lag (private Veräußerungsgeschäfte,
Spekulationsgeschäfte) oder wenn Ihnen mindestens 1 % der Anteile an einer
Kapitalgesellschaft gehörten (§ 17 EStG).
Ab 2009 stellt der Gesetzgeber die Besteuerung von Kapitaleinkünften auf voll-
kommen neue Füße. Mit der sog. Abgeltungsteuer wird eine möglichst einheit-
liche Besteuerung von Zinsen, Dividenden, Investmenterträgen, Zertifikatser-
trägen und Gewinnen aus der Veräußerung privater Kapitalanlagen angestrebt.
Die Besteuerung erfolgt in Zukunft unmittelbar an der Quelle mit einem ein-
heitlichen Quellensteuersatz von 25 % zzgl. Solidaritätszuschlag und Kirchen-
steuer. Unmittelbar an der Quelle heißt, dass die Abgeltungsteuer direkt von
den Banken, bei denen die Kapitalanlagen gehalten werden, einbehalten und
an das Finanzamt abgeführt wird. Für die Kapitalerträge gilt also ein ähnliches
Verfahren wie bei der Lohnsteuer. Wie schon der Name sagt, wird durch diese
Quellensteuer die Steuer auf die entsprechenden Erträge abgegolten. Sie wer-
den daher ab 2009 auch – von wenigen Ausnahmen abgesehen – nicht mehr im
Rahmen der Einkommensteuerveranlagung miterklärt.
Um die Kapitalerträge möglichst umfangreich besteuern zu können, hat der
Fiskus die Anlagen, die zu Einkünften aus Kapitalvermögen führen, deutlich
ausgedehnt.
2. Sparerpauschbetrag
Einen kleinen Trost bieten die §§ 9 a und 20 Abs. 4 EStG. Danach sind Kapital- 892
einkünfte bis 2008 in folgender Höhe steuerfrei:
Werbungskostenpauschbetrag 2008 (Alleinstehende/Verheiratete) 51 €/ 102 €
Sparerfreibetrag 2008 (Alleinstehende/Verheiratete) 750 €/1 500 €
Summe 801 €/1 602 €
4 XIII. Kapitaleinkünfte
Es sind also nur die Zinsen und Dividenden oberhalb dieser Beträge steuer-
pflichtig. Das Wort »Sparerfreibetrag« könnte zu der Annahme verleiten, es
seien nur Zinsen steuerfrei, aber es sind auch Dividenden begünstigt. Wie Sie
sehen, knabbert der Fiskus immer weiter am Sparerfreibetrag: Vor 2004 lag er
bei 1 550 €/3 100 €, 2006 noch bei 1 370 €/2 740 €.
2009 werden der Werbungskostenpauschbetrag und der Sparerfreibetrag zu
einem einheitlichen »Sparerpauschbetrag« in Höhe von ebenfalls 801 €/1 602 €
zusammengefasst.
Für Ehegatten gut zu wissen: Der Sparerfreibetrag und der Werbungskosten-
pauschbetrag verdoppeln sich auch dann, wenn nur einer der Ehegatten Kapi-
talerträge bezogen hat.
Beispiel 2008
Ehemann Ehefrau
Dividenden 5 000 €, davon die Hälfte 2 500 € –
Zinsen – 200 €
Summe 2 500 € 200 €
Insgesamt (2 500 € + 200 € =) 2 700 €
./. Freibeträge – 1 602 €
Einkünfte 1 098 €
Nicht ausgeschöpfte Freibeträge fallen übrigens sang- und klanglos unter den
Tisch.
Werbungskostenpauschbetrag 51 €
Sparerfreibetrag 750 €
Sonderausgabenpauschbetrag 36 €
Grundfreibetrag 7 664 €
Summe 8 501 €
Bei einer Verzinsung von 5 % könnten Sie rund 170 000 € auf jedes Kind über-
tragen, ohne dass für die Zinsen Steuern erhoben würden.
Dieser Trick funktioniert ab 2009 genauso.
Steuerbescheinigung
Über die ausgezahlten Zinsen und Dividenden nebst Abzugsteuern erteilt die
Bank dem Kunden eine Steuerbescheinigung. Diese muss der Kunde seiner
Steuererklärung als Beleg beifügen.
Steueranrechnung
Auf die Einkommensteuer und auf den Solidaritätszuschlag werden angerech-
net bzw. erstattet:
KapESt 900,00 €
SolZ 49,50 €
Summe 949,50 €
Keiner hindert Sie daran, Ihr Geld in eigener Regie zu verwalten und zu verlei- 898
hen. Gehören Sie aber zu den Schlawinern, die Zinsen in der Steuererklärung
nicht angeben, gehen Sie ein hohes Risiko ein, beim Finanzamt als privater
Geldgeber aufzufallen. Denn: Meistens werden Ihre Kunden die Zinsen als
Werbungskosten bei Vermietung und Verpachtung oder als gewerbliche Zins-
ausgaben absetzen. Und bei privater Geldvergabe schreiben die Finanzämter
gern Kontrollmitteilungen. Dann sind Sie dran.
Benötigen aber Ihre Kinder Baugeld für ein Einfamilienhaus oder für eine
Eigentumswohnung, sieht die Sache anders aus. Durch ein Baudarlehen an Ihre
Kinder bringen Sie Ihr Geld lukrativ unter, und es fällt keine Zinsabschlag-
steuer an. Auch Ihren Kindern ist geholfen, denn sie erhalten die Geldmittel zu
günstigen Konditionen und ohne große Formalitäten und Nebenkosten.
Aber: Taucht die Immobilie in der Steuererklärung Ihrer Kinder auf, interes-
siert sich das Finanzamt so nebenbei für die Finanzierung, und wenn diese nicht
plausibel belegt werden kann, wird das Finanzamt Fragen zur Herkunft der
Geldmittel stellen. Darauf müssen Ihre Kinder vorbereitet sein.
Die Finanzierung des Häuschens Ihrer Kinder nimmt das Finanzamt nur ein
Mal kritisch unter die Lupe: im Jahr des Kaufs oder der Fertigstellung. Unange-
nehmen Fragen gehen Ihre Sprösslinge aus dem Weg, wenn sie eine Hypothek
8 XIII. Kapitaleinkünfte
zur Finanzierung vorweisen können. Dass Sie ihnen ein oder zwei Jahre später
zur Umfinanzierung ein günstiges Privatdarlehen geben, interessiert das Fi-
nanzamt normalerweise nicht.
4. Freistellungsauftrag
899 Soll die Bank bei der Auszahlung von Zinsen oder Dividenden auf die KapESt
verzichten, müssen Sie ihr einen Freistellungsauftrag erteilen. Er gilt zeitlich
unbefristet bis zu seinem Widerruf. Entsprechende Formulare hält jede Bank
bereit. Bis zur Höhe von 801 €/1 602 € (Alleinstehende/Ehegatten) bleiben Sie
dann von der Abgeltungsteuer verschont (§ 44 b Abs. 1 EStG).
Steuerfalle bei mehr als einem Auftrag!
Haben Sie Konten bei mehreren Banken, können Sie Ihren Freibetrag nach
Belieben aufteilen. Aber Achtung: Die Banken sind verpflichtet, dem Bundes-
amt für Finanzen die tatsächliche Höhe der Zinsen und Dividenden mitzutei-
len, wodurch der Sachbearbeiter auf Anhieb erkennt, wenn eines seiner Schäf-
chen den Freibetrag überzogen hat.
Haben Sie keine Freistellung beantragt, ist nichts verloren. Denn die Zinsen
und Dividenden werden zusammen mit den Abzugsteuern in der Steuererklä-
rung angegeben und die Abzugsteuern auf die Steuerschuld angerechnet, ggf.
also voll erstattet.
Anrechnung bzw. Erstattung der Kapitalertragsteuer
Es sind also nur die Zinsen oberhalb der Freibeträge steuerpflichtig. Beträgt
der persönliche Steuersatz bis 30 %, entsteht für die Zinsen keine zusätzliche
Einkommensteuer, denn die KapESt wird ja angerechnet bzw. erstattet. Nur
Besserverdienende, deren Steuersatz 30 % übersteigt, müssen Zinsen nachver-
steuern.
Ausländer
Ein Steuerabzug ist auch vorzunehmen, wenn der Gläubiger der Kapitalerträge
seinen Wohnsitz im Ausland hat. Hier greifen aber meistens Doppelbesteue-
rungsabkommen, die vorsehen, dass Einkünfte aus Kapitalvermögen vom
Wohnsitzstaat zu versteuern sind, was zur Erstattung der KapESt führen muss.
Steuerausländer können ihre Erstattungsansprüche beim Bundesfinanzminis
ter geltend machen (§ 50 d EStG).
900 Haben Sie Zinserträge oder Dividenden aus mehr als einer Bankverbindung,
werden Sie den Freibetrag aufteilen müssen, sofern Sie ihn nicht bei einer Bank
4. Freistellungsauftrag 9
voll verbrauchen. Schätzen Sie daher überschlägig ab, wie viel Sie bei den ver-
schiedenen Banken an Zinsen oder Dividenden erwarten können. Haben Sie
sich mal verkalkuliert, können Sie den Freistellungsauftrag jederzeit widerrufen
oder ändern.
Damit Sie den Überblick behalten, machen Sie eine Aufstellung
Geldanlageform Geschätzte Zinsen und Dividenden
bei der
Bank A Bank B
Sparbuch
Festgeld
Anleihen
Bundesschatzbriefe
Aktien
Fondsanteile
Summe
»Und was soll ich als Bausparer oder als Sparer nach dem Vermögensbildungs-
gesetz machen?«, möchten Sie wissen. Für diese Geldanlageformen brauchen
Sie keinen Freistellungsauftrag, wenn Sie Wohnungsbauprämie oder Sparzu-
lage erhalten. Aber auch sonst geben Sie besser keinen Freistellungsauftrag ab,
denn: Hier liegen die Zinsen jahrelang auf Eis, Sie bekommen sie also sowieso
nicht ausgezahlt. Ohne Freistellungsauftrag drückt Ihnen die Bank oder Bau-
sparkasse aber eine Zinsbescheinigung in die Hand. Die fügen Sie Ihrer Steuer
erklärung bei und bekommen auf diese Weise die Zinssteuer angerechnet oder
erstattet. Da sind Sie baff, oder?
Beispiel
Saldo per 31. 12.: 19 000 €
Zinsen 540 €
KapESt auf 540 € – 162 €
SolZ darauf ca. – 9 €
Zinsgutschrift ca. 369 €
Die Erstattung der einbehaltenen Steuer in Höhe von 171 € können Sie mit
Hilfe der Anlage KAP Ihrer Einkommensteuererklärung beantragen. Die Zin-
sen – jetzt Steuern – werden Ihnen somit erstattet.
Achtung! Ihren Freistellungsauftrag müssen Sie wie ein wichtiges Dokument 901
aufbewahren. Denn wenn Sie später einen weiteren erteilen und haben den
ersten vergessen, haben Sie bald darauf Theater mit dem Finanzamt.
Als Ehegatten steht Ihnen ein gemeinsames Freistellungsvolumen von 1 602 €
zu, das Sie nach Belieben verbraten können – egal, welcher Ehegatte die Zinsen
erzielt, ob das Konto auf den Ehemann, die Ehefrau oder beider Namen läuft.
10 XIII. Kapitaleinkünfte
5. Nichtveranlagungsbescheinigung
902 Was der Freistellungsauftrag bewirken kann, kann die Nichtveranlagungsbe-
scheinigung noch viel besser. Legen Sie eine solche Bescheinigung Ihrer Bank
vor, sind alle Ihre Kapitalerträge in voller Höhe steuerfrei. Das Finanzamt stellt
Ihnen auf Antrag eine solche Bescheinigung aus, wenn Sie nicht zur Einkom-
mensteuer veranlagt werden, weil z. B. Ihr Einkommen den Eingangsbetrag der
Steuertabelle (7 664 €/15 238 € Alleinstehende/Verheiratete) nicht erreicht (§ 44
Abs. 1 Nr. 2 EStG).
Dies trifft vielfach für Rentner zu, aber auch für andere Steuerzahler mit hohen
Freibeträgen. Die Finanzämter erteilen die Nichtveranlagungsbescheinigung
unter Vorbehalt des Widerrufs und für eine Zeitdauer von höchstens drei Jah-
ren. Danach werden die Einkommensverhältnisse des Antragstellers neu durch-
leuchtet.
Und so wird gerechnet, wenn Sie z. B. 2007 in Rente gegangen sind:
Rentenbezüge 12 000 €, davon 54 % 6 480 €
./. Werbungskostenpauschbetrag – 102 €
6 378 € > 6 378 €
Zinsen 5 000 €
./. Werbungskostenpauschbetrag – 51 €
./. Sparerfreibetrag – 750 €
Einkünfte aus Kapitalvermögen 4 199 € > 4 199 €
Summe der Einkünfte 10 577 €
./. Altersentlastungsbetrag
= 36,8 % der Zinseinkünfte, max. 1 748 € – 1 545 €
Gesamtbetrag der Einkünfte 9 032 €
./. Vorsorgeaufwendungen Versicherungen – 1 500 €
./. Sonderausgabenpauschbetrag – 36 €
zu versteuerndes Einkommen 7 496 €
Steuer darauf 0 €
Haben Sie Ihr Geld bei verschiedenen Banken angelegt, benötigen Sie für jede
eine Originalbescheinigung. Beantragen Sie deshalb beim Finanzamt gleich ge-
nügend Exemplare.
Kleiner Trost, wenn Ihr Ehepartner überraschend verstirbt: Im ersten Jahr nach
seinem Tod haben Sie weiterhin den Verheiratetentarif. Als Sparerfreibetrag
stehen Ihnen aber nur die 750 € zzgl. 51 € Werbungskosten für Alleinstehende
zu. Bis zum nächsten Jahr sollten Sie dann Ihre Sparguthaben auf Kinder oder
Enkelkinder verteilt haben, damit auch deren Freibeträge genutzt werden.
Wer sich bald zur Ruhe setzen will und dann weniger zu versteuern hat, sollte 904
sein Geld in Bundesschatzbriefen Typ B, abgezinsten Sparbriefen oder sog.
Nullcoupons, Zero-Bonds etc. anlegen. Die Zinsen daraus sind erst bei Fällig-
keit in einigen Jahren oder bei vorzeitiger Rückgabe zu versteuern, weil sie
steuerlich gesehen erst dann als zugeflossen gelten. Da Sie dann weniger Ein-
künfte haben, muss sich der Fiskus mit weniger Steuern auf die Zinsen zufrie-
dengeben, wenn er nicht sogar völlig in die Röhre schaut.
12 XIII. Kapitaleinkünfte
Lieber Bundesschätzchen
905 Bundesschatzbriefe sind bei Sparern beliebt, weil die Verzinsung besser ist als
bei einem Sparbuch, der Erwerb kostenfrei und das Ersparte schon nach Ablauf
von zwölf Monaten (Sperrfrist) wieder zu Bargeld gemacht werden kann. Bei
Bundesschatzbriefen Typ A werden die Zinsen jährlich, beim Typ B am Ende
der Laufzeit oder bei vorzeitiger Einlösung ausbezahlt.
906 Lassen Sie sich von der Bank nicht unnötig Depotgebühren abknöpfen. Wenn
Sie nicht schon zur Verwahrung anderer Papiere ein Wertpapierdepot benöti-
gen, brauchen Sie sich für Ihre Bundesschätzchen keines zuzulegen. Teilen Sie
Ihrer Bank mit, dass Sie eine Eintragung auf Ihren Namen im Bundesschulden-
buch (Bundesschuldenverwaltung in Bad Homburg) wünschen. Es fallen dann
weder Spesen noch Provisionen oder Depotgebühren an.
907 Haben Sie als Sparvermögen nur Bundesschätzchen Typ B oder Sparbriefe,
gehen Ihnen bis zur Fälligkeit der Zinsen in späteren Jahren Jahr für Jahr hohe
Freibeträge durch die Lappen. Sorgen Sie also dafür, dass Sie jährlich mindes
tens Zinsen in Höhe der Freibeträge erklären können, indem Sie Bundesschätz-
chen Typ A in Ihren Bestand aufnehmen.
908 b) Stückzinsen
Viele Steuerzahler merken gar nicht, dass ihnen beim Kauf eines festverzins-
lichen Wertpapiers Stückzinsen in Rechnung gestellt bzw. beim Verkauf vergü-
tet werden. Was hat es damit auf sich?
Werden festverzinsliche Wertpapiere gekauft, hat der Erwerber dem Verkäufer
die bis dahin aufgelaufenen Zinsen, eben die Stückzinsen, zu vergüten. Hier
spricht der Fiskus von negativen Einnahmen. Diese können im Kalenderjahr
der Zahlung abgesetzt (H 20.2 EStH), d. h. mit – positiven – Zinseinnahmen
oder Dividenden oder ggf. anderen Einkünften dieses Jahres ausgeglichen wer-
den (Verlustausgleich; § 2 Abs. 3 EStG). Der Verkäufer muss die erhaltenen
Stückzinsen versteuern. Die Bank behält Zinsabschlagsteuer ein.
6. Zinsen und ähnliche Erträge 13
Beispiel
Ein Steuerzahler hat sein Freistellungsvolumen bereits voll ausgeschöpft und
folgende Ausgaben und Einnahmen
Topfinhalt Zinsabschlag Gutschrift
von Beträgen
am 15. 3. gezahlte Stückzinsen 3 000 € 3 000 €
am 15. 5. vereinnahmte Zinsen 2 000 € 1 000 € 0 € 2 000 €
am 15. 7. vereinnahmte Zinsen 1 500 € 0 € 500 € 1 375 €
Jeder Schäfer schert seine Schafe nur einmal im Jahr. Der Finanzminister
aber mehrmals und nimmt das Fell auch noch mit . . .
(Aus dem Stundungsantrag eines Landwirts)
c) Wechselkursgewinne 909
Alles, was dem Anleger irgendwie zum Vorteil gereicht, wird erbarmungslos
besteuert. Dazu gehören auch sonstige Vorteile aus der Überlassung von Kapi-
tal (§ 20 Abs. 1 Nr. 7 EStG), wie z. B. gewisse Finanzinnovationen. Wechselkurs-
gewinne hat der Fiskus ebenfalls mehrfach ins Visier genommen, doch dabei
vom BFH eine Abfuhr erhalten (Urt. v. 24. 10. 2000 – BStBl 2001 II S. 97). Ein
Wechselkursgewinn, der bei Zeichnung einer Auslandsanleihe erzielt wird, ist
14 XIII. Kapitaleinkünfte
Wichtiger Hinweis
Als ehrliche Haut, die schon seit Jahren brav die Zinsen aus Luxemburg oder
Österreich in der Steuererklärung angegeben hat, dürfen Sie nicht vergessen,
sich von Ihrer ausländischen Bank eine Steuerbescheinigung für die Quellen-
steuer zu besorgen. Die EU-Quellensteuer auf Zinsen muss Ihnen nämlich das
Finanzamt genauso wie die deutsche Zinsabschlagsteuer auf die Einkommen-
steuer anrechnen, d. h., liegen Sie mit Ihren Zinsen unter den Freibeträgen, be-
kommen Sie die EU-Quellensteuer über den Einkommensteuerbescheid er-
stattet.
nengesellschaften nicht übermäßig belastet werden, ist auf der Seite der Eigen-
tümer eine Entlastung geboten.
Das Halbeinkünfteverfahren gilt sowohl für Dividenden und Gewinnanteile
inländischer als auch ausländischer Gesellschaften, desgleichen für Gewinnan-
teile aus Aktienfonds und ähnlichen Beteiligungen.
Logische Folge des Halbeinkünfteverfahrens: Werbungskosten im Zusammen-
hang mit Dividenden und Gewinnanteilen, wie z. B. Zinsen für ein Darlehen
zum Ankauf von Aktien und Depotgebühren, sind nur zur Hälfte absetzbar
(§ 3 c EStG).
Beispiel
Dividenden 10 000 €
./. steuerfrei nach § 3 Nr. 40 EStG zur Hälfte = – 5 000 €
steuerpflichtig 5 000 € > – 5 000 €
./. Werbungskosten
Schuldzinsen und Depotgebühren 3 000 €
Nicht abzugsfähig nach § 3 c i. V. mit § 3 Nr. 40 EStG – 1 500 €
Werbungskosten, mind. Pauschbetrag 102 € (§ 9 a EStG) 1 500 € > – 1 500 €
Zwischenergebnis 3 500 €
./. Sparerfreibetrag für Ehegatten – 5 500 €
Einkünfte aus Kapitalvermögen 2 000 €
c) Veräußerungsgewinne 916
Gut zu wissen: Das Halbeinkünfteverfahren begünstigt bis 2008 auch Spekula-
tionsgewinne, indem sie zur Hälfte steuerfrei gestellt werden (§ 3 Nr. 40 j EStG).
Nicht begünstigt sind jedoch Spekulationsgewinne aus dem An- und Verkauf
von Anteilen an einem Investmentfonds. Dies bedeutet eine Schlechterstellung
der Aktienfonds gegenüber der Direktanlage in Aktien.
Ab 2009 unterliegen auch Veräußerungsgewinne der Abgeltungsteuer – und
zwar unabhängig davon, wie viel Zeit zwischen An- und Verkauf vergangen ist.
Dies gilt für alle Wertpapiere, die Sie nach dem 1. 1. 2009 kaufen. Veräußerungs-
gewinne aus Wertpapieren, die Sie vor dem 1. 1. 2009 gekauft haben, unterliegen
nur dann der Abgeltungsteuer, wenn Sie die Wertpapiere innerhalb eines Jahres
verkaufen.
Die Bemessungsgrundlage für die Abgeltungsteuer auf Veräußerunggewinne
ist der Unterschiedsbetrag zwischen den Einnahmen aus der Veräußerung nach
Abzug der Aufwendungen, die in unmittelbarem sachlichen Zusammenhang
mit dem Veräußerungsgeschäft stehen, und den Anschaffungskosten. Hierbei
kann sich auch ein Verlust ergeben.
18 XIII. Kapitaleinkünfte
●● Börsendienste
●● Computer
–– Abschreibung,
–– Programme für Aktien- und Wertpapierverwaltung,
–– Datex-/Online-Kosten.
●● Fachliteratur
Fachbücher aus den Bereichen Ökonomie und Vermögensbildung, Geset-
zestexte, Fachzeitschriften (einschließlich Einbandkosten) zum Wirt-
schafts- und Börsengeschehen (Börsenblätter), Abo für das Handelsblatt
(BFH v. 19. 1. 1996 – BFH/NV 1996 S. 402). Nicht als Werbungskosten aner-
kannt werden hingegen die FAZ (BFH v. 30. 6. 1986 – BStBl 1983 II S. 715),
die Wirtschaftswoche und Capital (FG Saarland v. 19. 3. 1991 – EFG 1991
S. 468).
●● Finanzierungskosten
Schuldzinsen/Damnum/Disagio/Gebühren bei Kauf von Wertpapieren auf
Kredit – allerdings nur, wenn sich trotz Fremdfinanzierung aus der Kapital-
anlage insgesamt ein Überschuss ergibt.
●● Reisekosten im Zusammenhang mit der Wahrnehmung von Aktionärs-
rechten, wie z. B. Besuch der Hauptversammlung (hinsichtlich der Höhe der
Werbungskosten sind die Bestimmungen der Lohnsteuerrichtlinien sinnge-
mäß anzuwenden – R 23 EstR). Dazu gehören
–– Fahrtkosten zur Hauptversammlung (BFH v. 8. 10. 1985 – BStBl 1986 II
S. 596) und Fahrtkosten zur Bank im Zusammenhang mit Kreditverhand-
lungen zum Kauf von Wertpapieren. Wird ein privater Pkw genutzt, sind je
Fahrkilometer 0,30 € absetzbar,
–– Übernachtungskosten,
–– Verpflegungsmehraufwendungen.
●● Seminarkosten (Infos über ertragbringende Kapitalanlagen)
●● Vermögens- und Depotverwaltung (BFH v. 4. 5. 1993 – BStBl 1993 II S. 832)
Soweit in Ihrem Depot auch Aktien sind, können die anteilig darauf entfal-
lenden Depotverwaltungsgebühren nur zu 50 % abgezogen werden. Sind die
Depotgebühren im Jahr nicht höher als 500 €, folgt der Fiskus dabei einer von
Ihnen vorgenommenen Aufteilung auf Anlagen im Halbeinkünfteverfahren
und Anlagen mit voller Versteuerung (BMF-Schreiben v. 12. 6. 2002 – BStBl
2002 I Seite 647).
Rechtslage ab 2009
Ab 2009 ist die Rechtslage in Bezug auf Werbungskosten bei Kapitaleinkünften
genauso einfach wie unbefriedigend. Außer dem Sparerpauschbetrag von
801 €/1 602 (Ledige/Verheiratete) können Sie keinerlei Werbungskosten zur
Minderung der Abgeltungsteuer abziehen.
20 XIII. Kapitaleinkünfte
Im Alter ganz bescheiden von den Zinsen zu leben, aber den Kindern ein Ver-
mögen zu hinterlassen, kann nicht in Ihrem Interesse sein. Sie haben ihnen eine
gute Ausbildung zukommen lassen und somit Ihre Pflicht getan. Im Übrigen
sind sie inzwischen erwachsen und aller Wahrscheinlichkeit nach nicht auf ein
Erbe angewiesen. Also sollte Ihre Vermögensplanung so aussehen, dass nach
dem Tod des letztversterbenden Partners das Vermögen weitgehend aufgezehrt
ist.
Entnahmetabelle
Wie lange reicht aber das Vermögen, wenn ich einen bestimmten Betrag ent-
nehme? Die Antwort gibt die folgende Tabelle von John Hancock Insurance
aus »Trachsler, Big Money«. Dabei kann der jährliche Entnahmebetrag zum
Inflationsausgleich um 3 % erhöht werden. Die Entnahmedauer wird erheblich
von der Anlagerendite beeinflusst.
10. Veranlagung trotz Abgeltungsteuer ab 2009? 21
Die Tabelle zeigt mit den fettgedruckten Werten: Haben Sie 200 000 € zu 5 %
angelegt und möchten jährlich 12 000 € entnehmen, also 6 %, ist das Kapital
nach 19 Jahren aufgebraucht. Insgesamt haben Sie dann 228 000 € (= 12 000 € 2
19 Jahre) zzgl. 3 % für Inflationsausgleich zur Verfügung gehabt.
»Sodann decken die Versicherer alle nur denkbaren Kosten und nutzen alle Möglichkeiten, Gewinne
zu verlagern. Was dann von den Prämien- und Zinseinnahmen übrig bleibt, wird als Überschuss
ausgewiesen. Und nur davon müssen die Firmen mindestens 90 % an ihre Kunden ausschütten.
Wenn Sie in den letzten 20 Jahren alljährlich 10 000 US-$ in eine Schweizer-
Franken-Lebensversicherung investiert hätten, wären daraus bis heute ca.
590 000 US-$ geworden.
Das ergibt knapp 300 % auf Ihre Einlagen. Wer hätte das von einem langwei-
ligen Lebensversicherungsinvestment gedacht.
Dafür ist die Anlage auch so gut wie risikolos! Oder ist es Ihnen lieber, dass man
Ihnen hohe Zinsen auf Ihr Kapital verspricht, und am Ende büßen Sie das
meiste davon ein?
Richtig ist: Wegen des sehr niedrigen Zinsniveaus in der Schweiz lohnen sich
die Lebens- und Rentenversicherungen dort nicht so sehr wie bei uns. Aber: Bei
uns werden Renteneinkünfte besteuert, und das gilt seit 2005 nicht nur für die
Renten aus einer Versicherung, sondern auch für die Kapitalgewinne, die im
günstigsten Fall zu 50 % steuerpflichtig sind.
Allgemein kann man sagen, dass die Kapitalversicherung eine größere Beweg-
lichkeit besitzt, wenn der geplante Rentenzahlungsbeginn mehr als fünf Jahre
in der Zukunft liegt. Man weiß ja nie, was einmal kommt. Vielleicht sind Sie ja
einmal dringend auf eine größere Summe Geld angewiesen – dann können Sie
eine Kapitalversicherung mit geringeren Verlusten auflösen als eine Rentenver-
sicherung. Und wenn Sie eine Kapitalversicherung direkt bei der Gesellschaft
beleihen, kommen Sie auch mit günstigeren Zinssätzen davon, als wenn Sie sich
bei einer Bank das Geld beschaffen.
Zudem: Dass Sie eine Kapital- oder Rentenversicherung abgeschlossen haben,
muss die schweizerische Lebensversicherungsgesellschaft nur dann dem
Steueramt melden, wenn es sich um einen Bürger handelt, der einen festen
schweizerischen Wohnsitz besitzt. Als Ausländer sind Sie hier also gegenüber
den Schweizern bevorzugt, denn selbstverständlich darf die Scchweizer Ver
sicherungsgesellschaft dem deutschen Finanzamt keine Meldung über deren
Abschluss machen. Fällige Beträge werden von der Gesellschaft ohne jeden
Steuerabzug auf jedes von Ihnen angegebene Konto oder in bar in alle Welt
ausgezahlt. Und auch von sich aus fühlen sich die Schweizer nicht verpflichtet,
irgendeinem Fiskus Zuträgerdienste zu leisten.
24 XIII. Kapitaleinkünfte
Da das alles aber feinstens ausgeklügelt und auf Sie maßgerecht zugeschnitten
sein will, wenden Sie sich bei Interesse an meinen Schweizer Vertrauensmann,
der mit höchster Diskretion Ihr Anliegen behandelt: Schweizer Inter
essengemeinschaft Archimoda, Via Surpont 41 in 7500 St. Moritz, Schweiz.
Vor allem: Die spätere Rente oder Zahlung aus einer Kapital- oder Lebensver-
sicherung, auf ein ausländisches Konto ausgezahlt, verhindert die Steuern dar
auf! Wie schön auch für gierige Erben, wenn die liebe Freundin nach Ihrem Tod
darüber verfügen kann ...
Angenommen, Sie haben ein Konto in der Schweiz. Da interessiert Sie die
Frage, ob der deutsche Fiskus in solchen Fällen im Weg der Rechtshilfe über die
schweizerischen Behörden nähere Auskünfte einholen und so das schweize-
rische Bankgeheimnis knacken kann. Die Antwort lautet noch immer Nein.
Das europäische Rechtshilfeübereinkommen über die Rechtshilfe in Strafsa-
chen (EuRhÜbK) findet im Verhältnis zur Schweiz keine Anwendung. Maßge-
bend ist das schweizerische Bundesgesetz über internationale Rechtshilfe in
Strafsachen vom 30. 8. 1981 (IRSG). Nach diesem IRSG ist die Rechtshilfe bei
einem einfachen Fiskaldelikt ausgeschlossen. Rechtshilfe wird nur dann ge-
währt, wenn ein qualifizierter »Abgabebetrug« nach Artikel 14 Abs. 2 Bundes-
gesetz über das Verwaltungsstrafrecht (VStR) vorliegt. Das setzt regelmäßig
Täuschung der Steuerbehörden mit zusätzlichen betrügerischen Mitteln voraus.
Die bloße Nichtangabe von Zinserträgen, die auf einem Schweizer Konto er-
zielt wurden, erfüllt nicht den Tatbestand des Abgabenbetrugs nach Schweizer
Recht. Folglich leistet die Schweiz in solchen Fällen auch keine Rechtshilfe. Das
schweizerische Bankgeheimnis bleibt in diesem Fall unangetastet.
Zum DBA Deutschland/Schweiz: Richtig ist, dass Art. 27 DBA Schweiz eine
Bestimmung enthält, die den Informationsaustausch auch für die Durchsetzung
innerstaatlichen Rechts bei Betrugsdelikten ermöglichen soll. Auch beim
Art. 27 soll es bei der grundsätzlichen Regelung verbleiben, wonach lediglich
Vorwürfe des Abgabebetrugs rechtshilfefähig sind. Damit stünden zwei Rechts-
quellen zur Verfügung, die eine Rechtshilfe ermöglichen können. Das schweize-
rische IRSG und Artikel 27 DBA Deutschland/Schweiz. Einziger Unterschied:
Bei Artikel 27 DBA handelt es sich um eine beiderseits verpflichtende Rechts-
grundlage, anders als nach der bisherigen Regelung nach dem IRSG. Fazit: Die
Änderung des DBA erweitert grundsätzlich nicht die Möglichkeiten für den
deutschen Fiskus, im Weg der Rechtshilfe Informationen über Schweizer Bank-
konten zu erhalten.
920 Die Abgeltungsteuer erfasst zwar eine große Zahl von Kapitaleinkünftefällen,
aber trotzdem gibt es auch ab 2009 weiterhin Konstellationen, in denen die Ka-
10. Veranlagung trotz Abgeltungsteuer ab 2009? 25
Pflichtveranlagung
Eine Pflichtveranlagung unter Einbeziehung Ihrer Kapitaleinkünfte erfolgt
immer dann, wenn Sie Kapitalerträge erzielen, die nicht der Kapitalertragsteuer
unterlegen haben. Zum Beispiel aus der Veräußerung von GmbH-Anteilen bei
Beteiligungen unter 1 % oder ausländischen Zinseinkünften.
Sie müssen diese Einkünfte dann in Ihrer Einkommensteuererklärung ange-
ben. Die Einkommensteuer auf diese Kapitaleinkünfte wird unabhängig von
Ihren übrigen Einkünften mit dem pauschalen Abgeltungsteuersatz ermittelt
und erhöht die Tarifsteuer auf Ihre übrigen Einkünfte.
Und so wird die Steuer auf die Einkünfte aus Kapitalvermögen berechnet: Sie
beträgt grundsätzlich 25 %. Allerdings werden bei der Berechnung auch even-
tuelle ausländische Quellensteuern und die Kirchensteuer berücksichtigt. Dafür
gilt folgende Formel:
Einkünfte aus Kapitalvermögen –
(4 2 anrechenbare
ausländische Steuer)
Einkommensteuer auf Kapitaleinkünfte = –––––––––––––––––––––––––––––
4 + 1/100 des Kirchensteuersatzes
Beispiel
Sie erzielen 2009 Einkünfte aus Kapitalvermögen aus einem Luxemburger
Depot in Höhe von 10 000 €, die anrechenbare ausländische Quellensteuer be-
trägt 500 €.
Die Einkommensteuer auf Ihre Kapitaleinkünfte beläuft sich demnach auf
(10 000 € – 4 2 500 €) ÷ (4 + 0,09) = 8 000 € ÷ 4,09 = 1 955 €
Die Kirchensteuer beträgt 1 955 € 2 9 % = 175,95 €.
Wahlveranlagung
Für Kapitalerträge, die der Abgeltungsteuer unterlegen haben, haben Sie ein
Wahlrecht. Sie können es bei der Abgeltungsteuer belassen oder die Einkünfte
freiwillig im Rahmen Ihrer Veranlagung zur Einkommensteuer angeben. Damit
können Sie für Sie günstige Umstände, die bei der Abgeltungsteuer nicht be-
rücksichtigt werden, geltend machen. Eine solche Wahlveranlagung lohnt sich
für Sie z. B. in folgenden Fällen:
26 XIII. Kapitaleinkünfte