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Dieses Dokument finden Sie unter www.ihk-berlin.de unter der Dok-Nr. 86518
Umsatzsteuer – Wegweiser
für Existenzgründer
Existenzgründer betreten in der Startphase ihrer Unternehmung Neuland in vielfacher Hinsicht.
Das Steuerrecht, insbesondere die Umsatzsteuer – oder auch Mehrwertsteuer genannt – stellt den
Unternehmer vor zahlreiche Fragen, bei deren Beantwortung das folgende Merkblatt erste Hilfe-
stellungen gewährt. Jede Warenlieferung und Dienstleistung, die ein Unternehmer im Inland gegen
Entgelt im Rahmen seines Unternehmens ausführt, unterliegt der Umsatzsteuer. Ebenso sind die
Einfuhr bzw. der innergemeinschaftliche Erwerb von Gegenständen im Inland gegen Entgelt sowie
die Entnahme von Waren und Dienstleistungen aus dem Unternehmen für nicht unternehmerische
Zwecke der Umsatzsteuer zu unterwerfen, soweit nicht besondere Befreiungsvorschriften anzu-
wenden sind. Einzelheiten regelt das Umsatzsteuergesetz (UStG).
Inhalt:
Antje Maschke
E-Mail: antje.maschke@berlin.ihk.de | www.ihk-berlin.de
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Die Rechnung
Werden für einen anderen Unternehmer im Inland steuerpflichtige Lieferungen oder Leistungen
erbracht, so wird darüber eine Rechnung erstellt, die folgende Angaben enthalten muss:
Bei Kleinbetragsrechnungen bis 150 Euro (bis zum 31.12.2006 betrug die Grenze für Kleinbe-
tragsrechnungen 100 Euro, Anhebung erfolgte mit Wirkung zum 01.01.2007 durch das am
07.07.2006 verabschiedete "Erste Gesetz zum Abbau bürokratischer Hemmnisse insbesondere in
der mittelständischen Wirtschaft" -sog. "Mittelstandsentlastungsgesetz") müssen der Steuerbetrag,
das Nettoentgelt und die Steuernummer nicht gesondert in der Rechnung ausgewiesen werden; es
genügt die Angabe des Steuersatzes und des Bruttoentgelts.
Der Vorsteuer-Abzug
Gegenüber dem Finanzamt kann der Unternehmer die Umsatzsteuerbeträge, die ihm von anderen
Unternehmen in Rechnung gestellt wurden, von seiner eigenen Umsatzsteuerschuld als soge-
nannte Vorsteuer abziehen, wenn er die Voraussetzungen für den Vorsteuer-Abzug erfüllt.
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Beispiel:
Der Unternehmer hat den Umsatzsteuer-Betrag, den er an das Finanzamt abzuführen hat (Zahl-
last), selber zu berechnen sowie dem Finanzamt bis zum 10. Tag des folgenden Monats eine Um-
satzsteuer-Voranmeldung auf elektronischem Weg zu übermitteln und durch Zahlung auszuglei-
chen.
Die Umsatzsteuer-Voranmeldung
Je nach Steuerschuldner gelten für die Umsatzsteuer-Voranmeldung folgende Erklärungs- und
Zahlungsfristen:
Die Voranmeldungen sind jeweils für den sog. Voranmeldungszeitraum abzugeben, und zwar bis
zum 10. des nachfolgenden Monats (vgl. § 18 UStG). Fällt der 10. auf einen Samstag, Sonntag
oder Feiertag, endet die Frist an dem nächsten darauffolgenden Werktag (vgl. § 108 Abs. 3 AO).
Bis dahin ist die Umsatzsteuer auch zu bezahlen.
Unternehmen, die ihre berufliche oder gewerbliche Tätigkeit aufnehmen und nicht Kleinun-
ternehmer sind, haben im Jahr der Tätigkeitsaufnahme und im Folgejahr die Umsatzsteuer-
Voranmeldung ebenfalls monatlich abzugeben. Die Erstattung von Vorsteuerüberhängen kann
die Finanzverwaltung von einer Sicherheitsleistung abhängig machen.
Beispiel: Unternehmer A gründet sein Unternehmen im Januar 2010. Unternehmer B gründet sein
Unternehmen im Dezember 2010. Beide Unternehmer sind zur monatlichen Umsatzsteuer-
Voranmeldung bis einschließlich Dezember 2011 verpflichtet.
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Zahlungsfrist. Bei Unternehmern, die zur monatlichen Voranmeldung verpflichtet sind, wird dem
Antrag auf Dauerfristverlängerung nur stattgegeben, wenn sie jedes Jahr bis zum 10.02. eine
Sondervorauszahlung in Höhe von 1/11 der Vorauszahlungen für das vorangegangene
Kalenderjahr anmelden und entrichten. Die Sondervorauszahlung wird i. d. R. bei der
Umsatzsteuervorauszahlung für den Dezember angerechnet.
Beginnt ein Unternehmer seinen Betrieb während des Jahres, muss der voraussichtliche Umsatz
auf einen Jahresgesamtumsatz hochgerechnet werden. Da in diesem Fall kein Vorjahresumsatz
vorhanden ist, gilt als Umsatzschwelle 17.500 € für das Jahr des Geschäftsbeginns.
Beispiel: Ein Existenzgründer hat am 1.2.2008sein Unternehmen gegründet und einen Umsatz
von 14.000 Euro im Jahr 2007 erzielt. Damit hat er 15.272 Euro für das Kalenderjahr 2008 (umge-
rechnet auf 12 Monate) erzielt und liegt damit unter den 17.500 Euro. Im Jahr 2009 erzielt er einen
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Umsatz von 32.000 Euro, also nicht über 50.000 Euro. Im Jahr 2010 erzielt er einen Umsatz von
38.000 Euro. Damit liegt er zwar unter der Grenze von 50.000 Euro, aber er hat bereits im Vorjahr
(2009) die Umsatzgrenze von 17.500 Euro überschritten und ist damit umsatzsteuerpflichtig.
Bei der Grenze von 50.000 € kommt es darauf an, ob der Unternehmer diese Bemessungsgröße
voraussichtlich nicht überschreiten wird. Ist danach ein voraussichtlicher Umsatz von nicht mehr
als 50.000 € zu erwarten, ist dieser Betrag auch dann maßgebend, wenn der tatsächliche Umsatz
des Kalenderjahres die Grenze von 50.000 € überschreitet. Der Unternehmer hat dem Finanzamt
auf Verlangen die Verhältnisse darzulegen, aus denen sich ergibt, wie hoch der Umsatz des lau-
fenden Kalenderjahres voraussichtlich sein wird. Für Kleinunternehmer gilt eine vereinfachte Auf-
zeichnungspflicht. Es sind nur die Einnahmen für die ausgeführten Lieferungen und sonstigen
Leistungen sowie für den Eigenverbrauch aufzuzeichnen.
Überschreitet der Unternehmer, der kein Existenzgründer ist, während des Kalenderjahres die
Kleinunternehmergrenze von 17.500 Euro, so kann die Kleinunternehmerregelung im Folgejahr
nicht mehr angewendet werden. Die Regelbesteuerung findet vielmehr Anwendung. Ein
Unternehmer verliert seinen Kleinunternehmerstatus auch dann, wenn er nur einmalig über der
Umsatzgrenze von 17.500 € lag. Das gilt auch dann, wenn zu Beginn des Jahres feststeht, dass
der Jahresumsatz wieder unter die Grenze von 17.500 € fällt.
Ein Existenzgründer, der im Kalenderjahr 01 die Kleinunternehmergrenze von 17.500 Euro nicht
überschreitet und im Kalenderjahr 02 die Umsatzsteuergrenze von 50.000 Euro nicht überschrei-
tet, aber im Kalenderjahr 02 die Umsatzgrenze von 17.500 Euro überschreitet, muss im darauf
folgenden Kalenderjahr 03 die Regelbesteuerung anwenden.
Fazit: Die Befreiung von der Umsatzsteuer ist ein Vorteil, weil der Verwaltungsaufwand so gering
wie möglich gehalten wird und ein Umsatzsteuerverfahren mit dem Finanzamt entfällt. Diesem
Vorteil steht jedoch als Nachteil gegenüber, dass der Kleinunternehmer die ihm selbst berechnete
und von ihm gezahlte Umsatzsteuer nicht als Vorsteuer erstattet erhält. Die Steuer für die Einfuhr
von Gegenständen aus Drittländern und für den innergemeinschaftlichen Erwerb aus EU-Ländern
hat der Kleinunternehmer hingegen abzuführen.
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Begründung: Zwar kann ein Kleinunternehmer seine Leistung auf den ersten Blick billiger, da
steuerfrei anbieten. Er muss jedoch in seine Preiskalkulation die selbst gezahlte und - weil er
Kleinunternehmer ist - nicht erstattungsfähige Umsatzsteuer einbeziehen, er wird also einen höhe-
ren Nettopreis verlangen müssen. Übt der Kleinunternehmer die Option aus, kann er die ihm be-
rechnete Umsatzsteuer als Vorsteuer vom Finanzamt erstattet bekommen und so seine Ein-
standskosten senken. Er kann zudem in seinen Rechnungen die Umsatzsteuer ausweisen. Ab-
nehmer, die Unternehmer sind, können die gesondert ausgewiesene Umsatzsteuer ihrerseits als
Vorsteuer geltend machen, so dass die Umsatzsteuer für sie nur ein durchlaufender Posten, aber
keine echte Belastung ist.
Die Ausübung der Option sollte daher von jedem Kleinunternehmer für seinen Einzelfall
geprüft werden.
Exkurs - Lieferungen aus EU-Mitgliedsstaaten: Für Kleinunternehmer gibt es auch die Möglich-
keit, bei Erwerben aus EU-Mitgliedstaaten die Erwerbsbesteuerung zu wählen, auch wenn Sie
unter der Erwerbsschwelle nach § 1a Abs. 3 Nr.2 UStG (12.500 Euro im Kalenderjahr) bleiben.
Dabei müssen sie nicht auf den Kleinunternehmerstatus nach § 19 Abs. 2 UStG verzichten. Sie
müssen nur ihr Finanzamt hierüber informieren und eine Umsatzsteueridentifikationsnummer be-
antragen. Für die innergemeinschaftlichen Erwerbe sind sie dann 2 Jahre an die eigene Erwerbs-
besteuerung gebunden. Die Umsatzsteuererklärung für die innergemeinschaftlichen Erwerbe muss
nach § 18 Abs. 4a UStG (Voranmeldung und Steuererklärung) vorgenommen werden. Der Voran-
meldungszeitraum ist im Regelfall das Kalendervierteljahr, bei Existenzgründern der Kalendermo-
nat.
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Aufzeichnungspflichten
Für Umsatzsteuerzwecke sind vorgeschriebene laufende Aufzeichnungen zu führen. Die einzelnen
Unterlagen sowie die geltenden Aufbewahrungsfristen finden Sie in dem Merkblatt "Aufbewah-
rungsfristen". Insbesondere Rechnungen bzw. Rechnungskopien sind als Buchungsbelege zehn
Jahre aufzubewahren (§ 147 Abs. 1 Nr. 4, Abs. 3 Abgabenordnung). Die Zehnjahresfrist beginnt
mit dem Schluss des Kalenderjahres, in dem die Rechnung ausgestellt wurde. Darüber hinaus sind
vor allem für den Waren- und Dienstleistungsverkehr mit den EU-Staaten und Drittstaaten (d. h.
nicht EU-Staaten) zahlreiche besondere Vorschriften, auch hinsichtlich der Ausfuhrnachweise zu
beachten.
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gen an Unternehmer in Drittländer sind im Regelfall in Deutschland steuerfrei; es sind vom deut-
schen Unternehmer jedoch besondere Vorschriften zu Ausfuhrnachweisen und sonstige buchmä-
ßige Nachweise bei Ausfuhrlieferungen zu beachten. Dem deutschen Unternehmer steht in diesem
Fall, soweit er zum Vorsteuerabzug berechtigt ist, der deutsche Vorsteuerabzug aus Vorleistungen
zu. Auch Ausfuhren werden damit vollständig von der deutschen Umsatzsteuer entlastet. Weitere
Informationen zu diesem Thema erhalten Sie in unserem Merkblatt „Warenhandel zwischen Unter-
nehmen außerhalb der EU“.
Dieses Merkblatt soll erste rechtliche Hinweise geben und erhebt daher keinen Anspruch auf Voll-
ständigkeit.
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