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Mehrwertsteuer

Lernziele
Sie können…

 Die Funktionsweise der Mehrwertsteuer in eigenen Worten beschreiben.


 Die aktuellen Mehrwertsteuersätze vorgegebenen Steuerobjekten zuordnen.
 Berechnungen im Zusammenhang mit der Mehrwertsteuer vornehmen.
 Die Geschuldete Mehrwertsteuer anhand vorgegebener Zahlen berechnen.
 Einen Mehrwertsteuerbeleg auf seine Vollständigkeit überprüfen.
 Die Nettomethode anhand von Beispielen mit der Saldomethode vergleichen.
 Die Vorteile der Saldomethode für KMUs aufzeigen.
 Geschäftsfälle unter Berücksichtigung der Mehrwertsteuer verbuchen.
o inkl. Rabatte, Skonti, Rücksendungen etc.
o Hauptbuch führen
o Abrechnungsbuchungen

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Grundlegendes zur Mehrwertsteuer

Quelle: Bundesamt für Statistik (2021)

Die Mehrwertsteuer ist eine der wichtigsten Einnahmequellen des Bundes. Sie
macht ungefähr einen Drittel der Gesamteinnahmen aus. Es handelt sich um eine
indirekte Bundessteuer, weil sie nicht direkt bei den Personen erhoben, sondern
auf den Preis von Produkten und Dienstleistungen dazugeschlagen wird.

Was ist mit dem Import und Export von Waren und Dienstleistungen?

Waren oder Dienstleistungen, die ins Ausland exportiert werden, werden nicht
mit einer Mehrwertsteuer belastet.

Waren oder Dienstleistungen, die aus dem Ausland importiert werden, werden
bei der Einfuhr mit Mehrwertsteuer belastet.

Wer von der Steuerpflicht befreit ist:

Steuerbarer Umsatz (Nettoerlös) < CHF 100‘000.00

Nicht gewinnorientierte Sport- und Kulturvereine sowie gemeinnützige Institutio-


nen, deren Umsatz
< CHF 150‘000.00 ist.

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Mehrwertsteuersätze

Auf folgenden Produktkategorien wird Mehrwertsteuer erhoben. Je nach Kategorie


kommt ein anderer Mehrwertsteuersatz zur Anwendung.

Schreiben Sie drei bis vier Leistungen auf, die steuerfrei sind:

Gesundheit
Sozialwesen
Bildung
Kultur
Geld- und Kapitalverkehr
Versicherungen
Vermietung und Verkauf von Immobilien
Exporte

Tipps und Tricks

exkl. MWST  Die Mehrwertsteuer ist im Betrag noch nicht miteingerechnet

inkl. MWST  Die Mehrwertsteuer ist im Betrag bereits miteingerechnet

ohne MWST  Der Betrag hat noch keine Mehrwertsteuer drin ( exkl.)

mit MWST  Der Betrag hat bereits Mehrwertsteuer drin ( inkl.)

zzgl. MWST  zuzüglich Mehrwertsteuer heisst, dass noch keine MWST drin ist.

Der effektive Warenwert oder der Wert der Dienstleistung entspricht immer
100 %. Wenn der Betrag „inkl. MWST“ ist, dann bedeutet dies, dass dort noch
bspw. 7.7 % MWST dazuzurechnen sind. Darum ist ein Betrag „inkl. MWST“
immer über 100 % (also z.B. 107.7 %). Dies ist beim Herausrechnen oder Da-
zurechnen der MWST zu beachten.

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Mehrwertsteuer als Allphasensteuer

Das Bäckerbeispiel
Saatgutlieferant Bauer Müller (Mühle) Bäcker Konsument

Verkaufspreis exkl. Mehrwertsteuer: CHF 100.00

Mehrwertsteuer 2.5 %: CHF 2.50

Einkaufspreis für den Bauern: CHF 102.50 inkl. MwSt.

Verkaufspreis exkl. Mehrwertsteuer: CHF 150.00

Mehrwertsteuer 2.5 %: CHF 3.75

Einkaufspreis für die Mühle: CHF 153.75 inkl. MwSt.

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Verkaufspreis exkl. Mehrwertsteuer: CHF 220.00

Mehrwertsteuer 2.5 %: CHF 5.50

Einkaufspreis für den Bäcker: CHF 225.50 inkl. MwSt.

Verkaufspreis exkl. Mehrwertsteuer: CHF 300.00

Mehrwertsteuer 2.5 %: CHF 7.50

Kaufpreis für den Endkunden: CHF 307.50 inkl. MwSt.

Zusatzfragen:

Wie gross ist der Mehrwert, der über die gesamte Wertschöpfung (vom Verkäufer
des Saatguts bis zum Endkunden) geschaffen wurde?

Tipp: Ergibt sich jeweils aus der Differenz des Einkaufspreises exkl. Mehrwert-
steuer zum Verkaufspreis exkl. Mehrwertsteuer auf jeder Stufe. Der Verkaufs-
preis exkl. Mehrwertsteuer des Saatgutlieferanten ist auch ein Mehrwert!

100 + 50 + 70 + 80 = CHF 300.00 an Mehrwert wurde geschaffen.

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Damit nur auf dem geschaffenen Mehrwert die Mehrwertsteuer bezahlt wird, darf
der Einkäufer jeweils die zu bezahlende Mehrwertsteuer abziehen. Der Bäcker darf
also die von der Mühle auf den Preis geschlagene Mehrwertsteuer abziehen.

Mehrwertsteuerabrechnung

Markieren Sie farblich, welche Inhalte der oben stehenden Rechnung auf einer
Mehrwertsteuerabrechnung zwingend sind.

Abrechnung mit Saldosteuersatzmethode

Welche Vorteile hat es, die Mehrwertsteuer nicht effektiv abzurechnen, sondern
auf die Saldosteuersatzmethode zurückzugreifen?

Um Aufwand zu sparen, da einfachere Abrechnungsmethode

Halbjährliche Abrechnung (vs. Vierteljährlich bei normaler Abrechnungsmethode)

Wie ist das Vorgehen?

Normalen Steuersatz weiterverrechnen an Kunden

Besteuerung des Gesamtumsatzes inkl. MWST

Halbjährliche Abrechnung und Überweisung an ESTV

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Verbuchung der MWST (Nettomethode)

Wie Sie bereits gesehen haben, kann man die abzuliefernde Mehrwertsteuer fol-
gendermassen berechnen:

Weiterverrechnete Mehrwertsteuer beim Verkauf

./. Bezahlte Mehrwertsteuer beim Einkauf

= Abzuliefernde Mehrwertsteuer an die ESTV

Nun müssen wir diesen rechnerischen Ansatz in die Buchhaltung übertragen.

Dazu müssen wir zwei zusätzliche Konten führen. Eines führen wir für unser Gut-
haben gegenüber der ESTV. Dort tragen wir die MWST ein, welche wir beim Einkauf
bezahlen mussten und für die Abrechnung von der weiterverrechneten MWST (Ver-
kauf) abziehen dürfen. Da es sich um ein Guthaben handelt, ist es ein Aktivkonto.

Im zweiten Konto der MWST tragen wir die weiterverrechnete MWST aus unseren
verkauften Produkten oder Dienstleistungen ein. Es handelt sich um ein Passiv-
konto, da wir dort die Schuld gegenüber der ESTV aufführen.

Das Vorgehen:

Für die korrekte Verbuchung der MWST bedarf es nun immer zweier Buchungs-
sätze für einen Geschäftsfall, bei dem die MWST zu berücksichtigen ist. Auf der
nächsten Seite sehen Sie einige Beispiele, wie die Verbuchung vorgenommen wird.

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Beispiel 1

Wir kaufen Handelsware auf Kredit ( Rechnung). Der Rechnungsbetrag unseres


Lieferanten beträgt CHF 1'292.40 inkl. MWST.

Um die Mehrwertsteuer (unser Guthaben MWST) aus diesem Betrag herauszulösen


und korrekt zu verbuchen, benötigen wir nun zwei Buchungssätze:

Soll Haben Betrag

Warenaufwand Verbindlichkeiten LL CHF 1‘200.00 (100%)

Guthaben Vorsteuer Verbindlichkeiten LL CHF 92.40 (7,7%)

An unserer Verpflichtung aus LL ändert sich nichts. Schlussendlich müssen wir un-
serem Lieferanten den gesamten Rechnungsbetrag überweisen. Der Warenauf-
wand wird jedoch um die Mehrwertsteuer reduziert. So verbuchen wir dort nur den
wirklichen Wert der Ware (Nettowert der eingekauften Ware).

Beispiel 2a

Wir verkaufen eine Maschine gegen Rechnung, CHF 5'385.00 inkl. MWST.

Um die Mehrwertsteuer (unsere geschuldete MWST) aus diesem Betrag herauszu-


lösen und korrekt zu verbuchen, benötigen wir nun zwei Buchungssätze:

Soll Haben Betrag

Forderungen LL Warenertrag CHF 5‘000.00 (100%)

Forderungen LL Geschuldete MWST CHF 385.00 (7,7%)

Der Betrag, welchen wir im Konto FLL in Rechnung gestellt haben, bleibt derselbe.
Der Warenertrag wird jedoch um die Mehrwertsteuer reduziert. So verbuchen wir
dort nur den wirklichen Wert der Ware (Nettopreis der verkauften Ware).

Beispiel 2b

Im Beispiel 2a gewähren wir unserem Kunden einen Rabatt von 10%.

Soll Haben Betrag


CHF 500.00
Warenertrag Forderungen LL
(10% von 5‘000.00)
CHF 38.50
Geschuldete MWST Forderungen LL
(10% von 385.00)

Rabatte, Skonti, Rücksendungen etc. werden ebenfalls mit zwei Buchungssätzen


gebildet, da sich die Mehrwertsteuerschuld respektive das Mehrwertsteuergutha-
ben dadurch vergrössert oder verkleinert.

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Was passiert am Quartalsende, wenn abgerechnet wird?

Nehmen wir nun an, wir befinden uns am Ende einer Abrechnungsperiode und müssen
nun die Mehrwertsteuerschuld berechnen. Gehen wir von folgender Situation aus:

Guthaben Vorsteuer Geschuldete MWST


154.00 5.00 18.00 224.00
26.00 180.00
15.00

Wie würden Sie auf „mathematischem“ Weg die Mehrwertsteuerschuld berechnen?

Saldo berechnen Geschuldete MWST CHF 386.00

./. Saldo Guthaben Vorsteuer CHF 190.00

= zu überweisender Betrag CHF 196.00

Wie drückt man dies nun buchhalterisch aus?

Guthaben Vorsteuer Geschuldete MWST


154.00 5.00 18.00 224.00
26.00 180.00
15.00

1 190.00 190.00 2

S: 0 196.00 3
ESTV
S: 0
195.00 195.00 404.00 404.00

Schritt 1
Den aktuellen Saldo im Konto «Guthaben Vorsteuer» ermitteln. Es ist üblich, dass wir
dort einige Buchungen stehen haben und allenfalls auch Rabattbeträge etc. erfasst sind.

Schritt 2
Verrechnung des Guthabens mit der Schuld. Wir müssen also den Betrag von CHF 190.00
in das Konto «Geschuldete Mehrwertsteuer» übertragen.

Geschuldete MWST / Guthaben Vorsteuer CHF 190.00

 durch diese Buchung haben wir im Konto «Guthaben Vorsteuer» einen Saldo 0 und im
unsere Schuld im Konto «Geschuldete MWST» verringert sich um CHF 190.00

Schritt 3
Den aktuellen Saldo im Konto «Geschuldete MWST» ermitteln. Es ist üblich, dass wir dort
einige Buchungen stehen haben und allenfalls auch Rabattbeträge etc. erfasst sind.

Der nun ermittelte Saldo entspricht unserer restlichen Mehrwertsteuerschuld. Diese über-
weisen wir nun über das Bankkonto.

Geschuldete MWST / Bank CHF 196.00

 durch diese Buchung haben nun beide MWST-Konten einen Saldo 0

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