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KONZ Der gläserne Steuerzahler – Was der Fiskus über Ihre Geldgeschäfte weiß
Der gläserne Steuerzahler:
Was der Fiskus über Ihre Geldgeschäfte weiß
Die Finanzbehörden verfügen über immer mehr Kontrollinstrumente. Dabei greifen neue ef-
fektive Ermittlungsmöglichkeiten diesseits und jenseits der Grenze. Ein wichtiger Stichtag war
der 31.3.2005. An diesem Tag endete die Steueramnestie, anschließend brachten Kontenabruf,
Jahresbescheinigung und EU-Zinsrichtlinie deutlich mehr Transparenz. Seit Auslaufen dieses
Amnestieangebots und den Vorgängen in Liechtenstein im vergangenen Jahr müssen sich
Steuersünder auf eine härtere Gangart einstellen. Wer jetzt auffällt, kann kaum noch mit Milde
der Behörden rechnen. Strafverfahren werden häufiger eröffnet und Bußgelder sowie Nach-
zahlungen bringen deutlich schärfere Konsequenzen für die Ertappten. Daher ist es umso wich-
tiger, die Steuersünden der Vergangenheit zu bereinigen und etwa anstehende Steuererklä-
rungen ordnungsgemäß einzureichen.
Denn der Fiskus kommt Anlegern mit Schwarzgeld immer öfter auf die Schliche und durch-
leuchtet insbesondere Sparer stärker. Hierbei ist in jüngster Zeit eine Reihe von neuen Kon-
trollmöglichkeiten hinzugekommen, die auf altbewährten Prüfroutinen aufbauen. Erhebungs-
defizite bei Kapitaleinkünften und Börsengeschäften dürften also der Vergangenheit angehö-
ren. Zu erwähnen sind hier die seit Mitte 2007 verschärften Grenzkontrollen und jüngst die
Einführung der bundeseinheitlichen Steuernummer.
Auch die Abgeltungssteuer ab 2009 ist weder anonym noch entfallen Kontrollen. Im Gegenteil,
es kommen sogar neue und vielfach unbekannte Prüfroutinen hinzu. Auf den folgenden Seiten
zeigen wir Ihnen die wichtigsten Kontrollen und Rechercheoptionen des Fiskus und anderer
Behörden auf, damit Sie wissen, was Finanzbeamte alles über Sie erfahren können.
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KONZ INFOPAKET
Unverändert unterliegen Gewinne aus dem Verkauf von Grundstücken, Edelmetallen oder
Kunst- und Münzsammlungen innerhalb der Spekulationsfrist Ihrem individuellen Steuersatz
und nicht dem Abgeltungstarif. Daher sind die Erlöse weiterhin in der Steuererklärung aufzulis-
ten. Das Gleiche gilt auch noch für Börsengeschäfte im Jahr 2009, die mit vor dem Jahreswech-
sel georderten Wertpapieren realisiert werden und der Spekulationssteuer unterliegen.
Tipp: Zinsen von Privatpersonen oder auch vom Finanzamt unterliegen zwar dem Abgeltungs-
satz, werden aber erst über die Veranlagung separat neben dem übrigen Einkommen erfasst.
Falls Ihnen der Fiskus schon einmal Erstattungszinsen gezahlt hat, sollen Sie diese Beträge
peinlich genau in der Steuererklärung angeben, weil deren Höhe ja bekannt ist.
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Der gläserne Steuerzahler: Was der Fiskus über Ihre Geldgeschäfte weiß
Vorsicht!
Die Vergangenheit interessiert das Finanzamt weiterhin, etwa alte Spekulationsgewinne aus
guten Börsenjahren oder nicht erklärte Zinsen können die Beamten zu einer Recherche ver-
anlassen. Anleger sind durch die Einführung der Abgeltungssteuer also nicht aus dem
Schneider, wenn sie einige Kapitaleinnahmen vor 2009 nicht deklariert haben. Über den
Kontenabruf werden nur die Namen von Bank und Kunde, Konto- und Depotnummern be-
kannt. Das erscheint auf den ersten Blick nicht viel, denn Einnahmen und Gewinne sind in
diesem elektronischen Datenpool nicht gespeichert. Das durch eine solche Rasterabfrage
über alle inländischen Banken gewonnene, umfassende Informationsmaterial ist aber oft der
Einstieg zu weiteren konkreten Nachforschungen. So werden z. B. auch die Kontoeröffnung
und -auflösung bekannt. Beamte könnten neugierig werden und ergründen wollen, ob Geld-
beträge über die Grenze verschafft worden sind oder im umgekehrten Fall das Guthaben aus
einem aufgelösten Auslandskonto wieder nach Deutschland transferiert wurde.
Neben den Finanzämtern nutzt auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Ba-
Fin) den Kontenabruf, etwa im Hinblick auf unerlaubte Bankgeschäfte oder bei Verdacht auf
Geldwäsche. Sie ist auch Anlaufstelle für die Verfolgung von Straftaten durch andere Behörden
oder Gerichte. Hierzu gehören auch die Bußgeld- und Strafsachenstellen sowie die Steuerfahn-
dungsstellen der Finanzämter.
Tipp: Sofern ab 2005 Nachzahlungen ins Haus stehen, ist die vorzeitige Erklärungsabgabe rat-
sam. Denn das Finanzamt berechnet auf Steuerforderungen üppige 6 % Jahreszinsen, die noch
auf die Nachzahlung aufgeschlagen werden. Die Zinsberechnung für die Steuererklärung 2007
beginnt dabei erst im April 2009, so dass sich dieser Nachteil bei rechtzeitiger Erklärungsabga-
be vermeiden lässt.
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KONZ INFOPAKET
Die Sozialträger müssen Daten über die gewährten steuerfreien Leistungen per Datenfern-
übertragung übermitteln. Auch hierbei hilft die neue Identifikationsnummer, denn dadurch
lassen sich die Mitteilungen eindeutig zuordnen und zielgerichtet automatisiert für den Pro-
gressionsvorbehalt auswerten. Dann erhöht z. B. das derzeit oft nicht deklarierte Mutter-
schaftsgeld den Steuersatz für das übrige Einkommen und auch das vom Ehepartner.
Tipp: Die Ermittlung ist für das Finanzamt einfach. Allerdings listen die Banken den Kurswert
vom Vortodestag auf, was die Erben aus Vereinfachungsgründen oft unbesehen für die Steuer-
erklärung übernehmen. Bei erheblichem Wertpapierbestand kann sich da die Mühe lohnen, die
Kurse vom Folgetag zu ermitteln. Denn laut Gesetz darf der niedrigste Kurs an irgendeiner
deutschen Börse angesetzt werden. Diese Arbeit werden sich die Kreditinstitute in Bezug auf
ihre Mitteilungspflicht wohl kaum machen. Mittels Internet lässt sich bei nahezu jeder Aktie
oder Anleihe der geringst mögliche Wert ermitteln.
Vorsicht!
Ganz neu ist die Meldung von Geldgeschenken. Werden Sparguthaben oder Wertpapiere
etwa auf die Kinder oder Enkel übertragen, teilen die Kreditinstitute dem Finanzamt das mit.
Das kann der Anleger zwar verhindern, indem er seiner Bank dieses Präsent nicht anzeigt.
Doch dann behält die eine Pauschalsteuer auf fiktive Gewinne ein. Diese wiederum lässt sich
anschließend nur über das Finanzamt erstatten, indem das Präsent deklariert wird. Vor 2009
bestand diese automatische Meldepflicht nur im Todesfall.
von der EU-Zinsrichtlinie erfasst, sodass weder Quellensteuern noch Kontrollmitteilungen an-
fallen. Diesem Manko wird nun mit einer deutschen Lösung der Kampf angesagt. Da ausländi-
sche Versicherungsunternehmen auf die ausgezahlten Beträge keine Abgeltungssteuer einbe-
halten, greifen diese beiden neuen Maßnahmen:
• Ab 2009 müssen inländische Versicherungsvertreter die erfolgreiche Vermittlung einer
Auslandspolice an den Fiskus melden. Diese Verpflichtung entfällt nur, wenn das Versi-
cherungsunternehmen freiwillig über den Abschluss eines Vertrags informiert. Eine
Missachtung dieser Mitteilungsverpflichtung wird als Ordnungswidrigkeit geahndet.
• Ab 2010 müssen inländische Niederlassungen eines ausländischen Versicherungsun-
ternehmens Abgeltungssteuer an das Finanzamt abführen. Das gilt unabhängig davon,
ob die Auszahlung der Versicherungsleistungen über eine Niederlassung im Inland oder
jenseits der Grenze abgewickelt wird.
Tipp: Gewinne aus Börsengeschäften unterliegen zwar der Abgeltungssteuer, beim Verkauf
über ausländische Depots aber nicht der Zinsrichtlinie. Damit fallen je nach Land weiterhin
weder Quellensteuer noch Kontrollmitteilungen an. Dennoch müssen Sparer beachten, dass sie
die über ausländische Konten und Depots kassierten Kapitaleinnahmen und realisierten Kurs-
gewinne ab 2009 in der heimischen Steuererklärung angegeben haben. Das gilt unabhängig
davon, ob sie der Richtlinie unterliegen oder nicht. Dann erhebt das heimische Finanzamt die
Pauschalsteuer von 25 % im Nachhinein.
auch noch Edelmetalle oder Edelsteine anzugeben. Verstöße gegen die Anmelde- und Anzeige-
pflicht können als Ordnungswidrigkeiten mit einer Geldbuße bis zu 1 Mio. € geahndet werden.
Geht es aus dem EU-Gebiet hinaus in ein Drittland oder von dort wieder zurück ins Gemein-
schaftsgebiet, müssen mitgeführte Geld- und Wertpapierbestände zwingend selbstständig
gemeldet werden. Diese schriftliche Deklaration hat bei der Zollstelle in dem EU-Mitgliedstaat
zu erfolgen, über den es aus dem Gemeinschaftsgebiet hinaus geht oder von dem aus die Rück-
reise aus dem Drittland erfolgt.
Beispiel: Ein Aachener, der nach Brüssel fährt, um von dort in den Florida-Urlaub zu fliegen,
muss zweimal an seine Reiseschecks im Handgepäck denken. Erst hat er bei der Einreise nach
Belgien fragenden Beamten Auskunft zu erteilen und am Flughafen in Brüssel muss er sich an
den zuständigen Schalter wenden, um dort die Beweggründe für die mitgeführten Schecks
schriftlich zu erläutern. Führt der Flug umgekehrt wieder zurück in die EU, muss beispielsweise
am Flughafen Frankfurt die gleiche Prozedur wieder vorgenommen werden, diesmal am be-
sonders gekennzeichneten roten Ausgang für anmeldepflichtige Waren.
Tipp: Finden die Zöllner kritische Geldbestände oder Depotauszüge, geben sie die Informatio-
nen lediglich weiter. Insoweit entfaltet die Bargeldkontrolle keine Sperrwirkung, sodass noch
eine strafbefreiende Selbstanzeige beim Finanzamt möglich ist. Dieses Zeitfenster schließt
sich, wenn Finanzbeamte ein Steuerstrafverfahren einleiten oder vor Ort erscheinen.
men die aus Mitteln der Familie, kann auch noch Schenkungsteuer für graue Vorzeiten anfal-
len: Schenkungsteuer verjährt nicht, solange das Finanzamt diese Präsente noch nicht kennt.
Vorsicht!
Eine Straffreiheit aufgrund einer Selbstanzeige kommt laut Gesetz nur in Betracht, wenn
dem Fiskus die gemeldete Tat zu diesem Zeitpunkt noch unbekannt war, der Sünder also
frisches Material liefert. Der Hinterzieher legt keine neuen Daten mehr vor, wenn er mit ei-
ner Entdeckung seiner Tat etwa wegen Anschwärzung rechnen musste. Außerdem dürfen
weder Betriebsprüfer noch die Steuerfahndung bereits vor der Tür stehen und es darf kein
Straf- oder Bußgeldverfahren eingeleitet worden sein.