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INFOPAKET:

Der gläserne Steuerzahler –


Was der Fiskus über Ihre
Geldgeschäfte weiß
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Der Ratgeber für alle


Steuerzahler.

Mehr Wissen. Mehr Geld. Konz


Der gläserne Steuerzahler –
Was der Fiskus über Ihre Geldgeschäfte weiß

Inhalt

01. Die Abgeltungssteuer ist transparent . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1


02. Der Kontenabruf wird verschärft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
03. Die neue Identifikationsnummer bringt bundesweite
Transparenz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
04. Die Meldung im Todesfall ist flächendeckend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
05. Die Überwachung der Freistellungsaufträge ist lückenlos . . . . . . . . . . . 4
06. Kein Policenverkauf erfolgt ohne den Fiskus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
07. Grenzüberschreitende Kontrollen werden engmaschiger . . . . . . . . . . . 5
08. Der Zoll sucht nach Barem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
09. Immobiliengeschäfte sind meldepflichtig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
10. Weitere Kontrollen im Kurzüberblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

KONZ Der gläserne Steuerzahler – Was der Fiskus über Ihre Geldgeschäfte weiß
Der gläserne Steuerzahler:
Was der Fiskus über Ihre Geldgeschäfte weiß
Die Finanzbehörden verfügen über immer mehr Kontrollinstrumente. Dabei greifen neue ef-
fektive Ermittlungsmöglichkeiten diesseits und jenseits der Grenze. Ein wichtiger Stichtag war
der 31.3.2005. An diesem Tag endete die Steueramnestie, anschließend brachten Kontenabruf,
Jahresbescheinigung und EU-Zinsrichtlinie deutlich mehr Transparenz. Seit Auslaufen dieses
Amnestieangebots und den Vorgängen in Liechtenstein im vergangenen Jahr müssen sich
Steuersünder auf eine härtere Gangart einstellen. Wer jetzt auffällt, kann kaum noch mit Milde
der Behörden rechnen. Strafverfahren werden häufiger eröffnet und Bußgelder sowie Nach-
zahlungen bringen deutlich schärfere Konsequenzen für die Ertappten. Daher ist es umso wich-
tiger, die Steuersünden der Vergangenheit zu bereinigen und etwa anstehende Steuererklä-
rungen ordnungsgemäß einzureichen.
Denn der Fiskus kommt Anlegern mit Schwarzgeld immer öfter auf die Schliche und durch-
leuchtet insbesondere Sparer stärker. Hierbei ist in jüngster Zeit eine Reihe von neuen Kon-
trollmöglichkeiten hinzugekommen, die auf altbewährten Prüfroutinen aufbauen. Erhebungs-
defizite bei Kapitaleinkünften und Börsengeschäften dürften also der Vergangenheit angehö-
ren. Zu erwähnen sind hier die seit Mitte 2007 verschärften Grenzkontrollen und jüngst die
Einführung der bundeseinheitlichen Steuernummer.
Auch die Abgeltungssteuer ab 2009 ist weder anonym noch entfallen Kontrollen. Im Gegenteil,
es kommen sogar neue und vielfach unbekannte Prüfroutinen hinzu. Auf den folgenden Seiten
zeigen wir Ihnen die wichtigsten Kontrollen und Rechercheoptionen des Fiskus und anderer
Behörden auf, damit Sie wissen, was Finanzbeamte alles über Sie erfahren können.

1. Die Abgeltungssteuer ist transparent


Die Bank erledigt seit dem 1.1.2009 automatisch die steuerlichen Angelegenheiten ihrer Kun-
den. Für die Anleger sollte damit eigentlich keine weitere Arbeit anfallen. Denn insbesondere
das alljährliche Ausfüllen der Anlagen KAP, SO und AUS kann entfallen, da sich mit der
25%igen Pauschalabgabe die Steuerpflichten für die Geldanlage erledigen. Das könnte zu der
Annahme verleiten, dass das Finanzamt nichts mehr über Zinsen, Dividenden oder Börsenge-
schäfte erfährt, also auch nicht mehr kritisch nachfragen kann, woher die Mittel stammen und
warum es in einem Jahr weniger Erträge gegeben hat. Dieses Märchen vom unbekannten Spa-
rer sollten Sie gleich wieder vergessen, denn durch die Abgeltungssteuer ergeben sich für die
Finanzämter eher neue Möglichkeiten, Steuerzahler zu kontrollieren.
Das beginnt schon damit, dass Sie Ihre Kapitalerträge in vielen Fällen nach wie vor beim Fi-
nanzamt angeben müssen. Liegt Ihr individueller Steuersatz z. B. unter den pauschalen 25 %,
müssen Sie auch weiterhin Zinsen, Dividenden und Kursgewinne für das Finanzamt auflisten,
um zu viel gezahlte Steuern erstattet zu bekommen. Erträge von Auslandsdepots müssen Sie
sowieso weiterhin vollständig in der Steuererklärung angeben, ab 2009 kommen auch noch die
realisierten Kursgewinne – unabhängig von Haltefristen – hinzu. Da wird der eine oder andere
Finanzbeamte sicher einmal kritisch hinterfragen, ob denn auch alle Spekulationsgewinne der
Vorjahre über Auslandsdepots erklärt worden sind.
Aber selbst wenn das heimische Institut die Abgeltungssteuer korrekt abführt, bedeutet das
für Sie noch lange keinen Abschied vom Fiskus. Denn es gibt reihenweise Alltagssituationen, in
denen Sparer ihre Kapitaleinkünfte beim Finanzamt offen legen müssen. So werden die Kapi-
taleinnahmen etwa für den Abzug von Spenden und Krankheitskosten oder sonstigen außer-
gewöhnlichen Belastungen benötigt. Bei betrieblichen Konten und Depots gilt die von der
Bank einbehaltene Kapitalertragsteuer auch weiterhin nur als Vorauszahlung auf die endgülti-
ge Steuerschuld. Die Kapitalerträge gehören in die Gewinnermittlung und anschließend in die
Steuererklärung von Freiberuflern, Landwirten, Unternehmern oder Gesellschaften.

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Unverändert unterliegen Gewinne aus dem Verkauf von Grundstücken, Edelmetallen oder
Kunst- und Münzsammlungen innerhalb der Spekulationsfrist Ihrem individuellen Steuersatz
und nicht dem Abgeltungstarif. Daher sind die Erlöse weiterhin in der Steuererklärung aufzulis-
ten. Das Gleiche gilt auch noch für Börsengeschäfte im Jahr 2009, die mit vor dem Jahreswech-
sel georderten Wertpapieren realisiert werden und der Spekulationssteuer unterliegen.

Tipp: Zinsen von Privatpersonen oder auch vom Finanzamt unterliegen zwar dem Abgeltungs-
satz, werden aber erst über die Veranlagung separat neben dem übrigen Einkommen erfasst.
Falls Ihnen der Fiskus schon einmal Erstattungszinsen gezahlt hat, sollen Sie diese Beträge
peinlich genau in der Steuererklärung angeben, weil deren Höhe ja bekannt ist.

2. Der Kontenabruf wird verschärft


Diese Suchoption hat sich seit dem 1.1.2009 geändert und lässt viele bewährte und neue Re-
cherchemöglichkeiten zu. Durch die Abgeltungssteuer erhält der Fiskus eine Reihe von Anläs-
sen, zu denen er hinter dem Rücken der Bürger einen Kontenabruf starten darf. Bislang wurde
der bereits seit April 2005 erlaubte Kontenabruf nach unbekannten Konten- und Depotverbin-
dungen in der Praxis in erster Linie von den Vollstreckungsbeamten genutzt, um hierüber
Steuerforderungen bei säumigen Schuldnern einzutreiben. Ab diesem Jahr geht es zusätzlich
um nicht versteuerte Kapitalerträge und Betriebseinnahmen. Zwar tauchen Kapitalerträge und
Kursgewinne generell nicht mehr in der Steuererklärung auf, weil die Banken die Abgeltungs-
steuer sofort einbehalten. Das bedeutet aber nicht, dass sich die Finanzbeamten nicht weiter-
hin für Konten und Depots interessieren würden. Der Kontenabruf läuft sogar verstärkt weiter.
Erster Ansatzpunkt ist, wenn Anleger mit einer Progression unter 25 % ihre Zinsen weiter dem
Finanzamt deklarieren. Dann dürfen die Beamten bei Zweifeln an der Angabe nach möglicher-
weise nicht deklarierten Depots suchen. Damit soll überprüft werden können, ob Sparer auch
tatsächlich sämtliche Erträge angegeben haben. Denn es könnte ja sein, dass sie nur einen Teil
melden, um noch unter dem Pauschalsatz zu bleiben.
Zudem ist ein Kontenabruf erlaubt, wenn Eltern Kindergeld oder die Berücksichtigung von
steuerlichen Vergünstigungen für ihren Nachwuchs beantragen. Dann wird geprüft, ob das
volljährige Kind nicht so hohe Zinserträge erzielt hat, dass es dadurch womöglich mit seinen
eigenen Einkünften und Bezügen den maßgeblichen Jahresgrenzbetrag (7.680 €) überschreitet.
Was viele überhaupt nicht wissen: Sozialbehörden und Gemeinden dürfen bereits seit August
2007 eine verbesserte und ausgeweitete Suche nach unbekannten Kontoverbindungen star-
ten, etwa zur Prüfung von Ansprüchen auf Sozialleistungen.
Ein wesentlicher Grund für eine steigende Zahl von Kontenabrufen ist wohl, dass Zinsen oder
Kursgewinne in vielen Fällen weiterhin in die Steuererklärung müssen: Das betrifft Bürger, die
in ihrer Einkommensteuererklärung generell außergewöhnliche Belastungen wie Krankheits-
und Scheidungskosten, Spenden, Unterhaltszahlungen oder einen Ausbildungsfreibetrag für
ihr Kind geltend machen. Um hier Steuervorteile zu erhalten, sind die bereits der Abgeltungs-
steuer unterliegenden Kapitalerträge exakt anzugeben. Genauso sieht es beim volljährigen
Nachwuchs zur Überprüfung der Einkommensgrenze für steuerliche Vergünstigungen und den
Anspruch auf Kindergeld aus. In all diesen alltäglichen Fällen darf der sich Finanzbeamte durch
einen Kontenabruf über alle inländischen Kreditinstitute informieren. Also wird wohl nahezu
jeder Bürger über zumindest einen der vielen Gründe tangiert werden.
Den Finanzbeamten steht ab 2009 sogar ein neues Druckmittel zur Verfügung, weil sie die be-
suchten Unternehmer und selbstständig Tätigen (z. B. Freiberufler) um einen Kontenabruf bit-
ten dürfen. Diese Personengruppen können das zwar ablehnen, dann drohen aber Hinzuschät-
zungen beim Gewinn. Das wird dann so behandelt, als hätten Unternehmer oder Freiberufler
gegen allgemeine Mitwirkungspflichten verstoßen. Stimmen sie dem Suchlauf zu, kommen
allen privaten und betrieblichen Konten ans Tageslicht.

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Der gläserne Steuerzahler: Was der Fiskus über Ihre Geldgeschäfte weiß

Vorsicht!
Die Vergangenheit interessiert das Finanzamt weiterhin, etwa alte Spekulationsgewinne aus
guten Börsenjahren oder nicht erklärte Zinsen können die Beamten zu einer Recherche ver-
anlassen. Anleger sind durch die Einführung der Abgeltungssteuer also nicht aus dem
Schneider, wenn sie einige Kapitaleinnahmen vor 2009 nicht deklariert haben. Über den
Kontenabruf werden nur die Namen von Bank und Kunde, Konto- und Depotnummern be-
kannt. Das erscheint auf den ersten Blick nicht viel, denn Einnahmen und Gewinne sind in
diesem elektronischen Datenpool nicht gespeichert. Das durch eine solche Rasterabfrage
über alle inländischen Banken gewonnene, umfassende Informationsmaterial ist aber oft der
Einstieg zu weiteren konkreten Nachforschungen. So werden z. B. auch die Kontoeröffnung
und -auflösung bekannt. Beamte könnten neugierig werden und ergründen wollen, ob Geld-
beträge über die Grenze verschafft worden sind oder im umgekehrten Fall das Guthaben aus
einem aufgelösten Auslandskonto wieder nach Deutschland transferiert wurde.

Neben den Finanzämtern nutzt auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Ba-
Fin) den Kontenabruf, etwa im Hinblick auf unerlaubte Bankgeschäfte oder bei Verdacht auf
Geldwäsche. Sie ist auch Anlaufstelle für die Verfolgung von Straftaten durch andere Behörden
oder Gerichte. Hierzu gehören auch die Bußgeld- und Strafsachenstellen sowie die Steuerfahn-
dungsstellen der Finanzämter.

3. Die neue Identifikationsnummer bringt bundesweite Transparenz


Zwischen August und Dezember 2008 hat jeder Bürger eine neue bundeseinheitliche Identifi-
kationsnummer erhalten. Damit ist erstmals jede bei einem Einwohnermeldeamt registrierte
Person mit einem unveränderlichen Kennzeichen von der Geburt bis über den Tod hinaus durch
eine staatliche Verwaltung zentral erfasst. Das versetzt den Fiskus in die Lage, die Möglichkei-
ten des EDV-Zeitalters für seine Zwecke zu nutzen, und bringt darüber hinaus vor allem neue
Kontrollen. Zuständig für die bundesweite Versendung der persönlichen Identifikationsnum-
mer ist das Bundeszentralamt für Steuern (BZSt) in Bonn. Da das BZSt ohnehin eine der füh-
renden Kontrollbehörden ist, kann es die neue Nummer gleich intern einspeisen und nutzen.
Das Amt ist nämlich zuständig für die Kontenabrufe, und Banken melden Daten der Freistel-
lungsaufträge an das BZSt.
Auch im Rahmen der EU-Zinsrichtlinie ist die Identifikationsnummer schon lange Pflicht, die
Banken müssen sie zwingend neben dem Namen speichern. Weil die Vergabe der Identifikati-
onsnummern sich bei uns etwas hingezogen hat, galt das bislang aber noch nicht für deutsche
Anleger. Diese müssen ihre zugeteilte Nummer künftig bei ihren ausländischen Kontenverbin-
dungen angeben. Dann klappt es auch reibungsloser mit den grenzüberschreitenden Kontroll-
mitteilungen über ausgezahlte Zinsen.
Einen wichtigen Auftrag erhielt diese Identifikationsnummer durch das Alterseinkünftegesetz.
Rentenkassen, Versorgungswerke und Lebensversicherungen müssen die seit 2005 ausgezahl-
ten Beträge flächendeckend an den Fiskus melden. Dies geschieht über das neue bundesein-
heitliche Ordnungsmerkmal, sodass in Kürze die Meldung gleich für vier Jahre nachgeholt wer-
den kann. Dann sind die Finanzämter auch in der Lage, die möglichen steuerpflichtigen Rent-
ner zur Abgabe einer Erklärung für 2005 bis 2008 aufzufordern. Steuernachzahlungen sowie
die Festsetzung von Vorauszahlungen für die Zukunft und im schlimmsten Fall sogar die Einlei-
tung eines Strafverfahrens könnten die Folge sein.

Tipp: Sofern ab 2005 Nachzahlungen ins Haus stehen, ist die vorzeitige Erklärungsabgabe rat-
sam. Denn das Finanzamt berechnet auf Steuerforderungen üppige 6 % Jahreszinsen, die noch
auf die Nachzahlung aufgeschlagen werden. Die Zinsberechnung für die Steuererklärung 2007
beginnt dabei erst im April 2009, so dass sich dieser Nachteil bei rechtzeitiger Erklärungsabga-
be vermeiden lässt.

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Die Sozialträger müssen Daten über die gewährten steuerfreien Leistungen per Datenfern-
übertragung übermitteln. Auch hierbei hilft die neue Identifikationsnummer, denn dadurch
lassen sich die Mitteilungen eindeutig zuordnen und zielgerichtet automatisiert für den Pro-
gressionsvorbehalt auswerten. Dann erhöht z. B. das derzeit oft nicht deklarierte Mutter-
schaftsgeld den Steuersatz für das übrige Einkommen und auch das vom Ehepartner.

4. Die Meldung im Todesfall ist flächendeckend


Eine Überprüfung der Geldgeschäfte zumindest im Nachhinein erfolgt im Todesfall immer.
Hier melden inländische Banken sämtliche Bestände von Konten oder Depots inklusive aufge-
laufener Erträge an den Fiskus, sofern diese Erträge 2.500 € übersteigen. Versicherungen teilen
der Finanzbehörde mit, wenn sie Guthaben an einen anderen als den Versicherungsnehmer
auszahlen, was auch zu Lebzeiten passiert. Diese Mitteilungen sind dann oft der Einstieg in die
Ermittlung von Kapitalerträgen der vorherigen Zeiträume und liegen dem Finanzamt zusätzlich
als Anfangsbestand für die Erben vor.

Tipp: Die Ermittlung ist für das Finanzamt einfach. Allerdings listen die Banken den Kurswert
vom Vortodestag auf, was die Erben aus Vereinfachungsgründen oft unbesehen für die Steuer-
erklärung übernehmen. Bei erheblichem Wertpapierbestand kann sich da die Mühe lohnen, die
Kurse vom Folgetag zu ermitteln. Denn laut Gesetz darf der niedrigste Kurs an irgendeiner
deutschen Börse angesetzt werden. Diese Arbeit werden sich die Kreditinstitute in Bezug auf
ihre Mitteilungspflicht wohl kaum machen. Mittels Internet lässt sich bei nahezu jeder Aktie
oder Anleihe der geringst mögliche Wert ermitteln.

Vorsicht!
Ganz neu ist die Meldung von Geldgeschenken. Werden Sparguthaben oder Wertpapiere
etwa auf die Kinder oder Enkel übertragen, teilen die Kreditinstitute dem Finanzamt das mit.
Das kann der Anleger zwar verhindern, indem er seiner Bank dieses Präsent nicht anzeigt.
Doch dann behält die eine Pauschalsteuer auf fiktive Gewinne ein. Diese wiederum lässt sich
anschließend nur über das Finanzamt erstatten, indem das Präsent deklariert wird. Vor 2009
bestand diese automatische Meldepflicht nur im Todesfall.

5. Die Überwachung der Freistellungsaufträge ist lückenlos


Bereits vor 2009 mussten die Banken dem Finanzamt online mitteilen, wenn sie Zinsen oder
Dividenden aufgrund vorliegender Freistellungsaufträge ohne Steuerabzug ausbezahlt hatten.
Dadurch erfährt der Fiskus Name, Anschrift und Geburtsdatum des Anlegers sowie das Kredit-
institut. Diese Verpflichtung erweitert sich ab 2009, weil jetzt erstmals realisierte Börsen- und
Terminmarktgewinne gemeldet werden müssen. Damit fällt insbesondere auf, wenn ein Anle-
ger bei verschiedenen Banken ein höheres Freistellungsvolumen als erlaubt angibt. Insgesamt
dürfen nur 801 € pro Person verteilt werden.
Sofern die Bank, etwa bei Kindern oder Rentnern, Erträge aufgrund einer Nicht-Veranlagungs-
bescheinigung brutto auszahlt, ist das nicht meldepflichtig.

6. Kein Policenverkauf erfolgt ohne den Fiskus


Wird ab 2009 eine gebrauchte Kapitallebensversicherung an einen Dritten oder einen gewerb-
lichen Händler verkauft, muss das Versicherungsunternehmen den Wechsel dem Fiskus anzei-
gen. Anlass hierfür ist die neue Steuerpflicht solcher Geschäfte. Damit das Steuerdefizit bei
ausländischen Lebensversicherungen geschlossen wird, kommt es zudem zu zwei neuen Kon-
trollen. Policen jenseits der Grenze werden nämlich – anders als das dortige Bankdepot – nicht
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Der gläserne Steuerzahler: Was der Fiskus über Ihre Geldgeschäfte weiß

von der EU-Zinsrichtlinie erfasst, sodass weder Quellensteuern noch Kontrollmitteilungen an-
fallen. Diesem Manko wird nun mit einer deutschen Lösung der Kampf angesagt. Da ausländi-
sche Versicherungsunternehmen auf die ausgezahlten Beträge keine Abgeltungssteuer einbe-
halten, greifen diese beiden neuen Maßnahmen:
• Ab 2009 müssen inländische Versicherungsvertreter die erfolgreiche Vermittlung einer
Auslandspolice an den Fiskus melden. Diese Verpflichtung entfällt nur, wenn das Versi-
cherungsunternehmen freiwillig über den Abschluss eines Vertrags informiert. Eine
Missachtung dieser Mitteilungsverpflichtung wird als Ordnungswidrigkeit geahndet.
• Ab 2010 müssen inländische Niederlassungen eines ausländischen Versicherungsun-
ternehmens Abgeltungssteuer an das Finanzamt abführen. Das gilt unabhängig davon,
ob die Auszahlung der Versicherungsleistungen über eine Niederlassung im Inland oder
jenseits der Grenze abgewickelt wird.

7. Grenzüberschreitende Kontrollen werden engmaschiger


Banken jenseits der Grenze sind nicht verpflichtet, für den deutschen Fiskus Abgeltungssteuer
einzubehalten. Dafür müssen sich EU-Länder durch ein neues Übereinkommen über die
Rechtshilfe in Strafsachen aber unabhängig vom bestehenden Bankgeheimnis gegenseitig
Auskünfte über Bankkonten inklusive Kontobewegungen und Empfängerkonten erteilen. Die
erfolgen flächendeckend, alle Bankverbindungen im jeweiligen Staat werden transparent.
Bewährt hat sich bereits die seit Mitte 2005 geltende Zinsrichtlinie. Hierüber setzen neben al-
len 27 EU-Staaten auch die Schweiz, Liechtenstein, die Kanalinseln, Andorra, Gibraltar, die
Cayman-Inseln oder Guadeloupe neue Kontrollen ein.
24 EU-Staaten und Drittstaaten wie die Cayman-Inseln oder Gibraltar versenden gleich grenz-
überschreitend Kontrollmitteilungen über Kapitalerträge nebst Informationen über die Bank-
verbindung. Diese landen beim Wohnsitzfinanzamt des Anlegers. Der Sachbearbeiter prüft
dann, ob sich die Daten mit den Inhalten der Steuererklärung decken. Damit fallen verschwie-
gene Auslandskonten mit nur einem Euro Zinsen sofort auf.
Österreich, Luxemburg und Belgien sowie weitere eingebundene Drittstaaten erheben eine
Quellensteuer. Der Satz liegt seit Mitte 2008 bei 20 %, steigt 2011 auf 35 % und liegt dann
deutlich über dem Abgeltungstarif. Dieser überhöhten Steuer können Anleger nur entgehen,
wenn sie die Auslandserträge in der heimischen Steuererklärung angeben. Alternativ können
sie der Bank die Versendung von Kontrollmitteilungen erlauben.

Tipp: Gewinne aus Börsengeschäften unterliegen zwar der Abgeltungssteuer, beim Verkauf
über ausländische Depots aber nicht der Zinsrichtlinie. Damit fallen je nach Land weiterhin
weder Quellensteuer noch Kontrollmitteilungen an. Dennoch müssen Sparer beachten, dass sie
die über ausländische Konten und Depots kassierten Kapitaleinnahmen und realisierten Kurs-
gewinne ab 2009 in der heimischen Steuererklärung angegeben haben. Das gilt unabhängig
davon, ob sie der Richtlinie unterliegen oder nicht. Dann erhebt das heimische Finanzamt die
Pauschalsteuer von 25 % im Nachhinein.

8. Der Zoll sucht nach Barem


Bürger müssen bei einem Grenzübertritt mitgeführte Barmittel ab 10.000 € selbstständig und
schriftlich deklarieren, wenn sie aus der EU aus- oder wieder einreisen. Die gleichen Deklarati-
onspflichten gelten bei Reisen innerhalb der EU, allerdings nur bei Nachfrage von Zoll oder
Bundespolizei. Auffälligkeiten werden auch den Finanzbehörden gemeldet. Diese Meldepflicht
aufgrund einer EU-Verordnung gilt neben mitgeführten Euro-, Franken- oder Dollar-Scheinen
im Aktenkoffer auch für Reiseschecks, Wertpapiere und fällige Zinskupons im Gepäck. Erfolgt
der Länderwechsel innerhalb der EU, also etwa nach Österreich oder Dänemark, sind zusätzlich
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auch noch Edelmetalle oder Edelsteine anzugeben. Verstöße gegen die Anmelde- und Anzeige-
pflicht können als Ordnungswidrigkeiten mit einer Geldbuße bis zu 1 Mio. € geahndet werden.
Geht es aus dem EU-Gebiet hinaus in ein Drittland oder von dort wieder zurück ins Gemein-
schaftsgebiet, müssen mitgeführte Geld- und Wertpapierbestände zwingend selbstständig
gemeldet werden. Diese schriftliche Deklaration hat bei der Zollstelle in dem EU-Mitgliedstaat
zu erfolgen, über den es aus dem Gemeinschaftsgebiet hinaus geht oder von dem aus die Rück-
reise aus dem Drittland erfolgt.
Beispiel: Ein Aachener, der nach Brüssel fährt, um von dort in den Florida-Urlaub zu fliegen,
muss zweimal an seine Reiseschecks im Handgepäck denken. Erst hat er bei der Einreise nach
Belgien fragenden Beamten Auskunft zu erteilen und am Flughafen in Brüssel muss er sich an
den zuständigen Schalter wenden, um dort die Beweggründe für die mitgeführten Schecks
schriftlich zu erläutern. Führt der Flug umgekehrt wieder zurück in die EU, muss beispielsweise
am Flughafen Frankfurt die gleiche Prozedur wieder vorgenommen werden, diesmal am be-
sonders gekennzeichneten roten Ausgang für anmeldepflichtige Waren.

Tipp: Finden die Zöllner kritische Geldbestände oder Depotauszüge, geben sie die Informatio-
nen lediglich weiter. Insoweit entfaltet die Bargeldkontrolle keine Sperrwirkung, sodass noch
eine strafbefreiende Selbstanzeige beim Finanzamt möglich ist. Dieses Zeitfenster schließt
sich, wenn Finanzbeamte ein Steuerstrafverfahren einleiten oder vor Ort erscheinen.

9. Immobiliengeschäfte sind meldepflichtig


Kein Geschäft ist für den Fiskus transparenter als der (Ver-)Kauf einer Immobilie. Eine Kopie des
Kaufvertrags wandert sofort ans Finanzamt und die Notare übermitteln zusätzlich alle mit die-
sem Geschäft zusammenhängenden Vereinbarungen, etwa zu Treuhand, Baubetreuung oder
Generalunternehmer. Vorrangig dient diese Kontrolle der zügigen Festsetzung von Grunder-
werbsteuer, doch die Informationen werden in vielen weiteren Bereichen genutzt.
Mit den automatisch eingehenden Mitteilungen lassen sich weitere finanzielle Rückschlüsse
über die Einkommensverhältnisse von Ex-Besitzer und Käufer ziehen. Denn die Inhalte von No-
tarverträgen sind meistens sehr umfangreich und enthalten viele kleine Detailregeln zwischen
den Geschäftspartnern. Deshalb werden fleißig Kontrollmitteilungen über die von den Notaren
zugesendeten Mitteilungen ausgestellt. Besonders wichtig sind hierbei die Informationen über
die Nutzungsart der Immobilie sowie die Höhe und Zusammensetzung des Kaufpreises. Erfragt
wird dann aufgrund dieses Informationsaustauschs unter Kollegen regelmäßig, woher die Mit-
tel für den Hauskauf stammen und was der Veräußerer mit seinem erhaltenen Geld anstellt.
Sofern der Käufer bisher unversteuerte Konten oder geschenktes Kapital für den Hauskauf
einsetzt, fällt das sofort auf. Denn die Finanzbeamten haken ganz genau nach und wollen eine
Auflistung über die Eigen- und Darlehensmittel. Ohne exakte Nachweise geben sie sich nicht
zufrieden. Bei diesen Aussichten ist es unmöglich, beispielsweise nennenswerte Schwarzgelder
für einen Hauserwerb in Deutschland einzusetzen. Zudem wird darauf geachtet, ob der neue
Besitzer Mieteinnahmen erklärt und seine Hausabschreibungen nicht zu üppig berechnet.
Auf Seiten des Verkäufers sind vorrangig zwei Informationen relevant: Da das Finanzamt auch
über das Anschaffungsdatum informiert ist, kann es leicht feststellen, ob der Verkauf innerhalb
der zehnjährigen Spekulationsfrist erfolgt ist und der Gewinn also zu versteuern ist. Abgaben-
frei bleibt das Geschäft nur, wenn die Immobilie selbst genutzt wurde oder der Zehnjahres-
Zeitraum abgelaufen ist. Anschließend interessiert die Behörde noch, ob das Geld ertragbrin-
gend bei Banken angelegt wird, also steuerpflichtige Kapitaleinnahmen zu erwarten sind.
Über diesen Weg bleiben Hausgeschäfte jenseits der Grenze unentdeckt. Doch hier gibt es an-
dere Ansatzpunkte: Aufgrund der automatischen Vorlage von Testamenten erfährt der Fiskus
z. B. auch von sonstigen Vermögensgegenständen, neben der Yacht im Mittelmeer eben auch
vom Zweitwohnsitz in der Toskana. Dort erzielte Mieteinnahmen bleiben im Inland meist steu-
erfrei, interessanter sind da schon die früher für diesen Hauskauf eingesetzten Gelder. Stam-
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Der gläserne Steuerzahler: Was der Fiskus über Ihre Geldgeschäfte weiß

men die aus Mitteln der Familie, kann auch noch Schenkungsteuer für graue Vorzeiten anfal-
len: Schenkungsteuer verjährt nicht, solange das Finanzamt diese Präsente noch nicht kennt.

10. Weitere Kontrollen im Kurzüberblick


• Kontrolle vor Ort: Finanzbeamte dürfen bei den Banken gesondert prüfen, wie sie in der
Praxis mit der Abgeltungssteuer umgehen. Finden sie dabei Fehler, könnten sich die Be-
amten Aufstellungen über die einzelnen betroffenen Kunden ausstellen lassen. Wenn
es dabei zu größeren Auffälligkeiten kommt, könnte sogar ein Sammelauskunftsersu-
chen gestartet werden. Hierüber müssen Kreditinstitute dann Anleger melden, die in
das vordefinierte Raster fallen. Diesen Fall gab es jüngst bei der Suche nach Anlegern,
die Bonus-Aktien der Deutschen Telekom erhalten hatten. Zudem werden die Banken
selbst auch im Rahmen der turnusmäßigen Betriebsprüfungen regelmäßig kontrolliert,
durch Fachprüfer vom Bundeszentralamt für Steuern.
• Rastererhebung: Nahezu unbekannt ist die Anweisung, dass Banken bei ihrer Kapital-
ertragsteueranmeldung ab 2009 angeben müssen, in welchem Postleitzahlengebiet der
Anleger wohnt, von dem sie Abgeltungssteuer einbehalten haben. Das ermöglicht
künftig eine flächendeckende Analyse und Abbildung der Vermögensstruktur innerhalb
Deutschlands, bis hin zur kleinsten Ortschaft.
• Geldwäsche: Innerhalb der EU werden immer mehr Institutionen und Berufsgruppen
Pflichten im Kampf gegen Geldwäsche auferlegt. Bei Kreditinstituten sind die einschlä-
gigen Vorschriften längst Usus. So muss auch bei einem Nummernkonto und strengem
Bankgeheimnis die Identität des Kunden festgehalten werden. Da auch Steuerhinter-
ziehung in die Geldwäschebekämpfung einbezogen wurde, sind zur Meldung neben
Kreditinstituten auch Rechtsanwälte, Notare, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Immo-
bilienmakler sowie Unternehmer verpflichtet, die Bares ab 15.000 € entgegennehmen.
• Kommunikation: Besonders im Rahmen von Betriebsprüfungen ist es schon seit Jahr-
zehnten Usus, Kontrollmitteilungen auszustellen. Diese Mitteilungen für die Kollegen
in anderen Finanzämtern beinhalten Informationen über Dritte, was natürlich beson-
ders bei Prüfungen von Kreditinstituten brisant ist. Hier darf der Beamte Kontrollmittei-
lungen nur bei einem hinreichenden Anlass ausstellen. Ein solcher Anlass liegt z. B. vor,
wenn die Betriebsprüfer aufgrund ihrer Erfahrung zu der Einschätzung kommen, dass
die Meldung zur Aufdeckung wichtiger Steuertatsachen führen kann.
Tipp: Wer dem Fiskus zu geringe Einnahmen oder überhöhte Ausgaben deklariert hat, kann das
im Nachhinein über die Selbstanzeige einer Steuerhinterziehung korrigieren. Die freiwillige
Meldung beim Finanzamt kann formlos erfolgen, muss aber die Vergehen komplett enthalten.
Dann geht der Sünder im Hinblick auf die nachgemeldeten Taten straffrei aus, muss sich also
weder dem Gericht stellen noch Geldbußen zahlen. Das gelingt aber nur, wenn er die hinterzo-
genen Beträge pünktlich und vollständig nachzahlt. Die Verjährungsfrist verlängert sich bei
Hinterziehung von den üblichen vier auf zehn Jahre. Da sie erst mit Abgabe der Erklärung und
damit frühestens im Folgejahr beginnt, verjähren Steuersünden aus 1998 frühestens Neujahr
2010. Damit kann das Finanzamt noch eine Reihe von alten und bereits bestandskräftigen
Steuerbescheiden gemäß den nachgemeldeten Angaben nach oben korrigieren.

Vorsicht!
Eine Straffreiheit aufgrund einer Selbstanzeige kommt laut Gesetz nur in Betracht, wenn
dem Fiskus die gemeldete Tat zu diesem Zeitpunkt noch unbekannt war, der Sünder also
frisches Material liefert. Der Hinterzieher legt keine neuen Daten mehr vor, wenn er mit ei-
ner Entdeckung seiner Tat etwa wegen Anschwärzung rechnen musste. Außerdem dürfen
weder Betriebsprüfer noch die Steuerfahndung bereits vor der Tür stehen und es darf kein
Straf- oder Bußgeldverfahren eingeleitet worden sein.

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- Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verla-
ges wiedergegeben werden. Redaktion: Sabine Himmelberg, Köln. Alle Informationen sind nach bestem Wissen ausgearbeitet. Eine
Haftung des Autors, der Redaktion oder des Verlags kann jedoch nicht übernommen werden. Rechtsstand: 2.3.2009

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