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INFOPAKET:

Einkommensteuererklärung –
Wer kann und wer muss?
Tipps zu Rechten/Pflichten, Fristen, Bescheid und Einspruch

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Der Ratgeber für alle


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Einkommensteuererklärung:
Wer kann und wer muss?

Inhalt

A) Recht oder Pflicht? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1


1. Wer muss überhaupt eine Einkommensteuer-
erklärung abgeben? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
2. Welche Besonderheiten gelten für Arbeitnehmer? . . . . . . . . . . . . . . . 2
3. Freiwillige Einkommensteuererklärung:
In diesen Fällen lohnt es sich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
B) Die Abgabefrist und ihre Verlängerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
C) So prüfen Sie Ihren Steuerbescheid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
D) Einspruch einlegen – aber schnell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

KONZ Einkommensteuererklärung: Wer kann und wer muss?


Tipps zu Rechten/Pflichten, Fristen, Bescheid und Einspruch
Einkommensteuererklärung: Wer kann und wer muss?
Tipps zu Rechten/Pflichten, Fristen, Bescheid und Einspruch
Das Steuerrecht gleicht einem Buch mit sieben Siegeln. Noch vor dem Ausfüllen der ersten
Formulare stellt sich schon die entscheidende Frage, ob überhaupt eine Steuererklärung beim
Finanzamt eingereicht werden muss. Selbst wenn dazu keine Pflicht besteht, wird die Abgabe
in vielen Fällen doch vorteilhaft sein – aber in welchen? Auf den folgenden Seiten finden Sie
Antwort auf diese Fragen. Außerdem sind im Laufe des „Verfahrens“ gleich mehrere Fristen zu
beachten, deren Versäumen richtig teuer werden kann. Nutzen Sie die folgenden Tipps zu be-
stehenden Abgabepflichten und Fristen sowie über den richtigen Umgang mit Ihrem Steuerbe-
scheid! Wertvolle Bonustipps werden Ihnen helfen, typische Verfahrensfallen zu umgehen.

A) Recht oder Pflicht?


1. Wer muss überhaupt eine Einkommensteuererklärung abgeben?
In Deutschland lebende Personen müssen grundsätzlich nur dann eine Steuererklärung für das
abgelaufene Jahr einreichen, wenn ihre Einkünfte mehr als 7.664 € betragen haben und darin
keine Einkünfte aus nichtselbstständiger Arbeit (Arbeitslohn) enthalten sind, von denen Steu-
ern abgezogen worden sind. Bei (nicht dauernd getrennt lebenden) Ehepaaren verdoppelt sich
diese Einkunftsgrenze auf 15.329 € pro Jahr. Für Arbeitnehmer gelten in bestimmten Fällen
spezielle Abgabepflichten – vgl. die Ausführungen unter A) 2. und 3.
Wichtig: Die Grenze von 7.664 € bzw. 15.329 € entspricht dem Grundfreibetrag. Einkünfte bis
zu dieser Höhe werden generell steuerfrei gestellt, deshalb besteht auch keine Verpflichtung
zur Abgabe einer Steuererklärung, sofern die Einkünfte den Grundfreibetrag nicht übersteigen.
Steuerspar-Tipp: Erst kürzlich hat der Gesetzgeber im Rahmen des „zweiten Konjunktur-
Pakets“ eine Anhebung des Grundfreibetrags beschlossen. Er wird im Jahr 2009 auf 7.834 €
und 2010 auf 8.004 € erhöht. Dementsprechend erhöhen sich auch die Einkunftsgrenzen für
die Abgabe der Einkommensteuererklärung für Jahre ab 2009. Da auch der Eingangssteuersatz
rückwirkend zum 1.1.2009 von 15 % auf 14 % gesenkt wird, ergibt sich dadurch insbesondere
im unteren Einkommensbereich eine „spürbare“ Entlastung.

Bonus-Tipp:
Kapitaleinkünfte auf Kinder übertragen
Weil der Grundfreibetrag von jedem Steuerpflichtigen beansprucht werden kann, verbindet
sich damit ein typisches Steuersparmodell. Eltern, die über nennenswerte Kapitaleinkünfte
verfügen, können ihren minderjährigen Kindern (sogar einem Baby) Teile davon überschrei-
ben, damit (auch) deren Grundfreibetrag ausgenutzt wird. Bei einer beispielhaft unterstell-
ten Verzinsung von 3 % könnten Kapitalanlagen in Höhe von je rd. 260.000 € auf die Kinder
übertragen werden, ohne dass diese die daraus resultierenden Einkünfte versteuern müss-
ten, sofern sie keine anderweitigen Einkünfte erzielen – daran ändert auch die Einführung
der Abgeltungssteuer nichts. Sinnvoll ist das vor allem, wenn sich die Eltern schon entschlos-
sen haben, dem Kind ohnehin früher oder später nennenswertes Vermögen zu übertragen.

Wer mit seinen Einkünften den Grundfreibetrag überschreitet und keinen Arbeitslohn bezieht,
weil er z. B. als Gewerbetreibender oder Selbstständiger tätig ist, muss dem Finanzamt grund-
sätzlich unaufgefordert eine Einkommensteuererklärung einreichen. Bei Gewerbetreibenden
erhält das Finanzamt regelmäßig zeitnah eine Information über die Gewerbeanmeldung von
der zuständigen Kommune. Daher wird es einem Unternehmer im Allgemeinen von sich aus
einen Fragebogen über die steuerliche Erfassung zuschicken, um mögliche Steuererklärungs-
pflichten abzuklopfen. Wer als Freiberufler/Freelancer keine Gewerbeanmeldung abgeben
muss und zuvor noch nicht abgabepflichtig war bzw. noch keine Steuererklärung eingereicht
hat, bleibt vom Finanzamt u. U. für eine gewisse Zeit „unentdeckt“. Das ändert aber nichts an
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der bestehenden Pflicht, eine Einkommensteuererklärung abzugeben. Außerdem besteht auch


nach den Steuergesetzen (vgl. § 138 AO) eine gesonderte Pflicht, dem zuständigen Finanzamt
die Aufnahme einer freiberuflichen Tätigkeit anzuzeigen. Das Gleiche gilt für die Verlegung
und die Aufgabe eines Betriebs, einer Betriebsstätte oder einer freiberuflichen Tätigkeit.
Achtung, Abgabepflicht für Rentner und Pensionäre: Durch die erhöhte Versteuerung der Al-
terseinkünfte ab 2005 sind immer mehr Ruheständler verpflichtet, eine Einkommensteuer-
erklärung abzugeben. Ob auch Sie davon betroffen sind, erfahren Sie im Infopaket „Was Rent-
ner und Pensionäre über Steuern wissen müssen“, das Anfang Mai 2009 erscheinen wird.

2. Welche Besonderheiten gelten für Arbeitnehmer?


Weil die große Mehrheit der Steuerzahler Einkünfte aus einem Arbeits- bzw. Angestelltenver-
hältnis erzielt, wurden die Pflichten zur Abgabe einer Einkommensteuererklärung in diesem
Bereich nochmals genauer und im Einzelnen recht kompliziert geregelt. Vereinfacht darge-
stellt, besteht für Arbeitnehmer insbesondere in folgenden Fällen eine Abgabepflicht:
• Die (positiven) anderen Einkünfte, die nicht dem Steuerabzug unterlegen haben, betra-
gen mehr als 410 € (z. B. Arbeitnehmer mit gewerblicher Nebentätigkeit).
• Sie haben als Arbeitnehmer im Kalenderjahr von mehreren Arbeitgebern gleichzeitig
Arbeitslohn bezogen (z. B. Lohnsteuerklasse I und VI).
• Bei Ehepaaren haben beide jeweils Arbeitslohn bezogen und einer von beiden wurde
nach der Steuerklasse V oder VI besteuert.
• Ihnen wurde ein Freibetrag auf der Lohnsteuerkarte eingetragen, z. B. wegen der Wer-
bungskosten für die Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstelle (Entfernungspau-
schale). Wichtig: Auf der Lohnsteuerkarte eingetragene Pauschbeträge für Behinderte,
Hinterbliebene und Kinderfreibeträge lösen insoweit keine Abgabepflicht aus.
• Sie haben im Laufe des Jahres Lohn-/Entgeltersatzleistungen, die dem Progressionsvor-
behalt unterliegen, von mehr als 410 € erhalten. Hierzu gehören insbesondere Kran-
kengeld, Elterngeld, Arbeitslosengeld und Mutterschaftsgeld.
• Sie haben im Laufe des Jahres von Ihrem (früheren) Arbeitgeber Entschädigungen oder
Arbeitslohn für mehrere Jahre erhalten, die im Lohnsteuerabzugsverfahren ermäßigt
besteuert worden sind.
• Geschiedene oder dauernd getrennt lebende Eltern (oder bei Eltern nicht ehelicher Kin-
der beide Elternteile) haben eine Aufteilung des „Ausbildungsfreibetrags“ oder des Be-
hinderten-Pauschbetrags in einem anderen Verhältnis als je zur Hälfte beantragt.
• Ihr Arbeitgeber hat die Lohnsteuer für einen sonstigen Bezug berechnet und dabei den
Arbeitslohn aus früheren Dienstverhältnissen des Kalenderjahres nicht berücksichtigt,
z. B. weil Sie ihm die Lohnsteuerbescheinigung des früheren Arbeitgebers nicht vorge-
legt haben. Wichtig: Zu den sonstigen Bezügen gehören insbesondere einmalige Ar-
beitslohnzahlungen, die neben dem laufenden Arbeitslohn gezahlt werden, beispiels-
weise 13. und 14. Monatsgehälter, Gratifikationen und Tantiemen, Jubiläumszuwen-
dungen, Weihnachtszuwendungen und Urlaubsgelder. Eine solche Versteuerung wird
dann in Ihrem Lohnkonto mit dem Großbuchstaben S vermerkt.
• Ihre Ehe wurde im Laufe des Veranlagungszeitraums durch Tod, Scheidung oder Aufhe-
bung aufgelöst und Sie oder Ihr(e) „Ex“ haben in diesem Zeitraum wieder geheiratet.

3. Freiwillige Einkommensteuererklärung: In diesen Fällen lohnt es sich


Für Arbeitnehmer ist es ganz wichtig zu wissen, dass sie eine Einkommensteuererklärung auch
dann abgeben dürfen, wenn sie dazu gar nicht gesetzlich verpflichtet sind. Eine solche Abgabe
lohnt natürlich immer, wenn sie zu einer Erstattung von bereits gezahlter Lohnsteuer führt.
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Einkommensteuererklärung: Wer kann und wer muss?
Tipps zu Rechten/Pflichten, Fristen, Bescheid und Einspruch

Steuer-Spartipp: Wer als Arbeitnehmer nicht ohnehin zur Abgabe verpflichtet ist (s.o.), sollte
deshalb stets prüfen, ob eine freiwillige Abgabe der Einkommensteuererklärung zu einer (an-
teiligen) Steuerrückerstattung führt.

Wann eine Steuerrückerstattung zu erwarten ist, lässt sich aufgrund des komplizierten deut-
schen Steuerrechts meist nur einzelfallabhängig und kaum pauschal beurteilen. In folgenden
Fällen dürfte sich aber die Abgabe einer Einkommensteuererklärung regelmäßig für Sie lohnen:
• Sie haben im letzten Kalenderjahr Nachwuchs bekommen.
• Ihre Werbungskosten sind höher als der Werbungskosten-Pauschbetrag (920 €).
• Sie haben nennenswerte Ausgaben für Ihre Altersversorgung bzw. sonstige Versiche-
rungsbeiträge (Vorsorgeaufwendungen) geleistet.
• Ihre übrigen Sonderausgaben (z. B. Spenden oder Kirchensteuer) übersteigen den
Pauschbetrag (36 € bzw. 72 € bei Verheirateten).
• Sie haben im letzten Jahr geheiratet.
• Sie waren nicht das ganze Jahr über in einem Arbeitsverhältnis. Das gilt umso mehr,
wenn Sie nur ein paar Wochen (z. B. Ferienjob) auf Lohnsteuerkarte gearbeitet haben.
• Sie hatten erhebliche außergewöhnliche Belastungen zu tragen. Dazu gehören insbe-
sondere Krankheits- oder Scheidungskosten.
• Sie sind im Laufe des Jahres in eine günstigere Steuerklasse gewechselt und Ihr Arbeit-
geber hat das noch nicht berücksichtigt (kein interner Jahresausgleich).
• Sie haben im abgelaufenen Jahr haushaltsnahe Dienstleistungen bezogen/bezahlt.

Steuerspar-Tipp: Bedenken Sie, dass die Abgeltungssteuer erst ab 2009 gilt. Daher kann sich für
das Jahr 2008 die freiwillige Abgabe einer Einkommensteuererklärung auch lohnen, wenn Ih-
nen auf Ihre Kapitaleinkünfte Zinsabschlag- bzw. Kapitalertragsteuer einbehalten worden ist,
die Ihnen auf Ihre Einkommensteuer angerechnet wird. Aber auch ab 2009 gilt, dass die Abgel-
tungssteuer nicht immer das Maß aller Dinge ist. Liegt Ihr persönlicher Steuersatz unter 25 %,
haben Sie die Möglichkeit, die Kapitalerträge im Rahmen der Einkommensteuererklärung zu
deklarieren. Diese unterliegen dann nur dem geringeren persönlichen Steuersatz.

Bonus-Tipp:
Zwei-Jahres-Frist entfallen
In der Vergangenheit hatten Sie lediglich zwei Jahre Zeit, um eine „freiwillige“ Einkommen-
steuererklärung abzugeben (so genannte Antragsveranlagung, früher: Lohnsteuerjahresaus-
gleich). Im Rahmen des Jahressteuergesetzes 2008 hat der Gesetzgeber diese Hürde besei-
tigt. Deshalb gilt nun auch bei Antragsveranlagungen die allgemeine Verjährungsfrist von
vier Jahren. Somit haben Sie z. B. für die Abgabe einer freiwilligen Einkommensteuererklä-
rung für das Jahr 2008 Zeit bis zum 31.12.2012.

Achtung: Der Antrag auf Festsetzung einer Arbeitnehmersparzulage ist regelmäßig zusammen
mit der Einkommensteuererklärung zu stellen (vgl. 1. Seite des Mantelbogens, Kreuz in Zeile 1).
Für diesen Antrag haben Sie nach wie vor nur zwei Jahre Zeit, für 2008 muss er also bis zum
31.12.2010 beim Finanzamt eingegangen sein. Das Gleiche gilt für den Antrag auf Wohnungs-
bauprämie, der allerdings unabhängig von der Einkommensteuererklärung zu stellen ist.

Steuerspar-Tipps: Eine Einkommensteuererklärung kann sich ausnahmsweise auch lohnen,


wenn von Ihnen gar keine Steuer einbehalten wurde. Denn Sie haben im Rahmen der Abgabe
der Einkommensteuererklärung die Möglichkeit, die Feststellung des verbleibenden Verlust-
vortrags zu beantragen (s. Kreuz in Zeile 2 auf Seite 1 des Mantelbogens). Das ist insbesondere
dann möglich, wenn Sie sich in Berufsausbildung befinden und keine Einkünfte erzielen. Typi-
scherweise entsteht ein solcher Verlust während eines Studiums oder der Promotion.

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Wichtig: Weil der Gesetzgeber aber seit einiger Zeit das Erststudium als Privatsache ansieht,
eignen sich Studienkosten für eine Verlustfeststellung nach Ansicht des Fiskus nur dann, wenn
es sich um ein Studium nach abgeschlossener erstmaliger Berufsausbildung handelt. In Be-
tracht kommen daher zumindest jedes weitere Vollstudium, Aufbaustudium, Ergänzungsstu-
dium, MBA-Studium etc. Weil für die Verlustfeststellung neben der vierjährigen Verjährungs-
frist ggf. noch eine dreijährige Anlaufhemmung zu beachten ist, können Sie eine solche wo-
möglich noch für einen sieben Jahre zurückliegenden Zeitraum beantragen. Diese Problematik
sollten Sie aber vorab mit einem steuerlichen Berater erörtern.

Das „Schöne“ an der Antragsveranlagung ist, dass eigentlich nichts schief gehen kann. Als steu-
erlicher Laie werden Sie oft kaum eindeutig beurteilen können, ob Ihnen bei Abgabe der Ein-
kommensteuererklärung tatsächliche eine Steuererstattung zusteht. Haben Sie sich getäuscht
und das Finanzamt fordert von Ihnen eine Nachzahlung, können Sie den gestellten Antrag (Ab-
gabe der Erklärung) innerhalb der Einspruchsfrist problemlos zurücknehmen. Sie müssen dann
lediglich innerhalb eines Monats Einspruch einlegen und die Abgabe der Steuererklärung
schriftlich zurückziehen. Das Finanzamt muss Sie dann so behandeln, als hätten Sie die Erklä-
rung gar nicht abgegeben.
Achtung: Natürlich wird das Finanzamt dabei aber ganz genau prüfen, ob bei Ihnen nicht eine
der zahlreichen Fallgestaltungen vorliegt, die Sie zur Abgabe einer Steuererklärung verpflich-
ten (s.o.). Sollte dies der Fall sein, bleibt die Steuernachforderung bestehen.

B) Die Abgabefrist und ihre Verlängerung


Generell gilt ganz allgemein, dass Steuererklärungen bis zum 31.5. des Folgejahres abzugeben
sind. Deshalb ist die Einkommensteuererklärung für das Jahr 2008 grundsätzlich bis zum
31.5.2009 beim Finanzamt einzureichen. Wer die Frist jedoch um einige Tage überschreitet, hat
im Allgemeinen nicht mit negativen Konsequenzen zu rechnen.
Erfahrungsgemäß erinnern die Finanzämter ohnehin erstmals im Sommer des darauf folgen-
den Jahres an die Abgabe der Erklärung. Diese Erinnerung wird dann nochmals mit einer mehr-
wöchigen „Abgabefrist“ versehen. Wenn Sie auch danach noch nicht reagiert haben, schickt
Ihnen das Finanzamt eine Zwangsgeldandrohung zu – mit nochmaliger Aufforderung zur Ab-
gabe der Steuererklärung, die mit einer weiteren Frist verbunden ist. Lassen Sie auch diese Frist
verstreichen, kommt es zur Festsetzung eines Zwangsgeldes mit einer abermaligen Aufforde-
rung zur Abgabe der Steuererklärung. Alternativ haben die Finanzämter die Möglichkeit, Ihre
steuerpflichtigen Einkünfte zu schätzen und einen entsprechenden Bescheid zu erlassen.

Steuerspar-Tipp: Viele Steuerzahler machen hier den „Fehler“ und bezahlen das Zwangsgeld.
Sie vergessen dabei, dass das Zwangsgeld nur dazu dient, die Steuererklärung beizutreiben.
Sobald Sie die Steuererklärung abgeben, entfällt die Grundlage für die Erhebung des Zwangs-
geldes, die Vollstreckung des festgesetzten Betrags muss dann unverzüglich eingestellt wer-
den. Deshalb gilt: Statt ein festgesetztes Zwangsgeld zu zahlen, reichen Sie besser schnellst-
möglich die Erklärung beim Finanzamt ein. Die Behörde hat dann keine Möglichkeit mehr, das
Zwangsgeld einzuziehen.

Im Extremfall könnten Sie sogar abwarten, bis der Vollziehungsbeamte bei Ihnen klingelt, um
das festgesetzte Zwangsgeld beizutreiben. Sie könnten ihm dann die Steuererklärung in die
Hand drücken und er müsste die Beitreibung unverzüglich einstellen. Soweit sollten Sie es al-
lerdings nicht kommen lassen, weil versandte Erinnerungen und Zwangsgeldandrohungen
sowie -festsetzungen über Jahre hinweg im Finanzamtscomputer vermerkt bleiben und Sie als
„nicht vorbildlichen“ Steuerbürger erscheinen lassen. Dies wird Ihnen spätestens dann entge-
gengehalten, wenn Sie irgendwann einmal Stundungen oder andere Billigkeitsmaßnahmen
beim Finanzamt beantragen.

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Tipps zu Rechten/Pflichten, Fristen, Bescheid und Einspruch

Sofern Sie aus zeitlichen Gründen einmal nicht in der Lage sind, Ihre Steuererklärung bis zum
31. Mai des Folgejahres einzureichen, sollten Sie lieber rechtzeitig einen Fristverlängerungsan-
trag beim Finanzamt stellen. Erfahrungsgemäß lässt sich auf diese Weise die Abgabe der Erklä-
rung nochmals um einige Wochen/Monate hinausschieben.
Wichtig: Beantragen Sie am besten eine „stillschweigende“ Fristverlängerung. In diesem Fall
muss der Beamte nämlich nur das Abgabedatum in seiner EDV ändern und nicht nochmals
einen Schriftsatz an Sie versenden. Bitten Sie ihn dagegen ausdrücklich um eine schriftliche
Bestätigung der Fristverlängerung, muss er so oder so tätig werden; die Gefahr, dass er Ihnen
mit diesem Schriftsatz Ihre Fristverlängerung ablehnt, ist dann natürlich ungleich größer.
Bonus-Tipp:
„Mandanten“ haben länger Zeit
Wenn Sie Ihre Steuererklärung von einem Steuerberater anfertigen lassen oder Mitglied in
einem Lohnsteuerhilfeverein sind, verlängert die Finanzbehörde die Abgabefrist für 2008
ganz allgemein bis zum 31.12.2009 (vgl. gleich lautende Erlasse der obersten Finanzbehör-
den der Länder vom 2.1.2009). Aufgrund begründeter Einzelanträge kann die Frist dann
nochmals bis zum 28.2.2010 verlängert werden.

Erstellen Sie Ihre Steuererklärung ohne fremde Hilfe, können Sie nur in besonderen Ausnahme-
fällen von einer solch großzügigen Fristverlängerung profitieren. Nichtsdestotrotz gilt auch
hier: Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert. Vor allem, wenn Sie die gesetzliche Frist wegen
akuter Krankheit, längerer Dienstreise oder etwaiger Todesfälle im nahen Verwandtenkreis
nicht einhalten können, sollten Sie das Finanzamt um Verlängerung der Abgabefrist bitten.

C) So prüfen Sie Ihren Steuerbescheid


Wenn Sie eines der marktüblichen Steuererklärungsprogramme verwenden, haben Sie es deut-
lich leichter, Ihren Steuerbescheid auf Herz und Nieren zu prüfen. Schließlich haben die meis-
ten Programme bereits eine Steuerberechnungsfunktion, die der Darstellung im späteren Ein-
kommensteuerbescheid ähnelt. Abweichungen zwischen Bescheid und Berechnungsergebnis
Ihres Programms werden dann oft schon auf den ersten Blick ersichtlich. Spätestens dann,
wenn der errechnete Steuer(erstattungs-)betrag von dem Betrag laut Bescheid abweicht, müs-
sen Sie näher in die Bescheidprüfung einsteigen.
Sollten Sie Ihre Einkommensteuererklärung ohne technische Hilfe erstellen, die Formulare also
mit der Hand ausgefüllt oder ein reines PC-Schreibprogramm verwendet haben, steht Ihnen
ebenfalls noch eine ganze Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung, Ihren Steuerbescheid einer
intensiven Kontrolle zu unterziehen.
Unabdingbar ist es, dass Sie diejenigen Abzugsbeträge auf Seite 1 des Bescheids abhaken, die
ihre Einkommensteuerschuld vermindern. Dazu gehört die Prüfung, ob die einbehaltene
Lohnsteuer sowie die evtl. dazugehörige Kirchensteuer und der Solidaritätszuschlag betrags-
mäßig zutreffend berücksichtigt worden sind (Vergleich mit Lohnsteuerbescheinigung).
Außerdem sehen Sie bereits auf Seite 1 des Bescheids, ob das Finanzamt die von Ihnen mittels
Steuerbescheinigung nachgewiesene Zinsabschlag- bzw. Kapitalertragsteuer angerechnet hat.
Ist hier ein Fehler zu Ihren Ungunsten (Zahlendreher) unterlaufen, lohnt sich allein deshalb ein
Einspruch gegen den Bescheid.

Steuerspar-Tipp: Hat sich bei den anzurechnenden Steuern bzw. dem Solidaritätszuschlag ein
Zahlendreher zu Ihren Gunsten ergeben, sind Sie grundsätzlich nicht verpflichtet, dem Finanz-
amt das mitzuteilen. Eine solche Anzeigepflicht besteht allerdings, wenn der Zahlendreher auf
eine unrichtige Erklärungsabgabe Ihrerseits zurückzuführen ist (vgl. § 153 AO).

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Ganz schlaue Steuerfüchse versuchen, an den entscheidenden Stellen im Erklärungsformular


gezielt Zahlendreher zu ihren Gunsten einzubauen (z. B. anrechenbare Zinsabschlagsteuer
936 € statt 396 €). Wer solche fragwürdigen Tricks mehrfach versucht, kann sich sicher sein,
bald unter einer besonderen Beobachtung durch die Finanzbehörden zu stehen.
Für eine ordnungsgemäße Prüfung Ihres Steuerbescheids ist außerdem unabdingbar, dass Sie
über Kopien der Erklärungsformulare (alternativ: über das Berechnungsergebnis eines Steuer-
erklärungsprogramms) verfügen und möglichst auch über Einzelaufstellungen größerer Aus-
gabenposten (z. B. Liste der geltend gemachten Fachliteratur, Erhaltungsaufwendungen zu
Ihren Einkünften aus Vermietung und Verpachtung, Ausgaben während einer Dienstreise etc.).
Reichen Sie die Originalunterlagen beim Finanzamt ein, ohne Kopien für sich zu behalten, ist
die Bescheidprüfung nur schwer möglich. Sie müssten dann schon vor Ort beim Finanzamt
vorstellig werden oder zumindest um die Rücksendung eines Teils der Unterlagen bitten.

Steuerspar-Tipp: Weil haushaltsnahe Dienst- und Handwerkerleistungen mittlerweile umfas-


send gefördert werden und hiervon fast jeder Steuerzahler profitieren kann, sollte die Berück-
sichtigung dieser Steuerermäßigung immer gesondert geprüft werden. Den entsprechenden
Abzugsposten finden Sie regelmäßig auf Seite 2 unter „Berechnung der Einkommensteuer“.

Ein weiteres Augenmerk sollten Sie auf den Erläuterungsteil („Erläuterungen“) richten. Hier
sind u. a. mehrere automatisierte Vorläufigkeitsvermerke angegeben, weil zu bestimmten
Steuerfragen/Problematiken Musterverfahren vor einem obersten Gericht anhängig sind. Zur
Wahrung Ihres Rechtschutzes werden die Steuerbescheide dann insoweit, das heißt jeweils in
diesem speziellen Punkt, nur vorläufig erlassen. Bei für Sie positivem Ausgang des Musterver-
fahrens könnte dann später noch eine Bescheidänderung zu Ihren Gunsten erfolgen, ohne dass
Sie hierzu Einspruch einlegen müssten. Im Erläuterungsteil muss die Finanzbehörde aber auch
Bescheidabweichungen erklären, beispielsweise wenn sie bestimmte, von Ihnen beantragte
Werbungskosten oder außergewöhnliche Belastungen nicht zum Abzug zugelassen hat.
Achtung: Sollten Sie trotz gründlicher Bescheidprüfung das Gefühl haben, dass Ihre Steuer-
nachzahlung zu hoch bzw. die Steuererstattung zu gering ist und Sie die Wirkung einzelner
Sachverhalte nicht zutreffend einschätzen können, müssen Sie sich im Zweifel steuerlich bera-
ten lassen. Auch wenn Sie die Einkommensteuererklärung zunächst selbst erstellt haben, kön-
nen Sie selbstverständlich einen Steuerberater oder im Rahmen einer Mitgliedschaft einen
Lohnsteuerhilfeverein mit der anschließenden Bescheidprüfung beauftragen. Hier sollten Sie
jedoch keine Zeit verschenken, weil Sie unbedingt die Einspruchsfrist (s. u.) beachten müssen.

D) Einspruch einlegen – aber schnell

Kommen Sie nach Prüfung des Steuerbescheids zu dem Ergebnis, dass Sie benachteiligt wor-
den sind, können Sie innerhalb eines Monats Einspruch einlegen, um Ihre Rechte zu wahren.
Der dritte Tag ab dem Bescheiddatum gilt als Tag der Bekanntgabe, auch wenn Sie den Be-
scheid tatsächlich schon früher erhalten haben. Danach (ab dem vierten Tag) beginnt die ein-
monatige Einspruchsfrist zu laufen.
Beispiel:
Ihr Einkommensteuerbescheid für 2008 trägt das Datum 21.7.2009 (Dienstag). Steuerlich be-
kannt gegeben gilt der Bescheid deshalb am 24.7.2009 (Freitag). Für Ihren Einspruch haben Sie
deshalb Zeit bis einschließlich 24.8.2009, 23:59 Uhr (Montag).
Oftmals verlängert sich die Einspruchsfrist wegen der so genannten „Sa-So-Fei-Regelung“. Fällt
das Ende der einmonatigen Frist nämlich auf einen Samstag, Sonntag oder Feiertag, verlängert
sich die Frist automatisch bis zum Ablauf des nächst folgenden Werktages. Diese Regelung gilt
sogar schon für den Tag der Bekanntgabe und kann allein deshalb schon die Einspruchsfrist
zusätzlich verlängern.
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Einkommensteuererklärung: Wer kann und wer muss?
Tipps zu Rechten/Pflichten, Fristen, Bescheid und Einspruch

Bonus-Tipp:
Wenn das Finanzamt nicht auf Abweichungen hinweist
Grundsätzlich müssen die Finanzämter Abweichungen von Ihrer Steuererklärung schriftlich
im Bescheid begründen (s. unter „Erläuterungen“), Sie zumindest aber vorab darüber (schrift-
lich oder telefonisch) informieren. In der Praxis wird das aber hin und wieder vergessen. Mer-
ken Sie deshalb erst später, dass der Bescheid falsch war und ist die Einspruchsfrist dann
bereits abgelaufen, können Sie in einem solchen Fall „Wiedereinsetzung in den vorigen
Stand“ beantragen – ein „verspäteter“ Einspruch ist dann noch möglich. In bestimmten Son-
derfällen erlassen die Finanzbehörden auch noch manuelle Bescheide, denen ab und an kei-
ne Rechtsbehelfsbelehrung beigefügt ist. Hierzu sollten Sie wissen, dass sich die Einspruchs-
frist bei fehlender Rechtsbehelfsbelehrung automatisch auf ein Jahr verlängert.

Wenn Sie Einspruch einlegen möchten, müssen Sie dies schriftlich tun oder den Einspruch beim
Finanzamt zur Niederschrift erklären. Auch per Telefax können Sie einen Einspruch beim Fi-
nanzamt einreichen. Neuerdings ist es sogar möglich, dass Sie den Einspruch elektronisch –
also per E-Mail – einlegen. Das setzt aber voraus, dass die zuständige Finanzbehörde einen sol-
chen elektronischen Zugang eröffnet hat. Dies geschieht durch Nennung einer E-Mail-Anschrift
im Bescheid. Weil Sie den Einspruch noch nicht einmal eigenhändig unterschreiben müssen, ist
die Übermittlung per E-Mail auch ohne qualifizierte elektronische Signatur möglich.
Bonus-Tipp:
So formulieren Sie richtig
Häufig sind Schreiben an die Finanzbehörden zu ungenau und bereiten deshalb Auslegungs-
probleme. In Ihrem Einspruchsschreiben sollte deshalb immer der angefochtene Bescheid
klar und unmissverständlich genannt werden. Hierzu können Sie beispielsweise folgende
Formulierung benutzen:
An das Finanzamt Musterstadt
Steuernummer: xx/xxx/xxxx/x
Eheleute Max und Martha Mustermann, Musterstraße 11, 12345 Musterstadt
Bescheid für 2008 über Einkommensteuer, Solidaritätszuschlag und (ggf.) Kirchensteuer vom
4. Juni 2009
Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit erhebe ich gegen den o. g. Bescheid Einspruch.
Begründung:
(z. B.)
Im Rahmen meiner Einkommensteuererklärung habe ich Fahrten zwischen Wohnung und
Arbeitsstätte an insgesamt 253 Tagen im Jahr 2008 als Werbungskosten geltend gemacht.
Im o. g. Einkommensteuerbescheid wurden jedoch (pauschal) nur 220 Tage berücksichtigt.
Beiliegend erhalten Sie eine Bescheinigung meines Arbeitgebers, aus der sich ergibt, dass ich
aufgrund eines firmeninternen Bereitschaftsdienstes sehr häufig zusätzlich auch an Samsta-
gen meine Firma aufsuchen musste. Der beiliegenden Übersicht können Sie im Einzelnen
entnehmen, an welchen Samstagen ich zusätzlich zu meiner Fünf-Tage-Woche in der Firma
anwesend war. Ich möchte Sie daher bitten, im Rahmen des Einspruchsverfahrens meine
Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte an insgesamt 253 Tagen zu berücksichtigen.
Für eventuelle Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Mit freundlichem Gruß
Copyright © 2009 bei i-lab GmbH, München. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages
wiedergegeben werden. Redaktion: Sabine Himmelberg, Köln. Alle Informationen sind nach bestem Wissen ausgearbeitet. Eine Haftung
des Autors, der Redaktion oder des Verlags kann jedoch nicht übernommen werden. Rechtsstand: 2.3.2009
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