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Außerordentliche (fristlose) Kündigung eines

Arbeitsvertrages durch den Arbeitgeber (Muster)

Zu diesem Mustertext:

1. Das nachstehende Formular bedarf der Anpassung auf den Einzelfall. Im Zweifel
fragen Sie einen Arbeitsrechtler der ETL-Rechtsanwälte.
2. ACHTUNG: Die außerordentliche Kündigung ist fristgebunden. Sie muss zwingend
innerhalb von zwei Wochen nach Kenntnis vom wichtigen Grund ausgesprochen
werden und dem Arbeitnehmer innerhalb dieser Frist zugegangen sein.
3. Die gesetzliche Grundlage für die außerordentliche Kündigung bildet im Wesentlichen
§ 626 BGB.
4. Die außerordentliche Kündigung ist meist eine fristlose Kündigung. Es gibt aber auch
die Möglichkeit, dem Arbeitnehmer eine sog. soziale Auslauffrist zu gewähren. Zu
weiteren Einzelheiten befragen Sie bitte unbedingt einen Anwalt.
5. Der für die außerordentliche Kündigung erforderliche wichtige Grund ist ein absoluter
Ausnahmefall. Die außerordentliche Kündigung ist rechtlich und wirtschaftlich in
vielen Fällen sehr riskant! Es empfiehlt sich in nahezu allen Fällen, vor Ausspruch der
außerordentlichen Kündigung einen Arbeitsrechtler um Rat zu fragen.
6. Für die standardmäßige Formulierung einer ordentlichen, d. h. fristgemäßen
Kündigung des Arbeitnehmers, verwenden Sie bitte das entsprechende Formular;
hierfür ist dieser Mustertext nicht geeignet!
7. Das Muster darf nicht für die Kündigung gegenüber einem Auszubildenden
verwendet werden! Für die Kündigung eines Auszubildenden nach Ablauf der
Probezeit bedarf es einer ausführlichen Begründung der Kündigung aus wichtigem
Grund. Schalten Sie hier bitte grundsätzlich rechtzeitig einen Anwalt ein.
8. ACHTUNG: Bei Ausspruch einer fristlosen Kündigung durch den Arbeitgeber besteht
regelmäßig das Risiko, dass sich die fristlose Kündigung nachträglich im Rahmen
eines auf die Kündigung folgenden Klageverfahrens vor den Arbeitsgerichten als
unwirksam herausstellt. Je nach Einzelfall findet das Arbeitsverhältnis dann häufig
mit Ablauf der ordentlichen Kündigungsfrist sein Ende. Obwohl der Arbeitnehmer in
der Zeit zwischen Erhalt der Kündigung und der Beendigung des Arbeitsverhältnisses
nicht gearbeitet hat, ist von dem Arbeitgeber sodann grundsätzlich die Vergütung bis
zu dem Beendigungsdatum an den Arbeitnehmer nachzuzahlen (sog.
„Annahmeverzugslohn“). Daneben hat ein Arbeitnehmer gegen den Arbeitgeber bei
Beendigung eines Arbeitsverhältnisses Anspruch darauf, dass der noch offene
(Rest-)Urlaub abgegolten, also ausbezahlt wird, § 7 Abs. 4 BUrlG. Vor diesem
Hintergrund können Arbeitgeber erklären, dass sie dem Arbeitnehmer für den Fall
der Unwirksamkeit der fristlosen Kündigung ab Erhalt der Kündigung Urlaub
gewähren. Für die Tage dieses Urlaubs besteht seitens des Arbeitnehmers zwar
Anspruch auf Zahlung des Urlaubsentgelts (§ 11 BUrlG), nicht aber auch noch
zusätzlich der Anspruch auf Zahlung von Annahmeverzugslohn oder einer
zusätzlichen Urlaubsabgeltung. Die nachstehend in dem Muster enthaltene
Formulierung wurde vom Bundesarbeitsgericht als zulässig angesehen (BAG, Urt. v.
25.08.2020 – 9 AZR 612/19).
9. Vor allem für die Kündigung einer Schwangeren und für die Kündigung eines
Arbeitnehmers während der Elternzeit sowie für die Kündigung eines
schwerbehinderten Menschen bedarf es der vorherigen Zustimmung der dafür
maßgeblichen öffentlichen Stellen. Hier ist dringend die Einschaltung eines Anwalts
zu empfehlen!
10. Das Formular unterstellt, dass es keinen Betriebsrat gibt.
11. Am besten ist es, wenn die Kündigung dem Arbeitnehmer selbst ausgehändigt wird
und die Entgegennahme durch den Arbeitnehmer schriftlich bestätigt wird. Sodann
kommt auch die Übergabe unter Zeugen oder eine Übergabe per Bote in Betracht.
Wegen der weiteren Fragen zu dem unbedingt notwendigen Zugang der Kündigung
nehmen Sie bitte unverbindlich Kontakt zu einem Arbeitsrechtler der ETL-
Rechtsanwälte auf.
12. Die Kündigung ist durch den Arbeitgeber selbst bzw. einen / ggf. auch mehrere
Vertreter zu unterschreiben. Bei Gesamtvertretungsberechtigten sind die
Unterschriften durch alle zur Gesamtvertretung Berufenen notwendig.
13. ACHTUNG: Sollte das Kündigungsschreiben auf zwei separaten Blättern ausgedruckt
werden, muss durch eine feste Verbindung beider Seiten (z. B. durch eine Heftung)
sichergestellt sein, dass die beiden Seiten eine Einheit bilden.
14. Das Muster ist unter Umständen u. a. wegen inzwischen veröffentlichter
Rechtsprechung zu aktualisieren. Bitte setzen Sie sich hierzu unverbindlich mit uns in
Verbindung.
15. Kritik und Anregungen nehmen wir gerne entgegen!

Urheber dieses Mustertextes:

RAin Katrin-Christina Beyer, LL.M., auch Fachanwältin für Medizinrecht


RA Dr. Stefan Müller-Thele
RA Dr. Uwe P. Schlegel
RA Rüdiger Soltyszeck, LL.M., auch Fachanwalt für Arbeitsrecht
ETL Rechtsanwälte GmbH Rechtsanwaltsgesellschaft
Eiler Str. 3 B
51107 Köln
Telefon: +49 (0) 221 880 40 60
E-Mail: koeln@etl-rechtsanwalte.de

RA Steffen Pasler, auch Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht und Fachanwalt
für Arbeitsrecht
RAin Aigerim Rachimow, auch Fachanwältin für Arbeitsrecht und Fachanwältin für
Medizinrecht
ETL Rechtsanwälte GmbH Rechtsanwaltsgesellschaft
Ernst-Barlach-Straße 4
18055 Rostock
Telefon: +49 (0) 381 25 22 950
E-Mail: rostock@etl-rechtsanwaelte.de

Stand: 22. Mai 2023


Haftungsausschluss

Alle Formulare und Mustertexte sind unbedingt auf den


Einzelfall hin anzupassen. Wir haben uns bei der
Erstellung große Mühe gegeben. Trotz alledem können
wir keinerlei Haftung dafür übernehmen, dass das
jeweilige Dokument für den von Ihnen angedachten
Anwendungsbereich geeignet ist. In Zweifelsfällen
kontaktieren Sie uns bitte über unsere Hotline unter 0
800 777 5 111.

Unser Mustertext unterliegt dem Urheberecht der


Bundesrepublik Deutschland. Jede Vervielfältigung,
Überarbeitung, Bearbeitung, Verbreitung,
Einspeicherung sowie sonstige Verwertung unseres
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der vorherigen schriftlichen Zustimmung der
Rechteinhaber, wenn nicht das Urheberrecht anderes
vorsieht. Das unerlaubte Abspeichern und/oder
Vervielfältigen der hier eingestellten Informationen ist
strafbar.
Angaben zum Aussteller der Kündigung (= Arbeitgeber mit
vollständiger Firmenbezeichnung und Adresse, wenn möglich auf
Firmenpapier)

An [Arbeitnehmer mit Namen, Vornamen und Adresse]

Sehr geehrte(r) Frau/Herr _________________

hiermit kündige(n) ich/wir das zwischen Ihnen und mir/uns bestehende Arbeitsverhältnis
aus wichtigem Grund außerordentlich und fristlos, hilfsweise ordentlich zum __.__.202_
[Datum], äußerst hilfsweise zum nächstmöglichen Zeitpunkt.

[Soweit gewünscht:] Ich/Wir bitte(n) Sie, das sich noch in Ihrem Besitz befindliche
Eigentum meines/unseres Unternehmens unverzüglich und vollständig herauszugeben,
einschließlich des Ihnen überlassenen Dienstfahrzeugs sowie des Ihnen übergebenen
Büroschlüssels.

[Soweit gewünscht:] Für den Fall der Wirksamkeit der fristlosen Kündigung gelte
ich/gelten wir Ihren bis zum Kündigungszeitpunkt nicht genommenen Urlaub ab. Für den
Fall der nicht anzunehmenden Unwirksamkeit der fristlosen Kündigung habe ich/haben
wir Ihnen hilfsweise ordentlich gekündigt. In diesem Fall gilt Folgendes: Sie werden Ihren
sämtlichen noch nicht genommenen Urlaub direkt im Anschluss an den Zeitpunkt des
Zugangs dieser Kündigung in der Zeit vom __.__.202_ [= Datum Urlaubsbeginn] bis
__.__.202_ [= Datum Urlaubsende] nehmen. Die gezahlte Abgeltung ist dann als
Zahlung des Urlaubsentgelts für den betreffenden Zeitraum zu verstehen. In jedem Fall
sage(n) ich/sagen wir Ihnen für die Zeit Ihres Urlaubs die Urlaubsvergütung vorbehaltlos
zu.

[Bei der Übermittlung der Nachricht durch einen Boten]: Das Kündigungsschreiben wird
Ihnen durch einen Boten, Frau/Herrn ________________ [Name, Vorname] übermittelt.
Den Boten habe(n) ich/wir mit der Übermittlung beauftragt und für die Überbringung des
Kündigungsschreibens entsprechend bevollmächtigt.

Wenn Sie geltend machen wollen, dass die Kündigung rechtsunwirksam ist, müssen Sie
innerhalb von drei Wochen nach Zugang der schriftlichen Kündigung Klage beim
Arbeitsgericht auf Feststellung erheben, dass das Arbeitsverhältnis durch die Kündigung
nicht aufgelöst ist (siehe auch §§ 4, 7, 13 KSchG).
Ich/Wir weise(n) Sie zudem darauf hin, dass Sie nach § 38 Abs. 1 Satz 2 SGB III
verpflichtet sind, sich innerhalb von drei Tagen nach Erhalt dieser Kündigung bei der
Agentur für Arbeit persönlich arbeitsuchend zu melden. Sofern dieses Arbeitsverhältnis
noch länger als drei Monate besteht, ist eine Meldung drei Monate vor Beendigung
ausreichend (§ 38 Abs. 1 Satz 1 SGB III). Wir stellen Sie für die Meldung bei der Agentur
für Arbeit frei. Kommen Sie Ihrer Verpflichtung nicht fristgerecht nach, kann die Agentur
für Arbeit eine Sperrzeit anordnen, in der Sie kein Arbeitslosengeld erhalten. Außerdem
sind Sie angehalten, sich aktiv um eine alternative, zumutbare Beschäftigung zu
kümmern.

Mit freundlichen Grüßen

____________________________________
Ort/Datum/Unterschrift(en) Arbeitgeber(in)

Erhalten:

____________________________________
Ort/Datum/Unterschrift Arbeitnehmer(in)

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