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Jg, H 1 Spruchbeilage Nr 21, 22 21

~leicher Wahrscheinlichkeit der durch das Verschulden des einen Die von der Kl erhobene Rev wegen
~,nicht und des anderen Teiles bewirkten Gefahr und der Bedeu- richtiger rechtlicher Beurteilung mit dem Antrag, das ani;;et1)ct1te11e
cht un- tung der verletzten Vorschriften für die Verkehrssichi:~heit. Urteil iS der vollen Klagsstattgebung abzuändern,
Schon diese Gegenüberstellung der den U nfallbete1hgten folg.
anzulastenden Verstöße erlaubt auch in jenen Fällen, in de- Aus den Entscheidungsgründen: Die
nen ein Teil nur ein Verschulden aus dem Unfall selbst und U nterG, die Kl habe ihrem Begehren auf Ersatz
der andere Teil als beförderte Person nur den Nichtge- für vermehrte Bedürfnisse die Differenz
stG ein brauch des Sicherheitsgurtes zu vertreten hat, keine allge- derzeitigen tatsächlichen Aufwand und
>egrün- meine Aussage über die Höhe der wegen Nichtgebrauch vor dem Unfall zugrunde gelegt, ist rechtlich ur· n -irrP
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des Sicherheitsgurtes anzurechnenden Mitverschuldensquo- Schon aus diesem Grund muß auch die
oblie- te. Hinzu kommt aber noch, daß die Unterlassung dieser versagen, die sie im wesentlichen darauf stützt,
~e auch Verpflichtung als solche auch bei Anlegung des objektiven Vermehrung ihrer Bedürfnisse bereits mit der
t, nicht Sorgfaltsmaßstabes des § 1297 ABGB nicht immer den glei- eingetreten sei, sodaß ihr Ersatzanspruch nicht voraussetze,
Drittel chen Schuldgehalt haben muß; es kann zB Fälle geben, in daß diese Bedürfnisse bereits befriedigt worden
er oder denen zwar keine der im Art III Abs 2 des zit Gesetzes Daran ist zwar richtig, daß die durch § 1332 ABGB bei
~rheits­ normierten Ausnahmen in Frage kommt, die Unterlassung Sachschäden ausdrücklich angeordnete abstrakte Schadens-
:h, daß des - gerade noch zumutbaren - Gebrauches des Sicher- berechnung auch bei Bemessung des aus einer Körperver-
: selbst heitsgurtes aber ein besonders leichtes Versehen darstellt. letzung entstandenen Vermögensschadens (Heilungskosten,
Recht- Die Höhe der nach Art III Abs 2 der 3. KFG-Nov fest- vermehrte Bedürfnisse, Verdienstentgang) zulässig ist (vgl
Drittel zusetzenden Mitverschuldensquote hängt sohin von den 2 Ob 200177; Koziol, Haftpflichtrecht I 23, 100 ff).
e Vor- Umständen des Einzelfalles ab (zum gesamten Problemkreis Die Kl legte jedoch ihrer Klage ausdrücklich die während
emem siehe Messiner, Schadensteilung bei Nichtbeachtung der ihres derzeitigen Heimaufenthaltes erwachsenden Pflegeko-
Gurtenanlegepflicht ZVR 1978, 140f). Die Gesetzesverfas- sten zugrunde, sodaß das BerG mit Recht von ihrem tat-
egrün- ser betrachteten die Verletzung dieser Pflicht im Regelfalle sächlichen Mehraufwand ausging, den es zutreffend durch
~icher­ offensichtlich als leichten Verstoß mit geringem Sch uldge- Vergleich der Lage der Kl vor und nach dem Unfall ermit-
mglos, halt. Die EB zur RV (57 BlgNR XIV. GP 51) führen als ei- telte. Der Kl bleibt es unbenommen, künftig die Kosten der
pflich- nen der Gründe für eine ausdrückliche Regelung des im Pflege in der eigenen Wohnung zu begehren, sofern sie
1t. Für Nichtgebrauch des Sicherheitsgurtes liegenden Verschul- diese tatsächlich in Anspruch nimmt.
Erwä- dens an: „Außerdem ist es geboten, durch die ausdrückli-
dieser che Unterstellung eines Mitverschuldens eine Berufung auf
gewe- eine bloße culpa levissima auszuschalten" (vgl hiezu auch 22. - § 1489 ABGB, § 332 ASVG
legung Edelbacher, VJ 1974, 26). Der AB (295 BlgNR XIV. 1. Die dreijährige Verjährungsfrist des § 1489 ABGB beginnt
>liehe GP 2) begründete die Beschränkung der Anspruchskürzung erst zu laufen, wenn dem Geschädigten der Eintritt des Scha-
erden. auf den Schmerzengeldanspruch mit dem „in der Unterlas- dens und die Person des Schädigers so weit bekannt geworden
der im sung der Benützung des Sicherheitsgurtes liegenden gerin- sind, daß eine Klage mit Aussicht auf Erfolg erhoben werden
tgenen gen Schuldgehalt". kann. Auf den Fall eines Feststellungsbegehrens angewendet,
Zieht man diese Ansicht der Gesetzesverfasser in Be- bedeutet dies, daß die Verjährungsfrist erst mit dem Zeitpunkt,
er stoß tracht, so kann unter Berücksichtigung der Schwere des in dem der Verletzte mit künftigen Schäden als wahrscheinlich
1 auch Verstoßes, der dem getöteten Lenker zur Last fällt, in der zu rechnen hat, zu laufen beginnt.
edoch Ausmessung des Mitverschuldens durch das BerG ein 2. Jene Forderungen, die der Geschädigte gegenüber dem Schä-
Rechtsirrtum nicht erkannt werden. diger direkt geltend zu machen hat, und die auf den Sozialversi-
Jflich- cherungsträger im Wege der Legalzession übergegangenen An-
21. - §§ 1325, 1332 ABGB spruchsteile haben rechtlich völlig getrennte Schicksale. Eine in
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einem Falle etwa eingetretene Verjährung oder Verjährungsun-
emen Die Kosten für durch eine unfallbedingte Verletzung vermehr-
terbrechung hat daher auf die übrigen Forderungen keinen Ein-
.nord- ten Bedürfnisse einer Person sind durch einen Vergleich der
fluß.
r sich Lage der betreffenden Person vor und nach dem Unfalle zu er- OGH 19. 4. 1978, 8 Ob 41/78.
gurtes mitteln. Höhere Kosten, etwa für die Pflege in der eigenen Der bei der Kl sozialversicherte Hermann S wurde am
~t, je- Wohnung, können nur dann begehrt werden, wenn sie tatsäch- 14. 12. 1968 als Insasse des von seinem Bruder Raimund S gelenk-
1geld- lich anfallen. ten, bei der Bekl haftpflichtversicherten PKW bei einem von Rai-
ig des OGH 11. 5. 1978, 2 Ob 34/78. mund S allein verschuldeten Verkehrsunfall schwer verletzt. Er er-
S des litt eine Schädelzertrümmerung mit Gehirnaustritt.
Die am 15. 12. 1892 geborene Kl erlitt am 25. 3. 1974 bei einem
gege-
vom Erstbekl alleinverschuldeten Verkehrsunfall einen Oberschen- Die Kl begehrte mit ihrer am 22. 7. 1976 eingebrachten Klage
we ist,
kelbruch rechts. Die Haftung der Bekl - die Zweitbekl war Halte- die Feststellung der Verpflichtung der Bekl, ihr alle an Hermann S
h des
rin und die Drittbekl Haftpflichtversicherer des vom Erstbekl ge- · zu erbringenden Pflichtaufwendungen aus Anlaß des Unfalles im
lenkten Fahrzeuges - ist dem Grunde nach unbestritten. Rahmen des Deckungsfonds unter Beschränkung auf die Höhe der
l1 Ge- Die Kl begehrte wegen unfallbedingter Vermehrung ihrer Be- Haftpflichtversicherungssumme zu ersetzen. Sie stützte dieses Be-
Mittel dürfnisse für die Zeit vom 10. 5. 1974 bis 9. 5. 1975 S 26.400.- sA gehren im wesentlichen auf folgendes Vorbringen:
und und ab 10. 5. 1975 eine monatliche Rente von S 2200.- mit der Be- Hermann S habe am 10. 2. 1971 auf Grund der beim Unfall er-
·läs.sig gründung, daß sie trotz Ausheilung des Oberschenkelbruches littenen Verletzungen bei der Kl den Antrag auf LuterJiermumg emer
r eme gehunfähig und dadurch dauernd pflegebedürftig sei. Invaliditätspension gestellt. Mit Bescheid vom 29. 4. sei sein
des Der Aufenthalt im Pflegeheim erfordere einen fast gleich großen Pensionsanspruch wegen vorübergehender Invalidität
litzu- Mehraufwand wie die Inanspruchnahme einer Pflegerin im Haus- anerkannt worden. Auf Grund einer im Februar 1973 du.rchtgeJ•uhr-
heits- halt. ten ärztlichen Kontrolluntersuchung sei Hermann S mit rPrht<:kr<1t-
ieden Das ErstG sprach der Kl S 10.948.- sA und eine monatliche tigem Bescheid vom 19. 3. 1973 die Invaliditätspension
1mmt Rente von S 685.- ab 10. 5. 1975 zu und wies das Mehrbegehren des Monates April 1973 wieder entzogen worden, weil
idigte auf Zahlung von S 15.452.- sA und einer weiteren Rente von Besserung des Verletzungszustandes eingetreten sei Mög-
nver- S 1515.- monatlich ab. lichkeit und Zumutbarkeit einfacher Tätigkeiten mit teilweise leich-
e und Das BerG bestätigte diese Entscheidung. ten oder mittelschweren Arbeiten bestanden habe. Am 29. 4. 1976

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