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T ZVR-Spruchbeilage

Verfügungsgewalt und der Gebrauch für eigene Rech- daher kein Rechtsirrtum erkannt werden. Der Rev war
demgemäß ein Erfolg zu versagen.
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nung (vgl ZVR 1971185; SZ 43/109 uva).


In diesem Sinne würde vorliegendenfalls die bekl
Partei, obwohl gesetzlicher Straßenerhalter, dennoch 121
nicht Halter des Stützeweges sein, wenn die Erhaltungs-
kosten allein von den Anrainern getragen und diesen §§ 1325, 1480 ABGB - Verdienstentgang,
solcherart als einzelnen Mithaltern in ihrer Gesamtheit rung, abstrakte Rente
die alleinige Haltereigenschaft zukäme, denn an ihrer 1. Nach einem FeststellungsU verfallende Ren-
vom Gesetz hiefür weiters geforderten Verfügungsmacht
ten unterliegen auch dann, wenn es
zur Setzung von Erhaltungsmaßnahmen kann auf der
gegebenen Feststellungsgrundlage nicht gezweifelt wer-
pflichtung zum Ersatz künftig fällig we~raieru~er
den. Dies ist aber nicht der Fall, denn die bekl Partei Renten in sich begreift, der in § 1480 re~;taeae~a­
leistet zur Instandhaltung des Weges ebenfalls einen ten dreiiährigen Veriährung.
Beitrag, indem sie wegen ihres Interesses an dessen 2. Eine Kumulierung einer abstrakten und einer
Freihaltung alljährlich 50% der winterlichen Schneeräu- konkreten Rente ist ausgeschlossen; der Bezieher
mungskosten, also mehr als jeder andere Mithalter, einer abstrakten Rente kann später nicht geltend
trägt. Da ihr als gesetzlicher Straßenerhalterin und machen, daß nunmehr die Krisensituation einge-
Eigentümerin der Straße auch die Verfügungsmacht treten sei und der tatsächliche Verdienstausfall
zukommt, Erhaltungsmaßnahmen zu setzen, ist sie somit den zugesprochenen Betrag übersteige.
iS des § 1319 a ABGB zumindest so wie die übrigen OGH 19. 12. 1989, 2 Ob 152/89.
Beitragszahler ebenfalls Mithalterin des Stützeweges.
Mithalter haften nach der Rsp zur ungeteilten Hand Feststeht, daß der Klam 18. 10. 1982 ein Anerkennt-
(ZVR 1985/158; ZVR 1987/57 ua). nis U erwirkt hat, wonach ihm die bekl Partei für alle
Die bekl Partei ist daher für den ·Schaden der Kl Schäden haftet, die ihm aus dem Unfall v 17. 5. 1980
verantwortlich, wenn sie den mangelhaften Zustand des entstehen. Der Kl hat mit der vorliegenden, am 23. 12.
Stützeweges grob fahrlässig verschuldet hat. Dies wurde 1987 eingebrachten Klage konkreten Verdienstentgang
von den Vorinstanzen zu Recht bejaht. Auf die rechtsge- ab dem 1. 1. 1982 - zunächst von einem Berechnungs-
schäftliche Übertragung der Schneeräumungspflicht schlüssel von monatlich S 11.200.- ausgehend - begehrt.
(vgl SZ 52/33) auf die Firma M kann sich die bekl Partei Prinzipiell gebührt bei Verdienstentgang wegen Minde-
nicht berufen, denn ihr war bekannt, daß dieser die rung der Erwerbsfähigkeit eine Rente (ZVR 1975/198;
Räumung untersagt worden war. Sie war daher ebenso Reisehauer in Rummel, ABGB Rz 27 zu § 1325; Koziol-
wie alle anderen Mithalter ab 14. 12. 1984 verpflichtet, Welser, Grundriß des bürgerlichen Rechtes 8 I 437); nur
unverzüglich selbst für die Wegbetreuung zu sorgen. in Ausnahmsfällen kann aus wichtigen Gründen eine
Tatsächlich ist diese aber trotz heftiger Schnee- und Pauschalabfindung begehrt werden (SZ 40/ 56; Wal.ff in
Regenfälle mit Frost tagelang unterblieben; dadurch ist Klang 132; Reisehauer aaO Rz 26); die Voraussetzungen
es zum festgestellten Zustand gekommen. Da die hiezu hat der Geschädigte darzutun. Der Kl hat in dieser
schließlich neuerlich beauftragte Firma M im Rahmen Richtung nichts vorgebracht. Es kann aber nicht bloß
der üblichen Räumung einen mängelfreien Zustand des deshalb, weil der Kl den monatlich berechneten Ver-
Weges nicht mehr herstellen konnte, oblag es auch im dienstentgang zusammenzählt, bei der Beurteilung der
weiteren den Mithaltern, unverzüglich die erforderli- Verjährung des Verdienstentgangsanspruchs von einer
chen Maßnahmen zur Beseitigung der am Weg vorhan- einmaligen Kapitalabfindung ausgegangen werden;
denen 20 cm tiefen Spurrillen zu treffen. Solche Maß- vielmehr ist auch in diesem Fall der Verdienstentgangs-
nahmen wurden trotz der offenkundigen Gefährlichkeit anspruch als ein Rentenanspruch zu beurteilen.
dieser vereisten Spurrillen, insb für den Fußgängerver- Nach stRsp unterliegen nach einem Feststellungs U
kehr auf dem stark frequentierten Spazierweg, bis zum verfallende Renten auch dann, wenn es die Verpflich-
Unfallszeitpunkt am 29. 12. 1984 nicht gesetzt. tung zum Ersatz solcher künftig fällig werdenden Ren-
Da einerseits die Frage der Zumutbarkeit einer ander- ten in sich begreift, der im § 1480 ABGB festgesetzten
wärtigen Vorsorge auch schon ab 14. 12. 1984 zu beja- dreijährigen Verjährung (Ehrenzweig I/12 § 131; SZ
hen ist und anderseits in der Aufrechterhaltung des 43/222 uza). Auf den vorliegenden Fall bezogen, hat
gefährlichen Zustandes durch längere Zeit eine unge- dies zur Folge, daß jene Verdienstentgangsansprüche,
wöhnliche Verletzung der gebotenen Sorgfalt liegt, als die länger zurückliegen als 3 Jahre vor der Einbringung
deren Folge der Eintritt des Schadens nicht nur als der Klage am 23. 12. 1987, verjährt sind. Dies trifft
möglich, sondern geradezu als wahrscheinlich vorherzu- demnach für das bis zum 22. 12. 1984 (nicht 1985 !)
sehen war, fällt (auch) der bekl Partei als Mithalterin geltend gemachte Verdienstentgangsbegehren des Kl zu.
grobe Fahrlässigkeit zur Last (vgl ZVR 1984/176; ZVR Die vom Kl geltend gemachte abstrakte Rente wurde
1986/11; ZVR 1988/127 uva). Die behauptete Unkennt- diesem monatlich ab 1. 10. 1984 rk zugesprochen. Nach
nis ihrer Mithaltereigenschaft kann sich nach der gege- Lehre und Rsp (Koziol- Weiser aaO 438; SZ 47 /20
benen Sach- und Rechtslage - es bestand keine Wegge- hat der Verletzte die Wahl, ob er den Schaden .... ..,.„u.„...~~
nossenschaft der Anrainer, so daß jeder Beitragszahler oder konkret berechnen will. Eine Kumulierung beider
mit Verfügungsmacht im offenkundigen Sinne der für Methoden ist ausgeschlossen. Der Bezieher einer ab-
die Haftung allein maßgeblichen Regelung des § 1319 a strakten Rente kann später nicht geltend machen, daß
ABGB Mithalter des Stützeweges war - auch nicht nunmehr die Krisensituation eingetreten sei und der
entschuldigen, so daß ihre Rev Ausführungen auch inso- tatsächliche Verdienstausfall den zugesprochenen Be-
weit verfehlt sind. trag übersteige. Ab dem 1. 10. 1984 wird der Schadener-
In der von den Vorinstanzen ausgesprochenen Haf- satzanspruch des Kl auf Grund seines Verdienstent-
tung der bekl Partei für die Unfallschäden der Kl kann gangsbegehrens nur mit der von ihm selbst angestrebten

35. Jg, H 10
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abstrakten Rente abgegolten. Die Bedachtnahme auf die entfalteten, auf die Schließung von Reiseverträgen ge1~1cl1te1ten
konkreten Verhältnisse der Verdienstentgangsberech- Tätigkeit der Bekl oder des von ihr hiefür verwendeten
nung ist daher nicht möglich. Reisebüros iS des letzten Halbsatzes des § 41 Abs IPRG
zustande gekommen. Eine „kausale Anbahnung" werde vom
Das Verdienstentgangsbegehren des Kl ist daher Gesetz nicht gefordert. Das österr Reisebüro habe sich
einerseits von der Geltendmachung bis zum 22. 12. 1984 nur mit der Verteilung von Werbematerial befaßt, sondern die
wegen Verjährung und anderseits ab 1. 10. 1984 auf Buchung entgegengenommen. Nach Ansicht des
Grund des rk Zuspruchs einer abstrakten Rente unbe- dränge das Verbraucherstatut des § 41 IPRG das Schuldstatut
rechtigt. Dies haben die Vorinstanzen im wesentlichen des § 36 IPRG zur Gänze, ohne daß ein uuns1:igJ<~e1tsV{~rg11e1c:n
richtig erkannt. Die gegenteiligen Argumente des Kl stattzufinden habe.
sind nicht stichhaltig. Bei Anwendung österr Rechts gelte aber die sec:ns1no:nat1ge
Gewährleistungsfrist, welche gern § 6 Abs 1 Z 9 KSchG
Vereinbarung nicht verkürzt werden könne. Die Klage sei
122 daher nicht präkludiert, sondern das ErstG müsse die Voraus-
setzungen des Klagsanspruches prüfen. Für bloße entgangene
§ 41 Abs 1 IPRG - Reisevertrag, Verbraucherschutz Urlaubsfreude, also einen rein ideellen Schaden, gebühre nach
österr Recht kein Ersatz, sodaß die Klage hinsichtlich des
1. Finden die Vertragsverhandlungen über eine Teilbetrages von S 30.000.- derzeit nicht schlüssig sei.
von einem deutschen Reiseveranstalter angebo- Der OGH gab den von beiden Parteien gegen die E des BerG
tene Reise in einem österr Reisebüro statt, das erhobenen Rek nicht Folge.
die Reise mit Billigung des Veranstalters vermit-
telt, so liegt ein Verbrauchervertrag iS des § 41
Abs 1 IPRG vor. Aus der Begründung:
2. Die Verweisung des§ 41 Abs 1 IPRG erstreckt
sich nicht nur auf die Verbraucherschutzbestim- Soweit im Rek der bekl Partei die inländische Ge-
richtsbarkeit in Zweifel gezogen wird, ist der Rek
mungen, sondern auf das im Verbraucherland
unzulässig. Gern § 42 Abs 3 JN können Prozeßhinder-
insgesamt geltende Recht. nisse in höherer Instanz nicht mehr wahrgenommen
OGH 28. 6. 1989, 3 Ob 544/89. werden, wenn diesem Ausspruch eine noch bindende
Entscheidung entgegensteht. Diese Rechtsfolge gilt
nicht nur dann, wenn eine entsprechende Einrede von
Sachverhalt: den UnterG ausdrücklich verworfen wurde, sondern
Der in Österreich wohnhafte Kl buchte im Jänner 1986 bei auch dann, wenn ohne Vorliegen einer Einrede zumin-
einem österr Reisebüro eine vom Bekl, einem deutschen dest das BerG das Vorliegen des Prozeßhindernisses
Reiseveranstalter, angebotene Pauschalreise für mehrere Perso- geprüft und wenn auch nur in den Entscheidungsgrün-
nen nach Lanzarote für die Zeit vom 17. 1. bis 7. 2. 1986. den verneint hat (RZ 1988/61). Dies gilt auch für die
Mit einer am 30. 6. 1986 eingebrachten Klage begehrte der Prüfung von Prozeßhindernissen in der Begründung
Kl aus dem Titel des Schadenersatzes den von ihm für die Reise eines Aufhebungsbeschlusses (SZ 54/ 190). Daraus folgt,
bezahlten Rechnungsbetrag von S 33.217.-, frustrierte weitere daß es dem OGH verwehrt ist, zur Frage der inländi-
Auslagen von S 6490.70 und an Entschädigung für entgangene
Urlaubsfreude den Betrag von S 30.000.-. Gern § 36 IPRG sei
schen Gerichtsbarkeit Stellung zu nehmen.
auf den Fall deutsches Zivilrecht und damit insb auch § 651 f Zutreffend hat das BerG angenommen, daß ein
Abs 2 BGB anzuwenden. Die Ausschlußfrist des § 651 g Abs 1 Verbrauchervertrag iS des§ 41 Abs 1 IPRG vorliegt. Der
BGB sei schon durch eine schriftliche Rüge am Urlaubsort im Gesetz verlangte Zusammenhang des Vertragsab-
gewahrt worden. schlusses mit einer im Verbraucherland (Österreich)
Die örtliche Zuständigkeit für die Bekl sei in den Gerichts- entfalteten, „auf die Schließung solcher Verträge gerich-
ständen der Streitgenossenschaft nach § 93 Abs 1 JN, im teten" Unternehmertätigkeit ist gegeben, weil die Ver-
Gerichtsstand des Vermögens nach § 99 Abs 1 und 2 JN und im
Gerichtsstand nach § 99 Abs 3 JN begründet.
tragsverhandlungen in einem österr Reisebüro stattfan-
Die Bekl brachte in ihrer Klagebeantwortung vor, daß die in
den, das mit Billigung der bekl Partei den Reisevertrag
der Klage geltend gemachten Gerichtsstände nicht vorlägen, vermittelte (dazu ausführlich Schwimann in Rummel
aber auch nicht der Gerichtsstand der Niederlassung nach § 87 ABGB Rz 2 zu§ 41 IPRG). Auch der erkennende Senat
JN, und stellte den Antrag auf Zurückweisung der Klage wegen lehnt die zu enge Auffassung ab, die in der Entschei-
örtlicher Unzuständigkeit. In der Sache selbst beantragte sie die dung JBl 1988, 375 = ZfRV 1988, 49 vertreten wurde
Abweisung des Klagebegehrens. Sie stellte außer Streit, daß auf (abl Schwimann dort und Hoyer, ZfRV 1988, 98 [103]),
die Sache deutsches Zivilrecht anzuwenden sei, wendete aber und schließt sich der in JBl 1988, 779 = EvBl 1988/148
ein, daß die Ansprüche des Kl iS des § 651 g BGB verspätet vertretenen Ansicht an.
angemeldet worden seien. Das ErstG wies das Klagebegehren
zur Gänze ab, ohne sich im Spruch oder in den Gründen mit Zu einer Rechtswahl iS des § 41 Abs 2 IPRG kam es
der Unzuständigkeitseinrede der bekl Partei zu befassen oder nicht. Eine ausdrückliche Rechtswahl fand nicht statt.
zur inländischen Gerichtsbarkeit Stellung zu nehmen. Auch für eine schlüssige Bestimmung deutschen Rechts
Das BerG hob das U gegen die Bekl mit Rk-Vorbehalt auf fehlen Anhaltspunkte.
und verwies die Sache an das ErstG zurück. Es prüfte von Amts Gern § 35 Abs l zweiter Halbsatz IPRG steht es
wegen die inländische Gerichtsbarkeit und bejahte sie. allerdings einer schlüssigen Rechtswahl wenn
In der Sache selbst gelangte das BerG zum Ergebnis, daß auf sich aus den Umständen ergibt, daß die Parteien eine
den Klagsanspruch österr Recht anzuwenden sei. Eine Rechts-
wahl hätten die Streitteile nicht behauptet. Mangels geeigneter
bestimmte Rechtsordnung als maßgebend angenommen
Anhaltspunkte sei sie auch nicht von Amts wegen festzustellen. haben. Aber auch eine solche konkludent
Die Außerstreitstellung der Parteien sei unerheblich. Es handle Geltungsannahme (Schwimann in Rummel ABGB Rz 6
sich um einen Verbrauchervertrag nach § 41 IPRG; denn der zu § 35 IPRG) liegt nicht vor, weil die in dieser . . ~„,u~•UL'""
Vertrag sei „im Zusammenhang" mit einer in Österreich vorhandenen Indizien nicht für die Annahme ausrei-

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