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Luca Jung

5. Semester
Rechtswissenschaft
Matrikelnummer: 108942

Hausarbeit für Fortgeschrittene im Zivilrecht

Prof. Dr. Brömmelmeyer


Zivilrecht für Fortgeschrittene
Sachverhalt

H ist Halterin eines nagelneuen Teslas. Ihr Cousin C, mit dem sie auch gut befreundet ist, fragt
H schon seit längerem, ob er sich den Tesla für eine Spritztour ausleihen darf, und H gibt den
Bitten des C an einem Wochenende, an dem Sie verreist ist, nach. C darf den Tesla nur am
Sonntag und auch nur tagsüber benutzen. H rechnet damit, dass am Sonntag nicht so viel
Verkehr sein wird und da die Wettervorhersage gutes Wetter und damit gute Fahrbedingungen
in Aussicht stellt, geht sie davon aus, dass schon nichts passieren wird, wenn C sich das
Fahrzeug für einige Stunden ausleiht. Schließlich ist C schon über 30 und fährt seit Jahren sein
eigenes Auto, ohne dass H diesbezüglich Probleme bekannt wären.

C kann H, die nach seiner Meinung übervorsichtig ist, nicht verstehen. Er denkt gar nicht daran,
sich an die Vorgaben der H zu halten. Sobald H am Freitagnachmittag in ihren Urlaub
aufgebrochen ist, holt C den Tesla ab und fährt damit zunächst in die Stadt, um dort zu
bummeln. Das Fahrzeug stellt er auf dem kostenpflichtigen Privatparkplatz der P ab nachdem
er ordnungsgemäß einen Parkschein gelöst hat. Bei der Einfahrt des Parkplatzes steht ein gut
lesbares Schild, auf dem u.a. folgendes steht:

„Das Parken ohne gültigen Parkschein oder auf einem reservierten Parkplatz, wird mit einer
Geldzahlung i.H.v. 25 € geahndet.“

Da der Parkplatz überfüllt ist, parkt C kurzerhand auf einem Parkplatz, der einem anderem
Fahrzeug mit Hilfe eines Kennzeichens gesondert zugewiesen ist. Als C nach drei Stunden
wiederkommt, ist unter den Scheibenwischern ein kleiner Zettel mit der Aufforderung zur
Zahlung von 25 € wegen Falschparkens angebracht. C interessiert das nicht. Er vernichtet den
Zettel umgehend und fährt nach Hause.

Am darauffolgenden Tag regnet es in Strömen. Dem furchtlosen C bringt das jedoch nicht von
einer Spazierfahrt in dem Tesla ab. Da C nichts von Geschwindigkeitsbegrenzungen hält, fährt
er immer etwas schneller als erlaubt ist. Dies tut er auch heute, obwohl die Sichtverhältnisse
miserabel sind. Als er sich einem Fußgängerübergang nähert beträgt seine Geschwindigkeit 40
km/h, obwohl nur 30 km/h erlaubt sind und wegen der Witterungsbedingungen
Schrittgeschwindigkeit angemessen wäre. Fußgänger G geht, ohne auf den Verkehr zu achten,
über den Fußgängerübergang als sich C nähert. C sieht G zu spät und muss sofort eine
Vollbremsung unternehmen, um G nicht zu erfassen. Als G erkennt, dass C auf ihn zufährt,
versucht er sich durch einen Hechtsprung auf den Bürgersteig zu retten und verletzt sich dabei.
Es entstehen Behandlungskosten i.H.v. 400 €. C möchte sofort zu G, so dass er ohne in seine

I
Spiegel zu schauen die Fahrertür öffnet, wodurch Fahrradfahrer R, der auf dem linksbündigen
Fahrradweg unterwegs ist, gegen die Tür prallt und über sein Lenkrad fliegt. R hat keinen Helm
auf und verletzt sich schwer am Kopf. Die Behandlungskosten liegen bei 10.000 €. G ist durch
den Anblick des am Boden liegenden schwerverletzten R so erschüttert, dass es dadurch zu
einer Anpassungsstörung des G kommt, die ebenfalls behandelt werden muss (Kosten: 5.000
€).

Nach den aufwühlenden Ereignissen des Vortags freut sich C auf seine Verabredung mit seiner
Freundin F und ihrer 14-jährigen Tochter T, denen er mit dem Tesla unbedingt gehörig
imponieren möchte. F und T sind ganz begeistert von dem Fahrzeug und wollen den Tesla
„ordentlich ausfahren“, weshalb sie sich für eine Autobahnspritztour entscheiden. F setzt sich
ans Steuer. C ist Beifahrer und T setzt sich nach hinten. Alle drei sind angeschnallt, worauf F
insbesondere bei T geachtet hat. Auf der Autobahn möchte F auf die linke Spur wechseln,
jedoch vergisst sie dabei, wie immer, den Blick in den Rückspiegel, wodurch sie nicht den
herannahenden Sportwagenfahrer und -halter S sieht, dessen Geschwindigkeit weit über der
Begrenzung liegt. Dadurch kann dieser, trotz Vollbremsung, nicht mehr rechtzeitig abbremsen
und fährt in den Tesla. T erleidet besonders schwere Verletzungen bei der Kollision
(Behandlungskosten: 12.000 €). Die Sachschäden am Tesla belaufen sich auf 8.000 €.

Aufgaben:

1. Welche Ansprüche hat P gegen C und/oder H?

2. Können die privaten Krankenversicherer des G und des R die gesamten Behandlungskosten
von C und/oder H erstattet verlangen, wenn sie ihren Versicherungsnehmern (G und R), den
Schaden bereits ersetzt haben, obwohl G nicht auf den Verkehr geachtet und R keinen Helm
getragen hat?

3. Welche Ansprüche hat der private Krankenversicherer der T gegen S, wenn die
Behandlungskosten T bereits ersetzt wurden?

4. Kann H von C den Schaden am Tesla erstattet verlangen?

II
Gliederung

Frage 1: 1
A. Anspruch des P gegen H auf Zahlung von 25 € aus Vertrag 1
I. Erforderlichkeit des Vertrages 1
II. Vertrag zwischen P und H 1
III. Ergebnis 2
B. Anspruch des P gegen C auf Zahlung von 25 € aus Vertrag 2
I. Vertrag zwischen P und C 2
II. Vereinbarung einer Vertragsstrafe 3
1. Einbeziehungskontrolle 3
2. Inhaltskontrolle 3
III. Vertragsstrafe 4
IV. Ergebnis (!) 5
C. Anspruch des P gegen C auf Schadenersatz aus § 823 I BGB 5
I. Anspruch entstanden 5
II. Ergebnis 6
Frage 2: 6
A. Anspruch der Krankenversicherung des G gegen H auf Schadenersatz aus §§ 7 I 6
StVG, 86 VVG
I. Anspruch des G gegen H auf Schadenersatz i.H.v. 400 € aus § 7 I StVG 6
1. Anspruchsvoraussetzungen, § 7 I StVG 6
2. Mitverschulden, §§ 9 StVG, 254 I BGB 7
3. Ergebnis 8
II. Anspruch des G gegen H auf Schadenersatz i.H.v. 5000 € aus § 7 I StVG 8
1. Anspruchsvoraussetzungen des § 7 I StVG 8
2. Ergebnis 9
III. Übergang des Ansspruchs gegen H auf die KG 9
1. Grundsatz der Kongruenz 10
2. Ergebnis 10
B. Anspruch der Krankenversicherung des G gegen C auf Schadenersatz aus §§ 18 I 10
StVG, 86 VVG
I. Anspruch des G gegen C auf Schadenersatz aus § 18 I StVG 10
1. Anspruchsvoraussetzungen, § 18 I StVG 11

III
2. Mitverschulden, §§ 9 StVG, 254 I BGB 11
3. Ergebnis 11
II. Anspruch des G gegen C auf Schadenersatz aus § 18 I StVG 11
III. Zwischenergebnis 11
IV. Übergang des Anspruchs gegen C auf die KG 11
C. Gesamtergebnis für die Ansprüche der KG gegen H und C 12
D. Anspruch der privaten Krankenversicherung des R gegen H auf Schadenersatz 12
i.H.v. 10.000 € aus §§ 7 I StVG, 86 VVG
I. Anspruch des R gegen H aus § 7 I StVG auf Schadenersatz 12
1. Anspruchsvorsaussetzungen des § 7 I StVG 12
2. Mitverschulden des R, §§ 7 StVG, 254 BGB 13
3. Ergebnis 13
II. Übergang des Anspruchs des R auf die KR 13
III. Ergebnis 14
E. Anspruch der Krankenversicherung des R gegen C auf Schadenersatz i.H.v. 14
10.000 € aus § 86 VVG
I. Anspruch des R gegen C aus § 18 I StVG 14
1. Anspruchsvoraussetzungen des § 18 I StVG 14
2. Mitverschulden des R, §§ 9 StVG, 256 BGB 15
3. Ergebnis 15
II. Anspruch des R gegen C aus § 823 I BGB 15
1. Rechtsgutverletzung 15
2. Verletzungshandlung 15
3. haftungsbegründende Kausalität 16
4. Rechtswidrigkeit 16
5. Verschulden 16
6. Schaden 17
7. haftungsausfüllende Kausalität 17
8. Zwischenergebnis 17
9. Mitschuld des R, §§ 9 StVG, 254 I BGB 17
III. Übergang des Anspruchs des R auf die KR 17
IV. Ergebnis 17
F. Gesamtergebnis der Ansprüche der KR gegen H und C 18
Frage 3: 18

IV
A. Schadenersatzanspruch der privaten Krankenversicherung der T gegen S aus §§ 7 18
I StVG, 86 VVg i.H.v. 12.000 €
I. Schadenersatzanspruch der T gegen S aus § 7 I StVG 18
1. Anspruchsvoraussetzungen des § 7 I StVG 18
2. Mitverschulden, §§ 9 StVG, 254 BGB 18
3. Kürzung des Anspruchs 19
II. Übergang des Anspruchs auf die KT, § 86 VVG 20
III. Kürzung des Anspruchs der KT gegen S 20
1. Alleinhaftung des nicht-priviligierten Schädigers 21
2. Regressbelastung des begünstigten Schuldners nach § 426 BGB 21
3. Anspruchskürzung des Gläubigers 21
4. Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten 22
IV. Ergebnis 22
Frage 4: 22
A. Anspruch des H gegen C auf Schadenersatz i.H.v. 8.000 € aus §§ 280 I, 598 23
BGB
I. Anspruchsvoraussetzungen des §§ 280 I, 598 BGB 23
1. Vertrag zwischen H und C 23
2. Pflichtverletzung 23
3. Vertreten müssen 23
4. Schaden 24
II. Mitverschulden des H, § 254 I BGB 24
B. Ergebnis 25

V
Literaturverzeichnis

Brand, Oliver Schadenersatzrecht


3. Auflage, München, 2021
zitiert als Brand, Schadenersatzrecht

Brömmelmeyer, Christoph Schuldrecht Allgemeiner Teil


2. Auflage, Baden-Baden, 2020
zitiert als Brömmelmeyer, Schuldrecht AT

Brox, Hans/ Walker, Wolf-Dietrich Allgemeines Schuldrecht


45. Auflage, München, 2021
zitiert als Brox/Walker, Allgemeines Schuldrecht

Brox, Hans/ Walker, Wolf-Dietrich Besonderes Schuldrecht


45. Auflage, München, 2021
zitiert als Brox/Walker, Besonderes Schuldrecht

Burmann, Michael/ Heß, Rainer/ Straßenverkehrsrecht Kommentar


Hühnermann, Katrin/ Jahnke, Jürgen 27. Auflage, München, 2022
zitiert als
Burmann/Heß/Hühnermann/Jahnke/Bearbeiter

Grüneberg, Christian Bürgerliches Gesetzbuch


81. Auflage, München, 2022
zitiert als Grüneberg/Bearbeiter

Grüneberg, Christian Haftungsquoten bei Verkehrsunfällen


16. Auflage, München, 2020
zitiert als Grüneberg, Haftungsquoten

VI
Hess, Claus Die Vertragsstrafe, ein unerkanntes Mittel
privater Genugtuung
Berlin, 1993
zitiert als Hess, Vertragsstrafe

Hentschel, Peter/ König, Peter/ Straßenverkehrsrecht


Dauer, Peter 46. Auflage, München, 2021
zitiert als Hentschel/König/Dauer/Bearbeiter

Küppersbusch, Gerhard/ Ersatzansprüche bei Personenschäden


Höher, Heinz Otto 12. Auflage, München, 2016
zitiert als Küppersbusch/Höher, Ersatzansprüche

Mollenhauer, Anna-Maria Das gestörte Gesamtschuldverhältnis


NJ 2011, 1 ff.
zitiert als Mollenhauer, NJ 2011, 1

Neuner, Jörg Allgemeiner Teil des Bürgerlichen Rechts


12. Auflage, München, 2020
zitiert als Neuner, BGB AT

Prölss, Jürgen/ Martin, Anton Versicherungsvertragsgesetz


31. Auflage, München, 2021
zitiert als Prölss/Martin/Bearbeiter

Prütting, Hans/ Wegen, Gerhard/ Bürgerliches Gesetzbuch Kommentar


Weinreich, Gerd 16. Auflage, Hürth, 2021
zitiert als Prütting/Wegen/Weinreich/Bearbeiter

Splitter, Bernd Christian Schadensverteilung bei Verkehrsunfällen


4. Auflage, 1998, München
zitiert als Splitter, Schadensverteilung

VII
Stadler, Astrid Allgemeiner Teil des BGB
20. Auflage, München, 2020
zitiert als Stadler, BGB AT

VIII
Gutachten

Frage 1:

A. Anspruch des P gegen H auf Zahlung von 25 € aus Vertrag

P könnte einen Anspruch gegen H auf Zahlung von 25 € haben aus


Vertrag bzw. der Nebenabsprache der Vertragsstrafe. Dafür müsste ein
solcher Anspruch zunächst entstanden sein.

I. Erforderlichkeit des Vertrages

Fraglich ist, ob ein Vertrag zwischen P und H erforderlich ist. Dafür ist
maßgeblich, ob es sich um eine unechte oder echte Vertragsstrafe
handelt. Eine echte bzw. unselbstständige Vertragsstrafe sichert die
Erfüllung einer Hauptverbindlichkeit und setzt mithin das wirksame
Entstehen einer Hauptverbindlichkeit voraus.1 Die unechte bzw.
selbstständige Vertragsstrafe sichert ein nicht geschuldetes oder nicht
erzwingbares Verhalten und setzt somit keine Hauptverbindlichkeit
voraus.2 Vorliegend soll das Parken auf einem reservierten Parkplatz
oder das Parken ohne Parkschein verhindert werden. Es soll folglich die
korrekte und nur zeitlich begrenzte Nutzung des Parkplatzes
(Hauptverbindlichkeit) gesichert werden. Mithin liegt eine echte
Vertragsstrafe vor, welche aufgrund ihrer Akzessorietät zur
Hauptverbindlichkeit einen Vertrag voraussetzt.3

II. Vertrag zwischen P und H

Ein Vertrag zwischen P und H müsste vorliegen. Ein Vertrag entsteht


durch zwei korrespondierende Willenserklärungen: Antrag und
Annahme gemäß §§ 145 ff. BGB.4

Ein Antrag des P müsste vorliegen. Ein Antrag ist eine


Willenserklärung die alle wesentlichen Vertragsbestandteile enthält
und auf Abschluss eines Vertrages gerichtet ist.5 P hat sein Angebot

1
Hess, Vertragsstrafe, S. 31
2
Hess, Vertragsstrafe, S. 31
3
Brox/Walker, Allgemeines Schuldrecht, § 11, Rn. 2
4
Stadler, BGB AT, § 19, Rn. 1
5
Neuner, BGB AT, § 37, Rn. 3 ff.
1
nicht ausdrücklich abgegeben. Allerdings wird die angebotene Leistung
durch das Bereitstellen der Parkplätze als Realofferte tatsächlich zur
Verfügung gestellt.6 Das objektive Erklärungszeichen kann nur
dahingehend verstanden werden, dass jeder der einen freien Parkplatz
findet diesen gegen Lösen eines Parkscheins nutzen kann. Das weitere
wird durch die ausgehängten Allgemeinen Geschäftsbedingungen
(AGB) konkretisiert. Mithin liegt ein Antrag des P vor.

Eine Annahme des H könnte vorliegen. Eine Annahme ist eine


Willenserklärung, das vorbehaltlose Einverständnis mit dem Antrag.7
H hat weder ausdrücklich noch konkludent eine Willenserklärung
abgegeben. Eine Stellvertretung durch C kommt mangels
Vertretungsmacht jeglicher Form nicht in Frage. Weiterhin kann der
Halter nicht für vom Fahrer bewirkte Vertragsstrafen haften.8 Mithin
hat H das Angebot nicht angenommen.

III. Ergebnis

P hat keinen Anspruch gegen H auf Zahlung von 25 € aus Vertrag.

B. Anspruch des P gegen C auf Zahlung von 25 € aus Vertrag

P könnte einen Anspruch gegen C auf Zahlung von 25 € haben aus


Vertrag bzw. der Nebenabsprache der Vertragsstrafe (vgl. § 339 I 1
BGB). Dafür müsste ein solcher Anspruch entstanden sein. Dies setzt
das Vorliegen eines wirksamen Vertrages zwischen P und C und die
wirksame Einbeziehung der Vertragsstrafe voraus.

I. Vertrag zwischen P und C

Ein Vertrag müsste vorliegen. Ein Antrag des P liegt vor.

Weiterhin müsste eine Annahme durch C vorliegen. C äußert sich nicht


ausdrücklich zum Antrag, stellt das Fahrzeug aber auf dem Parkplatz
ab. Durch Inanspruchnahme der bereitgestellten Leistung gibt C zu

6
BGH in NJW 2020, 755 und NJW 2016, 863
7
Neuner, BGB AT, § 37, Rn. 25 ff.
8
BGH NJW 2020, 755
2
erkennen, mit dem Antrag vorbehaltlos einverstanden zu sein. Mithin
liegt eine Annahme des C vor.

Angebot und Annahme liegen vor. Mithin ist ein Vertrag zwischen P
und C über die Nutzung von Parkraum zustande gekommen.

II. Vereinbarung einer Vertragsstrafe

Die Vertragsstrafe könnte durch AGB vereinbart sein. AGB i.S.d. §§


305 ff. BGB sind alle für eine Vielzahl von Verträgen vorformulierten
Vertragsbedingungen, die eine Vertragspartei (Verwender) der anderen
Vertragspartei bei Abschluss eines Vertrages stellt, § 305 I 1 BGB. Auf
einem Schild am Eingang des Parkplatzes sind von P Bedingungen
formuliert, welche für alle potenziellen Nutzer des Parkplatzes gelten.
Mithin liegen AGB vor. Die Einschränkung des § 310 BGB liegt nicht
vor. Weiterhin müssten die AGB einbezogen und wirksam sein.

1. Einbeziehungskontrolle

AGB werden nur dann Teil des Vertrages, wenn der Verwender bei
Vertragsschluss auf die AGB hinweist, dem anderen Teil eine
Möglichkeit der Kenntnisnahme verschafft und dieser damit
einverstanden ist, § 305 II BGB. P weist durch deutlich sichtbaren
Aushang am Eingang des Parkplatzes auf die AGB hin, § 305 II Nr. 1
BGB. C kann die auf dem Schild ausgeführten AGB ohne Probleme
und ohne übermäßigen zeitlichen Aufwand lesen, § 305 II Nr. 2 BGB.
Durch das Abstellen des Fahrzeuges bzw. Inanspruchnahme der
Leistung erklärt C konkludent sein Einverständnis mit den AGB.
Vertragsstrafen sind bei kostenpflichtigen, öffentlichen
Privatparkplätzen in Form von erhöhten Parkentgelten üblich, mithin
liegt keine überraschende Klausel gem. § 305c BGB vor. Eine
vorrangige Individualabrede gem. § 305b BGB liegt nicht vor. Mithin
sind die AGB in den Vertrag mit einbezogen.

2. Inhaltskontrolle

Die AGB müssten sich weiterhin einer inhaltlichen Kontrolle eröffnen.


Dafür müssten sie Regelungen enthalten, die vom dispositiven Recht

3
abweichen, also nicht nur deklaratorischer Natur sind, § 307 III 1 BGB.9
Vorliegend treffen die AGB eine Regelung der Vertragsstrafe gem. §
339 BGB welche nicht gesetzlich vorgeschrieben ist. Mithin liegen
kontrollierbare AGB vor.

Es könnte ein Verstoß gegen § 309 Nr. 7 BGB vorliegen. Dieser


verbietet Strafklauseln in Fällen der Nicht- oder Spätabnahme der
Leistung, Zahlungsverzug oder im Fall des Lösens vom Vertrag.
Vorliegend wird nicht eine solche Fallgruppe bestraft, sondern lediglich
die Nichtüberschreitung der Nutzungsrechte bei berechtigter
Inanspruchnahme der Leistung abgesichert. Mithin ist diese
Vertragsstrafe nicht unter § 309 Nr. 7 BGB zu subsumieren. Weiterhin
könnte ein Verstoß gegen § 309 Nr. 5 BGB vorliegen. Dies ist ebenfalls
zu verneinen, da nicht Schadenersatzansprüche pauschalisiert werden,
sondern lediglich die korrekte Erfüllung der Hauptverbindlichkeit
gesichert werden soll. Ein Verstoß gegen § 308 BGB kommt nicht in
Betracht. P möchte die reservierten Parkplätze ausschließlich für die
berechtigten Personen freihalten, um seiner Verpflichtung diesen
gegenüber nachzukommen und eine Dauerbelegung seiner Parkplätze
zu verhindern. Dies ist ein schützenswertes Interesse. C hingegen
möchte lediglich in Nähe der Innenstadt parken bzw. nicht weiter nach
einem Parkplatz suchen. Dieses Interesse ist nicht schützenswert.
Ausübungen des Eigentumsrechts des P (§ 903 BGB) halten sich im
gültigen Rahmen. Es liegt keine unangemessene Benachteiligung vor.
Mithin kommt ein Verstoß gegen § 307 II BGB nicht in Betracht. Die
AGB halten einer inhaltlichen Kontrolle stand, mithin sind sie wirksam.

III. Vertragsstrafe

Die Vertragsstrafe ist wirksam Bestandteil des Vertrages geworden. C


müsste gegen eine Pflicht aus der Vertragsstrafe verstoßen haben.
Gemäß den AGB hat C es zu unterlassen ohne gültigen Parkschein oder
auf einem reservierten Parkplatz zu parken. Ein Zuwiderhandeln gegen
das Unterlassen löst die Vertragsstrafe aus.10 C löst zwar einen

9
Brömmelmeyer, Schuldrecht AT, § 3, Rn. 119; Brox/Walker, § 4, Rn. 46
10
Prütting/Wegen/Weinreich/Stürner, § 399, Rn. 2
4
Parkschein, stellt das Fahrzeug aber auf einem mit einem Kennzeichen
reservierten Parkplatz ab. Dies ist ein Verstoß gegen die Pflicht aus der
Vertragsstrafe. Mithin entsteht P einen Strafanspruch gegen C auf
Zahlung von 25 € aus der Vertragsstrafe.11

III. Ergebnis

P hat einen Anspruch gegen C auf Zahlung von 25 € aus Vertrag.

C. Anspruch des P gegen C auf Schadenersatz aus § 823 I BGB

P könnte einen Anspruch auf Schadenersatz gegen C haben gem. § 823


I BGB aus unerlaubter Handlung.

I. Anspruch entstanden

Dafür müsste ein solcher Anspruch entstanden sein. Ein Rechtsgut des
P müsste verletzt sein. In Frage kommt eine Verletzung seines
Eigentumsrechts aus § 903 I 1 BGB, nach welchem der Eigentümer
jedermann von einer Einwirkung auf die Sache ausschließen kann.
Durch die Reservierung für einen anderen Nutzer und deren
Kennzeichnung durch Anbringen eines Nummernschilds hat P zum
Ausdruck gebracht niemand anderem außer diesem Nutzer eine
Inanspruchnahme zu erlauben. C setzt sich darüber hinweg und nutzt
den Parkplatz trotzdem. Mithin begeht C verbotene Eigenmacht, § 858
I BGB.12 Die daraus folgende Nutzungsbeeinträchtigung ist eine
Rechtsgutsverletzung i.S.d. § 823 I BGB. Weiterhin müsste eine
Verletzungshandlung vorliegen. Indem C das Fahrzeug auf dem
Parkplatz abstellt verletzt er das Eigentum des P. Mithin liegt eine
Verletzungshandlung vor. Denkt man sich diese Handlung weg, so
wäre das Eigentum des P nicht verletzt worden, mithin ist sie
haftungsbegründend-kausal. Das Abstellen des Fahrzeugs auf dem
reservierten Parkplatz ist rechtswidrig. C wusste, dass er dies nicht darf,
er handelte vorsätzlich mit Wissen und Wollen. Mithin hat er die
Handlung zu verschulden. Fraglich ist, ob dem P ein Schaden
entstanden ist. P ist weder ein Geschäft mit einem anderen zahlenden

11
Grüneberg/Grüneberg, § 339, Rn. 17
12
BGH in NJW 2016, 863
5
Kunden entgangen noch ist er schadenersatzpflichtig gegenüber dem
eigentlichen Nutzer des reservierten Parkplatzes geworden. Mithin liegt
kein Schaden vor. Der Anspruch ist nicht entstanden.

II. Ergebnis

P hat keinen Anspruch gegen C auf Schadenersatz gem. § 823 I BGB


aus unerlaubter Handlung.

Frage 2:

A. Anspruch der Krankenversicherung des G gegen H auf


Schadenersatz aus §§ 7 I StVG, 86 VVG

Die private Krankenversicherung des G (KG) könnte einen Anspruch


auf Schadenersatz gegen H haben aus abgeleitetem Recht gemäß §§ 7 I
StVG, 86 VVG.

Der Anspruch müsste zunächst entstanden sein. Die KG hat G bereits


die Behandlungskosten ersetzt. Gemäß § 86 VVG geht ein auf anderer
gesetzlicher Vorschrift beruhender Anspruch des
Versicherungsnehmers (G) auf Ersatz eines Schadens auf den
Versicherungsträger (KG) über. Der Anspruch der KG hängt also davon
ab, ob G ein solcher Anspruch zusteht.

I. Anspruch des G gegen H auf Schadenersatz i.H.v. 400 € aus § 7 I


StVG

G könnte einen Anspruch auf Schadenersatz i.H.v. 400 € gegen H haben


aus Halterhaftung gemäß § 7 I StVG.

1. Anspruchsvoraussetzungen, § 7 I StVG

Dafür müsste bei Betrieb eines Kraftfahrzeugs dessen Halter H ist


rechtswidrig ein Rechtsgut des G verletzt worden sein, § 7 I StVG.
Gemäß § 1 II StVG sind Kraftfahrzeuge alle Landfahrzeuge, die durch
Maschinenkraft bewegt werden, ohne an Bahngleise gebunden zu sein.
Bei Betrieb bedeutet, dass sich eine Gefahr realisiert hat, die mit dem

6
Fahrzeug als Verkehrsmittel verbunden ist.13 „Halter eines Kfz ist, wer
es für eigene Rechnung in Gebrauch hat und die für diesen Gebrauch
nötige Verfügungsgewalt besitzt.“14 Geschützte Rechtsgüter sind
gemäß § 7 I StVG Leib, Leben, Gesundheit und Sachen. Der Tesla
bewegt sich aus eigener Motorkraft unabhängig von Bahngleisen.
Mithin liegt ein Fahrzeug vor. Es wurde die Gesundheit des G verletzt.
Mithin ist ein geschütztes Rechtsgut betroffen. G wich dem auf ihn
zufahrenden Auto aus. Der Unfall ereignete sich als der Tesla als
Fahrzeug genutzt wurde. Auch eine Ausweichreaktion auf ein
Kraftfahrzeug ist dem Betrieb des Kraftfahrzeugs zuzurechnen. 15 Eine
Berührung ist nicht erforderlich,16 genügend ist die Auswirkung einer
Gefahr des Kfz.17 Mithin geschah der Unfall bei Betrieb. H zahlt für
den Tesla alle Kosten und ist dessen Eigentümer. Allerdings befindet
nicht H sondern C zur Zeit des Unfalls in Verfügungsgewalt des Tesla.
Jedoch beendet ein kurrzeitiges Überlassen durch Leihe nicht die
Haltereigenschaft des H.18 Anknüpfungspunkt der Halterhaftung ist die
Betriebsgefahr, welche auch durch Nutzung eines anderen weiterhin
dem Halter zuzurechen ist. Mithin ist H Halter. Die
Anspruchsvoraussetzungen des § 7 I StVG sind erfüllt. Der Anspruch
ist entstanden.

2. Mitverschulden, §§ 9 StVG, 254 I BGB

Der Anspruch des G könnte durch Mitverschulden reduziert sein, §§ 9


StVG, 254 I BGB. G überquerte den Fußgängerüberweg, entgegen § 25
III StVO, bei miserablen Sicherverhältnissen ohne auf den Verkehr zu
achten und musste sich deshalb mit einem Hechtsprung retten. Denkt
man sich das auf den Verkehr Achten des G hinzu, wäre er nicht in eine
Gefahrenlage geraten. Mithin ist sein Verhalten kausal. Dagegen ist C
vorzuwerfen bei schlechten Witterungsbedingungen und schlechten

13
Burmann/Heß/Hühnermann/Jahnke/Burmann, § 7 StVG, Rn. 7; HKD/König, § 7
StVG, Rn. 4 ff.
14
BGH in NJW 1983, 1492
15
BGHZ 45, 168
16
BGH in NJW 88, 2802
17
BGH NJW-RR 08, 764
18
Hentschel/König/Dauer/König, § 7 StVG, Rn. 16; BHHJ/Burmann, § 7 StVG, Rn. 5
7
Sicherverhältnissen die Geschwindigkeit um 33% überschritten zu
haben, entgegen § 3 I 2 StVO. Durch Verschulden auf beiden Seiten ist
fraglich, zu welchen Anteilen sich G Mitverschulden anzurechnen hat.
Ein einem ähnlichen Fall hat das LG Köln dem Fußgänger 5/9 der
Schuld zugewiesen, abweichend von der vorliegenden Situation
überschritt der Fahrer die Geschwindigkeit lediglich um 20%, jedoch
zur Nachtzeit.19 In einem weiteren vergleichbaren Fall berechnete das
KG Berlin die Mitschuld des Fußgängers auf 25%, hervorzuheben ist
allerdings, dass es sich hierbei um einen Lkw und eine 25m breite
Straße handelt.20 In einem anderen gleichartigen Fall wies das OLG
Oldenburg dem Fußgänger 33% der Schuld zu.21 Im Vergleich mit
anderen Fällen ähnelt der vorliegende Fall dem des OLG Oldenburg,
ebenso bildet er ein Mittelmaß zwischen den zuvor dargestellten Fällen.
Mithin ist dem G eine Mitschuld anzulasten, der Anspruch ist um diesen
Anteil zu kürzen.

3. Ergebnis

G hat einen Anspruch gegen H auf Schadenersatz in Höhe von 400 €


aus § 7 I StVG, gemindert um dessen Mitverschulden gemäß § 256
BGB.

II. Anspruch des G gegen H auf Schadenersatz i.H.v. 5000 € aus §


7 I StVG

G könnte einen Anspruch gegen H auf Schadenersatz i.H.v. 5000 €


haben aus Halterhaftung gemäß § 7 I StVG. Dafür müsste ein solcher
Anspruch entstanden sein.

1. Anspruchsvoraussetzungen des § 7 I StVG

Dafür müsste bei Betrieb eines Kraftfahrzeugs, dessen Halter H ist,


rechtswidrig ein Rechtsgut des G verletzt worden sein, § 7 I StVG.
Fraglich ist, ob der Unfall noch bei Betrieb eines Fahrzeugs geschah.
Das Merkmal „bei Betrieb“ ist weit zu fassen, sodass ausreicht, „dass

19
Splitter, Schadensverteilung, S. 71; LG Köln, DAR 96, 26
20
Grüneberg, Haftungsquoten, Rn. 443; KG v. 20.05.1976 – 12 U 325/75
21
Grüneberg, Haftungsquoten, Rn. 429; OLG Oldenburg, DAR, 1963, 381
8
der Unfall in einem nahen örtlichen und zeitlichen Zusammenhang mit
einem bestimmten Betriebsvorgang oder einer bestimmten
Betriebseinrichtung des Kraftfahrzeugs steht.“22 C öffnet die Fahrertür
und führt damit eine Kollision mit dem Radfahrer R herbei. Dieser
Anblick führt zu einer Anpassungsstörung des G. Fraglich ist, ob dieser
Schaden noch durch den Betrieb des Fahrzeugs adäquant verursacht
worden ist.23 Es muss gerade dem Schutzzweck der Norm, dem
Ausgleich für Schäden, die aus den durch den Betrieb des Kfz
entstehenden Gefahren, erwachsen.24 Dies ist abzugrenzen vom
allgemeinen Lebensrisiko, einem zufälligen, äußerem Zusammenhang,
mit der vom Schädiger geschaffenen Lage.25 Vorliegend ist in zwei
Unfälle zu unterscheiden: dem Hechtsprung des G in Folge der
bevorstehenden Kollision und dem unachtsamen Öffnen der Tür und
dem folgenden Sturz des R. G ist an letzterem Unfall nicht beteiligt und
steht in keinem Zusammenhang. Eine solche Situation ist nicht
unüblich und hätte dem G auch zu jedem anderen Zeitpunkt begegnen
können. Eine solche Ausdehnung des § 7 I StVG würde zu einem
ausartenden Haftungsrahmen des H führen. Für einen psychischen
Schaden nach Miterleben eines Verkehrsunfalls kann der Schädiger
nicht haftbar gemacht werden.26 Es hat sich vielmehr ein „gegenüber
der Betriebsgefahr eigenständiger Gefahrenkreis verwirklicht.“27
Mithin liegt der Unfall außerhalb des Schutzzwecks der Norm. Der
Anspruch ist nicht entstanden.

2. Ergebnis

G hat keinen Anspruch auf Schadenersatz gegen H aus § 7 I StVG.

III. Übergang des Anspruchs gegen H auf die KG

22
BGH in NZV 2014, 207; ebenso: BHHJ/Burmann, § 7 StVG, Rn. 12; HKD/König, § 7
StVG, Rn. 10
23
Burmann/Heß/Hühnermann/Jahnke/Burmann, § 7 StVG, Rn. 12
24
Burmann/Heß/Hühnermann/Jahnke/Burmann, § 7 StVG, Rn. 12; HKD/König, § 7
StVG, Rn. 1
25
Küppersbusch/Hoher, Ersatzansprüche, S. 2, Rn. 9
26
BGH NJW 2007, 2764
27
Burmann/Heß/Hühnermann/Jahnke/Burmann, § 7 StVG, Rn. 13
9
Der Anspruch des G gegen H aus § 7 I StVG könnte gem. § 86 VVG
kraft cessio legis auf die KG übergegangen sein. Dafür müsste der
Anspruch kongruent mit den Leistungen der GK sein.28

1. Grundsatz der Kongruenz

Der Anspruch ist kongruent, wenn der Schaden in den Schutzbereich


der betreffenden Versicherung fällt.29 Der Schadensersatzanspruch soll
die Heilbehandlungskosten des G decken, welche aufgrund der
Betriebsgefahr des Fahrzeugs des H entstanden ist. Die Leistungen der
KG dienen dem Ersatz der entstandenen Kosten für die
Heilbehandlung. Die Heilbehandlungskosten fallen in den
Schutzbereich einer Krankenversicherung. Mithin ist der Grundsatz der
Kongruenz eingehalten.

2. Ergebnis

Da der Anspruch durch Mitverschulden begrenzt ist, geht er nur nach


den Anteilen die H zu verschulden hat, auf die KG über, soweit sie
diesen ersetzt hat. Der Anspruch des G gegen H auf Schadenersatz
i.H.v. 400 € aus § 7 I StVG ist kraft cessio legis auf die KG
übergegangen, gemindert um das Mitverschulden des G nach § 254
BGB.

B. Anspruch der Krankenversicherung des G gegen C auf


Schadenersatz aus §§ 18 I StVG, 86 VVG

Die private Krankenversicherung des G könnte einen Anspruch auf


Schadenersatz gegen C haben aus abgeleitetem Recht gemäß §§ 18 I
StVG, 86 VVG. Dafür müsste G einen Anspruch gegen C auf
Schadenersatz haben, § 86 VVG.

I. Anspruch des G gegen C auf Schadenersatz aus § 18 I StVG

G könnte einen Anspruch gegen C auf Schadenersatz i.H.v. 400 € aus


§ 18 I StVG haben. Dafür müsste ein solcher Anspruch entstanden sein.

28
Prölss/Martin/Armbrüster, § 86 VVG, Rn. 13
29
Prölss/Martin/Armbrüster, § 86 VVG, Rn. 13
10
1. Anspruchsvoraussetzungen, § 18 I StVG

Dafür müsste C Fahrer einen Kraftfahrzeugs gewesen sein bei dessen


Betrieb ein nach § 7 I StVG geschütztes Rechtsgut verletzt wurde.
Fahrer ist wer zum Zeitpunkt des Unfalls das Kfz lenkt und die
tatsächliche Gewalt darüber hat.30 C lenkte das Fahrzeug und hatte die
Kontrolle darüber. Mithin ist er Fahrer. Der Unfall ereignete sich bei
Betrieb eines Kfz und verletzte ein nach § 7 I StVG geschütztes
Rechtsgut. Mithin ist der Anspruch entstanden.

2. Mitverschulden, §§ 9 StVG, 254 I BGB

G trifft ein Mitverschulden, der Anspruch ist um diesen Anteil zu


kürzen.

3. Ergebnis

G hat einen Anspruch gegen C auf Schadenersatz in Höhe von 400 €


aus § 18 I StVG, gekürzt um den Anteil seines Mitverschuldens.

II. Anspruch des G gegen C auf Schadenersatz aus § 18 I StVG

G könnte einen Anspruch gegen C auf Schadenersatz i.H.v. 5000 €


haben aus § 7 I StVG. Dafür müsste ein solcher Anspruch entstanden
sein. Auch hier scheitert der Anspruch wie oben dargestellt daran, dass
die psychischen Folgen des G außerhalb des Schutzzwecks der Norm
liegen. Mithin hat G keinen Anspruch auf Schadenersatz gegen C aus
§ 18 I StVG.

III. Zwischenergebnis

G hat einen Anspruch gegen C i.H.v. 268 € aus § 18 I StVG.

IV. Übergang des Anspruchs gegen C auf die KG

Der Anspruch des G gegen C aus § 18 I StVG könnte gem. § 86 VVG


kraft cessio legis auf die KG übergegangen sein. Dafür müsste der
Anspruch kongruent mit den Leistungen der GK sein.31 Der
Schadenersatzanspruch gegen C soll Heilbehandlungskosten decken,

30
Burmann/Heß/Hühnermann/Jahnke/Heß, § 18 StVG, Rn. 3
31
Prölss/Martin/Armbrüster, § 86 VVG, Rn. 13
11
die aufgrund eines Verhaltens des C entstanden sind, welches in einer
gesundheitlichen Schädigung des G resultierte. Der Schaden liegt
innerhalb des Schutzbereiches einer Krankenversicherung. Mithin
besteht Kongruenz. Da der Anspruch durch Mitverschulden begrenzt
ist, geht er nur nach den Anteilen die C zu verschulden hat auf KG über.
Der Anspruch des G gegen C auf Schadenersatz aus § 18 I StVG ist
kraft cessio legis auf die KG übergegangen.

C. Gesamtergebnis für die Ansprüche der KG gegen H und C

Der Halter haftet neben dem Fahrer, § 7 III StVG. Mithin haften H und
C der KG als Gesamtschuldner. Mithin hat die KG einen Anspruch
gegen H und C als Gesamtschuldner aus abgeleitetem Recht gemäß §§
7 I StVG, 86 VVG bzw. §§ 18 I StVG, 86 VVG i.H.v. 400 €, gemindert
um das Mitverschulden des G gemäß § 256 BGB.

D. Anspruch der privaten Krankenversicherung des R gegen H auf


Schadenersatz i.H.v. 10.000 € aus §§ 7 I StVG, 86 VVG

Die private Krankenversicherung des R (KR) könnte einen Anspruch


aus abgeleitetem Recht auf Schadenersatz i.H.v. 10.000 € haben gemäß
§§ 7 I StVG, 86 VVG aus Halterhaftung. Dafür müsste R einen solchen
Anspruch haben, damit dieser kraft cessio legis auf die KR übergehen
kann.

I. Anspruch des R gegen H aus § 7 I StVG auf Schadenersatz

Fraglich ist, ob R einen Anspruch auf Schadenersatz i.H.v. 10.000 €


gegen H hat aus § 7 I StVG. Der Anspruch müsste entstanden sein.

1. Anspruchsvoraussetzungen des § 7 I StVG

H müsste Halter eines Kraftfahrzeugs sein, bei dessen Betrieb ein nach
§ 7 I StVG geschütztes Rechtsgut beschädigt wurde. Fraglich ist, ob die
Rechtsgutverletzung noch bei Betrieb des Fahrzeugs entstand. R fährt
auf einem Fahrradweg, als C die Fahrerür öffnet, was zu einer Kollision
mit R führt. R wird dabei an der Gesundheit verletzt. Zum Zeitpunkt
der Rechtsgutsverletzung stand das Fahrzeug und die Öffnung der
Fahrertür führte zu der Verletzung. Jedoch unterbricht ein kurzzeitiges
12
Anhalten nicht den Betrieb des Fahrzeugs.32 C hat das Fahrzeug nur
kurz angehalten. Nach verkehrstechnischer Auffassung ist ein Kfz
solange in Betrieb wie es sich im Verkehr befindet.33 Die Gegenprobe
zeigt, dass ein Fahrzeug erst außer Betrieb ist, wenn es außerhalb des
öffentlichen Verkehrs abgestellt wird.34 Vorliegend ist das Fahrzeug
nicht außerhalb öffentlichen Verkehrs. Der Schaden muss durch die
dem Kfzbetrieb typisch innewohnende Gefährlichkeit adäquat
verursacht worden sein.35 Das Ein- und Aussteigen aus dem Fahrzeug
geschieht oft in verkehrstechnisch gefährlichen Situationen, etwa auf
Seiten des Bürgersteigs oder der Straße, wobei dadurch Gefahren für
andere Verkehrsteilnehmer entstehen können. Folglich verwirklichen
sich dem Kfzbetrieb innewohenende Gefahren. Mithin geschah der
Unfall bei Betrieb. H ist ferner Halter des Kraftfahrzeugs, welches ein
geschütztes Rechtsgut verletzte. Mithin sind die Voraussetzungen
erfüllt, der Anspruch ist entstanden.

2. Mitverschulden des R, §§ 9 StVG, 254 BGB

Fraglich ist, ob der Anspruch des R aufgrund von eigenem Verschulden


an dem Unfall gekürzt werden muss. R ist auf einem linksbündigen
Fahrradweg unterwegs und trägt keinen Helm. Hätte R einen Helm
getragen, hätte dies seine Verletzungen erheblich vermindert.
Allerdings existiert keine gesetzliche Pflicht zum Tragen eines Helmes
für Radfahrer. Das Nichttragen eines Schutzhelmes kann dem R somit
nicht als Mitverschulden angerechnet werden.36 Mithin hat R kein
Mitverschulden am Unfall, der Anspruch ist nicht zu kürzen.

3. Ergebnis

R hat einen Anspruch auf Schadenersatz gegen H i.H.v. 10.000 € aus §


7 I StVG.

II. Übergang des Anspruchs des R auf die KR

32
Burmann/Heß/Hühnermann/Jahnke/Burmann, § 7 StVG, Rn. 10; BGH NZV 95, 19
33
Burmann/Heß/Hühnermann/Jahnke/Burmann, § 7 StVG, Rn. 7
34
Hentschel/König/Dauer/König, § 7 StVG, Rn. 5
35
Hentschel/König/Dauer/König, § 7 I StVG, Rn. 4
36
Küppersbusch/Höher, Ersatzansprüche, Rn. 502; OLG Nürnberg NZV 1991, 230
13
Der Anspruch des R gegen H aus § 7 I StVG könnte gem. 86 VVG kraft
cessio legis auf die KG übergegangen sein. Dafür müsste der Anspruch
kongruent mit den Leistungen der KR sein.37 Die Leistungen beziehen
sich hier auf die Heilbehandlungskosten der Kopfverletzung welche
durch die Betriebsgefahr des Fahrzeugs des H entstanden sind. Der
Ersatz von Heilbehandlungskosten liegt im Schutzbereich einer
Krankenversicherung. Mithin sind sie kongruent. Der Anspruch ist
kongruent. Mithin ist der Anspruch kraft cessio legis auf KR
übergegangen.

III. Ergebnis

Die KR hat einen Anspruch auf Schadenersatz i.H.v. 10.000 € gegen H


aus abgeleitetem Recht gemäß §§ 7 I StVG, 86 VVG.

E. Anspruch der Krankenversicherung des R gegen C auf


Schadenersatz i.H.v. 10.000 € aus § 86 VVG

Die KR könnte einen Anspruch gegen C auf Schadenersatz i.H.v.


10.000 € aus abgeleitetem Recht gemäß § 86 VVG haben. Dafür müsste
R einen solchen Anspruch haben, damit dieser kraft cessio legis auf KR
übergehen kann.

I. Anspruch des R gegen C aus § 18 I StVG

Der Anspruch müsste enstanden sein.

1. Anspruchsvoraussetzungen des § 18 I StVG

Dafür müsste C Führer einen Kraftfahrzeugs gewesen sein bei dessen


Betrieb ein nach § 7 I StVG geschütztes Rechtsgut verletzt wurde.
Fraglich ist, ob C noch Führer ist. Das Kfz wurde abgestellt und ist nicht
in Bewegung. Allerdings gehört das Abstellen und Ein- und Aussteigen
notwendigerweise zum Fahrprozess dazu, ebenfalls wie die Gefahren
die von einem geparkten Fahrzeug ausgehen. Der Führer bleibt solange
Führer, bis ein anderer die Kontrolle über das Fahrzeug übernimmt.38
Noch hat kein anderer die Kontrolle übernommen. Mithin ist C

37
Prölss/Martin/Armbrüster, § 86 VVG, Rn. 13
38
Hentschel/König/Dauer/König, § 18 StVG, Rn. 2; Ha VersR 75, 751
14
Fahrzeugführer. Der Unfall ist durch ein Kraftfahrzeug verursacht
worden und verletzte ein nach § 7 I StVG geschütztes Rechtsgut. Die
Voraussetzungen sind erfüllt, der Anspruch ist entstanden.

2. Mitverschulden des R, §§ 9 StVG, 256 BGB

Dem R ist durch das Nichttragen des Helmes kein Mitverschulden


anzurechnen.

3. Ergebnis

R hat einen Anspruch auf Schadenersatz gegen C i.H.v. 10.000 € aus §


18 I StVG.

II. Anspruch des R gegen C aus § 823 I BGB

R könnte einen Anspruch auf Schadenersatz i.H.v. 10.000 € gegen C


haben aus § 823 I BGB. Der Anspruch könnte entstanden sein. Dafür
müsste der Schädiger schuldhaft, vorsätzlich oder fahrlässig ein nach §
823 I BGB geschütztes Rechtgut des Geschädigten widerrechtlich
verletzt haben.

1. Rechtsgutverletzung

C könnte den R am Körper verletzt haben. Eine Verletzung des Körpers


ist unbefugtes Beeinträchtigen der körperlichen Befindlichkeit.39 R
verletzt sich schwer am Kopf. Eine Kopfverletzung ist eine körperliche
Beeinträchtigung. Mithin wurde R durch C am Körper verletzt.

2. Verletzungshandlung

Eine Verletzunghandlung müsste vorliegen. Eine Verletzungshandlung


kann als Tun oder Unterlassen vorliegen.40 C hat ohne den Verkehr zu
sichern, die Autotür geöffnet, mit welcher R dann kollidierte. Es liegt
ein Tun und ein Unterlassen vor. Allerdings ist dem C eher das
Nichtabsichern vorzuwerfen, als das Öffnen der Tür, da ersteres genau
zum Absichern des aktiven Tuns dient. Ein Unterlassen liegt vor.
Weiterhin müsste der Schädiger gegenüber dem Geschädigten eine

39
Prütting/Wegen/Weinreich/Schaub, § 823, Rn. 24; Grüneberg/Sprau, § 823, Rn. 4
40
Brox/Walker, Besonderes Schuldrecht, § 44, Rn. 3
15
Rechtspflicht zum Handeln haben.41 Gemäß § 14 I StVO trifft ein- und
aussteigende Personen eine Sorgfaltspflicht gegenüber anderen
Verkehrsteilnehmern. § 14 II StVO legt diese Pflicht insbesondere dem
Fahrzeugführer auf, um Unfälle zu vermeiden. C hat es als
Fahrzeugführer unterlassen, andere Verkehrsteilnehmer abzusichern,
indem er in den Rückspiegel schaut, um sicherzustellen, dass niemand
in die sich öffnende Fahrertür hineinfährt. Mithin hat C pflichtwidrig
unterlassen.

3. haftungsbegründende Kausalität

Das Unterlassen müsste kausal für die Rechtsgutverletzung sein. Nach


der modifizierten conditio-sine-qua-non-Formel ist ein Unterlassen
kausal, wenn die gebotene Handlung nicht hinzugedacht werden kann,
ohne dass der Erfolg mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
entfällt.42 Denkt man sich hinzu, dass C in den Seitenspiegel schaut,
bevor er die Tür öffnet, wäre ihm R aufgefallen und er hätte die Tür
nicht geöffnet. R wäre nicht gegen die Tür gefahren. Mithin wäre der
Erfolg entfallen, hätte C seine Handlungspflicht erfüllt, sein
Unterlassen ist kausal.

4. Rechtswidrigkeit

Das Unterlassen müsste rechtswidrig sein. Grundsätzlich indiziert die


Tatbestandsmäßigkeit die Rechtswidrigkeit.43 Für C kommen keine
Rechtfertigunggsründe in Betracht. Mithin ist sein Unterlassen
rechtswidrig.

5. Verschulden

C müsste das Unterlassen zu verschulden haben. Zu Verschulden hat


der Schädiger Vorsatz und Fahrlässigkeit gemäß § 823 I BGB. Vorsatz
ist Handeln mit Wissen und Wollen.44 Fahrlässig handelt, wer die im
Verkehr erforderliche Sorgfalt missachtet, § 276 II BGB. In Frage

41
Grüneberg/Sprau, § 823, Rn. 2
42
Brox/Walker, Besonderes Schuldrecht, § 45, Rn. 28
43
Brox/Walker, Besonderes Schuldrecht, § 45, Rn. 47
44
Grüneberg/Grüneberg, § 276, Rn. 10
16
kommt fahrlässiges Unterlassen. Entscheidend ist ein objektiver
Sorgfaltsmaßstab.45 Nach diesem hätte C sich durch einen Blick in den
Seitenspiegel vergewissern müssen, dass er niemanden mit der Öffnung
der Tür gefährdet bzw. schädigt. Dies missachtete C. Mithin hat er
schuldhaft unterlassen.

6. Schaden

Ein Schaden müsste entstanden sein. Ein Schaden ist eine unfreiwillige
Vermögenseinbuße.46 R entstehen Heilbehandlungskosten i.H.v.
10.000 €. Dies ist eine Einbuße seines Vermögens. Mithin liegt ein
Schaden vor.

7. haftungsausfüllende Kausalität

Der die Rechtsgutsverletzung müsste kausal für den Schaden sein.


Gerade durch die Verletzung an seinem Körper entstehen R Kosten für
den ärztlichen Heileingriff i.H.v. 10.000 €. Mithin ist die
Rechtsgutverletzung kausal für den Schaden.

8. Zwischenergebnis

Die Voraussetzungen sind erfüllt. Der Anspruch ist entstanden.

9. Mitschuld des R §§ 9 StVG, 254 I BGB

R ist durch das Nichttragen des Helmes keine Mitschuld anzurechnen.

III. Übergang des Anspruchs des R auf die KR

Der Anspruch müsste kongruent mit den Leistungen der KR sein.


Heilbehandlungskosten fallen in den Schutzbereich einer
Krankenversicherung. Der Anspruch ist folglich kongruent. Mithin
geht er gemäß § 86 VVG kraft cessio legis auf die KG über.

IV. Ergebnis

Die KR hat einen Anspruch gegen C auf Schadenersatz i.H.v. 10.000 €


aus §§ 18 I StVG, 86 VVG bzw. §§ 823 I BGB, 86 VVG.

45
Grüneberg/Sprau, § 823, Rn. 42
46
Brox/Walker, Besonderes Schuldrecht, § 45, Rn. 12
17
F. Gesamtergebnis der Ansprüche der KR gegen H und C

H und C haften der KR als Gesamtschuldner, § 7 III StVG Mithin hat


die KR einen Schadenersatzanspruch i.H.v. 10.000 € gegen H und C als
Gesamtschuldner gemäß §§ 7 I StVG, 86 VVG bzw. §§ 18 I StVG, 86
VVG; §§ 823 I BGB, 86 VVG.

Frage 3:

A. Schadenersatzanspruch der privaten Krankenversicherung der


T gegen S aus §§ 7 I StVG, 86 VVG i.H.v. 12.000 €

Die private Krankenversicherung der T (KT) könnte einen


Schadenersatzanspruch gegen S aus abgeleitetem Recht gemäß §§ 7 I
StVG, 86 VVG i.H.v. 12.000 € haben. Dafür müsste der T ein solcher
Anspruch zustehen.

I. Schadenersatzanspruch der T gegen S aus § 7 I StVG

T könnte einen Anspruch gegen S auf Schadenersatz i.H.v. 12.000 €


haben aus Halterhaftung gemäß § 7 I StVG.

1. Anspruchsvoraussetzungen des § 7 I StVG

Dafür müsste der Unfall bei Betrieb eines von Schädiger gehaltenen
Kraftfahrzeugs geschehen sein, § 7 I StVG. T erleidet besonders
schwere Verletzungen, darin liegt eine Rechtsgutverletzung i.S.d. § 7 I
StVG. Der Sportwagen des S ist ein Kraftfahrzeug i.S.d. § 1 II StVG.
Der Unfall geschah während der Fahrt. Mithin geschah er bei Betrieb.
S ist Halter des Kraftfahrzeugs. Eine Ausnahme liegt nicht vor. Die
Vorausetzungen sind erfüllt. Mithin ist der Anspruch entstanden.

2. Mitverschulden, §§ 9 StVG, 254 BGB

Fraglich ist, ob T sich ein Mitverschulden der F anrechnen lassen muss,


da diese vor dem Spurwechsel nicht in den Rückspiegel geschaut hat.
Damit verstieß F gegen § 5 IV StVO nach welchem man vor dem
Ausscheren eine Gefährdung des rückläufigen Verkehrs auszuschließen
hat, was etwa durch einen Blick in den Rückspiegel geschehen kann.
Dafür müsste das Mitverschulden der F der T zurechenbar sein. Gemäß

18
§§ 254 II 2, 278 BGB hat der Schuldner Verschulden eines gesetzlichen
Vertreters wie eigenes Verschulden zu vertreten und sich dieses
anrechnen zu lassen. Die Stellung des Verweises in § 254 II 2 BGB ist
als Redaktionsfehler anzusehen und nach ständiger Rechtsprechung
auch auf § 254 I BGB anwendbar.47 § 254 II BGB ist ein
Rechtsfolgenverweis auf § 278 BGB welcher von Schuldner spricht.48
Folglich ist eine rechtliche Sonderverbindung zwischen S und T
Voraussetzung. 49 Dies ist vorliegend nicht der Fall. Mithin braucht sich
T das Verschulden der F nicht anrechnen zu lassen.

3. Kürzung des Anspruchs

Der Anspruch der T könnte nach den Grundsätzen der gestörten


Gesamtschuld zu kürzen sein. F als Mutter der T trägt ein
Mitverschulden am Unfall durch das Verletzen einer Verkehrspflicht.
Gemäß § 840 I BGB haften mehrere für einen Schaden Verantwortliche
als Gesamtschuldner gemäß den §§ 421 ff. BGB. Die Gesamtschulder
haften gegenüber dem Gläubiger im vollen Umfang, der Geschädigte
kann also von jedem Schuldner den ganzen oder nur Teile des
Schadenersatzes verlangen. Die Schuldner untereinander haften nur
nach ihren Verschuldensanteilen und finden einen Ausgleich (vgl. §
840 i.V.m. § 426 I 1 i.V.m. § 254 BGB). Unabhängig von der
Haftungsquoten von F und S kann T also von S vollen Schadenersatz
verlangen. Von diesem Grundkonstrukt abweichend hat die
Rechtsprechung Ausnahmen gefunden, nach welchen der Gläubiger
nicht vollen Schadenersatz von einem Schuldner verlangen kann, wenn
einer der Schuldner gegenüber durch Vertrag oder Gesetz
haftungsprivilegiert ist.50 Vorliegend könnte F als Elternteil gegenüber
T haftungsprivilegiert sein und nur nach § 277 BGB haften, § 1664 I
BGB. F vergisst wie immer den Blick in den Rückspiegel. Mithin
handelt es sich um eigenübliche Sorgfalt. Verkehrspflichten erfordern

47
Brand, Schadenersatzrecht, § 9, Rn. 33; Grünberg/Grünberg, § 254, Rn. 48
ebenso BGHZ 1, 248; BGHZ 103, 338; RGZ 62, 107
48
Brand, Schadenersatzrecht, § 9, Rn. 34; BGHZ 24, 325; BGHZ 103, 338
49
Brand, Schadenersatzrecht, § 9, Rn. 34; BGHZ 24, 325; BGHZ 103, 338
50
Mollenhauer, NJ 2011, 1
19
allerdings einen objektiven Haftungsmaßstab, das Argument
Verkehrspflichten immer in diesem Rahmen zu verletzen widerspräche
der Schutzfunktion des Haftungsrechts, insbesondere vor dem
Hintergrund der Gefährlichkeit des Straßenverkehrs. 51 Die Eltern
können im Straßenverkehr mithin nicht haftungspriviligiert sein.52
Mithin ist F nicht haftungsprivilegiert. Eine gestörte Gesamtschuld liegt
nicht vor. Der Anspruch der T wird nicht gekürzt.

II. Übergang des Anspruchs auf die KT, § 86 VVG

Der Anspruch müsste kraft cessio legis auf die KT übergehen, § 86


VVG. Dafür müsste er kongruent mit den Leistungen der KT sein. Die
Leistungen der KT ersetzen Heilbehandlungskosten.
Heilbehandlungskosten liegen im Schutzbereich einer
Krankenversicherung. Folglich ist der Anspruch kongruent. Mithin
geht er auf die KT über.

III. Kürzung des Anspruchs der KT gegen S

Der Anspruch der KT könnte nach den Grundsätzen der gestörten


Gesamtschuld zu kürzen sein. Neben S trägt auch F Schuld am Schaden
der KT, da diese Verkehrspflichten missachtet hat, welche zu
Heilbehandlungskosten der Versicherungsnehmerin der KT (T) führen.
Mithin haften S und F als Gesamtschuldner gegenüber KT, § 840 I
BGB.53 F ist gegenüber KT haftungsprivilegiert, da sie mit ihrer 14
jährigen Tochter T in häuslicher Gemeinschaft lebt, § 86 III Hs. 1 VVG,
der Anspruch gegen eine Person mit welcher der Versicherungsnehmer
in häuslicher Gemeinschaft geht kann nicht übergehen. Dies gilt nicht,
wenn F den Schaden vorsätzlich herbeigeführt hat. F vergaß „wie
immer“ den Blick in den Seitenspiegel, mit Wissen und Wollen handelt
sie dabei nicht. Vielmehr handelt es sich um grobe Fahrlässigkeit. Die
Ausnahme greift mithin nicht.

51
Mollenhauer, NJ 2011, 1
52
Grüneberg/Götz, § 1664, Rn. 4
53
Grüneberg/Sprau, § 840, Rn. 1
20
Die KT kann ihren Anspruch nicht gegen F geltend machen, weshalb
sie sich nur an S wenden kann. Würden S und F als Gesamtschuldner
haften, würden sich ihre Verschuldensanteile über § 426 BGB
ausgleichen. F haftet aber garnicht, weshalb trotz Verschulden der F, S
den ganzen Schaden ersetzen müsste. Da dies zu unbilligen Ergebnissen
führen würde, gibt es im drei Möglichkeiten die sogenannte gestörte
Gesamtschuld aufzulösen.

1. Alleinhaftung des nicht-priviligierten Schädigers

Nach einer Lösung ist die gestörte Gesamtschuld zulasten des nicht-
priviligierten Schädigers zu lösen. Dieser würde ohne
Regressmöglichkeit gegenüber dem priviligierten Schädiger dem
Geschädigten in voller Höhe haften.54 KT hätte also einen Anspruch
gegen S auf Schadenersatz i.H.v. 12.000 €.

2. Regressbelastung des begünstigten Schuldners nach § 426 BGB

Die zweite Möglichkeit ist die Regressbelastung des begünstigten


Schuldners nach § 426 BGB. Der nicht-priviligierte Schädiger müsste
dem Geschädigten den ganzen Schaden ersetzen, erhält aber gleichwohl
einen Ausgleichsanspruch in der Höhe des Verschuldens des
priviligierten Schädigers gegen diesen, ohne dass der priviligierte
Schädiger Regress beim Geschädigten nehmen kann.55 Die KT hätte
hier einen Anspruch gegen S auf Schadenersatz i.H.v. 12.000 €.

3. Anspruchskürzung des Gläubigers

Als dritte Möglichkeit lässt sich die gestörte Gesamtschuld zulasten des
Gläubigers lösen. Der Anspruch des Geschädigten wird hierbei um den
Mitverschuldensanteil des Haftungspriviligierten gekürzt.56 Die KT
hätte hier einen Anspruch gegen S i.H.v. 12.000 € gekürzt um das
Mitverschulden der F.

54
Brömmelmeyer, Schuldrecht Allgemeiner Teil, § 16, Rn. 40; Brox/Walker,
Allgemeines Schuldrecht, § 37, Rn. 21
55
Brömmelmeyer, Schuldrecht Allgemeiner Teil, § 16, Rn. 40; Brox/Walker,
Allgemeines Schuldrecht, § 37, Rn. 22
56
Brömmelmeyer, Schuldrecht Allgemeiner Teil, § 16, Rn. 40; Brox/Walker,
Allgemeines Schuldrecht, § 37, Rn. 23
21
4. Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten

Die drei Möglichkeiten kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen,


mithin ist ein Streitentscheid erforderlich. Die erste Ansicht führt zu
unbilligen Ergebnissen und missachtet den Grundsatz, dass jeder nur
für sein Verschulden zu haften hat aus § 254 BGB. Mithin ist sie
abzulehnen. Die zweite Ansicht würde zwar den nicht priviligierten
Schuldner entlasten, führt aber allerdings zu unbilligen Ergebnissen
gegenüber dem Haftungspriviligierten. Dieser muss nun trotz
Haftungsausschluss aus § 86 III VVG einen Teil des Schadens zahlen.
F wäre schlechter gestellt als wenn sie den Schaden alleine verursacht
hätte. Dies widerspräche gerade dem Normzweck des § 86 VVG, nach
welchem der Gemeinschaftsfrieden vor internem Streit geschützt
werden soll.57 Weiterhin bilden F und T eine wirtschaftliche Einheit,
weshalb eine Anwendung der zweiten Möglichkeit zumindest mittelbar
zu einer Kürzung des Anspruchs der T führen würde.58 Es wäre eine
unnötige Verlängerung der Anspruchskürzung. Vorzugswürdig ist
mithin die dritte Möglichkeit. Da F gegenüber KT haftungspriviligiert
ist sollte diese zulasten der KT gehen. Insbesondere vor dem
Hintergrund, dass die Haftungsprivilegierung kraft Gesetzes ist, sollte
diese zulasten der KT gehen, da das Gesetz die Lasten nicht auf einen
Dritten verlagern will.59 Mithin hat die KT einen Anspruch gegen S
i.H.v. 12.000 € der um das Mitverschulden der F zu kürzen ist.

IV. Ergebnis

Die KT hat einen Anspruch gegen S i.H.v. 12.000 €, gekürzt um die


Mitverschuldensanteile der F, aus §§ 7 I StVG, 86 I VVG.

Frage 4:

A. Anspruch des H gegen C auf Schadenersatz i.H.v. 8.000 € aus §§


280 I, 598 BGB

57
Prössl/Martin/Armbrüster, § 86 VVG Rn, 85
58
Prössl/Martin/Armbrüster, § 86 VVG Rn, 85
59
Brömmelmeyer, Allgemeines Schuldrecht, § 16, Rn. 46
22
H könnte einen Anspruch gegen C auf Schadenersatz i.H.v. 8.000 €
haben gemäß §§ 280 I, 598 BGB.

I. Anspruchsvoraussetzungen des §§ 280 I, 598 BGB

Dafür müsste ein solcher Anspruch entstanden sein. Dies setzt einen
Vertrag, eine Pflichtverletzung, Verschulden und einen Schaden
voraus.

1. Vertrag zwischen H und C

Ein Vertrag müsste vorliegen. H und C einigen sich darauf, dass C den
Tesla am Sonntag tagsüber unentgeltlich nutzen darf. Mithin liegt ein
Leihvertrag gemäß §§ 598 ff. BGB vor.

2. Pflichtverletzung

Weiterhin müsste eine Pflichtverletzung vorliegen. Gemäß § 603 S. 2


BGB ist der Entleiher nicht berechtigt den Gebrauch der Sache ohne
Erlaubnis des Verleihers einem anderen zu überlassen. C ist Entleiher
des Tesla und hat seine Freundin F den Tesla fahren lassen. Eine
Erlaubnis des H liegt nicht vor. Im Gegenteil, es kam ihm gerade auf
die Person des C an, da dieser seit Jahren ohne Probleme Auto fährt.
Mithin liegt eine Pflichtverletzung durch pflichtwidrige
Gebrauchsüberlassung an Dritte vor.

3. Vertreten müssen

C müsste die Pflichtverletzung zu Vertreten haben. Zu Vertreten hat der


Schuldner Vorsatz und Fahrlässigkeit, § 276 I BGB. Das Verschulden
muss sich hierbei nur auf das eigene vertragswidrige Verhalten des C
beziehen, nicht auf die dadurch verursachten Schäden.60 C wusste, dass
H ihm nicht erlaubt hat den Tesla weiterzugeben. Gerade weil C lange
um den Gebrauch des Tesla bitten musste, hätte ihm klar sein müssen,
dass H damit nicht einverstanden ist. C verletzte mit Wissen und
Wollen seine Vertragspflicht. Da C der F den Gebrauch des Fahrzeugs

60
Grüneberg/Weidenkaff, § 603, Rn. 2
23
überlassen hat, hat haftet er für von ihr verursachte Schäden. 61 Mithin
liegt vorsätzliches Verschulden vor.

4. Schaden

Ein Schaden müsste vorliegen. Durch den Unfall entstanden


Sachschäden am Tesla i.H.v. 8.000 €. Mithin liegt ein Schaden vor.
Fraglich ist, ob C dieser Schaden zurechenbar ist. Denn letztendlich hat
zwar C die Pflichtverletzung zu verschulden aber nicht den Fahrfehler
der F. Explizit für die Leihe gibt es keine Regelung zur Haftung des
Entleihers bei vertragswidriger Gebrauchsüberlassung an Dritte. Nur
wenn die Gebrauchsüberlassung erlaubt ist, haftet der Entleiher für
Verschulden des Dritten nach § 603 BGB.62 Gemäß § 540 II BGB, einer
Vorschrift aus dem Mietrecht, haftet der Mieter für Verschulden des
Dritten bei Gebrauchsüberlassung. Fraglich ist, ob die Vorschrift
analog auf die Leihe anwendbar ist. Wie schon zuvor erwähnt findet
sich eine solche Regelung nicht im Recht der Leihe, wohl aber im
Mietrecht. Mithin liegt eine Regelungslücke vor. Diese müsste
weiterhin planwidrig sein. Da diese Regelung für die Miete getroffen
wurde, aber nicht für die Leihe, zeigt, dass eine solche Regelung für
Verträge der Gebrauchsüberlassung auf Zeit vorgesehen ist. Mithin ist
die Regelungslücke planwidrig. Sowohl bei Miete als auch bei der
Leihe überlässt meist der Eigentümer einer Sache seine Sache einer
anderen Person ohne dess Aufsicht oder Einwirkungsmöglichkeit. Es
kann also von Vermieter/Verleiher nicht kontrolliert werden, wer mit
der Sache verkehrt. Eine möglichst weite Haftung des Entleihers würde
die Rechtsposition des Verleihers stärken. Mithin liegt eine gleiche
Interessenlage vor, die Analogie ist zulässig. Mithin haftet C für Fs
Verschulden gemäß § 540 II BGB analog.

II. Mitverschulden des H, § 254 I BGB

Der Anspruch des H könnte um sein Mitverschulden gekürzt sein, § 254


I BGB. H ist Halter des Fahrzeugs und hat sich mithin grundsätzlich die

61
Grüneberg/Weidenkaff, § 603, Rn. 1
62
Grüneberg/Weidenkaff, § 603, Rn. 1
24
Betriebsgefahr gem. § 7 I StVG seines Fahrzeuges anrechnen zu
lassen. 63 Fraglich ist, ob dies in diesem Fall auch gilt. Denn H haftet
andersrum dem C auch nicht gegenüber, wenn dieser zu Schaden
gekommen wäre aus § 7 I StVG. Weiterhin ist C als Entleiher quasi in
Halter Position, da er das Fahrzeug auf eigene Rechnung unentgeltlich
gegenüber H nutzt. Folglich sollte dem Halter bei
Schadenersatzansprüchen gegenüber dem Fahrer keine Betriebsgefahr
angerechnet werden.64 Mithin ist H kein Mitverschulden anzurechnen.

B. Ergebnis

H hat einen Anspruch gegen C auf Schadenersatz gemäß §§ 280 I, 598


BGB in Höhe von 8.000 €.

63
Grüneberg/Grüneberg, § 254, Rn. 10
64
BGH in NJW 72, 1415
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