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BGB 9 a) Fall zur Unmöglichkeit

Der V ist Motorradhändler in Jena und handelt vor allem amerikanische


Chopper-Marken. Die Geschäfte gehen gut. Nur ein Modell der
zwischenzeitlich eingestellten und nicht mehr lieferbaren Marke „Victory“
bereitet ihm Sorgen, da es seit 2 Jahren im Laden steht, ohne einen Käufer
zu finden. Um den Ladenhüter endlich loszuwerden, bietet V das Modell
eines Tages zum Sonderpreis von 12.999 € an, obwohl der Neuwert
16.000 € beträgt. Da interessiert sich tatsächlich der K für das Motorrad,
der sich aber Bedenkzeit erbittet. V und K vereinbaren, dass V das
Motorrad eine Woche für den K zum Sonderpreis reserviert; sofern K
innerhalb dieser Frist zusagt, soll der Vertrag perfekt sein.

Schon drei Tage später ruft der K den V an und erklärt freudig, dass die
Finanzierung geklärt sei und er die „Victory“ nehme. Auch V ist erfreut,
seinen Ladenhüter endlich los zu sein. Schon für den Nachmittag
vereinbaren sie die Übergabe des Motorrades.

Als K am Nachmittag kommt, druckst der V zunächst herum. Dann erklärt


er, dass er das Motorrad leider nicht mehr habe. Er habe versäumt,
seinem Angestellten die Reservierung mitzuteilen, der das Motorrad
während seiner Abwesenheit an einen anderen Kunden verkauft und
sogleich übereignet hat.

a) Der K fragt sich, ob er dennoch einen Anspruch gegen V auf Lieferung


eines Modells wie der verkauften „Victory“ hat. Besteht ein solcher
Anspruch?

b) Da das der V vehement ablehnt, möchte K angesichts des günstigen


Preises wenigstens Schadenersatz wegen des geplatzten Kaufes von
V haben. Besteht ein solcher Anspruch, und wenn ja: in welcher Höhe?
Lösung a):

Mgl. kann der K Lieferung eines solchen Modells von V verlangen gemäß
§ 433 I BGB. Dann müsste ein Kaufvertrag hierüber bestehen. Dieser ist
spätestens mit der Annahmeerklärung des K innerhalb der
Reservierungsfrist zustande gekommen. Entscheidend ist vorliegend, ob
zwischen den Parteien eine Stück- oder eine Gattungsschuld vereinbart
war, da ein Lieferanspruch nur bei einer Gattungsschuld gegeben wäre.
Hier liegt indes eine Stückschuld vor; der Vertrag war auf das ganz
konkrete Motorrad des V gerichtet. Dieses kann er wegen der
Veräußerung an einen Dritten nicht mehr liefern; es liegt (nachträgliche,
subjektive) Unmöglichkeit vor. Der V ist von der Lieferpflicht befreit (§ 275
Abs. 1 BGB); K kann keine Lieferung mehr verlangen.

Lösung b):

K könnte mgl. einen SchE-Anspruch aus § 280 Abs. 1, Abs. 3, 283 BGB
haben. Dann müsste dem V seine vertragliche Lieferpflicht unmöglich
geworden sein, er dies zu vertreten haben, und dem K dadurch ein
Schaden entstanden sein. Unmöglichkeit ist gegeben (s. a)); dies hat der
V auch zu vertreten: dies wird zum einen vermutet (Beweislastumkehr in
§ 280 Abs. 1 S. 2 BGB), liegt hier aber eindeutig vor: es war Fahrlässigkeit
von V, seinem Angestellten nicht zu sagen, dass das Motorrad für den K
reserviert ist. Schließlich hat der K einen Schaden in Höhe von 3.001 €
(Differenz des Neuwertes zum Kaufpreis).

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