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Übungsfall Stellvertretung Lösung

Lösung Frage 1:
Anspruch aus Bewirtungsvertrag?
R könnte gegen B einen Anspruch aus Bewirtungsvertrag (= besonderer
Vertrag im Kaufrecht) haben.
1. Wirksamer Vertragsschluss?
a) Angebot des B?
B hat nicht selbst gehandelt, aber vielleicht vertreten durch V, §164?
aa) Eigene Willenserklärung des V (+)
bb) Im Namen des B (+)
cc) Vertretungsmacht? Vollmacht des B vorhanden. Aber diese ist beschränkt
auf bis zu 30 Euro pro Person. Das Geschäft zu 50 Euro ist also nicht umfasst.
Also handelt V mangels wirksamer Vollmacht ohne Vertretungsmacht.
Anscheins- oder Duldungsvollmacht sind hier nicht einschlägig.
dd) Damit: wirksame Vertretung (-)
b) Vertragsschluss: (-)
2. Ergebnis: R hat gegen B keinen Anspruch aus Bewirtungsvertrag.
Übungsfall – weitere Fragen
2. Was könnte B tun, wenn er nun doch das Essen zu 50 Euro pro Person bestellen
möchte?
Lösung: Er könnte den Bewirtungsvertrag nach §177 BGB nachträglich genehmigen
und damit den Vertrag zwischen R und ihm selbst wirksam werden lassen.

3. Könnte sich der R auch an V wenden und geltend machen, dass er ihm zumindest
die verderblichen Rohzutaten bezahlen muss, die er nachweislich bereits für die
Hochzeitsfeier des B gekauft hat?
Lösung: R hat gegen V, da V als Vertreter ohne Vertretungsmacht gehandelt nach §179
I BGB einen Schadensersatzanspruch auf Erstattung des Vertrauensschadens. V muss
also denjenigen Schaden erstatten, der dem R entstanden ist, weil dieser darauf
vertraut hat, dass der Vertrag zustande kommt. Da R die Zutaten genau in diesem
Glauben erworben hat, muss V ihm die Kosten hierfür erstatten.

Vertrauensschaden ist der Schaden, der dem Verletzten dadurch entsteht, dass er auf
die Gültigkeit eines Rechtsgeschäftes bzw. auf die Richtigkeit einer Erklärung im
Rechtsverkehr vertraut. Ersetzt wird beim Vertrauensschaden das sog. negative
Interesse: der Geschädigte ist so zu stellen, wie er stehen würde, wenn das
Rechtsgeschäft nie abgeschlossen worden wäre.

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