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Lösung Übungsfall Go-Kart-Anlage

Die Erfolgsaussichten für eine Genehmigungserteilung wären gut, wenn


die Anlage 1.) genehmigungsbedürftig wäre und 2.) die formellen und
materiellen Voraussetzungen für eine Genehmigungserteilung nach §6 I
vorlägen.
1. Genehmigungsbedürftige Anlage nach §4 iVm 4. BImschV?
Bei der Go-Kart-Anlage handelt es sich um eine ortsfeste Einrichtung nach
§3 V Nr. 1 und damit um eine Anlage iSd BImSchG.
Ob sie genehmigungsbedürftig ist richtet sich nach §4 I, I 3 iVm 4. BImSchV.
Nach Nr.10.17.1 des Anhangs zur 4. BImSchV (man könnte auch Nr.
10.17.2. wählen, wenn man darauf abstellt, dass es sich um eine Anlage
zur Übung des Motorsports handelt, die selbst keine Teststrecke für KFZ
ist) sind Motorsportanlagen als ständige Anlagen genehmigungsbedürftig
(Verfahren „G“, bei 10.17.2 „V“), demnach ist die geplante Go-Kart-Bahn
genehmigungsbedürftig.
U möchte diese errichten und betreiben, was jeweils
genehmigungspflichtig ist (§4 I 1).
Lösung Übungsfall
2. Vorliegen der formellen und materiellen Voraussetzungen für die
Genehmigungserteilung, §6 BImSchG
Die Genehmigung muss erteilt werden („ist zu erteilen“), wenn die formellen und
materiellen Voraussetzungen des §6 I erfüllt sind.
a. Formelle Voraussetzungen
(1) Das Genehmigungsverfahren setzt einen schriftlichen Antrag voraus (§10 I). U
müsste also einen schriftlichen Antrag gestellt haben, davon ist hier mangels
anderslautender Angaben auszugehen.
(2) Das BImSchG unterscheidet zwei Arten von Genehmigungsverfahren: das
förmliche Verfahren (§10) und das vereinfachte Verfahren (§19). Nur im
förmlichen Verfahren findet eine Öffentlichkeitsbeteiligung statt, daher
präkludiert auch nur dieses Einwendungen und schließt privatrechtliche
Ansprüche auf Einstellung des genehmigten Anlagenbetriebs aus (Präklusions-
und Duldungswirkung). Welches Verfahren durchzuführen ist, richtet sich nach
§2 I 4. BImSchV iVm den jeweiligen Angaben in Spalte 3 des Anhangs zur 4.
BImSchV. Für Anlagen nach 10.17.1 gilt nach Spalte 3 (Angabe „G“) das förmliche
Verfahren nach §10 BImSchG, bei Wahl von 10.17.2 das vereinfachte Verfahren.
Damit erreicht er im Verfahren „G“ automatisch die begehrte Rechtsfolge einer
Präklusionswirkung (Ausschluss der Geltendmachung privater Ansprüche, die
nicht bereits im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung mitgeteilt wurden), beim
vereinfachten Verfahren müsste er nach §19 Abs.3 BImSchG den Wechsel ins
förmliche Verfahren nach §10 beantragen.
Lösung Übungsfall

b. Materielle Voraussetzungen
Materiell, d.h. inhaltlich ist erforderlich, dass (1) die Betreiberpflichten nach §5
eingehalten werden und (2) andere anlagenbezogene Vorschriften des
öffentlichen Rechts nicht entgegenstehen.
(1) Einhaltung der Betreiberpflichten nach §5
• Gemäß dem Schutzgrundsatz nach §5 I Nr. 1 darf die Anlage keine
schädlichen Umwelteinwirkungen, sonst Gefahren, erhebliche Nachteile
oder Belästigungen für Allgemeinheit und Nachbarschaft hervorrufen.
– Nach §3 I sind schädliche Umwelteinwirkungen Immissionen, die nach Art, Ausmaß
oder Dauer geeignet sind, Gefahren, erhebl .Nachteile oder Belästigungen für
Allgemeinheit oder Nachbarschaft hervorzurufen. Von der Anlage gehen Motor- und
Abrollgeräusche, also Emissionen aus. Diese wirken auf die Schutzgüter Mensch, Natur
etc. als Immissionen ein, also werden von der Anlage Immissionen verursacht.
– Zur Prüfung und Klärung der Frage, ob hier schädliche Umwelteinwirkungen vorliegen,
sind die einschlägigen Verwaltungsvorschriften, hier TA Lärm heranzuziehen. Deren
Grenzwerte werden nicht überschritten. Hinweise auf unberücksichtigt
Erkenntnisfortschritte oder einen atypische Fallgestaltung liegen nicht vor. Daher ist
davon auszugehen, dass von der Anlage keine schädlichen Umwelteinwirkungen
hervorgerufen werden.
• Es sind keine Anhaltspunkte ersichtlich, dass der Betrieb der Go-Kart-Anlage
gegen die übrigen Betreiberpflichten des §5 I Nr. 2-4 und III Nr. 4 verstößt.
Lösung Übungsfall

(2) Einhaltung sonstiger öffentlich-rechtlicher Vorschriften?


§6 I Nr. 2: sind Vorschriften der BauO, BauGB, BauNVO, Krw-/AbfG, BBodSchG,
Wasserrecht, NaturSchR etc. eingehalten?
 Konzentrationswirkung der Genehmigung nach §6 (§13): sie schließt alle
anderen anlagenbezogenen ör Zulassungsentscheidungen mit ein, d.h. die
Behörde muss bei der Erteilung alle anderen einschlägigen
Genehmigungstatbestände nach anderen Fachgesetzen prüfen
 Hier fraglich: Einhaltung des Bauplanungsrechtes (§§30, 34, 35, BauNVO?
 Die Go-Kart-Bahn soll in einem Gewerbegebiet entstehen. Nach §8 II Nr. 1
und 4 sind dort Gewerbebetriebe aller Art zulässig. Da die Bahn hier durch
die besonders geräuscharmen Motoren besonders emissionsarm ist und
die Grenzwerte der TA Lärm nicht überschritten werden, bestehen hier
keine Bedenken gegen die Errichtung in einem Gewerbegebiet und gegen
die Einhaltung bauplanungsrechtlicher Vorschriften.
3. Lösung:
Da die formellen und materiellen Voraussetzungen für eine
Genehmigungserteilung nach §6 I vorliegen, sind die Erfolgsaussichten für
eine solche gut.

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