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5 Sachenrecht

Grundzüge des Rechts

PD Dr. Oliver Streiff


HS 2022
Programm
19.09.22 ---------- ----------

26.09.22 Grundkonzepte und Rechtsquellen (Sources / Legal Reasoning / Concepts)

03.10.22 Vertragsrecht Teil 1 (Law of contract)

10.10.22 ---------- ----------

09.10.22 Vertragsrecht Teil 2 (Law of contract)

24.10.22 Deliktsrecht (Tort Law)

31.10.22 Sachenrecht (Property Law)

07.11.22 Grundrechte als Teil des Verfassungsrechts (Constitutional Law / Human Rights)

14.11.22 Verwaltungsrecht Teil A (Administrative Law)

21.11.22 Verwaltungsrecht Teil B (Administrative Law)

28.11.22 Beschaffungsrecht (Procurement Law)

05.12.22 Europarecht (The Law of Europe)

12.12.22 Prozessuales Denken (Procedural Law)

19.12.22 Strafrecht / Prüfungsvorbereitung (Criminal Law)

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Lernziel

Sie kennen die Charakteristika absoluter Rechte sowie ausgewählte Elemente des Sachenrechts und
können diese auf einen konkreten Sachverhalt übertragen.

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Sachenrecht – Dingliche Rechte

Bedeutung des Sachenrechts


− Das Sachenrecht regelt die Zuordnung von Sachen auf Personen. Dabei werden bewegliche und
unbewegliche Sachen voneinander getrennt geregelt (Mobiliarsachenrecht und
Immobiliarsachenrecht)
− Das Sachenrecht ist Teil des Vermögensrechts: Das Sachenrecht bildet zusammen mit dem
Obligationenrecht den Kernbereich des Vermögensrechts. Das Sachenrecht regelt die Zuordnung
von Sachen auf Rechtssubjekte, das Obligationenrecht enthält die Grundlagen für die
Güterumsetzung und die Güterbeteiligung: «Güterbeherrschung und Güterverwendung vs.
Güterbewegung»
− Das Sachenrecht ist auf das Individuum ausgerichtet: Die Rechte an Sachen, namentlich das
Eigentum, dienen einer möglichst weiten Persönlichkeitsentfaltung. Aber auch: Durchbrechungen
zum Schutz von gemeinschaftlichen Interessen (vgl. etwa die sachenrechtlichen
Rechtsgemeinschaften, z.B. Stockwerkeigentum)

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Sachenrecht – Dingliche Rechte

Der Begriff der Sache


− Sache als unpersönlicher, für sich bestehender Gegenstand, der der menschlichen Herrschaft
unterworfen werden kann. Ist ein dynamischer Funktionsbegriff
− Begriffsmerkmale sind: Abgegrenztheit (z.B. bei Flüssigkeiten oder Gasen durch
Zusammenfassung in Behältern, Verpackungen etc.); rechtliche Beherrschbarkeit (Gegenbeispiel:
freie Luft ohne feste Umgrenzung); Körperlichkeit (dreidimensionale, greifbare Gegenstände, liefert
Abgrenzung zu Immaterialgütern, etc., allerdings mit Ausnahmen); Unpersönlichkeit (als Sache
kann nur gelten, was von der natürlichen Person verschieden ist)
− Arten von Sachen: Bewegliche Sachen (Mobilien, Fahrnis), unbewegliche Sachen (Immobilien,
Liegenschaften), etc.

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Sachenrecht – Dingliche Rechte

Grundlagen und Rechtsquellen


− Eigentumsfreiheit (vgl. Art. 26 BV, «symbiotische» Beziehung zum Zivilgesetzbuch)
− Mögliche ökonomische Erklärung: «Tragedy of the Commons», aber auch «Tragedy of the
Anticommons»
− ZGB als Bundesprivatrecht
− Weitere bundesrechtliche Vorschriften (bäuerliches Bodenrecht, etc.)
Einschränkungen durch kantonales öffentliches Recht
− Das öffentliche Recht der Kantone kann unter Umständen den Anwendungsbereich des
Bundesprivatrechts einschränken. Vgl. allgemein Art. 6 Abs. 1 ZGB, und konkret z.B. Art. 666 Abs.
2 ZGB (Verlust von Grundeigentum durch Enteignung)

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Sachenrecht – Dingliche Rechte

Dingliche Rechte
− Dingliches Recht ist subjektives Recht, das den Berechtigten die unmittelbare Herrschaft über eine
Sache und die Befugnis vermittelt, Dritte davon auszuschliessen
− Elastizität dinglicher Rechte: Spannungsverhältnis zwischen Rechtsmacht und
Ausübungsschranken. Bei Wegfall von Schranken dehnt sich die Ausübungsbefugnis aus (Bsp.
Belastung eines Grundstücks mit einem Wohnrecht)
− Dingliches Recht ist absolutes Recht, d.h. es wirkt gegenüber allen («erga omnes»). Unterscheide
davon die relativen subjektiven Rechte
− Daneben: Auch absolute Rechte an immateriellen Gütern. Folglich: Unterscheidung zwischen
Sachenrecht und Immaterialgüterrecht (Patentrecht, etc.)
− Aus der Perspektive der Berechtigung dingliche Rechte genannt, als Rechtsgebiet Sachenrecht
(Property Law)

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Sachenrecht – Dingliche Rechte

Inhalt dinglicher Rechte


− Ein dingliches Recht ist ein die Sache selbst unmittelbar erfassendes, absolutes Recht
− Inhalt ist dinglicher Anspruch, der die Sache selbst verfolgt, wo immer sie sich auch befindet (vgl.
den Ausdruck actio in rem vs. actio in personam sowie das Beispiel Eigentum an Geld in der Kasse
vs. Forderung gegen eine Bank)
− Die mit dem Sachenrecht einhergehende Herrschaft kann umfassend oder begrenzt sein. Daraus
folgt die Einteilung in die Gruppen Eigentumsrecht und beschränkte dingliche Rechte
(Dienstbarkeiten, Pfandrechte, Grundlasten)

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Eigentum

Überblick
− Das Eigentum ist seinem Begriff nach umfassend (vgl. Art. 641 ZGB)
− Kennzeichnend sind zwei Strukturelemente: die unmittelbare Verfügungsmacht (Art. 641 Abs. 1
ZGB) und die absolute Ausschlusswirkung gegenüber Dritten (Art. 641 Abs. 2 ZGB)
− Bsp. für Verfügungsmacht: Gebrauch, Zerstörung, Verkauf, Schenkung, Leihe etc.
− Die Verfügungsmacht ist beschränkt durch gesetzliche Schranken (z.B. Art. 684 ff. ZGB in Bezug
auf Nachbarn, etc.), ggf. auch durch rechtsgeschäftliche Schranken. Vgl. dazu den Begriff der
Sozialpflichtigkeit des Eigentums
− Die Auschliessungsmacht umfasst das Recht, eine Sache herauszuverlangen und Einwirkungen
abzuwehren. Schutz durch Eigentumsklage (rei vindicatio), etc.

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Eigentum

Gemeinschaftliches Eigentum (vs. Alleineigentum)


− Steht das Eigentum als das qualitativ vollkommenste und quantitativ umfassendste dingliche Recht
mehreren gleichzeitig zu, so dass sich jeder in Bezug auf die gemeinschaftliche Sache in der
qualitativ gleichen Rechtsstellung wie die anderen befindet, so liegt gemeinschaftliches Eigentum
vor. Dabei sind unterschiedliche Typen zu unterscheiden:
− Gesamteigentum: Bestehende Personengemeinschaft hat Eigentum an einer Sache (Bsp.:
Eigentum einer einfachen Gesellschaft). Die Rechtsausübung erfolgt durch die Gemeinschaft
− Miteigentum: Begründung ohne vorbestehendes persönliches Gemeinschaftsverhältnis. Die
Rechtsausübung erfolgt anteilsmässig
− Bsp.: A, B, C als zu je 1/3 Miteigentümer des Grundstücks X vs. A, B, und C als Personen in einer
Erbengemeinschaft mit Grundstück X im Gesamteigentum

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Eigentum

Grundeigentum
− Begriff umfasst insbesondere Liegenschaften (bebautes oder unbebautes Land inkl. weitere
Bestandteile). Die Unterscheidung zum Fahrniseigentum ist wichtig, da gesetzliche Regelungen für
Fahrnis und Grundstücke recht unterschiedlich ausgestaltet sind (z.B. Eigentumserwerb,
Pfandbestellung)
− Ausdehnung: Bodenfläche + nach oben/unten soweit Interesse reicht. Vgl. Unterscheidung privater
Untergrund vs. tiefer Untergrund, der in der Hoheit der Kantone liegt.
− Erwerb: Unterscheide zwei Stufen: Erwerbsgrund (Kauf etc.) und Eintragung ins Grundbuch (im
Grundsatz konstitutiv). Dabei kann Eigentum an einer Sache von einer Person erworben werden,
die über das Eigentum verfügt (derivativer Erwerb), oder aber aufgrund einer besonderen
gesetzlichen Vorschrift, unabhängig vom Recht des Vorgängers (originärer Erwerb)
Beschränkungen des Grundeigentums
− Nutzungsbeschränkungen (z.B. durch Nachbarrecht: Verbot übermässiger Einwirkungen, vgl. Art.
684 ZGB, etc.)
− Verfügungsbeschränkungen (gesetzliche u. vertragliche, z.B. Vorkaufsrecht)

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Besitz und Grundbuch

Allgemeines
− Gemeinsamer Zweck: dingliche Rechte zum Ausdruck zu bringen
Besitz zeigt äusserlich eine Zuordnung einer Sache zu einer Person an, da diese tatsächlich Gewalt darüber hat.

− Äussere Erscheinungsform der dinglichen Rechte, hauptsächlich im Kontext von beweglichen


Sachen bedeutsam. D.h. faktische, nicht rechtliche Beziehung. Def.: Tatsächliche Gewalt über
Sache (Art. 919 Abs. 1 ZGB)
− Selbständige Besitzerin: Sache als Eigentümerin im Besitz, gleichgestellt sind u.a. Inhaberinnen
eines obligatorischen Rechts
− Unselbständiger Besitzer: Leitet Besitz von einer anderen Person (Eigentümer) ab, z.B. Pächter,
Mieter, etc. Vgl. Begriff detentorship (unselbständiger Besitzer oder Besitzesdiener, vgl. Art. 926
ZGB)
− Rechtliche Bedeutung des Besitzes: Schutz der Besitzer (Besitzesschutz, vgl. Art. 926 ff. ZGB),
Besitzesrechtsschutz (Art. 930 ff. ZGB) sowie Verantwortlichkeitsvorschriften (Art. 938 ff. ZGB)

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Besitz und Grundbuch

Grundbuch
− Dient der Publizität der dinglichen Rechte an Grundstücken
− Öffentlichkeit des Grundbuchs, in unterschiedlichen Abstufungen (vgl.
Art. 970 ZGB)
− Negative Rechtskraft des Grundbuchs: Keine Wirkung am dinglichen Rechtsbestand an
Grundstücken kann eintreten, ohne dass eine entsprechende Verfügung im Grundbuch
vorgenommen wird
− Positive Rechtskraft des Grundbuchs: Jede im Grundbuch vorgenommene Verfügung besitzt
unanfechtbare Kraft
− Beide Prinzipien sind im ZGB nicht ausnahmslos umgesetzt

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Beschränkte dingliche Rechte

Überblick
− Beschränkte dingliche Rechte gestatten (im Gegensatz zum Eigentum) nur eine teilweise
Beherrschung einer Sache
Gebrauchs- und Nutzungsrechte
Bsp. Dienstbarkeit: Wegrecht über ein anderes Grundstück.
− Richten sich auf den Genuss einer Sache Dienstbarkeit ist immer negativ, d.h. es ist einhergehend
mit einer Unterlassung oder Duldung eines Zustandes.
− Konkret: Dienstbarkeiten
Haftungs- und Wertrechte
− Richten sich auf eventuelle künftige Verwertung zur Erlangung einer Leistung
− Konkret: Pfandrechte, teilweise Grundlasten
Bsp. Schuldbrief: Recht der Bank, welche eine Hypothek verliehen hat,
das Grundstück zu veräussern um noch offene Forderungen zu beglei-
chen.

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Beschränkte dingliche Rechte

Dienstbarkeiten
− Grunddienstbarkeiten (zu Gunsten eines Grundstücks), vgl. Art. 730 ZGB ff.
− Personaldienstbarkeiten (zu Gunsten einer individuell bestimmten Person)
− Inhalt: Auf der Seite des Verpflichteten immer etwas Negatives (Nichttun, Dulden, Unterlassen)
− Bsp: Wegrecht, Nutzniessung, Baurechtsdienstbarkeit als Befugnis, ein eigenständiges Bauwerk zu
errichten
Pfandrechte
− Grundpfandrechte (Grundpfandverschreibung, Schuldbrief), vgl. Art. 793 ZGB. Ein Grundpfandrecht
ist ein beschränktes dingliches Recht, das seinem Inhaber die Befugnis verleiht, ein Grundstück
verwerten zu lassen, um aus dem Erlös die Bezahlung der sichergestellten Forderung zu erhalten
− Fahrnispfandrechte: Sind dingliche Rechte an einer beweglichen Sache oder einem Recht und
haben Sicherungsfunktion

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Auswahl von Prinzipien des Sachenrechts

Numerus clausus anders als beim Vertragsrecht, wo Formfreiheit herrscht, ist diese hier beschränkt.

− Nach dem Grundsatz der Typengebundenheit bilden die dinglichen Rechte eine geschlossene Zahl,
einen numerus clausus. Vgl. dagegen die Typenfreiheit bei den obligatorischen Berechtigungen
Spezialitätsprinzip man kann nur Eigentum an einem bestimmten 1kg Äpfel haben, nicht an einem beliebigen kg.

− Dingliche Rechte können nur an individualisierten, einzelnen Objekten entstehen


Publizitätsprinzip
− Das Publizitätsprinzip besagt, dass dingliche Rechte (die von jedermann zu respektieren sind) für
Dritte erkennbar sein sollen. Bei Mobilien durch Besitz, bei Immobilien durch Grundbuch
gewährleistet.

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Auswahl von Prinzipien des Sachenrechts

Nemo dat rule (mit bedeutsamen Ausnahmen)


− Auch eine gutgläubige Erwerberin kann niemals Eigentum erlangen, wenn die Sache einmal ohne
Befugnis übertragen worden ist, unabhängig davon, wie viele Transaktionen in der Zwischenzeit
stattgefunden haben und wie viel Zeit vergangen ist. Ausnahmen: aus den Regeln zum Besitz
Grundsatz der Alterspriorität
− Der Grundsatz der Alterspriorität (prior tempore rule) lässt die früher errichteten (beschränkten)
dinglichen Rechte den später errichteten vorgehen
Akzessorietätsprinzip
− Ein akzessorische Recht ist in seiner Entstehung, in seinem Bestand und in seinem Untergang
abhängig von der Existenz des gesicherten Rechtes, es folgt ihm bei der Übertragung und es ist
den gleichen Einreden ausgesetzt wie dieses
Akzessionsprinzip Dinge welche z.B. auf einem Grundstück wachsen, teilen das gleiche Schicksal wie das Grundstück.

− Zwischen verschiedenen Sachen bestehen u.U. enge tatsächliche, wirtschaftlich bedeutungsvolle


Zusammenhänge. Dies wird in der Rechtsordnung berücksichtigt, vgl. z.B. Art. 667 Abs. 2 ZGB.

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Erwerb und Verlust

Erwerb bei Fahrniseigentum


− Beachte: Unterschiede zwischen Grundeigentum und Fahrniseigentum
− Z.B. bei Fahrniseigentum (vgl. Art. 714 ff. ZGB):
− durch Übertragung des Eigentums Kauf, Schenkung
− durch Aneignung (einer herrenlosen Sache)
− durch Fund oder durch Zuführung
− durch Verarbeitung
− durch Verbindung und Vermischung dem Bauherr, nachdem es verbaut, mit dem Haus "verbunden" wurde.
Unternehmer liefert Baumaterial auf Baustelle. Dieses Material gehört erst

− Ersitzung (lang andauernder und unangefochtener Sachbesitz)


Verlust bei Fahrniseigentum
− Das Fahrniseigentum geht, trotz Verlust des Besitzes, erst dadurch unter, dass die Eigentümerin ihr
Recht aufgibt, oder dass in der Folge eine andere Person das Eigentum erwirbt

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Erwerb und Verlust

Übertragung: Trennungs- und Traditionsprinzip


− Der blosse Schuldvertrag genügt nicht, um die Erwerberin zur Eigentümerin zu machen, sondern
vermittelt ihr nur ein obligatorisches Forderungsrecht. Das Eigentum der Erwerberin entsteht durch
Besitzübertragung (traditio)
− Gilt nach schweizerischem Recht
Übertragung: Konsensualprinzip
− Nach dem Konsensualprinzip, das z.B. im französischen code civil gilt, geht das Eigentum an der
Kaufsache mit Abschluss des Kaufvertrages auf den Käufer über, ohne dass es auf die Übergabe
der Sache oder die Zahlung des Kaufpreises ankommt. Der Code civil trennt also nicht zwischen
Kausalgeschäft und dinglichem Vollzug (Einheitsprinzip)

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Erwerb und Verlust

Wirksamkeit: Abhängigkeit von Verfügungs-/ Verpflichtungsgeschäft


− Unterscheide Kausalitätsprinzip (Abhängigkeit des Verfügungsgeschäfts vom
Verpflichtungsgeschäft, gilt z.B. in CH) und Abstraktionsprinzip (keine Abhängigkeit, vgl. z.B. in D)
− Verpflichtungsgeschäfte: z.B. Schenkung, Kaufverträge. Sind eigentliche Vorstufen zum
Verfügungsgeschäft
− Im Bereich Mobiliarsachenrecht ist das entscheidende Verfügungsgeschäft die Einräumung des
Besitzes (Tradition)
− Im Immobiliarsachenrecht erfolgt die Verfügung in der Form der Grundbuchanmeldung

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Exkurs: Immaterialgüterrecht

Überblick
− Immaterialgüterrecht umfasst Patentrecht, Urheberrecht, Designrecht und Markenrecht sowie den
Sorten- und Topographienschutz (Pflanzensorten und Strukturen von Halbleitererzeugnissen). Vgl.
Begriff IP resp. geistiges Eigentum, der eine Analogie zum Sachenrecht evoziert.
− Immateriell sind Güter, die geistiger Natur sind. Sie sind durch Ubiquität gekennzeichnet (keine
bestimmte Lage in Raum und Zeit)
− Immaterialgüterrechte verleihen ebenfalls ausschliessliche, absolute, subjektive Rechte, jedoch an
einem bestimmten immateriellen Gut. Beachte: «Numerus clausus» der Immaterialgüterrechte
Spannungsverhältnis
− Es besteht ein Spannungsverhältnis zwischen dem Schaffen von Anreizen zur Produktion von
immateriellen Gütern und dem Postulat eines möglichst freien und unbeschränkten Zugangs zu
diesen Gütern. Deshalb häufig zeitliche Begrenzung des Schutzes und Aufbau von
Schrankenregeln

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Exkurs: Immaterialgüterrecht

Patentrecht
− Patentrecht gewährt Erfindern ein ausschliessliches, absolutes und subjektives Recht an ihrer
Erfindung und ermöglicht ihnen damit deren exklusive Verwertung. Durch Gewährung von
Ausschliesslichkeitsrechten: Anreiz zu privater Forschung und Entwicklung. Gleichzeitig:
Offenbarung der Erfindung und damit Nutzbarkeit für weitere Forschung und Entwicklung
− Patenterlangung in CH durch Beantragung eines CH-Patents beim IGE, eines europäischen
Patents beim EPA oder durch eine internationale Patentanmeldung gemäss Patent Cooperation
Treaty
− Voraussetzungen: Erfindung im Sinne des Patentrechts, kein Schutzausschlussgrund, Erfindung
muss neu, nicht-naheliegend und gewerblich anwendbar sein
− Erwerb des Patentrechts durch staatlichen Hoheitsakt (vgl. dagegen z.B. Urheberrechte).
Schutzdauer in der Regel max. 20 Jahre
− Bedeutsames internationales Recht (EPÜ, PCT, TRIPS etc.)

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