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Was ist Recht?

(Ethik, Moral, Religion, Anstand, Höflichkeit, technische


regeln, Spielregeln)

• Ethik: philosophische Disziplin oder einzelne Lehre, die das sittliche Verhalten des Menschen
zum Gegenstand hat; Sittenlehre, Moralphilosophie

• Moral: Gesamtheit von ethisch-sittlichen Normen, Grundsätzen, Werten, die das


zwischenmenschliche Verhalten einer Gesellschaft regulieren, die von ihr als verbindlich
akzeptiert werden. Es betrifft das „Forum internum“, also das Gewissen des Einzelnen.

• Sitte: für bestimmte Lebensbereiche einer Gemeinschaft geltende, dort übliche, als verbindlich
betrachtete Gewohnheit, Gepflogenheit, die im Laufe der Zeit entwickelt, überliefert wurde. Es
betrifft das „Forum externum“, also einen innerhalb einer Gruppe anerkannten Brauch

• Durchsetzbarkeit von Moral und Sitte


• Sanktion von Moral- und Sittenverstöße durch soziale Ächtung
• Wechselwirkung von Moral und Sitte (Entstehung von Sitte durch gemeinsame
Moralvorstellungen innerhalb einer Gruppe- „Das gehört sich so“

• Anstand: gute Sitte, schickliches Benehmen

• Höflichkeit: höfliches, gesittetes Benehmen; Zuvorkommenheit

• Religion: (meist von einer größeren Gemeinschaft angenommener) bestimmter, durch Lehre und
Satzungen festgelegter Glaube und sein Bekenntnis

• Spielregel: Regel, die beim Spielen eines Spiels (1b, d) beachtet werden muss

• Technische Regel: Technische Regeln sind Empfehlungen und technische Vorschläge, die
einen Weg zur Einhaltung eines Gesetzes, einer Verordnung, eines technischen Ablaufes usw.
empfehlen. Sie sind keine Rechtsnormen und haben damit auch nicht zwangsläufig den
Charakter von gesetzlichen Vorschriften.

Was ist Recht?


Die
Allg.:R. Ist ein Sammelbegriff für alle Ordnungssysteme, deren Ziel ist es, das zusammenleben in
einer Gesellschaft verbindlich und auf Dauer zu regeln bzw. soziale Konflikte zu vermeiden. Es wird
zwischen dem (auf Traditionen beruhenden, ungeschriebenen) Gewohnheitsrecht und dem (staatlich
festgelegten) gesetzlichen Recht (auch: positives R.) unterschieden.

1) Als objektives R. Wird ein System zeitlich und räumlich tatsächlich geltender und garantierter
Rechtsnormen bezeichnet. Gegenüber der o.g. Allgemeinen Bedeutung von Recht handelt es sich
bei objektivem Recht um (i.d.R. Staatlich) erzwingbares, d.h. Mit legitimer Zwangsgewalt versehenes
Recht. Dieses vom modernen (Daseins- und Vorsage-) Staat garantierte Recht schafft eine
Rechtssicherheit, die einerseits immer komplizierter wird und mehr und mehr Lebensbereiche
umfasst (Verrechtlichung), anderseits trotzdem in einem dauernden Spannungsverhältnis zum
Prinzip der Gerechtigkeit steht.

2) Als subjektives Recht werden die gesetzlich geschützten (Bürger-) Rechte bezeichnet. Ich habe
ein Anspruch auf Recht. Dieses Recht steht mir zu!

3) Als materielles Recht werden alle Rechtsnormen bezeichnet, die sich auf das Verhältnis zwischen
den Individuen und zwischen Individuum Staat beziehen. Demgegenüber steht das formelle Recht,
das sich mit dem Verfahren (der Art und Weise, wie materielles Recht durchgesetzt wird) beschäftigt.
(Das Prinzip der Gerechtigkeit geht von der Gleichheit aller Menschen aus und leitet daraus die Pflicht zur
Gleichbehandlung ab. Es kommt bei der Zuteilung von Ressourcen zum Tragen.)

Rechtsnormen

• Rechtsnormen: (gewohnheitsrechtlich festlegende oder vom Staat festgesetzte) rechtlich bindende Norm.
• Norm: allgemein anerkannte, als verbindlich geltende Regel für das Zusammenleben der Menschen.

Welche darunter sind zivilrechtliche Anspruchsgrundlagen?

Prüfungsreihenfolge der Anspruchsgrundlagen


• A. Vertragliche Ansprüche
• B. Quasivertragliche Ansprüche
• C. Dingliche Ansprüche
• D. Bereicherungsrechtliche Ansprüche
• E. Deliktische Ansprüche

Juristisch gemein heißt Anspruch:

Es erlaubt einer Person von einer anderen Person etwas zu wollen. Wenn man einen Anspruch hat, kann man
etwas mit gerichtlicher Gewalt erzwingen. Man kann die Person erzwingen etwas zu tun, was er nicht tun
möchte.

In einer Anspruchsgrundlage steht:

1. Wer ist der Anspruchsinhaber / Wer verlangt etwas? (1. Person)


2. Gegen wen richtet sich der Anspruch? / Wer ist der Anspruchsgegener? / Wer kann von wem was
verlangen? (2. Person)
3. Was kann überhaupt gefordert werden? / Wer ist das Anspruchsziel?

Was ist Zivilrecht?

Das Zivilrecht -auch Privatrecht genannt- regelt die Rechtsverhältnisse der Menschen (natürliche Personen)
und der juristischen Person (z.B. GmbH) untereinander. Die Parteien (klagende bzw. beklagte Partei) begegnen
einander im Zivilverfahren auf gleicher Stufe (im Unterschied zur Verwaltung)

• Allgemeines Privatrecht (Zivilrecht - BGB) vs. „Sonderprivatrecht“ für einzelne Gruppen (z.B. Handelsrecht
- HGB für Kaufleute)

Wie sind Normen strukturiert

• Tatbestand: Eine Rechtsnorm enthält einen Tatbestand und eine Rechtsfolge. Der Tatbestand bezeichnet
in sehr abstrakter Weise die Summe der Vorraussetzungen (Tatbestandsmerkmale), die vorliegen müssen,
damit die Rechtsfolge eintritt. Durch Subsumtion wird ermittelt, ob der Tatbestand gegeben ist. Ist auch
nur eine der Vorraussetzungen nicht erfüllt, dann tritt die Rechtsfolge nicht ein.

• Rechtsfolge: Eine Rechtsnorm enthält einen Tatbestand und eine Rechtsfolge. Die Rechtsfolge bezeichnet
die rechtliche Konsequenz, wenn der Tatbestand erfüllt ist. Ist z.B. der Tatbestand des Diebstahls erfüllt,
ein Strafverfahren eingeleitet und die Tat nachweisbar, ist die Rechtsfolge entweder eine Geldstrafe oder
Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren (§ 242 StGB). Die Rechtsfolge kann aber auch abstrakter sein, z.B. dass
eine Person ihr Eigentum verliert, z.B. beim gutgläubigen Erwerb durch einen anderen (Übereignung).
Was sind deskriptive bzw. Normative Tatbestandsmerkmale?

• Deskriptive Tatbestandsmerkmale sind solche, die einer


Tatsachenfeststellung zugänglich sind und sich insoweit durch Beschreibung
und ohne Wertung erfassen lassen (z.B. Alter einer Person, § 174 I Nr. 1
StGB).

• Deskriptive Tatbestandsmerkmale sind Elemente des Tatbestands, die


allein aufgrund sinnlicher Wahrnehmung (kognitiv) erkannt werden können.
Sie beschreiben einen realen Gegenstand, sind zumeist aus sich selbst
heraus verständlich und benötigen keine ergänzende juristische Auslegung.
Allerdings sind auch deskriptive Tatbestandsmerkmale oft nur mit
zusätzlichen normativen Kriterien Auslegeware (Beispiel: Tier als Sache im
Sinne des Gesetzes). In Zweifelsfällen ist entscheidend, welcher Aspekt
überwiegt. Ein deskriptives Tatbestandsmerkmale liegt jedenfalls dann vor,
wenn es auch ohne ein Normensystem vorliegen kann. Das ist zum Beispiel
der Fall beim Begriff Mensch, nicht aber beim Begriff fremd. Der Täter
handelt vorsätzlich, wenn er die tatsächlichen Gegebenheiten und den
natürlichen Sinngehalt eines deskriptiven Tatbestandsmerkmals erkennt.
Wenn nicht, liegt ein Tatbestandsirrtum vor.

• Normative Tatbestandsmerkmale sind Elemente des Tatbestands, die nur


aufgrund einer rechtlichen oder sittlichen Bewertung verstanden werden
können (Beispiel: Fremdheit einer Sache bei § 242 StGB). Die Abgrenzung
zwischen normativen und deskriptiven Merkmalen ist nicht immer eindeutig.
So fließen auch in die Bewertung von an sich deskriptiven Merkmalen oft
normative Wertungen ein. Beispiel: zu welchem Zeitpunkt beginnt die
Menschenwerdung bei der Geburt im Sinne der Abgrenzung zwischen § 218
StGB und §§ 211 ff. StGB?

Was ist ein unbestimmter Rechtsbegriff?

Unter einem „unbestimmten Rechtsbegriff“ versteht man ein Merkmal in einer


Norm oder einem Gesetz, welches der Gesetzgeber bewusst nicht genau
definiert oder festgelegt hat. Um hier Klarheit zu schaffen, bedarf es daher der
Auslegung.

Was sind Generalklauseln?

Liegt vor, wenn der Gesetzgeber mehr Spielraum für die Praxis offengelegen hat,
als nur einen Begriff. Auch hier sollen möglichst viele tatsächliche Situationen
von einer Rechtsnorm erfasst werden. Z.B. im Polizeirecht bezeichnet man als
Generalklauseln eine Ermächtigungsgrundlage, die auf unbestimmte
Rechtsbegriffe zurückgreift und deshalb ein weites Feld für Maßnahmen des
Staates eröffnet und legitimiert. Dazu gehört z.B. dass die Polizei alle
notwendigen Maßnahmen treffen darf, um eine im einzelnen Falle bestehende,
konkrete Gefahr für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren.
Subsumtion

Unterordnung eines Sachverhalts unter den Tatbestand einer Rechtsnorm

Wo finde ich Legaldefinitionen?

Erkennen kannst Du eine Legaldefinition insbesondere daran, dass der definierte


Begriff in Klammern hinter der Definition steht. So ist es z.B. bei der Abtretung in §
398 S. 1 BGB. An anderen Stellen hat der Gesetzgeber einen Begriff jedoch auch
definiert, ohne dies durch eine die Einklammerung kenntlich zu machen.

Was ist ein Gutachten?

Ein Gutachten enthält die Beurteilung eines Sachverhalts im Hinblick auf eine
Fragestellung oder ein vorgegebenes Ziel. Es tritt als verbindliche (z.B bezeugte
oder unterschriebene) mündliche oder schriftliche Aussage eines
Sachverständigen oder Gutachters auf.

Was ist der Gutachtenstil?

Das Grundprinzip des Gutachtenstils zielt darauf ab, die Lösung eines rechtlichen
Problems zu strukturieren, indem stets erst die Begründung und dann die
Schlussfolgerung bzw. Das Ergebnis genannt wird.

Gesetze?

• vom Staat festgesetzte, rechtlich bindende Vorschrift -> Gesetzestexte


• Gesetzestext: (1) der genaue und vollständige Wortlaut eines Gesetzes, so wie
er von einem zuständigen Gremium beschlossen wurde.
• Gesetze findet man zudem auch im Internet

Urteil?

(Im Zivil- oder Strafprozess) richterliche Entscheidung, die einen Instanz ganz oder
teilweise abschließt.

Ab wann gelten Gesetze?

Ist kein besonderes Datum des Inkrafttretens im Gesetz genannt, gilt es


automatisch ab dem 14. Tag nach der Ausgabe des Bundesgesetzblattes.

Behandlung im Bundestag und im Bundesrat, sodann: Gegenzeichnung durch


Bundeskanzler oder zuständigen Bundesminister, sodann Ausfertigung durch den
Bundespräsidenten und Verkündung im Bundesgesetzblatt.
1. Erklären Sie einem Nichtjuristen, welche gedanklichen Schritte man beim
Subsumieren geht. Bitte beschreiben Sie das zuerst allgemein und
danach anhand eines selbstgewählten juristischen Beispiels.

Eine (juristische) Subsumtion besteht aus drei gedanklichen Schritten:


einem Obersatz, einem Untersatz und einer Schlußfolgerung. Der Obersatz
enthält eine Hypothese (beschreibt also, was der Fall sein kann: Anspruch,
Strafbarkeit, Rechtswidrigkeit eines Verwaltungsakts). Der Untersatz bestätigt oder
widerlegt diese Hypothese, indem er einen realen Sachverhalt der allgemeinen
Aussage des Gesetzes unterordnet. Der Schlußsatz hält das Ergebnis fest. Dieser
klassische Dreischritt wird für Zwecke der Rechtsanwendung oft zu einem
vierschrittigen Schema ausgebaut, indem im Untersatz zunächst die Bedingungen
des Obersatzes definiert werden, bevor dann die logische Unterordnung
geschieht.
Ein einfaches Beispiel könnte lauten:

1. B kann Besitzer des Buchs sein.

2. Nach § 854 I ist Besitzer einer Sache, er die tatsächliche Gewalt über die Sache
ausübt.

3. B hat das Buch in sein Bücherregal gestellt; weil er weiß, wo es ist, kann er es
jederzeit benutzen, zerstören, weitergeben etc.

4. Daher ist B Besitzer des Buchs.

2. Erklären Sie - erneut: möglichst verständlich für eine Nichtjuristin -, was


eine Anspruchsnorm ist, woran man sie erkennt und warum Anspruchsnorm
für das zivilrechtliche Arbeiten so wichtig sind.

Eine Anspruchsnorm ist eine (zivilrechtliche) Vorschrift, die Voraussetzungen und


Rechtsfolge eines Anspruchs (legaldefiniert in § 194 I BGB als das Recht, von
einem anderen ein Tun oder Unterlassen zu verlangen) benennt. Der Wortlaut der
Anspruchsnorm muss also den Anspruchsberechtigten, den
Anspruchsverpflichteten und das Anspruchsziel (das geschuldete Verhalten)
erkennen lassen. Für das zivilrechtliche Arbeiten sind diese Vorschriften
besonders wichtig, weil sie regelmäßig den Ausgangspunkt des Rechtsgutachtens
bilden. Der Richter gibt der Klage des Anspruchstellers nur statt, wenn es eine
Anspruchsgrundlage gibt, auf die er sich berufen kann, um den Anspruchsgegner
zu einem Verhalten zu bewegen, das dieser gerade nicht freiwillig an den Tag legt
(und wenn die Voraussetzungen dieser Norm erfüllt sind).
3. § 229 BGB lautet wie folgt:
„Wer zum Zwecke der Selbsthilfe eine Sache wegnimmt, zerstört oder
beschädigt oder wer zum Zwecke der Selbsthilfe einen Verpflichteten, welcher
der Flucht verdächtig ist, festnimmt oder den Widerstand des Verpflichteten
gegen eine Handlung, die dieser zu dulden verpflichtet ist, beseitigt, handelt
nicht widerrechtlich, wenn obrigkeitliche Hilfe nicht rechtzeitig zu erlangen ist
und ohne sofortiges Eingreifen die Gefahr besteht, dass die Verwirklichung des
Anspruchs vereitelt oder wesentlich erschwert werde.“

a) Teilen Sie die Norm in Tatbestand und Rechtsfolge, bringen Sie dann die
einzelnen Elemente in eine möglichst sinnvolle Reihenfolge und ordnen sie in
einem Schaubild an, das zeigt, wie die Elemente miteinander verknüpft sind.

b) Für welche (Anspruchs-)Norm spielt die in § 229 BGB getroffene Aussage


eine Rolle?

Rechtsfolge: das Verhalten ist nicht rechtswidrig

Voraussetzungen:
1. Sache
a) weggenommen
oder
b) zerstört
oder
c) beschädigt
oder

2. Fluchtverdächtiger:
a) festgenommen
oder
b) Widerstand (gegen duldungspflichtige Handlung) beseitigt
und

3. obrigkeitliche Hilfe nicht rechtzeitig zu erlangen


und

4. Gefahr
a) der Anspruchsvereitelung
oder
b) der Erschwerung der Anspruchsdurchsetzung
und

5. Handeln zum Zweck der Selbsthilfe

Teil b):
Für § 823 I BGB, der die Pflicht zur Schadensersatzleistung von der Rechtswidrigkeit
der Rechtsgutsverletzung abhängig macht.
4. § 125 I StGB lautet wie folgt:
„(1) Wer sich an
1. Gewalttätigkeiten gegen Menschen oder Sachen oder
2. Bedrohungen von Menschen mit einer Gewalttätigkeit,
die aus einer Menschenmenge in einer die öffentliche Sicherheit
gefährdenden Weise mit vereinten Kräften begangen werden, als Täter oder
Teilnehmer beteiligt oder wer auf die Menschenmenge einwirkt, um ihre
Bereitschaft zu solchen Handlungen zu fördern, wird mit Freiheitsstrafe bis zu
drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“

Wie viele Menschen braucht es für die Menschenmenge? Begründen Sie das
mit möglichst überzeugenden Argumenten (warum nicht mehr oder weniger?)

§ 125 StGB begründet eine eigenständige Strafbarkeit (neben Körperverletzung und


Bedrohung), die auf die spezifische Gefährlichkeit der Menschenmenge zurückgeht.
Das spricht dafür, den Begriff der Menschenmenge nicht zu „klein“ zu wählen, weil
das Zusammentreffen einiger weniger Menschen im Allgemeinen noch die schwer
oder gar nicht kontrollierbare Dynamik bewirkt, die größeren Gruppen eigen ist. Ist
die Gruppe groß genug, das das Hinzutreten oder Weggehen eines Einzelnen
keinen Unterschied mehr macht, wird sie zur Menschenmenge. Das wird man noch
nicht annehmen können, wenn ein Täter und ein Anstifter zu zweit sind oder eine
Handvoll Teilnehmer den Schutz der Demonstrationsfreiheit in Anspruch nehmen
können oder sieben Menschen einen Verein gründen könnten. Rechtsprechung und
Wissenschaft setzen wenigstens 15-20 Personen an, vereinzelt nur gut zehn
Personen. Man wird mit guten Argumenten annehmen können, dass so ein echter
Mob eher noch ein wenig größer sein muß.

5. Ist ein Richter neben dem Gesetz auch an Urteile anderer Gerichte
gebunden? Welche Rolle spielen Urteile bei der Rechtsanwendung? Welche
Urteile sind dabei am wichtigsten und warum?

Nur wenige Urteile des Bundesverfassungsgerichts entfalten Gesetzeskraft


(Einzelheiten in §31 II BVerfGG), insbesondere sind das die Urteile, die die
Vereinbarkeit oder Unvereinbarkeit eines einfachen Gesetzes mit dem Grundgesetz
feststellen.
Im Übrigen haben Urteile die Funktion von Präjudizien, an denen sich Gerichte
orientieren können aber nicht müssen. Besonders stark treten Urteile an die Stelle
von Gesetzen, wo eine gesetzliche Regelung fehlt, veraltet ist oder so allgemein
formuliert ist, dass sie von vornherein oder im Lauf der Zeit der Konkretisierung
durch Gerichte bedarf. Deutlich wird das bei Generalklauseln oder einzelnen
unbestimmten Rechtsbegriffen.
Faktisch geht die stärkste Bindungswirkung von den Urteilen der letztinstanzlichen
Gerichte aus (im Zivilrecht also meist der BGH). Diese sind nicht nur regelmäßig
rechtlich detaillierter begründet und umfangreicher als erstinstanzliche Urteile,
sondern erlauben den Richtern wegen der Beschränkung der Revision auf
Rechtsfragen, konzentrierter und detaillierter auf die jeweiligen rechtlichen Probleme
einzugehen. Hinzukommt, dass das Untergericht, das von der obergerichtlichen
Rechtsprechung abweicht, immer riskiert, dass sein Urteil im Rechtsmittelweg
kassiert wird; daher orientieren sich überwiegend (aber eben auch nichts
ausnahmslos) die Gerichte der Eingangsinstanzen an der letztinstanzlichen
Rechtsprechung.
Öffentliches Recht
• Regelt die Organisation des Staates und seiner Verwaltung sowie das Verhältnis
Bürger/Staat
• Früher: Subortinationstheorie
• Heute: Öffentliches Recht als Sonderrecht staatlicher Hoheitsträger

Recht wird gesetzt durch:


• Staaten
• Staatsvolk (Staatsangehörige)
• Staatsgebiet (Raum, auf den sich die Herrschaft des Staates erstreckt und in
dem anderen Staaten keine Hoheitsgewalt ausüben)
• Staatsgewalt (staatliches Gewaltmonopol und sog. „Kompetenz-Kompetenz“ )

Und durch nichtstaatliche Akteure


• z.B. Verbände (AGB Banken, Allgemeine Versicherungsbedingungen des
Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.)

Rechtsetzungskompetenz in Deutschland
• Verfassung im formellen und im materiellen Sinn: Grundgesetz
• Ausschließliche Gesetzgebungszuständigkeit des Bundes: Der Bund hat das
alleinige Recht, Gesetze zu erlassen. Die Länder haben in diesem Fall die
Befugnis zur Gesetzgebung nur, wenn sie hierzu durch ein Bundesgesetz
ausdrücklich ermächtigt sind.
• Konkurrierende Gesetzgebungszuständigkeit des Bundes: Die Länder dürfen
nur dann gesetzgeberisch tätig werden, solange und soweit der Bund von
seiner Gesetzgebungszuständigkeit keinen Gebrauch gemacht hat.
Bewertung von Rechtsnormen
Formale Kriterien
• Einfache Orientierung innerhalb des Gesetzes durch logischen / sinnvollen
Aufbau. (Vgl. Klammerprinzip des BGB)

• Einfache und verständliche Sprache

• Das BGB ist sehr verständlich

• Geschlechtergerechte Sprache
Bspw. §433 BGB

Inhaltliche Kriterien
• Gerechtigkeit
Bspw. Teilungsgerechtigkeit, Ausgleichungsgerechtigkeit

• Ökonomische Effizienz
bspw. Transaktionskosten. —> Führt eine Norm zur Senkung der
Transaktionskosten oder macht sie den Rechtsverkehr teurer? (Wenn man z.B.
bei der Gründung einer GmbH zum Notar muss oder wenn man beim Kauf einer
Immobilie zum Notar muss, dann werden diese entsprechenden
Rechtsgeschäfte zum einen schwerer, sie brauchen länger, da der Notar erstmal
ein Termin geben muss. Zudem kostet das Verfahren auch Geld, weshalb es
auch meistens sehr teurer wird. Dementsprechend sind das Normen die zu
Transaktionskosten führen. Bei der Immobile könnte man diskutieren, weshalb
man dafür einen Notar braucht, bei einer Gründung der GmbH wird dies jedoch
schwerer.
Auslegungspunkt jeder Auslegung: Wortlaut
• „positive“ Kandidaten: Fallen eindeutig unter den Wortlaut der Norm
Bsp: Stiefel des Gärtners, der im Schlamm stecken bleibt §95 BGB

• „Negative“ Kandidaten: Fallen eindeutig nicht unter den Wortlaut der Norm
Bsp. Einbetonierter Fahnemast §95 BGB

• Herausforderung: „Neutrale“ Kandidaten —> Weitere Auslegung erforderlich


Bsp. Hollywoodschaukel §)5 BGB

Systematische Auslegung
Betrachtung der Norm in der Gesamtschau mit anderen Vorschriften, die gemeinsam
einen Fragenkomplex regeln; Beantwortung der Frage nach ihrer Anwendbarkeit anhand
ihrer Stellung im Gesetz
(Bedarf ein Mietvertrag über ein Fahrrad der Schriftform gem. §550 1 BGB? -> Nein, die
Vorschrift ist nach ihrer systematischen Stellung nur auf Mietverhältnisse über
Wohnraum anwendbar!)

Historische Auslegung
• Betrachtung der Entstehungsgeschichte der Norm und Ermittlung des Willens des
historischen Gesetzgebers. (Quelle: Gesetzgebungsmaterialien)

Teleologische Auslegung:
• Frage nach dem Sinn und Zweck einer Norm (Für was wurde diese Norm eingesetzt,
wird die Norm für diesen Zweck angewendet?)

Teleologische Reduktion
• Gegenstück zur Analogie: Korrektur des zu weiten Wortlauts, der auch solche Fälle
einschließt, auf die die Norm nach ihrer zugrunde liegenden Wertung eigentlich nicht
passt.

Analogie:
• Korrektur des zu engen Wortlauts, der sich nicht auf einen „negativen Kandidaten“
erstreckt, obwohl dies wertungsmäßig der Fall sein müsste
(Die Gesetzliche Regelung ist lückenhaft)

Voraussetzung:
• Die gesetzliche Regelung ist lückenhaft
• Der Gesetzgeber hat die nicht geregelte Frage „übersehen“

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