Die Klage ist zulässig, wenn die Zulässigkeitsvoraussetzungen erfüllt sind. I. Eröffnung des Verwaltungsrechtswegs Es müsste der Verwaltungsrechtsweg eröffnet sein. Der Verwaltungsrechtsweg ist gem. § 40 I VwGO in allen öffentlich-rechtlichen Streitigkeiten nichtverfassungsrechtlicher Art eröffnet, wenn keine abdrängende Sonderzuweisung eingreift. 1. Öffentlich-rechtliche Streitigkeit Es müsste eine öffentlich-rechtliche Streitigkeit vorliegen. Eine öffentlich-rechtliche Streitigkeit liegt zumindest dann vor, wenn die streitentscheidende Norm öffentlich-rechtlich ist. Eine Norm ist nach der modifizierten Subjektstheorie öffentlich-rechtlich, wenn sie einen Hoheitsträger als solchen berechtigt oder verpflichtet. Ein Hausverbot kann zum einen aus eindeutig privatrechtlichen Rechten verhängt werden, §§ 903, 1004 BGB. Diese Vorschriften berechtigen oder verpflichten gerade keinen Hoheitsträger als solchen. Ein Hausverbot kann jedoch auch aus öffentlich-rechtlichen Befugnissen verhängt werden. Das Hausrecht steht dem Behördenleiter als Annex seiner Sachkompetenz zur Erfüllung der ihm übertragenen Verwaltungsaufgaben zu. Früher wurde vertreten, dass die Rechtsnatur des Hausverbots dem Zweck des Besuches und somit der Störung folgt. Demnach würde das Hausverbot privatrechtlicher Natur sein. Dagegen spricht jedoch, dass ein privatrechtliches Hausverbot die Wahrnehmung eines öffentlich-rechtlichen Benutzungsanspruchs nicht verbieten kann. F könnte somit weiterhin das Rathaus wegen öffentlich-rechtlicher Belange im Rahmen der Widmung betreten und die Sekretärinnen weiter belästigen. Die Rechtsnatur des Hausverbots richtet sich somit nicht nach dem Zweck des Besuches, sondern nach dem Zweck des Hausverbots. Das Hausverbot wurde erlassen, um Ablenkungen und Belästigungen der Sekretärinnen zu unterbinden und die Aufrechterhaltung der ordnungsgemäßen Verwaltungsbetriebs zu gewährleisten. Folglich war es öffentlich-rechtlich. Somit liegt eine öffentlich-rechtliche Streitigkeit vor. 2. Keine Verfassungsrechtliche Streitigkeit Es dürfte keine verfassungsrechtliche Streitigkeit vorliegen. Eine solche liegt im Sinne des § 40 I VwGO nur bei doppelter Verfassungsunmittelbarkeit vor, wenn also zwei unmittelbar am Verfassungsleben Beteiligte um spezifisches Verfassungsrecht streiten. F ist schon kein unmittelbar am Verfassungsleben Beteiligter. Somit liegt keine verfassungsrechtliche Streitigkeit vor. 3. Keine abdrängende Sonderzuweisung Es besteht auch keine abdrängende Sonderzuweisung. Der Verwaltungsrechtsweg ist eröffnet. II. Statthafte Klageart Fraglich ist, welche Klageart statthaft ist. Dies richtet sich gem. § 88 VwGO nach dem Klagebegehren des Klägers. Es könnte eine Anfechtungsklage nach § 42 I Fall 1 VwGO statthaft sein. Dies ist der Fall, wenn F die Aufhebung eines Verwaltungsakts begehrt. Die Verfügung des B ist ein Verwaltungsakt nach § 35 S.1 VwVfG. F begehrt dessen Aufhebung. Somit ist die Anfechtungsklage statthaft. III. Klagebefugnis F müsste klagebefugt sein. Klagebefug ist gem. § 42 II VwGO, wer geltend macht in einem eigenen Recht verletzt zu sein. Nach der Möglichkeitstheorie ist dabei ausreichend, dass eine Verletzung nicht von vornherein ausgeschlossen ist. F ist Adressat eines belastenden Verwaltungsakts. Es ist somit nicht von vornherein ausgeschlossen, dass er in seinem Recht aus Art. 2 I GG verletzt ist. (Adressatengedanke) Mithin ist F klagebefugt. IV. Vorverfahren Es müsste ein ordnungsgemäßes Vorverfahren gem. §§ 68 ff. VwGO durchgeführt worden sein. Der Widerspruch wurde als verfristet zurückgewiesen. Dadurch wurde kein ordnungsgemäßes Vorverfahren durchgeführt. Dies kann dem F jedoch nur dann angelastet werden, wenn der Widerspruch tatsächlich verfristet war. Der Widerspruch ist gem. § 70 I S. 1 VwGO innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe des VA bei der Behörde, die den Verwaltungsakt erlassen hat, zu erheben. F hat den Widerspruch bei der Widerspruchsbehörde eingelegt. Die Frist wird jedoch gem. § 70 I S. 2 VwGO auch durch Einlegung bei der Behörde, die den Widerspruchsbescheid zu erlassen hat, gewahrt. Für die Fristberechnung sind gem. §§ 79, 31 VwVfG die §§ 187 ff. BGB maßgeblich. Der Verwaltungsakt wurde am 15.01. bekannt gegeben. Gem. § 188 II BGB endete die Monatsfrist somit am 15.02. Die Frist beginnt jedoch gem. § 58 I VwGO nur zu laufen, wenn der Beteiligte über ihm zustehende Rechtsmittel und Rechtsbehelfe schriftlich oder elektronisch belehrt worden ist. Eine solche Belehrung ist hier ausgeblieben. Somit galt nicht die Monatsfrist, sondern die Jahresfrist gem. § 58 II S. 1 VwGO. Mithin war der Widerspruch nicht verfristet. Der Mangel des nicht ordnungsgemäß durchgeführten Vorverfahrens kann F somit nicht angelastet werden. Die Klage ist nicht schon deswegen unzulässig. V. Klagefrist F müsste die Klagefrist eingehalten haben. Diese beträgt gem. § 74 I S.1 VwGO einen Monat nach Zustellung des Widerspruchsbescheids. Für die Fristberechnung sind gem. § 57 II VwGO i.V.m. § 222 ZPO die §§ 187 ff. BGB maßgeblich. Der Widerspruch gilt gem. § 4 II S. 1 VwZG am dritten Tag nach der Aufgabe zur Post als zugestellt. Das Einschreiben wurde am 27.03. versendet. Somit gilt es als am 30.03. zugestellt. Der tatsächliche Zustellungszeitpunkt ist insoweit irrelevant, als er davor liegt. Gem. § 188 II BGB endete die Frist somit am 30.04. Der 30.4 war jedoch ein Sonntag (musste er sein, wenn der 02.05. ein Dienstag war). Fällt der letzte Tag einer Frist auf einen Sonntag, einen staatlich anerkannten Feiertag oder einen Sonnabend, so tritt an die Stelle eines solchen Tages der nächste Werktag. Montag war der 01.05. und somit gemäß den Landesgesetzgebungen (bspw. § 2 I Nr. 4 FTG NW) Feiertag. Der nächste Werktag war mithin der 02.05. Folglich hat F die Klagefrist eingehalten. VI. Klagegegner F müsste die Klage gegen den richtigen Klagegegner gerichtet haben. Der richtige Klagegegner ist gem. § 78 I Nr. 1 VwGO der Rechtsträger der erlassenden Behörde. Der Rechtsträger des Bürgermeisters ist die Gemeinde. F hat die Klage gegen den Bürgermeister erhoben. Zur Bezeichnung des Beklagten genügt gem. § 78 I Nr. 1 VwGO die Angabe der Behörde. F hat die Klage somit gegen den richtigen Klagegegner gerichtet. VII. Ergebnis Die Klage des F ist zulässig.
Aufgaben und Lösungen aus der Ersten Juristischen Staatsprüfung in Bayern im Öffentlichen Recht: aktualisiert und publiziert in den Bayerischen Verwaltungsblättern 2016/2017