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Fundsachen im Hotel 21.12.

2011
Wie ist mit im Hotel von Gästen verbliebenen Gegenständen zu verfahren, wenn kein
Hinweis vorliegt, wem diese gehören könnten?

1. Anweisung vorab an das Personal Fundsachen aufzuheben und bei einer von
der Geschäftsleitung benannten Person abzugeben.
Das Personal ist anzuweisen, Fundsachen aufzuheben und bei einer von der Geschäfts-
leitung benannten Person abzugeben, damit kein Streit über die Frage entstehen kann,
ob der Mitarbeiter, der die Fundsache an sich nimmt, Finder ist. Die im folgenden
aufgeführten Rechte und Pflichten ergeben sich aus dem in §§ 965 ff. BGB geregelten
Fundrecht und beziehen sich auf den Finder im rechtlichen Sinne.
Wird die Sache von einem Hotelangestellten gefunden und dann bei seinem Arbeitgeber
abgeliefert, so ist dieser Finder im rechtlichen Sinne. Dies gilt selbst dann, wenn der
Angestellte die Sache direkt zum Fundbüro bringt. Wird allerdings nach außen
erkennbar, dass er nicht für den Arbeitgeber handelt, wird er zwar selbst Finder und
nicht der Arbeitgeber. Dieser hat dann aber einen Schadensersatzanspruch gegen den
Angestellten.

2. Unverzügliche Anzeige der gefundenen Sache bei der zuständigen Behörde


Die gefundene Sache ist nach § 965 BGB unverzüglich bei der zuständigen Behörde
anzuzeigen. Dies ist in Hamburg die Behörde für Inneres und die Bezirksämter. Die
Anzeigenpflicht entfällt, wenn die Sache nicht mehr als € 10,00 wert ist.

3. Aufbewahrung der gefundenen Sache oder Ablieferung bei der zuständigen


Behörde
Die gefundenen Sachen sind nach § 966 BGB aufzubewahren. Ein Aufwendungsersatz-
anspruch (bspw. für die Kosten der Aufbewahrung) kann jedoch gegenüber der Behörde nicht
geltend gemacht werden. Die Sache kann ebenfalls der zuständigen Behörde abgeliefert
werden. Eine Pflicht dazu besteht nur nach ausdrücklicher Anordnung. Werden in
beträchtlichem Umfang Sachen gefunden, so ist zu empfehlen mit der zuständigen
Behörde eine Regelung zur Aufbewahrung bzw. Ablieferung zu treffen.

4. Erwerb des Eigentums an der Sache durch den Finder


Gemäß § 973 BGB erwirbt der Finder kraft Gesetzes nach Ablauf von 6 Monaten nach
der Anzeige das Eigentum an der Sache, wenn der Empfangsberechtigte vorher dem
Finder weder bekannt geworden ist, noch sein Recht bei der zuständigen Behörde
angemeldet hat. (Ist die Sache nicht mehr wert als € 10,00, so beginnt die Frist mit dem Fund.)
Erst mit dem Erwerb des Eigentums kann mit der Sache nach Belieben verfahren
werden (bspw. Verkauf, Spende, Entsorgung)! Wurde die Sache bei der zuständigen Behörde
abgeliefert, kann das Eigentumsrecht nach Ablauf der Frist von 6 Monaten geltend
gemacht werden (in Hamburg innerhalb eines weiteren Monats), ansonsten geht das Eigentum
auf die Gemeinde über.

5. Fundunterschlagung
Erfolgt keine Anzeige, so ist ein Eigentumserwerb kraft Gesetzes ausgeschlossen.
Im Übrigen kann im Falle der Verwertung eine Strafbarkeit wegen Fundunterschlagung
nach § 246 StGB drohen! Denn bei zunächst äußerlich ordnungsgemäßer Ansichnahme
einer Fundsache kann die unerlaubte Beanspruchung von Besitz in der Verwertung oder
Weiterveräußerung der Sache bestehen.

6. Sonderfall Pässe
Eigentümer eines Passes ist der jeweilige Ausstellerstaat. Ein Eigentumserwerb des
Finders daran scheidet aus. Der Pass kann einer öffentliche Stelle abgeliefert werden.
Dies sind insbesondere Behörden, Organe der Rechtspflege und andere öffentlich
organisierte Einrichtungen (z.B. auch Krankenhäuser, Fundbüros, Schulen etc.). Nach Ablauf von
sieben Tagen muss diese Stelle (nicht der Finder selbst) unverzüglich das Fundpapier an
das Bundesverwaltungsamt in Köln als zentraler Dienstleister alle ausländischen
Funddokumente übersenden. Der Pass kann daneben auch der Botschaft des
entsprechenden Landes in Deutschland ausgehändigt werden.

SKW Schwarz Hamburg


Rechtsanwälte Steuerberater Wirtschaftsprüfer

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http://www.dehoga-hamburg.de/home/print_presse_details.php?action=rechtsberatung&id=112&submenu=
Abgerufen am 09.11.2016

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