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Obligationes (Verpflichtungen)
Obligationes ex contractu
Realkontrakte
o „res“
o Sache muss übergeben werden, damit ein Vertrag zustande kommt (Darlehen, Leihe,
Verpfändung, Verwahrung es gibt nur diese 4)
Verbalkontrakte
o „verbum“
o Eine bestimmte Wortform muss eingehalten werden, damit der Vertrag zustande
kommt
o Konsens + bestimmte Wortform
o Zb. Stipulatio
Litteralkontrakt
o „littera“
o Nur Eintragung ins Hausbuch des pater familias (Quasi eine Einnahmen-Ausgaben-
Rechnung)
Konsensualkontrakte
o Durch reine Willensübereinstimmung es genügt der Konsens (es muss nichts
übergeben werden)
o Kaufvertrag (ist durch die Einigung perfekt), Auftrag, Miete, Gesellschaft
=formlose Abrede/Vereinbarung
Röm. Recht kannte einen sehr strengen Typenzwang
Alles was nicht ihren Verträgen entsprach, war ein pactum
Pactum als Gegensatz zu contractus
Pactum nudum = eine bloße Abrede nicht klagbar (BSP: Darlehenszusage)
Pactum de non petendo = Abrede, nicht zu klagen kann zu einem Vertrag zusätzlich
vereinbart werden
o Wenn einer trotzdem klagt, kann der Prätor eine Einrede gewähren
Pacta adiecta = Nebenabreden
o Zb. Ratenlieferung / bestimmter Lieferort bei Kaufvertrag
o Sind klagbar, mit der Klage aus dem jeweiligen Vertrag, wenn es eine bona fides
Klage ist
Pacta praetoria und pacta legitima
o Pacta die klagbar gemacht wurden
Durch den Prätor (praetoria)
Durch den Kaiser (legitima)
Darlehen
= mutuum
Parteien
o Darlehensgeber
o Darlehensnehmer
Sachenrechtliche Person des Darlehensnehmers: Eigentümer
Sachenrechtliche Person des Darlehensgebers: keine
Darlehen ist die Übergabe einer bestimmten Summe Geldes oder einer anderen vertretbaren
Sache (werden nach ihrer Gattungszugehörigkeit bestimmt und können gemessen werden:
zb. Getreide, Öl, Wein,…) in das Eigentum des Nehmers mit der Abrede, dass er die gleiche
Summe bzw. Sachen gleicher Qualität zurückgibt.
Klage: condictio
o Abstrakte Klage
o Strengrechtliche Klage
o Ist immer auf unrechtmäßig vorenthaltenes Gut gerichtet
Unverzinslich
o Für Zinsen: zusätzlicher Vertrag in Form der Stipulatio (war die übliche Form)
Die Gefahr trägt immer der Darlehensnehmer (zb. wenn durch höhere Gewalt die
Darlehenssumme untergeht)
o Casus sentit dominus = Den Zufall spürt der Eigentümer.
o Genus perire non censetur = Man glaubt nicht, dass die Gattung untergeht. (Geld =
vertretbare Sache Gattungsschuld, weil es gibt ja noch viel mehr Geld)
Blatt 1
Wer trägt
Ab welchem Zeitpunkt
o Den wirtschaftlichen Nachteil des zufälligen Untergangs
einer Sache (Leistung)?
Casus minor
o =niederer Zufall
o Zb. Brandstiftung, Diebstahl, Schäden durch anvertraute Tiere, Flucht von
bewachungsbedürftigen Sklaven
o Umstände, gegen die man nolens volens etwas unternehmen könnte
Vis maior
o =höhere Gewalt
o Zb. Naturkatastrophen, Räuberbanden, Feindeseinfälle, Flucht von nicht
bewachungsbedürftigen Sklaven
Sachgefahr
o Casum sentit dominus (den Zufall spürt der Eigentümer –> beim Darlehen ist der
Darlehensnehmer Eigentümer)
Leistungsgefahr
o Genussschuld
Vertretbare Sachen, die nach Menge bestimmt werden können (zb. Geld,
Öl, Wein, Getreide,..)
Genus perire non censetur die Gefahr trägt der Schuldner
o Speziesschuld
Sache, die einmalig ist (zb. Sklave, weil sie zwar als res gesehen wurden,
aber ein Sklave als Mensch trotzdem einzigartig ist, oder zb ein
Kunstwerk
Species perit creditori die Spezies geht zu Lasten des Gläubigers unter
die Gefahr trägt der Gläubiger (zb. wenn Sklave an natürlichem Tod
bis zur Übergabe stirbt)
fenus nauticum = Seedarlehen (der Darlehensgeber trägt die Gefahr) Ausgleich durch
höhere Zinsen (! Müssen eigens stipuliert werden)
Anweisungsdarlehen: Darlehensgeber weist einen 3. An dem Darlehensgeber Münzen
auszuzahlen
Vereinbarungsdarlehen= Schuld besteht bereits
o Zb. aus Kaufvertrag (Geld wird noch geschuldet und man behaltet es sich länger als
Darlehen) es findet keine Übergabe statt
Contractus mohatrae= Sache (keine vertretbare Sache!) wird übergeben, die
Darlehensnehmer verkaufen soll und der Erlös soll von ihm als Darlehen behalten werden
Commodatum = Leihe
Depositum = Verwahrung
Pignus = Pfandvertrag
Damit ein Pfand bestellt werden kann, braucht es eine Forderung, die durch Pfand gesichert
werden soll
Parteien:
o Verpfänder = Pfandgeber
o Pfandgläubiger = Pfandnehmer
Sachenrechtliche Positionen:
o Verpfänder bleibt Eigentümer
o Pfandnehmer ist Interdiktenbesitzer = interdiktengeschützter Fremdbesitzer
Klagen:
o Pg: actio pigneraticia directa
Gerichtet auf: Rückgabe der Pfandsache, eventueller Schadenersatz,
superfluum (Überschuss wenn Pfandgläubiger Sache verkauft und mehr
für die Sache bekommt muss er das dem Pfandnehmer geben)
o Pn: actio pigneratictia contraria
Gerichtet auf allfälligen Aufwands- und Schadenersatz
o unvollkommen zweiseitiger Vertrag
Haftung
o Pfandnehmer haftet für dolus, culpa (und custodia)
Falllösungsschema
Actiones
Blatt 1
D.12.1.11.1
D 12.1.9.9
Sachverhalt
o Ego gibt tu 10 Münzen, einige Zeit danach, erlaubt ego dem tu, die Münzen zu
verbrauchen (Problem: tu weigert sich, die Münzen zurückzuzahlen)
Rechtsfrage
o Hat ego die condictio gegen tu?
o Kann ego die 10 Münzen kondizieren?
Lösung
o Ja
Begründung
o Anfangs liegt ein depositum vor Verwahrung
o Ego bleibt Eigentümer und mittelbarer Besitzer tu ist bloßer dedentor dann
einigen sich die beiden und es ändern sich die Sachenrechtl. Positionen und es
entsteht ein neuer Vertrag ein Darlehen tu wurde Eigentümer und Besitzer (nur
solo animo) und ego hat keine sachenrechtl. Position mehr = traditio brevi manu
(Übergabe kurzer Hand) tu hat ja bereits corpus daran gehabt
o Wer trägt die Gefahr? Als es noch eine Verwahrung war, trägt der ego die Gefahr
(=Hinterleger) und beim Darlehen trägt der tu die Gefahr (=Darlehensnehmer)
casus sentit dominus
C.4.28.1. (C=Codex)
D. 16.3.1.8
Personen: A&B(=Bademeister)
SVH: A gibt B Kleidungsstücke zur Verwahrung und diese gehen verloren
Rechtsfrage: Haftet B? Wie weit reicht die Haftung des Bademeisters?
Lösung: Nein. Er haftet nur für dolus.
Begründung:
o Hier liegt ein depositum vor der Verwahrer ist dedentor und er haftet aufgrund
des Utilitätsprinzips nur für dolus
o Wenn die Kleidung gestohlen wurde,wäre das Haftung nach custodia und dafür
haftet B nicht.
Verbale Kontrakte
Stipulatio
Konventionalstrafe
= Vertragsstrafe
Echte
1. Versprechensempfänger Versprechender
2. Versprechensempfänger Versprechender
2.Konventionalstrafe
Unechte
2. Versprechensempfänger Versprechender
Zb Gelobst du, wenn du mir das Grundstück nicht übereignest, 700 Sesterzen zu zahlen? – Ich gelobe
es wichtig: Grundstück ist nicht geschuldet (es gibt keinen Vertrag darüber)
Zb Versprichst du mir 10 Goldstücke zu zahlen, wenn du mir den Brief nicht gibst? – Ich verspreche.
1. Dotis dictio = förmliche mündliche Zusage einer Mitgift an den Ehemann (er wird Eigentümer
daran)
a. Bestimmte Wortform musste eingehalten werden
b. Personen, die Mitgift bestellen können:
i. Pater familias der Frau
ii. Frau selbst wenn sie sui iuris hat
iii. Jeder Dritte
2. Promissio operarum = Versprechen des Freigelassenen an seinen früheren Eigentümer,
weiterhin Dienste zu erbringen
a. Bestimmte Wortform
Bedingung:
Befristung
Blatt 2
Fall 1
Sachverhalt: ego zählt tu 10 Münzen zu und fragt den tu: „Versprichst du mir die 10 dem Fabius
zurückzuzahlen?“ Tu sagt „Ich verspreche es.“
Rechtsfrage: Kann ego die 10 Münzen von tu kondizieren? / Kann ego die 10 zurückverlangen? /
Muss tu die 10 an ego zurückzahlen?
Begründung: wir haben 2 Verträge parallel nebeneinander (Darlehen als Realvertrag und Stipulatio
als Verbalkontrakt) - Stipulatio ist unwirksam, weil man sich nicht von Dritten die Sache
zurückverlangen kann; Belegstelle Inst. 3.19.19 , ego kann den tu nicht klagen, aber das Darlehen ist
gültig zustandegekommen und der ego hat die condictio
Fall 5
Sachverhalt: Ego zählt einem Mündel mit Zustimmung des Vormundes Geld zu. Ein wenig später lässt
er sich diese Summe von M ohne Zustimmung des Vormundes versprechen
Rechtsfrage: kann ego die Summe kondizieren? Kann Ego mit der Condictio klagen?
Lösung: Ja
Begründung: Es liegt ein gültiges Darlehen vor (gem. Inst. 3.19.9) + Verbalvertrag = Stipulatio
(ungültig, weil Vormund nicht zugestimmt hat und sich M verpflichten würde)
Wenn ein Vertrag nicht existiert, kann ich auch nicht daraus klagen
Fall 6
Sachverhalt: Ego zählt tu 10 zu und lässt sich diese unter einer unmöglichen Bedingung versprechen
(Versprichst du mir die 10 zurückzuzahlen, wenn ich mit dem Finger den Himmel berühre?)
Lösung: ja
Beleg: 3.19.11
Fall 7
Sachverhalt: Ego zählt Fabius Geld zu. Fabius wird danach zum Verschwender (=prodigus; = jemand,
der Familienvermögen verschleudert Verschwender bekommt Kurator, der ihn in
Vermögenssachen vertritt) als er dann ein prodigus ist, verspricht er dem Ego die Rückzahlung der
Geldsumme
Lösung: ja
Begründung: Darlehen ist gültig zustande gekommen, weil Fabius bei Abschluss noch Geschäftsfähig
war, die Stipulatio aber nicht, weil sich Verschwender nicht verpflichten kann (ihm ist
Vermögensverwaltung entzogen)
Fall 8
Sachverhalt: Ego und tu schließen eine Stipulatio ab. Ego ist Versprechensempfänger (=stipulator)
und tu ist promissor. Der Sklave stirbt vor der Übergabe (also ist die Bedingung eingetreten) und ego
will die 10 Münzen vor dem Monatsersten einklagen
Lösung: ja, er hat die condictio und er kann klagen, sobald die Bedingung eingetreten ist
Begründung:es liegt eine Konventionalstrafe vor uns beinhaltet eine Bedingung und eine Befristung
parallel Bedingung: wenn du den Sklaven nicht übergeben haben wirst; Befristung: bis zum
Monatsersten
Bedingung ist nun eingetreten (! Wenn ego nach dem Tod aber VOR dem Monatsersten klagt, wird
die Klage abgewiesen, weil er zu früh geklagt hat sein Klagerecht ist verbraucht – ne bis in idem)
Geld = typisches BSP für Genusschuld, aber hier ist es Speziesschuld (= bestimmte Geldstücke in einer
Truhe)
Species perit creditori (die Speziesschuld geht zulasten des Gläubigers unter Schuldner muss nicht
leisten)
Geteilte Obligationen
o Jeder Gläubiger bekommt einen Teil und jeder Schuldner muss Teil leisten
o Beispiele! Prüfung
Wenn Leistungsgegenstand teilbar ist
Miterben, wenn Erbschaft aufgeteilt wird
Gehäufte Obligationen
o Leistung wird vervielfacht
o Bei Gläubigerüberschuss: Jeder Gläubiger erhält die ganze Leistung
o Jeder Schuldner muss die gesamte Schuld erbringen
o BSP: wenn mehrere Täter ein Delikt begehen, muss jeder die volle Strafsumme
bezahlen
Gesamtobligationen
o Gesamtforderung
Mehrere Gläubiger, ein Schuldner
Jeder Gläubiger hat das Recht auf die gesamte Leistung (Schuldner ist nach
bezahlter Leistung frei – wie die Gläubiger sich diese aufteilen ist egal)
Haftung in solidum
o Gesamtschuld
Ein Gläubiger, mehrere Schuldner
Gläubiger kann die gesamte Schuld auch von einem verlangen Gläubiger
ist befriedigt und ALLE Schuldner sind befreit
Haftung in solidum (Prüfung!)
Kann auf 2 Arten Regress nehmen:
Regress aus dem Innenverhältnis: wie sind die Schuldner rechtlich
miteinander verbunden (sie bilden Gesellschaft = societas actio
pro socio, oder Auftrag = mandatum actio mandati contraria)
Klagsabtretung: Gläubiger tritt seine ursprüngliche Klage dem
zahlenden Schuldner ab er kann damit die anderen Schuldner
belangen
o BSP: Haftung mehrerer Tutoren; wenn Leistung unteilbar ist; contictio furtiva bei
Mittätern (Klage, um gestohlenen Gegenstand wiederzubekommen)
o Umstände die Gesamtwirkung haben (wirken sich auf alle Schuldner aus):
Erfüllung
Förmlicher Erlass (acceptilatio)
Formloser Erlass
Das zufällige Unmöglichwerden der Leistung
Durch eine Novation (novus= neu) wenn Obligation in eine andere
umgewandelt wird
o Umstände, die Einzelwirkung haben (wirken sich auf einen Schuldner aus)
Persönlicher Erlass (nur einem wird Schuld erlassen)
Confusio: wenn Gläubiger- und Schuldnerstellung in eine Person
zusammenfallen (zb. wenn Gläubiger Schuldner beerbt)
Statusänderung (zb. einer verliert die Freiheit und wird zum Sklaven)
Ein Leistungsverzug eines einzelnen Schuldners
Blatt 3
Fall D.18.1.69
Proculus war ein Vertreter einer Rechtsschule Roms, wie hieß die andere Schule?
o Sabinianer: eher konservativ, sehr traditionsbehaftet u. beriefen sich auf Erfahrung
o Proculianer: innovativ, offen für neues, stützten sich auf logische Zusammenhänge
o Proculus war ein Frühklassiker (Prüfung: Einordnung von Juristen!)
Sachverhalt: R. Poller hat den Bracciano-See gekauft und zusätzlich um ihn herum 10 Fuß.
Danach steigt der See an und die 10 Fuß, die sie gekauft hat, stehen nun unter Wasser. R.
Polla möchte weitere 10 Fuß haben.
Ist der Kauf perfekt? Welche Voraussetzungen müssen vorliegen, damit R. Polla Eigentum am
Kaufobjekt erlangt?
o Ja, Kauf ist perfekt, weili es sich um Spezieskauf handelt und auch kein Hinweis im
SVH ist, dass es Probleme beim Preis gibt. Berechtigung (VK muss Eigentümer
gewesensein), titulus (KV muss vorliegen) und modus (mancipacio und in iure cessio)
Rechtsfrage: Wer trägt die Gefahr? Bekommt R. Polla weitere 10 Fuß Ufergrund dazu?
Lösung: Es handelt sich um einen KV, er ist bereits perfekt und daher trägt die K R. Poller die
Gefahr periculum est emptoris. Sie muss den vollen Preis bezahlen und bekommt keine
weiteren 10 Fuß bekommt. Beleg: Inst. 3.23.3
Wie würde der Jurist entscheiden, wenn nach Kaufabschluss eine Insel entsteht?
o Inst 3.23.3. letzter Satz commodum
o Wenn eine Insel entsteht, wird diese zum Eigentum der Rutilia, weil der K zwar die
Gefahr trägt, aber auch die Vorteile genießt.
Fall D.18.6.16.(5)
Welche Änderung brachte Gaius Werk res cottidianae sive aurea im Hinblick auf die
Einteilung der Obligationen? Er fügte eine 3. Gruppe von Schuldverhältnissen hinzu
(Quasidelikte und -kontrakte)
Sachverhalt:
o Variante A: V verkauft K Wein in Fässern und gibt ihm die Garantie, dass der Wein
halten wird. Bevor K den Wein holt, wird dieser schlecht.
o Variante B: V verkauft K Wein in Fässern. K kostet den Wein nicht oder befindet ihn
fälschlich für gut und der V gibt diesmal keine Garantie bezgl. der Qualität. Bevor der
K den Wein holt, wird dieser schlecht.
o Variante C: V verkauft an K Wein in Fässern. Sie vereinbaren einen Abholtermin. Der
V weiß, dass der Wein nicht so lange halten wird, sagt das dem K aber nicht und der
Wein wird vor dem Abholtermin schlecht.
o (typische Weinmängel: acor-Wein wird sauer & mucor)
Welche Art von Kauf liegt hier vor?
o Spezieskauf weil Wein in Fässern verkauft worden ist und somit
bestimmte/konkrete Fässer gekauft worden sind
Rechtsfrage: muss der Käufer den vollen Preis bezahlen?
Lösung inkl. Begründung
o Variante A: Der K muss nur einen verminderten bzw. garkeinen Kaufpreis zahlen, je
nachdem ob der Wein nur ein bisschen schlecht geworden ist, oder ob er komplett
gekippt ist. Der VK haftet aufgrund der Garantie, die er dem K gegeben hat.
o Variante B: Gefahrtragungsregel perfecta emptiones periculum est emptoris KV
ist schon perfekt, da bereits Konsens über Ware und Preis besteht K trägt die
Gefahr er muss den vollen Kaufpreis bezahlen, weil er bereits die Gefahr trägt
(Inst. 3.23.3.)
o Variante C: VK handelt mit dolus (Arglist) Verstoß gegen die bona fides K hat
actio empti und damit Anspruch auf das Interesse er muss nur einen
verminderten Kaufpreis zahlen und hat zusätzlich Anspruch auf das Interesse
Wie würde man das Interesse berechnen?
Die Differenz zwischen Ist- und Sollzustand (id, quod interest)
Interesse umschließt uU auch entgangenen Gewinn/Verdienst des
Weinbauern
Bona fides = Verhaltensmaßstab, den man einem redlichen Partner zutraut
Stelle 3: D.18.6.5
Wie lautet die andere Bezeichnung für Digesten und was ist das überhaupt?
o = Pandekten
o Sammlung des klassischen Juristenrechts, Teil des corpus iuris civilis, Fälle der
Zeit Ende der Republik und während Prinzipats
Sachverhalt (PRÜFUNG: NICHT mit „Wenn“ beginnen! sondern mit Nennung der
Parteien)
o K kauft einen Wein beim VK und holt ihn aber zum vereinbarten Termin nicht ab.
Rechtsfrage: Wofür haftet der VK nach Ablauf des Termins?
Lösung: Er haftet nurmehr für dolus
Begründung: Es liegt ein Spezieskauf (bestimmter Wein wird gekauft) vor und es handelt
sich um einen Gläubigerverzug des K (=Annahmeverzug). Dies bedeutet eine
Haftungserleichterung für der VK. Er haftet nicht mehr für culpa und custodia und nicht
mehr für dolus, weil es ja am K liegt, dass er die Ware nicht abholt.
Mit welcher Klage kann der VK die Schäden geltend machen? Was umfasst der
Schadenersatz?
o Actio venditi
o Geltend gemacht kann das Erfüllungsinteresse werden. Der Wein bleibt in seinen
Fässern und er muss daher neue Fässer für bereits neugemachten Wein kaufen
und das fällt ins Erfüllungsinteresse. Oder er wollte die leeren Fässer vermieten
und ihm entgehen jetzt Mieteinnahmen ( Erfüllungsinteresse ist entweder
Mietpreis oder Kaufpreis der neuen Fässer)
2. Sachverhalt
o K kauft 100 Amphoren Wein von V, diese müssen erst vom Kellervorrat abgefüllt
werden.
Um welche Art von Kauf handelt es sich?
o Beschränkter Gattungskauf
Rechtsfrage: Wer trägt bis zur Zumessung die Gefahr?
Lösung: Der VK.
Begründung: perfecta emptione periculum est emptoris beschränkter Gattungskauf ist
erst mit Konkretisierung der Ware perfekt. Gem. Gefahrtragungsregel (Inst. 3.23.3) trägt
der K mit Perfektion des Kaufes die Gefahr. Da es sich hier um beschränkten
Gattungskauf handelt, ist der Kauf noch nicht perfekt. Daher trägt bis zur Zumessung der
VK die Gefahr.
Sachmangel:
o wenn die in Aussicht genommene Verwendung der Ware nicht möglich ist
(offensichtlicher Mangel)
o Wenn die ausbedungenen Eigenschaften der Ware nicht vorhanden sind
Wenn VK Sachmangel kennt ist er venditor sciens, wenn nicht, ein venditor ignorans
(PRÜFUNG)
Dicta oder promissa Zusicherungen bestimmter Eigenschaften
o Dicta: ausdrückliche Zusagen
o Promissa: Zusagen in stipulationsform
Ursprung: Actio de modo agri: bei Grundstückskäufen
o Grundstücke mussten mancipiert werden
o K konnte das doppelte des zu viel bezahlten Kaufpreises verlangen
Garantiestipulation
o Es wurde üblich, dass VK in Form einer Stipulation garantiert, dass Kaufsache keine
Sachmängel hat oder bestimmte Eigenschaften hat und versprochen, dafür
einzustehen actio ex stipulato (Richter muss feststellen, auf wieviel der VK
verurteilt wird)
Actio empti
o Wenn die Kaufsache einen Sachmangel aufwies
o Anfangs nur bei dolus oder dictum
o Gerichtet auf das Erfüllungsinteresse
o Änderung ab Julian: auch ohne dolus/dictum konnte actio empti auf
Erfüllungsinteresse erhoben werden
Wenn man VK dolus nachweisen konnte, musste er auch für die
Mangelfolgeschäden einstehen (nur bei venditor sciens)
K konnte auch Wandlung (Rückabwicklung des Kaufes) oder Minderung (des
Kaufpreises) verlangen
Ädilizische Klagen
o Kurulische Ädile haben am Beginn ihres Amtsjahres in ihre Edikte geschrieben,
welche Mängel bekannt gegeben werden mussten und welche Kalagen erhoben
werden konnten
Actio redhibitoria: innerhalb von 6 Monaten, gerichtet auf Wandlung
(Rückabwicklung)
Actio quanti minoris: Frist von einem Jahr, gerichtet auf Minderung des
Kaufpreises
V verkauft und manzipiert an K ein Grundstück, wobei ein Presi von 10 pro iugum (Joch) festgelegt
wird. Bei der macipatio gibt V eine förmliche Erklärung (lex mancipio dicta) ab, dass das Grunstück
ein Ausmaß von 50 Joch hat.
K zahlt daher den V den Preis von 500. Später stellt sich heraus, dass das Grundstück nur 48 Joch hat.
Das doppelte des zu viel bezahlten Kaufpreises kann von K verlangt werden also 40
Ad Garantiestipulation
K hat actio ex stipulatu Richter muss feststellen, auf wieviel VK verurteilt wird
Ad stipulatio duplae
„Versprichst du,
dafür einzustehen, dass dieser Sklave gesund übergeben worden ist, frei von Diebstahl […] ist
=Sachmangel
und wenn jemand den Skalven oder einen Teil von ihm (Ideeller Anteil!) evinziert, sodass mir
oder dem, auf den sich die Sache beziehen wird (Rechtsnachfolger) nicht der ungestörte
Besitz zusteht, versprichst du von dem, was evinziert wird, den doppelten Betrag zu leisten?“
=Rechtsmangel
Andere 3 Spalten: actio empti (! auf vor oder nach Julian schauen!)
Noxalhaftung
Blatt 4
D.19.1.6.9
Sachverhalt: V verkauft einen Sklaven, der verpfändet ist, oder nicht ihm gehört, an K. Und er
setzt fest, dass er keine Haftung übernimmt.
Rechtsfrage: Wie ist diese Nebenabrede auszulegen? / Schließt diese Klausel jede Haftung
aus?
Lösung: Nein
Begründung: Diese Klausel schließt nicht jede Haftung aus. Für dolus malus muss man immer
haften, weil der VK vom Mangel weiß. VK haftet für Eviktion und K kann das mit actio empti
geltend machen
D 21.2.33.
2 Kaufverträge
Sachverhalt: V verkauft einen Sklaven, der ihm nicht gehört hat an ego und er verkauft ihn
weiter an K (übergibt ihn aber nicht). K fordert Sklaven, aber ego kann ihn nicht übergeben,
weil ihm der Sklave von dem Eigentümer durch die rei vindicatio entzogen wurde. Ego
wusste nicht, dass der Sklave einem Dritten gehört und die Stipulatio wird zwischen ego und
V abgeschlossen. Ego sagt zu V „Versprichst du mir, wenn jemand den Sklaven vindiciert, mir
das doppelte des Preises zu geben?“ V sagt „Ich verspreche es“ K klagt (mit actio auctoritatis
auf duplum des Kaufpreises oder mit actio empti auf das Interesse) ego und er wird
verurteilt, weil ego den Sklaven nicht übergeben konnte.
Rechtsfrage: Kann ego den V klagen wegen Eviktion?
Lösung: Ja, ego kann Eviktionshaftung geltend machen. Und zwar mit condictio oder actio ex
stipulatu aus der gegebenen Garantiestipulation. Er bekommt damit das Doppelte des
Kaufpreises.
Blatlt 4 Fall 3
Sachverhalt: K kauft ein Grundstück von 1000 iugera von V und danach (nach
Vertragsschluss) schwemmt ein Fluss 200 iugera weg. Die beiden Parteien haben eine
stipulatio duplae für den Fall der Eviktion abgeschlossen. Der wahre Eigentümer E evinziert
200 iugera NICHT die 200, die durch den Fluss weg sind, sondern andere 200 (Variante
A) / das ganze übrig gebliebene Grundstück (Variante B)
Rechtsfrage: Wer trägt die Gefahr für das weggeschwemmte Grundstück? Kann K aus der
stipulatio klagen bzw. auf wieviel?
Wie bewertet man juristisch das Wegschwemmen des Bodens? + BSP?
o Vis maior
o Hagel, Blitz, Räuberbanden, natürlicher Tod eines Sklaven, Flucht eines nicht
bewachungsbedürftigen Sklaven
Es klagt K den V mit der condictio oder auch actio ex stipulatu, Voraussetzung, dass es bereits
zur Eviktion gekommen ist wahrer Eigentümer E hat mit rei vindicatio geklagt Klage ist
auf das doppelte des Kaufpreises gerichtet
Lösung + Begründung: Die Gefahr trägt K, weil bereits Perfektion stattgefunden hat. Ja, er
kann aus der stipulatio klagen, weil bereits Eviktion stattgefunden hat. Er bekommt 1/5 des
Kaufpreises mal 2 man tut so, als ob das Grundstück noch ganz wäre (weil ja der K die
Gefahr trägt) weil: von 1000 sind 200 1/5 (nicht ¼ -weil ja die 200 weggeschwemmten
iugera auch zählen); wenn E das gesamte Grundstück evinziert, kann der K den gesamten
Kaufpreis x2 vom V fordern
D.19.1.13.1
Sachverhalt: V verkauft an K einen Sklaven, der ein Dieb ist bzw. zur Flucht neigt (servus
fugitivus). Variante 1: V ist venditor sciens; Variante 2: V ist venditor ignorans; K weiß nichts
von diesen Sachmängeln.
Rechtsfrage: Haftet der V für den Sachmangel?
Lösung + Begründung:
o Variante 1: Ja, der V haftet, denn er hat von den Mängeln bescheid gewusst, hat sie
aber nicht dem K bekannt gegeben (V ist seinen Informations- und
Aufklärungspflichten nicht nachgekommen) hat also mit dolus gehandelt und das
ist Verstoß gegen die bona fides und K hat somit actio empti auf das Interesse
o Variante 2: für servus fugitivus haftet auch der venditor ignorans auf Minderung des
Kaufpreises (Preis, den K bezahlt hätte, wenn er von Mangel gewusst hätte), für den
Dieb gibt es keine Haftung
Locatio conductio
Konsensualvertrag
Vollkommen zweiseitiger Vertrag beide Parteien sind Gläubiger und Schuldner zugleich
Synallagmatischer Vertrag
Bona fides Vertrag
L.c. rei = Miete
L.c. operarum = Dienstvertrag
L.c. operis = Werkvertrag
Parteien: locator und conductor
o Miete/Pacht: Vermieter/Verpächter (Bestandgeber) und Mieter/Pächter
(Bestandnehmer)
o Dienstvertrag: Dienstnehmer (Dienstpflichtiger) und Dienstgeber (Dienstherr)
o Werkvertrag: Werkbesteller und Werkunternehmer
Miete und Dienstvertrag = Dauerschuldverhältnisse und Werkvertrag ist Zielschuldverhältnis
(Ziel: Erbringung des Werkes)
Bezahlung des Entgeltes
o Bei Miete und Dienstvertrag ist es der conductor, der das Entgelt bezahlt
o Bei Werkvertrag bezahlt der locator das Entgelt
Locatio conductio rei
o Miete ist die entgeltliche Überlassung einer Sache zum Gebrauch (wenn nicht
entgeltlich: Leihe)
o Pacht ist die entgeltliche Überlassung einer Sache zum Gebrauch UND zur Nutzung
o Vertragsgegenstand: Haus, Wohnung, Grundstück, Sklaven, Tiere
o Entgelt: Zins (Miet-/Pachtzins), muss immer in Geld bestehen
o Pflichten des locator: muss die Sache für die Vertragszeit zur Verfügung stellen und
muss sie in tauglichem Zustand erhalten (wenn Pflicht nicht erfüllt Haftung)
Periculum est locatoris locator verliert seinen Anspruch auf Zins
Bereits im Voraus erstatteter Mietzins muss bei Schäden durch vis maior
rückerstattet werden
o Pflichten des conductor: Bezahlung des Zinses und bei Pacht: Kultivierungspflicht
Haftung für dolus, culpa und custodia
o Klagen
Loc.: actio locati
Cond.: actio conducti
o Sachenrechtliche Position
Loc. Bleibt Eigentümer und Besitzer
Cond.: bloßer Dedentor
o „Kauf bricht Miete“ = emptio tollit locatum
Aufrechtes Mietverhältnis (Villa) währenddessen: loc. Verkauft Villa an K
und dieser braucht sie selbst er wirft Mieter aus Villa
Mieter hat keine Möglichkeit gegen K vorzugehen er kann nur denn
Vermieter aus dem aufrechten Mietvertrag mit der actio conducti (gerichtet
auf Erfüllungsinteresse=Kosten einer Ersatzwohnung, Siedlungskosten,
Untervermietung – entgangene Mieteinnahmen, Kauf neuer Möbel, wenn
ich alte nicht mehr verwenden kann,…) klagen
Vermieter könnte vor Vertragsschluss eine stipulatio abschließen pactum
adiectum (Nebenabrede) V zu K: Versprichst du mir, den Mieter bis zum
Vertragsende im Haus wohnen zu lassen und widrigenfalls mir 100000
Sisterzen zu zahlen? K sagt: Ich verpreche es. = Vertragsstrafe (bei Bruch der
Stipulatio: VK kann mit condictio klagen)
Warum passt der Satz juristisch nicht ganz?
Nicht das schuldrechtliche Verpflichtungsgeschäft (=Kauf) bricht die
Miete, sondern erst das sachenrechtliche Verfügungsgeschäft.
Nur durch Abschluss des KV passiert noch nichts erst durch
sachenrechtliches Verfügungsgeschäft (Villa = italische Grundstück
res mancipi) erst mit der mancipatio/in iure cessio wird K zum
Eigentümer und kann Mieter (schwacher Dedentor) hinauswerfen
o Beendigungsgründe bei Miete/Pacht
Dauer richtet sich nach Vereinbarungen der Parteien
Jederzeitige Kündigung ist möglich faktische Beendigung
Von Seiten des Vermieters: expellere = Vertreiben des Mieters
Von Seiten des Mieters: relinquere, migrare = Ausziehen
Kann zu Schadenersatzpflichten kommen (keine Pflichten, wenn
Kündigung gerechtfertigt ist)
Vermieter darf Vertrag vorzeitig lösen, wenn:
Mieter Zins nicht bezahlt
Pächter seiner Kultivierungspflicht nicht nachkommt (wenn er
Grundstück veröden lässt)
Mieter/Pächter Sache missbraucht
Eigenbedarf besteht
Mieter darf Vertrag vorzeitig lösen, wenn:
Mietgegenstand unbrauchbar wird
Gebrauch gefährlich wird
o Relocatio tacita = stillschweigende Verlängerung
Wenn man einfach in der zb. Villa bleibt und den Mietzins weiterhin bezahlt
Vertrag wird für die ursprüngliche Dauer nochmal verlängert (zb. vorher 3
Jahre, jetzt wieder 3 Jahre)
o Besonderheiten der Pacht
Kultivierungspflicht, Bearbeitungspflicht des Pächters
Colonia partiaria = Teilpacht Zins besteht hier nicht in Geld, sondern
einem Teil der gezogenen Früchte Teilung des wirtschaftlichen Risikos
ähnelt stark der societas (Gesellschaft)
Remessio mercedis = Zinserlass oder -herabsetzung wenn Ernte schlecht
ausgefallen ist, aber in guten Jahren musste Pächter den nachgelassenen
Zins nachzahlen
Rechtsinstitute in Zusammenhang mit der Bewirtschaftung des Bodens
Locatio conductio rei
o Schulrechtliches Vertrasverhältnis (Verpflichtungen
entstehen nur zwischen den Parteien)
o Klage: actio in personam
o Pächter ist bloßer Dedentor
o Pächter wird Eigentümer an den „Früchten“ durch
Perzeption (durch Ergreifung wenn er die Frucht erntet)
Erbpacht = emphyteusis
o Beschränktes dingliches Recht, wirkt daher auch gegenüber
Dritten
o Klage: actio in rem
o Pächter ist Interdiktenbesitzer
o Pächter wird Eigentümer an den „Früchten“ durch
Separation (wenn die Frucht von der Muttersache getrennt
wird zb wenn Apfel vom Baum fällt)
Der Kolonat = Abhängigkeit kleiner Landpächter von ihrem
mächtigen Grundherren
o Verhältnis persönlicher Abhängigkeit kleine Landpächter
waren so mit ihrem Grundstück verbunden, dass der
Grundherr das Grundstück nur mit dem Pächter veräußern
konnte
o Vererblich
Leihe VS Miete
WERKVERTRAG WERKLIEFERUNGSVERTRAG
LEISTUNG Unternehmer stellt das Werk Unternehmer stellt das Werk
aus dem Material des aus seinem eigenen Material
Bestellers her (zb. her (zb. Schmuckgeschäft
Goldschmied mit Gold von Goldschmied mit eigenem
Kunden) Gold)
SACHENRECHTLICHE POSITION Detention Eigentum
ART DES VERTRAGES Locatio conductio operis Emptio venditio (weil ein Teil
Geld gibt und der andere sein
Eigentum, das er halt vorher
bearbeitet hat)
Lex Rhodia de iacto (das Gesetz von Rhodos über den Seewurf)
o Warum greifen die Römer auf griechisches Gesetz zurück?
Römer waren hervorragend in Kriegsführung, aber eine Sache fürchteten sie: das
Meer
o Besagt, wenn ein Schiff mit verschiedenen Waren beladen wird und es in Seenot kommt,
ist der Kapitän (nauta) verpflichtet, Waren von Bord zu werden, damit Schiff nicht sinkt.
Waren von A, B, C, D an Bord er wirft Waren von A über Bord
Lex besagt, dass die, deren Waren heil geblieben sind, dem A einen Anteil geben
müssen A klagt den nauta mit der actio locati nauta klagt B, C und D
anteilsmäßig mit der actio conducti
ABCD bilden eine Gefahrengemeinschaft sie tragen die Gefahr anteilsmäßig
Blatt 5
D.19.2.25.1
Sachverhalt: A verpachtet ein Grundstück bzw. vermietet eine Wohnung an B und A verkauft das
Grundstück bzw. die Wohnung an C. C vertreibt B.
Rechtsfrage: Welche Ansprüche hat B gegenüber A bzw. gegenüber C?
Lösung + Begründung: ggü. C hat B keinen Anspruch, weil zwischen diesen beiden kein Vertrag
besteht aus dem B klagen könnte. Aber B hat Ansprüche ggü. A aus dem Bestandvertrag. B hat
gegen A die actio conducti und kann dadurch das Interesse geltend machen
Welche Klage ist im letzten Satz gemeint? Die actio conducti
Nennen Sie konkrete BSP für die Ansprüche aus Miete und Pacht! Miete: Siedlungskosten,
Ersatzwohnung, Entgangener Gewinn aus Untervermietung; Pacht: Ernteausfall, Ertragsausfall
Was meint „Sorge tragen“? Sorge tragen meint, dass er mit dem C eine stipulatio abschließt um
zu verhindern, dass C den B vertreibt. Stipulatio: A sagt zu C: Versprichst du den B bis zum Ende
des Bestandsvertrages im Haus wohnen zu lassen und mir widrigenfalls 700000 Sesterzen zu
zahlen? C sagt: Ich verpreche!
Wie lautet die Rechtsregel der Stelle? Kauf bricht Miete (emptio tolit locatum) juristisch nicht
so genau, weil nicht das obligatorische Verpflichtungsgeschäft (nicht der Kauf) bricht die Miete,
sondern das sachenrechtliche Verfügungsgeschäft (macipacio/in iure cessio)
D.19.2.25.6
D.19.2.13.6
D.14.2.4 pr
= eine societas ist der Zusammenschluss mehrerer Personen zur Erreichung eines
gemeinsamen Zwecks.
Ursprung: consortium (Gesamthandeigentum Eigentumsrecht stand allen gemeinsam zu;
ältere Erbengemeinschaft) wenn pater familias starb, führten die Erben die ursprüngliche
Ordnung fort; sui heredes bilden consortium und führen Alltag fort
o Gesamthandeigentum wird durch actio familiae erciscundae (Erbteilungsklage)
aufgelöst
o Consortium wurde auch durch förmliches Rechtsgeschäft geschaffen
Nicht nur Vermögensgemeinschaft, sondern auch eine Art Verbrüderung
Daraus entwickelte sich die societas
Anfangs va. eine Erwerbsgesellschaft
Zustandekommen durch Konsens und sie beruht auf der bona fides
Worüber einigen sich die socii? (ein socius, mehrere socii)
o Gegenstand der Gesellschaft
o Mitwirkungspflichten (wie bringt sich jeder socius ein? Sacheinlagen, Geldeinlagen
oder Arbeitsleistungen)
o Aufteilung von Gewinn und Verlust wenn sie sich darüber nicht einigen, ist davon
auszugehen, dass zu gleichen Teilen aufgeteilt wird (nicht erlaubt, war nichtig:
societas leonina = Löwengesellschaft bedeutet, dass ein Gesellschafter den ganzen
Gewinn für sich behält und die anderen nur am Verlust beteiligt sind; ist nach einer
Fabel benannt)
Klage: actio pro socio
Arten:
o societas omnium bonorum (Allgemeine Gütergemeinschaft /
Gesamtvermögensgesellschaft)
o societas quaestus (Errungenschaftsgesellschaft)
o societas negotiationis (Gesellschaft zur gemeinsamen Ausübung eines Gewerbes)
o societas unius rei (Gesellschaft zur gemeinsamen Abwicklung eines einzigen
Geschäftes)
Das Verhältnis in einer Societas ist immer ein reines Innenverhältnis, es bestehen
schuldrechtliche Verpflichtungen zwischen ihnen
o Wenn einer nach außen handelt, tut er das immer nur im eigenen Namen und nicht
im Namen der Societas
Der Verkäufer kann dann immer nur den einzelnen Socius klagen, nicht die
anderen
Aber umgekehrt, wird auch nur der einzelne Socius Eigentümer
Erst durch einen weiteren Einbindungsakt, geht das auf die anderen
über
Haftung
o In der Klassik haften die socii einander für dolus und culpa
o Unter Justinian kommt es zu einer Änderung: es kommt diligentia quam in suis
Das ist die Sorgfalt, die man in eigenen Angelegenheiten aufwendet
Es gibt keinen fixen Maßstab
Wenn man sich jemanden aussucht, der chaotisch ist, dann muss
dieser Socius auch für die in die Gesellschaft eingebrachten Sachen
nicht besonders achten
Weiterer Unterschied zwischen Klassik und Justinian
o 1. Unterschied bei Haftung
o In der Klassik löst sich die societas mit Erhebung der Klage sofort auf
Sobald einer der socii die Klage erhebt, ist sie nicht mehr existent
Prinzip der Verbrüderung: wenn jemand klagt, zeigt das, dass sich die socii
nicht mehr so gut verstehen
Verurteilung hat auch die Infamie zur Folge! Ehrenminderung
o Unter Justinian können einzelne Ansprüche geltend gemacht werden, ohne, dass sich
die Gesellschaft auflöst
Wie lange hat eine Gesellschaft Bestand?
o Solange der Konsens andauert > es muss Dauerkonsens bestehen
o Sie besteht solange es die socii wollen
o Prinzip des Dauerkonsens
Kündigung durch Socius
o Renuntiatio
o Wenn das ein Socius in einer wirtschaftlich schlechten Situation macht, kann es sein,
dass er schadenersatzpflichtig wird
Ein Socius ist in einer societas omnium bonorum und er weiß er wird
demnächst viel erben. Kurz bevor der reiche Pater familias stirbt, kündigt er.
Die übrigen Socii werden ihm gegenüber frei. Er muss aber die Erbschaft
trotzdem teilen.
Beendigungsgründe
o Tod
o Austritt
o Kündigung
o Erhebung der actio pro socio (in der Klassik)
o Konkurs eines Gesellschafters
o Statusänderung eines Gesellschafters
o Zeitablauf
o Einvernehmliche Auflösung, wenn alle socii sagen, sie wollen nicht mehr
o Erreichung des Zwecks bei der societas unius rei
Löst sich automatisch auf
o Steht in den Institutionen schön drinnen
Schuldrechtliche Auseinandersetzung bei Auflösung
o Gegenseitige Forderungen und Schulden zwischen den socii
o Actio pro socio
o Sie geht auf den Saldo, der sich aus den gegenseitigen Abrechnungen ergibt
o Eine Verurteilung aus dieser Klage bewirkt
o Infamie (Ehrverlust, Gesichtsverlust)
Man durfte bestimmte Ämter nicht mehr bekleiden, kein Richter sein, usw.
o Man konnte maximal aufs Existenzminimum verurteilt werden
Verbrüderung schwingt mit, man will denjenigen nicht komplett finanziell
ruinieren
Er wird in id quod facere potest verurteilt
Sachenrechtliche Auflösung
o Actio communi dividundo
Aufteilung des Miteigentums und Zuweisung von Alleineigentum
Mandatum = Auftrag
Beteiligte
o Auftraggeber und Beauftragter (A und B)
Kommt durch Konsens zustande
Ein Mandatum ist die unentgeltliche Besorgung eines fremden Geschäftes.
Unentgeltlichkeit
o Sonst wäre es ein Dienst- oder Werkvertrag
Wurzel des Vertrages
o Artes liberales
Höhere Berufe: Ärzte, Advokaten, Architekten
Sie erbrachten ihre Dienste im Rahmen eines Auftrages
Waren reine Freundschaftsdienste, für die kein Entgelt bezahlt wurde
War zuerst ganz unentgeltlich, dann freiwillige Ehrengabe (salarium oder
honorarium)
Geschäftsbesorgung muss im fremden Interesse sein
o Geschäftsbesorgung – Unterscheidung zwischen
Rechtsgeschäfte (Übernahme einer Bürgschaft bzw. Prozessvertretung)
Tatsächliche Handlungen (Füttern der Nachbarskatze während man auf
Urlaub ist oder Eintreiben von Mietzinsen)
o In fremdem Interesse
= im Interesse des Auftraggebers
Kann auch in einem gemeinsamen Interesse sein
Gemeinsames Interesse von A und B
Gemeinsames Interesse von A und einem Dritten
Gemeinsames Interesse von B und einem Dritten
Es darf nicht im alleinigen Interesse des Beauftragten sein
Mandatum tua gratia bzw. ein bloßer Ratschlag
o Ratschlag = völlig unverbindlich
o Einzige Situation, wo der Beratene klagen kann: wenn mit
dolus gehandelt wird
Klage: actio doli
Klagen
o Auftraggeber: actio mandati directa
Auf die Erfüllung/Ausführung des Auftrages nach den Weisungen des
Auftraggebers und auf Herausgabe dessen, was der Beauftragte im Zuge des
Auftrages erhalten hat
o Beauftragter: actio mandati contraria
auf Ersatz von Aufwendungen und etwaigen Schäden
o Unvollkommen zweiseitiger Vertrag einer muss sicher leisten, der andere nur
unter bestimmten Voraussetzungen
Die Direktklage gibt es immer
Nur uU gibt es eine Gegenklage
o Konsequenzen der Verurteilung
Der Verurteilte wird infam er erleidet einen Ehrenverlust (nur bei dolus)
o Haftung des B
Für dolus und culpa lata (grobe Fahrlässigkeit)
Leichte Fahrlässigkeit = culpa levis
o Dafür haftet der Procurator (Vermögensverwalter)
Culpa erst später
o Mandatum qualificatum
Kreditauftrag
A beauftragt B einem Dritten ein Darlehen zu geben ( mandatum und
mutuum)
Wäre sonst ein Anweisungsdarlehen
C zahlt nicht zurück
B erhebt condictio gegen C
Wenn nicht erfolgreich actio mandati contraria
Ähnelt der Bürgschaft
Aber es ist keine wirkliche Bürgschaft
2 große Vorteile des m.q. ggü. der Bürgschaft:
o Mandatum qualificatum ist formfrei
o Es kann zweimal geklagt werden
Es besteht keine Klagenkonsumption
Kein ne bis in idem
Persönliches Vertrauensverhältnis
Erlöschen des Mandats
o Tod
Vertrag erlischt ex nunc
Beauftragter hat bereits Aufwendungen getätigt Mandat wird zwar
aufgelöst, aber die Erben haften für die Aufwendungen
o A kann Auftrag durch revocatio kündigen
o B kann Auftrag durch renuntiatio (Kündigung) kündigen
Nur solange noch nichts geschehen ist, wenn doch, wird er
schadenersatzpflichtig (gilt auch für A)
Reines Innenverhältnis ohne Außenwirkung
o Ähnlich wie bei der societas
o B handelt nach Auftrag des A in eigenem Namen
Blatt 6
D.19.5.7
Sachverhalt: Ego gibt tu 10 Münzen mit der Abrede, dass der tu dafür den Sklaven Stichus
freilässt. Tu lässt Stichus aber nicht frei.
Rechtsfrage: Was kann ego tun? / Kann ego den tu klagen?
Lösung + Begründung
o Ego kann den tu mit der actio praescriptis verbis klagen auf die Freilassung des
Sklaven. Voraussetzung dafür ist, dass er die 10 Münzen bereits übergeben hat.
Somit kann er die actio p.v. erheben. Wenn er kein Interesse mehr daran hat, kann er
die condictio ob causam datoram erheben, um die bezahlten 10 Münzen
zurückzubekommen.
Anspruchsgrundlagen
o Anspruch = Forderung gegenüber einer bestimmten Person
Entsteht ex contractu oder ex delicto
o Danach stellt sich die Frage, wenn ein Schaden entsteht und jemand Anspruch auf
Ersatz hat
Schadenersatz und Buße
o Schadenersatz
Ausgleich des zugefügten Schadens
Reiner Wertersatz
Der Umfang geht nicht über die tatsächliche Schadenshöhe hinaus
o Buße (poena)
Hat Strafcharakter Ziel: zu strafen, zu vergelten und abzuschrecken
General- und Spezialprävention
o Unterscheidung ist sehr wichtig
Schadensbegriff
o Was wird tatsächlich ersetzt?
Damnun emergens (materieller Schaden)
Verminderung des Vermögensstandes
Wird nach der Differenzmethode berechnet
o Marktwert einer Sache vor und nach der Schädigung
o Wie ist das Vermögen vor bzw. nach der Tat
Lucrum cessans (entgangener Gewinn)
Wurde auch berücksichtigt, allerdings musste die Profitchance sehr
realistisch sein
Keineswegs berücksichtigt: Affektionsinteresse / seelisches Leid
Herr hat Sohn, der auch sein Sklave ist und dieser wird getötet er
bekommt Schadenersatz, weil er Sklaven verloren hat, aber nicht
weil er gelitten hat, weil es sein Sohn war
Ausnahme: wenn ich jemanden absichtlich beleidigen / verletzen
will Ehrenbeleidigung iniuria
Die Römer kennen 4 zivile und 2 prätorische Delikte:
o Zivile Delikte normiert in lex Aquilia
1. Iniuria
2. Furtum
3. Rapina
4. Damnum iniuria datum
o Prätorische Delikte
1. Dolus
2. metus
o Alles andere: keine Delikte
o Diese vier Delikte wurden im Formularprozess (=Zivilprozess) abgehandelt und der
behandelt diese vier Delikte, das heißt, dass wir im Privatrecht sind
Also im Zivilprozess und nicht im Strafprozess!!
o Die schweren Verbrechen (crimina) wie Mord oder Hoheitsverrat werden im
Strafrecht (Questionenverfahren) verhandelt
Ein Dieb ist, wer sich unbefugt und in Bereicherungsabsicht einem Vermögenswert
zuwendet, der einem anderen zusteht.
Diebstahl, Veruntreuung, Unterschlagung, Hehlerei, Gebrauchsdiebstahl
(Verwenden/Gebrauchen einer verwahrten Sache) ganz weites Delikt
Voraussetzung: dolus (Vorsatz)
Geschützt wird in erster Linie der Eigentümer aber es gibt auch andere Personen, die
klagsberechtigt sind (zb. Pfandgläubiger, Entlehner = custodiahaftend), weil die aus einem
Vertrag heraus die Custodiapflicht haben
Klagen (erhebt immer der Geschädigte)
o actio furti manifesti
wird bei manifestem Diebstahl erhoben = wenn Dieb auf frischer Tat ertappt
wird
gerichtet auf das Vierfache des Wertes der gestohlenen Sache
o actio furti nec manifesti
wenn Dieb erst später ausgeforscht wird
gerichtet auf das Doppelte des Wertes der gestohlenen Sache
o beides sind Bußklagen
o condictio furtiva
gerichtet auf Rückgabe der Sache / Bezahlung des einfachen Wertes der
Sache (wenn es Sache nicht mehr gibt bzw. diese nicht mehr auffindbar ist)
Nachteil: Klage kann nur gegen Dieb erhoben werden wenn Dieb die
Sache weiterverkauft/-gegeben hat, kann man den Dieb nicht mehr damit
belangen
Vorteil: Sache muss nicht mehr existieren (Klage geht dann auf den einfachen
Sachwert)
o Rei vindicatio
Klage des Eigentümers
Gerichtet auf Herausgabe der gestohlenen Sache bzw. Bezahlung des
einfachen Sachwertes
Vorteil: sie kann gegen jeden Sachbesitzer erhoben werden (weil die rei
vindicatio immer die Klage des Eigentümers gegen den aktuellen
Sachbesitzer ist)
Nachteil: Sache muss noch existieren
o Die beiden Klagen sind sachverfolgende Klagen
o Es ist möglich eine Buß- und eine sachverfolgende Klage zusammen zu erheben
(Klagen können gehäuft/kombiniert werden) kumulative Konkurrenz
Weil sie unterschiedliche Ziele haben (1x Rückgabe 1x Bestrafung des Täters)
Zwischen sachverfolgenden Klagen: elektive/alternative Konkurrenz man
kann nicht condictio furtiva und rei vindicatio häufen, weil sie das selbe
Klagsziel haben.
Man kann auch die beiden Bußklagen nicht gemeinsam erheben
Iniuria
Persönlichkeitsverletzung (Körper- oder Ehrverletzung) des freien Römers
Verlangt dolus (animus iniuriandi = Wille, zu verletzen)
Actio iniuriarum
o Festsetzung des Bußbetrages erfolgt durch den Geschädigten
o Opfer nennt eine Summe und der Richter kann diese Summe bestätigen oder er kann
sie vermindern
Dolus
Im römischen Recht sind Geschäfte, die unter Zwang/Drohung abgeschlossen wurden, gültig.
Restitutio in integrum (Wiedereinsetzung in den vorigen Stand)
o Fiktion: es wird so getan, als ob die unter Zwang getätigte Rechtshandlung gar nicht
stattgefunden hat Geschädigter hat dann die Klage aus der ursprünglichen
Rechtsposition
Actio quod metus causa
o Ein Jahr lang geht sie auf den vierfachen Schadensbetrag und danach auf den
einfachen
o Kann nicht nur gegen den Erpresser, sondern auch gegen gutgläubige Dritte erhoben
werden, die einen Nutzen aus dem Geschäft gezogen haben.
o Bußklage
Exceptio quod metus causa
o Wenn jemand aus einem erpresserischen Geschäft heraus verklagt wird (auch wenn
Kläger gar nicht der Erpresser ist)
o Kann beim Prätor beantragt werde, wenn man aus einem erpressten Geschäft
geklagt wird
Merkmale der Pönalklagen (=Bußklage)
Passiv unvererblich (nur der Täter selbst kann bzw. muss für seine Tat haften und nicht der
Erbe)
o Noxa caput sequitur
Prinzipiell aktiv vererblich
o Erbe kann die Diebstahlsklage erheben (wenn Bestohlener stirbt Erbe wird
vermindert)
o Klagerecht wird bei Ehrbeleidigung nicht vererbt
Kumulative Klagenkonkurrenz bei Mittätern (jeder haftet auf volle Buße)
Häufung bei reinen Pönalklagen
Keine Häufung bei gemischten Pönalklagen
o Actio legis Aquiliae = gemischte Pönalklage verfolgt Bestrafung und
Sachverfolgung ich kann keine zusätzliche Klage erheben
Actiones noxales bei Gewaltunterworfenen (siehe Sachmangel bei Kaufvertrag)
o Herr kann Gewaltunterworfenen ausliefern (noxae dedito) oder er bezahlt die Buße
Actio de pauperie bei Tierschaden (wenn Tier Schaden verursacht)
o Herr kann Tier ausliefern oder er bezahlt die Buße
Befristung
o Zivile Pönalklagen sind unbefristet
o Prätorische Strafklagen sind einjährig befristet
Exkurs: Verursachung
Man muss nur für die Schäden haften, die man verursacht hat
Condicio sine qua non (Äquivalenz) = Bedingung ohne die nicht
o Ist das Verhalten des Schädigers notwendige Bedingung für den Schaden?
o Man denkt sich die Handlung weck bzw. bei Unterlassung dazu.
Hätte A dem B das Messer nicht ins Herz gerammt, wäre B noch am Leben.
Hätte ich geholfen, wäre der Sklave jetzt nicht tot.
Adäquanz der Verursachung
o Ursache darf für den Schaden nicht ganz untypisch sein
o BSP: Ich zünde im Hörsaal eine Leuchtrakete Pullover des Studenten beginnt zu
brennen. Vor dem Hörsaal geht ein paranoider Student vorbei, schreckt sich wegen
der Rakete so stark, dass er sich von der Brücke beim RESOWI in den Tod stürzt.
Ich kann davon ausgehen, dass etwas Feuer fängt, wenn ich in einem
geschlossenen Raum eine Rakete zünde. ich hafte für den Pullover
Ich kann aber nicht davon ausgehen, dass sich wegen der Rakete ein
paranoider Student in den Tod stürzt ich hafte nicht für den Tod des
Studenten
Spezialprobleme:
o Überholende Kausalität
A setzt ein schädigendes Verhalten und B wirkt später auf dasselbe Objekt
ein und führt den Schaden herbei, noch bevor die Handlung des A Wirkung
zeigen kann Handlung des B überholt die Handlung des A
BSP: A verwundet den Sklaven Stichus tödlich und B schlägt ihn wenig später
so stark, dass er stirbt
beide haften in vollem Umfang
o Alternative Kausalität
Mehrere Personen sind an einer Tat beteiligt und es ist nicht feststellbar, wer
den Schaden wirklich herbeigeführt hat
BSP: Wirtshausschlägerei
Jeder haftet so, als hätte er den Schaden alleine verursacht und in vollem
Umfang
o Kumulative Kausalität
Mehrere Schädiger handeln so, dass die Handlung jedes einzelnen schon zum
Erfolg geführt hätte
BSP: ein Sklave steht an der Wand und mehrere schießen mit Pfeilen auf ihn
er wäre durch jeden einzelnen Pfeil auch gestorben
Jeder einzelne haftet so, als hätte er den Schaden alleine verursacht und in
vollem Umfang
Ad Rechtswidrigkeit
Ad Verschulden
Können lex Aquilia (nur Eigentümer) bzw. analoge Klage (alle anderen) erheben
Eigentümer
o Bei Mieteigentümer: kann jeder im Verhältnis seines Anteils Schadenersatz fordern
Nießbraucher
o Nießbrauch = dingliches Recht an einer Sache
Pfandgläubiger
o Wenn sie, während die Sache bei ihm ist, zerstört wird
o Auch wenn er nur Interdiktenbesitzer ist
Gutgläubiger Besitzer
Pächter
Custodia-Haftender
o Zb. Entlehner, Werkunternehmer
o die, die aufgrund des Vertrages für custodia haften
(pater familias, dessen Sohn als Schusterlehrling arbeitet)
Anspruchskonkurrenzen
Blatt 7
D. 9.2.11. pr.
Sachverhalt: Mehrere Leute spielten Ball auf einer öffentlichen Verkehrsfläche und dort
rasierte gerade einen Barbier einen Sklaven. Ein Spieler warf den Ball zu heftig, der Ball fiel
auf die Hand des Barbiers und dieser durchschnitt die Kehle des Sklaven.
Zwischenfrage: Wer klagt mit welcher Klage?
o Herr des Sklaven klagt mit actio legis Aquliliae
Rechtsfrage: Wert haftet?
o Frage bei lex Aquliae ist immer: Wer haftet oder haftet XY?
o Mela: Es haftet der, den Verschulden trifft.
o Proculus: Der Barbier haftet.
o Ulpian: Der Barbier haftet nicht, die Schuld liegt nämlich eventuell auch beim
Sklaven.
Lösung + Begrüdung (Proculus)
o Der TB des occidere gem. 1. Kap. Der lex Aquliae ist erfüllt, weil der Sklave getötet
wurde. Steht in den Inst. 4.3.pr. Die Verursachung war äquivalent und adäquat. Die
RW ergibt sich aus der TB-Mäßigkeit und daher kommen wir zur Verschuldensebene.
In diesem Fall liegt culpa vor. Der Verschuldensmaßstab ist Fahrlässigkeit, weil ein
sorgfältiger Barbier seinen Sessel nicht dort aufgestellt hätte, wo Ballgespielt wird.
Höhe des Anspruchs beläuft sich auf den höchsten Wert des Sklaven im letzten Jahr
und ersetzt werden damnum emergens und lucum cessans
Lösung Ulpian
o TB-Mäßigkeit: Siehe oben/supra. RW: siehe oben. Verschuldensebene: Es liegt
schädliche Unachtsamkeit des Opfers vor. Eine Variante ist die Kulpakompensation,
das heißt die Unvorsichtigkeit des Sklaven bzw. seines Hernn wiegt mindestens so
schwer wie das Verschulden des Barbiers. Daher ist die Schuld des Babiers
kompensiert. Er haftet also nicht.
o Zweite Variante: Handeln auf eigene Gefahr In dem sich der Sklave in so eine
schadensgeneigte Situation begibt und sich dort rasieren lässt, wo andere sich
rasieren lassen, übernimmt sein Herr gleichzeitig das Schadensrisiko und deshalb
entfällt die Haftung des Barbiers von vornherein. (es entfällt die Schutzpflicht des
Barbiers)
D.9.2.52.1
Begründung + Lösung
o Variante A
TB-Mäßigkeit: TB „rumpere“ gemäß dem 3. Kapitel der Lex Aquilia. Inst.
4,3,13. Die Verursachung war äquivalent und adäquat.
RW: Es liegt ein Rechtfertigungsgrund vor, und zwar die Notwehr. Das
Schlagen mit einer Peitsche, in der ein Dolch steckt, ist ein gegenwärtiger,
rechtswidriger Angriff auf das Leben des Wirtes. Die beiden Handlungen
stehen in einem plausiblen Verhältnis. Da dieser Rechtfertigungsgrund
vorliegt, haftet der Wirt nicht.
o Variante B
TB-Mäßigkeit: siehe oben
RW: Hier liegt Notwehrexzess vor. Der Wirt agiert schon in Notwehr, aber er
ist stärker und schlägt ihm trotzdem mutwillig ein Auge aus. Die Handlung ist
damit nicht gerechtfertigt.
Verschulden: Dolus directus, weil er die Schädlichkeit erkennt und er den
Schaden wirklich herbeiführen wollte. Schuldausschließungsgründe liegen
keine vor.
Der Wirt haftet.
Höhe des Anspruchs: Der GH bekommt den höchsten Wert des Skalven in
den letzten 30 Tage vor der Tat bzw. In den nächsten 30 Tagen. Ersetzt
werden damnum emergens und lucum cessans Inst. 4,3,14
o Variante C
TB-Mäßigkeit: siehe oben
RW: Es liegt der Rechtfertigungsgrund Notwehr vor, denn Eigentum ist ein
notwehrfähiges Rechtsgut. (Er verteidigt hier ja nur sein Eigentum und Aber
es liegt ein Notwehrexzess vor, denn die beiden Güter stehen nicht in einem
plausiblen Verhältnis.
Verschulden: Zumindest dolus eventualis oder culpa, aber eher dolus
eventualis. (Er erkennt die Schädlichkeit seiner Handlung und findet sich
damit ab.)
Der Wirt haftet.
Höhe des Anspruchs: Siehe Variante B Inst. 4,3,14
D.9.2.52.4
Sachverhalt: Mehrere Leute spielten Ball. Ein Spieler (S) stieß beim Spielen einen
Sklavenbuben, dieser stürzte und brach sich ein Bein.
Wer klagt wen mit welcher Klage?
o Der Eigentümer des Sklaven klagt den Ballspieler mit der actio legis Aquiliae (als
Noxalklage, wenn S auch ein Sklave war).
Wie lautet die Rechtsfrage?
o Haftet der Ballspieler?
Lösung
o Nein
Begründung
o TB-Mäßigkeit: TB des Frangere (brechen) ist erfüllt, 3. Kapitel der Lex Aquilia > Inst.
4,3,13. Verursachung war äquivalent und adäquat.
o RW: Ergibt sich aus der Tatbestandsmäßigkeit, keine Rechtfertigungsgründe.
o Verschulden: Der Jurist sagt, es liegt kein Verschulden vor, es ist reiner Zufall/casus.
Auch von einem sorgfältigen Ballspieler kann man nicht verlangen, dass er so
vorsichtig spielt, dass er niemand anderen schubst.
o S haftet also nicht.