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Allgemeines

Institutionen 3.13 – 4.5 kopieren und ausdrucken

Sachenrecht: absolutes Recht, gilt gegenüber jedermann

Schuldrecht: relatives Recht, gilt nur ggü dem Vertragspartner

Obligationes (Verpflichtungen)

1. Rechtsgrundlage (Inst. 3.13.1)


a. Obligationes civiles (Realverträge, Mietvertrag, Auftrag,…  sehr wichtig)
i. Sie beruhen auf dem ius civile und die aus ihnen resultierenden Forderungen
werden durch zivile Klagen (=Klage, die der Prätor am Anfang des Jahres in
seinem Edikt veröffentlicht) geschützt  Formularprozess durchlesen!
ii. Sehr häufig
b. Obligationes honorariae
i. Obligationen, die vom Prätor klagbar gemacht werden
ii. Entweder hat Prätor eine neue Klage erschaffen, oder
iii. eine Klage die in seinem Edikt steht abgeändert
iv. BSP: pacta, Verabredungen, adjektizische Klagen (wenn sich
Gewaltunterworfener zb. Sklave zu etwas verpflichtet)  Klage gegen den
Gewalthaber
2. Entstehungsgründe (Inst. 3.13.2)
a. Obligationes ex contractu (aus einem Vertrag heraus)
b. Obligationes ex delicto (zb. Diebstahl, Sachbeschädigung, Raub und NICHT Mord oder
Hoheitsverrat  war ein crimen)
c. Obligationes quasi ex contractu (zb. Geschäftsführung ohne Auftrag, Vormundschaft
 es fehlt der Konsens, aber es entstehen trotzdem gegenseitige Verpflichtungen)
d. Obligationes quasi ex delicto (zb. Gehilfenhaftung  Haftung für Angestellte,
Schäden die aus Nachlässigkeit entstehen  jemand wirft einen Topf aus dem
Fenster, unten geht jemand vorbei und wird verletzt)
3. Durchsetzbarkeit
a. Klagbare obligationen
i. Alle Forderungen, die nach dem Zivilrecht (ius civile) und dem Prätorischen
Recht einklagbar sind
b. Naturalobligation
i. Zahlbar, aber nicht klagbar (zb. wenn Hauskind Darlehen bekommt, obwohl
das in Rom verboten war und das Geld zurückzahlt, wenn es das Geld nicht
zahlt, passiert nichts)
4. Ermessensspielraum des Richters
a. Strengrechtliche Obligationen
i. Obligationes stricti iuris
ii. Richter hat keinen Ermessensspielraum
iii. Zb. Darlehen (Ich kann nur die geliehene Summe zurückverlangen),
Stipulation
b. Bona fides-Obligationen
i. Bonae fidei iudicia
ii. Richter hat Ermessensspielraum und kann die eingeklagte Summe verändern
iii. Richter kann das Verhalten der Parteien bzw. der Personen berücksichtigen
iv. Zb. Kaufvertrag, Miete und Pacht, Werkvertrag,…
5. Ein- und Mehrseitigkeit
a. Einseitige Obligationen
i. Testament= KEIN Vertrag!! (nur eine Willenserklärung)
ii. Auch keine Schenkung, da sie bei den Römern nicht als Vertrag, sondern als
Rechtsgrund (titulus) galt
iii. Zb. Darlehen, Stipulation
iv. Es hat nur eine Partei eine Klage
b. Unvollkommen zweiseitige Obligation
i. Es gibt immer einen Hauptanspruch (actio „Name des Vertrages“ directa)
ii. Manchmal gibt es auch einen Gegenanspruch (actio „Name des Vertrages“
contraria)
c. Vollkommen zweiseitige Obligationen
i. Jede Partei ist Gläubiger und Schuldner zugleich
ii. Klagen heißen anders – haben unterschiedl. Namen (Kaufvertrag, Miete und
Pacht, Dienstvertrag,…)

Obligationes ex contractu

 Realkontrakte
o „res“
o Sache muss übergeben werden, damit ein Vertrag zustande kommt (Darlehen, Leihe,
Verpfändung, Verwahrung  es gibt nur diese 4)
 Verbalkontrakte
o „verbum“
o Eine bestimmte Wortform muss eingehalten werden, damit der Vertrag zustande
kommt
o Konsens + bestimmte Wortform
o Zb. Stipulatio
 Litteralkontrakt
o „littera“
o Nur Eintragung ins Hausbuch des pater familias (Quasi eine Einnahmen-Ausgaben-
Rechnung)
 Konsensualkontrakte
o Durch reine Willensübereinstimmung  es genügt der Konsens (es muss nichts
übergeben werden)
o Kaufvertrag (ist durch die Einigung perfekt), Auftrag, Miete, Gesellschaft

Pacta (Ez: Pactum)

 =formlose Abrede/Vereinbarung
 Röm. Recht kannte einen sehr strengen Typenzwang
 Alles was nicht ihren Verträgen entsprach, war ein pactum
 Pactum als Gegensatz zu contractus
 Pactum nudum = eine bloße Abrede  nicht klagbar (BSP: Darlehenszusage)
 Pactum de non petendo = Abrede, nicht zu klagen  kann zu einem Vertrag zusätzlich
vereinbart werden
o Wenn einer trotzdem klagt, kann der Prätor eine Einrede gewähren
 Pacta adiecta = Nebenabreden
o Zb. Ratenlieferung / bestimmter Lieferort bei Kaufvertrag
o Sind klagbar, mit der Klage aus dem jeweiligen Vertrag, wenn es eine bona fides
Klage ist
 Pacta praetoria und pacta legitima
o Pacta die klagbar gemacht wurden
 Durch den Prätor (praetoria)
 Durch den Kaiser (legitima)

Was muss man bei Vertrag lernen?

 Bezeichnung der Parteien und deren sachenrechtliche Position


 Pflichten der Parteien aus dem Vertrag
 Wie heißen die Klagen? (vgl. aktionenrechtliches Denken der Römer)
 Gefahrtragung?
o Stellt sich immer dann, wenn eine Sache untergeht. (zerstört, verschwunden,…)
 Haftung?
o Wofür haftet wer?
o Wie weit reicht die Haftung?

Darlehen

 = mutuum
 Parteien
o Darlehensgeber
o Darlehensnehmer
 Sachenrechtliche Person des Darlehensnehmers: Eigentümer
 Sachenrechtliche Person des Darlehensgebers: keine
 Darlehen ist die Übergabe einer bestimmten Summe Geldes oder einer anderen vertretbaren
Sache (werden nach ihrer Gattungszugehörigkeit bestimmt und können gemessen werden:
zb. Getreide, Öl, Wein,…) in das Eigentum des Nehmers mit der Abrede, dass er die gleiche
Summe bzw. Sachen gleicher Qualität zurückgibt.
 Klage: condictio
o Abstrakte Klage
o Strengrechtliche Klage
o Ist immer auf unrechtmäßig vorenthaltenes Gut gerichtet
 Unverzinslich
o Für Zinsen: zusätzlicher Vertrag in Form der Stipulatio (war die übliche Form)
 Die Gefahr trägt immer der Darlehensnehmer (zb. wenn durch höhere Gewalt die
Darlehenssumme untergeht)
o Casus sentit dominus = Den Zufall spürt der Eigentümer.
o Genus perire non censetur = Man glaubt nicht, dass die Gattung untergeht. (Geld =
vertretbare Sache  Gattungsschuld, weil es gibt ja noch viel mehr Geld)

Blatt 1

Periculum (Gefahr)  Frage:

 Wer trägt
 Ab welchem Zeitpunkt
o Den wirtschaftlichen Nachteil des zufälligen Untergangs
 einer Sache (Leistung)?
 Casus minor
o =niederer Zufall
o Zb. Brandstiftung, Diebstahl, Schäden durch anvertraute Tiere, Flucht von
bewachungsbedürftigen Sklaven
o Umstände, gegen die man nolens volens etwas unternehmen könnte
 Vis maior
o =höhere Gewalt
o Zb. Naturkatastrophen, Räuberbanden, Feindeseinfälle, Flucht von nicht
bewachungsbedürftigen Sklaven
 Sachgefahr
o Casum sentit dominus (den Zufall spürt der Eigentümer –> beim Darlehen ist der
Darlehensnehmer Eigentümer)
 Leistungsgefahr
o Genussschuld
 Vertretbare Sachen, die nach Menge bestimmt werden können (zb. Geld,
Öl, Wein, Getreide,..)
 Genus perire non censetur  die Gefahr trägt der Schuldner
o Speziesschuld
 Sache, die einmalig ist (zb. Sklave, weil sie zwar als res gesehen wurden,
aber ein Sklave als Mensch trotzdem einzigartig ist, oder zb ein
Kunstwerk
 Species perit creditori  die Spezies geht zu Lasten des Gläubigers unter
 die Gefahr trägt der Gläubiger (zb. wenn Sklave an natürlichem Tod
bis zur Übergabe stirbt)

Realkontrakte – Sonderformen des Darlehens (PRÜFUNG!)

 fenus nauticum = Seedarlehen (der Darlehensgeber trägt die Gefahr)  Ausgleich durch
höhere Zinsen (! Müssen eigens stipuliert werden)
 Anweisungsdarlehen: Darlehensgeber weist einen 3. An dem Darlehensgeber Münzen
auszuzahlen
 Vereinbarungsdarlehen= Schuld besteht bereits
o Zb. aus Kaufvertrag (Geld wird noch geschuldet und man behaltet es sich länger als
Darlehen)  es findet keine Übergabe statt
 Contractus mohatrae= Sache (keine vertretbare Sache!) wird übergeben, die
Darlehensnehmer verkaufen soll und der Erlös soll von ihm als Darlehen behalten werden

Commodatum = Leihe

 = Übergabe einer Sache (meist unvertretbar) zum unentgeltlichen Gebrauch


 Parteien:
o Verleiher
o Entlehner
 Sachenrechtliche Positionen:
o Verleiher bleibt Eigentümer und mittelbarer Besitzer
o Entlehner ist bloßer Dedentor (Innehaber)
 Klagen
o Des Verleihers: actio commodati directa
 Gerichtet auf Rückgabe der Sache = Hauptanspruch
 Gerichtet auf allfälligen Schadenersatz
o Des Entlehners: actio commodati contraria
 Gibt es nur wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind
 Nebenanspruch
 Ist gerichtet auf allfälligen Aufwands- und Schadenersatz
 Zb man leiht sich ein Tier aus, es ist krank und steckt die anderen
Tiere an
o  unvollkommen zweiseitiger Vertrag
 Haftung?
o Entlehner haftet für dolus (Vorsatz), culpa (Fahrlässigkeit) und custodia (einstehen
müssen für den Bewachungserfolg = man muss aufpassen, dass die geliehene Sache
nicht wegkommt)

Depositum = Verwahrung

 = Übergabe einer Sache zur unentgeltlichen Aufbewahrung


 Wenn man die Sache dann gebraucht, ist es Diebstahl (weil kein Gebrauchsrecht)
 Parteien:
o Hinterleger
o Verwahrer
 Sachenrechtliche Positionen
o Hinterleger bleibt Eigentümer und mittelbarer Besitzer
o Verwahrer ist bloßer dedentor
 Klagen
o Hl: actio depositi directa = Hauptanspruch
 Gerichtet auf die Rückgabe der Sache (wenn sich der Vw weigert, die Sache
herauszugeben) und allfälligen Schadenersatz
o Vw: actio depositi contraria = Nebenanspruch
 Gerichtet auf allfälligen Aufwands- und Schadensersatz
o unvollkommen zweiseitiger Vertrag
 Haftung:
o Verwahrer haftet nur für dolus  Grund liegt im Utilitätsprinzip
 Utilitas = Nutzen
 Je größer der Nutzen aus einem Vertrag ist, desto weiter reicht die Haftung
 Kleiner Nutzen  Haftung gering
 Depositum irregulare = unregelmäßige Verwahrung = Geld oder andere vertretbare Sache
wird dem Verwahrer übergeben und er wird Eigentümer (vgl mutuum!)
o Man könnte hier auch die contictio erheben
 Ich gebe 1000 Sisterzen her und bekomme sie nicht wieder. Welche Klage ist besser? Actio
depositi directa = bona fides Klage  Richter hat großen Ermessensspielraum  ich
bekomme vielleicht mehr zurück als die gegebenen 1000 Sisterzen (contictio 
strengrechtlich)

Pignus = Pfandvertrag
 Damit ein Pfand bestellt werden kann, braucht es eine Forderung, die durch Pfand gesichert
werden soll
 Parteien:
o Verpfänder = Pfandgeber
o Pfandgläubiger = Pfandnehmer
 Sachenrechtliche Positionen:
o Verpfänder bleibt Eigentümer
o Pfandnehmer ist Interdiktenbesitzer = interdiktengeschützter Fremdbesitzer
 Klagen:
o Pg: actio pigneraticia directa
 Gerichtet auf: Rückgabe der Pfandsache, eventueller Schadenersatz,
superfluum (Überschuss  wenn Pfandgläubiger Sache verkauft und mehr
für die Sache bekommt muss er das dem Pfandnehmer geben)
o Pn: actio pigneratictia contraria
 Gerichtet auf allfälligen Aufwands- und Schadenersatz
o unvollkommen zweiseitiger Vertrag
 Haftung
o Pfandnehmer haftet für dolus, culpa (und custodia)

Falllösungsschema

1. Sachverhalt  NUR TATSACHEN!


a. Personen
b. Handlungen
c. Chronologie
2. Rechtsfrage  rechtliche(s) Problem(e) (Konkret!!!)
a. Zb. wer trägt die Gefahr? , Wie weit reicht die Haftung?
3. Lösung der Rechtsfrage  Jurist(en), Kontroversen
a. Oft nur ja/nein Antworten
4. Begründung
a. Warum begründen Juristen so?
b. Theorie

Actiones

 Wer könnte sie gegen wen erheben?


 Was sind ihre Voraussetzungen?
 Was kann der Kläger jeweils erreichen? (Klagsziel?)

Blatt 1

D.12.1.11.1

Ulpian im 26. Buch seines Ediktskommentars

 Personen als ego & tu bezeichnen


 Sachverhalt:
o Variante 1: Ego zählt tu 10 Goldstücke zu und sie vereinbaren, dass tu 9 zurückgeben
soll
o Variante 2: Ego zählt tu 10 Goldstücke zu und sie vereinbaren, dass tu 11
zurückzahlen soll
 Rechtsfrage:
o Wieviel kann ego zurückverlangen?
o Wieviel muss tu zurückzahlen?
o Wieviel kann ego mit der condictio verlangen?
 Lösung
o A) 9
o B) 10
 Begründung
o Variante a) ego und tu haben ein mutuum abgeschlossen, weil ego dem tu eine
vertretbare Sache (Geld) gegeben hat  für das zehnte Goldstück wurde ein anderer
titulus/causa (Rechtsgrund) verwendet  hier wahrscheinlich Schenkung
o Variante b) das mutuum ist ein strengrechtlicher Vertrag bzw. die condictio eine
strengrechtl. Klage  mit ihr kann nie mehr verlangt werden, als hingegeben wurde
 ego kann nur 10 verlangen und nicht 11

D 12.1.9.9

Ulpian = spätklassicher Jurist

 Sachverhalt
o Ego gibt tu 10 Münzen, einige Zeit danach, erlaubt ego dem tu, die Münzen zu
verbrauchen (Problem: tu weigert sich, die Münzen zurückzuzahlen)
 Rechtsfrage
o Hat ego die condictio gegen tu?
o Kann ego die 10 Münzen kondizieren?
 Lösung
o Ja
 Begründung
o Anfangs liegt ein depositum vor  Verwahrung
o Ego bleibt Eigentümer und mittelbarer Besitzer  tu ist bloßer dedentor  dann
einigen sich die beiden und es ändern sich die Sachenrechtl. Positionen und es
entsteht ein neuer Vertrag ein Darlehen  tu wurde Eigentümer und Besitzer (nur
solo animo) und ego hat keine sachenrechtl. Position mehr = traditio brevi manu
(Übergabe kurzer Hand) tu hat ja bereits corpus daran gehabt
o Wer trägt die Gefahr? Als es noch eine Verwahrung war, trägt der ego die Gefahr
(=Hinterleger) und beim Darlehen trägt der tu die Gefahr (=Darlehensnehmer) 
casus sentit dominus

C.4.28.1. (C=Codex)

 Personen: tu & h (Haussohn)


 Sachverhalt: tu gibt dem h, der vortäuschte, pater familias zu sein, ein Darlehen und h
weigert sich, das Geld zurückzuzahlen
 Rechtsfrage: Kann tu das Geld zurückverlangen?
 Lösung: Ja, er kann das Geld zurückverlangen.
 Begründung:
o Es geht in dem Fall um ein mutuum  thematisier wird das senatus consultum (SC)
Macedonianum (Macedo) -Inhalt des Beschlusses: es darf an hauskinder kein
Darlehen gewährt werden, wenn doch = Naturalobligation (zahlbar, aber nicht
klagbar)
o Prätor gewährt eine exceptio = Einrede
o Tu kann sein Geld mit der condictio zurückverlangen, da der h die exceptio nicht
bekommt

D. 16.3.1.8

 Personen: A&B(=Bademeister)
 SVH: A gibt B Kleidungsstücke zur Verwahrung und diese gehen verloren
 Rechtsfrage: Haftet B? Wie weit reicht die Haftung des Bademeisters?
 Lösung: Nein. Er haftet nur für dolus.
 Begründung:
o Hier liegt ein depositum vor  der Verwahrer ist dedentor und er haftet aufgrund
des Utilitätsprinzips nur für dolus
o Wenn die Kleidung gestohlen wurde,wäre das Haftung nach custodia und dafür
haftet B nicht.

Verbale Kontrakte

Stipulatio

 = förmliches, mündliches Leistungsversprechen


 Stipulator (Versprechensempfänger) und Promissor (Versprechender)
 Stipulatio formulieren  Prüfung!!
o Frage + Antwort
 Spondere war den Römern vorbehalten
 Verb muss immer übereinstimmen
 Einseitiger Vertrag (nur Versprechensempfänger hat condictio)
 Klage:
o Bei bestimmten Beträgen: certum  condictio
o Bei unsbestimmten Beträgen: incertum  actio ex stipulatu
 Jede Art von Inhalt, der nicht verboten ist, kann Inhalt einer Stipulatio werden
 Vgl. Inst. 3.18 1+2 & Inst. 3.18.3
 Cautio  ein zur Sicherheitsleistung abgegebenes Versprechen (vgl. Kaution)
 Abstrakte Stipulation
o Causa (Rechtsgrund) wird nicht erwähnt
o Centum mihi dari spondesne? Spondeo!
o Nicht erkennbar, warum die Stipulationsverpflichtung eingegangen wird
o Bei Klage:
 Gläubiger stützt sich nur auf die Stipulation
 Wenn Schuldner sich verteidigen will  excceptio doli (Einrede der Arglist)
 Kausale/titulierte Stipulation
o Causa wird erwähnt
o Centum, quae ex empto mihi (die du mir aus einem KV schuldest), mihi dare
spondesne? Spondeo!
o BSP: Novation (Umwandlung einer Kaufpreisforderung in eine Stipulationsforderung)
o BSP: promisso dotis (Mitgiftversprechen)
o in beiden Fällen: Abhängigkeit der Forderung von
 Grundgeschäft
 Rechtsgrund
o Bei Klage:
 Mangel im Grundgeschäft oder Nichterreichung des Zwecks auch ohne
exceptio doli zu berücksichtigen
 Zb bei Mitgiftbestellung wenn Ehe nicht zustande kommt  Prätor
muss das automatisch berücksichtigen und der Beklagte muss keine
exceptio doli erheben

Konventionalstrafe
= Vertragsstrafe

2 Arten: echte, unechte = unselbständige oder unselbständige

Echte

1. Versprechensempfänger  Versprechender
2. Versprechensempfänger  Versprechender

1.Grundforderung (kann nicht nur Stipulation sein)

2.Konventionalstrafe

2 Hauptgründe für Konventionalstrafe (Prüfung!!):

1. Beugefunktion, Druckmittel (Druck auf Schuldner)


2. Dient als pauschalierter Schadenersatz: konkrete Pönalsumme wird bereits im Voraus
festgelegt (Richter muss es nicht erst festlegen)

Unechte

2. Versprechensempfänger  Versprechender

Es gibt keine Grundforderung (also nur Konventionalstrafe)

Eine nicht geschuldete Leistung wird erzwungen (wird klagbar gemacht)

Zb Gelobst du, wenn du mir das Grundstück nicht übereignest, 700 Sesterzen zu zahlen? – Ich gelobe
es  wichtig: Grundstück ist nicht geschuldet (es gibt keinen Vertrag darüber)

Zb Versprichst du mir 10 Goldstücke zu zahlen, wenn du mir den Brief nicht gibst? – Ich verspreche.

Durch Stipulation wird die Leistung klagbar gemacht

Im echten Leben war die Echte viel wichtiger.

3 Unterarten der echten Konventionalstrafe:

1. Man hat eine Unterlassungspflicht


a. Bsp: Versprichst du mir 100 zu zahlen, wenn du einen Sklaven schlägst?
b. Unterlassungspflicht soll stipuliert werden
c. Wird fällig, mit dem Zuwiderhandeln (wenn Sklave geschlagen wird)
2. Handlungspflicht mit Termin
a. Bsp: Versprichst du mir 100 zu zahlen, wenn du mir bis 17. April dein Haus nicht
verkaufst?
b. Vertragsstrafe wird fällig, am 17. April um 23:59 Uhr  wenn dieser Tag abgelaufen
ist
3. Handlungspflicht ohne Termin
a. Bsp: Versprichst du mir 100 zu zahlen, wenn du mir keine Toga nähst?
b. Dazu gibt es verschiedene Meinungen
i. Vertragsstrafe wird fällig, mit Möglichwerdung der Leistung
ii. Vertragsstrafe wird fällig mit dem Unmöglichwerden der Leistung

2 weitere Verbalkontrakte (Stipulatio ist aber der wichtigste)

1. Dotis dictio = förmliche mündliche Zusage einer Mitgift an den Ehemann (er wird Eigentümer
daran)
a. Bestimmte Wortform musste eingehalten werden
b. Personen, die Mitgift bestellen können:
i. Pater familias der Frau
ii. Frau selbst wenn sie sui iuris hat
iii. Jeder Dritte
2. Promissio operarum = Versprechen des Freigelassenen an seinen früheren Eigentümer,
weiterhin Dienste zu erbringen
a. Bestimmte Wortform

Bedingung und Befristung

Bedingung:

 Eintritt des Ereignisses ungwewiss


 Zeitpunkt des Eintrittes ungewiss oder gewiss
 Bei der Bedingung werden die Wirkungen eines Geschäftes von einem Ereignis abhängig
gemacht, von dem nicht sicher ist, dass es eintreten wird.
 Aufschiebende/suspensive Bedingung
o Die Wirkungen eines Geschäftes treten erst ein, wenn die Bedingung eintritt. 
Phase dazwischen: „Schwebewirkung“ (Pendenz)
o Zufallsbedingung: kein Einfluss auf die Bedingung (wenn zu Ostern die Sonne scheint)
o Potestativbedingung: Bedingt Berechtigter hat Einfluss auf die Bedingung
 Negative Potestativbedingung: Ich vermache meiner Frau mein Haus, wenn
sie nach meinem Tod nicht wieder heiratet  cautio Muciana = Frau
verspricht dem Haupterben, nicht wieder zu heiraten bzw. wenn sie es doch
tut, das Haus wieder zurückzugeben
o Gemischte Bedingung: Mischung aus Zufalls- und Potestativbedingung
 BSP: ich schenke dir das Buch, wenn du die Prüfung schaffst
 Auflösende/resolutive Bedingung
o Vertrag entfaltet sofort Wirkung und wenn die Bedingung eintritt wird er aufgelöst.
o Bsp: Mietvertrag  Kündigung bei Nichtbezahlung des Zinses
 Unechte Bedingung:
o Gegenwärtige Bedingung
 Ich schenke dir mein Buch, wenn heute der 9. April ist  die
Schwebewirkung fehlt
 Heißt nicht, dass Geschäft unwirksam ist (Geschäft ist nur entweder sofort
wirksam oder unwirksam)
o Vergangene Bedingung
 Ich schenke dir mein Buch, wenn gestern der 8. April war 
Schwebewirkung fehlt
 Wenn es zutrifft, ist Geschäft sofort wirksam, sonst ist es unwirksam (kommt
garnicht zustande)
o Unmögliche Bedingung
 Bsp: wenn du den Himmel mit dem Finger berührst
 Geschäft ist sofort unwirksam (nichtig)
o Notwendig eintretende Bedingung
 Bsp: ich schenke dir mein Buch, wenn du den Himmel nicht mit dem Finger
berührst
 Geschäft ist sofort wirksam, weil die Bedingung notwendig eintritt
o Verbots- und Sittenwidrigen Bedingungen
 Bsp: ich schenke dir mein Buch, wenn du Titius tötest
 Geschäft ist sofort nichtig

Actus legitimi: Bedingungsfeindliche Geschäfte = können mit keiner


Bedingung verknüpft werden  zb. Schulderlass, best. absolute
Rechtsstellungen (zb. Adoption, Freilassung)

Befristung

 Eintritt des Ereignisses gewiss


 Zeitpunk des Eintrittes ungewiss oder gewist
 Bei der Befristung werden die Wirkungen eines Geschäftes von einem Ereignis abhängig
gemacht, das sicher eintreten wird.
 BSP: Kalendertag (gewiss), Todestag (ungewiss)

Blatt 2

Fall 1

Sachverhalt: ego zählt tu 10 Münzen zu und fragt den tu: „Versprichst du mir die 10 dem Fabius
zurückzuzahlen?“ Tu sagt „Ich verspreche es.“

Rechtsfrage: Kann ego die 10 Münzen von tu kondizieren? / Kann ego die 10 zurückverlangen? /
Muss tu die 10 an ego zurückzahlen?

Lösung: ja, er kann die 10 mit der condictio zurückverlangen

Begründung: wir haben 2 Verträge parallel nebeneinander (Darlehen als Realvertrag und Stipulatio
als Verbalkontrakt) - Stipulatio ist unwirksam, weil man sich nicht von Dritten die Sache
zurückverlangen kann; Belegstelle Inst. 3.19.19 , ego kann den tu nicht klagen, aber das Darlehen ist
gültig zustandegekommen und der ego hat die condictio
Fall 5

Sachverhalt: Ego zählt einem Mündel mit Zustimmung des Vormundes Geld zu. Ein wenig später lässt
er sich diese Summe von M ohne Zustimmung des Vormundes versprechen

Rechtsfrage: kann ego die Summe kondizieren? Kann Ego mit der Condictio klagen?

Lösung: Ja

Begründung: Es liegt ein gültiges Darlehen vor (gem. Inst. 3.19.9) + Verbalvertrag = Stipulatio
(ungültig, weil Vormund nicht zugestimmt hat und sich M verpflichten würde)

Wenn ein Vertrag nicht existiert, kann ich auch nicht daraus klagen

Fall 6

Sachverhalt: Ego zählt tu 10 zu und lässt sich diese unter einer unmöglichen Bedingung versprechen
(Versprichst du mir die 10 zurückzuzahlen, wenn ich mit dem Finger den Himmel berühre?)

Rechtsfrage: Kann Ego mit der contiction Klagen?

Lösung: ja

Begründung: wie oben

Beleg: 3.19.11

Fall 7

Sachverhalt: Ego zählt Fabius Geld zu. Fabius wird danach zum Verschwender (=prodigus; = jemand,
der Familienvermögen verschleudert  Verschwender bekommt Kurator, der ihn in
Vermögenssachen vertritt) als er dann ein prodigus ist, verspricht er dem Ego die Rückzahlung der
Geldsumme

Rechtsfrage: Kann Ego mit der contictio klagen?

Lösung: ja

Begründung: Darlehen ist gültig zustande gekommen, weil Fabius bei Abschluss noch Geschäftsfähig
war, die Stipulatio aber nicht, weil sich Verschwender nicht verpflichten kann (ihm ist
Vermögensverwaltung entzogen)

Fall 8

Sachverhalt: Ego und tu schließen eine Stipulatio ab. Ego ist Versprechensempfänger (=stipulator)
und tu ist promissor. Der Sklave stirbt vor der Übergabe (also ist die Bedingung eingetreten) und ego
will die 10 Münzen vor dem Monatsersten einklagen

Rechtsfrage: Ab wann hat ego die condictio?

Lösung: ja, er hat die condictio und er kann klagen, sobald die Bedingung eingetreten ist
Begründung:es liegt eine Konventionalstrafe vor uns beinhaltet eine Bedingung und eine Befristung
parallel  Bedingung: wenn du den Sklaven nicht übergeben haben wirst; Befristung: bis zum
Monatsersten

Bedingung ist nun eingetreten (! Wenn ego nach dem Tod aber VOR dem Monatsersten klagt, wird
die Klage abgewiesen, weil er zu früh geklagt hat  sein Klagerecht ist verbraucht – ne bis in idem)

= eine negative Potestativbedingung

Fall 9 (letzten 2 Zeilen)

Notwendig eintretende Bedingung

Sofort klagbar (Belegstelle Inst. 3.19.11)

Untergegangen  vis maior  periculum

Geld = typisches BSP für Genusschuld, aber hier ist es Speziesschuld (= bestimmte Geldstücke in einer
Truhe)

Species perit creditori (die Speziesschuld geht zulasten des Gläubigers unter Schuldner muss nicht
leisten)

Gläubiger- und Schuldnermehrheit

 Geteilte Obligationen
o Jeder Gläubiger bekommt einen Teil und jeder Schuldner muss Teil leisten
o Beispiele!  Prüfung
 Wenn Leistungsgegenstand teilbar ist
 Miterben, wenn Erbschaft aufgeteilt wird
 Gehäufte Obligationen
o Leistung wird vervielfacht
o Bei Gläubigerüberschuss: Jeder Gläubiger erhält die ganze Leistung
o Jeder Schuldner muss die gesamte Schuld erbringen
o BSP: wenn mehrere Täter ein Delikt begehen, muss jeder die volle Strafsumme
bezahlen
 Gesamtobligationen
o Gesamtforderung
 Mehrere Gläubiger, ein Schuldner
 Jeder Gläubiger hat das Recht auf die gesamte Leistung (Schuldner ist nach
bezahlter Leistung frei – wie die Gläubiger sich diese aufteilen ist egal)
 Haftung in solidum
o Gesamtschuld
 Ein Gläubiger, mehrere Schuldner
 Gläubiger kann die gesamte Schuld auch von einem verlangen  Gläubiger
ist befriedigt und ALLE Schuldner sind befreit
 Haftung in solidum (Prüfung!)
 Kann auf 2 Arten Regress nehmen:
 Regress aus dem Innenverhältnis: wie sind die Schuldner rechtlich
miteinander verbunden (sie bilden Gesellschaft = societas  actio
pro socio, oder Auftrag = mandatum  actio mandati contraria)
 Klagsabtretung: Gläubiger tritt seine ursprüngliche Klage dem
zahlenden Schuldner ab  er kann damit die anderen Schuldner
belangen
o BSP: Haftung mehrerer Tutoren; wenn Leistung unteilbar ist; contictio furtiva bei
Mittätern (Klage, um gestohlenen Gegenstand wiederzubekommen)
o Umstände die Gesamtwirkung haben (wirken sich auf alle Schuldner aus):
 Erfüllung
 Förmlicher Erlass (acceptilatio)
 Formloser Erlass
 Das zufällige Unmöglichwerden der Leistung
 Durch eine Novation (novus= neu)  wenn Obligation in eine andere
umgewandelt wird
o Umstände, die Einzelwirkung haben (wirken sich auf einen Schuldner aus)
 Persönlicher Erlass (nur einem wird Schuld erlassen)
 Confusio: wenn Gläubiger- und Schuldnerstellung in eine Person
zusammenfallen (zb. wenn Gläubiger Schuldner beerbt)
 Statusänderung (zb. einer verliert die Freiheit und wird zum Sklaven)
 Ein Leistungsverzug eines einzelnen Schuldners

Kaufvertrag (emptio venditio)

 Vollkommen zweiseitiger Vertrag


 Anfangs in Rom: Barkauf (Handkauf  beide Leistungen fallen zeitlich zusammen)
 Beide Parteien sind Gläubiger und Schuldner gleichermaßen
 Synallagmatischer Vertrag
 Bona fides Vertrag
 Konsensualvertrag  kommt durch Willensübereinstimmung beider Parteien zusammen
o Essentialia negotii: Ware (merx) + Kaufpreis (pretium)
 Kaufpreis musste 3 Charakteristika erfüllen:
 Pretium verum = wahrer, echter, ernst gemeinter Preis (echte
Gegenleistung zur Kaufsache, Preis muss in Geld bestehen  sonst
wäre es Tausch)
 Pretium certum = Preis muss bestimmt oder bestimmbar sein (man
lässt einen Dritten schätzen, man verweist auf Inhalt eines
Behältnisses / auf den Einkaufspreis,…)
 Pretium iustum = gerechter Preis (am Anfang war die
Preisbestimmung den Parteien überlassen  in der Nachklassik
wurden von Kaiser Diokletian 2 Preisregulierungsmaßnahmen
eingeführt: Höchstpreisedikt  brachte nicht viel, führte zu
Schwarzhandel, Tausch und laesio enormis = Verkürzung über die
Hälfte  zum Schutz der Verkäufer, kam zur Anwendung, wenn eine
Sache um weniger als die Hälfte ihres wahren Wertes verkauft
wurde, kam zur Rückabwicklung des Kaufes oder Verkäufer zahlt
Betrag bis zum wahren Wert auf, wurde erlassen, weil die Bauern
damals sehr arm waren und Notverkäufe gemacht haben)
 Ware
 Auch nicht körperliche Sachen können Bestandteil sein
 Römer kannten reinen Genuskauf NICHT  sie kannten nur
beschränkten Gattungskauf = Vorratskauf (Kauf wird abgeschlossen
über eine bestimmte konkretisierte Menge)
 Unterscheidung Gattungs- und Spezieskauf: vertretbare Sache =
Schaf, aber wenn ich ein bestimmtes Schaf kaufe, handelt es sich um
einen Spezieskauf; Grundstücke können Gegenstücke eines
Genuskaufs sein, auch wenn sie nicht vertretbare Sachen sind
 Emptio rei speratae = Kauf einer künftigen Sache
o Zb. jemand kauft die zukünftige Ernte, der Kauf eines noch
ungeborenen Sklavenkindes
o Bedingt abgeschlossener Verkauf  Zustandekommen ex
tunc (dazwischen: Pendenz  Kaufvertrag ist in Schwebe)
 Emptio spei = Hoffnungskauf
o Mit Einigung kommt der Vertrag zustande, unabhängig
davon, ob der Erfolg eintritt oder nicht  Kaufpreis muss auf
jeden Fall gezahlt werden
o Zb. Loskauf
o Entstanden bei den Triumphzügen
o Accidentalia negotii: alle möglichen Nebenabreden (zb. Leistungsort, Leistungsart,
Leistungszeit)  sind bei Klage u. evtl. Prozess zu berücksichtigen
 Kaufsache muss NICHT übergeben werden, damit der KV erfüllt ist
 Eigentumsübergang beim Kauf
o Berechtigung  Eigentumsrecht des Verkäufers
 Niemand kann mehr Recht auf einen anderen übertragen, als er selbst hat
(Nemo plus iuris ad alium transferre potest quam ipse habet.)
 Im römischen Recht ist es möglich eine Sache gültig zu verkaufen, die nicht
mir gehört  ABER die Käuferin erlangt daran KEIN Eigentum
o Titulus  iusta causa (Kaufvertrag selbst)
 Man braucht einen gültigen KV
 Emptio venditio
o Modus  Verfügungsgeschäft muss stattfinden
 Mancipatio
 In iure cessio
 Traditio
 Ist nicht notwendig, damit der KV perfekt ist
 Klagen
o Käufer: actio empti  Gerichtet auf Übergabe der Kaufsache, Eventuelle
Gewährleistung
o Verkäufer: actio venditi  kann Bezahlung des Kaufpreises verlangen
 Eviktionsprinzip
o Gegenteil (gilt heute): Eigentumsverschaffungsprinzip  KV ist erst dann erfüllt,
wenn der Verkäufer den Käufer zum Eigentümer gemacht hat
o Auch Verkauf einer fremden Sache war gültig  wenn VK bemerkt, dass er nicht
Eigentümer der Kaufsache geworden ist, kann er zunächst nichts tun
 Erst wenn der wahre Eigentümer die rei vindicatio gegen den VK erhebt und
der K hat mit der actio empti die Möglichkeit gegen den VK zu klagen
o Eviktion (evinzieren, entwehren) = Ein Dritter (der wahre Eigentümer) macht sein
Recht an der Sache gerichtlich geltend  er fordert die Sache mit der rei vindicatio
heraus  erst dann kann der K mit der actio empti gegen den VK vorgehen
o Verschaffung des ungestörten Besitzes
 Uti (Nutzungsrecht) frui (Fruchtgenussrecht) habere (Innehabung)
possidereque (Besitzrecht) licere (dürfen)  ungestörter Besitz muss
eingeräumt werden
 Ausnahme: wenn VK mit dolos (Vorsatz) vorgegangen ist  K kann dann
schon vorher gegen den VK vorgehen
 Abwicklungsstörungen beim KV
o Schuldnerverzug des VK
 Der VK leistet die Ware nicht
 K kann die actio empti erheben  diese ist gerichtet auf das
Erfüllungsinteresse (wegen condemnatio pecuniaria =Geldverurteilung);
Interesse = id, quod interest (das, was dazwischen ist)  Differenz zwischen
Ist- und Sollzustand
 Zb. K ist Gastwirt und kauft Wein, VK liefert ihn nicht  Wie hoch ist
Erfüllungsinteresse? Nicht nur wahrer Wert des Weines, denn es
umfasst auch den Verlust/Verdienstentgang.
 Wenn nach dem Verzug der Kaufgegenstand durch Zufall (vis maior)
untergeht, belastet das den VK und nicht den K
 Wenn dann doch geliefert wird, gilt der Verzug als beendet, aber der K kann
noch immer den Verspätungsschaden mit der actio empti geltend machen
o Nachträgliche Unmöglichkeit
 Leistung der Ware NACH Abschluss des Kaufes (=Einigungszeitpunkt)
unmöglich
 Haftung VS Gefahrtragung !!! unterscheiden !!!
 Haftung
o V hat die Sache schuldhaft zerstört oder verloren
o Dem V wurde die Sache gestohlen
o V hat die Sache inzwischen an einen anderen Interessenten
verkauft und übergeben
 Gefahrtragung (periculum)
o Die Sache ist durch höhere Gewalt untergegangen (vis
maior)
 Haftungskonsequenzen
o Immer wenn sich der VK etwas zu Schulden hat kommen
lassen, kann der K die actio empti erheben und
Schadenersatz geltend machen (actio empti ist gerichtet auf
das Erfüllungsinteresse)
 Haftung des VK: dolus, culpa und custodia
(Verschuldungsunabhängige Einstandspflicht für den
Bewachungserfolg)
 Gefahrtragungskonsequenzen
o Leistungsgefahr = Gefahr trotz gültigen Vertrags keine
Leistung zu erhalten
o Preisgefahr = Gefahr eigene Leistung erbringen zu müssen,
obwohl man vom Vertragspartner keine Gegenleistung
erhält
o Relevant: Preisgefahr  Rechtssatz: Perfecta emptione
periculum est emptoris (PRÜFUNG!!!) = mit Perfektion des
Kaufes trägt die Gefahr der Käufer
 Bedeutet, dass K trotzdem den Kaufpreis zahlen
muss, obwohl er keine / nur eine verschlechterte
Ware bekommt
 Wenn Verkäufer Gefahr trägt, bekommt er keinen
Preis
 Wer die Gefahr trägt, hat den Nachteil
 Wann liegt Perfektion vor? Wenn Kaufpreis
bestimmt ist und Kaufobjekt (bei Speziesschuld)
 Bei Suspensiv aufschiebend bedingtem Kauf:
mit Eintritt der Bedingung perfekt
 Beschränkter Gattungskauf: mit
Konkretisierung/Individualisierung/Auswahl/
Kennzeichnung der Ware perfekt (Prüfung!)
o Ab diesem Zeitpunkt trägt der K die
Gefahr
 Wenn der Preis von der Menge abhängig ist,
dann ist Kauf erst perfekt, wenn durch
Abwägen/Zählen/Abmessen die Menge
ermittelt ist und der Gesamtpreis feststeht
 Erklärung: Sachenrechtlich ist die Kaufsache noch im
Eigentum des VK, aber sie wird schon dem Eigentum
des K zugerechnet
 Haftung des VK entschärft Gefahrtragungsregelung
 VK haftet zwischen Vertragsabschluss und
Übergabe für custodia
 Eventuelle Vorteile kommen auch dem K zugute (vgl.
Inst. 3.23.3 letzter Satz)
 Mit KONSENS trägt bereits der K die Gefahr
o Gläubigerverzug des Käufers
 Käufer nimmt die Kaufsache nicht an
 Konsequenz: Haftungserleichterung für den VK  haftet ab Zeitpunkt des
Verzuges nurmehr für dolus und nicht mehr für culpa und custodia
 VK bleibt auf seiner Sache sitzen und kann die actio venditi (gerichtet auf
Erfüllungsinteresse) erheben und Schadenersatz geltend machen
o Verzugsfälle hinsichtlich der Leistung des Preises
 Zahlungsverzug des K = K zahlt nicht  VK hat actio venditi und kann
Bezahlung des Preises + Verzugszinsen verlangen
 Annahmeverzug des VK = Käufer will bezahlen, aber VK nimmt Geld nicht an
 kommt zur depositio (Hinterlegung an einer öffentlichen Stelle)

Blatt 3
Fall D.18.1.69

 Proculus war ein Vertreter einer Rechtsschule Roms, wie hieß die andere Schule?
o Sabinianer: eher konservativ, sehr traditionsbehaftet u. beriefen sich auf Erfahrung
o Proculianer: innovativ, offen für neues, stützten sich auf logische Zusammenhänge
o Proculus war ein Frühklassiker (Prüfung: Einordnung von Juristen!)
 Sachverhalt: R. Poller hat den Bracciano-See gekauft und zusätzlich um ihn herum 10 Fuß.
Danach steigt der See an und die 10 Fuß, die sie gekauft hat, stehen nun unter Wasser. R.
Polla möchte weitere 10 Fuß haben.
 Ist der Kauf perfekt? Welche Voraussetzungen müssen vorliegen, damit R. Polla Eigentum am
Kaufobjekt erlangt?
o Ja, Kauf ist perfekt, weili es sich um Spezieskauf handelt und auch kein Hinweis im
SVH ist, dass es Probleme beim Preis gibt. Berechtigung (VK muss Eigentümer
gewesensein), titulus (KV muss vorliegen) und modus (mancipacio und in iure cessio)
 Rechtsfrage: Wer trägt die Gefahr? Bekommt R. Polla weitere 10 Fuß Ufergrund dazu?
 Lösung: Es handelt sich um einen KV, er ist bereits perfekt und daher trägt die K R. Poller die
Gefahr  periculum est emptoris. Sie muss den vollen Preis bezahlen und bekommt keine
weiteren 10 Fuß bekommt. Beleg: Inst. 3.23.3
 Wie würde der Jurist entscheiden, wenn nach Kaufabschluss eine Insel entsteht?
o Inst 3.23.3. letzter Satz  commodum
o Wenn eine Insel entsteht, wird diese zum Eigentum der Rutilia, weil der K zwar die
Gefahr trägt, aber auch die Vorteile genießt.

Fall D.18.6.16.(5)

 Welche Änderung brachte Gaius Werk res cottidianae sive aurea im Hinblick auf die
Einteilung der Obligationen?  Er fügte eine 3. Gruppe von Schuldverhältnissen hinzu
(Quasidelikte und -kontrakte)
 Sachverhalt:
o Variante A: V verkauft K Wein in Fässern und gibt ihm die Garantie, dass der Wein
halten wird. Bevor K den Wein holt, wird dieser schlecht.
o Variante B: V verkauft K Wein in Fässern. K kostet den Wein nicht oder befindet ihn
fälschlich für gut und der V gibt diesmal keine Garantie bezgl. der Qualität. Bevor der
K den Wein holt, wird dieser schlecht.
o Variante C: V verkauft an K Wein in Fässern. Sie vereinbaren einen Abholtermin. Der
V weiß, dass der Wein nicht so lange halten wird, sagt das dem K aber nicht und der
Wein wird vor dem Abholtermin schlecht.
o (typische Weinmängel: acor-Wein wird sauer & mucor)
 Welche Art von Kauf liegt hier vor?
o Spezieskauf  weil Wein in Fässern verkauft worden ist und somit
bestimmte/konkrete Fässer gekauft worden sind
 Rechtsfrage: muss der Käufer den vollen Preis bezahlen?
 Lösung inkl. Begründung
o Variante A: Der K muss nur einen verminderten bzw. garkeinen Kaufpreis zahlen, je
nachdem ob der Wein nur ein bisschen schlecht geworden ist, oder ob er komplett
gekippt ist. Der VK haftet aufgrund der Garantie, die er dem K gegeben hat.
o Variante B: Gefahrtragungsregel  perfecta emptiones periculum est emptoris KV
ist schon perfekt, da bereits Konsens über Ware und Preis besteht  K trägt die
Gefahr  er muss den vollen Kaufpreis bezahlen, weil er bereits die Gefahr trägt
(Inst. 3.23.3.)
o Variante C: VK handelt mit dolus (Arglist)  Verstoß gegen die bona fides  K hat
actio empti und damit Anspruch auf das Interesse  er muss nur einen
verminderten Kaufpreis zahlen und hat zusätzlich Anspruch auf das Interesse
 Wie würde man das Interesse berechnen?
 Die Differenz zwischen Ist- und Sollzustand (id, quod interest)
 Interesse umschließt uU auch entgangenen Gewinn/Verdienst des
Weinbauern
 Bona fides = Verhaltensmaßstab, den man einem redlichen Partner zutraut

Stelle 3: D.18.6.5

 Wie lautet die andere Bezeichnung für Digesten und was ist das überhaupt?
o = Pandekten
o Sammlung des klassischen Juristenrechts, Teil des corpus iuris civilis, Fälle der
Zeit Ende der Republik und während Prinzipats
 Sachverhalt (PRÜFUNG: NICHT mit „Wenn“ beginnen!  sondern mit Nennung der
Parteien)
o K kauft einen Wein beim VK und holt ihn aber zum vereinbarten Termin nicht ab.
 Rechtsfrage: Wofür haftet der VK nach Ablauf des Termins?
 Lösung: Er haftet nurmehr für dolus
 Begründung: Es liegt ein Spezieskauf (bestimmter Wein wird gekauft) vor und es handelt
sich um einen Gläubigerverzug des K (=Annahmeverzug). Dies bedeutet eine
Haftungserleichterung für der VK. Er haftet nicht mehr für culpa und custodia und nicht
mehr für dolus, weil es ja am K liegt, dass er die Ware nicht abholt.
 Mit welcher Klage kann der VK die Schäden geltend machen? Was umfasst der
Schadenersatz?
o Actio venditi
o Geltend gemacht kann das Erfüllungsinteresse werden. Der Wein bleibt in seinen
Fässern und er muss daher neue Fässer für bereits neugemachten Wein kaufen
und das fällt ins Erfüllungsinteresse. Oder er wollte die leeren Fässer vermieten
und ihm entgehen jetzt Mieteinnahmen ( Erfüllungsinteresse ist entweder
Mietpreis oder Kaufpreis der neuen Fässer)
 2. Sachverhalt
o K kauft 100 Amphoren Wein von V, diese müssen erst vom Kellervorrat abgefüllt
werden.
 Um welche Art von Kauf handelt es sich?
o Beschränkter Gattungskauf
 Rechtsfrage: Wer trägt bis zur Zumessung die Gefahr?
 Lösung: Der VK.
 Begründung: perfecta emptione periculum est emptoris beschränkter Gattungskauf ist
erst mit Konkretisierung der Ware perfekt. Gem. Gefahrtragungsregel (Inst. 3.23.3) trägt
der K mit Perfektion des Kaufes die Gefahr. Da es sich hier um beschränkten
Gattungskauf handelt, ist der Kauf noch nicht perfekt. Daher trägt bis zur Zumessung der
VK die Gefahr.

Kaufvertrag -Gewährleistung für Rechtsmängel


 Wann liegt Rechtsmangel bei Kauf vor?
o Wenn eine Sache verkauft wird, die dem VK nicht gehört. (Verkauf fremder Sache)
o wenn die Kaufsache mit einem dinglichen Recht belastet wird (zb. mit Pfandrecht)
 Eviktionsprinzip (V muss K nur ungestörten Besitz einräumen)
 Gewährleistung = V haftet K für den Rechtsmangel ohne Rücksicht auf Verschulden
 Actio auctoritatis auf den doppelten Kaufpreis
o Käufe über mancipatio abgewickelt und es kommt zur Eviktion
o Wenn VK sich weigerte im Prozess beizustehen oder K den Prozess trotz Beistand
verlor
 Stipulatio duplae
o VK hat K versprochen, dass er ihm das doppelte des Preises bezahlt, wenn dem K die
Sache evinziert wird
o K konnte sie später ganz normal bei einem Kauf vom VK verlangen (wurde auf alle
Käufe erstreckt)  wenn VK sich weigerte eine Eviktion abzuschließen, wurde der VK
auf das Interesse verurteilt (K hatte actio empti), aber auf das, was der K durch die
stipulation erlangt hätte (K hat actio empti)  es wird fingiert, dass eine stipulation
abgeschlossen wurde
o Musste nicht immer das doppelte sein, sondern konnte auch das drei-/vier-/…fache
sein
o Klage: condictio (wenn Preis feststeht) oder actio ex stipulato( wenn Preis nur
ungefähr feststeht)
 Actio empti
o K hat im Fall der Eviktion
o Sobald es zur Eviktion kommt, kann K mit actio empti das doppelte des Kaufpreises
erhalten
o Bei allen Arten von Käufen, wenn eines von den 2 vorliegt:
 Dolus (VK weiß, dass er fremde Sache verkauft)
 Dictum (Zusicherung über die Freiheit von Rechtsmängeln)
o Ab Julian: actio empti unabhängig von dolus/dictum
 Eviktionshaftung = verschuldungsunabhängige Garantiepflicht des VK
o Später: gerichtet auf konkretes Interesse
 Eviktion
o Eigentümer erhebt rei vindicatio oder Pfandgläubiger erhebt actio Serviana oder
bonitarischer Eigentümer kann mit actio Publiciana klagen
o BSP: Wert der Sache =150, Kaufpreis ist 100  Interesse des Käufers ist 150
 Wie hoch ist Interesse, wenn Kaufpreis noch nicht gezahlt ist? 50

Gewährleistung für Sachmängel

 Sachmangel:
o wenn die in Aussicht genommene Verwendung der Ware nicht möglich ist
(offensichtlicher Mangel)
o Wenn die ausbedungenen Eigenschaften der Ware nicht vorhanden sind
 Wenn VK Sachmangel kennt ist er venditor sciens, wenn nicht, ein venditor ignorans
(PRÜFUNG)
 Dicta oder promissa  Zusicherungen bestimmter Eigenschaften
o Dicta: ausdrückliche Zusagen
o Promissa: Zusagen in stipulationsform
 Ursprung: Actio de modo agri: bei Grundstückskäufen
o Grundstücke mussten mancipiert werden
o K konnte das doppelte des zu viel bezahlten Kaufpreises verlangen
 Garantiestipulation
o Es wurde üblich, dass VK in Form einer Stipulation garantiert, dass Kaufsache keine
Sachmängel hat oder bestimmte Eigenschaften hat und versprochen, dafür
einzustehen  actio ex stipulato (Richter muss feststellen, auf wieviel der VK
verurteilt wird)
 Actio empti
o Wenn die Kaufsache einen Sachmangel aufwies
o Anfangs nur bei dolus oder dictum
o Gerichtet auf das Erfüllungsinteresse
o Änderung ab Julian: auch ohne dolus/dictum konnte actio empti auf
Erfüllungsinteresse erhoben werden
 Wenn man VK dolus nachweisen konnte, musste er auch für die
Mangelfolgeschäden einstehen (nur bei venditor sciens)
 K konnte auch Wandlung (Rückabwicklung des Kaufes) oder Minderung (des
Kaufpreises) verlangen
 Ädilizische Klagen
o Kurulische Ädile haben am Beginn ihres Amtsjahres in ihre Edikte geschrieben,
welche Mängel bekannt gegeben werden mussten und welche Kalagen erhoben
werden konnten
 Actio redhibitoria: innerhalb von 6 Monaten, gerichtet auf Wandlung
(Rückabwicklung)
 Actio quanti minoris: Frist von einem Jahr, gerichtet auf Minderung des
Kaufpreises

Ad actio de modo agri

V verkauft und manzipiert an K ein Grundstück, wobei ein Presi von 10 pro iugum (Joch) festgelegt
wird. Bei der macipatio gibt V eine förmliche Erklärung (lex mancipio dicta) ab, dass das Grunstück
ein Ausmaß von 50 Joch hat.

K zahlt daher den V den Preis von 500. Später stellt sich heraus, dass das Grundstück nur 48 Joch hat.

Das doppelte des zu viel bezahlten Kaufpreises kann von K verlangt werden  also 40

Ad Garantiestipulation

„Versprichst du dafür einzustehen, dass die Fässer dicht sind?“

„Ich verspreche es.“

K hat actio ex stipulatu  Richter muss feststellen, auf wieviel VK verurteilt wird

Ad stipulatio duplae

„Versprichst du,

dafür einzustehen, dass dieser Sklave gesund übergeben worden ist, frei von Diebstahl […] ist
=Sachmangel
und wenn jemand den Skalven oder einen Teil von ihm (Ideeller Anteil!) evinziert, sodass mir
oder dem, auf den sich die Sache beziehen wird (Rechtsnachfolger) nicht der ungestörte
Besitz zusteht, versprichst du von dem, was evinziert wird, den doppelten Betrag zu leisten?“

=Rechtsmangel

„Ich verspreche es.“

Foto  ad allgemeiner Bereich

Promissum: actio ex stipulato

Andere 3 Spalten: actio empti (! auf vor oder nach Julian schauen!)

Noxalhaftung

 Noxa = Schuld, Vergehen, Verbrechen


 Immer dann, wenn ein Gewaltunterworfener ein Delikt begeht (Sklave oder Haussohn)
 Gewalthaber musste dafür einstehen
o Er bezahlt eine Buße
o Er liefert den Sklaven aus = noxae deditio  Sklave arbeitet den Schaden/Wert beim
Verletzten ab  sobald Schuld abgearbeitet war, musste der Geschädigte ihn
freilassen
 Noxa caput sequitur: Die Schuld folgt dem Kopf des Täters (sie hängt an der Person des
Täters)
o Wenn Sklave stirbt, geht seine Schuld mit ihm unter und Gewalthaber haftet nicht
o Wenn Gewalthaber Sklaven freilässt, muss der Freigelassene selbst haften
o Wenn Sklave nach seiner Tat verkauft wird  Belastung mit Noxa ist klassischer
Sachmangel

Blatt 4

D.19.1.6.9

 Sachverhalt: V verkauft einen Sklaven, der verpfändet ist, oder nicht ihm gehört, an K. Und er
setzt fest, dass er keine Haftung übernimmt.
 Rechtsfrage: Wie ist diese Nebenabrede auszulegen? / Schließt diese Klausel jede Haftung
aus?
 Lösung: Nein
 Begründung: Diese Klausel schließt nicht jede Haftung aus. Für dolus malus muss man immer
haften, weil der VK vom Mangel weiß. VK haftet für Eviktion und K kann das mit actio empti
geltend machen

D 21.2.33.

 2 Kaufverträge
 Sachverhalt: V verkauft einen Sklaven, der ihm nicht gehört hat an ego und er verkauft ihn
weiter an K (übergibt ihn aber nicht). K fordert Sklaven, aber ego kann ihn nicht übergeben,
weil ihm der Sklave von dem Eigentümer durch die rei vindicatio entzogen wurde. Ego
wusste nicht, dass der Sklave einem Dritten gehört und die Stipulatio wird zwischen ego und
V abgeschlossen. Ego sagt zu V „Versprichst du mir, wenn jemand den Sklaven vindiciert, mir
das doppelte des Preises zu geben?“ V sagt „Ich verspreche es“ K klagt (mit actio auctoritatis
auf duplum des Kaufpreises oder mit actio empti auf das Interesse) ego und er wird
verurteilt, weil ego den Sklaven nicht übergeben konnte.
 Rechtsfrage: Kann ego den V klagen wegen Eviktion?
 Lösung: Ja, ego kann Eviktionshaftung geltend machen. Und zwar mit condictio oder actio ex
stipulatu aus der gegebenen Garantiestipulation. Er bekommt damit das Doppelte des
Kaufpreises.

Blatlt 4 Fall 3

D. 21.2.64. pr (Pr= principium = Anfang/Beginn)

 Sachverhalt: K kauft ein Grundstück von 1000 iugera von V und danach (nach
Vertragsschluss) schwemmt ein Fluss 200 iugera weg. Die beiden Parteien haben eine
stipulatio duplae für den Fall der Eviktion abgeschlossen. Der wahre Eigentümer E evinziert
200 iugera  NICHT die 200, die durch den Fluss weg sind, sondern andere 200 (Variante
A) / das ganze übrig gebliebene Grundstück (Variante B)
 Rechtsfrage: Wer trägt die Gefahr für das weggeschwemmte Grundstück? Kann K aus der
stipulatio klagen bzw. auf wieviel?
 Wie bewertet man juristisch das Wegschwemmen des Bodens? + BSP?
o Vis maior
o Hagel, Blitz, Räuberbanden, natürlicher Tod eines Sklaven, Flucht eines nicht
bewachungsbedürftigen Sklaven
 Es klagt K den V mit der condictio oder auch actio ex stipulatu, Voraussetzung, dass es bereits
zur Eviktion gekommen ist  wahrer Eigentümer E hat mit rei vindicatio geklagt  Klage ist
auf das doppelte des Kaufpreises gerichtet
 Lösung + Begründung: Die Gefahr trägt K, weil bereits Perfektion stattgefunden hat. Ja, er
kann aus der stipulatio klagen, weil bereits Eviktion stattgefunden hat. Er bekommt 1/5 des
Kaufpreises mal 2  man tut so, als ob das Grundstück noch ganz wäre (weil ja der K die
Gefahr trägt)  weil: von 1000 sind 200 1/5 (nicht ¼ -weil ja die 200 weggeschwemmten
iugera auch zählen); wenn E das gesamte Grundstück evinziert, kann der K den gesamten
Kaufpreis x2 vom V fordern

D.19.1.13.1

 Sachverhalt: V verkauft an K einen Sklaven, der ein Dieb ist bzw. zur Flucht neigt (servus
fugitivus). Variante 1: V ist venditor sciens; Variante 2: V ist venditor ignorans; K weiß nichts
von diesen Sachmängeln.
 Rechtsfrage: Haftet der V für den Sachmangel?
 Lösung + Begründung:
o Variante 1: Ja, der V haftet, denn er hat von den Mängeln bescheid gewusst, hat sie
aber nicht dem K bekannt gegeben (V ist seinen Informations- und
Aufklärungspflichten nicht nachgekommen)  hat also mit dolus gehandelt und das
ist Verstoß gegen die bona fides und K hat somit actio empti auf das Interesse
o Variante 2: für servus fugitivus haftet auch der venditor ignorans auf Minderung des
Kaufpreises (Preis, den K bezahlt hätte, wenn er von Mangel gewusst hätte), für den
Dieb gibt es keine Haftung

Locatio conductio

 Konsensualvertrag
 Vollkommen zweiseitiger Vertrag  beide Parteien sind Gläubiger und Schuldner zugleich
 Synallagmatischer Vertrag
 Bona fides Vertrag
 L.c. rei = Miete
 L.c. operarum = Dienstvertrag
 L.c. operis = Werkvertrag
 Parteien: locator und conductor
o Miete/Pacht: Vermieter/Verpächter (Bestandgeber) und Mieter/Pächter
(Bestandnehmer)
o Dienstvertrag: Dienstnehmer (Dienstpflichtiger) und Dienstgeber (Dienstherr)
o Werkvertrag: Werkbesteller und Werkunternehmer
 Miete und Dienstvertrag = Dauerschuldverhältnisse und Werkvertrag ist Zielschuldverhältnis
(Ziel: Erbringung des Werkes)
 Bezahlung des Entgeltes
o Bei Miete und Dienstvertrag ist es der conductor, der das Entgelt bezahlt
o Bei Werkvertrag bezahlt der locator das Entgelt
 Locatio conductio rei
o Miete ist die entgeltliche Überlassung einer Sache zum Gebrauch (wenn nicht
entgeltlich: Leihe)
o Pacht ist die entgeltliche Überlassung einer Sache zum Gebrauch UND zur Nutzung
o Vertragsgegenstand: Haus, Wohnung, Grundstück, Sklaven, Tiere
o Entgelt: Zins (Miet-/Pachtzins), muss immer in Geld bestehen
o Pflichten des locator: muss die Sache für die Vertragszeit zur Verfügung stellen und
muss sie in tauglichem Zustand erhalten (wenn Pflicht nicht erfüllt  Haftung)
 Periculum est locatoris  locator verliert seinen Anspruch auf Zins
 Bereits im Voraus erstatteter Mietzins muss bei Schäden durch vis maior
rückerstattet werden
o Pflichten des conductor: Bezahlung des Zinses und bei Pacht: Kultivierungspflicht
 Haftung für dolus, culpa und custodia
o Klagen
 Loc.: actio locati
 Cond.: actio conducti
o Sachenrechtliche Position
 Loc. Bleibt Eigentümer und Besitzer
 Cond.: bloßer Dedentor
o „Kauf bricht Miete“ = emptio tollit locatum
 Aufrechtes Mietverhältnis (Villa) währenddessen: loc. Verkauft Villa an K
und dieser braucht sie selbst  er wirft Mieter aus Villa
 Mieter hat keine Möglichkeit gegen K vorzugehen  er kann nur denn
Vermieter aus dem aufrechten Mietvertrag mit der actio conducti (gerichtet
auf Erfüllungsinteresse=Kosten einer Ersatzwohnung, Siedlungskosten,
Untervermietung – entgangene Mieteinnahmen, Kauf neuer Möbel, wenn
ich alte nicht mehr verwenden kann,…) klagen
 Vermieter könnte vor Vertragsschluss eine stipulatio abschließen  pactum
adiectum (Nebenabrede) V zu K: Versprichst du mir, den Mieter bis zum
Vertragsende im Haus wohnen zu lassen und widrigenfalls mir 100000
Sisterzen zu zahlen? K sagt: Ich verpreche es. = Vertragsstrafe (bei Bruch der
Stipulatio: VK kann mit condictio klagen)
 Warum passt der Satz juristisch nicht ganz?
 Nicht das schuldrechtliche Verpflichtungsgeschäft (=Kauf) bricht die
Miete, sondern erst das sachenrechtliche Verfügungsgeschäft.
 Nur durch Abschluss des KV passiert noch nichts  erst durch
sachenrechtliches Verfügungsgeschäft (Villa = italische Grundstück
 res mancipi) erst mit der mancipatio/in iure cessio wird K zum
Eigentümer und kann Mieter (schwacher Dedentor) hinauswerfen
o Beendigungsgründe bei Miete/Pacht
 Dauer richtet sich nach Vereinbarungen der Parteien
 Jederzeitige Kündigung ist möglich  faktische Beendigung
 Von Seiten des Vermieters: expellere = Vertreiben des Mieters
 Von Seiten des Mieters: relinquere, migrare = Ausziehen
 Kann zu Schadenersatzpflichten kommen (keine Pflichten, wenn
Kündigung gerechtfertigt ist)
 Vermieter darf Vertrag vorzeitig lösen, wenn:
 Mieter Zins nicht bezahlt
 Pächter seiner Kultivierungspflicht nicht nachkommt (wenn er
Grundstück veröden lässt)
 Mieter/Pächter Sache missbraucht
 Eigenbedarf besteht
 Mieter darf Vertrag vorzeitig lösen, wenn:
 Mietgegenstand unbrauchbar wird
 Gebrauch gefährlich wird
o Relocatio tacita = stillschweigende Verlängerung
 Wenn man einfach in der zb. Villa bleibt und den Mietzins weiterhin bezahlt
 Vertrag wird für die ursprüngliche Dauer nochmal verlängert (zb. vorher 3
Jahre, jetzt wieder 3 Jahre)
o Besonderheiten der Pacht
 Kultivierungspflicht, Bearbeitungspflicht des Pächters
 Colonia partiaria = Teilpacht  Zins besteht hier nicht in Geld, sondern
einem Teil der gezogenen Früchte  Teilung des wirtschaftlichen Risikos 
ähnelt stark der societas (Gesellschaft)
 Remessio mercedis = Zinserlass oder -herabsetzung  wenn Ernte schlecht
ausgefallen ist, aber in guten Jahren musste Pächter den nachgelassenen
Zins nachzahlen
 Rechtsinstitute in Zusammenhang mit der Bewirtschaftung des Bodens
 Locatio conductio rei
o Schulrechtliches Vertrasverhältnis (Verpflichtungen
entstehen nur zwischen den Parteien)
o Klage: actio in personam
o Pächter ist bloßer Dedentor
o Pächter wird Eigentümer an den „Früchten“ durch
Perzeption (durch Ergreifung  wenn er die Frucht erntet)
 Erbpacht = emphyteusis
o Beschränktes dingliches Recht, wirkt daher auch gegenüber
Dritten
o Klage: actio in rem
o Pächter ist Interdiktenbesitzer
o Pächter wird Eigentümer an den „Früchten“ durch
Separation (wenn die Frucht von der Muttersache getrennt
wird  zb wenn Apfel vom Baum fällt)
 Der Kolonat = Abhängigkeit kleiner Landpächter von ihrem
mächtigen Grundherren
o Verhältnis persönlicher Abhängigkeit  kleine Landpächter
waren so mit ihrem Grundstück verbunden, dass der
Grundherr das Grundstück nur mit dem Pächter veräußern
konnte
o Vererblich
 Leihe VS Miete

COMMODATUM LOCATIO CONDUCTIO REI


LEISTUNG Unentgeltliche Entgeltliche
Gebrauchsüberlassung Gebrauchsüberlassung
VERTRAG Unvollkommen zweiseitig Synallagmatisch (vollkommen
zweiseitig)
ZUSTANDEKOMMEN Sachhingabe + Konsens Konsens
HAFTUNG Entlehner: custodia Conductor: custodia
SACHENRECHTLICHE POSITION Detention Detention

 Dienstvertrag = locatio conductio operarum


o Spielte im Römischen Recht keine große Rolle wegen:
 Sklavenwirtschaft  die meisten Aufgaben wurden vom Sklaven vollbracht
und dieser musste auch ohne Dienstvertrag machen, was Herr sagt
 Freigelassenen (operae)  freigelassene Sklaven blieben weiterhin bei
ehemaligen Herren (nun: patron) und versprachen ihnen, weiterhin Dienste
für sie zu erbringen (promissio operarum)
 Bei operae waren bessere Konditionen als bei Sklavenarbeit (Freizeit,
Reisekostenrückzahlung, …)
 Haben viele Arbeiten abgedeckt, ohne dass Dienstvertrag notwendig
war
 Artes liberales = „Dienste höherer Art“  Dienste der Lehrer, Ärzte,
Feldvermesser, Juristen, Gerichtsbeistände, Architekten, … (Berufe mit best.
Ausbildung als Voraussetzung)
 Hätte gegen die Ehre verstoßen, wenn man für seine Dienste Entgelt
verlang hätte  haben ihre Leistungen unentgeltlich erbracht
 Honorarium = salarium hat sich durchgesetzt (moralische, sittliche
Verpflichtung) „freiwillige Ehrenleistung“  man konnte nicht
darauf klagen
 In der Spätklassik: cognitio extraordinaria  Klage mittels actio locati
(trotzdem kein Dienstvertrag)
o Zb. locator muss Skriptum für conductor verfassen
 Conductor muss Lohn zahlen
 Locator muss seine Pflicht erfüllen, also das Skriptum verfassen
o Locator ist weisungsgebunden und muss die Leistung persönlich erbringen
o Lohngefahr
 bei vis maior: periculum est conductoris (Dienstgeber trägt die Gefahr) 
Conductor muss Entgelt weiterhin bezahlen
 sonst: locator trägt die Gefahr und bekommt für die bestimmte Zeit kein
Entgelt
 Werkvertrag = locato conductio operis
o Abgrenzung zu Dienstvertrag:
 Dienstvertrag: andauernde Leistung, persönliche Erbringung
 Werkvertrag: Erfolg muss herbeigeführt werden (zb. das Bestehen der Übung
aller Studenten, Unterrichten von Sklaven, Herstellen einer Sache aus einem
bestimmten Material, aus Goldklumpen einen Ring formen, das Reinigen und
Reparieren von Sachen, Errichtung eines Gebäudes, Transport von Personen
und Gütern; !Unterrichten war Werkvertrag!)
o Zb. Buch übersetzen
 Conductor muss das Werk erbringen und rechtzeitig übergeben (bei
Fristvereinbarung)
 Werkunternehmer ist bloßer Detentor und er haftet für dolus, culpa und
custodia, imperitia (= Unerfahrenheit, mangelnde Fachkenntnis) und culpa in
eligendo (Auswahlverschulden  wenn Vertretung Fehler macht)
 Locator muss Werklohn (in Geld) bezahlen
o Leistung muss nicht persönlich erbracht werden  Werkunternehmer kann sich
vertreten lassen
o Werkunternehmer ist nicht weisungsgebunden
o Lohngefahr
 Labeo: periculum est conductoris  Die Gefahr trägt der conductor  der
conductor bekommt keinen Werklohn
 Spätere Juristen: Sphärentheorie (Prüfung!)
 Man schaut, in wessen Sphäre sich der Umstand , dass Erbringung
des Werkstücks nicht möglich ist ereignet und der trägt dann die
Gefahr
 Klassiker: periculum est locatoris  die Gefahr trägt prinzipiell der
Werkbesteller (mit Ausnahmen oder Einschränkungen)
 Dienstvertrag VS Werkvertrag

LC. OPERARUM LC. OPERIS


LEISTUNG Bemühen (Tätigkeit) wird Erfolg wird geschuldet
geschuldet
WEISUNG Tätigkeit erfolgt auf Weisung Tätigkeit erfolgt weisungsfrei
des Dienstgebers
WIRTSCHAFTLICHES RISIKO Trägt der Dienstgeber Trägt der Werkbesteller
ART DES VERTRAGES Dauerschuldverhältnis Zielschuldverhältnis

 Locatio conductio operis irregularis (uneigentlicher Werkvertrag)

L.C. OPERIS REGULARIS L.C. OPERIS IRREGULARIS


LEISTUNG Erfolg an den hingegebenen Erfolg an ebenso vielen
Sachen Stücken gleicher Art und
Qualität (vertretbare Sachen)
 zb. Sammeltransport von
Getreide
SACHENRECHTLICHE POSITION Detention Eigentum
GEFAHR Trägt der Werkbesteller Trägt der Werkunternehmer
 Werklieferungsvertrag

WERKVERTRAG WERKLIEFERUNGSVERTRAG
LEISTUNG Unternehmer stellt das Werk Unternehmer stellt das Werk
aus dem Material des aus seinem eigenen Material
Bestellers her (zb. her (zb. Schmuckgeschäft 
Goldschmied mit Gold von Goldschmied mit eigenem
Kunden) Gold)
SACHENRECHTLICHE POSITION Detention Eigentum
ART DES VERTRAGES Locatio conductio operis Emptio venditio (weil ein Teil
Geld gibt und der andere sein
Eigentum, das er halt vorher
bearbeitet hat)

 Lex Rhodia de iacto (das Gesetz von Rhodos über den Seewurf)
o Warum greifen die Römer auf griechisches Gesetz zurück?
 Römer waren hervorragend in Kriegsführung, aber eine Sache fürchteten sie: das
Meer
o Besagt, wenn ein Schiff mit verschiedenen Waren beladen wird und es in Seenot kommt,
ist der Kapitän (nauta) verpflichtet, Waren von Bord zu werden, damit Schiff nicht sinkt.
 Waren von A, B, C, D an Bord  er wirft Waren von A über Bord
 Lex besagt, dass die, deren Waren heil geblieben sind, dem A einen Anteil geben
müssen  A klagt den nauta mit der actio locati  nauta klagt B, C und D
anteilsmäßig mit der actio conducti
 ABCD bilden eine Gefahrengemeinschaft  sie tragen die Gefahr anteilsmäßig

Blatt 5

D.19.2.25.1

 Sachverhalt: A verpachtet ein Grundstück bzw. vermietet eine Wohnung an B und A verkauft das
Grundstück bzw. die Wohnung an C. C vertreibt B.
 Rechtsfrage: Welche Ansprüche hat B gegenüber A bzw. gegenüber C?
 Lösung + Begründung: ggü. C hat B keinen Anspruch, weil zwischen diesen beiden kein Vertrag
besteht aus dem B klagen könnte. Aber B hat Ansprüche ggü. A aus dem Bestandvertrag. B hat
gegen A die actio conducti und kann dadurch das Interesse geltend machen
 Welche Klage ist im letzten Satz gemeint? Die actio conducti
 Nennen Sie konkrete BSP für die Ansprüche aus Miete und Pacht! Miete: Siedlungskosten,
Ersatzwohnung, Entgangener Gewinn aus Untervermietung; Pacht: Ernteausfall, Ertragsausfall
 Was meint „Sorge tragen“? Sorge tragen meint, dass er mit dem C eine stipulatio abschließt um
zu verhindern, dass C den B vertreibt. Stipulatio: A sagt zu C: Versprichst du den B bis zum Ende
des Bestandsvertrages im Haus wohnen zu lassen und mir widrigenfalls 700000 Sesterzen zu
zahlen? C sagt: Ich verpreche!
 Wie lautet die Rechtsregel der Stelle? Kauf bricht Miete (emptio tolit locatum)  juristisch nicht
so genau, weil nicht das obligatorische Verpflichtungsgeschäft (nicht der Kauf) bricht die Miete,
sondern das sachenrechtliche Verfügungsgeschäft (macipacio/in iure cessio)
D.19.2.25.6

 Sachverhalt: P pachtet ein Stück Land von V.


o Variante 1: Ein Sturm verwüstet den Acker und zerstört die Ernte
o Variante 2: Durch einen stärkeren Wind knicken ein paar Getreideähren um.
 Rechtsfrage: Wer trägt die (Zins-) Gefahr? Oder Muss der Pächter den Zins bezahlen?
 Lösung + Begründung
o Variante 1: Die Gefahr trägt der V. Weil bei vis maior gilt: periculum est locatoris. P
muss keinen Zins bezahlen.
o Variante 2: Der P muss den Zins bezahlen, weil er ja einen kleinen Teil der Ernte
einbringen kann und ein besonders großer Gewinn wird ihm ja auch nicht
weggenommen. Es gilt: periculum est conductoris (im übrigen Zufallsbereich) 
Möglichkeit der remissio mercedis
o (Bei colonia partiaria: beide tragen Gefahr gemeinsam)

D.19.2.13.6

 Sachverhalt: W übernimmt Kleider zur Reinigung von B (=Besteller)


o Variante 1: Die Kleidung wird von Mäusen angeknabbert.
o Variante 2: W vertauscht einen Mantel.
 Rechtsfrage: Haftet W?
 Lösung + Begründung
o Variante 1: Ja, er haftet. Es handelt sich um eine l.c. operis (einen klassischen
Werkvertrag) und B hat die actio locati gegen W. W haftet wegen culpa
(Fahrlässigkeit) weil er aufpassen hätte müssen, dass keine Mäuse zur Kleidung
kommen. Nicht custodia, weil Mäuse die Kleidung ja nicht davontragen
o Variante 2: Ja, er haftet für imperitia (mangelnde Fachkenntnis). Er hätte als Wäscher
nämlich einfach besser aufpassen müssen.

D.14.2.4 pr

 Schiff: groß, Boot: klein


 Sachverhalt: Mehrere Händler A, B und C laden ihre Waren auf das Schiff des magister navis.
Und dieses Schiff soll die Waren von Ostia nach Aquileia bringen. Aufgrund eines ungünstigen
Windes gerät das Schiff in Gefahr und der magister navis (Kapitän) befielt, dass einige Waren
auf ein Boot geladen werden.
o Variante 1: Das Boot sinkt. Das Schiff erreicht aber heil den Hafen.
o Variante 2: Das Schiff sinkt und das kleine Boot kommt heil an.
 Rechtsfrage: Besteht Abrechnungspflicht zwischen den Händlern?
 Lösung + Begründung
o Variante 1: Ja. Denn der Sachverhalt entspricht genau der lex Rhodia de iacto. A klagt
also den magister navis mit der actio locati und der magister navis klagt B und C
anteilsmäßig mit der actio conducti, weil die Händler gemeinsam eine
Gefahrengemeinschaft gründen, sobald sie ihre Waren gemeinsam auf ein Schiff
bringen.
o Variante 2: Nein. Es besteht keine Abrechnungspflicht, weil Voraussetzung für die
Anwendbarkeit der lex Rhodia ist, dass das Schiff heil im Hafen ankommt. Weil wenn
das große Schiff untergeht, besteht auch keine Gefahrengemeinschaft mehr, aus der
man klagen könnte.
 Welche Rechtsregel liegt dieser Stelle zugrunde? Lex Rhoda de iactu
Societas

 = eine societas ist der Zusammenschluss mehrerer Personen zur Erreichung eines
gemeinsamen Zwecks.
 Ursprung: consortium (Gesamthandeigentum  Eigentumsrecht stand allen gemeinsam zu;
ältere Erbengemeinschaft)  wenn pater familias starb, führten die Erben die ursprüngliche
Ordnung fort; sui heredes bilden consortium und führen Alltag fort
o Gesamthandeigentum wird durch actio familiae erciscundae (Erbteilungsklage)
aufgelöst
o Consortium wurde auch durch förmliches Rechtsgeschäft geschaffen
 Nicht nur Vermögensgemeinschaft, sondern auch eine Art Verbrüderung
 Daraus entwickelte sich die societas
 Anfangs va. eine Erwerbsgesellschaft
 Zustandekommen durch Konsens und sie beruht auf der bona fides
 Worüber einigen sich die socii? (ein socius, mehrere socii)
o Gegenstand der Gesellschaft
o Mitwirkungspflichten (wie bringt sich jeder socius ein? Sacheinlagen, Geldeinlagen
oder Arbeitsleistungen)
o Aufteilung von Gewinn und Verlust  wenn sie sich darüber nicht einigen, ist davon
auszugehen, dass zu gleichen Teilen aufgeteilt wird (nicht erlaubt, war nichtig:
societas leonina = Löwengesellschaft  bedeutet, dass ein Gesellschafter den ganzen
Gewinn für sich behält und die anderen nur am Verlust beteiligt sind; ist nach einer
Fabel benannt)
 Klage: actio pro socio
 Arten:
o societas omnium bonorum (Allgemeine Gütergemeinschaft /
Gesamtvermögensgesellschaft)
o societas quaestus (Errungenschaftsgesellschaft)
o societas negotiationis (Gesellschaft zur gemeinsamen Ausübung eines Gewerbes)
o societas unius rei (Gesellschaft zur gemeinsamen Abwicklung eines einzigen
Geschäftes)
 Das Verhältnis in einer Societas ist immer ein reines Innenverhältnis, es bestehen
schuldrechtliche Verpflichtungen zwischen ihnen
o Wenn einer nach außen handelt, tut er das immer nur im eigenen Namen und nicht
im Namen der Societas
 Der Verkäufer kann dann immer nur den einzelnen Socius klagen, nicht die
anderen
 Aber umgekehrt, wird auch nur der einzelne Socius Eigentümer
 Erst durch einen weiteren Einbindungsakt, geht das auf die anderen
über
 Haftung
o In der Klassik haften die socii einander für dolus und culpa
o Unter Justinian kommt es zu einer Änderung: es kommt diligentia quam in suis
 Das ist die Sorgfalt, die man in eigenen Angelegenheiten aufwendet
 Es gibt keinen fixen Maßstab
 Wenn man sich jemanden aussucht, der chaotisch ist, dann muss
dieser Socius auch für die in die Gesellschaft eingebrachten Sachen
nicht besonders achten
 Weiterer Unterschied zwischen Klassik und Justinian
o 1. Unterschied bei Haftung
o In der Klassik löst sich die societas mit Erhebung der Klage sofort auf
 Sobald einer der socii die Klage erhebt, ist sie nicht mehr existent
 Prinzip der Verbrüderung: wenn jemand klagt, zeigt das, dass sich die socii
nicht mehr so gut verstehen
 Verurteilung hat auch die Infamie zur Folge!  Ehrenminderung
o Unter Justinian können einzelne Ansprüche geltend gemacht werden, ohne, dass sich
die Gesellschaft auflöst
 Wie lange hat eine Gesellschaft Bestand?
o Solange der Konsens andauert > es muss Dauerkonsens bestehen
o Sie besteht solange es die socii wollen
o Prinzip des Dauerkonsens
 Kündigung durch Socius
o Renuntiatio
o Wenn das ein Socius in einer wirtschaftlich schlechten Situation macht, kann es sein,
dass er schadenersatzpflichtig wird
 Ein Socius ist in einer societas omnium bonorum und er weiß er wird
demnächst viel erben. Kurz bevor der reiche Pater familias stirbt, kündigt er.
Die übrigen Socii werden ihm gegenüber frei. Er muss aber die Erbschaft
trotzdem teilen.
 Beendigungsgründe
o Tod
o Austritt
o Kündigung
o Erhebung der actio pro socio (in der Klassik)
o Konkurs eines Gesellschafters
o Statusänderung eines Gesellschafters
o Zeitablauf
o Einvernehmliche Auflösung, wenn alle socii sagen, sie wollen nicht mehr
o Erreichung des Zwecks bei der societas unius rei
 Löst sich automatisch auf
o Steht in den Institutionen schön drinnen
 Schuldrechtliche Auseinandersetzung bei Auflösung
o Gegenseitige Forderungen und Schulden zwischen den socii
o Actio pro socio
o Sie geht auf den Saldo, der sich aus den gegenseitigen Abrechnungen ergibt
o Eine Verurteilung aus dieser Klage bewirkt
o Infamie (Ehrverlust, Gesichtsverlust)
 Man durfte bestimmte Ämter nicht mehr bekleiden, kein Richter sein, usw.
o Man konnte maximal aufs Existenzminimum verurteilt werden
 Verbrüderung schwingt mit, man will denjenigen nicht komplett finanziell
ruinieren
 Er wird in id quod facere potest verurteilt
 Sachenrechtliche Auflösung
o Actio communi dividundo
 Aufteilung des Miteigentums und Zuweisung von Alleineigentum
Mandatum = Auftrag

 Beteiligte
o Auftraggeber und Beauftragter (A und B)
 Kommt durch Konsens zustande
 Ein Mandatum ist die unentgeltliche Besorgung eines fremden Geschäftes.
 Unentgeltlichkeit
o Sonst wäre es ein Dienst- oder Werkvertrag
 Wurzel des Vertrages
o Artes liberales
 Höhere Berufe: Ärzte, Advokaten, Architekten
 Sie erbrachten ihre Dienste im Rahmen eines Auftrages
 Waren reine Freundschaftsdienste, für die kein Entgelt bezahlt wurde
 War zuerst ganz unentgeltlich, dann freiwillige Ehrengabe (salarium oder
honorarium)
 Geschäftsbesorgung muss im fremden Interesse sein
o Geschäftsbesorgung – Unterscheidung zwischen
 Rechtsgeschäfte (Übernahme einer Bürgschaft bzw. Prozessvertretung)
 Tatsächliche Handlungen (Füttern der Nachbarskatze während man auf
Urlaub ist oder Eintreiben von Mietzinsen)
o In fremdem Interesse
 = im Interesse des Auftraggebers
 Kann auch in einem gemeinsamen Interesse sein
 Gemeinsames Interesse von A und B
 Gemeinsames Interesse von A und einem Dritten
 Gemeinsames Interesse von B und einem Dritten
 Es darf nicht im alleinigen Interesse des Beauftragten sein
 Mandatum tua gratia bzw. ein bloßer Ratschlag
o Ratschlag = völlig unverbindlich
o Einzige Situation, wo der Beratene klagen kann: wenn mit
dolus gehandelt wird
 Klage: actio doli
 Klagen
o Auftraggeber: actio mandati directa
 Auf die Erfüllung/Ausführung des Auftrages nach den Weisungen des
Auftraggebers und auf Herausgabe dessen, was der Beauftragte im Zuge des
Auftrages erhalten hat
o Beauftragter: actio mandati contraria
 auf Ersatz von Aufwendungen und etwaigen Schäden
o Unvollkommen zweiseitiger Vertrag  einer muss sicher leisten, der andere nur
unter bestimmten Voraussetzungen
 Die Direktklage gibt es immer
 Nur uU gibt es eine Gegenklage
o Konsequenzen der Verurteilung
 Der Verurteilte wird infam  er erleidet einen Ehrenverlust (nur bei dolus)
o Haftung des B
 Für dolus und culpa lata (grobe Fahrlässigkeit)
 Leichte Fahrlässigkeit = culpa levis
o Dafür haftet der Procurator (Vermögensverwalter)
 Culpa erst später
o Mandatum qualificatum
 Kreditauftrag
 A beauftragt B einem Dritten ein Darlehen zu geben ( mandatum und
mutuum)
 Wäre sonst ein Anweisungsdarlehen
 C zahlt nicht zurück
 B erhebt condictio gegen C
 Wenn nicht erfolgreich  actio mandati contraria
 Ähnelt der Bürgschaft
 Aber es ist keine wirkliche Bürgschaft
 2 große Vorteile des m.q. ggü. der Bürgschaft:
o Mandatum qualificatum ist formfrei
o Es kann zweimal geklagt werden
 Es besteht keine Klagenkonsumption
 Kein ne bis in idem
 Persönliches Vertrauensverhältnis
 Erlöschen des Mandats
o Tod
 Vertrag erlischt ex nunc
 Beauftragter hat bereits Aufwendungen getätigt  Mandat wird zwar
aufgelöst, aber die Erben haften für die Aufwendungen
o A kann Auftrag durch revocatio kündigen
o B kann Auftrag durch renuntiatio (Kündigung) kündigen
 Nur solange noch nichts geschehen ist, wenn doch, wird er
schadenersatzpflichtig (gilt auch für A)
 Reines Innenverhältnis ohne Außenwirkung
o Ähnlich wie bei der societas
o B handelt nach Auftrag des A in eigenem Namen

Negotiorum Gestio (=Geschäftsführung ohne Auftrag)

 Geschäftsherr und Geschäftsführer


 GH gibt GF keinen Auftrag
 Dominus negotii und negotiorum gestor
 Klagen
o GH  actio negotiorum gestorum directa  Herausgabe des Erlangten
o GF  actio negotiorum gestorum contraria  Ersatz von Aufwendungen und
Schäden
 Es muss sich um ein fremdes Geschäft handeln
o Was der GF erledigt, muss in die Sphäre des GH fallen
o Gemischtes Interesse genügt
 Nützlichkeit
o Nützlichkeit im objektiven Sinn
 Für jedermann nützlich
o Nützlichkeit im subjektiven Sinn
 Dient ganz konkret den Interessen des GH
 Darauf stellten die Römer ab
o Nützlichkeit ex ante
 Man sagt von vornherein, dass es nützlich ist
 Darauf stellten die Römer ab
o Nützlichkeit ex post
 Die Nützlichkeit wird im Nachhinein festgestellt
 Gemessen am Erfolg
 Aufwandersatz
o Grundsatz: Aufwendungen sollen ersetzt werden, allerdings keine
Luxusaufwendungen
o Ersatz der notwendigen und nützlichen Aufwendungen
 Luxusaufwendung: Wenn der GF, um etwas zu erledigen, in den teuersten
Hotels übernachtet.
 Haftung
o Für dolus und culpa prinzipiell

Innominat(real)kontrakte = Verträge ohne bestimmte Namen

 Austausch Leistung / Gegenleistung


 Passen in kein Vertragsschema
 Zuerst konnte nur die erbrachte Leistung mit Condictio auf Rückzahlung (ob causam
datorum) zurückgefordert werden  Gegenleistung konnte nicht gefordert werden
o Prätor hat eingegriffen  gewährt die actiones in factum = actio incerti (ist auf den
Sachverhalt zugeschnitten  Prätor formuliert das, was faktisch vorgefallen ist in der
demonstratio  steht ganz am Beginn der Klage)
o Voraussetzung: ein Teil hat schon geleistet (Realkontrakt, weil die Leistung meist
eine Übergabe beinhaltete)
 Verträge, wo feststand, dass Kontrakt geschlossen wurde, aber ungewiss war, welcher.
 Tausch
 „gemischte“ Verträge (zb. Mischung aus Miet- und Werkvertrag)
 Trödelvertrag
o Aestimatum  fixe Summe
 Actio praescriptis verbis (die Klage mit den vorangeschriebenen Worten)  heißt so, weil
die demonstratio des Prätors ganz oben gestanden ist)
o Bonae fides
o Schuldner haftet für dolus und culpa
o Wenn die Leistung schon erbracht ist  Klage auf Gegenleistung

Blatt 6

D.19.5.7

 Sachverhalt: Ego gibt tu 10 Münzen mit der Abrede, dass der tu dafür den Sklaven Stichus
freilässt. Tu lässt Stichus aber nicht frei.
 Rechtsfrage: Was kann ego tun? / Kann ego den tu klagen?
 Lösung + Begründung
o Ego kann den tu mit der actio praescriptis verbis klagen auf die Freilassung des
Sklaven. Voraussetzung dafür ist, dass er die 10 Münzen bereits übergeben hat.
Somit kann er die actio p.v. erheben. Wenn er kein Interesse mehr daran hat, kann er
die condictio ob causam datoram erheben, um die bezahlten 10 Münzen
zurückzubekommen.

Allgemeines zu den Deliktsobligationen

 Anspruchsgrundlagen
o Anspruch = Forderung gegenüber einer bestimmten Person
 Entsteht ex contractu oder ex delicto
o Danach stellt sich die Frage, wenn ein Schaden entsteht und jemand Anspruch auf
Ersatz hat
 Schadenersatz und Buße
o Schadenersatz
 Ausgleich des zugefügten Schadens
 Reiner Wertersatz
 Der Umfang geht nicht über die tatsächliche Schadenshöhe hinaus
o Buße (poena)
 Hat Strafcharakter  Ziel: zu strafen, zu vergelten und abzuschrecken
 General- und Spezialprävention
o Unterscheidung ist sehr wichtig
 Schadensbegriff
o Was wird tatsächlich ersetzt?
 Damnun emergens (materieller Schaden)
 Verminderung des Vermögensstandes
 Wird nach der Differenzmethode berechnet
o Marktwert einer Sache vor und nach der Schädigung
o Wie ist das Vermögen vor bzw. nach der Tat
 Lucrum cessans (entgangener Gewinn)
 Wurde auch berücksichtigt, allerdings musste die Profitchance sehr
realistisch sein
 Keineswegs berücksichtigt: Affektionsinteresse / seelisches Leid
 Herr hat Sohn, der auch sein Sklave ist und dieser wird getötet  er
bekommt Schadenersatz, weil er Sklaven verloren hat, aber nicht
weil er gelitten hat, weil es sein Sohn war
 Ausnahme: wenn ich jemanden absichtlich beleidigen / verletzen
will  Ehrenbeleidigung  iniuria
 Die Römer kennen 4 zivile und 2 prätorische Delikte:
o Zivile Delikte  normiert in lex Aquilia
1. Iniuria
2. Furtum
3. Rapina
4. Damnum iniuria datum
o Prätorische Delikte
1. Dolus
2. metus
o Alles andere: keine Delikte
o Diese vier Delikte wurden im Formularprozess (=Zivilprozess) abgehandelt und der
behandelt diese vier Delikte, das heißt, dass wir im Privatrecht sind
 Also im Zivilprozess und nicht im Strafprozess!!
o Die schweren Verbrechen (crimina) wie Mord oder Hoheitsverrat werden im
Strafrecht (Questionenverfahren) verhandelt

Furtum (fur = Dieb)

 Ein Dieb ist, wer sich unbefugt und in Bereicherungsabsicht einem Vermögenswert
zuwendet, der einem anderen zusteht.
 Diebstahl, Veruntreuung, Unterschlagung, Hehlerei, Gebrauchsdiebstahl
(Verwenden/Gebrauchen einer verwahrten Sache)  ganz weites Delikt
 Voraussetzung: dolus (Vorsatz)
 Geschützt wird in erster Linie der Eigentümer  aber es gibt auch andere Personen, die
klagsberechtigt sind (zb. Pfandgläubiger, Entlehner = custodiahaftend), weil die aus einem
Vertrag heraus die Custodiapflicht haben
 Klagen (erhebt immer der Geschädigte)
o actio furti manifesti
 wird bei manifestem Diebstahl erhoben = wenn Dieb auf frischer Tat ertappt
wird
 gerichtet auf das Vierfache des Wertes der gestohlenen Sache
o actio furti nec manifesti
 wenn Dieb erst später ausgeforscht wird
 gerichtet auf das Doppelte des Wertes der gestohlenen Sache
o beides sind Bußklagen
o condictio furtiva
 gerichtet auf Rückgabe der Sache / Bezahlung des einfachen Wertes der
Sache (wenn es Sache nicht mehr gibt bzw. diese nicht mehr auffindbar ist)
 Nachteil: Klage kann nur gegen Dieb erhoben werden  wenn Dieb die
Sache weiterverkauft/-gegeben hat, kann man den Dieb nicht mehr damit
belangen
 Vorteil: Sache muss nicht mehr existieren (Klage geht dann auf den einfachen
Sachwert)
o Rei vindicatio
 Klage des Eigentümers
 Gerichtet auf Herausgabe der gestohlenen Sache bzw. Bezahlung des
einfachen Sachwertes
 Vorteil: sie kann gegen jeden Sachbesitzer erhoben werden (weil die rei
vindicatio immer die Klage des Eigentümers gegen den aktuellen
Sachbesitzer ist)
 Nachteil: Sache muss noch existieren
o Die beiden Klagen sind sachverfolgende Klagen
o Es ist möglich eine Buß- und eine sachverfolgende Klage zusammen zu erheben
(Klagen können gehäuft/kombiniert werden)  kumulative Konkurrenz
 Weil sie unterschiedliche Ziele haben (1x Rückgabe 1x Bestrafung des Täters)
 Zwischen sachverfolgenden Klagen: elektive/alternative Konkurrenz  man
kann nicht condictio furtiva und rei vindicatio häufen, weil sie das selbe
Klagsziel haben.
 Man kann auch die beiden Bußklagen nicht gemeinsam erheben

Iniuria
 Persönlichkeitsverletzung (Körper- oder Ehrverletzung) des freien Römers
 Verlangt dolus (animus iniuriandi = Wille, zu verletzen)
 Actio iniuriarum
o Festsetzung des Bußbetrages erfolgt durch den Geschädigten
o Opfer nennt eine Summe und der Richter kann diese Summe bestätigen oder er kann
sie vermindern

Rapina = Raub / Gewaltsame Entziehung von Sachen

 Actio vi bonorum raptorum


o Auf das Vierfache des Wertes der geraubten Sache
o Bußklage  könnte mit sachverfolgender Klage gehäuft werden

Dolus

 Arglistige Täuschung bzw. bewusste Schädigung eines anderen


 Rechtsmittel mussten eigens vom Prätor gewährt werden
 Actio doli = actio de dolo
o Geht auf den einfachen Schadensbetrag
o Enthält eine Arbiträrklausel = formula arbitraria
 Wenn der Beklagter während dem Prozess die Sache herausgibt, wird er
freigesprochen und der Prozess endet sofort
o Klage ist subsidiär = nachrangig
 Wird nur gewährt, wenn es sonst nichts gibt
o Konsequenz für Verurteilten: Infamie (Ehrverlust)
 Exceptio doli = Einrede der Arglist
o E. d. specialis
 Wenn die Arglist des Täters in der Vergangenheit (schon bei Vertragsschluss
lag die Arglist/Täuschung vor) geltend gemacht wird
 Zb. jemand täuscht den Titius und dieser schließt eine stipulatio ab, weil er
getäuscht wurde und Titius wird dann auch noch geklagt
o E. d. generalis
 Arglist/Täuschung liegt in der Klagseinbringung selbst

Metus = Zwang, Drohung, Erpressung

 Im römischen Recht sind Geschäfte, die unter Zwang/Drohung abgeschlossen wurden, gültig.
 Restitutio in integrum (Wiedereinsetzung in den vorigen Stand)
o Fiktion: es wird so getan, als ob die unter Zwang getätigte Rechtshandlung gar nicht
stattgefunden hat  Geschädigter hat dann die Klage aus der ursprünglichen
Rechtsposition
 Actio quod metus causa
o Ein Jahr lang geht sie auf den vierfachen Schadensbetrag und danach auf den
einfachen
o Kann nicht nur gegen den Erpresser, sondern auch gegen gutgläubige Dritte erhoben
werden, die einen Nutzen aus dem Geschäft gezogen haben.
o Bußklage
 Exceptio quod metus causa
o Wenn jemand aus einem erpresserischen Geschäft heraus verklagt wird (auch wenn
Kläger gar nicht der Erpresser ist)
o Kann beim Prätor beantragt werde, wenn man aus einem erpressten Geschäft
geklagt wird
Merkmale der Pönalklagen (=Bußklage)

 Passiv unvererblich (nur der Täter selbst kann bzw. muss für seine Tat haften und nicht der
Erbe)
o Noxa caput sequitur
 Prinzipiell aktiv vererblich
o Erbe kann die Diebstahlsklage erheben (wenn Bestohlener stirbt  Erbe wird
vermindert)
o Klagerecht wird bei Ehrbeleidigung nicht vererbt
 Kumulative Klagenkonkurrenz bei Mittätern (jeder haftet auf volle Buße)
 Häufung bei reinen Pönalklagen
 Keine Häufung bei gemischten Pönalklagen
o Actio legis Aquiliae = gemischte Pönalklage  verfolgt Bestrafung und
Sachverfolgung  ich kann keine zusätzliche Klage erheben
 Actiones noxales bei Gewaltunterworfenen (siehe Sachmangel bei Kaufvertrag)
o Herr kann Gewaltunterworfenen ausliefern (noxae dedito) oder er bezahlt die Buße
 Actio de pauperie bei Tierschaden (wenn Tier Schaden verursacht)
o Herr kann Tier ausliefern oder er bezahlt die Buße
 Befristung
o Zivile Pönalklagen sind unbefristet
o Prätorische Strafklagen sind einjährig befristet

Haftungsschema nach der lex Aquilia (Prüfung!)

 Gesamtgrundlage des europäischen Schadenersatzrechtes


 Prüfschema:
o Tatbestandsmäßigkeit
 Ist erstes (aktives, unmittelbares Töten eines fremden Sklaven oder eines
vierfüßigen Herdentieres zb. Schafe, Ziegen, Rinder, Pferde, Elefanten und
Kamele als Arbeitstiere mit eigenem Sklaven durfte man tun und lassen,
was man wollte  Sklave steht in seinem Eigentum; reines
Vermögensdelikt), oder drittes Kapitel (Sachbeschädigung) der lex Aquilia
 Wenn etwas aktiv und unmittelbar verursacht wird  actio legis Aquiliae
 Wenn Schädigung mittelbar verursacht wird (durch Unterlassung)  analoge
Klage
 Actio utilis (Prätor nimmt existierende Klageformel und macht diese
nützlich bzw. ändert sie ab)
 Actio in factum (Prätor formuliert Klageformel völlig neu)
o Rechtswidrigkeit (iniuria im objektiven Sinn)
o Verschulden (iniuria im subjektiven Sinn)
 Feststellen, ob dolus bzw. culpa vorliegt
Wenn alles bejaht  HAFTUNG
o Höhe des Anspruchs
 Ad Tatbestände
o 1. Kapitel der lex Aquilia
 Occidere = aktives, unmittelbares Töten eines fremden Sklaven/vierfüßigen
Herdentieres
 Zb. Töten durch Erwürgen/mit einem
Schwert/Erschlagen/unsachgemäßes Operieren/Einflößen von Gift
 Actio legis Aquiliae
 Mortis causam praestare (=die Ursache für den Tod liefern)
o Prätor gewährt analoge Klage
 A lockt einen Sklaven in den Hinterhalt und B tötet ihn dort
 A wird mit actio in factum (analoge Klage) geklagt und B haftet mit
der actio legis Aquiliae
 A stößt einen Sklaven von einer Brücke
 1: Sklave stirbt durch den Schlag
 2: Sklave stirbt sofort durch Ertrinken im Fluss
 3: Sklave ertrinkt ein paar Minuten später
 In allen 3 Fällen wird actio legis Aquiliae gewährt, weil ein aktives
Tun vorhanden war
 Eine Hebamme gibt einer Sklavin ein „Medikament“ (eigentlich Gift) und
Sklavin stirbt
 1: Hebamme flößt es der Sklavin ein  actio legis Aquiliae
 2: Hebamme stellt ihr das Gift nur hin  analoge Klage
o 3. Kapitel der lex Aquilia
 Urere (brennen)
 Zb. Anzünden eines Hauses, einem Sklaven eine brennende Fackel
ins Gesicht schleudern
 Wenn ich etwas anzünde, werde ich mit a. l. A. geklagt, wenn das
Haus des Nachbars brennt, ich es löschen könnte, aber ich das nicht
mache, werde ich mit analoger Klage belangt
 Frangere (brechen, zerbrechen)
 Zerbrechen eines Glasbechers
 Aufbrechen einer Haustüre
 Knochenbruch
 (cor)rumpere (=Zufügen einer Schädigung, Beschädigung von Sachen)
 Auffangtatbestand
 Zb. Zerschneiden von fremden Gewändern, Zufügen einer
Schwellung, Verunreinigen von Getreide durch Sand, das zu Essig
machen von Wein
 BSP: Ein Handwerker repariert ein Weinfass, dieses wird zerstört und
der Wein fließt aus  Handwerker wird 2x geklagt:
o Für Schaden am Fass  actio legis Aquiliae
o Für ausgeflossenen Wein  analoge Klage (er hat auf den
Wein ja nicht unmittelbar eingewirkt)

Exkurs: Verursachung

 Man muss nur für die Schäden haften, die man verursacht hat
 Condicio sine qua non (Äquivalenz) = Bedingung ohne die nicht
o Ist das Verhalten des Schädigers notwendige Bedingung für den Schaden?
o Man denkt sich die Handlung weck bzw. bei Unterlassung dazu.
 Hätte A dem B das Messer nicht ins Herz gerammt, wäre B noch am Leben.
 Hätte ich geholfen, wäre der Sklave jetzt nicht tot.
 Adäquanz der Verursachung
o Ursache darf für den Schaden nicht ganz untypisch sein
o BSP: Ich zünde im Hörsaal eine Leuchtrakete  Pullover des Studenten beginnt zu
brennen. Vor dem Hörsaal geht ein paranoider Student vorbei, schreckt sich wegen
der Rakete so stark, dass er sich von der Brücke beim RESOWI in den Tod stürzt.
 Ich kann davon ausgehen, dass etwas Feuer fängt, wenn ich in einem
geschlossenen Raum eine Rakete zünde.  ich hafte für den Pullover
 Ich kann aber nicht davon ausgehen, dass sich wegen der Rakete ein
paranoider Student in den Tod stürzt  ich hafte nicht für den Tod des
Studenten
 Spezialprobleme:
o Überholende Kausalität
 A setzt ein schädigendes Verhalten und B wirkt später auf dasselbe Objekt
ein und führt den Schaden herbei, noch bevor die Handlung des A Wirkung
zeigen kann  Handlung des B überholt die Handlung des A
 BSP: A verwundet den Sklaven Stichus tödlich und B schlägt ihn wenig später
so stark, dass er stirbt
 beide haften in vollem Umfang
o Alternative Kausalität
 Mehrere Personen sind an einer Tat beteiligt und es ist nicht feststellbar, wer
den Schaden wirklich herbeigeführt hat
 BSP: Wirtshausschlägerei
 Jeder haftet so, als hätte er den Schaden alleine verursacht und in vollem
Umfang
o Kumulative Kausalität
 Mehrere Schädiger handeln so, dass die Handlung jedes einzelnen schon zum
Erfolg geführt hätte
 BSP: ein Sklave steht an der Wand und mehrere schießen mit Pfeilen auf ihn
 er wäre durch jeden einzelnen Pfeil auch gestorben
 Jeder einzelne haftet so, als hätte er den Schaden alleine verursacht und in
vollem Umfang

Ad Rechtswidrigkeit

 Tatbestandsmäßigkeit indiziert die Rechtswidrigkeit


o Jemand setzt eine Handlung und diese Handlung erfüllt einen Tatbestand  das
ergibt die Rechtswidrigkeit
 Rechtfertigungsgründe
o Notwehr
 Die Abwehr eines gegenwärtigen oder unmittelbar drohenden,
rechtswidrigen Angriffes auf ein eigenes, notwehrfähiges Rechtsgut mit
angemessenen Mitteln.
 Angriff muss aktuell sein
 Angriff muss rechtswidrig sein  gegen ein rechtmäßiges Handeln darf ich
mich nicht wehren
 Leben, Gesundheit (körperliche Unversehrtheit), Eigentum = notwehrfähige
Rechtsgüter
 Es muss ein plausibles Verhältnis zwischen dem Wert des verteidigten
Rechtsgutes und dem entstandenen Schaden herrschen. (manche meinen:
nur geringstmögliche Schädigung ist erlaubt)
 Wenn Dritte geschädigt werden ist das nicht durch die Notwehr gedeckt
 Nothilfe: wenn man die notwehrfähigen Rechtsgüter eines anderen schützt
 Putativnotwehr: man glaubt, dass man in einer Notwehrsituation ist
o Notstand
 In Notstand handelt, wer zur Abwendung einer seinem Rechtsgut
unmittelbar drohenden Gefahr ein fremdes Rechtsgut verletzt.
 Die Gefahr ist meist vis maior
 Gefahr muss ohne Verschulden des gefährdeten Rechtsgutinhabers
entstanden sein
 Die Rettungsmaßnahme sollte der letzte Ausweg aus der Gefahr und objektiv
geeignet sein, die Gefahr abzuwenden.
 Wenn der Angriff eines Tieres abgewehrt wird = Sachwehr
 Notstandshilfe
 Man rettet keine eigenen, sondern fremde Rechtsgüter (jemand
sieht, dass das Nachbarhaus brennt und beim Löschen werden Dinge
beschädigt)
o Erlaubte Selbsthilfe
 Jemand verteidigt seine Interessen gegenüber jemand anderem und
verursacht dabei einen Schaden
 Zb. A legt, ohne zu fragen, eine Wasserleitung über das Grundstück des B
(ohne zu fragen). B reißt die Wasserleitung raus und diese wird dadurch
zerstört. Da A in seine Eigentumsrechte eingegriffen hat, darf B das.  sein
Handeln ist gerechtfertigt
o Besondere Ermächtigung durch die Rechtsordnung
 Betrifft magistrate („Beamte“)
 Hoheitsträger sind für den Vollzug ihrer obrigtätigen Funktion verantwortlich
 Ädile zerschlagen Betten auf der öffentlichen Straße
 Sie haften aber, wenn sie ihre Berechtigungen überschreiten
 Zb. aus actio legis aquilia wenn sie bei einer Verpfändung von Sachen
diese auch beschädigen; oder aus actio in factum, wenn die zu
verpfändenden Tiere nicht gefüttert werden und dadurch
verhungern
o Einwilligung des Verletzten
 Ein potentiell Gefährdeter übernimmt durch Willenserklärung im vornhinein
das Schadensrisiko
 BSP: Glasschleifer  Glas ist leicht zerbrechlich und daher haben sie mit
ihren Kunden von vornherein vereinbart, dass sie keine Haftung für das Glas
übernehmen; wenn Herr seinen Sklaven bei einem Wettkampf teilnehmen
hat lassen; bei Operation übernimmt der Patient das Risiko, das mit einem
sachgemäßen Eingriff einhergeht.

Ad Verschulden

 Welcher Verschuldensgrad liegt vor?


o Wenn es in der Stelle nicht steht, muss man das selbst festlegen (mit Begründung)
 Dolus (Vorsatz)
o Dolus directus
 Direkter Vorsatz
 Der Täter erkennt die Schädlichkeit seiner Handlung und will den Schaden
tatsächlich herbeiführen.
o Dolus eventualis
 Bedingter Vorsatz
 Hier erkennt der Täter die Schädlichkeit seiner Handlung und er will den
Schaden nicht unbedingt herbeiführen, sondern er findet sich mit der
Schadensmöglichkeit ab.
 Culpa
o Schuld überhaupt
o Fahrlässigkeit
 Verstoß gegen die diligentia (Sorgfalt)
 BSP: neglegentia (Unachtsamkeit), imperitia (Unerfahrenheit, mangelnde
Fachkenntnis), infirmitas (Schwäche – geistig oder körperlich)
 Selbst die leichteste Fahrlässigkeit (culpa levissima) macht bereits
verantwortlich.
 Frage: Was ist überhaupt fahrlässig?  Maßfigur für Sorgfaltsmaßstab
 Bonus pater familias: korrekt handelnder, anständiger pater familias
 Würde ein bonus pater familias auch so handeln?
 Sehr individuell zu beurteilen (von sogfältigem Arzt ist etwas anderes
zu erwarten als von einem Maultiertreiber  Berufsgruppen!)
 Baumschneider-BSP
 Schuldausschließungsgründe
o Unzurechnungsfähigkeit
 Unzurechnungsfähig ist, wen nicht im Stande ist, das Unrecht seiner Tat
einzusehen.
 Infantes: Kinder von 0-7 J
 Bei den älteren Kindern wird im Einzelfall geprüft
 Furiosi: Geisteskranken
 Da sie nicht zurechnungsfähig sind, ist ihr Verschulden ausgeschlossen und
sie müssen nicht dafür haften
 Kann bei Notwehr eine Rolle spielen  Ein Angriff von einem infantes kann
Notwehr rechtfertigen (kann rechtswidrigen Angriff darstellen)
o Befehl des Gewalthabers oder Vorgesetzen
 Zb.: Wenn Herr zu Sklaven sagt, dass dieser einen anderen Sklaven töten soll
 es gibt eine actio directa gegen den Gewalthaber, aber die Tat des Sklaven
ist entschuldigt.
o Schädliche Unachtsamkeit des Opfers
 Im römischen Recht gab es keine gemeinsame Schadenstragung
 Kulpakompensation = Verschulden des Schädigers wird gegen die
Sorglosigkeit/Unachtsamkeit des Opfers aufgerechnet
 Wenn die Sorglosigkeit des Opfers mindestens so schwer wiegt wie
das Verschulden des Täters, dann gilt die Schuld als kompensiert und
der Täter haftet nicht.
 Handeln auf eigene Gefahr = jemand lässt sich auf eine typische
schadensgeneigte Situation ein und er übernimmt also von vornherein das
Schadensrisiko (zb. Betreten von fremden Grundstücken/Anlagen, Teilnahme
an gefährlichen Veranstaltungen)

Ad Höhe des Anspruchs

 1. Kapitel der lex Aquilia


o Höchster Wert des getöteten Sklaven bzw. vierfüßigen Herdentieres im Jahr vor der
Schädigung ist zu ersetzen (=pönale)
 Inst. 4.3.pr. und 4.3.9
 3. Kapitel der lex Aquilia
o Höchster Wert des Sklaven bzw. der beschädigten/zerstörten Sache 30 Tage vor bzw.
nach der Tat (pönales Element der Strafe)
 Inst. 4.3.14
o Damnum emergens (tatsächlich aufgetretener Vermögensschaden) und lucrum
cessans (ergangener Gewinn) werden ersetzt
 Nicht berücksichtigt: Affektionsinteresse (ideeller Schaden)
o BSP: wenn ein Mitglied aus einer Theatergruppe getötet wird können die anderen ihr
Schauspiel nicht aufführen und dieser Gewinn muss dann ersetzt werden.

Kläger und Erweiterung der Aktivlegitimation

 Können lex Aquilia (nur Eigentümer) bzw. analoge Klage (alle anderen) erheben
 Eigentümer
o Bei Mieteigentümer: kann jeder im Verhältnis seines Anteils Schadenersatz fordern
 Nießbraucher
o Nießbrauch = dingliches Recht an einer Sache
 Pfandgläubiger
o Wenn sie, während die Sache bei ihm ist, zerstört wird
o Auch wenn er nur Interdiktenbesitzer ist
 Gutgläubiger Besitzer
 Pächter
 Custodia-Haftender
o Zb. Entlehner, Werkunternehmer
o die, die aufgrund des Vertrages für custodia haften
 (pater familias, dessen Sohn als Schusterlehrling arbeitet)

Anspruchskonkurrenzen

 Ausgangspunkt: actio legis Aquliae


 Konkurrenz mit Vertragsklagen und anderen sachverfolgenden Klagen
o A.l. Aquiliae = actio mixta (gemischte Klage)  hat sachverfolgendes und pönales
Element  sie kann daher nie mit einer anderen Klage gehäuft werden
 Konkurrenz mit furtum
o BSP: jemand stielt einen fremden Sklaven und tötet ihn danach  Juristen gewähren
actio furti UND actio legis Aquiliae
o BSP: eine fremde Urkunde wird gestohlen und danach zerstört  Juristensagen, dass
man sich zwischen den Klagen entscheiden muss
 Konkurrenz von Ansprüchen aus dem 1. Kapitel und dem 3. Kapitel der lex Aquiliae
o Wenn es zwei getrennte Tathandlungen gibt, hat das Opfer jeweils den vollen
Anspruch aus den beiden Kapiteln, auch wenn der Täter derselbe gewesen ist.

Blatt 7

D. 9.2.11. pr.
 Sachverhalt: Mehrere Leute spielten Ball auf einer öffentlichen Verkehrsfläche und dort
rasierte gerade einen Barbier einen Sklaven. Ein Spieler warf den Ball zu heftig, der Ball fiel
auf die Hand des Barbiers und dieser durchschnitt die Kehle des Sklaven.
 Zwischenfrage: Wer klagt mit welcher Klage?
o Herr des Sklaven klagt mit actio legis Aquliliae
 Rechtsfrage: Wert haftet?
o Frage bei lex Aquliae ist immer: Wer haftet oder haftet XY?
o Mela: Es haftet der, den Verschulden trifft.
o Proculus: Der Barbier haftet.
o Ulpian: Der Barbier haftet nicht, die Schuld liegt nämlich eventuell auch beim
Sklaven.
 Lösung + Begrüdung (Proculus)
o Der TB des occidere gem. 1. Kap. Der lex Aquliae ist erfüllt, weil der Sklave getötet
wurde. Steht in den Inst. 4.3.pr. Die Verursachung war äquivalent und adäquat. Die
RW ergibt sich aus der TB-Mäßigkeit und daher kommen wir zur Verschuldensebene.
In diesem Fall liegt culpa vor. Der Verschuldensmaßstab ist Fahrlässigkeit, weil ein
sorgfältiger Barbier seinen Sessel nicht dort aufgestellt hätte, wo Ballgespielt wird.
Höhe des Anspruchs beläuft sich auf den höchsten Wert des Sklaven im letzten Jahr
und ersetzt werden damnum emergens und lucum cessans
 Lösung Ulpian
o TB-Mäßigkeit: Siehe oben/supra. RW: siehe oben. Verschuldensebene: Es liegt
schädliche Unachtsamkeit des Opfers vor. Eine Variante ist die Kulpakompensation,
das heißt die Unvorsichtigkeit des Sklaven bzw. seines Hernn wiegt mindestens so
schwer wie das Verschulden des Barbiers. Daher ist die Schuld des Babiers
kompensiert. Er haftet also nicht.
o Zweite Variante: Handeln auf eigene Gefahr  In dem sich der Sklave in so eine
schadensgeneigte Situation begibt und sich dort rasieren lässt, wo andere sich
rasieren lassen, übernimmt sein Herr gleichzeitig das Schadensrisiko und deshalb
entfällt die Haftung des Barbiers von vornherein. (es entfällt die Schutzpflicht des
Barbiers)

D.9.2.52.1

 W für Wirt, P für Passant


 Sachverhalt: Ein W hat seine Laterne auf die Straße gestellt. P ergreift sie und trägt sie fort
und W läuft ihm nach.
o Variante A: Der W verlangt die Laterne und hält P fest. Um loszukommen, beginnt
der P mit einer Peitsche auf den Wirt einzuschlagen. Es entsteht eine Prügelei und
der W schlägt dem P ein Auge aus.
o Variante B: Der W hält den P fest. P beginnt mit einer Peitsche auf den W
einzuschlagen. Der W gewinnt die Oberhand und schlägt dem P gezielt ein Auge aus.
o Variante C: Der W beginnt gleich von vornherein den P zu prügeln und schlägt ihm im
Zuge dessen ein Auge aus.
 Wer hat welche Klagen gegen wen, wenn der Passant ein freier Römer ist (Variante 1) bzw.
Wenn er ein Sklave (Variante 2) ist?
o Variante 1: actio iniuriarum des P gegen den W
o Variante 2: actio legis Aquiliae des Herrn des Sklaven gegen den W
 Wie lautet die Rechtsfrage und wie wird sie beantwortet?
o Haftet der Wirt?
o Variante A: Nein.
o Variante B: Ja.
o Variante C: Ja.

 Begründung + Lösung
o Variante A
 TB-Mäßigkeit: TB „rumpere“ gemäß dem 3. Kapitel der Lex Aquilia.  Inst.
4,3,13. Die Verursachung war äquivalent und adäquat.
 RW: Es liegt ein Rechtfertigungsgrund vor, und zwar die Notwehr. Das
Schlagen mit einer Peitsche, in der ein Dolch steckt, ist ein gegenwärtiger,
rechtswidriger Angriff auf das Leben des Wirtes. Die beiden Handlungen
stehen in einem plausiblen Verhältnis. Da dieser Rechtfertigungsgrund
vorliegt, haftet der Wirt nicht.
o Variante B
 TB-Mäßigkeit: siehe oben
 RW: Hier liegt Notwehrexzess vor. Der Wirt agiert schon in Notwehr, aber er
ist stärker und schlägt ihm trotzdem mutwillig ein Auge aus. Die Handlung ist
damit nicht gerechtfertigt.
 Verschulden: Dolus directus, weil er die Schädlichkeit erkennt und er den
Schaden wirklich herbeiführen wollte. Schuldausschließungsgründe liegen
keine vor.
 Der Wirt haftet.
 Höhe des Anspruchs: Der GH bekommt den höchsten Wert des Skalven in
den letzten 30 Tage vor der Tat bzw. In den nächsten 30 Tagen. Ersetzt
werden damnum emergens und lucum cessans  Inst. 4,3,14
o Variante C
 TB-Mäßigkeit: siehe oben
 RW: Es liegt der Rechtfertigungsgrund Notwehr vor, denn Eigentum ist ein
notwehrfähiges Rechtsgut. (Er verteidigt hier ja nur sein Eigentum und Aber
es liegt ein Notwehrexzess vor, denn die beiden Güter stehen nicht in einem
plausiblen Verhältnis.
 Verschulden: Zumindest dolus eventualis oder culpa, aber eher dolus
eventualis. (Er erkennt die Schädlichkeit seiner Handlung und findet sich
damit ab.)
 Der Wirt haftet.
 Höhe des Anspruchs: Siehe Variante B  Inst. 4,3,14

D.9.2.52.4

 Sachverhalt: Mehrere Leute spielten Ball. Ein Spieler (S) stieß beim Spielen einen
Sklavenbuben, dieser stürzte und brach sich ein Bein.
 Wer klagt wen mit welcher Klage?
o Der Eigentümer des Sklaven klagt den Ballspieler mit der actio legis Aquiliae (als
Noxalklage, wenn S auch ein Sklave war).
 Wie lautet die Rechtsfrage?
o Haftet der Ballspieler?
 Lösung
o Nein
 Begründung
o TB-Mäßigkeit: TB des Frangere (brechen) ist erfüllt, 3. Kapitel der Lex Aquilia > Inst.
4,3,13. Verursachung war äquivalent und adäquat.
o RW: Ergibt sich aus der Tatbestandsmäßigkeit, keine Rechtfertigungsgründe.
o Verschulden: Der Jurist sagt, es liegt kein Verschulden vor, es ist reiner Zufall/casus.
Auch von einem sorgfältigen Ballspieler kann man nicht verlangen, dass er so
vorsichtig spielt, dass er niemand anderen schubst.
o S haftet also nicht.

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