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Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)

„Wiedergefundene Antiquitäten“
Wintersemester 2023/2024

Prof. Dr. Oliver L. Knöfel

Grundkurs Zivilrecht III


Übungsfall vom 16.11.2023

1
Sachverhalt

„Wiedergefundene Antiquitäten“

Im Antiquitätengeschäft des Anton Ahntnichts (A)


entdeckt Bruno Brammelmann (B) einige Antiquitäten,
die bei einem Einbruch in das Haus des B vor
wenigen Wochen entwendet worden waren.

Auf Befragen erklärt A, dass er diese Gegenstände


zusammen mit anderen Antiquitäten von einer ihm
nicht näher bekannten Person namens Paul Poltzer
(P) erworben habe, der keine Zweifel an seiner
Eigentümerstellung habe aufkommen lassen.
SachenR 2
Sachverhalt

Inzwischen habe A die anderen Antiquitäten, die jetzt


nicht mehr in seinem Geschäft sind, an verschiedene
unbekannte Kunden verkauft.

Es stellte sich heraus, dass A die gesamte Beute aus


dem von P verübten Einbruch bei B erworben hatte.
Für die davon bereits verkauften Gegenstände hat A
insgesamt einen Kaufpreis von 15.000,- EUR erzielt,
der dem Wert dieser Antiquitäten entspricht.

SachenR 3
Sachverhalt

Frage: Kann B von A Herausgabe

1.) der noch im Laden des A vorhandenen Sachen


und

2.) des für die bereits verkauften Gegenstände


erhaltenen Geldbetrages verlangen?

SachenR 4
Sachverhalt

Bearbeitungsvermerk:

1. Antiquitätenhändler sind gezwungen, den


größten Teil ihrer Ware von Privatpersonen
aufzukaufen. Angebote werden ihnen daher
regelmäßig von Personen gemacht, die sie nicht
kennen.

2. Ansprüche des B aus§ 812 BGB sowie aus


unerlaubter Handlung oder aus Geschäftsführung
ohne Auftrag sind nicht zu prüfen!
SachenR 5
A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe der (Rest-)Beute

A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe


der noch vorhandenen Einbruchsbeute

I. Anspruch aus§ 985 BGB (+)


➢ B könnte Herausgabe der (Rest-)Beute verlangen,
sofern er Eigentümer und A nichtberechtigter
Besitzer ist.

SachenR 6
A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe der (Rest-)Beute

1. A als Besitzer (+)


➢ A müsste Besitzer der Sache sein i.S.d. § 854 I
BGB; unproblematisch gegeben.

2. B als Eigentümer (+)


➢ B müsste Eigentümer der Antiquitäten sein.
Ursprünglich war er dies. Fraglich ist aber, ob er
das Eigentum an den Sachen durch die späteren
Entwicklungen verloren haben könnte.
SachenR 7
A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe der (Rest-)Beute

a) Eigentumsverlust an P gem. § 929 S. 1 BGB (-)

➢ B könnte das Eigentum gem. § 929 S. 1 BGB an


P verloren haben.

➢ Einigung und Übergabe sind jedoch ersichtlich


nicht erfolgt: Diebstahl durch P!

SachenR 8
A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe der (Rest-)Beute

b) Eigentumsverlust an A gem.§ 929 S. 1 BGB (-)

➢Eigentumsverlust könnte zugunsten des A erfolgt


sein, indem dieser die Antiquitäten von P erwarb.

➢Eigentumserwerb erfolgt nach§ 929 S. 1 BGB


durch Einigung und Übergabe.

SachenR 9
A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe der (Rest-)Beute

aa) Übergabe P/A/ (+)


➢Die Antiquitäten wurden übergeben.
➢A hat somit Besitz erlangt.

bb) Einigung P/A über den Eigentumsübergang (+)


➢A hat sich mit P hinsichtlich des
Eigentumsübergangs auf sich geeinigt.

SachenR 10
A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe der (Rest-)Beute

cc) Verfügungsberechtigung des Veräußerers (-)

➢Übergabe und Einigung müssen nach § 929 S. 1


BGB zwischen dem Erwerber und dem bisherigen
Eigentümer vollzogen werden.

➢Eigentümer der dem A übergebenen Gegenstände


war jedoch B, nicht P.

SachenR 11
A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe der (Rest-)Beute

➢ P handelte somit als Nichtberechtigter.

➢ Ein Eigentumserwerb des A gem. § 929 S. 1 BGB


ist daher nicht erfolgt.

SachenR 12
A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe der (Rest-)Beute

dd) Guter Glaube, § 932 BGB (+)


➢ Fehlende Eigentümerstellung könnte gem.
§ 932 BGB durch den guten Glauben des A an das
Eigentum des P ersetzt werden.

➢ Prüfen: Durfte A den P für den Eigentümer der


Antiquitäten halten?

SachenR 13
A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe der (Rest-)Beute

➢ Ein gutgläubiger Erwerb ist ausgeschlossen, wenn


dem Erwerber positive Kenntnis von der
Nichtberechtigung des Veräußerers bzw.
diesbezüglich grobfahrlässige Unkenntnis hatte.

➢ Positive Kenntnis ist das Wissen um die wahre


Rechtslage. Eine solche hatte A nicht. Er wusste
nicht, dass P nicht Eigentümer war.

SachenR 14
A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe der (Rest-)Beute

➢ Grobfahrlässige Unkenntnis ist gegeben, wenn der


Erwerber die Sorgfaltspflichten, die bei
Geschäften dieser Art zu beachten sind, in
ungewöhnlich grobem Maße verletzt und
Hinweise und Anzeichen im Einzelfall unbeachtet
gelassen hat, die jeden anderen hätten skeptisch
werden lassen und zu Nachforschungen veranlasst
hätten (RGZ 141,131).

➢ Eine generelle Nachforschungspflicht besteht


allerdings nicht.
SachenR 15
A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe der (Rest-)Beute

➢ (Bearbeitungsvermerk auswerten!)
Antiquitätenhändler sind gezwungen, den größten
Teil ihrer Ware von ihnen unbekannten
Privatpersonen anzukaufen.

➢ Wenn auch Antiquitäten immer mehr zum


Gegenstand von Diebstählen werden, darf und muss
ein Antiquitätenhändler daher grundsätzlich davon
ausgehen, dass Personen, die ihm Antiquitäten
anbieten, dazu auch berechtigt sind. Er muss nicht
jede Antiquität für gestohlen halten.
SachenR 16
A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe der (Rest-)Beute

➢ Besondere Anhaltspunkte, die A zu einer genaueren


Nachprüfung der Berechtigung des P hätten
veranlassen müssen, liegen nicht vor.

➢ Die Unkenntnis des A vom fehlenden Eigentum des


P beruhte nicht auf grober Fahrlässigkeit. A war
gutgläubig i.S.d. § 932 II BGB.

SachenR 17
A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe der (Rest-)Beute

ee) Kein gutgläubiger Erwerb auf Grund des§ 935


Abs. 1 BGB (+)

➢Trotz Gutgläubigkeit des Erwerbers gem. § 932 BGB


findet ein Eigentumserwerb vom Nichtberechtigten aber
nicht statt, wenn die Sache dem Eigentümer zuvor
abhanden gekommen ist, § 935 Abs. 1 BGB.

SachenR 18
A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe der (Rest-)Beute

➢ Abhandengekommen ist sie, wenn der Eigentümer


den unmittelbaren Besitz ohne seinen Willen
verlor.

➢ Als Regelbeispiele nennt das Gesetz die Fälle, in


denen die Sache dem Eigentümer gestohlen oder
verloren gegangen ist.

SachenR 19
A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe der (Rest-)Beute

➢Die dem A angebotenen Antiquitäten stammen aus


dem Einbruchdiebstahl bei B.

➢Sie sind somit i.S.d. § 935 I BGB gestohlen, also


abhanden gekommen und können folglich nicht
Gegenstand eines gutgläubigen Eigentumserwerbs
gem. §§ 929 S. 1, 932 BGB sein.

SachenR 20
A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe der (Rest-)Beute

ff) Zwischenergebnis: Kein Eigentumsverlust


➢§ 935 Abs. 1 BGB steht einem gutgläubigen
Eigentumserwerb des A entgegen.

➢A hat somit nicht gem. §§ 929 S. 1, 932 BGB


Eigentum an den Gegenständen erworben.

➢B ist Eigentümer geblieben und damit


Anspruchsberechtigter i.S.d. § 985 BGB.
SachenR 21
A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe der (Rest-)Beute

3. Recht des A zum Besitz, § 986 Abs. 1 BGB (-)

➢Ein dingliches oder obligatorisches Besitzrecht gem.


§ 986 I BGB, das den A berechtigen würde, die
Herausgabe der dem B gehörenden Gegenstände
dem B gegenüber zu verweigern, besteht nicht.

SachenR 22
A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe der (Rest-)Beute

4. Ergebnis: B hat gegen A einen Anspruch aus


§ 985 BGB auf Herausgabe der Antiquitäten

➢B kann von A gem. § 985 BGB Herausgabe der


Antiquitäten verlangen, die ihm bei dem Einbruch
entwendet worden sind.

SachenR 23
A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe der (Rest-)Beute

II. Anspruch des B gegen A aus § 861 BGB (-)

➢Ein Herausgabeanspruch des B gem. § 861 BGB


setzt voraus, dass dem B der Besitz an den
Antiquitäten durch verbotene Eigenmacht entzogen
worden ist und A ihm gegenüber fehlerhaft besitzt.

SachenR 24
A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe der (Rest-)Beute

1. Besitzentziehung durch verbotene Eigenmacht,


§ 858 I BGB (+)

➢ Besitzentziehung durch verbotene Eigenmacht


bedeutet gem. § 858 I BGB, dass dem
unmittelbaren Besitzer ohne seinen Willen, auf
rechtswidrige Weise der Besitz entzogen oder
gestört wurde.

SachenR 25
A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe der (Rest-)Beute

➢ A hatte als Inhaber der Wohnung an den darin


befindlichen Antiquitäten unmittelbaren Besitz.

➢ Durch den Einbruchdiebstahl wurde ihm dieser


unmittelbare Besitz ohne seinen Willen entzogen.

➢ Es liegt verbotene Eigenmacht i.S.d. § 858 I BGB


vor.

SachenR 26
A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe der (Rest-)Beute

2. Fehlerhaftigkeit des Besitzes des A,


§ 858 II BGB (-)

➢Der Besitz des A ist gem. § 858 Abs. 2 BGB


fehlerhaft, wenn er durch verbotene Eigenmacht
erworben wurde oder aber A als Besitznachfolger die
Fehlerhaftigkeit des Besitzes des Vorbesitzers kannte.
➢A ist zwar Nachfolger im Besitz eines fehlerhaft
Besitzenden.
SachenR 27
A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe der (Rest-)Beute

➢ Der von P erhaltene Besitz des A ist aber nur


fehlerhaft, wenn P selbst fehlerhaft besaß und A
davon wusste.

➢ P war der Einbrecher; daher war sein Besitz gem.


§ 858 Abs. 2 S. 1 BGB fehlerhaft.

➢ A würde fehlerhaft besitzen, wenn er davon Kenntnis


hatte, dass P den Besitz fehlerhaft erworben hatte.
SachenR 28
A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe der (Rest-)Beute

➢ A war die Herkunft der Sachen aus einem Einbruch


bei B unbekannt, er hielt vielmehr den P für den
Eigentümer.

➢ Der Besitz des A ist mangels Kenntnis des


fehlerhaften Vorbesitzes des P nicht gem. § 858 II
BGB fehlerhaft.

SachenR 29
A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe der (Rest-)Beute

3. Ergebnis:
B kann von A nicht Herausgabe der ihm gehörenden
Antiquitäten gem. § 861 BGB fordern.

SachenR 30
A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe der (Rest-)Beute

III. Herausgabeanspruch des B gegen A aus


§ 1007 I BGB (-)
➢Einem Herausgabeanspruch des B gegen A aus
§ 1007 I BGB steht der gute Glaube des A an sein
Besitzrecht entgegen.

➢Bösgläubigkeit würde gem. § 932 II BGB positive


Kenntnis oder grobfahrlässige Unkenntnis des
fehlerhaften Besitzrechtes voraussetzen.
SachenR 31
A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe der (Rest-)Beute

➢ Ein solcher Vorwurf kann A nicht gemacht werden.

IV. Herausgabeanspruch des B gegen A aus


§ 1007 II BGB (+)

➢ B könnte gegen A einen Herausgabeanspruch gem.


§ 1007 II BGB haben.

SachenR 32
A. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe der (Rest-)Beute

➢ Die Antiquitäten sind dem früheren Besitzer B


abhanden gekommen.

➢Insoweit nützt dem A sein guter Glaube nichts.

➢Der Ausschlussgrund des § 1007 III BGB greift hier


nicht ein.

SachenR 33
B. Ansprüche des B hinsichtlich der von A verkauften
Gegenstände
B. Ansprüche des B hinsichtlich der von A
verkauften Gegenstände

I.Schadensersatzanspruch des B gegen A nach


§§ 989, 990, 249 BGB (-)

➢Einen Zahlungsanspruch gegen A könnte B als


Schadensersatzanspruch gem. §§ 989, 990, 249 BGB
geltend machen.
SachenR 34
B. Ansprüche des B hinsichtlich der von A verkauften
Gegenstände
1. Vindikationslage i.S. des §§ 985 BGB im
Zeitpunkt der Verletzungshandlung (+)

➢ Zwischen B und A muss zum Zeitpunkt der


Verletzungshandlung eine Vindikationslage i.S.d.
§ 985 BGB (EBV) bestanden haben.

➢ Bis zur Veräußerung der dem B gehörenden


Antiquitäten bestand diese Vindikationslage.
SachenR 35
B. Ansprüche des B hinsichtlich der von A verkauften
Gegenstände
➢ B hatte – wie bereits festgestellt - gegen A einen
Anspruch aus § 985 BGB.

2. Unmöglichkeit der Herausgabe bzw.


Verschlechterung der Sache (+)

➢ Die Sachen müssen verschlechtert, untergegangen


oder aus einem sonstigen Grund nicht
herausgegeben werden können.
SachenR 36
B. Ansprüche des B hinsichtlich der von A verkauften
Gegenstände
➢ Durch die Veräußerung der Gegenstände ist der
Anspruch des B gegen A aus § 985 BGB nicht mehr
realisierbar.
➢ A ist nicht mehr Besitzer, also nicht mehr Gegner
eines solchen Anspruchs.
➢ Als Ersatz für den Anspruch geben §§ 989, 990
BGB dem Eigentümer einen
Schadensersatzanspruch.

SachenR 37
B. Ansprüche des B hinsichtlich der von A verkauften
Gegenstände

➢ Der Schaden des B beruht auf der eingetretenen


Unmöglichkeit, die ihm gehörenden Gegenstände
von A herauszuverlangen.

3. Besitzer ist verklagt oder bösgläubig (-)

➢Nach § 989 BGB haftet A nur für den Schaden, der


B nach Rechtshängigkeit seines Anspruches aus
§ 985 BGB gegen A entstanden ist.

SachenR 38
B. Ansprüche des B hinsichtlich der von A verkauften
Gegenstände
a) Rechtshängigkeit gem. §§ 261, 253 ZPO (-)

➢ Rechtshängigkeit tritt gem. §§ 261, 253 ZPO erst


durch Klageerhebung ein.

➢ Eine Klage aus § 985 BGB hatte B aber noch nicht


gegen A erhoben.

SachenR 39
B. Ansprüche des B hinsichtlich der von A verkauften
Gegenstände
b) Böser Glaube des A hinsichtlich seines
(fehlenden) Besitzrechtes, § 990 BGB (-)

➢Das fehlende Merkmal der Rechtshängigkeit wird


gem. § 990 BGB durch den bösen Glauben des aus §
985 BGB verpflichteten Besitzers hinsichtlich seines
fehlenden Besitzrechtes ersetzt.

➢Ein solcher Vorwurf kann A nicht gemacht werden.


SachenR 40
B. Ansprüche des B hinsichtlich der von A verkauften
Gegenstände

4. Ergebnis:
Mangels Rechtshängigkeit und wegen guten
Glaubens des A an sein Besitzrecht kein Anspruch
des B gegen A aus §§ 989, 990 BGB

SachenR 41
B. Ansprüche des B hinsichtlich der von A verkauften
Gegenstände
II. Anspruch des B gegen A auf Herausgabe des von
A erzielten Verkaufserlöses aus § 816 I 1 BGB (+)

➢Sein Verlangen auf Herausgabe des Verkaufserlöses


i.H.v. 15.000,- EUR könnte B auf § 816 I S. 1 BGB
stützen, wenn A als Nichtberechtigter über einen
Gegenstand des B eine wirksame entgeltliche
Verfügung getroffen hat.

SachenR 42
B. Ansprüche des B hinsichtlich der von A verkauften
Gegenstände
1. Anwendbarkeit von § 816 I BGB trotz EBV (+)

➢ Fraglich ist, ob die Regelung des § 816 I BGB trotz


EBV zur Anwendung gelangt.

➢ §§ 987 ff. BGB treffen eine abschließende


Regelung hinsichtlich der Nutzungsherausgabe und
des Schadensersatzes, nicht aber für die
Herausgabe des Verkaufserlöses.

SachenR 43
B. Ansprüche des B hinsichtlich der von A verkauften
Gegenstände

➢ § 816 I BGB ist daher auch anwendbar, wenn


zwischen den Parteien ein EBV besteht.
Unstr.; vgl. Werner, JuS 1970, 239 mwN.

2. Verfügung über einen dem B gehörendem


Gegenstand (+)

➢ Erste Voraussetzung des § 816 I 1 BGB ist eine


Verfügung über einen dem B gehörenden
Gegenstand.

SachenR 44
B. Ansprüche des B hinsichtlich der von A verkauften
Gegenstände

➢ Verfügung i.S.d. § 816 I BGB ist ein


Rechtsgeschäft, das eine unmittelbare materielle
Rechtsänderung bezüglich eines Gegenstandes zur
Folge hat.

➢ A wollte seinen Kunden, denen er die dem B


gehörenden Antiquitäten verkauft hatte, Eigentum an
diesen übertragen, also eine Verfügung vornehmen,
und hat dies auch getan.

SachenR 45
B. Ansprüche des B hinsichtlich der von A verkauften
Gegenstände

3. Verfügung des A als Nichtberechtigter (+)

➢ A muss diese Verfügung als Nichtberechtigter


getroffen haben.

➢ Berechtigt, Verfügungen über Gegenstände


vorzunehmen, ist grundsätzlich der Rechtsinhaber,
bei einer Verfügung über das Eigentum also der
Eigentümer.

SachenR 46
B. Ansprüche des B hinsichtlich der von A verkauften
Gegenstände

➢Eigentümer und folglich Berechtigter war damit


allein B, A traf die Verfügung als Nichtberechtigter.

4. Entgeltliche Verfügung (+)

➢A hat als Gegenleistung von seinen Kunden den


Kaufpreis erhalten, es handelt sich daher um eine
entgeltliche Verfügung i.S.d. § 816 I BGB.

SachenR 47
B. Ansprüche des B hinsichtlich der von A verkauften
Gegenstände
5. Wirksamkeit der Verfügung des A gegenüber B
(+)

➢Wirksamkeit erlangte die Verfügung des A


gegenüber dem berechtigten B, wenn die Kunden des
A Eigentum an den Kaufgegenständen erworben
haben.

SachenR 48
B. Ansprüche des B hinsichtlich der von A verkauften
Gegenstände

a) Eigentumserwerb der Kunden des A im


Zeitpunkt der Verfügung des A

➢ Ein Eigentumserwerb der Kunden war, da A als


Veräußerer nicht Eigentümer war, nicht gem.
§ 929 S. 1 BGB möglich.

SachenR 49
B. Ansprüche des B hinsichtlich der von A verkauften
Gegenstände

➢ Einem gutgläubigen Erwerb der Kunden gem.


§§ 929, 932 BGB stand § 935 I BGB entgegen.

➢ A hat damit den Kunden kein Eigentum an den


Antiquitäten verschafft und keine dem B gegenüber
wirksame Verfügung über das Eigentum getroffen

SachenR 50
B. Ansprüche des B hinsichtlich der von A verkauften
Gegenstände
b) Wirksamkeit der Eigentumsübertragung durch
Genehmigung des B, § 185 II 1 BGB (+)

➢ B könnte durch Genehmigung die


Eigentumsübertragung gem. § 185 II S. 1 BGB
wirksam werden lassen.

➢ Eine solche Genehmigung des B würde die


Eigentumsübertragung wirksam machen.

SachenR 51
B. Ansprüche des B hinsichtlich der von A verkauften
Gegenstände

➢ Der nichtberechtigte A würde dagegen trotz


Rückwirkung der Genehmigung (§ 184 I BGB) nicht
zum Berechtigten gemacht werden.

➢ Der Berechtigte kann also durch Genehmigung die


Anwendbarkeit des § 816 I S. 1 BGB herbeiführen.

SachenR 52
B. Ansprüche des B hinsichtlich der von A verkauften
Gegenstände

➢Diese Genehmigung kann B ausdrücklich erklären.

➢Sie ist auch konkludent in seinem auf den Erlös


gerichteten Herausgabeverlangen zu sehen.

➢B zeigt damit an, er begehre allein den Erlös und sei an


dem Eigentum mangels Zugriffsmöglichkeit auf die
Kunden des A nicht mehr interessiert.
Dazu Werner, JuS 1974,437 mwN.

SachenR 53
B. Ansprüche des B hinsichtlich der von A verkauften
Gegenstände
6. Rechtsfolge: Herausgabe des durch die
Verfügung Erlangten

➢ Gem. § 816 I S. 1 BGB muss A dem B das durch die


Verfügung Erlangte herausgeben.

➢ Gemeint ist damit die dem Nichtberechtigten


zugekommene Gegenleistung, das Entgelt aus dem
Verfügungsgeschäft.

SachenR 54
B. Ansprüche des B hinsichtlich der von A verkauften
Gegenstände

➢ Da die erhaltenen 15.000,- EUR dem tatsächlichen


Wert der Verfügungsgegenstände entsprechen,
erstreckt sich die Herausgabepflicht des A auf diesen
Betrag.

➢ Auf die Streitfrage, ob das tatsächlich Erlangte oder


der wahre Wert der Gegenstände herauszugeben ist,
muss hier nicht eingegangen werden.
Dazu Werner, JuS 1970, 239, 240 mwN.

SachenR 55
B. Ansprüche des B hinsichtlich der von A verkauften
Gegenstände
7. Ergebnis: B kann von A Herausgabe der 15.000,-
EUR gem. § 816 I 1 BGB verlangen

➢ B kann gem. § 816 I 1 BGB Herausgabe der


15.000,- EUR verlangen, die A von seinen Kunden als
Kaufpreis für die dem B gehörenden Antiquitäten
erhalten hat.

➢ Sind die 15.000,- EUR als solche nicht mehr


vorhanden, gilt § 818 II BGB.

SachenR 56
C. Gesamtergebnis

C. Gesamtergebnis

➢B kann von A gem. §§ 985, 1007 Abs. 2 BGB


Herausgabe der noch bei A vorhandenen Diebesbeute
verlangen.

➢Ferner muss A dem B gem. § 816 Abs.1 S. 1 BGB


die 15.000,- EUR herausgeben, die er für den Verkauf
des anderen Teils erhalten hat.
SachenR 57
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

SachenR 58

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