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Politisches System Frankreichs

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Das derzeitige politische System Frankreichs wird durch die Verfassung der Fünften
Französischen Republik bestimmt. Als wichtigste Merkmale gelten
die demokratische und republikanische Staatsform mit einer starken Exekutive im Rahmen
eines semipräsidentiellen Regierungssystems. Frankreich besitzt ein Zweikammersystem.
Frankreich ist trotz einiger Reformen zur Stärkung der Regionen nach wie vor ein
dezentraler Einheitsstaat. Die Trennung zwischen Religion und Staat (französisch laïcité) ist
in Frankreich seit 1905 stärker als in vielen anderen europäischen Staaten.

Staatliche Institutionen

Das politische System Frankreichs

Exekutive
Das politische System Frankreichs ist durch eine doppelköpfige Exekutive gekennzeichnet.
Die Machtbereiche sind zwischen dem Präsidenten der Republik und der
Regierung aufgeteilt.
Präsident
Das Staatsoberhaupt ist der direkt vom Volk auf fünf Jahre (quinquennat, seit 2000, davor auf
sieben Jahre)[1] gewählte Präsident (Staatspräsident). Es besteht die Möglichkeit der
einmaligen Wiederwahl (seit 2008, zuvor war eine Wiederwahl beliebig oft möglich).
Der Präsident ernennt den Premierminister und auf dessen Vorschlag die Regierung. Er ist
Vorsitzender des Ministerrats und anderer wichtiger Gremien
und Oberbefehlshaber der Französischen Streitkräfte. In dieser Eigenschaft bestimmt er über
den Einsatz der Nuklearwaffen Frankreichs. Er hat das Recht, die Nationalversammlung
aufzulösen; allerdings darf die Nationalversammlung höchstens einmal innerhalb eines
Jahres aufgelöst werden. Auf Vorschlag der Regierung oder beider Parlamentskammern
kann der Präsident eine Volksabstimmung über einen Gesetzesentwurf veranlassen.
In der französischen Verfassungswirklichkeit seit Beginn der Fünften Französischen Republik
gibt es die Domaine réservé (einen reservierten Bereich);
die Außen- und Sicherheitspolitik bilden diese Domäne des Staatspräsidenten. Dies wird
häufig mit den Artikeln 14 und 15 der Verfassung begründet, ist dort aber nicht eindeutig
geregelt. Der Präsident kann so etwa bei Gipfeltreffen Frankreich allein vertreten.[2]
Die starke Stellung des Präsidenten hat sich erst nach 1958 entwickelt (siehe Geschichte
Frankreichs seit 1958). Davor, zwischen 1876 und 1958, betrug die durchschnittliche
Amtsperiode einer Regierung acht Monate; das Land hatte nach 1789 16 Verfassungen.
[3] Im Algerienkrieg schließlich begann das Militär, „ohne Rückkopplung“ mit der Politik zu
agieren.[4] In der Forschung wird die 5. Republik daher auch als „republikanische Monarchie“
bezeichnet.[5]
Die Kritik an der Sonderstellung des Präsidenten laut Verfassung der Fünften Republik war
zunächst stark. Die neue Verfassung wurde vom damaligen Oppositionspolitiker François
Mitterrand (französischer Staatspräsident von 1981 bis 1995) als „permanenter Staatsstreich“
(Le Coup d'État permanent) karikiert bzw. kritisiert.[6]
Im Falle eines Staatsnotstands hat der Präsident die umfassende Alleinentscheidung, wobei
die Nationalversammlung dann direkt zusammenkommt und während des Notstandes nicht
aufgelöst werden darf.
Falls der Verfassungsrat feststellt, dass der Präsident seine Aufgaben nicht ausführen kann
(Rücktritt, Tod), wird dieser vorübergehend vom Senatspräsidenten vertreten. Bis jetzt
musste nur Alain Poher die Aufgaben des Präsidenten übernehmen: nach dem
Rücktritt Charles de Gaulles 1969 und nach dem Tod von Georges Pompidou 1974.
Siehe auch: Staatsoberhäupter der Fünften Französischen Republik
Regierung
Kopf der Regierung (gouvernement) ist der Premierminister. Die Regierung ist dem
Parlament direkt verantwortlich für Verwaltung und Streitkräfte.
Die Regierung wird durch den Staatspräsidenten ernannt, die Minister und weiteren
Regierungsmitglieder (beigeordnete Minister, Staatssekretäre) dabei auf Vorschlag des zuvor
ernannten Premierministers. Die Regierung amtiert bis zu ihrem Rücktritt, eine Amtszeit ist in
der Verfassung nicht vorgesehen. Die Regierung muss zurücktreten, wenn
die Nationalversammlung ihr das Misstrauen ausspricht. Der Präsident dagegen kann die
Regierung nicht auf eigene Initiative entlassen, sondern nur dann, wenn sie ihren Rücktritt
erklärt. Es ist in Frankreich aber Konvention, dass die Regierung zur Amtseinführung eines
Staatspräsidenten zurücktritt. Ebenfalls ist es üblich, dass die Regierung am Tag nach dem
zweiten Wahlgang der Wahlen zur Nationalversammlung zurücktritt, auch dann, wenn sie
dabei die parlamentarische Mehrheit gewonnen hat.
Der Premierminister leitet die Regierung. Er ist zuständig für die Ausführung der Gesetze. Im
Einverständnis mit dem Präsidenten nimmt er Ernennungen für zivile und militärische Ämter
vor. Er kann in vielen Bereichen Verordnungen erlassen.
Die Regierung tritt unter Leitung des Staatspräsidenten als Ministerrat (Conseil des ministres)
zusammen. An diesem nehmen der Premierminister, die Minister und die beigeordneten
Minister immer teil, die Staatssekretäre nur, wenn ihr Aufgabengebiet betroffen ist.
Zusammenarbeit mit dem Parlament
Die Exekutive ist gegenüber der Legislative auf allen Ebenen stark. Die Regierung bestimmt
die Tagesordnung des Parlaments. Die Bereiche, in denen das Parlament eine
gesetzgebende Initiative ergreifen kann, sind in der Verfassung sehr präzise benannt und
aufgezählt. Alle anderen Fragen kann die Regierung ohne Beteiligung des Parlaments regeln.
Gleichwohl ist die Regierung auf eine Zusammenarbeit mit dem Parlament angewiesen. Der
Präsident ernennt einen Premierminister nur aus den Reihen der
parlamentarischen Mehrheit, weil der Premierminister durch ein Misstrauensvotum mit
absoluter Mehrheit vom Parlament gestürzt werden kann. Wenn die parlamentarische
Mehrheit und der Präsident der Republik zu unterschiedlichen politischen Lagern gehören, ist
der Präsident gezwungen, den Premierminister aus einer politisch
gegnerischen Partei auszuwählen. Diese Situation bezeichnet man als „Cohabitation“.
Legislative]
Die Gesetzgebung in Frankreich erfolgt durch das Parlament. Seit 1875 (siehe Dritte
Französische Republik#Institutionen) besteht das Parlament aus zwei Kammern:

 der Nationalversammlung (Assemblée nationale, unmittelbar gewählt), und


 dem Senat (Sénat, mittelbar gewählt).
Das Parlament kontrolliert die Regierung, erarbeitet Gesetze und verabschiedet sie. Die zwei
Kammern sind nicht gleichberechtigt: bei Uneinigkeit kann die Nationalversammlung den
Senat überstimmen. Bei nahezu allen Gesetzesvorhaben pendeln die Entwürfe zwischen den
beiden Kammern hin und her (navette). Der Senat hat ein Vetorecht
bei Verfassungsänderungen. Der Präsident kann im Gesetzgebungsprozess einen
Gesetzentwurf an das Parlament zurückverweisen, jedoch nur einmal pro Gesetz. Dies ist in
50 Jahren zweimal passiert.
Beide Kammern können für bestimmte Anlässe gemeinsam als Kongress (Congrès du
Parlement français) tagen. Dies kann geschehen für Verfassungsänderungen, die dann nicht
wie sonst einer Volksabstimmung bedürfen,[7] für Reden des Staatspräsidenten Art. 18 sowie
für die Zustimmung zur Aufnahme eines weiteren Mitgliedsstaates in die Europäische
Union Art. 88-5.
Judikative[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Hauptaufgabe der französischen Judikative ist in der Verfassung definiert. Die Justiz ist,
gemäß Artikel 66, eine „Hüterin der persönlichen Freiheit“. Die Justiz in Frankreich besteht
aus zwei grundsätzlich unterschiedlichen Bereichen:
 den Verwaltungsgerichten (Öffentliches Recht) für die Streitsachen zwischen den Bürgern
und den Behörden, an der Spitze der Conseil d’État.
 den ordentlichen Gerichten (Zivilrecht und Strafrecht) für die Streitsachen zwischen den
Bürgern sowie für Strafverfahren.
Daneben gibt es ein Verfassungsgericht (Conseil constitutionnel).
Die Straftaten werden je nach Verbrechensart der Zuständigkeit einem der drei folgenden
Gerichte zugeordnet:

 Tribunal de police — Ordnungswidrigkeiten


 Tribunal correctionnel — Vergehen
 Cour d’assises — Verbrechen
Die Ermittlungsarbeit wird im Gegensatz zum deutschen System nicht von Staatsanwälten,
sondern von einem eigens dafür eingerichteten „tribunal d’instruction“ geleistet. Der Juge
d’instruction („Ermittlungsrichter“) eröffnet auf Antrag der Staatsanwaltschaft ein
Ermittlungsverfahren und erledigt die Ermittlungsarbeit sowohl für alle drei Strafgerichte erster
Instanz als auch für das Berufungsgericht in Strafsachen.[8]
https://de.wikipedia.org/wiki/Politisches_System_Frankreichs
Laut Verfassung vom 4. Oktober 1958 („Fünfte Republik“) ist Frankreich eine laizistische,
demokratische und soziale Republik mit einem gemischt präsidentiell-parlamentarischen
Regierungssystem. Frankreich ist traditionell zentralistisch organisiert.

Die zentrale Rolle nimmt der Staatspräsident ein: Er ist Staatsoberhaupt, Hüter der
Verfassung, Chef der Exekutive und oberster Befehlshaber der Streitkräfte. Diese Stellung
verpflichtet ihn zur Überparteilichkeit, auch wenn er als Politiker einer bestimmten politischen
Richtung angehört. Die Regierung, geführt vom Premierminister, ist vom Vertrauen des
Präsidenten abhängig. Sie ist dem Parlament verantwortlich.

Das Parlament besteht aus zwei Kammern: Nationalversammlung, mit 577 direkt gewählten
Abgeordneten, und Senat. Die 348 Senatoren werden indirekt von den Repräsentanten
der Departement- und Regionalversammlungen und den Gemeinderäten gewählt.

Die Parteien des Landes ordneten sich traditionell dem Lager der Linken oder der
(bürgerlichen) Rechten zu. Jenseits dieses Schemas positioniert sich die 2016 von
Staatspräsident Macron gegründete La République en marche. Der am rechten Spektrum
angesiedelte Rassemblement National (zuvor Front National) wurde bei den
Präsidentschaftswahlen 2017 zweitstärkste und bei den Europawahlen 2019 knapp vor La
République en marche mit fast einem Viertel der Stimmen stärkste Kraft.

Die nächsten Präsidentschafts- und Parlamentswahlen finden im Frühjahr 2022 statt. Im


ersten Halbjahr 2022 hat FRA auch die EU-Ratspräsidentschaft inne. Frankreich:
Politisches Porträt - Auswärtiges Amt (auswaertiges-amt.de)

Der Präsident der Republik


wird für 5 Jahre direkt (par suffrage universel direct) vom Volk gewählt
bildet zusammen mit der Regierung (le gouvernement) die Exekutive
bestimmt den Premier Ministre
ist gleichzeitig Präsident des Conseil des ministres
kann das Assemblé Nationale auflösen
kann ein Referendum einberufen
führt die Gesetze aus
besitzt außerordentliche Befugnisse im Notfall nach Art. 16 (pouvoirs exceptionnels en cas de crise)

Der Premierminister
wird vom Präsident der Republik bestimmt
Regierungsvorsitzender
bestimmt die Minister
muss sich vor dem Parlament verantwortlichen
Politisches System in Frankreich einfach erklärt (Referat) (freie-
referate.de)

Zur Geschichte Frankreichs


Um das politische System Frankreichs zu verstehen, ist es ratsam zuerst einen Blick auf die
geschichtliche Entwicklung zu werfen.

Schaubild 1: Überblick der geschichtlichen Entwicklung Frankreichs

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Monarchie in Frankreich von Hugo Capet bis Ludwig XVI. ( Ancien Régime )[2] war
durch ihre Stabilität und ihre politischen Institutionen gekennzeichnet. In den zehn
Jahrhunderten der Monarchie gab es keine geschriebene Verfassung, sondern lediglich eine
geringe Anzahl an Gesetzen sowie eine Fülle an gewohnheitsrechtlichen Normen. Der König
war Herrscher von Gottes Gnaden. Die gesetzgebende Gewalt lag alleine bei ihm und die
richterliche Gewalt wurde unter anderem von den parlements (höheren Gerichten) im Namen
des Königs ausgeübt. In schwierigen Zeiten konnte der König die Generalstände
(Zusammensetzung: Adel, Geistlichkeit und dem dritten Stand) ad hoc einberufen um z.B.
Steuererhöhungen zu beschließen. Trotz der enormen Macht des Königs herrschte nie eine
Tyrannei. Der Adel und die Geistlichkeit verfügten während der kompletten Monarchie über
Privilegien (z.B. Steuerfreiheit). Zeitungen und Bücher unterlagen der Zensur. Der
Katholizismus war die einzig anerkannte Religion. Weitgehende Unzufriedenheit beim Volk
erregte der Fakt, dass große Staatseinnahmen nur dem Unterhalt des Königshauses dienten.
Frankreich war zwar eine zentralistische Monarchie, aber noch lange nicht ein einheitliches
Land. Es gab 39 Provinzen, mehrere Binnenzollgrenzen, eine mangelnde Einheit von Maßen
und Gewichten, drei verschiedene Steuersysteme, zwei Rechtssysteme... und 1789 sprachen
erst die Hälfte der Bürger französisch.

Im 18. Jahrhundert kamen auch in Frankreich die neuen kritischen Ideen der Aufklärer auf.
Die Gewaltenteilung, die Volkssouveränität, die Menschenrechte um nur einige zu nennen
stärkten das Selbstvertrauen des Volkes. Das Verlangen nach einer Verfassung wurde immer
größer. Ein schwacher König sowie Wirtschafts- und Finanzkrisen waren ein guter Nährboden
und führten schlussendlich zur Revolution von 1789.

Die Konstitutionelle Monarchie[3]: Am 5. Mai 1789 berief Ludwig XVI. die Generalstände
ein. (Die letzte Einberufung der Generalstände lag 175 Jahre zurück.) Obwohl das
Hauptbegehren des Volkes eine Verfassung war, ging es dem König um die finanzielle
Misere seines Könighauses. Es kam zum Streit zwischen den Generalständen woraufhin sich
am 17.6.1789 der dritte Stand zur Nationalversammlung ernannte. Die Revolution war
eingeleitet. Nach und nach schlossen sich auch Mitglieder des ersten und zweiten Standes
der Nationalversammlung an. Durch die Anerkennung dieser neuen Situation durch Ludwig
XVI. war die konstitutionelle Monarchie nun offiziell. Noch im selben Jahr begann die
Nationalversammlung mit der Arbeit an der ersten französischen Verfassung. Die Präambel
der heutigen Verfassung nimmt noch immer ausdrücklich Bezug auf die „Erklärung der
Menschen- und Bürgerrechte“ (Déclaration des droits de l’homme et du citoyen ) von 1789
welche durch Lafayette angeregt wurden. Am 4. August 1789 hob die Nationalversammlung
alle Lasten und Privilegien des alten Feudalstaates auf, verkündete die Gleichheit aller Bürger
vor dem Gesetz und beschloss die Trennung der staatlichen Gewalten. Die alten königlichen
Gerichte und Partikulargerichte mussten einem einheitlichen Gerichtswesen weichen. Die
Binnenzölle wurden abgeschafft, einheitliche Maße und Gewichte wurden eingeführt. Das
Ancien Régime war definitiv Vergangenheit. Mit der Verabschiedung der Verfassung am 3.
September 1791 war die konstitutionelle Monarchie schlussendlich von allen Seiten
anerkannt. Die Dezentralisierung Frankreichs begann bereits mit der damaligen Verfassung,
welche das Land in départements, districts und Gemeinden aufteilte.

Etwa ein Jahr später, am 21. September 1792 trat eine neue Kammer, der „Nationalkonvent“
(La Convention Nationale) zusammen. Am ersten Tag seiner Arbeit rief er die I.
Republik[4] aus, setzte den König ab und lies ihn am 21. Januar 1793 hinrichten. Am 24.
Juni 1793 wurde bereits die zweite französische Verfassung, die „Jakobinische“ erlassen. In
ihr wurde das allgemeine Wahlrecht sowie der Volksentscheid für wichtigere Gesetze
eingeführt. Bezeichnenderweise gab es in der I. Republik kein Staatsoberhaupt, sondern die
Exekutive war ein Rat (Conseil) von 24 Mitgliedern. Auf Grund der schwierigen militärischen
und innenpolitischen Lage musste der Vollzug der Verfassung jedoch ausgesetzt werden. Die
Legislative und Exekutive wurde dem „Wohlfahrtsausschuss“ (Comité de salut public)
zugesprochen, welcher von Danton bzw. Robespierre beherrscht wurde. Frankreich war in
der Folgezeit der Schreckensherrschaft (la Terreur) der Jakobiner, des Revolutionstribunals
und des Pariser Pöbels ausgeliefert. Am 27. Juli 1794 wurde Robespierre verurteilt und der
Schreckensherrschaft ein Ende bereitet. Etwas mehr als ein Jahr später (am 22. Oktober
1795) trat die vom Volk gebilligte „Deriktorialverfassung“ in Kraft. Das von Montesquieu
hochgelobte Zweikammernsystem wurde hier eingeführt. Die Legislative war nun aufgeteilt in
den „Rat der Alten“ (le Conseil des Anciens) mit 250 Abgeordneten und den „Rat der
Fünfhundert“ (le Conseil des Cinq-Cents). Die Exekutive übte ein „Direktorium“ (Directoire)
von 5 Mitgliedern aus, welches vom Rat der Fünfhundert vorgeschlagen und vom Rat der
Alten gewählt wurde. Die Judikative (alle Richter) wurde vom Volk gewählt. Das
Gleichgewicht der politischen Kräfte war das Hauptbestreben dieser Verfassung. Aber auch
diese Verfassung hielt nicht lange. Am 9. November 1799 bereitete Napoleon Bonapart den
ständigen Auseinandersetzungen des Direktoriums mit den beiden Kammern durch einen
Staatsstreich ein gewaltsames Ende. Einen Monat später führte er die „Konsularverfassung“
ein. In ihr war festgelegt, dass die Legislative der Exekutive untergeordnet war. An der Spitze
der Exekutive stand der vom Volk auf 10 Jahre gewählte erste Konsul Napoleon. Durch ein
sehr ausgeklügeltes System schaffte es Napoleon (fast) Alleinherrscher zu sein. 1802 wurde
er zum Konsul auf Lebenszeit ernannt und 2 Jahre später wurde ihm durch eine
Volksabstimmung (3,5 Millionen Ja-Stimmen gegen 2500 Nein-Stimmen) die erbliche
Kaiserwürde zugesprochen. Die Große Revolution endete nun in einer absoluten
Militärmonarchie. Das Volk wurde autokratisch regiert und die Verfassung wurde nur so
eingehalten, wie es dem Kaiser beliebte. Da sich aber Napoleon als der große Vollstrecker
und Vollender der Revolution sah muss man das Revolutionszeitalter und das I.
Kaiserreich[5] als ein Ganzes betrachten. Die Regierungssysteme der vergangenen zehn
Jahre hatten sich als unfähig erwiesen, die Ideale von 1789 zu verwirklichen. Napoleon
übernahm die meisten Errungenschaften und verankerte sie im Alltag der Franzosen. Wäre er
nicht gewesen, so kann man davon ausgehen, dass die Errungenschaften der Französischen
Revolution von den übrigen monarchisch regierten Ländern in Europa beseitigt worden
wären. Einige dieser Errungenschaften waren:

- Der Grundsatz Liberté , Egalité, Fraternité


- Die Schaffung eines einheitlichen Gerichtswesen
- Der Grundsatz der Gewaltentrennung
- Reformansätze im Bildungswesen
- Die Zentralisierung der Macht
- Die Vereinheitlichung des Steuersystems

Aber auch der noch heute in Frankreich als Held gefeierte Napoleon musste 1814 den wieder
stark gewordenen Bourbonen[6] (=Königsgeschlecht) weichen. König Ludwig XVIII.
übernahm die Macht und führte die erste parlamentarische Verfassung ein.
Die Monarchie[7] war wieder zurück im Lande. Unter der Federführung Ludwig XVIII. wurde
das Volk relativ liberal regiert, aber sein Nachfolger Karl X. hielt die Zügel wesentlich straffer.
Als er 1830 die Presse- und Wahlfreiheit abschaffen, die Volksvertretung auflösen und statt
der direkten, die indirekte Wahl einführen wollte, brach die Julirevolution[8] aus. Zum ersten
Male konnte die Opposition mit legalen Mitteln gegen die Regierung kämpfen und nach drei
Revolutionstagen wurde Karl X. gestürzt. Abgelöst wurde er schlussendlich nicht (wie von
vielen erträumt) von der Republik, sondern von dem Bürgerkönig Ludwig-Philipp von Orléans.
In der Bevölkerung hatte sich jedoch der Grundsatz „Le roi règne et ne gouverne pas“ (Der
König herrscht und regiert nicht) breit gemacht. Wie auch schon Karl X. hielt sich auch
Ludwig-Philipp nicht an diesen Grundsatz und so kam es mitunter deshalb 1848 wieder zu
einer Revolution. Die wichtigste Errungenschaft der Verfassung der II. Republik[9] war die
Einführung des Wahlrechtes. 9 Millionen wahlberechtigte Franzosen waren aufgefordert zur
Wahl zu gehen. Auf Grund der in der Provinz überwiegenden Konservativen im Vergleich zu
den in Paris lebenden Progressiven kam der Neffe Napoleons I. Louis Napoleon im
Dezember 1848 an die Macht. Bereits drei Jahre später wagte er es das Spiel seines Onkels
zu wiederholen, indem er die Verfassung durch den Staatsstreich vom 2. Dezember 1851
beseitigte und zunächst eine autoritäre Republik errichtete. Ein Jahr später wurde ihm die
erbliche Kaiserwürde übertragen und der Schritt von der autoritären Republik zum II.
Kaiserreich[10] war am 7. November 1852 getan. Da auch bei ihm die Exekutive der
Legislative übergeordnet war hatte er unter anderem das alleinige Recht auf
Gesetzesinitiativen, das Recht auf Entscheidung über Krieg und Frieden sowie den
Oberbefehl über Heer und Flotte. Er wählte seine Minister selbst aus und auch die Mitglieder
des Staatrates ernannte er. Im Laufe seiner Amtszeit schwand jedoch seine Macht. So kam
es, dass der Staatsrat mehr Befugnisse zugesprochen bekam, z.B. Mitwirkung bei der
Verabschiedung des Staatshaushaltes. Des weiteren wurde die Presse- und die
Versammlungsfreiheit wieder hergestellt, sowie das Recht der Arbeiter zum Streik eingeführt
wurde. Im Mai 1870 wurde das parlamentarische System eingeführt. Von nun an hatten auch
die beiden Kammern das Recht zu Gesetzesinitiative. Das parlamentarische System hatte
sich zwar als überlebensfähig erwiesen, aber die geschehenen Veränderungen kamen zu
spät. Am 2. September 1870 wurde Napoleon III. (wie er sich nun nannte) im deutsch-
französischen Krieg (Schlacht von Sedan) gefangengenommen und das Kaisertum brach
zusammen. Nur zwei Tage später wurde zum dritten Male in der Geschichte Frankreichs die
Republik ausgerufen. Nachdem das Land drei Jahre von einer Übergangsregierung geführt
wurde, standen im Jahre 1873 alle Weichen wieder Richtung Monarchie. Das einzige
Problem waren zwei Thronprätendenten (Graf von Chambord, ein Enkel von Karl 10. und der
Graf von Paris, ein Enkel Ludwig-Philipps), welche keinen Zentimeter von Ihrer Einstellung
wichen. Der Nationalversammlung musste eine Entscheidung treffen und um mehr Zeit zu
bekommen wurde die Amtszeit des amtierenden Präsidenten Mac-Mahon um 7 Jahre
verlängert. (Die heutige Amtszeit des Präsidenten beträgt ebenfalls 7 Jahre und ist auf den
damaligen Beschluss zurückzuführen). Gedacht war diese Lösung eigentlich nur als
Überbrückung bis sich die Prätendenten einigen konnten, aber im Nachhinein betrachtet war
es ein großer Schritt hin zur III. Republik[11]. Man kann hier von der Ironie des Schicksals
sprechen, denn genau zu dem Zeitpunkt, als keiner an eine Republik dachte, wurde der
Grundstein gelegt, für die am längsten anhaltende (70 Jahre) Republik. Es gab zwar in den
darauffolgenden Jahren einige Versuche die Republik zu stürzen. Keiner der Versuche
gelang jedoch. 1875 trat die Verfassung in Kraft, welche zuerst durch ihre Kürze bestechend
war. Sie enthielt beispielsweise keinerlei Erklärung über die Grundrechte und Grundfreiheiten.
Erst später wurde die Pressefreiheit, die Versammlungsfreiheit, die Vereinigungsfreiheit und
die Gewissensfreiheit hinzugefügt. Die Verfassung erwies sich jedoch als äußerst flexibel und
anpassungsfähig. Des Weiteren enthielt die Verfassung, dass das Parlament (vom Volk
gewählt) aus der Abgeordnetenkammer (Chambre des Députés) und dem Senat (Sénat)
bestand. Beide Kammern wählten gemeinsam den Präsidenten. Auf Grund schlechter
Erfahrung (Napoleon III.) wurde der Präsident nun nicht mehr vom Volk direkt gewählt. Seine
Amtszeit betrug wie erwähnt sieben Jahre, wobei seine Hauptaufgabe die Ernennung der
Regierung war. Die Macht allerdings hatte in der III. Republik der Ministerpräsident. Die
Regierung hatte damals Kollegialcharakter, d.h. es konnte kein Minister einzeln zurücktreten,
sondern die gesamte Regierung musste geschlossen zurücktreten. Die führte zu insgesamt
95 Regierungen in der III. Republik. Einige der wichtigsten Errungenschaften dieser Zeit
waren: Das Prinzip der Volkssouveränität und das allgemeine Wahlrecht, die Ergänzung des
Artikel 8 des Verfassungsgesetzes von 1875: „Die republikanische Staatsform kann nicht
mehr Gegenstand eines Antrages auf Verfassungsänderung sein.“. Eine Rückkehr zur
Monarchie war rein staatsrechtlich nicht mehr möglich. Weiterhin wurde der 14. Juli als
Nationalfeiertag erklärt (zur Erinnerung auf den Sturm der Bastille), die Marseillaise wurde die
Nationalhymne, die Trennung von Kirche und Staat wurde vollzogen und das noch heute
geltende Verbot der Unterhaltung von Schulen durch geistliche Institutionen. Nicht zu
vergessen sind auch Fortschritte in der Sozialpolitik. Vor allem aber hat sich bis heute die
demokratisch-parlamentarische Regierungsform fest verankert. Das
politische System Frankreichs - GRIN
DAS FRANZÖSISCHE REGIERUNGSSYSEM Die laut ihrer
Verfassung vom 4. Oktober 1958 unteilbare, laizistische, demokratische und soziale
Französische Republik basiert wie nur wenige Länder in Europa auf einem
semipräsidentiellen Regierungssystem. Dies bedeutet, dass neben den Grundzügen des
Parlamentarismus auch Merkmale eines präsidialen Systems zu finden sind. Dieses
präsidiale System zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass das jeweilige Staatsoberhaupt
direkt vom Volk also unabhängig von der politischen Zusammensetzung des Parlaments
gewählt wird. Semipräsidentiell bedeutet, etwa im Falle Frankreichs, dass der ebenfalls
politisch handelnde Regierungschef dem Parlament Rechenschaft schuldig ist und von
diesem abberufen werden kann. Der Staatspräsident ernennt den Premierminister
(Regierungschef), der die Minister vorschlägt, die dann die Regierung stellen. Diese werden
daraufhin vom Präsident ernannt. Dem Präsidenten kommen in seinem Amt wichtige
Funktionen zu. Er hat als Oberbefehlshaber zum Beispiel die Macht über den Einsatz von
nuklearen Waffen zu entscheiden, eine Volksabstimmung zu initiieren und hat im Fall eines
Staatsnotstandes die umfassende Alleinentscheidung. Der Präsident hat gegenüber
Gesetzesbeschlüssen des Parlaments ein Veto-Recht und kann die Nationalversammlung
auflösen. Im Gegensatz zum Regierungssystem der Bundesrepublik hat die französische
Exekutive (ausführende Gewalt) zwei Organe: den Staatspräsidenten und die Regierung
mitsamt dem Ministerpräsidenten. Die Gründe dafür, warum dies in Deutschland seit 1949
stets vermieden wurde, liegen in der deutschen Geschichte begründet

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_Deutschland_und_Frankreich.pdf

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