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Arbeitsrecht kompakt

Lerneinheit A 1 Grundbegriffe und Definitionen Stand des Dokumentes: 01.08.2021


Einordnung
Arbeits- und Sozialversicherungsrecht kompakt
01 A 1 Grundbegriffe und Definitionen

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03
04
05
Ihr Dozent:
06 RA Anton Leinauer
07 Fachanwalt für
Arbeits- und
Sozialversicherungsrecht
08
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Der Arbeitsvertrag
Gesetzliche Grundlagen:
BGB; NachweisG
Der Arbeitsvertrag im Sinne des § 611 a BGB ist
eine Unterform des Dienstvertrages im Sinne
des § 611 BGB.
Arbeitnehmer (AN) ist dabei, wer
weisungsabhängig, fremdbestimmt Arbeit,
also Dienste in persönlicher Abhängigkeit leistet.
Die Weisungsbefugnis des Arbeitgebers (AG)
bezieht sich dabei auf Inhalt, Ausführung, Ort,
Art und Weise, Zeit der zu leistenden Arbeit.

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Der Arbeitsvertrag

Der Abschluss eines Arbeitsvertrages ist im


Wesentlichen formfrei, also auch mündlich
möglich.
Um den AN zu schützen, hat der Gesetzgeber
das NachweisG erlassen. Dieses verpflichtet
den AG, die wesentlichen Vertrags-
bedingungen schriftlich zu fixieren, zu
unterzeichnen und dem AN auszuhändigen,
damit dieser in der Lage ist, arbeitsrechtliche
Forderungen bessern nachzuweisen.

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Der Arbeitsvertrag
MERKE:
Auch wenn der AG den Verpflichtungen des
NachweisG nicht nachkommt, liegt weiterhin
ein gültiges Arbeitsverhältnis vor!

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Der Arbeitsvertrag
Nachfolgend die wesentlichen Vertragsbedingungen, die der Gesetzgeber als Mindestinhalt
ansieht. Diese sind in § 2 NachweisG geregelt:
Nr. 1: Vorhersehbare Dauer bei befristeten Arbeitsverhältnissen (kann bei unbefristeten Arbeitsverhältnissen
entfallen).

Arbeitsort oder die Möglichkeit, diesen frei wählen zu können. Ein AG sollte das so abstrakt wie möglich
Nr. 2: bezeichnen. Er sollte auch andere Arbeitsorte aufnehmen. Am besten für ihn, er nennt „alle Filialen in
Deutschland“. Aus AN-Sicht wäre es besser, die Nr. 4 so konkret wie möglich zu halten

Nr. 3: Dauer der Probezeit, wenn eine solche vereinbart wurde.

Nr. 4: Vergütung von Überstunden, Zuschlägen etc.

Nr. 5: Art und Fälligkeit der Auszahlung von Lohn und Gehalt.

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Der Arbeitsvertrag

Nr. 6: Vereinbarte Ruhepausen und Ruhezeiten.

Nr. 7: Im Falle von Schichtarbeit: Schichtrhythmus und Voraussetzungen für Schichtänderungen.

Nr. 8: Wesentliche Details im Falle von Arbeit auf Abruf wie Zeitfenster, in denen das Unternehmen die
Arbeitsleistung abrufen kann.

Nr. 9: Möglichkeit zur Anordnung von Überstunden und die Voraussetzungen hierfür.

Nr.10: Gegebenenfalls Anspruch auf Fortbildung gegen den Arbeitgeber.

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NachweisG
• Nr. 11: Name und Anschrift des Versorgungsträgers der betrieblichen
Altersversorgung, sofern eine solche besteht.
• Nr. 12: Verfahren bei einer Kündigung: Arbeitgebende müssen
Mitarbeiter*innen mindestens über das Schriftformerfordernis sowie die
gesetzlichen, tarif- oder einzelvertraglichen Kündigungsfristen
informieren. Hinzu kommt: Es bedarf auch eines Hinweises auf die
dreiwöchige Frist, um gemäß § 4 KSchG eine Kündigungsschutzklage zu
erheben.
• Nr. 13: Hinweis auf anwendbare Tarifverträge, Betriebsvereinbarungen.

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Prinzipien des Arbeitsrechts
1. OHNE ARBEIT KEIN LOHN
Dieses Prinzip besagt, dass der AN
Lohnansprüche nur dann hat, wenn er auch
tatsächlich gearbeitet hat. Ausnahmen hierzu
sind: Urlaub, Krankheit, Betriebsratstätigkeit,
Annahmeverzug des AG.

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Prinzipien des Arbeitsrechts
2. ERST ARBEIT, dann LOHN
Dieses Prinzip besagt, dass der AN
vorleistungspflichtig ist (§ 614 BGB).
Anders als der Beamte, der im Übrigen nicht
dem Arbeitsrecht unterliegt, entsteht
beispielsweise der Anspruch auf
den Lohn für Januar erst im Februar.

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Prinzipien des Arbeitsrechts
3. ERFOLG ist NICHT geschuldet
Dieses Prinzip besagt,
dass das Arbeitsvertragsrecht
keine Gewährleistung kennt.
Auch schlechte Arbeit muss entlohnt
werden.

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Prinzipien des Arbeitsrechts
4. FAKTISCHES ARBEITSVERHÄLTNIS
Ist ein Arbeitsvertrag unwirksam und
hat ein AN im schutzwürdigen Vertrauen auf
die Wirksamkeit eines Arbeitsvertrages
tatsächlich (also faktisch) gearbeitet,
so wird er für die Vergangenheit entlohnt.
Ein Anspruch auf Fortsetzung
des Arbeitsverhältnisses besteht aber nicht!

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Rechte und Pflichten des AN
Rechte des AN

Recht auf Recht auf


1
Beschäftigung 4 Arbeitszeugnis 4

Recht auf Rechte des Recht auf


2 5
Entlohnung Arbeitnehmers Fürsorge

Recht auf Recht auf


3 Lohnfortzahlung 6
Urlaub bei Krankheit

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Rechte und Pflichten des AN
Rechte des AN
1. Recht auf Beschäftigung

• Der AG hat Arbeit zu „haben“.


• Widrigenfalls muss trotzdem entlohnt werden.
• Er trägt das wirtschaftliche Risiko.

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Rechte und Pflichten des AN
Rechte des AN
2. Recht auf Entlohnung
• Als Untergrenze fungiert der Mindestlohn von
€ 10,45 brutto (seit 1.7.22; ab dem 1.10.22 dann € 12,00)
Merke: Der Mindestlohn gilt nicht für Azubis und auch
nicht für Jugendliche ohne abgeschlossene
Berufsausbildung.
• Man unterscheidet ferner Stundenlohn und Gehalt.
• Bei Stundenlohn wird jede Stunde entlohnt.
Überstunden werden nur dann entlohnt, wenn der AN
darlegen und beweisen kann, dass diese angeordnet und
auch geleistet wurden.
• Bei einem Gehalt ist ein Festbetrag geschuldet.
• Dieser umfasst auch Überstunden.
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Rechte und Pflichten des AN
Rechte des AN
3. Recht auf Urlaub:

• Siehe hierzu die Lerneinheit Urlaub

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Rechte und Pflichten des AN
Rechte des AN
4. Recht auf Arbeitszeugnis (§ 630 BGB; § 109 GewO)

• Einen solchen Anspruch hat der AN nur bei


Beendigung des Arbeitsverhältnisses.
• Ein einfaches Zeugnis (nur Art und Dauer
der Tätigkeit) ist dem AN automatisch
binnen 3 Tagen nach dem Ende
des Arbeitsverhältnisses zu erstellen.
• Ein qualifiziertes Zeugnis (Beschreibung
der Tätigkeit, Beurteilung von Leistung und
Verhalten) muss der AN verlangen.
• Der AG hat dies binnen 3 Wochen (h.M.) nach
dem Ende des Arbeitsverhältnisses zu erstellen.

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Rechte und Pflichten des AN
Rechte des AN
4. Recht auf Arbeitszeugnis (§ 630 BGB; § 109 GewO)

• Ein Zeugnis muss stets wahr und wohlwollend


formuliert sein.
• Der Wohlwollensgrundsatz, entwickelt von
der Rechtsprechung, besagt, dass der weitere
berufliche Werdegang nicht erschwert werden darf.
• Dies führt in der Praxis dazu, dass negative
Vorkommnisse zwar erwähnt, aber in wohlwollender
Weise umschrieben werden müssen.
• Dies hat zu einer „Zeugnisgeheimsprache“ geführt.
Ein Anspruch auf Zwischenzeugnis besteht,
wenn der AN sich bei einem anderen AG bewerben will.
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Rechte und Pflichten des AN
Rechte des AN
4. Recht auf Fürsorge

• Der AG schuldet die Einhaltung aller


Arbeitsschutzbestimmungen.
• Insbesondere schützt ihn das ArbZG
vor zu viel Arbeit.
• Daneben ist der AG verpflichtet,
Sicherheitsbeauftragte, Fachkräfte für
Arbeitsschutz und -sicherheit sowie einen
Betriebsarzt zu bestellen.

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Rechte und Pflichten des AN
Rechte des AN
6. Recht auf Lohnfortzahlung bei Krankheit

• Siehe die Lerneinheit B 2 Lohnfortzahlung

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Rechte und Pflichten des AN
Pflichten des AN

Arbeitspflicht Gehorsamspflicht

Sorgfaltspflicht Treuepflicht

Anzeige- und
Loyalität
Nachweispflicht bei Krankheit

Verschwiegenheit

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Rechte und Pflichten des AN
Pflichten des AN
1. Arbeitspflicht

• Der AN hat zu arbeiten (ohne Arbeit kein Lohn).


• Er schuldet jedoch keinen Erfolg.
• Auch schlechte Arbeit ist zu bezahlen
(Es stellt sich die Frage, wie lange!).
• Er hat die Arbeit höchstpersönlich zu entrichten
(er darf keinen Vertreter entsenden).

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Rechte und Pflichten des AN
Pflichten des AN
2. Gehorsamspflicht

• Der AN hat die Weisungen des AG zu


befolgen, was Art und Weise der konkret
zu verrichtenden Tätigkeit anbelangt.
• Die Grenze hierzu ist die Beschreibung
der Tätigkeit im Arbeitsvertrag.

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Rechte und Pflichten des AN
Pflichten des AN
3. Sorgfaltspflicht

• Der AN hat sorgfältig zu arbeiten.


• Er hat mit Maschinen, Werkzeug und
Arbeitsmaterial sorgsam umzugehen.
• Er hat dem AG unverzüglich Schäden und
Defekte zu melden.

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Rechte und Pflichten des AN
Pflichten des AN
4. Treuepflicht

• Nebentätigkeiten sind dem AG anzuzeigen.


• Ob er sie dann verbieten darf, ist eine andere
Frage.
Verbieten darf er sie dann, wenn sie für
die direkte Konkurrenz erfolgt oder wenn
der AN die Höchstarbeitszeiten
des ArbZG überschreitet.

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Rechte und Pflichten des AN
Pflichtendes AN
5. Loyalität

• Überstunden in Notsituationen

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Rechte und Pflichten des AN
Pflichten des AN
6. Anzeige- und Nachweispflicht bei Krankheit

• Siehe hierzu die Lerneinheit B 2

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Rechte und Pflichten des AN
Pflichten des AN
7. Verschwiegenheit

• Diese Pflicht kann auch nach Beendigung


des Arbeitsverhältnisses bestehen!

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Die Arbeitsgerichtsbarkeit
Streitigkeiten zwischen AG und AN, ebenso zwischen Gewerkschaften und
AG-Verbänden sind arbeitsrechtlicher Natur.
Hierfür stehen folgende Gerichte zur Verfügung, § 1 ArbGG:
Bundesarbeitsgericht
(3. Instanz)

Landesarbeitsgericht
(2. Instanz)

Arbeitsgericht
(1. Instanz)

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