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Karriere-Ratgeber 8.

Primar- und Sekundarschulen


sowie Gymnasium
Privatschulen in der Schweiz
Dieser Ratgeber befasst sich mit den verschiedenen Arten und Ausrichtungen von Schweizer Schulen
in privater Trägerschaft. Er räumt mit den oftmals negativ behafteten Vorurteilen gegenüber Privat-
schulen auf und hilft Ihnen – unter anderem mit praktischen Checklisten – die richtige Einrichtung für
Ihr Kind zu finden. Am Schluss dieses Ratgebers erhalten Sie ausserdem einen Überblick über das
Schweizer Bildungssystem (Bildungsbereiche und -stufen, Zulassungsbedingungen, Anerkennung von
Diplomen usw.).
Karriere-Ratgeber: Privatschulen im Bereich Primarschule, Oberstufe und Gymnasium

Inhaltsverzeichnis

1. Einführung Privatschulen..................................................................................................................................5
1.1 Was versteht man unter einer Privatschule..........................................................................................5
1.2. Qualitätssicherung und staatliche Aufsicht ..........................................................................................5
1.3 Welche Arten von Privatschulen gibt es?..............................................................................................6
1.4 Weshalb eine Privatschule?....................................................................................................................7
1.5 Was kostet der Besuch einer Privatschule?...........................................................................................8

2. Übersicht: Privatschulen in der Schweiz..........................................................................................................9

3. Die Konzepte der wichtigsten Privatschulen in der Schweiz........................................................................ 11


3.1. Konfessionelle Privatschulen............................................................................................................... 11
3.2. Rudolf-Steiner-Schulen.........................................................................................................................12
3.3. Montessori-Schulen.............................................................................................................................. 14
3.4. Bilinguale Schulen.................................................................................................................................15
3.5. Englische Mittelschulen für schweizerische Jugendliche...................................................................16
3.6. Internationale Schulen..........................................................................................................................18
3.7. Lernförderung und Begabtenförderung.............................................................................................. 19

4. Unterbringung in einem Internat...................................................................................................................20


4.1 Gründe für ein Internat.........................................................................................................................20
4.2 Faktoren bei der Entscheidung für ein Internat..................................................................................20
4.3 Vor- und Nachteile eines Internats.......................................................................................................20

5. Das Schweizer Bildungssystem......................................................................................................................23


5.1. Gegenstand und Akteure......................................................................................................................23
5.2. Bildungsstufen und Bildungsbereiche.................................................................................................23
5.2.1. Primarstufe und Sekundarstufe I.............................................................................................24
5.2.2. Sekundarstufe II (Lehre, Mittelschulen)...................................................................................24
5.2.3. Tertiärstufe und nichtformale, berufsbezogene Weiterbildung.............................................25
5.3. Anerkennung von Abschlüssen und Titeln.........................................................................................25
5.3.1. Eidgenössisch anerkannte Abschlüsse und ihre Merkmale..................................................25
5.3.2. Abschlüsse mit Institutionsanerkennung, Verbandsanerkennung oder...............................27
ohne Anerkennung
5.4. Anschlussfähig, durchlässig und integrativ........................................................................................27
5.5. Link zu weiteren Informationen...........................................................................................................27

6. Nachholbildung für Erwachsene auf Sekundarstufe I und II........................................................................28


6.1. Regulären Schulabschluss nachholen.................................................................................................28
6.1.1. Sekundarschulabschluss..........................................................................................................28
6.1.2. Gymnasiale Matura oder Berufsmaturität..............................................................................28
6.2. Lehrabschluss EFZ oder EBA nachholen.............................................................................................29
6.2.1. Direkt zur Abschlussprüfung....................................................................................................29
6.2.2. Validierung von Bildungsleistungen.......................................................................................29
6.2.3. Verkürzte betriebliche Lehre.....................................................................................................29
6.2.4. Lehre auf schulischem Weg (SOG)..........................................................................................29

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Karriere-Ratgeber: Privatschulen in den Bereichen Primar- und Sekundarschule sowie Gymnasium

7. Tertiärstufe und nichtformale Weiterbildung: Abschlüsse und Zulassungsbedingungen.........................30


7.1. Nichtformale Weiterbildungen.............................................................................................................30
7.2. Formale Weiterbildung: Höhere Berufsbildung..................................................................................30
7.2.1. Berufsprüfung BP und Höhere Fachprüfung HFP...................................................................30
7.2.2. Höhere Fachschulen HF............................................................................................................32
7.2.3. Unterschiede zwischen BP / HFP und HF................................................................................33
7.3. Hochschulen...........................................................................................................................................33
7.3.1. Die Hochschullandschaft Schweiz............................................................................................33
7.3.2. Bachelor- und Master-Studiengänge.......................................................................................33
7.3.3. PhD (Doktorat)...........................................................................................................................35
7.3.4. Unterschiede zwischen Höheren Fachschulen und Fachhochschulen .................................35
7.3.5. Unterschiede zwischen Fachhochschulen und universitären Hochschulen.........................35
7.3.6. Nachdiplomstudiengänge: MAS, DAS, CAS...........................................................................36

Text: Content-Team Modula AG, ergänzt durch: Robin Hull, lic.phil. Dip. RSA
Redaktionelle Leitung: Stefan Schmidlin, Modula AG
Quellen: Website des schweizerischen Sekretariats für Bildung, Forschung und Innovation SBFI
(www.sbfi.admin.ch/sbfi/de/home.html), Website www.berufsberatung.ch (offizielles schweizerisches
Informationsportal der Studien-, Berufs- und Laufbahnberatung) sowie Websites und anderweitige
Informationen der Berufsverbände und Bildungsanbieter.
Letzte Aktualisierung: November 2021

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Karriere-Ratgeber: Privatschulen in den Bereichen Primar- und Sekundarschule sowie Gymnasium

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Karriere-Ratgeber: Privatschulen im Bereich Primarschule, Oberstufe und Gymnasium

 Einführung Privatschulen

1. Einführung Privatschulen

Die Rolle der Privatschulen in der Schweiz hat sich in  Primarschulen


den letzten Jahren grundlegend verändert. Waren  Sekundarschulen
sie früher vermehrt ein Sammelbecken für Kinder  Gymnasien
und Jugendliche mit Lernschwierigkeiten und Leis-
tungsschwächen, werden sie heute immer mehr als Informationen zu privaten Hochschulen entnehmen
eine attraktive Alternative zu den Staatsschulen Sie bitte dem Ratgeber «Aus- und Weiterbildung an
wahrgenommen. Während die Lehrkräfte der Staats- Schweizer Fachhochschulen».
chulen gemäss den Medien mit erhöhten administ-
rativen Pflichten, grösseren Klassen, der Integration Privatschulen unterscheiden sich in mindestens
von Sonderschülern und den Folgen der Migration ­einem der folgenden Punkte von einer öffentlichen
zu kämpfen haben, bieten Privatschulen ein gutes Schule:
Umfeld, häufig mit kleineren Klassen und eine inten-
sivere und individuellere Betreuung, eine Schul­  Schulstoff
verpflegung, eine bessere Infrastruktur und sie ori-  Unterrichtssprache (z. B. bilinguale Schule)
entieren sich – beispielsweise mit einem bilingualen  Weltanschauung (z. B. Rudolf-Steiner-Schulen)
oder englischen Programm – stärker an den Bedürf-  Unterrichtsmethodik (z. B. individuelles Lernen,
nissen der Gesellschaft. Montessori usw.)
 Massgeschneiderte Bildung, individualisiertes Pro­
Privatschulen in der Schweiz sind deshalb am Boo- gramm
men. Gemäss Angaben des Bundesamt für Statistik  Konfession (z. B. Katholische Schulen)
ist die Anzahl Privatschulen zwischen 2010/2011 und  Umfeld (z. B. Klassengrösse, Betreuung)
2019/2020 zwischen rund 86 Prozent (Stufe  Infrastruktur (z. B. Internat)
Primar+Sek I, nicht subventioniert, ohne Sonder-  Internationale Abschlüsse (z. B. A-Levels oder IB)
schulen) und knapp 14 Prozent (Sekundarstufe II ,  Herkunft der Schüler (z. B. internationale Schu-
nicht subventioniert, Summe berufliche Grundbil- len)
dung und allgemeinbildende Ausbildungen) gestie-
gen. Im Kanton Zürich besuchten 2019/2020 von Sie können von öffentlicher Hand subventioniert
­insgesamt 304 281 Lernenden (Primarstufe, Sekun- werden, was meist jedoch nur mit Sonderschulen
darstufe I+II und Tertiärstufe) knapp 10 Prozent eine geschieht, die auch einen öffentlichen Auftrag zu er-
private Schule. Die regionalen Unterschiede können füllen haben. Über die Subventionierung entschei-
aber stark variieren. Trotz dieser Trends geht die den die einzelnen Kantone. Im Gegensatz zur staatli-
überwiegende Mehrheit der Kinder und Jugendli- chen Schule, deren Besuch laut Bundesgesetz
chen in der Schweiz nach wie vor an eine öffentliche unabhängig vom aufenthaltsrechtlichen Status un-
Schule; Privatschulen ergänzen das Angebot. So be- entgeltlich gewährt werden muss, können private
sucht schweizweit «nur» rund jedes zwanzigste Kind Einrichtungen Schulgelder erheben. Auch steht es
eine Privatschule. Es ist allerdings davon auszuge- ihnen frei, ihre Schüler/innen anhand eigener Krite-
hen, dass der Andrang bei Privatschulen weiterhin rien zu selektionieren.
zunehmen wird.

1.2. Qualitätssicherung und staatliche Aufsicht


1.1 Was versteht man unter einer Privatschule
Private Kindergärten, Primarschulen, Sekundar-
Eine Privatschule ist eine Einrichtung mit privater schulen und Langzeitgymnasien mit schweizerischer
Trägerschaft, die Schulbildung auf verschiedenen Hausmatura oder Maturitätsprüfung brauchen eine
Stufen vermittelt. Die Träger können kirchliche In­ Bewilligung von einer kantonalen Instanz (meistens
stitutionen, Vereine, Stiftungen, Gewerkschaften, Regierungs- oder Erziehungsrat), da sie Kinder und
­Privatpersonen und sonstige Gesellschaften sein. Es Jugendliche während der obligatorischen Schulzeit
gibt private betreuen. Privatschulen, die erst nach der obligatori-
schen Schulzeit beginnen, werden je nach Kanton
 Kinderkrippen und Vorschulen weniger intensiv oder gar nicht beaufsichtigt (z. B.
 Kindergärten 10. Schuljahr).

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Karriere-Ratgeber: Privatschulen im Bereich Primarschule, Oberstufe und Gymnasium

 Einführung Privatschulen

Bei der Wahl einer Privatschule empfiehlt es sich, 61 Schulen, Stand: November 2021) sowie ein loses
die Informationen der Privatschulverbände zu be- Netzwerk mit Schulen mit evangelischer Trägerschaft
achten. Der Verband der Schweizerischen Privat- (ca. 19 Schulen, Stand: November 2021).
schulen VSP, dem 240 Schulen angehören (Stand:
November 2021), unterzieht neue Mitglieder einer
Qualitätsprüfung , die mehrere Bedingungen bein- 1.3 Welche Arten von Privatschulen gibt es?
haltet. Eine davon lautet, dass die antragsstellende
Privatschule bereits mindestens zwei Jahre beste- Schulen in privater Trägerschaft unterscheiden sich
hen muss, bevor sie aufgenommen werden kann. grösstenteils durch ihre Ausrichtung: Es gibt kirch­
liche Schulen (katholische, evangelische oder jüdi-
Im Jahr 2006 hat der VSP das Privatschulregister sche), Schulen mit besonderen pädagogischen
Schweiz ins Leben gerufen. Dieses soll die Qualitäts- Konzepten (z. B. Rudolf-Steiner-Schulen, Montes-
­
sicherung gewährleisten und den darin eingetrage- sori-Schulen), bilinguale oder englische Schulen für
nen Schulen Seriosität und Vertrauenswürdigkeit Schweizer und internationale Schulen. Auch gibt es
bescheinigen. Auch soll die Stiftung als Anlauf- und Privatschulen, die sich in der Art des Unterrichts
Auskunftsstelle für Interessenten/-innen dienen. Ak- kaum von den öffentlichen Schulen unterscheiden,
tuell haben 47 Schulen den Weg in das Register ge- meist jedoch stärker auf Lernförderung und -erfolg
funden (Stand: November 2021). In grös­seren Kan- ausgerichtet sind. Letztlich gibt es eine Reihe von
tonen gibt es kantonale Privatschulverbände, wie privaten Sonderschulen, die ein Sammelbecken für
den Verband Zürcher Privatschulen VZP, welche nach Verhaltensauffällige und für Schüler/innen mit
den Richtlinien des VSP funktionieren und deren ­Konzentrationsstörungen und anderen Lernschwie-
Mitglieder ebenfalls einer Qualitätsprüfung unterzo- rigkeiten bilden. Es ist für Eltern deshalb mass­
gen werden. Zudem gibt es im Bereich Privatschu- geblich, bei der Wahl einer Privatschule zu klären, ob
len weitere Vereinigungen wie der Verband Katholi- sie beispielsweise primär Begabte fördert oder
sche Schulen Schweiz (ca. 44 Schulen, Stand: Sonderschüler betreut. Mehr Informationen über
­
November 2021), die Arbeitsgemeinschaft der Ru- die verschiedenen Arten von Schulen in privater Trä-
dolf-Steiner-Schulen (ca. 31 Schulen, Stand: Novem- gerschaft finden Sie in Kapitel zwei dieses Rat­
ber 2021), die Assoziation Montessori Schweiz (ca. gebers.

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Karriere-Ratgeber: Privatschulen in den Bereichen Primar- und Sekundarschule sowie Gymnasium

 Einführung Privatschulen

1.4 Weshalb eine Privatschule? eine Berufslaufbahn. Dieser Trend wird auch durch
die Eröffnung privater zweisprachiger Handels­
Die Gründe, weshalb Eltern für ihre Kinder eine pri- schulen bekräftigt. Englische Kurzzeitgymnasien
vate Schule wählen, sind vielseitig: unterrichten schweizerische Jugendliche in allen Fä-
chern auf Englisch.
Besseres Umfeld
Internationale Abschlüsse
Da die öffentliche Schulen Medienberichten zufolge
vermehrt mit Mobbing, Jugendgewalt, mit relativ Seit der Anerkennung internationaler Hochschul­
hohem Ausländeranteil (je nach Kanton und Schule) reifen (die britischen A-Levels, das International
sowie mit der Integration von ehemaligen Sonder- Baccalaureate (IB) und die amerikanischen APs)
­
schülern (Artikel 17 des VSG (rev. 2001)) konfron- durch die schweizerische Hochschulrektorenkonfe-
tiert sind, sehen sich immer mehr Eltern nach Privat­ renz (CRUS) erhält die schweizerische Matura Kon-
schulen um, wo das Umfeld mehr ihren kurrenz. Immer mehr Jugendliche, die zum Beispiel
­Vorstellungen und Bedürfnissen entspricht. Hierun- wegen leichter Lese- und Rechtschreibstörung (Leg-
ter werden in der Regel eine lernwillige Schüler- asthenie) oder einseitiger Begabung nicht ins klas­
schaft, ein respektvoller und kollegialer Umgang sische schweizerische Maturaschema passen, ent-
miteinander und eine gute, individuelle Betreuung scheiden sich für eine internationale Hochschulreife
verstanden. Die konfessionellen Schulen verdan- und g­ ehen an ein bilinguales und gar ein englisches
ken nicht zuletzt diesem Umstand eine rege Nach- Gymnasium.
frage.
Förderung von Hochbegabten
Förderung von motivierten Kindern, attraktiveres
Programm Hochbegabte können es an öffentlichen Schulen
manchmal schwer haben. Nicht selten werden Fälle
Immer häufiger steht die individuelle schulische von hochbegabten Kindern und Jugendlichen be-
Förderung motivierter Kinder im Vordergrund, die kannt, die in Prüfungen bewusst Fehler machen, um
an öffentlichen Schulen häufig zu kurz kommt. Der nicht dauernd mit Bestleistungen aufzufallen. Meist
sprunghafte Anstieg von bilingualen Vorschulen, langweilen sie sich im Unterricht. Es kann durchaus
Kindergärten, Primarschulen, Mittelschulen und eng­ vorkommen, dass sie vermehrt Opfer von Mobbing
lischen Gymnasien für schweizerische Jugendliche sind und von ihren Mitschülern/-innen ausgegrenzt
zeugt hiervon. werden. Dies kann zu schweren psychischen Störun-
gen führen. Für solche Schüler/innen bietet sich ein
Weltanschauung und Religion Übertritt an eine Privatschule an, die auf Hochbe-
gabte spezialisiert ist. Von Fall zu Fall erhalten ­Eltern
Nach wie vor suchen viele Eltern auch nach Schulen, hierbei finanzielle Unterstützung von den zuständi-
die sich in Bezug auf ihre Weltanschauung gen Stellen.
und auf ihre Methodik vom staatlichen Angebot
­unterscheiden. Die Spannweite reicht von den Stei- Intelligent, aber zu einseitig begabt
ner- und Montessorischulen bis zu konfessionellen
Schulen. Das schweizerische Maturasystem verlangt als ein-
zige Hochschulreife der Welt von allen Jugendlichen,
Bilingual oder Englisch dass sie höhere Algebra meistern, bevor sie an einer
Hochschule studieren dürfen. Damit haben bei-
Während die öffentlichen Schulen nur bilinguale spielsweise sprachlich Begabte, die sich mit Mathe-
Gymnasien anbieten, warten Privatschulen mit bi- matik schwer tun, schlechte Karten. Auch Schüler/
lingualen Vorschulen (Pre-Schools), Kindergärten, innen mit einer hohen Begabung in Mathematik und
Primarschulen, Sekundarschulen, Mittelschulen und Naturwissenschaften werden vom öffentlichen
Berufsschulen auf. Wer zweisprachig aufwächst und Gymnasium gewiesen, wenn sie in Französisch und
nebst einer Landessprache Englisch als zweite Mut- deutscher Literatur zu sehr abfallen. Die einseitige
tersprache in Wort und Schrift beherrscht, ist für ein Begabung wird Ende Primar- und Ende der Sekun-
Studium an einer schweizerischen Hochschule bes- darschule zu einem Problem, wenn es um den Gym-
ser vorbereitet und startet mit einem Vorsprung in nasiumübertritt geht. Noch akuter sind die Probleme

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Karriere-Ratgeber: Privatschulen in den Bereichen Primar- und Sekundarschule sowie Gymnasium

 Einführung Privatschulen

von Jugendlichen, die wegen ihrer Einseitigkeit das lische Kurzzeitgymnasien mit internationaler Hoch-
öffentliche Gymnasium verlassen müssen. Private schulreife, wo sie nach ihren schulischen Leistungen
Gymnasien bieten zwischenzeitlich ein Programm bewertet werden und bei der Rechtschreibung Kon-
mit internationaler Hochschulreife (A-Levels oder zessionen möglich sind.
IB), die einseitig Begabten wesentlich bessere Chan-
cen bieten. Sonderpädagogik

Scheue und verspielte Kinder sind willkommen Auch die privaten Sonderschulen und Schulen mit
massgeschneidertem Programm erfreuen sich stei-
Introvertierte und scheue Kinder können an öffent­ gender Nachfrage. Diese Schulen sind häufig auf
lichen Schulen vermehrt mit Mobbing und Gewalt Kinder und Jugendliche mit auffälligem Verhalten,
konfrontiert sein. Verspielte Kinder können wie- starkem Aufmerksamkeitsdefizit (ADS) und Hyper-
derum unter der «starren» Pädagogik öffentlicher aktivität (ADHS), sowie diversen anderen Lern-
Schulen leiden, was sich negativ auf ihre Lernmoti- schwierigkeiten spezialisiert.
vation auswirken kann. In Privatschulen mit alterna­
tiver Pädagogik wie auch in konfessionellen Schulen
sind sie gut aufgehoben. 1.5 Was kostet der Besuch einer Privatschule?

Chance für intelligente Legastheniker/innen Die Privatschulen in der Schweiz geniessen nicht
nur einen herausragenden Ruf weltweit sondern ge-
Legastheniker/-innen können an öffentlichen Primar- hören auch zu den teuersten der Welt. Die Schulge-
und Sekundarschulen oftmals Mühe haben. An ei- bühren sind entsprechend hoch und können von
nem öffentlichen schweizerischen Gymnasium sind Privatschule zu Privatschule variieren. Für den Be-
nach wie vor eine Seltenheit oder sind dann häufig such einer Tagesschule ist in der Regel je nach Klas-
auf zusätzliche Unterstützung, zum Beispiel mit ge- sengrösse, Didaktikmethoden, Infrastruktur, Lage,
zielten Förder- oder Nachhilfestunden, angewiesen. individuellem Betreuungsangebot und sonstigen
Sie mögen noch so intelligent und begabt sein, in Aktivitäten mit Kosten in der Höhe von 10 000 bis
der Schweiz werden Kinder und Jugendliche an ihrer 25 000 Franken pro Jahr zu rechnen. Viele Schulen
Rechtschreibung gemessen. Legastheniker/-innen bieten jedoch einen Rabatt bei Geschwistern an. Der
wenden sich deshalb häufig an private Primar- und Besuch eines Internats mit Unterbringung, Betreu-
Sekundarschulen mit alternativer Methodik oder ung und Verpflegung ist um einiges teurer: Hier
sonderpädago­gischer Ausrichtung. Mittlerweile gibt müssen Sie schon mit 35 000 bis 60 000 Franken und
es für intel­ligente Teenager mit Legasthenie eng­ mehr pro Jahr und Kind rechnen.

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Karriere-Ratgeber: Privatschulen im Bereich Primarschule, Oberstufe und Gymnasium

 Übersicht: Privatschulen in der Schweiz

2. Übersicht: Privatschulen in der Schweiz

Name Konzept/Schwerpunkt Aufnahmekriterien

 religiöse Ausrichtung
 Religionsunterricht obligatorisch
 katholische und jüdische Schulen
Katholische, werden teilweise als reine Mädchen-/
 religiöse Orientierung der Familie
evangelische und Knabenschulen geführt
 Engagement und Interesse der Eltern
jüdische Schulen  oft Ganztagesbetreuung
 charakterliche Förderung
 keine Jahrgangsmischung
 Noten

 Unterricht aller Fächer meist auf


Deutsch  Akzeptanz der pädagogischen Rich-
 basierend auf der Waldorfpädagogik tung Steiners
Rudolf-Steiner-
von Rudolf Steiner  Elternmitarbeit erwünscht
Schulen /
 Keine Noten in Unter- und Mittelstufe  für musisch und künstlerisch begabte
Waldorfschulen
 Antiautoritäre Erziehung Kinder und Jugendliche besonders
 Keine Jahrgangsmischung geeignet
 Epochalunterricht

 Altersgemischter Unterricht
 Förderung der Persönlichkeits­
 Akzeptanz der pädagogischen
Montessori- entwicklung, individuumzentriert
Richtung Maria Montessoris
Schulen  Verantwortung, Selbständigkeit
 Mitarbeit der Eltern erwünscht
 Es wird gelernt, Entscheidungen zu
treffen

 Unterricht in Deutsch und Englisch oder


seltener zwei schweizerischen Landes-
sprachen ab der Vorschule oder ab der
ersten Klasse bis zur schweize­rischen  Kinder und Jugendliche vornehmlich
Maturität, manchmal in Ver­bindung mit aus der Schweiz oder aus anderen
dem IB Ländern
 konfessionell neutral  Schüler müssen bei Eintritt in das
Bilinguale
 Ganztagesschule erste Primarschuljahr nicht zwei­
Schulen
 keine Jahrgangsmischung sprachig sein
 meist kein alternatives Lernkonzept,  Eintritt in höhere Schuljahre nur bei
Ausnahme: bilinguale Montessori- entsprechenden Sprachkenntnissen
Schulen (höher als an Staatsschulen üblich)
 Übertritt an schweizerische Schulen mit
Deutsch als Unterrichtssprache jederzeit
möglich

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Karriere-Ratgeber: Privatschulen in den Bereichen Primar- und Sekundarschule sowie Gymnasium

 Übersicht: Privatschulen in der Schweiz

Name Konzept/Schwerpunkt Aufnahmekriterien

 Unterricht aller Fächer in Englisch


 keine Jahrgangsmischung
 Eintritt ab der schweizerischen
 Ganztagesschule
Sekundarschule möglich
 konfessionell neutral
 Übertritt aus schweizerischem
 meist Kleinklassen
Gymnasium möglich
 Vorbereitung auf ein Studium an einer
 Schüler mit normalen Schulkenntnis-
Englische Mittel- Universität in der Schweiz oder im
sen der englischen Sprache können
schulen für englischsprachigen Ausland
aufgenommen werden
schweizerische  Deutschunterricht für Muttersprachige
 geeignet für intelligente Schüler aus
Jugendliche  weitere Fremdsprache nebst Englisch
der Schweiz oder aus dem Ausland,
meist obligatorisch
die nicht ins Schweizer Maturaschema
 Abschluss mit britischen A-Levels,
passen (z. B. einseitig begabt oder
Spezialisierung auf vier Schwerpunkt­
leichte Legasthenie)
fächer in den letzten beiden Jahren
vor Abschluss

 Unterricht aller Fächer in Englisch oder  Kinder und Jugendliche ausländischer


einer anderen Fremdsprache Familien, die in der Regel nicht mehr
 Keine Jahrgangsmischung als zwei bis drei Jahre in der Schweiz
 konfessionell neutral verbringen und sich kulturell nicht zu
 Deutschunterricht für Fremdsprachige sehr integrieren sollen
Internationale
 Ganztagesschule  Eintritt nur mit entsprechenden
Schulen
 Vorbereitung auf ein Studium primär Sprachkenntnissen
im Ausland  Für schweizerische Kinder und
 Übertritt an schweizerische Schulen nur Jugendliche in der Regel weniger
begrenzt möglich geeignet

 Unterricht aller Fächer meist auf


Deutsch  für durchschnittliche Schüler oder
Lernförderung  meist keine Jahrgangsmischung Schüler mit Teilschwächen geeignet,
und Begabten­  konfessionell neutral die mehr Förderung brauchen
förderung  keine alternative Methodik  Spezialschulen für Hochbegabte
 meist Ganztagesschule

 Unterricht aller Fächer meist auf  für verhaltensauffällige Schüler


Deutsch geeignet (z. B. hyperaktiv
 Konfessionell neutral  für Schüler mit starken Lernschwierig-
Sonderpäda­
 Meist Ganztagesschule keiten geeignet (z. B. ADS, Autismus)
gogische Schulen
 sonderpädagogisches Konzept  Für Schüler mit bestimmten Behinde-
 Kleinklassen rungen geeignet

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Karriere-Ratgeber: Privatschulen im Bereich Primarschule, Oberstufe und Gymnasium

 Die Konzepte der wichtigsten Privatschulen

3. Die Konzepte der wichtigsten Privatschulen in der Schweiz

3.1. Konfessionelle Privatschulen rungsbedürfnissen der Schüler/innen gerecht wer-


den will. Katholische und jüdische Einrichtungen
Die Philosophie bieten vereinzelt nur Mädchen- oder Jungenunter-
richt an. Als Aufnahmekriterien stehen oftmals die
Viele Privatschulen befinden sich unter kirchlicher religiösen Ansichten der Eltern sowie der persönli-
Trägerschaft. Sowohl katholische, evangelische als che Eindruck in einem Aufnahmegespräch im Vor-
auch jüdische Privatschulen wollen den Kindern und dergrund.
Jugendlichen religiöse Werte vermitteln. Deshalb ist
auch der Religionsunterricht in der Regel verpflich- Unterschiede zu staatlichen Schulen
tend. Die pädagogischen Ansätze der konfessionel-
len Schulen können aber durchaus unterschiedlich  religiöse Ausrichtung
sein. Nebst der Vermittlung von Werten und Zielen  Reine Mädchen-/Knabenschulen
steht meist ein Bildungsangebot im Zentrum, das möglich (katholische und jüdische
den individuellen Lern-, Entwicklungs- und Orientie- Einrichtungen)

Checkliste: Konfessionelle Privatschule, ja oder nein?

Wie wichtig ist Ihnen ... sehr es geht gar nicht

Erziehung im religiösen Glauben

Vermittlung der religiösen Kultur mit deren Feiertagen

Schulische Erziehung im Sinne des religiösen Menschenbilds

Die Vermittlung der Wertvorstellungen der katholischen, evangelischen


oder jüdischen Religionsgemeinschaft

Regelmässiger Religionsunterricht

Der regelmässige Besuch eines Gottesdienstes

Unterricht an einer reinen Jungen- oder Mädchenschule

Auswertung: Je häufiger Sie die Spalte «sehr» angekreuzt haben, desto mehr kommt für Sie und Ihr Kind
eine konfessionelle Privatschule in Frage. Um die passende Einrichtung zu finden, sollten sie die pädagogi-
schen Konzepte der verschiedenen Anbieter miteinander vergleichen und das Gespräch mit der jeweiligen
Schulleitung suchen. Denn trotz gleicher Ausrichtung kann die Auffassung und das Angebot zwischen einzel-
nen Schulen stark variieren.

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Karriere-Ratgeber: Privatschulen im Bereich Primarschule, Oberstufe und Gymnasium

 Die Konzepte der wichtigsten Privatschulen

3.2. Rudolf-Steiner-Schulen sive Wahrnehmung des inneren Seelen­lebens mit


sich bringt. Es entwickeln sich die intellektuellen
Die Philosophie Fähigkeiten, ausserdem formt sich die ­eigene Ur-
teilsbildung. Die Erziehung sollte jetzt auf Sach-
Die Rudolf-Steiner-Schulen, auch unter der Bezeich- lichkeit basieren.
nung «Waldorfschulen» bekannt, bedienen sich der  Schliesslich folgt der vierte Entwicklungsschritt ab
Waldorfpädagogik, die vom Österreicher Rudolf dem 21. Altersjahr. Gemäss Steiner ist zu diesem
Steiner (1861–1925) begründet wurde, basierend auf Zeitpunkt das «Ich» bereits voll entwickelt, wes-
der Grundlage der ebenfalls von ihm entwickelten halb nun in erster Linie die Selbsterziehung im
anthroposophischen Weltanschauung. Steiner ging Vordergrund steht.
davon aus, dass sich der Mensch in verschiedene
«Wesensglieder» unterteilen lässt, die jeweils in ei- Der Unterricht in Rudolf-Steiner-Schulen orientiert
nem von vier je sieben Jahre dauernden Entwick- sich nicht an den gesellschaftlichen Anforderungen.
lungsstadien zum Zug kommen: Das lernende Kind steht im Mittelpunkt und man
legt grossen Wert ­darauf, die persönlichen Veranla-
 Demnach entwickeln sich in den ersten sieben gungen und Fähigkeiten, die in den Schüler/innen
Jahren eines Menschenlebens der physische Leib bereits bestehen, in deren Tempo individuell zu för-
und die Sinne. Gelernt wird in dieser Zeit in erster dern. So legen die Lehrer/innen beispielsweise in
Linie durch Nachahmung. den ersten Grundschuljahren sehr viel Wert auf die
 In den zweiten sieben Jahren soll sich der «ätheri- Förderung der einzelnen Sinne, womit die Kinder
sche Leib» formen. Es ist die Zeit der Wertbildung ihre Wahrnehmung schulen sollen. Das führt dazu,
des Menschen. Steiner nennt es «Nachfolge und dass nebst intellektuellen Inhalten auch handwerk­
Autorität». Seelische Denk-, Lern- und Gedächtnis- liche und künstlerische Talente angesprochen wer-
aufgaben sollen in jetzt durch Bilder, Beispiele den, z. B. mit Gartenbau oder Bewegungs- und
und die Lenkung der Fantasie gelöst werden. Tanzunterricht (Eurythmie). Die Waldorfpädagogik
 In den dritten sieben Lebensjahren entwickelt sich ist eine kindsgerechte und schonende Alternative zu
der «Astralleib», welcher die bewusste und inten- leistungsorientierten öffentlich-staatlichen Schulen.
Ein Sitzenbleiben ist hier beispielsweise nicht mög-
lich, auch wenn die Leistungen eines Kindes nicht
genügen. Die Schüler sollen nicht an den Leistungen
der anderen gemessen werden, sondern an den ei-
genen. Auf Noten wird daher ebenfalls verzichtet.
Stattdessen schreiben die Lehrer/innen individuelle
umfassende schriftliche Beurteilungen über den
Entwicklungsstand eines jeden Kindes. An Rudolf-
Steiner-Schulen ist der Kontakt zwischen Schülern/-
innen, Lehrer/-innen und Elternhaus intensiv. Die
Eltern werden dazu aufgefordert, mit den Lehrern/-
innen gemeinsam an den pädagogischen, rechtli-
chen und wirtschaftlichen Grundlagen der Schule zu
arbeiten und so den Kindern und Jugendlichen Si-
cherheit und Orientierung zu vermitteln.

Unterschiede zu staatlichen Schulen

 Kein Sitzenbleiben
 Keine Noten
 Keine Ziffernzeugnisse, sondern umfassende
Zeugnisberichte
 Selbst erstellte Schulbücher
 Unterricht bei einem/einer Hauptlehrer/in
in fast allen Fächern
 (Zeit-)Intensive Einbindung der Eltern

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Karriere-Ratgeber: Privatschulen im Bereich Primarschule, Oberstufe und Gymnasium

 Die Konzepte der wichtigsten Privatschulen

Checkliste: Rudolf-Steiner-Schule, ja oder nein?

Kommt es für Sie in Frage ... ja nein

Sich mit den Grundzügen der Waldorfpädagogik auseinanderzusetzen


und anzufreunden?

Möglicherweise einen längeren Schulweg in Kauf zu nehmen?

Dass die Waldorfpädagogik sich nicht nur auf die Schule beschränkt, sondern
auch auf das Familienleben Einfluss nimmt?

Sich die Zeit zu nehmen, um sich persönlich in der Schule zu engagieren?


Regelmässig an Elternabenden teilzunehmen und die Schule tatkräftig zu
unterstützen?

In finanziellen und organisatorischen Fragen der Schule mitzubestimmen?

Über mehrere Jahre das Schulgeld für eine Rudolf-Steiner-Schule zu bezahlen?

Dass Ihr Kind möglicherweise keinen Schulabschluss bekommt, da es nicht


sitzen bleiben und keine Klasse repetieren kann?

Dass der Wechsel zurück auf eine staatliche Schule unter Umständen schwierig
werden kann?

Dass Ihr Kind das «Bewegungsfach» Eurythmie besucht?


Auswertung: Haben Sie die meisten Fragen mit «ja» beantwortet, so dürfte eine Rudolf-Steiner-Schule gut
zu Ihnen und Ihrem Kind passen. Beachten Sie jedoch auch die Interessen Ihres Kindes – nicht jeder kann
sich mit dieser Schulform identifizieren.

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Karriere-Ratgeber: Privatschulen im Bereich Primarschule, Oberstufe und Gymnasium

 Die Konzepte der wichtigsten Privatschulen

3.3. Montessori-Schulen chen, ganz nach dem Motto «Hilf mir, es selbst zu
tun». Die Montessori-Pädagogik geht davon aus,
Die Philosophie dass ­alles, was Kinder lernen sollen, bereits in ihnen
steckt. Mit gezielten didaktischen Mitteln sollen die
Die Montessori-Schulen richten sich nach der Päda- Lehrer/innen dazu beitragen, dass die Schüler/innen
gogik von Maria Montessori (1870–1952), einer italie- die Freude am Lernen beibehalten. Die Kinder be-
nischen Ärztin, Reformpädagogin, Philosophin und stimmen bei der so genannten «Freiarbeit» in ge-
Philantropin. Diese beruht auf vier Grundprin­zipien: mischten Altersklassen aber selber, mit was sie sich
beschäftigen wollen und ob sie dies alleine oder in
1. Das Kind muss in seiner Persönlichkeit geachtet Gruppen tun möchten. Sollte einem Kind mehr nach
und als ganzer, vollwertiger Mensch betrachtet spielen, als nach lernen sein, so ist auch dies mög-
werden. lich. Die ­Schülerinnen und Schüler bestimmen den
2. Es braucht Raum für freie Entscheidungen, die Arbeitsrhythmus weitgehend selber.
ihm helfen, selbständig zu denken und zu handeln.
3. Es braucht Gelegenheiten, seinem individuellen Unterschiede zu staatlichen Schulen
Lernbedürfnis zu folgen.
4. Es braucht Hilfe bei der Überwindung von Schwie-  Altersgemischte Klassen
rigkeiten und soll nicht ausweichen.  Offener statt Frontalunterricht («Hilf mir, es selbst
zu tun»)
In Montessori-Schulen wird der offene Unterricht  Das Kind bestimmt selber, womit es sich beschäf-
praktiziert, in dem die Schüler aktiv teilnehmen tigen will.
können. Frontalunterricht gibt es kaum. Vielmehr
­  Auch der Arbeitsrhythmus wird durch das Kind
experi­mentieren die Kinder in verschiedenen Berei- bestimmt.

Checkliste: Montessori-Schule, ja oder nein?

Ist Ihr Kind ... ja nein

Gut strukturiert?

Gut im selbständigen Arbeiten?

Gut alleine zu beschäftigen, indem es beispielsweise etwas ausmalt oder


ein Buch anschaut?

Kaum auf äussere Anleitung angewiesen?

Eher ein ruhiger Typ?

In der Lage, sich in altersgemischten Gruppen zurechtzufinden?

Auswertung: Wenn Sie mehr als drei dieser Fragen mit «nein» beantwortet haben, dann ist eine Montessori-
Schule womöglich nicht die beste Lösung für Ihr Kind. Besonders für unstrukturierte und unruhige Kinder
könnte die Unterrichtsform ein Problem werden. Schauen Sie sich nach Alternativen um.

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Karriere-Ratgeber: Privatschulen in den Bereichen Primar- und Sekundarschule sowie Gymnasium

 Die Konzepte der wichtigsten Privatschulen

3.4. Bilinguale Schulen auf muttersprachigem Niveau und akzentfrei erler-


nen. Sie sollen nicht nur alle Bildungsmöglichkeiten
Bilinguale Privatschulen erfreuen sich grosser Be- in der Schweiz (von der Lehre bis zur Höheren Be-
liebtheit in der Schweiz. Die Zahl bilingualer Vor- rufsbildung und Hochschulen) nutzen können, son-
schulen (Preschools) und Kinder­gärten steigt nach dern auch prüfungsfreien Zugang zu Universitäten
wie vor. In wohlhabenderen ­Gegenden führen pri- weltweit erhalten und hierfür sprachlich gewappnet
vate bilinguale Primarschulen lange Wartelisten und sein. Eine zweite Landessprache nebst der Mutter-
in den Ballungszentren steigt die Zahl zwei­sprachiger sprache und dem Englischen ist Pflicht. Kinder und
Sekundarschulen und ­Gymnasien stetig. Auch zwei- Jugendliche er­halten eine breite Allgemeinbildung
sprachige Schulen orientieren sich am schweizeri- nach schweizerischen Vorstellungen. Dadurch, dass
schen Schulplan und an den kanto­nalen Vorgaben. der Unterricht auch in der englischen Sprache statt-
Häufig wird der englische Teil von mutter­sprachigen findet, erhalten Schüler/innen einen breiten kulturel-
Lehrpersonen unterrichtet. Die Schüler/innen wer- len ­Horizont.
den nach ihrer Motivation und Begabung aufge-
nommen. Nach der zweisprachigen Oberstufe (bilin- Unterschiede zu öffentlichen Schulen:
gual Middle School) haben sie a ­usgezeichnete
Chancen, eine Lehrstelle zu finden; meist wählen sie  zweisprachige Schulen schon auf 
aber das zweisprachige ­Gymnasium und schliessen Vor- und Primarschulstufe
entweder mit der bi­lingualen Version der schweize-  Unterricht abwechselnd in Englisch 
rischen Maturität oder einer Verbindung aus der und einer Landessprache
Schweizer Maturität und dem International Bac-  meist englischsprachige Lehrkräfte für 
calaureate (IB) ab. Letzterer eignet sich nur für über- den englischen Teil des Programms
durchschnittlich begabte Schüler. An schweizeri-  motivierte und leistungsbereite Schülerschaft
schen Hochschulen und im Berufsleben ist eine  zweisprachige Sekundarschulen (bilingual 
bilinguale Bildung von grossem Vorteil. Middle School)
 zweisprachige Matura ist die Norm, nicht 
Eintritt in bilinguale Schulen die Ausnahme

Kinder und Jugendliche müssen nicht aus zweispra-


chigen Familien stammen, um an bilinguale Schulen
gehen zu können. Der Eintritt in bilinguale Vorschu-
len und Kindergärten ist grundsätzlich auch für rein
Deutschsprachige jederzeit möglich, sofern freie
Plätze vorhanden sind. Bilinguale Primarschulen
nehmen deutschsprachige Kinder in die erste Klasse
auf; der Eintritt in höhere Klassen hängt in der Regel
von einem Aufnahmegespräch ab, wobei die Eng-
lischkenntnisse eine entscheidende Rolle ­ spielen.
Zweisprachige Kinder können grundsätzlich jeder-
zeit in bilinguale Schulen eintreten, sofern sie beide
Sprachen nicht nur mündlich, sondern auch schrift-
lich sicher beherrschen. Bilinguale Sekundar- und
Mittelschulen setzen je nach Schule eine bilinguale
Primarschulbildung voraus oder nehmen Jugend­
liche auf, deren Englischkenntnisse dem Niveau
­öffentlicher Schulen entsprechen.

Die Philosophie

Die Mehrzahl der bilingualen Schulen arbeitet mit


herkömmlicher Pädagogik, wobei es auch bilin­guale
Montessorischulen gibt. Kinder und Jugendliche
sollen ihre Landessprache und (meist) Englisch

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Karriere-Ratgeber: Privatschulen in den Bereichen Primar- und Sekundarschule sowie Gymnasium

 Die Konzepte der wichtigsten Privatschulen

Checkliste: Bilinguale-Schule, ja oder nein?

Ist Ihr Kind ... ja nein

Sprachlich interessiert?

Ehrgeizig und motiviert?

Vielseitig und begabt? (Mathematik, Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften)

An öffentlichen Schulen tendenziell unterfordert?

Fleissig und selbständig?

In beiden Hauptsprachen der Schule auf dem gewünschten Niveau?

Auswertung: Wenn Sie mehr als drei dieser Fragen mit «ja» beantwortet haben, dann ist eine bilinguale
Schule womöglich die beste Lösung für Ihr Kind.

3.5. Englische Mittelschulen für schweizerische den britischen Hochschulreifeprüfungen mehr Zeit
Jugendliche und werden weniger nach der Rechtschreibung als
nach der Qualität ihrer Leistungen bewertet. Eng-
Englische Kurzzeitgymnasien für schweizerische lisch wird stärker gewichtet, als an ­einer bilingualen
Teenager sind häufig in Ballungszentren anzutref- Mittelschule. Deutsch wird auf muttersprachigem
fen. Sie ergänzen die öffentlichen, wie auch die Niveau unterrichtet, muss aber mit weniger Lektio-
bilingualen Schulen und orientieren sich an der
­ nen auskommen. Eine zweite Landessprache ist in
britischen Hochschulreife (IGCSE, A-Levels). Das
­ der Regel Pflicht, kann aber durch andere Sprachen
meist vierjährige Programm ist auf die Vorkennt- ersetzt werden. Sprachen wie Arabisch, Türkisch,
nisse und die Bedürfnisse von schweizerischen Ju- Hebräisch, Chinesisch und Russisch können als ei-
gendlichen zugeschnitten, die an einer Hochschule nes der drei Schwerpunkt­fächer abgeschlossen wer-
in der Schweiz oder im englischsprachigen Ausland den.
studieren oder den Grundstein zu einer erfolgrei-
chen beruflichen Laufbahn legen möchten. In den
ersten beiden Jahren steht die Allgemein­bildung im
Vordergrund, in den beiden Abschlussjahren spezia-
lisieren sich die Schüler/innen viel stärker als bei der
Schweizer Maturität und konzentrieren sich auf drei
Schwerpunktfächer und ein erstes Nebenfach. Da-
mit erhalten auch einseitig Begabte, die sich mit der
Breite der schweizerischen Maturität schwer tun, Zu-
gang zur Universität. Sprachlich Begabte wählen im
Schwerpunkt Deutsch, Französisch, Bio­ logie und
Geschichte und schliessen Mathe­matik auf tieferem
Niveau ab, als im schweizerischen ­System üblich.
Mathematisch und naturwissenschaftlich Begabte
wählen den «Science Path» und konzentrieren sich
in den letzten beiden Jahre ausschliesslich auf ihre
Stärken. Auf Wunsch wählen sie Französisch und
Geschichte ab. Schüler mit Legasthenie erhalten in

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Karriere-Ratgeber: Privatschulen in den Bereichen Primar- und Sekundarschule sowie Gymnasium

 Die Konzepte der wichtigsten Privatschulen

Englischkenntnisse bei Eintritt englischsprachigen Ausland nebst guten Zeugnis-


sen auch ein kulturelles, sportliches oder gemein-
Für einen Eintritt ins erste Jahr eines englischen nütziges ­Engagement, rhetorische Fähigkeiten und
Kurzzeitgymnasiums reichen in der Regel die Eng- Führungsqualitäten schätzen. Darum bietet ein
lischkenntnisse der dritten Sek A. englisches College eine reiche Auswahl an extra­
­
curri­cularen Angeboten und ermuntert die Schüler-
Philosophie schaft, sich über den Community Service sozial zu
enga­gieren.
Das englische Kurzzeitgymnasium vermittelt in den
ersten beiden Jahren eine solide Allgemeinbildung. Unterschiede zu öffentlichen Schulen
Es steht auch Schülern/-innen offen, die in der Ober-
stufe in einer Landessprache geschult wurden. Eng-  Unterricht aller Fächer in Englisch
lisch wird zur zweiten Heimat. Die Englischbegeiste-  englischsprachige Lehrkräfte
rung verhilft manchem schweizerischen Teenager zu  hohe Motivation und Lernbereitschaft der Schüler
hohen schulischen Leistungen. Französisch wird ak-  höhere Spezialisierung in den beiden 
tiv gefördert, damit der Anschluss an alle weiterfüh- letzten Jahren
renden Ausbildungen in der Schweiz gegeben ist.  für einseitig Begabte geeignet
Im Gegensatz zur schweizerischen Maturität spezia­  Schüler mit leichter Legasthenie sind 
lisieren sich Schüler/innen in den letzten beiden Jah- nicht benachteiligt
ren auf ihre Stärken. Die Vorbereitung auf ein Hoch-  gezieltere Vorbereitung auf das 
schulstudium ist gezielter möglich als im Hochschulstudium
schweizerischen System. Im Vordergrund stehen  breites Angebot an extracurricularen Fächern
auch die Sozialkompetenzen, da Hochschulen im  Community Service

Checkliste: englisches Kurzzeitgymnasium, ja oder nein?

Ist Ihr Kind ... ja nein

Sprachlich interessiert?

Sek A gut abgeschlossen oder zweites Jahr des schweizerischen


Langzeitgymnasiums absolviert?

Ehrgeizig und motiviert?

Zu einseitig begabt für die Schweizer Matura?

Fleissig?

Intelligent, aber leidet an leichter Legasthenie?

Auswertung: Wenn Sie mehr als drei dieser Fragen mit «ja» beantwortet haben, dann ist ein englisches Kurz-
zeitgymnasium/College womöglich die beste Lösung für Ihr Kind.

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Karriere-Ratgeber: Privatschulen in den Bereichen Primar- und Sekundarschule sowie Gymnasium

 Die Konzepte der wichtigsten Privatschulen

3.6. Internationale Schulen gend lernen und die Schwerpunktfächer in den Ab-
schlussprüfungen so wählen, dass sie nur an einer
Internationale Schulen sind in der Regel auf Eng- ausländischen Hochschule studieren können. Jugend­
lisch oder eine andere Fremdsprache ausgerichtet. liche an International Schools, die schulmüde sind
Sie richten sich insbesondere an ausländische Kin- oder im Alter von 15 Jahren die Berufspraxis su-
der und Jugendliche, deren Eltern kurzfristig in der chen, können sich somit den Zugang zur schweizeri-
Schweiz arbeiten. Das Spektrum an Unterrichtsan- schen Berufslehre verbauen, weil sie Mathematik
geboten reicht oft vom Kindergarten über den US- nur auf Englisch beherrschen (der Multicheck testet
amerikanischen High-School-Abschluss bis hin zu aber Mathematik auf Deutsch) und zu wenig Franzö-
einer internationalen Hochschulreife (meist dem In- sisch können.
ternational Baccalaureate oder dem amerikanischen
AP-Examen), mit der die Aufnahme an einer auslän- Kinder und Jugendliche mit festem Wohnsitz in der
dischen Universität gewährleistet wird. Obwohl in- Schweiz wählen deshalb mit Vorteil bilinguale Schulen
ternationale Hochschulreifen in der Schweiz grund- oder englische Colleges/Kurzzeitgymnasien, deren
sätzlich anerkannt sind, erfüllen Schüler/innen an Programme speziell für Schweizer Schülerinnen und
International Schools die Aufnahmebedingungen Schüler konzipiert wurde und die den Anschluss
schweizerischer Universitäten meist nicht, da sie an alle weiterführenden Ausbildungen und Hochschu-
keine der schweizerischen Landessprachen genü- len in der Schweiz wie auch im Ausland garantieren.

Checkliste: Internationale Schule, ja oder nein?

ja nein

Spricht Ihr Kind primär Englisch, Französisch, Italienisch oder Japanisch?

Wird die Familie in den nächsten zwei bis drei Jahren die Schweiz verlassen?

Soll Deutsch primär als Fremdsprache erlernt werden?

Soll Ihr Kind nebst der Schulsprache und Deutsch keine weitere Sprache auf gutem
Niveau erlernen?

Soll Ihr Kind keine Möglichkeit haben, eine schweizerische Berufslehre zu


absolvieren?

Soll Ihr Kind in erster Linie an Universitäten im Ausland studieren können und
gegebenenfalls keinen Zugang zu schweizerischen Hochschulen haben?

Auswertung: Wenn Sie mehr als vier dieser Fragen mit «ja» beantwortet haben, dann ist eine Internationale
Schule womöglich die beste Lösung für Ihr Kind.

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Karriere-Ratgeber: Privatschulen im Bereich Primarschule, Oberstufe und Gymnasium

 Die Konzepte der wichtigsten Privatschulen

3.7. Lernförderung und Begabtenförderung ung und die individuelle Förderung von Begabten
und Hochbegabten, wie auch von Schülern, die
Viele renommierte Privatschulen sind weder konfes- nebst vielen schulischen Stärken auch die eine oder
sionell noch zweisprachig ausgerichtet. Sie arbeiten andere Schwäche haben und gezielte Förderung be-
mit herkömmlicher Pädagogik und unterscheiden nötigen. Die Lehrkräfte nehmen sich mehr Zeit für
sich von öffentlichen Schulen vor allem durch ihr jeden Einzelnen und jede Einzelne. Auch wird das
Umfeld, die Klassengrösse, die persönliche Betreu- Angebot einer Ganztagsschule von vielen Eltern ge-
schätzt. Zudem gibt es Privatschulen, die ihren
Schülerinnen und Schülern durch individuelle Stun-
denpläne hohe Flexibilität bieten. Dies ist beispiels-
weise für Jugendliche mit sportlichen Ambitionen
eine echte Alternative zur öffentlichen Schule, da sie
so lernen und trainieren besser miteinander verein-
baren können.

Unterschiede zu staatlichen Schulen

 Kleinere Klassen
 gezielte Lernförderung
 teilweise mehr Flexibilität (Stundenplan)
 Ganztagsschulen
 Kein Religionsunterricht

Checkliste: Lern- und Begabtenförderung, ja oder nein?

ja nein

Legen Sie Wert auf die gezielte Förderung ihres Kindes?

Hat Ihr Kind eine Lernschwäche?

Wünschen Sie Ganztagsunterricht?

Bevorzugen Sie konfessionsneutralen Unterricht?

Bevorzugen Sie eine Privatschule ohne alternatives Lernkonzept?

Legen Sie Wert auf moderne Unterrichtsformen?

Auswertung: Wenn Sie die meisten Fragen mit «ja» beantwortet haben, so ist eine Privatschule mit Lern-
und Begabtenförderung eine gute Alternative für Ihr Kind. Welche Anbieter es in Ihrer Nähe gibt, erfahren
Sie auf www.ausbildung-weiterbildung.ch.

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Karriere-Ratgeber: Privatschulen im Bereich Primarschule, Oberstufe und Gymnasium

 Die Konzepte der wichtigsten Privatschulen

4. Unterbringung in einem Internat

Viele Privatschulen in der Schweiz sind Internate. 4.2 Faktoren bei der Entscheidung für ein Internat
Hier lernen Kinder und Jugendliche nicht nur, sie
wohnen auch im Institut und kehren üblicherweise Sollten Sie sich dazu entscheiden, Ihr Kind in einem
nur an den Wochenenden nach Hause zurück. Doch Internat unterzubringen, dann sollten Sie sich be-
nicht alle Schülerinnen und Schüler eines Internats wusst sein, dass hier natürlich engere Bindungen
wohnen auch dort. Viele Einrichtungen haben eine als in einer normalen Schule entstehen. Trotzdem
begrenzte Anzahl Schlafplätze und nehmen deshalb sollten Sie die Erziehung nicht an die Institution ab-
auch Tagesschüler aus der näheren Umgebung auf. treten wollen. Ein Internat ist keine Konkurrenz zum
Dieses Kapitel befasst sich jedoch in erster Linie mit Elternhaus, sondern vielmehr eine Ergänzung. Ach-
dem klassischen Internatsbesuch, der aus Schule ten Sie bei der Auswahl einer geeigneten Institution
und Wohnen besteht. unbedingt darauf, dass das pädagogische Konzept
mit Ihren Vorstellungen übereinstimmt. Und den-
ken Sie daran: Nicht jedes Kind ist für ein Internat
4.1 Gründe für ein Internat geeignet. Hat es beispielsweise grosse Probleme,
sich zu integrieren oder leidet es stark unter Heim-
Es gibt verschiedene Gründe, die dafür sprechen, sein weh, dann ist eine andere (Privat-)Schule wohl die
Kind in einem Internat unterzubringen, zum Beispiel: bessere ­Alternative. Beziehen Sie Ihr Kind unbe-
dingt in die Entscheidung mit ein. Haben Sie sich
 Ein weiter Anfahrtsweg. Sie wollen es Ihrem Kind für den Schultyp Internat entschieden, so besuchen
nicht zumuten, jeden Tag eine weite Strecke zu ei- Sie am besten gemeinsam mit Ihrer Tochter oder
ner bestimmten Schule zurücklegen zu müssen. Ihrem Sohn die in Frage kommenden Institutionen.
 Zeitmangel. Sie wollen deshalb die Erziehung Sehen Sie sich nicht nur die Unterrichtsräume an,
und Betreuung Ihres Kindes in die Hände einer sondern auch die Schlafmöglichkeiten. Klären Sie
pädagogischen Institution legen. im Vorfeld einer Anmeldung unbedingt mit der
 Spezialisierung. Sie suchen für Ihr Kind eine Insti- Schulleitung Ihre Erwartungen – die Checkliste die-
tution, an welcher es einen hochspezialisierten ses Ratgebers hilft Ihnen dabei. Bedenken Sie bei
Beruf erlernen kann, sein Talent gefördert wird Ihrer Entscheidung auch, dass ein Internatbesuch in
oder die sich an die Karrierepläne Ihrer Tochter, der Regel hohe Kosten mit sich bringt, da nicht nur
Ihres Sohnes anpasst. Dazu gehören beispiels- Schulgebühren sondern auch Abgaben für Kost und
weise Sportförderschulen. Logis, also Verpflegung und Unterkunft, fällig wer-
 Überzeugung. Sie wollen die Bildung und Erzie- den.
hung Ihres Kindes einer Schule anvertrauen, die
zu Ihrer Lebenseinstellung passt. Das kann eine
Schule mit einem bestimmten pädagogischen 4.3 Vor- und Nachteile eines Internats
Konzept sein (z. B. Rudolf-Steiner-Schulen) oder
mit einer konfessionellen Ausrichtung (katholi- Vorteile
sche, evangelische oder jüdische Schule).
 Lernstörungen. Sie wollen Ihr verhaltensauffälli-  Kurzer Schulweg
ges Kind fördern, indem es eine i­ndividuelle, ge-  Ganztägige Betreuung
zielte und fachkundige Betreuung bekommt.  Freie Wahl eines pädagogischen
Konzepts
Das Internat ist nicht als Schulform im Sinne eines  Spezialschulen, z. B. für Hochbegabte,
pädagogischen Konzepts oder einer konfessionellen Leistungssportler/innen oder angehende
Orientierung anzusehen, sondern als reine Institu- Naturwissenschaftler/innen
tion. Praktisch alle Ausrichtungen, nach denen an  Unterstützung bei Erziehung und Betreuung
Schweizer Privatschulen unterrichtet wird, gibt es
auch an Internaten. Die Palette reicht also von der Nachteile
internationalen Schule hin bis zur kirchlichen Ein-
richtung. Dazu gesellen sich Internate mit speziellen  Meist hohe Kosten
Bildungsschwerpunkten wie zum Beispiel die be-  Gefahr der Entfremdung des Kindes
reits erwähnten Sportförderschulen. Diese ermög­  «Einmischung» in die Erziehung
lichen Jugendlichen, Schule und Leistungssport un-  Nicht jedes Kind ist für ein Internat geeignet
ter einen Hut zu bringen. (Heimweh usw.)

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Karriere-Ratgeber: Privatschulen im Bereich Primarschule, Oberstufe und Gymnasium

 Unterbringung in einem Internat

Checkliste: Internat, ja oder nein?

ja nein

Sie wünschen eine Schulform für Ihr Kind, die es in der Nähe Ihres Wohnortes
nicht gibt.

Sie bevorzugen ein pädagogisches Konzept, das es in der Nähe Ihres


Wohnortes nicht gibt.

Ihr Kind benötigt eine intensive Betreuung, die Sie aufgrund Ihres Jobs nicht
aufbringen können.

Sie sind oft beruflich abwesend und möchten deshalb qualifizierte Pädagoginnen
und Pädagogen mit der Förderung Ihres Kindes beauftragen.

Ihr Kind kommt in die Pubertät und braucht neue Herausforderungen –


auch schulische.

Sie glauben, dass Ihr Kind in der öffentlichen Schule zu wenig gefördert wird.

Sie wünschen einen intensiven Unterricht in kleinen Klassen und mit starker
individueller Förderung.

Ihr Kind geht einem intensiven und zeitaufwändigen sportlichen und/oder


musischen Hobby nach, das es mit dem Lernen zu vereinbaren gilt.

Ihr Kind steckt in einer schwierigen Entwicklungsphase und benötigt die Stabilität,
die die Lern- und Lebensgemeinschaft im Internat bieten und vermitteln kann.

Auswertung: Haben Sie die meisten dieser Fragen mit «ja» beantwortet, so ist ein Internat wahrscheinlich
die richtige Einrichtung für Ihr Kind. Bedenken Sie jedoch, dass bei der Wahl eines solchen womöglich hohe
Kosten auf Sie zukommen werden. Zudem fühlt sich nicht jedes Kind in einem Internat wohl. Beziehen Sie
Ihre Tochter oder Ihren Sohn unbedingt in die Entscheidung mit ein.

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Karriere-Ratgeber: Privatschulen im Bereich Primarschule, Oberstufe und Gymnasium

 Unterbringung in einem Internat

Checkliste: Erwartungen an ein Internat

1. Abschlüsse / Diplome der Schule


Sind sie staatlich anerkannt? ja / nein
An welche weiterführenden (staatlichen) Schulen kann man mit
diesem Diplom?
2. Eintritt
Welche Kriterien entscheiden über Aufnahme / Nichtaufnahme
in die Schule?
3. Freizeit
Welches Freizeitangebot kann die Schule vorweisen?
4. Kosten
Sind die Kosten transparent? ja / nein
Welche fixen Kosten, welche Nebenkosten?
Was muss ich ungefähr pro Schuljahr erwarten?
5. Lehrkräfte
Qualifikation?
Häufige Wechsel bei den Lehrer/innen oder in der Betreuung? ja / nein
6. Schnuppern
Sind Schnuppertage unverbindlich möglich? ja / nein
7. Infrastruktur
Können Rundgänge durch die Schule gemacht werden? ja / nein
In welchem baulichen Zustand befindet sich die Schule?
8. Referenzen
Können Referenzen von Ehemaligen oder von aktuellen ja / nein
Schülern/-innen / Eltern eingesehen werden?
9. Informationsgespräche
Nehmen sich die Verantwortlichen Zeit? ja / nein
Gibt es auch Beratungen, die nicht ausschliesslich die eigene ja / nein
Schule als Lösung anbieten?
10. Drogen
Sind Drogenprobleme an der Schule bekannt? ja / nein
Wie handhabt die Schulleitung allfällige Drogenprobleme?
11. Hausordnung
Kann eine Hausordnung eingesehen werden? ja / nein
12. Probleme
Erwähnen die Verantwortlichen beim Gespräch auch Probleme ja / nein
der eigenen Schule?
13. Profil
Worin unterscheidet sich die Schule von vergleichbaren?

Quelle: www.qualitaetsinternate.ch (abgerufen 19.11.2021)

Bemerkung: Ergänzen Sie diese Checkliste mit weiteren Kriterien, die Ihnen persönlich besonders wichtig
sind.

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Karriere-Ratgeber: Privatschulen in den Bereichen Primar- und Sekundarschule sowie Gymnasium

 Das Schweizer Bildungssystem

5. Das Schweizer Bildungssystem

Die Beschreibungen der Berufsbilder und Weiterbil- Die Oberaufsicht über die Aus- und Weiterbildungen
dungen in diesem Ratgeber sind entsprechend dem sowie Studiengänge liegt beim Staatssekretariat für
Aufbau des schweizerischen Bildungssystems orga- Bildung, Forschung und Innovation SBFI (www.sbfi.
nisiert. Dieses Bildungssystem stellen wir Ihnen hier admin.ch).
in groben Zügen vor.

5.2. Bildungsstufen und Bildungsbereiche


5.1. Gegenstand und Akteure
Das Schweizer Bildungssystem besteht aus aufein-
Das «offizielle», sogenannt formale schweizerische anderfolgenden Stufen:
Bildungssystem umfasst alle Aus- und Weiter­
bildungen sowie Studiengänge von eidgenössisch 1. Primarstufe (obligatorisch)
anerkannten Schulen. Sie sind kantonal oder eid­ 2. Sekundarstufe I (obligatorisch)
genössisch reglementiert und schliessen mit ­einem 3. Sekundarstufe II (freiwillig, gilt
entsprechend anerkannten Abschluss ab. Jeder als «Regelabschluss»)
­Abschluss hat in diesem System seinen definierten 4. Tertiärstufe (freiwillig)
Platz mit vorgegebenen Zulassungs­ bedingungen,
Titeln und möglichen Anschlussweiterbildungen. Auf der Sekundarstufe II und der Tertiärstufe gibt es je-
weils einen stärker berufspraktischen (Tertiär B) und ei-
Das Bildungssystem wird getragen von einer Viel- nen stärker schulisch-theoretischen Bereich (Tertiär A).
zahl unterschiedlicher Akteure: von Behörden,
privaten Berufs- und Interessenverbänden, Wirt- Ausserhalb und ergänzend zu diesem «offiziellen» Bil-
schaftsvertretern sowie öffentlichen (d.h. staatlich dungssystem gibt es zahlreiche nicht eidgenössisch
kontrollierten) und privaten Schulen und Bil­dungs­ reglementierte Kurse und Weiterbildungsmöglichkei-
institutionen. Diese Zusammenarbeit ist histo- ten. Teilweise wird für diesen Bereich der Begriff
risch gewachsen und funktioniert dank ­gegen­seitigem «nichtformale Weiterbildung» benutzt (manchmal,
Vertrauen und gutem Einvernehmen von Staat/ aber nicht konsequent, wird er zur unscharf definierten
Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. «Quartärstufe» gezählt [in der Grafik nicht dargestellt]).

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Karriere-Ratgeber: Privatschulen in den Bereichen Primar- und Sekundarschule sowie Gymnasium

 Das Schweizer Bildungssystem

Grafik: Schweizer Bildungssystem

«nichtformale» «offizielle» (formale) Aus-/Weiterbildung


Weiterbildung Höhere Berufsbildung (Tertiär B) Hochschulbildung (Tertiär A)

EMBA Executive Master of Business

Nachdiplomstufe
Lehrgänge mit Administration
Zertifikat/Diplom MBA Master of Business Administration
Nachdiplomstudium NDS HF
einer Schule oder MAS Master of Advanced Studies
eines Verbands DAS Diploma of Advanced Studies
CAS Certificate of Advanced Studies

Doktorat PhD

Lehrgänge mit

Tertiärstufe
Masterstudium Masterstudium
Zertifikat/Diplom FH / PH Uni / ETH
einer Schule oder
eines Verbands Höhere Fach-
prüfung (HFP)
Höhere Bachelorstudium Bachelorstudium
Fachschule HF FH / PH Uni / ETH
Berufsprüfung
(BP)

Lehrabschluss
Gymnasiale Sekundar-
Berufliche Grundbildung (Lehrabschluss mit EBA oder EFZ) mit EFZ und Berufs-
Maturität stufe II
maturität

Sekundar-
Sekundarschule / Fachmittelschule / Gymnasium
stufe I

Primar-
Primarschule
stufe

5.2.1. Primarstufe und Sekundarstufe I betrieb, kombiniert mit Schulunterricht) oder rein
schulisch (Fachmittelschulen, Handelsmittelschulen,
Primarstufe und Sekundarstufe I (in den meisten Informatikmittelschulen und Kantonsschulen bzw.
Kantonen elf Jahre, inklusive Vorschule) bilden zu- Gymnasien) ausgebildet. Der Abschluss der Sekun-
sammen die obligatorische Schulzeit, die alle Kinder darstufe II ist der vorgesehene Regelabschluss. Die
in der Schweiz durchlaufen. Am Ende der Sekundar- Jugendlichen halten dann ein «eidgenössisches
stufe I sind die Schülerinnen und Schüler in der Re- Fähigkeitszeugnis» (EFZ – nach erfolgreich abge-
­
gel 15–16 Jahre alt. schlossener Berufsbildung) oder/und einen Mittel-
schulausweis oder ein Maturitätszeugnis (gymnasi-
ale Matura, Fachmatura oder Berufsmatura 1 (BM1))
5.2.2. Sekundarstufe II (Lehre, Mittelschulen) in den Händen.

Darauf folgt die Sekundarstufe II (drei bis vier Jahre). Die zwei Wege auf der Sekundarstufe II, berufsprak-
Die Jugendlichen werden nun entweder berufsprak- tisch oder rein schulisch, sind in Gesellschaft und
tisch (in der sogenannten Lehre in einem Lehr­ Wirtschaft gut etabliert.

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Karriere-Ratgeber: Privatschulen in den Bereichen Primar- und Sekundarschule sowie Gymnasium

 Das Schweizer Bildungssystem

In der Schweiz absolvieren rund zwei Drittel der fung, Spezialisierung und Generalisierung. Zur Hö-
­Jugendlichen nach der obligatorischen Schulzeit heren Berufsbildung gehören die Qualifikationsstu-
eine berufliche Lehre. Weil nicht alle Länder dieses fen Berufsprüfung (BP) und Höhere Fachprüfung
Ausbildungsmodell kennen, heben wir diesen Weg (HFP) sowie die Studiengänge an Höheren Fach-
hier speziell hervor: Die berufliche Grundbildung schulen (HF).
(Lehre) erfolgt teilweise in der Berufsfachschule und
teilweise direkt im Lehrbetrieb. So sichern die ver- Im Bereich der Hochschulen stehen drei verschie-
schiedenen Branchen die Weitergabe ihres Know- dene Wege zur Wahl:
hows und bilden die Fachkräfte von morgen heute
selber mit aus. Gerade Menschen aus Ländern, in  anwendungsorientierte Bachelor- und Masterstu-
denen nur Schule und Studium, das heisst aus- diengänge an Fachhochschulen
schliesslich theoretische Bildungswege, angeboten  Bachelor- und Masterstudiengänge der Pädagogi-
werden, neigen dazu, diesen angesehenen berufs- schen Hochschulen
praktischen Weg geringzuschätzen und einen rein  stärker auf Theorie und Forschung ausgerichtete
schulischen Weg zu wählen, auch wenn dieser viel- ­Bachelor- und Masterstudiengänge an Universitäten
leicht weniger gut passt, teurer ist oder schlechtere
Zukunftschancen eröffnet. Die Tertiärstufe ist freiwillig. Mit den stets wachsen-
den Anforderungen und raschen Veränderungen auf
Erwachsene, die die Sekundarstufe II als Jugend­ dem Arbeitsmarkt gewinnt sie jedoch laufend an Be-
liche versäumt haben, können sie als «Nachhol­ deutung. Entsprechend werden Hochschulen sub-
bildung für Erwachsene» nachholen (siehe dazu ventioniert und die Höhere Berufsbildung durch
­Kapitel 6). Bundesbeiträge an die Schulgebühren unterstützt.

5.2.3. Tertiärstufe und nichtformale, 5.3. Anerkennung von Abschlüssen und Titeln
berufsbezogene Weiterbildung
5.3.1. Eidgenössisch anerkannte Abschlüsse und
Im Anschluss an die Sekundarstufe öffnet sich das ihre Merkmale
weite Feld der Erwachsenenbildung – von der beruf-
lichen Spezialisierung und Höherqualifikation über Eidgenössisch anerkannte Bildungsgänge und Ab-
die Studiengänge der Hochschulen bis zu Sprach- schlüsse führen zu geschützten Titelbezeichnungen.
und Freizeitkursen. Hier ist zu unterscheiden zwi- Das bedeutet, dass nur Absolventinnen und Absol-
schen der teils kantonal, teils eidgenössisch regle- venten dieser Bildungsgänge und mit diesen Ab-
mentierten Tertiärstufe und der nichtformalen schlüssen das Recht haben, diese Titel zu führen.
berufsbezogenen Weiterbildung. Damit sind sie und ihr Berufsstand vor Konkurrenz
durch Personen mit unklarer beruflicher Qualifika-
Nichtformale Weiterbildungen tion geschützt (im Gegensatz z.B. zu Personen mit
Nichtformale, das heisst nicht kantonal oder eidge- «gekauftem» Doktor).
nössisch reglementierte Weiterbildungen werden
von privaten und öffentlichen Einrichtungen ange- Dadurch funktionieren diese Titel und Berufs­ -
boten. Sie umfassen ein weites Spektrum von be- b­ezeichnungen in der Wirtschaft und Arbeitswelt als
rufsbezogenen, allgemeinbildenden und kreativen Qualitätslabel, anhand derer klar erkennbar ist, über
Workshops und Seminaren bis zu spezifischen Fach- welche Fachkenntnisse und -kompetenzen die Titel-
kursen, ganzen Lehrgängen und Nachdiplomstudien träger und -trägerinnen von der Ausbildung her ver-
an Hochschulen. fügen und welche Institutionen für die Qualität ihrer
Ausbildung garantieren.
Abschlüsse der eidgenössisch anerkannten höheren
Berufsbildung und Hochschulen Die eidgenössische Anerkennung kennt drei For-
Die Tertiärstufe besteht aus zwei Bereichen: der men: über die Bildungsinstitution, den Lehrgang
­Höheren Berufsbildung und der Hochschulbildung. oder die Prüfung:

Die Höhere Berufsbildung bietet praxiserfahrenen  Institutionelle Anerkennung für Hochschulen: Ins-
Berufsleuten Möglichkeiten zur beruflichen Vertie- titutionen, welche die Bezeichnung «Universität»,

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 Das Schweizer Bildungssystem

«Fachhochschule» oder «Pädagogische Hochschule» Eine Liste der anerkannten Lehrgänge und der
führen wollen, müssen ein staatliches Anerken- Rahmenlehrpläne finden Sie unter:
nungsverfahren, eine sogenannte Akkreditierung www.becc.admin.ch/becc/public/bvz/beruf/
durchlaufen. Nur akkreditierte Hochschulen kön- hoehereFachschulen
nen auch ihre Studiengänge akkreditieren lassen.  Eidgenössische Prüfungen: Berufsprüfungen und
Eine Liste aller akkreditierten Schweizer Hoch- Höhere Fachprüfungen stehen unter der Aufsicht
schulen finden Sie unter: des Bundes und führen unabhängig vom besuch-
www.swissuniversities.ch/themen/studium/ ten Bildungsgang zu einem eidgenössisch aner-
akkreditierte-schweizer-hochschulen kannten Fachausweis bzw. Diplom.
 Anerkennungsverfahren für HF-Lehrgänge: Hö- Eine Liste aller eidgenössischen Berufsprüfungen
here Fachschulen, deren Bildungsgänge ein Aner- und Höheren Fachprüfungen sowie der Prüfungs-
kennungsverfahren durchlaufen haben, dürfen ordnungen finden Sie unter:
geschützte Titel mit den Ergänzungen HF oder www.becc.admin.ch/becc/public/bvz/beruf/
NDS HF abgeben. hoehereBildung

Eidgenössisch oder kantonal anerkannte Bildungsgänge und Abschlüsse der Tertiärstufe führen zu den
folgenden Titeln (die eidgenössisch anerkannten/geschützten Titel sind fett hervorgehoben):

Abschluss / Bildungsgang Titel Beispiele


Berufsprüfung (Berufsbezeichnung) mit eidg. Fachausweis Marketingfachmann mit eidg.
Fachausweis
Höhere Fachprüfung Dipl. (Berufsbezeichnung) oder (Berufsbe- Dipl. Malermeister Ausbil-
zeichnung) mit eidg. Diplom dungsleiterin mit eidg. Diplom
Studiengang HF Dipl. (Berufsbezeichnung) HF Dipl. Försterin HF
Nachdiplomstudiengang Dipl. (Berufs- oder Studiengangbezeich- Dipl. Experte Intensivpflege
NDS HF nung) NDS HF NDS HF
Bachelorabschluss Bachelor of Science/Arts (Kürzel der Bachelor of Science FHNW
Fachhochschule FH akkreditierten FH) in (Fachgebiet) in Informatik
Bachelorabschluss Pädago­ Bachelor of Science/Arts (Bezeichnung der Bachelor of Arts PH Luzern
gische Hochschule PH akkreditierten PH) in (Fachgebiet) in Primary Education
Bachelorabschluss Bachelor of Science/Arts (Kürzel der Bachelor of Science UZH
universitäre Hochschule akkreditierten Uni) in (Fachgebiet) in Psychologie
Bachelor of (Bezeichnung der Fakultät), Bachelor of Theology UZH
(Kürzel der akkreditierten Uni)
Masterabschluss Fach- Master of Science/Arts (Kürzel der Master of Science FHO in
hochschule FH akkreditierten FH) in (Fachgebiet) Engineering
Masterabschluss Pädago- Master of Science/Arts (Kürzel der Master of Arts PHSG in
gische Hochschule PH akkreditierten PH) in (Fachgebiet) Secondary Education
Masterabschluss Master of Science/Arts (Kürzel der Master of Science ETH in
universitäre Hochschule akkreditierten Universität) in (Fachgebiet) Process Engineering
Master of (Bezeichnung der Fakultät), Master of Law, Universität
(Bezeichnung der akkreditierten Uni) Bern

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 Das Schweizer Bildungssystem

5.3.2. Abschlüsse mit Institutionsanerkennung, schlussmöglichkeiten an fast alle Abschlüsse und


Verbandsanerkennung oder ohne Anerkennung gibt so Raum für die individuelle Weiterentwicklung.

Neben den eidgenössisch anerkannten Lehrgängen Dank klar definierter Zulassungskriterien, verschie-
und Diplomen gibt es auf allen Bildungsstufen und dener Aufholangebote und Übertrittslösungen (Pas-
zu jedem Thema Weiterbildungen, die zu Abschlüs- serellen) ist es auch möglich, zwischen den schu-
sen mit einer anderen Anerkennung führen: Sie lisch-theoretischen und berufspraktischen Bereichen
stehen zum Beispiel unter der Aufsicht eines
­ zu wechseln und höhere Stufen zu erklimmen. Ziel
Be­rufs- oder Branchenverbands, einer anerkannten dieser Durchlässigkeit ist, die Ressourcen der Men-
Institution oder einer Kooperation mehrerer Schu- schen optimal anzusprechen. Denn lebenslanges
len. Auch ohne staatliche Anerkennung können sol- Lernen und anhaltende Motivation tragen sowohl
che Abschlüsse gesamtschweizerisch oder innerhalb zur individuellen Zufriedenheit als auch zum volks-
einer Branche anerkannt sein und hohes Ansehen wirtschaftlichen Nutzen insgesamt bei.
geniessen (z.B. durch den Schweizerischen Kauf-
männischen Verband SKV oder die Vereinigung H+ Und schliesslich ist das schweizerische Bildungssys-
der Spitäler der Schweiz). tem integrativ, das heisst, es bietet auch Menschen
mit mangelhafter Bildung oder einem nicht schwei-
Weiter gibt es Lehrgänge oder Kurse, die mit einer zerischen Bildungshintergrund Möglichkeiten, einen
Kursbestätigung oder einem schuleigenen Diplom eidgenössisch anerkannten Schulabschluss nachzu-
oder Zertifikat abschliessen. Solche Zertifikate und holen und anschliessend eine Lehre, ein Studium zu
Diplome unterstehen keiner weiteren Aufsicht. Ihr absolvieren oder sich beruflich umzuorientieren und
Wert oder Nutzen ist unterschiedlich, hängt von der neu zu qualifizieren (siehe Kapitel 6).
Qualität der Schule ab und muss individuell beur-
teilt werden.
5.5. Link zu weiteren Informationen

5.4. Anschlussfähig, durchlässig und integrativ Weitere Informationen zum schweizerischen Bil-
dungssystem finden Sie im Ratgeber «Bildungss­
Wenn junge Erwachsene sich in der Schweiz für ei- ystem Schweiz» (Link) und auf der Website des
nen Bildungsweg entscheiden, heisst das nicht, dass Staatssekretariat für Bildung, Forschung und In­
sie für den Rest ihres Lebens auf diesem Weg wei- novation (SBFI) www.sbfi.admin.ch/sbfi/de/home/
tergehen müssen. Das Bildungssystem bietet An- bildung/bildungsraum-schweiz.html

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 Nachholbildung für Erwachsene auf Sekundarstufe I und II

6. Nachholbildung für Erwachsene auf Sekundarstufe I und II

Das schweizerische Bildungssystem bietet Möglich- kurse, die den Lernstoff in sechs Semestern und an
keiten, einen eidg. anerkannten Schulabschluss drei bis vier ganzen Tagen pro Woche vermitteln.
nachzuholen und sich so den Antritt einer berufli-
chen Grundausbildung oder eines Studiums zu er- Zulassungsbedingungen
öffnen.  Mindestalter 18 Jahre
 Höchstalter bei Eintritt 40 Jahre
 (meistens) Wohnsitz im Standortkanton der Schule
6.1. Regulären Schulabschluss nachholen  absolvierte Sekundarschule A oder B oder Nach-
weis der Kenntnisse von drei Jahren Sekundar-
6.1.1. Sekundarschulabschluss schulstoff
 Abschluss einer Berufslehre oder Nachweis einer
In den letzten Jahren haben einige Städte und Kan- mind. dreijährigen geregelten Berufstätigkeit
tone Nachholbildungsmöglichkeiten für die Sekun-  gute Deutschkenntnisse
darstufe I eingerichtet. Sie ermöglichen Erwachse-  Bestehen der Aufnahmeprüfung
nen mit unzureichender schulischer Grundbildung,
einen anerkannten Sekundarschulabschluss I auf Besuch einer privaten Maturitätsschule
Niveau A, B oder C zu erwerben. Damit können sie Private Maturitätsschulen bieten verschiedene Un-
später zum Beispiel eine Lehre beginnen oder eine terrichtsmodelle an: von Vollzeitkursen, die in 18
weiterführende Schule besuchen. Monaten zur Maturitätsprüfung führen, über unter-
schiedlich viele Semester dauernde berufsbeglei-
Die Kurse dauern 12–15 Monate; der Unterricht fin- tende Modelle bis zum Selbststudium im Fernunter-
det zwei bis dreimal pro Woche am Abend statt. richt, das in sechs bis sieben Semestern geleistet
werden kann.
Zulassungsbedingungen
 Mindestalter 18 Jahre Zulassungsbedingungen
 Bestandener Aufnahmetest in Deutsch und Mathe­  Mindestalter 18 Jahre
matik  abgeschlossene obligatorische Schulzeit
 Hohe Lernbereitschaft (den Grossteil des Schul-  mind. drei Jahre Berufserfahrung
stoffs müssen die Teilnehmenden selbständig er-  gute Sprachkenntnisse in Deutsch und Englisch
arbeiten) plus einer weiteren Fremdsprache (z.B. Franzö-
sisch oder Italienisch)
 Mathematikkenntnisse auf dem Niveau des drit-
6.1.2. Gymnasiale Matura oder Berufsmaturität ten Jahrs der Sekundarschule
 Bestehen der schuleigenen Aufnahmeprüfung
Für Erwachsene gibt es verschiedene Möglichkeiten,
eine gymnasiale Maturität oder eine Berufsmatura Berufsmaturität nach Lehrabschluss (BM2)
zu erwerben: Für Jugendliche gibt es zwei reguläre Wege, eine
Berufsmaturität zu erwerben: während der Lehre
Besuch einer kantonalen Maturitätsschule für (BM1) und nach dem Lehrabschluss (BM2).
Erwachsene
In mehreren Kantonen gibt es kantonale Maturitäts- Erwachsenen steht der Weg zur BM2 offen. Die
schulen für Erwachsene. Diese sind subventioniert meisten kantonalen Berufsmaturitätsschulen bieten
und deshalb bedeutend günstiger als private Matu- spezielle BM2-Lehrgänge für Erwachsene an. Diese
ritätsschulen. dauern ca. vier Semester im Teilzeitmodell; Vollzeit-
lehrgänge dauern zwei Semester.
Maturitätsschulen gibt es als Teilzeitkurse, die berufs-
begleitend absolviert werden können. Diese dauern Zulassungsbedingungen
ca. sieben Semester und erlauben eine Arbeitstätig-  Grundbildung mit eidg. Fähigkeitsausweis EFZ
keit von max. 50 Prozent. Daneben gibt es Vollzeit-  bestandene Aufnahmeprüfung

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 Nachholbildung für Erwachsene auf Sekundarstufe I und II

6.2. Lehrabschluss EFZ oder EBA nachholen ­alidierungsverfahren als gleichwertig zur beruf­
V
lichen Grundbildung anerkennen lassen. Aufgrund
Viele Weiterbildungen verlangen eine eidgenössisch dieser Anerkennung erhalten sie ein eidgenössi-
anerkannte berufliche Grundbildung mit Lehrab- sches Berufsattest (EBA) oder ein eidgenössisches
schluss EFZ. Für Erwachsene gibt es vier Möglich- Fähigkeitszeugnis (EFZ), ohne eine Prüfung abzule-
keiten, einen Lehrabschluss nachzuholen resp. ein gen. Voraussetzung dafür ist, dass im Wohnkanton
eidg. Fähigkeitszeugnis EFZ zu erwerben. für den gewünschten Beruf ein Validierungsverfah-
ren angeboten wird.

6.2.1. Direkt zur Abschlussprüfung


6.2.3. Verkürzte betriebliche Lehre
Erwachsene mit mindestens fünf Jahren Berufs­
erfahrung – davon in der Regel zwei bis drei Jahre Individuelle Verkürzungen
im gewünschten Beruf – haben nach Art. 32 BBV (Be- Wer schon einen Lehrabschluss, eine gymnasiale
rufsbildungsverordnung) die Möglichkeit, die eidge- Maturität oder ein Diplom einer anderen allgemein-
nössische Lehrabschlussprüfung zu absolvieren. An bildenden Schule hat, kann sich unter Umständen
der Prüfung werden die praktischen Fähigkeiten so- von gewissen Kursen oder Schulfächern der Berufs-
wie die berufskundlichen und allgemeinbildende fachschule dispensieren lassen und damit die Aus-
Lernstoffe geprüft. bildungsdauer verkürzen.

Die Art der Prüfungsvorbereitung ist nicht reg­ Branchenspezifische Verkürzungen


lementiert; sie kann vollkommen selbständig er­ Einzelne Branchen bieten verkürzte Ausbildungen
folgen. Empfohlen wird jedoch der Besuch eines für Erwachsene mit einem Lehrabschluss im glei-
Vorbereitungskurses an einer Berufsfachschule. chen Berufsfeld an. Solche «Zweitlehren» sind deut-
Allerdings gibt es nicht zu allen Berufen Vorbe­
­ lich komprimiert, weil ein grosser Teil der Lernin-
reitungskurse zur Nachholbildung. Erkunden Sie halte schon durch die erste Ausbildung abgedeckt
sich in Ihrem Wohnkanton nach den Möglichkeiten. wurde und nicht erneut erlernt werden muss.

Zulassungsbedingungen
 Ca. fünf Jahre Berufserfahrung, davon rund zwei 6.2.4. Lehre auf schulischem Weg (SOG)
bis drei Jahre im gewünschten Beruf
 Deutschkenntnisse auf Niveau B1 für dreijährige Für einige Berufe (z.B. Kaufmann/-frau, Informati-
Grundbildungen, auf Niveau B2 für vierjährige ker/-in oder Detailhandelsfachmann/-frau) gibt es
die Möglichkeit, die Grundbildung nicht in einem
Die genauen Bedingungen sind in der Bildungsver- Betrieb (als «duale Lehre»), sondern in einer Voll-
ordnung des Berufs beschrieben. Eine Liste aller zeitschule (sog. «schulisch organisierte Grundbil-
Lehrberufe finden Sie hier: www.becc.admin.ch/ dung», SOG) mit integriertem einjährigem Berufs-
becc/public/bvz/beruf/grundbildungen. praktikum zu absolvieren und anschliessend die
eidgenössische Lehrabschlussprüfung abzulegen.

6.2.2. Validierung von Bildungsleistungen Es gibt sowohl Berufsfachschulen als auch private
Schulen, die solche SOG-Lehrgänge anbieten. Diese
Wenn Erwachsene beim Ausüben einer beruflichen stehen häufig auch Erwachsenen offen und führen
Tätigkeit ausreichende Fähigkeiten und Kompeten- in der gleichen Zeit zum Lehrabschluss wie die regu-
zen erworben haben, können sie diese in einem läre Lehre in einem Betrieb.

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 Tertiärstufe und nichtformale Weiterbildung

7. Tertiärstufe und nichtformale Weiterbildung:


Abschlüsse und Zulassungsbedingungen
7.1. Nichtformale Weiterbildungen kannten Massstäben und Vorgaben (Bsp. Pflege-
helfer/in SRK).
Das Angebot an nichtformalen, das heisst nicht kan-  In manchen neueren Fachgebieten gibt es Ab-
tonal oder eidgenössisch reglementierten Weiter­ schlüsse, bei denen die internationale Anerken-
bildungen reicht von ­berufsbezogenen Fachausbil- nung wichtiger ist als eine eidgenössische (Bsp.
dungen und Nachdiplomstudiengängen bis zu all­- IPMA Projektmanagement-Zertifikate).
gemeinbildenden Freizeitkursen an öffentlichen und
privaten Einrichtungen. Wenn Sie sich für eine nichtformale Weiterbildung
interessieren, informieren Sie sich, ob in der von Ih-
Diese Weiterbildungen haben den Vorteil, dass die nen gewünschten Richtung Berufsverbände oder
Anbieter damit schnell auf die Bedürfnisse des Ar- nationale und internationale Organisationen Krite-
beitsmarkts und auf technologische und gesell- rien zur Anerkennung und eventuell Berufsaus-
schaftliche Entwicklungen und Bedürfnisse reagie- übung definiert haben. Achten Sie bei der Wahl der
ren können, da sie keine langen Wege durch Bildungseinrichtung darauf, dass Ihre Weiterbildung
politische und Bildungsinstanzen durchlaufen müs- gegebenenfalls auch wirklich zur entsprechenden
sen. In Sachen schnelllebiger Trends und in vielem, Anerkennung führt.
das mit digitaler Transformation zu tun hat, haben
sie gegenüber den eidgenössisch oder kantonal re- Falls für eine Weiterbildung ECTS-Kreditpunkte ver-
glementierten Lehrgängen deshalb oft die Nase geben werden und Sie diese an spätere Weiterbil-
vorn. dungen anrechnen lassen möchten, überprüfen Sie,
ob die Kursbeschreibung und Kreditpunktvergabe
Die Zulassungsbedingungen werden von den An- den Anforderungen des European Credit Transfer
bietern definiert. Manche Weiterbildungen stehen and Accumulation System (ECTS) entsprechen, d.h.
allen Interessierten offen, andere nur einem qualifi- den geforderten Lernaufwand von rund 30 Stunden
zierten Personenkreis. pro ECTS-Punkt umfassen und die Lerninhalte und
-leistungen entsprechend dokumentiert sind. Nur
Diese Weiterbildungen schliessen in der Regel mit dann haben Sie Chancen auf spätere Anrechnung.
schuleigenen Diplomen oder Zertifikaten ab, man-
che führen zusätzlich zu einem Verbandsattest. We-
der die Weiterbildungen noch allfällige Abschluss- 7.2. Formale Weiterbildung: Höhere Berufsbildung
prüfungen stehen unter der Aufsicht des SBFI; die
damit erworbenen Titel sind nicht eidgenössisch Die Höhere Berufsbildung hat zum Zweck, dass sich
geschützt. sowohl junge Berufsleute mit EFZ und ein paar Jah-
ren Berufserfahrung als auch erfahrene Berufsleute
Das alleine sagt aber noch nichts aus über die Qua- mit Fach- und Führungserfahrung weiterqualifizie-
lität der Ausbildung und den praktischen Wert dieser ren können. Sie umfasst die Qualifikationsschritte
Diplome: der Berufsprüfung BP und der Höheren Fachprüfung
HFP und die Studiengänge der Höheren Fachschu-
 Der Weg zu manchen eidgenössischen Berufsprü- len HF / NDS HF. Die Bildungsgänge bauen auf der
fungen verläuft nicht über reglementierte Lehr- beruflichen Erfahrung auf und sind kompetenz- und
gänge, sondern über Abschlüsse mit einer Ver- arbeitsmarktorientiert und stark anwendungsbezo-
bandsanerkennung (z.B. Personalassistent/in HRSE). gen.
Entsprechend hoch sind in solchen Fällen der
Qualitätsanspruch der Weiterbildungen und die
Akzeptanz in der Wirtschaft und damit das Anse- 7.2.1. Berufsprüfung BP und Höhere Fachprüfung HFP
hen der Abschlüsse.
 Manche Weiterbildungen liegen aus historischen Berufsprüfung BP
Gründen nicht in der Zuständigkeit der Kantone Wer die Berufsprüfung (BP) besteht, kann im erlern-
oder des Bundes, sondern bei einer Verbandsträ- ten Beruf verantwortungsvollere Aufgaben über-
gerschaft und unterstehen deren weithin aner- nehmen. Dieser Schritt eignet sich für motivierte

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 Tertiärstufe und nichtformale Weiterbildung

und engagierte junge Berufsleute, die sich nach dem Dieses eidgenössische Diplom attestiert Experten-
EFZ und ein paar Jahren Berufserfahrung weiter- wissen im Berufsfeld und/oder die Fähigkeit zur
qualifizieren und mit erweitertem Fachwissen auf ­Geschäftsleitung und Personalführung. Es befähigt
der Karriereleiter eine Stufe höhersteigen wollen. zur Übernahme einer leitenden Position in KMU, ei-
ner Kaderposition in grösseren Unternehmen oder
Mit der Berufsprüfung wird der sogenannte «eidge- zur Führung eines eigenen Betriebs oder Beratungs-
nössische Fachausweis» (FA) erworben, der zum unternehmens. Im handwerklichen und gewerb­
Tragen des entsprechenden geschützten Titels be- lichen Umfeld sind die HFP auch als Meisterprüfun-
rechtigt, zum Beispiel «Bau-Polier mit eidg. Fachaus- gen bekannt. Viele neuere, eidgenössisch anerkannte
weis» oder «Buchhändlerin mit eidg. FA». Abschlüsse im medizinischen und therapeutischen
Bereich sind auch auf dem Niveau der Höheren
Der eidgenössische Fachausweis bescheinigt den Fachprüfung angesiedelt (z.B. Naturheilpraktiker mit
Inhaberinnen und Inhabern vertiefte Fachkennt- eidg. Diplom oder Fachexpertin in Onkologiepflege
nisse, Spezialwissen und Führungskompetenzen. mit eidg. Diplom)
Damit können sie qualifizierte Sachbearbeitungs-
funktionen sowie Führungs- und Leitungsaufgaben Zulassungsbedingungen zur eidg. Höheren
oder erste Kaderfunktionen übernehmen. In hand- Fachprüfung
werklichen Berufen sind es oft die Polier- oder Vorar-  in der Regel Lehrabschluss mit EFZ oder höherer
beiter-Ausbildungen, die auf diese Prüfung vorbe- Abschluss im Fachbereich
reiten. In gewerblichen und technischen Berufen  mehrjährige einschlägige und qualifizierte Berufs-
werden mit dieser Prüfung Gruppenchef- oder Chef- und/oder Führungserfahrung
monteur-Kompetenzen erworben und oft gehört  der entsprechende Fachausweis (falls es ihn gibt)
auch die Betreuung der Lernenden zum späteren
Aufgabenbereich. Die BP entspricht in einigem der
früheren «Gesellenprüfung». Wenn es im gleichen BP und HFP: Trägerschaften und Organisation
Beruf auch eine Höhere Fachprüfung gibt, ist der Die Berufsprüfungen und Höheren Fachprüfungen
Fachausweis häufig eine Zulassungsbedingung zu werden von Berufs- und Branchenverbänden getra-
dieser Prüfung. gen und durchgeführt. Das SBFI genehmigt die Prü-
fungsordnung und beaufsichtigt die Durchführung
Zulassungsbedingungen zur eidg. Berufsprüfung der Prüfungen.
 in der Regel ein eidgenössischer Lehrabschluss
mit EFZ oder eine gleichwertige Qualifikation Die Zulassungsbedingungen zur Prüfung und der
 mehrjährige Berufserfahrung im Fachbereich gesetzlich geschützte Titel, der mit Bestehen der
Prüfung erworben wird, sind in einer Prüfungsord-
nung geregelt. In der Prüfungsordnung sind auch
Höhere Fachprüfung HFP die geforderten Fähigkeiten und Kenntnisse detail-
Wer im erlernten Beruf die höchste Stufe erklim- liert aufgelistet.
men und sich zum Beispiel auf die Führung eines
eigenen Unternehmens vorbereiten möchte, ab­ Zurzeit gibt es rund 280 verschiedene Berufsprüfun-
solviert die Höhere Fachprüfung (HFP). Angespro- gen und 170 Höhere Fachprüfungen (Stand Herbst
chen sind damit hochqualifizierte Berufsleute mit 2022). Das SBFI führt ein Berufsverzeichnis, in dem
mehrjähriger Erfahrung in einer Leitungs- oder Sie die Abschlüsse, Titel, Trägerschaft und Prüfungs-
­Kaderposition, die eine Weiterentwicklung in eine ordnung nachlesen können: www.becc.admin.ch/
Expertenposition oder in Geschäftsleitungsaufga- becc/public/bvz/beruf/hoehereBildung
ben anstreben.

Mit der Höheren Fachprüfung wird das sogenannte BP und HFP: Prüfungsvorbereitung
«eidgenössische Diplom der Höheren Fachprüfung» und Erfolgsquoten
erworben, das zum Tragen des entsprechenden ge- Zu jeder Berufs- und Höheren Fachprüfung gibt es
schützten Titels berechtigt, zum Beispiel «eidg. dipl. berufsbegleitende Vorbereitungskurse. Die Details
Wirtschaftsprüferin» oder «Supervisor-Coach mit der Durchführung variieren und die Kurse dauern
eidg. Diplom». rund ein bis sechs Semester. Der Besuch eines sol-

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 Tertiärstufe und nichtformale Weiterbildung

chen Vorbereitungskurses ist nicht vorgeschrieben der Vorbereitung auf die Übernahme selbständiger
und die Anbieter werden nicht vom Bund überprüft. Fach- und Führungsverantwortung im Beruf. Der
Wer will, kann sich auch im Selbststudium auf die Abschluss eines HF-Studiengangs führt zu einem
Prüfung vorbereiten. eidgenössischen Diplom und berechtigt zum Tragen
des entsprechenden geschützten Titels wie z.B.
Erst die Prüfung selbst ist eine eidgenössische Prü- «dipl. Betriebswirtschafterin HF» oder «dipl. Techni-
fung, die zentral durchgeführt und überwacht wird. ker HF – Fachrichtung Maschinenbau».
Die Erfolgsquoten an den eidgenössischen Prüfun-
gen sind sehr unterschiedlich und bewegen sich Für die Zulassung zum Studiengang wird im Allge-
zwischen ca. 50 Prozent (z.B. Wanderleiter/in oder meinen ein Lehrabschluss mit EFZ in einem einschlä-
Krankenversicherungsfachleute) und 100 Prozent gigen Beruf verlangt. Die Dauer der verlangten Berufs-
(z.B. Bergführer/in oder Gästebetreuer/in im Touris- erfahrung ist unterschiedlich. Sie beträgt ­selten mehr
mus). Der Durchschnitt über alle Berufe und Prüfun- als zwei Jahre, häufig weniger. Die Studiengänge rich-
gen liegt bei 75 Prozent. ten sich an jüngere, ambitionierte Berufsleute, die
erste selbständige Fachverantwortung oder Führungs-
funktionen anstreben und damit den nächsten Schritt
7.2.2. Höhere Fachschulen HF in ihrer beruflichen Karriere machen wollen.

Für junge Berufsleute, die sich weiterqualifizieren Es gibt sowohl berufsbegleitende als auch Vollzeit-
möchten, gibt es einen zweiten Weg. Wer sich nicht Studiengänge. Vollzeit-Bildungsgänge dauern mindes­
im erlernten Beruf spezialisieren, sondern über die tens zwei Jahre, die berufsbegleitenden Bildungs-
Grenzen des erlernten Berufs hinweg breiter weiter- gänge mindestens drei Jahre. In den Vollzeitaus
bilden möchte (zum Beispiel in Richtung Betriebs- ­bildungen sind üblicherweise Praktika enthalten, in
wirtschaft oder Technik), geht an die Höhere Fach- berufsbegleitenden Bildungsgängen wird eine Be-
schule (HF). rufstätigkeit im entsprechenden Gebiet mit einem
Pensum von mindestens 50 Prozent verlangt.
Bildungsgänge an Höheren Fachschulen HF werden
von kantonalen Bildungsinstitutionen wie auch von Nachdiplomstudiengänge NDS HF
Privatschulen angeboten. Grundlage für die Bildungs- Nachdiplomstudiengänge an Höheren Fachschulen
gänge sind Rahmenlehrpläne, die von Bildungsanbie- (NDS HF) dienen der weiteren fachlichen Speziali-
tern und Branchenverbänden gemeinsam erarbeitet sierung und Vertiefung und dem Erwerb von ergän-
und vom SBFI genehmigt werden. Die Schulen müs- zendem Spezialwissen. Viele HF lassen ihre Nach­
sen sich bei der Ausgestaltung der Lehrgänge an die diplomstudiengänge vom SBFI anerkennen. Eine
Vorgaben der Rahmenlehrpläne halten. Dadurch sind Liste der anerkannten NDS HF-Studiengänge fin-
die Bildungsgänge eidgenössisch anerkannt und füh- den Sie unter www.becc.admin.ch/becc/public/bvz/
ren zu einem geschützten Titel. beruf/nachdiplomstudium. Die Absolventinnen und
Absolventen von eidg. anerkannten NDS HF-Studi-
Zur Zeit (Stand Herbst 2022) gibt es etwas mehr als engängen erhalten ein eidgenössisch anerkanntes
hundert anerkannte Bildungsgänge. Sie sind im Be- Diplom und dürfen den entsprechenden Titel führen
rufsverzeichnis des SBFI abrufbar unter: wie z.B. «dipl. Energieberater/in NDS HF» oder «dipl.
www.becc.admin.ch/becc/public/bvz/beruf/ Experte/-in Anästhesiepflege NDS HF».
hoehereFachschulen
Für die Zulassung zu einem Nachdiplomstudium HF
Studiengänge HF wird üblicherweise ein Abschluss auf der Stufe Hö-
Die Studiengänge der Höheren Fachschulen vermit- here Fachschule oder höher verlangt. Die Studien-
teln generalistisch ausgerichtetes Fach- und Füh- gänge sind berufsbegleitend und dauern zwischen
rungswissen innerhalb eines Fachgebiets. Sie dienen zwei und vier Semestern.

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 Tertiärstufe und nichtformale Weiterbildung

7.2.3. Unterschiede zwischen BP / HFP und HF

Berufsprüfung (BP)/Höhere Fachprüfung (HFP) Höhere Fachschule (HF)

Berufsspezifische Weiterbildung und Spezialisie- Generalistische Weiterbildung im schulischen


rung, die auf qualifizierter praktischer Berufserfah- Unterricht
rung aufbaut
Auf ein eng gefasstes Berufsfeld oder branchenbe- Auf ein weiter gefasstes Berufsfeld oder ein grösse-
zogenes Themengebiet fokussiert (z.B. Gärtnerei, res Themengebiet bezogen (z.B. Betriebswirtschaft,
Carrosserie, Spitalverwaltung) Pflege, Elektrotechnik)
Bietet erfahrenen Berufsleuten die Möglichkeit, Bietet jungen Berufsleuten die Möglichkeit, sich
ihre erworbenen Fach- und Führungskom­petenzen durch den Erwerb von theoretischem Fachwissen
mit einem anerkannten Abschluss zu belegen und berufsübergreifenden Fachkompetenzen
beruflich höher zu qualifizieren

7.3. Hochschulen 7.3.2. Bachelor- und Master-Studiengänge

7.3.1. Die Hochschullandschaft Schweiz Bachelorstudium


Der Bachelor ist der erste Hochschulabschluss. Er
Hochschultypen und Studienstruktur dauert im Regelstudium drei Jahre und verlangt
Die Hochschullandschaft der Schweiz besteht aus 180 ECTS-Punkte.
eidgenössisch akkreditierten* Fachhochschulen
(FH),­­Pädagogischen Hochschulen (PH), Universitä- Bachelorstudiengänge an Fachhochschulen sind in
ten und Eidgenössischen Technischen Hochschulen der Regel berufsqualifizierend und lösen das f­ rühere
(Uni/ETH). Das Studienkonzept entspricht dem Sys- Fachhochschuldiplom ab. Zur Zulassung wird eine
tem des europäischen Hochschulraums mit dem Berufsmaturität oder gymnasiale Maturität mit ein-
dreiteiligen Studienaufbau Bachelor – Master – Dok- jähriger Arbeitserfahrung (Praktikum) verlangt. Die
torat (PhD). Die Studienleistungen werden in ECTS- Zulassung kann unter Umständen auch über eine
Punkten (European Credit Transfer and Accumula- individuelle Abklärung des bisherigen Werdegangs
tion System Points) ausgewiesen. («sur dossier») erfolgen.

Die ECTS-Punkte dienen im europäischen Bildungs- An den Pädagogischen Hochschulen werden die
raum dazu, Studiengänge miteinander zu verglei- Lehrerinnen und Lehrer für alle Schulstufen ausge-
chen, und ermöglichen es den Studierenden, er- bildet. Die Bachelorstudiengänge führen zu einem
brachte Studienleistungen an einer anderen Lehrdiplom für die Vorschulstufe und Primarstufe.
Hochschule anrechnen zu lassen. Ein ECTS-Punkt Die Zulassung setzt eine gymnasiale Maturität, eine
entspricht dabei einem studentischen Arbeitsauf- Berufsmaturität mit Passerelle oder eine Fachmatu-
wand von 25 bis 30 Arbeitsstunden. Ein Vollzeit-Stu- rität Pädagogik voraus.
dienjahr wird in der Regel mit 60 ECTS-Punkten be-
wertet. An universitären Hochschulen ist das Ziel des Ba-
chelor-Studiums, die grundlegende wissenschaftli-
An allen Hochschulen werden zusätzlich zu den che Bildung im jeweiligen Studienfach zu erwerben.
Grund- und Aufbaustudiengängen auch Weiterbil- Für die Zulassung braucht es einen schweizerischen
dungsstudiengänge und -kurse angeboten. Weiter Maturitätsausweis (gymnasiale Maturität) oder eine
sind alle Hochschulen in verschiedenen Bereichen Berufsmaturität mit Passerelle.
der Forschung tätig und bieten Dienstleistungen für
Dritte an. Folgende Bachelorgrade werden von allen Schwei-
zer Hochschulen vergeben:
* s. Kapitel 5.3.1 Eidgenössisch anerkannte Abschlüsse und ihre  BA (Bachelor of Arts)
Merkmale  BSc (Bachelor of Science)

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Karriere-Ratgeber: Privatschulen in den Bereichen Primar- und Sekundarschule sowie Gymnasium

 Tertiärstufe und nichtformale Weiterbildung

Folgende Bachelorgrade vergeben einzelne univer- Universitäre Masterstudiengänge dienen der Ver-
sitäre Fakultäten: vollständigung des Studiums. Meist gilt der Master-
abschluss als fachqualifizierender Regelabschluss.
 BEng (Bachelor of Engineering)
 BLaw (Bachelor of Law) An den Pädagogischen Hochschulen brauchte es für
 BMed (Bachelor of Medicine) ein Lehrdiplom auf Sekundarstufe einen Masterab-
 BTh (Bachelor of Theology) schluss.

Masterstudium Masterstudiengänge dauern im Regelfall drei bis vier


Das an den Bachelor-Abschluss anschliessende Auf- Semester und umfassen Studienleistungen im Um-
baustudium wird konsekutives Masterstudium ge- fang von 90–120 ECTS-Punkten. Direkt zugelassen wird,
nannt. wer ein schweizerisches Bachelor-Diplom des gleichen
Hochschultyps und der gleichen Studienrichtung vor-
Masterstudiengänge an Fachhochschulen vermitteln weisen kann. In allen anderen Fällen kann der Erwerb
zusätzliches vertieftes und spezialisiertes Wissen. von zusätzlichen Kreditpunkten verlangt werden.

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 Tertiärstufe und nichtformale Weiterbildung

Neben den direkt auf einem Bachelorstudium auf- 7.3.3. PhD (Doktorat)
bauenden konsekutiven Masterstudiengängen gibt
es spezialisierte und interdisziplinäre Masterstudi- Der Doktoratsabschluss (PhD) ist ein weiterer akade-
engänge, die häufig weitere Aufnahmebedingungen mischer Grad nach dem Master. Er darf ausschliess-
stellen oder Aufnahmeverfahren verlangen. lich von universitären Hochschulen vergeben wer-
den. Voraussetzung für das Doktorat ist in der Regel
Folgende Mastergrade werden von allen Schweizer ein anerkannter Masterabschluss einer universitä-
Hochschulen vergeben: ren Hochschule mit guten Noten. Es gibt keinen An-
spruch auf ein Doktoratsstudium. Wer zum Doktorat
 MA (Master of Arts) zugelassen wird, entscheiden die Verantwortlichen
 MSc (Master of Science) der universitären Hochschulen. Vereinzelt werden
auch Master-Absolventen und -Absolventinnen von
Folgende Mastergrade vergeben einzelne universi- Fachhochschulen angenommen.
täre Fakultäten:

 MEng (Master of Engineering)


 MLaw (Master of Law)
 MMed (Master of Medicine)
 MTh (Master of Theology)

7.3.4. Unterschiede zwischen Höheren Fachschulen und Fachhochschulen

Höhere Fachschulen Fachhochschulen

Stärkere Ausrichtung auf die berufspraktischen Zählen zur Hochschulstufe und verlangen zur
Kompetenzen, Berufspraxis wird verlangt, Berufs- Zulassung eine Berufs-, Fach- oder gymnasiale
matura wird nicht verlangt Maturität mit Berufspraktikum
Haben keinen Forschungsauftrag und die Bildungs- Haben einen Forschungsauftrag und ermöglichen
gänge sind weniger wissenschaftlich ausgerichtet weiterführende Studien an universitären Hochschulen
Geniessen nationale Anerkennung Geniessen inter­nationale Anerkennung

7.3.5. Unterschiede zwischen Fachhochschulen und universitären Hochschulen

Fachhochschulen Universitäre Hochschulen

Für die Zulassung wird eine Berufsmaturität, Für die Zulassung wird eine gymnasiale Maturität
Fachmaturität oder gymnasiale Maturität mit oder eine Berufsmaturität mit Passerelle-Prüfung
Berufspraktikum verlangt verlangt
Haben einen anwendungs- und praxisbe­zogenen Haben einen Forschungsauftrag in der theoreti-
Forschungsauftrag und ermöglichen weiterfüh- schen und Grundlagenforschung und ermöglichen
rende Studien an universitären Hochschulen das Doktorat und eine akademische Karriere
Geniessen inter­nationale Anerkennung Geniessen inter­nationale akademische Anerken-
nung

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Karriere-Ratgeber: Privatschulen in den Bereichen Primar- und Sekundarschule sowie Gymnasium

 Tertiärstufe und nichtformale Weiterbildung

7.3.6. Nachdiplomstudiengänge: ration teilweise auch die bekannten englischen Titel


MAS, DAS, CAS Master of Business Administration (MBA) resp. Exe-
cutive Master of Business Administration (EMBA)
An allen Hochschultypen und zunehmend auch von vergeben. Beide sind – wenn sie von einer akkredi-
privaten Bildungsanbietern werden verschiedene tierten Fachhochschule oder Universität vergeben
Arten von Nachdiplomstudiengängen angeboten. werden – vergleichbar mit einem MAS.

Master of Advanced Studies (MAS) Diploma of Advanced Studies (DAS)


Die beliebteste und am weitesten verbreitete Weiter- Mit einem «Diploma of Advanced Studies (DAS)»
bildung an Schweizer Hochschulen ist das drei bis schliessen berufsbegleitende Diplomstudiengänge
vier Semester dauernde Nachdiplomstudium, das ab. Sie umfassen mindestens 30 ECTS-Punkte und
zum Bologna-konformen Titel «Master of Advanced können entweder unabhängige Abschlüsse sein
Studies (MAS)» führt. Ein MAS wird mit dem Schrei- oder modularer Bestandteil eines MAS-Studien-
ben einer Masterarbeit abgeschlossen und verlangt gangs.
zwischen 60 und 90 ECTS-Punkten. Die Studiengänge
sind berufsbegleitend konzipiert. Es gibt ­vollständig Certificate of Advanced Studies (CAS)
modularisierte Formen, die aus drei bis vier vonein- Die berufsbegleitenden Zertifikatslehrgänge umfas-
ander unabhängigen Teilen (Modulen) bestehen, die sen mindestens 10 ECTS-Punkte und schliessen
einzeln abgeschlossen werden können. ab mit einem «Certificate of Advanced Studies (CAS)».
CAS-Lehrgänge gelten oft als Modul von MAS-Studi-
Die Zulassung setzt einen Bachelor- oder Master-Ab- engängen: Viele MAS-Studiengänge sind modular
schluss voraus sowie mehrjährige Berufserfahrung. aufgebaut und bestehen aus drei bis vier CAS.
Nach individueller Abklärung werden auch Studie-
rende mit anderen Voraussetzungen zugelassen. Die Zulassungsbedingungen zu einzelnen CAS- oder
DAS-Lehrgängen sind teilweise etwas lockerer ge-
Master of Business Administration (MBA), Execu- staltet, so dass auch Personen ohne Bachelor-Ab-
tive Master of Business Administration (EMBA) schluss zugelassen werden können. Allerdings ist
Im Bereich der Wirtschaftswissenschaften werden dann die Fortsetzung bis zu einem MAS-Abschluss
für Nachdiplomstudiengänge in Business Administ- nicht immer möglich.

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Karriere 8. Privatschulen
Selbstmarketing 8.1. Privatschulen in der Schweiz

1. Kaufmännische Aus- und Weiterbildung 9. Hochschulen


1.1. Betriebswirtschaft 9.1. Schweizer Hochschulen
1.2. Finanzplanung, Banken und Versicherungen 9.2. Management auf Master-Stufe
1.3. Marketing, Kommunikation und Verkauf MBA, EMBA, MAS
1.4. Personal, Organisation, Projekt- und
10. Seminare
Prozessmanagement
10.1. Erfolgsmessung von Seminaren und
1.5. Rechnungswesen, Controlling, Treuhand, Steuern
Trainings
2. Sprachschulen/-reisen/-aufenthalte 10.2. Seminare erfolgreich planen und
2.1. Sprachen organisieren

3. Informatik 11. Andere Aus- und Weiterbildungs-


3.1. Informatik bereiche
3.2. Quereinstieg in die Informatik 11.1. Beauty, Fitness und Wellness

4. Industrie/Gewerbe 12. Berufliche Neuorientierung


4.2. Strassen-, Schienen- und Luft-Verkehr 12.1. Berufliche Neuorientierung
4.3. Logistik und Supply Chain Management 13. Allgemeine Ratgeber
4.4. Gebäudetechnik 13.1. So entscheiden Sie sich für den richtigen
4.5. Instandhaltung und Facility Management Bildungsanbieter
4.6. Elektrotechnik und Elektroinstallationen 13.2. So finanzieren Sie Ihre Weiterbildung
4.7. Maschinen- und Metallbau richtig
4.8. Innendekoration und Inneneinrichtung 13.3. So entscheiden Sie sich für den richtigen
4.9. Baugewerbe und Architektur Seminaranbieter
4.10. Fahrzeuge und Transportmittel 13.4. Die richtige Weiterbildung finden
5. Gesundheit 13.5. Weiterbildung in der Schweiz für Interessierte
5.1. Gesundheit und Medizin aus dem Ausland
13.6. Future Skills
6. Bildung/Soziales 13.7. Die eigene Berufung finden
6.1. Berufliche Erwachsenenbildung
14. Ratgeber für Arbeitgeber
6.2 Sozialarbeit, Betreuung
14.1. Kooperationen zwischen Bildungsanbietern
6.3. Quereinstieg in die soziale Arbeit
und Unternehmen
7. Gastronomie, Hotellerie und Tourismus
7.1. Gastronomie, Hotellerie und Tourismus Hier geht es direkt zu den Ratgebern.

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