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Rotation

Stefan Waeger

Sexuelle Ausrichtung und


Führungsverantwortung - eine kritische
Betrachtung zum Umgang mit der
Homosexualität

Studienarbeit
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ISBN: 9783640023530

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Stefan Waeger

Sexuelle Ausrichtung und Führungsverantwortung -


eine kritische Betrachtung zum Umgang mit der
Homosexualität

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Sexuelle Ausrichtung und Führungsverantwortung: eine kriti-
sche Betrachtung des Umgangs mit der Homosexualität in der
Bundeswehr

Inhalt

1 Einleitung .......................................................................... 2
2 Sexuelle Ausrichtung im verfassungsmäßigen Kontext .... 3
2.1 Art. 2 Abs. 1 GG...................................................................................3
2.2 Art. 3 Abs. 1 GG...................................................................................4
3 Die Grundrechtseinschränkungen für Soldaten und ihre
verfassungsrechtliche Legitimation......................................... 4
3.1 Grundsätze ............................................................................................4
3.2 Einschränkungen des Art. 2 Abs. 1 GG ...............................................5
3.2.1 § 17 Abs. 2 SG..............................................................................5
3.2.1.1 § 17 Abs. 2 Satz 1 SG – Innerdienstliche
Wohlverhaltenspflicht ............................................................... 5
3.2.1.2 § 17 Abs. 2 Satz 2 SG – Wohlverhaltenspflicht außer Dienst .. 6
3.2.2 § 10 Abs 1 SG – Pflicht des Vorgesetzten zu beispielhaftem
Verhalten ......................................................................................7
3.2.3 § 12 SG – Pflicht zur Kameradschaft ...........................................8
4 Der Umgang mit Homosexuellen in der Bundeswehr ....... 9
4.1 Die Haltung der Bundeswehr in der Vergangenheit.............................9
4.1.1 Einschränkung der soldatischen Eignung...................................10
4.1.2 Übernahmeverfahren zum Berufssoldaten.................................11
4.1.3 Bekanntwerden homosexueller Orientierung .............................12
4.1.3.1 Dienstpflichtverletzungen....................................................... 12
4.1.3.2 Sicherheitsüberprüfungen ....................................................... 13
5 Zusammenfassung........................................................... 14
Anmerkungen 16
Quellen
Anlage 1 - 3
1
1 Einleitung
Sexuelle Ausrichtung erscheint wenig mit Führungsverantwortung zu tun zu
haben. Das eine als Teil des intimen Privatlebens eines Individuums läuft so
offensichtlich nicht dem anderen als Teil seiner beruflichen Funktion und
Stellung zuwider. Inwiefern diese Begriffe miteinander assoziiert sind, wird
deutlich, wenn man diverse Presseveröffentlichungen1 der letzten Jahre, ge-
häuft im Jahr 1999, zuletzt aber auch im Zusammenhang mit der Herausgabe
der „Führungshilfe für Vorgesetzte – Umgang mit Sexualität“2 durch den
Generalinspekteur, verfolgt hat.
Die „Affäre Kiessling“ in den Jahren 1983/84 3 stellt den wohl spektakulärsten
Fall dar, der Homosexualität und Bundeswehr in der Öffentlichkeit erstmals
thematisierte, das Papier des Generalinspekteurs bildet den vorläufigen Ab-
schluß einer teilweise von den höchsten Gremien der Bundesrepublik
Deutschland 4 zum Teil im Lichte öffentlichen Interesses, meist aber in relati-
ver Verborgenheit geführten Debatte zum Umgang mit Homosexuellen in der
Bundeswehr.
Diese Arbeit analysiert den Umgang mit Homosexuellen in der Bundeswehr
vor dem Hintergrund des Grundgesetzes. Leitfrage soll dabei sein, inwieweit
die in der Vergangenheit angewandte Praxis mit den verfassungsmäßigen
Grundlagen übereinstimmend war. Dazu wird im ersten Teil zunächst die
sexuelle Ausrichtung des Menschen, im speziellen die Homosexualität 5 , in
den verfassungsmäßigen Kontext eingeordnet. Dem werden dann die soldati-
schen Pflichten, speziell des militärischen Führers gegenübergestellt, wobei
der Schwerpunkt auch hier auf den juristischen Aspekten liegt. Anhand der
einschlägigen Rechtsprechung, Presseveröffentlichungen und Beiträgen aus
dem Internet wird dann der Umgang mit Homosexuellen in der Bundeswehr,
speziell mit Homosexuellen in Führungsverantwortung dargestellt, um die
Verfahrens weisen anschließend vor dem Hintergrund der verfassungsmäßi-
gen Ordnung und internationaler Rechtsprechung 6 zu bewerten.
Die einleitenden Worte der o.a. Weisung des Generalinspekteurs erwähnen
eine „... Änderung der bisherigen Haltung der Bundeswehr gegenüber Solda-
tinnen und Soldaten mit gleichgeschlechtlicher Orientierung...“ 7 . Vor diesem
Hintergrund befaßt sich diese Arbeit mit einer Haltung, deren Änderung sich
bereits im vergangenen Jahr abzeichnete, als der Bundesminister für Vertei-
digung im Rahmen der 95. Sitzung des Deutschen Bundestages 8 den Erlaß
dieses Verhaltenskodex ankündigte. Die juristischen Grundlagen zum Um-

2
gang mit der sexuellen Orientierung des Menschen sind im wesentlichen dem
Grundgesetz und, in strafrechtlichem Kontext, dem StGB zu entnehmen und
haben sich hinsichtlich der Homosexualität zuletzt im Jahre 1994 geändert 9 .

2 Sexuelle Ausrichtung im verfassungsmäßigen Kontext

2.1 Art. 2 Abs. 1 GG

Die sexuelle Ausrichtung eines Menschen ist als ein wesentlicher Teil seiner
Persönlichkeit anzusehen. In diesem Rahmen ist sie ein Teil seiner Intimsphä-
re10 und steht unter dem Schutz des Art. 2 Abs. 1GG. Einschränkungen11 er-
fährt dieser Schutz durch „die Rechte anderer“, „die verfassungsmäßige
Ordnung“ und „das Sittengesetz“12 .

„Rechte anderer“ und „verfassungsmäßige Ordnung“ sind in diesem Zu-


sammenhang analog einem einfachen Gesetzesvorbehalt zu verwenden13 .
Eingriffe erscheinen aufgrund von Gesetzen14 möglich, nach ständiger Recht-
sprechung des BVerfG jedoch nur unter Beachtung verstärkter Rechtferti-
gungsanforderungen15 . Dabei gilt:

„Die Intimsphäre als letzter, unantastbarer Bereich privater Lebensgestal-


tung soll der Einwirkung der gesamten öffentlichen Gewalt vollständig
entzogen sein.“ 16

Selbst im Falle einer verstärkten Außenwirkung der sexuellen Orientierung17


erscheint sie zumindest noch in den Bereich der sog. Privatsphäre 18 einzuord-
nen zu sein und unterliegt damit hinsichtlich möglicher Eingriffe einem be-
sonders strengen Verhältnismäßigkeitsgrundsatz19 .

Der Einschränkung durch das Sittengesetz kommt im funktionierenden


Rechtsstaat keine praktische Bedeutung zu, da dieses sich aufgrund der „frei-
heitlichen Konzeption“ und der „weltanschaulichen Offenheit und Neutralität
des GG“ weder aus „überlieferten Moralvorstellungen“, noch aus den „ethi-
schen Vorstellungen einer Weltanschauung, Religion oder Kirche“ definieren
lasse, sondern allein auf „die Fundamentalethik des GG“, die Menschenwür-
de, zu gründen sei20 . Geltendes Recht, Gesetze 21 , läßt aber Verstöße gegen die
Menschenwürde nicht zu, ein Verstoß gegen das so definierte Sittengesetz
würde automatisch ein Verstoß gegen die verfassungsmäßige Ordnung bedeu-
ten22 .

Mit der Aufhebung der Strafbarkeit der Homosexualität zwischen Männern


über 18 im Zuge des ersten Strafrechtsreformgesetzes vom 14.08.1969 23 un-
terliegt also auch eine homosexuelle Orientierung dem verfassungsmäßigen

3
Schutz des Art. 2 Abs. 1 GG. Daneben gilt zudem die Europäische Konvent i-
on zum Schutz der Menschenrechte (EMRK), die gleiches in Art. 824 als bin-
dendes Recht für die Bundesrepublik Deutschland verankert.

2.2 Art. 3 Abs. 1 GG


Der verfassungsmäßige Schutz der sexuellen Orientierung des Art. 2 Abs. 1 i.
V. m. Art. 1 Abs. 1 GG wird erweitert durch Art. 3 Abs. 1 GG, der die
Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz festschreibt. Zwar ist die sexuelle
Orientierung des Menschen nicht ausdrücklich in Art. 3 GG erwähnt 25 , über
das ausdrückliche Diskriminierungsverbot des Abs. 3 hinaus definiert aber
auch Art. 3 Abs. 1 GG ein geschütztes Abwehrrecht gegen Rechtsverletzun-
gen26 . Sexuelle Ausrichtung ist unter den Schutz des Art. 3 Abs. 1 GG zu
subsumieren, folgt man der Definition Osterloh’s27 :

„Seinen Schutzgegenstand hat das Abwehrrecht im Anspruch des Berech-


tigten auf Berücksichtigung und Achtung seiner Position innerhalb der
Gesellschaft. Geschützt sind alle Menschen in ihren rechtlich, wirtschaft-
lich und sozial differenzierten Relationen zueinander.“ 28

Darüber hinaus ist ein Diskriminierungsverbot über Art. 14 EMRK 29 in der


Bundesrepublik Deutschland gesetzlich verankert.

3 Die Grundrechtseinschränkungen für Soldaten und ihre verfas-


sungsrechtliche Legitimation

3.1 Grundsätze
Soldaten unterliegen hinsichtlich ihrer Grundrechte denselben Einschränkun-
gen wie alle übrigen Staatsbürger 30 . Da sie jedoch in einem besonderen, in § 1
Abs. 1 SG begründeten Treueverhältnis zum Staat stehen, sind sie Inhaber
eines Sonderstatus 31 und unterliegen zusätzlich den Grundrechtsschranken,
die in Art. 17a GG festgelegt sind 32 . Zwar spricht das GG von „Angehörigen
der Streitkräfte während der Zeit des Wehr- oder Ersatzdienstes“, gemäß der
Legaldefinition des Soldatengesetzes ist aber Soldat, „wer aufgrund der
Wehrpflicht oder freiwilliger Verpflichtung in einem Wehrdienstverhältnis
steht“33 . Damit unterliegen auch Zeit- und Berufssoldaten den Einschränkun-
gen des Art. 17a, der jedoch lediglich zusätzliche Einschränkungen der
Grundrechte auf freie Meinungsäußerung, Versammlungsfreiheit und Petiti-
onsrecht beinhaltet 34 . Hinsichtlich des allgemeinen Persönlichkeitsrechts 35
ergeben sich für Soldaten Einschränkungen nach den allgemeinen Regeln.

4
3.2 Einschränkungen des Art. 2 Abs. 1 GG
Der im Soldatengesetz (SG) festgelegten Pflichtenkatalog36 auf der Basis des
allgemeinen Gesetzesvorbehaltes37 greift über Verhaltensvorschriften unter
anderem in das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit ein. In Frage
kommende Rechtsnormen hinsichtlich der sexuellen Orientierung sind dabei
die Wohlverhaltenspflicht gemäß § 17 Abs. 2 SG, die Pflicht des Vorgesetz-
ten zu beispielhaftem Verhalten nach § 10 Abs. 1 SG und die Pflicht zur Ka-
meradschaft nach § 12 SG.

3.2.1 § 17 Abs. 2 SG
§ 17 Abs. 2 SG unterwirft den Soldaten in und außer Dienst einer bestimmten
Verhaltensnorm, der sogenannten Wohlverhaltenspflicht 38 . Diese Einschrän-
kung des Grundrechtes nach Art. 2 Abs. 1 GG muß den Voraussetzungen des
Art. 19 GG entsprechen. Der darin enthaltene Verhältnismäßigkeitsgrundsatz
sowie die Wesensgehaltsgarantie des Abs. 2 bestimmen sinngemäß, daß Ein-
schränkungen von Grundrechten für Soldaten nur zulässig sind, „... wenn und
soweit sie geeignet, erforderlich und angemessen sind, um die Funktionsfä-
higkeit der Bundeswehr zu wahren“ 39 . Die durch § 17 Abs. 2 SG geschützten
Rechtsgüter „Ansehen der Bundeswehr“ und „achtungs- und vertrauenswür-
diges Verhalten“ von Soldaten werden als wesentlicher Bestandteil der
Schlagkraft der Bundeswehr, mithin ihrer Funktions fähigkeit 40 angesehen41 .
Ansehen der Bundeswehr „... ist der für die Erfüllung des Verteidigungsauf-
trags erforderliche gute Ruf der Bundeswehr oder einzelner ihrer Truppenteile
bei Außenstehenden...“ 42 , Achtung und Vertrauen entsprechen dem dienstli-
chen Ansehen des Soldaten. Achtung meint dabei im wesentlichen das Anse-
hen unter gleichgestellten Soldaten, Vertrauen das Ansehen von Vorgesetz-
ten43 . Dabei wird eine klare Trennung zwischen dienstlichem und privatem
Bereich des Soldaten vorgenommen, wobei das Verhalten innerhalb dienstli-
cher Unterkünfte und Anlagen aber außer Dienst dem ersten Bereich zuge-
ordnet ist 44 .

3.2.1.1 § 17 Abs. 2 Satz 1 SG – Innerdienstliche Wohlverhaltenspflicht


Im Dienst oder innerhalb dienstlicher Unterkünfte und Anlagen stellt nach
einhelliger Rechtsauffassung jegliche Gefährdung der o.a. Rechtsgüter auf-
grund des Verhaltens einen Verstoß gegen § 17 Abs. 2 Satz 1 dar:

„Für die Feststellung eines Verstoßes [...] genügt die Geeignetheit des
Verhaltens aus der Sicht eines objektiv wertenden Dritten, um die schädi-
gende Wirkung auszulösen.“ 45

5
Der Eintritt einer Gefährdung wird regelmäßig anzunehmen sein, handelt es
sich bei einem bestimmten Verhalten um einen Verstoß gegen geltendes
Recht 46 . Bezüglich sexuell motiviertem Fehlverhalten ist 1994 einschlägige
Gesetzgebung mit dem Beschäftigtenschutzgesetz47 geschaffen worden, daß
ausdrücklich auch für den Bereich der Bundeswehr Gültigkeit hat 48 . Eine
Vielzahl von Urteilen der Wehrdienstsenate beim BVerwG bestätigen die
Praxis der Wehrdisziplinargerichte, einschlägige Verstöße i. d. R. mit der
Entfernung aus dem Dienstverhältnis zu ahnden49 .

Über eindeutige Rechtsverstöße hinaus kann sexuell motiviertes Verhalten im


Dienst bzw. innerhalb dienstlicher Unterkünfte und Anlagen auch in weiteren
Fällen einen Verstoß gegen § 17 Abs. 2 Satz 1 SG darstellen, vor allem vor
dem Hintergrund der besonderen Anforderungen an das Verhalten von Vo r-
gesetzten. Bereits das Aufkommen von Zweifeln an „der dienstlichen Red-
lichkeit und Zuverlässigkeit (Integrität)“50 kann eine so schwerwiegende Be-
einträchtigung des geforderten Vertrauens Untergebener in die Person des
Vorgesetzten darstellen, daß dadurch die Schlagkraft der Truppe und damit
die Funktionsfähigkeit der Streitkräfte in einer vom Dienstherrn nicht hin-
nehmbaren Weise gefährdet wird 51 . Diesem rechtlichen Rahmen wird in der
neuen Führungshilfe des Generalinspekteurs dahingehend Rechnung getra-
gen, daß von Vorgesetzten eine besondere „Sensibilität gegenüber der eige-
nen Sexualität“ verlangt und bei sich abzeichnenden Beziehungen „über Hie-
rarchieebenen hinweg“ eine strikte dienstliche Trennung gefordert wird 52 .

3.2.1.2 § 17 Abs. 2 Satz 2 SG – Wohlverhaltenspflicht außer Dienst


Im Gegensatz zu § 17 Abs. 2 Satz 1 SG bedarf es zur Verletzung der ge-
schützten Rechtsgüter durch Verhalten außer Diens t und außerhalb dienstli-
cher Unterkünfte und Anlagen verschärfter Voraussetzungen, nämlich einer
ernsthaften Beeinträchtigung.

Hinsichtlich des Ansehens der Bundeswehr bedeutet dies, daß der Soldat als
Repräsentant der Bundeswehr angesehen werden muß und sein Verhalten
negative Rückschlüsse auf die allgemeine Disziplin der Truppe zuläßt. Dies
wird regelmäßig nur in den Fällen erfüllt sein, in denen der betreffende als
Soldat erkennbar ist 53 und soll hier nicht näher betrachtet werden.

Bezüglich der ernsthaften Beeinträchtigung von Achtung und Vertrauen ist zu


beachten, daß mit der Anfügung des Satzes 2 an § 17 Abs. 2 SG im Jahre
1972 Ziel des Gesetzgebers war, nicht mehr jedes Fehlverhalten im privaten
Bereich des Soldaten zu ahnden. Erforderlich ist eine gesteigerte, intensive

6
und den Wesensgehalt verletzende Möglichkeit der Beeinträchtigung. So wird
die Verwirklichung von Straftaten zunächst einmal grundsätzlich stets eine
Gefährdung von Achtung und Vertrauen bewirken. Ob dieses dann zur An-
nahme einer ernsthaften Beeinträchtigung ausreicht, hängt wesentlich von den
Umständen im Einzelfall und von der Dienststellung des Soldaten ab. Sexuell
motivierte Straftaten werden nach ständiger Rechtsprechung der Wehrdiens t-
senate regelmäßig als Dienstpflichtverletzungen nach § 17 Abs. 2 Satz 2 SG
gewertet. Aber auch nicht strafbewehrtes Verhalten, insbesondere von Solda-
ten in Vorgesetztenstellung, wurde in der Vergangenheit mehrfach als erns t-
hafte Beeinträchtigung von Achtung und Vertrauen durch die Gerichte gewer-
tet. So ist beispielsweise das sich zur Verfügung stellen für pornographische
Aufnahmen durch einen Vorgesetzten als eine ernsthafte Beeinträchtigung
seiner Achtungs- und Vertrauenswürdigkeit anzusehen54 . Im Hinblick auf
homosexuelle Betätigung im privaten Bereich wurde bereits 1971 durch das
BVerwG festgestellt, daß diese keine Verletzung des § 17 Abs. 2 Satz 2 SG
darstellt 55 , insofern sich keinerlei dienstlicher Bezug herstellen läßt. Ein sol-
cher Bezug wurde in der Vergangenheit in diversen Urteilen des BVerwG
allerdings hergestellt, handelte es sich bei dem Kontakt um eine Beziehung
zwischen Vorgesetztem und Untergebenen56 bzw. „Soldat mit Vorgesetzten-
dienstgrad und Dienstgradniederen“57 . Hier wurde regelmäßig ein Verstoß
gegen § 17 Abs. 2 Satz 2 SG festgestellt. Insbesondere bei Bestehen direkter
Unterstellungsverhältnisse werden von den Gerichten erhebliche Probleme
für den Zusammenhalt der Truppe gesehen. Dieser Auffassung entspricht –
wie im Kontext des § 17 Abs. 2 Satz 1 SG bereits angesprochen – die Verhal-
tensanordnung der neuen Führungshilfe Umgang mit Sexualität zur strikten
dienstlichen Trennung bei einer sich abzeichnenden „hierarchieübergreifen-
den Beziehung“58 .

3.2.2 § 10 Abs 1 SG – Pflicht des Vorgesetzten zu beispielhaftem Ver-


halten
Die im Pflichtenkatalog für Vorgesetzte des § 10 SG in Abs. 1 angeführte
Pflicht zu beispielhaftem Verhalten stellt keine eigenständige Dienstpflicht
dar. Sie ist vielmehr ein Maßnahmebemessungsgrund i. S. d. §§ 34 Abs. 1 u.
54 Abs. 5 WDO. Damit ist von Vorgesetzten gefordert, in der Erfüllung der
Dienstpflichten besonders gewissenhaft und vorbildlich zu sein. Dabei gilt
der Grundsatz:
„Je höher der Dienstgrad, um so größer ist die disziplinare Verantwort-
lichkeit.“59

7
Insofern erscheint die Formulierung der Führungshilfe Umgang mit Sexuali-
tät „Im Umgang mit Sexualität trägt der Vorgesetzte eine besondere Verant-
60
wortung“ als Hervorheben einer Selbstverständlichkeit, da der Vorgesetzte
in jeder den Dienst betreffenden Hinsicht einer erhöhten Verantwortlichkeit
unterliegt. Ausdruck dieser erhöhten Verantwortlichkeit findet sich in sämtli-
chen Gerichtsurteilen, die sich mit Fehlverhalten Vorgesetzter befassen.

3.2.3 § 12 SG – Pflicht zur Kameradschaft


Die im SG verankerte Pflicht zur Kameradschaft trägt den Besonderheiten
militärischen Dienstes Re chnung. Schutzzweck stellt dabei der innere Zu-
sammenhalt der Truppe dar, der wesentlichen Einfluß auf Einsatzfähigkeit
und Schlagkraft der Streitkräfte, mithin ihre Funktionsfähigkeit hat 61 .
„Kamerad ist jeder andere Soldat der Bundeswehr, unabhängig von
Dienstgrad und Dienststellung, ob Vorgesetzter oder Untergebener, ohne
Rücksicht auf engere persönliche Beziehungen oder Zugehörigkeit zur sel-
ben Einheit.“62
Diese Dienstpflicht umfaßt folgende Einzelpflichten:
1. Achtungspflichten:
a) Würde und Ehre
b) Rechte
2. Beistandspflicht
3. Toleranzpflichten
In der sozialen Interaktion von Soldaten untereinander spielen dabei die unter
Nr. 1 genannten Pflichten eine wesentliche Rolle. Die unter Nr. 3 genannte
Pflicht „dient dabei der Interpretation der Achtungspflichten“63 . Die Be i-
standspfllicht (Nr. 2) soll im weiteren nicht näher betrachtet werden.

Bei der rechtlichen Beurteilung von Fehlverhalten von Soldaten untereinan-


der64 wird stets auch die Verletzung von Pflichten des § 12 SG anzunehmen
sein und ist damit als eine zusätzliche Dienstpflichtsverletzung zu werten.
Hinsichtlich sexuell motivierter Handlungen ist dies in der Rechtsprechung
im Falle sexueller Belästigung 65 einschlägig bestätigt worden66 . Das „Anma-
chen“ eines anderen Soldaten (gleich welchen Geschlechts) in sexuell moti-
vierter Absicht ist, insofern es gegen den erkennbaren Willen des Betroffenen
geschieht, als sexuelle Belästigung gleichzeitig ein Verstoß gegen die Kame-
radschaftspflicht. Die besonderen Anforderungen an Vorgesetzte hinsichtlich
ihres Verhaltens 67 verlangen in dieser Hinsicht erhöhte Sensibilität68 .

8
Die Akzeptanz anderer Verhaltensformen, insofern sie nicht strafbewehrt sind
oder ein Dienstvergehen darstellen, stellt im Sinne des § 12 SG ebenfalls eine
soldatische Pflicht dar. Hinsichtlich homosexueller Orientierung von Soldaten
bedeutet dies, das jede Form von Ausgrenzung aufgrund dieser Orientierung
eine Verletzung der Pflicht zur Kameradschaft darstellt 69 .

4 Der Umgang mit Homosexuellen in der Bundeswehr


Wie in der Einleitung der „Führungshilfe für Vorgesetzte – Umgang mit Se-
xualität“70 ausdrücklich genannt, hat sich die „Haltung der Bundeswehr ge-
genüber Soldatinnen und Soldaten mit gleichgeschlechtlicher Orientierung“
geändert. Dies impliziert, daß es eine bundeswehrspezifische Haltung gege n-
über dem benannten Personenkreis gibt. Die Bundeswehr als verfassungsmä-
ßiges Organ der Exekutive ist über Art. 1 Abs. 3 GG an dieses gebunden,
mithin hat diese Haltung in Einklang mit dem GG zu stehen. Eine Änderung
dieser Haltung impliziert wiederum, daß eine vorherige Haltung nicht in Ü-
bereinstimmung mit den verfassungsmäßigen Regeln gestanden haben kann
oder es auslegungsfähige, einander widerstreitende verfassungsmäßige
Grundbedingungen gab.

Eine Änderung verfassungsmäßiger Rahmenbedingungen ist gem. Art. 79 GG


nur über einen Beschluß des Bundestages oder nach Art. 94 GG i. V. m. § 31
BVerfGG in bestimmten Ausnahmefällen durch Entscheid des BVerfG mög-
lich. Solche Änderungen haben aber, zumindest im Laufe des vergangenen
Jahres, hinsichtlich der rechtlichen Stellung von Homosexuellen in den
Streitkräften nicht stattgefunden. Demzufolge scheint die Bundeswehr als
Institution bis zu dieser angesprochenen Haltungsänderung im Umgang mit
Homosexuellen Verfahrensweisen angewendet zu haben, die entweder mit
den Regeln des GG nicht in Übereinstimmung standen oder über den Rück-
griff auf eine auslegungsfähige Verfassungsvorschrift legitimiert wurden. In
diesem Fall hat sich dann ein Paradigmenwechsel vollzogen.

Im folgenden Abschnitt werden die in der Vergangenheit angewandten Ver-


fahrensweisen und Argumente der Bundeswehr dargestellt und kritisch analy-
siert. Themenbezogen wird dabei lediglich auf Homosexuelle in Führungs-
verantwortung eingegangen.

4.1 Die Haltung der Bundeswehr in der Vergangenheit


Insofern Homosexualität direkten Bezug zum Dienst des Soldaten hat, erge-
ben sich Verhaltensvorschriften und –einschränkungen direkt aus den im vo r-

9
herigen Kapitel besprochenen soldatischen Pflichten. Dies soll daher hier
nicht weiter betrachtet werden.

Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen homosexuelle Soldaten in Führungs-


verantwortung, die, dienstliche Belange soweit nicht berührend, in ihrem In-
tim- oder Privatleben gemäß ihrer sexuellen Ausrichtung leben, also bei-
spielsweise in Gemeinschaft mit einem gleichgeschlechtlichen Partner. In-
wieweit sich das Bekanntwerden ihrer sexuellen Ausrichtung in der Verga n-
genheit auswirkte, soll in den folgenden Abschnitten anhand einschlägiger
Beispiele und Gerichtsurteile dargestellt werden.

4.1.1 Einschränkung der soldatischen Eignung


In der Vergangenheit wurde bei Bekanntwerden der homosexuellen Orientie-
rung eines Soldaten durch den Dienstherrn regelmäßig eine Einschränkung
der soldatischen Eignung des betreffenden festgestellt, die unter Rückgriff auf
den Verfassungsrang der Funktionsfähigkeit der Streitkräfte 71 , d.h. die
„Schlagkraft der Truppe“, wie folgt begründet wurde:
„Homosexuelle seien für Führungs- und Ausbildungsaufgaben nicht geeig-
net, da Homosexualität noch nicht allgemein in der Gesellschaft anerkannt
und daher nicht bei allen Soldaten akzeptiert sei. Deshalb sei zu befürchten,
daß ein Ausbilder, dessen homosexuelle Neigung bekannt werde, an Autori-
tät einbüße. Das sei nicht hinzunehmen, da der Verteidigungsauftrag der
Bundeswehr unbedingtes Vertrauen zum Vorgesetzten und uneingeschränkte
Einsatzbereitschaft verlange.“ 72
Dabei komme es auch nicht auf „die bisherige Wahrnehmung dienstlicher
Pflichten“73 an. Vielmehr reiche „die abstrakte Gefahr eines Autoritätsver-
lustes unabhängig davon, ob sich die gesellschaftliche Einstellung großer
Teile der Bevölkerung zur Homosexualität gewandelt habe“74 .
Die Feststellung einer solchen Eignungseinschränkung zog daher bei Solda-
ten in Führungsverantwortung stets die Ablösung vom Dienstposten und die
Versetzung auf Dienstposten in Stäben o.ä. 75 nach sich. Die Rechtmäßigkeit
dieser Vorgehensweise wurde in den vergangenen Jahren durch verschiedene
Urteile des BVerwG, zuletzt im Jahr 1998 76 , bestätigt. Eine in dieser Hinsicht
beim BVerfG anhängige Klage eines homosexuellen Offiziers wurde letztlich
nicht entschieden, da es im April 2000 zu einer außergerichtlichen Einigung
kam, die die Rückversetzung des Soldaten in seine vormalige Einheit auf den
Dienstposten eines Zugführers einer Luftwaffensicherungsstaffel, also auf
einen Führungsdienstposten, beinhaltete 77 .

10
4.1.2 Übernahmeverfahren zum Berufssoldaten
Die im vorherigen Abschnitt dargestellte, durch die Bundeswehr behauptete
Eignungseinschränkung homosexueller Soldaten bedeutete darüber hinaus
regelmäßig, daß die betroffenen im Übernahmeverfahren zum Berufssoldaten
unter Hinweis auf das Fehlen uneingeschränkter Eignung gem. § 37 i. V. m §
3 SG abgelehnt wurden. Dieser Auffassung widersprach jedoch neben dem
VG Hamburg78 das VG Lüneburg in einem Urteil vom 03.06.1999, in dem es
feststellte,
„daß die Beklagte im Rahmen der Ablehnung der Berufung des Klägers in
das Dienstverhältnis eines Berufssoldaten bei der Ausfüllung des Begriffs
"Eignung" allgemeine (grundlegende) Wertmaßstäbe des Grundgesetzes
unbeachtet gelassen und insofern sachwidrige Erwägungen angestellt hat,
als sie ein mit Blick auf Art. 3 Abs. 1 GG unzulässiges Differenzierungskri-
terium - die Homosexualität des Klägers - zur Richtschnur ihrer Entschei-
dung gemacht hat.“79
Es wurde demnach eine eindeutige Verletzung des Willkürverbotes des GG80
festgestellt.

Darüber hinaus zweifelt das Gericht auch die Behauptung der Beklagten
(Bundesrepublik Deutschland) einer generellen gesellschaftlichen Ablehnung
der Homosexualität unter Hinweis auf entsprechende sozialwissenschaftliche
Studien81 an. Es verweist nochmals auf die Auswahlkriterien im Zulassungs-
verfahren zum Berufssoldaten nach § 37 i V. m § 3 SG, die, von Art. 33 Abs
2 GG determiniert, die einzig zulässigen seien, unabhängig davon, ob es „im
Kreise künftiger Mitarbeiter oder Untergebener“ zu Akzeptanzproblemen
komme 82 .

Auch im vorbeschriebenen Fall ist es zu einer Klärung in höherer Instanz


nicht gekommen. Zwar ließ das OVG Lüneburg Ende 1999 eine vom BMVg
beantragte Berufung aufgrund der widersprüchlichen Rechtsprechung zu,
mittlerweile ist es aber durch die Zulassung des betreffenden Soldaten zum
Berufssoldaten zu einer streitfreien Beilegung des Falles gekommen83 .

In einem, den oben geschilderten Fällen durchaus vergleichbaren Fall vor


dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) argumentierte
die britische Regierung hinsicht lich der Entlassung von vier Soldaten aus dem
Dienst aufgrund ihrer Homosexualität in sehr ähnlicher Weise:

11
„...the presence of homosexuals in the armed forces would have a substan-
tial and negative effect on morale and, consequently, on the fighting power
and operational effectiveness of the armed forces.“84
Dieser Argumentation wurde seitens des EGMR jedoch nicht gefolgt. Im Ur-
teil vom 27.09.1999 wird im Gegenteil festgestellt, daß selbst wenn negative
Einstellungen auf Seiten heterosexueller Soldaten Homosexuellen gegenüber
vorhanden seien, diese keinesfalls Eingriffe in das Privatleben rechtfertigen,
ebenso wenig wie ähnliche negative Einstellungen gegenüber Personen ande-
rer Rasse, Abstammung oder Hautfarbe 85 . Zwar konzediert der Gerichtshof
durchaus Proble me, die mit einer Änderung der Haltung gegenüber Homose-
xuellen in den Streitkräften auftreten können (ähnlich der mit Aufnahme von
Frauen oder rassischen Minderheiten entstandenen Probleme), gleichwohl
wertet er den Minderheitenschutz höher, indem er das Unterbinden solcher
Probleme über die Einführung eines Verhaltenskodex (strict code of conduct)
und die Anwendung disziplinarer Regelungen anregt 86 .
Diese Rechtsprechung des EGMR zur Verletzung des Art. 8 der EMRK87
erscheint durchaus übertragbar auf ähnliche Fälle in der Bundesrepublik
Deutschland, zumal die Argumentationsweisen der jeweils beklagten Regie-
rungen in weiten Bereichen decken. Durch die streitfreie Beilegung der noch
anhängigen Fälle sowie den Erlaß der Führungshilfe Umgang mit Sexualität,
die ausdrücklich auf die Vorschriften der EMRK Bezug nimmt 88 , wird letzt-
lich zugestanden, daß die bisherige Verfahrensweise nicht mit diesen und den
Vorschriften des GG in Übereinstimmung stand.

4.1.3 Bekanntwerden homosexueller Orientierung


4.1.3.1 Dienstpflichtverletzungen
Die von einer angenommenen Norm abweichende sexuelle Orientierung eines
Soldaten wird regelmäßig dann bekannt werden, kommt es zu sexuell moti-
viertem Fehlverhalten gegenüber Kameraden und dadurch initiierten Meldun-
gen, Beschwerden oder Strafanzeigen. Diese Verhaltensweisen stellen rege l-
mäßig Verletzungen soldatischer Dienstpflichten dar und haben damit Einfluß
auf die Eignung des Soldaten. In der Besetzung von Dienstposten und im
Auswahlverfahren zum Berufssoldaten können diese Eignungseinschränkun-
gen in voller Übereinstimmung mit verfassungsmäßigen Regeln verwendet
werden.

12
4.1.3.2 Sicherheitsüberprüfungen
Bekanntwerden kann eine abweichende sexuelle Ausrichtung auch im Ra h-
men von Ermittlungen, die im Zuge routinemäßiger Sicherheitsüberprüfungen
durch den Militärischen Abschirmdienst (MAD) bei der Mehrzahl der Bun-
deswehrangehörigen89 durchgeführt werden. Diese Sicherheitsüberprüfungen
beruhen auf den Sicherheitsrichtlinien der Bundesregierung vom
11.11.198890 , die eine Beantwortung von Fragen auch aus dem privaten Be-
reich vorschreiben. Direkte Fragen nach der sexuellen Orientierung werden
im Rahmen dieser Sicherheitsüberprüfungen nicht gestellt, ausdrücklich wird
aber gefragt nach Personen, mit denen der/die Überprüfte in eheähnlicher
Gemeinschaft lebt. Diese werden in die Überprüfung miteinbezogen.
Nach Abschluß der Sicherheitsüberprüfung wird, insofern sie negativ ve r-
läuft, ein Bescheid erteilt, der eine sicherheitsempfindliche Tätigkeit erlaubt.
Bei positivem Verlauf, d.h. bei Feststellung von Sicherheitsbedenken, kann
dieser Bescheid versagt, ein bereits bestehender entzogen werden. Gemäß der
Rechtsprechung des BVerwG sind Sicherheitsbedenken
"immer dann gegeben, wenn im Einzelfall die begründete Besorgnis besteht,
daß der Soldat geheimhaltungsbedürftige Umstände preisgeben könnte, na-
mentlich wenn er als potentielles Angriffsobjekt fremder Dienste erscheint,
weil er erpreßt, genötigt oder in anderer Weise zur Verletzung seiner Ver-
schwiegenheitspflicht verleitet werden kann" 91
Diesen Grundsätzen folgend wurde in der Vergangenheit das Verschweigen
homosexueller Lebensgemeinschaften wiederholt als Indiz der Erpreßbar-
keit 92 und damit als potentielles Sicherheitsrisiko eingestuft, was zum Versa-
gen des Sicherheitsbescheides führte. Damit konnten sich letztlich Eignungs-
einschränkungen ergeben, die hinsichtlich der Verwendbarkeit negative Fol-
gen hatten, insbesondere in Übernahmeverfahren zum Berufssoldaten93 . Ein
gerichtliches Vorgehen gegen die Versagung oder Entziehung eines Siche r-
heitsbescheides schien in der Vergangenheit wenig erfolgversprechend, da
bislang durch die Gerichte dem beurteilenden Vorgesetzten ein großzügiger
Ermessensspielraum eingeräumt wurde94 .
Im September 1999 waren im Rahmen einer Verhandlung des EGMR in Sa-
chen vierer, aufgrund von Homosexualität entlassener Soldaten u.a. die Un-
tersuchungen der sogenannten service police Gegenstand der Betrachtung. In
seinem Urteil vom 27.09.99 stellt der EGMR fest, daß sowohl die Untersu-
chungen, insofern sie sich auch nach dem Eingeständnis der Homosexualität
durch die Betroffenen fortgesetzt hätten als auch die Entlassungen unverein-

13
bar mit dem Art. 8 EMRK (Schutz des Privatlebens) und daher unrechtmäßig
seien95 , obwohl eine grundsätzliche Notwendigkeit von Untersuchungen auch
in der Privatsphäre eines Soldaten zugestanden wird, insofern dies im Interes-
se der Sicherheit des betreffenden Staates liegt 96 .
Über die Ermittlungspraktiken des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) ist
in dieser Hinsicht nichts bekannt, die Affäre Kiessling 97 ließ diese jedoch in
recht zweifelhaftem Licht erscheinen, obwohl die negativen Folgen für den
betroffenen damals nicht so sehr in den Praktiken des MAD zu sehen waren,
sondern aus dem Umgang des Dienstherrn, namentlich Verteidigungsminister
Wörner, mit den vermeintlichen Untersuchungsergebnissen resultierten.
Die Problematik von Sicherheitsüberprüfungen für homosexuell orientierte
Soldaten liegt im Interessenkonflikt, der einerseits aus ihrer Verpflichtung
entsteht, gemäß ihrer soldatischen Wahrheitspflicht 98 im Rahmen der Sicher-
heitsüberprüfung vollständige und wahrheitsgemäße Angaben zu machen und
andererseits der Tatsache, daß bei offenem Bekenntnis homosexueller Aus-
richtung die angesprochenen Eignungs- und Verwendungseinschränkungen
festgestellt wurden.
Das Verschweigen homosexueller Neigungen kann seine Ursachen sicher in
einem gewollten Verheimlichen haben, sei es aufgrund des Familienstandes
oder der devianten Ausprägung dieser Neigungen und kann dann einen Faktor
der Erpreßbarkeit darstellen. In einer Vielzahl von Fällen in der Vergange n-
heit wird dieses Verschweigen aber auf den drohenden negativen dienstlichen
Konsequenzen eines Bekannwerdens beruht haben. Die dadurch vorhandene
potentielle Erpreßbarkeit entstand damit aus einer Situation, die der Diens t-
herr mit seiner Haltung zu Homosexuellen selbst geschaffen hatte.

5 Zusammenfassung
Mit dem Erscheinen der „Führungshilfe für Vorgesetzte – Umgang mit Sexu-
alität“99 hat sich ganz offiziell die Haltung der Bundeswehr zu Homosexuel-
len auch in Führungspositionen gewandelt. Bis dahin wurden bei offiziellem
Bekanntwerden homosexueller Ausrichtung, sei es durch öffentliches Be-
kenntnis des Betroffenen (coming out) oder durch Ermittlungen im Zuge von
Sicherheitsüberprüfungen, von Seiten des Dienstherrn (i. d. R. in persona der
Personalführung) Eignungseinschränkungen festgestellt. Insbesondere die
Eignung des betreffenden Soldaten zum Menschenführer 100 wurde als einge-
schränkt betrachtet. Es wurde unterstellt, daß es aufgrund des Bekanntwer-
dens der sexuellen Ausrichtung im unterstellten Bereich zu Ansehensverlus-

14
ten, die aus einer mangelhaften gesellschaftlichen Akzeptanz Homosexueller
resultierten und damit zu einer wie auch immer gearteten Gefährdung der
Autorität des Soldaten kommen könne. Dies könne unmittelbare Auswirkun-
gen auf die Schlagkraft der Truppe haben. Der Verfassungsrang der Funkti-
onsfähigkeit der Streitkräfte gebiete dem Dienstherrn aber, jeglicher auch nur
abstrakt möglichen Einschränkung der Schlagkraft der Truppe durch entspre-
chende Maßnahmen zu begegnen. Die Folgen bestanden für die Betroffenen
in Versetzungen, insofern sie mit Führungsverantwortung betraut waren und,
aufgrund nicht uneingeschränkt vorhandener Eingnung in Ablehnungen im
Auswahlverfahren zum Berufssoldaten.
Juristisch gesehen nahm der Dienstherr eine Abwägung zwischen den verfas-
sungsmäßigen Rechten der Bundesrepublik Deutschland auf Erhalt der Funk-
tionsfähigkeit der Streitkräfte und den individuellen Grundrechten auf
Gleichbehandlung und freie Entfaltung der Persönlichkeit vor, wobei er im
Ergebnis dem erstgenannten Priorität einräumte. Diese Verfahrensweise wur-
de in entspreche nden Urteilen u. a. vom BVerwG bestätigt.
Dem widersprechend stellte der EGMR in seinem Urteil vom 27.09.99 die
Grundrechte des Individuums über das Recht eines Staates auf Funktionsfä-
higkeit der Streitkräfte, da diese auch durch entsprechende Befehle und Maß-
nahmen aufrechtzuerhalten sei und eine Einschränkung individueller Grund-
rechte einer Minderheit nicht mit der (vermeintlich) mangelnden Akzeptanz
einer Mehrheit begründet werden könne.
Im Sinne dieses Urteils kam es im Laufe des Jahres 2000 zur Entwicklung
eines entsprechenden Verhaltenskodex in der Bundeswehr. Durch die zeit-
gleiche Beilegung noch laufender Verfahren vor deutschen Gerichten (u.a.
vor dem BVerfG) wurde nationaler Rechtsprechung, die sich höchs twahr-
scheinlich an der genannten Entscheidung des EGMR orientiert hätte, vorge-
griffen.
Die bis Anfang 2000 101 bestehende offizielle Haltung der Bundeswehr gege n-
über Homosexuellen verletzte offensichtlich die individuellen Grundrechte
nach Art. 2 und 3 GG und stellte das verfassungsimmanente Recht auf unein-
geschränkte Funktionsfähigkeit der Streitkräfte in den Vordergrund. Bedenk-
lich erscheint dabei vor allem die Argumentation, die, trotz zugestandener
Änderung gesellschaftlicher Rahmenbedingungen, in Konsequenz die man-
gelnde Akzeptanz einer vermeintlichen Mehrheit den Grundrechten einer
Minderheit überordnete. Der damals praktizierte Umgang mit Homosexuellen
tastete gerade in der öffentlichen Diskussion mit der Behauptung einge-

15
schränkter Eignung von Homosexue llen für Führungspositionen teilweise
auch am Grundrecht der Menschenwürde. Es erscheint zweifelhaft, ob ein
verfassungsimmanentes Recht in konsequenter Durchsetzung einem aus-
drücklich niedergeschriebenen vorzuziehen ist.
Betrachtet man die zurückliegende Diskussion stellt sich die Frage, inwieweit
das Primat der Politik als Grundpfeiler der Bundeswehr in dieser Frage ve r-
sagte. Sowohl in den Parteiprogrammen der Regierungsparteien, als auch in
verschiedenen Landesverfassungen102 ist der Schutz Homosexueller vor Dis-
kriminierung ausdrückliches Ziel. Dennoch wurde lange Zeit mit Vehemenz
und unter Ausnutzung aller rechtlichen Mittel mit Rückgriff auf zum damali-
gen status quo passende Gerichtsurteile eine konservative (im Sinne von be-
wahrende) Haltung propagiert. Dies spiegelte (zumindest seit 1998) offen-
sichtlich nicht so sehr den Willen der politischen Führung der Bundeswehr
wider, es sei denn, der Verteidigungsminister setzte sich damals leichtfertig
über die Programmatik der eigenen Partei hinweg. Die Argumentationsmus-
ter, die beispielsweise auch durch die britische Regierung im Prozeß vor dem
EGMR angewandt wurden, erscheinen im Lichte der seit Jahren von politi-
scher Seite propagierten Toleranz gegenüber Minderheiten weltfremd, wenn
nicht sogar gefährlich.
Die Wirkung, die die Ablösung eines anerkannten Vorgesetzten von seinem
Dienstposten aufgrund von Homosexualität auf die ihm unterstellten jungen
Soldaten haben muß, kann in zweierlei Hinsicht eine wenig wünschenswerte
sein: Sie kann entweder latente Vorurteile gegenüber Homosexuellen schü-
ren, im dem Sinne daß negative Vorkommnisse impliziert werden („... es wird
schon seinen Grund haben...“) oder das Vertrauen in die höhere Führung be-
einträchtigen, wenn diese Entscheidung nicht nachvollzogen werden kann.
Beides kann letztlich nicht im Sinne der Bundeswehr sein.
Die vollzogene Haltungsänderung war vor diesem Hintergrund mehr als über-
fällig, zumal die Bundeswehr als das „Spiegelbild der Gesellschaft“ nicht nur
– wie so oft – die negativen Seiten widerspiegeln sollte. Gerade das Primat
der Politik gebietet, die Bundeswehr hinsichtlich gesellschaftlicher Entwick-
lungen zum Vorbild zu machen.

16
1
Vgl. dazu z.B. Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 01.09.1999, 7 „Homosexueller darf
nicht ausbilden“, Süddeutsche Zeitung vom 18.08.1999, 5 „Streit um Homosexuelle
in der Armee“ u.a.
2
Vgl. BMVg – GenIn – FüS I 4 – Az 35-04-09 „Umgang mit Sexualität“
3
Ende 1983 wurde General Günter Kiessling, stellvetretender NATO-
Oberbefehlshaber Streitkräfte Europa, aufgrund eines Berichtes des Militärischen
Abschirmdienstes, der ihm homosexuelle Kontakte und damit Erpreßbarkeit unter-
stellte, aus der Bundeswehr entlassen, nach seiner Rehabilitierung am 01.02.84
wieder in den aktiven Dienst übernommen. (STERN 50 Jahre: 1984 I Ausgabe: 37 I
10-06-1998 I Seite: 3 I Autor/in: Günter Kiessling)
4
Vgl. Protokoll der 95. Sitzung des Deutschen Bundestages vom 23. März 2000:
Beratung des Antrages der F.D.P.-Fraktion: „Bekämpfung jeder Art von Diskriminie-
rung in der Bundeswehr“, Drucksache 14/1870 - vom 27.10.99
5
Anm. des Verfassers: In dieser Arbeit wird nicht eingegangen auf Ursachen und
Formen von Homosexualität, ebensowenig auf wissenschaftliche Theorien über
spezielle Verhaltensformen Homosexueller, da dies den Rahmen erheblich spren-
gen würde. Vgl. dazu z.B. Gindorf, Rolf: Sexualitäten in unserer Gesellschaft: Bei-
träge zur Geschichte, Theorie und Empirie
6
Anm. d. Verf: Insbesondere des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte
(EGMR)
7
Vgl. BMVg – GenIn – FüS I 4 – Az 35-04-09 „Umgang mit Sexualität“, 1
8
Vgl. Protokoll der 95. Sitzung des Deutschen Bundestages vom 23. März 2000:
Zitat R. Scharping, Bundesminister der Verteidigung: „Ich beabsichtige, danach ei-
nen Verhaltenskodex zu erlassen, der jeden Automatismus aufgrund der bloßen
Tatsache einer sexuellen Orientierung ausschließt, der jede Form von Diskriminie-
rung wegen einer sexuellen Orientierung sanktioniert.“
9
Anm. d. Verf: 1994 wurde § 175 StGB ersatzlos gestrichen. Diese Vorschrift stellte
homosexuelle Handlungen mit Personen unter 18 Jahren unter Strafe. Bis zum
01.09.1969 waren gem. § 175 StGB homosexuelle Handlungen generell strafbar.
10
Vgl. Murswiek, in: Sachs, Grundgesetz, Art. 2 Rdn 69
11
siehe auch Art. 19 GG
12
Art 2 Abs 1 GG
13
Vgl. Murswiek, in: Sachs, Grundgesetz, Art. 2 Rdn 89-93
14
siehe auch Art. 19 GG
15
Murswiek, in: Sachs, Grundgesetz, Art. 2 Rdn 103
16
Vgl. dazu auch BverfGE 6, 32 (41); 27, 1 (6); 34, 238 (245 f.); 38, 316 (320)
siehe dazu auch: Becker, Ulrich, Das ‚Menschenbild des Grundgesetzes‘ in der
Rechtssprechung des Bundesverfassungsgerichtes, 107 ff.
17
beispielsweise durch ein Öffentlichmachen derselben durch den Betroffenen (Ou-
ting)
18
zur sog. Sphärentheorie des BVerfG s. Murswiek, in: Sachs, Grundgesetz, Art. 2
Rdn 104
19
Murswiek, in: Sachs, Grundgesetz, Art. 2 Rdn 104
20
Vgl. Murswiek, in: Sachs, Grundgesetz, Art. 2 Rdn 94-99
21
also die verfassungsmäßige Ordnung
22
Murswiek, in: Sachs, Grundgesetz, Art. 2 Rdn 99
23
BGBl I 1112
24
Art. 8 EMRK: (1) Jede Person hat das Recht auf Achtung ihres Privat- und Famili-
enlebens, ihrer Wohnung und ihrer Korrespondenz.
(2) Eine Behörde darf in die Ausübung dieses Rechtes nur eingreifen, soweit der
Eingriff gesetzlich vorgesehen und in einer demokratischen Gesellschaft notwendig
ist für die nationale oder öffentliche Sicherheit, ... zur Aufrechterhaltung der Ord-

17
nung, zur Verhütung von Straftaten, zum Schutz ... der Moral oder zum Schutz der
Rechte und Freiheiten anderer.
25
Anm. d. Verf.: Das Diskriminierungsverbot des Art. 3 Abs. 3 GG bezieht sich ledig-
lich auf Geschlecht, Abstammung, Rasse, Sprache, Heimat und Herkunft, Glauben
und religiöse sowie politische Anschauung.
26
Vgl. Osterloh, in: Sachs, Grundgesetz, Art. 3 Rdn 38
27
Dr. Lerke Osterloh, Universitätsprofessorin an der Johannn Wolfgang Goethe-
Universität Frankfurt am Main
28
Osterloh, in: Sachs, Grundgesetz, Art. 3 Rdn 40
29
Art. 14 EMRK: „Der Genuss der in dieser Konvention anerkannten Rechte und
Freiheiten ist ohne Diskriminierung insbesondere wegen des Geschlechts, der Ras-
se, der Hautfarbe, der Sprache, der Religion, der politischen oder sonstigen An-
schauung, der nationalen oder sozialen Herkunft, der Zugehörigkeit zu einer natio-
nalen Minderheit, des Vermögens, der Geburt oder eines sonstigen Status zu ge-
währleisten.“
30
Anm: Entsprechend der Leitidee des „Staatsbürgers in Uniform“
31
Vgl. Kokott, in: Sachs, Grundgesetz, Art. 17a Rdn 2 ff.
32
Art. 17a Abs. 1 GG schränkt für Soldaten zusätzlich die Rechte auf freie Mei-
nungsäußerung, Versammlungsfreiheit und teilweise das Petitionsrecht ein.
33
§ 1 Abs. 1 SG
34
nach Art. 5 Abs. 1 Satz 1 erster Halbsatz, Art. 8 und Art. 17 GG
35
nach Art. 2 Abs. 1 GG
36
SG §§ 7ff.
37
Vgl. dazu die Bestimmungen zur Einschränkung des allgemeinen Persönlichkeits-
rechtes nach Art. 2 Abs. 1 GG
38
Vgl. dazu Bornemann, Rechte und Pflichten des Soldaten, 60 ff.
39
Kokott, in: Sachs, Grundgesetz, Art. 17a Rdn 10
40
Anm: In diesem Zusammenhang wird zusätzlich auch von einer verfassungsim-
manenten Schranke in der Hinsicht ausgegangen werden, daß der verfassungsmä-
ßige Auftrag des Art. 87a GG, Streitkräfte aufzustellen, selbstverständlich ihre Funk -
tionsfähigkeit beinhaltet. Vgl. dazu Mutschler, Die Grundrechte der „Staatsbürger in
Uniform“, 5 f.
41
Vgl. dazu diverse Urteile z.B. BVerwGE 86, 136
42
BVerwG, zitiert bei Bornemann, a. a. O., 48
43
Vgl. dazu Bornemann, a. a. O., 48 f.
44
Dies resultiert letztlich aus der sich aus § 18 SG ergebenden Pflicht zum Wohnen
in Gemeinschaftsunterkünften für bestimmte Soldatengruppen und den sich daraus
ergebenden Schwierigkeiten der Trennung von dienstlichem und privaten Bereich
und der Notwendigkeit von Disziplin und Ordnung in Gemeinschaftsunterkünften.
Vgl. dazu auch Bornemann, a. a. O., 47
45
Bornemann, a. a. O., 49
46
Eine Sammlung von Fallbeispielen findet sich in Bornemann, Rechte und Pflichten
des Soldaten, 49
47
Gesetz zum Schutz der Beschäftigten vor sexueller Belästigung am Arbeitsplatz,
veröffentlicht im Bundesgesetzblatt 1994, Teil I Seite 1412-1413
48
Vgl. § 1 Abs. 2 Nr. 4 BSchutzG
49
Vgl. z.B. BVerwG 2 WD 28.94 in NZWehrr 1995, 213 ff., BVerwG 2 WD 15.98 in
NZW ehrr 1995, 250 ff. u.a.
50
Bornemann, Rechte und Pflichten des Soldaten, 49 f.
51
Der tatsächliche Eintritt einer Beeinträchtigung der geschützten Rechtsgüter ist
dabei nicht von Belang. Es reicht „die Geeignetheit des Verhaltens wegen der Not-
wendigkeit der Rechtssicherheit und Voraussehbarkeit der Pflichtwidrigkeit für den
Soldaten bei der dienstrechtlichen Beurteilung als Verletzung der außerdienstlichen
Wohlverhaltenspflicht aus.“ Bornemann, a. a. O., 61

18
52
Vgl. BMVg – GenIn – FüS I 4 – Az 35-04-09 „Umgang mit Sexualität“, 4 f.
53
Vgl. dazu v. Lepel, NZWehrr 1975, 165 ff.
54
BVerwGE 86, 136
55
BVerwG, NZWehrr 1971, 31
56
BVerwG, NZWehrr 1972, 152; BverwGE 53, 208 und 223
57
BverwGE 73, 66, 68
58
s. Anm. 53
59
Bornemann, Rechte und Pflichten des Soldaten, 75
60
Vgl. BMVg – GenIn – FüS I 4 – Az 35-04-09 „Umgang mit Sexualität“, 4
61
Vgl. Bornemann, a. a. O., 50 f.
62
BVerwG NZWehrr 1972, 148 ff., zitiert in Bornemann, Rechte und Pflichten des
Soldaten, 51
63
Bornemann, a. a. O., 52
64
Anm.: Vgl. dazu die Ausführungen zu § 17 SG. Fehlverhalten soll im weiteren als
ein Verstoß gegen die soldatischen Wohlverhaltenspflichten definiert werden.
65
§ 2 Abs. 2 BSchutzG: Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist jedes vorsätzliche,
sexuell bestimmte Verhalten, das die Würde von Beschäftigten am Arbeitsplatz ve r-
letzt. Dazu gehören
1. sexuelle Handlungen und Verhaltensweisen, die nach den strafgesetzlichen Vor-
schriften unter Strafe gestellt sind, sowie
2. sonstige sexuelle Handlungen und Aufforderungen zu diesen, sexuell bestimmte
körperliche Berührungen, Bemerkungen sexuellen Inhalts sowie Zeigen und sichtba-
res Anbringen von pornographischen Darstellungen, die von den Betroffenen er-
kennbar abgelehnt werden
66
Anm: Vor der Verabschiedung des BSchutzG 1994 wurde sexuell motiviertes
Fehlverhalten stets als eine Verletzung der Achtungspflicht von Würde und Ehre
angesehen. In der neueren Rechtsprechung wird eindeutig auf das BSchutzG Bezug
genommen, so in BVerwG NZWehrr 1999, 250
67
Vgl. die Ausführungen zu § 10 Abs 1 SG
68
Vgl. dazu auch die Ausführungen zu § 17 Abs. 2 Satz 1 SG sowie BMVg – GenIn
– FüS I 4 – Az 35-04-09 „Umgang mit Sexualität“, 4
69
Vgl. BMVg – GenIn – FüS I 4 – Az 35-04-09 „Umgang mit Sexualität“, 3
70
BMVg – GenIn – FüS I 4 – Az 35-04-09
71
Vgl. Anm. 41
72
FAZ, Homosexueller darf nicht ausbilden, 01.09.99, 7, vgl. dazu auch die Argu-
mentation des BMVg im Prozeß W. BUZAN vs. Bundesrepublik Deutschland vor
dem VG Lüneburg, Urteil vom 03.06.1999, Az 1 A 141/97
73
Vgl. Zusammenfassung der Klageerwiderung BMVg im Urteil VG Lüneburg vom
03.06.1999, Az 1 A 141/97
74
a. a. O
75
Anm.: Regelmäßig auf Dienstposten, auf denen der Betroffene nicht mehr unmit-
telbarer Vorgesetzter von Soldaten nach § 1 VorgV war
76
BVerwG NZWehrr 1998, 164 f.
77
Vgl. dazu die in Anlage 2 vorliegende Abschrift des Anschreibens BMVg an den
betroffenen Soldaten. Diese wurde freundlicherweise vom Betroffenen selbst über
seine Internetseite (http://www.winfriedstecher.de/ ) zur Verfügung gestellt
78
VG Hamburg, Urteil v. 26.11.1997 – Az 12 VG 5657/95, zitiert in VG Lüneburg,
Urteil v. 03.06.1999, Az 1 A 141/97
79
VG Lüneburg, Urteil v. 03.06.1999, Az 1 A 141/97
80
Vgl. dazu die Ausführungen zu Art. 3 Abs. 1 GG

19
81
Vgl. dazu auch die in Anlage 3 vorliegende Umfrage der Gesellschaft für Sozial-
forschung und statistische Analysen (FORSA) zur Fragestellung „Sollten Homose-
xuelle Dienst bei der Bundeswehr tun dürfen“ aus dem Jahr 1999
82
Vgl. dazu auch Maunz/Dürig/Herzog, GG-Kommentar Bd. III, Art. 33 Rdn 21, zitiert
in VG Lüneburg, Urteil v. 03.06.1999, Az 1 A 141/97
83
Vgl. FAZ, Homosexueller darf Berufssoldat werden, 12.07.2000, 1
84
aus EGMR Az 31417/96, 32377/96, 33985/96; 33986/96 v. 27.09.1999
85
EGMR Az 33985/96; 33986/96 v. 27.09.1999
86
EGMR, a.a.O
87
Europäische Konvention zum Schutz der Menschenrechte
88
Vgl. BMVg – GenIn – FüS I 4 – Az 35-04-09 „Umgang mit Sexualität“, Fn 2 + 4
89
Anm.: Bei Vorgesetzten i. d. R. immer
90
GMBl 1988, 30
91
BVerwGE 83, 90, 94; 81, 258, 263/264
92
Anm.: Zum Vorwurf der Erpreßbarkeit wg. homosexueller Orientierung vgl. Fn 3
93
Vgl. dazu die Ausführungen im Abschnitt „Übernahmeverfahren zum Berufssolda-
ten“
94
Vgl. BVerwGE 83, 90, 94/95
95
Vgl. EGMR Az 31417/96, 32377/96, 33985/96; 33986/96
96
Vgl. Art. 8 Abs 2 EMRK
97
Vgl. Anm. 3
98
Vgl. § 13 SG
99
Vgl. BMVg – GenIn – FüS I 4 – Az 35-04-09 „Umgang mit Sexualität“
100
d.h. Führer, Ausbilder und Erzieher ihm direkt unterstellter Soldaten (Unmittelba-
rer Vorgesetzter nach § 1 VVO)
101
Anm.: Noch Ende 1999 wurde seitens BMVg gegen das Urteil des VG Lüneburg
Az 1 A 141/97, das die Ablehnung eines homosexuellen Unteroffiziers zum Berufs-
soldaten für nicht rechtmäßig erklärte Berufung eingelegt.
102
Anm.: so Art. 10 Abs. 2 Landesverfassung Berlin:
„Niemand darf wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Rasse, sei-
ner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder
politischen Anschauungen oder seiner sexuellen Identität benachteiligt oder bevor-
zugt werden.“ Ähnliche Formulierungen auch in Brandenburg und Thüringen

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