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Basisgröße Basiseinheit Vorsatz- Vorsatz- Zehner-

Formel- Einheiten- name zeichen potenz


Name I Name
zeichen zeichen Piko p 10 '2
Länge I Meter m Nano n 10-'
Masse m Kilogramm kg Mikro 10-·
Zeit t Sekunde s Milli
Zenti
"
m
c
10-3
10 2
Elektrische
Dezi d 10 '
Stromstärke Ampere A
Thermo- Deka da 10'
dynamische Hekto h 102
Temperatur T Kilo k 103
Kelvin K
Mega M 10·
Stoffmenge n Mol mol Giga G 10'
Lichtstärke Iv Candela cd Tera T 10'2
Griechisches Alphabet

Alpha A a Zeta Z ( Lambda A A Pi lln Phi Ifjcp


Beta B ß Eta fJ '1 Mü MJ1 Rho P Q Chi Xx
Gamma r 'I Theta e [) Nü Nv Sigma I: (J Psi tjl 'I)
Delta L1 (5 Jota I 1 Xi oS ~ Tau T r Omega Qw
Epsilon E e Kappa K x Omikron 00 Ypsilon y

Größen und Einheiten

Größe Formel- !Einheit Größe Formel- Einheit Formel- Einheit


zeichen Größe
zeichen zeichen
Länge I m Zeitkonstante r, T s Elektrische
Höhe h m Periodendauer T s Durchflutung
Radius r m Frequenz f Hz Magnetische A
Durchmesser d m Elektrischer H
Feldstärke m
Weglänge s m Leitwert G S
Fläche A,S m2 H Vs
Spezifischer Permeabilität /1
Querschnitts- elektrischer rn'Am
fläche S,q Widerstand Q Q·m Magnetische
/10
I~ VS_
Zeit t s Elektrische S Feldkonstante rnAm
Geschwin- Leitfähigkeit )I, (J, x m Permeabili-
m
digkeit v Elektrische A tätszahl J1,
s J
Stromd ichte Windungs-
Masse m kg
zahl N
Dichte Q
!:L EleRtrische
v
dm' Feldstärke E Thermo-
Kraft m
F N Elektrische dynamische :
Arbeit W,A J, Ws Kapazität C F Temperatur T
Energie E, W J, Ws Dielek- F As Celsius-
Leistung P
Wirkungs-
W trizitäts-
konstante
e 1-;;, Vm Temperatur i.o °C
Temperatur- 1
grad 'I 1 Elektrische F As koeffizient K
Elektrische Feldkonstante
mVrn Wärme Q J
Ladung Q C,As Dielek- Spezifische
Elektrische trizitätszahl 6, Wärme- J
Spannung u,u v Magnetischer kapazität
c I<g. K
Elektrische
Fluß
Stromstärke I, i A Wb, Vs Elektro-
Magnetische
Elektrischer T Vs chemisches ~
Flußdichte B c
Widerstand R 'm2 Äquivalent 1 As
Formeln Formeln
Elektrische W Elektrische Q Gesamtinnenwiderstand bei der Reihen-
Spannung
Ohmsches
=s V
Stromstärke / =t schaltung von
Spannungsquellen
R 'g = R" +- R;2 + .
V
Gesetz
/ =- V=/·R R=-
R / Spannungsfall auf U; = / . RLtg
Elektrischer e'l 1 1 einer mit Gleichstrom 2· /·1 2· / . i! ·1
R=- R=- R=G belasteten Leitung: Vv=--
Widerstand q x'q ;cq q
1 Verlustleistung auf Pv=J2'RLt9
Leitwert G=R einer mit Gleichstrom 2· J2. 1
belasteten Leitung P=--
/';.V v z:q
Differentieller Widerstand
r=- /
(Wechselstromwiderstand) M Stromdichte J =-
q
Widerstand bei Temperaturänderung
Elektrische F
/';.R=R '/';.T'rx} E=(j
RT =R::+/';.R RT=R20(1 +/';.T·rx) Feldstärke
Elektrolytische
Arbeit, Energie
Stoffabscheidung m=c·/·t
- mechanisch W=F'h
Kapazität eines galva-
- elektrisch W=V'Q W=V·/·t
nischen Elementes K =t t
Leistung
W F·s Aufgenommene
- mechanisch P=- P=-
t t Wärme eines Stoffes Q=m·c·/';.T
V2
- elektrisch P =V·/ P =R P =J2'R Feldstärke des V
E=-
Plattenkondensators d
Wirkungsgrad

Gesamtwi rkungsgrad
Elektrische Kapazität c=EV
'1g = '1, . '12'" '1n
1 1 Kapazität des C,' Co' A
C=---
Periodendauer T =- Frequenz f=- Plattenkondensators d
f T
ti Parallelschaltung
Tastgrad g=- von Kondensatoren C. = C, + C2 + ... + C,
T
Effektivwert Reihenschaltung 1 1 1 1
- der sinusförmigen 0= V']/2, V=-
o von Kondensatoren
-=-+-
C. C, C2 ···+C n

Wechselspannung ]/2 Magnetischer Fluß ep =B'A


- des sinusförmigen 1
1=/,]/2, /=- Elektrische Durchflutung @=/'N
Wechselstromes
]/2 e /'N
Stromstärke bei der Magnetische Feldstärke H=-=-
Reihenschaltung / =/'=/2= ... =l ; 1 1
Spannung bei der Permeabi I ität I1 = 110 • p,
Reihenschaltung Vg = V, + V2 + . . +V n Magnetische Flußdichte B=II'H
Gesamtwiderstand bei der Kraft auf einen strom-
Reihenschaltung R.=R,+R2+ ... +Rn durchflossenen Leiter F =B '/'1
Spannung bei der im Magnetfeld
Parallelschaltung V. = V, = V2 = ... = U;
Induktionsspannung V=B·I·v·z
Stromstärke bei der /';.cp
Parallelschaltung /. =/'+/2+ ... +/n Vo=N/1i
Gesamtleitwert bei der _:I_ = _:I_ + _:I_ + + _:I_ Konstanten
Parallelschaltung R. R, R2 ... Rn Elektrische Feld- As
80 = 8,86 . 10-'2 Vm
Klemmenspannung VK1 = Vq - U, konstante
Gesamtspannung bei Reihenschaltung von Magnetische Vs
Spannungsquellen Vqg = Vq1 + Vq2 + ... + Vqn Feldkonstante u« = 1,257' 10-6 Am
Diesem Buch wurden die bei Redaktionsschluß vorliegenden
neuesten Ausgaben der DIN -Normen und VDE- Bestimmungen
zugrundegelegt.
Verbindlich für die Anwendung sind jedoch nur die neuesten
Ausgaben der DIN -Normen und VDE -Bestimmungen selbst,
die bei der vde-verlag gmbh , Bismarckstr. 33, 10625 Berlin bzw .
Merianstr. 29, 63069 Offenbach und für DIN -Normen bei der
Beuth Verlag GmbH , Burggrafenstr. 6 , 10787 Berlin ,
erhältlich sind.

Dieses Papierwurde
aus chlorfrei gebleichtem
Zellstoff hergestellt

2 . Auflage Druck 10
Herstellungsjahr 2000
Alle Drucke dieser Auflage können im Unterricht parallel
verwendet werden .

© Westermann Schulbuchverlag GmbH , Braunschweig 1988


Verlagslektorat: Armin Kreuzburg
Herstellung: HerbertHeinemann
Satz : Hermann Hagedorn , Berlin
Reproduktion: büscher repro, Bielefeld , Braunschweig
Druck und Bindung:westermann druck, Braunschweig
ISBN 3 - 14 - 23 1030 - 4
Heinrich Hübscher, Jürgen Klaue ,
Werner Pflüger, Siegfried Appelt

Elektrotechnik

Grundbildung

westermann
Grundbegriffe
Vorwort der Elektrotechnik

Die Elektrotechnik wird ständig weiterentwickelt. Verbesserte


Werkstoffe und modernisierte Verarbeitungstechniken ermögli Elektrischer Stromkreis
chen die Konstruktion neuer Bauteile und erschließen neue
Anwendungsbereiche. Trotz der Veränderungen gibt es wesent
liche und übergreifende Grundlagen , die in einer Ausbildung
vermittelt werden müssen . Diese berufsfeldbreite Grundbildung
ist das Fundament für eine beruflicheMobilität sowie eine Basis Elektrischer Widerstand
für selbständiges Weiterlernen .
Als Grundlagen für die Auswahl der Lernziele /Lerninhalte dieses Schaltungen
Buches diente der Rahmenlehrplan der Kultusministerkonferenz elektrischer Widerstände
für das erste Ausbildungsjahr der industriellen Elektroberufe, der
Rahmenplan über die Berufsausbildung in den handwerklichen
Elektroberufen sowie die Lehrpläne der Bundesländer. Dabei Wirkungen des
konnte auf das beim Westermann Verlag erschienene Buch
» Elektrotechnik Grundstufe « zurückgegriffen werden. Eine gründ elektrischen Stromes
liche Überarbeitung und Anpassung an die Lehrplanvorgaben
waren erforderlich . Der bewährte Aufbau wurde beibehalten,
einige Kapitel besonders herausgestellt (z . B . Meßtechnik ) und
andere Gebiete neu aufgenommen (z. B . Steuerungstechnik , Energiequellen
Elektronik und elektronische Datenverarbeitung ).
Das vorliegende Buch deckt für alle Bundesländer die
Lernziele /Lerninhalte des ersten Ausbildungsjahres im Berufsfeld
Elektrotechnik in folgenden Bereichen ab : Meßtechnik
• Duales System in Handwerk und Industrie
Berufsgrundbildungsjahr
Berufsgrundschuljahr
Berufsfachschulen Einführung in die Elektronik
Darüber hinaus ist dieses Buch im Unterricht in Fachschulen
und in allen Klassen einsetzbar, in denen Grundlagen der Einführung in die
Elektrotechnik vermittelt werden . Es ist aber auch zum Steuerungstechnik
Selbststudium und für die Weiterbildung geeignet.
Motivation, Veranschaulichung und Festigung des Stoffes waren
besondere Intention bei der Erstellung des Buches.
Eine Lernmotivation soll erreicht werden durch Praxisbezug, Leitungen
erklärende und herleitende Darstellung, problemorientierte
Sachverhalte und mehrfarbige Abbildungen .
Die Veranschaulichung der abstrakten elektrotechnischen Vor Schutz vor Gefahren
gänge wird ermöglicht durch ausführliche Experimente, gestufte des elektrischen Stromes
Abstraktion und zahlreiche Fotos und Zeichnungen .
Zur Festigung des Gelernten dienen Beispiele, Berechnungen,
Merksätze und Aufgaben . Farbige Hinterlegungen derMerksätze Werkstoffe und
und das Herausstellen wichtiger Begriffe,Größen und Formeln auf Werkstoffbearbeitung
der Randspalte erleichtern einen schnellen Überblick . Das Buch
ist so aufgebaut, daß einzelne Teile in unterschiedlicher Reihen
folge durchgearbeitet werden können. Eine Anpassung an die 19 Einführung in die
jeweiligen Lehrpläne und an die methodischen Vorstellungen der Datenverarbeitung
Lehrer ist daher möglich. Vertiefende Teile oder Randbereiche
können übersprungen werden .
Die Schüler können mit dem Buch während des Unterrichts Elektrisches Feld
sowohl in Gruppen als auch einzeln arbeiten oder den Stoff und Kondensator
zu Hause selbständig vor- und nacharbeiten .
Für Hinweise und Verbesserungsvorschläge sind Autoren und
Verlag jederzeit aufgeschlossen und dankbar. Magnetisches Feld
und Spule
Autoren und Verlag Braunschweig 1988
Inhaltsverzeichnis

1 Grundbegriffe der Elektrotechnik . .... ...


1. 1 Einführung . . . . . ........................
1. 2 Elektrische Erscheinungen und ihre Ursachen . .
1.2. 1 Aufladung von Stoffen
1. 2 .2 Aufbau der Materie . . . . .
1. 2. 3 Elektrische Eigenschaften der Atome
1. 2.4 Elektrische Felder
Aufgaben zu 1. 2 . . .
1. 3 Mechanische Grundbegriffe ..
1.3. 1 Physikalische Größen , Einheiten und Gleichungen
1.3 .2 Kraft und Weglänge .. . . . .
1. 3.3 Arbeit und Energie
1. 3 .4 Arbeit und Leistung . . . .
Aufgaben zu 1.3 . . . . . . .
1.4 Elektrische Spannung
1 .4 . 1 Elektrische Ladung . . . . . . .
1.4 . 2 Spannungserzeugung . . . . . . . . . . . .
1.4 .3 Spannungsmessung
1.4 .4 Spannungsarten und Spannungswerte . . . . . .
Aufgaben zu 1. 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1.5 Elektrischer Strom . . . .
1.5 .1 Stromkreis und Stromrichtung . . . . .
1.5 .2 Stromstärke . . .
1.5 .3 Strommessung . .
1.5.4 Stromarten und Stromwerte .. . . . . . . . . . .
Aufgaben zu 1.5 . . . . .

2 Elektrischer Stromkreis . . ..... .


2 .1 Aufbau eines elektrischen Stromkreises . . . . . . . .
2. 2 Ohmsches Gesetz
2 .3 Elektrische Arbeit und Leistung . . . . . . . .. . ..
2 . 3. 1 Elektrische Arbeit . . . . . . .
2.3 .2 Elektrische Leistung . . . . . . . . .
2.3 .3 Messung der elektrischen Leistung und Arbeit . .
2 .3 .4 Arbeit und Leistung im Gleichstromkreis
2 .3 .5 Arbeit und Leistung im Wechselstromkreis . . ..
2. 3.6 Leistung und Widerstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Aufgaben zu 2 . . .

3 Elektrischer Widerstand . .. . .... . ..


3.1 Stromleitung in Metallen . . . . . .
3.2 Widerstand von Leitern
3 .3 Abhängigkeit des Widerstandes von der
Temperatur . . . .
3 .4 Kenngrößen und Bauformen von Widerständen .
3 .5 Widerstandswerkstoffe . . .
Aufgaben zu 3 . .
Inhaltsverzeichnis

4 Schaltungen elektrischer Widerstände . . . 3


4.1 Reihenschaltung . . . . ... ...............
4 . 1. 1 Stromverhalten bei der Reihenschaltung . . . . . ..
4 . 1.2 Spannungsverhalten bei der Reihenschaltung . . .
4 . 1. 3 Widerstandsverhalten bei der Reihenschaltung . .
4 . 1.4 Leistung bei der Reihenschaltung . . . . . . . . . . .
Aufgaben zu 4 .1 . .
4 .2 Parallelschaltung . . . . . PE
4 .2 .1 Spannungsverhalten bei der Parallelschaltung . .
4.2.2 Stromverhalten bei der Parallelschaltung . . . . . . .
4 .2. 3 Widerstandsverhalten bei der Parallelschaltung .
4 .2 .4 Leistung bei der Parallelschaltung OCH
Aufgaben zu 4 . 2 . . .
4 .3 Gruppenschaltungen
4 .3 . 1 Erweiterte Reihenschaltung . . . .
4.3.2 Erweiterte Parallelschaltung . . . . .
4 .3.3 Netzwerke
4 .3.4 Spannungsteiler .
Aufgaben zu 4 .3 . . . . .

5 Wirkungen des elektrischen Stromes . .. .


5. 1 Wärmewirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5 .2 Lichtwirkung
Aufgaben zu 5 . 1 und 5 .2 . .
5.3 Magnetische Wirkung . . . . . .
5 .4 Chemische Wirkung . . . . .
Aufgaben zu 5 .3 und 5. 4 .. . . 103
5.5 Wirkungsgrad . . . . . 104
Aufgaben zu 5 .5 .. 105

6 Energiequellen . 107 OSTS


6 .1 Elektrisches Verhalten von Energiequellen . . . . . . 107
6 . 1. 1 Belastete Spannungsquellen . . . . . . 108
6 . 1.2 Leistungsanpassung . . . . 110
6 . 1. 3 Konstant-Spannungsquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111
6 . 1. 4 Konstant- Stromquellen . 113
6 . 1.5 Reihenschaltung von Spannungsquellen . . . . . 114
6 . 1.6 Parallelschaltung von Spannungsquellen . . . . . 115
Aufgaben zu 6. 1 116
6 .2 Elektrochemische Energiequellen . . . . . .. . . . 117
6 .2 . 1 Prinzipieller Aufbau und Übersicht galvanischer
Elemente . . . . .. 117
6 .2 . 2 Elektrochemische Spannungsreihe . . . . 118
6 .2.3 Primärelemente 119
6 .2 .4 Sekundärelemente . . . . . . . 121
Aufgaben zu 6 . 2 . . . . . . . 123
Inhaltsverzeichnis

7 Meßtechnik . .. ........... 125


7.1 Meßtechnische Grundbegriffe . . . . 125
7 .2 Analog anzeigende Meßgeräte . . . . 128
7.2. 1 Kennzeichnung und Merkmale . . . 128
7.2 .2 V O L .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Meßfehler 130
7.3 Digital anzeigende Meßgeräte . .. . . 132 04
7 .3 .1 Grundsätzliche Arbeitsweise 132
7 .3 .2 Meßfehler . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . 134 LOS
Aufgaben zu 7 . 1 ... 7 .3 . . . . 136 ORE OB
7.4 Oszilloskop . . . . . . . . . . . . . . . 137
7 .4 . 1 Grundsätzlicher Aufbau . . . . . . 137 FN
7 .4 . 2 Spannungs- und Strommessung 138
7 .4 .3 Kennliniendarstellung 140
7 .5 Frequenz- und Zeitmessung . . . . . . 141
Aufgaben zu 7 .4 und 7 .5 . . . 142
7 .6 Spannungs- und Strommessung . . . . . 143
7.6 . 1 Gleichgrößen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143
7 .6 .2 Wechselgrößen . . . 144
7 .6 . 3 Mischgrößen . 146
7 .6 . 4 Einsatzmöglichkeiten und Einsatzbereiche von
Meßgeräten . . . . . 148
7 .7 Leistungs- und Arbeitsmessung . . . . . 149
7 .7 . 1 Leistungsmessung . . . . . . . 149
7 .7 . 2 Arbeitsmessung . . . . . . . . . . 150
Aufgaben zu 7.6 und 7 .7 . . 150
7 .8 Widerstandsmessung . . . . . . . . . 151
7.8.1 Indirekte Widerstandsmessung mit Strom - und
Spannungsmeßgeräten . . . 151
7 .8 .2 Direkte Widerstandsmessung . . . .. . . . . . . . . . . . 153
7 .8 . 3 Widerstandsmessung mit Meßbrücken . . . . . . . . 155
Aufgaben zu 7. 8 . . . . 157

8 Einführung in die Elektronik . . . . . .


438436
B57120
8 .1 Widerstände mit linearem und nichtlinearem
Verhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159
8 . 1. 1 Lineare Widerstände .. .. .. .. . .. .. ... . . . . . . 159
8 . 1.2 Spannungsabhängige Widerstände . . . . . . 160
Aufgaben zu 8. 1. 2 . .. . . . . . . . .. . . . . . . . . . . .. 167
8 . 1.3 Temperaturabhängige Widerstände 167
Aufgaben zu 8 . 1.3 . . . . . . 173
8 . 1.4 Lichtabhängige Widerstände . . . .. . 173
8 . 1.5 Magnetabhängige Widerstände . .. . . 174
8 . 1.6 Druckabhängige Widerstände 175
Aufgaben zu 8. 1.4 ... 8. 1.6 . . . 175
8 .2 Halbleiterdioden . . . . . . . 176
8. 2. 1 Prinzipielle Wirkungsweise . . . . 176
8 .2 . 2 Widerstandsverhalten von Dioden 178 zosi cose
8 .2. 3 Anwendungen von Dioden . 179
Aufgaben zu 8. 2. 1... 8.2.3 . . . 182
8 .2.4 Leuchtdioden . . . . 183
Aufgaben zu 8 . 2 .4 . . . . . . . 184
Inhaltsverzeichnis

8 .2.5 Erklärungsmodell für Halbleiterverhalten . . . . . .. 185


Aufgaben zu 8.2 .5 . . . . . . . 188
8 . 3 Transistoren . . . . . . . . . 188
8 . 3. 1 Grundsätzliche Wirkungsweise des Transistors . . 188
8 .3 . 2 Transistor 189
8 . 3. 3 Kennlinien des Transistors . . . . . .
Aufgaben zu 8 .3 191

Einführung in die Steuerungstechnik .. .. 193


9.1 Steuerungstechnische Grundbegriffe . . . . . . 193
9.2 Digitale Signale und digital arbeitende Bauteile
Aufgaben zu 9 .1 und 9.2 . . . . . .. . . 198
9.3 Logische Verknüpfungsglieder . . . .
9 . 3 .1 Identität 199
9 . 3 .2 NICHT-Verknüpfung, Negation . . . . 201
9 .3 .3 UND-Verknüpfung (Konjunktion ) . . . 205
Aufgaben zu 9.3. 1... 9.3. 3 . .. . .. . . .. 207
9.3 .4 ODER -Verknüpfung (Disjunktion ) . . . . . . 208
9 .3.5 Zusammengesetzte Logik -Bausteine . . . . . . . . . 209
Aufgaben zu 9.3 .4 und 9.3.5 . . . 212

10 Leitungen . . . . ....... 215


10 .1 Leitungsarten . . . .. . . . . . 215
10. 2 Spannungsfall und Verlustleistung . . . . 216
10. 3 Bemessung elektrischer Leitungen . . . . 218
10 .4 Schutz elektrischer Leitungen 219
Aufgaben zu 10 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225

11 Schutz vor Gefahren des elektrischen


Stromes . . . . .. . . . . . Achtungnurmi! t
11 . 1 malGerdt
lnahmenBerügegen
15nannung
hohe
chute
Gefahren des elektrischen Stromes . . . . . betrhreiubngen!
11.2 Fehlerstromkreis . . . . .
11. 3 Schutzmaßnahmen gegen gefährliche
Körperströme . . .
11.3. 1 Netzformen . .
11. 3.2 Schutz vor Entstehung zu hoher
Berührungsspannung . .
11. 3. 3 Schutz gegen Bestehenbleiben zu hoher
Berührungsspannung .
11. 4 Sicherheitsregeln beim Arbeiten
an elektrischen Anlagen . . . . . .. . . .. 236
11.5 Verhalten bei Stromunfällen .. . 239
11.6 Gefährdung von Sachen . . . 241
Aufgaben zu 11 . . . . . . . . . . 243
Inhaltsverzeichnis

12 Werkstoffe und Werkstoffbearbeitung . .. .


12.1 Werkstoff-Eigenschaften . 245
12.2 Spanloses Bearbeiten von Werkstoffen . . 248
12 .3 Werkstoffarten . . . . 250
12. 4 Stahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252
12.4 .1 Eigenschaften .
12. 4 .2 Bezeichnungen . . . 254
12.4 .3 Hinweise zur Bearbeitung . . . . 255
12.5 Leiterwerkstoffe . . . .. . 257
12.5 . 1 Kupfer . . . . . . . . . . . . . . . . . 258
12.5 .2 Kupferlegierungen . . . . . 259
12.5 . 3 Aluminium . . . .. . . 260
Aufgaben zu 12. 1 ... 12.5 . . . . . . 262
12.6 Isolierstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263
12.6 . 1 Anorganische Isolierstoffe . 264
12.6. 2 Natürliche organische Isolierstoffe . .. 265
12.6 . 3 Zellulose-Kunststoffe 267
12.6 .4 Thermoplaste . . . . . .. 268
12.6.5 Elaste 270
12.6 .6 Duroplaste . . . . .. 271
12. 7 Verbindungswerkstoffe . . . . . . . . . . . 272
12.7. 1 Lote 272
12.7 .2 Kleber . . . . . . . . . 274
Aufgaben zu 12.6 und 12 .7 . . . . . 275

13 Einführung in die Datenverarbeitung .. .. 277


13.1 Binäre Darstellung von Daten 277
13. 2 Komponenten einer Datenverarbeitungsanlage 279
13 .2 .1 Mikroprozessor .. . .. 279
13. 2 .2 Interner Speicher . . . . . . . . 279
13. 2 . 3 Externe Speicher . 280
13. 3 Funktionsweise einer Datenverarbeitungsanlage .. 282
13 . 3 . 1 Zusammenspiel der Hardware . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282
13.3 .2 Software . . . . 283
13. 4 Komponenten für die Dateneingabe und Daten
ausgabe . . . 286
13.5 Möglichkeiten und Auswirkungen des Einsatzes
von DVA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289
13.5 . 1 Einsatzmöglichkeiten . . .. . . . .. 289
13 .5 .2 Einsatz eines Kalkulationsprogramms . . .. . 290
13.5 . 3 Datenschutz . .. . . . 295
Aufgaben zu 13 . .. ... .. . 295
Inhaltsverzeichnis

14 Elektrisches Feld und Kondensator . .. .. 297


14. 1 Ursache und Wirkungen elektrischer Felder . . . . . 297
14. 2 Kapazität des Kondensators 299
Aufgaben zu 14 .1 und 14.2 . . . .. 303
14 .3 Kenngrößen und Bauformen von Kondensatoren 304
14 .4 Strom - und Spannungsverlauf beim Kondensator 307
14.5 Widerstand des Kondensators . . . . . . . .. 310
Schaltun
14.6 Schaltungen von Kondensatoren . . . 312
Aufgaben zu 14 .3 ... 14 .6 . . . . . . . . . . . . . . 313

15 Magnetisches Feld und Spule . 315


15. 1 Größen des magnetischen Feldes .. .... .. .. . . 315
15 .2 Magnetisierungskennlinien . ... 320 AK
15 .3 Magnetwerkstoffe . . . . . . . . 322
Aufgaben zu 15 . 1... 15 .3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 323
15 .4 Kraftwirkung im Magnetfeld (Motorprinzip ) . . . .. 324
15 .5 Elektromagnetische Induktion . . . . . 326
15 .5 . 1 Induktion der Bewegung (Generatorprinzip ) . . . 326
15 .5 .2 Induktion der Ruhe (Transformatorprinzip ) . . . 328
15 .5 .3 Wirbelströme . . . . . 330
15 .5 . 4 Selbstinduktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330
Aufgaben zu 15 . 4 und 15 .5 332
15 .6 Widerstand einer Spule bei Wechselstrom ..
Aufgaben zu 15 .6 . . . . . ..

Sachwortverzeichnis . ..
Bildquellenverzeichnis
T

- 6
-
Grundbegriffe der Elektrotechnik

1. 1 Einführung
Obwohl unsere Welt entscheidend durch die Elektrotechnik
bestimmtwird , haben natürliche elektrische Phänomene, wie
z . B . der Blitz , ihre beeindruckende Wirkung auf den Menschen
nicht verloren .
Sie zeigen uns immer wieder, welche Naturkräfte undGefahren
mit der Elektrizität verbunden sind . Deutlich wird ebenfalls ,
welche besonderen Leistungen notwendig waren , um sie für
die Menschheit nutzbar zu machen .
Künstlich hervorrufbare elektrische Erscheinungen sind seit
langem bekannt. Bereits die Griechen des Altertums wußten ,
daß leichte Stoffe , wie z . B . Haare , Federn oder Fasern , durch
einen mit einem Tuch geriebenen Bernstein angezogen werden
können . Dieses Phänomen konnte damals nur als magischer
oder göttlicher Einfluß gedeutet werden. Aus dieser Zeit
stammt auch ein wichtiger Begriff dieser Erscheinungen , denn
Bernstein heißt im Griechischen Elektron.
Die Anwendung solcher Reibungselektrizität erstreckte sich
jedoch zunächst nur auf die schaustellerische Darbietung. Bis
zum Ende des 18 . Jahrhunderts konnte man sich bei entspre
chenden Veranstaltungen elektrisieren lassen (Abb . 2) .
Die umfangreichen Versuche von Oerstedt und Galvania (Abb . hang Abb . 1: Oersted entdeckt den Zusammen
1 u . 3 ) gingen über schaustellerische Darbietungen weit von Elektrizität und Magnetismus

Fig . 14

1ew

NO
Abb. 2: Vorführung einer Elektrisiermaschine (Anfang des 18 . Jh .). Abb. 3: Galvanis Experimente mit » tieri
Elektrizität entstand durch Reibung an einer Schwefelkugel. scher Elektrizität« (1791)
HANS CHRISTIAN OERSTED, dänischer Physiker, 1777 ... 1851
2 ALOISIO LUIGIGALVANI, italienischer Arzt, 1737 ... 1798
12 Grundbegriffe der Elektrotechnik

hinaus und führten unter anderem zur Entwicklung erster


Spannungsquellen .
Die im 19. Jahrhundertbetriebene Grundlagenforschung führte
unter anderem 1854 zur Erfindung der Glühlampe durch
Heinrich Goebel . Unabhängig davon erfand auch Thomas Alva
Edison ? 1879 die Glühlampe, aber erst im Jahre 1882 gelang
die serienmäßige Herstellung. Damit war ein erster Schritt
getan , um die Elektrizität für den Menschen auch nutzbar
zu machen . Abb . 1: Erste Dynamomaschine,
Werner v. Siemens, 1866

Abb. 2 :Generator der Gegenwart Abb. 3: Richtantenne zur Nachrichtenüber


tragung durch elektromagnetische Wellen
Die Erzeugung von Elektrizität mittels Magnetismus war eine
weitere wichtige Entwicklung zur technischen Nutzung. Den
ersten Generator nach diesem Verfahren erfand Werner von
Siemens im Jahre 1866. Damit wurde es möglich , Elektrizität
einfach und wirtschaftlich zu erzeugen (Abb . 1) .
Neben der energietechnischen Anwendung wurde die Elektro
technik in verstärktem Maße auch zur Übermittlung von Nach
richten verwendet. Die zunächst an Leitungen gebundene
Informationsübertragung wurde durch die drahtlose Übertra
gung von Signalen ergänzt. Ergebnisse dieser Technik sind
z . B . der Fernsprechapparat, das Radio und das Fernsehgerät.
Die Entwicklung des Mikroprozessors als ein hochintegriertes
elektronisches Bauteil mit recht geringen Fertigungskosten hat
für eine weite Verbreitung des Computers gesorgt (Abb . 4 ) .
Unsere Abhängigkeit von elektrischen Geräten und Anlagen
wird besonders dann deutlich , wenn sie ausgefallen sind . In
den meisten Fällen wird der benachrichtigte Fachmann, und
dieses Buch soll die Grundlagen dafür legen , den Schaden
schnell finden und beseitigen .

1 HEINRICH GOEBEL, deutscher Mechaniker und Optiker, 1818 ... 1893


2 THOMAS ALVA EDISON, amerikanischer Erfinder, 1847 ... 1931
3 WERNER VON SIEMENS, deutscher Erfinder und Ingenieur, 1816 ... 1892 Abb. 4: Mikroprozessor
Elektroberufe

Im Berufsfeld Elektrotechnik bildet sowohl das Handwerk als


auch die Industrie aus. Da es sich um ein gemeinsames Berufs
feld handelt, wird im ersten Jahr der Ausbildung eine gemein
same berufliche Grundbildung vermittelt. Danach folgt die spe
zielle Fachbildung. Im Handwerk gibt es sechs Ausbildungs
berufe (Abb . 6 ) und in der Industrie vier (Abb. 8 ). Einige Indu
strieberufe sind noch zusätzlich in Fachrichtungen gegliedert .
Die Deutsche Telekom gehört heute ausbildungsmäßig zur
Industrie : Kommunikationselektroniker mit der Fachrichtung
Telekommunikationstechnik .
Weiterhin gibt es Industrieberufe mit einer verkürzten Ausbil
dungszeit von 3 Jahren , wobei die Elektrotechnik durch weitere
Qualifikationen ergänzt wird . Aufgezählt seien der Medien
gestalter Bild / Ton , der Film - und Videoeditor, sowie die » Fach
kraft für Veranstaltungstechnik« . Die IT -Berufe beinhalten eine
Mischung aus Elektrotechnik , Datenverarbeitung und Wirtschaft
(Abb .7 ), wobei auch hier die Entwicklung im Fluß ist. Abb . 5 : Energieelektronikerin bei der Arbeit.

Berufliche Berufliche Fachbildung IT -System - | Fachinformatiker/-in Kaufmann


IT -System - informatik
Grundbildung Elektro mitden / Kaufmann/
Iniker/-in Fachrichtungen Il-frau Il-frau
Elektromaschinenbauer/ -in System - An
inte- wendungs
Elektroinstallateur/-in gration entwicklung

Elektromechaniker /- in
Büroinformationselektroniker/- in
Fernmeldeanlagenelektroniker/-in
Radio - und Fernsehtechniker/-in
,5 1 1 ,5 22 53, 3 ,5 Kernqualifikation Fachqualifikation
Ausbildungsdauer in Jahren
Abb .6 : Handwerkliche Elektroberufe Abb.7 : IT -Berufe

Berufliche Berufliche Fachbildung -


Grundbildung
Elektromaschinenmonteur/-in
Anlagentechnik
Energieelektroniker/-in
Fachrichtung Betriebstechnik
Produktionstechnik Industrieelektroniker/ -in
Gerätetechnik (Mechatroniker/-in )
Informationstechnik
Telekommunikationstechnik Kommunikationselektroniker/-in
Funktechnik
,5 1,5 2,5 3,5
Ausbildungsdauer in Jahren
Abb . 8 : Industrielle Elektroberufe
14 Elektrische Erscheinungen , Ursachen

1 .2 Elektrische Erscheinungen
und ihre Ursachen
Elektrische Vorgänge spielen sich nicht nur in technischen
Geräten ab, sondern auch in unserer natürlichen Umwelt. Die
beim Ausziehen eines Kunstfaserpullovers gelegentlich kni
sternden Funken und das Haften von Papierschnipseln an
Kunststoffen sind z. B . elektrische Vorgänge. Die zur Deutung
dieser Erscheinungen notwendigen Grundlagen wollen wir in
den folgenden Abschnitten erarbeiten .

1.2. 1 Aufladung von Stoffen


Reibtman einen Kunststoffstab mit einem Tuch oder Beklei
dungsstück , dann werden durch ihn leichte Gegenstände an
gezogen , wie z . B . Papierschnipsel (Abb . 1). Gelegentlich wird
auch eine Abstoßung beobachtet.
Dies ist eine elektrische Eigenschaft. Man spricht von einer Abb . 1: Anziehung durch einen aufgelade
Aufladung des Kunststoffstabes . nen Kunststoffstab

Versuch 1 - 1:
Gegenseitige Beeinflussung geladener Stäbe
Versuch A
Durchführung
Die Kunststoffstäbe werden mit einem Wolltuch gerieben und
dann einander genähert.
Ergebnis
Der drehbar aufgehängte Kunststoffstab wird abgestoßen .

Versuch B
Durchführung
Die Glasstäbe werden mit einem Seidentuch gerieben und
dann einander genähert.
Ergebnis
Der drehbar aufgehängte Glasstab wird abgestoßen .

Versuch C
Durchführung
Der aufgeladene Kunststoffstab wird dem aufgeladenen
Glasstab genähert.
Ergebnis
Der drehbar aufgehängte Glasstab wird durch den geladenen
Kunststoffstab angezogen .
Aufbau der Materie 15

Der Mensch kann keine Ladungszustände wahrnehmen . Er


besitztdafür kein Sinnesorgan. Er kann lediglich die Wirkungen Abstoßung
dieser Aufladungen , in diesem Fall Kraftwirkungen, erkennen
und so auf den Ladungszustand schließen .
Um genaue Aussagen über die Arten der Ladungen und ihre
Wirkungen machen zu können ,müssen gezielt Versuche durch
geführt werden (z . B . 1 - 1).
Sie zeigen , daß zwischen geladenen Körpern Anziehungs- und
Abstoßungskräfte wirken . Abstoßung tritt auf, wenn die Ladun
gen der Körper von der gleichen Art sind . Anziehung tritt auf, Anziehung
wenn die Ladungen der Körper von unterschiedlicher Art sind
(Abb . 2 ).
Gleichartige Ladungen stoßen sich ab ,
ungleichartige Ladungen ziehen sich an . Abb. 2. Abstoßung und Anziehung zwi
schen Ladungen
Zwischen elektrisch neutralen Körpern treten keine elektrischen
Kräfte auf.

1 .2. 2 Aufbau der Materie


Jeder Körper ist im normalen Zustand elektrisch neutral.
Durch äußere Einflüsse kann er geladen werden . Dabei wird
sein Aussehen nicht verändert. Der Ladungszustand läßt sich
nur mit dem Aufbau der Materie erklären .
Materie kann man vereinfacht in Grundstoffe und Verbindun
gen einteilen . Darüber hinaus gibt es Gemenge (Gemische),
die aus verschiedenen Grundstoffen oder Verbindungen be
stehen . Luft ist z .B . ein Gemenge aus verschiedenen Gasen . Abb . 3 : Gemenge (Legierung) aus Silber
Grundstoffe (Abb . 4 ) werden auch als Elemente bezeichnet. Zur - und Wolfram (500fache Vergroßerung)
Zeit kennen wir über 100 Elemente . Einige kommen nicht
natürlich vor, sie können nur künstlich hergestellt werden .
Grundstoffe lassen sich durch mechanische oder chemische
Einflüsse nicht mehr in andere Stoffe zerlegen .
Beispiele für Grundstoffe
Wasserstoff, Sauerstoff, Kohlenstoff, Schwefel, Kupfer, Alumi
nium , Eisen , Magnesium .
Atome sind die kleinsten Teilchen eines Grundstoffes, die
noch die chemischen Eigenschaften des Grundstoffes haben .
Verbinden sich Atome verschiedener Grundstoffe miteinander, Abb . 4 : Grundstoffe in Pulverform (Reihen
dann entstehen neue Stoffe. Diese nenntman Verbindungen . folge: a ) Aluminium , b ) Magnesium ,
c) Schwefel, d ) Kohlenstoff)
Beispiele für Verbindungen
Polyvenylchlorid (PVC), Rost, Kochsalz , Wasser, Benzol,
Schwefelsäure.
Die kleinsten Teile einer Verbindung nenntman Moleküle. Der
Molekülbegriff wird nicht nur bei Verbindungen von unter
schiedlichen Atomen , sondern auch bei gleichen Atomen
verwendet.

Der Begriff kommt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie das
Unteilbare.
16 Aufbau der Materie

Moleküle sind Verbindungen von gleichen oder unterschied Materie


lichen Atomen .
Grundstoffe Verbindungen
In Abb . 1 ist z .B . das Sauerstoffmolekül abgebildet. Es besteht
aus zwei gleichartigen Atomen . Das ebenfalls abgebildete Moleküle Moleküle
Wassermolekül besteht dagegen aus drei Atomen , zwei Was ver
serstoffatomen und einem Sauerstoffatom . gleiche gleiche schiedene
Nichtalle Stoffe gehen Verbindungen ein .Edelgase bilden unter Atome Atome Atome
normalen Bedingungen keine Moleküle , sondern liegen im O
atomaren Zustand vor.
Atome sind so klein , daß sie auch mit Hilfsmitteln nicht sichtbar Sauerstoff - Helium Wasser
gemachtwerden können . Über ihren Aufbau hat man deshalb Moleküle Atome Moleküle
theoretische Modelle entwickelt. Diese Modellvorstellungen 02 He H2O
dienen dazu , Zusammenhänge und damit auch Ergebnisse von Abb. 1: Aufbau der Materie
Experimenten erklären zu können . Als nützlich hat sich hierfür
das Bohrsche Atommodell erwiesen .
Das Atom besteht aus einem Kern und einer Hülle . Der Kern
setzt sich aus Protonen und Neutronen zusammen. Um den
Kern bewegen sich Elektronen auf kreis- bzw . ellipsen
förmigen Bahnen .
Die Elektronen bewegen sich mit hoher Geschwindigkeit um
den Kern und wirken so wie eine Hülle .
Das Atom wirkt von außen wie eine Kugel (Abb . 3). Die Abmes
sungen eines Atoms sind unvorstellbar klein . Der Durchmesser
eines Wasserstoffatoms beträgt z .B . etwa 10 - 10 m und der
Durchmesser des Wasserstoffatomkerns nur etwa 10 - 15 m .
Veranschaulichen kann man diese extrem kleinen Zahlen mit
der nichtmaßstäblichen Zeichnung von Abb . 2 . In ihr wird der
Kern des Atomsmit den Abmessungen eines Streichholzkopfes
gleichgesetzt(ein bis zweiMillimeter Durchmesser).Der Durch
messer der Bahnkurve für das Elektron würde dann der Höhe
eines Fernsehturmes entsprechen (ca . 100 m ).

Kern mit
6 Protonen und
Fernsehturm 6 Neutronen
| Streichholz
kopf Hülle mit X
6 Elektronen

Kugelform

Abb . 2: Größenverhältnisse im Wasserstoffatom . Die Größe des Abb . 3: Kohlenstoffatom


Streichholzkopfes entspricht dem Kern - und die des Fernsehturms
dem Atomdurchmesser
NIELS HENRICK DAVID BOHR, dänischer Physiker, 1885 ... 1962.
Das nach ihm benannte Atommodell ist grundlegend für die moderne Theorie
des Atomaufbaus und wird heute ständig weiterentwickelt.
Elektrische Eigenschaften der Atome 17

Alle Atome sind aus den gleichen Elementarteilchen , den Tabelle 1. 1: Elektronenbesetzung
Protonen , Neutronen und Elektronen , aufgebaut. Der Unter Schalen - max. mögliche
schied der Grundstoffe besteht lediglich in der Anzahl der | bezeichnung Elektronenzahl
Teilchen . So besitzt z .B . Kupfer 29 Protonen und Zink 30
Protonen im Kern. In Abb . 4 sind einige Atome als Modelle
vereinfacht in einer Ebene dargestellt.
Bei einem vollständigen Atom ist die Anzahl der Elektronen
stets gleich der Anzahl der Protonen . Die Neutronenzahlweicht
häufig von der Protonenzahl ab . Protonen und Elektronen
verursachen die elektrischen Erscheinungen .
Die Elektronen bewegen sich in bestimmten Bereichen um den OOZ
Kern . Diese werden Schalen genannt und mit fortlaufenden
Buchstaben gekennzeichnet. (Von innen nach außen von K bis
Q , Tabelle 1. 1 ). Zentrifugalkraft
Jede Schale kann weiter unterteilt werden . Man kennzeichnet
diese Unter-Schalen mit den Kleinbuchstaben s , p , d und f.
elektrische Anziehungs
kraft

Abb . 5 : Modell eines Wasserstoffatoms

Kunststoffstab
Wasserstoff: Kohlenstoff: Kupfer: otocolocol
1 Proton 6 Protonen 29 Protonen Elektronen
1 Elektron 6 Neutronen 34 Neutronen
6 Elektronen 29 Elektronen überschuß
Abb. 4 : Flächenartige Darstellung verschiedener Atome
Wolltuch
1.2.3 Elektrische Eigenschaften der Atome Elektronen
Die elektrischen Eigenschaften der Atome sollen am Wasser mangel
stoffatom verdeutlicht werden, da es am einfachsten aufgebaut
ist. Es besteht lediglich aus einem Proton als Kern und einem
Elektron (Abb . 5 ).
Das Elektron bewegt sich auf einer Kreisbahn um den Kern . Glasstab
Bei der Kreisbewegung wirkt eine Kraft, die vom Mittelpunkt
weggerichtet ist (Zentrifugalkraft).
Die Zentrifugalkraft kennen wir auch in unserem persönlichen Elektronenmangel
Erfahrungsbereich , z . B . Karussel, Hammerwerfen und Fahrt
durch eine Kurve .
Das Elektron würde sich demnach vom Kern entfernen , wenn
nicht die Zentrifugalkraft durch eine Anziehungskraft aufge Seidentuch
hoben würde. Diese Anziehungskraft hat eine elektrische
Ursache. Die Zentrifugalkraft und die elektrische Anziehungs Elektronen
kraft sind gleich groß , aber entgegengesetzt gerichtet. überschuß
Die Anziehungskraft entsteht durch unterschiedliche Ladungs
arten . Die Ladungsart des Elektrons wird negativ und die des
Protons positiv bezeichnet.Neutronen sind elektrisch neutral.
Abb . 6 : Reibungsversuch
18 Elektrische Felder

Elektronen sind negativ geladene Atombausteine der Hülle .


Protonen sind positiv geladene Atombausteine des Kerns.
Neutronen sind elektrisch neutrale Atombausteine des Kerns.
Mit dieser Vorstellung über den atomaren Aufbau der Materie
lassen sich die Experimente in Versuch 1 - 1 (S . 14 ) erklären :
Durch das Reiben des Kunststoffstabes mit dem Wolltuch treten =
Elektronen vom Tuch zum Stab über. Er besitzt nun mehr
Elektronen als vorher und ist dadurch negativ geladen (Abb .
6a; Seite 17 ).
Das Reiben des Glasstabes mit dem Seidentuch bewirkt, daß
Elektronen aus dem Glasstab gerissen werden und am Tuch
hängen bleiben . Beim Glasstab überwiegen die positiven
Ladungen , er ist positiv geladen (Abb . 6b ; Seite 17 ).
Die Ladungen sind bestrebt, sich gegenseitig in ihrer Wirkung •
zu neutralisieren und verursachen dadurch zwischen unter
schiedlich geladenen Körpern Anziehungskräfte .

1.2 .4 Elektrische Felder


Wenn aufgeladene Gegenstände aufeinander Kräfte ausüben ,
dann muß der Raum zwischen ihnen einen besonderen Zustand :
aufweisen . Einen solchen Raum nennt man elektrisches Feld .
Das elektrische Feld ist ein Raum , in dem auf Ladungen
Kräfte ausgeübt werden .
Elektrische Felder entstehen durch Aufladung.
Ladungen verursachen Elektrische Felder.
Elektrische Felder beeinflussen den Raum . Für diese Beein
flussung besitzen wir keine Sinnesorgane.Wir können lediglich
Wirkungen erkennen und Modellvorstellungen entwickeln .
Zum Nachweis solcher Wirkungen werden z . B . Kunststoffasern
zwischen die Elektroden gestreut. Durch das elektrische Feld
werden die Teilchen ausgerichtet. Der Aufbau des Feldes wird
dadurch deutlich (Abb. 1).
Die Fasern richten sich nur deshalb aus, weil sich durch das
elektrische Feld die Ladungsverteilung in den Fasern verändert.
Diese innere Ladungsverschiebung (Influenz) führt dazu , daß
positive und negative Ladungen nichtmehr gleichmäßig verteilt 20
sind. Abb. 2 Zeigt eine Faserkette zwischen zwei Elektroden . Abb. 1: Projektionen verschiedener Felder
Jedes Faserstück ist zum Dipol (Teilchen mit zwei Polen )
geworden.
Die durch die Fasern gebildeten Bahnkurven werden Feldlinien
genannt. Sie ermöglichen eine Modellvorstellung vom Aufbau
des elektrischen Feldes. Sie werden zum Darstellen und
Erklären elektrischer Felder benutzt.
Aus Abb. 1 sind die Skizzen der Abb. 3 entstanden. Sie geben
in einer weiteren Vereinfachung den Aufbau der einzelnen
Felder wieder. Die Feldlinien haben außerdem eine Richtung
erhalten .Man hatfestgelegt, daß sie von der positiven Elektrode .
zur negativen Elektrode verlaufen .
Elektrische Feldlinien haben eine Richtung. Sie gehen vom Abb . 2 : Polarisierte Faserkette im elektri
Pluspol zum Minuspol. schen Feld
Aufgaben zu 1.2 19

Elektrische Felder wirken sich in vielen Anlagen störend aus,


denn sie verursachen durch Influenz eine Ladungsverschie
bung und damit eine Spannung. Aus diesem Grunde müssen
Abschirmungen vorgenommen werden . Benutzt werden dazu
beliebige Metalle wie z . B . Kupfer oder Aluminium . Die zu
schützende Anlage bzw . der zu schützende Raum wird mit
einer allseitig geschlossenen Metallhülle umgeben . Befindet
sich eine solche Hülle in einem elektrischen Feld , dann
werden auf die Außenseite Ladungen influenziert. Die Innen
seite der Hülle bleibt jedoch ladungsfrei. Ebenso bleibt der
umschlossene Raum feldfrei (Abb . 4 u . 5 ). Eine Hülle aus
einem Drahtgitter zeigt die gleiche Wirkung (Faraday-Käfig ').

R52

Abb. 4: Abschirmung gegen Hochspannung, Faraday-Käfig

Aufgaben zu 1.2
1. Welche Ladungen stoßen sich ab ?
2. Wie heißt derkleinste Baustein eines Grundstoffes, der noch
dessen chemische Eigenschaft besitzt?
3 . Nennen Sie den Unterschied zwischen Grundstoffen und Abb . 3 : Feldlinienbilder zwischen unter
schiedlichen Elektroden
Verbindungen !
4 . Ordnen Sie folgende Stoffe in Grundstoffe und Verbindungen
ein : Gips , Glas, Zink, Keramik , Uran , Alkohol, Stickstoff,
Kupfer, Kohlenstoff, Aluminium , Schwefelsäure! (Hinweis :
Benutzen Sie die Periodentafel der Elemente , vgl. S . 251)
5 . Auswelchen Bausteinen setzt sich ein Molekül zusammen ?
6 . Skizzieren Sie den Aufbau eines Helium -Atoms!
7 . Skizzieren Sie das Modell eines Wasserstoff-Atoms mit L AS
Angabe der Ladungen und Kräfte!
8 . Wodurch werden elektrische Felder verursacht?
* FARADAY,MICHAEL, engl.Naturforscher, 1791– 1867. Abb. 5 : Abgeschirmte Leitungen
Mechanische Grundbegriffe

1. 3 Mechanische Grundbegriffe
Einige elektrische Erscheinungen und Zusammenhänge kön
nen nur mit Hilfe von Erkenntnissen, Begriffen und Größen aus
der Mechanik erklärtwerden . Um die folgenden Kapitelbesser
verstehen zu können ,müssen wir einige dieser Begriffe kennen .

1. 3. 1 Physikalische Größen, Einheiten und Gleichungen


Damit physikalische Phänomene vergleichbar sind,müssen sie
eindeutig beschrieben werden . Dazu dienen physikalische N/O
Größen . Sie sind meßbare Eigenschaften von physikalischen OREZ
Objekten , Zuständen oder Vorgängen . Zur abgekürzten
Schreibweise physikalischer Größen werden Formelzeichen A
verwendet. In einem gedruckten Text sind sie in kursiver
(schräger) Schrift gesetzt, z .B . F (Kraft).
Zu jeder Größe gehört eine Einheit. Bei der Länge ist dies z . B . 00
das Meter. Mit ihr wird angegeben , wie die Größe mengen 00
mäßig zu beschreiben ist. Die Zeichen für die Einheiten werden
im gedruckten Text in senkrechter Schrift gesetzt, z . B . m 001
(Meter). 01
In der Physik und in der Technik führt man alle meßbaren
Erscheinungen und Objekte auf wenige Größen zurück. Diese 021
werden Basisgrößen genannt. Sie sind voneinander unabhän 021
gig. International sind sieben Basisgrößen mit ihren entspre
chenden Einheiten festgelegt worden . Sie sind Grundlage des 041
SI-Einheitensystems'. Seit dem 2. Juli 1969 sind sie durch das
>>Gesetz über Einheiten und Meßwesen« für die Bundesrepublik
Deutschland verbindlich . Die Tabelle 1. 2 gibt die sieben Basis
größen mit ihren Einheiten wieder . Abb . 1: Meßschieber
Tabelle 1.2: Basisgrößen und Basiseinheiten
Basisgröße Basiseinheit
Name Formel Name Einheiten
zeichen | zeichen
Länge Meter m
Masse m Kilogramm kg
Zeit Sekunde
Elektrische 2
Stromstärke Ampere
Thermo
dynamische Kelvin
Temperatur
Stoffmenge Mol mol
Lichtstärke IV Candela cd Abb . 2 : Waage zur Massenmessung

Die aufgeführten Größen werden mit Meßgeräten gemessen .


Mit diesen Geräten kann durch Ablesen des Zahlenwertes und
der Einheit der Größenwert ermittelt werden . Jede Größe
bestehtdamit aus einem Zahlenwert und einer Einheit. Sie wird
in Form einer Gleichung geschrieben .
SIbedeutet: Système International d 'Unités, französich
Größen , Einheiten

Beispiele für die Schreibweise eines physikalischen Größen


wertes:
I = m2 m = 50 kg
Größenwert = Zahlenwert · Einheit
Mit den sieben Basisgrößen sind alle anderen Größen aus
drückbar und damit auch deren Einheiten . Sie werden abgelei
tete Größen bzw . abgeleitete Einheiten genannt.
Eine abgeleitete Größe setzt sich aus Basisgrößen zu
sammen . Abb . 3: Stoppuhr zur Zeitmessung
Eine abgeleitete Einheit setzt sich aus Basiseinheiten zu
sammen .
Für abgeleitete Größen bzw . abgeleitete Einheiten werden
häufig neue Symbole zur abgekürzten Schreibweise verwendet.
Beispiel für abgeleitete Größen
Fläche A
Die Fläche eines Rechtecks läßt sich ermitteln , indem man die
Länge 1 und die Breite b miteinander multipliziert.
Die abgeleitete Größe A ist dann das Produkt von zwei
Basisgrößen , der Länge 1 und der Breite b . Als abgeleitete
Einheit ergibt sich dann ebenfalls ein Produkt.
A = 1. b
[A ] = m . m
[ A ] = m2
Wenn man die Einheit einer physikalischen Größe angeben
will, dann setzt man die Größe (Formelzeichen ) in eckige
Klammern und schreibt hinter das Gleichheitszeichen die Abb . 4 : Strommesser zur Messung der
Einheit (Einheitenzeichen , DIN 1313). elektrischen Stromstärke
Physikalische Größen werden in Gleichungen zusammenge
fügt, um damit den Zusammenhang zwischen den Größen zu
verdeutlichen .
Es werden dabei Größengleichungen , zugeschnittene Größen
gleichungen und Einheitengleichungen unterschieden .
Größengleichungen Gleichungen mit
In Größengleichungen sind die Beziehungen zwischen den
Größen in Form einer Gleichung aufgestellt. Bei der Berech
nung müssen die Einheiten (Einheitenzeichen ) mit berücksich Größen Einheiten
tigt werden .
Beispiel: A = 1 : 6
= 12 m 15 m A = 1.b
= 180 m2
[A ] = m . m
Zugeschnittene Größengleichungen [ A ] = m2
Sie unterscheiden sich von den Größengleichungen dadurch ,
daß die Einheiten in der Gleichung festgelegt sind. Bei der
Berechnung müssen sie beachtet werden .
A Iь
Beispiel: =
m2 mm
Deutsches Institut für Normung e.V.
Kraft, Weglänge; Arbeit, Energie

Einheitengleichungen
In Einheitengleichungen setzt man Einheiten in eine glei Richtung
chungsmäßige Beziehung . Mit ihrer Hilfe können Umrechnun
gen zwischen Einheiten vorgenommen werden. F = 3N
Beispiel: 1 m = 100 cm 1 m2 = 104 cm

1. 3 . 2 Kraft und Weglänge Abb . 1: Kraftdarstellung


Die Kraft ist als Größe nichtwahrnehmbar. Wirkönnen nur ihre
Wirkung erkennen . Sie wird symbolhaft durch einen Pfeil Kraft
dargestellt. Die Länge des Pfeiles kann entsprechend eines Formelzeichen F
Maßstabes die Größe der Kraft angeben . Die Pfeilspitze zeigt Einheitenzeichen N
dann die Wirkungsrichtung an (Abb . 1). Die Größe Kraft hat die
Einheit Newton ! Weglänge
Wirkt eine Kraft auf einen feststehenden Gegenstand, dann wird Formelzeichen S
dieser verformt (Abb . 2 ). Einheitenzeichen m
Wirkt eine Kraft auf einen beweglichen Gegenstand , dann
ändert sich seine Bewegung .
Die Größe Weglänge hat die Einheit Meter. Für die gleiche
Größe gibt es noch weitere Benennungen , z . B . Länge 1 , Breite
b , Höhe h , Radius r, Durchmesser d, Wellenlänge . In der
Elektrotechnik gibt es z. B . die Leiterlänge 1, den Leiterdurch
messer d usw .

1.3. 3 Arbeit und Energie


Arbeit und Energie sind zwei Begriffe , die in der modernen BRERA
Industriegesellschaft eine große Bedeutung haben . Sie lassen Abb. 2: Kraftwirkung auf einen ruhenden
sich leicht bei der Hubarbeit erklären . Gegenstand
Die Größen Arbeit und Energie haben die Einheit Joule ?.
Hubarbeit wird verrichtet, wenn man z . B . 101Wasser eine 3 . Etage
Etage (z . B . von der 2. zur 3 . Etage 3,06 m ) hoch trägt. Hierfür
benötigtman eine Kraft F = 98, 1 N . Sie muß solange wirksam
sein , bis der Höhenunterschied überwunden ist (Abb . 3 ). m
Der Wasserträger muß Arbeit verrichten . Diese ist von der F = 06
aufzubringenden Kraft F und von dem zu überwindenden 98 ,1N ,
3
Höhenunterschied h (Hubweg) abhängig. =
h
-
Mechanische Arbeit wird immer dann verrichtet, wenn an
einem Körper längs eines bestimmten Weges in Wegrich
tung eine Kraft wirkt. I 2. Etage
Arbeit = Kraft · Weg Abb . 3 : Der Wasserträger verrichtet Hub
1 J = 1N . 1 m arbeit
Kraftrichtung und Wegrichtung müssen übereinstimmen , sonst
darf man die Gleichung für die Berechnung der Arbeit nicht
einsetzen . Zieht man z. B . einen Schlitten , dann wirkt die Kraft Arbeit, Energie
schräg nach oben , während sich der Schlitten waagerecht Formelzeichen W
bewegt. Für die Berechnung darf in diesem Fall nur die Einheitenzeichen J
waagerechte Komponente der Kraft berücksichtigt werden .
Arbeit
1 Benannt nach SIR ISAAC NEWTON, englischer Physiker, 1642 ... 1727 W = F :h
2 Benannt nach JAMES PRESCOTT JOULE (sprich: dschul), englischer Physiker,
1818 ... 1889 [W ] = Nm
Arbeit, Energie

Arbeit und Energie stehen in einem bestimmten Zusammen Arbeitwurde Energie ist
hang. Während man bei der Arbeit etwas über einen Vorgang verrichtet gespeichert
aussagt, beschreibt man mit der Energie den Zustand eines
Körpers oder eines Systems. Energie entsteht durch Arbeit. Umwandlung
Die Ursache für eine Energie ist ein Arbeitsvorgang.
bewirkt
Arbeit Energie
(Vorgang) (Zustand)
Für die Energie darf nach DIN 1304 neben W auch das
Formelzeichen E gewählt werden . Abb . 4: Arbeit und Energie beim Anheben
Wird ein Körper auf die Höhe h gehoben , dann ist dazu eine eines Körpers
bestimmte Arbeit erforderlich . Der Körper besitzt danach eine
entsprechende Energie. Sie wird mit Energie der Lage oder
mit potentieller Energie E , bezeichnet (Abb . 4).
Die einmal verrichtete Arbeit ist nicht verloren , sondern steht
als Energie zur Verfügung. Mit ihr kann wiederum Arbeit
verrichtet werden .
Energie ist die Arbeitsfähigkeit eines Körpers oder eines
Systems.
In unserem Beispielkönnte man das Wasser durch ein Rohr
zur 2 . Etage zurückfließen lassen . Aufdem Boden der zweiten
Etage könnten wir damit eine kleine Turbine antreiben . Hier
durch ließe sich die verrichtete Arbeit (Hubarbeit) als Antriebs
arbeit zurückgewinnen (Verluste sind vernachlässigt).
Nach diesem Prinzip arbeitet z . B . ein Pumpspeicherwerk (Abb .
5 ). Die potentielle Energie des Wassers wird hierbei in Bewe Abb . 5 : Energieumwandlung beim Pump
speicherwerk
gungsenergie umgewandelt. Sie wird auch als kinetische
Energie Ek bezeichnet. Etage Höhe
werden Energie
Die Energie eines Körpers hängt von dem jeweiligen Bezugs . Potential
punkt ab . Alle Punkte auf der gleichen Höhe haben gegenüber a u
3900 f g e b r a c h t J Etage 3 9,18m m
diesem das gleiche Potential. gewon en 06
In Abb . 6 sind die Energiewerte von 101Wasser potentialmäßig .
2 ,
3
bezogen auf das Erdgeschoß dargestellt. 600 Etage m
wird muß 06
,
Arbeitmuß verrichtet werden , wenn sich das Potential erhöhen .
1 3
soll; sie wird frei, wenn das Potential kleiner wird . Ar b ei t Ar b ei t 300 3 ,06 m
Die verschiedenen Energiearten können ineinander umge
wandeltwerden . Dieses wichtige physikalische Gesetz gilt nicht
nur in der Mechanik , sondern in allen Bereichen . Dabei ist stets Erdgeschoß als Bezugsebene
die Summe der Energien in einem System konstant (Energie Abb . 6 : Energiewerte und Potentiale von
erhaltung) 101Wasser in einem Haus, bezogen auf
das Erdgeschoß

1. 3 . 4 Arbeit und Leistung


Kapitel 1. 3. 3 verdeutlicht, daß Arbeit und Energie die gleiche Arbeit
Einheit haben und damit technisch quasi identisch sind . So Formelzeichen W
verrichtet z. B . der Wasserträger 900 J bzw . 900 Nm Arbeit, Einheitenzeichen kWh
wenn er 101Wasser bis zur dritten Etage trägt und gewinnt
damit Energie von 900 Nm . Die Arbeit sagt jedoch nichts W = p .t
darüber aus, wieviel er leistet. Er kann diese Arbeit in 10
Minuten verrichten , er kann sich aber auch beeilen und diese 1 Ws = 1 w . 1s
Arbeit in 3 Minuten verrichten . Im zweiten Fall hat er mehr [W ] = Ws
geleistet. [W ] = kWh
24 Arbeit, Leistung; Aufgaben zu 1.3

Der Wasserträger kann jedoch auch in 10 Minuten zweimal


gehen und damit 201 Wasser hochtragen . Auch jetzt hat er
mehr geleistet.
Die Leistung ist um so größer, je größer die verrichtete
Arbeit und je kleiner die dafür benötigte Zeit ist.
Arbeit
Leistung = Leistung
Zeit
Die Größe Leistung hat die Einheit Watt '. Formelzeichen P
Einheitenzeichen W
In der Technik wird oft die Arbeit über die Leistung ermittelt.
Dazu wird die Leistungsformel nach W umgestellt. Fis
Arbeit ist Leistung mal Zeit
Damit ergibt sich für die Arbeit eine weitere Einheit Ws 1W = 1 Nm 1J
(Wattsekunde). 1 1s
Für die Größe Arbeit können also drei Einheiten gleichwertig [P ] = W
verwendet werden .
1 Ws = 1 Nm = 1J
In der Elektrotechnik verwendetman die Ws (Wattsekunde). Da
diese Einheit jedoch sehr klein ist, hat sich die Einheit Kilo
wattstunde kWh durchgesetzt.
1 kWh = 3600000 Ws
Für den Wasserträger gilt bei t = 3 min :
P = W

P = 900 Ws
180 S '
p = 5W
Seine Arbeit in kWh beträgt:
W = ,0025 kWh

Aufgaben zu 1.3
1. Welche Angaben bestimmen den Wert einer Größe?
2 . Worin unterscheiden sich abgeleitete Größen von Basis
größen ?
3. Erklären Sie den Unterschied zwischen Größengleichungen
und zugeschnittenen Größengleichungen .
4 . Erklären Sie den Unterschied zwischen Arbeit und Energie !
5 . Wie verändert sich das Potential wenn Arbeit frei gesetzt
wird ?
6 . Drei Pumpen befördern Wasser auf eine Höhe von 40 m .
Welche Pumpe leistet am meisten und welche am wenig
sten ?
a ) Pumpe 1 pumpt 2001 in 20 min
b ) Pumpe 2 pumpt 500 1 in einer Stunde
c ) Pumpe 3 pumpt 300 1 in 25 min

Benannt nach JAMES WATT, englischer Ingenieur, 1736 ... 1819


Elektrische Ladung

1.4 Elektrische Spannung


1.4. 1 Elektrische Ladung
Durch Reibung erfolgt Aufladung und infolge dieser Aufladung
entstehen Abstoßungs- und Anziehungskräfte . Die Ladung ist
die elektrische Eigenschaft der Materie , auf die alle elektri
schen Erscheinungen zurückgeführt werden können .
Die Größe Ladung hat die Einheit Coulomb?. Es gibt zwei
gegensätzliche Ladungsarten : positive und negative (vgl. 1.2 .3 ).
Die Elektronen sind die Träger der negativen und die Protonen
die Träger der positiven Ladung . Der Ladungswert eines
Elektrons ist gleich dem Ladungswert eines Protons.
Ladung eines Elektrons: Ladung eines Protons: 8 positive Ladungen
e = – 1,602 · 10 - 19 C e = + 1,602 . 10 - 19 C
Besitzt also ein Atom genausoviele Elektronen wie Protonen Neutralität
(das ist der Normalzustand ), dann heben sich die Ladungs 8 negative Ladungen
wirkungen gegenseitig auf. Das Atom wirkt nach außen elek
trisch neutral (Abb . 1). Abb . 1: Neutrales Sauerstoffatom

1.4 .2 Spannungserzeugung Ladung


Prinzip der Spannungserzeugung Formelzeichen Q
Einheitenzeichen
Der Gleichgewichtszustand der neutralen Atome kann von
außen gestört werden, z. B . durch Reibung. Mit einem Band
generator (Abb. 2 ) läßt sich die Ladungstrennung leicht durch
führen und erklären .
Der Bandgenerator wird über eine sich drehende Metallrolle
angetrieben . Ein breites Gummiband überträgt die Drehbewe
gung wie bei einem Riementrieb auf eine festsitzende Ple
xiglasrolle . Dabei reibt das Band also auf der Plexiglasrolle und
»reißt« aus ihr Elektronen heraus. Die Elektronen und damit
negative elektrische Ladungen werden nach unten zur Metall
walze befördert. Dadurch werden der neutrale Zustand der
Plexiglasrolle und der der Metallrolle gestört. Die Plexiglasrolle
gibt Elektronen ab , die Zahl der Protonen überwiegt, und sie
wird elektrisch positiv. Die Metallrolle dagegen wird negativ
geladen ,weil hier die Elektronen überwiegen .
Ü ber den Metallkamm wird ein Kontakt zwischen der Plexi
glasrolle (mit dem Gummiband) und dem Metallkorb hergestellt.
Die positiv geladene Plexiglasrolle sorgt dafür, daß aus dem AW
Metallkorb über den Kamm ständig Elektronen herausgezogen :
werden und über das Gummiband zur Metallrolle befördert
werden . Der Metallkorb wird auf diese Weise auch wie die
Plexiglasrolle positiv geladen (Abb . 1, S . 26 ).
Die Trennung der negativen von den positiven Ladungen und
der Ladungstransport geschehen nicht ungehindert. Die Elek Abb. 2: Bandgenerator
tronen sind bestrebt, zur Plexiglasrolle zurückzukehren, denn
ungleichnamige Ladungen ziehen sich an . Diesen Anziehungs
kräften muß entgegengewirktwerden . Die Gegenkräfte werden
durch den Antrieb erzeugt. Sie wirken entlang des Weges s.
Es wird dabei die Arbeit W verrichtet (Abb . 1, S . 26 ) .

Benanntnach CHARLES-AUGUSTIN COULOMB, franz, Physiker, 1736 ... 1806


26 Elektrische Spannung

Wir schließen ein Meßgerät an den Bandgenerator an . Durch Anschlußklemme


den Zeigerausschlag wird angezeigt, daß zwischen den An Metallkamm
schlüssen ein Ladungsunterschied besteht. Zwischen unter
schiedlichen Ladungen bestehen Anziehungskräfte. Die La Metallkorb -
EL —Ladungstren ung
dungen sind bestrebt, sich auszugleichen . Dies bezeichnetman Plexiglasrolle der
als elektrische Spannung. Bewegung
und s
Gummiband Weg
Die elektrische Spannung entsteht durch Ladungstrennung . Kraft F
Die elektrische Spannung ist das Ausgleichsbestreben von
Ladungen . Metallrolle
Die Größe elektrische Spannung hat die Einheit Volt!
Um zu erklären , wovon die elektrische Spannung genau Anschlußklemmen
abhängt, vereinfachen wir die Zusammenhänge, indem wir den Abb. 1: Querschnitt und grundsätzliche
Versuch mit dem Bandgenerator abwandeln . Wir behandeln Wirkung des Bandgenerators
nichtmehr den Erzeugungsvorgang, sondern gehen von den
bereits aufgeladenen Platten der Abb . 2 aus . Zwischen den Elektrische Spannung
Platten herrschtdemnach die elektrische Spannung U , und die Formelzeichen U
Ladungen sind bestrebt, sich auszugleichen . Einheitenzeichen V
Wir wollen jetzt in einem Gedankenexperiment weitere Ladun
gen zwischen den Platten bewegen . Wenn wir z. B . von der
positiven Platte Elektronen zur negativen Platte transportieren
wollen , muß eine Kraft entlang der Wegstrecke s aufgebracht
werden . Dies ist aber gleichbedeutend mit einer verrichteten
Arbeit W . Je höher die Spannung zwischen den Ladungen der
beiden Platten ist, umso mehr Arbeit ist zum Transport der Arbeit W
weiteren Ladungen erforderlich . wird Spannung
W proportional U :W U verrich
Die notwendige Arbeit hängt außerdem von der Größe der tet
transportierten Ladung ab . Je größer sie ist, desto mehr Arbeit
ist erforderlich .
W proportional Q :W Q 013 konstant
3= U
Das Verhältnis von Arbeit pro Ladung ist konstant und damit
ein Maß für die elektrische Spannung, die zwischen den beiden Abb . 2: Elektrische Spannung zwischen
Platten besteht. zwei geladenen Platten
Spannung ist proportional der Arbeit, die bei Ladungstren
nung und Ladungstransport pro Ladungseinheit erforderlich Größenordnungen für Spannungen
ist . Menschliches Herz ca. ,001 V
In einer Spannungsquelle werden Ladungen getrennt. Es Bleiakkumulator 12 V
entsteht die elektrische Spannung U . Dies ist ein elektrischer (6 Zellen )
Energiezustand, denn die Ladungen sind bestrebt, sich wieder Niederspannungsnetz z . B . 220 V
Farbbildröhre ca . 25000 V
auszugleichen . Hochspannungsnetz z . B . 110000 V
Elektrische Energie ist Spannung mal Ladung.
Diese elektrische Energie kann wieder Arbeit verrichten . Eine
11 1V = 1 J 1 Nm
10 10
Spannungsquelle ist also eine Energiequelle (Abb . 3 ).
Es gilt das Gleichgewicht:
W = Eel Elektrische Energie
F . S = UQ
1 N . 1 m = 1 V - 10 | Eel = u . o

Benanntnach ALESSANDRO VOLTA, italienischer Physiker, 1745 ... 1827


Spannungserzeugung

Arten der Spannungserzeugung


In der Technik werden nach verschiedenen Verfahren Span
nungen erzeugt. Einige davon sollen im folgenden Teil kurz Arbeit Arbeit ist erforderlich
(Generator)
beschrieben werden .
Ladungstrennung
Spannung durch Reibung (vgl. 1.2.1).
Elektrische
Spannung durch bewegte Magnete oder Spulen Energie
Der Ladungsunterschied wird durch bewegte Spulen in einem
Magnetfeld oder durch bewegte Magnete mit einer ruhenden Ladungsausgleich
Spule erzeugt. Dieses Verfahren wird z . B . in Generatoren der
Elektrizitätswerke verwendet. Auch der Fahrraddynamo und Arbeit Arbeit wird verrichtet
das dynamische Mikrofon funktionieren nach dem gleichen (Verbraucher)
Prinzip .
Abb. 3: Prinzip der Umwandlungen
zwischen Arbeit und elektrischer Energie
Zündelektroden

- Taste
Düse - Feder

ZIT ZITZA Hammer


NH

Abb. 4: Modell eines Wechselspannungsgenerators AN Piezo


keramik
SVIZZUIZINTEITZI
FAN
Spannung durch Druck oder Zug bei Kristallen
Durch Änderung des Drucks oder Zugs entsteht zwischen den
Oberflächen bestimmter Kristalle (z . B . Quarz) ein Ladungs
unterschied. Er hängt von der Stärke des äußeren Einflusses Abb . 5:Zündsystem (Spannungserzeugung
ab (Abb . 5 ). durch Druck )

Spannung durch Wärme


Verbindet man zwei unterschiedliche Metalle und erhitzt die
Verbindungsstelle , dann entsteht eine kleine Spannung (einige
Millivolt). Die Größe der Spannung ist von der Temperatur
abhängig . Dieses Verfahren wird zur Temperaturmessung
verwendet (Abb. 6 ). Abb. 6: Thermoelement
Spannung durch Licht
Fällt Licht auf bestimmte Materialien (Silicium , Germanium ),
kommt es zu einer Ladungstrennung. Angewendet wird dieses
Verfahren z . B . beim Belichtungsmesser oder bei der Span
nungserzeugung in Satelliten (Abb . 7).
Spannung durch chemische Vorgänge
Tauchtman zwei unterschiedliche Leiter in eine stromleitende
Flüssigkeit, dann findet eine Ladungstrennung statt. Verwendet
wird dieses Verfahren bei allen elektrochemischen Spannungs
quellen (vgl. 6 . 2 ). Abb. 7: Fotoelemente
Spannungsmessung

1. 4 . 3 Spannungsmessung Element, Akkumulator


Elektrische Spannung besteht überall dort, wo zwischen zwei oder Batterie
Punkten unterschiedliche Ladungen vorhanden sind. Es
herrscht eine Ladungsdifferenz bzw . Potentialdifferenz .
Elektrische Spannung ist elektrische Potentialdifferenz.
Elektrische Spannungen können mit geeigneten Meßgeräten Spannungsmesser
einfach gemessen werden . Man verbindet die zwei Klemmen
des Spannungsmessers mit den Meßpunkten , zwischen denen
man die Spannung messen will (Abb . 1).

-
Abb. 1: Spannungsmessung (Aufbau) Abb . 2: Spannungsmessung (Schaltbild )

Es gibt verschiedene Arten von Spannungsmessern . Ihre


Eigenarten sind bei der Messung zu beachten . So muß man Potentia !
z . B . bei einigen Meßgeräten auf die Spannungsart und auf die
Polarität achten (vgl. 1.4 .4 ). Viele Spannungsmesser besitzen + 30V
mehrere Meßbereiche (Vielfachmeßgeräte). Will man eine 15V
Spannung messen , deren ungefähre Größe nicht bekannt ist,
dann wählt man den größten Meßbereich und schaltet danach
die Spannung ein . Man darf niemals bei eingeschalteter 30 V
Spannung an einer Schaltung arbeiten . Dann verringert man
mittels Umschalter den Meßbereich so lange , bis die Anzeige
genügend genau abgelesen werden kann . / /
Herrscht an einem Punkt Elektronenmangel und an einem
anderen Elektronenüberschuß, dann besteht zwischen beiden
Punkten eine elektrische Spannung.
Dies ist jedoch nicht die einzige Möglichkeit. Es tritt z . B . auch Potential
dann zwischen zwei Punkten mit Elektronenüberschuß eine + 15V.
Spannung auf, wenn dieser Überschuß unterschiedlich groß
ist. 15V
Wir müssen wie bei dermechanischen Energie (vgl. 1. 3. 3) einen 24V
Bezugspunkt festlegen und können dann die Spannungen bzw .
Potentiale betrachten . In Abb . 3 ist eine unterschiedliche
Ladungskonzentration mit unterschiedlichen Spannungswerten
dargestellt. Der Bezugspunkt ist mit dem Massezeichen I
gekennzeichnet. Die Pfeile geben die jeweilige Spannungs - 15V ototof
richtung an ( von + nach - ).
Der Bezugspunktkann jedoch auch verlegt werden, ohne daß b)
sich die Potentialdifferenzen ändern . Es ändern sich nur die Abb . 3: Beispiele für Spannungen und
Potentialwerte (Abb. 3b ). Potentiale
Spannungsarten

3
1.4 .4 Spannungsarten und Spannungswerte
Für die verschiedenen technischen Anforderungen sind ent
sprechende Spannungsquellen entwickelt worden . Sie liefern
je nach Aufbau eine Gleich -, Wechsel- oder Mischspannung .
Die Unterschiede sollen in diesem Teil dargestellt werden .
Zeitabhängige elektrische Größen können mit dem Oszillo eh
skop sichtbar gemacht werden. In Abb . 4 sind eine Gleich
spannung in Abhängigkeit von der Zeit in der Form eines
Oszillogramms und die zugehörige graphische Darstellung zu
sehen . Diese graphische Darstellung heißt Liniendiagramm .
Ein Liniendiagramm ist eine grafische Darstellung, in der eine
Größe, hier die elektrische Spannung, in Abhängigkeit von der
Zeit dargestellt ist. Das Oszilloskop ist ein Spannungsmesser .
Die Darstellung erfolgtmit einem Lichtpunkt. Sein senkrechter
Abstand von der Mittelinie ist ein Maß für die Höhe der
Spannung. Während der Messung wird der Lichtpunkt nach Abb . 4 : Oszillogramm und Liniendiagramm
rechts verschoben . Dadurch sind zeitliche Veränderungen einer Gleichspannung
erkennbar. Da die Lichtpunktanzeige etwas träge erfolgt, ent
steht ein ruhendes Bild .
Die Gleichspannung ist von stets gleichbleibender Höhe. Sie
ist nach dem Einschalten in voller Höhe vorhanden und bleibt
bis zum Ausschalten bestehen . Die Polarität der Spannungs
quelle ändert sich nicht. G LEC
Wechselspannungsquellen ändern ihre Polarität und damit die
Richtung und in der Regel auch ihre Größe ständig . Die von
den Elektrizitätswerken gelieferte Spannung ist eine sinus
förmige Wechselspannung. Abb . 5 zeigt den Verlauf einer
sinusförmigen Wechselspannung in der Form eines Oszillo
gramms und eines Liniendiagramms.
Eine Mischspannung setzt sich aus einer Gleich - und einer
Wechselspannung zusammen . Abb. 6 zeigt einen möglichen
Verlauf. Die Höhe der Spannung istnichtkonstant. Sie schwankt
um einen Mittelwert (mittlere Gleichspannung), der in diesem
Fall 10 V beträgt.
Abb . 5 :Oszillogramm und Liniendiagramm
Den mittleren Gleichspannungswert einer Mischspannung ist einer Wechselspannung
der arithmetische Mittelwert UAV?
Soll ein elektrisches Gerät angeschlossen werden, dann muß
die geforderte Spannungsart und Spannungsgröße beachtet
werden . Bei Gleichspannung ist das einfach , es gibt nur eine
Größe. So liefert z . B . eine Autobatterie konstant 12 V . 2
Wesentlich komplizierter verhält es sich bei einer Wechsel
spannung.Da in der Technik überwiegend sinusförmige Größen
zu Grunde gelegt werden , soll im folgenden auch nur eine
sinusförmige Spannung behandelt werden .
Zunächst einmal ist wichtig , wie oft die Spannung ihre Polarität
wechselt. Hierüber gibt die Frequenz Auskunft.
+ 17V +
Die Frequenz f gibt an , wie oft ein periodischer Polaritäts + 10V +
wechsel pro Sekunde auftritt.
+ 3V +
* Zusammengesetzt aus den Wörtern Oszillation (lat.): Schwingung; . . . skop
(gr.): Gerät zur optischen Untersuchung oder Betrachtung. Abb . 6 :Oszillogramm und Liniendiagramm
2 AV (Average Value - Mittelwert) einer Mischspannung
30 Spannungswerte

Die Elektrizitätswerke in Deutschland liefern eine Spannungmit


einer Frequenz von f = 50 Hz. Es treten also pro Sekunde 50
vollständige Polaritätswechsel auf. Einen vollständigen Polari
tätswechsel nenntman auch Periode .
Damit liegt auch die Periodendauer fest. Sie beträgt bei 50 Hz Periodendauer
1/50 Sekunde: Formelzeichen I
f = 50 Hz → T = ,02 s T = 20 ms Einheitenzeichen s
Die Periodendauer T gibt an, wie groß die Zeit eines Peri
odendurchlaufs ist. U =S
| T=
Sinusförmige Wechselspannungen kann man für jeden Augen
blick berechnen und als Liniendiagramm darstellen (Abb . 1) .
u = û · sin (2 . 1 ft) Frequenz
Augenblickswerte werden mit kleinen Buchstaben gekenn Formelzeichen f
zeichnet. Einheitenzeichen Hz
Bei genauer Betrachtung des Liniendiagramms erkennt man ,
daß nur die Spitzenwerte, auch Maximalwerte oder Amplitude [f] = Hz
genannt, eindeutig festzulegen sind. Sie werden û (sprich u
Dach) genannt. Bei t = 5 ms beträgt der Spitzenwert + 325 V
und bei t = 15 ms -325 V. Während der Zwischenzeiten
schwankt die Spannung zwischen + 325 V und - 325 V .
In der Praxis werden jedoch weder Spitzenwerte noch Augen
blickswerte , sondern Mittelwerte angegeben . Man bezeichnet U in VA
sie als Effektivwerte . Sie werden durch Großbuchstaben ge
kennzeichnet (z .B .: U , 1). Es ist auch üblich , die Bezeichnung URMS
URMS' zu verwenden . Jeder Wechselspannungsmesser zeigt Effektivwert
bei der Wechselspannungseinstellung den Effektivwert an . TV
U = ,707 · û û = 12U
5 10 15 Atin
ms
Bei der sinusförmigen Wechselspannung ist der Spitzenwert
1 2 -fach größer als der Effektivwert. In 2 . 3 ist dieses Verhältnis -2004
näher erklärt. Bei einem Spitzenwert von 325 V beträgt der
Effektivwert 230 V. - 300
Mischspannungen haben mehrere Mittelwerte . Den Gleich
spannungsanteil nennt man den Arithmetischen Mittelwert Abb . 1: Liniendiagramm einer sinus
Uay . In Abb . 6 (Seite 29) beträgt er z . B . + 10 V . Die überlagerte förmigen Wechselspannung
Wechselspannung besitzt einen eigenen Effektivwert, in Abb. 6
(Seite 29) z . B . 4 ,9 V . Die gesamte Mischspannunghatwiederum
einen eigenen Effektivwert, in Abb . 6 (Seite 29) z. B . 11,2 V .
Neben der sinusförmigen Wechselspannung kommen auch
noch andere Spannungsformen vor (Abb. 2).

U in V

+ + + +
tin ms .

Abb . 2 : Beispiele für Wechselspannungen ; a ) Rechteckform mit


Lücken ; b) Dreieckform (symmetrisch ); c) Dreieckform (Sägezahn ) RMS (rootmean square)
Impuls

Eine wichtige Spannungsform ist der rechteckförmige Span


nungsimpuls (Abb . 3 ). In der Digitaltechnik , aber auch in der Ao + U in V
Meßtechnik tritt er häufig auf.
Willman z . B . die Drehzahl eines Motors bestimmen , dann kann E1
NW
man eine Anordnung nach Abb . 4 verwenden . In einer Scheibe,
die sich mit dem Motor dreht, isteine Bohrung ( es können auch
mehrere sein ) angebracht. Auf der einen Seite der Scheibe ist - TTT
ein lichtempfindlicher Sensor (Fotoelement oder Fotowider o
stand) montiert. Immer, wenn zwischen Lichtquelle und Sensor 4 . 8 12 16 20 tin ms
die Bohrung vorbeikommt, wird im Sensor eine Spannung er
zeugt. Diese Spannung ist ein rechteckförmiger Spannungs
impuls. In der Praxis treten oft noch Verzerrungen auf, die
aber mit elektronischen Schaltungen rechteckförmig gestaltet Abb . 3: Rechteckförmiger
werden . Spannungsimpuls
Da nun die Zahl der Spannungsimpulse pro Zeit von der
Drehzahl abhängt, brauchtman nur die Spannung zu messen Motor
und in Umdrehungen pro Minute zu eichen .Welchen Wertmißt
nun aber der Spannungsmesser? Puls
In Abb . 3 ist der Spannungsimpuls 5 V groß und dauert 2 ms. former
Nach einer Pause von 8 ms beginnt ein neuer Impuls. Eine Lichtquelle Sensor
Umdrehung dauert also 10 ms, daß heißt, der Motor dreht sich
pro Sekunde 100mal und pro Minute 6000mal. Abb. 4: Prinzipskizze einer Drehzahlmeß
Impulsdauert = 2 ms anlage
Impulspause tp = 8 ms
Periodendauer T = t; + to = 10 ms
Impulsfrequenz f = 100 Hz
Mißt man nun mit einem Gleichspannungsmesser, der den
arithmetischen Mittelwert mißt, dann zeigt er nicht 5 V sondern Mittelwert eines Impulses
1 V an. Wie ist das zu erklären ? Formelzeichen UAY
Das arithmetische Mittelwertmeßgerät (z . B . ein Drehspulmeß - Einheitenzeichen V
werk) wandeltmodellhaft die Spannungszeitfläche des Impul
ses um in eine Spannungszeitfläche, deren Grundlinie die UAY = Ut
Periodendauer T darstellt.
U . t; = UAVT
Ändert sich nun die Impulsbreite, dann ändert sich auch der
arithmetische Mittelwert. Es gilt aber auch : ändert sich die
Impulsfrequenz, ändert sich auch der arithmetische Mittelwert. Tastgrad
In Abb. 5 sind einige Beispiele dargestellt. Dabei ist die Höhe Formelzeichen g
des Spannungsimpulses immer 5 V .
Für Impulse kann man auch den Tastgrad g angeben , er gibt
das Verhältnis von Impulsdauer zu Periodendauer an.

NWAO U in V on TU in V
ti = 2 ms A t = 4 ms
tp = 18 ms NW tp = 16 ms
T = 20 ms T = 20 ms
f = 50 Hz f = 50 Hz
UAV UAV = ,5 V UAV Uav = 1, V
4 8 12 16 20 t inms " ' ' 12 ' 16 20 24 t inms
Abb . 5 : Beispiele für Impulsgrößen
Aufgaben zu 1. 4

Aufgaben zu 1.4
1. Zwischen zwei Polen herrscht ein Ladungsunterschied . Wie
bezeichnet man diesen Zustand? + 15 V
2 . Nennen Sie das Formelzeichen und die Einheit der Span
nung !
3 . Mit einem Bandgenerator lassen sich Spannungen erzeu
gen. Beschreiben Sie die mechanischen und elektrischen
Vorgänge! 3 M1 M2
4 . Zwischen Spannung, Arbeit und Ladung besteht ein Zu
sammenhang. Drücken Sie diesen in einer Formel aus!
5 . Nennen Sie einige Geräte, mit denen Spannungen erzeugt
werden können , und geben Sie das Prinzip an , nachdem
diese Spannung erzeugt wird! Abb. 1: Schaltung zu Aufgabe 13
6 . Was muß beim Anschluß von Spannungsmessern beachtet
werden ? u in VI
7. Geben Sie den Unterschied zwischen Gleich - und Wech
selspannung an !
8 . Skizzieren Sie in einem Liniendiagramm den Verlauf einer
Mischspannung!
9 . Mit welchem Gerät können Spannungen in Abhängigkeit
von der Zeit sichtbar gemacht werden ?
10 . Nennen und beschreiben Sie die Werte einer sinusförmigen
Wechselspannung!
11. Nennen und beschreiben Sie die Mittelwerte einer Misch u in v
spannung !
12. Nennen und beschreiben Sie die Kennwerte eines rechteck
förmigen Spannungsimpulses.
13. Abb. 1 gibtnoch einmaldie Potentiale der Spannungen von
Abb . 3b (S . 28) wieder. Außerdem ist hier ein Spannungs - 10
messer dargestellt. Beim Anschluß dieses Spannungs - 20
messers ist auf die Polarität der zu messenden Spannung
zu achten .
a) Wie groß sind die Spannungen U ,2, U13, U14, Uzz, U2 und u in VA
UZ ?
b ) Mit welchen Klemmen (1, 2, 3 oder 4 ) müssen die
Klemmen des Spannungsmessers (M1oder M2) verbunden
werden , wenn die Spannungsmessungen nacheinander .
durchgeführt werden ?
14. Abb. 2 zeigt vier unterschiedliche Mischspannungen .
Spannung 1:
Arithmetischer Mittelwert der Gleichspannung = - 5 V
Effektivwert der überlagerten Wechselspannung = 10 ,6 V u in v
Spannung 2 :
Arithmetischer Mittelwert der Gleichspannung = + 15 V
Effektivwert der überlagerten Wechselspannung = 3 ,5 V
Spannung 3 :
Arithmetischer Mittelwert der Gleichspannung = + 5 V
Effektivwert der überlagerten Wechselspannung = 10 ,6 V - 10
Spannung 4 : - 204
Arithmetischer Mittelwert der Gleichspannung = + 10 V
Effektivwert der überlagerten Wechselspannung = 7, 1 V Abb . 2: Verschiedene Mischspannungen
Ordnen Sie die Spannungen den Abb . 2a , b , c oder d zu ! (zu Aufgabe 14 )
Elektrischer Strom

1.5 Elektrischer Strom


1.5 .1 Stromkreis und Stromrichtung
In der Spannungsquelle wird Ladung getrennt und damit
Spannung erzeugt. Diese ist bestrebt, die Ladungstrennung
rückgängig zu machen . Das wird jedoch innerhalb der Span
nungsquelle durch die Ladungstrennungskräfte verhindert.
Schließtman dagegen an die Spannungsquelle über Leitungen
einen Verbraucher an , dann kann hierüber die Ladungstren
nung wieder rückgängig gemacht werden . Dies ist dann ein
geschlossener Stromkreis (Abb . 3) .

Elektronenabfluß
Spannungs to 00000
quelle
Uberführung
der
N Elektronen
Elektronenzufluß

Abb . 3: Elektrischer Stromkreis Abb . 4 : Modellhafte Darstellung des Elek


tronenflusses in einem elektrischen Strom
kreis
In einem solchen Fall wird der Ladungsunterschied und damit
die Spannung kleiner. Hierdurch überwiegen die in der Span
nungsquelle wirksamen Ladungstrennungskräfte , und es wer
den neue Ladungen getrennt. Der ursprüngliche Zustand wird
sofort wieder hergestellt.
In den Leitungen und im Verbraucher fließen Ladungen (Elek
tronen ). Da gleichzeitig in der Quelle eine Ladungstrennung
stattfindet, fließen Elektronen auch innerhalb der Spannungs
quelle . Es ist also ein geschlossener Ladungsfluß entstan
den. Die Ladungsbewegung ist der elektrische Strom .
Dieser ist nicht nur Bewegung negativer , sondern auch Be
wegung positiver Ladungen (z. B . in Flüssigkeiten ). Entschei Atomrumpf
dend ist nur, daß sich Ladungen in eine bestimmte Richtung
bewegen .
Elektrischer Strom ist gerichtete Bewegung von Ladungen .
Der Ladungsausgleich kann nur stattfinden , wenn eine Span
nung vorhanden ist. Spannung und Strom stehen damit im
Zusammenhang wie Ursache und Wirkung. Freie
Elektronen
Spannung bewirkt Strom
(Ursache) (Wirkung)
Die Spannung ist die Ursache für den Strom .
Die Elektronen bewegen sich im Leiter mit einer sehr geringen
Geschwindigkeit. Sie beträgt nur wenige Millimeter in der
Minute .
Die Ursache dafür sind die unbeweglichen Atomrümpfe , die für Abb . 5 : Bewegung von Elektronen zwi
die Elektronen Hindernisse darstellen (Abb . 5). Die Elektronen schen den Atomrümpfen
34 Stromrichtung

müssen sich in einer Art Zickzack- Bewegung an ihnen vorbei


bewegen . ,,Druck"
Nach dem Einschalten z .B . einer Glühlampe leuchtet diese
jedoch sofort, also ist die Wirkung des Stroms sofort vor Elektronenstrom
handen . Woher kommtdas?
Durch die Spannungsquelle wird vom Minuspol ein » Druck « auf Signallampe
die freibeweglichen Elektronen im Leiter (Abstoßung) und vom
Pluspol ein » Sog« ausgeübt (Anziehung), der sich im gesamten
Stromkreis sofort ausbreitet (Abb . 1).
Wir haben gesehen , daß in einem Stromkreis die Elektronen
außerhalb der Spannungsquelle von L - nach L + und ,,Sog" +
innerhalb von L + nach L - fließen . Dies ist die Elektronen
stromrichtung (Abb . 2a). Abb . 1: Ausbreitung der Druck - und
Als man noch keine genauen Vorstellungen über die Ladungs- Sogwirkung im elektrischen Stromkreis
bewegung in einem Stromkreis hatte, wurden bereits Zusam
menhänge über den elektrischen Stromfluß entdeckt. Für die
ermittelten Gesetze war außerhalb der Spannungsquelle eine
Richtung des Stromflusses vom Pluspol zum Minuspol ange
nommen worden (Abb . 2b ).
Für die Wirkung des Stromes (z . B . das Leuchten einer Lampe)
ist unerheblich , in welcher Richtung der Stromfluß angenom
men wird . Deshalb hat man diese einmal festgelegte Strom
richtung in der Technik beibehalten .
Die technische Stromrichtung geht außerhalb der Span
nungsquelle vom Pluspol zum Minuspol. DEL
Um die Richtung des Stromes in Schaltbildern zu verdeut a ) Elektronenstromrichtung
lichen , kennzeichnet man sie durch Pfeile, ähnlich wie bei der
Spannung.

1.5 .2 Stromstärke
Es ist nicht nur wichtig zu wissen , ob und in welcher Richtung
ein Strom fließt, sondern auch , wie groß die Ladungsbe
wegung ist.
Bildlich ist das sehr einfach vorstellbar. Man denkt sich eine
Leitung durchgeschnitten und zählt die Elektronen , die pro
Sekunde aus diesem Querschnitt austreten. Es ist also gewis
sermaßen eine „Verkehrszählung“ (Abb . 3 ). b ) Technische Stromrichtung
Die elektrische Stromstärke ist die Ladungsmenge, die pro
Sekunde durch einen Leiterquerschnitt fließt. Abb . 2: Elektronenstromrichtung
und Technische Stromrichtung
Die Größe Stromstärke hat die Einheit Ampere !.
Wenn man einen gleichbleibenden Stromfluß voraussetzt, dann
bewegt sich bei doppelter Zählzeit die doppelte Ladungsmenge
durch einen Querschnitt.Um die Ladungsmenge pro Zeiteinheit
berechnen zu können , muß die gesamte Ladung durch die
Zählzeit dividiertwerden . Stromstärke
Stromstärke = Ladungsmenge Formelzeichen I
Einheitenzeichen A
Bewegungszeit

Benannt nach ANDRÈ-MARIE AMPERE, französischer Physiker, 1775 ... 1836


Stromstärke, Strommessung

Stellt man die Gleichung nach der Ladungsmenge Q um , O O O O0 0 ON RO O O O O O O O


dann ergibt sich eine Gleichung zur Bestimmung von Q .
Ladung ist Stromstärke malZeit
10 = 1A . 1s
In der Praxis ist es gebräuchlicher, die Ladung in Ampere
sekunden statt in Coulomb anzugeben .

Berechnung der Elektronenzahl von 1 As


Ein Strom von ein Ampere fließt eine Sekunde lang durch einen - Leiterquerschnitt
Leiter. Wie viele Elektronen sind bewegt worden , wenn die
Ladung eines einzelnen Elektrons 1,6 · 10 - 19 A s beträgt ?
Die Stromstärke 1 = 1 A fließt dann , wenn sich pro Sekunde ОООО Elektronen pro
eine Ladung von 1 A s durch einen Leiterquerschnitt bewegt. Sekunde durch
diesen Querschnitt
Folglich bewegen sich
- 1As
- = ,625 . 1019 Elektronen .
1,6 · 10 - 19 AS
Die Stromstärke 1 A ist die Ladungsbewegung von 6 ,25 . 1018
Elektronen pro Sekunde.
Dies ist eine unvorstellbar große Zahl. Ausgeschrieben lautet
sie 6 250 000 000 000 000 000 .
Größenordnungen für Stromstärken
Belichtungsmesser ca . ,0001 A
Glühlampe, 100 Watt ,45 A
Bügeleisen ca. 2 A Abb. 3: Symbolhafte Darstellung
Straßenbahn ca. 50 A der Stromstärke
Aluminiumschmelzofen ca. 15000 A
Gewitterblitz ca.100000 A

1.5.3 Strommessung
Elektrischer Strom ist gerichtete Ladungsbewegung, z . B . in
einem Leiter. Soll diese Ladungsbewegung gemessen werden ,
dann muß die Leitung eines Stromkreises aufgetrennt und das
Meßgerätin die Leitung geschaltetwerden . Der gesamte Strom
muß durch das Meßgerät fließen (Abb . 4 und 5).
Es gibt verschiedene Arten von Strommessern . Ihre Eigenarten Strommesser
sind zu beachten . Bei einigen Meßgeräten darf der Strom nur
in einer Richtung durch das Gerät (von + nach – ) fließen .

Abb . 4 : Strommessung (Aufbau ) Abb . 5 : Strommessung (Schaltbild )


Stromarten , Stromwerte

1.5.4 Stromarten und Stromwerte


Die Spannung ist die Ursache für den elektrischen Strom . Liegt
an einem Stromkreis eine Gleichspannung, dann fließt ein
Gleichstrom . Die Ladungsbewegung erfolgt nur in einer Rich
tung (Abb. 1).
Liegt an dem Stromkreis eine Wechsel- oder eine Mischspan
nung, dann entsteht auch ein Wechsel- oder ein Mischstrom
(Abb . 2 und Abb . 3). Wechselstrom ändert seine Richtung
periodisch . Die Elektronen wandern deshalb ständig hin und
her. Abb. 1: Liniendiagramm eines Gleich
Genau wie bei den Spannungen gibt es bei den Strömen stromes
unterschiedliche Werte :
Der Arithmetische Mittelwert lav ist der Wert eines echten
Gleichstromes oder der Gleichstromanteil eines Misch
stromes.
Der Effektivwert I bzw . Iams ist der Mittelwert eines echten
Wechselstromes.
Bei sinusförmigen Wechselströmen gilt:
I = ,707 . i
i = V2 : 1
Mischströme haben neben dem arithmetischen Mittelwert den
Effektivwert des Wechselstromanteils und den Effektivwert des Abb . 2: Liniendiagramm eines Wechsel
gesamten Mischstromes. stromes
Die Zusammenhänge der einzelnen Kennwerte sind recht
kompliziert. Bei Messungen muß man besonders achtgeben
(vgl. Kap. 7 ). Hier ist zunächst einmal wichtig , mit welchem
Meßwerk gemessen wird . So zeigen z . B . Meßgerätemit einem
Drehspulmeßwerk immer den arithmetischen Mittelwert an , sie
sind also echte Gleichstrommeßgeräte .
Mißt man mit einem Drehspulmeßwerk in einem Stromkreis
mit echter Wechselspannung bzw . mit echtem Wechselstrom ,
dann zeigt das Gerät Null an .
Der arithmetische Mittelwert eines Wechselstromes bzw .
einer Wechselspannung ist immer Null.
Abb. 3 : Liniendiagramm eines Misch
Trotzdem kann man auch mit Drehspulmeßwerken Wechsel stromes
größen messen . Man muß sie nur vorher gleichrichten . Dies
tun z . B . Wechselstrommesser mit Drehspulmeßwerken . Das
Meßgerätmißt dann den arithmetischen Mittelwert der gleich
gerichteten Wechselgröße, zeigt aber den Effektivwert an. Die
Skala ist in Effektivwerten geeicht. Da die Eichung in der Regel
nur für sinusförmige Wechselgrößen gilt, ist der angezeigte
Wert auch nur für sinusförmige Größen richtig.
Wechselstrommeßgeräte mit Drehspulmeßwerk und Gleich
richter zeigen nur dann den richtigen Effektivwert an , wenn
die Wechselgröße sinusförmig ist.
Ist ein Meßgerät mit einem Dreheisenmeßwerk ausgerüstet,
dann mißt es immer den Effektivwert und zeigt ihn auch an .
Mit einem solchen Gerät kann man also in einem Wechsel
stromkreis direkt messen .
Aufgaben zu 1.5 37

Mißt man in einem Stromkreis mit einem reinen Gleichstrom


sowohl mit einem Drehspulmeßwerk als auch mit einem in MA
Dreheisenmeßwerk, dann zeigen beide den gleichen Wert an .
Bei reinen Gleichströmen bzw . bei reinen Gleichspannun
gen ist der arithmetische Mittelwert gleich dem Effektivwert. tin ms
Mißt man in einem Stromkreis mit einem Mischstrom , dann
sind die Zusammenhänge komplizierter. Ein Meßgerät mit
Drehspulmeßwerk zeigt den arithmetischen Mittelwert an . Das - 20
ist der Gleichstromanteil des Mischstromes. Ein Meßgerätmit
Dreheisenmeßwerk zeigtden Effektivwertdes gesamten Misch - 30 IRMS = 20 mA
stromes, also Gleichstromanteil plus Wechselstromanteil, an . I AV =
Die Meßwerte stimmen also jetzt nichtmehr überein . Abb. 4 : Wechselstrom
Den Effektivwert des Wechselstromanteils kann man wie folgt
berechnen :
IRMS² = IAV? + Irms I inma
IRMS : Effektivwert des Mischstromes
lay : arithmetischer Mittelwert des Gleichstromanteils
Irms : Effektivwert des Wechselstromanteils
t in ms
Aufgaben zu 1 .5
1. Zählen Sie die Bedingungen auf, unter denen ein elektri
scher Strom fließen kann !
2 . Weshalb bleibt die Spannung (Ladungsunterschied) zwi | RMS = 20mA
- 30 - TAV = 18 mA
schen den Klemmen einer Spannungsquelle konstant, ob
wohl Elektronen abfließen ? Abb . 5 : Gleichgerichteter Wechselstrom
3 . Nennen Sie die Stromrichtung innerhalb der Spannungs
quelle !
4 . Was verstehtman unter einem elektrischen Stromfluß ? II in mA
5 . Ordnen Sie den Begriffen Strom und Spannung die Begriffe
Ursache und Wirkung zu !
6. Geben Sie die technische Stromrichtung und die Elektronen
stromrichtung an ! tn ms
7 . Zeichnen Sie eine Spannungsquelle mit einer angeschlos 10 20
senen Lampe ! Geben Sie die Elektronenstromrichtung an ! - 10
a ) Gleichstromanteil
8 . Nennen Sie Formelzeichen und Einheit der Stromstärke! - 20 lav = 18 mA
9 . Drücken Sie die folgenden Werte in Ampere aus: 3,6 mA;
25 uA ; 6 ,8 KA! I in mA
10 . Nennen Sie Formelzeichen und Einheit der Ladung!
11. Zeichnen Sie eine Schaltung, nach der die Stromstärke
gemessen wird !
12. Bei einer sinusförmigen Wechselspannung wurden der
Effektivwert U = 24V und die Frequenz f = 60 Hz gemessen . 20 t in ms
Wie groß sind der Spitzenwert u ' und die Periodendauer T LT
der Spannung ? 10 -
13. Während einer Minute treten 1200 Rechteckimpulse von - 20
- b ) Wechselstromanteil
12V Höhe und 4ms Impulsdauer auf. Wie groß ist der arith - 30 Irms = 8 ,7 mA
metische Mittelwert dieser rechteckförmigen Spannung?
Abb. 6 : Anteile des gleichgerichteten
Wechselstromes
Aufbau

4 Elektrischer Stromkreis

2 . 1 Aufbau eines
elektrischen Stromkreises
Ein elektrischer Stromkreis besteht aus
. der Spannungsquelle
. der Leitung
. dem Verbraucher.
In der Spannungsquelle wird Energie in elektrische Energie
umgewandelt. Dabei entsteht eine elektrische Spannung.
Im Verbraucher wird die elektrische Energie in die gewünschte
Energieform umgewandelt. Dabei wird elektrische Energie
» Verbraucht und eine andere Energieform » erzeugt« . Eigent
lich ist er also gar kein Verbraucher, sondern ein Energieum
wandler. Diese Umwandlung vollzieht sich in den Verbrauchern Abb. 1: Elektrischer Stromkreis (Schaltung)
durch die Behinderung der Elektronen in ihrer Bewegung. Diese
Behinderung des elektrischen Stromes ist eine elektrische
Größe und wird elektrischer Widerstand genannt.
Der elektrischer Widerstand ist die Behinderung des Elek Elektrischer Widerstand
tronenflusses durch einen Stoff. Formelzeichen R
Die Größe elektrischer Widerstand hat die Einheit Ohm '. Einheitenzeichen 2
Der elektrische Widerstand ist demnach eine Eigenschaft aller
Verbraucher. Wie dieses Widerstandsverhalten erklärt werden
kann und von welchen Einflußgrößen es abhängt,wird in Kapitel
3 behandelt.
Das Wort » Widerstand« wird in der Praxis auch für das Bauteil
verwendet. Man spricht von Schichtwiderständen , von Draht
widerständen usw .
In Abb . 1 ist ein kompletter Stromkreis mit Schaltzeichen
dargestellt. Der besseren Übersichtlichkeit wegen wurden
Schalter, Sicherungen und sonstige Schutzeinrichtungen weg
gelassen . Abb . 2 zeigt den gleichen Stromkreis im Aufbau ,
wobei als Spannungsquelle hier ein Netzteil verwendetwurde.

Benannt nach GEORG SIMON OHM , deutscher


Abb. 2 : Elektrischer Stromkreis (Aufbau) Physiker, 1787 ... 1854
Ohmsches Gesetz

2 .2 Ohmsches Gesetz
Im folgenden wollen wir durch ein Experimentdie Abhängigkeit
der Größen Stromstärke, Spannung und Widerstand in einem
einfachen Stromkreis klären . Sinnvollerweise gehen wir so vor, Stromversorgungsgerät
daß immer nur eine Größe gezielt verändert und die andere Umsetzung von Wechsel- in Gleich
konstant gehalten wird. strom
In einem Stromkreis kann man entweder die Spannung U oder
den Verbraucher, also den Widerstandswert R , verändern.
Entsprechend der Spannung U und dem Widerstand R wird
sich eine Stromstärke I einstellen .
Die Experimente können sowohl mit Gleichstrom als auch mit
Wechselstrom durchgeführt werden . Die sich ergebenden Ge
setzmäßigkeiten gelten dann entweder für die arithmetischen
Mittelwerte oder für die Effektivwerte.
Experimentiertman mitMischströmen , dann können Meßfehler
auftreten (vgl. Kap. 7 ) .

Versuch 2 - 1:
Abhängigkeit der Stromstärke von der Spannung bei gleichbleibendem Widerstand
Aufbau

VIU

Als Spannungsquelle wird ein Netzgerät gewählt, das die 220 V Netzspannung in eine kleinere
Ausgangsspannung umwandelt und bei dem die Ausgangsspannung kontinuierlich verändert
werden kann .
Um einen genauen Widerstandswert zu erhalten , wird ein geeichter Widerstand verwendet.
Durchführung
Bei konstantem elektrischen Widerstand R = 20 S2 wird die Spannung von U = O V bis U = 10 V
verändert. Gemessen werden jeweils die Spannung U und die Stromstärke I.
Meßergebnis
Nr. U inV I in A R = konstant
R = 20 2

.2
,3
,4
,5
Leitwert, Widerstand

Der Versuch 2 - 1 zeigt: 7 in A


Die elektrische Stromstärke I ist von der Spannung ab ,6
hängig . Bei gleichbleibendem Widerstand R erhöht sich die
Stromstärke I im gleichen Verhältnis (proportional) wie die = konstant
Spannung U .
Das Versuchsergebnis können wir auch graphisch darstellen .
Die Ursache für die Stromänderung ist die Spannungsände
rung. Man stellt deshalb die Stromstärke in Abhängigkeit von
der Spannung dar (Abb . 1). 0246 10U in V
Die Verbindung der Meßpunkte in Abb . 1 ergibt eine Gerade .
Das ist ein Beweis für die Proportionalität. Mathematisch Abb. 1: Abhängigkeit der Stromstärke von
ausgedrückt: der Spannung bei konstantem Widerstand
I ist proportional U oder
I ist verhältnisgleich U
I~ U
Die Proportionalitätsaussage [ ~ U läßt sich auch in eine
Gleichung umformen : 1 = k . U . Der Wert k kann für die einzel
nen Meßpunkte berechnet werden (rechte Spalte ): Berechnung der Meßpunkte
Für alle Meßpunkte ist k gleich . Also istkeine Konstante. Sie MeßpunktNr. 2 Meßpunkt Nr. 5
gibt an , wie groß die Stromstärke bei einer Spannung von (U = 2 V ): (U = 8 V ):
TOL,
U = 1 V ist.
Diese Größe kann nur vom Verbraucher abhängen . Sie heißt k =
elektrischer Leitwert. U
Die Größe elektrischer Leitwert hat die Einheit Siemens. ,1 A IK ,4 A
2 v 8V
Der elektrische Leitwert eines Verbrauchers gibt an, welche <
Stromstärke pro Volt angelegter Spannung vorhanden ist. k = ,05 > k = ,05 -
Je größer der elektrische Leitwert in einem Stromkreis ist, desto
größer ist die Stromstärke.
Im Versuch 2 – 1 blieb der Leitwert konstant, auch der Wider
stand wurde nichtverändert. Folglich muß zwischen Widerstand
und Leitwert ein Zusammenhang bestehen . Elektrischer Leitwert
Der elektrische Widerstand eines Verbrauchers gibt an , Formelzeichen G
welche Spannung erforderlich ist, wenn ein elektrischer Einheitenzeichen S
Strom von 1 A fließen soll. 1A
15 1 V [G ] = ū
In Versuch 2 – 1 fließtbei U = 10 V ein Strom von ,5 A .
Der elektrische Widerstand ist demnach 1V
192 =
R = 20 Α . R = 202. 12 = 1A
* [A ==
Wenn Sie die beiden Erklärungssätze genau durchlesen und
miteinander vergleichen (das gilt auch für die Einheiten )
erkennen Sie
Der Leitwert ist der Kehrwert des Widerstandes. Leitwert Widerstand
Man kann sowohlmit dem Leitwert als auch mit dem Wider
stand rechnen und schlußfolgern . Empfehlenswert ist es, sich
an einer Größe zu orientieren .
Eine Leitung leitet den elektrischen Strom umso schlechter, 1 S2
je größer ihr Widerstand ist.
Das folgende Experiment soll dies beweisen !
Ohmsches Gesetz

Bisher wurde der Widerstand R und damit der Leitwert G in


Versuch 2 - 1 konstantgehalten . Bei größer werdender Span
nung U stieg die elektrische Stromstärke I . In einem weiteren
Versuch wollen wir klären , wie sich die Stromstärke ändert,
wenn wir die Spannung konstanthalten und den Widerstand
ändern .

Versuch 2 - 2 : Abhängigkeit der Stromstärke vom Widerstand bei gleichbleibender Spannung


Aufbau

Durchführung
Bei konstanter Spannung wird der Widerstand stufenweise
von R = 102 bis R = 40 12 verändert. Gemessen wird die
Stromstärke I für die jeweiligen Widerstände. Der Span
nungsmesser dientzur Kontrolle der Spannung.
Als Spannungsquelle wird wie in Versuch 2 - 1 ein Netzgerät
verwendet, der Widerstand ist stufig einstellbar.
Meßergebnis
Nr. R in 22 I in A Nr. R in 12 | I in A
1 10 3 30 ,33 U = konstant
2 20 .5 40 ,25 U = 10 V

Der Versuch 2 - 2 zeigt:


Vergrößert man den elektrischen Widerstand R bei gleich
bleibender Spannung U , so wird die elektrische Stromstärke I
kleiner. 1,
Auch dieses Versuchsergebnis können wir in einem Diagramm U = 10V
konstant
graphisch darstellen . Die Ursache der Stromänderung ist die ,8
Widerstandsänderung. Man stellt deshalb die Stromstärke in TIT
Abhängigkeit vom Widerstand dar (Abb. 2 ). Das Kurvenbild ist ,6
eine Hyperbel und kennzeichnet eine umgekehrte Proportiona
lität. ,4
Mathematisch ausgedrückt:
,2
I ist umgekehrt proportional R : I ~
Faßtman die Ergebnisse aus Versuch 2 - 1 und 2 – 2 zusammen , 20 30 40 R in 2
so ergibt sich :
In einem geschlossenen elektrischen Stromkreis ist die Strom Abb. 2: Abhängigkeit der Stromstärke vom
stärke von der Spannung und vom Widerstand abhängig . Widerstand bei konstanter Spannung
42 Elektrische Arbeit

Ohmsches Gesetz Ohmsches Gesetz


Die elektrische Stromstärke I ist der anliegenden Spannung
U direkt und dem Widerstand R umgekehrt proportional.
In Abb . 1 ist die Abhängigkeit der Stromstärke von der Spannung
für verschieden große Widerstände dargestellt. Es gilt: Je
kleiner der Widerstand, desto steiler ist die Funktionslinie . Umstellungen :

I in A
,8 U = IR
1022
+ =
R
+ 2022
+ R =
+
+ FR2= 5022

U in V
Abb. 1: Kennlinien verschiedener linearer Widerstände

2.3 Elektrische Arbeit und Leistung


2 .3 .1 Elektrische Arbeit
In jeder Spannungsquelle wird Energie in elektrische Energie
umgewandelt. Dabei entsteht nicht nur eine elektrische Span
nung, sondern auch eine elektrische Ladung. Die dabei ge
wonnene Energie muß in der Lage sein , Arbeit zu verrichten .
Im folgenden soll die elektrische Ladung näher betrachtet
werden . Hierfür benutzen wir ein Gerät, das eine bestimmte
und bekannte elektrische Energie speichert. Ein solches Gerät
ist der Kondensator. Er wird später ausführlicher behandelt.
Hier soll nur seine Eigenschaft als Energiespeicher berück
sichtigt werden .

Elektronen

RE

Elektronen
Abb . 2 : Der Kondensator wird aufgeladen . Es fließt ein Strom und die Abb . 3. Aufladevorgang eines
Kondensatorspannung steigt. Der Kondensator speichert Energie . Kondensators
Elektrische Arbeit

DIU

SNA
Abb. 4 : Der Stromkreis ist unterbrochen , es fließt kein Strom . Am Abb . 5: Aufgeladener Kondensator
Kondensator wird Spannung gemessen , er hat also Energie ge
speichert.

Elektronen

Elektronen
Abb. 6 : Der Kondensator wird entladen . Es fließt ein Strom und mit Abb. 7: Entladevorgang
schreitender Zeit fällt die Kondensatorspannung. eines Kondensators

Der Kondensator besteht aus zwei voneinander isolierten


Platten . Schließtman an diesen eine Spannungsquelle an , dann
zieht der Pluspol Elektronen aus der einen Platte . Es bleiben
positive Ladungen zurück . Der Minuspol » drückt« zusätzlich
Elektronen auf die andere Platte . Sie wird dadurch negativ
geladen (Abb . 2 u . 3).
Die negative Ladung, die der oberen Platte entzogen wurde,
ist auf der unteren gespeichert.Man sagt, der Kondensator ist
geladen . Einen Beweis hierfür liefert der Spannungsmesser.
Er zeigt eine Spannung an . Diese bleibt auch dann bestehen ,
wenn die Spannungsquelle abgeklemmtwird. Der Kondensator
hat also elektrische Energie gespeichert (Abb. 4 u . 5 ).
E = UQ
Diese elektrische Energie kann als elektrische Arbeit wieder Elektrische Arbeit
abgegeben werden ,wenn ein Verbraucher angeschlossen wird . Formelzeichen W
E = W = W = UQ W = U 1.t
Wenn der Kondensator entladen wird, fließt während einer
bestimmten Zeit t ein Strom I, bis der Kondensator entladen [W ] = VAS
ist. Dabei wird Ladung bewegt (Abb. 6 u . 7 ). [ W ] = WS
Es gilt: Q = 1 . t
Für die elektrische Arbeit ergibt sich damit:
W = UQ
W = U : 1 .t
44 Elektrische Leistung

Arbeit ist Spannung mal Stromstärke mal Zeit


1J = 1V 1A . 1s
Elektrische und mechanische Arbeit haben das gleiche Formel
zeichen . Stimmen auch ihre Einheiten überein ? Wir wollen dies
durch einen Einheitenvergleich prüfen (rechte Spalte): Einheitenvergleich
Das Ergebnis zeigt, daß sich die Einheiten ineinander umwan 1N . m
deln lassen . Es gilt: [W ] = V .A. S 1V = 1A : s
1 Nm = 1 VAS N · m ·As
[W ] =
A . S
2 .3 . 2 Elektrische Leistung [W ] = N ·m
In 1.3.4 ist die Leistung als Arbeitpro Zeit erklärt worden . Dies
gilt auch für die Elektrotechnik .
Arbeit
Leistung = Zeit
Die elektrische Arbeit ist das Produkt von Spannung, Strom
stärke und Zeit. Wir können diesen Ausdruck in die Formelzur
Leistungsberechnung einsetzen .
Elektrische Leistung Elektrische Leistung
W Formelzeichen P
P =
P =UI
1
P - 1 . 1. [P ] = VA
P= U:1 [P ] = W
Elektrische Arbeit
W = U 1.t

NA

Abb. 1: Indirekte Leistungsmessung (Aufbau) Abb . 2 : Indirekte Leistungsmessung


(Schaltung)
Elektrische Leistung = Spannung mal Stromstärke Elektrischer Leistungsmesser
1w 1 . 1A
Damit gilt für die Einheit W :
1 Nm 1 J
1 W = 1 VA =
15 1s
Messung elektrischer Leistung und Arbeit

Abb. 3: Direkte Leistungsmessung (Aufbau) Abb. 4 : Direkte Leistungsmessung


(Schaltung)
Größenordnungen von Leistungswerten elektrischer Geräte:
Kofferradio z . B . 5 W
Glühlampe (220 V ) z. B . 40 W
Farbfernsehgerät z . B . 90 W
Kühlschrank z . B . 120 W
Elektroherd z . B . 5000 W
Elektrolokomotive z. B . 1 000 000 W
WATTMETER
Größenordnungen von Leistungswerten elektrischer Kraftwerke:
Wasserkraftwerk Walchensee 124 000 000 W = 124 MW
Kohlekraftwerk Borken 356 000 000 W = 356 MW
Pumpspeicherwerk Waldeck 440 000 000 W = 440 MW
Kernkraftwerk Würgassen 670 000 000 W = 670 MW

2.3. 3 Messung der elektrischen Leistung und Arbeit


Die Beziehung für die elektrische Leistung verdeutlicht, daß es
sehr einfach ist, elektrische Leistung zu messen. Man benötigt
einen Spannungsmesser und einen Strommesser. Beide Meß Abb. 5 : Leistungsmesser
werte miteinander multipliziert ergeben die Leistung (Abb . 1
und 2 ).
In der Technik werden jedoch auch Instrumente benutzt, in
denen das Spannungsmeßwerk und der Strommeßwert ge
meinsam auf einen Zeiger wirken . Man spricht von einem
Produktmesser. Hier wird die Leistung direkt angezeigt (Abb . 3
und 4 ).
Der elektrische Leistungsmesser besitzt einen Spannungspfad
(Spannungsmesser) und einen Strompfad (Strommesser). Beim
Anschließen eines Leistungsmessers muß man besonders
sorgfältig vorgehen , damit die beiden Pfade nicht vertauscht
werden . Der Spannungspfad ist hochohmig. Er muß an die zu
messende Spannung angeschlossen werden. Der Strompfad
ist niederohmig. Schließtman ihn parallel zur Spannungsquelle
an , dann fließt ein zu großer Strom , der das Gerät zerstört. Er
muß deshalb in den Stromkreis geschaltet werden .
Selbst bei richtigem Anschluß kann das Meßgerät, dessen
Zeiger bei einer Messung noch nicht den Endwert anzeigt,
zerstörtwerden . Dies ist besonders bei umschaltbaren Instru
menten zu beachten . Ein Beispiel soll dies verdeutlichen .
46 Direkte und indirekte Messung

Bei einem Leistungsmesser ist der Spannungspfad auf 300 V


und der Strompfad auf 1 A eingestellt. Der Meßbereich beträgt
also 300 W .
Der Verbraucher, dessen Leistung gemessen werden soll, liegt
an 100 V . Es fließt ein Strom von 2,5 A . DasMeßgerät zeigt den
richtigen Wert an , nämlich 250 W .
DerMeßwert ist also kleiner als derMeßbereich des Leistungs
messers. Trotzdem wird der Leistungsmesser zerstört, da sein
Strompfad um 150 % überlastet ist.
Will man die elektrische Arbeit bestimmen , dann muß man die
Leistungsmessung mit einer Zeitmessung ergänzen und den
Leistungswert mit dem Zeitwert malnehmen (Abb . 1).
Eine weitere recht einfache Möglichkeit ist der Einsatz eines
Elektrizitätszählers. Erbestehtim Prinzip aus einem Leistungs
messer, der auf ein Zählwerk wirkt. Das Zählwerk registriert
entsprechend der Einschaltdauer (Zeit) die Elektrische Arbeit
(Abb. 3).
Leistungsmesser besitzen in der Regel elektrodynamische
Meßwerke (vgl. 7 .7 . 1). Diese sind für Gleich - undWechselstrom
geeignet. Dagegen besitzen die gebräuchlichen Elektrizitäts
zähler ein Induktionsmeßwerk. Dies arbeitet nur beiWechsel
strom . Für Gleichstrom gibt es besondere Motorzähler , Watt
stundenzähler oder Elektrolytzähler. Die Messung nach Abb . 3
erfolgtmitWechselstrom .

Abb. 1: Indirekte Arbeitsmessung (Aufbau) Abb . 2: Indirekte Arbeitsmessung


(Schaltung)

kWh

Abb . 3: Direkte Arbeitsmessung (Spannungs- und Strommessung zur Abb . 4 : Direkte Arbeitsmessung
Kontrolle ). (Aufbau) (Spannungs- und Strommessung zur
Kontrolle ), (Schaltung)
Gleichstrom , Wechselstrom 47

2.3.4 Arbeit und Leistung im Gleichstromkreis


Schließtman an einen Widerstand von z . B . 20 12 eine Gleich in v
spannung von 7 V an , dann fließt ein Gleichstrom von ,35 A . 71
In dem Widerstand wird eine Leistung von i in A NWAGO
P =U I 54
P = 7 V . , 35 A P = 2,45 W umgesetzt. 44
,
Je nach Einschaltdauer ergibt sich die Arbeit. Um einen
späteren Vergleich mit Wechselspannung vornehmen zu kön 22
, - ] ‫ןח‬
O ms
nen , soll eine recht kleineZeit von 20 ms angenommen werden .
W = p . t W = 2,45 W 20 ms W = 49 mWs. 10 20
In Abb . 5 sind die Liniendiagramme für u , i und p dargestellt. 3 1 p in W p =p
Betrachtetman sich das Liniendiagramm der Leistung etwas 27
genauer, dann erkennt man , daß die Fläche unter der Lei 1- W = Pit Ims
stungsgeraden (im vorliegenden Fall ein Rechteck ) genau dem 10 20
Wert der Arbeit entspricht. Abb. 5 : Spannung, Stromstärke und
In einem Leistungsdiagramm entspricht die Fläche zwischen Leistung in einem Gleichstromkreis
Funktionslinie und Zeitachse dem Wert der verrichteten Arbeit.
uin V
2.3.5 Arbeit und Leistung im Wechselstromkreis
An einen gleichgroßen Widerstand von 20 2 wird nun eine i in A 8
Wechselspannung angeschlossen. Die Wechselspannung soll
einen Spitzenwert von 10 V haben . Im Widerstand fließt jetzt
ein Wechselstrom . Dieser hat einen Spitzenwert, der sich nach ,4 - 4
dem Ohmschen Gesetz berechnen läßt: ,2 2
ms
i î = 10v î = ,5 A .
R 202 - ,2 - - 2
In Abb. 6 sind die Liniendiagramme für die Spannung und die ਕਨਾਠਾਠਾਰ
Stromstärke dargestellt. Multipliziert man für einzelne Zeit - ,4 - - 4
punkte die Momentanwerte von Spannung und Stromstärke, - ,6 - - 64
dann erhält man die entsprechenden Momentanwerte der -- 8
Leistung. Für Abb . 7 ist dies geschehen und das Liniendia
gramm der Leistung in Abhängigkeit von der Zeit gezeichnet. - 10
Es gilt:
Das Liniendiagramm der Leistung ist eine ins positive ver
schobene sinusförmige Linie, die im Verhältnis zur sinusför Abb . 6 : Spannung und Stromstärke im
migen Spannung und zum sinusförmigen Strom mit doppel Wechselstromkreis
ter Frequenz schwingt.
Auch hier gilt, daß die Fläche unter der Leistungslinie so groß
ist, wie die verrichtete elektrische Arbeit. Da die Fläche jetzt pin W
kein Rechteck darstellt, läßt sich die Arbeit nicht so einfach
berechnen . Man kann jedoch die Fläche unter der Leistungslinie
recht einfach in ein Rechteck umwandeln . In Abb. 1, S. 48 ist
dies geschehen. Es ergibt sich ein Mittelwert der Leistung P ,
der genau halb so groß ist wie der Spitzenwert.
p = û î = 10 V . ,5 A p = 5W
P = ,5 Ô P = 2,5 W
Die elektrische Arbeit, die pro Periode verrichtetwird, beträgt:
W = p . t = 2 ,5 W . 20 ms = 50 mWs 20 in ms
Ein Vergleich mit dem obenstehenden Gleichstrombeispiel zeigt
Übereinstimmung. Damit ist eine Gleichspannung von 7 V
genau so effektiv , wie eine sinusförmige Wechselspannungmit Abb . 7 :Leistung im Wechselstromkreis
48 Gleichstrom , Wechselstrom

einem Spitzenwert von û = 10 V und ein Gleichstrom von , 35 A


wie ein sinusförmigerWechselstrom mit einem Spitzenwert von p in W
,5 A .
Verwendetman die in 1.4 .4 und 1.5 .4 eingeführten Effektivwerte,
U = ,707 . Û U = ,707 . 10 V U = 7 ,07 V und
I = ,707 . î I = ,707 · ,5A I = ,354 A ,
dann kommtman zu dem gleichen Ergebnis !
P = 7,07 V . ,354 A P = 2,5 W
Dabeim Gleichstrombeispiel7 V und nicht 7 ,07 V angenommen
worden ist,ergibtsich eine kleine Abweichung von ,05 W bzw . 20 in ms
1 mWs. pin W
Die Effektivwerte einer Wechselspannung und eines Wech
selstromes entsprechen gleichgroßen Gleichstromwerten . Es
wird gleichgroße Arbeit verrichtet.
Diese Aussage lä ßt sich für eine sinusförmige Spannung und
sinusförmigen Strom herleiten :
= û î
P = = pe û î pell
2 2 - 12.12 P V2 V2 20 in ms

URMS = U = 12 Abb . 1: Flä chenwandlung der Flä che unter
der Leistungskurve

Irms = 1512
P = URMS IRMS P=U:I

2 .3.6 Leistung und Widerstand


Die elektrische Leistung ist sowohlim Gleichstromkreis als auch
im Wechselstromkreis von der Spannung und vom Strom
abhä ngig. Da jedoch der Strom bei gegebener Spannung von
der Größe des Widerstandes abhä ngig ist, ist der Widerstand
für die elektrische Leistung eine entscheidende Größe. In ihm
wird immer die Leistung umgesetzt, in ihm entsteht immer
Wä rme. Dies kann erwünscht sein , z . B . bei dem Elektroherd ,
dies kann jedoch auch unerwünscht sein , z . B . bei Elektroma
gneten , bei elektrischen Lichtquellen (vgl. 5 . 2 ). Oft werden
auch Widerstä nde zur Strombegrenzung als Schutz eingesetzt.
Der einfachste elektrische Stromkreis besteht aus der Span
nungsquelle , den Leitungen und einem Verbraucher. Alle drei
Teile besitzen einen elektrischen Widerstand. Wir wollen zu
nä chst einmal die elektrischen Widerstä nde der Spannungs
quelle und der Leitungen vernachlä ssigen . In diesem Fall gilt:
Die Spannungsquelle erzeugt die Quellenspannung U , (vgl. UR
Abb. 2 ). Ist der Stromkreis geschlossen , dann fließt ein Strom Ua
I. Nun wissen wir, daß immer dann , wenn ein elektrischer Strom
durch einen Widerstand fließt, ein elektrischer Spannungsfall
auftritt. Nach Abb . 2 ist das nur am Verbraucher der Fall. Dieser
Spannungsfall am Verbraucher lä ßt sich nach dem Ohmschen Abb . 2 : Elektrischer Stromkreis mit Quel
Gesetz berechnen : lenspannung U , und Spannungsabfall am
UR = 1 R Verbraucher UR
Leistung, Widerstand

In dem Stromkreis muß nun ein elektrisches Gleichgewicht


herrschen , der Spannungsfall am Verbraucher muß genau so
groß sein , wie die Quellenspannung:
UR = Uq
Damit diese Bedingung erfüllt ist, stellt sich eben die erforder
liche Stromstärke ein . Dieser Strom wiederum erzeugt nicht
nur den erforderlichen Spannungsabfall (im folgenden werden
wir nur von der Spannung sprechen ), sondern er erzeugt auch
Wärme. Es entsteht also Leistung. Aus diesen Überlegungen
wird deutlich , daß Stromstärke und Leistung bei einer vorge
gebenen Spannungsquelle mit konstanter Spannung von dem
Widerstand des Verbrauchers abhängen . In einem Versuch soll
nun diese Abhängigkeit gezielt untersucht werden . Als Ver
suchsobjekt bietet sich die Herdplatte eines Elektroherdes an .
Mit dem 7 -Takt- Schalter (eine Ausschaltstellung und sechs
unterschiedliche Einschaltstellungen ) wird die Leistung der
Herdplatte gesteuert.

Versuch 2 - 3 :
Zusammenhang zwischen Stromstärke, Leistung und Widerstand bei einer Herdplatte
Aufbau

Herdplatte

Durchführung
Die Herdplatte P = 2000 W wird an ihre Nennspannung U = 230 V angeschlossen . Für jede
Schalterstellung des 7 - Takt-Schalters werden Leistung und Stromstärke gemessen .
Meßergebnis
1 2 3 4 5 6 7
| Stufe 0001 1 22
1 33
2
Pin W 200 300 450 950 1 400 2000
I in A To ,91 1,36 2,05 4, 32 6 ,36 9, 1
din o 253 169 112 53 36 , 2 25 , 3

U = konstant U = 230 V
50 Leistung bei einem Widerstand

Die Meßwerte bestätigen die in 2 . 3 .2 gefundene Gesetzmäßig


keit.
Bei konstanter Spannung steigt die Stromstärke im gleichen оооооооо
Verhältnis wie die Leistung.
Wenn sich in einem Stromkreis bei konstanter Spannung die
Stromstärke ändert, dann kann die Ursache hierfür nur eine
Widerstandsänderung sein . Durch Betätigen des 7 - Takt-Schal- Abb . 1: Schnitt durch eine Herdplatte
ters ist also der Widerstand der Herdplatte verändert worden .
Die technische Verwirklichung dieser Veränderung wird in 4 . 1 Pin W
und 4 . 2 geklärt. Hier soll untersucht werden , in welchem Maß U = konstant
der Widerstand verändert wird und welche Auswirkung dies 2000 J = 230 V
auf die Leistung hat. 1600
In der Tabelle der Meßergebnisse von Versuch 2 - 3 sind die 1200
Widerstandswerte der einzelnen Schaltstufen ausgerechnet. Sie 800
zeigen deutlich , daß die Leistung steigt, wenn der Widerstand
kleiner wird. Untersucht man den Zusammenhang genauer , 400
dann ermitteltman eine umgekehrte Proportionalität. Dies zeigt
auch das Diagramm (Abb . 2 ) zu Versuch 2 - 3 . 40 80 120 160 200 240 in 2
Die Leistung eines Verbrauchers an konstanter Spannung Abb. 2: Abhängigkeit der Leistung vom
steigt in dem Maß, in dem der Widerstand kleiner wird. Widerstand bei konstanter Spannung
Das umgekehrte Proportionalitätsverhältnis läßt sich auch in
einer Formel ausdrücken . Sie wird hier mathematisch her
geleitet.
P =U I
P = UU
LR
Diese Leistungsformel bestätigt nicht nur die umgekehrte Elektrische Leistung
Abhängigkeit vom Widerstand R , sondern sagt auch, daß die
Leistung quadratisch von der Spannung abhängig ist.
Die elektrische Leistung ist quadratisch von der angeleg
ten Spannung abhängig und umgekehrt proportional zum
Widerstand . Je kleiner der Widerstand eines Verbrauchers
ist, desto größer ist seine Leistungsaufnahme.
Da auch die Stromstärke von der Spannung und vom Wider
stand abhängig ist, läßt sich auch die Leistung mit Hilfe der
Stromstärke berechnen .
Ersetztman in der Grundformel U durch IR, dann erhält man
eine dritte für die Praxis sehr wichtige Leistungsformel:
P =UI U = IR
P = IR : I P = p2 . R
Die Berechnung der Leistung kann insgesamtmit den drei [P ] = A ? 2
folgenden Formeln erfolgen :
P =UI

P=

P = p2 . R
Aufgaben zu 2 57

Aufgaben zu 2
1. a ) Berechnen Sie in Anlehnung an Versuch 2 - 1 von U = OV
bis U = 20 V die Stromstärke für die Widerstände R , = 302
und R , = 10 2!
b ) Tragen Sie in ein neues Diagramm die Kennlinien ein !
c ) Zu welchem Widerstand (zum größten oder kleinsten )
gehört die steilste Kennlinie ? Begründen Sie Ihre Antwort!
2 . Wie groß ist die Stromstärke durch einen 15 k12-Widerstand ,
wenn er an 60 V angeschlossen wird ?
3 . Wie groß ist der Widerstand, durch den an 220 V ange
schlossen ein Strom von 9 ,1 A fließt?
4 . Wie groß ist der Leitwert eines Verbrauchers, durch den
bei einer Spannung von 500 V ein Strom von 22,5 A fließt? Pin W
5 . An welche Spannung kann ein Widerstand R = 2, 2 k2ange
schlossen werden , wenn die höchstzulässige Stromstärke
I = 50 mA beträgt?
6 . Nennen und begründen Sie die Einheiten für die elektrische
Leistung!
7 . Warum darf der Strompfad eines Leistungsmessers nicht
parallel zur Spannungsquelle angeschlossen werden ?
8. Erklären Sie ,warum der Strompfad oder der Spannungspfad 4 8 12 16 20 24
U in V
eines Leistungsmessers überlastet sein kann, obwohl der
Leistungsmesser noch nicht den Endwert anzeigt? Abb. 3: Diagramm zu Aufgabe 12
9. Von welchen Größen ist die Arbeit in einem Stromkreis
abhängig ?
10 . Wann wird in einem Gleichstromkreis eine gleichgroße Pin W
Leistung umgesetzt wie in einem Wechselstromkreis ? 20
11. In welcher Weise ändert sich die Leistungsaufnahme eines
Stromkreises, wenn bei gleichbleibender Spannung der
Widerstand verdoppelt wird ? Begründen Sie Ihre Antwort!
12 . In Abb . 3 ist die Leistung in Abhängigkeit von der Spannung
für einen Widerstand dargestellt.
a ) Wie groß ist die Leistung des Widerstandes bei einer 10 20 30 40 50 60
Spannung von 10 V ? R in 12
b ) Wie groß ist die Leistung, wenn die Spannung verdoppelt
wird ? Abb. 4 : Diagramm zu Aufgabe 13
c) Wie groß ist der Widerstand?
13. In Abb . 4 ist die Leistung in Abhängigkeit vom Widerstand Pin W
R dargestellt.
a) Wie groß ist der Widerstand, wenn die Leistung 7 ,5 W
beträgt? (Kurve 1)
b ) Für welche Spannung gilt die Kurve 1 ?
c ) Für welche Spannung gilt die Kurve 2 ?
14. In Abb . 5 ist die Leistung in Abhängigkeit von der Strom
stärke dargestellt.
a ) Wie groß ist die Leistung bei einer Stromstärke von 20 40 60 80 100 120
,07 A ? (Kurve 1) I in mA
b ) Für welchen Widerstand gilt die Kurve 1?
c ) Für welche Widerstände gilt die Kurve 2 und 3 ? Abb. 5: Diagramm zu Aufgabe 14
A

HariOTU

o
cS

S .
53

Elektrischer Widerstand

Die Eigenschaft von Stoffen , den elektrischen Strom nicht


ungehindert fließen zu lassen , wurde bereits in 2 . 1 als elektri
scher Widerstand bezeichnet. Wir sind dort aber nicht darauf
eingegangen , wie man diese Erscheinung erklären kann und
wovon sie abhängt. Beiden Fragen wollen wir in diesem Kapitel
nachgehen .

3. 1 Stromleitung in Metallen
Aus Ihrer Erfahrung wissen Sie , daß sich Drähte erwärmen ,
wenn Strom hindurch fließt. In Verbrauchern (z.B .Glühlampen ,
Heizdraht) ist das erwünscht, in den Zuleitungen sicher nicht.
Gemeinsam istbeiden , daß sie zumeist aus Metallen bestehen .
Deshalb wollen wir uns in einer ersten Überlegung mit der Abb. 1: Metallgitterstruktur einer Wolfram
Stromleitung in Metallen beschäftigen . Spitze . Fotografie eines Bildes aus dem
Metalle leiten den elektrischen Strom gut. Da dieser Strom eine Feldemissions-Mikroskop (Vergrößerung
1 : 500000 )
gerichtete Bewegung von Elektronen ist, müssen diese Ele
mentarteilchen bei Leitern eine besondere Rolle spielen .
Nach dem Atommodell (vgl. Kap. 1) befinden sich die Elektronen
auf Bahnen (Schalen ) um den Kern . Bei Metallen sind die negatives beweglichesElektron
Elektronen der äußersten Schale nicht besonders fest einge
bunden , d. h ., sie lassen sich leicht aus der Bahn entfernen . Da
sie sich aber nicht völlig frei bewegen können , nennt man sie
quasifreie ' Elektronen . Wenn diese die Atome verlassen haben ,
bleiben unvollständige Atome zurück, die man Atomrümpfe
nennt. Diese sind positiv geladen , da Elektronen fehlen .
Beim Erstarren einer Metall- Schmelze ordnen sich diese Atom
rümpfe zu regelmäßigen räumlichen Gittern an . Die quasifreien
Elektronen bewegen sich in diesem Gitter in ungeordneten positiverAtomrumpf
Bahnen (sog. Zickzack -Bewegungen ). Man bezeichnet diese
Anordnung als Metallbindung (Abb . 2 ). Abb. 2: Metallgitter (vereinfacht in einer
Trotz der negativen beweglichen Elektronen bleibt das Metall Ebene dargestellt)
nach außen neutral, weil sich die Ladungen insgesamt wegen
der positiven Atomrümpfe gleichmäßig verteilen und damit in
ihrer Wirkung aufheben .
Legtman jetzt eine Spannung an, so führen die Elektronen eine
zusätzliche gerichtete Bewegung zum Pluspol aus. Es fließt
also ein elektrischer Strom .
Die Elektronen werden bei ihrer Bewegung im Leiter durch
Zusammenstöße mit den Atomrümpfen behindert. Diese Eigen
schaft wird als elektrischer Widerstand bezeichnet. Die Elek
tronen geben dabei einen Teil ihrer Bewegungsenergie an die
Atomrümpfe ab, so daß diese in stärkere Schwingungen
versetzt werden. Es entstehtWärme (Abb . 3). Abb. 3 :Weitergabe der Energie von Elek
tronen an Atomrümpfe
quasi (lat.): gewissermaßen, gleichsam , sozusagen
Widerstand von Leitern

3 . 2 Widerstand von Leitern 3,NYM 3 x 1,5 Cu


57 150 m
Zur Einführung in diesen Abschnitt wollen wir uns mit einem Verteilung Baustelle
Problem aus der praktischen Erfahrung eines Auszubildenden
beschäftigen. Abb. 1: Anschluß einer Baustellenbeleuch
tung
Er sollte auf einem großen Betriebsgelände eine Baustellen
beleuchtung anschließen . Dazu verlegte der Auszubildende ca. L1
150 m kupferleitung mit einem Aderquerschnitt von 1, 5 mm2 U = 230 V
(Abb . 1). Als er die Beleuchtung einschaltete, leuchtete diese VO
U2 = 170
schwächer als üblich . Um den Fehler zu finden , führte er bei 170 VN
ausgeschalteter Beleuchtung eine Spannungsmessung am An Verteilung L = 14 A Baustelle
fang und am Ende der Leitung durch . Beide Spannungsmesser
zeigten 230 V an . Dann schaltete er die Beleuchtung wieder Abb . 2: Gemessene Werte bei der Anlage
ein , und die Spannung am Ende der Leitung ging auf 170 V in Abb . 1
zurück . Es mußten also 60 V in der Leitung » verloren gehen .
Oder anders ausgedrückt: in der Leitung trat ein Spannungs - Spannungsfall an Leitungen
fall von 60 V auf. Die Abb. 2 zeigt die Zusammenhänge . Formelzeichen Uy
Bei der Beleuchtungsanlage treten also bei angeschlossenem U , = IR
Verbraucher drei Spannungen auf: Uv = U , - U ,
• Spannung am Leitungsanfang U ,
• Spannung am Leitungsende U ,
Spannungsfall (Spannungsverlust) U , als Unterschied zwi
schen U , und Uz
Aus der Schilderung des Beispiels kann man bereits eine
wichtige Tatsache entnehmen :
Spannungsfall tritt nur dann auf, wenn Strom fließt.
Nach dem Ohmschen Gesetz läßt sich der Spannungsfall
berechnen , wenn man den Leiterwiderstand kennt. Folglich
muß zunächst untersucht werden , von welchen Größen der
Leiterwiderstand abhängt, und wie sich der Leiterwiderstand
ändert, wenn man diese Größen gezielt verändert.
In einer Vorüberlegung kommtman sicher zu der Annahme,
daß der Leiterwiderstand abhängt von
. dem Leiterquerschnitt,
. der Leiterlänge und
. dem Leitermaterial.
Im Versuch 3 - 1 wollen wir untersuchen , ob die Hypothese
richtig oder falsch ist. Darüber hinaus soll der Versuch bei
richtiger Hypothese auch eine Aussage darüber machen , wie
der Leiterwiderstand von Leiterquerschnitt, Leiterlänge und Abb . 3 : Verschiedene Querschnittsflächen
Material abhängt. Deshalb wird eine Einflußgröße gezielt ver von Leitern
ändert und die anderen als Parameter konstant gelassen .
Unter Leiterquerschnitt versteht man die Fläche, die entsteht, Leiterquerschnitt
wenn man einen Leiter senkrechtzur Längsachse durchschnei- Formelzeichen a ( S : A )
det (Abb . 3). [g ] = m
Neben dem Formelzeichen q für den Querschnitt ist auch S [ 9 ] = mm2
möglich (DIN 1304). Das Formelzeichen A gilt für die Fläche
allgemein , so daß auch häufig die Querschnittsfläche mit A
bezeichnet wird.
Die Leiterquerschnitte sind genormt. Beispiele für feste Lei
tungsverlegung: 1,5 mm2; 2 ,5 mm2; 4 mm2; 10 mm2 (Tab . 10 . 3 ).
Parameter = Nebenmaß (griech .), veränderbare Zahlengröße
Widerstand von Leitern

Bei der Längenangabemuß genau darauf geachtet werden , ob Leiterlänge


die Leiterlände oder die Leitungslänge angegeben ist, da Formelzeichen 1
Leitungen für Gleich - und Wechselstrom den Hin - und Rückleiter 11 = m
umfassen .

Versuch 3 - 1: Aufbau
Abhängigkeit des Leiter
widerstandes von den U (V
Abmessungen und dem
Material

Leitung
SRL

Durchführung
Der Widerstand wird nicht direkt gemessen , sondern durch Strom - und Spannungswerte er
rechnet. Als Spannung wird dabei der Spannungsfall an der Leitung zugrundegelegt. Die Größe
des Belastungswiderstandes ist in diesem Zusammenhang belanglos.
• Messungen bei verschiedenen Querschnitten , gleicher Leiterlänge und gleichem Material.
• Messungen bei verschiedenen Längen , gleichem Querschnitt und gleichem Material.
• Messungen bei verschiedenem Material, gleichem Querschnitt und gleicher Länge.
Meßergebnis
1 TU
Nr. inmm 9in mm2 Material
Material in v | , -
I
in A
RL =
in V in
1 100 1,5 Kupfer 202,6 17,4 14,6 1,19 U , = konstant
2 100 2 ,5 Kupfer 209, 2 10 ,8 15 , 1 ,72 U , = 220 V
3 50 1,5 Kupfer 210 , 9 1 9 , 1 15 , 2 ,6
4 100 2 ,5 Aluminium 202,3 17 ,7 14,6 1,21

Aus Versuch 3 – 1 lassen sich folgende Aussagen ableiten :


• Aus den Meßwerten 1 und 2 ergibt sich , daß ein größerer
Querschnitt einen kleineren Leiterwiderstand zur Folge hat.
Man kann sich vorstellen , daß in einem Leiter mit großem
Querschnitt mehr Elektronen vorhanden sind . Dadurch fließt
bei konstanter Spannung mehr Strom , der Widerstand ist
kleiner. q groß = R _ klein
großer Leiterquerschnitt → kleiner Widerstand
Der Widerstand eines Leiters ist umgekehrt proportional
zum Leiterquerschnitt 999,
.
RL
q klein = RL groß
Aus den Meßwerten 1 und 3 ergibt sich , daß ein längerer Abb . 4 : Abhängigkeit des Widerstandes
Leiter einen größeren Widerstand zur Folge hat. vom Leiterquerschnitt
56 Spezifischer Widerstand

Hierbeikann man sich vorstellen , daß in einem längeren Leiter


die Behinderung der Elektronen wegen des längeren Weges
größer ist.
große Leiterlänge → großer Widerstand
Der Widerstand eines Leiters ist proportional zur Leiterlänge.
R_ ~ 1
. Aus den Meßwerten 2 und 4 ergibt sich , daß der Wider
stand eines Leiters vom Material abhängt.
Die Abhängigkeit des Widerstandes vom Material wird als
spezifischer elektrischer Widerstand bezeichnet. Spezifischer elektrischer Widerstand
Der spezifische elektrische Widerstand ist der Widerstand Formelzeichen (Rho )
eines Leiters von 1 m Länge und einem Querschnitt von 1 m2. [e] = Ω m
auch
Da Leiter von 1 m²Querschnitt völlig praxisfremd sind, gibtman
den Querschnitt meistens in mm2an . Das hat dazu geführt, daß 12 mm
man früher den spezifischen Widerstand auch auf einen Quer 10 =
m
schnitt von 1 mm2bezogen hat. Das ergab dann als Einheit für
den spezifischen Widerstand:
22 . mm2
le] = m
Beim Umrechnen von Größen mit dieser Einheit auf 2 . m geht
man wie folgt vor:
1 2 . mm22 - = 1 . (10 -3 m )2
m
Sem
2 .mm2 . 9 . 10 - 6 m2
mm'
mm2 22 . mm2
1 22 _ = 10 - 6 . 2 m 14 2 m
m
Um die Zahlenwerte der früher gebräuchlichen Einheiten
beibehalten zu können , werden also die spezifischen Wider
stände in u 12 m angegeben . Die Tabelle 3. 1 enthält spezifische
Widerstände wichtiger Werkstoffe .
Faßtman jetzt alle Folgerungen aus dem Versuch 3– 1 zusam
men , ergibt sich folgender Sachverhalt:
Der Widerstand eines Leiters ist um so größer Leiterwiderstand
. je größer der spezifische elektrische Widerstand ist,
. je größer die Leiterlänge ist, RL = : 1
• je kleiner der Leiterquerschnitt ist.
In der Elektrotechnik wird sehr oft der Kehrwertdes spezifischen
Widerstandes benutzt, der als elektrische Leitfähigkeit x be- Elektrische Leitfähigkeit
zeichnet wird . Neben dem Formelzeichen x sind auch y undo Formelzeichen x (Kappa)
möglich .
Die Einheit der Leitfähigkeit ergibt sich wie folgt:
x =
Ind - og
[x ] = m
[x ] = 1
Leitfähigkeit 57

Benutztman die Leitfähigkeit an Stelle des spezifischen Wider


standes, dann kommtman zu einer zweiten Formel für die Be
rechnung des Leiterwiderstandes Leiterwiderstand
Re:1 x = - => = R = _
x9

R =

Tabelle 3. 1: Spezifische elektrische Widerstände und elektri


sche Leitfähigkeiten von Werkstoffen bei 20 °C
MS
Werkstoffe ρ in μΩ m . xin m
Silber ,016
Kupfer ,018
Gold ,022
Aluminium ,028 36
Zink ,06 16 ,7
Messing ,07 14,3
Eisen ,1 10
Platin , 106 9,4
Zinn , 11 9,1
Blei ,208 4,8
Kohle 66 ,667 ,015

Der Leiterwiderstand bei dem eingangs geschilderten Problem


ist somit:
RL =
300 m
56 - 106 m . 15 . 10 -6 m2
RL = 3,572
Wir können nun den Spannungsfall berechnen : Spannungsfall bei
Uv = IRL; Uv = 14 A 3,57 S2 ; U = 50 V vorgegebener Länge
Damit die Beleuchtung einwandfrei arbeitet, muß der Leiter großer Leiterquerschnitt
widerstand wesentlich geringer sein (damit kleinerer Span kleiner Leiterwiderstand
nungsfall) . Dies ist bei vorgegebener Länge nur durch einen
größeren Querschnitt zu erreichen . kleiner Spannungsfall
In der Praxis ist der zulässige Spannungsfall oft vorge
schrieben . So beträgt er z . B . bei 220V Wechselspannung 1,5 % , große Spannung am Leitungsende
also 3 ,3V. Dies wiederum bedeutet, daß Stromkreise , deren
Leitungslänge und Leitungsquerschnitt bauseits festliegen, nur
bis zu einem Höchstwert belastet werden können . So beträgt
z . B . bei einer Leitungslänge von ca. 14 m und einem Quer
schnitt von 1,5mm ? die höchstzulässige Belastung 10A (vgl.
10 . 3).
58 Abhängigkeit des Widerstandes von der Temperatur

3 .3 Abhängigkeit des Widerstandes von


der Temperatur
Mit einem einfachen Versuch (Abb . 1 bis 3 ) läßt sich zeigen ,
daß der Widerstand eines Drahtes mit zunehmender Tempera
tur steigt. Aus dem kleineren Strom im Versuchsaufbau der
Abb . 2 kann man bei gleichgebliebener Spannung auf einen
größeren Widerstand schließen .
Um diese Erscheinung zu deuten , muß man sich noch einmal
mitder Erklärung der Energieform Wärmebeschäftigen .Wärme
ist Bewegung der Moleküle bzw . Atome. Je wärmer ein Stoff
ist, desto stärker bewegen sich die Moleküle , d .h ., sie schwin Abb. 1: Keine Erwärmung durch Bunsen
gen stärker um ihren Platz im Kristallgitter (vgl. 5 .1). Damit brenner. Der Draht hat ca . 20 °C ; 1, 8 A
wächst die Möglichkeit des Zusammenstoßens der quasifreien
Elektronen mit den Atomrümpfen bzw . deren festgebundenen
Elektronen . Es steigt also die Behinderung der Elektronen und
damit der Widerstand .
Neben Metallen zeigen auch andere Werkstoffe dieses Verhal
ten . Da sie im » kalten. Zustand besser leiten als im » heißen « ,
nenntman sie Kaltleiter.
Kaltleiter sind Stoffe, die im kalten Zustand besser leiten
als im heißen .
Würde man die Werkstoffe bis zum absoluten Nullpunkt
( K1 = - 273, 15 °C ) abkühlen , wäre ihr Widerstand Null. Mar
nennt diese Eigenschaft dann Supraleitfähigkeit und die Leiter
bei sehr tiefen Temperaturen Supraleiter. Solche Leiter können Abb . 2: Erwärmung durch einen Bunsen
auch beikleinem Querschnitt große Ströme übertragen . brenner, ca . 1,3 A
So wie die Schwingungen der Atomrümpfe die Bewegung der
quasifreien Elektronen beeinflussen, ist es auch umgekehrt der
Fall. Die quasifreien Elektronen veranlassen durch die Zusam *
menstöße mit den Elektronen der Bahnen der Atomrümpfe
diese zu stärkerem Schwingen, was sich als Temperatur
erhöhung bemerkbar macht. Diese Eigenschaft wird in den
elektrischen Heiz - und Wärmegeräten ausgenutzt.
Die Erwärmung auf Grund des durchfließenden Stromes wird
als Eigenerwärmung bezeichnet, während unter Fremderwär
mung eine Erwärmung von außen verstanden wird.
Wenn man in dem Versuch die Erhitzung des Widerstands
drahtes verstärkt, so sinktder Strom weiter, d .h ., der Widerstand
wird größer (Abb . 3 ). Abb . 3: Erwärmung durch zwei Bunsen
brenner, ca. ,9 A
große große
Temperaturänderung Widerstandsänderung
ARAT
Wenn man für den Versuch (Abb . 1 bis 3) verschieden lange Widerstandsänderung
Widerstandswendeln benutzt hätte, wären auch große und Formelzeichen AR
kleine Widerstandszunahmen aufgetreten . Man kann damit
feststellen :
großer große Temperaturänderung
Ausgangswiderstand Widerstandsänderung Formelzeichen AT (49)
Einheitenzeichen K

* Benannt nach LORD KELVIN OF LARGS, englischer Physiker, 1824 ... 1907
Kaltleiter, Heißleiter

Da die Materialien verschiedenen Kristallaufbau haben , ist die


Erhöhung des elektrischen Widerstandes bei Temperaturände
rungen auch unterschiedlich. Der Wert, der über die Wider
standsänderung eines bestimmten Werkstoffes Auskunft gibt,
heißt Temperaturkoeffizient a (oder Temperaturbeiwert). Er Temperaturkoeffizient
bezieht sich auf einen Widerstand von 112 und eine Tempera- Formelzeichen a
turänderung um 1 K . Die Temperaturänderung wird stets in K
angegeben (auch bei der Änderung von Temperaturen in °C ). [a ] =
Der Temperaturkoeffizient (Temperaturbeiwert) ist die Wider
standsänderung eines Leiters von 112 bei einer Tempera Widerstandsänderung bei
turänderung um 1 K . Temperaturänderung
Faßtman alle drei Größen zusammen , dann ergibt sich : | AR = R % AT .
Die Widerstandsänderung ist um so größer,
• je größer der Widerstand ist, Widerstand bei 20 °C
• je größer die Temperaturänderung ist, Formelzeichen R20
• je größer der Temperaturkoeffizient ist. Kaltleiter Heißleiter
Bis jetzt wurden die Verhältnisse bei Metallen untersucht. Es
gibt aber auch eine Reihe von Werkstoffen (z . B . Kohle,Halblei nicht linear nicht linear
ter), bei denen es gerade umgekehrt ist (vgl. 8 . 1. 3). Ihr
Widerstand verringert sich bei Temperaturerhöhung. Man nennt
solche Stoffe Heißleiter. Ihr Temperaturkoeffizient ist daher
negativ .
Heißleiter sind Stoffe , die im heißen Zustand besser leiten
als im kalten .
Gegenüberstellung Kaltleiter - Heißleiter
Kaltleiter Heißleiter Widerstand nach Erwärmung
leiten besser im kalten • leiten besser im heißen Formelzeichen RT
Zustand Zustand
. haben positiven Tempera - • haben negativen Tempera RT = R2 + AR
turkoeffizienten turkoeffizienten
• heißen auch PTC -Wider • heißen auch NTC -Wider RT = R20 (1 + AT . )
stände (positive stände (negative
temperature coefficient) temperature coefficient)
Die Pfeilanordnung bei den Schaltzeichen kann man sich gut Tabelle 3 .2: Temperaturkoeffizienten
wie folgt merken von Werkstoffen bei einer Ausgangs
• Temperaturänderung und • Temperaturänderung und temperatur von 20 °C
Widerstandsänderung sind Widerstandsänderung sind
gleichsinnig gegensinnig Werkstoffe o in K
Eisen ,005
Durch Kombinieren von PTC - und NTC -Werkstoffen erhältman Zinn ,0046
Widerstandsmaterialien mit extrem kleinen Temperaturkoeffi Blei ,0042
zienten , so daß sich der Widerstandswertpraktisch nichtändert. Zink ,0042
Die Tabelle 3.2 enthält wichtige Werkstoffe mit ihren Tempera Gold ,004
turkoeffizienten . Platin ,004
An Hand des Werkstoffes CuNi45Mn1, der auch als Konstantan Silber ,004
bekannt ist, wollen wir uns die geringfügige Widerstandserhö Kupfer ,0039
hung verdeutlichen . Aluminium , 0036
Aus Konstantan soll ein Widerstand mit dem Wert 1 kl2 herge Messing ,0015
stellt werden . Im Betrieb kommen Temperaturen bis etwa Konstantan ,00004
200 °C vor. Wie groß ist dann die Widerstandszunahme? Kohle - ,00045
60 Nennwert, Toleranzen

Rzo = 1 k12
J, = 20 °C AT = A9 = 9, - ,
2, = 200 °C AT = 42 = 180 K
a = ,00004
AR = R20 AT a
AR = 1000 12 · 180 K . ,00004
AR = 7 ,222

Der Widerstand Rynach der Erwärmung ist dann :


RT = R %. + AR
RT = 1000 12 + 7,22
Rt = 1007,212
Der Widerstandswert hat sich also unwesentlich erhöht (nur
,72 % ). Solche Änderungen liegen weit unter den üblichen
Toleranzen von 5 % oder 10 % (IEC-Reihe 24 bzw . 12, vgl. 3.4 ).
Ist nicht die Widerstandsänderung, sondern die Temperatur
änderung bekannt, dann kann Rt wie folgt berechnet werden :
RT = R20 + AR AR = R2 AT .
RT= R2 + R20 AT a
RT = R20 (1 + AT . a )

3.4 Kenngrößen und Bauformen von


Widerständen
Wenn von elektrischen Widerständen die Rede ist, dann kann
damit einerseits die Eigenschaft eines Materials gemeint sein ,
andererseits ein Bauteil. Wir wollen uns in diesem Abschnitt
mit dem Bauteil Widerstand beschäftigen .
Vielleicht haben Sie sich beim Bestellen von Widerständen
schon darüber gewundert, daß in den Listen Werte angegeben
waren wie z . B . 27 2 , 33 12 , 56 S2 . Sie fanden dann außerdem
dort als » glatten « Zehnerwert nur 10 12 , aber keine 20 12 usw . HT
Warum das so ist und welche anderen Größen für Wider
standsbauteile wichtig sind, soll in diesem Abschnitt geklärt
werden . Außerdem werden die Kennzeichnung durch Farben
anstelle von Ziffern erläutert und die Bauformen besprochen.
Welche Größen sind für Widerstände wichtig ?
. Nennwert des Widerstandes
• Toleranz dieses Wertes
. Belastbarkeit des Bauteils . Abb. 1: Verschiedene Bauformen von
Dazu kommen noch eine Reihe weiterer Werte , die im Einzelfall Widerständen
interessant sein können , wie Grenztemperatur, Alterungsver
halten , Eigenrauschen usw .
Kenngrößen

Nennwert des Widerstandes und dessen Toleranz Tabelle 3 .3 : IEC -Reihen


Die Abstufungen der Nennwerte hängen mit der Toleranz E6 - 20 % E12 + 10 % E24 + 5 %
zusammen und werden nach IEC' folgendermaßen ermittelt: 1, 1, 1,
. Es wurden Zahlenreihen für eine Dekade festgelegt. 1, 1
Beispiel: 1,2
E12 = 12 Werte zwischen 1 und 10 1,3
1 ,5
• Die Nennwerte wurden so errechnet, daß die Ausschöpfung 1,6
des Toleranzbereiches zweier benachbarter Werte geringe 1 ,8
Überlappungen ergibt. 2,
Beispiel: 2 ,2
R . = 10 22 + 10 % = 922 ... 11 22 2 ,4
R , = 12 12 + 10 % = 10,8 2 ... 13,2 22 2 ,7
3,
Es ergaben sich die IEC -Normzahlen . Die Reihen 3, 3
E6 mit + 20 % Toleranz , 3,6
E12 mit + 10 % Toleranz und 3, 9
E24 mit + 5 % Toleranz sind die üblichen . 4,3
. In jeder Dekade (Zehnerpotenz) sind nur diese Zahlen der 4 ,7
IEC -Reihen zu finden . 5 ,1
Man kann jetzt die Nennwerte der Widerstände durch drei 5 ,6
Angaben bezeichnen : 6 ,2
6 ,8
IEC-Zahl - Dekadenanzahl (Zehnerpotenz) . 12 7 ,5
Beispiel: 1 . 103 . 22 = 1 k 2 8,2
Anstelle der Zahlen werden auch Farben verwendet. Diese 9,1
werden meistens als Farbringe, aber auch als Streifen oder
Punkte aufgetragen (vgl. Tab . 3 .5 , S . 62). Die IEC -Zahl wird
dabei als zweiziffrige ganze Zahl gekennzeichnet, also für
unser Beispiel: braun -schwarz -rot € 10 - 102 (Abb . 2). Um die
Leserichtung eindeutig zu bestimmen , ist nach DIN 41429 Abb . 2 : Farbkennzeichnung eines Wider
vorgeschrieben, den ersten Farbring wesentlich näher an das standes (1 k $2 + 5 % )
eine Ende des Widerstandes heranzubringen als der letzte Ring
vom anderen Ende entfernt ist. Tabelle 3.4 : Wertkennzeichnung von
Werden Widerstände durch fünf Farbringe (-punkte, -striche)
gekennzeichnet, dann bilden die ersten drei die Ziffern des
Widerstandswertes. Die beiden anderen Ringe haben dieselbe Widerstandswert Kennzeichnung
Bedeutung wie bei der Vier-Ring-Kennzeichnung . ,3322 R33
Eine andere Form ist die Kennzeichnung mit Buchstaben und 3, 3 12 3R3
Zahlen . Das System ist aus Tabelle 3.4 erkennbar. 33 2 33R
330 22 330R
Belastbarkeit von Widerstandsbauteilen ,33 k2 K33
3,3 k12 3K3
Der Strom erwärmtdie Widerstände. Bei zu hoher Erwärmung 33 k22 33K
werden die physikalischen und technologischen Eigenschaften 330 KS2 330K
verschlechtert. Man muß also dafür sorgen , daß die Wärme an ,33 M2 M33
die Umgebung abgegeben wird. 3, 3 M2 3M3
Dies kann z . B . durch eine vergrößerte Oberfläche des Wider 33 M2 33M
standes unter Beibehaltung des Querschnittes erreicht werden 330 M2 330M
oder durch starke Zu - und Ableitungen (Abb. 3). Irgendwann
sind aber auch diesen Möglichkeiten Grenzen gesetzt, so daß
man zu einer Begrenzung der Leistung des Widerstandes
kommt.
Abb . 3 : Widerstand mit starkem Anschluß
International Electrotechnical Commission draht
Festwiderstände , Potentiometer

Tabelle 3 .5 : Farbkennzeichnung von Widerständen (DIN 41429)


Dekade (Zehnerpotenz )
IEC - Zahl Toleranz

Widerstandswert in S.
the
Kennfarbe 1. 2. 3 . T.
Kenn - Kenn - Kenn Toleranz
ziffer ziffer ziffer Abb. 1: Trimmpotentiometer
keine + 20 %
silber - 10 - 2 | + 10 %
gold 10 -1 + 5%
schwarz 10º = 1
braun AWN 101 + 1%
rot N 102 + 2%
orange w 103
gelb 104
Voa 105
grün + ,5 %
blau 106 + , 25 %
violett 10 + ,1%
000 108
grau
weiß 109
Abb . 2: Drehpotentiometer

Man versteht nun unter Belastbarkeit solcher Bauteile die


Leistung, die derbetreffendeWiderstand ohne Beeinträchtigung
seiner Funktion aufnehmen kann . Die Belastbarkeit sinkt, wenn
das Bauteil einer höheren Umgebungstemperatur ausgesetzt Trimmpotentiometer
wird. Die Wärmeabgabe hängt naturgemäß von dem Unter
schied der Temperaturen aufder Oberfläche des Widerstandes
und seiner Umgebung entscheidend ab .
Nach DIN 44050 sind die Nennleistungswerte genormt und Potentiometer
liegen bei kleinen Bauteilen zwischen 50 mW und 500 mW ,
während große Drahtwiderstände 100 W und mehr aufnehmen
können .
Die Hersteller von Widerständen geben deshalb neben dem
Widerstands-Nennwert auch die Belastbarkeit bei den Umge- Veränderbarer Widerstand
bungstemperaturen 40 °C und 70 °C an .
Arten von Widerstandsbauteilen
Aus den vorangegangenen Abschnitten wurde deutlich , daß es Lineare Veränderbarkeit mit Schleifer
Widerständemit festen Nennwerten gibt und solche, bei denen
man die Werte bewußtverändert.Wir nennen die erste Gruppe
Festwiderstände und die zweite veränderbare Widerstände. Ś
Hierzu gehören auch die Bauteile , beidenen man mit Hilfe von Stufige Veränderbarkeit mit Schleifer
Schleifern oder Abgriffen die Widerstandswerte einstellen kann .
Sie werden als Potentiometer-Widerstände oder kurz als Poten
tiometer bezeichnet. 5
Bauformen

Widerstände
Widerstandsbauformen
Festwiderstände veränderbare Widerstände
einstellbare von physikalischen Draht Schicht
Widerstände Größen abhängige widerstände widerstände
(Potentiometer) Widerstände

Trimmpoten Schiebepoten
temperatur span ungs lichtabhängi magnetfeld druckabhängi Kohleschicht Metallschicht
Drehpoten widerstände widerstände
tiometer tiometer tiometer abhängig abhängig abhängig
Dickschicht Dünnschicht

Unter Trimmpotentiometer versteht man Widerstände , die mit


Hilfe eines Werkzeuges (z . B . Schraubendreher) eingestellt
werden . So kann es z . B . bei der Arbeitspunkt-Einstellung bei
Transistoren geschehen .
Bauformen von Widerständen
Die Werkstoffe und Verfahren zur Herstellung dieser Bauteile
sind zahlreich , so daß wir uns auch hierzu erst einmal eine
Übersicht ansehen müssen .
Die Drahtwiderstände werden aus isolierten oder oxidierten
Widerstandsdrähten gewickelt und mit Anschlußfahnen , -schel
len oder -kappen versehen (Abb . 3). Festwiderstände können
anschließend lackiert, zementiert, glasiert oder mit Keramik
überzogen werden . Solchermaßen geschützte Widerstände
können auch die Drahtenden ohne besondere Befestigung Abb. 3: Drahtwiderstände
herausgeführt haben (Abb . 4 ). >
Drahtwiderstände werden in allen Belastungsbereichen ein - G
gesetzt, vornehmlich aber bei höheren Leistungen , z .B . für
Anlasserwiderstände für Motoren (Abb . 1, S . 64). Diese Bauform
ist relativ alterungsbeständig und wenig empfindlich gegen
Überlastung .
Offen gewickelte oder lackierte Drahtwiderstände sind recht
kostengünstig herzustellen . Ihre Oberflächentemperatur darf Abb . 4: Drahtwiderstände ohne Befesti
aber 140 °C nicht überschreiten , damit die Lacke oder Oxide gung der Anschlußdrähte
nicht zerstört werden (Abb . 5). Anders ist das bei den zemen
tierten oder keramiküberzogenen Widerständen . Diese dürfen
eine Oberflächentemperatur von 350 °C haben .
Die glasierten Drahtwiderstände können noch höher als die
anderen belastet werden, da sie eine Oberflächentemperatur
von 450 °C aushalten . Ihr Nachteil ist die große Toleranzbreite ,
weil sich ihre Widerstandswerte durch die hohen Temperaturen Abb . 5 : Durch Überhitzung zerstörter
beim Glasieren ändern . Drahtwiderstand
Für Kohleschicht-Widerstände wird eine entsprechende Schicht
von , 001 um bis 10 um auf einen Träger aus Spezialporzellan
aufgetragen . Durch Einschleifen von Wendeln (Abb . 6 ) erreicht
man dabei Nennwerte bis zu 10 MS2. Anschließend werden sie
lackiert.Wegen ihres günstigen Preises sind diese Widerstände Abb . 6 : Kohleschichtwiderstand mit ein
weit verbreitet. Ihr Nachteil ist die relativ große Widerstands geschliffener Wendel (Umhüllung teilweise
verringerung bei höheren Temperaturen . entfernt)
Widerstandswerkstoffe

Die Metallschicht-Widerstände werden auf zwei Arten herge


stellt. Bei der Dickschichttechnik wird eine Paste aus Metallen ,
Metallverbindungen und Glaspulver auf einen Keramikträger
aufgetragen und anschließend gebrannt. Man spricht daher
auch von Metallglasur-Widerständen . Sie sind hoch belastbar.
Bei dem Dünnschichtverfahren werden die Metalle durch eine
Maske aufgedampft. Es entstehen dabei Schichten von nur
,05 um Stärke.
Diese Bauteile sind unterschiedlich belastbar, was sich auch
aus den zulässigen Oberflächentemperaturen ablesen läßt.
Kohleschicht-Widerstände: 85 °C ... 155 °C
Metallfilm -Widerstände: 125 °C ... 175 °C
Metallglasur-Widerstände : 155 °C ... 255 °C
Alle Schichtwiderstände sind gegen mechanische und klimati Abb. 1: Anlasserwiderstand
sche Einflüsse durch Kunstharzumhüllung geschützt. Daher
sind sie äußerlich kaum voneinander zu unterscheiden .

3.5 Widerstandswerkstoffe
Werkstoffe für Schichtwiderstände 1
Mit den Widerständen in Abb . 2 soll elektrische Energie
» Verbraucht werden . Da aber kein Verbrauch von Energie
möglich ist, sondern immer nur die Umwandlung von einer
Energieform in eine andere erfolgt, entsteht auch bei diesen
Bauteilen Wärme. Da diese aber unerwünscht ist,müssen die -
Werkstoffe für Schichtwiderstände möglichst große spezifische
Wärmekapazitäten und schlechte Wärmeleitfähigkeiten haben .
Keramische Stoffe haben diese Eigenschaften . Ihre sehr hohen
elektrischen Widerstände lassen jedoch nur einen begrenzten
Einsatz zu. Man verwendet Kohle, Metalle und Metalloxide . Abb . 2 : Schichtwiderstände
Die Widerstandswerkstoffe werden entweder auf Träger aufge
dampft oder als Lösung aufgespritzt. Durch feine Dosierungen
und durch nachträgliche Bearbeitung (Abbrennen oder Ab
schleifen ) können sehr genaue Werte erreichtwerden . Dies ist Anforderungen an
besonders wichtig ,weilnur genaue Abstimmungen der Bauteile Schichtwiderstandswerkstoffe
das Funktionieren der Schaltungen garantieren . Hieraus ergibt • hoher spezifischer Widerstand
sich u . a ., daß auch Temperaturschwankungen keinen Einfluß große spezifische Wärmekapazität
auf die elektrischen Werte haben dürfen . • schlechte Wärmeleitfähigkeit
Bedingt durch ihre kleinen Abmessungen lassen diese Wider • gute Korrosionsbeständigkeit
gute Zunderbeständigkeit
stände auch keine großen Belastungen zu , daher werden sie kleiner Ausdehnungskoeffizient
in der Energietechnik nicht so häufig eingesetzt. • kleiner Temperaturkoeffizient
HR
Werkstoffe für Drahtwiderstände EL
Auch bei den Widerständen in Abb . 3 kommt es nicht auf die
Umsetzung der elektrischen Energie in Wärme an , sondern auf
die Verringerung der elektrischen Energie . Also müssen die
hierbei verwendeten Werkstoffe ähnliche Voraussetzungen
erfüllen wie bei den Schichtwiderständen .
In vielen Fällen spielt aber die Widerstandsänderung durch
unterschiedliche Temperaturen keine große Rolle . Nur Meß
widerstände müssen einen sehr kleinen Temperaturkoeffizien - Abb. 3: Drahtwiderstände
Aufgaben zu 3 65

ten haben . Hier hat sich eine Kupfer-Nickel-Mangan -Legierung


besonders bewährt, die auch unter der Bezeichnung Konstan
tan (CuNi45 Mn 1) bekannt ist.
Bestandteile : (54 % Cu, 45 % Ni, 1 % Mn)
Temperaturkoeffizient: a = ,00004 K
spezifischer Widerstand: p = ,5 ul2 m
Früher hat man dafür auch die Bezeichnung WM 50 benutzt.
Dieser Name ergibt sich aus der Abkürzung WM für Wider
standsmaterial und der Zahl 50 für den Wert des spezifischen
Widerstandes: 50 - 50 . 10 - 2 u2 m .
Zu den angesprochenen elektrischen Eigenschaften kommen
bei diesen Werkstoffen noch einige mechanische hinzu, da die
Drähte aufgewickelt sind . Auch müssen die Materialien bei
höheren Temperaturen ihre Festigkeit behalten .
An die Werkstoffe für Drahtwiderstände sind demnach folgende Anforderungen an
Anforderungen zu stellen (rechte Spalte ): Drahtwiderstandswerkstoffe
• hoher spezifischer Widerstand
große spezifische Wärmekapazität
Aufgaben zu 3 schlechte Wärmeleitfähigkeit
gute Korrosionsbeständigkeit
1. Wie erklärt man das Vorhandensein von quasifreien Elek gute Zunderbeständigkeit
tronen ? kleiner Ausdehnungskoeffizient
2 . Wie kann man die Erwärmung von Metallen infolge elektri kleiner Temperaturkoeffizient
(beiMeßwiderständen )
schen Stromes erklären ? gute mechanische Eigenschaften
3 . Wo und unter welchen Bedingungen tritt Spannungsfall (elastisch , stoßfest)
auf? gute technologische Eigenschaften
(lötbar, schweißbar, warmfest).
4 .Wie verändert sich der Widerstand einer Leitung, wenn die
Kupferleiter von q = 4 mm gegen Kupferleiter von
q = 6 mm2 ausgetauscht werden ?
5 . Eine Aluminiumleitung soll durch eine Kupferleitung ersetzt
werden . Der Widerstand soll unverändert sein . Welchen
Querschnitt muß die Kupferleitung haben , wenn die Alu
miniumleitung einen Querschnitt von q = 50 mm hat?
6 . Welche zwei Bedeutungen hat der Begriff » elektrischer
Widerstand« ?
7 . Welche Angaben müssen Sie mindestens beim Bestellen
von Widerständen machen ?
8 . Welche Toleranz haben die Widerstandswerte der IEC
Reihe E12 ?
9 . Welche Farbkennzeichnung muß ein Kohleschicht-Wider Re2 O )
Wider
stand von 6 ,8 k 2 + 10 % tragen ?B ein Kohleschicht-
10 .Welche Widerstandswerte haben die beiden in Abb. 4 Abb . 4 : Widerstände zu Aufgabe 10
dargestellten Widerstände ?
11. Wodurch kann sich die Belastbarkeit von Widerständen
ändern ?
12 . Wie unterscheiden sich veränderbare Widerstände von ein
stellbaren Widerständen ?
13.Was ist ein Trimmpotentiometer?
14. Welche Vor- und Nachteile haben Drahtwiderstände gegen
über Schichtwiderständen ?
15. Was bedeuten die Abkürzungen bzw . Bezeichnungen
WM 10 und CuNi30Mn3 ?
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451 2 5
}
,
Schaltungen
elektrischer Widerstände

4 . 1 Reihenschaltung
An eine Spannungsquelle können mehrere elektrische Ver
braucher (Widerstände) angeschlossen werden . Eine Möglich
keit hierfür ist die Reihenschaltung. In der Praxis kommt die
Reihenschaltung nicht so häufig vor. Ein Beispiel ist jedoch
allen bekannt, die Christbaumkette (Abb. 1) .
Bei der Reihenschaltung werden die Bauteile hintereinander
geschaltet. Nur der Anfang des ersten Bauteils und das Ende
des letzten sind an die Spannungsquelle angeschlossen . Bei
Unterbrechung des Stromkreises ( Schalter auf) sind alle Lam
pen stromlos.
In Versuchen mit jeweils drei Widerständen sollen die Gesetz
mäßigkeiten der Reihenschaltung untersucht werden . Wie ver
halten sich dabei Ströme, Spannungen und Widerstände ? Um
die Zusammenhänge herauszuarbeiten , wird die Frage für die Abb . 1: Christbaumkette
Größen einzeln beantwortet.

4 . 1. 1 Stromverhalten bei der Reihenschaltung

Versuch 4 - 1: Stromverhalten bei der Reihenschaltung


Aufbau Drei Widerstände R , = 10 92 ,
R = 20 22 und Rg = 5022 werden in
Reihe geschaltet und an eine Span
nungsquelle mit Un = 16 V ange
schlossen . Der Spannungsmesser
dient zur Kontrolle der Spannung.
Durchführung
Mit den Strommessern werden die
Ströme durch die Widerstände ge
messen .
Meßergebnis
Ra UgV in I , Ain I in A
HO 16 | ,2 ,2
1, Ain I in A
,2 ,2

Versuch 4 – 1 zeigt: Stromstärke bei der


Werden Widerstände in Reihe geschaltet und an eine Span Reihenschaltung
nungsquelle angeschlossen , dann fließt durch alle Wider | I = 1, = 12 = 12
stände der gleiche Strom .
68 Zweites Kirchhoffsches Gesetz

4 .1.2 Spannungsverhalten bei der Reihenschaltung

Versuch 4 - 2 : Spannungsverhalten bei der Reihenschaltung Aufbau


Drei Widerstände R , = 102,
R = 20 12 und R , = 50 S2, werden in
Reihe geschaltet und an eine Span
nungsquelle mit U = 16 V ange
schlossen .
Durchführung
Die Klemmenspannung, die Span
nung an den Widerständen und die
Stromstärke werden gemessen .
Meßergebnis
U in V u , Vin 1 = ,2 A
- 16 I 2
U, in V | U in V
- 4 10

Vergleichtman die Teilspannungen mit der Gesamtspannung,


so erkennt man , daß jede Teilspannung kleiner ist als die
Gesamtspannung.
Spannung bei der Reihenschaltung von
Zweites Kirchhoffsches Gesetz drei Widerständen
Die Gesamtspannung ist genauso groß wie die Summe | Ug = U , + U2+ U2
der Teilspannungen .
Spannung bei der Reihenschaltung
Wären noch mehr Widerstände vorhanden , dann würde sich
die Gesamtspannung auf diese aufteilen . Ug = , + U , + ... + Un
An der Schaltung liegt die Spannung des Netzteils U . = 16 V .
Sie verursacht einen Strom I = ,2 A durch alle drei Wider SU R2 R3
stände. Dadurch fallen an den Widerständen Spannungen ab .
Diese Teilspannungen lassen sich wie folgt berechnen : U2 U3
U , = I, R , , = 1, · R , U = 1, R ,
U = ,2 A 1022 U = , 2 A 2012 U ,2 A . 50 2
U = 2V Un = 4 V Un = 10 V Ug = 16V
Die berechneten und die gemessenen Werte stimmen überein .
Der jeweilige Spannungsabfall an den Teilwiderständen zeiat: Abb. 1:Reihenschaltung von Widerständen
Am größten Teilwiderstand fällt die größte und am kleinsten Ri = 100 R2= 202 R3 = 502
Teilwiderstand die kleinste Spannung ab .
Wie verhalten sich die Spannungen zueinander ? U1= 2V U2= 4V Uz= 10V
Un = 1 . R , U, IR, ULR,
U = IR, U , R I. U , R, Ug = 16V
Abb. 2: Zusammenhang zwischen
Benannt nach GUSTAV KIRCHHOFF, deutscher Physiker, 1824 . .. 1887 Teilwiderständen und Teilspannungen
Ersatzwiderstand 69

Bei der Reihenschaltung verhalten sich die Teilspannun


gen wie die dazugehörigen Teilwiderstände.
I = ,2 A
U , R, U B, R , U , R,
TR1 = 1022
ū bzw . bzw.

Ug = 16V = 202
4 . 1. 3 Widerstandsverhalten bei der Reihenschaltung
Die Spannungsquelle mit U = 16 V versorgt die Reihenschal
tung mit ,2 A . Für die Quelle ist unerheblich, daß drei
Widerstände von 10 S2 , 20 S2 und 50 2 in Reihe geschaltet sind. R3 = 502
Für die Spannungsquelle stellt sich die Reihenschaltung wie
ein Widerstand dar. Dieser Widerstand ersetzt die ganze
Schaltung. Er wird deshalb Ersatzwiderstand oder Gesamt
widerstand genannt (Abb . 3 ).
Mit dem Ersatzwiderstand (Gesamtwiderstand R ) kann man
die Reihenschaltung (oder eine beliebige andere) ersetzen .
Die Spannungsquelle liefert den gleichen Strom wie vorher. I = ,2 A
Der Gesamtwiderstand läßt sich ebenfalls berechnen :
16 V Ug = 16V R . - 802
Rg = S R = ,2 Rg = 802
A
Das Ergebnis zeigt den Zusammenhang zwischen Gesamt
widerstand und Teilwiderständen .
Rg = R + R + R , Abb . 3 : Der Gesamtwiderstand hat die
8022 = 10 2 + 202 + 502 gleiche Wirkung wie seine Teilwiderstände
Bei der Reihenschaltung ist der Gesamtwiderstand (Ersatz Gesamtwiderstand bei der
widerstand ) so groß wie die Summe der Teilwiderstände. Reihenschaltung
Beispiel: | Rg = R , + R , + ... + Rn
Meßbereichserweiterung von Spannungsmessern
(Drehspulmeßwerk)
Mit einem Spannungsmesser (Meßbereich :60 mV, Innenwider
stand: 200 S2) soll eine Spannung von etwa 2,5 V gemessen
werden. Der Endausschlag wird auf 3 V festgelegt. Uy UM
Welcher Widerstand muß zur Verringerung der Spannung dem
Meßwerk vorgeschaltet werden ?
Um Ry auszurechnen , benötigtman : Abb. 4: Schaltung einer SpannungsmeB
• die Stromstärke I durch den Widerstand bereichserweiterung durch einen
Vorwiderstand
• die Spannung U , am Widerstand

Die Stromstärke bei Vollausschlag läßt sich über die Werte des
Meßwerkes berechnen :
R;
Um die Spannung U , bei Vollausschlag berechnen zu können ,
muß die Meßwerkspannung Um von der Spannung U abgezogen
werden .
Uv = U - UM . Abb . 5: Vorwiderstand
70 Leistung bei Reihenschaltung

Ersetzt man in der Widerstandsformel 1 und U , durch die


entsprechenden Gleichungen , dann ergibt sich
U - UM U - UM 3 V - ,06 V
Rv = R =- Ri
R . Rv = 20029 ,06 V
UM UM
Ry = 9,8 k 2

4 . 1. 4 Leistung bei der Reihenschaltung


Die Kochplatte mit dem 7-Takt-Schalter stellt in den ersten
beiden Schaltstufen eine Reihenschaltung dar.
Die Abb . 1 zeigt die komplette Schaltung. Die Heizplatte besitzt IPL No
drei verschieden großeWiderstände , die mittels 7 -Takt-Schalter
verschieden geschaltet werden können . Im Schalter werden 1 ... 7 OP
nur entsprechende Verbindungen zwischen P , P , und 1, 2, 3, po ....Z
4 hergestellt. 19 29 39 49
Abb. 2 zeigt für die ersten drei Schaltstufen die Schaltverbin
dungen mit den dazugehörigen Widerstandsschaltungen in
übersichtlicher FormI ..
In der Zwischenstufe 1 . 2 ist nur der Widerstand R , einge 1 1 2 3 46
schaltet. Er beträgt 10722 (vgl. Versuch 2 –3, S . 49). Dieser
Widerstand nimmtan 220 V eine Leistung von 450 W auf.
Schaltet man einen zweiten Widerstand dazu in Reihe und
schließt diese Reihenschaltung an 220 V an , dann sinkt die
Leistungsaufnahme. Dies entspricht der Schaltstufe 1. Laut
Versuch 2 - 3 beträgt hier die Leistungsaufnahme 300 W und
der Widerstand der Reihenschaltung R , + R , = 162 2 . Der
Widerstand R , läßt sich berechnen : R = 55 12. Abb . 1: Herdplatte in 7 -Takt-Schaltung

Berechnung von R ,
R , = R2 - R2
R = 162 22 - 1072
R , = 552
In der Zwischenstufe . 1 sind die Widerstände R ., R , und R ,
in Reihe geschaltet an 220 V angeschlossen. Jetzt beträgtbei
einem Widerstand von 242 2 die Leistungsaufnahme 200 W .
Berechnung von R ,
R = R129 - R2
R = 242 2 - 162 2
R , = 80 22
Erweitert man die Reihenschaltung um zusätzliche Wider
stände, dann verringert sich die gesamte Leistungsaufnahme
(U = konst.).
Es soll weiter untersucht werden , wie groß die Leistungsauf
nahme der einzelnen Widerstände bei der Reihenschaltung ist.
Hierfür könnte die Herdplatte in der ersten Schalterstellung
näheruntersuchtwerden .Dies wäre jedoch zu aufwendig, daman
die Plattenanlage öffnen müßte . Deshalb wird eine labormäßig
aufgebaute Versuchsanordnung vorgezogen (Versuch 4 - 3).
Leistung bei Reihenschaltung

P ! PIN Pa P2
1 . 29 19 20 30
10 20 3

R1

Abb . 2: Schaltstufen . 1, 1 und 1 . 2 einer Herdplatte in 7 -Takt-Schaltung

Versuch 4 - 3: Leistung bei der Reihenschaltung


Aufbau

R2 R2

Drei Widerstände R , = 20 S2, R , = 40 22 und R , = 50 2 werden in Reihe geschaltet und an 220 V


angeschlossen .
Durchführung
Die Gesamtspannung , die Stromstärke, die Gesamtleistung und die Teilleistungen werden gemessen .
Meßergebnis
U iVn IinAP, inWP, inWP, inWP, in W
220 2 440 80 160 200

Die Summe der Teilleistungen ist so groß wie die Gesamt- Leistung bei der Reihenschaltung
leistung
Pg = P, + P + ... + P
Der Widerstand Ry = 50 12 (der größte ) nimmt die größte
Leistung auf, weil bei gleichem Strom an ihm die größte
Spannung abfällt.
Bei der Reihenschaltung sind Leistungsaufnahme und Wider
stand direkt proportional.
Die Meßergebnisse lassen sich rechnerisch kontrollieren .
72 Aufgaben zu 4 . 1

Aufgaben zu 4. 1
1. Begründen Sie , warum bei der Reihenschaltung der Strom
in allen Widerständen gleich groß ist!
R = 200 | | , = 50V
2. Wie heißtdas 2. Kirchhoffsche Gesetz ?
3 .Welche Bedeutung hat der Gesamtwiderstand für eine
Schaltung?
4 . Wie groß ist der Gesamtwiderstand von vier gleich großen
Widerständen (je 2,5 S2), die in Reihe geschaltet sind ?
5 . In Abb . 1 sind drei Widerstände R = 20 92, R = 402 und Rg= 402 || Uz
Rx = 40 2 in Reihe geschaltet. Die Teilspannungen betragen
Un = 50V und U2 = 100 V .
a ) Wie groß ist die Teilspannung U , ? Abb. 1: Schaltung zu Aufgabe 5
b ) Wie groß ist die Gesamtspannung ?
6 . In Abb . 2 sind vier Widerstände R , = 100 2, R , = 1202, 1 = 50mA
R , = 270 22 und R = 470 22 in Reihe geschaltet. Durch sie Ri = 1009
fließt ein Strom von I = 50 mA.
a ) Wie groß ist der Gesamtwiderstand ?
b ) Wie groß sind die Teilspannungen ? R2= 1200
c) Wie groß ist die Gesamtspannung ?
7 . Eine Spannungsquelle mit U = 24 V speist eine Reihen
schaltung von vier Widerständen . Drei Widerstände sind Rz= 27022
gleich groß (R , = R = R , = 4 k ). An ihnen fallen drei
Spannungen von je 4 V ab .
a ) Wie groß ist die Teilspannung U ? R4 = 4709
b ) Wie groß ist der Teilwiderstand R ?
c ) Wie groß ist die Stromstärke ?
8 .Wie ändern sich bei einer Reihenschaltung die Teilspan - Abb . 2: Schaltung zu Aufgabe 6
nungen , wenn ein weiterer Widerstand zusätzlich in Reihe
geschaltet und die gesamte Schaltung an die gleiche
Spannung gelegt wird ?
1000 W Leistung auf. Wie R ,= 402 | | P = 45 W
groß ist die Stromstärke?
10. In Abb . 3 sind zwei Widerstände R , = 402 und R , = 802 R2= 809
in Reihe geschaltet. Die Leistungsaufnahme des Widerstan
des R , beträgt P , = 45 W .
a ) WievielLeistung nimmt R , auf?
b ) Wie groß ist die Gesamtleistung ? Abb. 3: Schaltung zu Aufgabe 10
11. Die Leistung eines Lötkolbens soll bei konstanter Netz
spannung vermindertwerden .Wie läßt sich dies realisieren ?
12. Eine Glühlampe 110V, 100W , soll über einen Vorwiderstand
an 220V angeschlossen werden .
a) Wie groß muß der Vorwiderstand sein ?
b ) Wieviel Leistung nimmtder Vorwiderstand auf?
c) Verliert die Glühlampe durch diese Anordnung ihre
Helligkeit?
13. Zwei gleich große Heizwiderstände nehmen in Reihe ge
schaltet und an 220V angeschlossen zusammen 15W auf.
a ) Wie groß ist die Stromstärke ?
b ) Wie groß ist der Widerstand der Reihenschaltung?
c ) Wie groß ist der Widerstand eines Heizleiters ?
d ) WievielLeistung würde ein Widerstand allein aufnehmen ,
wenn er an 220V angeschlossen wird ?
Parallelschaltung

4 . 2 Parallelschaltung
In vielen elektrischen Anlagen ist es möglich , elektrische
Verbraucher beliebig und unabhängig voneinander ein - oder
auszuschalten . Dies ist kennzeichnend für die Parallelschal
tung. Die Verbraucher sind parallel zueinander an die gleiche
Spannungsquelle angeschlossen (Abb . 4 ).
Für die Ermittlung der Gesetzmäßigkeiten soll ein Versuch
durchgeführt werden . Um einen Vergleich mit der Reihen Fern - Leuchte Raum
schaltung herstellen zu können , werden die gleichen Wider seher Theizung
stände und die gleiche Spannungsquelle verwendet. N
Die Ausgangsfrage für die Untersuchung lautet:
Wie verhalten sich Spannungen , Ströme und Widerstände bei Abb . 4: Prinzip der Parallelschaltung
der Parallelschaltung ? (Anmerkung: Das Zeichen für den Fern
seher ist ein Bildzeichen nach DIN 30600,
Wir wollen die Frage in dieser Reihenfolge durch Einzelversu die anderen Zeichen sind Schaltzeichen
che klären . nach DIN 40900)

4 .2 .1 Spannungsverhalten bei der Parallelschaltung

Versuch 4– 4: Spannung bei der Parallelschaltung


Aufbau
Drei Widerstände R , = 102,
R = 20 22 und R , = 50 2 werden
parallel an eine Spannungsquelle
mit U = 16 V angeschlossen .
Durchführung
Die Quellenspannung Un, die Strom
stärke I, und die Spannungen an den
einzelnen Widerständen werden ge
messen .
Meßergebnis
T U in V I in A | U , inv
16 2,72 16
RIRI H2 RI
H3
( V ) ug ) u TVUTCVU.
( V JU 16 16

Werden Widerstände parallelgeschaltet und an eine Span Spannung bei der Parallelschaltung
nungsquelle angeschlossen , dann liegt an allen Widerstän Ug = U , = U , = ... = Un
den die gleiche Spannung .
Die Gesamtspannung ist so groß wie die Teilspannungen .
74 Erstes Kirchhoffsches Gesetz

4 .2.2 Stromverhalten bei der Parallelschaltung

Versuch 4 - 5: Ströme bei der Parallelschaltung


Aufbau

Durchführung
Die Quellenspannung Ug, die Strom
stärke I, und die Teilströme durch
die Teilwiderstände werden gemes
sen .

1 Meßergebnis
Un inV I , in A I, in A
a 16 2 ,72 I 1,6
Ug | 1, inA l , in A
,8 ,32

Versuch 4 -5 zeigt den Zusammenhang zwischen Gesamtstrom Stromstärke bei der Parallel
und Teilströmen . schaltung von drei Widerständen
Erstes Kirchhoffsches Gesetz 1, = 1, + 1, + 1,
Der Gesamtstrom ist so groß wie die Summe der Teilströme.
Wären noch mehr Widerstände vorhanden , dann müßten die Stromstärke bei der Parallelschaltung
weiteren Teilströme ebenfalls addiert werden . Durch jeden
weiteren parallel geschalteten Widerstand wird I , erhöht. 19 = 1, + 12 + ... + In
Die Stromverzweigung in Versuch 4 - 5 läßt sich auch in
Abb . 2 erkennen . Die einzelnen Verzweigungspunkte wurden Knotenpunktregel
zu je einem Knotenpunkt (A und B ) zusammengefaßt.
Für diese Knotenpunkte gilt ebenfalls das 1. Kirchhoffsche E ' Izu = lab
Gesetz (Knotenpunktregel):
Knotenpunkt A Knotenpunkt B
Ig = 1, + 1₂ + I₃ 1, + 1, + 1% = 1,
Die einem Knotenpunkt zufließenden Ströme sind genau so
groß wie die vom Knotenpunkt abfließenden Ströme. 16V 6A 1022 8A 2002 32A 5092
Ordnet man die Ströme den Widerständen zu , durch die sie ,
1 , ,
= = = = = - =
R3
fließen (Abb . 1), so ergibt sich : U 11 R 12 R ,
1
Durch den kleineren Widerstand fließt der größere Strom .
Wie verhalten sich aber die Ströme zueinander?
Abb . 1: Zusammenhang zwischen Wider
Ug ständen und Strömen .
US 1, _ R ,
Iz Ug - I R
= mathematisches Summenzeichen
Widerstandsverhalten 75

Bei der Parallelschaltung verhalten sich die Ströme umge


kehrt zueinander wie die dazugehörigen Widerstände.

- bzw . 1 - bzw. 1 L
RA R3
Bei gleichgroßen Teilwiderständen sind auch die Teilströme
gleich groß.

4 . 2 .3 Widerstandsverhalten bei der Parallelschaltung


Die Spannungsquelle mit U = 16 V versorgt die drei Wider
stände und liefert dabei eine Stromstärke 19 = 2,72 A. Diese
Stromstärke würde sich auch einstellen , wenn anstelle der drei Abb . 2 : Umzeichnung von Abb . 1
Teilwiderstände der Gesamtwiderstand R . (Ersatzwiderstand )
vorhanden wäre. Nach dem Ohmschen Gesetz gilt: I = 2,72A
16 V 16V 1092 2092 5092
2,72 A : Rg = 5,922 = =
Ri =
R2 =
Rg
U
Vergleichen wir diesen errechneten Gesamtwiderstandmit den
Einzelwiderständen , so können wir feststellen :
1 = 2,72A
Der Gesamtwiderstand der Parallelschaltung ist kleiner als 16V
der kleinste Teilwiderstand . =
U Rg = 5,992
Dies kann man sich anschaulich dadurch erklären , daß in einem
Stromkreis durch jeden weiteren parallel geschalteten Wider Abb . 3: Der Gesamtwiderstand hat die
stand auch ein weiterer Stromweg eröffnet wird. Dadurch gleiche Wirkung wie seine Teilwiderstände
entsteht die gleiche Wirkung wie bei einer Querschnittsver
größerung des Leiters.
Welcher Zusammenhang besteht bei der Parallelschaltung
zwischen Gesamtwiderstand und Teilwiderständen ?
Wir wollen diese Frage durch eine mathematische Betrach
tung klären und gehen dabei vom 1. Kirchhoffschen Gesetz aus.
Ig = 1 + I + I,
Mitdem Ohmschen Gesetz kann man die Gleichung umformen :
Ug _ U , U₂U
Rg R , R₂ R₂
Da Ug = U , = U , = U , = U , dürfen wir die gesamte Gleichung
durch U teilen und können dann kürzen .
- + - + Gesamtleitwertbei der
Rg. U R , U 'RU 'RU Parallelschaltung
Bei der Parallelschaltung ist der Kehrwert des Gesamtwider 1 1 = - 1 + - 1 + ... +
standes so groß wie die Summe der Kehrwerte der Teilwider Rg R , R
stände .
Der Kehrwert eines Widerstandes ist sein Leitwert G = Ge= G , + G , + ... + Gm
Setztman den Leitwert in die gefundene Gesetzmäßigkeit ein ,
dann ergibt sich der Zusammenhang zwischen Gesamtleitwert
und Teilleitwerten .
76 Meßbereichserweiterung

Bei der Parallelschaltung ist der Gesamtleitwert so groß wie


die Summe der Teilleitwerte .
Sind nur zwei Widerstände parallelgeschaltet, dann kann man
den Gesamtwiderstand einfacher mit einer anderen Formel
berechnen .
1 1 1 1 R₂ R 1 R₂ + R , Gesamtwiderstand von zwei parallel
Rg R , R₂ Rg R , R₂ R .R2 Rg R , R₂ geschalteten Widerständen
R. RR
Beispiel: RgR. + R2
Meßbereichserweiterung von Strommessern
(Drehspulmeßwerk )
Mit einem Strommesser (Meßbereich : 60 mV, Innenwiderstand:
200 (2 ) soll eine Stromstärke von etwa 1 A gemessen werden .
Der Endausschlag des Instrumentes wird deshalb auf 1,5 A
festgelegt.
Welcher Widerstand (Shunt) muß zur Verringerung der Strom
stärke durch das Meßwerk parallelgeschaltet werden ? lp
Um Rp ausrechnen zu können, benötigtman:
• die Spannung U am Widerstand Rp
• die Stromstärke I durch den Widerstand
Abb . 1: Schaltung einer Strommeß
Rp To bereichserweiterung durch einen Shunt
Die Spannung bei Vollausschlag läßt sich über die Werte des
Meßwerkes berechnen .
U = IMR
Um die Stromstärke 1, bei Vollausschlag berechnen zu können ,
muß die Stromstärke Im von der Stromstärke I abgezogen
werden .
I = I - IM
Ersetzt man in der Widerstandsformel U und I, durch die
entsprechenden Gleichungen , dann ergibt sich:
IMR - IM
Rp I - IM Rp Ri I - IM
,06 V Abb . 2: Shunts (Nebenwiderstände)
IM RM IM IM = ,3 mA
2002
,3 . 10 - 3 A
Rp= 2009 1,5 A - ,3. 10-3 À Rp = ,04 12

4.2.4 Leistung bei der Parallelschaltung


Die Kochplatten mit dem 7- Takt-Schalter stellt in den Schaltstu
fen 2 . 3 und 3 Parallelschaltungen dar. Abb . 3 zeigt für die
Schaltstufen 2 , 2 . 3 und 3 die Schaltverbindungen in übersicht
licher Form .
In der Schaltstufe 2 ist nur der Widerstand R , = 51 S2 einge
schaltet (vgl. Versuch 4 - 3 , S . 71). Er nimmt an 220 V eine
Leistung von 950 W auf.
Schaltetman einen zweiten Widerstand R , parallel, dann steigt
bei gleichbleibender Spannung die Leistungsaufnahme. Das
Leistung bei Parallelschaltung

L IN
P .NN P . P1 NN P2
1 2 3 4
1 2 3
U
R3 R2

Abb . 3: Schaltstufen 2, 2 . 3 und 3 einer Herdplatte in 7-Takt-Schaltung

entspricht derZwischenstufe 2 . 3 . Der Widerstand R , ist in der


Zwischenstufe 1 . 2 allein eingeschaltet. Die Leistungsauf
nahmebeträgt hier 450 W . In der Zwischenstufe 2 . 3 kommt
also zur Leistungsaufnahme von R , die Leistungsaufnahme von
R , hinzu .
P = PR + PR P = 950 W + 450 W P = 1400 W
In der Schaltstufe 3 wird der dritte Widerstand R , parallel
geschaltet. Die Leistungsaufnahme erhöht sich nochmals um
den Leistungswert von R , auf 2000 W .
Erweitert man die Parallelschaltung um zusätzliche Wider
stände, dann vergrößert sich die gesamte Leistungsaufnahme
( U = konst.).
Wir wollen nun den Zusammenhang zwischen Widerstand und
Leistungsaufnahme ermitteln . Hierzu dient Versuch 4 -6 .

Versuch 4 - 6 : Leistung bei der Parallelschaltung


Aufbau Durchführung
Die Spannung, die Stromstärke, die
Gesamtleistung und die Teilleistun
gen werden gemessen .
Meßergebnis
U in V I iAn P in W
220 20 , 9 4598
P , inW P , inW P , in W
Drei Widerstände R , = 202, R , = 40 2 und R , = 50 werden 2420 1210 968
parallel geschaltet und an 220 V angeschlossen .
Aufgaben zu 4 .2

Die Summe der Teilleistungen ist so groß wie die Gesamt Leistung bei der Parallelschaltung
leistung. Pg = P , + P , + ... + Pm
Der Widerstand R , = 20 2 (der kleinste ) nimmt die größte
Leistung auf.
Beider Parallelschaltung sind Leistungsaufnahme und Wider
stand umgekehrt proportional.

Aufgaben zu 4 .2
1. Begründen Sie , warum bei der Parallelschaltung durch den
kleineren Widerstand der größere Strom fließt!
2 . Wie heißt das 1. Kirchhoffsche Gesetz ?
3 . Wie groß ist der Gesamtwiderstand von fünf parallelge RY= 202 R2= 402 R3=402
schalteten Widerständen von je 30 S2 ?
4. In Abb . 1 sind drei Widerstände R , = 202, R = 40 22 und
R = 40 22 parallelgeschaltet. Der Teilstrom I, beträgt 6 A .
a ) Wie groß sind die Teilströme I, und 1, ? Abb. 1: Schaltung zu Aufgabe 4
b ) Wie groß ist der Gesamtstrom ?
c ) Wie groß ist die Spannung?
5 . Vier Widerstände R , = 800 S2, R , = 1200 S2, R , = 1600 12 und
R = 2400 2 sind parallelgeschaltet. Die Gesamtstromstärke Ry= 4022 R2- 8092
beträgt ,5 A .
a ) Wie groß ist der Gesamtwiderstand? P1= 45WT
b ) Wie groß ist die Spannung ?
c ) Wie groß sind die Teilströme?
6 . Zwei Widerstände R = 400 S2 und R , sind parallelgeschal Abb . 2: Schaltung zu Aufgabe 7
tet. Der Gesamtstrom beträgt 1, = 1 A und der Teilstrom 50Hz
I, = ,6 A .
a ) Wie groß ist die Spannung ? -
N
/
3
b ) Wie groß ist R ? ;
c ) Wie groß ist R , ? V
400
7. In Abb . 2 sind zwei Widerstände R , = 40 2 und R , = 80 22 F01
parallelgeschaltet. Die Leistungsaufnahme des Widerstan
des R , beträgt P , = 45 W .
a ) Wieviel Leistung nimmt R , auf ? @ Oto
b ) Wie groß ist die Gesamtleistung? 37 38 32
8 . Der Stromkreis in einer Küche ist mit 10 A abgesichert F5 | F6 F7 F8
(Abb . 3). Dort werden neben anderen Kleingeräten ein
elektrisches Heißwassergerät mit 2000 W und ein Toaster LS 10A LS 10A LS 10A LS 10A
mit 1700 W betrieben . Jedesmal, wenn beide Geräte gleich
zeitig betrieben werden , sprichtder Sicherungsautomat an . 37 37 37 37
Wie istdas zu erklären ?
9 . Zwei parallelgeschaltete Widerstände, die an 230 V ange w W
schlossen sind , nehmen zusammen 1800 W auf. Wird nur
einer an 230 V betrieben , dann nimmt er 1400 W auf. 2 5 *
Wie groß sind die beiden Widerstände ? Arbeitszimmer Küche
10. Kontrollieren Sie rechnerisch aus Versuch 4 - 6 (S. 77): I,Pg, Flur Bad
P ., P ,und P3
Abb . 3: Verteilungsplan einer Wohnung
(Ausschnitt) zu Aufgabe 8
Gruppenschaltungen

4.3 Gruppenschaltungen AF 280


C35 Tr35
In Abb . 4 ist ein Schaltungsausschnitt eines Fernsehgerätes 4 ,7k 1 22
abgebildet. Neben anderen Bauteilen , die später besprochen 130p
C29
R29 7pR45
C41
werden , sind verschiedene Widerstände eingebaut. Sie sind 18k
R36
einzeln , in Reihe, parallel, aber auch in Gruppen geschaltet.
20k 270p
Gruppenschaltungen sind Kombinationen aus Reihen - und C36
Parallelschaltungen . R33
Die in der Abb . 4 hinterlegte Schaltung ist eine Reihenschaltung R32 15k 3,9k
K154 /25K DESK R37
von Rg und Rgs, zu der zusätzlich R2 parallelgeschaltet ist.
Diese Schaltung nennt man eine erweiterte Reihenschaltung
(eine Reihenschaltung, die um eine Parallelschaltung erweitert 4 .7k 470p
wurde). R68
Die in Abb. 5 hinterlegte Schaltung ist eine Parallelschaltung
von R einerseits und von R , in Reihe mit Rg, andererseits , Abb . 4: Beispiel einer erweiterten Reihen
die zusätzlich mit Ry, in Reihe geschaltet ist. Diese Schaltung schaltung
nennt man eine erweiterte Parallelschaltung (eine Parallel
schaltung, die um eine Reihenschaltung erweitert wurde).
Im folgenden sollen diese beiden Schaltungskombinationen LipC35 AF 280
näher behandelt werden. Das kann natürlich experimentell Tr35
geschehen . Da es sich jedoch im Prinzip um die Anwendung y 4 .7k
von Reihen - und Parallelschaltungen handelt, können wir die 130p R29 7pC41 22R45
C29 18k
bereits gewohnenen Erkenntnisse übertragen . R36
270p
4 . 3 . 1 Erweiterte Reihenschaltung 20k C36
R33
Zur Berechnung des Gesamtwiderstandes einer Gruppen
schaltung gehen wir in Teilschritten vor. R32 15k 3.9k
K154/ 25KbSk R37
Im ersten Schritt berechnen wir den Teil einer Schaltung, der
aus einer Grundschaltung besteht, also aus einer Reihen - oder 4 ,7k
aus einer Parallelschaltung. Im vorliegenden Beispiel (Abb .6a) R68 470p
ist es die Reihenschaltung von R , und R .. Aus diesen beiden
Werten läßt sich der Ersatzwiderstand Rg berechnen .
R2 = R , + R , Rg3 = 122 + 812 R2 = 20 2 Abb . 5 : Beispieleiner erweiterten Parallel
schaltung
In Abb. 6b sind die Widerstände R , und R , durch den Wider
stand Rag ersetzt worden .
Wir können die Gruppenschaltung nun als eine einfache a)
Parallelschaltung betrachten . Der Gesamtwiderstand läßt sich R1 = 302
dann wie folgt berechnen (vgl. 4 .2):
1 =1 1
Rg R, R. b)
1 1 1 R1 = 302
Ag 30 2012
R2,3 = 200

122

Rg = 1222 Abb. 6 : Vereinfachung einer erweiterten


Ra = ,838 2 Reihenschaltung
Netzwerke

4. 3.2 Erweiterte Parallelschaltung


In Abb . 1a tritt als reine Grundschaltung die Parallelschaltung
von R , und R , auf. Diese wird zuerst berechnet.
1- = —1 + 1 = ,0208
R.₂3 R₂ R₂ R23 R3 = 802
R 23 ,0208 b) 1
R2 1202 80 12
1 Rx = 482 R1 = 6022 R2,3 = 480
R23 = ,0083 - + ,0125
Der Widerstand Ry, kann die Parallelschaltung von R , und RA
ersetzen (Abb . 1b ). Wir können die Schaltung nun als eine
einfache Reihenschaltung auffassen .
- RgSTOEL
= 1089
Rg = R + R23; Rg = 60 2 + 48 12 ; Rg = 108 22
Abb. 1: Vereinfachung einer erweiterten
4 . 3 .3 Netzwerke Parallelschaltung
Ein Netzwerk ist ein verzweigter elektrischer Stromkreis, in dem
mehrere Gruppenschaltungen und oft auch mehrere Span
nungsquellen vorkommen . Hier soll nur eine Widerstandsbe
rechnung für ein Netzwerk mit einer Spannungsquelle (Abb . a )
2a) durchgeführt werden .
Zunächst wird der Teil der Schaltung gesucht, der eine Grund R1 = 692 = 4
schaltung darstellt. Das ist zunächst die Reihenschaltung von
Rq, R , und R R3= 24
Der Widerstand dieser Reihenschaltung wird berechnet.
R .58 = R + RE + RE R2 = 612
RE= 42 + 92 + 312
R .56 = 162 b )
Dieser Widerstand Rise wird für R , R . und R . eingesetzt. Die R1 = 6
Schaltung läßt sich damit wie in Abb . 2b gezeigt vereinfachen . |R3 = R456 =
Deutlich istzu erkennen ,daß R ,und R56 eine Parallelschaltung | 240 |1160
darstellen . Es gilt:
1 - = -1 + 1
R = ,1042 2 R = 6
Raa56 R Raso
1 1 1
R3456 24 22 ' 162 R3456 - , 1042
169
RR 3456 = ,0417 + ,0625 R3456 = 9,6 12 R3456 = 9,6

Dieser Widerstand Rase ersetzt R , und Rass der Schaltung in R = 622


Abb . 2b . Wir können die Schaltung nun wie in Abb . 2c dargestellt
auffassen .
Damit kann man das recht komplizierte Netzwerk als eine
einfache Reihenschaltung betrachten . Der Gesamtwiderstand
des Netzwerkes ist: a = 21, 6 22
Rg = R , + R3456 + R2; Rg =612 + 9,6 12 +62;
Re = 21, 6 2
Bei solchen umfangreichen Aufgaben empfiehlt es sich nicht,
die Berechnung in einem Rechengang durchzuführen . Abb. 2 : Vereinfachung eines Netzwerkes
Spannungsteiler

4 .3.4 Spannungsteiler
In der Praxis benötigt man oft veränderbare Spannungen, um
z.B. die Helligkeit von Leuchten , Drehzahlen von Motoren ,
Temperaturwerte von Heizgeräten usw . zu regulieren. Die
Industrie stellt dafür besondere Geräte wie z . B . Stelltransfor
matoren und Dimmer her. Veränderbare Spannungen lassen
sich aber auch mit Stellwiderständen (Potentiometern ) erzeu
gen (Abb . 3).
Um z. B . die Spannung einer Glühlampe und damit den Glüh
lampenstrom sowie die Helligkeit zu beeinflussen , bieten sich
die Reihenschaltung und die Spannungsteilerschaltung an
(Abb. 4b ).
Bei der Reihenschaltung leuchtet die Lampe dann mit größter
Helligkeit, wenn der Vorwiderstand ausgeschaltet und der
Schleifer direkt mit dem einen Pol der Spannungsquelle (in Abb . 3: Stellwiderstand für höhere
Abb. 4a oben) verbunden ist. Der kleinste Strom fließt dann , Belastungen
wenn der Vorwiderstand voll eingeschaltet ist (Schleifer in Abb .
4a unten ). Die Glühlampe kann durch Veränderung der Schlei
ferstellung nie spannungsfreiwerden .
Bei der Spannungsteilerschaltung (Abb. 4b ) dagegen erhält die
Glühlampe bei der unteren Schleiferstellung keine Spannung,
während bei der oberen Schleiferstellung die volle Spannung
anliegt.
Die Spannungsteilerschaltung liefert eine veränderbare Ver a) Reihen b ) Spannungs
schaltung teilerschaltung
braucherspannung. Es soll in Versuch 4 - 7 untersucht werden ,
wie sich die Verbraucherspannung ändert, wenn der Schleifer Abb. 4 : Schaltungsmöglichkeiten für ver
schrittweise verstellt wird . änderbare Spannungen

Versuch 4 - 7 : Spannungsteilerschaltung
Aufbau
Durchführung
12V pot Der Schleifer eines Stellwiderstandes wird stu
ON H H fenweise von bis 6 verstellt.Fürjede Einstellung
= wird die Spannung U , gemessen . Die Eingangs
U spannung bleibtkonstant (Spannungsmesser zur
Kontrolle ). Die Messung wird (je nach Schalter
stellung) für Leerlauf, Belastung mit 4 S2 und Be
lastung mit 24 12 durchgeführt.

Schlei- u , in v U , in V U , in V Meßergebnis
Nr. ferstel- (Leer
lunglauf) | (R , = 24 2) (R = 4 12 )
AWN
1,7 1, 1
3, 3 1,7
YOU 4 ,8 2 ,4
6 ,5 3 ,4
8 ,8 5 ,5
OLO NOOTNO 12 12
82 Indirekte Widerstandsmessung

Die Werte aus Versuch 4 - 7 sind im Diagramm der Abb . 1 dar


gestellt. Die Ausgangsspannung U , (Senkrechte ) ist in Abhän
gigkeit von der Schleiferstellung (Waagerechte ) aufgetragen .
Wird der Spannungsteiler im Leerlauf betrieben , dann ergibt
jede Schleiferverstellung eine sich in gleichem Maße verän
dernde Spannung.Wird dagegen der Spannungsteiler belastet,
dann entspricht die Änderung der Spannung nicht mehr der
Änderung der Schleiferstellung. Die Abweichung ist um so
größer, je niederohmiger die Belastung im Vergleich zum
Stellwiderstand ist.

12 U2 in V

107 R1 = 24
o (Leerlauf)
R2 = 242

oc
VARO = 4

R = 162

Schleiferstellung
Ri =
82 | |R2 = 242
Abb. 1: Abhängigkeitder Ausgangsspannung von der Schleiferstellung

Aus dieser Erkenntnis heraus sollte man für die Praxis be


achten :
Bei der Spannungsteilerschaltung sollte der Stellwiderstand
etwa den gleichen Widerstandswert wie der Belastungs R1 = 162
widerstand haben . Wird der Stellwiderstand kleiner gewählt,
dann nähern sich die Verhältnisse den idealen Leerlauf
bedingungen .
Wir denken uns den Stellwiderstand an der Stelle , an der der
Schleifer steht, aufgetrennt und mit Leitungen verbunden . Man
kann dann die Spannungsteilerschaltung als eine erweiterte
Reihenschaltung auffassen . Für die Schleiferstellung 2 und die
Belastung R , = 24 2 ist das in Abb . 2a dargestellt.
Die Widerstände R , und R " sind parallelgeschaltet (Abb . 2b ).
Ihr Ersatzwiderstand (hier Rx) ist: = 220
1 = 1 + 1
Rx RR₂ 1 = , 167 1
1 1 1 1
Rx 82 25 22 Rx = .1672
Abb . 2 : Vereinfachung einer Spannungs
Rx =62 teilerschaltung
= ,125 - + ,0417
Aufgaben zu 4 . 3 83

Dieser Widerstand Rx bildet mit R , eine Reihenschaltung


(Abb . 2c).
Rg = RA + Rx; Rg = 162 +62; Rg = 2222
Mit dem Gesamtwiderstand der Schaltung läßt sich der Ge
samtstrom I, berechnen .
Icu,
I = I = 12 V 1, = ,545 A
1 R. 22.2
Dieser Strom verursacht am Widerstand R , einen Spannungs
abfall U . Um diesen Wert ist die Ausgangsspannung U , kleiner
als die Eingangsspannung U ,
U = 1, · R Un = U , - U ,
U = ,545 A : 162 U2= 12 V - 8,7 V
U , = 8 ,7 V Un = 3,3 V
Der Strom I, teilt sich an der Stelle auf, an der der Schleifer
steht. I, fließt durch den Belastungswiderstand .
UZ 3,3 V
24 ő22 1 = , 14 A
Der Differenzstrom 1" fließt durch R " . Hierfür gelten zwei Abb . 3:Spannungs-und Stromverhältnisse
Gleichungen : einer Spannungsteilerschaltung

R bzw . 19 = 1, - 1
3 ,3 V
82 1 = ,545 A – ,14 A
11 = ,41 A 1 = ,41 A

Aufgaben zu 4 .3
1. Wie ändert sich die Gesamtstromstärke, wenn zu einer
Reihenschaltung ein Widerstand bei konstanter Spannung
parallelgeschaltet wird ?
2. Wie ändert sich die Gesamtstromstärke, wenn zu einer
Parallelschaltung ein Widerstand bei konstanter Spannung
in Reihe geschaltet wird ? 16,892
3 . Eine Spannungsquelle U = 12 V speist eine Reihenschal
tung von R . = 82 12 und R , = 22 12 . 14,792
a ) Wie groß ist die Stromstärke ?
b ) Wie groß ist die Gesamtstromstärke, wenn parallel zu 4 ,722 3 ,32 6 ,822
dieser Reihenschaltung ein 3 . Widerstand mit R , = 47 Q2 ge
schaltet wird ?
4 . Zwei Widerstände R , = 39 2 und R , = 18 12 werden parallel
an 6 V angeschlossen. Das Netzgerätmuß später gegen ein
anderes, das eine Spannung von 10 V liefert, ausgetauscht 14,72
werden . Da die Ströme durch die Widerstände nicht ver
ändert werden sollen , muß in Reihe zu den parallel ge
schalteten ein 3. Widerstand R , geschaltet werden. Wie groß
ist dieser ?
5 . Der Gesamtwiderstand der abgebildeten Schaltung (Abb . 4 )
ist zu berechnen ! Abb . 4 : Schaltung zu Aufgabe 5
.
Wirkungen des
elektrischen Stromes

Mit dem elektrischen Strom können vielfältige Wirkungen erzielt


werden . Grundsätzlich lassen sich die folgenden Wirkungen
unterscheiden : elektrische Energie
• Wärmewirkung , • Chemische Wirkung,
• Lichtwirkung, • Physiologische Wirkung.
• Magnetische Wirkung ,
Diese Wirkungen treten nicht isoliert voneinander auf. Z . B .
entsteht bei der Glühlampe durch den Stromfluß neben der
erwünschten Lichtwirkung vorwiegend Wärme. Außerdem baut
sich um den Leiter ein Magnetfeld auf. Es spielt dabei keine
Rolle , ob es sich um einen metallischen oder um einen flüssigen
Leiter (Elektrolyten ) handelt. elektrische Geräte
Anders verhält es sich mit der Lichtwirkung. Nur bei metalli als Wandler
schen Leitern gehtbei erhöhter Stromstärke die Wärmewirkung
über in eine Lichtabstrahlung. Die Wärmeabgabe erfolgtweiter
hin . Nur ein Teil der zugeführten elektrischen Energie wird in
sichtbares Licht umgewandelt.
Chemische und physiologische Wirkungen treten nur in be
stimmten Leitern auf. Schicktman z . B . einen elektrischen Strom
durch eine Salzlösung, so erfolgt eine Zersetzung der Stoffe →
und eine Abscheidung an den Elektroden . Verschiedenartigste
Wirkungen treten auf, wenn durch organische Körper von außen
zusätzliche Ströme eingeleitetwerden (vgl. 12 . 1). Es erfolgt eine ehcsimehc
starke Beeinflussung bzw . Störung der körpereigenen Nerven gnukriwthciL ehcsitengam
ströme. Man bezeichnet diese verschiedenartigen Auswirkun gnukriwemräW ehcsigol isyhp
gen als physiologische Wirkungen . gnukriW
Klammertman die physiologische Wirkung aus , dann ist allen gnukriW
gnukriW
Wirkungen gemeinsam , daß in entsprechenden Anwendungs
fällen elektrischeEnergie mit Hilfe technischerGeräte in andere
Energieformen umgewandelt wird (Abb . 1). Abb. 1: Umwandlungen der elektrischen
Energie

5 . 1 Wärmewirkung
Wärme und Temperatur Wärme
Ehe die elektrisch erzeugte Wärme, die Gesetzmäßigkeiten und Formelzeichen
Zusammenhänge untersuchtwerden können ,müssen die phy- Einheitenzeichen J
sikalischen Größen Temperatur und Wärme näher erklärt
werden .
Alle Stoffe, ob fest, flüssig oder gasförmig , lassen sich erwär
men . Ihr Aggregatzustand (fest, flüssig oder gasförmig ) hängt
vom Grad der Erwärmung ab .
Was ist erwärmen ? Hierzu drei Beispiele :
• Speisen und Wasser werden im Haushalt auf dem Gasherd,
Elektroherd oder anderen speziellen Elektrogeräten erwärmt.
Metalle werden zum Bearbeiten (Schmieden , Gießen ,
Schweißen ) mit Flammen oder elektrisch erwärmt.
Schmelzpunkt, Siedepunkt

Siedepunkt 100°C
+ 0°C Schmelzpunkt
-EIS Wasserdampf
(fest) (gasförmig)
Wasser (flüssig )

Abb. 1: Schmelz- und Siedepunkt Abb . 2: Eigenschwingung der Moleküle


durch Wärmezufuhr
• Lager von Maschinen werden bei schlechter Schmierung
infolge der Reibung warm .
In allen Fällen werden verschiedene Energien in Wärme um Siedepunkt 100°C
gewandelt. Daraus läßt sich schließen :
Wärme (Wärmemenge ) ist Energie . LLLL
Die Größe Wärme hat die Einheit Joule (festgelegt).
Um eine Vorstellung von der Wärme zu vermitteln , soll hier ein Eoll
Experimentbeschrieben werden (Abb . 1) .
Eiswürfel aus einem Gefrierschrank sollen eine Temperatur
von - 4 °C haben . Sie werden langsam erwärmt. Es wird also
Energie zugeführt und diese in Wärme umgewandelt. Die
Eiswürfel erwärmen sich bis °C und schmelzen . Sie werden
zu Wasser. Diesen Temperaturpunkt nenntman Schmelzpunkt.
Die Wassermoleküle, die im festen Zustand (Eis ) fest an einen Schmelzpunkt 0°C
Ort gebunden sind , führen eine geringe Eigenschwingung
durch . Infolge der Energiezufuhr wird die Eigenschwingung LLLLLL
kräftiger (Abb . 2). Schließlich reißen sich die Moleküle von
einander los und verlassen ihren festen Ort. Sie sind aber
immer noch an ihren Raum gebunden .
Beiweiterer Energiezufuhr wird die Schwingung noch stärker,
bis die Wassermoleküle schließlich im Siedepunkt den Topf Abb. 3: Celsius- Temperaturskala
verlassen und frei im Raum umherfliegen .
Wärme ist Bewegungsenergie von Teilchen .
Wir haben hier schon den Begriff Temperatur verwendet, der Temperatur
bisher noch nicht erklärt ist. Formelzeichen T
Die Größe Temperatur hat die Einheit Kelvin '. Einheitenzeichen K
Die Temperatur ist ein Maß für den Wärmezustand
(Schwingungszustand).
Der schwedische Physiker Anders Celsius ( 1701- 1744) nannte Celsius-Temperatur
den Schmelzpunkt des Wassers » Null Grad « (heute ihm zu Formelzeichen I
Ehren »NullGrad Celsius« °C ) und den Siedepunkt »Hundert Einheitenzeichen °C
Grad « (heute 100 °C ).
Entsprechend der Ausdehnung des Quecksilbers im Queck
silberthermometer (Abb. 3) unterteilte er die Ausdehnungs
differenz in 100 gleiche Teile.
Benannt nach LORD KELVIN OF LARGS (SIR WILLIAM THOMSON ), englischer
Physiker, 1824 ... 1907
Spezifische Wärmekapazität

Wenn Wärme Schwingung der Teilchen ist und die Tempe


ratur ein Maß für den Schwingungszustand, dann gibt es einen Celsius Kelvin
Temperatur Temperatur
Zustand, bei dem alles in Ruhe ist, den absoluten Nullpunkt. skala skala
Bei - 273, 15 °C liegt der absolute Nullpunkt der Temperatur.
Parallel zur Celsius-Skala wurde deshalb die Kelvin -Skala 100°C 373,15 K
eingeführt. Hier ist nichtmehr der Schmelzpunkt von Wasser
Null, sondern der absolute Nullpunkt.
Damit liegt der Schmelzpunkt des Wassers bei 273, 15 K und
der Siedepunkt bei 373, 15 K (Abb . 4) . 0°C 273,15 K
Spezifische Wärmekapazität
Führtman einem Stoff Energie zu , dann erhöht sich der Schwin - 100°C - + 173,15 K
gungszustand der Stoffteilchen . Es soll in Versuch 5 - 1 unter
sucht werden , wie sich die Temperatur von verschiedenen
Stoffen verhält, wenn die gleiche Wärme zugeführt wird .
Die Versuchsdurchführung und die Meßergebnisse zeigen, das - 200 °C 73,15 K
Maschinenöl erwärmt sich in der gleichen Zeit mehr als das
Wasser. Da in beiden Fällen die gleiche Leistung während der OK
gleichen Zeit zugeführt wird , kann das nur bedeuten : - 273, 15 °C
Um Maschinenöl um 1 K zu erwärmen , ist weniger Wärme Abb . 4 : Gegenüberstellung von Celsius
erforderlich als bei Wasser. und Kelvin -Skala

Versuch 5 - 1: Abhängigkeit der Temperaturerhöhung vom Material


Aufbau
100 °C 100 °C
H34°C H51°C
+ 20°C H20°C
OCH O 'CH
- 1 kg Wasser 60 s 1 kg Maschinenöl
- 1,5 kW 1 ,5 kW

Durchführung
Auf zwei Kochplatten mit je P = 1,5 kW werden 1 kg Wasser und 1 kg Maschinenöl erwärmt. In
gleichen Zeitabständen wird die Temperatur in beiden Flüssigkeiten gemessen . Während der
Versuchsdurchführung müssen die Flüssigkeiten umgerührt werden , um die Temperatur gleich
mäßig zu verteilen .
Meßergebnis
Nr. t in s Iw in °C | Twink T So in °C Tõin K
м 293 293
да 60 307 324
120 321 82 355
Ол 180 335 113 386
240 349 144 417
88 Wärmeausbreitung

Die Materialkonstante , die darüber Auskunft gibt, wie gut ein


Stoff erwärmt werden kann , heißt spezifische Wärmekapazität. Spezifische Wärmekapazität
Die spezifische Wärmekapazität gibt an , wieviel Wärme Formelzeichen c
erforderlich ist, um 1 kg eines Stoffes um 1 K zu erwärmen . [C ] =
Sollen z . B . 10 kg Wasser um 22 K (z . B . von 20 °C auf 42 °C ) kg K
erwärmt werden , dann muß die spezifische Wärmekapazität
von Wasser mit der Masse m und der Temperaturdifferenz AT
multipliziert werden .
Die für die Erwärmung eines Stoffes erforderliche Wärme ist Wärme, Wärmemenge
um so größer,
• je größer die Masse , Q = m . c . AT
• je größer die spezifische Wärmekapazität,
• je größer die Temperaturdifferenz ist.
Wärmeausbreitung
Die elektrische Energie wird in vielen Geräten zur Wärmeer- Tabelle 5 . 1: Spezifische Wärme
zeugung verwendet. Elektrische Energie wird dabei in die kapazität einiger Stoffe
Energieform Wärme umgewandelt. Die Weitergabe der im J
metallischen Leiter erzeugten Wärme zu dem zu erwärmenden Material
Gut oder der Umgebungsluft kann als Wärmeleitung, Wärme kg . K
strömung oder als Wärmestrahlung erfolgen . Wir wollen die Blei 130
Unterschiede am Lötkolben , Fön und an der Höhensonne Platin 130
verdeutlichen . Zinn 220
. Im Lötkolben wird ein Metallstück erwärmt, das die Wärme Silber 230
über die Lötspitze an die Lötstelle weitergibt. Man nennt Kupfer 390
diese Weitergabe Wärmeleitung (Abb . 1) . Messing 390
Es werden hierzu vor allen Dingen Metalle verwendet, da Zink 390
diese Werkstoffe gute Wärmeleiter sind . Konstantan 420
Nickel 460
Beim Fön (Abb . 2 ) sorgt ein Ventilator dafür, daß die erwärmte Stahl 500
Luft aus dem Gerät an die Haare geblasen wird .Man spricht Aluminium 920
hier von Wärmeströmung (Konvektion ), die bei diesem Bei 1000
spiel zwangsweise erfolgt. Vielfach kommt die Strömung Luft Eis 2100
allein durch das Aufsteigen leichterer Gase oder Flüssig Wasser 4190
keiten zustande (z . B . Raumheizung).
• Durch die Höhensonne werden nur Gegenstände erwärmt,
die sich direkt im Strahlungsbereich befinden . Die Energie
übertragung findet hier hauptsächlich durch Wärmestrahlung
statt (Abb . 3 ). Es wird hierzu kein Transportmittel (Medium )
benötigt, so daß Wärmestrahlung auch im Vakuum möglich
ist. Wir merken das vernehmlich bei den Sonnenstrahlen .

Abb . 1: Wärmeleitung Abb . 2: Wärmeströmung Abb. 3:Wärmestrahlung


Heizleiter

Heizleiter
Für die Umwandlung von elektrischer Energie in Wärme sind
spezielle Heizleiter entwickelt worden . In Abb . 4 ist z . B . der
Heizleiter einer Waschmaschine zu sehen . Der die Wärme
erzeugende metallische Leiter befindet sich innerhalb des
gebogenen Metallrohres. Er ist in einer isolierenden Substanz
(keramikähnliche Stoffe ) eingebettet, die die Wärme gutweiter
leitet. Zwischen der äußeren Metallumhüllung und dem im Abb. 4 :Heizleiter für eine Waschmaschine
Inneren befindlichen elektrischen Leiter besteht somit keine
elektrische Verbindung. Die Anschlüsse sind gegenüber der
Befestigungsplatte und dem von außen erkennbaren Rohr
ebenfalls isoliert.
Der Strom fließt durch den metallischen Leiter und die Elek
tronen geben ihre Bewegungsenergie teilweise an die Atom
rümpfe ab , so daß diese in stärkere Schwingungen geraten .
Hieraus folgt, daß der elektrische Widerstand (also die Behin
derung der Elektronen ) groß sein muß . Reine Metalle kommen
dafür nicht in Frage . So werden meistens niedriglegierte (das
sind Werkstoffe mit geringen Prozentsatzen an Legierungs
bestandteilen ) Metalle verwendet, da schon kleine Unregel
mäßigkeiten im Gitteraufbau eine starke Behinderung für die
Elektronen hervorrufen .
Da Heizleiter schnell mit kleiner Energie hohe Temperaturen
erreichen sollen , müssen sie kleine spezifische Wärmekapazi
täten und gute Wärmeleitfähigkeiten haben .
Durch diese hohen Temperaturen darf es natürlich nicht zu
Veränderungen der Werkstoffe kommen , d .h ., sie dürfen ihre
mechanischen und technologischen Eigenschaften nicht ver
lieren oder sogar flüssig werden . Auch sollen die Materialien
nicht verbrennen. Es müssen also Bestandteile hinzulegiert
werden , die entweder das Verzundern völlig verhindern oder
eine Oxidschicht bilden , die weiteres Verzundern ausschließt.
Hierbei spielt auch die Umgebung“ eine entscheidende Rolle.
Wenn die Widerstandswerkstoffe völlig abgekapselt sind (z . B .
in Keramik eingebettet), dann kann kein Sauerstoff hinzutreten
und die Oxidation unterbleibt. Da keramische Werkstoffe aber
schlechte Wärmeleiter sind , werden ihrem Einsatz Grenzen
gesetzt. Bei Erwärmung dehnen sich keramische Stoffe weniger
aus als Metalle . Dadurch würden sich die Heizleiter aus ihren
Einbettungen herauslösen. Durch Legierungen erreicht man
Werkstoffe mit sehr kleinen Ausdehnungskoeffizienten .
Damit ergeben sich für Heizleiter folgende Anforderungen :
• hoher spezifischer Widerstand
• kleine spezifische Wärmekapazität
gute Wärmeleitfähigkeit
. hoher Schmelzpunkt
• gute Korrosionsbeständigkeit
gute Zunderbeständigkeit bei freiliegenden Heizleitern
• kleiner Ausdehnungskoeffizient
Hierfür sind viele Werkstoffe entwickelt worden . Ihre Haupt
bestandteile sind Aluminium , Chrom , Eisen, Nickel.
Beispiel: Cr Al 20 5 (20 % Cr, 5 % AI, 75 % Fe). Andere bekannte
Handelsnamen sind : Aluchrom , Cronifer, Cronix , Hawe, Mega
pyr I, Vacronium . Abb. 5 : Verschiedene Heizleiter
90 Lichtwirkung, Glühlampe

MID ~ 20 %
Licht
~5 %
Licht
Abb . 1: Beispiele für Lichtwirkung. Von links nach rechts: Natrium - Abb . 2: Lichttechnischer Wirkungsgrad von
dampflampe, Kohlefadenlampe, Glühlampe, Quecksilberdampflampe Lampen

5 . 2 Lichtwirkung
Wir wollen uns jetzt mit der Glühlampe (Temperaturstrahler)
und der Gasentladungslampe (Leuchtstofflampe) näher befas
sen . Sie unterscheiden sich in ihrer Arbeitsweise, in ihrem
Aufbau und in ihrem Wirkungsgrad. In Glühlampen wird z . B .
nur etwa 5 % der elektrischen Energie in Licht umgewandelt,
bei Leuchtstofflampen dagegen etwa 20 % (Abb . 2 ).
Glühlampe
Erhöht man die Stromstärke durch einen metallischen Leiter,
dann steigt auch die Temperatur. Die Schwingungen der Atome
im Kristallgitter des Leiters nehmen zu . Ab etwa 800 °C beginnt
derLeiter rot zu glühen und Licht entsteht. Die Farbe geht bei
höheren Temperaturen in Weiß über.Dieses weiße Lichtbesteht
wiederum aus verschiedenen Farbanteilen (Abb . 4). Im Gegen
satz zu Leuchtstofflampen strahlen Glühlampen ein kontinuier
liches Spektrum ab . Alle Farben sind vorhanden , allerdings mit
verschieden großen Anteilen . Ein Übergewicht besitzt der
Rotbereich . Abb . 3: Allgebrauchsglühlampe und
Die Helligkeit einer Glühlampe steigtmit der Temperatur des Leuchtfaden als Doppelwendel
Leuchtfadens. Es werden sehr dünne Drähte aus Wolfram
verwendet. Die Glühfadentemperaturen liegen zwischen
2200 °C und 3200 °C . Der Leuchtfaden wird als Einfach - oder
Doppelwendel in einen Glaskolben eingebracht (Abb . 3). Da
durch werden die Abmessungen klein gehalten und die Verluste
durch Wärmeableitung verringert. Damit der Leuchtfaden nicht
verbrennt, wird der Glaskolben bei Lampen bis 40 W luftleer
gepumpt. Bei Lampen mit höheren Leistungen füllt man den Goebel
Glaskolben mit den Gasen Stickstoff, Argon oder Krypton .
Dadurch wird eine Oxidation und ein Verdampfen des Wolfram
fadens verringert. Die Lebensdauer steigt.

400 500 600 700 nm


Abb. 4: Lichtspektrum der Glühlampe Abb . 5: Entwicklung der Glühlampe von den
Anfängen bis zur Gegenwart
Gasentladungslampe

Die Fassungen der Glühlampen sind genormt. Allgebrauchs


lampen haben z . B . einen Schraubsockel der Reihe E10, E14,
E27, E40 oder einen Bajonettsockel.
Glühlampen sollten mit der vorgeschriebenen Nennspannung
betrieben werden . Bei kleineren Spannungen verringert sich
die Lichtabgabe, bei größeren verringert sich die Lebensdauer.
Für verschiedene Anwendungsgebiete werden unterschied
Tiche Ausführungsformen für Glühlampen hergestellt. Das seit
der Herstellung der ersten Glühlampe durch H . Goebel ( 1854)
und Edison (1882) ständig vorhandene Streben nach Verbes
serung dieses Lampentypshat bis zur Entwicklung der Halogen
Glühlampe geführt (Abb. 5 ).
Bei ihnen werden zusätzlich zur Gasfüllung die Halogene Jod
oder Brom in den Glaskolben eingebracht. Durch sie wird
erreicht, daß verdampftes Wolfram wieder zum Metallfaden
zurückgelangt. Die Lebensdauer steigt.
Der Glaskolben von Halogen -Glühlampen ist kleiner als bei Abb . 6 : Verschiedene Glimmlampen
Normalglühlampen und besteht aus einem speziellen Quarz
glas. Die dadurch erreichte höhere Festigkeit ermöglicht einen
höheren Gasdruck, der die Verdampfungsgeschwindigkeit
nochmals herabsetzt.
Halogen -Glühlampen haben eine lange Lebensdauer, keine
Schwärzung des Glaskolbens und eine hohe Lichtwirkung
während der gesamten Lebensdauer.
Schalt
Gasentladungslampe zeichen
Die Glimmlampe ist eine einfache Gasentladungslampe. Sie WMA
wird nichtzur Beleuchtung, sondern als Signallampe eingesetzt.
Mit ihr wollen wir die grundsätzliche Arbeitsweise von Gasent
ladungslampen verdeutlichen .
Die Glimmlampe (Abb . 6 ) verfügt über zwei gegenüberliegende
Metallelektroden ,die in einen Glaskolben eingeschmolzen sind .
Das im Glaskolben enthaltene Gas befindet sich unter einem
geringen Druck. Legt man jetzt an diese Elektroden eine
Spannung, dann fließt ein vernachlässigbarer kleiner Strom .
Die Lampe leuchtet noch nicht. Erst ab einer bestimmten
Spannung (Zündspannung) fließt ein technisch ausnutzbarer Abb. 7: Glimmlampe mit im Sockel ein
gebautem Widerstand zur Strombegren
Strom . Das Gas leuchtet. Damit der Strom nicht zu groß wird , zung
schaltetman einen Widerstand zur Begrenzung in Reihe (Abb .
7 ). Wie läßt sich dieses Verhalten erklären ?
Wir greifen dazu auf die Modellvorstellungen über den atoma Leuchtstofflampe
ren Aufbau der Gase zurück . Danach kann man sich ein Gas
wie eine Ansammlung von frei beweglichen , nach außen wie
massive kugelförmige Körper vorstellen . Diese Moleküle bzw . ionisiertes
Atome (bei Edelgasen ) bewegen sich aufgrund der Wärme auf Atom
unregelmäßigen Bahnen ohne gegenseitige Bindungen hin und 00
her.
Unter normalen Bedingungen ist der größte Teil der im
Glaskolben eingeschlossenen Gasatome elektrisch neutral. Bei
wenigen Gasatomen werden aber durch Energiezufuhr von
außen (Wärme, Licht, Radioaktivität) Elektronen abgespalten . ursprüngliches
Elektron
neutrales freie
Gasatom Elektronen
Dadurch entstehen frei bewegliche Ladungsträger (Elektronen
und positive Gasionen , Abb . 8 ) . Abb. 8 : Ionisierung eines Gasatoms
92 Leuchtstofflampe

Solange die an der Glimmlampe anliegende Spannung unter


halb der Zündspannung bleibt,werden die freien Ladungsträger
nurwenig beschleunigt. Der Strom ist also noch gering. Energie
Erreicht die angelegte Spannung die sog. Zündspannung, dann é zufuhr
z. B .
werden die Ladungsträger stark beschleunigt. Beim Zusam Strahlung
menstoß mit neutralen Gasatomen schlagen sie Elektronen oder Stoß
096 durch ein
heraus. Die Atome werden ionisiert. Die neu entstandenen Fremdatom
Ladungsträger stehen nun ebenfalls für den Stromfluß zur
Verfügung. Sie schlagen zusätzlich Elektronen aus den Gas
atomen heraus usw . Es kommt zu einer Kettenreaktion (Stoß Neon Atom
Atomkern 10
Neon Ion
ionisation , Abb . 1). Der Strom muß deshalb durch einen Atomkern 10 +
Vorwiderstand begrenzt werden . Wie entsteht nun aber das Elektronen 10 Elektronen 9
Licht beim Stromfluß durch das Gas ?
Wir stellen uns vor, daß durch den Stromfluß Elektronen von Abb . 1: Stoßionisation in Gasen
den Außenschalen auf höhere Niveaus angehoben werden
(Abb . 2a ). Sie nehmen dadurch Energie auf. Da dieser Zustand
nicht stabil ist, werden die Elektronen wieder auf ihr Ausgangs angeregtes Elektron Licht
niveau zurückfallen (Abb. 26). Die vorher aufgenommene
Energie wird dabei als Lichtenergie abgegeben .
Gasentladungslampen leuchten erst ab einer bestimmten
Spannung (Zündspannung). Der durch die Stoßionisation
hervorgerufene rasch ansteigende Stromfluß muß begrenzt
werden . Licht entsteht, wenn Elektronen von höheren Bah
nen auf ihre ursprünglichen zurückfallen . Das abgegebene
Lichthat eine ganz bestimmte Farbe, die alleine von der Bahn freies Elektron
abhängt, auf die das Elektron angehoben wurde. a)
Wir wollen uns jetzt etwas genauer mit der Leuchtstofflampe Abb . 2 : Lichtentstehung in Gasen
befassen (Abb . 4 ). An den Enden eines Glasrohres befinden bei Stromfluß
sich zwei Glühelektroden . Das Glasrohr ist innen mit einem
Leuchtstoff beschichtet. Das Gas besteht aus einer Mischung Leuchtstoffschicht
aus Quecksilber und Edelgasen . Der Gasdruck in der Lampe Glüh -Elektroden
ist gering, daher auch die Bezeichnung Niederdruck-Entla
dungslampe. Zu einer Leuchtstofflampen -Schaltung gehören TDI
außer der Lampe ein Starter und ein Vorschaltgerät (Drossel
spule ). Wie arbeitet nun diese Leuchtstofflampe ?
Gasfüllung Glasrohr Anschluß - Stifte

Funkentstör
kondensator

Abb . 3: Schaltung einer Leuchtstofflampe Abb . 4: Aufbau einer Leuchtstofflampe


Leuchtstofflampe

Wir wollen dazu von der kompletten Schaltung (Abb. 3) aus


gehen und in einzelnen Schritten undmit Hilfe von vereinfachten
Stromlaufplänen (Abb. 5 ) die Arbeitsweise erklären .
Zum Betrieb wird der Netzschalter geschlossen . Die Netz Drossel
spannung liegt an der Lampe und am Starter. Die Spannung spule
reicht noch nicht aus, das Gas in der Lampe zu zünden . Der
Starter entspricht einer kleinen Glimmlampe. Für sie reicht die
Netzspannung bereits aus, um eine Glimmentladung zu er
zeugen. Es fließt deshalb über den Starter ein geringer Strom
(Abb . 5a).
Durch den Stromfluß über den Starter erwärmt sich ein Starter Glimmentladung
Bimetallschalter im Starter. Dieser verbiegt sich , so daß sich a ) Glimmentladung, geringer Stromfluß
die Elektroden berühren . Es kann jetzt ein großer Strom über den Starter
(Maximalstrom ) durch die Lampenelektroden fließen (Abb . 5b ).
Aufgrund des Stromflusses durch die Elektroden beginnen
diese zu glühen (Metallfäden ). Elektronen treten aus dem Metall
aus und das Quecksilber im Glasrohr verdampft (Abb. 5b).
Da durch die Berührung der Bimetallelektroden im Starter die Glühemission
Glimmentladung fehlt, kühlt sich dieser ab und die Kontakte
öffnen sich wieder . Durch diese Unterbrechung des Stromflus
ses entsteht an der Vorschaltdrossel eine hohe Spannung
(Induktionsspannung > 1000 V ), die ein Zünden des Gases
verursacht. Der Strom würde durch die Stoßionisation lawinen
artig ansteigen . Er wird durch die Drosselspule begrenzt (Abb .
5c ). Die Spannung an der Leuchtstofflampe entspricht etwa nur b ) Starterkontakte sind geschlossen ,
noch der Hälfte der Betriebsspannung. Diese verringerte Span maximaler Strom , Glühemission
nung reichtnicht aus, im Starter eine erneute Glimmentladung an den Elektroden der Lampe
zu verursachen .
Innerhalb des Gases wird wie bei der Glimmlampe Licht
erzeugt, indem Elektronen von höheren Niveaus auf ihre hohe
Ursprungsniveaus zurückfallen. Das dabei entstehende Licht Induktions
liegt vorwiegend im ultravioletten Bereich . Deshalb sind die spannung
Innenseiten mit einem Leuchtstoff beschichtet, der die UV
Strahlung in sichtbares Licht umwandelt (Abb . 7).
Das Spektrum einer Leuchtstofflampe ist nicht kontinuierlich
(Abb . 6 ). D . h ., es sind nicht wie bei der Glühlampe alle
Lichtfarben mit verschiedenen Intensitäten vorhanden . Be
stimmte Anteile sind stärker vertreten und andere fehlen
vollständig . Man nennt dieses Spektrum deshalb Linienspek c ) Starterkontakte unterbrochen ,
trum . Durch entsprechende Gasfüllungen und Leuchtstoffe auf Zündspannung entsteht, Betriebsstrom
der Innenseite des Glasrohres kann das Spektrum verändert fließt durch dasGas der Lampe
werden . Abb . 5: Arbeitsweise der Leuchtstofflampe

sichtbares Licht Leuchtstoffschicht

UV-Licht
..zurückgekehrtes"
angeregtes Elektron
gibt Energie ab

400 500 600 700 nm


Abb . 6 : Lampenspektrum der Leuchtstofflampe Abb . 7 : Umwandlung von UV -Strahlung in
sichtbares Licht bei einer Leuchtstofflampe
94 Aufgaben zu 5 . 1 und 5 .2

Die bisher angesprochenen Leuchtstofflampen haben einen


röhrenförmigen Aufbau. Es gibt jedoch auch Leuchtstofflampen ,
die in den Sockel von Glühlampen eingeschraubt werden
können und dabei so wirtschaftlich sind, wie herkömmliche
Leuchtstofflampen . Man nennt sie Kompaktleuchtstofflampen .
Wir wollen uns den Aufbau einmal genauer ansehen (Abb . 1).
Im Innern befindet sich ein gebogenes Glasrohr (2 ), das mit
einer Leuchtschicht versehen ist. Ein Vorschaltgerät mit einer
Drossel ist ebenfalls erkennbar (4 ), ebenso ein Startermit einem
Bimetallkontaktpaar (6 und 7 ). Der Aufbau und die Funktion
entsprechen also einer Leuchtstofflampe. Allerdings sind in der
neuen Form die Teile erheblich kleiner und im Innern derLampe
untergebracht.
Neben der Zylinderform gibt es noch birnen - und ringförmige
Lampen . Der entscheidende Vorteil drückt sich in einem
Leistungsvergleich aus. Eine Glühlampe von 100 W und eine
Kompaktleuchtstofflampe von 25 W erzeugen gleichviel Licht.
Außerdem ist die Lebensdauer der Kompaktleuchtstofflampe
etwa 5mal größer als die von herkömmlichen Glühlampen .

Aufgaben zu 5 .1 und 5. 2
1. Welcher Unterschied besteht zwischen einer Temperatur
angabe in °C und in K (mit Begründung) ?
2 . Warum hat sich in Versuch 5 - 1 (S . 87) dasMaschinenölmehr
erwärmtals dasWasser ?
3. In einem Behältermit 10 kg Wasser liegt ein 20 kg schweres
Kupferstück. Wasser und Kupfer werden um die gleiche
Temperatur erhöht. Welcher Stoff nimmtmehr Wärme auf 1 Glaskolben 6 Bimetallstreifen
(mit Begründung) ? 2 Entladungsrohr 7 Starter
4 . Wie groß ist nach den Meßwerten von Versuch 5 - 1 ( S. 87) die 3 Leuchtstoffschicht 8 Kunststoff-Gehäuse
4 Vorschaltgerät 9 Sockel
spezifische Wärmekapazität für Maschinenöl, wenn der 5 Elektrode
Wirkungsgrad ,58 beträgt? Abb . 1: Aufbau einer Kompaktleuchtstoff
5 . Welche Anforderungen müssen an Materialien gestellt lampe
werden , die als Heizleiter verwendet werden sollen ?
6 . Beschreiben Sie die Lichtentstehung in der Glühlampe !
7 . Erklären Sie die Arbeitsweise einer Glimmlampe.
8 .Welche Unterschiede bestehen zwischen den Spektren
einer Glühlampe und einer Leuchtstofflampe ?
9 .Welche Geräte bzw . Bauteile sind zum Betreiben einer
Leuchtstofflampe erforderlich und welche Aufgaben haben
sie ?
10 . Welche Unterschiede bestehen hinsichtlich des Wirkungs
grades zwischen einer Glühlampe und einer Leuchtstoff
lampe ?
11. Beschreiben Sie die Lichtentstehung in der Leuchtstoff
lampe !
12. Geben Sie die Vor- und Nachteile von Glühlampen im
Vergleich mit Leuchtstofflampen an!
13. Welche Unterschiede bestehen zwischen einer herkömm
lichen Leuchtstofflampe und einer Kompaktleuchtstoff
lampe ?
Magnetische Wirkung

Abb . 2: Elektromotor

o
5 .3 Magnetische Wirkung
Bereits seit dem 18. Jahrhundert kenntman die magnetische
Wirkung des elektrischen Stromes durch den dänischen Physi
ker Hans Christian Oersted (1777 - 1851). Ohne diesen Elektro
magnetismus wären in unserer heutigen Zeit viele Bereiche
und Geräte der Elektrotechnik undenkbar. Z .B . Motor (Abb . 2 ),
Generator, Relais , Schütze , Mikrofon , Lautsprecher und Ab
lenkung des Elektronenstrahls in der Bildröhre des Fernseh
gerätes.
Stellvertretend für diese Vielzahl von Geräten wollen wir den
grundsätzlichen Aufbau eines Relais (Abb. 3 ) und eines Abb . 3: Relais
Schützes (Abb . 4) besprechen . Beide sind elektromagnetische
Schalter, die in der Steuerungstechnik eingesetzt werden .
Schütze verwendetman in der Regel für große Schaltleistungen
und Relais für kleine .
Das wesentlichste Element ist eine Spule ( 1), die im Prinzip
aus einem aufgewickelten Kupferleiter besteht. Bei Stromfluß
entsteht um den Leiter ein Magnetfeld , dessen Wirkung durch
einen Eisenkern verstärkt wird . Dadurch kommt es auf den en!
ebenfalls aus Eisen bestehenden Anker ( 2 ) zu einer Anzie
hungskraft und die Schalterkontakte (3 ) werden betätigt.
Bevor wir auf die magnetische Wirkung einer stromdurchflos
senen Spule genauer eingehen , wollen wir zunächst das
Verhalten eines stromdurchflossenen geradlinigen Leiters
eingehen .
Magnetfeld eines geraden Leiters
Durch einen Leiter läßt man einen genügend großen Gleich
strom fließen und bringt eine Magnetnadel in seine Nähe. Man
stellt fest, daß die Magnetnadel, die vorher in N -S -Richtung
ausgerichtet war, jetzt eine andere Richtung einnimmt. Auf die
Magnetnadel hat demnach eine Kraft gewirkt. Wir bezeichnen
diesen Raum um den Leiter als magnetisches Feld .
Ein magnetisches Feld ist ein Raum , in dem auf Magnete WWWM
(z. B . Magnetnadeln ) Kräfte ausgeübt werden .
Man kann diese Kraftwirkung durch Eisenfeilspäne nachweisen ,
die um den Leiter herumgestreut werden . Durch die magneti- Abb. 4 : Schütz
Magnetfeld , Feldlinien

sche Wirkung entstehen aus den Spänen kleine Magnete , die


sich kreisförmig um den Leiter anordnen (Abb . 1). Man kann
sich diese Anordnung wie Linien vorstellen und bezeichnet sie
deshalb als Feldlinien .
Mit Feldlinien kann man den Aufbau von Feldern veran
schaulichen .
Wir polen die Spannungsquelle um und ändern damit die
Richtung des elektrischen Stromes. Als Ergebnis erhalten wir
eine Drehung der Magnetnadel um 180°. Daraus läßt sich
schließen , daß dasMagnetfeld eine Richtung hat. Da Feldlinien Abb . 1: Magnetfeld eines stromdurchflos
und Stromrichtung im Zusammenhang stehen , kann man wie senen Leiters
in Abb . 2 beide durch Richtungspfeile genau kennzeichnen .
Feldlinienrichtung und Stromrichtung bilden dabei ein Rechts
system (Festlegung ). /
Merkregel:
Denkt man sich in Richtung des Stromes eine Rechts
schraube in den Leiter hineingedreht, so gibt die Dreh
richtung die Richtung der Feldlinien an (Abb . 3). SS
A
Um das magnetische Feld in der Ebene zeichnen zu können , SA AN NA AS
muß man die Querschnittsfläche des Leiters zeichnen . Die
Stromrichtung gibt man dann wie in Abb . 2 dargestellt an . Strom fließt vom Strom fließt auf
Beschauer weg Beschauer zu
Magnetfeld einer Windung (Leiterschleife)
Der gerade Leiter wird zu einer Windung geformt. Durch diese Abb . 2: Kennzeichnung der Stromrichtung
Leiterschleife läßt man einen Gleichstrom fließen und bringt und Feldrichtung
eineMagnetnadel in ihre Nähe . Man stellt fest, daß diese eine
Windung einen Nordpol und einen Südpol hat, weil sich wie in Leiter
Abb. 5 aufjeder Seite die Magnetnadeln entsprechend ausrich
ten (anziehende und abstoßende Wirkung). Schraube
mit Rechts
Magnetfeld einer Spule gewinde
Die Entstehung des Magnetfeldes der stromdurchflossenen
Spule läßt sich damit folgendermaßen erklären : entspricht Stromrichtung
Um jeden Leiter bildet sich ein Magnetfeld . Es entsteht ein entspricht Feldlinienrichtung
resultierendes Feld , bei dem die Feldlinien auf der einen
Stirnseite der Spule austreten und auf der anderen Stirnseite
eintreten (Abb. 4 ). Die Wirkung läßt sich erhöhen, durch die Abb. 3: Stromrichtung und Richtung des
Anzahl der Windungen und durch eine größere Stromstärke. Magnetfeldes

Gle

Abb. 4: Feldlinienbild einer Spule Abb . 5 : Feldlinienbild einer Leiterschleife


Elementarmagnete

Abb . 6 : Unterschiedliche Anordnung der Eisenfeilspäne auf einer Glasplatte bei Huf- und Stabeisenmagnet

Dieses Feld entspricht in seinem Aufbau dem Feld eines


Dauermagneten . Streut man wie in Abb . 6 auf eine Glasplatte
über einen Stabmagneten Eisenfeilspäne, dann richten sie sich
gemäß dem Feld linienartig aus .
Die Feldlinien verlaufen von einem Pol zum anderen und liefern
ein anschauliches Bild vom magnetischen Feld. In Abb. 7 sind
nur einige Feldlinien dargestellt. Dasmagnetische Feld ist aber
im gesamten Raum um den Magneten wirksam . Die Feldlinien
enden nicht an den Polen , sondern durchsetzen auch den
Magneten . Z
Die Feldlinien sind in sich geschlossen .
Die magnetischen Feldlinien verlaufen außerhalb des Ma
gneten vom Nordpol zum Südpol und innerhalb vom Südpol
zum Nordpol.
Die magnetischeWirkung einer stromdurchflossenen Spule läßt Abb. 7: Feldlinienbild eines Magneten
sich bei gleichbleibender Stromstärke vergrößern , wenn wir
als Spulenkern Eisen verwenden . Zur Erklärung dieser Er
scheinung müssen wir den Zusammenhang zwischen dem
Elektromagnetismus und dem Dauermagnetismus erklären .
Dabei sollen uns die folgenden Überlegungen und Modelle
helfen .
Wenn wir mit einem Dauermagneten oder Elektromagneten an
einer Stricknadel entlangstreichen , wird diese magnetisiert.
D . h ., sie behält ihren Magnetismus über eine längere Zeit und
kann deshalb wie ein Stabmagnet aufgefaßtwerden .
Teiltman diese Nadel (Abb . 8 ), so entstehen zwei Stabmagnete
mit je einem Nord - und Südpol. Bei erneuter Teilung der beiden
Magnete entstehen vier Magnete usw . Man stellt sich vor, daß
man durch diese fortschreitende Teilung zu den kleinsten
magnetischen Einheiten kommt. Diese nennt man Elementar a ) unmagnetisiert
magnete.

UT
b ) magnetisiert
Abb. 8 : Teilung einer magnetisierten Stricknadel Abb . 9 : Ausrichtungder Elementarmagnete
Kraftwirkung im Magnetfeld

Die Elementarmagnete sind keine Miniaturstabmagnete , son


dern bestimmte Bereiche, die magnetisches Verhalten zeigen .
Sie werden nach ihrem Entdecker Weißsche Bezirke' genannt.
Die Ursache des Elementarmagnetismus ist die Ladungsträ
gerbewegung im atomaren Bereich .
In einem Magneten sind die Elementarmagnete ausgerichtet.
In unmagnetischem Eisen sind sie ungeordnet (Abb . 9 , S . 97 ).
Kommtdas unmagnetische Eisen in den Wirkungsbereich eines
Magnetfeldes , so richten sich die Elementarmagnete aus. Das
Eisen wird selbst zum Magneten und verstärkt somit insgesamt
die magnetische Wirkung.
Bisher wurde der elektrische Stromfluß in einer Spule betrach
tet, um mit dem entstehenden Magnetfeld eine Kraftwirkung
(z . B . Anker eines Relais ) auszuüben . Es läßt sich aber auch
wie bei einem Motor eine Kraftwirkung auf eine stromdurch
flossene Spule in einem Magnetfeld erzeugen . Dazu wird der
Versuch 5 - 2 durchgeführt.

Versuch 5 - 2 : Kraftwirkung auf einen stromdurchflossenen


Leiter im Magnetfeld
Versuch A
Durchführung
Eine Leiterschaukel wird so angeordnet, daß sich der Leiter
im Magnetfeld eines Hufeisenmagneten befindet. An die
Klemmen der Leiterschaukel wird eine Spannung mit der .
angegebenen Polarität gelegt. Durch den Leiter fließt ein
Strom I.
Ergebnis
Der Leiter bewegt sich nach rechts. 30
Versuch B
Durchführung
Die Spannungsquelle wird umgepolt (der Strom fließt in die
entgegengesetzte Richtung) .
Ergebnis
Der Leiter bewegt sich nach links.
Versuch C
Durchführung .
Der Magnet wird umgedreht und damit die Richtung des
Magnetfeldes umgekehrt. Die Stromrichtung im Leiter wird O
beibehalten .
Ergebnis
Der Leiter bewegt sich nach rechts.

Benannt nach PIERRE Weiss, französischer Physiker, 1865 ... 1940


Stromdurchflossener Leiter

Der Versuch zeigt:


N UU
Auf einen stromdurchflossenen Leiter wirkt in einem Ma
gnetfeld eine Kraft. Die Richtung der Kraft hängt ab von der F
Richtung des Stromes durch den Leiter und von der Richtung
des Magnetfeldes .
Zur Erklärung benutzen wir wieder die Darstellung dermagne-
tischen Felder nach dem Feldlinienmodell (Abb . 1).
Die beiden Einzelfelder bilden zusammen ein resultierendes
Gesamtfeld . Links vom Leiter verlaufen die Feldlinien der
Einzelfelder in entgegengesetzter Richtung. Sie heben sich zum
Teilauf. Eskommtzu einer Feldschwächung.Rechts vom Leiter
verlaufen die Feldlinien in gleicher Richtung. Die Feldlinien
werden zusammengedrängt. Es kommt zu einer Feldverstär
kung (Abb. 1a).
Ändert man die Richtung des Feldes beim Hufeisenmagneten , N
b)
so ergibt das eine Zusammendrängung der Feldlinien des Abb . 1: Abhängigkeit der Kraft auf einen
resultierenden Feldes links vom Leiter. Es wirkt eine Kraft in stromdurchflossenen Leiter von der Rich
umgekehrter Richtung auf den Leiter (Abb . 1b ). tung des Magnetfeldes
Die Richtung der Kraft auf den Leiter ändert sich auch bei der
Richtungsänderung des Stromes. Wenn z . B . in Abb . 1a der
Strom aus der Blattebene heraus und damit auf den Betrachter
zufließt (dieses würde durch einen Punkt im Leiterquerschnitt
gekennzeichnet werden, Pfeilspitze), dann ergibt sich eine nach
rechts gerichtete Kraft. Sie geht vom Bereich größerer Feld
stärke (dichtere Feldlinien ) in den Bereich geringerer Feld
stärke.
Aus Versuch 5 - 2 kann man weiter entnehmen , daß Kraft-,
Strom - und Feldlinienrichtung jeweils senkrecht aufeinander
stehen . Die genaue Ermittlung der Kraftrichtung kann wie folgt Stromrichtung Kraftrichtung
vorgenommen werden :
Zeichnetman wie in Abb . 2 die Stromrichtung und die Richtung
des Magnetfeldes senkrecht zueinander und dreht dabei (ge
danklich ) den Pfeil der Stromstärke im Uhrzeigersinn (Rechts
system ), dann ergibt sich die Kraftrichtung als Senkrechte auf
der durch die Stromstärke und derMagnetfeldrichtung gebilde
ten Ebene. Magnetfeldrichtung
Man kann aber auch wie folgt die Kraftrichtung mit folgender Abb. 2: Zusammenhang zwischen Strom
Merkhilfe ermitteln : Magnetfeld - und Kraftrichtung
Linke-Hand-Regel
Hält man die linke Hand so , daß die Feldlinien auf die
Innenfläche der Hand auftreffen und die gestreckten Finger
in Stromrichtung zeigen , dann zeigt der abgespreizte Dau
men die Richtung der Kraft an , die auf den Leiter wirkt N 1
(Abb . 3 ).
Verändern wir in Versuch 5 - 2 die Stromstärke I, die Länge
des Leiters I im Magnetfeld (wirksame Leiterlänge) und die
Stärke des Magnetfeldes, dann ergibt sich die folgende Gesetz
mäßigkeit:
Die Kraft auf den Leiter ist um so größer,
• je größer die Stromstärke I ist,
. je größer die wirksame Leiterlänge ist, Abb . 3: Kraftwirkung auf stromdurchflos
• je größer die magnetische Wirksamkeit ist. senen Leiter
100 Chemische Wirkung

5 .4 Chemische Wirkung
Elektrischer Strom fließt nicht nur durch metallische Leiter,
sondern auch durch bestimmte Flüssigkeiten . Die dabei ein
setzende Umwandlung der Flüssigkeit wird in vielfältiger Weise
ausgenutzt. In Abb . 1 ist z . B . zu sehen , wie durch das
Galvanisieren beschichtete Metallteile aus einer Flüssigkeit
genommen werden .Welche Vorgänge sich dabeiabspielen und
was bei der Stromleitung in Flüssigkeiten geschieht, soll
nachfolgend behandelt werden .
Leitfähigkeit von Flüssigkeiten
Chemisch reines Wasser ist eine Flüssigkeit, die durch keine
Fremdstoffe verunreinigt und deshalb ein sehr schlechter
elektrischer Leiter (Abb . 4a) ist. Leitungswasser ist nicht
chemisch rein . Es enthält unterschiedlich hohe Anteile an
Salzen und anderen Stoffen . Auch Säuren und Laugen erhöhen Abb. 1: Galvanisierungsanlage
die Leitfähigkeit des Wassers (Abb . 4b ). Durch diese Stoffe Natrium Atom + Chlor Atom
gelangen positive und negative lonen ins Wasser. Was sind
lonen ?
Um diese Frage zu klären , müssen wir kurz auf Moleküle
eingehen , die aus Metallen und Nichtmetallen aufgebaut sind .
Metalle besitzen auf der äußeren Schale ein , zwei oder drei Elektronenabgabe
Elektronen , Nichtmetalle dagegen sieben , sechs oder fünf.
Verbinden sich jetzt beide Elemente, kommt es zu einem
Elektronenaustausch . DasMetall gibtseine äußeren Elektronen
ab und das Nichtmetall nimmtdiese auf. Beide Elemente haben Natriumchlorid Molekül
auf diese Weise eine abgeschlossene Schale erhalten und sind Abb . 2 : Entstehung von lonen
besonders stabil. Die entstandenen Teile sind nun nichtmehr (Beispiel: NaCl)
elektrisch neutral. Das Metallatom ist positiv und das Nicht
metallatom ist negativ geladen . Man nennt diese Verbindung
ein Salz (Abb . 2). cu -Ionen s04 - lonen
Geladene Atome oder Moleküle nennt man lonen . Es gibt
positive und negative lonen . Sie entstehen durch Abgabe
oder Aufnahme von Elektronen .
Nicht nur Salze bestehen aus lonen , sondern auch Säuren und
Laugen . Löst man diese Stoffe in Wasser, dann entsteht eine TO
lonenlösung (Elektrolyt) (Abb . 3 ).
Eine Flüssigkeit in der sich lonen befinden , nennt man Abb . 3: In Wasser aufgelöstes Kupfersulfat
einen Elektrolyten . (ohne Wassermoleküle)

ZTETTUM

a)
Abb . 4 : Leitfähigkeitsuntersuchung von Flüssigkeiten
Elektrolyse, Abscheidungsgesetz 101

Legt man an eine lonenlösung eine Spannung, dann wandern


die lonen aufgrund der Anziehungs- und Abstoßungskräfte zu Anode Katode
den entgegengesetzt geladenen Elektroden . Dort werden sie | Elektronenstrom
durch Abgabe bzw . Aufnahme von Elektronen neutralisiert
(Abb . 5 ) .
Positive lonen wandern zur negativen Elektrode Strom negativer lonen
Kationen Katode -
Negative lonen wandern zur positiven Elektrode
Anionen + Anode +
In Flüssigkeiten wandern bei angelegter Spannung also positive |
und negative Ladungsträger, während in festen Stoffen (z. B . Strompositiverlonen
Metalle) nur Elektronen fließen können .
Beider lonenwanderung wird die Flüssigkeit in ihre Ausgangs abgelagerter Stoff --- --
stoffe zerlegt, die sich an den Elektroden ablagern (Abb . 6 ). Abb. 5 : lonenwanderung in einer Flüssig
Die Zerlegung einer Flüssigkeit durch den elektrischen Strom keit
nenntman Elektrolyse .
Abscheidungsgesetz der Elektrolyse
Bei der Elektrolyse von verdünnter Schwefelsäure entstehen
gasförmige Stoffe. Verwendetman Salzlösungen als Elektrolyte,
dann können sich auch feste Stoffe abscheiden .
Da lonen aus Protonen und Neutronen des Kerns sowie aus
an den Kern gebundenen Elektronen bestehen , besitzt jedes
lon neben seiner Ladung auch eine Masse. Wenn die bewegte
Ladungsmenge vergrößert wird, dann erhöht sich auch die
Anzahlder abgegebenen lonen und damitdie Masse . Zwischen
Ladung und Masse besteht Proportionalität.
m ~ Q Q = I : t (vgl. 1.5.2) m ~ 1. t
Außerdem hängt die Abscheidungsmenge auch von der Art des
Stoffes ab . Diese Größe heißt elektrochemisches Aquivalent
und wird in Form einer konstanten c hinzugefügt. Das daraus Abb . 6 : Abgeschiedenes Kupfer an der
entstehende Gesetz wird Faradaysches Gesetz der elektrolyti- Katode
schen Stoffabscheidung genannt.
Die elektrolytisch abgeschiedene Masse hängt von der Art
des Stoffes, der Stromstärke und der Zeit ab , in der der Faradaysches Gesetz der
Strom geflossen ist. elektrolytischen Stoffabscheidung
Das elektrochemische Äquivalent gibt an , welche Masse eines m = c . 1. t
Stoffes abgeschieden wird , wenn ein Strom von 1A eine
Sekunde lang fließt. Elektrochemisches Äquivalent
Tabelle 5 . 2 : Elektrochemische Äquivalente einiger Metalle Formelzeichen c

Metall Elektronen UA mg cin C= m


pro Atom AS Ah c = 1. 7
Silber - 1 ,118
NNNWN 4,025 kg
Blei 1 ,074 3 ,866 [c]= kg
Gold ,681 2 ,451
Zink ,339 1,220 mg
Kupfer ,659 2 ,372 AS
Kupfer ,329 1, 186 g
Eisen ,289 1 ,040 Ah
102 Galvanostegie

Aus einer Silbernitratlösung (AgNO ) wird z . B . bei einer Strom


stärke von 1 A in einer Sekunde eine Silbermenge von 1, 118 mg
Silber abgeschieden (Das ist die frühere Definition für die
Stromstärke ).
Beispiel: Eine Silbernitrat-Lösung (AgNO ) wird zum Versilbern
einer Kupferplatte verwendet. Wie groß ist die abgeschiedene
Masse, wenn 30 Minuten lang eine Stromstärke von 1,6 A
vorhanden ist?
m = c1. t
m = 4 .025 9 . 1,8 A ,5 h
Ah
m = 3,22 g

Galvanostegie
Die Elektrolyse wird im technischen Bereich in verschiedenster
Weise verwendet. Das zu Beginn dieser Ausführungen be- Abb . 1: Versilberte Anschlußteile und
sprochene Beispiel der Metallbeschichtung (Abb . 1) faßt man Steckverbindungen
unter dem Oberbegriff Galvanostegie zusammen .
Technisch wichtig sind z . B . Beschichtungen mit Zink, Kupfer,
Nickel, Silber, Gold und Chrom . Als Elektrolyte werden in 2 9
Wasser lösliche Salze der entsprechenden Metalle verwendet. . TRO
Mit diesem Verfahren lassen sich nicht nur elektrisch leitende .
Stoffe mit einer anderen Oberflächenschicht versehen , sondern
auch nichtleitende Stoffe , wie z . B . Kunststoffe (Galvanoplastik ).
Sie müssen jedoch vorher an der Oberfläche leitend gemacht
werden , damit Elektronen austreten können .Geeignet sind dazu
Leitlacke, Graphit oder Metalldämpfe .
Beim Galvanisieren wird das Werkstück als Katode ge
schaltet.

Anodische Oxidation von Aluminium


Bei diesem Verfahren wird Aluminium elektrolytisch oxidiert.
Es wird auch mit Eloxalverfahren bezeichnet (elektrolytisch
oxidiertes Aluminium ).
Die dabei entstehende Oberflächenschicht schützt das Alumi Abb. 2: Vergoldete Teile von
nium (z . B . bei Antennen ) vor Witterungseinflüssen , d. h . vor Steckverbindungen
allem gegen Korrosion .
Das Aluminium wird als Anode geschaltet. Als Elektrolyte
dienen Schwefelsäure , Oxalsäure, Chromsäure oder Mischun
gen aus diesen Säuren . Die auf der Oberfläche entstandene
Schicht isthart, weitgehend korrosionsbeständig und elektrisch anodisch
nichtleitend . Je nach Verfahren kann sie aus mehreren Teilen erzeugte
bestehen und eingefärbt sein (Abb . 3). Sie ist 10 um ... 20 um Oxidschicht
dick .
Das Verfahren der anodischen Oxidation wird nicht nur bei AWOWWWWWW VDANAWM
Aluminium , sondern auch bei anderen Metallen zum Oberflä
chenschutz angewendet. Es läßt sich z . B . auch Eisen mit einer
Oxidschicht versehen und somit der äußere Einfluß verringern ,
der durch die Korrosion hervorgerufen würde. Sperrschicht Aluminium
Bei der anodischen Oxidation wird das Werkstück als Anode
geschaltet. Abb. 3: Querschnitt durch eine anodisch
oxidierte Schichtbei Aluminium
Aufgaben zu 5 .3 und 5.4 103

Metallgewinnung
Aluminiumoxid (Al2O3) vorgewärmt
In der Natur kommen die meisten Metalle nichtin reiner Form
vor, sondern in Verbindung mit Sauerstoff und anderen Nicht Anode +
metallen (z . B . Schwefel). Um das reine Metall zu erhalten,muß
das Nichtmetall entfernt werden . Dies kann mit Hilfe des
elektrischen Stromes geschehen . Den Metallionen werden |Kohle CO /CO2 Volt
dabei Elektronen zugeführt. ..+ 5
Angewendet wird dieses Verfahren bei der Gewinnung von bis
HHHH WoO OJ 4
Elektrolytkupfer und bei der Schmelzflußelektrolyse. LAH
Die Schmelzflußelektrolyse wird besonders bei der Gewinnung
von Aluminium , Magnesium , Natrium , kalium und Calcium
angewendet. Sie soll am Beispiel der Aluminiumgewinnung Katode
erklärtwerden .
Die Schmelze der Aluminiumverbindungen befindet sich in
einer flachen Wanne, die mit Kohle ausgeschichtet ist. Sie bildet Schmelze
die Katode, während als Anode Kohlestäbe benutzt werden . aus Kryolith Stromschiene
Durch den Stromfluß scheidet sich am Boden der Wanne das (Naz AlFg) und flüssiges Aluminium
reine Aluminium ab (Abb. 4 ). Aluminiumoxid
In der Praxis werden hohe Stromstärken (bis 140 KA ) bei Stahlblechwanne Schamotte
Spannungen von 4 V ... 5 V verwendet. Wichtig ist dabei, daß
die Schmelze möglichst rein ist, da sich sonst auch andere Abb. 4: Prinzip des Elektrolyseofens zur
Metalle an den Elektroden abscheiden . Aluminiumgewinnung

Aufgaben zu 5 . 3 und 5 .4
1. Beschreiben Sie die Form des magnetischen Feldes um
einen geraden Leiter und geben Sie die Feldrichtung an.
2 . Welche Vorstellungen besitzt man über das magnetische
Feld ?
3. Mitwelcher Regel läßt sich die Feldlinienrichtung um einen
Leiter festlegen und wie lautet sie ?
4 . Welche Unterschiede bzw .Gemeinsamkeiten bestehen zwi
schen dem Magnetfeld einer Spule und dem Magnetfeld
eines Dauermagneten ?
5 .Wodurch läßt sich die magnetische Wirkung einer Spule
vergrößern ?
6 . Beschreiben Sie den Zusammenhang zwischen Strom
stärke, Magnetfeldrichtung und Kraftrichtung bei einem
stromdurchflossenen Leiter im Magnetfeld ?
7 . Erklären Sie den Begriff lon im Unterschied zum Atom !
8. Beschreiben Sie den Vorgang der Stromleitung in Flüssig
keiten !
9 . Von welchen Größen ist die Stoffabscheidung bei der
Elektrolyse abhängig ?
10 . Beschreiben Sie das Galvanostegie -Verfahren ?
11. Aluminium soll anodisch oxidiertwerden.Welche Elektrode
ist das Werkstück ?
12. Welchen Schutz erreicht man durch das Eloxalverfahren ?
13. Beschreiben Sie die Metallgewinnung durch die Elektrolyse!
14. Welche Vorteile besitzen anodisch oxidierte Metalle ?
104 Wirkungsgrad

5 .5 Wirkungsgrad
In den bisher besprochenen Geräten und Anlagen wird elektri
sche Energie in andere Energieformen umgewandelt, z . B . in elektrische Energie
Wärme. Es treten dabei natürlich Verluste auf, so daß die
» Nutzenergie « nicht vollständig der zugeführten Energie ent
spricht(Abb. 1). Die Hersteller sind bemüht,Geräte und Anlagen Wandler
zu bauen, die diese Energieumwandlung möglichst verlustarm
durchführen . Die Wirksamkeit dieser » Energiewandler« wird Verluste
durch den Wirkungsgrad gekennzeichnet. Im folgenden wollen
wir diesen am Beispiel des Elektromotors näher erläutern .
Ein Elektromotor wandelt elektrische Energie in mechanische
Energie um . Dabei wird er warm . Er » erzeugt« also auch Nutzenergie
Wärmeenergie . Nur ein Teil der zugeführten Energie wird in
die gewünschte mechanische Energie umgewandelt.
Abb . 1: Energiewandler
JedeMaschine, die Energie umwandelt, nimmtmehr Energie
auf, als sie an Nutzenergie abgibt.
Der Grund hierfür ist in den Verlusten begründet. Abb . 2 zeigt ) mechanische
schematisch die Aufteilung der zugeführten Arbeit in die Verlustarbeit
Verluste und in die abgeführte Arbeit (Nutzarbeit).
Die zugeführte Arbeit wird mitWzu (zugeführte Leistung mit Pzu)
gekennzeichnet. Die abgeführte Arbeit wird mitWap (abgeführte
Leistung mit Pan) gekennzeichnet. Die Summe aller Verluste zugeführt Arbeit
Zugeführte ) . Nutzarbeit
nennt man kurz Verlustarbeit W , (Verlustleistung Pv).
Bei Elektromotoren setzen sich die Verluste aus den mechani
schen (Lagerreibung und Luftreibung) und den elektrischen
Verlusten (Kupferverluste und Eisenverluste , das sind Wärme elektrische
verluste in der Kupferwicklung und im Eisenkern ) zusammen . _ Verlustarbeit
Die Verlustarbeit und die Nutzarbeit (abgegebene Arbeit) Abb . 2 : Aufteilung von zugeführter Arbeit
ergeben zusammen die zugeführte Arbeit. in Nutzarbeit und Verlustarbeit
W zu = Wab + W
Entsprechend gilt auch für die Leistung: Pzu = Pab + PV
Auf den Typenschildern (Abb . 3 ) von Motoren findet man unter O
anderem die Leistungsangabe, die Nennspannung und den Mot Nr. 58603
Motornennstrom : Typ GM 4382
z .B . U = 220 V , I = 12 ,5 A , P = 2 ,2 kW 220V 12.5
Die Leistungsangabe P = 2,2 kW ist dabei stets die abgeführte 2 .2 kW cos y S1
Leistung Pab. Eine Ausnahmebilden Wärmegeräte und Lampen . 1500 U /min Hz
DV
Bei ihnen wird zur Kennzeichnung stets die aufgenommene O
elektrische Leistung angegeben .
Bei 220 V nimmt er 12,5 A auf (vorausgesetzt, er gibt 2 ,2 kW Abb . 3 : Typenschild eines Gleichstrom
ab ). Seine Leistungsaufnahme beträgt also : motors
Pzu = U 1; Pzu = 220 V · 12,5 A ; Pzu = 2750 W ;
Die zugeführte Leistung beträgt 2750 W , die abgegebene Lei
stung nur 2200 W . Wie gutwird die zugeführte Leistung ausge
nutzt? Eine Antwort hierauf gibt der Wirkungsgrad .
Der Wirkungsgrad gibt an , wieviel der zugeführten Leistung
ausgenutzt wird.
Pab 2200 W n = 80 %
na PZU n 2750 W n = ,8 ;
Aufgaben zu 5 .5 105

Das Ergebnis bedeutet: Wirkungsgrad


80 % werden ausgenutzt, 20 % sind Verlust, oder Formelzeichen n
2750 W werden zugeführt 100 %
2200 W werden genutzt 80 % n = Pab
550 W gehen verloren 20 % Pzu
Die zugeführte Leistung setzt man 100 % .
Die abgeführte Leistung muß immer kleiner als 100 % sein ,
weil bei der Umwandlung Verluste auftreten .
In elektrotechnischen Anlagen kommtes häufig vor,daß Geräte
nicht einzeln , sondern im Verbund betrieben werden . Das kann
z . B . bedeuten , daß ein Motor einen Generator antreibt usw . oC
Wie läßt sich in solchen Fällen der Gesamtwirkungsgrad der BV
Anlage ermitteln , wenn nur die Einzelwirkungsgrade bekannt
sind ?
Zur Lösung des Problems verwenden wir die Abb . 4 , in der die
Geräte durch Wandler dargestellt sind . Es ist in diesem Fall Abb . 4: Gesamtwirkungsgrad
nicht sinnvoll, Pzu und Pab einzuzeichnen , da die Leistung P ,
gleichzeitig die abgegebene Leistung des Wandlers 1 und
gleichzeitig die aufgenommene Leistung des Wandlers 2 ist.
Der Gesamtwirkungsgrad der Anlage errechnet sich, indem
man die Ausgangsleistung P , durch die Eingangsleistung P ,
dividiert.
- P₃
ng
Pa
Erweitert man den Zähler und den Nenner mit P , dann ergibt
sich die folgende Umstellung:
ng P, P, P, P,
19 PP . Plg P , P , ng = 12:12
Aus ihr wird erkennbar, daß sich der Gesamtwirkungsgrad aus Gesamtwirkungsgrad
der Multiplikation der Einzelwirkungsgrade ergibt.
ng = n1 : 12 . ... . no
Der Gesamtwirkungsgrad ist das Produkt aus den Einzelwir
kungsgraden .

Aufgaben zu 5 .5
1. Ein Elektroaufzugmit Gleichstrommotor gibt 5,5 kW Leistung
ab . 300 W
a ) Wieviel kg Lastkann er in 20 s um 4 m heben ?
b ) Wieviel Leistung nimmt er aus dem Netz auf, wenn sein
Wirkungsgrad 82 % beträgt ?
2 . Für einen Aufzug soll ein Motor gekauft werden . Der Aufzug
soll 1000 kg in 12 s um 3 m heben können . Es ist eine
Gleichspannung von 400 V vorhanden . Für den Motor soll
ein Wirkungsgrad von 78 % angenommen werden .
a ) Wieviel Leistung muß der Motor abgeben ?
b ) Wieviel Leistung nimmt der Motor aus dem Netz auf?
c ) Welche Stromstärke stellt sich in der Zuleitung ein ? Pap = 240 W
3 . Warum ist der Wirkungsgrad immer kleiner als 1 ?
4 . In Abb. 5 sind die zugeführte und die abgegebene Leistung Abb . 5 : Zu Aufgabe 4
eines Wandlers angegeben. Berechnen Sie
a ) den Wirkungsgrad in Prozentund
b ) die Verlustleistung in Prozent.
107

Energiequellen

Der Begriff » Energiequellen « ist physikalisch nicht richtig , man


sollte besser Energiewandler sagen , denn Energien lassen sich nicht elektrische
lediglich ineinander umwandeln . In der Technik wird jedoch (z. B .mechanische)
Verluste
der Begriff Energiequellen verwendet. Dort wird auch von der
Energieerzeugung gesprochen .
Elektrische Energiequellen wandeln andere Energieformen in
elektrische Energie um . Dies geschiehtnicht ohne Verluste. Das zugeführte Energie abgeführte
elektrische Energie
in Abb . 1 dargestellte Verlustdiagramm gilt prinzipiell für alle
elektrischen Energiequellen . Die nichtelektrischen Verluste
treten im Betrieb immer auf.
Die elektrischen Verluste treten fast nur bei Belastung der elektrische Verluste
Energiequelle auf. Einige Energiequellen haben auch im Leer
lauf elektrische Verluste. Diese sind jedoch im Verhältnis zu
den elektrischen Verlusten bei Belastung so gering, daß man
sie in der Regel vernachlässigen kann . elektrischen Energiequelle

6 . 1 Elektrisches Verhalten
von Energiequellen
Jede elektrische Energiequelle erzeugt eine elektrische Span
nung. Deshalb nennt man elektrische Energiequellen auch
Spannungsquellen . Die Höhe und die Art der Spannung hängt Beliebige Spannungsquelle ,
von der Art der Energiequelle ab . Im unbelasteten Zustand Generator
(Leerlauf) ist die Spannung in der Regel konstant. Ändert sich
diese Spannung auch bei Belastung nicht oder nur unwesent
lich, dann spricht man von einer Konstant-Spannungsquelle
(vgl. 6 . 1.3 ).
Ein elektrischer Strom fließt nur dann, wenn der Stromkreis
geschlossen ist. Trotzdem wird auch der Begriff Stromquelle
für elektrische Energiequellen verwendet unabhängig davon ,
ob eine Belastung vorhanden ist oder nicht. Von Konstant
Stromquellen spricht man , wenn der Strom auch bei unter
schiedlicher Belastung relativ konstant bleibt (vgl. 6 . 1.4 ).
Elektrische Energiequellen wandeln irgendeine Energie in
elektrische Energie um . Sie werden auch Spannungsquellen
oder Stromquellen genannt.
Darüber hinaus gibt es noch den Begriff Generator. Er wird in
der Praxis überwiegend für eine mechanische Energiequelle
(Gegensatz wäre Motor) verwendet. Man sagt aber auch
Generator und verwendet das Generatorzeichen für Energie
quellen , die ohne Verluste betrachtet werden . Sie stellen dann
nur die Spannungserzeugung dar.
In den folgenden Ausführungen wird , wenn keine besondere
Kennzeichnung erforderlich ist, der Begriff Spannungsquelle
verwendet.
108 Belastete Spannungsquellen

6 . 1.1 Belastete Spannungsquellen


In den meisten Personenkraftwagen sind Bleiakkumulatoren
mit einer Nennspannung von 12V eingebaut. Sind alle Ver
braucher bei stehendem Motor ausgeschaltet, dann beträgt die
Klemmenspannung der Batterie etwa 12V. Schaltet man die
Innenbeleuchtung ein , dann ändert sich die Batteriespannung
kaum . Betätigt man jedoch gleichzeitig den Anlasser , dann
nimmtdie Helligkeit der Innenbeleuchtung merklich ab . Das ist
ein Zeichen für das Absinken der Spannung während der
großen Belastung durch den Anlasser.
Wird eine Spannungsquelle belastet, dann sinkt ihre Klem
menspannung .
Um diese Erscheinung genauer zu untersuchen , soll Versuch
6 - 1 durchgeführt werden .

Versuch 6 – 1: Spannung eines Trockenelementes bei Belastung


Durchführung Aufbau
Mit Hilfe eines Stellwiderstandes R = 82 wird ein Trocken
Element Un = 1,5V belastet. Durch Verstellen des Wider
standes wird die Belastung schrittweise bis zum Kurzschluß
erhöht. Die Klemmenspannung Uki des Elementes und die
Belastungsstromstärke werden gemessen .
Anmerkung : Kurzschlußmessung nur kurzzeitig und nur bei
kleinen Spannungsquellen . UKI

Meßergebnis
Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9
I in A ,2 ,6 ,8 1, 1,5 2, 3,
UK in V 1 .5 1. 4 1,2 1. ,75 ,5

Die Meßergebnisse bestätigen die anfangs gewonnene Er UU


kenntnis . Die Spannung an den Klemmen sinkt, wenn die
Stromstärke steigt. Für eine Erklärung ist es sinnvoll, die Meß 1,4 +
ergebnisse in einem Diagramm darzustellen (Abb . 1).
Ist die Spannungsquelle nichtbelastet, dann hat die Klemmen
spannung UK ihren Höchstwert. Diese Spannung nenntman
die Leerlaufspannung U .. Sie wird auf Grund physikalischer
Gesetzmäßigkeiten bei der Energieumwandlung (original) er
zeugt. Man nennt sie deshalb auch Urspannung Vor' oder
Quellenspannung uq.
Die Quellenspannung U , ist die Spannung, die beider Energie
umwandlung ursprünglich entsteht. Sie kann an einer unbe ,8 1,6 2 ,4 I in A
lasteten Spannungsquelle direkt an den Klemmen gemessen
werden. Abb . 1: Abhängigkeit der Klemmenspan
nung eines Trockenelementes vom Be
lastungsstrom
origo (lat.) = original
Klemmenspannung, Urspannung 109

Wird die Spannungsquelle belastet, dann fließt ein Strom . Klemmenspannung


Gleichzeitig sinkt die Klemmenspannung. Geht man von der
Modellvorstellung aus, daß in der Spannungsquelle auf Grund Uki = Uq - U ;
der physikalischen Gesetzmäßigkeiten nach wie vor die Quel
lenspannung U , erzeugt wird, dann muß in der Spannungs Quellenspannung
quelle ein innerer Spannungsfall U ; auftreten . Us = UKI VU |
Jede belastete Spannungsquelle hat einen inneren Span
nungsfall. Um diesen Wert ist die Klemmenspannung kleiner
als die Quellenspannung. Tabelle 6 .1: Spannungen in Abhängig
keit von der Stromstärke
Im vorliegenden Beispiel beträgt die Quellenspannung Ug =
1,5 V . Mit größer werdendem Strom wird die Klemmenspan Nr. ! Un Ukiui I in A
nung kleiner und damit der innere Spannungsfall Uí größer. AWN 1 ,5 1,5
Aus Tabelle 6 . 1 ist fü r jeden Meßpunkt der berechnete innere 1,5 ,1 ,2
Spannungsfall zu entnehmen. Die zu den Meßpunkten ge 1,3 ,2 ,4
hörenden Stromwerte sind zusätzlich eingetragen. Mit den 1,2 ,3 ,6
Werten der Tabelle läßt sich der innere Spannungsfall in ovo 1, 1 ,4 ,8
Abhängigkeit von der Belastungsstromstärke zeichnerisch dar 1, ,5 1,
stellen ( Abb. 2 ). ,75 ,75 1,5
Wenn infolge eines elektrischen Stromes ein Spannungsfall 1 ,5 ,5 1, 2,
o9 1,5 1,5 3,
auftritt, dann muß ein Widerstand vorhanden sein . Dies ist der
Innenwiderstand Rider Spannungsquelle.
Man kann ihn nach dem Ohmschen Gesetz aus dem inneren TIL L I
Spannungsfall und dem Belastungsstrom berechnen (fü r jede inV LLLL LA
Messung außer fü r I = 0A ). TITI
.4V
z . B .: R
,8A
Ri = ,512 TITUTE
DUBLIN
MIRI
Um die Zusammenhänge in einer Spannungsquelle einfacher I EL IBREIB LLLLLLLL
TEET
erklären und berechnen zu können , verwendet man ein Er D R O N
satzschaltbild (Abb . 3 ). .44
T L ILTU L LIDT
Jede Spannungsquelle besteht aus dem Teil,der die Quellen
spannung erzeugt (Generator), und dem Innenwiderstand. LLLLLLLL
Der innere Spannungsfall ist von der Belastungsstromstärke ,8 1,6 2 , 4 I in A
I und vom Innenwiderstand Riabhängig . Abb. 2: Abhängigkeit des inneren Span
nungsabfalls eines Trockenelementes vom
Leerlauf: (Messung Nr. 1) Belastungsstrom
I = 0A, U , = 1,5V , R ; = ,512
U ; = IR
U ; = 0A - ,52
U ; = OV
Fließtkein Strom , dann kann kein Spannungsfall auftreten , und
die Klemmenspannung ist gleich der Quellenspannung .
Belastung: (z . B . Messung Nr. 5 )
I = ,8A , Ug = 1,5V, R ; = ,522
U ; = I. R UKI = Uq - U
U ; = ,8A - ,512 Uki = 1,5V - ,4V
U ; = ,4V Uki = 1,1V
Der innere Spannungsfall U steigt im gleichen Verhältnis wie Abb . 3: Ersatzschaltbild einer
die Belastungsstromstärkel. Spannungsquelle
110 Leistungsanpassung

Kurzschluß : (Messung Nr. 9)


I = 3,0A, Ug = 1,5V , R; = ,512
Da die Klemmen kurzgeschlossen sind, muß die Klemmen
spannung Null sein . Das bedeutet jedoch , daß der innere Innerer Spannungsabfall
Spannungsabfall so groß wie die Quellenspannung sein muß . D - 10
Im Kurzschluß stellt sich also ein Kurzschlußstrom ein , der diese
Spannungsgleichheit hervorruft:
U U 1,5V
I = = R9. K
R ,592 Ik = 3,0A
Bei Kurzschluß wird der Strom nur durch den Innenwider Kurzschlußstrom
standbegrenzt.Der Strom kann deshalb sehr groß werden .

6 . 1 . 2 Leistungsanpassung
Jede Spannungsquelle soll elektrische Leistung abgeben . Dafür
muß der Stromkreis über den Verbraucherwiderstand ge
schlossen werden . Die Größe der abgegebenen Leistung hängt
von der Größe des Verbraucherwiderstandes ab .
In Versuch 6 - 1 (S . 108) wurde der Verbrauchswiderstand von
712 (Messung Nr. 2 ) bis 02 (Messung Nr. 9 ) stufenweise
verringert. Die Widerstandswerte der einzelnen Messungen
kann man mit Hilfe des Ohmschen Gesetzes berechnen . So gilt
z . B . für Messung Nr. 5 :
R = OKI B = 1,1V. > R = 1,2752
I ', ,8A'
Mit Veränderung des Verbraucherwiderstandes ändert sich
nichtnur die Klemmenspannung,sondern auch die abgegebene
Leistung. Sie beträgt für die Messung Nr. 5 :
Pab = UKI ; Pab = 1, 1V ,8A ; Pab = ,88 W
Tab. 6 .2 und die Abb . 1 zeigen :
Die abgegebene Leistung ist von der Größe des Belastungs
widerstandes abhängig. Hier ist ein Maximum ausgeprägt. Ein
Vergleich mit der Spannungsquelle ergibt:
Die größte Leistung wird dann abgegeben , wenn der Innen
widerstand der Spannungsquelle so groß ist wie der Be
lastungswiderstand !

Pulin w Tabelle 6 . 2: Widerstandswerte und


1. 2
abgegebene Leistungswerte ,
berechnet nach den Meßergebnissen
des Versuches 6 - 1 (S . 108 )
Nr. R in 2 Pa in W
WN 7 ,000 ,280
3 ,250 ,520
oooo 2 ,000 ,720
1, 275 ,880
3 4 1, 000 1,000
O ,500 1, 125
Abb . 1: Abhängigkeit der abgegebenen Leistung vom Belastungs 00 1, 000
widerstand ,250
Leistungsanpassung 111

In den Aufgabenfeldern , in denen es darauf ankommt, die größte


Leistung zu übertragen , wird man Spannungsquelle und Ver
braucher so aufeinander abstimmen , daß der Innenwiderstand
und der Belastungswiderstand gleich groß sind.
Soll dagegen Leistung wirtschaftlich übertragen werden , dann
muß der Wirkungsgrad (vgl. 5 .5 ) möglichst groß sein . Anhand
der Abb . 3, S . 109 läßt sich der Zusammenhang leicht erklären :
Die Spannungsquelle , der Generator G , erzeugt elektrische
Leistung. Diese wird nur zum Teil an den Belastungswider
stand R abgegeben . Der Rest fällt am eigenen Innenwiderstand
R ; ab. Bei der Messung Nr. 5 nimmt der Belastungswiderstand
mit R = 1,27522 ,88W auf. Hier beträgt die Stromstärke ,8A
und nach Tab . 6. 1 (S. 109) der innere Spannungsabfall ,4V.
Das ergibt einen Leistungsverlust:
Pv = U;: 1; Pv = ,4V- ,8A; Pv = ,32W
Die Summe aus innerer Verlustleistung und Leistung des
Belastungswiderstandes entspricht der elektrisch zugeführ
ten Leistung. Für Messung Nr. 5 beträgt der Wirkungsgrad:
1. Pab Pab ,88 W
n = Pab + P ,88W + ,32W Tabelle 6 .3 : Widerstandswerte und
Pzu
Wirkungsgrad, berechnet nach den
n = ,73 n = 73 % Meßergebnissen des
Versuches 6 - 1 (S . 108 )
Nr. Ring PabinW PinWin
2 7,000 , 280 | ,020 | ,933
3 ) 3.250 ,520 ,080 | ,867
42,000 ,720 , 1800 ,800
5 1,275 | ,880 | , 320 | ,733
‫ ܗ‬1,000 1,000 ,500 ,667
7 | ,500 1,125 1,125 ,500
| 8 , 250 1,000 2 ,000 ,333
O
Abb. 2 :Abhängigkeit des Wirkungsgrades vom Belastungswiderstand

Tab . 6 .3 und die Abb. 2 zeigen :


Der Wirkungsgrad ist von der Größe des Belastungswider
standes abhängig . Mit größer werdendem Widerstandswert
steigt der Wirkungsgrad . Dieser Zusammenhang bedeutet für
die Spannungsquelle
Ein hoher Wirkungsgrad wird nur dann erreicht, wenn der
Innenwiderstand der Spannungsquelle im Verhältnis zum
Belastungswiderstand möglichst klein ist!

6 . 1.3 Konstant-Spannungsquellen
In Versuch 6 - 1 (S . 108) ist ein Trockenelementmit einem Last
widerstand von 722 belastet worden , der stufenweise bis zum
Kurzschluß verringert worden ist. Eine solche Belastung ist
unnatürlich hoch .
In einer mathematischen Betrachtung kann überlegt werden :
112 Konstant-Spannungsquellen

Ukiin V Tabelle 6 .4 : Klemmenspannung eines


1,6 + Trockenelementes, berechnet für
1,47 vorgegebene Lastwiderstände
1,2 + Nr. Ring | I inA UK, in V
1, - 1 AWN 10 ,143 1,429
,8 20 ,073 1,463
,6 30 ,049 1,475
,4 40 ,037 1,481
,2 O 50 ,030 1 ,485
10 20 30 40 50 Rin 22
Abb . 1: Abhängigkeit der Klemmenspannung eines Trockenelementes
von dem Belastungswiderstand (relativ großer Lastwiderstand )

Wie verändert sich die Quellenspannung Un, wenn das Trok


kenelement aus Versuch 6 - 1 mit Un = 1,5V und Ri = ,52mit
einem Widerstand belastet wird, der seinen Wert zwischen 1012
und 502ändert?
Für die Tabelle 6 .4 sind die einzelnen Werte berechnet und
dargestellt. Bei der Berechnung ist davon ausgegangen wor
den , daß sich die Quellenspannung und der Innenwiderstand
nicht ändern .
In Abb . 1 ist die Abhängigkeit der Klemmenspannung von dem
Belastungswiderstand entsprechend der Aufgabenstellung (mit
den Werten der Tabelle 6 .4 ) als Diagramm dargestellt. Zum
Vergleich ist in Abb . 2 die gleiche Abhängigkeit bei der
Belastung in Versuch 6 - 1 wiedergegeben . Man erkennt:
Je größer der Belastungswiderstand (Mittelwert) im Ver
hältnis zum Innenwiderstand der Spannungsquelle ist, desto
weniger ändert sich die Klemmenspannung bei begrenzten
Lastschwankungen .
Ein Vergleich mit 6 . 1.2 zeigt, daß Spannungsquellen mit einem
großen Wirkungsgrad auch eine große Spannungskonstanz
aufweisen .
Bei vielen elektronischen Verbrauchern ist diese geringfügige
Spannungsänderung bei Lastschwankungen noch zu groß. Um
eine noch bessere Spannungskonstanz zu erreichen ,muß man
zusätzliche Schaltungen vorsehen. Diese Spannungsregler
UK in V

R in 2
1 2 3 4 5 6
Abb . 2 : Abhängigkeitder Klemmenspannung eines Trockenelementes
vom Belastungswiderstand (Versuch 6 - 1, S . 108)
Konstant- Stromquellen 113

werden zwischen Spannungsquelle und Verbraucher geschaltet


(Abb . 3).
Die Klemmenspannung der Spannungsquelle muß immer grö Span
nungs
Ber sein als die erforderliche Verbraucherspannung. Der Span regler
nungsregler verursacht einen Spannungsverlust, der sich bei
Änderung der Klemmenspannung der Spannungsquelle so N .
ändert, daß die Verbraucherspannung konstant bleibt. UK
Spannungsregler kann man mittels Z -Diode und Widerstand
oder mittels Z -Diode und Transistor aufbauen . Es finden jedoch
auch integrierte Spannungsregler für Festspannungen Verwen
dung, dieman einfach zwischen Spannungsquelle und Verbrau - Abb . 3 : Stromkreis mit Spannungsregler
cher einfügt.
6 . 1.4 Konstant- Stromquellen
In der Elektronik und besonders in der Meßtechnik (vgl. 7.8 .2)
gibt es oft die Bedingung, daß sich bei Änderung des Last
widerstandes der Laststrom nur geringfügig ändern soll.
Dieses Problem soll durch eine theoretische Überlegung gelöst
werden . Wir nehmen an , auch hier würde sich wie in 6 . 1.3 der
Lastwiderstand zwischen 1022 und 5022 verändern . Dort
schwankte der Strom zwischen 143mA und 30mA.Wir wollen
jedoch höchstens eine Stromänderung von 35mA nach 30mA
zulassen .
Nach dem Ohmschen Gesetz lassen sich mit diesen Vorgaben
die Spannungen berechnen :
1. Fall: 2. Fall:
R = 102; 1, = 35mA Ry = 5082 ; 1 = 30mA
Un = 1,HR , U2 = 1, RR RII
U , = 35 mA. 1022 Ug = 30mA- 502 TIR
Un = ,35V Ug = 1,5V
Für die Erfüllung der obigen Bedingungen muß sich also die
Spannung am Verbraucher zwischen , 35V und 1,5V ändern. a)
Da das Trockenelement von Versuch 6 - 1 (S . 108) nur 1,5V
Quellenspannung liefert und die Klemmenspannung immer
niedriger ist, muß eine Spannungsquelle eingesetzt werden , 2202
die eine höhere Quellenspannung erzeugt. 392
Nehmen wir mal an , wir hätten eine Spannungsquelle mit der 102.. .502
Quellenspannung von 3V und einem Innenwiderstand von 112
zur Verfügung, dann ergäbe sich für den Fall 2 : 9V
- Ua 3v 1, = 58 ,8mA
2 Ri + R2 2 112 + 5012 b)
DieserWert ist vielzu hoch . Es sollen nur 30mA fließen . Folglich
muß zur Stromverkleinerung ein Vorwiderstand Ry in Reihe Abb . 4: Anschluß eines Verbrauchers über
zum Verbraucher geschaltet werden (Abb. 4a). einen Vorwiderstand an eine Spannungs
Der Widerstand muß auch für den Fall 1 gelten .Um nun zur rich quelle
tigen Lösung zu kommen , werden Gleichungen aufgestellt und
nach den gesuchten Größen umgestellt. Im vorliegenden Fall
ergeben sich zwei Gleichungen mit zwei Unbekannten . Darin
sind enthalten : der Vorwiderstand Ry zusammen mit dem Innen
widerstand der Spannungsquelle und die Quellenspannung Ug.
Uq = 1, (R + Rv + R )
Ug = 1, (R ; + Rv + R )
114 Reihenschaltung von Spannungsquellen

Nach (Ri + RV)umgestellt ergibt sich :


I in mA
(Ri + Ru) = 12 R, - 1 .R,
I-1
Die oben gestellte Bedingung wird dann erfüllt, wenn der
Vorwiderstand zusammen mit dem Innenwiderstand 23092 und
die Quellenspannung 8 ,4V betragen .
Abb . 4b , S . 113 zeigt eine Schaltung mit realistischen Werten
und Abb . 1 die Abhängigkeit der Stromstärke vom Lastwider Rin 2
stand. 10 20 30 40 50
Konstant-Stromquellen liefern bei einem sich begrenzt än
derndem Lastwiderstand einen Strom , der sich nur wenig
ändert. Erreicht wird dies durch einen großen Vorwiderstand Abb . 1: Stromstärke in Abhängigkeit vom
im Vergleich zum Verbraucherwiderstand . Widerstand (nach Abb .4b , S. 113)
Je kleiner der Belastungswiderstand (Mittelwert) im Verhält
nis zur Reihenschaltung Innenwiderstand der Spannungs
quelle und Vorwiderstand ist, desto weniger ändert sich der
Strom bei begrenzten Lastschwankungen .
Dies setzt jedoch eine Spannungsquelle voraus, die eine
wesentlich größere Spannung erzeugt als der Verbraucher ytilauQ
verlangt. Die große Differenz fällt am Vorwiderstand ab . Da der
Vorwiderstand auch eine Verlustleistung verursacht, arbeiten
Konstant-Stromquellen mit einem kleinen (schlechten ) Wir QUE
kungsgrad .
Ähnlich wie bei Konstant-Spannungsquellen lassen sich Kon
stant-Stromquellen mit elektronischen Schaltungen realisieren .
Quality
6 .1.5 Reihenschaltung von Spannungsquellen
In vielen Taschenlampen oder Suchscheinwerfern sind meh
rere Spannungsquellen hintereinander geschaltet. Abb . 2 zeigt
die Reihenschaltung von vier Trockenelementen von je 1,5V . Abb . 2 :Reihenschaltung von vier Trocken
Die Messung der Gesamtspannung ergibtim ausgeschalteten elementen in einem Suchscheinwerfer
Zustand 6V . Dies istdas 4fache der Spannung eines Elementes .
Die Reihenschaltung von Spannungsquellen erhöht also die
Gesamtspannung, da sich die Teilspannungen addieren .
Die Gesamtquellenspannung ist bei der Reihenschaltung so
groß wie die Summe der Teilquellenspannungen . Gesamtquellenspannung
bei der Reihenschaltung
In Abb . 3 ist die Ersatzschaltung dargestellt. Aus der Ersatz
schaltung der vier Trockenelemente wird dann die Ersatz - Ugg Uq1 + Uq2 + Uan
schaltung eines gedachten Elementes entwickelt.
Der Gesamtinnenwiderstand ist bei der Reihenschaltung so
groß wie die Summe der Teilinnenwiderstände. Gesamtinnenwiderstand bei der
Reihenschaltung
Bei dem vorliegenden Beispiel sinkt die Klemmenspannung
infolge der Belastung um ,8V auf 5 ,2V. Es hat also keinen Rig = R1 + R2 + ... + Rin
Sinn, für eine solche Leuchte eine Glühlampe mit einer
Nennspannung von 6V zu verwenden . Diese könnte nicht die
volle Helligkeit abgeben .
In der Leuchte befindet sich eine Glühlampe mit einer Nenn
spannung Un = 4 ,8V. Diese ist noch niedriger als die Klemm
spannung bei Belastung. Man geht davon aus, daß bei weite
rer Entladung der Elemente die Quellenspannung sinkt.
Parallelschaltung von Spannungsquellen 115

@gop LR2 Li Rin


@po
JA U UR Vas Ugg
- Uki UK

b)

Abb . 3 : Aus der Ersatzschaltung von vier in Reihe geschalteten Spannungsquellen entsteht die Ersatzschaltung der
gesamten Spannungsquelle

Wie verhält sich die Stromstärke bei Kurzschluß mehrerer in


Reihe geschalteter gleicher Elemente ?
Kurzschlußstromstärken
eines Elementes in einer Reihenschaltung
von vier Elementen
Ug1 Ugg
Rit Rig
1,5V 6V
Ik = 222
,5 .22
Ik =34 Ik = ЗА

Aus der obigen Berechnung ergibt sich , daß sich durch die
Reihenschaltung von Elementen die Kurzschlußstromstärke
nicht erhöht.
Wie die Abb. 3 zeigt, sind die Elemente so in Reihe geschaltet, q = 1, 5 V
daß ihre Quellenspannungen gleiche Richtung haben . Nur für
diesen Fall gelten die dargestellten Gesetzmäßigkeiten . Uki =
Werden z. B ., wie in Abb . 4 geschehen , zwei Elemente mit der
gleichen Spannung so geschaltet, daß ihre Quellenspannun Ug = 1 ,5 V
+ ſua =1,5V
gen entgegengesetzte Richtung haben, dann heben sich die
Spannungen auf.

6 .1.6 Parallelschaltung von Spannungsquellen


Schon oft haben Autofahrer vergessen , nach dem Abstellen Uq = 1,5 V
ihres Kraftfahrzeuges das Fahrlicht auszuschalten . Wenn sie UKI =
dann nach vielen Stunden zurückkamen und ihren Wagen
starten wollten , erlebten sie eine bittere Enttäuschung. Die Uq = 1,5 V
Kontrollampe für die Zündung leuchtete zwarnoch , die Batterie
war jedoch nicht mehr in der Lage, den Anlasser mit so viel
Spannung zu versorgen , daß er den Motor anlassen konnte .
Hier kann man nun einen hilfsbereiten Autofahrer bitten , mit Abb. 4 : Reihenschaltung von zwei
seiner Batterie auszuhelfen . Sie muß dafür nichtausgewechselt Spannungsquellen , deren Spannungen
werden . Es genügt, wenn der Wagen mit der betriebsbereiten einander entgegenwirken
116 Parallelschaltung von Spannungsquellen , Aufgaben zu 6 . 1

Batterie neben dem eigenen Wagen parkt und die beiden


Batterien parallel geschaltet werden (Abb. 1).
Dieser Vorgang soll etwas näher untersuchtwerden . Dabei sind
die Innenverhältnisse der Batterie vereinfacht dargestellt.
Batterie 1 Batterie 2
Ug1 = 10 ,5V U . 2 = 12,6V
Ri = ,0722 Riz = ,032
Der Anlasserstrom soll 120 A betragen .
In Abb. 2 ist die Parallelschaltung der Batterien mit dem
Anlasser dargestellt. Aus den gegebenen Werten lassen sich Abb . 1: Parallelschaltung von zwei
die TeilströmeI , I, und die Klemmenspannung für den Anlasser Batterien zur Starthilfe
berechnen . Die Ergebnisse sind ebenfalls in Abb . 2 zu finden .
Die Batterie mit der höheren Quellenspannung und dem
kleineren Innenwiderstand liefert den höheren Strom . . 120A
Schaltet man den Anlasser ab , (z . B . wenn der Motor ange 1419 LOT
= 15 A = 105A 1SA =
*
STO
sprungen ist) dann liefert die volle Batterie Strom zum Aufladen OT 6V 6
der leeren Batterie (hier z .B . 21 A entsprechend Abb . 3 ). Dies . =
geschiehtso lange ,bis beide etwa gleichen Ladezustandhaben . L=OS LY 1 12 "
i n ( M- )
Ist aber eine Batterie defekt, dann wird die andere vollkommen IT1 8
entladen und damit auch defekt. L . Anlasser
Ri = R2 =
Das Beispiel zeigt, daß das Parallelschalten von Spannungs ,072 10,032
quellen unter gewissen Bedingungen sehr unvorteilhaft werden
kann . Für die Praxis gibt es deshalb zwei Regeln :
. Batterien nach Möglichkeit nur bei Belastung parallel schal- Abb. 2: Schaltung des Starthilfevorgangs
ten (z. B . Anlasserbetrieb oder bei Elektrobooten ).
. Wenn Batterien parallel geschaltet werden müssen, dann
sollten nur solche verwendet werden , die im Ladezustand , 111 = 21 A 112 = 21A -
Innenwiderstand, Alter und in der Quellenspannung überein V
stimmen . | Uq1 = 10,5 V || Uq2 = 12 ,6 V 97 >
In diesem Fall verteilen sich die Ströme bei Belastung etwa ,
11
gleichmäßig. Ausgleichsströme treten nicht auf. Aufgrund der ( G ): =
gleichmäßigen Stromverteilung ist eine höhere Belastung der Uki
gesamten Anlage bei gleichbleibender Spannung möglich .
| $11= ,070! | i2 = ,039
LYY
Aufgaben zu 6 . 1
1. Wie groß ist der Innenwiderstand einer Spannungsquelle ,
deren Klemmenspannung bei Belastung mit 12A von 42V
auf 39 V absinkt?
Abb . 3:Parallelschaltung unterschiedlicher
2 . Drei gleiche Spannungsquellen mit Ug = 13,5V und Ri= 222 Spannungsquellen
werden in Reihe geschaltet und an einen Widerstand mit
R = 482 angeschlossen .
a ) Wie groß ist die Gesamtquellenspannung ?
b ) Wie groß ist der gesamte Innenwiderstand?
c ) Wie groß ist der Strom ?
d ) Wieviel Spannung liegt an dem Widerstand R = 482 an ?
e ) Wie groß ist der Spannungsverlust einer Spannungs
quelle ? 6 V
3 . Wie groß ist die Gesamtspannung der Reihenschaltung in 12 V / 6 V
Abb . 4 ? Abb . 4 : Schaltung zu Aufgabe 3
Elektrochemische Energiequellen

6 .2 Elektrochemische Energiequellen
In vielen Geräten des täglichen Gebrauchswerden galvanische
Elemente (Abb . 5 u . 6 ) als Spannungsquellen benutzt. Sie
sind Energieumwandler, in denen auf elektrochemischem Wege
eine Spannung erzeugt wird .
STANDARD
6 .2 .1 Prinzipieller Aufbau und Übersicht
galvanischer Elemente
Abb . 7 zeigt eine eigentümliche Spannungsquelle . Zwei unter
schiedliche Metalle ( Silbergabel und Stahlmesser) sind in eine
Zitrone gesteckt und an ein Spannungsmeßgerät angeschlos Abb. 5 : Primärelemente
sen . Es entsteht eine Spannung von , 163V.
Dieser Aufbau stellt bereits ein galvanisches Element dar, denn
es sind alle wesentlichen Teile vorhanden . Abb. 8 zeigt dazu
den prinzipiellen Aufbau eines galvanischen Elementes . Die
beiden Elektroden müssen aus verschiedenen Werkstoffen
bestehen . Sie sind in einen Elektrolyten getaucht.
Elektroden sind die Pole eines galvanischen Elementes .
Der Pluspol wird Anode und der Minuspol Katode genannt.
Elektrolyte sind elektrisch leitende Flüssigkeiten. Sie sind
entweder verdünnte Säuren (z . B . verdünnte Schwefelsäure) Abb . 6: Sekundärelemente
oder Laugen (z . B . verdünnte Kalilauge ).
Nach DIN 40853 ist die Bezeichnung > Galvanisches Element«
der Oberbegriff für elektrochemische Spannungsquellen . Er
wird in die Begriffe Primärelement und Sekundärelement
(Akkumulator) unterteilt.
Galvanische Elemente
Primärelemente Sekundärelemente La
(z . B . Zink-Braunstein (z. B . Bleiakkumulator,
Element, Luftsauerstoff Stahlakkumulator) Abb . 7 : Spannungsquelle mit einer Zitrone
Element, Alkalisches Element) (» Zitronenelemente )
Die beim Primärelement ablaufenden elektrochemischen Pro
zesse sind nicht umkehrbar . Die Elemente sind nicht wieder
verwendbar. Sie können nicht geladen werden . Anode Katode
Bei Sekundärelementen (Akkumulatoren ) ist eine Umkehrung
der elektrochemischen Vorgänge möglich . Dies geschieht, D
indem man elektrische Energie zuführt. Dadurch wird der
ursprüngliche Zustand wieder hergestellt. Der Akkumulator
kann also zugeführte elektrische Energie als chemische Energie Elektrolyt
speichern und sie bei Bedarf wieder abgeben (Abb . 6 ).
In Spannungsquellen sind häufig mehrere Zellen zu einer
Batterie zusammengeschlossen . Dabei wird die Leistungs
fähigkeit erhöht.
Alle galvanischen Elemente besitzen umweltschädliche Stoffe - Elektroden
wie Säuren , Laugen , Blei oder andere Schwermetalle . Sie
dürfen deshalb weder einfach weggeworfen noch dem nor
malen Hausmüll zugegeben werden . Sie müssen gezielt
entsorgtwerden . Abb . 8 : Prinzipieller Aufbau eines
galvanischen Elementes
118 Elektrochemische Spannungsreihe

6 .2.2 Elektrochemische Spannungsreihe Tabelle 6 .5 : Elektrochemische Span


Das » Zitronenelement« zeigt schon das Prinzip von Abb . 3 der nungsreihe unter Normalbedingungen
elektrochemischen Spannungserzeugung . Elektroden
material Un v
Tauchtman zwei Elektroden aus verschiedenen Werkstoffen
in einen Elektrolyten , dann entsteht eine elektrische Spannung. Kalium - 2,92
Experimentell hat man Elektroden aus verschiedenen Werk Magnesium Natrium - 2 ,71
stoffen untersucht und die Elektrochemische Spannungsreihe - 2,37
aufgestellt (Tab . 6 .5 ). Als genormte Bezugselektrode wurde die Aluminium - 1.66 unedlere
Wasserstoffelektrode verwendet. Sie besteht aus einem Platin Zink - ,76
blech , daß sich in Salzsäure (Wasserstoffverbindung )bestimm Eisen 1 ,44 Metalle
Nickel 1 , 25
ter Konzentration befindet. Auf diese Elektrode sind alle Span Zinn 1- ,14
nungsangaben der elektrochemischen Spannungsreihe bezo Blei 1- , 13
gen .
Mit Hilfe der elektrochemischen Spannungsreihe kann die Wasserstoff ,00
abgegebene Spannung eines Elements rechnerisch bestimmt Kupfer + ,34
werden . So ergibt sich aus den Einzelspannungen . Silber + ,80 edlere
Quecksilber + , 85 Metalle
Beispiele Platin + 1,20
• Kupfer-Zink- Element(Abb . 2 u. 3) Gold + 1,68
Kupfer + ,34V Kohlenstoff: + ,74V
Gesamtspannung: U = 1, 1V
Zink - ,76V
Pluspol: Kupfer-Elektrode
Minuspol: Zink -Elektrode
Blei-Zink-Element + ,34 V
Blei - , 13V
Gesamtspannung: U = ,63V Pluspol:
Zink - ,76V Kupfer
Elektrode
Pluspol: Blei-Elektrode OV
Minuspol: Zink -Elektrode
Bei Betrieb zersetzt sich stets das unedlere Metall, also die U = 1,1V
negative Elektrode, bei den oberen Beispielen also die Zink
elektrode.
Minuspol:
Galvanische Elemente Zink
Elektrode
Zufuhr - ,76 V
elektr.
Energie
Abb. 2: Spannung des Kupfer-Zink
Primärelemente Sekundärelemente Elements
Energiespeicher
Aufladung
Entladung Entladung

Energieabgabe
z . B .Wärme
Abb . 1: Wirkungsprinzip Galvanischer Elemente Abb . 3: Spannungsmessung beim Kupfer
Zink -Element
Primärelemente 119

6 .2 .3 Primärelemente
Elemente aus Zink und Braunstein
Eine Vielzahl unserer im täglichen Gebrauch befindlichen
galvanischen Elemente besitzen Zink und Braunstein (mit Kohle
als Anschlußelektrode ) als Elektroden sowie Ammoniumchlorid
(Salmiak ) als Elektrolyten . Sie unterscheiden sich lediglich
durch ihr Aussehen bzw . durch die Anzahl der zusammenge
schlossenen Zellen . Diese Elemente werden als Trocken
elemente (eingedickter Elektrolyt), Zink -Braunstein -Element,
Braunsteinelement oder nach ihrem Entdecker Leclanché
Element' bezeichnet. Wir verwenden den Namen Zink -Braun
stein -Element, da Zink und Braunstein die Elektroden sind.
Abb . 4a zeigt den Aufbau einer Zelle . Der Zinkmantel ist der
Minuspol der Quelle. Als Pluspol wird Braunstein (Mno ,) ver
wendet, der über einen Kohlestab angeschlossen ist. Zwischen
beiden befindet sich eine eingedickte Ammoniumchlorid
Lösung (in der Abbildung nichtmitgezeichnet).

Leclanche-Zellen Alkalische Zellen


a ) KlRundzel
assischete b ) DC-Zelle c ) Luftsauerstol
Element d ) Knopfzelle AlRundzel
kali Mangan
te
1 Negati ktrodeveLösungs
Zielnekmetal l ,beiFlach
terzelleLein tmifoliteaufgewalz
2 Separatorträgermi
Elektroleyrttsalzen t a Negati ve Lösungs
kaschi
(Zielenktrode
kpulver)
o 3 PosiBraunstei
tive Elnektrode 6 Separator
-Rubgemisch c Knopfzel
Positive lElen:ektrode
beiLS-
SivkohleE-lRementen ußgemisAkch) Tabl ette dBraunstei
Silberoxi , n,
oo 4 Elderposi
ektrischetivenAblEleeitktrode
ung Quecksi
Rundzel llebneroxid
Kohlesuft oder Leitfolie FiBraunstei
ngelektrode n , d
5 Polkappe,Abschluaski Quecksilberoxi
kappe,Knopfkanl
plat e oder Kontakt (Stahl
positibvocher,
erZellevemi npolc)kelt
schraube Negati verZellenpol
6 Bodenscheibe (Zeilendeckelbei
Knopfzel l e
7 Abdeckscheibe Bodenkontaktschei
8 IPapi
sdiolcahtteiur-ongnKunststoff
und -Ab betRundzel le ) be
-
80ooo 9 miKunststof (QEluelektrollblaytt)ttrager
t Etikettfkasten 9 Kunststoffdichtung
Posi
10 Metallmantel
01 Bodenkontaktschei
NegativerZellenpolbe Abschltiveuskappe
mieletktrol
Isolierhulse ( 8 ) Metallmantel
gebordelytdit. cht Isolierhulse
Kontaktbl O Negati ve eitung
Standard Drahtableietchungoder Elektrodenabl
12 Abgesetzte
schale mit LeiKunststoff tfolie
13 Stapelabschlußteile Alohnele Darstel
Elektrollundungenytunohne
14 LufDepoltzufaürihrung zur vergossen
vergl
trode nselek s ati o slab eichbaren Ma
Herkommliche Bauart Durch Anwendung kderer t HoheKapazi tätberlamingt 6 Schutzkappe HoheLagerfähi gkeit t
ZinkchiAusl
höhte oriaduftechni
sicherhei nifriesdrtigigonemEntEntladungen
ladestrom 13 Abdeckplatte und Auslaufsicherhei
Belüftungskappe SiSpezi fidscheQuecksi
lb1eroxi
.5 V 1,35 V
Kapazilbtateroxid Spezifischeca Kapazi
295 cmtat
SpezifischeKapazi tat Spezifische KapazimAhtät. SpezifischeKapazimAhtat
ca 130 MAN
cm ca.180 cm C.150 ca 330mAh ca 400 mAh cm
(angenähertkonstante Spannung)
Abb. 4: Aufbau von Primärelementen

Benanntnach GEORGES LECLANCHÉ, französischer Erfinder, 1839 bis 1882


120 Entladekurven

Eigenschaften und Anwendungen


Zum sachgerechten Umgang mit galvanischen Elementen sind
bestimmte Spannungsangaben wichtig.
Die Leerlaufspannung (Quellenspannung, Urspannung) ist die
Spannung, die im unbelasteten Zustand zwischen den Polen
besteht. Sie liegt bei Zink-Braunstein - Elementen zwischen
1, 35V und 1,72V .
Als Arbeitsspannung wird die Spannung bezeichnet, die sich
nach Anschluß einer Belastung einstellt. Sie kann zwischen
1,2V und 1,5V liegen und sinkt mit zunehmender Belastung
(vgl. 6 . 1).
Die Nennspannung ist ein abgerundeter Wert. Er liegt defini
tionsgemäß bei 1,5V je Zelle . Eine Zelle gilt dann als entladen ,
wenn die Arbeitsspannung die Hälfte der Nennspannung be
trägt.
Die Klemmenspannung eines Elementes ist nicht konstant. Sie
sinkt mit größer werdender Entladezeit. Abb. 1 zeigt die Ent
ladekurve einer 1,5V-Zelle , die bevorzugt für Taschenlampen
verwendet wird.
Eine elektrochemische Spannungsquelle kann nur eine gewisse
Zeit lang einen bestimmten Strom liefern . Es gibt Quellen mit
verschiedenen Kapazitäten .
Die Kapazität K eines galvanischen Elementes ist die ent Kapazität eines galvanischen
nehmbare Elektrizitätsmenge (Ladung Q ) in Amperestun Elementes
den (Ah). Formelzeichen K
U in V | K = Iit
1,4 A [K ] = Ah

1, 2 TV
+
1, =
,8
1 2 3 4 5 6 7 8 tin h .
Abb . 1: Entladekurve einer 1,5V -Zelle
U in V

Konstanter Strom

,9
4 ,5 Ah 5 Ah 6 Ah
Nennkapazitäten
10 20 30 40 50 60 tinh
Abb. 2: Entladekurven unterschiedlicher Elemente mit gleicher Nenn
spannung
Sekundärelemente

6 .2.4 Sekundärelemente
Bleiakkumulatoren verdünnte Schwefelsäure
Der Bleiakkumulator gehört in die Gruppe der Sekundär
elemente. Man bezeichnet ihn auch als Sammler. Er kann nach
Entladung durch einen Stromfluß aufgeladen werden . Dichte
Bleiakkumulatoren werden in vielen Bereichen der Technik PbSO4 1, 12 kg PbSO
benutzt. Als Starterbatterie dienen sie z . B . zum Anlassen von dm
Verbrennungsmotoren . In ortsfesten Anlagen werden sie als
Notstromgeräte oder als Energiequellen für Fernsprech - und a ) Entladener Akkumulator
Signalanlagen verwendet.
Fahrzeuge dürfen in geschlossenen Räumen keine Verbren verdünnte Schwefelsäure
nungsgase verursachen . Deshalb werden dort Elektrofahrzeuge I ON
mit Akkumulatoren eingesetzt.
Abb . 4 zeigt den Aufbau eines Bleiakkumulators. Er bestehtaus Dichte
6 Zellen . Jede Zelle gibt eine Spannung von etwa 2V ab . Die PBO , 1, 28 kg Pb
Gesamtspannung beträgt damit 12V. dm
Die rotbraunen Platten bilden den Pluspol (Nr. 11 der Abbil
dung). Durch die gelben Scheidewände (Scheider, Nr. 10 ) b ) Geladener Akkumulator
werden sie von der Minusplatte getrennt (Nr. 9 ). Die Scheider
sind für die Elektrolytflüssigkeit durchlässig (verdünnte Schwe Abb . 3 : Bleiakkumulator
felsäure ).
Jede Zelle ist nach dem gleichen Prinzip aufgebaut. Deshalb
soll an einer einzelnen Zelle der Aufbau erklärt werden. Dabei
wird zwischen dem geladenen und dem entladenen Zustand
unterschieden .
Die Typenbezeichnung von Starterbatterien ist einheitlich
(DIN 72310 und DIN 72311).
Beispiel:

53624 12V 175 A 36 Ah


Typennummer Nennkapazität Nennkapazität K20
(K20)
Nennspannung -Kälteprüfstrom Kapazität, die bei 20stündiger Entla
(bei - 18°C ) dung erreicht wird

1 Blockkasten 11 Positive Platte


2 Schlammraum 12 Bleigifter
3 Blockkastensteg 13 Plattenver
4 Blockdeckel binder
5 Verschlußstopfen 14 Endpole
6 Plattenblock
7 Negativer
Plattensatz
2 8 Positiver
6 3 Plattensatz
09 9 Negative Platte
10 Separatoren
(Plattenscheider)
Abb . 4 : Bauteile einer Kraftfahrzeugbatterie
122 Bleiakkumulatoren , Stahlakkumulatoren

Zur Aufladung wird der Akkumulator an eine Gleichspannungs


quelle angeschlossen . Der positive Pol des Ladegeräts wird mit 4 , 12:
dem Plus-Poldes Akkumulators verbunden . Ebenso werden die in V Ladestromstärken
negativen Pole miteinander verbunden . Da sich am Ende des 2 .8
Ladevorgangs Gase entwickeln ,müssen die Verschlüsse geöff 1111
net sein .
Mit zunehmender Ladezeit steigt die Ladespannung allmählich
auf einen Sättigungswert. Nach Beendigung des Ladevorgangs
sinkt die Spannung wieder auf etwa 2V. Die Kurve 1 in Abb. 1
zeigt, daß mit einer größeren Stromstärke die Sättigung schnel in h
ler erreichtwerden kann . 1 2 3 4 5 6 7 8
Akkumulatoren lassen sich mit unterschiedlichen Stromstärken
laden. Wichtig ist, daß die Spannung am Akkumulator nicht
lange größer als 2,4V sein darf. Von dieser Spannung an Abb . 1: Spannungsverlauf beim Aufladen
einer Zelle mit unterschiedlichen Strom
(Gasungsspannung) kommt es neben der Aufladung zu einer stärken
elektrolytischen Zersetzung des Wassers. Wasserstoff und
Sauerstoff werden frei. Deshalb muß bei Erreichen der Ga
sungsspannung die Ladestromstärke unbedingt reduziert wer
den (Auf Werte des Herstellers achten ).
Wasserstoff und Sauerstoff bilden Knallgas. Deshalb darf in 9 in °C
ihrer Nähenichtmit offener Flamme gearbeitetwerden .Räume, TTTTTT
in denen aufgeladen wird, müssen gut entlüftet werden . Durch +40
+ + Temperaturt
die Elektrolyse gehtWasser verloren , aber keine Schwefelsäu 1, 2 20ERITIH T
re. Deshalb muß gelegentlich destilliertes bzw . entmineralisier Sauredichte HE
tinh
tes Wasser (ohne Mineralien ) nachgefülltwerden . Es darf kein
Leitungswasser verwendetwerden . U in V
Laden mit konstanter Spannung
und festem Vorwiderstand
Abb. 2 zeigt die Veränderung verschiedener Größen beim
Ladevorgang. Bei diesem Verfahren ist wichtig, daß nach
Erreichen der Gasungsspannung die Anlage nichtzu lange in I in A
Betrieb bleibt. Ein automatisches Abschalten nach einer be
stimmten Zeit ist notwendig .
Laden mit konstanter Spannung 6 tinh
Akkumulatoren können bis zum Erreichen der Gasungsspan
nungmit hohen Strömen geladen werden . Das nutztman beim
Schnelladen aus . Abb. 2: Kurven zum Ladevorgang
Abb. 3 zeigt den hohen Anfangsstrom . Von Null bis t, ist eine mit konstanter Spannung
Schnelladung möglich . Der Akkumulator ist jedoch noch nicht
voll aufgeladen und muß noch weiter an der Spannung von 2 ,4V in A
betrieben werden .
200 +
Strombegrenztes Laden bis 2,4V U 2,4V
Der Spitzenstrom im vorangegangenen Verfahren und damit
der Aufwand für das Ladegerät ist recht hoch . Aus diesem 100 +
Grunde verwendet man auch Geräte, die den Strom bis zum
Erreichen der Gasungsspannung konstanthalten .
in h
Stahlakkumulatoren
Während bei Bleiakkumulatoren ein saurer Elektrolyt (ver
dünnte Schwefelsäure) verwendet wird , enthalten Stahlakku - Abb . 3: Kurven beim Schnelladen
mulatoren Kalilauge (Kaliumhydroxid in Wasser). Deshalb mit konstanter Spannung
Aufgaben zu 6 .2 123

bel DU00
werden Stahlakkumulatoren auch als alkalische Akkumulatoren
bezeichnet. DO -
ಫನ
Die Platten sind im entladenen Zustand wie folgt aufgebaut:
Positive Platte : Nickelhydroxid , Ni(OH)2
Negative Platte : Eisenhydroxid , Fe(OH) , oder
Cadmiumhydroxid , Cd (OH ), oder
Gemische aus beiden .
Vorteile gegenüber Bleiakkumulatoren
. hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber mechanisch rauher
und harter Beanspruchung
nahezu unbegrenzte Lagerfähigkeit (Platten werden nicht
vom Elektrolyten angegriffen ) 1
Lebensdauer hängt nicht vom Alter ab , sondern nur von 17
seiner elektrischen Beanspruchung (Entladungen ) 1 Positive Platten 10 Polbolzendruckring
2 Negative Platten 11 Polbolzenscheibe
weitgehend unempfindlich gegen Überladung und Tiefent 3 Netzartiger Platten 12 Polbolzenbuchse
ladung isolator 13 Innere Poldichtung
4 Positiver Plattensatz 14 Dichtungsring
• keine Säuredämpfe 5 Negativer Plattensatz 15 Zellendeckel
• gasdichte Bauart beikleineren Zellen möglich 6 Positiver Polbolzen eingeschweißt
7 Negativer Polbolzen 16 Mantelisolator
8 Polmutter 17 Aufhängenocken
Nachteile gegenüber Bleiakkumulatoren 9 Sicherungsscheibe 18 Klappventil
• höhere Anschaffungskosten
• stärkerer Spannungsrückgang bei Entladung Abb . 4 : Aufbau von Stahlakkumulatoren
• geringere Wirkungsgrade
niedrigere Zellenspannung: 1,2V
. größerer Innenwiderstand

Aufgaben zu 6. 2
1. Nennen Sie die notwendigen Teile eines galvanischen
Elementes!
2 .Geben Sie Unterschiede zwischen einem Primär- und einem
Sekundärelement an !
3. Erklären Sie den Unterschied zwischen einer Zelle und einer
Batterie !
4 .Wie groß ist die Spannung eines Elementes aus Nickel und
Kupfer?
5 . Erklären Sie den Unterschied zwischen Leerlauf-,Nenn - und
Klemmenspannung!
6 . Eine Batterie wird in 5 Stunden mit einer mittleren Strom
stärke von 30mA entladen . Wie groß war ihre Kapazität?
7 .Zeichnen Sie eine Schaltung zum Aufladen von Akkumula
toren (Polarität von Ladegerät und Akkumulator angeben )!
8 . Geben Sie die Definition der Nennkapazität bei Starter
batterien an!
9 . Weshalb muß bei Erreichen der Gasungsspannung der
Bleiakkumulatoren mit verringerten Stromstärken geladen
werden ?
10. Geben Sie Vor- und Nachteile der Stahlakkumulatoren
gegenüber Bleiakkumulatoren an !
POWER TIME DIV ATNOAM

MOLD V LEVEL
X . POS
TANG 1TRI00VO .INP
STOR. DOT . SINGLE MOLD

Y-POS.1 20MHzOscil oscope HM 205 : Y.POS


2

VOLTS VEATCH.INP
TMOS
VERTCHI, INP
M330F
TOIV 300VA
400 V CHADUAL ADD
COMPONENT ge
CUS
TAIG EWLCHOP

FUNCTION GENERATOR HM 5030 30 29 . 5


RANGE
DIGITAL MULTIMETER HM 80113 2000
20 200 FOOVE 53 24OUTPUT
V .
20TIA FUNCTION
ELLE FREQUENCY OVER
t10
TRVO
mak ve man
AC20 ADC V -MAR AC250V INPUT
maxFM 25 VED
COMMON / V ? VARARE
20 A A MA MREMHE
Instruments

CAUNE
8148 ONUNTIMER
GRAPHIC PRINTER HM CAUNE
DISPLAY NUR
instruments PAINTER
TAVA
125

Meßtechnik

7 .1 Meßtechnische Grundbegriffe
Jedes Messen bedeutet immer ein Vergleichen mit anderen
Größen . Wenn wir z . B . die Spannung von 220 V messen , so
bedeutet dies , daß die Netzspannung 220mal größer ist als die
festgelegte Einheit 1 V . Entsprechendes gilt auch bei aller 300 400
200
anderen Messungen . Man stellt dabei immer fest, wieviel mal
eine Einheit in der zu messenden Größe enthalten ist. Den 100
Meßwert erhält man , indem man den so gewonnenen Zahlen
wert 220 mit der Einheit 1 V multipliziert.
Meßwert = Zahlenwert · Einheit der Meßgröße
Um Schaltungen entwickeln , überprüfen und reparieren zu Abb . 1: Analoge Anzeigen
können, muß man Messungen vornehmen . Dazu werden ana
log' oder digital anzeigende Meßgeräte verwendet (Abb. 1 u . 2 ).
In neuerer Zeit finden auch Meßgeräte Verwendung , die beide
Darstellungen ermöglichen (Abb . 3 ).
Beider analogen Darstellung von Meßwerten wird die Meßgrö
Be z .B . durch einen von einem Zeiger überstrichenen Winkel a
oderWeg s dargestellt (Abb. 1). Ändert sich die Meßgröße (z. B . MATMEERD
Stromstärke, Spannung oder Temperatur), dann ändert sich
auch der Zeigerausschlag bzw . die Länge des Weges (Quecksil
bersäule). Abb . 2 : Digitale Anzeige
Viele in der Elektrotechnik vorkommenden Signale sind analo
ger Art. Sie lassen sich deshalb natürlich sehr gut mit analog
arbeitenden Meßgeräten anzeigen . Eine analoge Größe ist z. B .
die Drehzahl einesMotors. In Abb. 5 ist sie in Abhängigkeit von
der Zeit dargestellt. Sie beginnt bei Null und steigt innerhalb 23< << 2001 154
> >> 295
einer bestimmten Zeit auf einen Endwert. Die Drehzahl kann 210
dabeibeliebige Zwischenwerte annehmen .
Wenn man diese nicht-elektrische Größe nun anzeigen will,
dann ist es sinnvoll, sie zunächst in eine elektrische Größe
umzuformen . Man kann dazu z . B . einen kleinen Generator
verwenden , der sich auf der Achse des Motors befindet (Abb . 4 ). Abb . 3 :Meßgerät mit analoger
Die Spannung,die dieserGenerator anzeigt, ist proportionalzur und digitaler Anzeige
-
Drehzahl

ROGER Spannung
am Tachogenerator
.
t
Abb . 4: Maschine mit angebautem Tachogenerator Abb . 5: Drehzahl in Abhängigkeit von der
Zeit
analog: gleichwertig; entsprechend
2 digital: von digitus = Finger Ziffer
126 Meßtechnische Grundbegriffe

Drehzahl, so daß sich die in Abb. 5 (S . 125 ) dargestellte


Spannungskurve ergibt. Sie ist ein genaues Abbild der Drehzahl Signalgröße (Anzeige,
und kann mit einem analog arbeitenden Spannungsmeßgerät z . B . Winkel)
(z . B . Drehspulenmeßwerk ) angezeigt werden . Wenn man an
stelle der Spannung die Drehzahl auf der Skala ablesen will,
muß man diese entsprechend beschriften .
Verallgemeinertman diese Ausführungen , dann ergibt sich die
Darstellung aus Abb. 1. Zu jeder beliebigen Meßgröße ergibt
sich eine entsprechende Signalgröße (Anzeige). M , + A ; 7
M , A , usw .
Analoge Signale und analog anzeigende Meßgeräte können M2
innerhalb technischer Grenzen beliebige Zustände einneh Meßgröße
men . Die Anzeige entspricht der gemessenen Größe. (z . B . Spannung)
Der Vorteil analog arbeitender Meßgeräte besteht darin , daß Abb . 1: Zusammenhang zwischen Meß
der technische Aufwand zur Erfassung der Meßgeräte relativ und Signalgröße bei analoger Anzeige
gering ist. Größen und Größenänderungen können bei diesem
Verfahren rasch erkannt werden . Auch ist eine qualitative
Beurteilung einer Meßgröße im Sinne von » größer als der TOOR
Maximalwert« (z . B . 220 V ) oder innerhalb eines Sollbereichs METER
stark schwankend« ebenfalls rasch möglich . Außerdem ist es OC
nicht immer erforderlich zu wissen , ob die Spannung z .B . QUARTE
215,6 V oder aber 221,4 V groß ist, sondern nur, daß der Wert in
der Nähe von 220 V liegt. In vielen Fällen muß man sogar nur
wissen , ob eine Spannung vorhanden ist oder nicht. $2
SPORTS
Beider digitalen Anzeige erscheintderMeßwertimmer in Form ANAC 10OPA
ALCITETICS
einer Zahl (Abb . 2 ). Der kWh-Zähler hat z. B . eine digitale 10 :0842
Anzeige, ebenso der Kilometerzähler im Auto . Dagegen besitzt
der Tachometer (Zeiger) im Auto eine analoge Anzeige.
Wenn analoge Signale in digitaler Form verarbeitet und ange
zeigt werden sollen , müssen sie entsprechend umgeformt Abb . 2 : Analoge und digitale Anzeige
werden . Man verwendet dazu Analog-Digital-Wandler. Als
Beispiel für eine Umwandlung wollen wir die in Abb . 5 (S . 125)
dargestellte Drehzahl in Abhängigkeit von der Zeit bei einem
Motor verwenden . Um sie zu messen , kann man anstelle des
Tachogenerators eine einfache Scheibe mit einem Loch ver
wenden , die auf der Achse montiert ist (Abb . 3). Fällt jetzt Licht -
von einer Lampe durch das Loch auf ein Fotoelement, dann -
erhältman eine Folge von elektrischen Signalen (Spannungsim -- -
pulse ), deren Anzahl und Breite abhängig von der Drehzahl ist
(Abb . 4). -
- -
-- -
-
Fotoelement Anzeige

Ux Verstärker,
Zähler

Scheibe
Motor mit Loch
Abb. 3: Prinzip der Analog-Digital-Wandlung bei der Drehzahlmessung Abb. 4: Digitalisierte Drehzahl
Meßstrategie

Will man jetzt diese in der Amplitude gleichgroßen Signale


anzeigen , kann man die Impulse zählen .Wichtig ist dabei, daß Signalgröße (Anzeige)
man sie innerhalb eines wiederkehrenden Zeitabschnitts (Zeit
intervalls ) zählt.
Das beschriebene Beispiel stellt eine Vereinfachung des digita
len Meßprinzips dar. Der Analog-Digital-Wandler bestand aus
einer einfachen Lochscheibe , einer Lichtquelle und einem
Fotoelement. In der Meßtechnik werden in der Regel dagegen A 23 - - - -
elektronische Wandler eingesetzt.Mit ihnen wird der kontinuier
liche Verlauf der Meßgröße in eine stufenförmig verlaufende A12
Signalgröße umgewandelt (Abb . 5 ). Jede Stufe wird als Quant
bezeichnet. Man spricht deshalb von einer Quantisierung des TL4A
TTTT
analogen Signals . : M , M , Mg . Meßgröße
Im Gegensatz zu analogen Signalen können digitale Signale Abb . 5: Quantisierte Signalgröße
nur bestimmte festgelegte (diskrete ) Amplitudenwerte an
nehmen . Die Signalgröße wird quantisiert. Die Anzeige er
folgt in Form einer Ziffer. analoge
Ein Problem wird beider Betrachtung von Abb . 5 sofort deutlich . Darstellung
ZweiMeßgrößen , die z. B . zwischen M , und M , liegen , werden Aufwand
zu einer gleichbleibenden Signalgröße (Anzeige) führen , A !
Dieses gilt auch für die nachfolgenden Stufen usw . Die »Fehler
quote « scheint erheblich zu sein . Dieses ist jedoch nur dann der
Fall,wenn die » Stufen « sehr breit sind.Wenn man dagegen aber digitale Darstellung
z . B . den Meßbereich von 2 V in 1000 Stufen aufteilt, dann ist
bereits jede Stufe nur noch 2 . 10 - 3 V = 2 mV breit! Dieses istfür
die meisten Messungen bereits ausreichend . ETIT
arbei- 10 - 1 10 -2 10 -3 10 -4 10 - 5
Digital arbeitendeMeßgeräte besitzen gegenüber analog arbei . erreichbareGenauigkeit
tendenMeßgeräten einige Vorteile . Sie sind wesentlich weniger
störanfällig, aufgrund fehlendermechanischer und beweglicher Abb . 6 :Zusammenhang zwischen Aufwand
Teile sehr robust, die Ergebnisse lassen sich speichern , die und Genauigkeit
Ablesung ist fehlerfrei möglich , und mit einem geringeren
technischen Aufwand lassen sich höhere Genauigkeiten erzie
len (Abb . 6 ).
Meßstrategie
DasMessen hat fürden Elektrotechniker eine große Bedeutung.
Jede Messung muß deshalb gründlich vorbereitet, exaktdurch
geführt und genau festgehalten werden .
Zunächst muß man sich klar werden , welches Ziel mit der
Messung verbunden ist,was also überhaupt gemessen werden was z . B . U , I, t,
soll. Es kann dies z . B . die Stromstärke, die Spannung, der
elektrische Widerstand oder eine nicht-elektrische Größe sein .
Dann muß man sich die Frage stellen ,welches Meßverfahren z . B. Drehspulmeßg.,
anzuwenden ist. Dabei sollte so genau wie möglich, aber nicht wie Oszilloskop
genauer als notwendig gemessen werden. Zum Beispiel ist es
in einer Anlage zur Überwachung der Netzspannung eines
Wohnhauses sicher nicht erforderlich , die Spannung auf 1 % o WO z . B . Labor, Baustelle
genau zu messen (z . B . 220 , 3 V ). Bei komplexen Messungen
wird sicher noch ein Schaltbild erforderlich sein . Danach kann
das Aussuchen der Meßgeräte (Genauigkeitsklasse, Innenwi
derstand beachten ) und Wahl des Meßbereichs erfolgen . Even wann z . B . Tageszeit
tuellmuß die PolaritätderMeßgröße berücksichtigtwerden . Die
nachfolgende Ablesung des Meßwertes muß fehlerfrei sein .
Unter Umständen ist eine Fehlerkorrektur erforderlich . Abb . 7 : Fragen zum Ablauf einerMessung
128 Analoge Meßgeräte

7. 2 Analog anzeigende Meßgeräte


7.2.1 Kennzeichnung und Merkmale
Damit alle mit der Meßtechnik befaßten Personen die gleiche
Sprache« sprechen, hat der VDE in seiner Vorschrift 0410 Meßgerät
wichtige Begriffe umschrieben und sie damit genau festgelegt.
Danach ist ein Meßgerät (Abb . 1) ein Meßinstrumentzusammen Meßinstrument Zubehör (lose)
mit allem Zubehör. Das Zubehör kann vom Instrument trennbar
sein . Meßwerk Gehäuse (fest)
Ein Meßwerk bestehtnur aus den eine Bewegung erzeugenden Abb. 1: Bestandteile eines Meßgerätes
Teilen (z . B . Spulen) und den Teilen , deren Bewegungen oder
Lage von der Meßgröße abhängen (z . B . Lagerung, Zeiger,
Skala ).
Ein Meßinstrument umfaßt alleine das Meßwerk mit seinem
Gehäuse und dem umbauten Zubehör.
Das Zubehör ( allgemein ) ist ein vom Meßinstrument getrennter 20 30
Teil des Strom - und Spannungspfades, der mit dem Meßinstru 10
ment verbunden wird (Neben - und Vorwiderstand , Mebleitun 100 30 20 10 50
uutta 60
gen ). 1000
Bei den Skalen von Meßinstrumenten unterscheidetman line 2000 V ,k2
are und nichtlineare Skalen (Abb. 2).Weiterhin verwendetman
auch Skalen mit unterdrücktem Nullpunkt (Abb . 3).
Der Meßbereich umfaßt nur den Teil der Skala , für den die
Genauigkeitsbestimmungen der VDE-Bestimmung 0410 einge
halten werden . Dieser Teil wird - wenn erforderlich auf der Abb . 2 : Lineare (obere Skala ) und nicht
Skala durch Punkte gekennzeichnet. lineare (untere Skala ) Skaleneinteilung
Bei analog anzeigenden Meßgeräten stehen mitunter für ver
schiedene Meßbereiche (z . B . 1 V , 5 V , 10 V , 50 V , 100 V und
500 V ) nur eine oder zwei Skalen zur Verfügung (z. B . O ... 1 und 48 49 50 51 52
... 5 ).Den Meßwert erhält man , indem man die Skalenanzeige
mit der Skalenkonstanten multipliziert. Diese wiederum ist das
Verhältnis aus Meßbereich und Skalenendwert.
Meßbereich Abb . 3 : Skala mit unterdrücktem Nullpunkt
Meßwert = Skalenanzeige
Skalenendwert
In Abb. 4 steht z . B . der Zeiger bei der Skalenanzeige von 2,8 .
Wenn jetzt z. B . der Meßbereich von 500 V eingestellt ist, ergibt
sich der folgende Meßwert:
500 V - = 280 V .
Meßwert = 2,8.
Zur Kennzeichnung derMeßgeräte sind in VDE 0410 Sinnbilder
festgelegtworden (vgl. Tab . 7 .1, S . 129). Diese sind beim Einsatz 1
des Meßgerätes unbedingt zu beachten , da sonst Fehlmes * + +01
sungen möglich sind. Das erste Zeichen auf der Skala gibt die *
Art des Meßwerkes an . Es folgen mindestens das Klassenzei .LIT /
/1/171>
chen , die Angabe über die Gebrauchslage, das Prüfspan *
* tral IItI U
nungszeichen und die Angabe der Stromart. VT
Zur Kennzeichnung von Meßgeräten wird mitunter auch die
Empfindlichkeit verwendet. Durch diese Größe wird das Ver a
hältnis von Wirkung zur Ursache gekennzeichnet. Es ist dies
also die beobachtbare Anzeigeänderung dividiert durch die
Änderung der Meßgröße.
Abb . 4 : Zwei Skalen für mehrere
Änderung der Anzeige Meßbereiche
Empfindlichkeit = Änderung der Meßgröße
Beschriftung von Meßgeräten 129

Tabelle 7. 1: Sinnbilder zum Beschriften von Meßgeräten nach VDE 0410


Art des Meßwerkes/Bedeutung | Sinnbild Art des Meßwerkes/Bedeutung Sinnbild
Drehspul-Meßwerk Meßwerk mit Eisenschirm
mit Dauermagnet (Sinnbild für den Schirm )
Drehspul Meßwerk mit
Quotientenmeßwerk elektrostatischem Schirm
(Sinnbild für den Schirm )
Drehmagnet-Meßwerk
Astatisches Meßwerk ast
Dreheisen -Meßwerk
Gleichstrominstrument
Elektrodynamisches
Meßwerk Wechselstrominstrument
Eisengeschlossenes, Gleich - und Wechselstrom
elektrodynamisches Instrument
Meßwerk
Drehstrominstrument
Elektrodynamisches mit einem Meßwerk
Quotientenmeßwerk
Drehstrominstrument
Eisengeschlossenes mit zweiMeßwerken
elektrodynamisches
Quotientenmeßwerk Drehstrominstrument
mit drei Meßwerken
Induktionsmeßwerk
Senkrechte Gebrauchslage
Bimetall-Meßwerk Waagerechte
Gebrauchslage
| Elektrostatisches Meßwerk Schräge Gebrauchslage
mit Angabe
Vibrations-Meßwerk des Neigungswinkels
Zeigernullstellvorrichtung
Thermoumformer allgemein
Prüfspannungszeichen :
Drehspul-Meßwerk mit Die Ziffer im Stern bedeutet
Thermoumformer die Prüfspannung in kV
(Stern ohne Ziffer 500 V
Prüfspannung)
Isolierter Thermoumformer vo
Achtung
Gleichrichter (Gebrauchsanweisung
beachten )
Drehspul-Meßwerk Instrument entspricht
mit Gleichrichter bezüglich Prüfspannung
nicht den Regeln
130 Meſfehler

Jedes Meßgerät stellt für die Schaltung , in der es eingesetzt


ist, eine Belastung dar. Deshalb sind Informationen über den
Innenwiderstand nützlich .
Werte für die Innenwiderstände stehen häufig aufder Rückseite mV-MULTIZET für Gleichstrom
der Meßgeräte. In Abb . 1 sind die Daten eines Vielfachmeſ mit spannungsempfindlichem Drehspulmeß
instrumentes dargestellt. werk mit Spannbandlagerung
Die Innenwiderstände hängen von dem eingeschalteten Meß Meßtoleranz:
bereich ab . Bei den Spannungsmeßbereichen gilt in der Regel + 1 % vom Meßbereichendwert
bei Widerstand + 1,5 % von der Skalenlänge
ein konstanter Umrechnungsfaktor. In Abb . 1 beträgt er Maße 112 mm x 165 mm x 65 mm
ΚΩ 26 Meßbereiche
V . Bei einem Meßbereich von 30 V erhält man den 3 mV 300 m V 30 V
10 mV1 V 100VR; =
innenwiderstand , wenn man den Faktor mit dem Meßbereichs 30 mV3 V 300 V ( 4kQ /
wertmultipliziert: 100 m V 10 V 1000 V
300 uA (4mV) 30 mA (10 mV)
ke 1 mA (7mV) 100 mA (12 mV)
Rilu) = 30 V . 4 K2 = 120 kl. 3mA (8 mV) 300 mA (15 mV)
1A ( 30 mV)
Bei den Strommeßbereichen wird in der Regel für jeden 3A ( 50 mV)
Meßbereich der Spannungsabfall angegeben , der bei Endaus 10 A ( 150 mV)
schlag auftritt. Nach Abb . 1 für 30 mA (10 mV): Abb . 1: Daten eines Vielfachmeßgerätes
UM 10 mV = ,333 2 .
RiT 30 mA

7 .2.2 Meßfehler
Meſfehler sind in der Praxis unvermeidbar. Auch mit einem
beliebig hohen Meßaufwand bleibt eine Unsicherheit erhalten .
Deshalb besteht eine vollständige Information über eine Mes
sung in der Angabe des Meßwertes und des Meßfehlers .
Meßergebnis = Meßwert + Fehlerangabe
Man unterscheidet den absoluten Fehler F und den relativen Absoluter Fehler
Fehler f (Fehler in % ).
Der absolute Fehler ergibt sich aus der Differenz aus der F= A -W
Anzeige des Meßgerätes (Ist-Wert, A ) und dem als richtig
geltenden Wert (Soll-Wert, W ). Relativer Fehler
Beim relativen Fehler wird der absolute Fehler zu einem
Bezugswert ins Verhältnis gesetzt. W
absoluter Fehler
relativer Fehler =
Bezugswert
Bei der Angabe des relativen Fehlers muß deshalb immer der
Hinweis gegeben werden , welcher Bezugswert gemeint ist. Es
kann dies z . B . der als richtig geltende Wert oder der Meßbe
reichsendwert sein .
Zur Festlegung des absoluten und des relativen Fehlers gibt
es verschiedene Möglichkeiten . Vergleicht man z . B . das zu
prüfende Meßgerät mit einem sehr genauen Meßgerät an der
gleichen Spannung und sind die Daten des Vergleichsmeß
gerätes bekannt, dann kann man mit ihnen den absoluten Fehler
des zu prüfenden Meßgerätes bestimmen .
Eine weitere Möglichkeit ist, daß man mit dem zu prüfenden
Meßgerät eine Eichspannung (Eichnormal) mißt, die sehr genau
hergestellt werden kann .
Fehlerquellen 131

Fehler, die durch die Konstruktion der Meßgeräte bedingt sind


(z . B . Lagerung), werden durch die Güteklasse (Genauigkeits Betriebsmeßgeräte
klasse) angegeben (Abb . 2) . T11 1,5 2 ,5 5 .
Die Güteklasse gibt den höchst zulässigen absoluten Fehler Feinmeßgeräte
in Prozent vom Meßbereichsendwert an .
10,1 10,2 ,5
Abb. 2: Klassenzeichen von Meßgeräten
Beispiel:
Ein Spannungsmeßgerät mit der Güteklasse 2 ,5 hat einen
Meßbereichsendwert von 100 V .
a ) Wie groß kann der absolute Fehler höchstens werden ?
b ) Zwischen welchen Werten kann der als richtig geltende Wert
bei einer Anzeige von 90 V bzw . 10 V liegen ?
c) Wie groß kann der relative Fehler werden ?
2 .5
Zu a) F = 100 V . 100 ;' F = 2,5 V
Das bedeutet, daß der als richtig geltende Wert um 2 ,5 V
größer oder kleiner als der angezeigte Wert sein kann .
Zu b ) 87,5 V < W < 92,5 V
7,5 V < W < 12,5 V
F . 2,5 V
Zu c) f = W f = 2,5 ; f = 2,78 %
90 V
f= F 2 ,5 V
W 10V ; - f = 25 %
Das Beispiel zeigt, daß der relative Fehler um so größer wird,
je kleiner der Meßwert wird .
Damit der relative Fehler möglichst klein bleibt, sollte der
Meßbereich so gewählt werden , daß der Zeigerausschlag 11
etwa im letzten Drittel der Skala liegt (Abb . 3 ).
Lagefehler entstehen ,wenn die Angabe für die Gebrauchslage 4UT 6 ,
von Meßgeräten (vgl. Tab . 7 .1) nicht eingehalten wird . tI
Ändert sich die Temperatur, der das Meßgerät ausgesetzt ist, XD
so kann sich auch dadurch die Anzeige ändern (Temperatur X
fehler).
Weitere Fehler können z. B . entstehen durch Fremdfelder, durch
Frequenzeinflüsse, durch Abweichen der Meßgröße von der V ER
Sinusform und durch Erwärmung der Widerstände innerhalb
des Meßgerätes durch den Strom , durch Überlastung oder
mechanische Beschädigungen .
Abb. 3: Günstigster Ablesebereich
Beispiel:
Ein Spannungsmeßgerätzeigt an einer Eichspannung von 50 V
eine Spannung von 49 V an . Gesucht sind absoluter und
relativer Fehler.
F = A - W ; F = 49 V - 50 V ;
F = - 1V
1V
f = wF :; f=- - vi f= - ,02;
f=
f= - 2%
132 Digitale Meßgeräte

Die Abb . 1zeigt einige gebräuchliche Zeigerformen . Die Bauart


des Zeigers und die Anordnung gegenüber der Skala können
Ablesefehler verkleinern oder verhindern . Ablesefehler ent
stehen dann , wenn man das Meßinstrument schräg von der
Seite abliest (Parallaxe). Diese Parallaxenfehler werden oft
durch eine Spiegelunterlegung der Skala verhindert (Abb . 2 ).
Die Ablesung ist dann genau , wenn sich der Zeiger und das
Spiegelbild decken . Dazu ist es erforderlich , den Kopf so zu
lenken , daß sich ein Auge senkrecht über dem Zeiger be
findet.
a‫ال‬
( ‫هراس هرال هرال‬

a)Balkenzeiger
7.3 Digital anzeigende Meßgeräte b )Stabzeiger
7 . 3 . 1 Grundsätzliche Arbeitsweise c) Stabzeiger für Profilinstrumente
Die in der Elektrotechnik vorkommenden Größen sind in der d)Lanzenzeiger
Regel stetige Größen , d. h ., sie können innerhalb gewisser e )Messerzeiger
Grenzen beliebige Zwischenwerte annehmen . Bei analog ar
beitenten Meßgeräten wird diese stetige Meßgröße z . B . als ein Abb. 1: Zeigerformen
entsprechender Zeigerausschlag dargestellt. Der Ableser voll
zieht jetzt die Umwandlung des analogen Zeigerausschlags in
eine zahlenmäßige Darstellung. Dieses bedeutet aber, daß der 09509
Ablesende eine Analog-Digital- Umwandlung vorgenommen 0948 - ay
hat. In digital anzeigenden Meßgeräten vollzieht sich diese 099 23 04 05 06 70 06 05
Umwandlung im Gerät. Kernstück ist dabei der Analog-Digital U02 08 04
Wandler (AD -Wandler). 01 110 200150 100 39 80 79 40 80 580 09 10
TH 05
Bei digital anzeigenden Meßgeräten wird die Meßgröße Icos 400 2000100 500 30 29 10 04
direkt zahlenmäßig angezeigt. Die analoge Meßgröße wird Prahana
1050
dazu in eine binäre Signalfolge (Folge von / 1-Signalen ,
vgl. Kap. 9) umgewandelt.
Die zahlenmäßige Darstellung erfolgtz . B . mit Sieben -Segment- Abb . 2 : Spiegelunterlegung der Skala
Elementen (Abb. 3). Die Zahlen bis 9 können durch eine
entsprechende Ansteuerung der einzelnen Segmente darge
stellt werden . Man unterscheidet LED - und LCD2-Anzeigeein
heiten .
LED -Anzeigeeinheiten bestehen aus 7 Lumeszenzdioden
(Leuchtdioden ). Sie leuchten dann , wenn durch sie ein elektri
scher Strom fließt. Verschiedene Farben sind möglich .
LCD -Anzeigeeinheiten bestehen aus Flüssigkristallen . Im span
nungslosen Zustand sind die Moleküle zwischen den Glasplat
ten noch ungeordnet. Licht kann durch sie hindurch treten und
an der Rückwand reflektiert werden . Das gesamte Feld er
scheint somit gleichmäßig hell. Legt man jetzt zwischen die
rückwärtige Platte (gemeinsame Elektrode für alle Segmente ) 14 :5790
und die einzelnen Elemente eine Spannung, dann richten sich
die dazwischen befindlichen Moleküle aus. Die optischen Eigen
schaften verändern sich, d . h ., diese Teile bleiben nicht mehr
durchsichtig. Auftretendes Lichtwird jetzt bereits an der Ober
fläche reflektiert und das einzelne Segment wird jetzt sichtbar.

light emitting diode (engl.): lichtaussendende Diode Abb. 3: Sieben-Segment-Elemente


2 liquid cristal display (engl.):Flüssigkristall-Anzeige-Element
Digitales Meßprinzip 133

Im Vergleich zu LED- Anzeigeeinheiten benötigen LCD -Anzeige


einheiten weniger elektrische Energie . Signalgröße,
digital
Beispiel: LCD 1,8 V ... 8 V, 4 ,5 UA | 0011
LED 1,5 V , 30 mA
Nachteilig ist, daß LCD -Anzeigeeinheiten nur bei Beleuchtung Meßgröße
anzeigen und daß eine geringe Zeit vergeht, bis die Kristalle analog
sich geordnet haben (Anzeigeverzögerung).
Zur Erklärung des digital arbeitenden Meßprinzips wollen wir 3V
die vereinfachte Darstellung von Abb . 4 benutzen . Die analoge
Meßgröße wird zunächst im Analog-Digital-Wandler in eine analog Wandlung
binäre Signalfolge umgewandelt (z . B . 0011). Diese gelangt dann 0011
in einen Decoder. Er paßt sie so an , daß sie von dernachfolgen digital
den Anzeigeeinheit als Ziffer abgebildet werden kann .
Bei der digitalen Aufbereitung wird der Gesamtbereich der Anpassung
stetigen Meßgröße in eine endliche Anzahl von Teilen (Quanten ) Decoder
eingeteilt. Je feiner die Einteilung, desto genauer ist die
Anzeige. Anzeige
Zur Veranschaulichung wollen wir einmal ein Spannungsmeß
gerätmit einer 44 stelligen Anzeige verwenden (Abb . 5 ). An den
letzten vier Stellen können die Ziffern bis 9 erscheinen .
Dagegen bedeutet die Angabe » Stelle «, daß die höchstwertige
Dezimalstelle nur als oder 1 angezeigtwerden kann . Im 200-V Abb . 4: Digitales Meßprinzip
Bereich wäre demnach die größtmögliche Anzeige 199,99 V .
Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einem Anzei
geumfang , der in diesem Fall 19999 Digits beträgt. Die Zahlder
Meßschritte beträgt dabei 20000 und jeder Schritt entspricht
einer Spannungsänderung von 10 mV. Dieses ist bereits eine
sehr feine Unterteilung . Bei einer 3 stelligen Anzeige wäre die > Ziffern - 9 möglich
Zahl der Meßschritte um den Faktor 10 kleiner. Das Gerät -- - i
verfügt nur über 1999 Digits .
Zur Erklärung der Arbeitsweise von digitalanzeigenden Meßge
räten wollen wir als Beispiel ein Digital-Spannungsmeßgerät LL
besprechen (Abb. 1, S . 134 ). Die zu messende Spannung Ux - Ziffern oder 1
gelangt an einen Eingang einer Vergleichsschaltung. Am zwei
ten Eingang liegt der Ausgang eines Generators , der eine
sägezahnförmige Spannung liefert.Wenn die Spannung von V
beginnend hochläuft (t.), wird bereits vom Steuerteil die Tor
schaltung geöffnet. Die Signale des Impulsgenerators gelangen
von jetzt ab in den Zähler. Erreicht die hochlaufende sägezahn
förmige Spannung den gleichen Wertwie die Meßspannung Ux,
dann liefert die Vergleichsschaltung ein Signal, welches die
Torschaltung sperrt (t.) . Die Impulse des Generators gelangen
nichtmehr in den Zähler. Dieser Vorgang wiederholt sich nach
einer kurzen Zeit wieder usw . 2999.9
Für dieses besprochene Digital-Spannungsmeßgerät läßt sich
der vorgegebene Grundbereich durch Vor- und Nebenwider 13972506
stände erweitern. Mit einem Umschalter kann der gewünschte
Meßbereich gewähltwerden. Eine Meßbereichsüberschreitung
führt in der Regelnichtzu einer Beschädigung, sondern wird als
Fehler angezeigt. Mitunter erfolgt die Umschaltung auch auto
matisch .
Die bei analogen Meßgeräten verwendeten Sinnbilder werden
hier nichtbenutzt. Auch nicht die Güteklasse und die Gebrauchs Abb . 6 : Spannungsmeßgerätmit Digital
lage. anzeige
134 Meſfehler

1
Verglei- Tor 1
cher Zähler Decoder

11 Anzeige
Generator Generator W

Start/
Steuersignal Stop
a )Blockschaltbild Steuerteil
Meßspannung
Sägezahnförmige
Spannung
-
U Toroffen u Tor offen
Torschaltung
>
hoonhonan hamna Generator
RUOT T impulse
>
lI OMUL Zähl
Zählimpulse Zählimpulse timpulse
to Uit AU2
b ) Spannungsverläufe
Abb . 1: Prinzip einer digitalen Spannungsmessung

7 .3. 2 Mebfehler
Digital-anzeigende Meßgeräte vermitteln durch die eindeutige
Anzeige oft den Eindruck , daß sie den Meßwert » genau«
anzeigen . Dieses ist jedoch nicht der Fall. Auch diese Meßge
räte besitzen einen Fehler, der zwar geringer ist als vergleich
bare analog anzeigende Meßgeräte , in einigen Fällen jedoch
berücksichtigt werden muß. Die Angaben findet man in der
Regel nicht auf dem Meßgerät, sondern in der Bedienungs lungs
anleitung .
Ein einfaches Vielfachmeßgerät hat z .B . folgende Daten :
Anzeige: 3 stellig , LCD
Meßbereich /Genauigkeit
DCV " : 200 mV/ 2 /20 /200 /1000 V , + ,5 %
10 M2Eingangswiderstand
ACV (Effektivspannung)
40 Hz bis 600 Hz: 200 mV/2 /20 /200 /750 V , + 1 %
10 M2 Eingangswiderstand
DCA2: 200 uA /2/ 20 /200 mA/2 / 10 A , ,5 %

DC: direct current (engl., Gleichspannungsbereich)


2 Gleichstrombereich
Meſfehler 135

ACA (Effektivstrom )
40 Hz bis 600 Hz: 200 uA / 2/ 20 /200 mA/ 2 / 10 A , + 1 % Signalgröße
Widerstand : 200 22/ 2/20 /200 k9 /2 /20 M2, + ,5 %
20 MS2 , + ,75 %
max. 250 V DC /eff Überlast
Die Fehlerangabe machtdeutlich , daß dieses Gerät, würde man
es mit den Güteklassen eines analog arbeitenden Meßgerätes AL
a) analog Meßgroße
vergleichen , z . T. als Feinmeßgerät gelten müßte . Wie kommt
dieser Fehler zustande?
Zunächst einmal arbeiten auch elektronische Bauteile nicht
fehlerfrei. Sie verfügen von Natur aus über einen Toleranzbe Signalgroße
reich . Durch verschiedene Einflüsse, z . B . durch einen Tempera
tureinfluß, kann sich dieser Bereich verändern . Die elektroni
schen Bauteile , die Meßwiderstände usw . sind also für einen
Teil des Fehlers verantwortlich .
Ein weiterer Fehler wird durch das Meßverfahren an sich Meßgröße
hervorgerufen . Man nennt ihn den Quantisierungstehier. Zur b ) digital
Veranschaulichung dienen die folgenden Beispiele .
Abb . 2 : Gegenüberstellung des analogen
1. Beispiel und des digitalen Meßprinzips
Eine Meßspannung von 1, 985 V (vgl. Abb . 3) wird mit einem
digital arbeitenden Spannungsmeßgerät im 2 - V -Bereich gemes
sen . Im Anzeigeteil sind nur 3 Anzeigestellen möglich .Wie groß
ist der Fehler?
Lösung:
Die Anzeige kann 1,98 V oder 1,99 V betragen . Der absolute
Quantisierungsfehler beträgt somit 10 mV. Den relativen Quanti
sierungsfehler erhält man, indem man den Quantisierungsfeh
ler durch den Anzeigewert dividiert (hier 2 V angenommen) .
10 mV
ov ; f = 5 . 10 -3; P = ,5 %

Signalgröße,
Anzeige
in V
2 ,00
1,99 - ΔΕ
1, 98
1 , 97

.50 AH

,04 +
,02
,00
,01 ,03 ,05 ,50 1,97 1,99 Meßgröße ,
,02 ,04 .51 1.98 2.00 tatsächliche VSpannung
in
Abb. 3: Quantisierungsfehler bei einer 22 stelligen Anzeige
AC: alternating current (engl.),Wechselstrom
136 Aufgaben zu 7 . 1 ... 7. 3

2 . Beispiel
Eine Spannung von ,505 V wird mit einem digital arbeitenden
Spannungsmeßgerät im 2 -V -Bereich gemessen . Im Anzeigeteil
sind 3 Anzeigestellen möglich. Wie groß ist der Fehler ?
Lösung:
Die Anzeige kann ,50 V oder ,51 V betragen . Der absolute
Quantisierungsfehler beträgt bei dieser Anzeige ebenfalls
10 mV. Für den relativen Quantisierungsfehler ergibt sich dann
der folgende Wert:
10 mV
f, = 20 . 10 - 3; f = 2 %
,5 V
Dieser Wert ist erheblich größer als beim ersten Beispiel.
Bei digital anzeigenden Meßgeräten ist der Anzeigefehler
durch die Quantisierung am geringsten, wenn der zu mes
sende Wert im Endbereich der Anzeige liegt.
Eine Verringerung des Quantisierungsfehlers läßt sich durch
eine kleinere Schrittfolge (z . B . 1mV) und eine Vergrößerung
der Stellenzahl in der Anzeige erreichen. Eine vollständige
Fehlerangabe eines digital anzeigenden Meßgerätes enthält
demnach eine Fehlerangabe in Prozent vom Meßwert und
zusätzlich die mögliche Zahl der fehlerhaften Digits . Beispiel:
, 2 % + 2 Digits .
Fehler in digital- anzeigenden Meßgeräten werden durch
Bauteile und durch die Quantisierung hervorgerufen .

Aufgaben zu 7 . 1 ... 7 . 3
1. Erklären Sie den Unterschied zwischen einer analogen und
einer digitalen Anzeige !
2 .Welche Vorteile bzw . Nachteile haben
a ) analog anzeigende und
b ) digital anzeigende Meßgeräte ?
3 .Welche Schritte sollten bei der Planung von Meßaufgaben
beachtet werden ?
4 . Was sind die Unterschiede zwischen einem Meßinstrument
und einem Meßgerät?
5 . In welchem Skalenbereich sollte man bei analog anzei
genden Meßgeräten ablesen ?
6 . Schauen Sie auf ein Ihnen zur Verfügung stehendes analog
anzeigendes Meßgerät und beschreiben Sie , welche Mes
sungen damit durchgeführt werden können ! Welche Sinn
bilder befinden sich auf der Skala und welche Bedeutung
haben sie ?
7 . Erklären Sie den Begriff Güteklasse!
8 . Erklären Sie den Unterschied zwischen dem absoluten und
dem relativen Fehler.
9 . Beschreiben Sie die grundsätzliche Arbeitsweise eines
digital anzeigenden Meßgerätes.
10. Welche Fehler beeinflussen das Meßergebnis bei digital
anzeigenden Meßgeräten ?
Aufbau des Oszilloskops 137

1 2 3
1 Katode 6 Spannung für
horizontale Ablenkung
2 Wehneltzylinder
7 Spannung für
3 Anode vertikale Ablenkung
4 Bildschirm 8 Beschleunigungsspannung
5 Elektronenstrahl 9 Focussierungsspannung
10 Heizung

Abb . 1: Aufbau einer Elektronenstrahl-Ablenkröhre

7 .4 Oszilloskop
7.4.1 Grundsätzlicher Aufbau
Zur Bewältigung der verschiedenartigen Meßaufgaben inner Y Y - Eingang
halb der Elektrotechnik ist das Oszilloskop ' ein vielseitig イン
einsetzbares Meßgerät. Hot X -Eingang
Mit einem Oszilloskop kann man den zeitlichen Verlauf von
Spannungen darstellen und dabei die verschiedenen Größen a ) ohne Spannungen an X
der Kurve messen . und Y - Eingängen
Das Gerät enthält neben verschiedenen Buchsen eine Vielzahl
von Einstellern . Das wichtigste Bauteil ist dabei die Elektronen fotox
strahl-Ablenkröhre. Sie soll deshalb zunächst erläutert werden .
In Abb . 1 ist der grundsätzliche Aufbau einer Elektronenstrahl b ) beinegativer Polarität der
Ablenkröhre (Braunsche Röhre ) zu sehen . Die Katode besteht Spannung am X -Eingang
aus einem Metallfaden , der durch den Stromfluß auf Rotglut
erhitztwird. Dadurch treten Elektronen aus der Oberfläche aus
und hüllen die Elektrode in Form einer Wolke ein . Durch die
positiv geladene Anode (3 ) werden sie angezogen und durch
laufen zunächst ein negativ geladenes Steuergitter (Wehneltzy c) beipositiver Polaritätder
linder).Durch die Höhe der Spannung am Gitter wird der Strahl Spannung am X - Eingang
gebündelt (fokussiert). Zusätzlich befindet sich außerhalb des
Gerätes ein Einsteller (Potentiometer), mit dem die Schärfe des
Strahls eingestellt werden kann . Danach prallen die Elektronen
nicht auf die positiv geladene Anode, sondern gelangen durch
das in der Mitte befindliche Loch in den Einflußbereich von vier
um 90° versetzt angeordneten Ablenkplatten . Deshalb nennt d ) beinegativer Polarität der
man sie Horizontal- und Vertikal-Ablenkplatten bzw . X - und Y Spannung am Y - Eingang
Platten . Legtman eine Spannung an diese Platten , so wird der
Elektronenstrahl vertikal und horizontal abgelenkt. Mit Abb . 2
wollen wir diesen Vorgang im einzelnen verdeutlichen .
a ) Wenn keine Spannung anliegt, befindet sich der Elektronen
strahl im Zentrum des Leuchtschirms. Auf der Leuchtschicht e ) beipositiver Polarität der
Spannung am Y - Eingang
oscillare, lat., = schwingen ; skopein, griech., = sehen Abb. 2: Position des Elektronenstrahles
2 BRAUN,KARL FERDINAND, 1850- 1918, deutscher Physiker, entwickelte die erste
Katodenstrahlröhre (1897).
138 Spannungsmessung

entsteht ein heller Punkt.Mit entsprechenden Helligkeitseinstel


lern kann die Intensität verändert werden . Eine zu große
Helligkeit kann zu einem Einbrennfleck führen .
b ) Wenn ein negatives Potential an der rechten X -Platte liegt, 8V
erfolgt für die ebenfalls negativen Elektronen eine Abstoßung.
Der Leuchtpunkt befindet sich am linken Rand des Schirms.
Einen Strich würde man erhalten, wenn anstelle der Gleich
spannung eine Wechselspannung angelegt wird .
c ) EineUmkehrung der Punktlage wird erreicht,wenn die rechte
X -Platte positiv geladen ist. ů = 8V
d ), e ) Ebenso läßt sich der Elektronenstrahlnach oben und unten T = 5ms
ablenken , wenn an die Y -Platten eine Spannung gelegt wird . Abb. 1: Meßspannung

7 .4 .2 Spannungs- und Strommessung


Spannungsmessung .5
Wir wollen jetztmit dem Oszilloskop die Wechselspannung von ,3
Abb . 1 sichtbar machen , sie genau messen und dabei die 5 fa + . 2
Funktion der einzelnen Stufen mit Hilfe des Blockschaltbildes 10 X ,1
von Abb . 3 erklären .
Im Eingangsbereich befindet sich die Y - Eingangsbuchse und 20 30 ,05
der Schalter Sy,mit dem man die Spannungsartwählen kann . In V /cm
Stellung AC ' wird durch den dann in Reihe liegenden Konden a) Y - Abschwächer
sator nur die Wechselspannung hindurchgelassen . In Stellung us /cm
DC ? findet keine Auswahl statt. Gleich-, Wechsel- und Misch 30 10
spannungen können passieren . In Stellung GND3 liegt die
Eingangsbuchse an Masse. Es wird somit kein Signalweiterge 1170,
geben . (,3 ,31
Da der Bildschirm nur eine bestimmte Abmessung besitzt,muß 1 H
mit einem Einsteller das Eingangssignal angepaßt werden . Mit ms/cm 3 10 30
einem Y -Abschwächer (Schalter) stellt man dabei den Ablenk
Koeffizienten Ay ein . Er wird z . B . in Vlcm angegeben (Abb . 2a ).
Nach dem Abschwächer gelangt über den Y -Verstärker das b ) Zeitbasis, Z
Signal an die Y -Platten . Mit einem weiteren Einsteller kann die
vertikale Lage des Bildes insgesamt verschoben werden . Abb. 2: Einsteller am Oszilloskop

АС Y. Y - Verstärker Sichtteil
Abschwächer
Eingang GNDY stufig
Ablenk vertikale и 4
Koeffizient Ay Punktlage T Schärfe
(Fokus) 1
Trigge - Zeitablenkteil Eingang Helligkeit
(Intensität)
rung AC
extern Steuerteil Säge X X - Verstärker
intern / HE Sx
extern zahngen DC Abschwächer
stufig Sz
Flanke+/ Zeitmaß GND Ablenk horizontale
(Trigg.) stab z Koeffizient A Punktlage

Abb . 3: Blockschaltbild eines Oszilloskops


+ AC: alternating current (engl.,Wechselstrom ) 2 DC: direct current (engl., Gleichstrom ) GND : ground (engl., Erde,Masse)
Strommessung 139

Auf dem Bildschirm würde jetzt,wenn noch kein Signalan den


X -Platten liegt, ein senkrechter Strich abgebildet werden . Er UL
entsprichtdem Wert der Spannung von Spitze zu Spitze (Abb. --
4b ). Den Spitzenwert erhält man , indem man den Wert durch
zwei dividiert.
Schautman sich jedoch das Blockschaltbild (Abb . 3) an , dann ist LI
feststellbar, daß über den Schalter Sz eine sägezahnförmige Uss = 2û
Spannung an die X -Platten gelangt. Der Strahl wird also a ) Spannungsverlauf
zusätzlich horizontal (waagerecht) mit einer konstanten Ge
schwindigkeit abgelenkt. LITTT Ay |= 1V /cm
Der Zusammenhang zwischen der Meßspannung, der säge 1V . 8 cm
zahnförmigen Ablenkspannung und dem Bild aufdem Schirm ist | uss = 8V
in Abb. 5 zu sehen . In unserem Fall wird genau eine Periode
abgebildet. Hû = 4V
Die Ablenkzeit wird in Form eines Zeitmaßstabes (Zeitbasis) Z b ) Abbildung ohne X - Ablenkung
festgelegt. Die Angabe erfolgt in ms/cm oder us/cm . Sie kann
durch einen Schalter eingestellt werden (Abb. 2b). Da in Abb . 4 : Zusammenhang zwischen Kurven
Abb. 5a der Zeit für eine Periodendauer T einer Abmessung auf verlauf und Abbildung auf dem Schirm
dem Schirm von 10 cm (Abb. 5b ) entspricht, läßt sich die
Periodendauer wie folgt berechnen:
1 ms
T = Z7-5 cm ; T = 'cm - . 5 cm ; T = 5 ms
a) Uyö
Durch eine gleichförmige Ablenkung des Elektronenstrahls
in horizontaler Richtung ( sägezahnförmige Spannung) und
eine gleichzeitige Ablenkung durch die Meßspannung in
Y -Richtung entsteht auf dem Bildschirm des Oszilloskops
ein Abbild des zeitlichen Verlaufs der Meßspannung. DZOTT
b)
Neben dem einstellbaren Zeitmaßstab enthält das Zeitablenkteil PU NIT
eine Steuerschaltung, mit der der Einsatzpunktder Ablenkung
des Elektronenstrahls im Zusammenhang mit der zu messen ms
den Spannung festgelegt wird. Man spricht in diesem Fall von cm
einer Triggerung . Sie kann intern (im Gerät selbst) oder extern ,
durch eine von außen zugeführte Spannung, erfolgen . Außer c Ux
dem ist die Triggerung aufdie positive odernegative Flanke der
Kurven einstellbar.
Mit der Triggereinstellung wird der Zeitpunkt eingestellt,
bei dem der Elektronenstrahl in horizontaler Richtung mit
der Ablenkung beginnen soll. Hinlauf – - Rücklauf
Aus dem Blockschaltbild (Abb. 3) istweiter entnehmbar, daß das
Zeitablenkteil auch abschaltbar ist. Neben dem Y -Signal kann Abb . 5 : Darstellung einer sinusförmigen
ein zweites Signal anstelle der kontinuierlichen Ablenkung an Spannung bei eingeschalteter Horizontal
die X -Platten über den X -Eingang mit einem X -Abschwächer ablenkung
gelangen . Der Ablenk-Koeffizient Ax läßt sich wie beim Y
Abschwächer mit einem Schalter einstellen . Mit dieser Be
triebsart kann man z . B . Kennlinien von Bauteilen darstellen (X
Y -Betrieb , vgl. 7.4 .3 ).
i
Strommessung RM
Da eine Ablenkung des Elektronenstrahls nur durch eine - -
Spannung erfolgen kann , müssen Ströme indirekt gemessen 1 - URm
werden . In der Praxis läßt man den Strom durch einen
bekannten Meßwiderstand Rm fließen undmißt die Spannung an Abb . 6 : Strommessung mit dem Elektro
diesem Widerstand (Abb . 6 ). Die Stromstärke ist der Spannung nenstrahl-Oszilloskop
140 Kennliniendarstellung

proportional. Bei dieser Meßmethode soll der Meßwiderstand


Rm klein gegenüber dem Widerstand des Verbrauchers sein , um
die Meſfehler gering zu halten . Y (URm ~ 1)
Wenn man mit dem Oszilloskop Strömemessen will, kann
man sie nur indirekt über den Spannungsabfall an einem
Widerstand messen .
Messung von zwei Größen (gleichzeitig )
Wenn zwei Vorgänge gleichzeitig abgebildet werden sollen , 1 - X (UD)
müssen auf dem Bildschirm die beiden Vorgänge gleichzeitig
geschrieben werden . Dieses kann durch ein zweites Ablenk Abb . 1: Strom - und Spannungsmessung
system mit den entsprechenden Elektroden (Zweistrahl-Oszil
loskop ) oder durch ein rasches Umschalten des Strahles
(Zweikanal-Oszilloskop ) realisiert werden .
U
Ein Zweistrahl- Oszilloskop verfügt über zwei Y - Eingänge. Mit
ihm lassen sich zwei Kurven gleichzeitig abbilden . Rm = 1k22
Bei den meisten Elektronenstrahl-Oszilloskopen sind jeweils U
eine X - und eine Y -Platte gemeinsam geerdet. Daher muß man VO
diesen Bezugspunkt ( 1 ) so legen ,daß er fürbeide Spannungen IANTIITIT
gemeinsam ist (Abb . 1). Allerdings kann bei dieser Art der
Messung eine Kurve um 180° phasenverschoben sein . Daher
wählt man oft eineMeßschaltung nach Abb . 2 . TUNITI
TIVO
Da die Reihenschaltung an einer Wechselspannung liegt, 5 ms AAr = 1cm
ergeben sich für die Spannungen am Meßwiderstand und an Axx = 5ms
cm cm
der Diode die in Abb . 2 dargestellten Verläufe , die man mit
Hilfe eines Zweistrahl-Oszilloskops darstellen kann .

7 . 4 .3 Kennliniendarstellung
Auch die Darstellung von Kennlinien ist mit dem Elektronen U Am A7
strahl-Oszilloskop möglich . Am Beispiel einer Diodenkennlinie
soll das Meſverfahren erläutert werden . In Abb . 4 ist die Rm = 1k92
Meßschaltung dafür zu sehen . Hierbei dient die Spannung an
der Diode zur horizontalen Ablenkung und die Spannung am VIII
Widerstand zur vertikalen Ablenkung des Strahls . In diesem Fall MIMI
wird die Spannung an der Diode dem X -Verstärker zugeführt. Ax = 5 mns Ay - cm
Der Sägezahngenerator ist abgeschaltet. Es ergibt sich die in
Abb . 3 dargestellte Kennlinie . Je nachdem , welche der Platten
geerdet ist, kann die Kennlinie auch in einem anderen Quadran - Abb . 2: Strom und Spannung bei einer
ten liegen . Diode im Wechselstromkreis
+
++
++ Y (URm ~ 1)
E
N ULLLLLLLLLLHEHEHEHE
Ax = 5, V
V
Ay = 5am 25mA | SK Y (UD )
Abb. 3: Diodenkennlinie (Foto des Oszillogramms) Abb . 4 : Schaltung zur Kennlinienaufnahme
einer Diode
Frequenz- und Zeitmessung 141

7 .5 Frequenz - und Zeitmessungen


In der Elektrotechnik ist es häufig erforderlich , die regelmäßig
wiederkehrenden Schwingungen von Wechselgrößen zu mes
sen . Dabeikommtes auf die Zahl der Schwingungen pro Zeit an
(Frequenz)bzw . auf die Zeit für eine Schwingung (Periodendau
er ). Geeignet sind hierfür verschiedene Meßgeräte bzw . Meß
verfahren .
Messung mit dem Vibrationsmeßgerät
(Zungenfrequenzmesser)
In Abb . 5 ist der grundsätzliche Aufbau eines Zungenfrequenz
messers zu sehen . Der Strom mit der Meßfrequenz erzeugt in
der Erregerspule (1) ein Wechselfeld. Hierdurch werden Stahl
zungen ( 2 ) zu Schwingungen angeregt. Da die Resonanzfre
quenz der einzelnen Zungen verschieden ist, schwingt jeweils
die Zunge am stärksten , deren Resonanzfrequenz mit der
Meßfrequenz übereinstimmt. Aber auch die benachbarten Zun
gen können schwingen. Dadurch ist es möglich ,Zwischenwerte 1 Erregerspule 2 Stahlzungen
abzulesen . Dieses Meßgerät eignet sich für niedrige Frequen
zen und wird vorwiegend in der Energietechnik verwendet. Abb. 5: Zungenfrequenzmesser
Digitales Meßprinzip
Das Prinzip der Messung mit einem Zähler soll mit Hilfe des
Blockschaltbildes von Abb . 6 erläutert werden . Über einen
Verstärker gelangt die zu messende Frequenz zu einem
Impulsformer, der die Eingangsspannung in ein Signal mit
steilen Flanken umformt. Diese Impulse werden an einen
Eingang einer UND -Schaltung geleitet. An dem zweiten Eingang
der UND -Schaltung liegt ein Rechtecksignal mit einer genau
festgelegten Impulsdauer (Zeitbasis ), das von einem Oszillator
erzeugtwird und über einen Impulsformer und einen Frequenz
teiler geleitet wird . Während der Zeit, in der das Signal der
Zeitbasis den H -Zustand besitzt, können die Impulse zum Zähler
gelangen .
Die Genauigkeitder Frequenzmessung einer solchen Schaltung
hängt von der Stabilitätdes Oszillators für die Zeitbasis und von
der Meßzeit ab . Man verwendet deshalb in der Regel Quarzos
zillatoren .

Ux Eingangsverstärker Impulsformer
АЛЛЛЛЛА —
fx
Tor Anzeige
& Uc
Zähler 300
UB Uc
fo To
ZIL UB Tor geöffnet
Oszillator Impulsformer Frequenzteiler Tor geöffnet
Abb. 6 : Blockschaltbild eines digitalen Frequenzmessers
142 Aufgaben zu 7.4 und 7 .5

Messung mit dem Elektronenstrahl-Oszilloskop


Da das Oszilloskop über eine geeichte Zeitablenkung verfügt
(Zeitmaßstab Zd), ist es möglich , die Periodendauer zu bestim
men und über die Beziehung f = 1/ T die Frequenz einer TH | | | |** + ++++ + + + ++
Spannung zu messen .
1H11H11 HDMIHHAVI 1 2cmms
Beispiel:
Die Zeitablenkung ist auf 2 ms/cm eingestellt (Abb . 1). Der I f + Hit + ++ + ++ ++++
Periodendauer entspricht hierbei einer Ablenkung von 4 cm .
Dieses entspricht einer Zeit von 8 ms. Daraus ergibt sich die
Frequenz von 125 Hz. Bei einer Ablesung ist allerdings das
Meßergebnis verhältnismäßig ungenau . Benötigt man eine Abb. 1: Frequenzmessung mit dem
genauere Messung, so muß man die Zeitablenkung anders Elektronenstrahl-Oszilloskop
wählen , z . B . 1ms/cm oder ,5 ms/cm .
+
Aufgaben zu 7 .4 und 7.5 +
*
1. Erklären Sie den grundsätzlichen Aufbau einer Elektronen 143
| + +11 11111111111111111111111111111111111
+
*
+
strahl-Ablenkröhre und ihre Arbeitsweise! H
2 . Skizzieren Sie den Aufbau eines Oszilloskops (Blockschalt H HHHH + + ++ +
bild ) mit seinen wichtigsten Stufen und Bedienungsele 1H
menten ! ++ + ++++ + ++ ++ + ++ + + + ++ +++++ +++ + + ++ ++ +
3.Welche Bedeutung hat die Bezeichnung AC , DC und GND HHH
beim Oszilloskop ?
4 . Der Ablenk-Koeffizient Ay steht in Stellung ,5 V /cm . Bei
einer sinusförmigen Wechselspannung wird auf dem Bild
schirm eines Oszilloskops eine Auslenkung von 6 cm von Ay = 1 V /cm ; Ax = 2 ms/cm
Spitze zu Spitze festgestellt.Wie groß sind der Spitze - Spitze
Wert, der Spitzenwert und der Effektivwert ?
5 . Welche Funktion hat der Generator für die horizontale +
Ablenkspannung des Elektronenstrahls im Oszilloskop ?
6 . Auf dem Bildschirm eines Oszilloskops soll ein Kreis H IAHT
abgebildet werden ! H H AITH H
a ) Welche Spannungen müssen an die Ablenkplatten gelegt || Haththithuthi HT +
werden ?
b ) Skizzieren Sie die Entstehung des Kreises, indem Sie + + ++++ ++++ ++++
den jeweiligen Spannungswerten die Orte auf dem Bild
schirm zuordnen !
7 . Skizzieren Sie eine Meßschaltung, mit der man die Strom
stärke mit dem Oszilloskop abbilden kann ! Abb . 3: Aufgabe 10 ;
8 . Die U - I-Kennlinie eines unbekannten Bauteils soll mit dem Ay = ,5 V /cm ; Ax = 10 ms/cm
Oszilloskop abgebildet werden . Skizzieren Sie die Meb
schaltung!
9 . Welche Unterschiede bestehen zwischen einem Einstrahl
und einem Zweistrahl-Oszilloskop ? +++ + ++ ++++ + ++ ++ +++ +++ +++ + +
Welche Vorteile besitzt ein Zweistrahl-Oszilloskop gegen
über einem Einstrahl-Oszilloskop ? ** * * * **
10. Wie groß sind die Spitzenwerte und die Frequenzen der
Spannungen von Abb. 2 und 3 ? H1111111111
11. Beschreiben Sie die grundsätzliche Arbeitsweise einer
digitalen Frequenzmessung nach dem Zählprinzip ! 1 H41541 4
12. Welcher zeitliche Unterschied (Phasenverschiebung) be
stehtzwischen den beiden Wechselspannungen von Abb . 4 ? Abb . 4: Aufgabe 12; Ax = ,5 ms/cm
Messung von Gleichgrößen 143

7 .6 Spannungs- und Strommessung


Obwohl in den vorangegangenen Kapiteln Spannungs- und
Strommeßgeräte angesprochen und eingesetzt wurden , soll in
diesem Teil ein Zusammenhang und eine Gegenüberstellung
der verschiedenen Meßverfahren bzw . Meßgeräte erfolgen .
Damit soll erreicht werden , daß für die einzelnen Meßaufgaben
die geeigneten Meßgeräte gewählt und das Ergebnis der
Messung richtig interpretiert werden .

7 .6 . 1 Gleichgrößen

Versuch 7 - 1: Messung einer Gleichspannung


Aufbau Durchführung
- Die Spannung eines stabilisierten Netzteiles wird
mit einem Drehspulinstrument, Dreheiseninstru
ment und mit einem Oszilloskop gemessen .
U (
-
Meßspannung
U 8V

Meßergebnis
Drehspulinstrument U = 8V
Dreheiseninstrument U = 8V

Oszilloskop Stellung DC Stellung AC


Ay = 2 V /cm U = 8V Ay = 2 V/cm U= V

Alle Meßgeräte zeigen 8V an , bis auf das Oszilloskop .


Dessen Anzeige ist jedoch nicht falsch , weil in Stellung
AC nur der Wechselspannungsanteil gemessen wird, in die
sem Fall also OV.
Da Drehspulmeßgeräte häufig eingesetzt werden , wollen wir
kurz an Hand des Aufbaus das Funktionsprinzip verdeutlichen .
Die Abb . 1 auf S . 144 zeigt den Aufbau eines Drehspulmeßwerks.
Zwischen den Polen eines Dauermagneten (1) befindet sich
eine bewegliche, auf einem Aluminiumrahmen (4 ) aufgewickel
te Spule (3 ). DerKern der Spule besteht aus einem Weicheisen
zylinder (2). Vereinfacht läßt sich also sagen :
144 Messungen von Wechselgrößen

Das Drehspulmeßwerk besteht aus einer drehbar gelagerten


Spule mit einem Zeiger. Die Spule befindet sich im Feld
eines Dauermagneten .
Zur Klärung der Wirkungsweise müssen wir auf das Verhalten
dieser Spule eingehen , wenn durch sie bei Messungen ein
elektrischer Strom fließt.
Eine stromdurchflossene Spule verhält sich wie ein Elektro
magnet und besitzt dann einen Nordpol und einen Südpol. Weil
sich die stromdurchflossene Spule im Feld eines Dauermagne
ten befindet und sich ungleichnamige Pole anziehen und
gleichnamige Pole abstoßen, wirken Kräfte auf die Spule . Diese
bewirken eine Drehung der Spule . Sie kann sich nur so weit
drehen , bis die Richtung ihres Magnetfeldes mit der des
Dauermagneten übereinstimmt. Ändertman die Stromrichtung
durch die Spule, so wird aus dem Nordpol der Spule ein Südpol
und umgekehrt. Damit ändert sich die Drehrichtung. Die Dre
hung der Spule erfolgt so lange, bis das durch den elektrischen
Strom erzeugte Drehmoment durch das Drehmoment der
Rückstellfeder im Gleichgewicht gehalten wird.
Der angestoßene Zeiger schwingt zunächstmehrfach über den
Meßwerthinaus und pendelt sich erst nach einer gewissen Zeit
auf den Endwert ein .
Um diesen Einschwingvorgang zu verkürzen , dämpftman den
Zeigerausschlag. Das hat aber auch den Nachteil, daß der
Zeiger erst nach einer bestimmten Zeit den Meßwert anzeigt. 1 Polschuhe (Dauermagnet),
Daher können kurze Spannungs- oder Stromstöße (z . B . Ein 2 Weicheisenzylinder,
schaltströme bei Motoren ) nicht richtig gemessen werden . 3 Wicklung,
4 Aluminiumrahmen ,
Da das Drehspulmeßwerk einen Dauermagneten besitzt, ist die 5 Rückstellfedern ( Stromzuführung)
Auslenkung des Zeigers nur vom Strom in der Spule abhängig
Abb . 1: Drehspulmeßwerk
7.6 .2 Wechselgrößen

Versuch 7 – 2: Meßergebnis
Wechselspannungsmessung
Drehspulinstrument Gleichspan U = OV
Durchführung nungsbereich
Die Spannung eines Wechselspan Wechselspan
nungsnetzteiles soll mit einem nungsbereich U = 5,7 V
Drehspulmeßgerät, Dreheisen
instrument und mit einem Oszillo Dreheiseninstrument U = 5 ,7 V
skop gemessen werden . Die Span
nung besitzt folgenden Verlauf: Stellung AC bzw . DC:
Oszilloskop
Meßspannung Ay = 2 V /cm û = 8 V

U8V
Drehspul- und Dreheiseninstrument 145

Aus den Meßergebnissen erkenntman , daß dasOszilloskop die


meisten Informationen liefert. Neben dem Spitzenwert bzw . dem
Wert von Spitze zu Spitze erkenntman den genauen Kurvenver
lauf, und über den Zeitmaßstab Z läßt sich die Periodendauer /
und die Frequenz berechnen . Das Meßergebnis ist unabhängig
von der Einstellung AC oder DC .
Das Drehspulinstrument zeigt im Gleichstrombereich O V an ,
obwohl eine Spannung anliegt. Der Wechselstrom ändert a ) Schaltung
ständig seine Richtung, so daß durch die Spule ein wechselnder
Strom fließt. Der Zeiger müßte demnach ständig hin - und
herpendeln . Dieses wäre bei niedrigen Frequenzen erkennbar.
Bei höheren Frequenzen (z. B . 50 Hz) kann der Zeiger den
schnellen Änderungen nicht mehr folgen . Er bleibt in der
Nullstellung. Die Anzeige ist also korrekt.
Wenn man mit diesem Meßgerät trotzdem eine Anzeige erzie
len will, muß man die zu messende Wechselspannung in eine
Gleichspannung umwandeln . Erreicht wird dieses durch vier
Gleichrichter in Form einer Brückenschaltung (Abb . 2a). b )Meßspannung
Vergleichtman dasMeßergebnis des Oszilloskops (Spitzenwert
der Wechselspannung) mit dem Ergebnis des Drehspulinstru
ments in der Wechselspannungsstellung, dann zeigt sich , daß
dieses Instrument nicht den Spitzenwert anzeigt, sondern
,707 · û . Dieses ist der Effektivwert der Wechselspannung . Es
müßte eigentlich der gleichgerichtete Wert der Wechselspan
nung (arithmetischer Mittelwert) angezeigt werden , der in
diesem Fall ,637 · û beträgt. Die Skala ist umgeeicht.
c) Strom durch das Meßwerk
Ein Drehspulmeßinstrument mit eingebautem Gleichrichter
zeigt bei sinusförmigen Wechselspannungen den Effektiv Abb. 2: Drehspulmeßinstrument
wert der Wechselspannung an . mit Brückengleichrichter
Wir wollen uns jetztmit dem Dreheiseninstrumentbefassen . Es
fällt bei der Betrachtung des Instrumentes auf, daß keine
separaten Buchsen vorhanden sind , an die die Wechselspan 12
nungen angeschlossen werden . Gleich - und Wechselspannun
gen werden immer an dieselben Buchsen gelegt.
Die Abb . 3 zeigt den Aufbau eines Dreheisenmeßwerks. Die
Spule (1 ) wird vom Meßstrom durchflossen . Dadurch wird ein
Magnetfeld erzeugt. Die beiden Eisenplättchen (2 ) werden
gleichsinnig magnetisiert, d . h., die beiden Nord - und die beiden
Südpole liegen gegenüber. Dadurch kommtes zu einer absto
Benden Wirkung. Da das eine Plättchen mit der Achse und dem
Zeiger verbunden ist, erfolgt ein Zeigerausschlag. Dieser ist
dem Quadrat der Stromstärke (12) proportional. Durch die Form
der Eisenplättchen kann die Einteilung der Skala beeinflußt
werden (linear oder nichtlinear). Da die Eisenplättchen immer
gleichsinnig magnetisiert werden , ist es gleichgültig , ob die
Spule von einem Gleichstrom oder einem Wechselstrom durch
flossen wird.
Da der Zeigerausschlagbeim Dreheisenmeßgerät vom Quadrat
der Stromstärke abhängt, kann es sowohlfür Gleich - als auch für
Wechselstrommessungen verwendet werden . Die Kurvenform 1 Spule 3 Luftkammer
spielt dabei keine Rolle . Vorwiegend werden diese Meßgeräte 2 Eisenplättchen 4 Flügel
zurMessung großer Stromstärken (bis 300 A ) eingesetzt. Aller
dings ist der Eigenverbrauch dieser Meßgeräte höher als der Abb . 3 : Dreheisen -Meßwerk für
von Drehspulmeßgeräten . Präzisions-Instrumente
146 Messung von Mischgrößen

Durch die Spule istderZeigerausschlag stark von der Frequenz


abhängig . Deshalb wird in der Regel der Frequenzbereich , für
den die Meßwerte innerhalb der Genauigkeitsklasse liegen , auf
der Skala vermerkt.
Mit Dreheisenmeßgeräten kann man Gleich - und Wechsel
ströme bzw . Spannungen messen . Bei ihnen wird die Ab
stoßung zwischen gleichartig gepolten Eisenplättchen zur
Anzeige ausgenutzt.
Bei den Dreheisenmeßgeräten verwendet man meist die Luft
kammerdämpfung. Hierbei ist der Zeiger mit einem Flügel (4 )
verbunden, der die Luft in einer Kammer (3 ) zusammen
drängt (Abb . 3, S . 145 ).

7 .6. 3 Mischgrößen

Versuch 7 – 3: Messung einer Mischspannung


Durchführung Meßspannung
Die Ausgangsspannung einer Brückengleichrichterschaltung
mit 4 Dioden sollmit einem Drehspulinstrument, Dreheisen u8V
instrument und mit einem Oszilloskop gemessen werden .

Meßergebnis
Drehspulinstrument
(Gleichspannungsbereich ) A U = 5,1 V

Dreheiseninstrument {u =5 ,7V

Oszilloskop Stellung DC: Ay = 2 V /cm ; û = 8 V Stellung AC : Ay = 2 V /cm ; û = 8 V

Das Meßergebnis mit dem Oszilloskop in Stellung DC verdeut


licht den genauen Kurvenverlauf der Meßspannung. Sie liegt
oberhalb der Nullinie . Es ist somit ein Gleichspannungsanteil
vorhanden . Spitzenwerte können abgelesen werden .
Bringtman den Eingangsschalter in Stellung AC , erscheint auf
dem Bildschirm nur der Wechselspannungsanteil. Die Nullinie
liegt jetzt in der Mitte der Kurve. D . h., die oberhalb und unter
halb der Nullinie liegenden Flächen sind gleich groß (Abb . 1).
Beim Oszilloskop kann bei Mischspannungen durch Um Abb . 1: Wechselspannungsanteile einer
schalten von DC nach AC der Wechselspannungsanteil vom Mischspannung
Gleichspannungsanteil getrennt werden .
Arithmetischer Mittelwert 147

Vergleichtman den angezeigten Wert des Drehspulinstrumen


tes mit dem Anzeigewert des Dreheiseninstrumentes, dann läßt
sich eine Abweichung feststellen. Woran liegt das ? in V
Bei der Besprechung des Dreheiseninstrumentes haben wir
verdeutlicht,daß die Anzeige dieses Instrumentes allein von der
Wirksamkeit des elektrischen Stromes abhängig ist (Effektiv
wert). Die Anzeige entspricht also dem Effektivwert.
Dreheiseninstrumente zeigen unabhängig von der Kurven 50 - _
in ms
form der Spannung oder des Stromes immer den Effektiv
wert an . 120 40 60 80 100 120 140
Die Anzeige von 5 , 1 V beim Drehspulinstrumentmachtdeutlich ,
daß es sich hierbei nichtum den Effektivwerthandeltkann .Man Abb . 2: Impulsfolge
nennt diesen angezeigten Wert den arithmetischen Mittelwert.
Drehspulinstrumente zeigen bei Mischspannungen bzw .
Mischströmen den arithmetischen Mittelwert an . ud
Zur Verdeutlichung dieses Begriffes wollen wir von den einfa in vt
400
chen Rechtecksignalen der Abb . 2 ausgehen , die mit einem
Drehspulinstrument gemessen werden sollen . Da es sich um
ausschließlich positive Impulse handelt, die nur in bestimmten
Zeitabschnitten vorhanden sind , wird sich ein kleinerer Aus
schlag als der Maximalwert von 100 V ergeben. Es stellt sich in tin ms
diesem Fall ein Wert von 50 V ein , da die Zeiten für die Ein - und
Ausschaltdauer gleich sind. Es ist dies der Durchschnittswert,
den die Spannung oder die Stromstärke während einer Periode Abb . 3: Pulsierende Spannung
einnimmt.
Der arithmetische Mittelwert einer Spannung oder einer
Stromstärke ist der Durchschnittswert, den dieser während Ua in VI
einer Periodendauer annimmt. 400
Die graphische Ermittlung des arithmetischen Mittelwertes soll
mit Hilfe eines einfachen Beispiels erläutert werden . Aus Abb . 3 2007
entnimmtman , daß die Spannung ud 5 ms lang 400 V und 5 ms
lang V beträgt. Zur Ermittlung des arithmetischen Mittelwertes
der Spannung verteilt man die Fläche unter der Kurve gleich
mäßig (Abb . 4 ). Es ergibt sich das blau gekennzeichnete 2 5 10 tin ms
Rechteck mit der Höhe von 200 V . Diese 200 V sind der
arithmetische Mittelwert von Ud. Ändert sich die Impulsdauer
oder der Wert von ud, dann ändert sich auch der arithmetische Abb. 4: Ermittlung des arithmetischen
Mittelwert. Mittelwertes Udi von Ud
Schwierig wird die rechnerische bzw . zeichnerische Ermittlung
des arithmetischen Mittelwerts,wenn es sich nichtum rechteck
förmige Impulse handelt (Abb . 5). Dieses ist aber für den
Elektrotechniker in der Regel nicht erforderlich , da das Dreh
spulmeßinstrument stets den arithmetischen Mittelwert anzeigt.
Der arithmetische Mittelwert gibt an ,welchem reinen Gleich
strom oder Gleichspannung die pulsierenden Werte ent
sprechen . Dieser arithmetische Mittelwert wird vom Dreh
spulinstrument angezeigt.
Diese wichtige Erkenntnis über Drehspulinstrumente muß in
der Praxis beachtet werden , um Fehler zu vermeiden . Wenn
u . U . die Kurvenform der Meßspannung bekannt ist, kann
durch einen entsprechenden Faktor das Meßergebnis korrigiert Abb. 5: Arithmetischer Mittelwert sinusför
werden . miger Spannungspulse
148 Einsatz verschiedener Meßgeräte

7 .6 .4 Einsatzbereiche und Einsatzmöglichkeiten


von Meßgeräten
Die unterschiedlichen Meßwerte der Meßgeräte hängen mit
ihrer Wirkungsweise zusammen . Den größten Informationswert
scheint das Oszilloskop zu besitzen . Mit ihm wird der genaue
Verlauf der Spannungen wiedergegeben . Es können an dem
Kurvenverlauf Momentan - und Spitzenwerte sowie die Fre
quenz bzw . Periodendauer abgelesen werden. Da der Bild
schirm nicht beliebig groß sein kann , sind die Fehler für die
einzelnen Werte größer als die guter Drehspulmeßgeräte .
Vergleicht mant die Meßwerte des Drehspulmeßgerätes mit
dem des Dreheisenmeßgerätes, dann fällt auf, daß sie nur im
Falle der Gleichspannung und sinusförmiger Wechselspan
nungen übereinstimmen .
Extreme Unterschiede entstehen bei der Messung von Misch
spannungen . Das Drehspulmeßgerät zeigt den arithmetischen
Mittelwert an, während das Dreheisenmeßgerät immer den
Effektivwert anzeigt.
Die Kurvenformen von Spannungen und Strömen beeinflus
sen das Meßergebnis .
Die abschließende Gegenüberstellung (Tab . 7.2 ) soll in etwa
zeigen , für welche Einsatzbereiche welche Meßgeräte sinn
voll sind . Die Tabelle enthält auch das elektrodynamische
Meßinstrument, das erst im nachfolgenden Teil genauer be
sprochen wird.

Tabelle 7.2: Übersicht über Meßinstrumente und ihre Einsatzbereiche


Meß Drehspulmeßinstrument
enspuimebinstrument Dreheisen Elektro Digital-Instr .
ohne
instrument Gleichrichter mit mel dynamisches mit/ohne Oszilloskop
Gleichrichter instrument Meßinstrument Gleichrichter
Sinnbilder

Art der Gleichstrom , sinusförmige Gleich -,Misch - Leistung Gleichstrom Gleich -,Misch
Meßgröße Gleich Wechsel Wechsel U .-spannung/ | u .Wechsel
spannung spannung u . spannung u . sinusförmiger spannung
Wechselstrom -ströme Wechselstrom
u .-spannung
Möglicher | 1uA , 1 mA 10 mA 250 mW 100 mA 2 mV
Einsatz- bis 10 A bis 10 A bis 100 A bis 2,5 kW bis 1 A bis 300 V
bereich 100 mV 1V 1v 100 UV
bis 1000 V bis 1000 V bis 1000 V bis 1000 V
Frequenz- Hz 25 Hz 10 Hz 10 Hz Hz Hz
bereich bis 20 kHz bis 100 Hz bis 1 kHz bis 25 kHz bis 100 MHz
Anzeige arithmetischer Effektivwert Effektivwert Wirkleistung arithmetischer Zeitverlauf des
Mittelwert bei Sinusform Mittelwert, Momentan
Effektivwert wertes
(fürSinusform )
Leistungsmessung 149

7.7 Leistungs- und Arbeitsmessung


7 .7 .1 Leistungsmessung
Die elektrische Leistung ist das Produkt aus Spannung und
Stromstärke . Will man dieses Produkt als eine Größe messen ,
dann müssen bei einem Zeigerinstrument zweiGrößen einen
Einfluß auf den Zeiger ausüben . Wie läßt sich dieses Problem
lösen ?
Bei dem bisher behandelten Drehspulmeßinstrument wurde
dasMagnetfeld , in dem sich die bewegliche Spule befand, durch
einen Dauermagneten erzeugt. Das Magnetfeld läßt sich aber
auch durch eine Spule erzeugen . Man hat dann ein elektro
dynamisches Meßwerk mit vier Anschlüssen vor sich .
Das elektrodynamische Meßwerk besteht aus einer fest
stehenden und einer beweglichen Spule. Die bewegliche
Spule ist innerhalb der feststehenden Spule gelagert.
In Abb. 1 ist der grundsätzliche Aufbau eines elektrodynami 1 Stromspule
2 Spannungsspule
schen Meßwerks zu sehen . Der Strom durch die feststehende
Spulee erzeugt
erzeugt ein Magnetreld
Magnetfeld und ebenso der Strom durch die Abb . 1: Elektrodynamisches Meßwerk
beweglich angebrachte Spule . Beide Felder haben also einen
Einfluß auf die Bewegung der Spule .
Da sich die Wirkungen multiplizieren ,mißt dieses Meßwerk die
Leistung. Als Meßschaltung ergibt sich für die Leistungsmes 1 12 ~ U
sung die Abb . 2 .
Elektrodynamische Meßwerke werden zur Leistungsmes
sung verwendet.
Eine Schaltungsmöglichkeit des Leistungsmeßgerätes im Ein
phasennetz zeigt Abb . 3 . Damit der Spannungsunterschied
zwischen der Strom - und Spannungsspule nicht zu groß ist
(Gefahr der Isolationsbeschädigung), wird in der Regel ein
Widerstand mit der Spannungsspule in Reihe geschaltet. Je
nach Schaltung des Leistungsmessers wird entweder die Abb . 2 : Leistungsmessung mit dem
Spannung oder die Stromstärke am Verbraucher ungenau elektrodynamischen Meßwerk
gemessen (Abb . 4). Dadurch ergeben sich Fehler, die u .U .
korrigiert werden müssen . Für die Messung der Erzeugerlei
stung verwendet man meist die Spannungsfehlerschaltung bei
kleinen Strömen und großen Spannungen . Bei großen Strom
stärken und kleinen Spannungen bevorzugt man die Strom
fehlerschaltung (vgl. 7.8 . 1). Bei der Messung der Verbraucher
leistung ist es umgekehrt.
N

T Ry AL

1
L1 - LH

Abb . 3: Leistungsmesserschaltungen im Einphasennetz Abb . 4 : Spannungs- und Stromfehler


schaltung von Leistungsmessern .
150 Arbeitsmessung, Aufgaben zu 7 .6 und 7 . 7

7.7.2 Arbeitsmessung
Für die Arbeitsmessung ist es erforderlich , die Größen Span 10001
nung, Stromstärke und Zeit zu messen und das Produkt gemäß
der Formel W = Ul. t zu berechnen (vgl. 2. 3. 1). Da bei einem kWh
Leistungsmeßgerät das Produkt aus U und I bereits vorliegt,
ist lediglich eine zusätzliche Zeitmessung erforderlich .
Erreicht wird dieses durch den » Elektrizitätszähler« . Die Zeit
messung erfolgt mit Hilfe einer rotierenden Scheibe. Das
Meßergebnis wird dann über ein Zählwerk digital angezeigt. 1 2 3 4 6
Da der Zähler wie ein Leistungsmeßgerät über einen Strom - und N
Spannungspfad verfügt, wird er ebenso angeschlossen. In Abb .
1 ist die Schaltung
wy im Einphasennetz
d omicizzu zu SCHICH
sehen .
Abb . 1: Zähleranschluß im Einphasen-Netz
Aufgaben zu 7 .6 und 7.7
1. Beschreiben Sie den grundsätzlichen Aufbau eines Dreh
spulmeßinstrumentes und seine Arbeitsweise !
2 . Beschreiben Sie die grundsätzlichen Aufbau eines Dreh
eisenmeßinstrumentes und seine Arbeitsweise.
3. Welche Werte werden von DrehspulmeBinstrumenten und
von Dreheisenmeßinstrumenten angezeigt ?
4. Welche Größen lassen sich mit dem Oszilloskop messen ?
5 . Durch welche Maßnahmen erreicht man , daß Drehspul
meßinstrumente Wechselspannungen anzeigen ?
6 . Was versteht man unter einem arithmetischen Mittelwert ?
7 . Wie groß ist der arithmetische Mittelwert der in Abb. 2
dargestellten Spannung ?

100 + 3V
1

a +
+
Abb. 2:Zu Aufgabe 7
8 . Welche Werte zeigen Drehspulmeßinstrumente an , wenn
die Spannungen von Abb. 3 angelegtwerden ? Das Meßgerät
befindet sich im Gleichspannungsmeßbereich .
9 . Mit einem Oszilloskop wird eine Mischspannung in Stellung
DC gemessen .Was ergibt sich , wenn in Stellung AC umge
schaltet wird ? Begründen Sie Ihre Aussage !
10 . Beschreiben Sie den Aufbau eines elektrodynamischen
Meßwerks und erklären Sie seine Arbeitsweise ! 3117
11. Zeichnen Sie eine Meßschaltung für eine Leistungsmes
sung mit einem elektrodynamischen Meßgerät in einem
Gleichstromkreis !
12. Welche grundsätzlichen Messungen sind bei der Arbeits
messung erforderlich ? Abb . 3 . Zu Aufgabe 8
Spannungsfehlerschaltung 151

7 .8 Messung elektrischer Widerstände


7 .8 .1 Indirekte Widerstandsmessung mit Spannungs
und Strommeßgerät
Spannungsfehlerschaltung
Der elektrische Widerstand in Abb . 4 soll überprüft werden . Ein
direkt anzeigendes Widerstandsmeßgerät ist nicht vorhanden .
Deshalb soll eine Spannungs- und Strommessung durchgeführt
und der elektrische Widerstand aus den Meßwerten berechnet
werden . Die Meßschaltung zeigtAbb . 5 . Bei dieserMeßmethode
muß man die Meßspannung so wählen , daß der Widerstand Abb . 4: Widerstand mit Farbcode
nicht überlastet wird.

Abb . 5 : Meßschaltung zur Bestimmung eines Widerstandes (Spannungsfehlerschaltung)

Die Meßwerte betragen U = 8 ,5 V und 1 = 9,5 mA. Daraus


berechnet sich der Widerstand:
RR =- RE 8 ,5 V R = 895 22
,0095 A '
Nach dem Farbcode handelt es sich hier um einen Widerstand
von 820 82 . Der berechnete Wert liegtwesentlich höher. Selbst,
wenn man die Toleranz (hier 5 % ) berücksichtigt, liegt der
berechnete Widerstand zu hoch .
Gehtman von der Voraussetzung aus, daß der Widerstandswert
innerhalb der Toleranzgrenzen liegt, also zwischen 779 12 und
861 S2, dann kann die zu große Abweichung nur durch die
Meßwerte zustande gekommen sein .
Jedes Meßinstrument hat einen Innenwiderstand . Wird es zur
Messung eingesetzt, dann fließt durch das Meßinstrument
(Innenwiderstand ) ein elektrischer Strom . Hierdurch wird ein
Spannungsabfall verursacht.
Die Meßschaltung in Abb. 5 zeigt, daß das Strommeßgerätmit
dem Widerstand in Reihe liegt. Strommesser und Widerstand 1 = 9,5 mA R
werden vom gleichen Strom durchflossen .
In Abb . 6 sind die Strom - und Spannungswerte dargestellt. Im
vorliegenden Beispiel hat das Strommeßgerät einen Innen Un = .285V UR = 8,215 V
widerstand von Ri = 30 Bgerätespa,
12.Danach fällt Inne
allt am Innenwiderstand des
Strommessers die Meßgerätespannung UM = ,285 V ab . Um U = 8 ,5V
diesehier
ist die Spannun
die Spannung am Widerstand kleiner als die angelegte
und
und hier gemessene Spannung. Abb . 6 : Strom und Spannungen bei der
UR = U - UME UR = 8 ,5 V - ,285 V ; UR = 8,215 Spannungsfehlerschaltung
152 Stromfehlerschaltung

Am Widerstand liegt eine Spannung UR = 8, 215 V . Sein Wider


standswert ist demnach:
R = 8 ,215 V R = 865 22
,0095 A
Nach derMeßschaltung in Abb . 5 , S . 151mißt das Spannungs
meßgerät für die Widerstandsberechnung eine fehlerhafte
Spannung . Deshalb wird diese Schaltung Spannungsfehler
schaltung genannt.
Stromfehlerschaltung
Schaltet man das Spannungsmeßgerät direkt mit dem Wider
stand parallel (Abb . 1), dann wird die Spannung richtig gemes
sen . Da jedoch durch das Spannungsmeßgerät ebenfalls ein
Strom fließt, mißt jetzt das Strommeßgerät einen für die
Widerstandsberechnung fehlerhaften Strom . Deshalb heißt
diese Meßschaltung Stromfehlerschaltung.

Abb . 1: Meßschaltung zur Bestimmung eines Widerstandes (Stromfehlerschaltung)


Es werden die gleichen Meßgeräte wie vorher verwendet. Die
Meßwerte betragen jetzt U = 8 ,5 V und I = 9,9 mA.
Der Innenwiderstand des Spannungsmeßgerätes beträgt
100 k 2 . Da an ihm die gleiche Spannung wie am Widerstand
anliegt, beträgt der Gerätestrom :
8,5 V
IM R = M IM = 100000 12
IM = ,085 mA I = 9 ,9 mA
Um diesen Wert ist die Stromstärke im Widerstand kleiner als mA
die Gesamtstromstärke. In Abb . 2 sind die Spannungs- und WV 815
Stromwerte dargestellt. 0'89 ,
IR = I - IM ; IR = 9,9 MA - ,085 mA; V 9
5
, = =
IR = 9,815 mA 8 R
= W /
Nach dem Ohmschen Gesetz erhältman den Widerstandswert: U / D
6
R= R - 8,5 V
,009815 A
R = 866 12
Bestimmtman mittels Spannungs- und Strommessung den Wert
eines Widerstandes, dann muß der Fehler, den entweder das
Strom - oder das Spannungsmeßgerät verursacht, rechnerisch Abb. 2: Spannung und Ströme bei der
berücksichtigt werden . Stromfehlerschaltung
Direkte Widerstandsmessung 153

Für viele Meßzwecke ist eine hohe Meßgenauigkeit nicht Spannungsfehlerschaltung


erforderlich . In diesen Fällen erübrigt sich in der Regel eine
rechnerische Korrektur. R = U - IR )
1
Im vorliegenden Beispiel ermittelt man den Widerstand ohne
Korrektur. U : gemessene Spannung
Spannungsfehlerschaltung: 1: gemessener Strom
U Rim : Innenwiderstand
R = ; R = 8 ,5 V R = 895 2 des Strommessers
* ,0095 A Ri(u): Innenwiderstand des
Stromfehlerschaltung: Spannungsmessers
R = R = 8 ,5 V
R = 859 2 Stromfehlerschaltung
,0099 A
Das Ergebnis der Stromfehlerschaltung kommt dem richtigen R = UU
Widerstandswert am nächsten . Hierfür gibt es eine Erklärung,
nach der entschieden werden kann , welche Meßschaltung Rilu )
vorteilhafter ist.
Bei der Spannungsfehlerschaltung (Abb . 3) entsteht der Fehler
durch die Reihenschaltung des Strommeßgerätes mit dem
Widerstand. Der Fehler ist um so kleiner, je kleiner der
Spannungsabfall des Strommeßgerätes im Verhältnis zur anwendbar bei:
Spannung am Widerstand ist.
Der Fehler ist um so kleiner, je kleiner ** (!) ist.
Bei der Stromfehlerschaltung (Abb . 4 ) entsteht der Fehler durch
die Parallelschaltung des Spannungsmeßgerätes mit dem Wi Abb. 3: Spannungsfehlerschaltung
derstand . Der Fehler ist um so kleiner, je kleiner der Geräte
strom des Spannungsmeßgerätes im Verhältnis zum Strom
durch den Widerstand ist. anwendbar bei:
Der Fehler ist um so kleiner, je kleiner ist. ( A Rino
Riu Riu)
Für die Praxis bedeutet dies: Man überprüft an Hand der
bekannten Innenwiderstände der Meßgeräte und des zu er- Abb . 4. Stromfehlerschaltung
wartenden Widerstandswertes, bei welcher Schaltung der Feh
ler am kleinsten wird. Diese Schaltung wird dann angewendet.

7 .8 . 2 Direkte Widerstandsmessung Widerstandsmeßgerät


Widerstände lassen sich auch mit nur einem Strommeßgerät
oder nur einem Spannungsmeßgerät bestimmen .
Direkte Widerstandsmessung nach dem Strommeßprinzip
Als Ausgangsschaltung dieserMessung dient die Meßschaltung
aus Abb . 3 . Wenn hier die Spannung der Spannungsquelle
genau bekannt ist, erübrigt sich eine Spannungsmessung. Der R
Strommesser kann direkt in Ohm geeichtwerden . In Abb . 5 ist
die Meßschaltung dargestellt. Zum Schutz für die in Ohm
geeichten Strommeßgeräte und die Spannungsquelle ist im
Widerstandsmeßgerät ein Vorwiderstand Ry eingebaut. Dieser
begrenzt den Strom im Kurzschlußfall. Ist der zu messende
Widerstand R 092, dann hat der Meßstrom seinen größten Abb. 5: Schaltung eines direkt anzeigenden
Wert, der Zeiger schlägt voll aus . Ist dagegen der Widerstand
unendlich groß (Unterbrechung), dann sind Stromstärke und meßprinzip
154 Direkte Widerstandsmessung

Zeigerausschlag Null. Die Skalen solcher Ohmmeter verlaufen


also von rechts nach links (Abb . 1). 3 2 1
20 Punluuluui. Os
Der Vorwiderstand R , ist in der Regel als Potentiometer LLLLL °
ausgebildet. Mit ihm kann bei Kurzschluß der Meßleitungen kΩ
(R 2012) der Anzeigewert 012 eingestellt werden . Diese Ei
chung sollte vor jederMessung durchgeführt werden , da sonst, Abb . 1: Skala eines Widerstands
bedingt durch die Alterung der Spannungsquelle (Trockenele - meßgerätes nach dem Strommelprinzip
ment), Fehlmessungen möglich sind .
Direkte Widerstandsmessung nach dem Spannungsmebprinzip
Die Widerstandsmessung nach Strommeßprinzip wird vorwie
gend für größere Widerstandswerte angewendet. Bei kleineren
Widerständen würde die Spannungsquelle zu schnell entladen
werden. Außerdem könnte der zu messende Widerstand durch
die Spannungsquelle überlastet werden .
Hierbietet sich eine VerminderungderMeßspannung und damit
des Meßstromes an . Die Meßschaltung zeigtAbb . 2 . Das in Ohm
geeichte Spannungsmeßgerät wird parallel zu dem zu messen
den Widerstand geschaltet. Die Widerstandswerte steigen von
links nach rechts (Abb . 3) .
Abb . 2 : Schaltung eines direktanzeigenden
Direkt anzeigende Meßgeräte Widerstandsmeßgerätes nach dem Span
Für die Widerstandsbestimmung und für die Durchgangsprü - nungsmelsprinzip
fung verwendetman z . B . die in Abb . 4 dargestellten Geräte . Vor
jeder Widerstandsmessung muß ein Abgleich durchgeführt
werden , um Spannungsänderungen der Quelle zu berücksichti
gen . Hierzu werden die Anschlußleitungen direktmiteinander
verbunden , der Eingang des Meßinstrumentes wird also kurzge 122 3
schlossen , dabei werden die Zeiger auf Null eingestellt. 5
1050
Neben den bisher beschriebenen Instrumenten gibt es auch une
direkt anzeigende Digitalmeßgeräte (Abb . 6 ).
Bei ihnen wird der Widerstand mit Hilfe elektronischer Schal Abb . 3: Skala eines Widerstandsmeßgerä
tungen gemessen . Im Innern befindet sich deshalb zur Versor tes nach dem Spannungsmebprinzip
gung der Bauteile eine Spannungsquelle .

50 30
SS 100

Ohm

PF 2
1000 x1
Scalex 00x10
5x100
* 10000

Abb . 4 : Widerstandsmeßgeräte Abb. 5 : Isolationsmeßgerät


Widerstandsmessung mit Meßbrücken 155

Das Meßprinzip eines digital anzeigenden Widerstandsmel


gerätes verdeutlichen wir mit Abb. 7. Der zu messende
Widerstand Rx wird über die Anschlußbuchsen bzw . klemmen
an eine im Innern befindliche Konstantstromquelle angeschlos
sen . Diese elektronische Schaltung erzeugt unabhängig von
dem angeschlossenen Widerstand eine konstante Stromstärke .
Diese sorgt jetzt für einen Spannungsabfall am Widerstand,
dessen Wert somit allein von der Größe des Widerstandes
abhängt.
U = IR ( = konstant U ~R
Es ist danach nur noch erforderlich , die Spannung mit einem
Spannungsmeßgerät zu messen , den Spannungswert in den
entsprechenden Widerstandswert umzuwandeln und ihn dann
anzuzeigen . Abb . 6 : Digital anzeigendes Widerstands
Aufgrund der hohen Meßgenauigkeit (z . B . ,03 % ), bei einem meßgerät
vergleichsweise geringen technischen Aufwand , werden diese
Meßgeräte zunehmend häufiger eingesetzt. Sie haben die in
7 .8 .3 noch zu behandelnden Meßbrücken z . T. verdrängt. Konstant
Strom
Vorteile digital anzeigender Widerstandsmeßgeräte : quelle
Bequeme und eindeutige Ablesbarkeit, geringer Fehler. I = konst.
In der Energietechnik spielen Isolationsmessungen eine wich
tige Rolle (Abb . 5 ). Sie ist eine Widerstandsmessung im Spannungs
Imeßgerät
hochohmigen Bereich . Nach den geltenden Vorschriften muß
als Meßspannung eine Gleichspannung verwendet werden .
Sie muß so groß wie die Netzspannung der Anlage sein , H35Anzeige
mindestens jedoch 500 V .

7.8. 3 Widerstandsmessung mit Meßbrücken Abb . 7: Prinzipieller Aufbau eines digital


anzeigenden Widerstandsmeßgerätes
Meßprinzip der Brückenschaltung
Die Schaltung in Abb . 9 besteht aus zwei Reihenschaltun
gen von jeweils zweiWiderständen ( R , in Reihe mit R , und R ,
in Reihe mit R .) , die parallel an eine gemeinsame Spannungs
quelle angeschlossen sind .
Der Strom I, durchfließt sowohl R . als auch R . Der Strom I,
durchfließt sowohl R , als auch R . Zwischen den PunktenA
und B liegt die Batteriespannung. Sie teilt sich an den Wider
ständen R , und R , in Uac und UCB. Uac R1 UADR3
Eine Spannungsaufteilung findet auch an den Widerständen R ,
und R , in UAD und UDB statt. Beider Brückenschaltung legtman
zwischen die Punkte C und D einen Strommesser (vgl. Abb . 8 ).
Er zeigt dann keinen Strom an , wenn zwischen den Punkten C
und D keine Spannung besteht. Bei diesem Zustand sagtman ,
die Brücke ist abgeglichen .
Die Bedingungen, die zur abgeglichenen Brücke gehören , UCB R2 UoBR
sollen hier untersucht werden . Sie führen zum Widerstands
meßprinzip der Brückenschaltung .
Für die vier Widerstände gilt: LEB
ST
UAC = 1, R , UCB = 1, . R ,
UAD = 1,R UDB = 1, : R
Abgleichbedingung ist: Ucp = Abb . 8: Brückenschaltung
156 Wheatstone- Brücke

Dies ist dann der Fall, wenn Uac = UAD und UCB = UDB , bzw . Bedingung für Brückenabgleich
wenn die Spannungsaufteilung der Batteriespannung im oberen
Brückenzweig der Aufteilung im unteren entspricht.
UAC _ UAD
UCB UDB
Die Spannungen lassen sich durch I . R ersetzen und die
Ströme kürzen :
I . R , I · R₂ R _ R₂
I . R2 TRA R₂ RA
Widerstandsmessung mit der Wheatstone-Brücke
Die Abb . 1 zeigt die Prinzipschaltung der Wheatstone-Brücke'.
Anstelle des Widerstandes R , wird der zu messende Widerstand
Rx eingeschaltet. Die Widerstände Ry, R , und R , werden so
lange verändert, bis die Brücke abgeglichen ist. Wenn die
Widerstände R , R , und R . (Abb . 1) bekannt sind, dann läßt sich
der Widerstand Rx berechnen : Abb. 1: Prinzipschaltung der Wheatstone
Brücke
- R₂ R₂
RA
Eine konstante Spannung ist nicht erforderlich . Sie muß nur so
groß sein , daß über das Anzeigeinstrument ein Abgleich
möglich ist.
Für die Praxis ist diese Art der Widerstandsmessung noch zu
umständlich . Einfacher in der Bedienung ist die Schleifdraht
Meßbrücke in Wheatstone- Schaltung (Abb . 2 ).
Der Brückenabgleich erfolgt durch stufenweise Veränderung
des Vergleichswiderstandes Ry und Verstellung des Abgriffs
am Schleifendrahtwiderstand Rs. Die Widerstände R , und R
sind Festwiderstände . Der Meßwert kann hier direkt abgelesen
werden . Abb . 2: Schaltung einer Schleifdrahtbrücke
Wheatstone- Brücken eignen sich für Widerstandsmessungen in Wheatstone- Schaltung
von ca . , 1 92 bis ca . 1 M2.
Widerstandsmessung mit der Thomson -Brücke
Für die Messung sehr kleiner Widerstände ist die Wheatstone
Brücke ungeeignet. Hier würden die Leitungen , die den zu
messenden Widerstand Rx mit den Klemmen des Meßgerätes
verbinden , die Messung verfälschen . Diese Leitungen werden
durch Zusatzwiderstände kompensiert. Eine einfache Schaltung
der Thomson-Brücke ist in Abb . 4 dargestellt.
Der zu messende Widerstand Rx wird an das Gerät ange
schlossen . Mit gleichen Zuleitungen wird ein Vergleichswider
stand R , (kann ein Schleifdraht sein ) angeschlossen .
i Rx = R₂ R
Bei Abgleich der Brücke gilt: R R

Abb . 3 : Meßbrücke nach Wheatstone. Es


Benannt nach Sir CHARLES WHEATSTONE, englischer Physiker, 1802 ... 1875 werden gleichzeitig zwei Skalen betätigt,
2 Benanntnach SIR WILLIAM THOMSON (Lord Kelvin of Largs), englischer Physiker, dadurch kann der Meßwert sofort abgele
1824 ... 1907 sen werden
Thomson-Brücke, Aufgaben zu 7.8 157

Die Innenwiderstände werden immer so verändert, daß das


folgende Verhältnis gleich bleibt:
R₂ R
R . Ro
Thomson -Brücken benötigen einen höheren Strom als Wheat
stone-Brücken . Sie müssen deshalb von einer separaten Span
nungsquelle (z . B . Netz ) versorgtwerden .
Thomson -Brücken sind für die Messung sehr kleiner Wider
stände von ca. , 1 u 2 bis ca. 100 22 geeignet.

Aufgaben zu 7.8
1. Der Widerstandswert eines Widerstandes soll mit Strom Abb. 4: Schaltung einer Thomson - Brücke
und Spannungsmessung bestimmtwerden . Der Widerstand
ist etwa 300 12 groß. Der Strommesser hat einen Innen
widerstand von 10 2 und der Spannungsmesser von
100000 22.
Welche Meßschaltung ist auszuwählen ?
2 .Warum ist bei einem Widerstandsmesser (Strommesser in
12 geeicht) die Skala rückläufig ?
3. Welche Aufgabe hat der einstellbare Vorwiderstand bei
einem Widerstandsmeßgerät?
4 . Erklären Sie die prinzipielle Arbeitsweise eines digital
anzeigenden Widerstandsmeßgerätes!
5 . Zwischen welchen maximalen Werten läßt sich die Span
nung zwischen den Punkten A und B der Meßbrücke von
Abb . 6 einstellen , wenn das Potentiometer verändert wird ?
Geben Sie dazu die Polarität für die Punkte A und B an !
6 . Welche Bedingungen gelten für eine abgeglichene Brücke ?
7 . Warum zeigtdas Meßgerät bei einer abgeglichenen Brücke
nichts an ?
8. Warum wird der Meßfehler der Wheatstone-Brücke bei der Abb. 5 : Meßbrücke nach Thomson
Messung sehr kleiner Widerstände so groß ?
9. Für welche Meßzwecke ist eine Thomson -Brücke besser
geeignet als eine Wheatstone-Brücke ?
10 . In einer Stromfehlerschaltung werden die folgenden Werte 1
gemessen : I = 200 mA bei einem Meßbereich von 300 mA 10022
(55 mV) und U = 5 V bei einem Meßbereich von | | 502
ΚΩ
7 V / 100
V . (Klasse ,5 )
a) Wie groß ist der Widerstand ohne Korrektur ?
b ) Wie groß ist der Widerstand mit Korrektur?
c ) Wie groß wäre der Widerstandswert (ohne Korrektur), Trovni8 45000
wenn beide Meßgeräte ,5 % zuviel angezeigt hätten ?
d ) Wie groß wäre der Widerstandswert (ohne Korrektur),
wenn beide Meßgeräte ,5 % zuwenig angezeigt hätten ?
e ) Wie groß wäre der Widerstandswert, wenn der Strom 100 1500
messer , 5 % zuviel und der Spannungsmesser ,5 % zu
wenig angezeigt hätten ?
11. Wie groß sind die Ergebnisse der Aufgabe 10, wenn die
Spannungsfehlerschaltung angewendet wird ? Abb . 6 : Zu Aufgabe 5
| | 广
3 . ht 口口口口口口口
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159

Einführung in die Elektronik

Im Jahre 1904 hat der Engländer Fleming die erste Elektronen


röhre (Vakuumröhre) gebaut. Bald darauf gab es die erste
Verstärkerröhre und den ersten Röhrensender. Für diesen
damals neuen Bereich der Elektrotechnik hatman einen neuen
Namen bzw . Begriff geprägt: Elektronik.
Ursprünglich umfaßte der Begriff alle Bauteile (und deren
Schaltungen ), bei denen die Wirkung auf die Bewegung von
Elektronen im Vakuum (luftleerer Raum ) oder in Gasen zurück
zuführen war. Heute wird vor allem das weite Gebiet der
Halbleiter unter dem Begriff Elektronik verstanden . Aber auch
Widerstände, Kondensatoren und Spulen können in solchen
Schaltungen vorkommen .
Seitdem die Amerikaner J. Bardeen und W . H . Brattain 1948 den
ersten Transistor entwickelten, haben die verschiedensten
Bauelemente aus Halbleitermaterialien einen damals ungeahn Abb. 1: Historischer Aufbau, an dem
ten Siegeszug durch die gesamte Elektrotechnik angetreten . In Bardeen und Brattain das Transistor
Abb . 1 und 2 sind Stufen der technologischen Entwicklung zu phänomen entdeckten
erkennen .
In der Energietechnik werden Halbleiterbauelemente überwie
gend zum Gleichrichten , Wechselrichten , Steuern , Regeln ,
Schalten und Verstärken von Spannungen und Strömen verwen
det. In der Nachrichten- und Kommunikationstechnik werden
Halbleiterbauelemente in den Schaltungen der Radio -, Fern
seh -, Phono-, Video -, Datenverarbeitungs - und Computertech
nik eingesetzt.

8.1 Widerstände mit linearem und


nichtlinearem Verhalten SA
Bevorwir unsmit Halbleiterwiderständen befassen ,wollen wir
kurz noch einmal auf Widerstände mit linearem Verhalten Abb . 2 : Hochfrequenztransistor in Planar
eingehen (vgl. Kap. 3 ). Epitaxial-Technik für UKW -Vorstufen
Tin A
8 . 1. 1 Lineare Widerstände 1092
Widerstände mit linearem Verhalten haben eine gerade (line ,8 +
are) Strom -Spannungs-Kennlinie (Abb . 3).Der Widerstandswert R
solcher Bauteile ist also im Betrieb ) konstant. .6
R200
Die elektrische Stromstärke I ist von der Spannung U abhängig . ,4
Bei gleichbleibendem Widerstand R erhöht sich die Stromstärke
I im gleichen Verhältnis (proportional) wie die Spannung U . A3 50 92
Widerstände, die ihren Widerstandswert bei Änderung des
Spannungswertes oder bei Änderung der Spannungsrichtung 8 U in V
nicht ändern , nenntman lineare Widerstände .
Lineare Widerstände werden als Kohleschicht-, Metallschicht Abb . 3 : Kennlinien verschiedener linearer
oder Drahtwiderstände hergestellt. Widerstände
160 Spannungsabhängige Widerstände

Es werden aber auch Widerstände hergestellt, bei denen der


Widerstandswert nicht konstant ist, sondern von einer physikali
schen Einflußgröße abhängt (z . B . Spannung, Temperatur, Licht
usw .). Solche Widerstände haben nichtlineares Verhalten. Wir
wollen unsnun mitden Eigenschaften solcher Bauteile beschäf
tigen .

8. 1.2 Spannungsabhängige Widerstände


In der Elektrotechnik steht man oft vor dem Problem , Geräte,
Bausteine oder teure Baugruppen vor Überspannung oder
Störspannungsspitzen zu schützen oder Spannungen zu stabili- Abb. 1: Varistoren
sieren . Der spannungsabhängige Widerstand bietet hier eine
preiswerte Lösung.
Spannungsabhängige Widerstände werden je nach Hersteller Spannungsabhängiger Widerstand
mit VDR (Voltage Dependent Resistor), Varistor oder Thyrit
Widerstand bezeichnet (Abb. 1).Wir wollen an einer einfachen
elektronischen Schaltung die Wirkung eines VDR untersuchen
(Abb . 2 ).

VUB R2

Abb. 2: Meßschaltung mit VDR

Legt man an die Eingangsklemmen der Schaltung die Span - Berechnung des VDR :
nung UB = 60V, so wird man an den Ausgangsklemmen die Rx = 50012 R = RVDR
Spannung U2 = 10V messen . Nach den Gesetzmäßigkeiten der
Reihenschaltung (vgl. 4 .2 )muß der VDR einen Widerstandswert
von 1002 haben . Erhöht man die Spannung Ug auf 70V, so U = U8 - U2
kann man U2 = 10,5Vmessen . Der Widerstandswert von R2 hat
sich verändert; er beträgt jetzt nur noch 88 .22 (siehe Berech U,
nung). Die Ausgangsspannung ist dagegen relativ konstant R2 =u u R1
geblieben . 12 Up - U21
10V -- 50092
Die Schaltung hat für die Ausgangsspannung U2bei Erhöhung
der Eingansspannung Ug eine stabilisierende Wirkung. 60V - 10V
Auch bei Verringerung der Eingangsspannung läßt sich dieser = 10012
Effekt feststellen . Legt man an die Eingangsklemmen der 10 ,5V
Schaltung die Spannung UB = 50 V , so wird man an den 1270V - 10.5V 50012
Ausgangsklemmen die Spannung U2 = 9,5 V messen . Auch hier
hat sich der Widerstandswert von R2 verändert; er beträgt jetzt R2 = 88
117,3 12 .
Bevor wir auf die genauen Zusammenhänge von Spannungen ,
Strömen und Widerständen in dieser Schaltung im einzelnen R" = 9,5 V . . 500 22
eingehen , werden wir in einem Versuch die elektrischen 50 V - 9,5 V
Eigenschaften eines spannungsabhängigen Widerstandes R = 117,3 Q
näher untersuchen .
Spannungsabhängige Widerstände 161

Versuch 8 –1: Abhängigkeit der Stromstärke von der Spannung beim VDR
Aufbau
REB

Als Spannungsquelle wird ein stabilisiertes Netzgerät gewählt, mit dem man Spannungen von OV
bis ca. 20 V einstellen kann .
Durchführung
Es werden verschiedene Spannungen von OV bis 12v in 1V -Schritten eingestellt und die
jeweils dazugehörigen Stromstärken gemessen .
Meßergebnis

in V 1 2 3 4 8 9 12

inmA | 22,,77 45 , 9 | 33 46 65 35 180

in22 1000 | 741 | 556425 273 212 174 139 5 , 66 ,7


100 81,5

Die Tabelle zeigt, daß die Stromstärke mehr zunimmt als die
Spannung. Bei einer Verdoppelung der Spannung von 1 V auf
2V steigt die Stromstärke von 1mA auf 2 ,7mA (fast 3 -fach ) .
Bei einer Verdoppelung der Spannung von 5V auf 10V ist die in mA
Stromzunahme fast 8 -fach. Das bedeutet, daß der Bruch 160
(Verhältnis ) aus Spannung U und Stromstärke 11 - = R ) nicht 140
mehr konstant ist. Der Widerstandswert ändert sich mit zu 120
nehmender Spannung. Die errechneten Werte zeigen eine 100
deutliche Abnahme des Widerstandswertes bei zunehmender
Spannung . 80
Aus den Meßwerten läßt sich die Kennlinie zeichnen . Sie ist
stark gekrümmt (Abb. 3 ).
Der VDR ist ein Widerstand mit nichtlinearem Verhalten .
Sein Widerstandswert nimmt mit steigender Spannung ab . U in V
In unserem Versuch polen wir nun die Spannungsquelle um 2 4 6 8 10 12
und nehmen noch einmal eine Meßreihe auf. Wir erhalten
dieselben Stromstärken , nur in umgekehrter Richtung. Diese
Strom -Spannungs-Kennlinie ist also nullpunktsymmetrisch . Abb. 3: Kennlinie des VDR
162 Kennlinie und Arbeitspunkt

R = 302
U , = 30 V
Ug = 50 V Rx = 20 21 U2= 20 V
b)
1 10 20 30 40 50 U in V

in A in A
3 +
20 2
2 + R R2=
= 30 2
SAA

10 20 30 40 50 Uin V T 10 20 30 40 50 U in v
Ug = 20V Un= 30 V
Abb . 1: Kennlinien einer Reihenschaltung

Die Kennlinie des VDR benutzt man , um die Zusammenhänge


von Stromstärke und Teilspannungen bei der Stabilisierungs
schaltung S . 160 Abb. 2 zu bestimmen . Das Verfahren soll
nachfolgend am Beispiel einer Reihenschaltung von linearen
Widerständen erläutert und dann auf die Schaltung mit einem
VDR übertragen werden . Ausgehend von einer bekannten
Reihenschaltung zweier Widerstände (Abb . 1a) wird das Ver
fahren schrittweise erklärt.
Man zeichnet zunächst die Kennlinie von R2 (Abb . 1b ). Die
Kennlinie von Rwird dann spiegelverkehrt in das Koordina
tenkreuz eingezeichnet (Abb . 1c ) . Die spiegelverkehrte Kenn
linie von R7 beginnt auf der U -Achse im Punkt der Betriebs
spannung Ug = 50V und endet auf der I-Achse im Punkt des
maximalen Stromes von 1,67 A .
Zeichnet man die beiden Kennlinien in ein gemeinsames R , = 5002
Koordinatensystem , dann schneiden sie sich im Punkt A (Abb .
1d). Diesen Punkt nennt man Arbeitspunkt der Schaltung.
Mit Hilfe des Arbeitspunktes kann man die Stromstärke I in der
Reihenschaltung und die Teilspannungen U , und U2 ermitteln .
Um die Stromstärke zu erhalten, zeichnet man die Waage AH
rechte vom Arbeitspunkt auf die Stromachse. Man erhält
I = 1 A . Die Teilspannungen findet man , indem man das Lot
vom Arbeitspunkt auf die Spannungsachse fällt. Man erhält
Un = 30 V und U2 = 20 V .
Das Verfahren zur Ermittlung von Stromstärke und Teilspan
nungen in einer Reihenschaltung von Widerständen soll nun
auf eine Schaltungmit einem VDR übertragen werden (Abb . 2 ). Abb . 2: Reihenschaltung mit VDR
Spannungsstabilisierung mit VDR 163

I in ma

R =
500

20 30 40 50 60 U in V
U2 U
Abb. 3: Stromstärke und Spannungen bei einer Reihenschaltung von
Widerstand und VDR
Wir benutzen dazu die in Versuch 8 - 1 aufgenommene Kenn - Berechnung des Schnittpunktes
linie des VDR und zeichen die spiegelverkehrte Kennlinie von auf der Stromachse:
Rt ein (Abb . 3 ). Die Kennlinie von R7 beginnt auf der Span
nungsachse bei der gewählten Eingangsspannung Ug = 60V.
Sie endet auf der Stromachse bei I = 120mA (s . Berechnung). R1
Der Schnittpunkt der beiden Kennlinien ist der Arbeitspunkt A , 60V
der Schaltung. Für diesen Punkt läßt sich ablesen : 50092
I = 100mA; Un = 50 V ; U2 = UVDR = 10V I = ,12A
Die spannungsstabilisierende Wirkung kann man gut erkennen , I = 120mA
wenn man die Spannung UB auf 70V erhöht (Abb. 4).

I inma

1001
R =
5002

10 20 30 40 50 60 70 U in V
U
Abb . 4: Prinzip der Spannungsstabilisierung mit VDR

Für den neuen Arbeitspunkt A , läßt sich ablesen :


I = 119mA; Un = 59,5V; U2 = UVDR = 10 ,5V
Die geringe Spannungszunahme von UVDR ist auf den steilen
Verlauf der Kennlinie des VDR zurückzuführen . Der Wider
standswert des VDR im Arbeitspunkt A , ist kleiner geworden ,
somit ändert sich das Verhältnis der Widerstände R1 und R2.
In elektronischen Schaltungen , in denen sich Spannungen und
Ströme ändern , ist es wichtig , den Widerstand anzugeben , der
bei wechselnden Größen auftritt. Er wird differentieller Wider
stand oder Wechselstromwiderstand genannt.
Für die Reihenschaltung aus Widerstand und VDR haben wir
die Betriebsfälle für UB = 60V und UB = 70V untersucht. Dabei
164 Differentieller Widerstand

haben wir festgestellt, daß sich die Teilspannungen nicht


proportional geänderthaben:
Für Ug = 60V; UVDR = 10,0V; 1 = 100 mA
Für UB = 70V; UVDR = 10,5V; 1 = 119mA
Untersuchtman das Widerstandsverhalten für die Spannungs
differenz AUDR und Stromdifferenz AI, so erhält man den
differentiellen Widerstandswert oder Wechselstromwiderstand .
Der differentielle Widerstand (Wechselstromwiderstand ) ist
das Verhältnis von Spannungsänderung zu Stromänderung.
Der differentielle Widerstand hat das Formelzeichen r. Differentieller Widerstand
AU UVDR2 - UVOR1 Formelzeichen :
rm 12 - 17 Einheitenzeichen : 12
r = 10 ,5V - 10V ΔU
119mA - 100 mA
AI
p = 26 ,32 12

Der Wert des differentiellen Widerstandes (Wechselstrom


widerstand) weicht bei nichtlinearen Kennlinien vom Wert des
statischen Widerstandes (Gleichstromwiderstand ) ab . Um den
genauen Wert zu ermitteln , zeichnetman an die Kennlinie des
VDR im Arbeitspunkt eine Tangente (Abb . 1a ). Die Größe des
Dreiecks spieltkeine Rolle , da das Verhältnis derbeiden Seiten
AU und AI konstant ist. Das Verhältnis der beiden Größen gibt
die Steigung der Kurve an. Der so ermittelte differentielle
WW Widerstandswert gilt nur für diesen Arbeitspunkt.
Die Steigung der Kennlinie ist ein Maß für den differentiellen
Widerstand.
Eine große Steigung bedeutet, daß kleine Spannungsänderun Iin mA A Tangente
gen große Stromänderungen hervorrufen (A ,, Abb . 1b ). Der
Wechselstromwiderstand ist klein . Bei flachen Kennlinienteilen 1
bringt dieselbe Spannungsänderung nur eine geringe Strom + - +
änderung ( A .). Der Wechselstromwiderstand ist groß.
Spannungsabhängige Widerstände werden in vielen elektro
nischen Schaltungen verwendet. Hauptanwendungsbereiche U
sind : in V
. Spannungsstabilisierung --
• Spannungsbegrenzung a)
• Funkenlöschung Tinh |
Für die verschiedenen Einsatzgebiete gibt es eine Vielfalt von EFFETTET
spannungsabhängigen Widerständen . So werden z . B . VDR für
Betriebsspannungen von 14V bis 1500V und Betriebsströme
von 1mA bis 10 A gefertigt. Für die dazugehörigen Kennlinien 1
müssen dann oft große Zahlenbereiche an den Koordinaten
achsen erfaßt werden . Bei linearer (gleichmäßiger) Teilung
ergeben sich sehr unhandliche Darstellungen . Es hat sich als 111
zweckmäßig erwiesen , für die Darstellung von Kennlinien über ‫ ןוח‬V
große Zahlenbereiche die Koordinatenachsen logarithmisch zu TAU AU
teilen .
Bei einer logarithmisch geteilten Strecke entspricht jeder b)
Teilstrich einer Zehnerpotenz. Die Abstände zwischen den Abb . 1: Differentieller Widerstand
Logarithmische Teilung 165

Punkten 1 und 10 , 10 und 100 usw . sind immer gleich lang


(Abb. 2 ). Allerdings beginnt eine logarithmisch geteilte Achse T104 = 10 000
nichtmit dem Wert .
In den meisten Fällen muß der Zwischenraum zwischen je zwei
Teilstrichen (Zehnerpotenzen ) weiter unterteilt werden . Die
Zwischenwerte kann man mit dem Taschenrechner ermitteln . + 10° = 1 000
Beispiel: Zahl 2
Man gibt die Zahl 2 in den Taschenrechner ein , drücktdie Taste
» Ig« und erhält den Wert ,301. Das bedeutet: Die Zahl 2 liegt Gleiche
bei 30 ,1 % der Strecke von 1 bis 10 ( Abb. 4). Abstände + 102 = 100
Beispiel: Zahl 200
Man gibt die Zahl 200 ein , drückt die Taste » g « und erhält den
Wert 2 ,301. Das bedeutet: Die Zahl 2 vor dem Komma gibt die + 10 ' = 10
Hochzahl (Exponent) der Zehnerpotenz an , die den Anfang der
zu teilenden Strecke angibt: 102 = 100 (Abb . 5 ). Die Zahl nach
dem Komma ist wieder das Maß für die Teilstrecke. Der Wert
,301 bedeutet also wieder 30, 1 % der Strecke zwischen 100
und 1000 (Abb. 5 ). 110º = 1
Für die Praxis genügen folgende Näherungswerte:
Abb. 2: Logarithmische Teilung

-
Strecke 30 48 60 70 78 85 90 95 100
in %
Abb. 4: Zahl 2
1 2 3 4 5 6 78910 20 30 40 5060 80 100
Abb . 3: Teilung über zwei Zehnerpotenzen
100 200 1000
Oft genügt es, wenn eine der beiden Koordinatenachsen
logarithmisch geteilt ist,während die andere linear geteilt bleibt Abb . 5 :Zahl 200
(Abb . 6 ).

1000 AT I
V

1 I
100 TIEL E
A ILI T LITIT III
LLIT ILUT ILUT L IT
TIL T IT UT
1 1LIT L L L LIT
W T1
N NL UT
– LDIW
ITUTI
o 1 +
a) 10 100 1000 b 1 2 3 4 5 6 7
Abb. 6 : Beispiele für linear logarithmische Teilungen
166 Datenblattauszug

Bei der Darstellung von VDR -Kennlinien benutztman fast aus


schließlich den doppelt-logarithmischen Maßstab . In Abb . 1a
ist die Strom -Spannungs-Kennlinie in linearem Maßstab dar
gestellt. Abb . 1b zeigt die Kennlinie im doppelt-logarithmischen
Maßstab . Zur Verdeutlichung der Zusammenhänge bzw . Un
terschiede sind gleichgroße Stromstärken durch dünne Linien
miteinander verbunden worden .
- 1000 Iin mA - 1000 I in mA
500
TTT 100 +
50
101
400
200 + ,5
- - T ,1 - 7.
a) 100 200 300 400 Uin V b) 1040 102 200 103 U in V
Abb. 1: Strom -Spannungs-Kennlinie eines VDR

SIOV -S20K 1000


- Höchstzulässige Betriebswechselspannung Ueft
Standardtoleranz K + 10 % , bei 1mA
(Sondertoleranzen Me 20 % , Le + 15 % , bei 1mA)
Nenndurchmesser des Varistorelements in mm
Scheiben -Varistoren Bauform (S Scheibentyp /B Blocktyp )
12 3 4 5 6
Höchstzulässige Stoßstrom Dauer
Betriebsspannung Spannung max . belast
Bestell-Nr. bei 1mA Welle barkeit
Typ Ke + 10 %%
Vet 1 8 /20 us max .
VTV V KAW
SIOV -S05K11 Q69-X3445 11 ,1 ,01
SIOV-S05K14 Q69- X3422 18 ,1 ,01
SIOV-S05K17 Q69-X3423 17 22 27 ,1 ,01
SIOV-S20K680 Q69-X3242 680 895 1100
SIOV-S20K1000 Q69-X3243 1000 1465 1800 6 ,5
b) HD
Тур Dmax Tmax W +1 d
7 .5 ‫ܗ‬ ,6
SIOV- S05K11...40 4 ,5 ‫ܗ‬
SIOV-S05K50 ...420 4 ,5 ... 7 ,8 | ,6
‫ܩ‬ ,6
max SIOV -S07K11. .. 40 9 4,5 ... 5 ,2
min SIOV -S07K50 ... 420 4,6 ... 7,8 ,6
3
30 SIOV-S10K11... 40 13,5 4 ,6 . .. 5 ,3 7 ,5 ,8
ta SIOV -S10K50 ... 175 13,5 5 ... 6 ,1 7 ,5 ,8
SIOV-S10K230 ...680 | 14 6 ,7 ... 11, 2 7 ,5 ,8
AW Abmessungen in mm
Abb . 2 : Auszug aus einem Datenblatt für Varistoren
Aufgaben zu 8. 1.2, Temperaturabhängige Widerstände 167

Abb. 2a zeigt eine Auflistung verschiedener Scheiben -VDR mit


der Angabe einiger elektrischer Eigenschaften . Danach gibt es
VDR für Betriebsspannungen von 14V bis 1465V Gleichspan in MA
nung bzw . 11 V bis 1000V Wechselspannung (s . Spalte 3 ). Pv : Verlustleistung
In Spalte 5 sind Stromstoßbelastungen für eine kurze Zeit TIT
angegeben . Die Stoßströme liegen zwischen , 1kA und 6 ,5kA .
In Spalte 6 wird die Dauerbelastbarkeit in Watt angegeben .
Diese Dauerbelastbarkeit wird häufig auch im I-U -Diagramm verbotener
als Kennlinie dargestellt. Diese Linie nennt man Leistungs Bereich
hyperbel. PU > .01wI
Im grau unterlegten Bereich (Abb . 3) darf der VDR nicht
betrieben werden ,weil sonst die Dauerbelastbarkeit von ,01 W
überschritten und der VDR thermisch zerstört wird .
Abb . 2b gibt die Abmessungen einiger VDR - Typen an . So kann
man aus Zeile 1 für SIOV-S05K11 einen Scheibendurchmes
ser von D = 7 ,5mm und eine Scheibendicke T = 4 ,5mm ab 2 4 6 8 10 12 14 U in V
lesen . Der Abstand der Anschlußdrähte beträgt W = 5mm ,
wobei eine Toleranz von 1mm zugelassen ist. Der Durch
messer der Anschlußdrähte ist mit d = ,6 mm angegeben . Abb . 3: Leistungshyperbel

Aufgaben zu 8. 1. 2 in 2
1. Skizzieren Sie die l-U -Kennlinie eines Varistors! 104
2. Welche Eigenschaften lassen sich aus der I-U -Kennlinie 10 +
ableiten ?
3 . Für welche Zwecke läßt sich der VDR einsetzen ? 102HH
4 . Bestimmen Sie die Widerstandsänderung für AU aus Abb . 4 ! 10 +
5 . Zeichnen Sie für die Strom -Spannungs-Kennlinie aus Abb . 3 LL AHAH
die Widerstands-Spannungs-Kennlinie ! 20 40 60 80 100 U in V
AU
Abb . 4: Widerstands-Spannungs
8 .1. 3 Temperaturabhängige Widerstände Kennlinie eines VDR
Bei Widerständen mit linearem Verhalten ist der Einfluß der
Temperatur auf den Widerstandswert unerwünscht. In vielen
Anwendungsbereichen (z . B . Temperaturmessung, Temperatur
regelung, Strombegrenzung u . a .) benötigtman jedoch Bauteile ,
bei denen der Widerstandwert möglichst stark von der Tempe
ratur abhängt. Temperaturabhängige Widerstände erfüllen die
se Aufgabe. Steu
erung
Kaltleiter (PTC -Widerstand)
In der Schaltung von Abb . 5 ist ein Kaltleiter als Fühler in einem
Grenzwertgeber einer Öltankanlage eingesetzt. Der Grenzwert
geber soll die Ölzufuhr in die Tankanlage bei einer bestimmten
Füllhöhe stoppen . Wie arbeitet diese Schaltung ?
Durch Anlegen der Spannung UB = 24V wird der Kaltleiter durch
Stromwärme aufgeheizt.DerWiderstandswertwird groß . Es läßt
sich eine Spannung U2 = 17 ,5V messen . Mit dieser Spannung
wird über eine Steuerung das Ventil geöffnet. Nach den BE
Gesetzen der Reihenschaltung beträgt der Widerstand des Ventil
Kaltleiters 137192 .
Erreicht der Ölstand im Tank die vorgesehene Füllhöhe, so
wird der Kaltleiter vom Öl umgeben und kühlt ab . Für die Abb. 5: Grenzwertgeber
168 Kaltleiter

Versuch 8 – 2: Abhängigkeit der Stromstärke von der Spannung beim PTC


Aufbau

Als Spannungsquelle wird ein stabilisiertes Netzgerät gewählt, mit dem man die Spannung von
OV bis ca. 20V einstellen kann .
Durchführung
Es werden in 1V - bzw . 2V-Schritten verschiedene Spannungen eingestellt und die dazugehörigen
Stromstärken gemessen . Nach jeder Spannungserhöhungmuß man ca. 1 Minute warten , bevor die
Stromstärke gemessen wird. Das ist nötig , damit die zugeführte elektrische Leistung im PTC
Widerstand temperaturmäßig wirksam wird . Anschließend werden der jeweilge Widerstandswert
und die aufgenommene Leistung rechnerisch ermittelt.
Meßergebnis
U in V 1 1 2 3 4 5 6 7 8 10 12 14 16
I in mA 24 57 72 76 73 6761 55 50 41 37 33
R in 2 345 351 417 526 685 896 115 145 213 293 378 485
P in mW 29 114 216 304 365 402 427 440 470 492 518 528

Spannung U2 läßt sich jetzt 7V feststellen . Das Ventil schließt.


Die elektrischen Eigenschaften eines Kaltleiters lassen sich
meßtechnisch nicht einfach untersuchen . Neben dem Einfluß
der Temperatur aufden Widerstandswert gibt es auch noch eine
Abhängigkeit des Widerstandswertes von der Spannung.
Um den Widerstand in Abhängigkeit von der Temperatur
aufzunehmen , müßte man einen Kaltleiter in einem geeigneten
Medium (z. B . Öl) erwärmen , die jeweilige Temperatur und den
dazugehörigen Widerstandswert messen . Da dieses Meßver Tin
fahren aber sehr aufwendig ist, wollen wir die Stromstärke in mA
Abhängigkeit der Spannung messen (Versuch 8 - 2 ).
Die Tabelle und das Diagramm (Abb . 1) zeigen , daß die
Stromstärkemit zunehmender Spannung zunächst linear steigt
und dann wieder geringer wird. Das bedeutet, daß der Bruch
aus Spannung und Stromstärke = R ) nichtkonstant ist. Der
Widerstandswert ändert sich mit zunehmender Spannung. Der 2 4 6 8 10 12 14 U in V
Grund für die Widerstandsänderung ist aber die zunehmende
Temperatur des Kaltleiters. Die Wirkungskette kann man so
beschreiben : UTP1 => T1R1. Abb. 1: Strom -Spannungs-Kennlinie, PTC
Reihenschaltung von Kaltleiter und linearem Widerstand 169

Aus den Versuchsergebnissen lassen sich verschiedene Kenn


linien zeichnen :
100
a ) Strom -Spannungs-Kennlinie . lin
Diese Kennlinie nennt man auch die statische Strom -Span MAI
nungs-Kennlinie des Kaltleiters. Aus ihr kann man sehr deutlich
die strombegrenzende Wirkung erkennen . Im Bereich niedriger
Spannungen hat der Kaltleiter lineares Verhalten .Nach Über
schreiten einer bestimmten Temperatur (der Nenntemperatur)
durch Stromerwärmung nimmtder Strom schnell ab .
Wegen des großen Strom -Spannungsbereiches werden diese ,1 10 100
Kennlinien in der Regel in Datenblättern der Hersteller in einem U in V
doppelt logarithmischen Maßstab dargestellt (Abb . 2).
Abb . 2: Doppelt logarithmische Darstel
b ) Widerstands-Temperatur-Kennlinie . lung der Strom - Spannungs-Kennlinie
Diese Kennlinie läßt sich nicht direkt aus der Versuchsreihe eines PTC
erstellen . Man kann aber davon ausgehen , daß beizunehmen
der aufgenommener Leistung p die Temperatur des Kalt
leiters ebenfalls zunimmt.
Für die Anwendung des Kaltleiters lassen sich zwei Gebiete Kaltleiter
unterscheiden:
• Anwendungen , bei denen die Temperatur des Kaltleiters von
der Umgebungstemperatur bestimmtwird (z. B . Temperatur
regler).
Anwendungen , bei denen die Temperatur durch die Strom
erwärmung bestimmt wird (z . B . Stromstabilisierung).
Reihenschaltung von Kaltleiter und linearem Widerstand
Iin mA
R = 270 2

! Us Hz

4 8 12 16 20 24 Uin V
Abb . 3: Reihenschaltung aus linearem Widerstand und PTC

Wir wenden wieder die aufgenommene Kennlinie an und


zeichnen in das Diagramm die spiegelverkehrte Kennlinie
des Widerstandes Rt. Diese beginnt bei Ug = 24V auf der
24V
U - Achse und endet bei I = 88,9mA 27022 = ,0889 A
Die beiden Kennlinien schneiden sich in drei Punkten (A ,, A .,
Ag). Durch das Aufheizen des Kaltleiters durch Stromwärme
stellt sich der Arbeitspunkt A , ein . Wir können für die Teil
spannung U2 einen Wert von 17 ,5V ablesen . Kühlt der Kalt
leiter ab (z . B . wenn er in der Tankanlage in das Öl eintaucht),
dann stellt sich zunächst der Arbeitspunkt A , ein . Für A , lesen
wir eine Teilspannung U2 von 7V ab.
Bei weiterer Abkühlung stellt sich der Arbeitspunkt A , ein ,
für den man dann eine Spannung U2 = 3,5V ablesen kann.
170 Kennwert, Nennwert, Grenzwert

Charakteristische Werte von Kaltleitern

TI TIL
fin 2 RA ist der kleinste Wider
standswert, den der Kalt
I I I TILU leiter annehmen kann .

Rn ist derNennwiderstand
I des Kaltleiters. Der Nenn
widerstand ist der doppelte
1 Wert des kleinsten Wider
standswertes RA

1 liL
RN = 2 .RA

Un ist die Nenntemperatur


40 80 120 N W in °C

Abb. 1: Widerstandsverlauf als Funktion der Temperatur bei einem Kaltleiter

Die Hersteller von elektronischen Bauelementen geben in ihren


Datenblättern eine ganze Reihe von Daten an . Diese lassen
sich in Kennwerte , Nennwerte und Grenzwerte unterteilen.
Kennwerte sind meßbare Eigenschaften , die ein Bauteil
kennzeichnen (z .B . aus Kennlinien entnehmbar).
Nennwerte sind Betriebsdaten , die vom Hersteller empfoh
len werden . Diese können unter besonderen
Voraussetzungen überschritten werden .
Grenzwerte sind höchstzulässige Betriebsbedingungen , die
unter keinen Umständen überschritten werden
dürfen .
Heißleiter (NTC -Widerstand) Heißleiter
Auch beim Heißleiter wird die starke Temperaturabhängigkeit
des Widerstandswertes ausgenutzt. Allerdings nimmtder Wi
derstandswert mit zunehmender Temperatur ab .
Für NTC -Widerstände gibt es eine Vielzahl von Anwendungs
möglichkeiten : z . B . in der Unterhaltungselektronik , Industrie
elektronik , Kfz -Technik ,Medizin usw .
Um die Eigenschaften des NTC -Widerstandes kennenzulernen ,
wollen wir auf Datenblätter des Herstellers zurückgreifen
(Abb . 2 ).
Das Kennlinienbild ist in einem einfach -logarithmisch geteilten
Koordinatensystem dargestellt. Die Kennlinien beziehen sich
aufden Nennwiderstand (Widerstand bei 25°C ) von 100k 2 bzw .
1 M .2 und geben den Heißleiterwiderstand in Abhängigkeit der
Heißleitertemperatur an .
Heißleiter 171

R in 21
10°
108
107

106
105
10°
F 100k 22
100
102
401LT
101 9 in °C
- 1000 100 200 300 400 500

Abb. 2: Heißleiterwiderstand Rt in Abhängigkeit der


Heißleitertemperatura
Wir wollen aus der Kennlinie für einige Temperaturen die
dazugehörigen Widerstandswerte ablesen :
| 9 in °C - 35 | | 25 100 200 300 400
| Rt in kl 10000 400 100 7 ,5 ,08 ,022
Im Datenblatt ist der Arbeitsbereich , in dem der Heißleiter
eingesetzt werden kann von - 60°C bis + 460°C abzulesen . L1
Dabei ändert sich der Widerstandswert aus Kennlinie von S1Ft
ca . 1,5 . 10 ' Q2 = 15 M22 bis 1012. Das ist ein sehr großer Bereich,
in dem Widerstandswerte in Abhängigkeit der Temperatur
auftreten können . S2E - 7
Für die Kennlinie können ähnliche Verhältnisse abgelesen
werden : K1
größter Widerstandswert bei - 60°C : R = 4 . 10892 = 400M2; H1
kleinster Widerstandsbeiwert bei 460°C : R = 28 .22
Deswegen eignen sich solche Bauelemente auch sehr gut zur
Unterdrückung von hohen Einschaltströmen und für Zeitver
zögerungsschaltungen . 3
Abb . 3: zeigt als Anwendungsbeispiel eine einschaltverzögerte Abb . 3 : Relaisschaltung mit Einschalt
Relaisschaltung . verzögerung
Für den Einschaltmoment ist die Schaltung so bemessen, daß
ein geringer Strom fließt, weil der Widerstandswert des NTC
(R4) noch sehr groß ist. Das Relais kann noch nicht anziehen .
Der geringe Strom reichtjedoch aus, um den NTC aufzuheizen .
Sein Widerstandswert sinkt und es fließt ein zunehmend
größerer Strom . Das Relais zieht an. Der Kontakt K1 schließt
und überbrückt den Heißleiter, der somit wieder abkühlen kann .
172 Datenblatt eines Heißleiters

Beispiele für Heißleiter


Meßheißleiter für erhöhte Temperaturen

Heißleiter mit 100k 2 und 1M22


Applikation Temperaturmessungen bis 450°C
Ausführung Glasgehäuse , hermetisch dicht
Anschlüsse Anschlußdrähte aus einer Nickeleisen -Legierung
Kennzeichnung keine
55
,
Ø ,2

45 min 5 max 1, 8 max


Gewicht: ca . 40 mg

Anwendungsklasse FAF
nach DIN 40040
Untere Grenztemperatur F - 55°C
Obere Grenztemperatur A + 450°C
Feuchteklasse F Mittlere relative Feuchte < 75 %
95 % an 30 Tage im Jahr andauernd
85 % an den übrigen Tagen gelegentlich
keine Betauung zulässig
Lagertemperaturen
Untere Grenztemperatur Is(min) - 25°C
Obere Grenztemperatur Is(max) + 65°C
Kenndaten
Typ H 43 /20 % 100k12 1M2 Einheit
Belastbarkeit bei 25°C P25 290 290 mW
bei 60°C P60 270 270 mW
Nenntemperatur ON 25 25 °C
Nennwiderstand RN ,1 ΜΩ
Toleranz ARN + 20 + 20
B -Wert 4200 4800
Toleranz AB £ 5 + 5 %
Wärmeleitwert in Luft Gthu ,7 ,7 mW / K
Abkühlzeitkonstante Tth 5
Wärmekapazität Cth 3,5 3 ,5 MJ/K

Nennwiderstand Toleranz B -Wert | Bestellbezeichnung


H 43 /20 % / 100k12 100k12 + 20 % 4200K Q63043-H104 – M
H 43/ 20 % / 1M2 1M2 + 20 % 4800K Q63043 -H105 - M

Abb . 1 : Datenblatt eines Heißleiters


Aufgaben zu 8 . 1.3 , Lichtabhängige Widerstände 173

Aus dem Datenblatt sind weitere Eigenschaften abzulesen :


z . B . Anwendungen (Applikation ): Temperaturmessung
Grenztemperaturen : - 55°C ... + 450°C
Belastbarkeit bei 25°C : 290mW
Toleranz: + 20 %
Abkühlzeitkonstante: 5s
Dieser relativ hochohmige Heißleiter eignet sich gut zur Tem
peraturmessung (Fremderwärmung), weil nur ein sehr kleiner
Strom fließt und somit Eigenerwärmung kaum auftritt.
Ein Anwendungsbeispiel ist in Abb . 2 zu sehen . in °C
Sie zeigtdas Prinzip eines elektronischen Thermometers. Durch geeicht
Änderung der Umgebungstemperatur stellt sich ein entspre
chender Widerstandswert ein . Damit ändert sich die Strom
stärke und die Anzeige des Strommessers. Die Skala ist nach
der Widerstands-Temperatur-Kennlinie des Heißleiters in °C
geeicht. Abb . 2 : Temperaturmessung mit Heißleiter

Aufgaben zu 8 .1. 3
1. Zeichnen Sie das Schaltzeichen eines Kaltleiters und be
schreiben Sie die prinzipielle Wirkungsweise!
2 . Erklären Sie die Begriffe Anfangswiderstand und Nenn
widerstand eines Kaltleiters!
3 . Berechnen Sie den Widerstand R , in der Schaltung von Abb .
3 , S . 169 so , daß die Widerstandskennlinie nur zwei Schnitt RA "
punkte mit der Kaltleiterkennlinie hat!
4 . Zeichnen Sie das Schaltzeichen eines Heißleiters und 30 V
beschreiben Sie die prinzipielle Wirkungsweise ! R2 =
5 . Berechnen Sie die Teilspannungen U4 und U für 31 = 25°C 200 k 2
und 92 = 100°C (Abb . 3).
R ist der Heißleiter H43/ 100k12 .
6 . Beschreiben Sie die Funktion der Schaltung von Abb . 3 !
7 . Erklären Sie die Begriffe Kennwert, Nennwert und Grenz
wert! Abb . 3: Schaltung zu Aufgabe 5 und 6

8 . 1.4 Lichtabhängige Widerstände Lichtabhängiger Widerstand (LDR):


Lichtabhängige Widerstände werden auch LDR (Light
Dependent Resistor) genannt. Da sich der Widerstandswert in
Abhängigkeit von der Beleuchtungsstärke ändert, gehört der
LDR zu den optoelektronischen Bauelementen . Er wird in
lichtabhängigen Steuerungen eingesetzt. Eine einfache Schal L1 -
tung zeigt Abb . 4. S1rrt T
Ist der LDR unbeleuchtet (Widerstand des LDR groß), so zieht ki 4
das Relais nicht an , weil die Stromstärke I kleiner ist als die
Anzugsstromstärke des Relais . K1
Wird der LDR beleuchtet (Widerstand des LDR klein ), steigt die
Stromstärkebei einer bestimmten Beleuchtungsstärke über den H1
Wert des Anzugsstromes. Das Relais zieht an .
Alle Schaltungen mit LDR , die bei Beleuchtung des LDR eine N
Steuerspannung abgeben , nenntman Hellschaltung. Alle ande
ren nennt man Dunkelschaltung. Abb . 4 : Lichtabhängige Steuerung
174 Magnetfeldabhängige Widerstände

Die Abhängigkeit des Widerstandswertes von der Beleuch


tungsstärke kann man wieder dem Datenblatt entnehmen in 24
(Abb . 1) :
Aus der Kennlinie läßt sich entnehmen :
RES
E in Ix ,1 1 1 100 500 1000
| R in k12 | 100 10 1 ,1 ,3 ,1 ,085
Mit zunehmender Beleuchtungsstärke E nimmt der Wider
standswert R stark ab .
Das I- U -Diagramm in Abb. 2 zeigt Kennlinien für konstante 10- 100 101 102 109 104 in EIx
Beleuchtungsstärken E . Auch aus diesem Diagramm kann man
ablesen , daß mit zunehmender Beleuchtungsstärke Eder
Widerstandswert Rabnimmt. Die Kennlinie für E = 101x verläuft Abb . 1: Widerstand eines LDR als Funktion
sehr flach (großer Widerstandswert) und die für E = 1000 1x der Beleuchtungsstärke
relativ steil (kleiner Widerstandswert).
17in mA ..
= 100mW 1000 Ix
8 . 1 .5 Magnetfeldabhängige Widerstände
Magnetfeldabhängige Widerstände nennt man auch Feldplat 300 lx
ten . Der Widerstandswert der Feldplatte läßt sich durch das 100 1x
Einwirken eines Magnetfeldes verändern . 10 Ix
Wir schließen eine Feldplatte an ein Widerstandsmeßgerät an U in V
und messen den Widerstandswert der Feldplatte ohne Einwir 10 20 30
kung einesMagnetfeldes (Abb . 3). Der Widerstandsmesser zeigt
4092 an . Abb . 2 : 1- U -Kennlinienfeld mit einge
tragener Leistungshyperbel
Der Widerstandswert einer Feldplatte ohne Einwirkung eines
Magnetfeldes heißtGrundwiderstand R ...
Magnetfeldabhängiger Widerstand :
Wir nähern jetzt einen Stabmagneten der Feldplatte . Je dichter
wir mit dem Magneten an die Feldplatte kommen (Wirkung des
Magnetfeldes wird größer), desto größer wird der Widerstands
wert.
Läßtman den Abstand von Magnet zur Feldplatte konstant und
drehtdie Feldplatte (Richtung zum Magnetfeld wird verändert),
so stellt man ebenfalls eine Widerstandsänderung fest.
Die größte Wirkung des Magnetfeldes auf den Widerstandswert
der Feldplatte erzielt man , wenn Magnetfeld und Feldplatte
senkrecht aufeinander stehen .
Abb . 4 zeigt die Kennlinie einer Feldplatte. Der Widerstandswert Abb . 3: Direkte Widerstandsbestimmung
ist in Abhängigkeit der magnetischen Flußdichte B dargestellt. einer Feldplatte
Sie ist ein Maß für die magnetische Wirksamkeit und wird in
Tesla (T ) angegeben . R
Der Grundwiderstand R , beträgt 4012 . Bei B = 1T kann man in Ω
einen Widerstandswert von 40012 ablesen . 500 +
Feldplatten werden in der Meß -, Steuerungs- und Regelungs 400 -
technik als kontakt- und berührungslos arbeitende Fühler oder 300 +
prellfreie Schalter eingesetzt.
A200 + +
Beim Einsatz von Feldplatten sind auch die Kenn - undGrenzda
ten des Herstellers zu beachten . So liegt z . B . die maximale 100 + A
Betriebstemperatur bei 95 °C .
Einheit für Beleuchtungsstärke: Lux ( x) Abb . 4 : Kennlinie einer Feldplatte
Druckabhängige Widerstände, Aufgaben zu 8 . 1.4 ...8 .1.6 175

8 . 1.6 Druckabhängige Widerstände Druckabhängiger Widerstand:


Die am meisten verwendete Ausführungsform von druckabhän
gigen Widerständen ist der Dehnungsmeſstreifen (DMS) .
Der Widerstandswert des DMS hängt von der Dehnung oder
Biegung ab . Somit wird der DMS zur Messung dieser Größen
eingesetzt. Dazu wird der DMS auf das Werkstück aufgeklebt.
Ändert sich die Form des Werkstückes durch Krafteinwirkung
(Druck, Zug, Biegung), so ändert sich zwangsläufig auch die
Form des DMS. Er ändert seine Länge und damit seinen
Widerstandswert (Abb . 5 ).
Es gibt DMS als Draht-, Folien - und Halbleiterelemente. Die
Nennwiderstände liegen zwischen 12092 und 60022.
DMS werden meistens in Spannungsteiler- oder Brückenschal
tungen eingesetzt. Abb . 6 zeigt eine einfache Meßschaltung. R ,
und R , (DMS) bilden einen Spannungsteiler. Ändert sich der
Widerstandswert des DMS aufgrund der Dehnung, so ändert
sich der Spannungsabfall über R . Diesen Spannungsabfall führt
man einem Meßgerät zu .
In Abb . 7 ist eine Meßbrücke mit DMS dargestellt. Mit dem
Widerstand R , wird die Meßbrücke abgeglichen (Spannung Abb . 5 : Dehnungsmeſstreifen
zwischen den Punkten A - B : UAB = 0V ).
Wirken Kräfte auf den DMS, so ändert er seinen Widerstands
wert und die Brücke wird verstimmt. Zwischen den Klemmen
A - B läßt sich eine Spannung abnehmen . Diese Spannung wird
einem Meſverstärker zugeführt, an den ein Meßgerät ange Ri |
schlossen ist. Dieses Meßgerät istmit einer Skala für Druck oder I
Dehnung versehen .
Immer häufiger werden DMS in Sensoren verwendet. Dabei
werden DMS in Brückenschaltung auf einen Drucknehmer R2
(Membran) geklebt oderHalbleiter-DMS diffundiert. Mit solchen (DMS) U2
Sensoren lassen sich z . B . Luftdrückemessen , die für Steuerun
gen in Industrieanlagen , Kraftfahrzeugen oder in der Medizin
eingesetzt werden .
Abb. 6 : Spannungsteiler mit DMS
Aufgaben zu 8 . 1.4 ... 8 .1.6
1. Zeichnen Sie das Schaltzeichen eines lichtabhängigen
Widerstandes und erklären Sie die prinzipielle Wirkungs
weise !
2 . Bestimmen Sie den Widerstandswert des LDR aus Abb . 1,
für eine Beleuchtungsstärke von 300 1x ! DER
Zeichnen Sie aus dem I- U -Diagramm Abb . 2, die Wider (DMS)
stands-Beleuchtungsstärke-Kennlinie !
4 . Zeichnen Sie das Schaltzeichen eines magnetfeldabhängi
gen Widerstandes und erklären Sie die prinzipielle Wir UAB F V
kungsweise!
5 . Ermitteln Sie die Widerstandswerte für die Feldplatte aus
der Kennlinie Abb . 4 , für B = ,7T und B = 1,75T. IR TRA
6 . Zeichnen Sie das Schaltzeichen eines druckabhängigen
Widerstandes und beschreiben Sie die prinzipielle Wir
kungsweise.
7 . Für welche Zwecke werden Dehnungsmeſstreifen (DMS)
eingesetzt? Abb . 7 : Meßbrücke mit DMS
176 Halbleiterdioden

8 .2 Halbleiterdioden
Bei allen bisher untersuchten und besprochenen Bauelemen Katode (Farbring)
ten der Elektronik mußte man nicht auf eine bestimmte Polung
der angelegten Spannung (Spannungsquelle) achten. Wurde Anode
die angelegte Spannung umgepolt, so ergab die Messung der
Stromstärke den gleichen Strom in umgekehrter Richtung.

8 . 2. 1 Prinzipielle Wirkungsweise Schaltzeichen


In einem Versuch wollen wir uns mit einem weiteren Halblei
terbauelement befassen : Halbleiterdiode Abb . 1: Diode

Versuch 8 – 3 : Eigenschaften einer Halbleiterdiode


Aufbau Es wird eine einstellbare Spannungsquelle verwendet.
Versuch A
Durchführung
Die Spannung wird so lange erhöht, bis der
Strommesser einen Ausschlag zeigt.
Ergebnis A
Bei einer Spannung von ca. ,7V fließt ein
Strom durch die Halbleiterdiode. Die Lampe
leuchtet.

Versuch B
Durchführung
Die Spannung wird langsam auf 10 V er
höht.
Ergebnis B
Die Lampe leuchtet nicht. Es fließt prak
tisch kein Strom .

Der Versuch zeigt:


Eine Halbleiterdiode läßt den Strom nur in einer Richtung
durch . Sie besitzt also eine Ventilwirkung.
Liegt der positive Pol der Spannungsquelle an der Anode und
der negative Pol an der Katode der Halbleiterdiode, dann ist
diese in Flußrichtung geschaltet.
Für die Beurteilung , den Vergleich und die richtige Auswahl
von Halbleiterdioden ist die Kenntnis ihrer Kennlinie von großer
Bedeutung. Deshalb wollen wir in einem weiteren Versuch die
Kennlinie einer Halbleiterdiode aufnehmen .
Diodenkennlinie 177

Versuch 8 - 4 : Aufnahme einer Diodenkennlinie


Aufbau
Versuch A
R = 330 22
UF: Durchlaßspannung
IF: Durchlaßstrom
F : (engl.) forward = vorwärts

Es wird eine einstellbare Spannungsquelle verwendet.


Durchführung:
Die Spannung wird in , 1 V -Schritten von V bis ,9 V erhöht und die jeweils dazugehörige
Stromstärke gemessen . Vorsicht! Der maximale Strom von 150 mA darf nicht überschritten werden ,
weil die Diode durch Erwärmung zerstörtwerden könnte.
Meßergebnis
UF
in V ,1 ,2 ,3 ,4 ,5 ,6 ,7 ,8 ,9
IE
inmA 1 2 7 33 64

Versuch B
Die Diode wird jetzt so in derMeßschaltung angeschlossen , daß der Pluspol der Spannungsquelle
an der Katode liegt.
Durchführung:
Die Spannung wird in 3 V -Schritten von O V bis 30 V erhöht und die jeweils dazugehörige
Stromstärke gemessen .
Meßergebnis UR : Sperrspannung
21 24 IR : Sperrstrom
in V 16 1215 18 27
IR R : (engl.) reverse = rückwärts
1 1,5 2 , 1 2 ,7 3 ,5 4,2 5
| inμΑΙ

Aus den Meßergebnissen von Versuch A läßt sich die Kennlinie Trin ma
der Diode im Durchlaßbereich zeichnen (Abb. 2). Durchlaß
Die Kennlinie zeigt bis ca . ,6V einen flachen Verlauf. Es fließt bereich
ein geringer Strom . Ab ca. ,7V steigt die Kennlinie steil an .
Diese Spannung nenntman Schleusenspannung Us. Der Strom
nimmt mit zunehmender Durchlaßspannung UF rasch zu . Er
darf aber einen höchstzulässigen Wertnicht überschreiten ,weil
die Diode sonst zerstört wird. Urin V
Die zulässige Verlustleistung wird überschritten und damit die
zulässige Sperrschichttemperatur. Kenn - und Grenzdaten kön ,2 ,4 ,6 ,8 1, 1 ,2
nen aus Datenblättern des Herstellers entnommen werden . Abb. 2 : Kennlinie einer Diode (Durchlab
bereich )
178 Kennlinie und Arbeitspunkt

Aus den Meßergebnissen von Versuch В läßt sich die Kennlinie


der Diode im Sperrbereich zeichnen (Abb . 1) .
Aus der Kennlinie ist ersichtlich, daß durch die Diode in Ipin MA
Sperrichtung praktisch kein Strom fließt. Die Stromstärke la wird
deshalb in einer tausendfach kleineren Einheit, in uA an der
Stromachse abgetragen . Durchbruch
spannung || 50
Der Hersteller gibt einen Grenzwert für die Sperrspannung UR Unin
an , der nicht überschritten werden darf, weil sonst die Diode
zerstört wird . Diese Spannung nennt man Durchbruchspan Upin V
nung . Der Sperrbereich reicht von UR = OV bis zu der Durch Sperr
bruchspannung, bei der der Sperrstrom plötzlich sehr stark bereich
ansteigt.
Die hier untersuchte Diode ist aus Silicium (Si) hergestellt. Bei Ta in uA
allen Si-Dioden beträgt die Durchlaßspannung, von der ab die
Stromstärke rasch ansteigt ca. ,5V ... ,8V .
Halbleiterdioden werden auch aus Germanium G ( e) hergestellt. Abb . 1:Kennlinie einer Diode
Würden wir die Kennlinie einer Germanium -Diode aufnehmen , (Sperrbereich )
müßten wir im Prinzip genauso vorgehen wie in Versuch 8 - 4.
Die Meßreihe würde sich aber von der in Versuch 8 - 4 VI
unterscheiden : schon bei einer Durchlaßspannung Up = ,2 V
kann man einen Durchlaßstrom IF messen . Bei zunehmender
Spannung UF nimmt aber der Strom IF weniger rasch zu . Die
sich ergebende Kennlinie hat somit einen flacheren Verlauf.Die
Schleusenspannung Us liegtbei Ge-Dioden zwischen ,2 V und TIURa
,3 V . Die Durchbruchspannung ist auch geringer als die von
Silicium -Dioden .

8 .2 . 2 Widerstandsverhalten von Dioden CIL


Die Kennlinien von Dioden verwendet man auch , um grafisch
Stromstärke und Spannungen in Schaltungen mit Dioden zu Abb. 2: Diode mit Verbraucher
bestimmen. Die Diode liegt mit einem Verbraucher, dem
Arbeitswiderstand Rain Reihe an einer Gleich - oder Wechsel
spannungsquelle. Die Diode ist ein nichtlinearer Widerstand. Jin
IFINAA
Demnach liegt hier eine Reihenschaltung eines linearen und
eines nichtlinearen Widerstandes vor (Abb . 2). Zur Ermittlung ,8
von Stromstärke und Teilspannungen benutzen wir die Kennli ,75 A Arbeitspunkt
nie der Diode, in deren Durchlabbereich die spiegelverkehrte .6 R
Kennlinie des Arbeitswiderstandes eingetragen ist (Abb . 3). ,6te =
01 2S
Diese Kennlinie bezeichnetman als Arbeitsgerade . Der Schnitt ,4 li
punkt der Kennlinien in Abb . 3 ist wieder der Arbeitspunkt. Von
diesem ausgehend läßt sich die Stromstärke IF durch die Diode , 2 fl!
und den Arbeitswiderstand ermitteln . Entsprechend erhältman Arbeitsgerade
die Höhe der Durchlaßspannung UF an der Diode und den || 2 4 6
Spannungsabfall Ura am Arbeitswiderstand . UF Una Ug
Mit Hilfe der Diodenkennlinie lassen sich der Arbeitspunkt,
Abb. 3: Stromstärke
die Durchlaßspannung und die Spannung am Verbraucher einer Reihenschaltung von Diode und in
und Spannungen
ermitteln . Widerstand
In Abb . 3 ist die Reihenschaltung aus Diode und Arbeitswider
stand zu erkennen . Der Schnittpunkt der Kennlinien ist der Gleichstromwiderstand der Diode
Arbeitspunkt. Für diesen Punkt läßt sich ein Widerstand für die in Durchlaßrichtung:
Diode angeben . Dies ist der Durchlaßwiderstand Rs. Da er sich
auf Gleichstrom bezieht, wird er Gleichstromwiderstand RF
genannt.
Anwendung von Dioden 179

Der Gleichstromwiderstand der Diode ist das Verhältnis


Diodenspannung zu Diodenstrom (statische Werte). in mal
Der Gleichstromwiderstand ändert sich,wenn der Arbeitspunkt 1 , MT
verändertwird. Für die beiden Arbeitspunkte der Abb. 4 ergeben
sich folgende Werte: , 8IN
+ I UEL
,86V 11 <
, 6 1
RE10.26A ei RF1 = 3,3122 ;
9V
RF , ,2 +
,42A ' RF2 = 2,1492.
Es ist ebenfalls wichtig , den Widerstand anzugeben , der bei 6020,4 ,6 ,8 1, 1, 2 1,4 1,6
wechselnden Größen auftritt. In 8. 1.2 haben wir den differen UFI Urat
tiellen Widerstand eingeführt. Wir wollen diese Erkenntnisse Us
auf die Diode übertragen.
In Abb . 4 wird der Zusammenhang verdeutlicht. Ändert sich die
Spannung von UF nach UF2, dann ändert sich die Stromstärke Abb . 4 : Gleichstromwiderstand bei der
von If1 nach IF2 Diode
UF2 - UF1 , 9 V - ,86V ,04V
IF2 - IF1 ,42 A - , 26A , 16A
Differentieller Widerstand der Diode
rp = ,2522 in Durchlaßrichtung :
DerWert des differentiellen Widerstandes weicht vom Wert des AUF
Gleichstromwiderstandes ab . Die Steigung der Diodenkennlinie ΔΙΕ
ist ein Maß für den differentiellen Widerstand

8.2.3 Anwendungen von Dioden


Dioden werden wegen ihrer Ventilwirkung in Gleichrichter
schaltungen , in Begrenzerschaltungen , aber auch als Schalter
eingesetzt.
Im nächsten Versuch wollen wir eine Gleichrichterschaltung
untersuchen .

*
*
27. 89 **
*
MRE

BIUS
1

Abb . 5 : Gleichrichterschaltung
180 Gleichrichterschaltung

Versuch 8 – 5 : Wirkungsweise der Gleichrichterschaltung


Aufbau

Y I TY , Y . Yu

Ud | R

Ergebnis
Uv: ventilseitige Wechselspannung
Iv : ventilseitiger Wechselstrom
Udi Gleichspannung
Id : Gleichstrom

Durchführung
Die Spannungen U , und Udwerden gleichzeitig
oszilloskopiert.

Die Spannung Us ist eine pulsförmige Gleichspannung (Misch


spannung. Wir wollen klären , wie diese Spannung entsteht.
Aus Abb . 2 wird deutlich , daß die Diode in Durchlaßrichtung
geschaltet ist (vgl. Versuch 8 - 4 , S . 177 ). Damit liegt die positive
Halbwelle von Uy am Verbraucher und es fließt ein Strom . I
Während der negativen Halbwelle von U , (Abb. 3 ) ist die Diode !
in Sperrichtung geschaltet (vgl. Versuch 8 – 4 , S . 177 ). Durch die
Diode und den Verbraucher kann somitkein Strom fließen und
damit keine Spannung am abfallen . Die Spannung
am Verbraucher abfallen. Abb . 1: Pulsförmige Spannung
am Verbraucher ändert ihre Richtung nicht, weil kein Strom in
entgegengesetzter Richtung fließen kann (Ventilwirkung der
Diode). Die Wechselspannung U , wird also gleichgerichtet.
Aus der Abb . 1 ist zu entnehmen, daß durch die Gleichrichtung
der untere Teil der Wechselspannung gewissermaßen » abge Udl
schnitten « wurde. Nur der obere , im positiven Bereich befind
liche Teil, wird genutzt. Es handelt sich also noch nichtum eine
ideale Gleichspannung, sondern um eine pulsierende Span
nung (Mischspannung). Eine Gleichspannung erhältman , wenn
Bauteile hinzugeschaltet werden , die während der Zeiten , in Abb. 2: Diode in Durchlaßrichtung
denen die Impulse vorhanden sind , die elektrische Energie
aufnehmen und sie dann in den Impulspausen wieder abgeben .
Bauteile, die elektrische Energie speichern können , sind Kon
densatoren und Spulen. Sie werden deshalb z . B . zur Glättung
impulsartiger Spannungen eingesetzt.
Ein wichtiges Einsatzgebiet für Dioden ist der Betrieb als j
Schalter. Man bezeichnet die Diode dann als Schaltdioden.
Dabei wird der niedrige Durchlaßwiderstand RF und der hohe
Sperrwiderstand RR ausgenutzt. Sie zeigen logisches Verhalten ,
was in der Digitaltechnik angewendet wird (vgl. 9). Abb. 3: Diode in Sperrichtung
Diode als Schalter 181

V Us Us V Je

a) Diode leitend b ) Diode gesperrt


(Schalter geschlossen) (Schalter geöffnet)
Abb. 4: Diode als Schalter

Schaltdioden lassen sich im leitenden Zustand wie ein ge


schlossener Schalter und im gesperrten Zustand wie ein
offener Schalter auffassen .
In Begrenzerschaltungen wird die Diode ebenfalls als Schalter
betrieben .

Versuch 8 - 6 : Wirkungsweise einer Begrenzerschaltung


Aufbau

R Us
- Oszilloskop
Us
= 1, 2 V !
Es wird ein Funktionsgenerator als Betriebsspannungsquelle benutzt.
Durchführung 1
Mit dem Funktionsgenerator wird an den Eingang der Schaltung eine rechteckförmige Spannung
UE gelegt. Die Spannung wird langsam von OV bis ca. 5V erhöht.
Die Ausgangsspannung UA wird oszilloskopiert.
Ergebnis (Abb . 1a, S. 182)
Ausgangsspannung UA und Eingangsspannung Ug haben den gleichen Verlauf und gleichen Wert
bis zu einer Eingangsspannung von ca . 2V . Für größere Eingangsspannungen steigt die Aus
gangsspannung nicht weiter an .
Durchführung 2
Mit dem Funktionsgenerator wird an den Eingang der Schaltung eine sinusförmige Spannung
gelegt. Die Spannung wird langsam von OV bis ca . 5V Spitzenwert erhöht.
Die Ausgangsspannung UA wird oszilloskopiert.
Ergebnis (Abb . 1b , S . 182)
UA und Ug haben den gleichen Verlauf bis zu UE = 2V . Für Up > 2V wird die obere Halbwelle oben
abgekappt.

1 Generator, der verschiedene Spannungsformen liefern kann


182 Aufgaben zu 8 .2 . 1 ... 8 .2 .3

In Versuch 8 - 6 wird die Begrenzungswirkung sehr deutlich .


Für Spannungen UE < 2V ist die Diode in Sperrichtung ge U in V
schaltet, weil Ue kleiner ist als die Reihenschaltung aus 2 +
Schleusenspannung Us und Batteriespannung Ug. Der Sperr 17
widerstand der Diode ist sehr viel größer als der Widerstand TL
R . Somit fällt fast die gesamte Eingangsspannung über der
Diode ab : UA in VI
UAUE
Wenn die Eingangsspannung den Wert der Reihenschaltung
aus Us und Ug übersteigt, dann wird die Diode in Durchlab
richtung geschaltet. Der Durchlaßwiderstand ist sehr klein . Am
Ausgang kann nur die Summenspannung aus Us und Us
auftreten , weil die Stromstärke ansteigt und die gesamte Abb . 1: Ausgangsspannung der
Spannung am Vorwiderstand abfällt. Begrenzerschaltung
Tab . 8 . 1: Vergleich von Dioden aus Germanium ,
Silizium und Selen
Gleichrichterart Selen Germanium Silizium
Spitzensperrspannung V 20 ... 30 30 ... 120 | 100 ... 2000
Schleusenspannung V ca. ,4 ca . ,3 ca . ,8
Stromdichte A /cm² | ca . ,2 ca . 80 ca. 150
max.Betriebstemperatur °C ca. 80 ca . 75 ca. 180 I
Raumbedarf 1 % | 100 | 20 5 UEE SR| | UAE
Wirkungsgrad % 85 95 99
V
Ue inin VIDEOS
de
Aufgaben zu 8 .2.1 ... 8.2.3 3 + DTS
1. Zeichnen Sie das Schaltzeichen einer Diode und erklären 2 +
Sie die prinzipielle Wirkungsweise ! - 1 tun ho ho
2. Erklären Sie den Unterschied zwischen dem Gleichstrom
widerstand und dem differentiellen Widerstand der Diode!
3 . Erklären Sie den Begriff Schleusenspannung!
4 . Ermitteln Sie den Gleichstromwiderstand RF für die Diode Abb. 2 : Begreni
aus Versuch 8 – 4 (S . 177 ) für Up = ,8V !
5 . Ermitteln Sie den Gleichstromwiderstand RR für die Diode
aus Versuch 8 – 4 für UR = 27V !
6 . Aus welchen Teilen besteht grundsätzlich eine Gleich
richterschaltung?
7 . Erklären Sie den Unterschied zwischen einer Gleichrichter
und einer Begrenzerschaltung!
8 . Zeichnen Sie das Liniendiagramm der Ausgangsspannung
UA für die Schaltung in Abb . 2 !
(Schleusenspannung der Dioden : Us = ,7V.)
9 . An einer Gleichrichterschaltung mit einer Si-Diode liegt eine
sinusförmige Wechselspannung mit einem Effektivwert von
9 V.
Zeichnen Sie den Verlauf der gleichgerichteten Spannung!
(Periodendauer = 20 ms).
10 . Zwei Si-Dioden sind antiparallel geschaltet. Verwenden Sie
diese Schaltung zur Gleichrichtung einer sinusförmigen
Spannung, die einen Spitzenwert von 3 V besitzt. Skizzieren
Sie den Verlauf der Ausgangsspannung !
Leuchtdioden 183

8 .2.4 Leuchtdioden Leuchtdiode:


Überall dort, wo man zuverlässige, sparsame und preis
günstige Anzeigeelemente benötigt, setzt man leuchtende
Halbleiterdioden sein . Diese leuchtenden Halbleiterdioden wer
den auch LED (Light Emitting Diode) oder Lumineszenzdioden
genannt.
Die Farbe des ausgesendeten Lichtes hängt vom verwendeten 71
Halbleitermaterial ab . LRT er 2
Leuchtdioden haben einen sehr vielfältigen Anwendungsbe
reich . Man verwendet sie als Betriebsanzeige , als Aussteuer NA
anzeige in der Nachrichtentechnik in Form von LED -Zeilen und POT TE AH
als 7 - Segment-Einheit zur Anzeige von Ziffern . Bei der Fernbe
dienung von Fernsehgeräten werden LEDs als Lichtsender für som
Steuersignale eingesetzt.
Wir wollen die Kennlinie einer rotleuchtenden LED aufnehmen . Abb. 3 : Leuchtdioden

Versuch 8 –7: Kennlinienaufnahme einer LED


Aufbau

K
Www

Durchführung
Die Spannung UF wird in geeigneten Schritten erhöht und der dazugehörige Strom IF gemessen .
Meßergebnis
Up in V o ,5 1 1,2 1,4 1,6 | 17 |18 |
,5 ,8 1,2 1,8 20 56
If in mA

Upin V
,4 ,8 1,2 1,6 2,

Auswertung
Bis UF = 1,6V verläuft die Kennlinie sehr flach . Es fließt ein sehr kleiner Strom IF. Die LED sendet
kein Licht aus.
Ab UF = 1,6V verläuft die Kennlinie sehr steil. Der Strom If nimmt sehr stark zu . Die LED leuchtet.
184 LED, Vorwiderstand , Aufgaben zu 8. 2.4

Aus dem Verlauf der Kennlinie lassen sich weitere Einsatz


möglichkeiten ableiten . Weil die Kennlinie sehr steil verläuft,
läßt sich mit einer LED auch eine wirksame Spannungsstabili
sierung erreichen.
Abb. 1 zeigt eine einfache Spannungsstabilisierungsschal
tung mit einer LED .
Beobachtet man bei der Aufnahme der Kennlinie das abge
strahlte Licht, so kann man bei Up = 1,7V und le = 20mA eine
ausreichende Lichtstärke feststellen .
Leuchtdioden werden etwa mit le = 20mA betrieben . Abb. 1: Stabilisierungsschaltung
Leuchtdioden dürfen laut Datenblatt in Sperrichtung nur mit
maximal6V belastet werden , sonst können bleibende Schäden
auftreten . Beim Einbau muß also auf richtige Polarität geachtet
werden .
Werden LEDs in Schaltungen eingesetzt, in denen Sperr RI
spannungen mit mehr als 6V auftreten können , müssen sie
geschützt werden.
Abb . 2 zeigt eine Antiparallelschaltung von LED und Silicium
diode, die nur eine Sperrspannung von ca. ,7V zuläßt. LED V
Leuchtdioden gibt es auch mit den Farben grün , orange und
gelb , rot und blau .
Berechnungsbeispiel für den Vorwiderstand Ry: Abb . 2: LED mit Schutzdiode
Zur Berechnung des Vorwiderstandes Rywollen wir die Daten
der LED aus Vers. 8 – 7 verwenden : UF = 1,7V ; le = 20mA. Die
Betriebsspannung soll 12V betragen .
URU = UB - Up; UR = 12 V - 1,7 V; URv = 10,3 V
R = Rv. 10,3 V R = 515 22
20 mA '
20

Aufgaben zu 8 . 2.4
1. Zeichnen Sie das Schaltzeichen einer Leuchtdiode und
beschreiben Sie die prinzipielle Wirkungsweise !
2. Beschreiben Sie die Wirkungsweise der Stabilisierungs Abb . 3: LED mit Vorwiderstand
schaltung aus Abb . 1 !
3 . Berechnen Sie den Vorwiderstand R , aus der Schaltung
von Abb . 3 für Ug = 15 V ; UF = 1,5 V ; I = 25 mA!
4 . Entwerfen Sie eine Schaltung, mit der man durch zwei
Lumineszenzdioden die Polarität einer Spannungsquelle -WN
anzeigen kann !
5 Geben Sie an Hand von Abb . 4 an , wie die Spannung -
zwischen A und B gepolt sein muß, damit a ) eine Minus
zeichen und b ) ein Pluszeichen angezeigt wird !
6 . Geben Sie an Hand von Abb . 4 die Anschlußbedingungen
an , bei der die Ziffer 3 aufleuchtet!
7 . Begründen Sie , weshalb bei einer Leuchtdiode, die an
Wechselspannung betrieben werden muß, eineweiterDiode Vorzeichen + und - Ziffern .. . 9
antiparallel hinzugeschaltet werden muß !
Abb. 4 : Schaltungen von Anzeigeeinheiten
Stromleitung, Eigenleitung 185

8 .2.5 Erklärungsmodell für Halbleiterverhalten


Die Eigenschaften der Halbleiterbauelemente hängen vom
atomaren Aufbau der verwendeten Stoffe ab . Deshalb sollen
zunächst grundlegende Erkenntnisse und Modellvorstellungen
behandelt werden . -
Modellvorstellungen haben einen bestimmten Gültigkeitsbe - -
- -
reich . Deshalb lassen sich mit den im Buch verwendeten - -
Modellen nur bestimmte Erscheinungen erklären . Für andere - -
Vorgängemüssen andere Modellvorstellungen verwendetwer - -
den (z . B . Bändermodell). -
Halbleiterbauelemente werden hauptsächlich aus Germanium
und Silicium hergestellt. Es lassen sich aber auch Verbindungen
anderer Stoffe , z . B . aus Gallium und Arsen (Galliumarsenid )
verwenden .
Halbleiterwerkstoffe besitzen vier Elektronen auf der äußeren
Schale (Valenzelektronen ). Verbinden sich Germanium - und
Siliciumatomezu einem Kristallgitter (Abb . 5a ), so werden alle
Valenzelektronen der beteiligten Atomebenötigt. Im Gegensatz
zu den Metallen stehen somit zunächstkeine freien Elektronen
zur Verfügung.
Jedes Atom ist vier Bindungen mit vier Nachbaratomen einge Si Si Si
gangen , so daß insgesamt für jedes Atom acht Elektronen Valenz
verfügbar sind. Es ist ein besonders stabilerZustand entstanden elektronen
(wie bei Edelgasen ). Diese Bindungsart wird mit Atombindung S - Bindungen
bezeichnet.
Metalle besitzen dagegen eine Vielzahl frei beweglicher Elek
tronen , die sich im Kristallgitter aufgrund der Temperatur hin
und her bewewgen .
Stromleitung in Halbleiterwerkstoffen
Abb . 6 zeigt, daß Halbleiterwerkstoffe eine geringere Leitfähig
keit als Metalle besitzen , aberden elektrischen Strom besser als
Isolatoren leiten . Aus diesem Grunde bezeichnetman Stoffe wie Abb . 5 : Siliciumkristall:
Silicium oder Germanium als halbleitend oder als Halbleiter. a ) räumliche Darstellung,
Wir wollen uns nun mit der Frage beschäftigen , wie die b ) ebene Darstellung
Leitfähigkeit von Halbleiterwerkstoffen entsteht.
Eigenleitung
Kühlt man Halbleitermaterial bis auf eine Temperatur von
ungefähr - 273°C (OK ) ab , dann stellt man fest, daß der
Werkstoff den elektrischen Strom nicht leitet. Dies läßt sich
dadurch erklären , daß bei Halbleiterwerkstoffen alle Valenz Isolierwerkstoffe
elektronen zum Aufbau benötigtwerden und somit, anders als
bei Metallen , keine freien Elektronen zur Stromleitung zur Halb
leiter
Verfügung stehen . Erwärmtman einen Halbleiterkristall, dann
zeigt sich , daß der Werkstoff den elektrischen Strom leitet. Widerstands
Eine Temperatur von z . B . 0°C bedeutet für den Halbleiterkristall werkstoffe
bereits eine große Erwärmung, denn der Temperaturunter Leiterwerkstoffe
schied zwischen OK und 0°C beträgt immerhin 273K .
Man kann ferner beobachten , daß die Leitfähigkeit des Halblei 10-12 108 10-4 ' 1 102
termaterials mit steigender Temperatur immer größer wird . % in MS/ m
Wie entsteht nun die Leitfähigkeit eines Halbleiters bei Erwär
mung ? Abb . 6 : Leitfähigkeiten von Werkstoffen
186 Eigenleitung, Störstellenleitung

Die Atome sind bei Erwärmung des Kristalls nichtmehr in einer


Ruhelage, sondern führen Schwingbewegungen in alle Richtun
gen aus. Dabei reißen Bindungen zu den benachbarten Atomen
auf, und es lösen sich einzelne Valenzelektronen von ihren Loch
Atomen (Abb . 1).
Die Leitfähigkeit von Halbleitermaterial ist temperaturab - freies
hängig. Elektron
Legt man an einen Halbleiterkristall eine Spannung, dann
wandern die losgelösten Elektronen durch den Kristall in
Richtung auf den positiven Pol der Spannungsquelle . An den
Stellen im Atom , an denen die wandernden Elektronen ihren
Platz hatten , fehlen die negativen Ladungen . Diese Stellen
bezeichnetman als Löcher oder als Defektelektronen.Weil jetzt
die positive Ladung des Atomkerns überwiegt, ist ein Loch stets aufgebrochene
positiv geladen . Bindung
Wandern nun Elektronen unter Einfluß einer Spannung durch Abb . 1: Aufbrechen der Bindungen bei
den Kristall, oder führen sie aufgrund von Erwärmung Bewe- Erwärmen des Halbleitermaterials
gungen aus, dann können zufällig einige von ihnen auf Löcher
stoßen . Hierbei füllt das Elektron ein Loch aufund das Atom wird
elektrisch wieder neutral (Abb . 2 ). Rekombination
Diesen Vorgang nenntman Rekombination . Da jedes rekombi
nierte Elektron irgendwo ein Loch hinterlassen hat, scheinen
auch die Löcher durch den Kristall in Richtung aufden negativen
Pol einer angelegten Spannungsquelle zu wandern . Der Ein Q
fachheit halber nimmt man an , daß auch die Löcher zur
Stromleitung durch den Halbleiterkristall beitragen. Man be
zeichnet diese Art des Ladungstransports als Löcherleitung im
Gegensatz zur Elektronenleitung. Die schon bei Zimmertempe
ratur zu beobachtende Leitfähigkeit eines reinen Halbleiterkri
stalls nenntman Eigenleitung.
Die Eigenleitung eines reinen Halbleiterkristalls entsteht
durch Erwärmung und ist vom Grad der Erwärmung abhän
gig. Sie ist aber immer noch sehr viel geringer als bei
Metallen .
Abb . 2 : Rekombination von Loch und
Elektron
Störstellenleitung
Für den Aufbau von Halbleiterbauelementen benötigt man
Halbleitermaterial, dessen Leitfähigkeit weitgehend tempera frei
turunabhängig und sehr viel höher ist als bei der Eigenleitung. bewegliche Fremdatorn
Deshalb fügtman in das Kristallgitter von Halbleitern Fremdato Elektronen
me ein , die entweder drei oder fünf Valenzelektronen haben .
Man sagt, das Halbleitermaterial wird dotiert. Abb . 3 und 4
zeigen in schematischer Darstellung zwei dotierte Siliciumkri
stalle . Der regelmäßige Kristallaufbau wird durch das Dotieren
gestört. Es entstehen sogenannte Störstellen . Der Kristall bleibt
aber insgesamt elektrisch neutral. Wir wollen nun die erhöhte
Leitfähigkeit von dotiertem Halbleitermaterial erklären .
Beim Dotieren mit fünfwertigen Fremdatomen , z . B . Arsen ,
werden nur vier Valenzelektronen des Arsenatoms zur Bindung fest eingebaute Atomrümpfe (positiv)
an das Halbleiteratom benötigt. Das fünfte Valenzelektron kann
sich leicht vom Arsenatom lösen und unter dem Einfluß einer
Spannung als freies Elektron durch das Material wandern
(Abb . 3). Abb. 3: N -Leiter (mit Arsen dotiert)
PN -Übergang 187

Beim Dotieren mit fünfwertigen Fremdatomen wird die Er


höhung der elektrischen Leitfähigkeit durch die Erzeugung
freier Elektronen erreicht (N -leitend).
Störstelle
Dotiert man dagegen Silicium mit dreiwertigen Fremdatomen ,
etwaIndium , so werden nicht alle Valenzelektronen des Halblei
termaterials in den Kristallaufbau einbezogen ,weil das entspre
chende Partnerelektron bei dem Fremdatom fehlt (Abb . 4). Auch
beidieser Art der Dotierung entstehen Störstellen im Kristallauf
bau. Diese sind in der Lage, Elektronen aufzunehmen . Dadurch
entstehen im Kristall Löcher (Abb . 4 ). Löcher
.S . S .
Beim Dotieren mit dreiwertigen Fremdatomen wird die Er
höhung der elektrischen Leitfähigkeit durch die Erzeugung
von Löchern erreicht (P -leitend). fest eingebaute Atomrümpfe (negativ)
Die durch Dotierung hervorgerufene Leitfähigkeit eines
Halbleiters nenntman Störstellenleitung.
In der Praxis dotiert man Halbleiter so, daß die Eigenleitung im Abb . 4 : P -Leiter (mit Indium dotiert)
Vergleich zur Störstellenleitung verschwindend gering wird . Da
die Störstellenleitung temperaturunabhängig ist, wird damit
auch die Leitfähigkeit eines dotierten Halbleiters weitgehend P - leitend N -leitend
temperaturunabhängig .
Bauelemente der Halbleitertechnik sind oft so aufgebaut, daß P
leitendes Material in einen engen Kontakt mit N -leitendem
Material gebracht wird , z. B . die Diode. Die Kontaktfläche
bezeichnetman dann als PN -Übergang.
Es entsteht dabei eine Zone, die durch Rekombination von
Löchern und Elektronen frei von beweglichen Ladungsträgern
ist (Abb. 6 ). Durch diese Zone kann der elektrische Strom
normalerweise nicht fließen. Man bezeichnet sie als Sperr
schicht. Ihre Dicke beträgt einige tausendstel Millimeter. Wie
entsteht sie ? PN - Obergang
Die Sperrschicht entsteht durch Wanderung von Elektronen und
Löchern in den jeweils gegenüberliegenden Kristallteil (Abb. 5 ).
Diese Wanderung bezeichnetman als Diffusion '. Abb . 5 : PN -Übergang vor der Diffusion
Durch die Diffusion werden dem P - dotierten Teil des Kristalls
negative und dem N -dotierten Teil positive Ladungsträger
zugeführt. Demnach wird durch die Diffusion das P -leitende
Material in der Sperrschichtnegativ und das N -leitende Material Anode - Katode
in der Sperrschicht positiv geladen (Abb. 6 ). Es entsteht eine Sperrschicht
Spannung, die Diffusionsspannung. Diese hat zur Folge, daß die |
Löcher bzw . Elektronen abgestoßen werden und nichtmehr dif
fundieren können . Die Sperrschichtbreitet sich nichtweiter aus.
Die Diffusionsspannung beträgt bei Germanium ungefähr
,2V ... ,4V und bei Silicium ungefähr ,5V ... ,8V .
Ventilwirkung des PN -Übergangs (Diodenwirkung) OOO
Die Halbleiterdiode ist ein Bauelement, das im wesentlichen aus
einem PN -Übergang besteht (Abb . 5 ). Das Dreieck im Schaltzei
chen der Halbleiterdiode symbolisiert den P -dotierten und der
Strich den N -dotierten Teil. Diffusionsspannung

diffundere (lat.): eindringen Abb. 6 : PN -Übergang nach der Diffusion


188 Transistoren , Aufgaben zu 8.2.5

In Versuch 8 - 3 (S . 176 ) haben wir die Ventilwirkung der Diode


untersucht. Wir wollen diese Wirkungsweise jetzt mit Hilfe der
hier erarbeiteten Modellvorstellung erklären .
Abb . 1a zeigt, daß beim Anlegen einer Spannung in Sperrich
tung die Sperrschicht im Vergleich zu Abb . 6 , S . 187 vergrößert
wird , weil ein Teil der freibeweglichen Ladungsträger von den
entgegengesetzt geladenen Polen der Spannungsquelle ange
zogen werden . Eskann praktisch kein Strom durch die Halblei Sperrschicht
terdiode fließen , da die angelegte Spannung die gleiche Rich
tung wie die Diffusionsspannung hat. Es bleibt nun noch zu
klären, weshalb der Stromfluß durch den in Flußrichtung ge
schalteten PN -Übergang erstbei einer Spannung von ca. ,6 V
in unserem Versuch einsetzte. Betrachten Sie dazu Abb. 1b .
Wie Sie sehen , sind die Diffusionsspannung und die in Durchlaß
richtung angelegte Spannung entgegengesetzt gerichtet. Daher
muß die in Flußrichtung angelegte äußere Spannung größer
sein als die Diffusionsspannung, damit Ladungsträger in die
Sperrschicht einfließen können und dann die Sperrschicht
abgebaut wird (Abb . 1b ).
Aufgaben zu 8 .2.5
1. Wodurch wird die Eigenleitung von Halbleitermaterial her + Diffusionsspannung -
vorgerufen ? Spannung in Flußrichtung
2. Wie kann die Leitfähigkeit von reinem Silicium oder Ger
manium erhöhtwerden ?
3 . Durch welche Ladungen erfolgt die Stromleitung in einem
N -dotierten Halbleiter ?
4 . Was geschieht in einem PN -Übergang, wenn er in Sperr
richtung betrieben wird ? Abb . 1:Halbleiterdiode nach Anlegen einer
5 . Was geschieht in einem PN -Übergang , wenn er in Durch Spannung:
laßrichtung betrieben wird ? a ) in Sperrichtung,
b ) in Flußrichtung
6 . Skizzieren Sie einen PN -Übergang nach Diffusion ohne
angelegte äußere Spannung.

8 . 3 Transistoren
Transistoren sind Halbleiterbauelemente, die zur Verstärkung,
Schwingungserzeugung sowie für Schalt- und Regelzwecke
verwendetwerden und in diesen Bereichen eine überragende
Bedeutung erlangt haben .
Je nach Aufbau des Halbleiterbauelementes unterscheidet
man zwischen bipolaren Transistoren und Feldeffekttransisto
ren .
8. 3. 1 Grundsätzliche Wirkungsweise des Transistors Bipolarer Transistor:
Je nach Aufbau unterscheidet man beim bipolaren Transistor
noch zwischen NPN - und PNP -Transistoren .
Der Transistor hat drei Anschlüsse, die mit Emitter (E ), Basis
(B ) und Kollektor (C ) bezeichnet werden .
In Versuch 8 – 8 wollen wir die Wirkungsweise des Transistors
untersuchen . NPN - Transistor PNP - Transistor
Transistor als Schalter 189

Versuch 8 – 8 : Wirkungsweise des bipolaren Transistors


Aufbau

Ul
TUBE

Durchführung
Die Spannungsquelle U2 wird auf die Betriebsspannung der Lampe (12V ) eingestellt.
Das Potentiometer P wird langsam von a nach b verändert.
Ergebnis
Potentiometereinstellung a : Die Lampe leuchtet nicht!
Verstellt man das Potentiometer in Richtung b , dann beginnt die Lampe erst schwach und dann
heller zu leuchten , bis sie von einer bestimmten Schleiferstellung ab die Betriebshelligkeit er
reicht hat.

Der Transistor und die Lampe sind in Reihe geschaltet. An der


Reihenschaltung liegt die Betriebsspannung U2. Es erfolgt also
immer eine Spannungsaufteilung.
Mit Hilfe des Transistors kann man die Helligkeit der Lampe
beeinflussen , indem man am Transistor die Spannung zwischen
den Anschlüssen B und E verändert. Der Transistor kann also
als steuerbarer Widerstand aufgefaßt werden .
Potentiometerstellung a : Transistorwiderstand groß, UBE
Lampe dunkel
Potentiometerstellung b : Transistorwiderstand klein ,
Lampe hell

8 . 3.2 Transistor als Schalter Abb. 2: Transistor als steuerbarer


Widerstand
Wenn man in Versuch 8 – 8 nur die beiden Potentiometerein
stellungen a und b zuläßt, dann kann man mit dem Transistor
die Lampe schalten :
Potentiometerstellung a : Lampe aus! S
Potentiometerstellung b : Lampe ein ! HW
Aus Versuch 8 – 8 läßt sich auch entnehmen , daß der Basisan
schluß (B ) beim Durchschalten des Transistors (Potentiometer RILLER
einstellung b ) durch die zweite Spannungsquelle positiv gegen UB
über dem Emitteranschluß (E ) ist. Diesen Zustand kann man
auch erreichen , wenn man den Basisanschluß (B ) über einen
Widerstand R an die Betriebsspannung legt. Damit man die UBE V1
Basis-Emitter-Spannung ein - bzw . ausschalten kann ,muß noch
ein Schalter S vorgesehen werden (Abb . 3 ). Mit dieser Anord
nung läßt sich die Lampe dann ohne eine zusätzliche Span
nungsquelle mit Hilfe des Transistors schalten . Abb . 3: Transistor als Schalter
190 Transistor als Schalter

Istder Schalter S1 geöffnet, dann istkeine Spannung zwischen


Basis und Emitter. Der Transistor hat einen sehr hohen
Widerstandswert. Die Lampe H1 leuchtet nicht. Ist der Schalter
S1 geschlossen , dann liegt eine Spannung zwischen Basis und
Emitter. Der Transistor hat einen sehr kleinen Widerstandswert.
Die Lampe H1leuchtet (Abb. 1). Us
Der Transistor kann als elektronischer Schalter betrieben UBE
werden .
UBE = OV > Transistor hochohmig → » Schalter« offen
UBE = ,7V → Transistor niederohmig → » Schalter« ge
schlossen (Abb . 3, S. 189). Abb . 1: Transistor als Schalter
In der Schaltung aus Versuch 8 – 8 und auch in der Schaltung
von Abb . 2 lassen sich zwei Stromkreise feststellen . Der Ein
gangskreis mit der Basis -Emitter-Spannung UBE und dem
Basisstrom 18 sowie der Ausgangskreis mit der Kollektor
Emitter-Spannung UCE und dem Kollektorstrom Ic .
Der ausgangsseitige Strom Ic kann mit der eingangsseitigen
Spannung UBE bzw . mit dem eingangsseitigen Strom 18 ge A UCE UB Il - L
steuert werden .
Will man die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Strö
men und Spannungen am Transistor genauer untersuchen , so UBE
muß man wieder mit einer entsprechenden Meßschaltung eine
Meßreihe aufnehmen . Die Meßergebnisse werden dann zweck
mäßigerweise graphisch als Kennlinien dargestellt.
Abb. 2: Stromkreise beim Transistor
8. 3.3 Kennlinien des Transistors
In Versuch 8 - 9 wollen wir einige Zusammenhänge zwischen
Eingangs- und Ausgangsgrößen untersuchen .

Versuch 8 – 9: Aufnahme der Stromsteuerkennlinie des bipolaren Transistors


Aufbau

L
UCE
UCE

Durchführung
Es wird eine konstante Spannung UCE = 12V eingestellt. Der Strom Is wird in geeigneten Schritten
erhöht. Der Strom Ic und die Spannung UBE werden gemessen .

Meßergebnis
Io in LA 2 5 10 15 30 55 90
Ic in ma 1 ,22 ,55 1,8 2 3, 6 10
UBE in V ,64 10,66 ,68 ,7 ,72 ,74 ,76
Kennlinie eines Transistors, Aufgaben zu 8. 3 191

Die Meßergebnisse lassen sich graphisch darstellen . Zunächst


soll der Kollektorstrom Ic in Abhängigkeit von dem Basis
strom Ig dargestellt werden (Abb . 3). Man erhält die Strom lc
steuerkennlinie . in ma
10
Der Kollektorstrom Ic läßt sich durch den Basisstrom 18
steuern .
Das Verhältnis von Kollektorstromstärke zur Basisstromstärke
bezeichnetman als Stromverstärkung B
B = 'c
B
Sie läßt sich leichtmit Hilfe der Stromsteuerkennlinie ermitteln . 20 40 60 80 100 1g in uA
Der Zusammenhang zwischen der Basis -Emitter-Spannung UBE Abb . 3: Stromsteuerkennlinie
und dem Basisstrom 18 wird mit der Eingangskennlinie wie
dergegeben (Abb . 4 ). Die Eingangskennlinie des Transistors ist
der Durchlaßkennlinie der Diode sehr ähnlich .
Wenn man den Transistor als steuerbaren Widerstand auf
fassen kann , dann muß es auch noch einen Zusammenhang AS
in
zwischen den Ausgangsgrößen UCE und Ic geben . Abb . 5 zeigt
Kennlinien , in denen der Strom Icin Abhängigkeit der Spannung
UCE dargestellt ist. Für jeden fest eingestellten Basisstrom 18 60
ergibt sich eine Ausgangskennlinie .
Häufig wird in das Ausgangskennlinienfeld auch die Lei
stungshyperbel eingezeichnet, die die Belastungsgrenze für
den Transistor angibt. Bestimmte Strom - und Spannungswerte
dürfen ebenfalls nicht überschritten werden . Dies sind z .B . der ,2 ,4 ,6 ,8 UBE IN V
maximale kollektorstrom Icmax und die maximale Kollektor
Emitter-Spannung UcEmax Abb. 4: Eingangskennlinie

Aufgaben zu 8 .3
1. Zeichnen Sie das Schaltzeichen eines NPN -Transistors! | Ic in ma
2. Wie heißen die drei Anschlüsse des Transistors ?
3. Wie kann man den Kollektorstrom des Transistors steuern ? lg =
4 . Wie kann ein Transistor als Schalter betrieben werden ? 100 MA
5 . Berechnen Sie aus den Meßergebnissen aus Versuch 8 - 9 90 4A
den Eingangswiderstand RBE für 18 = 30 MA. 80 A
6 . Berechnen Sie aus dem Ausgangskennlinienfeld Abb . 5 den
Ausgangswiderstand Rce für IB = 50 uA und UCE = 5 V . 70 A
7 . Wie muß ein Transistor geschaltet sein , damit ein Kollektor 60 A
strom fließt? 50 JA
8 . Benennen Sie das Verhältnis von Ic zu 18 ? 40 A
9 . Ein Transistor hat eine Gleichstromverstärkung von B = 130 . 30uA
Wie groß ist der Kollektorstrom , wenn der Basisstrom 10 UA 20 UA
groß ist ? H5uA10 A
FA5UA
10. Wie verändert sich der Kollektorstrom bei einem PNP 2 4 6 8 10 UCE
Transistor, wenn die Basis -Emitter-Spannung negativer in V
wird ?

Abb . 5 : Ausgangskennlinienfeld mit


Leistungshyperbel
SAIL
JA906010803 2000
TU
2020

L OS CelCCCCC
CCCCCCCC
193

Einführung in die Steuerungstechnik

9. 1 Steuerungstechnische Grundbegriffe Eingang Ausgang


Steuern ist in der Technik ein wichtiger Vorgang. Es werden Steuerstrecke
z . B . der Energiefluß eines Elektrizitätswerkes, die Werkstoffe
einer Autofabrik , der elektrische Strom eines Heizgerätes, der
Zufluß zu einem Wasserbehälter oder der Signalfluß einer
Nachrichtenstrecke gesteuert. Die Beeinflussung erfolgt immer Steuer
in eine bestimmte Richtung, ohne daß eine Rückmeldung einrichtung
erfolgt. Der Wirkungsablauf ist dabei stets offen (Abb . 1).
Das Merkmal einer Steuerung ist der offene Wirkungs Abb. 1: Prinzip einer Steuerung
ablauf.
Zur Erläuterung wichtiger steuerungstechnischerGrundbegriffe
wollen wir von folgendem schaltungstechnischen Problem
ausgehen : S1 | S2 | S3 | K1
Eine Glühlampe soll von drei Stellen aus beliebig ein - und Kry
ausgeschaltet werden .
Das Problem läßt sich einfach und wirtschaftlich lösen , wenn
man ein Stromstoßrelais an Stelle eines herkömmlichen Relais
verwendet. Worin liegen die Unterschiede?
Beieinem herkömmlichen Relais gehen bei Unterbrechung des K1CV E10
Stromes durch die Spule die Kontakte wieder in die Ruhelage
zurück. Beim Stromstoßrelais geschieht dieses dagegen nicht.
Der letzte Zustand bleibt erhalten . Die Kontakte bleiben offen
bzw . geschlossen. Man nennt deshalb diese Kontakte auch Abb. 2: Stromstoß -Schaltung als Beispiel
Rastkontakte. für eine Steuerung
Es können deshalb für die schaltungstechnische Realisation
des Problems an Stelle von Schaltern Taster verwendetwerden
(Abb . 2 ). Mit ihnen werden kurzzeitig Ströme durch die Relais mechanischer Schalter
spule hervorgerufen. Wenn die Lampe vorher über den Rast
kontaktK1nicht eingeschaltetwar,wird sie durch den Stromstoß
eingeschaltet. Dieser Zustand bleibt so lange erhalten , bis ein
weiterer Stromstoß den Rastkontakt in die Ausgangsstellung optoelektronische
zurückbringt. Die Lampe leuchtet nichtmehr. y Bauteile
elola (LDR
Fotodiode,
,
Fotoelement)
roton
Wir wollen jetzt die Steuerungsschaltung mit dem Stromstoß
relais verallgemeinern und dabeiwichtige Begriffe der Steue
rungstechnik herausstellen . magnetfeldabhängige
Die Steuerung der Lampe von Abb . 2 geschiehtdurch die Taster Bauteile (Feldplatte,
Hallgenerator)
S1 bis S3. Durch eine Handbetätigung wird die Steuerung
eingeleitet bzw . » geführt« . Man nennt deshalb die dazu erfor
derliche Eingangsgröße auch Führungsgröße. Sie wird durch
den Kleinbuchstaben w abgekürzt. temperaturabhängige
Widerstände (PTC ,NTC )
Neben der beschriebenen Handbetätigung kann die Führungs owo
größe durch verschiedenartige Signalgeber gebildet werden .
Wenn es sich um nichtelektrische Signale handelt, müssen
diese in elektrische umgewandelt werden . In Abb . 3 sind in Но Lochstreifen , Lochkarte
einer Übersicht einige Signalgeber aufgeführt. Sie reichen vom
mechanischen Schalter bis zum Programm eines Computers. Abb. 3: Beispiele für Signalgeber
194 Steuerungstechnische Grundbegriffe

Stellglied Steuerstrecke IS1, S2- , S3,


F- Steuer
gerät
Stellgröße
- - -T K1
Steuer Stellglied K1 VH - V
gerät
Steuer -
Führungsgröße strecke E10

Abb . 1: Prinzip einer Steuerung Abb. 2 : Elemente einer Steuerung bei einer
Stromstoß -Schaltung
Das Gerät, in denen die Eingangsgrößen verarbeitet bzw . den
Steuerungsaufgaben angepaßtwerden ,nenntman Steuergerät.
In dem besprochenen Beispiel mit dem Stromstoßrelais sind Relais, Schütz
die Taster S1 bis S3 identisch mit dem Steuergerät (Abb . 1 u .
2 ). Mit ihnen werden für das Relais Signale erzeugt, die in
diesem Fall zwei Zustände einnehmen können (binäres Signal
oder 1).Wenn ein Taster nicht betätigt ist, liegt für das Relais ta Thyristor, Triac
die Information , wenn der Taster betätigt wird , dagegen die
Information 1 vor.
Das Stromstoßrelais mit dem Rastkontakt wird durch das
Steuergerät gewissermaßen eingestellt . Man bezeichnet
deshalb diesen Teil einer Steuerkette als Steliglied. Die Ein ♡ (13 Transistoren
Transistoren
gangsgröße für das Stellglied wird als Stellgröße bezeichnet
und mit y gekennzeichnet.
Das Stellglied mit seinem Rastkontakt wirkt wiederum auf die Motoren als
Lampe ein . Sie leuchtet oder sie leuchtet nicht. Sie ist der Stellantrieb
gesteuerte Teil und wird deshalb auch als Steuerstrecke
bezeichnet.
Eine Steuerkette besteht aus einem Steuergerät, einem Stell Ventil
glied und einer Steuerstrecke .
Der Zusammenhang zwischen dem konkreten Beispiel einer
Lampenschaltung mit einem Stromstoßrelais und der verall Abb . 3: Beispiele für Stellglieder
gemeinerten Darstellung in Blockform ist in Abb . 1 und 2 zu
sehen . Durch farbige Hinterlegungen sind zusammengehörige
Elemente gekennzeichnet worden .
Neben den mechanisch arbeitenden Stellgliedern (Relais, z . B . Triac☆ Lampe
Schütz ) gibt es eine Reihe von elektronischen , hydraulischen elektr.
oder pneumatisch arbeitenden Stellgliedern (Abb . 3). Energie Licht
Stellglied Steuer
Die Stromstoß -Schaltung war ein Beispiel für eine digitale strecke
Steuerung. Als Beispiel für eine analoge Steuerung kann die
Helligkeitssteuerung mit einem Dimmer dienen (Abb . 4 ).
Die Beeinflussung der Stromstärke durch die Lampe erfolgt
über einen elektronisch einstellbaren Widerstand (Triac,
Thyristor). Dieses Stellglied vergrößert oder verringert die
Energiezufuhr für die Lampe . Beliebige Helligkeiten sind ein Steuer Hand
stellbar. gerät betätigung
Da die digitalen Steuerungen zunehmend an Bedeutung ge
winnen , werden wir uns im nächsten Teil genauer mit digitalen Abb . 4: Helligkeitssteuerung
Signalen und ihren logischen Verknüpfungen befassen . mit einem Dimmer
Digitale Signale 195

9 .2 Digitale Signale
und digital arbeitende Bauteile
Logik
Digitale Signale bestehen immer aus abzählbaren Elementen . Baustein
Grundsätzlich können diese Elemente zwei, drei oder beliebig Informationsfluß
viele Zustände besitzen . Es könnte z. B . ein digitales System Logikzustände
mit den drei Zuständen + 10 V , OV und – 10 V aufgebaut
werden . Dieses ist jedoch bei der bei uns verwendeten Digital
technik nicht üblich . Es werden nur zwei Zustände verwendet.
Diese Digitaltechnik müßte also genauer binäre (zweiwertige)
Digitaltechnik heißen . Dieser Zusatz entfällt jedoch , da alle
verwendeten Bausteine und Signale in der Regel zweiwertig
sind. Logik
Baustein
In der Digitaltechnik werden binäre Signale verwendet und
dementsprechend Bausteine mit binärem Verhalten einge
setzt.
Obwohl in der Elektrotechnik viele Signale analoger Art sind. Abb . 5: Binär-digitaler Signalfluß
gibt es doch bei genauerBetrachtung eine Vielzahlvon binären
Zuständen. Die folgende Übersicht läßt sich ohne Probleme
noch erweitern .
erster Zustand zweiter Zustand
Schalter geschlossen Schalter offen
Spannung vorhanden Spannung nicht vorhanden
es fließt Strom es fließt kein Strom
die Lampe leuchtet die Lampe leuchtet nicht
die Diode ist leitend die Diode ist nicht leitend
Obwohl in der Übersicht verschiedenartigste Elemente vor a )Logikzustände
handen sind (Schalter, Spannung, Strom ,Lampe,Diode),haben ULTI |
sie jedoch etwas gemeinsames. Die Logikzustände sind in jeder
Spalte eindeutig . So kann man z . B . den ersten Zustand mit 11
» 1 -Zustand« und den zweiten Zustand mit » O -Zustand« be | |
zeichnen . Diese Zustände werden auch Logik -Werte (Logik Ji
zustände) genannt. D D
Zwischen den einzelnen Bausteinen werden bei der inneren | | Lit
Verarbeitung die verschiedenen Logikzustände hin - und her lj
transportiert. Es entsteht ein Signalfluß , der von der Zeit
abhängig ist (Signal-Zeit-Verlauf). Ein Beispielfür einen Signal
fluß ist in Abb . 5 zu sehen . Die » 1-Zustände « stehen in einem
ständigen Wechsel mit den » O-Zuständen « .
ILITI
Die Ziffern und 1 werden in der Digitaltechnik als Symbole | | | |
für die Kennzeichnung der Logikzustände verwendet. Sie
sind unabhängig von der jeweils verwendeten Bauform bzw .
Baustein .
In elektronischen Schaltungen ist für den Techniker nicht nur
der Logikzustand von Interesse, sondern auch , welchen Span 15V
nungen diese Logikzustände entsprechen . Die Zuordnung ist
im Prinzip beliebig . Die in Abb . 5 dargestellte Signalfolge kann
z . B . durch die Spannungssignale von Abb. 6 realisiert werden . -UI
Wenn eine Festlegung jedoch einmal erfolgt ist, muß sie b ) Spannungen
konsequentbeibehalten werden .
Beispiel für einen möglichen Logik - und Spannungszustand : Abb . 6 :Zusammenhang zwischen Logikzu
OOV 14 5 V ständen und Spannungen
196 Digitale Signale

U in V
TTL C -MOS TTL C -MOS
5, 5V 5 V 5V 5V
H

3 ,5V

2,4 V
2V
1 .5 V

,8 V
,4 V ,5V
L
Eingang Ausgang
Abb. 1: Toleranzbereiche für Ausgangs- und Eingangspegel integrierter Digitalschaltungen

In den bisherigen Ausführungen wurden den Logikzuständen


konstante Spannungen zugeordnet, z . B . OV und 5 V . Da
elektronische Bauteile jedoch über Toleranzen verfügen ,müs
sen auch für die binären Spannungszustände Toleranzen
festgelegtwerden. Bei 5 V Betriebsspannung geht z . B . defini
tionsgemäß am Eingang einer TTL -Schaltung der Logik -Zu
stand » « von V bis ,8 V und der Logik -Zustand » 1« von 2 V
bis 5 V . Bei C -MOS-Bausteinen ? (5 V Betriebsspannung) sind
dies O V bis 1,5 V und 3 ,5 V bis 5 V . Diese Toleranzbereiche
werden von den Herstellern garantiert (Abb. 1).
Spannungsangaben können auch mit Pegeln gleichgesetzt
werden . Höhere Spannungen entsprechen dabei einem hohen
Pegel und werden mit » H « (engl.: High ) abgekürzt, niedrigere
Spannungen werden dementsprechend mit dem Pegel » L « +
(engl.: Low ) gekennzeichnet.
hoher Pegel H (High) I
niedriger Pegel 2 L (Low )
Die Zuordnung von Spannungswerten den Pegeln High und
Low ist nicht beliebig . Es wurde festgelegt:
Der positivere Spannungsbereich entspricht dem Pegel
High (H ).
Der negativere Spannungsbereich entspricht dem Pegel
Low (L ).
Wendet man diese Vorschrift an , dann können sich zwar
verschiedene Spannungen in den einzelnen Systemen ergeben , b)
die Zuordnung der H - und L -Pegel ist jedoch immer eindeutig
(Abb . 2 ). Abb. 2: Beispiele für H - und L-Pegel
1 TTL : Transistor-Transistor-Logik
2 C -MOS: Complementary Symmetry-Metal Oxide Semiconductor
Digitale Signale 197

Fall a ) in Abb . 2 entspricht der allgemein angewendeten


» positiven Logik « . Der Pluspol der Betriebsspannung liegt im
H -Pegel-Bereich. Die gemeinsame Masse wird als L-Pegel
festgelegt. Es ergibt sich dann der folgende Zusammenhang
zwischen Pegel und Logikzustand:
H21 L20 Schalter
offen geschlossen
Wird dagegen der Pluspol (Fall c in Abb. 2 ) der Betriebsspan
nung als gemeinsame Elektrode (Masse) verwendet, ergibt sich
der folgende Zusammenhang zwischen Pegel und Logikzu
stand:
H20 L1
Den binären Variablen ' und 1 können beliebige physika
lische Größen zugeordnet werden , für die man getrennte
Wertebereiche definiert hat. Diese Wertebereiche werden
auch als Pegel bezeichnet, die dann mitHund L abgekürzt
werden .
Die bisherigen Ausführungen haben sich an den in der Technik
üblicherweise verwendeten Systemen orientiert. Die Grund
gedanken hierfür reichen jedoch bis ins vorige Jahrhundert. OJ
Der englische Mathematiker George Boole ( 1815 bis 1864) hat
eine zweiwertige Algebra entwickelt (später Boolesche Algebra Relais
genannt), um Probleme der Philosophie mit Hilfe dieser Aus nicht angezogen angezogen
sagelogik auf ein mathematisches Fundamentzu stellen . Später
hat man dieses System auf Schaltfunktionen der Technik
übertragen . In der Aussagelogik benutztman die Begriffe wahr
und unwahr, die unseren Logik -Zuständen 1 und entsprechen .
In der folgenden Übersicht sind verschiedene binäre Zustände
gegenübergestellt.
| Logik -Zustand (Boolesche Algebra )
Spannungsbereiche (Beispiel) 5V OV K1
Pegel
Aussagelogik wahr unwahr
Zum Abschluß dieses Einführungsteils wollen wir das binäre
Verhalten einiger in der Digitaltechnik verwendeten Bauteile
beschreiben (Schalter, Diode und Relais ). Im Stromkreis mit
dem Schalter (Abb . 3a ) fließt nur dann ein Strom ( 1-Zustand ), Diode
wenn der Schalter geschlossen ist ( 1-Zustand). Ebenso verhal nicht leitend leitend
ten sich die Diode und das Relais. Die Diode ist jedoch ein
Schalter besonderer Art (vgl. 8 .2 ), da das Schaltverhalten nur
davon abhängt, ob sie sich in Durchlaß - oder Sperrichtung
befindet.
Transistoren zeigen bei entsprechender Beschaltung ebenfalls
ein binäres Verhalten (vgl. 8 . 3 ). Sie können in vielfältiger Weise
mit anderen Bauteilen auf kleinstem Raum zusammen herge
stellt werden und bilden dann eine integrierte Schaltung. Diese
Schaltungen könnten im Prinzip auch mit Relais oder Schützen
aufgebaut werden . Die Vorteile integrierter Schaltungen sind
jedoch so groß , daß nur bei bestimmten Anforderungen (z . B .
hohe Leistungen ) mechanische Bauteile verwendet werden
(vgl. Tab . 9. 1, S . 198).
1 Variable: Veränderliche Abb. 3 : Binäres Verhalten von Bausteinen
198 Aufgaben zu 9. 1 u . 9.2

Wir wollen uns jetztetwas genauer dem Steuergerät zuwenden ,


denn dort erfolgt die wichtige Signalverarbeitung der Ein
gangsgrößen . In bisher besprochenen Beispielen handelte es
sich lediglich um einzelne Eingangsgrößen . Die Zahlkann sich
erheblich erhöhen , wenn komplexe Steuerungsprobleme be
handelt werden . Alle diese Eingangsvariablen müssen dann
logisch miteinander verknüpft werden , zu einer Ausgangs
variablen bzw . mehreren Ausgangsvariablen , die dann das
Stellglied beeinflussen.
Tabelle 9 .1: Vergleich zwischen mechanischen Bauteilen und
elektronischen Schaltungen der Digitaltechnik
Relais , Schütz integrierte
Schaltung
Schaltzeit 10 - 1 ... 10 -25 10 - 5 . . 10 -8 S
Schaltungen /s 1 ... 10 bis 108
Betriebsspannung bis 660 V | 4 bis 6V (Beispiel) |
Schaltleistung 10mW bis 100kW bis ca . 1W
galvanische Tren Abb . 1: Relais
nung zwischen Ein nein
u .Ausgang
Empfindlichkeit ja gering nein ja gering nein
gegen:
Staub
| Feuchtigkeit X
Temperature FZL
Erschütterung 121ů
Raumbedarf relativ groß sehr klein 1
Im Steuergerät erfolgt die logische Verknüpfung der Eingangs
größen . Als Ergebnis liegen Ausgangsgrößen vor, die weiter
verarbeitet werden . Was versteht man aber unter einer logi
schen Verknüpfung ? Wir werden dieser Frage mit vielfältigen
Beispielen in den nächsten Teilen nachgehen . Abb. 2: Integrierte Schaltung

Aufgaben zu 9.1 und 9. 2


1. Was versteht man grundsätzlich unter dem Begriff des
Steuerns ?
2. Zeichnen Sie das Prinzip einer Steuerung mit Blockschalt
zeichen !
3 . Beschreiben Sie an einem selbst gewählten Beispiel einen
Steuerungsvorgang!
4 . Nennen Sie Beispiele für Signalgeber und für Stellglieder!
5 . Was versteht man unter Logikzuständen und was unter
Logikpegeln ?
6 . Welche Bedeutung haben die Bezeichnungen Hund L ? Abb . 3 : Zu Aufgabe 7
7. Ordnen Sie den Spannungsbereich von Abb. 3 die Pegel H
und L zu !
8 . Beschreiben Sie die grundsätzliche Arbeitsweise von Bau
teilen mit binärem Verhalten !
Verknüpfungsglieder 199

9 .3 Logische Verknüpfungsglieder
9.3. 1 Identität
Als Einführungsbeispiel für logische Verknüpfungsglieder wol
len wir die einfache Ausschaltung einer Lampe verwenden
(Abb. 4 ). Obwohl es sich um ein einfaches Problem handelt,
lassen sich damit schon wichtige steuerungstechnische Prinzi
pien verdeutlichen .
Zunächst kann das Problem wie folgt in Worte gefaßt werden : Problemstellung
Mit einem Schalter soll eine Lampe ein - und ausgeschaltet
werden .
Weiter ist es sinnvoll, einen Stromlaufplan zu zeichnen , damit
die Funktion der Schaltung deutlich wird (Abb . 4 ). Der Schalter
liegt in Reihe mit der Lampe. Aufgrund der Schalterstellung
leuchtet die Lampe oder sie leuchtet nicht. Mit ihr wird also die
Eingangsvariable 1 (Schalter geschlossen ) oder (Schalter
offen ) festgelegt. Die Lampe nimmt dementsprechend in Ab
hängigkeit von der Eingangsvariablen den Zustand 1 oder
an . Die Zustände der Lampe H1 entsprechen somit der Ein
gangsvariablen .

Sirot Eingangsvariable Symbolhafte Darstellung,


Stromlaufplan
H1 Ausgangsvariable

Abb. 4 : Ausschaltung einer Lampe


Zur weiteren Erklärung kann das Verhalten der Schaltung mit
einem Signal-Zeit-Verlauf verdeutlicht werden . Dazu werden
verschiedene Schalterstellungen angenommen und dazu das
Verhalten der Lampe ermittelt. Dazu wollen wir die in 9.2
eingeführten Logikzustände 1 und O verwenden (Abb . 5 ).
S14
11
Signal-Zeit-Verlauf
414 Eingangsvariable

Ausgangsvariable +
Abb . 5 : Signal-Zeit-Verlauf (Beispiel)

Aus dem Signal-Zeit-Verlauf wird natürlich das deutlich , was Beschreibung mit Worten
wir schon wußten : Die Lampe leuchtet nur dann (befindet sich
im 1-Zustand ), wenn der Schalter geschlossen ist ( 1 -Zustand) .
Beide Bauteile zeigen also ein identisches Verhalten. Man
nennt deshalb diese Schaltung im logischen Sprachgebrauch
Identität.
200 Identität

Das in Worte gekleidete Ergebnis läßt sich in Form einerWerte


tabelle (Wahrheitstabelle , Funktionstabelle) verkürzt wieder
geben . Da in diesem Fall nur ein Eingang vorhanden ist, kann
die Eingangsvariable die Werte und 1 annehmen .
| Eingangsvariable Ausgangsvariable Wertetabelle
Wahrheitstabelle ,
Funktionstabelle
Eine weitere Darstellungsart ist die logische Gleichung. Da in
diesem Fall die Eingangsvariable gleich der Ausgangsvariablen
ist, ergibt sich die folgende Gleichung:
| S1 = H1 Gleichung,
Es handelt sich hierbei nicht um eine physikalische Gleichung , Funktionsgleichung
in der Zahlenwerte und Einheiten vorkommen , sondern um eine
Gleichung, die die Logikzustände einer Schaltung wiedergibt.
In diesem Beispiel ist der Logikzustand von S1 gleich dem
Logikzustand von H1.
Logische Verknüpfungsglieder können durch Worte , in Form
von Symbolen (Schaltungen ), mit Hilfe von Signal-Zeit-Ver
läufen , durch Wertetabellen und Gleichungen beschrieben
werden .
Am Ende diesermehr unter logischen Gesichtspunkten geführ
ten Besprechung wollen wir die in 9 . 1 eingeführten Begriffe
hier zuordnen . Die Lampe H1 in Abb. 4 auf S . 199 ist eindeutig
die Steuerstrecke. Der Schalter hat in diesem Fall jedoch eine
Doppelfunktion . Er ist gleichzeitig das Steuer- und das Stellglied.
Diese Doppelfunktion läßt sich mit der Schaltung von Abb. 1
auflösen. Der Schalter S1 ist dabei das Steuerglied. Das Relais
K1mit dem Relaiskontakt K1 ist das Stellglied .
Die hier besprochene logische Steuerschaltung (Identität), kann
durch ein einfaches Symbolgekennzeichnetwerden . Es handelt
sich um ein Rechteck , mit je einem Ein - und einem Ausgang.
Im Rechteck befindet sich eine 1 zur Kennzeichnung der
Funktion (Abb . 2 ). Die Anschlüsse sind zur Unterscheidung mit
Kleinbuchstaben gekennzeichnet (DIN 40900).

X
Steuergerät

Stellglied | K1 c K1

Steuer н1 2
strecke

Abb . 1: Ausschaltung mit Relais Abb. 2: Schaltzeichen und Wertetabelle der


Identität
Nicht-Verknüpfung 201

9.3.2 NICHT-Verknüpfung , Negation


Das schaltungstechnische Problem , das in der logischen
Grundfunktion der » Negation « steckt, läßt sich wie folgt um
schreiben :
Eine Lampe soll nichtleuchten, wenn der Schalter geschlossen
ist.
In Abb . 3 ist der dazugehörige Stromlaufplan mit einem Relais
zu sehen. Wenn der Schalter S1 nicht geschlossen ist, wird die
Lampe H1leuchten , da über den RelaiskontaktK1 (Öffner) der
Stromkreis geschlossen ist. Wenn der Schalter S1 jedoch
geschlossen ist, leuchtet die Lampe nichtmehr.
Diese Schaltung zeigt also ein umgekehrtes Verhalten wie die
Identitätsschaltung aus 9.3. 1. Sie wird deshalb als NICHT
Verknüpfung oder als Negation bezeichnet.

Sihv K1 S1
Eingangs
variable

H1 Ausgangs
variable

Abb . 3 : NICHT-Verknüpfung mit einem Relais Abb. 4: Wertetabelle der


NICHT-Verknüpfung
Das Beispiel für einen Signal-Zeit-Verlauf von Abb. 5 verdeut
lichtauf eine andere Weise das logische Verhalten der Schal
tung. Immer dann, wenn die Eingangsvariable (S1) den Logik
zustand » 1« einnimmt, befindet sich die Ausgangsvariable (H1)
im » O -Zustand« und umgekehrt.
Es findet also eine ständige Umkehrung statt. Man nennt diese
Schaltung deshalb auch Inverter (Umkehrer, Umkehrstufe).
Dieses Umkehrverhalten drückt sich auch in der Wertetabelle
aus (Abb . 4 ).

H1

Abb . 5 : Signal-Zeit-Verlauf der NICHT-Verknüpfung (Beispiel)


202 Nicht-Verknüpfung

In der logischen Verknüpfungsgleichung muß das Umkehrver


halten (die Negation ) näher gekennzeichnet werden . Dieses
geschieht durch einen Querstrich über der Variablen . Man
spricht diese Darstellungsweise nun wie folgt aus:
H1 gleich S1 nicht oder H1 gleich S1 quer; H1 = S1
Der Querstrich über einer Variablen bedeutet eine Negation . Ausgang,
Am Ausgang eines NICHT-Gliedes liegt stets der entgegen Eingang,
Eingänge Ausgänge
gesetzte Zustand wie am Eingang.
Die angesprochene NICHT-Verknüpfung wird in vielen logi
schen Schaltungen angewendet. Hierzu einige Beispiele : - Logische
Die Tür eines Zuges soll sich nicht öffnen lassen , wenn der Ver
Zug fährt. knüpfung
. Die Alarmanlage soll nicht ansprechen, wenn alles in Ord
nung ist. Eingangs Ausgangs
. Die Außenbeleuchtung eines Hauses soll nicht leuchten , variable variable
,1 ,1
wenn es draußen noch hell ist.
Logische Verknüpfungsglieder er lassen sich mit Hilfe von Reials Abbt: Kennze
Relais Abb . 1: Kennzeichnungssymbol für
oder Schützen aufbauen. Nachteilig sind dabei der Verschleiß logische Bausteine
durch die Kontakte , die langsame Informationsverarbeitung
sowie die großen Abmessungen der Bauteile. Elektronische
Bauteile haben diese Nachteile nicht.
Zur Kennzeichnung logischer Bauteile verwendet man das
grundsätzliche Symbol von Abb . 1. In das Rechteck wird das
Funktionszeichen oder weitere der Kennzeichnung dienende
Elemente eingetragen . Ein Logikbaustein besitzt neben den
Betriebsspannungsanschlüssen Ein - und Ausgänge, die durch
herangeführte Linien gekennzeichnet werden . Die Ein - und
Ausgänge werden nach DIN 40900 durch Kleinbuchstaben
gekennzeichnet. Diese Kennzeichnung sagt noch nichts über
den Logikzustand aus. Erst die Wertetabelle , das Schaltzeichen ,
der Signal-Zeit-Verlauf oder die Gleichung sagen etwas über
das Ein - und Ausgangsverhalten aus.
Für die bisher besprochene NICHT-Schaltung wird das Symbol
aus Abb . 3 verwendet. Da das Eingangssignal am Ausgang in
negierter Form auftritt, kennzeichnet man den Ausgang durch
einen kleinen Kreis. Als Funktionszeichen wird eine 1 ver
wendet. Yea
a ) Schaltzeichen und
Us Funktionsgleichung
14 13 12 11 10 9 81

Troy by my

Us = + 5V b )Wertetabelle
Os = OV (1)
Abb. 2 : Sechsfacher Inverter (7404). Anschlußanordnung Abb . 3 : NICHT-Glied
(Ansicht von oben )
Nicht-Verknüpfung 203

Wir wollen uns nun etwas näher mit einem elektronischen


NICHT-Glied beschäftigen (auch NICHT-Gatter genannt), und
verwenden dazu eine integrierte Schaltung, in der sich in einem
Dual-in -Line Gehäuse (TO 116 ) sechs Inverter befinden (Abb . 2 8FC404
u . 4 ). Die von vielen Herstellern verwendete Typenbezeichnung 74
ist 7404 (oder ähnlich , eventuell mit Zusatzzeichen ). Da sich in ses
seinem Innern viele Halbleiterbauteile befinden , benötigt diese
Schaltung eine Betriebsspannung. Sie beträgt 5 V und wird
zwischen die Anschlüsse 7 und 14 gelegt. Diese für jeden
Baustein erforderliche Betriebsspannung wird in Schaltbildern TITIL
in der Regel nichtmitgezeichnet. Sie wird als selbstverständlich
vorausgesetzt.
Zur Überprüfung der Arbeitsweise weise wollen wir
wir den versuch
Versuch 99 -– 11 Abb . 4 : Sechsfacher Inverter (7404)
durchführen . Dazu wollen wir die Ausgangsgröße in Abhän
gigkeit von der Eingangsspannung untersuchen. Die sich
daraus ergebende Kennlinie bezeichnet man als Übertra
gungskennlinie .
Die Übertragungskennlinie eines Bausteins gibt den
Zusammenhang zwischen Ausgangs- und Eingangsgröße
wieder.

Versuch 9 - 1: Die Abhängigkeit der Ausgangsgröße von der Eingangsgröße beim NICHT-Glied
(Typ 7404)
Durchführung
Die Eingangsspannung wird in Schritten von ,2 V bzw . , 1 V bis zu einem Wert von 2 ,6 V mit einem
Potentiometer verändert und die Ausgangsspannung gemessen . Zum Betrieb der Schaltung wird
eine Spannung von 5 V zwischen die Anschlüsse 7 und 14 gelegt.
Aufbau

Ug = 5V

VI V

Meßergebnis
U, in V ,2 ,4 ,6 ,8 ,9 1, 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 2,6
I u inv 38 |38 |38 |38 |38 |37 |36 |35 |33 |3 ,2 2 ,4 |08 |03 |03 | ,3
204 Nicht-Verknüpfung

1AU₂ inv
+
3 ,5
3, XXX
2 ,5
2, Ausgangs röße
1 ,5

Eingangs Ausgangs
Eingangsgröße * ++ + + + U größe größe
TTTTTTTTTT in
O ,2 ,4 ,6 ,8 1, 1,2 1,4 1,6 1,8 2, 2,2 2 ,4 2,6 "
Abb . 1: Übertragungskennlinie eines NICHT-Gliedes Abb . 2: Schaltzeichen des NICHT-Gliedes

Die Meßwerte zeigen, daß man grundsätzlich zwei Bereiche


unterscheiden muß . Bis zu einer Eingangsspannung von etwa
,8 V bleibtdie Ausgangsspannung bei etwa 3,8 V konstant. Ab
einer Eingangsspannung von 1,6 V befindet sich die Aus
gangsspannungbei etwa ,3 V . Dieses ist eindeutig ein binäres
und außerdem ein negierendes Verhalten .
Aus dem Diagramm (Abb. 1), erkenntman , daß der Übergang
zwischen den beiden Zuständen zwar steil, jedoch nicht plötz
lich erfolgt.
Nimmtman die Kennlinie eines anderen Inverters auf, dann
läßt sich feststellen , daß die Kurven nicht deckungsgleich sind .
Von den Herstellern werden deshalb Toleranzfelder angege
ben , in denen sich die Kennlinien befinden dürfen . In Abb . 3
ist der Bereich gekennzeichnet, in dem sich die Übertragungs
kennlinie eines NICHT-Gliedes noch befinden darf.

AU2 in V
4,
3 .5
3,
erlaubter Kennlinien
2 ,5 kennlinien
bereich freies
2, Gebiet
kennlinien
1,5 freies
1, – Gebiet
1
:25 - - - - - - - - EFE
T
O ,2 .4 ,6 ,8 1, 1,2 1,4 1,6 1,8 2, 2,2 2,4 2 ,6 in V
Abb. 3: Toleranzbereich eines NICHT-Gliedes
UND-Verknüpfung 205

Will man integrierte Schaltungen in der Praxis einsetzen ,


müssen in jedem Fall auch die zulässigen Eingangs- und
Ausgangsströme berücksichtigt werden .Man kann sie aus den
Datenblättern der Hersteller entnehmen .
Beispiel:
Eingang:
1-Signal: U , = V ... + ,8 V, Eingangsstrom < 1,6 mA
-Signal: U , = + 2 V ... + 5 V, Eingangsstrom < ,04 mA
Ausgang:
1-Signal: U , = V ... + ,4 V , Eingangsstrom < 16 mA
-Signal: U , = + 2,4 V ... + 5 V, Eingangsstrom < ,4 mA

9.3.3 UND- Verknüpfung (Konjunktion )


Die logische UND -Verknüpfung wollen wir zunächst durch
folgende Beispiele verdeutlichen : 230 V : 1/N /PE 50 Hz
. Aus Sicherheitsgründen darf eine Stanze nur dann arbeiten ,
wenn der Taster S1 mit der einen Hand und der Taster S2
mit der anderen Hand gleichzeitig betätigtwerden . 3
Ein Geldautomat darf nur dann Geld ausgeben , wenn die K1 + 3
Scheckkarte und die Geheimnummer zusammenpassen . S2 -
Ein zusätzlicher Generator für die elektrische Energiever 1
sorgung darf nur dann hinzugeschaltet werden , wenn die Ku M1(
Spannung und die Frequenz und die Phasenlage überein
stimmen .
Diese Beispiele könnten beliebig fortgesetzt werden . Sie ma a) Stromlaufplan
chen deutlich , daß durch die UND -Verknüpfung ein fundamen
tales schaltungstechnisches Problem ausgedrückt wird. Ein S1 S2
Ausgangssignal entsteht immer dann (befindet sich im 1
Zustand), wenn alle Eingänge gleichzeitig mit einem 1-Signal 0110
belegt sind .
Die schaltungstechnische Realisation des ersten Beispiels
(Stanze) mit Kontakten verdeutlicht Abb . 4a. Erst wenn die b )Wertetabelle (Wahrheitstabelle)
beiden Schalter S1 und S2 getätigt sind, wird der Motor über
K1 eingeschaltet. Abb . 4:UND -Verknüpfung mit Schaltern bei
Die Wertetabelle (Abb. 4b ) verdeutlicht die verschiedenen einer Stanze
Möglichkeiten der Schalterstellungen . Da es sich um zwei
Schalter handelt, gibt es insgesamt 4 Kombinationsmöglich
keiten (22).
Aus den bisherigen Beschreibungen und Schaltungsbeispielen
ergibt sich die folgende Formulierung zur Kennzeichnung einer
UND -Verknüpfung:
1. S1 und S2 sind offen
2 . S1 ist offen , S2 ist geschlossen
3 . S1 ist geschlossen , S2 ist offen
4 . S1 und S2 sind geschlossen
Bei einer UND -Verknüpfung müssen sich alle Eingänge
gleichzeitig im 1-Zustand befinden , damit am Ausgang ein
1-Signal entsteht.
Die letzte Zeile der Wertetabelle von Abb. 4b verdeutlicht den
Text des Merksatzes .
206 UND - Verknüpfung

DI /

V10
/
/
X = aab

a) Schaltzeichen und b )Wertetabelle c ) Signal-Zeit-Verlauf(Beispiel)


Funktionsgleichung
Abb . 1: UND-Verknüpfung

Das allgemeine Schaltzeichen für die UND -Verknüpfung, ohne


Berücksichtigung der Schaltungstechnischen Realisation (Kon
takte , integrierte Schaltungen usw .) ist in Abb . 1a zu sehen . In
der darunter befindlichen Gleichung werden die beiden Ein
gangsgrößen durch das logische UND-Zeichen A miteinander
verknüpft.
x = an b (sprich : x ist gleich a und b )
Das Signal-Zeit-Verhalten verdeutlicht Abb . 1c . Verschiedene
/ 1- Signale an den Eingängen erzeugen gemäß der logischen
UND-Verknüpfung am Ausgang die entsprechenden Signale.
Aufgrund hoher Integrationsdichten ist es möglich , mehrere
UND -Verknüpfungen auf einem Kristall (Chip ) und damit in
einem Gehäuse unterzubringen . In Abb . 2 ist eine 4fach
UND -Schaltung mit den Anschlußbelegungen zu sehen . Da
neben befindet sich ein Foto , das die Abmessungen ver
deutlicht.
Abschließend wollen wir eine integrierte UND -Verknüpfungmit
Hilfe von Spannungen untersuchen .

2408
ta 54

Til 2 | 3 | 4 5 6 |7|
Us = + 5V
Os = OV
Abb . 2: Integrierter UND -Baustein (Typ 7408) Abb. 3:UND-Baustein 7408
Aufgaben zu 9 . 3. 1 . .. 9 .3 . 3 207

Versuch 9 – 2: Logisches Verhalten einer UND-Verknüpfung


Durchführung
Über zwei Schalter werden die vier möglichen logischen
Zustände an die Eingänge gelegt und die Ausgangsspannung
gemessen .
Aufbau Meßergebnis
+ Ug = 5V Eingänge Ausgang
Ua
OV OV ,2 V
OV 5 V ,2 V
5 V OV ,2 V
XS21 A 5 V 5 V 3,8 V
S1H W1. v

/
OV

Die Meßergebnisse zeigen , daß nur dann am Ausgang das


H -Potential (1-Zustand) liegt, wenn die beiden Eingänge gleich
zeitig auf H -Potential (1 -Zustand) liegen . Wenn nur ein Eingang
oder beide auf L -Potential (O -Zustand) liegen , befindet sich der
Ausgang auf L -Potential.

Aufgaben zu 9.3 .1 bis 9.3 .3


1. Welche Werte können Ein - und Ausgangsvariable in Schal
tungen der Digitaltechnik annehmen ?
2 . In welchen Formen lassen sich logische Verknüpfungen
darstellen ?
3 . Beschreiben Sie mit Worten die logischen Verknüpfungen
Identität und NICHT!
4 . Welches logische Verhalten zeigt eine Reihenschaltung aus
einem Identitäts-Baustein mit einem NICHT-Glied ?
5 . Zeichnen Sie die Übertragungskennlinie eines NICHT
Gliedes!
6 . Kennzeichnen Sie die Konjunktion durch das Schaltzeichen ,
die Funktionsgleichung und die Wertetabelle !
7 . Drei mechanische Schalter sind in Reihe geschaltet und
befinden sich in einem Stromkreis mit einer Lampe. Formu
lieren Sie für diese Schaltung daslogische Verhalten ! Stellen
Sie zusätzlich eine Wertetabelle auf!
8 . Beschreiben Sie mit Worten das logische Verhalten eines
UND -Gliedes, und schreiben Sie die Verknüpfungsgleichung
für zwei Eingangsvariable auf!
208 ODER -Verknüpfung

9 . 3 . 4 ODER -Verknüpfung (Disjunktion )


Auch die logische ODER -Verknüpfung wollen wir zunächst
durch einige Beispiele verdeutlichen :
. Ein elektrischer Türöffner soll die Verriegelung freigeben ,
wenn durch die beiden Bewohner die Taster S1 oder S2
einzeln oder gleichzeitig betätigtwerden .
. Die Innenbeleuchtung eines Autos soll sich einschalten , wenn
die linke oder die rechte oder beide Türen geöffnetwerden .
• Der Waschvorgang einer Waschmaschine soll unterbrochen
werden , wenn die Tür geöffnet wird oder der Wasserdruck
ausbleibt.
Diese Beispiele machen deutlich , daß es sich auch bei der L
ODER -Verknüpfung um eine häufig vorkommende Grund a) Stromlaufplan
schaltung handelt.
Die schaltungstechnische Realisation unseres ersten Beispiels S1 S2
(elektrischer Türöffner) mit Kontakten ist in Abb . 1 zu finden .Mit OX
Hilfe der Taster S1 oder S2 wird der Türöffner eingeschaltet. Es
fließt immer nur dann ein Strom durch den Türöffner, wenn
Taster S1 oder Taster S2 oder beide betätigt werden . Die
dazugehörige Wertetabelle gibt dieses Verhalten wieder.
Das allgemeine Schaltzeichen einer ODER -Verknüpfung ist in b )Wertetabelle
Abb . 2a zu sehen .Die Wertetabelle (Abb. 2b ) und die Gleichung
drücken in verkürzter Form das logische Verhalten wie folgtaus: Abb . 1: ODER-Verknüpfungbeim Türöffner
Bei einer ODER -Verknüpfung entsteht am Ausgang immer
dann ein 1 -Signal, wenn ein Eingang oder mehrere Eingänge
sich im 1-Zustand befinden .
Das Signal-Zeit-Verhalten verdeutlicht Abb . 2c. Verschiedene
/ 1-Signale an den Eingängen erzeugen gemäß der logischen
ODER -Verknüpfung entsprechende Ausgangssignale.
Die beiden Eingänge werden durch das logische ODER -Zeichen
v miteinander verknüpft.
x = a v b (sprich: x ist gleich a oder b )

ab
11
--
11--
x = a vb --
-

a ) Schaltzeichen und b )Wertetabelle c ) Singnal-Zeit- Verlauf(Beispiel)


Funktionsgleichung
Abb . 2: ODER -Verknüpfung
Zusammengesetzte Verknüpfungsglieder 209

9. 3.5 Zusammengesetzte Logik -Bausteine


Bisher wurden im wesentlichen Bausteine besprochen , die über
zwei Eingänge und einen Ausgang verfügen . An dem in 9 .3 .4
behandelten Beispiel des elektrischen Türöffners wird jedoch
auch deutlich , daß zwei Betätigungsstellen mitunter nicht
ausreichen . Das Problem läßt sich jedoch einfach lösen , indem
man Bausteine verwendet,die übermehr als nur zwei Eingänge X = a v byc
verfügen . In Abb . 3 ist z . B . eine ODER -Verknüpfung mit drei
Eingängen , die dazugehörige Wertetabelle und die Funktions
gleichung zu sehen . Da jetzt drei Eingänge vorhanden sind ,
gibt es insgesamt 8 Kombinationsmöglichkeiten für die Ein
gänge (23). Sie sind in der Wertetabelle enthalten .
Wenn jedoch keine Bausteine mitmehr als zwei Eingängen zur
Verfügung stehen , läßt sich das Problem auch mit diesen
Bausteinen lösen (Abb . 4 ). Die Wertetabellen verdeutlichen , daß
die beiden Schaltungen ein identisches Ausgangsverhalten
zeigen .
Entsprechende Aussagen lassen sich auch für die Eingangs
erweiterung bei UND -Verknüpfungen machen . In Abb . 5 ist
eine entsprechende Erweiterung für drei Eingänge zu sehen .
Die Zahl der Eingänge kann durch Zusammenschalten von
Bausteinen mit nur zwei Eingängen erweitert werden . Abb . 3: ODER-Verknüpfung mit drei Ein
gängen

(a b c d

х = алbлс
d = avb x = d vc 1
11
1 b1
11 1 1 1

Abb . 4: ODER -Verknüpfung mit drei Eingängen

a b c d

Abb. 6 : UND-Verknüpfung mit drei Ein


d = aab X = d A C gängen
OOOOOO
1 1

Abb. 5 : UND -Verknüpfung mit drei Eingängen


210 Zusammengesetzte Verknüpfungsglieder

In den bisherigen Ausführungen wurden Logik -Bausteine der


gleichen Art nur zur Eingangserweiterung zusammen geschal
tet. Es ist aber auch häufig erforderlich , z .B . NICHT-Glieder mit
UND - bzw . ODER -Gliedern zu verknüpfen. Das folgende schal Niveau
tungstechnische Problem soll dieses verdeutlichen . meßstelle
a
Problemstellung:
Die Heizung eines Warmwasserbereiters soll sich nur dann Temperatur
einschalten , wenn der Behälter gefüllt ist und die vorgewählte mestelle
Temperatur noch nicht erreicht wurde.
Betrachtet man dieses schaltungstechnische Problem unter
logischen Gesichtspunkten , dann kann man die Heizung mit Heizung
dem Schalter als Ausgangsvariable sowie die Niveau- und die 1111111
Temperaturmeſstelle als Eingangsvariable auffassen . Schreibt
man das gewünschte Verhalten in Form einer Tabelle auf und
ergänzt sie noch um die weiteren möglichen Fälle , dann ergibt
sich die folgende Übersicht:
Niveau Temperatur Heizung Abb . 1: Heizungssteuerung bei einem
nicht erreicht erreicht nicht eingeschaltet Warmwasserbereiter
nicht erreicht nicht erreicht nicht eingeschaltet
erreicht erreicht nicht eingeschaltet
erreicht nicht erreicht eingeschaltet
Eine weitere Vereinfachung der Darstellung läßt sich vorneh
men , wenn man den Zustandsbeschreibungen die Logikzu
stände und 1 zuordnet. Die Umschreibung »nicht erreicht«
und » nicht eingeschaltet« lassen sich durch den O-Zustand und
die Kennzeichnung » erreicht« und » eingeschaltet« mit dem
1 -Zustand kennzeichnen . Somit ergibt sich jetzt die folgende
vereinfachte Wertetabelle:
Niveau , a Temperatur, b Heizung,
OOO x

-
1 1 1 1 OOOX
Aus derWertetabelle ist entnehmbar, daß die Ausgangsvariable
im Prinzip das Verhalten einer UND -Verknüpfung zeigt, wenn
das Temperaturverhalten negiert auftritt. D .h., anstelle des *dx == ba ad
Logik -Zustandes 1 müßte der Logik -Zustand und umgekehrt x =a^ 5
stehen . Schaltungstechnisch läßt sich dieses Problem lösen ,
indem man vor den » Temperatur-Eingang« der UND-Verknüp
fung ein NICHT-Glied schaltet (Abb . 2a ).
Will man jetzt die Schaltung auf ihre Richtigkeit überprüfen ,
muß man für die Ausgänge d und x das Logikverhalten in
Abhängigkeit von den Eingangsvariablen a und b feststellen .
Dieses ist aus den Wertetabellen von Abb . 2b zu entnehmen .
Die Gleichungen geben außerdem das Logikverhalten für die
Ausgänge x und d wieder. Der Querstrich über b kennzeichnet x = aab
die Negation .Man sprichtdiesen Zusammenhang wie folgtaus:
x gleich a und b nicht.
Aus Vereinfachungsgründen wird der Inverter nicht vollständig
gezeichnet, sondern lediglich an dem Eingang die Negation Abb. 2: UND - Verknüpfung mit negiertem
durch einen kleinen Kreis gekennzeichnet (Abb. 2c) . Eingang
NAND 211

ool

x = av 6
Abb. 3: ODER -Verknüpfung mit einem negierten Eingang
Negierte Eingänge können natürlich auch bei ODER -Verknüp
fungen vorkommen . In Abb. 3 ist dafür ein Beispiel zu sehen .
Aus der Wertetabelle wird deutlich , daß am Ausgang immer
dann ein 1- Signal auftritt,wenn der a -Eingang sich im 1-Zustand
oder der b -Eingang sich im O -Zustand befindet. Deshalb muß
über dem b in der Verknüpfungsgleichung ein Negationsstrich
gezeichnet werden . d = anb x = d
Negationen können nichtnur im Eingangsbereich vorkommen ,
sondern auch am Ausgang. Es ergeben sich dann UND -NICHT ab ax
bzw . ODER -NICHT -Verknüpfungen . Man kürzt sie durch NAND 0001
und NOR ab . NAND ist ein vereinfachter Ausdruck von NOT-AND
(engl: NICHT-UND ),NOR ein vereinfachter Ausdruck für NOT-OR O
(engl.: NICHT-ODER ). /
In Abb. 4 ist die Entstehung eines NAND -Gliedes aus Einzel
bausteinen zu sehen . Da sich am Ausgang des UND -Gliedes
das NICHT-Glied befindet, wird das Ausgangssignal lediglich
negiert. Dieses wird am UND-Glied durch einen Kreis am
Ausgang gekennzeichnet. Aus einem UND-Glied ist damit ein
NAND -Glied geworden . Auch die Wertetabelle zeigt das be
schriebene Verhalten . Der Ausgang x ist lediglich die Umkeh [x = anbl
rung des Ausgangs d . Die Negation wird durch einen Strich
über der Ausgangsvariablen gekennzeichnet.Man sprichtdiese a b
Darstellungsweise dann wie folgt aus:
o
x ist gleich a und b nicht (x = a A b ). 1
Bei einem NAND -Glied entsteht am Ausgang nur dann ein OI
-Signal, wenn an allen Eingängen 1 -Signale liegen .
Entsprechende Ausführungen können für das NOR -Glied ge Abb. 4: NAND-Verknüpfung
macht werden (Abb . 5 ).

‫ܘ‬ ah
‫ܘ‬ 21
‫ܘ‬
‫ܢ‬
.
‫ܝ‬
oO
x = a vb

Abb . 5 : NOR -Verknüpfung


212 NICHT, UND , ODER

Bei einem NOR -Glied entsteht am Ausgang nur dann ein


1 -Signal, wenn an allen Eingängen -Signale liegen .
Der innere Aufbau von Logik -Bausteinen ist unterschiedlich .
Sehr einfach ist ein NAND -Glied aufgebaut. Es handelt sich
somit um einen sehr kostengünstigen Baustein . Es ist deshalb -- -
mitunter sinnvoll, alle vorkommenden Logikproblememit einem
Bausteintyp zu realisieren . Wie das möglich ist, zeigen die
folgenden Ausführungen. Abb . 1 : NICHT aus NAND

NICHT aus NAND


Diese Schaltung ist vom Prinzip her einfach zu realisieren .
Wenn ein NAND-Glied zwei oder mehrere Eingänge besitzt,
dann sind diese nur parallel zu schalten. Es ist somit ein
Baustein mit einem Eingang entstanden , dessen Ausgangs
signal gleich dem negierten Eingangssignal ist (Abb . 1).
UND aus NAND
Bei dieser Schaltung ist es lediglich erforderlich, das Aus
gangssignal eines NAND -Gliedes durch einen Inverter zu
negieren (Abb . 2 ). Eine doppelte Negation bedeutet dabei eine
Aufhebung der Negation .
Abb. 2: UND aus NAND
ODER aus NAND
Dieses Problem ist etwas schwieriger zu lösen . Schaut man
sich jedoch die Wertetabelle eines ODER -Gliedes und eines ab ab
NAND -Gliedes an , dann erkennt man , daß lediglich die Ein 1
gänge zu negieren sind, um ein ODER -Glied zu erhalten
(Abb . 3 ).
Die Umwandlungsmöglichkeiten mit Hilfe von NAND -Gliedern OO
sind zusammenfassend in der zweiten Spalte der Tabelle 9.2
zu sehen . Die dritte Spalte zeigt entsprechende Umwandlungs ODER NAND
möglichkeiten mit NOR -Gliedern .
OCI
Durch NAND - und NOR -Glieder können die drei Grund
schaltungen (UND , ODER , NICHT) nachgebildetwerden .

Aufgaben zu 9.3.4 und 9.3.5


1. Beschreiben Sie das logische Verhalten der ODER -Ver = аль
x = a vb
knüpfung mit Worten und mit einer Wertetabelle !
2 . Eine logische UND -Verknüpfung für 5 Eingänge soll mit ou Бал Баль
Bausteinen realisiert werden , die nur über 2 Eingänge o
verfügen. Zeichnen Sie das Schaltbild ! O
Zeichnen Sie das (die) Schaltzeichen für folgende Verknüp
fungsgleichungen :
x =āb; x = ānb ; x = avb
4 . Kennzeichnen Sie mit Worten das logische Verhalten von Abb. 3 : ODER aus NAND
NAND - und NOR -Gliedern !
5. a 1 1 | | Zeichnen Sie für diese vorgegebene
b1 1 Wertetabelle die logische Ver
knüpfung !
x 1100
Aufgaben zu 9.3. 4 und 9.3 .5 213

6 . a ) Stellen Sie für die Ausgänge d , e und f der logischen


Verknüpfungsschaltung von Abb. 4 die Verknüpfungsglei
chungen und die Wertetabellen auf!
b ) Entwickeln Sie die endgültige Funktionsgleichung (x in
Abhängigkeit von a , b und c ) sowie die Wertetabelle.
7 . Analysieren Sie die logische Schaltung von Abb . 5 . Um
welches Logikverhalten handelt es sich dabei?
8 . In Abb. 6 ist eine logische Schaltung mit fünfNAND -Gliedern
zu sehen .
a ) Analysieren Sie die Schaltung, indem Sie die Wertetabelle
aufstellen !
b ) Stellen Sie entsprechend der Wertetabelle die Funktions
gleichung auf!
c) Beschreiben Sie das Ergebnis mit eigenen Worten !
Abb. 4 : Zu Aufgabe 6

7216

Abb. 5 : Zu Aufgabe 7 Abb. 6 : Zu Aufgabe 8


Tabelle 9 .2 : Umwandlung logischer Verknüpfungsglieder
NICHT ersetzt durch NAND ersetztdurch NOR Wertetabelle
a 1 X

UND ersetzt durch NAND ersetzt durch NOR Wertetabelle


a b
| x
00 O
1011 O
10| O
111
ODER ersetztdurch NAND ersetzt durch NOR Wertetabelle
ab x
luc S1 000
10111
1 1101
1 1 1
COM

608

www

ER
SA
215

10 Leitungen

10. 1 Leitungsarten
Die Leitungsbezeichnungen wurden international vereinheit
licht (harmonisiert). Das dabei verwendete Schema wird im
folgenden erläutert. Daran anschließend finden Sie Tabellen
mit den Leitungsarten und deren Anwendungen . Es fällt dabei
auf, daß einige deutsche Bezeichnungen erhalten blieben und
nicht durch internationale ersetztwerden konnten (z .B . NYM ).

Beispiel:
Typ -Kennzeichnung AGARI -6899 Leiterquerschnitt
Nennspannung Schutzleiter
Aderisolierung Adernzahl
Mantelwerkstoff Leiterart
Aufbauart
Kurz-
zeichen Erklärung Kurze
zeichen Erklärung Kurz- Erklärung
zeichen Kurz- Erklärung
zeichen
CI harmonisierter Typ Typ
anerkannter nationaler PVC
Kautschuk,nat. flache,aufteilbare LeitungLeitung
flache, nichtaufteilbare eindrähtig
Chloropren + synt.
-Kautschuk mehrdrähtig
300 /300 VV
300/500 Silikon -Kautschuk
Glasfasergeflecht ohne grüngel b en Schutzleiter
uxf mit grungelben Schutzleiter IT || feindrähtig
Leitung , festverlegte
feindráhtig,flexible
688 450/750 V EUZ Textilgewebe feinstdrähtig Leitung
< || Lahnlitzenleiter
Abb . 1: Typenkurzzeichen für Leitungen
Tabelle 10 .1: Isolierte Leitungen für flexible Verlegung
Bezeich Bild Kurzzeichen Ader
nung | alt zahl Verwendung
In trockenen Räumen bei
Zwillings NYZ НОЗУН- Н 2 sehr geringen mechani
leitungen schen Beanspruchungen .
Nicht für Wärmegeräte
Leichte In trockenen Räumen bei
Kunststoff 2 ... 3 geringen mechanischen
schlauch NYLHYrd H03VV -F Beanspruchungen für
leitungen leichte Handgeräte
Mittlere In trockenen Räumen bei
Kunststoff mittleren mechanischen
schlauch NYMHYrd H05W - F | 2 ...5 Beanspruchungen , für
leitungen Hausgeräte auch in feuch
ten Räumen
Gummischlauchleitungen (leichte Ausführung) In trockenen Räumen bei
NLH HO5RR - F 2 ... 5 geringen mechanischen
NMH Beanspruchungen für
Hand- und Wärmegeräte
Gummischlauchleitungen Beimittleren mechanischen
(schwere Ausführung) Beanspruchungen , in
trockenen , feuchten und
NMHöu HO7RN-F | 1 . .. 5 nassen Räumen , in explo
NSHộu sionsgefährdeten Betriebs
stätten nach VDE 0165 zu
lässig . Im Freien, in land
wirtschaftlichen und in
feuergefährdeten Betriebs
stätten sowie in Nutzwasser
216 Spannungsfall und Verlustleistung

Tabelle 10 .2: Isolierte Leitungen für feste Verlegung


Isolierte Leitungen für feste Verlegung
Bezeich - Bild Kurzzeichen Ader Verwendung
nung alt neu zahl
Kunststoff NYFA HO5V -U Verdrahtung in Leuchten
Fassungs
adern NYFAF HO5V -K
Gummi Verdrahtung in Leuchten , in
aderleitung Schalt- und Verteileranlagen .
mit erhöhter N2GAFU HO5SJ-K 1 Verlegung in Rohren in
Wärmebe trockenen Räumen bis 180°C
ständigkeit
Kunststoff NYA H07V - U Verdrahtung in Schalt- und
ader HO7V - R Verteileranlagen .
leitungen NYAF H07V - K Verlegung in Rohren in
trockenen Räumen
Steg NYIF 2 . . . 5 Verlegung in oder unter Putz
leitungen in trockenen Räumen

Mantel Verlegung auf, in und unter


leitungen NYM - 1..
. . .5 Putz in trockenen und feuch
ten Räumen und im Freien

Umhüllte Rohrdrähte Verlegung auf, in unter und


NYRUZY ... . 5 über Putz in trockenen und
feuchten Räumen und im
Freien
Bleimantelleitungen Verlegung auf, in , unter und
NYBUY über Putz in trockenen und
feuchten Räumen und im
Freien

10 .2 Spannungsfall und Verlustleistung


Ein Wohnwagenbesitzer bautunter Anleitung in seinen Wohn
wagen eine elektrische Heizung ein . Sie ist für 230 V ausgelegt
und nimmt an dieser Spannung eine Leistung von 4 kW auf.
Nach Fertigstellen der Anlage wird sie von einem Fachmann
überprüft und in Betrieb genommen . Dabei mißt er Spannung
und Stromstärke : U = 230 V ; 1 = 17 ,4 A
Anschließend fährt der Wohnwagenbesitzer in Urlaub und
stellt seinen Wohnwagen auf einem Campingplatz ab . Um
die Heizung anschließen zu können , kauft er 100 m drei
adrige Leitung (HO5RW -F3G1,5 ) mit einem Aderquerschnitt
q = 1,5 mm , da die nächste Anschlußstelle ziemlich weit
entfernt ist.
Nachdem die Heizung in Betrieb genommen ist, stellt der
Besitzer fest, daß sie nichtmehr ihre volle Leistung abgibt.
Eine erneute Messung zeigt: U = 194,9 V ; I = 14, 76 A
Spannungsfall und Verlustleistung 217

Wu; = 230 V Wu; = 194,9V I = 14,76 A Uv = 35,1V


Rlig
L 114,76A
Lt -- IHAT U = 230 V
NAI ST - -- U?= 194,9VA
PE - - --- -- Tour

Abb . 1: Meßschaltung zur Überprüfung der Heizung (lange Zuleitung) Abb . 2: Ersatzschaltung eines Verbrau
chers mit Leitungswiderstand
Diese Werte sind wesentlich niedriger als die ursprünglichen .
Der Verdacht, daß das EVU (Elektrizitäts -Versorgungs-Unter
nehmen ) zu wenig Spannung liefert, bewahrheitet sich nicht.
Am Elektroanschluß des Platzes werden 230 V gemessen .
Die Verluste können also nur durch den Leitungswiderstand
verursacht werden (vgl. 3 .2), der zusammen mit dem Heiz
widerstand eine Reihenschaltung bildet.
In Abb . 1 ist die Schaltung der Wohnwagenheizung mit den
eingebauten Meßgeräten und den Meßwerten dargestellt.
Abb . 2 zeigt die entsprechende Ersatzschaltung.
Der Spannungsfall der Leitung ist abhängig vom Belastungs
strom I = 14 ,76 A und dem Leitungswiderstand Rlta (vgl. 3.2 ). Er
setzt sich aus den Leiterwiderständen von Hin - und Rückleiter
zusammen . Für die Länge /wird die Leitungslänge eingesetzt.
Damit ist der Leitungswiderstand :
Rutg = RL (hin) + RL (rück) = 2 RL
- 2 .1
Rutg * . 9
Der Spannungsfall ist damit: Spannungsfall einer Leitung
AU = I . Rutg 1 .2 . 1
1 .2 . 1 14 ,76 A . 2 . 100 m AU =
AU = AU = 2:9
2.9
56 - 106 m . 1,5 . 10 -6 m2
AU = 35 ,1 V Spannungsfall in Prozent
der Nennspannung
Dieser Spannungsfall verursacht am Verbraucher – in diesem Δυ
Fall am Heizwiderstand - eine Leistungsverminderung. Die Au = UN . 100 %
Leitung bewirkt also außer dem Spannungsfall auch eine
Verlustleistung.
Die Verlustleistung einer belasteten Leitung ist quadratisch
vom Belastungsstrom und direkt vom Leitungswiderstand Verlustleistung einer Leitung
abhängig 12 . 2 . 1
Pr = ng
Pv = P2 . Rltg
12 . 2 . 1
Pv = Verlustleistung in Prozentder
29 Nennleistung
Pv = 14,76²A2.200 m P = 519 W , % P . 100 %%
56 . 10 . 1,5 . 10 -6m2 Prema PN
218 Bemessung elektrischer Leitungen

In der Praxis werden die Verluste gewöhnlich in Prozent Spannung Leistung


angegeben .
Spannungsfall in Prozent der Nennspannung Un = 230 V
Δυ 100 % 100 %
Au = 10 . 100 % ; Au = 35, 1 V 100 % ; Au = 15,3 %
UN 230 V
Verlustleistung in Prozent der Nennleistung Pn = 4000 W Nennspannung U Nennleistung P
519 W
Pyvo % - 100 % ; Pv % = 13 %
PN 100 % ; Pv % = 4000w 100 %
Die Summe von Spannungsfall und Verbraucherspannung Spannungsfall Verlustleistung P
ergibt die Nennspannung. 40
AU + U2 = 35 ,1 V + 194,9 V
AU + U , = 230 V 15 ,3 % 13 %

Dieser Zusammenhang gilt nicht für die Summe von Verlust 84,7 % 71,7 %
leistung und Verbraucherleistung! Die prozentual nutzbare
Leistung ist wesentlich geringer als die prozentual nutzbare Verbraucher Verbraucher
Spannung, da sich die Leistung quadratisch mit der Spannung spannung U2 leistung P2
ändert (Abb . 1) . 100
P2.9 %

10 . 3 Bemessung elektrischer Leitungen P2 = . . 100


Welche Möglichkeiten gibt es, die im vorausgegangenen Bei U2 UN
spielgenannte elektrische Anlage wirtschaftlicher zu betreiben ?
Wirwissen , daß der Leitungswiderstand die Verluste hervorruft. 100
100
Also muß dieser verringert werden . Hierfür gibt es zwei
Möglichkeiten (vgl. 3.2):
. Man verkürzt die Leitung. 100
• Man vergrößert den Querschnitt des Leiters. Po = • 100
UN
In der Praxis (wie auch bei unserem Beispiel) läßt sich oft nur
die zweite Möglichkeit durchführen. P2% = 1200 100 it
Jede belastete Leitung verursacht einen Spannungsfall, der 84,72
jedoch möglichst gering sein sollte . Häufig wird sein zulässiger P2 % = 100
Höchstwert vom EVU vorgeschrieben .
Nach den TAB (Technische Anschlußbedingungen der Ver P2 ] = 71, 7 %
einigung Deutscher Elektrizitätswerke e . V . - VDEW gilt hierfür:
Der prozentuale Spannungsfall darf in den Leitungen vom Abb . genutzter 1: Vergleich von genutzter Spannung
Leistung in Prozenten (Bei
Hausanschluß (Übergabestelle des EVU ) bis zu den Zählern und spiel: S . 217).
(Meßeinrichtungen ) nicht mehr als ,5 % und in der Anlage
hinter den Zählern nichtmehr als 3 % betragen .
Bei größeren Leistungen (über 100 kVA bzw .kW ) sind zwischen
der Übergabestelle des EVU und den Meßeinrichtungen höhere
Werte als ,5 % für den Spannungsfall zulässig . Es müssen
immer die gültigen TAB berücksichtigtwerden .
Für die Heizung des Wohnwagens ist also ein Spannungsfall
von 3 % zugelassen . Er heißt zulässiger Spannungsfall
AUzul
AUzu = 3 % von 230 V
AUzu = ,03 · 230 V
AUzu1 = 6 , 9 V
Bemessung elektrischer Leitungen 219

Er ist die Grundlage zur Berechnung des erforderlichen Leiter- Erforderlicher Leiterquerschnitt
querschnitts gert 1. 2 . 1
1.2 . 1 Gert = 2 . AUzul
AUzul =
2 . Tert
Der erforderliche Leiterquerschnitt für unser Beispiel (S . 216 ) ist
damit:
1. 2 . 1 17 ,4 A 200 m
Gert * · AUzul Perf =
56 - 106 . 6,9 v
Gert = 9 . 10 -6 m2 Cert= 9 mm
Die Berechnung des erforderlichen Leiterquerschnitts ergibt in
der Regel einen Wert, der nicht genormtist. Man wählt deshalb
einen Leiter mit dem Querschnitt des nächsthöheren Norm
wertes. In unserem Fall beträgt er q = 10 mm2.
Es ergibt sich dadurch ein Spannungsfall, der kleiner ist als
der geforderte , was nur begrüßtwerden kann .
1. 2 . 1
AU =
2.9
17,4 A 200 m
AU = AU = 6 ,2 V
56 . 106 . 10 . 10 - 6m2
m
Diese Berechnung enthält eine Ungenauigkeit. Da Leiterwider
stand und Heizwiderstand eine Reihenschaltung bilden , fließt
nicht der Nennstrom von 17, 4 A , sondern ein geringerer Strom
von 16 ,93 A . Hieraus läßt sich der tatsächliche Spannungsfall
AU = 6 ,05 V errechnen . Da dieser Wert wenig von 6 , 2 V
abweicht, genügt für die Praxis , wenn man mit der Nennstrom
stärke rechnet.

10 .4 Schutz elektrischer Leitungen


Der Strom erwärmt leider auch die Zuleitungen . Es müssen
daher Schutzorgane eingebaut werden, die bei unzulässig
hohen Strömen die betreffende Leitung abschalten.Man benutzt
dazu Schmelzsicherungen , Sicherungs -Automaten und Lei
tungsschutzschalter. Ihnen ist bekannt, daß bestimmte Über
stromschutzorgane den betreffenden Leitungsquerschnitten zu
geordnet sind . Das kommt daher, daß die Isolationsstoffe nur
bestimmte Grenztemperaturen (z . B . PVC 70 °C ) aushalten . Sie
werden dann weich und verlieren ihre Isolationseigenschaft.
Fürdie Erwärmung der Leiter ist das Verhältnis von Stromstärke
zum Querschnitt verantwortlich. Man nennt dieses Verhältnis
Stromdichte . Stromdichte
Die Stromdichte ist das Verhältnis von Stromstärke zu Leiter Formelzeichen J
querschnitt.
[ J ] = m2
Ausgehend von der Stromdichte läßt sich dann die zulässige
Betriebsstromstärke I, für Dauerbetrieb der Nennquerschnitte
elektrischer Leiter ermitteln . Damit diese Werte nicht überschrit
220 Schutz elektrischer Leitungen

ten werden , müssen die Leitungen mit Überstromschutzorganen


abgesichert sein , deren Nennstromstärken I gleichgroß oder
darunter liegen .
Die Erwärmung der Leitungen hängt aber nicht nur von der
Stromdichte ab , sondern auch von der Wärmeabfuhr. Diese wird
wesentlich beeinflußt von der Verlegungsart der Leitung. Es ist
sicher nicht gleichgültig , ob z. B . NYM frei an der Wand liegt
oder im Elektroinstallationsrohr verlegt wird.
Bei gleicher Wärmezufuhr, d . h . bei gleich großem Strom , wird
die Leitung im Rohr sicher wärmer als die Leitung in der freien
Luft. Es ergibt sich hieraus, daß die Grenztemperaturder Isolier
stoffe (z. B . 70 C für PVC) beiden verschiedenen Verlegearten
durch unterschiedlich hohe Ströme erreicht wird .
Der Verband Deutscher Elektrotechniker (VDE ) hat daher den
fünf Verlegearten höchstzulässige Betriebsstromstärken I,
zugeordnet. (Siehe Tabelle 10. 3 nach DIN VDE 0298 T 4 / 2 .88 )
Als konkretes Beispiel soll jetzt die Festlegung eines Leiterquer
schnittes und die Zuordnung einert entsprechenden Sicherung
vorgenommen werden .
Ein Heißwassergerät 3 kW /230 V wird mit einer 15 m langen
NYM - Leitung an die Verteilung angeschlossen. Die Verlegung
wird direkt unter Putz ausgeführt.
P = UI,

12 =
3000 W
230 V
12 = 13 A
Aus der Tabelle 10. 3 ( S . 221) ergibt sich für die Verlegeart Cein
Nennquerschnitt von 1,5 mm ?,weil dieserKupferleiter einen Be
triebsstrom bis zu 19, 5 A zuläßt. Die dazu gehörende Sicherung
hat einen Nennstrom von 20 A . Dieser Wert liegt demnach ,5 A
über dem zulässigen Betriebsstrom . Dieses geringfügige Über
schreiten = 3 % ) ist vertretbar, zumal die Betriebs-Belastungen
für eine Umgebungstemperatur von 30°C berechnet wurden ,
die in Wohnungen selten erreicht werden . Diese Überlegungen
gelten auch für die betreffenden Werte der Verlegungsarten A
und B 2.
Obwohl der Leitungsschutz mit einer Sicherung von 20 A
gewährleistet ist,wählen wir eine 16 A - Sicherung, um auch das
angeschlossene Gerät gegen Überlastung zu schützen . Die
niedrigere Absicherung ist durchaus zulässig, da dadurch der
Leitungsschutz noch verbessert wird. Höher darfnatürlich nicht
abgesichert werden , weil sonst durch unzulässig hohe Ströme
die Grenztemperatur der Isolation überschritten würde.
Leitungen niemals höher absichern als von VDE vorge
schrieben .
Schutz elektrischer Leitungen 221

Tabelle 10 . 3 Belastbarkeit von Leitungen und Zuordnung von Leitungsschutz - Sicherungen


Kennbuch EB2
stabe
in wärme in Elektroinstallationsrohr
Verlegung dämmenden oder -kanal direkt frei in Luft
Wänden

Ader- oder Aderlei mehradrige Mantel


mehradrige tungen Leitungen leitungen
Leitungen auf Wand auf Wand auf Wand
in Elektro oder oder
installa Fußboden Fußboden
tionsrohr
Verlegearten Erläute
rungen mehradrige • Ader- oder mehradrige mehradrige
Leitungen mehradrige Leitungen Leitungen
direkt in Leitungen oder Steg auf Wand
Wand in Wand leitungen
oder Decke in Wand
oder unter
Putz
ohne Abstand mit Abstand

OO 00
< ,30 20,30
Leitungs NYM NYM , NYIF
beispiele NYM , H07V -U NYM NYM , NYMZ
Nenn
querschnitt zulässige Betriebsstromstärke I , und
der Leiter Sicherungs -Nennstromstärke I. in A
in mm2
| I | I | I, II, II, II. |
Belastungen
1, 5 16 17, 5 / 15 ,5 | 16 19,5
2 ,5 19,5 20 26
25 35
25 46
35 63
16 50 85
25 80 80 | 112 100 118 100
35 80 125 125 100 138 125 145
Die Werte dieser Tabelle gelten nur für feste Verlegung,
eine Leitung mit PVC -Isolation , Umgebungstemperatur: 30 °C und
zwei belastete Kupferleiter in Dauerbetrieb , Betriebsklasse der Sicherung : gL
222 Schutz elektrischer Leitungen

Tabelle 10.4: Mindest-Querschnitte für Leiter


Mindestquerschnitt
Verlegungsart in mm
bei Cubei Al
feste , geschützte Verlegung 1,5 L 2 ,5
Leitungen in Schaltanlagen und Verteilern bei Stromstärken
bis 2,5 A ,5
über 2 ,5 A bis 16 A ,75
über 16 A 1,
offene Verlegung ( auf Isolatoren )
Abstand der Befestigungspunkte
bis 20 m 16
über 20 bis 45 m 16 (mehr
drähtig )
bewegliche Leitungen für den Anschluß von leichten Handgeräten bis 1 A
Stromaufnahme und einer größten Länge der Anschlußleitung von 2 m ,
wenn dies in den entsprechenden Gerätebestimmungen festgelegt ist .1
Geräten bis 2 ,5 A Stromaufnahme und einer größten Länge der Anschluß
leitung von 2 m , wenn dies in den entsprechenden Gerätebestimmun
gen festgelegt ist ,5
Geräten bis 10 A Stromaufnahme, für Gerätesteck - und Kupplungsdosen
bis 10 A Nennstrom ,75
Geräten über 10 A Stromaufnahme, Mehrfachsteckdosen , Gerätesteckdosen
und Kupplungsdosen mit mehr als 10 A bis 16 A Nennstrom 1,
Fassungsadern ,75
Lichtketten für Innenräume
zwischen Lichtkette und Stecker ,75 siehe VDE
zwischen den einzelnen Lampen ,5 0710 Teil 3
Starkstrom -Freileitungen siehe VDE 0211

Bei den bisherigen Überlegungen zu unserem Beispiel haben -


wir die Länge der Leitung und damit den Spannungsfall nicht
berücksichtigt. Nach den Erläuterungen des Abschnittes 10. 2
müßte jetzt noch überprüftwerden , ob der ermittelte Querschnitt
von 1,5 mm2 für den zulässigen Spannungsfall AUzul in
unserem Beispiel: 3 % ) ausreicht .
1. 2 . 1
Gertx AUzul
13 A · 2 · 15 m
Perf =
56 . 106 m .6,9 V
9ert . 10-6m2
= 1
Wert = 1mm2
Dieses Ergebnis zeigt, daß der ermittelte Nennquerschnitt von
1,5 mm ? auch für die Forderung hinsichtlich des zulässigen
Spannungsfalls A Uzul ausreicht. Abb . 1: Verschiedene Leiterquerschnitte
Schmelzsicherungen 223

Schmelzsicherungen (Niederspannungssicherungen )
Schmelzsicherungen bestehen aus einem Porzellankörper, OS
in dem sich ein dünner Draht oder Metallstreifen befindet. Zur E
Lichtbogenlöschung ist dieser in Quarzsand eingelagert. 2 2
Sicherungen stellen die empfindlichste Stelle eines Strom
kreises dar. Wird die Nennstromstärke der Sicherung um
einen bestimmten Betrag überschritten , dann schmilzt der
Sicherungsdraht in einer gewissen Zeit, und der Stromkreis ist
unterbrochen .
Sicherungen des D -Systems, sie werden in der Praxis DIAZED
Sicherungen genannt, haben einen Nennstrom von 2 A ... 100 A AS >
bei einer Nennspannung von 500 V . In den Sockel kommt ein .
Paßeinsatz , der verhindert, daß ein Sicherungseinsatz mit
höherem Nennstrom eingesetzt werden kann .
Sicherungen des DO -Systems, sie werden in der Praxis NEO
ZED -Sicherungen ( gr. neo: neu) genannt, sind nach dem
gleichen Prinzip wie die des D -Systems, nur kleiner, aufgebaut. та
Sie haben einen Nennstrom von 2 A ... 100 A bei einer Nenn Abb . 2 : a ) DIAZED -Sicherung (Diametral
spannung von 400 V (bei Gleichspannung 250 V ). abgestufter zweiteiliger Edisonschraub
Sicherungen des NH -Systems (Niederspannungs-Hochlei- stöpsel) ; b ) NEOZED-Sicherung
stungs-Sicherungen ) können sehr hohe Ströme abschalten . Ihre
Nennstromstärke beträgtbis zu 1250 A bei einerNennspannung
von 500 V Wechselspannung oder 660 V Wechselspannung und Beispiel
Beispiel:
440 V Gleichspannung. NH - Sicherungen haben Messerkontak 911
te. Sie dürfen nur von Fachleuten bedient werden , da Siche
rungseinsätze mit höherem Nennstrom als die vorgesehene Funktionsklasse L- Schutzobjekt
a : Teil on
problemlos eingesetztwerden können . Die Sicherungseinsätze bereich M L :: Leitungen
Schalt
werden mit isolierenden Aufsteckgriffen betätigt. g :Ganz geräte
Alle Sicherungen schalten bei einer Überlastung ab. Die Ab bereich RTr::Halbleiter
Transfor
mator
schaltzeit ist um so kürzer , je höher die Überlastung ist. Für den B : Bergbau
Schaltgeräte - und Halbleiterschutz sind Sicherungen erforder Anlagen
lich , die bei Überlastung schnell abschalten .Die früher üblichen
Bezeichnungen » träge« und » flinke« Sicherung wurde ersetzt
durch die Einteilung in Betriebsklassen (Abb. 3) . Abb. 3: Betriebsklassen -Einteilung nach
DIN VDE 0636 T1
Tabelle 10.5 : Kennfarben und Abschaltzeiten von Sicherungen
Nenn - Kennfarbe Abschaltzeiten der Sicherungen in Sekunden
strom - der Pas bei Stromstärken von
stärke einsätze . IN
und Unter 2,5 IN 3 IN
brecher
melder
mindest höchst mindest höchst mindest höchst
2 rosa 2,2 140 . 15 .004 , 15
4 braun 3,2 220 ,22 8 ,0076 ,14
6 grün 4 140 ,32 9 ,01 ,15
10 rot 4 ,7 200 ,5 13 ,012 ,19
16 grau 5 ,5 120 ,57 9 ,019 , 15
20 blau 8 ,3 115 ,83 10, 7 ,027 , 17
25 gelb 9 140 12, 7 ,03 ,2
35 schwarz 11 150 1, 3 14 ,039 , 27
50 weiß 19 200 1, 7 18 ,043 , 36
63 kupfer 18 310 2,2 30 ,055 ,45
80 silber 21 300 2 ,4 30 ,055 .57
100 rot 30 400 3,2 30 ,07 ,52
224 Leitungsschutzschalter

Leitungsschutzschalter
Anstelle von Schmelzsicherungen werden vielfach Leitungs
schutzschalter (Abb. 1) verwendet. Sie haben den Vorteil, daß
sie nach dem Auslösen wieder eingeschaltet werden können .
Große Ströme werden bei Leitungsschutzschaltern über eine
Kurzschlußschnellauslösung sofort abgeschaltet. Geringere
Überströme werden durch einen Bimetallauslöser verzögert
abgeschaltet. Leitungsschutzschalter sind bis zu einer Nenn ww
stromstärke von 63 A bei einer Nennwechselspannung bis
415 V zugelassen .
Es gibt Leitungsschutzschalter für verschiedene Anwendungs
bereiche. Sie unterscheiden sich in den Ansprechzeiten in
Abhängigkeit von der Stromstärke. In Abb . 2 sind zweiwichtige
Charakteristiken abgebildet.
B -Charakteristik :
Diese LS-Schalter sollen die Leitungen gegen Überlast schüt
zen . Hierfür waren bisher die Überstromschutzorgane mit L
Charakteristik (L4 Leitung) üblich , die nach DIN VDE 0641 nicht
mehr hergestellt werden dürfen . 1 Löschkammer
2 elektromagnetische Schnellauslösung
Die Kurve besteht aus zwei Teilen . Der untere Bereich stellt das 3 Schaltmechanik
Verhalten des magnetischen Schnellauslösers dar,während der 4 Kontaktsystem
obere Teil die Bimetall-Auslösung charakterisiert. Aus der Kenn 5 Überlastauslöser mit Bimetall
linie erkenntman , daß der 3 . .. 5facheNennstrom innerhalb kur 6 Zuleitungsklemme
zer Zeit ( 4 . . . 10 s) abgeschaltet wird , während kleinere Über Abb. 1: Aufbau eines Leitungsschutz
ströme länger gehalten werden . Die Grenzwerte befinden sich schalters
am oberen Diagramm -Rand. Diese LS -Schalter halten demnach
den 1,13fachen Nennstrom aus. Das 1,45fache hingegen muß
spätestens nach einer Stunde abgeschaltet werden . T 1,1.005511,131,2
1. 2 1,45
120
K -Charakteristik : (K A Kraft) 60
40
Diese LS - Schalter sollen auch die angeschlossenen Geräte
schützen . Sie halten eine Stunde nur noch 5 % Überstrom aus Minuten
und lassen maximal 20 % Überlast zu . Kurzzeitige Ströme hin
gegen werden bis zum 8 . . . 14fachen Wert des Nennstroms
gehalten . Dieses Verhalten ist besonders für Motoren wichtig , Auslösezeit
weil diese Betriebsmittel hohe, kurzfristige Anlaufströmehaben. I
Überstromschutzorgane sollen bei Auftreten von Überströmen
abschalten . Kritische Abschaltfälle treten bei Kurzschluß auf.
LS -Schalter gibt es mit einem Kurzschlußschaltvermögen von
3000 A , 6000 A und 10000 A . Außerdem ist der Zeitpunkt der
Abschaltung nach dem Auftreten des Fehlers (Kurzschluß) Sekunden
wichtig. Hierüber gibt die Strombegrenzungsklasse Auskunft.
Man unterscheidet drei Klassen: 1, 2 und 3 . Die Abschaltung
bei gleichem Kurzschlußstrom erfolgt bei dem LS-Schalter mit
der höheren Strombegrenzungsklasse schneller. ,2
Selektivität ,1
Die Überstromschutzorgane müssen am Anfang jedes Strom ,06
,04
kreises sowie an allen Stellen eingebaut werden , an denen 1002
,02
eine geringere Strombelastbarkeit erforderlich wird . Das ist z . B . 10,011
immer bei Querschnittsverkleinerungen der Fall. 1 1,5 2 3 4 5 6 810 15 20
In einer größeren Anlage sind immer mehrere Stromkreise Vielfaches des Nennstromes - -
vorhanden . Diese werden einzeln abgesichert. Ihnen überge- Abb . 2 : Auslöse-Charakteristiken von LS
ordnet ist eine größere Sicherung am Anfang der stärkeren Schaltern
Aufgaben zu 10 225

Zuleitung (z. B . Etagenzuleitung). Mehrere Etagenzuleitungen


können dann in der Hauptzuleitung zusammengefaßt werden .
Diese Hauptzuleitung, die wiederum einen größeren Quer E 21
schnitt hat, wird nochmals höher abgesichert. Dadurch ist Nr.15 - L10A Charakteristik
230 /400 und Nennstrom
gewährleistet,daß im Störungsfall nur die Sicherung anspricht, Kurzschluß
die der Fehlerstelle direktvorgeschaltetist. Eine 16 - A -Sicherung 6000 schaltvermögen
schaltet früher ab als eine 20 -A -Sicherung. Dieses Absiche Strombegrenzungs
klasse
rungsprinzip nennt man Selektivität. Abb . 3 : Kennzeichnung von LS-Schaltern
Unter Selektivität verstehtman das gestufte Absichern einer
Anlage, so daß im Fehlerfall nur das vorgeschaltete Über V
stromschutzorgan abschaltet. X110Hausanschluß
X2CM
Nehmen wir an , in einer Hausinstallation ist ein Lichtstrom
kreis mit einem LS -Schalter 16 A , ein Elektroherd mit einem 562
EhL63 A
LS-Schalter 20 A und ein Heißwassergerätmit einer Schmelz
sicherung 25 A abgesichert. kWhkWh
Tritt in einem dieser Stromkreise ein Kurzschluß auf,dann muß
die nächst vorgeschaltete Überstromsicherung abschalten . In F4+ 41 A3535 A
keinem dieser Fälle darf F4 oder gar F5 abschalten (Abb . 4 ). LP
In bezug auf F1 und F4. F2 und F4. ist Selektivität gewährleistet. 5
33
A 16 mm
Bei F3 und F4 ist die Selektivität nicht sicher gewährleistet,
denn eine Sicherung 35 A kann unter Umständen schneller TSIT F2 2 . .IS F1
abschalten als eine Sicherung 25 A anderer Bauart. H 1 25 A
UIT 20 A 4 16 A
Um die Selektivität zu erreichen , sollte man nach Möglich 5 13 L3
A .
keit immer 2 Stufen höher als nachfolgend absichern . F4 müßte 4 mm 2,5 mm 1.5 mm2
also 50 A sein . FO
F3TVX
E11 E2
O )
A4
4hk
Aufgaben zu 10 Abb. 4: Selektivität einer Hausinstallation
1. Wie lang darf eine zweiadrige Zuleitung (Cu )mit q = 1,5mm2
höchstens sein , wenn 16 A Strom fließen und der zulässige
Spannungsfall höchstens 3,3 V betragen darf?
2 . Welcher Leiterquerschnitt muß für ein Heißwassergerät
(UN = 230 V , PN = 4 kW ) verlegt werden , wenn die Leiter
länge 12 m und der zulässige Spannungsfall 3 % betragen
(Leiterwerkstoff: Cu ) ?
3 . Wieviel Prozent seiner Nennleistung nimmt ein Bügeleisen
mit PN = 1000 W auf, wenn in der Zuleitung ein Spannungs
fall von 10 % auftritt?
4 . Worin unterscheiden sich Schmelzsicherungen von Lei
tungsschutzschaltern ?
5. Wann benötigtman Sicherungen , die schnell auslösen ?
6 . Unter welchen Bedingungen ist in einer Anlage Selektivität
gewahrt?
Schreckdose!
227

Schutz vorGefahren
des elektrischen Stromes

11. 1 Gefahren des elektrischen Stromes Familienvater beim Auswechseln


Die nebenstehende Meldung einer Regionalzeitung löst beim einer Glühlampe schwer verletzt
Elektro -Fachmann u . U . eine Reihe von Fragen aus, z . B . ke. - Herr N .aus W . wollte die defekte
• Was ist ein elektrischer Schlag? Glühlampe einer Wandlampe aus
• Was passiert eigentlich dabei? wechseln . Da die Glühlampe sehr fest
saß, hielt er die Wandlampemit einer
• Warum ist elektrischer Strom für den Menschen so gefähr Hand fest und drehte mit der anderen
lịch ? die Lampe heraus. Dabei rutschte er
Ab welcher Stärke ist elektrischer Strom für Menschen und ab und kam gegen die Wand. In
Haustiere gefährlich ? diesem Moment erhielt er einen kräf
• Wie kann man sich dagegen schützen ? tigen elektrischen Schlag, rutschte
vom Stehtritt und brach sich eine
• Was kann man tun , wenn ein Mensch durch Strom verletzt Hand .
wurde ? Beider anschließenden Untersuchung
Im folgenden Kapitel wollen wir auf diese und weitere damit wurde glücklicherweise keine Beein
zusammenhängende Fragen antworten . trächtigung des Herzens festgestellt.
Eine Überprüfung der Wandlampe
Wirkungen des elektrischen Stromes ergab , daß sich die Isolierung eines
In Kapitel 5 sind die Wirkungen des elektrischen Stromes Leiters durchgescheuert hatte und der
erläutert worden. Wir gehen hier nur auf die Wirkungen ein , blanke Draht das Metallgehäuse be
die eine Gefahr für Lebewesen und Sachen sein können . rührte. Wer die Lampe installiert hat
te, ließ sich nicht mehr feststellen .
Beginnen wir mit der Wärmewirkung. Jeder Stoff erwärmtsich
bei Stromdurchgang. In vielen Fällen ist das erwünscht (z. B . Abb . 1: Zeitungsmeldung
beim Tauchsieder). Unerwünscht ist die Wärme jedoch beiden
Zuleitungen und an den Übergangsstellen (z . B . Klemmen ).
Diese ist festzustellen bei Wärmewirkung:
• stark belasteten Leitungen ,
nicht fest angezogenen Klemmen (z. B . in einer Abzweig Strommarken
dose ),
locker sitzenden Steckern in Steckdosen , Gerinnung von Eiweiß
nicht angedrückten Kontakten von Schaltern .
Durch die Erwärmung wird die Isolation weich und damit kann Platzen der roten
es zur direkten Berührung der Leiter kommen . Die Folge davon Blutkörperchen
können Brände sein . Da der Elektrofachmann diese Gefahren
kennt, wird von ihm gerade hierbei eine besonders sorgfältige
Arbeit erwartet. Abb. 2: Wärmewirkung
Im Schadensfall kann der Hersteller einer Elektroanlage zur
Kostenerstattung herangezogen werden .
Wir wollen jetztnoch einmal auf die locker sitzenden Klemmen
eingehen. In solch einem Fall ist der Übergangswiderstand
zwischen Leiter und Klemmen groß . Im Vergleich zum relativ
kleinen Leitungswiderstand erzeugt dann der durchfließende
Strom an der Übergangsstelle eine große Leistung und damit
Wärme (P = 12 . R = W = p . t). Brandgefahr!
Dieser Umstand ist besonders wichtig beim Stromdurchgang
durch den menschlichen Körper.Wenn nämlich jemand zufällig Abb . 3: Strommarken an Händen (Ein - und
ein stromführendes Teil berührt, ist natürlich der Übergangs- Austrittstellen des Stromes)
228 Stromstärkebereiche

widerstand zwischen Haut und Gegenstand groß. Die Folge der


geschilderten Verhältnisse sind » Strommarken « (starke Ver
brennungen der Strom -Eintritts-Stellen am Körper , Abb. 3 , S .227). ChemischeWirkung :
Leitet man elektrischen Strom durch eine Flüssigkeit, so wird
diese zersetzt (Chemische Wirkung, vgl. 5 . 4 ). So auch beim Zersetzen der
menschlichen Körper, da dieser überwiegend aus Flüssigkeit Zellflüssigkeit
besteht. Hierbei sind besonders die einzelnen Zellen gefährdet,
die dann absterben . Diese Wirkung des elektrischen Stromes
tritt besonders bei Gleichstrom auf (Abb. 1).
Wir benötigen in unserem Organismus ständig Elektrizität, um Abb . 1: Chemische Wirkung
unsere Sinneseindrücke an das Gehirn zu »melden « und um
von dort Steuerungssignale an die Nerven in den Muskeln zu
geben. Dabei treten in den Nerven Spannungsimpulse von
10 ... 50 uV und in den Muskeln zwischen ,5 ... 1 mV auf.
Werden jetzt zusätzlich Spannungen von außen angelegt, so
sind die normalen Abläufe gestört, z . B . Muskeln entspannen
sich nicht mehr (Muskelkrampf). Dies könnte z .B . eine Ver
krampfung der Hand zur Folge haben , so daß der Verunglückte Abb. 2: Ausschnitt aus einem Elektrokar
das stromführende Teil nicht mehr loslassen kann . Diese diogramm (EKG ) eines gesunden Herzens
Stromwirkung nenntman physiologische Wirkung (Abb. 4 ).
Das Steuerzentrum unseres Herzens liegt im Herzen selbst
(sog. Sinusknoten ), so daß Fremdströme über das Herz beson
ders gefährlich sind. Wir arbeiten überwiegend mit Wechsel
strom von 50 Hz, so daß der Herzmuskel 100mal in der Sekunde
den Befehlzum Zusammenziehen bekäme. Das ist etwa 80mal
schneller als normal. Die Folge davon ist ein rasendes,
oberflächliches Arbeiten ,d .h ., das Herz pumpt nichtmehr. Dies Abb. 3: EKG eines flimmernden Herzens
wird als Herzkammerflimmern oder auch Herzflimmern be
zeichnet und führt zum Herzstillstand (Abb . 3).
Stromstärkebereiche
Obwohl einige Elektro -Fachleute meinen , daß sie kleine elek Physiologische Wirkung :
trische Ströme unbeschadet vertragen , hat aber die wissen
schaftliche Untersuchung dasGegenteil ergeben .Wenn nämlich • Muskelkrämpfe
die Einwirkungsdauer zunimmt, können auch geringe Strom Herzkammerflimmern
stärken für Mensch und Haustier gefährlich sein . Dies wurde
durch Berechnungen der Verhältnisse bei stattgefundenen
Unfällen nachgewiesen .Weitere Bestätigungen dafür erbrach Abb . 4 : Physiologische Wirkung
ten Tierversuche. Die so festgestellten Auswirkungen werden
in fünfGruppen zusammengefaßt, die bestimmten Stromstärken
und Einwirkungszeiten zugeordnet werden können (Abb . 5 ).

Einwirkungszeit in ms Keine Einwirkungen wahrnehmbar


10 000 Empfindungsschwelle
5000 Keine schädlichen physiologischen Folgen
RP Loslaßgrenze
Muskelverkrampfung, Atembeschwerden ,
vorübergehender Herzstillstand möglich
Keine organischen Schäden
Herzkammerflimmern , Herzstillstand,
H Atemstillstand, Verbrennungen
Kein Herzkammerflimmern mehr, sehr
5 ) schwere Verbrennungen , Tod oft nach Tagen
.1 .2 .5 1 2 5 10 20 50 100 200 500 1000000 50000000 in mA (Vergiftung)
Abb . 5 : Stromstärkebereiche beiWechselstrom (50 Hz)
Fehlerstromkreis 229

Diese Zuordnungen sind Erfahrungswerte und gelten daher


nicht für jeden Menschen und nicht für jeden Einzelfall. Der Die Stromwirkungen auf den
allgemeine Gesundheitszustand und auch die aktuelle Gemüts Menschen werden beeinflußt von :
lage spielen hierbei eine wichtige Rolle . Auch die Beschaffen Stromstärke
heit der Haut (Feuchtigkeit, Temperatur u . ä .) hat Einfluß , Einwirkungsart
deshalb sind u . a. Menschen im Badezimmer besonders ge
fährdet. Stromweg
Stromfrequenz
Jeder elektrische Strom durch den menschlichen Körper ist Hautbeschaffenheit
gefährlich . Die Gefährdung nimmt mit wachsender Strom Gesundheitszustand
stärke und längerer Einwirkungszeit zu .
Bei weiteren Untersuchungen stellte sich heraus, daß gerade Abb . 6 : Einflüsse auf Stromwirkungen
Wechselströme mit Frequenzen bis etwa 100 Hz besonders
gefährlich sind . Man kann das mit ihrer zeitlichen Nähe zur
Herzschlag-Frequenz ( > 1 Hz) begründen . Wesentlich höhere
Strom -Frequenzen haben daher i. a . nicht so gravierende
Folgen .
Natürlich ist auch der Weg des Stromes durch den menschli
chen Körper wichtig. Fließt der Strom beispielsweise durch die
Finger einer Hand , so ist das Herz nicht unmittelbar belastet.
Hierbei können zwar Muskelverkrampfungen die Folge sein ,
nicht aber Herzkammerflimmern .
Die Gefährdung des Menschen durch elektrischen Strom 230 V
hängt entscheidend von der Frequenz und dem Weg durch 너
den menschlichen Körper ab .
Wenden wir uns noch einmal dem Stromstärke-Diagramm zu 23
(Abb . 5 ). Für 100 mA wollen wir zeigen , wie stark die Auswir
kungen auf den menschlichen Körper von der Einwirkungszeit
abhängen . Bis 120 ms werden keine physiologischen Folgen
erwartet, darüber hinaus können Muskelverkrampfungen und
auch vorübergehender Herzstillstand eintreten . Bei mehr als
,5 s tritt Herzkammerflimmern ein und damit voraussichtlich
Herzstillstand .

11. 2 Fehlerstromkreis
In der Abb . 7 ist ein möglicher Weg des Fehlerstromes Abb . 7: Weg des Fehlerstroms
dargestellt. Da hierbei keine Schutzmaßnahme vorgesehen (ohne Schutzmaßnahme)
war, fließt der Strom über den Menschen . Der entsprechende
vereinfachte Schaltplan (Abb . 8 ) wird als Fehlerstromkreis ER
bezeichnet. 22
R , Leiterwiderstand
Fehlerarten Re Fehlerwiderstand
In dem Anfangsfall (S . 227) berührt ein stromführender Leiter R Übergangs
widerstand
das Gehäuse. Man nennt das einen Körperschluß. Ist der Mensch -Gehause
Gerätekörper geerdet, dann liegt zusätzlich ein Erdschluß vor. 230 V I
3C Widerstand des
Nichtjeder Körperschluß ist also auch ein Erdschluß . Es kommt RM Menschen
häufig vor, daß der Leiter nicht direkt mit dem Gehäuse in Rs. Obergangs
Berührung kommt, sondern daß noch ein Teil des Verbrau Rst. widerstand
cherwiderstandes durchflossen wird. So etwasnenntman einen RB Mensch -Standort
unvollkommenen Körperschluß . IndBo Jo Ro Widerstand Wide der
Es gibtnoch Fehler, die nicht unmittelbar eine Gefahr für den Betriebserde
Menschen bedeuten , sondern meist die Geräte zerstören . Abb. 8 : Fehlerstromkreis
230 Höchstzulässige Berührungsspannung

Körper Leiter Leiter Erde


L1 Nr. Fehler -
L2 - bezeichnung
L3 Körperschluß
Erdschluß
© Kurzschluß
@ Leiterschluß
*im Fehlerstromkreis liegtnoch ein Nutzwiderstand
Abb. 1:Mögliche Isolationsfehler Abb . 2: Fehlerarten

Gemeint ist der Kurzschluß , die leitende Verbindung zweier


Leiter. Dieser Isolationsfehler ergibt eine starke Erhitzung,
die häufig auch einen Körperschluß zur Folge hat. Den unvoll
kommenen Kurzschluß nennt man Leiterschluß . Man meint
meistens damit die leitende Überbrückung eines Teils des
Verbraucherwiderstandes, z . B . durch Lötzinn .
Widerstand des Menschen
Hierbei müssen drei Teilwiderstände berücksichtigt werden ,
nämlich der Übergangswiderstand Rö , der eigentliche Wi
derstand desMenschen RM und der Übergangswiderstand Rst
Meist ist der letztere sehr hoch , da der Betreffende durch seine
Schuhe gegenüber Erde isoliert ist. Berührt er aber geerdete
Teile , z. B . Heizkörper, Wasserhähne, so schrumpft dieser
Widerstand aufwenige Ohm zusammen .
Doch nun zum eigentlichen Widerstand des menschlichen
Körpers. In Abb . 3 ist eine stark vereinfachte Verteilung der
Widerstände dargestellt. Für einen Stromweg » eine Hand - ein
Bein « ergibt sich dann 1000 92, während sich für den Stromweg
»beide Hände - beide Füße« 500 12 errechnen läßt. Es hat sich
aber herausgestellt, daß der Körperwiderstand spannungsab 500 500
hängig ist. Bei Kleinspannungen (z . B . 25 V ) kann man mit
nahezu doppelt so großen Widerständen rechnen als bei 220 V .
Höchstzulässige Berührungsspannung 5000 500 22
Durch die Reihenschaltung der Widerstände im Fehlerstrom
kreis (Abb . 8 , S. 229) liegt im Fehlerfall zwischen Körper ® und
Bezugserde nicht die volle Spannung von 220 V , sondern
nur noch ein Teil. Dieser wird mit Fehlerspannung UF bezeich lichen Abb. 3: Widerstandswerte im mensch
net. Berührt ein Mensch das Gehäuse, so kann er einen Teil Körper ( stark vereinfacht)
davon überbrücken . Dies wird Berührungsspannung Ug ge
nannt.
Jetzt soll die Spannung ermittelt werden, die ein Mensch
längere Zeit berühren darf, ohne bleibende Schäden davon
zutragen . Hierfür ergibt sich aus Abb . 5 ( S . 228) ein Stromwert
von etwa 40 mA.Der Widerstand des Menschen beträgt 1000 S2 ,
so daß sich eine Spannung von 40 V ergibt.
Die höchstzulässige Berührungsspannung Ug beträgt nach
VDE für Menschen 50 V ~ bzw . 120 V - , für Nutztiere 25 V
bzw . 60 V - .
Schutzmaßnahmen gegen gefährliche Körperströme 231

11. 3 Schutzmaßnahmen gegen gefährliche


Körperströme
In den vorangegangenen Abschnitten wurde gezeigt, welche
Wirkungen der elektrische Strom auf den Menschen hat und
welche Spannungen gefährliche Ströme zur Folge haben . Um Schutzmaßnahmen
nun den Benutzer elektrischer Anlagen und Geräte vor körper gegen Entstehung zu hoher
lichem und materiellem Schaden zu bewahren , werden Schutz Berührungsspannung
maßnahmen angewendet. Schutzkleinspannung
Es kann sich hier nur um einen Überblick handeln , weil Funktionskleinspannung
zum einen die notwendigen elektrotechnischen Kenntnisse erst
zu einem späteren Zeitpunkt Ihrer Ausbildung behandelt wer • Schutzisolierung
den und weil zum anderen die einzelnen Schutzmaßnahmen nichtleitende Räume
entsprechend den Gegebenheiten der verschiedenen Berufe Schutztrennung
unterschiedlich gewichtet werden .
• erdfreier, örtlicher Potentialausgleich
Um eventuelle Ströme durch den menschlichen Körper klein
zu halten (vgl. 11. 1),muß die Berührungsspannung niedrig sein . gegen Bestehenbleiben zu hoher
Dies ist auf zwei Arten möglich : Berührungsspannung
• Man arbeitet nur mit Nennspannungen unter 50 V . durch Abschaltung
• Man dimensioniert die Widerstände des Fehlerstromkreises (z. B . FI- Schalter,
so , daß die Spannungsabfälle im Fehlerfall eine unter 50 V FU -Schalter, Sicherungen )
liegende Berührungsspannung zur Folge haben . durch Meldung
(Isolationsüberwachungs
Die erste Möglichkeit wird durch die Schutzmaßnahmen einrichtung)
Schutzkleinspannung und Funktionskleinspannung verwirklicht.
Im Sinne der zweiten Alternative werden Schutzisolierung und Abb. 4: Übersicht über die Schutzmaß
Schutz durch nichtleitende Räume (z. B . bei Freileitungen ) nahmen gegen gefährliche Körperströme
eingesetzt.
Neben den genannten Schutzmaßnahmen nach dem Prinzip
» ungefährliche Berührungsspannung« gibtes noch dreiweitere
Möglichkeiten , den Menschen vor gefährlichen Körperströmen
zu bewahren . Es kann z . B . die Entstehung eines Fehlerstrom
kreises verhindert werden , indem man keine Verbindung für
den Rückstrom schafft. Hierzu wird die Schutztrennung ein
gesetzt.
Eine andere Möglichkeit ist, den eventuellen Fehlerstrom am
Menschen vorbeizuleiten. Die Maßnahme Schutz durch erd
freien , örtlichen Potentialausgleich kommt hierbei zur Anwen
dung. za
u vip1012 A - ISOMETERD U
Für die Auswirkungen auf den menschlichen Körper ist neben Info work 200
der Stärke des Stromes die Einwirkungsdauer maßgebend . So 154 155 MM
wurden als weitere Möglichkeit Schutzmaßnahmen entwickelt, DmGo0
die das Bestehenbleiben von gefährlichen Berührungsspan earth face ka
nungen unterbinden . In erster Linie ist das der Schutz durch E * M * W - LTAL12 111
Abschalten . Hierzu werden Sicherungen , Leitungsschutz -Auto
maten , Fehlerstrom -Schutzschalter (FI) und selten auch Feh HEFU
lerspannungs-Schutzschalter (FU ) verwendet. Auch der Schutz
durch Meldung von Isolationsfehler (mit Hilfe von Isolations Abb . 5 : Isolationsüberwachungs
überwachungseinrichtungen ) gehört dazu (Abb. 5 ). einrichtung
Der Einsatz dieser Schutzeinrichtungen richtet sich im wesent
lichen danach , ob ein Schutzleiter vorhanden ist (TN -Netz ) oder
ob die Gehäuse der Betriebsmittel geerdet sind (IT - oder
TT -Netz ). Wir müssen uns deshalb erst mit den verschiedenen
Netzformen beschäftigen , bevor dann in den darauffolgenden
Abschnitten wichtige Schutzmaßnahmen erläutertwerden .
232 Netzformen

11. 3 . 1 Netzformen
T L1
Die meisten Wohnhäuser sind mit vier Leitern (Außenleiter:L1, L2
L2, L3 und Neutralleiter N ) an das Netz des Elektrizitäts -Ver :
sorgungs-Unternehmen angeschlossen . Seltener findet man L3
noch Zweileiter-Anschlüsse (Außenleiter und Neutralleiter). In
beiden Fällen ist ein Neutralleiter vorhanden . Das führt uns zu PE
der üblichen Netzform TN -Netz . Die beiden Buchstaben der
Bezeichnung sind Angaben über die Erdverbindungen , wobei
der 1. Buchstabe zum Erzeuger und der 2. Buchstabe zum ਨ ਨ ਨ
Verbraucher gehört. Abb. 1: TN -S -Netz
Netzbezeichnungen
1. Buchstabe: 1 Sternpunkt isoliert
(Erzeuger) T = Sternpunkt geerdet L2
2. Buchstabe: N & Körper(Gehäuse) mit Sternpunkt des L3
(Verbraucher) Erzeugers verbunden - PEN
T & Körper (Gehäuse) direkt geerdet
Bei einem TN -Netz muß noch angegeben werden , ob der
Neutralleiter auch die Schutzfunktion übernimmt oder nicht. 16
Solche Netze werden noch mit Zusatz -Buchstaben versehen .
S . Schutzleiter PE und Neutralleiter N getrennt >>separat ) Abb. 2: TN- C -Netz
geführt (Abb . 1)
C . Schutzleiter PE und Neutralleiter N zum PEN -Leiter
zusammengefaßt » combination « ) (Abb . 2)
In den Verbraucher-Anlagen werden PE und N meist getrennt
geführt und in der Verteilungmiteinander verbunden .Wir haben
es dann mit einem TN -C - S -Netz (Abb . 3 ) zu tun .
TT-Netze (Abb. 4 ) sind heute selten geworden, weil sie bei
Isolationsfehlern keinen guten Schutz bieten .
IT -Netze (Abb . 6 ) findet man in Bergwerken oder eigenen
Firmen -Netzen . Ihr besonderer Vorteil liegt darin , daß sie beim Abb . 3: TN -C - S-Netz
Auftreten eines Fehlers betriebsbereit bleiben . Näheres hierzu
wird im Abschnitt 11.3 .2 ausgeführt. 5

>
.
- . Abb . 4 : TT -Netz
.
.
*
6

Abb . 5 : Verbindung von PE , N und PEN


* alte Bezeichnung: Nullung
2 alte Bezeichnung: Schutzerdung Abb. 6 : IT -Netz
Schutz vor Entstehung zu hoher Berührungsspannung

11.3.2 Schutz vor Entstehung zu hoher


Berührungsspannung
Fast alle elektrischen Spielzeuge sind mit Trockenbatterien
ausgerüstet oder werden über einen Transformator mit niedri
gen Spannungen betrieben . So kann auch den Kindern nichts
passieren , die das Spielzeug auseinander nehmen und direkt
stromführende Teile berühren . Diese geringe Spannung wurde
also als Schutzmaßnahme eingeführt. Man nennt sie daher
Schutzkleinspannung.Manchmal ist aber auch aus technischen
Gründen Kleinspannung notwendig (z . B . Steuerstromkreise),
d .h ., die niedrige Spannung dient nicht in erster Linie dem
Schutz des Menschen . Sie wird dann als Funktionskleinspan
nung bezeichnet. Aus betrieblichen Gegebenheiten können COS
hierbei nicht die gleichen Anforderungen gestellt werden wie Abb . 7: Transformator fürModelleisenbahn
bei der Schutzkleinspannung.
Schutzkleinspannung Schutzkleinspannung
Da die höchstzulässige Berührungsspannung 50 V ~ bzw .
120 V - beträgt (vgl. 11.2 ), müssen Schutzkleinspannungen
unter diesen Werten liegen .
Genormte Schutzkleinspannungen :
6 V 12 V 24 V 42 V
Die Erzeugung dieser Spannungen geschieht entweder durch
Batterien oder Netzgeräte . Bei den zuletztgenannten handelt
es sich häufig um Transformatoren , die an 230 V bzw . 400 V Abb . 8: CEE- Stecker für 380 V Betriebs
angeschlossen werden . Damit die Vorteile der Kleinspannung spannung
nicht verloren gehen , gelten nach VDE 0550 für diese Strom
quellen besondere Vorschriften .
Geräte für Kleinspannungen dürfen natürlich nicht an höhere
Spannungen angeschlossen werden . Ihre Steckverbindungen
passen daher nicht zu den Steckverbindungen höherer Span
nungen (Abb . 8 , 9 u . 10 ).
Stecker von Kleinspannungsgeräten dürfen nicht in Steck
dosen höherer Spannungen passen .
Es ist zweckmäßig, Leitungen verschiedener Spannungen ge - Abb . 9: CEE -Stecker für 24 V Betriebs
trennt zu verlegen . Im mehradrigen Leitungen dürfen aber spannung
Kleinspannungsadern und Netzspannungsadern gemeinsam
geführt werden . Damit keine Spannungsübertragungen vor
kommen , müssen auch die Adern für die niedrigen Spannnun
gen gegen die hohe Spannung isoliert sein .
Anwendungen der Schutzkleinspannung:
. Kleinwerkzeuge
• Leuchten , Pumpen unter Wasser
• Handleuchten in Backöfen und Kesseln
• Geräte in der Nutztierhaltung Abb . 10 : Steckvorrichtung im Bereich der
• Spielzeug und Körperpflegegeräte (... 25 V ) Nachrichtentechnik
• medizinische Geräte im menschlichen Körper (... 6 V )
Schutzisolierung Schutzisolierung
Die stromführenden Teile eines elektrischen Betriebsmittels
sind gegeneinander und gegen die Metallteile des Gehäuses
isoliert (Basisisolierung). Wird diese Isolation zerstört, könnte
234 Schutz vor Entstehung zu hoher Berührungsspannung

der Mensch beim Berühren des Gehäuses einen elektrischen


Schlag bekommen . Umhülltman das gesamte Gerät mit einer
zusätzlichen Isolation (Vollisolation ), so ist die Gefahr gebannt.
Den gleichen Effekt erfüllt eine vollständige Isolation des
Innenteils des Gehäuses (Isolierauskleidung).
Schutzisolierung
durch Kunst
Schutzisolierung ist eine zusätzliche Isolierung, die beim stoffgehäuse
Versagen der Basisisolierung den Menschen vor zu hoher
Berührungsspannung schützen soll.
Damit die Vorzüge dieser Schutzmaßnahme nicht verloren Stecker für
gehen , dürfen keine Erdverbindungen an Metallteile des schutz schutzisoliertes
Betriebsmittel
isolierten Gerätes angeschlossen werden , d.h . keinen Schutz
leiter im Gerät anschließen. Bei Anschlußleitungen mit Schutz
leiter darf dieser nur im Stecker, aber nicht im schutzisolierten Abb. 1: Schutzisolierte Bohrmaschine
Gerät angeschlossen werden .
Schutzisolation ist eine weitverbreitete Schutzmaßnahme. Sie
wird bei fast allen Haushaltsgeräten , vielen medizinischen
Geräten und Werkzeugen angewendet (Abb . 1).
Schutztrennung Schutztrennung
Bei den üblichen öffentlichen Netzen (TT -, TN -Netzen ) ist der
Mittelpunktleiter (Neutralleiter) der Stromquelle geerdet. Liegt
dann ein Außenleiter durch einen Isolationsfehler am nicht
geerdeten Gehäuse an und ein Mensch berührt das Gehäuse,
so ist ein Fehlerstromkreis vorhanden . Durch den Menschen
fließtdann Strom (vgl. 11. 2 ). Würde man jetzt die Erdverbindung
des Mittelpunktes des Erzeugers aufheben , so wäre der Fehler
stromkreis unterbrochen (Abb . 2 ). Diesen Umstand nutzt man
beider Schutztrennung aus.Mit Hilfe eines Transformators wird
der Verbraucher vom Netz galvanisch getrennt (Abb . 2 ).

Abb . 2: Trenntransformator (Schaltung )

Abb. 3: Unterbrochener Fehlerstromkreis bei isoliertem Sternpunkt

Schutztrennung trennt das Netz vom Verbraucher durch


einen Trenntransformator. Er verhindert den Aufbau eines
Fehlerstromkreises .
Es kann also kein Stromkreis mehr zwischen der Verbraucher
Anlage und dem Sternpunkt des Erzeugers hergestellt werden .
Um dies nicht wieder aufzuheben, darf natürlich die Abgabe
Seite des Transformators (Sekundär-Seite) nicht geerdet wer
den oder mit anderen Stromkreisen verbunden sein .
Anwendungen der Schutztrennung: Abb. 4: Arbeitsplatz eines Radio - und
• Rasierapparate Fernsehtechnikers
• Werkzeuge (z. B . Schleif- und Poliermaschinen ) (Trenntransformator istmarkiert)
Schutz gegen Bestehenbleiben zu hoher Berührungsspannung 235

11. 3.3 Schutz gegen Bestehenbleiben zu hoher Schutzleiter-Klemme


Berührungsspannung
Löst eine Sicherung oder ein LS-Automat aus, so war die da
zu gehörende Leitung überlastet. Der Elektro -Fachmann wird
daher prüfen, ob die eingeschalteten Geräte einen zu hohen
Strom benötigen . Das Abschalten der Überstromschutzorgane 너
kann aber eine ganz andere Ursache haben . Es könnte näm MMFE
F2 &
lich auch » gewollt« sein . Das klingt vielleicht überraschend , mm F3B
ist es aber nichtmehr, wenn man den Anlaß des Abschaltens
genauer betrachtet. Sehen wir uns dazu ein TN - C - S -Netz mit
einem Gerät an , bei dem ein Körperschluß vorliegt (Abb . 5 ).
Am Gehäuse des Betriebsmittels liegt dann eine Spannung 2NE
gegenüber Erde von fast 230 V . Berührt jetzt ein Mensch das
Gehäuse, bekommt er einen elektrischen Schlag . Um das zu
verhindern, soll die Sicherung F3 den betreffenden Stromkreis
abschalten . Dies muß innerhalb sehr kurzer Zeit geschehen ,
z . B . bei Steckdosen -Stromkreise innerhalb von , 2 s . Abb . 5 : Körperschluß im TN -Netz
Überstromschutzorgane (Sicherungen , LS -Schalter) schalten
bei Körperschluß ab . Es wird so das Bestehenbleiben hoher
Berührungsspannungen verhindert.
Wenn ein Körperschluß vorliegt, besteht der Fehlerstromkreis
im wesentlichen aus der Hin - und Rückleitung. Deren Wider
stand muß so klein sein , daß im Fehlerfall ein ausreichend von
hoher Strom fließt. Für eine Sicherung von IN = 20 A liegt dieser
Abschaltstrom bei 190 A . Bei 230 V ergibt sich daraus ein os
maximaler Leitungswiderstand von 1 ,21 2. Man kann hieraus mõn
schließen , daß diese Schutzmaßnahme nur bis zu bestimmten on
Leitungslängen anwendbar ist.
Schutz durch Abschalten mit Überstromschutzorganen ist ainoon EM
nur bis zu bestimmten Leitungslängen der Versorgungs
netze möglich . 029 OT
Die aufgezeigten Schwierigkeiten können durch den Einsatz on
von Fehlerstrom - Schutzschaltern (FI-Schutzschaltern ) vermie
den werden . Dieses Schutzorgan vergleicht die Ströme der 5 10 2 5 102 2 5 103
Außenleiter und des Neutralleiters miteinander. Sind ankom I in A
mende und abgehende Ströme gleich ,wird der Fl-Schutzschal
ter nichtbetätigt. Ist ein Körperschluß vorhanden (Abb . 5 ), fließt Abb. 6 : Zeit-Strom -Bereiche für Leistungs
ein Teil des Stromes über den Schutzleiter am Fehlerstrom schutzsicherungen (nach DIN 57636 T1)
Schutzschalter vorbei. Die Ströme innerhalb des Schutzorgans
sind nichtmehr ausgeglichen .Erschaltet allpolig ab (Abb . 7 u . 8 ).

IL TUES NFI 380 /220V,5


UN 2570
EXOT IN 25,5 AA
O IP 20
PE BOGEEST
F4
OOO

Abb . 7 : FI-Schutzschalter im TN -Netz Abb . 8: Fehlerstrom -Schutzschalter


236 Sicherheitsregeln

Fehlerstrom - Schutzschalter (FI-Schutzschalter), (Abb. 8 , L1


S . 235) schalten allpolig ab , wenn ein Körperschluß vorliegt WIN
und ein Strom über den Schutzleiter fließt. 9
Es gibtFl-Schutzschalter mit unterschiedlicher Empfindlichkeit, z
und zwar ab 10 mA Nennfehlerstrom . Gehen wir einmal von
lan = 300 mA aus. Bei 230 V würde dann ein Schleifenwider
stand (Widerstand des Außenleiters, des Schutzleiters/Neutral
leiters, der Transformatorwicklung ) von 767 22 ausreichen , um
den Fl-Schutzschalter ansprechen zu lassen . Der Widerstands
wertmacht deutlich , daß diese Schutzmaßnahme viel sicherer
als das Abschalten durch Überstrom -Schutzorgane ist.
Schutz durch Abschalten mit Fehlerstrom - Schutzschalter (FI Abb . 1: Fehlerstromkreis im TT-Netz
Schutzschalter) kann in allen TN - und TT -Netzen angewen
detwerden .
Wir haben den Schutz durch Abschalten an Beispielen des
TN -Netzes erläutert. Beim TT-Netz tritt anstelle des Neutral
leiters als Fehlerstrom -Rückleiter die Erde (Geräte-Erdung bis 12 (
13 ) 3 L2
Betriebserdung des Spannungs -Erzeugers), (Abb. 1).
311
(
22E
11.4 Sicherheitsregeln beim Arbeiten 3 BT
an elektrischen Anlagen 42
Wir haben uns in 11.3 mit Schutzmaßnahmen gegen gefährliche ( 42
Körperströme beschäftigt. Sie werden angewendet, um den )
Menschen bei Isolationsfehlern der Geräte zu schützen . Man 6 44 ( 24
nennt das Schutz bei indirektem Berühren stromführender T3 )
Teile. Ganz selbstverständlich waren wir davon ausgegangen ,
daß normalerweise kein Benutzer die unter Spannung stehen
den Teile berühren kann. In den betrachteten Fällen wurde das
durch isolation erreicht. Hierfür gibt es aber noch andere
Schutzmaßnahmen gegen direktes Berühren ,z . B . Schutz durch Abb . 2 : Arbeit an verdeckten Klemmen
Abstand (Freileitung), Schutz durch Hindernisse (Schutzgitter
in Trafo -Stationen ), Schutz durch Abdeckung (Abdeckung der
Klemmleisten von Schützen ). Außerdem können zwei Schutz
maßnahmen für den Schutz bei indirektem Berühren auch als
Schutz gegen direktes Berühren eingesetzt werden , nämlich Freischalten
Schutzkleinspannung und Funktionskleinspannung.
Wenn an elektrischen Anlagen gearbeitet werden muß , ist die 2 .Gegen Wiedereinschalten sichern
Gefährdung des betreffenden Gesellen bzw . Facharbeiters
wesentlich größer. Den eben genannten Schutzmaßnahmen
kommt dann eine größere Bedeutung zu. 3 . Spannungsfreiheitfeststellen
Die Berufsgenossenschaft der Feinmechanik und Elektrotechnik 14. Erden und kurzschließen
hat in der Unfallverhütungsvorschrift » Elektrische Anlagen und
Betriebsmittel (VBG 4)« die Fünf Sicherheitsregeln für das
Arbeiten an elektrischen Anlagen festgelegt (Abb . 3). Wir wollen 5. Benachbarte unter Spannung
im folgenden daraufnäher eingehen und einige Hinweise zur stehende Teile abdecken
praktischen Durchführung geben .
Vor jeder Arbeit an elektrischen Anlagen müssen Maß Arbeitsbeginn
nahmen zur Einhaltung der Sicherheitsregeln ergriffen wer
den , und zwar unbedingt in der genannten Reihenfolge. Abb. 3: Fünf Sicherheitsregeln
Sicherheitsregeln 237

Freischalten 1 . Freischalten
Man versteht darunter das allpolige und allseitige Abschalten
des betreffenden Anlagenteils . Allseitig bedeutet hierbei, daß
man in komplizierten Anlagen und Netzen vor und nach dem
betreffenden Anlageteil auftrennen soll. Es könnten sonst
Spannungsverschleppungen aus anderen Einspeisungen her 1
angeführt werden, die dann den Facharbeiter gefährden wür DES
den . TE
Freischalten ist das allpolige und allseitige Abschalten des
Anlageteils .
Durchführung: Das Herausdrehen der Schmelzsicherungen
bzw . Haushaltsautomaten oder das Abschalten der Schutz
schalter ist eine ganz einfache Methode, dieser Regel zu ST
genügen .
Das Ausschalten eines einpoligen Schalters ist unzureichend,
da er ohne weiteres von anderen Personen wieder einge
schaltet werden kann . Außerdem können andere nicht abge
schaltete Leiter Spannung führen . Hieraus ist zu ersehen , wie
wichtig die zweite Regel ist. Abb. 4:NH-Sicherung mit Aufsteckgriff
Gegen Wiedereinschalten sichern 2 . Gegen Wiedereinschalten sichern
Es müssen Maßnahmen getroffen werden , die sicherstellen ,
daß nur der an der Anlage Tätige diese auch wieder einschalten
kann .
Gegen Wiedereinschalten sichern bedeutet, daß nur der an
der Anlage Tätige den betreffenden Anlageteil wieder in
Betrieb setzen kann .
Durchführung: Wenn die Sicherungen herausgedreht sind ,
dürfen sie nicht an der Verteilung abgelegt werden , sondern
müssen mitgenommen werden . Verriegelbare Sperrelemente Abb. 5 : Verriegelbare Sperrstöpsel
bieten eine zusätzliche Sicherheit (Abb . 5 ). Zur Information
anderer Facharbeiter oder Benutzer der Anlage können selbst
klebende Etikette verwendet werden , die man auf die Schutz
organe oder Sicherungssockel klebt. Sie haben eine rote oder
gelbe Farbe (Abb . 6 ).
Sicherer ist es natürlich, wenn keine andere Person an die
Schalter herankommt, d .h . wenn die Schaltschränke oder
- räume abgeschlossen sind.

Nicht einschalten !
Es wird gearbeitet
Ort :
Entfernen des Schildes nur durch :
Nicht einschalten
Name:
Gefahr!
Abb . 6 : Selbstklebende Warnungsschilder
238 Sicherheitsregeln

Spannungsfreiheit feststellen 3 . Spannungsfreiheit feststellen


Auch wenn man meint, den richtigen Stromweg unterbrochen
zu haben , kann unter Umständen durch einen Fehler in der
Anlage (Schaltungs - oder Bezeichnungsfehler) Spannung am
betreffenden Anlagenteil liegen . Vor jeder Arbeit ist deshalb
unbedingt die Spannungsfreiheit festzustellen .
Spannungsfreiheit feststellen ist der eindeutige Nachweis ,
daß keine Spannung gegenüber Erde am betreffenden An
lageteil vorhanden ist.
Durchführung: Es dürfen nur Spannungsmesser oder zwei
polige Spannungsprüfer verwendet werden (Abb . 1). Bei ein
poligen Spannungsprüfern (sog. Phasenprüfern ) kann es pas
sieren, daß sie nichts anzeigen , obwohl eine Spannung vor
handen ist. Das liegt daran , daß der sehr kleine Prüfstrom über
den Menschen fließen muß . Steht dieser jedoch besonders gut
isoliert (z . B . Teppich), fließtkein Strom , und der Phasenprüfer
zeigt nichts an . Außerdem sollten die Spannungsprüfer direkt
vor dem Einsatz auf ihre einwandfreie Funktion hin überprüft
werden .
Erden und Kurzschließen
Diese zusätzliche Maßnahme soll gewährleisten , daß die vor
geschalteten Überstrom -Schutzorgane auslösen , wenn durch
einen Irrtum die Anlage zu früh an Spannung gelegt wird . Abb. 1: Zweipoliger Spannungsprüfer
Es ist stets zuerst zu erden und dann kurzzuschließen , damit
die eventuell vorhandenen Ladungen (auf langen Leitungen ) 4 . Erden und Kurzschließen
zur Erde abfließen können .
Bei Arbeiten an Anlagen bis 1000 V Nennspannung (ausge
nommen Freileitungen ) darf diese Maßnahme unterbleiben ,
wenn die Sicherheitsregeln 1 ... 3 eingehalten wurden . 1
Erden und Kurzschließen ist das Verbinden der Außen
leiter untereinander und mit der Betriebserde. Hierdurch
sollen die Überstromschutzorgane sofort auslösen , wenn der
betreffende Anlageteil irrtümlich eingeschaltet wird .
Durchführung: Die Verbindung der Erde mit den Leitern und
der Leiter untereinander muß nahezu widerstandslos durch
geführt werden . Hierzu werden besondere Verbindungsleitun
gen mit Zwingen oder Greifklauen verwendet, deren Quer
schnitte für eventuell auftretende Kurzschlußströme bemessen
sein müssen (Abb . 2 ). Das Überwerfen von Metallseilen oder
-ketten über Freileitungen ist z. B . unzulässig.
Benachbarte, unter Spannung stehende Teile abdecken oder
abschranken .
Muß in der Nähe von spannungsführenden Teilen gearbeitet
werden , so sind Maßnahmen zu ergreifen , die ein Berühren
dieser Teile unmöglich machen. (Hinweis : Für die erlaubte
Annäherung an spannungsführende Anlagen gibt es in VDE
0101 und VDE 0105 genaue Vorschriften !) Abb . 2: Erden und Kurzschließen von
Leitern
Benachbarte , unter Spannung stehende Teile abdecken oder
abschranken ist das provisorische Isolieren von nicht abge 5 . Benachbarte , unter Spannung
schalteten Anlageteilen . Hierdurch soll das zufällige Be stehende Teile abdecken
rühren stromführender Teile verhindert werden . oder abschranken
Verhalten bei Stromunfällen 239

Durchführung: Oft genügt dazu das Abdecken mit Kunststoff


(z . B . Hülsen für Isolatoren und Leitungen im Freileitungsbau ),
(Abb . 3 ) oder das Abschranken durch Gitter.Werden sperriges
Handwerkszeug oder Geräte benutzt, ist die Gefahrbesonders
groß. Eine eindeutige und unübersehbare Kennzeichnung des
Gefahrenbereichs bringt zusätzliche Sicherheit.
2
Arbeiten an der Anlage
Erst wenn die angesprochenen Sicherheitsmaßnahmen durch
geführt wurden , darf an der Anlage gearbeitet werden . Man
nennt das Freigabe der Arbeitsstelle.
Sind die Arbeiten beendet, werden die Maßnahmen in umge
kehrter Reihenfolge wieder aufgehoben .

11 .5 Verhalten bei Stromunfällen Abb . 3: Abgedeckte Freileitung


Bei den Arbeiten an elektrischen Anlagen kann es trotz aller
Sicherheitsvorkehrungen und Schutzmaßnahmen zu Unfällen
kommen . Rasche Hilfe ist danni nötig , weil länger dauernde
Stromeinwirkungen verheerende Folgen haben können (vgl.
11. 1).Wenn Sie sich einmal gründlich mit den wenigen Verhal
tensregeln vertraut gemacht haben , werden Sie im Ernstfall
auch Hilfe leisten können . Gerade bei Stromunfällen kann
falsches Verhalten zur Gefährdung des Verletzten , aber auch
des Helfers führen . Sie sollten deshalb das Folgende genau
lesen und mit Ihrem Ausbilder eingehend besprechen .
Diese Hinweise sind auf keinen Fall als Ersatz für eine
Unterweisung in Erste-Hilfe anzusehen , sondern nur als
Erst-Maßnahmen für jedermann .
Abb. 4: Abgedeckte Verteilung
1 Strom abschalten
Verunglückten aus dem 2 unter Umständen
Gefahrenbereich bringen Brand ersticken
© Arzt rufen
© Verletzung feststellen
4.1 Atemstillstand oder 40 Atem und Kreislauf in 2.2 Schock
Kreislaufstillstand Ordnung, kein Schock
6. Atemspende bzw . 60 Verunglückten in 6.3 Verunglückten in
Herzmassage Seitenlage bringen Schocklage bringen
veranlassen !
© Transport ins 6. Verunglückten vom Arzt 6.2 Transport ins
Krankenhaus untersuchen lassen Krankenhaus
veranlassen veranlassen
Abb . 5 : Erst-Maßnahmen bei Stromunfällen
240 Verhalten bei Stromunfällen

Wahrscheinlich wird Ihnen einiges unvollständig erscheinen ,


und Sie wollen vielleichtmehr tun . Das ist aber nur nach einer
regelrechten Ausbildung möglich ,wie sie vom Deutschen Roten
Kreuz , dem Arbeiter-Samariter-Bund oder ähnlichen Organisa
tionen angeboten wird . Hierzu können wir nur raten , zumal
auch für den Führerschein eine entsprechende Unterweisung
gefordert wird .

Erläuterungen zu den Maßnahmen


Strom abschalten
Sicher wird jeder versuchen , zuerst den Strom abzuschalten . .
Manchmal istdas nicht rasch möglich , da der Verunglückte den
Weg zum Schalter oder zur Sicherung versperrt. Hier muß
versucht werden , mit einem isolierenden Gegenstand (z. B .
Holzstiel) an den Schalter heranzukommen .
> Verunglückten aus dem Gefahrenbereich bringen
Konnte der Strom nicht abgeschaltet werden , muß hierbei
besonders umsichtig vorgegangen werden , um sich und andere
nicht zu gefährden . Zuerst muß sich der Helfer gegen Erde
isolieren . Das kann er mit Decken oder Kleidungsstücken tun .
Dann erst darf der Verletzte geborgen werden . Er darf auf
keinen Fall direkt berührt werden , sondern muß an seiner
Kleidung oder mit isolierenden Gegenständen aus dem Gefah
renbereich gezogen werden . War der Strom abgeschaltet, dann
dürfen die verkrampften Finger nichtmitGewalt gelöstwerden .
Im Zweifelsfall ist das Aufgabe des Arztes.
21 Brand ersticken
Bei Stromunfällen treten häufig Lichtbögen auf, die Brände
verursachen . Sie sind mit Decken oder ähnlichem zu ersticken .
Wasser darf erst verwendet werden , wenn der Strom abge
schaltet ist. Vorsicht; Wasser leitet!
Verbrennungen des Verletzten dürfen mit Wasser gekühlt
werden , aber aufkeinen Fall mit Salben oder Puder.
3 Arzt rufen
Bevor weitere Maßnahmen ergriffen werden , ist unbedingt ein
Arzt oder der Rettungsdienstzu rufen . Dabeimuß man angeben ,
daß es sich um einen Elektrounfall handelt. Bevor der Arzt Abb. 1: Feststellung der Atmung
eintrifft, sollte der Helfer noch die folgenden Maßnahmen
durchführen .
© Verletzung feststellen
Es ist festzustellen , ob neben den eventuellen äußeren Verlet
zungen (z. B . Verbrennungen , Brüche) auch Beeinträchtigungen
oder sogar Stillstand des Kreislaufs oder der Atmung eingetre
ten sind.
4.1 Atem - und Kreislaufstillstand
Atemstillstand : Atemstillstand läßt sich meist recht einfach
feststellen .Wie Abb . 1 zeigt, legt der Helfer dazu seine Hände
an den unteren Rippenrand bzw . aufdie Magengrube. Istkein
Heben und Senken des Brustkorbes und Bauches zu spüren ,
liegt Atemstillstand vor. Abb. 2: Halsschlagaderpuls fühlen
Gefährdung von Sachen 241

Kreislaufstillstand: Kreislaufstillstand liegt vor, wenn die Pupil


len extrem weit geöffnet sind und aufLichteinfall nichtreagieren ,
und wenn kein Puls an der Halsschlagader zu spüren ist (Abb . 2).
In beiden Fällen müssen Maßnahmen von speziell dafür
ausgebildeten Helfern durchgeführt werden , und zwar Atem
spenden im ersten Fall sowie Herzmassage im zweiten . Hier
ist Eile geboten , denn die fehlende Sauerstoffversorgung der
Gehirnzellen läßt diese nach etwa vier Minuten absterben .
Jeder Facharbeiter und Geselle sollte deshalb auch einen
Erste-Hilfe-Kursus mit zusätzlicher Unterweisung in Herz -Lun
gen -Wiederbelebung absolviert haben .
22 Schock
Der Puls wird schneller und dabei schwächer. Der Verunglückte Abb. 3:Verunglückter in Schocklage
friert und hat Schweiß auf der Stirn .
Er muß flach gelagert werden , seine Beine sind anzuheben ,
damit das Blut wieder in den Körper zurückströmt (Abb . 3).
© Verunglückten in Seitenlage bringen
Hat der Helfer festgestellt, daß Atmung und Kreislauf funktio
nieren und kein Schock vorliegt, soll der Verunglückte in die
Seitenlage gebracht werden . Der Kopf wird dabei etwas zu
rückgebeugt (Abb . 4 ). Außerdem ist der Verletzte vor Kälte
Nässe und starker Wärme zu bewahren .
© Verunglückten vom Arzt untersuchen lassen
In jedem Fall ist der Verletzte vom Arztzu untersuchen , denn
innere Verletzungen können unter Umständen noch nach
längerer Zeit tödliche Folgen haben . Sie sollten als Helfer stets
darauf bestehen , auch wenn der Verunglückte es nicht für
erforderlich hält. Abb . 4 : Verunglückter in Seitenlage

11.6 Gefährdung von Sachen


Nachdem wir uns in den Abschnitten 11.2 . .. 11.5 mit dem
Schutz des Menschen vor den Gefahren des elektrischen Symbol Löschmittel Hinweise
Stromes beschäftigt haben , wollen wir in diesem Abschnitt auf
den Schutz der elektrischen Betriebsmittel eingehen . Dazu
gehört der Überlastungsschutz der Leitungen , der bereits in Wasser, . 1000V
Kapitel 10 behandelt wurde. Aus diesem Grund geht es im Luftschaum , 3 m Abstand
Glutbrand
folgenden in erster Linie um Brandschutz . löschpulver
Überstrom -Schutzorgane und Geräte -Schutzschalter schützen
Leitungen bzw . Betriebsmittel vor zu hohen Strömen und damit
vor unzulässig hoher Erwärmung . Daher ist die Überlastung Luftschaum , . . . 1000V :
selten die Ursache von Bränden . Diese werden wesentlich Kohlendioxid , 1 m Abstand
häufiger durch Kurzschlüsse ausgelöst. Die großen Übergangs Halogen > 1000V :
widerstände an der Fehlerstelle erzeugen dabei hohe Tempe kohlen
wasserstoff siehe
raturen . Die Isolation wird weich , und weitere Berührungen der VDE 0132
Leiter sind die Folge. Diese Gefahr ist besonders groß beim
Abb. 5 : Brandklassen
Verlegen von Stegleitungen, deshalb darf diese z . B . nicht auf elektrische und Löschmittel für
Holz verlegt werden . Anlagen
242 Gefährdung von Sachen

Oft ist aber nicht ein elektrisches Gerät der Auslöser eines
Brandes, sondern etwas anderes (z. B . Blitzeinschlag). Die
Hitzeentwicklung des Brandes läßt dann in der betroffenen
elektrischen Anlage Isolationsfehler entstehen , die die ge
schilderten Folgen haben können .
Verhalten beim Brand elektrischer Anlagen
Erforderliche Anlageteile abschalten 1. Erforderliche Anlagenteile
abschalten
Anders als beim Elektro -Unfall braucht hier nicht unbedingt
alles abgeschaltetzu werden . Wenn die Verunglückten und die 2 . Verunglückte bergen und
Helfer nicht gefährdet werden können (z . B . Kriechstrom über ggf. löschen
Metallspitze eines Löschschlauches) und wenn brennende
Leitungen keine Kurzschlüsse ergeben können ,kann der Strom 3. Löschen des Brandes
angeschaltet bleiben .
| 4. Brandort nach Brand lüften
Verunglückte bergen und gegebenenfalls löschen
Natürlich müssen zuerst die gefährdeten Menschen geborgen 5. Fachkraft genehmigt Betreten
werden . Hierbei sind die gleichen Vorkehrungen zu treffen wie des Brandortes bzw . Einschalten
beim Elektrounfall. Dann wird die brennende Kleidung erstickt. des Stromes
Hierzu dienen Löschdecken aus Asbest oder Wolle . Auch Abb. 1: Verhalten beim Brand elektrischer
Mäntel oder Jacken können benutztwerden . Diese dürfen aber Anlagen
aufkeinen Fall aus Kunstfasern hergestellt sein . Natürlich sind
hierfür auch Feuerlöscher anwendbar.
In Anlagen mit über 1000 V müssen Feuerlöschdecken leicht
erreichbar sein .
Brandwunden werden nur mit dafür vorgesehenen Tüchern
abgedeckt. Sind diese oder glatte Leinentücher nicht vorhan
den , bleibt die Wunde offen . Auf keinen Fall dürfen Puder,
Salben oder Ölbenutzt werden. Kühlen mitWasser istmöglich .
In der Wunde festgeklebte Stoffe dürfen nicht entfernt werden .
Sie werden lediglich von der übrigen Kleidung abgeschnitten .
Da die Verunglückten schnell an Unterkühlung leiden , sind sie
mit Decken oder Kleidungsstücken zuzudecken . Unter Um
ständen muß ein Arzt verständigt werden. In jedem Fallmüssen
die Brandverletzten anschließend untersucht werden .
© Löschen des Brandes
Bei elektrischen Anlagen sollte möglichst kein Wasser zum
Löschen benutzt werden . Feuerlöscher mit Kohlendioxid oder
Trockenpulver sind am besten geeignet. Bei den letzteren
besteht allerdings die Gefahr, daß sich durch Feuchtigkeit und
Hitze eine leitfähige Paste bildet.
Ist die Anlage abgeschaltet, darf neben Wasser auch Luft
schaum zum Löschen eingesetzt werden .
Die Handhabung der Feuerlöscher sollte mindestens einmal
jährlich am Feuer geübt werden, damit im Notfall nicht lange
überlegt werden muß . Auf einige wichtige Punkte wollen wir
hier hinweisen : Abb. 2 : Trocken-Handfeuerlöscher
• Vorhandene Feuerlöscher sollen zusammen und nicht
nacheinander eingesetzt werden
Feuer stets in Windrichtung (Zugrichtung) angreifen
• Brände von vorn und nicht von oben bekämpfen
. Abgelöschte Brandherde beobachten
Aufgaben zu 11 243

Brandort nach Brand lüften


Der Brand hat viel Sauerstoff verbraucht. Außerdem entstanden
durch die Hitze aus den Isolierstoffen und den Löschmitteln
giftige Gase. Durch ausreichendes Lüften wird der Brandort
» entgiftet« .
Fachkraft genehmigt Betreten des Brandortes bzw .
Einschalten des Stromes
Nach dem Brand muß eine Elektro-Fachkraft die Isolation der
elektrischen Betriebsmitteluntersuchen . Ist keine Gefahr durch
hohe Körperströme gegeben , darf der Verantwortliche das
Einschalten des Stromes und das Betreten des Brandortes
genehmigen .

Aufgaben zu 11
1. Welche Folgen haben die Wirkungen des Stromes auf den
menschlichen Körper?
2 . Warum istbei einem Stromunfall die Wärmeentwicklung an
den Ein - bzw . Austrittsstellen besonders groß ?
3 . Warum sind Fremdströme über das Herz besonders gefähr
lịch ?
4 . Aus einem Unfallbericht stammen folgende Fakten:
Der Außenleiter L1 berührte das Gehäuse eines Motors,
dessen Schutzleiter unterbrochen war (Fehlerwiderstand
100 S2). Die verletzte Person stand auf einem leitenden
Fußboden (Standortwiderstand 300 2) und berührte mit der
rechten Hand das Motorgehäuse (Widerstand des Men
schen einschließlich Übergangswiderstand am Gehäuse
3400 22). Die Messungen ergaben einen Leitungswiderstand
von 2,5 22 und einen Betriebserde -Widerstand von 5 22.
Es handelte sich um ein 220- V -Wechselspannungsnetz ,
wobei der Innenwiderstand der Spannungsquelle vernach
lässigt wird .
a ) Zeichnen Sie den Fehlerstromkreis !
b ) Wie hoch war der Fehlerstrom ?
c ) Wie hoch waren Fehler- und Berührungsspannung ?
d ) Welche Wirkungen hat dieser Strom bei der betreffen
den Person vermutlich gehabt, wenn die Berührung etwa
Sekunde gedauert hat?
5 . Formulieren Sie kurze Sätze zu den Fehlerbezeichnungen
der Abb . 2 auf Seite 230 !
Vergleichen Sie Ihre Formulierungen mit den Definitionen
der VDE 0100 Teil 200 Abs. 10 !
6 . Nennen Sie die Sicherheitsregeln !
7 . Warum müssen die Sicherheitsregeln in der festgelegten
Reihenfolge durchgeführt werden ?
8 . Nennen Sie Maßnahmen zur Sicherheitsregel » gegen Wie
dereinschalten sichern «!
9 .Welche Maßnahmen sind bei Stromunfällen zu ergreifen ?
10. Welche Maßnahmen sind beim Brand elektrischer Anlagen
zu ergreifen ?
了 。

,

245

Werkstoffe und
12 Werkstoff-Bearbeitung

Die Facharbeiter bzw . Gesellen der Abb . 2 bis 4 arbeiten mit


unterschiedlichen Werkstoffen . Diese wurden für den konkreten
Arbeitsvorgang gezielt ausgewählt.
Es war dazu notwendig , daß die betreffenden Fachleute zum
einen die Anforderungen kannten und zum anderen über die
Eigenschaften der Materialien genau informiertwaren . Daraus
ergaben sich dann die angemessenen Bearbeitungsverfahren
sowie die richtige Auswahl der Werkzeuge.
Solche Überlegungsketten laufen grundsätzlich vor jedem Ar
beitsvorgang ab , nur haben diemeisten Fachkräfte Erfahrungen
gesammelt, so daß sie im konkreten Fall sofort die richtigen
Werkzeuge bzw . Verfahren anwenden . Im folgenden Kapitel
haben wir deshalb den Schwerpunkt auf die Eigenschaften ,
Anwendungsbereiche sowie Bearbeitungshinweise gelegt. Abb. 2: Feilen

Eigenschaften Anforderungen
LBeantung
des
Werkstoffes Bearbeitung

Auswahl Eigenschaften
des des
Werkzeuges Werkzeuges

Bearbeitung
des
Werkstoffes
Abb . 1: Werkzeug-Auswahl-Kriterien
Abb . 3: Isolieren
12 . 1 Werkstoff- Eigenschaften
In diesem Abschnitt geht es in erster Linie um Begriffsklärun
gen , weil viele Fachausdrücke aus der Werkstoff-Bearbeitung
stammen und dem Elektro -Fachmann nicht so geläufig sind .
Man faßt die Werkstoff-Eigenschaften in drei Gruppen zusam
men , nämlich in Gruppen mit physikalischen , chemischen und
technologischen Eigenschaften .
Eine klare Abgrenzung ist dabei nicht immermöglich . Beson
ders deutlich wird das bei den technologischen Eigenschaften ,
weil sich diese aus dem Zusammentreffen anderer Eigen
schaften ergeben . Beispiel: Zerspanbarkeit 29 hängt ab von
Härte, Sprödigkeit, Festigkeit u . a .
Einige der in der Übersicht aufgeführten Eigenschaften sind
bereits durch ihre Bezeichnung hinreichend erklärt. Die ande
ren werden näher erläutert. Die verwendete Numerierung dient
lediglich der Kennzeichnung und stellt keinen Hinweis auf die ADD. 4. Loten
Wichtigkeit der Eigenschaft dar.
246 Werkstoff-Eigenschaften

Dichte ☺
000
Elastizität
→Plastizität
mechanische ►Festigkeit 000
Eigenschaften Härte
- Sprödigkeit
Zähigkeit
Schmelzpunkt 000
thermische Verdampfungspunkt
Eigenschaften ►Wärmeausdehnung
physikalische Wärmekapazität
Eigenschaften Wärmeleitfähigkeit @

Leitfähigkeit @
elektrische
Eigenschaften Dielektrizitätskonstante @
→Kriechstromfestigkeit @
Permeabilität @
magnetische Koerzitivfeldstärke
Eigenschaften →Remanenz
→Farbe 30
Werkstoff optische Glanz
Eigenschaften Eigenschaften
Lichtdurchlässigkeit
Korrosionsbeständigkeit (22)
chemische →Säurebeständigkeit
Eigenschaften Laugenbeständigkeit
Zunderbeständigkeit
®®®®®®®®
Gießbarkeit
Schmiedbarkeit
Schweißbarkeit
technologische Zerspanbarkeit
Eigenschaften Verschleißfestigkeit
→Kaltverformbarkeit
→Warmfestigkeit
Warmstandfestigkeit
Abb. 1: Übersichtüber die wichtigsten Werkstoff-Eigenschaften

elastischer
Werkstoff

plastischer
Werkstoff
vor der Kraft E nach der Kraft
einwirkung Krafteinwirkung nach
einwirkung
Abb . 2: Vergleich zwischen elastischem und plastischem Werkstoff
Werkstoff-Eigenschaften 247

O Dichte istdas Verhältnis derMasse eines Körpers zu dessen


Volumen .
Elastizität ist die Eigenschaft eines Materials , sich unter Www
Krafteinwirkung zu verformen und danach in die ursprüngliche
Form zurückzugehen (Abb. 2 ).
Plastizität ist die Eigenschaft eines Materials , sich unter
Krafteinwirkung bleibend zu verformen , d . h . nicht in die ur
sprüngliche Form zurückzugehen , wenn die Belastung zurück
genommen wurde (Abb. 2 ).
@ Festigkeit ist der Widerstand gegen Bruch desWerkstückes.
Man unterscheidetim allgemeinen :Zug-, Druck -, Biege-, Scher-,
Verdrehfestigkeit.
6 Härte ist der Widerstand gegen Eindringen eines anderen
Werkstoffes.
6 Sprödigkeit ist die Eigenschaft eines Stoffes, ohne Form
veränderung zu zerbrechen (Abb. 4 ).
Zähigkeit ist das Gegenteil von Sprödigkeit. Zähe Werk
stücke zeigen wesentliche plastische Verformungen unter
Krafteinwirkung, ehe sie zerbrechen . Abb . 3 : Dichteprüfung der Schwefelsäure
® Schmelzpunkt ist die Temperatur, bei der ein fester Werk - eines Bleiakkumulators
stoff beginnt, flüssig zu werden .
© Verdampfungspunkt ist die Temperatur, bei der der flüssige
Werkstoff gasförmig wird .
1 Wärmeausdehnung ist die Volumenvergrößerung bei Tem
peraturzunahme. Bei festen Stoffen wird auch häufig nur der fal =
Längenausdehnungskoeffizient a verwendet (Abb . 5 ).
1 Wärmekapazität istdie zum Erwärmen eines Stoffess notwen
notwen -
dige Wärmemenge bezogen auf 1 K . Sie wird als spezifische [ c]
Wärmekapazität bezeichnet, wenn sie auf eine Masseneinheit Kg . K
bezogen wird (c). W
12 Wärmeleitfähigkeit ist die Fähigkeit eines Werkstoffes, eine =
Kim
Wärmemenge durch den Stoff weiterzugeben ( 2) .
13 Elektrische Leitfähigkeit (vgl. 3. 2 )
Dielektrizitätskonstante
3 Kriechstromfestigkeit ist der Widerstand von Isolierstoffen
gegen Ströme an der Oberfläche derWerkstücke (Kriechströme).
6 , 7 , B vgl. Fachbildung, bzw . Ausgabe E
2 Korrosionsbeständigkeit ist der Widerstand gegen Zerstö
rung von Werkstoffen durch chemische oder elektrochemische Abb. 4: Spröder Werkstoff nach
Reaktionen mit der Umgebung. Druckversuch
23 Zunderbeständigkeit ist der Widerstand gegen Einwirkun
gen von Luft und Ofengasen bei höheren Temperaturen .
29 Zerspanbarkeit bedeutet, daß der Werkstoff spanabhebend
bearbeitet werden kann .
30 Verschleißfestigkeit ist der Widerstand gegen unbeabsich
tigtes Abtragen der Oberfläche eines Werkstückes, z . B . durch
Reibung.
32 Warmfestigkeit ist der Widerstand gegen Zerstörung des
Werkstückes durch hohe Temperaturen .
33 Warmstandfestigkeit ist die Fähigkeit der Werkstücke, noch
bei hohen Temperaturen einsatzfähig zu sein . Abb . 5: Wärmeausdehnung eines Körpers
248 Werkstoff-Bearbeitung

12. 2 Spanloses Bearbeiten von Werkstoffen


Wir wollen in diesem Abschnitt einen Überblick über die
verschiedenen Fertigungsverfahren geben . Als Beispiel ver
wenden wir dabei die Herstellung eines Werkzeughalters
(Abb . 1). Die einzelnen Verfahren werden kurz erläutert und
auf ihre Besonderheiten hingewiesen . Wir machen dabei auf
ähnliche Fertigungsmethoden aufmerksam .
Einen möglichen Arbeitsablauf zur Herstellung des Werkzeug
halters teilen wir in folgende Arbeitsschritte ein :
Herstellen des Werkstoffes Abb. 1: Werkzeughalter
Herstellen des Halbzeuges
3 Herstellen des Werkzeughalters
Herstellen einer Schutzschicht
Herstellen des Werkstoffes
Wir gehen davon aus, daß der Halter aus Stahl gefertigtwerden
soll. Dazu muß ein bestimmter Stahlhergestelltwerden . Dieser
entstehtdurch das Legieren von Eisen ,Kohlenstoff und anderen
Zusätzen (vgl. 12 .4 ). Anschließend wird er in eine Form (in
unserem Beispiel: ein Block) gegossen .
Das Ausgangsmaterial beim Gießen kann grundsätzlich eine Abb. 2: Gußstück
Schmelze (z . B . flüssiges Roheisen ), Pulver oder Granulat (z .B .
beim Gießen von Kunststoff) sein . Entweder gießt (Gießform
aus Sand), drückt (Spritzguß bei Kunststoff) oder schleudert Urformen
(Herstellung von Rohren )man die Schmelze in einen Hohlraum .
Da sich das Material beim Erkalten zusammenzieht, muß die Gießen Sintern
Form entsprechend größer gebautwerden. Nach dem Abkühlen
wird die Form entfernt und die jetzt überflüssigen Ansätze am Abb. 3: Urformen
Werkstück entfernt.
Da bei diesem Fertigungsverfahren aus einer formlosen Masse
erstmalig ein Werkstück entsteht, nennt man es Urformen
(Abb. 3) . Ein weiteres Verfahren dieser Art ist das Sintern Pulver
(Abb .4 ). Dies hat für die Elektrotechnik eine besondere Bedeu
tung (keramische Trägerteile , Kontaktwerkstoffe ,Kohlebürsten ).
Zuerst werden die Ausgangsstoffe zermahlen , gemischt und in Mischen
die gewünschte Form gepreßt. Im zweiten Schritt werden die
Werkstücke erhitzt. Die Temperatur liegt dabei zwischen 50 %
und 95 % der Schmelztemperatur. Die einzelnen Pulverteilchen
haften dann auf Grund der Wärmebewegung aneinander. Ein
wesentlicher Vorteil dieses Verfahrens ist, daß man auch Pressen
Stoffe sintern kann , die nicht miteinander legiert werden
können .
Gesinterte Werkstücke sind sehr hart und spröde. Sie können
daher nur vorsichtig durch Schleifen bearbeitet werden . Das
ist aber selten notwendig , da solche Teile mit großer Ge Sintern
nauigkeit und guter Oberfläche hergestellt werden können .
Als besonders warmfest haben sich sogenannte Tränklegie 000000 Wärme
rungen erwiesen . Sie bestehen aus einem gesinterten » Skelett
körper« , der mit einem gut leitenden Werkstoff (z . B . Silber)
» getränkt« ist. Durch diese Kombination bleibt das Stück auch
über die Schmelztemperatur des Tränkmaterials hinaus form Abb . 4 : Schematische Darstellung des
beständig Sintervorganges
Werkstoff-Bearbeitung 249

Herstellen des Halbzeuges


Trennen
Halbzeuge sind Ausgangswerkstücke für die Fertigung, z . B . Scheren Atzen Lasertechnik
Bleche, Stangen , Profile , Rohre .
Für unseren Werkzeughalter wollen wir ein Blech benutzen ,
das durch Walzen aus einem Gußblock hergestellt wurde . Abb. 5 : Trennen

| Herstellen des Werkzeughalters


Atzabtragen :
Das Blech wird dann in die gewünschte Form geschnitten . Das 1. Schutzschicht aufbringen
kann durch Scheren mit einer Handschere, einer Kreisschere 2. Abätzen
oder einer Stanze erfolgen. Es entstehen hierbei keine Späne, 3. Reinigen
sondern Abfallstücke. Das Fertigungsverfahren gehört damitzu
den spanlosen Verfahren . Man nennt den Vorgang Trennen .
Weitere Verfahren dieser Art sind das Ätzen und das Abtragen Abb. 6 : Ätzabtragen
durch Laserstrahlen . Bei der Lasertechnik wird ein sehr ener
giereicher Lichtstrahl zum Trennen benutzt. Der Werkstoff
schmilzt unmittelbar oder verdampft sogar. Die Schnittkanten
sind scharf und ohne jeden Grat. Die Teile brauchen an ihren
Rändern daher nicht mehr nachgearbeitet zu werden . Mit
diesem Verfahren können komplizierte Schnitte sehr genau
ausgeführt werden . Neben Metallen lassen sich damit auch
Kunststoffe , Holz , Leder, Textilien , Gummi, Glas und Hart
metalle bearbeiten .
Das Atzabtragen ist gerade für die Elektrotechnik wichtig . Es
wird zur Herstellung von gedruckten Schaltungen und Leiter
platten eingesetzt. Auch in der Druckindustrie wird es für
Druckplatten benutzt. Der Arbeitsablauf dieses Fertigungsver
fahrens wird in drei Schritten vollzogen (Abb . 6 ):
1. Alle Stellen , die nicht abgetragen werden sollen , werden
mit einer Schutzschicht überzogen (z .B . Lack).
2 . Der Werkstoff wird an den freigelassenen Stellen mittels
Säure (z . B . Salzsäure), Lauge (z . B . Natronlauge ) oder
durch Eisen (III)-Chlorid abgetragen . Abb. 7 :Geätzte (o .) und ungeätzte (u .)
3. Das Werkstück wird gereinigt. Die Schutzschicht wird ent- Leiterp
fernt.
Doch nun wieder zu unserem Werkzeughalter. Der ausge
schnittene Blechstreifen muß nun in die entsprechende Form
gebogen werden . Üblicherweise verwendet man dabei Werk
zeuge, über die man das Blech biegen kann . Soll sehr genau Umformen
gebogen werden , müssen Biegewerkzeuge eingesetzt werden .
Das Biegen gehört zur Verfahrensgruppe Umformen , weil hier
aus einem Werkstück (z . B . Blechstreifen ) durch Verformen ein Biegen Ziehen Stauchen
anderes (z . B . Halterung) wird . Weitere Verfahren dieser Art
sind Ziehen (z . B . Drähte) und Stauchen (Abb . 8 ) . Abb . 8 : Umformen
| Herstellen einer Schutzschicht
Damit der Werkzeughalter nicht rostet, wird er lackiert. Zuerst
wird er mit einem Grundiermittel überzogen und dann mit einem
Lack beschichtet.
Dieses Verfahren gehört zur Gruppe Beschichten . Dazu zählt
ebenfalls das Aufdampfen und das Galvanisieren . Beide Ver
250 Werkstoff-Arten

fahren spielen in der Elektrotechnik eine Rolle . Bei der Her


stellung integrierter Schaltungen wird das Aufdampfen ange
wendet. Hier werden Metalle bzw . Metalloxide verdampft, die Beschichten
sich dann aufdem relativ kalten Trägermaterialniederschlagen
(kondensieren ) und so dort einen dauerhaften Überzug herstel Lackieren Aufdampfen Galvanisieren
len . Dabeiwerden wie beim Ätzen Masken verwendet, die den
Niederschlag nur an bestimmten Stellen zulassen. Darüber Abb. 1: Beschichten
hinaus wird dieses Verfahren zur Oberflächenveredlung (z. B .
Vergolden ) und zum Korrosionsschutz eingesetzt. Besonders
vorteilhaft ist hierbei, daß auch nichtleitende Werkstoffe (z. B .
Glas) beschichtetwerden können . Das ist beim Galvanisieren
nicht ohne weiteres möglich . Der zu überziehende Gegenstand
muß dabei entweder leitend sein odermit einer Graphitschicht
leitend gemachtwerden (vgl. 5 .4).

12 .3 Werkstoff-Arten
Sie sollen in diesem Abschnitt eine Einteilung der Werkstoffe !
LI - I
kennenlernen , die in der Metalltechnik
In üblich
Ublich ist. IN
Man geht dabei technologisch vor, d .h ., die Elemente , Verbin
dungen und Legierungen werden in Gruppen mit ähnlichen
Anwendungsmöglichkeiten und Eigenschaften zusammenge
faßt.
Wenn also von Metallen die Rede ist, sind damit nicht nur die
Elemente gemeint, sondern auch alle Legierungen .
Abb . 2 : Kubisch -flächenzentriertes
Wir unterscheiden Stoffe, die in der Natur gefunden werden , Raumgittermodell
und solche, die bearbeitet sind .
Die in der Natur vorkommenden Stoffe heißen Rohstoffe .
Beispiel: Eisenerz
Bearbeitete Rohstoffe werden als Werkstoffe bezeichnet.
Beispiel: Stahl

Gußeisen
Eisenwerkstoffe
Stahl
Metalle
Leichtmetalle
Nichteisen -Metalle
(NE -Metalle)
Werkstoffe Schwermetalle

natürliche
Werkstoffe
keramische
Nichtmetalle Stoffe
künstliche
Werkstoffe
Plaste
(Kunststoffe )
Abb . 3 : Einteilung der Werkstoffe
Werkstoff-Arten 251

Не
rI 2

B C N O F Ne
5 6 7 8 9 10
Na Si P S Cl Ar
15 16 17 18
Ca Sc Ti Cr Mn Fe Co Ni Cu Zn Ga Ge Se Br Kr
19 20 21 22 | 23 | 24 | 25 | 26 | 27 | 28 | 29 | 30 | 31 32 34 35 36
Sr
Y Zr Nb Mo Tc Ru Rh Pd Ag Cd In Sn Te | | Xe
38
39 | 40 | 41 | 42 | 43 | 44 | 45 | 46 | 47 | 48 | 49 | 50 | 51 52 53 54
Cs BalLan | Hf Ta W Re Os Ir Pt Au Hg Tl Pb Bi Po At
tha
nide 72 | 73 | 74 | 75 | 76 | 77 | 78 79 80 | 81 | 82 | 83 | 84 85
Ra Acti- Ku Ha
87 88 nide 104 105 106 107
Leichtmetalle ; Schwermetalle; Edelmetalle ; Halbmetalle; Nichtmetalle;
Edelgase
Abb . 4 : Periodentafel der Elemente (vereinfacht)

In der vereinfachten Periodentafel sind die Elemente nach der 2


Anzahlder Elektronen und der Besetzung der äußeren Schalen
angeordnet. Wir haben darin die Elementbezeichnungen mit
den gleichen Farben versehen wie in der Übersicht der LL
Einteilung der Werkstoffe. Man sieht, daß die Elemente mit
gemeinsamen Eigenschaften zusammenliegen .

Erläuterungen zu den Begriffen der Übersicht:


Metalle unterscheiden sich grundsätzlich in ihrem Aufbau und
in ihren Eigenschaften von den übrigen Werkstoffen. Ihre UN
Besonderheit ist die Anordnung der Atome (genauer: Atom
rümpfe ) in Raumgittern (Abb . 2 ). Beim Erstarren von Metall
schmelzen wachsen Kristalle völlig unabhängig voneinander Abb . 5 : Schematische Darstellung des
an verschiedenen Stellen . Die bis zu dieser Temperatur relativ Kristallwachstums
beweglichen Atome binden sich aneinander. Sie bilden Keime,
an die sich andere Atome anlagern . Es entstehen Kristallite
(also mehrere Kristalle) oder Körner. Die rasch wachsenden schnelle Abkühlung
Metallkristallite stoßen aneinander und bilden so unregelmä
Bige Korngrenzen . Die vier Stadien dieses Vorganges sind in viele kleine Kristallite
Abb . 5 schematisch dargestellt.
Die Anzahl der Kristallite und damit auch ihre Größe hängen
von der Abkühlungsgeschwindigkeit ab. Dies beeinflußt die große Festigkeit
Festigkeit und die Härte der Werkstoffe , da ein Gefüge aus
großen Körnern eher das Abgleiten der Raumgitter aneinander Abb . 6: Zuordnung von Festigkeit und Ab
ermöglicht (Abb . 6). kühlung
252 Stahl

Der kristalline Aufbau der Metalle ist auch der Grund für ihren
eigentümlichen Glanz. Bis auf Kupfer und Gold sowie deren
Legierungen haben alle Metalle eine grauweiße Farbe, die bei
einigen bläulich schimmert.
Andere charakteristische Eigenschaften dieserWerkstoffe sind :
. hohe Festigkeit und Zähigkeit
gute Legierbarkeit Abb . 1 : Gebrochener Zinkbarren
. hohe thermische und elektrische Leitfähigkeit
Als Leichtmetalle werden alle Metalle bezeichnet, deren Dichte Leicht 4 ko Schwer
kg . metalle 4, dm metalle
unter 4 ,5 dm3 liegt.
Trotz der Entwicklung der Plaste sind die am meisten benutzten
Werkstoffe immer noch Eisenwerkstoffe. In 12.4 werden sie
genauer behandelt.
Die Nichtmetalle bilden keine einheitliche Gruppe . Die Vielfalt
der möglichen Gruppierungen ist groß. Wir behandeln nur
einige davon , z. B . in 12.6 . Auch in den anderen Abschnitten
werden Nichtmetalle genannt und deren Anwendung bespro
chen , entweder als Legierungsbestandteil oder als uner
wünschte Beimengungen, die die Werkstoff-Eigenschaften ver
schlechtern .
Natürliche Werkstoffe sind solche, die durch Bearbeitung und
Verformung aus Rohstoffen gewonnen werden, z .B . Holz ,
Leder.
Künstliche Werkstoffe werden dagegen vorwiegend durch che
mische Prozesse gewonnen bzw . hergestellt. Eine Gruppe
davon bezeichnen wir als Plaste , die häufig auch Kunststoffe
genanntwerden .Wirwollen damit auch in der Bezeichnung eine
deutliche Abgrenzung zu den anderen künstlich hergestellten Abb. 2 : Gefüge von abgekühlten Schmel
Werkstoffen schaffen . zen bei gleichem Vergrößerungsmaßstab

12.4 Stahl
Von den heute üblichen Werkstoffen sind Stähle am häufigsten Eisen
vertreten . Dies liegt im wesentlichen an den vielfältigen Ver Symbol Fe
wendungsmöglichkeiten , da Stahl durch Zusätze sehr unter (lat. Ferrum )
schiedliche Eigenschaften bekommen kann .
Stahl ist eine schmiedbare Legierung aus Eisen und Koh
lenstoff mit einem Kohlenstoff-Gehalt zwischen ,05 % und ,05 % C < Stahl < 2 , 06 % C
2 ,06 % .
Gußeisen hat einen höheren Kohlenstoff-Gehalt, wobei Werk
stoffe mit mehr als 4 % Kohlenstoff wegen der zu geringen
Festigkeit nicht verwendetwerden .
12. 4 . 1 Eigenschaften
Wenn Sie mit einem Hammer Nägel in eine Wand einschlagen ,
haben Sie es bei beiden Werkstoffen mit Stahl zu tun. Da die
Anforderungen rechtunterschiedlich sind, aber in beiden Fällen
Stahl benutzt wird , müssen die Eigenschaftsbereiche dieses
Materials in weiten Bereichen änderbar sein .
Stahl- Eigenschaften 253

Die Tabelle 12. 1 soll das verdeutlichen . Sie finden in der zweiten
Spalte die Werte für reines Eisen . In der dritten sind die
Mindest- und Höchstwerte der Stahlsorten aufgeführt. Die letzte
Spalte enthält die Stahlwerte in Prozenten des jeweiligen
Eisenwertes. Man erhält dadurch ein sehr anschauliches Bild
der Änderungsmöglichkeiten der Eigenschaft von Stahl.
Tabelle 12. 1: Vergleich der Eigenschaften von Stahl und reinem
Eisen
Stahl
reines
Eigenschaft Eisen absolute | in %
( 100 % ) Werte (bezogen
auf Eisen )
Dichte
kg
in dm3 7,87 7,4 ... 7,95 94 ... 101
Schmelzpunkt
in °C 1535 1200 ... 1500 82 ... 98
Zugfestigkeit
EN
in 180 330 ... 1900 183 ... 1055
mm2
Wärmeleit
fähigkeit
in W 73 12,5 ... 54,3 17 ...74
Km
| Remanenz inT max. 1,1 / ,53 ... 1,35 | 48 ... 123
Diese sehr unterschiedlichen Eigenschaften des Stahls erreicht
man durch
• unterschiedlichen Kohlenstoff-Gehalt,
unterschiedliche Legierungsbestandteile und
• unterschiedliche Nachbehandlung .
Einfluß des Kohlenstoff-Gehalts
Eisen ist relativ weich und wird erst durch die Legierung mit
Kohlenstoff hart. Die entscheidende Rolle spielt dabei die
Eisen -Kohlenstoff-Verbindung Eisenkarbid (Fe, C ), die Zementit
genanntwird (Abb. 3 ). Abb . 3: Schliffbild eines Gefüges mit hohem
Hieraus läßt sich leicht schließen , daß die Härte mit steigen Zementitgehalt
den Korngrenzen )
(Zementit: helles Netz auf
dem Kohlenstoff-Gehalt (also höherem Zementit-Anteil) zu
nimmt.
Erhöhung des Kohlenstoff-Gehaltes führt zur Erhöhung der
Härte und Festigkeit, aber zur Verringerung der Verform
barkeit.
Einfluß der Legierungsbestandteile
Im wesentlichen besteht die Wirkung der Legierungsbestand
teile in der Verschiebung der Temperaturbereiche, in denen
sich bestimmte Gefügeanordnungen bilden . Einige Raumgitter
Anordnungen entstehen dadurch schon früher und andere erst
später als bei einer reinen Eisen -Kohlenstoff-Legierung. Die
254 Stahl- Bezeichnungen

Eigenschaften des Stahls werden dadurch stark verändert. Die Weißgelb


Größe und die Art der Beeinflussung durch die Legierungsbe 200°C
standteile hängen mit der Gitterstruktur ihrer Atome und deren
Größe zusammen . Strohgelb
220°C
Einfluß der Nachbehandlung
Goldgelb
Bei langsamer Abkühlung von Eisen -Kohlenstoff-Schmelzen 230 °C
werden je nach Temperatur und Kohlenstoff-Gehalt verschie
dene Kristallgitter nacheinander aufgebaut. Kühlt man jedoch Gelbbraun
rasch ab ,werden einzelne Bereiche übersprungen oder andere 240°C
Strukturen erzwungen . Dies macht man sich beim Härten zu Braunrot
nutze. DasWerkstück wird dazu auf700 ... 900 °C erwärmtund 250°C
dann schlagartig abgekühlt (abgeschreckt). DerWerkstoff erhält
dadurch starke mechanische Spannungen , die als Härte wirken . Rot
260°C
Natürlich ist das Werkstück dadurch empfindlich geworden .
Durch Anlassen beibestimmten Temperaturen (Vorschrift der Purpurrot
Stahl-Hersteller) kann auf gewünschte Härten zurückgeführt 270°C
werden .
Violett
280°C
12. 4 .2 Bezeichnungen
Dunkelblau
Die Zusammensetzungen und damit auch die Eigenschaften 290°C
der Stahlsorten sind genormt. Sie sind nach dem Grad der
Legierung mit anderen Stoffen eingeteilt in : Kornblumenblau
300°C
. unlegierte ,
• niedriglegierte und Hellblau
• hochlegierte Stähle . 320 °C
Die als unlegiert bezeichneten Sorten haben auch Beimen Blaugrau
gungen , aber in äußerst geringen Prozentsatzen . 340°C
Nach ihrem Verwendungszweck werden Stähle unterteilt in Grau
. Baustähle , 360°C
• Einsatz - und Vergütungsstähle und Abb . 1: Anlaßfarben (Feststellen der
• Werkzeugstähle . Temperatur des Werkstückes)
Nach dieser Einteilung richtet sich die Benennungsart.
Baustähle werden mit den Buchstaben » St« und der Mindest Stahl
zugfestigkeit bezeichnet.
legierter unlegierter
Beispiel: St 37 Stahl Stahl
Unlegierter Baustahl mit einer Mindestzugfestigkeit
N kp niedriglegierter hochlegierter
von 360 mm früher: 37 Stahl Stahl
mm ?
Einsatz - und Vergütungsstähle werden mit dem Buchstaben C Abb. 2: Einteilung der Stähle
und dem Kohlenstoffgehalt bezeichnet.
Beispiel: C 45
Unlegierter Vergütungsstahl mit , 45 % Kohlenstoff.
Werkzeugstähle werden wie Einsatz - und Vergütungsstähle
bezeichnet, nur wird hier noch der Buchstabe W mit einerZiffer SS
hinzugesetzt. Diese Ziffer gibt die Güteklasse an . S
Beispiel: C 100 W 2
Unlegierter Werkzeugstahl mit 1 % Kohlenstoff und
der Güteklasse 2 .
Die legierten Stähle (niedrig- und hochlegiert) werden durch
Kombinationen von chemischen Kurzzeichen und Prozentan Abb . 3: Anlaßfarben an einem
gaben der Legierungsbestandteile benannt. Schraubendreher
Bearbeitung von Stahl 255

Beispiel: 30 CrNiMo 8
Niedrig legierter Stahl mit , 3 % Kohlenstoff, 2 % Beispiel 1 . 1 1 2.
Chrom und geringen Anteilen Nickel und Molybdän .
Nach DIN 17 007 können alle Werkstoffe auch durch eine
7stellige Werkstoff-Nummer bezeichnet werden (Abb . 4 ), wobei Haupt Gewinnungs
die 1. Ziffer den Hauptwerkstoff angibt: werkstoff verfahren
1 für Stahl Zusammensetzung
2 für Schwermetalle (ohne Eisen )
3 für Leichtmetalle . Abb . 4: Erläuterung der Werkstoff-Nummer
Die nächsten vier Ziffern bezeichnen die Zusammensetzung,
z . B . 01 12. Baustahl St 37 - 2.
Die beiden letzten Ziffern machen Aussagen über das Gewin Drehmeißel
nungsverfahren und die Behandlung, z . B . 61 9 beruhigter
Siemens-Martin -Stahl, normalgeglüht.

12.4 .3 Hinweise zur Bearbeitung


Die technologischen und physikalischen Eigenschaften der Bohrer
Werkstoffe bestimmen die Bearbeitungsverfahren sowie Eigen
schaften und Ausführungen der Werkzeuge. Man muß also die
Härte und die Festigkeit des zu bearbeitenden Werkstückes
kennen , um die richtige Schneidenform auszuwählen . Der
Widerstand gegen das Eindringen eines Keils ist bei einem
festen und harten Werkstoff besonders groß. Die Schneide muß Abb. 5: Keilwinkel
deshalb kräftig ausgeführt sein , d. h ., daß der Keilwinkel bei
einem Werkzeug zur Bearbeitung von Stahl groß sein muß
(Abb. 5 ).
Keilwinkel B = 65° ... 85° (je nach Härte )
Aber nicht nur der Keilwinkel spielt bei der spanabhebenden
Bearbeitung eine große Rolle , sondern auch der Spanwinkel y
und der Freiwinkel a (Abb . 6 ). Span
winkel
Der Freiwinkel bestimmt wesentlich die Reibung zwischen
Werkstück und Schneide. Er hat damit Einfluß auf die Lebens
dauer des Werkzeuges. Bei zäh -elastischen Werkstoffen wie Freiwinkel a
Stahlmuß der Freiwinkel relativ groß sein , weil der Werkstoff
hinter der Schneide etwas nachfedert und so den Zwischen
raum teilweise ausfüllt (Abb. 7).
Freiwinkel x = 80 Abb . 6 : Spanwinkel und Freiwinkel
Vom Spanwinkel hängt entscheidend die Spanbildung ab , die
aber auch von der Schnittgeschwindigkeit beeinflußt wird . Bei spröder zäher
kleinen Spanwinkeln werden die Materialteilchen vor der Werkstoff Werkstoff
Schneide mehr gestaucht und weggedrückt. Es entstehen
Reißspäne. Bei großen Spanwinkeln dagegen wird mehr ge
schnitten . Es entstehen lockenartige Fließspäne. Dieses
Schneiden ist aber nur bei weichen Werkstoffen möglich , da
die Schneiden bei harten Stoffen festhaken würden . az 5° az 10°
Spanwinkel y = 0º ... 14° (je nach Härte )
Auch die Schnittgeschwindigkeit hängt von den Werkstoff
Eigenschaften ab . Je fester das Material ist, desto größer ist nachgefedertes
die Erwärmung beim Zerspanen . Also muß bei festen Werk Material
stoffen eine kleine Schnittgeschwindigkeit gewählt werden . Für
Stahl können keine allgemeingültigen Zahlen genannt werden , Abb. 7 : Freiwinkel bei sprödem und bei
weil die Warmstandfestigkeit der Werkzeuge und die Kühlung zähem Werkstoff
256 Bearbeitung von Stahl

15°
Handfeile Flachfeile Vierkantfeile -

Dreikantfeile Sägenfeile Messerfeile


Abb. 2: Spanwinkel gehauener Feilen
in A 25 ,4 mm
Aluminium grob
Kupfer m
E10
Rundfeile Halbrundfeile Nadelfeilen Zähne
Stahl mittel
St 37 hmmm
5 10 15 20 22
Zähne
Stahl fein
St60 Immmmmmmm
20 30 33
Zähne
Abb . 1: Verschiedene Feilen Abb . 3: Zahnteilungen

beim Spanen eine große Rolle spielen . Um die richtige Ge


schwindigkeit wählen zu können , sind Tabellen aufgestellt
worden, in denen den unterschiedlichen Bedingungen Rech
nung getragen wird .
Aus diesen allgemeinen Aussagen lassen sich Angaben zu
speziellen Werkzeugen zur Stahl-Bearbeitung machen :
Feilen : Kreuzhiebfeilen mit negativem Spanwinkel etwa – 15°
(Abb. 2 ). Abb . 4 : Feilensonderformen
Sägen : Der Keilwinkel bei Metall-Sägen beträgt 50°, damit ein
genügend großer Freiwinkel zur Aufnahme der Späne bleibt Y = 0°
(Abb . 5 ). B = 50°
Wegen der gleichmäßigen Motorkraft bei Maschinensägen sind
die Spanwinkel der entsprechenden Sägeblätter positiv . Die
Handsägeblätter erfordern einen stabilen Sägezahn mit grö a = 40°
Berem Keilwinkel und einem Spanwinkel von 0°, da sie mit
ungleichmäßiger Kraft geführtwerden .Die Zähne würden sonst Abb. 5: Winkel am Bügelsägeblatt
einhaken .
Um die Gegenkräfte beim Spanen von festen Werkstoffen
besser zu verteilen , wird die Zähnezahl erhöht (Abb. 3). So Abb. 6 : Bohrer Typ N für Stahl
haben Sägen zur Stahl- Bearbeitung 22 und mehr Zähne auf
25 mm (25 ,4 mm = 1 in )". a = Freiwinkel
Bohrer: Schnellarbeitsstahl-Bohrer oder Hochleistungs B = Keilwinkel
Schnellarbeitsstahl- Bohrer (SS bzw . HSS) mit einem Seiten y = Seiten
spanwinkel von 22° (Abb . 7 ), bei besonders harten Stählen etwa spanwinkel
12º. Der Spitzenwinkel beträgt 118°. = Spitzen
winkel
Hauptschneiden
1 inch (engl.), Einheitenzeichen in Abb. 7 : Winkel an der Bohrerschneide
Leiterwerkstoffe 257

12 .5 Leiterwerkstoffe
Wenn Sie die Zeichnung der Lampe in Abb. 8 betrachten ,
können Sie drei Werkstoffe erkennen, die unterschiedliche
Funktionen haben . Sie beziehen sich auf die elektrische Leit
fähigkeit von Materialien (Abb . 9 ).
• Die elektrische Energie soll möglichst verlustlos an den
eigentlichen Verbraucher« , den Glühfaden , herangeführt
werden . Also benötigt man einen guten elektrischen Leiter.
Dieses Material nennen wir Leiterwerkstoff.
Im » Verbraucher« soll die elektrische Energie in Wärme
energie umgewandelt werden . Dazu benötigt man Materia
lien , die einen wesentlich höheren elektrischen Widerstand
als die Zuleitungen haben . (Widerstandswerkstoffe, vgl. 3 .5 ).
. Damit keine unerwünschten Berührungen der leitenden Teile Abb . 8 :
untereinander odermit den Menschen vorkommen, werden Schreibtischlampe Verschiedene Werkstoffe an einer
Stoffe mit sehr großem elektrischen Widerstand zwischen
ihnen angebracht. Sie werden Isolierstoffe genannt.
Diese anwendungsbezogene Betrachtungsweise ermöglicht
eine andere als die metallurgische Einteilung der Werkstoffe Isolierwerkstoffe
(vgl. 12. 3). Für die Elektrotechnik ist die hier dargestellte
Einteilung gebräuchlicher. Die einzelnen Werkstoffe sind dabei Halb
ihrem Hauptanwendungsbereich zugeordnet. Dabei kommt es leiter
natürlich vor, daß Elemente und Verbindungen mehrfach ge Widerstands
nannt werden müssen , z . B . Kupfer. werkstoffe
Wir haben hier nur die Leiterwerkstoffe, die Isolierstoffe (12.6 ) Leiterwerkstoffe
und die Verbindungswerkstoffe (12.7 ) behandelt. Die Magnet
werkstoffe werden später zusammen mit dem Magnetfeld 10 -12 10 8 10-4 1 102
besprochen . x in MS/m
Abb. 9: Leitfähigkeiten von Werkstoffen

Werkstoffe
in der Elektrotechnik

Leiter Wider Verbin


stands Isolier Magnet
werkstoffe stoffe dungswerk werkstoffe
werkstoffe stoffe
z.B. z . B . für z. B . z. B . z.B.
Kupfer Heizleiter anorganische Lote weich
Aluminium Schicht Isolierstoffe Kleber magnetische
Blei widerstände natürliche Werkstoffe
Edelmetalle Draht organische hart
Quecksilber widerstände Isolierstoffe magnetische
Gesinterte Halbleiter Zellulose Werkstoffe
Kontakt Kunststoffe
werkstoffe Thermoplaste
Elaste
Duroplaste
Abb . 10 : Einteilung der Elektro-Werkstoffe
258 Kupfer

12.5 . 1 Kupfer Kupfer


Eigenschaften Symbol Cu
Kupfer ist (lat. cuprum )
• zäh
. gut legierbar
• gut spanlos verformbar (besonders kalt)
• gut lötbar
unter Schutzgas schweißbar HACE A
• schlecht gießbar (Gase machen Kupfer porös) KA
• schlecht spanabhebend bearbeitbar,weil es » schmiert« eY
• korrosionsbeständig
Farbe rotbraun
Dichte 8, 93 kg
dmº
Schmelzpunkt 1083 °C
(1356 K ) Abb . 1: Platinen mit Kupferbahnen
MS dediirel ahC
elektrische Leitfähigkeit 56
m
w ccttttil
Wärmeleitfähigkeit Km
ku (
spezifische Wärmekapazität
kg K
IN
Zugfestigkeit 220
mm2 Abb. 2 : Gefräste Feile
Anwendungen +150
DieKombination guter Eigenschaften machtKupfer vielseitig ein y=
setzbar. Etwa die Hälfte der Weltproduktion wird in der Elektro
technik für Leitzwecke eingesetzt. Wegen der erwünschten
großen Leitfähigkeit kommt es auf besondere Reinheit an.
Elektrokupfer hat einen Reinheitsgrad bis zu 99, 98 % .
Hinweise zur Bearbeitung
Da Kupfer sehr weich ist, sind bei der spanabhebenden Be
arbeitung die Winkel an der Schneide besonders zu beachten . Abb . 3: Seiten -Spanwinkel an gefrästen
Der Keilwinkel kann klein sein : B = 50° ... 60° Feilen
Der Spanwinkelmuß groß sein : y = 20° ... 30°
Der Freiwinkel soll groß sein : Q = 10°
Für die Werkzeuge ergeben sich daraus folgende Forderungen :
Feilen : Gefräste Feilen mit positivem Spanwinkel und Span
brechernuten (Abb. 2 und 3) benutzen.
Sägen : Sägen mit kleiner Zähnezahl ( 15 Zähne/ 25 mm ) und
kleinem Keilwinkel verwenden. Der Freischnitt (Abb .
4 ) muß groß sein . Freischnitt entsteht durch ver
schränken der Zähne. Abb . 4: Freischnitt bei Sägen
Bohrer: Bohrer mit großem Spitzenwinkel ( 140°) und großem
Seitenspanwinkel (35° .. . 40°) aus Werkzeugstahl ver
wenden . Die Schnittgeschwindigkeit darf doppelt so
pelt so Abb. 5: Bohrer Typ W für Kupfer
groß wie bei Stahl sein .
MS
") Leitfähigkeit für Leitungskupfer; reines Kupfer dagegen: 58
Kupferlegierungen 259

12 .5 .2 Kupferlegierungen
Von den Kupferlegierungen spielen in der Elektrotechnik Mes
sing- und Bronzesorten die größte Rolle , deshalb werden hier
nur diese behandelt.
Messing ist eine Legierung aus Kupfer und Zink und soll daher Messing = Kupfer + Zink
nach DIN 17660 als Kupfer-Zink-Legierung bezeichnet werden .
Der NameMessing ist aber ebenfalls zugelassen .
Eigenschaften von Messing
| Bestandteile 85 % Cu ... 55 % Cu
15 % Zn ... 45 % Zn
Farbe goldrot ... grünlich -gelb
Dichte kg
8,73 ... 8,4 dm
Schmelzpunkt 1030 ... 870 °C
elektrische Leitfähigkeit 20...8 MS m
W
Wärmeleitfähigkeit 155 . .. 54
Km
was
kJ
spezifische Wärmekapazität ,39 kg K
N
| Zugfestigkeit 260 ... 530 mm2
Abb . 6 :Messingteile
Aus diesen Werten ist zu ersehen , daß man durch Legieren
mit Zink die Eigenschaften recht breit ändern kann .
Messing ist
• gut lötbar
• besser schweißbar als Kupfer
• schlecht gießbar
• gut spanlos verformbar
Anwendungen
Messing wird häufig dann eingesetzt, wenn die niedriglegierten
Kupfersorten den mechanischen und technologischen Anfor
derungen nicht genügen und Stahl nichtbenutzt werden kann ,
weil der Werkstoff entweder gut elektrisch leitend oder nicht
magnetisierbar sein soll. Deshalb hat Messing in der Elektro Abb . 7 : Teile aus
technik eine große Verbreitung gefunden . Neusilber (Legierung aus
Kupfer, Nickel und Zink)
Hinweise zur Bearbeitung
Messing ist fester als Kupfer und benötigt deshalb zur Bear
beitung folgende Winkel an den Schneiden:
Keilwinkel B = 80°
Spanwinkel y = 30
Freiwinkel a = 70
Hieraus ergeben sich ähnliche Werkzeuge wie für die Bear
beitung von Stahl. Natürlich ist auch hierbei die Härte und Abb . 8 : Bohrer Typ H für kurzspanende
Zugfestigkeit zu beachten . Messingsorten
260 Kupferlegierungen

Bronze ist eine Legierung aus Kupfer und Zinn. Früher wurden Bronze = Kupfer + Zinn
auch andere Kupferlegierungen als Bronze bezeichnet, z . B .
Aluminiumbronze, Bleibronze. Nach DIN 17662 sollen dafür
Bezeichnungen verwendetwerden , die sich aus den Hauptbe
standteilen zusammensetzen , z . B . Kupfer-Aluminium -Legie
rung.
Eigenschaften von Bronze
Farbe rotbraun
kg
Dichte um 8 ,8 dm3
Schmelzpunkt um 990 °C (1263 K )
MS
elektrische Leitfähigkeit um 9
m
w
Wärmeleitfähigkeit um 70 -
Km
kJ
spezifische Wärmekapazität um ,37 -
kg K
Zugfestigkeit 260 ... 590 mm2
Abb. 1: Bronzeteile
Anwendungen
In der Elektrotechnik wird Bronze hauptsächlich beim Ma
schinenbau verwendet, und zwar bei den Stromzuführungen
der Läufer als Federn und Bänder.
Hinweise zur Bearbeitung
Da Bronze härter ist als Messing , werden hierzu die gleichen
Werkzeuge benutzt wie sie für die Bearbeitung harter Stähle
vorgesehen sind .

12. 5. 3 Aluminium
Eigenschaften
Aluminium ist
• weich
• gut legierbar
• gut spanlos verformbar, besonders kalt
• gut spanabhebend bearbeitbar
(Auf großen Spanwinkel und hohe Schnittgeschwindigkeit
achten !)
bedingt lötbar
bedingt gießbar (deshalb : Druckguß )
wasser- und säurebeständig
nicht seewasser- und laugenbeständig
Aluminium überzieht sich an der Luft mit Aluminiumoxid ,
das sehr hart und dicht ist. Dadurch tritt keine weitere Oxi
dation ein , und die Schicht bleibt sehr dünn (etwa
,01 um = ,00001 mm ). Wird sie beschädigt, » heilt« sie sich
selbst, d . h . das freigelegte Aluminium überzieht sich sehr
schnell wieder mit einer Oxidschicht. Abb . 2 : Auluminiumkabel
Aluminium 261

Farbe weißgrau Aluminium


kg Symbol Al
Dichte 2 ,7 -dm3
Schmelzpunkt 660 °C (837 K )
MS
elektrische Leitfähigkeit 36
DO
W
Wärmeleitfähigkeit 210 Km
kJ
spezifische Wärmekapazität ,899 kg K
70 N
Zugfestigkeit 70 mm2

Anwendungen
Die günstige Kombination von sehr kleiner Dichte , guten
mechanischen und technologischen Eigenschaften sowie der Abb. 3: Aluminiumfreileitungmit Stahlseele
Korrosionsbeständigkeit hat dazu geführt, daß Aluminium ne
ben Stahl heute am häufigsten eingesetztwird .
In der Elektrotechnik wird Aluminium vor allen Dingen wegen
des günstigen Leitwert/Masse-Verhältnisses verwendet. Zur TV
Erreichung des gleichen Leitwertes braucht bei Aluminium im
Vergleich zu Kupfer nur die Hälfte der Masse eingesetzt werden.
Dies machtman sich besonders beim Bau von Freileitungen
zunutze. Für Hochspannungen und große Spannweiten werden
Aluminiumlegierungen (z. B . Aldrey = AlMgSi) oder Alumi
niumleitungen mit Stahlseele (Abb . 3) benutzt.
Weitere Anwendungsgebiete sind : Kabelmäntel, Abschirm
folien , Gehäuse, Kurzschlußläufer (Abb . 4 ), Kondensatorfolien ,
Stromschienen (Abb . 5), Schaltstücke , Antennenbau .
Hinweise zur Bearbeitung
Sollen Aluminiumteile elektrisch leitend verbunden werden ,
muß die Oxidschicht unmittelbar vor dem oder beim Verbin Abb . 4 : Kurzschlußkäfigläufer
dungsvorgang entfernt werden . Dies kann mechanisch durch
Kratzen , Schaben und Feilen oder chemisch durch reduzie
rende Mittel geschehen .
Auch beim Löten müssen im Vergleich mit anderen Metallen
besondere Bedingungen beachtet werden . Einmalwerden zum
Auflösen der Oxidschicht besondere Flußmittel verwendet, und
zum anderen wird wegen der großen Wärmekapazität von
Aluminium eine große Wärmemenge benötigt. 31
Beim spanabhebenden Bearbeiten müssen die winkel an den
Schneiden der geringen Festigkeit des Leichtmetalls angepaßt
werden .
Der Keilwinkel kann klein sein : B = etwa 50°
Der Spanwinkelmuß groß sein : y = etwa 30°
Der Freiwinkel soll groß sein : a = 10°
Daraus ergeben sich für die Werkzeuge etwa die gleichen
Anforderungen wie bei Kupfer, mit der bereits erwähnten
Einschränkung, daß die harte Oxidschicht besonders beim Abb. 5 : Stromschienen aus Aluminium in
Feilen vorher entferntwerden muß . Die Feile » rutscht« sonst einer Mittelspannungs-Schaltanlage
262 Aufgaben zu 12. 1 ... 12.5

MAŁOAL VAL
mcu Ocu . Veu Rcu = RAL
ma O ALLA GA! + la = lcu - LC
mcu Oculcu 9cu Xu Xu XA TA Dichte o in una
MACAL GAL 19, 3
mcu Ocu acu XAQA = XG OG 11, 3 10 , 5 8 ,9 7.9
2 .7
Xculcu TAL =
mat CA XAL HAL Au Pb Ag Cu Fe AL
mcu Ocu 9cu
Zugfestigkeit in
ТА ЗА Хcu qcu 220 200 180
mcu Ocu Xal cu 120
MALOAL Xcu 70 25
mcu Ocu XAL Cu Ag Fe Au ALPb
ma 2 , 7 . 56
mcu 8 , 9 36 Härte in mm
500
MAL = ,472
m
mcu 343
275 255
Abb . 1: Ableitung des Masseverhältnisses von Kupfer- und Alumi 177
niumleiter bei gleichem Widerstand 39
Fe Cu AL Ag Au Pb
Aufgaben zu 12. 1 ... 12.5 elektrische Leitfähigkeit x in
62 56
1. Beschreiben Sie den Unterschied zwischen elastischem und
plastischem Bereich von Werkstoffen ! 36
2 . Erklären Sie den Unterschied zwischen Festigkeitund Härte 10 4 ,8
eines Werkstoffes !
3 . Nennen Sie charakteristische Eigenschaften der Metalle ! Ag Cu Au Al Fe Pb
4. Warum werden Werkstoffe gesintert? Schmelzpunkt in °C
5 . Welche Eigenschaften von Stahl nehmen im wesentlichen 1535
zu, wenn der Kohlenstoff-Gehalt erhöht wird ? 1083 1063 961
6 . Welche Eigenschaften von Kupfer ändern sich wesentlich 660
durch die Legierung mit Zink ? 327
7 . Welche besonderen Vorteile hat Aluminium gegenüber Fe Cu Au Ag ALPb
Kupfer ?
8 . Für die Bewegung der Antenne eines Funkamateurs soll ein W
Wärmeleitfähigkeita in ko
kleiner, leichter Motor zur Außenmontage gebaut wer 407 393
den . 300
Welche Werkstoffe schlagen Sie für die einzelnen Teile 210
(Gehäuse als Stator, Rotor ,Wicklungen , Rotor -Zuführungen) 73 35
vor? Begründen Sie Ihre Auswahl!
Lösungshinweis:
a ) Stellen Sie die Anforderungen für die einzelnen Motor | Ag Cu Au AL Fe Pb
teile zusammen !
b ) Suchen Sie aus den Werkstoffen des Abschnittes 12 .3 die
Werkstoffe heraus, die den Anforderungen am nächsten Abb. 2 : Vergleich wichtiger Werkstoff
kommen ! eigenschaften
Isolierstoffe 263

12.6 Isolierstoffe
Die Isolierstoffe haben die Aufgaben
. die Berührung stromführender Teile untereinander zu ver
hindern (Basisisolierung)
. die Menschen vor elektrischen Spannungen zu schützen
(Schutzisolierung )
Fast alle Nichtmetalle kommen dafür in Frage, da sie keine
quasifreien Elektronen besitzen . Der spezifische Widerstand ist
daher hoch . Bei Isolierstoffen nenntman diese Größe spezi
fischen Durchgangswiderstand Q, der in 2 cm angegeben wird
(z .B . für PVC = 1017 . 22 cm = 1021 u 2 . m ). Diese Werkstoffe
können aber durch hohe Spannungen leitend gemacht werden .
Dabeiwerden Elektronen abgespalten , so daß lonen entstehen
(vgl. 5 . 4 ). Ein Maß dafür ist die Durchschlagsfestigkeit Ed
kV KV
z .B . für PVC Ed = 45
mm ; für Luft Ed = 2 mm
Die große Zahl der Isolierstoffe kann man nach verschiedenen
Gesichtspunkten einteilen . Aber stets gibt es Überschneidun
gen , so daß einige Stoffe nicht eindeutig eingeordnet werden Abb . 3: Starkstromkabel mit Isolierung aus
können . Auch bei der von uns gewählten Gliederung ließ sich vernetztem Polyäthylen
das nicht vermeiden (Abb. 4 ).
Bei den Materialien , die im folgenden besprochen werden ,
handelt es sich nur um einen Ausschnitt. Es soll an ihnen
typisches Verhalten einer Gruppe gezeigt werden . Bei den
Plasten (Kunststoffen ) ist die Vielfalt besonders groß, und
ständig kommen neue Werkstoffe hinzu .
Die Isolierstoffe werden in Klassen eingeteilt, denen höchstzu
lässige Betriebstemperaturen zugeordnet sind. Die Klassen
sind mit großen Buchstaben gekennzeichnet. In der Tab . 12. 2
sind die Wärmebeständigkeitsklassen der Isolierstoffe mit den
zugehörigen Dauertemperaturen aufgeführt.

Isolierstoffe

Anorganische Organische
Isolierstoffe Isolierstoffe
(12 .6 . 1)
Natürliche Plaste
Isolierstoffe (Kunststoffe)
(12.6 . 2)
Zellulose Thermoplaste Elaste Duroplaste
Kunststoffe
(12. 6 . 3) (12.6 .4 ) (12.6 . 5) (12.6 .6 )

Abb . 4: Einteilung der Isolierstoffe


264 Anorganische Isolierstoffe

Tabelle 12. 2: Wärmebeständigkeitsklassen der Isolierstoffe (nach VDE 0530 und VDE 0532)
*
Dauer
Klasse Isolierstoff Behandlung temperatur
et in °C
Baum -, Zellwolle, Seide, Polyamid
Textilien , Papier, Preßspan , Vulkan
fiber, Gummi ungetränkt 90
A wie unter Y , Drahtlack , getränkt mit organischen 105
synthetischer Gummi Bindemitteln
Ао wie zu A , Drahtlack unter Öl 115
Wärmebeständige Kunstfolien , ungetränkt
Hartpapier, Lackpapier, Drahtlack
Papier getränkt mit Kunstharzlacken 120
Schichtstoffe mit Papier, Baum - oder
Zellwolle und Kunstharzen
getränkt mit Kunstharzlacken 130
TI Anorganische Stoffe, wie Glimmer, getränkt mit Silikonen und
Asbest, Glaserzeugnisse und ähnliche organischen Kunststoffen 155
mineralische Stoffe
I 180
getränktmit reinen Silikonen
Glimmer, Porzellan , Glas, Quarz und ungetränkt ohne Bindemittel > 180
ähnliche feuerfeste Stoffe

12.6 .1 Anorganische Isolierstoffe


In den Anfängen der Elektrotechnik spielten die anorganischen
Isolierstoffe eine große Rolle . Während früher vielfach natür
liche Werkstoffe eingesetzt wurden , sind es heute nur noch
künstliche Stoffe . So findet man den ehemals häufig benutzten
Marmor jetzt kaum noch . Aber auch aus Teilbereichen der
modernen Isoliertechnik sind anorganische Isolierstoffe nicht EX
wegzudenken , z .B . Luft, Glimmer, Asbest, Keramik , Glas.
Der billige Isolierstoff Luft wurde früher häufiger eingesetzt als
heute . Er hat aber nach wie vor große Bedeutung (z . B . bei
Freileitungen und in Schaltanlagen ), (Abb . 1).
Gase können durch genügend hohe Spannungen leitend ge
machtwerden , indem man durch Elektronenabspaltung lonen
erzeugt. Aus diesem Grund ist die Durchschlagfestigkeit bei
Gasen wichtiger als ihr spezifischer Durchgangswiderstand.
Glimmer und Asbest sind Mineralien . Glimmer wird in Platten
gefunden , während Asbest als faserförmiges Material vor
kommt.
Keramische Isolierstoffe werden aus pulverisierten Silicaten Abb . 1: Isolation durch Luft in einer Um
(SiO .) und anderen Metalloxiden geformt und gebrannt. Es spannstation eines Hochspannungsnetzes
handelt sich dabei um einen Sintervorgang (vgl. 12 .2). An
schließend werden sie meist mit einer Glasur versehen , um
durch Verschluß der Poren das Eindringen von Wasser zu
verhindern.
Die Vielzahl der möglichen Werkstoffe wird nach ihren Roh
stoffen genormt. In DIN 40685 unterscheidet man sieben
Hauptgruppen , die sich in unterschiedlich viele Gruppen un
Anorganische Isolierstoffe 265

terteilen . Allen sind bestimmte Eigenschaften gemeinsam , die


nur unterschiedlich stark ausgeprägt sind .
Keramische Isolierstoffe (außer Speckstein aus der Haupt
gruppe 200) sind
• hart
. sehr spröde
. bruchfest bei ruhender Belastung
und sehr gut auf Druck belastbar
• säurefest (außer gegen Flußsäure)
. laugenfest
Während die keramischen Werkstoffe durch einen Sintervor
gang entstehen , ist Glas eine Legierung. Die Ausgangsstoffe
sind Sand (Siliciumdioxid oder Quarz ), Soda (Natriumcarbonat)
und Kalk (Calciumcarbonat). Abb . 2 : Träger für Heizleiter
Glas ist
• farblos und durchsichtig
. sehr hart
. sehr spröde
• sehr stoßempfindlich
• säurefest (außer gegen Flußsäure )
• ein schlechter Wärmeleiter
• nicht hygroskopisch
. nur durch Naßschleifen oder mit Ultraschallwerkzeugen
bearbeitbar.
Glas hat einen hohen spezifischen Durchgangswiderstand
(Qp = 1013 2 cm = 1017 u12 m ), aber einen negativen Tempe
raturkoeffizienten , so daß es bei Rotglut (etwa 700 °C ) leitend
wird .
Abb . 3: Lampenkolben aus Glas
Hinweise zur Bearbeitung
Keramik und Glas sind sehr hart und spröde. Sie können
deshalb nur durch Schleifen oder mit Diamantschneiden be
arbeitet werden . Dies gilt auch für das Trennen . Diese Werk
stoffe können aber auch nach Ritzen der Oberfläche (>>Glas
schneider« ) maßhaltig gebrochen werden .

12.6 . 2 Natürliche organische Isolierstoffe


Hier sollen einige organische Werkstoffe angesprochen wer
den , die mehr oder weniger bearbeitete Stoffe aus der Natur
sind . Sie stellen also keine Rohstoffe dar, trotzdem sprichtman
hier von natürlichen Materialien .
Wichtige natürliche Isolierstoffe : Papier, Textilien ,Gummi, Bitu
men , Öl, PCB .
Papier wird aus feingemahlenem Holz in einem »Kochvor Abb . 4 : Glasisolatoren
gang« hergestellt. Es ist brennbar und hygroskopisch . Es kann
daher unbearbeitet nicht für Isolationszwecke benutzt werden .
Papier wird zu diesem Zweck imprägniert. Die Dielektrizitäts
zahl und die Durchschlagfestigkeit sind hoch , daher wird Papier
als Dielektrikum in Kondensatoren (Abb . 1, S . 266 ) verwendet.
Auch zur Isolierung von Drähten und Wicklungen wird dieser
Werkstoff bei Leitungen, Kabeln und Spulen eingesetzt, aber
auch hier haben sich mehr und mehr die Kunststoff-Folien
durchgesetzt.
266 Natürliche organische Isolierstoffe

Textilien
Sie werden für die Elektrotechnik aus verschiedenen Rohstof
fen hergestellt, nämlich aus Baumwolle , Flachs,Hanf, Jute und
Seide. Die Einzelfasern werden dabei zu Fäden versponnen
und meistens verwebt. Wie Papier sind auch die Textilien
hygroskopisch . Sie werden daher fast immer imprägniert.
Anwendungsbereiche: Die Leiterisolation wurde früher fast
ausschließlich aus Textilien hergestellt. Für das Bandagieren
von Wicklungen (Abb . 3), das Ausfüllen zwischen Leitern einer
Leitung sowie als Kennfäden werden sie aber auch heute noch
benutzt.
Gummi
wird aus Natur-Kautschuk gewonnen und ist Abb . 1: Kondensatorfolien
. sehr elastisch (bis zu 600 % )
• nicht hygroskopisch
nichtwitterungsbeständig (es wird spröde und bricht)
. löslich in Benzin , Benzol, Öl und starker Säure
• brennbar
• kaum warmfest (Grenztemperatur: 60 °C ).
Sein spezifischer Widerstand ist etwa so groß wie der von
Glimmer (@ = 1016 12cm = 1020 ul2 m ), während seine Durch
KV
schlagfestigkeit mit ca . 25 mm_ - etwas geringer ist. Sie liegt
damit aber bei dem 2 ,5fachen von unbehandeltem Papier.
Anwendungsbereiche: In der Elektrotechnik wird Gummi fast
ausschließlich zur Isolierung von beweglichen Leitungen ein
gesetzt (Abb . 2). Heute wird dazu in erster Linie künstlicher
Gummi (Buna ) verwendet (vgl. 12 .6 .4 ). Abb. 2:Gummiisolierte Leitungmit Stecker
Bitumen
Das Bitumen ist ein Nebenproduktbeider Mineralölgewinnung.
Es ist bei Raumtemperatur zähflüssig und wird zum Verarbei
ten auf 100 . ..200 °C erhitzt. Auch Bitumen wird zunehmend
durch Kunststoffe ersetzt.
Anwendungsbereiche: Verguß- und Tränkmasse (Abb . 4).

UIMTE E IUNEL ILLUJLLIT


WMB EN
TUT O LUJ
QUE
AUTO EN L LIRUDI
KILIMO
RES

Abb . 3: Isolation einer Statorwicklung mit Seidenband Abb . 4: Vergießen einer Kabelmuffe mit
Bitumen
Zellulose 26

Öl
Es wird aus Erdöl gewonnen und deshalb als Mineralöl
bezeichnet
Die Öle für die Elektrotechnikmüssen frei von Feuchtigkeit sein ,
weil schon geringe Anteile den spezifischen Widerstand , die
Dielektrizitätszahl und die Durchschlagfestigkeit wesentlich
verändern .
Anwendungsbereiche: Isolation und Kühlung in Transformato
ren , Löschung von Lichtbögen in Schaltanlagen , Dielektrikum
in großen Kondensatoren (Abb . 5 ).
Polychlorierte Biphenyle
Diese Stoffe (PCB ) (Handelsnamen: Clophen , Askarel u .a .)
werden an Stelle von Ol als Kühl- und Isoliermittel in Trans
formatoren und Kondensatoren verwendet. Sie bestehen im
wesentlichen aus Chlor und Benzol.
Stoffe aus PCB sind weitgehend hitzebeständig und nicht
brennbar. Sollten jedoch durch Brände anderer Materialien
Temperaturen über 300°C entstehen , so zersetzen sie sie sich
sich Abb. 5 : Transformator mit Ölkühlung
Hierbei können die Gifte Dioxin oder Furane entstehen . Dioxin
hat tragische Berühmtheit erhalten als sogenanntes » Seveso
Gift« .
Aus diesem Grund müssen so ausgerüstete Betriebsmittel
( Transformatoren , Kondensatoren ) besonders gekennzeichnet
werden (Abb. 6 ). Da heute bereits mehrere Ersatzstoffe auf
Kunststoff-Basis vorliegen , sollen PCB-haltige Stoffe in der Vorsicht!
Elektrotechnik nichtmehr eingesetzt werden . Geräte mit
W
Clophen
12.6 .3 Zellulose -Kunststoffe gefüllt
Wir verstehen darunter Kunststoffe , die auf der Grundlage von
Zellulose aufgebautwurden . Da die Zellulose aus pflanzlichen
Stoffen wie Holz gewonnen wird, gehört sie zu den natürlichen
Werkstoffen . Durch besondere Behandlung entsteht daraus ein
Kunststoff. Wir haben deshalb diese Materialien zwischen die Abb. 6 : Warnschild bei Clophen-Füllung
natürlichen Werkstoffe und die Plaste eingeordnet.
Es gibt u. a . folgende Zellulose -Kunststoff-Arten : Preßspan ,
Lackpapier, Zellulose-Nitrat,Zellulose-Acetat.
Preßspan entsteht durch in Harz getränkte Papierlagen , die
aufeinander gewalzt werden . Man erhöht dadurch die Festig
keit. Preßspan wird für Spulenkörper, Isolierplatten sowie zur
Nutisolierung verwendet.
Lackpapier ist ein in Kunststoff-Lack getränktes Papier, das zur
Spulen -Isolation benutzt wird (Abb . 7).
Zellulose-Nitrat wird mit Hilfe von Salpetersäure und Schwe
felsäure sowie dem Weichmacher Kampfer (daher der typi RAC
sche Geruch dieses Kunststoffes) aus Zellulose hergestellt.
In der Elektrotechnik wird Zellulose-Nitrat kaum verwendet,
wohl aber zur Herstellung vieler Gebrauchsgegenstände, wie
Kämme, Brillengestelle u .ä .
Zellulose -Acetat wird aus Zellstoff gewonnen , und zwar unter
Einwirkung von Essigsäure.
Anwendungsbereiche: Folien als Isoliermaterial, Spritzguß
teile für Schalterknöpfe. Abb . 7 : Spulenisolation aus Papier
268 Plaste

12.6 .4 Thermoplaste
Die Thermoplaste sind eine Untergruppe der Plaste (Kunst
stoffe).Wir müssen deshalb zu Beginn dieses Abschnittes etwas
über diese gesamte Werkstoff-Gruppe sagen . even kangagan ga a parentes
Plaste unterscheiden sich von allen anderen Stoffen dadurch ,
daß sie aus riesigen Molekülen (Makromoleküle)' aufgebaut onkongan kongmalaman
sind .
Beispiel: Die Makromoleküle von Acrylharz haben bis zu 30000 ..................................
Grundbausteine.
Ihre Bausteine sind selbst auch schon komplizierte Kohlenstoff
Verbindungen mit den Elementen Wasserstoff und Sauerstoff, Abb . 1: Kettenförmige Makromoleküle
aber auch Silicium , Stickstoff, Chlor, Fluor, Calcium , Schwefel (schematische Darstellung)
u .a .
Plaste (Kunststoffe ) bestehen aus Makromolekülen , deren
Einzelmoleküle organische Kohlenstoff-Verbindungen sind .
Diese Großmoleküle bilden sich kettenförmig aus, wobei auch
einzelne Abzweigungen möglich sind (Abb. 1). Sie sind ver
schlungen und verknäult, wodurch die Festigkeit des Stoffes
entsteht.
Verbinden sich einzelne Ketten miteinander durch » Brücken « ,
so entstehen räumliche Netze . Diese können weitmaschig oder
engmaschig sein (Abb . 2 und 3) .
Plaste mit kettenförmigen (fadenförmigen ) Makromolekülen
ohne Zwischenbindungen heißen Thermoplaste.
Plaste mit weitmaschig vernetzten Makromolekülen heißen
Elaste.
Plaste mit engmaschig vernetzten Makromolekülen heißen
Duroplaste .
Je zahlreicher die Zwischenbindungen sind , desto weniger Abb . 2: Makromoleküle mit weitmaschigen
lassen sich die Moleküle gegeneinander verschieben . Der Grad Brücken (schematische Darstellung
der Vernetzung spielt für das Verhalten der Plaste , also für ihre in einer Ebene)
Eigenschaften , eine große Rolle.
Trotzdem haben Plaste eine Reihe gemeinsamer Eigenschaf
ten , die im Einzelfall durch chemische Verfahren entscheidend
geändert werden können .
Plaste (Kunststoffe ) sind im allgemeinen
. chemisch beständig
. leicht färbbar
. korrosionsfest
• schlecht wärmebeständig (Grenztemperatur 120 °C )
• wärmeisolierend
• elektrisch schlecht leitend
• nichthygroskopisch
• gut spanlos verformbar ka
. leichter als Leichtmetalle q = ,9 ... 2 dm3
Plaste haben im allgemeinen
• schlechtere mechanische Eigenschaften als Metalle
• große Wärmeausdehnungen .
Abb. 3: Makromoleküle mit engmaschigen
Brücken (schematische Darstellung in
makros (griech.): groß einer Ebene)
Thermoplaste 269

Nach diesen allgemeinen Ausführungen wollen wir uns jetzt


mit den Thermoplasten ' (auch Plastomere) beschäftigen .
Bei Erwärmung lösen sich die verschlungenen Makromoleküle
durch die Wärmebewegungen voneinander (Abb. 4 ). Der Werk
stoff verliert seine Festigkeit und läßt sich leicht verformen So so000000009000 99000s
(Spritzen , Gießen usw .). Bei Abkühlung werden die Bewegun 2009 0000000000000 0000000000000006 00000000 Bocco
089 0000
gen geringer, und der Stoff wird wieder fest. Dieser Vorgang - 1000SL. 0000900SGOS. 0000D, 06
läßt sich wiederholen . Bei häufigem Temperaturwechsel kön odooO900000000000000000
2996s 2009
nen allerdings Makromoleküle zerstörtwerden . Damit würden
die Kunststoff-Eigenschaften verlorengehen . Abb. 4 : Makromoleküle nach Erwärmung
Thermoplaste sind bei Wärme verformbar.
Thermoplaste sind nicht aushärtbar.
Wir können hieraus schließen , daß sich vor allen Dingen die
mechanischen Eigenschaften bei der Erwärmung von Thermo
plasten stark ändern . Für die Anwendung bedeutet das , daß
Thermoplaste nur in bestimmten Temperaturbereichen einge
setzt werden dürfen . Je nach Zusammensetzung liegt die
höchste Betriebstemperatur zwischen 80 °C und 160 °C .
Thermoplaste sind also bei Raumtemperatur elastisch bis
weich , bei niedrigen Temperaturen nehmen Festigkeit und
Härte zu, so daß sie sogar sprödewerden können. Beim Einsatz
von Thermoplasten müssen demzufolge nicht nur bestimmte
Höchsttemperaturen beachtet werden , sondern auch Tiefst
werte. Die Vielfalt und die Variationsbreite der einzelnen
Kunststoffe erlaubt keine generelle Aussage über die ent
sprechenden Größen .
Sie finden in vielen Tabellenbüchern Anwendungsbereiche für
Thermoplaste .

Abb . 5 : Schreibgeräte aus Thermoplasten

1 thermos (griech .) = Wärme


270 Elaste

Hinweise zur Bearbeitung


Thermoplaste werden in erster Linie spanlos verarbeitet. Sie
können aber auch leicht geschnitten, gesägt oder gebohrt
werden . Wie bei weichen Metallen kann dabei der Keilwinkel
klein sein . Der Spanwinkel und der Freiwinkel müssen groß
sein .
Feilen : Thermoplaste werden selten gefeilt. Ggfs . müssen
gefräste Feilen wie für Kupfer benutzt werden .
Sägen : Die Spanwinkel müssen positiv sein , und zwar bei Wärme
weichen Thermoplasten über 15º. Die Zähnezahl muß wegen
der Spanabfuhr klein sein (4 bis 15 Zähne auf 25 mm ). o = 135°
Bohrer: Da die Kunststoffe schlecht die Reibungswärme ab kurze Hauptschneide
leiten , muß für ausreichende Kühlung gesorgt werden . Hierzu
wird vorwiegend Druckluft eingesetzt, weil flüssige Kühlmittel
nicht für alle Plaste geeignet sind.
Die eingesetzten Bohrer haben extrem kleine Spitzenwinkel
(60° ... 90°), damit die Hauptschneiden besonders lang sind
(Abb . 1). Dadurch wird die Wärmeableitung über den Bohrer
gefördert. Der Seitenspanwinkel ist ebenfalls klein , damit die
Späne schnell herausgeführt werden können .
Durch die starke Ausdehnung der Plaste werden die Löcher Wärme
nach dem Bohren etwas kleiner.
Löcher in Kunststoff stets etwas größer ( ,05 mm ... ,01 mm ) o = 90°
bohren ! lange Hauptschneide

Abb. 1: Hauptschneidenlänge in Abhängig


12.6 .5 Elaste keit vom Spitzenwinkel
Die Makromoleküle dieser Werkstoffe sind durch einige
» Brücken « zu weitmaschigen Netzen verknüpft. Die ketten
förmigen Moleküle lassen sich dennoch in bestimmten Grenzen
bewegen . Sie können aber wegen der » Brücken « nichtmehr
ganz voneinander abgleiten .
Elaste verlieren demnach bei Temperaturerhöhung etwas an
Festigkeit, werden aber nicht vollkommen plastisch.
Belastet man diese Kunststoffe , so streckt sich das Molekül,
ohne zu zerreißen , weil die » Brücken « zwischen den ketten
förmigen Makromolekülen dies nicht zulassen . Es entstehen
dabeimechanische Spannungen , die nach der Entlastung den
ursprünglichen Zustand wieder herstellen (Abb . 2).
Elaste sind elastisch verformbar.
Diese Aussage stimmt natürlich nur für bestimmte Tempera
turbereiche. Sie beginnen bei einigen Stoffen (den eigentlichen
Elasten , auch Elastomere genannt) bereits unter °C und bei
anderen (genannt: Thermoelaste ) etwas über °C . Die Höchst
werte sind unterschiedlich und stellen die Temperaturen dar,
bei denen sich die Moleküle zersetzen .
Anwendungsbereiche:
Verwendung wie Gummi, also für Kabel- und Leitungsisolie - Abb. 2: Makromoleküle von Elasten bei
rungen usw . Zugbeanspruchung und nach Entlastung
Duroplaste

Hinweise zur Bearbeitung


Elaste werden fast ausschließlich spanlos verarbeitet. Für den
Elektro -Fachmann ist aber das Trennen mit dem Messer oder
der Zange interessant. Da das Material sehrweich ist, müssen
kleine Keilwinkel benutzt werden , d .h ., die Schneiden der
Werkzeuge müssen sehr scharf sein .

12.6 .6 Duroplaste
Die kettenförmigen Moleküle sind bei den Duroplasten ' (auch
Duromere genannt) durch sehr viele » Brücken « eng vernetzt.
Die Folge davon ist, daß sich die einzelnen Molekülketten nicht
mehr bewegen können , weder bei Temperaturerhöhung noch
bei Zugbelastung.
Duroplaste entstehen durch Aushärten unter Druck und Wärme.
Man versteht darunter das Vernetzen der fadenförmigen Mole
küle. Dieser Vorgang kann nicht rückgängig gemacht werden .
Zum einen tränkt man Textilien , Papier oder Holz mit dem
flüssigen Kunststoff (z .B . Melaminharz ) und preßt dann. Im
anderen Fall werden die Ausgangsstoffe (z . B . Phenolharze)
gegossen bzw . gespritzt. Es entstehen dabeidie Makromoleküle
und die Vernetzungen .
Temperaturänderungen verändern also die Festigkeit unwe Abb . 3: Zangengriffe aus Elasten
sentlich. Duroplaste werden weder plastisch noch flüssig . Bei
sehr hohen Temperaturen werden natürlich auch hier die
Makromoleküle zerstört.
Duroplaste sind nicht dehnbar oder anders verformbar.

Hinweise zur Bearbeitung


Bei Duroplasten ist die spanabhebende Bearbeitung häufiger
als bei den anderen Plasten . Die Winkelan den Schneiden sind
wie bei harten Metallen zu wählen , also kleiner Spanwinkel
und großer Keilwinkel.
Feilen : Kreuzhieb -Feilen mit negativem Spanwinkel sind zu
benutzen .
Sägen : Auch hier werden Metallsägen benutzt, also große
Zähnezahlen (etwa 30 Zähne). Der Spanwinkel kann 5° betra
gen .
Achtung! Preßstoffe splittern leicht, deshalb besondere Vorsicht
beim Sägen ! Abb . 4 : Leuchtröhrenhalter aus
Bohrer:Wegen der Wärmeabfuhr werden kleine Spitzenwinkel Duroplasten
(60°... 90°) bevorzugt. Hierdurch werden die Hauptschneiden
länger. Durch diese Vergrößerung der Berührungsflächen
erreicht man eine bessere Wärmeübertragung vom Material
auf den Bohrer.
Bei flachen Löchern wird ein kleiner Seitenspanwinkel (10° Duroplast
... 15°) und bei tiefen Löchern ein großer (350...40°) benutzt.
Um Kantenausbrüche zu vermeiden , sollte man an der Bohrer
austrittsstelle in Holz bohren (Abb . 5 ). Holz
duro (lat.): härten Abb . 5 : Bohren von Duroplasten mit Holz
unterlage
272 Verbindungswerkstoffe

12 .7 Verbindungswerkstoffe
Der Elektro-Fachmann hatüberwiegendmit dem Verbinden von
Werkstücken zu tun . Nach DIN 8593 nenntman das Verbinden
auch Fügen .
Fügen (Verbinden ) ist das Fertigen durch Zusammenbrin
gen von festen Werkstücken mit formlosem Stoff.
Folgende Gruppen werden dabei unterschieden :
• Zusammenlegen (z.B . Einstecken von Steckern) Abb . 1: Verspleißen
• Füllen (z. B . Tränken einer Wicklung)
. An - und Einpressen (z .B . Festschrauben von Drähten )
. Urformen (z . B . Vergießen von Kabelmuffen )
. Umformen (z . B . Verdrehen von Drähten )
. Stoffvereinigen (z. B . Löten von Drähten )
Wir wollen hier nur auf zwei wichtige Verfahren der Elektro
technik eingehen , und zwar auf
• Leitungs-Verbindungs-Techniken
. Leitungs-Befestigungs-Techniken Abb . 2: Quetschen
Bei der Herstellung von Leitungsverbindungen sind mehrere
Verfahren üblich :
• Verspleißen (Abb . 1 )
• Quetschen (Abb . 2 )
• Wire-Wrap (Abb . 3 )
. Löten
. Schweißen (Abb. 4)
Beim Quetschen werden durch den hohen Preßdruck die Leiter
verformt und bilden so eine gute elektrische Verbindung.
Bei der Wire -Wrap -Technik wird der Draht fest um einen
kantigen Stift gewickelt und stellt so die Verbindung her. Hierzu
benutztman ein elektrisches Wickelgerät, um die notwendige
Zugspannung zu erzeugen .

12 .7 . 1 Lote
Löten und Schweißen stellen Fügetechniken dar, die durch
Stoffverbindungen hergestellt werden . Man nennt sie stoff- Abb . 3: Wire-wrapping
schlüssige Verbindungen . Sie gelten als unlösbare Verbin - (ca. 10fach vergrößert)
dungen , weil zur Lösung der Verbindung das Bindemittel
zerstört werden muß.
Beim Schweißen werden die zu verbindenden Werkstücke an
der Schweißstelle bis zur Schmelztemperatur erhitztund fließen
dann ineinander. Zur Verstärkung wird häufig noch der gleiche
Werkstoff in Form von Schweißstäben zugeführt.
Das Löten unterscheidet sich hiervon grundsätzlich ,da in erster
Linie das Lot erhitzt und zum Schmelzen gebracht wird und
nicht die Werkstück -Materialien . Das Lot diffundiert dann in die
Werkstücke, so daß nach dem Erstarren eine Verbindung aus
fünf Schichten entstanden ist (Abb . 5):
• Werkstoff 1
. Legierung aus Werkstoff 1 und Lot
TICHIL)
. Lot (sehr dünne Schicht)
• Legierung aus Werkstoff 2 und Lot
• Werkstoff 2 Abb . 4: Elektroschweißen
Löten 273

Da die Metalle durch den Sauerstoff der Luft mit Oxiden


überzogen sind,müssen diese vor dem eigentlichen Lötvorgang Schicht 1
beseitigt werden . Das kann durch mechanische Mittel ge (Werkstoff 1)
schehen , wie Kratzen , Bürsten oder Schleifen .Meistens genügt
das jedoch nicht, weil die Oxide hart sind . Diese können durch Schicht 2
chemische Reaktionen beseitigtwerden , und zwar mit Hilfe von (Legierung )
Säuren , Laugen oder Salzen . Die dafürbenutzten Stoffe heißen
Flußmittel. Schicht 3
(Lot)
Flußmittel werden beim Löten zum Reinigen der Werkstück Schicht 4
Oberflächen verwendet. (Legierung )
An Flußmittelmüssen folgende Anforderungen gestelltwerden :
• Schmelzpunkt niedriger als Lot-Schmelzpunkt Schicht 5
• gute Benetzbarkeit (Werkstoff 2 )
• keine Reaktion mit dem Lot
• keine Reaktion mit dem Werkstück -Material Abb . 5: Lötverbindung
Flußmittelwerden als Pulver (z . B . Kolophonium ), Pasten (z . B .
Zinkchlorid) oder Flüssigkeit .(z . B . Salzsäure) hergestellt.
In der Elektrotechnik findetman häufig die Flußmittel innerhalb
der Lote. Man spricht dann von einer Flußmittelseele im
Röhrenlot (Abb . 6 ).
Bezeichnung der Flußmittel
Nach DIN 8511 werden Flußmittel einheitlich bezeichnet, und
zwar mit dem Buchstaben F . Dann folgen noch zwei weitere
Buchstaben , die den Typ angeben . Davon gibt es folgende:
. Flußmittel zum Hartlöten von Schwermetallen F -SH
. Flußmittel zum Weichlöten von Schwermetallen F -SW
• Flußmittel zum Hartlöten von Leichtmetallen F -LH
. Flußmittel zum Weichlöten von Leichtmetallen F -LW
Diesen Buchstabengruppen folgen noch Zahlen , die je nach
Typ unterschiedliche Bedeutung haben .
Beim Lötvorgang kann man vier Schritte feststellen : Abb . 6: Röhrenlotmit Flußmittelseele
1 . Herstellen von metallisch -reinen Werkstück -Oberflächen
2 . Schmelzen des Lots
3 . Diffundieren des Lots in die Werkstücke
4 . Reinigen der Lötstelle
Die Festigkeit der Lötnaht ist besonders groß , wenn das Lot
vollständig in die Werkstücke eingedrungen ist. Dazu muß es
dünnflüssig sein und die Lötstelle vollständig benetzen .
Man kommtso zu folgenden Anforderungen an Lote:
• Lote müssen mit anderen Metallen gut legierbar sein .
• Lote müssen dünnflüssig sein .
• Lote müssen eine gute Benetzbarkeit haben , damit sie keine
Tropfen bilden , sondern rasch die Lötstelle bedecken .
• Lote dürfen nicht mit den Flußmitteln reagieren , sondern
müssen sie verdrängen .
. Lote der Elektrotechnik müssen gute elektrische Eigen
schaften (z . B . elektrische Leitfähigkeit) haben .
Lote müssen je nach Beanspruchung zusätzliche chemische, 2
mechanische oder technologische Eigenschaften haben . Abb. 7 : Flußmittel und Lote
274 Kleber

Forderungen nach hoher Festigkeit und Warmfestigkeit haben


zu den Hartloten geführt, die nur bei hohen Temperaturen
verarbeitet werden können .
Lote mit Verarbeitungstemperaturen unter 450 °C heißen
Weichlote.
Lote mit Verarbeitungstemperaturen über 450 °C heißen
Hartlote .
• Lote müssen einen niedrigeren Schmelzpunkt als das Werk
stück -Material haben .
Um dies zu erreichen , werden Legierungen benutzt, da ihr
Schmelzpunkt stets niedriger liegt als der von reinen Metallen .
Bezeichnung der Lote
Die Weichlote sind in DIN 1707 und 8516 genormt, die Hartlote Abb . 1: Hartlöten
in DIN 8513
Lote werden einheitlich mit dem Buchstaben L gekennzeichnet.
Diesem folgt eine Buchstaben -Ziffern -Gruppe , die sich aus den
Kennbuchstaben der Legierungsbestandteile und deren Pro
zentanteile zusammensetzt.
Beispiele :
Weichlot L -Sn60Pb : 60 % Zinn , 40 % Blei Weichlöten < 450 °C
Hartlot L -AISI12 : 88 % Aluminium , 12 % Silicium . Hartlöten > 450 °C

12.7 . 2 Kleber
Jeder hat schon Klebeverbindungen hergestellt,wobeimitunter
recht unterschiedliche Werkstoffe verbunden wurden . Kleben
verdrängt auch bei Metallverbindungen teilweise das Löten
oder Schweißen , weil dabei stets eine Erwärmung nötig ist.
Beim Kleben hingegen bilden sich keine Legierungen , so daß
höhere Temperaturen als Raumtemperatur selten gebraucht
werden . Die Werkstücke haften aufGrund von Adhäsionskräften
aneinander.
Klebeverbindungen sind Adhäsionsverbindungen und keine
Legierungen
Die Kleber sind sehr zahlreich , weil für die verschiedensten
Werkstoffe und Anforderungen Spezial-Kleber entwickelt wur
den . Sie werden sehr unterschiedlich verarbeitet.
Hinweise zur Verarbeitung
Es ist unbedingt erforderlich , sich ganz genau an die An
weisungen der Hersteller zu halten . Sonst kann es passieren ,
daß die Kleber nicht fest werden oder daß das Werkstück
angelöst wird . Dies kann besonders bei Plasten auftreten . Hier
muß vor allen Dingen darauf geachtet werden , ob der Kleber
überhaupt für den betreffenden Kunststoff geeignet ist.
Wie die Oberflächen - Beschaffenheit der Werkstücke sein muß ,
ist noch nicht endgültig geklärt. Rauhe sowie glatte Oberflächen
zeigten gute und schlechte Ergebnisse. Auf alle Fälle dürfen
keine losen Partikel wie Staub , Sand , Späne vorhanden sein .
Auch Feuchtigkeit und Fett müssen entfernt werden .
Aufgaben zu 12.6 und 12 .7 275

Achtung! Kleber enthalten häufig giftige oder explosive Lö


sungsmittel! (Gebrauchsanweisung beachten !)
Die Dämpfe dürfen deshalb nicht eingeatmet werden . Bei der
Verarbeitung größerer Mengen ist für ausreichende Lüftung zu endfest300
sorgen !
Natürlich darf auch nicht geraucht oder offenes Feuer benutzt
werden . endfest 300
Man unterscheidet bei den Klebstoffen zwei Arten :
Ein -Komponenten -Kleber und Mehr-Komponenten -Kleber
(meist zweiKomponenten). Abb . 2: Zwei-Komponenten-Kleber
Die Ein -Komponenten -Kleber werden durch den Sauerstoff der
Luft oder durch die Luftfeuchtigkeit fest. Sie werden häufig unter
Druck und Wärme verarbeitet, wobei entweder kurzzeitiger
starker oder langanhaltender mittelstarker Druck nötig ist.
Bei den Zwei-Komponenten -Klebern muß dem eigentlichen
Klebstoff noch ein Härter beigegeben werden , wobei das
vorgeschriebene Mischungsverhältnis sehr genau eingehalten
werden muß (Abb . 2 ). Die Kleber sind zumeist Plaste aus der
Gruppe der Elaste oder Duroplaste . In der Elektrotechnik
werden sie besonders als Schellenkitt oder für das Kleben von
Stegleitung verwendet (Abb . 3).
Metallisierte Klebstoffe (bis zu 80 % Metall als Füllmasse ) STEGLEITUNGS
werden auch als elektrische oder Wärmeleitung eingesetzt SCHNELLKLEBER
(»Wärmeleitpaste« ).
Im weitesten Sinne müssen auch die Gießharze zu den Klebern
gezählt werden . Sie gehören zur Gruppe der Duroplaste (vgl.
12.6 .6 ). Es sind ungesättigte Polyester, Epoxide oder Poly
urethane .
Abb. 3: Stegleitungskleber
Aufgaben zu 12.6 und 12.7
1. Nennen Sie Isolierstoffe aus natürlichen organischen Ma
terialien !
2 . Welchen Nachteil haben Papier und Textilien hinsichtlich
ihres Einsatzes als Isolierstoff?
3.Welche Zellulose -Kunststoffe spielen in der Elektrotechnik
eine Rolle ?
4 . Wodurch unterscheiden sich Plaste von allen anderen
Werkstoffen ?
5 . Welches Element ist in allen Plasten enthalten ?
6 . Wodurch unterscheiden sich Thermoplaste , Elaste und
Duroplaste voneinander hinsichtlich Aufbau und Verhalten ?
7 . Nennen Sie typische Kunststoff-Eigenschaften !
8 . Was verstehtman unter Aushärten eines Kunststoffes ?
9 . Nennen Sie die Unterschiede zwischen Löten und Schwei
Ben !
10.Welche Hauptaufgabe haben Flußmittel?
11. Nennen Sie die Unterschiede zwischen Weich - und Hart
löten !
12 . Welche Unterschiedebestehen zwischen Löten und Kleben ?
1 Komponente (lat.): Teil des Ganzen
ងឹនមសើលមស
277

13
Einführung in die Datenverarbeitung

In diesem Kapitel geht es darum , eine funktionsfähige Datenver


arbeitungsanlage etwas näher kennen zu lernen. Die Kom
ponenten der Hardware ) und ihr Zusammenspiel werden be Eingabe
schrieben. Auf Software2, die unter anderem das Zusammen einheit Eingabe
spiel regelt, muß natürlich auch eingegangen werden . Das
nebenstehende Bild zeigt das Prinzip einer funktionsfähigen
Datenverarbeitungsanlage (DVA).
Wie arbeitet eine DVA ? Verarbeitungs Verarbeitung
einheit Datenfluß
Zentraleinheit
Daten sind entwederWörter oder Zahlen oder Kombinationen
von beiden . Speicherung
In eine DVA werden Daten eingegeben. In der Anlage werden
die Daten verarbeitet. Die Ergebnisse der Verarbeitung werden
wieder ausgegeben . Ausgabe
einheit Ausgabe
Jede Datenverarbeitungsanlage arbeitet nach dem Eingabe
Verarbeitung -Ausgabe-Prinzip (EVA-Prinzip ; Abb.1).
Das Herz jeder DVA ist die Zentraleinheit (Abb . 2 ), die CPU (cen Abb . 1: EVA -Prinzip
tral processing unit). Sie besteht im wesentlichen aus dem
Mikroprozessor und den Arbeitsspeichern .

13. 1 Binäre Darstellung von Daten


Eine DVA verarbeitet die Daten (Wörter und Zahlen ) nicht in der
Form , wie Menschen es gewöhnlich tun , sondern in binärer
Form . Im täglichen Leben benutzen wir für die Darstellung von
Wörtern Buchstaben in Groß - und Kleinschreibung. Außerdem O
verwenden wir noch Sonderzeichen :, ;, ? usw .. Für die 955534D 2222PARANORRA
LUCIA
Darstellung von Zahlen stehen uns zehn unterschiedliche
Zeichen bis 9) zur Verfügung.Zusammengenommen verwen
den wir sehr viele unterschiedliche Zeichen .
In den elektronischen Datenverarbeitungsanlagen wird nur zwi
schen zwei Zustände unterschieden , zwischen oder 1 bzw . Abb .2 : Zentraleinheit (CPU)
zwischen LOW oder HIGH. Elektrisch werden diese beiden Zei
chen mit der Spannung dargestellt. Dabei entspricht LOW auf
einer Datenleitung »keine Spannung vorhanden « und HIGH
» Spannung vorhanden« , LOW HIGH
Die elektronischen Schaltungen , die digitale Signale verarbei Zeichen
ten ,werden überwiegend mit Transistoren aufgebaut. Für diese
Transistor- Transistor-Logik (TTL) sind bestimmte Spannungs TTL
pegel vereinbart worden (Abb. 3).
Stelltman im binären System eine Zahldar, dann ist die kleinste Spannungs - OV - ,8V 2V - 5V
Einheit oder 1 und damit auch ihr Wert oder 1. pegel

1 alle elektronischen und mechanischen Teile eines Systems


2 alle Programme eines Systems Abb . 3: Binäre Zeichen und Spannungspegel
278 Dualzahlensystem

Die kleinste Informationseinheit ( oder 1)heißt Bit1.


Stellen
Will man einen größeren Wert darstellen , muß man die Stellen nummer 4 | 3
zahl erhöhen , z . B . 101 (Eins -Null-Eins, nicht hundertundeins).
Welchen Wert hat z . B .die Dualzahl 101 ? Potenz | 103 | 102 | 101 | 100
Ein Vergleich mit dem Dezimalzahlensystem soll die Frage
beantworten helfen. Eine dreistellige Zahl ist im Dezimalzah Wert 1000 100 101
lensystem wie folgt definiert (vgl. Abb . 1):
645 = 6 . 100 + 4 . 10 + 5 . 1 Abb. 1: Aufbau des Dezimalzahlensystems
Die rechte Stelle , also die erste Stelle (wir zählen von rechts MSB LSB
nach links)hat den Wert 1 , 100 = 1, die zweite Stelle 10 , 101 = 10 , Bit-Nr.
und die dritte Stelle den Wert 100 , 102 = 100 . Den Wert der Stellen -Nr. 8 7 6 5 4 3 2 1
Stelle erhält man also , wenn man die Zahl 10 (es gibt 10 unter
schiedliche Zeichen : bis 9) mit der Stellenzahl(als Exponent ) Potenz 27 26 25 24 23 22 21 20
potenziert. Die Basis des Dezimalzahlensystems ist die Zahl 10 . Wert 128 64 32 16 8 4 21
Die Basis des Dualzahlensystems ist die Zahl 2. Im Dualzah LSB : Least Significant Bit (niedrigwertigstes Bit)
lensystem gibtes nurzweiunterschiedliche Zeichen : oder 1. MSB :Most Significant Bit (höchstwertigstes Bit)
Sonst ist der Aufbau des Dualzahlensystemsmit dem des Dezi Abb . 2 : Aufbau des Dualzahlensystems
malzahlensystems identisch . Die rechte Stelle , auch hier die Dualzahlen (4 Bit) Wert
erste Stelle , hat den Wert 1 (1 = 2°), die zweite Stelle den Wert 0000 O
2 (2 = 24), die dritte den Wert 4 (4 = 22 ). Der Aufbau des 0001
Dualzahlensystems ist in Abb . 2 dargestellt. 0010
101 (dual) = 1 - 4 + - 2 + 1 - 1 = 5 (dezimal) 0011
0100
Um die einstellige Dezimalzahl 5 im Dualzahlensystem darzu 0101
stellen , benötigtman eine dreistellige Dualzahl, also 3 Bit. 0110
Der höchste Wert einer einstelligen Dezimalzahl ist 9 . Stellt man 0111
den Wert 9 dual dar, dann benötigtman 4 Bit, also eine vierstel 1000
1001
lige Dualzahl. 1010
9 (dezimal) = 1001 (dual) 1011
1100
Allerdings ist mit 4 Bit auch ein größererWert als 9 darzustellen . 1101
1111 (dual) = 15 (vgl. Abb. 3) 1110
1111
Da mittels des Dualzahlensystems nicht nur Zahlen , sondern
auch Buchstaben und Sonderzeichen dargestellt werden sollen , Abb. 3: Werte der 4Bit-Dualzahlen
sind die Möglichkeiten einer 4Bit -Zahl zu gering. Mit einer 4Bit
Zahl kann man nur 16 unterschiedliche Zeichen darstellen . Es Dezim Zeichen || Dezim Zeichen
Zahl Zahl
erfolgte deshalb eine Einigung auf 8Bit-Zahlen . Mit ihnen kann 401 57 9
man 28 = 256 unterschiedliche Zeichen darstellen (codieren). So 41 58
wird z . B . mit dem ASCII-Code (American Standard Code for +
Information Interchange) weltweit gearbeitet. In Abb . 4 ist ein 43 +
Auszug der ASCII-Tabelle dargestellt. 44
Um ein Zeichen dual darzustellen , benötigt man 8 Bit. Nach 45
46 -
dem ASCII-Code stellt man z . B .mit der Dualzahl 0011 1111 das 47
Fragezeichen (?) und mit 0011 1001 die Zahl 9 dar. Deshalb hat 48 O >
man für 8 Bit die nächstgrößere Einheit Byte eingeführt. In -
WN MOO
Abb . 5 sind die Einheiten dargestellt. Diese Einheiten sind aber
immer noch recht klein . Für noch größere Informationswerte ver
wendetman wie beim Dezimalzahlensystem Vorsätze (Abb .6). IOT
Anmerkung: Man darf die Codierung mittels Dualzahlen nicht . 5453
mit dem Wert der Dualzahlen verwechseln ! O
00 72
56 73 -
1 binary digit Abb. 4 : ASCII-Tabelle (Auszug)
Mikroprozessor 279

13 . 2 Komponenten einer Einheit Definition


Datenverarbeitungsanlage
13.2. 1 Mikroprozessor 1 Bit O oder 1
Der Mikroprozessor führt die Verarbeitung, durch (z . B . eine 1 Byte 8 Bit
Rechenoperation ). Die Arbeitsspeicher speichern die Daten, die
für die Operation erforderlich sind. 1 Wort 16 Bit = 2Byte
Der Prozessor besteht prinzipiell aus einem Rechenwerk und
aus einem Steuerwerk (Abb . 7). Das Rechenwerk führt die 1 Doppelwort 32 Bit = 2 Worte = 4 Byte
Rechenoperationen durch, es addiert, es multipliziert, es ver
gleicht usw . Das Steuerwerk koordiniert die Arbeit und den
Datenaustausch mit dem internen Speicher. Die Verbindung Abb . 5 : Einheiten des Dualen Systems
zwischen den Einheiten erfolgt über einen Bus.
Bus
Ein Bus ist eine Datenleitung, die u .a . aus parallelen elektrischen
Leitern besteht. In ihnen werden gleichzeitig Daten übertragen .
Je mehr parallele Leiter für die Datenübertragung zur Verfügung Berech Zahlder Byte
Kurzform " nung
stehen , desto mehr Daten können pro Takteinheit übertragen
werden . So hat z . B . ein Pentiumprozessor eine Datenbusbreite = 8 Bit
von 64 Bit, d .h . er kann pro Takt 64 Bit übertragen . 1 Byte
Ein Prozessor hat neben dem Datenbus noch einen Adreßbus 1kB 210 Byte 1.024 Byte
und einen Steuerbus. Hierauf wird jedoch nicht näher einge
gangen . 1MB 220 Byte 1.048.576 Byte
Taktfrequenz 1 GB 230 Byte 1.073.741.824 Byte
Die Taktfrequenz ist ein Maß für die Verarbeitungsgeschwindig | 1 TB
keit der Daten . Sie wird in Hz bzw . in MHz angegeben . 240 Byte Platz reichtnicht aus!
Die wichtigsten Eigenschaften eines Prozessors sind die Abb. 6 : Größenordnung für Byte
Busbreiten und die Taktfrequenz.
Bandbreite
Die Bandbreite gibt an , wieviel Daten maximal pro Sekunde
verarbeitet werden können . Sie ergibt sich aus der Multiplikation
der Datenbusbreite mit der Taktfrequenz. Wenn z. B . ein Pen
tium -Prozessormit 100 MHz arbeitet, dann beträgt seine Band Prozessor
breite 6400 MBit / s bzw . 800 MB/ s .
Steuer || Rechen
13. 2 .2 Interner Speicher werk werk
Der interne Speicher besteht aus einem Festwertspeicher, dem
ROM2 und dem Arbeitsspeicher, dem RAM3. Der Festwertspei
cher enthält ein vom Hersteller festgelegtes Programm , nach
dem der Prozessor zu arbeiten beginnt, z. B . Selbsttest,Herstel
lung der Arbeitsbereitschaft.
Der Mikroprozessor verarbeitet Daten . Diese Daten holt er aus
einem Speicher, verarbeitet sie und schreibt sie wieder in einen Interner Speicher
Speicher (vgl. Abb . 7 ). Als Speicher könnte er z . B . die Festplatte
(siehe 13 .2 .3 ) auswählen . Der Datentransport zwischen Fest ROM RAM
platte und Prozessor wäre jedoch recht langsam . Deshalb sind (Festwert (Arbeits
speicher) speicher)
auf der Hauptplatine (Motherboard bzw . Mainboard) Arbeits
speicher installiert.
2 Read Only Memory (nur Lesespeicher) Abb . 7 : Prinzipieller Aufbau einer
3 Random Access Memory (Schreib -Lesespeicher) Zentraleinheit
280 Speicher

Zuerst werden die Daten z . B . von der Festplatte in den Arbeits


speicher geladen (z . B . beim Aufrufen eines Programms), da Magnetische Optische
nach findet ein Datenaustausch zwischen Prozessor und Speicher Speicher
Arbeitsspeicher statt. Ist der Arbeitsspeicher recht klein , dann
muß der Prozessor zusätzlich die Festplatte in Anspruch neh Diskette CD - ROM
men .
Der Prozessor richtet dann auf der Festplatte temporäre (zeitlich
begrenzte ) Dateien ein , die beim Herunterfahren des Betriebs Festplatte CD - R
systems wieder gelöscht werden . Diese Swap - Dateien (swap
in : einlagern ; swap out: auslagern ) nehmen vorübergehend Wechselplatte MOD
Daten auf, die im Arbeitsspeicher keinen Platz mehr haben .
Dadurch wird die Verarbeitung wieder recht langsam .
Magnetband DVD
Zu einem Prozessor mit großer Bandbreite gehört immer ein
großer Arbeitsspeicher.
Streamertape

13 .2 .3 Externe Speicher Abb .1: Externe Speicherarten


Externe Speicher können sehr große Datenmengen dauerhaft
aufbewahren . Sie haben damit eine andere Aufgabe als die
internen Speicher. Obwohl man sie als externe Speicher be
zeichnet, können sie durchaus im Gehäuse der DVA eingebaut
sein . Abb . 1 zählt die unterschiedlichen Speicher auf, geordnet
nach ihrem Speicherprinzip . Sektor Spur
Beim Magnetband werden die Daten nacheinander (sequentiell)
gespeichert. Dies hat einen Nachteil: Die Daten , die zuletzt auf TUTTI
gezeichnet werden ,befinden sich am Ende des Bandes. Sollen NEUTI NOTID
solche Daten wieder aufgerufen werden und der Schreib -Lese ITTUT
Kopf steht am Anfang des Bandes, dann kann dieser Vorgang
etwas länger dauern . Die Speicher Diskette , Festplatte und
Wechselplatte speichern die Daten auf Scheiben (Platten ). Sie TUTTON |
sind in Sektoren und Spuren (Abb. 2 ) eingeteilt, und der Schreib Indexloch
Lese -Kopf kann die gesuchte Stelle unmittelbar anfahren . Das UUTTUM
geht natürlich schneller. TUTTHEIT
Diskette
Über einen langen Zeitraum hinweg gab es zwei Disketten Spuren
formate , die 5 ,25 -Zoll-Diskette (360 KB , 720 kB oder 1, 2 MB
Speicherkapazität) und die 3 ,5 -Zoll-Diskette (DD : 720 kB , HD : Abb. 2: Speichereinteilung in Sektoren und
1,44 MB). In neue Datenverarbeitungsanlagen werden heute Spuren
fast ausschließlich HD- Laufwerke für die 3 ,5 -Zoll-Diskette ein
gebaut, weil diese wesentlich robuster sind .
Um mit den modernen DVAn einigermaßen vernünftig arbeiten
zu können , benötigt man jedoch wesentlich höhere Speicher
kapazitäten. So haben z .B .moderne Betriebssystemeoder Pro
gramme selbst einen Datenumfang von mehr als 15 MB. Eine
gescannte DIN A 4 -Seite z . B . benötigt zum Abspeichern je
nach Auflösung 10 MB und mehr.
Eine Neuentwicklung ist das LS -120 -Laufwerk (Abb . 3 ). Die
dafür erforderliche 3 ,5 -Zoll-Diskette kann 120 MB speichern .
Das Laufwerk kann außerdem HD -Disketten lesen und be
schreiben .
Eine weitere Entwicklung stellt das Zip -Laufwerk (Abb . 4 ) dar.
Das Laufwerk benötigt größere Disketten . Sie können 100 MB
speichern . Es gibt Entwicklungen für noch größere Kapazitäten . Abb .3: LS- 120 -Laufwerk
Speicher

Gegenwärtig kann das Zip -Laufwerk Daten schneller lesen und


schreiben als das LS- 120 -Laufwerk .
Festplatte
Gegenüber der Diskette hat die Festplatte (Abb . 5 ) einen Nach
teil:Die Scheibe, die die Daten gespeichert hat, kann nichtmehr
separat transportiert werden . Darin liegt aber auch gleichzeitig
ihr Vorteil. Ihre Scheibe istwesentlich geschützter, sie kann prä
ziser bedient werden , sie ist aus härterem Material hergestellt
und kann wesentlich mehr Daten speichern . Es gibtheute Fest
platten mit einem Speichervermögen von über 8 GB, über
8000 MB). Darüberhinaus kann man auf ihre Daten wesenlich Abb. 4 . ZIP -I aufwerk
schneller zugreifen als auf die Daten von Disketten .
Wechselplatte
Die Wechselplatte ist ein Kompromiß zwischen Diskette und sesse
Festplatte . Transportiert werden hier nicht nur die Datenträger,
also die Scheiben , sondern auch die Schreib -Leseköpfe.
Magnetband
Das Magnetband hat neben dem oben beschriebenen Nachteil
der sequentiellen Datenaufzeichnung den Vorteil, daß relativ
große Datenmengen preiswert gesichert werden können .
Bandgeräte , die zur Aufbewahrung und zur Sicherung von
Daten verwendet werden , bezeichnet man als Streamer . Man Abb .5 : Festplatten -Laufwerk
unterscheidet zwischen Tape- Streamer (zeichnet Daten analog
auf) und DAT-Streamer (Digital Audio Tape; zeichnet Daten digi
tal auf).
Optisch arbeitende Speicher
Optisch arbeitende Speichermedien setzen sich mehr undmehr
durch . Ein Laserstrahlwird reflektiert, gestreut, polarisiert oder / 32
und gebrochen und zeichnet so Daten aufbzw . liest sie . Es gibt
auch hier analoge Verfahren und digitale Verfahren . Das digita
le Verfahren hat für die EDV die größere Bedeutung.
Die CD -ROM kann nur gelesen werden . Sie ist wichtig als
umfangreiches Nachschlagewerk , als Programmquelle , als
Foto -CD . Eine normale 4 , 75 -Zoll-CD (12 cm ) kann bis zu 650
MB speichern . Die Digital-Versatile -Disk (DVD , Abb. 6 ) ist eine
Weiterentwicklung und kann bis zu 17 GB speichern . Auf ihr Abb .6 : Internes DVD -Laufwerk
haben lange Spielfilme Platz . Eine weitere Form ist die Com
pact-Disk - Interaktive (CD -I). Mit entsprechender Hard - und
Software kann hier der Benutzer das Geschehen auf dem Bild
schirm (PC oder Fernseher) beeinflussen . Die Daten werden von
der CD abgerufen .
Die Compakt Disk CD - R (CD -Recordable) kann einmal be
schrieben (gebrannt) werden . Sie wird häufig zur Langzeitarchi
vierung und zum Datentransport eingesetzt.
Es gibt auch eine CD , die wie eine Diskette beliebig häufig SONY
beschrieben und wieder gelöschtwerden kann . Diese Magneto
Optische-Disk (MOD ) arbeitet, wie der Name schon verrät, nach OW
einem Mischprinzip : Ein Laserstrahl liest von einem bzw .
schreibt auf einen magnetischen Speicherkörper. Jenach Größe
und Technik kann die MOD zwischen 100 MB und 2 GB spei
chern . Abb.7 : MOD
282 Mainboard

13. 3 Funktionsweise einer


Mainboard
Datenverarbeitungsanlage
13 .3. 1 Zusammenspiel der Hardware Taktgeber Prozessor Interner
(Quarz) Speicher
Die Hauptplatine ist das Zentrum jeder Datenverarbeitungs
anlage. Auf ihr sind der Mikroprozessor, die internen Speicher,
der Taktgeber, die Schnittstellen und die Steckplätze zu finden COM 1 interner Bus
(vgl. Abb . 1). Darüberhinaus kann sie noch weitere Teile enthal
ten , auf die hier jedoch nicht eingegangen werden soll. Es gibt COM 2
auch Hersteller, die die o . a. Teile aufzwei Platinen verteilen , um
eine preiswertere Erweiterung zu ermöglichen . An dem LPT 1 Tastatur
Funktionsprinzip ändert sich jedoch nichts .
Mit der Taktfrequenz des Taktgebers werden auch die Daten auf
dem internen Bus zwischen dem Prozessor und den internen
Speichern ausgetauscht. Ist nun die Taktfrequenz sehr groß , so Steckplatz Steckplatz
sind die Speicherelemente überfordert. Dann arbeitet nur der
Prozessor mit der hohen Taktfrequenz, die Speicher werden mit Steckplatz Steckplatz
einer kleineren Taktfrequenz angesprochen . Ein Controller
(Regler) steuert die Zusammenarbeit.
Es müssen jedoch auch Daten mit den Peripheriegeräten wie Steckplatz Steckplatz
Drucker, Bildschirm usw . ausgetauscht werden . Diesen Daten
weg dorthin muß der Bus ebenfalls ermöglichen . Der Teil des Steckplatz Steckplatz
Busses ist der 1/ O -Bus (Input/Output). Die Steuerung des 1/
Busses kann von dem Controller, der auf dem Mainboard sitzt, Abb . 1: Prinzipieller Aufbau der Hauptplatine
übernommen werden . Es kann jedoch ein zusätzlicher Control
ler installiert sein .
Auf allen Hauptplatinen ist die Schnittstelle (Interface) für die
Tastatur zu finden . Dies ist in der Regel eine Buchse nach DIN © Luo
2137 . Darüberhinaus kann es auf der Platine noch mehr Schnitt
stellen geben .
Serielle Schnittstellen sind z . B . COM 1 und COM 2 (Abb . 2 ).
An COM 1 wird in der Regel die Maus angeschlossen. An
COM 2 können weitere Geräte , beispielsweise ein externes
Modem oder eine programmierbare Telefonanlage angeschlos
sen werden . Die Datenübertragung erfolgthierbeinacheinander
(seriell) und es werden nur zwei Leiter benötigt.
Bei der parallelen Schnittstelle, die LPT11 (Abb . 3), werden die
einzelnen Bits eines Datenwortes gleichzeitig auf parallelen
Leitern übertragen. Hier werden die Daten schneller übertragen
als bei der seriellen Datenübertragung. Allerdings werden für die Abb . 2 : Serieller Anschluß
Datenübertragung auch acht parallele Leiter benötigt. In der
Regel sind es jedoch mehr, weil auch Steuersignale übertragen 2013
werden müssen . Die Länge der Leitung für die parallele Daten
übertragung ist wegen der auftretenden Datenverluste auf 5 m
begrenzt. Die LPT1 am PC -Gehäuse ist eine sogenannte
25polige Sub D -Buchse.

Gegenüber parallelen Schnittstellen übertragen serielle


Schnittstellen die Daten langsamer. Die Leitungen für die seri
elle Datenübertragung dürfen aber wesentlich länger sein als
die für die parallele Datenübertragung.

1 Centronics-Schnittstelle Abb . 3 : Paralleler Anschluß (Drucker)


BIOS 283

Neben den Schnittstellen sind auf allen Mainboards Steckplätze DOGADO


für Erweiterungen vorgesehen . In der Regel sind zwei Steck SO
CORO
platzarten vorgesehen: Die ISA - Steckplätze (Industry Standard
Architecture ) mit einer Datenbusbreite von 16 Bit und die PCI
Steckplätze (Peripheral Component Interconnector) mit einer ISA 24 PCI
Datenbusbreite von 32 Bit. Manchmal ist aus Kostengründen
noch ein 8 Bit-ISA - Steckplatz dabei (Abb . 4).
Besitzt nun ein Mainboard nur die obligatorische Schnittstelle
für die Tastatur, dann steckt in einem Steckplatz eine universelle
1/ O -Karte. Sie hat einen eigenen Controller und stellt die Ver
bindungen zu COM 1, COM 2 , LPT 1 und /oder den Laufwerken
wie Diskettenlaufwerk 3,5 Zoll, Festplatte und/oder CD -ROM
Laufwerk her (Abb . 5 ).
Eine weitere unbedingt notwendige Karte ist die Grafik -Karte 4
(Grafikadapter). Auch sie belegt einen Steckplatz (ISA oder PCI)
und stellt die Verbindung zum Monitor her. Abb . 4 : Steckplätze auf der Hauptplatine
Auf guten Mainboards sind mindestens 7 Steckplätze vorhan
den (in Sonderfällen auch mehr). Es gibt z . B . Karten als interne
Modems, Karten für den Betrieb von Scannern , Soundkarten ,
Wandlerkarten (analog-digital und digital-analog), mit denen BO TS
Datenverarbeitungsanlagen je nach Bedarf erweitert werden
können . SATU

13 . 3 .2 Software
BIOS
Um arbeiten zu können , benötigt eine Datenverarbeitungs
anlage hardwaremäßig mindestens eine Tastatur, die CPU mit
Speichern (intern und extern ) und einen Monitor. Natürlich muß
auch die Energieversorgung sichergestellt sein .
Diese Hardwarekomponenten können nur Daten miteinander
austauschen , wenn Regeln dafür festgelegt sind . Diese Regeln ,
ein Mindestprogramm (Minibetriebssystem ), stellt das BIOS
(Basic Input Output System ) dar. Dieses Minibetriebssystem
muß sofort nach dem Einschalten zur Verfügung stehen . Des
halb ist es unauslöschlich im ROM gespeichert. Es wird fast
immer vom Hardware-Hersteller mitgeliefert. Abb. 5: I/O - Busmit freien Steckplätzen
Das BIOS regelt das Zusammenspiel der Hardwarekompo
nenten . Anwendungssoftware
Dafür müssen alle Hardwarekomponenten im BIOS eingetragen
sein . Jede Hardwareänderung muß im BIOS - Setup angemeldet
werden . Schreibt ein Programmierer für irgend einen Anwen
dungsfall ein Programm , dann kann er mit seinem Programm Betriebssystem
direkt auf die Hardware zugreifen oder über das BIOS gehen.
Würde er immer die Hardware ansprechen , dann müßte er für
jede Datenverarbeitungsanlage ein eigenes Programm schrei
ben , denn trotz aller Kompatibilität gibt es immer kleine Abwei BIOS
chungen .Deshalb ist es einfacher, die Routinen (Teilprogramme)
des BIOS zu nützen . Die Übergabestellen zwischen Anwen
dungsprogramm und BIOS z . B . nennt man Software -Schnitt
stellen . Für sie gibt es standardisierte Vereinbarungen . Damit Hardware
kann der Programmierer Programme entwickeln , die für alle
Datenverarbeitungsanlagen gleich sind. In der Praxis schaltet
man jedoch noch eine Bedienungsebene dazwischen , das Abb . 6 : Prinzipielles Zusammenarbeiten von
Betriebssystem . Abb . 6 verdeutlicht die Zusammenhänge . Hard - und Software
284 Betriebssysteme

Betriebssysteme
Nach dem Einschalten einer Datenverarbeitungsanlage wird
zunächst das BIOS aktiv . Es liest zu Beginn versteckte Daten ,
die teilweise im BIOS- Setup eingegeben worden sind. Es prüft
unter Zuhilfenahme dieser Daten die Hardware. Es initiiert den
sog. Bootvorgang. Die Prüfung der Hardware nenntman POST
(Power On Self Test). Dann wird das Betriebssystem geladen .
Bei dem Betriebssysten DOS (Disk Operating System ) erscheint
nach Beendigung des Bootvorganges das Bereitschaftszeichen C :\> A:
>>C : \> « . Das Bereitschaftszeichen gibt das aktuelle Laufwerk an , A :\> dir
mit dem der Computer arbeiten will. Im vorliegenden Fall ist es Datenträger im Laufwerk A : heißtDSQB & BAS
die Festplatte C . Üblicherweise werden mit A und B Disket Verzeichnis von A :
tenlaufwerke und mit C das Festplattenlaufwerk bezeichnet. DSSCHI BAS BE717 10.12.97 21:41
Weitere Laufwerke erhalten fortlaufend die Buchstaben D , E DS DIR 01.12. 97 17 .00
usw . Es kann aber auch sein , daß eine Festplatte partioniert, 1 Datei(en ) 717 Bytes
daß heißt, beim Formatieren in Teilbereiche eingeteilt ist. Die 1 Verzeichnis(se) 1.280 .512 Bytes frei
AL
einzelnen Partitionen werden wie getrennte Laufwerke behan
delt, sie erhalten also einen eigenen Buchstaben . Abb . 1: Beispiel eines DOS-Dialoges
Willman mit dem Computer einen Dialog führen , dann muß man
die Regeln des Betriebssystemsbeachten . Im vorliegenden Fall
ist das codeorientierte Betriebssystem DOS geladen . DOS
verstehtnurbestimmte Befehle (Komandos, Codes), die mit der
Tastatur exakt eingegeben und mit der Taste » ENTER« abge
schlossen werden müssen . Die Abb . 1 zeigt einen DOS -Dialog .
Ein codeorientiertes Betriebssystem erfordert vom Bediener
eine exakte Kenntnis der Kommandos .
W Systemsteuerung BOX
Datei Bearbeiten Ansicht ?

REM BERS Akustische Signale Anzeige Datum /'Uhrzeit Drucker Eingabehilfen

Hardware Joystick Kennworter Ländereinstellungen Maus SE SION

EP
Modems Multimedia Netzwerk ODBC Schriftarten

Software System Tastatur

18 Objeklle)
Abb . 2 : WINDOWS 95 -Bildschirm
Anwendungssoftware 285

Die Weiterentwicklung brachte 32 - Bit-Betriebssysteme wie


OS/ 2 , WINDOWS 95 (Abb . 2 und 3), WINDOWS NT, um nur D Arbeitsplatz BOX
einige zu nennen , auf den Markt. Solche neuen Betriebs Datei Bearbeiten Ansicht
systeme erfordern wesentlich anspruchsvollere Hardware (bes
sere Prozessoren , mehr Speicherkapazitäz u . ä .), bringen aber
auch wesentlich mehr Komfort (leichter zu bedienen , höhere 3,5-Diskette [A:)
Arbeitsgeschwindigkeit) und mehr Betriebsstabilität. O Windows 95 (C:)
Diemodernen Betriebssysteme erlauben es sogar,mitmehreren a Windows nt (D :)
Programmen gleichzeitig zu arbeiten (Multitasking). Auf Befehl
des Bedieners schaltet das Betriebssystem zwischen den Zip 100 (E :)
Programmen hin und her. So kann z . B . der Bediener in das Pro F:)
gramm A Daten eingeben , während das Programm B irgend Systemsteuerung
welche Arbeiten wie Drucken , Berechnen usw . ausführt.
Die grafische Oberflächentechnik ist deutlich verbessert. Die 22 Drucker
modernen Betriebssysteme arbeiten objektorientiert.
Bei einem objektorientierten Betriebssystem stehen nur die
Bedienelemente zur Verfügung, die in dem Projekt, das gera
de bearbeitet wird , eingesetzt werden können .
Der Dialog mit diesen Betriebssystemen geschiehtüberwiegend 7 Objekt(e )
mit derMaus. Natürlich kann auch die Tastatur verwendet wer Abb . 3: Bildschirmausschnitt
den .
Anwendungsprogramme
Die teuerste Hardware , das beste BIOS und das komfortabelste
Betriebssystem sind wertlos, wenn keine Anwendungssoftware
eingesetzt wird. Zwar haben die modernen Betriebssysteme
kleine Module, mit denen man z . B . schreiben , rechnen , zeich Standardsoftware
nen kann . Für den regelmäßigen umfangreichen Gebrauch sind
sie jedoch nicht so gut geeignet wie die Programme, die für den Allgemeine Branchen
speziellen Einsatz , für die spezielle Aufgabe, entwickelt wurden . Software software
Sieht man einmal von der Standardsoftware und von einer Textverarbeitung Buchhaltung
gewissen standardisierten Branchensoftware (vgl. Abb . 4) ab , Datenbank | CAD -Anwendungen
dann muß für jede besondere EDV- Aufgabe ein besonderes Tabellenkalkulation Kalkulation
Programm entwickelt bzw . zugeschnitten werden . Der notwen Zeichenprogramm Auftragsbearbeitung
dige Entscheidungsprozeß ist im folgenden dargestellt: Grafikprogramm Lagerhaltung
Bildbearbeitung Verwaltung usw .
1. Klarwerden über die Aufgabe (Aufgabenformulierung). Tonbearbeitung für z.B .:
Präsentation usw . Bauwesen
2 . Aufstellen eines Pflichtenkataloges (Pflichtenheft). Handwerk
3 . Entwickeln des Programms bzw . Entscheidung für ein Industrie
vorhandenes Programm . Handel
Banken usw .
4 . Entscheidung für eine Datenverarbeitungsanlage (Hardware,
Betriebssystem ).
5 . Anwendung.
Häufig verlaufen die Entscheidungsprozesse etwas anders . Da Spezielle Software
wird eine mehr oder weniger komfortable Datenverarbei
tungsanlage gekauft und dann überlegt, welche Software ein Meßdatenerfassung
gesetzt werden kann . Steuerung mit SPS
Es kommt dann vor, daß die Hardware um die eine oder die Regelung
Meßdatenauswertung
andere Komponente erweitert werden muß. Deshalb sollte man Prozeßvisualisierung
bei der Beschaffung einer Datenverarbeitungsanlage die Option Simulation usw .
der Erweiterung berücksichtigen und z . B . auf die Möglichkeiten
der Speichererweiterung achten . Abb . 4 : Beispiele für Anwendungssoftware
286 Dateneingabe

13. 4 Komponenten für die Daten


Kompoder
nenten Daten Kompo
nenten der
eingabe und Datenausgabe Eingabe verarbeitung | Ausgabe
Eine DVA arbeitet nach dem EVA -Prinzip . In der Hauptsache Trackball
befaßten sich alle bisherigen Ausführungen mit der Datenver Monitor
arbeitung. Natürlich war es dabei unumgänglich , auch schon Tastatur Drucker
einiges über Dateneingabe und Datenausgabe anzumerken . Im Maus CPU Plotter
Folgenden sollen nun einige Komponenten für die Datenein Joystick Interne Belichter
gabe und für die Datenausgabe etwas ausführlicher vorgestellt Strichcode Speicher Laut
leser sprecher
werden . In Abb . 1 sind einige Komponenten in das EVA -Prinzip Scanner Lochkarten
eingeordnet. Dabei wird deutlich , daß Disketten , Festplatten , Digitale stanzer
Streamer usw . sowohl Daten aufnehmen als auch abgeben kön Kamera Meßwert
nen . Zeichen anzeige
tableau
Tastatur Mikrofon Diskette
Meßwert Festplatte
Die Tastatur ist nach wie vor die wichtigste Komponente für die aufnehmer Streamer
Dateneingabe. Daneben werden über sie auch das Betriebs CD
system und die Programme gesteuert. Sie besteht aus dem Modem
Schreibmaschinenbereich , dem Ziffernblock, den Cursortasten
und den Funktionstasten . Während der Schreibmaschinen Abb. 1: Komponenten der Dateneingabe und
bereich , der Ziffernblock und die Cursortasten fast immer die der Datenausgabe
gleiche Funtion haben , können die Funktionstasten F1, F2 usw .
je nach Software eine unterschiedliche Funktion ausüben (oft Esc Unterbrechung,Codeumschaltung
stellt man jedoch auch hier Übereinstimmung fest). Darüber
hinaus gibt es noch länderspezifische Besonderheiten , die im Funktionstasten
BIOS- Setup eingestellt werden müssen. In Abb. 2 ist exempla
risch für einige Sondertasten bzw . Tastenkombinationen die F1 in fastallen Programmen "Hilfe "
Bedeutung aufgeführt. Druck > Bildschirmausdruck (überwiegend)
Tastaturen unterscheiden sich in der optischen Gestaltung und
in der Qualität des Tastenanschlages teilweise erheblich . In Pause > einen Vorgang unterbrechen
Deutschland sind sie in DIN 2137 genormt. Angeschlossen wer UmschaltungzB auf Großschreibung
den sie in der Regel über einen 5poligen DIN - Stecker direkt an
das Mainboard. Es sind auch 6polige Mini-DIN -Stecker oder Eintg Umschaltung:Einfügen /Ü berschreiben
6polige SDL - Stecker (Shield Data Link = abgeschirmte Daten
verbindung) möglich . Entf Entfernen,Löschen
Maus → Cursorbewegung
Die Maus ergänzt die Tastatur. Bei der modernen objektorien Eingabeabschluß ,Return
tierten Software wird eine Datenverarbeitungsanlage häufiger Bild 1 Bild springt eine Bildhöhe nach oben
über die Maus als über die Tastatur bedient. Die Tastatur wird
jedoch wohlnie verdrängt werden können . Die Maus besitzt an Alt Gr
ihrer Unterseite einebeweglich gelagerte Kugel. Sie erzeugt bei
Drehung elektrische Impulse und hatbis zu drei Tasten . Bei älte
ren Betriebssystemen hat nur die linke Maustaste eine Steue Alt Gr
rungsfunktion . Bei der modernen objektorientierten Software
wird zusätzlich die rechte Maustaste und in zunehmendem Alt Gr
Maße auch die mittlere für die Bedienung benötigt.
Angeschlossen wird die Maus in der Regel über die serielle Strg
Schnittstelle mit einer 9poligen SUB D -Buchse. Es gibt auch ESC Umschaltung beiMultitasking
einige Systememit einem speziellen Mausport.
Neben der mechanischen Maus gibt es auch die optisch funk Strg
Alt Warmstart: Bootvorgang wird
tionierende Maus. Sie besitzt keine beweglich gelagerte Kugel, Entf eingeleitet
sondern auf ihrer Unterseite zwei Lichtquellen mit zwei Foto
elektroden . Bei einigen Mausarten ist die Leitung zur Datenver Abb . 2 : Sondertasten der Tastatur und ihre
arbeitungsanlage durch Infrarot- oder Funksignalen ersetzt. Bedeutung
Monitor 287

Trackball
Beim Trackball (Abb . 3 ) ist die bewegliche Kugel nicht an der
Unterseite, sondern an der Oberseite gelagert und wird direkt
mit der Hand bedient. Sonst sind Aufbau und Funktion ähnlich osoft
wie bei der Maus.
Weitere Eingabegeräte sollen hier nicht speziell besprochen
werden . Einige weitere Komponenten sind in Abb . 1 aufgeführt.
Darüberhinaus gibt es die Möglichkeit, eine Datenverarbei
tungsanlage über einen Lichtgriffel (Lightpen), über die Sprache
und über einen besonderen Monitor, dem Touchscreen , mit den
Fingern zu steuern .
Bildschirm
Neben der Tastatur ist der Bildschirm (Monitor oder Terminal) Abb . 3 : Trackball
das wichtigste periphere Gerät und das wichtigste Gerät für die
Datenausgabe. Allerdings kann man einen Monitor nicht los
gelöst von der dazugehörigen Steckkarte (Grafikkarte, Grafik
adapter oder Bildschirmadapter) bewerten . Die Grafikkarte
steckt z .B . in einem PCI- Steckplatz und verbindet die Zen
traleinheit über den Bus und die Leitungmit dem Monitor.
Doch zunächst zum Monitor: In den häufigsten Fällen ist sein
wesentlichstes Bauteil eine Elektronenstrahlröhre. Bei Farb
monitoren wird die Farbe über die dreiGrundfarben Rot, Grün
und Blau erzeugt. Man spricht deshalb auch von RGB -Bild
schirmen oder von RGB -Anschlüssen (Abb . 4 ).
Ein weiteres wichtiges Qualitätsmerkmal ist die Bildschirm
größe. Je gößer der Bildschirm ist, je mehr (nicht schärfer) läßt
sich darstellen . Die Angabe » 21Zoll-Schirm « bedeutet: Der Bild
schirm stellt ein sichtbares Bild mit einer Diagonalen von 21Zoll
Länge dar. In Abb. 5 sind Qualitätsmerkmale von Monitoren auf Abb. 4: Monitormit Bildröhre
geführt.
Das Qualitätsmerkmal Auflösung gibt an , wie klein ein Bild Qualitäts Definition Größen
schirmpunkt (Pixel) ist. Je kleiner eine solche Auflösung ist, merkmal ordnung
desto deutlicher erscheint das Bild . Allerdings kann eine Elek Monitor Länge der Bildschirm 14 Zoll
tronenstrahlröhre nicht beliebig kleine Punkte erzeugen . Die größe diagonale in Zoll | 17 Zoll
Grenze liegt bei etwa , 2 mm Durchmesser. Hat also ein Bild 21 Zoll u. m .
schirm eine Lochmaske mit , 25 mm , dann hat er eine sehr Loch Durchmesser eines ,25 mm
maske Pixels
gute Auflösung. Auflösung Zahl der Pixel pro Zeile640 x 480
Ein vollständiges Bild setzt sich aus sehr vielen Punkten zusam x Zahlder Zeilen 800 X 600
men . Diese Punkte werden zeilenweise geschrieben . Deshalb 1024 x 768
1280 x 1024
gibt man die Auflösung auch als Pixel pro Zeile mal Zahl der Bildwieder- Zahlder Bilder, die pro 50 Hz -
Zeilen an (vgl. Abb . 5 ). Bei einer Auflösung von z. B . 1024 x 768 holfre Sekunde aufgebaut | 100 Hz
besteht das Bild aus 786432 Bildpunkten . quenz werden können
Zeilen Zahlder Zeilen,die pro 60 kHz
Obwohl das Schirmbild für das menschliche Auge ruhend frequenz Sekunde geschrieben 100 kHz
erscheint, wird es permanent neu geschrieben . Die Bildwieder werden können
holfrequenz gibt an , wie oft ein Bild pro Sekunde wiederholt Zeilenfrequenz =
Bildwiederholfrequenz
wird . Übliche Bildwiederholfrequenzen liegen um 100 Hz und x Anzahlder Bildzeilen
mehr. Die Bildwiederholfrequenz sollte auf jeden Fall über 50 Hz Videoband Geschwindigkeit,mit 60150kHz kHz
liegen , weil sonst für unser Auge ein Flimmern auftritt. Dieser breite der Pixel dargestellt
stroboskopische Effekt entsteht besonders bei künstlicher werden können
Videobandbreite =
Beleuchtung, weil die Netzfrequenz 50 Hz beträgt. Zeilenfrequenz x Bild
punkte pro Zeile
Die Zeilenfrequenz und die Videobandbreite sind weitere Quali
tätsmerkmale . Die Zeilenfrequenz gibt an , wieviel Zeilen pro Abb . 5: Qualitätsmerkmale für Monitore
Sekunde geschrieben werden können . Multipliziert man die Zei (Beispiele)
288 Grafikkarte

lenfrequenz mit der Zahl der Pixelpro Zeile , dann erhältman die
Videobandbreite. Sie ist also ein Maß für die Geschwindigkeit, Speicher
mit der einzelne Pixel dargestellt werden können . kapazität 1 MByte 2 MByte 4 MByte
Jeder Monitor benötigt eine eigene Energieversorgung für die MHz MHz MHz
Erzeugung der erforderlichen hohen Spannung der Elektronen DAC 135 MHz 135 MHz 175 220 175
strahlröhre. Bei Betrieb von Elektronenstrahlröhren tritt leider Frequenz
auch elektromagnetische Strahlung auf. Für deren Abschirmung
muß ein recht hoher Aufwand betrieben werden . Recht gute 1024 768 1024 864 768 1200 1024 1280
Monitore führen z . B . das Prädikat » strahlungsarm nach MPR 116 Bild 600 600
(Eine von Schweden entwickelte Prüfnorm ). auflösung x
1280 1x024 X xxx x xx
Der Bildschirm kann nur dann ein gutes Bild liefern , wenn er mit 800 1280 1152 1024 x
800 1600 1280 1600
Daten in dafür erforderlicher Qualität versorgt wird. Für diese
Qualität muß die Grafikkarte sorgen . Sie muß die für die Auf 256 768 256 768 768 200 768 200 768
lösung erforderlichen Pixel in der geforderten Geschwindigkeit Anzahlder 32 32 32 777 32 777 32
Farben
erzeugen , sie ist aber auch für die Farbe verantwortlich . 16 16
Steht für die Ansteuerung eines Bildpunktes nur 1 Bit zur Verfü
gung, dann kann der Punkt nur hell oder dunkel sein . Stehen
dagegen pro Pixel 4 Bit zur Verfügung, dann kann das Bild Bildwie Hz Hz Hz Hz Hz Hz Hz Hz Hz
schon 16 Farben erzeugen (bei 8 Bit pro Pixel 256 Farben). Bei derholfre 75 75 75 75 80 80 75 H99Z 75 80
quenz
der HighColor-Bezeichnung können 32768 (32768 = 215 , also
15 Bit), bei der TrueColor-Bezeichnung 16 ,7 Millionen (16,6 Mil Abb . 1: Qualitätsmerkmale fürGrafikkarten
lionen = 224, also 24 Bit) Farben dargestellt werden . Diese (Beispiele)
Daten und noch einiges mehr müssen auf dem Grafikadapter
gespeichert werden können . Deshalb benötigt der Grafikadap
ter einen eigenen Speicher. Gute Speicherbausteine sind
VRAMs (Video-RAMs) oder EDORAMs. In Abb . 1 sind einige
Qualitätsmerkmale für Grafikkarten aufgeführt.
Die Bilddaten sind im Speicher des Grafikadapters digital auf
bewahrt. Zum Bildschirm müssen sie jedoch analog geschickt
werden, denn die Elektronenröhre arbeitet analog. Diese
Umwandlung besorgt der DAC (Digital/Analog Converter). Seine
Leistungsfähigkeit ist von seiner Taktfrequenz abhängig .
Grafikkarten haben selbst sehr viele Daten zu verarbeiten . Des
halb ist auf jeder guten Karte ein selbständig arbeitender Pro
zessor untergebracht. Er entlastet den Hauptprozessor. Für
Multimedia -Anwendungen gibt es darüberhinaus noch Video
beschleuniger u .ä .

Abb. 2: CAD - Arbeitsplatz Abb . 3: SPS


Computereinsatz 289

13. 5 Möglichkeiten und Auswirkungen Tab .13.1: Entwicklung der EDV


des Einsatzes von Zeit Entwicklungsstand
ca. Verwendung mechanischer Rechenhilfs
Datenverarbeitungsanlagen 1000 | mittel in Form von Rechenbrettern
v. Chr. (Abakus), wie sie zum Teil heute noch in
Die Datenverarbeitung geht bis in die Zeit vor Christi Geburt Asien verwendetwerden.
zurück (vgl.Tab .Abb . 13. 1). Jedoch erst die Entwicklung der IC ca. PASCAL entwickelt eine Addiermaschine für
Technik machte es möglich , die Datenverarbeitung im großen 1640 bis zu sechsstellige Zahlen .
Stil und in allen Bereichen durchzuführen . Sie verändert unsere ca. LEIBNITZ entwickelt leistungsfähige mecha
Arbeitsplätze, unser Privatleben und unser Zusammenleben 1680 nischeRechenmaschinen .
unwiderruflich . Viele Arbeitsplätze sind weggefallen , neue sind 1703 LEIBNITZ gibt eine Schrift über das duale
entstanden , und neue Berufe entstehen . | Zahlensystem heraus, das auch heute noch
die Grundlage für die Verarbeitung von
Daten in Computern bildet.
13.5 . 1 Einsatzmöglichkeiten 1833 CHARLES BABBAGE entwickelt eine Maschine
Der Computer verarbeitet eine unvorstellbar große Datenmenge mit Rechen -, Steuer- und Ein -/Ausgabe
in recht kurzer Zeit und liefert so rasch Ergebnisse. Die Meteo werk . Programmspeicherung auf
Lochkarten .
rologen entwickeln z .B . in der modernen Wettervorhersage 1890 Bei einer Volkszählung in USA werden von
Wettermodelle und damit auch Programme. Der Computer ver HOLLERITH Lochkarten für die Auswertung
arbeitet weltweit empfangene Wetterdaten und zeichnet daraus der Erhebung eingesetzt.
die Wetterkarte. Die Meteorologen interpretieren dann nur noch 1941 | KONRAD ZUSE entwickeltden ersten funkti
die Datenausgabe. onsfähigen Relaisrechner.
Im heutigen Wirtschaftsleben übernimmt der Computer über - 1946 1. Computergeneration : Röhrenrechner
wiegend den Informationsaustausch. Er überwacht und steu ENIAC (17000 Röhren;Masse 30 Tonnen )
ert den Warenein - und -ausgang, den Geldverkehr, das Rech 1950 Verkaufdes ersten Computers (UNIVAC).
nungswesen . Er führt die Buchführung durch , projektiert 1957 2. Computergeneration : erster volltran
Anlagen u .v.m . Ermacht den Menschen dabei nicht überflüssig . sistorisierter Computer (SIEMENS 2002).
Der Einsatz der menschlichen Arbeitskraft ist jedoch sehr zu 1964 3. Computergeneration:Rechner mit inte
rückgegangen. grierten Schaltkreisen (IBM 360, SIEMENS
| 4004);kleinere Abmessungen und größere
In der Verwaltung kommtjeder Bürger mit der elektronischen | Zuverlässigkeit als bei Transistorrechnern .
Datenverarbeitung in Berührung. Alle Einwohner werden daten 1970/ Entwicklung des ersten 4 -Bit
mäßig erfaßt. Die Steuerbescheide werden mit und von Com 1971 Mikroprozessors (INTEL 4040).
putern erarbeitet. Alle Kraftfahrzeuge sind im Verkehrszen 1973/ Entwicklung des ersten 8-Bit
tralregister geführt. Die Verkehrssünderkartei ist heute eine 1974 Mikroprozessors (INTEL 8080).
Datendatei. 1975 | 4. Computergeneration : Personal-Com
Aus der Steuerungs- und Regelungstechnik ist der Computer puter mit hochintegrierten Schaltkreisen ,
bzw . der Prozessor nichtmehr wegzudenken . Über Sensoren geringeren Abmessungen und hoher
(Meßwertaufnehmer) erfaßt er Informationen , verarbeitet sie und Rechengeschwindigkeit; zunehmender
| Preisverfall läßt die Computer in den
setzt das Ergebnis über Aktoren (Stellglieder) um . Häufig laufen | privaten Bereich vordringen .
die Steuerungs - und Regelungsprozesse noch analog ab , die 1977 1. PC von Apple und Commodore
Datenverarbeitung geschieht jedoch digital, deshalb müssen 1979/ Entwicklung von 16 -BitMikroprozessoren
noch Analog/Digital-Wandler (A / D -Wandler) und Digital/Analog 1980 Zunehmender Einsatz von 16 - und 32 -Bit
Wandler (D / A -Wandler) eingesetzt werden . Ein Beispiel für den Rechnern . Einführung der 1. Standardsoft
Einsatz des Prozessors in der Steuerungstechnik ist die spei ware (z.B. Textverarbeitung) unter MSDOS
cherprogrammierbare Steuerung (SPS). Sie ersetzt zunehmend 1983 | Grafische Benutzeroberfläche beim PC
die verbindungsprogrammierten Schützschaltungen (Abb . 3). 1989 Einführung von ISDN
Von sehr großer Bedeutung ist der Computereinsatz in der 1992 Windows 3x,CD-ROM
Produktion (CIM - Computer Integrated Manafacturing). Dabei 1994 Homebanking, Pentiumprozessoren
werden drei Bereiche unterschieden : Das computerunterstützte | 1995 | Internetboom beginnt in Deutschland,
Zeichnen (CAD - Computer Aided Design ) hat Einzug in die | Windows 95, Multimedia-Anwendungen
Konstruktionsbüros gehalten (Abb . 2). Arbeitsabläufe mit allen 1996 LS bzw . Zip -Laufwerke mitüber 100 MB
erforderlichen Unterlagen werden von der computerunterstütz Digital Versatile Disk
ten Planung (CAP - Computer Aided Planing) organisiert. Die 1997 CD -RW (wiederbeschreibbare CD)
computerunterstützte Fertigung (CAM - Computer Aided Aus- Weitere Miniaturisierung durch die Entwick
Manufacturing) mit ihren NC - oder CNC -Maschinen sorgt für blick lung höchstintegrierter Schaltkreise mit
einen ungeheuren Rationalisierungseffekt. mehreren Millionen Komponenten pro Chip .
290 Tabellenkalkulation

13 .5 . 2 Einsatz eines Kalkulationsprogramms


Für einen Facharbeiter ist es unumgänglich , sich in die EDV ein
zuarbeiten . So vielfältig wie die Einsatzmöglichkeiten sind, so 2
vielfältig sind auch die Einarbeitungsmöglichkeiten . Hier wird
der Weg über eine erste Einarbeitung in ein Kalkulationspro Straße 34
gramm gewählt.
Kalkulationsprogramme sind überwiegend Tabellenkalkulatio 6
nen und werden von vielen Software -Häusern angeboten . Sie 7 Zellcursor
sind zumeist Programme, deren Daten durchaus mit anderen
Programmen ausgetauscht werden können , oder Bestandteil | 8
eines Programmpaketes (z . B . Office). Trotz unterschiedlicher 9
Hersteller sind ihre Grundfunktionen identisch . 10
Die Tabellenkalkulation besteht zunächst aus einer Tabelle , die 254,23
nur zum Teil auf dem Bildschirm zu sehen ist. Mittels Betätigung 12 Zelle C12
der Steuerungstasten läßt sich der im Bildschirmfenster sicht 13 | " = 14 * 26
bare Bereich der Tabelle verschieben . Die Tabelle selbstbesteht 14
aus Spalten , die hier mit Buchstaben (A , B , C usw .) und aus 15
Zeilen , die hier mit Ziffern (1 , 2 , 3 usw .) bezeichnet werden . Die 16
Abb . 1 zeigt dies undmacht deutlich , daß durch die Einteilung in 17
Spalten und Zeilen Zellen entstehen .
Die Zelle C12 befindet sich in der Spalte auf der Zeile 12. In Abb . 1 : Aufbau einer Tabelle
eine solche Zelle kann man Ziffern (B11), alphanumerische
Zeichen (B4) und Rechenformeln (A13) eingeben . Dazu muß Spalte nach rechts
man die Zelle vorher aktivieren . Dies geschieht über die Steue
rungstasten (vgl. Abb. 2 ) oder mittels Maus. Ist der Rahmen
einer Zelle hervorgehoben (B7), dann ist die Zelle aktiviert. Der Spalte nach links
hervorgehobene Zellrahmen wird auch Zellcursor genannt.
Zeile nach oben
Wechselstromleistung
Für eine erste Übung soll nun das Beispiel für die Wechsel Zeile nach unten
stromleistung auf Seite 47 herangezogen werden . Dort versorgt
eine sinusförmige Wechselspannung mit einem Spitzenwert von Pos 1 ) zum Zeilenanfang
10 V einen ohmschen Widerstand von 20 2. Im Widerstand fließt
ein Strom . Elektrische Leistung wird in Wärme umgesetzt. Die Ende zum Zeilenende
Abhängigkeit der Leistung von der Zeit sollmathematisch und
grafisch mit Hilfe dieser Tabellenkalkulation nachvollzogen wer Bild 11 ein Bildschirmfenster aufwärts
den .Was ist zu tun ?
Zunächst sollen die Augenblickswerte der Spannung für eine Bild 1 > ein Bildschirmfenster abwärts
Periode ermitteltwerden . Die Spannung schwingtmit 50 Hz und
ist sinusförmig (vgl. S . 30). Bei 50 Hz dauert eine Periode 20 ms.
Um eine einigermaßen exakte Darstellung zu erhalten , werden Strg
die Augenblickswerte pro ms berechnet. Dafür wird eine Tabelle Pos 1 zum Tabellenanfang
mit 21 Zeilen benötigt (mit Tabellentitel 22 Zeilen). In Tabelle
Abb . 3 ist das geschehen . Die Spalte A enthält fortlaufende Strg
Nummern , die Spalte B die Zeiten in ms, die Werte beider Spal Ende zum Tabellenende
ten sind also vorgegeben worden .
Die Spalte A hätte man sich auch sparen können . Sie erhöht Alt
aber den Überblick, denn die Spannungswerte hätten ja auch Bild 11 ein Bildschirmfenster links
gemessen und über einen A / D -Wandler direkt in die Spalte
übertragen werden können . Mit diesen Nummern würden dann
die jeweiligen Meßwerte gekennzeichnet. Bild ein Bildschirmfenster rechts
In Spalte C sollen die zu den jeweiligen Zeitpunkten auftreten
den Spannungswerte berechnet werden . Dies geschiehtmittels Abb . 2: Cursorsteuerung in einer Tabelle mit
der Formel u = û sin (2 - 1 - f - t) also u = 10 V . sin (2 . 7 - 50 - t). Tasten
Wechselstromleistung 291

А ТВ C D
Nr.: t in ms u in v i in A p in W
3 ,09 , 15 ,48
5 ,88 .29 1 ,73
8 ,09 ,4 3 ,27
9 ,51 ,48 4 ,52
6 10 ,5 5
9 ,51 ,48 4 ,52
9 8 8 ,09 ,4 3, 27
10 5 ,88 ,29 1,73
11 3 ,09 , 15 ,48
12 11
13 - 3 ,09 - , 15 ,48
14 -5 ,88 - ,29 1,73
15 - 8 ,09 - ,4 3,27
16 15 14 - 9,51 - ,48 4 ,52
17 16 - 10 - ,5 5
18 17 - 9 ,51 - ,48 4 ,52
19 18 17 - 8 ,09 - .4 3 ,27
20 18 - 5 ,88 - ,29 1 ,73
21 20 19 - 3,09 - ,15 .48
22 21 20 O .
Abb. 3: Wertetabelle für die sinusförmigen Größen Spannung, Stromstärke und Leistung
A B D E
Nr t in ms u in v i in A p in W
2 = 10* SIN (2 *P10 *50 *B2/1000 ) = C2/20 =C2-D2
3 = 1 + A2 = 1 + B2 = 10 *SIN (2 *P10 * 50 *B3/1000) =C3/20 =C3D3
= 1 +A3 = 1 +B3 = 10 *SIN (2 *P10*50*B4/ 1000) =C4/20 = C4*D4
20 = 1 + A19 = 1 +B19 = 10 *SIN (2 *P10 *50 *B20 /1000 ) =C20 /20 =C20 *D20
21 = 1 + A20 = 1 + B20 = 10 * SIN ( 2 * P10 *50*B21/ 1000 ) = C21 /20 =C21*D21
22 - 1 LA1 = 1 + B21 = 10 *SIN (2 * PIO *50* B22/ 1000) EC22/ 20 =C22*D22
Abb . 4: Tabelleneintrag der Abbildung 3
Diese Formel wird in die Zellen der Spalte C eingegeben . Hier
bei muß man zwei Dinge beachten: 1 . Wie werden die Formeln
in der Syntax des jeweiligen Programms geschrieben ? 2. In
welchen Einheiten müssen die Werte berücksichtig werden ? Die
Abb . 4 gibt auf beide Fragen die Antwort.
Die Werte in den Spalten A und B sind so eingetippt worden , wie
sie in Abb . 3 erscheinen . In der Abb . 4 sind in den Spalten C , D
und E die Formeln so dargestellt, wie sie eingetippt wurden.
Zunächst zur Spalte C : Das Zeichen » = « bedeutet für das hier
verwendete Programm : »Achtung, dies ist eine Rechenregel und
kein Text.« Auch andere Programmehaben dieses Erkennungs
zeichen . (Einige Programme beginnen die Rechenregel mit @ .)
» 10 “ steht für die Spitzenspannung in V . » SIN ()« ist die
Schreibweise für die Sinusfunktion . In der Klammer stehen nun
die Werte, die entsprechend der Formel dort hineingehören : » 2 «
für 2, » Pl()« für it und »50 « für die Frequenz. Für die Zeit t muß
ja in jeder Zeile der vorgegebene Wert der Spalte B stehen .
292 Programmerstellung

Deshalb erscheint hier » B22« . Da B22 die jeweiligen Werte für t


in ms darstellt, in die Formel aber Sekunden eingesetzt werden
müssen , wird in der Klammer noch durch 1000 geteilt: »/ 1000 « .
Die Spalten D und E zeigen die Formeln für die Berechnung der
Augenblickswerte der Stromstärke (i = u / R ) und der Leistung Spannung im Wechselstromkreis
(p = u . i). Die Formeln sind normalerweise in der Zelle nicht
sichtbar, sondern die Rechenergebnisse. Durch Wahl einer ent
sprechenden Option können sie jedoch sichtbar gemacht wer
den . v 600A
in
Die Werte für die Spannung u (Spalte C ), die Stromstärke i u
(Spalte D ) und die Leistung p (Spalte E ) können in Abhängigkeit 10
von der Zeit t (Spalte B ) grafisch dargestellt werden . Dies ist in 11
Abb . 1 fürjede Größe getrennt geschehen .Man kann sie auch in 12 Ñ
einer gemeinsamen Grafik darstellen ,man kann sie farbig dar 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20
stellen u.v.m . Dies ist ohne großen Aufwand möglich . Jede 14
Tabellenkalkulation verlangt eine etwas andere Bedienung. Sie tinms
wird hier nicht besprochen . 15
Das oben gezeigte Beispiel gibt einen ersten Eindruck über die
Einsatzmöglichkeit einer Tabellenkalkulation für elektrotechni 18
sche Problemstellungen. Es ist jedoch noch kein Programm ,
weil es noch keine Struktur besitzt. 20
21 Stromstärke im
Ermittlung des Leiterquerschnittes 22 Wechselstromkreis
An Hand eines konkreten Beispiels soll soll jetzt ein Anwen 23
dungsprogramm für eine Tabellenkalkulation entwickeltwerden . 24 ,4
Dieses Programm soll so gestaltet werden , daß Anwender das 25 10 ,2
Programm anwenden können , auch wenn sie die Programm 26
struktur nichtmehr durchschauen . 27 - ,2
Als Beispiel wird die Berechnung des erforderlichen Leiterquer 28 - ,4
schnittes für einen Wechselstromkreis gewählt. Die fachtheore 29 - ,6
tischen Grundlagen für diese Thematik stehen auf den Seiten 30 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20
53ff. 31 tinms
Strategie für die Programmerstellung: 32
1 . Die Aufgabenstellung muß genau analysiert werden . 33
2 . Der Algorithmus wird aufgestellt. 34
3 . Der Programmablauf wird nach dem Algorithmus entwickelt. 35
4 . Das Programm wird erstellt. 36
5 . Das Programm wird erprobt. 37 Leistung im Wechselstromkreis
38
Zu 1. Analyse der Aufgabenstellung : 39
Fließt durch einen Leiter ein elektrischer Strom , dann verursacht 40
er einen Spannungsfall. Dieser Spannungsfall darf ein Höchst 41 W
maß nicht überschreiten . Der Spannungsfall selbst ist abhängig 42 in
von der Stromstärke, von der Länge der Leitung, vom Quer p
43
schnitt der Leiter und vom Material der Leiter. Die Stromstärke 44
ist von der installierten Leistung abhängig. 45
Wasmuß das Programm leisten ? (Pflichtenheft) 46 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20
a ) Das Programm muß einen Namen haben, der die Programm 47
aufgabe eindeutig beschreibt. 48 tinms
49
b ) EINGABE | 50
Das Programm muß die Größen , die zur Ermittlung des Leiter
querschnittes benötigt werden , vollständig anfordern . Abb.1 : Grafische Darstellung der sinusför
migen Größen Spannung, Stromstärke und
Dies sind der zulässige Spannungsfall in % (Auswahl zwischen Leistung
Querschnittsermittlung 293

zwei vorgegebenen Werten : 1 % und 1 ,5 % ), das Leitermaterial


(Auswahl zwischen zwei Möglichkeiten : Cu und AI), Netzspan Programm
nung in V, die installierte Leistung in kW sowie die Leitungslänge Anfang bezeichnung
in m .
c ) VERARBEITUNG
Das Programm soll den zulässigen Spannungsfall in V berech Eingabe
nen , die Leitfähigkeit des Leitermaterials festlegen , die Strom Uv% Material
stärke berechnen , den erforderlichen Querschnitt festlegen und UN; P,2
den vorhandenen Spannungsfall berechnen .
d ) AUSGABE 2. Block
Das Programm soll die Stromstärke, den erforderlichen Leiter (Unterprogramm )
querschnitt und den vorhandenen Spannungsfall ausgeben . Berechnung
des zulässigen
Zu 2 : Aufstellen des Algorithmus (vgl. Abb . 2 ) Spannungsfalls
1. Block : Eingabe von Uv % , Material, UN , P und l.
2 . Block: Berechnung des zulässigen Spannungsfalls in V. 3. Block
3 . Block: Ermittlung der Leitfähigkeit. (Unterprogramm )
4 . Block : Berechnung der Stromstärke. Berechnung
5 . Block: Berechnung des erforderlichen Leiterquerschnittes. der
6 . Block: Ermittlung des erforderlichen Normquerschnittes. Leitfähigkeit
7 . Block: Berechnung des vorhandenen Spannungsfalls
8 . Block: Ausgabe von I in A , q in mm2 und Uv in V und in % . 4 . Block
(Unterprogramm )
Zu 2 , 3 und zu 4 . (Abb . 1 und 2 , S . 294)
Die hier verwendete Tabellenkalkulation ist schon ein Anwen Berechnung
der
dungsprogramm . Das hier vorgestellte Beispiel ist also ein Pro Stromstärke
gramm im Programm . Die vielfältigen Möglichkeiten und die
relativ einfache Bedienung einer Tabellenkalkulation können da
zu verleiten , völlig unstrukturiert zu arbeiten . Bei kleineren über 5. Block
schaubaren Aufgaben wie im obigen Beispiel,behält man auch Berechnung des
sicher den Überblick . erforderlichen
Trotzdem sollten von Anfang an Grundregeln eingehalten wer Querschnitts
den . Diese sind bei komplexeren Aufgabenstellungen unum
gänglich. Es erleichtert Anwendern , die das Programm nicht
erstellt haben , die Anwendung und ermöglicht später problem 6 . Block
los eine Programmerweiterung. (Unterprogramm )
Eine Grundregel stellt auch hier das EVA- Prinzip dar. Die Ermittlung des
Verarbeitungmuß in der Regel in Teilschritten , hier die Blöcke 2 erforderlichen
bis 6 , geschehen . Sie sollte man auch immer optisch getrennt Nennquerschnitts
durchführen .
Das hier realisierte Beispiel hat dies berücksichtigt. Es ist aber
für den universellen Einsatz noch nicht geeignet. Dieser Anwen Berechnung des
der benötigt eigentlich nur die Eingabe und die Ausgabe. Diese erforderlichen
beiden Blöcke sollten so gestaltet sein , daß eine Fehlbedienung Spannungsfalls
nichtmöglich ist. So sollte z . B . bei fehlenden oder unrealisti
schen Eingaben eineMeldung erfolgen . So sollten weiter nur die
Zellen für die Eingabe bereit sein , die dafür erforderlich sind Ausgabe
(hier also C9 , E9, C13 , E13, C15 , C16 und C17). Alle anderen 1; 9 ; Uv;
müßten gesperrt sein . Den Anwender interessiert die Verarbei Ende
tung in der Regel nicht. Deshalb sollte sie sozusagen im Hinter
grund ablaufen . Im vorliegenden Beispiel ist das durch die Ver
lagerung der Verarbeitung in die Spalten G bis I, die nicht sofort Abb. 2 : Programmablaufplan des
auf dem Bildschirm sichtbar sind ,beabsichtigt. Programms » Ermittlung des
Leiterwiderstandes«
294 Tabellenkalkulation

- B co E F G
Ermittlung des Leiterquerschnittes
für einen Höchstspannungsfall und Verarbeitung NG:
für Leiter aus Kupfer oder Aluminium 2. Block: Berechnung des zulässigen Spannungsfalls:
bei vorgegebenen Leistungen und Leitungslängen. U _ v in % U-v (zul) in V
=WENN(C9 = ;1;5 :1) H5/100* C15
6 Eingaben: 3 . Block Emittlung der Leitfähigkeit
Höchstzulässiger Spannungsfall in % :(mit x ankreuzen)
1,00 % | 1,50% =WENN(E13 = ;56; 36 )

Leitungsmaterial: (mit ankreuzen) 4 . Block Berechnung der Stromstärke:


Cu | Al 1 Iin A
TXT = C16 *1000/C15
Netzspannung in V: 230
installierter Leistung in KW : 2 5 . Block Berechnung des erforderlichen Querschnitts:
Leitungslänge in m : 10 q_erf in mm ^ 2
= 2 "C17H13/H8/15
Ermittlung des erforderlichen Nennquerschnittes
20 Ausgaben : = WENN(H17< 1,5 ;1,5; )
=WENN(H17 > = 1 ,5 UND(H17 < 2,5 ): 2,5 ; )
=WENN(H17> = 2,5 UND(H17 < 4):4 ; )
Stromstärke in der Leitung: 8,70 =WENN(H17 > = 4 UND(H17< 6);6 ; )
=WENN (H17 > =6 UND(H17 < 10);10: )
Querschnitt des Leiters in mm ^ 2: 1,5 =WENN (H17 > = 10 UND(H17 < 16 ): 16 : )
= SUMME(H20;H25) Q _ N (erf.) in mm ^ 2
Es entstehtein Spannungsfall
in V von: 2,07 7. Block Berechnung des vorhandenen Spannungsfalls
U -v(vorh) in v
= 2"C174H13/H8/H26
Abb . 1: Zelleneintrag zum Programmablauf
CD EG
Ermittlung des Leiterquerschnittes
für einen Höchstspannungsfallund Verarbeitung NG:
fürLeiter aus Kupfer oder Aluminium 2.Block: Berechnung des zulässigen Spannungsfalls:
bei vorgegebenen Leistungen und Leitungslängen. U _ v in % U -v(zul) in V
1) 2,3
6 Eingaben: 3. Block Emittlung derLeitfähigkeit
Höchstzulässiger Spannungsfall in % :(mit x ankreuzen)
1,00 % | 1,50 % 56)

Leitungsmaterial: (mit x ankreuzen) 4. Block Berechnung der Stromstärke:


Cu ΑΙ lin A
7
Netzspannung in V: 230
installierter Leistung in KW : 2 5. Block Berechnung des erforderlichen Querschnitts:
Leitungslänge in m : 10 9 - erf in mm ^ 2
1,35
6. Block Ermittlung des erforderlichen Nennquerschnittes
Ausgaben :

Stromstärke in der Leitung: 8,70


Querschnitt des Leiters in mm ^ 2: 1,5
q _ N (erf.) in mm ^ 2
Es entstehtein Spannungsfall
in V von: 2,07 7. Block Berechnung des vorhandenen Spannungsfalls
U -v(vorh) in v
2,07
Abb . 2 : Schirmbild der Querschnittsermittlung
Datenschutz 295

Um das Arbeiten mit einer Tabellenkalkulation zu erlernen , ge- Aufgaben zu 13


nügen die beiden hier vorgestellten Beispiele nicht. Sie sollen je 1.Was verstehtman unter Software ?
doch als Anregung dienen . Viele Fachprobleme lassen sich mit 2. Was ist Hardware und was gehört dazu ?
der Tabellenkalkulation nachvollziehen und ausweiten . Wer hier 3. Beschreiben Sie das EVA -Prinzip !
die Initiative und das entsprechende Software -Handbuch 4 . Welche Aufgaben hat ein BIOS ?
ergreift, der lernt auch die Handhabung einer Tabellenkalku 5.Welche Aufgaben hat ein Betriebssystem ?
lation . Allerdings seien ihm die oben angeführten Grundsätze 6 . Was bedeutet »objektorientierte ?
sehr empfohlen . 7 . Was unterscheidet ein codeorientiertes
Betriebssystem von einem objektorien
tierten Betriebssystem ?
13.5 . 3 Datenschutz 8 . Nennen Sie Dateneingabegeräte und be
Die bisherigen Erfahrungen im Arbeitsleben und im privaten werten Sie sie nach ihrer Bedeutung !
Leben machen deutlich , daß mit Daten Mißbrauch getrieben 9. Was verstehtman unter » Daten in binärer
Form « ?
werden kann . Es ist deshalb erforderlich , die Menschen vor 10 .Welchen dezimalen Wert haben die
nachteiligen Folgen der Datenverarbeitung zu schützen . Es gibt Dualzahlen 01101001, 11010011 und
nicht ohne Grund ein Datenschutzgesetz . Es regelt: 1 0001 1101?
• die Speicherung, Übermittlung, Veränderung und Löschung 11.Welche Bedeutung hat die Angabe 4
von personenbezogenen Daten , Byte ?
• das Datengeheimnis bei der Datenermittlung, - verarbeitung 12. Welcher der folgenden Prozessoren hat
und -bekanntgabe, die größere Bandbreite ?
Prozessor A : Taktfrequenz = 100 MHz
• die Rechte des Bürgers in Bezug auf Auskunft und Änderung, Datenbusbreite = 64 Bit
• die Folgen von Gesetzesverletzungen in Form von Bußgeldern Prozessor B :Taktfrequenz = 166 MH
und Strafen . Datenbusbreite = 32 Bit
Der Datenschutz wird von dem Datenschutzbeauftragten kon 13.Was sind temporäre Dateien ?
trolliert. Im öffentlichen Bereich gibt es den Datenschutzbeauf 14. Welche Vorteile bietet ein großer Arbeits
tragten des Bundes (Abb . 3 ) und jeweils einen des Landes. In speicher ?
jedem Betrieb mit mehr als fünf Angehörigen muß ein Daten 15. Nennen und beschreiben Sie die wichtig
sten Schnittstellen !
schutzbeauftragter bestellt werden . 16 .Was sind Steckplätze, und wofür können
Neben personenbezogenen Daten müssen auch andere Daten sie verwendet werden ?
geschützt werden . Das Bankwesen ist hier das prägnanteste 17.Welche Aufgaben hat ein Controller?
Beispiel. Im Zeitalter von Telefonbanking ist es besonders wich 18. Was ist ein Algorithmus?
tig , daß weder zufällig noch mit krimineller Energie gezielt von 19. Rechtfertigen Sie , warum die Programme
fremden Konten Geld abgehoben werden kann. übersichtlich strukturiert sein sollten !

Bundespräsident
ernennt den ... Behörden u . sonstige
Bundesminister öffentliche Stellen
des Inneren des Bundes

gibt übt die kontrolliert bieten


Empfehlungen Datenaufsicht Einhaltung der Unterstützung
und berät aus Vorschriften und
Zusammenarbeit
Bundesbeauftragten
für
Datenschutz
erstattet Bericht übt die
gibt Empfehlungen Rechtsaufsicht aus
Anrufung
durch
Bundestag Jedermann
Bundesregierung

Abb . 3: Stellung des Bundesbeauftragten für den Datenschutz


:
MOI

2
297

Elektrisches Feld und Kondensator

14 . 1 Ursache und Wirkungen elektrischer


Felder
Die mit elektrischen Feldern verbundenen Grunderscheinungen
sind bereits in 1. 2 .4 kurz behandelt worden . Durch Reibung
wurden Ladungen getrennt. Diese ruhenden Ladungen beein
flußten den umliegenden Raum . Es entstand ein Bereich , in dem
auf andere Ladungen Kräfte ausgeübtwerden .
Das elektrische Feld ist ein Raum , in dem aufLadungen Kräfte
ausgeübt wurden .
Je nach Ladungsart kommt es zu einer Anziehung oder Abb . 1: Nachweis elektrischer Ladungen
Abstoßung. Die Ladungen sind dabei stets die Ursache für die mit dem Elektroskop
elektrischen Felder.
Der Ladezustand läßt sich mit einem Elektroskop nachweisen .
Berührtman mit einem geladenen Gegenstand (z . B . Kunststoff
stab ) den oberen Anschluß eines Elektroskops, dann wandern
Ladungen auf den beweglichen Zeiger (Abb . 1). Da sich auf dem
feststehenden Steg ebenfalls gleichartige Ladungen befinden ,
kommt es zu einer Abstoßung.
Bei genauer Beobachtung des Versuchs wird ein besonderes
Phänomen deutlich . Das Elektroskop zeigt bereits vor dem
Berühren der Kontaktelektrode einen Ausschlag an (Abb. 2 ).
Dieser wird um so größer, je geringer der Abstand zwischen
dem Stab und der Elektrode wird . Wie läßt sich das erklären ?
Jede Ladung besitzt um sich herum ein elektrisches Feld .Wenn
sich in diesem Feld andere Ladungen befinden , werden Kräfte
ausgeübt. Da die Berührungselektrode aus Metallbesteht, sind
dort frei bewegliche Elektronen vorhanden . Durch das elektri
sche Feld um den Stab (die Ursache dieses Feldes sind negative Abb. 2 : Beeinflussung der Ladungs
Ladungen ) werden diese Elektronen in der Elektrode abgesto verteilung durch elektrische Felder
Ben (Abb . 3). Es kommtzu einer Ladungsverschiebung, die vom
Meßgerät angezeigtwird . Diesen Vorgang nenntman Influenz.
Influenz ist die Beeinflussung der Ladungsverteilung durch die
Einwirkung elektrischer Felder.
Mit der Influenz läßt sich erklären , weshalb auch ungeladene unbeeinflußte beeinflußte
Stoffe durch geladene Gegenstände angezogen werden . In Ladungsverteilung Ladungsverteilung
Abb . 4 wird z . B . die negativ aufgeladene Kugel 1 einer neutra Abb. 3: Vorgang der Influenz
len Kugel 2 genähert. Die frei beweglichen Elektronen der
Kugel 2 werden abgestoßen , so daß ein Ungleichgewicht ent
steht. Zwischen der positiven Hälfte der Kugel 2 und der
negativen Kugel 1 kommt es jetzt zu einer Anziehung .
Elektrische Felder beeinflussen den Raum . Für diese Beeinflus
sung besitzen wir keine Sinnesorgane. Wir können lediglich
Wirkungen erkennen und daraus Modellvorstellungen ent
wickeln . Mit ihnen lassen sich dann Phänomene beschreiben , Abb . 4 : Anziehung einer neutralen
Ursachen erklären und Wirkungen vorhersagen . Metallkugel durch Influenz
298 Elektrische Feldstärke

In 1.2 . 4 haben wir die Feldlinien als Modelle und Vorstellungshil - - - - - - - LD- - -
fen zur Erklärung des Aufbaus von Feldern verwendet. Die /
Richtung wurde festgelegt. Feldlinien gehen von der positiven inhomogen
//
zur negativen Elektrode und treten dabei senkrecht zur Oberflä
che ein und aus (Abb . 1). /
Elektrische Feldlinien haben eine Richtung. Sie gehen vom //
Pluspol zum Minuspol. ーーーーーー
Aus den Feldlinienbildern lassen sich weitere Gesetzmäßigkei homogen
ten über das elektrische Feld entnehmen. Dazu werden in ( 1)
Abb . 1 zwei verschiedene Räume betrachtet. In der Feldfläche _
laufen die Feldlinien zwischen den Platten parallel. Das Feld _
ist gleichmäßig. Damit sind auch die Kraftwirkungen auf La X L T
dungen gleichmäßig , wenn sie in diesen Bereich gebracht 11
werden . Man spricht von einem homogenen Feld .
Verlaufen Feldlinien parallel und haben alle den gleichen
Abstand, dann nenntman das Feld homogen .
In dem Feldraum von Abb . 1 laufen die Feldlinien nicht Abb . 1:Homogenes und inhomogenes Feld
parallel. Das Feld ist demnach nicht gleichmäßig , es ist
inhomogen .
Um genaue Aussagen über elektrische Felder machen zu .
können , müssen sinnvolle Größen eingeführt werden . Da das 11
elektrische Feld Wirkungen ausübt, ist die Stärke dieser Wirkun
gen , die elektrische Feldstärke , eine solche Größe. Als Wirkung Aus
wird die Kraft auf Ladungen zur Definition herangezogen . lenkung
ZurDemonstration derZusammenhänge sind homogene Felder
geeignet. Sie sind z . B . zwischen parallelen Platten vorhanden ,
die an eine Spannungsquelle angeschlossen sind . Geräte Dance
dieser Art werden Plattenkondensatoren genannt.
Da das Feld im Innern überall gleich stark ist (homogenes Feld ,
parallele Feldlinien im gleichen Abstand),muß die Kraftwirkung
überall gleichmäßig sein .
Bringen wir in dieses Feld eine aufgeladene Kugel, dann zeigt
ihre Auslenkung (Abb . 2) die ausgeübte Kraft an . Sie ist um so
größer, je größer die Ladung ist.
Eine genauere Auswertung ergibt die Proportionalität:
F~ Q Abb . 2: Kraftwirkung auf Ladungen im
elektrischen Feld
Diese läßt sich durch Hinzufügen einer Konstanten in eine
Gleichung umwandeln .
F =kQ
Stellt man diese Gleichung nach k um , dann ergibt sich :
k = a
Diese Beziehung sagt aus, daß bei größer werdender Ladung Elektrische Feldstärke
auf der Kugel auch die Kraft größer wird. Verdoppeltman z .B . Formelzeichen E
die Ladung, dann wird auch die Kraft doppelt so groß werden .
Das Verhältnis bleibt in allen Fällen konstant. Diese Konstante
wird also allein vom Feld bestimmt, in dem die Kraftwirkung
entstand. Es ist die bereits genannte elektrische Feldstärke.
Die elektrische Feldstärke gibt an , wie groß die Kraft auf eine
Ladung im Feld ist.
Kapazität des Kondensators 299

In der Elektrotechnik wird die in Abb . 2 skizzierte Kraftwirkung F


ausgenutzt, um z . B . Elektronen in der Braunschen Röhre des
Oszilloskops auf ihrer Flugbahn zum Bildschirm abzulenken F- E
(vgl. 7 .4 . 1). Der zeitliche Verlauf einer Spannung, die zwischen E-U
den Platten liegt, kann auf diese Weise abgebildet werden .
Die Kräfte, die auf elektrische Ladungen durch Felder ausgeübt
werden , sind sehr gering. Sie können nur mit einem großen
Aufwand an Präzisionsgeräten festgestellt werden . Es ist des
halb sinnvoll, die gut meßbare elektrische Spannung heranzu
ziehen, um beim Plattenkondensator (parallele Platten ) die
elektrische Feldstärke zu definieren . Da die Spannung der
Quelle die Ladungen auf den Platten des Kondensators verur U
sacht, sind beide Größen proportional. Wenn die Spannung
erhöhtwird , steigt auch die Anzahlder Ladungen aufden Platten Abb . 3 :Kraft aufLadungen in Abhängigkeit
(Abb . 3 ). von der Spannung im homogenen elektri
schen Feld
E~ U
Als weitere Einflußgröße spielt der Abstand der Platten (Feldli E| F-E |
nienlänge) eine wichtige Rolle. Je geringer der Plattenabstand
ist, desto größer ist die Wirkung des Feldes. Bei einer Vergröße
rung des Abstandes verringert sich die Wirkung. Der Zusam
menhang ist also umgekehrt proportional (Abb. 4).
E ~ d
Faßt man die beiden Proportionalitäten in Form einerGleichung
zusammen , dann ergibt sich folgende Formel:
E = d
Diese Größe macht z . B . deutlich , daß die Feldstärke zwischen Abb . 4: Kraft auf Ladungen in Abhängigkeit
zwei Leitern durch eine Verringerung des Abstandes und vom Plattenabstand im homogenen elektri
schen Feld
gleichbleibender Spannung ansteigt. Eine Gefahr des Über
schlages kann entstehen , denn Luft wirktbeihohen Feldstärken
nichtmehrwie ein Isolator. Ihre Durchschlagsfeldstärke beträgt Elektrische Feldstärke im
kV Plattenkondensator
etwa 3,2 mm Dies bedeutet, daß bei einer Spannung von etwa
3, 2 kV und einem Abstand von etwa 1 mm ein Überschlag
zwischen zwei Leitern erfolgen kann . Dieses muß bei der
Konstruktion beachtet werden . Die Durchschlagsfestigkeit kann
erhöht werden, wenn in die Zwischenräume Isolatoren (Kunst
stoffe) eingefügt werden (vgl. 14. 3 ).

14 .2 Kapazität des Kondensators


Kondensatoren der Technik sehen sehr unterschiedlich aus
(vgl. Abb . 1, S . 304 ). Alle sind jedoch nach dem gleichen Prinzip
aufgebaut:
Zwei elektrische Leiter, zwischen denen sich ein Isolator
(Dielektrikum ) befindet.
Aus vorangegangenen Versuchen ist bekannt, daß der Kon
densator Ladungen aufnehmen kann. Der Versuch 14 - 1 soll
diese wichtige Eigenschaft noch weiter verdeutlichen .
300 Auf- und Entladung des Kondensators

Versuch 14 - 1 : Nachweis der Speicherfähigkeit des Kondensators


Aufbau Durchführung
Aufladung Der Kondensator wird an die Span
nungsquelle angeschlossen und da
nach über das Meßgerät entladen .
Entladung

Ergebnis
Nach Betätigen des Schalters schlägt der Zeiger des Strommeßgerätes kurzzeitig aus. Er geht da
nach wieder auf Null zurück. Ladungen sind auf die Platten geflossen . Beim Entladen schlägt der
Zeiger kurzzeitig in umgekehrter Richtung aus. Die Ladungen sind wieder abgeflossen (Umkehrung
der Stromrichtung) .

Das Ergebnis aus Versuch 14– 1 wollen wir näher betrachten .


1. Ungeladener Kondensator
Die Platten sind neutral. Es befinden sich auf jeder Platte
gleichviele positive und negative Ladungen (Abb . 1).
2 . Aufladevorgang - + - + - + - ( 1)
In den Zuleitungen fließtkurzzeitig ein Strom . Der positive Pol
der Spannungsquelle entzieht der Platte (1) Elektronen , wäh + - + - + - + - (2)
rend der negative Pol zusätzliche Elektronen auf die Platte (2)
drückt. Die Spannung am Kondensator steigt (Abb. 2a).
3 . Geladener Kondensator
Im geladenen Zustand ist die Spannung am Kondensator gleich Abb. 1: Ungeladener Kondensator
der Spannung an der Spannungsquelle. Es fließt kein Strom
mehr. Der Kondensator wirkt wie ein Isolator. Er hat jedoch
Ladungen gespeichert (Abb . 2b) .
4 . Entladevorgang
Entfernt man die Spannungsquelle und verbindet die beiden
Platten über einen Widerstand , dann können sich die Ladungen
ausgleichen . Die Spannung sinktbis aufNull (Abb . 2c). Es fließt
im Vergleich zum Aufladevorgang ein Strom in umgekehrter
Richtung.

ER
GE
- - 1 1 1
ZU TI Cu Ucht !
332 (2 ) (2)
1
(Elektronen | Up = (Elektronenstrom )
strom ) 1=
a ) Aufladevorgang b) Geladener Kondensator c) Entladevorgang
Abb . 2 : Auf- und Entladevorgang beim Kondensator
Elektrische Kapazität 301

Aus Versuch 14 – 1 kann man also entnehmen :


Der Kondensator ist ein Ladungsspeicher.
Jeder Kondensator besitzt aufgrund seines Aufbaus ein be- Elektrische Kapazität
stimmtes Fassungsvermögen an Ladungen , eine elektrische Formelzeichen C
Kapazität. Einheitenzeichen F
Die Größe elektrische Kapazität hat die Einheit Farad '.
Die elektrische Kapazität eines Kondensators ist das Fas
sungsvermögen an Ladungen .
Die Ladung eines Kondensators ist also von seiner Kapazität
abhängig .
Außerdem ist die Ladung von der Spannung abhängig , denn
sie ist die Ursache für den Ladevorgang. Lädtman z. B . einen
Kondensator mit einer bestimmten Spannung auf und entlädt
ihn dann wieder über ein Ladungsmeßgerät, dann zeigt sich ,
daß Q und U proportional sind . Ladung und Spannung ändern
sich im gleichen Verhältnis (Abb . 3 ).

Ungeklärt istbisher noch der Zusammenhang zwischen Ladung


und Kapazität (Fassungsvermögen an Ladungen ). Er läßt sich
jedoch durch eine einfache Überlegungherausfinden . Je größer Abb. 3: Ladung in Abhängigkeit von der
die Kapazität ist, desto größer ist auch die gespeicherte Spannung beim Kondensator
Ladungsmenge. Ladung und Kapazität sind also proportional.
Q -C Ladung eines Kondensators
Die beiden Proportionalitäten ergeben die Beziehung: Q =cou
QC. U
Einheit und Zahlenwert stimmen aufbeiden Seiten überein .Wir
dürfen deshalb diesen Ausdruck als Gleichung schreiben .
Stellen wir die Gleichung nach C um , dann erhalten wir eine Elektrische Kapazität
Gleichung zur Berechnung der elektrischen Kapazität.
Wenn wir für die Größen Q und C die bekannten Einheiten
einsetzen , dann erhalten wir eine Bestimmungsgleichung für
die Einheit Farad . Ein Farad ist ein sehr großerWert. Aus diesem
Grunde verwendet man in der Technik Teile des Farads . 1F
Bisher wurde noch nicht untersucht, welcher Zusammenhang [C]= 45
zwischen der Bauart des Kondensators und seiner Kapazität
besteht. Dies soll jetzt geschehen . 1 uF = 10 -6F (Mikro)
Der Kondensator besteht in der Regel aus zwei in einem 1 nF = 10 - 9 F (Nano)
Abstand befindlichen leitenden Platten (Plattenkondensator). 1 pF = 10 - 12 F (Piko )
Die Plattenfläche und der Abstand der Plattenfläche werden
demnach einen Einfluß auf die Kapazität haben .
Vergrößert man die Fläche eines Kondensators, dann stehen SC ~ A
dadurch mehr Ladungsplätze zur Verfügung. Die Kapazität ist
proportional zur Fläche (Abb. 4 ).
CA
Untersucht man den Einfluß des Plattenabstandes auf die
Kapazität, dann stellt man fest, daß die Kapazität mit dem
Verringern des Abstandes größer wird. Es fließen mehr Ladun
gen auf die Platten . Ein Vergrößern des Abstandes bewirkt eine
А
Benanntnach Michael Faraday, engl. Physiker, 1791 - 1867 Abb . 4 : Kapazität in Abhängigkeit von der
Fläche beim Kondensator
302 Materie im elektrischen Feld

Verringerung der Kapazität. Es ergibt sich somit eine umge


kehrte Proportionalität (Abb . 1): Q14
C ~d
Führt man beide Proportionalitäten zusammen, dann ergibt
sich :
с Аd
Dieser Zusammenhang darf noch nicht als Gleichung geschrie
ben werden , da Zahlenwert und Einheit noch nichtübereinstim
men .
Abb . 1: Kapazität in Abhängigkeit vom
Crk Plattenabstand eines Kondensators

Die Einheit der Konstanten ergibt sich aus den bisher bekannten
Einheiten :
C.d A .S
[k ] = > A [K] v
. m
Die Konstante k wird elektrische Feldkonstante & genannt. Sie Elektrische Feldkonstante
gilt dann, wenn sich zwischen den Platten Vakuum befindet.
Zwischen Luft und Vakuum ergibt sich für unsere Betrachtungen 8.86 - 10 -12.As
V m
jedoch kein entscheidender Unterschied .
Mit Hilfe der elektrischen Feldkonstanten können wir die
Kapazität des Plattenkondensators mit Vakuum zwischen den Kapazität des Plattenkondensators
Platten berechnen . (Vakuum )
Bisher blieb der Einfluß auf die Kapazität durch die Materie
zwischen den Platten unberücksichtigt. Durch den Versuch 14 – 2 CE & A
soll der Zusammenhang geklärt werden .
Der Versuch zeigt, daß zu den bereits vorhandenen Ladungen
des Kondensators zusätzliche Ladungen auf die Platten fließen .
Es müssen durch die Materie neue » Plätze« auf den Konden
satorplatten entstanden sein .

Versuch 14 - 2 : Materie im elektrischen Feld


Aufbau Durchführung
Verschiedene Isolierplatten (ge
nannt Dielektrikum ) werden in das
Feld geschoben . Das Strommeßge
rät wird beobachtet.
24
2 Ergebnis
Beim Einschieben der Platten
schlägt der Zeiger des Strommeßge
rätes kurzzeitig aus. Der Ausschlag
hängt vom Material ab .
2
Ein Plattenkondensator ist über ein empfindliches Strommeß
gerät an eine Spannungsquelle angeschlossen .
Dielektrizitätskonstante 303

Erklären läßtsich der Vorgang mit dem atomaren bzw .moleku


laren Aufbau der Materie und den Abb . 2 bis 4 .
Die Abb . 2 zeigt die Ladung des Kondensators ohneMaterie im
elektrischen Feld . Im Normalzustand ist Materie neutral, d .h .,
die immer vorhandenen Ladungen haben sich gegenseitig
ausgeglichen . Nach außen erscheint der Stoff neutral (Abb . 3 ).
Bringtman den neutralen Stoff jedoch in ein elektrisches Feld , Abb. 2: Ladungen auf den Platten ohne
dann werden durch die Kraftwirkungen des Feldes die Ladun Materie im elektrischen Feld
gen der Atome angezogen bzw . abgestoßen . Eskommtzu einer
Polarisierung (Abb. 4 ) ungepolte Molekülketten
Auf dem Isoliermaterial entstehen gegenüber der positiven (symbolisch )
Kondensatorplatte negative Ladungen . Ausgeglichen werden
diese jedoch wieder durch zusätzliche Ladungen aufder Platte , Oo oo
die von der Quelle geliefert werden . Die Ladungen auf den
Platten des Kondensators vergrößern sich und damit auch seine
Kapazität.
Die Kapazität eines Kondensators wird durch Materie im elek- Abb. 3: Ungepolte Moleküle der Materie
trischen Feld erhöht.
polarisierte zusätzliche Ladungen
Die Vergrößerung der Kapazität durch Materie im Feld muß Molekülkette auf der Platte
durch eine zusätzliche Konstante in der Formel berücksichtigt AA
werden .
Die Konstante heißt Permittivitätszahl Er. Sie gibt den Werk HOIOIOIO
stoffeinfluß des Dielektrikums auf die Kapazität an .
Die Permittivitätszahl gibt an , um wieviel sich die Kapazität zusätzliche Ladungen
eines Kondensators durch ein bestimmtes Dielektrikum ge aufder Platte
genüber Vakuum erhöht. Abb. 4 : Ladungsverteilung durch
polarisierte Materie
Die Größen & und & , werden häufig zu einer gemeinsamen
Konstanten zusammengefaßt. Sie wird Permittivität & genannt.
Mit ihrer Hilfe können wir die Kapazität eines Kondensators mit Permittivitätszahl
Materie als Dielektrikum berechnen . Formelzeichen er
Permittivität
Aufgaben zu 14. 1 und 14. 2 : Formelzeichen &
1. Elektrisch neutrale Stoffe können durch elektrische Felder
beeinflußt werden . Beschreiben Sie die Auswirkung am
Beispiel einer Kunststoffolie! Kapazität des Plattenkondensators
2 . Erklären Sie den Unterschied zwischen homogenen und (mit Materie)
inhomogenen Feldern ! CE EA
3. Berechnen Sie die elektrische Feldstärke eines Plattenkon o
densators, wenn er an einer Spannung von 220 V liegt und
einen Abstand der Platten von 1, 3 mm hat!
4 . Erklären Sie den Begriff elektrische Kapazität! Größenordnungen von
5 . Erklären Sie , weshalb sich beim Entladen eines Kondensa Permittivitätszahlen :
tors die Stromrichtung gegenüber dem Aufladevorgang Werkstoff
umkehrt! Luft 1,0059
6 . Die Spannung an einem Kondensator wird verdoppelt. Wie Polystyrol 2.5
verändert sich die Ladung des Kondensators? Porzellan 5 . .. 6
7 . Berechnen Sie die Kapazität eines Kondensators mit fol Glimmer 7
genden Werten : Tantalpentoxid 26
A = ,25 cm ; d = 3 . 10 - 6 mm ; Dielektrikum : Luft! Keramik 10 bis 50000
304 Nennkapazität und Nennspannung

14 . 3 Kenngrößen und Bauformen


4100 pF .948
von Kondensatoren 1250V 630 id
Nennkapazität und Toleranz
Als Nennkapazität bezeichnetman die Kapazität,nach der der
Kondensator bei 20°C benanntwurde. Die Stufung der Nenn
kapazitäten erfolgt nach der IEC -Reihe (vgl. 3.4 ).
Die Nennkapazität kann auf verschiedene Weise angegeben
werden .
• Zahlenwert mit vollständiger Einheit.
• Zahlenwertmit verkürzter Einheit.
Beispiele: 6n8 bedeutet 6 ,8 nF; 39 u bedeutet 39 uF
. Zahlenwert ohne Einheit.
Zum angegebenen Zahlenwert gehört die Einheit pF oder uF .
. Farbmarkierungen 35V- H .22 4MKS
Der tatsächliche Wert der Kapazität kann um die zulässige
Toleranz abweichen .
Beispiel: Nennkapazität 22 nF, Toleranz + 10 %
Daraus ergibt sich ein Kapazitätsbereich von 22 nf + 2 ,2 nF
bzw . 19,8 nF . .. 24 ,2 nF.
Die Toleranzen werden wie folgt angegeben :
. direkt aufgedruckt Abb . 1: Verschiedene Kondensatoren
• Farbmarkierungen
• große Buchstaben (Tab. 14.2 )
Tab . 14. 2: Kennzeichnung der
Nennspannung Toleranzen bei Kondensatoren durch
Die Nennspannung von Kondensatoren darf auf keinen Fall Großbuchstaben
überschritten werden , da dadurch die Gefahr des Durchschlags Groß - Toleranz
im Kondensator besteht. Die Nennspannung ist die höchste buchstabe > 10 pF in %
Gleichspannung oder der höchste Wert einer Wechselspan TU
+ ,5
nung , die bei 40°C Umgebungstemperatur dauernd am Kon
densator liegen darf. Z3LIO 1
#+ 2
Auch dieserWertwird direkt als Zahlenwert oder indirekt über
Kleinbuchstaben bzw . Farbmarkierungen angegeben . H+ 2,5
H
Tab . 14. 1 : Kennzeichnung der Nennspannung von H
Kondensatoren durch Kleinbuchstaben H 20
Klein Klein - u. H 30
buchstaben in V buchstaben in V
OQOOM 2 ++ 100
50 CJ 700 - 1-
125 - 1000 - |
160 - 250 ~ 3 +
250 < 350 | 1
350 - § 500 ~ +
+ 500 4 1
|
5 +
Beispiel für die Kennzeichnung eines Kondensators: 1
|
,47 M 250 6
Nennkapazität ,47 uF - |
Toleranz 20 % N + 100
Nennspannung 250 V - – 20
Papierkondensator, Kunststoffolien -Kondensator 305

Isolationswiderstand Kondensator
Kondensatoren sind Ladungsspeicher. Sie behalten jedoch Ris
nichtbeliebig lange ihre Ladungen , denn das Dielektrikum ist
kein idealer Isolator. Es wirkt also wie ein parallel geschalteter
Widerstand (Abb . 2 ).
Von Herstellern wird nichtder Isolationswiderstand angegeben ,
sondern das Produkt aus Ris und C . Die Größe ist die Zeitkon
stante t. Sie sagt etwas über die Eigenentladung des Kondensa Abb . 2 : Ersatzschaltbild des Kondensators
tors aus (vgl. 14 .4). Gehäuse aus
flammhemmendem
Bauformen von Kondensatoren Kunststoff
Der grundsätzliche Aufbau von Kondensatoren wird bereits Kondensatorwickel
durch das Schaltzeichen verdeutlicht. Zur Vergrößerung der
Kapazitätwerden die »Kondensatorplatten « häufig in Form von
Metallfolien hergestellt. In aufgewickelter Form befinden sie
sich dann in quader- oder zylinderförmigen Gehäusen (Abb. 3). DerKondensatorwickel
ist in nicht
Kondensatoren können nach ihrem Aufbau in Festkondensato schrumpfendem Gieb
ren (Kondensatoren mitfester Nennkapazität) und in veränder harz eingebettet
bare Kondensatoren (Kondensatoren mit veränderbarer Nenn
kapazität) eingeteilt werden . Deckverguß aus heiß
Die Festkondensatoren werden nach der Art des Dielektrikums gehärtetem Gießharz
weiter unterteilt.
Abb . 3: Schnitt durch einen Wickelkonden
Papierkondensatoren sator mit Kunststoffgehäuse
Elektroden Dielektrikum
Aluminiumfolie imprägniertes Papier
6 bis 7 um dick oder (z . B . Naphthalin , Paraffin
aufgedampftes Aluminium | als Imprägniermittel)
,02 bis ,05 um dick DU 49
EROTS 1 02
Eine Sonderform des Papierkondensators ist derMP-Kondensa AISEN 32
tor (Metallpapier-Kondensator, Abb . 4). Auf dem Dielektrikum
(Papier) ist eine außerordentlich dünne Metallschicht aufge - Abb. 4 : MP-Kondensatoren
dampft.
Kommtes in dem MP -Kondensator zu einem Überschlag, dann Kunststoff aufgedampftes Aluminium
verbrennt durch den Lichtbogen die Metallschicht stärker als
das Dielektrikum . Die defekte Stelle wird dadurch wieder isoliert
(Abb 5 ). Er » heilt« sich selber. Die » Selbstheilungszeit« beträgt
weniger als 10 us. Abb . 5: Ergebnis der Selbstheilung
Kunststoffolien -Kondensatoren (Abb . 6 ) beim MP-Kondensator
Kunststoffe lassen sich dünner fertigen als Papier. Kunststoffo Kunststoffolien
lien -Kondensatoren sind deshalb kleiner als Papierkondensato Dielektrikum
ren . Aluminium
- folien -Beläge
Elektroden Dielektrikum Aluminium
- folien , mit dem
Aluminiumfolie Kenn Anschlußdraht
verschweißt
Kunststoffe buchstabe
Kennbuchstabe K Anschlußdraht
oder Umhüllung
aufgedampftes Polycarbonat
Aluminium Polypropylen
Kennbuchstabe MK Polystyrol Abb . 6 : Aufbau von Kondensatoren mit
(selbstheilend) Polyterephtalat
Celluloseacetat Kunststoffolien und aufgedampftem
DAO Aluminium
306 Elektrolyt-Kondensator

Keramik -Kondensatoren
Elektroden Dielektrikum
Metallschichten , Keramische Massen (Oxidkeramik ),
Metallbeläge NDK -Kondensatoren (Kondensatoren
mit niedriger Permittivitätszahl,
& r: 13 .. . 470 ),
HDK -Kondensatoren (Kondensatoren
mit hoher Permittivitätszahl,
& r: > 470 .. . 50 000
Abb. 1: Keramik-Kondensatoren
Aufgrund hoher Dielektrizitätszahlen können diese Kondensato
ren mit sehr kleinen Abmessungen hergestellt werden . Als
Bauformen kommen z. B . Scheiben -, Rohr-, Perl- sowie Stand Elko 5000uF
kondensatoren vor (Abb. 1). 81735V355000351
- HS# 76 0 74
SNI
Aluminium -Elektrolyt-Kondensatoren
Diese Kondensatoren (Abb . 2 ) unterscheiden sich stark von den
bisher beschriebenen Arten . Eine Elektrode besteht aus Alumi
nium , während die andere aus einem Elektrolyten besteht, der
über einen metallischen Anschluß (Aluminiumfolie) nach außen Abb. 2: Aluminium -Elektrolyt
geführt wird . Kondensatoren
Zwischen den Elektroden wird bei der Herstellung eine Oxid
schicht aufgebaut (formiert). Sie ist sehr dünn (ca. 1, 2 nm pro Elektrolyt Al - Folie
Volt) und entsteht nur dann , wenn an der Aluminiumelektrode
der Pluspol der Spannungsquelle liegt ( Abb . 3).
Wird im Betrieb eine falsche Polung vorgenommen , dann wird
die Schichtallmählich abgebaut.Der Kondensatorwird zerstört. Dielektrikum aus AI - Oxid
Bei Anschluß von Elektrolytkondensatoren muß auf die Pola
rität geachtetwerden . Abb . 3: Schnitt durch einen Aluminium
Elektrolyt-Kondensator
Elektrode 1 | Dielektrikum Elektrode 2
(Anode) (Katode)
Aluminiumfolie Aluminiumoxid Elektrolytflüssigkeit
(anodischeOxidation ). (getränktes Papier)
als Pluspol elektrolytisch erzeugt als Minuspol

Im Betrieb fließt bei jedem Elektrolytkondensator ein geringer


Strom . Dieser Strom ist erforderlich , um die Oxidschicht des
Dielektrikums aufrechtzuerhalten (Reststrom ).
Die Kapazität hängt außer vom Abstand der Elektroden auch
von der Größe der Oberfläche ab (vgl. 14.2 ). Aus diesem Grunde Abb . 4 : Aufgerauhte Aluminiumfolie,
werden bei Elektrolytkondensatoren die Oberflächen häufig 2500fache Vergrößerung
aufgerauht. Die Oberfläche vergrößert sich (Abb . 4 ).
Tantal- Elektrolyt-Kondensatoren
1
Tantal- Elektrolyt-Kondensatoren (Abb . 5 ) sind Elektrolytkon
densatoren , deren Anoden aus Tantal bestehen .
Tantalkondensatoren sind sehr klein und haben gegenüber
Elektrolytkondensatoren aus Aluminium aufgrund der guten
Eigenschaften der Oxidschicht folgende günstigere Kenndaten : Abb . 5: Tantal-Elektrolyt-Kondensatoren
Veränderbare Kondensatoren 307

• dünne Oxidschichten , 4 nm bis 500 nm Stator- Stator


höhere Permittivitätszahl, er 30 platte paket
. durch Aufrauhung erhöht sich die Kapazität um den Faktor 40
• geringerer Reststrom
Tantal- Elektrolyt-Kondensatoren werden auch durch Farbmar Rotorpaket ' l
kierungen gekennzeichnet. Die Kapazitätsangabe erfolgt in uF. Rotorplatte

Veränderbare Kondensatoren
Diese Kondensatoren haben häufig Luft als Dielektrikum . In
Rundfunkgeräten befindet sich z . B . solch ein Kondensator. Der
Drehkondensator (Abb . 6 ) dient dort zur genauen Abstimmung
auf den zu empfangenden Sender. Ein bewegliches Plattenpa
ket aus Aluminium (Rotor) wird dabei in das feststehende
Plattenpaket (Stator) hineingedreht. Neben Drehkondensatoren
gibt es andere Bauformen . Abb . 7 zeigt einige Arten von
Trimmkondensatoren . Bewegliche Platten werden heraus- oder
hereingedreht. Die Kapazität verändert sich dadurch . Abb . 6 : Drehkondensator

14 .4 Strom - und Spannungsverlauf


beim Kondensator
Aus 14 - 2 wurde deutlich , daß sich die Auf- und Entladung eines
Kondensators in einem bestimmten Zeitbereich vollzieht.
Stromstärke und Spannung ändern sich dabei. Die genauen
Zusammenhänge wollen wir mit dem Versuch 14 – 3 klären . Abb . 7 : Trimmkondensatoren

Versuch 14 –3: Strom - und Spannungsverlauf beim Kondensator


Aufbau Meßschaltungen
32

R = 1 k92 Oszillo
QT C = 1 uF skop
SKOP
Suni
a ) Spannungsmessung

Oszilloskop
Durchführung
Als Spannungsquelle wird eine Rechteck -Generator verwen R = 1 k92
det. Er sorgt dafür, daß die Spannung ständig ein - und aus C = 1 uF
geschaltet wird . Auf diese Weise erhält man periodische
Vorgänge, ohne daß mechanisch Schalter bewegt werden
müssen . Der Spannungs - und Stromverlaufwerden mit dem
Oszilloskop gemessen . b ) Strommessung
308 Spannungsverlauf beim Kondensator

Da mit einem Oszilloskop nur Spannungen abgebildet werden TTTT


können , wird der Strom als Spannungsfall am Widerstand R
(indirekte Messung) gemessen . Die Stromstärke kann dann
über die Beziehung 1= -R ermittelt werden. 11
Die Oszillogrammesind in den Abbildungen 1 und 2 dargestellt. HU
Berechnung der Stromspitze im Einschaltmoment:
Spannung der Spannungsquelle : U = 10 V
Widerstand : R = 1 kl2
gemessener Spannungsfall: U = 10 V
10 V Abb. 1: Oszillogramm des Spannungs
Imax = verlaufs beim Auf- und Entladen eines
Imax = 1 kg Kondensators
Imax = 10 mA
Dieser Wert zeigt, daß der Kondensator im Augenblick des
Schaltenskeinen nennenswerten Widerstand besitzt.Die Strom LLL
stärke wird allein durch den Widerstand R begrenzt.
Kondensatoren wirken im Ein - und Ausschaltmoment wie ein 31
Kurzschluß. Ihr Widerstand ist nahezu Null.
Um große Strömebeim Auf-bzw . Entladen zu vermeiden , dürfen -
Kondensatoren nur über Widerstände auf- und entladen wer
den .
Würde man den Widerstand in derMeßschaltung z .B . auf den
Wert 10 2 verringern , dann würde bereits eine Stromstärke von Abb . 2: Stromverlauf beim Auf- und
1 A kurzzeitig fließen . Dies kann bereits zum Durchbrennen der Entladen eines Kondensators
Anschlußleitungen im Inneren des Kondensators führen .
In der Abb . 3 ist der vollständige Spannungsverlauf abgebildet.
Die Spannung steigtbeim Aufladen zunächst schnell an und
danach langsamer, bis der Wert der Spannungsquelle erreicht
ist. Beim Entladen sinkt die Spannung zunächst schnell und
nähert sich danach allmählich der Null-Linie.

Uciny 104

Aufladung Entladung

Abb . 3: Spannungsverlauf beim Kondensator


Stromverlauf beim Kondensator 309

Ic in mA EHRE

Aufladung Entladung

10 11 12 13 14 15 16

Abb . 4 : Stromverlauf beim Kondensator

Die Stromstärke (Abb . 4) ist im Einschaltmomentmaximal. Sie


nimmt danach ab und geht gegen den Wert Null, wenn die
Spannung maximal ist (Kondensator ist voll aufgeladen ). Beim
Entladen kehrt sich die Stromrichtung um , da die Elektronen
wieder von den Platten fließen. Die Ausschaltstromspitze ist
gleich der Einschaltstromspitze.
Die Zeit für das Auf- bzw . Entladen eines Kondensators hängt Zeitkonstante
von der Kapazität und dem Widerstand ab . Bei größeren Formelzeichen 1 (Tau )
Kapazitäten wird sich der Ladevorgang verlängern . Ebenso Einheitenzeichen s
verhält es sich mit dem Widerstand. Ist er groß, dann wird die
Behinderung der Ladungen groß sein und der Ladevorgang It= R c . l
länger dauern .
Diese beiden Größen hatman in der Zeitkonstanten t zusam
mengefaßt. Sie sagt etwas über die Zeit von Lade - bzw .
Entladevorgängen aus.
Bei einer Zeit von t = 1 ist der Kondensator auf 63 % seiner
Endspannung aufgeladen (Abb . 5 ). Beim Entladen ist seine
Spannung nach t = 1 auf 37 % der angelegten Spannung
gesunken .
Berechnung einer Zeitkonstanten
T = R . C; R = 1 kl2 ; C = 1 uF
t = 1k12 1 uF
VAS
T = 103 А . 10 - 6 -1
t = 1 ms
Trägt man an der Zeitachse die Größen in t-Werten und an der
Spannungsachse die Spannung in Prozent auf, dann erhältman
den Kurvenverlauf in Abb . 5 . 017 4 tt
Nach einer Zeit von t = 5 + kann ein Kondensator als voll Abb. 5 : Spannungsverlauf beim Konden
aufgeladen gelten . sator als Prozentwerte i n Abhängigkeit
von der Zeit in t-Werten
310 Kondensator an Wechselspannung

14 .5 Widerstand des Kondensators


In 14. 2 haben wir das Strom - und Spannungsverhalten des
Kondensators im Gleichstromkreis untersuchtund dabei folgen
des Ergebnis festgehalten : Wenn die Spannung ein - bzw .
ausgeschaltet wird, fließt kurzzeitig ein Strom . Es gibt also Tuc
Augenblicke, in denen ein Strom fließt, obwohlzwischen den
Platten keine leitende Verbindung besteht. Der Kondensator a ) Schaltungsaufbau
verhält sich also wie ein Widerstand (Kapazitiver Widerstand).
Zur Vertiefung der Zusammenhänge wollen wir periodisch eine U I II
Gleichspannung über einen Widerstand an einem Kondensator
legen . Das Ein - und Ausschalten geschiehtnichtmechanisch ,
sondern elektronisch . Es wird eine Rechteckspannung von
Abb . 1b angelegt.
Unter diesem Kurvenverlauf sind in Abb. 1c und 1d die sich
ergebenden Spannungs- und Stromverläufe zu sehen . Betrach b) Eingangsspannung
tetman die untereinander gezeichneten Kurven , dann läßt sich
folgendes festhalten :
Im Stromkreis mit einem Kondensator fließt nur dann ein
Strom , wenn sich die Spannung ändert.
Diese Aussage trifft für den Anfangsbereich der Spannungskur Spannung Spannung
ändert sich ändert sich Spannung
ändert sich ! t .
ve zu (1). Danach bleibt die Spannung konstant, sie ändert sich nicht
nicht (11). Demzufolge fließt auch kein Strom .Der Kondensator ist c) Kondensatorspannung
geladen . Erstwenn zu Beginn des dritten Zeitabschnitts (III) die
Spannung abgeschaltet wird , ändert sie sich und ruft damit Ic II E
erneut einen Strom hervor.
Würdeman für die einzelnen Bereiche das Widerstandsverhal
ten des Kondensators angeben , dann würde im ersten Bereich
der Widerstand von einem sehr kleinen Wert bis hin zu einem
unendlich hohen Wert ansteigen (idealer Kondensator ange Strom fließt nicht
Strom fließt Strom fließt
nommen ). Im zweiten Bereich verhält er sich wie ein Isolator,
weil bei anliegender Spannung kein Strom fließt. d) Stromfluß
Wie verhält sich der Kondensator, wenn er an eine sinusförmige
Wechselspannung gelegt wird ? Wir führen dazu den folgenden signal Abb. 1: RC-Schaltung an einem Rechteck
Versuch 14 - 4 durch .

Versuch 14 - 4 : Zusammenhang zwischen Wechselstromstärke und Wechselspannung


beim Kondensator
Meßschaltung Durchführung
Die Spannung wird in Schritten von
5 V verändert und die Stromstärke
gemessen .
Ivo

Ergebnis
f = 50 Hz | Uc in V 5 10 15 20 25
C = 4 uF | 1 in mA 6 ,3 12,6 18 ,9 25,2 31,5
Blindwiderstand des Kondensators 311

Der Versuch zeigt, daß bei jeder Spannungseinstellung ein


Strom fließt. Dies ist nur deshalb der Fall, weil sich die Icin MA
sinusförmige Spannung ständig verändert und somit der Kon
densator ständig aufgeladen und wieder entladen wird . Der
Kondensator verhält sich wie ein Widerstand.
Der Kondensator verhält sich im Wechselstromkreis wie ein
Widerstand.
Wertetman den Versuch aus und stellt die Ergebnisse graphisch
dar (Abb . 2),dann ergibt sich zwischen Ucund I. ein proportiona
ler Zusammenhang. Das Verhältnis U . durch I, ist also konstant o 5 10 15 20 25 Ucin V
und beträgt in diesem Fall 794 2. Man hat deshalb dieses
Verhältnis als den Widerstand des Kondensators festgelegt. Die Abb. 2: Stromstärke in Abhängigkeit von
genaue Bezeichung ist kapazitiver Blindwiderstand. Weshalb der Spannung beim Kondensator
die Vorsilbe » Blind« verwendet wird , erklären wir am Ende
dieses Abschnitts .
In dem Versuch 14 - 4 wurde eine Wechselspannung mit der Blindwiderstand des Kondensators
konstanten Frequenz von 50 Hz verwendet. Dieses hatte zur Formelzeichen Xc
Folge, daß sich 50mal in einer Sekunde die Spannung entspre - Einheitenzeichen 12
chend einer vollständigen Sinuskurve (eine Periode) verändert.
Würdeman jetzt die Frequenz z . B . erhöhen ,dann würde in einer
vergleichbaren Zeit die Spannung sich häufiger ändern . Das
bedeutet aber auch , daß ein größerer Strom fließt. Der Wider
stand verringert sich . Untersucht man diesen Zusammenhang
meßtechnisch , dann stelltman eine umgekehrte Proportionalität 2 1.f.
fest (Abb . 3).
Xc ~ xo~ 1
xo
Zum gleichen Ergebnis gelangtman ,wenn man Kondensatoren
mit verschiedenen Kapazitäten verwendet. Bei Erhöhung der
Kapazitätvergrößert sich das Fassungsvermögen an Ladungen .
Es können also mehr Ladungen bewegt werden und der Strom
ist größer.

Fügt man beide Proportionalitäten zusammen , dann ist noch


der Faktor 2n zu ergänzen . Damit ergibt sich die Beziehung:
Abb. 3 : Blindwiderstand in Abhängigkeit
Xc2 .fc von der Frequenz beim Kondensator
Der Blindwiderstand des Kondensators ist von der Kapazität
und von der Frequenz abhängig .
Zum Abschluß dieses Teils wollen wir kurz auf den Strom - und
Spannungsverlauf beim Kondensator im Wechselstromkreis
eingehen und stellen dazu die beiden Größen mit Hilfe eines
Oszilloskops gemeinsam dar. In Abb . 4 ist das dazugehörige
Liniendiagramm zu sehen . Es ist erkennbar, daß Stromstärke
und Spannung nicht an der gleichen Stelle durch Null gehen !
Sie sind gewissermaßen gegeneinander verschoben (Phasen
verschiebung). Bei einem Wirkwiderstand tritt diese Erschei 360°
nung nicht auf. Dort sind Strom und Spannung in Phase, d. h .,
sie gehen an derselben Stelle durch Null und auch in dieselbe Abb. 4 : Strom - und Spannungsverlaufbeim
Richtung Kondensator im Wechselstromkreis
312 Parallelschaltung von Kondensatoren

Zur Erklärung des Ergebnisses greifen wir auf Abb . 1 , S . 310


zurück , denn dort ist bereits die Phasenverschiebung zu ET
erkennen .Wie beim Kondensator im Wechselstromkreis ist im
Gleichstromkreis die Stromstärke dann maximal, wenn die
Spannung minimal ist und umgekehrt. Dieses entspricht bereits
der Phasenverschiebung von einer Viertelperiode (90°). Im
Wechselstromkreis geschiehtalso auch nichts anderes, als eine
ständige Auf- und Entladung des Kondensators.Die Stromstärke
eilt dabei der Spannung um 90° voraus. Bei dieser Phasenver
schiebung kann keine Leistung in Wärmeumgewandeltwerden ,
denn Energie wird aufgenommen und danach wieder zurückge Q
geben . Deshalb hatman die Bezeichnung Blindwiderstand für L
dieses Bauteil gewählt.
Bei einem kapazitiven Blindwiderstand eilt die Stromstärke
der Spannung um 90° voraus.
Abb. 1: Parallelschaltung von Konden
satoren

14 .6 Schaltungen von Kondensatoren


Parallelschaltung
Wie Widerstände können auch Kondensatoren parallel geschal
tet werden . Gesucht wird deshalb der Kapazitätswert eines
Kondensators, der in seiner Wirkung die beiden Einzelkondens
atoren ersetzen kann (Abb . 1) .
Legt man an beide Schaltungen der Abb . 1 die gleiche
Spannung , dann muß in beiden Schaltungen die Gesamtladung
gleich sein .
In derParallelschaltung istdie Gesamtladung gleich der Summe
der Einzelladungen . Diese Ladung ist gleich der Ladung des
Kondensators Cg.
Q , + Q , = Qg
Jede Ladung kann nach der Beziehung Q = C . U ermittelt A + A₂
werden .
Q , = C, U; Qg = C , U ; Qg = Cg . U
Setztman diese Ausdrücke in die Ladungsgleichung ein , dann
erhält man :
Abb . 2: Flächenvergrößerung bei der
C , U + C2 . U = C . U Parallelschaltung von Kondensatoren
In dieser Gleichung kommt die gemeinsame Größe U vor. Man
kann die Gleichung durch U dividieren und somit kürzen .
Bei der Parallelschaltung ist die Gesamtkapazität gleich der Parallelschaltung von
Summe der Einzelkapazitäten . Kondensatoren
Diese Herleitung läßt sich noch durch kleine Überlegungen Cg = C, + C, + ... + Cn
veranschaulichen . Beider Parallelschaltung vergrößert sich die
Fläche des Kondensators. Damit vergrößert sich auch die
aufnehmbare Ladung. Die Kapazität wird größer (Abb . 2 ).
Reihenschaltung
Bei der Reihenschaltung wird wie bei der Parallelschaltung
verfahren . Zwei in Reihe geschaltete Kondensatoren sollen
durch einen ersetzt werden .
Reihenschaltung von Kondensatoren , Aufgaben zu 14.3 ... 14.6 313

Aus Abb . 3 entnimmt man, daß sich die Gesamtspannung in


Teilspannungen aufteilt.
Ug = U , + U ,
Zur Erklärung der Ladungsverteilung wird der Ladevorgang in ổởHT
einzelne Abschnitte zerlegt.
Betrachten wir zunächst den Minuspol der Spannungsquelle . ở
Von dort wandern Ladungen auf die Platte P , (Abb . 4 ). Die
positive Ladung auf P , entsteht durch Influenz. Damit sind auf
der Platte P , des zweiten Kondensators nur noch die negativen
Ladungen vorhanden. In der gesamten Schaltung werden also
immer nur gleich große Ladungsmengen verschoben .
Jeder Kondensator hat demnach die gleiche Ladung. Es gilt:
Q , = Q = Qg = Q
Setzt man in die Spannungsformel die Beziehung U = 0- 1 ei
dann ergibt sich :
Ug = U, + U2 Abb. 3: Reihenschaltung von
Kondensatoren

Co cic
Die Ladung Q ist allen Teilen gemeinsam . Wir dürfen deshalb
die Gleichung durch Q dividieren und so kürzen .

Cg C, ,
Die Formel für die Gesamtkapazitätzeigt, daß die Gesamtkapa
zität C , stets kleiner als die kleinste Einzelkapazität ist.
Bei der Reihenschaltung ist die Gesamtkapazität immer klei
ner als die kleinste Einzelkapazität.
Auch dieses Ergebnis kann durch eine kleine Überlegung Abb. 4: Ladungsverteilung bei der Reihen
schaltung von Kondensatoren
veranschaulicht werden . Abb. 5 zeigt die Reihenschaltung von
zwei Kondensatoren . Dabei wird deutlich , daß sich insgesamt
der Plattenabstand bei der Gesamtkapazität vergrößert hat. Reihenschaltung von
Eine Vergrößerung des Abstandes bedeutet aber, daß die Kondensatoren
Kapazität kleiner wird . 11
ce
Aufgaben zu 14 . 3 . .. 14 .6
1. Beschreiben Sie den Aufbau eines Elektrolytkondensators!
2. Erklären Sie die „ Selbstheilung von MP-Kondensatoren !
3 . Beschreiben Sie den Lade- und Entladevorgang des Kon
densators mit Hilfe der Bewegung von Elektronen! 02
4. Entnehmen Sie aus dem Kurvenverlauf der Abb . 5 , S . 309 +
die Spannungswerte in Prozent bei ,5t, 17, 21, 3t, und 4t! ,
id
5 . Von welchen Größen ist der kapazitive Blindwiderstand
eines Kondensators abhängig ?
Erklären Sie , weshalb bei einem Kondensator im Wechsel
stromkreis zwischen Stromstärke und Spannung eine Pha
senverschiebung von 90° entsteht?
7 . Drei Kondensatoren von 22 nF, 10 nF und 4,7 nF sind in Abb. 5 : Vergrößerung des Abstands beider
Reihe geschaltet. Berechnen Sie die Gesamtkapazität! Reihenschaltung von Kondensatoren
471270 /
0

00260

2030443

3370103

kpl
315

15 Magnetisches Feld und Spule

In 5. 3 haben wir uns mit der magnetischen Wirkung des


elektrischen Stromes beschäftigt. Über Größen und Einheiten
des Magnetismus wurden jedoch bisher nichts ausgesagt.

15 .1 Größen des magnetischen Feldes


Magnetischer Fluß
Sicher haben Sie schon einmalbeobachtet, daß verschiedene
Magnete unterschiedlich » stark« sein können . Die unterschiedli
che magnetische Wirkung kann man z . B . mit Hilfe des Feldli lli
nienmodells anschaulich darstellen . In Abb. 1 a ist ein » starker«
Magnet dadurch gekennzeichnet, daß viele Feldlinien einge b)
zeichnet sind. In Abb . 1b ist ein » schwächerer« Magnet dar
gestellt, indem weniger Feldlinien eingezeichnet sind. Abb. 1:Zwei verschiedene Magnetpole mit
unterschiedlicher Feldlinienzahl
Die Gesamtheit aller Feldlinien (Gesamtheitder magnetischen
Wirkung) eines Magneten ist der magnetische Fluß.
Die Größe magnetischer Fluß hat die Einheit Weber'. Magnetischer Fluß
Die Darstellungen in Abb . 1 unterscheiden sich nicht nur in der Formelzeichen
Anzahl der Feldlinien, sondern auch in der » Dichte « der Einheitenzeichen Wb
Feldlinien . Der Zusammenhang von Feldlinienanzahl und 1 Wb = 1 Vs
durchsetzter Fläche führt zu einer neuen magnetischen Größe, 1 l = Vs
der magnetischen Flußdichte B .
Magnetische Flußdichte
Die Feldlinien eines Magneten können verschieden dichts
angeordnet sein (Abb . 2 ). In 5 . 3 haben wir gesehen , daß z . B .
die Feldliniendichte mit zunehmender Entfernung vom Magne
ten oder der Spule abnimmt.
Die magnetische Flußdichte gibt an , wie stark der Raum an
einer bestimmten Stelle vom Magnetfeld durchsetzt ist. Abb. 2 : Abhängigkeit der magnetischen
Flußdichte von der Entfernung zum
Die Größe magnetische Flußdichte (Induktion ) hat die Einheit Magneten (die Flußdichte ist durch den
Tesla . Abstand der Feldlinien veranschaulicht)
Man kann die Wirkung des Magnetfeldes auf eine bestimmte
Bezugsfläche mit Hilfe des Hall-Effektes feststellen . Wird ein Magnetische
stromdurchflossenes Metall- oder Halbleiterplättchen (Hall Flußdichte
Sonde) von einem senkrecht auftreffenden Magnetfeld durch Formelzeichen B
setzt, dann kommt es in dem Plättchen zu einer Ladungsver Einheitenzeichen T
schiebung. Es entsteht eine Spannung, die proportional der
magnetischen Flußdichte ist. Man kann den angeschlossenen
Spannungsmesser in Tesla eichen und dann den direkten Wert BA
für die magnetische Flußdichte ablesen .
Benannt nach WILHELM EDUARD WEBER , deutscher Physiker, 1804– 1891. 11 = 1 m 2
2 Benannt nach NICOLA TESLA,kroatischer Physiker, 1856– 1943.
3 Benannt nach EDWIN HERBERT HALL, amerikanischer Physiker, 1855 - 1938
316 Elektrische Durchflutung

Dieses Meßgerät besteht somit aus einem Anzeigeteil und der 999
Hall-Sonde (Abb . 1). Sie wird zum Messen in das Magnetfeld
eingeführt und muß zu diesem senkrecht stehen , da sonst die 6 ,8
wirksameMeßfläche verkleinert würde, was einen geringeren , 10
Meßwert ergäbe. 2
Größenordnungen fürmagnetische Flußdichten ..
Magnetfeld der Erde ca. ,00005 T
Feld eines geraden Leiters ( 100 A ) ca. ,00025 T
Eisenfreie Spule (N = 500; 1 = 2 A ) ca. ,02 T
Permanentmagnet ca. , 1 T
Starker Elektromagnet ca. 100 T 100
. - 1300030000 -
-3000
Elektrische Durchflutung
Ein magnetisches Feld kann nicht nur von einem Dauermagne
ten , sondern auch von einer stromdurchflossenen Spule erzeugt
werden . Der Einfluß von elektrischem Strom und Windungszahl
(Formelzeichen N ) auf das magnetische Feld soll in Versuch Meßsonde
15 - 1 untersuchtwerden .
Die Meßergebnisse Nr. 1 bis 3 der Tabelle zeigen , daß bei Abb. 1: Meßeinrichtung zur Bestimmung
Flußdichte
zunehmender Stromstärke auch die magnetische Flußdichte B dermagnetischen
zunimmt.
Diemagnetische Flußdichte B ist proportionalzur Stromstärke 1:
B ~ 1.
Die Meßergebnisse Nr. 3 bis 5 der Tabelle zeigen auch , daß bei
zunehmender Windungszahl die magnetische Flußdichte zu
nimmt.
Hier läßt sich ablesen , daß die magnetische Flußdichte B
proportionalzu der Windungszahl N ist: B ~ N

Versuch 15 - 1: Einfluß des Stromes und der Windungszahl auf das magnetische Feld
Aufbau Durchführung
Die Anschlüsse der Ringspule wer
den an eine Gleichspannungsquelle
gelegt. Es wird die magnetische
Flußdichte gemessen :
• bei verschiedenen Stromstärken
und gleicher Windungszahl
bei verschiedenen Windungszah
len und gleicher Stromstärke
Meßergebnis
In diesem Versuch wird eine Ringspule verwendet, in der Nr. INIinABin mT
ein räumlich begrenztesMagnetfeld entsteht. DasMagnetfeld 2000 ,2 , 32
ist innerhalb der Spule an jeder Stelle gleich groß . 200 10, 4 ,64
200 ,6 ,96
N : Windungszahl 400 ,6 1,92
1: Stromstärke 800 10,6 3,84
B : magnetische Flußdichte
Magnetische Feldstärke 317

Die magnetische Flußdichte hängt also von dem Produkt aus Elektrische Durchflutung
Stromstärke I und Windungszahl N ab . Dieses Produkt heißt Formelzeichen
elektrische Durchflutung . Die Größe elektrische Durchflu
tung hat die Einheit Ampere (die Windungszahl N ist eine Zahl). O = INI [ ] = A
Die elektrische Durchflutung ist die Ursache für den magne
tischen Fluß . = 10 A = 10 A
Da die elektrische Durchflutung das Produkt aus N und I ist,
kann man mitwenigen Windungen und großer Stromstärke die
gleiche magnetische Flußdichte erzeugen wie mit vielen Win I = 10 A
dungen und kleiner Stromstärke (Abb. 2 ). I = 2A
Abb. 2 : Elektrische Durchflutung
Magnetische Feldstärke
In Versuch 15 - 1 blieb die Länge der Ringspule konstant. Ihre
mittlere Länge entspricht der Feldlinienlänge. Bei einer Ände
rung des Durchmessers ändert sie sich . Die mittlere Feldlinien
länge lm läßt sich mit Hilfe des Durchmessers dm ermitteln
(Abb . 3). Welchen Einfluß hat die Feldlinienlänge auf die ma
gnetische Flußdichte ? Dazu wird Versuch 15 - 2 durchgeführt.
Die Messungen in Versuch 15 - 2 zeigen , daß bei größerer
Feldlinienlänge Im die magnetische Flußdichte abnimmt.
Die magnetische Flußdichte ist umgekehrt proportional zur Im = dm t
Feldlinienlänge: Abb. 3:Feldlinienlängebei einer Ringspule

Magnetische Feldstärke
Die magnetische Flußdichte ist also außer von der elektrischen Formelzeichen H
Durchflutung auch von der Feldlinienlänge abhängig :
B ~ TM

Versuch 15 - 2: Einfluß der Feldlinienlänge auf die magnetische Flußdichte


Aufbau

Bin my

Durchführung
Es wird die magnetische Flußdichte in Abhängigkeit der Feldlinienlänge 1 gemessen .
Meßergebnis
Nr. dm in m Im in m B in my
,05 ,157 ,64
,075 ,237 ,43 N = 200
,1 ,314 ,32 I = ,4 A
318 Magnetische Feldstärke; Permeabilität

Das Verhältnis ist eine magnetische Größe und heißt Meßergebnis Nr. 1 aus Versuch 15 - 2
magnetische Feldstärke H . Die magnetische Feldstärke H ist
die Ursache für die magnetische Flußdichte B . N = 200 ; 1 = ,4 A ;
Zusammenhang zwischen magnetischer Flußdichte und ma 1 = , 157 m ; B = ,64mT
gnetischer Feidstärke .
Die magnetische Flußdichte B ist ein Maß für die Stärke der
magnetischen Wirkung. Wie die Ausführungen zeigen , ist sie
von H abhängig. Die magnetische Flußdichte B ist proportional B = ,64. 10 -3 ETIS H IN
zur magnetischen Feldstärke H . HT
H _ ,4A - 200
B ~ H , 157 m
Nimmtman einen Einheitenvergleich der beiden Größen vor, H = 509
so kannman feststellen , daß sie verschiedene Einheiten haben .
Vs A
[B ] = m2
> [H ] = m
Die beiden Größen müssen also über eine Konstante k , die k = ,64. 10-3
eine bestimmte Einheit hat, zusammenhängen . 509
Brk : H [k] =
k = 1, 257 10-6 Aym
Um den Wert der Konstanten k zu ermitteln , übernehmen wir
Meßwerte aus Versuch 15 – 2 (Abb . 1). Abb. 1: Ermittlung der Konstanten k
Das Verhältnis von magnetischer Flußdichte zu magnetischer
Feldstärke ist eine Konstante und heißt Permeabilität . Permeabilität
Formelzeichen u
Die Permeabilität ist die magnetische Einflußgröße der Ma Vs
terie (z . B . Luft, Pappe, Aluminium , Eisen ). Sie ist ein Maß
dafür, wie gut die Materie vom Magnetfeld durchdrungen
werden kann .
Bei den Versuchen breitete sich das Magnetfeld in Luft aus.
Würden wir einen Versuch im leeren Raum durchführen
(Magnet im Vakuum ), so könnte man etwa den gleichen
Zahlenwert ermitteln . Er heißt magnetische Feldkonstante. Magnetische Feldkonstante
Formelzeichen Mo
Die magnetische Feldkonstante ist das Verhältnis von magne
tischer Flußdichte zu magnetischer Feldstärke im leeren Raum S
Ho = 1,257 · 10-6 Am
(Vakuum )
Die gewonnene Erkenntnis läßt sich auf den stromdurchflosse - Magnetische Flußdichte
iter bzw . aufandere stromdurchflossene Spulen übertra- im leeren Raum
gen . Die ermittelten Gesetzmäßigkeiten gelten streng genom
men nur für Ringspulen . Sie lassen sich aber auch näherungs B . = HoH
weise auf gerade Spulen anwenden , deren Länge ls viel größer
ist als ihr Durchmesser d . B in modo
Für is » d gilt: H ~ (Bei ls 1,5 . d ist die Anwendung
sinnvoll).
Die graphische Darstellung der Abhängigkeit von magnetischer ,02514
Flußdichte und magnetischer Feldstärke zeigt Abb . 2 . Bei einer 10,01257
Spule mit Luft als Kernmaterial kann man feststellen , daß sich
bei Verdoppelung der Feldstärke H die magnetische Flußdichte Hin
B auch verdoppelt. Die Kennlinie ist also eine Gerade . 10000 20000
Abb. 2: Magnetische Flußdichte im leeren
(lat.): Durchdringbarkeit, Durchlässigkeit Raum
Permeabilitätszahl 319

Bei Verwendung eines anderen Kernmaterials sind die Zusam


menhänge komplizierter.Welchen Einfluß das Kernmaterial auf
die Wirksamkeit des magnetischen Feldes hat, soll mit Versuch
15 - 3 untersucht werden .

Versuch 15 – 3: Einfluß des Kernmaterials auf die magnetische Flußdichte


Aufbau
Es wird eine Spule benutzt, bei der
man den Kern auswechseln kann .
Die verwendeten Kerne haben glei
che Abmessungen . Sie unterschei
den sich nur im Material.
Bin mT

Durchführung
Durch eine Spule mit N = 300 Windungen wird ein Gleichstrom I = 1 A geschickt. An einer Stirn
fläche des Kernes wird mit einer Meßsonde die magnetische Flußdichte B gemessen . Die Messung
wird mit verschiedenem Kernmaterial durchgeführt.
Meßergebnis
Nr. Material B in my
Holz (Luft) 3 ,76
Eisen 940
Aluminium 3 , 77
Kupfer 3,75

Aus den Meßergebnissen kann man erkennen , daß das Kern


material Eisen die Wirksamkeit des magnetischen Feldes einer
Spule gegenüber Luft bedeutend erhöht. Die beiden anderen
metallischen Kerne (AI, Cu) beeinflussen die Wirksamkeit des
magnetischen Feldes gegenüber Luft kaum .
Genauere Untersuchungen haben ergeben :
Es gibt Werkstoffe , die die Wirksamkeit des magnetischen
Feldes einer Spule gegenüber Luft Permeabilität
wesentlich erhöhen = ferromagnetische Werkstoffe u = Holly
geringfügig erhöhen = paramagnetische Werkstoffe
geringfügig verschlechtern diamagnetische Werkstoffe .
Der Werkstoffeinfluß auf das Magnetfeld wird durch die Perme- Permeabilitätszahl
abilitätszahl (relative Permeabilität) angegeben . Diese ergibt Formelzeichen u .
sich aus dem Verhältnis der Permeabilität zur magnetischen
Feldkonstanten .
Die Permeabilitätszahl gibt an , wieviel mal wirksamer ein
magnetisches Feld gegenüber dem leeren Raum ist.
Das Produkt aus magnetischer Feldkonstante und Permeabili Magnetische Flußdichte
tätszahl ergibt die Permeabilität u . B = Molo . H
320 Magnetisierungskennlinien

Magnetische Felder sind aber nicht überall erwünscht. So gibt L. uUhr.


es störende Einflüsse desMagnetfeldes derErde, Störfelder von verkstoffe
Netzdrosseln und elektrischen Maschinen . Maximalwert
Es gibt Bauteile und Baugruppen , die nicht von magnetischen Dynamoblech 3000
Feldlinien durchsetzt werden dürfen . Sie müssen deshalb (unlegiert)
abgeschirmtwerden . Dynamoblech 6500
(legiert)
Je nach Frequenzbereich des magnetischen Störfeldes werden | Hyperm 10000
für die Abschirmung entsprechendeMaterialien verwendet. Am Megaperm 70000
häufigsten wird Mu-Metall benutzt. Das ist ein magnetisch Permalloy 80000
weicher Werkstoffmit einer Permeabilitätszahlzwischen 50000
und 300000. Abb. 1: Permeabilitätszahlen einiger
Abb . 2 zeigt das Prinzip der magnetischen Abschirmung. Die Werkstoffe
magnetischen Feldlinien werden durch das ferromagnetische
Material des Abschirmbechers umgeleitet. Der Raum im Inne
ren des Abschirmbechers bleibt feldfrei. Dort kann man die
abzuschirmenden Bauteile bzw . Baugruppen (z. B . Meßwerke,
Hochfrequenzspulen ) anordnen .

15 . 2 Magnetisierungskennlinien feldfreier Raum


In Abb. 2 , S. 318 ist der Zusammenhang zwischen dermagneti
schen Flußdichte B und dermagnetischen Feldstärke H in Luft
graphisch dargestellt.
Bei Verwendung von ferromagnetischem Kernmaterial sind die
Zusammenhänge komplizierter, weil die Permeabilitätszahl Mer
keine Konstante ist. Abschirmbecher
Abb . 2 : Magnetische Abschirmung
amoblech

Gußeisen
.5

2000 6000 10000 14000 18000


Abb. 3: Magnetisierungskennlinien von Dynamoblech und Gußeisen
Aus Kennlinie (Gußeisen ):
Die Magnetisierungskennlinien (Abb . 3) lassen erkennen , daß H = 2000 ; B = ,6 T
die magnetische Flußdichte B nicht im selben Verhältnis
zunimmtwie die magnetische Feldstärke H . Im Anfangsbereich
istdie Zunahme von B sehr stark. Bei weiterer Erhöhung von H H
nimmt B nur noch wenig zu. .6 m2
Wie läßt sich das erklären ?
Mit einer zu Anfang geringen magnetischen Feldstärke H lassen Hp = VS
sich sehr viele Elementarmagnete (vgl. 5 . 3 ) ausrichten , die die 1,257 · 10 - 6 Am · 2000
magnetische Flußdichte B sehr verstärken . Durch Erhöhen der
Feldstärke H lassen sich immer mehr Elementarmagnete fp = 238,6
ausrichten und die magnetische Flußdichte steigt,bis schließlich
alle Elementarmagnete ausgerichtet sind. Das Kernmaterial Abb. 4: Berechnung von Hp aus der
kann die magnetische Flußdichte nicht weiter verstärken . Magnetisierungskennlinie
Magnetisierungskennlinien 321

Man sagt dann , das Kernmaterial ist gesättigt. B Fe - Co


Die Permeabilitätszahl ur ist also nicht konstant. Hy ist im in T Fe, Fe Si
Anfangsbereich sehr groß ,bis im Sättigungsbereich up = 1 wird . 2,
Das magnetische Verhalten der Werkstoffe ist unterschiedlich , Fe - Ni(35 . .. 50 % Ni)
so daß jedes Kernmaterial eine eigene Magnetisierungskennli 1,5
nie hat (Abb . 5 ). Fe - Ni(80 % Ni)
Oft kommtes vor, daß Kernmaterial ummagnetisiertwird. D . h ., Ferrite
daß die Stromrichtung umgekehrtwird und damit einemagneti ,5
Hin
sche Feldstärke H in umgekehrter Richtung entsteht.
In Versuch 15 - 4 sollen die Zusammenhänge untersucht wer
den . Abb . 5 : Magnetisierungskennlinien

Versuch 15 – 4 : Ummagnetisierung eines Eisenkerns


Aufbau

B in my

Die Versuchsanordnung hat einen extrem schmalen Luftspalt für die Hallsonde.
Durchführung
Der Strom wird von A bis 2 A erhöht, dann von 2 A bis auf A verringert. Die Spannungsquelle
wird umgepolt und der Strom von A bis - 2 A erhöht, dann von - 2 A bis auf A verringert.
Meßergebnis
1 A
Nr. Iin A B in
1 AWN ... 2 ... 12000 ... 1,7 1 = ,3 m
2 .. . 12000 . .. 1,7 .. . ,7 N = 1800
3 ... - ,5 . .. - 13000 ,7 ...
on - ,5 ... -2 - 13000 ... - 12000 ... - 1,7
- 2 .. . - 12000. .. - 1,7 ... - ,7

Die Meßergebnisse aus Versuch 15 - 4 zeigen , daß bei einer


Stromstärke von I = 2A eine magnetische Flußdichte von
B = 1,7 T vorhanden ist.Wird die Stromstärke auf I = A (damit
auch H = A ) zurückgenommen , ist aber immer noch eine
magnetische Flußdichte von B = ,7 T festzustellen . Es bleibt
also im Kernmaterial ein Restmagnetismus zurück. Dieser
Restmagnetismus heißt Remanenz Bp.
Bei Stromrichtungsumkehr entsteht eine Feldstärke H mit
umgekehrter Richtung und der Restmagnetismus wird abge
baut. Bei einer bestimmten Feldstärke H ist die Remanenz B .
aufgehoben. Die Feldstärke, die die Remanenz B , beseitigt,
heißtKoerzitivfeldstärke Hc.
322
Hysteresekurve

Um die Meßergebnisse von Versuch 15 - 4 besser deuten zu


können , stellt man den Zusammenhang von magnetischer
Flußdichte und magnetischer Feldstärke graphisch dar (Abb . 1).
Beim Erhöhen des Stromes nimmtdie magnetische Feldstärke
verhältnisgleich zu . Die magnetische Flußdichte wächst erst
sehr stark , dann weniger stark, bis das Kernmaterial gesättigt
ist. Die Magnetisierungskennlinie verläuft von nach 1
(Abb. 1a).
Beim Verringern des Stromes nimmt die Feldstärke H ab , bis
А
aufden Wert - . Die magnetische Flußdichte nimmtebenfalls B, 2
m
ab , geht abernichtaufden Wert zurück. Im Eisenkern verbleibt
die Remanenz B . Die Kennlinie verläuft von 1 nach 2 (Abb . 1b ).
Nach der Umkehrung des Stromes steigt die Feldstärke in
entgegengesetzter Richtung wieder an. Bei einem bestimmten
Wert erreicht die magnetische Flußdichte den Wert T . Die
Kennlinie verläuft von 2 nach 3 (Abb . 1c). Diesen Teil der
Kennlinie nennt man Entmagnetisierungskennlinie . Die Feld
stärke im Punkt 3 ist die Koerzitivfeldstärke Hc. H.3
Von Punkt 3 an steigt auch die magnetische Flußdichte in
entgegengesetzter Richtung, bis das Eisen wieder gesättigt ist.
Die Kurve verläuft von 3 nach 4 (Abb . 1d).
Beim Verringern der Feldstärke nimmt auch die magnetische
A
Flußdichte ab . Aberauch hier bleibt beiH = - ein Restmagne
m
tismus im Kern . Die Kurve verläuft von 4 nach 5 (Abb . 1e). Wird
die Feldstärke in positiver Richtung erhöht, so nimmt B weiter
ab ,bis bei der Feldstärke He die magnetische Flußdichte B = 0T
wird . Die Kurve verläuft von 5 nach 6 (Abb . 1f).
Beiweiterer Erhöhung von H nimmtdie magnetische Flußdichte
B ebenfalls in positiver Richtung zu , bis der Kern wieder
gesättigt ist. Die Kurve verläuft von 6 nach 1 (Abb . 19 ). Es ist
ein geschlossener Kurvenzug oder eine Schleife entstanden .
Dieser wird Hysteresekurve bzw . Hystereseschleife genannt.
Das Kurvenstück von nach 1 entstehtalso nur,wenn das Eisen
nicht vormagnetisiert war. Man nennt dieses Kurvenstück 4 - 5 B
Neukurve.

15 . 3 Magnetwerkstoffe
In Abb. 2 sind Gegenstände aus ferromagnetischen Werkstoffen
abgebildet. Diese Werkstoffe müssen sehr unterschiedlichen
Anforderungen gerechtwerden . So muß z . B . der Kernwerkstoff
in einer Spule den Magnetismus der Spule verstärken. Er soll
aber nur so lange wirksam sein , wie Strom durch die Spule
fließt. Solche Werkstoffe nenntman weichmagnetische Werk
stoffe . Für Dauermagnete benötigt man aber Werkstoffe , die
nach dem Abschalten noch eine große magnetische Flußdichte
zeigen . Sie müssen eine große Remanenz besitzen . Solche
Werkstoffe nennt man hartmagnetische Werkstoffe. Alle Ma
gnetwerkstoffe haben Eisen , Kobalt und Nickel als Ausgangs
Elemente . Abb . 1: Hysteresekurve
323
Magnetwerkstoffe , Aufgaben zu 15 . 1 ... 15. 3

Weichmagnetische Werkstoffe
Weichmagnetische Werkstoffe werden eingesetzt, wenn ein
sich ständig änderndes Magnetfeld verstärkt werden soll. Sie
müssen sich also leicht und vollständig ummagnetisieren
lassen . Außerdem darf nach Ausschalten des Stromes kein
Magnetfeld mehr wirksam sein .
Folgende Forderungen lassen sich also aufstellen :
• kleine Remanenz,
kleine Koerzitivfeldstärke,
hohe Sättigungsflußdichte ,
• kleine Ummagnetisierungsverluste.
Eine Hysterese-Kurve müßte dann wie in Abb . 3 aussehen . Es
lassen sich Werkstoffe herstellen , deren Hysterese -Kurven Magnetwerkstoffen
extrem schmal und sehr steil sind. Solches Verhalten zeigen Abb. 2: Bauteile aus
vornehmlich Ferrite (oxidische weichmagnetische Werkstoffe ). B Bmax
Sie werden aus Metalloxiden gesintert und sind daher hart und
spröde. Aber auch Eisenmetalle erhalten durch Legieren die
gewünschten Eigenschaften . Metallische weichmagnetische
Werkstoffe sind u . a . Dynamoblech ,Hyperm ,Mu-Metall, Permal
loy .
Hartmagnetische Werkstoffe
Bauteile aus hartmagnetischen Werkstoffen sollen einen mög - Abb. 3: Hysterese -Kurve eines weich
lichst großen Restmagnetismus haben , weil sie in erster Linie magnetischen Werkstoffes
als Dauermagnete verwendetwerden . Die Remanenz soll also
nur unwesentlich unter der Sättigungsflußdichte liegen . Damit 00
der Restmagnetismus nicht durch andere Felder beseitigt Bmax !
werden kann ,muß die Koerzitivfeldstärke besonders hoch sein
(Abb . 4 ).
Diese Werkstoffe haben eine breite und hohe Hysterese-Kurve .
Die Fläche der Kurve stellt die gespeicherte Energie des
Magneten dar. Sie wird deshalb zur Gütebestimmung von
Dauermagneten benutzt. Abb . 4 : Hysterese-Kurve eines hart
magnetischen Werkstoffes

Aufgaben zu 15 . 1 ... 15 .3
1. Erklären Sie die Begriffe
a) magnetischer Fluß
b ) magnetische Flußdichte
c ) elektrische Durchflutung
Eine Ringspule mit 300 Windungen und einem mittleren l= dm
Durchmesser dm = 5 cm soll eine magnetische Flußdichte
von 1,5 mT erzeugen (Abb . 5 , ohne Eisen ). Abb. 5 : Zeichnung zu Aufgabe 2
Wie groß muß der Strom durch die Spule sein ?
3 . Wie ändern sich magnetische Flußdichte und magnetische
Feldstärke , wenn man den Strom durch die Spule verdop
pelt?
4. Welche Aussage läßt sich über u in den vorgegebenen drei
Bereichen machen (vgl. Abb . 6 )?
5 . Was versteht man unter Remanenz ?
6 . Was verstehtman unter Koerzitivfeldstärke? i 2 3 H
7. Nennen Sie die Eigenschaften weichmagnetischer Stoffe! Abb. 6: Zeichnung zu Aufgabe 4
324 Spule im Magnetfeld

15 .4 Kraftwirkungen im Magnetfeld Kraftwirkung auf einen strom


(Motorprinzip ) durchflossenen Leiter im Magnetfeld
In 5 . 3 haben wir erläutert, daß auf einen stromdurchflossenen F = B : 1: 1
Leiter in einem Magnetfeld (Dauermagnetfeld oder Spule ) eine
Kraft wirkt. Sie hängt proportional ab von
- der Stärke des Magnetfeldes (Flußdichte B ),
- dem durch den Leiter fließenden Strom I und
- der wirksamen Leiterlänge l.
Daher kann man folgende Formel aufstellen :
F = B1: 1
Betrachtet man die entsprechenden Einheiten , so ergibt sich :
- : A . m = :AS Ws = N
[ F ] =- VSV
TEL
m2mm Abb . 1: Kraft auf drei stromdurchflossene
Erhöhtman die Anzahl der Leiter (Abb . 1), so vergrößert sich Leiter in einem Magnetfeld
die Kraft proportional mit der Leiterzahl z .
Faßt man die einzelnen Leiter zu einer Spule zusammen und Kraftwirkung aufmehrere strom
lagert diese drehbar, dann ergibt sich der prinzipielle Aufbau durchflossene Leiter im Magnetfeld
eines Motors (Motorprinzip ). Die genaue Wirkungsweise F = B : 1: 1: z
dieser Anordnung wollen wir im Versuch 15 - 5 näher unter
suchen .

Versuch 15 - 5 : Kraftwirkung auf eine stromdurchflossene


Spule im Magnetfeld
Durchführung
tem
Eine Spule wird drehbar im Magnetfeld eines Dauermagne
ten angeordnet. An die Spule wird eine Gleichspannung
gelegt.
Nacheinander werden dann die Richtung des Stromes sowie
die Richtung des Dauermagnetfeldes umgekehrt.
Ergebnis
Stromrichtung von Magnetfeldrichtung von Beobachtung
oben nach unten links nach rechts Spule dreht sich
unten nach oben links nach rechts Drehrichtung kehrt sich um
unten nach oben rechts nach links Drehrichtung kehrt sich erneut um

Der Versuch 15 - 5 zeigt:


Eine stromdurchflossene Spule dreht sich in einem Magnet
feld.
Die Drehrichtung ist abhängig von der Richtung des Stromes
durch die Spule und von der Richtung des Magnetfeldes .
Wie ist dies zu erklären ?
Die stromdurchflossene Spule ist ein Elektromagnet und hat
demnach einen Nordpol und einen Südpol. Weil sich die strom
durchflossene Spule im Feld eines Magneten befindet und sich
Parallele stromdurchflossene Leiter 325

ungleichnamige Pole anziehen und gleichnamige Pole absto


Ben ,wirken Kräfte aufdie Spule. Diese bewirken eine Drehung
der Spule . Sie kann sich nur soweit drehen , bis ihr Magnetfeld
mit dem des Dauermagneten übereinstimmt. OOOL
Ändert man die Stromrichtung durch die Spule , so wird ausdem
Nordpol der Spule ein Südpolund umgekehrt. Damit ändert sich
auch die Drehrichtung. Die Entstehung der Drehung kann man BAR
auch mit Hilfe des resultierenden Gesamtfeldes aus dem Feld
des Hufeisenmagneten und dem Feld der Spule erklären .
Durch die Überlagerung der beiden Felder (Abb . 3a ) entsteht LO
das in Abb. 3b gezeigte Feldlinienbild. Die einzelnen Feldlinien
sind bestrebt, sich zu verkürzen . Somit wirken Kräfte , die die a ) zweiMagnetfelder
Spule in entsprechender Richtung drehen .
Wenn die Magnetfelder (Dauermagnet und Spule) übereinstim
men , bleibt die Spule stehen . Kehrt man jetzt in ihr den Strom
um und damit ihr Magnetfeld , so dreht sie sich um 180° weiter.
Dann wird der Strom wieder umgepolt. Die Spule dreht sich um
weitere 180° usw . Dieses Umkehren des Stromes ist also für
vollständige Umdrehungen notwendig. In den Motoren werden seirots
hierzu Polwender eingesetzt. RORROHB
Die Kraftwirkung zwischen einer stromdurchflossenen Spule
und einem Magnetfeld wird auch in Meßinstrumenten ausge raan
nutzt (Abb . 1, S . 144). Eine weitere Anwendung ist in der
Fernsehbildröhre zu finden (Abb . 4). Das feststehende Magnet b ) resultierendes Magnetfeld
feld wird durch die Ablenkeinheit (Kupferwicklung aufdem Hals Abb . 3: Stromdurchflossene Spule im
der Bildröhre) erzeugt, während sich das zweite Magnetfeld um Magnetfeld
den Elektronenstrahl aufbaut. Durch die Veränderung der
Stromstärke in der Ablenkeinheit kann somit der Strahl unter
schiedlich abgelenkt werden .
Parallele stromdurchflossene Leiter
Parallele Leiter kommen in der Praxis sehr oft vor, z . B . bei
Anschlußleitungen , Motorwicklungen und Spulen . Durch zwei
parallele Leiter kann Strom entweder in gleicher oder in
entgegengesetzter Richtung fließen .
Wir wollen in Versuch 15 -6 die Kraftwirkung zweier stromdurch - Abb . 4: Ablenkeinheit einer Fernsehbild
flossener Leiter aufeinander untersuchen . röhre

Versuch 15 – 6 : Kraftwirkung zwischen stromdurchflossenen Leitern


Durchführung
Zwei dünne Kupferstäbe werden aufMetallschienen gelegt.
An diese wird Gleichspannung angeschlossen , und zwar so ,
daß die Kupferstäbe einmal gleichsinnig und dann gegen
sinnig von Strom durchflossen werden .
Ergebnis
Stromrichtungen Bewegungsrichtung der Kupferstäbe
gleichsinnig aufeinander zu
gegensinnig voneinander weg
326 Induktion der Bewegung

Zwei Leiter, die in gleicher Richtung (gleichsinnig) von Strom


durchflossen werden , ziehen sich an .
Zwei Leiter, die in entgegengesetzter Richtung (gegensinnig )
von Strom durchflossen werden , stoßen sich ab .
Die Kraftwirkung, die das Zusammen - bzw . Auseinanderrollen
hervorruft, läßt sich mit Hilfe des Feldlinienmodells erklären .
Die beiden Einzelfelder der stromdurchflossenen Leiter überla
gern sich zu einem resultierenden Gesamtfeld . Je nachdem , ob
die Leiter gleich- oder gegensinnig von Strom durchflossen
werden , ergeben sich unterschiedliche Gesamtfelder. Sie sind
in Abb . 1 und 2 dargestellt.
Anziehung

15 .5 Elektromagnetische Induktion Abb . 1:Feldlinienbild von zwei gleichsinnig


von Strom durchflossenen Leitern
In 15.4 wurden die Kraftwirkungen im Magnetfeld untersucht.
Dabei wurde festgestellt, daß sich ein beweglich angeordneter
Leiter im Magnetfeld bewegt, wenn er von einem Strom
durchflossen wird. Aus elektrischer Energie entsteht Bewe
gungsenergie .
In einem Generator wird das Prinzip umgekehrt. Aus Bewe
gungsenergie wird elektrische Energie gewonnen . Wie das im
einzelnen zu erklären ist, soll auf den folgenden Seiten unter
suchtwerden .

15 .5 .1 Induktion der Bewegung (Generatorprinzip)


Bei dem in Abb . 3 gezeigten prinzipiellen Aufbau eines Genera
tors werden durch mechanische Kräfte Leiterschleifen in einem Abstoßung
Magnetfeld gedreht (bewegt). Dadurch entsteht an den Klem
men des Generators Spannung. In Versuch 15 – 7 wird der Abb . 2 :Feldlinienbild von zwei gegensinnig
Generator stark vereinfacht. Das notwendige Magnetfeld liefert von Strom durchflossenen Leitern
ein Hufeisenmagnet. Es wird nur ein Teil der Leiterschleife
benutzt, nämlich ein gerader Leiter. Dieser wird auch nicht
gedreht, sondern hin - und herbewegt. Also sind zur Strom
abnahme auch keine Schleifringe und Bürsten erforderlich .

Kohlebürste

Isolation

Stromwendersteg

Abb . 3: Modell eines Gleichstromgenerators Abb. 4: Generator


Induktion der Bewegung 327

Versuch 15 – 7 : Bewegter Leiter im Magnetfeld


Durchführung
Ein Leiter (Leiterschaukel) wird senkrecht zu den Magnet
feldlinien bewegt. Die dabei entstehende Spannung wird mit
einem Meßinstrument angezeigt.
Zuerstwird die Leiterschaukelin das Magnetfeld hinein (nach A
links) und dann heraus (nach rechts) bewegt. Anschließend
wird die Magnetfeld -Richtung umgekehrt. Die Leiterschaukel
wird dann wieder heraus bewegt.
Ergebnis
Magnetfeldrichtung Bewegungs Zeigerauschlag
von richtung 3
oben nach unten nach links nach links
oben nach unten nach rechts nach rechts
unten nach oben nach rechts nach links

Aus den Ergebnissen des Versuchs 15 – 7 ergibt sich:


Bewegtman einen Leiter in einem Magnetfeld , und zwar quer
zur Feldlinien -Richtung, dann wird in dem Leiter eine Span
nung induziert.
Die Richtung der induzierten Spannung hängt von der Bewe
gungsrichtung des Leiters und von der Richtung der Feldlinien
des Magnetfeldes ab .
Diese Spannungserzeugung läßtsich mit der Feldlinien -Modell- Abb. 5: Kreisförmige Magnetfelder
vorstellung erklären . bewegter Elektronen
Bewegtman einen Leiter, so bewegen sich auch zwangsläufig
die freien Elektronen in ihm . Bewegte Ladungen haben Magnet
felder zur Folge. Es bilden sich kreisförmige Magnetfelder
(Abb . 5 ). Durch das äußere Magnetfeld entsteht jetzt eine
Kraftwirkung auf die freien Elektronen . Diese erfahren eine
Verschiebung (Abb . 6 ).
Die negativen Elektronen sammeln sich dadurch an dem einen
Ende des Leiters, während die positiv geladenen Atomrümpfe
fest im Atomgitter verankert sind. Es werden also Ladungen
getrennt und damit entsteht zwischen den beiden Enden des
Leiters eine Spannung .
Wird der Leiter in die entgegengesetzte Richtung bewegt und
damit auch die Ladungen , dann wird die Richtung der Spannung Elektronen
umgekehrt. mangel Elektronen
überschuß
Würde der Leiter im Magnetfeld ständig hin und her bewegt,
dann würde dadurch in dem Leiter eine Wechselspannung Abb. 6 : Elektronenverschiebung durch
induziert. Magnetfeld
328 Induktion der Ruhe

Zur Ermittlung der Richtung der induzierten Spannung kann


man wieder eine Merkregel anwenden :
Rechte -Hand -Regel
Hält man die rechte Hand so, daß die Feldlinien auf die
Innenfläche der Hand auftreffen und der abgespreizte Daumen
die Bewegungsrichtung des Leiters anzeigt, dann zeigen die
gestreckten Finger in die Stromrichtung im Leiter.
Die Verschiebung der Elektronen zu einem Leiterende hin
bewirkt, daß um den Leiter ein konzentrisches Magnetfeld
aufgebaut wird , das dem Feld des Dauermagneten entgegen - Abb . 1: Rechte -Hand-Regel
gerichtet ist und die Bewegungsrichtung des Leiters hemmt.
Lenzsche Regel'
Ein durch Bewegung eines Leiters im Magnetfeld ausgelöster
Induktionsstrom ist stets so gerichtet, daß er die den Strom
erzeugende Bewegung hemmt.

15.5.2' Induktion der Ruhe (Transformatorprinzip ) Transformator


Jeder elektrische Strom erzeugt ein Magnetfeld . Im folgenden
soll untersucht werden , ob dieses Prinzip auch umkehrbar ist.

Versuch 15 – 8 : Transformatorprinzip
Aufbau
SSSSSSS

Primärspule

Sekundärspule
Auf einem gemeinsamen Eisenkern sind zwei elektrisch getrennte Spulen angeordnet. Spule 1
(Primärspule) ist über einen Schalter, einen Stellwiderstand und einen Strommesser mit einer
Spannungsquelle verbunden . An Spule 2 (Sekundärspule) ist ein Spannungsmesser angeschlossen .
Durchführung
Der Schalter wird geschlossen (Strom wird eingeschaltet) und nach einer Pause wieder geöffnet.
Ergebnis
Im Einschaltmoment zeigt der Spannungsmesser einen Zeigerausschlag. Der Zeiger geht sofort
wieder in die Nullstellung zurück (Spannungsstoß).
Der Schalter ist geschlossen , der Strom fließt, und damit ist ein Magnetfeld vorhanden, trotzdem wird
keine elektrische Spannung erzeugt.
Im Ausschaltmoment zeigt der Spannungsmesser wieder einen Zeigerausschlag, aber in die
entgegengesetzte Richtung . Anschließend geht der Zeiger sofort wieder in die Nullstellung zurück.
1 Benannt nach HEINRICH FRIEDRICH EMIL LENZ, deutscher Physiker, 1804 - 1865 .
Induktion der Ruhe 329

Wie kann man den in Versuch 15 – 8 beobachteten Vorgang


erklären ? weichmagnetischerKern
Beim Einschalten des Stromes wird sehr schnell ein magneti
scher Fluß aufgebaut. Er verläuft im Eisenkern und durchsetzt
die Sekundärspule . Die Änderung des Flusses induziert also in
ihr eine Spannung.
Beim Ausschalten des Stromes bricht der magnetische Fluß
sehr schnell zusammen . Die Änderung des Flusses induziert IU
ebenso in der Sekundärspule eine Spannung. Ihre Richtung
hängt also davon ab, ob der Fluß zu - oder abnimmt.
In einer Spule wird eine Spannung induziert, wenn sich in N2
der Spule der magnetische Fluß ändert. Die Richtung der
induzierten Spannung hängt von der Richtung der Flußände
rung ab .
Abb. 2: Prinzipieller Aufbau eines
Die Richtung der induzierten Spannung hängt außerdem vom
Wickelsinn der Spule ab. Da dieser jedoch in der Regel nicht
verändertwerden kann , wird darauf nichtweiter eingegangen .
Damit bei einem Transformator ständig Spannung induziert
wird , muß der magnetische Fluß dauernd verändert werden .
Man erreicht das entweder mit Wechselstrom oder mit pulsie
rendem Gleichstrom .
Transformatoren arbeiten mit Wechselstrom oder pulsieren
dem Gleichstrom .
Wird in Versuch 15 – 8 der Schalter geschlossen und mit Hilfe
des Stellwiderstandes die Stromstärke von Null auf den Maxi
malwert und anschließend wieder auf Null mit verschiedenen
Geschwindigkeiten verändert, dann zeigt sich :
Die induzierte Spannung ist um so höher, je kürzer die Zeit
ist, in der sich der magnetische Fluß ändert.
Beieiner Spule mitmehreren Windungen wird in jeder Windung
eine Spannung induziert. Da die Windungen alle in Reihe
geschaltet sind, addieren sich die in jeder Windung induzierten
Spannungen .
Die induzierte Spannung ist um so größer, je größer die LE !
Windungszahl ist.
Faßt man die Einzelergebnisse zusammen , so ergibt sich Abb . 3: Klingel- Transformator
daraus :
Die induzierte Spannung U , ist um so größer, Induktionsgesetz
• je größer die Flußänderung Aø ist, ΔΦ
. je kürzer die Zeit At der Flußänderung ist, Uo = N At
• je größer die Windungszahl N der Spule ist.
Die Zusammenfassung dieser Abhängigkeiten ergibt das Induk
tionsgesetz :
Ändert sich in einer Spule der magnetische Fluß, dann wird
in ihren Windungen eine Spannung induziert. Ihre Höhe hängt
von der Flußänderungsgeschwindigkeit
ΔΦ
At und der Windungszahl N ab .
Abb. 4 : Spannungsverlauf an einer Spule
330 Wirbelströme; Selbstinduktion

Die induzierte Spannung hat einen Strom zur Folge, der den
Entstehungsvorgang zu hemmen versucht (Lenzsche Regel).
Beim Aufbau des Magnetfeldes durch den Primärstrom möchte
demnach der Induktionsstrom (Sekundärstrom ) dasMagnetfeld
abbauen, beim Abbau dagegen aufrecht erhalten . Vereinfacht
kann man sagen , Primärstrom und Sekundärstrom sind entge
gengesetzt gerichtet. Hieraus schließtman dann , daß auch die
Spannungen entgegengesetzte Richtungen haben . Je nach
Betrachtungsweise (Verbraucher- bzw . Generator-Zählpfeilsy
stem )wird deshalb auch die Formelfür das Induktionsgesetz mit
einem negativen Vorzeichen versehen .

15.5 . 3 Wirbelströme
Magnetische Flußänderungen induzieren bekanntermaßen
Spannungen in elektrische Leiter. Da die Kerne von Spulen und
Transformatoren meist aus Eisen bestehen , werden auch dort
Spannungen induziert. Diese haben unkontrollierte Strömezur
Folge . Diese werden deshalb Wirbelströme genannt.Wegen der
kurzen Wege und der großen Querschnitte sind die Widerstände
klein und damit die Ströme groß. Sie erwärmen die Kerne. Da
das unerwünscht ist, müssen Gegenmaßnahmen ergriffen
werden. Eine Möglichkeit istdas Lamellieren der Kerne. Hierbei
werden für den Aufbau Bleche verwendet, die gegeneinander
elektrisch isoliert sind (Abb . 1). Abb . 1: Lamellierter Kern
Man kann die Wirbelströme aberauch nutzen . Ein Beispieldafür
ist das Induktionsschmelz -Verfahren , bei dem das zu schmel
zende Metall als Kern innerhalb einer Spule liegt (z . B . Silicium
Gewinnung). Eine weitere Einsatzmöglichkeit ist die Wirbel
strombremse. Hierbei bewegt sich ein Metallstück (z.B . Alumi
niumscheibe des Elektrizitätszählers, Abb . 2) in einem Magnet
feld . Durch die Magnetfelder der Wirbelströme wird die Scheibe
abgebremst (Lenzsche Regel).

15.5 .4 Selbstinduktion
In 15 .5.2 haben wir gezeigt, daß beim Ändern des Magnetfeldes
in der Sekundärspule eine Spannung entsteht. Da nun der
magnetische Fluß auch die Primärspule durchsetzt,muß auch
dort eine Spannung induziertwerden . Um dies zu untersuchen ,
führen wir den Versuch 15 – 9 mit einer einzelnen Spule durch .
Die Ergebnisse zeigen , daß die Spule den Strom beim Einschal
ten verzögert. Sie baut eine Gegenspannung auf, die natürlich Abb. 2: Meßwerk eines Zählers
nur solange vorhanden ist,wie sich das Magnetfeld ändert (Abb .
3). Ein Maß für die Verzögerung ist die Zeitkonstante t, deren
Berechnung auf Seite 332 erläutert wird .
Wie beim Einschalten gilt auch beim Ausschalten die Lenzsche
Regel. Kurzzeitig entsteht demnach eine Spannung, deren
Strom dasMagnetfeld aufrecht erhalten möchte .Man nenntdas
Verhalten der Spule beim Ein - bzw . Ausschalten Selbstinduk
tion .
Die Selbstinduktionsspannung ist stets so gerichtet, daß sie
der Änderung des Stromes entgegenwirkt.
Selbstinduktion 331

Versuch 15 – 9 : Verhalten einer Spule beim Ein - und Ausschalten


Einschalten
Durchführung
Zwei gleiche Glühlampen werden nach nebenstehender
Schaltung mit dem Schalter an Gleichspannung ange Rv = RL
schlossen . E1 E2
Ergebnis
Die Glühlampe E2 leuchtet später auf als E1.
Ausschalten
Durchführung
Eine Glimmlampe (Zündspannung 100 V ) wird nach neben
stehender Schaltung an eine Gleichspannung von 6 V gelegt. u =6 V
Der Schalter wird geöffnet.
Ergebnis
Die Glimmlampe leuchtet kurz auf. Kurzfristig muß also eine
Spannung von mindestens 100 V vorhanden gewesen sein .

Überrascht istman wahrscheinlich von der Höhe der Spannung u , i in %


beim Abschalten der Spule . Dies läßt sich mit der sehr kurzen 100
Abschaltzeit erklären . At ist sehrklein, damit wird Atsgroß. Für
die Praxis muß daher beachtetwerden, daß beim Ausschalten
von Spulen (z. B . Relais , Schütze , Transformatoren) hohe Span
nungsspitzen auftreten können . Da diese - insbesondere für
elektronische Geräte - gefährlich sein können,müssen Schutz
maßnahmen ergriffen werden (z . B . Einbau von Dioden , VDR ).
Abb . 3: Strom und Spannung beim Ein
Bei der Abb . 4 fällt auf, daß die Spannung im negativen Bereich schalten
liegt. Das kommtdaher, daß die Spule nach dem Abschalten als einer idealen Spule
Spannungsquelle und nichtmehr als „ Verbraucher« angesehen u i
werden muß . Bei gleicher Stromrichtung bedeutet das eine in %
Umgekehrung der Spannung. 100
Wir haben bisher den Zusammenhang zwischen Stromände 80
rung und Selbstinduktionsspannung betrachtet. Jetztwollen wir
zeigen , daß die Spannung auch von den Baugrößen der Spule L
abhängt.Hierzu dient die folgende Ableitung (vgl. 15 . 1) :
Q = AB - 40
U. = N / A
B = Hoflp H TA
H = 7
Us = N :Αμο: μ : Ν ΔΙ - 60
At
A . H Hr. N - 80
AHHp 41 - 100
Uo = N2.
40 = A .Ho Mr. N Abb. 4: Strom und Spannung beim Aus
schalten einer idealen Spule
332 Selbstinduktion ; Aufgaben zu 15 .4 und 15 .5

Der erste Bruch dieser neuen Formel enthält nur Baudaten der Induktivität
Spule. Er stellt somit eine Kenngröße dieses Bauteils dar.Man
• Man : Formelzeichen L
bezeichnet sie mit Induktivität. Die Windungszahl kommt im
Quadrat vor. Das läßt sich dadurch erklären , daß sie bei der Einheitenzeichen H '
Erzeugung des Magnetfeldes und auch bei der Entstehung der 1 H = 1 .25
induzierten Spannung eine Rolle spielt. N2 . A . Hoflp
Jetztkönnen wir auch etwas zur Berechnung der Zeitkonstanten L =
t sagen . Sie ist das Verhältnis der Induktivitätzum angeschlos
senen Verbraucherwiderstand . m2. V s
[L ] = m Am
Aufgaben zu 15 .4 und 15.5 [L] = S [L] = NS
1. Welche Kraft wirkt auf einen von ,5 A durchflossenen Draht,
der rechtwinklig durch das 4 cm breite Magnetfeld eines
Hufeisenmagneten mit B = ,15 T läuft ? Induktionsspannung
2. In welche Richtung bewegt sich der Leiter in Abb . 1, wenn
ein Strom in Richtung a - b fließt?
3 . Skizzieren Sie das resultierende Magnetfeld zweier gegen
sinnig von Strom durchflossenen Leiter, und geben Sie die Zeitkonstante
Richtung der Kräfte auf die Leiter an ! Formelzeichen I
4. Unter welchen Bedingungen wird in einem Leiter eine Einheitenzeichen s
Spannung erzeugt und wovon hängt die Richtung der
Spannung ab ?
5 . In welche Richtung fließt der Strom in Abb. 2 ?
6 . Wie groß ist die induzierte Spannung in einer Spule mit 300
Windungen , wenn dermagnetische Fluß in ,5 s von 15 mV
auf Null abfällt ?
7 . Erklären Sie , warum Transformator-Kerne warm werden !
8 . Warum wird die Aluminiumscheibe im Elektrizitätszähler
(Abb. 3) abgebremst?
9 .Warum entstehen beim Ausschalten von Spulen Spannungs
spitzen ?
10 . Geben Sie die Polarität der Selbstinduktionsspannung an , Abb . 1:Zeichnung zu Aufgabe 2
wenn der Schalter geöffnet wird ! (Abb. 4 )
Bewegungsrichtung B
des Leiters

DO !
lowattstunden
Abb. 2: Zeichnung zu Aufgabe 5
sestramenter
08 SOMA
800 Bau

Abb . 3: Zähler-Meßwerk (Aufg. 8 )

JOSEPH HENRY, amerikanischer Physiker, 1797 - 1878 Abb. 4 : Schaltung zu Aufgabe 10


Widerstand einer Spule beiWechselstrom 333

15 .6 Widerstand einer Spule


bei Wechselstrom
Nachdem wir das Verhalten der Spule bei Gleichspannung
kennengelernt haben , wollen wir mit Versuch 15 - 10 ein Spule
an Wechselspannung untersuchen .

Versuch 15 – 10 : Verhalten einer Spule an Wechselspannung


Durchführung
Nach nebenstehender Schaltung wird eine Spule zuerst an
Gleichspannung und dann an Wechselspannung gelegt.
Anschließend wird die Frequenz der Wechselspannung ver
doppelt. Im nächsten Schritt wird der Kern aus der Spule
herausgenommen (Verringerung der Induktivität).

Ergebnis
LU
Stromart Nr. Kern vorhanden ? U inv f in Hz In A in 22
- 1 ja 12 O 1, 2 10
2 I ja I 12 5 ,006 2000
3 ja 12 100 ,003 4000
4 nein 12 100 1 12

Wir wollen jetzt die Ergebnisse des Versuchs 15 - 10 erläutern .


Zuerst stellen wir fest, daß der Widerstand der Spule bei
Wechselspannung wesentlich größer ist als beiGleichspannung
(Meßergebnisse Nr. 1 und Nr. 2 ).Man kann sich dies folgender
maßen erklären . DerWechselstrom hat ein sich ständig ändern
des Magnetfeld zur Folge. Dadurch wird dauernd eine Selbstin
duktionspannung induziert. Nach derLenzschen Regel ist diese
ihrer Ursache - also der angelegten Spannung - entgegenge
setzt gerichtet. Die induzierte Spannung wirkt daher wie ein
Widerstand. Dieser wird induktiver Blindwiderstand genannt.Zu Induktiver Blindwiderstand
diesem kommt dann noch der Widerstand des Drahtes hinzu , Formelzeichen XL
der schon beiGleichspannung vorhanden war. Bei den Spulen
in der Praxis ist aber der Leiterwiderstand in der Regel Einheitenzeichen Ω
verschwindend klein gegenüber dem Blindwiderstand, so daß | XL = 2 . 7 . f . L |
er bei Wechselspannung vernachlässigt werden kann . Man
spricht dann von idealen Spulen . Wir wollen bei unseren
weiteren Betrachtungen von einer solchen Spule ausgehen . [XL] = - .
Betrachten wir jetzt die Meßergebnisse 2 und 3 des Versuchs X1= 2
15 – 10 , so erkennen wir, daß eine Erhöhung der Frequenz eine
Vergrößerung des Widerstands zur Folge hat. Die Erklärung
dafür ist relativ einfach . Eine Frequenzsteigerung bedeutet eine
Erhöhung der Änderungsgeschwindigkeit des Magnetfeldes
(durch Verkleinerung der Zeitabschnitte At), was eine größere
Selbstinduktionsspannung ergibt. Dieses Ergebnis erhält man
334 Phasenverschiebung einer Spule

auch, wenn die Induktivitätder Spule erhöhtwird (Meßergebnis


se 4 und 3). Faßtman die gewonnenen Erkenntnisse zusammen
und berücksichtigtbei der Frequenz fden Faktor 2 . 1 , so ergibt
sich die Formel für den induktiven Blindwiderstand XL.
In Versuch 15 – 9 ( S . 331) haben wir gezeigt, daß eine Spule den
Stromfluß verzögert. Als Begründung fanden wir dafür die Selbst
induktion . So kann der maximale Strom erst fließen ,wenn keine
Magnetfeldänderung mehr auftritt. Legt man jetzt eine Wechsel
spannung an eine Spule , ändert sich der magnetische Fluß
ständig. Es findet demnach dauernd eine Verzögerung des
Stromes statt, d .h . der Strom läuft der Spannung hinterher. Dieses
Verhalten wird als Phasenverschiebung bezeichnet. Stellt man
Spannung und Strom mit Hilfe eines Zweistrahl-Oszilloskops dar
(Abb. 1), dann kann man für eine ideale Spule eine Phasenver
schiebung von 90° feststellen . Abb. 1: Spannungs- und Stromverlauf
Bei einem induktiven Blindwiderstand eilt der Strom der Span bei einer Spule an Wechselstrom
nung um 90° nach. (Oszillogramm )

Aufgaben zu 15 .6
1. Aus welchen beiden Bestandteilen besteht der Widerstand
einer realen Spule, wenn sie an Wechselspannung ange
schlossen ist?
90° 180° 270 360° a
2. Warum ist der Widerstand einer Spule bei Wechselspannung
wesentlich höher als bei Gleichspannung ?
3. Re
Berechnen Sie den Widerstand einer Spule mit 20 mH bei
einer Wechselspannung von 220 V /50 Hz !
4 . Warum darfman ein Wechselstrom -Schütz (oder ein Wechsel
Abb . 2: Spannungs- und Stromverlauf
strom -Relais) für 220 V / 50 Hz nicht an eine Gleichspannung bei einer Spule an Wechselstrom
von 220 V legen ? (Zeichnung)
5 . Warum eilt bei einer Spule der Strom der Spannung bei
Anlegen an Wechselstrom nach ?
6 . In Abb. 3 sind Strom und Spannungskurven einer idealen
Spule dargestellt.
Berechnen Sie den induktiven Blindwiderstand !
Geben Sie an , welche Kennlinie den Stromverlauf richtig
darstellt!
TU
in A in V
, 3 30
, 2 20
,1 10

Abb. 3: Kennlinien zu Aufgabe 6


335

Sachwortverzeichnis

arithmetischer Mittelwert 29f., Blindwiderstand 333


31f., 36 , 147 - des Kondensators 310
abgeleitete Einheiten 21 Asbest 264 Boolesche Algebra 197
abgeleitete Größen 21 ASCII-Code 278 Brandschutz 241f.
Ablenkkoeffizient 138 Atemstillstand 240 Braunsteinelement 119f.
Ablesefehler 132 Atom 15ff. Bronze 260
Abscheidungsgesetz der - modell 16 Brückenschaltung 155ff.
Elektrolyse 101 Aufdampfen 250 Bus 279
absolute Fehler 129 Aufladung 14, 25 , 42f. Byte 278f.
absoluter Nullpunkt 87 - von Akkumulatoren 122
Abstoßung von Ladungen 15 - des Kondensators 300
Adhäsionsverbindung 274 Ausbildungsberufe 13
Ätzabtragen 249 Ausgangsvariable 200 CD -1 281
Akkumulator 117 , 121ff. Auslöse -Charakteristik 224 CD - R 281
- Blei - 121ff. CD -ROM 281
- Stahl - 122f. Clophen 267
Aldrey 261 codeorientiertes Betriebs
Algorithmus 293 system 284
alkalische Akkumulatoren 123 Bandbreite 279 Computereinsatz 289
Aluminium 260 Bandgenerator 25 Controller 282
Aluminium - Elektrolyt Basiseinheiten 20 Coulomb 25
Kondensator 306 Basisgrößen 20
Ampère 34 Basisisolierung 233
- stunde 120 Batterie 107ff.
Amplitude 30 Baustahl 254
Analog -Digital-Wandler 132 Bauteile der Digitaltechnik 197f. Daten
Anion 101 Belastbarkeit von Widerständen - blatt 166
Anlaßfarben 254 616. - schutz 295
Anode 117 Berührungsspannung 230 Dauerbelastung
anodische Oxidation 102 - höchstzulässige - 230 - zulässige - 219
Anzeige Beschichten 250 Dauermagnetismus 97
- analoge - 125 Beschriftung von Meßgeräten 129 Dehnungsmeſstreifen 175
- digitale - 125 Betriebsmeßgeräte 131 DIAZED -Sicherung 223
Anziehung von Ladungen 14f. Betriebssystem 284f. Dichte 247
Arbeit 22ff., 42ff. Biegen 249 Dielektrizitätskonstante 303
- elektrische - 42ff. Bildschirm 287f. Dielektrizitätszahl 303
- mechanische - 22ff. binär 195 Diffusion 187
Arbeitspunkt 162 BIOS 283 Diffusionsspannung 187
- Diode 178 Bit 278 Digit 133
Arbeitsmesser 46 Bitumen 266 digitale Anzeige 125ff.
Arbeitsmessung 46ff., 150 Bleiakkumulator 121ff. digital anzeigende Meßgeräte 132ff.
336 Sachwortverzeichnis

Digitaltechnik 195ff. Einwirkungsdauer 228 Elemente


digitales Meßprinzip 126 , 141 Einwirkungszeit 228 - Braunstein - 119f.
Dimmer 194 Eisen 252 - elektrochemische - 117ff.
DIN 21 Elaste 270 - Foto - 27
Diode Elastizität 247 - galvanische - 117 , 121ff.
- Arbeitspunkt 178 elektrische - (Grundstoff) 15
- Kennlinie 177f. - Arbeit 42ff. - Primär - 117 , 119ff.
- als Schalter 181 - Durchflutung 316f. - Sekundär - 117, 121ff.
- Widerstandsverhalten 178 - Energie 26 Elementarmagnete 97
direkte Widerstandsmessung - Ladung 25 Eloxalverfahren 102
153f. - Feld 18, 297ff. Empfindlichkeit 128
Disfunktion 208 - Feldkonstante 302 Energie 22
Diskette 280 - Feldstärke 298f. - elektrische - 26
DOS 284 - Leistung 44ff., 50 - kinetische - 23
Dotieren 186 - Leitfähigkeit 56f. - mechanische - 22f.
Drahtwiderstände 63 - Leitwert 40 - potentielle - 23
Dreheisenmeßinstrument 36 , - Spannung 25ff. - quellen 197ff.
145ff. - Strom 33ff. - umwandlung 23, 38
Drehkondensator 307 - Stromkreis 38ff. Entladung des Kondensators
Drehspulmeßinstrument 36 , 143ff. - Widerstand 38 , 40 , 53ff. 300
Drehspulinstrument 145 Elektrokupfer 258 Erden und Kurzschließen 238
Drehzahlmeßanlage 31 Elektronik 159ff. Erdschluß 229
Drehzahlmessung 126 Elektrizitätszähler 46 Ersatzwiderstand 69, 75f.
Dual-In -Line 203 elektrochemisches Äquivalent Erst-Maßnahmen 239f.
Dualzahlen 277ff. 101
Durchbruchspannung 178 elektrochemische Energie
Durchflutung 316f. quellen 117ff.
Durchgangswiderstand - Spannungserzeugung 27 ,
- spezifischer ~ 263 120f. Farad 301
Durchschlagsfeldstärke 299 - Spannungsreihe 118 Farbkennzeichnung von
Durchschlagsfestigkeit 263 Elektrode 117 Widerständen 62
Duranere 271 elektrodynamisches Fehlerarten 229f.
Duroplaste 271 Meßinstrument 149 Fehler
Elektrolyse 100f. - absoluter - 130
Elektrolyt 100 , 117 – relativer - 130
- Kondensatoren 306f. - spannung 230
Elektrolytkupfer 103 - stromkreis 229ff.
Effektivwerte 30 , 36 , 48 elektromagnetische Fehlerstrom -Schutzschalter 235
Eigenleitung 185f. Spannungserzeugung 27 Festplatte 281
Eigenwärmung 58 Elektromagnetismus 95 Feinmeßgeräte 131
Eingangsvariable 200 Elektron 165. Feld
Einheiten 20 Elektronenfluß 33 - elektrisches ~ 18 , 297ff.
- abgeleitete - 21 Elektronengeschwindigkeit 33 - linien 18f., 96ff.
- gleichung 22 Elektronenschalen 17 - linienbilder 18f.
- zeichen 20 Elektronenstrahl-Ablenkröhre - platte 174
Ein -Komponenten -Kleber 275 137 Feldkonstante
Einsatzstahl 254 Elektroskop 297 - elektrische - 302
Sachwortverzeichnis 337

Feldstärke Glimmer 264 - dauer 31


- elektrische - 298f. Glimmlampe 91f. - frequenz 31
Festigkeit 247 , 252 Glühlampe 90f. - pause 31
Feuerlöscher 242 Grad Celsius 86 Induktion 326ff.
FI-Schutzschalter 235 Grafikkarte 288 - der Bewegung 326f.
Flüssigkristallanzeige 137 Grenzwerte 170 - der Ruhe 328f.
Flußmittel 273 Größen Induktionsgesetz 329
Formelzeichen 20 - abgeleitete - 21 Induktionsspannung 332
Fotoelement 27 - gleichung 21 Induktivität 332
Freigabe 239 - physikalische - 20 Influenz 18, 297
Freischalten 237 Grundstoff (Element) 15f. inhomogenes Feld 298
Freiwinkel 255 Gruppenschaltung 79ff. Innenwiderstand 109
Fremderwärmung 58 Güteklasse 131, 254 INPUT 282
Frequenz 29f. Gummi 266 Inverter 201ff.
- messung 141 Gußeisen 252 lon 100
Fügen 272 ISA -Steckplatz 283
Führungsgröße 193 Isolationswiderstand 305
fünf Sicherheitsregeln 236 Isolierstoffe 263ff.
Funktions - natürliche organische - 265ff.
- gleichung 200 Härten 254 - keramische ~ 264
- kleinspannung 231, 233 Halbleiterdiode 176ff. Isolationsfehler 230
- tabelle 200 Halbleiter-Werkstoff 185 Isolationsüberwachungs
Hall-Sonde 315f. einrichtung 231
Halogen -Glühlampe 91 Isolierauskleidung 234
Hardware 277 Isolierung
Hartlot 273 - Basis - 233
galvanische Elemente 117ff. Heißleiter 59, 170ff. - Schutz - 233
Galvanisieren 18 , 250 , 102 Heizleiter 89 - Voll - 234
Galvanostegie 102 Herdplatte 49f., 70f., 77 IT-Netz 232
Gasentladungslampe 91f. Herzflimmern 228
Gasungsspannung von Herzstillstand 228
Bleiakkumulatoren 122 High 196
G -Charakteristik 224 höchstzulässige Berührungs
Gefahren des elektrischen spannung 230 Joule 22 , 86
Stromes 227ff. homogenes Feld 298
Gemenge 15 Horizontal-Ablenk -Koeffizient
Gemische 15 137
Generator 27 , 107 Hysteresekurve 322f.
- prinzip 326f. - schleife 322f. Kalilauge 122
Gesamtwiderstand 69, 75f. Kaltleiter 58 , 167ff.
Gießen 248 Kapazität 299f.
Gießharz 275 - eines galvanischen Elementes
Glas 265 120f.
Gleichrichterschaltung 179f. Identität 199f. kapazitiver Blindwiderstand
Gleichspannung 29 IEC -Reihe 61 310f.
Gleichstrom 36 Impuls 30 Kation 101
Gleichungen 20ff. - breite 31 Katode 117
338 Sachwortverzeichnis

Keilwinkel 255 Kreislaufstillstand 240f. Leitungs


Kelvin 86 Kriechstromfestigkeit 247 - arten 215ff.
Kennlinie Kunststoff 267ff. - länge 55
- Diode 177f. - folien -Kondensator 305 - schutzschalter 224
- Transistor 190f. Kupfer 258 - widerstand 54ff., 217
Kennliniendarstellung 140 Kupferlegierungen 259f. Leitwert 40 , 75f.
Kennzeichnung von Kupfer-Zink-Legierung 259 Leuchtdiode 183f.
Widerständen Kurzschluß 229 Leuchtstofflampe 92ff.
- durch Buchstaben 61 - unvollkommener - 230 Lichtspektrum der Glühlampe
- durch Farbe 61f. 90
Kennwerte 170 - der Leuchtstofflampe 93
Keramik 264 Liniendiagramm 29f.
- Kondensator 306 Linke-Hand -Regel 99
keramische Isolierstoffe 264 Ladung 17 , 25 , 34f. Löten 272
Kilowattstunde 24 - Abstoßung von Ladungen 15 - Hart - 273
kinetische Energie 23 - Anziehung von Ladungen 15 - Weich - 273
Kirchhoffsches Gesetz - eines Elektrons 25 logarithmische Teilung 165f.
- erstes - 74 - eines Protons 25 Logik -Pegel 196
- zweites - 68 - negative - 17f., 25 - Zustände 195
Kleber 274f. - positive - 17f., 25 - Werte 195
- Ein -Komponenten - 275f. Ladungstrennung 25f. Logische Verknüpfungsglieder
- Zwei-Komponenten - 275f. Lagefehler 131 199ff.
Klemmenspannung 108f. Lasertechnik 249 Lote 272
Knallgas 122 LCD -Anzeige 132 Low 196
Knotenpunktregel 68 L -Charakteristik 224 Luft 264
Körperschluß 229 Leclanché- Element 119f. Lumineszenzdiode 132
Koerzitivfeldstärke 321 LED -Anzeige 132
Kohlenstoff-Gehalt 253 Leerlaufspannung 108f.
Kohleschichtwiderstände 63 Legierung 15
Kompaktleuchtstofflampe 94 Leichtmetalle 250
Kondensator 42f., 299f. Leistung 23f., 44ff., 70f., 76ff. Magnetfeld 95ff.
- Bauformen von - 304ff. Leistungs - eines geraden Leiters 95f.
- im Gleichstromkreis 307ff. - anpassung 110f. - einer Spule 96
- im Wechselstromkreis 310f. - hyperbel 167 - einer Windung 96
Konjunktion 205ff. - messer 44f. Magnetische
Konstantspannungsquelle 107, - messung 44f., 149 - Abschirmung 320
111f. Leiter 53ff. - Feldstärke 317ff.
Konstantstromquelle 107 , 113f. - länge 54f. - Feldkonstante 318ff.
Konvektion 88 - querschnitt 54 - Flußdichte 315ff.
Korrosionsbeständigkeit 247 - querschnitt, erforderlicher 219 magnetischer Fluß 315ff.
Kraft 22 - schluß 230 Magnetisierungskennlinie
– zwischen Ladungen 14 - Werkstoffe 57 , 247ff. 321ff.
Kraftwirkung - widerstand 54ff. Magnetwerkstoffe 322f.
- im Magneffeld 324f. Leitfähigkeit 56f. Mainboard 279 , 282f.
- auf stromdurchflossenen - von Flüssigkeiten 100f. Makromolekül
Leiter 98f. Leitungen 215 - kettenförmiges - 270
– zwischen Leitern 325f. - Mindestquerschnitt 222 Masse 20
Sachwortverzeichnis 339

Materie 15f. Periode 30


Maus 286 Periodendauer 30
Maximalwert 29f. Nachbehandlung 253 Permeabilität 318ff.
Meßbereich 128 NAND -Glied 211 - zahl 319f.
Meßbereichserweiterung Negation 201ff. Phasenverschiebung 334
- von Spannungsmessern 69f. Nennkapazität 304 physiologische Wirkung 228
- von Strommessern 76 Nennkapazität von Plaste 268
Meßbrücke 155f. Akkumulatoren 121 Plastizität 247
Meßfehler 130f., 134f. Nennquerschnitt 220 Plattenkondensator 300
Meßgeräte 128 Nennspannung 304 PN -Übergang 187
- analoge - 128f. Nennwerte 170 Polychlorierte Biphenyle 267
- Beschriftung von - 129 Netzformen 232 Potential 23, 28
- digitale - 132ff. Netzwerk 80 - differenz 28
- Einsatzbereiche von - 148 Neutron 16f. potentielle Energie 23
Messing 259 Newton 22 Potentiometer62
Meßinstrument 128 NICHT-Verknüpfung 201ff. Preßspan 267
Meßstrategie 127 NOR -Glied 211 Primärelement 117, 119f.
Meßtechnik 125ff. NTC -Widerstand 59 Programmerstellung 292f.
Messung Nullpunkt Proton 16f.
- von Gleichgrößen 143 - absoluter - 87 PTC -Widerstand 59
- Frequenz ~ 141 Nullung 232 Pumpspeicherwerk 23
- von Mischgrößen 146
- von Wechselgrößen 144
- von Widerständen 151ff.
- Zeit - 141
Meßwerk 128 objektorientiertes Betriebs Ouant 127
Meßwert 128 system 285 Quantisierung 127
Metallbindung 53 ODER-Verknüpfung 208 Quantisierungsfehler 135f.
Metalle 251ff. Öl 267 quasifreie Elektronen 53
Metallgewinnung 103 Ohm 38 , 40 Quellenspannung 108f.
Metallschichtwiderstände 64 Ohmsches Gesetz 39ff. Quetschen 272
Meter 20, 22 Oszillogramm 29
Mikroprozessor 12 , 279 Oszilloskop 29 , 137ff.
Mischspannung 20
Mischstrom 36
Mittelwert RAM 279
- arithmetischer ~ 29f., 31 ., READ . . . DATA 290
36 , 147 Papier 265 Rechtssystem 96
- Effektiv - 30, 36 , 48 - kondensator 305 Reibungselektrizität 14
MOD 281 Parallaxenfehler 132 Reihenschaltung 67ff.
Molekül 15 parallele Schnittstelle 282 - von Kondensatoren 312f.
Monitor 287f. Parallelschaltung 73ff. - von Spannungsquellen 114f.
Motherboard 279, 282f. - von Kondensatoren 312 Rekombination 186
Motorprinzip 324f. - von Spannungsquellen 115f. Relais 95
MP-Kondensator 305 PCB 267 relative Fehler 130
Muskelkrampf 228 PCI-Steckplatz 283 Remanenz 321
Pegel 196 RGB- 287
340 Sachwortverzeichnis

Rohstoffe 250 Sichern gegen Wieder spezifische Wärmekapazität


ROM 279 einschalten 237 87f.
Sicherung 235 Spitzenwert 30
- DIAZED – 223 Sprödigkeit 247
Sieben -Segment-Element 132 Stahl 252ff.
Siedepunkt 86 - akkumulator 122f.
Sägen 256 SI-Einheiten 20 - Bau - 254
Salz 100 Siemens 40 - Bezeichnungen 254
Säure 117 Sinnbilder von Meßgeräten 129 - Eigenschaften 252ff.
Schaltungen mit Konden Sintern 248 - Einsatz 254
satoren 312f. sinusförmige Wechsel - legierter - 252
Scheren 249 spannung 29f. - Werkzeug - 254
Schichtwiderstand 63f. Skala 128 - Vergütungs - 254
Schichtwiderstandswerkstoff Software 277 , 283ff. Starthilfe 116f.
64 Software- Schnittstelle 283 Stellglied 194
Schleifdraht-Meßbrücke 156 Spannung 25ff. Stellgröße 194
Schleusenspannung 177 Spannungs Steuergerät 194
Schmelzpunkt 86 , 247 - fall 54, 57, 109, 216ff. Steuerstrecke 194
Schmelzsicherung 223 - arten 29ff. Steuerungstechnik 193ff.
Schnittgeschwindigkeit 255 - fehlerschaltung 153 Störstellenleitung 186f.
Schock 241 - freiheit feststellen 238 Stoßionisation 92
Schütz 95 - impuls 31 Streamer 281
Schutz - messer 28 Strom 33
- durch Abdeckung 236 - messung 28 , 140f., 143ff., - arten 36f.
- durch Abschalten 235 145ff. - belastbarkeit 220
- durch Abstand 236 - regler 113 - dichte 219
- durch erdfreien , örtlichen - reihe, elektrochemische 118 - fehlerschaltung 157f.
Potentialausgleich 231 - teiler 81ff. - kreis 33, 38ff.
- durch Hindernisse 236 - verlauf beim Kondensator - marken 227
- bei indirektem Berühren 236 307ff. - messer 35
- Isolierung 233 Spannungserzeugung 25ff. - messung 35 , 139f.
– kleinspannung 231, 233 - elektrochemische - 27 , - quelle 197ff.
- leiter-Klemme 235 117ff. - richtung 33f.
- maßnahmen 231ff., 236 - durch Kristalle 27 - schaltung 193f.
- maßnahmen gegen direktes - durch Licht 27 - stärke 34f.
Berühren 236 - durch Magnete und Spulen - verlaufbeim Kondensator
- durch Meldung 231 12, 27 307ff.
- trennung 231, 234 - durch Reibung 11, 14 , 25 - weg 229
Schwefelsäure 117 - durch Wärme 27 – wirkungen 85ff.
Schweißen 272 Spannungsquelle 26 , 107ff. Stromstärke
Schwermetalle 250 - Schaltungen von ~ 114ff. - bereiche 228f.
Sekundärelement 117 , 121ff. Spanwinkel 255 - Nenn - 220
Selbstinduktion 330 Speicher 279ff. Stromunfälle
Selektivität 224 Sperrelemente - Verhalten bei ~ 239ff.
serielle Schnittstelle 282 - verriegelbare - 237 Supraleiter 58
Shunt 76 spezifischer elektrischer Swap -Datei 280
Sicherheitsregeln 239ff. Widerstand 56f.
Sachwortverzeichnis 341

ff.:Wechselspannung
- sägezahn 30
Tabellenkalkulation 290ff. Variablen-Name 282 - sinusförmige - 29f.
Tachogenerator 125 Varistor 160ff. Wechselstrom
Taktfrequenz 279 Verbindung 15 - sinusförmiger - 36
Tantal-Elektrolyt-Kondensator Verbindungswerkstoffe 272ff. - widerstand einer Spule 333
306f. Verdampfungspunkt 247 Weglänge 22
Tastatur 286 Vergütungsstahl 254 Weichlöten 273
Tastgrad 31 Verhalten bei Stromunfällen Weißsche Bezirke 98
temperaturabhängiger Wider 239ff. Werkstoff 254ff.
stand 58f. Verknüpfungsglieder - Arten 250f.
Temperaturfehler 131 - logische - 199ff. - künstliche - 250
Temperaturkoeffizient 59 Verlegungsart 221 - natürliche - 250
Textilien 266 Verlegungsgruppen 221 - Eigenschaften 245ff.
Thermoelement 27 Verlustleistung 216ff. - Nummer 255
Thomson -Brücke 156f. verriegelbare Sperrelemente Werkzeugstahl 254
Thermoplaste 268ff. 237 Wertetabelle 200
TN - C - S -Netz 232 Verschleißfestigkeit 247 Wheatstone-Brücke 156
TN -Netz 232 Verspleißen 272 Widerstand 38 ,40 , 60ff.
Toleranzbereiche für Digital Vertikal-Ablenkkoeffizient 137 - des Kondensators 310f.
schaltungen 196 Vibrationsmeßgerät 141 - differentieller - 163f.
Trackball 287 Vollisolierung 234 - druckabhängiger - 175
Transformatorprinzip 328 Volt 26 - LDR 173f.
Transistor 188ff. - linearer - 159f.
- Kennlinie 190f. - magnetfeldabhängiger - 174
- Transistor-Logik (TTL) 277 w - des Menschen 230
Trennen 249 - NTC 170ff.
Trenntransformator 234 Wärme53, 58, 85f., 88 , 90 - PTC 167ff.
Trimmkondensator 307 - ausbreitung 88 - bei Temperaturänderung 58ff.
Trimmpotentiometer 62f. - dehnung 247 - Wechselstrom 163f.
Triggerung 139 - beständigkeitsklassen 264 - werkstoff 64, 257
Trockenelement 119 - kapazität, spezifische 87f. - VDR 160ff.
TT-Netz 232 - leitfähigkeit 247 Widerstandskennzeichnung
- leitung 88 61f.
- menge 85f., 88 , 90 Widerstandsmeßgerät 154
- strahlung 88 Widerstandsmessung
- strömung 88 - direkte - 153f.
Übergangswiderstand 227 Wahrheitstabelle 200 - mit Meßbrücke 144
Überstromschutzorgane 235 Warmfestigkeit 247 - durch Strom - und
Übertragungskennlinie 203 Warmstandfestigkeit 247 Spannungsmessung 151ff.
Umformen 249 Wasserstoffatom 17 Widerstandswerkstoffe 64f.
UND -Verknüpfung 205ff. Wasserstoffelektrode 118 Wirbelstrom 330
unvollkommener Körperschluß Watt 24 - bremse 330
229 - sekunde 24 Wire-Wrap 272
Urformen 248 Wechselspannung Wirkungen des elektrischen
Urspannung 108 - Dreieckform 30 Stromes 85ff.
UV-Strahlung 93 - Rechteckform 30 - chemische Wirkung 100ff.
342 Sachwortverzeichnis

ff.:Wirkungen des elektrischen ff.: Zellulose


Stromes - Kunststoff 267
- Lichtwirkung 90ff. Y -Abschwächer 138 Zerspanbarkeit 247
- magnetische Wirkung 95ff. Y-Platten 137 Zink -Braunstein - Element 119f.
- Wärmewirkung 85 Zündspannung 91
Wirkung zugeschnittene Größen
- physiologische - 228 gleichung 21
Wirkungsgrad 111 Zunderbeständigkeit 247
Zähigkeit 247 Zungenfrequenzmesser 141
Zähler 46 zusammengesetzte Logik
Zeitkonstante 309, 332 Bausteine 209ff.
Zeitmessung 141 Zwei-Komponenten -Kleber 275
X -Abschwächer 139 Zellulose Zweistrahl-Oszilloskop 140
X -Platten 137 - Acetat 267
343

Bildquellenverzeichnis

Hinweis: Ziffern vor dem Komma = Seitenzahl; Lehrbuch der Physik , 2 . Teil: 18 , 1
Ziffern nach dem Komma = Abb . hps-Systemtechnik , Berg: 127 ,4
IBM ,München: 278,2b ; 278 ,3b
ABB Schalt- und Steuerungstechnik GmbH , Heidelberg : Intel, München: 12,4 ; 158 ; 198
288 ,3 Werkbild „ A . v.Kaik“ , Ingolstadt: 326 ,4
AEG Telefunken Kabelwerke AG , Rheydt, J. Klaue, Roxheim : 232,5
Mönchengladbach : 245 ,2 Märklin , Göppingen : 233,7
Amphenol- Tuchel Elektronics GmbH : 233,1 Microsoft,Unterschleißheim : 287,3
Bayer, Leverkusen: 269,5 ; 271,3; 271,4 Mitutoyol/Sampoh GmbH , Neuss: 20 ,1
BBC , Nürnberg : 54,3; 127, 3; 133,6 ; 154 ,6 ; 221, 1; 261,5 ; Moos Verlag, Gräfelfing: 11,3
263, 3; 264, 1 ; 267,5
bit-Verlag Weinbrenner GmbH & Co. KG, Nixdorf, Paderborn : 276
Leinfelden -Echterdingen: 288, 2 Osram GmbH , München : 90 ,1; 90, 3; 90 ,4b ; 90 ,5 ; 93,7
W . Bender, Grünberg : 231,5 Hans- Joachim Petersen , Helmstedt: 282, 3
Prof. Dr. S . Berg ,UniversitätGöttingen: 235, 3 Werner Pflüger, Zierenberg : 283,5
Berufsgenossenschaft für Feinmechanik , Köln - aus: VGB Philips-Lehrbriefe Elektrotechnik und Elektronik : 91, 7
4 ; S . 112: 236 ,2 ; aus : Elektroinstallation , S .12: 237,5 Foto & Grafik Rixe, Braunschweig: 100 ,1; 161; Versuch 8 - 1,
Hugo Binz FKH ,Zürich und Baden : 10 168, Versuch 8 -2 ; 175,5 ; 179,5 ; 254,3 ; 324 ,2 ; 329, 3 ; 330, 1;
Robert Bosch GmbH , Stuttgart: 84; 267,6 330 ,2; 332 ,3; 334 ,1
Foto -Service Brandes, Braunschweig: 52; 66 Photostudio Druwe & Polastri, Cremlingen /Weddel: 281, 5 ;
282,2 ; 287,4
Bundesinstitut für Berufsbildung: BIBB), Berlin : 247,5 ; Schniewind, Neuenrade : 89,5
252,1 ; 252 ,2
Bundesinstitut fürMaterialprüfung: BAM ), Berlin : 253, 3 Siemens AG ,München: 12,2 ; 27,7 ; 132,3 ; 183,3; 214;
260, 2 ; 296 ; 306 , 4
Compaq Computer GmbH ,München: S . 280,3 Sony International: (Europe) GmbH , Aschheim bei
Degussa, Frankfurt/M .: 274 ,1 München : 281,7
DESAG , Delligsen: 272,4 »VALVO « , Hamburg: 159,1; 159,2
Deutsches Kupfer-Institut, Berlin : 260,1 Varta , Bad Homburg v.d . H .: 119, 4 ; 123,4
Deutsches Museum , München : 11, 1; 12,1; 19,3 Werkbild »WIMA Westermann Mannheim « : 305 .3
Friedrich Dick GmbH , Esslingen a .N .: 256,4 Ziff-Davis Verlag GmbH , München (aus: PC Direkt): 277,2 ;
Werkbild » DODUCO«: 15,3 ; 102,1; 273,7 281,4 und 6 ; 283,4
E.G .O . Elektro Geräte Blanc und Fischer, Obererdingen :50 ,1 | alle übrigen Aufnahmen : Westermann-Bild / H .Buresch
ELSIC GmbH ,Mönchengladbach : 235 ,8 ; 239,3 ; 239,4 Layoutkonzept: Gerd Gücker
Gloria Werke,Wadersloh : 242,2 Umschlagentwurf:Gerd Gücker mit einem Foto von D .
Werkbild Gossen, Erlangen : 21,4; 154,4 Rixe, Braunschweig
Graphicteam ,Köln: 234 Zeichnungen: Zeichenbüro Arnold Bälder, Rittergut
Werkbild Hartmann & Braun , Frankfurt/M .: 149,1 Martinsbüttel/Meine;
H .Heinemann, Braunschweig : 91,6 ; 198 ,2 ; 203,4 ; 206 ,3 Technisch -Grafische Abteilung, Westermann
Hölder-Pichler-Tempsky Verlag , Wien - aus: Schreiner, Bildbeschaffung: Helga Wintersdorff
Cl
Schalt- Schalt-
Benennung Benennung
zeichen zeichen
--
r-:»
AJ'v
Gleichspannung, Gleichstrom
Wechselspannung,Wechselstrom

Mischspannung, Mischstrom
•••
~
Dauermagnet, allgemein

wahlweise Darstellung

--- ...fYYY\._ Wicklung, allgemein

• Verbindungsstelle allgemein ...fYYY\._


---
Wicklung mit Kern, in der Regel
aus magnetischem Werkstoff
0
lösbare Verbindung,
z.B. Klemme -if- Kondensator, Kapazität allgemei n
Kennzeichen für stetige Ver-
/ änderbarkeit durch mecha- -H~ gepolter Kondensator
nische Verstellung, allgemein
-H}-! gepolter Elektrolyt-Kondensator
I
// Kennzeichen für stetige Ver-
änderbarkeit durch mecha-
nische Verstellung, linear --l~
Primär-Element,
Akkumulator (Zeile), Batterie

_// Kennzeichen für stetige Ver-


änderbarkeit durch mecha-
nische Verstellung, nicht linear -0-
I
Generator

Kennzeichen für stufige Ver-


/~ änderbarkeit durch mecha- I 9
nische Verstellung
Kennzeichen für Einsteilbarkeit \ \ Einschaltglied, Schließer

.: durch mechanische Verstellung.

//
allgemein
Kennzeichen für Einsteilbarkeit.
stetig
r ~
Ausschaltglied, Öffner

/~ Kennzeichen für Einsteilbarkeit,


stufig ~ ~
Umschaltglied, Wechsler

Kennzeichen für die lineare II 9 9 Einschaltglied, Zweiwegschlie-


/ Veränderbarkeit unter Einfluß
einer physikalischen Größe ~
ßer mit drei Schaltstellungen

Kennzeichen für die nichtlineare


_/ Veränderbarkeit unter Einfluß
einer physikalischen Größe
~
'(
Steckerstift

Steckerbuchse
-c::::::: J- Widerstand, allgemein
....••......••..

---c:=J- LDR t Steckverbinder mit Steckerstift


und Steckerbuchse
Steckverbinder mit
Kennzeichnung des
~
VOR
+ Schutzleiteranschlusses

Schutzkontakt -Steckdose
NTG ~
~
Leitung allgemein
PTC
~ ~ Bewegbare Leitung
p
-9, DMS 7
T
t. Neutralleiter

r Schutzleiter
Magnetfeldabhängiger
~ Widerstand 7
t: Nulleiter
Schalt-
zeichen
Benennung
Schalt-
zeichen
T Benennung
Q , Antrieb allqemetn
z. B. für Relais, Schütz
D ,
I Umrahmung für Geräte, z. B. Ge-
häuse. Sc altschrank, Schalttafel
Stromstoßrelais
~ ..l I Erdung allgemein
-=-
~---- Handbetrieb, allgemein

Handbetrieb, Betätigung
@ I Anschlußstelle für Schutzleiter I,
E----- durch Drücken
Handbetrieb, Betätigung 1 Masse, Körper
}----- durch Ziehen
It
E3 Sicherung allgemein
Handbetrieb, Betätigung
.F----- durch Drehen
I I Überstrom-Schutzschalter,
"F----- Handbetrieb, Betätigung
durch Kippen -l z. B. Leitungsschutzschalter

=r=v:": Raste 1
~\ Fehlerstrom-Schutzschalter 1I

He0 Transformator
mit 2 getrennten Wicklungen

Meßwerk, allgemein
$
~
Leuchtrnelder Signallampe,
Leuchte allgemein

Gleichrichtergerät, z. B. Wechsel-
strorn-Netaanschtußqerät
I;

_l

e- Meßwerk mit einem Strompfad


-rnm
-D
Heizung

Wecker

-$- Meßwerk zur Produktbildung


-a Mikrophon

-er]
00
Lautsprecher
Einphasen-Wechselstromzähler

0 Oszilloskop

il
[71 Diode --D- NICHT-Gliea

--61- LED =E}- ODER-Glied

-© NPN-Transistor
fi UND-Glied

I:~
-@ PNP-Transistor
TI- NOR-Glied

y Verteilung v- 11 NANO-Glied
ISBN 3 -14 - 231030 -4

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9 783142 310305

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