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8 Wechselstromschaltungen
uP
uP uP u
ud Mittelwert
2 2
ûS
uS1 uS2
Udi
1 2
iS1 u12 iS2 ˀ 2ˀ ˈt
Ventilablösung
uS2 uS1
id R
ud
Abbildung 8-1 Ungesteuerte M2-Schaltung mit ohmscher Last
8.1.1 Gleichspannungsbildung
Der Mittelwert der Gleichspannung ud berechnet sich analog zur M1-Schaltung. Da sich die
Kurvenform bereits nach 180° wiederholt, erfolgt die Mittelwertbildung über 180° bzw. ˀ.
ˀ
1
U di = ud = ŏĩ ud d ˈ t ud uʒ S Ģ sin ʛˈŏtʜĢ uʒ S ʎ 2ŏU S
ˀ 0
uʒ S (8-1)
U di >ėʛcosˀ ė cos0ʜ@
ˀ
2
Ideelle Gleichspannung: U di = ŏʒu 0,9U S (8-2)
ˀ S
ʎ
ˀ
1 2 1
Effektivwert: U diRMS = ŏĩ u d ˈt U diRMS = uʒ US (8-3)
ˀ 0 d ʎ2 S
114 8 Wechselstromschaltungen
iP iS1 T1 Steuerwinkel ʱ
L1 id
uV1
iG1 uS1 ud
R Ventilspannung
USt
Gatestrom
1800 ĵ ˀ
St uS2
iG2 ˈt
N iS2
Ventilspannung > 0
T2 <möglicher Zündbereich>
Synchronisationsspannung Halbschwingungsauswahl
uSyn
VZ
Nulldurchgang Potenzialtrennung
I0 SI Komparator G1
>0
K
uC ZI K1
T <0
C Impulsbildung G2
uSt
Verstärkung
Steuerspannung K2
10 V
Abbildung 8-3 Steuersatz für eine M2-Schaltung
Der Kondensator C wird über eine Konstantstromquelle mit I0 geladen. Die Spannung uC
steigt dadurch zeitproportional an. Der Transistor T wird in den Nulldurchgängen der Syn-
chronisationsspannung uSyn angesteuert und entlädt jeweils den Kondensator C, so dass uC
einen sägezahnförmigen Verlauf annimmt (siehe Abb. 8-4). uC wird mit der Steuerspannung
uSt im Komparator K verglichen. Im Schnittpunkt beider Spannungen wird von K ein Impuls
von der Dauer des Zündimpulses ZI ausgelöst. Der Impuls wird über den Schalter S so
geschaltet, dass immer der blockierende Thyristor einen Zündimpuls erhält. Der Zündimpuls
ZI ist gegenüber dem Spannungsnulldurchgang von uSyn um Ɨt bzw. um den Steuerwinkel Į =
ȦƗt verzögert (Abb. 8-2). Der Steuerwinkel liegt im Bereich 0 < Į < 180°.
8.2 Die gesteuerte Mittelpunktschaltung M2C 115
Nulldurchgang
uSyn
t
VZ
t
SI
t
uC Schnittpunkt
uSt
t
ZI
ǻt t
u u ud Abbildung 8-5
S1 uS2
Gleichspannungsbildung bei der
Udi ( ʱ ) gesteuerten M2-Schaltung
ˈt
ˀ
Definition der Gleichspannung:
0 Ĺ ˈ t Ĺ ʱ : ud = 0
ʱ ʱ ʱ Ĺ ˈt Ĺ ˀ : u d = uʒ Sŏsin ʛˈŏtʜ
id
mit: uʒ S uʒ S1 uʒ S2
2ˀ ˈt
U
1
ˀ
ŏĩ uʒ ŏsin ʛˈ tʜ d ˈt
ʎ 2 ŏU ŏʛ 1ʅcosʛʱʜʜ
ʎ2 0,45 (8-4)
diʱ ˀ ʱ S ˀ S ˀ
116 8 Wechselstromschaltungen
Für die Spannung uL erhält man aus dem Maschenumlauf in Abb. 8-6:
uL u d ė uR mit uR Rŏid (8-6)
In Abb. 8-6 ist die Spannungszeitfläche an der Induktivität grau dargestellt. Bei konstantem
Mittelwert Ưd sind positive und negative Spannungszeitflächen gleich groß, d. h. njL = 0.
uS ud uR
ud
+
id
id
R L
uL ˈt
uR uL
Abbildung 8-6 M2C-Schaltung mit R-L-Last bei einem Steuerwinkel ʱ = 0° und Ưd = konstant
Für Į größer 0° treten in Abb. 8-7 negative ud-Werte auf. Dadurch kann die Energie der
Induktivität L abgebaut sein bevor das nächste Ventil einschaltet und der Gleichstrom id wird
unterbrochen. Man sagt, der Gleichstrom lückt. Der Steuerwinkel Į, bei dem dieses
Stromlücken auftritt wird als Lückwinkel ʱLG bezeichnet (Abb. 8-7a). Während des Lückens
ist bei der passiven Last die Gleichspannung Null. Im Lückbetrieb ist in Abb. 8-7b durch den
Wegfall der negativen Spannungszeitfläche A der Mittelwert Udiʱ angehoben. Der Stromfluss-
winkel ʴ beträgt im nichtlückenden Betrieb 180° und ist im Lückbetrieb < 180°.
a) Lückgrenze Į !ĮLG b) Lücken
ʱ ʱLG
ud ud Lücken
uR
uR
id id
ˈt ˈt
uL uL
A
ʴ= 180°
ʴ< 180°
Abbildung 8-7 Betrieb mit und ohne Lücken, Definition der Spannungszeitfläche A
Im Lückbetrieb nach Abb. 8-7b berechnet sich die Gleichspannung Udi abhängig vom Steuer-
winkel ʱ und vom Stromflusswinkel ʴ nach Gl. (8-7), [8].
8.2 Die gesteuerte Mittelpunktschaltung M2C 117
1
ʱʅʴ
ʴ ʴ (8-7)
U = uʒ S ŏĩ sin ʛˈ tʜd ˈ t = U di0ŏsin ʛ ʜŏsinʛʱʅ ʜ
di ʱ ˀ ʱ 2 2
À Für ʱ ! 90° muss bei passiver Last der Gleichstrom aus energetischen Gründen Lücken
und der Gleichspannungsmittelwert bleibt positiv.
À Für eine negative Gleichspannung Udiʱ ist eine Energiequelle auf der Gleichspannungsseite
erforderlich, d. h. eine aktive Last. Udiʱberechnet sich dann mit Gl. (8-12).
Der Gleichspannungsmittelwert Udiʱ des Stromrichters mit R-L-Last liegt, abhängig vom
Zündwinkel ʱ und der Lastzeitkonstanten ˃L, zwischen den Grenzkennlinien für rein ohmsche
Belastung (lückender Betrieb, ʴ 180°) und dem Fall der idealen Glättung (nichtlückender
Betrieb, ʴ = 180°). Der Gleichspannungsmittelwert ist im Lückbetrieb um den Anteil der
negativen Spannungszeitfläche A erhöht. Für nichtlückenden Betrieb ist A = 0. Die Kennlinien
für passive Last zeigt Abb. 8-8.
1 Abbildung 8-8
U Grenzkurven für den Anstieg des
di ʱ
U di ohmsche Last Gleichspannungsmittelwertes durch
Lückeinsatz im Gleichrichterbetrieb bei
0,5 RL-Last passiver Last
mit Lücken
Der schraffierte Bereich ist von der Last-
RL-Last
ohne Lücken Zeitkonstanten ˃L bestimmt. Die Gleich-
spannung ermittelt sich bei bekanntem
0
Stromflusswinkel į mit Gl. (8-7).
30° 180°
Steuerwinkel D
id
Ideal geglätteter Gleichstrom
t
id
Nichtlückender Gleichstrom
t
Mischstrom
id
Gleichstrom an der Lückgrenze
t
id
Lückender Gleichstrom
t
118 8 Wechselstromschaltungen
uS1 uS1
ud ud
T1 T1
M M
id id R L
R L
Uq Uq
u u
Gegenspannung Mitspannung
Abbildung 8-9 M2-Schaltung mit aktiver Last (Gegen- und Mitspannung)
u uS Abbildung 8-10
Steuerbereich der M2-Schaltung mit Gegenspan-
Uq nung und ohmscher Last
annehmen will, sperren die Ventile und der Gleichstrom lückt. Der Lückeinsatz der M2-Schal-
tung ist dadurch nicht nur abhängig vom Steuerwinkel ʱ und der Lastzeitkonstanten ˃L,
sondern bei aktiver Last auch vom Motorstrom Id. Während bei einem großen Motorstrom
meist kein Lücken auftritt, setzt bei einer Entlastung des Motors im Allgemeinen Lücken ein.
Den Verlauf der Gleichspannung ud im Lückbetrieb zeigt Abb. 8-11a. Im Lückbetrieb
entfallen Anteile der negativen Spannungszeitflächen (A), wodurch die Gleichspannung Udiʱ –
und somit auch die Drehzahl ˈ der Gleichstrommaschine – größer ist als im lückfreien
Betrieb. Der Drehzahlanstieg im Lückbetrieb führt somit (ungeregelt) zu einem Anstieg der
Gleichspannung Udiʱ. Der Maximalwert ist durch den Scheitelwert der Wechselspannung US
gegeben und ermittelt sich nach Gl. (8-9).
a) b)
u ʱ ud u ʱ ud
Udiʱ Udiʱ
ˀ 2ˀ ˀ 2ˀ ˈt
ˈt
A
ʴ
i ʴ lücken i
id
id
Id
Id
ˈt ˈt
Abbildung 8-11 M2C-Schaltung mit Gegenspannung bei unterschiedlichem Gleichstrom Id
U di
U = ʎ 2U S = ʎ2 = 1,57 U di (8-9)
diʱ max 0,9
À Mitspannung (generatorischer Betrieb)
Haben ud und Uq die gleiche Richtung, so liegt an der Lastimpedanz die Spannung:
u ud ʅ U q (8-10)
Die Spannung u ist um den Betrag der Spannung Uq erhöht. Die Spannung Uq wird dann als
Mit- bzw. Zusatzspannung bezeichnet. Dieser Fall tritt z. B. bei einer generatorisch
arbeitenden Gleichstrommaschine auf. Für den Gleichstrommittelwert Id gilt:
ʅ Uq U
diʱ (8-11)
Id ʇ 0
R
Durch die Mitspannung Uq kann die positive Stromrichtung auch bei negativer
Gleichspannung Ud beibehalten werden. Die Lückgrenze des Steuerbereiches bei RL-Glättung
120 8 Wechselstromschaltungen
nach Abb. 8-8 von ʱLG Ĺ 90° ist damit aufgehoben, wodurch für den Energieaustausch
zwischen Wechselstromnetz und Gleichstromnetz folgende Fälle auftreten können:
Bei aktiver Last und im nichtlückendem Betrieb berechnet sich die Gleichspannung Udiʱ nach
Gl. (8-12). Die Steuerkennlinien zeigt Abb. 8-12.
1
ˀʅʱ uʒ N
U ŏ ĩ uʒ ŏsin ʛˈ tʜ d ˈt ŏʛėʛcosʛˀʅʱʜėcosʛʱʜʜʜ
diʱ ˀ ʱ N ˀ
mit: ėcosʛˀʅʱʜ cosʛʱʜ (8-12)
uʒ N
U di ʱ 2ŏ ŏcosʛʱʜ 0,9U N cosʛʱʜ
ˀ
1
Abbildung 8-12
ohmsche Last
Steuerkennlinien der M2-Mittelpunktschaltung für ohm-
0,5 sche Last und für den Betrieb mit eingeprägtem Strom
U
di ʱ Für Steuerwinkel ʱ > 90° arbeitet die M2-Schaltung im
U di0 Wechselrichterbetrieb. Die Energie wird vom Gleichstrom-
0 netz in das Wechselstromnetz übertragen.
30° 180°
D
Der theoretische Steuerbereich der M2-Schaltung beträgt:
-0,5
0 Ĺ ʱ ʆ 180°
-1
Passive Last Aktive Last
8.2 Die gesteuerte Mittelpunktschaltung M2C 121
8.2.4 Ventilbelastung
Den Ventilstrom für unterschiedliche Lastfälle zeigt Tabelle 8.2.
îV Id
0 ˀ 2ˀ ˈt 0 ˀ 2ˀ ˈt
Mittelwert Effektivwert Mittelwert Effektivwert
ʒi ʒi Id Id
V V
IV I V,RMS IV I V,RMS
ˀ 2 2 ʎ2
Zur Ermittlung der Spannungsbelastung dient das vereinfachte Schaltbild der M2-Schaltung
nach Abb. 8-13. Darin sind beide Ventile als Schalter dargestellt, die jeweils bei positiver
Ventilspannung geschlossen und bei negativer Ventilspannung uV geöffnet sind. In Abb. 8-13
ist beispielsweise V1 geschlossen, V2 offen.
iP uP
u u21
uS2
uS1
uS1 uS2 uʒ S
ud
Die Ventilspannung uV2 folgt wieder aus der Maschengleichung in Abb. 8-13 .
iS1= iS2
0 ˀ 2ˀ ˈt
iS1
uS2
uP iS2= uS1
iS1=
iS2
iμ
0 iS2=
ˀ 2ˀ ˈt
uS2
uP Abbildung 8-15
iP Netzgrößen der M2-Schaltung
0 ˀ 2ˀ ˈt
Für die Scheinleistung ST erhält man Gl. (8-2) bei den angegebenen Stromkurvenformen und
einer angenommenen Übersetzung des Transformators von NP/NS = 1 (dann ist UP = US):
U di U di
Primär: SP U P I P mit U P , IP Idʍ SP ŏI 1,11 P d (8-14)
0,9 0,9 d
Pd: ideelle Gleichstromleistung.
U di Id U diŏI d
Sekundär: S S 2U S I S mit U S , IS ʍ SS 2 1,57 P d (8-15)
0,9 ʎ2 0,9 ʎ 2
Aus den primär- und sekundärseitigen Scheinleistungen wird der Mittelwert ST nach Gl. (8-16)
als Bauleistung des Transformators berechnet.
SP ʅ SS 1,11 P d ʅ 1,57 P d
ST 1,34 P d (8-16)
2 2
8.2 Die gesteuerte Mittelpunktschaltung M2C 123
À Die Bauleistung des Transformators für eine M2-Schaltung ist unabhängig von der
Übersetzung um 34 % größer zu wählen als die ideelle Gleichstromleistung Pd.
À Verglichen mit der M1-Schaltung ist die Transformator-Baugröße wesentlich günstiger.
ʎ
Ğ
Ė I 2ʽ (8-17)
ʽ 1
Stromwelligkeit wi
Id
1 Abbildung 8-16
id ˃L = Stromverlauf bei unterschiedlichen
ʒi 2 ˃L = 10 ms Zeitkonstanten ˃L
d
ˀ
˃L = 3,2 ms Der theoretische Grenzwert ˃LɊ
dient nur zum Vergleich.
˃L = 1 ms
˃L = 0
0
0 ˀ 2ˀ ˈt
Zur Auslegung der Mindestinduktivität geht man von einer M2C-Schaltung nach Abb. 8-17
aus. Als Steuerwinkel ʱ wählt man einen Wert von 90°, um die maximale Welligkeit der
Gleichspannung zu berücksichtigen. Die Größe der Induktivität wird so bemessen, dass der
Gleichstrom id bei diesem Steuerwinkel den Wert Null gerade noch nicht erreichen soll
(Lückgrenze).
Abbildung 8-17
Aktive Last (Gleichstrommotor) mit verlustfreier Induktivität L
Die Induktivität L wird so groß gewählt, dass
uS1
ud À die Welligkeit hinreichend klein bleibt und
T1
À im Betrieb kein Lücken auftritt.
id Ld
uL
Udi
124 8 Wechselstromschaltungen
Abb. 8-18 zeigt die Gleichspannung ud (Į). Der Mittelwert von ud liegt an einem Gleichstrom-
motor M. Die überlagerte Wechselspannung uL = ud – Udiʱ fällt an der verlustfreien Glättungs-
drossel Ld ab. Der Mittelwert der Spannung an der Glättungsdrossel ist Null. Der Gleichstrom
Id ist in diesem Beispiel abhängig vom geforderten Drehmoment des Motors. Der
Wechselanteil iW ermittelt sich als Differenz vom Momentanwert id und Mittelwert Id.
iW id ė I d (8-18)
ud
ʱ Abbildung 8-18
uS1 uS2
Betrieb an der Lückgrenze
Verlauf von Gleichspannung und -strom
a) 0 ˀ 2ˀ
bei ʱ = 90° und R = 0.
ˈt
À Der Mittelwert von ud ist Null.
Bei einem Steuerwinkel von ʱ = 90° ist Udi Null. An der Drossel Ld liegt abschnittweise die
sinusförmige Spannung uL. Der Gleichstrom verläuft abschnittweise sinusförmig. Zur Berech-
nung der Induktivität Ld wird zuerst in Gl. (8-19) für Į = 90° die Stromamplitude îd ermittelt.
d id 1
uL Ld ʍ did u dt
dt Ld L
Mit der Spannung uL uS1 ʎ 2 U S sin ʛˈ tʜ folgt:
ʒi
1
d US ˀ
(8-19)
d id
ˈ Ld
ʎ 2U S sin ʛˈ tʜ dˈ t ʍ ĩ d id ʒi
d ʎ2
ˈ Ld
ĩ sin ʛˈ tʜ dˈ t
0 ˀ
2
US ˀ ʎ 2U S
ʒi ʎ2 ʛėcosʛˈt ʜʜ ˀ
d ˈ Ld ˈ Ld
2
Die Mittelwertbildung von id liefert den Gleichstrom Id. Durch Einsetzen in Gl. (8-19) folgt in
Gl. (8-20) der erforderliche Mindestwert für die Induktivität Ld.
ʒi
2 ʎ 2U S
ˀ2
Id
d
ĩ cosʛˈ tʜd ˈ t ʒi 2 somit: I d
ˀ dˀ ˀ ˈ Ld
0
2 (8-20)
US U di
Ld ʉ 0,9 oder mit 0,9U S = U di Ld ʉ
ˈ Id ˈ Id
8.2 Die gesteuerte Mittelpunktschaltung M2C 125
In Abb. 8-19 gilt: LK = 2 L˂. Für LK folgt daher mit Un = US1,n und US1 = US2 = US sowie IS1
= IS2 = IS bei gleicher Aufteilung der Transformatortypenleistung Sn auf die beiden Sekundär-
stränge die Gl. (8-22). IS,n wird darin durch Sn und Us,n ausgedrückt.
Sn Sn
U S,nŏI S,n und I S,n (8-22)
2 2 U S,n
LK kann mit Gl. (8-23) aus den Transformator-Nenndaten ermittelt werden. Die Nenndaten
US,n und IS,n sind für diese Berechnung auch dann anzusetzen, wenn der Transformator mit
einer von US,n abweichenden Spannung arbeitet.
126 8 Wechselstromschaltungen
8.2.7.1 Überlappung
Zur Betrachtung der Kommutierung wird jetzt davon ausgegangen, dass bei ˈt = 0 Thyristor
T1 leitet und Thyristor T2 sperrt. Das bedeutet, dass ud = uS1 und iS1 = Id ist. Wird bei ˈt = ʱ
T2 gezündet, so gilt Abb. 8-20. Die zwischen den Punkten 2 und 1 liegende Spannung u21
treibt einen Kurzschlussstrom iK. Man bezeichnet uK als Kommutierungsspannung (bei der
M2-Schaltung gilt: UK = 2 US) und iK als Kommutierungsstrom. iK fließt in T2, d. h. iS2 = iK.
In T1 fließt der Kommutierungsstrom iK dem Strom Id entgegen, so dass für T1 aus der
Stromsumme im Knoten K für die Dauer der Kommutierung folgt:
i S1 id ė i K ʇ 0 mit i d = konstant = I d (8-24)
Die Kommutierung ist im Stromnulldurchgang von iS1 beendet. Dann ist iS2 = Id. Der Verlauf
von iK wird durch die Kommutierungsinduktivitäten LK bestimmt und ist abhängig vom Steu-
erwinkel ʱ durch Gl. (8-26) beschrieben.
t
iK 1
K uʒ K ˈt
uK
LK
iK ĩu dt
LK ʱ K ˈ LK
ĩ sin ʛˈ tʜd ˈ t (8-25)
ʱ
ˈ
uʒ K
iKʛˈ t , ʱʜ ʒi ŏʛėcos ˈ tʅcos ʱ ʜ
K mit ʒi K (8-26)
ˈ LK
Hat der von ˈt = 0 aus ansteigende Kommutierungsstrom iK den Wert von Id erreicht, so ist
die Kommutierung abgeschlossen. Die Dauer der Kommutierung wird als Kommutierungszeit
tK oder als Überlappungswinkel u = ˈ t K ermittelt. Den Sonderfall einer ungesteuerten
Schaltung (bzw. für ʱ= 0°) beschreibt Gl. (8-27):
iK ʛˈt , ʱ 0ʜ ʒi ʛ1 ė cosʛˈ tʜʜ (8-27)
K
iK
180° u21 u1
V1 iV1
L˂
u1 u2 1
M
u21
V2 iV2 id
ˈt
2 L˂
u0 u2 uV2
iV2
Id ʬ u 0 ėu1 ė u V2 ʅ u2
iV1 u V2 u2 ė u 1 u21
ˈt
Am Ende der Kommutierung ist iK = Id. Aus Gl. (8-27) folgt für die Anfangsüberlappung u0:
Id Id
cos u0 ʛ1 ė ʜ oder u 0 arcos ʛ1 ė ʜ (8-28)
ʒi ʒi
K K
Eine Kommutierung ist nur für Id kleiner îK möglich. Aus Gl. (8-26) folgt für ˈt = ʱ + u eine
Beziehung für alle Steuerwinkel ʱ Durch die Erweiterung mit 1 ist die Überführung in die
allgemeine Form nach Gl. (8-29) möglich.
Id
iK ʛuʅʱʜ Id ʒi ŏʛėcosʛʱʅuʜ ʅ cos ʱʜ mit cosʛʱʅuʜ 1ė ʅ cos ʱ ė1
K ʒi
K
Den Verlauf von iK bei unterschiedlichen Steuerwinkeln ʱ zeigt Abb. 8-21. Es ist deutlich die
Abhängigkeit der Überlappung u vom Steuerwinkel ʱ zu erkennen. Durch die Überlappung
ist die Kommutierungsfähigkeit in diesem Beispiel auf Steuerwinkel < 150° beschränkt. Dieser
Grenzfall und ein zusätzliches Beispiel für ein Kommutierungsversagen ist seitlich zusätzlich
vergrößert dargestellt. Eine Thyristorschonzeit ist nicht berücksichtigt.
ʱ = 0°
iK uK
ʒi ʱ = 150°
K
1 Grenzfall
iV2
u ʱ = 90° Id iV1
u0
ˈt
0,134
Į ˈt ʱ > 150°
Keine Kommu-
ʱ = 150° tierung möglich
iV1
Id iV2
-1
ˈt
ʱ = 180°
-2
iV1
iV2
ˈt
ud
Zündimpulse
Abbildung 8-22 Anstieg des Gleichstromes mit anschließendem Wechselrichterkippen (ʱ = 160°)
Im Wechselrichterbetrieb betragen die Steuerwinkel zwischen 90° und 180°. Der Stellbereich
der Gleichspannung Udiʱ ist beim Wechselrichterbetrieb dadurch begrenzt, dass die Ventile
bei 180° ihre Sperrfähigkeit wiedererlangt haben müssen. Da hierbei neben dem Schonzeit-
winkel der Thyristoren auch die Überlappung u berücksichtigt werden muss, wird der
Steuerwinkel auf ca. 150° begrenzt. Abb. 8-22 zeigt die Simulation eines Wechselrichter-
betriebes mit einem bis zum Kommutierungsversagen linear ansteigenden Gleichstrom. Nach
dem Kommutierungsversagen ist der Wechselrichter nicht mehr steuerbar, die Ventile bleiben
leitend und der Gleichstrom steigt weiter an, bis eine Sicherung den Strom unterbricht.
d i S2
uS2 L umgestellt: uS2 d t L d iS2 Integration über t K t2 ėt 1
˂ dt ˂
t2 Id (8-30)
liefert: A = ĩ uS2 d t L
˂ ĩ di S2 L Id
˂
(Vs)
t1 0
uS ud Abbildung 8-23
uS1 uS2 Gesteuerte M2-Schaltung mit berücksichtigter
Kommutierungsinduktivität LK (LK = 2 L˂)
A
Udiʱ Udʱ u1
0 1 L˂ V1
ˈt
u 21
u21
2
id
ʱ ʱ ud
u 2 L˂ V2
i iS1 iS2 u2
Id
u 21
t1 t2 t
ud u2 ė 0
2
Die durch LK verursachte Änderung des Gleichspannungs- Mittelwertes berechnet sich über
T/2 nach Gl. (8-31) als induktive Gleichspannungsänderung Udx.
2 L˂ I d 1
U dx bzw. mit f ʍ U dx 2 f L Id (8-31)
T T ˂
Der Ventilspannungsabfall Udv ist durch die Anzahl n in Reihe geschalteter, gleichzeitig
leitender Ventile bestimmt und wird näherungsweise als lastunabhängig angenommen. Somit
erhält man für das Lastverhalten der Gleichspannung die Gl. (8-34):
Ud ʱ U di ʱ ė ʛU dx ʅ U dr ʅ nŏU dv ʜ (8-34)
Durch Normierung von Udx und Udr bei Nennstrom (Idn) auf Udi erhält man die relative
induktive und ohmsche Gleichspannungsänderung dx und dr nach Gl. (8-35).
130 8 Wechselstromschaltungen
U dx U dr
dx und dr bei: Id = Idn (8-35)
U di U di
Udi
Abbildung 8-24
Udi - n Udv Belastungskennlinie
Udx + Udr
mit Wechselrichter-
trittgrenze
UdĮ
Id Ȗ: Schonzeitwinkel
0
Idn
ze
- Udi cos Ȗ ter-Trittgren
Wechselrich
- Udi
Wird UdiĮ in Gl. (8-34) eingesetzt, so erhält man für die Wechselrichter-Trittgrenze:
U ė U di cos ʳ ʅ U dx ė U dr ė nŏU dv bzw.
dʱ
Id (8-38)
Ud ʱ ė U di ʛcos ʳ ė ʛd x ė d r ʜ ʜ ė nŏU dv
I dn
8.3 Die Brückenschaltung B2 131
a) uS1 c)
uS1
id1
uS2 id1
R ud1 uS2
R ud1
iM
b) K
uS1
R ud2
R ud2
uS2 id2
id2
Die Zusammenfassung einer Kathodenschaltung (a) mit einer Anodenschaltung (b) führt auf
die Vorstufe einer Brückenschaltung nach Abb. 8-25c. Betrachtet man hierbei die Knoten-
punktgleichung K, so ist der Mittelleiterstrom iM Null. Der Mittelleiter kann daher entfallen
und man erhält die Brückenschaltung nach Abb. 8-26.
Abbildung 8-26
Die Gleichspannung UdiƳ berechnet sich mit Gl. (8-2) für die B2C-Schaltung zu:
2
U ŏuʒ cos ʛʱʜ = 0,9 U S cos ʛʱʜ (8-39)
diʱ ˀ S
132 8 Wechselstromschaltungen
8.3.1 Ventilbelastung
Bezogen auf die gleiche Ausgangsspannung Ud werden die Ventile der B2-Schaltung nach
Abb. 8-27 nur mit dem halben Wert einer vergleichbaren M2-Schaltung belastet. Die Strom-
belastung der Ventile entspricht der M2-Schaltung.
V1 uV1 V2 V1 sperrt
u uS
ûS
M
uP uS ud
ûV1 ˈt
V3 V4
Aus: ʬ u 0 ėuSʅuV1 0 folgt: u V1 uS
8.3.2 Transformatorbauleistung
Für den Fall einer idealen Glättung hat der netzseitige Strom iP einer B2-Schaltung wie bei der
M2-Schaltung Rechteckform. Auch in der Sekundärwicklung fließt ein reiner Wechselstrom.
Dies bedeutet durch den Wegfall des Gleichanteils eine bessere Ausnutzung und damit eine
geringere Bauleistung des Transformators. Die erforderliche Bauleistung ST berechnet sich für
die B2-Schaltung nach Gl. (8-40).
U di
SS SP UP IP Id ST 1,11 P d (8-40)
0,9
Ein Eingangstransformator ist bei der B2-Schaltung jedoch nicht prinzipiell erforderlich!
Schaltung ST/Pd
Eine Gegenüberstellung der Transformatorbauleistungen unter-
schiedlicher Stromrichterschaltungen zeigt Tabelle 8.3.
M1 3,09
Die ideelle Gleichstromleistung Pd wird aus den Mittelwerten von
M2 1,34 Gleichstrom und -spannung gebildet und ist im Allgemeinen eine
reine Vergleichsgröße.
B2 1,11