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8 Wechselstromschaltungen

8.1 Die Mittelpunktschaltung M2U


Eine einfache Ausführung eines netzgeführten Stromrichters stellt die ungesteuerte Zweipuls-
Mittelpunktschaltung nach Abb. 8-1 dar. Durch die aufgeteilten Wicklungen des Trans-
formators stehen zwei um 180° phasenverschobene Spannungen uS1 und uS2 zur Verfügung.
Die Ventile wechseln sich daher in der Stromführung im Spannungsnulldurchgang der
Sekundärspannungen ab. Bei idealen Ventilen liegt während der positiven Halbschwingung
von uS1 am Lastwiderstand R die Spannung ud = uS1. Außerdem ist id = iS1. Während der
folgenden Halbperiode gilt: ud = uS2 und id = iS2. Die Gleichspannung ud ist eine Mischgröße.

uP

uP uP u
ud Mittelwert
2 2
ûS
uS1 uS2
Udi
1 2
iS1 u12 iS2 ˀ 2ˀ ˈt
Ventilablösung
uS2 uS1
id R

ud
Abbildung 8-1 Ungesteuerte M2-Schaltung mit ohmscher Last

8.1.1 Gleichspannungsbildung
Der Mittelwert der Gleichspannung ud berechnet sich analog zur M1-Schaltung. Da sich die
Kurvenform bereits nach 180° wiederholt, erfolgt die Mittelwertbildung über 180° bzw. ˀ.
ˀ
1
U di = ud = ŏĩ ud d ˈ t ud uʒ S Ģ sin ʛˈŏtʜĢ uʒ S ʎ 2ŏU S
ˀ 0
uʒ S (8-1)
U di >ėʛcosˀ ė cos0ʜ@
ˀ

2
Ideelle Gleichspannung: U di = ŏʒu 0,9U S (8-2)
ˀ S

ʎ
ˀ
1 2 1
Effektivwert: U diRMS = ŏĩ u d ˈt U diRMS = uʒ US (8-3)
ˀ 0 d ʎ2 S
114 8 Wechselstromschaltungen

8.2 Die gesteuerte Mittelpunktschaltung M2C


Ersetzt man in der Mittelpunktschaltung nach Abb. 8-1 die Dioden durch Thyristoren, so erhält
man die gesteuerte Mittelpunktschaltung M2C nach Abb. 8-2. Darin schaltet der Steuergene-
rator St die Ventile T1 und T2 abwechselnd über die Gatestromimpulse iG1 und iG2 ein. Die
zeitliche Lage dieser Gatestromimpulse wird auf die positiven Spannungsnulldurchgänge der
Spannungen uS1 bzw. uS2 bezogen. Zu diesem Zweck wird der Steuersatz (Abb. 8-3) mit der
Netzspannung synchronisiert. Der Abstand der Gatestromimpulse zu den positiven Spannungs-
nulldurchgängen wird durch den Steuerwinkel Įbeschrieben.

iP iS1 T1 Steuerwinkel ʱ
L1 id
uV1
iG1 uS1 ud
R Ventilspannung
USt
Gatestrom
1800 ĵ ˀ
St uS2
iG2 ˈt
N iS2
Ventilspannung > 0
T2 <möglicher Zündbereich>

Abbildung 8-2 Gesteuerte M2-Schaltung (M2C) mit ohmscher Last

8.2.1 Die Wirkungsweise des Steuergenerators

Synchronisationsspannung Halbschwingungsauswahl
uSyn
VZ
Nulldurchgang Potenzialtrennung
I0 SI Komparator G1
>0
K
uC ZI K1
T <0
C Impulsbildung G2
uSt
Verstärkung
Steuerspannung K2
10 V
Abbildung 8-3 Steuersatz für eine M2-Schaltung

Der Kondensator C wird über eine Konstantstromquelle mit I0 geladen. Die Spannung uC
steigt dadurch zeitproportional an. Der Transistor T wird in den Nulldurchgängen der Syn-
chronisationsspannung uSyn angesteuert und entlädt jeweils den Kondensator C, so dass uC
einen sägezahnförmigen Verlauf annimmt (siehe Abb. 8-4). uC wird mit der Steuerspannung
uSt im Komparator K verglichen. Im Schnittpunkt beider Spannungen wird von K ein Impuls
von der Dauer des Zündimpulses ZI ausgelöst. Der Impuls wird über den Schalter S so
geschaltet, dass immer der blockierende Thyristor einen Zündimpuls erhält. Der Zündimpuls
ZI ist gegenüber dem Spannungsnulldurchgang von uSyn um Ɨt bzw. um den Steuerwinkel Į =
ȦƗt verzögert (Abb. 8-2). Der Steuerwinkel liegt im Bereich 0 < Į < 180°.
8.2 Die gesteuerte Mittelpunktschaltung M2C 115

Nulldurchgang
uSyn
t

VZ
t

SI
t
uC Schnittpunkt

uSt

t
ZI
ǻt t

Abbildung 8-4 Signalverläufe des Steuersatzes

8.2.2 Passive Last


8.2.2.1 Ohmsche Last
Die Spannungsbildung der M2C-Schaltung soll am Beispiel einer ohmschen Last mit Abb. 8-5
betrachtet werden. Der Strom id verhält sich proportional zu ud, so dass Strom- und
Spannungsnulldurchgänge gleichzeitig auftreten.

u u ud Abbildung 8-5
S1 uS2
Gleichspannungsbildung bei der
Udi ( ʱ ) gesteuerten M2-Schaltung

ˈt
ˀ
Definition der Gleichspannung:

0 Ĺ ˈ t Ĺ ʱ : ud = 0
ʱ ʱ ʱ Ĺ ˈt Ĺ ˀ : u d = uʒ Sŏsin ʛˈŏtʜ
id
mit: uʒ S uʒ S1 uʒ S2

2ˀ ˈt

Berechnung des Spannungsmittelwertes UdiĮ:

U
1
ˀ

ŏĩ uʒ ŏsin ʛˈ tʜ d ˈt
ʎ 2 ŏU ŏʛ 1ʅcosʛʱʜʜ
ʎ2 0,45 (8-4)
diʱ ˀ ʱ S ˀ S ˀ
116 8 Wechselstromschaltungen

8.2.2.2 Ohmsch-induktive Last


Bei einer ohmsch-induktiven Last in Abb. 8-6 wird der Gleichstrom durch die Speicher-
wirkung der Induktivität bestimmt, d. h. man erhält den Gleichstrom id durch Bildung der
Spannungszeitfläche an der Induktivität und anschließende Division durch L.
1
id
L
ĩ uL d t (8-5)

Für die Spannung uL erhält man aus dem Maschenumlauf in Abb. 8-6:
uL u d ė uR mit uR Rŏid (8-6)
In Abb. 8-6 ist die Spannungszeitfläche an der Induktivität grau dargestellt. Bei konstantem
Mittelwert Ưd sind positive und negative Spannungszeitflächen gleich groß, d. h. njL = 0.

uS ud uR
ud

+
id
id
R L
uL ˈt
uR uL
Abbildung 8-6 M2C-Schaltung mit R-L-Last bei einem Steuerwinkel ʱ = 0° und Ưd = konstant

Für Į größer 0° treten in Abb. 8-7 negative ud-Werte auf. Dadurch kann die Energie der
Induktivität L abgebaut sein bevor das nächste Ventil einschaltet und der Gleichstrom id wird
unterbrochen. Man sagt, der Gleichstrom lückt. Der Steuerwinkel Į, bei dem dieses
Stromlücken auftritt wird als Lückwinkel ʱLG bezeichnet (Abb. 8-7a). Während des Lückens
ist bei der passiven Last die Gleichspannung Null. Im Lückbetrieb ist in Abb. 8-7b durch den
Wegfall der negativen Spannungszeitfläche A der Mittelwert Udiʱ angehoben. Der Stromfluss-
winkel ʴ beträgt im nichtlückenden Betrieb 180° und ist im Lückbetrieb < 180°.
a) Lückgrenze Į !ĮLG b) Lücken
ʱ ʱLG
ud ud Lücken
uR

uR

id id

ˈt ˈt
uL uL
A
ʴ= 180°
ʴ< 180°

Abbildung 8-7 Betrieb mit und ohne Lücken, Definition der Spannungszeitfläche A
Im Lückbetrieb nach Abb. 8-7b berechnet sich die Gleichspannung Udi abhängig vom Steuer-
winkel ʱ und vom Stromflusswinkel ʴ nach Gl. (8-7), [8].
8.2 Die gesteuerte Mittelpunktschaltung M2C 117

ʱ ĺ ʱ LG : ʛ180° - ʱʜ Ĺ ʴ ʆ 180° : ( Lückbetrieb )

1
ʱʅʴ
ʴ ʴ (8-7)
U = uʒ S ŏĩ sin ʛˈ tʜd ˈ t = U di0ŏsin ʛ ʜŏsinʛʱʅ ʜ
di ʱ ˀ ʱ 2 2

À Für ʱ ! 90° muss bei passiver Last der Gleichstrom aus energetischen Gründen Lücken
und der Gleichspannungsmittelwert bleibt positiv.
À Für eine negative Gleichspannung Udiʱ ist eine Energiequelle auf der Gleichspannungsseite
erforderlich, d. h. eine aktive Last. Udiʱberechnet sich dann mit Gl. (8-12).
Der Gleichspannungsmittelwert Udiʱ des Stromrichters mit R-L-Last liegt, abhängig vom
Zündwinkel ʱ und der Lastzeitkonstanten ˃L, zwischen den Grenzkennlinien für rein ohmsche
Belastung (lückender Betrieb, ʴ  180°) und dem Fall der idealen Glättung (nichtlückender
Betrieb, ʴ = 180°). Der Gleichspannungsmittelwert ist im Lückbetrieb um den Anteil der
negativen Spannungszeitfläche A erhöht. Für nichtlückenden Betrieb ist A = 0. Die Kennlinien
für passive Last zeigt Abb. 8-8.

1 Abbildung 8-8
U Grenzkurven für den Anstieg des
di ʱ
U di ohmsche Last Gleichspannungsmittelwertes durch
Lückeinsatz im Gleichrichterbetrieb bei
0,5 RL-Last passiver Last
mit Lücken
Der schraffierte Bereich ist von der Last-
RL-Last
ohne Lücken Zeitkonstanten ˃L bestimmt. Die Gleich-
spannung ermittelt sich bei bekanntem
0
Stromflusswinkel į mit Gl. (8-7).
30° 180°
Steuerwinkel D

Tabelle 8.1 Typische Stromverläufe

id
Ideal geglätteter Gleichstrom
t
id
Nichtlückender Gleichstrom
t
Mischstrom

id
Gleichstrom an der Lückgrenze
t
id
Lückender Gleichstrom
t
118 8 Wechselstromschaltungen

8.2.3 Aktive Last


Häufig tritt bei Gleichrichterschaltungen der Fall auf, dass im Gleichstromkreis eine Span-
nungsquelle Uq vorhanden ist, z. B. bei einer Gleichstrommaschine. In Abb. 8-9 ist diese
Gleichstrommaschine durch die aktive R-L-Uq Standardlast nachgebildet. Bezüglich der
Spannungspolarität von Uq sind zwei Fälle zu unterscheiden:
a) b)

uS1 uS1
ud ud
T1 T1

M M

id id R L
R L
Uq Uq

u u
Gegenspannung Mitspannung
Abbildung 8-9 M2-Schaltung mit aktiver Last (Gegen- und Mitspannung)

À Gegenspannung (motorischer Betrieb)


Ist, wie in Abb. 8-9a, die Spannung Uq der Gleichspannung ud entgegen gerichtet, so spricht
man von einer Gegenspannung. An der Impedanz des Lastkreises liegt die Spannung u.
u ud ė U q (8-8)
Die Spannung u ist um den Betrag der Gegenspannung Uq vermindert. Dieser Fall tritt z. B.
bei Speisung eines Gleichstrommotors auf. Die Gegenspannung Uq entspricht dann der (dreh-
zahlabhängigen) induzierten Spannung des Motors. Damit die Thyristoren (erstmalig) zünden
können, muss der Augenblickswert der Netzspannung uS größer sein als die Gegenspannung
Uq, andernfalls werden beide Thyristoren in Sperrrichtung betrieben. Für den Steuerwinkel ʱ
folgt daraus ein Mindestwert, ab dem eine Zündung möglich ist (ʱmin) und ein maximaler
Wert bis zu dem eine Zündung spätestens erfolgen muss (ʱmax). Abb. 8-10 zeigt beispielhaft
diese Einschränkung des Steuerwinkels ʱ. Bei einer idealen Stromglättung und vernachlässig-
baren ohmschen Widerständen ist die Gleichspannung Udiʱ gleich der Gegenspannung Uq.
Bei nicht idealer Glättung tritt durch die Kurvenform der Gleichspannung ud eine Welligkeit
des Gleichstromes auf. Sobald der Momentanwert id aufgrund der Welligkeit negative Werte

u uS Abbildung 8-10
Steuerbereich der M2-Schaltung mit Gegenspan-
Uq nung und ohmscher Last

Steuerbereich Die Grenzen des Steuerbereiches folgen aus der


Bedingung:
0 ʱ ˈt uS > Uq.
min ʱmax ˀ
8.2 Die gesteuerte Mittelpunktschaltung M2C 119

annehmen will, sperren die Ventile und der Gleichstrom lückt. Der Lückeinsatz der M2-Schal-
tung ist dadurch nicht nur abhängig vom Steuerwinkel ʱ und der Lastzeitkonstanten ˃L,
sondern bei aktiver Last auch vom Motorstrom Id. Während bei einem großen Motorstrom
meist kein Lücken auftritt, setzt bei einer Entlastung des Motors im Allgemeinen Lücken ein.
Den Verlauf der Gleichspannung ud im Lückbetrieb zeigt Abb. 8-11a. Im Lückbetrieb
entfallen Anteile der negativen Spannungszeitflächen (A), wodurch die Gleichspannung Udiʱ –
und somit auch die Drehzahl ˈ der Gleichstrommaschine – größer ist als im lückfreien
Betrieb. Der Drehzahlanstieg im Lückbetrieb führt somit (ungeregelt) zu einem Anstieg der
Gleichspannung Udiʱ. Der Maximalwert ist durch den Scheitelwert der Wechselspannung US
gegeben und ermittelt sich nach Gl. (8-9).
a) b)
u ʱ ud u ʱ ud

uS1 uS2 uS1 uS2

Udiʱ Udiʱ
ˀ 2ˀ ˀ 2ˀ ˈt
ˈt
A

ʴ
i ʴ lücken i
id
id
Id
Id

ˈt ˈt
Abbildung 8-11 M2C-Schaltung mit Gegenspannung bei unterschiedlichem Gleichstrom Id

U di
U = ʎ 2U S = ʎ2 = 1,57 U di (8-9)
diʱ max 0,9
À Mitspannung (generatorischer Betrieb)
Haben ud und Uq die gleiche Richtung, so liegt an der Lastimpedanz die Spannung:
u ud ʅ U q (8-10)
Die Spannung u ist um den Betrag der Spannung Uq erhöht. Die Spannung Uq wird dann als
Mit- bzw. Zusatzspannung bezeichnet. Dieser Fall tritt z. B. bei einer generatorisch
arbeitenden Gleichstrommaschine auf. Für den Gleichstrommittelwert Id gilt:
ʅ Uq U
diʱ (8-11)
Id ʇ 0
R
Durch die Mitspannung Uq kann die positive Stromrichtung auch bei negativer
Gleichspannung Ud beibehalten werden. Die Lückgrenze des Steuerbereiches bei RL-Glättung
120 8 Wechselstromschaltungen

nach Abb. 8-8 von ʱLG Ĺ 90° ist damit aufgehoben, wodurch für den Energieaustausch
zwischen Wechselstromnetz und Gleichstromnetz folgende Fälle auftreten können:

Die Gleichspannung Udiʱ ist positiv. Zusammen mit dem positiven


Laststrom Id ergibt sich auf der Gleichstromseite eine positive Wirk-
0lĹʱĹ90l
leistung Pd. Die Energieflussrichtung ist vom Wechselstromnetz zum
Gleichstromnetz. Der Stromrichter wird als Gleichrichter betrieben.
Die Gleichspannung Udiʱ ist null. Obwohl ein positiver Laststrom Id
ʱ 90l fließt, ergibt sich keine Wirkleistung. Es kommt zwischen Wechsel-
stromnetz und Gleichstromkreis zu keinem Energieaustausch.
Die Gleichspannung Udiʱ ist negativ. Mit dem positiven Laststrom Id
ergibt sich eine negative Wirkleistung. Die Energieflussrichtung ist
90l<ʱĹ180l
vom Gleichstromnetz in das Wechselstromnetz. Der Stromrichter wird
als Wechselrichter betrieben.

Bei aktiver Last und im nichtlückendem Betrieb berechnet sich die Gleichspannung Udiʱ nach
Gl. (8-12). Die Steuerkennlinien zeigt Abb. 8-12.

1
ˀʅʱ uʒ N
U ŏ ĩ uʒ ŏsin ʛˈ tʜ d ˈt ŏʛėʛcosʛˀʅʱʜėcosʛʱʜʜʜ
diʱ ˀ ʱ N ˀ
mit: ėcosʛˀʅʱʜ cosʛʱʜ (8-12)
uʒ N
U di ʱ 2ŏ ŏcosʛʱʜ 0,9U N cosʛʱʜ
ˀ

1
Abbildung 8-12
ohmsche Last
Steuerkennlinien der M2-Mittelpunktschaltung für ohm-
0,5 sche Last und für den Betrieb mit eingeprägtem Strom
U
di ʱ Für Steuerwinkel ʱ > 90° arbeitet die M2-Schaltung im
U di0 Wechselrichterbetrieb. Die Energie wird vom Gleichstrom-
0 netz in das Wechselstromnetz übertragen.
30° 180°
D
Der theoretische Steuerbereich der M2-Schaltung beträgt:
-0,5

0 Ĺ ʱ ʆ 180°
-1
Passive Last Aktive Last
8.2 Die gesteuerte Mittelpunktschaltung M2C 121

8.2.4 Ventilbelastung
Den Ventilstrom für unterschiedliche Lastfälle zeigt Tabelle 8.2.

Tabelle 8.2 Ventilstrom mit und ohne Glättung

Ohmsche Last ideale Glättung

îV Id

0 ˀ 2ˀ ˈt 0 ˀ 2ˀ ˈt
Mittelwert Effektivwert Mittelwert Effektivwert
ʒi ʒi Id Id
V V
IV I V,RMS IV I V,RMS
ˀ 2 2 ʎ2
Zur Ermittlung der Spannungsbelastung dient das vereinfachte Schaltbild der M2-Schaltung
nach Abb. 8-13. Darin sind beide Ventile als Schalter dargestellt, die jeweils bei positiver
Ventilspannung geschlossen und bei negativer Ventilspannung uV geöffnet sind. In Abb. 8-13
ist beispielsweise V1 geschlossen, V2 offen.

iP uP
u u21
uS2
uS1
uS1 uS2 uʒ S

iS1 iS2 ûV2 ˈt


u
V1 21 V2 uV2
uV2
id R

ud

Abbildung 8-13 Ventilspannung uV2

Die Ventilspannung uV2 folgt wieder aus der Maschengleichung in Abb. 8-13 .

M :ĖU 0 uV2 ʅuS1ėuS2 (V 1 leitend, V 2 sperrt )


(8-13)
Ventilspannung : u V2 uS2ė uS1 u21

À Die Ventile müssen in Rückwärtsrichtung (Sperrbeanspruchung) dem doppelten


Scheitelwert der Spannung uS standhalten.
122 8 Wechselstromschaltungen

8.2.5 Trafo- und Netzgrößen


Bei idealer Stromglättung verlaufen die Ventilströme iS1 bzw. iS2 rechteckförmig entsprechend
Abb. 8-14. In den Sekundärwicklungen des Transformators fließt ein Mischstrom, d. h. ein
Gleichstrom iS= mit überlagertem Wechselstrom iS~. Im magnetischen Kreis kann sich kein
Gleichfluss ausbilden, so das im Eisenkern wird nur ein magnetisches Wechselfeld vorliegt.
uS1
iS1

iS1= iS2
0 ˀ 2ˀ ˈt
iS1
uS2
uP iS2= uS1
iS1=
iS2

0 iS2=
ˀ 2ˀ ˈt
uS2

Abbildung 8-14 Sekundärströme und -spannungen mit Transformator-Ersatzschaltbild


Der Netzstrom iP ist nach Abb. 8-15 ein rechteckförmiger Wechselstrom.

uP Abbildung 8-15
iP Netzgrößen der M2-Schaltung

0 ˀ 2ˀ ˈt

Für die Scheinleistung ST erhält man Gl. (8-2) bei den angegebenen Stromkurvenformen und
einer angenommenen Übersetzung des Transformators von NP/NS = 1 (dann ist UP = US):
U di U di
Primär: SP U P I P mit U P , IP Idʍ SP ŏI 1,11 P d (8-14)
0,9 0,9 d
Pd: ideelle Gleichstromleistung.
U di Id U diŏI d
Sekundär: S S 2U S I S mit U S , IS ʍ SS 2 1,57 P d (8-15)
0,9 ʎ2 0,9 ʎ 2
Aus den primär- und sekundärseitigen Scheinleistungen wird der Mittelwert ST nach Gl. (8-16)
als Bauleistung des Transformators berechnet.
SP ʅ SS 1,11 P d ʅ 1,57 P d
ST 1,34 P d (8-16)
2 2
8.2 Die gesteuerte Mittelpunktschaltung M2C 123

À Die Bauleistung des Transformators für eine M2-Schaltung ist unabhängig von der
Übersetzung um 34 % größer zu wählen als die ideelle Gleichstromleistung Pd.
À Verglichen mit der M1-Schaltung ist die Transformator-Baugröße wesentlich günstiger.

8.2.6 Bemessung einer Glättungsinduktivität


Bei idealisierten Betrachtungen wird die Induktivität der Glättungsdrossel Ld oft als so groß
angenommen, dass der Gleichstrom id als völlig geglättet angesehen werden kann. Bei prak-
tisch ausgeführten Schaltungen wird die Induktivität aus unterschiedlichsten Gründen (Dyna-
mik, Kosten, Gewicht, Volumen) nur so groß gewählt, wie es für einen stabilen Betrieb und
zur Vermeidung des Lückbetriebes erforderlich ist. In der Praxis wird der Gleichstrom id daher
eine Welligkeit besitzen. Die Welligkeit wi berechnet sich mit Gl. (8-17). Abb. 8-16 zeigt den
Verlauf des Gleichstromes id bei unterschiedlichen Glättungszeitkonstanten ˃L und ʱ = 0°.

ʎ
Ğ

Ė I 2ʽ (8-17)
ʽ 1
Stromwelligkeit wi
Id

1 Abbildung 8-16
id ˃L = ’ Stromverlauf bei unterschiedlichen
ʒi 2 ˃L = 10 ms Zeitkonstanten ˃L
d
ˀ
˃L = 3,2 ms Der theoretische Grenzwert ˃LɊ’
dient nur zum Vergleich.
˃L = 1 ms
˃L = 0
0
0 ˀ 2ˀ ˈt

Zur Auslegung der Mindestinduktivität geht man von einer M2C-Schaltung nach Abb. 8-17
aus. Als Steuerwinkel ʱ wählt man einen Wert von 90°, um die maximale Welligkeit der
Gleichspannung zu berücksichtigen. Die Größe der Induktivität wird so bemessen, dass der
Gleichstrom id bei diesem Steuerwinkel den Wert Null gerade noch nicht erreichen soll
(Lückgrenze).

Abbildung 8-17
Aktive Last (Gleichstrommotor) mit verlustfreier Induktivität L
Die Induktivität L wird so groß gewählt, dass
uS1
ud À die Welligkeit hinreichend klein bleibt und
T1
À im Betrieb kein Lücken auftritt.

id Ld

uL
Udi
124 8 Wechselstromschaltungen

Abb. 8-18 zeigt die Gleichspannung ud (Į). Der Mittelwert von ud liegt an einem Gleichstrom-
motor M. Die überlagerte Wechselspannung uL = ud – Udiʱ fällt an der verlustfreien Glättungs-
drossel Ld ab. Der Mittelwert der Spannung an der Glättungsdrossel ist Null. Der Gleichstrom
Id ist in diesem Beispiel abhängig vom geforderten Drehmoment des Motors. Der
Wechselanteil iW ermittelt sich als Differenz vom Momentanwert id und Mittelwert Id.
iW id ė I d (8-18)

ud
ʱ Abbildung 8-18
uS1 uS2
Betrieb an der Lückgrenze
Verlauf von Gleichspannung und -strom
a) 0 ˀ 2ˀ
bei ʱ = 90° und R = 0.
ˈt
À Der Mittelwert von ud ist Null.

À An der Glättungsdrossel liegt die


Gleichspannung ud und erzwingt den
i iS1
îd
iS2 abschnittweise sinusförmigen
b) Gleichstrom id.
Id
ˈt

Bei einem Steuerwinkel von ʱ = 90° ist Udi Null. An der Drossel Ld liegt abschnittweise die
sinusförmige Spannung uL. Der Gleichstrom verläuft abschnittweise sinusförmig. Zur Berech-
nung der Induktivität Ld wird zuerst in Gl. (8-19) für Į = 90° die Stromamplitude îd ermittelt.
d id 1
uL Ld ʍ did u dt
dt Ld L
Mit der Spannung uL uS1 ʎ 2 U S sin ʛˈ tʜ folgt:
ʒi
1
d US ˀ
(8-19)
d id
ˈ Ld
ʎ 2U S sin ʛˈ tʜ dˈ t ʍ ĩ d id ʒi
d ʎ2
ˈ Ld
ĩ sin ʛˈ tʜ dˈ t
0 ˀ
2

US ˀ ʎ 2U S
ʒi ʎ2 ʛėcosʛˈt ʜʜ ˀ
d ˈ Ld ˈ Ld
2
Die Mittelwertbildung von id liefert den Gleichstrom Id. Durch Einsetzen in Gl. (8-19) folgt in
Gl. (8-20) der erforderliche Mindestwert für die Induktivität Ld.
ʒi
2 ʎ 2U S
ˀ2

Id
d
ĩ cosʛˈ tʜd ˈ t ʒi 2 somit: I d
ˀ dˀ ˀ ˈ Ld
0
2 (8-20)
US U di
Ld ʉ 0,9 oder mit 0,9U S = U di Ld ʉ
ˈ Id ˈ Id
8.2 Die gesteuerte Mittelpunktschaltung M2C 125

8.2.7 Die Kommutierung


Bei der M2-Schaltung wurde gezeigt, dass die Ventile sich in der Stromführung periodisch
ablösen. Man bezeichnet den Vorgang dieser Ventilablösung als Kommutierung. Da in den
bisherigen Schaltungen keine wechselspannungsseitigen Induktivitäten berücksichtigt wurden,
erfolgte die Kommutierung sprunghaft und konnte vernachlässigt werden. In realen
Schaltungen weisen die an der Kommutierung beteiligten Stromkreise Induktivitäten auf.
Diese stammen z. B. von der Streuinduktivität des vorgeschalteten Transformators. Zur
Betrachtung dieses Kommutierungsvorganges dient eine Schaltung nach Abb. 8-19.
iG1 Abbildung 8-19
L˂ iS1 K
iP 1 Verlustfreier Transformator mit Wicklungs-
id
L1 T1 uL Streuinduktivitäten L˂
uS1
L Die Ventile lösen sich periodisch ab und bilden
ud eine Kommutierungsgruppe. Die Anzahl von
Kommutierungen innerhalb einer Netzperiode
uS2 Udi R wird als Kommutierungszahl q bezeichnet.
N T2
iS2
2 À Für die betrachtete M2-Schaltung ist q = 2.
L˂ iG2

Die für die Kommutierung wirksame Kommutierungsinduktivität LK folgt aus der r e la t iv e n


K u rz s ch l u ss s p a n n u n g u K . Diese ist definiert als das Verhältnis der beim kurzgeschlosse-
nen Transformator bei Nennstrom auftretenden Spannung, der Kurzschlussspannung UK und
der Nennspannung Un. Dieser Ansatz ist unabhängig von Primär- oder Sekundärseite des
Transformators. Erst nach Zuordnung der Nenngrößen zur betrachteten Transformatorseite ist
für diese aus Gl. (8-21) die wirksame Kommutierungsinduktivität berechenbar. Im Falle der
M2-Schaltung interessiert die sekundärseitige Kommutierungsinduktivität LK. Unter Vernach-
lässigung des ohmschen Widerstandes RK folgt für UK:
UK ˈ LK In ʛ RKIJ 0ʜ (8-21)

In Abb. 8-19 gilt: LK = 2 L˂. Für LK folgt daher mit Un = US1,n und US1 = US2 = US sowie IS1
= IS2 = IS bei gleicher Aufteilung der Transformatortypenleistung Sn auf die beiden Sekundär-
stränge die Gl. (8-22). IS,n wird darin durch Sn und Us,n ausgedrückt.
Sn Sn
U S,nŏI S,n und I S,n (8-22)
2 2 U S,n

Wird IS,n in Gl. (8-21) eingesetzt, so folgt für LK:

UK u K U S,n uK U S,n 2u K U 2S,n UK


LK mit uK
ˈ I S,n ˈ I S,n Sn ˈS n U S,n (8-23)
ˈ
2U S,n

LK kann mit Gl. (8-23) aus den Transformator-Nenndaten ermittelt werden. Die Nenndaten
US,n und IS,n sind für diese Berechnung auch dann anzusetzen, wenn der Transformator mit
einer von US,n abweichenden Spannung arbeitet.
126 8 Wechselstromschaltungen

8.2.7.1 Überlappung
Zur Betrachtung der Kommutierung wird jetzt davon ausgegangen, dass bei ˈt = 0 Thyristor
T1 leitet und Thyristor T2 sperrt. Das bedeutet, dass ud = uS1 und iS1 = Id ist. Wird bei ˈt = ʱ
T2 gezündet, so gilt Abb. 8-20. Die zwischen den Punkten 2 und 1 liegende Spannung u21
treibt einen Kurzschlussstrom iK. Man bezeichnet uK als Kommutierungsspannung (bei der
M2-Schaltung gilt: UK = 2 US) und iK als Kommutierungsstrom. iK fließt in T2, d. h. iS2 = iK.
In T1 fließt der Kommutierungsstrom iK dem Strom Id entgegen, so dass für T1 aus der
Stromsumme im Knoten K für die Dauer der Kommutierung folgt:
i S1 id ė i K ʇ 0 mit i d = konstant = I d (8-24)
Die Kommutierung ist im Stromnulldurchgang von iS1 beendet. Dann ist iS2 = Id. Der Verlauf
von iK wird durch die Kommutierungsinduktivitäten LK bestimmt und ist abhängig vom Steu-
erwinkel ʱ durch Gl. (8-26) beschrieben.
t
iK 1
K uʒ K ˈt

uK
LK
iK ĩu dt
LK ʱ K ˈ LK
ĩ sin ʛˈ tʜd ˈ t (8-25)
ʱ
ˈ

uʒ K
iKʛˈ t , ʱʜ ʒi ŏʛėcos ˈ tʅcos ʱ ʜ
K mit ʒi K (8-26)
ˈ LK
Hat der von ˈt = 0 aus ansteigende Kommutierungsstrom iK den Wert von Id erreicht, so ist
die Kommutierung abgeschlossen. Die Dauer der Kommutierung wird als Kommutierungszeit
tK oder als Überlappungswinkel u = ˈ t K ermittelt. Den Sonderfall einer ungesteuerten
Schaltung (bzw. für ʱ= 0°) beschreibt Gl. (8-27):
iK ʛˈt , ʱ 0ʜ ʒi ʛ1 ė cosʛˈ tʜʜ (8-27)
K

iK
180° u21 u1
V1 iV1

u1 u2 1

M
u21
V2 iV2 id
ˈt
2 L˂
u0 u2 uV2
iV2
Id ʬ u 0 ėu1 ė u V2 ʅ u2
iV1 u V2 u2 ė u 1 u21
ˈt

Abbildung 8-20 Kommutierung eines eingeprägten Gleichstromes id von V1 nach V2


8.2 Die gesteuerte Mittelpunktschaltung M2C 127

Am Ende der Kommutierung ist iK = Id. Aus Gl. (8-27) folgt für die Anfangsüberlappung u0:
Id Id
cos u0 ʛ1 ė ʜ oder u 0 arcos ʛ1 ė ʜ (8-28)
ʒi ʒi
K K

Eine Kommutierung ist nur für Id kleiner îK möglich. Aus Gl. (8-26) folgt für ˈt = ʱ + u eine
Beziehung für alle Steuerwinkel ʱ Durch die Erweiterung mit 1 ist die Überführung in die
allgemeine Form nach Gl. (8-29) möglich.
Id
iK ʛuʅʱʜ Id ʒi ŏʛėcosʛʱʅuʜ ʅ cos ʱʜ mit cosʛʱʅuʜ 1ė ʅ cos ʱ ė1
K ʒi
K

u arcos ʛcos ʱʅcosu0 ė1ʜ ė ʱ (8-29)

Den Verlauf von iK bei unterschiedlichen Steuerwinkeln ʱ zeigt Abb. 8-21. Es ist deutlich die
Abhängigkeit der Überlappung u vom Steuerwinkel ʱ zu erkennen. Durch die Überlappung
ist die Kommutierungsfähigkeit in diesem Beispiel auf Steuerwinkel < 150° beschränkt. Dieser
Grenzfall und ein zusätzliches Beispiel für ein Kommutierungsversagen ist seitlich zusätzlich
vergrößert dargestellt. Eine Thyristorschonzeit ist nicht berücksichtigt.

ʱ = 0°
iK uK
ʒi ʱ = 150°
K
1 Grenzfall
iV2
u ʱ = 90° Id iV1
u0
ˈt
0,134

Į ˈt ʱ > 150°
Keine Kommu-
ʱ = 150° tierung möglich
iV1
Id iV2
-1
ˈt
ʱ = 180°

-2

Abbildung 8-21 Verlauf von iK bei unterschiedlichen Steuerwinkeln


Der Kommutierungsgrenzfall wurde durch u0 = 30° zu ʱ = 150° gewählt.
128 8 Wechselstromschaltungen

Die Auswirkungen der wechselspannungsseitigen Induktivität bei der Kommutierung:


À Der Scheitelwert des Kurzschlussstromes wird abhängig vom induktiven Widerstand ˈLK
reduziert. Hierdurch kommt es zu einer Begrenzung des maximal zu kommutierenden
Ventilstromes.
À Die Leitdauer der Thyristoren ist um die Überlappung u verlängert.

Wechselrichter nicht mehr steuerbar


Kommutierungs
-versagen

iV1
iV2

ˈt
ud

Zündimpulse
Abbildung 8-22 Anstieg des Gleichstromes mit anschließendem Wechselrichterkippen (ʱ = 160°)

Im Wechselrichterbetrieb betragen die Steuerwinkel zwischen 90° und 180°. Der Stellbereich
der Gleichspannung Udiʱ ist beim Wechselrichterbetrieb dadurch begrenzt, dass die Ventile
bei 180° ihre Sperrfähigkeit wiedererlangt haben müssen. Da hierbei neben dem Schonzeit-
winkel der Thyristoren auch die Überlappung u berücksichtigt werden muss, wird der
Steuerwinkel auf ca. 150° begrenzt. Abb. 8-22 zeigt die Simulation eines Wechselrichter-
betriebes mit einem bis zum Kommutierungsversagen linear ansteigenden Gleichstrom. Nach
dem Kommutierungsversagen ist der Wechselrichter nicht mehr steuerbar, die Ventile bleiben
leitend und der Gleichstrom steigt weiter an, bis eine Sicherung den Strom unterbricht.

8.2.7.2 Die induktive Gleichspannungsänderung


Während der Kommutierung der M2-Schaltung ist die Gleichspannung ud entsprechend Abb.
8-23 gleich Null. Die markierte Spannungszeitfläche A berechnet sich darin mit der Spannung
uS2 und der Streuinduktivität LDž nach Gl. (8-30).

d i S2
uS2 L umgestellt: uS2 d t L d iS2 Integration über t K t2 ėt 1
˂ dt ˂
t2 Id (8-30)
liefert: A = ĩ uS2 d t L
˂ ĩ di S2 L Id
˂
(Vs)
t1 0

À Die Spannungszeitfläche A ist proportional zu Lı und Id.


À Die Spannungszeitfläche A ist unabhängig vom Steuerwinkel Ƴ und der Netzfrequenz f.
8.2 Die gesteuerte Mittelpunktschaltung M2C 129

uS ud Abbildung 8-23
uS1 uS2 Gesteuerte M2-Schaltung mit berücksichtigter
Kommutierungsinduktivität LK (LK = 2 L˂)
A
Udiʱ Udʱ u1
0 1 L˂ V1
ˈt
u 21
u21
2
id
ʱ ʱ ud
u 2 L˂ V2
i iS1 iS2 u2
Id
u 21
t1 t2 t
ud u2 ė 0
2

Während der Kommutierung verläuft die Gleichspannung ud auf Null.

Die durch LK verursachte Änderung des Gleichspannungs- Mittelwertes berechnet sich über
T/2 nach Gl. (8-31) als induktive Gleichspannungsänderung Udx.
2 L˂ I d 1
U dx bzw. mit f ʍ U dx 2 f L Id (8-31)
T T ˂

À Die induktive Gleichspannungsänderung Udx ist direkt proportional zur Netzfrequenz f,


zum Gleichstrom Id und zur Kommutierungsinduktivität LK.
Die Lastabhängigkeit der Gleichspannung Udʱ in Abb. 8-23 wird mit Gl. (8-32) beschrieben.
U U ė U dx (8-32)
dʱ di ʱ
Um eine Belastungskennlinie des realen Stromrichters zu erhalten müssen zusätzlich noch die
ohmschen Spannungsabfälle sowie die Ventilspannungsabfälle berücksichtigt werden. Die
ohmschen Spannungsabfälle werden zusammenfassend durch die ohmsche
Spannungsänderung Udr bei Nennstrom Idn nach Gl. (8-33) berücksichtigt. In der
Verlustleistung PV sind die ohmschen Verluste des Stromrichters und Transformators bei
Nennstrom zusammengefasst.
PV
U dr (8-33)
I dn

Der Ventilspannungsabfall Udv ist durch die Anzahl n in Reihe geschalteter, gleichzeitig
leitender Ventile bestimmt und wird näherungsweise als lastunabhängig angenommen. Somit
erhält man für das Lastverhalten der Gleichspannung die Gl. (8-34):
Ud ʱ U di ʱ ė ʛU dx ʅ U dr ʅ nŏU dv ʜ (8-34)
Durch Normierung von Udx und Udr bei Nennstrom (Idn) auf Udi erhält man die relative
induktive und ohmsche Gleichspannungsänderung dx und dr nach Gl. (8-35).
130 8 Wechselstromschaltungen

U dx U dr
dx und dr bei: Id = Idn (8-35)
U di U di

Die resultierende Belastungskennlinie des Stromrichters zeigt Abb. 8-24.

Udi
Abbildung 8-24
Udi - n Udv Belastungskennlinie
Udx + Udr
mit Wechselrichter-
trittgrenze
UdĮ
Id Ȗ: Schonzeitwinkel
0
Idn

ze
- Udi cos Ȗ ter-Trittgren
Wechselrich
- Udi

In jedem Punkt der Kennlinie muss die Bedingung


ʱ ʅ u ʅ ʳ Ĺ 180 ° (8-36)
erfüllt sein. Nun steigt die Überlappung u nach Gl. (8-28) mit dem Gleichstrom Id an, wodurch
für Į >> 90° die Gefahr des Wechselrichterkippens besteht. Der Steuerwinkel Ƴ bzw. die
Gleichspannung UdĮ wird im Wechselrichterbetrieb deshalb stromabhängig begrenzt
(Wechselrichter-Trittgrenze in Abb. 8-24). Zur Ermittlung dieser Wechselrichter-Trittgrenze
geht man von Gl. (8-28) und (8-29) aus. Die Umformung von Gl. (8-28) liefert:
2 f LK I d ˀ Id
Aus: d x wird mit U K 2U S U dx
U di ʎ 2 di 2 ʒi
K
(8-37)
Id
und damit wird aus: cos u0 1ė ʍ cos u0 1 ė 2d x
ʒi
K

Gl. (8-36) und (8-37) eingesetzt in Gl. (8-29) liefert:


Aus: cos ʛʱ ʅ uʜ cos ʱ ʅ cos u0 ė 1 ʍ cosʛʱ ʅ uʜ cos ʱ ė 2 d x
mit: ʱ ʅ u ʅ ʳ 180 ° folgt: ėcos ʳ cos ʱ ė 2 d x
Eine Erweiterung mit U di führt zu: U di cos ʱ ė U di cos ʳ ʅ 2 U dx U
diʱ

Wird UdiĮ in Gl. (8-34) eingesetzt, so erhält man für die Wechselrichter-Trittgrenze:
U ė U di cos ʳ ʅ U dx ė U dr ė nŏU dv bzw.

Id (8-38)
Ud ʱ ė U di ʛcos ʳ ė ʛd x ė d r ʜ ʜ ė nŏU dv
I dn
8.3 Die Brückenschaltung B2 131

8.3 Die Brückenschaltung B2


Die B2-Brückenschaltung entsteht durch die Reihenschaltung von zwei M2-Schaltungen.
Nachfolgend sind verschiedene Entwicklungsstufen der B2-Schaltung dargestellt.

a) uS1 c)
uS1
id1
uS2 id1
R ud1 uS2
R ud1
iM
b) K
uS1
R ud2
R ud2

uS2 id2
id2

Abbildung 8-25 Herleitung der B2-Brückenschaltung

Die Zusammenfassung einer Kathodenschaltung (a) mit einer Anodenschaltung (b) führt auf
die Vorstufe einer Brückenschaltung nach Abb. 8-25c. Betrachtet man hierbei die Knoten-
punktgleichung K, so ist der Mittelleiterstrom iM Null. Der Mittelleiter kann daher entfallen
und man erhält die Brückenschaltung nach Abb. 8-26.

Aus Ėi 0 folgt: i M i d1 ėid2 0 und aus Ė u 0 folgt: ud ud1 ʅud2


2
Aus Gl. (8-2) folgt somit U di 2ŏ ŏʒuS
ˀ
Auf die Reihenschaltung der beiden Sekundärwicklungen kann verzichtet werden, so dass die
B2-Schaltung die gleiche Ausgangsspannung Udi (und Udx) wie die M2-Schaltung hat.

Abbildung 8-26

T1 T2 id Die voll gesteuerte B2-Brückenschal-


iP tung (B2C)
iS
Durch die Reihenschaltung ist die
uP uS R Gleichspannung Udi doppelt so groß
ud wie bei einer Mittelpunktschaltung.
Für die einfache Gleichspannung
genügt daher nur eine Wicklungs-
T3 T4
hälfte, wodurch sich der Transfor-
mator vereinfacht (oder entfällt).

Die Gleichspannung UdiƳ berechnet sich mit Gl. (8-2) für die B2C-Schaltung zu:
2
U ŏuʒ cos ʛʱʜ = 0,9 U S cos ʛʱʜ (8-39)
diʱ ˀ S
132 8 Wechselstromschaltungen

8.3.1 Ventilbelastung
Bezogen auf die gleiche Ausgangsspannung Ud werden die Ventile der B2-Schaltung nach
Abb. 8-27 nur mit dem halben Wert einer vergleichbaren M2-Schaltung belastet. Die Strom-
belastung der Ventile entspricht der M2-Schaltung.

V1 uV1 V2 V1 sperrt
u uS
ûS
M
uP uS ud
ûV1 ˈt

V3 V4
Aus: ʬ u 0 ėuSʅuV1 0 folgt: u V1 uS

Abbildung 8-27 Ventilspannung der B2-Schaltung

Die Ventilspannung u V ermittelt sich aus dem Maschenumlauf M in Abb. 8-27 zu :


u V uS (Schalter offen) uV 0 (Schalter geschlossen )
ȩ Es liegen stets zwei Ventile in Reihe. Daher sind die Durchlassverluste der B2-Schaltung
doppelt so groß wie bei einer vergleichbaren M2-Schaltung.

8.3.2 Transformatorbauleistung
Für den Fall einer idealen Glättung hat der netzseitige Strom iP einer B2-Schaltung wie bei der
M2-Schaltung Rechteckform. Auch in der Sekundärwicklung fließt ein reiner Wechselstrom.
Dies bedeutet durch den Wegfall des Gleichanteils eine bessere Ausnutzung und damit eine
geringere Bauleistung des Transformators. Die erforderliche Bauleistung ST berechnet sich für
die B2-Schaltung nach Gl. (8-40).

U di
SS SP UP IP Id ST 1,11 P d (8-40)
0,9
Ein Eingangstransformator ist bei der B2-Schaltung jedoch nicht prinzipiell erforderlich!

Tabelle 8.3 Transformatorbauleistungen unterschiedlicher Stromrichterschaltungen

Schaltung ST/Pd
Eine Gegenüberstellung der Transformatorbauleistungen unter-
schiedlicher Stromrichterschaltungen zeigt Tabelle 8.3.
M1 3,09
Die ideelle Gleichstromleistung Pd wird aus den Mittelwerten von
M2 1,34 Gleichstrom und -spannung gebildet und ist im Allgemeinen eine
reine Vergleichsgröße.
B2 1,11

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