3 Dioden
3.1 pn-Diode
Die praktische Ausführung eines pn-Überganges wird als D i o d e bezeichnet. Eine Diode ist
ein nichtlineares Bauelement. Wird an eine Diode eine Wechselspannung angelegt, so fließt
ein Strom im Wesentlichen nur in Durchlassrichtung. Auf Grund der Dotierung ist der Strom
in Sperrrichtung iR (Reverse current) bis zu 107 mal kleiner als der Durchlassstrom iF
(Forward current). Er verschwindet wegen der Minoritätsladungen in den feldfreien
Bahngebieten der Diode nicht völlig, erreicht aber bei Sperrspannungen ab ca. 100 mV den
Wert des Sperrsättigungsstromes IS (peak reverse current) und bleibt konstant. In der RLZ
entstehen wegen der Eigenleitung ständig neue Ladungsträger. Unter dem Einfluss der
Feldstärke fließt daher zusätzlich ein temperaturabhängiger Sperrstrom. Dieser verdoppelt
sich bei Si etwa alle 6 K. Die Anzahl dieser Ladungsträgern ist auch von der Breite der RLZ –
und damit von der Höhe der Sperrspannung – abhängig. Das elektrische Verhalten einer
idealen Diode wird zusammen mit dem Verhalten einer realen Diode in Abb. 3-1 für eine
konstante Sperrschichttemperatur dargestellt. Für eine mathematische Beschreibung einer
Diode mit einem idealen pn-Übergang gilt die Shockleysche Diodengleichung Gl. (3-1).
U ė10
I S : Sperrsättigungsstrom IJ10 A
NU T
I = I Sŏʛ e ė1 ʜ U T IJ 26 mV ( 300 K) (3-1)
N : Diodenfaktor, N = 1 ... 3
Durchlasskennlinie
iF
Idealer pn- realer pn-
unterschiedliche Maßstäbe
Übergang Übergang
für die Durchlass- und
Sperrkennlinie !
uF
Sperrsättigungsstrom IS iF
ideal uF
uR
uR
real
iR
Sperrkennlinie iR
Abbildung 3-1 Kennlinie einer Diode mit idealem und realem pn-Übergang
16 3 Dioden
'UF
uF
UT0 uF
3.1 pn-Diode 17
Abb. 3-4a-c zeigt den Einfluss der verschiedenen Modellgrößen auf die Kennlinie. Für Schal-
tungsuntersuchungen genügt die Kennlinie nach Abb. 3-4a als ideale Diode, zur Verlustleis-
tungsberechnung bei zeitveränderlichem Strom dient die Ersatzkennlinie nach Abb. 3-4c.
IF a) IF b) IF c)
UT0 UT0 + rF IF
UF UF UF
Mit Hilfe der Ersatzschaltung nach Abb. 3-3 und den Parametern UT0 und rF lässt sich für die
Durchlassspannung uF die Gl. (3-4) angeben:
uF U T0 ʅ r Fŏi F (3-4)
Mit den Abkürzungen IFAV für den arithmetischen Mittelwert und IFRMS für den Effektivwert
lässt sich damit für die Verlustleistung PV angeben:
In Datenblättern werden die Verlustleistungen für häufig vorkommende sinus- und rechteck-
förmigen Kurvenformen die Mittelwerte bzw. Effektivwerte der Ströme in Diagrammen ange-
geben. Bei reinem Gleichstrombetrieb sind Mittel- und Effektivwert gleich. Eine Verlust-
leistungsberechnung nach Gl. (3-6) erfolgt dann mit den Werten direkt aus der Kennlinie nach
Abb. 3-5. Eine Diodenkennlinie mit den entsprechenden Grenzwerten für unterschiedliche
Temperaturen zeigt beispielhaft Abb. 3-6.
PV I dŏU F ʛ I d ʜ (3-6)
18 3 Dioden
Abbildung 3-5
iF Diodenkennlinie R Gleichstrombetrieb
U0
R-Gerade uF
R U0
PV,max iF
Id
Schnittpunkt U 0 ėu F ʛ I d ʜ
Id
R
uF ( Id ) U0 uF
Bei zeitveränderlichen Strömen wird zur näherungsweisen Berechnung von PV die reale
Durchlasskennlinie (Abb. 3-6) durch eine Knickkennlinie nach Abb. 3-3 mit den Kennwerten
UT0 und rF ersetzt.
400
typ. max. Abbildung 3-6
A
Beispielkennlinie einer Diode
iF SKN 100
Die Kennlinien streuen um einen
300 Mittelwert. Zur Orientierung sind
daher die typische und die max.
mögliche Durchlassspannung
ʧiF
angegeben. Die starke Tempera-
turabhängigkeit der Kennlinien
200 ist durch Kennlinien für die ma-
ximale Sperrschichttemperatur
ʧuF dargestellt. Die Ersatzgerade
erhält man durch Anlegen einer
Tangente in den Arbeitspunkt.
100 UT0: Schnittpunkt mit der uF-
25°C Achse
160°C
UT0
ʧ uF
0 rF
0 0,5 1,0 1,5 V 2,0 ʧi F
uF
3.2 pin-Diode
Zur Vergrößerung der Spannungsfestigkeit einer Diode kann eine schwache Dotierung der p-
und n-Schichten gewählt werden (siehe Kapitel 2.2.5), mit dem Nachteil eines hohen Bahn-
widerstandes und damit hoher Durchlassverluste. Für Spannungen > 1 kV erhält man ein
besseres Durchlassverhalten, wenn zwischen einer hochdotierten p- und n-Schicht eine
3.2 pin-Diode 19
p+ i n+
wi
Abbildung 3-7 Aufbau einer pin-Leistungsdiode
ip + - ii
- Diffusionsstrom + -
in
Driftstrom wi
Elektronenstrom p+ i n+
Abbildung 3-9 Stromfluss bei einer realen pin-Diode, Einfluss des Mittelgebietes
Bei noch höheren Stromdichten machen sich Rekombinationsvorgänge an den Rändern des
Mittelgebietes, ein Anstieg des Driftstromes und eine Abnahme des Diffusionsstromes im
Mittelgebiet bemerkbar, so dass Um sich zunehmend proportional zu ʎ i F verhält. Zwar kann
auch für diese Durchlasskennline eine Knickkennlinie nach Abb. 3-3 angegeben werden, die
Gültigkeit ist aber nur für einen Arbeitspunkt hinreichend genau. Für eine allgemein gültige
Kennlinie geben viele Hersteller aufbauend auf Gl. (3-2) eine Gleichung vom Typ Gl. (3-7)
mit den bauteilspezifischen Kennwerten A, B, C und D an.
iF
UF A ʅ BŏiF ʅ Cŏlnʛ ʜ ʅ Dŏ i F ʎ (3-7)
A
10
Abbildung 3-10
Die Kennwerte werden in Datenblättern zur genauen Nachbildung der Durchlasskennlinie zur
Verfügung gestellt. Abb. 3-10 zeigt beispielhaft drei unterschiedliche Dioden-Durchlass-
kennlinien, berechnet mit Gl. (3-7) und den Kennwerten nach Tab. 3.1 (Quelle: Dynex).
3.2 pin-Diode 21
iF + -
p+ n+ p+ n+
n– n–
Dotierungsprofil einer psn- Durchlassbetrieb (iF > 0), das
Struktur (idealisiert) schwach dotierte Mittelgebiet ist mit
Ladungsträgern überschwemmt
p+ n+ p+ n+
+ - RLZ
n– n–
Beginn des Ausschaltvorganges (iF < 0) Tail-Phase (iF ĺ 0)
Die Ladungsträger werden aus dem Ende des Ausschaltvorganges, die rest-
Mittelgebiet abgezogen. Dabei sind die lichen Löcher müssen bei Strom Null
leichtbeweglichen Elektronen zuerst vom durch Rekombination im schwach
linken Rand weg (μn § 3 μp ). dotierten Mittelgebiet abgebaut werden.
Die RLZ nimmt Spannung auf.
3.2.3.1 Einschalten
Die härteste Belastung einer pin-Diode liegt beim Einschalten eines eingeprägten Stromes mit
einer Steilheit größer 100 A/μs vor, so
uD wie es bei Freilaufdioden häufig der
iD
Fall ist. Beim Einschalten ist das
I0
iS
Mittelgebiet nur eigenleitend und muss
D von den Rändern her mit Ladungs-
trägern angefüllt werden. Während
S t0 R dieser Zeit verhält sich die Diode wie
ein transienter Widerstand und es ent-
steht eine transiente Überspannung. Die
pin-Diode zeigt beim Einschalten ein
Abbildung 3-12 Einschalten mit eingeprägtem Strom induktives Verhalten. Zur Beschreibung
des Einschaltverhaltens dient eine Er-
satzschaltung nach Abb. 3-12. Nach dem Öffnen des Schalters S zum Zeitpunkt t0 fließt der
eingeprägte Strom I0 über die Diode D. Bei einer hohen Stromsteilheit kommt es zu Über-
spannungen (ûD in Abb. 3-13). Dieser Effekt wird als „Forward-Recovery-Effekt“ bezeichnet.
Er verschwindet bei abnehmender Stromsteilheit, weil sich das Mittelgebiet durch den Ventil-
strom rechtzeitig mit Ladungsträgern anreichern kann [18].
Abbildung 3-13
uD
iD Prinzipieller Spannungs- und Stromverlauf
ûD einer pin- bzw. psn-Diode beim Einschalten
iD mit eingeprägtem Strom
I0 ȩ Der Scheitelwert ûD kann 200 ... 300 V
uD betragen.
t0 t
3.2.3.2 Ausschalten
Zur Beschreibung des Ausschaltverhaltens dient eine Ersatzschaltung nach Abb. 3-14. Für
t < t1 sei iD = I0. Zum Ausschalten der Diode wird bei t = t1 der Schalter S geschlossen. U0
baut in der Induktivität L˂ der Strom iL auf. Die Steilheit von iL ist durch U0 und L˂ bestimmt
[7].
K t1
Lı iL K: ĖI 0 i Dė I 0 ʅi L
iD I 0 ė iL
I0 S uL
iD
uD U0 U0
D M mit: iL t
L˂
d iD
0 ideale Diode:
dt iD
iD uD iD
I0
uD
iD d iD
I0 uD U0 t
ʆ0
dt
t4
t1 t2 t
t3
IRM U0
d iD
ʇ0
dt URM
d iD
0
dt uD
Da sich das Vorzeichen der Stromsteilheit di/dt beim Erreichen des maximalen Rückstromes
IRM umkehrt, addiert sich nach Abb. 3-14 die Spannung uL zu U0 und die Diode wird mit einer
gefährlich hohen Sperrspannung belastet. In der Praxis führt in diesem Zeitpunkt das Zu-
sammenwirken der Dioden-Sperrschichtkapazität mit den Leitungsinduktivitäten zu Eigen-
schwingungen. Abb. 3-17 zeigt den typischen Verlauf von Diodenstrom und -spannung bei
einem Abschaltvorgang. Abhilfe gegen hohe Überspannungen bietet eine zusätzliche Beschal-
tung mit einem RC-Glied. Diese Beschaltung nach Abb. 3-16 wird als Träger-Stau-
Effekt(TSE)-Beschaltung bezeichnet. Sobald die Diode ihre Sperrfähigkeit erlangt, wechselt
der Rückstrom IRM, der durch L˂ eingeprägt ist, auf die RC-Beschaltung und lädt den Kon-
24 3 Dioden
densator C. Dieser Vorgang ist beendet, sobald die in der Induktivität L˂ gespeicherte Energie
abgebaut ist. Die Wirkung einer TSE-Beschaltung zeigt die Simulation nach Abb. 3-17 mit R =
5 ʰ C = 3 μF, L˂ = 10 μH. Siehe auch [7, 15]. Die Spannungsüberhöhung ǻuC ermittelt sich
näherungsweise nach der in Abb. 3-16 angegebenen Gleichung.
LV uD Abbildung 3-16
iR
TSE-Beschaltung einer Diode
iF D
C R IRC
ʎ
TSE-Beschaltung L
˂
ʧ uCIJ I RM
C
uC
Abbildung 3-17
Simulation des typischen
iF Abschaltverhaltens einer
I0 Leistungsdiode
(siehe Abb. 3-14)
IRM t
U0 t
uF Vergleich:
URM ȩ ohne Beschaltung
ohne Beschaltung
ȩ mit Beschaltung
U0 t
URM
ʧuC uF
mit Beschaltung
3.2.3.3 Schaltverluste
Schaltverluste treten auf, sobald Ventilspannung und Ventilstrom beim Schaltvorgang
ungleich Null sind. In Abb. 3-18 sind der Ventilstrom iV und die Schaltverluste pS beim
Ausschaltvorgang dargestellt. Es ist zu erkennen, dass im Wesentlichen die Restladung QF für
die Schaltverluste pS verantwortlich ist. Die Rückstromspitze IRM ist im Wesentlichen vom
Gleichstrom I0 zu Beginn der Abschaltung und von der Stromsteilheit di/dt abhängig.
3.2 pin-Diode 25
Abbildung 3-18
iD PS = uD ·iD
Strom, Ladung und Verlustleis-
tung beim Ausschaltvorgang
iD
I0 QS: Nachlaufladung
t
QF: Restladung, Hauptursache
trr
der Schaltverluste
tS tF
trr: Sperrverzugszeit
t1 QS QF t
tS: Speicherzeit
IRM tF: Rückstromfallzeit
0,25 IRM
iR pS: Verlustleistung
0,9 IRM
Die Sperrverzugsladung Qrr in Abb. 3-18 ermittelt sich nach Gl. (3-9). (Bei Erwärmung von
25 °C auf 150 °C erfolgt eine Verdopplung bis Verachtfachung von Qrr [18].)
Q rr Q Sʅ Q F ĩ iR dt (3-9)
Der Abbau der Sperrverzugsladung verzögert den Ausschaltvorgang. Dieser Einfluss wird
durch die Sperrverzugszeit trr berücksichtigt. Die Definition von trr ist in Abb. 3-18 mit Hilfe
einer Geradenkonstruktion dargestellt. Der hier dargestellte Fall der Zwangslöschung eines
Diodenstromes nach Abb. 3-18 mit einer Gleichspannung entspricht einem Belastungsfall, der
in der Praxis z. B. bei Freilaufdioden (Freewheeling Diodes) auftritt.
140 iD
I0 d iD Abbildung 3-19
A I0 = 1000 A
120 dt Typischer Verlauf
IRM
100 IRM der Rückstromspitze
Qrr I0 = 200 A
IRM bei verschie-
80 denen Anfangs-
I0 = 50 A strömen I0 und
60
Stromsteilheiten
40
20
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 A
μs
Ģd i D d tĢ
3.2.4 Reihenschaltung
Wird die Sperrspannung URM für eine Diode zu hoch, so wird eine Reihenschaltung von nR
Dioden vorgenommen. Weil der Sperrstrom für alle in Reihe geschalteten Dioden gleich groß
ist, stellt sich über die Sperrkennlinien in Abb. 3-20 eine statisch unsymmetrische Spannungs-
aufteilung ein. D1 wird in diesem Beispiel mit der Spitzensperrspannung URRM belastet. Die
Gesamtspannung uR ist die Summe der Einzelspannungen (uR = uR1 + uR2).
iR UR URRM
iR
uR1 D1
D1
uR2
uR
D2
uR2 uR1
D2 IR
CS CS Abbildung 3-21
Statische und dynamische Spannungssymmetrierung bei einer
Dioden-Reihenschaltung (nR = 2)
iS RS RS
ȩ Beim Ausschalten tritt zusätzlich zur TSE-Spannungs-
iR belastung eine dynamische Überspannung aufgrund unter-
D1 D2
schiedlicher Speicher- bzw. Sperrverzugsladungen auf.
uR
Sperrt eine der Dioden früher als die restlichen Dioden, so wird diese Diode bis zum Sperren
der restlichen Dioden mit der gesamten Sperrspannung belastet. Es tritt beim Ausschalten eine
dynamische Spannungsunsymmetrie auf. Zur Begrenzung der Spannungsbelastung wird der
Beschaltungskondensator CS so gewählt, dass er sich durch die Differenz der Sperrverzugsla-
dungen ʧQrr der nR Dioden um max. ʧU (= nR UR - Um) auflädt. Für ʧQrr wird in Gl. (3-10)
näherungsweise 0,3 Qrr angenommen. (URRM: Spitzensperrspannung, Um: Gesamtspannung,
m: Fehlverteilungsfaktor analog zu Gl. (3-15))
ʧ Qrr ʛn R ė1ʜŏʧ Qrr
ʧU mŏn R U RRM ėU m ʍ CS ʇ (3-10)
CS mŏnRŏU RRM ė U m
3.2.5 Parallelschaltung
Zur Erhöhung der Stromtragfähigkeit wird eine Parallelschaltung von Dioden nach Abb. 3-22
vorgenommen. Bei gleichen Kennlinien erfolgt die Stromaufteilung symmetrisch, d. h. bei
zwei Dioden (nP = 2) führt jede Diode genau 50 % des Gesamtstromes und es gilt: iF1 = iF2.
Praktisch führen Toleranzen zu einer unsymmetrischen Stromaufteilung und damit auch zu
unterschiedlichen Verlustleistungen der Dioden. Die Stromfehlverteilung führt somit zu einer
geringeren Stromtragfähigkeit der Parallelschaltung als es der Summe der zulässigen Einzel-
ströme (Dauergrenzstrom IFAVM) entspricht.
Für eine Abschätzung der Stromaufteilung wird für eine Diode die um ƗǑ vergrößerte Tempe-
ratur gewählt. Ausgehend von der gemeinsamen Durchlassspannung uF (über die mittlere
Kennlinie bestimmt) können in Abb. 3-23 die Diodenströme iF1 und iF2 abgelesen werden. Der
zulässige Gesamtstrom IT einer Parallelschaltung ist durch die höherbelastete Diode bestimmt
und kleiner als die Summe der einzelnen Maximalströme IM.
Die Reduzierung beschreibt der Reduktionsfaktor ʴ (derating factor) nach Gl. (3-12).
IT
Derating bzw. Reduktionsfaktor ʴ =1 ė ʆ1 (3-12)
nPŏI M
28 3 Dioden
Beispiel:
IM nP = 2
IT
IM = 800 A
Imin = 640 A
Imin
800 A ʅ640 A
ʴ= 1 ė = 0,1
2ŏ800 A
Bei der Bemessung der Stromtragfähigkeit IT einer Parallelschaltung von nP Elementen trifft
man folgende Annahmen (worst case):
Die Abweichung der Strombelastung der Elemente einer Parallelschaltung beschreibt man
durch den Fehlverteilungsfaktor m (mis-sharing factor)
I M ė I min
m = (3-15)
IM
Zu beachten ist, dass der „mis-sharing factor“ m vom Temperaturkoeffizienten (TC) abhängt.
Bei positivem TC (PTC) vergrößert das überlastete Element seinen Durchlasswiderstand und
vermindert so die Fehlverteilung.
À PTC-Bauelemente sind selbstsymmetrierend und lassen sich daher einfach
parallelschalten.
Elemente mit negativen TC (NTC) vermindern bei Überlastung ihren Durchlasswiderstand und
verstärken so die Fehlverteilung. NTC-Elemente sind daher problematisch bei einer Parallel-
schaltung (vgl. Abb. 3-23). Diese Tatsache ist auch bei der Parallelschaltung von Transistor-
modulen mit integrierten Dioden zu berücksichtigen.
3.2 pin-Diode 29
Abbildung 3-24
t
Sperrspannungsverlauf
einer Diode
ʎ 2ŏU 0 Definition von URS
URR und URR
URS
uR
3.3 Solarzelle
Eine Solarzelle arbeitet nach dem Photoeffekt zur Generation von Ladungsträgern. Dazu hat
die Solarzelle nach Abb. 3-25b physikalisch zwar den gleichen Aufbau wie eine pn-Diode, die
n-seitige Metallelektrode ist aber lichtdurchlässig ausgeführt, z. B. als Gitterstruktur. Bei
Lichteinfall lösen die Photonen Elektronen aus dem Kristallverband und erhöhen so die
Ladungsträgerkonzentration. Der Ausgleich des Konzentrationsgefälles zwischen p- und n-
Zone führt über einen erhöhten Diffusionsstrom zu einer Verbreiterung der Raumladungszone
(siehe Kapitel 2.2). Die Ermittlung von Feldstärke E und Potenzialverlauf ij analog zur
normalen pn-Struktur in Abb. 3-25a zeigt, dass sich am pn-Übergang eine Spannung ausbildet,
die größer ist als die Metall-Halbleiter-Übergangsspannungen, die bisher zu einer elektrischen
Neutralität der Anordnung geführt hatten.
a) Übergang beleuchtet Ladungsträger- b)
Metall- Kathodenanschluss
Halbleiter generation Anti-Reflex-
dunkel Beschichtung
μm
Photonen
+ - 0,5 mm
Photonen
+ -
p - + n
+ -
+ - n
p + -
E
Kontaktgitter
Verbraucher Anodenanschluss
i
U
Abbildung 3-25 Aufbau und Wirkungsweise einer Solarzelle
Die Spannungserhöhung kann außerhalb des pn-Überganges gemessen werden und beträgt bei
Silizium bis ca. 0,5 V. Wird der Stromkreis über einen Widerstand R geschlossen, so treibt
diese Spannung einen Strom i. Elektronen gelangen über den äußeren Stromkreis in die p-Zone
und stören das Gleichgewicht von Diffusions- und Driftstrom. Der Driftstrom gleicht diese
Störung aus, indem er Elektronen von der p-Seite über die RLZ zur n-Seite liefert. So kommt
es in Sperrrichtung zu einem kontinuierlichen Stromfluss, dessen Intensität iPh über einen Pro-
portionalitätsfaktor c0 von der Bestrahlungsstärke E bestimmt ist.
Photostrom i Ph c 0ŏE (3-16)
A Abbildung 3-26
SH
IF S Messschaltung für die Kennlinie
nach Abb. 3-27b
R1 R2 R3 V UF
RL SH: Lichtintensität E
S: Leerlaufschalter (U0-Messung)
UH
RL: Belastungswiderstand
3.3 Solarzelle 31
Durch den Photostrom iPh wird die normale Diodenkennlinie in Abb. 3-27a nach unten ver-
schoben, d. h. es fließt ein Sperrstrom (Abb. 3-27b). Für Solarzellen üblich ist die „positive“
Darstellungsart nach Abb. 3-27c.
IF dunkel IF beleuchtet IR beleuchtet
IF IR
Beleuchtungs-
UF stärke UF
a) b) c)
UF UF UF
Durch Verringerung des äußeren Widerstandswertes kann der äußere Strom bis zum Kurz-
schlusswert iK gesteigert werden. Je mehr Elektronen der n-Zone über den äußeren Stromkreis
entzogen werden, desto schmaler wird wieder die Raumladungszone. Die Folge ist eine Ab-
nahme der äußeren Spannung bis zum Kurzschlusspunkt bei UF = 0. Als Ersatzschaltbild der
Solarzelle kann ein Modell Abb. 3-28 gewählt werden. Der Photostrom iPh wird durch eine
Stromquelle erzeugt, die über eine reale Diode D kurzgeschlossen ist
K Abbildung 3-28
iPh i Ersatzschaltbild einer Solarzelle zur Nachbildung der
iD gemessenen Kennlinie
R
D u
Der Zusammenhang zwischen Diodenstrom IR und -spannung UF in Abb. 3-27c wird ideal
durch die Shockleysche Diodenkennlinie nach Gl. (3-1) beschrieben. Der Verbraucherstrom i
stellt sich über die Klemmenspannung u nach dem ohmschen Gesetz ein. Diesen idealisierten
Zusammenhang beschreibt Gleichung ( 3-17 ) für den Knoten K in Abb. 3-28.
u
ė I S : 10ė10 A Sperrsättigungsstrom
mUT (3-17)
i iPh ė I Sŏʛ e ė1 ʜ m : 1 ... 5 Diodenfaktor
Abb. 3-29 zeigt die Kennlinie der Klemmenspannung u bei unterschiedlichen Belastungswi-
derständen R. Die Schnittpunkte mit den Achsen sind der Leerlaufpunkt (U0) und der
Kurzschlusspunkt (IK). Die Beleuchtungsstärke und die Temperatur seien konstant. Der Punkt
der maximalen Leistungsabgabe wird mit MPP (maximum power point) bezeichnet. Der
äußere Stromkreis sollte so ausgeführt werden, dass das Produkt von Strom und Spannung
32 3 Dioden
stets ein Maximum ergibt. Bei wechselnden Beleuchtungsverhältnissen muss dazu der Arbeits-
punkt nachgeregelt werden. Da es sich um eine nichtlineare Kennlinie handelt, trifft die bei der
Leistungsanpassung übliche Maßnahme Ri = RA nur näherungsweise zu. Zur graphischen
Ermittlung des optimalen Betriebspunktes kann eine Konstruktion nach Abb. 3-29 durch-
geführt werden. Die Widerstandsgerade Ȋ wird parallel verschoben, bis sie im Punkt MPP
eine Tangente an die Spannungskennlinie bildet ȋ. Die optimale Verbraucher-Widerstands-
gerade (Ropt) verläuft durch den MPP-Punkt. Im Betrieb werden unterschiedliche elektronische
Such- und Probierverfahren zur optimalen Arbeitspunkteinstellung eingesetzt [14].
IK Kurzschlusspunkt (UF = 0)
Punkt maximaler
Abbildung 3-29
P, IR U Leistung (MPP) Belastungskennlinie einer Solarzelle
(Strom, Leistung) und optimaler
IMPP
Arbeitspunkt
Ȋ ȋ
Ȋ: Widerstandsgerade der Quelle
Leerlaufpunkt U0 U MPP
(IR = 0 ) R i,Quelle R opt
P
IK I MPP
Die Bestrahlungsstärke E steuert die Anzahl freier Ladungsträger, damit steuert der Licht-
einfall die Leitfähigkeit. Die Spannung selbst ist von der Materialkombination und Breite der
RLZ bestimmt, und kann durch die Lichtintensität bzw. -farbe nicht über einen material-
typischen Wert gesteigert werden (Abb. 3-30a). Großen Einfluss hat die Temperatur der Solar-
zelle (Paneltemperatur ˊ, Abb. 3-30b). Mit zunehmender Paneltemperatur sinkt die Zellen-
Leerlaufspannung (ǻU0 § 3...5 mV/K) und steigt der Kurzschlussstrom (ǻIK § 1 mA/K).
Solarpanele sind sehr empfindlich gegenüber Teil-Abschattungen (z. B. durch Laub, Schnee,
Schatten durch Bäume, Wolken usw.). Hierdurch bricht die Leistung selbst großflächiger
Solaranlagen deutlich ein.
À Insgesamt sinkt die Leistungsausbeute mit zunehmender Paneltemperatur.
À Die Panelfläche muss gleichmäßig beleuchtet sein.
IR IR
Paneltemperatur
E °
Bestrahlungsstärke
a) b)
UF UF