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Sophie Frischknecht

Das äussere und innere Chaos eines Messies


Jemand der als Messie bezeichnet wird, ist eine Person, dessen Wohnung völlig chaotisch,
unordentlich und voller nutzloser Dinge ist. Wenn man unter dem Messie-Syndrom leidet,
fällt es einem schwer sich von Dingen zu trennen und schafft es nicht diese zu entsorgen, bis
ganze Zimmer vollgestellt und diese zum Teil auch nicht mehr bewohnbar sind.
Leute, die unter einer solchen psychischen Gesundheitsstörung leiden, rechtfertigen sich
damit, dass man für die Dinge irgendwann noch eine Verwendung findet. Ebenfalls
begründen sie ihr Verhalten damit, dass es nur ein Ausdruck ihrer vielen Interessen ist;
«Auswählen heisst einschränken».
Die Rechtfertigungen sind grundsätzlich plausibel, doch sind sie wirklich die einzigen Gründe,
wie es zu dem starken Drang kommt, Dinge obsessiv anzuhäufen? Personen, die unter dem
Messie-Syndrom leiden, haben Entscheidungsschwierigkeiten. Ängste sind ihre täglichen
Begleiter, die sie daran hindern eine Wahl zu treffen. Unbekanntes bereitet ihnen
Unwohlsein und führt zu einer hohen Anspannung und einem andauernden Gefühl von
Stress. Es könnte das Ergebnis daraus sein, dass unser Alltag und unsere Gesellschaft von
Entscheid abhängig sind. Das Syndrom könnte von ihrer Überforderung zu Stande kommen.
Täglich ist man gezwungen Entscheidung zu fällen, einige sind wichtiger als andere, aber
ohne einen Entschluss kommt man in seinem Leben nicht weit. Das Anhäufen
unterschiedlichster Gegenstände könnte ein lautloses Rebellieren sein; eine Weigerung eine
Wahl zu treffen. Die Unfähigkeit Prioritäten zu setzen, führt ebenfalls dazu ein solches
Verhalten zu zeigen. Sie können sich nicht entscheiden, was einen persönlichen oder
materiellen Wert hat und sammeln einfach alles an.
Das Messie-Verhalten spiegelt das inneren Chaos äusserlich wider. Sie versuchen ihre
privaten Probleme durch diese Verhaltensweise zu kompensieren. Sie sind unglücklich, da
ihre eigenen Ansprüche und Wünsche an das Leben nicht mit den Anforderungen ihrer
Umgebung im Einklang zu bringen sind. Sie versuchen diese Desillusion durch Sammeln und
Horten zu ersetzen. «Einen Kampf gegen die innere Leere», wie es der Psychotherapeut
Heinz Lippuner ausdrückt.
Lippuner deutet diese Verhaltensweise ebenfalls als «einen heimlichen Protest gegen unsere
Ersetzbarkeit». Sie projektieren ihre Angst davor ersetzt zu werden auf Gegenstände. Sie
wollen die Dinge nicht weggeben, da sie sich selbst fürchten nicht mehr gewollt zu sein. Sie
wollen Gegenstände nicht ersetzen oder wegwerfen, egal wie nützlich oder schön sie sind,
genau wie sie, egal zu welchen Umständen, auch nicht verlassen werden wollen.
Das Messie-Syndrom ist von Ängsten und Kummer geprägt. Wie der Begriff
Gesundheitsstörung schon sagt, beeinträchtigt ein solches Messie-Verhalten die Gesundheit.
Auch am Arbeitsplatz wird dieses Verhalten weitergeführt, was die Arbeitsleistung
beeinflusst. Oft sind einfache Aufgaben schon eine Überforderung für sie und sie kommen
durch die Unordnung und durch das fehlende Setzen von Prioritäten bei Aufträgen nicht
weit.
Sophie Frischknecht

Doch wie kann man sein Verhalten ändern und es erreichen Ordnung zu schaffen? Ein
grosses Problem ist, dass Menschen, die an dem Messie-Syndrom leiden, Hilfe benötigen mit
dieser psychischen Gesundheitsstörung zurechtzukommen, jedoch gibt es meistens eine
Isolation zwischen ihnen und anderen Leuten. Die meisten Messies laden Freunde oder
Familie nicht mehr zu ihnen nach Hause ein, da sie sich selbst für die Unordnung und die
fehlende Sauberkeit schämen. Doch auch wenn diese Scham vor dem Chaos nicht vorhanden
wäre, gibt es trotzdem eine Ausgrenzung. Aussenstehende Menschen distanzieren sich von
Personen mit dieser Gesundheitsstörung, da sie als Aussenseiter der Gesellschaft gelten und
man somit nichts mit so jemanden zu tun haben möchte. Diese Abgrenzung führt dazu, dass
die Personen, die unter dieser Gesundheitsstörung leiden, erst spät Hilfe bekommen.
Sich von diesem Verhalten zu lösen benötigt Zeit und Arbeit. Es gibt Organisationen, die
einem behilflich sind, die Unordnung zu beseitigen und helfen Ordnung zu schaffen, jedoch
helfen sie nur dabei das äussere Chaos loszuwerden und nicht das innere. Bevor man dazu
bereit ist, das Haus zu entrümpeln, muss man erst dazu bereit sein die Gegenstände
loszulassen und sich dazu überwinden, Dinge wegzuwerfen. Bei diesem Prozess kann einem
ein Psychotherapeut weiterhelfen, denn das Horten von Dingen ist nur das Syndrom und
nicht die Ursache. Die Gesundheitsstörung kann von anderen psychischen Erkrankungen
ausgelöst werden, die der Psychiater einem helfen kann zu überwinden.
Oftmals geht es Leuten besser, wenn sie erst mal das Durcheinander beseitigt haben. Sie
fühlen sich erleichtert und von einer Last befreit. Durch das fehlende Chaos wird ihnen Leid
abgenommen, da die Unordnung oftmals für Messies bedrückend ist. Es ist jedoch einen
langen Weg von einem Leben als Messie, zu einem Alltag, der von Ordnung und Planung
geprägt ist. Doch es ist ein Weg, der sich lohnt.

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