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ELEKTROTECHNIK

New Africa/Shutterstock.com

Das magnetische Feld


2GIG
Version : 06/2022 Teil 4:
Magnetische
s
Feld
Wichtige Bemerkungen:

Verschiedene Teile des folgenden Kurses sind mit einem farbigen Balken auf der linken Seite
gekennzeichnet. Diese Teile sind als nicht obligatorische Zusatzinformationen zu betrachten und sind
nicht im offiziellen Programm aufgeführt.

IMPRESSUM

Titre : 2GIG - Elektrotechnik


Élaboré conformément au programme luxembourgeois par :
MANCINI Doris, MOOTZ Marc, PEYER Robert.

Contenus et concept didactique pour l’enseignement


au Grand-Duché de Luxembourg.

Éditeur :
SCRIPT, Service de Coordination de la Recherche
et de l’Innovation pédagogiques et technologiques
33 Rives de Clausen
L-2165 Luxembourg
secretariat@script.lu
Réalisation / Conception : SCRIPT

© 2022, SCRIPT | Tous droits réservés


2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

4 Das magnetische Feld

4.1 Einleitung

Ein Magnet ist ein Körper, der z.B. Eisen, Nickel oder Kobalt anzieht. Stoffe, die von Magneten
angezogen werden, bezeichnet man als ferromagnetische Stoffe.

Ursache für den Dauermagnetismus eines Magneten sind sehr kleine Magnete im Inneren, die
als Elementarmagnete bezeichnet werden. Elementarmagnete sind die kleinsten unteilbaren
Magnete.
Ferromagnetische Stoffe, wie z.B. Eisen, besitzen Bereiche,
in denen die Elementarmagnete die gleiche
Wirkungsrichtung besitzen. Diese Bereiche werden nach
ihrem Entdecker Pierre-Ernest Weiss (französischer
Physiker, 1885 bis 1940) als weisssche Bezirke bezeichnet.
Bringt man einen ferromagnetischen Stoff in die Nähe
eines Magneten, so drehen sich die einzelnen
Elementarmagnete in die gleiche Richtung. Der
ferromagnetische Stoff ist auf diese Weise magnetisch
geworden.
Bild 1: Weisssche Bezirke eines Die für die Ausrichtung der Elementarmagnete notwendige
ferromagnetischen Stoffes der a)
unmagnetisch b) magnetisch ist Arbeit ist in Form von magnetischer Energie gespeichert.

Eigenschaften und Definitionen

• Die Bereiche eines Magneten mit der größten magnetischen Kraftwirkung werden als
Pole bezeichnet (Bild 2).
• Wird ein Magnet drehbar gelagert, so richtet sich ein Pol nach Norden, der andere Pol
nach Süden aus. Der zum geographischen Nordpol zeigende Pol wird als Nordpol
bezeichnet, der zum geographischen Südpol zeigende Pol als Südpol. Somit befindet
sich im geographischen Nordpol der Erde eigentlich ein magnetischer Südpol.
• Ungleichnamige Pole ziehen sich an, gleichnamige Pole stoßen sich ab (Bild 3).
• Teilt man einen Magneten, so entstehen wieder neue Magnete (Teilmagnete). Diese
besitzen wiederum einen Nordpol und einen Südpol. Im Gegensatz zu elektrischen
Ladungen treten Nordpol und Südpol immer gleichzeitig auf (Bild 4).

-1-
2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

Bild 2: An den Polen ist die Bild 3: Kraftwirkung auf Magnete


Kraftwirkung auf Eisenfeil-
späne am größten Bild 4: Teilt man einen
Magneten, so entstehen wieder
neue Magnete

4.2 Das magnetische Feld

In der Umgebung eines Magneten (Ursache) wird der Raum, der als magnetisches Feld
bezeichnet wird, zum Träger physikalischer Eigenschaften. Dieser besondere Raumzustand
macht sich dadurch bemerkbar, dass eine Kraftwirkung auf ferromagnetische Stoffe
ausgeübt wird.

4.3 Magnetische Feldlinien

Ein Stabmagnet wird mit einer Glasplatte abgedeckt, auf der sich gleichmäßig verteilte
Eisenfeilspäne befinden (Bild 6).

Die Linien, nach denen sich die Eisenfeilspäne in einem magnetischen Feld anordnen,
werden als magnetische Feldlinien bezeichnet.

Bild 5: Magnetischer Feldlinienverlauf eines


Stabmagneten

Bemerkung:
Magnetische Feldlinien, die von Michael Faraday eingeführt wurden, sind gedachte Linien und
dienen der Veranschaulichung von magnetischen Feldern.

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2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

Aus dem Feldlinienverlauf eines Stabmagneten (Bild 5) kann man folgende allgemeine
Eigenschaften von magnetischen Feldlinien ablesen:

1) Die magnetischen Feldlinien enden nicht an den Polen, sondern durchsetzen auch
den Magneten. Magnetische Feldlinien sind in sich geschlossen; sie haben weder
Anfang noch Ende.
2) Magnetische Feldlinien treten immer senkrecht aus der Magnetoberfläche aus bzw.
ein.
3) Die Magnetischen Feldlinien verlaufen außerhalb des Magneten vom Nordpol zum
Südpol und innerhalb des Magneten vom Südpol zum Nordpol (Festlegung).
4) Magnetische Feldlinien schneiden sich nicht.

4.4 Einteilung von magnetischen Feldern

Es wird zwischen homogenen und inhomogenen magnetischen Feldern unterschieden.


Homogene magnetische Felder sind im betreffenden Gebiet überall gleich stark und gleich
gerichtet. Homogene magnetische Felder werden mit parallel verlaufenden Feldlinien gleicher
Richtung und gleichem Abstand dargestellt.
Bei inhomogenen Feldern sind Kraftrichtung und Kraftwirkung vom Ort abhängig. Die
Feldlinien inhomogener magnetischer Felder verlaufen nicht parallel.

Bild 6: Homogenes Feld Bild 7: Inhomogenes Feld. Der Verlauf der


magnetischen Feldlinien wird durch einen
ferromagnetischen Ring beeinflusst

4.5 Elektromagnetismus
I
Eine Kompassnadel wird in der Nähe einer
stromdurchflossenen Leitung abgelenkt (Bild 8).
Bei Umkehrung der Stromrichtung bewegt sich
die Kompassnadel in die entgegengesetzte
Bild 8: Der dänische Physiker Christian
Oerstaed (1777-1851) bemerkte 1820, Richtung.
dass sich ein Magnetfeld um einen
stromdurchlossenen Leiter bildet Daraus lässt sich folgendes schlussfolgern:

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2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

Um einen stromdurchflossenen Leiter bildet sich ein Magnetfeld aus. Ursache für das
magnetische Feld ist der Strom. Die Richtung des Feldes ist abhängig von der
Stromrichtung.

Magnetfeld um einen geraden Leiter

Bei einem geraden stromdurchflossenen Leiter verlaufen die


magnetischen Feldlinien kreisförmig um den Mittelpunkt des
Leiters (konzentrisches1 Magnetfeld) (Bild 9).

Bild 9: Ein gerader Leiter wird durch eine


Glasplatte geführt. Eisenfeilspäne ordnen sich
kreisförmig um den stromdurchflossen Leiter an.

Richtung der magnetischen Feldlinien

Eine Kompassnadel wird um einen geraden stromdurchflosse-


nen Leiter geführt (Bild 10). Die Richtung der Kompassnadel
zeigt in Richtung der magnetischen Feldlinien.

Bild 10: Feldlinien um einen


stromdurchflossenen Leiter

Um den Zusammenhang zwischen der Stromrichtung und der


Richtung der magnetischen Feldlinien zu veranschaulichen,
zeichnet man die Leiter in eine Ebene (Bild 11). Dabei gilt:

·
„ “ Strom fließt aus dem Leiter (aus dem Blatt) heraus

„x“ Strom fließt in den Leiter (in das Blatt) hinein

Fließt Strom aus dem Leiter heraus, so verlaufen die Feldlinien


Bild 11: Richtung von
Strom und Magnetfeld im Gegenuhrzeigersinn, fließt er in den Leiter hinein, so
verlaufen die Feldlinien im Uhrzeigersinn (Bild 11).

1
Konzentrisch: Kreise um einen gemeinsamen Mittelpunkt

-4-
2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

Mithilfe der Schraubenregel (Rechtsschraubenregel,


Korkenzieherregel) kann die Richtung der magnetischen
Feldlinien bestimmt werden:
Man dreht die Rechtsschraube in Richtung des Stromes. Die
Bild 12: Schraubenregel
(Rechtsschraubenregel) Drehrichtung der Schraube entspricht der Richtung der
magnetischen Feldlinien (Bild 12).

Magnetfeld einer Leiterschleife

Das Magnetfeld des hinlaufenden Stroms und des rück-


laufenden Stroms addieren sich im Inneren der Leiterschleife
zu einem Gesamtfeld (Feldverstärkung) (Bild 13).

Bild 13: Magnetfeld einer


Leiterschleife

Magnetfeld einer Spule

Um die magnetische Wirkung einer einzelnen Leiterschleife zu


steigern, werden mehrere Leiterschleifen in Reihe geschaltet.
Man erhält so eine Spule (Bild 14). Die einzelnen
Leiterschleifen werden als Windungen bezeichnet.
Bild 14: Spule
(„aufgespulte“ Leitung)

Die Magnetfelder der einzelnen Windungen überlagern sich zu


einem Gesamtmagnetfeld. Es entsteht ein Magnetfeld, das
dem eines Stabmagneten gleicht. Die Polarität des
Magnetfeldes ist von der Stromrichtung abhängig.
Bild 15: Magnetfeld
einer Spule

Elektromagnete in der Praxis

Musik (Schall) wird in einem Mikrofon in Strom umgewandelt


und anschließend verstärkt. Der Strom durch die Schwingspule
(Elektromagnet) bewegt die Membran des Lautsprechers im
Takt der Musik (Bild 16). Weitere Anwendungen sind z.B.
Bild 16: Lautsprecher
Türöffner, Kran zum Heben von Eisenschrott, …

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2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

4.6 Magnetische Größen

Die magnetische Flussdichte B (magnetische Induktion B)

Eine elektrische Ladung Q bewegt sich senkrecht zu den Feldlinien


mit der Geschwindigkeit v in einem homogenen magnetischen Feld.
v Auf die Ladung wirkt eine Kraft F, die als Lorentzkraft bezeichnet
F wird (siehe Kapitel 4.7). Die Lorentzkraft ist proportional zu der
Ladungsmenge Q und der Geschwindigkeit v. Es gilt: F ̴ Q ∙ v
Neben der Ladungsmenge Q und der Geschwindigkeit v hängt die
Bild 17: Kraft auf
bewegte Ladung im Kraft F noch von der Stärke des Magnetfeldes ab. Der Einfluss der
Magnetfeld
Stärke des magnetischen Feldes wird durch einen
Proportionalitätsfaktor berücksichtigt, den man als magnetische Flussdichte B bezeichnet.
Es gilt dann: F = B ∙ Q ∙ v

Die magnetische Flussdichte B ist ein Maß für die Stärke des magnetischen Feldes in einem
Vs
bestimmten Punkt. [B] = 1 m2 = 1 T (Tesla)

Einheitenvergleich
[F] N N N⋅m W⋅s V⋅A⋅s V∙s
[B] = = 1T = 1 m = 1 = 1 = = = 2
[Q] ⋅ [v] As ⋅ s A⋅m A ⋅ m2 A ⋅ m2 A ⋅ m2 m

Aus dem Einheitenvergleich geht hervor, dass die Größe V∙s auf eine Fläche bezogen ist
(deshalb auch der Name magnetische Flussdichte). Die unterschiedliche Stärke der
Feldliniendichte B wird durch eine unterschiedliche Anzahl von Feldlinien pro Fläche
dargestellt.

B1 B2

a) b)
Bild 18: a) Magnet mit großer Bild 19: Nikola Tesla (1856 – 1934)
Flussdichte b) Magnet mit kleiner Serbischer Elektroingenieur, hat viel
Flussdichte (B1 >B2) zur Entwicklung der elektrischen
Energie-Herstellung und Energie-
Übertragung beigetragen.

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2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

Der magnetische Fluss Φ

Anschaulich ist der magnetische Fluss Φ definiert als die


Gesamtanzahl der Feldlinien durch eine Fläche A.

Fläche A

Bild 20: Fluss Φ durch


die Fläche A

Beispiel:
Der magnetische Fluss eines Stabmagneten ist die Gesamtheit aller aus dem Stabmagneten
austretenden Feldlinien.

Formel:
Für ein homogenes Feld (B = konstant) und eine senkrecht durchsetze Fläche A (Feldlinien
durchdringen die Fläche in einem Winkel von 90°) gilt:
[A] = m2
𝚽=𝐁⋅𝐀
[B] = Vs/m2
[Φ] = Vs = Wb (Weber)

Orientierung der Fläche:


Der magnetische Fluss ist abhängig von der Orientierung der Fläche gegenüber den
magnetischen Feldlinien.

Bild 21: Zwei Flächen mit gleichem


Flächeninhalt befinden sich in einem
homogenen magnetischen Feld mit
gleichem Wert. Der magnetische Fluss
Bild 22: Durch die Drehbewegung der Leiterschleife
ist im Bild links größer (7 Feldlinien pro
im homogenen Magnetfeld ändert der magnetische
Flächeneinheit) als rechts (5 Feldlinien
Fluss ständig in der Leiterschleife, wodurch eine
pro Flächeneinheit)
Spannung erzeugt wird (siehe Kapitel 4.11)

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2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

Elektrische Durchflutung Θ

Der magnetische Fluss Φ einer Spule, d.h. der Fluss an den


Polen (Bild 23), ist umso größer, je größer:
• die Stromstärke I durch die Spule,
• die Windungszahl N der Spule,
• das Produkt I ∙ N ist.
Bild 23: Magnetischer Fluss
einer Spule

Das Produkt aus Stromstärke I und Windungszahl N wird als elektrische Durchflutung Θ
(Theta) bezeichnet.
[I] = A
𝚯=𝐈⋅𝐍 [N] = 1
[Θ] = A

Die elektrische Durchflutung Θ ist die Ursache für den magnetischen Fluss Φ.

Magnetische Feldstärke H

Der magnetische Fluss in einer Spule ist abhängig von der


mittleren Feldlinienlänge lm (mittlere Feldlinienlänge:
siehe Bild 24). Es gilt, dass der magnetische Fluss Φ der
Spule umso gröẞer ist, je gröẞer die Durchflutung Θ und
Bild_24: Ringspulen sind je kleiner die mittlere Feldlinienlänge lm ist.
elektrische Leiter, die auf einen
ringförmigen Kern (z.B. aus Eisen)
gewickelt sind. Der magnetische
Fluss befindet sich praktisch
ausschließlich im Kern.

Der Quotient aus der elektrischen Durchflutung Θ und der mittleren Feldlinienlänge lm wird
als magnetische Feldstärke H bezeichnet.

𝛉 𝐈∙𝐍 A
𝐇 = = [H] =
𝒍𝒎 𝒍𝐦 m

Bemerkung:
Die mittlere Feldlinienlänge hängt vom Feldlinienweg ab. Bei der Ringspule entspricht dies
dem Mittelwert zwischen dem inneren und äußeren Umfang des Kerns. Im Allgemeinen ist
der Feldlinienweg von Spulen und somit die mittlere Feldlinienlänge nicht bekannt.

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2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

Zusammenhang zwischen B und H

Luftspule

Wird die Stromstärke und dadurch auch die


magnetische Feldstärke einer Spule ohne Eisenkern
(Luftspule) vergrößert, so vergrößert sich ebenfalls
die Flussdichte B der Spule. Flussdichte B und
Feldstärke H verhalten sich proportional zueinander.
Bild 25: Die Flussdichte B der
Es gilt: B ∼ H
Luftspule wird an der Polfläche
mithilfe eines Teslameters gemessen

Das Verhältnis von Flussdichte B und magnetischer


Feldstärke H ist konstant und wird als magnetische
Feldkonstante µ0 bezeichnet. Im Vakuum (und
näherungsweise für Luft) gilt:

𝐕𝐬 𝐕𝐬
𝛍𝟎 = 𝟏, 𝟐𝟓𝟕 ⋅ 𝟏𝟎−𝟔 = 𝟒𝛑 ⋅ 𝟏𝟎−𝟕
Bild 26: Kennlinienverlauf B = f(H) 𝐀𝐦 𝐀𝐦
für Luftspulen. µ0 ist die Steigung Vs
von B = f(H) [B] m2 Vs
[μ0 ] = [H] = A = Am
m

Für die Luftspule gilt: 𝐁 = 𝛍𝟎 ⋅ 𝐇

Spule mit Eisenkern

Der Eisenkern verstärkt die magnetische Flussdichte


B der Luftspule um einen bestimmten Faktor, der als
Permeabilitätszahl µr bezeichnet wird. Ursache für
die Verstärkung sind die durch das Feld der Spule
ausgerichteten Elementarmagnete im Eisenkern.

Bild 27: Der Eisenkern verstärkt den


Das magnetische Feld der Elementarmagnete und
magnetischen Fluss der Spule der Spule überlagern sich zu einem Gesamtfeld.

Für den Zusammenhang zwischen B und H gilt: 𝐁 = 𝛍𝟎 ⋅ 𝛍𝐫 ⋅ 𝐇 [µr] = 1

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2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

Das Produkt aus der magnetische Feldkonstante µ0 und der Permeabilitätszahl µr wird als
Permeabilität µ bezeichnet.
Vs
𝛍 = 𝛍𝟎 ⋅ 𝛍𝐫 [μ] =
Am

Ferromagnetische, paramagnetische und diamagnetische Stoffe

Magnetische Felder können durch ferromagnetische Stoffe beispielsweise um das


Hunderttausendfache und mehr verstärkt werden (µr >> 1 bis zu einigen 105). Neben den
ferromagnetischen Stoffen gibt es noch sogenannte paramagnetische Stoffe, wie z.B.
Aluminium oder Chrom, die ein äußeres Magnetfeld nur geringfügig verstärken (µr > 1) und
diamagnetische Stoffe, wie z.B. Kupfer, die ein äußeres Magnetfeld schwächen (µr < 1).

Der Verstärkungsfaktor µr von Luft ist ungefähr 1. Für Vakuum gilt: µr = 1.

Die Magnetisierungskennlinie

Ein ferromagnetischer Stoff wird mithilfe einer Spule


magnetisiert (Bild 27). Im Bild 28 ist der
Zusammenhang zwischen der magnetischen
Feldstärke H und der Flussdichte B für Eisen
dargestellt. Zu Beginn werden mit steigender
Feldstärke H viele Elementarmagnete im Eisen
ausgerichtet, was zu einem starken Anstieg der
Bild 28: Magnetisierungskennlinien
Flussdichte führt (ungesättigter Bereich). Bei
weiterer Erhöhung der Feldstärke (im Bereich der Sättigung) hat man nur noch einen geringen
Anstieg der Flussdichte, da fast alle Elementarmagnete ausgerichtet sind (gleiche Steigung wie
bei einer Luftspule).

Bemerkungen:
• Der Verlauf B = f(H) wird als Magnetisierungskennlinie bezeichnet.
• Die relative Permeabilität µr ist bei ferromagnetischen Stoffen von der magnetischen
Feldstärke H abhängig. Wäre µr bei ferromagnetischen Stoffen konstant, so müsste
B = f(H) nach der Formel B = µ0 ∙ µr ∙ H linear verlaufen, was aber nicht der Fall ist.

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2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

Aufgaben

Aufgabe 4-1
a) Was sind ferromagnetische Stoffe?
b) Weshalb ist ein Dauermagnet magnetisch?
c) Nenne vier Eigenschaften von Magneten.
d) Was versteht man unter einem magnetischen Feld und was ist dessen Ursache?
e) Was versteht man unter magnetischen Feldlinien?
f) Zeichne den Feldlinienverlauf eines Stabmagneten. Welche vier Eigenschaften von
Feldlinien hast Du benutzt, um den Feldlinienverlauf zu zeichnen?
g) Was wird unter homogenen und inhomogenen Feldern verstanden?
h) In einem Versuch wurde folgendes beobachtet: Wird eine Kompassnadel in die Nähe einer
stromdurchflossenen Leitung gebracht, so wird die Kompassnadel aus ihrer Nord-Süd-
Richtung gebracht. Wird die Stromrichtung umgekehrt, so bewegt sich die Kompassnadel
in entgegengesetzter Richtung.
Welche Schlussfolgerungen kannst Du aus diesem Versuch ziehen?
i) Zeichne den Feldlinienverlauf der stromdurchflossenen Leitungen mithilfe der
Rechtsschraubenregel (Korkenzieherregel) (Bild 12).

Korkenzieherregel
(rechte Hand)
j) Wie sind die magnetische Flussdichte und der magnetische Fluss definiert?

Aufgabe 4-2
In einem Versuch wurde die Flussdichte eines Stabmagneten mit Hilfe eines Teslameters
bestimmt. Die Messung ergab B = 0,1 Vs/m2.
Die Abmessungen der Polflächen betragen: 1,5cm x 4,5cm.
Bestimme den magnetischen Fluss dieses Magneten.

Aufgabe 4-3
Welcher Polquerschnitt (Polfläche) A eines Stabmagneten ist erforderlich, um bei einer
magnetischen Flussdichte B von 2T einen magnetischen Fluss von 10-2 Vs zu erzielen?

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Aufgabe 4-4

Berechne die Flussdichte des abgebildeten „Polschuhs“


18cm
eines Generators, wenn der magnetische Fluss 17mVs 50°

beträgt.
35cm

Aufgabe 4-5
Eine Spule mit einer Windungszahl von N = 2000 besitzt einen Kern aus Elektroblech.

a) Berechne die elektrische Durchflutung Θ.


b) Berechne die Feldstärke H für eine mittlere Feldlinienlänge von 50cm und eine Stromstärke
von I = 0,5A.
c) Berechne den magnetischen Fluss für eine relative Permeabilitätszahl μr = 600.

Aufgabe 4-6
Was versteht man unter ferromagnetischen, paramagnetischen und diamagnetischen
Stoffen?

Aufgabe 4-7

Ein magnetischer Kreis besteht aus einer Spule mit N =


370 Windungen und einem Kern aus hochlegierten
Elektroblech (vergleiche Bild Aufgabe 4-5). Die mittlere
Feldlinienlänge beträgt 400mm.
Bestimme die notwendige Stromstärke für eine
magnetische Flussdichte B von 1T.

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2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

4.7 Die Lorentzkraft

Auf eine im magnetischen Feld B mit der Geschwindigkeit


F v bewegte Ladung Q wirkt eine Kraft F, die nach dem
v niederländischen Physiker Hendrik Anton Lorentz (1853-
1928) als Lorentz-Kraft bezeichnet wird (Bild 29).

Bild 29: Kraftwirkung auf eine


positive Ladung

⃗ steht stets senkrecht auf der Ebene,


Die Lorentz-Kraft F
F die von dem Geschwindigketsvektor v
⃗ und dem magne-
B
α tischen Flussdichtevektor ⃗B aufgespannt wird (im Bild
v grau gefärbt) (Bild 30).
Bild 30: Richtung der Kraft F

Die Kraftrichtung in Abhängigkeit des Geschwindigkeits- und des Flussdichtevektors kann

mithilfe des Kreuzprodukts beschrieben werden. Es gilt: 𝐅 ~ 𝐯⃗ × ⃗𝐁

Die Kraft hängt noch von der Ladungsmenge Q ab. Es gilt:


m
[v] =
s
𝐅 = 𝐐 ⋅ (𝐯⃗ × ⃗𝐁) [B] =
Vs
m2
[Q] = As
m Vs VAs J Nm
[F] = As ⋅ ⋅ m2 = =m= =N
s m m

Für den Betrag von F gilt:

𝐅 = 𝐐 ⋅ 𝐯 ⋅ 𝐁 ⋅ 𝐬𝐢𝐧𝛂 ⃗ und ⃗B
α: Winkel zwischen v

Bemerkungen:
• Kraftrichtung auf eine positive Ladung:
Dreht man eine Rechtsschraube auf dem kürzesten Weg von
F v ⃗ , so bewegt sich die Schraube in Richtung des Vektors
⃗ nach B
B
⃗ . Bei negativen Ladungen (Elektronen) zeigt der Kraftvektor
F
v
in die entgegengesetzte Richtung.
Bild 31: Kraftrichtung

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2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

• Da der Kraftvektor ⃗F und der Geschwindigkeitsvektor v


⃗ (und somit auch der Weg-
vektor s der Ladung) senkrecht zueinanderstehen, ergibt sich für die vom Feld auf die
⃗ ⋅ s = |F
Ladung verrichtete Arbeit W = F ⃗ | ⋅ |s| ⋅ cosα = |F
⃗ | ⋅ |s| ⋅ cos(90°) = 0.

Daraus folgt, dass die Ladung durch die Lorentzkraft nicht beschleunigt, sondern
lediglich abgelenkt wird.

Technische Anwendungen

Bild 32 zeigt den Aufbau eines Hallgenerators2 (Hallsonde, Hallsensor), mit dem man
magnetische Flussdichten messen kann. Aufgrund einer angelegten Spannung fließt ein Strom
I durch das Plättchen. Bringt man den Hallsensor in ein Magnetfeld, so werden die
Ladungsträger (Elektronen) aufgrund der Lorentzkraft abgelenkt, was zu einer Spannung (Hall-
Spannung UH) von bis zu 18V an den Messanschlüssen führt.
Bild 33 zeigt einen Hall-Impulsgenerator, der beispielsweise zur Steuerung von
Zündzeitpunkten bei Explosionsmotoren eingesetzt wird.

Bild 32: Hall-Effekt (Aufgrund der Bild 33: Hall-Impulsgenerator (Pro


Lorentzkräfte auf die Elektronen Umdrehung der Scheibe werden vier
entsteht auf der einen Seite ein Impulse generiert)
Elektronenmangel, auf der anderen
Seite ein Elektronenüberschuss)

Aufgaben

Aufgabe 4-8
Überprüfe, ob die Polarität der Hallspannung UH in Bild 32 richtig eingezeichnet wurde.

Aufgabe 4-9
km
Ein Elektron bewegt sich mit der Geschwindigkeit v = 10000 in ein homogenes
s

⃗ und ⃗B beträgt 30°.


magnetisches Feld mit der Flussdichte B = 50mT. Der Winkel zwischen v
Berechne die Lorentzkraft, die auf das Elektron wirkt.

2
Der Halleffekt wurde 1879 vom amerikanischen Physiker Edwin Herbert Hall (1855-1939) entdeckt.

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2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

4.8 Stromdurchflossener Leiter im Magnetfeld (Motorprinzip)

Ein elektrischer Leiter wird drehbar im Magnetfeld eines


Dauermagneten angeordnet (Leiterschaukel). An den
Klemmen des Leiters wird eine Spannung angeschlossen. Man
beobachtet, dass sich der Leiter nach vorne bewegt (Bild 34).

Bild 34: Ablenkung eines


stromdurchflossenen
Leiters im Magnetfeld

Auf einen stromdurchflossenen Leiter im Magnetfeld wirkt eine Kraft F senkrecht zum
Magnetfeld. Elektrische Energie wird in mechanische Energie umgewandelt
(Motorprinzip).

Ursache der Kraftwirkung

Ursache für die Ablenkkraft eines stromdurchflossenen Leiters im Magnetfeld sind die
Lorentzkräfte, die auf die bewegten Ladungsträger wirken.

Formel

Die Kraft F wird umso größer, je größer die folgenden Größen sind:
• die Flussdichte B (F  B)
• der Leiterstrom I (F  I)
• die wirksame Leiterlänge3 l (F  l)

• die Anzahl z der Leiter (F  z)


Vs
[B] =
𝐅=𝐁⋅𝐈⋅𝓵⋅𝐳 m2
[I] = A
[ℓ] = m
[z] = 1
Vs VAs J Nm
[F] = ⋅A⋅m⋅1= =m= =N
m2 m m

3 Die wirksame Leiterlänge l ist die Länge der Leitung, die sich im Magnetfeld befindet.

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2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

Kraftrichtung

Die Kraftrichtung findet man mit Hilfe der linken Hand-Regel.

Hält man die linke Hand so, dass die Feldlinien senkrecht auf die innere Handfläche
auftreffen und die ausgestreckten Finger in Stromrichtung zeigen, dann zeigt der
abgespreizte Daumen in Richtung der Ablenkkraft des Leiters (siehe Bild 35).

Bild 35: Linke-Hand-Regel

Technische Anwendung

Fließt ein Strom durch die Leiterschleife des Gleichstrommotors (Bild 36), so wirkt eine Kraft
F und damit ein Drehmoment M auf die Leiterschleife. Das so entstandene Drehmoment wird
auf eine Welle übertragen (Bild 37).

Bild 37: Die im Läufer (Anker) eingebetteten


Leiterschleifen übertragen ein Drehmoment an die
Welle des Motors, so dass mechanische Arbeit
Bild 36: Der Strom wird über feststehende
verrichtet werden kann
Kohlebürsten an zwei isolierte Halbringe aus
Kupfer zugeführt (Stromwender Lamellen).
Um eine vollständige Drehbewegung zu
erhalten, wird die Stromrichtung in der
Leiterschleife nach einer halben Umdrehung
gewechselt

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2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

4.9 Bewegter Leiter im Magnetfeld (Generatorprinzip)

Ein Leiter wird in einem magnetischen Feld bewegt. Dabei wird


eine Spannung im Leiter erzeugt. Man sagt, dass eine Spannung
induziert wird.

Bild 38: Bewegter Leiter im


Magnetfeld

In einem bewegten Leiter im Magnetfeld wird eine Spannung induziert (außer wenn der
Leiter parallel zu den Feldlinien bewegt wird). Mechanische Energie wird in elektrische
Energie umgewandelt (Generatorprinzip). Da die Induktionsspannung durch Bewegung
des Leiters entsteht, spricht man von der Induktion der Bewegung.

Ursache für die Induktionsspannung

Durch die Bewegung des Leiters im Magnetfeld wirkt eine


Lorentzkraft auf die freien Ladungsträger im Leiter, die zu einer
räumlichen Trennung zwischen negativen und positiven Ladungen
führt. Zwischen den Leiterenden ist eine Spannung entstanden.

Bild 39: Lorentzkraft in


einem bewegten Leiter

Bemerkung:

In einem, parallel zu den magnetischen Feldlinien, bewegten


Leiter Leiter wird keine Spannung induziert. Die Lorentzkraft auf die
vn
freien Ladungsträger ist in dem Fall Null. Für die Lorentzkraft gilt
vp v
dann: F = Q ∙ v ∙ B ∙ sinα = Q ∙ v ∙ B ∙ sin(0°) = 0 (𝛼 = ∡(⃗⃗v, ⃗B)).

Nur die Geschwindigkeitskomponente vn, die senkrecht zu den


magnetischen Feldlinien steht, bewirkt, dass eine Spannung
Bild 40: 𝑣 setzt sich aus
den Komponenten ⃗⃗⃗⃗ 𝑣𝑛 induziert wird.
und ⃗⃗⃗⃗
𝑣𝑝 zusammen

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2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

Formel

Die induzierte Spannung ui ist umso größer, je größer die folgenden Größen sind:
• die Flussdichte B (ui  B)
• die Geschwindigkeit vn senkrecht zu den magnetischen Feldlinien (ui  vn)
• die wirksame Leiterlänge l (ui  l)

• die Anzahl z der Leiter (ui  z)


Vs
[B] =
m2
𝒖𝒊 = 𝐁 ⋅ 𝐯𝒏 ⋅ 𝓵 ⋅ 𝐳 m
[vn ] =
s
[ℓ] = m
[z] = 1
Vs m
[ui ] = ⋅ ⋅m⋅1=V
m2 s

Stromrichtung

Die Stromrichtung findet man mit Hilfe der rechten Hand-Regel.

Hält man die rechte Hand so, dass die Feldlinien senkrecht auf die innere Handfläche
auftreffen und der abgespreizte Daumen in Bewegungsrichtung zeigt, so fließt der
Induktionsstrom in Richtung der ausgestreckten Finger (siehe Bild 41).

Bild 41: Rechte-Hand-Regel

Technische Anwendung

Wird der in Bild 36 abgebiltete Gleichstrommotor mechanisch angetrieben, so wird nach dem
Generatorprinzip eine Spannung in der Leiterschleife induziert. Gleichstrommotoren und
Gleichstromgeneratoren besitzen den gleichen Aufbau und werden als Gleichstrommaschinen
bezeichnet.

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2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

4.10 Die Lenzsche Regel

Ein Leiter, dessen Enden über elektrische Leitungen mit einer Glühlampe verbunden sind, wird
in einem magnetischen Feld bewegt.

Durch die Bewegung des Leiters wird ein Strom so


induziert (Rechte-Hand-Regel), dass die vom
Induktionsstrom hervorgerufene Kraft der
Bewegungsrichtung (Linke-Hand-Regel) entgegen-
wirkt.

Bild 42: Der Induktionsstrom erzeugt


eine Kraft, die gegen die
Bewegungsrichtung des Leiters wirkt

Wirkungskette

Bewegter Leiter im Magnetfeld  Induktionsspannung  Strom I  Kraft F, die gegen die


Bewegungsrichtung wirkt

Feststellungen

• Die Entstehungsursache für den induzierten Strom bzw. für die Kraft F ist die Bewegung
der Leiterschleife im Magnetfeld.
• Die Kraft F bzw. der Strom I (Wirkung) wirkt der Bewegung des Leiters im Magnetfeld
(Ursache) entgegen.

Der russische Physiker Heinrich Lenz (1804-1865) hat folgende Regel aufgestellt:

Lenzsche Regel
Der durch eine Induktionsspannung hervorgerufene Strom I (Wirkung) ist stets so
gerichtet, dass er der Entstehungsursache entgegenwirkt.
Die Wirkung wirkt der Ursache entgegen.

Bemerkung:
Die Lenzsche Regel ist eine andere Formulierung des Energieerhaltungssatzes.

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2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

Aufgaben

Aufgabe 4-10
350 Leiter einer Spule mit einer wirksamen Leiterlänge von 10cm befinden sich in einem
homogenen magnetischen Feld mit einer Flussdichte von 1,2T. Welche Kraft wirkt auf die
Spule, wenn der Spulenstrom 3A beträgt?

Aufgabe 4-11
Bestimme die Kraftrichtung auf die stromdurchflossenen Leiter (Nordpol: rot gefärbt).

a) b)

c) d)

Aufgabe 4-12
Ein Leiter mit einer wirksamen Leiterlänge von 300mm bewegt sich mit einer Geschwindigkeit
von 10cm/s durch ein homogenes Magnetfeld mit der Flussdichte B = 2T.

a) Berechne die induzierte Spannung, wenn der Winkel zwischen dem


Geschwindigkeitsvektor und den Feldlinien (d.h. dem Flussdichtevektor) 45° beträgt.

b) Wie groß ist die induzierte Spannung, wenn der Winkel zwischen dem
Geschwindigkeitsvektor und den Feldlinien 0° beträgt?

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2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

Aufgabe 4-13
Ein gerader Leiter wird senkrecht zu den Feldlinien bewegt. An den Leiterenden ist eine
Glühlampe angeschlossen, so dass ein elektrischer Strom im Leiter fließen kann.

A B
N

v
S

a) Trage den Strom und die Spannung ein (Spannung zwischen A und B eintragen).
b) Erkläre mit Hilfe der linken und rechten Handregel, warum der Leiter gebremst wird.
Zeichne alle zur Erklärung notwendigen Größen in die Zeichnung ein.
c) Wie lautet der Energieerhaltungssatz?
d) Erkläre mithilfe des Energieerhaltungssatzes, warum der Leiter gebremst wird.
e) Wie lautet die Lenzsche Regel?
f) Erkläre mithilfe der Lenzschen Regel, warum der Leiter gebremst wird.

Aufgabe 4-14
Wirbelstrombremsen kommen als zusätzliche Bremsen in Hochgeschwindigkeitszügen,
Bussen und Lastwagen zum Einsatz.

a) Erkläre die Funktionsweise mithilfe:


• des Energieerhaltungssatzes
• der Lenzschen Regel
b) Welchen Vorteil besitzen Wirbelstrombremsen
gegenüber herkömmlichen Bremsen (wie z.B.
Scheibenbremsen)?
c) Warum der Name „Wirbelstrombremse“?
Prinzipieller Aufbau einer
Wirbelstrombremse

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2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

4.11 Das Induktionsgesetz

Versuch
Fließt Strom durch die Spule 1, so erzeugt diese ein magnetisches Feld, das die Spule 2
teilweise durchsetzt (Bild 43). Beim Ein- und Ausschalten hat man eine magnetische
Flussänderung in der Spule 2, was eine Induktionsspannung in dieser zur Folge hat. Je
schneller der magnetische Fluss in Spule 2 ändert, desto grösser ist die Induktionsspannung
u2. (Die Änderung vom magnetischen Fluss kann man durch Verändern des
Widerstandswertes R erreichen (siehe Bild 43)). Bei konstantem Fluss durch die Spule 2 wird
keine Spannung induziert (u2 = 0V). Je größer die Windungszahl N2 der Spule 2 ist, desto größer
ist die induzierte Spannung u2.

Bild 43: In Spule 2 wird bei einer


magnetischen Flussänderung eine
Spannung induziert

Schlussfolgerungen

Eine Änderung des magnetischen Flusses in einer Spule induziert eine Spannung ui in dieser,
die umso größer ist, je größer die folgenden Größen sind:
∆𝚽 ∆Φ
• die Flussänderungsgeschwindigkeit4 (ui ~ )
∆𝐭 ∆t

• die Windungszahl N (ui ~ N)

Das Induktionsgesetz lautet dann:


[N] = 1
∆𝚽
𝐮𝐢 = − 𝐍 ∙ ΔΦ Vs
𝚫𝐭 [ ]= =V
Δt s
[ui ] = V

𝐝𝚽
Für sehr kleine Zeitabschnitte, d.h. Δt → 0 gilt: 𝐮𝐢 = − 𝐍 ∙
𝐝𝐭

4
Die Flussänderungsgeschwindigkeit gibt an, wie schnell der Fluss sich ändert

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2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

Bemerkungen

• Da die Spule beim Induktionsvorgang nicht bewegt wird, spricht man von der Induktion
der Ruhe.

• ist die Steigung der Flussfunktion Φ(t) (Ableitung Φ´(t)).
dt

Minuszeichen im Induktionsgesetz (Konvention)

Ein positiver Wert der induzierten Spannung ui bedeutet, dass ui einen Strom i in der
Leiterschleife hervorruft, dessen magnetisches Feld im Inneren der Spule die gleiche Richtung
wie das äußere Feld besitzt.

Leiterschleife Äußeres Feld ΔΦ


>0
ΔΦ Δt
<0
Δt
ui
ui
i i

Vom Induktionsstrom i
hervorgerufenes Feld
Bild 44: Induktionsspannung ist positiv. Der durch die Bild 45: Induktionsspannung ist
Induktionsspannung hervorgerufene Strom erzeugt ein negativ. Der Induktionsstrom erzeugt
magnetisches Feld, das im Inneren der Leiterschleife die ein Feld, das im Inneren der
gleiche Richtung besitzt, wie das äußere Feld. Leiterschleife dem äußeren Feld
entgegenwirkt.

Die Lenzsche Regel wäre ohne Minuszeichen im Induktionsgesetz mit der oben getroffenen
Konvention verletzt.

Technische Anwendungen

Transformatoren

Bild 46: Aufbau eines Transformators Bild 47: Leistungstransformator mit 250MW

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2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

Aufbau
Der Transformator besteht aus zwei Spulen, die sich auf einen gemeinsamen Eisenkern
befinden (Bild 46).

Funktionsweise
• Die Primärwicklung wird an ein Wechselspannungsnetz angeschlossen (Spannung U1),
so dass ein Wechselstrom in der Primärwicklung fließt.
• Der Wechselstrom in der Primärspule erzeugt einen Wechselfluss im Eisenkern des
Transformators.
• Der Wechselfluss induziert nach dem Induktionsgesetz in der Sekundärspule die
Spannung U2.
• Der Spule 1 (Primärwicklung) wird elektrische Energie zugeführt, während die Spule 2
(Sekundärwicklung) Energie abgibt.

Je nach Windungsverhältnis von N1 zu N2 ist die Sekundärspannung U2 größer oder kleiner als
die Primärspannung U1. Man kann mit dem Transformator den Wert der Primärspannung
transformieren (daher der Name Transformator).
Es gelten folgende Gesetze:

𝐔𝟏 𝐈𝟐 𝐍𝟏
= =
𝐔𝟐 𝐈𝟏 𝐍𝟐
𝐍𝟏
=
Synchrongeneratoren 𝐍𝟐

Dreht sich das Polrad, so kommt es in den drei Spulen zu einer magnetischen Flussänderung,
wodurch in jeder Spule eine Wechselspannung induziert wird (Bild 48).

Bild 48: Aufbau eines Bild 49: Synchrongeneratoren werden in Kraftwerken


Synchrongenerators eingesetzt, um große Mengen elektrischer Energie zu
erzeugen

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2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

Aufgaben

Aufgabe 4-15
Eine Spule mit N = 30 Windungen wird mit einem zeitlich veränderlichen magnetischen Fluss
Φ = f(t) durchsetzt.
a) Berechne für die einzelnen Zeitabschnitte die
Induktionsspannung an den Klemmen der Spule.
b) Zeichne den zeitlichen Verlauf der induzierten
Spannung (geeigneten Maßstab wählen).

Aufgabe 4-16

Ein Bügel aus Metall mit einer Länge von 1m befindet sich in
einem homogenen magnetischen Feld mit der Flussdichte
B = 0,2T = konstant. Der Bügel wird senkrecht zu den Feldlinien
zwischen zwei Schienen mit der Geschwindigkeit v = 0,2 m/s
bewegt.

a) Berechne mithilfe des Induktionsgesetzes die Spannung, die das Voltmeter anzeigt.
b) Zeichne die Stromrichtung ein. Begründe deine Antwort.

Aufgabe 4-17
Zeichne für folgende Fälle die Induktionsströme in die Leiterschleifen ein.

∆𝚽 ∆𝚽
a) >0 b) <0
∆𝐭 ∆𝐭

Leiterschleife
Magnetischer
Fluss

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2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

4.12 Selbstinduktion

Durch eine Spule, die an einer Wechselspannungsquelle angeschlossen ist, fließt ein
Wechselstrom, der ein magnetisches Wechselfeld in der Spule erzeugt.

Bild 50: Wechselstrom durch die Ringspule


verursacht einen Wechselfluss

Die magnetische Flussänderung , die durch eine Stromänderung i verursacht wird,
induziert in der Spule eine Spannung. Da die Flussänderung nicht durch ein äußeres
magnetisches Feld, sondern durch die Stromänderung in der Spule selbst verursacht wird,
nennt man die induzierte Spannung Selbstinduktionsspannung (induktive Spannung).

Wirkungskette

Stromänderung i (bzw. i / t)  Flussänderung  (bzw.  / t) in der Spule


  / t bewirkt eine Induktionsspannung in der Spule

Schaltsymbol der Spule

Bild 51: Schaltsymbol


(links alt, rechts neu)

Das Selbstinduktionsgesetz

Die Selbstinduktionsspannung uL hängt von der Stromänderungsgeschwindigkeit i / t und


vom Aufbau der Spule (Windungsanzahl N, Kernmaterial, Querschnitt des Kerns, ...) ab. Der
Einfluss des Spulenaufbaus wird durch eine Spulenkonstante, der sogenannten Induktivität L,
berücksichtigt. Einheit von L: [L] = H (Henry).

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2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

Δi
Es gilt: uL ~
Δt
uL ~ L
Die Selbstinduktionsspannung kann mit folgender Formel berechnet werden, wobei die
Spannungsrichtung und die Stromrichtung wie im Bild 52 gelten.
i
𝚫𝐢
𝐮𝐋 = 𝐋 ∙
𝚫𝐭
uL

Bild 52: Zählpfeilrichtung beim


Selbstinduktionsgesetz

Für sehr kleine Zeitabschnitte, d.h. Δt → 0 gilt:

𝐝𝐢
𝐮𝐋 = 𝐋 ∙
𝐝𝐭

Bemerkung
di
ist die Steigung der Stromfunktion i(t) (Ableitung i´(t)).
dt

Richtung der Selbstinduktionsspannung

In den Bildern 53 und 54 wird die Spannungsrichtung der Selbstinduktionsspannung bei


Stromzunahme und Stromabnahme gezeigt.

𝚫𝐢 𝚫𝐢
>𝟎 i <𝟎 i
𝚫𝐭 𝚫𝐭
+
uL > 0V uL < 0V
+
Bild 53: Bei Stromzunahme Bild 54: Bei Stromabnahme sind
sind physikalische Richtung physikalische Richtung und
und Zählpfeilrichtung gleich Zählpfeilrichtung entgegengesetzt

Wird die angelegte Spannung vergrößert, so steigt der Strom durch die Spule an. Dieser
Stromanstieg hat nach der Lenzschen Regel eine Selbstinduktionsspannung (Wirkung) zur
Folge, die so gerichtet ist, dass sie dem Stromanstieg (Ursache) entgegenwirkt.

-27-
2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

Aufgaben

Aufgabe 4-18
Durch eine Spule mit der Induktivität von L = 100μH fließt ein Strom in Abhängigkeit der Zeit
mit folgendem Verlauf:

iL (A)

0,2

0,1

0 4 8 12 14 16 t (μs)
- 0,1

a) Bestimme die Selbstinduktionsspannung für den Stromverlauf 1 (durchgezogene Linie).


b) Bestimme die Selbstinduktionsspannung für den Stromverlauf 2 (gestrichelte Linie).

Aufgabe 4-19
Gegebenen ist folgende Versuchsschaltung:

Der Potentiometer R wird so abgeglichen, dass beide Lampen gleich hell leuchten. Wird der
Stromkreis unterbrochen und anschließend wieder geschlossen, kann man beobachten, dass
beim Schließen des Stromkreises die Glühlampe, die in Reihe mit der Spule liegt, später
aufleuchtet.
Erkläre das Versuchsergebnis.

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2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

Abbildungsverzeichnis
Alle hier nicht aufgeführten Bilder wurden von den Autoren selbst gezeichnet bzw.
fotografiert.
Deckblatt Hufeisenmagnet: New Africa / shutterstock.com

Deckblatt Elektromotor: Yellow Cat / shutterstock.com

Bild 1 Seite 1 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 82-3 Weisssche Bezirke in ferromagnetischen Stoffen

Bild 3 Seite 2 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 082-1 Kraftwirkung magnetischer Pole

Bild 4 Seite 2 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild082-2 Zerlegung eines Magneten in Teilmagnete

Bild 5 Seite 2 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 083-1 Magnetischer Feldlinienverlauf eines Stabmagneten
Bild 9 Seite 4 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD
Bild 084-1 Magnetfeld um einen stromdurchflossenen Leiter
Bild 10 Seite 4 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD
Bild 084-2 Magnetische Feldlinien um einen stromdurchflossenen Leiter

Bild 11 Seite 4 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 084-3 Richtung von Strom und Magnetfeld

Bild 12 Seite 5 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 084-4 Schraubenregel (Rechtsschraubenregel)

Bild 13 Seite 5 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 085-1 Magnetfeld einer Leiterschleife

Bild 14 Seite 5 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 085-1 Stromdurchflossene Spule

Bild 15 Seite 5 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 085-2 Magnetfeld einer Spule

Bild 22 Seite 7 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 129-2 Prinzip der Spannungserzeugung

Bild 23 Seite 9 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 086-1 Gesamtzahl aller Feldlinien einer Spule

Bild 24 Seite 9 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 087-1 Ringspulen mit großen und kleinen mittleren Feldlinienlänge

Bild 26 Seite 10 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 088-3 Kennlinie B = f(H) für Luftspulen

Bild 28 Seite 11 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 089-1 Magnetisierungskennlinie

Bild 32 Seite 14 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 199-4 Hall-Effekt

Bild 33 Seite 14 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 199-5 Hall-Impulsgeber

Bild 34 Seite 15 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 091-1 Ablenkung des vom Strom durchflossenen Leiters im Magnetfeld

Bild 35 Seite 16 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 092-1 Motor-Regel (linke Hand)

Bild 36 Seite 16 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 507-1 Ständermagnetfeld und Anker am Beispiel eines Gleichstrommotors

Bild 37 Seite 16 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 478-2 Entstehung der Drehmomente am Läufer und an der Antriebsscheibe des
Motors
Bild 38 Seite 17 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD
Bild 094-1 Bewegung des Leiters im Magnetfeld

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2GIG Elektrotechnik Das magnetische Feld

Bild 39 Seite 17 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 094-2Ladungsverschiebung durch Bewegung im Magnetfeld

Bild 41 Seite 18 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 095-1 Generator-Regel (rechte Hand)

Seite 21 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 095-1 Wirbelstrombremsung

Bild 43 Seite 22 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 096-1Induktion der Ruhe (Transformatorprinzip)

Bild 46 Seite 24 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 097-1 Aufbau eines Transformators

Bild 48 Seite 25 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 155-1Erzeugung von drei um 120° phasenverschobenen Wechselspannungen

Bild 49 Seite 25 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 504-1 Synchrongenerator (Schenkeltyp, sechspolig)

Seite 26 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 097-3 Induktionsspannung durch Flussänderung

Bild 50 Seite 27 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 087-1 Ringspulen mit großen und kleinen mittleren Feldlinienlänge

Seite 29 Europa Lehrmittel, Fachkunde Elektrotechnik, 31. Auflage, Bilder-CD


Bild 098-1 Ausschalten einer Spule

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