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Klinisches Wörterbuch
267., neu bearbeitete Auflage
Pschyrembel
Klinisches Wörterbuch
267., neu bearbeitete Auflage
DE GRUYTER
Wichtiger Hinweis:
Der Verlag hat für die Wiedergabe aller in
diesem Buch enthaltenen Informationen
(Programme, Verfahren, Mengen,
Dosierungen, Applikationen usw.) mit
Autoren und Herausgebern große Mühe
darauf verwandt, diese Angaben genau
entsprechend dem Wissensstand bei Fertig-
stellung des Werkes abzudrucken. Trotz
sorgfältiger Manuskriptherstellung und
Korrektur des Satzes können Fehler nicht
ganz ausgeschlossen werden. Autoren bzw.
Herausgeber und Verlag übernehmen
infolgedessen keine Verantwortung und keine
daraus folgende oder sonstige Haftung,
die auf irgendeine Art aus der Benutzung
der in dem Werk enthaltenen Informationen
oder Teilen davon entsteht.
Vorwort
Liebe Leserinnen, liebe Leser, – ganzheitliches Themenspektrum: so die gewissenhafte Arbeit durch unse-
egal ob Gesundheits- und Kranken- re über 220 Fachautoren aus Klinik
hier und heute halten Sie die neueste, pflege, psychische Erkrankungen, und Praxis, die ihr aktuelles Fachwis-
die 267. Auflage des Pschyrembel in Phytomedizin, Public Health oder sen zur Verfügung gestellt haben. Und
den Händen. „Der Pschyrembel“ – das Medizinrecht: Viele Themenfelder, eine von Medizinern geleitete Fachre-
heißt: die heute im Fokus stehen, sind in daktion, die die Arbeit der Fachauto-
der Neuauflage stark ausgebaut. rinnen und -autoren koordiniert und
– seit 1894, also seit rund 125 Jahren, – mehr Informationen zur Thera- anhand der aktuellen Studien und der
das Standardnachschlagewerk in der pie: Über 10.000 Artikel sind in der in Deutschland, Österreich und der
Medizin, Neuauflage umfangreicher als bis- Schweiz gültigen medizinischen Leit-
– das meistzitierte medizinische her und damit in ihrer klinischen linien überprüft.
Fachbuch im deutschen Sprach- Information noch relevanter. Insbe-
raum, sondere die Informationen zur Be- Geblieben ist auch die Tradition, der
– 266 Druckauflagen mit einer ins- handlung von Notfällen und Krank- Steinlaus von Loriot Referenz zu er-
gesamt zweistelligen Millionenauf- heiten haben davon profitiert. weisen – ein Artikel, der auch in der
lage – und seit 2006 eine Online- – bessere Lesbarkeit: Größere Schrift, hier vorliegenden 267. Auflage des
Plattform mit inzwischen 1 Million weniger Abkürzungen, flüssigere Pschyrembel nicht fehlen darf. Allen
regelmäßigen Nutzern, Texte – in fast jedem Artikel spüren Steinlaus-Fans sei zugleich der neue
– fundiertes Wissen zu 25.000 Krank- Sie, dass Sie zügiger lesen und ra- Artikel über den Humor empfohlen, in
heiten, Beschwerden, Medikamen- scher verstehen, worum es geht. dem unser Autor Dr. med. Eckart von
ten, Diagnose- und Therapieverfah- – hervorragende Visualisierung: Hirschhausen über das „Lachen als die
ren. Rund 500 neue oder überarbeitete beste Medizin“ schreibt.
Abbildungen schaffen Anschaulich-
Ein Grund sich zurückzulehnen? keit – zum Beispiel bei komplizier- In diesem Sinne wünschen wir Ihnen
ten anatomischen Sachverhalten. Vergnügen, aber auch Erkenntnisge-
Nein. Als Verlag stellen wir mit dieser winn über klinische Zusammenhänge
267. Auflage eine Neukonzeption vor, Geblieben ist dagegen, was in der heu- mit Ihrem neuen Pschyrembel*.
mit der der Pschyrembel im 21. Jahr- tigen Ära voller oberflächlicher Infor-
hundert angekommen ist: mationsangebote wichtiger ist denn je:
Vorwort VI
Berlin, im September 2017 Dr. phil. Till Meinert Dr. med. Arne Schäffler
Senior Editorial Director Medizin Leitung Fachredaktion Pschyrembel
* Außer in Buchform können Sie die In- Android, ermöglicht Ihnen zudem die Melden Sie sich einfach für einen
halte des Pschyrembel natürlich auch mobile Nutzung in Hörsaal und Klas- kostenlosen 7-Tage-Test auf www.
online durchsuchen und nutzen. Unse- senraum, am Patientenbett, in der pschyrembel.de an.
re neue App, wahlweise für iOS oder Praxis oder am Arbeitsplatz. Interesse?
Autoren
Dr. med. univ. et scient. med. Katharina Hygiene und Umweltmedizin Dr. med. Philipp Venetz
Prochazka Universitätsklinik für Intensivmedizin
Medizinische Universität Graz Prof. Dr. med. Klaus Fiedler Inselspital Bern
Klinische Abteilung für Hämatologie Gesellschaft für Hygiene, Umweltmedizin und Freiburgstraße 4
Auenbruggerplatz 36 Präventivmedizin 3010 Bern
8036 Graz Am Treptower Park 21 Schweiz
Österreich 12435 Berlin
Klinische Pharmakologie
Kinderherz- und Klinische Psychologie
Thoraxchirurgie Prof. Dr. rer. nat. Anne Eckert
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel Prof. i. K. Dr. Georg W. Alpers
Prof. Dr. med. Boulos Asfour Neurobiologisches Labor Universität Mannheim
Asklepios Klinik Sankt Augustin Wilhelm-Klein-Straße 27 Klinische und Biologische Psychologie und
Kinderherz- und Thoraxchirurgie 4002 Basel Psychotherapie
Arnold-Janssen-Straße 29 Schweiz 68131 Mannheim
53757 St. Augustin
Dr. med. Christiane Korsukéwitz Prof. Dr. rer. nat. Eni S. Becker
Wilskistraße 98 Radboud University
14163 Berlin Clinical Psychology
Montessorilaan 3
6500 Nijmegen
Niederlande
XI Autoren
Prof. Dr. Dr. Jürgen Bengel Prof. Dr. med. Christian Fleck Dr. rer. nat. Thomas Plecko
Albert-Ludwig-Universität Freiburg Erfurter Straße 60 Klinikum Stuttgart
Institut für Psychologie 07743 Jena Zentralinstitut für Klinische Chemie und
Engelbergerstraße 41 Laboratoriumsmedizin mit Laborpraxis
79085 Freiburg Kriegsbergstraße 60
Komplementärmedizin 70174 Stuttgart
Prof. Dr. Tilmann Habermas
Goethe-Universität Dr. med. Annette Güntert Prof. Dr. med. Wolfgang Preiser
Institut für Psychologie Bundesärztekammer University of Stellenbosch
Theodor-W.-Adorno-Platz 6 Arbeitsgemeinschaft der deutschen Faculty of Health Sciences
60629 Frankfurt am Main Ärztekammern Division Medical Virology
Herbert-Lewin-Platz 1 Postfach PO Box 19063
Prof. Dr. rer. nat. Wolfgang Hiller 10623 Berlin Tygerberg 7505
Johannes Gutenberg-Universität Südafrika
Psychologisches Institut Dr. med. Ursula Hackermeier
Binger Straße 14–16 Immanuel Krankenhaus Berlin
55122 Mainz Abteilung für Naturheilkunde Logopädie
Königstraße 63
Prof. Dr. rer. soc. Jürgen Margraf 14109 Berlin Dietlinde Schrey-Dern
Ruhr-Universität Bochum RWTH Aachen
Fakultät für Klinische Psychologie Prof. Dr. Jürgen Reichling Lehr- und Forschungslogopädie
Massenbergstraße 9–13 Universitätsklinikum Heidelberg Segnistraße 23
44787 Bochum Institut für Pharmazie und Molekulare 52066 Aachen
Biotechnologie
PD Dr. rer. nat. Gunther Meinlschmidt Abteilung Biologie Barbara Engell
Universität Basel Im Neuenheimer Feld 364 Elke Oetken
Fakultät für Psychologie 69120 Heidelberg Peter Schneider
Missionsstraße 60 Ulrike Stiller
4055 Basel Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Bernhard Uniklinik RWTH Aachen
Schweiz Uehleke Pauwelsstraße 30
Karwendelstr. 13 52074 Aachen
Prof. Dr. Winfried Rief 12203 Berlin
Philipps-Universität
Leiter der Psychotherapie-Ambulanz Dipl.-Pflegepäd. Susanne Wied Medizinethik
Gutenbergstraße 18 An St. Swidbert 23
35032 Marburg 40489 Düsseldorf Dr. med. Dagmar Lühmann
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Prof. Dr. Bernd Röhrle Institut für Allgemeinmedizin
Philipps-Universität Laboratoriumsmedizin Martinistraße 52
Fachbereich Psychologie 20246 Hamburg
Gutenbergstraße 18 Prof. Dr. Hermann Füeßl
35032 Marburg Isar-Amper-Klinikum München-Ost
Vockestraße 72 Medizinische Soziologie
Prof. (em.) Dr. Gert Sommer 85540 Haar bei München
Neuhöfe 7 Prof. Dr. Olaf von dem Knesebeck
35041 Marburg Dr. med. Sibylle Lahmeyer Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Blankensteinstraße 6 Institut für Medizinische Soziologie
Prof. Dr. rer. nat. Rolf-Dieter Stieglitz 71726 Benningen Martinistraße 52
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel 20246 Hamburg
Wilhelm Klein-Straße 27 Dr. med. Anthea Elisabeth Ott
4002 Basel Bundeswehrkrankenhaus Berlin
Schweiz Laboratoriumsmedizin Medizinische Statistik und
Scharnhorststraße 13 Studiendesign
10115 Berlin
Klinische Toxikologie Prof. Dr. med. Eva-Maria Bitzer
Pädagogische Hochschule Freiburg
Dr. rer. nat. Herbert Desel Public Health & Health Education
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Kunzenweg 21
Postfach 12 69 42 79117 Freiburg
10609 Berlin
Autoren XII
Pädiatrische Immunologie Dr. Dipl.-Stat. Michael Höfler Prof. Dr. med. Axel R. Pries
Technische Universität Dresden Charité – Universitätsmedizin Berlin
Dr. med. Dr. sci. nat. Fabian Hauck Institut für Klinische Psychologie und Institut für Physiologie
Kinderklinik und Kinderpoliklinik Psychotherapie Charitéplatz 1
im Dr. von Haunerschen Kinderspital Chemnitzer Straße 46 10117 Berlin
Lindwurmstraße 4 01187 Dresden
80337 München Dr. med. Marianne Schoppmeyer
Deisterstraße 9
Pflegemanagement 48527 Nordhorn
Pädiatrische Infektiologie
Claus Bölicke Sebastian Straube BM BCh, MA (Oxon),
Prof. Dr. med. Reinhard Berner Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V. DPhil
Klinik und Poliklinik für Kinder- und Abteilung Gesundheit, Alter und Behinderung Division Director, Associate Professor
Jugendmedizin Blücherstraße 62/63 Division of Preventive Medicine, Department
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der 10961 Berlin of Medicine, University of Alberta
Technischen Universität Dresden 5–30 University Terrace
Fetscherstraße 74 8303 ⴚ 112 Street
01307 Dresden Pflegeversicherung und Edmonton, AB T6G 2T4
Pflegerecht Kanada
Prof. Dr. med. Johannes Hübner
Kinderklinik und Kinderpoliklinik Dr. med. Thomas Gaertner
im Dr. von Haunerschen Kinderspital MDK Hessen Proktologie
Abteilung Pädiatrische Infektiologie Zimmersmühlenweg 23
Lindwurmstraße 4 61440 Oberursel Dr. med. Stefan Eisoldt
80337 München Zürcherstrasse 11
Dr. med. Barbara Gansweid 8854 Siebnen
ehemalige Leiterin Fachreferat Pflege Schweiz
Pädiatrische Onkologie und ehemalige Leiterin Sozialmedizinische
Hämatologie Expertengruppe „Pflege“ der MDK-
Gemeinschaft (SEG 2) Psychologie
Prof. (em.) Dr. med. Dr. h.c. Günter Henze MDK Westfalen-Lippe
Charité – Universitätsmedizin Berlin Hermannstraße 1 siehe auch unter Klinische Psychologie
CharitéCentrum Frauen-, Kinder- und 33602 Bielefeld
Jugendmedizin mit Perinatalzentrum und
Humangenetik (CC 17) Dr. med. Hans Gerber Psychiatrie und Psychotherapie
Augustenburger Platz 1 ehemaliger Leitender Arzt
13353 Berlin ehemaliger Leiter Sozialmedizinische Prof. Dr. med. Thomas Becker
Expertengruppe „Pflege“ der MDK- Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II
Gemeinschaft (SEG 2) der Universität Ulm am Bezirkskrankenhaus
Pädiatrische Pneumologie MDK Bayern Günzburg
Haidenauplatz 1–5 Ludwig-Heilmeyer-Straße 2
Stephan Ingrisch 81667 München 89312 Günzburg
Fachklinik Gaißach der Deutschen
Rentenversicherung Bayern Süd PD Dr. med. habil. Ronald Bottlender
Zentrum für chronische Erkrankungen Kinder Pharmazeutische Klinikum Lüdenscheid
ⴚ Jugendliche ⴚ Eltern Qualitätssicherung Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Dorf 1 Paulmannshöher Straße 14
83674 Gaißach Prof. Dr. Mona Abdel-Tawab 58515 Lüdenscheid
Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker
Stellvertretende wissenschaftliche Leitung Prof. Dr. Peter Brieger
Pathologie Carl-Mannich-Straße 20 kbo-Isar-Amper-Klinikum
65760 Eschborn Vockestraße 72
Prof. Dr. med. Frederick Klauschen 85540 Haar bei München
Dr. med. Andrea Ullrich
Charité – Universitätsmedizin Berlin Physiologie Prof. Dr. med. Thomas Bronisch
Institut für Pathologie Neureutherstr. 12
Charitéplatz 1 Dr. med. Bergita Ganse 80799 München
10117 Berlin Uniklinik RWTH Aachen
Pauwelsstraße 30
52074 Aachen
Autoren XIV
Prof. Dr. med. Peter Falkai PD Dr. med. Dipl.-Psych. Roland Vauth Rechtsmedizin
Klinikum der Universität München Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Kornhausgasse 7 Prof. Dr. med. Markus A. Rothschild
Nußbaumstraße 7 4051 Basel PD Dr. med. Sibylle Banaschak
80336 München Schweiz Universitätsklinikum Köln
Institut für Rechtsmedizin
Univ.-Prof. Dr. med. Harald J. Freyberger Melatengürtel 60/62
Univ.-Prof. Dr. med. Hans-Jörgen Grabe Psychologische Psychotherapie 50823 Köln
Universitätsmedizin Greifswald
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Univ.-Prof. Dr. Alexander L. Gerlach
Psychotherapie Universität zu Köln Rehabilitationsmedizin
Ellernholzstraße 1–2 Department Psychologie
17475 Greifswald Pohligstraße 1 Dr. med. Wolfgang Cibis
50969 Köln ehemals Bundesarbeitsgemeinschaft für
Prof. Dr. med. Martin Hatzinger Rehabilitation e.V. (BAR)
Chefarzt Kliniken für Psychiatrie, Dr. Susanne Hedlund Solmsstraße 18
Psychotherapie und Psychosomatik & Direktor Schön Klinik Roseneck 60594 Frankfurt am Main
Psychiatrische Dienste Am Roseneck 6
Weissensteinstrasse 102 83209 Prien am Chiemsee
4503 Solothurn Rheumatologie und Klinische
Schweiz Prof. Dr. Thomas Heidenreich Immunologie
Hochschule Esslingen
Prof. Dr. med. Achim Haug Fakultät Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege Dr. med. Keihan Ahmadi-Simab
Universität Zürich und Clienia AG Flandernstraße 101 Klinikum Stephansplatz
Neumarkt 4 73732 Esslingen am Neckar Rheumatologie, Immunologie
8400 Winterthur Alte Oberpostdirektion, Stephansplatz 3
Schweiz Vivian Keim 20354 Hamburg
Evangelische Stiftung Alsterdorf
Dr. med. Michael Lucht Dorothea-Kasten-Straße 3 Prof. Dr. med. Stefan Meuer
HELIOS Hanseklinikum Stralsund 22297 Hamburg Universitätsklinikum Heidelberg
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Institut für Immunologie
Psychotherapie Dr. Barbara Schulte-Steinicke Im Neuenheimer Feld 305
Rostocker Chaussee 70 Hegelstr. 28 69120 Heidelberg
18437 Stralsund 39104 Magdeburg
Prof. Dr. rer. soc. Jürgen Zulley Strahlentherapie Zahn-, Mund- und
Andreasstraße 2
93059 Regensburg Dr. med. K. D. Haase
Kieferheilkunde
Paracelsus-Klinik Osnabrück Prof. Dr. med. dent. Michael Behr
Medizinisches Versorgungszentrum für Universitätsklinikum Regensburg
Sexualmedizin Strahlentherapie, Radiologie, Nuklearmedizin Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik
und Innere Medizin Franz-Josef-Strauß-Allee 11
Prof. Dr. med. Götz Kockott Medizinisches Versorgungszentrum für 93053 Regensburg
Konrad-Witz-Straße 15 Neurochirurgie, Neurologie und Hämatologie/
81479 München Onkologie Dr. med. Jutta Fanghänel
Am Natruper Holz 69 Prof. Dr. med. dent. Thomas Kocher
49076 Osnabrück Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Sozialmedizin und Public Health Universitätsmedizin Greifswald
Poliklinik für Zahnerhaltung, Parodontologie
PD Dr. med. Anne Berghöfer Transfusionsmedizin und Endodontologie
Charité – Universitätsmedizin Berlin Rotgerberstraße 8
Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und PD Dr. med. Oliver Meyer 17475 Greifswald
Gesundheitsökonomie Charité – Universitätsmedizin Berlin
Luisenstraße 57 CharitéCentrum für Tumormedizin (CC 14) Prof. Dr. med. Jochen Fanghänel
10117 Berlin Institut für Transfusionsmedizin PD Dr. med. dent. Christian Kirschneck
Hindenburgdamm 30 Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Peter Proff
Claudia Drechsel-Schlund 12203 Berlin Universitätsklinikum Regensburg
Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst Poliklinik für Kieferorthopädie
Geschäftsführerin der Bezirksverwaltung Prof. Dr. med. Axel Pruß Franz-Josef-Strauß-Allee 11
Röntgenring 2 Charité – Universitätsmedizin Berlin 93053 Regensburg
97070 Würzburg CharitéCentrum für Tumormedizin (CC 14)
Institut für Transfusionsmedizin ZA Daniel P. Grotzer
Silke Kramer Charitéplatz 1 Im Großen Freien 11
Medizinische Hochschule Hannover 10117 Berlin 30559 Hannover
Institut für Gesundheitssystemforschung
Carl-Neuberg-Straße 1 Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Ralf J.
30625 Hannover Umweltmedizin Radlanski
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Prof. Dr. med. Wolfgang Seger siehe unter Hygiene und Umweltmedizin CharitéCentrum Zahn-, Mund- und
MDK Niedersachsen Kieferheilkunde (CC 3)
Hildesheimer Straße 202 Abteilung für Orale Struktur- und
30519 Hannover Urologie Entwicklungsbiologie
Assmannshauser Straße 4–6
Dr. med. Joseph Dietrich 14197 Berlin
Sozialrecht Oskar-Maria-Graf-Weg 2
86637 Wertingen Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Torsten E.
Dr. jur. Josef Berchtold Reichert
Bundessozialgericht Prof. Dr. med. Dr. med. univ. Arkadiusz Universitätsklinikum Regensburg
Graf-Bernadotte-Platz 5 Miernik Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und
34119 Kassel Universitätsklinikum Freiburg Gesichtschirurgie
Klinik für Urologie Franz-Josef-Strauß-Allee 11
Hugstetter Straße 55 93053 Regensburg
Sportmedizin 79106 Freiburg
Prof. Dr. med. dent. Christian H. Splieth
Dr. med. Nika Heidari Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Praxis für Allgemein- und Sportmedizin Viszeralchirurgie Universitätsmedizin Greifswald
Eppendorfer Baum 21 Abteilung für Präventive Zahnmedizin &
20249 Hamburg Dr. med. Johannes Diermann Kinderzahnheilkunde
Brandenburgische Straße 28 Rotgerberstraße 8
Dr. med. Andree Hillebrecht 10707 Berlin 17475 Greifswald
Volkswagen AG Baunatal
Gesundheitswesen
Postfach 1451
34219 Baunatal
Hinweise zur Benutzung
Die Stichwörter sind alphabetisch geordnet. groß klein Name Aussprache Mundflora f = Femininum
Die Umlaute ä, ö und ü werden eingeordnet Mundschutz m = Maskulinum
wie ae, oe und ue sowie ß wie ss.
Α α Alpha a Mundhöhlenkarzinom n = Neutrum
Β β Beta b
Γ γ Gamma g
Odynophagie Δ δ Delta d Mehrzahl des Stichworts
Ödem Ε ε Epsilon e
Oedema glottidis Ζ ζ Zeta z
Η η Eta e
Dabei bleiben Zahlen, Bindestriche und Leer- Θ θ, Theta th Bakterien pl = Plural
Ι ι Jota i
zeichen unberücksichtigt, ebenso Indizes und Κ κ Kappa k
… sowie synonyme Bezeichnung, englische
Exponenten. Λ λ Lambda l
Μ μ My m Übersetzung und geläufige Abkürzung des
Tryptophan Ν ν Ny n Stichworts.
T-Score Ξ ξ Xi x
Tsetsefliegen Ο ο Omikron o
Π π Pi p Sonderzeichen
Ρ ρ Rho r
Griechische Buchstaben werden in der Regel Σ σ, ς Sigma s
Τ τ Tau t Neben den üblichen mathematischen Symbo-
ausgeschrieben, wenn sie fester Bestandteil Υ υ Ypsilon y len und Sonderzeichen werden verwendet:
des Stichworts sind. Φ φ, φ Phi ph
Χ χ Chi ch ↑ Erhöhung eines Parameters
Betalactamasen unter B Ψ ψ Psi ps ↓ Erniedrigung eines Parameters
Gamma-Rhythmus unter G Ω ω Omega o → Entwicklung, Abfolge, Reaktion in eine
Richtung
⌀ Durchmesser
Vorsilben von Eigennamen werden in der
≈ ungefähr
Sortierung berücksichtigt. * Verweis im Fließtext (siehe unten)
Abkürzungen
De-Ritis-Quotient unter D
McBurney-Punkt unter M Über 400 Abkürzungen und wichtige Akrony- Verweise
me sind im Abkürzungsverzeichnis aufgeführt
(siehe S. XIX). Spezifisch medizinische Abkür- Fließtextverweise mit Asterisk (*) stehen am
Stichwörter, die aus Adjektiv und Substantiv
zungen und Akronyme finden Sich zudem im Ende des Wortteils, der im Alphabet nachzu-
bestehen, sind unter dem Substantiv zu Lexikonteil an der entsprechenden Position im schlagen ist.
finden. Alphabet als Artikel.
Gram*-Färbung.
adrenogenitales Syndrom unter S KHK
intrakranielles Aneurysma unter A SSW
„Siehe“-Verweise zeigen an inhaltlich passen-
der Stelle auf Artikel mit erklärenden oder
Ausnahme: Feststehende Begriffe finden sich
Terminologische Informationen weiterführenden Informationen oder auf eine
unter dem vorangestellten Adjektiv. Abbildung oder Tabelle zum Stichwort.
Akutes Abdomen unter A Dem Fließtext des jeweiligen Artikels vorange- Vergleiche-Verweise zeigen auf übergeordne-
Multiple Sklerose unter M stellt sind folgende Informationen: te, gegensätzliche oder ergänzende Bezüge
Betonung des Stichworts zum Stichwort, z. B.:
Medizinisch gebräuchliche Abkürzungen, die im folgenden Verzeichnis nicht aufgeführt sind, finden sich als Stichworteinträge.
Adjektive auf -isch und -lich werden in der Regel abgekürzt.
DIN EN ISO Deutsches Institut für Normung, Fc fragment crystalline HMPC Herbal Medicinal Products
Europäische Norm und FCKW Fluor-Chlor-Kohlen- Commitee
International Organization wasserstoffe HNA-System Human-Neutrophil-
for Standardization ff. folgende Seiten Antigen-System
4-DMAP 4-Dimethylaminophenol FKDS farbkodierte Duplexsonografie HNO Hals-Nasen-Ohren-
DNA Desoxyribonukleinsäure fMRT funktionelle Heilkunde
DOPA 3,4-Dihydroxyphenylalanin Magnetresonanztomografie HPLC high-performance liquid
D-Potenz Dezimalpotenz Fp. Flammpunkt chromatography
DPP-4-Inhibi- Di-Peptidyl-Peptidase-4- franz. französisch HPV Humanes Papillomavirus
toren Inhibitoren FSH follikelstimulierendes Hormon 5-HT 5-Hydroxytryptamin
DRG diagnosis related group FSME Frühsommermeningo- (syn. Serotonin)
DSA digitale Subtraktionsangiografie enzephalitis H-Unter- Untersuchung auf
DSM Diagnostic and Statistical suchung der Grundlage des Hinweises
Manual of Mental Disorders der landwirtschaftlichen
G Berufsgenossenschaften zur
GABA Gammaaminobuttersäure arbeitsmedizinischen
E Gc-System Group-Specific-Component- Vorsorgeuntersuchung
ECHO-Viren Enteric Cytopathogenic System HWZ Halbwertszeit
Human Orphan-Viren GdB Grad der Behinderung
E. coli Escherichia coli geb. geboren
ED Einzeldosis GFR glomeruläre Filtrationsrate I
EDTA Ethylendiamintetraacetat ggf. gegebenenfalls I Jod
EDV elektronische Datenverarbeitung GGT Gammaglutamyltransferase i. a. 1. intraarteriell
EE-Formen exoerythrozytäre Vermehrungs- (syn. Gamma-GT, γ-GT) 2. intraartikulär
stadien (Gewebeformen) GKV Gesetzliche Kranken- i. c. intrakutan
der Malariaerreger versicherung ICD International Statistical
EEG Elektroenzephalografie, GnRH Gonadotropin-Releasing- Classification of Diseases
Elektroenzephalogramm Hormon and Related Health
E-Health Electronic Health G-Proteine Guaninnucleotide bindende Problems
EHEC enterohämorrhagische E. coli Proteine ICF International Classification
einschl. einschließlich gr. griechisch of Functioning
EKG Elektrokardiografie, GRV Gesetzliche Renten- ICNP International Classification
Elektrokardiogramm versicherung for Nursing Practice
EL Esslöffel GUV Gesetzliche Unfall- i. d. F. in der Fassung
ELISA enzyme-linked immuno versicherung IE Internationale Einheiten
sorbent assay (Enzym, Arzneimittel,
EMG Elektromyografie, Impfstoff)
Elektromyogramm H IgA Immunglobulin A
EMIT enzyme multiplied h Stunde, stündlich IgD Immunglobulin D
immunotechnique Hb Hämoglobin IgE Immunglobulin E
ENG Elektroneurografie HBA1c glykosyliertes Hämoglobin IGF insulin-like growth factors
engl. englisch HBcAg Hepatitis-B-Core-Antigen IgG Immunglobulin G
entspr. entsprechend, entspricht HBDH Hydroxybutyrat- IgM Immunglobulin M
Ep. Erstarrungspunkt Dehydrogenase ILO- International Labour
ERCP endoskopische retrograde HBeAg Hepatitis-B-e-Antigen Klassifikation Organization-Klassifikation
Cholangiopankreatikografie HCG humanes Choriongon- i. m. intramuskulär
ESCOP European Scientific adotropin INN International
Cooperative on Phytotherapy HDL high-density-lipoprotein Nonproprietary Name for
EU Europäische Union HE4 human epididymis protein 4 Pharmaceutical Substances
EUV Vertrag über die EU HIV Humanes-Immundefizienz- INNv vorgeschlagener INN
evtl. eventuell Virus INR international normalized
EWG Europäische H-Ketten schwere (engl. heavy) Ketten ratio (für die
Wirtschaftsgemeinschaft Hkt Hämatokrit Thromboplastinzeit)
EZ Esterzahl HLA-System Human-Leucocyte-Antigen- IQ Intelligenzquotient
System IR infrarot
HLB-Wert hydrophiler-lipophiler ISO International Organization
F Balance-Wert for Standardization
f Femininum HLH-Domäne Helix-Loop-Helix-Domäne IT Informationstechnologie
FAO Food and Agriculture HMG-CoA 3-Hydroxy-3- ITP idiopathische thrombo-
Organization Methylglutaryl-Coenzym-A zytopenische Purpura
XXI Abkürzungen und Akronyme
IUPAC International Union of Pure MCHC mean corpuscular Nl. Nodus lymphoideus
and Applied Chemistry hemoglobin concentration (Lymphknoten)
i. v. intravenös (mittlere korpuskuläre Nll. Nodi lymphoidei
IZ Iodzahl Hämoglobinkonzentration) NMDA N-Methyl-D-Aspartat
MCV mean corpuscular volume NMR nuclear magnetic resonance
(mittleres Erythrozyten- (Kernspinresonanz,
J volumen) Kernspintomografie)
Jh. Jahrhundert MdE Minderung Nn. Nervi
J1, J2 Jugendgesundheits- der Erwerbsfähigkeit NPH-Insulin Neutral-Protamin-
untersuchung 1 oder 2 MDK Medizinischer Dienst Hagedorn-Insulin
der Krankenversicherung Nr. Nummer
MDS Medizinischer Dienst NSAR nichtsteroidales
K der Spitzenverbände Antirheumatikum
K Kalium der Krankenkassen NSE Neuron-spezifische Enolase
KG, insbe- Körpergewicht, Kilogramm MELD-Score Model-of-end-stage-liver- NW Nebenwirkung(en)
sondere kg KG Körpergewicht disease-Score
KHK koronare Herzkrankheit MEN Multiple endokrine Neoplasie
KOF, Körperoberfläche, Mg Magnesium O
insbesondere Quadratmeter MIBG 123Iod-Metaiodoben- o-
ortho-
m² KOF Körperoberfläche zylguanidin o. B.
ohne Befund
K.-o.-Tropfen Knock-out-Tropfen min Minute Off., off.
offizinell
KV Kassenärztliche Vereinigung mind. mindestens OHZ Hydroxylzahl
Mio. Million OP (Plural: OPs)Operation, Operationsraum
Mm. Musculi OSZE Organisation für Sicherheit
L mmHg Millimeter Quecksilber- und Zusammenarbeit in
lat. lateinisch säule, in der Medizin Europa
LD 1. letale (tödliche) Dosis übliche Maßeinheit für OZ 1. Ordnungszahl
(meist LD50) den Blutdruck (Protonenzahl),
2. loading dose Mon. Monat 2. Oxidationszahl
LDH Laktatdehydrogenase MPV mean platelet volume
LDL low density lipoproteins (mittleres Thrombozyten-
LE-Körperchen Lupus-erythematodes- volumen) P
Körperchen Mr relative molare Masse p- para-
LE-Phänomen Lupus-erythematodes- MR Magnetresonanz p.a. posterior-anterior
Phänomen MRCP Magnetresonanz- (Strahlengang)
LE-Syndrom Lupus-erythematodes- Cholangiopankreatikografie Pap-Abstrich Papanicolaou-Abstrich
Syndrom Mrd. Milliarde PAS-Reaktion Periodic-Acid-Schiff-
LH luteinisierendes Hormon mRNA Messenger-RNA Reaktion
Lig. Ligamentum MRSA Methicillin-resistenter pAVK periphere arterielle
Ligg. Ligamenta Staphylococcus aureus Verschlusskrankheit
Lj. Lebensjahr MRT Magnetresonanztomografie, PBI protein-bound iodine
L-Ketten leichte Ketten Magnetresonanztomogramm p.c. post conceptionem (nach
LSD Lysergsäurediethylamid der Empfängnis)
PCA-Reaktion Passive-Cutaneous-
N Anaphylaxis-Reaktion
M n Neutrum PCI percutaneous coronary
m Maskulinum N. Nervus intervention (perkutane
m- meta- Na Natrium Koronarintervention)
M. Musculus NACA-Score National-Advisory-Committee- PCR Polymerase-Ketten-Reaktion
MAK Maximale for-Aeronautics-Score PDA Periduralanästhesie
Arbeitsplatzkonzentration NAD Nicotinamidadenindi- PEEP positive endexpiratory
MALT mucosa associated lymphoid nukleotid pressure
tissue NADP Nicotinamidaden- PEG perkutane endoskopische
M-Antigen Mukosus-Antigen indinukleotidphosphat Gastrostomie
max. maximal, maximus nBIPAP nasal biphasic positive PET Positronenemissions-
MCH mean corpuscular airway pressure tomografie, Positronen-
hemoglobin (durch- n. Chr. nach Christus emissionstomogramm
schnittlicher Hämoglobin- NF-κB nuclear factor of kappa- pH (auch Potenz (p) und Maß für
gehalt der roten Blut- light-chain-enhancer of pH-Wert) Wasserstoffionen-
körperchen) activated B cells konzentration (H)
Abkürzungen und Akronyme XXII
A
A: Abk. für → Adenin chogene Störung (im Rahmen der dissoziativen* dabei 3 traumaspezifische (verbrannte Körper-
A: Abk. für → Akkommodation [Auge] Störung oder Konversionsstörung*). oberfläche, Vorliegen von thermischem Inhala-
A: Abk. für → Alanin Abbausyndrom n: engl. organic brain syndrome. tionstrauma*, Verbrennungstiefe Grad ≥ 3) und
a: Begriff mit mehreren Bedeutungen: Kurz- Veraltete Bezeichnung für eine allmähliche, 2 patientenindividuelle (Lebensalter, Ge-
zeichen für Jahr (Abk. von lat. annus), außer- meist irreversible Abnahme der intellektuellen schlecht) Parameter nach Tobiasen et al. (1982).
dem SI-Präfix für Atto, das 10–18-Fache einer und psychischen Leistungsfähigkeit, heute als Einteilung:
Grundeinheit (z. B. Attometer: am = 10–18 m; dementielles Syndrom bezeichnet. – Entsprechend Überlebens- bzw. Sterbewahr-
siehe auch Einheiten). Abbauvergiftung f: engl. endogenous autointox- scheinlichkeit
A.: Abk. für → Arteria ication. Form der Autointoxikation* infolge – Überlebenswahrscheinlichkeit < 50 % bei
AA: Abk. für → Arrhythmia absoluta schnellen Abbaus von Gewebe, z. B. bei autode- ABSI ≥ 10 (kritische Prognose)
Aa.: Abk. für → Arteriae struktivem Wachstum von Karzinomen*, Auto- – Korrelation von ABSI mit Überlebens- bzw.
AAC: Abk. für → Alpha-1-Antichymotrypsin lyse* bei akuter Pankreatitis*, Bestrahlung Sterbewahrscheinlichkeit (siehe Tab.).
AAC: Abk. für antibiotic-associated colitis → (Strahlenwirkung) oder flächenhaften Verbren- Abbreviated Injury Scale: Abk. AIS. 1969 ent-
Kolitis, Antibiotika-assoziierte nungen. wickelter und mehrfach erweiterter Score* mit
AAC: Abk. für Antibiotika-assoziierte C(K)olitis Abbé-Refraktometer → Refraktometer [Phar- Erfassung von über 2000 Diagnosen und Symp-
→ Kolitis, pseudomembranöse makologie] tomen zur Beurteilung der Schwere von Verlet-
AAF: Abk. für Antiatelektasefaktor → Surfactant Abblassung, temporale f: engl. temporal pallor. zungen bei Patienten mit Polytrauma*.
AAI-Schrittmacher m: Selten eingesetzter (ca. Abblassung der temporalen Hälfte der Sehner- Abbruchblutung f: engl. withdrawal bleeding.
2 %), vorhofgesteuerter, atrial inhibierter künst- venpapille infolge isolierter Schädigung des pa- Uterine Blutung infolge Abstoßung der Lamina
licher Herzschrittmacher, der nur dann einen pillomakulären Bündels im Rahmen einer parti- functionalis des Endometriums* durch Absin-
Impuls abgibt, wenn die vorhofeigene Frequenz ellen Optikusatrophie*. Eine temporale Abblas- ken der Östrogen- und/oder Progesteronkon-
den programmierten unteren Grenzwert unter- sung tritt u. a. auf bei entzündlichen Sehner- zentration (sog. Hormonentzugsblutung), bei
schreitet. AAI-Schrittmacher weisen nur eine venerkrankungen (z. B. Neuritis* nervi optici), anovulatorischem Zyklus*, nach Verabreichung
Elektrode (im rechten Vorhof) auf. Vgl. Herz- toxischer oder hereditärer Optikusneuropathie weiblicher Sexualhormone* und bei Extraute-
schrittmacher* (Tab. dort). sowie bei Makulopathien*. ringravidität*. Im weiteren Sinne ist die Menst-
AAK: Abk. für Atemluftalkoholkonzentration Abbreviated Burn Severity Index: Abk. ABSI. ruation* eine physiologische Abbruchblutung.
→ Alkoholbestimmung International gebräuchlicher prognostischer ABCDE: Abk. für engl. airway breathing circu-
AAR: Abk. für → Antigen-Antikörper-Reak- Score* bei Verbrennung. Berücksichtigt werden lation disability exposure and environmental
tion control → Advanced Trauma Life Support
Aase-Syndrom → Diamond-Blackfan-Anämie ABCD-Regel f: 5 diagnostische Kriterien zur Er-
AAT: Abk. für → Alpha-1-Antitrypsin kennung eines malignen Melanoms. Die Buch-
Abbreviated Burn Severity Index
AAV: Abk. für Adeno-assoziiertes Virus → Par- staben stehen für „Asymmetrie, Begrenzung,
voviridae ABSI Sterbewahrscheinlichkeit (%) Colorierung, Durchmesser, Evolution“. Die Kri-
Abadie-Zeichen → Dalrymple-Zeichen terien zielen ab auf die Selbst- und Laiendiagno-
<1
Abart → Varietas
2–3
se („Faustregel“) von Leberflecken. Sie sind alle
Abartigkeit, schwere andere seelische → 4–5 2 relativ und werden dermatologisch ergänzt
Schwere andere seelische Abartigkeit 6–7 10–20 durch weitere Kriterien und Hilfsmittel.
Abasie f: engl. abasia. Unfähigkeit zu gehen in- Erklärung:
folge Ataxie*, Beinlähmung, extrapyramidaler 8–9 30–50 – Asymmetrie: nicht spiegelbildlich bzw. nicht
Syndrome (z. B. Chorea* Huntington oder Wil- 10–11 60–80 gleichmäßig rund oder oval konfiguriert
son*-Krankheit), ischämischer Schädigung von 12–13 > 90 – Begrenzung: 1. unscharfe Ränder mit Aus-
Basalganglien* oder Thalamus* oder durch psy- fransungen 2. gezackte Ausläufer
ABCD2-Score 2
– Colorierung: in sich ungleiche Färbung, z. B. milien A–G unterteilen, z. B. ABCA1 als Mit- Bauchhöhle (Cavitas* abdominis) mit den
A dunkles Schwarz neben Braun- oder Rottö-
nen
glied 1 der Subfamilie A. Defekte oder fehlende
ABC-Transporter führen zu Erkrankungen wie
Bauchorganen enthält.
Abdomen, akutes → Akutes Abdomen
– Durchmesser: ein Durchmesser von mehr als Tangier*-Krankheit oder Hypolipoproteinä- Abdomenübersichtsaufnahme f: engl. plain
5 mm gilt als kontrollbedürftig mie*. abdominal radiography. Leeraufnahme* des
– Erhabenheit: Vorwölbung aus dem Hautni- Abdecktest m: engl. cover test; syn. Cover-Test. Bauchraums, die in Rückenlage, stehend oder
veau (alternativ E = Evolution: Veränderung Untersuchung zum Nachweis von Fehlstellun- in Linksseitenlage angefertigt wird.
in den letzten 3 Monaten). gen der Augen bzw. Schielen. Die Testperson Indikationen:
Klinische Bedeutung: Alle genannten Kriterien fixiert einen Gegenstand in der Ferne, während – Verdacht auf Perforation* gastrointestinaler
sind nicht beweisend. Bei mindestens 2 erfüll- der Untersucher die Augen ab- und aufdeckt. Organe: Nachweis freier Luft im Bauchraum
ten Kriterien soll der Betroffene jedoch zeitnah Bei Fehlstellungen kommt es dabei zu Augen- – Ileus: 1. Luft-Flüssigkeits-Spiegel 2. luftge-
einen Dermatologen aufsuchen. Kombiniert bewegungen. füllte, sog. stehende Darmschlingen
mit zusätzlichen Erkenntnissen, z. B. aus der – Einseitiger Abdecktest: Ein Auge wird ab- – intraabdominaler Fremdkörper*
Berufs- und Familienanamnese, und mittels gedeckt und dabei das andere Auge beobach- – Nachweis schattengebender Konkremente
Auflichtmikroskopie* liegt die Erkennungsrate tet zum Nachweis von Strabismus* (manifes- oder Verkalkungen: 1. Gallenblase und -gän-
von malignen Melanomen durch Dermatologen tem Schielen, siehe Abb.) ge (Cholelithiasis*) 2. Pankreas (Pankreolithi-
sehr hoch. – wechselseitiger Abdecktest: Die Augen asis*) 3. Niere und ableitende Harnwege
ABCD2-Score m: Score zur 48 Stunden Schlag- werden wechselseitig abgedeckt und das je- (Nephrolithiasis*) 4. Milz 5. Gefäße.
anfall-Risikoabschätzung nach stattgehabter weils frei werdende Auge wird beobachtet abdominal: engl. relating to the abdomen; syn.
transitorisch ischämischer Attacke (TIA). zum Nachweis von Heterophorie* (latentem abdominalis. Zum Bauch bzw. Unterleib gehö-
Siehe Tab. Schielen) rig.
– Aufdecktest: Ein Auge wird abgedeckt und Abdominalatmung → Zwerchfellatmung
wieder aufgedeckt und dabei beobachtet. Abdominalgravidität → Extrauteringravidität
ABCD2-Score Beurteilung: Ausschlaggebend ist die Position, Abdominallavage → Peritoneallavage
von der aus die Einstellbewegung des beobach- Abdominaltrauma n: engl. abdominal trauma;
Kriterium Punkte[1] teten Auges zur Mitte hin erfolgt. Bei Bewe- syn. Bauchtrauma. Stumpfe oder penetrierende
Alter gung von Verletzung des Abdomens. Die Verletzung inne-
– Außen: Exotropie (manifestes Außenschielen) rer Organe ist möglich, komplizierend können
≥ 60 Jahre 1 bzw. Exophorie (latentes Auswärtsschielen) sich Massenblutung, Verbrauchskoagulopathie
Blutdruck – innen: Esotropie (manifestes Innenschielen) und Sepsis entwickeln. Untersucht wird mit
bzw. Esophorie (latentes Einwärtsschielen) bildgebenden Verfahren. Die Behandlung hängt
≥ 90 mmHg diastolischer und/ 1
– unten: Hypotropie (Abwärtsschielen) bzw. ab von Art und Schwere der Verletzungen. Häu-
oder ≥ 140 mmHg systolischer
Hypophorie (Höhenabweichung nach unten) fig wird laparotomiert oder laparoskopiert.
Klinische Symptome (engl.: clinical symptoms) – oben: Hypertropie (Aufwärtsschielen) bzw. Ursachen:
Sprachstörung ohne Parese 1 Hyperphorie (Höhenabweichung nach oben). – Stumpfes Abdominaltrauma: 1. direkte Kraft-
einwirkung 2. Dezeleration, z. B. bei Sturz
Parese 2
aus Höhe oder Verkehrsunfall 3. in der Folge
Dauer v. a. Milzruptur* (40 %), Leberruptur* (35 %),
< 60 min. 1 Hohlorganperforation (10 %), auch retroperi-
toneales Hämatom (15 %)
≥ 60 min. 2 – penetrierendes Abdominaltrauma, z. B.
Diabetes mellitus Schusswunde* oder Pfählungsverletzung*,
ja 1 Splitter- oder Stichverletzung*.
Vorkommen:
[1]
Punktsumme ergibt ABCD2-Score (0–7): – Meist in Kombination mit anderen Verlet-
0–3: Risiko 1 %; zungen bzw. im Rahmen eines Polytraumas
4–5: Risiko 4,1 %; (in ca. 18 % der Fälle), selten isoliert
6–7: Risiko 8,1 % – cave: hohe Versorgungspriorität wegen hoher
Letalität.
Klinik: Je nach Verletzungsform, z. B.:
– Eventeration*
ABC-Schema n: engl. ABC classification. ABC- – Ggf. Akutes* Abdomen
Klassifikation zur Differenzierung der verschie- – cave: initial unter Umständen asymptoma-
denen Ursachen chronischer Gastritiden (Ma- tisch oder sehr gering ausgeprägte Sympto-
Abdecktest: einseitiger Abdecktestte
genschleimhautentzündungen). Details siehe me (z. B. bei zweizeitiger Milzruptur).
bei Einwärtsschielen des linken Auges
Gastritis*. Diagnostik: Bei klinisch stabilem Patienten:
(EB: Einstellbewegung).
ABC-Transpoø rter m: engl. ATP-binding-cassette – Anamnese einschließlich Unfallhergang
(Abk. ABC). Hochkonservierte Superfamilie – körperliche Untersuchung
ATP*-abhängiger transmembranärer Transport- Abdomen n: engl. belly; syn. Bauch. Rumpfab- – bildgebende Verfahren: 1. wiederholte abdo-
proteine. ABC-Transporter lassen sich in Subfa- schnitt zwischen Thorax* und Pelvis, der die minale Ultraschalldiagnostik 2. CT 3. Rönt-
3 Abduzenslähmung
Abernethy-Malformation f: Seltener, angebo- gen. Die Endlagerung muss durch geeignete gebundene Abhängigkeit) und auf Personen
A rener, in 2 Formen auftretender portosystemi-
scher Shunt, bei dem das Blut aus dem mesente-
Umschließung und Isolation so gestaltet wer-
den, dass Gefährdung von Mensch und Umwelt
(Abhängigkeitsverhältnis zu einer Person).
Formen:
rialen Kreislauf unter Umgehung der Leber di- für heute und für alle Zukunft ausgeschlossen – Physische Abhängigkeit; Merkmale: 1. Tole-
rekt in die V. cava inferior mündet. Klinisch im- werden kann. ranz* bezüglich der konsumierten Substanz
ponieren hepatische Enzephalopathie, hepato- Abformung f: engl. impression. Verfahren zur 2. substanzspezifisches Entzugssyndrom* bei
pulmonales Syndrom und ggf. Begleitfehlbil- Übertragung der Form intraoraler Gewebe (z. B. Aussetzen der Substanzzufuhr bzw. Einnah-
dungen. Bildgebung sichert die Diagnose. Die Zahnhartsubstanz, Gingiva) auf ein Modell aus me der Substanz, um Entzugssymptome zu
Therapie ist operativ. Gips oder Kunststoff. lindern oder zu vermeiden
Formen: Formen: – psychische Abhängigkeit; Merkmale u. a.:
– Typ 1: totaler End-zu-Seit-Shunt zwischen – Mechanisch durch plastische Massen, z. B. 1. starkes, gelegentlich übermächtiges oder
Portalvene und unterer Hohlvene mit fehlen- (A-, C-)Silikon, Polyether, Polysulfide, Algi- zwanghaft auftretendes Verlangen (Cra-
der Vereinigung der V. mesenterica superior nate*, Hydrokolloide, Abformgips: 1. Situati- ving*), eine Substanz zu konsumieren, um
und V. lienalis als Typ 1a oder mit anato- onsabformung: anatomische Abformung der sich positive Empfindungen zu verschaffen
misch vorhandener Portalvene als Typ 1b Zahnreihen 2. Korrekturabformung: Ab- oder unangenehme zu vermeiden 2. vermin-
– Typ 2: partieller Seit-zu-Seit-Shunt mit regel- druck von präparierten Kronenstümpfen derte Kontrollfähigkeit über Beginn, Beendi-
rechter Anlage der Pfortader, aber zusätzli- oder Kavitäten durch zweizeitiges Verfahren gung und Menge des Substanzgebrauchs ein-
cher Anastomose zur V. cava inferior, z. B. (Erstabformung aus steifem, wenig nachgie- schließlich erfolgloser Versuche, diesen zu
über einen persistierenden Ductus venosus bigem Silikon, spätere Korrektur durch Ab- verringern
Arantii. druck mit dünn fließender hochelastischer – Sonderform: Niedrig-Dosis-Abhängigkeit;
Klinik: Silikonmasse und Verwendung des ersten als Arzneimittelabhängigkeit*.
– Infolge des Shunts hepatische Enzephalopa- Stempel) 3. Doppelmischabformung: Abfor- Abhängigkeitspotenzial n: engl. dependence
thie mung von präparierten Kronenstümpfen potential; syn. Abhängigkeitspotential. Einer
– hepatopulmonales Syndrom oder Kavitäten durch einzeitiges Verfahren, psychotropen Substanz oder einem Verhalten
– Typ 1 zum Teil in Kombination mit: 1. Herz- bei dem gleichzeitig ein dünn fließendes Ab- inhärentes Risiko zur Entwicklung einer Ab-
defekten, z. B. Atriumseptumdefekt (ASD), formmaterial auf Kronenstümpfe oder Kavi- hängigkeit*.
Ventrikelseptumdefekt* (VSD) 2. Skelettano- täten und ein schwer fließendes zum Auffül- Prozedere: Kann z. B. im Tiermodell durch den
malien, z. B. Goldenhar*-Syndrom, Hemiver- len des Abformlöffels aufgebracht werden auf die Einnahme der Substanz folgenden un-
tebrae, Polydaktylie 3. Gallengangatresie*, 4. Einphasenabformung: wie Doppelm- terschiedlich starken Anstieg des Dopamins im
Polysplenie und erhöhtes Risiko für die Ent- ischabformung, aber Anwendung von nur ei- Belohnungssystem (Nucleus accumbens) gemes-
wicklung einer fokal nodulären Hyperplasie nem Abformmaterial (meist Polyether) sen werden oder durch die Bereitschaft des Tie-
(FNH), u. a. Lebertumore wie Hepatoblas- 5. Funktionsabformung: Abformung der Kie- res, für die erneute Zufuhr der Substanz zu „ar-
tom* oder hepatozelluläres Karzinom (HCC). ferkämme und Zahnreihen (einschließlich beiten“.
Diagnostik: der Bewegungsräume der angrenzenden Abhängigkeitssyndrom n: engl. dependence
– Transaminasen, Ammoniak und Galaktose Schleimhäute, Zunge und Bänder) unter Ein- syndrome. Form der Substanzstörungen* mit
leicht erhöht beziehung von Schluck-, Sprech- oder Kaube- verhaltensbezogenen, kognitiven und körperli-
– Sonografie zum Nachweis des portosystemi- wegungen während der Abbindereaktion der chen Symptomen nach wiederholtem Konsum
schen Shunts und von Lebertumoren Abformmasse psychotroper Substanzen. Unterschieden wer-
– MRT. – digitale (optische, berührungslose) Abfor- den störungsspezifische Merkmale von eher
Therapie: mung durch intraorales Scannen z. B. von kulturell bedingten negativen Konsequenzen
– Operativer Shunt-Verschluss bei Typ 2 Zähnen, Zahnstümpfen oder Kieferkämmen (z. B. soziale Verelendung). Nach Entzug wird
– ggf. Tumorresektion mit optischen Geräten (z. B. Laser, Intraoral- mit Verhaltenstherapie behandelt, außerdem
– ggf. Lebertransplantation. kamera) und anschließender computerge- wird in bestimmten Fällen eine Substitutions-
aberrans: engl. aberrant. Abweichend, z. B. stützter Rekonstruktion des Modells und behandlung durchgeführt. Häufigkeit (Anteil
Ductuli aberrantes. ggf. der Restauration (CAD/CAM*-Verfah- der 18- bis 64-Jährigen und Anzahl der Betroffe-
Aberration → Chromosomenaberration ren). nen in Deutschland):
Abeta-Lipoproteinämie f: engl. abetalipoprote- Abführmittel → Laxanzien – Alkohol*: 2,4 % (1,6–2 Mio.)
inemia; syn. Bassen-Kornzweig-Syndrom. Sehr Abgeschwächtes Atemgeräusch n: Im Ver- – Cannabis*: 0,4 % (220 000)
seltene autosomal-rezessiv erbliche Erkrankung gleich zur Gegenseite schlechter zu auskultie- – Heroin: 0,3–0,4 % (150 000–200 000)
mit Fehlen von Apolipoprotein B, Hypocholes- rendes Atemgeräusch*. Es ist beim Lungenem- – psychotrope Arzneimittel: 2,7–3,7 % (1,4–
terolämie und Hypotriglyceridämie. physem*, bei Adipositas* und beim Pleuraer- 1,9 Mio.)
Abfall, radioaktiver m: engl. radioactive waste. guss* zu hören. – Nikotin: 7,3 % (3,8 Mio.), regelmäßige Rau-
Sämtliche bei der Nutzung der Radioaktivität in Abhängigkeit f: engl. dependence. Umgangs- cher: 32 % (16,6 Mio.).
Kernindustrie, Forschung und Nuklearmedizin sprachliche Bezeichnung für das pathologische Ätiologie: nach aktuellen Diathese-Stress-Mo-
anfallende radioaktive bzw. radioaktiv konta- Angewiesensein auf bestimmte psychotrope dellen Interaktion von
minierte Substanzen und Materialien, bei de- Substanzen (als Abhängigkeitssyndrom* zentra- – Frühen Vulnerabilitätsfaktoren, z. B. geneti-
nen Dekontamination* bzw. Wiederverwen- les Störungsbild innerhalb der Substanzstörun- sche und familiengeschichtliche Variablen,
dung nicht möglich ist. gen*, ICD-10), auf bestimmte Verhaltensweisen belastende Lebensereignisse, psychische
Recht: Nach Atomgesetz ist radioaktiver Abfall (sog. Verhaltenssucht), z. B. Arbeitssucht*, In- Disposition und Persönlichkeitsmerkmale
schadlos zu verwerten oder geordnet zu beseiti- ternetsucht, pathologisches Spielen* (nichtstoff- (z. B. Impulsivität), Störungen in der Kindheit
5 Abmagerung
(z. B. antisoziale Verhaltensstörungen, Angst*- Prognose: der Kleinfingerkante unter Aussparung der
und affektive Störungen*), negative Faktoren
der sozialen Umwelt (z. B. Armut, Stress)
– Bei Alkohol- und Cannabisabhängigkeit gut
(40–60 % Abstinenz nach 2 Jahren)
Wirbelsäule und Nierengegend in Richtung
Lungenhilus (zur Mitte hin) und von der Lun-
A
– zeitlich näher zum kritischen Altersbereich – bei Heroin-, Kokain- und Nikotinabhängig- genbasis weg (zum Kopf hin). Die Maßnahme
für einen Probierkonsum liegenden Fakto- keit eher schlecht (20–25 % Abstinenz) sollte mindestens 5 Minuten andauern und darf
ren, z. B. Verfügbarkeit, Konsumdruck in der – bei Heroinabhängigkeit deutliche Verbesse- nur in der Ausatemphase durchgeführt werden,
Bezugsgruppe, unbewältigte langfristige rung unter Substitutionstherapie*. da sonst der Schleim mit der eingeatmeten Luft
Konflikte, soziale Unterstützung sowie al- Prävention: in die tieferen Lungenabschnitte gelangt. Um
tersrelevante Verhaltensdefizite (Selbstwert- – Aufklärung, Gesundheitserziehung das Sekret aufzunehmen, sollten Papiertücher
gefühl, Lebenskompetenzen, kognitive Kont- – Zugangskontrolle bereitgelegt werden.
rollfunktionen, z. B. auf Belohnung warten – Screening bei Arztbesuchen Abkühlungsbad n: syn. absteigendes Bad. Ver-
können). – u. a. fahren der Hydrotherapie zur Senkung der Kör-
Die Relevanz einzelner Faktoren ist umstritten. ABH-Substanzen → Witebsky-Substanzen pertemperatur als Vollbad bei Überwärmung
Klinik: Abhusten n: engl. to cough up; syn. Aushusten. durch Fieber* und Hitzschlag (vorwiegend bei
– Nach ICD-10 Auftreten von ≥ 3 der folgen- Aktives Entfernen von Bronchialsekret aus den Kindern) oder als Halbbad bei Hypotonie (er-
den Kriterien innerhalb der letzten 12 Mona- Atemwegen, ggf. mithilfe sekretlösender Maß- niedrigtem Blutdruck) und vegetativ bedingten
te: 1. starker Konsumwunsch (Craving*) nahmen wie Vibrationsmassage, Einreibung Herzrhythmusstörungen.
2. Kontrollverlust über Konsummenge und mit hyperämisierender Salbe, Inhalationsthera- Vorgehen: Die Badetemperatur liegt anfangs
-muster 3. Entzugssyndrom* 4. Toleranz* pie und Brustwickel. 1 °C unter der rektal gemessenen Körpertempe-
5. Verschiebung des Verhaltensrepertoires ABI: Abk. für Arm-Bein-Index → Knöchel- ratur des Patienten. Bei einem Vollbad wird die
zugunsten Substanzerwerb und -konsum Arm-Index Wassertemperatur durch Zulauf von kaltem
6. Konsum trotz schädlicher Folgen Abklatschkrebs → Metastase Wasser innerhalb von 10–15 Minuten um 5 °C
– Verlauf: Insbesondere bei Alkohol und Can- Abklatschpräparat → Abklatschverfahren gesenkt. Die Kreislaufbelastung erfordert eine
nabis langsame Entwicklung der Störung; Abklatschulkus n: engl. kissing ulcer; syn. Ab- Kontrolle der Vitalzeichen. Ein Halbbad mit ei-
meist unbewusster Übergang von schädli- klatschgeschwür. Durch Berührung zweier ner Wassertemperatur von 36 °C wird auf 31 °C
chem Substanzgebrauch zu Abhängigkeit*, Schleimhäute übertragenes Ulkus, besonders abgekühlt und der Rücken des Patienten mehr-
langjährige Verleugnung der Symptomatik, bei Primäraffekt im Rahmen einer Syphilis* und fach mit kaltem Wasser übergossen.
z. T. schwere psychische, soziale und somati- bei Magen- oder Dünndarmulzera. Kontraindikationen: Frieren, Kreislaufschwä-
sche Störungen als Spätfolgen; cave: Suizid- Abklatschverfahren n: engl. impression che.
risiko, erhöhte Mortalität (Herz-Kreislauf- method. Mikrobiologische Methode zum Nach- Abkühlzeit → Sterilisationskinetik
Versagen, Atemdepression und -stillstand weis von Bakterien an Oberflächen, z. B. Fußbö- Ablatio f: engl. ablation. Amputation* bzw. Ab-
aufgrund Überdosierung). den, Wänden, Instrumenten, Apparaten, Kli- tragung, z. B. der weiblichen Brust (Ablatio
Hinweis: Die DSM-5 macht keinen Unterschied nikkleidung und Händen. Abklatschpräparate mammae). Des Weiteren bezeichnet der Begriff
mehr zwischen „schädlichem Gebrauch“ und dienen im Rahmen der Krankenhaushygiene Ablatio eine Ablösung, z. B. der Netzhaut (Abla-
„Abhängigkeitssyndrom“, sondern subsumiert zur Verhütung von Nosokomialinfektionen*. tio retinae).
beides unter „Substanzgebrauchsstörung“ (je Siehe Abb. Ablatio choroideae → Amotio choroideae
nach Ausprägung „moderat“ oder „schwer“). Ablatio mammae → Mastektomie
Diagnostik: Abgesehen von schweren Ausprä- Ablatio placentae → Plazentalösung, vorzei-
gungsformen in der Regel schwierige Diagnos- tige
tik wegen Verleugnungstendenzen: Ableitungen → EEG
– Verhaltensbeobachtung, Eigen- und Fremd- Ableitungen → EKG
anamnese Ableitungen → EKG, intrakardiales
– klinisches Interview (Composite Internation- Ableitungen → Elektromyografie
al Diagnostic Interview) Ableitungen → Standardableitungen
– Laborwerte (z. B. Leberwerte, Desialotrans- Ableitung, präkordiale → Brustwandablei-
ferrin, Haar- und Harnanalysen) tungen
– körperliche Untersuchung Ablepharie f: engl. ablephary. Angeborenes oder
– u. a. erworbenes vollständiges Fehlen des Augenlids.
Therapie: Bei einem verkleinert ausgebildetem Augenlid
– Entzugs- und Entwöhnungsbehandlung (angeborenen oder erworbenen) spricht man
– Verhaltenstherapie* von Mikroblepharie*.
– bei schwerer Ausprägung abstinenzfördern- Abklatschverfahren: Ergebnis des Abklatschs Abmagerung f: engl. emaciation. Starker Ver-
de Medikation (Acamprosat, Disulfiram) der Handinnenfläche nach Kultur. lust von Körpergewicht. Abmagerung liegt vor,
– bei jungen Personen auch Soziotherapie* sobald das Körpergewicht mehr als 15 % unter
(therapeutische Gemeinschaft) dem alters- und körperlängenspezifischen Mi-
– zunehmend auch übergangsweise Substituti- Abklopfen n: engl. to tap. Pflegetherapeutische nimum (Body*-Mass-Index) liegt. Ursache ist
onstherapie* durch risikoarme Zufuhr der Unterstützung zum Lösen von Bronchialse- ein Ungleichgewicht zwischen Energieaufnah-
Originalsubstanzen bei Heroinabhängigkeit* kret*. me und -verbrauch. Die Folgen sind Schwäche,
und Nikotinabhängigkeit (cave: Risiko einer Vorgehen: Das Abklopfen erfolgt vorsichtig mit Mangelerscheinungen und Resorptionsstörun-
Dauersubstitution). der hohlen Hand, der lockeren Faust oder mit gen.
Abmagerungssyndrom, dienzephal-tumoröses 6
Ursachen: natalen Bluthämoglobingehaltes um bis zu nen (am häufigsten in Form einer 0/A-In-
A – Nutritiv (Mangelernährung, auch infolge
psychischer Erkrankungen wie Anorexia*
30 %. Insbesondere bei Frühgeborenen und
Mehrlingen ist diese Maßnahme sinnvoll.
kompatibilität).
Abnutzungsquote f: engl. consumption rate.
nervosa, Depression*, Abhängigkeit*) ABNull-Erythroblastose → ABNull-Inkompa- Maß für die Summe der Verluste körpereigener
– endokrin, z. B.: 1. Hypophysenvorderlap- tibilität Substanzen durch Abbauvorgänge, Energieum-
pen*-Insuffizienz 2. Addison*-Krankheit ABNull-Erythroblastose → Morbus haemoly- satz* und Ausscheidung von Stoffwechselpro-
3. Diabetes* mellitus 4. Hyperthyreose* 5. di- ticus neonatorum dukten oder Zellen. Der Verlust wird ausgegli-
enzephal-tumoröses Abmagerungssyndrom* ABNull-Inkompatibilität f: engl. AB0 incompat- chen durch Assimilation* aus Nährstoffen sowie
– sog. konsumierende chronische Erkrankung ibility; syn. AB0-Inkompatibilität. Unverträglich- durch Wiederverwertung von Stoffwechselend-
(Kachexie*): 1. Malignom 2. chronische Infek- keit verschiedener Blutgruppen des ABNull-Blut- produkten. Im engeren Sinne bezeichnet Ab-
tionskrankheit (z. B. AIDS) 3. schwere Herz- gruppensystems, die zu medizinischen Kompli- nutzungsquote die Menge der renalen Exkreti-
oder Niereninsuffizienz 4. Leberzirrhose*. kationen bei der Transfusion von Blutprodukten on von Stickstoff pro Tag.
Abmagerungssyndrom, dienzephal-tumorö- und in der Schwangerschaft führen kann. aboral: Vom Mund wegführend.
ses n: engl. diencephalic syndrome; syn. Russell- Klinische Bedeutung: Aboø rt m: engl. abortion. Beendigung der
Syndrom. Progrediente Gedeihstörung mit star- – Ursache von immunologisch bedingten Schwangerschaft vor der 24. SSW oder bei ei-
ker Abmagerung bei dienzephalem Hirntumor. schweren Transfusionszwischenfällen (akute nem fetalen Gewicht von unter 500 g, entweder
Die Kachexie entwickelt sich trotz guter Nah- hämolytische Transfusionsreaktion), hervor- spontan oder induziert. Eine standesamtliche
rungsaufnahme bei erhöhtem Hirndruck und gerufen durch entsprechende Isoagglutinine* Meldepflicht oder Bestattungspflicht besteht
Erbrechen. Diagnostiziert wird mit CCT und des Empfängers bei Fehltransfusion (z. B. nicht, aber durchaus eine Bestattungsmöglich-
MRT. Die Therapie besteht aus neurochirurgi- Empfänger der Blutgruppe 0 mit Isoaggluti- keit.
scher OP, Chemotherapie und Strahlentherapie nin Anti-A erhält Erythrozytenkonzentrat Ursachen:
(ältere Kinder, Erwachsene). der Blutgruppe A) – Genetische Anomalien der Eltern (selten)
Ätiologie: Langsam wachsender Hirntumor am – in der Schwangerschaft mögliche Ursache ei- – Chromosomenanomalien der Frucht
vorderen Hypothalamus oder Boden des nes Morbus* haemolyticus neonatorum infol- – Thrombophilie
3. Ventrikels (meist Astrozytom, seltener Spon- ge Sensibilisierung der Mutter gegenüber ab- – örtliche (lokale) oder ausgebreitete (generali-
gioblastom, Ependymom, Hamartom). weichenden kindlichen Blutgruppenantige- sierte) Infektionen, z. B. mit Chlamydia tra-
Klinik: Manifestation in der Regel innerhalb der
ersten 4 Lj.
– Kachexie
– gesteigerter Hirndruck mit Erbrechen Abort:
– Diabetes insipidus
Übersicht zur Terminologie.
– Hypogonadismus Bezeichnung Definition
– Hyperkinesie
– Nystagmus Einteilung nach dem Zeitpunkt der Fehlgeburt
– Doppelbilder Frühabort bis zur 12. SSW
– Gesichtsfelddefekte Spätabort ab der 12. SSW
– vegetative Labilität (Schwitzneigung, ver-
minderte Körpertemperatur, Blässe, Tachy- Einteilung nach der Erscheinungsform
kardie). Abortus imminens drohender Abort mit vaginaler Blutung oder Wehen bei noch intakter
Abnabeln n: engl. cord clamping; syn. Abnabe- Embryonalanlage und geschlossenem Zervikalkanal
lung. Durchtrennen der Nabelschnur nach der Abortus incipiens beginnender, nicht aufzuhaltender Abort mit vaginaler Blutung und
Geburt des Kindes, in der Regel vor der Geburt zervixwirksamen Wehen
der Plazenta. Nach zweifachem Abbinden oder
Abklemmen der Nabelschnur, ca. 10 cm vom Abortus completus, Ausstoßung des Eis in toto mit Embryo, Amnionsack und Chorionhülle;
kindlichen Nabel entfernt, wird die Nabel- einzeitiger Abort i. d. R. früher Frühabort
(syn. vollständiger Abort)
schnur zwischen den beiden Abbindungsstellen
mit einer Schere durchgeschnitten. Abortus incompletus, unter geburtsähnlicher Ausstoßung von Fetus und Plazenta, von der
Einteilung: Nach dem Zeitpunkt der Durchtren- zweizeitiger Abort häufig Teile in utero verbleiben, mit Blasensprung und wehenartigen
nung können folgende Formen unterschieden (syn. unvollständiger Abort) Schmerzen; i. d. R. Spätabort
werden: Missed abortion Retention einer abgestorbenen unreifen Frucht in utero
– Sofortabnabelung: unmittelbar nach der Ent- (verhaltener Abort)
wicklung des Kindes; Indikationen: Morbus
Einteilung nach der Abortinduktion
haemolyticus fetalis; reanimationspflichti-
ges, deprimiertes Neugeborenes Spontanabort ohne äußere Einwirkung
– Frühabnabelung: nach ca. 1,5–2 min: in der Abort, artifizieller absichtlich herbeigeführter Schwangerschaftsabbruch
Regel bei reifem Kind
– Spätabnabelung nach ca. 3–5 min: nach Einteilung nach dem klinischen Verlauf
Übertritt des Plazentarestbluts, ggf. Ausstrei- afebril ohne Fieber
chen der Nabelschnur in Richtung Kind. Da- febril (Abortus febrilis) fieberhafter Abort, septischer Abort
durch kommt es zu einer Steigerung des neo-
7 Abrollhilfe
chomatis, Toxoplasma gondii, Zytomegalie- mit mangelnder Embryonalentwicklung. Abrasio deø ntium f: engl. tooth abrasion. Zahn-
Virus
– mütterliche Störungen oder Erkrankungen,
Männliche Embryonalanlagen sind mit einem
Verhältnis von 1,3 zu 1 etwas häufiger betrof-
hartsubstanzverlust durch Reibung als physio-
logische Alterserscheinung, pathologisch in Zu-
A
z. B. Corpus-luteum-Insuffizienz, uterine fen. Unterschieden werden die komplett fehlen- sammenhang mit besonderen physikalischen
Fehlbildung, Diabetes* mellitus de Embryonalanlage (Windei, Windmole*) und Belastungen (z. B. Bruxismus*, autoaggressives
– Autoimmunerkrankungen die sog. missed* abortion bei mangelnder Wei- Putzverhalten).
– Umweltschadstoffe, z. B. Nikotin, Alkohol, terentwicklung bzw. abgestorbener Embryonal- Abrasionsarthroplaø stik f: engl. abrasion arthro-
Rauschgift, radioaktive Strahlung, Pflanzen- anlage. Behandelt wird mit einer Abortcuret- plasty. Operatives Verfahren, bei dem freiliegen-
schutzgifte, Arzneimittel tage. der Gelenkflächenknochen bis in die Spongiosa
– psychosoziale Faktoren, z. B. Krieg, Flucht, Aboø rtpsychose f: engl. post abortion psychosis. eröffnet wird (Fräsen), um eine Ersatzknorpel-
Trennung. Durch einen Spontanabort oder einen Schwan- bildung durch Gelenkeinblutung und Um-
Häufig kann auch keine Ursache gefunden wer- gerschaftsabbruch* ausgelöste psychische Stö- wandlung der sich bildenden Narbe in Faser-
den. rung, die das Ausmaß einer Psychose* anneh- knorpel zu induzieren. Voraussetzung ist ein
Einteilung: Siehe Tab. men kann. umgebender, glattrandiger und belastungsfähi-
Abort, artifizieller → Schwangerschaftsab- Aboø rt, septischer m: engl. septic abortion. ger Gelenkknorpel.
bruch Schwere Verlaufsform eines febrilen Abortes Abrasionszytologie f: engl. abrasion cytology.
Aboø rt, habitueø ller m: engl. habitual abortion; mit einer generalisierten, lebensbedrohlichen Zytologische Untersuchung von Zellen, die
syn. Abortus habitualis. Drei- oder mehrmaliges Infektion. durch Bürstenbiopsie* gewonnen wurden.
Auftreten eines Spontanabortes. Ohne ausgetra- Aboø rt, tubarer → Tubargravidität Abreibung f: engl. attrition. Milde, reibende
gene Schwangerschaft spricht man von primä- Aboø rtus → Abort Massage zur Förderung der Hautdurchblutung
ren habituellen Aborten, wurde die Serie von Aboø rtus-Bang-Infektion → Brucellose und Steigerung des Stoffwechsels. Sie wird als
Aborten durch eine ausgetragene Gravidität un- Aboø rtus cervicalis m: engl. cervical abortion. Verfahren in der Hydrotherapie eingesetzt.
terbrochen, von sekundären habituellen Abor- Selten auftretende Sonderform des verhaltenen Vorgehen:
ten. Abortes (missed* abortion) mit Retention der – Der Patient wird in ein angefeuchtetes Lei-
Ursachen: Gerinnungsstörungen (Thrombo- Frucht durch einen verschlossenen Mutter- nentuch gehüllt
philie), genetische, endokrinologische oder im- mund, z. B. aufgrund postoperativer Vernar- – die Wassertemperatur kann kalt (10–15 °C),
munologische Gründe. In über 50 % der Fälle bungen. warm oder wechselnd gewählt werden
lässt sich eine Ätiologie aber nicht sicher be- Aboø rtus febrilis m: engl. febrile abortion; syn. – der Behandelnde streicht mit beiden Händen
stimmen. Febriler Abort. Durch Infektion und Fieber über das Tuch oder massiert klatschend mit
Diagnostik: kompliziertes Abortgeschehen. Unterschieden der hohlen Hand
– Vaginalsonografie (Uterusfehlbildung, My- werden der unkomplizierte febrile Abort mit lo- – danach wird die Haut mit einem trockenen
ome) kaler Endometritis, der komplizierte febrile Tuch abgerieben, bis eine leichte Rötung ent-
– Thrombophiliediagnostik: APC*-Resistenz Abort mit Myometritis* und Adnexitis*, der steht.
(Faktor-V-Mutation), Prothrombinmutation, septische Abort mit Bakteriämie, Pelveoperito- Indikationen:
Antithrombin*-Mangel, Protein*-S- und Pro- nitis, diffuser Peritonitis* und Gefahr eines sep- – Ganzkörperabreibung zur: 1. täglichen Kör-
tein*-C-Mangel, Homocysteinämie* tischen Schocks* sowie schließlich der putride perpflege 2. Abhärtung 3. Kreislaufanregung
– humangenetische Untersuchung der Eltern febrile Abort mit Eiterbildung. bei hypotoner Kreislaufdysregulation und
(z. B. Ausschluss einer balancierten Translo- Aboø rtus habitualis → Abort, habitueller bei Infektionskrankheiten
kation*) Aboø rtus øimminens m: engl. imminent abortion. – streichende Teilabreibung besonders bei Fie-
– Ausschluss endokrinologischer Ursachen Drohende Fehlgeburt, gekennzeichnet durch ber.
(Hypo- oder Hyperthyreose, Diabetes melli- vaginale Blutung und Kontraktionen der Ge- Abrikossoff-Tumor → Granularzelltumor
tus, Corpus*-luteum-Insuffizienz) bärmutter bei noch intakter Embryonalanlage Abrissfraktur → Fraktur
– Immundiagnostik (Antiphospholipid*-Syn- und geschlossener Zervix. Die Behandlung er- Abrollhilfe f: engl. rocker sole; syn. Sohlenrolle.
drom, Lupus* erythematodes). folgt durch Bettruhe und die Gabe von Proges- Konvex gewölbte Schuhzurichtung*, die beim
Therapie: Je nach Ursache, z. B. teron. Abrollen des Fußes als Drehachse wirkt und ge-
– Antikoagulation Aboø rtus incipiens m: engl. incipient abortion. zielt Teile des Fußskeletts funktionell entlastet.
– operative Korrektur von Uterusfehlbildungen In Gang befindliche, nicht mehr aufzuhaltende Die Abrollhilfe ist verbunden mit Sohlenverstei-
– Entfernung von Myomen Fehlgeburt mit vaginaler Blutung und Eröff- fung und -erhöhung, eine Anpassung der
– Hormonsubstitution. nung der Zervix. Schuhhöhe der Gegenseite ist erforderlich.
Aboø rtinduktion f: engl. induced abortion. Her- Aboø rtus spontaneus → Spontanabort Formen: Siehe Abb.
beiführen eines Schwangerschaftsabbruches, Aboø rt, verhaltener → Missed Abortion Anwendung:
entweder durch Gabe von Medikamenten oder ABPI: Abk. für engl. ankle brachial pressure in- – Mittelfußrolle: Erleichterung des Abrollens
mittels eines Eingriffs. dex → Knöchel-Arm-Index des gesamten Fußes, z. B. bei Arthrose des
abortiv: engl. abortive. Unfertig, abgekürzt, Abrasio f: engl. abrasion; syn. Ausschabung. oberen Sprunggelenks
z. B. verkürzter oder milder Krankheitsverlauf; Bezeichnung für Abschabung bzw. Ausscha- – Ballenrolle: Entlastung der Zehengrundge-
abtreibend bzw. eine Fehlgeburt (Abort) herbei- bung. lenke, z. B. bei Hallux* rigidus
führend (als Eigenschaft bestimmter Substan- Abrasio coø rneae f: engl. corneal abrasion. Ab- – Zehenrolle: funktionelle Verlängerung des
zen; siehe auch Abortiva). tragung der Epithelschicht der Hornhaut zur Vorfußes mit rückhebelnder Wirkung auf das
Abortivei n: engl. blighted ovum; syn. Mole. Glättung, z. B. bei rezidivierender Erosio cor- Kniegelenk, z. B. bei Parese des M. quadri-
Entwicklungsstörung der befruchteten Eizelle neae. zeps.
Abrollsohle 8
anderen Körperflüssigkeiten (Speichel, Sperma, Abszeø ss, intrahepatischer → Leberabszess Flankenschmerz, Fieber, Schüttelfrost, Vorwöl-
A Schweiß u. a.).
Häufigkeit: Siehe Tab.
Abszeø ss, intraperitonealer m: syn. Peritoneal-
Abszess. Sammelbegriff für Eiteransammlun-
bung, Druckschmerz, Übelkeit, Erbrechen und
Überwärmung des Nierenlagers. Behandelt
Klinische Bedeutung: Bei Bluttransfusion* und gen (Abszesse) in der Bauchhöhle, meist auf- wird mit Drainage (offen oder durch Katheter-
Transplantation* muss das ABNull-System be- grund eines entzündlichen Geschehens (z. B. anlage), Antibiose, selten durch Nephrektomie.
rücksichtigt werden, da eine Unverträglichkeit Appendizitis*). Je nach Ausdehnung, Ursache Abszeø ss, perianaler m: engl. perianal abscess.
aufgrund der Antigen-Antikörper-Reaktion zu und Lokalisation kann es neben einer Ver- Meist von den Proktodealdrüsen ausgehende
lebensbedrohlichen Transfusionszwischenfäl- schlechterung des Allgemeinzustands zu Fie- abszedierende Entzündung zunächst im Inter-
len oder Transplantatabstoßung führen kann. ber, Schüttelfrost, Inappetenz, Schmerzen sphinktärraum, im Verlauf von hier aus Aus-
Bei Blutgruppenunverträglichkeit zwischen sowie zum paralytischen Ileus kommen. breitung des Abszesses nach subkutan oder su-
Mutter und Kind kann die Mutter Antikörper Ätiologie: Am häufigsten treten intraperitone- banodermal. Klinisch äußert sich der Abszess
gegen die kindlichen Erythrozyten entwickeln. ale Abszesse durch entzündliche Geschehen in vor allem durch eine perianale Schwellung und
Diese können eine Anämie des Neugeborenen der Bauchhöhle auf, u. a. bei Rötung. Diagnostiziert wird hauptsächlich kli-
verursachen. – Appendizitis nisch, behandelt mittels operativer Abszessspal-
Abszeø ss m: engl. abscess. Ansammlung von Ei- – Cholezystitis tung. Siehe Analabszess*, Abb. dort.
ter* in einem nicht vorgebildeten, sondern – Divertikulitis Klinik:
durch Gewebeeinschmelzung (Verflüssigung ei- – Morbus Crohn – Schwellung und Rötung im Bereich des Anus
ner Nekrose*) entstandenen Hohlraum, der in – aufsteigenden gynäkologischen Infektionen bzw. perianal, tastbare Resistenz
späteren Stadien oft durch eine bindegewebige – postoperativ nach Anastomoseninsuffizienz – Fieber, erhöhte Infektparameter (Leukozyto-
Abszessmembran abgegrenzt ist (in der Regel oder Hohlorganleckagen. se, Erhöhung C-reaktives Protein)
innerhalb von 4 Wochen). Ursache ist meist eine Lokalisation: – bei ischioanalen und supralevatorischen Abs-
bakterielle Infektion. Behandelt wird durch – Subprenischer Abszess zessen keine sichtbare Rötung oder Schwel-
Abszessexision. Ursache: – subhepatischer Abszess* lung, aber erhöhte Infektparameter und
– Vorwiegend Weichteilentzündung von Haut – Douglas*-Abszess Schmerzen bei der Defäkation oder Stuhlver-
und Unterhaut – perityphilitischer Abszess halt.
– Durchwanderung von Eitererregern durch – interenterischer Abszess Diagnostik:
Hohlorgane oder bei Perforation – paracolischer oder retrocolischer Abszess. – Anamnese: Fieber, Schwellung, Schmerzen
– postoperativ, postentzündlich, posttrauma- Komplikationen: Penetration in das umliegende perianal oder bei der Defäkation
tisch. Gewebe oder Perforation in die freie Bauchhöhle – Inspektion: sichtbare Rötung und Schwel-
Erreger: mit diffuser Peritonitis und Zeichen der Sepsis. lung perianal
– Meist Staphylococcus* oder Streptococcus*, Diagnostik: – Palpation mit digital-rektaler Untersuchung:
Escherichia* coli – Anamnese Ausdehnung des Abszesses, Beziehung zum
– häufig Mischinfektion. – körperliche Untersuchung: lokaler oder dif- Sphinkterapparat
Lokalisation: fuser abdomineller Druck- bzw. Klopf- – Prokto-Rektoskopie: ggf. Nachweis einer in-
– Meist nahe der Körperoberfläche (siehe Abb.) schmerz, ggf. tastbare abdominelle Resistenz neren Fistelöffnung
– seltener intrakorporal. – laborchemisch: Entzündungsparameter er- – rektale Endosonografie, ggf. CT oder MRT
Therapie: höht (Leukozytose, CRP) des Beckens: Nachweis von supralevatori-
– Ovaläre Exzision – Nachweis (und Verlaufsbeurteilung) durch schem oder ischiorektalem Abszess; ggf.
– Entfernung der Abszessmembran Abdominalsonografie, CT. Nachweis einer Analfistel oder Begleiterkran-
– Antiseptika, Wundspülung Therapie: kungen.
– ggf. Inzision mit Gegeninzision und Draina- – Je nach Lokalisation erfolgt unter antibioti- Therapie:
ge*. scher Abschirmung die perkutane sonogra- – Operative Abszessspaltung durch spindelför-
fisch- oder CT-gesteuerte Punktion und ggf. mige Hautexzision über dem Abszess
Drainage* – bei submukösen oder supralevatorischen
– im Falle eines Douglas-Abszesses ist auch die Abszessen Entlastung nach rektal und Einla-
transrektale, bei retrogastralen Abszessen die ge einer Drainage
transgastrale Punktion und Drainage mög- – postoperativ regelmäßiges Ausduschen der
lich, ggf. in Kombination mit einem endolu- Wunde und sekundäre Wundheilung.
minal angelegten Vakuumverband Komplikationen: In ca. 40 % der Fälle ist eine
– bei ungünstiger Lokalisation (z. B. bei Abde- Analfistel die Ursache des Abszesses. Diese wird
ckung des Geschehens durch Dünndarm- bei der Primäroperation meist durch Einlage ei-
schlingen), frustraner Therapie oder multi- ner Fadendrainage (Seton) offen gehalten und
plen Abszessherden erfolgt die chirurgisch- in einer zweiten Operation nach Abklingen der
operative Sanierung. Entzündung versorgt. Mögliche Komplikatio-
Abszeø ss, paranephritischer m: engl. paraneph- nen sind Sphinkterschwäche bzw. Inkontinenz
ritic abscess. Infektionsausdehnung über das und Rezidiv-Abszess.
Nierenparenchym hinaus mit Einschmelzung Abszeø ss, perinephritischer m: engl. perine-
Abszess: unscharf begrenzte, stark entzündliche einzelner Eiteransammlungen in der Nieren- phritic abscess. Eiteransammlung zwischen Nie-
Schwellung und Rötung über rechtem Rippen- fettkapsel zum Abszess. Dies geschieht häufig renkapsel und Gerota-Faszie. Der Abszess kann
bogen. [128] unter Immunsuppression. Symptome sind sich nach kaudal in die Leiste oder ins perivesi-
11 Abusus
kale Gewebe oder nach kranial als subphreni- nen auftreten. Behandelt wird durch i. v. Anti- Lokalisation:
scher Abszess ausbreiten. Diagnostiziert wird
mit CT. Die Behandlung besteht aus offener
biotikagabe sowie sonografisch- oder CT-kont-
rollierte Punktion und Abszessdrainage. Symp-
– Links häufiger als rechts auftretend
– v. a. zwischen Zwerchfell und linkem Leber-
A
Drainage und Lavage mit entsprechender Anti- tomatik: Je nach Ausdehnung und Ursache lappen bzw. Magenfundus, linker Kolonfle-
biose, selten Nephrektomie. – Druckgefühl im Oberbauch xur oder Milz.
Abszeø ss, periproktitischer → Abszess, peria- – ggf. Obturation des Ductus hepatocholedo- Klinik:
naler chus mit konsekutivem Ikterus oder Magen- – Fieber
Abszeø ss, perityphlitischer m: engl. perity- ausgangsstenose – Leukozytose
phlitic abscess. Ausbildung eines Abszesses im – Verschlechterung des Allgemeinzustands – atemabhängige Schmerzen
Bereich des Zökalpols und der Appendix* ver- – Fieber. – Schulterschmerz.
miformis, bedingt durch eine fortgeschrittene Komplikationen: Komplikationen:
Appendizitis* mit Durchwanderung des parie- – Penetration in Nachbarorgane (Leber, Duode- – (Durchwanderungs-)Pleuritis* mit Pleuraer-
talen Peritoneums der Appendix oder mit ge- num) guss und konsekutiver Kompressionspneu-
deckter Perforation und Entwicklung einer Ei- – Perforation mit diffuser Peritonitis, Sepsis monie
teransammlung in einem abgekapselten Raum. und Arrosionsblutung. – Pleuraempyem
Klinik: Diagnostik: – Sepsis (siehe Abb.).
– B-Symptomatik mit Mattigkeit, Fieber, – Sonografie des Abdomens Diagnostik:
Schüttelfrost, Nachtschweiß, Inappetenz – CT – Ultraschalldiagnostik
– ggf. nur leichter Druckschmerz im rechten – MRT. – CT
Mittel- bzw. Unterbauch und fehlende cha- Therapie: – röntgenologisch subdiaphragmal freie Luft.
rakteristische Zeichen der Appendizitis – Intravenöse Antibiose Absziøsse f: Bezeichnung für die unabhängige
– Psoasschmerz bei Alteration des M. psoas – sonografisch oder CT-gesteuerte Punktion Variable x und die horizontale Koordinaten-
– laborchemische Entzündungszeichen. evtl. mit gleichzeitiger Abszessdrainage achse.
Diagnostik: – operative Exploration, Abszessausräumung Abteilung, geschloø ssene f: engl. closed ward;
– Sonografie des Abdomen und Drainage. syn. geschützte Abteilung. Bereich einer psychi-
– CT-Abdomen. Abszeø ss, subphrenischer m: engl. subphrenic atrischen Klinik oder eines Heims mit ver-
Therapie: abscess. Eiteransammlung unterhalb der linken schlossenen Türen. Dort werden Patienten
– Sonografische oder CT-gestützte Abszess- oder rechten Zwerchfellkuppel durch Gewebe- (bzw. Bewohner) gegen ihren Willen vom Ver-
drainage einschmelzung, hauptsächlich als postoperative lassen der Abteilung abgehalten. Patienten kön-
– systemische antibiotische Therapie Komplikation nach abdominalchirurgischen nen freiwillig oder gemäß Unterbringungsbe-
– nach Ausheilung zweizeitige Appendekto- Eingriffen. Patienten zeigen v. a. Fieber und schluss (Unterbringung*) in einer geschlossenen
mie*. atemabhängige Schmerzen. Die Diagnose wird Abteilung aufgenommen werden.
Bei Komplikationen: durch bildgebende Verfahren gestellt. Die The- Ziel: Unterbindung von Selbstgefährdung* (Sui-
– Bei den geringsten Anzeichen für eine lokale rapie besteht aus i. v. Antibiose, Abszessdraina- zidgefahr, Weglaufgefahr) oder Fremdgefähr-
oder diffuse Peritonitis erfolgt die Indikation ge und -ausräumung sowie der Ursachenbe- dung* (Schutz Dritter).
zur Operation mit ausgiebiger Lavage, Ap- handlung. Ätiologie: Abteilung, offene f: engl. open ward. Bereich
pendektomie und Drainage. – Als postoperative Komplikation nach chirur- einer psychiatrischen Klinik oder eines Heims,
– Bei Übergreifen der Entzündung auf den Zö- gischen Eingriffen im Oberbauch, z. B. nach: den die Patienten nach eigenem Willen verlas-
kalpol erfolgt die Zökalpol- oder Ileozökalre- 1. Splenektomie 2. Cholezystektomie 3. Le- sen können. Die Mehrzahl der deutschsprachi-
sektion. ber-, Pankreas- oder Mageneingriff gen psychiatrischen Krankenhäuser besteht
Abszeø ss, pulmonaler → Lungenabszess – spontan auftretend: 1. nach Hohlorganperfo- heute aus offenen und geschlossenen Abteilun-
Abszeø ss, retromammärer m: engl. retromam- ration (z. B. Ulcus duodeni, Gallenblasenper- gen*. Einzelne Krankenhäuser können durch
mary abscess. Hinter der Brustdrüse zwischen foration) 2. als Penetration entzündlicher organisatorische Veränderungen die Vollversor-
den Blättern der Fascia superficialis und Fascia Prozesse mit Translokation von Bakterien gung einer Region ausschließlich mit offenen
profunda lokalisierter Abszess*. (z. B. bei Leberabszess, Pleuraempyem, chro- Abteilungen gewährleisten.
Abszeø ss-Spaltung f: Inzision* eines Abszesses, nisch-entzündlichen Darmerkrankungen mit Abt-Letterer-Siwe-Krankheit → Letterer-Si-
ggf. mit Gegeninzision. Die Abszessmembran Beteiligung der linken oder rechten Kolonfle- we-Krankheit
wird gespalten, um eine Eiteransammlung ab- xur) 3. selten durch lymphogene oder häma- Abtötungszeit f: engl. death time. Zeitspanne
fließen zu lassen. Anschließend wird die Abs- togene Streuung von Bakterien. bei der Sterilisation*, die vom Erreichen der
zesshöhle gespült, die Wunde wird offen belas- Solltemperatur im Kern des Sterilisierguts bis
sen. Je nach Befund werden Drainagen oder La- zur Abtötung der Mikroorganismen reicht.
scheneinlagen eingebracht. Abtreibung → Schwangerschaftsabbruch
Abszeø ss, subhepatischer m: engl. subhepatic Abulie f: engl. abulia. Antriebsstörung* bei
abscess. Eiteransammlung in einem nicht vorge- vermindertem Willen mit reduzierter Ent-
bildeten, durch Gewebeeinschmelzung entstan- schluss- und häufig auch Handlungsfähigkeit.
denen abgeschlossenen Hohlraum unterhalb der Sie tritt auf bei Schizophrenie*, Depression*, or-
Leber. Subhepatische Abszesse können spontan ganischem Hirnschaden und Frontalhirnsyn-
bei entzündlichen Prozessen der Nachbarorgane drom.
entstehen oder iatrogen im Rahmen postinter- Abusus → Substanzgebrauch, schädlicher
ventioneller bzw. postoperativer Komplikatio- Abszess, subphrenischer: typische Komplikationen. Abusus → Substanzmissbrauch
Abusus 12
Abusus m: Veraltete Bezeichnung für schädli- Klinik: mit Concretio* pericardii. Ohne Concretio peri-
A chen Substanzgebrauch oder sexuellen Miss-
brauch bzw. Kindesmissbrauch*.
–
–
Demenz
Dystonie
cardii bleibt die Accretiopericardiimeist asymp-
tomatisch.
Abutment n: Über die Schleimhaut ragender – Diabetes mellitus Klinik:
Aufbau auf einem dentalen Implantat*. Es dient – Retinadegeneration im Erwachsenenalter. – Negativer Herzspitzenstoß* mit systolischer
der Befestigung von Suprastrukturen (z. B. Kro- Acanthamoeba f: Gattung freilebender Amö- Einziehung der Interkostalräume in der
ne) durch Schrauben oder Zementieren. Siehe ben* mit fakultativ humanpathogenen Arten, Herzspitzenregion (Jaccoud-Zeichen) bei Be-
Abb. welche die Akanthamöben*-Keratitis und die teiligung des apikalen Perikards
Amöben*-Meningoenzephalitis auslösen. Acan- – oft protodiastolisches Herzgeräusch*
thamoeba beherbergen Bakterien der Gattung – Pulsus* paradoxus infolge kardialer Restrik-
Legionella. tion mit inspiratorischer Verlagerung des in-
Morphologie: terventrikulären Septums nach links bei hä-
– Vegetative Form mit spitz auslaufenden modynamisch relevanter Concretio pericardii
Pseudopodien* – obere Einflussstauung je nach hämodynami-
– einkernige Zysten als Dauerform (siehe Abb.). scher Relevanz.
ACE: Abk. für → Angiotensin-Converting-En-
zym
Acetabuloplastik f: engl. acetabuloplasty. Ope-
ratives Verfahren zur Verbesserung der knö-
chernen Überdachung des proximalen Femurs
bei Hüftdysplasie* und Hüftgelenkluxation
Abutment [47]
durch Beckenosteotomie.
Acetabulum n: engl. acetabular cavity; syn.
Abwehrmechanismus → Immunantwort Hüftgelenkpfanne. Gelenkpfanne des Hüftge-
Abwehrmechanismus m: engl. defence mecha- lenkes*, die von Darmbein (Os* ilium), Sitzbein
nism; syn. Abwehrmechanismus [Immunolo- (Os* ischii) und Schambein (Os* pubis) gebildet
gie]. Siehe Immunität*. wird. Das Acetabulum wird am oberen Randbe-
Abwehrphasereflexe m pl: engl. defence phase reich vom Labrum acetabulare umfasst.
Acanthamoeba: Zysten; Isolat aus einem Ulcus
reflexes. Polysynaptische Reflexe* zum Schutz Acetabulumfraktur f: engl. acetabular fracture.
corneae. [190]
des Individuums, z. B. Fluchtreflex*. Beckenfraktur* im Bereich des Acetabulums*
Abwehrspannung f: engl. muscular defense; syn. durch seitliche Gewalteinwirkung oder dash-
Bauchdeckenspannung. Leitsymptom des Aku- Acanthosis → Akanthose board* injury.
ten* Abdomens mit reflektorisch fortschreiten- Acariasis f: engl. acaridiasis; syn. Akarinose. Einteilung: Judet-Letournel-Klassifikation
der, dann auch kontinuierlicher zunächst ggf. Durch Milben* oder ihre Larven hervorgerufene (siehe Abb.):
lokaler, dann auch generalisierter ständiger Epizoonose*, z. B. Skabies, Trombidiose*, Ga- – Fraktur des dorsalen Pfeilers
Kontraktion der Bauchdeckenmuskulatur, aus- masidiose* und Demodikose*. Zumeist ist die – Fraktur des dorsalen Pfannenrands
gelöst durch eine lokale oder diffuse Peritonitis*. Haut befallen, Organbefall (Lunge, Gastrointes- – Fraktur des ventralen Pfeilers
Pathophysiologie: Eine entzündliche Affektion tinaltrakt*, Urogenitaltrakt) ist möglich. Davon – Fraktur des ventralen Pfannenrands
des Bauchfells bewirkt eine Erregung der affe- abzugrenzen ist die Hausstaubmilbenallergie, – Querfraktur der Pfanne
renten somatosensiblen Nervenfasern. Die Reiz- verursacht durch immunologische Reaktionen – Kombinationsfrakturen.
antwort über den Reflexbogen führt reflekto- auf Milbenkot ohne Milbenbefall. Klinik: Trochanterdruckschmerz.
risch zu einer Erregung der efferenten motori- Acarida m pl: engl. acarids. Milben*; Ordnung Therapie:
schen Fasern mit Kontraktion der quergestreif- der Spinnentiere (Arachnida). – Konservativ bei fehlender Dislokation
ten Bauchdeckenmuskulatur. Aø carus siro → Milben – operativ: suprakondyläre Femurextension
Klinik: Bei der klinischen Untersuchung impo- Acceptable Daily Intake: Abk. ADI. Diejenige oder Plattenosteosynthese.
niert die charakteristische brettharte Bauchde- Dosis* einer in Lebensmitteln enthaltenen Acetabulumwinkel → Pfannendachwinkel
cke. Substanz (z. B. eines Pestizids), die bei lebens- Acetaldehydsyndrom n: engl. acetaldehyde
AC: Abk. für abdominal circumference → Feto- langer täglicher Aufnahme als medizinisch un- syndrome. Alkoholintoleranz, die bei Einnahme
metrie bedenklich gilt. Durch die WHO ist der ADI de- von Disulfiram, beim Verzehr bestimmter Spei-
Acaeruloplasminämie f: engl. ceruloplasmin de- finiert als Quotient aus NOEL (no effective level) sepilze (Hexenröhrlinge, Falten-Tintlinge) oder
ficiency. Seltene autosomal-rezessiv erbliche Er- und einem Sicherheitsfaktor von mindestens bei Aufnahme von Kalkstickstoff und gleichzei-
krankung des Eisenstoffwechsels mit vermehr- 100. tigem Genuss von Alkohol auftritt. Sie kann
ter Eisenablagerung in Gehirn und Viszeralor- According-to-Protocol-AnalyXse → Per-Proto- einhergehen mit Übelkeit, Schwindel, Kopf-
ganen (v. a. Leber, Pankreas) infolge defekten Ei- col-Analyse schmerz, Tachykardie und Tachypnoe, Blut-
sentransports aus dem Monozyten-Makropha- Accretio pericaø rdii f: engl. pericardial accretion. druckabfall sowie Flush. Eine spontane Rück-
gen-System infolge Mutation im Caeruloplas- Lokale Verwachsung (sog. Perikardschwiele) des bildung ist möglich.
min-Gen (Genlocus 3q23–24) und Fehlen der parietalen Blattes des Perikards* mit der Pleura Acetessigsäure f: engl. acetoacetic acid. Keton-
Ferroxidaseaktivität des Caeruloplasmins*. im Bereich von Mediastinum, Sternum, körper*, der primär durch Ketogenese in der Le-
Therapiert wird mit Chelatbildnern, z. B. Defe- Zwerchfell oder linker Lunge als Folge einer ber als Produkt des Lipidstoffwechsels entsteht.
rasirox. schweren Perikarditis*, häufig in Kombination Acetessigsäure tritt vermehrt bei gestörtem
13 Achillessehnenruptur
N. tibialis Diagnostik:
A M. plantaris
– Klinische Untersuchung: Druckschmerz, Ze-
hengang, Schwellung
– Sonografie: Sehne intakt, begleitende Bursitis
M. biceps femoris, – bei Unsicherheit MRT.
N. peroneus communis Therapie: Konservativ:
Tendo m. gracilis – Belastung minimieren, Sportpause
M. soleus – Kältetherapie (zu Beginn)
M. popliteus – Quarkumschläge, abschwellende Salben
im Bindegewebsköcher – Wärmetherapie (im Verlauf)
– Physiotherapie
M. soleus
– begleitende Bursitis* behandeln
Tendo m. plantaris Achillessehnenruptur Abb. 1: Kontinuitätsunterbre- – langsamer Wiedereinstieg in den Sport.
chung bei kompletter Achillessehnenruptur; MRT, Achillobursitis f: engl. Achilles bursitis. Bursitis*
M. gastrocnemius T2-Wichtung. [2] am Achillessehnenansatz, z. B. bei Haglund*-
Exostose.
M. soleus Achillodynie f: engl. achillodynia. Schmerzen
im Bereich der Achillessehne durch Erkrankung
der Sehne (Achillessehnentendopathie, partielle
oder komplette Achillessehnenruptur*, Inserti-
onstendopathie) oder des Sehnengleitgewebes
(Paratendinitis* und Tendovaginitis, Apophysi-
Fascia cruris tis* calcanei, Haglund*-Exostose, Knick-Senk-
(Lamina profunda) fuß, Achillobursitis*). Mögliche Ursache: sport-
liche Überlastung, falsches Schuhwerk, Korti-
Tendo calcaneus sontherapie.
Achillotenotomie f: engl. achillotomy. Operati-
N. tibialis,
ve Durchtrennung und Verlängerung der Achil-
A., V. tibialis posterior Achillessehnenruptur Abb. 2: Operationssitus. [80]
lessehne zur Korrektur eines Pes* equinus, Pes*
Malleolus medialis cavus oder Pes* equinovarus. Je nach Befund er-
Tuber calcanei folgt die subkutane oder offene Durchführung
– Ultraschalldiagnostik (Z-förmig, sagittal oder frontal).
Achillessehne: Achillessehne und oberflächliche – MRT (siehe Abb. 1). Achlorhydrie → Achylia gastrica
Schicht der Wadenmuskulatur von dorsal. Um den Therapie: Acholie f: engl. acholia. Fehlende Sekretion von
M. soleus und den M. plantaris abzubilden, ist – Meist operativ (siehe Abb. 2): 1. offen oder Galle in den Darm bei Cholestase*. Der Stuhl
der M. gastrocnemius gefenstert. Der zweiköpfige minimal-invasive Chirurgie: Sehnennaht* ist kalkfarben und reich an nicht resorbierten
M. gastrocnemius bildet zusammen mit dem oder Sehnenplastik, z. B. V*-Y-Plastik 2. sel- Fetten und Fettsäuren (siehe Steatorrhö*).
M. soleus den M. triceps surae, welcher über ten Sehnentransplantation* 3. postoperativ: Achondroplasie f: engl. achondroplasia; syn.
die Achillessehne am Tuber calcanei inseriert. Spitzfußstellung z. B. im Vacoachill, alle Chondrodystrophia fetalis. Autosomal-domi-
2 Wochen wird die Spitzfußstellung redu- nant erbliche Störung der Knorpelbildung in-
ziert bis 0 Grad. Anschließend Physiothera- folge gestörter Knorpelwachstumszone mit
pie und Kraftaufbau. stark verzögerter enchondraler Ossifikation*
Klinik: – seltener konservativ-funktionell. (bei normaler periostaler Ossifikation) und da-
– Lautes Rupturgeräusch bei kompletter Achil- Achiøllessehnentendopathie f: engl. achilles durch bedingtem dysproportioniertem Klein-
lessehnenruptur, sog. Peitschenknall mit tendinopathy. Tendopathie der Achillessehne* wuchs*. Es drohen Atemstörung durch adenoi-
starken Schmerzen oder ihres Ansatzes (Insertionstendopathie*) in- de Vegetationen und schmalen Thorax sowie
– Bewegungsschmerz folge Überlastung oder aufgrund einer Achilles- zervikomedulläre Kompression bei zu kleinem
– Dellenbildung und umschriebene Blutungen sehnendegeneration. Diagnostiziert wird die Foramen magnum.
im Sehnenverlauf Achillessehnentendopathie mit Ultraschall (fo- Klinik:
– Wadenschwellung kale Degeneration, evtl. Teilruptur). – Kurze, plumpe Extremitäten (rhizomele
– Unfähigkeit des betroffenen Fußes zur Plan- Achiøllessehnenzerrung f: Durch sportliche Be- Mikromelie*) bei normaler Rumpflänge; Ex-
tarflexion gegen Widerstand. lastung verursachte Zerrung der Achillessehne tensionsdefizit des Ellbogens, Brachydaktylie
Diagnostik: mit Anlaufschmerz sowie Schmerzen während mit Dreizackhand (Spreizung zwischen 3.
– Klinische Untersuchung: Inspektion, Palpati- und nach der Belastung. Die Diagnose wird kli- und 4. Finger)
on, tastbare Delle nisch sowie mittels Sonografie gesichert. Behan- – kurzer Hals, großer Hirnschädel mit vor-
– Untersuchung der Muskelkraft, Beurteilung delt wird konservativ. springender Stirn, Mittelgesichthypoplasie
der DMS (Durchblutung, Motorik und Sensi- Klinik: mit Sattelnase, prominenter Unterkiefer
bilität) – Schwellung – durch verzögertes Wachstum der Schädelba-
– positiver Thompson*-Test – bei chronischen Prozessen Verformung der sis evtl. Schädeldeformierung mit engem Fo-
– Röntgen des oberen Sprunggelenks Sehne. ramen magnum
15 Acne cosmetica
meist geschlossenen Komedonen, v. a. im Ge- der schwersten Form der Akne (Acne* congloba-
A sicht.
Aø cne infaø ntum f: engl. infantile acne; syn. Säug-
ta) findet man zusätzlich große entzündliche
Knoten, Abszesse, Fisteln, tiefe Narben und Ke-
lingsakne. Seltene, in der Regel nach dem 2.– loide. Weitere Sonderformen der Akne sind:
3. Lebensmonat auftretende Akne, v. a. bei – Acne fulminans
männlichen Säuglingen und Kleinkindern. Ur- – kindliche Acne vulgaris (Acne neonatorum
sache ist eine gesteigerte Talgdrüsenaktivität und Acne* infantum)
aufgrund einer temporär erhöhten Aktivität der – Acne* excoriee des jeunes filles
kindlichen Zona reticularis der Nebennieren- – Acne tarda
rinde im 1. Lj. und damit einer erhöhten Syn- – Acne aestivalis
theserate an Androgenen*. – Acne* cosmetica
Klinik: Im 6.–24. Lebensmonat treten Papeln – Acne medicamentosa
und Pusteln auf, ggf. auch tief liegende Knoten Acne vulgaris Abb. 1: Acne comedonica. [4]
– Acne* necroticans
(Nodi), ausschließlich im Gesicht, insbesondere – Acne venenata.
im Wangenbereich (siehe Abb.) neben zahlrei- Die Acne vulgaris hat eine hohe psychosoziale
chen, offenen und geschlossenen Komedonen*. Bedeutung mit starker Einschränkung der Le-
Unter Umständen kommt es zu chronischem bensqualität.
oder schwerem Verlauf mit indurierten Knoten Diagnostik:
und Narbenbildung (Acne conglobata infan- – In der Regel wird die Akne klinisch diagnos-
tum). tiziert
– medikamentöse Auslöser sollten ausgeschlos-
sen werden
– ggf. benötigt werden mikrobiologische, my-
kologische oder serologische Hormonbestim-
mungen.
Differenzialdiagnosen:
– Rosazea*
– periorale Dermatitis*
– seborrhoisches Ekzem*.
Therapie: Gemäß Leitlinie in der Regel als Kom-
binationstherapie: Topische Therapie: Mittel
der 1. Wahl sind topische Retinoide (Adapalen,
Isotretinoin, Tretinoin) für die Acne comedoni-
ca und die Kombination von Retinoiden mit An-
tibiotika und/oder Benzoylperoxid oder die
Kombination von Azelainsäure mit Antibiotika
Acne vulgaris Abb. 2: Acne papulopustulosa. [4]
für die milde/mittelschwere Acne papulopustu-
losa. Die Anwendung einer Monotherapie mit
spontane Besserung nach der Pubertät ist üb- topischen Antibiotika wird aufgrund der Ent-
Acne infantum: Papeln und Pusteln im Bereich lich. Epidemiologie. 70–95 % aller Jugendli- wicklung resistenter Bakterienstämme nicht
der Wangen. [45] chen weisen Akneläsionen auf. Ursachen: mehr empfohlen. Systemtherapie: Systemi-
– Androgene sche Antibiotika (Doxycyclin, Minocyclin, Tet-
Aø cne keloidalis nuchae → Folliculitis scleroti- – erbliche Faktoren racyclin; in Kombination mit topischen Retinoi-
sans nuchae – diskutiert werden auch: 1. Hautlipide 2. Neu- den und/oder Benzoylperoxid) werden verwen-
Aø cne necroticans f: syn. Acne necrotica. Nek- ropeptide 3. Insulinresistenz 4. Hyperinsuli- det für die mittelschwere Acne papulosa/nodosa
rotisierende lymphozytäre Follikulitis ohne Be- nämie 5. diätetische Faktoren. und Isotretinoin für die schwere Acne papulo-
zug zur Acne vulgaris. Es handelt sich um eine Ätiologie. Multifaktorielle Ursachen führen pustulosa nodosa und Acne conglobata. Bei Pa-
seltene, chronisch-rezidivierende, entzündliche zur Zunahme des Talgdrüsenvolumens und der tientinnen mit mittelschwerer Acne papulopus-
Erkrankung der Haarfollikel unbekannter Ätio- Talgproduktion, Hyperproliferation der folli- tulosa bis Acne conglobata erfolgt ggf. eine
logie, die als Pyodermie oder Folliculitis decal- kulären Keratinozyten mit starker Verhornung Kombinationstherapie mit hormonellen Anti-
vans auftritt. Besonders an Haaransatz, Kopf- (Mikrokomedonen), Hyperkolonisation mit androgenen.
haut und Nacken finden sich papulonekrotische Propionibacterium (P.) acnes sowie einer ent- Prognose: Meist erfolgt nach der Pubertät eine
Effloreszenzen, die varioliform vernarben. sprechenden Immunantwort mit Entzündungs- spontane Rückbildung. Etwa 60 % der Erkran-
Aø cne vulgaris f: engl. common acne. Weltweit reaktion. kungen verlaufen mild und bedürfen keiner
sehr häufige entzündliche Hauterkrankung der Klinik: Die Acne vulgaris ist im Frühstadium ärztlichen Behandlung.
Talgdrüsenfollikel insbesondere in der Adre- zumeist durch geschlossene (weiße) und offene Acné excoriée des jeunes filles f pl: engl. pick-
narche. Es entwickeln sich Komedonen, evtl. (schwarze) Komedonen (Acne comedonica) er’s acne; syn. Acne arteficialis. Fälschlicherwei-
Pusteln, bei schweren Formen Abszesse und (siehe Abb. 1) gekennzeichnet. Diese können zu se als Akne bezeichnete Artefaktdermatose
Narben. Behandelt wird topisch und ggf. syste- entzündlichen Papeln und Papulopusteln über- durch Selbstschädigung. Bei meist jungen Mäd-
misch mit Antibiotika und Retinoiden. Eine gehen (Acne papulopustulosa, siehe Abb. 2). Bei chen ohne oder mit diskreter vorbestehender
17 Actinomyces israelii
Acne* vulgaris kommt es durch zwanghafte Ma- ACR-Kriterien n pl: engl. ACR criteria; syn. – der Polymere von Acrylamid als Stabilisato-
nipulationen zu zahlreichen exkoriierten Pa-
peln im Gesicht. Ggf. ist eine psychosomatische
American College of Rheumatology-Kriterien.
Kriterien des American College of Rheumatolo-
ren oder Flockungsmittel, z. B. bei der Ab-
wasseraufbereitung oder Papierherstellung
A
Mitbehandlung erforderlich. gy, etwa zur Klassifikation und Diagnose von – in der Polyacrylamid-Gelelektrophorese*
Acokanthera n pl: engl. Acocanthera. Pflanzen- entzündlich-rheumatischen Systemerkrankun- – als ReagenzPh.Eur.8.
gattung der Familie Apocynaceae (Hundsgiftge- gen. ACS: Abk. für engl. acute coronary syndrome
wächse) aus dem südlichen und östlichen Afri- Acrylamid n: engl. acrylamide; syn. Acrylsäure- → Akutes Koronarsyndrom
ka, deren Holz und Samen herzwirksame Gly- amid. In der Industrie häufig verwendete Che- ACS: Abk. für engl. abdominal compartment
koside (Herzglykoside*) enthalten, z. B. g-Stro- mikalie, welche im Tierversuch* bei Verabrei- syndrome → Kompartmentsyndrome
phanthin. chung in höheren Mengen das Erbgut verän- ACT: Abk. für actin (Aktin) codierendes Gen →
Aconitin n: engl. aconitine. Hauptalkaloid im dern und Krebs erzeugen kann. Bei stärkerer Er- Aortenaneurysma
blauen Eisenhut. Es handelt sich um eines der hitzung kohlenhydratreicher Lebensmittel (Ba- ACT: Abk. für Autogene Chondrozytentrans-
stärksten pflanzlichen Gifte*, bei der p. o. Auf- cken, Rösten, Braten) entsteht Acrylamid als Ne- plantation → Chondrozytentransplantation,
nahme treten nach ca. 5–15 min Vergiftungser- benprodukt der sogenannten Bräunungsreak- autogene
scheinungen auf. tion. ACT → Gefäßchirurgie
Pathophysiologie: Hintergrund: Acrylamid entsteht vor allem in ACT → Hämodialyse
– Erhöht Membranpermeabilität für Natrium- Lebensmitteln mit einem hohen Gehalt be- ACT → Heparinisierung
Ionen stimmter Aminosäuren* (insbesondere Aspara- ACT → Herzkatheterisierung
– verlängert Natrium-Einstrom während des gin*) sowie mit Glukose* und Fruktose, wie sie ACT → Point-of-Care-Diagnostik
Aktionspotenzials z. B. in Kaffee, Getreide und Kartoffeln vorkom- Actaea racemosa → Traubensilberkerze
– verzögert die Repolarisation (Antagonist: men. Acrylamid entwickelt sich vor allem in ACTH-Stimulationstest m: engl. ACTH stimula-
Tetrodotoxin) frittierten Kartoffelerzeugnissen (z. B. Kartof- tion test. Dynamischer Funktionstest der Ne-
– Aconitin erregt somit zuerst sensible Nerven- felchips und Pommes Frites) sowie in Brot und bennierenrinde (NNR). Dabei werden Kortisol*
endigungen und lähmt sie dann. Gebäck. Die genaue Wirkung der Verbindung oder Kortikoidmetaboliten (v. a. 17α*-Hydro-
Klinik: auf den menschlichen Organismus wird zurzeit xyprogesteron) im Blut bestimmt, unmittelbar
– Anfangs: 1. Parästhesien (auch im Mund) und untersucht. Bisher ergibt sich aus Auswertung vor und nach Stimulation der NNR durch syn-
Wärmegefühl 2. lokalanästhetisch und anal- der Studien noch kein einheitliches Bild. Nach thetisches ACTH (Tetracosactid) i. v. Meist wird
getisch (örtlich begrenzt) 3. verstärkte dem gegenwärtigen Beurteilungsstand kann ein Kurztest über 60 min durchgeführt.
Schweißsekretion (0,05 mg lösen Schweiß- weder ein Zusammenhang zwischen der Acryl- Indikationen:
ausbruch aus) amid-Aufnahme und einer Krebserkrankung – Ausschluss einer Nebennierenrindeninsuffi-
– dann: 1. starke Schmerzen 2. Erbrechen bei Menschen angenommen noch ausgeschlos- zienz*: fehlender Kortisolanstieg bei primä-
3. Koliken 4. Diarrhö 5. Paresen 6. Absinken sen werden. Bis zur abschließenden Klärung ist rer Insuffizienz oder bei Atrophie im Rah-
der Körpertemperatur („Eis im Blut“) der Acrylamidgehalt in Lebensmitteln zu mini- men langanhaltender sekundärer Insuffizi-
– höhere Dosen lähmen nach vorausgehender mieren. Im Tabakrauch sind die Acrylamidge- enz
Erregung auch die motorischen Nervenendi- halte deutlich höher als in Lebensmitteln, so- – im Rahmen der Diagnostik eines adrenogeni-
gungen und das ZNS dass Nichtrauchen ein wesentlicher prophylak- talen Syndroms*: v. a. bei heterozygotem
– Tod durch diastolischen Herzstillstand nach tischer Faktor auch in dieser Hinsicht ist. Bei 21β-Monooxygenasemangel (late-onset AGS)
ca. 6 h und durch Atemlähmung; Ähnlichkeit der Untersuchung industriell hergestellter Pro- überschießend ansteigendes 17α-Hydro-
mit Intoxikation durch herzwirksame Glyko- dukte (Kartoffelsnackprodukte, Brot, Kekse, xyprogesteron.
side (auch Gelb-Grün-Sehen) Kaffee) waren bisher nur vereinzelte Richtwert- Actinobacillus m: Gattung gramnegativer,
– LD: 1–5 mg. überschreitungen zu verzeichnen. Da die Höhe nicht sporender, unbeweglicher, mikroaerophi-
Vergiftungsbehandlung: der Bildung von Acrylamid stark vom erhit- ler Stäbchenbakterien der Familie Pasteurella-
– Magenspülung mit Kaliumpermanganat, zungsbedingten Bräunungsgrad der Lebensmit- ceae, die als fakultativ pathogene Schleimhaut-
Carbo medicinalis tel abhängt, können Verbraucher die Aufnahme kommensalen in der Mundhöhle leben und in
– Flüssigkeitszufuhr dieses Stoffes durch die Reduzierung von Dauer Ausnahmefällen eine Endokarditis hervorrufen
– Diazepam 10–20 mg i. v. und Temperatur des Erhitzungsprozesses ver- können. Actinobacillus actomycetemcomitans
– evtl. Schockbehandlung ringern. Je dunkler die durch Frittieren, Gril- gilt als häufiger Begleitkeim von Actinomyces*
– künstliche Beatmung len, Rösten oder Backen zubereiteten Lebens- israelii. Es existieren mehrere Spezies, welche
– bei starker Bradykardie Atropin. mittel sind, desto mehr Acrylamid enthalten sie. resistent gegen Penicillin sind.
ACPO: Abk. für acute colonic pseudoobstructi- Das Bundesamt* für Verbraucherschutz und Le- Actinomyces israeø lii m: Kommensale der
on → Pseudoobstruktion, akute kolonische bensmittelsicherheit empfiehlt in dieser Bezie- Mundhöhle, der bei anaeroben Gewebeverhält-
Acquired Immune Deficiency Syndrome → hung „vergolden statt verkohlen“, ein Grund- nissen (Quetschung, Fremdkörpereinwirkung,
AIDS satz, der auch für die Vermeidung der Entste- chronische Entzündungsherde der Zähne oder
acralis: engl. acral. Die Akren* betreffend, weit hung polyzyklischer aromatischer Kohlenwas- Tonsillen) eine Aktinomykose* hervorrufen
von der Körpermitte entfernt lokalisiert. serstoffe* gilt. kann. Zur Entstehung einer Aktinomykose
Acridinorange n: engl. acridine orange; syn. 3,6- Verwendung: kommt es allerdings nur bei enzymatischer Un-
Tetramethyldiamino-Acridin. Basischer Farb- – Bei der Herstellung von Farben und Polyac- terstützung durch bestimmte Begleitkeime
stoff, der in der Fluoreszenzmikroskopie ver- rylamid: Polymerisation von Acrylamid im (v. a. Staphylokokken, anaerobe Spezies von
wendet wird, z. B. bei der Zytodiagnostik von festen Zustand durch ionisierende Strahlung Bacteroides, Fusobacterium, Propionibacterium
Karzinomen*. (Polyacrylharze) und Actinobacillus).
Actinomycetaceae 18
– Atemstörungen (Hyperventilation*) unter das Becken. Beim Auge bezeichnet die Ad- Als Bestandteil der Nukleinsäuren* paart Ade-
– psychische Störungen wie: 1. Apathie* 2. de-
pressive Verstimmung 3. Verwirrtheit 4. Be-
duktion die Einwärtsdrehung des Augapfels
zur Nase hin. Das Gegenteil der Adduktion ist
nin über 2 Wasserstoffbrücken mit Thymin in
DNA oder mit Uracil in RNA. 80–90 % werden
A
wusstseinsstörungen* 5. Halluzinationen* die Abduktion*. über den Salvage-Pathway wiederverwendet.
6. unter Umständen organisch bedingte Psy- Adduktionsfraktur → Schenkelhalsfraktur Adenitis f: engl. inflammation of a gland. Drü-
chose Adduktionskontraktur → Kontraktur senentzündung, z. B. Lymphadenitis, Dakryo-
– Muskelatrophie* und Impotenz* durch And- Adduktoren m pl: engl. adductors. Muskeln, die adenitis*, Hidradenitis* und Sialadenitis*.
rogenmangel eine Adduktion* (Heranführen) eines Körper- Adenoakanthom n: engl. adeno-acanthoma;
– bei Frauen verminderte Sekundärbehaarung teils bewirken, insbesondere Mm. adductor bre- syn. Adenokankroid. Veraltete Bezeichnung für
und Verlust der Libido* durch Androgen- vis, longus et magnus, M. adductor hallucis, ein primäres, gut differenziertes Adenokarzi-
mangel sowie Amenorrhö* M. adductor pollicis. Siehe Abb. nom* des Endometriums mit squamöser (plat-
– gelegentlich abdominale Schmerzen, Salz- tenepithelialer) Differenzierung (Endometri-
hunger, Diarrhö* oder Obstipation* umkarzinom*).
– Komplikation Addison-Krise: 1. lebensbe- Lig. inguinale, Adenofibrom n: engl. adenofibroma. Benigner
drohliche akute NNR-Insuffizienz 2. klini- Tuberculum pubicum Mischtumor mit epithelialen und mesenchyma-
sches Bild entsprechend dem Ausfall der mi- M. pectineus len Anteilen, evtl. mit zystischer Ausweitung
neralo- oder glukokortikoiden NNR-Funkti- von epithelialen Elementen und Bildung von
M. obturatorius
on 3. unter Umständen lebensbedrohlicher serösem oder muzinösem Sekret (Kystadenofib-
externus
(endokriner) Schock. rom). Adenofibrome treten v. a. in Ovar (Ovari-
Diagnostik: M. adductor brevis altumoren*) und Mamma (Mammatumoren*)
– Kortisolkonzentration im Serum sowie Aus- auf sowie selten im Uterus (von Zervixschleim-
scheidung von Kortisol* und Aldosteron* im M. pectineus haut oder Endometrium ausgehend).
Harn vermindert M. gracilis AdenohypophyXse → Hypophyse
– ACTH-Konzentration im Serum und Plasma- adenoid: engl. adenoidal. Drüsenähnlich.
reninaktivität erhöht Adenoidal Pharyngeal Conjunctival Viruses
M. adductor longus
– Hyperkaliämie* und Hyponatriämie* pl: syn. APC-Viren; Abk. APC-Viren. Vor allem
(gefenstert)
– im EKG* Zeichen der Hyperkaliämie die Schleimhäute der Mund- und Rachenhöhle
M. vastus intermedius
– im EEG* zerebrale Dysfunktion. und des Auges befallende Adenoviridae*.
Addison-Krise f: engl. Addisonian crisis. Lebens- Adduktoren: Tiefe Lage der inneren Hüftmuskulatur Adenokankroid → Adenoakanthom
bedrohliche akute Nebennierenrindeninsuffizi- von ventral. Die Oberschenkelmuskeln sind zum Teil Adenokarzinom n: engl. adenocarcinoma. Von
enz*, z. B. als Exazerbation* einer Addison*- entfernt bzw. gefenstert. Drüsen- oder Schleimhautepithelien ausgehen-
Krankheit infolge erhöhten Bedarfs an Gluko- der maligner, glandulär differenzierter Tumor.
kortikoiden* (Stresshormone) bei Infektion*, Die Prognose hängt ab vom Differenzierungs-
Trauma* oder OP (siehe auch Postaggressions- Adduktorenspastik f: engl. adductor spasm. grad.
syndrom*). Klinisch zeigen sich gastrointestina- Spastik* der Adduktoren der Oberschenkelin- Vorkommen:
le Symptome, Bewusstseinsstörung* und hypo- nenseiten mit innenrotierten und aneinander – Zylinderzellhaltige Schleimhäute, z. B. Lun-
volämischer Schock*. Im Vordergrund der Be- gepressten (evtl. überkreuzten) Beinen und genkarzinom*, Magenkarzinom*, kolorekta-
handlung stehen Volumenersatz und Glukokor- Gangstörungen* im Sinne einer beidseitigen les Karzinom*, Gallengangkarzinom*, Ute-
tikoid-Substitution. Zirkumduktion infolge Störungen des 1. moto- ruskarzinom (Endometriumkarzinom*, sel-
Klinik: rischen Neurons (infantile Zerebralparese, Mul- ten Zervixkarzinom*)
– Übelkeit und Erbrechen tiple Sklerose). Therapiert wird mit Physiothe- – exokrine Drüsen, z. B. Prostatakarzinom*,
– kolikartige Bauchschmerzen rapie* (Bobath*-Konzept), Muskelrelaxanzien Mammakarzinom*, Karzinom der Speichel-
– arterielle Hypotonie* (Baclofen*, Benzodiazepine), lokaler Injektion drüsen (Speicheldrüsentumoren*)
– Bewusstseinsstörung von Botulinumtoxin* und Adduktorentenoto- – seltener endokrine Drüsen.
– hypovolämischer Schock infolge Dehydrata- mie*. Pathologie: Nachahmung der drüsigen Struktur
tion* mit Hyponatriämie*, Hyperkaliämie* Adduktorentenotomie f: engl. adductor tenoto- des Ausgangsgewebes, ggf. mit Lichtungen, Se-
und Azidose* my. Korrektive Sehnendurchtrennung bei Hüft- kret- und Schleimproduktion (extrazellulär:
– Hypoglykämie* adduktionskontraktur (Adduktorenspastik*) muzinöses Adenokarzinom, intrazellulär: Sie-
– Hyperkalzämie* zur Gangverbesserung sowie zur Prophylaxe ei- gelring-Adenokarzinom) sowie Expression von
– Eosinophilie*. ner sekundären spastischen Hüftgelenkluxa- Hormon-Rezeptoren (z. B. Östrogen- und Pro-
Therapie: Intensivmedizinische Behandlung, tion. gesteron-Rezeptoren beim Mammakarzinom)
u. a. mit Adelmann-Operation f: Amputation eines oder Antigenen (z. B. PSA beim Prostatakarzi-
– Volumenersatz- und Elektrolyttherapie Strahls der Hand zur Handverschmälerung nom).
– i. v. Glukokortikoid-Substitution. nach Verlust eines Langfingers. Adenokarzinom des Ösophagus n: syn. Öso-
Additionsalkalose → Alkalose ADEM: Abk. für akute disseminierte Enzepha- phagus-Karzinom Typ Balzac. Ösophaguskarzi-
Additionsazidose → Azidose lomyelitis → Enzephalomyelitis, akute dissemi- nom*, welches sich aus einer Barrettläsion im
Adduktion f: engl. adduction. (Rück-)Bewegung nierte Ösophagus (vgl. Barrett*-Ösophagus) entwi-
eines Körperteils in Richtung der Medianebe- Adenin n: engl. adenine; syn. 6-Aminopurin. ckelt. Die Häufigkeit von Adenokarzinomen des
ne*, beispielsweise des abgespreizten Daumens Purinbase* und Baustein von Adenosin, Desoxy- Ösophagus ist aufgrund einer Zunahme der
zur Hand oder des abgespreizten Beins gerade adenosin und Adenosinphosphaten* (z. B. ATP). gastroösophagealen Refluxkrankheit* und re-
Adenokystom 22
sultierender Barrettläsionen innerhalb der letz- Drüsengewebe, z. B. als Variante des Myoma*
A ten 15 Jahre um das 4-Fache gestiegen. Rund
30–40 % aller Ösophaguskarzinome sind Ade-
uteri.
Adenomyomatose f: engl. adenomyomatosis.
nokarzinome. Adenomyose* in Myomknoten. Es kommt zu
Adenokystom → Kystadenom knotigen Ansammlungen endometrialer Drü-
Adenolymphom → Speicheldrüsentumoren sen und umgebenden Gewebes im Myomet-
Adenom n: engl. adenoma; syn. Epithelioma rium.
adenomatosum. Vom Epithelgewebe endokri- Adenomyose f: engl. adenomyosis; syn. Adeno-
ner und exokriner Drüsen oder der Schleimhäu- myosis uteri. Ektope, diffuse oder umschriebe-
te (z. B. des Gastrointestinal- und Respirations- ne Ansiedlung von endometrialen Drüsen und
trakts) ausgehendes, primär benignes Neoplas- umgebendem Stroma im reaktiv hypertrophier-
ma, das maligne entarten kann (Adenokarzi- ten Myometrium, meist ohne Ansprechen auf
nom*, Adenosarkom*). Progesteron*. Evtl. kommt es zu Uterusvergrö- Adenomyose Abb. 3: Histologie (Endometrium-
Adenoma sebaceum → Angiofibrom ßerung, Menorrhagie, Dysmenorrhö oder Steri- drüsen, zytogenes Stroma, reaktive Myometrium-
Adenomatose der Mamiølle f: engl. nipple duct lität. Eine kausale Therapie ist die Hysterekto- hyperplasie). [168]
adenomatosis. Seltene, benigne Veränderung der mie*. Ätiologie: unklar, vermutlich Dislokati-
Mamille (benignes Adenom) mit Rötung, Epi- on basalen Endometriums infolge Hyper- und
theldefekten, Sekretion und Krusten, die häufig Dysperistaltik des Uterus sowie aufgrund er- – alternativ: 1. Gestagene 2. hormonale Kont-
auf die Areola mammae übergreift. Die Mamille höhten intrauterinen Drucks. Vorkommen: be- razeptiva 3. lokal Gestagen (Levonorgestrel)
erscheint im Ganzen rundlich verdickt. Diffe- sonders zwischen 35. und 50. Lebensjahr freisetzendes Intrauterinpessar.
renzialdiagnosen sind Paget*-Krankheit, Ek- – In Kombination mit Endometriose* Adenosarkom n: engl. adenosarcoma. Maligner
zem* und Psoriasis*. – in Kombination mit Myoma* uteri Mischtumor aus atypischem Drüsengewebe
Adenomatosis coli → Polypose, familiäre ade- – als histologischer Nebenbefund bei ander- und ähnlich wie beim Spindelzellsarkom aufge-
nomatöse weitig begründeter Hysterektomie. bautem Stroma. Adenosarkome finden sich z. B.
Adenom-Enukleation f: Ausschneidung bzw. Pathologie: siehe Abb. 1, Abb. 2 und Abb. 3. im Endometrium* oder als Nephroblastom* in
Ausschälung eines Adenoms* unter Belassung Diagnostik: der kindlichen Niere.
des gesunden umliegenden Gewebes, insbeson- – Bimanuelle Untersuchung* Adenose, sklerosierende f: engl. sclerosing ade-
dere aus der Prostata, aber auch aus der Schild- – Vaginalsonografie* nosis; syn. Adenosis Schimmelbusch. Sonder-
drüse oder Nebenniere etc. – MRT. form der Mastopathie* mit Überwiegen der Hy-
Adenom-Karzinom-Sequeø nz f: engl. adenoma Therapie: perplasie der Acinusepithelien, der kleinen Aus-
carcinoma sequence. Modell der Entstehung des – Meist Hysterektomie führungsgänge und Myoepithelien bei auf die
kolorektalen Karzinoms* entlang morpholo- Läppchen begrenzter Zellproliferation. Unter
gisch definierter Stadien im Rahmen eines mo- Umständen kommt es zu diskreter Zystenbil-
lekularen Tumorprogressionsmodells durch ge- dung.
nomische Modifikation, teilweise mit Inaktivie- Adenosinphosphat n: engl. adenosine phos-
rung von Tumorsuppressorgenen wie p53 und phate. Phosphorsäureester von Adenosin, die zu
APC (Adenomatous-polyposis-coli) und/oder den Nukleotiden* gehören. Physiologisch wich-
Aktivierung von Onkogenen sowie genomischer tig sind die an der 5'-OH-Gruppe der Ribose
Instabilität. veresterten Adenosinphosphate, die im Metabo-
Beschreibung: Vermutete Stadien der Karzi- lismus u. a. als Energieüberträger und -speicher,
nomentwicklung: als Bausteine der Nukleinsäuren* und als Regu-
– Normales Kolonepithel latoren (Glykolyse*, Citratzyklus*) Bedeutung
– aberrante Krypten haben.
– frühes Adenom Adenosis f: syn. Adenopathie. Drüsenerkran-
– fortgeschrittenes Adenom Adenomyose Abb. 1: Hysterektomiepräparat. [168] kung, z. B. Whipple*-Krankheit.
– Adenokarzinom. Adenosis Schimmelbusch → Adenose, sklero-
Adenom, metastasierendes → Schilddrüsen- sierende
tumor Adenotomie f: engl. adenotomy; Abk. AT. Typi-
Adenom, nephrogenes n: engl. nephrogenous scherweise im Kleinkindalter durchgeführte
adenoma. Benigner seltener Tumor, der wahr- operative Abtragung einer hyperplastischen Ra-
scheinlich aus persistierenden mesonephriti- chenmandel (syn. adenoide Vegetationen*) mit
schen Zellresten entsteht. Er findet sich in dem Beckmann-Ringmesser in Vollnarkose. Die
Harnblase, Vagina, Urethra, Ovar und Cervix Adenotomie ist die häufigste HNO-Operation
uteri. im Kindesalter. Der Eingriff wird meist in Kom-
Adenom, pleomoø rphes → Speicheldrüsentu- bination mit Ohrinspektion und Parazentese
moren der Trommelfelle durchgeführt.
Adenomyoepitheliom → Speicheldrüsentu- Indikation: Hyperplastische Rachenmandel mit
moren folgenden möglichen Symptomen:
Adenomyom n: engl. adenomyoma. Seltener be- – Tubenbelüftungsstörung* mit Tubenka-
nigner Mischtumor aus glattem Muskel- und Adenomyose Abb. 2: Schnittpräparat. [168] tarrh* und Schallleitungsschwerhörigkeit
23 Adhäsion
– Nasenatmungsbehinderung
–
–
Mundatmung
Sprachentwicklungsverzögerung
A
– Schnarchen*.
Diagnostik:
– Typische Fremdanamnese
– Otoskopie: Paukenerguss
– Impedanzaudiometrie*: flaches Tympano-
gramm
– ggf. Tonschwellenaudiometrie: Schalllei-
tungsschwerhörigkeit vom Dämpfungstyp.
Kontraindikation: Relativ: Gaumenspalte.
Komplikationen: Nachblutung (deutlich selte- Aderhauttumoren Abb. 2: malignes Melanom. [143] Adhäsion Abb. 1: intraabdominale Adhäsion,
ner als bei Tonsillektomie der Gaumenman- hier infolge Adnexitis (Laparoskopie). [200]
deln) Vernarbung der Tubenwulst, Grisel*-Syn- gische Eröffnung (Venae* sectio). Ein Aderlass
drom. wird durchgeführt bei Erkrankungen mit er-
adenotrop: engl. adenotropic. Auf Drüsen wir- höhter Zellzahl im Blut (polyzythämische For-
kend, wie z. B. adenotrope Hormone. men myeloproliferativer Erkrankungen; symp-
Adenoviridae f pl: Familie kubischer DNA-Vi- tomatische reaktive Polyglobulie*) oder bei ver-
ren (Mastadenovirus, Aviadenovirus) ohne Hüll- mehrter Eisenspeicherung (Hämochromatose).
membran mit einer Größe von ∅ 60–90 nm, 252 Aderlass, unblutiger m: engl. rotating tourni-
Kapsomeren, linear-doppelsträngiger DNA mit quets. Obsolete, historische Therapieform zur
ca. 50 Genen sowie Affinität zum Monozyten- passageren Senkung des Blutvolumens im klei-
Makrophagen-System. Adenoviridae verursa- nen Kreislauf (siehe Blutkreislauf*) durch venö-
chen weltweit endemisch, epidemisch und spo- se Stauung der Extremitäten im Wechsel (meist
radisch akute Infektionen des Respirationstrak- ca. 10 min). Ziel ist die Senkung des zentralen
tes mit dem Menschen als Erregerreservoir. Venendrucks, z. B. als Erste-Hilfe-Maßnahme
Aderhaut → Choroidea bei Lungenödem.
Aderhauttumoren m pl: engl. choroidal tumors; Adermin → Vitamin B6 Adhäsion Abb. 2: netzartige Adhäsion der vorderen
syn. Choroideatumoren. Benigne und maligne ADH: Abk. für atypische duktale Hyperplasie Bauchwand nach Schnittentbindung
Tumoren der Aderhaut (Choroidea*). Die Thera- → Mammakarzinom (Laparoskopie). [164]
pie ist abhängig von der Ätiologie und umfasst ADH: Abk. für atypische duktale Hyperplasie
Laserkoagulation, Strahlentherapie, (transskle- → Neoplasie, duktale intraepitheliale
rale) chirurgische Exstirpation oder unter Um- Adhäreø nz f: engl. adherence. Bezeichnung für der Medizin verwendet für Verwachsung oder
ständen Zytostatika. langfristige Befolgung therapeutischer Anwei- Verklebung, für Anhaftung von Thrombozyten
Formen: sungen, beispielsweise Anwendung antiviraler an bestimmte Oberflächen, von Bakterien an
– Primäre Aderhauttumoren: z. B. Nävus Kombinationstherapie bei HIV-Erkrankung Epithelzellen, von adhärenten Zellen an Glas-
(siehe Abb. 1), malignes Melanom über Jahre. Adhärenz betont im Unterschied zu und Plastikoberflächen sowie synonyme Ver-
(siehe Abb. 2), Hämangiom Compliance* das partnerschaftliche Verhältnis wendung zu Immunadhärenz*.
– sekundäre Aderhauttumoren: z. B. Metasta- zwischen Behandelndem und Patient, etwa das Erläuterung:
sen eines Mamma- oder Lungenkarzinoms. gemeinsame Festlegen von Behandlungszielen, – Anhaftung der Thrombozyten an endothel-
sowie die Rolle individueller Merkmale des Pa- freien bzw. -fremden Flächen (besonders an
tienten und kontextueller Umweltfaktoren. kollagenen Fasern); siehe auch Thrombozy-
Adhäsiolyse f: engl. adhesiolysis. Lösen von tenaggregation*
symptomatischen Verwachsungen, sogenann- – Anhaftung von Bakterien an Epithelzellen als
ten Adhäsionen*, als therapeutische Maßnahme 1. Schritt einer Kolonisation oder Infektion;
zur Lösung derselben intrathorakal oder intra- siehe auch Adhäsine
abdominell. – Anhaftung adhärenter Zellen (z. B. Monozy-
Einteilung: ten, Makrophagen) an Glas- und Plastikober-
– Intraabdominelle Adhäsiolyse unter anderem flächen (im Gegensatz zu Zellen, die in Sus-
bei Verwachsungen: 1. zwischen einzelnen pension bleiben)
Darmschlingen (interenterisch) 2. Omentum – narbige bindegewebige Verwachsung (Bride*)
majus und Darm zur Bauchdecke oder im oder fibrinöse Verklebung zwischen Organ-
kleinen Becken 3. der inneren Genitale bei systemen, deren äußere Schichten mit seröser
Aderhauttumoren Abb. 1: Nävus. [143]
der Frau zur Behandlung einer Infertilität Haut überzogen sind (Peritoneum*, Pleura*,
– intrathorakale Adhäsiolyse: sog. Pleurolyse Perikard*): 1. Ursachen: Entzündung (siehe
Aderlass m: engl. bleeding; syn. Phlebotomie. zwischen Pleura* parietalis und Pleura visze- Abb. 1), Trauma, Operation (siehe Abb. 2),
Therapeutische Blutentnahme* (ca. 250– ralis oder dem Perikard*. Tumor 2. Komplikationen: Schmerzen, orga-
750 ml), in der Regel durch Punktion* einer pe- Adhäsion f: engl. adhesion; syn. Verwachsung. nische Dysfunktion (z. B. Ileus*, Dyspnoe*);
ripheren subkutanen Vene, selten durch chirur- Begriff mit unterschiedlichen Bedeutungen, in siehe auch Verwachsungsbauch*.
Adhäsionen, intrauterine 24
– Sozialverhaltensstörung Adipocire f: engl. adipocere. Lipid, das bei Lei- Adiponektin n: engl. adiponectin; syn. 30-kDa
–
–
Intelligenzstörung*
tiefgreifende Entwicklungsstörung*
chen nach längerer Liegezeit in Wasser oder
feuchtem Erdboden sowie bei Lagerung unter
adipocyte complement-related protein (Abk.
Acrp30). Im Fettgewebe* synthetisiertes Peptid-
A
– Depression* Luftabschluss entsteht, und zwar infolge Spal- hormon (Adipokine*) mit anti-diabetischer, an-
– psychotische Entwicklung (im Jugendalter) tung des Neutralfetts des Unterhautfettgewebes ti-atherogener und anti-inflammatorischer Wir-
u. a. in Glycerol und Fettsäure. kung. Es besteht aus einer C-terminalen globu-
Therapie: Hintergrund: lären Domäne und einer kollagenähnlichen
– Psychotherapie: 1. im Kindesalter kognitive – Keine Wachsbildung, sondern Verseifungsre- Struktur am N-terminalen Ende. Adiponektin
Verhaltenstherapie* (v. a. Aufmerksamkeits- aktion (Saponifikation) erhöht die Fettsäurenoxidation und die Insulin-
und Strategietraining), Elterntraining und – Beginn meist 4–6 Wochen post mortem sensitivität. Eine erniedrigte Adiponektin-Kon-
soziales Kompetenztraining 2. im Erwachse- – Zerfall des Körpers wird dadurch lange auf- zentration im Blut liegt bei Übergewicht und
nenalter (Gruppen-)Verhaltenstherapie*, ggf. gehalten (siehe Abb.). Insulinresistenz vor.
auch tiefenpsychologisch fundierte Psycho- Adipositas f: engl. obesity; syn. Fettleibigkeit
therapie (ICNP). Vermehrung des Körperfetts über das
– kombiniert mit Pharmakotherapie mit Psy- Normalmaß hinaus mit BMI ≥ 30 kg/m2 (nach
chostimulanzien (z. B. Methylphenidat*) WHO für Erwachsene) bzw. > 97. alters- und ge-
oder Atomoxetin. schlechtsspezifisches BMI-Perzentil (Kinder, Ju-
Prognose: gendliche). Adipositas gilt als Risikofaktor für
– Häufig Abschwächung der Symptome im metabolische und kardiovaskuläre Komplikati-
jungen Erwachsenenalter onen, insbesondere bei abdominaler Adipositas.
– in 30–50 % Persistenz Siehe Body*-Mass-Index, Abb. 2 dort. Epidemi-
– bei Erwachsenen mit ADHS häufig u. a. sozi- ologie. Die Häufigkeit der Adipositas in
ale und berufliche Probleme Deutschland u. a. Industrieländern nimmt kon-
– erhöhte Prävalenz anderer psychischer Stö- tinuierlich zu, auch unter Kindern und Jugend-
rungen, z. B. Substanzmissbrauch* und lichen. Gleichzeitig kommt es zu einem zuneh-
Angststörungen* Adipocire [156]
mendem Ausmaß der Adipositas (extreme Adi-
– frühes Auftreten komorbider Dissozialität positas: > 99,5. alters- und geschlechtsspezifi-
und ausgeprägter Substanzmissbrauch prog- sches BMI-Perzentil). Die Prävalenz in
nostisch ungünstig. Adipokine n pl: engl. adipokines; syn. Fettge- Deutschland beträgt:
ADH-Sekretion, inadäquate → Syndrom der webshormone. Vom Fettgewebe gebildete und – Bei Männern ca. 18 % (Übergewicht*: ca. 60 %)
inadäquaten ADH-Sekretion ausgeschüttete Hormone, Zytokine und andere – bei Frauen ca. 20 % (Übergewicht: ca. 43 %)
ADH-Test m: syn. Desmopressintest. Netzarti- Mediatoren (Botenstoffe). Wegen der Bildung – bei Kindern und Jugendlichen (3.–17. Lj.)
ge Adhäsion der vorderen Bauchwand nach von Fettgewebshormonen wird das Fettgewebe mit Lj. zunehmend, insgesamt ca. 6 % (> 97.
Schnittentbindung (Laparoskopie). heute als endokrines Organ angesehen. Adipo- alters- und geschlechtsspezifisches BMI-Per-
Adiadochokinese f: engl. adiadochokinesis. Im kine beeinflussen den Glukose- und Fettstoff- zentil; Übergewicht: ca. 15 %, > 90. alters-
Rahmen von Koordinationsstörungen und Läh- wechsel sowie das Hungergefühl. Für die Diabe- und geschlechtsspezifisches BMI-Perzentil).
mungen* vorkommende Unfähigkeit, antago- tes-Entstehung bedeutsam ist ihre Wirkung, die Einteilung:
nistische Bewegungen, z. B. Pronation* und Su- Insulinresistenz zu fördern. – Schweregrade nach WHO (siehe Tab.)
pination* (Einschrauben einer Glühbirne u. a.) Adiponecrosis subcutanea neonatorum f: – abdominale Adipositas bei erhöhtem Taillen-
oder Beugung und Streckung der Finger schnell engl. subcutaneous fat necrosis of the newborn; umfang* auf ≥ 88 cm (Frauen) bzw. ≥ 102 cm
abwechselnd auszuführen. syn. symmetrische Fettgewebssklerose. 2–3 Ta- (Männer) nach American Heart Association/
Adie-Syndrom n: engl. pupillotonic pseudotabes. ge nach der Geburt, selten später bei Säuglingen
Sporadisch auftretende, selten auch autosomal- auftretende subkutane Fettgewebssklerose mit
dominant erbliche Erkrankung mit meist ein- gut abgrenzbaren, derben bräunlichen, rötlich-
seitiger, mit Anisokorie* einhergehender Pupil- lividen, tief subkutan liegenden Knoten oder Adipositas:
lotonie* und Akkommodationslähmung* sowie Plaques. Diese sind wenig verschieblich, druck- Einteilung in Unter-, Normal- und Übergewicht
Fehlen oder Abschwächung einzelner oder indolent und in der Regel selbstlimitierend. bei jungen Erwachsenen (WHO-Klassifikation).
mehrerer Muskeleigenreflexe, zunächst distal Epidemiologie: Neugeborene und Säuglinge Kategorie BMI (kg/m2)
an den Beinen, und evtl. segmentaler Hypo- in den ersten Lebensmonaten. Pathogenese:
oder Anhidrose* und Kollapsneigung (Ross- heterogen, Folge von Traumatisierung der Haut Untergewicht < 18,5
Syndrom). Vorkommen: unter der Geburt, perinataler Asphyxie, Hypo- Normalgewicht 18,5 – < 25
– Manifestation im 30.–50. Lj. thermiebehandlung.
– besonders bei Frauen (70 % der Fälle). Lokalisation: Insbesondere im Bereich der Wan- Übergewicht ≥ 25
Ätiologie: gen, Schulterregion, proximalen Extremitäten Präadipositas 25 – < 30
– Funktionsstörung im Ganglion* ciliare un- und gluteal. Adipositas ≥ 30
klarer Genese Therapie: Grad I 30 – < 35
– ggf. entzündlicher Prozess im Mesenzepha- – Meist nicht notwendig Grad II 35 – < 40
lon*, z. B. Infektion mit Herpes*-simplex-Vi- – symptomatisch Wärme und Watteverbände
Grad III ≥ 40
rus. – Prophylaxe durch Meiden mechanischer Be- (Adipositas per magna)
lastung.
Adipositaschirurgie 26
National Heart, Lung, and Blood Institute ler konservativen Maßnahmen im Rahmen ei- u. a. endokrine Störungen wie Hypogenitalis-
A (siehe Syndrom*, metabolisches, Tab. dort).
Es besteht ein erhöhtes Risiko für Adipositas-
nes multimodalen Behandlungskonzeptes zur
nachhaltigen Verhaltensmodifikation beste-
mus auf. Ursache ist eine idiopathische Störung
der Regio infundibularis des Hypothalamus,
assoziierte Komplikationen bei einem Taillen- hend aus Ernährungs- und Bewegungstherapie auch posttraumatisch oder toxisch bedingt so-
umfang ≥ 75–80 (Frauen) bzw. ≥ 90–94 cm sowie Verhaltens- oder Psychotherapie. Ein- wie nach Meningoenzephalitis*.
(Männer). Zu beachten ist die höhere Wertigkeit schlusskriterien: Adiposogigantiøsmus m: engl. adiposogenital
von Taillenumfang gegenüber BMI hinsichtlich – BMI > 40 kg/m² puberal obesity. Prognostisch benigne Sonder-
der Bewertung des Risikos infolge der Relevanz – BMI > 35 kg/m² mit erheblichen Begleiter- form der Adipositas* im Kindes- und Jugendal-
des Fettverteilungsmusters (Assoziation von krankungen, wie manifestem Typ-2-Diabe- ter, gekennzeichnet durch überdurchschnittli-
Taillenumfang und Taille*-Hüft-Quotient mit tes-mellitus, schwerer arterieller Hypertonie, che Körperlänge und -gewicht bei normaler Ge-
Mortalität größer als BMI). Ätiologie: multifak- Schlafapnoe, Hypertriglyceridämie, fortge- nitalentwicklung.
toriell. schrittenen Veränderungen des Bewegungs- Adipozele f: engl. adipocele. Hernie* mit Fettge-
– Meist Lebensstil (z. B. Hyperalimentation*, apparates. webe als Bruchinhalt.
Bewegungsmangel) Formen: Die interventionellen und operativen AdipozyXten → Fettzellen
– familiäre Disposition Verfahren sollten sich idealerweise nach Indika- Adipsie f: engl. adipsia. Durstlosigkeit. Die
– erblich (z. B. Prader-Willi-Syndrom, Bardet*- tion und klinischen Merkmalen des Patienten Adipsie tritt sehr selten, z. B. im Rahmen von
Biedl-Syndrom) wie BMI und Komorbiditäten richten. Hirnerkrankungen und Psychosen, auf.
– endokrinologisch (z. B. Hypothyreose*) – Interventionelle Verfahren mit endoskopi- Adiuretin → Hormon, antidiuretisches
– UAW (z. B. Glukokortikoide*). scher Implantation von: 1. Magenballon* adjuvaø nt: Unterstützend, z. B. adjuvante Che-
Komplikationen: (EWL 7–12 %) 2. endoskopische biliodigestive mo- oder Strahlentherapie (nach operativer Tu-
– Metabolisch (häufig als metabolisches Syn- Diversion* mittels Kunststoffconduit (EWL morentfernung zur Verbesserung des Behand-
drom*): 1. Diabetes* mellitus Typ 2 2. sekun- 12–25 %) lungsergebnisses durchgeführt).
däre Hyperlipoproteinämie* bzw. Dyslipid- – operative restriktive Verfahren: durch Ver- ad libitum: Abk. ad lib. Nach Belieben.
ämie* im engeren Sinne 3. Hyperurikämie* kleinerung des Magenreservoirs: 1. Magen- Adneø xe m pl: engl. adnexa; syn. Anhänge. An-
– kardiovaskulär: 1. Arteriosklerose* 2. arteriel- band* (Abk. AGB für engl. adjustable gastric hänge der Urogenitalregion. Es werden weibli-
le Hypertonie* 3. Mikroalbuminurie (siehe banding; EWL 35–58 %) 2. Sleeve*-Resektion che und männliche Adnexe unterschieden. Zu
Albuminurie*) 4. Herzinsuffizienz* 5. arteri- (syn. Schlauchmagen, Abk. SG; EWL bis 65 %) den weiblichen Adnexen zählen Tuben und
elle Verschlusskrankheit 6. KHK 7. Akutes* – kombinierte Verfahren aus Nahrungsrestrik- Ovarien, zu den männlichen Adnexen Prostata*
Koronarsyndrom 8. Schlaganfall* tion und zusätzlicher malabsorptiver und und Samenblase*, im weiteren Sinn auch Ho-
– Hämostase: Hyperkoagulabilität* bei vermin- maldigestiver Komponente durch Verminde- den*, Nebenhoden* und Samenleiter.
derter Fibrinolyse rung der absorptiven und digestiven Fläche Adneø xektomie f: engl. adnexectomy; syn. Sal-
– weitere: 1. Fettleber* 2. Cholelithiasis* 3. er- des Dünndarms, u. a.: 1. Magen*-Bypass (GB pingoophorektomie. Operative Entfernung ei-
höhter intraabdominaler Druck mit sekundä- für gastric bypass) in verschiedenen Abwand- nes Eileiters mit dem zugehörigen Ovar.
rer gastroösophagealer Refluxkrankheit* und lungen wie Roux-Y-Magen-Bypass (RYGB für Adnexitis f: Meist beidseitig auftretende Ent-
erhöhtem Aspirationsrisiko (vgl. Aspiration*) Roux-Y gastric bypass), Mini-GB u. a. (EWL zündung von Eileiter (Salpingitis*) und Eier-
– erhöhtes Malignomrisiko: 1. Frauen: Endo- 51,1–77,8 %) 2. biliopankreatische Diversion* stock (Oophoritis*). Die Adnexitis zählt zu den
metrium, Zervix, Ovarien, Mamma, Niere, (BPD; EWL ca. 80 %) 3. duodenal switch (DS; pelvic* inflammatory diseases.
Kolon 2. Männer: Prostata, Kolon, Gallenbla- EWL 60–80 %). Adneø xtumor m: engl. adnexal tumor. Veraltete
se, Pankreas, Leber, Niere, Ösophagus. Verlauf: Bezeichnung für entzündliche oder echte Ge-
Therapie: – Je nach Verfahren deutlicher Gewichtsverlust schwulst des Eileiters bzw. des Eierstocks.
– Basistherapie: 1. Diät mit Reduktion der Ka- (bei resezierenden Verfahren nach 6 Jahren Adoleszeø ntenkrise f: engl. adolescent crisis;
lorienzufuhr (bzw. Umstellung der Ernäh- EWL von ca. 55 %) syn. Pubertätskrise. Vorübergehende Verstim-
rung auf mediterrane Kost) 2. Erhöhung kör- – in einem hohen Prozentsatz kommt es zur mung während der Pubertät*, die sich als Stö-
perlicher Aktivität 3. Verhaltenstherapie Komplettremission des metabolischen Syn- rung der Sexualentwicklung, Autoritätskrise,
– ggf. pharmakologisch (Antiadiposita) droms und der Komorbiditäten (Typ-2-Dia- Identitätskrise, narzisstische Krise (Kränkung)
– ggf. chirurgisch (Adipositaschirurgie*). betes nach 6 Jahren noch bei ca. 65 %). oder Depersonalisation* und Derealisation* äu-
Prävention: Gewichtsstabilisierung (bzw. -sen- Adipositas, monogenetische f: engl. mono- ßern kann, als Übersteigerung normaler adoles-
kung) durch Ernährungsberatung (ausgewoge- genic obesity; syn. monogenetisch bedingte Adi- zenter Entwicklungsvorgänge zu erklären ist
ne Energiebilanz) und regelmäßige körperliche positas. Durch Gendefekt bedingte Adipositas* und im Gegensatz zur Persönlichkeitsstörung*
Aktivität (Ausdauertraining). mit Manifestation bereits im Kleinkindalter meist durch plötzlichen Beginn und günstigen
Adipositaschirurgie f: engl. bariatric surgery; durch kaum beeinflussbare Hyperphagie. Sie Verlauf charakterisiert ist.
syn. bariatrische Chirurgie. Spezialgebiet der betrifft ca. 2–5 % der Patienten mit schwerer Adoleszeø ntenkyphose → Scheuermann-
Viszeralchirurgie*, das sich mit operativen und Adipositas*. Krankheit
interventionellen Verfahren beschäftigt, die bei Adipositas-Oligomenorrhö-Parotis-Syndrom Adoleszeø nz f: engl. adolescence. Zeitlich nicht
morbider Adipositas und ihren Folgeerkran- n: engl. adiposity oligomenorrhea parotid gland einheitlich definierter Lebensabschnitt zwi-
kungen neben der deutlichen Gewichtsredukti- syndrome. Kombiniertes Auftreten von Adiposi- schen (Beginn oder Ende) der Pubertät* und
on auch zur kompletten Remission des metabo- tas* und Oligomenorrhö* mit bilateraler, rezidi- dem Erwachsenenalter, der durch eine zuneh-
lischen Syndroms* führen können. vierender, nichtinfektiöser Parotisschwellung. mende Persönlichkeitsfestigung mit stärkerer
Indikation: Alle Formen der bariatrischen Chi- Häufig treten zusätzlich rezidivierende, inter- Betonung der psychosexuellen Entwicklung oh-
rurgie sind erst indiziert nach Ausschöpfung al- mittierende Hyperthermien (AHOP-Syndrom) ne Erwachsenenrolle gekennzeichnet ist.
27 Adsorption [Labormedizin]
Adonis vernalis f: engl. yellow pheasant’s eye. che*), bei Hyperandrogenämie, z. B. idiopa- – Adrenoleukodystrophien im Erwachsenenal-
Pflanze aus der Familie der Hahnenfußgewäch-
se (Ranunculaceae), die in Südost- und Mitteleu-
thisch oder bei adrenogenitalem Syndrom.
Adrenaø rche, prämature f: engl. premature ad-
ter (sog. Adrenomyeloneuropathie) (X-chro-
mosomal erblich)
A
ropa verbreitet ist. Ihre getrockneten oberirdi- renarche. Vorzeitiges Auftreten von Achsel- oder – olivo-ponto-zerebellare Form (X-chromoso-
schen Teile enthalten 0,2–0,5 % Herzglykoside* Pubesbehaarung oder Schweißgeruch vor dem mal erblich)
(insbesondere Adonitoxin und Cymarin) mit vollendeten 6. Lj. bei Fehlen anderer Pubertäts- – nur die Nebennierenrinde betreffende Adre-
positiver inotroper Wirkung. zeichen. Es geht zum Teil mit Entwicklungsbe- noleukodystrophien bei Frauen (X-chromo-
ADP: Abk. für Adenosindiphosphat → Adeno- schleunigung (Akzeleration des Knochenalters) somal erblich)
sinphosphat und beschleunigtem Wachstum einher. Eine – Adrenoleukodystrophien bei heterozygoten
ADPKD: Abk. für engl. autosomal dominant Therapie ist bei Überwachung von Wachstum Frauen (X-chromosomal erblich).
polycystic kidney disease → Nierenerkrankung, und Pubertätsentwicklung in der Regel nicht Pathologie:
zystische erforderlich. – Atrophie der Nebennierenrinde
adrenal: engl. adrenic. Die Nebenniere(n) be- Ursache: Vorzeitiger Anstieg der Nebennieren- – Entmarkung verschiedener Bezirke von Ge-
treffend. rinden-Androgene, insbesondere von Dehydro- hirn, Rückenmark und peripheren Nerven.
Adrenalektomie f: engl. adrenalectomy; syn. epiandrosteron-Sulfat (= DHEA-S), entweder Pathophysiologie: Störung im peroxisomalen
Epinephrektomie. Subtotale oder komplette idiopathisch oder bei nicht klassischem adreno- Abbau sehr langkettiger Fettsäuren (C24 und
Entfernung einer oder beider Nebennieren bei genitalem Syndrom* (11β- oder 21β-Monooxy- C26).
Nebennierentumoren*. Im Vergleich zu offenen genasemangel oder 3β-Steroiddehydrogenase- Adrenozeø ptor-Antagoniøsten → Sympatholy-
Operationen erlauben endoskopische Verfahren Defekt) oder bei Hyperandrogenämie* anderer tika
(laparoskopisch oder retroperitoneoskopisch) Genese, z. B. androgenproduzierendem Neben- Adriamycin → Doxorubicin
eine bessere optische Darstellung und somit ei- nierentumor oder exogener Hormonzufuhr. ADS: Abk. für Aufmerksamkeitsdefizitstörung
ne bessere Differenzierung zwischen Normal- Vorkommen: Gehäuft bei Kindern, die bei Ge- mit und ohne Hyperaktivität → ADHS
und Tumorgewebe. Dies ermöglicht gewebe- burt zu klein oder zu leicht waren, siehe hypo- Adsorbable Organic Halogen Compounds pl:
schonendere und funktionserhaltende Eingriffe trophes Neugeborenes*, SGA-Geburtlichkeit Abk. AOX. Adsorbierbare organische Halogen-
(subtotale Adrenalektomie). (= small for gestational age). verbindungen im Wasser. Analyseverfahren
Indikationen: Komplikation: Übergang in die zentrale (sog. und Messgröße dienen als Leitparameter für in-
– Hormonaktive benigne oder maligne primä- echte) Pubertas* praecox. dustrielle Kontaminationen v. a. von Abwasser
re Nebennierentumoren Therapie: und Grundwasser mit organischen Halogenver-
– hormoninaktive Nebennierenrinden- und – In der Regel nicht erforderlich bindungen bzw. Halogenkohlenwasserstoffen
Nebennierentumoren ab einer Größe von – Überwachung von Wachstum und Pubertäts- (X steht in der organischen Chemie für die Ha-
3 cm entwicklung logene, v. a. Chlor, aber auch Fluor, Brom und
– Tumoren > 6 cm: primär offene Operation – bei nicht klassischem adrenogenitalem Syn- Jod).
– Solitärmetastasen der Nebenniere. drom und deutlicher Entwicklungsbeschleu- Hinweis: Aufgrund sehr unterschiedlicher toxi-
Komplikationen: Bei bilateraler Adrenalekto- nigung Glukokortikoidtherapie. kologischer Eigenschaften der Einzelverbin-
mie: Addison-Krise (Vermeidung durch subtota- adreneø rg: engl. adrenergic. Die Wirkung des dungen geben die Messwerte nur grobe Hinwei-
le endoskopische Resektion). Adrenalins und des Noradrenalins* (neuronal se zum Grad der Gefährdung.
Adrenalinglukosurie f: engl. adrenogenic diabe- und hormonell) betreffend. Adsorbeø nzien n pl: engl. adsorbent agents. Gra-
tes. Zuckerausscheidung im Harn nach Adrena- adrenokortikal: engl. adrenocortical. Zur Ne- nulate oder Pulver, die gelöste oder gasförmige
lingabe. Adrenalin löst eine Glykogenolyse aus. bennierenrinde gehörig. Substanzen physikalisch binden (Adsorption*).
Adrenalinumkehr f: engl. reverse epinephrine re- Adrenoleukodystrophien f pl: engl. adrenoleu- Eingesetzt werden v. a. Stoffe mit einer struk-
sponse. Bezeichnung für die nach Alpha*-Rezep- kodystrophies; syn. Adrenoleukodystrophie. An- turbedingt großen Oberfläche und spezifischen
tor-Blockade blutdrucksenkende (umgekehrte) geborene peroxisomale Lipidspeicherkrankhei- Bindungsstellen zur Adsorption von uner-
Wirkung von Adrenalin infolge der erhalten ge- ten mit identischen biochemischen Verände- wünschten, toxischen Substanzen, z. B. bei der
bliebenen betasympathomimetischen vasodila- rungen im Fettstoffwechsel, die zu Symptomen Hämoperfusion*. Beispiele sind Aktivkohle,
tatorischen Wirkung. der Addison*-Krankheit und verschiedenen Antazida, Kaolin und Tonerde.
Physiologie: neurologischen Ausfällen wie Hör- und Sehstö- Adsorption [Labormedizin] f: Unspezifische
– Abnahme des peripheren Widerstands durch rungen, Paresen* und epileptischen Anfällen Bindung von Antigenen oder Antikörpern an
Stimulation von Beta-2-Rezeptoren führen. Eine Genanalyse* sichert die Diagnose. feste Phasen (aus organischen oder anorgani-
– Abfall des diastolischen Blutdrucks Therapiert wird symptomatisch und evtl. lipid- schen Substanzen).
– Erhöhung des Herzzeitvolumens (Tachykar- senkend. Häufigkeit: 1–2 : 100 000 Neugebore- Bedeutung:
die*) durch Erregung von Beta-1-Rezeptoren. ne. Formen: Unterscheidung anhand der un- – Basis verschiedener Labormethoden, z. B.:
Adrenaø rche f: Beginn vermehrter Androgen- terschiedlichen Vererbung des Phänotyps und 1. Adsorption an Latexpartikel beim Latex-
produktion (Dehydroepiandrosteron-Sulfat, des Manifestationsalters: test 2. Adsorption an die Innenfläche von
DHEA-S) in der Nebennierenrinde (NNR) mit – Konnatale Adrenoleukodystrophien: 1. auto- Teströhrchen (z. B. Radio-Immunoassay) 3.
Wachstum der Achsel- und Pubesbehaarung somal-rezessiv erblich 2. Genlocus 2p15, Adsorption an Mikrotestplatten (z. B. En-
und beginnendem Schweißgeruch als kontinu- 22q11.21, 12p13.3, 7q21–q22 zym*-Immunoassay) 4. Adsorption an Ni-
ierlicher Prozess mit kontinuierlichem DHEA- – infantile/juvenile Adrenoleukodystrophien: trozellulosemembranen (z. B. Western*-Blot-
S-Anstieg ab dem frühen Kindesalter. 1. klassische Form mit X-chromosomalem ting-Methode)
Klinische Bedeutung: Vorzeitiges Auftreten vor Erbgang 2. Genlocus Xq28 mit vielen Mutati- – Bedeutung für medizinische Zwecke, z. B.
Abschluss des 6. Lj. (siehe prämature Adrenar- onen Adsorption an Aluminiumhydroxid zur Er-
Adsorption [Physik, Chemie] 28
höhung der Depotwirkung von Adsorbat- tigsten Arten gehören Aedes aegypti (Stegomy-
A impfstoffen.
Adsorption [Physik, Chemie] f: Reversible und
ia* aegypti), Aedes albopictus (Stegomyia* albo-
picta) und Aedes vexans (Aedimorphus vexans).
spontan ablaufende Anreicherung von Ato- aEEG: Abk. für Amplituden-integrierte EEG →
men*, Molekülen* oder Ionen* an der Grenzflä- EEG
che zweier benachbarter Phasen. Liegt die Ener- aEEG: Abk. für Amplituden-integrierte EEG →
gie der Anlagerung im Bereich von Van-der- Neugeborenenkrämpfe
Waals-Kräften, spricht man von Physisorption, AEG-Klassifikation: Abk. für Klassifikation
liegt sie im Bereich chemischer Bindungen, der Adenokarzinome des ösophagogastralen
spricht man von Chemisorption. Überganges → Ösophaguskarzinom
Adult T-Cell Leukemia/Lymphoma: syn. ÄLRD: Abk. für → Ärztlicher Leiter Rettungs-
ATLL. Seltene, potenziell aggressiv wachsende dienst
Form eines reifen T-Zell-Lymphoms bzw. einer AEP: Abk. für Akustisch evozierte Potenziale →
ausschwemmenden T-ALL. Das Vorkommen ist Potenziale, akustisch evozierte
assoziiert mit einer Infektion durch das humane AEP: Abk. für akustisch evozierte Potenziale → Aerobilie: Aerobilie und Cholestase im rechten
T-Zell lymphotrophe Virus Typ 1 (HTLV-1). Die Potenziale, evozierte Leberlappen (Ultraschalldiagnostik). [201]
Symptome reichen von Lymphadenopathie bis Äquatorialplatte f: engl. equatorial plate. An-
zur Hyperkalzämie. Eine Therapie ist abhängig sammlung der Chromosomen in der Meridian- OP der Gallenwege mit Anlage einer biliodiges-
von der Progressionstendenz. ebene der Teilungsspindel während der Meta- tiven Anastomose. Siehe Abb.
aduø ltus: engl. adult. Erwachsen. phase von Mitose* und Meiose*. Aeroemboliøsmus → Caisson-Krankheit
Advanced Life Support → ACLS Äquilibrium n: Gleichgewicht. aerogen: engl. airborne. Von der Luft ausge-
Advanced Life Support → Reanimation Äquivaleø nt, energetisches n: engl. energy hend.
Advanced Trauma Life Support: Abk. ATLS. equivalent; syn. Wärmeäquivalent. Frei werden- Aeromoø nas f: Gattung gramnegativer, fakulta-
Registriertes und geschütztes international ge- de Energiemenge bei der Umsetzung von Nähr- tiv anaerober, gasbildender, monotrich begei-
bräuchliches Ausbildungskonzept des Ameri- stoffen mit 1 l Sauerstoff. Das energetische ßelter Stäbchenbakterien der Familie Aeromo-
can College of Surgeons für alle medizinischen Äquivalent wird bestimmt auf Basis des respira- naceae (Bakterienklassifikation*). Aeromonas
Fachrichtungen in der akutklinischen Trauma- torischen Quotienten* (proportionaler Zusam- hydrophila ist ein gefährlicher Erreger von No-
versorgung zum systematisch-standardisierten menhang). sokomialinfektionen* (Dialysegeräte, Spülflüs-
und prioritätsorientierten (z. B. ABCDE) diag- Referenzwerte: Der Mittelwert bei normaler sigkeiten) und opportunistischer Erreger von
nostischen und therapeutischen Vorgehen bei Zusammensetzung der Nahrung beträgt Hornhautulzera, Tonsillitiden, Wundinfektio-
polytraumatisierten Patienten im Schockraum* 20,2 kJ/l (bzw. 4,8 kcal/l) O2. nen, Aspirationspneumonien und Durchfaller-
und damit Sicherstellung einer hohen Qualität – Für Kohlenhydrate 21 kJ/l (bzw. 5,0 kcal/l) O2 krankungen. Bei Abwehrgeschwächten kommt
der medizinischen Versorgung. – für Fette 19,7 kJ/l (bzw. 4,7 kcal/l) O2 es zu peritonitischen und septischen Verläufen.
Adventitia → Tunica adventitia – für Proteine 19,3 kJ/l (bzw. 4,6 kcal/l) O2. Aeromoø nas shigelloides → Plesiomonas shi-
Adventitiadegeneration, zyø stische f: engl. Äquivaleø nt, kalorisches → Äquivalent, ener- gelloides
cystic adventitial degeneration. Zystische Degene- getisches Aerootitis f: syn. Barootitis. Ödem der Mittel-
ration zwischen Tunica media und Tunica ad- Äquivaleø nzstudie f: engl. equivalence study. ohrmukosa mit Paukenerguss. Ursache ist ein
ventitia mit Verlegung des Gefäßlumens. Die Arzneimittelstudie zur Klärung, ob ein zu prü- Tubenverschluss mit konsekutivem Unterdruck
zystische Adventitiadegeneration tritt insbeson- fendes Arzneimittel* einer Standardtherapie im Mittelohr. Eine Aerootitis tritt auf bei plötz-
dere an gelenknahen Arterien (z. B. A. poplitea) gleichwertig oder ähnlich ist. Dabei erfolgt die lichen Luftdruckänderungen. Betroffen sind
auf. Die Angiografie zeigt meist eine halbmond- Hypothesentestung zweiseitig. Flugzeuginsassen, Taucher und Caisson-Arbei-
förmige Eindellung im Gefäßlumen. Aerämie f: engl. aeremia. Bildung von Gasblä- ter. Sie leiden an heftigen Ohrenschmerzen,
advers: engl. adverse. Schädigend. schen im Blut. pulsatilem Tinnitus* aurium und Schwerhörig-
Adversivanfall → Versivanfall aerob: engl. aerobe. Sauerstoff zum Leben keit.
Adynamie f: engl. adynamia. Schwäche, Kraft- brauchend. Aerophagie f: engl. aerophagia. Übermäßiges
losigkeit im Rahmen körperlicher Erkrankun- Aerobier m pl: engl. aerobic bacteria. Bakterien- Verschlucken von Luft. Dies geschieht häufig
gen oder auch bei psychischen Störungen. arten, die ihren Energiebedarf nur in Gegen- unbewusst und kann zur Gewohnheit werden
Vorkommen: wart von Sauerstoff decken und demnach nur (z. B. Verschlingen der Nahrung, hastiges Trin-
– Virusinfektion* aerob wachsen können. Der Sauerstoff dient da- ken). In der Folge kommt es zu einer vermehr-
– Diabetes* mellitus bei als Elektronenakzeptor in der Atmungs- ten Gasansammlung in Magen und Darm mit
– Addison*-Krankheit kette*. Ruktus (56 %), Blähungen (27 %) und Bauch-
– Myasthenia* gravis pseudoparalytica Aerobilie f: engl. aerobilia. Vorkommen von schmerz (19 %).
– depressives Syndrom* Luft bzw. Darmgas in den Gallenwegen. Bei in- Vorkommen:
– amotivationales Syndrom* taktem Gallengangsystem ist die Aerobilie Zei- – Gewohnheit (Verschlingen der Nahrung, gie-
– chronisches Müdigkeitssyndrom.* chen einer Infektion des biliären System mit riges Trinken), Kaugummi kauen, harte Bon-
AE: Abk. für → Antitoxineinheit Gasbildnern oder Folge einer spontanen biliodi- bons lutschen, Rauchen, kohlensäurehaltige
Aedes f: Gattung der Culicidae, Ordnung Di- gestiven Fistel (vgl. Bouveret*-Syndrom). We- Getränke
ptera (siehe Mücken*). Verschiedene Arten sind sentlich häufiger ist die Aerobilie nach Eingrif- – schlecht sitzendes Gebiss, Nasenträufeln
Überträger diverser Tropenkrankheiten wie fen am biliären System, beispielsweise nach Pa- – bei gastroösophagealer Refluxkrankheit*: Er-
Dengue*-Fieber und Gelbfieber*. Zu den wich- pillotomie im Rahmen einer ERCP* oder nach wartung, durch häufiges Schlucken eine Lin-
29 Ärztekammer
– Errichtung berufsständischer Versorgungs- – Festlegung (Desinfektionsplan) zu Hygiene Ätiologie in der Psychiatrie: Bei psychischen
A werke für Ärzte und deren Angehörige
– Errichtung von Ethikkommissionen
und Arbeitmedizin
– Gremienarbeit (medizinische Vertretung des
Störungen liegt zumeist ein Ursachenbündel
bzw. eine Ursachenkette vor (Multikausalität).
– Überwachen der Einhaltung der Berufs- Rettungsdienstträgers) Unterschieden werden prädisponierende Fakto-
pflichten. Ahndung von Verstößen gegen be- – Mitwirkung im Rahmen notfallmedizini- ren*, auslösende Faktoren, aufrechterhaltende
rufsrechtliche Pflichten im Rahmen von be- scher Forschungsprojekte. Bedingungen sowie krankheitsfördernde Fakto-
rufsaufsichtsrechtlichen Verfahren, die zu Ärztlicher Notfalldienst der Kassenärztli- ren (Risikofaktoren*, Vulnerabilität*) und vor
Sanktionen durch die Ärztekammer oder zur chen Vereinigungen m: engl. emergency service Krankheit schützende Faktoren (protektive
Beantragung der Eröffnung eines Verfahrens of Association of Statutory Health Insurance Physi- Faktoren, Ressourcen, Resilienz).
bei den Berufsgerichten* führen können. cians; syn. ärztlicher Bereitschaftsdienst der Kas- Ätzmittel n: engl. caustic agents; syn. Kaustika.
Ärztlicher Leiter Rettungsdienst: engl. medi- senärztlichen Vereinigungen. Einrichtung zur Gewebezerstörende Substanzen wie Metallsalze
cal director of emergency medical service; Abk. Sicherstellung der medizinischen Erstversor- und Säuren, die zur Entfernung unerwünschter
ÄLRD. Notarzt mit medizinischer Aufsicht und gung im ambulanten Sektor außerhalb der Pra- Hauterscheinungen genutzt werden. Der Ver-
Weisungsbefugnis in medizinischen Angele- xissprechstunden, nachts sowie an Sonn- und wendung von Ätzmitteln steht entgegen, dass
genheiten über mindestens einen Rettungs- Feiertagen. Der ärztliche Notfalldienst wird von es heute weniger aggressive Verfahren gibt und
dienstbereich sowie Verantwortlichkeit für me- der Kassenärztlichen* Vereinigung gemeinsam sich bei unsachgemäßem Gebrauch häufig Nar-
dizinisches Qualitätsmanagement, Effektivität mit der Ärztekammer* der Region organisiert. ben bilden.
und Effizienz der präklinischen notfallmedizi- Ausgestaltung: Im Gegensatz zum Rettungs- Anwendung: Beispiele:
nischen Patientenversorgung und -betreuung. dienst, der telefonisch über die Leitstelle* geru- – Silbernitrat (sog. Höllenstein) gegen Verru-
Er ist nach DIN 13050 entsprechend qualifiziert fen wird, ist der ärztliche Bereitschaftsdienst cae*
und von einer für den Rettungsdienst zuständi- für die ambulante Akutversorgung von Patien- – Trichloressigsäure: 1. gegen Warzen 2. bei
gen, öffentlichen Stelle berufen. ten ohne akute vitale Bedrohung zuständig. Die kleinflächigen Tätowierungen 3. in geeigne-
Qualifikation: Durch abgeschlossene Weiterbil- Anforderung erfolgt über die Telefonnummer ter Konzentration bei „unreiner Haut“
dung in einem Gebiet mit Bezug zu Notfallme- 116 117, die seit April 2012 bundesweit einheit- – Keratolytika
dizin und Intensivmedizin, Zusatz-Weiterbil- lich geregelt ist. – chemisches Peeling.
dung Notfallmedizin, LNA-Qualifikation (LNA: Gesetzliche Regelung: Zur Teilnahme am ärztli- Ätzung f: engl. cauterisation; syn. Kauterisati-
Leitender Notarzt) entsprechend Bundesärzte- chen Notfalldienst sind nach § 26 der (Muster-) on. Gewebezerstörung durch Brenn- oder Ätz-
kammer, spezielle Fortbildung zum ÄLRD nach Berufsordnung alle niedergelassenen Ärzte so- mittel*. Eine Ätzung verursacht durch ein nicht
Bundesärztekammer sowie langjährige Tätig- wie nach § 75 Absatz 1 SGB V alle Vertragsärzte unerhebliches Gewebetrauma teilweise tiefe
keit in präklinischer und klinischer Notfallme- verpflichtet. Nekrosen mit schlechter Heilungstendenz. The-
dizin. Aesculin n: engl. esculin. Cumarinderivat aus rapeutisch wird sie z. B. bei der Warzenbehand-
Aufgaben: Medizinisch und administrativ, Rinde und Samen der Rosskastanie* (Aesculus lung eingesetzt.
Rechtsgrundlage sind die jeweiligen Landesret- hippocastanum). Die weißen, bitter schmecken- A-Fasern → Nervenfaser
tungsdienstgesetze den Kristallnadeln sind löslich in heißem Was- Affeø kt m: engl. affect. Kurzzeitige und intensi-
– Einsatz-Planung und -Durchführung: 1. Mit- ser und Ethanol. Aesculin wird verwendet als ve Gefühlsregung wie Freude oder Wut, meist
wirkung an rettungsdienstlicher Bedarfsana- Venenmittel (umstritten), außerdem dient es in mit physiologischem (vegetativem) Korrelat. Als
lyse 2. Koordination der Aktivitäten am Salben als Lichtschutz und in der Bakteriologie psychopathologisch gilt der flache Affekt mit
Rettungsdienst beteiligter Organisationen als Nährbodenzusatz zur Differenzierung von geringer Affektmodulation und trotz äußerer
3.Festlegung von medizinischen Standards Kokken. Anregung verminderter Schwankungsbreite,
für nichtärztliches Rettungsdienstpersonal Aesculus hippocastanum → Rosskastanie außerdem der inadäquate oder unangemessene
4.Festlegung von medizinischer Ausrüstung Ästhesiometrie f: Prüfung bzw. Messung der Affekt mit situativ nicht zur geschilderten Situ-
im Rettungsdienst 5. Entwickung von Strate- Hornhautsensibilität. Sie erfolgt orientierend ation passenden Affektäußerungen.
gien zur Disposition rettungsdienstlicher mit einem ausgezogenen Wattestäbchen, semi- Affeø ktarmut f: engl. blunted affect. Verminde-
Transportmittel quantitativ mit dem Reizhaarset nach Luneau rung der Anzahl erlebter und gezeigter Affek-
– Qualitätsmanagement: 1. Mitwirkung u. a. und quantitativ mit dem elektromechanischen te*, häufig auch gebraucht im Sinne von ge-
an Schwachstellenanalysen 2. Planung er- Ästhesiometer nach Draeger. fühlsarm, wenig emotional, nicht mitfühlend.
forderlicher Korrekturmaßnahmen und Ästhesioneuroblastom → Olfaktoriusneuro- Affeø ktdelikt → Affekthandlung
Wirksamkeitsbeurteilung nach Umsetzung blastom Affeø ktdurchlässigkeit → Affektinkontinenz
3.Festlegung, z. B. von Dokumentationsins- Ästhesioneuroepitheliom n: engl. esthesioneu- Affeø kthandlung f: engl. affective. Handlung
trumenten, Datenanalysen-Methode und roepithelioma. Olfaktoriusneuroblastom* mit aus einer unkontrollierten, intensiven Gemüts-
-Bewertung 4. Festlegung von Qualitätsan- zusätzlichen glandulären Zellelementen. bewegung heraus mit heftiger Entladung eines
forderungen im Rettungsdienst sowie erfor- Äthinylöstradiol → Ethinylestradiol Affektstaus, die auch ohne zugrunde liegende
derlichen qualitätsbessernden Maßnahmen Ätiologie f: engl. etiology. Die im Einzelfall ei- psychische Störung auftreten kann. Eine Affekt-
– Mitwirkung im Rahmen notfallmedizini- ner Erkrankung zugrunde liegende konkrete handlung ist von der individuellen Fähigkeit
scher Fortbildung von ärztlichem und nicht- Ursache, bzw. allgemein die der Entstehung zur Affektregulation im Sinne selbstregulatori-
ärztlichem Rettungsdienstpersonal und Entwicklung einer Erkrankung zugrunde scher Kompetenz abhängig.
– Mitwirkung bei Einsatztauglichkeitskriteri- liegenden Ursachen, Risikofaktoren und krank- Affeø ktinkontinenz f: engl. emotional inconti-
en, Schutzausrüstung im Rettungsdienst haften Regulationsmechanismen. Der Über- nance; syn. Affektdurchlässigkeit. Verminderte
– Überwachung von Hygienevorschriften-Ein- gang zu den verwandten Begriffen Ätiopatho- Beherrschung der Affekte* mit inadäquat star-
haltung genese und Pathogenese* ist fließend. ken Affektäußerungen bereits bei geringfügi-
31 Afterload
gem Auslöser. Die Gefühlsäußerungen ent- fektiver Ansprechbarkeit und flachen Affekten*. Afibrinogenämie f: engl. afibrinogenemia. Feh-
springen v. a. traurigen Vorstellungen und Ge-
danken und können vom Betroffenen nicht aus-
Dabei werden Affektäußerungen unabhängig
von der Situation beibehalten (z. B. bei Depres-
len von Fibrinogen (Faktor I der Blutgerin-
nung*) im Blut.
A
reichend kontrolliert werden. Sie kommt v. a. sion* Verharren in gedrückt pessimistischer Formen:
bei hirnorganischen Erkrankungen vor, z. B. bei Stimmung auch bei freudigen Nachrichten). – Kongenitale Afibrinogenämie (sehr selten):
Demenz*. Vorkommen: Unspezifisches Symptom ver- 1. Ätiologie: autosomal-rezessiv erbliche Mu-
Affeø ktinstabilität f: engl. affective instability. schiedener psychischer Störungen, z. B. tation (Genlocus 4q31.3) im FGA-, FGB- oder
Individuelle Störung der Wahrnehmung und – Affektive Störungen* FGG-Gen mit konsekutiv fehlender oder
Regulation der Affekte*, bei der es zu plötzli- – Schizophrenie* hochgradig verminderter Fibrinogensynthe-
chen Affektausbrüchen, dem Gefühl innerer Af- – organische psychische Störungen. se 2. schwere Hämophilie* im weiteren Sinn
fektlosigkeit oder der fehlenden Affektstabilität Affeø ktstörung f: engl. emotional disturbance. – erworbene Afibrinogenämie infolge: 1. er-
kommt. Sammelbezeichnung für eine deutlich von der höhten Fibrinogenverbrauchs (Hyperfibrino-
Vorkommen: Norm abweichende Veränderung der Ansprech- lyse*, z. B. bei Verbrauchskoagulopathie*)
– Impulskontrollstörungen* barkeit und Äußerung von Affekten*, z. B. Af- 2. unzureichender Fibrinogensynthese (Le-
– Borderline-Persönlichkeitsstörung fektarmut*, Affektinkontinenz*, Affektlabili- berinsuffizienz*).
– Dysthymie* tät*, Affektstarre* und Parathymie*. Im Rahmen Klinik:
– u. a. diagnostischer Einheiten (z. B. Depression, Ma- – Hämorrhagische Diathese*
Affektion f: engl. affliction. Befall durch eine nie) ist die Bezeichnung affektive Störung* ge- – bei kongenitaler Afibrinogenämie häufig int-
Krankheit. bräuchlich. rauteriner Fruchttod
Affektivität f: engl. affectivity. Gesamtheit des Affeø ktverarmung f: engl. affective rigidity. Be- – postnatal verlängerte Nabelschnurblutung
Gefühls- und Gemütslebens mit Stimmungen, zeichnung für den Verlust affektiver Ansprech- – verstärkte Verletzungsblutung und Menstru-
Affekten*, Emotionen* und Trieben*. Sie be- barkeit, affektive Indifferenz, affektive Ver- ation
stimmt die persönliche Tönung des Erlebens, ödung. – auch (Schleim-)Hautblutung sowie spontane
wobei die Grundstimmung das Ausmaß und die Vorkommen: intrazerebrale Blutung
Qualität der Affekte beeinflusst. – Depression* – selten Gelenkblutung.
Affeø ktkrampf, respiratorischer m: engl. – chronische Schizophrenie* Diagnostik:
breath holding spell. Bei Kleinkindern auf emoti- – organische Störungen – Fibrinogen im Plasma fehlend oder nur in
onalen Auslöser hin auftretender funktioneller – u. a. Spuren nachweisbar
Anfall, in der Regel ohne organische Grundlage, Affenpocken f pl: engl. monkey pox. Pocken- – pathologische Blutgerinnungstests (TPZ,
mit typischem Verlauf, d. h. initialem Schrei, ähnliche Zoonose in Zentralafrika mit Lymph- PTZ, PTT)
Atemanhalten, Zyanose* und Bewusstlosigkeit* adenitis, pockenartigem Exanthem und Fieber – bei kongenitaler Afibrinogenämie moleku-
sowie Dauer < 1 min. Therapie ist in der Regel durch das Orthopox-Virus, das in Affen und largenetischer Nachweis.
nicht erforderlich. Ratten vorkommt. Sehr selten wird die Krank- Therapie: Substitution (primär durch Fibrino-
Häufigkeit: Prävalenz: 2–5 %. heit von importierten Affen auf Menschen über- genkonzentrat, sekundär durch Plasmatransfu-
Klinik: Atypischer Verlauf: zyanotische Affekt- tragen. Die Therapie erfolgt symptomatisch. sion).
krämpfe, sog. blue breath-holding spells, mit Die Letalität beträgt 10 %. Die Pockenimpfung Aflatoxine n pl: engl. aflatoxins. Von Aspergil-
langer exspiratorischer Apnoe > 1 min, an de- schützt zu 80 %. lus*-Arten (insbesondere Aspergillus flavus und
nen Kinder versterben können. Auftreten schon aø fferent: engl. toward a center; syn. afferens. Aspergillus parasiticus) gebildete, in höherer
in den ersten Lebensmonaten, assoziiert mit Hinführend, zuführend, Bezeichnung für eine Dosis tierexperimentell letal, in geringerer Do-
pulmonalen oder zentralnervösen Krankheiten. Leitungsrichtung im Nerven- oder Blutsystem, sis toxisch und kanzerogen wirkende Mykotoxi-
Differenzialdiagnosen: z. B. für Nerven, die Erregungen von peripheren ne* (chemisch Cumarinderivate). Natürlich
– Synkope* Sensoren und Rezeptoren zum ZNS leiten. Der kommen mindestens 13 verschiedene Aflatoxi-
– epileptischer Anfall*. Gegensatz zu afferent ist efferent*. ne vor, u. a. Aflatoxin B1, B2, G1, G2, M1 und M2.
Affeø ktlabilität f: engl. affective lability. Schnel- Afferent-Loop-Syndrom → Syndrom der zu- Vorkommen:
les Mitschwingen der Affekte* (infolge gesenk- führenden Schlinge – Aflatoxin B1 (stärkstes Gift der Aflatoxine)
ter Schwelle zur Affektauslösung) auf wechseln- Affinität [Chemie] f: Triebkraft von Ionen, v. a. auf Nüssen, Mandeln, Getreide, Kastani-
de äußere Reize mit charakteristisch raschem Atomen oder Molekülen, untereinander chemi- en, geräuchertem Schinken und daraus her-
Wechsel der Stimmung (z. B. plötzlicher Über- sche Bindungen auszubilden. gestellten Erzeugnissen
gang zwischen Lachen und Weinen), häufig Affinität [Immunologie] f: Bindungsstärke – durch Befall von Futtermitteln Übergang
schwer abzugrenzen von Affektinkontinenz*. zwischen Antikörper (Paratop) und Antigen z. B. in Milch und Milchprodukte; cave: in
Vorkommen: (Epitop) im primären Antigen-Antikörper- Nahrungsmitteln für Verbraucher häufig
– Schizophrenie* Komplex. Die Affinität ist durch die Gleichge- nicht festzustellen (und sehr hitzeresistent).
– bipolare Störung* wichtskonstante für ein gegebenes Ag/Ak-Sys- AFP: Abk. für → Alphafetoprotein
– organische psychische Störung tem messbar. AFP-Bestimmung → Pränataldiagnostik
– u. a. Affinität [Nuklearmedizin] f: Eigenschaft eines Aø fter → Anus
Affeø ktmodulation f: engl. affective modulation. Radiopharmakons, sich entsprechend den che- Afterdepolarization → Erregungsleitungsstö-
Steuernde Einflussnahme auf die Affektivität*. mischen oder biologischen Eigenschaften in be- rung
Affeø ktstarre f: engl. affective flattening. Ver- stimmten Körpergeweben bzw. -organen anzu- Aø fterjucken → Pruritus ani
minderung der affektiven Modulations- und reichern (z. B. knochenaffin). Aø fter, künstlicher → Enterostoma
Schwingungsfähigkeit mit herabgesetzter af- AFI: Abk. für → Amniotic-Fluid-Index Afterload → Nachlast
Afterloading-Verfahren 32
Afterloading-Verfahren n: engl. afterloading Ageø nesis coø rporis callosi → Balkenagenesie (wie somatoformen Störungen, dissoziativen
A technique. Verfahren der interstitiellen und int-
rakavitären Strahlentherapie*, bei dem die
Agenzien n pl: engl. agents. Wirkende Mittel.
Ageusie f: engl. taste blindness. Verlust des Ge-
Störungen oder Artefaktstörungen), deren Cha-
rakteristik in der Divergenz zwischen gezeigten
Strahlenquelle über zuvor platzierte Applikato- schmackempfindens, meist als Begleiterschei- bzw. subjektiv erlebten Beschwerden und den
ren temporär in den Körper eingebracht wird. nung einer Anosmie*, sonst lokal-toxisch oder objektiv nachweisbaren Befunden besteht. Die
Indikationen sind Tumoren in der Kopf-Hals- pharmakologisch bedingt, sehr selten auch bei Ausprägung von Aggravation ist persönlich-
Region, an Ösophagus, Bronchien, Rektum so- histrionischer Persönlichkeitsstörung*. keits- und kulturabhängig unterschiedlich aus-
wie Anal-, Zervix-, Uterus-, Vaginal- und Prosta- Agglutination f: engl. clumping. Durch spezifi- geprägt. Im konkreten Einzelfall können sich
takarzinome, Weichteilsarkome und die Reka- sche oder unspezifische Agglutinine* hervorge- habituelle Verdeutlichungstendenz (Verdeutli-
nalisierung endoluminal stenosierender Tumo- rufene Verklumpung von Zellen (Erythro-, Leu- chung) und situationsspezifische Aggravation
ren und anderer Prozesse. ko-, Thrombozyten, Bakterien) oder antigentra- überlagern.
Prinzip: Einlegen eines oder mehrerer, leerer, genden Partikeln (z. B. Latex-, Polystyrolparti- Aggregations-Hemmer → Thrombozyten-Ag-
schlauchförmiger Applikatoren in den zu be- kel). Konglutination meint die Agglutination gregationshemmer
strahlenden Körperteil und anschließend auto- von Erythrozyten unter Beteiligung von Kon- Aggression f: Gegen Personen oder Dinge ge-
matisches Einbringen des Radionuklids (meist glutininen, z. B. als komplementverbrauchende richtetes Verhalten unter Zufügen physischer
192
Iridium). Durch schrittweise Fortbewegung Konglutinationsreaktion. oder psychischer Gewalt, z. B. bei Angst oder
der Strahlenquelle erfolgt eine gezielte Bestrah- Agglutinationsreaktion f: engl. agglutination drohendem Machtverlust, das sowohl genetisch
lung des Tumors mit geringer Belastung des test. Zu einer Agglutination* führende Anti- angelegt als auch reaktiv auslösbar ist.
umliegenden Gewebes bei gegenüber der Bra- gen*-Antikörper-Reaktion. Formen:
chytherapie* mit Radium erheblich verbesser- Agglutinine n pl: engl. agglutinins. Substanzen – Autoaggression*: 1. gegen sich selbst gerich-
tem Strahlenschutz für das beteiligte Personal. mit der Fähigkeit, korpuskuläre Antigene oder tet, z. B. Selbstverletzung* (siehe auch Selbst-
AGA: Abk. für engl. appropriate for gestational an eine feste Phase gebundene Antigene zu ver- gefährdung*) 2. ggf. auch somatisch bedingt,
age → Neugeborenes klumpen (Agglutination*). Sie werden eingeteilt z. B. bei Lesch-Nyhan-Syndrom
Agalaktie f: engl. agalactia; syn. Alaktie. Kom- in spezifische (agglutinierende Antikörper*) – Fremdaggression*: 1. gegen andere Lebewe-
plettes Fehlen der Milchproduktion und der Se- und unspezifische (Lektine) Agglutinine. sen oder Dinge gerichtet (siehe auch Fremd-
kretion in der Stillzeit. Eine Agalaktie ist insge- Aggravation [Verschlimmerung]: Zunahme gefährdung*) 2. Vorkommen: normalpsycho-
samt sehr selten. Sie kann bei Anlagestörungen des Schweregrads eines Symptoms oder einer logisch als situativ angemessenes Phänomen,
der Brustdrüsen auftreten oder bei hormonellen Krankheit (siehe Exazerbation*). psychopathologisch bis zu massiver Fremd-
Störungen in der Hypothalamus-Hypophysen- Aggravation [Exaggeration, Simulation] f: Un- aggression mit Tötung anderer Menschen.
Achse (z. B. beim Sheehan*-Syndrom). Bei feh- angemessen übertriebene, unter Umständen AG Infektionsschutz f: Abk. ALOG. Arbeits-
lendem Saugreiz kann eine temporäre Agalaktie zweckgerichtete Präsentation von Schmerzen, gruppe der Arbeitsgemeinschaft der Obersten
entstehen. Symptomen oder Einschränkungen (z. B. Bewe- Landesgesundheitsbehörden zur Verbesserung
Agammaglobulinämie f: engl. agammaglobu- gungs- oder Leistungseinschränkungen) durch des Schutzes vor übertragbaren Krankheiten*.
linemia. (Weitgehendes) Fehlen der Gammaglo- den Patienten. Aging Male: Alterung des Mannes in all ihren
buline* im Blut. Verdachtsfälle: Verdacht auf Aggravation* im medizinischen, psychologischen und sozialen
Agammaglobulinämie, X-chromosomale → Sinne eines Täuschungsphänomens liegt vor, Aspekten. Die Altersveränderungen betreffen
Bruton-Agammaglobulinämie wenn: kognitive Funktionen, psychische Verfassung,
Aganglionose f: engl. aganglionosis. Aplasie der – Aus Sicht des Gutachters oder Diagnostikers Beweglichkeit, Trainingszustand, Frailty („Ge-
intramuralen Ganglienzellen des Plexus sub- eine erhebliche Diskrepanz zwischen den ge- brechlichkeit“), Ernährung (Gewichtsredukti-
mucosus (Meissner*-Plexus) und des Plexus my- schilderten psychischen oder körperlichen on, Adipositas), metabolisches Syndrom, inter-
entericus (Auerbach*-Plexus), immer im Ano- Symptomen und dem gezeigten Verhalten nistische Erkrankungen (Herz-Kreislauf, Diabe-
rektum, mit unterschiedlicher Ausdehnung in sowie den objektiven Untersuchungsbefun- tes* mellitus, Stoffwechsel), urologische Erkran-
abnehmender Häufigkeit nach proximal, selten den einschließlich der Anamnese besteht kungen und Sexualfunktionen, endokrine Stö-
im gesamten Kolon. Sie ist die histopathologi- – intensive Schmerzen angegeben werden, de- rungen sowie dermatologische Veränderungen
sche Ursache der Hirschsprung-Krankheit und ren Charakterisierung jedoch vage bleibt (beispielsweise Haarwuchs).
des Zuelzer*-Wilson-Syndroms. – keine medizinische Behandlung in Anspruch Agitiertheit f: engl. agitation. Zustand psycho-
Klinik: Dauerkontraktion betroffener Darmab- genommen wird motorischer Unruhe, bei der affektive Erregung
schnitte infolge sekundärer Hyperplasie prä- – demonstrativ vorgetragene Klagen auf den unkontrolliert in Bewegung umgesetzt wird,
ganglionärer, parasympathischer Nervenfasern Sachverständigen unglaubwürdig wirken z. B. als gesteigerter Bewegungsdrang oder Zit-
mit erhöhter Aktivität der Acetylcholinesterase – schwere Einschränkungen im Alltag behaup- tern und Gefühl des Getriebenseins. Agitiert-
in der Lamina propria mucosae und der Muscu- tet werden, das psychosoziale Umfeld jedoch heit findet sich bei agitierter Depression*, De-
laris mucosae. Sie führt zu Obstipation bis hin weitgehend intakt ist. lir*, Katatonie* und Angststörungen*.
zu toxischem Megakolon und Ileus. Sozialmedizinische Bedeutung: Die Abgren- Agnathie f: engl. agnathia. Fehlen des Ober-
Agardilutionstest → Antibiogramm zung auf Aggravation beruhender von objekti- oder Unterkiefers. Sie tritt z. B. als mandibuläre
Agenesie f: engl. agenesis. Vollständiges Fehlen vierbaren, krankheitswertigen Einschränkun- Agnathie oder schwere Hypognathie im Zusam-
einer Gewebe- oder Organanlage als früheste gen bzw. Symptomen wird insbesondere im Zu- menhang mit anderen Fehlbildungen (Fehlbil-
und schwerste Form einer Hemmungsfehlbil- sammenhang mit Entscheidungen über Sozial- dungssyndrom) auf.
dung*. Beispiele sind Agenesie des Vermis cere- leistungen bzw. Versicherungsleistungen im Agni casti fructus → Mönchspfeffer
belli (Vermisagenesie) oder Agenesie des Corpus weitesten Sinne relevant. Problematisch ist die Agnosie f: engl. agnosia. Störung des Erken-
callosum (Balkenagenesie*). Abgrenzung zu krankheitswertigen Störungen nens, die nicht durch Demenz*, Aphasie* oder
33 Agrammatismus
Störung der elementaren Wahrnehmung verur- Agonadiøsmus m: engl. agonadism. Fehlen oder gigkeit (v. a. Frauen) bzw. Alkoholabhängig-
sacht ist. Oft findet sich ein Funktionswandel
(Senkung der Wahrnehmungsschwelle) des be-
vollständige Funktionslosigkeit der Gonaden,
sowohl der Testes als auch der Ovarien, anlage-
keit (v. a. Männer).
Formen:
A
treffenden Sinnesorgans. Als Form der Lei- bedingt oder sekundär z. B. durch bereits intra- – Agoraphobie mit Panikstörung*: zusätzlich
tungsstörung erfolgt die Diagnosestellung mit uterine Hoden- oder Ovarientorsionen. Agona- (anamnestisch oder aktuell) Panikanfälle
ENG. dismus kommt eigenständig oder als Teil einer – Agoraphobie ohne Panikstörung: zu keinem
Formen: übergeordneten Erkrankung vor. Zeitpunkt Panikanfälle (seltener), sondern
– Akustische Agnosie: 1. sensorische Hör- Formen: panische Vermeidung aus anderen Gründen
stummheit, sog. Seelen- oder Worttaubheit: – Agonadismus mit multiplen inneren Fehlbil- (z. B. Angst vor plötzlicher Diarrhö).
Geräusche oder Töne werden gehört, in ih- dungen: 1. 46,XY- oder 46,XX-Karyotyp: Ätiologie: Nicht abschließend geklärt.
rem Zusammenhang (z. B. als Melodie oder Agonadismus mit pulmonaler Hypoplasie, – Vermutlich liegt eine Störung der multifak-
Tierstimme) jedoch nicht erkannt 2. Vorkom- Hypoplasie der Pulmonalarterie, Omphalo- toriell beeinflussten Balance zwischen Patho-
men v. a. bei Schädigung im Bereich der hin- zele*, Zwerchfellhernie, Dextrokardie* 2. genese (prädisponierende, auslösende und
teren Schläfenlappen (Heschl-Windungen) 46,XY-Karyotyp: Agonadismus mit renaler aufrechterhaltende Faktoren) und Salutoge-
– visuelle Agnosie, sog. Seelenblindheit oder Agenesie, Omphalozele, Malrotation* des Ko- nese (protektive und gesundheitsfördernde
visuelle Amnesie: 1. trotz normaler Sehleis- lons, Kleinwuchs, Hypodontie, kurzem Hals, Faktoren) zugrunde.
tung werden visuelle Reize nicht wahrge- Skoliose, Hüftdysplasie, geistiger Retardie- – Familiäre Häufung ist gut belegt, der relative
nommen 2. Vorkommen v. a. bei Schädigung rung und weiblichem äußeren Genitale Anteil von genetischen, epigenetischen und
im Bereich der sekundären Sehrinde des Ok- – Vanishing-Testis-Syndrom mit Agonadis- Umweltfaktoren ist jedoch noch unklar.
zipitallappens 3. Formen: I. Simultanagnosie mus, syn. XY-gonadale Dys- oder Agenesie, – Von Bedeutung für den Angsterwerb sind zu-
als visuelle Aufmerksamkeitsstörung* mit familiäre Anorchie. dem Angstkonditionierung und Modelller-
massiver Einengung der visuellen Aufmerk- Agonie f: engl. agony. Sterbephase, Vorstadium nen auf der Basis genetisch vorbereiteter
samkeit auf unzusammenhängende Einzel- des Exitus letalis mit reduzierten Körperfunkti- Reiz-Reaktions-Verbindungen (Prepared-
aspekte, sodass komplexe Bilder oder Szenen onen und verändertem Bewusstsein. ness) sowie die operante Verstärkung des Ver-
nicht mehr im Ganzen erfasst werden kön- Agoniøst [Biochemie] m: Substanz (körpereigen meidungsverhaltens durch Angstreduktion
nen (Vorkommen u. a. bei Balint*-Syndrom) oder körperfremd), die mit einem Rezeptor* in (negative Verstärkung).
II. visuelle Objektagnosie, bei der Gegenstän- Wechselwirkung tritt und dadurch eine be- Klinik: Es werden mehrere (ggf. verschiedene)
de oder Personen nicht vom Hintergrund ab- stimmte pharmakologische Wirkung hervor- Situationen vermieden und die zentralen Be-
gegrenzt werden können III. Farbagnosie ruft. Ein Agonist besitzt sowohl Affinität* als fürchtungen betreffen v. a. die Panikanfälle
(amnestische Farbenblindheit), bei der wahr- auch intrinsische Aktivität am Rezeptor. Ago- bzw. deren katastrophale Folgen. In schweren
genommene Farben nicht erkannt werden nisten werden auch als Mimetika bezeichnet. Fällen wird jede Mobilität vermieden (Betroffe-
IV. Sonderformen: bei Prosopagnosie kann Agoniøst [Motorik] m: Für eine bestimmte Be- ne halten sich nur zu Hause auf; häufig Berufs-
ein Gesicht zwar als solches, jedoch nicht als wegung zuständiger Muskel. Der Agonist löst unfähigkeit). Selten können gefürchtete Situati-
das einer bestimmten Person erkannt wer- eine Bewegung aus, die einem Antagonisten* onen unter extremer Angst ertragen werden.
den; Raumagnosie als Unfähigkeit, Gegen- entgegengesetzt ist. Oft verschwindet die Angst* bei Begleitung
stände räumlich wahrzunehmen Agoraphobie f: engl. agoraphobia. Phobie*, bei durch Vertrauenspersonen (z. B. Partner, Thera-
– Autotopagnosie: 1. Unfähigkeit, bei erhalte- der aus Angst vor Angstsymptomen bzw. Panik- peut, Arzt).
ner Oberflächensensibilität Hautreize am ei- anfällen vermieden wird, sich auf öffentlichen Diagnostik: Strukturierte Interviews (z. B. DIPS,
genen Körper richtig zu lokalisieren, z. B. ei- Straßen und Plätzen oder in Menschenmengen Strukturiertes Klinisches Interview für DSM-IV)
gene Körperteile (wie Finger) zu benennen aufzuhalten, öffentliche Verkehrsmittel zu be- und klinische Fragebögen (z. B. Mobilitäts-In-
und/oder im Raum zu orientieren 2. v. a. bei nutzen oder schützenden Raum (Wohnung) zu ventar).
Läsionen des linken Parietallappens 3. häufig verlassen. Behandelt wird verhaltenstherapeu- Differenzialdiagnosen:
in Verbindung mit einer Aphasie tisch und ggf. pharmakologisch. – Soziale Phobie*: einzelne Situationen werden
– Stereoagnosie oder taktile Agnosie: 1. sog. Epidemiologie: vermieden bzw. gefürchtet aus Angst vor ne-
Tastlähmung oder Tastblindheit: Unvermö- – Lebenszeitprävalenz ca. 5 % der Erwachse- gativer Bewertung durch Andere
gen, trotz erhaltener epikritischer und Tie- nenbevölkerung (einschließlich Panikstö- – spezifische Phobie*: einzelne Situationen
fensensibilität ohne Sichtkontrolle Gegen- rung mit Agoraphobie) werden aufgrund der unmittelbar vom pho-
stände durch Tasten zu erkennen 2. Vorkom- – Agoraphobie ist meist Folge einer Panikstö- bischen Objekt ausgehenden Gefahren (z. B.
men bei zerebraler Schädigung, aber auch bei rung*, wobei im Lauf der Zeit die Panikanfäl- Flugzeugabsturz) vermieden bzw. gefürch-
Läsionen des Hinterstrangs* im Halsmarkbe- le völlig verschwinden können tet.
reich. – deutlich mehr Frauen betroffen Therapie:
Agomelatin n: engl. agomelatine. Antidepressi- – höhere Prävalenz außerdem bei Patienten – Verhaltenstherapie* (v. a. Konfrontation*,
vum, das mit Melatonin* verwandt ist und den medizinischer Einrichtungen, v. a. HNO, langfristige Wirksamkeit nachgewiesen)
Tag-Nacht-Rhythmus beeinflusst. Nebenwir- Kardiologie und Neurologie; es besteht aus- – ggf. auch: 1. kognitive Therapien* 2. pharma-
kungen sind Schwindel und Müdigkeit, die geprägtes Hilfesuchverhalten kologische Therapie mit trizyklischen Anti-
Einnahme der Tabletten sollte daher zur Nacht – gehäuftes Auftreten im jungen Erwachsenen- depressiva* oder selektiven Serotonin-Wie-
erfolgen. Wichtig ist eine regelmäßige Kontrol- alter deraufnahme-Hemmern.
le der Leberwerte, da Agomelatin hepatotoxisch – Verlauf meist chronisch fluktuierend mit Agrafie → Dysgrafie
wirken kann. Wechselwirkungen mit Ciproflo- ausgeprägter Komorbidität bei Angststörun- Agrammatiøsmus m: engl. agrammatism. Nach
xacin* sollten beachtet werden. gen, Depressionen und Arzneimittelabhän- abgeschlossener Sprachentwicklung in der
Agranulozytose 34
Spontansprache auftretende Störung bei der Diagnostik: AICD: Abk. für engl. automatic implantable
A Bildung von Sätzen, die durch das Fehlen syn-
taktisch-grammatikalischer Strukturen gekenn-
– Hämatologisch: Leukopenie (< 1000/mm3)
mit weitgehendem oder völligem Fehlen der
cardioverter-defibrillator → Kardioverter-De-
fibrillator, implantierbarer
zeichnet ist und bei Aphasie* und Schizophre- Granulozyten, evtl. Anämie und Verminde- AID: Abk. für engl. artificial insemination do-
nie* auftreten kann. Behandelt wird mit Sprach- rung der Thrombozyten nor → Insemination
therapie. – im Knochenmark isolierte Störung der Gra- AID-Defizieø nz → Hyper-IgM-Syndrom
Klinik: nulozytopoese bis zur Aplasie in Abhängig- AIDP: Abk. für engl. acute inflammatory demy-
– Einfache, unvollständige Sätze mit verein- keit vom Reifegrad der geschädigten Vorläu- elinating polyneuropathy → Guillain-Barré-
fachter Syntax (Ein- oder Zwei-Wort-Sätze) ferzelle Syndrom
– Auslassung von Funktionswörtern (z. B. Arti- – das sog. Promyelozytenmark (deutliche Erhö- AIDS: engl. acquired immune(o) deficiency syn-
kel, Pronomen und Präpositionen) hung des Anteils der Promyelozyten im Kno- drome. Erstmals 1981 beschriebenes Krankheits-
– wenige oder fehlende Flexionsformen (z. B. chenmark) ist Ausdruck der bereits regenerie- bild, ausgelöst durch neuro- und lymphotrope
Verben meist in der infiniten Form) renden Granulozytopoese; die Regenerati- Viren HIV-1 und HIV-2. Es resultiert eine ausge-
– bei schwerem Agrammatismus ggf. Tele- onsdauer korreliert mit dem Ausmaß der prägte zelluläre Immunschwäche mit rezidivie-
grammstil mit Aneinanderreihung von In- Schädigung. renden Infektionskrankheiten (Infektionen mit
haltswörtern (Nomen und Verben). Therapie: opportunistischen Erregern und Parasiten*) so-
Therapie: – Sofortiges Absetzen der auslösenden Arznei- wie spezifischen Malignomen wie Kaposi*-Sar-
– Ansätze zum Wiedererwerb grammatischer mittel kom und Lymphomen. AIDS entspricht dem
Strukturen – bei Infektion antimikrobielle Therapie klinischen Stadium C der HIV*-Erkrankung
– bei schwerem Agrammatismus Versuch, – evtl. G-CSF (Abk. für engl. granulocyte colo- (CDC-Klassifikation).
durch bewusst eingesetzte reduzierte Satz- ny stimulating factor; siehe auch colony sti- AIDS-Demeø nz → HIV-Enzephalopathie
strukturen maximale Informationsvermitt- mulating factor). AIDS-Phobie f: engl. AIDS phobia. Mit heftigen
lung zu erreichen. Agranulozytose, infantile → Kostmann-Syn- Angstreaktionen, Vermeidungs- und Sicher-
Agranulozytose f: engl. agranulocytosis. Hoch- drom heitsverhalten einhergehende Form der hypo-
gradige Granulozytopenie* mit entsprechender Agrypnie → Insomnie chondrischen Störung* oder Zwangsstörung*
Immundefizienz und Bedrohung durch häufig AGS: Abk. für Adrenogenitales Syndrom → (kein eigenständiges Störungsbild). Betroffene
lebensbedrohliche, meist bakterielle Infektio- Syndrom, adrenogenitales sind entweder davon überzeugt, mit HIV infi-
nen. Nach Absetzen der auslösenden Noxe Ah [Blutgruppensysteme]: Blutgruppe Ah, sie- ziert zu sein, oder befürchten eine Ansteckung.
erholt sich die Hämatopoese innerhalb von he Para*-Bombay-Blutgruppen. Formen:
1–2 Wochen. Unter adäquater supportiver AHF: Abk. für Antihämophiliefaktor → Globu- – Bei hypochondrischer Störung: unkorrigier-
Therapie besteht eine deutlich verbesserte Prog- lin, antihämophiles bare Auffassung der Betroffenen, mit HIV*
nose im Vergleich zum früher häufig letalen AHG: Abk. für Antihämophiles Globulin → infiziert oder an AIDS* erkrankt zu sein, in
Verlauf. Globulin, antihämophiles der Regel keine Änderung des Zustandsbil-
Formen: AH-Intervaø ll → EKG, intrakardiales des durch (wiederholte) negative Testergeb-
– Dosisunabhängige, auf einem Immunmecha- Ahlbäck-Krankheit f: engl. Ahlbäck’s disease. nisse
nismus beruhende Schädigung der neutro- Form der aseptischen Knochennekrose des Er- – bei Zwangsstörung: lediglich Furcht vor An-
philen Granulozyten oder der Knochenmark- wachsenenalters am medialen Femurkondylus. steckung, einhergehend mit Zwangsverhal-
vorläuferzellen durch bestimmte Arzneimit- Aseptische Knochennekrosen* (Abb. dort). ten (z. B. ritualisiertes Desinfizieren) zur Ab-
tel: 1. z. B. bei Einnahme von Analgetika, Se- Ahlfeld-Zeichen Typ 1: engl. Ahlfeld’s sign. Ei- wehr der befürchteten Gefahr, nicht aber
dativa, Antidiabetika, Antibiotika, Diuretika, nes der Nabelschnurzeichen, um nach der Ge- Überzeugung, bereits erkrankt zu sein.
Goldpräparaten 2. mit plötzlichem Beginn burt des Kindes die spontane Plazentalösung er- Therapie: Entsprechend der individuell zugrun-
im Anschluss an die Arzneimitteleinnahme kennen zu können. Nach der Abnabelung des de liegenden Störung.
und selektiver Schädigung der Granulozyto- Kindes wird eine Klemme auf Höhe der Vulva AIDS-Related Complex: Abk. ARC. Krank-
poese* 3. Rediziv bei erneuter Exposition an der Nabelschnur angelegt. Bei Lösung der heitsbild, das auf einem durch HIV bedingten
– dosisabhängige toxische Schädigung der Plazenta wandert diese Klemme um bis zu Immundefekt beruht und der Erkrankung an
Knochenmarkvorläuferzellen: 1. z. B. durch 10 cm tiefer. AIDS zeitlich vorausgehen kann. Die Bezeich-
Phenothiazine, Thiamazol 2. mit schleichen- Ahlfeld-Zeichen Typ 2 n: engl. Ahlfeld’s sign. nung ist nicht mehr gebräuchlich und durch
dem Beginn nach meist mehrwöchiger The- Eines der unsicheren, klinischen Schwanger- Kategorie B der CDC-Klassifikation der HIV*-
rapiedauer und kontinuierlichem Abfall der schaftszeichen. Bei der bimanuellen vaginalen Erkrankung ersetzt worden.
Leukozyten-, meist auch der Erythrozyten- Untersuchung kann die Konsistenz der Gebär- AIH: Abk. für Autoimmunhepatitis → Hepati-
und Thrombozytenzahl. mutter getastet werden. Diese ändert sich in der tis, autoimmune
Klinik: Frühschwangerschaft durch spürbare Kontrak- AIH: Abk. für artificial insemination husband
– Schwere bakterielle Infektion mit Fieber tionen. Die unsicheren Schwangerschaftszei- → Insemination
– schweres Krankheitsgefühl, Schüttelfrost chen sind heute durch den Ultraschall weitge- AIMS65-Score: Score* aus 5 Risikofaktoren bei
und Tachykardie hend abgelöst. oberer gastrointestinaler Blutung* (z. B. Öso-
– Schleimhautnekrosen (Rachen, Tonsillen, Ahumada-Syndrom → Galaktorrhö-Amenor- phagusvarizenblutung*). Diese Risikofaktoren
Anal- und Genitalbereich) mit lokalen rhö-Syndrom sind mit erhöhter Mortalität assoziiert, nach
Lymphknotenschwellungen AI: Abk. für → Aortenklappeninsuffizienz Saltzman et al. (A: Albumin < 3 g/dl; I: INR
– evtl. Nekrosen im Bereich des Respirations- > 1,5; M: mental status; S: systolic blood pressu-
und Gastrointestinaltrakts. re ≤ 90 mmHg; Patientenalter > 65 Jahre).
35 Akalkulie
AINS: Akronym für Anästhesiologie, Intensiv- Air Trapping: Kompression der kleinen Atem- ggf. eine Vergrößerung der funktionellen Resi-
medizin, Notfallmedizin, Schmerztherapie als
die 4 Säulen des medizinischen Fachgebietes
wege (Bronchialkollaps) durch eine starke Erhö-
hung des intrathorakalen Drucks bei forcierter
dualkapazität nach sich ziehen (Lungenvolu-
mina*).
A
der Anästhesiologie. Exspiration, wodurch distal der komprimierten Vorkommen:
AION: Abk. für → Optikusneuropathie, ante- Bronchien bzw. Bronchiolen Luft in den Alveo- – Obstruktive Atemwegserkrankung*
riore ischämische len eingeschlossen bleibt (sog. trapped air). – Bei älteren Menschen bereits bei normaler
AIP: Abk. für → Autoimmunpankreatitis Beschreibung: Im engeren Sinn pathophysiolo- Exspiration.
Air-Bloc-Teø chnik → Sklerotherapie gische Bezeichnung für dynamische Hyperin- Diagnostik:
Air-Fluidised-Bett n: engl. air-fluidised bed; syn. flation im Sinne einer dynamischen Lungen- – Röntgenologisch umschriebene Aufhellung
Fluidisationsbett. Spezialbett zur Therapie von überblähung (bei Obstruktion: siehe Abb. 1 und umschriebener Lungenbezirke (Darstellung
Dekubitus*- oder anderen großen Wundflä- siehe Ventilationsstörungen*, Abb. dort). Bei bei Aufnahme in maximaler Exspirations-
chen, Hauttransplantaten oder großflächigen forcierter Exspiration ist der Druck im Pleura- stellung)
Verbrennungen. Der Patient schwebt auf Mik- spalt positiv und verteilt sich gleichmäßig im – CT (siehe Abb. 2).
roglaskugeln, die durch ein Gebläse aufgewir- Lungenparenchym. Entlang der Atemwege, von Airway Breathing Circulation Disability Ex-
belt werden. Dadurch wird der Auflagedruck den Alveolen bis zur Außenluft, nimmt der posure and Environmental Control: Abk.
unter die Kapillardruckschwelle gesenkt. Druck kontinuierlich ab. Proximal des Punktes, ABCDE. Nach Priorität geordnetes Schema zur
Siehe Abb. an dem der Druck im Parenchym und der Druck strukturierten Beurteilung und Versorgung von
Vorteile: innerhalb der Atemwege gleich groß sind (sog. Patienten bei Trauma.
– Optimale Druckverteilung durch Anpassung equal pressure point), übersteigt der peribron- Prinzip:
an den Körper, Reduktion von Druckschmerz chiale den intrabronchialen Druck. Bei Lungen- – Anwendung mit Fokus auf vitaler Dringlich-
– optimale Bedingungen für die Wundheilung gesunden liegt der equal pressure point im keit (prehospital trauma life support, Abk.
– Bildung feuchter Kammern wird verhindert Bereich der begrenzt komprimierbaren Seg- PHTLS) zur schnellen Erstbeurteilung und
durch Laken aus wasserabweisendem, semi- mentbronchien, bei einer obstruktiven Ventila- -versorgung (sog. primary survey, Primär-
permeablem Material tionsstörung z. B. dagegen auf der Ebene der check; ≤ 5 s)
– alle Flüssigkeiten (z. B. Exsudate) laufen in Bronchiolen, die folglich kollabieren. Das kann – gefolgt von detaillierter Beurteilung und
ein keimreduzierendes Auffangsystem ab Versorgung (sog. secondary survey, Sekun-
– Wärme des Luftstroms ist regulierbar. därcheck) ≤ 5 min mit dem Ziel der Präventi-
Nachteile: on von Sekundärschäden: 1. erneute Eva-
– Ausschließlich flache Lagerung möglich luation nach Stabilisierung der Vitalfunktio-
– Eigenbewegung kaum möglich, dadurch Ge- nen (nach ABCDE-Schema) 2. Einleitung er-
fahr der Beeinträchtigung des Körpersche- weiterter essenzieller Versorgungsmaßnah-
mas men.
– Geräuschentwicklung durch das motorbe- Airway Cast → Fontan-Operation
triebene Gebläse Airway Cast → Fremdkörperaspiration
– nicht geeignet für Patienten mit einer Kör- Airway Cast → Inhalationstrauma, thermi-
perlänge > 1,80 m und/oder einem Gewicht sches
> 120 kg. Airway-Risk-Iøndex m: Score zur Prädiktion ei-
ner schwierigen Intubation bzw. Laryngosko-
pie, der nach El-Ganzouri (1996) rechnerisch er-
mittelt wird. Dazu dienen der sog. Einfache
Air Trapping Abb. 1: Spirogramm mit air trapping Risk-Index (0–12 Punkte) sowie der Multifak-
bei respiratorischer Obstruktion, FEV1: Einsekunden- torindex (0–48 Punkte). Die Punktsumme er-
kapazität (Sekundenkapazität), FVC: forcierte Vital- gibt den Airway-Risk-Index, wobei der cut-off
kapazität (Lungenvolumina). bei 4 bzw. 11 Punkten liegt.
AIS: Abk. für → Abbreviated Injury Scale
AIS: Abk. für → Amnioninfektionssyndrom
AIS: Abk. für Arztinformationssystem → Pra-
xisverwaltungssystem
Ajellomyces capsulatus m: Teleomorphe (se-
xuell reproduzierende) Form des anamorphen
Air-Fluidised-Bett [90]
(asexuell reproduzierenden) Pilzes Histoplasma
capsulatum var. capsulatum und Erreger der
Airport-Malaria f: engl. airport malaria. Seltener Histoplasmose*.
Übertragungsweg der Malaria* bei Personen, Ajellomyces dermatiøtidis m: engl. Ajellomyces
die an internationalen Flughäfen arbeiten oder dermatidis. Sexuelle Form des Pilzes Blastomy-
wohnen, wo Malaria nicht endemisch ist. Die ces* dermatitidis und Erreger der nordamerika-
Übertragung des häufigsten Erregers, Plasmo- nischen Blastomykose*.
dium* falciparum, erfolgt durch Anopheles- Ak: Abk. für → Antikörper
Mücken, die in Flugzeugen mitreisen und bei Air Trapping Abb. 2: pulmonale Überblähung Akalkulie f: engl. acalculia. Erworbene Störung
Wärme in der Nähe des Flughafens überleben. (peripher) im CT-Thorax. [231] im Umgang mit Zahlen nach primär intaktem
Akanth- 36
Erwerb der Zahlenverarbeitung und des Rech- AkantholyXse f: engl. acantholysis. Lösung des 3. Befall auch der Handteller, Fußsohlen und
A nens bei intakter Intelligenz. Ursache sind neu-
rologische Störungen (wie Schlaganfall*), z. B.
interzellulären Verbands der Keratinozyten im
Stratum spinosum der Epidermis*. Eine Akan-
Mundschleimhaut sowie Rückbildung nach
Entfernung des Tumors.
bei umschriebener Hirnschädigung (meist lin- tholyse ist histologisch allein meist nicht patho- Diagnostik:
ker Temporallappen, nahe dem Sulcus lateralis gnomisch für eine bestimmte Erkrankung. Sie – Anamnese
cerebri). Behandelt wird mit neuropsychologi- kommt vor bei Pemphigus* vulgaris, transitori- – labordiagnostische Bestimmung von: 1. Blut-
scher Therapie* und/oder Sprachtherapie. scher akantholytischer Dermatose und Darier*- zucker 2. CEA 3. Alphafetoprotein*
Ätiologie: Krankheit. – röntgenologische und endoskopische Unter-
– Links temporoparietale Läsion mit Alexie Akanthom n: engl. acanthoma. Benigner Tu- suchung des Gastrointestinaltrakts
und Agrafie von Zahlen mor aus Keratinozyten der Haut. – Laparotomie
– rechts parietale Läsion mit räumlicher Akal- Akanthoma fissuratum → Granuloma fissu- – Bronchoskopie.
kulie ratum Therapie: Behandlung der zugrunde liegenden
– Läsion im bilateralen inferiorparietalen Kor- Akanthose f: engl. acanthosis. Erhöhte Anzahl Erkrankung sowie symptomatisch mit Retinoi-
tex mit Störungen im Ausführen von Rechen- von Keratinozyten und Verdickung des Stratum den.
operationen (Anarithmetrie). spinosum der Epidermis*. Die Akanthose stellt Akanthozyt m: engl. acanthocytes; syn. Akan-
Klinik: ein nicht pathognomisches Kennzeichen dar thozyten. Erythrozyt mit kleinen, irregulären
– Beeinträchtigung der Verarbeitung von Zah- von mehreren Hauterkrankungen und Syndro- zapfenförmigen Randzacken infolge einer zu
len (Zahlenverständnis, Lesen und Schreiben men, z. B. Akanthosis* nigricans, Psoriasis*, großen Zellmembran in Relation zum Zellvolu-
von Zahlen und regelhaftes Anordnen von Bloom*-Syndrom. men. Ursache ist eine Störung im Phospholipid-
Zahlen) und Rechenzeichen Akanthosis niøgricans f: engl. acanthosis nigri- metabolismus. Im Gegensatz zu den Randza-
– Störungen des Zählens, des mündlichen und cans. Sammelbezeichnung für klinisch ähnliche cken stechapfelförmiger Erythrozyten (siehe
schriftlichen Rechnens und des konzeptuel- Hauterkrankungen unterschiedlicher Ätiologie Stechapelform) sind die Randzacken der Akan-
len mathematischen Wissens mit Hyperpigmentierung und Papillomatose thozyten unterschiedlich groß und ungleich-
– mögliches kombiniertes Auftreten mit Alexie besonders an Achseln, Nacken, Genitoanalbe- mäßig über die Zelle verteilt. Siehe Abb.
und Dysgrafie*. reich, Ellenbeugen und Kniekehlen. Die Akan- Vorkommen:
Diagnostik: Überprüfung aller Verarbeitungs- thosis nigricans ist oft verbunden mit hypertro- – Im Blut u. a. bei Erythrozytenmembrande-
komponenten anhand normierter Testverfah- phen Veränderungen an den Handinnenflächen fekt*, Fettstoffwechselstörung, hepatischer
ren. (sog. tripe palms) durch Überproduktion von oder renaler Insuffizienz
Therapie: Gezieltes neuropsychologisches und/ oder Überempfindlichkeit gegen IGF. Siehe – im Urin bei renaler (glomerulärer) Hämatu-
oder sprachtherapeutisches Training, z. B. ver- Abb. rie* (Mikrohämaturie) als spezielle Form dys-
stärktes systematisches Üben von Faktenwissen Formen: morpher Erythrozyten.
und konzeptueller Wissensaufbau anhand von – Akanthosis nigricans benigna: 1. als UAW
Lösungsstrategien beim Training von Rechen- von Östrogenen, Nikotinsäureester u. a. 2. bei
operationen. verschiedenen endokrinen Störungen, z. B.
Akanth-: Wortteil mit der Bedeutung Stachel, Insulinresistenz 3. als unregelmäßig-domi-
Dorn. nant erbliche Erkrankung oder in Zusam-
Akanthamöben-Keratitis f: engl. acanthamoe- menhang mit anderen Fehlbildungssyndro-
ba keratitis. Primär bei Kontaktlinsenträgern men auftretend: Bloom*-Syndrom, Dysosto-
vorkommende, durch das Protozoon Acanth- sis craniofacialis, Prader-Willi-Syndrom, Lep-
amoeba* verursachte Keratitis*. Typisch ist ein rechaunismus, Berardinelli-Seip-Syndrom.
sehr schmerzhaftes, oft ringförmiges Ulcus* – Akanthosis nigricans maligna: 1. paraneo-
corneae. Die Diagnose erfolgt durch eine Horn- plastisches Syndrom* bei Adenokarzinomen
hautbiopsie. Behandelt wird mit Chlorhexidin- besonders im Bereich des Abdomens (90 %) 2.
oder Propamidin-Augentropfen, ggf. chirur- meist mit der Tumorentwicklung synchron
gisch mit einer Keratoplastik*. Siehe Abb. verlaufendes Auftreten im Erwachsenenalter
Akanthozyt [225]
Akarizide → Pestizide
Akatalasämie f: engl. acatalasemia; syn. Taka-
hara-Krankheit. V. a. in Japan und der Schweiz
beobachtete, autosomal-dominant erbliche En-
zymopathie* mit vollständigem Fehlen von Ka-
talase in Blut und Geweben. Diagnostiziert
wird die Akatalasämie durch Nachweis des Ka-
talasemangels. Blut schäumt bei Zusatz von
H2O2 nicht auf und verfärbt sich schwarzbraun.
Akanthamöben-Keratitis [143] Akanthosis nigricans: Hyperpigmentierung und Definiert eine Form der angeborenen zellulären
Papillomatose. [197] Immundefekte.
37 Akkumulation
daron) oder zu kurzem Dosierungsintervall Klinischer Hinweis: Ein durch das Wachstums- tätenakren. Behandelt wird primär durch ope-
A 2. die Plasmakonzentration steigt nach jeder
Dosierung schubweise an (siehe Abb.) und
hormon Somatotropin bedingtes übermäßiges
Wachstum der Akren wird als Akromegalie* be-
rative Entfernung des Adenoms.
Ätiologie:
nähert sich einem Fließgleichgewicht* 3. für zeichnet. – Überproduktion von STH in den eosinophi-
das Fließgleichgewicht gilt: Akrinie f: engl. acrinia. Fehlen einer Sekretion*, len, seltener chromophoben Zellen des HVL
z. B. bei chronischer oder myoepithelialer Spei- meist durch HVL-Adenome, gelegentlich auf-
cheldrüsenentzündung. grund reiner Zellhyperplasie
Akroangiodermatitis → Pseudo-Kaposi-Syn- – auch ektope STH-Produktion im Rahmen ei-
drom nes paraneoplastischen Syndroms*.
Akrochoø rdon → Fibroma molle Klinik:
css,max: maximale Plasmakonzentration im Akrodermatitis chronica atrophicans f: engl. – Charakteristische Vergröberung der Gesichts-
Fließgleichgewicht, css,min: minimale Plasma- acrodermatitis chronica atrophicans; syn. Akroder- züge infolge vermehrten Wachstums insbe-
konzentration im Fließgleichgewicht, c0: An- matitis atrophicans Herxheimer. Meist sondere von Gesichtsweichteilen und -skelett
fangskonzentration, ke: Geschwindigkeits- schmerzlose Hautmanifestation im Spätstadi- (Nase, Ohren, Jochbeine, Supraorbitalränder,
konstante der Elimination, τ: Dosierungsin- um einer Infektion mit Borrelia burgdorferi. Di- Ober- und insbesondere Unterkiefer, Lippen
tervall 4. der Kumulationsfaktor (R) gibt agnostiziert wird mittels üblicher Borreliendi- und Zunge)
an, um wie viel höher die maximale Plasma- agnostik mikrobiologisch und molekulargene- – Fehlbiss
konzentration im Fließgleichgewicht gegen- tisch. Die Therapie besteht aus hochdosierter – Vergrößerung der Extremitätenakren und
über der maximalen Plasmakonzentration Antibiotikagabe. des Kehlkopfs (tiefe kloßige Stimme)
nach Einfachdosierung (cmax) ist: Klinik: Die Erkrankung verläuft progredient, – Gelenkknorpelwucherungen (Arthrosen)
Monate bis Jahre nach Infektion kommt es initi- – Viszeromegalie
al zu einer distal betonten, beschwerdearmen – Zunahme der Hautdicke
bis asymptomatischen, ödematös-infiltrativen, – Hypertrichose
5. ist bei der Erstellung von Dosierungssche- unscharf begrenzten, lividen Hautschwellung – euthyreote Struma diffusa sowie endokrine
mata zu berücksichtigen 6. ist v. a. bei Wirk- an den Extremitäten* (meist einseitig). Im Ver- Störungen (herabgesetzte Glukosetoleranz
stoffen mit geringer therapeutischer Breite* lauf nach Monaten Atrophie* des subkutanen oder instabiler Diabetes mellitus, Abnahme
problematisch (z. B. Herzglykoside*). Fettgewebes mit Abnahme der Hautdicke, Ver- von Libido und Potenz, selten Amenorrhö,
Akoaø sma n: engl. acoasma. Akustische Halluzi- lust der Hautbehaarung, blau-rötlicher zigaret- Galaktorrhö)
nation*, die in elementarer Form als Geräusch, tenpapierartiger Fältelung der Haut und deut- – in ca. 20–30 % der Fälle pathogenetisch un-
Knallen, Brummen, Zischen, Lispeln oder Wis- lich sichtbarer Venenzeichnung (siehe Abb.). klare arterielle Hypertonie*
pern (nicht aber von stimmlicher Qualität) er- – häufig Kopf- und Gliederschmerzen (im Be-
lebt wird. Sie tritt auf bei Schizophrenie*, orga- reich der langen Röhrenknochen)
nischen psychischen Störungen und der epilep- – Parästhesien an den Händen (Karpaltunnel-
tischen Aura*. Differenzialdiagnostisch ist der syndrom)
Tinnitus* aurium abzugrenzen. – Hyperhidrose
AKÖF: Abk. für Aortenklappenöffnungsfläche – bei HVL-Adenom evtl. im Spätstadium Pan-
→ Aortenstenose hypopituitarismus* durch Verdrängung von
AKÖF: Abk. für Aortenklappenöffnungsfläche Hypophysengewebe oder Chiasmasyndrom*.
→ Klappenöffnungsfläche Diagnostik:
Akorie [Begriffsklärung] f: engl. acorea. Begriff – Nachweis eines Hypophysenadenoms (MRT,
mit mehreren Bedeutungen: zum einen Fehlen CT)
der Pupille, zum anderen Unersättlichkeit bzw. – Nachweis der erhöhten STH-Konzentration
mangelndes Sättigungsgefühl, z. B. im Rahmen im Blut, die durch orale Glukosebelastung
einer Essstörung*. Akrodermatitis chronica atrophicans: unscharf be- nicht supprimiert werden kann
akral: engl. acral. Die Akren* betreffend. grenzte Rötung der Haut mit Atrophie und Durch- – IGF-I erhöht
Akranie f: engl. acrania. Angeborenes vollstän- scheinen von Venen in der linken Außenknöchelre- – Überprüfung der anderen Hypophysenhor-
diges oder partielles Fehlen des Neurocraniums. gion. [128] mone.
Kopfschwarte, Schädeldecke und Dura* mater Therapie:
fehlen. Akranie kann mit Anenzephalie*, Holo- Akrodermatitis, infantile papuläre → Gia- – Mikrochirurgische transsphenoidale selekti-
prosenzephalie und fehlender Gyrierung des notti-Crosti-Syndrom ve Adenomexstirpation (Therapie der Wahl)
Großhirns assoziiert sein. Die Häufigkeit be- Akrodermatitis papulosa infantum → Gia- – Strahlentherapie*: interstitielle oder stereo-
trägt 1 : 1 000 000. Die Neugeborenen haben oft notti-Crosti-Syndrom taktische Strahlentherapie*, fraktionierte
eine kurze Lebenserwartung. Akromegalie f: engl. acromegaly. Ausgeprägte konventionelle Hochvolttherapie
Aø kren n pl: engl. acra. Sammelbegriff für Kör- selektive Vergrößerung der Akren nach dem – pharmakologisch: 1. Somatostatinanaloga
perteile, die – in Relation zu benachbarten Kör- Wachstumsalter aufgrund einer Überprodukti- (z. B. Octreotid), ggf. kombiniert mit Dopa-
perteilen – jeweils am weitesten vom Rumpf on von STH im Hypophysenvorderlappen min-Rezeptor-Agonisten (in 30–50 % Sen-
entfernt liegen wie Finger, Zehen, Hände, Fü- (HVL). Ursache ist meist ein hormonproduzie- kung der STH-Konzentration im Blut durch
ße, Nase*, Kinn und Ohren. Diese Bereiche des rendes HVL-Adenom. Klinisch kommt es zu ei- z. B. Bromocriptin) 2. Pegvisomant s. c.
Körpers sind besonders von Erfrierungen* be- ner charakteristischen Vergröberung der Ge- – Korrektur des Fehlbisses durch kieferortho-
troffen. sichtszüge und zur Vergrößerung der Extremi- pädische Operation und der Wachstumsüber-
39 Akroosteolyse
Akropachie f: engl. acropachy. Periostprolifera- rofilamente ausbilden. Bei der Muskelkontrak- – kulturelle Anzucht (anaerobe Kultur), kann
A tion mit Knochenverdickung und Weichteil-
schwellung an Finger- und Zehenendgliedern
tion* verbindet sich Aktin mit Myosin* reversi-
bel zum Aktin-Myosin-Komplex.
jedoch mehrere Wochen benötigen
– molekularer Nachweis
(Trommelschlägelfinger*). Mögliche Ursachen aktinisch: engl. actinic. Durch Strahlen be- – ggf. Bildgebung (z. B. CT) zur Bestimmung
für eine Akropachie sind Hyperthyreose*, arti- wirkt. der Ausdehnung.
kuläres paraneoplastisches Syndrom*, chroni- Aktinobaziøllus → Actinobacillus Therapie: Im Anfangsstadium meist Antibiose
sche Hypoxie oder Pachydermoperiostose. Aktinomykose f: engl. actinomycosis. Chro- ausreichend, bei fortgeschrittener Erkrankung
Akroparästhesie f: engl. acroparesthesia. Paräs- nisch-fortschreitende Infektionskrankheit mit ist meist eine zusätzliche chirurgische Interven-
thesie* (insbesondere Kribbel- und Taubheitsge- Abszess- und multipler Fistelbildung durch Ac- tion notwendig. Hochdosierte, gewichtsadap-
fühl) im Bereich der Akren* (Hände und Zehen) tinomyces* israelii und verwandte Arten. Zu tierte Antibiose mit mindestens 4 Wochen The-
v. a. bei Polyneuropathie*, seltener bei vasomo- über 90 % ist die Zervikofazialregion betroffen. rapiedauer. Aktinomyceten sind zwar sensibel
torisch-trophischer Dysregulation des vegetati- Eine Aktinomykose wird meist diagnostiziert gegen Penicillin G, die Begleitkeime werden je-
ven* Nervensystems. durch mikroskopische Untersuchung des Eiters doch damit oft nicht erfasst, weshalb folgende
Akrophobie f: engl. acrophobia. Phobische oder Druseninhaltes, therapiert wird mittels Kombinationen empfohlen werden:
Angst vor Höhe, ggf. insbesondere vor dem chirurgischem Eingriff und Antibiose. Erreger: – Aminopenicillin + Betalaktamase-Inhibitor
Blick in die Tiefe (Bathophobie), die isoliert als Actinomyces* israelii und verwandte Arten, die – Penicillin G/V G Metronidazol
spezifische Phobie* oder im Kontext einer Ago- Saprophyten* v. a. der Mundhöhle sind. Meist – Aminopenicillin G Metronidazol
raphobie* (dann in der Regel verbunden mit handelt es sich bei der Aktinomykose um eine – alternativ: Clindamycin, Doxycyclin + Metro-
Angst* vor der Angst) vorkommt. Behandelt aerob-anaerobe Mischinfektion mit Staphylo- nidazol.
wird mit Verhaltenstherapie* (v. a. Konfronta- kokken und Actinobacillus*. Epidemiologie: Prävention: Orale und allgemeine Hygienemaß-
tion). Männer sind häufiger betroffen als Frauen (Ver- nahmen.
Akrosklerodermie → CREST-Syndrom hältnis ca. 3 : 1), Kinder sind nur selten betrof- Aktinomyzetom n: engl. actinomycetoma.
Akrosom → Spermien fen. Die Inzidenz beträgt ca. 2–5/100 000 pro Chronische, granulomatös-eitrige Infektion der
Akrozyanose f: engl. acrocyanosis. Periphere Jahr. Übertragung: endogene Infektion bei Haut und des subkutanen Bindegewebes (über-
Zyanose* mit blauroter Verfärbung der Haut an Vorliegen prädisponierender Faktoren wie z. B.: wiegend untere Extremität). Das Aktinomyze-
den Akren bei Umgebungstemperaturen – Verletzung (z. B. Zahnfleischverletzungen) tom kommt in (sub)tropischen Regionen vor
< 18 °C. Die Akrozyanose tritt oft bei jungen – Infektionen anderer Genese (z. B. intraabdo- und wird durch myzelbildende Bakterien (z. B.
Frauen auf und wird möglicherweise ausgelöst minelle Infektionen wie Appendizitis). Nocardia*-Arten) verursacht, die über kleine
durch eine neurohormonale Regulationsstö- Klinik: Chronisch-fortschreitende Infektion mit Hautverletzungen eindringen. Der Eiter wird
rung mit Erweiterung des subpapillären Venen- Bildung von mikroskopisch untersucht, die Therapie ist an-
plexus bei max. Verengung der Arteriolen. – Abszessen tibiotisch.
Vorkommen: – Einschmelzungen Aktionspotenzial n: engl. action potential; syn.
– Meist bei jungen Frauen, oft familiär ge- – harten Infiltraten Aktionspotential; Abk. AP. Schnelle, vorüberge-
häuft, mit spontaner Rückbildungstendenz – multiplen Fisteln und Kammern hende, sich selbst fortpflanzende elektrische Er-
nach einigen Jahren – im enthaltenen Eiter vorhandenen, kleinen, regung in der Zellmembran einer Zelle, z. B. ei-
– relativ häufiges Vorkommen im Rahmen ei- harten Granula, den charakteristischen Dru- ner Nerven- oder Muskelzelle. Das Aktionspo-
ner Anorexia* nervosa sen (Bakterienkonvolut). tenzial ermöglicht eine Erregungsweiterleitung
– Wiederauftritt in der Menopause möglich. Hauptformen: im Nervensystem. Es entsteht am Axonhügel
Klinik: – Zervikofaziale Aktinomykose: Infektion von und wird zu den kleinen Endverzweigungen
– Kalte und feuchte Haut (Hyperhidrose*), ge- der Mundhöhle (z. B. durch Verletzung der des Axons weitergeleitet.
legentlich teigige Schwellung und Parästhe- Schleimhaut, kariöse Zähne) auf dem Lymph- Aktionsstrom m: engl. action current. Durch
sien* weg in die Haut der Wangen und des Halses Spannungsänderung an den Membranen von
– Verfärbung lässt sich wegdrücken, beim Los- mit blau-roten, brettharten, wulstförmigen Muskeln oder Nerven erzeugter elektrischer
lassen tritt sie von der Peripherie her wieder Infiltraten, Abszess- und multipler Fistelbil- Strom, der bei Ableitung mit 2 Elektroden
auf (sog. Irisblendenphänomen) dung (häufigste Form) durch den Erregungsverlauf zweiphasig er-
– oft mit Cutis* marmorata assoziiert – Lungenaktinomykose (Drusen im Sputum), scheint. Der Aktionsstrom bildet die Grundlage
– häufig Entstehung von Warzen, Mykosen* meist bedingt durch Speichelaspiration für EEG*, EKG*, EMG und Elektroneurografie*.
und Pernionen (Frostbeulen) auf den minder- – Darmaktinomykose (meist ileozäkal, oft nach Klinische Bedeutung: Einphasige Potenziale
durchbluteten Hautarealen. Appendizitis) entstehen z. B. bei verhinderter Weiterleitung
Differenzialdiagnose: Symptomatische Akrozy- – urogenitale Aktinomykose (oft bedingt durch durch eine Verletzung.
anose bei Intrauterinpessare) Aktivation f: engl. activation. Grad der Wach-
– Herz- und interstitieller Lungenkrankheit* – selten Aktinomykose anderer Organe, z. B.: heit (Vigilanz*) und Angeregtheit.
– Kryoglobulinämie* 1. Haut 2. Knochen 3. Leber 4. Nieren 5. Ho- Aktivator m: Herausnehmbare funktionskie-
– Kälteagglutininkrankheit*. den 6. Herzklappen 7. Nervensystem (Hirn- ferorthopädische Apparatur* zur Kieferregulie-
Aktin n: engl. actine. Strukturprotein, das in abszess). rung bei Dysgnathie*. Sie dient meist der sagit-
Myofibrillen* und Mikrofilamenten des Zyto- Diagnostik: talen Nachentwicklung des Unterkiefers bei
skeletts* vorkommt. Neben Myosin* ist Aktin – Mikroskopischer Nachweis (Gram-Präparat Kindern und Jugendlichen mit Rückbisslage
das wichtigste Muskelprotein. Unter Bindung aus Eiter, Quetschpräparat von Drusen*) des Unterkiefers, der in eine der neutralen Kie-
von ATP und dessen Hydrolyse zu ADP kann zeigt eine große Ansammlung grampositiver ferstellung angenäherten oder überkompensier-
Aktin polymerisieren und so dynamische Mik- Stäbchen ten Zielposition geführt wird. Siehe Abb.
41 Akute Bronchiolitis
und Roper begründete Juliane Juchli das Kon- rungen innerhalb des Organismus ausgeglichen
zept der ATL für die Pflegeausbildung, um den
Menschen im Pflegeprozess ganzheitlich wahr-
bzw. einzelne Organsysteme angeregt oder ge-
dämpft werden sollen.
A
zunehmen. Hintergrund: TCM unterscheidet 14 Meridiane
Aktivität, getriggerte → Erregungsleitungs- mit 361 Hauptakupunkturpunkten, die histolo-
störung gisch eine Anhäufung rezeptiver Hautelemente
Aktivitätshypertrophie f: engl. work hypertro- (wie Merkel-Tastscheiben, Meissner-Tastkör-
phy; syn. Arbeitshypertrophie. Durch vermehrte perchen) aufweisen. Klassische Akupunktur
physiologische Anforderung bedingte Größen- setzt an TCM orientierte Diagnostik und Vor-
zunahme, z. B. eines Muskels oder einer Drüse. stellung von Krankheit voraus. Neuere Interpre-
Aktivität, spezifische f: engl. specific activity. tationen verstehen Akupunktur als lokalen Reiz
Aktivator: in Kopfbissposition konstruierter Substratumsatz (Unit = Mikromol/s oder Katal = mit reflexiver Wirkung entsprechend den neu-
Aktivator zur funktionellen Korrektur einer sagitta- Mol/s) eines Enzyms pro Proteinmenge (mg): rophysiologischen Grundlagen der Akupunk-
len Rückbisslage des Unterkiefers. [154] U/mg oder Kat/mg. tur – folgt man diesem Ansatz, lässt sich die
Aktografie f: engl. actography; syn. Aktogra- Indikation zur Akupunktur auch vollständig
phie. Verfahren zur Erfassung und Darstellung aus dem schulmedizinischen Diagnoseprozess
Prinzip: von Körperbewegungen mit einem elektroni- ableiten.
– Aufbau aus bimaxillärer Kunststoffbasis und schen Gerät. Die Bewegung wird mithilfe des Indikationen:
Drahtelementen wie Ober- und Unterkiefer- Aktografen registriert, der an einer exponierten – Häufig bei Schmerzerkrankungen
labialbogen Körperstelle, z. B. am Handgelenk, befestigt ist. – zur Beeinflussung funktioneller oder psycho-
– Bissverbesserung durch unterschiedliche Ef- Anwendung: vegetativer Komponenten chronischer und
fekte: 1. skelettale Effekte: Knochenremodel- – Z. B. zur Diagnostik von Schlafstörungen* ausgewählter akuter Erkrankungen
lierung, ggf. unter Ausnutzung des pubera- (siehe Abb.), u. a. durch Bestimmung von glo- – in der Geburtshilfe zur Geburtsvorbereitung,
len Wachstumsschubs 2. dentale Effekte: baler körperlicher Aktivität, Körperbewegun- Schmerzlinderung in der Eröffnungsperiode,
Korrektur der Zahnstellung 3. muskuläre Ef- gen, Schlaf*-Wach-Rhythmus, Schlafmuster* postpartalen Uteruskontraktion und Be-
fekte: Umorientierung der Muskulatur; Be- und Schlafqualität handlung schwangerschaftsinduzierter Öde-
einflussung des Kieferwachstums durch – in der Bewegungs- und Schlafforschung. me.
Mundmuskelkräfte. Wirkung: Die schmerzreduzierende Wirkung
Der Aktivator wurde in den 30er-Jahren des konnte in empirischen, randomisierten Studien
20. Jahrhunderts von Viggo Andresen und Karl („german acupuncture trials“, GERAC) bei
Häupl entwickelt. Kniegelenkarthrose und chronischen, tiefen Rü-
Aktivimeter n: engl. activity ionisation chamber. ckenschmerzen nachgewiesen werden, bei
Gasgefüllte Schachtionisationskammer zur Spannungskopfschmerz und Migräne als wirk-
Messung der Aktivität von Radionukliden. same Ergänzung zur klassischen, leitlinienori-
Aktivine n pl: engl. activins. Der TGF-β-Super- entierten Schmerztherapie. Diese Studien bele-
familie zugehörige, in Gonaden, Hypophyse gen jedoch auch, dass eine Scheinakupunktur
und Plazenta gebildete parakrine Wachstums- (Sham) an willkürlich ausgewählten Punkten
faktoren*. Aktivine sind dimere Glykoproteine mit geringer Einstichtiefe und fehlender Nadel-
aus 2 (mit denen der Inhibine identischen) Beta- stimulation ebenfalls wirksam ist. Bei starken
Untereinheiten (βA, βB). Zu unterscheiden sind Schmerzen findet lediglich eine Schmerzdämp-
dabei Homodimere (Aktivin A, Abk. βAβA; Akti- fung statt, die für eine dem heutigen Standard
Aktografie: Beispiel für Befund bei Schlafstörungen
vin B, Abk. βBβB) und Heterodimere (Aktivin entsprechende Schmerztherapie* nicht aus-
mit Ruhephase zwischen 12 und 16 Uhr und
AB, Abk. βAβB). reicht.
Aktivitätsphase zwischen 4 und 6 Uhr; Anzahl der
Wirkung: gemessenen Impulse innerhalb eines Zwei-Minuten-
Akuø stikusneurinom → Vestibularisschwan-
– Stimulierung der Synthese und Sekretion nom
Intervalls (in Prozent der maximal erreichbaren
von FSH (im Gegensatz zu Inhibinen ohne
Impulsanzahl von 120 Impulsen pro Minute)
akuø stisch: engl. acoustic. Auf das Gehör bezo-
Einfluss auf LH-Biosynthese), Oxytocin und gen.
in Abhängigkeit von der Tageszeit.
ACTH akut: engl. acute. Plötzlich auftretend und/
– Stimulierung der Proliferation von Zelllinien oder schnell und heftig verlaufend in Bezug auf
– Beteiligung an der Regulation des Ovarial- Krankheiten und Schmerz. Das Gegenteil von
zyklus* Aktomyosin → Aktin akut lautet chronisch.
– Beteiligung an der Ausbildung der Asymmet- Aktomyosin → Myofibrillen Akute Bronchiolitis f: Bei meist jungen Säug-
rie in der Embryonalentwicklung über Sonic Aktomyosin → Myosin lingen durch das respiratory* syncytial virus
Hedgehog (auch am situs inversus). Akupunktur f: engl. acupuncture. Aus der tradi- (RSV) ausgelöste, akute Entzündung der kleins-
Aktivitäten des täglichen Lebens f pl: engl. tionellen chinesischen Medizin (TCM) stam- ten Bronchien und Bronchiolen. Klinisch treten
activities of daily living. Strukturmodell der Pfle- mende Therapiemethode (ca. 20 verschiedene v. a. Dyspnoe und Tachypnoe auf. Bei Atemin-
ge mit 12 grundlegenden Tätigkeiten zur Auf- Techniken). An charakteristischen Punkten der suffizienz sind Hospitalisierung und ggf. Beat-
rechterhaltung der Lebensfunktionen und Er- Körperoberfläche entlang den Meridianen wer- mung notwendig.
füllung von Grund- und psychosozialen Bedürf- den Akupunkturnadeln unterschiedlich tief Epidemiologie: V. a. Säuglinge zwischen dem 4.
nissen. Basierend auf den Modellen von Orem eingestochen, wodurch sog. energetische Stö- und 6. Lebensmonat.
Akute B-Zell-lymphatische Leukämie 42
Pathogenese: Partieller oder vollständiger Ver- riert. Als untere Grenze gilt ein Blastenanteil zusammen mit Dauno- oder Doxorubicin
A schluss der Bronchiolen durch nekrotische Epi-
thelzellen und vermehrten Schleim.
von 25 %. Ist der Anteil geringer, lautet die Di-
agnose lymphoblastisches Lymphom. Diese Un-
eingesetzt. 2. Einen wichtigen Stellenwert
hat auch die Asparaginase, eine spezifische
Klinik: terscheidung ist willkürlich und hat weder ei- Therapie für die ALL aus der Kinderhämato-
– Zuerst Prodromalstadium mit Schnupfen, nen Einfluss auf die Prognose noch auf die The- logie. 3. Des Weiteren kommen zum Einsatz:
Husten, mäßigem Fieber rapie. FAB-Klassifikation der ALL: vgl. Akute Methotrexat, Cytosin-Arabinosid, Cyclophos-
– nach 24–48 h Tachypnoe, Dyspnoe, Trink- lymphatische Leukämie* (Tab. dort). phamid und 6-Mercaptopurin. 4. Bei CD20-
schwäche und je nach Schweregrad Zyanose Epidemiologie: Insgesamt liegt die Inzidenz der positiver ALL wird ein monoklonaler Anti-
– bei jungen Säuglingen auch Apnoen ALL bei 1,1/100 000 im Jahr. Bei Kindern unter körper gegen CD20 hinzugegeben, bei Vor-
– teilweise schweres, in 2–3 % lebensbedrohli- 5 Jahren zeigt sich die höchste Inzidenz (5,3/ liegen eines Philadelphia*-Chromosoms ein
ches Krankheitsbild mit Hypoxämie und Hy- 100 000). Danach fällt sie kontinuierlich ab. Zu Tyrosinkinasehemmer ergänzt.
perkapnie. einem weiteren steten Anstieg kommt es bei Pa- – Konsolidationstherapie: 1. Auch in der Kon-
Diagnostik: tienten ab 50 Jahren. Männer erkranken etwas solidationstherapie werden hochdosiert Zy-
– Auskultatorisch manchmal endinspiratori- häufiger als Frauen (1,4 : 1,0). tostatika wie Methotrexat, Asparaginase und
sches Knisterrasseln und bei ausgeprägter Klinik: Die Symptome der ALL sind einerseits Cytarabin in wechselnden Zyklen verab-
Überblähung abgeschwächtes Atemgeräusch auf die zunehmende Knochenmarksinsuffizi- reicht. 2. Dabei sollte besonders auf die Ein-
– hypersonorer Perkussionsschall enz, zum anderen auf die Organinfiltration zu- haltung der knappen Intervalle in der Appli-
– röntgenologisch unter Umständen Überblä- rückzuführen: kation der Therapie geachtet werden.
hung und diskrete peribronchiale Infiltrate – Anämie mit Blässe, Vertigo, Leistungsabfall – Erhaltungstherapie: Im Rahmen der Erhal-
– Labor: RSV-Schnelltest aus Nasopharyngeal- und Tachykardie tungstherapie ist eine längerdauernde Gabe
sekret; Blutgasanalyse. – Granulozytopenie (auch bei erhöhten Leuko- von Methotrexat und Mercaptopurin vorge-
Therapie: zytenzahlen) mit Fieber, erhöhter Infektnei- sehen, es sei denn, die Patienten werden einer
– Hospitalisierung bei beginnender Atemin- gung allogenen Stammzelltransplantation unter-
suffizienz, Zyanose, Trinkunfähigkeit – Thrombozytopenie mit Epistaxis, vermehr- zogen.
– supportiv: minimal handling ter Blutungsneigung, Hämatomen. Prognose: Die 5-Jahres-Überlebensrate ist bei
– Sicherstellung ausreichender Flüssigkeitszu- Neben einer Lymphadenopathie und/oder Sple- Kindern mit 80 % gut, bei Erwachsenen aller-
fuhr nomegalie sind Blutungen oder Infektionen ein dings ungünstiger und altersabhängig (30–
– O2-Zufuhr, bei respiratorischer Insuffizienz häufiges Symptom bei Diagnosestellung. Im 80 %). Ein weiterer prognostisch ungünstiger
Atemunterstützung durch CPAP* oder Beat- Rahmen der Basisuntersuchungen wird oft ein Marker ist der Nachweis des Philadelphia-Chro-
mung asymptomatischer ZNS-Befall diagnostiziert, mosoms.
– Antibiotika bei längerer Beatmung dieser kann jedoch auch Symptome wie Kopf- Akute Leukämie f: syn. akute Hyperleukozyto-
– Glukokortikoide meist nicht wirksam, Bron- schmerzen, Vomitus, Nackensteifigkeit sowie se. Sammelbegriff akuter maligner Erkrankun-
chospasmolytika als probatorischer Therapie- Nervenausfallssymptomatik verursachen. In der gen des blutbildenden Systems mit vermehrter
versuch; bei immunkompromittierten Risi- Regel entwickeln sich die Symptome rasch pro- Bildung von funktionsuntüchtigen Leukozy-
kopatienten mit RSV-Infektion evtl. anfangs gredient, die körperliche Leistungsfähigkeit tenvorstufen. Man unterscheidet akute myeloi-
Ribavirin. nimmt zunehmend ab. sche Leukämie* (AML) und akute lymphatische
Prävention: RSV-Prophylaxe mit Palivizumab Diagnostik: Zur Diagnosesicherung, zum Stag- Leukämie (ALL). Klinisch dominieren zumin-
bei bestimmten Risikogruppen, z. B. Frühgebo- ing und zur Erfassung eventueller Komorbidi- dest initial die Symptome der Knochenmarksin-
rene < 35 SSW. täten sind durchzuführen: suffizienz. Unbehandelt führen akute Leukämi-
Prognose: Bei schwerer RSV-Bronchiolitis höhe- – Anamnese und körperlicher Status en innerhalb weniger Wochen bis Monate zum
res Risiko für obstruktive Episoden in den – Blutbild, Differenzialblutbild, Nieren-/Le- Tode.
nächsten Jahren. berfunktionsparameter, Gerinnungsdiag- Akute nephrotoxische Tubulus-Nekrose f:
Akute B-Zell-lymphatische Leukämie f: engl. nostik, Harnanalyse Form des intrarenalen akuten* Nierenversa-
B-cell acute lymphoblastic leukaemia; syn. B-Lini- – bildgebend Thoraxröntgen, Abdomen-Sono- gens. Ursachen einer akuten nephrotoxischen
en ALL. Von entarteten Vorläuferzellen der B- grafie, Computertomografie Hals/Thorax/ Tubulusnekrose können sein: das hepatorenale
Lymphozyten ausgehende Erkrankung. Es Abdomen/Becken Syndrom*, Sepsis*, Medikamente (Kontrastmit-
kommt zu rasch fortschreitender Knochen- – Infektserologie einschließlich Hepatitis und tel*, Gentamicin*, NSAR, Chemotherapeutika*)
markinsuffizienz mit Leukopenie, Anämie und HIV oder Schwermetallvergiftungen. Therapie und
Thrombopenie. Behandelt wird mit Chemothe- – Schwangerschaftstest (bei gebärfähigen Prognose richten sich nach der zugrunde lie-
rapie und z. T. Strahlentherapie. Die ALL ist bei Frauen) genden Ursache.
50 % der Erwachsenen und 80 % aller Kinder mit – Lumbalpunktion mit Zytologie des Liquors Akute-Phase-Proteine n pl: engl. acute phase
intensiver Chemotherapie heilbar. – EKG und Echokardiografie proteins. Vorwiegend in der Leber gebildete Plas-
Formen: WHO-Klassifikation der Vorläufer- – bei geplanter Stammzelltransplantation maproteine*, deren Konzentration im Blut bei
B-lymphoblastischen Leukämie/lymphoblasti- HLA-Typisierung. akuten Entzündungen* und in der akuten Pha-
sches Lymphom: Therapie: Bei chemotherapietauglichen Patien- se chronisch-fortschreitender Entzündungen
– Frühe Vorläufer-B-ALL (= Pro-B-ALL) ten gliedert sich die Therapie in folgende Pha- (Akute-Phase-Reaktion) verändert ist. Sie haben
– Common-B-ALL sen: immunmodulatorische Wirkung. Die Normali-
– Prä-B-ALL. – Induktionstherapie mit dem Ziel einer kom- sierung der Serumkonzentration im Rahmen
Eine ALL liegt vor, wenn die neoplastische Lym- pletten Remission: 1. Als Standardmedika- des Krankheitsverlaufs deutet auf eine Heilung
phoblastenpopulation das Knochenmark infilt- mente werden Vincristin und Dexamthason, der Erkrankung hin.
43 Akute Pyelonephritis
Akute-Phase-Proteine:
Auswahl von Positiv-Akute-Phase-Proteinen. A
Protein Referenzbereich im Blut (g/l) Anstieg Reaktionszeit (h) Wirkung
CRP < 0,005 S S Opsonierung, Komplementaktivierung
T T
Serum-Amyloid-A-Protein < 0,01 U bis 1000-fach U 6 – 10 Opsonierung
Wirkung: Immunmodulation* (siehe Tab.) bei – humorale Reaktionen: u. a. Anstieg der Se- – paranephritischer Abszess*
Entzündung, Infektion oder Gewebeverletzung rumkonzentration von Akute*-Phase-Protei- – Urosepsis*
mit dem Ziel, Mikroben zu zerstören bzw. de- nen. – Chronifizierung mit Übergang in chroni-
ren Wachstum zu hemmen, den Entzündungs- Akute Pyelonephritis f: syn. Pyelonephritis; sche* Pyelonephritis.
herd einzugrenzen sowie Gerinnungsfaktoren Abk. PN. Akute bakterielle Infektion der oberen Diagnostik:
zu hemmen. Harnwege mit Entzündung von Nierenintersti- – Labor: 1. Harnuntersuchung*: Nachweis von
Einteilung: tium und Nierenbeckenkelchsystem. Leitsymp- Leukozyturie und Bakteriurie* 2. Erregerbe-
– Positiv-Akute-Phase-Proteine (ca. 30 durch tome sind akut einsetzendes Fieber > 38°, Dys- stimmung mit Antibiogramm* 3. CRP er-
Zytokinstimulation hepatisch synthetisierte urie und klopfschmerzhafte Nierenlager. Ursa- höht, BSG erhöht 4. Prokalzitonin (rechtzei-
Proteine): Konzentration in der akuten Phase che ist meist die Aszension von Darmkeimen. tige Erfassung einer Sepsis) 5. Abnahme von
ist signifikant erhöht (um > 25 %), z. B. C-re- Häufigster Erreger ist E. coli. Behandelt wird Blutkulturen (vor Beginn der Antibiose)
aktives Protein (CRP), Serum-Amyloid-A-Pro- mit Bettruhe, Antibiotika und reichlich Flüssig- 6. Serum-Kreatinin: frühzeitige Erfassung ei-
tein keitszufuhr. ner Verschlechterung der Nierenfunktion
– Negativ-Akute-Phase-Proteine: Konzentrati- Epidemiologie: – Ultraschalldiagnostik*: 1. Organvergröße-
on in der akuten Phase ist vermindert, z. B. – Häufigste Nierenerkrankung rung in der Akutphase 2. Hydronephrose*
Albumin*, Transferrin*, HDL, LDL, Trans- – Männer : Frauen = 1 : 2,5 3. Restharnbildung infolge Harnstauung 4.
thyretin. – im Kindesalter Auftreten bei ca. 3 % der Mäd- demarkierte Pyramiden 5. Nachweis einer be-
Akute-Phase-Reaktion f: engl. acute phase re- chen und 1 % der Jungen < 6. Lebensjahr (Re- günstigenden Harnabflussstörung 6. Aufde-
action. Komplexe systemische Immunreaktion, kurrenzrate 15–50 %). ckung von Komplikationen
die verursacht wird durch Gewebeschädigung Klinik: – ggf. CT und MRT mit typischen Befunden
(Trauma bzw. OP, Infektion sowie akute Ent- – Fieber (evtl. Schüttelfrost) bei Infektion des Nierenparenchyms: 1. Grö-
zündung oder akute Phase einer chronisch pro- – Flankenschmerz, klopfschmerzhaftes Nie- ßenänderung der Niere und ihres Hohlraum-
gredient verlaufenden entzündlichen Erkran- renlager systems 2. Veränderungen der Endkelche
kung) sowie Überlagerung mit dagegen gerich- – Dysurie und Pollakisurie und der Papillen 3. Auflockerung der pyelo-
teten frühen und unspezifischen Reaktionen – häufig Abgeschlagenheit und Durstgefühl renalen Sperre in Form gehäufter und ver-
des Organismus. Sie wird durch Zytokine* (z. B. – evtl. Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö mehrter pyelorenaler Rückflüsse
IL-1, TNF) ausgelöst. – im Neugeborenen- und Säuglingsalter eher – Miktionszystourethrografie* zur Diagnose
Beschreibung: unspezifische Symptome: 1. Lethargie 2. Irri- eines vesikoureteralen Refluxes bei Defor-
– Klinische Symptome häufig: 1. allgemein tabilität 3. Tachypnoe 4. Zyanose 5. nur in mierung des Nierenbeckenkelchsystems und
(Fieber, Krankheitsgefühl, Inappetenz) 30 % der Fälle mit Fieber. Parenchymnarben
2. oder lokal (Entzündung*, Nekrose) Aber: Bei 7–15 % der Neugeborenen und Säug- – Nierendiagnostik* bei Verdacht auf einge-
– zelluläre Reaktionen: z. B.: 1. Leukozytose lingen mit Fieber besteht eine Pyelonephritis schränkte Nierenfunktion.
mit Linksverschiebung 2. Thrombozytenag- (davon 40 % mit Harnabflussbehinderung). Bei Therapie:
gregation und reaktive Thrombozytose älteren Patienten ist häufig Fieber das einzige – Reichliche Flüssigkeitszufuhr zum Erzeugen
3. Permeabilitätserhöhung von Leukozyten- Symptom. einer Polyurie
membranen 4. Mastzelldegranulation mit Komplikationen: – unverzügliche antibiotische Therapie, Mittel
Freisetzung von Mediatoren – Nierenabszess* der ersten Wahl sind: 1. Fluorchinolone der
Akuter Mesenterial-Arterien-Infarkt 44
Gruppe 2 oder 3, z. B. Ciprofloxacin, Levoflo- – in den meisten Fällen Second-Look-Opera- 4. vaskulär (Thrombose, Embolie, Blutung):
A xacin 2. Alternative: Cephalosporin der 3. Ge-
neration, z. B. Cefpodoxim
tion.
Akutes Abdomen n: engl. acute abdomen; syn.
z. B. akuter Mesenterialgefäßverschluss* oder
Ruptur eines abdominalen Aortenaneurys-
– nach Antibiogramm gezielte antibiotische Akuter Bauch. Symptomenkomplex einer zu- mas* 5. Trauma: Perforation bzw. Ruptur,
Therapie, unter Umständen anschließende nächst unbekannten, unter Umständen rasch z. B. Leberruptur*, Milzruptur* oder Aorten-
Dauerprophylaxe progredienten und ggf. vital bedrohlichen Er- ruptur* 6. Tubargravidität* 7. (abdominales)
– bei Harnabflussbehinderung ggf. künstliche krankung in der Bauchhöhle. Es handelt sich Kompartmentsyndrom*
Harnableitung oder operative Beseitigung um einen medizinischen Notfall, der umgehen- – extraabdominal lokalisiert (siehe Tab. 2), z. B.
anatomischer Ursachen. der differenzialdiagnostischer Abklärung be- thorakal (Akutes* Koronarsyndrom, Lungen-
Prognose: darf, ggf. mit notfallmäßiger Operation. Betrof- embolie* u. a.)
– Gut bei rechtzeitiger Diagnose und Therapie fen sind ca. 5–10 % aller Patienten in einer Not- – metabolisch (Urämie*, Addison*-Krise, keto-
– vor allem im Säuglingsalter Gefahr der Uro- aufnahme. Leitsymptome: azidotisches diabetisches Koma*, Pseudoperi-
sepsis und Gefahr der Bildung von Paren- – Heftiger Bauchschmerz lokalisiert oder dif- tonitis* diabetica, akute intermittierende
chymnarben (besonders im 1. Lebensjahr und fus, ggf. mit Projektion in Head*-Zonen und Porphyrie u. a.)
bei verzögerter antibiotischer Therapie). folgender Schmerzcharakteristik: 1. viszera- – toxisch (z. B. Blei-Intoxikation)
Akuter Mesenterial-Arterien-Infaø rkt m: engl. ler Schmerz (Spasmen abdominaler Hohlor- – im Rahmen von Infektion (z. B. Mononucleo-
acute mesenteric infarction; syn. akute Verschluss- gane, Dehnung des Peritoneum viscerale) sis* infectiosa), hämolytischer Krise*, syste-
Krankheit der Mesenterial-Arterien. Akute, le- dumpf, bohrend, nagend, intermittierend, mischer Vaskulitis* (z. B. systemischer Lu-
bensbedrohliche, mesenteriale Ischämie auf kolikartig, unbestimmt, diffus, häufig mit pus* erythematodes, Polyarteriitis* nodosa)
dem Boden eines Mesenterialarterienverschlus- motorischer Unruhe und deutlich ausgepräg- oder anderer systemischer Erkrankung.
ses. Diagnostiziert wird klinisch, anamnestisch, ter vegetativer Reaktion 2. bei somatischem Die Häufigkeitsverteilung der ätiologischen
laborchemisch und bildgebend, behandelt wird Schmerz (Reizung des Peritoneum parietale Genese des Akuten Abdomens in der Notauf-
operativ. Die Letalität beträgt bis zu 90 %. bei Entzündung, Trauma, Embolie u. a.) nahme ist abhängig vom Lebensalter des Patien-
Formen: dumpf bis scharf, brennend, kontinuierlich, ten:
– Arterielle Embolie: mit Verschluss des Strom- lokalisierbar und häufig mit Schonhaltung – > 50 Jahren: 21 % biliär, 16 % unspezifisch,
gebiets der A. mesenterica superior bzw. sel- und -atmung 15 % Appendizitis, 12 % Obstruktion
tener und klinisch milder verlaufend der – Abwehrspannung* (Peritonismus*), ggf. – < 50 Jahren: 40 % uncharakteristisch, 32 %
A. mesenterica inferior, mit irreversibler In- sichtbar durch Schonhaltung, gekrümmtes Appendizitis, 6 % biliär, 4 % gynäkologisch.
farzierung und Nekrotisierung der betreffen- Laufen des Patienten und Anziehen der Beine Diagnostik: Schnellstmöglich unter Sicherung
den Darmabschnitte nach bereits 2 h im Liegen zur Schmerzentlastung der Vitalfunktionen, einschließlich interdiszip-
– arterielle Thrombose: bei chronisch arteriel- – Symptome durch Störung der Peristaltik: linärer differenzialdiagnostischer Abklärung
ler Verschlusskrankheit, mit häufig blande- Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Meteorismus, der Ursache:
rer Klinik. Wind- und Stuhlverhalt, cave: Ileus* (paraly- – Standardisierte Anamnese (einschließlich gy-
Der klinische Verlauf gliedert sich in 3 Sta- tisch bzw. gemischt), ggf. diffuse Peritonitis* näkologischer Anamnese und Schmerzanam-
dien: (somatischer Schmerz) nese*) und körperliche Untersuchung (ein-
– Initialstadium: Infarzierung des Darmes mit – Störung der Kreislauffunktion, cave: ggf. schließlich digitaler rektaler Untersuchung
krampfartigen Bauchschmerzen, ggf. länger Schock* (hypovolämisch bzw. septisch). und bei Unterbauchschmerz genitaler Unter-
anhaltend, besonders periumbilikal, bei häu- Zusätzliche Symptome und ggf. Fieber zeigen suchung): 1. typische Lokalisation der Symp-
fig fehlender Abwehrspannung und fehlen- sich je nach Ursache des Akuten Abdomens. Ty- tome, Schmerzausstrahlung (siehe Head*-Zo-
dem Druckschmerz pische Symptome können auch fehlen, ab- nen, Abb. dort) 2. Schmerzqualität (z. B. typi-
– Intervall mit Besserung der Beschwerden, so- hängig u. a. von sche Gallenkolik* bei Cholezystolithiasis, ty-
genannter fauler Friede, Dauer ca. 12 h – Lebensalter: z. B. gering ausgeprägte Symp- pische Nierenkolik* bei Nephrolithiasis*)
– Endstadium mit Durchwanderungsperitoni- tome in hohem Lebensalter, atypisch lokali- 3. Patientenalter (z. B. Invagination oder
tis, paralytischem Ileus und hämorrhagi- sierter Schmerz, z. B. bei Kindern Dünndarmvolvulus bei Säuglingen, nekroti-
schem Schock bei blutiger Diarrhö. – Komorbidität: z. B. gering ausgeprägte sierende Enterokolitis* neonatal) 4. Vorer-
Diagnostik: Symptome bei Immunsuppression krankung (z. B. Diabetes* mellitus, Ehlers*-
– Anamnese – Arzneimitteln: z. B. gering ausgeprägter Danlos-Syndrom, Hernie, Aneurysma, chro-
– Leukozytose (häufig > 20 000/μl), Laktatazi- Schmerz unter Analgetika nisch-entzündliche Darmerkrankung) 5. evtl.
dose als empfindlichster Parameter – Schwangerschaft: z. B. atypisch lokalisierter Schwangerschaft (cave: atypische Appendix-
– Angio-CT, farbcodierte Dopplersonografie Schmerz. lage infolge Verlagerung des Zäkums; vgl.
(FKDS). Ursachen: Topografische Einteilung: sie- Appendicitis* in graviditate)
Therapie: Notfallindikation zur sofortigen Ope- he Tab. 1. Pathologische Einteilung: – labordiagnostisch (ggf. mit Point*-of-care-Di-
ration. Je nach Befund: – Abdominal: 1. Entzündung: meist akute Ap- agnostik): 1. Blutbild* mit Differenzialblut-
– Embolektomie*, ggf. mit anschließender pendizitis oder akute Cholezystitis* (Akute bild* 2. Bestimmung von CRP, Laktat*, Glu-
Lyse Galle*); neonatal: nekrotisierende Enterokoli- kose*, Elektrolyten, Kreatinin* (Nierendiag-
– Gefäßrekonstruktion mit postoperativer tis* 2. Obstruktion: z. B. mechanischer Ileus* nostik) 3. Bilirubin* 4. Gerinnungsparameter
Antikoagulation oder akute Nephrolithiasis*, Invagination* 5. spezifische Enzymdiagnostik (alkalische
– Darmresektion und am ehesten Diskontinui- insbesondere bei Säugling oder Kleinkind Phosphatase* und GGT als Marker für Cho-
tätsresektion, da die Rate an Anastomosenin- 3. Perforation: gastrointestinal, z. B. bei gast- lestase*, Lipase* als Marker für Pankreatitis*,
suffizienzen bis zu 50 % beträgt roduodenalem Ulkus* oder Divertikulitis* kardiale Kreatinkinase* u. a. als Marker für
45 Akutes Abdomen
Akutes* Koronarsyndrom) 6. HCG* (Frauen) Phase-Reaktion, bei Sepsis* auch Prokalzito- tel (hochsensitiv), ggf. CT*-Angiografie, evtl.
7. BGA 8. okkultes Blut* im Stuhl 9. weitere nin*-Konzentration erhöht 12. ggf. Kreuz- Röntgendiagnostik (Abdomenübersicht,
Parameter je nach Differenzialdiagnose probe* (für Erythrozytenkonzentrat*) u. a. Thorax) u. a.
10. Urinstatus (meist unspezifischer Hin- zur OP-Vorbereitung – ggf. Probelaparotomie*
weis) 11. Nachweis erhöhter Entzündungs- – apparativ: 1. EKG* 2. bildgebende Verfah- – körperliche Untersuchung mit Inspektion,
parameter im Blut (v. a. CRP) mit Leukozyto- ren*, v. a. abdominale Ultraschalldiagnostik*, vorsichtiger abdominaler Perkussion, Palpa-
se* als unspezifischer Hinweis auf Akute*- Spiral*-CT (Mehrzeilen-CT) mit Kontrastmit- tion (ggf. Abdomen bretthart; pulsierende
Akutes Koronarsyndrom 46
Akutes Koronarsyndrom:
Einteilung anhand diagnostischer Parameter. A
Form EKG Labor
STE-ACS/STEMI persistierende[1] signifikante Hebung der S
P
P
ST-Strecke[2]: um ≥ 0,1 mV in mindestens 2 zusam- P
P
P
P
menhängenden Extremitätenableitungen P
P Konzentrationsanstieg kardialer Nekroseparameter
P
oder T (v. a. Troponin-I, Troponin-T und CK-MB) im Blut mit
um ≥ 0,2 mV in mindestens P
P typischem Verlauf
P
P
2 zusammenhängenden Brustwandableitungen P
P
P
P
P
NSTE-ACS NSTEMI keine persistierende signifikante ST-Streckenhebung U
instabile Angina pectoris keine persistierende signifikante ST-Streckenhebung kein Hinweis auf kardiale Zellnekrose
[1]
>20 min;
[2]
auch neu aufgetretener Linksschenkelblock;
STE-ACS: Abk. für engl. ST-segment elevation acute coronary syndrome;
STEMI: Abk. für engl. ST-segment elevation myocardial infarction (ST-Hebungs-Infarkt);
NSTE-ACS: Abk. für engl. non-ST-segment elevation acute coronary syndrome;
NSTEMI: Abk. für engl. non-ST-segment elevation myocardial infarction (Nicht-ST-Hebungs-Infarkt)
relevantem Zeitverlust durch Primär-PCI duktion des effektiv zirkulierenden Blutvo- (Medikamente, Kontrastmittel) 3. Auslöser
(≥ 90 min nach möglichem Thrombolyse-Be- lumens bei: I. Schock* II. Herzinsuffizienz* (z. B. Schock, Medikamente)
ginn): möglichst präklinisch systemische ko- III. nephrotischem Syndrom* IV. Leberversa- – körperliche Untersuchung: 1. Bewusstseins-
ronare Thrombolyse*, ggf. mit Rescue-PCI; gen lage 2. Hautturgor (Exsikkose, Ödeme)
Ausnahme: Kontraindikation für Thrombo- – selektive renale Minderperfusion: 1. NSAR- 3. Lungenstauung 4. Kussmaul-Atmung
lyse, kardiogener Schock (Indikation für Pri- Einnahme 2. hepatorenales Syndrom* 3. Nie- 5. Blasenfüllung 6. Blutdruck
mär-PCI gegeben). renarterienstenose* 4. Katecholamintherapie. – Urin: 1. Urinstatus 2. Sedimente 3. Osmolali-
Prognose: Intrarenales ANV: Ursachen z. B. tät 4. Proteinurie 5. Hb
– Je nach Klinik und Komplikationen (z. B. – Akute Tubulusnekrose: Schädigung der – Labor: 1. Kreatinin 2. Elektrolyte 3. Harnstoff
linksventrikuläre Herzinsuffizienz*) Tubuluszellen infolge ischämischer oder 4. Blutgase 5. Blutbild 6. Creatinkinase (CK)
– 1-Jahres-Letalität ungünstig z. B. bei erhöh- toxischer Nierenschädigung, z. B.: 1. Kontrast- 7. LDH 8. Lipase 9. Myoglobin 10. Elektro-
ter Konzentration von NT-proBNP (siehe kar- mittel 2. Drogen 3. Quecksilber 4. Rhabdo- phorese 11. CRP 12. Hepatitisserologie
diale natriuretische Peptide*) im Blut und myolyse* 5. thrombotische Mirkoangiopathie 13. Auto-AK 14. Gerinnung
verminderter Kreatininclearance. – Nierenerkrankungen (1–2 % der Fälle): – fraktionelle Natriumexkretion (UrinNatrium ×
Prävention: 1. akute Tubulusnekrose 2. akute interstitiel- SerumKreatinin/Serum/Natrium × UrinKreatinin):
– Reduktion beeinflussbarer kardiovaskulärer le Nephritis 3. akute Glomerulonephritis 1. prärenales ANV: fraktionelle Natriumex-
Risikofaktoren: siehe Herzkrankheit*, koro- 4. Abstoßungsreaktionen nach Nierentrans- kretion < 1 % → aufgrund der erhaltenen Tu-
nare (Tab. dort) plantation 5. bilaterale Nierenrindennekrose bulusfunktion werden 99 % des glomerulär
– Pharmakotherapie mit sekundärpräventiver bei Verbrauchskoagulopathie. filtrierten Natriums rückresorbiert und die
Wirkung: z. B.: 1. Beta-Rezeptoren-Blocker 2. Postrenales ANV: Harnwegsobstruktion Patienten scheiden einen sehr konzentrierten
ACE-Hemmer 3. Eplerenon 4. HMG-CoA-Re- (Harnsperre); Ursachen z. B. Harn mit niedrigem Natriumgehalt aus
duktase-Hemmer je nach Indikation. – Urolithiasis mit Stenose im Bereich des Nie- 2. intrarenales ANV: fraktionelle Natriumex-
Akutes Nierenversagen n: engl. acute renal renbeckens und der ableitenden Harnwege kretion > 1 % → aufgrund der gestörten Tu-
failure; syn. Schockniere; Abk. ANV. Akuter par- – Tumoren bulusfunktion können Wasser und Natrium
tieller oder totaler Verlust der Nierenfunktion – Papillennekrose* nicht rückresorbiert werden und es wird ein
aufgrund eines meist reversiblen Nierenscha- – benigne Prostatahyperplasie* verdünnter Urin mit niedrigem Natriumge-
dens. Die Einteilung erfolgt entsprechend der – fehlplatzierte oder verstopfte Harnblasenka- halt ausgeschieden
Ätiologie in ein prärenales, intrarenales und theter – Sonografie: 1. große Nieren bei ANV 2. Stau-
postrenales ANV. Leitsymptome sind Anstieg – medikamentös ausgelöst durch Anticholiner- ungsniere 3. Füllungsgrad der Harnblase
des Serumkreatinins und in 70 % der Fälle Olig- gika oder Neuroleptika bei vorbestehender 4. Perikarderguss 5. ANV-typische Markpyra-
urie bzw. Anurie. Prärenales ANV: akute ver- Abflussbehinderung. miden
minderte renale Perfusion (80 % der Fälle). Ursa- Klinik: Wenig spezifische Klinik mit relativ – Röntgen-Thorax: 1. Herzgröße 2. Perikarder-
chen z. B. gleichförmigem Verlauf, unabhängig von der guss 3. Lungenstauung 4. Pleuraerguss
– Systemische Minderperfusion: 1. absoluter zugrunde liegenden Erkrankung. Die klinische – perkutane Nierenbiopsie: bei Verdacht auf ra-
Volumenmangel, z. B: I. schwere Blutungen Einteilung erfolgt nach KDIGO in 3 Stadien pid progressive Glomerulonephritis.
II. Exsikkose III. Erbrechen IV. Diarrhö* (siehe Tab.). Hinweis: Entscheidend ist die Abgrenzung des
V. osmotische Diurese* VI. Diuretika* Diagnostik: prä- und postrenalen vom intrarenalen akuten
VII. Hypoaldosteronismus* VIII. Verbren- – Anamnese, z. B.: 1. bereits bestehende Nie- Nierenversagen, da sich prä- und postrenales
nung IX. akute Pankreatitis* X. Ileus* 2. Re- renerkrankungen 2. mögliche Nephrotoxine ANV durch Behebung der Ursache (Wiederher-
Akute Zystitis 48
beinflügel (Ala major ossis sphenoidalis und Ala – Embryotoxon posterius ALAT: Abk. für → Alaninaminotransferase
minor ossis sphenoidalis).
A-Lagerung f: engl. A-positioning. Atemfördern-
– leichte mentale Retardierung
– Nierenbeteiligung, z. B. renal tubuläre Azi-
Alaun-Instillation f: Intravesikale Instillati-
onstherapie zur Behandlung von therapiere-
A
de Lagerung zur Pneumonieprophylaxe*. 2 zu dose, hypoplastische Nieren, Zysten, Mesan- fraktärer Makrohämaturie. Die Blase wird mit
Schiffchen geformte Kissen werden A-förmig giolipidose 1 % bis 3 % Kalium-Aluminiumsulfat-Lösung
mit Überschneidung der Kissen in Höhe des – intrakranielle Blutungen und Schlaganfall. gespült.
dritten Halswirbels unter den Patienten gelegt. Diagnostik: Albarran-Hebel m: engl. Albarran’s lever. Hebel
Dadurch erfolgen eine Dehnung des Oberkör- – Direkte Hyperbilirubinämie an der Spitze eines Endoskops zur Steuerung
pers und eine vermehrte Belüftung der Lungen- – Leberbiopsie eines Katheters oder einer Koagulationssonde.
spitzen. Siehe Abb. – Röntgen Wirbelsäule Der Albarran-Hebel wird hauptsächlich ange-
Indikationen: – Sonografie des Abdomens wendet in der Urologie (Zystoskopie*) und in
– Pneumonieprophylaxe – augenärztliche Untersuchung. der Gastroenterologie (Intubation von Gallen-
– zur Entlastung der Wunde bei Thoraxopera- Therapie: und Pankreasgang).
tionen – Symptomatisch Albarran-Ormond-Syndrom → Retroperito-
– Dekubitusprophylaxe*. – Supplementation fettlöslicher Vitamine nealfibrose
Hinweis: Durch die ungeregelte Kompression – Linderung des Pruritus z. B. mit Ursodesoxy- aø lbicans: engl. white. Weißlich.
der Kissen und Bewegungen des Patienten be- cholsäure, Rifampicin, Cholestyramin, Nal- Albiniøsmus m: engl. albinism. Angeborene Stö-
steht keine gesicherte antidekubitale Wirkung. trexon oder Phenobarbital, Effekt oft be- rungen in der Biosynthese der Melanine*. Es
grenzt existieren zahlreiche Formen mit unterschiedli-
– ggf. Lebertransplantation. cher Hypopigmentierung von Haut, Haaren
Prognose: und Iris oder nur der Augen allein. Diagnosti-
– Sehr variabel, abhängig von der klinischen sche Maßnahmen sind Funduskopie, visuelle
Präsentation evozierte kortikale Potenziale (VECP) und Ste-
– bei neonataler Cholestase 10-Jahres-Überle- reoskopie. UV-Schutz der Augen und ggf. der
bensrate 65 % insgesamt oder 45 % mit eige- Haut sind notwendig. Epidemiologie: OCA-2
ner Leber häufigste Form, weltweit erhebliche Häufig-
– Mortalität durch Lebererkrankung, Blutung, keitsschwankungen. Pathogenese: kongenital,
Infektion oder kardial. in der Mehrzahl autosomal-rezessiv vererbte
Alaktie → Agalaktie Störung der Melaninsynthese bei erhaltener re-
Ala nasi f: engl. ala of nose. Nasenflügel. gelrechter Anzahl intraepidermaler Melanozy-
Alanin n: engl. alanine; syn. Ala. Proteinogene, ten. Einteilung:
A-Lagerung [162]
glukoplastische Aminosäure*. Die α-Aminosäu- – Okulokutaner Albinismus (OCA): generali-
re ist eng mit dem Stoffwechsel von Zuckern sierte, unterschiedlich ausgeprägte Hypopig-
Alagille-Syndrom n: engl. Alagille’s syndrome; und organischen Säuren verbunden. Alanin mentierung von Haut, Haaren und Iris. Prä-
syn. arteriohepatische Dysplasie; Abk. ALGS. wird als Diätetikum und Lebertherapeutikum valenz: 1 : 20 000; fast ausschließlich autoso-
Autosomal-dominant erbliches Krankheitsbild eingesetzt. β-Alanin ist eine nicht proteinogene mal-rezessiver Erbgang, 14 Unterarten be-
mit Hypoplasie der interlobulären Gallengänge, Aminosäure. Sie ist Bestandteil der Pantothen- kannt; Häufigkeit von Typ I und II etwa
peripherer Pulmonalstenose, Gesichtsdysmor- säure* und somit des Coenzyms* A. gleich: 1. Typ I: Mutation im Tyrosinase co-
phie, Wirbelkörperanomalien und Embryoto- Alaninaminotransferase f: syn. ALAT; Abk. dierenden TYR-Gen, Tyrosinase-negativ, auf
xon posterius. Die Therapie ist symptomatisch ALT. Aminotransferase, die die Umwandlung dem Genlocus 11q14–q21, ohne (Typ IA)
und die Prognose sehr variabel. Häufigkeit: von Ketosäuren in Aminosäuren katalysiert. Das oder mit (Typ IB) erhaltener Tyrosinase-Rest-
1 : 70 000; in 15–50 % Neumutationen. Ätiolo- Enzym kommt in Herz- oder Muskelzellen so- aktivität 2. Typ II, syn. Albinoidismus, Ty-
gie: wie Leberzellen vor. Die ALT liegt hauptsäch- rosinase-positiv: Mutation im P-Protein co-
– ALGS, syn. ALGS1: Mutationen im JAG1-Gen lich zytosolisch in Hepatozyten und zum klei- dierenden Gen auf dem Genlocus 15q11.2–
auf dem Genlocus 20p12.2 neren Anteil in den Mitochondrien vor. Gemes- q12 3. Typ III: Mutation von Tyrosinase-as-
– ALGS2: Mutationen im NOTCH2-Gen auf sene Aktivitätserhöhungen sind ein Hinweis für soziiertem Protein 1,TYRP1-Gen auf dem
dem Genlocus 1p12–p11. eine Schädigung der Leberzellen. Genlocus 9p23 4. Typ IV: Mutation im
Klinik: Referenzbereiche: Methodenabhängig. Für SLC45A-Gen, früher MATP-Gen, auf dem
– Sehr variabler Phänotyp von milden Ge- IFCC-Methode: Genlocus 5p13.2.
sichtsdysmorphien mit breiter Stirn, schma- – Männlich: < 45 U/l – Okulärer Albinismus (OA): angeborene Stö-
lem Kinn, Kolbennase – weiblich: < 34 U/l. rung in der Melaninbiosynthese mit Mela-
– Wirbelkörperanomalien mit Schmetterlings- Ala oø ssis ilii f: engl. ala of ilium; syn. Darmbein- ninmangel v. a. in den Augen: 1. X-chromo-
wirbeln oder Hemivertebrae schaufel. Oberer schaufel- oder flügelförmiger somal assoziierte Vererbung mit unterschied-
– isolierte γGT-Erhöhung bis hin zu schwerer Teil des Darmbeins, an dessen Rückseite, Facies lichen Formen: I. OA-Typ I, syn. Nettleship-
intrahepatischer Cholestase mit Ausbildung externa, die Glutealmuskulatur ansetzt. Die Falls-Typ: Mutation im GPR143-Gen, syn.
einer Leberzirrhose, Ikterus, Pruritus, Xan- Vorderseite, Facies interna, ist der Ursprung für OA1-Gen, mit Genlocus Xp22.3 II. OA-Typ II:
thomen den M. iliacus und einige Rückenmuskeln. Mutation im CACNA1F-Gen, syn. OA2-Gen,
– Kleinwuchs Alarmreaktion → Anpassungssyndrom, allge- mit Genlocus Xp11.23 III. Albinismus-Taub-
– Herzanomalien, z. B. ASD, VSD, PFO, Fallot- meines heit-Syndrom: Genlocus Xq26.3–q27.1 2. au-
Tetralogie Alastriøm → Variola
Albinismus congenitus circumscriptus partialis 50
tosomal-rezessive Vererbung auf dem Genlo- Albinoidiøsmus → Albinismus – Anstieg der Albuminkonzentration im Rah-
A cus 6q13–q15.
Klinik:
Albrecht-Arzt-Tumor → Speicheldrüsentu-
moren
men einer Exsikkose mit gleichzeitigem Kon-
zentrationsanstieg aller Serum- und Plasma-
– Hautmanifestation bei OCA: weißblonde Albright-Butler-Bloomberg-Syndrom → Pri- proteine.
Kopf- und Körperbehaarung, hellrosa Haut märe Phosphatstörungen Erniedrigte Werte:
und Beteiligung der Augen: 1. Typ IA: völli- Albright-Osteodystrophie, hereditäre → – Verminderte Synthese: 1. akute und chroni-
ges Fehlen von Melanin und Hautpigmentie- Pseudohypoparathyroidismus sche Lebererkrankungen 2. Proteinmangeler-
rung mit starker UV-Empfindlichkeit und Aø lbtraum m: engl. nightmare; syn. Alptraum. nährung 3. Malabsorptionssyndrom
Gefahr für Sonnenbrände, Lichtalterung, Meist in der zweiten Nachthälfte auftretender, – Vergrößerung des Verteilungsraums auf-
Hauttumoren, schwere Augensymptomatik, Angst erregender Traum, der zum Erwachen grund erhöhter Kapillarpermeabilität bei
Sehnervschäden, Haut weiß, Haare postnatal führt. Es handelt sich um eine Form der Para- akuten oder chronischen Entzündungen,
weiß, später selten hellgelb 2. Typ IB: milde- somnie*. Im Gegensatz zu Pavor* nocturnus ist Sepsis, Schock, Vaskulitis
re Symptomatik, Haut gelblich, Haare post- meist eine sofortige Erinnerung an Traumin- – Verlust in den dritten Raum bei Aszites, Pleu-
natal weiß, später gelbblond, bei Typ IB und halt und eine rasche (Re-)Orientierung nach raerguss, Ödemen
Typ II dunkelt die Haut im Lauf der Jahre dem Erwachen möglich. – Verluste nach außen: 1. nephrotisches Syn-
nach 3. Typ OCA-1Bs: Haare weiß am Skalp Vorkommen: drom 2. großflächige Verbrennungen 3. gast-
und axillär, an den Extremitäten pigmentiert – Bei 10–50 % der Kinder zwischen 2 und 6 Jah- rointestinale und lymphatische Fisteln
4. Typ II und Typ IV: Nystagmus, reduzierte ren – Gammopathien
Sehkraft, Iris blaugrau bis lichtbraun, Haar- – bei Erwachsenen: v. a.: 1. nach psychischem – bei Hyperhydratation aufgrund eines Ver-
farbe zunächst weiß, goldblond oder rot, Trauma* 2. bei Depression* oder pharmakolo- dünnungseffektes (z. B. Infusionstherapie,
dunkelt mit dem Alter nach, Hautfarbe dage- gisch induziert (Beta-Rezeptoren-Blocker, Se- Herzinsuffizienz)
gen weniger; durch Sonnenexposition wird dativa*, Schlafmittel*, Amphetamin, katecho- – Schwangerschaft.
die Haut fleckig 5. Typ III: Haut rötlich- laminerge Arzneimittel, Neuroleptika, Anti- Albumin-Kreatinin-Ratio → Albuminurie
braun, Haare hell- bis dunkelrot, partieller depressiva*) 3. bei Entzug von Barbituraten Albuminurie f: engl. albuminuria. Ausschei-
Albinismus, Nystagmus, Strabismus, Haut und Alkohol ggf. sog. REM-Schlaf-Rebound dung von Albumin im Urin. Die Albuminurie
ist weniger betroffen, retinale Pigmente sind mit Albträumen 4. ggf. Albtraumstörung*. ist ein wichtiger Verlaufs- und Prognosepara-
vorhanden; relativ milde Hautsymptomatik Albtraumstörung f: engl. nightmare disorder. meter bei der diabetischen Nephropathie. Bei
bei Chediak*-Higashi-Syndrom, Hermansky- Nichtorganische Schlafstörung* mit rezidivie- schwerer Nierenschädigung mit nephrotischem
Pudlak-Syndrom, Prader-Willi-Syndrom renden Albträumen. Die Diagnostik umfasst ne- Syndrom kann eine Albuminurie zur Hypalbu-
– okulare Manifestation: bei OA hellblaue oder ben dem Ausschluss organischer oder pharma- minämie führen.
rötliche Iris durch Pigmentmangel der Iris, kologischer Ursachen eine polysomnografische Einteilung: Siehe Tab.
Lichtscheu, Nystagmus, evtl. Strabismus, Untersuchung im Schlaflabor (siehe Polysom- Ursachen:
Iris-Durchleuchtbarkeit, Herabsetzung der nografie*). Methode der Wahl zur Behandlung – Diabetische Nephropathie* (Mikro-, Makro-
Sehschärfe infolge Hypoplasie der Fovea cen- von Albtraumstörungen ist die Verhaltensthera- albuminurie)
tralis in der Macula lutea. pie*. – renaler hypertensiver Endorganschaden
Diagnostik: Diagnostik: (Mikroalbuminurie; arterielle Hypertonie*).
– Hypopigmentation des okulären Fundus bei – Polysomnografie*: abruptes Aufwachen aus Diagnostik:
Funduskopie Phase des REM*-Schlafs – Screening durch Schnelltestverfahren (Test-
– vermehrte Anzahl kreuzender Sehnervenfa- – deutlicher Leidensdruck streifen mit immunologischer oder Farbreak-
sern im Chiasma opticum, nachweisbar mit- – Ausschluss organischer oder pharmakologi- tion)
tels VECP scher Ursachen. – quantitativ, z. B. durch Immunoassay
– Störung im stereoskopischen Sehen. Albuginea: Abk. für → Tunica albuginea – genaue Bestimmung im 24-Stunden-Sam-
Bei OCA ist die Augensymptomatik variabel Albumin n: Wichtigstes Plasmaprotein mit ei- melurin.
ausgeprägt nem Anteil von etwa 60 % an der gesamten int- Prognostischer Wert: Die Albuminurie ist ein
– Bei Typ IA schwerer, bei Typ IB milder ravasalen Proteinmenge. Wichtige Funktionen wichtiger Verlaufs- und Prognoseparameter der
– Typ II und Typ IV zeigen: 1. Nystagmus 2. re- sind die Aufrechterhaltung des kolloidosmoti- diabetischen Nephropathie*. Persistierende Al-
duzierte Sehkraft 3. blaugraue bis lichtbrau- schen Drucks, die Bindung und der Transport buminurie innerhalb von 4 Wochen bei Diabeti-
ne Iris von hydrophoben Substanzen, z. B. nichtkonju- kern zeigt eine Nierenschädigung an. Bei ausge-
– Typ III: 1. Nystagmus 2. mildere Hypoplasie giertes Bilirubin, freie Fettsäuren, Hormone prägter Nierenschädigung mit nephrotischem
der Makula 3. evtl. Hypoplasie der Sehnerven (T4, Aldosteron), Pharmaka, Spurenelemente
und Strabismus. (Kupfer, Zink) sowie Kalzium-Ionen.
Prävention: Referenzbereiche: Abhängig vom Alter: Albuminurie:
– Strenger UV-Lichtschutz – 0–30 Tage: 2,6–4,3 g/dl Referenzbereiche.
– Hautscreening jährlich wegen des erhöhten – 2–6 Monate: 2,8–4,6 g/dl Einteilung Albuminausscheidung
Malignomrisikos – 7–12 Monate: 2,8–4,8 g/dl mg/l mg/h
– regelmäßige augenärztliche Kontrolle – 2–18 Jahre: 2,9–4,7 g/dl
– genetische Beratung. – ab 19 Jahre: 3,5–5,0 g/dl. physiologisch < 20 < 30/24
Therapie: Kausal nicht möglich. Bewertung: Erhöhte Werte: Mikroalbuminurie 20–200 30–300
Albiniøsmus congeø nitus circumscriptus parti- – Isolierte Hyperalbuminämien kommen nicht Makroalbuminurie > 200 > 300
alis → Piebaldismus vor
51 Algesiologie
Syndrom* kann es zu einer Hypalbuminämie* wird über das Renin-Angiotensin-Aldosteron- – bei Patienten mit psychiatrischen und psy-
kommen. Folgen sind ausgeprägte Ödeme (Ana-
sarka) und erhöhtes Thromboembolierisiko.
system geregelt.
Referenzbereich:
chosomatischen Erkrankungen liegt die Prä-
valenz bei 20–30 %.
A
Albuminurie, orthostatische → Proteinurie, – Stark tageszeit- (höchste Werte am Morgen), Ätiologie:
orthostatische alters- (höchste Werte bei Neugeborenen) – Lerntheoretisch: frühe Defizite im Erlernen
Alcaligenes m: Gattung gramnegativer, beweg- und methodenabhängig der zwischenmenschlichen Affektkommuni-
licher, peritrich begeißelter, aerober, stäbchen- – im Blut: 1. Erwachsene: liegend 29–145 ng/l kation
förmiger oder kokkoider Bakterien der Familie (80–400 pmol/l), stehend 65–285 ng/l (180– – psychodynamisch: Unterdrückung konflikt-
Alcaligenaceae (Bakterienklassifikation*). Alca- 790 pmol/l) 2. Kinder 1–2 Jahre: liegend 71– hafter Emotionen
ligenes sind Oxidase-positiv, Wasser- und Bo- 495 ng/l (170–1310 pmol/l) – sekundäre Alexithymie als Folge eines Trau-
denkeime und kommen im Intestinaltrakt von – im 24-Stunden-Sammelurin: 1. Erwachsene mas* oder schwerer Belastungsreaktion.
Vertebraten vor. 3–19 μg/24 h (8–51 nmol/24 h) 2. ergänzend Klinik: Geringer Leidensdruck*, erst bei zusätz-
Klinische Bedeutung: Sie werden isoliert aus sollte die Plasma-Reninaktivität bestimmt lichen psychischen Störungen oder erheblichen
Wund- und eitrigem Ohrsekret sowie Blut, Urin werden. psychosozialen Stressoren* (z. B. Scheidung)
und Spinalflüssigkeit. Alcaligenes sind oppor- Aldosteroniøsmus → Hyperaldosteronismus wird professionelle Hilfe in Anspruch genom-
tunistische Erreger* v. a. von Harnwegsinfektio- Aldosteronmangel → Hypoaldosteronismus men. Alexithymie ist häufig bei Patienten mit
nen, wobei Alcaligenes faecalis als klinisch be- Aldosteronom n: engl. aldosteronoma. Aldoste- somatoformer* Störung, da Gefühle als sensori-
deutsame Spezies gilt. ron* produzierender Tumor*, der zu Hyperal- sche Erregung verkannt oder Affekte abgewehrt
Alchemilla vulgaris → Frauenmantel, ge- dosteronismus* führt. Meist handelt es sich um werden (somatoforme Alexithymie).
wöhnlicher ein Nebennierenrindenadenom* (Conn*-Syn- Diagnostik: Toronto-Alexithymie-Skala oder
ALD: Abk. für → Adrenoleukodystrophien drom), in seltenen Fällen um ein Nebennieren- strukturiertes Interview (Toronto-Structured
Aldehydalkohole m pl: engl. aldols; syn. Hydro- rindenkarzinom oder Ovarialkarzinom*. Interview for Alexithymia, Abk. TSIA).
xyaldehyde. Durch Oxidation von 3-, 4-, 5- und Aldrete-Score: 5-Item-Score zur postanästhe- Differenzialdiagnosen:
6-wertigen Alkoholen am C-1 entstandene Ver- siologischen Patientenbeurteilung. Als Entlas- – Schwere Depression*
bindungen. Zu ihnen zählen insbesondere Al- sungskriterium aus dem Aufwachraum gilt der – Negativsymptomatik der Schizophrenie*
dehydzucker (Aldosen; Monosaccharide), z. B. Aldrete-Score als unzureichend valide, weil er – somatoforme* Störung
Glyceral. z. B. PONV (postoperative nausea and vomiting) – dissoziative* Störung.
Aldehyddehydrogenase f: engl. aldehyde dehy- sowie postoperative Schmerzen nicht berück- Therapie:
drogenase; syn. Aldehydoxidase; Abk. ALDH. sichtigt. – Psychotherapie*, v. a. Gruppenpsychothera-
Enzym (EC 1., Oxidoreduktase), das aromati- Aldrich-Syndrom → Wiskott-Aldrich-Syn- pie* und körperzentrierte Verfahren, welche
sche und aliphatische Aldehyde oxidiert. In drom die Affektdifferenzierung fördern
Säugern gibt es 4 isoforme Enzyme. In der Leber Alendronsäure f: engl. alendronic acid. Bisphos- – Rehabilitation bei chronifizierten psychi-
setzt z. B. die mitochondriale ALDH2 das toxi- phonat zur oralen Anwendung, das bei Osteo- schen Störungen mit hohem Alexithymiean-
sche Reaktionsprodukt Acetaldehyd der Alko- porose* und Osteopathien* mit erhöhtem Kno- teil.
holdehydrogenase* (ADH) zu Acetat (Essigsäu- chenumbau (z. B. Osteodystrophia* deformans) Prognose: Häufig schlechtes Ansprechen auf die
re) um. Dabei wird NAD als Coenzym verwen- eingesetzt wird. Aufgrund des Risikos ösopha- Therapie (meist nicht als eigene Störung behan-
det. gealer Reizungen und der schlechten Resorbier- delt, sondern als Teil anderer Störungen bzw.
Alder-Reilly-Anomalie f: engl. Alder’s anomaly; barkeit sollen Bisphosphonate mindestens Problemkonstellationen, z. B. Depression oder
syn. Reilly-Granulationsanomalie. Erbliche 30 min vor der ersten Nahrungsaufnahme in psychosomatische Störungen).
Granulationsanomalie der Leukozyten (v. a. aufrechter Position mit viel Flüssigkeit einge- Algae → Algen
neutrophile Granulozyten, aber auch Monozy- nommen werden. Algen f pl: Sammelgruppe niederer, meist was-
ten und Lymphozyten) mit auffallend großen, ALEP: Abk. für Alarm- und Einsatzplan des serbewohnender Pflanzen. Algen sind ein- oder
dunkel oder rötlich gefärbten Granula. Dabei Krankenhauses → Krankenhausalarmplan mehrzellig, besitzen einen Zellkern und bilden
handelt es sich enzympathologisch um Polysac- Aleppobeule → Leishmaniasen Kolonien oder Zellverbände. Sie kommen als fä-
charidspeicherung in zytoplasmatischen Ein- Aleppogallen → Gallen [Phytotherapie] dige oder flächige Formen vor und sind Chloro-
schlusskörperchen. Die Alder-Reilly-Anomalie Alexie → Dyslexie phyll- und farbstoffhaltig.
tritt bei Störungen des Stoffwechsels der Glyko- Alexithymie f: engl. alexithymia. Unvermögen, Einteilung: Klassen
saminoglykane (Mukopolysaccharid*-Speicher- Gefühle hinreichend wahrzunehmen und zu – Chlorophyceae (Grünalgen, meist Süßwasser
krankheiten) auf. beschreiben. Alexithymie kann ein Persönlich- bewohnende Einzeller bis Thalluspflanzen)
Aldolasemangel → Fruktoseintoleranz keitsmerkmal sein, das unter Umständen durch – Phaeophyceae (Braunalgen)
Aldole: Abk. für → Aldehydalkohole psychische Störungen verstärkt wird. Der Lei- – Rhodophyceae (Rotalgen)
Aldosteron n: engl. aldosterone; syn. 11β,18- densdruck ist häufig gering. Behandelt wird – Diatomeen (Kieselalgen, einzellig).
Epoxy-18,21-dihydroxy-4-pregnen-3,20-dion. psychotherapeutisch, die Therapieerfolge sind Die Klassen 2–4 werden z. T. pharmazeutisch
Wichtigstes Mineralokortikoid* der Nebennie- jedoch nicht überzeugend. Alexithymie gilt als verwendet.
renrinde (Zona glomerulosa). Das Steroidhor- Risikofaktor für körperliche Erkrankungen, Algesie f: engl. algesia. Physiologische
mon* wird ausgehend vom Cholesterin über die z. B. Hypertonie. Schmerzempfindung.
Zwischenstufe Progesteron gebildet. Es redu- Häufigkeit: Algesiologie f: engl. algesiology. Wissenschafts-
ziert die Na+-Ausscheidung in den Nierentubuli – 5–10 % der Erwachsenenbevölkerung mit gebiet und Teilgebiet der Medizin, das sich mit
und dient der Regulation des Wasserhaushaltes, dem Verhältnis m : w = 2 : 1 (Bundesrepublik dem Schmerz, seiner Entstehung, seinen Er-
des Blutdrucks und -volumens. Die Freisetzung Deutschland) scheinungsweisen und seiner Bekämpfung be-
Alginat 52
fasst. Im klinischen Sprachgebrauch oft gleich- sen sind meist lipophil und optisch aktiv. Ethen synthetisiert werden. In vielen Industrie-
A bedeutend mit Schmerzmedizin.
Alginat n: engl. alginate. Irreversibel elastischer
Durch Anlagerung von Säuren an die Stickstoff-
atome gebildete Alkaloidsalze sind hydrophil.
nationen ist Alkohol die wichtigste legale psy-
chotrope Substanz.
Werkstoff aus Rot- und Braunalgen zur Abfor- Alkalose f: engl. alkalosis; syn. Alkaliämie. Stö- Verwendung:
mung* der Mundsituation. Durch Ausgießen rung im Säure*-Basen-Haushalt mit Anstieg des – Desinfektionsmittel (Ethanol 70 Vol%,
der Abdrücke mit einem aushärtenden Material arteriellen pH-Wertes auf > 7,45. Das Ausmaß 96 Vol%)
erhält man ein positives Modell. Alginate wer- der Alkalose ist abhängig von der Kompensati- – Getränke (Bier 2–6 Vol%, Wein 7–17 Vol%,
den auch als Wundauflagen eingesetzt, die gro- onskapazität (Gegenregulation). Zur Feststel- Schnaps ca. 45 Vol%)
ße Mengen Wundexsudat aufnehmen, sich an lung des Säure*-Basen-Status dient die arterielle – klinische Anwendung z. B. in der Dermatolo-
die Wundform anschmiegen und hohe Reini- Blutgasanalyse (BGA). gie (Einreibungen, Kühlung), als Lösungs-
gungskraft besitzen. Formen: Nicht respiratorische (metaboli- mittel (Arzneimittel) und zur chirurgischen
Hinweis: Aufgrund der Ausdehnungsfähigkeit sche) Alkalose: positive Basenabweichung* mit Händedesinfektion*.
Alginat nicht in Wundtaschen einbringen. Anstieg von Standardbicarbonat* auf Metabolismus:
Algodystrophie, sympathische → Schmerz- > 25 mmol/l (und aktuellem Bicarbonat) – Nach oraler Aufnahme Resorption in Magen
syndrom, komplexes regionales – Formen: 1. Additionsalkalose infolge über- und Darm
Algopareunie → Dyspareunie mäßiger Basenzufuhr: häufig iatrogen, z. B. – Abbau durch Alkoholdehydrogenase* zu
Algopathie → Psychosyndrom, algogenes durch Bicarbonat 2. Subtraktionsalkalose Acetaldehyd und durch Aldehyddehydroge-
ALGS: Abk. für → Alagille-Syndrom infolge des Verlusts an Protonen: z. B. durch nase weiter zu Essigsäure; 3–8 % werden
Algurie f: engl. pain with urination. Schmerzhaf- Magensaftverlust bei Erbrechen 3. Vertei- durch Oxygenasen in den Mikrosomen abge-
te Harnentleerung, z. B. bei Zystitis*. lungsalkalose infolge intrazellulärer Proto- baut
Alibidinie → Sexuelle Appetenzstörung nen-Umverteilung bei Hypokaliämie* (hypo- – Eliminationsgeschwindigkeit ist (außer bei
Ali-Krogius-Kapselplastik f: engl. Ali-Krogius kaliämische Alkalose): Austausch von K+-Kat- sehr niedrigen Konzentrationen) konstant.
capsuloplasty. Operationsmethode bei habituel- ionen aus dem intrazellulären Raum gegen Wirkung:
ler Patellaluxation*. Dabei wird ein aus dem ge- Protonen infolge von extrazellulärem Kali- – Zerebellare und psychische Symptome: 1. ge-
weiteten medialen Retinaculum entnommener ummangel 4. hypernatriämische Alkalose hobene Stimmung bis zur Euphorie, Ent-
Streifen lateral vernäht und damit die Patella durch Dehydratation; hypoalbuminämische spannung 2. Rausch, Aggressivität, mangeln-
entgegen der lateralen Luxationstendenz medi- Alkalose; Stewart*-Modell 5. endokrinolo- de Einsichts- und Steuerungsfähigkeit, in hö-
alisiert, zusätzlich wird der M. gracilis auf die gisch: z. B. bei Hyperaldosteronismus*, auch heren Dosen Sedierung unter Umständen bis
Patella verpflanzt, wodurch die Patella bei An- iatrogen bei Kortikoidtherapie zu Koma und Atemdepression 3. bei langjäh-
spannung nach medial gezogen wird. – respiratorische Kompensation (schnell): Hy- rigem Konsum und besonders disponierten
alimentär: engl. alimentary. Zur Ernährung ge- poventilation* zur Erhöhung des arteriellen Personen Alkoholpsychose*
hörig oder durch Nahrung hervorgerufen, z. B. pCO2 und damit Begrenzung der pH-Erhö- – in geringen Konzentrationen Blutdruckan-
alimentäres Fieber. hung; schnell limitiert durch arterielle Hyp- stieg, in höheren Konzentrationen Blut-
Alimentärpsathyrose → Osteopathie, alimen- oxie*; Folgen: Hypokaliämie*, Hypokalzä- druckabfall, Vasodilatation, Hyperventilati-
täre mie*, unzureichende Gewebeoxygenierung on und Zunahme der Atemfrequenz
Alimentation f: engl. nutrition. Ernährung. infolge Verschiebung der Sauerstoff*-Dissozi- – Steigerung der Diurese
A-Linien → Lung Ultrasound ationskurve, Hypovolämie*. – bei moderatem Konsum: nach neuer Studie
Alkaliämie → Alkalose Respiratorische Alkalose: Abfall des CO2-Par- geringeres Ersterkrankungsrisiko für be-
Alkalimetalle n pl: engl. alkali metals. Gruppen- tialdrucks* durch gesteigerte pulmonale Koh- stimmte kardiovaskuläre Erkrankungen
bezeichnung für die Elemente der I. Haupt- lendioxidabgabe infolge Hyperventilation* (Herzinfarkt*, Herzversagen).
gruppe des Periodensystems der Elemente: Li- – Nicht respiratorische Kompensation (meta- Folgen: Alle Formen einer Substanzstörung*
thium, Natrium*, Kalium*, Rubidium, Caesium bolisch; langsam): Pufferung* und gesteiger- (z. B. Alkoholabhängigkeit*, Alkoholdelir*, Al-
und Francium. In Verbindungen liegen die Al- te renale Bicarbonat-Elimination (und damit koholentzugssyndrom, Alkoholintoxikation*,
kalimetalle überwiegend als einwertige Katio- negative Basenabweichung*) Alkoholmissbrauch*).
nen vor. – klinisch: Hyperventilationstetanie*, Bron- Aø lkoholabhängigkeit f: engl. alcohol depen-
Alkalireserve f: engl. alkali reserve. Plasmage- chokonstriktion, bei chronischer Hyperventi- dence; syn. Alkoholkrankheit. Form der Subs-
halt an basischen Ionen zur Pufferung, v. a. Bi- lation Hyperchloridämie. tanzstörungen* mit einer Gruppe von Verhal-
carbonat. Der Bicarbonatgehalt wird nach Äqui- Kombinierte Alkalose: Kombination von re- tens-, kognitiven und körperlichen Phänome-
librierung bei einem pCO2-Partialdruck von spiratorischer und nicht respiratorischer Alka- nen, die sich nach wiederholtem Alkoholkon-
5,3 kPa (40 mmHg) gemessen. Alkalireserve ist lose (selten); arterieller pCO2 erniedrigt, Basen- sum entwickeln. Alkoholabhängigkeit setzt ei-
als Kenngröße zur Beurteilung des Säure-Ba- abweichung erhöht. nen chronischen (gewöhnlich mehr als 6 Mona-
sen-Gleichgewichts im Blut nicht mehr üblich, Therapie: Alkalose wird kausal behandelt, also te andauernden) übermäßigen Gebrauch von
da andere Parameter (Basenabweichung*, Stan- durch Beseitigung der Grundstörung. Bei aus- Alkohol voraus (bei Jugendlichen z. T. kürzere
dardbicarbonat*) aussagekräftiger sind. geprägter nicht respiratorischer Alkalose wer- Zeitspanne). Die Behandlung ist mehrstufig.
Alkaloide n pl: engl. alkaloids. Meist alkalisch den Elektrolyte substituiert sowie eventuell – Häufigkeit: In Deutschland 2 Mio. Betroffe-
reagierende, relativ kompliziert aufgebaute und Protonen unter Sauerstoffgabe zugeführt. ne; außerdem 2,5 Mio. mit schädlichem
als kristalline Substanzen darstellbare stick- Aø lkohol m: syn. Ethylalkohol; Abk. Ethanol. Substanzgebrauch* (Beratungs- und Behand-
stoffhaltige Naturstoffe, die ausgeprägte phar- Kurzbezeichnung für Ethanol (C2H5OH). Alko- lungsbedarf)
makologische Wirkungen besitzen. Bisher sind hol entsteht durch Gärung aus Mono-, Di- oder – Ätiologie: multifaktoriell; diskutiert wird
über 3000 Alkaloide bekannt. Die Alkaloidba- Polysacchariden und kann aus Acetylen oder ein Zusammenwirken bestimmter: 1. geneti-
53 Alkoholdelir
Folgen 2. Typ B: früherer Beginn, psychopa- – Nachsorge durch Beratungsstellen und Ein-
thologische Symptomatik stärker ausge-
prägt.
bindung in Selbsthilfegruppen (z. B. Anony-
me Alkoholiker).
A
Komplikationen: Sog. Alkoholfolgeschäden. Prognose: Unter Abstinenzbedingungen wird
– Psychosozial: im familiären und beruflichen eine partielle Regeneration des Gehirns mit ver-
Umfeld ggf. Rollenwechsel mit emotionaler besserter, aber in der Regel nicht vollständiger
Vereinsamung und familiärer und berufli- Restitution der Denk- und Gedächtnisfunktio-
cher Desintegration (Führerscheinverlust, nen und in den anderen Bereichen ein Sistieren
Abmahnung oder Verlust des Arbeitsplatzes), der Symptomatik beobachtet.
häufig verbunden mit sozialem Abstieg, Aø lkoholbestimmung f: engl. alcohol assay. Be-
und ggf. zivil- und strafrechtliche Konse- zeichnung für die Bestimmung der Konzentra-
quenzen tion von Ethanol. Die Alkoholkonzentration
– somatisch: fast alle Organe können infolge kann im Blut oder orientierend in der Atemluft
der Alkoholabhängigkeit geschädigt werden: bestimmt werden.
1. häufigste Alkoholfolgeerkrankungen in Aø lkoholdehydrogenase f: engl. alcohol dehy-
der Inneren Medizin: alkoholische Leber- drogenase. Enzym (EC 1., Oxidoreduktase), das
krankheit*, chronische Pankreatitis*, Öso- die Oxidation von primären und sekundären
phagitis, Gastritis, Mallory*-Weiss-Syndrom Alkoholen zu Aldehyden und umgekehrt die
2. akute neuropsychiatrische Folgeschäden: Reduktion von Aldehyden zu Alkoholen kataly-
v. a. globale Hirnatrophie mit kognitiven De- siert und als Coenzym NAD/NADH + H+ ver-
fiziten und Alkoholpsychose* wie Alkoholde- wendet. In der Leber baut Alkoholdehydrogena-
lir*, Alkoholhalluzinose*, epileptische Anfäl- se den Blutalkohol zu Acetaldehyd ab.
le im Entzug und alkoholischer Eifersuchts- Aø lkoholdelikt n: engl. alcohol delict. Rechtswid-
wahn 3. chronische neuropsychiatrische Al- rige und strafbedrohte Handlung, die unter Al-
koholfolgeerkrankungen: v. a. alkoholbe- koholeinfluss begangen wird.
dingte Polyneuropathie*, Wernicke*-Enze- Strafbarkeit:
phalopathie, amnestisches Syndrom* (Korsa- – Vollrausch: den (möglicherweise) schuldun-
kow-Syndrom) und alkoholische Demenz, fähigen Rauschtäter bedroht § 323 a Strafge-
amotivationales Syndrom*. setzbuch (StGB) mit Strafe
Diagnostik: Alkoholkranke fühlen und verhal- – §§ 316, 315 a Absatz 1 Nr. 1, 315 c Absatz 1
ten sich nicht konsequent als Patienten („Lei- Nr. 1 a StGB: Wer infolge des Genusses von
dende“). Bagatellisieren und Verleugnen gehö- Alkohol oder anderer berauschender Mittel
ren zum Krankheitsbild und müssen mit wohl- zur sicheren Führung eines Fahrzeugs im
Alkoholabhängigkeit: kognitives Störungsmodell. wollender Beharrlichkeit („sorgende Konfronta- Verkehr außerstande ist, macht sich strafbar
tion“) in die Begegnung einbezogen werden: – geringe Alkoholeinwirkung: Fälle dieser Art
– Klinisches Bild: soziale Auffälligkeit, Verän- werden als Ordnungswidrigkeit von § 24 a
scher Faktoren (Genmutationen z. B. im Do- derungen in der Persönlichkeit sowie typi- Straßenverkehrsgesetz (StVG) erfasst.
pamin- und Endorphinsystem und der sche Begleit- und Folgeerkrankungen sind Schuldunfähigkeit: Schuldfähigkeit für unter
Alkoholdehydrogenase; in der genomweiten Hinweise auf eine Alkoholabhängigkeit Alkohol oder anderen bewusstseinsverändern-
Assoziationsstudie GWAS bestätigte Suszep- – Eigen- und Fremdanamnese inklusive Sucht- den Drogen begangene Tat kann nach § 21 StGB
tibilitätsgene: ADH1B-Gen, ALDH2 1-Gen, anamnese (Trinkmenge: als Schwellenwert vermindert oder nach § 20 StGB ausgeschlossen
GABA-A-β1-Gen) 2. lerntheoretischer Fak- gelten 40 g Alkohol pro Tag bei Männern und sein. Trieb- und Affekthandlungen* sind als
toren (Modelllernen) 3. sozialer Faktoren 30 g Alkohol pro Tag bei Frauen; 3 Gläser willensgesteuerte Akte von §§ 20, 21 StGB um-
(begünstigende Situation in gesellschaftli- Bier à 0,33 l enthalten 39 g Alkohol, 2 Gläser fasst. Reflexbewegungen und Bewegungen in
chen Gruppen) 4. psychischer Faktoren Wein à 0,2 l 32 g Alkohol) voller Bewusstlosigkeit werden als gänzlich au-
(z. B. Krisensituationen); kognitives Stö- – labordiagnostisch: GGT, MCV, Ethylglucuro- tomatische Akte strafrechtlich nicht erfasst.
rungsmodell siehe Abb. nid (im Harn) und Desialotransferrin (im Se- Aø lkoholdelir n: engl. delirium tremens; syn. Al-
Klinik: Neben den Symptomen eines Abhängig- rum) erhöht. koholentzugsdelir. Form der Substanzstörun-
keitssyndroms* Einteilung des Trinkverhaltens: Therapie: Mehrstufig gen* in Sinne eines Delirs* als potenziell vital
– Nach Cloninger: 1. Typ 1: Männer und Frau- – In der Regel stationäre qualifizierte Entzugs- bedrohliche akute Folge erhöhten Alkoholkon-
en, in der Regel leichtere Ausprägung, cha- behandlung als akutmedizinische Maßnah- sums (Alkoholabhängigkeit*), das als sog. Kon-
rakterisiert durch Verhaltensweisen wie me von ca. 3 Wochen Dauer mit Fokus auf tinuitätsdelir (nach Alkoholexzessen, selten)
harm avoidance (Schadensvermeidung) und Krankheitseinsicht und Stärkung von Verän- auftreten kann oder (meist) nach plötzlicher
reward dependance (Abhängigkeit von Be- derungsmotivation und Entwöhnung Unterbrechung einer chronischen Zufuhr von
lohnung) 2. Typ 2: v. a. Männer, stärkere ge- – daran anschließend (je nach Indikation) am- Alkohol* innerhalb von Stunden bis Tagen (Ent-
netische Belastung, früherer Beginn, häufig bulante oder stationäre Rehabilitation (Ent- zugsdelir*).
Kombination mit antisozialem Verhalten wöhnungsbehandlung), ambulante Psycho- – Häufigkeit: ca. 3–15 % der Alkoholabhängi-
und antisozialer Persönlichkeit therapie gen
– nach Babor: 1. Typ A: späterer Beginn, weni- – pharmakologische Unterstützung durch – Pathogenese: Folge der jahrelangen Aufnah-
ger Risikofaktoren, weniger gravierende Acamprosat oder Naltrexon me großer Mengen Alkohol oder regelmäßi-
Alkoholembryofetopathie 54
ger Trinkexzesse; Auslöser ist oft ein abrup- – Überwachung Retardierung mit bleibendem Intelligenzde-
A ter Alkoholentzug, z. T. auch ein diskreter
Abfall des Blutalkoholspiegels
– Sedierung (z. B. mit Clomethiazol, Diaze-
pam*; cave: viele Patienten mit erhöhter Blut-
fizit
– häufig auch angeborener* Herzfehler, Fehl-
– Pathophysiologie: adaptive Veränderungen alkoholkonzentration aufgrund gescheiter- bildungen an Skelett, Genitale und inneren
im Neurotransmittersystem infolge des jah- ten Selbstbehandlungsversuchs mit Alkohol) Organen (Fibrose*)
relangen Alkoholkonsums (exzitatorisch: – Haloperidol* – selten Hirsutismus*.
Überaktivität des glutamatergen Systems, in- – Stabilisierung der Vitalfunktionen. Aø lkoholentzugsdelir → Alkoholdelir
hibitorisch: herunterreguliertes GABAerges Prognose: Aø lkoholfetopathie → Alkoholembryofetopa-
System). – Selbstlimitierender Spontanverlauf des unbe- thie
Klinik: handelten Alkoholdelirs mit spontaner Erho- Aø lkoholhalluzinose f: engl. alcohol hallucinosis.
– Prodromalerscheinungen entsprechen de- lung nach 5–7 Tagen Form der Substanzstörungen* im Sinne einer
nen bei schwerem Entzugssyndrom* oder – Letalität des unbehandelten Alkoholdelirs Alkoholpsychose*, meist nach Alkoholexzess im
Prädelir*, d. h. psychische, neurologische und bei 15–30 %, unter optimaler Therapie (ra- Rahmen einer chronischen Alkoholabhängig-
vegetative Symptome; gereizte Stimmung, sche Intensivbehandlung) bei 1–2 %. keit* auftretend. Akut wird behandelt mit hoch-
Angst, Unruhe, Schlafstörungen, Albträume, Aø lkoholembryofetopathie f: engl. alcohol em- potenten Neuroleptika (z. B. Haloperidol*); kei-
Hyperhidrose, evtl. Schwindel bryofetopathy; syn. Embryofetopathia alcoholi- ne Dauermedikation. Die Prognose unter Alko-
– im Vollbild neuropsychiatrische und auto- ca. Im Mutterleib entstehende Erkrankung des holabstinenz ist gut, bei wiederholtem Rückfall
nome Symptome: 1. insbesondere Desorien- Kindes bei mütterlichen Alkoholkonsums in besteht ein hohes Rezidivrisiko.
tierung (obligat: Orientierungsstörung), Be- der Schwangerschaft. Folgen sind Wachstums- Klinik:
wusstseinsstörungen*, affektive Störungen*, verzögerung, typische Gesichtszüge und Intelli- – Lebhafte akustische (beschimpfende), selte-
starke psychomotorische Aktivierung, Tre- genzminderungen. Eine kausale Therapie ist ner optische oder taktile Halluzinationen*
mor* 2. Symptome der halluzinatorischen nicht möglich, hilfreich ist Frühförderung und bei ungestörtem Bewusstsein
Psychose (Illusionen*, taktile und optische bei Fehlbildungen ggf. chirurgische Therapie. – auch Angst und Verfolgungsideen
Halluzinationen*, Suggestibilität*) 3. vegeta- Häufigkeit: – in der Regel keine Ich-Störungen oder Beein-
tive Entgleisung (Fieber, Hypertonie, Tachy- – Geschätzt 0,2–8,2 : 1000 Neugeborene (Eu- trächtigungen der Affektivität
kardie, Hyperhidrose) 4. in ca. 10 % der Fälle ropa) – im Unterschied zu Störungen aus dem schi-
(generalisierte) epileptische Anfälle. – mütterlicher Alkoholkonsum während der zophrenen Formenkreis sehr selten formale
Komplikationen: Schwangerschaft: USA 8–30 %, Europa 10– Denkstörungen
– Herzrhythmusstörung, arterielle Hypertonie 90 %, Kanada 5–7 %. – in Abgrenzung zum Alkoholdelir* keine ve-
– Elektrolytstörung Klinik: getativen Begleiterscheinungen oder Orien-
– Pankreatitis – Intrauterine und postnatale Wachstumsre- tierungsstörungen.
– Rhabdomyolyse, Niereninsuffizienz tardierung Aø lkoholhepatitis → Fettleberhepatitis
– zentrale pontine Myelinolyse – typische Fazies mit breitem, kurzem Nasen- Aø lkoholintoxikation f: engl. alcohol intoxica-
– Gerinnungsstörung, Leberversagen, Multior- rücken, kurzen Lidspalten, verstrichenem tion; syn. Ethanolintoxikation. Bezeichnung für
ganversagen hohem Philtrum, schmalem Lippenrot und akute Intoxikation durch übermäßigen Alko-
– Übergang in Koma* und Tod infolge Kreis- Mandibularhypoplasie (siehe Abb.), Ptosis* holkonsum (Ethanol) als Form der Substanzstö-
laufversagens. – ZNS-Auffälligkeiten: Mikrozephalie, Schä- rungen* nach ICD-10. Die zugeführte Alkohol-
Diagnostik: delfehlbildung, statomotorische und geistige menge kann hierbei je nach Toleranzlage sehr
– Eigen- und Fremdanamnese unterschiedlich ausfallen. Allgemein gilt eine
– klinische (internistische, psychiatrische, neu- Blutalkoholkonzentration > 5 ‰ als letal.
rologische) Untersuchung Epidemiologie: Beispiel: Die Notaufnahmen von
– Labordiagnostik 10- bis 20-Jährigen aufgrund akuter Alkoholin-
– EKG, EEG toxikation nahmen in Deutschland von ca.
– ggf. Liquordiagnostik 9500 im Jahr 2000 auf ca. 26 400 (in 2009) zu.
– CCT, MRT u. a. Symptomatik:
– Schweregradbestimmung z. B. durch stan- – Abhängig von Ethanol-Konzentration im
dardisierten Fragebogen Clinical Institute Blut (siehe Tab.)
Withdrawal Assessment of Alcohol Scale, Re- – Verhaltensstörung (Kontrollverlust, Enthem-
vised (CIWA-Ar). mung)
Differenzialdiagnosen: – neurologische Symptome (Koordinations*-
– Vegetative Entgleisung und Artikulationsstörungen*, Gedächtnisstö-
– delirante Unruhe und psychotischer Zustand rungen* als sog. Filmriss oder Blackout, Aus-
anderer Genese, z. B.: 1. posttraumatisches fall der Schutzreflexe)
Durchgangssyndrom* 2. Medikamentenent- – Bewusstseinsstörungen* (Somnolenz*, Stu-
zug, Drogenentzug 3. Psychose* 4. toxisches por*, Koma*)
Syndrom 5. metabolische-endokrinologische – Atemdepression*
Enzephalopathie* 6. Meningitis*, Enzephali- Alkoholembryofetopathie: typische Fazies mit – Unterkühlung.
tis* u. a. breitem, kurzem Nasenrücken, kurzen Lidspalten, Komplikationen: u. a.
Therapie: Bei Patienten mit dem Vollbild statio- verstrichenem hohem Philtrum, schmalem Lippenrot – Aspiration*
näre intensivmedizinische Behandlung mit und Mandibularhypoplasie. [71] – epileptischer Anfall*
55 Allele
lichen Ausprägungen von Merkmalen oder Allergie f: engl. allergy. Angeborene oder erwor- Reaktionsbereitschaft von Mastzellen, Mono-
A Krankheiten (z. B. früh beginnende Alzheimer-
Krankheit durch Mutationen im APP-Gen) bei-
bene spezifische, krankhaft überschießende Im-
munreaktion und Immunreaktionsfähigkeit ge-
zyten, basophilen und eosinophilen Granulo-
zyten besonders bei chronischem Verlauf der
tragen. genüber körperfremden, eigentlich unschädli- Allergie vom Typ I 3. psychische Faktoren bei
allelisch: Das homologe Gen (den gleichen chen und zuvor tolerierten Substanzen, die als der allergenspezifischen Sensibilisierung
Genlocus) betreffend. Z. B. sind catecholaminer- Allergen* erkannt werden. Abzugrenzen ist eine und aktuellen Reaktionsbereitschaft (Trig-
gic* polymorphic ventricular tachycardia Pseudoallergie*. ger, Augmentationsfaktoren).
(CPVT) Typ 2 und CPVT Typ 1 durch unter- Pathogenese: Dem klinisch stummen Erstkon- Klinik: Je nach Typ der Allergie und Lokalisati-
schiedliche Mutation am selben Genlocus takt folgt eine Sensibilisierungsphase, die nach on der allergischen Entzündungsreaktion, z. B.
(1q43; RYR2-Gen) verursacht, also allelisch zu- erneutem Allergenkontakt zum Auftreten von – Conjunctivitis* vernalis, Conjunctivitis aller-
einander. Überempfindlichkeitsreaktionen führt, an in- gica
Allen-Masters-Syndrom n: engl. Allen-Masters dividuell unterschiedlichen Organsystemen – Rhinitis* allergica
syndrome. Bezeichnung für durch Schwanger- (Haut, Konjunktiven, Nasen-, Rachen-, Bronchi- – exogen-allergische Alveolitis*
schaft und Geburt entstandene peritoneale Ein- alschleimhaut, Gastrointestinaltrakt) oder am – allergische Urtikaria
risse des Lig. latum uteri mit Kreuz- und abdo- gesamten Gefäßsystem. Möglich sind u. a. fol- – anaphylaktischer Schock*
minalen Schmerzen, Dysmenorrhö* und Dyspa- gende Allergenexpositionen: – Arzneimittelexanthem*.
reunie*. – Topisch (allergisches Kontaktekzem*, Kon- Diagnostik: Je nach Typ der Allergie, z. B.
Allen-Test m: engl. Allen’s test. Klinisches Ver- takturtikaria*, Proteinkontaktdermatitis) – Nachweis der Sensibilisierung meist mit
fahren zur Funktionsprüfung des Palmarkreis- – inhalativ (z. B. Rhinitis* allergica, allergi- Hauttestung und/oder Enzym-Allergo-Sor-
laufs. Der Allen-Test wird vor Punktion der A. sches Asthma* bronchiale) bent-Test (evtl. CAST, Basophilen-Aktivie-
radialis zur invasiven Blutdruckmessung* oder – enteral (Nahrungsmittelallergie*) rungstest, Lymphozytentransformationstest)
vor der transradialen Herzkatheterisierung* – parenteral (z. B. s. c. oder i. v.) – ggf. Nachweis der Allergie durch Provokati-
durchgeführt. Außerdem dient er dem Nach- – Arzneimittelallergie. onstest.
weis einer Durchblutungsstörung im Bereich Einteilung: Therapie: Je nach Klinik
des Unterarms bei pAVK*. – Nach auslösendem Allergen: 1. Arzneimittel- – Antiallergika*, symptomatische Pharmako-
Allergen n: engl. sensitizer. Antigen*, das eine allergie* (z. B. Penicillinallergie*) 2. Pollino- therapie (z. B. topische Alphasympathomi-
allergische Immunantwort hervorruft. Es indu- sis* 3. Latexallergie* 4. Kuhmilchallergie 5. metika*), spezifische Immuntherapie* u. a.
ziert die Synthese von IgE-Antikörpern und da- Hymenopterengiftallergie* – Ggf. Adrenalin, Glukokortikoid, Reanima-
durch eine allergische Reaktion vom Soforttyp – nach entsprechendem Typ der Überempfind- tion.
(Typ I) an Haut und Schleimhaut, eine zytotoxi- lichlichkeitsreaktion nach Coombs und Gell Prävention: Allergenkarenz, bei genetischer
sche Reaktion (Typ II) oder eine Immunkom- (siehe Tab.) mit Unterteilung in eine antikör- Prädisposition (sog. allergischer Diathese) u. a.:
plex vermittelte (Typ III) oder eine verzögerte, pervermittelte Reaktion vom Soforttyp (ana- – Säuglingsernährung: ausschließlich Stillen*
zellvermittelte Reaktion (Typ IV). phylaktischer Schock*) und eine durch T- in ersten 4 Lebensmonaten
Einteilung: Lymphozyten vermittelte Spätreaktion; kli- – Raumklima: ausreichend lüften, relative
– Nach der Herkunft: Pflanzen, Tiere, Chemie, nisch nicht immer isoliert verlaufend; z. T. Luftfeuchtigkeit ≤ 70 %
Pharmazie Mischformen (Typ I und Typ IV). – Exposition gegenüber Tabakrauch (ein-
– nach der Art der Allergenexposition des Or- Vorkommen: schließlich pränatal) meiden
ganismus: 1. Inhalationsallergene (aeroge- – Zunehmende Inzidenz atopischer Erkran- – Prävention von Übergewicht (Assoziation mit
ne Allergene): lösen primär Atemwegs-, se- kungen (Atopie*) Asthma bronchiale)
kundär auch Haut- und Darmsymptome aus, – atopische Dermatitis bei ≤ 30 % der Kleinkin- – Meiden von Katzen (Tierhaltung)
z. B. Pollen, Pilzkonidien, tierische Epitheli- der – cave: auch bei erhöhtem Risiko für Allergie
en, Federstaub 2. Ingestionsallergene (Nah- – Sensibilisierung gegen Inhalationsallergen (sog. Risikokind) Durchführung der Schutz-
rungsallergene): entstehen oft erst durch en- bei ca. 40 % der Grundschüler nachweisbar. impfungen nach STIKO-Empfehlung
zymatische Abspaltung im Verdauungstrakt; Ätiologie: – zur Allergieprophylaxe vor nicht vermeidba-
verursachen primär Obstipation, Brech- – Genetische Faktoren: 1. Prädisposition rer Allergenexposition (z. B. Kontrastmittel):
durchfall oder abdominale Koliken, sekundär 2. Typ I (häufigste Form): Überwiegen der Prämedikation* durch Histamin*-H1-Rezep-
auch Haut- und Atemwegssymptome, z. B. TH2-Zellen (T*-Helferzellen) mit vermehrter toren-Blocker in Kombination mit Hista-
Kuhmilch, Hühnerei, Soja, Nüsse, Mandeln, IL-4-Produktion und damit überschießende min*-H2-Rezeptoren-Blocker (sowie ggf. Glu-
Roggen- und Weizenkörner (Nahrungsmit- Bildung von Gesamt-IgE und allergenspezifi- kokortikoid) und anästhetischem Stand-by.
telallergie*) 3. Kontaktallergene: passieren scher IgE sowie Fixierung dieser Immunglo- Allergiediagnostik, molekulare f: Verfahren
die epidermale Barriere und lösen eine So- buline an Fcε-RI-Rezeptoren auf Gewebe- zur Allergiediagnostik mittels rekombinant
forttypreaktion aus, z. B. Nickelsulfat, Co- und sog. Blutmastzellen (basophilen Granu- hergestellter Allergenkomponenten.
baltchlorid, Kaliumdichromat, p-Phenylen- lozyten) 3. Typ IV: HLA-assoziierte allergi- Allergiesyndrom, orales n: engl. oral allergy
diamin, Duftstoffe, Thiurame, Formaldehyd, sche Reaktionsbereitschaft allergenspezifi- syndrome. Schleimhautreaktion innerhalb weni-
Perubalsam, Colophonium, Parabene und an- scher T-Lymphozyten ger Minuten nach Ingestion von Nahrungsmit-
dere Konservierungsstoffe 4. Injektionsal- – nicht erbliche Faktoren: 1. intensive Aller- teln, die mit Pollen assoziiert sind. Betroffene
lergene: insbesondere tierische Gifte (von genexposition, erhöhte Permeabilität der zeigen Schwellung, Rötung, Angioödem*, Diar-
Bienen, Wespen, Feuerameisen, Quallen, See- Haut- und Schleimhautbarriere durch bakte- rhö, Erbrechen, ggf. Urtikaria, Rhinitis, Asthma
anemonen, Feuerkorallen) und Arzneimittel rielle oder virale Infektion oder chemische Ir- bronchiale oder anaphylaktischen Schock*, häu-
(z. B. Penicilline). ritation (Hautbarrieredefekt) 2. veränderte
57 Alloantiserum
Allergie:
Die 4 Typen der immunologischen Überempfindlichkeitsreaktion (nach Coombs und Gell). A
Typ Mechanismus Reaktionszeit klinisches Bild
Frühtyp (humoral)
Typ I nach Interaktion von IgE-Antikörpern mit Fcε-RI-Rezeptoren Freiset- Sekunden bis Minuten; allergische Konjunktivitis, Rhinitis
(Soforttyp, anaphylak- zung von verschiedenen Mediatoren (u. a. Histamin, Leukotriene C4, evtl. zweite, sog. ver- allergica, allergisches Asthma bronchi-
tischer Typ) D4, E4, Prostaglandine D2 und E2, Thromboxan A2, Kallikrein, ECF, zögerte Reaktion nach ale, allergische Urtikaria, Angioödem,
NCF, PAF) aus Basophilen und Mastzellen 4–6 Std. anaphylaktischer Schock
Typ II Interaktion von zellwandständigen Antigenen (z. B. Arzneimittel, Blut- wenige Minuten bis 12 hämolytische Anämien, Thrombo-
(zytotoxischer Typ) gruppenantigene) mit spezifischen IgG-, evtl. auch IgM-Antikörpern; Std. zytopenie und Agranulozytose,
durch Aktivierung von Komplement oder zytotoxischen Killerzellen Transfusionszwischenfälle
kommt es zur Zytolyse körpereigener Zellen
Typ III Bildung gewebeständiger oder zirkulierender Immunkomplexe aus 6–12 Std. Serumkrankheit, Immunkomplex-
(Immunkomplextyp, präzipitierenden Antikörpern (IgG, IgM) und Antigenen; Aktivierung Vaskulitis, exogen-allergische
Arthus-Typ) von Komplementfaktoren, insbesondere C3a und C5a, führt zur Alveolitis, allergische broncho-
Phagozytose der Immunkomplexe durch Granulozyten unter Frei- pulmonale Aspergillose
setzung gewebeschädigender Enzyme (z. B. Elastase, Kollagenase,
Myeloperoxidase)
Spättyp (zellvermittelt)
Typ IV Freisetzung von Zytokinen aus spezifisch sensibilisierten T-Lympho- 12–72 Std. allergisches Kontaktekzem, Tuber-
(verzögerter Typ) zyten bei erneutem Kontakt mit Vollantigen (aus kleinmolekularem kulinreaktion, Arzneimittelexantheme,
Hapten und großmolekularem Trägerprotein), die zur Aktivierung Transplantatabstoßung, persistierende
bzw. Proliferation von Makrophagen und mononukleären Zellen granulomatöse Reaktion
sowie deren Wanderung an den Ort der Antigenbelastung beitragen
(Infiltration und Entzündungsreaktion)
fig infolge Kreuzallergie* bei saisonaler Rhini- vollständig erregt und kontrahiert sich oder re- Allgöwer-Iøndex → Schockindex
tis* allergica. agiert bei unterschwelligem Reiz nicht. Allgöwer-Rückstichnaht → Hautnaht
Vorkommen: Allgemeinanästhesie → Narkose Allii ursini herba → Allium ursinum
– Mit Birkenpollen assoziiert: z. B. Walnüsse, Allgemeinbevölkerungsstudie f: engl. general Allium cepa → Küchenzwiebel
Kern- und Steinobst, Sellerie population study. Studie, die Personen aus der Allium sativum → Knoblauch
– mit Beifußpollen assoziiert: z. B. Sellerie, Ge- Allgemeinbevölkerung untersucht und damit Allium ursinum n: Pflanzenart aus der Familie
würze. die Gesamtbevölkerung besser repräsentiert als der Narzissengewächse (Amaryllidaceae), die in
Therapie: klinische Studien*, die sich häufig auf Patienten ganz Europa sowie in Sibirien bis Kamtschatka
– Karenz beschränken, die eine bestimmte Gesundheits- vorkommt. Bislang liegt keine Postivlistung der
– Notfallarzneimittel (z. B. schnell wirksames einrichtung in Anspruch nehmen. Kommission E vor. Allium ursinum wird volks-
orales Antihistaminikum, Glukokortikoid). Anwendung: Z. B. um Verbreitung und Ätiolo- tümlich bei Verdauungsstörungen eingesetzt.
Allergologie f: engl. allergology. Lehre von den gie* einer Störung und die ökonomische Wich- Allmann-Klassifikation → Klavikulafraktur
allergischen Erkrankungen. Sie behandelt de- tigkeit von Einflussfaktoren zu untersuchen. Alloagglutinine → Isoagglutinine
ren immunologische, pharmakologische und Allgemeininfektion → Sepsis Alloalbuminämie → Albumin
biochemische Grundlagen sowie deren Diag- Allgemeinmedizin f: engl. general practice. Me- Alloantigen n: engl. isophile antigen. Lösliches
nostik und Therapie. Letztere umfasst Karenz- dizinische Grundversorgung aller Patienten mit oder auf Zelloberflächen lokalisiertes Antigen*,
möglichkeiten, spezifische Immuntherapie und körperlichen und seelischen Gesundheitsstö- das nicht bei allen Individuen einer Spezies vor-
Pharmakotherapie. Zusätzlich beschäftigt sich rungen. Sie umfasst die Notfall-, Akut- und kommt und deshalb bei Individuen, denen die-
die Allergologie mit der speziellen Ökologie der Langzeitversorgung, die Begleitung von Famili- ses Antigen fehlt, eine Immunantwort* auslö-
Allergene. en und alten Menschen sowie die Gesundheits- sen kann.
Allergose f: engl. allergic disease. Nicht mehr führung, d. h. Präventions- und Rehabilitati- Alloantikörper m pl: engl. alloantibodies. Gegen
gebräuchliche Bezeichnung für eine durch eine onsmaßnahmen. Die Ausübung der Allgemein- ein Alloantigen* (Antigen, das nicht alle Indivi-
Allergie* hervorgerufene Krankheit. medizin erfordert eine 5-jährige Weiterbildung duen einer Spezies besitzen) gerichteter Anti-
Alles-oder-Nichts-Gesetz n: engl. all-or-none in Klinik und Praxis. körper, z. B. Blutgruppenantikörper*.
law. Beschreibung der Regelhaftigkeit der Reiz- Allgemeinnarkose → Narkose Alloantiserum n: Zur Blutgruppenbestim-
antwort einer erregbaren Nerven- oder Muskel- Allgöwer-Gehapparat m: Orthese* zur Entlas- mung* verwendetes Testserum, das (meist mo-
zelle. Hiernach tritt ein Aktionspotenzial* ent- tung von Sprunggelenk und Fuß mit Abstüt- noklonale) Blutgruppenantikörper* einer be-
weder vollständig oder gar nicht auf. Außerdem zung an Femurkondylen oder Tibiakopf, z. B. stimmten Spezifität enthält.
ist das Herz bei überschwelligem Reiz entweder bei Kalkaneusfraktur*.
Alloarthroplastik 58
Alloarthroplaø stik f: engl. alloarthroplasty. Ge- tiv, Kind Rhesus-positiv) kann sich ein M. hae- Alloplaø stik → Endoprothese [Gelenke]
A lenkersatz durch Fremdmaterial aus z. B.
Chrom-Cobalt-Molybdän- oder Titanlegierun-
molyticus neonatorum entwickeln.
Alloimmunneutropenie, neonatale f: engl.
Alloplaø stik → Plastik
Allopurinol (INN) n: Urikostatikum aus der
gen (Endoprothese*, Totalendoprothese*). neonatal alloimmune neutropenia. Passagere Gruppe der kompetitiven Xanthinoxidase-
Allodromie → Allorrhythmie Neutropenie* des Neugeborenen für eine Dauer Hemmer. Es wird bei Hyperurikämie* und
Allodynie f: Schmerzempfindung, die durch von 4–10 Wochen durch diaplazentar übertra- Gicht* eingesetzt. Zu den Nebenwirkungen
üblicherweise nicht schmerzhafte Reize ausge- gene mütterliche Alloantikörper gegen paternal zählen Hautreaktionen, die zum sofortigen
löst wird. Wiederholte, kurz dauernde Berüh- vererbte Antigene des HNA*-Systems des Neu- Therapieabbruch zwingen, da ein Stevens*-
rungen lösen Allodynie aus, konstante Berüh- geborenen. Johnson-Syndrom droht. Reaktiv kann bei The-
rungen nicht. Allodynie tritt auf z. B. bei Poly- Alloimmunthrombozytopenie, neonatale rapiebeginn ein Gichtanfall ausgelöst werden.
neuropathie* oder Post-Zoster-Neuralgie. und fetale f: engl. neonatal and fetal alloimmune Allopurinol verstärkt die Wirkung oraler Anti-
Alloendoprothese → Endoprothese [Gelenke] thrombocytopenia. Thrombozytopenie* infolge koagulanzien.
allogen: engl. allogeneic. Von genetisch diffe- Inkompatibilität von fetalem und mütterlichem Allorrhythmie f: engl. allorhythmia. Form der
renten Individuen derselben Spezies stam- HPA*-System mit Blutungsneigung beim Fetus Herzrhythmusstörung* infolge periodisch auf-
mend. bzw. Neugeborenen. Diagnostische Kriterien tretender Extrasystolen. Dabei folgt auf jeden
Allogene Stammzelltransplantation f: syn. sind Thrombozytopenie (Blutbild) und throm- Normalschlag eine (Bigeminie*), zwei (Trigemi-
allogene SZT. Übertragung hämatopoetischer bozytenspezifische Antikörper (z. B. MAIPA- nie*) oder mehrere Extrasystolen.
Stammzellen eines Fremdspenders aus dem pe- Assay). Behandelt wird pränatal oder postnatal allostatisch → Transplantation
ripheren Blut oder Knochenmark nach vorberei- bei Thrombozytenzahlen < 30 000/μl. Häufig- Allotransplantation f: Übertragung des Or-
tender Konditionierungstherapie des Empfän- keit: Inzidenz klinisch manifester Fälle: gans eines Spenders auf ein anderes Individuum
gers. Man unterscheidet Geschwisterspender, 1 : 2000(–5000). Pathophysiologie: (Empfänger), das derselben Spezies angehört.
HLA-idente Fremdspender und haploidente – Sensibilisierung der Mutter vor der 18. SSW Synonym ist allogene Transplantation.
Spender (Eltern, Kinder). mit IgG-Antikörperbildung (in 80 % Anti- Allotypie f: engl. allotypy. Genetischer Poly-
Indikation: Die allogene Stammzelltransplanta- HPA-1a, in 15 % Anti-HPA-5b) morphismus* von Proteinstrukturen innerhalb
tion wird in einem ausgewählten Patientengut – diaplazentarer Übertritt der IgG-Antikörper einer Spezies (v. a. von Plasmaproteinen), z. B.
angewandt bei: und Abbau der fetalen Thrombozyten allotypische Variationen in konstanten Regio-
– Akuten Leukämien – Blutungsneigung beim Fetus (fetale Alloim- nen der H- und L-Ketten der Immunglobuline*
– myeloproliferativen Erkrankungen munthrombozytopenie, Abk. FAIT) bzw. und Serumgruppen.
– myelodysplastischen Syndromen Neugeborenen (neonatale Alloimmunthrom- allovital → Transplantat
– malignen Lymphomen bozytopenie, Abk. NAIT). ALM: Abk. für akrolentiginöses Melanom →
– aplastischer Anämie. Klinik: Melanom, malignes
Durchführung: Vor der Übertragung der – Petechiale Blutungen, evtl. mit Ekchymosen Almotriptan → Triptane
Stammzellen müssen bei den meisten Patienten und Hämatomen (v. a. an mechanisch belas- Alogie f: engl. alogia. Unvermögen, grammati-
die eigenen blutbildenden Zellen vernichtet teten Stellen) kalisch richtige und in sich logische Sätze zu
werden. Dazu erhält der Empfänger eine myelo- – Melaena neonatorum bilden.
ablative Therapie, bestehend aus einer intensi- – blutige Aspiration (ohne Hepatosplenomega- Vorkommen:
ven Chemotherapie, oft kombiniert mit einer lie) – Aphasie*
Radiatio. Darauffolgend erhält der Patient die – intrazerebrale Blutung, evtl. bereits pränatal. – schwere Psychose*
hämatopoetischen Stammzellen durch eine In- Therapie: – Intelligenzstörung*
fusion. Nur mehr in seltenen Fällen wird tat- – Pränatal: bei Thrombozyten < 30 000/μl: – u. a.
sächlich Knochenmark übertragen. Die neue 1. Behandlung der Schwangeren mit hochdo- Alopeciøa androgenetica f: engl. androgenetic
Hämatopoese bildet sich nun im besten Fall in- sierten i. v. Immunglobulinen 2. intrauterine alopecia. Alopezie* infolge von Haarverlust (te-
nerhalb von 2 Wochen im Knochenmark des Pa- Transfusion von bestrahlten, HPA-kompatib- logenes Effluvium*) im Bereich der Kopfhaut
tienten aus. lem Thrombozytapheresekonzentraten aufgrund einer polygen erblich erhöhten An-
Allograft: syn. Allotransplantat. Transplantier- – postnatal: bei Verdacht auf intrazerebrale drogenempfindlichkeit der Haarfollikel (erhöh-
tes Gewebe, das von einem fremden Empfänger Blutung bzw. Thrombozyten < 30 000/μl Ga- te Anzahl der Androgen-Rezeptoren) bzw. einer
der gleichen Art stammt. Es besteht jedoch (au- be von HPA-kompatiblen Thrombozytaphe- Erhöhung des freien Testosterons im Blut.
ßer bei Zwillingen) keine genetische Überein- resekonzentraten; im Notfall auch HPA-in- Formen:
stimmung. kompatible Thrombozytapheresekonzent- – Männlicher Typ: 1. Beginn im frühen Er-
Alloimmunisierung f: engl. isoimmunisation. rate. wachsenenalter, unter Umständen bereits in
Bildung von Antikörpern gegen fremde Antigene Allopathie f: engl. allopathy. Aus der Homöopa- der Pubertät (Alopecia praematura), beider-
(Alloantigene). Eine Alloimmunisierung kann in thie* stammende Bezeichnung für Heilmetho- seits frontotemporal 2. anfangs schnelle, spä-
der Schwangerschaft beim Übertritt fetaler den, die Erkranungen mit Arzneimitteln entge- ter verlangsamte Ausdehnung über den
Erythrozyten in den mütterlichen Blutkreislauf gengesetzter Wirkung behandeln. Allopathie Scheitelbereich und Entstehung einer männ-
vorkommen. Die dann von der Mutter gebildeten wird daher synonym verwendet für Schulmedi- lichen Glatze (Calvities) mit Aussparung ei-
Alloantikörper* sind plazentagängig, können fe- zin. Eine relativ hochdosierte Arzneimittelgabe nes hinteren, seitlichen Haarkranzes
tale Erythrozyten zerstören und dadurch zu Anä- unter der Annahme einer proportionalen Dosis- – weiblicher Typ: 1. Beginn später als beim
mie und Ikterus des Ungeborenen führen. Wirkungsbeziehung wird als allopathische Do- Mann, meist nach dem Klimakterium 2. dif-
Beispiel: Bei ABNull*-Inkompatibilität oder sierung bezeichnet. fuse Lichtung im Scheitelbereich mit Ausspa-
Rhesus*-Inkompatibilität (Mutter Rhesus-nega- Alloplaø sma → Paraplasma rung eines frontalen Haarstreifens.
59 Alpha-1-Antitrypsin
Therapie: Druck (Tragen von Lasten auf dem Kopf, spezi- Haarwurzelstatus* bzw. eines Fototricho-
– Bei Männern: 1. lokal Minoxidil in 5%iger
Lösung, 17α-Estradiol 2. systemisch 5α-Re-
elle Kopfbedeckungen, länger dauerndes Auf-
liegen des Kopfs z. B. während einer OP oder
gramms. Einteilung: nach Morphologie und
Pathophysiologie
A
duktase(-Typ-II)-Hemmer, z. B. Finasterid als Dekubitalalopezie bei Säuglingen) oder Zug – Herdförmige vernarbende Alopezie, z. B. bei
3. unter Umständen Haartransplantation (straff gekämmte Frisuren, Trichotillomanie), Lichen ruber planus, Sarkoidose*, Scleroder-
oder Reduktionsplastik der unbehaarten selten mit Entwicklung einer irreversiblen Alo- mia* circumscripta, Lymphom; der Endzu-
Kopfhaut pezie infolge Atrophie der Haarfollikel. stand wird als sog. Pseudopelade* Brocq be-
– bei Frauen: 1. lokal östrogenhaltige Haar- Alopeciøa medicamentosa f: engl. drug alope- zeichnet
wässer, 17α-Estradiol, Minoxidil in 2%iger cia. Reversibler, diffuser Ausfall der Kopf-, selte- – herdförmige nicht vernarbende Alopezie,
Lösung 2. systemische Kombination aus Öst- ner auch der Körperhaare nach mehrwöchiger z. B.: 1. Alopecia* mechanica 2. Alopecia* are-
rogenen und Antiandrogenen. oder mehrmonatiger Einnahme von z. B. Zyto- ata
Alopeciøa areata f: engl. alopecia circumscripta; statika, Antikoagulanzien, Thyreostatika, Vita- – diffuse Alopezie, z. B.: 1. telogenes Effluvi-
syn. kreisrunder Haarausfall. Erworbener, nicht min A (≥ 50 000 IE/d) bzw. hochdosierten Reti- um* 2. Alopecia* androgenetica.
vernarbender Haarverlust an umschriebenen noiden, Lipidsenkern (Nikotinsäure) und Beta- Ätiologie:
Stellen besonders der Kopfhaut. Eine Generali- Rezeptoren-Blockern. – Erblich: 1. autosomal-dominant oder -rezes-
sation ist möglich. Alopeciøa postpartualis f: engl. postpartum alo- siv: Alopecia hereditaria und Atrichie* 2. po-
Ätiologie: pecia. Alopezie* infolge von Haarausfall (teloge- lygen: Alopecia* androgenetica
– Familiär gehäuftes Auftreten nes Effluvium*) 2–4 Monate nach der Entbin- – erworben: 1. pharmakologisch induziert,
– möglicherweise Autoimmunkrankheit: In- dung als Folge eines während der Schwanger- z. B. bei mehrwöchiger oder mehrmonati-
filtrationen von Langerhans-, T-Helfer- und schaft verminderten Haarwechsels. In der Regel ger Einnahme von Zytostatika, Antikoagu-
Suppressorzellen kommt es zu einer spontanen Normalisierung lanzien*, Thyreostatika*, Vitamin* A
– verstärkte Expression von Adhäsionsmolekü- nach einigen Monaten. (≥ 50 000 IE/d) bzw. hochdosierten Retinoi-
len wie das interzelluläre Adhäsionsmolekül Alopeciøa praematura → Alopecia androgene- den*, Lipidsenkern (Nikotinsäure) und Beta-
(ICAM-)1, HLA-Klasse-I- und -Klasse-II-Mole- tica Rezeptoren-Blockern 2. toxisch induziert,
külen auf Bulbusepithel und in dermaler Pa- Alopeciøa seborrhoica f: engl. seborrheic alope- z. B. bei Thalliumintoxikation 3. aufgrund
pille des Haarfollikels. cia. Seborrhoische Form der Alopecia* androge- eines Nährstoffmangels oder hormonaler
Klinik: netica. Seborrhö* ist ein häufiges Begleitsymp- Veränderungen (Alopecia climacteria oder
– Plötzliche Entstehung einer oder mehrerer tom der Alopezie, aber kein ursächlicher Faktor. Alopecia* postpartualis) 4. Infektionskrank-
rund-ovaler, kahler Stellen mit kurzen, abge- Alopeciøa specifica f: engl. syphylitic alopecia. heiten (u. a. Mykosen*, nekrotisierender Zos-
brochenen Haaren am Herdrand, die sich zur Alopezie* bei Syphilis*. Es wird unterschieden ter*).
Kopfhaut hin verjüngen (sog. Ausrufungszei- zwischen dem diffusen Effluvium im Rahmen Aø lpha-Amylase f: engl. alpha amylase; syn. En-
chenhaare) der Frühsyphilis und der Alopecia areolaris spe- doamylase. Enzym mit den Isoenzymen Pankre-
– gelegentlich Nagelveränderungen (Grüb- cifica in der späten Phase der Frühsyphilis. Letz- as-, Speichel- und Makro-Amylase, die im Se-
chen, Längsrillen) oder Vitiligo*. tere befindet sich an Stellen abgeheilter Papeln rum als Gesamt-Amylase nachweisbar sind. Un-
Therapie: Versuch u. a. mit und ist durch kleinfleckigen, disseminierten terschieden wird der Pankreas- (organspezi-
– Topischen Kortikoiden Haarausfall (wie von Motten zerfressen) ge- fisch) vom Speichel-Typ (organunspezifisch).
– Kontaktallergenen kennzeichnet. Siehe Abb. Die Alpha-Amylase wird glomerulär filtriert
– Dapson und größtenteils über den Gastrointestinaltrakt
– Zinksulfat oder -aspartat ausgeschieden. Alpha-Amylasen katalysieren
– PUVA (Psoralene plus UV-A). die Hydrolyse von Kohlenhydraten.
Prognose: Referenzbereich: Methodenabhängig. Für Per-
– Meist Spontanremission innerhalb von 3 Jah- sonen > 17 Jahre/IFCC-Methode (37 °C): 31–
ren 107 U/l.
– Rezidive in 50 % der Fälle Aø lpha-1-Antichymotrypsin n: engl. alpha 1-
– Sonderformen mit ungünstiger Prognose: antichymotrypsin. Akute*-Phase-Protein (Glyko-
1. Ophiasis (breite, vom Nacken zur Schläfe protein, Mr 68 000) der serumelektrophoreti-
ziehende kahle Streifen) 2. Bevorzugung der schen Alpha-1-Fraktion. Es wird v. a. hepatisch
parietalen Region (kranzförmig) 3. Alopecia synthetisiert und dient als plasmatischer Prote-
areata totalis (völliger Verlust der Kopfbehaa- ase-Hemmer (Serinproteasen). Fraglich ist eine
rung) 4. Alopecia areata universalis (Verlust Assoziation von Alpha-1-Antichymotrypsin-Va-
der gesamten Körperbehaarung). Alopecia specifica: diffuses Effluvium im Rahmen rianten (Genlocus 14q32.13) mit hepatischen
Alopeciøa atrophicans → Pseudopelade der Frühsyphilis. [197] (Leberfibrose*), pulmonalen (COPD*) und neu-
Alopeciøa atrophicans → Pseudopelade Brocq rologischen Erkrankungen (Alzheimer-Krank-
Alopeciøa climacterica f: engl. climacteric alope- Alopezie f: engl. alopecia. Kahlheit als Folge ei- heit, Parkinson-Syndrom, Schlaganfall).
cia. Alopezie* durch Ausfall der Kopfhaare (telo- nes vermehrten Haarausfalls (Effluvium* capil- Referenzbereich: Siehe Akute*-Phase-Proteine
genes Effluvium*) bei Frauen im Klimakterium lorum). Die Alopezie ist erblich bedingt oder (Tab. dort).
infolge hormonaler Veränderungen (vgl. Alope- wird im Laufe des Lebens erworben. Je nach Aø lpha-1-Antitrypsin n: engl. alpha 1-antitryp-
cia* androgenetica). Morphologie und Pathophysiologie unterschei- sin; syn. Alpha-1-Proteinase-Inhibitor; Abk.
Alopeciøa mechanica f: engl. pressure alopecia; det man zwischen herdförmiger und diffuser AAT. In der Leber gebildetes Akute-Phase-Pro-
syn. Alopecia traumatica. Haarausfall durch Alopezie. Diagnostiziert wird sie anhand des tein und natürlicher Hemmer von Serinprotea-
Alpha-1-Antitrypsinmangel 60
sen (z. B. Trypsin, neutrophile Elastase). Gen- gung zum Leberzellkarzinom, erhöhtes Risi- und Komponenten des Komplement-Systems
A mutationen führen zur Konformitätsänderung
des Proteins, sodass es synthetisiert, aber nicht
ko auch bei PiZ-Heterozygotie 3. Assoziation
mit Vaskulitis und Pannikulitis, siehe Panni-
und der Hämostase inhibiert. Der Nachweis im
Urin ist ein Hinweis auf eine postrenale Protein-
aus den Hepatozyten sezerniert wird und daher culitis* nodularis non suppurativa febrilis et urie oder Blutbeimengung. Die Beurteilung er-
aggregiert. Ein Ungleichgewicht zwischen Elas- recidivans. folgt zusammen mit Immunglobulin G, Albu-
tase und Alpha-1-Antitrypsin führt zu einem Diagnostik: min, Alpha-1-Mikroglobulin sowie monoklona-
Lungenemphysem. – Quantitative Bestimmung des AAT im Serum len freien Leichtketten (einschließlich Kappa/
Referenzbereiche: Abhängig vom Alter: ungenau, da Akute-Phase-Protein Lambda).
– 0–1 Monate: 124–348 mg/dl – Phänotypisierung mittels isoelektrischer Fo- Referenzbereiche: Serum: Männer/Frauen
– 2–6 Monate: 111–297 mg/dl kussierung; cave: bei vorliegender Hepatopa- > 17 Jahre: 30–120 U/l Urin: Erwachsene:
– 7–24 Monate: 95–251 mg/dl thie kann PiZZ als PiSZ fehlinterpretiert wer- < 0,79 mg/mmol Kreatinin (7,0 mg/g Kreatinin).
– 3–19 Jahre: 110–279 mg/dl den Aø lpha-1-Mikroglobulin n: engl. α1-microglobu-
– ab 20 Jahre: 90–200 mg/dl. – Genotypisierung als Goldstandard. lin. Labordiagnostisches Marker-Protein für
Bewertung: Differenzialdiagnosen: andere Ursachen einer Proteinurie* bzw. renale Tubulusschädigung,
– Erniedrigte Werte: 1. hereditärer Alpha-1- neonatalen Cholestase oder einer Hepatopathie. das durch eine vollständige glomeruläre Filtra-
Antitrypsin-Mangel 2. Eiweißmangelernäh- Therapie: tion und eine nahezu vollständige (ca. 99 %) Re-
rung 3. Verbrennungen – Vermeidung von Tabakrauchinhalation absorption (im proximalen Tubulus) charakteri-
– erhöhte Werte: 1. Akute-Phase-Reaktion – AAT-Substitution für die Lunge siert ist. Es wird mittels Nephelometrie oder
2. Lungenkarzinom 3. Schwangerschaft 4. – Leber- oder Lungentransplantation. Turbidimetrie bestimmt. Der Referenzbereich
Entzündungen wie Morbus Crohn, Colitis ul- Prognose: Variabel, Mortalität bis zum 18. Lj. liegt bei < 14 mg/g Kreatinin (im Harn).
cerosa, glutenbedingte Enteropathie 5. Infek- < 5 %. Klinische Bedeutung: Alpha-1-Mikroglobulin
tionen mit Bakterien. Aø lpha-Blocker → Alpha-Rezeptoren-Blocker dient in Kombination mit der Albumin-Bestim-
Aø lpha-1-Antitrypsinmangel m: engl. alpha1- Alphafetoprotein n: engl. alpha fetoprotein; mung zur Diagnose von selektiver und unselek-
antitrypsin deficiency; syn. Laurell-Eriksson-Syn- Abk. AFP. Glykoprotein, das in Dottersack, feta- tiver Proteinurie, in Kombination mit der IgG-
drom. Autosomal-rezessiv erbliche Stoffwech- len endodermalen Geweben, hepatisch sowie Bestimmung zur Diagnose einer unselektiven
selstörung des Alpha-1-Antitrypsins (AAT), ei- gastrointestinal produziert wird. Es wandert in Proteinurie.
nes Akute*-Phase-Proteins der serumelektro- der Serumelektrophorese mit der Alpha-1-Frak- Aø lphamotoneurone n pl: engl. alpha motoneu-
phoretischen Alpha-1-Fraktion. Neonatale Cho- tion und wird als Tumormarker* für Leberzell- rons. Ganglienzellen motorischer Kerne von
lestase, Hepatopathie und Lungenemphysem karzinom und Keimzelltumoren sowie im Rah- Hirnnerven* und (im engeren Sinn) motori-
sind charakteristische klinische Auffälligkeiten. men der Pränataldiagnostik zur Früherken- schen Nervenzellen* in den Vorderhörnern des
Labor und Genotypisierung führen zur Diagno- nung mancher Fehlbildungen bestimmt. Rückenmarks (motorische Vorderhornzellen).
se. Therapeutisch ist für die Lunge die AAT- Labordiagnostik: Referenzbereich im Blut: Alphamotoneurone innervieren mit ihren Axo-
Substitution möglich. Epidemiologie: PiZZ – Kinder > 1 Jahr, nicht schwangere Frauen nen extrafusale Muskelfasern (efferente Alpha-
1 : 2500. Ätiologie: Mutationen*, z. B. PiZ, PiS und Männer: < 10 μg/l (< 7 IU/ml) fasern).
(Pi-System), des Protease-Hemmers Alpha-1-An- – Schwangere: Anstieg bis zur SSW 32–36 auf Aø lpha-1-Proteinase-Inhibitor → Alpha-1-An-
titrypsin auf dem Genlocus 14q32.13. Pathoge- maximal 500 μg/l, dann abfallend. titrypsin
nese: Indikation: Aø lpha-Rezeptoren m pl: engl. alpha receptors.
– Hepatisch: intrazelluläre Aggregation und – Verdacht auf hepatozelluläres Karzinom Adrenerge Rezeptoren, deren Erregung durch
Akkumulation des PiZ-Proteins im endoplas- (HCC) die natürlichen Überträgerstoffe Noradrenalin*
matischem Retikulum (ER) mit Induktion – Screening von Risikogruppen für das HCC und Adrenalin im peripheren Nervensystem vor
von ER-Stress, nur bei PiZ und wenigen sehr (z. B. bei Leberzirrhose) allem eine Kontraktion glatter Muskelzellen her-
seltenen anderen Varianten – Differenzialdiagnose von Keimzelltumoren vorruft, im ZNS dagegen einen verminderten
– pulmonal: Proteolyse des Gewebes durch – Nachsorge und Verlaufskontrolle bei primä- Sympathikotonus, Sedierung und Analgesie.
Proteasen v. a. aus neutrophilen Leukozyten, rem Leberzellkarzinom oder AFP-positiven Einteilung:
betrifft alle Mangelvarianten einschließlich Keimzelltumoren – Alpha-1-Rezeptoren: 1. postsynaptisch, v. a.
PiS und PiZ. – Pränataldiagnostik (aus Blut oder Fruchtwas- in glatter Muskulatur 2. Signaltransduktion
Pathologie: histologischer Nachweis von PAS- ser): Früherkennung bestimmter Fehlbildun- (siehe Abb.): G*-Protein-Gαq-vermittelte Akti-
positiven hepatozellulären Einschlusskörper- gen und Down-Syndrom des Kindes. vierung der Phospholipase C; second* mes-
chen, siehe PAS-Reaktion. Aø lphahämolyse → Hämolysereaktionen senger: Inositoltrisphosphat, Diacylglycerol
Klinik: Alphakettenkrankheit → Schwerketten- 3. molekular und nach pharmakologischer
– Im Kindesalter: Hepatopathie, fast aus- krankheit Wirkungsspezifität weiter unterteilt in Sub-
schließlich bei PiZZ, mit neonataler Cholesta- Alphakettenmarker → Am-System typen A, B, D
se* in ca. 10 % und Entwicklung einer Leber- Alphaliøpoproteine n pl: engl. alpha lipoproteins. – Alpha-2-Rezeptoren: 1. präsynaptisch und
zirrhose* in ca. 5 %; asymptomatische Leber- Fraktion der Lipoproteine*, die in der Elektro- postsynaptisch 2. Signaltransduktion: G-Pro-
enzymerhöhung in 50 % der Fälle; Normali- phorese mit den Alpha-1-Globulinen wandert tein-Gαi-vermittelte Hemmung der Adenylat-
sierung der Werte mit zunehmendem Alter und den high density lipoproteins (HDL) ent- cyclase und Aktivierung zellmembranärer
– bei Erwachsenen: 1. obstruktives panlobulä- spricht. Kaliumkanäle (intrazellulärer Fluss) 3. mole-
res Lungenemphysem*, bei Rauchern früher Aø lpha-2-Maø kroglobulin n: engl. α2-macroglob- kular und nach pharmakologischer Wir-
als bei Nichtrauchern 2. Hepatopathie mit ulin. Akute-Phase-Protein, das auch Hormone, kungsspezifität weiter unterteilt in Subtypen
späterer Leberzirrhose und Entartungsnei- Zytokine und Wachstumsfaktoren transportiert A, B, C.
61 Altersdepression
gen der Haut. Zugrunde liegen sowohl physio- – Abnahme der Muskelmasse und Knochen-
A logische altersentsprechende Vorgänge (senile
Atrophie) als auch äußere Faktoren wie kumula-
dichte
– nachlassende Libido, erektile Dysfunktion.
tiv hohe UV-Lichtbelastung. Diagnostik:
Beschreibung: – Körperliche Untersuchung: 1. Körperbehaa-
– Senile Atrophie: 1. Verdünnung von Epider- rung 2. Hautturgor 3. Muskelmasse 4. Ge-
mis, Dermis und Subkutis 2. Faltenbildung wicht
(Blepharochalasis*) 3. Abnahme des Hauttur- – Untersuchung des Genitale, einschließlich
gors 4. Verminderung der Talg- und Sonografie und PSA-Bestimmung
Schweißsekretion (Austrocknung und pityri- – Bestimmung: 1. Testosteron* 2. luteinisie-
asiforme Schuppung*) 5. Verminderung der rendes Hormon (LH) 3. ggf. Prolaktin*
Sensibilität 6. verzögerte Wundheilung – Bestimmung von Blutbild (Anämie) und von
7. verminderte entzündliche Reaktivität Blutfetten und Leberwerten (v. a. während ei-
8. vermehrt subkutane Blutungen (Purpura* ner Testosteronsubstitution)
senilis) 9. unregelmäßige melanozytäre Pig- – Knochendichtemessung (bei Hinweis auf Os-
mentbildungen (Alterspigmentierungen*) teoporose).
– Lichtschädigung: aktinische Elastose*. Therapie:
Altersherz n: engl. senile heart; syn. Presbykar- – Behandlung internistischer Grunderkran-
die. Alterstypische Veränderung des Herzens kungen (metabolisches Syndrom, sog. Risiko-
v. a. infolge myokardialer Ischämie, z. B. bei faktoren)
bradykarder Herzrhythmusstörung*. Kenn- – Ernährungsberatung, Gewichtsreduktion,
Altersaufbau: 1: Alter und Geschlecht der zeichnend für das Altersherz ist eine verminder- sportliche Tätigkeit
Bevölkerung in Deutschland, Schätzung 2009; te Herzleistung unter Belastung, eine diastoli- – Testosteronsubstitution
a: Geburtenausfall im Ersten Weltkrieg; b: Geburten- sche Dysfunktion sowie eine erniedrigte Herz- – psychologisch stützende Maßnahmen.
ausfall während der Wirtschaftskrise um 1932; frequenzvariabilität. Altershypothyreose f: engl. senile hypothyroid-
c: Geburtenausfall Ende des Zweiten Weltkriegs; Altershyperthyreose f: engl. senile hyperthy- ism. Hypothyreose* bei alten Menschen mit
d: Einführung der hormonalen Kontrazeption; 2: zum roidism. Überfunktion der Schilddrüse bei alten meist unspezifischem oder symptomarmem
Vergleich der Altersaufbau für 1910, 1925, 1939 Menschen mit oligo- bis monosymptomati- Verlauf infolge geringen Schilddrüsenhormon-
(Reichsgebiet) und 1961 (Bundesgebiet) sowie schem Verlauf (z. B. nur Herzrhythmusstörun- mangels. Unter Umständen treten Symptome
Prognosen für 2030 und 2050. gen oder retrosternale Struma). Klinische Symp- wie leichte Ermüdbarkeit, Kälteintoleranz, De-
tome sind u. a. Depression, Abgeschlagenheit, pression oder therapierefraktäre Herzinsuffizi-
Altersdiabetes m: engl. adult-onset diabetes. Gewichtsverlust und Herzinsuffizienz. Präven- enz auf. Präventiv wird bei älteren Patienten re-
Veraltete Bezeichnung für Diabetes* mellitus tiv wird bei älteren Patienten alle 12–24 Monate gelmäßig ein TSH-Screening durchgeführt.
Typ 2. ein TSH-Screening durchgeführt. Klinik: Mögliche Symptome:
Altersflecken → Alterspigmentierungen Altershypogonadiøsmus m: engl. late onset hy- – Leichte Ermüdbarkeit, Antriebsarmut, allge-
Altersgehirn n: engl. senile brain. Gehirn im pogonadism (Abk. LOH). Klinisches Syndrom, das meine Schwäche
normalen Senium mit atrophischen Verände- durch eine endokrine Funktionsstörung des – Kälteintoleranz
rungen v. a. aufgrund des Verlusts von Nerven- Hodens mit erniedrigtem Testosteron verur- – Depression
zellen (ab 20. Lebensjahr ca. 20 000 pro Tag), sacht wird und im Erwachsenenalter auftritt (la- – körperlicher und geistiger Leistungsabfall
verbunden mit relativer Flüssigkeitszunahme. te-onset-hypogonadism). – therapierefraktäre Herzinsuffizienz
Histologisch finden sich Amyloidplaques, Neu- Ursachen: – Obstipation.
rofibrillen und Corpora amylacea. Siehe Abb. – Primärer Hypogonadismus: 1. Infektion (Or- Alterspigmentierungen f pl: engl. senile pig-
chitis) 2. exogene Noxen (Chemotherapie, mentation; syn. Lentigo senilis. Bis zu einige cm
Radiatio, Alkohol, Drogen) große braune Hautflecken bei älteren Men-
– sekundärer Hypogonadismus: 1. Medika- schen, evtl. gleichzeitig neben pigmentarmen
mente 2. Allgemeinerkrankungen (metaboli- Stellen. Histologisch entsprechen sie flachen
sches Syndrom*) 3. endokrinologisch (Hypo-
pituitarismus, Hyperprolatinämie, GnRH-
Sekretion) 4. Tumorerkrankungen 5. Infekti-
onserkrankungen.
Klinik:
– Beginn der Symptome ab dem 45. Lebensjahr
– vegetative Labilität
– Neigung zu depressiver Verstimmung
– Nachlassen der Leistungsfähigkeit, Abge-
Altersgehirn: Kraniales CT; 1 : 42-jährige Frau; schlagenheit, Müdigkeit
2 : 70-jähriger Mann. [15] – Gewichtszunahme
– trockene Haut
Altershaut f: engl. aging skin. Bei älteren Men- – Abnahme der Körperbehaarung (seltenere
schen typischerweise auftretende Veränderun- Rasur) Alterspigmentierungen [77]
63 Alveolardruck
Verrucae* seborrhoicae. Wenn aus ästhetischen ist insbesondere bei Patienten mit Gedächtnis- die toxische Wirkung von Aluminium auf Os-
Gründen eine Behandlung gewünscht wird,
kann dies mit Laser- oder Kryotherapie gesche-
störungen* (nach Hirnschädigungen) von Be-
deutung.
teoblasten. Zur Diagnose wird eine Becken-
kammbiopsie durchgeführt und die Alumini-
A
hen. Beschreibung: Nach informationstheoretischer um-Konzentration im Serum gemessen. Der
Vorkommen: Lichtexponierte Areale, besonders Modellvorstellung ist das Altgedächtnis ein Normwert beträgt 2–5 μg/l, eine Intoxikation
an Handrücken (siehe Abb.), Streckseiten der Teilbereich des Langzeitgedächtnisses, aus dem besteht ab einem Wert von 60 μg/l.
Unterarme und Gesicht. langfristig gespeicherte Bewusstseinsinhalte, Ursachen:
Altersregression f: engl. regression in the elderly. Kenntnisse oder Fertigkeiten (häufig Jahre zu- – Hoher Aluminiumgehalt der Spülflüssigkeit
Schrittweise Rückführung (z. B. während Hyp- rückliegende, bis in die frühe Kindheit zurück- und Einnahme aluminiumhaltiger Phos-
nose) in Situationen, die in der Vergangenheit, gehende Gedächtnisinhalte) durch retrograde phatbinder bei der Hämodialyse*
insbesondere in Kindheit und Jugend, liegen, Prozesse wieder abgerufen werden können. Die – langjährige hochdosierte Einnahme von alu-
u. a. zum Aufsuchen von Ressourcen oder zur Inhalte des Altgedächtnisses müssen nicht be- miniumhaltigen Antazida.
Bearbeitung von traumatischen Erlebnissen. wusst im Gedächtnis gehalten werden und sind Aluminose f: engl. aluminosis; syn. Aluminium-
Altersschwäche f: engl. frailty; syn. Marasmus theoretisch von unbegrenzter Kapazität und Be- lunge. Durch Einatmen von Aluminium und
senilis. Schwäche, die im Alter als Folge allge- haltensdauer. Das Altgedächtnis beinhaltet: seinen Verbindungen (z. B. Korund) ausgelöste
meiner degenerativer Vorgänge auftritt. Mit der – Explizites, deklaratives Wissen (bewusst, ver- Form der Pneumokoniosen*, die persistierend
Altersschwäche oder -atrophie gehen Funkti- balisierbar), gespeichert im episodischen Ge- oder progredient* mit diffus interstitieller Lun-
onseinschränkungen einher, wie beispielsweise dächtnis (Erinnerung an Ereignisse des per- genfibrose* und evtl. mit Pneumothorax* ein-
Gedächtnisstörungen, Gangunsicherheit bis sönlichen und öffentlichen Lebens, kontext- hergehen kann. Die Erkrankung kann berufsbe-
hin zur Immobilität und Abwehrschwäche. Dif- abhängig, „erlebt“) und im semantischen Ge- dingt auftreten (Berufskrankheit Nr. 4106).
ferenzialdiagnostisch sind behandelbare Er- dächtnis (allgemeine Kenntnisse, Faktenwis- Alvarez-Wellen → Schwangerschaftswehen
krankungen wie z. B. Depression, Dehydratati- sen, Bildung, kontextunabhängig, „erlernt “) alveolär: engl. alveolar. Mit kleinen Fächern
on, Tuberkulose und eine Tumorerkrankung – implizites bzw. nicht deklaratives Wissen oder Hohlräumen versehen, bläschenförmig; im
auszuschließen. (unbewusst, nicht verbalisierbar), abgelegt engeren Sinn die Lungenbläschen (Alveolen) be-
Altersschwerhörigkeit → Presbyakusis im prozeduralen Gedächtnis (motorische Fer- treffend.
Alterssichtigkeit → Presbyopie tigkeiten Wahrnehmungs-, Denk- und Hand- Alveoläre Echinokokkose f: Erkrankung
Altersstandardisierung f: engl. age standardi- lungsroutinen, konditionierte Abläufe, Pri- durch Larven (Hydatiden-Zysten) des Fuchs-
sation. Verfahren zur Herbeiführung der Ver- ming*, Erwartungen, „geübt“). bandwurms (Echinococcus multilocularis). Infi-
gleichbarkeit von 2 oder mehr Untersuchungs- Die im Altgedächtnis konsolidierten Engram- zierte Füchse scheiden die Eier des Bandwurms
gruppen mit unterschiedlicher Alterszusam- me* setzen sich aus Informationen verschiede- aus. Zwischenwirte sind kleine Nagetiere.
mensetzung, die in Bezug auf ein altersabhän- ner Sinnesmodalitäten zusammen und sind un- Nimmt ein Mensch die Eier auf, wandern die
giges Merkmal (z. B. Vorkommen eines Tumors) tereinander verknüpft, weshalb es mitunter Larven in die Leber und bilden dort invasiv
verglichen werden sollen. ausreicht, einzelne Schemata zu aktivieren, um wachsende Zysten.
Einteilung: die Gedächtnisinhalte abzurufen. Epidemiologie: Die alveoläre Echinokokkose ist
– Direkte Standardisierung gewichtet die al- Altgedächtnisstörung f: engl. remote memory verbreitet in
tersspezifischen Mortalitätsraten der be- disorder. Gedächtnisstörung* mit Defiziten, die – Europa
obachteten Bevölkerung mit der Altersklas- weiter, d. h. Tage bis Wochen zurückliegende – Nordamerika
senverteilung einer Standardbevölkerung Engramme* betreffen. Die Unterscheidung von – Nord-Asien.
– indirekte Standardisierung gewichtet die al- Neu- und Altgedächtnis* ist insbesondere bei Klinik: Die Hydatiden-Zysten führen zu
tersspezifischen Mortalitätsraten der Stan- Patienten mit Gedächtnisstörungen nach Hirn- – Hepatomegalie
dardbevölkerung mit der Altersklassenvertei- schädigungen von Bedeutung. – Oberbauchschmerzen
lung der beobachteten Bevölkerung. Althaea officinalis → Eibisch – gelegentlich Verschluss-Ikterus
Beide Verfahren dienen dazu, altersabhängige Altherr-Uehlinger-Syndrom → Polychondri- – langfristig Metastasierung möglich, da Zys-
Einflüsse zu eliminieren. Sie können auch zur tis, rezidivierende ten die Organgrenzen durchwachsen kön-
Elimination anderer Einflüsse (z. B. Schwere- Altinsulin → Insulin nen.
grad, Expositionsgrad) eingesetzt werden. Altlasten f pl: engl. residual pollutions. Abfallab- Diagnostik:
Altersstar → Katarakt lagerungen und Anlagenstandorte, an denen – Bildgebung des befallenen Organs
Altersulkus des Magens n: engl. senile gastric mit umweltgefährdenden Stoffen umgegangen – Nachweis der Antikörper im Serum.
ulcer. Magengeschwür, welches nach dem 60. Lj. wurde, sowie mit toxischen Stoffen kontami- Es besteht Meldepflicht nach § 7 Infektions-
auftritt und häufig im Kardia-Fornix-Bereich nierte Grundwasserkörper und Böden, von de- schutzgesetz.
lokalisiert ist. Die Größe des Ulkus* ventriculi nen erhebliche Gefahren für Mensch oder Um- Therapie:
steht im Gegensatz zu den geringen oder weit- welt ausgehen, z. B. frühere Deponien oder still- – Nach Möglichkeit vollständige chirurgische
gehend fehlenden klinischen Symptomen. gelegte Industriegebiete. Exzision der Zyste
Altgedächtnis n: engl. remote memory. Teil des Aluminiumhosphat → Antazida – Behandlung mit Albendazol bei inoperablen
Langzeitgedächtnisses, das alle Informationen Aluminiumhydroxid → Antazida Zysten für mindestens 2 Jahre.
enthält, die bis zu einem bestimmten Zeitpunkt Aluminiumlunge → Aluminose Prävention: Waschen von Waldfrüchten.
(bei Schädelhirntrauma* bis zur Schädigung) Aluminium-Magnesium-Silikate → Antazida Alveolardruck m: engl. alveolar pressure. Druck
gespeichert wurden (sog. retrograde Prozesse Aluminiumosteopathie f: engl. aluminum oste- in den Lungenbläschen. Die Differenz zwischen
wie z. B. Kenntnisse der Biografie, Schulwissen). opathy. Demineralisation und Erweichung des Alveolardruck und dem Druck der Umgebungs-
Die Unterscheidung in Neu- und Altgedächtnis Knochens im Sinne einer Osteomalazie durch luft (atmosphärischer Druck) ist bei offenen
Alveolarfortsatz 64
Atemwegen die treibende Kraft für die Inspira- Alzheimer-Krankheit f: engl. Alzheimer’s dis-
A tion (Alveolardruck < Umgebungsdruck) und
Exspiration (Alveolardruck > Umgebungs-
ease; syn. Demenz vom Alzheimer-Typ (Abk.
DAT). Primär degenerative Hirnerkrankung mit
druck). progredienter Demenz* (häufigste Demenzur-
Alveolarfortsatz m: engl. alveolar process; syn. sache). Mischformen mit vaskulärer Demenz*
Processus alveolaris. Der die Zähne tragende, sind möglich. Initial treten subjektive, dann ob-
mit Fächern für die Zähne ausgestattete Teil der jektivierbare Gedächtnisstörung auf, im weite-
Maxilla. ren Verlauf zunehmend kognitives Defizit und
Alveolarfortsatztumor → Epulis Demenzsyndrom (Unruhe, Orientierungsstö-
Alveolarkammglättung f: engl. alveolar ridge rung, Wortfindungsstörung*, Agnosie*, Apra-
smoothing. Chirurgische Abtragung scharfer xie*, Stimmungslabilität, Wahn). Therapiert
Knochenkanten am zahnlosen Alveolarfort- wird mit Antidementiva, kognitiv-aktivieren-
satz*. Sie wird vor prothetischer Versorgung zur Alveolitis [Lunge]: diffuse interstitielle Zeichnungs- den Verfahren u. a.
Prophylaxe von Druckstellen durchgeführt. vermehrung und milchglasartige Verschattungen Pathologie: Über 20 Jahre vor Auftreten des De-
Alveolarluft f: engl. alveolar gas. Atemgasge- (HRCT). [148] menz-Syndroms beginnt der neuropathologi-
misch, das sich in den Lungenbläschen befindet sche Verlauf mit vermehrter Bildung bzw. ver-
und am Gasaustausch* teilnimmt. Die Zusam- nologische Systemerkrankungen. Die Alveolitis minderter Ausfuhr von Beta-Amyloid (siehe
mensetzung der Alveolarluft entspricht dem ist häufig idiopathisch bedingt und tritt gele- Amyloidkaskade).
zuletzt ausgeatmeten (endexspiratorischen) gentlich familiär gehäuft auf. Betroffene zeigen Diagnostik:
Gasgemisch. Der Partialdruck* von Sauerstoff in trockenen Husten und Belastungsdyspnoe. Be- – Klinisch: 1. Schweregradbestimmung durch
der Alveolarluft (pAO2) wird mit der alveolären handelt wird mit Glukokortikoiden und Sauer- Mini*-Mental-State-Test, Demenz-Test, Psy-
Gasgleichung berechnet (Sauerstoffpartial- stoff. chometrie* 2. neurologische Untersuchung:
druck*). Diagnostik: selten diskrete extrapyramidale Symptome*
Zusammensetzung: Mittlere Partialdrücke in – Röntgen und hochauflösende CT (HRCT) oder Pyramidenbahnzeichen*, Koordinati-
der Alveolarluft. vom Thorax (siehe Abb.) onsstörungen, Stereotypie*, Automatismus*,
Alveolarmakrophage m: engl. alveolar macro- – Serologie Tremor*, Rigor*, diskrete Spastik*
phage. Wandernde Makrophagen* der Lunge*. – Lungenfunktionsprüfung* – apparativ: 1. unspezifisches oder normales
Die Alveolarmakrophagen befinden sich in der – bronchoalveoläre* Lavage EEG 2. in kranialer CT bzw. MRT: innere
Wand oder im Lumen der Alveolen* und dienen – Lungenbiopsie. und äußere Hirnatrophie (initial v. a. Hippo-
der Phagozytose* von Staubpartikeln, Keimen Alveolitis, exogen-alleø rgische f: engl. extrinsic campus) 3. in FDG-PET typische parietotem-
und Zellen*. Als Herzfehlerzellen* werden sie allergic alveolitis. Allergische Reaktion vom porale Hypoaktivität (siehe Abb.; Differenzi-
bezeichnet, da sie sich bei verminderter Herz- Typ III und IV der Alveolen, häufig berufsbe- aldiagnose gegenüber anderen Demenzen)
leistung* vermehrt im gestauten Blut* des Lun- dingt durch Inhalation organischer Stäube, v. a. – Liquordiagnostik: Amyloid*-Peptid Aβ42/
genkreislaufs befinden. Actinomyces und tierische Proteine, selten Che- Aβ40-Quotient erniedrigt bei erhöhtem Wert
Funktion: Als Teil des Monozyten-Phagozyten- mikalien (z. B. Isocyanate). Betroffene zeigen für Tau*-Protein bzw. Phospho-Tau
Systems gehören die Alveolarmakrophagen rasch nach der Exposition Dyspnoe*, bei chroni- – Prädiktion: Bildgebung mit Amyloid-PET
zum Abwehrsystem der Lunge. Nach der Phago- schem Verlauf droht eine Lungenfibrose*. Wirk- (verschiedene Liganden, die Aβ-Ablagerung
zytose verlassen sie die Lunge entweder über die sam sind Allergenkarenz und Glukokortikoide. markieren), MRT: Hippocampusatrophie, Li-
Atemwege* oder emigrieren in das Bindegewe- Vorkommen: Häufig berufsbedingt (Berufs- quordiagnostik, prädiktiv v. a. bei gleichzei-
be* der Lunge. Dort lagern sie sich ab oder wer- krankheit Nr. 4201), z. B. tiger leichter kognitiver Störung (mild cogni-
den über das Lymphsystem abtransportiert. – Farmerlunge* tive impairment, Abk. MCI).
Alveole → Alveolus dentalis – Vogelzüchterlunge*
Alveolen f pl: syn. Alveoli. Mehrdeutiger Be- – Befeuchterlunge
griff: muldenartige Vertiefungen oder Ausbuch- – allergische Aspergillen-Alveolitis.
tungen in der Lunge (Lungen*-Alveolen zum Klinik:
Gasaustausch), im Kiefer als knöcherne Zahnfä- – 3–12 Stunden nach Allergenexposition:
cher (Alveolus dentalis) und als endständige Er- 1. Husten 2. Schüttelfrost 3. Fieber 4. zuneh-
weiterungen im Drüsengewebe der Mamma für mende Dyspnoe und thorakales Engegefühl
die Milchproduktion. – bei chronischem Verlauf Übergang in Lun-
Alveolitis [Zähne] f: engl. dry socket. Entzünd- genfibrose*. Alzheimer-Krankheit: reduzierter Glukosemetabolis-
liche Veränderung des Zahnfachs nach Zahnex- Alveolus dentalis m: Knöchernes Zahnfach im mus (grün) biparietotemporal (FDG-PET). [119]
traktion* infolge mangelnder Stabilität des Koa- Alveolarfortsatz des Ober- und Unterkiefers.
gulums und trockener Alveole. Behandelt wird Die Alveole ist Teil des Zahnhalteapparates, in
mit lokalen Spülungen, desinfizierenden Tam- dem der Zahn* mit Sharpey-Fasern aufgehängt Amalgam n: Legierung von Quecksilber* (Hg)
ponaden* und ggf. mit Antibiotika*, chirurgi- ist. Benachbarte Alveolen sind getrennt durch mit anderen Metallen in Form von Feilungspul-
scher Wundrevision* und -verschluss. knöcherne Septa interalveolaria. Septa interra- ver (Alloy), je nach Metallgehalt flüssig bis fest.
Alveolitis [Lunge] f: Entzündliche Reaktion dicularia trennen einzelne Wurzeln mehrwur- Silberamalgam wird in der Zahnmedizin als
der Lungenalveolen und des angrenzenden In- zeliger Zähne. Füllungswerkstoff verwendet.
terstitiums. Auslöser sind unterschiedliche No- Alzheimer-Degenerationsfibrillen → Neuro- Verwendung: Zahnmedizin: Anwendung als
xen (infektiös, allergisch, toxisch) oder immu- fibrillen Füllungsmaterial, das unter Verwendung von
65 Amelogenesis imperfecta
Silber, Zinn und Kupfer als Legierungspartner hautablösung. Objektives Kennzeichen ist eine höher ametropen Auge und bei beidseitig ho-
schnell aushärtet. Die Quecksilberbelastung
durch Amalgamzahnfüllungen ist gering. Sie
amaurotische Pupillenstarre*.
Amaurose, eklaø mptische f: engl. eclamptic am-
her Hyperopie. Die Therapie erfolgt mit Bril-
lenkorrektion
A
entspricht auch bei zahlreichen großflächigen aurosis. Auftreten von Blindheit infolge eines – Schielamblyopie: entsteht bei Strabismus*
Füllungen nur einem Bruchteil der mittleren eklamptischen Anfalls. Eine eklamptische am Schielauge. Die Therapie erfolgt mit Ok-
täglichen Quecksilberbelastung aus Nahrung Amaurose ist ein sehr seltenes Ereignis. Als Ur- klusionstherapie* oder Penalisation.
und Atemluft (ca. 20 μg/d). Die Aufnahme orga- sachen werden generalisierte Gefäßspasmen der Therapie:
nischen Quecksilbers beträgt hier 1,6–2,4 μg/d. intrazerebralen Arteriolen vermutet. – Entsprechend der zugrunde liegenden Stö-
Von der WHO als vertretbar angesehener Wert: Amaurose, hysterische → Blindheit, funktio- rung
45 μg/d (kritische Belastung 400 μg/d), insbe- nelle – nur bei rechtzeitigem Beginn im Kindesalter
sondere bei sorgfältiger Kondensation und Ver- Amaurose, kortikale → Rindenblindheit erfolgreich.
wendung korrosionsbeständiger Amalgame. Amaurosis fuø gax f: engl. visual blackout. Ein- Amboss → Incus
Sehr selten kommt es zu allergischen Reaktio- seitige, meist 1–5 min anhaltende Blindheit AMBU-KISS: Surveillance* ausgewählter
nen. durch eine Ischämie. Die häufigste Ursache ist Wundinfektionen* in ambulanten* Operations-
Hinweise: eine Stenose der A. carotis interna gefolgt vom einrichtungen in Praxen und Kliniken. Dabei
– Bei Schwangeren, stillenden Frauen und Kin- Verschluss der gleichseitigen A. centralis reti- werden Referenzdaten im Rahmen des Kran-
dern wird die Verwendung von Amalgam zu- nae. Die Sehstörung ist somit ein Warnsymp- kenhaus-Infektions-Surveillance-Systems (KISS)
nehmend kritisch betrachtet. Hier sollten Al- tom vor Schlaganfall. gewonnen. KISS erfasst, analysiert und inter-
ternativen wie Komposite oder Zemente in Ursachen: Weitere mögliche Ursachen: pretiert Daten zu nosokomialen Infektionen,
Betracht gezogen werden. Die EU diskutiert – Entzündung des N. opticus um Ärzte und Pflegepersonal dabei zu unter-
seit längerer Zeit über eine Einschränkung – Polyarteriitis* nodosa stützen, die Häufigkeit dieser Infektionen zu
oder gar Verbot von Amalgam. – Migräne* reduzieren (innere Qualitätssicherung* – Sur-
– Moderne Amalgame haben gute mechanische – Hirntumor veillance).
Eigenschaften und eine geringe Korrosions- – Multiple* Sklerose Vorgehen: Hierbei wird jeder Patient, bei dem
anfälligkeit. Dennoch wird die Verwendung – systemischer Lupus* erythematosus. eine der ausgewählten Operationen* durchge-
von Amalgam in vielen Ländern aus Vor- Ambidextrie f: engl. ambidexterity. Gleiche Ge- führt wird, postoperativ während 30 Tagen
sichtsgründen eingeschränkt (z. B. in einigen schicklichkeit beider Hände. auch mittels Nachkontrollen durch Chirurgen
skandinavischen Ländern) oder komplett ge- Ambisexualität → Bisexualität in der Praxis überwacht und die Wundinfekti-
mieden (z. B. in Japan). Über ein europawei- Ambivaleø nz f: engl. ambivalence. Gleichzeitiges onsrate berechnet. Eine Vergleichbarkeit der
tes Verbot von Quecksilber wird seit länge- Bestehen gegensätzlicher Gefühle und Strebun- Daten wird gesichert durch die Anwendung der
rem diskutiert. gen sowohl im normalpsychologischen Bereich Kriterien der CDC (Centers for Disease Control
– Die Entsorgung von Amalgam ist gesetzlich (Sich-Nicht-Entscheiden-Können) als auch pa- and Prevention) bei der Diagnostik einer Wund-
geregelt (Amalgamabscheider, Recycling der thologisch (z. B. bei Schizophrenie*, affektiven infektion.
Reste). Störungen). Sie wird in der Regel als quälend ambulaø nt: engl. outpatient. Ohne stationäre
– Akute oder chronische Quecksilberintoxika- erlebt und kann auf der Handlungsebene (Am- Aufnahme erfolgend.
tionen werden mit Komplexbildnern (z. B. bitendenz) bis zur Blockade führen. AMD: Abk. für → Makuladegeneration, alters-
Dimaval) behandelt. Amblyopie f: engl. amblyopia. Schwachsichtig- abhängige
– Allergische Reaktionen auf Amalgam sind be- keit eines oder seltener beider strukturell nor- Amelie → Dysmelie
kannt, jedoch sehr selten. maler Augen (außer Deprivationsamblyopie) Ameloblaø sten → Enameloblasten
AMAN: Abk. für engl. acute motor axonal neu- mit Veränderungen im Corpus geniculatum la- Ameloblastom n: engl. ameloblastoma; syn.
ropathy → Guillain-Barré-Syndrom terale und Funktionsdefekten in der Sehrinde Adamantinom. Von Enameloblasten* ausgehen-
Amanita muscaria → Giftpilze als Folge einer Entwicklungsstörung des Seh- der, häufigster odontogener und meist benig-
Amanita pantherina → Giftpilze vermögens entweder infolge sehr schlechter Ab- ner Tumor unbekannter Ursache im Kieferbe-
Amanita phalloides → Giftpilze bildungsleistungen der Augen oder infolge reich (v. a. im Bereich der Molaren der Mandi-
Amanitine → Mykotoxine zentraler Unterdrückung der visuellen Infor- bula oder im Unterkieferast). Siehe Abb.
Amastie f: engl. amastia; syn. Aplasia mam- mationen eines Auges. Pathophysiologie. Bei Pathologie:
mae. Angeborenes ein- oder beidseitiges Fehlen massiven Differenzen zwischen den Netzhaut- – Häufig expansives und lokal infiltrierendes
der Brustdrüse bei fehlerhafter Entwicklung bildern kommt es zur zentralen Unterdrückung Wachstum oder Zystenbildung
der Milchleiste*, evtl. kombiniert mit Fehlen der visuellen Informationen eines Auges. For- – histopathologisch aufgezweigte, proliferie-
der Mamille (Athelie). Amastie wurde auch men: rende Epithelkomplexe, Hohlraumbildun-
schon vereinzelt bei Müttern und Töchtern in – Deprivationsamblyopie (Amblyopia ex an- gen, fibröses Stroma.
dominanter Erbfolge über mehrere Generatio- opsia): entsteht durch Reizentzug während Therapie:
nen beobachtet. der Entwicklung des Sehsystems, z. B. durch – Exzision im Gesunden
Amaurose f: engl. amaurosis. Totale Erblin- Medientrübung, z. B. von Hornhaut, Linse – Rezidivgefahr (ca. 30 %) aufgrund der lokalen
dung, bei der infolge Ausfalls sämtlicher opti- und Glaskörper, Ptosis oder Aphakie. Die Infiltration.
scher Funktionen jegliche Lichtempfindung Therapie besteht in der Beseitigung der Me- Amelogeø nesis imperfeø cta f: engl. hereditary
aufgehoben ist. Ursache sind Erkrankungen, dientrübung, Brillenkorrektion oder Okklu- enamel hypoplasia. Sammelbezeichnung für
die zu einem kompletten Verlust der Signal- sion erblich bedingte syndromatische Erkrankungen
übertragung vom Auge zum Gehirn führen, – Refraktionsamblyopie (Amblyopia ex ani- (z. B. Kohlschütter-Syndrom) mit gestörter Bil-
z. B. Durchtrennung des Sehnerven oder Netz- sometropia): entsteht bei Anisometropie* am dung des Zahnschmelzes. Therapeutisch wird
Amenorrhö 66
Amenorrhö:
A Diagnose und Ätiologie nach WHO.
WHO-Gruppe Diagnose Ätiologie
I hypogonadotrope Amenorrhö hypothalamohypophysäre Insuffizienz
II hypothalamohypophysäre Dysregulation Rückkopplungsstörung
(Amenorrhö, anovulatorische
polyzystisches Ovarialsyndrom
Oligomenorrhö)
III hypergonadotrope Amenorrhö Ovarialinsuffizienz, Gonadendysgenesie
(chromosomal), hyposensitive Ovarien
IV normogonadotrope Amenorrhö Endometriumstörung, kongenitale
Anomalien, intrauterine Adhäsionen
V hyperprolaktinämische Amenorrhö hypophysäres Prolaktinom, funktionell,
pharmakologisch
VI hyperprolaktinämische Amenorrhö unbekannt (psychisch)
VII hypogonadotrope Amenorrhö hypothalamohypophysäre Insuffizienz
Ameloblastom infolge Tumor
die Zahnhartsubstanz mit Kompositfüllungen scher Funktionsstörungen bzw. Erkrankung – ggf. Bestimmung der Sexualhormone und
und Kronen geschützt oder ersetzt. Weitere mit Hemmung der Gonadotropinfreisetzung von Prolaktin im Serum.
Maßnahmen sind lokale Fluoridnutzung zur (z. B. Notstandsamenorrhö, Anorexia* nervo- Therapie: Abhängig von der Ursache:
Mineralisation und Optimierung der Kariespro- sa oder Scheinschwangerschaft) 2. auch rein – Östrogen-Gestagen-Substitution
phylaxe. funktionell bedingt (z. B. postpartale Ame- – Ovulationsinduktion
Amenorrhö f: engl. amenorrhea. Zyklusstö- norrhö*, Oversuppression-Syndrom nach Be- – stimulierende Therapie mit Gonadotropinen
rung* mit Ausbleiben der Menstruation*. Die endigung hormonaler Kontrazeption oder – Psychotherapie
Ursachen sind vielfältig, häufig psychogen. Chiari*-Frommel-Syndrom) 3. selten organi- – Behandlung der Grunderkrankung.
Nach gynäkologischer Untersuchung, Vaginal- sche Ursache (z. B. Hirntumor, Entzündung, Amenorrhoea traumatica → Adhäsionen, int-
sonografie* und hormoneller Diagnostik wird je Trauma oder Kallmann-Syndrom) rauterine
nach Ursache therapiert mit Hormonpräpara- – hypophysäre Amenorrhö: 1. in der Regel or- Amenorrhö-Galaktorrhö-Syndrom → Galak-
ten, Psychotherapie oder Behandlung der ganisch bedingt 2. z. B. bei Prolaktinom* u. a. torrhö-Amenorrhö-Syndrom
Grunderkrankung. Formen: Hypophysentumoren* oder beim Sheehan*- Amenorrhö, postpartale f: engl. postpartum
– Physiologische Amenorrhö vor der Menar- Syndrom amenorrhea. Persistierendes Ausbleiben der
che*, während Schwangerschaft* und Laktati- – ovarielle Amenorrhö: 1. funktionell (z. B. Menstruation* über mehrere (meist > 6) Monate
on* (sog. Laktationsamenorrhö*) und nach Ovarialinsuffizienz*) 2. organisch bedingt nach der Geburt als evtl. Zeichen einer Regulati-
der Menopause (z. B. Ovarialhypoplasie*, Ovarialtumoren* onsstörung des hypothalamisch-hypophysären
– pathologische primäre Amenorrhö: Nicht- oder polyzystische Ovarien*) Regelkreises oder infolge intrauteriner Adhäsio-
eintreten der Menstruation über das vollen- – uterine Amenorrhö, z. B. bei Uterusfehlbil- nen*.
dete 16. Lj. hinaus: 1. zu 1/3 bedingt durch dung oder intrauterinen Adhäsionen* Ames-Test m: engl. Ames assay. Verfahren zur
chromosomale Anomalien (z. B. Turner*-Syn- – im Rahmen anderer Erkrankungen: 1. ins- Mutagenitätsprüfung* verschiedener Substan-
drom, Swyer-Syndrom, Trisomie* X) 2. zu 2/ besondere der Nebennierenrinde (v. a. Addi- zen mithilfe einer histidin-negativen (his–) Mu-
3 durch organische Störungen wie genitale son*-Krankheit, adrenogenitales Syndrom* tante von Salmonella* Serovar Typhimurium.
Fehlbildungen (Gynatresie*), Gonadendysge- oder Nebennierenrindentumor) 2. der Schild- Die Anzahl der erzeugten his+-Revertanten ist
nesie*, Ovarialhypoplasie* und Intersexuali- drüse (Hypothyreose* und Hyperthyreose*) ein Maß für die Mutagenität. Der Test soll po-
tät* und bei Diabetes* mellitus 3. auch im Rah- tenziell kanzerogene Substanzen (siehe Kanze-
– pathologische sekundäre Amenorrhö: men schwerer konsumierender Allgemeiner- rogene*) identifizieren.
1. Ausbleiben der Menstruation über einen krankungen Amethopterin → Methotrexat
Zeitraum von 3 Zykluslängen bei Oligome- – arzneimittelinduzierte Amenorrhö: 1. in- Ametropie f: engl. ametropia. Fehlsichtigkeit
norrhö sowie von mehr als 3 Mon. nach vor- tentionell oder als UAW 2. z. B. durch Hor- infolge einer Refraktionsanomalie (Brechungs-
herigem normalem Verlauf des Menstruati- monpräparate, Phenothiazine, Reserpin oder fehler des Auges). Sie wird entweder anatomisch
onszyklus* ohne Vorliegen einer Schwanger- Sulpirid. durch einen zu kurzen oder zu langen Augapfel
schaft 2. meist funktionelle Störung infolge Diagnostik: oder durch eine abnorme Brechkraft von Horn-
hypothalamisch-hypophysärer Dys- oder Un- – Gynäkologische Untersuchung einschließ- haut oder Linse verursacht.
terfunktion mit konsekutiver Ovarialinsuffi- lich Vaginalsonografie Formen:
zienz*. – hormonale Diagnostik zur Abklärung der en- – Myopie* (Kurzsichtigkeit): Brennpunkt der
Einteilung: nach WHO, siehe Tab. Ätiologie: dokrinen Ursachen mit Gestagentest*, Östro- Sehstrahlen vor der Netzhaut
– Hypothalamische Amenorrhö: 1. meist psy- gentest, Östrogen*-Gestagen-Test, Clomifen- – Hyperopie* (Weitsichtigkeit): Brennpunkt
chogen-psychoreaktiv infolge psychosomati- test* u. a. Stimulationstests der Sehstrahlen hinter der Netzhaut
67 Aminosäuren
– Astigmatismus* (Stabsichtigkeit): fehlender nen* (Vitamin B12) 5. Coenzymen (Coenzym* Aminopeptidasen f pl: engl. aminopeptidases.
Brennpunkt der Sehstrahlen.
AMG: Abk. für → Arzneimittelgesetz
A)
– Ganglien-Blocker im Gehirn (GABA*)
Enzyme (EC 3., Hydrolasen), die hydrolytisch
N-terminale Aminosäuren von Peptiden/Protei-
A
AMH: Abk. für → Anti-Müller-Hormon – Gewebehormone* (Histamin*, Dopamin, Ad- nen abspalten. Die Exopeptidasen gehören zu
AMI: Abk. für akuter Myokardinfarkt → Herz- renalin, Serotonin*, Tyramin, Tryptamin). den Zn-haltigen Metalloproteasen. Ein Beispiel
infarkt Aminkolpitis → Vaginose, bakterielle ist Leucinaminopeptidase.
AMIC-Verfahren n: syn. autologe matrixindu- Aminoazidurie f: engl. aminoaciduria. Ausschei- Aminosäurediabetes → Debré-Toni-Fanconi-
zierte Chondrogenese-Verfahren. Chirurgisches dung von Aminosäuren im Urin. Physiologisch Syndrom
Verfahren bei kleineren umschriebenen Knor- erfolgt 3 % der Gesamtstickstoffausscheidung Aminosäuren f pl: engl. amino acids. Organi-
peldefekten auf Grundlage der Mikrofrakturie- über den Harn. sche Verbindungen mit mindestens einer Carb-
rung*. Die Regeneration des Knorpelgewebes Aminoessigsäure → Glycin oxyl- und Aminogruppe. Die 20 proteinogenen
wird durch Abdecken der Mikrofrakturierung Aminoglykosid-Antibiotika n pl: engl. amino- α-Aminocarbonsäuren bilden die Primärstruk-
mit einer Kollagenmembran gefördert, durch glycoside antibiotics. Einheitliche Gruppe von tur* der Peptide* und Proteine*. In der Natur
die austretende körpereigene Stammzellen auf parenteral oder topisch zu verabreichenden An- kommen Aminosäuren aufgrund 1 oder 2 asym-
der Knochenoberfläche angereichert werden. tibiotika*, die aus Streptomyces- (Endsilbe -my- metrischer C-Atome als optisch aktive Verbin-
Meist wird eine kombinierte Operationstechnik cin) und Mikromonospora-Stämmen (Endsilbe dungen vor (außer Glycin*) und haben meist die
aus Arthroskopie und Miniarthrotomie einge- -micin) isoliert wurden. Sie wirken bakterizid L-Konfiguration.
setzt. Siehe Abb. auf Enterobacter, Pseudomonas, Staphylococcus Allgemeine Strukturformel:
aureus, ferner auf Klebsiella, Serratia, E. coli
COOH COO–
und Proteus. Mögliche Nebenwirkungen sind
Nephro- und Ototoxizität. H2N C H H3N+ C H
Wirkstoffe:
– Streptomycin R R
– Kanamycin-Gentamicin-Gruppe: Kanamy-
cin*, Gentamicin*, Amikacin, Tobramycin, Nomenklatur und spezifische Strukturformeln
Netilmicin siehe Abb.
– Neomycin-Gruppe: Neomycin, Paromomy- Nomenklatur: Je nach Abstand der NH2-Gruppe
cin* in der Kohlenstoffkette zu der endständigen
– weitere Wirkstoffe: Framycetin, Spectinomy- Carboxylgruppe werden Aminosäuren als α-, β-,
cin*. γ-Aminosäuren bezeichnet. α-Aminosäuren ge-
Aminokrebs m: engl. amino carcinoma. Krebs- hören als Bausteine der Proteine und Peptide,
geschwulst der abführenden Harnwege, vor- jedoch auch in freier Form zu den wichtigsten
wiegend der Harnblase, hervorgerufen durch organischen Stoffen der lebenden Zelle.
meist jahrelange Exposition gegenüber aroma- Proteinogene und nicht proteinogene Amino-
tischen Aminen (Benzidin, Betanaphthylamin). säuren:
Der Aminokrebs ist als melde- und entschädi- – Proteinogene Aminosäuren, d. h. Protein
AMIC-Verfahren: 1: Knorpeldefekt nach Anfrischung;
gungspflichtige Berufskrankheit anerkannt bildende Aminosäuren sammeln sich in der
2: nach Fixation der Kollagenmembran (Operations-
(BK Nr. 1301). Die krebserzeugenden aromati- Zelle in einem Aminosäurenpool, in dem sich
situs). [102]
schen Amine sind heute weitgehend durch Er- mit der Nahrung aufgenommene, im Stoff-
satzstoffe ausgetauscht worden. wechsel synthetisierte und durch Proteinab-
Amimie f: engl. amimia. Fehlen der Mimik* als Hinweis: Die durch Amine hervorgerufenen bau anfallende Aminosäuren mischen. In die-
pathologischer Zustand. Bei motorischer Ami- Urothelveränderungen sind weder klinisch, his- sem Pool befinden sich auch stickstoffhaltige
mie sind die Gesichtszüge unbeweglich, insbe- tologisch noch nach ihrem Verlauf von solchen Vor- und Zwischenstufen der Biosynthese der
sondere im Rahmen von extrapyramidalen Syn- Erkrankungen anderer Ursachen abzugrenzen. proteinogenen und nicht proteinogenen
dromen* (z. B. Parkinson*-Syndrom). Bei senso- Daher ist eine eingehende Arbeitsanamnese für Aminosäuren. Außer den 20 Aminosäuren,
rischer Amimie besteht eine Unfähigkeit, Mi- die ärztliche Beurteilung ganz besonders wich- die gewöhnlich in Proteinen vorkommen,
mik und Gestik zu verstehen und sich selbst da- tig. gibt es einige, die in nur geringer Menge in
rin auszudrücken, z. B. bei globaler Aphasie*. Aminopenicillinexanthem n: engl. ampicillin speziellen Proteintypen gefunden wurden,
Amine, biogene n pl: engl. biogenic amines. rash; syn. Ampicillinexanthem. Makulopapulö- z. B. 4-Hydroxyprolin und 5-Hydroxylysin
Durch Decarboxylierung von Aminosäuren* ses Exanthem*, das während oder nach Amino- im fibrillären Protein Kollagen sowie N-Me-
entstehende Amine mit vielfältigen physiologi- penicillintherapie durch transiente Immunsti- thyllysin im Muskelprotein Myosin*.
schen Funktionen. So entstehen beispielsweise mulation bei gleichzeitiger Mononucleosis* in- – nicht proteinogene Aminosäuren sind am
aus Tyrosin und Tryptophan direkte Decarbo- fectiosa auftritt, bei Erwachsenen in 30–70 % Aufbau der Proteine nicht beteiligt. Dazu ge-
xylierungsprodukte sowie biogene Amine ihrer und bei Kindern in nahezu 100 %. hören auch solche, die als Zwischenprodukte
Derivate. Hintergrund: Nach Abklingen der Virus-Infekti- bei der Biosynthese proteinogener Amino-
Funktion: Biogene Amine besitzen z. T. sehr un- on (auch bei Infektion mit HIV und Herpes sim- säuren auftreten. Sie existieren biologisch in
terschiedliche Funktionen, z. B. als plex Virus Typ 6) werden die Medikamente oft freier oder anders kombinierter Form. Bei-
– Bestandteil von: 1. Ribosomen* (Cadaverin, wieder vertragen. Ggf. wird später eine allergo- spiele sind Ornithin* und Citrullin* als Zwi-
Putrescin) 2. Sperma (Spermin, Spermidin) logische Abklärung zur Abgrenzung einer Ami- schenprodukte im Harnstoffzyklus*.
3. Phospholipiden* (Ethanolamin) 4. Vitami- no(penicillin)-Allergie durchgeführt.
Aminosäuren 68
Aminosäuren: Tab. 1
A Gluko- und ketoplastische Aminosäuren.
Einteilung Aminosäuren
glukoplastisch Alanin, Arginin, Asparagin-
säure, Cystein, Glutamin-
säure, Glycin, Histidin,
Methionin, Prolin, Serin,
Threonin, Valin, Hydroxy-
prolin
ketoplastisch Leucin, Lysin
gluko- und Isoleucin, Phenylalanin,
ketoplastisch Tryptophan, Tyrosin
Aminosäuren: Tab. 2
Minimalbedarf an für den Menschen
essenziellen Aminosäuren.
Aminosäure Minimalbedarf (g/d)
Isoleucin 0,7
Leucin 1,1
Lysin 0,8
Methionin 1,1
Phenylalanin 1,1
Threonin 0,5
Tryptophan 0,25
Valin 0,8
Arginin S nur im Säuglingsalter
T
Histidin U essenziell
Tyrosin abhängig von der
Phenylalaninzufuhr
Die empfohlene Tageszufuhr beträgt
die doppelte Menge.
sin*, Arginin* und Histidin*) 4. negativ gela- min Bestandteil der Glykosaminoglykane und xisch wirkendes Zellgift und wird v. a. durch
dene Aminosäuren (Asparaginsäure* und
Glutaminsäure*).
Glykoproteine*. Ebenso sind 2-Amino-2-des-
oxyaldosen in einigen Antibiotika (z. B. Strepto-
die Bildung von Harnstoff in der Leber (Harn-
stoffzyklus*) eliminiert. Z. B. bei einer Leberzir-
A
Glukoplastische und ketoplastische Aminosäu- mycin), in Blutgruppensubstanzen sowie in Oli- rhose sind die Blutwerte erhöht.
ren: Bei der Glukoneogenese* entsteht aus glu- gosacchariden der Milch enthalten. Biochemie: Der größte Anteil des Ammoniaks
koplastischen Aminosäuren Glukose. Aus keto- Amitose f: engl. amitosis. Direkte Kernteilung entsteht durch den Abbau der Nahrungsprotei-
plastischen Aminosäuren* entstehen Ketonkör- mit einfacher Durchschnürung des Zellkerns ne und durch bakterielle Ammoniakbildung im
per* (Ketogenese*). Gluko- und ketoplastische und Aufteilung des genetischen Materials ohne Darm und gelangt über die Pfortader in die Le-
Aminosäurensiehe Tab. 1 . vorangehendes Sichtbarwerden der Chromoso- ber. Das im Rahmen der oxidativen Desaminie-
Essenzielle und nicht essenzielle Aminosäuren: men. Die Amitose führt zur Mehrkernigkeit der rung v. a. in Leber und Niere freiwerdende
Essenzielle Aminosäuren können vom betref- Zelle, da die Teilung des Zellleibes meist unter- NH4+ geht wieder in die Synthese von Gluta-
fenden Organismus nicht oder nur ungenügend bleibt. Vorkommen: in hochdifferenzierten, minsäure (GLDH) und Glutamin* (Leber, Ske-
durch Biosynthese bereitgestellt werden und stoffwechselaktiven Geweben, wie Leber, Niere, lettmuskulatur) ein oder wird nach Umwand-
müssen daher mit der Nahrung zugeführt wer- Nebenniere, vegetativen Ganglienzellen und lung in Harnstoff über die Niere ausgeschieden.
den (Tryptophan*, Threonin*, Isoleucin*, Ly- Herzmuskulatur. Referenzbereich im Blut Erwachsener: 27–
sin*, Valin*, Leucin*, Methionin*, Phenylalanin* Amitriptylin n: Trizyklisches Antidepressivum 90 μg/dl (16–53 μmol/l).
siehe Tab. 2; für Babys und Kleinkinder zusätz- (Dibenzocycloheptadien-Derivat) mit ausge- Indikation:
lich Histidin* und möglicherweise auch Argi- prägter anticholinerger und sedativer Wirkung, – Neurologische Symptome (z. B. psychische
nin*). Nicht-essenzielle Aminosäuren müs- u. a. durch Hemmung der präsynaptischen Wie- Veränderungen, Krampfanfälle, Koma) bei:
sen nicht mit der Nahrung zugeführt werden. deraufnahme von Serotonin* und Noradrena- 1. Leberzirrhose oder Leberversagen 2. Che-
Aminosäuren, ketoplaø stische f pl: engl. keto- lin*. Anwendungsgebiete sind Depressionen motherapie 3. portosystemischem Shunt
plastic amino acids. Aminosäuren*, die nach ka- und chronische Schmerzen. – Verdacht auf angeborene Stoffwechselstörun-
tabolem Abbau zu Acetoacetyl-CoA (Acetessig- Amlodipin n: engl. amlodipine. Antihypertensi- gen v. a. bei Kindern.
säure*) und Acetyl-CoA (aktivierte Essigsäure) vum aus der Gruppe der Kalzium*-Antagonis- Bestimmung: Als Untersuchungsmaterial dient
Ketonkörper* bilden (Ketogenese*). Einzige rein ten (Dihydropyridin-Derivat) mit langsamer aus dem venösen Blut gewonnenes EDTA- oder
ketoplastische Aminosäuren sind Leucin und Eliminationsgeschwindigkeit. Es wird auch bei Heparin-Plasma. Die Bestimmung erfolgt u. a.
Lysin. Keto- und glukoplastische Aminosäuren vasospastischer Angina* pectoris eingesetzt. enzymatisch mithilfe der Glutamatdehydroge-
zugleich sind Isoleucin, Phenylalanin, Tyrosin Wechselwirkungen bestehen mit anderen Anti- nase* durch fotometrische Messung der
und Tryptophan. Siehe Aminosäuren* (Tab. 1 hypertensiva*, Antiarrhythmika* und trizykli- NADPH-Abnahme. Cave: Lange Stauung ver-
dort). schen Antidepressiva. Zu den Nebenwirkungen meiden (Gefahr falsch hoher Werte).
Aminosäuresequenz f: engl. amino acid se- zählen Tachykardien* und Flush*. Kontraindi- Erhöhte Werte im Blut:
quence; syn. Primärstruktur. Aufeinanderfolge kationen sind akutes* Koronarsyndrom, insta- – Gestörte Harnstoffbiosynthese bei Leberer-
und Anzahl der kovalent miteinander verbun- bile Angina* pectoris und höhergradige Aorten- krankungen, z. B. Leberzirrhose
denen Aminosäuren* in einem Peptid* oder Pro- stenosen*. – Umgehung des Leberkreislaufs
tein*. Die Aminosäuresequenz wird als Primär- AMLS: engl. Advanced Medical Life Support. In- – hochdosierte Chemotherapie
struktur* der Proteine bezeichnet. Der native ternationales Konzept zur systematischen, prio- – angeborene Enzymdefekte (hereditäre Hy-
Zustand mit zunehmender Proteinfaltung wird ritätsorientierten, akutmedizinischen Versor- perammonämie*).
durch die Sekundärstruktur, Tertiärstruktur gung internistischer und neurologischer Not- Ammoniaø kgeruch m: engl. ammonia odour.
und bei Proteinen aus mehreren Aminosäure- fallpatienten in Rettungsdienst und Notaufnah- Charakteristisch stechender Geruch des farblo-
ketten durch die Quartärstruktur beschrieben. me. Von der National Association of Emergency sen Gases Ammoniak (NH3), das bei der Zerset-
Aminosäurestoffwechsel m: engl. amino acid Medical Technicians (NAEMT) und National As- zung von stickstoffhaltigen organischen Subs-
metabolism. Reaktionen des katabolen und ana- sociation of EMS Physicians (NAEMSP) entwi- tanzen entsteht und in der Leber durch die Bil-
bolen Umbaus von Aminosäuren*, zu denen ckelt, wurde es 2010 unter dem Dach des Deut- dung von Harnstoff gebunden und mit dem
Transaminierung, Decarboxylierung und oxi- schen Berufsverbandes Rettungsdienst (DBRD) Urin ausgeschieden wird. Bei Harnwegsinfekti-
dative Desaminierung gehören. eingeführt. onen riecht der Urin nach Ammoniak, bei
Aminotransferasen → Transaminasen Ammei f: engl. Ammi visnaga. Pflanze aus der schweren Leberfunktionsstörungen die Aus-
Aminozucker m pl: engl. amino sugars. Mono- Familie der Doldengewächse mit Früchten atemluft.
saccharide, bei denen eine alkoholische (nicht (Doppelachänen, Ammeos visnagae fructus, Ammoniaø kintoxikation → Enzephalopathie,
glykosidische) Hydroxylgruppe durch eine Khellafrüchte), die Khellin und Visnagin (Fura- hepatische
Aminogruppe (dNH2) ersetzt ist. Zu den wich- nochrome) sowie Visnadin (Pyranocumarine) Ammoniaø kintoxikation → Harnstoffzyklus-
tigsten Aminozuckern gehören 2-Amino-2-des- enthalten. Ammei führt aufgrund ihrer leicht Enzymdefekt, angeborener
oxyaldosen (unter anderem Galaktosamin*, positiv inotropen und spasmolytischen Wir- Ammoniaø kintoxikation → Reye-Syndrom
Glukosamin*, Mannosamin, Neuraminsäure* kung zu einer Steigerung der Koronar- und Ammoniummagnesiumphosphat → Magne-
und Muraminsäure). Myokarddurchblutung (wegen UAW Verwen- siumammoniumphosphat
Biologische Bedeutung: Glukosamin und Ga- dung heute obsolet). Ammonshornsklerose f: engl. Ammon’s horn
laktosamin liegen meist in N-acetylierter Form Ammi visnaga → Ammei sclerosis; syn. Hippocampussklerose. Nervenzel-
vor. N-Acetylglukosamin ist bei Insekten und Ammoniaø k n: engl. ammonia. Farbloses Gas lenverlust und Gliose* im Hippocampus mit
Krustentieren Baustein des Chitins, Bestandteil mit stechendem Geruch. Im Stoffwechsel ent- Verhärtung bei langjähriger Temporallappen-
der bakteriellen Zellwand (Murein*) und bei steht Ammoniak beim Aminosäure-, Protein-, epilepsie. Klinisch wird die Ammonshornskle-
Wirbeltieren zusammen mit N-Acetylgalaktosa- Purin- und Pyrimidinabbau. Es ist ein neuroto- rose eingeteilt nach Schweregraden entspre-
Amnesic Aphasia 70
chend der Stärke des Nervenzellenverlusts und – Betroffene sind ansprechbar und können un- oder Fakten werden besser erinnert) häufig ge-
A der astroglialen Reaktion der betroffenen Sekto-
ren CA1–4.
auffällig reagieren, d. h. weitere kognitive
Funktionen sowie das Arbeitsgedächtnis
lingt. 4 elementare Muster:
– Retrograde Amnesie einige Monate bis Jahre
Amnesic Aphasia: syn. amnestische Aphasie. nicht zwangsläufig betroffen. vor Beginn der Störung (z. B. nach bilateraler
Zentrale Sprachstörung, meist als Zeichen einer Amnesie, dissoziative f: engl. dissociative am- medialer temporaler Lobektomie)
schweren Demenz. Die Patienten sind typi- nesia. Meist unvollständige und selektive Amne- – ausgedehnte retrograde Amnesie über Jahr-
scherweise gut artikuliert. Sie zeigen Wortfin- sie*, die sich in der Regel auf bestimmte, häufig zehnte vor dem Ereignis ohne wesentlichen
dungsstörungen, semantische und phonemati- traumatische Ereignisse (z. B. Unfall, Kindes- zeitlichen Gradienten, z. B. bei chronisch-
sche Paraphasien. Im Gegensatz zu motori- misshandlung) bezieht. Behandelt wird mit progredienter Multipler Sklerose
scher, sensorischer bzw. globaler Aphasie fin- Psychotherapie (mit Rekonstruktion des Bezugs – ausgedehnte retrograde Amnesie mit zeitli-
den sich aber kein Agrammatismus und keine der Störung zu verursachenden Ereignissen chem Gradienten, z. B.: 1. bei Korsakow*-
Sprachverständnisstörung. oder Bedingungen). Syndrom 2. bei akuter dienzephaler Läsion
Amnesie f: engl. amnesia. Quantitative Ge- Vorkommen: U. a. im Rahmen dissoziativer bei bilateralem Schlaganfall* oder basalen
dächtnisstörung* mit zeitlich oder inhaltlich Identitätsstörung*, dissoziativer Fugue*, akuter Frontalhirnläsionen 3. progredient bei Alz-
definierter Erinnerungsbeeinträchtigung auf- Belastungsreaktion*, posttraumatischer* Belas- heimer*-Krankheit
grund organischer oder psychogener Ursache. tungsstörung oder als isolierte Form der disso- – isolierte retrograde Amnesie ohne anterogra-
Vorkommen: ziativen* Störungen. Die dissoziative Amnesie de Komponente, z. B.: 1. bei psychogener
– Häufig nach Bewusstseinsstörung* (z. B. nach darf nicht kausal auf Intoxikationen oder neu- Amnesie 2. bei Läsionen der anterioren tem-
Schädelhirntrauma*) und bei symptomati- rologische oder andere medizinische Bedingun- poralen Strukturen.
scher Psychose* gen zurückführbar sein. Ätiologie: Störung des Altgedächtnisses mit
– auch nach epileptischem Anfall*, Intoxikati- Klinik: Meist retrospektive Gedächtnislücke(n) Verlust oder Verminderung autobiografischer
on, schwerer psychosozialer Traumatisie- in der individuellen Autobiografie. Ausmaß Erinnerungen und Beeinträchtigung des Abru-
rung, Migräne* oder bei Demenz*. und Vollständigkeit variieren häufig zeit- und fes bestehender Engramme*.
Einteilung: personenbezogen. Ein beständiger Kern, der im Therapie:
– Nach Zeitraum der Erinnerungsbeeinträchti- Wachzustand nicht aufgehellt werden kann, – Ggf. Beseitigung ursächlicher Krankheitsfak-
gung: 1. retrograde Amnesie* 2. anterograde bleibt in der Regel bestehen. Eine vollständige toren
Amnesie* 3. kongrade Amnesie* 4. transiente und generalisierte Amnesie ist selten. – kognitives Training
globale Amnesie* 5. globale Amnesie 6. parti- Amnesie, kongrade f: engl. congrade amnesia. – neuropsychologische Therapie*
elle Amnesie* Amnesie* für die Zeit der eigentlichen Bewusst- – Rehabilitation.
– nach Inhalt der Erinnerungsbeeinträchti- losigkeit. Amnesie, transieø nte globale f: engl. transitory
gung: dissoziative Amnesie* Amnesie, partieø lle f: engl. partial amnesia. Ret- global amnesia. Episode akuter Gedächtnisstö-
– weitere Formen: 1. semantische Amnesie rograde Amnesie*, bei der nur Teile oder Aspek- rung* mit anterograder* und meist geringer
2. infantile Amnesie 3. hypnotische Amnesie te von Episoden, Ereignissen oder Situationen ausgeprägter retrograder Amnesie* und Orien-
4. posttraumatische Amnesie 5. Paramnesie*. erinnert werden können. tierungsstörung. Auslöser können akute
Amnesie, anterograde f: engl. anterograde am- Vorkommen: Schmerzzustände sein. Die Dauer beträgt meist
nesia. Amnesie* für eine bestimmte Zeit oder an- – Mit psychogener Genese (häufig reversibel) nur wenige Stunden. Eine spezifische Therapie
haltend nach einem schädigenden Ereignis oder – posttraumatische* Belastungsstörung existiert nicht, das Rezidivrisiko innerhalb von
nach dem Beginn der Störung (z. B. Schädel- – akute Belastungsstörung 5 Jahren wird auf 3–20 % geschätzt. Vorkom-
hirntrauma*). Betroffene sind ansprechbar und – dissoziative Amnesie* men:
können unauffällig reagieren. Vorkommen: – Intoxikation – Inzidenz 5 : 100 000 Personenjahre
z. B. – Narkolepsie* – Manifestationsalter 40.–80. Lebensjahr
– Bei Unfall mit Schädelhirntrauma – Migräne* – keine Geschlechterpräferenz.
– bei alkoholbedingtem Korsakow*-Syndrom – akute Psychose* Auslöser: z. B.
– im Initialstadium der Demenz* – u. a. – Belastende körperliche Aktivität
– bei affektiven Störungen* (sog. depressive Amnesie, psychogene → Amnesie, dissozia- – akute Schmerzen
Pseudodemenz). tive – zerebrale Angiografie
Pathophysiologie: Amnesie, retrograde f: engl. retrograde amne- – Hustenanfälle
– Umstritten sia. Amnesie* für den Zeitraum (Sekunden bis – Migräne
– Störung der Bildung neuer Engramme*. Tage oder Wochen) vor Eintritt eines schädigen- – psychische Stressoren.
Klinik: den physischen (z. B. Schädelhirntrauma) oder Ätiologie: wahrscheinlich Störung der basalen
– Domänen-, material- und modalitätsspezifi- psychischen (z. B. Psychotrauma) Ereignisses mediotemporalen Strukturen Parahippocam-
sche oder globale Neugedächtnisbeeinträch- oder vor dem Beginn der Störung. Die retrogra- pus, Hippocampus und entorhinaler Kortex
tigung mit Unfähigkeit, neue Informationen de Amnesie ist meist kürzer als die anterograde (Area entorhinalis).
im Langzeitgedächtnis zu konsolidieren (an- Amnesie*. Therapie und Prognose sind abhän- amnestisch: engl. amnestic. Ohne Erinnerung
terograder zeitlicher Gradient) und Störung gig von Ursache, Grunderkrankung und Aus- bzw. die Amnesie* betreffend, z. B. nach Schä-
des Lernens und Erinnerns neuer Informatio- maß der Defizite. del-Hirn-Trauma, bei Demenz*, organisch be-
nen ab Beginn der Amnesie Kennzeichen: Häufig sind semantisches und au- dingter Bewusstseinstrübung oder Intoxika-
– Erinnerungsfähigkeit (retrograder zeitlicher tobiografisches* Gedächtnis unterschiedlich be- tion.
Gradient) dabei weniger beeinträchtigt troffen, wobei der Nachweis eines zeitlichen Aø mnion n: Im Stadium der zweiblättrigen
Gradienten (länger zurückliegende Ereignisse Keimscheibe* aus dem Epiblasten (späteres Ek-
71 Amöbiasis
toderm) auswandernde Zellschicht unter dem Amnioskop n: engl. amnioscope. Starres Kunst- onsrisiko bei vermuteten genetisch beding-
Trophoblasten, die zusammen mit dem Ekto-
derm des Keimlings die Amnionhöhle bildet.
stoff- oder Metallrohr mit Lichtquelle zum vagi-
nalen Einführen in den geöffneten Mutter-
ten Fehlbildungen 3. zur Bestimmung des
Bilirubin bei V. a. Morbus haemolyticus neo-
A
Funktion: Das Amnion stülpt sich während der mund. Ein Amnioskop wird zur gezielten Am- natorum (heute weitgehend durch Chordo-
weiteren Embryogenese von dorsal nach ventral niotomie* oder im Rahmen der fetalen Blutent- zentese ersetzt) 4. Bei V. a. intrauterine Infek-
über den späteren Embryo und bildet so die in- nahme am Skalp (fetale Blutgasanalyse, Mikro- tionen
nerste der Eihäute*. Amnionzellen sezernieren blutuntersuchung) verwendet. Die früher – therapeutisch: 1. Amnioninfusion bei Ahyd-
Fruchtwasser*. durchgeführte Amnioskopie (Betrachtung des ramnion 2. Entlastungspunktion, z. B. bei
Aø mnionflüssigkeit → Fruchtwasser Fruchtwassers) hat heute keinen klinischen Polyhydramnion oder fetofetalem Transfusi-
Aø mnioninfektionssyndrom n: engl. amniotic Stellenwert mehr. onssyndrom.
infection syndrome; syn. Chorioamnionitis. In- Amniotic-Fluid-Index m: engl. amniotic fluid Komplikationen: Das Abortrisiko beträgt in der
fektion von Fruchthöhle, Plazenta und Eihäu- index; Abk. AFI. Index zur Quantifizierung der Frühschwangerschaft etwa 0,5 %, außerdem
ten sowie des Feten in der Schwangerschaft oder Fruchtwassermenge. Es erfolgt eine sonografi- können Blasensprung, Infektionen und Blutun-
unter der Geburt. Das Amnioninfektionssyn- sche Messung der vertikalen Ausdehnung der gen auftreten. Verletzungen des Feten durch die
drom tritt vorwiegend bei vorzeitigem Blasen- größten Fruchtwasserdepots in allen 4 Quad- Nadel sind extrem selten.
sprung auf, kann aber auch bei einer geschlosse- ranten im Uterus. Die Zahlenwerte (in cm) wer- A-Mode: Abk. für Amplituden mode → Ultra-
nen Fruchtblase vorkommen. Behandelt wird den addiert. schalldiagnostik
antibiotisch, in den meisten Fällen muss die Referenzbereich: Ein Polyhydramnion wird bei Amöben → Amöbiasis
Schwangerschaft beendet werden. Überschreiten der 95-er Perzentile, ein Oligo- Amöben f pl: engl. amoebae. Protozoen* der
Ätiologie: Es handelt sich um eine aufsteigende hydramnion bei Unterschreiten der 5-er Perzen- Klasse Rhizopoda, die sich durch ständige
Infektion über die Vagina und die oft auch tile (z. B. am Geburtstermin < 7 cm) diagnosti- Formveränderung und Ausbildung von Pseudo-
leicht geöffnete Zervix. Die häufigsten Erreger ziert. podien* fortbewegen. Die meisten Arten leben
sind: E. coli, Streptokokken der Gruppe B, My- Amniotomie f: engl. amniotomy. Eröffnung der im Süßwasser, teils aber auch im menschlichen
coplasmen, seltener kommen Chlamydien oder Fruchtblase unter der Geburt mittels vaginaler Darmtrakt. Nur wenige sind fakultativ patho-
Gonokokken vor. Untersuchung und unter Verwendung eines gen (z. B. Entamoeba* histolytica, Naegleria*
Klinik: Klinisch stehen Fieber, fetale Tachykar- Häkchens oder einer Klemme. Die Amniotomie fowleri).
die, Anstieg der Entzündungsparameter im der Vorblase dient zur Geburtseinleitung oder Amöben-Abszeø ss m: Abszess durch Ent-
mütterlichen Blut (Leukozyten, CRP) und fötide zur Beschleunigung des Geburtsverlaufes. Ist amoeba* histolytica, meist in der Leber. Die
riechendes Fruchtwasser im Vordergrund. der kindliche Kopf noch nicht fest im Becken, Symptome sind Fieber, Schmerzen im Ober-
Komplikation: Bei fortschreitender Infektion ist als Komplikation ein Nabelschnurvorfall bauch, gelegentlich Übelkeit und Erbrechen.
kann es zur mütterlichen und kindlichen Sep- möglich. Die Diagnose erfolgt durch den Nachweis der
sis* kommen. Amniozentese f: engl. amniocentesis; syn. Am- Antikörper im Serum, außerdem Ultraschall/
Therapie: Die Behandlung besteht einerseits aus nionpunktion. Punktion der Fruchthöhle (Am- Computertomografie. Behandelt wird mit Met-
der Gabe von Antibiotika i. v., andererseits aus nionhöhle) zur Gewinnung von Fruchtwasser. ronidazol oder Tinidazol, danach mit Diloxanid
der Beendigung der Schwangerschaft bei erheb- Die Punktion erfolgt unter Ultraschallsicht von oder Paromomycin.
licher mütterlicher und kindlicher Gefährdung, der Bauchdecke der Mutter aus. Man unter- Amöben-Meningoenzephalitis f: engl. amoe-
und zwar vor der Lebensfähigkeit des Kindes scheidet die diagnostische von der seltenen the- bic meningo-encephalitis. Seltene, akut verlaufen-
als Schwangerschaftsabbruch, ab der 24. SSW in rapeutischen Punktion. Siehe Abb. de, nekrotisierende oder granulomatöse primä-
der Regel als Schnittentbindung. Indikationen: re Meningoenzephalitis* durch Infektion mit
Aø mnioninfusion f: engl. amnioinfusion. Frucht- – Diagnostisch: 1. im Rahmen der Pränataldi- Amöben* mit meist infauster Prognose. In der
wasserauffüllung bei Oligo- oder Anhydramni- agnostik ab der 13. SSW 2. Frühamniozente- Regel wird ein Therapieversuch mit Amphoteri-
on*. Eine Amnioninfusion wird über eine Am- se ab der 10. SSW mit erhöhtem Komplikati- cin* B in hoher Dosierung (i. v. und intrathekal)
niozentese* durchgeführt. in Kombination mit Rifampicin unternommen.
Indikationen: Erreger:
– Bessere Schallbedingungen in der Pränataldi- – Entamoeba* histolytica
agnostik* – Naegleria* fowleri
– Versuch der Vermeidung von Kontrakturen – Acanthamoeba* castellanii und polyphaga
– Versuch der Verbesserung der Entwicklung – Balamuthia mandrillarisis.
des Lungengewebes und damit Vermeidung Übertragung:
einer Lungenhypoplasie – Über den Nasen-Rachen-Raum, meist beim
– Nachweis oder Ausschluss eines vorzeitigen Baden in freien Gewässern oder Hallenbä-
Blasensprunges*, hierzu wird die Flüssigkeit dern (Naegleria)
mit einem Farbstoff versetzt. – über Atemwege oder Hautwunden (Acanth-
Aø mnioninfusionssyndrom → Fruchtwasser- amoeba, Balamuthia).
embolie Pathogenese: häufig hämatogene Ausbreitung
Amnionitis f: Entzündung der Eihäute (Amni- aus einem Amöbenleberabszess oder -lungen-
on) bei bestehendem Amnioninfektionssyn- abszess (siehe Amöbiasis*).
drom*, meist infolge einer aufsteigenden Infek- Amöbenruhr → Amöbiasis
tion. Amöbiøasis f: engl. amoebiasis. Protozoen*-In-
Aø mnionpunktion → Amniozentese Amniozentese: transabdominaler Zugang. fektion mit Entamoeba* histolytica. Die Mehr-
Amoebida 72
zahl der Infektionen ist asymptomatisch. In der sozialer Desintegration (Rückzug) und Grübelei Pilzinfektionen. Bei intravenöser Anwendung
A Minderheit treten gastrointestinale Symptome
oder Abszesse, meist in der Leber, auf.
und als Reaktion auf empfundene Kränkungen
und Zurückweisungen anzusehen (Rache).
treten häufig Nebenwirkungen wie Anaphyla-
xien, Kopfschmerzen, gastrointestinale Symp-
Epidemiologie: Die Amöbiasis ist weltweit ver- amoø rph: engl. amorphous. Formlos, ohne tome und Elektrolytstörungen auf, die präven-
breitet, insbesondere in Ländern mit geringem scharfe Begrenzung; in der Chemie: unkristal- tive Medikamentengaben erfordern. Die Geni-
Einkommen. Die Übertragung der Amöbenzys- lin. talcreme beeinträchtig die Sicherheit von Kon-
ten erfolgt fäkal-oral. Entamoeba dispar ist Amoss-Zeichen → Dreifußzeichen domen.
nicht pathogen, während die morphologisch Amotio f: Entfernung, z. B Amotio bzw. Abla- Ampicillin n: syn. D-(–)-α-Aminobenzylpenicil-
identische Entamoeba histolytica die Darm- tio* retinae (Netzhautablösung*). lin. Betalaktam-Antibiotikum mit breiter bakte-
wand durchdringen kann und so die Enteritis Amotio choroideae f: engl. choroidal detach- rizider Wirkung gegen grampositive und einige
verursacht. ment; syn. Ablatio choroideae. Aderhautabhe- gramnegative Keime. Aufgrund schlechterer
Klinik: Bei Darmbefall bung aufgrund einer Exsudation unter die Cho- oraler Resorption und Verträglichkeit als Amo-
– Durchfall roidea* bei länger andauerndem niedrigem Au- xicillin* wird es hauptsächlich intravenös verab-
– Bauchschmerzen geninnendruck*, z. B. nach Glaukomoperation, reicht, meist in Kombination mit dem Betalak-
– Tenesmen mit blutigem Stuhl Entzündung der Aderhaut oder Sklera sowie tamase-Inhibitor Sulbactam. Nebenwirkungen
– häufig Fieber. Unterblutung (infolge OP oder Trauma). sind Überempfindlichkeitsreaktionen und gast-
Bei Abszessen meist Amotio retinae → Netzhautablösung rointestinale Beschwerden. Wechselwirkungen
– Hohes Fieber Amoxicillin n: Oral oder intravenös anwendba- mit oralen Kontrazeptiva sind möglich.
– Schmerzen im betroffen Organ, in der Regel res Betalaktam-Antibiotikum mit guter Gewe- Ampuø lla epiphrenica f: engl. epiphrenic ampul-
der Leber. begängigkeit und breiter bakterizider Wirkung la; syn. epiphrenische Ampulle. 1,5–2,5 Sekun-
Diagnostik: Bei Darmbefall gegen grampositive und einige gramnegative den nach dem Schluckakt röntgenologisch
– Nachweis der Zysten und Trophozoiten im Keime. Eine Kombination mit Clavulansäure er- sichtbare, ampullenartige Erweiterung am un-
Stuhl weitert das Wirkspektrum. Zu den Nebenwir- teren Segment des Ösophagus*. Dieser nicht pa-
– serologische Unterscheidung der pathogenen kungen zählen gastrointestinale Störungen, thologische Befund erscheint auch bei starker
von der nicht pathogenen Form. Anaphylaxie* und Exantheme (v. a. bei infektiö- Inspiration*, da der Ösophagus hier sehr dehn-
Bei Abszessen ser Mononukleose). Wechselwirkungen mit ora- bar und dem starken Drücken des Thorax* aus-
– Bildgebung len Kontrazeptiva sind möglich. gesetzt ist. Eine Differenzialdiagnose ist die
– Suche nach Antikörpern im Serum. Amoxicillin + Clavulansäure: Fixkombination Hiatushernie*.
Therapie: von Amoxicillin* mit dem Betalaktamase-Inhi- Ampuø lla recti f: engl. rectal ampulla; syn. Rek-
– Bei Darmbefall und Abszess: 1. Metronidazol bitor Clavulansäure. Sie schützt das Breitband- tum ampulle. Unterhalb der Kohlrauschfalte
2. Tinidazol Antibiotikum Amoxicillin vor der Inaktivie- gelegener kaudalster Teil des Mastdarms. Die
– zur Behandlung der Zysten anschließend: rung durch Betalaktamasen und erweitert da- extraperitoneal liegende Ampulla recti ist
1. Diloxanid 2. Paromomycin durch dessen Wirkspektrum. Clavulansäure hat sehr dehnbar und reicht bis zur Junctio anorec-
– bei Amöbenabszessen gelegentlich Aspirati- selbst eine schwache antibakterielle Wirkung. talis, an der der trichterförmig verengte Anal-
on nötig. Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und kanal* beginnt. Mit dem Eintritt von Fäzes* in
Amoebida → Amöben Kontraindikationen entsprechen im Wesentli- die Ampulla recti wird die Defäkation* eingelei-
Amöbom n: Tumoröses und ulzerierendes Gra- chen denen des Amoxicillins. tet.
nulom, das bei Infektion des Kolon durch Ent- AMP n: syn. Adenosinmonophosphat. Adeno- Ampuø lle f: engl. ampule. Kleiner, steril ver-
amoeba* histolytica entstehen kann. sinphosphat* mit einer Phosphatgruppe. Ade- schlossener Glasbehälter mit Hals für Injekti-
Amok m: engl. amuck. Reaktiver Erregungszu- nosinmonophosphat entsteht im Körper aus onslösungen.
stand* mit plötzlichen ungerichteten Gewalt- Adenosintriphosphat (ATP) durch Abspaltung Amputat n: engl. amputated limb. Durch trau-
ausbrüchen, Hypermotorik (sog. Bewegungs- von Diphosphat. Das Ribonukleotid ist Be- matische oder chirurgische Amputation* abge-
sturm) und massiver (Fremd-)Aggression*, ge- standteil der Nukleinsäuren* (DNA*, RNA*). trennter Teil eines Organs oder einer Extremi-
folgt von einem schweren Erschöpfungszustand Therapeutisch wird AMP wegen seiner stark ge- tät. Je nach Größe, Amputationshöhe und
meist mit Amnesie* für die Episode und häufig fäßerweiternden Wirkung als Kreislaufmittel* Transportbedingungen (v. a. Temperatur) erge-
beendet durch Suizid*. Heute werden diesem verwendet. ben sich unterschiedliche Ischämiezeiten (Ischä-
Begriff auch zielgerichtete und geplante Ge- Amphetaminintoxikation f: engl. ampheta- mietoleranz*), innerhalb derer bei traumati-
walttaten zugerechnet (z. B. Amokläufe an mine intoxication. Akute Intoxikation durch den scher Amputation in Abhängigkeit von z. B.
Schulen). Konsum von Amphetaminen. Die Ampheta- Weichteiltraumatisierung und Begleitverlet-
Vorkommen: Zur Risikogruppe gehören chole- minintoxikation gehört zu den Substanzstö- zungen ggf. eine Replantation* möglich ist.
rische, leicht zu kränkende Personen mit unter rungen* nach (ICD-10). Amputation f: syn. Ablatio. Operative oder
Umständen entsprechenden Persönlichkeitsstö- amphitriøch: engl. amphitrichous. Beschreiben- traumatisch bedingte Abtrennung von Weich-
rungen*, z. B. der Begriff für eine Form der Begeißelung von teilen, Gliedmaßen oder Gliedmaßenteilen. An-
– Paranoide Persönlichkeitsstörung* Bakterien, bei der sich die Geißeln* an den ge- lass für Amputationen, insbesondere der unte-
– schizoide Persönlichkeitsstörung* genüberliegenden Polen des Bakteriums befin- ren Extremitäten, sind häufig periphere arteri-
– narzisstische Persönlichkeitsstörung* den, z. B. bei Spirillen. elle Durchblutungsstörungen (v. a. durch Mik-
– dissoziale Persönlichkeitsstörung* Amphotericin B n: Antifugales Polyen-Antibio- roangiopathie bei Diabetes* mellitus), außer-
– emotional instabile Persönlichkeitsstörung*. tikum zur topischen und systemischen Anwen- dem Traumen, Infektionen, Malignome und Er-
Ursachen: Meist Endpunkt einer langen Ent- dung bei verschiedenen Mykosen*. Oral ist Am- frierungen.
wicklung mit fortgeschrittener psychischer und photericin B nicht wirksam gegen systemische
73 Amyloid
stehend aus den beiden Untereinheiten Preseni- Klinik: Die klinische Symptomatik ergibt sich – sekundär kutan: 1. in Hauttumoren 2. in al-
A lin 1 und 2) gebildet. Beta-Amyloid aggregiert
extrazellulär (evtl. unter Beteiligung von
durch die interstitielle Ablagerung von Amylo-
id, das die Zellen des betroffenen Gewebes ver-
tersbedingten Hautveränderungen 3. bei sys-
temischer Amyloidose.
ApoE4). drängt und nachfolgend eine Schädigung des Aø mylum → Stärke
Vorkommen: Amyloide kommen extrazellulär entsprechenden Organs bewirkt. Häufige Amyotonie f: engl. amyotonia; syn. Myatonie.
ubiquitär (lokal oder generalisiert) vor, wobei Symptome sind: Verringerter bis fehlender Muskeltonus*.
sie asymptomatisch oder klinisch manifest – Gehirn: 1. kognitive Störung 2. Demenz* Amyotrophie → Muskelatrophie
(Amyloidose*) sein können: – peripheres Nervensystem: 1. Polyneuropa- Anaboliøsmus m: engl. anabolism; syn. Assimila-
– Physiologisches Vorhandensein im Rahmen thie* (einschließlich autonomer Dysregulati- tion. Reaktionen des Stoffwechsels, die dem
des Alterungsprozesses (seniles Amyloid), on) 2. Karpaltunnelsyndrom* Aufbau von Stoffen (Aufbaustoffwechsel) die-
z. B. Akkumulation von Aβ (Beta-Amyloid) – Herz: 1. Kardiomyopathie* mit Herzinsuffi- nen, im engeren Sinn dem Aufbau von Protei-
im Altersgehirn* als senile Plaques* zienz* 2. Herzrhythmusstörungen* nen. Der Gegensatz zu Anabolismus ist Katabo-
– pathologische Akkumulation von Amyloid. – Blutgefäße: Arteriosklerose* lismus*.
Amyloidangiopathie f: engl. cerebral amyloid – Auge: 1. Hornhautdystrophie* 2. Glaskörper- Anachorese f: engl. anachoresis. Absiedelung
angiopathy; syn. kongophile Angiopathie. Amy- trübung* 3. Glaukom* pathologischer Mikroorganismen an bereits sa-
loidablagerungen v. a. in leptomeningealen und – Niere: 1. nephrotisches Syndrom* 2. Nieren- niertem Herd.
perforierenden Arteriolen, mit resultierender insuffizienz* Anaemiøa perniciosa → Anämie, perniziöse
Hypoperfusion sowie Wandnekrose mit Mikro- – Gastrointestinaltrakt: 1. Diarrhö* 2. Malab- Anämie f: engl. anemia. Verminderung von
aneurysmen. Dies führt im älteren Lebensalter sorption* 3. gastrointestinale Blutung* Erythrozytenzahl, Hämoglobinkonzentration
zu rezidivierenden, meist lakunären Ischämien, – Leber: 1. Hepatomegalie* 2. Leberinsuffizi- und/oder Hämatokrit unter die altersentspre-
Leukenzephalopathie bzw. Blutungen v. a. sub- enz* chenden und geschlechtsspezifischen Referenz-
kortikal. Eine Assoziation besteht mit Morbus – Milz: Splenomegalie* mit Rupturgefahr. werte infolge übermäßigen Blutverlustes, ver-
Alzheimer. Diagnostik: minderter oder ineffektiver Erythrozytopoese
Amyloidom n: engl. amyloidoma. Tumorförmi- – Biopsie amyloidhaltigen Gewebes (z. B. Sura- (etwa durch Eisenmangel) oder infolge übermä-
ge Ablagerungen von Amyloid*. lisbiopsie bei Polyneuropathie) ßigen Erythrozytenabbaus (hämolytische Anä-
Amyloidosen f pl: engl. amyloidosis. Erkrankun- – histologischer Nachweis durch Spezialfär- mien). Die Therapie richtet sich nach der Ursa-
gen, die durch Ablagerung pathologischer Prote- bungen (Kongorotfärbung in polarisiertem che.
ine (Amyloid) im Interstitium charakterisiert Licht, Immunhistochemie und Aminosäu- Einteilung:
sind. Die Klinik ergibt sich durch die betroffenen rensequenzierung) – Nach Morphologie und Hämoglobingehalt:
Organe. Behandelt wird symptomatisch. Die – molekulargenetischer Mutationsnachweis. durch Berechnung der Erythrozytenindizes
Prognose ist unbehandelt sehr schlecht mit < 5 % Therapie: (MCV, MCH, MCHC) in mikro-, normo- oder
10-Jahres-Überleben. Ätiologie: – Eine Behandlung, die das abgelagerte Amylo- makrozytär, hypo-, normo- oder hyper-
– Hereditär* (meist ATTR-Amyloidose; systemi- id aus dem Gewebe eliminiert, existiert nicht chrom; ergibt in Verbindung mit der Retiku-
sche Amyloidose) – symptomatische Therapie bzw. Behandlung lozytenzahl einen Hinweis auf die Pathologie
– erworben im Rahmen verschiedener Grunder- der ggf. zugrunde liegenden Plasmazellneo- – nach Ätiologie: z. B. Mangelanämie, posthä-
krankungen mit vermehrter Produktion von plasie: 1. Glukokortikoide*, Melphalan und morrhagische Anämie, Schwangerschaftsanä-
Amyloid-Vorläuferprotein, z. B. bei chroni- v. a. neue Therapeutika wie Bortezomib und mie*, Anämie* bei chronischer Erkrankung
scher Entzündung (AA-Amyloidose; systemi- Lenalidomid 2. autologe Stammzelltrans- – nach Pathologie.
sche Amyloidose) oder Hormon produzieren- plantation* bei Multiplem Myelom mit Klinik:
dem Tumor (z. B. Insulinom* oder C-Zellkar- Leichtkettenamyloidose – Bei akuter Entwicklung (z. B. Blutverlust)
zinom) oder Multiplem Myelom* (bei 20 % der – zusätzlich Radiatio bei stabilitätsgefährdeten Symptome des Schocks*
Patienten mit AL-Amyloidose). Osteolysen und Bisphosphonate. – bei chronischer Entwicklung oft langsame
Pathologie: Prognose: Progredienz mit: 1. Leistungsbeeinträchti-
– Makroskopisch konsistenzvermehrte, speckig – Ohne Behandlung schlecht gung, Müdigkeit, Depression 2. Ruhe- und
glänzende, glasig-wachsartige Vergrößerung – symptomatische Herzerkrankung hat die Belastungsdyspnoe 3. Tachykardie, große
von amyloidhaltigem Gewebe (z. B. sog. schlechteste Prognose mit medianem Überle- Pulsamplitude und funktionelles systolisches
Speckniere bzw. Speckleber, Schinkenmilz ben von etwa 6 Monaten Herzgeräusch 4. selten Angina* pectoris,
oder Sagomilz) – Multiorganbefall ist ebenfalls ungünstig. Claudicatio* intermittens und Zeichen einer
– mikroskopischer Nachweis von Amyloid* in Amyloidosis cuø tis f: engl. cutaneous amyloido- Herzinsuffizienz* infolge reduzierten arteri-
der Histologie. sis. Lokalisierte Amyloidablagerung in der ellen Sauerstoffgehalts (anämische Hypo-
Einteilung: Haut. Die Amyloidosis cutis kann in verschiede- xie*).
– Lokal begrenzte Amyloidose, u. a.: 1. zerebrale nen Formen primär auftreten oder auch sekun- Anämie, alimentäre → Mangelanämieen
Amyloidose mit Aß-Amyloid (Vorläuferprote- där, z. B. in Hauttumoren. Anämie, aplaø stische f: engl. aplastic anemia;
in Amyloid*-Precursor-Protein) bei Alzhei- Formen: syn. Panmyelophthise. Seltene Form der Kno-
mer*-Krankheit, Amyloidangiopathie*, Bo- – Primär kutan: 1. papulös als Lichen amyloi- chenmarkinsuffizienz mit Störung aller 3 Zell-
xerenzephalopathie*, Down*-Syndrom und dosus: stark juckende, graubraune Papeln reihen der Hämatopoese* mit einer deutsch-
Prionkrankheit 2. kardiale Amyloidose bei se- meist an den Unterschenkeln 2. makulöse landweiten Inzidenz von ca. 0,2 : 100 000. Als
kundärer Kardiomyopathie* (meist isolierte Hautamyloidose: juckende, hyperpigmen- Therapieoptionen stehen u. a. Immunsuppres-
Herzvorhofamyloidose) tierte, ovale Flecke 3. knotig: Amyloidosis cu- sion und allogene Stammzelltransplantation*
– generalisierte Amyloidose. tis nodularis atrophicans zur Verfügung. Die Prognose hängt neben der
75 Anämie, kongenitale dyserythropoetische
Behandlung auch vom Schweregrad der Erkran- krankheiten oder maligne Erkrankungen. Das es zu generalisierten Ödemen des Ungeborenen
kung ab.
Pathogenese: Reduktion der Anzahl und Ein-
klinische Bild entspricht weitgehend dem der
chronischen Anämie, kann aber unter Umstän-
(Hydrops fetalis) kommen. Diagnostiziert wird
laborchemisch und sonografisch, behandelt
A
schränkung der Funktion der pluripotenten hä- den durch die Symptomatik der Grunderkran- wird mit intrauteriner Bluttransfusion oder
matopoetischen Stammzellen infolge Autoim- kung kaschiert werden. Es handelt sich um die durch Einleitung der Geburt.
munmechanismus oder toxischer Schädigung, zweithäufigste Anämieform weltweit nach der Ursache: Folgende Ursachen der fetalen Anämie
seltener durch Schädigung des Markstromas. Eisenmangelanämie. sind u. a. möglich:
Klinik: Abhängig vom Ausmaß der Panzytope- Pathogenese: Diese Anämie ist keine eigenstän- – Blutgruppeninkompatibilität (Rhesus- oder
nie mit meist monate- oder jahrelangem Ver- dige Erkrankung, sondern ein meist symptoma- ABNull-Inkompatibilität)
lauf: tisches hämatologisches Epiphänomen einer an- – Blutverlust bei fetomaternaler Transfusion
– Blässe von Haut und Schleimhäuten deren ernsten, chronischen Krankheit. – fetofetales Transfusionssyndrom*
– Leistungsschwäche – Störung der Erythropoese durch vermehrt – Pränatalinfektion (z. B. Parvovirus B19, Zyto-
– Dyspnoe, Tachykardie (Anämiesymptomatik) gebildete inflammatorische Zytokine* (TNF- megalie*-Virus).
– Neigung zu lokalen und septischen Infektio- alpha, Interleukin 1-alpha, Interleukin 1-be- Diagnostik:
nen (Granulozytopenie) ta, Interleukin 6, Interferon-gamma u. a.), – Bestimmung der Blutgruppenantikörper im
– hämorrhagische Diathese* (Thrombozytope- welche die Homöostase des Eisenstoffwech- mütterlichen Serum
nie). sels und die Proliferation roter Progenitorzel- – Ultraschalldiagnostik (fetaler Aszites, Hyd-
Diagnostik: len stören rops* fetalis)
– Hämatologisch: Knochenmarkbiopsie*: – außerdem gestörte Synthese von Erythropoe- – Doppler-Sonografie der fetalen A. cerebri me-
1. zellarmes Knochenmark (Fettmark) mit tin (EPO) und verkürzte Überlebenszeit der dia (eine erhöhte maximale Blutflussge-
wenigen Retikulum-, Plasmazellen und Lym- Erythrozyten (v. a. vermittelt durch das schwindigkeit korreliert mit dem Grad der
phozyten 2. trotz gelegentlich herdförmiger Typ II Akute-Phase-Protein Hepcidin). Anämie)
Hyperplasie von hämatopoetischem Markge- Diagnostik: – Chordozentese* zur Hb-Bestimmung.
webe immer ineffektive Erythrozytopoese – Ausschlussdiagnose durch fehlenden Nach- Therapie: Therapeutisch kommen je nach SSW,
mit normochromer, normo- oder makrozytä- weis anderer Anämieformen (siehe Anämie*) Grad der Anämie und Ursache entweder eine
rer Anämie und verkürzter Erythrozytenle- – MCH und MCV meist normal (normochrom, Entbindung oder die Durchführung einer Blut-
bensdauer* 3. niedrige Retikulozytenzahl im normozytär), evtl. auch leichtgradig vermin- transfusion per Chordozentese infrage.
peripheren Blutbild dert Anämie, hämolyXtische f: engl. hemolytic ane-
– laborchemisch: 1. erhöhte Serumferritinkon- – Morphologie der Erythrozyten: 1. Anisozyto- mia. Anämie infolge pathologischer intra- oder
zentration im Blut 2. Konzentration von se* 2. Poikilozytose* 3. Retikulozytenzahl extravasaler Hämolyse* (beschleunigter Eryth-
Erythropoetin* (EPO) charakteristischerweise normal oder vermindert, Retikulozyten oft rozytenabbau bzw. verkürzte Erythrozytenle-
kompensativ in Serum und Urin stark er- hypochrom bensdauer) mit kompensatorisch gesteigerter
höht. – Erhöhung von: 1. BSG 2. Fibrinogen 3. CRP Erythrozytopoese*.
Therapie: 4. Haptoglobin 5. Ferritin 6. freier Transfer- Anämie, hyperchrome → Anämie
– Allogene Stammzelltransplantation* von ei- rin-Bindungskapazität Anämie, kongenitale dyserythropoetische f:
nem HLA-identischem Spender – Erythropoetin oft normwertig (kein der Anä- engl. congenital dyserythropoetic anemia (Abk.
– immunsuppressive Therapie, z. B. mit Anti- mie angemessener Anstieg der Erythropoe- CDA); syn. dyserythropoetische Anämie. Seltene,
thymozytenglobulin*, Ciclosporin A und tin-Produktion). familiär vorkommende, therapeutisch nicht be-
Prednisolon Therapie: Behandlung der Grunderkrankung, einflussbare Anämie mit hochgradig ineffekti-
– supportive Therapiemaßnahmen (z. B. Blut- evtl. symptomatische Anämiebehandlung unter ver Erythrozytopoese* bei qualitativer Funkti-
transfusionen, Infektionsprophylaxe bei Berücksichtigung der Gesamtprognose (evtl. onsstörung der Erythrozyten, häufig zusam-
hochgradiger Granulozytopenie). palliativ). Eine wirksame Therapie hängt in der men mit hämolytischen Zeichen. Klinisch zei-
Prognose: Regel von der Behandelbarkeit der zugrunde gen sich eine unterschiedlich schwer ausgepräg-
– Unbehandelt hohe Letalität (ca. 70 %) liegenden Störung oder Erkrankung ab. te Anämie, intermittierender Ikterus* sowie He-
– nach allogener Stammzelltransplantation in – Transfusion von Erythrozytenkonzentraten* pato- und Splenomegalie. Therapiert wird
ca. 80 % stabile Langzeitremission (> 10 Jahre) – Gabe von intravenösen Eisenpräparaten (Ei- symptomatisch.
– nach immunsuppressiver Therapie ca. 50 % sen-(III)-Gluconat, Eisendextran, Eisen-(III)- Einteilung: Nach der Morphologie der Erythro-
Remissionen, aber häufiger hämatologische Hydroxid-Glukose und Eisen-(III)-Carb- blasten:
Spätkomplikationen (v. a. Entwicklung einer oxymaltose; orale Eisengabe unwirksam) – CDA (congenital dyserythropoetic ane-
Myelodysplasie; bei ca. 1 % der Patienten pro – ggf. Erythropoetin (bei niedrigem Erythro- mia) Typ I: 1. Megaloblasten* mit internuk-
Jahr) poetinspiegel und Hb < 11 g/dl). leären Chromatinbrücken 2. autosomal-re-
– sehr selten Spontanremission Anämie, dyserythropoetische → Anämie, zessiv erblich 3. Mutation im CDAN-I-Gen
– sehr selten akuter Verlauf (dann oft tödlich) kongenitale dyserythropoetische (Genlocus 15q15)
– extrem selten Übergang in AML. Anämie, enzymopenische f: engl. enzyme defi- – CDA Typ II (syn. HEMPAS-Erkrankung,
Anämie, autoimmunhämolytische → Anä- ciency hemolytic anemia. Ungebräuchliche Be- Kurzbezeichnung für hereditary erythroblas-
mie, hämolytische zeichnung für eine Anämie infolge von Erythro- tic multinuclearity with a positive acidified
Anämie bei chronischer Erkrankung f: engl. zytenenzymopathien*. serum test): 1. Vielkernigkeit und Karyorrhe-
anemia of chronic disease (Abk. ACD). Hyporegene- Anämie, fetale f: engl. fetal anemia. Intrauteri- xis der Erythroblasten* ohne megaloblastäre
ratorische Anämie* im Rahmen chronischer Er- ne fetale Blutarmut. Bei schweren Formen der Veränderungen 2. autosomal-rezessiv erbli-
krankungen wie z. B. Infektionen, Autoimmun- Anämie mit einem Hb-Wert unter 8,0 g/dl kann che Mutation (Genlocus 20q11.2) 3. häufigste
Anämie, leukoerythroblastische 76
Form mit mehr als 300 beschriebenen Fällen – Magen-Darm-Beschwerden Anaerobiose f: engl. anaerobiosis; syn. Anoxy-
A – CDA Typ III: 1. Megalozyten* im Blut und
Auftreten von vielkernigen Gigantoblasten
– Knochenschmerzen.
Diagnostik:
biose. Leben unter absolutem Sauerstoffmangel
mit Vergärung von Kohlenhydraten (Gärung*),
im Knochenmark 2. autosomal-dominant – Hämoglobin und Hämatokrit reduziert z. B. bei Mikroorganismen im Darm.
erbliche Mutation (Genlocus 15q21). – mittleres Zellvolumen der Erythrozyten Hintergrund: Homoiotherme Tiere und Men-
Anämie, leukoerythroblaø stische f: engl. (MCV) schen können höchstens 3,5–5 min ohne Sauer-
leukoerythroblastic anemia. Normo- bis hypo- – verminderte Retikulozytenzahl stoff auskommen, bevor irreversible Organschä-
chrome Anämie bei Myelofibrose* oder Kno- – Eisen, Ferritin, Transferrinsättigung. den auftreten. Ein lang andauernder Mangel an
chenmarkkarzinose*. Im peripheren Blut fin- Therapie: Sauerstoff führt zur Milchsäureanhäufung im
den sich Vorstufen der Granulo- und Erythrozy- – Stimulation der Erythropoese mit Erythro- Blut und schließlich zum Tod infolge Herzin-
topoese infolge der extramedullären Hämato- poese stimulierenden Proteinen (Epoetin al- suffizienz. Die Toleranzzeit kann durch Hypo-
poese. Die Patienten zeigen Symptome der Anä- fa, Epoetin beta, Epoetin theta, Darbepoetin thermie* verlängert werden.
mie (Schwäche, Leistungsabfall, Müdigkeit). alfa, Methoxy-Polyethylenglycol-Epoetin be- Anaesthesiøa dolorosa f: engl. anesthesia doloro-
Symptomatisch können Erythrozytenkonzent- ta): Zielwert: bis 12 g/dl, danach angepasste, sa. Lokaler Schmerz trotz völligen Ausfalls der
rate verabreicht werden, kausal muss eine The- meist deutlich verminderte Erhaltungsdosis Oberflächensensibilität im gleichen Areal infol-
rapie der Grundkrankheit erfolgen. – parenterale Eisensubstitution: bis Tranfer- ge vollständiger Unterbrechung der Nervenlei-
Anämie, megaloblastäre f: engl. megaloblastic rinsättigung > 20 %. tung, z. B. bei Ausriss der Wurzel eines Spinal-
anemia. Hyperchrome, makrozytäre Anämie mit Prognose: Eine frühzeitige Therapie der renalen nerven*.
Megaloblasten* bei ineffektiver Erythrozyto- Anämie bei Patienten mit chronischer Nierener- Anästhesie f: engl. anesthesia. Völlige Unemp-
poese* infolge eines Folsäuremangels* bzw. Co- krankung senkt das Risiko von Herz-Kreislauf- findlichkeit gegen Schmerz-, Temperatur- und
balaminmangels (vgl. perniziöse Anämie*, Erkrankungen und die Mortalität und erhöht Berührungsreize. Umgangssprachlich wird der
Imerslund*-Gräsbeck-Syndrom). die Lebensqualität. Begriff auch für die Durchführung einer Narko-
Anämie, nephrogene → Anämie, renale Anämie, sideroachreø stische f: engl. sideroblas- se* verwendet. Sie ist iatrogen induziert (rever-
Anämie, perniziöse f: engl. pernicious anemia; tic anemia; syn. sideroblastische Anämie. Sam- sibel), z. B. im Rahmen der Narkose oder Anal-
syn. Morbus Biermer. Megaloblastäre Anämie* melbezeichnung für meist hypochrome mik- gosedierung, oder pathologisch infolge Störung
bei ineffektiver Erythrozytopoese* aufgrund ge- rozytäre Anämien mit gesteigerter partiell des peripheren oder zentralen Nervensystems
störter DNA- und RNA-Synthese hämatopoeti- ineffektiver Erythrozytopoese* infolge einer Ei- (Sensibilitätsstörungen).
scher Zellen als Folge eines Mangels an Cobala- senverwertungsstörung. Man unterscheidet an- Anästhesie, ambulaø nte f: engl. ambulatory an-
min*. geborene und erworbene Formen der Erkran- esthesia. Ambulante Anwendung anästhesiolo-
Anämie, refraktäre f: engl. refractory anemia. kung. Bei positivem Tryptophanbelastungs- gischer Verfahren für Eingriffe in ambulanten
Form des myelodysplastischen Syndroms mit test erfolgt die Therapie durch orale Zufuhr Operationszentren, Arztpraxen oder Kranken-
pathologischer Veränderung der Erythroblas- von Pyridoxin. Es besteht ein fließender Über- häusern. Typische Eingriffe sind Koloskopie,
ten. Im Labor findet sich eine Anämie mit Blas- gang zur Anämie bei chronischen Erkrankun- Kataraktchirurgie sowie Arthroskopie.
ten im Differenzialblutbild. Die Patienten kla- gen. Voraussetzungen:
gen über Schwäche, Müdigkeit und Leistungs- Anämie, sideroblaø stische → Anämie, sidero- – Niedriges Narkoserisiko* (ASA I oder II, evtl.
abfall. Behandelt wird mit Erythropoetin oder achrestische ASA III nach interdisziplinärer Absprache
Erythrozytenkonzentraten, in Einzelfällen Anämie Typ Dyke-Young f: engl. Dyke-Young mit behandelndem Hausarzt bzw. Facharzt,
kann eine allogene Stammzelltransplantation anemia. Ungebräuchliche Bezeichnung für die individuelle Risiko-Nutzen-Kalkulation)
zur Heilung führen. chronisch verlaufende Form der idiopathischen, – gründliche Voruntersuchung je nach Vorer-
Anämie, renale f: engl. renal anemia; syn. neph- autoimmunologisch bedingten hämolytischen krankungen
rogene Anämie. Blutarmut aufgrund vermin- Anämie*. – rechtzeitige anästhesiologische Vorstellung
derter Erythropoetinbildung bei einer Nieren- Anämie Typ Lederer-Brill f: engl. Lederer’s ane- des Patienten in der anästhesiologischen
insuffizienz, oft in Kombination mit einem mia. Veraltete Bezeichnung für die akut verlau- Sprechstunde
funktionellen Eisenmangel. Im Labor zeigt sich fende Form der idiopathischen, autoimmunolo- – keine aktuelle Exazerbation einer Grunder-
eine normozytäre, normochrome Anämie. gisch bedingten hämolytischen Anämie*. krankung
Frühzeitige Erythropoetingaben senken das Ri- Anämie Typ Widal f: engl. Widal’s anemia. Ver- – keine akute, fieberhafte, mit Krankheitsge-
siko von Folgeerkrankungen. altete Bezeichnung für eine idiopathische, auto- fühl einhergehende Infektionskrankheit
Klinik: Das Ausmaß der renalen Anämie korre- immunologisch bedingte hämolytische Anä- – adäquate soziale Situation: 1. Kooperation
liert mit der Schwere der Nierenerkrankung mie*. und Infrastruktur, z. B. Lift, sanitäre Einrich-
und wird meist oberhalb eines Serumkreatinins anaerob: engl. anaerobic. Ohne Sauerstoff le- tung, Telefon 2. Begleit- und Betreuungsper-
von 3,5 mg/dl bzw. einer Kreatininclearance bend. son während der ersten 24 h
< 30 ml/min klinisch relevant. Allgemeine Anaerobier m pl: engl. anaerobes. Bakterienar- – Kalkulation des Risikos für ungeplant erfor-
Symptome: ten, die ausschließlich in Abwesenheit von Sau- derliche stationäre Versorgung nach ambu-
– Reduzierte körperliche und geistige Leis- erstoff (obligate Anaerobier) wachsen. Ihre lantem Eingriff, z. B. durch OSAI (Outpati-
tungsfähigkeit Energie gewinnen sie dabei durch Gärung. Fa- ent-Surgery-Admission-Index).
– Anämiezeichen: blasse Haut, Atemnot und kultative Anaerobier sind sowohl unter Sauer- Anästhesie-Ausweis m: engl. anesthetic file.
erhöhter Puls stoffabschluss als auch in dessen Gegenwart le- Vom Patienten stets bei sich zu tragender Aus-
– verminderte Lebensqualität. bensfähig, da der Sauerstoff über Flavinenzyme weis zur Dokumentation durch den Anästhesio-
Spezifische Symptome: als Elektronenakzeptor verwendet wird. logen. Das Dokument dient der Patientensi-
– Bluthochdruck cherheit und enthält Informationen zu anästhe-
77 Analabszess
nung des Abszesses), Rezidivabszess, Fistelre- det. Ursache ist meist eine Entzündung der
A zidiv.
Analatresie → Fehlbildung, anorektale
Proktodealdrüsen im intersphinktären Raum,
die sich zur Hautoberfläche ausbreitet. Klinisch
Analekzem n: engl. anal eczema. Akute bis zeigt sich eine persistierende Sekretion von teils
chronische Dermatitis* im Analbereich. Analek- eitrigem Sekret aus der äußeren Fistelöffnung.
zeme jucken zumeist stark, ursächlich kann ei- Diagnostiziert wird klinisch und endoskopisch,
ne Kontaktallergie gegen Externa sein, prädis- behandelt durch operative Sanierung.
ponierend ein tief eingezogener Anus. Andere a Epidemiologie:
Ursachen sind Hämorrhoiden* mit Begleitprok- – Inzidenz 20 : 100 000 Einwohner
titis, Candidose*, Analprolaps*, Proktitis*, Anal- – Altersgipfel zwischen 30 und 50 Jahren
fistel*, chronische Enteritis* sowie Enterobia- – Männer doppelt so häufig betroffen wie
b
sis*. Differenzialdiagnosen sind u. a. Psoriasis* Frauen.
und extramammäre Paget*-Krankheit. Siehe Ätiologie:
Abb. – In 90 % der Fälle ausgehend von den Prokto-
Therapie: Die Therapie besteht in erster Linie in dealdrüsen (auch als primäre, kryptoglandu-
der Behandlung der Ursache, dazu in der Ein- läre Analfisteln bezeichnet); chronisches Sta-
haltung einer sorgfältigen Analhygiene (Anal- dium einer Entzündung der Proktodealdrü-
falte trocken halten). Analfissur: chronische Analfissur in typischer Lokali- sen, Analabszess ist akutes Stadium
sation (a) bei 6 Uhr mit großer Vorpostenfalte (b). – sekundäre Analfisteln bei chronisch-ent-
zündlichen Darmerkrankungen (bevorzugt
– sekundäre Analfissur: 1. nach analchirurgi- Morbus Crohn), Immunsuppression (HIV,
schem Eingriff 2. bei Enteritis regionalis Leukämie), Malignom, Bestrahlungen des
Crohn 3. bei granulomatöser Erkrankung kleinen Beckens, Voroperation (z. B. Rektum-
(z. B. Sarkoidose) 4. bei Analkarzinom 5. bei resektionen).
manifester HIV-Erkrankung 6. bei syphiliti- Klinik:
schem Primäraffekt. – Persistierende Sekretion von teils eitrigem
Klinik: Sekret
– Schmerzen – bei intermittierend auftretender Abheilung
– Sphinkterkrampf der äußeren Fistelöffnung Sistieren der Se-
– ggf. Blutung kretion und Entstehung eines Verhaltes mit
– bei Chronifizierung: 1. narbige Ränder 2. hy- lokaler Schwellung und Rötung.
pertrophierte Analpapillen 3. Ausbildung ei- Diagnostik:
ner subanodermalen Fistel 4. entzündlich- – Anamnese: Sekretion aus äußerer Fistelöff-
narbige Analstenose 5. Ausbildung eines fib- nung, bekannter Morbus Crohn, Immunsup-
rotischen Hautanhangs am distalen äußeren pression, Bestrahlung oder Operationen in
Ende der Analfissur (Vorpostenfalte, siehe der Eigenanamnese
Analekzem: Aspekt eines akuten Analekzems. [4] Abb.). – Inspektion: sichtbare äußere Fistelöffnung
Therapie: (siehe auch Goodsall-Regel), Rötung, Schwel-
– Akute Analfissur: symptomatisch: 1. mit an- lung
Analfalten, hypertrophe → Marisken ästhesierenden und antiphlogistischen Sal- – digital-rektale Untersuchung
Analfissur f: engl. anal fissure; syn. Fissura ani. ben, Suppositorien und Analtampons 2. Sitz- – Prokto-/Rektoskopie: Nachweis innerer Fis-
Oberflächlicher, längsverlaufender Einriss im bäder nach dem Stuhlgang 3. Stuhlregulie- telöffnung, Ausschluss anderer Pathologika
sensiblen Anoderm distal der Linea dentata, zu rung mit ballaststoffreicher Kost und ausrei- – rektale Endosonografie, ggf. MRT: Darstel-
80–90 % im Bereich der hinteren Kommissur. chend Flüssigkeit (keine Abführmittel) 4. to- lung der Fistel sowie des Fistelverlaufs.
Es kommt zu Schmerzen, Sphinkterkrampf und pische Applikation von Nitraten (Nitroglyce- Therapie:
Narbenbildung. Behandelt wird im Akutfall rin-Salbe 0,2–0,4 %) oder Kalzium-Antago- – Grundsätzlich operative Therapie; Ziel ist die
durch Salben, Sitzbäder, Lokalanästhetika und nisten (Diltiazem-Salbe 2 %) zur Senkung des Verhinderung eines Fistelrezidivs sowie der
Stuhlregulierung, in chronischen Fällen durch analen Ruhedruckes des M. sphincter ani in- Erhalt der Kontinenz; eingesetztes Verfahren
operativen Eingriff. ternus 5. evtl. Injektion von Lokalanästhetika ist abhängig vom Fistelverlauf: 1. bei ober-
Pathogenese: oder Botulinumtoxin* Typ A (Off-Label-Use) flächlichen Fisteln (subkutane, submuköse,
– Primäre Analfissur: 1. traumatisch bedingt – chronische Analfissur: operativ mittels Fis- subanodermale oder auch distale inter-
(erhöhter Sphinktertonus und/oder Sphink- surektomie und Sphinkterdehnung in Nar- sphinktäre Fisteln) ist eine direkte Fistelspal-
terspasmus mit Gewebsläsion) sowie infolge kose (Sphinkterotomie* aufgrund hoher Rate tung möglich 2. bei höher verlaufenden Anal-
Dehnung und Verletzung des Anoderms bei an postoperativer Stuhlinkontinenz heutzu- fisteln wird zunächst ein Gummizügel einge-
Obstipation mit konsekutiv starkem Pressen tage obsolet). legt, um einen Sekretablauf und ein Aushei-
oder explosionsartiger Öffnung des Anal- Prophylaxe: len der Entzündung zu gewährleisten
kanals bei Diarrhö 2. Kryptitis oder Krypten- – Analhygiene – in einer zweiten Operation (üblicherweise
abszess mit sekundärer Sekretion, Mazera- – Stuhlregulierung. nach 6 Wochen) erfolgt dann die definitive
tion und vermehrter Vulnerabilität des Ano- Analfistel f: engl. anal fistula; syn. Fistula ani. Fistelsanierung; hierfür existieren verschie-
derms Fistel*, deren Ausführungsgang perianal mün- denste Methoden, wobei bisher keine Metho-
79 Analgetika
Analgetika: Tab. 1
Nichtsteroidale Antiphlogistika. A
Acetylsalicylsäure Ibuprofen Celecoxib Meloxicam Diclofenac Indometacin
HWZ 0,25 h 1,8–3,5 h 8–12 h 16–20 h 1–2 h 5–10 h
Bioverfügbarkeit 40–50 % 87–100 % 70 % 89 % 60 % 100 %
Wirkung Irreversible Hemmung der Hemmung der Hemmung der Hemmung der Hemmung der Hemmung der
Cyclooxygenase I und II Cyclooxygenase I und II Cyclooxygenase II Cyclooxygenase Cyclooxygenase Cyclooxygenase
I und II I und II I und II
Indikation Schmerzen Leichte bis mäßig starke Arthrose Rheumatoide Rheumatische Rheumatische
Fieber Schmerzen Rheumatoide Arthritis Erkrankungen Erkrankungen
Rheumatische Hämodynamisch Arthritis Aktivierte Arthrose Arthritiden Arthritiden
Erkrankungen wirksamer Ductus Spondylitis Schmerzhafte Schmerzhafte
Arterielle Verschluss- arteriosus Botalli alkylosans Schwellungen Schwellungen
krankheit Rheumatische
Ischämischer Schlaganfall Erkrankungen
Applikation oral, parenteral oral, rektal, dermal, oral oral oral, parenteral oral, rektal
parenteral
Besonderheiten Irreversible Hemmung der Geeignet zur Anwendung Cyclooxygenase-2- Leichte Cyclooxyge- Absolut kontraindi- Aplastische Anämie
thrombozytären bei Zahnschmerzen selektiv und damit nase-II-Selektivität ziert bei NYHA II–IV und Neutropenie
Cyclooxygenase Fototoxisch magen- und nieren- Langwirksam Erhöhtes Risiko für als Neben-
Bei Kindern Reye-Syndrom schonend Magen-Darm- wirkungen
möglich Kardiovaskuläre Ulcera Häufig
Toxizität Tokolytisch gastrointestinale
Nebenwirkungen
de eine 100%ige Erfolgsrate bei gleichzeitig zur Schmerzstillung im Rahmen von Operatio- und erzielen so eine verschieden stark ausge-
vollem Erhalt der Sphinkterfunktion leisten nen sowie zur Behandlung schmerzhafter Er- prägte analgetische, antipyretische und
kann; mögliche Verfahren sind: 1. Fistelspal- krankungen und Verletzungen. Die Wahl des thrombozytenaggregationshemmende Wir-
tung mit primärer Sphinkterrekonstruktion passenden Analgetikums richtet sich nach Indi- kung. Sie dienen der symptomatischen Be-
2. Verschluss der inneren Fistelöffnung mit- kation, Schmerzintensität, Anamnese, Patien- handlung entzündlicher und schmerzhafter
tels Mukosa- oder Muskularis-Mukosa-Flap tenalter, gewünschter Applikationsart sowie Be- Erkrankungen. Unter den nichtsteroidalen
3. Verschluss des Fistelganges mittels eines gleiterkrankung und -medikation. Häufig ver- Antiphlogistika nehmen die Cyclooxygenase-
Fistelplugs oder Fibrinklebung oder auch das fügen Analgetika über pharmakodynamisch be- 2-selektiven Coxibe eine Sonderstellung ein.
sog. LIFT-Verfahren (ligation oft the inter- dingte Zusatzeffekte, die sie zur Anwendung 2. Schwache, nicht saure Analgetika wirken
sphincteric fistula tract) bei bestimmten Indikationen prädestinieren. ähnlich wie die nichtsteroidalen Antiphlogis-
– alternativ kann auch eine Langzeit-Drainage Beispielsweise eignen sich NSAR aufgrund ihrer tika, vermitteln jedoch aufgrund fehlender
mittels eines Gummizügels durchgeführt antiphlogistischen Wirkung als Antirheumati- Azidität keinen antiphlogistischen, sondern
werden. ka und Opioide ihrer euphorisierenden Wir- nur einen analgetischen und antipyretischen
Analgesie f: engl. analgesia. Aufhebung der kung wegen zur Therapie von Tumorschmer- Effekt. Beispiele sind Paracetamol, Metami-
Schmerzempfindung ohne Beeinträchtigung zen. Bestimmte Medikamente haben einen zol, Phenazon und Propyphenazon. 3. Ande-
anderer Sinnesempfindungen. Analgesie kann analgetischen Zusatzeffekt, zählen jedoch nicht re nichtopioide Analgetika wirken weder
iatrogen verursacht sein, z. B. im Rahmen einer zu den Analgetika im eigentlichen Sinn. Benzo- auf Opiodrezeptoren noch auf die Cyclooxy-
Narkose, Analgosedierung bzw. Schmerzthera- diazepine etwa wirken schmerzstillend, indem genase und vermitteln daher keine antiphlo-
pie, oder pathologisch aufgrund neurologischer sie die Patienten beruhigen, eine psychische gistischen oder antipyretischen Effekte. Ver-
Störungen. Distanz zum Schmerz erzeugen und z. T. die treter dieser Gruppe sind Ziconotid und Flu-
Analgesie, patientengesteuerte → Patient Muskeln lockern. pirtin.
Controlled Analgesia Einteilung: WHO-Stufenschema nach Wirk- – Opioide (starke-Analgetika): Opioide inter-
Analgetika n pl: engl. analgetics. Medikamente, stärke: agieren wie die körpereigenen Endorphine
die die Schmerzwahrnehmung ausschalten, oh- – Stufe 1: Nichtopioid-Analgetika: z. B. NSAR, mit Opioidrezeptoren, die sich an den
ne das Bewusstsein zu beeinflussen. Starke, opi- Paracetamol*, Metamizol* schmerzleitenden Neuronen in der Periphe-
oide Analgetika interagieren auf zentraler Ebe- – Stufe 2: schwachpotente Opioid-Analgetika: rie und im zentralen Nervensystem befinden.
ne mit Opioid-Rezeptoren. Schwache, nichtopi- z. B. Tilidin*, Tramadol*, Dihydrocodein* Zusätzlich zur analgetischen Wirkung ver-
oide Analgetika beeinflussen unter anderem die – Stufe 3: hochpotente Opioid-Analgetika: z. B. mitteln sie unter anderem einen antitussiven,
Prostaglandinsynthese und damit die periphere Morphin, Fentanyl. euphorisierenden, atemdepressiven, obsti-
Schmerzweiterleitung. Nach Wirkmechanismus: pierenden und suchterzeugenden Effekt.
Hintergrund: Schmerzstillende Medikamente – Nichtopioide Analgetika (schwache Analgeti- Opioide eignen sich v. a. zur Therapie starker
sind bezüglich ihrer Strukturen und Wirkun- ka, periphere Analgetika): 1. Nichtsteroidale bis sehr starker OP- und Tumorschmerzen
gen ausgesprochen heterogen. Sie eignen sich Antiphlogistika hemmen die Cyclooxygenase sowie zur Substitutionstherapie*. Schwere
Analgetika-Asthma 80
Analgetika: Tab. 2
A Schwache, nichtsaure Analgetika (Paracetamol, Metamizol), natürliche Opioide (Morphin, Codein) und andere nichtopioide Analgetika.
Paracetamol Metamizol Flupirtin Ziconotid Morphin Codein
HWZ 1,5–2,5 h 1,8–4,6 h 6,5 h 2,9–6,5 h 4–6 h 3–4 h
Bioverfügbarkeit 50 % (rektal) – 88 % 90 % 70 % (rektal) – 90 % 50 % 15–30 % 40–60 %
(oral) (oral)
Wirkung Hemmung der Periphere und selektive Aktivierung Hemmung 1 0,1
zerebralen Prostag- zentrale Hemmung neuronaler G-Protein- spannungsabhängiger
+
landinsynthese der Cyclooxygenase gekoppelter Kalium- N-Typ Ca -Kanäle
Vermutlich Hemmung kanäle
der Cyclooxygenase II
Indikation Leichte bis mäßig Kolikschmerzen Akuter Schmerz mit 2. Wahl bei schweren, Reiner μ-Rezeptor Reiner μ-Rezeptor
starke Schmerzen Tumorschmerzen Kontraindikation für chronischen Agonist Agonist
Fieber Akuter Schmerz nach NSAR und Opioide Schmerzen
Trauma oder OP
Sonst therapierefrak-
täres hohes Fieber
Applikation oral, rektal, parenteral oral, rektal, parenteral oral, rektal, i. m. intrathekal Analgesie bei Tumor- Starker Reizhusten
schmerzen Analgetikum bei
Lungenödem unzureichender
Akutem Myokardin- Analgesie unter
farkt Ibuprofen und
Paracetamol.
Besonderheiten Für Schwangere Spasmolytisch Hepatotoxisch Zentralnervöse Neben- Oral, parenteral Oral
geeignet Geeignet bei Nerven- Kein Abhängigkeits- wirkungen wie kogniti-
Hepatotoxisch schmerzen potenzial ve Beeinträchtigung,
Nicht antiphlogistisch Typische Nebenwir- Kein Gewöhnungs- Halluzinationen und
wirksam kung: effekt Psychose, Seh- und
Blutbildveränderungen Gangstörungen
Nicht antiphlogistisch
wirksam
oder zur kontrollierten Beatmung* im Rahmen – das Analkanalkarzinom befällt bevorzugt amputation mit Anlage eines endständigen
der Intensivmedizin.
Analkanal m: engl. anal canal; syn. Canalis ana-
Frauen jenseits des 70. Lebensjahres, das
Analrandkarzinom häufiger Männer
Descendostomas
– bei Adenokarzinomen: werden wie tiefsitzen-
A
lis. 3–4 cm langer letzter Abschnitt des Dick- – gehäuftes Auftreten bei Immunsuppression, de Rektumkarzinome behandelt, d. h. neoad-
darms*, der aus dem Rektum* hervorgeht und HIV-Infektion sowie Männern mit Analver- juvante Radiochemotherapie, danach abdo-
von den Columnae anales bis zum Anus* reicht. kehr sowie bei Infektionen mit HPV mino-perineale Rektumamputation mit An-
Der Analkanal dient der Defäkation* und ist – Patientinnen mit einem HPV-induzierten lage eines endständigen Descendostomas.
von einem komplizierten Sphinktersystem um- Zervix- oder Vulvakarzinom haben ebenfalls Prognose: 5-Jahres-Überlebensrate abhängig
geben. ein ca. 5- bis 15-fach erhöhtes Risiko für das vom Tumorstadium: T1 = 100 %, T2–3 = 80–
Analkarzinom n: engl. anal carcinoma. Am zusätzliche Auftreten eines Analkarzinoms. 90 %, T4 = 45 %.
Analrand bzw. Analkanal lokalisiertes Karzi- Pathologie: In ca. 90 % handelt es sich um Plat- Analknoten m sg, pl: Überbegriff für knotige
nom, das im Anfangsstadium meist symptom- tenepithelkarzinome, wobei sich hier wiederum Veränderungen im Bereich des Anus. Zugrunde
los ist und im Verlauf durch Blutungen und ver- in ca. 80–90 % der Fälle HPV (humanes Papillo- liegende Erkrankungen sind u. a. prolabierte
änderte Stuhlgewohnheiten auffällt. Die Diag- mavirus) nachweisen lässt. Ein besonders hohes und thrombosierte Hämorrhoiden, Perianalve-
nose wird histologisch gesichert. Kleine Tumo- Risiko haben HPV Typ 16 und 18. Adenokarzi- nenthrombosen, hypertrophe Analpapillen, Po-
ren im Analkanal oder Tumoren am Analrand nome treten seltener auf und gehen von der lypen, Marisken oder auch ein Analkarzinom.
werden komplett exzidiert, größere Tumoren Transitionalzellzone der Linea dentata aus. In Die Therapie besteht bei fraglicher Dignität in
bestrahlt und chemotherapiert. der Folge tritt eine frühzeitige lymphogene Me- der kompletten Exzision und histologischen
Einteilung: Die Einteilung erfolgt zunächst in tastasierung auf in inguinale (Analrand- und Untersuchung.
Analrand- bzw. Analkanalkarzinom. Analkanal- Analkanalkarzinome), perirektale sowie iliakale Analmanometrie f: Methode zur objektiven
karzinome liegen zwischen Linea dentata und Lymphknoten (Analkanalkarzinome). Messung der Funktion des analen Schließmus-
Linea anocutanea, Analrandkarzinome in einem Klinik: kels sowie der Rektumampulle. Gemessen wer-
Umkreis von ca. 5 cm von der Linea anocutanea. – Bei frühem Stadium meist Zufallsbefund in den der anale Ruhedruck, der maximale Kneif-
Ergänzend wird eine Einteilung nach der TNM- der histologischen Untersuchung eines Re- druck, der rektoanale Inhibitionsreflex, die sen-
Klassifikation durchgeführtsiehe Tab. sektates vom Anus, gelegentlich Juckreiz, sorische Stuhldrangschwelle sowie die Compli-
Epidemiologie: Nässen, Brennen oder Blutungen ance des Rektums. Das Verfahren wird einge-
– Mit bis zu 5 % aller Karzinome des Gastroin- – später Blutungen, Juckreiz, Beschwerden bei setzt bei der Abklärung einer Stuhlinkontinenz
testinaltraktes relativ seltenes Karzinom; in der Defäkation, Inkontinenz, Schmerzen, oder Entleerungsstörung.
den letzten Jahren jedoch steigende Inzidenz Veränderungen der Stuhlgewohnheiten. Analogexperiment → Analogstudie
(ca. 3–7 : 1 Mio. Einwohner) Diagnostik: Anaø logon n: Chemisch nur minimal modifi-
– mittleres Erkrankungsalter: 60. Lebensjahr – Anamnese: bekannte Immunsuppression, ziertes Derivat einer physiologischen Substanz,
HIV-Infektion, Analverkehr, bekannte Infek- z. B. Nukleosidanaloga und Insulinanaloga (In-
tion mit HPV; peranale Blutungen, Juckreiz, sulin*).
Änderung der Stuhlgewohnheiten Analogpräparate n pl: engl. analogous prepara-
Analkarzinom: – Inspektion: Ulzerationen, Tumoren tion. Fertigarzneimittel, dessen Wirkstoff neu
TNM-Klassifikation (Kurzfassung).
– digital-rektale Untersuchung, Prokto-Rekto- ist, sich molekular aber nur minimal von bereits
Kategorie[1] Bedeutung skopie: Nachweis eines ulzerierenden Tu- existierenden Arzneimitteln (Leitsubstanz) un-
mors, Probeexzision terscheidet. Die pharmakologische Wirkung ist
T1 Tumorausdehnung ≤ 2 cm
– histologische Untersuchung: jedes Resektat vergleichbar mit der der Leitsubstanz, die Mög-
T2 Tumorausdehnung > 2–5 cm vom Anus wird histologisch untersucht, da lichkeit eines Patentschutzes besteht.
T3 Tumorausdehnung > 5 cm sich dahinter ein Analkarzinom verbergen Analogskala: engl. analogue scale. Semiquanti-
kann tative Skala zur subjektiven Einschätzung von
T4 Tumor infiltriert Nachbarstrukturen – Staging: rektale Endosonografie, MRT Be- Einstellungen oder Empfindungsstärke, z. B.
N1 perirektale Lymphknotenmetastase cken, CT Thorax und Abdomen. von Schmerz oder affektiven Beeinträchtigun-
N2 unilaterale Lymphknoten- Therapie: Die Therapie ist abhängig vom TNM- gen wie Ängstlichkeit oder Depressivität. Ana-
metastase an A. iliaca interna Stadium, der Lokalisation (Analkanal- bzw. logskalen dienen der Abschätzung des Ausma-
oder inguinal Analrandkarzinom) sowie der Histologie: ßes eines Untersuchungsgegenstandes und wer-
– Bei kleinen Plattenepithelkarzinomen den insbesondere zur Beurteilung des Verlaufs
N3 perirektale und inguinale (< 2cm, pT1) ohne Lymphknotenmetastasen einer Krankheit und deren Therapie herangezo-
Lymphknotenmetastasen oder und ohne Infiltration des Sphinkters lokale gen.
bilaterale Lymphknoten-
Exzision; meist ist dies nur bei Analrandkar- Formen:
metastasen an
A. iliaca interna oder inguinal zinomen möglich – Visuelle Analogskala (VAS): die Bewertung er-
– bei Plattenepithelkarzinomen primäre Ra- folgt auf einer Skala mit den Endpunkten
T: Primärtumor; N: regionäre Lymphknoten; diochemotherapie: Chemotherapie mit Mito- „nicht vorhanden“ und „maximal vorstellba-
M: Fernmetastasen mycin C und Fluorouracil (5-FU) sowie Strah- re Ausprägung“ (Visuelle Analogskala*, Abb.
[1]
für alle Tumoren einheitlich definierte lentherapie mit 45–50,4 Gy für Primärtumor dort); in der Regel beträgt der Abstand zwi-
Kategorien (z. B. N0: keine Evidenz für Befall
sowie Lymphabflusswege (perirektal, iliakal schen den Endpunkten 100 mm
regionärer Lymphknoten; NX: regionäre Lymph-
sowie inguinal) – numerische Analogskala: der Schmerz wird
knoten nicht beurteilbar):
siehe TNM*-Klassifikation – operative Therapie bei Resttumoren oder Re- durch einen in der Regel zwischen 0 und 10
zidivtumoren: abdomino-perineale Rektum- liegenden Zahlenwert charakterisiert
Analogskala, visuelle 82
– eine Kombination der beiden obigen: gele- wird wie ein Zäpfchen (evtl. mit Einführhilfe)
A gentlich verwendet bei der Nutzwert-Analyse
zur Bewertung eines Gesundheitszustandes
eingeführt. Die Verwendung ist nur bei koope-
rativen Patienten sinnvoll.
im Bereich zwischen 0 (tot) und perfekter Ge- Analthrombose f: engl. anal thrombosis; syn.
sundheit (10). Analvenenthrombose. Meist schmerzhafte Ve-
Analogskala, visueø lle f: Abk. VAS. Eindimensi- nenruptur oder Thrombophlebitis im Plexus
onale, semiquantitative Skala zur standardisier- haemorrhoidalis externus auf Höhe der Anoku-
ten Erfassung der momentan empfundenen tanlinie. Die Ursachen sind vielfältig, beispiels-
Schmerzintensität. Die VAS dient der subjekti- weise übermäßiges Pressen beim Stuhlgang
ven Selbsteinschätzung durch den Patienten oder der Entbindung. Im Akutfall wird mit
und ist anwendbar ab einem Alter von 6 Jahren. Analgesie und abschwellenden Maßnahmen be-
Siehe Abb. handelt, ggf. wird die thrombosierte Vene inzi-
diert und das Blutgerinnsel ausgeräumt.
Anal-Tumor m: engl. Anus Neoplasms. Gewebs-
neubildung unklarer Dignität am Anus. Diffe-
renzialdiagnostisch kommen sowohl benigne
(z. B. Hämorrhoiden, Perianalvenenthrombo-
sen, Marisken) als auch maligne Erkrankungen
wie das Analkarzinom in Betracht. Die Therapie
besteht bei unklarer Dignität in der Exzision
Analprolaps: 1: Analprolaps; 2: Rektumprolaps. und histologischen Untersuchung.
Analvenenthrombose f: Meist schmerzhafte
Venenruptur oder Thrombophlebitis im Plexus
handelt wird besonders im Kindesalter mit der haemorrhoidalis externus auf Höhe der Anoku-
Analogskala, visuelle: Der Arzt lässt den Patienten Sklerosierungstherapie, ansonsten werden die tanlinie. Die Ursachen sind vielfältig, beispiels-
z. B. mit einem Schieber seine momentanen Hämorrhoiden ektomiert. Siehe Abb. weise Pressen beim Stuhlgang oder bei der Ent-
Schmerzen auf der Vorderseite einer visuellen Skala Analpruritus → Pruritus ani bindung. Im Akutfall wird mit Analgesie und
einstellen; auf der Rückseite kann die vom Patienten Analreflex m: Bei Bestreichen der perianalen abschwellenden Maßnahmen behandelt, ggf.
geschätzte Schmerzstärke mithilfe einer Haut auftretende Kontraktion des M. sphincter wird die thrombosierte Vene inzidiert und das
numerischen Skala von 0 (schmerzfrei) bis 10 ani externus (S3–S5). Blutgerinnsel ausgeräumt.
(stärkste vorstellbare Schmerzen) abgelesen werden. Analrhagaden f pl: engl. anal fissures. Ober- Analverkehr m: engl. anal sex. Anogenitaler Ge-
flächliche, strichförmige Epitheldefekte, die schlechtsverkehr* mit einem Einführen des Pe-
meist radiär zum Anus verlaufen. Typische nis in den Anus.
Analogstudie f: engl. analogue study. Studie, Symptome von Analrhagaden sind Schmerzen, AnalyXse: Abk. für → Psychoanalyse
welche die zu untersuchende Realität nur parti- Brennen und Juckreiz. Sie treten oft in Kombi- Anamnese f: engl. anamnesis. Krankenge-
ell oder vergleichsweise abbildet. nation mit einem Analekzem*, Hämorrhoiden* schichte eines Patienten. Zu unterscheiden sind
Analpapille, hypertrophe → Analpolyp oder Pilzinfektionen (v. a. Candidose*) auf. 1. die durch Befragung des Patienten ermittelte
Anaø lpha-Lipoproteinämie → Tangier-Krank- Analsphinkterspastik f: Erhöhter Tonus bzw. Vorgeschichte seiner aktuellen Erkrankung so-
heit Spasmus des Analsphinkters, tritt meist auf bei wie 2. patientenbezogene Aufzeichnungen des
Analpolyp m: engl. anal polyp; syn. hypertrophe einer zugrunde liegenden proktologischen Er- behandelnden Arztes in der Krankenakte ein-
Analpapille. Synoym für eine harmlose, hyper- krankung, z. B. einer akuten Analfissur, selten schließlich Stammdaten, erhobenen Untersu-
trophierte Analpapille. Im eigentlichen Sinn ist idiopathisch. Die Therapie besteht in einer Be- chungsbefunden und therapeutischen Maßnah-
die Bezeichnung Analpolyp nicht korrekt, da es handlung der zugrunde liegenden Erkrankung. men.
sich nicht um eine Neoplasie handelt und keine Ergänzend können Nitroglycerin- bzw. Diltia- Formen: Die Anamnese im Sinne der zu erhe-
maligne Entartung droht. zem-Salben appliziert werden oder eine Injekti- benden Krankengeschichte erfolgt als:
Ursache: Auftreten meist im Zusammenhang on von Botulinumtoxin erfolgen. – Eigenanamnese*: der Patient berichtet über
mit entzündlichen Prozessen im Bereich des Analstenose → Fehlbildung, anorektale seine Vorgeschichte
Anorektums durch proliferative Fibrosierung. Analstenose f: Verengung des Analkanales, – Fremdanamnese: Angehörige oder Begleit-
Therapie: meist durch Narbenbildung aufgrund eines personen geben Informationen.
– Abtragung des Analpolypen mit histologi- Traumas oder Operationen (z. B. Hämorrhoi- Die fachgerecht durchgeführte Anamnese hat
scher Untersuchung dektomie, intersphinktäre Rektumresektionen) einen hohen Wert innerhalb des Diagnosepro-
– Behandlung der begleitend vorliegenden Er- oder Entzündungen (z. B. Morbus Crohn). Be- zesses: Sie ermöglicht zusammen mit der kör-
krankungen. handelt wird die Grunderkrankung, daneben perlichen Untersuchung* in 70 % der Fälle die
Analprolaps m: engl. anal prolapse. Vorfall der wird die Narbe mit Analdehnern dilatiert bzw. Stellung der richtigen medizinischen Diagnose.
Analschleimhaut aufgrund von Hämorrhoiden* operativ exzidiert oder gespalten, ggf. mit Re- Bestimmungen: Die Anamnese muss dokumen-
3. und 4. Grades, Analsphinkterschwäche oder konstruktion des Analkanals. tiert werden (Dokumentationspflicht*) und
mangelnder Fixation der Analhaut auf dem Analtampon m: engl. anal tampon. Hilfsmittel kann ggf. vom Patienten eingesehen werden
Schließmuskel. Symptome sind Schleimhaut- zum Zurückhalten von Stuhl bei Stuhlinkonti- (Einsichtsrecht*). Gemäß der ärztlichen Berufs-
vorfall mit typischer radiärer Schleimhautfälte- nenz* oder zum Toilettentraining*. Der in ver- ordnung besteht eine Aufbewahrungspflicht
lung, Pruritus ani sowie Stuhlinkontinenz. Be- schiedenen Größen erhältliche Analtampon (siehe Aufbewahrungsfrist) für Krankenunterla-
83 Anaspadie
gen. Sie beträgt zurzeit 10 Jahre nach Abschluss sätzlich mit respiratorischer, gastrointestina-
Anaphylaxie:
der Behandlung.
anamneø stisch: engl. anamnestic. In Bezug auf
ler, kardiovaskulärer Klinik, bei Schwere-
grad III mit Kehlkopfödem, Bronchospas-
Sog. Notfallset zur Soforthilfe. A
[1]
die Krankengeschichte. mus, Zyanose, Defäkation, Schock, bei Inhalt
Anandamid → Endocannabinoide Schweregrad IV Atemstillstand, Herz-Kreis-
Adrenalin zur i. m. Anwendung (Autoinjektor)
Anankaø smus m: engl. anancasm. Äußerst ge- lauf-Stillstand
wissenhaftes, rigides und ängstlich-zwanghaf- – Graduierung hinsichtlich vitaler Bedrohlich- Histamin-H1-Rezeptoren-Blocker zur p. o.
tes Verhalten. Im engeren Sinn ist Anankasmus keit: Anaphylaxie mit: 1. Herz-Kreislauf- Anwendung
das Auftreten von Zwangsphänomenen Stillstand (Anaphylaxie Schweregrad IV) Glukokortikoid zur p. o. oder rektalen
(Zwangsgedanken* oder Zwangshandlungen*), 2. v. a. kardiovaskulärer Manifestation (Ana- Anwendung
die als unsinnig oder unnötig erkannt werden, phylaxie Schweregrad II–III) 3. v. a. Obstruk- fakultativ:
z. B. bei Zwangsstörung*, anankastischer Per- tion der oberen Atemwege (Anaphylaxie
sönlichkeitsstörung*, Depression*, Schizophre- Schweregrad II–III) 4. v. a. Obstruktion der beta-2-selektives Sympathomimetikum zur
nie* und anderen psychischen Störungen. unteren Atemwege (Anaphylaxie Schwere- inhalativen Anwendung bei Asthma
Anaphase → Meiose grad II–III) 5. v. a. gastrointestinaler Manifes- bronchiale
Anaphase → Mitose tation (Anaphylaxie Schweregrad II–III) Adrenalin zur inhalativen Anwendung bei zu
Anaphylatoxine n pl: engl. anaphylatoxins. 6. v. a. (systemisch vermittelter generalisier- erwartender Atemwegsobstruktion (anamnes-
Komplementspaltprodukte (C3a, C5a), die bei ter) kutaner und allgemeiner Manifestation tisch Anaphylaxie mit Kehlkopfödem)
anaphylaktischer Reaktion (Anaphylaxie*) (Anaphylaxie Schweregrad I). [1]
zusammen mit schriftlicher Anleitung
durch die Aktivierung von Komplement* aus C3 Therapie: Sofort und symptomorientiert unter (Anaphylaxie-Pass, -Notfallplan)
und C5 entstehen. Sie bewirken die Freisetzung Sicherung der Vitalfunktionen, ggf. (Schwere-
von Mediatoren aus Mastzellen, Einwanderung grad IV) umgehend Reanimation* (siehe dort)
von Entzündungszellen und Kontraktion der mit Adrenalin i. v. (ggf. intraossär), forciertem
glatten Muskulatur. Volumenersatz und Antiallergika (Antihistami- – Betasympathomimetikum: bei bronchialer
Anaphylaxie f: engl. anaphylaxis. Durch Anti- nika, Glukokortikoid). Grundsätzliche Maß- Obstruktion (Anaphylaxie mit v. a. Obstruk-
körper* der Klasse IgE vermittelte maximale nahmen sind: tion der unteren Atemwege im Sinne Schwe-
Überempfindlichkeitsreaktion vom Soforttyp – Allergenkarenz (Stopp der Allergenzufuhr; regrad II–III) beta-2-selektives Sympathomi-
(Typ I der Allergie*). Anaphylaxie tritt nach ei- ggf. potenzielles Allergen asservieren), adä- metikum (Salbutamul, Terbutalin, Adrena-
ner Sensibilisierungsphase (6–10 Tagen bei quate Lagerung lin o. a.) inhalativ (z. B. mit Spacer als Inha-
Menschen) bei erneutem Kontakt mit dem spe- – bei Anaphylaxie mit v. a. kardiovaskulärer lierhilfe), ggf. parenteral (z. B. Terbutalin s. c.
zifischen Allergen* auf. Häufige Ursachen sind oder respiratorischer Manifestation (Anaphy- oder Reproterol i. v.) oder Adrenalin i. v.
Nahrungsmittel (v. a. bei Kindern), Arzneimit- laxie Schweregrad II–III) Sauerstoffgabe*: – Antihistaminika i. v.: Histamin*-H1-Rezepto-
tel und Insektengift. 100 % Sauerstoff inhalativ über Atemmaske ren-Blocker, bei schwerer therapierefraktärer
Pathogenese: Der auf ein Allergen* gebildete mit hohem Flow, ggf. Atemwegssicherung* Anaphylaxie zusätzlich Histamin*-H2-Re-
Antikörper* bindet sich an Mastzellen* und ba- durch endotracheale Intubation und Beat- zeptoren-Blocker
sophile Leukozyten. Die Antigen*-Antikörper- mung – Glukokortikoid* i. v. (ggf. rektal oder p. o.)
Reaktion bei Wiederkontakt mit dem Allergen – venöser Zugang mit kristalloider Infusion mit protrahierter Wirkung (nicht akut)
führt zur Freisetzung vasoaktiver Substanzen zum Offenhalten des Zugangs bzw. bei Ana- – evtl. Spasmolytikum, Antiemetikum o. a.
(sog. Mediatoren*), u. a. Histamin*, Serotonin*, phylaxie mit v. a. kardiovaskulärer Manifes- symptomatische Therapie je nach Klinik
Bradykinin*, Leukotriene* C4, D4 und E4 sowie tation forcierter Volumenersatz* durch kris- – nach erfolgreicher Akuttherapie der Anaphy-
neutrophil-chemotaktischer und thrombozy- talloide Infusionslösung (z. B. balancierte laxie stationäre Überwachung und bei erhöh-
tenaktivierender Faktoren. Vollelektrolytlösung) i. v. bzw. ggf. intraos- tem Risiko (nach Anaphylaxie Schwere-
Klinik: Plötzliches Auftreten typischer klini- sär; unter Umständen im Verlauf kolloidal grad ≥ II) durch nicht sicher vermeidbares ur-
scher Manifestation – Katecholamin*: im Rahmen der Reanimation sächliches Allergen ggf. Indikationsstellung
– Vor allem kutan (Juckreiz, Urtikaria, Angio- Adrenalin i. v. (bzw. intraossär); bei nicht re- für sog. Notfallset zur Soforthilfe (siehe Tab.)
ödem, Erythem bzw. Flush) animationspflichtigem Patienten mit v. a. mit Anaphylaxie-Pass und -Notfallplan.
– respiratorisch (Brennen, Kribbeln, Juckreiz, kardiovaskulärer oder respiratorischer Mani- Prävention: Allergologische Diagnostik und Al-
Ödem oropharyngeal, Dysphagie, Dyspho- festation (Anaphylaxie Schweregrad II–III) lergenkarenz.
nie, Rhinorrhö, Dyspnoe, Kehlkopfödem, Adrenalin i. m. (bei Obstruktion der oberen Anaplasie f: engl. anaplasia. Übergang höher
Bronchospasmus, Zyanose, Atemstillstand) Atemwege, Kehlkopfödem zusätzlich inhala- differenzierter Zellen in weniger differenzierte.
– gastrointestinal (Nausea, Emesis, krampfarti- tiv über Vernebler), ggf. wiederholt alle 5– Anarthrie → Dysarthrie
ger Bauchschmerz, Diarrhö, Meteorismus, 10 Minuten, ggf. Adrenalin i. v. Anasaø rka f: engl. anasarca. Ausgedehntes, lage-
unwillkürliche Defäkation u. a.) – unter Umständen (fehlendes therapeutisches rungsabhängiges Ödem* in der Subkutis. Häu-
– kardiovaskulär (Tachykardie, arterielle Hy- Ansprechen, Patienten unter Phamakothera- fige Formen sind Lid-, Gesichts- und Flanken-
potonie, kardiale Arrhythmie, Schock, Herz- pie mit Beta-Rezeptoren-Blocker) Glukagon ödeme. Ursachen einer Anasarka sind v. a. eine
Kreislauf-Stillstand). – ggf. i. v. Infusion von Dopamin bzw. Nor- Herzinsuffizienz* und das nephrotische Syn-
Klinische Einteilung: adrenalin bei unzureichendem Therapieer- drom* sowie ein sonstiger Eiweißmangel, z. B.
– Schweregrade I–IV: Schweregrad I mit aus- folg (hämodynamisch nicht stabilisierbar) infolge eines Tumors.
schließlich kutaner (und allgemeiner) klini- unter Adrenalin und forciertem Volumener- Anaspadie f: engl. anaspadias. Harnröhren-
scher Manifestation, Schweregrad II–IV zu- satz mündung auf dem Rücken des Penis.
Anastomose 84
Anastomose f: engl. anastomosis. Natürliche gend eines Pankreaskarzinoms mit Abfluss- Anastomosenulkus n: engl. anastomotic ulcer.
A Verbindung zwischen Blut- (z. B. arteriovenöse
Anastomose) oder Lymphgefäßen, außerdem
behinderung der Galle in das Duodenum
(Rückstau in die Leber mit konsekutivem Ik-
In der Anastomosenregion auftretendes Ge-
schwür als postoperative Komplikation nach
operativ angelegte Verbindung von Hohlorga- terus*). Gastroduodenostomie bzw. Gastrojejunostomie
nen (z. B. Enteroanastomose, Gastroenterosto- Die Anlage einer biliodigestiven Anastomose ist nach Magenteilresektion*. Die Diagnose erfolgt
mie, Choledochojejunostomie) oder Blut- (z. B. häufig nur noch dann notwendig, wenn die en- mittels Ösophagogastroduodenoskopie*. Die
gefäßchirurgischer Shunt zur Hämodialyse) doskopische Therapie mittels ERC (siehe Behandlung erfolgt je nach Ursache medika-
und Lymphgefäßen. ERCP*) mit Stenteinlage oder eine PTCD tech- mentös durch Protonenpumpenhemmer, ggf.
Formen: Einteilung der operativ angelegten nisch nicht mehr möglich sind. Eradikationsbehandlung oder operativ durch
Anastomosen (siehe Abb.): Anastomose, gastroduodenale → Magenteil- Nachresektion und Roux*-Operation.
– End-zu-End-Anastomose: Wiedervereini- resektion Siehe Abb.
gung von Hohlorganstümpfen nach Teilre- Anastomose, kavopulmonale → Fontan-Ope- Klinik: Je nach Lage und Höhe der Anastomose
sektion bzw. zur Interposition (z. B. Dünn- ration – Sodbrennen
darmanastomose, Gallenganganastomose) Anastomose, kavopulmonale → Glenn-Ope- – Völlegefühl
– End-zu-Seit-Anastomose: seitliches Einnä- ration – Schmerzen
hen eines endständigen Hohlorganstumpfs Anastomoseninsuffizienz f: engl. anastomotic – Übelkeit und Erbrechen
in einen anderen Organabschnitt oder in ein leak. Nahtinsuffizienz einer operativ angelegten – Blutung.
anderes Hohlorgan (z. B. Hepatikojejunosto- Anastomose* infolge einer Mangeldurchblu- Diagnostik:
mie, Gastrojejunostomie) tung, Nahtverbindung unter Spannung oder – Ösophagogastroduodenoskopie* mit Entnah-
– Seit-zu-Seit-Anastomose: operative Verbin- aufgrund eines Anlagefehlers. me von Probebiopsien zur patho-histologi-
dung von 2 jeweils seitlich eröffneten Hohl- Anastomosenkarzinom n: engl. anastomotic schen Untersuchung
organabschnitten (z. B. Darmanastomose, carcinoma. An einer Nahtverbindung gelegene – Röntgenkontrastmitteluntersuchung nur
Gallenganganastomose, Pankreatikojejuno- Tumormanifestation nach Anlage von Anasto- noch in seltenen Fällen bei gezielten Frage-
stomie). mosen* im Gastrointestinaltrakt oder Respirati- stellungen indiziert.
onstrakt. Anastomosenkarzinome entstehen Therapie:
entweder wegen des Verbleibs von Tumorresten – Protonenpumpen-Hemmer
bei der Erstoperation oder durch Reflux aggres- – Helicobacter*-pylori-Eradikationstherapie
siver Verdauungssäfte. – unter Umständen Nachresektion des Magens
Ätiologie: und Umwandlung einer Magenteilresektion
– Residualtumor bei onkochirurgischen Primär- nach Billroth II in eine Roux*-Operation mit
eingriffen mit R1- (mikroskopisch) oder R2- Gastrojejunostomie.
Situation (makroskopisch) am patho-histolo-
gisch aufgearbeiteten Resektat (vgl. UICC-
Klassifikation; siehe auch Resektion*)
– Entzündung im Bereich einer Gastro-Jejuno-
Anastomose: Operativ angelegte Anastomose des stomie durch ständigen Reflux von Galle-
Gastrointestinaltrakts; 1: End-zu-End-Anastomose; und Pankreassekret über die aufsteigende
2: End-zu-Seit-Anastomose; 3: Seit-zu-Seit- Schlinge in den Magen nach klassischer Bill-
Anastomose. roth-II-Magenresektion ohne Braun*-Fuß-
punktanastomose: 1. Reflux bedingt Ausbil-
dung einer C-Gastritis 2. in der Folge Meta-
Anastomose, biliodigestive f: engl. biliodiges- plasie, Dysplasie und letztendlich Karzinom-
tive anastomosis. Chirurgisch angelegte Verbin- entstehung im Restmagen (sog. Magen-
dung zwischen dem Gallengangsystem bzw. der stumpfkarzinom*).
Gallenblase und dem Dünndarm (meist dem Je- Anastomosen, portokavale f pl: engl. porto- Anastomosenulkus: Zustand nach Magenteil-
junum), u. a. im Rahmen einer Lebertransplan- caval anastomoses. Anastomosen zwischen Äs- resektion nach Billroth II. [36]
tation* oder Duodenopankreatektomie* sowie ten der V. portae hepatis und Ästen der V. cava
palliativ bei inoperablen Tumoren des Pankreas superior und V. cava inferior. Anastomose, splenorenale → Shunt, porto-
oder Duodenums. Klinische Bedeutung: systemischer
Formen: Unter anderem als – Können bei portaler Hypertension* extrahe- Anastomositis f: Entzündung einer operativ
– Hepatojejunostomie patischen Kollateralkreislauf (klinisch v. a. als angelegten Anastomose*, besonders von Hohl-
– Choledochojejunostomie Ösophagusvarizen*, Fundusvarizen*, Caput* organen.
– selten als Choledochoduodenostomie oder medusae und Hämorrhoiden*) ausbilden, da- Vorkommen: In der Viszeralchirurgie, häufig in
Choledochogastrostomie. durch Abfluss des gestauten Pfortaderbluts Zusammenhang mit Ulkusbildung im Anasto-
Indikationen: möglich mosenbereich nach z. B.
– Notwendige Anastomose nach Kausch-Whip- – pathophysiologische Voraussetzung für Ent- – Ösophagusresektionen
ple-Operation (siehe auch Duodenopankrea- wicklung einer hepatischen Enzephalopa- – Magenresektionen
tektomie*) thie*, daneben bestehen in der zirrhotisch – Rektumresektionen.
– bei Malignomen des Ductus hepatocholedo- umgebauten Leber multiple, intrahepatische, Anatomische Leberresektion f: Sich am Ge-
chus und palliativ bei Inoperabilität vorwie- portokavale Anastomosen. fäßbaum der Leber orientierende Leberresekti-
85 Androgenresistenz
on, der stets die präliminare Unterbindung der überwiegend Androgene* (ca. 10–20 % der von Androgenvorstufen, erhöhte Sensitivität
betroffenen Gefäße und der entsprechenden
Gallengänge vorausgeht.
Androblastome), seltener Östrogene. Entspre-
chend kommt es zu Virilisierung oder Femini-
der Zielorgane, Androgenbiosynthese in Ovar
und Nebennierenrinde, verminderte Androgen-
A
Anatomische Pinzeø tte f: Chirurgisches, sierung. Ca. 10 % der Androblastome entarten bindung an Serumproteine, iatrogener Einfluss
schmales, zangenartiges Greif- und Halteinstru- maligne. Behandelt wird mittels operativer Ent- und Doping. Behandelt wird symptomatisch
ment ohne Zähnchen (atraumatisch) an der fernung. mit Antiandrogenen*.
Spitze. Hiermit können sehr gut weiche, leicht Androgene n pl: engl. androgens. Sammelbe- Diagnostik: Bestimmung von Testosteron und
verletzliche Gewebe atraumatisch gefasst und zeichnung für männliche Sexualhormone* (C19- Dehydroepiandrosteron*-Sulfat (DHEA-S) im
gehalten werden, z. B. Darm- oder Gefäßwände. Steroidhormone*), v. a. Testosteron (höchste Se- Serum zum Ausschluss von androgenproduzie-
Anazidität f: engl. anacidity; syn. Inazidität. rumkonzentration) und seine Metaboliten 5α- rendem Tumor oder adrenogenitalem Syn-
Fehlen von freier Salzsäure im Magensaft* bei Dihydrotestosteron (wirksame Form), Andros- drom*.
chronischer Gastritis* und perniziöser Anämie*. tendion und Androsteron. Im Blut sind Andro- Androgenresistenz f: engl. androgen insensitivi-
Wenn auch nach Gabe von Pentagastrin keine gene zu ca. 98 % an SHBG gebunden. Die physio- ty syndrome (Abk. AIS). Mutationsbedingte Form
Säureproduktion einsetzt, spricht man von ei- logische HWZ beträgt ca. 12 min. der sexuellen Differenzierungsstörung* mit
ner Pentagastrin-(Histamin-)negativen, refrak- Biosynthese: Die Biosynthese findet in Hoden normalem XY-Karyotyp. Sie kommt als kom-
tären, absoluten oder kompletten Antazidität. (Leydig-Zwischenzellen), Nebennierenrinde plette Form mit weiblichem Habitus und feh-
Anazidogenese f: engl. anacidogenesis. Unfä- und in kleinen Mengen im Ovar statt. Die tägli- lender Sekundärbehaarung und als partielle
higkeit der Nieren, Wasserstoffionen auszu- che Produktionsmenge eines erwachsenen Man- Form mit intersexuellem Genitale vor.
scheiden und Bikarbonationen aus dem Primär- nes beträgt ca. 6–8 mg Testosteron. Ätiologie: Mutation des Androgen-Rezeptor-
filtrat zu resorbieren. Regulation: Die Hormonregulation erfolgt Gens auf dem Genlocus Xq11–q12.
Ancylostoma n: Zu den Nematodes* gehören- durch LH (Hormon-Rezeptoren, Hypothala- Formen: Komplette Androgenresistenz
der Dünndarmparasit, der in den Tropen und mus-Hypophysen-System; siehe Hypothala- – CAIS für engl. complete androgen insensitivi-
Subtropen verbreitet ist. Medizinisch relevante mus*, Abb. 2 dort). ty syndrome
Arten sind A. duodenale (Erreger der Ankylosto- Abbau: Der Abbau findet zu 80 % in der Leber – syn. Hairless-Woman-Syndrom
miasis*) sowie A. brasiliense und A. caninum sowie in Haut und Prostata statt. Die renale – vollständige Resistenz der Androgen-Rezep-
(Larva* migrans cutanea, Mensch als Fehlwirt). Ausscheidung erfolgt v. a. in Form der 17-Keto- toren in den Endorganen bei normaler Tes-
Andersch-Ganglion → Nervus glossopharyn- steroide Androsteron und Etiocholanolon bzw. tosteronkonzentration im Serum
geus nach Glukuronierung, bei Kindern in sulfatier- – Klinik: 1. weiblicher Habitus mit normaler
Andersen-Syndrom → Long-QT-Syndrom ter Form. Brustentwicklung, weiblichem äußerem Ge-
Anderson-Klassifikation → Dens-axis-Frak- Wirkung: Siehe Tab. nitale (blind endende Vagina, Fehlen von
tur Androgenisierung f: engl. androgenisation. Uterus, Tuben und Ovar) und fehlender Se-
Anderson-Montesano-Klassifikation → Kon- Sammelbezeichnung für Folgen verstärkter kundärbehaarung 2. Abdominal- oder Ingui-
dylenfraktur, okzipitale Wirkung von Androgenen* wie Virilisierung*, nalhoden ohne Spermatogenese 3. häufig
Andorn, weißer m: syn. Marrubium vulgare. Maskulinisierung* und Defeminisierung*. Ur- Leistenhernie 4. psychisches Geschlecht
Ausdauerndes Kraut aus der Familie der Lamia- sachen sind die erhöhte periphere Umsetzung weiblich.
ceae (Lippenblütler), das in Zentralasien bis Mit-
telmeergebiet sowie in Nord- und Südamerika
vorkommt. Weißer Andorn wirkt choleretisch, Androgene:
expektorierend und anti-inflammatorisch. Er Physiologische Wirkungen.
wird bei Erkrankungen des Magen-Darm-
Trakts und der Lunge eingesetzt. Funktion, Organ Wirkung
Verwendung: Teeaufguss, Frischpflanzenpress- Stoffwechsel allgemein: anabole Wirkung durch vermehrte Nukleinsäure- und
saft (2–6 EL) u. a. galenische Zubereitungen: Proteinsynthese
– Medizinisch bei Appetitlosigkeit, dyspepti-
schen Beschwerden, Katarrhen der oberen in Zielorganen: Stimulation spezifischer Stoffwechselleistungen
Atemwege (Kommission E) männliches Genitale Beeinflussung der Ausbildung von Penis, Samenleiter, Samenblase und
– volkstümlich auch bei Störungen der Gallese- Prostata
kretion, akuter und chronischer Bronchitis, Förderung bestimmter Stadien der Spermatogenese
Pertussis und Asthma bronchiale
– zum Gurgeln bei Mund- und Rachenentzün- Haut, Haare Ausbildung des virilen Behaarungstyps (bei Frauen evtl. Hirsutismus)
dungen Beeinflussung von Acne vulgaris u. a. Hauterkrankungen
– äußerlich bei Hautverletzungen
Skelett in niedriger Dosis: Proliferation des epiphysären Knorpels, Förderung
– zur Herstellung von Bitterlikören und appe- des Längenwachstums
titanregenden Weinen.
Andrews-Bakterid → Pustulosis palmaris et in höherer Dosis: Schluss der Epiphysenfugen und Kalzifikation
plantaris Zentralnervensystem Rückkopplung auf die hypophysäre Gonadotropinsekretion
Androblastom n: engl. androblastoma. Seltener
Enzyme Expression geschlechtsspezifischer Enzymmuster in verschiedenen Organen
Keimstrangtumor, der aus unreif gebliebenem
und Beeinflussung der Differenzierung des Sexualzentrums
bzw. männlich angelegtem Keimepithel her- in der Embryonalperiode und postnatal
vorgeht. Teilweise produziert er Hormone,
Androgen-Rezeptor-Modulatoren, selektive 86
tion*): 1. Ausschaltung mit metallischen Spi- gangspunkt und Lateralisation aber von An- – tonische, schablonenhafte Bewegungen, Vo-
A ralen (Coils, z. B. nach Guglielmi aus Platin) 2.
bei venösem Aneurysma der V. Galeni inter-
fall zu Anfall nicht konstant
– fokaler epileptischer Anfall: von auf eine
kalisationen oder Sprechhemmung und vege-
tative Symptome (supplementär-motorischer
ventionell-neuroradiologische Embolisation Großhirnhemisphäre beschränkten neurona- Anfall) bei Fokus in der supplementär-moto-
der zuführenden arteriellen Shuntgefäße. len Netzwerken ausgehend und je nach Kli- rischen Region im Frontallappen
ANF: Abk. für antinukleäre Faktoren → Anti- nik unterteilt in: 1. Anfall ohne Einschrän- – Versivanfall*.
körper, antinukleäre kung von Bewusstsein oder Aufmerksamkeit Anfall, kompleø x-partieø ller → Anfall, epilepti-
ANF: Abk. für atrialer natriuretischer Faktor → (früher einfach-partieller Anfall), z. B.: I. fo- scher
Peptide, kardiale natriuretische kal-motorischer Anfall* II. somatosensori- Anfall, provozierter → Gelegenheitsanfall
Anfall, dissoziativer m: engl. dissociative sei- scher Anfall* III. sensorischer Anfall* IV. oder Anfall, psychogener → Anfall, dissoziativer
zure. Nichtepileptischer Anfall mit psychischen vegetative Symptome wie z. B. epigastrisches Anfall, sensorischer m: engl. sensory seizure.
Ursachen als Form der dissoziativen* Störung Gefühl, Blässe, Schweißausbruch, Erröten, Fokaler epileptischer Anfall* mit abnormen vi-
mit unspezifischem oder dem epileptischen An- Piloarrektion*, Mydriasis* 2. Anfall mit Ein- suellen, auditiven, olfaktorischen, gustatori-
fall* ähnelndem Muster, jedoch ohne EEG*-Be- schränkung von Bewusstsein oder Aufmerk- schen oder vertiginösen Sinnesempfindungen
fund. Ursachen sind Konflikte, Belastungen, samkeit (früher komplex-partieller Anfall) bei Fokus in sensorischen Arealen des zerebra-
Trauma, Persönlichkeitsstörung oder Anfälle und häufig mit charakteristischem, stadien- len Kortex.
als erlerntes Coping mit personalen oder sozia- haftem Ablauf mit zunächst: I. Aura* II. un- Anfallserie f: engl. serial seizure. Folge von epi-
len Problemen. Therapiert wird mit Psychothe- terschiedlich starker paroxysmaler Bewusst- leptischen Anfällen ohne andauernde Funkti-
rapie* und Verhaltenstherapie*. seinstrübung mit unwillkürlichen Bewe- onsstörung zwischen einzelnen Anfällen.
Vorkommen: gungsabläufen wie orale, gestische oder Anfall, somatosensorischer m: engl. somato-
– Ca. 4 % aller neu auftretenden Anfälle sprachliche Automatismen* III. Minuten sensory seizure; syn. sensibler Anfall. Fokaler epi-
– bis zu 30 % Kombination mit epileptischen oder länger dauernder Reorientierungsphase leptischer Anfall* mit somatosensorischen
Anfällen (in Komorbidität mit Epilepsie* als 3. psychische Symptome durch Störung hö- Symptomen in Form sensibler Reiz- oder Aus-
sog. Hysteroepilepsie). herer kortikaler Funktionen (selten bei epi- fallsymptome wie Kribbeln und Taubheitsge-
Klinik: leptischem Anfall ohne Bewusstseinsein- fühl bei Fokus in der Postzentralregion (sensib-
– Paroxysmale Verhaltensmuster ähnlich gene- schränkung), z. B.: I. aphasisch II. dysmnes- le Projektionsfelder im Parietallappen* des Cor-
ralisierten bzw. fokalen epileptischen Anfäl- tisch (z. B. Déjà-vu-Erlebnis) III. kognitiv tex cerebri).
len oder mit unspezifischen Anfallsmustern (z. B. Dreamy* State oder Zeitsinnstörung) Anfall, vestibulärer epileø ptischer → Vertigo
– häufig mit sensorischen Defiziten oder IV. affektiv (z. B. Angst oder Ärger) V. Illusio- epileptica
Symptomen assoziiert nen (z. B. Makropsie oder Metamorphopsie*) angeboren: engl. inborn. Zum Zeitpunkt der
– typische klinische Merkmals-Cluster wäh- VI. strukturierte Halluzinationen* (z. B. Mu- Geburt vorhanden. Angeborene, biologisch prä-
rend des Anfalls, z. B.: 1. Sensationen von sik oder Szenen) 4. fokal epileptischer Anfall determinierte Merkmale, Krankheiten oder De-
Übelkeit, Schwindel, Atemnot und Kopf- mit Entwicklung zu bilateralem konvulsi- fizitsyndrome sind kongenital*, d. h. durch
schmerzen in Anwesenheit wichtiger Bezugs- vem Anfall (früher sekundär generalisierter Schädigung bzw. Fehlerhaftigkeit des geneti-
personen 2. z. T. dramatische Anfallsmuster Anfall) schen Materials entstanden, oder konnatal*, al-
mit Arc* de cercle 3. heftige Affektexpression – epileptischer Spasmus*. so intrauterin oder während des Geburtsvor-
4. starke sympathikotone Anspannung Anfall, fokal-motorischer m: engl. focal motor gangs durch äußere Noxen entstanden.
5. geotrope Augenbewegung 6. häufig ge- seizure. Fokaler epileptischer Anfall* mit moto- Angeborene Herzfehler m pl: engl. congenital
schlossene Lider rischen Symptomen. Im Anschluss tritt häufig heart defect; syn. konnatale Angiokardiopathie.
– Dauer über mehrere Minuten eine vorübergehende Lähmung der betreffen- Angeborene Fehlbildungen des Herzens und/
– evtl. Sprechen im Anfall den Muskeln auf (sog. Todd-Lähmung). oder der herznahen Gefäße multifaktorieller
– unkoordinierte Kloni Formen: U. a. Ätiologie (Kombination aus genetischen und
– meist ohne Selbstverletzung. – Muskeltonuserhöhung, Myoklonien* oder Umweltfaktoren). In 1/3 der Fälle zeigen sich
Anfall, einfach-partieø ller → Anfall, epilepti- klonische Bewegungen bestimmter Körper- zusätzlich Fehlbildungen anderer Organsyste-
scher abschnitte (z. B. Finger, Hand, Gesicht), je me (v. a. des Urogenitaltrakts), besonders bei
Anfall, epileø ptischer m: engl. epileptic seizure. nach Lokalisation des Fokus in kontralatera- Chromosomenaberration*. Herzfehler sind sehr
Vorübergehendes Auftreten klinischer Sympto- ler Zentralregion (motorische Hirnrinde) häufig, jedes 100. Neugeborene ist betrof-
me wie unwillkürliche Bewegungsabläufe und – bei Ausbreitung über die gesamte Zentralre- fen.
sensible Reiz- oder Ausfallsymptome aufgrund gion Jackson*-Anfall Einteilung: Anatomisch und pathophysiolo-
abnormer exzessiver oder synchroner neurona- – Mastikatoriusanfall (fokaler Anfall der kont- gisch nach Hämodynamik (Shunt*, Zyanose*,
ler Aktivität im Gehirn (im EEG* nachweisbar), ralateralen Kaumuskulatur) mit schnellen siehe Tab.), z. B.:
bei Epilepsie oder im Rahmen akuter oder sub- Mahl-, Leck- und Kaubewegungen der Kiefer – Azyanotischer angeborener Herzfehler ohne
akuter Erkrankungen (Fieberkrampf*, Alkohol- – Artikulationsstörungen oder (als Hem- Shunt (valvuläre Pulmonalstenose* u. a.)
delir, Hypoglykämie, Intoxikation). Therapiert mungsphänomen) Sprechunfähigkeit (sog. – primär azyanotischer angeborener Herzfeh-
wird akut mit Benzodiazepinen. Einteilung : speech arrest) bei Fokus im unteren Teil der ler mit (Links-Rechts-)Shunt und vermehrter
– Generalisierter epileptischer Anfall: 1. von Zentralregion der dominanten Hemisphäre Lungenperfusion (isolierter Ventrikelsep-
einem bestimmten Punkt eines beide Groß- – epileptischer Nystagmus* tumdefekt* u. a.)
hirnhemisphären beteiligenden neuronalen – ein- und beidseitige tonische Extremitäten- – zyanotischer angeborener Herzfehler mit
Netzwerks ausgehend und sich rasch ausbrei- bewegungen (sog. posturaler oder Haltungs- (Rechts-Links-)Shunt (Fallot*-Tetralogie u. a.).
tend 2. Beginn kann fokal erscheinen 3. Aus- anfall) bei Fokus im Frontalhirn
89 Angina abdominalis
Angeborene Herzfehler:
Therapie: Angelhakenform f: engl. J-shape; syn. Rieder-
Pathophysiologische Einteilung nach – Interventionell oder operativ (Korrektur-
oder Palliativoperation)
Magenform. Formvariante des kontrastgefüll-
ten Magens im Röntgenbild bei stehendem Pati-
A
Hämodynamik.
– Endokarditisprophylaxe mit Antibiotika un- enten. Durch die Belastung wird die Corpusach-
angeborener Herzfehler Prävalenz[1] abhängig von Schweregrad des angeborenen se fast senkrecht gestellt und der untere Pol
azyanotischer Herzfehler ohne Shunt mit Herzfehlers. zum Magenknie ausgesackt, vom Knie an steigt
Behinderung des Blutkreislaufs Angeborene Paø nkreasanomalien f pl: Angebo- die Pars pylorica nach kranial. Siehe Abb.
rene Anomalien des Pankreas während der Em-
valvuläre Pulmonalstenose ca. 7 %
bryonalentwicklung. Zu differenzieren sind
Aortenisthmusstenose ca. 7 % Störungen der Gewebsdifferenzierung, Rotati-
valvuläre Aortenstenose ca. 4 % ons-, Fusions- und pankreatobiliäre Mündungs-
Aortenbogenanomalie ca. 1 % anomalien sowie angeborene Pankreaszysten*.
primär azyanotischer Herzfehler mit überwie- Ätiologie: meistens Störung einer der 3 kriti-
gendem arteriovenösem (Links-Rechts-)Shunt schen Entwicklungsschritte, d. h. der Gewebs-
und vermehrter Lungenperfusion differenzierung, Rotation und Fusion; Bildung
Ventrikelseptumdefekt (isoliert) ca. 31 % des Pankreas aus 2 entodermalen Vorderdarm-
knospen, der ventralen und dorsalen Pankreas-
Vorhofseptumdefekt ca. 7 % Angelhakenform: Beim stehenden Patienten
anlage, mit Drehung der ventralen Anlage nach
persistierender Ductus arteriosus ca. 7 % dorsal, der Rotation, und Vereinigung mit der
verändert sich durch die Schwerkraft die Kontur
atrioventrikulärer Septumdefekt ca. 5 % dorsalen Anlage, der Fusion. Einteilung:
des Magens. Im Röntgenkontrast zeigt sich diese
aortopulmonales Fenster ca. 1 % – Störung der Gewebsdifferenzierung: 1. Apla-
in Form eines großen "J" oder Angelhaken.
zyanotischer Herzfehler mit überwiegendem sie und Hypoplasie: sehr selten, isoliert oder
venoarteriellem (Rechts-Links-)Shunt in Kombination mit anderen Defekten, z. B.
Fallot-Tetralogie ca. 6 % zerebelläre Agenesie, in der Hälfte der Fälle Angelica archangelica → Engelwurz, echte
heterozygote Mutationen im Transkriptions- Anger-Kamera → Gammakamera
Transposition der großen ca. 5 %
Arterien
faktor GATA6 auf dem Genlocus 18q11.2, Angiektasie f: engl. angiectasis. Erweiterung
vereinzelt auch im Insulinpromotorfaktor 1 eines Gefäßes, z. B. Aneurysma*, Teleangiekta-
hypoplastisches Linksherz- ca. 4 % (IPF1, syn. PDX1) auf dem Genlocus 13q12.2 sie*, Varizen*, Lymphangiektasie*.
syndrom
oder im pankreatischen Transkriptionsfak- Angiitis → Vaskulitis
Pulmonalatresie (ohne VSD) ca. 2,5 % tor 1 (PTF1) auf dem Genlocus 10p12.2: Angiitis f: Entzündung von Blut- oder Lymph-
Trikuspidalatresie ca. 2 % I. Klinik: neonataler Diabetes, schwere intra- gefäßen, z. B. systemische Vaskulitis*, Arterii-
Double-Outlet-Right-Ventrikel ca. 1,5 % uterine Wachstumsretardierung, Diagnostik: tis*, Thrombophlebitis*, Lymphangitis*.
singulärer Ventrikel ca. 1,5 % Sonografie, MRT II. Therapie: je nach Prä- Angiitis, kutane leukozytoklaø stische → Vas-
Truncus arteriosus communis ca. 1 % sentation Substitution von Insulin oder Ver- kulitis, kutane leukozytoklastische
totale Lungenvenenfehlmündung ca. 1 %
dauungsenzymen 2. ektopes Pankreas Angina f: Enge, Beklemmung; im engeren Sin-
– Rotationsanomalien: z. B. Pancreas* anulare ne Angina tonsillaris (Tonsillitis*).
[1]
PAN-Studie (Abk. PAN für Prävalenz angebore- – Fusionsanomalien: z. B. Pancreas* divisum, Angina abdominalis f: engl. abdominal angina;
ner Herzfehler bei Neugeborenen): isoliert meist komplett oder inkomplett syn. Angina intestinalis. Symptomatik bei chro-
VSD (alle Formen ca. 53 %), gefolgt von Vorhof- – pankreatikobiliäre Mündungsanomalien: nischer intestinaler Durchblutungsstörung mit
septumdefekt (ASD II ca. 18 %), valvulärer z. B. long common channel, Choledochuszys- intermittierenden, postprandial auftretenden
Pulmonalstenose (ca. 7 %) und persistierendem
ten* Schmerzen mit Übergang zu kolikartigem Dau-
Ductus arteriosus (ca. 5 %)
– angeborene Pankreaszysten*. erschmerz und letztlich dem Vollbild des Aku-
Angehörigenbetreuung f: engl. relatives care. ten* Abdomens mit paralytischem Ileus, Durch-
Einbeziehung der Angehörigen in Therapie wanderungsperitonitis und Darmgangrän. Die
und Betreuung von Patienten besonders in der Diagnose erfolgt mittels Ultraschall und CT-An-
Komplikationen: In Abhängigkeit von Patho- Geriatrie, Tumortherapie und Palliativmedizin. giografie. Behandelt wird radiologisch-inter-
physiologie (Hämodynamik) u. a. Die Angehörigenbetreuung umfasst die Bera- ventionell (Angioplastie*) oder operativ (z. B.
– Herzinsuffizienz* tung und Schulung von Angehörigen und ge- Erweiterungsplastik).
– Herzrhythmusstörung* schieht durch Ärzte, Pflegekräfte, Physio- und Ätiologie: Meist durch Arteriosklerose* beding-
– Endokarditis*. Ergotherapeuten sowie den Sozialdienst. te Lumeneinengung, häufig Abgangsstenose
Diagnostik: Angehörigengruppe: engl. relatives group. der A. mesenterica superior aus der Aorta, selte-
– Hinweis durch Anamnese Gruppe für Angehörige von an bestimmten Er- ner des Truncus coeliacus und/oder der A. me-
– körperliche Untersuchung einschließlich: krankungen leidenden Menschen, in der die senterica inferior.
1. Herzauskultation* 2. Blutdruckmessung Teilnehmer die im Zusammenhang mit der Er- Klinik:
3. EKG* 4. Pulsoxymetrie* 5. ggf. Röntgen- krankung entstehenden Probleme besprechen – Stadium I: asymptomatisch (Zufallsbefund)
Thorax-Aufnahme, Spiroergometrie* und Entlastung erfahren können. Angehörigen- – Stadium II: intermittierende, postprandial
– Nachweis durch: 1. Echokardiografie* (präna- gruppen bestehen in Form von Selbsthilfegrup- auftretende Schmerzen (Ausdruck muskulä-
tal: fetale* Echokardiografie) 2. Kardio-MRT pen* oder werden (meist unter professioneller rer Spasmen bei Gewebshypoxie im Ober-
3. ggf. Kardio-CT 4. evtl. Herzkatheterisie- Leitung) von therapeutischen Institutionen an- bauch oder periumbilikal, Beginn 15–60 min
rung*. geboten. nach Nahrungsaufnahme, Dauer 1–4 h)
Angina agranulocytotica 90
– Dauertherapie der zugrunde liegenden KHK tersuchung der Herzhöhlen und der großen Ge-
zur Prophylaxe der AP: KHK.
Angina Plaut-Vincent → Plaut-Vincent-An-
fäße nach Herzkatheterisierung*. Es handelt
sich um ein radiologisches Verfahren, das v. a.
A
gina früher zur Beurteilung von Form, Größe und
Angina tonsillaris → Tonsillitis Veränderungen der Herzhöhlen, Herzklappen
Angina, vasospaø stische → Koronarspasmus sowie der großen Blutgefäße angewandt wurde.
Angioblastom n: engl. angioblastoma. Veraltete Formen: Bei der Angiokardiografie* lassen sich
Bezeichnung für Neoplasma des Gefäßgewebes. Angiografie: Karotisangiogramm (schematische Dar- verschiedene Formen unterscheiden:
Angio-CT: Abk. für → CT-Angiografie stellung); 1: Normbefund; 2: subdurales Hämatom. – Selektive Dextrokardiografie: Kontrastmit-
Angiodynografie → Farbcodierte Duplexsono- telinjektion entweder in: 1. die Spitze des
grafie rechten Ventrikels 2. oder in den Einfluss-
Angiodysplasie → Malformation, vaskuläre lis, selten auch über A. carotis, A. axillaris trakt des rechten Herzens über einen venösen
Angiodysplasie → Syndrom, angiodysplasti- oder A. poplitea Herzkatheter
sches – Phlebografie (Venografie): bei dieser Metho- – selektive Pulmonalarteriografie
Angioendotheliom → Hämangiosarkom de werden die Venen nach direkter Punktion – Darstellung von Pulmonalarterien und Lun-
Angiofibrom n: engl. angiofibroma. Feste, haut- einer Hand- oder Fußrückenvene dargestellt. genvenen bei angeborenem Herzfehler
farbene, rötliche oder gelbliche Papeln und Bei der Kavografie*, einer Untersuchung der – Nachweis großer Embolie (Lungenembolie*),
Knötchen im Bereich von Nase, Wangen und Hohlvenen, wird das Kontrastmittel direkt in evtl. kann auch eine interventionelle Throm-
Kinn. Angiofibrome kommen selten isoliert vor, die V. cava gegeben bolyse* durchgeführt werden
meist multipel, als dermatologisches Leitsymp- – Lymphografie: bezeichnet die Darstellung – Ausschluss einer Gefäßarrosion durch zent-
tom bei tuberöser Sklerose*. Therapiert werden der Lymphgefäße und Lymphknoten nach di- rales Bronchialkarzinom
sie mittels Dermabrasion und Laserchirurgie. rekter Punktion zuvor operativ (in der Regel – selektive Lävokardiografie: 1. retrograde arte-
Angiogenese f: engl. angiogenesis. Wachstum am Fußrücken) freigelegter Lymphgefäße, rielle Lävokardiografie: nach Punktion der A.
von neuen Blutgefäßen durch Aussprossung wird nur noch selten durchgeführt. femoralis (bzw. der A. brachialis) Vorschieben
und Abspaltung aus vorhandenen Gefäßen. Da- Indikationen: Die Arteriografie wird v. a. prä- des Katheters entgegen des Blutstroms durch
gegen meint die Vaskulogenese die Neubildung oder periinterventionell durchgeführt. Beispie- die Aorta in den linken Ventrikel 2. transsep-
von Gefäßen aus endothelialen Vorläuferzellen. le hierfür sind: tale Lävokardiografie: Vorschieben des Ka-
Formen: – pAVK theters transvenös in den rechten Vorhof,
– Physiologische Angiogenese: Ausgewogen- – Mesenterialarterienverschluss nach Punktion des Vorhofseptums weiteres
heit zwischen endogenen Angiogenese-Sti- – Aortenaneurysma Vorschieben in den linken Vorhof und durch
mulatoren (proangiogene Faktoren, z. B. – Karotisstenose (Karotisarteriografie*) die Mitralklappe in den linken Ventrikel.
FGF, VEGF, Angiopoietin*-1) und endogenen – Nierentumor Dort wird das Kontrastmittel appliziert 3. di-
antiangiogenetischen Faktoren (z. B. Angio- – Darstellung der Beckenarterien (Beckenarte- rekte perkutane Lävokardiografie (sehr sel-
statin*, Interferon-α), Vorkommen: z. B. riografie*) ten).
Wundheilung – Darstellung extra- und intrakranieller Hirn- Angiokardiopathie f: engl. angiocardiopathy.
– pathologische Angiogenese: 1. exzessive An- gefäße (siehe Abb.) Veraltete Bezeichnung für eine Erkrankung des
giogenese: Überwiegen von Angiogenese-Sti- – vor oder während einer Intervention an den Herz-Kreislauf-Systems.
mulatoren mit Ausbildung unphysiologi- zerebralen (Gefäß-)Prozessen Angiokeratom n: engl. angiokeratoma. Kapil-
scher Blutgefäße; Vorkommen: z. B. Tumor- – (selten) zur Feststellung des Hirntods larerweiterung in der oberen Dermis* mit se-
angiogenese, diabetische Retinopathie*, – thorakale Arteriografie bei angeborenen oder kundärer Hyperkeratose*.
feuchte altersabhängige Makuladegenerati- erworbenen Anomalien des Herzens, der Angiokeratoma circumscriptum n: syn. ver-
on*, Psoriasis*, rheumatoide Arthritis* u. a. Herzklappen, der Koronararterien (Koronar- ruköses Hämangiom. Meist angeborenes, solitä-
chronische Entzündungen 2. insuffiziente angiografie*), des Aortenbogens, der brachio- res, streifen- und netzförmig angeordnetes,
Angiogenese: unzureichendes Wachstum zephalen Gefäße und der Herzventrikel* blaurotes Knötchen mit Hyperkeratose*, beson-
von Blutgefäßen (Anzahl, Lumen); Vorkom- (Ventrikulografie*). ders an den Beinen, selten an der gesamten Ext-
men: z. B. KHK, zerebrovaskuläre Erkran- Die Phlebografie ist indiziert bei: remität. Als Differenzialdiagnosen gelten das
kung, chronische Wunde (Wundheilungsstö- – Thrombosen
rung). – Störung des venösen Abflusses durch Steno-
Angiografie f: engl. angiography; syn. Angio- sen
graphie. Darstellung von Gefäßen (Arterien, Ve- – Kompression des Gefäßes von außen.
nen, Lymphbahnen), röntgenologisch nach In- Kontraindikationen: Kontrastmittelallergie, hä-
jektion eines Röntgenkontrastmittels (KM), morrhagische Diathese, schwere Niereninsuffi-
mittels MRT auch ohne KM möglich. Unter- zienz und dekompensierte Herzinsuffizienz.
schieden werden konventionelle Röntgenunter- Mögliche Komplikationen sind anaphylakti-
suchungen, DSA, CT- und MR-Angiografie, scher Schock, Blutungen, Gefäßwanddissektion
MRT und intravaskulärer Ultraschall (IVUS). und Thromboembolie.
Einteilung: Nach dargestellter Gefäßart: Angiohämophilie → Von-Willebrand-Jürgens-
– Arteriografie: bezeichnet die Darstellung Syndrom
der Arterien. Der Zugang erfolgt vorwiegend Angiokardiografie f: engl. angiocardiography;
über A. femoralis, A. brachialis und A. radia- syn. Angiokardiographie. Röntgenkontrastun- Angiokeratoma circumscriptum [4]
Angiokeratoma corporis diffusum 92
Kaposi*-Sarkom, das Melanom* und die Live- Prognose: Nach Jahren selbstlimitierende Ab- – Zunge, Glottis und Larynx sind außer bei
A do*-Vaskulitis. Siehe Abb.
Angiokeratoma coø rporis diffusum → Fabry-
blassung ohne Residuum möglich.
Angiomatose, bazilläre f: engl. bacillary angio-
schweren IgE-vermittelten allergischen Re-
aktionen und bradykininvermittelten Angio-
Syndrom matosis; syn. epitheloide Angiomatose. Vaskulo- ödemen eher selten betroffen, deren Beteili-
Angiolipom n: engl. angiolipoma. Solitär oder proliferative systemische Infektionskrankheit gung kann aber lebensbedrohlich sein.
multipel und familiär gehäuft auftretende mit multiplen Papeln an Haut und Organen. Diagnostik:
Form des Lipoms* mit ausgeprägter hämangio- Betroffen sind immungeschwächte Patienten – Insbesondere bei isoliert ohne Quaddeln auf-
matöser Komponente. Anfangs treten bei Druck (z. B. mit AIDS*). Der Erreger ist Bartonella hen- tretenden Angioödemen Ausschluss eines he-
meist Schmerzen auf. selae (Erreger der Katzenkratzkrankheit, selten reditären Angioödems durch Bestimmung
Angiolipomatosis f: Autosomal-rezessiv erbli- auch Bartonella quintana). Diagnostiziert wird von C1-Inhibitor-Aktivität, -Konzentration
che Erkrankung, die in der frühen Adoleszens v. a. mittels direktem Erregernachweis (PCR*, und C4
beginnt. In der Subkutis finden sich multiple mikroskopisch nach Warthin-Starry-Färbung). – bei histaminbedingtem Angioödem sonstige
gelenknahe Angiolipome*, außerdem Knochen- Therapiert wird antibiotisch. Abklärung wie bei spontaner Urtikaria*.
deformationen nahe der betroffenen Gelenke, Angiomatosis cerebeø lli et rtinae → Von-Hip- Therapie:
v. a. an Hand, Knie und Fußknöchel. pel-Lindau-Syndrom – Bei histaminbedingten Angioödemen ent-
Angiologie f: engl. angiology. Schwerpunktfach Angiomatosis encephalofacialis → Sturge- sprechend der Therapie bei akuter bzw. chro-
der Inneren Medizin, das sich mit Erkrankun- Weber-Krabbe-Syndrom nischer spontaner Urtikaria*: 1. Vermeiden
gen der Blut- und Lymphgefäße beschäftigt. Angiom, venöses → Malformation, venöse bzw. Behandlung identifizierter Triggerfak-
Angiolopathie f: engl. angiolopathy. Die End- vaskuläre toren 2. symptomatische Therapie mit H1-
stromgefäße betreffende Krankheit und Stö- Angioneogenese f: engl. angioneogenesis. Neu- Antihistaminika und Glukokortikoiden, ggf.
rung. bildung von Blutgefäßen, meist als physiologi- Omalizumab
Ursache: scher Prozess. Klinische Bedeutung hat die An- – bei bradykininbedingten Angioödemen mit
– Organisch: diabetische, hypertonische, ent- gioneogenese bei der Wundheilung, bei Ischä- C1-Inhibitor-Mangel oder Dysfunktion z. B.:
zündliche oder lokale (z. B. durch Kälte) mien (Ausbildung von Kollateralkreisläufen) 1. mit C1-Inhibitor-Konzentrat 2. oder Bra-
Schädigung und beim Tumorwachstum. Spezielle Wachs- dykinin-2-Rezeptor-Antagonist Icatibant.
– funktionell: essenzielle Akrozyanose*, Eryth- tumsfaktoren regen die Angioneogenese an. Hinweis: Bei bradykininbedingtem Angioödem
rozyanose, Erythromelalgie, Livedo reticula- Angioneuropathien f pl: engl. angioneuropa- durch Medikamente können Angioödeme noch
ris thies; syn. Gefäßneurosen. Durch spastische mehrere Monate nach dem Absetzen auftreten.
– nicht vaskulär bedingt: Erythrozytenaggre- Dysregulation der Endstrombahn* bedingte Angioödem, hereditäres n: engl. hereditary an-
gation (Sludge*-Phänomen) oder -agglutina- Durchblutungsstörungen. Möglicherweise wer- gioedema. Rezidivierende, kininvermittelte, erb-
tion (Kälteagglutinine), Thrombozytenaggre- den sie durch konstitutionelle Faktoren oder liche Form des Angioödems mit spontan oder
gation (Thrombozytose) und Leukämie. nervale und hormonale Fehlregulation ausge- durch Trigger ausgelösten akuten Anfällen mit
Angiolupoid n: syn. Lupus pernio. Knoten im löst. Ein Beispiel ist das Raynaud*-Syndrom, im Schwellung besonders an den Extremitäten,
Nasenbereich als Hautmanifestation einer Sar- weiteren Sinn auch Akroparästhesie*, Akrozya- aber auch der Bauchorgane. Bei Larynxödem be-
koidose*. Der Angiolupoid-Knoten zeigt sich nose* und Angioödem*. steht Erstickungsgefahr. Diagnostiziert wird
bohnengroß, halbkugelig und von blauroter Angioödem n: engl. angioedema. Ein bis mehre- klinisch, laborchemisch und molekulargene-
Farbe. re Tage andauernde, tiefer liegende Schwellung tisch. Im Anfall und prophylaktisch wird ent-
Angiom n: engl. angioma. Veraltete Sammelbe- (Ödem) des Koriums, der Subkutis oder Submu- sprechend des Erkrankungstyps behandelt.
zeichnung für geschwulstartiges Gefäßgewebe kosa, die einmalig akut oder rezidivierend chro- Klinik: Akute ödematöse Schwellungen unter-
(vaskuläre Anomalie*). nisch in unregelmäßigen Abständen auftritt, schiedlicher Lokalisation
Angiom, arteriovenöses → Malformation, ar- meist im Rahmen einer Urtikaria*. Die Behand- – An den Extremitäten
teriovenöse lung richtet sich nach der Ursache. – an den Bauchorganen mit tagelang anhalten-
Angioma senile → Hämangiom, eruptives Ursachen: Zu differenzieren sind den, kolikartigen Schmerzen, Übelkeit und
Angioma serpiginosum n: engl. Hutchinson’s – Die häufigeren histaminvermittelten Angio- Erbrechen
disease. Oberflächliche naevoide Fehlbildung ödeme bei spontaner oder induzierbarer Ur- – im Bereich des Larynx.
der Dermis aufgrund Gefäßdilatation, d. h. Ka- tikaria, allergischen oder pseudoallergischen Anfälle werden ausgelöst durch Trigger wie
pillarektasien. Im Kindesalter erscheint beson- Reaktionen – Bagatelltraumen
ders an den Beinen und gluteal ein leuchtend – die bradykininvermittelten Angioödeme: – Infektionskrankheiten
hellrot- bis purpurfarbener, scharf begrenzter 1. durch Renin-Angiotensin-Aldosteron-Sys- – Operationen
Patch. Eine Therapie ist nicht notwendig. Auf- tem blockierende Medikamente (z. B. ACE- – Menses
treten selten, überwiegend Mädchen betroffen. Hemmer, Angiotensin-II-Rezeptorblocker) – Schwangerschaft
Klinik: 2. oder durch Genmutation des C1-Inhibitors – emotionale Belastung.
– Auftreten häufig in serpiginösem, gyriertem oder des Faktor XII (hereditäres Angioödem*). Diagnostik:
oder linearem Muster Klinik: Die in der Regel einseitige, unscharf be- – Klinisches Erscheinungsbild, Familienanam-
– Abblassen unter Glasspateldruck, kein Ver- grenzte, meist blasse und eher schmerzhafte, nese
schwinden plötzliche, prall-elastische, ödematöse Schwel- – Labor: bei Typ I und II deutlich erniedrigte
– kein Mukosabefall. lung tritt in wechselnder Lokalisation auf: C1-INH und C4-Komplement-Serumspiegel
Therapie: Nicht notwendig, wenn kosmetisch – Bevorzugt im Gesicht (Augenlider, Lippe, (auch in anfallsfreier Zeit und im Nabel-
störend, Laserbehandlung, z. B. gepulster Farb- Wange) und Genitalbereich schnurblut)
stofflaser im Erwachsenenalter möglich. – aber auch an der übrigen Haut – molekulargenetische Diagnostik.
93 Angiosensoren
empfänger) in Blutgefäßen, v. a. in Aorta und tensinogen wird durch Angiotensinase im Blut – entwicklungsphasentypische Angst: al-
A Karotis.
Angioskopie f: engl. angioscopy. Visuelle Beur-
inaktiviert.
Angle-Klassifikation f: engl. Angle classifica-
tersspezifische, milde Angst, die im Kindesal-
ter verbreitet und normal ist; typische Angs-
teilung von Gefäßen. Im engeren Sinn versteht tion. Kieferorthopädische Einteilung der sagit- tinhalte sind: 1. Ende des ersten Lebensjahrs:
man unter Angioskopie die selten, meist zusätz- talen Lagebeziehungen der Zahnbögen zuei- Angst vor fremden Menschen, Gegenstän-
lich zur Koronarangiografie* durchgeführte En- nander. den, lauten Geräuschen und Höhen beson-
doskopie* der rechten Herzkammer, des Pulmo- Angry-Back-Syndrom n: engl. angry back syn- ders häufig 2. 2- bis 4-Jährige: Angst vor
nalarteriensystems sowie der großen Koronarar- drome; syn. Falsch positive Epikutantestreakti- Trennung von Bezugsperson, vor Tieren,
terien* mit flexiblem Spezialendoskop, das über on; Abk. ABS. Mehrere, häufig mehr als 5 falsch Dunkelheit und dem Alleinsein 3. 4- bis 6-
periphere Vene oder Arterie in das Gefäßsystem positive Mitreaktionen beim Epikutantest* auf- Jährige: Angst vor Phantasiegestalten (z. B.
eingeführt wird. grund gesteigerter Empfindlichkeit, beispiels- Gespenster, Monster oder Geister) und Na-
Angiospaø smus → Vasospasmus weise durch ein gleichzeitig vorhandenes flori- turereignissen wie Sturm und Blitz 4. 7- bis
Angiostatin n: engl. angiostatine. Endogener des Ekzem anderer Körperregionen. Siehe Abb. 10-Jährige: Angst vor Schule, möglichem Ver-
antiangiogenetischer Faktor (internes Fragment sagen und negativen Bewertungen durch An-
des Plasminogen*). Angiostatin hemmt die An- dere sowie Angst vor Verletzungen, Krank-
giogenese* durch Einschränkung der Migration heiten, Tod und medizinischen Eingriffen
und Proliferation von Endothelzellen sowie – nach C. Spielberger: Angst als überdauerndes
durch Stimulation der endothelialen Apoptose. Persönlichkeitsmerkmal (Trait-Angst) versus
Angiostroø ngylus m: Parasitische Nematoden* Angst als zeitlich variable, kurz andauernde
(Fadenwürmer), die in Blutgefäßen leben. Me- emotionale Reaktion (State-Angst).
dizinisch relevante Arten sind Angiostrongylus Klinik: Primär wahrnehmbare körperliche Be-
cantonensis (Ratten-Lungenwurm) und An- gleiterscheinungen sind ein beschleunigter Puls
giostrongylus costaricensis. und eine schnelle Atmung, Beengtheitsgefühl,
Angiotensin-Converting-EnzyXm n: engl. an- steigender Blutdruck, Zittern, vermehrtes
giotensin-converting enzyme; Abk. ACE. Ubiqui- Schwitzen (Hyperhidrose) an Handinnenflä-
tär exprimierte Endopeptidase (Metalloprotease chen, Füßen und über dem Steißbein, Erweite-
mit Zn2+ als Cofaktor*). ACE kommt zellmemb- Angry-Back-Syndrom [220] rung der Pupillen (Mydriasis), Mundtrocken-
rangebunden (v. a. Endothel, glatte Muskelzel- heit, Diarrhö, Erbrechen, Übelkeit, Harndrang,
len) im Blut vor, lokal besonders in Lunge, Gefühl der zugeschnürten oder trockenen Kehle
Herz, Niere, Nebenniere, Leber und Gehirn. Es Angst f: engl. anxiety. Kulturübergreifend und ein erhöhter Adrenalinspiegel. Diese Symp-
ist ein wichtiges Enzym im Renin*-Angioten- nachgewiesene, primäre Emotion* (Grundemo- tome können von dem Betroffenen und einem
sin-Aldosteron-System sowie im Kallikrein-Ki- tion des Gesichtsausdrucks nach P. Ekman) mit Beobachter (Pflegeperson, Arzt, Partner) wahr-
nin-System. Pharmakologische ACE-Hemmer psychologischen (z. B. Unruhe sowie bei schwe- genommen werden. Im intensivmedizinischen
wirken blutdrucksenkend. rer Angstreaktion Bewusstseins-, Denk- oder Bereich äußert sich Angst auch als verlängertes
Angiotensine n pl: engl. angiotensins. Peptid- Wahrnehmungsstörungen) und physiologi- Koma. Bei Depression* kann Angst bis zur läh-
hormone des Renin*-Angiotensin-Aldosteron- schen Symptomen (z. B. Anstieg von Puls- und mungsartigen Sperrung der Gefühlstätigkeit
Systems. Dazu gehören Angiotensin I, Angio- Atemfrequenz und Blutdruck). Angst ist die (Affektstupor), bei Schizophrenie* bis zur kör-
tensin II und Angiotensin III. Vgl. Renin*-An- meistuntersuchte Emotion in der Psychologie. perlichen Erstarrung (Katatonie*) führen. Bei
giotensin-Aldosteron-System (Abb. dort). Formen: der als neurotisch bezeichneten Angst ist dem
Formen: – Realistische Angst (syn. Furcht, sog. Real- Individuum der Ursprung nicht bewusst, wes-
– Angiotensin I: 1. wahrscheinlich biologisch angst): objekt- oder situationsbezogene wegen der körperliche (somatische) Aspekt in
inaktives Dekapeptid 2. Bildung durch pro- Angst, die sich als Reaktion auf eine konkre- den Vordergrund tritt.
teolytische Spaltung (katalysiert durch Re- te, für das Individuum erkennbare Bedro- Diagnostik: Die Erfassung erfolgt durch Selbst-
nin*) aus Angiotensinogen* hung einstellt, z. B. wenn Gefahr bemerkt beschreibung, Messung physiologischer Erre-
– Angiotensin II (syn. Hypertensin): 1. Okta- oder Schmerz erwartet wird: 1. häufig als gung und durch Beobachtung offenen Verhal-
peptid 2. Bildung durch hydrolytische Ab- sehr intensive Emotion erlebt, verbunden tens. Angst bzw. Ängstlichkeit ist eine wichtige
spaltung (katalysiert durch Angiotensin*- mit bestimmten vermeidenden Verhaltens- Dimension in Persönlichkeitstests (z. B. 16-Per-
Converting-Enzym) aus Angiotensin I 3. Wir- weisen, besonders Flucht oder Kampf 2. nach sönlichkeitsfaktoren-Test, Freiburger Persön-
kung: stark vasokonstriktorisch (direkt an Extremsituationen Traumatisierung möglich lichkeitsinventar) und psychopathologischen
Arteriolen) 4. renal Abnahme von Perfusion mit dem Risiko einer akuten Belastungsstö- Fragebögen (z. B. Beck-Angstinventar, SCL-
und glomerulärer Filtrationsrate 5. Stimulie- rung oder posttraumatischen* Belastungsstö- 90-R).
rung der adrenalen Freisetzung von Aldoste- rung Angstabwehr f: engl. anxiety defence. Psychi-
ron* 6. HWZ: 1–2 min – spontane Angst (früher frei flottierende scher Abwehrmechanismus*, bei dem Angst er-
– Angiotensin III (und andere inaktive Pepti- Angst): nicht situations- oder objektgebunde- zeugende Erlebnisse und Gefühle geleugnet
de): Abbauprodukt von Angiotensin II (kata- ne Form und typisch bei generalisierter oder umgedeutet werden.
lysiert durch Angiotensinasen). Angststörung* und Panikstörung* Angst, episodisch-paroxysmale → Panikstö-
Angiotensinogen n: engl. renin substrate. In Le- – phobische Angst: von bestimmten Objekten rung
ber und Fettgewebe exprimiertes Prohormon oder Situationen ausgelöst und zu übermäßi- Angstneurose → Angststörungen
(Alpha-2-Globulin), aus dem, katalysiert durch gem Vermeidungsverhalten motivierend Angstneurose → Angststörung, generalisierte
Renin*, Angiotensin* I abgespalten wird. Angio- (Phobie*) Angstneurose → Panikstörung
95 Angststörungen
Differenzialdiagnose. Maligner Tumor. Anisomastie f: engl. anisomastia. Seitendiffe- digkeit). Antiprotozoenmittel* wie Albendazol
A Therapie:
– Gastroskopische Extraktion der Würmer aus
rente Größe oder Form der Mamma*.
Anisometropie f: engl. anisometropia. Unter-
sind wirksam.
Klinik:
dem Magen schiedliche Brechkraft der Augen, wodurch un- – Juckreiz an der Eintrittsstelle durch die Haut
– ggf. operative Entfernung der Granulome terschiedlich große Bilder auf der Netzhaut ent- – Hustenreiz und Atemnot bei Wanderung
– ggf. pharmakologisch (bei intestinaler Anis- stehen (Aniseikonie*). Ab 4 Dioptrien Unter- durch die Lunge
akiasis) Mebendazol oder Thiabendazol (Off- schied ist die Sehfähigkeit durch entstehende – evtl. Bauchschmerzen wegen des Darmbefalls
Label-Use, u. a. neurotoxisch). Doppelbilder eingeschränkt. – Anämie und Müdigkeit wegen Eisenverlust.
Aniseikonie f: engl. aniseiconia. Ungleiche Grö- Anisonukleose → Kernpolymorphie Diagnostik:
ße beider Netzhautbilder, meist als Folge grö- Anisoperistaø ltik → Antiperistaltik – Mikroskopischer Nachweis der Eier im Stuhl
ßerer Unterschiede bei der Refraktion (Bre- Anisotropie → Neurosonografie – PCR zum Nachweis der Würmer.
chung der Sehstrahlen). Kleinere Unterschiede Anisozytose f: engl. anisocytosis. Vorhanden- Therapie:
stören die Verschmelzung der Seheindrücke der sein unterschiedlich großer Erythrozyten im – Albendazol
beiden Augen zu einem Bild (Fusion*) nicht, Blutausstrich als unspezifisches Zeichen einer – Mebendazol weniger wirksam.
größere (Anisometropie* über 3–4 Dioptrien) gestörten Erythrozytopoese* im Rahmen ver- Prävention:
verursachen jedoch Doppelbilder. Abhilfe schaf- schiedener Anämieformen. Des Weiteren be- – Verbesserung der sanitären Verhältnisse
fen Kontaktlinsen. zeichnet der Begriff Anisozytose eine allgemei- – Massenbehandlung von Kindern und
Anismus m: syn. spastisches Beckenboden-Syn- ne Vielgestaltigkeit des Zytoplasmaleibs, ein schwangeren Frauen
drom. Unfähigkeit, den M. puborectalis und häufiges Merkmal im Rahmen maligner Tu- – individuell schützen Schuhe vor dem Befall.
den M. sphincter ani externus bei der Defäkati- morerkrankungen. Ankyrin → Long-QT-Syndrom
on zu entspannen. Hierdurch bleibt der anorek- Anitschkow-Zellen f pl: engl. Anitschkow cells. Anlaufschmerz m: engl. start-up pain; syn. Ein-
tale Winkel sehr spitz und der Analkanal öffnet Basophile mononukleäre Zellen histiozytären laufschmerz. Typischerweise bei Arthrose* auf-
sich nicht ausreichend. Die Folge ist eine verzö- Ursprungs mit eigenartig spiraligem Chroma- tretender Gelenkschmerz zu Beginn einer Be-
gert einsetzende und verlängerte Defäkation. tinfaden im Zellkern (Eulenauge). Anitschkow- wegung, der allmählich nachlässt.
Als Ursache wird eine Verhaltensstörung ange- Zellen kommen bei rheumatischer Myokarditis* Ann-Arbor-Klassifikation f: engl. Ann-Arbor
sehen. und selten auch in anderen rheumatoiden Gra- classification. Klinische Stadieneinteilung der
Anisochromie f: engl. anisochromia. Unter- nulomen der Gelenke oder Weichteile vor. malignen Lymphome. Die Klassifikation dient
schiedliche Anfärbbarkeit der Erythrozyten. ANK: Abk. für Ankryin codierendes Gen → dazu, den Ausbreitungsgrad zu bestimmen. Er-
Anisodontie → Heterodontie Long-QT-Syndrom fasst werden Stadium, Allgemeinsymptome
Anisokaryose → Kernpolymorphie Ankleideapraxie → Apraxie und extralymphatischer Befall. Obwohl sie ur-
Anisokorie f: engl. anisocoria. Seitendifferente Ankylobleø pharon n: Angeborene Verkürzung sprünglich für Hodgkin*-Lymphome entwi-
Weite der Pupillen*. Unterschieden werden der Lidspalte durch Verwachsung der Augenli- ckelt wurde, wird die Ann-Arbor-Klassifikation
physiologische Formen sowie neurologische der. Ein Ankyloblepharon kommt isoliert vor, heute auch für Non*-Hodgkin-Lymphome ver-
und ophthalmologische Ursachen. Siehe Abb. in Kombination mit weiteren Augenerkrankun- wendet.
Ätiologie: gen oder im Rahmen von systemischen Syndro- Annelida n: engl. annelids. Ringelwürmer. Me-
– Essenzielle oder physiologische Anisokorie: men. dizinisch relevant sind Vertreter der Hirudinea*
1. angeborene Anomalie 2. Pupillendifferenz Ankylodaktylie f: engl. ankylodactyly; syn. he- (Blutegel), z. B. Hirudo* medicinalis.
selten > 0,6 mm 3. Vorkommen bei 10–20 % reditäre Ankylose. Angeborene Versteifung der Anodontie f: engl. anodontia. Nichtanlage aller
aller Menschen Finger oder Zehen (sehr selten auch größerer bleibenden (permanenten) Zähne. Die Anodon-
– Störung der parasympathischen Efferenz Gelenke) in Streckstellung (Geradfingerigkeit) tie tritt meist in Kombination mit einer ekto-
(Sphinkterstörung) bei: 1. Okulomotorius- infolge Aplasie oder Hypoplasie der Gelenke. dermalen Entwicklungsstörung auf, z. B. dem
lähmung* 2. Pupillotonie* 3. Anwendung lo- Ankyloglossum n: engl. ankyloglossia. Ver- hypohydrotischen Ektodermaldysplasie*-Syn-
kaler Parasympatholytika* wachsen der Zunge mit dem Boden der Mund- drom. Die Ursache ist unbekannt; evtl. liegt ei-
– Störung der sympathischen Efferenz (Dilata- höhle. Ein Ankyloglossum kommt angeboren ne Mutation im PAX9- und MSX1-Gen vor.
torstörung) beim Horner*-Syndrom vor durch ein zu kurzes Zungenbändchen sowie Anomalie f: engl. anomaly. Unregelmäßigkeit,
– ophthalmologische Erkrankungen wie: 1. Iri- bei progressiver systemischer Sklerose* durch Abweichung, Abnormität; auch Fehlbildung
tis* 2. Glaukom* 3. traumatische Läsion des Sklerosierung des Zungenbändchens (Sklero- bzw. Entwicklungsstörung.
M. sphincter pupillae. glosson) oder erworben durch Narben. Bei Ess- Anomalie, vaskuläre f: engl. vascular anomaly.
oder Artikulationsbehinderung wird operativ Lokale pathologische, auch neoplastische Ver-
korrigiert (z. B. Z*-Plastik). änderung von Blut- oder Lymphgefäßen.
Ankylose f: engl. ankylosis. Fibröse oder knö- Anomaloskop n: engl. anomaloscope; syn. Far-
cherne Versteifung von Gelenken mit vollstän- benmischapparat. Spektralfarbenmischapparat
digem Bewegungsverlust. zur Prüfung des Rot-Grün-Sehens. Das Ergeb-
Ankylostomiasis f: engl. hookworm disease; nis wird als Anomaliequotient ausgegeben. Als
syn. Hakenwurmkrankheit. In Afrika, Asien normal gilt ein Wert von 0,7–1,4. Eine Protano-
Anisokorie [170]
und Lateinamerika vorkommender Befall des malie (Rotsehschwäche) liegt vor bei Werten von
Dünndarms mit Hakenwürmern (Ancylostoma 0,6–0,1, eine Deuteranomalie (Grünsehschwä-
Anisomakrozytose f: engl. anisomacrocytosis. duodenale oder Necator americanus) mit uncha- che) bei Werten von 2,0–20.
Vorherrschen großer Erythrozyten im Blutaus- rakteristischer Klinik (Bauchschmerzen, Mü- Anomalquotient → Anomaloskop
strich bei Anisozytose*.
99 Anosmie
Anonychie f: engl. anonychia. Fehlen der Nägel. hals-Fisteln bei männlichen Patienten) bedür- – Krankheitsbeginn meist mit kalorienredu-
Die Anonychie kann entweder Ausdruck einer
anlagebedingten Agenesie bei Epidermolysis*
fen eines zusätzlichen abdominellen Zuganges.
Prinzip:
zierter Diät, führt bei genetisch-biologischer
Vulnerabilität in Interaktion mit Umweltfak-
A
bullosa congenita oder Dyskeratosis* congenita – Sagittale posteriore Inzision toren zur Erkrankung
sein oder infolge einer toxisch epidermalen – Freilegung des Rektum-Blindsackes – ausgeprägte Angst vor einer Gewichtszunah-
Nekrolyse (Lyell*-Syndrom) auftreten. – Verschluss etwaiger Fisteln zum Urogenital- me (oder davor, dick zu werden)
Anopheles f: Weltweit verbreitete, zur Gattung trakt – übermäßiger Einfluss von Körpergewicht
der Culicidae (Ordnung Diptera) gehörende – Mobilisation des Rektums und anatomiege- und Figur auf das Selbstwertgefühl.
Stechmücke, die Überträger verschiedener Tro- rechte Verlagerung des Darms in die Mitte Anorexiøa senilis f: engl. senile anorexia. Beim
penkrankheiten ist (z. B. Malaria*, Filariosen*, der Kontinenzmuskeln (M. musculus levator alten Menschen auftretende Anorexie.*
Viruserkrankungen wie das O'nyong-nyong- ani, Muskelkomplex und M. sphincter ani Vorkommen:
Fieber). externus). – Depression*
Anophthalmus congeø nitus m: Seltene Embry- Anorexiøa nervosa f: Essstörung* mit beabsich- – zerebrovaskuläre Insuffizienz
opathie mit völligem Fehlen meist beider Aug- tigtem, selbst herbeigeführtem Untergewicht*. – u. a.
äpfel, des N. opticus und Tractus opticus. Höhe- Klinisch zeigen sich außerdem Bradykardie*, ar- Anorexie f: engl. anorexia. Appetitlosigkeit, He-
re Anteile der Sehbahn* sind manchmal ange- terielle Hypotonie*, Durchblutungsstörungen rabsetzung des Triebs zur Nahrungsaufnahme.
legt. Mögliche Ursachen sind Infektionen (siehe und Zyanose* der Akren*, Obstipation*, Zu Anorexie kann es bei Mund-, Magen-, Darm-
Röteln*), Mangelernährung (siehe Folsäure- Zwangsstörungen* und Amenorrhö*. Behandelt oder Infektionskrankheiten, in der Schwanger-
mangel*), Intoxikationen (siehe Alkohol*) oder wird mit Gewichtsrestitution und Psychothera- schaft oder im Alter (Anorexia* senilis) kom-
Gendefekte während der frühen Schwanger- pie*. Der Langzeitverlauf geht mit einer Letali- men. Anorexia* nervosa bezeichnet eine psychi-
schaft. tät* von 5–15 % und häufig weiteren psychi- sche Störung, bei der keine Appetitlosigkeit
Anoplaø stik f: engl. anoplasty; syn. Proktoplas- schen Störungen einher. Einteilung: besteht, sondern der Appetit unterdrückt
tik. Rekonstruktion des Anus bei angeborener – Restriktive Anorexia nervosa: 1. Gewichtsver- wird.
anorektaler Fehlbildung (z. B. Analatresie, lust und unter Umständen vital bedrohliche Anorgasmie f: engl. anorgasm. Seit mindestens
Analstenose) oder bei narbiger Stenose des Anal- Kachexie* (siehe Abb.) 2. ausschließlich 6 Monaten bestehende sexuelle* Funktionsstö-
kanals beim Erwachsenen (z. B. bei chronischer durch Einschränkung der Nahrungszufuhr rung mit häufigem oder völligem Fehlen des
Analfissur oder postoperativ). und/oder verstärkte körperliche Aktivität Orgasmus beim Geschlechtsverkehr, manchmal
Anoplura → Läuse – Anorexia nervosa mit zusätzlichen Gewichts- auch bei der Masturbation*. Die Behandlung ist
Anopsie f: engl. anopia; syn. Anopie. Nichtse- reduktionsmethoden (Purging*) psychotherapeutisch. Ätiologie: Wahrschein-
hen. Der Begriff wird als Suffix verwendet, z. B. – Anorexia nervosa mit bulimischen Attacken lich ausschließlich psychogene Ursachen, z. B.
Hemianopsie*. (Bulimarexie): 1. eingeschränkte Nahrungs- – Partnerschaftsprobleme
Anorchie f: engl. anorchia; syn. Testesaplasie. zufuhr unterbrochen durch sog. objektive – Sexualängste
Nicht nachweisbares Hodengewebe bei unauf- Essattacken* 2. Gewichtszunahme vermieden – Angst vor Kontrollverlust.
fälligem männlichem Genitale und Karyotyp durch gewichtsreduzierende Maßnahmen Vorkommen: Häufiger bei Frauen. Formen:
46,XY. Der Gonadenuntergang ist dabei nach 3. selten nach vorbestehender Bulimia* ner- – Primäre Anorgasmie: besteht schon immer
der 12.–14. SSW anzunehmen, weil für die nor- vosa. – sekundäre Anorgasmie: später entstanden
male männliche Genitaldifferenzierung initial Ätiologie: – vollständige Anorgasmie: besteht bei jeder
Hodengewebe vorgelegen haben muss. Bei feh- – Multifaktoriell als Zusammenspiel von gene- Form sexueller Aktivität
lendem Gonadengewebe hätte sich ein weibli- tischen, biologischen, sozialen, familiären – situative Anorgasmie: besteht situativ, z. B.
cher Phänotyp entwickelt, siehe Vanishing-Tes- und psychischen Faktoren nur bei Geschlechtsverkehr (sog. koitale An-
tes-Syndrom. orgasmie).
Häufigkeit: Bilaterale Anorchie ca. 1 : 20 000, Prozedere: Sexualpsychotherapie*, evtl. in Kom-
unilaterale Anorchie ca. 1 : 5000. bination mit einem Masturbationsprogramm
Differenzialdiagnose: Retentio testis abdomina- (z. B. nach LoPiccolo und Lobitz).
lis (Maldescensus* testis). Anorthoploidie → Polyploidie
anorektal: engl. anorectal. After und Mastdarm Anoskopie f: engl. anoscopy. Endoskopische
(Rektum) betreffend. Untersuchungsmethode zur Inspektion des
Anorektalfistel f: engl. anorectal fistula. Über- Analkanals sowie des Schließmuskels. Der Anal-
begriff für Fisteln ausgehend vom Analkanal kanal wird zunächst inspiziert, dann ein Ano-
oder Rektum. Analfisteln gehen typischerweise skop oder Darmspekulum eingeführt und in
von einer Entzündung der Proktodealdrüsen gleicher Sitzung meist eine Proktoskopie und
aus. Rektalfisteln entstehen als Komplikation ggf. Rektoskopie durchgeführt. Durch die Ano-
bei Morbus Crohn, Divertikulitis, Malignom, skopie können u. a. Analfissuren, Perianalabs-
Bestrahlungen des kleinen Beckens oder veneri- zess, Analthrombosen oder Hämorrhoiden di-
schen Erkrankungen. agnostiziert werden.
Anoreø ktika → Appetitzügler Anosmie f: engl. anosmia. Verlust des Riechver-
Anorektoplaø stik, posteriore sagittale f: Stan- mögens, meist nach traumatischer oder infekti-
dardoperation für anorektale Fehlbildungen* öser Schädigung des Sinnesepithels (Influenza*)
aller Varianten. Hohe Formen (hohe Kloaken- Anorexia nervosa: 16-jähriges Mädchen mit oder der Riechbahn (Meningitis*), selten bei
persistenz bei weiblichen und Rekto-Blasen- deutlicher Kachexie (BMI 16,4 kg/m2). [152] Hirntumoren* im Bereich von Stirnhirn, Olfak-
Anosognosie 100
durch Wiedererlangen oder Ausgleich verloren- – physiologisch: Nerven (Sympathikus/Para- ren zur Korrektur einer Retroflexio uteri (Fle-
gegangener Funktionen und Fähigkeiten.
Vorgehen:
sympathikus)
– pharmakologisch: Hemmung oder Aufhe-
xio* uteri) bei Sterilität oder Dysmenorrhö.
Prinzip: Formen:
A
– Durchführung ambulant, teilstationär oder bung der Wirkung eines (physiologischen) – Alexander-Adams-Operation
stationär in: 1. Unfallkrankenhäusern 2. Kur- Transmitters durch ein Pharmakon: 1. kom- – Webster-Baldy-Franke-Operation.
kliniken 3. Versorgungskrankenhäusern petitiver Antagonismus bzw. kompetitive Antefleø xio uteri → Flexio uteri
– Organisation einer Anschlussheilbehand- Hemmung: ein reversibler Effekt bei steigen- Antekurvation f: engl. anterior bowing. Verbie-
lung: 1. Einleitung bereits im Krankenhaus der Agonistenkonzentration. Der Antagonist gung z. B. des Femurs oder der Tibia in der Sag-
2. Beginn der Maßnahme innerhalb festge- geht eine Bindung mit dem Rezeptor* ein, gitalebene nach ventral, anatomisch-physiolo-
legter Fristen (bei vorausgegangener Operati- ohne eine Eigenwirkung auszulösen (intrin- gisch beim Femur, u. a. bei Rachitis*, Paget*-
on spätestens 2 Wochen nach Entlassung aus sic activity ist 0). Der Rezeptor wird blockiert, Krankheit oder posttraumatisch. Siehe Korrek-
der Akutklinik, nach Strahlentherapie inner- sodass der Agonist nicht wirken kann. Durch turosteotomie*, Abb. dort.
halb von 6 bzw. bei Bestrahlung im Kopf- Erhöhung der Konzentration des Agonisten ante mortem: Vor dem Tode.
und Halsbereich innerhalb von 10 Wochen) kann der Antagonist von der Bindungsstelle ante partum: Abk. a. p. Zeitraum vor der Ge-
– Dauer in der Regel 3–4 Wochen. verdrängt werden. Es entsteht eine Konkur- burt.
Indikationen: Direkt im Anschluss, z. B. renz um den gemeinsamen Rezeptor 2. par- Anteposiøtio uø teri → Positio uteri
– Nach stationärer Behandlung eines Herzin- tieller Antagonismus: der Antagonist be- anteø rior: Abk. ant. Vorne liegend (anatomische
farkts setzt ebenfalls die Rezeptorstelle, löst dabei Lagebezeichnung).
– nach stationärer Behandlung eines Schlagan- aber selbst eine mäßige agonistische Wir- Anteø rior-Cord-Syndrom n: Verletzung der an-
falls (Apoplexie) kung aus 3. nichtkompetitiver Antagonis- terioren* Anteile (2/3) des Rückenmarks*. Kli-
– nach Einsatz einer Hüftendoprothese mus: die Bindungsstelle des Rezeptors bleibt nisch zeigen sich vorwiegend motorische* Aus-
– nach einer ambulanten Operation oder Strah- hier zwar für den Agonisten frei, die antago- fälle und Sensibilitätsstörungen* (Schmerz- und
lentherapie im Rahmen einer Krebserkran- nistisch wirksame Substanz (allosterischer Temperaturempfindung).
kung. Inhibitor) geht aber an anderer Stelle eine Anteø riore Mediastinoskopie f: Endoskopi-
Anspannung, psychische f: engl. psychological Bindung mit dem Rezeptormolekül ein und sches, minimal-invasives Verfahren zur Explo-
tension. Psychischer Aspekt der Anstrengung, verhindert dadurch das Auslösen eines Ef- ration des vorderen Mediastinums*. Die ante-
der bei jeder körperlichen und geistigen Aktivi- fekts durch den Agonisten (Allosterie). Der riore Mediastinoskopie wird über einen para-
tät zu erleben ist. nichtkompetitive Antagonismus ist nicht sternalen Zugang oder als erweiterte kollare*
Anspannungsphase → Systole durch steigende Agonistenkonzentration re- Mediastinoskopie ausgeführt, um die subaorta-
Anstaltsapotheke: In Österreich Bezeichnung versibel 4. funktioneller Antagonismus: len und paraaortalen Lymphknoten zu errei-
für Krankenhausapotheke. Agonist und Antagonist lösen über jeweils ei- chen. Diese sind bei der alleinigen kollaren Me-
Ansteckung → Infektion gene Rezeptoren entgegengesetzte Wirkung diastinoskopie nicht zugänglich.
Ansteckungsverdächtigter m: engl. infection aus, die sich am Erfolgsorgan gegenseitig Anteø riore Reø ktum-Resektion f: Operations-
suspect person. Nach Infektionsschutzgesetz* aufheben 5. chemischer Antagonismus: verfahren mit abdominalem Zugang zur Entfer-
(§ 2 Nr. 7) eine Person, von der anzunehmen ist, der Agonist wird inaktiviert durch chemische nung des Rektums. Die anteriore Rektum-Re-
dass sie Krankheitserreger* aufgenommen hat, Reaktion mit einer anderen Substanz, die sektion kann kontinenzerhaltend oder als Dis-
ohne selbst krank, krankheitsverdächtig* oder nicht am Rezeptor abläuft. kontinuitätsresektion ausgeführt werden.
Ausscheider* zu sein. Antagoniøst [Pharmakologie] m: Pharmakon, Anterior Lumbar Interbody Fusion: engl. an-
Anstrengungsaø sthma → Asthma bronchiale das aufgrund seiner Struktur an eine inaktive terior lateral interbody fusion (Abk. ALIF); syn. Ante-
Anstrengungs-Proteinurie f: engl. effort pro- Konformation eines Rezeptors* angepasst ist rior Lateral Interbody Fusion. Anterolaterale in-
teinuria; syn. Joggers' Nephritis. Benigne Form und die Aktivierung des Rezeptors verhindert terkorporale Spondylodese* im Bereich der Len-
der Proteinurie*, insbesondere bei jungen, ge- (Antagonismus*). Somit hemmen Antagonisten denwirbelsäule, angewandt z. B. bei Spondylo-
sunden Menschen nach körperlicher Anstren- die Wirkung von Agonisten*. listhesis oder degenerativer LWS-Instabilität.
gung oder psychischem Stress. Auch nach Un- Antagoniøst [Motorik]: Gegenspieler eines Ago- anteø rior-posteø rior: Abk. a.-p. Strahlengang
terkühlung oder im Rahmen einer Schwanger- nisten* in einem dualen funktionellen System, von vorn nach hinten durch den Körper bei der
schaft beobachtet man mitunter eine passagere z. B. Flexion versus Extension. Aufnahme von Röntgenbildern.
Proteinurie ohne Krankheitswert. Antagoniøsten-Tremor → Tremor anterograd: engl. anterograde. Zeitlich oder
Prozedere: Die Abgrenzung zu einer weiter ab- Antaø zida n pl: engl. antacids; syn. Antacida. örtlich nach vorn gerichtet (z. B. anterograde
klärungsbedürftigen, klinisch bedeutsamen Arzneimittel zur Neutralisation und Adsorpti- Amnesie*, anterograde Erregungsleitung).
Proteinurie erfolgt durch Eiweißbestimmung on der Magensalzsäure. Antazida werden v. a. Antesystolie → Präexzitationssyndrom
im Morgenurin. Die Eiweißkonzentration sollte zur symptomatischen Behandlung bei einer Ul- Antetorsionswinkel m: engl. antetorsion. Na-
im Morgenharn bei < 300 mg/l liegen. kuskrankheit*, bei hyperazider Gastritis, bei tivradiologisch oder per CT ermittelter Winkel
Anstrengungsurtikaria → Urtikaria, choliner- Sodbrennen und anderen säurebedingten Ma-
gische genbeschwerden sowie im Rahmen der Aspirati-
Antagoniøsmus m: engl. antagonism. Entgegen- onsprophylaxe* verabreicht. Bei Nierenfunkti-
gesetzte Wirkung von 2 funktionellen Einhei- onsstörungen sowie bei Schwangerschaft ist die
ten (Agonist/Antagonist). Anwendung jedoch eingeschränkt.
Formen: ante: Vor, bevor.
– Anatomisch: Gegenwirkung von Muskeln Antefixatio uø teri f: engl. uterine antefixation.
oder Muskelgruppen (Extensor/Flexor) Nicht mehr gebräuchliches operatives Verfah- Antetorsionswinkel: 1: physiologisch; 2: vergrößert.
Anteversio-anteflexio uteri 102
Antetorsionswinkel:
Antianginosa → Koronartherapeutika
A Altersabhängige Richtwerte. Antiarrhyø thmika n pl: engl. antiarrhythmics.
Sammelbezeichnung für antiarrhythmisch
Altersklasse Winkel wirksame Substanzen. Sie werden zur Therapie
und Rezidivprophylaxe von Herzrhythmusstö-
Neugeborenes 30°–50°
rungen* verabreicht. Zu den Nebenwirkungen
Kleinkind 30°–45° zählen Herzrhythmusstörungen sowie plötzli-
Schulkind 25°–30° cher Herztod.
Antiasthmatika n pl: engl. antiasthmatics. Arz-
Jugendlicher 15°
neimittel* zur meist symptomatischen Behand-
Erwachsener 12° lung des Asthma* bronchiale. Eingesetzt wer-
den, nach sorgfältiger Schulung der Patienten,
Anthrakosilikose: Mischstaubgranulom: hyalin- antientzündliche Wirkstoffe, Broncholytika so-
schwieliges Zentrum mit pigmentspeichernden wie Expektoranzien. Desensibilisierung ist kau-
Makrophagen in der Umgebung. [129] sal wirksam, setzt aber die Kenntnis der Ursa-
zwischen der Achse des Collum femoris im Ver- che voraus. Bei bakteriellen Ursachen sind Anti-
hältnis zur Ausrichtung des Kniegelenkes, ge- biotika* angezeigt.
messen an der Ausrichtung der Femurkondy- Einteilung: Antiatelektasefaktor → Surfactant
len. Es treten altersabhängige Veränderungen – Naturwissenschaftliche Anthropologie er- Anti-B → Isoagglutinine
auf. Ein vergrößerter Winkel ist u. a. bei ange- forscht Entstehung und Entwicklung des Antibabypille → Kontrazeption, hormonale
borener Hüftgelenkluxation oder Hüftdyspla- Menschen Antiberiberi-Vitamin → Vitamin B1
sie* typisch. Siehe Abb. – Sozial- und Kulturanthropologie untersucht Antibiograø mm n: engl. antibiotic sensitivity pat-
Klinische Bedeutung: Siehe Tab. die Wirkung der Gesellschaft auf das Indivi- tern. Ergebnis bakteriologischer Untersu-
Anteveø rsio-antefleø xio uø teri f: engl. antever- duum und dessen Verhalten chungsmethoden zur Resistenzbestimmung
sion-anteflexion of the uterus. Bezeichnung – philosophische Anthropologie strebt nach von Bakterien.
für die physiologische Lage des Uterus im Be- der Erkenntnis vom Wesen des Menschen, Formen:
cken. seiner Aufgabe und Stellung in der Welt – Reihenverdünnungstest, Agardilutions-
Anteversion f: Drehbewegung einer Gliedma- – medizinische Anthropologie befasst sich mit test: 1. Lösen von Chemotherapeutika bzw.
ße um eine Achse in der Frontalebene* nach der Stellung des Menschen in der Natur und Antibiotika in unterschiedlicher Konzentra-
vorn oder Beschreibung für die Vorwärtsnei- untersucht den kranken bzw. gesunden Men- tion in festen oder flüssigen Nährmedien, die
gung eines Organs wie der Gebärmutter. Kon- schen als Ganzes. mit einer definierten Keimzahl beschickt
kret wird beispielsweise das Anheben des Arms Anthroponose f: engl. anthroponosis; syn. Mo- werden 2. Auswertung durch Vergleich mit
im Schultergelenk* oder des Beins im Hüftge- noanthroponose. Infektionskrankheit, deren einem Kontrollmedium, das keine Chemo-
lenk* nach vorn als Anteversion bezeichnet. Erreger nur den Menschen befallen und die des- therapeutika bzw. Antibiotika enthält, zur
Anteveø rsio uø teri → Versio uteri halb nur von Mensch zu Mensch übertragen Bestimmung von minimaler Hemmkonzen-
Anthelmiønthika n pl: engl. anthelmintics. Anti- werden kann. tration* und minimaler bakterizider Konzen-
parasitäre Chemotherapeutika* mit vermifuger Anthropozoonose f pl: engl. anthropozoonosis. tration*
(Würmer lähmender) oder vermizider (Würmer Infektionskrankheit, die vom Tier auf den Men- – Break-Point-Methode: Reihenverdünnungs-
tötender) Wirkung zur Behandlung einer intes- schen oder umgekehrt übertragbar ist. test mit nur 3–4 Antibiotikakonzentrationen,
tinalen Besiedlung oder systemischen Infekti- Anti-A1 → Blutgruppenantikörper die im Bereich der Resistenzgrenze liegen
on* durch Helminthes*. Die Wirkung richtet Anti-A → Isoagglutinine – Agardiffusionstest, Hemmhoftest: 1. Auf-
sich gegen die geschlechtsreifen Würmer und Antiadreneø rgika → Sympatholytika bringen von Chemotherapeutika bzw. Anti-
nicht gegen Vorstadien wie Eier oder Larven. Antialleø rgika n pl: engl. antiallergics. Arznei- biotika in Form von imprägniertem Filterpa-
Anthrakose f: engl. anthracosis; syn. Kohlen- mittel, die auf die allergische Reaktionskaskade pier (Blättchentest) auf Nährböden, die mit
staublunge. Form der persistierenden, nichtkol- einwirken und den klinischen Symptomen ei- Bakterien beschickt wurden 2. bei Empfind-
lagenösen Pneumokoniosen*. Eine Anthrakose ner Allergie* vorbeugen oder sie verringern. Bei-
ist Folge von Kohlenstaubablagerungen oder spiele sind Hemmstoffe der Mediatorfreiset-
anderen verbrennungsassoziierten Partikeln in zung wie Cromoglicinsäure, Histamin*-H1-Re-
den Alveolen. zeptoren-Blocker (z. B. Cetirizin) oder Gluko-
Anthrakosilikose f: engl. anthracosilicosis. kortikoide lokal oder systemisch. Die meisten
Mischstaub-Pneumokoniose* v. a. der Bergar- Antiallergika beeinträchtigen das Reaktionsver-
beiter infolge Inhalation* von Kohlen- und mögen.
Quarzstaub (Berufskrankheit Nr. 4101). Antiandrogene n pl: engl. antiandrogens. Subs-
Siehe Abb. tanzen, welche die Wirkung von Androgenen*
Anthranilsäurederivat → Antiphlogistika, an den Erfolgsorganen hemmen, z. B. Cyprote-
nichtsteroidale ron (am wirksamsten), Flutamid und Bicaluta-
Aø nthrax → Milzbrand mid. Frauen erhalten Antiandrogene u. a. bei Antibiogramm: Agardiffusionstest: 1: qualitativ;
Anthropologie f: engl. anthropology. Allgemei- schwerer Akne und im Rahmen der Hormoner- 2: quantitativ. Der Teststreifen enthält ein zu
ne Bezeichnung für die Wissenschaft vom Men- satztherapie, Männer bei Prostatakarzinom. prüfendes Antibiotikum in aufsteigender
schen. UAW ist eine Verlängerung der QT-Zeit. Konzentration. [199]
103 Antidementiva
lichkeit der Erreger Bildung von Hemmhö- kaprophylaxe sollte aufgrund der Gefahr einer – lokale Anwendung zur Ruhigstellung von
fen (Größe korreliert mit Empfindlichkeit
der Erreger) um aufgelegte Filterpapierblätt-
möglichen Resistenzentwicklung nur nach
strenger Indikationsstellung erfolgen.
Iris und Ziliarkörper
– Einsatz als Alternative zu Beta-2-Sympatho-
A
chen (siehe Abb.). Antibiotikaresistenz f: engl. antibiotic resist- mimetika.
Antibiose f: engl. antibiosis. Wachstumshem- ance. Resistenz von Bakterien* gegenüber Anti- Anti-Citrullin-Antikörper m sg, pl: Autoanti-
mung oder Abtötung von Mikroorganismen biotika*, die zu einer unzureichenden Wirk- körper* gegen citrullinierte Antigene. Bei
durch Stoffwechselprodukte anderer Bakterien, samkeit dieser Medikamente bei der Behand- gleichzeitigem Nachweis von Rheumafaktor
Pilze und z. T. auch höherer Pflanzen, im klini- lung von Infektionskrankheiten* führt. Durch sind Anti-Citrullin-Antikörper prognostisch
schen Alltag als Ausdruck für die Behandlung die zunehmende Antibiotikaresistenz sind viele hochspezifische diagnostische Marker für rheu-
einer Infektion mit Antibiotika* gebraucht. früher wirksame Medikamente nicht mehr ver- matoide Arthritis* mit einer Spezifität von 90 %
Antibiotic Stewardship f: Abk. ABS. Maßnah- lässlich effektiv. und einer Sensitivität von 55–75 %.
men zur Verbesserung der Antibiotikaverord- Ursache: Die Hauptursachen für die Antibioti- Anticodon n: Zum Codon* der mRNA* kom-
nungspraxis im stationären und ambulanten karesistenzentwicklung sind das Vorhanden- plementäre Sequenz von 3 Nukleotiden* (Nuk-
Gesundheitswesen. Hierdurch soll einerseits die sein von resistenten Erregern und übertragba- leotidtriplett) in einer Schleife der tRNA*. Wäh-
Behandlung von Patienten mit Infektionen* ren Resistenzgenen sowie der durch den Anti- rend der Proteinbiosynthese* treten Anticodon-
verbessert und andererseits der Selektionsdruck biotikaeinsatz gegen diese Keime ausgeübte Se- basen durch Ausbildung von Wasserstoffbrü-
auf die Bakterienpopulationen und die Kosten lektionsdruck. Während in den vergangenen ckenbindungen mit komplementären Nukleoti-
für das Gesundheitssystem minimiert werden. Jahren insbesondere grampositive Infektionser- den* eines Codons der mRNA in Wechselwir-
Antibiotikaresistenz* ist ein zunehmendes reger wie der Methicillin*-resistente Staphylo- kung, wodurch der Einbau einer bestimmten
Problem im Gesundheitswesen aller Länder. coccus aureus (MRSA) sowie Glykopeptid-(Van- Aminosäure* in die Polypeptidsequenz gesi-
Maßnahmen: comycin*-)resistente Enterokokken* u. a. (VRE, chert wird.
– Einsatz von Antibiotika nur dort, wo sie the- VRSA) dominierten, treten jetzt auch zuneh- Antidekubitussystem n: engl. anti-decubitus
rapeutisch oder prophylaktisch indiziert sind mend gramnegative Infektionserreger auf, die system. Mehrteilige, aufeinander abgestimmte
– Optimierung von Antibiotikaregimen hin- neben anderen Antibiotikagruppen auch gegen Hilfsmittel zur Dekubitusprophylaxe* und
sichtlich der Auswahl des Antibiotikums, der alle Beta-Laktam-Antibiotika resistent sind. -therapie, die alle dekubitusfördernden Risiko-
Applikationsart, Dosierung, Dosierungsin- Maßnahmen: Die Entwicklung der Antibiotika- faktoren wie Druck, Feuchtigkeit und Hitze,
tervall und der Dauer der Therapie bzw. Pro- resistenz kann zumindest verlangsamt werden Reibungs- und Scherkräfte minimieren.
phylaxe. durch die Begrenzung der Übertragung resis- Formen:
Antibiotika n pl: engl. antibiotics. Chemothera- tenter Erreger (Dekolonisation*, Desinfektion*, – Statische Luftkammersysteme
peutika* zur Therapie bakterieller Infektionen. Isolierung*) und durch die Vermeidung eines – kombinierte Wechseldrucksysteme, deren
Im eigentlichen Sinn handelt es sich um Stoff- einseitigen chemotherapeutischen Selektions- Luftkammern durch ein elektrisches Pump-
wechselprodukte von Schimmelpilzen, Bakteri- drucks durch korrekte, zielgerichtete und kriti- aggregat be- und entlüftet werden (auch als
en u. a. Mikro- und Makroorganismen (Pflan- sche Anwendung dieser Mittel. Eine wichtige Antidekubitusmatratze mit darunter einge-
zen), die auch synthetisch hergestellt werden. Rolle spielt hier die Durchsetzung der Prinzipi- legtem Unterfederungssystem
Der Prototyp ist das von A. Fleming 1928 ent- en der Krankenhaushygiene*, insbesondere das – automatisches Umlagerungssystem (auch
deckte Penicillin G. Man unterscheidet bakte- Krankenhaus*-Infektions-Surveillance-System Seitenlagerungssystem), dessen Matratze in
riostatische und bakterizide Antibiotika. (KISS). vorgegebenem Rhythmus automatisch ab-
Einteilung: Nach Herkunft und chemischer Antibiotika-Resisteø nz-Surveillance: Abk. wechselnd rechts und links angehoben wird
Struktur: ARS. Laborgestütztes Surveillance*-System zur und Patienten in eine 30°-Schräglage bringt
– Aminoglykosid*-Antibiotika Prophylaxe* und Bekämpfung von Antibiotika- (siehe Abb. 1 und Abb. 2): 1. Lagerungsinter-
– Carbapeneme resistenzen* durch kontinuierliche Erhebung vall sowie Neigungswinkel lassen sich über
– Cephalosporine* von Resistenzdaten für das gesamte Spektrum das Antriebsaggregat einstellen 2. das Seiten-
– Chloramphenicol-Antibiotika klinisch relevanter Erreger. Datenlieferanten lagerungssystem dient auch der Pneumonie-
– Glykopeptid-Antibiotika sind Laboratorien, welche Proben aus medizini- prophylaxe* (Drehbett*).
– Chinolone schen Versorgungseinrichtungen und Arztpra- Um die vom Patienten produzierte Feuchtigkeit
– Ketolid-Antibiotika xen mikrobiologisch untersuchen. ARS ist Koo- abzutransportieren, sind die Überzugsmateria-
– Lincosamide perationspartner des European Antimicrobial lien des Antidekubitussystems häufig aus
– Makrolid-Antibiotika Resistance Surveillance Network (EARS-Net). durchlässigem High-Tech-Material.
– Monobactame Anticholineø rgika n pl: engl. anticholinergics. Hinweise:
– Polypeptid-Antibiotika Substanzen, die die Erregungsübertragung an – Betttücher nur locker einspannen oder lose
– Penicilline den parasympathischen Nervenendigungen auflegen, um die Wirkung nicht zu beein-
– Tetracycline hemmen, indem sie die Wirkung des Neuro- trächtigen
– andere Antibiotika: 1. Steroid-Antibiotika transmitters Acetylcholin kompetitiv aufheben. – Geräuschpegel beachten, ggf. in Absprache
(z. B. Fusidinsäure*) 2. Nucleosid-Antibioti- Klassische Vertreter sind Oxybutynin und Bipe- mit dem Patienten Ruhepausen ermöglichen.
ka: Nucleosid-Analoga 3. Nitroimidazole riden. Antidementiva n pl: engl. antidementia drugs.
4. Mupirocin 5. Fosfomycin* 6. Ansamycin- Indikationen: Arzneimittel, die bei zerebraler Funktionsstö-
Antibiotika 7. Streptogramin-Antibiotika. – Extrapyramidale Symptome* unter Neuro- rung (Gedächtnis-, Konzentrations- und Denk-
Antibiotikaprophylaxe f: engl. antibiotic pro- leptikatherapie fähigkeitsstörung) indiziert sind. Sie werden
phylaxis. Prophylaktische Gabe von Antibiotika – Parkinson*-Syndrom zur Behandlung von Demenz* (v. a. Alzheimer*-
z. B. perioperativ als single shot. Eine Antibioti- – überaktive Blase* Krankheit) und hirnorganischem Psychosyn-
Antidepressiva 104
mit Rhesus-inkompatiblem Blut 5. stump- ein Ag mit ähnlicher Struktur (Kreuzreaktion*). ferzellen) durch direkte Stimulation von B-Zel-
fem Bauchtrauma (z. B. Verkehrsunfall).
Anti-dsDNA-Antikörper → Anti-DNA-Anti-
Viele diagnostische Tests zur Bestimmung der
Konzentration eines Antigens oder Antikörpers
len eine Immunantwort* (meist nur IgM-Syn-
these) auslösen. Zu diesen Antigenen gehören
A
körper nutzen AAR, z. B. Enzym*-Immunoassay. v. a. Polysaccharide und D-Aminosäure-Polyme-
Antiemetika n pl: engl. antiemetics. Substanzen Antigen, carcinoembryonales n: Abk. CEA. re mit zahlreichen gleichartigen antigenen De-
zur Prophylaxe und symptomatischen Therapie Als Tumormarker verwendetes Glykoprotein, terminanten.
von Übelkeit und Erbrechen*. Sie werden einge- das physiologisch von gastrointestinalen Zellen, Antigene, Tumor-assoziierte → Tumoranti-
setzt bei onkologischer Chemotherapie, nach Harnblasen- und Zervix-Zellen gebildet wird. gene
Operationen, in der Schwangerschaft, bei Nie- Es wird zur postoperativen Verlaufskontrolle Antigene, ubiquitäre n pl: engl. ubiquitous an-
reninsuffizienz sowie bei Bewegungskrankheit. des Kolonkarzinoms und Differenzialdiagnose tigens. Bei nahezu allen Menschen vorkommen-
Antiepileø ptika n pl: engl. antiepileptics; syn. An- von Lebertumoren bestimmt, ist jedoch auch de Antigene auf Erythrozyten, die keiner der be-
tikonvulsiva. Arzneimittel, die die neuronale bei benignen Erkrankungen wie Hepatitis er- kannten Blutgruppen* zuzuordnen sind. Spezi-
Aktivität vermindern und dadurch epileptische höht. fische Antikörper gegen einige dieser ubiquitä-
Anfälle unterdrücken oder deren Entstehung Referenzbereich: Die Obergrenze ist methoden- ren Antikörper können (selten) im Rahmen ei-
verhindern. Sie bewirken eine Hemmung der abhängig: im Serum oder Plasma 1,5–5 μg/l (ca- ner Schwangerschaft und nach Bluttransfusion
Erregungsausbreitung sowie eine Erhöhung der ve: für jeden Patienten gesondert zu ermitteln- gebildet werden und einen Morbus* haemolyti-
Krampfschwelle, ohne signifikante Beeinträch- der individueller Basiswert, er ist z. B. höher bei cus neonatorum oder Transfusionszwischenfäl-
tigung der normalen motorischen Erregung. Rauchern oder im hohen Lebensalter). le verursachen.
Weitere Indikationen sind rezidivierende de- Antigendrift f: engl. antigen drift. Geringgradi- Antigengemeinschaft f: engl. antigen sharing.
pressive sowie affektive Störungen und neuro- ge Veränderung der Antigenstruktur, die all- Gemeinsames Vorkommen eines anteiligen An-
pathische Schmerzen. mählich über Jahre entsteht. Dadurch verlieren tigenbestands bei verschiedenen Bakterienspe-
Einteilung: im Rahmen einer vorausgegangenen Immuni- zies (Partialantigene, Epitope). Diagnostische
– Barbiturate: z. B. Phenobarbital*, Primidon sierung gebildete Antikörper* ihre Spezifität für Seren gegen eine Bakterienart reagieren dann
– Benzodiazepine: z. B. Clonazepam, Diaze- das Antigen und damit ihre Schutzwirkung. auch mit Stämmen anderer Arten.
pam* Beim Influenza*-Virus führen punktuelle Muta- Antigen, proø stataspezifisches n: syn. huma-
– Carboxamidderivate: z. B. Carbamazepin*, tionen in der Aminosäurensequenz des Hämag- nes Kallikrein 3 (Abk. hK3); Abk. PSA. Dem Eja-
Oxcarbazepin glutinins* zu Varianten desselben Subtyps. kulat beigemengtes, physiologisches Sekreti-
– Hydantoine: z. B. Phenytoin Antigene, familiäre n pl: engl. private antigens. onsprodukt des Prostataepithels (luminale Zel-
– Fettsäurederivate: z. B. Valproinsäure*, Tia- Alloantigene auf Erythrozyten, die selten (nur len). Es dient der Verflüssigung des Ejakulats
gabin, Vigabatrin bei einzelnen Individuen oder in Familien) vor- durch Spaltung von Seminogelin sowie der An-
– Succinimidderivate: z. B. Ethosuximid, Me- kommen. Hierzu zählen z. B. erbliche Blut- dauung des Zervikalschleims. Die PSA-Konzen-
suximid gruppenantigene, die keinem der bekannten tration ist bei unterschiedlichen Erkrankungen
– andere: Gabapentin*, Pregabalin*, Lamotri- Blutgruppensysteme zugeordnet werden kön- der Prostata erhöht. Der PSA-Wert hat insbeson-
gin, Topiramat, Felbamat, Levetiracetam, Re- nen. dere Bedeutung bei der Verlaufskontrolle des
tigabin. Klinische Bedeutung: Familiäre Antikörper Prostatakarzinoms.
Anti-Faø ktor-Xa-Aktivitätstest m: engl. anti können nach Bluttransfusion sowie bei Schwan- Referenzbereich: Gesamt-PSA (tPSA; gebunde-
factor Xa activity test; syn. Faktor-Xa-Test. Funk- gerschaft die Bildung von Antikörpern induzie- nes und ungebundenes PSA): < 2,5 μg/l Serum,
tioneller Gerinnungstest zur Therapiekontrolle ren, welche Transfusionszwischenfälle sowie maximal (je nach Alter) 4,0 μg/l.
bei Gabe von Heparinoiden*, Heparin oder Fon- Morbus* haemolyticus neonatorum und Totge- Klinische Bedeutung:
daparinux. Bestimmt wird dabei die Aktivität burten verursachen können. – Erhöhte PSA-Konzentration bei Prostatakar-
von dem Blutplasma zugesetztem aktiviertem Antigene, heterogenetische → Antigene, he- zinom*, benignem Prostatasyndrom*, Prosta-
Faktor X der Blutgerinnung*. terophile titis*, nach transurethraler Resektion, Prosta-
Referenzbereich: Antigene, heterophile n pl: engl. heterophilic tabiopsie oder -massage
– Physiologisch < 0,1 IE/ml Plasma antigens. Antigene von nicht artverwandten Tie- – Tumormarker*: 1. organ-, aber nicht tumor-
– unter Heparinisierung* (Maximalwert 4 h ren oder Pflanzen mit partiell identischen Anti- spezifisch; zusätzliche Bestimmung von
nach s. c. Applikation): 1. therapeutisch: 0,5– genstrukturen. Die Entstehung der Isoaggluti- fPSA, da der Quotient fPSA/tPSA (< 0,15) spe-
0,8 IE/ml 2. prophylaktisch: 0,2–0,4 IE/ml. nine* beruht wahrscheinlich auf der partiellen zifischer auf Prostatakarzinom hinweist
Antifibrinolysine → Antiplasmine Antigengemeinschaft zwischen Blutgruppen- 2. Verlaufskontrolle nach radikaler Prostatek-
Antifibrinolytika → Fibrinolyse-Inhibitoren substanzen und Darmbakterien. Heterophile tomie* (Wiederanstieg signalisiert lokales Re-
Antigen n: Substanz, die von einem Organis- Antigene spielen in der Labordiagnostik eine zidiv oder Metastasierung)
mus als fremd erkannt wird und eine spezifi- entscheidende Rolle (u. a. bei der Weil-Felix-Re- – Screening-Parameter (zusammen mit digita-
sche Immunantwort* (Bildung von Antikörpern aktion). ler rektaler Untersuchung) zur Früherken-
oder immunkompetenten Lymphozyten) oder Antigene, thymusabhängige n pl: engl. T cell nung des Prostatakarzinoms.
Immuntoleranz* (Selbstantigen) auslöst. dependent antigens (Abk. TD). Antigene (besonde- Cave: Durch PSA-Screening werden auch nicht
Antigen-Antikörper-Kompleø x → Immun- re Proteine), die nur unter Zusammenwirken therapiebedürftige Formen von Prostatakarzi-
komplexe von B- und T-Lymphozyten zu einer Immun- nomen detektiert (Überdiagnose):
Antigen-Antikörper-Reaktion f: engl. antigen- antwort* führen. – Einfluss auf Gesamtüberlebenszeit durch
antibody reaction. Anlagerung des Paratops eines Antigene, thymusunabhängige n pl: engl. T PSA-Screening nicht nachweisbar
Antikörpers (Ak) an das Epitop des Antigens cell independent antigens (Abk. TI). Antigene, die – entsprechende Patientenaufklärung über
(Ag), das seine Bildung induziert hat, oder an ohne Mitwirkung von T-Lymphozyten (T*-Hel- PSA-Screening einschließlich Befundaussage-
Antigenprozessierung 106
kraft prinzipiell empfohlen für Männer mit regern der afrikanischen Trypanosomiasis ver Anti-HCV-Test schließt eine frische Infekti-
A Lebensalter ≥ 45 Jahre (≥ 40 Jahre bei Risiko-
patient) und voraussichtlicher Lebenserwar-
zum Antigenwechsel
– bei Viren: Veränderung virusspezifischer An-
on nicht aus.
Antihistaminika-Intoxikation f: Vergiftung
tung > 10 Jahre. tigene in der viralen Hülle durch Reassort- durch Antihistaminika. Speziell Antihistamini-
Antigenprozessierung f: engl. antigen process- ment. ka der ersten Generation können im Falle hoher
ing. Komplexer Prozess mit folgenden Teil- Antiglobuline n pl: engl. antiglobulins. Im wei- Dosierung ein sog. anticholinerges Syndrom
schritten: Umwandlung von Antigenen aus Zy- teren Sinn Antikörper* gegen (art)fremde Se- hervorrufen, bei dem die dämpfende Funktion
tosol oder Extrazellulärraum in kleine Peptide, rumglobuline, im engeren Sinn Antikörper, die des Parasympathikus ausgeschaltet wird. Es
Beladung von antigenpräsentierenden Molekü- gegen Immunglobuline gerichtet sind. Antiglo- kann zu Somnolenz oder Erregungszuständen
len (HLA-Molekülen der Klassen I oder II) mit buline spielen eine Rolle bei der indirekten sowie Herz-Kreislauf-Symptomen kommen.
diesen Peptiden sowie Ausschleusung der Kom- Hämagglutination*, z. B. im Antiglobulintest, Physostigmin dient als Antidot.
plexe auf die Zelloberfläche von antigenpräsen- sowie beim indirekten Immunfluoreszenztest*. Anti-Histon-Antikörper m: engl. antihistone
tierenden Zellen*. Antigonorrhoika n pl: Antiinfektiva zur Be- antibodies. Antinukleärer Antikörper (ANA) oh-
Antigen-Rezeø ptor m: engl. antigen receptor. handlung der Gonorrhö*. ne Krankheitsspezifität, der z. B. bei arzneimit-
Zur Immunglobulin*-Superfamilie gehörender Wirkstoffe: telinduziertem Lupus* erythematodes auftritt.
Rezeptor auf der Oberfläche von Lymphozyten*, – Arzneimittel der 1. Wahl: 1. Ceftriaxon* i. v. Antihormone n pl: engl. antihormones. Natürli-
an den Antigene binden. Unterschieden werden oder i. m., Cefotaxim* i. v. oder Cefixim* p. o. che oder synthetische Substanzen, welche die
T*-Zell-Antigen-Rezeptoren (kommen aus- 2. alternativ Ciprofloxacin* p. o., Levofloxa- Wirkung von Hormonen* entweder durch
schließlich membrangebunden vor) sowie B- cin* p. o. und Azithromycin* p. o. Hemmung der Biosynthese oder durch kompe-
Zell-Antigen-Rezeptoren (Immunglobuline*, – Arzneimittel der 2. Wahl: u. a. Spectinomy- titive Hemmung am Rezeptor aufheben, z. B.
kommen membrangebunden sowie als lösliches cin*, Ampicillin*, Ofloxacin*, Benzylpenicil- Aldosteron-Antagonisten oder Antiandrogene*.
Molekül in Körperflüssigkeiten vor und erken- lin*. Antihypertensiva n pl: engl. antihypertensives;
nen freie, nicht an HLA-Moleküle gebundene Antihämophiliefaktor → Globulin, antihämo- syn. Antihypertonika. Arzneimittel* zur Sen-
Antigene). philes kung eines pathologisch erhöhten Blutdrucks,
Antigenshift m: engl. antigen shift. Meist er- Anti-HBc m: syn. Antikörper gegen Hepatitis- insbesondere zur symptomatischen Behand-
hebliche Veränderung der Antigenstruktur bei B-core-Antigen. Gegen das Kapsidprotein des lung einer Hypertonie. Hierzu zählen Diureti-
Mikroorganismen (insbesondere Viren). Ein An- Hepatitis-B-Virus (HB-core-Antigen) gerichtete ka, Sympatholytika, Kalzium-Antagonisten,
tigenshift tritt plötzlich auf und lässt neue Sub- IgM- und IgG-Antikörper. Sie treten als erste Mittel mit Wirkung auf das Renin-Angiotensin-
typen entstehen. Beim Antigenshift von Influ- Antikörper nach der Infektion auf und sind bei System und Vasodilatatoren.
enza-Viren (Typ A) werden RNA-Segmente zwi- akuter, chronischer (zusammen mit HBs-Anti- Einteilung: Nach dem Wirkungsmechanismus:
schen 2 Subtypen ausgetauscht (Reassortment), gen) und abgelaufener Infektion (zusammen – Hemmstoffe auf das Renin*-Angiotensin-Al-
was in der Regel zu einer neuen Pandemie führt mit Anti*-HBs) oft lebenslang nachweisbar. Ihr dosteron-System: 1. ACE-Hemmer (z. B. Ena-
(Influenza*). Nachweis ist nach Hepatitis-B-Impfung nega- lapril*): Hemmung des Angiotensin-Convert-
Antigenwechsel m: engl. antigen variation; syn. tiv. ing-Enzyms 2. AT1-Rezeptor-Antagonisten
Antigenvariabilität. Änderung der Antigen- Anti-HBe m: syn. Antikörper gegen Hepatitis- (z. B. Losartan*): Hemmung der Wirkung von
struktur von Bakterien und Viren im Sinne ei- B-e-Antigen. Gegen das HBe-Antigen des Hepa- Angiotensin*-II 3. Renin-Inhibitoren (z. B.
ner Variation*. titis*-B-Virus gerichtete IgG*-Antikörper. Diese Aliskiren): Hemmung der Umwandlung von
Einteilung: lassen sich nach Verschwinden des HBe-Anti- Angiotensinogen in Angiotensin I durch die
– Bei Bakterien: 1. S-R-Formenwechsel: gens bei chronischer oder akuter Hepatitis Inhibition von Renin*
Übergang der Glattform (engl. smooth) mit nachweisen und zeigen eine geringe Viruslast – Sympatholytika*: Beta-Rezeptoren-Blocker
O-spezifischer Seitenkette in die Rauform an. Der Nachweis diente früher als Verlaufs- (u. a. Verminderung des Herzzeitvolumens,
(engl. rough) ohne O-spezifische Seitenkette; und Infektiositäts-Marker, ist aber durch die Hemmung der Reninfreisetzung); spezifische
serologische S-R-Formen entsprechen nicht quantitative Bestimmung der HBV-DNA ersetzt Alpha-1-Rezeptoren-Blocker (Alpha*-Rezep-
immer den morphologischen Glatt-Rau-For- worden. toren-Blocker); Antisympathotonika* (z. B.
men (Glattform: feuchte, glänzende, glatte Anti-HBs m: syn. Antikörper gegen Hepatitis- Reserpin)
Kolonie; Rauform: trockene, matte, gezackte B-surface-Antigen. Gegen Oberflächenproteine – Kalzium*-Antagonisten
Kolonie) 2. S-M-Formenwechsel: Übergang der Lipidhülle (HBs-Antigen) des Hepatitis*-B- – Diuretika*
der Glattform in die Mukosusform (Schleim- Virus gerichtete, neutralisierende IgG*-Antikör- – Alpha-2-Sympathomimetika (Sympathomi-
form) mit M-Antigen und Verlust des H-Anti- per. Diese treten während und nach der Aushei- metika)
gens (gleichbleibendes O-Antigen); morpho- lung einer Hepatitis-B-Infektion sowie nach – Vasodilatatoren* (z. B. Dihydralazin*, Min-
logische Schleim- oder Schleimwallkolonie Impfung mit gentechnisch hergestelltem HBs- oxidil); kaum noch verwendet
3. O-Formenwechsel: Änderungen inner- Antigen auf. Sie sind nach einer Hepatitis-B-In- – Endothelin-Antagonisten (bei pulmonaler
halb der O-Antigene, z. B. bei Borrelia* recur- fektion meist lebenslang nachweisbar. Hypertonie)
rentis 4. Phasenwechsel: Übergang der spe- Anti-HCV m: engl. Hepatitis C Antibodies; syn. – zentral wirksame Antihypertensiva (Cloni-
zifischen H-Phase des H-Antigens in die un- Anti-HCV-Antikörper. Gegen Struktur- und din*, Moxonidin*).
spezifische H-Phase und umgekehrt; wird Nichtstrukturproteine des Hepatitis*-C-Virus Antihypertonika → Antihypertensiva
auch bei der Fimbrienexpression verschiede- gerichtete Antikörper. Diese sind meist erst 2– Antiinfektiva → Chemotherapeutika
ner Bakterien (E. coli, Gonokokken) beobach- 6 Mon. nach der akuten Infektion, bei einer Antikardiolipin-Antikörper → Antiphospho-
tet 5. Variation von Peptidketten in der Gly- chronischen Infektion und bis zu mehrere Jah- lipid-Antikörper
kokalyx von Trypanosoma führt bei den Er- ren nach Ausheilung nachweisbar. Ein negati-
107 Antikörpermangelsyndrom, primäres
Antikardiolipin-Syndrom → Antiphospholi- ralen Antikoagulation bei heparininduzierter beiden Ketten beider MAK und anschließende
pid-Syndrom
Antikoagulanzien n pl: engl. anticoagulants.
Thrombozytopenie* Typ II. Direkte orale An-
tikoagulanzien (DOAK) sind, wie der Name be-
Konjugation gebildet.
Antikörper, bivalente m pl: engl. bivalent anti-
A
Die Blutgerinnung hemmende Arzneistoffe. reits verrät, zur oralen Einnahme bestimmt und bodies. Komplette oder inkomplette Antikör-
Antikoagulanzien dienen der Prophylaxe und hemmen im Gegensatz zu den Cumarinderiva- per* (v. a. der Klasse IgG) mit 2 Bindungsstellen
Therapie thromboembolischer Ereignisse. Zu ten* direkt die sekundäre Hämostase*. Zu ihnen (Paratope*) für die antigenen Determinanten
ihnen zählen Cumarinderivate, Standardhepa- zählen z. B. Dabigatranetexilat, Rivaroxaban* (Epitope*).
rin, niedermolekulares Heparin, Heparinoide*, und Apixaban*. Im Vergleich zu den Cumarin- Antikörper, heterogenetische → Antikörper,
Hirudin*, Argatroban, Fondaparinux, Dabiga- derivaten* weisen sie ein geringeres Risiko für heterophile
tranetexilat, Rivaroxaban*, Apixaban, Edoxa- zerebrale Blutungen auf. Antikörper, heterologe m pl: engl. heteroanti-
ban sowie Otamixaban. Antikörper m: engl. antibodies. Immunglobuli- bodies. Gegen artfremde Antigene gerichtete
Wirkstoffgruppen: Cumarinderivate unter- ne*, die mit entsprechendem Antigen* spezi- spezifische Antikörper.
binden als Vitamin-K-Antagonisten die γ-Carb- fisch (selektiv) reagieren (Antigen*-Antikörper- Antikörper, heterophile m pl: engl. heterophilic
oxylierung der Blutgerinnungsfaktoren II, VII, Reaktion). Sie besitzen 1 (monovalenter Anti- antibodies. Spezifische Antikörper*, die mit par-
IX, X sowie von Protein C und Protein S. Sie körper, Abk. Ak), 2 (bivalenter Ak, z. B. IgG) tiell identischen (heterophilen) Antigenen einer
werden meist oral verabreicht, zumeist im Rah- oder bis zu 10 (sog. multivalenter Ak, z. B. IgM) anderen Spezies reagieren können.
men einer Langzeittherapie. Als Antidot* dient Antigenbindungsstellen. Antikörper, homologe m pl: engl. homologous
Vitamin K. Nachteilig ist das hohe Wechselwir- Funktionen: Als Träger der spezifischen humo- antibodies. Gegen arteigene Antigene gerichtete
kungspotenzial der Cumarinderivate*. Hepa- ralen Immunität* v. a. Antikörper*.
rin ist ein schwefelreiches Polymer aus D-Glu- – Bindung von fremden (v. a. pathogene Mik- Antikörper, inkomplette m pl: engl. incomplete
curonsäure und D-Glukosamin*. Es hemmt An- roorganismen) und körpereigenen Antigenen antibodies. Bivalente Antikörper*, die sich mit
tithrombin-III-abhängig die Interaktion zwi- (z. B. Tumorzellen) nur einer Antigenbindungsstelle an das ent-
schen Thrombin und Fibrinogen. Zusätzlich – Neutralisation (Präzipitationsreaktion) z. B. sprechende Antigen* anlagern, v. a. inkomplette
übt es eine partiell inhibierende Wirkung auf von Toxinen und Viren Agglutinine* (z. B. inkomplette Hämagglutini-
die Faktoren XII, Xa, IXa, VIIa und den Pro- – Agglutination* oder Lyse korpuskulärer An- ne, Wärmeautoantikörper bei der autoimmun-
thrombinaktivator aus. Heparin wird intrave- tigene durch Aktivierung von Komplement* hämolytischen Anämie). Sie benötigen in phy-
nös oder subkutan verabreicht. Aufgrund der – Stimulation der Phagozytose* durch Opso- siologischer Kochsalzlösung ein Supplement
kurzen Wirkdauer ist Heparin gut steuerbar. nierung der Antigene sowie Freisetzung bio- zur sichtbaren Agglutination. Der Nachweis er-
Dadurch eignet es sich v. a. für Patienten mit logisch wirksamer Mediatoren* aus aktivier- folgt durch Antiglobulintest oder Enzymtest.
hohem Blutungsrisiko. Die lokale Anwendung ten Mastzellen* (durch zytophile Ak). Antikörper, irreguläre m pl: engl. isoantibodies.
von Heparin bei stumpfen Traumen ist wegen Antikörper, antinukleäre m pl: Abk. ANA. Ge- Durch nachweisbare Immunisierung* gebildete
der schlechten transdermalen Resorption* um- gen Zellkernbestandteile (z. B. DNA) gerichtete Antikörper*. Blutgruppenserologisch zählen
stritten. Niedermolekulares Heparin zeich- Autoantikörper, die v. a. bei Kollagenosen* und hierzu v. a. irreguläre Alloantikörper gegen Al-
net sich gegenüber Standardheparin durch eine anderen Autoimmunkrankheiten, Tumoren loantigene der Erythrozyten (Rhesus-, Kell-,
längere Wirkzeit und ein geringeres HIT-Risiko und Infektionen* nachweisbar sind, jedoch Duffy-System u. a.; Blutgruppenantikörper*)
(HIT für heparininduzierte Thrombozytopenie) auch bei ca. 5–10 % der Gesunden v. a. nach dem nach Übertragung von fremdem, im ABNull-
aus. Es hemmt hauptsächlich den Faktor Xa 60. Lebensjahr auftreten. ANA werden im Blut System jedoch verträglichem Blut. Irreguläre
und über Faktor X auch indirekt den Prothrom- mittels indirektem Immunfluoreszenztest* Antikörper werden nachgewiesen durch Anti-
binaktivator. Auf Thrombin wirkt es aufgrund nachgewiesen. Antigene Zielstrukturen: körpersuchtest*.
seiner geringen Kettenlänge kaum. Es wird sub- – DsDNA, Nukleosomen und Histone Klinische Bedeutung: Bei einer 2. Bluttransfusi-
kutan angewendet. Beispiele sind Certoparin, – nukleäre Ribonukleoproteine, z. B. Sm, Ro/ on mit dem gleichem Alloantigen führen die ir-
Enoxaparin*, Reviparin, Nadroparin, Daltepa- SS-A, Sp100 regulären Alloantikörper evtl. zu einem Trans-
rin und Tinzaparin. Heparinoide* sind halb- – Kernmembranproteine, z. B. gp210 fusionszwischenfall*. Bei hohem Titer während
synthetische oder synthetische Mukopolysac- – Proteine des Nukleolus, z. B. Scl70 der Schwangerschaft besteht eine Gefährdung
charide mit heparinähnlicher antikoagulatori- – Proteine der Centromeren (CENP). des Fetus.
scher Wirkung. Aufgrund ihrer Toxizität und Referenzbereich: Blutwerte sind alters- (im Al- Antikörper, komplette m pl: engl. complete
geringen therapeutischen Breite dienen sie als ter höhere Werte), geschlechts- und methoden- antibodies. Bi- oder multivalente Antikörper*
Mittel der 2. Wahl und kommen v. a. im Falle abhängig: (z. B. Klasse IgM), die nach Bindung ihres ho-
einer Heparin-Kontraindikation zum Einsatz. – Bei Gesunden finden sich meist keine ANA, mologen Antigens Sekundärreaktionen wie Ag-
Beispiele sind Danaparoid und Pentosanpoly- Befund negativ glutination, Präzipitation, Phagozytose oder
phosphat. Die lokale Anwendung von Hepari- – positiv bei Erwachsen mittleren Alters ab ei- Zytolyse in Gang setzen. Komplette Antikörper
noiden wie Chondroitinpolysulfat bei stumpfen nem Titer ≥ 1 : 320. werden nachgewiesen durch einfache Aggluti-
Traumen ist wegen der schlechten transderma- Antikörper, bispezifische m pl: engl. bispecific nationsreaktion in Kochsalzlösung (Trübung
len Resorption umstritten. Hirudin bewirkt ei- antibodies. Experimentell aus 2 monospezifi- oder Präzipitatbildung).
ne direkte Thrombinhemmung. Früher wurde schen monoklonalen Antikörpern (MAK) mit Antikörpermangelsyndrom, primäres n:
es aus dem Speichel von Blutegeln gewonnen. unterschiedlichen Spezifitäten hergestellte An- engl. primary antibody deficiency syndrome. Ange-
Heute existieren therapeutisch nutzbare re- tikörper*. Sie besitzen 2 verschiedene Paratope* borener Immundefekt* mit Immunglobulin-
kombinante Polypeptide mit entsprechender und können damit 2 verschiedene Epitope* mangel*, eingeteilt in 6 Formen. Die Klinik
Wirkung. Beispiele sind Bivalirudin, Desirudin oder Antigene erkennen und binden. Bispezifi- reicht von asymptomatischem Verlauf bis zu
und Lepirudin. Sie eignen sich u. a. zur parente- sche Antikörper werden durch Trennung der schweren bakteriellen Infektionen und autoim-
Antikörper, monovalente 108
munen, granulomatösen, lymphoproliferativen Transfusionsreaktionen oder einen Morbus hae- Antimetaboliten m pl: engl. antimetabolites.
A Erkrankungen. Immunologische Untersuchun-
gen führen zur Diagnose. Säulen der Therapie
molyticus fetalis/neonatorum ursächlich sein
können.
Substanzen, die aufgrund struktureller Ähn-
lichkeit oder Fähigkeit zur Bindung einen Stoff-
sind Immunglobulingabe, Behandlung bakteri- Hintergrund: Der Antikörpersuchtest ist Be- wechselprozess und somit das Zellwachstum
eller Infektionen, immunsuppressive und -sup- standteil jeder Blutgruppenbestimmung und stören. Zu den typischen Antimetaboliten gehö-
portive Maßnahmen. ist anlässlich jeder serologischen Verträglich- ren Folsäure*-Antagonisten wie Methotrexat*,
Einteilung: keitsprobe (Kreuzprobe) zu wiederholen, sofern Aminosäure-Antagonisten wie Azaserin, außer-
– Schwere Reduktion aller Immunglobulin- die letzte Bestimmung länger als 3 Tage zu- dem Purin- (Mercaptopurin*, Allopurinol*) und
Isotypen mit stark erniedrigten oder abwe- rückliegt. Bei positivem Testergebnis ist die Pyrimidin-Antagonisten (Fluorouracil*). Sie
senden B-Lymphozyten, z. B. Bruton*-Agam- Spezifität und klinische Relevanz der Antikör- werden als Zytostatika, Immunsuppressiva*,
maglobulinämie per unter Verwendung von Erythrozyten mit Chemotherapeutika, Virostatika* und Gichtthe-
– schwere Reduktion mindestens zweier Im- bekanntem Antigenmuster aufzuklären (Anti- rapeutika eingesetzt.
munglobulin-Isotypen mit normwertigen körperdifferenzierung). Antimikrobieø lles Regime n: Gesamtheit der
oder niedrigen B-Lymphozyten, z. B. CVID Richtlinien: Richtlinien zur Gewinnung von antimikrobiellen Maßnahmen (Aseptik, Anti-
– schwere Reduktion von IgG und IgA mit Blut und Blutbestandteilen und zur Anwen- septik sowie Impfprophylaxe und Chemothera-
normwertigem bis erhöhtem IgM und norm- dung von Blutprodukten (Hämotherapie), Ge- pie*).
wertigen B-Lymphozyten, z. B. Hyper*-IgM- samtnovelle 2005, Richtlinienanpassung 2010; Anti-Müller-Hormon n: engl. anti mullerian
Syndrom Bundesärztekammer, Köln 2010 (Anmerkung: hormone. In embryonalen Sertolizellen des Ho-
– Isotyp- oder Leichtkettendefizienz mit gene- Neubearbeitung befindet sich im Abstim- dens und in Granulosazellen* der erwachsenen
rell normalen B-Lymphozyten, z. B. IgG-Sub- mungsprozess). Frau synthetisiertes Hormon*. Das Glykoprote-
klassen-Defekt Antikörper, univaleø nte → Antikörper, mono- in* bewirkt embryonal die Rückbildung der
– spezifischer Antikörpermangel mit normaler valente Müller-Gänge (sexuelle Differenzierung des
Immunglobulinkonzentration und norm- Antikörper, zytophile m pl: engl. cytophilic männlichen Embryos). Reste der Müller-Gänge
wertigen B-Lymphozyten, z. B. selektiver antibodies. Antikörper*, die sich mit ihrem nicht finden sich beim erwachsenen Mann als Appen-
Mangel an Polysaccharid-spezifischen Anti- antigenbindenden Molekülende (Fc*-Fragment) dix testis.
körpern an spezifische Fc*-Rezeptoren von Zellen (u. a. Klinische Bedeutung: Die Konzentration bei der
– transiente Hypogammaglobulinämie des natürliche Killerzellen, Mastzellen, Makropha- geschlechtsreifen Frau beträgt 1–10 μg/l und
Kleinkindalters mit normalen B-Lymphozy- gen) der gleichen (homozytotrop) oder einer an- beim Mann 1,5–4,3 μg/l. Bei der Frau wird die
ten. deren Spezies (heterozytotrop) anlagern können Hormonbestimmung zur Fertilitätsdiagnostik
Antikörper, monovalente m pl: engl. univalent und dabei ihre Fähigkeit zur Bindung von Anti- genutzt. Die Konzentration beträgt bei einge-
antibodies. Antikörper mit nur einem (z. B. Fab- gen behalten. schränkter ovarieller Restfunktion ca. 0,4–1 μg/l
Fragmente) Paratop*. Klinische Bedeutung: und ab der Menopause* < 0,4 μg/l. Einschrän-
Antikörper, natürliche → Antikörper, regu- – Antikörperabhängige zellvermittelte Zytoto- kungen ovarieller Funktionen können durch
läre xizität (ADCC, antibody dependent cell-me- AMH-Bestimmung noch vor FSH-Anstieg nach-
Antikörper, reguläre m pl: engl. normal anti- diated cytotoxicity) der natürlichen Killerzel- gewiesen werden. Erhöhte AMH-Konzentration
bodies. Ohne nachweisbare Immunisierung im len und Makrophagen treten beim polyzystischen Ovarialsyndrom*
Serum Gesunder regelmäßig vorkommende An- – Degranulation von Mastzellen bei Querver- auf.
tikörper*, v. a. der Klasse IgM. Reguläre Anti- netzung membrangebundener IgE-Moleküle Antimykotika n pl: engl. antimycotics. Wachs-
körper werden in den ersten Lebensmonaten ge- durch Antigenbindung (Anaphylaxie*). tum und Vermehrung von Pilzen hemmende
bildet und reagieren mit bestimmten körperei- Antikörper, zytotoø xische m pl: engl. cytotoxic (fungistatisch wirkende) oder Pilze abtötende
genen Antigenen (Alloantigene, insbesondere antibodies; syn. zytolytische Antikörper. Anti- (fungizid wirkende) Substanzen, die zur topi-
Blutgruppenantigene). körper*, die antigentragende Zellen unter Ver- schen oder systemischen Behandlung lokaler
Hintergrund: Reguläre Antikörper sind primär brauch von Komplement* lysieren. Gegen kör- oder systemischer Mykosen* eingesetzt werden.
v. a. gegen bakterielle Antigene aus keimbesie- pereigene Zellen gerichtete zytotoxische Anti- Eine systemische Anwendung wird bei Schwan-
delten Körperregionen (insbesondere der Darm- körper werden als Autolysine bezeichnet. gerschaft und Stillzeit, bei Allergien und schwe-
flora) gerichtet. Antikonvulsiva → Antiepileptika rer Lebererkrankung nicht empfohlen.
Antikörper-Spezifizitäts-Iøndex m: Abk. ASI. Antikonvulsiva n pl: Arzneimittel gegen Kon- Antinozizeption f: engl. antinociception. Spezi-
Verhältnis zwischen erregerspezifischem Anti- vulsionen*. fische Blockade des nozizeptiven Systems, z. B.
körperquotient (Liquor/Serum) und Immunglo- Antikonzeption → Kontrazeption durch Narkose*.
bulinquotient (Gesamt-IgG im Liquor zu Ge- Aø ntikuslähmung → Kehlkopflähmung Antionkogene n pl: Gene, die bei normaler Ak-
samt-IgG im Serum). Der ASI wird mittels Im- Anti-La/SS-B-Antikörper m sg, pl: engl. anti- tivität die Tumorbildung unterdrücken. Die
munoassay* bestimmt und dient der Diagnose La/SS-B antibodies. Antinukleäre Antikörper entsprechenden Proteine sind meist Regulato-
einer ZNS-Infektion sowie der Erregeridentifi- (ANA), die gegen ein RNA-bindendes Ribonuk- ren von Transkriptionsprozessen.
kation bei z. B. Herpes-simplex, Varicella-Zos- leoprotein (Mr 48 000) in Zellkern und Zyto- Antiparkinsonmittel n: engl. antiparkinsoni-
ter, Cytomegalie oder Treponema pallidum. Ein plasma gerichtet sind. Anti-La/SS-B-Antikörper ans. Arzneimittel* zur Therapie des Parkinson*-
ASI > 1,5 deutet auf eine Antikörpersynthese im haben diagnostische Bedeutung bei primärem Syndroms. Eingesetzt werden Medikamente
ZNS. Sjögren*-Syndrom, subakutem kutanem Lupus* mit Wirkung auf das dopaminerge System (z. B.
Antikörpersuchtest m: engl. antibodies detec- erythematodes und neonatalem Lupus erythe- Levodopa zur Dopaminsubstitution oder Selegi-
tion test. Methode zum Nachweis irregulärer matodes, häufig zusammen mit Anti*-Ro/SS-A- lin zur Hemmung des Dopaminabbaus), zentral
Blutgruppenantikörper* im Serum, die für Antikörpern.
109 Antipsoriatika
wirkende Anticholinergika wie Biperiden sowie taglandine wesentlich zur Entstehung von – Kopfschmerz
Betablocker (z. B. Propranolol).
Einteilung:
Schmerz, Fieber und Entzündungen beitragen,
wirken NSAR in verschiedenem Ausmaß anal-
– Ödembildung
– Störungen der Hämatopoese.
A
– Antiparkinsonmittel mit dopaminerger Wir- getisch, antipyretisch und antiphlogistisch. Zu- Antiphospholipid-Antikörper m sg, pl: engl.
kung: 1. Dopaminsubstitution mit Levodo- sammen mit den nichtsauren, antipyretischen antiphospholipid antibodies. Autoantikörper* der
pa*: aktivstes Antiparkinsonmittel, wirksam Analgetika bilden NSAR die Gruppe der nicht- IgG-, IgA- und IgM-Klasse, die sich gegen Phos-
gegen Akinese* und psychische Störungen, opioiden (auch schwachen oder peripher wirk- pholipide* im Komplex mit Beta-2-Glykoprote-
weniger gegen Rigor* und Tremor* 2. DOPA- samen) Analgetika und stehen auf Stufe 1 des in I und Prothrombinkomplex richten. Sie sind
Decarboxylase-Hemmer: in Kombination mit WHO*-Stufenschemas zur Schmerztherapie. klinisch assoziiert mit primär oder sekundär be-
Levodopa (Carbidopa, Benserazid*) zur Mini- Sämtliche NSAR entwickeln bei Dosissteige- dingtem Antiphospholipid*-Syndrom. Die An-
mierung peripherer UAW 3. Dopamin-Re- rung einen Ceiling-Effekt, d. h., ab einer gewis- tikörper werden nachgewiesen über Enzym*-
zeptor-Agonisten: z. B. Bromocriptin, Caber- sen Dosis ist keine Wirkungssteigerung mehr Immunoassay oder funktionell durch verlänger-
golin, Rotigotin, Apomorphin (Infusionslö- zu erreichen. Einige Studien belegen, dass be- te partielle Thromboplastinzeit (dRVVT, Lupus-
sung) 4. Monoaminoxidase-Hemmer: z. B. stimmte NSAR, insbesondere Ibuprofen, die Be- sensitive aPTT*, KCT).
Selegilin, Rasagilin, Safinamid; verhindern ta-Amyloid-Bildung im Rahmen der Alzhei- Formen:
den Abbau von Dopamin 5. COMT-Hemmer: mer*-Krankheit hemmen (siehe Analgetika*, – Antikardiolipin-Antikörper
z. B. Entacapon; hemmen den Dopaminab- Tab. 1 dort). – Anti-Beta-2-Glykoprotein-I-Antikörper
bau, verbessern die Parkinson-Symptomatik Indikationen: – Lupusantikoagulans*.
und mildern die Wirkungsfluktuation – Entzündliche, schmerzhafte Erkrankungen Antiphospholipid-Syndrom n: engl. antiphos-
6. Glutamat-Antagonisten: z. B. Amantadin, – intensivmedizinische oder perioperative An- pholipid syndrome; syn. Antikardiolipin-Syn-
Budipin; verbessern v. a. Akinese und Rigor wendung in Kombination mit Opioiden zur drom. Eigenständiges oder bei Kollagenosen*,
– zentral wirksame Anticholinergika*: 1. beson- Reduzierung der erforderlichen Opioiddosis besonders bei systemischem Lupus* erythema-
ders wirksam in der Behandlung des tremor- (z. B. Ibuprofen, Diclofenac, Parecoxib, Etero- todes, meist bei jungen Frauen vorkommendes
dominanten Parkinson-Syndroms 2. haupt- coxib). Krankheitsbild mit Auftreten von Antiphospho-
sächlich Einsatz von Wirkstoffen mit gerin- NSAR dienen der lokalen und systemischen lipid*-Antikörpern. Es kommt zu Aborten und
geren peripheren Wirkungen wie Biperiden, Therapie entzündlicher und schmerzhafter Er- Gefäßkrankheiten sowie Hautveränderungen.
Bornaprin, Metixe, Trihexyphenidyl 3. keine krankungen. Zusätzlich eignen sie sich zur Therapiert wird mit Antikoagulanzien.
Verwendung der klassischen Antiparkinson- Nachbehandlung chirurgischer Eingriffe an Antiplasmine n pl: engl. antiplasmins; syn. An-
mittel (Atropin*, Scopolamin) aufgrund ihrer muskuloskelettalen Strukturen, da sie die im tifibrinolysine. Körpereigene intrinsische (plas-
UAW (z. B. Tachykardie*, Obstipation*, Ak- traumatisierten Gewebe aktivierten Cyclooxy- matische) Inhibitoren* der Fibrinolyse, die
komodationsstörungen) genasen hemmen. Bei Patienten mit kardiovas- durch Komplexbildung mit Plasmin* dessen
– Beta-Rezeptoren-Blocker: z. B. Propranolol*; kulären Risikofaktoren ist die Anwendung von fibrino- bzw. proteolytische Wirkung hemmen.
wirken gegen Tremor. NSAR nur bedingt möglich. Anti-PM/Scl-Antikörper m sg, pl: engl. anti-PM/
Antiperistaø ltik f: engl. antiperistalsis; syn. Ani- Nebenwirkungen: Durch Hemmung ubiquitär Scl antibodies; syn. Anti-Polymyositis/Skleroder-
soperistaltik. Retrograde, das heißt von anal vorhandener konstitutiver Cyclooxygenasen ver- mie(engl. scleroderma)-Antikörper. Antinukle-
nach oral gerichtete, physiologische Bewegung ursachen NSAR gastrointestinale, kardiale, vas- äre Antikörper (ANA) gegen PM/Scl-Partikel,
des Verdauungstrakts – somit Gegensatz zur Pe- kuläre und thrombozytäre Nebenwirkungen. sog. Exosomen. Sie haben diagnostische Bedeu-
ristaltik*. Antiperistaltik ist vor allem im Be- – Gastrointestinale Störungen: 1. Symptome tung bei Mischkollagenosen* aus Polymyositis
reich vom Colon ascendens bis zum Colon unterschiedlichen Schweregrads bis hin zum und systemischer Sklerose.
transversum festzustellen. Ulcus ventriculi und gastrointestinalen Blu- Antiport → Transport
Antiphlogiøstika, nichtsteroidale n pl: engl. tungen 2. gegen die gastrointestinalen Ne- Antiport m: Cotransport, bei dem 2 unter-
nonsteroidal antiinflammatory drugs (Abk. NSAID); benwirkungen werden ggf. H2-Rezeptoren- schiedliche Verbindungen oder Ionen, entweder
syn. nichtsteroidale Antirheumatika (Abk. Blocker, Protonenpumpen-Hemmer oder ein gleichzeitig oder nacheinander, in entgegenge-
NSAR). Von organischen Säuren abstammende, Prostaglandin-E-Analogon verabreicht setzter Richtung mithilfe eines Carriers durch
schwache Analgetika, die das Enzym Cyclooxy- – renale Funktionsminderung Biomembranen transportiert werden. Ein Bei-
genase hemmen und verschieden stark ausge- – kardiovaskuläre Komplikationen: 1. z. B. spiel ist die Na+/K+-ATPase*.
prägte antiphlogistische, antipyretische und an- Herzinfarkt oder Schlaganfall 2. bei langfris- Antiprotozoenmittel n sg, pl: engl. antiprotozo-
tithrombotische Zusatzwirkungen entfalten. tiger, hochdosierter Einnahme > 6 Mon. als. Antiparasitäre Chemotherapeutika*, sog.
NSAR eignen sich zur topischen, oralen und sys- 3. bereits bei 7-tägiger Anwendung von Antiinfektiva, zur Behandlung von Protozoono-
temischen Therapie entzündlicher, schmerzhaf- NSAR erhöht sich das Herzinfarktrisiko (Di- sen (Protozoen*), z. B. bei Toxoplasmose, Leish-
ter Erkrankungen. clofenac > Ibuprofen, Celecoxib > Naproxen) maniose oder Trichomoniasis.
Wirkung: Nichtsteroidale Antirheumatika sind – Fotosensibilität (siehe Lichtdermatose*) bei Antipsoriatika n pl: Arzneimittel zur Behand-
die am häufigsten angewendete Arzneimittel- topischer Anwendung (z. B. Ketoprofen, Ibu- lung der Psoriasis*. Eingesetzt werden Mittel
gruppe in Deutschland. Sie hemmen das Enzym profen) zur Entfernung der Schuppen (Keratolytika),
Cyclooxygenase (COX; siehe Eicosanoide*) und – Überempfindlichkeitsreaktionen wie Exan- sonstige topisch anzuwendende Mittel (z. B.
damit die Bildung von zyklischen Endoperoxi- them, Bronchospasmus, Blutdruckabfall, Glukokortikoide), systemische Immunmodula-
den, Prostaglandinen (PGE2, PGF2α), Thrombo- Ödeme und selten Schock toren (z. B. Methotrexat oder monoklonale An-
xan-A2 sowie Prostazyklin aus Arachidonsäure. – Leberfunktionsstörung tikörper gegen TNF-α) und physikalische Be-
In der Folge sinkt die Prostaglandin-Konzentra- – hämorrhagische Diathese (Thrombozytopa- handlungsmethoden (PUVA).
tion sowohl lokal als auch systemisch. Da Pros- thie)
Antipsychotika 110
Antipsychotika n pl: engl. neuroleptic drugs; syn. wurden früher zum Nachweis oder als Verlaufs-
A Neuroleptika. Chemisch heterogene Gruppe von
Psychopharmaka* mit geringem Missbrauchs-
parameter einer Infektion bestimmt.
Klinische Bedeutung: Erhöhter Titer im Serum
und Abhängigkeitspotenzial. Neben der antipsy- bei Streptokokkeninfektion wie Tonsillitis
chotischen Wirkung wirken sie niedrigdosiert und Scharlach sowie bei den Folgeerkrankun-
auch sedierend, antiemetisch und anxiolytisch. gen rheumatisches Fieber und Glomeruloneph-
Eine optimale Wirkung wird v. a. bei einer Lang- ritis.
zeittherapie und in Verbindung mit entsprechen- Anti-Streptolysin-O-Titer m: Blut-Konzentra-
der Psycho- und Soziotherapie erzielt. tion von Antikörpern gegen das Streptokokken-
Antirefluø xbarriere f: engl. antireflux barrier. Kli- Toxin Streptolysin O. Mit der serologischen Un-
nische Bezeichnung für die Barriere zwischen tersuchung werden Folgeerkrankungen von
Magen und Ösophagus, die u. a. besteht aus un- Gruppe-A-Streptokokken diagnostiziert, bei-
terem Ösophagussphinkter, den beiden spielsweise akutes rheumatisches Fieber und
Zwerchfellschenkeln und dem phrenikoösopha- akute Glomerulonephritis. Der Anti-Streptoly-
gealen Ligament. Sie verhindert den gastroöso- sin-O-Titer wird u. a. mittels Latex-Schnelltest
phagealen Reflux* von Magensaft bei Rückenla- bestimmt.
gerung, intraabdominalem Druckanstieg und Referenzbereich: Im Blut:
in der Erschlaffungsphase des unteren Ösopha- Antischockhose [191]
– Erwachsene: ≤ 200 IU/ml
gussphinkters während des Schluckakts. – Kinder 6–18 Jahre: ≤ 200–240 IU/ml
Anti-Refluø x-Operation f: Operative Verfahren – Kinder < 6 Jahre: ≤ 150 IU/ml.
zur Behandlung von Hiatushernien* und gast- Indikation: Verdacht auf Streptokokken-Folge-
roösophagealer Refluxkrankheit*. Goldstan- remitäten ausübt und eine übermäßige An- krankheiten u. a. bei
dard ist die laparoskopische hintere Hiatoplas- sammlung von Blut in den Beinen und im Ab- – Akuter Glomerulonephritis
tik* mit anschließender Fundoplicatio* oder dominalbereich verhindert. Die Antischockhose – unklarem Fieber in Verbindung mit Gelenk-
Fundophrenikopexie*. Neuere Verfahren, wel- wird zur Schockprophylaxe im Sinne einer Er- schmerzen
che die Funktionalität des unteren Ösophagus- höhung des peripheren Gefäßwiderstands und – Endokarditis.
sphinkters verbessern sollen, sind das elektri- Förderung der Hämostase eingesetzt sowie zur Antisympathotonika n pl: engl. antisympatho-
sche Stimulations-Impuls-System und das mag- Stabilisierung von Frakturen. Siehe Abb. tonic agents. Sympatholytika*, welche die Akti-
netische Ringsystem. Die sog. Angelchik-Pro- Anti-Scl70-Antikörper m sg, pl: engl. anti-Scl70 vität noradrenerger Neurone im ZNS oder den
these ist heute obsolet. antibodies. Antinukleäre Antikörper (ANA), die peripheren Sympathikotonus herabsetzen. Sie
Antirefluø xplastik f: engl. antireflux plasty. sich gegen DNA-Topoisomerase I (denaturiert bewirken eine Gefäßerweiterung sowie eine Re-
Meist laparoskopisch durchgeführtes viszeral- Mr 70 000) richten. Anti-Scl70-Antikörper sind duktion des Herzzeitvolumens und damit eine
chirurgisches Operationsverfahren zur Behand- hochspezifisch und sensitiv zur Diagnose der Senkung des arteriellen Blutdrucks. Sie wurden
lung einer Hiatushernie* oder der gastroöso- progressiven systemischen Sklerose*. v. a. als Antihypertensiva* eingesetzt.
phagealen Refluxkrankheit*. Die Operations- Antiseø psis f: syn. Antiseptik. Verwendung Antisynthetase-Syndrom n: engl. antisynthe-
schritte umfassen Hiatoplastik*, Fundoplicatio* von Antiseptika als Maßnahme zur Abtötung, tase syndrome. Überlappungssyndrom bei Kolla-
und bei Bedarf eine Gastropexie*. irreversiblen Inaktivierung* und Wachstums- genosen*, benannt nach den gegen verschiedene
Anti-Rh-Serum → Anti-D-Immunglobulin hemmung von Mikroorganismen, die an leben- tRNA-Synthetasen gerichteten Leitantikörpern,
Anti-Ro/SS-A-Antikörper m sg, pl: engl. anti- den Geweben haften. Die Antisepsis dient der z. B. Überlappung von Polymyositis* und pro-
Ro/SS-A antibodies. Antinukleäre Antikörper Prophylaxe* und Bekämpfung von Infektionen* gressiver systemischer Sklerose* mit Nachweis
(ANA), die sich gegen 2 in Zellkern und Zyto- der Haut, insbesondere von Schleimhäuten und von Anti-Jo1. Frauen sind häufiger betroffen
plasma lokalisierte Ribonukleoproteine richten. Wunden*. (w : m = 3 : 1).
Nach Mr werden Anti-Ro/SS-A-52- und Anti-Ro/ Anti-SLA/LP-Antikörper m pl: engl. anti-SLA/LP Antithrombine n pl: engl. antithrombins; Abk.
SS-A-60-kDa-Antikörper unterschieden. Sie antibodies. Spezifische Autoantikörper* gegen AT. Im Blutplasma physiologisch vorhandene
kommen vor bei primärem Sjögren*-Syndrom, lösliches Leber- oder Leber-Pankreas-Antigen. Substanzen (AT I bis AT VII), die Thrombin in-
neonatalem Lupus erythematodes (meist zu- Als SLA/LP wurde das UGA-Suppressor-tRNA- aktivieren und dadurch die Blutgerinnung*
sammen mit Anti*-La/SS-B-Antikörpern), syste- assoziierte Protein identifiziert. Die Antikörper hemmen (siehe auch Thrombin-Inhibitoren).
mischem Lupus* erythematodes und subakut werden über ELISA und Western Blot nachge- Antithrombin-Mangel m: engl. antithrombin
kutanem Lupus* erythematodes (häufiger Anti- wiesen und kommen bei autoimmuner Hepati- deficiency. Hereditäre oder erworbene Thrombo-
Ro/SS-A-60-kDa-Antikörper). tis* Typ 1 und 3 vor. Ihr Nachweis ist assoziiert philie* infolge Mangels an Antithrombin* III
Anti-SaccharomyXces-cereviøsiae-Antikörper mit höherer Mortalität und häufigeren Leber- mit erhöhter Thrombose- und Embolieneigung
m: Abk. ASCA. IgG- und IgA-Antikörper gegen transplantationen. (liegt ca. 0,3 % aller Thrombosen* bzw. Emboli-
Oligomannosid-Epitope der Zellwand des Bä- Antispasmodika → Spasmolytika en* zugrunde). Die Einnahme oraler Kontrazep-
ckerhefepilzes. Man findet sie bei 60–70 % der Anti-ssDNA-Antikörper → Anti-DNA-Anti- tiva* ist bei Antithrombin-Mangel kontraindi-
Patienten mit Enteritis* regionalis Crohn. Sie körper ziert.
dienen der Differenzialdiagnose zwischen Ente- Antistreptolysine n pl: engl. antistreptolysins. Antithrombin-Test m: engl. AT test; Abk. AT-
ritis* regionalis Crohn und Colitis* ulcerosa und Neutralisierende Antikörper* gegen Toxine Test. Verfahren zur Bestimmung der Aktivität
werden mittels ELISA nachgewiesen. (Streptolysine*, v. a. Streptolysin O) hämolysie- von Antithrombin* III im Blut.
Antischockhose f: engl. anti-shock trousers. render Streptokokken der serologischen Grup- Antithrombosestrumpf → Thrombosepro-
Kleidungsstück, das Druck auf die unteren Ext- pen A, C und G. Antistreptolysine im Serum phylaxe
111 Antriebshemmung
3
AO-Klassifikation:
Klassifikation von Weichteilschäden.
Hautverletzung (Abk. I für Integument)
geschlossen (Abk. C für engl. closed)
IC1 keine Läsion
IC2 Kontusion 4
IC3 umschriebenes Décollement
IC4 ausgedehntes Décollement
IC5 Nekrose
offen (Abk. O) 8
Aorta: Aortenbogen; Abgänge und topografische
IO1 Perforation von innen AO-Klassifikation: Nummerierung der Knochen: Anatomie.
IO2 Eröffnung von außen ≤ 5 cm 1: Humerus, Klavikula, Skapula; 2: Radius, Ulna;
IO3 Eröffnung von außen > 5 cm 3: Femur, Patella; 4: Tibia, Fibula; 5: Wirbelsäule;
IO4 umschriebenes Décollement mit 6: Becken; 7: Hand; 8: Fuß; 9: Kranium. die A. carotis communis sinistra und die A.
offener Hautverletzung subclavia sinistra (Varianten bei den Gefäßab-
gängen sind möglich und gelten als als Aor-
IO5 ausgedehntes Décollement mit
– Frakturklassifikation umfasst jeweils 4 Zah- tenbogenanomalien*) 2. Übergang in Aorta
offener Hautverletzung
len und/oder Buchstaben: 1. Nummerierung descendens mit inkonstanter Enge (Isthmus
Muskel- und Sehnenverletzung (Abk. MT für des betroffenen Knochens (1–9, siehe Abb.) aortae) proximal des Ansatzes des Lig. arte-
engl. muscle, tendon) 2. Position innerhalb des Knochens (1–3) riosum
MT1 keine Läsion 3. Komplexität der Fraktur (A–C) 4. Schwere- – Aorta descendens (Pars descendens aortae):
MT2 umschriebener Defekt einer grad (1–3). 1. Pars thoracica (thorakale Aorta): I. vom
Muskelgruppe AOP-Syndrom: Abk. für → Adipositas-Oligo- Isthmus aortae bis zum Zwerchfelldurchtritt
MT3 Defekt mehrerer Muskelgruppen menorrhö-Parotis-Syndrom II. der physiologische Durchmesser beträgt
MT4 Ablederung oder Verlust ganzer Aoø rta f: syn. Hauptschlagader. Von der linken 16 mm/m2 Körperoberfläche (mit Zunahme
Muskelgruppen, Sehnenruptur Herzkammer abgehende große Körperschlag- um 1 mm pro Lebensdekade) III. entlässt u. a.
MT5 Kompartmentsyndrom, Crush-Syndrom ader. die Aa. intercostales posteriores und die Aa.
Einteilung: phrenicae superiores 2. Pars abdominalis (ab-
Nerven- und Gefäßverletzung (Abk. NV für – Aorta ascendens (Pars ascendens aortae): dominale Aorta*, Bauchaorta): I. unterteilt in
engl. nerve, vessel) 1. teilweise innerhalb des Perikards* mit Aor- suprarenale (oberhalb des Nierenarterienab-
NV1 keine Läsion tenwurzel (Bulbus aortae*) und Sinus* aortae gangs), juxtarenale (im Bereich der Nierenar-
NV2 isolierte Nervenverletzung 2. der physiologische Durchmesser beträgt terien) und infrarenale (unterhalb der Nie-
NV3 lokalisierte Gefäßverletzung 21 mm/m2 Körperoberfläche 3. gibt die A. co- renarterien) Bauchaorta II. reicht kaudal bis
NV4 kombinierte Gefäß- und Nerven- ronaria dextra und die A. coronaria sinistra zur Bifurcatio aortae* in Höhe des 4. Lenden-
verletzung ab wirbels III. teilt sich hier in die A. iliaca com-
NV5 (sub)totale Amputation – Arcus aortae (Aortenbogen, siehe Abb.): munis dextra und A. iliaca communis si-
1. entlässt den Truncus* brachiocephalicus, nistra.
Aortenaneurysma 114
Ätiologie:
A – Obliterierende Arteriosklerose* (Schultergür-
teltyp der pAVK*)
– selten Syphilis (Mesaortitis luica), schweres
Thoraxtrauma, dissezierendes thorakales
Aortenaneurysma, Kompression von außen,
z. B. durch mediastinalen Tumor
– bei jungen Frauen (v. a. in Asien) häufig chro-
nische unspezifische Aortitis (Autoimmun-
krankheit) mit Mediazerstörung, Intimapro-
liferation und sekundären thrombotischen
Gefäßverschlüssen (Thrombarteriitis oblite-
rans subclavio-carotica, Arteriitis brachioce- Aortendissektion Abb. 2: thorakale Aortendissektion
phalica, Takayasu-Arteriitis, Martorell-Fab- Aortendissektion Abb. 1: DeBakey- und Stanford- mit dargestellter Membran (Pfeil); 1: CT-Angiografie;
ré-Syndrom). Klassifikation; DeBakey-Klassifikation: Typ I: Beginn 2: 3D-Rekonstruktion. [78]
Klinik: in Aorta ascendens, Ausdehnung in Arcus aortae,
– Progrediente Ischämie (zerebral: Schlagan- Aorta descendens und große Äste; Typ II: Beschrän- – Perikardtamponade (Hämoperikard bei Aor-
fall*; Ischämie der oberen Extremitäten: kung auf Aorta ascendens; Typ III: Beginn in Aorta tendissektion Stanford A)
Symptome ähnlich Claudicatio* intermit- descendens nach Abgang der A. subclavia sinistra – Aortendilatation und Aneurysmabildung im
tens) (III a oberhalb, III b unterhalb des Zwerchfells); Stan- Verlauf (Aortenbogen und Aorta descendens)
– bei Thrombarteriitis meist schwere Beein- ford-Klassifikation: Typ A: jede Aortendissektion mit – Aortenruptur*.
trächtigung des Allgemeinzustands und Beteiligung der Aorta ascendens, Typ B: Dissektion Diagnostik:
stark beschleunigte BSG. der Aorta descendens ohne Beteiligung der Aorta – Echokardiografie
Diagnostik: ascendens (zusätzlich: Non-A-, Non-B-Aorten- – CT-Angiografie (siehe Abb. 2)
– Palpatorisch abgeschwächte oder fehlende dissektion: isolierte Dissektion des Aortenbogens). – ggf. MR-Angiografie
Karotis- und Armpulse – selten Koronarangiografie oder Aortografie
– auskultatorisch Gefäßgeräusch im Halsbe- erforderlich.
reich Therapie:
– Blutdruckmessung, Ultraschalldiagnostik, – chromosomale Anomalie (Turner*-Syndrom, – Aortendissektion Stanford A: 1. sofortige OP
Aortografie u. a. Noonan*-Syndrom) 2. Herzklappenrekonstruktion* (Aorten-
Differenzialdiagnosen: – Aortenbogenhypoplasie klappenrekonstruktion) bzw. Herzklappen-
– Intrakranieller Gefäßverschluss – aortale Arteriitis ersatz* (Aortenklappenersatz) mit suprakoro-
– Zervikobrachialsyndrom* – genetische Bindegewebeerkrankung (z. B. narem Aszendensersatz 3. oder Implantation
– Thoracic*-Outlet-Syndrom Marfan*-Syndrom, Ehlers*-Danlos-Syndrom) einer klappentragenden Rohrprothese mit
– Tumor. – iatrogen nach Herz- oder endovaskulärer Reimplantation der Koronarien in die Pro-
Therapie: Bei Arteriitis Glukokortikoide und Operation. these 4. oder Aszendensbogenersatz (operati-
Antikoagulanzien, evtl. rekonstruktive Gefäß- Lokalisation: 70 % Aorta ascendens, 20 % Aorta ve Letalität 10–30 %, bei Dissektion mit Kom-
chirurgie. descendens, 10 % Aortenbogen. Einteilung: plikationen 30–50 %)
Aoø rtenchirurgie → Gefäßchirurgie – Nach Dauer der Symptomatik: akut (≤ 14 Ta- – Aortendissektion Stanford B: 1. konservativ
Aoø rtendehnungston m: engl. aortic ejection ge), chronisch (> 14 Tage) (antihypertensive Therapie) 2. ggf. operativ
sound; syn. aortaler Ejektionsklick. Über dem – nach Lokalisation der Einrissstelle der Intima notfallmäßig bei Komplikation (Ruptur, Is-
Auskultationspunkt der Aortenklappe (Herz- und Ausdehnung (DeBakey-Klassifikation) chämie von Bauchorganen oder Beinen) oder
auskultation*) bis zur Herzspitze hörbarer zu- bzw. nach beteiligten Aortenabschnitten aneurysmatischer Erweiterung der Aorta tho-
sätzlicher Herzton (frühsystolischer Klick) als (Stanford-Klassifikation, siehe Abb. 1). racalis descendens im Verlauf; Verfahren:
Zeichen vermehrter Auswurfleistung des linken Klinik: I. möglichst minimal-invasiv: z. B. Katheter-
Ventrikels in die Aorta durch verstärkte An- – Heftige Schmerzen in Rücken, Thorax und/ induzierte Fenestrierung, Penetration der
spannung der Aortenwand bei Aortenklappen- oder Epigastrium Dissektionsmembran, Ballonkatheter oder,
fehler oder aortaler Dilatation. – hypertensive Krise. falls möglich, endovaskuläre Stentprothese
Aoø rtendissektion f: engl. aortic dissection. Auf- Komplikationen: (Letalität 20–80 %) II. offen-chirurgisch: klas-
spaltung der Wandschichten der Aorta mit Riss – Ischämie durch Obstruktion von Gefäßab- sischer Deszendensersatz mit Rohrprothese.
der Tunica intima und Eindringen von Blut in gängen, z. B.: 1. Schlaganfall (A. carotis, Prognose:
tiefere Wandschichten mit dissezierendem Aor- Truncus brachiocephalicus) 2. Querschnitt- – Aortendissektion Stanford A: Mortalitätsrate
tenaneurysma* (Aneurysma dissecans der Aorta) lähmung (Spinalarterien) 3. Ischämie von bei Spontanverlauf 36–72 %
als Folge. Therapie und Prognose hängen von Niere, Leber, Darm (Viszeralarterien) oder – Aortendissektion Stanford B: 1. 1-Jahres-
Art und Ausmaß der Veränderungen ab. Män- Extremitäten (periphere Arterien) 4. Herzin- Überlebensrate asymptomatischer, konserva-
ner sind 10-mal häufiger betroffen. Ursachen: farkt (Koronararterien, meist RCA) tiv therapierter Patienten 94 % 2. Überlebens-
– Arterielle Hypertonie – akute Aortenklappeninsuffizienz (Ablösung rate innerhalb der ersten 2 Jahre 80–90 % un-
– Medianekrose der Kommissuren der Klappe durch Dissek- ter Therapie 3. 5-Jahres-Überlebensrate 86 %
– bikuspidale Aortenklappe tion) 4. in 30–40 % der Fälle chronische Expansion
– Coarctatio* aortae – Herzversagen von Aortendissektion als Spätkomplikation.
117 Aortenklappeninsuffizienz
Aoø rtendruckkurve f: engl. aortic pressure curve. – EKG: 1. häufig normal 2. Zeichen einer
Verlauf des arteriellen Blutdrucks in der Aorta.
Die Aortendruckkurve wird im Rahmen einer
Links- bzw. Rechtsherzhypertrophie bei
Säuglingen mit Koarktationssyndrom
A
Herzkatheterisierung* aufgezeichnet. Bei Öff- – bildgebend: 1. (präoperativ) Nachweis durch
nung der Aortenklappe kommt es zum Druck- Echokardiografie* 2. bei Bedarf kardiale MRT
anstieg, es folgt die Inzisur* beim Schluss der 3. bei geplanter Ballonangioplastie Herzka-
Aortenklappe, danach fällt der Druck langsam theterisierung* mit Angiokardiografie bzw.
ab. Aortografie.
Aoø rtenfehlbildungen → Aortenbogenanoma- Therapie:
lien – Operativ: 1. operative Resektion mit End-zu-
Aoø rtengabel f: engl. aortic bifurcation; syn. Bi- End-Anastomosierung 2. oder Überbrückung
furcatio aortae. Teilungsstelle der Aorta abdo- durch Gefäßtransplantat oder Kunststoffpro-
minalis auf Höhe des 4. Lendenwirbels. Hier ga- these 3. manchmal plastische Erweiterung
belt sich die Aorta* in die A. iliaca communis durch die eigene A. subclavia (Waldhausen*-
sinistra und die A. iliaca communis dextra. Ge- Operation) bzw. Kunststoff
fäßverschlüsse in diesem Bereich werden als Le- – interventionell, v. a. bei postoperativer Re-
riche*-Syndrom bezeichnet und sind beispiels- stenose: Ballonangioplastie, Stentimplanta-
weise auf kardiale Embolien* oder Arterioskle- tion.
rosen* zurückzuführen. Differenzialdiagnose: Bei Neugeborenen müs-
Aoø rtenherz → Aortenkonfiguration sen Sepsis* und septischer Schock* ausgeschlos-
Aoø rteninsuffizienz → Aortenklappeninsuffi- sen werden.
zienz Aoø rtenklappe → Herz
Aoø rtenisthmus → Aorta Aoø rtenklappe f: engl. aortic valve; syn. Valva
Aoø rtenisthmusstenose f: engl. stenosis of the aortae. Taschenklappe* zwischen Aorta* und
aortic isthmus. Angeborene pathologische Veren- linkem Ventrikel des Herzens. Am Ostium aor-
gung im Bereich des Isthmus aortae. Patienten Aortenisthmusstenose: Kollateralkreislauf. tae liegend verhindert sie mit ihren 3 taschen-
zeigen Symptome der Herzinsuffizienz sowie ähnlichen Ausstülpungen (Valvulae semiluna-
Kopfschmerzen, Epistaxis und Wadenschmer- – Minderperfusion der unteren Körperhälfte res), dass Blut* aus der Aorta* zurück ins Herz
zen. Typisch sind der prästenotisch erhöhte und bei höhergradiger Aortenisthmusstenose mit fließt. Eine Aortenklappenstenose ist ein mögli-
der poststenotisch erniedrigte Blutdruck. Diag- Kollateralkreislauf v. a. über Aa. thoracicae cher Auslöser von Synkopen*. Siehe Abb.
nostiziert wird klinisch, mittels EKG und bild- internae und Aa. intercostales (siehe Abb.; Funktion: Die Aortenklappe hat eine Ventil-
gebend. Behandelt wird operativ oder interven- führt zu Rippenusuren*) funktion und verhindert, dass Blut aus der
tionell. Häufigkeit: – Mischungszyanose der unteren Körperhälfte Aorta in die linke Herzkammer zurückfließt.
– Häufigste Form der Coarctatio* aortae (Abb. bei offenem Ductus arteriosus und prädukta- Dementsprechend öffnet oder schließt sie sich
dort) ler Aortenisthmusstenose infolge Rechts- während unterschiedlicher Phasen der Herzak-
– ca. 7 % der angeborenen* Herzfehler. Links-Shunt bei fast normalem Blutdruck tion:
Vorkommen: – Links-Rechts-Shunt mit Volumen- und Druck- – Diastole*: Die Klappe ist geschlossen, da der
– Häufig mit zusätzlichen kardialen Fehlbil- belastung des Lungenkreislaufs (pulmonale Druck in der Herzkammer geringer ist als der
dungen assoziiert: 1. Ductus* arteriosus aper- Hypertonie*) bei offenem Ductus arteriosus Druck in der Aorta
tus in ca. 60 % 2. bikuspidale Aortenklappe und postduktaler Aortenisthmusstenose – Systole*: Die Klappe öffnet sich, sobald der
in 50–80 % 3. Ventrikelseptumdefekt in 30– – bereits in den ersten Lebenswochen kardiale Druck im Ventrikel den Druck in der Aorta
50 % 4. Vorhofseptumdefekt in 6–13 % Dekompensation mit Lungenödem, Hepato- übersteigt.
5. Transposition der großen Arterien in 2,5– splenomegalie und Ödemen bei Koarktati- Klinische Bedeutung:
17 % onssyndrom. – Aortenklappeninsuffizienz*
– in Kombination mit extrakardialen Fehlbil- Komplikationen: Infolge arterieller Hypertonie – Aortenklappenstenose.
dungen, z. B. bei Turner*-Syndrom. – Arteriosklerose Aoø rtenklappenfehler → Aortenklappeninsuf-
Einteilung nach Lokalisation: – Aneurysmabildungen fizienz
– Präduktaler Typ: proximal der Einmündung – intrakranielle Blutungen Aoø rtenklappenfehler → Aortenstenose
des Ductus* arteriosus – bakterielle Endokarditis Aoø rtenklappeninsuffizienz f: engl. aortic valve
– postduktaler Typ: distal der Einmündung. – Linksherzinsuffizienz bis zum kardiogenen insufficiency; Abk. AI. Herzklappenfehler* mit
Klinik: Schock (bei Neugeborenen). Schlussunfähigkeit der Aortenklappe. Eine
– Prästenotische Erhöhung des arteriellen Diagnostik: chronische Aorteninsuffizienz bleibt jahrelang
Blutdrucks, Blutdruckmessung an beiden Ar- – Klinisch: 1. vergleichende Palpation von asymptomatisch, um dann rasch voranzuschrei-
men wegen möglicher Einbeziehung der lin- A. radialis und A. femoralis sowie A. dorsalis ten. Diagnostiziert wird klinisch, anhand des
ken A. subclavia in den Stenosebereich pedis und A. tibialis posterior, ggf. palpato- EKGs sowie bildgebend. Je nach Schweregrad
– Blutdruckerniedrigung distal der Stenose bei risch verstärkte Pulsationen der erweiterten wird die Aortenklappe operativ ersetzt (Herz-
obliteriertem Ductus arteriosus, oszillometri- Interkostalarterien 2. Blutdruckmessung an klappenersatz*) oder rekonstruiert (Herzklap-
sche Bestimmung auch bei Neugeborenen allen Extremitäten 3. Herzauskultation: un- penrekonstruktion*). Vorbeugend erfolgt eine
möglich charakteristisches systolisches Herzgeräusch Endokarditisprophylaxe.
Aortenklappeninsuffizienz 118
Aortenklappeninsuffizienz:
Klinik: Symptome: Kriterien für schwere (hochgradige)
– Orthostatischer Kollaps, Schwindel Aortenklappeninsuffizienz (Grad III).
– Angina* pectoris
– positives Musset*-Zeichen Breite der Vena* contracta > 0,6 cm
– Pulsus celer et altus (sog. Wasserhammer- pressure* half time < 200 ms
puls*), Kapillarpuls*
Regurgitationsvolumen ≥ 60 ml
– Müller*-Zeichen
– vergrößerte Blutdruckamplitude* mit ra- EROA ≥ 0,3 cm2
schem Druckanstieg bei erhöhtem systoli- Regurgitationsfraktion ≥ 50 %
schen und niedrigem diastolischen Blut-
druck
– Zeichen der Linksherzinsuffizienz erst rela-
tiv spät, oft trotz fortgeschrittener AI klinisch
nur diskret. ren Mitralklappensegels oder Septums (ent-
Aortenklappeninsuffizienz Abb. 1: linksventrikuläre Diagnostik: Klinisch, echokardiografisch und sprechend Flint*-Geräusch) 4. bei hochgradi-
Volumenbelastung. hämodynamisch (Herzkatheterisierung*) mit ger AI Darstellung des retrograden Flusses in
Graduierung in Schweregrade Aorta descendens, A. carotis communis, A. fe-
Pathophysiologie: – Auskultation (Herzauskultation*; periphere moralis 5. bei schwerer akuter Aortenklap-
– Diastolische Regurgitation aus der Aorta in Arterien): 1. normaler 1. Herzton, leiser peninsuffizienz vorzeitiger Mitralklappen-
die linke Herzkammer (siehe Abb. 1) 2. Herzton 2. frühdiastolisches, decrescendo- schluss
– damit erhöhte linksventrikuläre Volumenbe- förmiges, leises Herzgeräusch* (hochfrequen- – EKG: 1. Zeichen der Linksherzhypertrophie
lastung, Dilatation und Hypertrophie (mit tes Gießen) mit punctum maximum 3. ICR später zunehmende Erregungsrückbildungs-
Zahn-Tasche) sowie Linksherzinsuffizienz* links parasternal 3. meist zusätzlich mesosys- störung 2. bei schwerer Aortenklappeninsuf-
– meist mit relativer Mitralklappeninsuffizi- tolisches Herzgeräusch durch relative Aor- fizienz evtl. Vorhofflimmern
enz* tenklappenstenose 4. 3. Herzton, Aortendeh- – weitere bildgebende Verfahren: 1. Röntgen-
– cave: Zunahme des linksventrikulären nungston* 5. bei hochgradiger Insuffizienz Thorax-Aufnahme: bei leichter Aortenklap-
Drucks bei Bradykardie*. ein Flint*-Geräusch durch relative Mitral- peninsuffizienz geringe Aortenelongation
Ätiologie: klappenstenose* 6. Traube*-Doppelton, Du- bei normaler Herzform, bei höhergradiger
– Sekundär u. a. bei: 1. arterieller Hypertonie* roziez*-Doppelgeräusch Aortenklappeninsuffizienz Aortenkonfi-
(meistens) 2. Kardiomyopathie 3. Großgefäß- – Echokardiografie*: 1. u. a. farbdopplersono- guration* durch Pendelblut, bei schwerer
vaskulitis* 4. entzündlich bei (florider) Endo- grafische Darstellung und Quantifizierung Aortenklappeninsuffizienz mit pulmonaler
karditis* oder Schrumpfung der Aortenklap- (Fläche, Länge, proximale Breite, Volumen) Stauung und beginnender Rechtsherzbelas-
pentaschen nach Endokarditis 5. selten Mesa- der Regurgitation (siehe Abb. 2) mit Bestim- tung) 2. evtl. CT oder MRT (siehe Abb. 3 und
ortitis luica (Spätsyphilis; siehe Syphilis*) mung der pressure* half time und Breite der Abb. 4).
– akut, z. B. bei akuter Aortendissektion* Vena* contracta (siehe Tab.) 2. Darstellung Therapie:
(Abb. 1 dort) Stanford A der linksventrikulären Herzdilatation (end- – Bei fehlenden Symptomen und geringer hä-
– selten angeboren, z. B. bei Marfan*-Syndrom diastolischer und endsystolischer linksventri- modynamischer Ausprägung zunächst ab-
oder als angeborener Herzfehler (bikuspidale kulärer Durchmesser) 3. Darstellung der di- wartende Überwachung, konservative Be-
Aortenklappe u. a.). astolischen Oszillation (Flattern) des anterio- handlung
119 Aortenstenose
– bei psychogener Aphonie ggf. zusätzlich Psy- Klinik: bedingtem Vorhofflimmern* und nach elekti-
chotherapie
– bei organischer Aphonie ggf. operativ
– Auftreten einzeln oder in Gruppen v. a. an
der Lippeninnenseite (siehe Abb.), Wange
ven Hüft-/Kniegelenksoperation zur Vermei-
dung venöser Thromboembolien* eingesetzt.
A
– bei Entzündung ggf. medikamentös oder Zunge. Wechselwirkungen mit Enzyminduktoren und
– ggf. Stimmruhe. – Die Ursache ist unbekannt und vermutlich NSAR bestehen.
Aphonie, funktioneø lle f: engl. functional apho- nicht infektiös. Das Auftreten wird durch Aplasiøa cuø tis congeø nita f: engl. epitheliogenesis
nia. Psychogene Stimmstörung, die sich als Ton- Stress, Nahrungsmittel und Infektionen, im- imperfecta. Fehlende Anlage eines scharf be-
losigkeit oder Schonstimme manifestiert. The- munologische, gastrointestinale und häma- grenzten Hautareals und ggf. zusätzlich tiefer
rapiert wird durch Logopädie mit Stimm- und tologische Erkrankungen begünstigt. : 1. Ei- liegender Strukturen. Postnatal manifestiert
Atemübungen, Entspannungsübungen und/ ne Assoziation des in Zahnpasta häufig ent- sich ein solitärer, unbehaarter, geröteter und
oder Psychotherapie. Formen: haltenen Natriumlaurylsulfats (SLS) wird dis- epithelfreier Hautdefekt mit Erosion oder einer
– Hypofunktionelle Aphonie mit entspannten kutiert. 2. Raucher sind seltener betroffen als dünnen pergamentartigen Membran. Fakulta-
Taschenfalten und Glottis Nichtraucher, der Verzicht auf das Rauchen tiv treten zusätzliche Anomalien auf. Die Thera-
– hyperfunktionelle Aphonie mit krampfarti- fördert das Auftreten. pie richtet sich nach der Ausprägung.
ger Kontraktur von Taschenfalten und Glot- – Meist kommt es nach einigen Tagen bis max. Klinik:
tis. 2 Wochen zur narbenlosen spontanen Abhei- – Postnatal überwiegend solitärer, 0,5–2 cm
Ätiologie: lung. großer, unbehaarter, geröteter, epithelfreier
– Vermehrte Stimmbelastung, Überlastung der – Als Komplikation kann es zur Majorform Hautdefekt mit Erosion oder dünner perga-
ungeübten Stimme (z. B. bei Sprechberufen, (Mikulicz-Aphthe) kommen: > 1 cm große, mentartiger Membran
Sängern) tief und derb infiltrierte Ulzera mit wallartig – insbesondere in der Nähe der kleinen Fonta-
– Infektionen (insbesondere Laryngitis) erhabenem Rand und lang dauernder Abhei- nelle oder paramedian am Hinterkopf
– psychische Belastung, Schreckerlebnisse o. a. lung unter Narbenbildung, viel häufiger aber – selten im Bereich von Rumpf und Extremitä-
Stressoren. sind Rezidive. ten und selten mehr als 1 Herd
Diagnostik: Laryngologisch: Fehlender Stimm- Therapie: Bei stärkeren Beschwerden werden – Aplasieherd häufig von ausgeprägtem Haar-
lippenschluss bei Phonationsversuch bei intak- empfohlen: kranz umfasst
ten Strukturen. – Gezielte Mundpflege mit Antiseptika (z. B. – Ausprägungsgrad von Dermisaplasie bis zu-
Aø phthe, bednarsche f: engl. Bednar’s aphtha; Chlorhexidindigluconat-Lösung 20 %) sätzlich Fehlen von Periost, Schädelknochen
syn. Bednar-Aphthe. Traumatisch verursachter – örtliche aufgetragene adstringierende Mittel und Dura
aphthöser Epitheldefekt der Mundhöhle bei wie Rhabarberwurzelextrakt oder Myrrhen- – nach Epithelisierung narbiger, haarfreier,
Säuglingen, verursacht durch Saugen oder Aus- tinktur, schmerzstillende Wirkstoffe wie Li- unter dem umgebenden Hautniveau liegen-
wischen des Mundes. Klinisch imponiert häufig docain sowie Spülungen mit Kamille der Herd.
eine ovale, blass-gelbliche, < 1 cm große Aph- – Reduktion der entzündlichen Beläge durch Therapie: Abhängig von der Ausprägung:
the* proximal im lateralen Anteil des Gaumens. Applikation einer Lösung mit sulfonierten – Steriler Wundverband, Epithelisierung ab-
Sie bildet sich spontan zurück. Mechanische Ir- Phenolen und Schwefelsäure. warten, in der Regel komplikationsloser
ritationen sind zu meiden. – Umstieg auf eine Natriumlaurylsulfat-freie Wundverschluss
Aø phthen f: engl. aphtha. Sehr häufige, meist Zahnpaste (SLS). – ggf. plastische Deckung großflächiger Herde
schmerzhafte, erhabene, von einem entzünd- Aphthoid Pospischill-Feyrter n: engl. Pospis- – Exzision nur bei Beschwerden indiziert,
lichen Randsaum umgebene Bläschen der chill-Feyrter’s aphthoid. Schwere Verlaufsform der dann vorher Bildgebung.
Mundschleimhaut mit weißlich-gelbem Fibrin- Gingivostomatitis* herpetica bei Kleinkindern, Aplasiøa uø teri f: engl. uterine aplasia; syn. Ute-
belag. Diese gehen in fleckförmige Läsionen deren Immunsystem infolge einer anderen in- rusaplasie. Angeborenes Fehlen des Uterus in-
mit rotem Randsaum über, selten in eine Major- fektiösen Erkrankung oder durch eine immun- folge fehlender Anlage (Uterusagenesie) oder
form (Mikulicz-Aphthe). Zumeist verschwinden suppressive Therapie geschwächt ist. Hemmungsfehlbildung der Müller-Gänge, häu-
sie jedoch narbenlos innerhalb von max. 14 Ta- Aphthongie f: engl. aphthongia. Fehlerhafte fig in Kombination mit Vaginalaplasie (vaginale
gen. Häufig sind aber Rezidive (habituelle Aph- Anspannung der Zungen- und Schlundmusku- Fehlbildung*) bei normalen Ovarien (Mayer*-
then). latur mit Sprechbehinderung infolge tonisch- von-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom).
klonischer Krämpfe der Zunge (Nervus* hypo- Aplasie f: engl. aplasia. Fehlen eines Organs
glossus). oder Gewebes trotz vorhandener Anlage, z. B.
Apical Ballooning → Tako-Tsubo-Kardiomyo- durch ausgebliebene Entwicklung oder Rück-
pathie bildung. Beispiele sind Nervus-opticus-Aplasie
apikal: engl. apical; syn. apicalis. Den Scheitel, und Sinusaplasie.
die Spitze (in der Zahnmedizin die Wurzel- Apley-Grinding-Test m: engl. Apley’s grinding
spitze) betreffend. Der Begriff apikal wird auch test. Klinisch-diagnostisches Untersuchungs-
zur Bezeichnung von Strukturen verwendet, die verfahren bei Meniskusriss*. Der Patient liegt in
an einer Oberfläche bzw. lumenwärts gelegen Bauchlage mit 90° gebeugtem Kniegelenk. Bei
sind. axialem Druck auf den Fuß in Richtung Knie
Apixaban n: Orales Antikoagulans, das den treten Schmerzen auf bei Innenrotation des
Faktor Xa der Blutgerinnung* hemmt. Es wirkt Knies (Ursache: Außenmeniskusriss) oder bei
Antithrombin-III-unabhängig und erhöht Außenrotation (Ursache: Innenmeniskusriss).
Aphthen: weißlich belegte, flache Ulzera an der Thromboplastinzeit*, INR und aPTT. Es wird Apley-Kompressionstest → Apley-Grinding-
Schleimhaut der Unterlippe. [87] zur Schlaganfall-Prophylaxe bei nicht valvulär Test
Apnoe 124
Apnoe f: engl. apnea. Klinische Bezeichnung Apolipoprotein A-I n: syn. Apolipoprotein A1; der Apophysen können sich in der Jugend asep-
A für Atemstillstand*. Auch ein längeres Ausset-
zen der normalen Atemtätigkeit, eine ausge-
Abk. Apo A-I. Drittstärkste Proteinfraktion
nach Albumin und Immunglobulin. Apo A-I ist
tische Knochennekrosen (juvenile aseptische
Knochennekrosen) entwickeln.
dehnte Atempause, gilt als Apnoe. Die klinisch ein wesentliches Strukturprotein der HDL. Syn- Entwicklung: Zu den Apophysen zählen z. B.
relevante Apnoedauer ist individuell unter- theseorte sind die Darmmukosa und die Leber. Trochanter major/minor oder die Dornfortsätze
schiedlich und mit Hypoxie, Bradykardie u. a. Es aktiviert den Cholesterin-Efflux aus Zellen. von Wirbeln. Apophysen besitzen eigene Kno-
Symptomen vergesellschaftet. Apnoetaucher Referenzbereiche: chenkerne, die epiphysennah-metaphysär auf-
können die Atempause willkürlich bis zu 10 Mi- – Männer: 1,02–1,75 g/l treten, eigenständig bleiben oder mit dem
nuten aufrechterhalten. – Frauen: 1,15–2,07 g/l. Hauptknochenkern der Diaphyse verschmelzen
Apnoe-Hypopnoe-Iøndex m: engl. respiratory Indikationen: können.
disturbance index (Abk. RDI). Zahl der Episoden – Früherkennung des Arteriosklerose-Risikos Apophysenausriss: Sekundäres Ossifikations-
aller Apnoen und Hypopnoen (obstruktiv, zent- – Diagnostik seltener HDL-Mangel-Syndrome. zentrum, das unter erhöhter Belastung mit dem
ral oder gemischt) pro Stunde Schlaf. Die Ap- Apolipoprotein B n: Abk. Apo B. Drittstärkste ansetzenden Muskel abreißen kann. Klinisch
noe-Hypopnoe-Episoden werden durch Poly- Proteinfraktion nach Albumin und Immunglo- relevant ist der Apophysenausriss im Bereich
somnografie* aufgezeichnet. bulin. Es sind 2 Isoformen von Apo B bekannt: der Spina iliaca anterior superior und Spina ilia-
Apnoetest m: engl. apnea test. Erst nach Aus- Apo B-100 und Apo B-48. Ersteres wird in der ca anterior inferior.
fall der Hirnstammreflexe durchzuführendes Leber synthetisiert und ist Bestandteil von Apophysenlösung f: engl. apophysial avulsion;
obligates Verfahren zur Prüfung des Atemstill- VLDL und LDL. Zweiteres wird in der Darmmu- syn. Apophyseolyse. Traumatische Lösung der
stands* im Rahmen der Feststellung des Hirn- kosa gebildet und ist Strukturprotein von Chy- noch nicht knöchern fixierten Apophyse* bei Ju-
tods*. Der Apnoetest dient als Nachweis der lomikronen. gendlichen, z. B. durch starken Muskelzug
zentralen Atemdepression* (kein spontaner Referenzbereiche: (Sportverletzung). Lokalisation: z. B. Tuber is-
Atemzug unter Hyperkapnie* innerhalb einer – Männer: 0,66–1,44 g/l chiadicum.
bestimmten Frist). – Frauen: 0,60–1,41 g/l. Apophysennekrose, aseø ptische → Knochen-
Vorgehen: Bewertung: Erhöhte Werte: Arteriosklerose, nekrose, aseptische
– Provokation einer Hyperkapnie* unter BGA- KHK. Apophyse, persistierende f: engl. persistent
Monitoring (bis Anstieg des arteriellen CO2- Apolipoproteine n pl: engl. apolipoproteins; apophysis. Ausbleiben der physiologischen Ver-
Partialdruck auf ≥ 60 mmHg) bei ausreichen- Abk. Apo. In Leber und Darm gebildete Struk- schmelzung einer Apophyse* mit der Diaphy-
dem arteriellen Sauerstoffpartialdruck turproteine der Lipoproteine*. Sie werden an- se*, oft als traumatischer Knochenausriss ver-
– Durchführung: 1. Reduktion des Ventilati- hand ihrer immunologischen Eigenschaften, kannt.
onsvolumens auf ca. 1/4 des Ausgangswerts Aminosäuresequenz und Kohlenhydratanteil in Apophysitis calcanei f: engl. Sever’s disease;
(Hypoventilation) nach Beatmung des Patien- Apo A bis Apo G eingeteilt und sind u. a. an der syn. Sever-Krankheit. Entzündung des Achilles-
ten mit 100 % Sauerstoff oder Diskonnektion Lipidresorption beteiligt. Labordiagnostisch sehnenansatzes mit Schmerz und Schwellung.
(4–10 min) des Beatmungsschlauchs unter werden sie v. a. zur Abschätzung des kardiovas- Sie kommt bei Jugendlichen vor, besonders bei
Zuführung von Sauerstoff in den Endotra- kulären Risikos bestimmt. Knickfußbildung (Achillodynie*). Diagnosti-
chealtubus 2. bei erhaltener Hirnstamm- Funktionen: ziert wird anhand von Röntgenaufnahme, be-
funktion dadurch über zentrale Chemosenso- – Strukturproteine der Lipoproteine handelt wird symptomatisch, evtl. mit zeitlich
ren* reflektorische Inspiration* (Spontanat- – Beteiligung an Lipidresorption und transzel- begrenzter Absatzerhöhung. Die Prognsoe ist
mung*) 3. dagegen bei Ausfall der Hirn- lulärem Transport gut mit folgenloser Ausheilung.
stammfunktion (zentrale Atemdepression*) – Rezeptorbindungsproteine Diagnostik:
negativer Apnoetest (keine Spontanatmung) – Aktivierung der Lipoproteinlipase* – Röntgenologisch Verbreiterung des Apophy-
4. cave: wegen Komplikationen letzte Funk- – Steuerung der Lipolyse. senspalts, Sklerose oder klumpige Knochen-
tionsprüfung innerhalb der Hirntod-Feststel- Aponeurose f: engl. aponeurosis. Sehnenhaut, verdichtung und vermehrte Fragmentierung
lung. breitflächige Sehne; z. B. Aponeurosis linguae des Apophysenkerns (evtl. Vergleichsaufnah-
Apnoetoleranz f: engl. apnea tolerance. Zeit- (derbe kollagenfaserige Sehnenplatte unter der me der anderen Seite, MRT)
spanne ohne Sauerstoffversorgung, die ein Or- Zungenschleimhaut, die der Zungenbinnen- – bei geringen oder fehlenden röntgenologi-
ganismus unbeschadet überstehen kann, ge- muskulatur als Ansatz dient). schen Veränderungen den Apophyseosen,
messen anhand der maximalen Apnoe-Zeit oh- Aponeurosis epicranialis → Galea aponeuro- sonst den aseptischen Knochennekrosen* zu-
ne Hypoxämie* nach optimaler Präoxygenie- tica zurechnen.
rung*. Die Apnoetoleranz ist u. a. abhängig vom Aponeurosis palatina f: engl. palatine aponeu- Apoplexiøa crebri → Schlaganfall
Lebensalter bzw. der funktionellen Residualka- rosis; syn. Gaumenaponeurose. Gaumensehne, Apoplexiøa pancreatis → Pankreatitis
pazität (FRC) der Lunge. die hauptsächlich vom M. tensor veli palatini Apoplexiøa papiøllae → Optikusneuropathie,
Durchschnittswerte: und vom Periost* des harten Gaumens gebildet anteriore ischämische
– Erwachsene ca. 8–10 Minuten wird. Die Aponeurose* ist Ursprung bzw. An- Apoplexiøa uø teri f: engl. uterine apoplexy. Ein-
– Schwangere: 4–6 Minuten satz für viele Gaumenmuskeln. blutung in die Uteruswand.
– hochgradig Adipöse (abdominell): 4–6 Minu- Apophyse f: engl. apophysis. Knochenvor- Formen:
ten sprung, der dem Ansatz von Muskeln und Bän- – Symptomarme Rissblutung in der Basal- oder
– Säuglinge: 50–110 Sekunden dern dient und oft die mechanische Funktion Myometriumschicht des Uterus in der Post-
– Kleinkinder ca. 2–3 Minuten. als Hebelarm übernimmt. Apophysen finden menopause* mit möglicher Ausbreitung in
Anmerkung: FRC: ca. 20–35 ml/kg KG. sich sehr häufig an Röhrenknochen, aber auch das Beckenbindegewebe (Apoplexia uteropa-
Apoferritin n: Eisenfreies Ferritin*. an Wirbeln und flachen Knochen. Im Bereich rametrica); Ursache: wahrscheinlich perma-
125 Appendixkarzinom
nente Hypoperfusion des senilen Uterus mit des Bauchraumes vorgenommen und eine
resultierender passiver Hyperämie und Asso-
ziation mit dem Ausmaß der Stenose der A.
Zieldrainage eingebracht.
Indikation: Jede Form der akuten Appendizitis
A
uterina ist eine dringliche Operationsindikation.
– Couvelaire*-Syndrom. Komplikationen:
Apoplexie → Schlaganfall – Abhängig von der Schwere der Appendizitis
Apoplexie, uø teroplazentare → Couvelaire- und den weiteren Risikofaktoren (Perforati-
Syndrom on, Alter, Multimobidität u. a.) schwankende
Apoproteine n pl: engl. apoproteins. Proteine Letalitätsrate: < 0,3 % bis 6 %
ohne ihre prosthetische Gruppe. Sie sind im All- – typische Frühkomplikationen: Nachblutung
gemeinen biologisch inaktiv, z. B. Apolipopro- und Wundinfektion, Gangrän des Appendix-
teine* und Apoferritin*. stumpfes mit Stuhlfistel (sehr selten)
Apoptose f: engl. apoptosis. Zelluntergang, der – interenterische Abszesse (im Mesenterium
im Gegensatz zur Nekrose* durch genetische In- von Dünndarmschlingen, Douglasabszess)
formationen der betroffenen Zelle selbst ausge- – Adhäsionen im Bauchraum ggf. konsekutiv
löst und reguliert wird. mit Ileus, Narbenhernien (Spätkomplika-
Prinzip: Die Apoptose wird durch verschiedene Apparat, juxtaglomerulärer tion).
Mechanismen ausgelöst, z. B. durch Bindung Appeø ndices epiploicae f pl: engl. omental ap-
von TNF-α oder Fas-Liganden an entsprechende pendices; syn. Appendices epiploicae omentales.
Rezeptoren und anschließende Aktivierung von – dazwischen liegendes extraglomeruläres Me- 1–4 cm große, zipfelförmige, mit Fett gefüllte
Zytochrom* c und Caspasen. Die Regulation er- sangium (Goormaghtigh-Zellen). Aussackungen des subserösen Bindegewebes
folgt durch hemmende (Bcl-2-Proteine) und för- Siehe Abb. der Kolonwand, vorwiegend lokalisiert entlang
dernde Faktoren (Bax-Proteine). Tumorsup- Apparatur, funktionskieferorthopädische f: der Taenia libera. Jede Appendix epiploica wird
pressionsfaktoren (z. B. p53) können ebenfalls Herausnehmbare kieferorthopädische Appara- von 1–2 Arteriolen und Venolen versorgt.
die Apoptose auslösen. tur (Zahnspange*), die auf Ober- und Unterkie- Appendicitis → Appendizitis
Funktion: fer gemeinsam wirkt und (im Gegensatz zur he- Appendicitis in graviditate f: Appendizitis* in
– Physiologisch: Grundlage einer geregelten rausnehmbaren Plattenapparatur sowie zur der Schwangerschaft mit einer Häufigkeit von
Embryogenese* (Absterben überflüssiger Or- festsitzenden Multibandapparatur) über eine ca. 1 : 1000. Typischerweise ist die Symptomatik
gananlagen), Gewebehomöostase (Schutz vor Änderung der Funktionsmuster der Kaumusku- verdeckt und die klassischen Symptome fehlen
Neubildungen) und Funktion des Immun- latur funktionell eine Positionsveränderung aufgrund der schwangerschaftsbedingten Verla-
systems (Auslösung von Apoptose bei Zielzel- von Zähnen und Kiefer bewirkt. Hierzu zählen gerung der Appendix bis in den rechten Ober-
len durch zytotoxische T*-Lymphozyten und z. B. Aktivator*, Bionator* und Fränkel*-Funkti- bauch.
natürliche Killerzellen*) onsregler. Diagnostik:
– therapeutisch: Rolle bei Zytostatikawirkung appareø nt: Manifester bzw. sichtbarer Verlauf – Goldstandard ist die Ultraschalldiagnostik
bzw. -resistenz, Strahlentherapie und ande- einer Krankheit, z. B. einer Infektion. – laborchemische Entzündungsparameter wie
ren therapeutischen Prinzipien. Appendektomie f: engl. appendectomy. Opera- die Leukozytose oder das CRP sind nicht ziel-
Apotransferrin n: Eisenfreie Form des Trans- tive Entfernung der Appendix vermiformis bei führend, da sie während der Schwangerschaft
ferrins*. Appendizitis* oder als Gelegenheitsappendek- ohnehin verändert sind.
APP: Abk. für engl. abdominal perfusion pres- tomie im Rahmen eines anderen Eingriffs. Die Differenzialdiagnosen:
sure → Perfusionsdruck, abdominaler Operationsmethode der Wahl ist heute die lapa- – In der Frühschwangerschaft v. a. Extraute-
Apparat, juxtaglomerulärer m: engl. juxtaglo- roskopische, minimal invasiv durchgeführte ringravidität*
merular apparatus; syn. JGA. Zellverband, der Appendektomie. – später Stieldrehung der Adnexe, latente Ute-
das Nierenkörperchen (Malphigi-Körperchen) Technik: rusruptur, Pyelonephritis, Uretersteine.
unmittelbar umgibt, die glomeruläre Durch- – Zugang laparoskopisch oder konventionell Therapie:
blutung und den Filtrationsdruck reguliert so- mittels Bauchschnitt (typischerweise Wech- – Frühzeitige laparoskopische Appendektomie
wie Hauptbildungsort des Hormons Renin ist. selschnitt* im rechten Unterbauch) – bei diffuser Peritonitis ggf. auch offene Ap-
Dadurch ist der juxtaglomeruläre Apparat an – Aufsuchen der Appendix, die erhebliche La- pendektomie.
der Homöostase von Blutdruck und Elektrolyt- gevarianten aufweisen kann Appendicitis larvata f: engl. larvate appendici-
haushalt beteiligt. – Präparation der Mesoappendix (Menterio- tis. Heute aufgrund verbesserter bildgebender
Strukturen: lum) mit Absetzen der A. appendicularis Diagnostik wie Sonografie, CT und MRT kaum
– Macula-densa-Zellen (schlanke Zellen mit nach Ligatur oder Elektrokoagulation noch gängige Bezeichnung für eine symptomar-
großen Zellkernen), die im aufsteigenden – Darstellen der Appendixbasis direkt am Zö- me Appendizitis* oder appendizitische Rei-
Teil der Henle-Schleife im distalen Tubulus kum und Absetzen des Wurmfortsatzes mit- zung, früher bei schlechteren diagnostischen
lokalisiert sind und in engem räumlichem tels Röderschlinge, Stapler oder Skalpell nach bildgebenden Möglichkeiten häufige Verlegen-
Kontakt zum Gefäßpol des Glomerulus* ste- Basisligatur heitsdiagnose bei ansonsten unklarem Befund
hen – Kontrolle auf Bluttrockenheit mit weniger ausgeprägten Zeichen einer Appen-
– in der Wand des Vas afferens (und Vas effe- – Exploration zum Ausschluss eines Meckeldi- dizitis.
rens) als Kontaktzone zum distalen Tubulus vertikel Appeø ndixkarzinom n: engl. carcinoma of the
liegende granulahaltige epitheloide Zellen, – je nach Schwere der Appendizitis (perforiert, appendix. Karzinom der Appendix vermiformis.
die Renin* produzieren abszediert oder ähnliches) wird eine Spülung Das klinische Bild ähnelt einer akuten Appendi-
Appendixmukozele 126
24 Stunden, ggf. unter Antibiotikaprophyla- lern wird eine direkte Wirkung auf das wahr-
xe* (z. B. Cephalosporin in Kombination mit
Metronidazol als single shot) 2. zusätzliche
scheinlich im Hypothalamus gelegene, appetit-
regulierende Zentrum zugesprochen. Sie wer-
A
Therapie je nach Komplikation, z. B. bei Per- den temporär unterstützend bei Adipositas-
foration operative Spülung, Drainagen und Therapie eingesetzt.
perioperativ Antibiotika (initial kalkuliert, Applanationstonometer n: engl. applanation
dann gezielt nach Antibiogramm) tonometer. Gerät zur Messung des Augeninnen-
– Prognose: Letalität < 1 %, bei Perforation und druckes* mittels eines Messkölbchens, das auf
eitriger Peritonitis < 10 %. die Hornhaut aufgesetzt wird. Gemessen wird
Chronische (rezidivierende) Appendizitis: die Kraft, die nötig ist, um die Hornhaut an die-
Folgezustand nach akuter Appendizitis bei ser Stelle abzuflachen (zu applanieren).
chronischer enteraler Yersiniose oder im Rah- Siehe Abb.
Appendizitis Abb. 3: Längsschnitt. [205]
men chronisch-entzündlicher Darmerkrankun-
gen
– Klinik: uncharakteristische, intermittierende
Beschwerden im rechten Unterbauch
– Diagnostik: 1. sonografisch: evtl. Darstellung
einer verdickten Appendix 2. Laparoskopie
3. Ausschluss einer chronisch-entzündlichen
Darmerkrankung, auch durch Histologie
nach Appendektomie* Applanationstonometer
– Therapie: (in der Regel laparoskopische) Ap-
pendektomie.
Appendizitis-Druckpunkte m pl: engl. append- Apposition f: Auflagerung, Anbau (Anlage-
icitis sign; syn. Akute-Appendizitis-Druckpunk- rung).
te. Typische Stellen der Druckschmerzhaftig- Appositionsthrombose → Pfropfthrombose
keit bei akuter Appendizitis. Die Appendizitis- Apprehensionstest m: engl. apprehension test.
Appendizitis Abb. 4: Querschnitt, Wandschichtung Druckpunkte befinden sich auf der sogenann- Stabilitätsprüfung im Rahmen der funktionel-
erhalten. [205] ten Monro-Linie und dem Sherren*-Dreieck. len Schultergelenkuntersuchung*. Durch Er-
Lokalisation: wartungsangst kommt es unbewusst zu einer
– Kümmel-Punkt: ca. 2 cm distal des Nabels auf behinderten schmerzhaften Subluxation des
Lenzmann*-Punkt 2. Blumberg*-Zeichen der sogenannten Monro-Linie, einer gedach- Humeruskopfs bei passiver Abduktion und
und Rovsing*-Zeichen; positives Psoaszei- ten Verbindungslinie zwischen Nabel und Außenrotation des Arms mit Druck auf den
chen* rechts (Schonhaltung) und Dehnungs- rechter Spina iliaca anterior superior Glenoidalrand, z. B. bei Schulterinstabilität.
schmerz (Sitkowski*-Zeichen, evtl. Ten*- – Lanz-Punkt: am rechtsseitigen Drittelpunkt approximal: Benachbart, nebenstehend. Ap-
Horn-Zeichen) sowie Obturatoriuszeichen* einer gedachten Verbindungslinie zwischen proximal bezeichnet in der Zahnmedizin mesi-
3. digitale rektale Untersuchung* mit beiden Spinae iliacae anteriores superiores al* oder distal an einen Zahn angrenzende
Schmerzempfindung v. a. bei Appendixlage (Lenzmann-Linie) Strukturen bzw. Zähne.
im kleinen Becken und Douglas-Abszess – Lenzmann-Punkt: ca. 5 cm von der Spina ilia- Approximation f: Näherungsweise mathemati-
(fluktuierend); cave: lokale Abwehrspan- ca anterior superior dextra entfernt auf der sche Darstellung (Bestimmung) einer Funktion
nung* fehlt bei Empyem (Druckschmerz), La- sogenannten Lenzmann-Linie oder einer Größe.
ge der Appendix im kleinen Becken und ret- – Mc-Burney-Punkt: am Übergang vom latera- Apraxie f: engl. apraxia. Störung der Ausfüh-
rozökaler Lage (Lumbalspannung, Psoas- len zum mittleren Drittel einer gedachten rung willkürlicher, zielgerichteter und geord-
kontraktur) 4. labordiagnostisch mit Entzün- Verbindungslinie zwischen Nabel und rech- neter Bewegungen bei intakter motorischer
dungsparametern (häufig Leukozytose mit ter Spina iliaca anterior superior (Monro-Li- Funktion und ausreichendem Auffassungsver-
relativer Lymphopenie, CRP anfangs nur mä- nie) mögen mit Störungen von Handlungen oder
ßig erhöht oder unauffällig) sowie differenzi- – Morris-Punkt: proximaler Anteil der Monro- Bewegungsabläufen und Unfähigkeit, Gegen-
aldiagnostische Untersuchungen (z. B. Urin- Linie ca. 4–5 cm vom Nabel entfernt. stände bei erhaltener Bewegungsfähigkeit, Mo-
status) 5. apparativ: v. a. abdominale Ultra- Appetit m: engl. appetite. Verlangen, z. B. nach tilität und Wahrnehmung sinnvoll zu verwen-
schalldiagnostik (Abszessnachweis, Aus- bestimmten Lebensmitteln, das durch exogene den. Behandelt wird mit Ergotherapie*.
schluss anderer Abdominalerkrankungen), (Geruch, Geschmack, Gehör) und endogene Ätiologie:
entzündliche Veränderungen der Appendizi- Faktoren (Füllungszustand des Magens, Blut- – Erworbene Störung als Apraxie im engeren
tis (Wandverdickung; Kokarde, siehe Abb. 3 glukosespiegel, individuelles Wohlbefinden) Sinn durch Erkrankung (z. B. kortikobasale
und Abb. 4) selten darstellbar 6. operative Si- beeinflusst wird. Appetit ist nicht zwingend Degeneration) oder Schädigung (z. B. vasku-
cherung der Diagnose (histopathologisch mit Hunger* gekoppelt. läre Läsion) des Gehirns oder der Kommissu-
und mikrobiologisch mit Resistenzbestim- Appetitzügler m: engl. appetite depressants; renbahnen
mung; cave: neuroendokriner Tumor*) syn. Anorektika. Zentralnervös anorexigen wir- – umschriebene Koordinations- und Entwick-
– Therapie: 1. Appendektomie* (in der Regel kende indirekte Sympathomimetika, die zu ei- lungsstörung (klinisch meist als Dyspraxie
laparoskopisch) möglichst als Frühoperation ner verminderten Nahrungsaufnahme und Ge- bezeichnet) bei ca. 8–10 % aller Kinder, häufi-
im akuten Stadium innerhalb der ersten wichtsabnahme führen sollen. Den Appetitzüg- ger bei Jungen.
APRV 128
Formen: APSD: Abk. für aortopulmonaler Septumdefekt Aquajogging: Laufen oder Joggen im Wasser,
A – Ideomotorische Apraxie: 1. Bewegungen
werden fragmentarisch ausgeführt oder
→ Fenster, aortopulmonales
aPTT, Lupus-sensitive: Funktionelles Scree-
das als water running mit Bodenkontakt der
Füße oder als suspended deep water running
durch fehlerhafte ersetzt (Parapraxie) 2. evtl. ning für den Nachweis von Lupusantikoagu- oder treibendes Aquajogging gelenkschonend
besteht zusätzlich Aphasie* 3. Vorkommen lans*. Die aPTT wird mit 2 Reagenzien unter- ohne Bodenberührung mit Auftriebshilfe wie
v. a. bei Läsion des Parietallappens und der schiedlicher Lupussensitivität bestimmt. Bei Schwimmweste oder -gurt erfolgt. Aquajogging
Kommissurenbahnen Lupusantikoagulans-positiver Probe zeigt sich wird zur Rehabilitationsbehandlung nach OP
– ideatorische Apraxie: 1. komplexe und dif- eine deutliche aPTT-Verlängerung mit Lupus- der unteren Extremität oder Wirbelsäulenope-
ferenzierte Handlungen können infolge ei- sensitivem Reagenz, bei fehlender aPTT-Ver- ration eingesetzt.
ner Störung des Bewegungsentwurfs (Ideati- längerung mit gering Lupus-sensitivem Rea- Aquaporine n pl: engl. aquaporins; Abk. AQP.
on) nicht richtig aneinandergereiht werden genz. Ubiquitär vorkommende, multimere Membran-
2. Vorkommen v. a. bei Läsion der temporo- Aptyaliøsmus m: engl. aptyalism. Fehlende Spei- proteine (AQP-0 bis -13), die Kanäle für selekti-
parietalen Region der dominanten Hemi- chelsekretion. Grund können Dehydratation, ven Wassertransport durch die Zellmembran
sphäre septische Infektionskrankheiten oder Intoxika- bilden. Durch AQP-3, -7, -9, -10 erfolgt zusätz-
– Sonderformen: 1. gliedkinetische Apraxie tion (z. B. Atropin) sein. Vergleiche Xerostomie. lich ein Transport kleiner ungeladener Molekü-
als zentrale Bewegungsstörung (zentrale mo- Apudom → Tumor, neuroendokriner le, wie Glycerol oder Harnstoff.
torische Lähmung infolge kontralateraler APUD-System: Abk. für engl. Amine-Precur- Klinische Bedeutung:
Schädigung des motorischen Gyrus precen- sor-Uptake-and-Decarboxylation → System, – AQP-0: in der Augenlinse lokalisiert, Mutati-
tralis) 2. okulomotorische Apraxie als Stö- disseminiertes neuroendokrines onen führen zu Katarakt*
rung willkürlicher oder visuell ausgelöster APV: Abk. für allgemeine Palliativversorgung – AQP-2: fast ausschließlich im Sammelrohr
rascher Augenbewegungen (Sakkaden) mit → Palliativversorgung der Niere lokalisiert; Einbau in die apikale
Kompensation durch entsprechende, ruckar- APW: Abk. für engl. aorto-pulmonary window Zellmembran wird durch ADH stimuliert;
tige Kopfbewegungen: I. angeboren als Co- → Fenster, aortopulmonales AQP-2 bewirkt Antidiurese*, AQP-2-Mangel
gan-Syndrom II II. erworben z. B. bei Chorea* APZ: Abk. für antigenpräsentierende Zellen → verursacht Wasserdiurese*; ADH-Mangel
Huntington, Hirnstammtumor, Gaucher*- Zellen, antigenpräsentierende oder Mutationen im AQP-2-Gen führen zu
Krankheit oder bilateraler frontoparietaler AQ: Abk. für Anomalquotient → Anomaloskop Diabetes* insipidus
Läsion 3. Beeinträchtigungen der visuell- AQP: Abk. für → Aquaporine – im Dünndarm vorhandene AQP-1, -3, -7, -10
räumlichen Orientierung (Raumorientie- Aquäduø ktoplastie f: engl. aqueductal plasty. und -11 bei Zöliakie* stark vermindert.
rungsstörung) v. a. bei Läsion des Parietallap- Endoskopische Wiederherstellung des Liquor- Arabin-Pessar n: engl. Arabin’s pessary. Intrava-
pens der nicht sprachdominanten Hemisphä- flusses im Aquädukt bei Verschlusshydrozepha- ginal eingeführter Kunststoffring zur Unter-
re, auch bei Schädigung der Basalganglien, lus durch endoskopsiche Erweiterung einer stützung des unteren Uterinsegmentes in der
des dorsolateralen präfrontalen Kortex oder Aquäduktstenose, Perforation einer Membran Schwangerschaft. Das Arabin-Pessar wird bei
verschiedener subkortikaler Areale, meist ze- oder Stenteinlage (Silikonkatheter). Zervixinsuffizienz über die Zervix gestülpt und
rebrovaskulär oder neurodegenerativ be- Indikationen: hält dort durch Ausbildung eines Ödems. Oft
dingt: I. konstruktive Apraxie, bei der die – Bei passender Aquäduktursache Alternative kommt es zu vermehrtem Ausfluss.
räumliche Formgebung bei gestaltenden zur endoskopischen Ventrikulostomie* (ETV) Arachidonsäure f: engl. arachidonic acid; syn.
Handlungen unter visueller Kontrolle (z. B. – bei Verschlusshydrozephalus zur ventrikulo- 5,8,11,14-Eicosatetraensäure. 4-fach ungesät-
Zeichnen) misslingt, ohne dass eine Beein- atrialen bzw. ventrikuloperitonealen Shunt*- tigte, essenzielle Omega-6-Fettsäure. Arachi-
trächtigung elementarer Bewegungsabläufe Anlage. donsäure ist die Vorstufe in der Biosynthese der
vorliegt II. sog. Ankleideapraxie als Störung Prognose: In ca. 75 % der Fälle ist der Eingriff Leukotriene*, Prostaglandine* und Thromboxa-
der Fähigkeit, räumliche Beziehungen zwi- erfolgreich, d. h., es ist keine Shuntanlage erfor- ne*. Sie ist Bestandteil der Membranlipide, z. B.
schen Objekt und eigenem Körper herzustel- derlich. Es besteht das Risiko von Augenbewe- des Phospholipids* Phosphatidylinositol-4,5-
len III. buccofaziale Apraxie (Gesichtsapra- gungsstörungen (Augenmuskelkerne um das bisphosphat, aus dem die second messenger
xie) als Parapraxie der Gesichts- und Zungen- Aquädukt!) und Blutungen in bis zu 20 % der Diacylglycerol und Inositoltrisphosphat durch
muskulatur, im weiteren Sinn auch beein- Fälle, oft mit guter Rückbildung. Bei einer die Rezeptor-aktivierte Phospholipase Cβ gebil-
trächtige Steuerung der mimischen und Ge- Stenteinlage kommt es zu weniger Komplikati- det werden.
sichtsmuskulatur bei rechts- und linkshemi- onen. Arachnida f pl: Spinnentiere; taxonomische
sphäriellen Läsionen 4. Gangapraxie mit- Aquäduø ktstenose f: engl. aqueductal stenosis. Klasse der Chelicerata (Arthropoden*). Medizi-
Stolpern über die eigenen Füße, unsicherem Einengung des Aquaeductus mesencephali. nisch bedeutsam sind v. a. Zecken* und Mil-
breitbeinigem Gang und häufig mit Ataxie* Aquäduø ktsyndrom n: engl. sylvian aqueduct ben*.
kombiniert 5. Sprechapraxie*. syndrome; syn. dorsales Mittelhirnsyndrom. Ver- Arachnodaktylie f: engl. arachnodactyly. Im
Diagnostik: Beobachtung von Bewegungsaus- tikale Blickparese, insbesondere nach oben (Pa- Verhältnis zu Handteller bzw. Fußsohle über-
führungen, die sprachlich oder imitatorisch rinaud-Syndrom), und Licht*-Nah-Dissoziation, proportional lange und dünne Finger bzw. Ze-
vorgegeben werden. häufig zusammen mit Lidretraktion, kloni- hen. Sie kommen im Rahmen genetischer Syn-
Therapie: Übungsbehandlung mit kontrollier- schem Konvergenzspasmus* oder Konvergenz- drome vor (z. B. bei Marfan*-Syndrom oder kon-
ten Bewegungen zum Aufbau komplexerer Retraktionsnystagmus. Mögliche Ursachen sind genitaler kontraktureller Arachnodaktylie) so-
Handlungen. Läsionen in der dorsalen Haube des Mesenze- wie als isolierte familiäre Besonderheit.
APRV: Abk. für engl. airway pressure release phalons* oder im Bereich der Commissura pos- Arachnoidalzyste f: engl. arachnoid cyst; syn.
ventilation → Beatmung terior, meist durch Hirntumoren* oder Hyd- Subarachnoidalzyste. Liquorgefüllte Duplika-
APS: Abk. für → Antiphospholipid-Syndrom rozephalus*. tur der Arachnoidea mater mit z. T. raumfor-
129 Arbeitsplatzkonzentration, maximale
diger) Exposition keine Gesundheitsschäden Unfallversicherung und weiteren fachkundi- werbstätigkeit nicht mehr oder nur unter der
A verursacht und keine unangemessene Belästi-
gung darstellt.
gen Personen. Er übernimmt eine zentrale
Rolle im Bereich der betrieblichen Gesund-
Gefahr der Verschlimmerung einer Erkrankung
ausführen kann. Die AU wird von einem Arzt
Beschreibung: Die Deutsche Forschungsge- heitsvorsorge in Deutschland. unter Angabe ihrer voraussichtlichen Dauer be-
meinschaft (DFG) und der Ausschuss für Ge- – Auf europäischer Ebene wurde mit der Agen- fristet bescheinigt.
fahrstoffe beim Bundesministerium für Arbeit tur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Feststellung: Detailregelungen für die Beurtei-
und Soziales veröffentlichen jährlich aktuali- Arbeitsplatz eine Institution für die interna- lung der AU sind in der Arbeitsunfähigkeits-
sierte Werte. Langfristige MAK gelten u. a. für tionale Zusammenarbeit in Europa geschaf- richtlinie formuliert, die der Gemeinsame Bun-
Gefahrstoffe an Arbeitsplätzen. Die gültigen fen. desausschuss nach SGB V als verbindliche Richt-
Luftgrenzwerte sind durch einen einheitlichen Rechtliche Grundlagen: Gesetzlich geregelt ist linie über Definition und Bewertungsmaßstäbe,
Bewertungsmaßstab (Arbeitsplatzgrenzwert der Arbeitsschutz im Arbeitsschutzgesetz, Ar- Ausnahmetatbestände sowie das Verfahren zur
AGW) geregelt. MAK-Werte in Deutschland ent- beitssicherheitsgesetz*, SGB VII sowie in staatli- Feststellung und Bescheinigung von Arbeitsun-
sprechen den von der American Conference of chen und berufsgenossenschaftlichen Vorschrif- fähigkeit für Vertragsärzte und Krankenkassen
Governmental Industrial Hygienists (AGGIH) ten (siehe Berufsgenossenschaften*). Daneben beschließt (Fassung vom 14.11.2013). Bei der
festgelegten TLV (für threshold limit values) als gibt es zahlreiche Normen und technische Re- Feststellung der AU, z. B. bei Krankheit oder
Schwellengrenzwerte für Schadstoffe in der geln, die jeweils die gesetzlichen Regeln durch nach einem Arbeitsunfall, sind körperlicher,
Luft am Arbeitsplatz. Ein vergleichbarer Grenz- Festlegungen auf der Grundlage des aktuellen geistiger und seelischer Gesundheitszustand des
wert existiert zurzeit nicht für Kanzerogene*. Wissenstandes ergänzen. Versicherten gleichermaßen zu berücksichtigen.
Arbeitsschutz m: engl. industrial safety. Integ- Arbeitssicherheitsgesetz n: engl. Safety at Deshalb dürfen die Feststellung der AU und die
rierter sicherheitstechnischer und arbeitsmedi- Work Act. „Gesetz über Betriebsärzte, Sicherheits- Empfehlung zur stufenweisen Wiedereingliede-
zinischer Schutz der Beschäftigten bei der Ar- ingenieure und andere Fachkräfte für Arbeitssi- rung (Rehabilitation*) nur aufgrund ärztlicher
beit. Arbeitsschutz umfasst alle Maßnahmen cherheit“ vom 12.12.1973 (BGBl. I S. 1885), zu- Untersuchungen erfolgen.
und Verhaltensregeln zur Verhütung von Un- letzt geändert am 20.4.2013 (BGBl. I S. 868). Besondere Voraussetzungen:
fällen und arbeitsbedingten Gesundheitsgefah- Inhalt: Verpflichtet Arbeitgeber, sofern dies – Arbeitslose sind arbeitsunfähig, wenn sie
ren einschließlich Maßnahmen der menschen- nach Art oder Umfang ihres Betriebs zur Ge- krankheitsbedingt nicht mehr in der Lage
gerechten Gestaltung der Arbeit. währleistung der Arbeitssicherheit erforderlich sind, leichte Arbeiten in einem zeitlichen
Formen: ist, zur Bestellung von Betriebsärzten u. a. Fach- Umfang zu verrichten, für den sie sich bei
– Auf der betrieblichen Ebene ist der Arbeit- kräften für Arbeitssicherheit oder zur Inan- der Agentur für Arbeit zur Verfügung gestellt
geber verantwortlich für die Anwendung spruchnahme entsprechender überbetrieblicher haben. Dabei ist es unerheblich, welcher Tä-
und Durchsetzung des gesetzlich festgeleg- arbeitsmedizinischer Dienste. Diese beraten zu tigkeit die oder der Versicherte vor der Ar-
ten Arbeitsschutzes. Er kann kompetente Arbeitsschutz- sowie Unfallverhütungsmaß- beitslosigkeit nachging.
und sachkundige Personen mit der Wahrneh- nahmen und beobachten deren Durchführung. – Erwerbsfähige Leistungsberechtigte, die Leis-
mung von Teilaufgaben bestellen (Betriebs- Des Weiteren führen sie arbeitsmedizinische tungen zur Sicherung des Lebensunterhalts
beauftragte). Die Beschäftigten und die Ar- Untersuchungen der Beschäftigten durch und nach dem SGB II (Grundsicherung für Arbeit-
beitnehmervertretungen haben Mitwir- werten diese aus. suchende) beantragt haben oder beziehen,
kungs- und Initiativrechte im Arbeitsschutz. Arbeitsstoffe, biologische m pl: engl. biologi- sind arbeitsunfähig, wenn sie krankheitsbe-
– Die überbetriebliche Ebene des Arbeits- cal working material. Nach Biostoffverordnung* dingt nicht in der Lage sind, mindestens 3 h
schutzes ist in Deutschland durch einen Dua- Bezeichnung für Mikroorganismen, einschließ- täglich zu arbeiten oder an einer Eingliede-
lismus zwischen staatlichem Arbeitsschutz lich gentechnisch veränderter Mikroorganis- rungsmaßnahme teilzunehmen.
und selbstverwaltetem Arbeitsschutz durch men, Zellkulturen* und humanpathogener En- – AU liegt bei Schwangeren vor, wenn sie oh-
die Unfallversicherungsträger geprägt (siehe doparasiten*, die bei Kontakt im Rahmen einer ne Gefährdung für sich oder das ungeborene
Unfallversicherung*, Berufsgenossenschaft*). beruflichen Tätigkeit beim Menschen Infektio- Kind nicht in der Lage sind, leichte Arbeiten
– Als persönlicher Arbeitsschutz wird die nen* sowie sensibilisierende oder toxische Reak- in einem zeitlichen Umfang von mindestens
Summe aller Arbeitsschutzmaßnahmen be- tionen hervorrufen können. Dazu zählen auch 15 h wöchentlich auszuüben.
zeichnet, die der persönlichen Sicherheit des mit Prionkrankheiten* assoziierte Agenzien*. – AU liegt nicht vor, z. B.: 1. bei Notwendig-
Arbeitnehmers dienen (persönliche Schutz- Arbeitssucht f: engl. workaholism. Nicht stoff- keit der Beaufsichtigung, Betreuung oder
ausrüstung). Diese werden notwendig, wenn gebundene Abhängigkeit* mit übermäßigem, Pflege eines erkrankten Kindes (Kinderkran-
durch technische sowie arbeitsorganisatori- suchtartig erscheinendem Arbeitsverhalten un- kengeld) 2. für Zeiten, in denen ärztliche Be-
sche Maßnahmen (technischer Arbeits- ter Vernachlässigung anderer Lebensbereiche handlungen zu diagnostischen oder thera-
schutz) ein ausreichender Schutz nicht ga- und Unfähigkeit zu einer angemessenen Balan- peutischen Zwecken stattfinden, ohne dass
rantiert werden kann. ce zwischen Arbeit und Freizeit oder anderen diese Maßnahmen selbst zu einer Arbeitsun-
– Der technische Arbeitsschutz hat Vorrang Funktionen. Arbeitssucht hat meist negative fähigkeit führen 3. während der Durchfüh-
vor persönlichen Schutzmaßnahmen. Folgen für Sozialleben sowie Gesundheit und rung von ambulanten oder stationären Vor-
Institutionen: geht häufig mit schädlichem Substanzge- sorge- und Rehabilitationsleistungen (es sei
– Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Ar- brauch* einher. denn, vor Beginn der Leistung bestand be-
beitsmedizin ist die zentrale Fachbehörde Arbeitstoxikologie → Gewerbetoxikologie reits AU und diese besteht fort oder die AU
des Arbeitsschutzes auf Bundesebene. Arbeitsunfähigkeit f: engl. inability to work; wird durch eine interkurrente Erkrankung
– Der Ausschuss für Arbeitsmedizin (AfAMed) Abk. AU. Zustand, der nach SGB V vorliegt, ausgelöst) 4. oder wenn Beschäftigungsver-
besteht aus Vertretern der Arbeitgeber, Ge- wenn der Versicherte wegen Krankheit seine zu- bote nach dem Mutterschutzgesetz ausge-
werkschaften, Länderbehörden, gesetzlichen letzt vor der Arbeitsunfähigkeit ausgeübte Er- sprochen wurden.
131 ARC-Syndrom
Rechtsfolge: Die ärztlich festgestellte AU ist Vo- Akut- und Rehabilitationstherapie die Reinteg- Arbovirosen f pl: engl. arthropode-borne virus
raussetzung für den Anspruch auf Entgeltfort-
zahlung im Krankheitsfall und für den An-
ration in das Arbeitsleben.
Arbeitsweise, rückenschonende f: Berück-
diseases. Infektionskrankheiten, die endemisch-
epidemisch, sporadisch, manchmal saisonal ge-
A
spruch auf Krankengeld. sichtigung und Anwendung von Hebe-, Bück-, häuft auftreten und durch Arboviren* verur-
Arbeitsunfall m: engl. occupational accident. Lagerungs- und Tragetechniken zur Arbeitser- sacht werden. Arbovirosen kommen im Verbrei-
Personenschaden im zeitlichen und sachlichen leichterung und zur Prävention von Rücken- tungsgebiet (meist der Tropen oder Subtropen)
Zusammenhang mit einer versicherten Tätig- schmerzen* und -erkrankungen. der entsprechenden Vektoren* (Arthropoden:
keit, der einen Anspruch gegen die GUV (Un- Vorgehen: Mücken, Zecken) vor. Wirbeltiere dienen als Re-
fallversicherung*) begründet. Arbeitsunfälle ge- – Nutzung geeigneter Hilfsmittel (z. B. Patien- servoire der Arboviren. Beispiele sind das Den-
schehen sowohl durch mechanisch-physikali- tenlifter*, Drehplatte, Patientenaufrichter*) gue- und das Chikungunya*-Fieber.
sche Einwirkungen (Stich, Schnitt, Strom u. a.) – Einsatz kinästhetischer Prinzipien (siehe Erkrankung: Informationen zur Klinik, Diag-
als auch durch psychische Einwirkungen mit Kinästhetik) nostik und Therapie der Arbovirosen sind bei
besonderem Belastungsmoment, z. B. Gewalt- – Anwendung des Bobath*-Konzepts den jeweiligen Erkrankungen aufgeführt.
anwendung, Nötigung mit Waffengewalt. – Erhöhung der Arbeitsfläche (z. B. Patienten- ARC: Abk. für engl. airway resistance compen-
Voraussetzungen: Der Arbeitsunfall bett auf Hüfthöhe hochfahren) sation → Automatic Tube Compensation
– Muss sich innerhalb einer Arbeitsschicht er- – Tragen geeigneter Schuhe und das Schaffen Arc de cercle m: engl. hysterical arching. Auf-
eignen einer breiten Standfläche stützen des Hinterkopfs und der Fersen unter
– liegt nur bei einem äußeren Ereignis vor, von – körpernahes Tragen von Lasten gleichzeitigem, bogenförmigen Emporheben
dem Geschehnisse aus innerer Ursache (z. B. – Anwendung von Atemtechniken (z. B. Einat- der Körpermitte, meist mit Konvexität vorn
epileptischer Anfall) abgegrenzt werden (Ge- men, beim Anheben der Last, kurze Atem- (Opisthotonus*), selten vorkommend bei disso-
legenheitsursache) pause, Ausatmen nach dem Ablegen) ziativer* Störung oder dissoziativem Anfall*.
– beinhaltet auch körpereigene Bewegungen, – Stärkung und Entlastung der Bauch- und Rü- Archoplasma → Zentrosphäre
insbesondere unkontrollierte oder nicht ko- ckenmuskulatur (Rückenschule) ARCO-Klassifikation → Femurkopfnekrose
ordinierte Bewegungsabläufe (z. B. wegen be- – Einbeziehen des Patienten sowie Kooperati- ARC-Syndrom n: Sehr seltene, autosomal-re-
triebsbedingter Eile: fahrlässig ausgelöster on mit weiteren Pflegepersonen. zessiv erbliche, multisystemische Erkrankung
Stolper-, Rutsch- oder Sturzunfall) kommen Arborisationsblock → Verzweigungsblock mit der Trias neurogene Arthrogryposis multi-
als äußere Ereignisse in Betracht. Arborisationsphänomen → Farnkrautphäno- plex congenita, gestörte Nierentubulusfunkti-
Versicherungsschutz: Versicherungsschutz be- men on und neonatale Cholestase. Der Phänotyp ist
steht in der GUV u. a. für Arboviren n pl: engl. arthropode-borne viruses. variabel. Die Diagnostik umfasst Laborchemie,
– Beschäftigte und vergleichbare Personen- Viren, die vorwiegend durch Biss oder Stich Funktionsdiagnostik und Bildgebung betroffe-
gruppen (z. B. Menschen mit Behinderungen blutsaugender Arthropoden* (z. T. auch häma- ner Organsysteme, Histologie und Molekular-
in anerkannten Werkstätten) togen) auf Wirbeltiere übertragen werden. Sie genetik. Die Therapie ist symptomatisch, die
– Schüler und Studierende (Schulunfall) unterlaufen sowohl in den Epithelzellen des Prognose ungünstig.
– Personen, die im Interesse der Allgemeinheit Darms oder den Speicheldrüsen der Insekten Ätiologie: Mutationen in den intrazellulären
tätig werden (z. B. Blutspender) und Spinnentiere als auch in Säugetierzellen ei- Regulationsproteinen VPS33B auf dem Genlo-
– sowie ggf. auch für Unternehmer. nen produktiven Infektionszyklus. cus 15q26.1 oder VIPAS39 auf dem Genlocus
Geschützt durch die GUV sind die physische Vorkommen: Arboviren kommen v. a. in den 14q24.3.
und die psychische Gesundheit. Versicherungs- Subtropen und Tropen sowie in Steppen und Klinik:
schutz wird nicht durch Verschulden oder ver- Savannengebieten vor. Die natürlichen Wirte – Trias aus: 1. neurogener Arthrogryposis mul-
botswidriges Handeln (z. B. unterlassenes Tra- sind meist Vögel, die zur weltweiten Verbrei- tiplex congenita 2. gestörter Nierentubulus-
gen eines durch Unfallverhütungsvorschriften tung beitragen. funktion mit renal tubulärer Azidose, Fanco-
vorgeschriebenen Schutzhelms) ausgeschlossen. Einteilung: Es sind ca. 400 (80 humanpathoge- ni-Syndrom, Nephrokalzinose 3. neonataler
Gefordert ist aber, dass die Unfall bringende Tä- ne) Arboviren bekannt, die wie folgt eingeteilt Cholestase
tigkeit einen betrieblichen, unternehmensdien- werden: – weitere Symptome sind Gedeihstörung,
lichen Bezug hat. Werden ausschließlich private – Genus Alphavirus der Togaviridae (früher Ar- Thrombozyten-Dysfunktion, faziale Dysmor-
Zwecke verfolgt, ist diese sog. eigenwirtschaftli- boviren der Gruppe A; z. B. Sindbis-Virus, phien wie Mikrozephalie, Mikrognathie, tief-
che Tätigkeit während der Arbeitszeit nicht ver- Ross-River-Virus) sitzende Ohren, Hirnfehlbildungen, Taub-
sichert. Versicherte Tätigkeiten sind auch das – Genus Flavivirus* der Flaviviridae (früher Ar- heit, Herzfehler und Ichthyosis.
Zurücklegen des mit der versicherten Tätigkeit boviren der Gruppe B; z. B. Gelbfieber-Virus, Diagnostik:
zusammenhängenden unmittelbaren Weges Dengue-Virus, FSME-Virus) – Laborchemie: direkte Hyperbilirubinämie,
von und zur Arbeitsstätte (Wegeunfall). Versi- – Genus Coltivirus* der Reoviridae (Colorado- Gallensäuren erhöht bei normaler γGT
chert sind insoweit auch Arbeitslose, die auf Tick-Fever-Virus) – Nierenfunktionsdiagnostik
dem Weg zum Arbeitsamt sind, um ihre Melde- – Genera Bunya-, Nairo-, Phlebo- und Hantavi- – Ultraschall: Hepatomegalie, dysplastische
pflicht zu erfüllen. Rechtliche Grundlage ist rus der Bunyaviridae* (z. B. Bunyamwera-Vi- Nieren
§ 8 SGB VII. Ein Arbeitsunfall im Sinne des rus, Rift-Tal-Fieber-Virus, CCHF-Virus) – MRT Kopf
SGB VII liegt nicht vor, wenn der Gesundheits- – Arboviren im weiteren Sinn: nicht durch – Molekulargenetik
schaden absichtlich herbeigeführt wird. Arthropoden übertragene Viren der Bunyavi- – Leberbiopsie, cave: hohe Blutungsneigung.
Prozedere: Behandlung erfolgt durch D-Arzt ridae* (Genus Hantavirus), Arenaviridae*, Fi- Differenzialdiagnosen:
oder H-Arzt und umfasst nach Abschluss der loviridae* und Rhabdoviridae*. – Gallengangatresie*
– andere Formen der neonatalen Cholestase*
Arctostaphylos uva-ursi 132
Aø rcus palmaris superficialis m: engl. superfi- Wirbelbögen mit ihren bindegewebigen Verbin-
cial palmar arch; syn. oberflächlicher Hohlhand- dungen bildet die Rückwand und die seitliche
bogen. Gefäßbogen, der aus der Anastomose* Begrenzung des Spinalkanals*.
zwischen A. ulnaris und Ramus palmaris super- ARD: Abk. für engl. acute respiratory diseases
ficialis der A. radialis entsteht. Der Arcus palma- → Adenoviridae
ris superficialis verläuft zwischen Palmarapo- ARE: Abk. für akute respiratorische Erkran-
neurose* und Beugersehnen und gibt die Aa. di- kung → Bronchitis
gitales palmares communes ab. Er versorgt Mit- ARE: Abk. für akute respiratorische Erkran-
telhand und Finger. kung → Laryngitis
Aø rcus palpebralis inferior m: engl. palpebral ARE: Abk. für akute respiratorische Erkran-
Arcus lipoides
kung → Pharyngitis
[132]
arch; syn. Arcus palpebralis. Anastomose* zwi-
schen den Aa. palpebrales laterales und den ARE: Abk. für akute respiratorische Erkran-
Aø rcus palatogloø ssus m: engl. palatoglossal Aa. palpebrales mediales auf dem Lidknorpel kung → Pneumonie
arch; syn. Plica anterior faucium. Vorderer der (Tarsus palpebrae) des Unterlids bzw. Ober- Areal, supplementär-motorisches n: engl.
beiden Gaumenbögen, die ventral den Oropha- lids. supplementary motor area; Abk. SMA. Zum moto-
rynx von der Mundhöhle* abgrenzen. Die Aø rcus peø dis longitudinalis m: engl. longitudi- rischen System gehörendes, im Frontallappen*
Schleimhautfalte zieht über dem M. palatoglos- nal arch of foot; syn. Fußlängsgewölbe. Längs- lokalisiertes kortikales Areal. Das supplemen-
sus vom Gaumen* zur Zunge*. Zwischen den wölbung des Fußes. Er teilt sich in einen latera- tär-motorische Areal ist besonders von Bedeu-
Gaumenbögen befindet sich die Fossa tonsilla- len und einen medialen Teil: Arcus pedis longi- tung beim Erlernen von komplexen Bewe-
ris. tudinalis pars lateralis und Arcus pedis longitu- gungsmustern, bimanuellen Bewegungsabläu-
Aø rcus palatopharyø ngeus m: engl. palatophar- dinalis pars medialis. Bei Fußdeformitäten wie fen und Beginn sowie Ende einer Bewegung.
yngeal arch; syn. Plica posterior faucium. Hinte- Senkfuß und Plattfuß ist das Längsgewölbe ab- Areca catechu → Betelnuss
rer der beiden Gaumenbögen, die ventral den geflacht oder ganz abgesunken. Siehe Abb. Areflexie f: engl. areflexia. Aufhebung aller
Oropharynx von der Mundhöhle* abgrenzen. Aø rcus pubicus m: engl. pubic arch; syn. Arcus oder einzelner Muskeleigenreflexe, v. a. bei pe-
Die Schleimhautfalte liegt oberhalb des M. pala- pubis. Der vom rechten und linken Ramus infe- ripherer Lähmung*, Schädigung der Wurzeln
topharyngeus zwischen Gaumen* und Pharynx- rior des Schambeins gebildete Winkel (90–100°) der Spinalnerven* oder Polyneuropathie*, selte-
wand. Zwischen den Gaumenbögen befindet des weiblichen Beckens. Der Arcus pubicus lässt ner als familiäre (angeborene) Areflexie oder
sich die Fossa tonsillaris. sich durch den angelegten Winkel zwischen beim Adie*-Syndrom.
Aø rcus palmaris profuø ndus m: engl. deep pal- Daumen und Zeigefinger darstellen. Am männ- Arenaviridae f pl: engl. arena viruses. Familie
mar arch; syn. tiefer Hohlhandbogen. Gefäßbo- lichen Becken ist der entsprechende Winkel mit pleomorpher, 50–300 nm großer RNA-Viren
gen, der von der Anastomose* zwischen A. radi- 70–75° kleiner. mit Hüllmembran und einzelsträngiger, seg-
alis und Ramus palmaris profundus der A. ulna- Aø rcus veø rtebrae m: engl. vertebral arch. Wirbel- mentierter RNA negativer Polarität. Im Inneren
ris gebildet wird. Der Arcus palmaris profundus bogen. Der A rcus ve rtebrae ist ein knöcherner der Virionen befinden sich „sandige“ Körnchen
liegt den Mm. interossei palmares der Hohl- Bogen, der rechts und links an der Rückseite (∅ 20–30 nm), die als Ribosomen der Wirtszelle
hand auf und versorgt die Mittelhand. der Wirbelkörper ansetzt. Die Gesamtheit der identifiziert wurden.
133 Armplexusanästhesie
Arrhythmogenic Right Ventricular Cardio- mit Täuschungsabsicht als milde Form einer ar- Arteria auricularis posterior f: engl. posterior
A myography → Dysplasie, arrhythmogene
rechtsventrikuläre
tifiziellen Störung*.
arteficialis: Künstlich hergestellt.
auricular artery; syn. A. auricularis posterior. Ast
aus der A. carotica externa, der mit dem M. stylo-
Arrosion f: Zerstörung von Gewebestrukturen Artemether n: Artemisinin-Derivat, ein Anti- hyoideus aufsteigt und zwischen Warzenfortsatz
und Organen, insbesondere von Gefäßwänden malariamittel, dessen endogene Peroxidgruppe und Ohrmuschel verläuft. Die A. auricularis pos-
und Knochen, durch Entzündungsvorgänge, in den infizierten Erythrozyten für Plasmodien terior versorgt unter anderem Teile von Ohrmu-
Geschwüre, Aneurysmen oder maligne Tumo- toxische Radikale bildet. Artemether wird der- schel, Trommelfell und die Ohrspeicheldrüse.
ren. zeit nur in fixer Kombination mit Lumefantrin Versorgungsgebiet:
Arsenintoxikation f: engl. arsenic poisoning; zur Therapie der unkomplizierten Malaria tro- – Paukenhöhle*
syn. Arsenvergiftung. Intoxikation insbesonde- pica eingesetzt. – Innenfläche des Trommelfells
re durch hochgiftiges weißes Arsenik (Ratten- Arteria f: engl. artery; syn. Arterie; Abk. A. Blut- – Cellulae mastoideae
gift). Lösliche Arsen-Verbindungen wie Oxide, gefäß mit vom Herzen wegleitender Strö- – M. stapedius
Säuren und deren Salze zeigen eine hohe Toxi- mungsrichtung (Näheres siehe Arteriae*). – Hinterfläche der Ohrmuschel
zität (leichte Resorption), elementares Arsen Arteria alveolaris inferior f: engl. inferior alveo- – Warzenfortsatz
(unlöslich) ist ungiftig. Therapiert wird sympto- lar artery. Ast der A. maxillaris, der im Canalis* – Glandula parotidea
matisch sowie durch primäre Detoxikation* mandibulae verläuft und Mandibula*, untere – Muskeln des Warzenfortsatzes und Griffel-
und Einsatz des Antidots Dimercaptopropan- Zähne und Zahnfleisch, Mundboden, Kinn und fortsatzes.
sulfonsäure* (DMPS). Unterlippe versorgt. Die A. alveolaris inferior Arteria axillaris f: engl. axillary artery; syn. A.
– Akute Arsenintoxikation: ca. 2 h nach per- gibt in ihrem Verlauf die Rami dentales, Rami axillaris. Arterie des Oberarms. Die A. axillaris
oraler bzw. inhalativer Aufnahme einsetzen- peridentales, den Ramus mentalis und den Ra- setzt sich auf Höhe der 1. Rippe aus der A. sub-
de Symptome, v. a.: 1. Schleimhautreizungen mus mylohyoideus ab. clavia fort und geht am Unterrand des M. pecto-
(Augen, Respirationstrakt) 2. heftige Bauch- Arteria angularis f: engl. angular artery; syn. A. ralis major in die A. brachialis über. Sie versorgt
schmerzen mit blutiger Diarrhö und evtl. Er- angularis. Endast der A. facialis, der den inne- die Muskeln der seitlichen Brustwand, der
brechen 3. Wadenkrämpfe infolge von star- ren Augenwinkel und die äußere Nase* ver- Schultergegend und des Oberarms.
kem Wasser-, Elektrolyt- und Proteinverlust sorgt. Gemeinsam mit der A. supraorbitalis ver- Verlauf:
4. Schock mit akutem Leber- und Nierenver- bindet die A. angularis die Versorgungsgebiete – Entspringt aus der A. subclavia auf Höhe der
sagen* 5. evtl. tödliches Koma und zentrale von A. carotis interna und A. carotis externa. 1. Rippe
Atemlähmung Arteria appendicularis f: engl. appendicular ar- – verläuft in der Fossa* axillaris umgeben von
– chronische Arsenintoxikation: gewerbli- tery; syn. A. appendicularis. Endarterie aus der Fasciculi des Plexus brachialis
che Arsenintoxikation, früher insbesondere A. ileocolica. Die A. appendicularis zieht im Me- – geht am Unterrand des M. pectoralis major in
sog. Winzerkrebs (Berufskrankheit Nr. 1108): soappendix* zum Appendix* vermiformis und die A. brachialis über.
1. Arsenmelanose (gesteigerte Melaninsyn- versorgt diesen. Äste:
these mit dunkelbrauner Pigmentierung be- Arteria arcuata f: engl. arcuate artery; syn. A. – A. thoracica superior
sonders des Stamms) 2. Arsenkeratosen (Stö- arcuata. Inkonstant ausgebildeter Ast der A. – A. thoracoacromialis
rungen im Nagelwachstum) und Leukony- dorsalis pedis. Die A. arcuata verläuft in einem – A. thoracica lateralis
chie* 3. akneartige Gesichtseffloreszenzen Bogen auf den Basen der Mittelfußknochen und – A. subscapularis
4. evtl. Tumoren: I. an der Haut (Basaliome, unter dem M. extensor digitorum brevis. Sie – A. circumflexa humeri anterior
Bowen-Krankheit, Plattenepithelkarzinom*) versorgt Fußrücken und Zehen. Siehe Abb. – A. circumflexa humeri posterior.
II. an anderen Organen (Lunge, Leber, Pank- Arteria basilaris f: engl. basilar artery; syn. A.
reas, Niere) 5. Polyneuropathie* 6. Enzepha- basilaris. Arterie, die durch die Vereinigung der
lopathie* 7. ischämische Nekrosen. zwei Aa. vertebrales beim Eintritt ins Schädelin-
Arsen-Polyneuropathie f: engl. arsenic polyneu- A. tibialis anterior nere entsteht. Die A. basilaris verläuft zwischen
ropathy. Durch Arsen hervorgerufene toxische Pons* und Clivus* nach rostral und versorgt da-
Polyneuropathie*. Aa. malleolares bei Innenohr* und Teile des Gehirns*. Sie ist
anteriores mediales
Artefaø kt n: engl. artifact. Auffälligkeit in einem Teil des Circulus* arteriosus cerebri.
Untersuchungsbefund ohne physiologisches A. tarsalis lateralis Arteria-basilaris-Stenose → Durchblutungs-
bzw. pathologisches Korrelat, z. B. im Rahmen A. dorsalis pedis störung, vertebrobasiläre
der bildgebenden Diagnostik (Bewegungsarte- Arteria brachialis f: engl. brachial artery; syn.
A. tarsalis medialis
fakte, Ringartefakte). Auch durch Selbstverlet- Oberarm-Arterie. Arterie des Oberarms. Die
zung* beigefügte Traumata werden als Artefak- A. arcuata A. brachialis setzt sich am Unterrand des M. pec-
te bezeichnet (insbesondere Hautläsionen; siehe Aa. metatarsales dorsales toralis major aus der A. axillaris fort und zieht
auch kutaner Artefakt*). im Sulcus bicipitalis medialis zur Ellenbeuge.
Artefaø kt, kutaner m: engl. self-induced skin le- Dort teilt sie sich in die A. radialis und A. ulnaris.
sion; syn. Dermatitis artefacta. Meist oberfläch- A. digitales dorsales Sie versorgt weite Bereiche des Oberarms.
liche Hauterosionen durch Selbstmanipulation, Verlauf:
z. B. Kratzen, Zupfen, forciertes Waschen, evtl. – Entspringt am Unterrand des M. pectoralis
mit ätzenden Lösungen. Diese Handlungen er- Arteria arcuata: Die A. arcuata ist ein kräftiger major aus der A. axillaris
folgen zumeist in Zusammenhang mit einer Gefäßabgang der A. dorsalis pedis, der sich rasch in – zieht im Sulcus bicipitalis medialis zwischen
Konfliktreaktion zum Spannungsabbau oder weitere distal ziehende Abgänge auffächert, die die Beugern und Streckern des Oberarms zur El-
Zehen und den Fußrücken versorgen. lenbeuge
137 Arteria-carotis-interna-Stenose
– wird begleitet vom N. medianus des 4. Halswirbels: Hier sind Rezeptoren* lo- rior 4. A. choroidea anterior 5. A. uncalis
– tritt unterhalb der Bizepssehne in die Tiefe
der Ellenbeuge ein
kalisiert, die auf Blutdruckschwankungen re-
agieren. Durch Druck auf diese Stelle kann
6. Rr. clivales 7. R. meningeus.
Versorgungsgebiet:
A
– teilt sich in die A. radialis und A. ulnaris. ein Blutdruckabfall provoziert werden (Karo- – Paukenhöhle*
Klinische Bedeutung: Die Nähe der A. brachialis tissinusreflex). In diesem Bereich befindet – Hirnhaut
zum Humerus* kann bei Frakturen* zu Blutun- sich auch das Glomus caroticus. Das Organ – Ganglion trigeminale
gen* führen. Im Rahmen der Blutstillung* er- mit Chemorezeptoren reagiert auf Partial- – Hypophyse*
leichtert der Humerus aber als Widerlager die drücke von O2 bzw. CO2. – Augenhöhle einschließlich Bulbus
Kompression der Arterie. Distal vom Abgang Versorgungsgebiet: Teile von Hals und Kopf. – Teile des Gehirns
der A. profunda brachii kann die A. brachialis Im Regelfall gibt die A. carotis communis keine – vordere Teile der Nasenhöhle*
unterbunden werden, da in diesem Bereich aus- Äste ab. – Stirn*.
reichende Anastomosen* über das Rete* articu- Arteria carotis exteø rna f: engl. external carotid Arteria-carotis-inteø rna-Dissektion f: syn. Ka-
lare cubiti bestehen. Die A. axillaris bzw. brachi- artery; syn. A. carotis externa. Paarig angelegte rotis-Dissektion. Einblutung in die Gefäßwand
alis ist zwischen dem Abgang der A. subscapula- Arterie, die an der Bifurcatio* carotidis aus der der A. carotis interna mit 70%igem Risiko eines
ris und A. profunda brachii unerlässlich für die A. carotis communis hervorgeht und über den Hirninfarkts. Die Diagnose gelingt mit kont-
Versorgung des Arms und darf hier keinesfall Hals zum Schädel zieht. Gemeinsam mit ihren rastmittelgestützter MR-Angiografie sowie fett-
unterbunden werden. Ästen versorgt sie Schädel, Gesicht, Teile von supprimierten Sequenzen. Eine Akuttherapie
Arteria brachialis superficialis f: engl. superfi- Schilddrüse*, Kehlkopf und Pharynx*. erfolgt innerhalb der Zulassungskriterien mit
cial brachial artery. Manchmal ausgebildete Vari- Verlauf: systemischer Lysetherapie, Sekundärprophyla-
ante der A. brachialis. Die A. brachialis verläuft – Ursprung: A. carotis communis xe mit oralen Antikoagulanzien oder Thrombo-
dann nicht unter, sondern über dem N. media- – dann in der Vagina carotica unter dem M. sty- zytenaggregationshemmern. Die Arteria-caro-
nus. lohyoideus und dem hinteren Bauch des M. tis-interna-Dissektion ist häufige Ursache juve-
Arteria buccalis f: engl. buccal artery; syn. A. digastricus niler Hirninfarkte.
buccalis. Ast aus der A. maxillaris. Die A. bucca- – in der Glandula* parotidea (Fossa retroman- Ursachen: Unterschieden werden spontane Dis-
lis verläuft auf dem M. buccinator* und versorgt dibularis). sektionen (ohne sicheren Auslöser, nach Baga-
Wange und Zahnfleisch. Arteria-carotis-exteø rna-Stenose → Arteria- telltraumen sowie bei vorbestehenden Bindege-
Arteria caecalis anterior f: engl. anterior caecal carotis-interna-Stenose websstörungen wie Marfan*-Syndrom, Ehler-
artery; syn. A. caecalis anterior. Ast aus der A. Arteria-carotis-exteø rna-Stenose → Durch- Danlos-Syndrom, fibromuskulärer Dysplasie*,
ileocolica. Die A. caecalis anterior zieht in der blutungsstörung, zerebrale nach vorangegangenen Infektionen) von trau-
Plica caecalis vascularis zur Vorderfläche des Zä- Arteria-carotis-exteø rna-Stenose → Schlagan- matischen Dissektionen (häufig durch Ver-
kums* und versorgt dieses. fall kehrs- oder Sportunfälle). Bilaterale Dissektio-
Arteria caecalis posterior f: engl. posterior cae- Arteria carotis inteø rna f: engl. internal carotid nen sind möglich. Meist ist die A. carotis interna
cal artery; syn. A. caecalis posterior. Ast aus der artery; syn. A. carotis interna. Arterie, die an der in Höhe HWK 2 betroffen. Nur selten setzt sich
A. ileocolica. Die A. caecalis posterior zieht hin- Bifurcatio* carotidis aus der A. carotis commu- die Dissektion nach intradural fort.
ter dem Ileum* zum Zäkum* und versorgt die- nis hervorgeht. Die A. carotis interna lässt sich Klinik:
ses. in 4 Abschnitte unterteilen: Pars cervicalis, Pars – Lokaler Schmerz entlang des Gefäßverlaufs,
Arteria callosa mediana → Arteria cerebri an- petrosa, Pars cavernosa und Pars cerebralis. Mit ggf. Projektionsschmerz orbital, facial, tem-
terior ihren Ästen versorgt sie weite Teile von Schädel, poroparietal
Arteria carotis communis f: engl. common ca- Gehirn* und Auge*. – Horner*-Syndrom
rotid artery; syn. A. carotis communis. Seitlich Unterteilung: – kaudale Hirnnervenausfälle
von Luftröhre und Kehlkopf verlaufendes, paa- – Pars cervicalis im Spatium lateropharyngeum – pulsatiler Tinnitus*
rig angelegtes Gefäß, das rechts aus dem Trun- ohne Äste – retinale Ischämien
cus* brachiocephalicus bzw. links aus dem Aor- – Pars petrosa im Canalis caroticus des Os tem- – ischämische Symptome des Anterior- und
tenbogen entspringt. Auf Höhe des 4. Halswir- porale Mediastrombahngebietes (häufig arterio-ar-
bels entlässt die A. carotis communis die A. caro- – Pars cavernosa im Sinus cavernosus teriell embolisch bedingte Infarkte).
tis interna und die A. carotis externa. Hier kann – Pars cerebralis intradural nach Durchboh- Arteria-carotis-inteø rna-Stenose f: engl. inter-
der Karotissinusreflex ausgelöst werden. rung der Dura* mater neben dem Processus nal carotid artery stenosis. Stenose* der A. carotis
Verlauf: clinoideus anterior bis zur Aufteilung in die interna, meist extrakraniell im Abgangsbereich
– Zunächst im Mediastinum superius A. cerebri anterior und die A. media. gelegen. Häufigste Ursache ist Arteriosklerose,
– am Hals gemeinsam mit der V. jugularis in- Abzweigende Äste: weitere Ursachen sind Dissektionen, Vaskuliti-
terna und dem N. vagus in einer Bindege- – Pars petrosa: 1. Aa. caroticotympanicae 2. A. den oder fibromuskuläre Dysplasien. Die Diag-
websscheide (Vagina carotica) canalis pterygoidei nostik erfolgt mit Doppler/Duplexsonografie
– am Vorderrand des M. sternocleidomastoide- – Pars cavernosa: 1. R. basalis tentorii 2. R. und ggf. KM-unterstützter Bildgebung. Thera-
us im muskelfreien Trigonum caroticum marginalis tentorii 3. R. meningeus 4. R. si- piert wird mit Thrombozytenaggregationshem-
– am 6. Halswirbel dicht am Tuberculum caro- nus cavernosi 5. A. hypophysialis inferior mern und je nach Stenosegrad und Symptoma-
ticum vorbei (an dieser Stelle kann die A. ca- 6. Rr. ganglionares trigeminales 7. Rr. nervo- tik mit Rekanalisierungsverfahren.
rotis communis von außen abgedrückt wer- rum Klinik:
den) – Pars cerebralis: 1. A. ophthalmica 2. A. hypo- – Asymptomatisch
– Erweiterung zum Sinus* caroticus an der Tei- physialis superior 3. A. communicans poste- – Ischämie im Strombahngebiet der A. cerebri
lungsstelle (Bifurcatio* carotidis) auf Höhe media: je nach betroffenem Areal bleibende
Arteria caudae pancreatis 138
Arteria cervicalis profunda f: engl. deep cervi- verläuft und das Colon transversum versorgt. Arteria coronaria deø xtra f: engl. right coronary
cal artery; syn. A. cervicalis profunda. Halsarte-
rie, die aus dem Truncus* costocervicalis ent-
Die A. colica media anastomosiert links mit
der A. colica sinistra (Riolan*-Anastomose).
artery (Abk. RCA); syn. A. coronaria dextra. Rechte
der beiden Koronararterien*. Die A. coronaria
A
springt. Die A. cervicalis profunda zieht zwi- Rechts besteht eine Anatomose mit der A. colica dextra entspringt aus dem Sinus* aortae und
schen dem Querfortsatz des 7. Halswirbels und dextra. zieht zwischen Conus arteriosus und rechtem
der 1. Rippe nach dorsal und verläuft dann auf Arteria colica sinistra f: engl. left colic artery; Herzohr in den Sulcus coronarius. Mit den von
dem M. semispinalis aufwärts. Sie versorgt die syn. A. colica sinistra. Arterie aus der A. mesen- ihr abzweigenden Ästen versorgt sie weite Teile
Nackenmuskulatur. terica inferior, die nach links zieht und das Co- von rechtem Herzen*, Kammerseptum und Erre-
Arteria choroidea anterior f: engl. anterior cho- lon descendens versorgt. Die A. colica sinistra gungsleitungssystem*. Siehe Koronararterien*,
roidal artery; syn. A. choroidea anterior. Arterie, anastomosiert mit der A. sigmoidea sowie mit Abb. 1 dort, siehe Koronararterien*, Abb. 2 dort.
die aus der Pars cerebralis der A. carotis interna der A. colica media (Riolan*-Anastomose). Letz- Versorgungsgebiet: Bei ausgeglichenem Versor-
entspringt und zwischen Crus cerebri und tere verbindet die Versorgungsgebiete von A. gungstyp:
Schläfenlappen zieht. Die A. choroidea anterior mesenterica superior und A. mesenterica infe- – Rechter Vorhof
gibt in ihrem Verlauf mehrere Äste ab und ver- rior. – rechter Ventrikel
sorgt Teile der Seitenventrikel, Hirnbasis, Hirn- Arteria collateralis media f: engl. medial collat- – Teil der Hinterwand des linken Ventrikels
kerne sowie Rindenanteile des Telenzepha- eral artery. Ast der A. profunda brachii. Die und des Kammerseptums
lons*. A. collateralis media verläuft unter dem media- – Sinusknoten
Arteria circumflexa humeri anterior f: engl. len Trizepskopf zum Rete* articulare cubiti und – Atrioventrikularknoten
anterior circumflex humeral artery. Ast der A. axil- versorgt den medialen Trizepskopf und das El- – Hauptstamm des Erregungsleitungssystems.
laris. Die A. circumflexa humeri verläuft vor lenbogengelenk*. Klinische Bedeutung:
dem Collum chirurgicum humeri zum Hume- Arteria collateralis radialis f: engl. radial col- – Koronarstenose*
ruskopf und versorgt diesen sowie den M. delto- lateral artery. Ast aus der A. profunda brachii. – koronare Herzkrankheit*
ideus und das Schultergelenk*. Mit der A. cir- Die A. collateralis radialis zieht mit dem N. radi- – Koronarangiografie*.
cumflexa humeri posterior geht sie eine Anasto- alis durch das Septum intermusculare brachii Arteria coronaria siniøstra f: engl. left coronary
mose* ein. lateralis zum Rete* articulare cubiti und ver- artery (Abk. LCA); syn. A. coronaria sinistra. Linke
Verlauf: sorgt den M. triceps brachii sowie das Ellenbo- der beiden Koronararterien*. Die A. coronaria si-
– Entspringt aus der A. axillaris gengelenk*. nistra entspringt aus dem Sinus* aortae und ver-
– zieht unter dem M. coracobrachialis und dem Arteria collateralis ulnaris inferior f: engl. in- läuft zwischen Truncus* pulmonalis und lin-
kurzen Bizepskopf vor dem Collum chirurgi- ferior ulnar collateral artery. Ast der A. brachialis. kem Herzohr, ehe sie sich nach ca. 1 cm aufteilt.
cum humeri zum Humeruskopf Die A. collateralis ulnaris inferior entspringt di- Gemeinsam mit ihren Ästen versorgt sie weite
– anastomosiert mit der A. circumflexa humeri rekt oberhalb des Ellenbogengelenks* und zieht Teile von linkem Herzen*, Kammerseptum und
posterior im Bereich des Collum chirurgicum durch das Septum intermusculare brachii medi- Erregungsleitungssystem*. Siehe Koronararteri-
humeri. ale zum Rete* articulare cubiti. Sie versorgt das en*, Abb. 1 dort.
Arteria circumflexa humeri posterior f: engl. Ellenbogengelenk. Versorgungsgebiet: Siehe Koronararterien*
posterior circumflex humeral artery. Ast der A. axil- Arteria collateralis ulnaris superior f: engl. Abb. 2 dort.
laris, der vom Unterrand des M. subscapularis superior ulnar collateral artery. Ast der A. brachia- Klinische Bedeutung:
mit dem N. axillaris durch die laterale Achsellü- lis auf Höhe der Oberarmmitte. Die A. collatera- – Koronarstenose*
cke und hinten um das Collum chirurgicum hu- lis ulnaris superior verläuft zusammen mit dem – koronare Herzkrankheit*
meri zieht. Dieser Ast versorgt M. deltoideus, N. ulnaris zum Rete* articulare cubiti und ver- – Koronarangiografie*.
M. triceps brachii und Schultergelenk* und sorgt den M. brachialis, den medialen Kopf des Arteria cystica f: engl. cystic artery; syn. A. cys-
anastomosiert mit der A. circumflexa humeri M. triceps brachii und das Ellenbogengelenk*. tica. Ast aus dem R. dexter der A. hepatica pro-
anterior. Arteria collicularis → Arteria cerebri posterior pria. Die A. cystica zieht zur Gallenblase* und
Arteria circumflexa scapulae f: engl. circum- Arteria commissuralis mediana → Arteria versorgt deren Vorderfläche und Rückfläche.
flex scapular artery. Ast der A. subscapularis. Die communicans anterior Arteria dorsalis nasi f: engl. dorsal nasal artery;
A. circumflexa scapulae zieht durch die mediale Arteria communicans anterior f: engl. anterior syn. A. dorsalis nasi. Endast aus der A. ophthal-
Achsellücke in die Fossa infraspinata und anas- communicating artery; syn. A. communicans an- mica. Die A. dorsalis nasi zieht durch den M.
tomosiert mit der A. suprascapularis zur Schul- terior. Arterie, die die Aa. cerebri anteriores bei- orbicularis oculi zur äußeren Nase* und ver-
terblattarkade. Sie versorgt M. subscapularis, der Seiten miteinander verbindet und somit an sorgt den Nasenrücken. Sie ist über eine Anasto-
M. teres minor, M. teres major und M. infraspi- der Ausbildung des Circulus* arteriosus cerebri mose* mit der A. facialis verbunden. Die gute
natus. beteiligt ist. Die A. communicans anterior ver- Blutversorgung führt bei Verletzungen im mitt-
Arteria colica dextra f: engl. right colic artery; sorgt basale Anteile von Telenzephalon* und leren Gesichtsbereich zu starken Blutungen*.
syn. A. colica dextra. Arterie aus der A. mesente- Dienzephalon*. Arteria dorsalis penis f: engl. dorsal artery of
rica superior. Die A. colica dextra zieht nach Arteria communicans posterior f: engl. poste- penis; syn. A. dorsalis penis. Ast aus der A. pu-
rechts zum oberen Teil des Colon ascendens rior communicating artery; syn. A. communicans denda interna. Die A. dorsalis penis verläuft
und versorgt dieses. Manchmal ist die Arterie posterior. Kurzschlussartiger Verbindungsast subfaszial zwischen Lig. transversum perinei
als Ast der A. colica media ausgebildet, mit der zwischen A. carotis interna und A. cerebri poste- und Lig. pubicum inferius auf dem Penisrücken
sie über eine Anastomose* verbunden ist. rior aus der A. basilaris. Rechte und linke und versorgt Radix penis, Skrotum*, Glans pe-
Arteria colica media f: engl. middle colic artery; A. communicans posterior bilden zusammen nis und Preputium penis.
syn. A. colica media. Arterie aus der A. mesente- mit anderen Arterien den Circulus arteriosus ce- Arteria dorsalis scapulae f: engl. dorsal scapu-
rica superior, die im Mesocolon transversum rebri (Circulus Willisi). lar artery; syn. A. dorsalis scapulae. Ast der A.
Arteriae 140
transversa cervicis (selten direkt aus der A. sub- ripher des Herzens liegenden Arterien des mus-
A clavia). Die A. dorsalis scapulae verläuft gemein-
sam mit dem N. dorsalis scapulae am Margo
kulären Typs. Klinisch relevante pathologische
Veränderungen sind beispielsweise Arterioskle-
medialis scapulae nach kaudal und versorgt die rose* und Aneurysma*. Siehe Blutkreislauf*,
Mm. rhomboidei. Sie anastomosiert mit der A. Abb. dort und siehe Abb. 1 .
circumflexa scapulae und der A. thoracodorsa- Histologie: Typischer 3-schichtiger Wandauf-
lis. bau:
Arteriae f pl: engl. arteries; syn. Arterien; Abk. – Tunica interna (Intima): kleidet mit einem
Aa. Blutgefäße mit vom Herzen* wegleitender einschichtigen Endothel*, das einer Basal-
Strömungsrichtung, die im Körperkreislauf membran* aufsitzt, die Blutgefäße aus
oxygeniertes und im Lungenkreislauf desoxyge- – Tunica media (Media): setzt sich aus zirkulär
niertes Blut* führen. Man unterscheidet große und schräg angeordneten glatten Muskelfa- Arteriae Abb. 2: Im Vergleich zur Vene ist die
herznahe Arterien vom elastischen Typ von pe- sern sowie elastischen Fasern zusammen kleinkalibrigere Arterie von einem viel dichteren
perivaskulären Nervengeflecht umgeben
(Glyoxylsäurefluoreszenz). [153]
Arteriae intercostales posteriores f pl: engl. Arteriae mesencephalicae f pl: engl. mesen- Arteriae striatae mediales proximales → Ar-
posterior intercostal arteries; syn. Aa. intercostales
posteriores. 11 segmentale Äste aus Aorta thora-
cephalic arteries; syn. Aa. mesencephalicae. Äste
aus der A. basilaris. Die Aa. mesencephalicae
teria cerebri anterior
Arteria ethmoidalis posterior f: engl. posterior
A
cica bzw. A. intercostalis suprema (1. und versorgen das Mesenzephalon*. ethmoidal artery; syn. A. ethmoidalis posterior.
2. Ast). Die Aa. intercostales posteriores verlau- Arteriae musculares f pl: engl. muscular arter- Ast aus der A. ophthalmica. Die A. ethmoidalis
fen im Sulcus costae der 3.–11. Rippe zwischen ies; syn. Aa. musculares. Äste aus der A. ophthal- posterior zieht durch das Formanen ethmoidale
den Mm. intercostales interni und Mm. inter- mica. Die Aa. musculares versorgen die äußeren posterius zu den hinteren Siebbeinzellen und
costales externi und versorgen mit ihren Ästen Augenmuskeln und geben in ihrem Verlauf die versorgt diese sowie die seitliche Nasenwand.
Rücken und Brustdrüse. Aa. ciliares anteriores, die Aa. conjunctivales an- Arteria facialis f: engl. facial artery; syn. A. faci-
Versorgungsgebiet: teriores und die Aa. episclerales ab. alis. Ast aus der A. carotis externa, der gemein-
– Rückenmuskeln Arteriae nutriciae humeri f pl: engl. humeral sam mit seinen zahlreichen Ästen weite Teile
– Spinalkanal nutrient arteries; syn. Aa. nutritientes humeri. des Gesichts, Pharynx* und Gaumens versorgt.
– Rückenmark* Äste aus der A. profunda brachii. Die Aa. nutri- Die A. facialis hat ihren Usprung im Trigonum
– Interkostalräume ciae humeri ziehen zum Knochenmark des Hu- caroticum und zieht bis zur Wange und dem
– Haut merus* und versorgen dieses. medialen Augenwinkel.
– Brustdrüse. Arteriae palatinae minores f pl: engl. lesser Arteria femoralis f: engl. femoral artery; syn. A.
Arteriae interlobares renis f pl: engl. interlobar palatine arteries; syn. Aa. palatinae minores. Äste femoralis. Arterie, die sich in der Lacuna vaso-
arteries. Äste aus der A. renalis, die zwischen den aus der A. palatina descendens. Die Aa. palati- rum aus der A. iliaca externa fortsetzt. Die A. fe-
Nierenpyramiden zur Nierenkapsel ziehen. nae minores ziehen durch die Foramina palati- moralis zieht vom Lig. inguinale bis zum Hia-
Dort geben sie je 2 Aa. arcuatae sowie Aa. inter- na minora und versorgen den weichen Gaumen. tus adductoris. Sie gibt mehrere Äste ab und
lobulares renis ab. Die Aa. interlobares versor- Arteriae perforaø ntes: engl. perforating arteries; versorgt Bein, äußere Genitalien und die Bauch-
gen das Nierenparenchym, wobei jeweils 1 Arte- syn. Aa. perforantes. Äste aus der A. profunda haut.
rie für 2 benachbarte Nierenpyramiden sowie femoris. Die Aa. perforantes ziehen durch die Arteria frontobasalis lateralis → Arteria ce-
den angrenzenden Rindenanteil verantwortlich Ansätze der Adduktoren* nach dorsal und ver- rebri media
ist. sorgen Muskeln und Haut* der Rückseite der Arteria frontobasalis medialis → Arteria ce-
Arteriae interlobulares hepatis f pl: engl. in- Oberschenkel* sowie den Femur*. In ihrem Ver- rebri anterior
terlobular arteries of liver; syn. Aa. interlobulares lauf geben sie die Aa. nutriciae femoris ab. Arteria gaø strica deø xtra f: engl. right gastric ar-
hepatis. Äste aus der A. hepatica propria. Die Arteriae perforantes anteriores → Arteria ce- tery; syn. A. gastrica dextra. Ast aus der A. hepa-
Aa. interlobulares hepatis verlaufen zusammen rebri anterior tis communis, der zur Pars pylorica des Magens
mit den Vv. interlobulares hepatis und den Duc- Arteriae phrenicae superiores f pl: engl. supe- und im kleinen Netz an der kleinen Magenkur-
tuli interlobulares zwischen den Leberläpp- rior phrenic arteries; syn. Aa. phrenicae superio- vatur entlangzieht. Die A. gastrica dextra ver-
chen* in den periportalen Feldern der Leber* res. Arterien aus dem Pars thoracica aortae. Die sorgt den Magen und antastomosiert dann mit
(Glisson-Trias). Aa. phrenicae superiores versorgen die obere der A. gastrica sinistra.
Arteriae interlobulares renis f pl: engl. inter- Fläche des Zwerchfells*. Arteria gaø strica posteø rior f: engl. posterior gas-
lobular arteries of kidney; syn. Aa. interlobulares Arteria epigastrica superior f: engl. superior tric artery; syn. A. gastrica posterior. Ast aus der
renis. Äste aus den Aa. arcuatae, die radiär zwi- epigastric artery; syn. A. epigastrica superior. A. splenica. Die A. gastrica posterior versorgt die
schen den Markstrahlen der Niere* verlaufen. Fortsetzung der A. thoracica interna ab dem Hinterwand des Magens.
Die Aa. interlobulares renis geben die Arterio- Trigonum sternocostale des Diaphragmas. Die Arteria gaø strica siniøstra f: engl. left gastric ar-
lae* glomerulares afferentes ab. A. epigastrica superior zieht hinter dem M. rec- tery; syn. A. gastrica sinistra. Arterie aus dem
Arteriae jejunales f pl: engl. jejunal arteries; syn. tus abdominis in die Rektusscheide* und ver- Truncus* coeliacus, die in der Plica gastropanc-
Aa. jejunales. Äste aus der A. mesenterica supe- sorgt das Zwerchfell und den M. rectus abdomi- reatica zur Pars cardiaca des Magens und an der
rior. Die Aa. jejunales verlaufen im Mesenteri- nis. Die Arterie anastomosiert mit der A. epi- kleinen Magenkurvatur entlangzieht. Neben
um* und versorgen das Jejunum*. Durch die gastrica inferior. dem Magen versorgt die A. gastrica sinistra mit
Ausbildung von Gefäßarkaden wird sicherge- Arteriae pontis f pl: engl. pontine arteries; syn. ihren Rami oesophageales Teile des Ösophagus*
stellt, dass der Dünndarm* trotz seiner Beweg- Aa. pontis. Äste aus der A. basilaris. Die Aa. pon- und antastomosiert mit der A. gastrica dextra.
lichkeit ausreichend durchblutet wird. tis versorgen den Pons* des Hirnstammes und Arteria gastroduodenalis f: engl. gastroduode-
Arteriae lumbales f pl: engl. lumbar arteries; geben in ihrem Verlauf die Rami mediales und nal artery; syn. A. gastroduodenalis. Ast aus der
syn. Aa. lumbales. Segmentale Arterien aus der Rami laterales ab. A. hepatica communis, der hinter dem Pylorus
Pars abdominalis der Aorta*. Die 4 Aa. lumbales Arteriae preopticae → Arteria cerebri anterior zum Duodenum* zieht. Gemeinsam mit ihren
entspringen an den 4 oberen Lendenwirbelkör- Arteriae retroduodenales f pl: engl. retroduode- Ästen versorgt die A. gastroduodenalis Duode-
pern und ziehen bis zur Bauchwand*. Gemein- nal arteries; syn. Aa. retroduodenales. Äste aus num, Pankreas*, Magen* und großes Netz.
sam mit ihren Ästen versorgen sie Bauchmus- der A. gastroduodenalis. Die Aa. retroduodena- Arteria hepatica communis f: engl. common
keln, Rückenmuskeln und Spinalkanal*. les ziehen zur Rückfläche von Duodenum* und hepatic artery; syn. A. hepatica communis. Aus
Verlauf: Pankreaskopf. In ihrem Verlauf kreuzen sie den dem Truncus* coeliacus entspringende Arterie,
– Ursprung an den oberen Wirbelkörpern der Ductus coledochus, den sie auch versorgen. die nach rechts zum Lig. hepatoduodenale zieht
Lendenwirbel Arteriae sigmoideae f pl: engl. sigmoid arteries; und schließlich in die A. hepatica propria
– nach lateral hinter den M. psoas major syn. Aa. sigmoideae. Äste aus der A. mesenterica übergeht. Die A. hepatica communis gibt meh-
– zwischen M. transversus abdominis und M. inferior. Die Aa. sigmoideae ziehen nach links rere Äste ab und versorgt Leber*, Magen*, Duo-
obliquus internus abdominis in der Bauch- abwärts zum Colon sigmoideum und versorgen denum*, Pankreas*, Gallenwege und großes
wand. dieses. Netz.
Arteria hepatica propria 142
Arteria hepatica propria f: engl. hepatic artery lacrimalis zieht am oberen Rand des M. rectus die Incisura mandibulae des Unterkiefers und
A proper; syn. A. hepatica propria. Ast aus der A.
hepatis communis. Die A. hepatica propria zieht
lateralis bulbi zur Tränendrüse* und versorgt
diese sowie Augenmuskeln* und lateralen Au-
versorgt den M. masseter.
Arteria maxillaris f: engl. maxillary artery; syn.
im Lig. hepatoduodenale zum Leberhilus* und genwinkel mit Bindehaut. Dabei gibt sie den R. A. maxillaris. Endast der A. carotis externa, der
versorgt als Vas privatum mit ihren Ästen Le- anastomoticus mit A. meningea media und die sich in 3 Teile untergliedert: Pars mandibularis,
ber* und Gallenblase*. Sie bildet gemeinsam Aa. palpebrales laterales ab. Pars pterygoidea und Pars pterygopalatina. Die
mit Ductus hepaticus communis und der V. por- Arteria laryngea inferior f: engl. inferior laryn- A. maxillaris versorgt mit ihren zahlreichen Äs-
tae hepatis die Lebertrias. geal artery; syn. A. laryngea inferior. Ast aus der ten weite Teile des Oberkiefers, Unterkiefers,
Arteria ileocolica f: engl. ileocolic artery. Ast aus A. thyroidea inferior. Die A. laryngea inferior Mundes und Schädels.
der A. mesenterica superior. Die A. ileocolica durchbohrt den M. constrictor pharyngis inferi- Arteria meningea media f: engl. middle menin-
zieht zum Zäkum* und versorgt den Endteil des or und zieht am Unterhorn des Schildknorpels geal artery; syn. A. meningea media. Hauptarte-
Ileums* sowie Blinddarm und untersten Teil in den Kehlkopf. Sie versorgt die Hinterfläche rie der Dura* mater. Die A. meningea media
des Colon ascendens. des Kehlkopfs, M. cricoarytenoideus posterior, zweigt aus der A. maxillaris ab und zieht unter
Arteria insulares → Arteria cerebri media M. constrictor pharyngis inferior und den obe- Abgabe mehrerer Äste durch das Foramen spi-
Arteria intercostalis suprema f: engl. supreme ren Teil des Ösophagus*. nosum in die mittlere Schädelgrube. Verletzun-
intercostal artery; syn. A. intercostalis suprema. Arteria laryngea superior f: engl. superior la- gen der Arterie bei Schädeltraumata sind eine
Arterie aus dem Truncus* costocervicalis, die ryngeal artery; syn. A. laryngea superior. Ast aus häufige Ursache für Epiduralhämatome*.
vor dem Hals der 1. und 2. Rippe in die beiden der A. thyroidea superior. Die A. laryngea supe- Arteria meningea posterior f: engl. posterior
obersten Interkostalräume zieht. Sie versorgt rior zieht durch die Membrana thyrohyoidea in meningeal artery; syn. A. meningea posterior. Ast
die tiefen Halsmuskeln und Rückenmuskeln, den Kehlkopf und versorgt dort Schleimhaut* aus der A. pharyngea ascendens. Die A. menin-
sowie den 1. und 2. Zwischenrippenraum und und Muskeln sowie die untere Zungenbeinmus- gea posterior zieht durch das Foramen jugulare
Spinalkanal*. Aus ihr entspringen die beiden kulatur. in die hintere Schädelgrube und versorgt die
ersten Aa. intercostales posteriores. Arteria lienalis → Arteria splenica Dura* mater.
Arteria interossea anterior f: engl. anterior in- Arteria lingualis f: engl. lingual artery; syn. A. Arteria mesenterica inferior f: engl. inferior
terosseous artery; syn. A. interossea anterior. Ast lingualis. Kräftig ausgebildeter Ast aus der A. mesenteric artery; syn. A. mesenterica inferior.
aus der A. interossea communis. Sie verläuft auf carotis externa, der unter anderem die Zunge* Ast aus der Pars abdominalis der Aorta*. Die
der Vorderfläche der Membrana interossea ante- versorgt. Die A. lingualis zieht vom Trigonum A. mesenterica inferior entspringt unpaar in
brachii und durchbohrt diese distal, um zum caroticum bis zur Zungenspitze und entlässt Höhe des 3. bis 4. Lendenwirbels und zieht nach
Rete* carpale dorsale zu gelangen. Sie gibt au- dabei mehrere Äste für Zungenbeinmuskeln, links. Sie versorgt mit ihren Ästen (A. ascen-
ßerdem die A. comitans nervi mediani ab und Glandula sublingualis, Mundbodenschleim- dens, A. colica sinistra, Aa. sigmoideae, A. recta-
versorgt die Beuger des Unterarms* und das haut, Zahnfleisch und Kehldeckel. lis superior) Colon descendens, Sigmoideum
Handgelenk*. Arterialisation f: engl. arterialization. Umwand- und Rektum*.
Arteria interossea communis f: engl. common lung des venösen (desoxygenierten) Blutes in ar- Arteria mesenterica superior f: engl. superior
interosseous artery; syn. A. interossea communis. terielles (mit Sauerstoff gesättigtes) Blut. Die mesenteric artery; syn. A. mesenterica superior.
Ast der A. ulnaris. Die A. interossea communis physiologische Oxygenierung* während der At- Ast aus der Pars abdominalis der Aorta*. Die
verläuft zwischen M. flexor digitorum profun- mung* erfolgt im pulmonalen Blutkreislauf* A. mesenterica superior zieht von ihrem Ur-
dus und M. flexor pollicis longus auf der durch Diffusion, die apparative Oxygenierung sprung am Truncus* coeliacus in das Mesenteri-
Membrana interossea antebrachii, verzweigt im Oxygenator* von ECMO (Extrakorporale um* und versorgt mit ihren Ästen weite Teile
sich in die A. interossea anterior und die A. inte- Membranoxygenierung) oder in der Herz*-Lun- des Darms. An der linken Kolonflexur anasto-
rossea posterior* und versorgt Unterarmkno- gen-Maschine. mosiert sie mit der A. mesenterica inferior.
chen, tiefe Unterarmmuskeln und Handmus- Arteria lobi caudati → Arteria hepatica pro- Arteria musculophrenica f: engl. musculo-
keln. pria phrenic artery; syn. A. musculophrenica. Ast aus
Arteria interossea posterior f: engl. posterior Arteria lusoria f: engl. lusoric artery; syn. A. lu- der A. thoracica interna für die kranioventralen
interosseous artery; syn. A. interossea posterior. soria. Bezeichnung für abweichenden Verlauf Anteile des Zwerchfells*. Die A. musculophreni-
Ast der A. interossea communis. Die A. interos- der A. subclavia dextra. Die A. lusoria ent- ca zieht auf den Rippenansätzen des Zwerch-
sea posterior tritt proximal durch die Membra- springt als letztes Gefäß aus der Pars descen- fells nach lateral und versorgt Zwerchfell, unte-
na interossea antebrachii und verläuft auf der dens aortae und nicht aus dem Truncus brachio- re Interkostalräume und Ansätze der Bauch-
Hinterseite zwischen oberflächlichen und tiefen cephalicus. Diese Variante tritt auf bei angebo- muskeln.
Streckmuskeln. Sie gibt die A. interossa recur- renen* Herzfehlern, kongenitaler Ösophagusat- Arteria nasi externa → Arteria dorsalis nasi
rens ab und versorgt Streckmuskeln am Unter- resie und ösophagotrachealer Fistel. Vgl. Aor- Arteria nutricia f: engl. nutrient artery; syn. A.
arm* sowie Handwurzel* und Ellenbogenge- tenbogenanomalien* (Abb. dort). nutricia. Der Ernährung des Knochens dienen-
lenk*. Klinische Bedeutung: Die Arteria lusoria kann de Arterie mit Vorkommen insbesondere bei
Arteria interossea recurrens f: engl. recurrent aufgrund des atypischen Verlaufs den Ösopha- Röhrenknochen und großflächigen platten
interosseous artery; syn. A. interossea recurrens. gus einengen und zur Dysphagia lusoria füh- Knochen. Sie tritt über das Foramen nutricum
Zurücklaufender Ast der A. interossea posterior. ren. Engt die Arterie die Trachea ein, führt das in die Substantia compacta des Knochens ein
Die A. recurrens zieht unter dem M. anconeus zu Dyspnoe. In solchen Fällen ist eine operative und verzweigt sich dann in die Gefäßkanäle der
zurück zum Rete* articulare cubiti und versorgt Korrektur indiziert. Osteone (Havers-Kanäle) und in das Knochen-
M. anconeus und Ellenbogengelenk*. Arteria masseterica f: engl. masseteric artery; mark.
Arteria lacrimalis f: engl. lacrimal artery; syn. syn. A. masseterica. Ast aus der Pars pterygoidea Hinweis: Die Bezeichnung wird ergänzt um den
A. lacrimalis. Ast aus der A. ophthalmica. Die A. der A. maxillaris. Die A. masseterica zieht durch Namen des Knochens.
143 Arteria radialis
– Die A. radialis wird häufig kanüliert zur inva- intracranialis der A. vertebralis. Die A. spinalis Arteria suø lci precentralis → Arteria cerebri
A siven arteriellen Blutdruckmessung.
– Sie dient zunehmend als Zugangsweg für Ko-
anterior verläuft vor der Fissura mediana anteri-
or des Rückenmarks* und versorgt mit ihren ra-
media
Arteria suprachiasmatica → Arteria commu-
ronarangiografien*. diären Ästen Rückenmark und Rückenmark- nicans anterior
– Bei Verletzungen der A. radialis ist die häute. Arteria supraduodenalis f: engl. supraduodenal
Durchblutung der Hand in der Regel durch Arteria-spinalis-anteø rior-Syndrom n: engl. artery; syn. A. supraduodenalis. Nicht immer
die A. ulnaris sichergestellt, da beide Arterien anterior spinal artery syndrome. Durchblutungs- ausgebildeter Ast aus der A. gastroduodenalis.
die Hohlhandbögen speisen. störung des Rückenmarks infolge eines Ver- Die A. supraduodenalis versorgt die Pars pylori-
– Die A. radialis der nicht dominanten Hand schlusses der A. spinalis anterior. Symptome ca des Magens und das Duodenum*.
kann auch als Gefäß für aortokoronare By- sind gürtelförmige Schmerzen/Parästhesien*, Arteria supraoptica → Arteria cerebri anterior
pässe verwendet werden bzw. wird mit um- dissoziierte Sensibilitätsstörungen* unterhalb Arteria supraorbitalis f: engl. supra-orbital ar-
liegendem Gewebe als sogenannter Radialis- der Läsion, initial schlaffe, dann spastische tery; syn. A. supraorbitalis. Ast aus der A. oph-
Lappen zur Defektdeckung (z. B. MKG- oder Querschnittlähmung unterhalb der Läsion (auf thalmica. Die A. supraorbitalis zieht unter dem
HNO-Chirurgie) verwendet. Der Allen*-Test Höhe der Läsion anhaltend schlaffe Lähmun- Dach der Orbita durch die Incisura supraorbita-
überprüft im Vorfeld die Durchblutung der gen* wegen der Vorderhornbeteiligung) sowie lis zur Stirn* und versorgt diese sowie das Os*
Hand. Blasen-, Mastdarm- und Potenzstörungen. frontale. In ihrem Verlauf gibt sie den Ramus
Arteria recurrens radialis f: engl. radial recur- Arteria spinalis posterior f: engl. posterior spi- diploicus ab.
rent artery; syn. A. recurrens radialis. Ast der A. nal artery; syn. A. spinalis posterior. Paariger Ast Arteria suprarenalis inferior f: engl. inferior su-
radialis. Die A. recurrens radialis entspringt dis- aus der A. inferior posterior cerebelli. Die A. spi- prarenal artery; syn. A. suprarenalis inferior. Ast
tal des Ellenbogens und steigt rückläufig zwi- nalis posterior verläuft im Sulcus posterolatera- aus der A. renalis. Die A. suprarenalis inferior
schen M. brachialis und M. brachioradialis zum lis des Rückenmarks* und versorgt mit ihren ra- versorgt gemeinsam mit der A. suprarenalis me-
Rete* articulare cubiti auf. Sie versorgt M. bra- diären Ästen Rückenmark und Rückenmarks- dia und A. suprarenalis superior die Nebennie-
chialis, M. brachioradialis und Ellenbogenge- häute. re*. Radiär von der Nebennierenkapsel ins Ne-
lenk*. Arteria splenica f: engl. splenic artery; syn. A. bennierenmark* ziehend werden die Arterien
Arteria recurrens ulnaris f: engl. ulnar recurrent splenica. Ast aus dem Truncus* coeliacus, der dort zu sinusoiden Kapillaren*.
artery; syn. A. recurrens ulnaris. Ast der A. ulna- am Oberrand des Pankreas* zur Milz* zieht. Die Arteria suprarenalis media f: engl. middle su-
ris. Die A. recurrens ulnaris spaltet sich nach A. splenica gibt die Rr. pancreatici, A. gastroo- prarenal artery; syn. A. suprarenalis media. Ast
kurzem Verlauf in den R. anterior [A. recurrens mentalis sinistra, Aa. gastricae breves, Rr. sple- aus der Pars abdominalis der Aorta*. Die A. sup-
ulnaris] und R. posterior [A. recurrens ulnaris]. nici und A. gastrica posterior ab und versorgt rarenalis media versorgt gemeinsam mit der A.
Diese ziehen vor bzw. hinter dem Epicondylus Pankreas*, Magen*, Milz* sowie das große Netz. suprarenalis inferior und A. suprarenalis superi-
medialis humeri ins Rete* articulare cubiti zur Arteria subclavia f: engl. subclavian artery; syn. or die Nebenniere*. Radiär von der Nebennie-
Versorgung des Ellenbogengelenks*. A. subclavia. Große Arterie mit Ursprung rechts renkapsel ins Nebennierenmark* ziehend wer-
Arteria renalis f: engl. renal artery; syn. A. rena- aus dem Truncus brachiocephalicus und links den die Arterien dort zu sinusoiden Kapillaren*.
lis. Paarig angelegte Nierenarterie, die ca. auf aus dem Aortenbogen. Die A. subclavia verläuft Arteria suprarenalis superior: engl. superior
Höhe des 1. Lendenwirbels aus der Pars abdomi- durch die Skalenus-Lücke und geht auf Höhe suprarenal arteries; syn. A. suprarenalis superior.
nalis aortae entspringt. Die A. renalis dextra der 1. Rippe in die A. axillaris über. Sie versorgt Ast aus der A. phrenica inferior. Die A. suprare-
und die deutlich kürzere A. renalis sinistra tei- Teile von Kopf, Gehirn, Hals, Rückenmark, Arm nalis superior zieht zur Nebenniere* und ver-
len sich beim Eintritt ins Nierenhilum in 5 Äste, und Brust. sorgt diese.
die jeweils ein Nierensegment versorgen. Vari- Arteria subcostalis f: engl. subcostal artery; Arteria suprascapularis f: engl. suprascapular
anten der Nierenarterie sind häufig. syn. A. subcostalis. Ast aus der Pars thoracica artery; syn. A. suprascapularis. Arterie aus dem
Arteria retroauricularis → Arteria auricularis der Aorta*. Die A. subcostalis verläuft unter der Truncus* thyrocervicalis. Die A. suprascapularis
posterior 12. Rippe und versorgt die Bauchwandmuskeln. zieht oberhalb und hinter der Klavikula* in die
Arteria segmenti anterioris hepatici → Arte- Arteria sublingualis f: engl. sublingual artery; Fossa supraspinata und Fossa infraspinata. Sie
ria hepatica propria syn. Unterzungenschlagader. Ast aus der A. lin- gibt einen R. acromialis [A. suprascapularis] ab
Arteria segmenti lateralis hepatici → Arteria gualis, der zwischen M. mylohyoideus und und versorgt Akromion*, M. supraspinatus und
hepatica propria Glandula sublingualis verläuft. Die A. sublingu- M. infraspinatus. Siehe Abb.
Arteria segmenti medialis hepatici → Arteria alis versorgt Mundbodenmuskeln, Glandula Arteria temporalis anterior f: engl. anterior
hepatica propria sublingualis, Mundbodenschleimhaut und temporal artery; syn. A. temporalis anterior. Ast
Arteria segmenti posterioris hepatici → Ar- Zahnfleisch. Die Arterie bildet schließlich eine aus der Pars sphenoidalis der A. cerebri media.
teria hepatica propria Anastomose* mit der A. submentalis. Die A. temporalis anterior versorgt die Gyri
Arteria sphenopalatina f: engl. sphenopalatine Arteria subscapularis f: engl. subscapular ar- temporales des Gehirns*.
artery. Ast aus der Pars pterygopalatina der A. tery; syn. A. subscapularis. Ast der A. axillaris. Arteria temporalis media f: engl. middle tem-
maxillaris. Die A. sphenopalatina zieht durch Die A. subscapularis zieht am lateralen Rand der poral artery; syn. A. temporalis media. Ast aus
das Foramen sphenopalatinum, gibt die Aa. na- Skapula* nach kaudal und verzweigt sich in die der A. temporalis superficialis, der oberhalb des
sales posteriores laterales sowie die Rr. septales A. thoracodorsalis und die A. circumflexa scapu- Jochbogens unter dem M. temporalis auf der
posteriores ab und versorgt die hintere Nasen- lae. Sie versorgt M. subscapularis, M. latissimus Schläfenbeinschuppe verläuft. Die A. temporalis
höhlenschleimhaut. Bei starkem Nasenbluten dorsi und M. teres major. media versorgt den M. temporalis sowie das Pe-
kann es nötig sein, dieses Gefäß zu unterbinden. Arteria suø lci centralis → Arteria cerebri media riost* der Pars squamosa des Os temporale.
Arteria spinalis anterior f: engl. anterior spinal Arteria suø lci postcentralis → Arteria cerebri Arteria temporalis profunda anterior f: syn.
artery; syn. A. spinalis anterior. Ast aus der Pars media A. temporalis profunda anterior. Ast aus der A.
145 Arteria ulnaris
Arthritis:
A Ursachen (Auswahl).
monoartikulär oligoartikulär (2–5 Gelenke) polyartikulär (> 5 Gelenke)
infektiöse Arthritis seronegative Spondylarthritis rheumatoide Arthritis
(reaktive Arthritis)
Lyme-Arthritis juvenile idiopathische Arthritis Kollagenose (systemischer Lupus
erythematodes)
aktivierte Arthrose Löfgren-Syndrom Vaskulitis
Gicht, Pseudogicht Hämochromatose Polyarthrose
(meist asymmetrisch)
aseptische Knochennekrose Psoriasis-Arthritis
Tumor
lust des betroffenen Gelenks. auch Befall von > 4 Gelenken möglich)
Arthritis, Aø kne-assoziierte f: engl. acne associ- 2. Rheumafaktor-negativ, ANA in ca. 70 %
ated arthritis. Mit hohem Fieber einhergehende positiv 3. Auftreten einer Iridozyklitis* ver-
Arthritis bei entzündlichen Formen der Acne* schlechtert die Prognose – undifferenzierte Arthritis: keiner oder meh-
vulgaris (Acne papulopustulosa, Acne congloba- – Enthesitis-assoziierte Arthritis (15 %): 1. Er- rerer der vorhergehenden Kategorien ent-
ta oder Acne fulminans). Labordiagnostisch be- krankungsbeginn um das 10. Lj., v. a. Jungen sprechend.
stehen eine Leukozytose und eine beschleunigte betroffen 2. mit Befall v. a. der unteren Extre- Diagnostik: Ausschlussdiagnostik: Anamnese,
BSG. mitäten, häufig enthesiopathische Sympto- klinische Symptomatik, Labordiagnostik, bild-
Klinik: Asymmetrische, selten erosiv verlaufen- me (Tarsitis, Achillodynie* u. a.) Sakroiliitis*; gebende Verfahren.
de Oligoarthritis* (besonders der Kniegelenke), häufig Nachweis von HLA-B27 3. oft akute Therapie:
daneben Sakroiliitis sowie entzündliche Beteili- Iridozyklitis* (meist Abheilung ohne Dauer- – Physiotherapie mit physikalischer Therapie,
gung von Wirbelsäule (Spondylitis, Spondylo- schäden) Ergotherapie
diszitis) und sterno-kosto-klavikulären Kno- – juvenile Psoriasis*-Arthritis (5–10 %): 1. Kom- – Pharmakotherapie: 1. nichtsteroidale Anti-
chenverbindungen. Mit Besserung der Akne bination von Psoriasis* und Arthritis oder Ar- phlogistika 2. Glukokortikoide u. a. (langwir-
kommt es zur Rückbildung. thritis in Kombination mit mindestens 2 der kende) Antirheumatika 3. bei hoher Krank-
Arthritis, chlamydieninduzierte → Arthritis, folgenden 3 Kriterien: Daktylitis*, Nagelbe- heitsintensität Methotrexat* 4. bei polyarti-
reaktive fall (Tüpfel oder Onycholyse; mindestens kulärer JIA mit unzureichendem Therapieer-
Arthritis, chlamydieninduzierte → Chlamy- 2 Tüpfel an 1 oder mehr Nägeln) oder Psoria- folg unter Methotrexat zusammen mit TNF*-
dien sis bei erstgradig Verwandten (Diagnosekrite- Blocker
Arthritis dysenterica → Arthritis, reaktive rien der International League of Associations – bei Bedarf rheumachirurgischer Eingriff
Arthritis gonorrhoica → Gonorrhö for Rheumatology, ILAR) 2. in 50 % tritt zu- – rehabilitative Maßnahmen.
Arthritis, juvenile idiopathische f: engl. juve- erst Arthritis auf, in 50 % zuerst Psoriasis; Arthritis mutilans f: Arthritis mehrerer klei-
nile idiopathic arthritis. Sammelbezeichnung für Rheumafaktor negativ, z. T. Beginn im frü- ner Gelenke mit schweren Schädigungen, die zu
chronische Gelenkentzündung im Kindes- und hen Kindesalter als Poylarthritis, bei älteren Deformierung und Mutilation* der Hände und
Jugendalter mit mindestens 6 Wochen anhal- Kindern oftmals zunächst nur wenige Gelen- Füße führen, z. B. infolge rheumatoider Arthri-
tender Entzündung eines oder mehrerer Gelen- ke betroffen, insbesondere Kniegelenk; vari- tis*, Psoriasis*-Arthritis oder Arthropathia* neu-
ke vor dem 17. Lj. Behandelt wird physiothera- ables, unsymmetrisches Gelenkbefallsmus- ropathica.
peutisch und medikamentös. Bei begleitender ter; auch Befall distaler Interphalangealge- Arthritis psoriatica → Psoriasis-Arthritis
Uveitis droht Erblindung, daher ist eine engma- lenke, Sakroiliitis oder Enthesiopathien mög- Arthritis psoriatica im Kindesalter → Arthri-
schige augenärztliche Kontrolle auch bei Symp- lich 3. in Einzelfällen rasche Gelenkdestruk- tis, juvenile idiopathische
tomfreiheit obligat. tion, typischerweise auch Nebeneinander von Arthritis, reaktive f: engl. reactive arthritis; syn.
Einteilung: Nach Art und Umfang des Gelenk- Knochenabbau und Knochenaufbau, z. T. postinfektiöse Arthritis. Durch extraartikuläre
befalls und des Vorhandenseins extraartikulärer mutilierende Arthritis (siehe Abb.) Infektion ausgelöste nichtseptische Arthritis*
Organmanifestationen in 7 Kategorien: ohne nachweisbaren Erreger im Gelenk. Neben
Arthritis, rheumatoide 150
Arthroskopie:
Beschreibung: Immunkomplexvaskulitis mit
A Therapeutische Arthroskopien (Auswahl). lokalen Entzündungsreaktionen (max. Ausprä-
gung nach 4–10 Stunden), hervorgerufen durch
Kniegelenk Gelenkknorpelläsion Refixation oder Entfernung eines Knorpel- Injektion ausreichender Mengen eines Antigens
dissekats in die Haut eines spezifischen, sensibilisierten
Meniskusriss Meniskusteilresektion oder -naht, Einbrin- Organismus. Intravasal bilden sich Immun-
gen eines Meniskustransplantates oder komplexe* zwischen den Antigenen und zirku-
Meniskusersatzes (z. B. Kollagenmatrix) lierenden, präzipitierenden Antikörpern (IgG
und IgM), Komplement* wird aktiviert und che-
Kreuzbandruptur Kreuzbandplastik
motaktisch eine paravaskuläre Infiltration in-
posttraumatisches Entlastung, Spülung duziert mit neutrophilen Granulozyten und
Hämarthros Mastzellen, die bei Phagozytose der Immun-
Gonarthrose[1] Abrasionsarthroplastik, Plicaresektion, komplexe lysosomale Enzyme und Entzün-
Synovektomie dungsmediatoren freisetzen.
Kniegelenkinfektion Synovektomie, Spülung Articulatio caø pitis coø stae f: engl. joint of head
of rib; syn. Art. capitis costae. Rippenkopfge-
Fraktur (z. B. Tibiakopffraktur) arthroskopisch assistierte Osteosynthese lenk, welches mit den Articulationes costotrans-
Schultergelenk Impingement-Syndrom Akromioplastik, Bursektomie versaria die Kostovertebralgelenke bildet. Caput
costae und Fovea costalis superior sowie Fovea
Bankart-Läsion Labrumrefixation, Kapsuloraphie
costalis inferior des nachfolgenden Wirbelkör-
Rotatorenmanschettenruptur arthroskopische Naht pers artikulieren funktionell als Scharniergelen-
Bankart-Fraktur arthroskopisch assistierte Osteosynthese ke miteinander und ermöglichen ein Heben
und Senken der Rippen. Das 1., 11. und 12. Ge-
oberes Osteochondrosis dissecans Entfernung des Dissekats lenk ist nicht zweigeteilt.
Sprunggelenk
Synovialitis, Arthrose Synovektomie Funktion:
Exostosen an Talus und Tibia Abtragung – Verbindung von Rippen und Wirbelsäule*
– Drehung um die Achse des Rippenhalses und
Ellenbogen Exostosen, Synovialitis Synovektomie, Abtragung damit Heben und Senken der Rippen (At-
Handgelenk Arthrose, Diskusläsion Synovektomie, Naht mung*).
Obwohl die Rippenkopfgelenke der Form nach
Hüftgelenk Impingement Synovektomie, Arthroplastik
Kugelgelenke sind, sorgt die Kopplung mit den
[1]
restriktive Indikationsstellung;kritische Nutzenbewertung im Abschlussbericht des Instituts für Sternokostalgelenken und dem Rippenquer-
Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) 2014 fortsatzgelenk dafür, dass sie zur Brustwirbel-
säule nur zu Bewegungen um eine Achse fähig
sind. Eine Drehung ist nur um 15–20° möglich.
Articulatio carpometacaø rpalis poø llicis f: engl.
Arthrosonografie f: engl. arthrosonography; carpometacarpal joint of thumb. Verbindung zwi-
syn. Arthrosonographie. Ultraschalldiagnostik* schen Os trapezium und erstem Mittelhand-
von Gelenken zur Diagnose von Gelenkerkran- knochen (Os metacarpale I). Das Daumensattel-
kungen wie Pannus*, Bursitis, Verkalkung, Seh- gelenk ermöglicht Abduktion (Abspreizen), Ad-
nenruptur, Synovialitis oder Meniskusriss*, zur duktion (Heranführen), Flexion (Beugung), Ex-
Lokalisation von Gelenkergüssen und Weich- tension (Streckung), Opposition (Daumenbewe-
teilprozessen sowie vor Punktion oder Injekti- gung Richtung Kleinfinger) und bei Kombinati-
on. Eingesetzt wird die Arthrosonografie beson- on Zirkumduktion (Kreisen) des Daumens.
ders am Schultergelenk und beim Säugling am Articulatio costotransversaria f: engl. costo-
Hüftgelenk (Hüftgelenksonografie). transverse joint; syn. Art. costotransversaria. Rip-
Arthrotomie f: engl. arthrotomy. Eröffnung ei- penquerfortsatzgelenk, welches zusammen mit
nes Gelenks durch Inzision als Zugang für int- den Articulationes capitis costae die Kostover-
Arthroskopie: Mikrofrakturierung eines Knorpelde- raartikuläre Eingriffe, etwa zur Beseitigung von tebralgelenke bildet. Im Rippenquerfortsatzge-
fekts an der Femurkondyle. [80] Gelenkschäden, Reposition intraartikulärer lenk artikulieren das Tuberculum costae der 1.
Frakturfragmente vor Osteosynthese, Entfer- bis 10. Rippe mit den Querfortsätzen des glei-
nung freier Gelenkkörper, Implantation von chen Brustwirbels als Scharniergelenk und er-
– Diagnostisch: Einzelfall-Entscheidung bei Endoprothesen. möglichen ein Heben und Senken der Rippen.
unklarem Gelenkbefund, auch zur Probeex- Arthus-Reaktion f: engl. Arthus reaction. Form Articulatio cricothyroidea f: engl. cricothyroid
zision aus Synovialis. der Überempfindlichkeitsreaktion nach joint; syn. Art. cricothyroidea. Scharniergelenk
Komplikationen: Coombs und Gell (Allergie*) vom Arthus-Typ zwischen Ringknorpel und dem Cornu inferius
– Knorpelverletzung (Typ III) mit lokalem Ödem und Hämorrhagie des Schildknorpels. Es ermöglicht Kippbewe-
– Infektion sowie evtl. Ulzeration und Nekrose infolge gungen zwischen den beiden Knorpeln, wo-
– Kompartmentsyndrom Thrombosierung von Blutgefäßen. durch die Stimmbänder angespannt oder ent-
– Gasemphysem. spannt werden. Während das Lig. cricothyroide-
155 Artikulationsstörung
Os trapezium
Os capitatum Os trapezium
Os trapezoideum
A
Os hamatum
Os trapezoideum Hamulus
ossis hamati Os metacarpi I
Os metacarpi V
um medianum den Ringknorpelbogen mit dem Articulationes interchondrales f pl: engl. in- Articulatio subtalaris f: engl. subtalar joint;
Schildknorpel verbindet, verstärkt das Lig. cera- terchondral joints; syn. Interchondralgelenk. Ge- syn. Talokalkaneus-Gelenk. Hinterer Teil des
tocricoideum die Gelenkkapsel. lenkverbindung v. a. zwischen den Rippenknor- unteren Sprunggelenkes*. Er besteht aus Talus
Articulatio humeroradialis → Ellenbogenge- peln der 6.–9. Rippe. und Kalkaneus*. Die Articulatio subtalaris ist
lenk Articulationes interphalaø ngeae pedis f pl: ein Zapfengelenk und erlaubt bis zu 20° Eversi-
Articulatio humeroulnaris → Ellenbogenge- engl. interphalangeal joints of foot. Mittel- und on und bis zu 35° Inversion.
lenk Endgelenke zwischen den Zehengliedern. Die Hilfsstrukturen:
Articulatio lumbosacralis f: engl. lumbosacral Articulationes interphalangeae pedis werden – Lig. talocalcaneum laterale
joint. Die beidseitige, einem Wirbelgelenk ent- durch Ligg. collateralia und Ligg. plantaria sta- – Lig. talocalcaneum mediale
sprechende Verbindung zwischen dem 5. Len- bilisiert. Die Zehengelenke sind Scharniergelen- – Lig. talofibulare posterius.
denwirbel und dem Os sacrum. Sie erlaubt Rota- ke und erlauben eine Beugung und Streckung. Articulatio tibiofibularis f: engl. tibiofibular
tion, Vor- und Rückwärts- sowie geringfügige Klinisch bedeutsam sind Hammerzehe* und joint. Proximales Tibiofibulargelenk zwischen
Seitwärtsneigung und wird stabilisiert durch Krallenzehe*. Caput fibulae und Condylus lateralis tibiae. Es
das Ligamentum iliolumbale, das von den Seit- Articulationes pedis f pl: engl. joints of foot; wird durch die Ligg. capitis fibulae anterius und
fortsätzen des 5. Lendenwirbelkörpers auf die syn. Fußgelenke. Bezeichnung für alle Gelenke Ligg. capitis fibulae posterius stabilisiert, stellt
Innenseite des Os ilium zieht. des Fußes. Diese beinhalten die Intermetatarsal- eine Amphiarthrose dar und ist nahezu unbe-
Articulatio mediocarpalis → Handgelenk gelenke, die Interphalangealgelenke*, die Inter- weglich.
Articulationes carpometacarpales f pl: engl. tarsalgelenke, die Metatarsophalangealgelenke, Artificial Reproduction Technology: Gesamt-
carpometacarpal joints. Amphiarthrosen (straffe das Talocruralgelenk und die Tarsometatarsal- heit der medizinischen Eingriffe, die unternom-
Gelenke) zwischen distalen Handwurzelkno- gelenke. Sie bilden gemeinsam das Fußskelett*. men werden, um eine Schwangerschaft herbei-
chen II–V und Basen der Mittelhandknochen Articulationes sternocostales f pl: engl. ster- zuführen, sowohl in der Human- als auch in
(Ossa metacarpi) II–V. Die Articulationes carpo- nocostal joints; syn. Sternokostalgelenk. Verbin- der Tiermedizin. Reproduktionsmedizinische
metacarpales werden palmar und dorsal durch dungsgelenk zwischen Rippenknorpel und Techniken werden angewandt bei Paaren mit
Bänder (Ligg. metacarpalia dorsalia, parlmaria Brustbein. Die 1., 6. und 7. Rippen sind durch unerfülltem Kinderwunsch.
und interossea) gestrafft und dienen dazu, die Synchondrosen mit Manubrium* bzw. Corpus Methoden: Übliche Methoden der assistierten
Beweglichkeit des Handgelenks* zu erhöhen. sterni verbunden. Die 2–5. Rippenknorpeln bil- Reproduktion sind:
Siehe Abb. den mit den Incisurae costales des Sternum* – Intrauterine Insemination
Articulationes costochondrales f pl: engl. cos- echte Gelenke, die durch das Lig. sternocostale – In*-vitro-Fertilisation (IVF)
tochondral joints; syn. Art. costochondralis. Ver- intraarticulare zweigeteilt werden. – intrazytoplasmatische Spermieninjektion
bindung von Os costale und Cartilago* costalis Articulatio radiocaø rpalis → Handgelenk (ICS).
der Rippe ohne Gelenkspalt. Articulatio radioulnaris proximalis → Ellen- Artikulation f: engl. articulation; syn. Articula-
Articulationes costovertebrales f pl: engl. cos- bogengelenk tio. Begriff mit mehrfacher Bedeutung: anato-
tovertebral joints; syn. Art. costovertebralis. Articulatio sacrococcyXgea f: engl. sacrococcyg- misch gelenkige Verbindung von Knochen; lo-
Überbegriff für die Articulationes capitis costae eal joint. Verbindung zwischen Kreuz- und gopädisch Lautbildung, die beim Sprechen ent-
und die Articulationes costotransversaria. Die Steißbein, teils auch als Knorpelhaft. Die Arti- stehende Veränderung des Mund-Nasen-Ra-
Gelenke verbinden die Rippen mit den Brust- culatio sacrococcygea wird stabilisiert durch die chen-Raums (sog. Ansatzrohr) unter Beteili-
wirbeln und ermöglichen ein Heben und Sen- folgenden Bänder: Ligg. sacrococcygeum anteri- gung der Zunge und anderer Artikulatoren wie
ken der Rippen. us, laterale, posterius superficiale und pro- Lippen, Zähne, Gaumen, Gaumensegel, Gau-
Articulationes intercarpales f pl: engl. carpal fundum. menzäpfchen, Rachenhöhle und Nasenraum so-
joints; syn. Articulationes carpi (Abk. Artt. ca r- Articulatio sternoclavicularis f: engl. sterno- wie Kehlkopf und Atmungsorganen.
pi). Amphiarthrosen (straffe Gelenke) zwischen clavicular joint. Verbindung zwischen Sternum Artikulationsstörung f: engl. articulation disor-
Handwurzelknochen einer Reihe. Die Articula- (Incisura clavicularis) und Klavikula* (Extremi- der. Funktionelle oder organisch bedingte Aus-
tiones intercarpales sind durch Bänder (Ligg. in- tas sternalis). Die Articulatio sternoclavicularis sprachestörung und Lautbildungsstörung;
tercarpalia interossea) fixiert und dienen dazu, stellt die gelenkige Verbindung der oberen Ext- meist im Kindesalter auftretende Form der
die Verschieblichkeit der Handwurzelknochen remität mit dem Rumpf dar und ermöglicht die Sprechstörung mit verminderter Fähigkeit,
gegeneinander zu gewährleisten und damit die Hebung, Senkung, Vor- und Rückführung so- Phone (Sprachlaute) isoliert und unabhängig
Beweglichkeit des Handgelenks* zu erhöhen. wie Zirkumduktion der Schulter. von der sprachlichen Umgebung sprechmoto-
Artikulator 156
vollendeten 18. Lj. verordnet werden. Einzel- eines Abhängigkeitssyndroms* von Arzneistof- Therapie:
heiten legt die Arzneimittel-Richtlinie des Ge-
meinsamen Bundesausschusses fest. Gesetzli-
fen, v. a. aus den Substanzklassen der Sedativa*
und Hypnotika, Analgetika* und Stimulanzi-
– Absetzen des verdächtigen Arzneimittels
– lebenslange strikte Karenz bei gesicherter
A
che Krankenkassen können OTC-Arzneimittel en*. Eine Sonderform ist die Niedrig-Dosis-Ab- Arzneimittelallergie (Allergiepass), ggf. Iden-
als Satzungsleistung in ihren Leistungskatalog hängigkeit, die ohne Dosissteigerung der Sub- tifikation sicherer Alternativen in der Aus-
aufnehmen (§ 11 Abs. 6 SGB V). Verschrei- stanz verläuft. Beachte: Antidepressiva*, Neuro- weichexpositionstestung.
bungspflichtige Arzneimittel: unterliegen leptika und Antidementiva* lösen keine Arznei- Therapie der akuten Reaktion abhängig von der
besonderen Sicherheits- und Überwachungsan- mittelabhängigkeit aus. klinischen Manifestation:
forderungen. Sie dürfen nur nach Vorlage einer Arzneimittelallergie f: engl. drug allergy. Arz- – Bei Typ I wie bei Urtikaria oder Anaphylaxie
ärztlichen, zahnärztlichen oder tierärztlichen neimittelüberempfindlichkeit*, bedingt durch z. B. mit: 1. H1-Antihistaminika 2. ggf. syste-
Verordnung ausschließlich in Apotheken abge- einen definierten immunologischen Mechanis- mischen Glukokortikoiden 3. ggf. Adrenalin
geben werden. Die „Verordnung über die Ver- mus wie arzneimittelspezifische IgE-Antikör- – bei Typ IV wie bei Arzneimittelexanthem
schreibungspflicht von Arzneimitteln“ (Arznei- per oder T-Lymphozyten. Wichtigste Maßnah- z. B. mit: 1. H1-Antihistaminika 2. topischen
mittelverschreibungsverordnung, AMVV) bildet me ist das Meiden des auslösenden Arzneimit- oder ggf. systemischen Glukokortikoiden.
die Rechtsgrundlage für die Verschreibungs- tels. Arzneimittelbezoar → Bezoar
pflichtigkeit von Stoffen und Zubereitungen Einteilung: Arzneimittelexanthem n: engl. Drug rash. Arz-
von Stoffen, die in einem der AMVV als Anlage – Typ I (Soforttyp): z. B. nach Einnahme von neimittelüberempfindlichkeit* (meist Typ IV-
angeschlossenen Verzeichnis aufgeführt sind. Penicillinen mit klinischer Manifestation als Allergie) mit klinischer Manifestation an der
Besteht aufgrund der Erfahrungen mit dem Urtikaria*, Angioödem* und/oder Anaphyla- Haut als Exanthem (makulös, makulopapulös,
Arzneimittel weder die Notwendigkeit einer xie* urtikariell, morbilli-, scarlatini- oder rubeoli-
ärztlichen Überwachung noch eine unmittelba- – Typ II (zytotoxischer Typ): z. B. durch Sulfon- form, ekzematös oder bullös). Bei erstmaliger
re oder mittelbare Gefährdung von Mensch, amide mit klinischer Manifestation als Arzneimitteleinnahme treten die Symptome
Tier oder Umwelt, kann durch das Bundesge- thrombotisch-thrombozytopenische Purpu- meist zwischen dem 7.–14. Tag auf, bei bereits
sundheitsministerium nach § 48 AMG durch ra, hämolytische Anämie, Leukopenie, Agra- stattgehabter Sensibilisierung schon ab dem
Rechtsverordnung die Einordnung als ver- nulozytose 2. Einnahmetag. Siehe Abb. 1, Abb. 2, Abb. 3
schreibungspflichtig frühestens nach 3 Jahren – Typ III (Immunkomplextyp): z. B. durch Pe- und. Abb. 4.
aufgehoben werden. Unwirtschaftliche Arz- nicilline mit klinischer Manifestation u. a. als Klinik: Bei unklaren Exanthemen ist auch an
neimittel sind solche, die für das Therapieziel Serumkrankheit, Vasculitis allergica Arzneimittelexantheme zu denken. Fixe Arz-
oder zur Minderung von Risiken nicht erforder- – Typ IV (verzögerter Typ): z. B. nach Einnah-
liche Bestandteile enthalten, deren Wirkung me von Antibiotika als Arzneimittelexan-
wegen der Vielzahl der enthaltenen Wirkstoffe them*, selten auch als fotoallergische Reak-
nicht mit ausreichender Sicherheit beurteilt tion
werden kann oder deren therapeutischer Nut- – Mischformen (aus Typ I und IV): z. B. Angio-
zen nicht nachgewiesen ist. Nach § 34 Abs. 3 ödem und Exanthem auf Penicillin.
SGB V sind Arzneimittel, die in Anlage 2 Num- Klinik: In mehr als 80 % der Fälle Symptome an
mer 2–6 der „Verordnung über unwirtschaftli- Haut- und Schleimhäuten.
che Arzneimittel in der gesetzlichen Kranken- Diagnostik: Qualifizierte allergologische Abklä-
versicherung“ vom 21.2.1990 (BGBl. I S. 301), rung bei Typ I und Typ IV.
zuletzt geändert durch die Verordnung vom – Typ I: Nachweis der spezifischen IgE-vermit-
9.12.2002 (BGBl. I S. 4554), aufgeführt sind, als telten Sensibilisierung mit Hauttestung
Teil der Arzneimittel-Richtlinie des Gemeinsa- (Prick-, Intrakutantest), spezifischem IgE-
men Bundesausschuss von der Versorgung nach Nachweis im Serum (FEIA, EAST), evtl. zellu-
§ 31 SGB V ausgeschlossen. Der Gemeinsame* lärer In-vitro-Diagnostik (CAST, Basophilen- Arzneimittelexanthem Abb. 1: Morbilliformes
Bundesausschuss kann darüber hinaus Arznei- Aktivierungstest), bei unklarer und nicht Arzneimittelexanthem. [220]
mittel aus der GKV-Versorgung ganz oder teil- schwerwiegender Anamnese sowie fehlen-
weise ausschließen, wenn die Wirtschaftlichkeit dem Nachweis einer Sensibilisierung Provo-
nicht durch einen Festbetrag nach § 35 SGB V kationstest, sonst ggf. Ausweichexpositions-
oder durch die Vereinbarung eines Erstattungs- test*
betrags nach § 130b SGB V hergestellt werden – Typ IV: Nachweis der spezifischen Sensibili-
kann (§ 92 Abs. 2 SGB V). Bei bedenklichen sierung mit Hauttestung (Intrakutantest mit
Arzneimitteln besteht nach dem jeweiligen Spätablesung, Epikutantest), evtl. Lympho-
Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse der zytentransformationstest, bei unklarer und
begründete Verdacht, dass sie bei bestimmungs- nicht schwerwiegender Anamnese sowie feh-
gemäßem Gebrauch schädliche Wirkung haben, lendem Nachweis einer Sensibilisierung ggf.
die über ein vertretbares Maß hinausgehen. Es Provokationstestung, sonst ggf. Ausweichex-
ist verboten, sie in den Verkehr zu bringen oder positionstest*
bei einem anderen Menschen anzuwenden – Typ II: nur im Akutstadium durch Antiglo-
(§ 5 AMG). bulintest möglich
Arzneimittelabhängigkeit f: engl. drug depen- – Typ III: nur im Akutstadium Nachweis von Arzneimittelexanthem Abb. 2: vesikulopapulöses
dence. Form der Substanzstörungen* im Sinne Immunkomplexen möglich. Arzneimittelexanthem. [220]
Arzneimittelgesetz 158
Besonderheiten bei Begleiterkrankungen besserung der Wirtschaftlichkeit in der Arznei- Patient und Arzt im Rahmen einer Beratung
(z. B. Niereninsuffizienz) 2. nach erfolgrei-
chem Abschluss der Phase III kann das neue
mittelversorgung“ vom 26.4.2006, in Kraft ge-
treten am 1.5.2006 mit dem Ziel, die Arzneimit-
oder Behandlung. Man unterscheidet 4 Bezie-
hungsmodelle, die allein oder mit einem be-
A
Präparat zur Arzneimittelzulassung* einge- telausgaben zu reduzieren und die Kosten stimmten Anteil vorliegen: das paternalistische,
reicht werden der Arzneimittelversorgung in der gesetzlichen das informative, das interpretative und das deli-
– Phase IV (Drugmonitoring): nach Zulassung Krankenversicherung zu stabilisieren. berative Modell.
weitere Beobachtung zur möglichst frühzei- Arzneimittelzulassung f: engl. market authori- Prinzip: Die Arzt-Patient-Beziehung ist Grund-
tigen Erfassung seltener UAW, die evtl. erst sation of drugs. Durch Verordnung (EG) Nr. 726/ lage jedes medizinischen Handelns. Verbale
nach längerem Gebrauch manifest werden. 2004, Richtlinie 2001/83/EG sowie Arzneimittel- und nonverbale Information werden auf ver-
Das Paul*-Ehrlich-Institut ist zuständig für Se- gesetz* geregeltes Verfahren zur Zulassung von schiedenen Wahrnehmungskanälen ausge-
ra, Impfstoffe, Blutzubereitungen, Knochen- Arzneimitteln. Zuständige Behörden auf natio- tauscht. Die Arzt-Patient-Beziehung lässt sich
markzubereitungen, Gewebezubereitungen, naler Ebene sind das BfArM, das Paul*-Ehrlich- durch Compliance* (Verordnungstreue), Adhä-
Gewebe, Allergene, xenogene Arzneimittel, Institut (Zulassung von Sera und Impfstoffen) renz* (Therapietreue), Empowerment (gestärkte
gentechnisch hergestellte Blutbestandteile und bzw. das Bundesamt* für Verbraucherschutz Eigenverantwortung des Patienten), Shared De-
Arzneimittel für neuartige Therapien (§ 77 und Lebensmittelsicherheit (Zulassung von Tier- cision Making (partizipative Entscheidungsfin-
Abs. 2 AMG). Arzneimittel mit hohem sog. me- arzneimitteln) und auf europäischer Ebene die dung*) oder Informed* Consent (Information
dical need durchlaufen verkürzte Arzneimittel- Europäische* Arzneimittelagentur (EMA). und Entscheidungsspielraum ausschließlich
prüfungen. Dabei geht es um Behandlungsopti- Arzthaftung f: engl. physician’s liability. Einste- beim Patienten) charakterisieren. Jeder Patient
onen für Erkrankungen, für die bisher nur un- henmüssen für Schäden aus dem Arzt- oder hat eine eigene Persönlichkeit und unterschied-
zureichende Therapieansätze vorhanden sind. Krankenhausvertrag (§§ 630 a ff. BGB) und aus liche Bedürfnisse, die die Art der Beziehung be-
Arzneimittel-Toxikologie f: Teilgebiet der To- unerlaubter Handlung (§§ 823 ff. BGB). stimmen. Das paternalistische Modell (pater-
xikologie, das sich mit der Vergiftung durch Hintergrund: Insbesondere Behandlungsfehler, nalistic model). Die Entscheidung über diag-
Medikamente beschäftigt und Folgendes unter- Einwilligungs- und Aufklärungsmängel und nostische und therapeutische Maßnahmen liegt
sucht: das toxikologische Gefährdungspotenzi- Organisationsdefizite führen zur Schadenser- beim Arzt, der mit seinen Kenntnissen über die
al bei Einführung neuer Arzneimittel, die toxi- satzpflicht. Die Schadensersatzpflicht aus Ver- Auswahl der Informationen die Zustimmung
kologischen Konsequenzen einer chronischen trag und Gesetz kann kumulativ oder alternativ des Patienten erwirkt. Grundlage des Modells
Arzneimitteltherapie sowie geeignete Therapie- bestehen. Unterschiede bestehen zwischen ver- ist die Annahme, dass das Beste für den Kran-
maßnahmen bei Vorliegen einer Arzneimittel- traglicher und deliktischer Haftung hinsicht- ken objektivierbar und eindeutig ist. Der Arzt
vergiftung. lich des Einstehenmüssens für Hilfspersonen fungiert als Beschützer des Patienten. Das in-
Arzneimittelüberempfindlichkeit f: engl. (§§ 278, 831 BGB). Früher bestehende Unter- formative Modell (informative model). Der
drug hypersensitivity. Durch Arzneimittel ausge- schiede hinsichtlich der Verjährung und des Arzt stellt dem Patienten alle relevanten Infor-
löste Arzneimittelunverträglichkeit vom Typ B Schmerzensgeldanspruchs gelten durch das mationen zur Verfügung. Dieser wählt dann al-
(„bizarre“), die individuell und nicht vorherseh- „Gesetz zur Modernisierung des Schuldrechts“ lein die medizinischen Interventionen aus, die
bar ist, d. h. nur bei speziell prädisponierten Pa- vom 26.11.2001 nur noch insoweit, als dass im seinen Vorstellungen und Werten entspricht.
tienten auftritt. Unterschieden werden die Arz- Deliktsrecht eine Haftung mittelbar Geschädig- Der Patient hat feststehende Werte, ist autonom
neimittel-Allergie basierend auf einer immuno- ter nach § 844 BGB möglich ist (§§ 199 Absatz 2, und kontrollierend. Der Arzt fungiert als Tech-
logischen Reaktion (Typ I–IV) und die nichtim- 253 Absatz 2 BGB). Regelmäßig ist Verschulden niker. Das interpretative Modell (interpreta-
munologische Arzneimittelüberempfindlich- (Vorsatz oder Fahrlässigkeit) erforderlich. Die tive model). Der Arzt erfasst außer den medizi-
keit basierend auf nicht im Detail geklärtem Schadensersatzpflicht gilt in allen Bereichen nischen Informationen auch die Vorstellungen
Mechanismus. (z. B. auch Unterhaltsbelastung nach misslun- und Werte des Patienten und hilft ihm das pas-
Beispiele: Arzneimittel-Allergie (exemplarisch): gener Sterilisierung). Beweisrechtliche Beson- sende Vorgehen herauszufinden. Bei diesem
– Typ I: Urtikaria* auf Penicillin, Anaphylaxie* derheiten (Erleichterung oder Umkehr der Be- Modell stehen die Vorstellungen des Patienten
auf Amoxicillin weislast* zugunsten des Patienten) sind u. a. bei nicht schon fest, sondern Arzt und Patienten su-
– Typ II: Agranulozytose* auf Metamizol groben Behandlungsfehlern, Dokumentations- chen gemeinsam nach einem passenden Weg.
– Typ III: leukozytoklastische Vaskulitis* auf mängeln, Aufklärungsmängeln, Befunderhe- Der Patient entscheidet aber allein. Das abwä-
Carbamazepin bungsfehlern möglich und seit 2013 mit dem gende Modell (deliberative model). Im Wis-
– Typ IV: makulopapulöses Arzneimittelexan- Patientenrechtegesetz* gesetzlich normiert. sen um die Gesamtsituation des Patienten erar-
them* auf Piperacillin. Arzt, hygienebeauftragter m: engl. hygienist. beitet der Arzt eine Lösung, die er mit dem Pati-
Nichtimmunologische Arzneimittelüberemp- Erfahrener Facharzt mit besonderen Kenntnis- enten bespricht und erörtert. Voraussetzung ist
findlichkeit, Pseudoallergie (exemplarisch): Ur- sen in Hygiene und Mikrobiologie*, der im Ein- Verstehen auf beiden Seiten. Die Entscheidung
tikaria* mit Luftnot auf Acetylsalicylsäure. vernehmen mit dem Krankenhaushygieniker* treffen beide gemeinsam. Das abwägende Mo-
Schwere kutane Arzneimittelreaktionen (ex- u. a. die Hygienestrategien und das Ausbruchs- dell entspricht dem aktuell angestrebten SDM-
emplarisch) mit vesikulobullösen Exanthemen: management* des Krankenhauses im jeweiligen Modell (shared decision model), bei dem auch
– Erythema exdudativum multiforme Bereich vermittelt und umsetzt sowie bereichs- Patient und Arzt die Entscheidung gemeinsam
– Stevens*-Johnson-Syndrom auf Cotrimoxa- spezifische Infektionsrisiken analysiert und den treffen. Die Reflexion der Arzt-Patient-Bezie-
zol Antibiotikagebrauch optimiert. hung kann im Rahmen einer Balint-Gruppe
– toxisch-epidermale Nekrolyse auf Terbina- Arztinformationssystem → Praxisverwal- oder Supervision* erfolgen.
fin. tungssystem Arztrolle f: engl. doctor’s role. Soziale Rolle des
Arzneimittelversorgungs-Wirtschaftlich- Arzt-Patient-Beziehung f: engl. doctor-patient- Arztes. Sie beinhaltet fachliche Kompetenz,
keitsgesetz n: Deutschland: „Gesetz zur Ver- relationship. Das besondere Verhältnis zwischen funktionelle Spezifität seiner Handlungen ge-
Arztstammdaten 160
genüber dem Patienten, affektive Neutralität – seit 1993 besteht in Deutschland für Asbest
A sowie Hilfsbereitschaft ohne Unterschiede der
Person.
ein vollständiges Import- und Verwendungs-
verbot.
Arztstammdaten → Stammdaten Klinische Bedeutung: Asbest verursacht eine
AS: Abk. für → Aortenstenose Reihe von lebensbedrohlichen Erkrankungen:
ASA-Klassifikation f: engl. ASA classification; – Asbestose*
syn. Klassifikation der American Society of An- – Pleuramesotheliom*
esthesiologists. In der Anästhesie verwendetes – Lungenkarzinom*
diagnostisches Instrument zur Abschätzung des – Kehlkopfpräkanzerose*
perioperativen Risikos mit Einteilung von Pati- – Larynxkarzinom*.
enten in 6 Risikogruppen. Die ASA-Klassifikati- Asbeø stkörperchen n: engl. asbestos body. As-
on liefert nur ungenaue Ergebnisse. Siehe Tab. bestfaser mit (insbesondere) polständiger eisen-
haltiger Proteinhülle und aufgereihten Makro- Asbestose Abb. 2: pleurale Asbestose mit
phagen* in Hantel-, Bambusrohr- oder Schasch- Kalkplaques bilateral und diaphragmal
ASA-Klassifikation: likspießform als Indikator einer Asbestexpositi- (Röntgen-Thorax-Aufnahme). [199]
Abschätzung des perioperativen Risikos. on in der Lungenhistologie, bronchoalveolären*
Lavage oder im Sputum*, z. B. bei Asbestose*.
Klasse Definition
Asbestose f: engl. asbestosis; syn. Asbeststaub-
ASA I normale, gesunde Patienten ohne lunge. Heute seltene Form der progredienten
regelmäßige Arzneimitteleinnahme, Pneumokoniose* durch Inhalation von Asbest-
kein extremes Alter fasern. Asbest hat eine kanzerogene (z. B. Bron-
ASA II Patienten mit leichter Allgemeiner- chial- oder Larynxkarzinom) und fibrogene
krankung ohne regelmäßige Arznei- (z. B. Pleuraplaques, Pleurafibrose) Wirkung.
mitteleinnahme; Patienten mit Asbestose-Kranke zeigen Dyspnoe, trockenen
extremem Alter (z. B. Neugeborene, Husten, spärlichen Auswurf (kann Asbestkör-
älter als 60 Jahre) perchen* enthalten) und entwickeln schließlich
ASA III schwere Allgemeinerkrankung mit respiratorische Insuffizienz und Cor* pulmo-
regelmäßiger Arzneimitteleinnahme nale.
Pathologie:
ASA IV lebensbedrohliche Allgemein- – Pulmonale Asbestose: diffuse, interstitielle
erkrankung Lungenfibrose*, v. a. basal (siehe Abb. 1),
ASA V hirntoter Patient zur Organspende meist mit Schrumpfungsneigung
e wird an die Klasse angehängt, wenn – pleurale Asbestose: diffuse Pleuraverdickun- Asbestose Abb. 3: Pleuraplaques bei pleuraler
es sich um einen Notfalleingriff gen, hyaline bzw. verkalkte Plaques (siehe Asbestose (Thorakoskopie). [199]
handelt Abb. 2 und Abb. 3) und rezidivierende Pleu-
raergüsse (sog. Asbestpleuritis) durch Ablage-
rung eingeatmeter Asbestfasern in der Pleura
parietalis (sog. Pleurotropie). Die pleurale As- Peritoneums oder Perikards kommen in Ver-
ASAT: Abk. für → Aspartataminotransferase bestose kann der pulmonalen Asbestose vo- bindung mit Asbestose (95 % ursächlich) ge-
ASB: Abk. für engl. assisted spontaneous rausgehen oder gleichzeitig auftreten. häuft vor.
breathing → Beatmung Komplikationen: Die Asbestose kann als Berufskrankheit (Nr.
ASB: Abk. für engl. assisted spontaneous – Lungenkarzinom* 4103, 4104 und 4105) anerkannt werden. Zur
breathing → Spontanatmung – Larynxkarzinom* und Mesotheliome der Abschätzung von Gesundheitsrisiken werden
Asbeø st m: engl. asbestos. Sammelbezeichnung Pleura (Pleuramesotheliom*, Abb. dort), des die Faserjahre* berechnet.
für 2 Gruppen faserförmiger, silikatischer Mi- Diagnostik:
neralien (Serpentinasbeste und Amphibolasbes- – Röntgen-Thorax-Aufnahme (ILO-Klassifika-
te). Asbest setzt bei Bearbeitungs- und Ver- tion)
schleißvorgängen den fibrinogenen und v. a. – CT
kanzerogenen Asbestfaserstaub frei und löst – Lungenfunktionsprüfung* (restriktive Venti-
beim Einatmen schwere Erkrankungen der lationsstörung*).
Lunge aus. Asbeø stwarze f: engl. asbestos wart. Durch ein-
Hintergrund: gespießte Asbestfasern hervorgerufene Haut-
– Gefährdung besteht bei Abbruch-, Sanie- warze, die nicht zu den Präkanzerosen* zählt.
rungs- und Instandhaltungsarbeiten sowie A-Scan: Abk. für Amplituden-Scan → Ultra-
durch Verschleiß schalldiagnostik
– für Arzneizubereitungen zur parenteralen Aø scaris lumbricoides f: Zu den Nemathelmin-
Anwendung dürfen keine Asbestfilter ver- thes gehörender Spulwurm des Menschen. Die
wendet werden, da die Gefahr der Abgabe Infektion (Askariasis*) erfolgt durch orale Auf-
von Fasern an die Lösung und somit einer Asbestose Abb. 1: pulmonale Asbestose in Mittel- nahme larvenhaltiger Eier (z. B. kontaminierte
kanzerogenen Wirkung besteht und Unterfeldern beidseits. [199] Lebensmittel oder Trinkwasser).
161 Askariasis
– Pankreatitis oder Verschluss-Ikterus bei ent- In den Zellen befindet sich das Enzym vorwie-
A sprechendem Befall der jeweiligen Gänge
– Wachstumshemmung und verzögerte geisti-
gend in den Mitochondrien und zu einem ge-
ringeren Anteil im Zytoplasma. Die AST wird
ge Entwicklung bei starkem Befall im Kin- zur Quantifizierung einer Zellschädigung he-
desalter. rangezogen.
Diagnostik: Nachweis der Eier oder gelegentlich Referenzbereiche: Methodenabhängig. Für
der Würmer im Stuhl. IFCC-Methode:
Therapie: – Männlich: < 35 U/l
– Mebendazol – weiblich: < 31 U/l.
– Albendazol Bewertung: Erhöhte Werte:
– Ivermectin – Herzerkrankungen: 1. Myokardinfarkt,
– Levimasol und Pyrantel sind weniger ge- Herzrhythmusstörungen 2. Myokarditis, Pe-
bräuchlich. rikarditis 3. Herzkatheteruntersuchung Aspergillose [231]
Assisteø nt, operationstechnischer m: engl. op- AST: Abk. für Antistreptolysintiter Antistrep-
A erating room assistant; Abk. OTA. Staatlich aner-
kannter Gesundheitsfachberuf. Operationstech-
tolysine → Antistreptolysine
Astasie f: engl. astasia. Völlige Unfähigkeit zu
nische Assistenten übernehmen die Aufgaben stehen oder mangelnde Festigkeit des Stehens
von Operationspflegern und -pflegerinnen in- (geringere Ausprägung: Dysstasie) bei ungestör-
nerhalb des Krankenhauses. Hierzu zählen un- ter Kraft und Sensibilität*, meist kombiniert
ter anderem die Vorbereitung des Operations- mit trippelnder, choreiformer oder paralyti-
raums und die Assistenz bei der Operation. scher* Gehstörung (Abasie*), meist infolge psy-
Empfehlungen der Deutschen Krankenhausge- chogener Störung, Hysterie* oder Neurasthe-
sellschaft und landesrechtliche Vorschriften re- nie*, auch bei Erkrankungen des Thalamus*
geln die 3-jährige Ausbildung. (thalamische Astasie) oder Kleinhirn-Brücken-
Assisteø nt, pharmazeutisch-teø chnischer m: Erkrankungen.
engl. pharmaceutical medical technician. Im „Ge- Assistenzsystem, ventrikuläres Abb. 2: BiVAD: bivent- Asthenopie f: engl. asthenopia. Sehschwäche
setz über den Beruf des pharmazeutisch-techni- rikuläres Assistenzsystem; 1: mit Kanülierung des mit Störungen des Sehens und des Allgemein-
schen Assistenten“ (PharmTAG) und in der ent- linken Vorhofs, a: vom linken Vorhof, b: vom rechten befindens, die bei Entlastung nachlassen. Häu-
sprechenden Ausbildungs- und Prüfungsver- Vorhof, c: zur Aorta, d: zur A. pulmonalis, e: parakor- fige Ursachen sind unkorrigierte Refraktions-
ordnung geregelter Assistenzberuf zur Unter- porale Pumpkammer; 2: mit Kanülierung der links- fehler, Schielen, Heterophorie* sowie eine
stützung der Tätigkeiten eines Apothekers ventrikulären Herzspitze, a: vom rechten Vorhof, schwache Akkommodation. Weitere Ursachen
durch Beratung und Aufklärung von Patienten b: von linksventrikulärer Herzspitze, c: zur Aorta, sind Miotika, Glaukom*, Iritis*, Retrobulbär-
und Kunden in einer Apotheke, Laboruntersu- d: zur A. pulmonalis, e: parakorporale Pumpkammer. neuritis, Augenmuskelspasmen, Blendung und
chungen, Bestellung und Buchhaltung. Neurasthenie*.
Ausbildung: 2-jähriger Lehrgang an einer staat- Asthenozoospermie f: engl. asthenospermia.
lich anerkannten Lehranstalt für PTA, 160 h Prozentanteil der progressiv-motilen Spermien
Praktikum in einer Apotheke, Ausbildung in (PR) unterhalb des unteren Referenzwertes, di-
Erster Hilfe (8 Doppelstunden), praktische Aus- agnostiziert mittels Spermatozoon*-Vitalitäts-
bildung von 6 Mon. in einer Apotheke. test.
Assisteø nzberuf, medizinischer → Gesund- Asthenurie f: Unvermögen zur Harnkonzent-
heitsfachberuf rierung. Asthenurie ist ein häufiges Symptom
Assisteø nzsystem, ventrikuläres n: engl. ven- beim Diabetes* insipidus. Hierbei ist die Fähig-
tricular assist device (Abk. VAD); syn. mechani- keit der Niere, Urin zu konzentrieren, deutlich
sches Kreislaufunterstützungssystem. Extern vermindert. Es kommt zur Polydipsie* und zur
oder intern angetriebenes implantierbares Polyurie* eines verdünnten (hypotonen) Urins.
künstliches Pumpsystem zur mechanischen Un- Aø sthma n: Anfallsweise auftretende hochgradi-
terstützung des in situ belassenen Herzens. ge Atemnot, im engeren Sinne Asthma* bron-
Einteilung: chiale, Näheres siehe dort.
Assistenzsystem, ventrikuläres Abb. 3: pneumatisch
– Nach unterstützter Herzkammer: 1. univent- Aø sthma bronchiale n: engl. bronchial asthma;
angetriebenes, pulsatiles, parakorporales, biventriku-
rikulär: linksventrikulär (LVAD für left ven- syn. Bronchialasthma. Entzündliche obstrukti-
läres Assistenzsystem; a: vom rechten Vorhof; b: zur
tricular assist device; siehe Abb. 1) 2. rechts- ve Atemwegserkrankung mit anfallsweise auf-
A. pulmonalis; c: zur Aorta; d: von linksventrikulärer
ventrikulär (RVAD für right ventricular assist tretender Dyspnoe infolge variabler und rever-
Herzspitze. [41]
device) 3. biventrikulär (BiVAD für biventri- sibler Bronchialverengung und bronchialer Hy-
cular assist device) zur Unterstützung beider perreaktivität*. Vom Asthma bronchiale sind
Ventrikel (siehe Abb. 2 und Abb. 3) mit steigender Inzidenz ≤ 10 % der Kinder und
– nach Antriebsform: 1. pneumatisch 2. elekt- – nach Flussprofil: 1. pulsatil 2. kontinuierlich 4–5 % der Erwachsenen betroffen. Wichtigste
risch – nach Pumpenlage: 1. extrakorporal 2. para- Maßnahme bei allergisch bedingtem Asthma ist
korporal 3. intrakorporal. die Allergenkarenz.
Indikationen: Pathogenese: Die Trias aus Bronchospasmus,
– Herzversagen (Herzinsuffizienz*, kardioge- Schleimhautschwellung und Dyskrinie entsteht
ner Schock*) – Durch verschiedene Mechanismen: 1. Aller-
– passager zur Überbrückung (Bridging*) bis gene 2. Infektionen 3. chemisch-physikali-
zur Herztransplantation* oder bis zur Herz- sche Inhalationsreize
a erholung – auf unterschiedlichen Reaktionswegen:
– permanent als Alternative zur Herztrans- 1. IgE-vermittelte Sofortreaktion 2. Freiset-
plantation. zung von Histamin, Leukotrienen, plättchen-
Assmann-Herd → Frühinfiltrat aktivierendem Faktor (PAF) u. a. Mediatoren
b Assoziationsstörung f: engl. association disor- aus Mastzellen und weiteren Entzündungs-
der. Beeinträchtigung der sinnvollen Verknüp- zellen 3. direkte nervale Wirkung.
Assistenzsystem, ventrikuläres Abb. 1: LVAD: intra- fung psychischer Funktionen wie Wahrneh- Formen: Einteilung nach Ursache:
korporales linksventrikuläres Assistenzsystem; mungen, Gefühle, Gedanken, z. B. als Denkstö- – Allergisches Asthma bronchiale (Synonym:
a: zur Aorta, b: Pumpkammer mit Kanüle an links- rung* bei Schizophrenie* oder als Ich*-Störung extrinsisches Asthma bronchiale): IgE-ver-
ventrikulärer Herzspitze. bei Depersonalisation* und Derealisation*. mittelte Sofortreaktion, ausgelöst durch die
165 Astigmatismus
– bei anaplastischem Astrozytom WHO-Grad chung des kindlichen Kopfes nach vorne oder – Aszites mit AG ≥ 1,1 g/dl: 1. bei vaskulärer
III Nachbestrahlung, ggf. Chemotherapie be-
gleitend (siehe Radiochemotherapie*) oder
hinten durch seitliche Flexion in der Halswir-
belsäule. Die Pfeilnaht ist bei der vaginalen Un-
Genese infolge portaler Hypertension* (syn.
portaler Aszites) 2. bei erniedrigtem onkoti-
A
nach Strahlentherapie, 2-Jahres-Überlebens- tersuchung nach vorne (Naegele-Obliquität) schem Druck infolge Hypalbuminämie*
rate ca. 37–46 % oder nach hinten (Litzmann-Obliquität) abge- (Malabsorption, Malnutrition)
– Grad IV: siehe auch Glioblastom*, 2-Jahres- wichen, die Veränderungen finden sich meist – Aszites mit AG < 1,1 g/dl: 1. maligne Genese,
Überlebensrate ca. ≤ 10 %. bei einem verengten Becken. z. B. bei Peritonealkarzinose*, Pseudomy-
ASV: Abk. für engl. adaptive support ventila- Komplikation: Geburtsmechanisch bedingt xom, Meigs*-Syndrom 2. entzündliche Gene-
tion → Beatmung kommt es häufig zum verzögerten Geburtsver- se, z. B. bei Tuberkulose, Chlamydien- oder
Asymbolie f: engl. asymbolia. Störung des Er- lauf oder auch Geburtsstillstand mit Notwen- Gonokokkeninfektion, eosinophiler Gastro-
kennens oder Gebrauchs von Symbolen bzw. digkeit der operativen Entbindung. enteritis, biliärer Erkrankung, Vaskulitis,
Zeichen, u. a. als Sonderform der Aphasie*. Asystolie f: engl. asystole. Fehlen der elektri- Pankreatitis und eitriger Peritonitis* 3. bei
asymptomatisch: engl. asymptomatic. Ohne schen Herzaktivität und dadurch ausbleibende extremem Eiweißverlust, z. B. nephrotisches
Krankheitserscheinungen oder ohne Symp- Kontraktion des Herzens (Herzstillstand) mit Syndrom*
tome. Kreislaufstillstand in der Folge (siehe Herz*- – Sonderformen: 1. Bakteraszites mit AG
Asymptomatische Bakteriurie f: Nachweis Kreislauf-Stillstand). ≥ 1,1 g/dl und Nachweis bakterieller Koloni-
von Bakterien im Urin ohne Symptome. Eine Ursachen: sation ohne wesentliche Entzündungsreakti-
asymptomatische Bakteriurie bei gesunden, – Kardial, z. B. Herzinfarkt*, Sinusknotenstill- on (< 250 Granulozyten/mm3) als Komplika-
nicht schwangeren Frauen muss in der Regel stand ohne Ersatzrhythmus* tion bei portalem Aszites 2. spontan bakteri-
nicht behandelt werden. – reflektorische Vagusstimulation, z. B. bei Bo- elle Peritonitis* mit AG ≥ 1,1 g/dl und Ent-
Asynchronie, kardiale f: engl. cardiac asynchro- lustod*, Karotissinus*-Syndrom zündungsreaktion (> 250 Granulozyten/
nism; syn. kardiale Dyssynchonie. Gestörter Ab- – Elektrolytstörung, z. B. Hyper- oder Hypoka- mm3) als häufige Komplikation bei portalem
lauf der kardialen elektrischen Erregungsaus- liämie* Aszites 3. Aszites bei Peritonealdialyse*
breitung und mechanischen Kontraktion mit – Hypothermie* 4. chylöser Aszites (siehe Abb. 1), meist infol-
nachfolgender Reduktion der kardialen Aus- – Intoxikation ge einer Lymphfistel oder Trauma 5. Cholas-
wurffraktion*. Diagnostiziert wird echokardio- – respiratorisch durch Hypoxie bedingte Asys- kos* infolge Galleleckage 6. hämorrhagischer
grafisch. Die ventrikuläre Asynchronie gilt als tolie. Aszites durch Einblutung in vorbestehen-
Voraussetzung für eine erfolgreiche kardiale Re- Therapie: den Aszites bei Peritonealkarzinose, Tuber-
synchronisationstherapie*. – Notfallmedizinisch: sofortige Reanimation* kulose, Gerinnungsstörungen oder Verlet-
Formen: mit Korrektur reversibler Ursachen zungen.
– Atrioventrikulär mit Vorhofpfropfung* – klinisch: je nach Ursache ggf. Herzschrittma- Außerdem wird unterschieden zwischen
– interventrikulär mit zeitlicher Verzögerung cher* zur Rezidivprophylaxe. – Entzündlicher Aszites (Exsudat*): 1. bei Pe-
zwischen Austreibungsphasen-Beginn von aszendierend: engl. ascending. Aufsteigend. ritonitis (Bauchfellentzündung) 2. bei gleich-
rechtem und linkem Ventrikel Aszites m: engl. ascites; syn. Hydrops abdomi- zeitiger Polyserositis (Entzündung mehrerer
– intraventrikulär mit zeitlicher Verzögerung nis. Ansammlung von Flüssigkeit in der freien oder aller seröser Häute), z. B. Perikarditis
zwischen erster und letzter systolischer myo- Bauchhöhle aufgrund einer Störung des Gleich- (Herzbeutelentzündung), Pleuritis (Brustfell-
kardialer Kammerwandkontraktion inner- gewichts zwischen portalem Blutdruck und entzündung) und Peritonitis, oft auch mit
halb eines Herzzyklus*, Abb. dort; Abk. Lymphproduktion sowie Lymphabstrom und Entzündung der Leberkapsel
IRVA. kolloidosmotischem Druck*. Therapeutische – nichtentzündlicher Aszites (Transsudat*)
Diagnostik: Massnahmen richten sich nach der Grunder- bei: 1. portaler Hypertension (Pfortaderstau-
– V. a. Echokardiografie: Nachweis der zeitli- krankung. ung) 2. Leberzirrhose 3. Tumoren des Magen-
chen unkoordinierten mechanischen Aktivie- Einteilung: Entsprechend dem Albumingradi- Darm-Trakts 4. Herzinsuffizienz (Herzmus-
rung der betreffenden Herzwandabschnitte, enten (AG), der sich aus der Differenz zwischen kelschwäche) 5. Erniedrigung des kolloidos-
z. B.: 1. verlängerte transmitrale diastolische Serum- und Aszitesalbuminkonzentration er- motischen Drucks bei Hypalbuminämie (Ver-
Füllungszeit bei atrioventrikulärer Asyn- gibt minderung der Albumine* im Blut) 6. Nie-
chronie 2. erhöhte Differenz zwischen aorta- renerkrankung (nephrotischem Syndrom)
ler und pulmonaler Präejektionszeit* bei in- 7. exsudativer Enteropathie (eiweißverlieren-
terventrikulärer Asynchronie 3. SPWMD bei den Darmerkrankungen) 8. Peritonealkarzi-
IRVA nose (Metastasen im Bauchfellbereich)
– max. Sensitivität durch Gewebe-Doppler- 9. Meigs-Syndrom (Kombination aus Ovarial-
Echokardiografie, z. B. verzögertes systoli- tumoren und Aszites).
sches Geschwindigkeitsmaximum septal-la- Diagnostik:
teral bzw. anterior-posterior bei IRVA. – Messung des zunehmenden Bauchumfangs
Asynergie f: engl. asynergy. Bei Kleinhirnschä- (siehe Abb. 2)
digung auftretende Störung der Koordination*, – Perkussion (Dämpfung)
wobei das exakte Zusammenspiel verschiedener – abdominale Ultraschalldiagnostik* (siehe
Muskelgruppen zur Durchführung einer be- Abb. 3; Abdominalsonografie), auch zum
stimmten Bewegung nicht mehr gelingt. Nachweis kleiner Aszitesmengen sowie ätio-
Asynklitiøsmus m: engl. asynclitism. Einstel- Aszites Abb. 1: chylöser Aszites. (Operations- logischer Zuordnung: 1. duplexsonografisch
lungsanomalie im Beckeneingang mit Abwei- situs). [33] z. B. Budd*-Chiari-Syndrom, VOD
Aszitespumpe 168
Aszitespumpe: Darstellung von lateral (1) und anterior (2); Drainage von Aszitesflüssigkeit durch subkutan
in seitlicher Bauchregion implantierte Pumpe (a) über intraperitoneal im Douglas-Raum (e) platzierten
Katheter (b) zur Ableitung (Katheter; c) in die Harnblase (f); Symphyse (d).
und somatischer Hypermutation mit spezifi- nese 2. Multisystematrophie* vom zerebellä- Atelektase f: engl. atelectasis. Nicht entfalteter
schem Antikörpermangel
– Störung der zellvermittelten Immunität in-
ren Typ (MSA-C) 3. erworbene Erkrankun-
gen, z. B. alkoholische Kleinhirndegenerati-
oder kollabierter Alveolarraum der Lunge. In
den betroffenen Lungenabschnitten findet kein
A
folge progressiver T-Zell-Lymphopenie on oder paraneoplastische zerebellare Dege- Gasaustausch mehr statt, was bei großflächigem
– lymphoretikuläre Malignome nach Translo- neration*. Befund zum Absinken des Sauerstoffgehalts im
kationen insbesondere der Chromosomen 7 Klinik: Blut führt. Bleibt die Atelektase länger beste-
und 14. – Ataxie der Extremitäten mit Dysmetrie*, Asy- hen, entwickeln sich ödematöse Entzündun-
Ataxie f: engl. ataxia. Störung der Koordinati- nergie*, Dysdiadochokinese*, kinetischem gen, Fibrosierungen und Bronchiektasen.
on* von Bewegungsabläufen, meist infolge ei- Tremor, Greifunsicherheit und Makrografie Formen:
nes gestörten Zusammenspiels verschiedener – Stand-, Gang- und Rumpfataxie* – Primäre (fetale oder angeborene) Atelektase:
Muskelgruppen (Asynergie*) und aufgrund fal- – Störung der Augenbewegungen mit Nystag- 1. Lunge des Neugeborenen vor dem ersten
scher Abmessung von Zielbewegungen (Dys- mus* und sakkadierter Blickfolge Atemzug nicht lufthaltig (Schwimmprobe
metrie*). Klinisch zeigen sich Stand- und Gang- – Dysarthrie. negativ) 2. auch bei Ersticken ante- oder post-
unsicherheit, Störungen der Okulomotorik, Diagnostik: Pathologische Koordinationsprü- natal infolge einer Verlegung der Atemwege,
Dysarthrie*, Dysdiadochokinese und Intenti- fungen (z. B. Finger*-Nase-Versuch, Knie*-Ha- z. B. durch aspirierten Schleim 3. bei Schädi-
onstremor*. Diagnostiziert wird mit Koordina- cken-Versuch und Romberg*-Versuch) bei sen- gung des Atemzentrums (meningeale Blu-
tionsprüfungen wie Finger*-Nase-Versuch, sibler Ataxie insbesondere bei Wegfall der visu- tung) 4. bei Zwerchfellhernie* 5. bei Surfac-
Knie*-Hacken-Versuch und Romberg*-Versuch. ellen Kontrolle (Augenschluss oder Dunkelheit). tantmangel-Syndrom
Einteilung: Nach Lokalisation der Läsion Ataxie, spinozerebellare f: engl. spinocerebellar – sekundäre (erworbene) Atelektase: 1. Re-
– Zerebellare Ataxie (zerebellares Symptom*): ataxia (Abk. SCA). Autosomal-dominant erbliche, sorptionsatelektase: Kollaps der Lunge durch
1. in der Regel unabhängig von visueller progrediente degenerative Ataxie* mit Klein- Resorption der in den Alveolen enthaltenen
Kontrolle (Ausnahme: Läsion des Kleinhirn- hirnatrophie* und ggf. extrazerebellarer Beteili- Luft nach Verschluss der zuführenden Atem-
vorderlappens) 2. z. B. bei Schlaganfall*, gung. Nach Diagnosestellung durch MRT und wege, z. B.: I. durch angesammelten Schleim
Hirntumor*, Intoxikationen oder degenerati- molekulargenetische Untersuchung wird symp- bei Bronchitis* und zystischer Fibrose* II. bei
ven Erkrankungen des Kleinhirns* tomatisch therapiert. Ätiologie: zur Unterdrückung des Hustenreizes führen-
– sensible (afferente) Ataxie: 1. Störung der – Bisher 30 verschiedene Genloci beschrieben den Thoraxschmerzen, z. B. infolge einer
Propriozeption* 2. meist lokomotorische Ata- (SCA 1–8, SCA 10–28) Rippenfraktur oder nach Thorakotomie
xie, insbesondere bei Wegfall der visuellen – bei 17 SCA-Formen verantwortliche Gene lo- III. bei Tumoren oder Fremdkörperaspirati-
Kontrolle 3. Vorkommen als Hinterstrang- kalisiert bzw. Mutationen identifiziert: 1. v. a. on* (siehe Abb. 1 und Abb. 2) 2. Kompressi-
symptom* bei Läsion der Hinterstrangbah- Trinukleotid-Repeat (z. B. bei SCA 3 verlän- onsatelektase infolge eines Drucks von außen
nen des Rückenmarks (spinale Ataxie), z. B. gertes Cytosin-Adenin-Guanin-Repeat > 60- durch: I. Ergüsse II. Tumoren III. große Bul-
bei funikulärer Myelose*, Tabes* dorsalis mal) 2. z. T. auch Ionenkanalerkrankungen lae IV. Pneumothorax* V. starke Herzvergrö-
oder Multipler* Sklerose; außerdem infolge – bei unbekanntem Gendefekt z. T. Verwen- ßerung VI. Zwerchfellhochstand nach Lapa-
Läsion peripherer Nerven bei Polyneuropa- dung der veralteten Bezeichnung ADCA rotomie infolge einer Zwerchfellatonie mit
thie* – häufigste Formen sind SCA 1, 2, 3 und 6. hypostatischer Anschoppung basaler Lun-
– vestibuläre Ataxie infolge Schädigung des Erkrankungsbeginn: genteile 3. Kontraktionsatelektase infolge
Vestibularapparats* (akuter Labyrinthaus- – Bei SCA 1, 2 und 3 meist im 3. Lebensjahr- pulmonaler Fibrosierung (Vernarbung), z. B.
fall*) zehnt
– Ataxie bei Hydrozephalus* oder Läsionen der – bei SCA 6 im 5. Lebensjahrzehnt.
Hirnhemisphären (häufig in Kombination Ataxie, sporadische f: engl. sporadic ataxia.
mit Gangapraxie und Apraxie*) Sporadisch auftretende neurodegenerative Er-
– bei nichtfokalen Erkrankungen häufig krankung unbekannter Ätiologie mit progressi-
Mischformen wie spinozerebellare Degenera- ver zerebellarer Ataxie* im Erwachsenenalter
tion (z. B. bei Friedreich*-Ataxie). und z. T. auch extrazerebellaren Begleitsympto-
Formen: men. Nach Diagnosestellung durch MRT und
– Erblich (Heredo-Ataxien): 1. autosomal-do- Ausschluss anderer Ursachen wird symptoma-
minant, z. B. spinozerebellare Ataxie und tisch therapiert.
episodische Ataxie 2. autosomal-rezessiv, ATC-Klassifikation f: engl. ATC classification;
z. B. Friedreich*-Ataxie, Ataxia* teleangiecta- syn. Anatomisch-Therapeutisch-Chemische
tica, autosomal-rezessive Ataxie mit okulo- Klassifikation. Einteilung von Wirkstoffen in
motorischer Apraxie (AOA) Typ 1 und 2, au- verschiedene Gruppen anhand des Organsys-
tosomal rezessive Ataxie Charlevoix-Saguen- tems, auf das sie einwirken, sowie nach chemi-
ay (ARSACS), Vitamin-E-Mangelataxie, Abe- schen, pharmakologischen und therapeutischen
ta*-Lipoproteinämie, Refsum-Syndrom, ze- Kriterien. Jedem Wirkstoff wird eine definierte
rebrotendinöse Xanthomatose und früh be- Tagesdosis zugeordnet (defined daily dose). Das
ginnende zerebellare Ataxie (EOCA für early DIMDI* veröffentlicht jährlich eine amtliche
onset ataxia) 3. X-chromosomal, z. B. Fragi- deutsche Fassung, um Kostenvergleiche zwi-
les*-X-Tremor-Ataxie-Syndrom schen Arzneimitteln zu erleichtern. Atelektase Abb. 1: Mittellappenatelektase nach
– nicht erblich: 1. im Erwachsenenalter auftre- ATD: Abk. für abdominaler Transversaldurch- Speiserest-Aspiration; Zustand nach therapeutischer
tende sporadische Ataxie* unbekannter Ge- messer → Fetometrie Speiserest-Entfernung: siehe Abb. 2. [107]
Atemäquivalent 170
Einteilung:
A – Rückgekoppelte Atemantriebe wirken über
zentrale oder periphere Chemosensoren* und
werden durch Zunahme der Ventilation wie-
der vermindert; Beispiele: 1. Erhöhung des
arteriellen und zentralen CO2-Partialdrucks*,
vermittelt über Veränderung des Liquor-pH-
Werts 2. Erhöhung der arteriellen Wasser-
stoffionenkonzentration, z. B. bei nicht respi-
ratorischer Azidose 3. Verminderung des ar-
teriellen Sauerstoffpartialdrucks*
– nicht rückgekoppelte Atemantriebe werden
von der Zunahme der Ventilation nicht be-
einflusst; Beispiele: 1. Schmerz 2. Emotion Atemarbeit: Die Fläche zwischen statischer (linearer)
3. Mitinnervation des respiratorischen Netz- Druck-Volumen-Beziehung (gestrichelte Linie) und
werks bei körperlicher Arbeit. der Ordinate gibt die Atemarbeit zur Überwindung
Atemarbeit f: engl. respiratory work. Maß für der elastischen Widerstände bei Einatmung (Inspirati-
Atelektase Abb. 2: nach bronchoskopischer Speise- geleistete Druck-Volumen-Arbeit, die während on) wieder (rotes Dreieck). Die Fläche innerhalb der
rest-Entfernung (bei Mittellappenatelektase nach der Atmung* von den Atemmuskeln gegen vis- dynamischen Druck-Volumen-Kurve (Atemschleife)
Speiserest-Aspiration; siehe Abb. 1) röntgenologisch köse (Strömungs-, nichtelastische Gewebe- und repräsentiert die Atemarbeit gegen visköse Wider-
keine Mittellappenatelektase mehr darstellbar. [107] Trägheitswiderstände) und elastische Wider- stände. Bei Ruheatmung liegt die Fläche der exspira-
stände (von Lunge und Thorax) überwiegend torischen Atemarbeit gegen visköse Atemwider-
bei der Inspiration erbracht wird. Die physiolo- stände vollständig in der Fläche der während der
gischerweise passive Exspiration benötigt nur vorangegangenen Inspiration zur Überwindung der
bei: I. Tuberkulose II. Sarkoidose III. Pneu- bei forcierter Exspiration aktive Atemarbeit. elastischen Atemwiderstände gespeicherten Energie,
mokoniosen. Bestimmung: Die Atemarbeit wird berechnet die Ausatmung (Exspiration) kann daher passiv erfol-
Diagnostik: als Produkt aus intrapleuralem Druck und re- gen. Bei forcierter Atmung reicht die gespeicherte
– Perkussion: gedämpfter Perkussionsschall spiratorischer Volumenänderung. Mit der Lun- Energie nicht mehr aus, auch bei der Exspiration
– Auskultation: abgeschwächtes Atemgeräusch genfunktionsprüfung kann Atemarbeit durch wird nun Atemarbeit geleistet (blaue Fläche links
im betroffenen Lungenbereich (ggf. initiale Flächenberechnung aus einem Druck*-Volu- der Ordinate).
Knistergeräusche) men-Diagramm (siehe Abb.) ermittelt werden.
– Röntgen verdichteter, nicht transparenter Atembeutel → Handbeatmungsbeutel
Bezirk mit verringertem Volumen, z. B. als Atembewegungen f pl: engl. respiratory move- – Erhöhung des pH-Werts des Bluts (metaboli-
Plattenatelektase ments; syn. Atemexkursionen. Sichtbare und sche Alkalose*).
– je nach vermuteter Ursache HR-CT oder tastbare Hebe- und Senkbewegungen von Komplikationen:
Bronchoskopie. Brustkorb (Brustatmung) und Bauchraum – Sauerstoffmangel
Therapie: (Zwerchfellatmung*) bei Ein- und Ausatmung. – Atelektasen*
– Physiotherapie Atembewegungen erfolgen durch die Atem- – Lungeninfekte.
– Sekretolytika muskeln* und werden bei Bedarf durch at- Atemdepression, zentrale f: engl. central respi-
– ggf. Antibiotika mungsunterstützende Mechanismen (Atem- ratory depression. Verminderte Ansprechbarkeit
– bei Resorptionsatelektase bronchoskopische hilfsmuskeln) verstärkt. des Atemzentrums*. Eine zentrale Atemdepres-
Absaugung (Fremdkörper). Atemdepression f: engl. respiratory depression. sion ist UAW verschiedener Medikamente und
Prophylaxe: Verminderung der Atemtätigkeit (Atemfre- kommt vor bei neurologischen Erkrankungen.
– Atemphysiotherapie quenz* und Atemtiefe*) durch gestörte Atemre- Ursachen: V. a.
– Schmerzbehandlung gulation* mit mangelhafter Belüftung der Lun- – Pharmakologisch, z. B.: 1. Benzodiazepine
– Mukolyse. ge und möglicher Hyperkapnie und Hypoxie als 2. Barbiturate 3. Opioide* (siehe auch Über-
Atemäquivalent n: engl. ventilatory equivalent; Folgen. Eine Atemdepression kann zum Atem- hang*)
syn. Ventilationsäquivalent. Leistungsdiagnos- stillstand* führen und erfordert in diesem Falle – neurologisch, z. B.: 1. Schädigung des Atem-
tisches Kriterium der Spiroergometrie* und eine sofortige Reanimation*. zentrums* bei Basilaristhrombose* 2. Tumor
Maß für die Atemökonomie. Es gibt die Menge Ursachen: oder Blutung im Bereich der Medulla* oblon-
an Luft an, die notwendig ist, um 1 l Sauerstoff – Bewusstseinsstörungen*, verursacht durch: gata 3. Schädelhirntrauma* (SHT) oder ande-
ins Blut aufzunehmen bzw. Kohlendioxid ab- 1. Medikamente (Sedativa*, Narkotika) 2. er- re Erkrankung des ZNS.
zugeben. höhten Hirndruck bei Schädelhirntraumata, Atemfrequeø nz f: engl. respiratory rate. Anzahl
Atemantrieb → Atemreize intrazerebralen und subarachnoidalen Blu- der Atemzüge pro Zeiteinheit. Die Atemfre-
Atemantriebe m pl: engl. respiratory stimuli. tungen oder raumfordernden Hirntumoren quenz nimmt beim gesunden Menschen mit
Faktoren, die über ihre Wirkung auf das Atem- (Hirnerkrankungen) steigendem Alter ab. Sie wird unwillkürlich
zentrum in der Medulla oblongata zur Zunah- – zentraler Sauerstoffmangel über das Atemzentrum gesteuert und durch
me der Ventilation führen. Unterschieden wer- – massiver Kohlendioxidüberschuss (Hyper- Atemreize* beeinflusst. Das Verhältnis von Puls-
den rückgekoppelte und nicht rückgekoppelte kapnie*; CO2-Narkose) frequenz* zu Atemfrequenz beträgt vom 3. Lj.
Atemantriebe. – Unterkühlung des Körpers an ca. 4 : 1. Siehe Tab.
171 Atemhilfsmuskulatur
den. Sie werden v. a. aktiviert bei Dyspnoe* oder Zusammensetzung: Der Sauerstoffanteil (O2)
A bei Lähmung eines Teils der Atemmuskeln (im
engeren Sinn), z. B. bei neuromuskulären Er-
der Umgebungsluft macht ca. ⅕ der Atemluft
aus, der Rest besteht vorwiegend aus Stickstoff
krankungen (Zwerchfellparese*, Guillain*-Bar- (N2) mit Spuren von Edelgasen. Der Kohlendi-
ré-Syndrom, amyotrophische Lateralsklerose*) oxidgehalt (CO2) liegt weit unter 1 %. Schadstof-
oder Querschnittläsion. fe beeinflussen die Atemluftqualität und führen
Einteilung: zu Atemnot, Lungenschäden und Allergien.
– Inspiratorische Atemhilfsmuskeln: Mm. sca- Atemluftbefeuchter m: engl. respiratory humid-
leni, Mm. sternocleidomastoidei und Mm. ifier. Technische Vorrichtung an Beatmungsge-
pectorales; evolutionär (klinisch ohne Bedeu- räten, welche bei intubierten Patienten die phy-
tung) auch die Muskulatur der Alae nasi (Na- siologische Anfeuchtung der Atemluft über-
senflügeln*) nimmt (vgl. Atemgaskonditionierung). Atem-
Atemmaske Abb. 1: Mund-Nasen-Maske; für NIV
– exspiratorische Atemhilfsmuskeln: äußere luftbefeuchter gibt es in verschiedenen Ausfüh-
geeignet.
Bauchmuskulatur. rungen, z. B. HME*-Filter, Verdampfer* und
Ateminsuffizieø nz f: engl. respiratory insufficien- Vernebler*.
cy. Versagen der Atmung mit Störung des Gas- Anwendung: Beispielsweise bei länger dauern-
austauschs im Organismus. Unterschieden wer- der Beatmung* zur Vermeidung der Austrock-
den einerseits Störungen der inneren Atmung* nung der oberen und unteren Atemwege
(Zellatmung) bei Anämie oder bei Intoxikation (siehe Abb.).
des Sauerstofftransportsystems (Kohlenmo-
noxidintoxikation*) sowie der Enzyme der At-
mungskette (z. B. Blausäureintoxikation). Stö-
rungen der äußeren Atmung andererseits wer-
den als respiratorische Insuffizienz* bezeichnet.
Atemlähmung f: engl. respiratory paralysis. Le-
bensbedrohlicher Ausfall der Atemtätigkeit,
welcher sofortige Reanimationsmaßnahmen er-
fordert. Eine Atemlähmung führt zu Atemstill-
Atemmaske Abb. 2: Nasenmaske; vorwiegend bei
stand* (Apnoe*) und ohne unverzügliche Reani-
Heim-CPAP bei COPD oder Schlafapnoesyndrom, für
mation* und Beatmung* zu Hirnschäden (be-
NIV mit hoher Druckunterstützung nur im Einzelfall.
dingt durch Sauerstoffmangel) oder Tod. Be-
handelt wird wie beim Atemstillstand*.
Formen:
– Zentrale Atemlähmung: infolge Atemdepres- Maske, auch als Ganzgesichtsmaske) aus Kunst-
sion* und Schädigung des Atemzentrums, stoff (Silikon) oder Gummi unterschiedlicher
z. B. durch: 1. Tumoren, Thrombosen* oder Größe und Form (z. B. Rendell*-Baker-Maske)
Blutungen im Bereich des verlängerten Rü- mit eingearbeitetem Anschlussstück für Hand-
ckenmarks (Medulla* oblongata) sowie Pa- beatmungsbeutel* oder Faltenschlauch (für
thologien im Bereich des Großhirns (ICB, Narkoseapparat bzw. Respirator*) bzw. speziel-
SAB, EDH, SDH ect.) 2. Arzneimittel (u. a. lem Adapter zur fiberoptischen Intubation* in
Anästhetika*, Opioide*): Hemmung der An- Narkose.
sprechbarkeit des Atemzentrums auf chemi- Anwendung:
sche Atemreize* (Liquor pH, paCO2) – Zur Atemtherapie* (z. B. CPAP*) bzw. Beat-
– periphere Atemlähmung: Lähmung der mung*, z. B. Nasenmaske für nichtinvasive*
Atemmuskeln*, z. B. bei: 1. Rückenmarkver- Beatmung (NIV; siehe Biphasic* Positive Air-
letzungen oberhalb des 4. Halswirbels (vgl. way Pressure, Abb. dort) oder Maskenbeat-
Querschnittläsion*) 2. neurologischen Er- mung* im Notfall: 1. Mund-Nasen-Maske
krankungen (z. B. Myasthenia* gravis pseu- (siehe Abb. 1): insbesondere für Patienten mit
doparalytica, Polyneuropathie*, Poliomyeli- vorwiegender Mundatmung* (z. B. bei ausge-
tis*) 3. pharmakologischer Muskelrelaxa- prägter Dyspnoe* oder Ventilationsstörung*)
tion*. 2. NIV über Nasenmaske (siehe Abb. 2) 3. bei
Atemluft f: engl. respiration air. Gasgemisch, Kontraindikation für Mund-Nasen-Maske
das geatmet wird. Der Volumenanteil jedes ein- (z. B. Hautläsion, für Passform schwierige
zelnen Gases am Gesamtvolumen bestimmt sei- Anatomie) ggf. Ganzgesichtsmaske (siehe
nen Teildruck (Partialdruck*). Die Anteile der Abb. 3) 4. Mundmaske (für NIV nicht geeig-
Atemluftbefeuchter
Atemgase* bleiben in der Erdatmosphäre bis in net; siehe Abb. 4)
eine Höhe von 100 km nahezu unverändert, die – im Rahmen einer Narkose* zur Präoxygenie-
Anzahl der Gasmoleküle pro Volumen nimmt Atemmaske f: engl. respiratory mask; syn. Beat- rung*; Maskenbeatmung während Einlei-
mit der Höhe stetig ab. mungsmaske. Nasen- und Mundöffnung dicht tung (sog. Zwischenbeatmung; cave: nicht
umschließende Gesichtsmaske (Mund-Nasen- bei RSII) und bei Maskennarkose.
173 Atemregulation
Atemwege, schwierige m pl: engl. difficult air- – bei (unerwartet) schwieriger Intubation ne- – im Vorfeld geübte Strategie zur Bewältigung
A way. Bezeichnung für erschwerte (oder unmög-
liche) Maskenbeatmung*, pharyngeale Atem-
ben optimierter Jackson*-Lagerung, ggf. Vi-
deolaryngoskop* oder Intubationsendoskop*
der Extubation*
– Nachbereitung: Aufklärung des Patienten
wegssicherung (Pharyngealtubus*) oder Intuba- (z. B. Bonfils-Endoskop) mit schwierigem Atemweg über Art und Um-
tion* (Laryngoskopie). Es handelt sich um die – evtl. alternative Verfahren zur Atemwegssi- fang sowie Problemlösung und entsprechen-
häufigste Ursache für Morbidität und Mortali- cherung (z. B. ösophagotrachealer Kombina- de Dokumentation in Patientenakte und An-
tät im Rahmen der Anästhesiologie. tionstubus) ästhesie*-Ausweis
Häufigkeit: – in sog. Cannot-ventilate-and-cannot-intuba- – Algorithmen zum Atemwegsmanagement:
– Inzidenz präklinisch und auf Notaufnahme te-Situation notfallmäßige Etablierung eines siehe Abb.
0,9–5 %, OP und Intensivstation 0,3–2 % chirurgischen Atemwegs (Koniotomie*, Tra- Atemwegssicherung f: engl. maintainance of
– cave: vital bedrohliche Situation bei kombi- cheotomie*) airway patency. Gewährleistung einer suffizien-
nierter Konstellation (schwierige Intubation – cave: schwierige Extubation* bei schwierigen ten Oxygenierung und Respiration als eine der
bei nicht möglicher Maskenbeatmung; sog. Atemwegen. Kernkompetenzen der Anästhesiologie. Die
Cannot-ventilate-and-cannot-intubate-Situa- Atemwegsdruck → Beatmungsdruck Atemwegssicherung erfolgt durch das Freima-
tion); Inzidenz 0,2–0,7 ‰, v. a. bei Kindern Atemwegserkrankungen, obstruktive f pl: chen und Freihalten der Atemwege. Je nach Si-
< 1 Jahr. engl. obstructive airways diseases. Sammelbe- tuation wird dafür ein entsprechender Algorith-
Formen: zeichnung für Erkrankungen des bronchopul- mus zum Atemwegmanagement durchgeführt.
– Schwierige Maskenbeatmung monalen Systems mit obstruktiver Ventilations- Das Vorgehen erfolgt nach Eskalationsstufen
– schwierige Laryngoskopie (siehe Cormack*- störung*. Am wichtigsten sind das Asthma* und Rückfallebenen.
Lehane-Klassifikation, Tab. dort) bronchiale als reversible obstruktive Atemwegs- Durchführung:
– schwierige Intubation (3 bzw. präklinisch 2 erkrankung und die COPD als nicht vollständig – Optimierte Lagerung des Patienten mit Re-
frustrane Intubationsversuche durch erfahre- reversible obstruktive Atemwegserkrankung. klination des Kopfes durch Jackson*-Lage-
nen, im Atemwegsmanagement* sicheren Atemwegshilfsmittel n: engl. airway aid. Sam- rung, Esmarch*-Heiberg-Handgriff zur ggf.
Facharzt). melbezeichnung für Hilfsmittel zum Freihalten nichtinvasiven Beatmung* bzw. ggf. stabile
Risikofaktoren: Risikofaktoren der Atemwege im Rahmen der Atemwegssiche- Seitenlagerung* bei bewusstlosem Patienten
– Funktionell: 1. Einschränkung der atlan- rung* (Atemwegsmanagement*). mit suffizienter Spontanatmung und nicht
tookzipitalen Extension und HWS-Beweg- Formen: verfügbarem Atemwegshilfsmittel*
lichkeit 2. eingeschränkte Mundöffnung – Endotracheal: Endotrachealtubus* (Gold- – Fremdkörperentfernung, z. B. einer Zahn-
3. reduzierte oropharyngeale Sicht bei maxi- standard) prothese, ggf. mittels Heimlich*-Handgriff,
maler Mundöffnung und herausgestreckter – extraglottisch: 1. Larynxmaske* 2. Larynxtu- oropharyngeale Absaugung, z. B. von Erbro-
Zunge bus* 3. Kombinationstubus. chenem
– anatomisch: 1. kurzer, dicker Hals 2. Dysgna- Atemwegsinfektion f: engl. respiratory tract in- – Anwendung von manueller Maskenbeat-
thie* (z. B. Mikrogenie*, maxilläre Progna- fection. Sammelbezeichnung für Infektionen der mung* und Atemwegshilfsmitteln
thie*) 3. Makroglossie* 4. Zahnlosigkeit, Voll- oberen und unteren Atemwege* wie Rhinitis, Si- – Intubation: 1. Pharyngealtubus nach Guedel
bart (erschwerte Maskenbeatmung) nusitis, Nasopharyngitis oder Bronchitis und oder Wendl 2. Endotrachealtubus* als Gold-
– anamnestische Intubationsschwierigkeit. Pneumonie. Vgl. Kinderanästhesie* (Tab. dort). standard zur Atemwegssicherung, Anwen-
Diagnostik: Atemwegsmanagement n: engl. management dung in der Regel durch konventionelle la-
– Prädiktive Ermittlung der Risikofaktoren* of the airway; syn. Airwaymanagement. Algo- ryngoskopische Intubation, ggf. fiberoptisch
im Rahmen der präoperativen Visite (Präme- rithmus zur Sicherung der Vitalfunktion* At- oder mit Videolaryngoskop 3. alternativ ggf.
dikation*) mung. Dies geschieht durch Freimachen und supraglottisch (auch als extraglottisch be-
– Erhöhung der Sensitivität und Spezifität der Freihalten der Atemwege (Atemwegssiche- zeichnet) durch Larynxmaske*, Intubations-
Prädiktion durch Kombination mehrerer Ri- rung*) zur Gewährleistung einer suffizienten larynxmaske, Larynxtubus (ohne oder mit
sikofaktoren mit unterschiedlichen Scores Spontanatmung* und ggf. auch durch Beat- ösophagealem Drainagekanal) oder anderes
(v. a. Airway*-Risk-Index, Wilson*-Index, mung* des Patienten. Die (präoperative) Evalua- – unter Umständen Koniotomie* bzw. Tra-
Multifaktor*-Risiko-Index, LEMON-Me- tion der oberen Atemwege ist für das Manage- cheotomie* im Rahmen des Atemwegmana-
thode) ment des schwierigen Atemwegs* von herausra- gements als ultima Ratio bei erfolgloser Intu-
– ggf. präoperativ fiberoptische Inspektion zur gender Relevanz. bation.
Beurteilung der oberen Atemwege (Laryngo- Vorgehen: Atemwegswiderstand m: engl. airway resist-
skopie*). – Basismaßnahmen im Sinne einer adäquaten ance; syn. Resistance. Strömungswiderstand in
Vorgehen: Vorbereitung: 1. Gewährleistung von Voll- den Atemwegen, den der Luftstrom bei der At-
– Bei schwieriger Maskenbeatmung zusätzli- ständigkeit und Funktionstüchtigkeit des be- mung überwinden muss. Bei obstruktiven
che Anwendung eines Pharyngealtubus* nötigten Materials vor dem Einsatz der mobi- Atemwegserkrankungen* ist der Atemwegswi-
(Guedel) len Einheit (sog. Airway-Wagen) u. a. mit ver- derstand erhöht. Bestimmt wird er mittels-
– obligate ausreichende Präoxygenierung* vor schiedenen Atemwegshilfsmitteln (airway Ganzkörperplethysmografie* oder Oszillome-
Intubation oder Einführen eines alternativen devices) 2. ggf. Patientenaufklärung über ver- trie*. Referenzwerte liegen bei < 3,0 cm H2O/l/s
Hilfsmittels zur Atemwegssicherung (siehe mutete schwierige Atemwegssicherung ein- (0,3 kPa/l/s), abhängig von Alter und Körperge-
Atemwegshilfsmittel*) schließlich damit verbundener Risiken 3. suf- wicht.
– ggf. Larynxmaske* statt Endotrachealtubus* fiziente Präoxygenierung* Atemzeitvolumen n: engl. breathing time vol-
– bei erforderlicher Intubation fiberoptische – im Vorfeld geübte Strategie zur Bewältigung ume. Luftvolumen, das pro Zeiteinheit (Atem-
Wachintubation (auch in Narkose möglich) der Atemwegssicherung minutenvolumen*) geatmet wird.
177 Atlantoaxialgelenk
– Gesicht
– Rücken
– Skrotum.
A
Atherom [Angiologie] n: engl. atheroma. Be-
zeichnung für atherosklerotische Plaque*.
Atheromatose f: engl. atheromatosis. Intima-
veränderungen bei Arteriosklerose*.
Atherosklerose f: engl. atherosclerosis. Synony-
me Bezeichnung für Arteriosklerose* mit Beto-
nung der histopathologischen Veränderungen
(Atherom*).
Athetose f: engl. athetosis. Funktionsbeein-
trächtigung des extrapyramidalen Systems mit
langsamen, bizarr geschraubten Bewegungen
v. a. an den distalen Extremitätenabschnitten
(Abbildung), evtl. mit Hyperextension oder
Subluxation*. Athetose tritt sowohl auf bei will-
kürlichen als auch bei unwillkürlichen Bewe-
gungen. Siehe Abb. Vorkommen: häufig in
Kombination mit anderen (auch iatrogenen)
extrapyramidalen Bewegungsstörungen (extra-
pyramidale Symptome*), z. B. als Choreoatheto-
se*, Athétose* double oder Spätdyskinesie*.
Ätiologie: Schädigung von Putamen*, Nucleus*
caudatus oder Globus* pallidus, z. B. infolge
Kernikterus* bei prolongiertem Icterus neona-
torum, nach intrazerebraler Blutung*, Hypo-
xie* oder ischämischem Schlaganfall* (häufig
einseitig als Hemiathetose) oder infolge Intoxi-
kation.
Gelenkflächen des Atlas und oberen Gelenk- – Frakturen Typ III (Jefferson) mit seitlicher Beschreibung: Beim Versuch einzuatmen, wölbt
A flächen des Corpus axis.
Atlantookzipitalgelenk n: engl. atlantooccipi-
Verschiebung immer operativ, z. B.: 1. tran-
sorale Reposition 2. Osteosynthese nach
sich der Bauch vor und der Brustkorb senkt
sich, ohne dass die Lunge belüftet werden kann.
tal joint; syn. Articulatio atlantooccipitalis. Paa- HARMS 3. Fusion vom Hinterhaupt bis zum Beim Versuch auszuatmen, wird der Bauch ein-
rige gelenkige Verbindung zwischen dem 2. Halswirbel. gezogen und der Brustkorb hebt sich. Dieser
1. Halswirbel (Atlas*) und dem Hinterhaupts- Atmen, amphorisches → Atemgeräusch Zustand, bei dem keine Atemgeräusche fest-
bein (Os occipitale). Das Atlantookzipitalgelenk Atmen, meningitisches → Biot-Atmung stellbar sind, wird als funktioneller Atemstill-
ist ein Teil des Kopfgelenks und ist als Eigelenk Atmen, pueriles → Atemgeräusch stand* bezeichnet. Der Patient hat Panik und
an Extension (Streckung) und Flexion (Beu- Atmung f: engl. respiration. Biologischer Pro- akute Todesangst, ist agitiert, unternimmt ma-
gung) sowie Seitneigungen beteiligt. zess, bei dem Sauerstoff (O2) aufgenommen, zu ximale Atemanstrengungen und die Haut ist
Hilfsstrukturen: Die Gelenkkapsel wird durch jeder Körperzelle transportiert und anschlie- blau-rot gefärbt (Zyanose*).
bandartige Faserzüge verstärkt: ßend für sauerstoffabhängige Stoffwechselpro- Ursachen:
– Membrana atlantooccipitalis anterior (Lig. at- zesse verbraucht wird. Dabei wird Energie in – Maximale Zwerchfellkontraktion bei hoch-
lantooccipitalis anterius) Form von ATP gespeichert. Im Gegenzug ent- gradiger Ermüdung der Atemmuskulatur
– Membrana atlantooccipitalis posterior stehen Wasser (H2O) und Kohlendioxid (CO2) oder Atemwegsobstruktion im Bereich von
(Lig. atlantooccipitalis posterius). als Abbauprodukte, wobei CO2 aus dem Körper Larynx oder Trachea, z. B. durch: 1. Fremd-
Zusätzliche Stabilität gewährleistet das Lig. cru- entfernt werden muss. körper (Fremdkörperaspiration*, Bolusob-
ciforme atlantis. Einteilung: Äußere und innere Atmung: struktion*) 2. Ödem 3. Laryngospasmus
Funktion: – Äußere Atmung (Lungenatmung, Respirati- – reine Zwerchfellatmung bei peripherer
– Seitneigung des Kopfes on): Gastransport und Gasaustausch von Sau- (Teil-)Atemlähmung* durch hochthorakale
– Nickbewegungen (Extension und Flexion). erstoff und Kohlendioxid zwischen Organis- bis tiefzervikale Querschnittläsion*.
Aø tlas m: Oberster Halswirbel (HWK 1). Der mus und Umwelt: 1. Ventilation: Belüftung Atmung, paradoø xe f: engl. paradoxical respira-
ringförmige Atlas besitzt im Gegensatz zu den der Lungenalveolen im Wechsel von Inspira- tion. Störung der physiologischen (synchronen
übrigen Wirbeln keinen Wirbelkörper. Er be- tion* und Exspiration*; Steuerung durch und symmetrischen) Atembewegungen* von
steht aus Arcus anterior und Arcus posterior so- Atemzentrum und Sensoren in den großen Thorax* und Abdomen* im Sinne gegensinni-
wie der beidseits diese Bögen verbindenden Gefäßen 2. Perfusion: der Ventilation regio- ger (widersprüchlicher, asynchroner, asymmet-
Massa lateralis. Der Atlas verbindet die Schädel- nal angepasste Durchblutung der Alveolarka- rischer) Atemexkursionen.
basis mit dem zweiten Halswirbelkörper pillaren; Euler*-Liljestrand-Reflex 3. Diffusi- Formen:
(Axis*). on: Sauerstoffaufnahme und Kohlendioxid- – Thorakale paradoxe Atmung (sog. Brust-
Aø tlasfraktur f: engl. fracture of the atlas. Frak- abgabe über die alveolokapilläre Membran*; wandflattern, Flatterbrust, engl. flail chest):
tur des 1. Halswirbels (Atlas*), oft kombiniert Gasaustausch durch Konzentrationsgefälle inspiratorische Einwärts- und exspiratori-
mit Verletzung des 2. Halswirbels (Axis), z. B. 4. Konvektion (Strömungsbewegung): Sau- sche Auswärtsbewegung eines pathologisch
mit einer Dens*-axis-Fraktur (Instablilität zwi- erstoff-Transport im Blutstrom des arteriel- beweglichen Thoraxwandanteils durch
schen 1. und 2. Halswirbel, Gefahr der Atlas- len Kreislaufsystems zu jeder Körperzelle (meist mehrfragmentäre) Rippenserienfrak-
Luxation). Betroffene zeigen schmerzhafte Be- – innere Atmung (Zellatmung, Gewebeat- turen* mit Pendelluft* (siehe Abb.) und damit
wegungseinschränkung, Schiefhals, Verletzung mung): sauerstoffabhängige Stoffwechsel- respiratorischer Insuffizienz* (entsteht pri-
der A. vertebralis (30%) und hohe Rückenmarks- prozesse in der Zelle, die der Bereitstellung mär durch eine vermehrte Atemarbeit und
schädigung bis zum Querschnitt (mit Atemlä- von Energie in Form von ATP dienen: 1. Um- meist schmerzbedingt eingeschränkter Se-
hung!). wandlung von Eiweißen, Fetten und Kohlen- kretmobilisation erst im Verlauf von 2-3 Ta-
Ursachen: Vor allem durch axiale Kräfte, z. B. hydraten 2. Energiegenerierung durch Re- gen)
beim Kopfsprung, dabei wirken die Hinter- doxreaktionen und oxidative Phosphorylie- – diaphragmale paradoxe Atmung: inspiratori-
haupt-Kondylen (Gelenkmassive des Hinter- rung* in den Mitochondrien* (Atmungsket- sche Senkung der gesunden und Hebung der
hauptbeins) direkt auf den knöchernen Atlas. te*) 3. Wasser und Kohlendioxid als Abbau- kranken Zwerchfellhälfte bei Phrenikuspare-
Einteilung: (Gehweiler-Klassifikation) produkte; Abgabe von CO2 aus dem Gewebe se* im Rahmen einer perioperativen Verlet-
– Typ I: isolierte Fraktur des vorderen Atlasbo- ins Blut 4. unter Verbrauch von 6 Mol O2: zung, z. B. bei Herzoperationen, oder eines
gens Entstehung von 6 Mol CO2, 6 Mol H2O und hohen Querschnitts (Tetraplegie*)
– Typ II: isolierte Fraktur des hinteren Atlasbo- 38 Mol ATP aus 1 Mol Glukose.
gens Atmung, inveø rse f: engl. inverted breathing; syn.
– Typ III: kombinierte Fraktur von hinterem thorakoabdominale paradoxe Atmung. Passive
und vorderem Atlasbogen (Jefferson*-Frak- paradoxe maximale Brustkorbbewegungen oh-
tur) ne (ausreichende) Lungenbelüftung (Ventila-
– Typ IV: Fraktur der Massa lateralis tion*). Betroffene zeigen eine Bauch-Vorwöl-
– Typ V: Fraktur des Processus transversus. bung bei Senkung des Brustkorbs während der
Weiteres Therapiekriterium: Riss des Lig. trans- (ineffektiven) Einatmung sowie ein Einziehen
versum atlantis mit Instabilität. des Bauchs mit Brustkorb-Hebung während der
Einatmung Ausatmung
Therapie: (ineffektiven) Ausatmung. Bei paradoxer At-
– Stabile unverschobene Frakturen (Typ I, II): mung besteht ein funktioneller Atemstill- Atmung, paradoxe: thorakale paradoxe Atmung mit
1. konservativ mit spezieller Orthese 2. bei stand*, Atemgeräusche fehlen. Der Patient zeigt Mediastinalflattern und Pendelluft bei thorakaler
Ruptur des Lig. transversum Halo Fixateur Todesangst. Instabilität durch einseitige, mehrfragmentäre
externe oder operative Stabiliserung Rippenserienfraktur.
179 Atopie-Patch-Test
– thorakoabdominale paradoxe Atmung: siehe den Komplexen I, III und IV jeweils 4 Protonen zesse zwischen energiereicher Strahlung und
inverse Atmung*
– Wechsel von Zwerchfellatmung und thoraka-
in den Intermembranraum transportiert. Auf
diese Weise wird an der inneren Mitochondrien-
Materie sowie mit der Strahlenwirkung auf
biologische und biochemische Vorgänge.
A
ler Atmung (sog. respiratorischer Alternans) membran ein Protonengradient (pH- und elekt- Atommasse, relative → Atom
meist bei zentralnervöser Störung. rischer Gradient) aufgebaut, dessen Ausgleich Atonia uø teri → Uterusatonie
Atmung, periodische f: engl. periodic respira- zur Phosphorylierung von ADP (30,5 kJ/mol) Atonie f: engl. atonia. Schlaffheit, Erschlaffung
tion. Atmung mit abwechselnd auftretenden mittels ATPasen* genutzt wird. Einige Substan- infolge fehlender Gewebespannung.
mehreren tiefen Atemzügen und darauf folgen- zen (z. B. 2,4-Dinitrophenol, Thyroxin, Trijod- Atonische Nachblutung f: syn. atonische post-
der kurzer apnoischer Pause als Zeichen einer thyronin) führen zur Entkopplung von Elektro- partale Blutung. Verstärkte Blutung nach der
Regelabweichung des bulbären Atemzent- nentransport und ATP-Bildung; es entsteht nur Geburt aufgrund mangelnder Kontraktion der
rums*. Diese Form der Atmung ist meist patho- Wärme (physiologische Entkopplung in neona- Gebärmutter. Zu Ursachen und Vorgehen siehe
logisch (Biot*-Atmung oder Cheyne*-Stokes-At- talem braunem Fettgewebe sowie bei Winter- peripartale Blutung*.
mung). Beim Neugeborenen findet sie sich auch schläfern über membranären Einbau eines Ent- Atopie f: engl. atopy. Polygen vererbte geneti-
als normale Atmung im Schlaf. kopplungsproteins, engl. uncoupling protein). sche Prädisposition* für verschiedene klinische
Atmungsinhibitoren m pl: Verbindungen, die Atmungsketteninhibitoren → Atmungsinhi- Manifestationen der Überempfindlichkeitsre-
blockierend in die Atmungskette* eingreifen. bitoren aktion (wie atopisches Ekzem*, exogen-allergi-
Atmungsinhibitoren geben Hinweise auf die Atmungskettenphoø sphorylierung → Phos- sches Asthma* bronchiale und Urtikaria*) vom
Reihenfolge der Elektronenüberträger in der phorylierung, oxidative Soforttyp (Typ I der Allergie*). Betroffen sind ca.
Atmungskette. ATNR: Abk. für → Nackenreflex, asymmetrisch 10–15 % der Bevölkerung in unterschiedlich
Atmungskette f: engl. respiratory chain. In Mi- tonischer starker Ausprägung.
tochondrien* lokalisiertes Multienzymsystem Atom n: Aus Elektronen, Neutronen und Pro- Pathogenese:
mit verschiedenen Redoxsystemen, das die tonen bestehender Baustein der Materie. Das – Dominieren einer über TH2-Zellen (T*-Hel-
Übertragung von Reduktionsäquivalenten und Atom besitzt die typischen chemischen Eigen- ferzellen) gesteuerten Immunantwort mit
Elektronen auf Sauerstoff mit Energiegewinn in schaften des betreffenden Elements* und ist mit entsprechend verstärkter IL-4/IL-13-Produk-
Form von ATP koppelt (siehe oxidative Phos- physikalischen Methoden weiter in Elementar- tion und Überreaktion des IgE-abhängigen
phorylierung*). Toxische Hemmstoffe der At- teilchen zerlegbar. Dabei gehen die elementty- Immunsystems mit Mediatorenfreisetzung
mungskette sind Rotenon, Amytal, Antimy- pischen Eigenschaften verloren. aus Mastzellen nach Bindung von Allergen-
cin A, Cyanide (Blausäureintoxikation), Kohlen- Hintergrund: Nach Rutherford und Bohr be- spezifischen IgE-Molekülen an deren FcεR I-
monoxid (Kohlenmonoxidintoxikation*) und steht das Atom aus einem positiv geladenen Rezeptoren
Azid. Kern, der fast die gesamte Masse enthält, und – chronische Entzündung mit Infiltration von
Reaktionsgleichung: NADH + H+ + 1/2 O2 → einer negativ geladenen Elektronenhülle. Der TH1-Zellen und Makrophagen.
H2O + NAD+, ΔG° = -220 kJ/mol. Durchmesser des Atoms liegt in der Größenord- Atopie-Patch-Test m: engl. atopy patch-test;
Aufbau und Funktion: Die Atmungskette be- nung von 10–10 m, der des Kerns bei 10–14 m. syn. Aeroallergen-Patch-Test. Bei Säuglingen
steht aus verschiedenen Komponenten: Die Masse eines Atoms wird durch die relative und Kleinkindern angewandter nichtinvasiver
– Komplex I: Transmembrankomplex NADH- Atommasse Ar (früher Atomgewicht) beschrie- Epikutantest*. Getestet werden in Vaseline ge-
Ubichinon-Oxidoreduktase, der die Redukti- ben. Sie gibt an, um welchen Faktor ein Atom löste Allergene, die zu Typ I- Überempfindlich-
on des löslichen Elektronen-Carriers Ubichi- eines Elements schwerer ist als 1/12 der Masse keitsreaktionen führen (Tierhaar- und Haus-
non zu Ubichinol unter Oxidation von eines Kohlenstoff-12-Atoms.
NADH (Pyridinnukleotid-Coenzyme) kataly- Aufbau:
siert; Cofaktoren sind FMN und proteinge- – Atomkern: 1. besteht aus Protonen und
bundene Eisen-Schwefel-Zentren (FeS) Neutronen* 2. die Anzahl der Protonen
– Komplex II: Membranenzymkomplex Succi- (Kernladungszahl*) ist bestimmend für die
nat-Ubichinon-Oxidoreduktase, der die Ubi- chemischen Eigenschaften und die Stellung
chinon-Reduktion mit Succinat als Redukti- im Periodensystem der Elemente 3. Atome
onsmittel katalysiert; Cofaktoren sind u. a. mit gleicher Protonen-, aber unterschiedli-
FAD cher Neutronenzahl gehören zum gleichen
– Komplex III: Transmembrankomplex Ubi- Element und werden als Isotope bezeichnet
chinon-Cytochrom-c-Oxidoreduktase, der – Atomhülle (Elektronenhülle des Atoms):
die Ubichinol-Oxidation unter Reduktion 1. in ihr befinden sich beim neutralen Atom
des löslichen Elektronen-Carriers Cyto- genauso viele Elektronen wie Protonen im
chrom* c katalysiert; Cofaktoren sind u. a. Cy- Kern, sodass sich die Ladungen gegenseitig
tochrom b und c1 kompensieren 2. die Elektronen können nach
– Komplex IV: Transmembrankomplex Cyto- dem Bohr-Sommerfeld-Atommodell und
chrom-c-Oxidase (Cytochrom-c-O2-Oxidore- dem Bändermodell verschiedene Energieni-
duktase, Cytochromoxidase), der die Reduk- veaus einnehmen 3. in der Atomhülle finden
tion von Sauerstoff zu Wasser unter Cyto- u. a. die Vorgänge statt, die zusammenhän-
chrom-c-Oxidation katalysiert; Cofaktoren gen mit chemischer Bindung, Emission und
sind u. a. Cytochrom a. Absorption* von Licht, Emission von charak- Atopie-Patch-Test: Ekzemreaktion 72 h nach
Während des horizontalen Elektronentrans- teristischer Röntgenstrahlung, Anregung Atopie-Patch-Test mit Hausstaubmilben- bzw.
ports in der Membran werden vertikal dazu in und Ionisierung durch Wechselwirkungspro- Birkenpollenallergenen bei einem Kleinkind. [220]
Atopobium vaginae 180
stauballergie, Heuschnupfen, Nahrungsmittel- wird AMP, z. B. bei Aktivierung von Amino- der embryonalen Keimanlage (fetal, postnatal*
A allergie). Der Test gilt als positiv, wenn sich 48–
72 h später ein Ekzem bildet. Die Reproduzier-
säuren, Fettsäuren und Ribose, übertragen.
Unter Standardbedingungen werden pro Bin-
oder während der Menarche*).
Atresie [Embryologie] f: engl. atresia. Angebo-
barkeit der Ergebnisse ist strittig. Siehe Abb. dung ca. 30–35 kJ/mol frei. Die Energiemenge rener Verschluss von Hohlorganen oder natürli-
Atopobium vaginae n: Grampositives kokkoi- hängt von pH, Temperatur, Ionenstärke, der chen Körperöffnungen, z. B. Gynatresie*, Darm-
des unbewegliches sporenloses und obligat an- Konzentration an Mg2+ sowie den Reaktanten atresie*, Ösophagusatresie*, Choanalatresie*
aerobes Stäbchenbakterium (vgl. Bakterienklas- ab und beträgt unter physiologischen Bedin- und Gallengangatresie*.
sifikation*), welches kein Bestandteil der phy- gungen ca. ΔG = 50 kJ/mol. Atresie, hymenale → Fehlbildung, vaginale
siologischen Scheidenflora* ist. Bei bakterieller ATPasen f pl: engl. adenosine triphosphatases; atrialis: engl. atrial. Den Vorhof (im engeren
Vaginose* hingegen wird es oftmals im Vaginal- syn. Adenosintriphosphatasen. Enzyme, die Sinn des Herzens) betreffend, atrial.
sekret gefunden und ist aufgrund einer natürli- ATP zu ADP und anorganischem Phosphat (Pi) Atrialisation → Ebstein-Anomalie
chen Resistenz gegen Metronidazol* ein häufi- spalten (energieliefernde Reaktion), z. B. Natri- Atrichie f: engl. atrichia. Angeborenes Fehlen
ger Grund für Therapieversagen. um-Kalium-ATPase, Dynein, Myosin* der Haare.
Atorvastatin n: engl. atorvastatine. Lipidsenker und Phosphofruktokinase. Membranständige Atrioseptektomie → Blalock-Hanlon-Opera-
aus der Gruppe der HMG-CoA-Reduktase-Hem- ATPasen katalysieren den Auf- oder Abbau von tion
mer (Statine), der bei Hypercholesterolämie das ATP und transportieren gleichzeitig Teilchen Atrioventricular Node → Erregungsleitungs-
Risiko eines kardiovaskulären Ereignisses, z. B. (Ionen, kleine Moleküle, Proteine) von einer Sei- system
eines Herzinfarkts*, senken kann. Atorvastatin te der Zell- oder Organellmembran zur anderen. atrioventrikular: engl. atrioventricular. Zwi-
senkt die Konzentration an Gesamtcholesterol, ATP-Synthasen f pl: engl. adenosine triphos- schen Herzvorhof und Herzkammer gelegen
LDL*-Cholesterol und Triglyceriden* im Blut- phate synthases; syn. ATP-S. Enzyme, die aus bzw. beide betreffend.
plasma. Es kann Leberfunktionsstörungen und ADP und Pi mit der protonenmotorischen Kraft Atrioventrikularbündel → Erregungslei-
Muskelschmerzen auslösen, selten bis hin zur ATP (Adenosinphosphate *) synthetisieren tungssystem
Rhabdomyolyse*. (Energiebereitstellung). ATP-Synthasen sind Atrioventrikularklappen f pl: engl. atrioven-
aø toxisch: Nicht giftig. Transmembranproteine und kommen in der tricular valves; syn. AV-Klappen. Herzklappen
ATP: Abk. für antitachykardes Pacing → Over- Plasmamembran von Prokaryoten, in der inne- zwischen Vorhöfen und Kammern (Mitralklap-
drive Pacing ren Mitochondrienmembran von Eukaryoten pe* im linken und Trikuspidalklappe* im rech-
ATP n: syn. Adenosintriphosphat. Adenosin- sowie in der Thylakoidmembran der Chloro- ten Herzen), die während der Kammerkontrak-
phosphat* mit 3 Phosphatgruppen in energie- plasten von Pflanzenzellen vor. tion einen Blutrückstrom aus den Kammern in
reicher Bindung. Das Ribonukleotid ist Be- ATRA: Abk. für engl. all-trans retinoid acid → die Vorhöfe verhindern. Durch den Schluss der
standteil der Nukleinsäuren* (DNA*, RNA*). Retinoide AV-Klappen zu Beginn der Systole entsteht der
ATP ist der wichtigste Energieüberträger und Atracuriumbesilat n: engl. atracurium besilate. 1.* Herzton.
-speicher der Zelle. ATP wird für zahlreiche Mittellang wirkendes, neuromuskulär blockie- Aufbau und Lokalisation:
Stoffwechselprozesse, u. a. Fettsäurebiosynthe- rendes, nicht depolarisierendes, peripheres – Trikuspidalklappe (Valva atrioventricularis
se* und Fettsäureabbau*, Harnstoff-, Nukleotid- Muskelrelaxans (Benzylisochinolon) mit Stereo- dextra) im rechten Herzen, bestehend aus 3
und Phospholipidsynthese benötigt. isomerie zu Cisatracuriumbesilat. Verwendet Klappensegeln: 1. Cuspis septalis 2. Cuspis
Synthese und Abbau: Im ATP ist die α-Phos- wird Atracuriumbesilat bei endotrachealer Intu- anterior 3. Cuspis posterior
phatgruppe über eine Phosphorsäureester-Bin- bation und Beatmung, um die Toleranz für den – Mitralklappe (Valva atrioventricularis sinistra)
dung, das β- und γ-Phosphat über energiereiche Endotracheltubus zu erhöhen, weiterhin wäh- im linken Herzen, bestehend aus 2 Klappense-
Phosphorsäureanhydrid-Bindungen verknüpft. rend der Narkose bei Operationen (z. B. im geln (daher auch der Name Bikuspidalklappe):
Die ATP-Synthese durch die ATP-Synthasen fin- Bauchraum), insbesondere bei Nieren- oder Le- 1. Cuspis anterior 2. Cuspis posterior.
det an der inneren Membran der Mitochondrien berinsuffizienz. Die AV-Klappen liegen im Ostium atrioventri-
durch oxidative Phosphorylierung* in der At- Atransferrinämie f: engl. atransferrinemia. Er- culare zwischen Vorhof (Atrium) und Herzkam-
mungskette* oder durch Substratstufenphos- worbener oder angeborener (dominant erbli- mer (Ventrikel):
phorylierung z. B. in der Glykolyse* statt. Die in cher) Mangel an oder Fehlen von Transferrin* – Klappenbasis an einem bindegewebigem
ATP gespeicherte chemische Energie wird bei im Serum. In der Folge kommt es durch eine Ring (Anulus fibrosus) im Ostium atrioven-
hydrolytischer Spaltung frei (ATPasen*). ATP Eisentransportstörung zu einer normo- bis hy- triculare befestigt
wird für zahlreiche Stoffwechselprozesse benö- pochromen Anämie (Eisenmangelanämie*) und – freie Ränder der Klappensegel über Sehnen-
tigt: zu einer vermehrten Eisenablagerung (Hämosi- züge (Chordae tendineae) der Papillarmus-
– ATP → ADP + Phosphat (Pi); ΔG = 30,5 kJ/ derose*) in Leber, Milz, Pankreas, Nieren und keln an der Ventrikelwand befestigt.
mol; das Phosphat wird bei Phosphorylierun- Herzmuskel. Die Befestigung über die Chordae tendineae
gen im Kohlenhydrat-, Lipid- und Protein- Atraumatisches Nahtmaterial n: syn. atrau- verhindert, dass die Klappensegel während der
stoffwechsel, bei Regenerierung von Triphos- matische Nadel. Chirurgische Nadeln und Fä- Systole* in den Vorhof umschlagen und es zu
phaten aus Diphosphaten und bei Regenerie- den, die das Gewebe beim Nähen maximal scho- einem Blutrückstrom aus dem Ventrikel in den
rung von anderen energiereichen Verbindun- nen. Die Nadeln sind fest mit dem Faden (ohne Vorhof kommt.
gen wie Kreatinphosphat direkt auf ein Subs- Öse) verbunden (armiert), der Faden besitzt eine Funktion: Regulation des Blutflusses im Herzen
trat übertragen (Phosphokinasen) glatte Oberfläche (monofil, einfädig) und ist während unterschiedlicher Phasen der Herzak-
– ATP → AMP + Pyrophosphat (PPi); ΔG = nicht geflochten (polyfil). tion:
32,2 kJ/mol; mit anschließender Hydrolyse Atresiøa auris congeø nita → Gehörgangatresie – Systole: in der Anspannungsphase Schluss
von PPi zu 2 Pi (ΔG° = 33,5 kJ/mol); dabei Atresie [Ovar] f: syn. Follikelatresie. Physiolo- der AV-Klappen, sobald der Kammerdruck
gischer Untergang von Follikeln im Ovar oder höher ist als der Druck in den Vorhöfen
181 ATS
ATS: engl. australasian triage scale. Standardi- den (meistens < 1 Stunde). In der Bildgebung Gelbfieber-Impfstoff, BCG-Stamm zur Tu-
A siertes Verfahren zur Triagierung von Patienten
in der Notaufnahme des Krankenhauses. Die
wird kein ischämischer Hirninfarkt nachgewie-
sen. Mit dem ABCD2*-Score wird das Risiko ei-
berkuloseschutzimpfung u. a.
– wird erreicht durch häufige Kulturpassagen,
Triagierung erfolgt in 5 Stufen. Die ATS ist nes Schlaganfalls* in den ersten 48 Stunden ab- Tierpassagen oder chemisch.
weltweit verbreitet und für alle medizinischen geschätzt. Atteø st n: engl. certificate. Bescheinigung eines
Fachgebiete anwendbar. Reliabilität und Validi- Ursache: Arztes oder Psychotherapeuten über den Ge-
tät sind im Allgemeinen mäßig bis gut. – Embolie: 1. arterioarteriell u. a. bei Stenosen* sundheitszustand eines Menschen, insbesonde-
Prinzip: Einschätzung der Behandlungsdring- der extra- und intrakraniellen Gefäße, Dis- re über den Untersuchungsbefund eines Patien-
lichkeit auf Basis von Erscheinungsbild und Si- sektion*, Aortensklerose*, Vaskulitis* 2. kar- ten im Krankheitsfall.
tuationsbeschreibung (descriptors), die die Ein- dial z. B. bei Vorhofflimmern*, Herzklappen- Hinweis: Nach § 25 der (Muster-)Berufsordnung
schätzung in Abwägung mit möglichen Ver- fehlern, Herzklappenersatz*, Wandbewe- hat der Arzt bei Ausstellung eines Attests mit
dachtsdiagnosen noch verändern kann. Hier- gungsstörungen (z. B. bei Myokardinfarkt, der notwendigen Sorgfalt zu verfahren und
durch entsteht höherer Zeitbedarf als z. B. beim Kardiomyopathie* u. a.) 3. paradoxe Embolie nach bestem Wissen seine ärztliche Überzeu-
Manchester Triage System (MTS). bei persistierendem Foramen* ovale gung innerhalb einer angemessenen Frist aus-
Hintergrund: In Australien und Neuseeland ist – zerebrale Mikroangiopathie zusprechen. Das Ausstellen unrichtiger Atteste
die ATS verpflichtender Standard, seit 2000 als – hämodynamisch bei vorgeschalteten Gefäß- oder von Gefälligkeitsattesten ist gemäß
Überarbeitung der National Triage Scale (NTS) Stenosen* § 278 StGB strafbar.
zur ATS Version 2. Weltweit sind zahlreiche lo- – Gerinnungsstörungen Attikoantrotomie → Cholesteatom
kale Anpassungen und Variationen verfügbar, – hämatologische Erkrankungen. Attrition f: Form der Abrasio* dentium. Der
zum Teil selbstständige nationale Systeme wie Klinik: Die Symptome sind abhängig vom be- Verlust der Zahnhartsubstanz bei Attrition
das Mobile Emergency Triage (MET) in Andorra troffenen Gefäßgebiet. kommt meist durch reflektorischen Kontakt
oder das Spanish Triage System (SET) in Spa- Diagnostik: mit anderen Zähnen zustande.
nien. – Notfalldiagnostik: 1. Labor mit Gerinnung, AT-Winkel: Abk. für → Antetorsionswinkel
Attachmentverlust m: engl. loss of attachment. Blutbild, Blutzucker 2. CCT* zum Blutungs- Atypie f: engl. atypia. Zustand, der vom Nor-
Rückgang aller Strukturen des Parodontiums ausschluss 3. ggf. Gefäßbildgebung mit CT- malen abweicht oder nicht der typischen Form
(Zahnhalteapparates) einschließlich der dento- Angiografie der intrakraniellen Gefäße oder entspricht; im engeren Sinne zelluläre Atypie
gingivalen Verbindung. Er ist definiert als Dis- Ultraschall 4. bei rascher Verfügbarkeit ggf. mit zytologischen Veränderungen von Zellkern
tanz zwischen dem Boden der Zahnfleischta- cMRT mit Gefäßdarstellung statt CT (Kernatypie*) und Zytoplasma (beispielsweise
sche und der Schmelz-Zement-Grenze. – weitere Diagnostik: 1. Labor: Nierenretenti- pathologische intrazelluläre Einlagerung von
Diagnostik: Vermessung mittels skalierter Paro- onsparameter, Leberwerte, Elektrolyte, CRP, Pigmenten) oder epitheliale Atypie mit Verän-
dontalsonde. Blutzuckertagesprofil, HbA1c, Lipide, ggf. derungen im Aufbau des Zellverbandes (z. B. bei
Ursache: erweiterte Diagnostik mit Vaskulitisparame- maligner Entartung).
– Z. B. chronische Parodontiti*s (siehe Abb.) tern und erweiterte Gerinnungsdiagnostik, Atyø pika → Antipsychotika
– aggressive Parodontitis* Blutsenkungsgeschwindigkeit, TSH 2. Dopp- Aø typische Leberresektion: syn. nichtanatomi-
– nekrotisierende ulzerierende Parodontitis*. ler-/Duplexsonografie der extra- und trans- sche Leberresektion. Technisch einfacheres und
Therapie: kraniellen Gefäße 3. EKG*, ggf. LZ-EKG schnelleres Verfahren der Leberresektion, z. B.
– Systematische Parodontalbehandlung* 4. transthorakale, ggf. auch transösophageale in Form der Keilresektion oder der wedge resec-
– ggf. gesteuerte Geweberegeneration*. Echokardiografie* 5. ggf. LZ-Blutdruckmes- tion. Der pathologische Befund wird im Gesun-
sung. den mit einem Parenchymsaum reseziert. Somit
Therapie: ist keine präliminare Präparation der betroffe-
– Sekundärprophylaxe mit einem Thrombozy- nen Gefäße und Gallengänge notwendig.
tenaggregationshemmerund Statin Aø typische Mykobakterien-Infektion f: engl.
– ggf. alternativ orale Antikoagulation, z. B. bei mycobacteria other than tuberculosis infection; syn.
Vorhofflimmern* Infektionen durch atypische Mykobakterien.
– Überwachung von neurologischem Status Infektion mit nichttuberkulösen, fakultativ pa-
und Vitalfunktionen (z. B. auf einer Stroke thogenen Mykobakterien. Die säurefesten,
Unit) grampositiven Stäbchen kommen ubiquitär vor
– Blutdruckeinstellung < 140/90 mmHg und verursachen meist opportunistische Haut-
– Frühmobilisierung zur Vermeidung von und Atemwegsinfektionen. Betroffene infizie-
Komplikationen. ren sich über Schmier- und Kontaktinfektionen
Attenuierung f: engl. attenuation. Abschwä- aus der Umwelt. Diagnostiziert wird mikrosko-
Attachmentverlust: generalisierte, chronische chung der krankmachenden Fähigkeiten (Pa- pisch und kulturell, therapiert aufgrund häufi-
Parodontitis. [47] thogenität) eines Erregers im Wirtsorganismus, ger Multiresistenz mit einer Kombination von
ohne dass die antigenen Eigenschaften des Erre- (Reserve)-Antibiotika.
gers oder seine Vermehrungsfähigkeit verloren AU: Abk. für → Arbeitsunfähigkeit
Attaø cke, transitorische ischämische → gehen. Attenuierte Erreger werden in Lebend- AU: Abk. für Abdomenumfang → Fetometrie
Schlaganfall impfstoffen verwendet. Au → Gold
Attaø cke, transitorische ischämische f: Abk. Prozedere: Attenuierung Aua: Dominant erbliches Blutgruppenantigen.
TIA. Passagere Durchblutungsstörung des Ge- – Wird eingesetzt bei der Herstellung von Le- Audimutitas → Sprachstörung, zentrale
hirns. Die Symptome dauern maximal 24 Stun- bendimpfstoffen: Masern-, Röteln-, Mumps-,
183 Aufbissbehelf
rär auf die Zähne des Ober- oder Unterkiefers ligung* zum Eingriff, von deren Vorliegen die tes zur Information und Aufklärung* des Pati-
A aufgesetzt wird. Durch die Gestaltung der Ok-
klusionsflächen kann eine therapeutische Biss-
Rechtmäßigkeit des Eingriffs abhängt (Körper-
verletzung). Ohne ausreichende Aufklärung ist
enten über alle relevanten Umstände seiner Er-
krankung und ihrer Behandlung aus therapeu-
lage eingestellt und ausprobiert werden. ein Eingriff auch bei Einwilligung des Patienten tischen und rechtlichen Gründen.
Formen: rechtswidrig, weil dieser eine sinnvolle Ent- Recht:
– Fixierungsschiene zur Stabilisierung gelo- scheidung nur treffen kann, wenn er über deren – Die Pflicht zur Aufklärung über therapeu-
ckerter Zähne bei Parodontalerkrankung* Bedeutung und Tragweite hinreichend aufge- tische Maßnahmen und diagnostische
oder nach therapeutischer kieferorthopädi- klärt worden ist. Ein sog. therapeutisches Privi- Verfahren (oder Sicherungsaufklärung) er-
scher Zahnbewegung* leg hat die Rechtsprechung bislang nicht aner- gibt sich aus der ärztlichen Fürsorgepflicht.
– Relaxationsschiene/Bissführungsschiene: kannt. Ein Unterlassen der Aufklärung wird Der Arzt muss dem Patienten erläutern, wel-
1. zur therapeutischen Korrektur der Bisslage nur dann für zulässig gehalten, wenn die ernste che Besonderheiten mit seiner Erkrankung
(Zahnkontakte) bei Kieferschluss 2. zur Re- Gefahr eines schweren psychischen oder körper- verbunden sind und welche Maßnahmen zu
duktion des Tonus der Kaumuskulatur bei lichen Schadens besteht. Besondere Maßgaben ihrer Beseitigung ärztlicherseits und seitens
Parafunktionen (z. B. Bruxismus*) gelten im Bereich der sog. Neuland-Medizin, des Patienten erforderlich sind, um drohende
– Pivot-Schiene zur Entlastung des Kieferge- z. B. einer Therapiestudie: Schäden von ihm abzuwenden.
lenks bei kraniomandibulärer Dysfunktion*. – Wirtschaftliche Aufklärung: Der Arzt muss – Von der therapeutischen Aufklärung zu un-
Aufdecktest → Abdecktest über vom Patienten nicht vorhersehbare Fol- terscheiden ist die im Interesse der verfas-
Auffrischimpfung f: engl. booster vaccination. gekosten informieren, z. B. Zuzahlung bei sungsrechtlich gewährleisteten Entschluss-
Wiederholte aktive Immunisierung zur Auf- Arzneimittelkosten oberhalb des Festbetrags freiheit des Patienten liegende Selbstbe-
rechterhaltung des Impfschutzes. Auffri- oder andere Eigenanteile an Kassenleistun- stimmungsaufklärung.: 1. Einwilligung
schimpfungen werden im Rahmen des Impfka- gen. in einen Eingriff: Die Erfüllung der Aufklä-
lenders angewendet. Sie finden entweder statt – Aufklärung von Studienteilnehmern: Stu- rungspflicht ist Voraussetzung für die Wirk-
in festem Zeitabstand oder bei abfallendem An- dienleiter sind verpflichtet, Teilnehmer über samkeit der Einwilligung* in den ärztlichen
tikörpertiter und sie nutzen den Booster*-Ef- Zweck und Risiken der geplanten Studie zu Eingriff, von deren Vorliegen die Rechtmä-
fekt. Siehe Impfkalender*, Tab. dort. informieren. Die Aufklärung muss vollstän- ßigkeit des Eingriffs abhängt (Körperverlet-
Aufklärung f: engl. information. Ärztliche oder dig, verständlich und beeinflussungsneutral zung). Ohne ausreichende Aufklärung ist ein
psychotherapeutische Information des Patien- sein. Maßnahmen zum Datenschutz müssen Eingriff auch bei Einwilligung des Patienten
ten über alle relevanten Umstände seiner Er- eindeutig dargelegt werden. Die Aufklärung rechtswidrig, weil dieser eine sinnvolle Ent-
krankung und ihrer Behandlung. wird durch eine unterschriftlich zu bestäti- scheidung nur treffen kann, wenn er über de-
Formen: Therapeutische Aufklärung (Siche- gende Einwilligung vervollständigt. Für den ren Bedeutung und Tragweite hinreichend
rungsaufklärung): aus der ärztlichen und psy- Fall einer Ablehnung der Teilnahme an der aufgeklärt worden ist. Ein sog. therapeuti-
chotherapeutischen Fürsorgepflicht ergibt sich Studie muss Patienten eine vollständig sches Privileg hat die Rechtsprechung bislang
die Pflicht den Patienten aufzuklären über: gleichwertige Behandlung zugesichert wer- nicht anerkannt. Ein Unterlassen der Aufklä-
– Besonderheiten seiner Erkrankung den. Material für genetische Untersuchungen rung wird vielmehr nur dann für zulässig ge-
– erforderliche Maßnahmen seitens des Thera- muss anonymisiert oder nach der eingewil- halten, wenn die ernste Gefahr eines schwe-
peuten und des Patienten, um drohende ligten Studie vernichtet werden, damit zu ei- ren seelischen oder körperlichen Schadens
Schäden von ihm abzuwenden (Aufklärung nem späteren Zeitpunkt nicht weitere mole- besteht. 2. Umfang der Aufklärung: Der
über Indikation und Art der Behandlung, kulargenetische Untersuchungen durchge- Umfang der Aufklärungspflicht richtet sich
ggf. Behandlungsalternativen und -risiken) führt werden können, deren Implikationen nach deren Zweck, dem Patienten eine abwä-
– Information des Patienten über therapierich- nicht absehbar sind. gende Wahrnehmung seines Selbstbestim-
tiges Verhalten zur Sicherung des Heilerfol- Rechtlicher Hintergrund: Die Aufklärung steht mungsrechts* zu ermöglichen. Die Aufklä-
ges, zum Schutz vor Unverträglichkeitsrisi- in der Verantwortung des Arztes, eine Delegati- rungspflicht bezieht sich mithin nicht nur
ken, vor Nachteilen einer Überschätzung der on der Aufklärung an Dritte ist bei entsprechen- auf die Risiken des „Ob“, sondern auch auf
Therapie der Qualifikation möglich. Der Arzt ist ver- das „Wie“ des Eingriffs: Sie muss z. B. den
– Unterrichtung der nachbehandelnden Ärzte, pflichtet, in der Patientenakte Einwilligungen Hinweis auf erhebliche Schmerzen einschlie-
Psychotherapeuten und des Patienten selbst und Aufklärungen aufzuzeichnen. Der Arzt ßen. Der Patienten muss ggf. über mehrere,
über Befunde und Zwischenfälle zur recht- trägt im Haftpflichtprozess die Beweislast für konkret zur Wahl stehende Behandlungs-
zeitigen Einleitung einer sachgerechten die ausreichende Selbstbestimmungsaufklä- möglichkeiten und deren Für und Wider un-
Nachbehandlung. rung des Patienten. Versäumnisse bei der thera- terrichtet werden. Generell ergibt sich die In-
Die Aufklärung muss vor Beginn einer Behand- peutischen Aufklärung hat grundsätzlich der tensität der Aufklärungspflicht aus den Um-
lung (und ggf. wiederholt bei im Behandlungs- Patient nachzuweisen. Bei begründetem Ver- ständen des Einzelfalls. Maßgebend sind da-
verlauf nötigen Änderungen) in einer auf die dacht eigener Fehler trifft den Arzt auf Nachfra- bei die Schwere der Auswirkungen, ferner die
Befindlichkeit und Aufnahmefähigkeit des Pati- ge oder zur Abwendung gesundheitlicher Ge- sachliche und zeitliche Notwendigkeit des
enten abgestimmten Form erfolgen. Selbstbe- fahren eine Offenbarungspflicht. Die Informati- Eingriffs, die allgemeine Bekanntheit der
stimmungsaufklärung: Der Arzt muss die für on darf aber zu Beweiszwecken in einem gegen Eingriffsumstände und -folgen, der Bil-
die Entscheidung über einen Heileingriff not- ihn geführten Strafverfahren oder in einem dungs- und Erfahrungsstand sowie die
wendigen Informationen vermitteln, die der Ordnungswidrigkeitsverfahren nur mit seiner Sprachkenntnisse des Patienten (ggf. Dolmet-
verfassungsrechtlichen gewährleisteten Ent- Zustimmung verwendet oder verwertet werden. scher). Die Vermittlung eines im Großen und
schlussfreiheit des Patienten dienen. Dies ist Aufklärungspflicht f: engl. obligation to inform. Ganzen zutreffenden Bildes von Schwere und
Voraussetzung für die Wirksamkeit der Einwil- Ethische und rechtliche Verpflichtung des Arz- Risiko reicht aus, wenn der Patient dadurch
185 Auge
in die Lage versetzt wird, weitere Informatio- Behandlungsfehler: Bei begründetem Ver- – Angststörung*
nen gezielt abzufragen. 3. Risikoaufklä-
rung: Nicht die prozentuale Komplikations-
dacht eigener Fehler mit nicht nur unwesent-
lichen Folgen trifft den Arzt eine Offenba-
– Schizophrenie*
– Substanzstörungen*.
A
dichte eines mit einer Therapie verbundenen rungspflicht*, die in der Regel mit dem Ende Aufmerksamkeitstraining n: engl. attention
Risikos entscheidet letztlich über das Aus- des Vertragsverhältnisses entfällt. Nachträg- training. Sammelbezeichnung für Verfahren, die
maß der Aufklärungspflicht, sondern die Be- lich hat er dagegen nur dann zu informieren, zur Verbesserung der Aufmerksamkeit oder de-
deutung, die dieses Risiko für den Patienten wenn dem unwissenden Patienten schwere ren gezielter Lenkung auf einen bestimmten
haben kann, wenn es sich verwirklicht. Auch Gesundheitsgefahren drohen. Nach dem Pa- Wahrnehmungsbereich eingesetzt werden, z. B.
bei einer vital indizierten Therapie, bei der tientenrechtegesetz gilt: „Sind für den Be- das Attentional-Control-Training. Indikationen
ein Risiko selten ist und sich bei Nichtanwen- handelnden Umstände erkennbar, die die sind z. B. ADHS, Schizophrenie, Angststörun-
dung der Therapie krankheitsbedingt vo- Annahme eines Behandlungsfehlers begrün- gen, Schmerzstörungen und körperliche Be-
raussichtlich mit höherer Wahrscheinlichkeit den, hat er den Patienten über diese auf schwerden.
verwirklichen wird, kann daher eine Aufklä- Nachfrage oder zur Abwendung gesundheit- Aufrichter → Patientenaufrichter
rungspflicht bestehen, wenn das Risiko im licher Gefahren zu informieren.“ Diese Infor- Aufrichtungsreflex m: engl. righting reflex.
Falle seiner Verwirklichung den Patienten mation darf jedoch nur mit Zustimmung des Frühkindlicher Reflex (bis 6. Lebensmonat):
schwer belastet und trotz seiner Seltenheit Behandelnden in einem Straf- oder Bußgeld- durch plötzlichen Druck auf Fußsohle oder Be-
für den Eingriff spezifisch, für den Laien verfahren gegen ihn verwendet werden. rührung in ihrer gesamten Fläche wird die Stre-
überraschend ist. 4. Diagnostische und kos- Auflichtmikroskopie f: engl. dermoscopy; syn. ckung aller Gelenke des entsprechenden Beins
metische Eingriffe: Eine erhöhte Aufklä- Epilumineszenzmikroskopie. Einsatz eines (Stehbereitschaft) ausgelöst bei gleichzeitiger
rungspflicht gilt insbesondere bei diagnosti- Auflichtmikroskops zur diagnostischen Beur- Knie- und Hüftbeugung des anderen. Der Auf-
schen Eingriffen ohne therapeutischen Ei- teilung von Hautveränderungen. Der Einsatz richtungsreflex bedingt das Schreitphänomen*.
genwert und medizinisch nicht indizierten erfolgt deshalb vor allem in der Dermatologie. Aufschiebeverhalten → Prokrastination
kosmetischen Eingriffen („Schönheitsopera- Indikation: Bei der Untersuchung der Haut Aufstoßen → Ruktus
tion“). 5. Neue Maßnahmen: Besondere wird die Auflichtmikroskopie eingesetzt zur Aufwachepilepsie f: engl. awakening epilepsy.
Maßgaben gelten im Bereich der sog. Neu- Unterscheidung von benignen, semimalignen Durch das Auftreten epileptischer Anfälle bis
landmedizin. Will der Arzt keine allseits an- und malignen (pigmentierten) Hauttumoren max. 2 h nach dem Aufwachen charakterisierte
erkannte Standardmethode, sondern eine re- (ABCD*-Regel). Darüber hinaus hilft die Auf- Epilepsie. Sie tritt meist auf im Rahmen einer
lativ neue und noch nicht allgemein einge- lichtmikroskopie auch bei der Differenzialdiag- Epilepsie mit generalisierten tonisch-kloni-
führte Methode mit neuen, noch nicht ab- nose anderer Hautveränderungen. Hilfreich ist schen Anfällen. Aufwachepilepsien sind prog-
schließend geklärten Risiken anwenden, so sie z. B. beim Erkennen von Krätzmilben (Sca- nostisch günstig mit weitgehend normaler kog-
hat er den Patienten auch darüber aufzuklä- bies*). nitiver Entwicklung und sie sprechen meist gut
ren und darauf hinzuweisen, dass unbekann- Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts- an auf Antiepileptika.
te Risiken zurzeit nicht auszuschließen sind. störung → ADHS Aufwachraum m: engl. recovery room. Überwa-
– Weitere Regelungen: 1. Beweislast: Den Aufmerksamkeitseinengung f: engl. cognitive chungsraum für Frischoperierte zur postopera-
Arzt trifft im Haftpflichtprozess die Beweis- tunneling. Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf tiven Überwachung (Monitoring), bei Bedarf
last, dass der Patient genügend aufgeklärt einen einzigen Wahrnehmungsgegenstand oder mit Sauerstoffgabe* und weiteren erforderli-
worden ist. Versäumnisse bei der therapeuti- auf einzelne Teilaspekte komplexer Wahrneh- chen Maßnahmen. Dabei ist das Ziel die Präven-
schen Aufklärung hat indessen grundsätzlich mungsgegenstände mit Störung der simultanen tion bzw. frühzeitige Detektion akut postopera-
der Patient nachzuweisen, da sie rechtlich zu Wahrnehmung mehrerer Reize. Dadurch wird tiv möglicher Anästhesie- oder operationsbe-
den Behandlungsfehlern gezählt werden. das Erkennen von Situationszusammenhängen dingter Störungen (respiratorisch, Übelkeit und
2. Unterlagen: Nach dem Patientenrechtege- erschwert oder verhindert. Erbrechen, kardiovaskulär). Die übliche erfor-
setz* sind dem Patienten Abschriften von Un- Vorkommen: derliche Überwachungszeit beträgt 2–4 h.
terlagen, die er im Zusammenhang mit der – Starke emotionale Reaktionen Aufgaben:
Aufklärung oder Einwilligung unterzeichnet – Halluzinationen* – Postoperative Analgesie*
hat, auszuhändigen. 3. Zeitlicher Abstand: – Wahn* – Volumenersatz*
Der Arzt hat so frühzeitig wie möglich und – neurologische Störungen (z. B. dorsale Simul- – bei Bedarf Nachbeatmung
(außer in Not- und Sonderfällen) jedenfalls tanagnosie, siehe Agnosie*) – Beurteilung des klinischen Zustandes
so rechtzeitig aufzuklären, dass der Patient – u. a. – Verlegungskriterien: 1. suffiziente Schutzre-
noch im Besitz seiner Erkenntnisfähigkeit ist Aufmerksamkeitsstörung f: engl. attentional flexe 2. Spontanatmung 3. ausreichende
und ihm bis zum Eingriff eine unter Berück- disorder. Eingeschränkte Fähigkeit, sich mental Analgesie.
sichtigung der konkreten Umstände ausrei- längere Zeit einem bestimmten Gegenstand zu- Aufwachtemperatur → Basaltemperatur
chende Bedenkzeit zur Abwägung der für zuwenden (Unaufmerksamkeit), sowie Einen- Augapfelprellung → Contusio bulbi
und gegen den Eingriff sprechenden Gründe gung und Schwankungen der Aufmerksamkeit. Auge n: engl. eye; syn. Oculus. In der knöcher-
und zur Wahrung seiner Entscheidungsfrei- Vorkommen: nen Orbita gelegenes paariges Organ, das zu-
heit bleibt. 4. Weitere besondere Informa- – Schlaganfall* sammen mit dem Sehnerv (N. opticus) das Seh-
tions- und Auskunftspflichten ergeben – Schädelhirntrauma und andere neurologi- organ bildet und visuelle Reize* an die Sehzent-
sich für den Arzt unter Umständen im Hin- schen Erkrankungen mit Beteiligung des ren* weiterleitet. Zum Auge zählen neben dem
blick auf wirtschaftliche Bewandtnisse und ZNS (z. B. hirnorganisches Psychosyndrom*) Augapfel auch Hilfseinrichtungen, die das Auge
in Zusammenhang mit der Datenverarbei- – ADHS* schützen und bewegen, z. B. Augenmuskeln*
tung (Auskunftsanspruch*). 5. Verdacht auf – Depression* und Augenlider.
Augenabstand 186
Augenbad n: engl. eye bath. Spülung der Augen he Abb.): 1. Betroffene haben Defizite bei der
A in einer mit Arzneimittellösung gefüllten Au-
genbadewanne*, die für 10 min bei geöffnetem
Verfolgung sehr schneller Zielobjekte (v. a.
bei vorhersagbarer Geschwindigkeit) 2. da
Auge an die Augenpartie gepresst wird. Die An- diese Defizite auch außerhalb florider Phasen
wendung erfolgt nach ärztlicher Anordnung sowie bei Angehörigen 1. Grades auftreten,
z. B. bei Konjunktivitis*. wird eine Rolle als Marker für mit Schizo-
Augenbadewanne f: engl. eye cup. Ovales Ge- phrenie assoziierte Genotypen diskutiert
fäß aus Glas oder Kunststoff zur Anwendung – Störungen der Augenbewegungen finden
beim Augenbad*. Das Auge wird von dem scha- sich auch bei Autismus und posttraumati-
lenförmigen Gefäß umschlossen und in ausrei- scher* Belastungsstörung.
chend Flüssigkeit gespült. Siehe Abb. Augendruckversuch → Reflex, okulokardialer
Augendurchleuchtung, diasklerale → Dia-
phanoskopie
Augenfundus → Augenhintergrund
Augenhintergrund m: engl. ocular fundus; syn.
Fundus oculi. Innenseite des Augapfels, beste-
hend aus Retina*, Chorioidea, Lederhaut, Papil-
le, Makula* sowie deren Blutgefäßen. Der Au-
genhintergrund wird mittels Augenhinter-
grundspiegelung untersucht.
Augeninnendruck m: engl. intraocular pressure;
Auge syn. intraokularer Druck. Druck im Augeninne-
ren, der mit der Menge des Kammerwassers,
Augenbadewanne [171]
aber nicht mit dem Blutdruck korreliert. Ein
dauerhaft erhöhter Augeninnendruck schädigt
Aufbau: Das Auge (siehe Abb.) setzt sich zusam- Augenbewegungen f pl: engl. eye movements; meistens den Sehnerven und führt zu typischen
men aus dem syn. Okulomotorik. Willkürliche oder unwill- Gesichtsfeldausfällen bis hin zur Erblindung.
– Augapfel: dient der eigentlichen Aufnahme kürliche Bewegungen der Augen. Physiologi- Der Augeninnendruck wird mittels Tonomet-
visueller Informationen; diese werden über sche Augenbewegungen erfolgen in der Regel rie* gemessen.
Sinneszellen der Retina* aufgenommen, in gleichsinnig in linkem und rechtem Auge, um Referenzbereich: Der Normwert beträgt 15 +/
elektrische Reize umgewandelt und an die Gegenstände zu fixieren. Pathologische Augen- ⴚ 3 mmHg (bzw. 1,995 kPa +/ⴚ 0,399 kPa). Bei
Sehzentren des Gehirns weitergeleitet (vgl. bewegungen wie ein pathologischer Nystag- dünnen Hornhäuten liegt er um 1 mmHg hö-
hierzu Sehbahn* und Sehen) mus* kommen bei Augenmuskellähmungen so- her, bei dicken um 1 mmHg niedriger. Der Au-
– Hilfsstrukturen: sorgen für eine mechanische wie zerebellaren und Hirnstammsyndromen geninnendruck unterliegt einer zirkadianen
Ausrichtung des Auges auf Objekte und den vor. Rhythmik und ist morgens nach dem Aufwa-
Schutz vor schädigenden Umwelteinflüssen; Klinische Bedeutung: chen am höchsten.
dazu zählen: 1. äußere Augenmuskeln (Mm. – Ruckartige Augenbewegungen werden bei Regulation: Das Kammerwasser wird vom Zili-
externi bulbi oculi) 2. Augenbrauen (Superci- der psychotherapeutischen Therapiemethode arkörper produziert und in die hintere Augen-
lia) 3. Augenlider (Palpebrae*) 4. Bindehaut EMDR (Eye* Movement Desensitization and kammer sezerniert. Von dort fließt es durch die
(Conjunctiva) 5. Tränenapparat (Apparatus Reprocessing) angewendet Pupille in die vordere Augenkammer, die es
lacrimalis). – Störungen der smooth pursuit eye move- über den Schlemm-Kanal im Kammerwinkel
Klinischer Hinweis: Zahlreiche Erkrankungen ments (SPEM) bei sich bewegenden Zielob- verlässt. Bei Abflussstörungen (z. B. beim Glau-
des Auges führen zu Einschränkungen des Seh- jekten sind bei Schizophrenie gut belegt (sie- kom*, Abb. 2 dort) ist der Augendruck erhöht.
vermögens. Zu den häufigsten zählen:
– Kurzsichtigkeit
– Weitsichtigkeit
– Katarakt*
– Glaukom*
– Diabetische Retinopathie*.
Augenabstand: engl. interpupillary distance;
syn. Pupillendistanz. Abstand zwischen den
Augen. Er wird anhand des Abstands zwischen
den Pupillenmittelpunkten (sogenannter Pupil-
lenabstand) gemessen. Der Normwert beträgt
bei Erwachsenen 63 +/ⴚ 3 mm, bei Neugebore-
nen 39 +/ⴚ 3 mm. Der Pupillenabstand ist wich-
tig für eine korrekte Brillenanpassung.
Beurteilung: Ein sehr großer Abstand wird als
Hypertelorismus*, ein sehr kleiner als Hypote-
lorismus bezeichnet. Augenbewegungen: Augenbewegungen (SPEM) bei Kontrollperson und Person mit Schizophrenie.
187 Aura
Weitere Ursachen für einen erhöhten Augenin- – innere Augenmuskeln: 1. M. ciliaris im Zili- wendet). Bei höherer Konzentration sind irre-
nendruck sind z. B. intraokulare Tumoren, Con-
tusio bulbi sowie das Sturge-Weber-Syndrom.
arkörper*: Er vollzieht über den Mechanis-
mus der Linsenkrümmungsänderung die Ak-
versible Augenschädigungen möglich.
Augenspiegel m: engl. ophthalmoscopy. Instru-
A
Mögliche Ursachen für einen erniedrigten Au- kommodation. 2. M. sphincter pupillae in ment zur Untersuchung des Augenhinter-
geninnendruck sind Netzhautablösung, Contu- der Iris*: Er verengt die Pupille. 3. M. dilata- grunds*. Zur direkten Ophthalmoskopie* ist
sio bulbi oder osmotische Hypotonie, z. B. tor pupillae zwischen Iris und Pigmentepi- der Augenspiegel (Ophthalmoskop) in der Regel
durch Urämie. thel: Er erweitert die Pupille und ist zu einem ausgestattet mit elektrischer Lichtquelle, evtl.
Augenkammern f pl: engl. chambers of eyeball; kleinen Teil auch an der Akkommodation be- mit vorschaltbaren Lochmasken oder Filtern.
syn. Camerae bulbi. Mit Kammerwasser* gefüll- teiligt. Zum Ausgleich von Refraktionsfehlern des Pati-
te Räume zwischen der Rückseite der Hornhaut Augenpflege f: engl. ophthalmic care. Maßnah- enten oder des Arztes ist die Vorschaltung von
(Cornea*) und der Vorderfläche des Glaskörpers men zur Prophylaxe und Therapie von Augen- Linsen vor die Sichtöffnung möglich.
(Corpus vitreum) des Auges. Man unterscheidet erkrankungen oder zur Minimierung der Ge- Augenverätzung f: Verätzung des Auges durch
eine vordere Augenkammer von einer hinteren fahren für die Augen. Sie unterteilt sich in die Laugen oder Säuren. Die wichtigste Erste-Hilfe-
Augenkammer. Abflussstörungen des Kammer- allgemeine Augenpflege beim gesunden Auge Maßnahme ist die sofortige Spülung des Auges
wassers führen zu einer Erhöhung des Augenin- und die spezielle Augenpflege bei Augenerkran- mit Wasser, außer bei Branntkalk oder Zement
nendrucks* und Schädigungen der Netzhaut. kungen, fehlendem Lidschlag* (z. B. bei Be- (hier darf keine Spülung erfolgen).
Augenlid → Palpebrae wusstlosigkeit*, Fazialislähmung), Austrock- Augenzittern → Nystagmus
Augenmuskellähmung f: engl. ocular muscle nung des Auges sowie nach Operationen. Auge, trockenes n: syn. Keratoconjunctivitis
paralysis; syn. Ophthalmoplegie. Lähmung eines Allgemeine Augenpflege: sicca. Unzureichende Benetzung der Augen
oder mehrerer Augenmuskeln, meist infolge – Waschen des Gesichts mit klarem Wasser mit durch eine gestörte Tränenproduktion. Dies
von Unfällen oder Krankheiten. Durch die ein- Wischrichtung vom äußeren Augenwinkel führt zu einer Entzündung der Augenoberflä-
geschränkte Beweglichkeit des Auges resultiert zur Nase che mit Augenbrennen und Sehstörungen. Ur-
ein Lähmungsschielen (Strabismus* paralyticus) – bei Überanstrengung der Augen (z. B. durch sachen sind Sjögren*-Syndrom, Dysfunktion
mit Diplopie*. stundenlange Bildschirmarbeit) Augenent- der Meibom-Drüsen, Rosazea, Diabetes sowie
Ursachen: lastungstraining überlanges Kontaktlinsentragen. Therapiert
– Hirntumor* – vitaminreiche Ernährung (besonders Vitamin wird mit Tränenersatzmitteln.
– Schlaganfall* A, C und E) Formen:
– Polyneuropathie* – Schutz vor Infektionen der Bindehaut (z. B. – Hyposekretorische Form durch Störungen
– Multiple* Sklerose durch gründliches Händewaschen vor dem der wässrig-muzinösen Tränenfilmanteile
– Enzephalitis*, Meningitis*, Myositis* Einsetzen von Kontaktlinsen) und Verletzun- – hyperevaporative Form durch Störungen der
– endokrine Ophthalmopathie*. gen (z. B. durch Verwendung von Schutzbril- Lipidanteile der Tränen
Angeborene Ursachen sind selten (z. B. Stilling- len) – kombinierte Störungen.
Türk-Duane-Syndrom beiAplasie* der Augen- – Reinigen von Brille oder Kontaktlinsen. Augmentation f: Begriff mit mehreren Bedeu-
muskelkerne). Spezielle Augenpflege: Ziele: tungen. Meist wird unter Augmentation die
Einteilung: Nach Lokalisation der Störung: – Anfeuchten der Hornhaut verstärkte Wirkung eines Arzneimittels durch
– Periphere Augenmuskellähmung: Störung – Verhindern von Infektionen der Bindehaut zusätzliche Gabe einer anderen Substanz ver-
von Augenmuskeln oder Nerven der Augen- des Auges (Konjunktiva) standen, ein Phänomen, das therapeutisch ein-
muskeln – Applikation von Arzneimitteln. gesetzt wird. Zum anderen meint Augmentati-
– faszikuläre Augenmuskellähmung: Störung Durchführung: on bei Restless*-Legs-Syndrom die rasche Zu-
des Fasciculus longitudinalis medialis, der – Steril arbeiten nahme der Beschwerden unter Medikation trotz
im Mittelhirn die Augenmuskelkerne koor- – Patient liegt oder legt den Kopf in den Na- Dosissteigerung.
diniert cken, Blickrichtung nach oben Augmentationsplastik f: engl. augmentation.
– zentrale Augenmuskellähmung: Störung – ggf. Reinigung der Augen (bei geschlossenen Plastische Operation zur Defektfüllung oder
von Augenmuskelkernen. Augen): 1. Reinigen der Augenlider von au- Verstärkung einer anatomischen Struktur. Sie
Augenmuskeln m pl: engl. ocular muscles; syn. ßen nach innen zur Ablösung vorhandener wird angewendet u. a. zur Verstärkung von Bän-
Augenmuskulatur. Muskeln im Bereich des Au- Verkrustungen mit einer mit destilliertem dern oder Sehnen (z. B. Achillessehne, Lig. pa-
ges. Sie lassen sich unterteilen in innere, glatte Wasser oder physiologischer Kochsalzlösung tellae), im Gesichtsbereich zum Aufbau eines
und äußere, quergestreifte Augenmuskeln. Die getränkten sterilen Kompresse 2. für jede atrophierten Kiefers und zur Mammaaugmen-
inneren Augenmuskeln dienen der Akkommo- Wischbewegung eine neue Kompresse benut- tation*.
dation* der Linse* und Anpassung der Pupillen- zen 3. evtl. Auge trockentupfen Augmentationszystoplastik → Blasenerwei-
weite. Die äußeren Augenmuskeln sorgen für – verordnete Augentropfen oder Augensalben terungsplastik
die willkürliche Ausrichtung des Augapfels in in den Bindehautsack applizieren AUL: Abk. für akute undifferenzierte Leukämie
Blickrichtung. – ggf. einen Augenverband anlegen. → Stammzellenleukämie
Einteilung: Augenreizstoffe m pl: engl. eye irritants. Flüssi- Aura f: Wahrnehmungen unmittelbar vor ei-
– Äußere Augenmuskeln: 1. gerade Augenmus- ge oder feste Substanzen, die im Auge sofort nem epileptischen Anfall* oder vor einer Migrä-
keln mit: I. M. rectus superior bulbi II. M. Tränenfluss, Brennen, Lidkrampf und Lid- ne: sensibel (z. B. Taubheitsgefühl, Kribbeln),
rectus inferior bulbi III. M. rectus medialis schluss verursachen, wie Bromaceton, Benzyl- sensorisch (z. B. Geruchs- oder Geschmacksau-
bulbi IV. M. rectus lateralis bulbi 2. schräge bromid, Cyanide, Chlor- oder Bromacetophe- ra), vegetativ (epigastrische Aura) oder psy-
Augenmuskeln mit: I. M. obliquus superior non, Chlorpikrin sowie Bromessigester, Xylyl- chisch (Glücks-, Angstgefühl, Déjà-vu-Erlebnis),
bulbi II. M. obliquus inferior bulbi bromid und Acrolein (z. T. als Tränengas ver- außerdem neurologische Symptome (z. B. Seh-
Aura continua 188
oder Sensibilitätsstörungen, Paresen oder Apha- cher* Signale ausblendet (ignoriert), um Wahr- tozoen (z. B. Trichomonaden) 2. mechanische
A sie).
Aura continua f: Stunden bis Tage anhalten-
nehmung ferner Signale (fare field sensing, z. B.
atriale Detektion ventrikulärer Erregung oder
Reizungen durch Fremdkörper wie Tampons
oder Pessare 3. chemische Reizungen durch
der, im EEG* nachweisbarer fokaler epilepti- ventrikuläre Detektion atrialer Signale) und Scheidenspülungen mit Seifenlösungen oder
scher Anfall* ohne Einschränkung von Bewusst- Crosstalk zu verhindern. desinfizierenden Substanzen 4. Schmierblu-
sein oder Aufmerksamkeit, entspricht einem Ausbruch m: engl. outbreak. Meist synonym tungen bei Hormonspiegelveränderungen
nonkonvulsiven Status* epilepticus. mit Epidemie*, teilweise aber auch für kleinere unterschiedlicher Ursachen
aural: Zum Ohr gehörend, auf das Ohr bezo- Populationen (z. B. Patienten* in einem Kran- – zervikaler Ausfluss (aus dem Gebärmutter-
gen. Die Wortherkunft ist lateinisch von auris, kenhaus*) verwendete Bezeichnung für eine be- hals, der Zervix): 1. anatomische Veränderun-
Ohr. grenzte Zunahme des Vorkommens einer Infek- gen 2. erhöhte Drüsensekretion bei psychoso-
Aurantiasis cuø tis → Carotinikterus tionskrankheit*, in zeitlichem und räumlichem matischen Reaktionen 3. Infektionen (Gono-
Aurantii amari epicarpium et mesocarpium Zusammenhang über das erwartete Maß hi- kokken, Chlamydien) 4. Tumoren 5. Polypen
→ Pomeranzenschale nausgehend. – korporaler Ausfluss (aus dem Gebärmutter-
Auricula f: engl. auricle; syn. Auricula auris. Ausbruchsmanagement n: engl. outbreak ma- körper, dem Corpus uteri): 1. Entzündungen
Trichterförmiger Teil des äußeren Ohres aus nagement. Planung und Koordination von Maß- 2. Tumoren (Myom, Karzinom) 3. Gewebe-
elastischem Knorpel. Die Auricula umschließt nahmen zur Aufklärung und Beseitigung der reste nach Fehlgeburt
den Porus acusticus externus des äußeren Ge- Ursachen eines Ausbruchs* infektiöser Erkran- – tubarer Ausfluss (aus den Eileitern, den Tu-
hörgangs und trägt zur Weiterleitung des kungen mit dem Ziel, eine weitere Verbreitung ben): 1. sehr selten 2. bei Eileiterkarzinom
Schalls* sowie dem Richtungshören* bei. Abste- dieser Infektionen* wirkungsvoll und zügig zu (große Mengen dünnflüssigen Ausflusses).
hende Ohren sind häufig, haben aber medizi- verhindern und den Ausbruch zu beenden. Maßnahmen:
nisch gesehen keinen Krankheitswert. Hintergrund: Zum Ausbruchmanagement bei – Einhaltung allgemeiner hygienischer Regeln
Aurikularanhänge m pl: engl. auricular append- nosokomialen Infektionen gibt es Empfehlun- – sorgfältige Selbstbeobachtung
ages. Angeborene Fehlbildung des äußeren gen der Kommission für Krankenhaushygiene – gynäkologische Kontrolle bei krankhaften
Ohrs im Bereich des Tragus durch meist einsei- und Infektionsprävention (KRINKO*) beim Ro- Veränderungen
tige Hautduplikaturen, z. T. mit Knorpeleinla- bert Koch-Institut. – Therapie der Grunderkrankung
gerungen, evtl. in Kombination mit Ohrfistel* Ausdauertraining n: engl. endurance training. – ggf. Paartherapie
oder Dysplasie der Ohrmuschel. Siehe Abb. Trainingsform mit dem Ziel, eine bestimmte – keine Scheidenspülungen mit schädigenden
Vorkommen: Bei 0,2–0,5 % aller Neugeborenen; Leistung über einen ausgedehnten Zeitraum zu Substanzen
häufig bei kraniomandibulofazialen Dysmor- erbringen. Dabei unterscheidet man zwischen – keine Vaginaltampons bis zur Ausheilung
phien, z. B. Dysostosis mandibulofacialis und der Dauermethode mit konstanter Belastungs- – Scheidenzäpfchen zum Wiederaufbau eines
Goldenhar*-Symptomenkomplex. intensität und der Intervallmethode mit einem natürlichen sauren Scheidenmilieus.
Wechsel von Belastungen und Pausen. Ausflusstrakttachykardie → Tachykardie,
Anwendung: In der Präventivmedizin, kurati- idiopathische ventrikuläre
ven Medizin und Rehabilitation Ausgleichszeit → Sterilisationskinetik
– Zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit von Ausgussstein m: engl. staghorn calculus. Ein
Herz-Kreislauf-System, Atmungssystem, das Nierenbecken und die Nierenkelche ausfül-
Stoffwechsel und psychischer Verfassung lender großer Nierenstein mit korallenförmiger
(z. B. bei somatoformer Störung und Depres- Gestalt. Symptome bei großen Ausgusssteinen
sion) sind oft nur trüber Harn und Fieber. Sie können
– bei chronischen Gelenk- und Wirbelsäulen- komplett schmerzfrei bleiben. Behandelt wird
schmerzen. primär durch perkutane Nephrolitholapaxie,
Ausfluss → Fluor vaginalis evtl. in Kombination mit Stoßwellenlithotrip-
Ausfluss m: engl. vaginal discharge. Bezeich- sie. Siehe Abb.
nung für meist unblutigen Fluor* genitalis aus
dem Bereich der äußeren weiblichen Ge-
schlechtsorgane, der zyklisch oder im Zusam-
menhang mit sexueller Aktivität auftritt. Klare
weißlich-helle Absonderungen sind im Norm-
bereich. Auffällig sind Veränderungen in Kon-
sistenz, Farbe oder Geruch sowie eitriger Aus-
Aurikularanhänge: mit Haut überzogenenes fluss oder blutige Beimischungen.
Knorpelstück am Vorderrand des Tragus. [218] Ursache:
– Vestibulärer Ausfluss (aus dem Scheidenvor-
Aurikulotemporalpunkt m: engl. auriculotem- hof, dem Vestibulum): physiologische Trans-
poral point. Diagnostischer Druckpunkt (vor sudation der sog. Gleitsubstanz durch das Va-
Ausgussstein: Struvit-Ausgussstein aus dem linken
dem Ohr in Höhe des Jochbogens) bei Trigemi- ginalepithel während der sexuellen Erre-
Nierenbecken. [8]
nusneuralgie*. gungsphase
Auris → Ohr – vaginaler Ausfluss (aus der Scheide, der Va- Aushusten → Abhusten
Ausblendzeit f: engl. gating time; syn. Blan- gina): 1. Infektionen durch Bakterien (z. B. Auskultation f: engl. auscultation. Abhorchen
kingzeit. Zeitdauer, in der der Herzschrittma- Chlamydien), Pilze (Candida), Viren oder Pro- der im Körper entstehenden Geräusche und Tö-
189 Austauschtransfusion
ne mit einem Stethoskop. Routinemäßig durch- die Ampulle und entfernt unter drehenden Be- Aussprachestörung f: engl. articulation disor-
geführt werden die Herzauskultation*, die vas-
kuläre Auskultation, d. h. die Erfassung von
wegungen den verhärteten Kot.
Einsatz: Die digitale Ausräumung ist eine Aus-
der. Oberbegriff für kindliche Sprachentwick-
lungsstörungen im phonetisch-phonologischen
A
Strömungs- und Gefäßgeräuschen*, die Lun- nahmebehandlung, wenn alle anderen Maß- Bereich, s. a. Dyslalie*, Artikulationsstörung*.
genauskultation* und die abdominale Auskul- nahmen zur Darmentleerung erfolglos waren, Ausstrichpräparat → Blutausstrich
tation. also Obstipationsprophylaxe (Ernährung, Be- Außenbandruptur f: engl. lateral ligament rup-
Auskunftsanspruch m: engl. right to demand wegung, medikamentöse Unterstützung), ture. Ruptur der Außenbänder eines Gelenks
information. Recht des Patienten auf Auskunft Darmreinigung*, Miniklistier* und Zäpfchen (z. B. Knie, Finger), im engeren Sinn Außen-
über Inhalte ihn betreffender Krankenunterla- zur Stuhlerweichung. Patienten mit Quer- bandriss des oberen Sprunggelenks. Ursache ist
gen, einhergehend mit Einsichtsrecht* in die schnittläsion können zur selbstständigen digi- das Umknicken mit dem Fuß (Supination und
ihn betreffenden Krankenunterlagen. Behan- talen Ausräumung angeleitet werden. Inversion). Symptome sind Schwellung, Häma-
delnde: Rechtsgrundlage ist das verfassungs- Kontraindikationen: Relative tom und Druckschmerz am Außenknöchel. Di-
rechtlich anerkannte Selbstbestimmungsrecht* – Hämorrhoiden und Analfissuren agnostiziert wird klinisch und bildgebend, be-
des Patienten sowie eine vertragliche Neben- – Schwangerschaft handelt wird überwiegend konservativ.
pflicht aus dem Behandlungsvertrag*. Das Ein- – entzündliche Darmerkrankungen Diagnostik:
sichtsrecht* folgt zudem berufsrechtlich aus – akute Unterbauchschmerzen – Körperliche Untersuchung: Verschiebbarkeit
den landesrechtlichen Umsetzungen der Mus- – akute Divertikulitis des Talus nach ventral, sog. Talusvorschub,
ter-Berufsordnungen (§ 11 MBO-PP/KJP, § 10 – angeborene Fehlbildungen des Darmes (z. B. laterale Aufklappbarkeit, Druckschmerz der
MBO-Ä), außerdem aus dem Patientenrechtege- Megakolon). Syndesmose
setz*. Der Auskunftsanspruch reicht jedoch in- Hier ist das ärztliche Einverständnis unabding- – Röntgen: Frakturausschluss, evtl gehaltene
haltlich nur so weit, wie sich angefertigte Un- bar. Röntgenaufnahme
terlagen im Rahmen der Dokumentations- Aussatz → Lepra – MRT: Prüfung auf Syndesmosenbeteiligung.
pflicht* bewegen. Bei EDV-gestützter und auch Ausschabung → Kürettage Therapie:
bei manueller Patientendokumentation, sofern Ausscheider m: engl. carrier; syn. Daueraus- – Bei frischer Außenbandruptur fast aus-
die Patientendaten auf einheitlichen und scheider. Laut Infektionsschutzgesetz* (§ 2 schließlich konservativ-funktionell: ab-
gleichartig aufgebauten Karteikarten erfasst Nr. 6) Bezeichnung für eine Person, die durch schwellende Maßnahmen bei gleichzeitiger
werden, besteht nach den geltenden Daten- Ausscheidung von Krankheitserregern eine In- Sicherung durch Sprunggelenkorthese über
schutzgesetzen eine Auskunftspflicht der spei- fektionsquelle sein kann, ohne selbst krank 6–8 Wochen bei Vollbelastung und physio-
chernden Stelle gegenüber dem Patienten, die oder krankheitsverdächtig zu sein. therapeutischer Behandlung
insbesondere die Tatsache der Datenspeiche- Einteilung: Ausscheider von Krankheitserregern – bei chronischer Instabilität: kontinuierliche
rung und den Inhalt der gespeicherten Daten, werden eingeteilt in orthetische Sicherung oder operativer Ein-
Herkunft und Empfänger der Daten sowie den – Inkubationsausscheider: Ausscheiden der satz einer Bandplastik.
Zweck der Speicherung umfasst. Sozialversi- Erreger bereits vor dem Auftreten klinischer Außenknöchelfraktur → Knöchelfraktur
cherung: Es besteht eine Verpflichtung der Erkrankungen (z. B. Hepatitis* A, AIDS*) Außenranderhöhung → Sohlenerhöhung
Träger der Sozialversicherung* und der Sozial- – Rekonvaleszentenausscheider*: Ausschei- Außenrotation f: engl. Lateral rotation. Drehbe-
hilfeträger gemäß § 15 SGB I, Auskunft über die dung noch nach klinischer Heilung (z. B. wegung einer Extremität um die Längsachse in
sozialen Angelegenheiten nach dem SGB zu er- Ruhr, Diphtherie*) einem Kugel- oder Radgelenk. Die Drehrich-
teilen. Die Auskunftspflicht erstreckt sich auf – Dauerausscheider*: Ausscheidung noch tung weist von vorne gesehen nach außen.
die Benennung der für die Sozialleistungen zu- nach mehr als 3 Monaten nach einer klini- Außenrotationsgang → Gangstörung
ständigen Leistungsträger sowie auf alle Sach- schen Heilung, häufig lebenslang (z. B. Ty- Außenrotationstest der Schulter → Schulter-
und Rechtsfragen, die für die Auskunftssuchen- phus* abdominalis). gelenkuntersuchung, funktionelle
den von Bedeutung sein können und zu deren Schutzmaßnahmen: Die zuständigen Behörden Austastung f: engl. palpation. Palpation* des
Beantwortung die Auskunftsstellen imstande treffen notwendige Schutzmaßnahmen zur Ver- Abdomens oder von Körperhöhlen ohne Sicht-
sind. hinderung der Verbreitung von übertragbaren kontrolle, z. B. rektale oder vaginale Untersu-
Auskunftspflicht → Auskunftsanspruch Krankheiten*. Hierzu gehören z. B. die Be- chung.
Auskunftspflicht → Offenbarungspflicht obachtung, berufliche* Tätigkeitsverbote und Austauschtransfusion f: engl. exchange trans-
Auslegungsstörfall → Unfall, größter anzu- das Verbot bestimmte Orte zu betreten oder zu fusion. Bluttransfusion* mit dem Ziel der Ent-
nehmender verlassen, bis die notwendigen Schutzmaßnah- fernung schädigender Bestandteile im Blut
Ausnutzungskoeffizieø nt m: engl. absorption men getroffen wurden. durch dessen weitgehenden Ersatz mit Spen-
ratio. Verhältnis der im Darm resorbierten Ausscheidersystem → Sekretorsystem derblut. Unterschieden werden die Einwegme-
Nährstoffe zur Gesamtmenge der mit der Nah- Ausschlag → Exanthem thode mit Blutzufuhr und -entnahme im Wech-
rung aufgenommenen Nährstoffe. Ausschuss für biologische Arbeitsstoffe m: sel aus dem gleichen, meist venösen Gefäß und
Auspitz-Phänomen → Psoriasis Gremium, welches auf der Grundlage der die Zweiwegmethode mit kontinuierlicher
Ausräumung, digitale f: engl. curage. Entlee- Biostoffverordnung* das Bundesministerium Blutentnahme aus einem anderen Blutgefäß.
rung der Rektumampulle mit dem Finger bei für Arbeit und Soziales in allen Fragen des Ar- Indikationen:
chronischer Obstipation*, Kotsteinen* oder Ent- beitsschutzes* zu biologischen Arbeitsstoffen* – V. a. perinatal: 1. Morbus* haemolyticus feta-
leerungsstörungen z. B. infolge Querschnittslä- berät. Gemäß § 19 Abs. 6 der Biostoffverord- lis mit Hydrops 2. pathologische Hyperbili-
sion. Bei dem links seitlich liegenden Patienten nung führt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz rubinämie* des Neugeborenen (meist bei
führt die Pflegeperson den durch Handschuh und Arbeitsmedizin die Geschäfte des Aus- Morbus* haemolyticus neonatorum) mit Zei-
geschützten sowie eingefetteten Zeigefinger in schusses. chen einer progredienten akuten Bilirubin-
Austin-Flint-Geräusch 190
enzephalopathie (Kernikterus*) oder bei wird Autismus als tief greifende Entwicklungs-
Autismus-Spektrum-Störung:
A Überschreiten der Fototherapiegrenze um
10 mg/dl bzw. bei Überschreiten der Fotothe-
störung klassifiziert.
Autiøsmus, frühkindlicher m: engl. early infan-
Klinische Diagnosekriterien.
rapiegrenze um 5 mg/dl nach unzureichen- tile autism. Tief greifende Entwicklungsstörung, Beeinträchtigung der sozialen Interaktion
dem Therapieerfolg einer Fototherapie*; ca- die sich vor dem 3. Lj. manifestiert und mit in mindestens 2 der folgenden Bereiche:
ve: sehr untergewichtige Frühgeborene (very schweren Kontakt- und Kommunikationsstö- Beeinträchtigung von Blickkontakt, Mimik,
low birth weight, Abk. VLBW) rungen, aufgehobener oder verzögerter Sprach- Gestik
– evtl. auch bei schwerer Intoxikation, Infekti- entwicklung, Stereotypien, häufig Intelligenz- Unfähigkeit, entwicklungsgemäße
on, Transfusionszwischenfall, hepatischem minderung* sowie unspezifischen Symptomen Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen
Koma oder Hyperleukozytose*. (Angst, Wut, Aggressivität, Selbstverletzung) Mangel an Freude oder Interesse, Erfolge
Austin-Flint-Geräusch → Flint-Geräusch einhergeht. Behandelt wird mit Frühförderung mit anderen zu teilen
Australia-Antigen → HBsAg kommunikativen Verhaltens und sozialer Integ- Mangel an sozio-emotionaler Gegenseitigkeit
Austreibungsperiode → Geburt ration durch Verhaltenstherapie und Elternbe-
Austreibungsphase → Geburt ratung. Vorkommen: qualitative Beeinträchtigung der Kommunika-
tion in mindestens einem der folgenden
Austreibungsphase → Systole – V. a. bei Jungen
Bereiche:
Austreibungswehen → Wehen – männlich : weiblich = 3–6 : 1.
Ausweichexpositionstest m: Expositionstest Ätiologie: verzögertes Einsetzen oder völliges Ausbleiben
der Entwicklung gesprochener Sprache
unter kontrollierten Bedingungen mit (struktu- – Meist genetisch (Heredität > 70–90 %)
rell) nicht verwandten Substanz(en) bei diag- – in genomweiter Assoziationsstudie (GWAS) deutliche Beeinträchtigung der Fähigkeit,
nostizierter Überempfindlichkeit oder Allergie, und Kopplungsanalysen bestätigte Suszepti- ein Gespräch zu beginnen oder fortzuführen
z. B. gegenüber einem Arzneimittel, zur Emp- bilitätsgene (MACROD2-Gen und CDH-Gen) Stereotype oder repetitiver Gebrauch
fehlung einer sicheren Alternative. und seltene, aber assoziationsstarke copy der Sprache
Auswurf → Sputum number variation (CNV): Neurorexin-Gen, fehlende Übernahme von entwicklungs-
Auswurffraktion f: engl. ejection fraction; syn. Neuroligin-Gen und Shank3-Gen gemäßen Rollen
Ejektionsfraktion (Abk. EF). Anteil des Schlag- – Risikofaktoren: höheres väterliches, z. T. beschränkte Verhaltensweisen, Interessen und
volumens (SV) an der Blutmenge, die sich am auch mütterliches Alter. Aktivitäten in mindestens einem der folgenden
Ende der Diastole in der Herzkammer befindet Autiøsmus-Spektrum-Störung f: engl. autism Bereiche:
(enddiastolisches Volumen, EDV). Sie wird er- spectrum disorders (Abk. ASD). Bezeichnung für umfassende Beschäftigung mit einer oder
mittelt durch Echokardiografie*, Herzkathete- Autismus*-Störungen mit unterschiedlicher mehreren Interessen von abnormalem Inhalt
risierung* sowie CT*-Angiografie. Der Refe- Ausprägung von qualitativen Beeinträchtigun- und Intensität
renzbereich liegt beim Erwachsenen in Ruhe bei gen der sozialen Interaktion, der Sprache und auffälliges starres Festhalten an bestimmten
≥ 55 % (55–70 %). Kommunikation sowie eingeschränkten und nicht funktionalen Gewohnheiten
Bestimmung: Auswurffraktion = SV/EDV stereotypen* Verhaltensmustern, Interessen motorische Manierismen
und Aktivitäten. Nach umfangreicher Diagnos-
ständige Beschäftigung mit Teilen von
tik anhand klinischer Kriterien, psychologi-
Objekten
scher Testverfahren und nach Ausschluss ande-
rer Erkrankungen wird mit Verhaltenstherapie*
und ggf. Psychopharmaka* behandelt. Epide-
miologie: Syndrom, Williams*-Beuren-Syndrom, An-
– Vor allem bei Jungen (4–6 : 1) gelman-Syndrom, Prader-Willi-Syndrom,
– Prävalenz* ca. 1 % der Bevölkerung im Kin- Down*-Syndrom, Joubert-Syndrom, Lujan-
LV-EF (linksventrikuläre Ejektionsfraktion): ist desalter. Fryns-Syndrom, Möbius-Kernaplasie und So-
der Kardinalparameter für die systolische links- Formen: tos-Syndrom
ventrikuläre Pumpfunktion. – Der Begriff Autismus-Spektrum-Störung er- – Störung der Neurotransmittersysteme: 1. im
Klinische Bedeutung: Vermindert bei verschie- setzt in der DSM-V die Begriffe frühkindli- serotoninergem System mit erhöhtem Sero-
denen Erkrankungen des Herzens. cher Autismus*, Asperger*-Syndrom, tief tonin* im Blut und erhöhter Aktivität des Se-
Auswurfvolumen → Schlagvolumen greifende Entwicklungsstörung und sog. rotonintransporters 2. Hinweise für Störun-
Autakoide n pl: engl. autacoids. Sammelbe- childhood disintegrative disorder gen des dopaminergen* Systems ergeben sich
zeichnung für endothelial gebildete, vasoaktive – Einteilung in: 1. frühkindlicher Autismus aus der Wirkung von atypischen Neurolepti-
Gewebehormone* mit v. a. parakriner oder au- 2. Asperger-Syndrom 3. atypischer Autismus ka sowie der klinischen Symptomatik (Dopa-
tokriner Wirkung. Dazu gehören z. B. EDRF, 4. sonstige und nicht näher bezeichnete tief min vermitteltes repetitives und stereotypes
Prostazyklin*, EDHF, Endothelin*, Histamin*, greifende Entwicklungsstörung. Verhalten).
Serotonin*, Angiotensin* II und Bradykinin*. Ätiologie: Klinik:
Autiøsmus m: engl. autism. Störung der Wahr- – Genetisch: 1. 36–96 % Konkordanz* bei einei- – Beeinträchtigung der sozialen Interaktion,
nehmung und Informationsverarbeitung mit igen Zwillingen (0–30 % bei zweieiigen) qualitative Beeinträchtigung der Kommuni-
resultierenden Problemen in den Bereichen In- 2. Suszeptibilitätsloci 2q, 3q25–27, 3p25, kation und beschränkte Verhaltensweisen,
teraktion, Kommunikation und Verhalten. Die 6q14–21, 7q31–36, 17q11–21, 7q22–32 Interessen und Aktivitäten (siehe Tab.)
Bezeichnung geht auf Bleuler (1914) zurück 3. Vorkommen bei monogenen Erkrankun- – die Kommunikationsdefizite führen dazu,
und deutet auf die Unfähigkeit hin, eine Bezie- gen wie Fragiles*-X-Syndrom, Neurofibro- dass Betroffene bei Konversationen inad-
hung zu Menschen einzugehen. Von der WHO matose* (Typ 1), tuberöse Sklerose*, Rett*- äquat reagieren, non-verbale Kommunikati-
191 AutoFlow
on fehlinterpretieren und Schwierigkeiten Selbstschädigung*, Selbstverletzung* oder Au- gekoppelt. Episoden von großer Bedeutung für
haben, adäquate gleichaltrige Freundschaf-
ten zu finden
tomutilation*.
Vorkommen: Häufig im Rahmen schwerer psy-
das Individuum können durch Selbstreflexion
wieder aufgerufen werden.
A
– Betroffene zeigen eine starke Abhängigkeit chischer Störungen: Inhalte: Das autobiografische Gedächtnis ent-
von Alltagsroutinen, reagieren empfindlich – Borderline*-Persönlichkeitsstörung hält Informationen über:
auf Veränderungen ihrer Umwelt oder fokus- – dissoziale Persönlichkeitsstörung* – Länger andauernde Lebensabschnitte (z. B.
sieren auf inadäquate Items – dissoziative* Störung Kindheit)
– Symptome müssen seit früher Kindheit be- – Schizophrenie*. – allgemeine Ereignisse des öffentlichen Le-
stehen, auch wenn sie häufig erst später er- Autoantikörper m sg, pl: engl. autoantibodies. bens, die mit dem persönlichen Leben in Ver-
kannt werden, z. B. wenn die sozialen Anfor- Gegen körpereigene Antigene gerichtete Anti- bindung standen
derungen die kommunikativen Fähigkeiten körper*, beispielsweise gegen Oberflächenanti- – ereignisspezifisches Wissen, das u. a. Sinnes-
der Patienten übersteigen. gene, Rezeptoren*, Nukleinsäuren* oder Protei- eindrücke, Emotionen, Ort und Zeit konkre-
Diagnostik: ne*. Die Genese ist genetisch (z. B. HLA-Typ), ter persönlicher Erlebnisse beinhaltet.
– Klinische Kriterien (siehe Tab.) immunologisch (z. B. Kreuzreaktivität oder de- Klinische Bedeutung: Das autobiografische Ge-
– psychologische Testverfahren: 1. allgemeine fekte Apoptose) oder exogen bedingt (z. B. In- dächtnis ist für das Selbstbild, soziale Beziehun-
standardisierte Entwicklungs- und Intelli- fektion, molekulare Mimikry*, Arzneimittel). gen und die Handlungsplanung unerlässlich.
genztests 2. spezifische standardisierte Inter- Autoantikörper sind v. a. bei Autoimmuner- Beeinträchtigungen des autobiografischen Ge-
views, Skalen und Beobachtungsverfahren, z. krankungen nachweisbar. dächtnisses sind:
B. Autismus-Diagnostik-Interview Reviced Formen: Bei Diabetes mellitus Typ 1 lassen sich – Infantile Amnesie/frühkindlicher Gedächt-
(ADI-R) oder autism diagnostic observations Insulin-Autoantikörper gegen verschiedene An- nisverlust: entwicklungsbedingte Unfähig-
schedule-generic (ADOS-G) teile der Inselzellen des Pankreas* nachweisen keit, sich an Ereignisse der sehr frühen Kind-
– EEG* (siehe Abb.). heit zu erinnern
– Seh- und Hörtestung – retrograde Amnesie*: Störung des Altge-
– Chromosomenanalyse, array comparative ge- dächtnisses mit Verlust oder Verminderung
nomic hybridization (Array-CGH) und mole- autobiografischer Erinnerungen
kulargenetische Diagnostik bezüglich Fragi- – Symptom bei bestimmten psychischen Stö-
les-X-Syndrom rungen (z. B. Overgeneral* memory, False-
– metabolische Untersuchung memory-Syndrom) und im Alter (z. B. AAMI).
– MRT: möglicherweise überdurchschnittliche Untersuchungsmethoden:
Vergrößerung des Gehirnvolumens bereits – Galton-Cuing-Technik: Präsentation eines
mit 6 Monaten. Wortes als Hinweisreiz für persönliche, mit
Ein fehlendes pathognomonisches* Verhaltens- dem Hinweisreiz in Verbindung stehende Er-
merkmal und die große phänotypische Variabi- lebnisse
lität sind mitverantwortlich für die verzögerte – Autobiographic Memory Interview: semi-
Früherkennung. strukturiertes Interview zu bestimmten Le-
Therapie: bensabschnitten
– Multimodale Behandlungsprogramme, v. a. – Tagebuchstudie
verhaltensorientierte, direkte und struktu- – eigene Datierung von Erlebnissen anhand
rierte Behandlungsmethoden von Hinweisreizen oder gezielter Fragestel-
– die verhaltenstherapeutischen Ansätze soll- Autoantikörper: Inselzell-Autoantikörper (ICA); Pank- lung
ten Sprachanbahnung, Förderung der reasinsel im Kryostatschnitt eines frischen humanen – Life-Chart-Methode.
sprachlichen Kommunikation, Förderung Pankreas. Fluoreszeinmarkierte zytoplasmatische ICA Autocapture: syn. Automatic capture. Auto-
der sozialen Interaktion und Kommunikati- binden an Zytoplasmabestandteile der Inselzellen; matische Bestimmung der Reizschwelle und
on beinhalten (Aufbau von Verhaltensweisen) die Kerne sind ausgespart. [178] Einstellung der Impulsenergie als program-
– die Reduktion von Selbststimulation, Stereo- mierbare Funktionalität des Herzschrittma-
typen und selbstverletzendem Verhalten so- Autoaugmentation → Blasenerweiterungs- chers. Dadurch verlängert sich die Batterieleis-
wie die Reduktion von Wutausbrüchen und plastik tung bei Sicherung einer effektiven Stimula-
aggressivem Verhalten (Abbau von Verhal- Autobiografisches Gedächtnis n: engl. auto- tion.
tensweisen) sollten berücksichtigt werden biographical memory. Gedächtnis für das gelebte autochthon: engl. autochthonous. An Ort und
– Psychopharmaka können symptomatisch Leben der eigenen Person, die mentale Reprä- Stelle bzw. ohne äußere Einwirkung entstan-
ausgerichtet eingesetzt werden, z. B. flankie- sentation der eigenen Biografie. den.
rende Stimulanzientherapie zur Verbesse- Speicherung: Autobiografische Gedächtnisin- Autoeroø tik f: engl. autoerotism. Eine auf den
rung der Selbststeuerung oder Einsatz atypi- halte werden im Langzeitgedächtnis gespei- eigenen Körper gerichtete sexuelle Aktivität, bei
scher Neuroleptika zur Reduktion aggressi- chert, wobei im episodischen Gedächtnis per- der sexuelle Stimulation und Befriedigung oh-
ven Verhaltens. sönliche Erlebnisse und im semantischen Ge- ne Beteiligung anderer Personen erfolgen, z. B.
Autoagglutinine → Autohämagglutinine dächtnis autobiografische Fakten abgelegt wer- Masturbation*.
Autoaggression → Aggression den. Die langfristig gespeicherten autobiografi- AutoFlow: Optionale Zusatzfunktion eines Ge-
Autoaggression → Autoimmunkrankheit schen Gedächtnisinhalte werden vom emotio- räteherstellers (eingetragenes Warenzeichen)
Autoaggression f: Aggression*, die sich gegen nalen Zustand zum Zeitpunkt des Erlebnisses für einen volumengesteuerten Beatmungsmo-
die eigene Person richtet, z. B. in Form von beeinflusst und sind eng an das Bewusstsein* dus bei der Beatmung.
Autofluoreszenzbronchoskopie 192
Autogenes Training n: engl. autogenous train- Autoimmunität f: engl. autoimmunity; syn. Au-
A ing. Autosuggestive Entspannungsmethode zur
Beeinflussung autonomer, zentralnervöser und
tosensibilität. Gegen körpereigene antigene
Substanzen (Autoantigene) gerichtete Immun-
psychischer Funktionen, die von J. H. Schultz reaktion (Verlust der Toleranz) mit Bildung von
aus der Hypnose* entwickelt wurde und bei ver- Autoantikörpern und spezifischen autoreakti-
schiedenen Erkrankungen eingesetzt wird. ven B- und T*-Lymphozyten. Autoimmunität
Prinzip: kann Organsysteme und den Gesamtorganis-
– Konzentration auf autosuggestive Formeln mus schädigen (Autoimmunkrankheit*).
(Suggestion) Ursachen:
AutoFlow: dezelerierender Inspirationsflow, dagegen – Beeinflussung psychovegetativer Funktionen – Aufhebung der normalerweise gegenüber
konstanter inspiratorischer Flow bei volumen- durch verbale Affirmation körpereigenen Geweben bestehenden Im-
gesteuerter Beatmung. – geübtes Empfinden von Schwere, Wärme, muntoleranz* (sog. Selbsttoleranz) infolge
Kühle, Atmung, Herztätigkeit u. a. führt zu von Störungen der Selbsterkennung oder der
einer Wahrnehmungseinengung mit Beruhi- Kontroll- und Regulationsmechanismen des
Technik: gung der vegetativen Funktionen und damit Immunsystems zur Begrenzung von Autoim-
– Automatische Regulation des Inspirations- zu einer ruhigeren Atem- und Herzfrequenz munreaktionen (v. a. durch regulatorische T-
flow als dezelerierender Inspirationsflow im sowie zu muskulärer Entspannung Zellen)
Gegensatz zum sonst üblichen konstanten – Durchführung in 3 Stufen: 1. Grundstufe mit – Kontakt mit körpereigenen antigenen Subs-
inspiratorischen Flow bei volumengesteuer- Induktion von Empfindungen wie Schwere, tanzen (z. B. bei Verletzung, Entzündung),
ter Beatmung (siehe Abb.) Kühle, Wärme u. ä. 2. Mittelstufe mit Ein- gegen die keine Selbsttoleranz besteht, da sie
– automatische Regulation des Inspirations- übung individuell bedeutsamer Kernsätze normalerweise vom Kontakt mit dem Im-
drucks. (z. B. „Ich bin gelassen.“) 3. Oberstufe mit munsystem ausgeschlossen sind (Augenlin-
Ziel ist die Applikation des voreingestellten Imagination von symbolträchtigen Bildern senproteine, Gehirnbestandteile) oder erst
Atemzugvolumens (Tidalvolumen) mit mög- (katathym-imaginative Psychotherapie*), nach der Embryonalentwicklung entstehen
lichst niedrigem Inspirationsdruck und somit Konzentration auf Selbsterkenntnis fördern- (z. B. Spermien)
Reduktion des Atemwegsspitzendrucks. Wäh- de Fragen, das Selbst akzeptierende Instruk- – Veränderung körpereigener Substanzen
rend des gesamten Atemzyklus ist die ungehin- tionen (z. B. eigene Stärken und Schwächen durch Arzneimittel oder Mikroorganismen
derte Spontanatmung des Patienten möglich. annehmen) und sinnstiftende Kontemplatio- im Sinne von Autoantigenen oder Bildung
Auch bei Spontanatmung mit individueller Va- nen abstrakter Werte neuer Proteine im Rahmen von Neoplasien
riation des Atemzugvolumens wird unter Auto- – kann nach Einübung auch ohne Arzt oder – Kontakt mit körperfremden Antigenen (z. B.
Flow im zeitlichen Verlauf ein konstantes Therapeuten durchgeführt werden. Mikroorganismen) und molekulare Mimi-
Atemzugvolumen erreicht, ebenso bei Ände- Indikationen: kry* mit Kreuzreaktion*.
rung der pulmonalen Compliance. – Verschiedene psychische Störungen, z. B.: Autoimmunkrankheit f: engl. autoimmune dis-
Autofluoreszeø nzbronchoskopie f: engl. auto- 1. Schlafstörungen* 2. Somatisierungsstö- ease; syn. Autoaggressionskrankheit. Erkran-
fluorescence bronchoscopy. Bronchoskopisches rung* 3. Angststörung* kung durch Autoimmunreaktion. Unterschie-
Verfahren zur Früherkennung des Lungenkarzi- – Regulierung psychophysiologischer Dys- den werden organspezifische (z. B. Diabetes
noms*. Die Bronchialschleimhaut wird mit La- funktionen, z. B. im Rahmen von: 1. Asthma* mellitus Typ I) und nicht organspezifische (z. B.
serlicht bestrahlt. Je nach Oberflächenbeschaf- bronchiale 2. Erkrankungen des rheumati- rheumatoide Arthritis) Autoimmunkrankhei-
fenheit der Schleimhaut wird Autofluoreszenz- schen Formenkreises 3. Obstipation* 4. Hy- ten sowie Mischformen (z. B. Sjögren-Syndrom).
licht unterschiedlicher Wellenlänge bzw. Farbe pertonie 5. Schmerzen 6. Nachbehandlung Diagnostisch wichtig ist der Nachweis von Au-
emittiert und so verdickte Schleimhaut (Meta- nach Herzinfarkt* 7. Geburtshilfe 8. Sexual- toantikörpern, Behandlung und Prognose hän-
plasien, Carcinoma in situ) sichtbar gemacht. psychotherapie* gen ab von der Ursache.
Autofluoreszeø nzendoskopie f: engl. autofluo- – Stimmtherapie bei Dysphonie*. Hintergrund: Vorkommen
rescence endoscopy. Laserlichtbestrahlung der Kontraindikationen: – Familiär gehäuft
Ösophagusschleimhaut, die je nach Oberflä- – Neigung zu hypochondrischer Selbstbeob- – oft mit HLA*-System assoziiert.
chenbeschaffenheit Autofluoreszenzlicht unter- achtung Einteilung
schiedlicher Wellenlänge bzw. Farbe emittiert. – Depression ohne äußere Ursache – Organspezifische Autoimmunkrankheit
Das Verfahren dient der Früherkennung und – Zwangsstörung mit Immunreaktion ausschließlich gegen
Überwachung der intraepithelialen Neoplasie – sonstige schwere psychische Störung. spezifische Antigene eines Organs oder Or-
bei Barrett*-Ösophagus. Der klinische Stellen- Autohämagglutinine n pl: engl. autohemagglu- gansystems, v. a. von: 1. Schilddrüse (Thyroi-
wert der Autofluoreszenzendoskopie ist noch tinins. Autoantikörper*, die körpereigene Eryth- ditis) 2. Magen (z. B. perniziöse Anämie,
nicht hinreichend evaluiert. rozyten agglutinieren (z. B. Kältehämagglutini- chronische Gastritis) 3. Pankreas (z. B. Diabe-
Indikation: Die Autofluoreszenzendoskopie ne*). Sie verursachen eine (erworbene) hämolyti- tes mellitus Typ 1) 4. Nebenniere (z. B. Addi-
macht neoplastisch veränderte Schleimhaut ab- sche Anämie. son-Krankheit)
grenzbar für eine gezielte Biopsie und andere Autohämolysine n pl: engl. autohemolysins. – nicht organspezifische Autoimmunkrank-
bildgebende Verfahren mit erweiterten Auflö- Hämolysierende Autoantikörper*. heit (Erkrankungen des rheumatischen For-
sungs- und Darstellungseigenschaften. Autohypnose → Selbsthypnose menkreises) mit Immunreaktion gegen Auto-
autogen: engl. autogenous. Vom gleichen Indi- Autoimmunadrenalitis → Addison-Krankheit antigene verschiedener Körpergewebe und
viduum stammend; z. B. autogene Transplanta- Autoimmunhepatitis → Hepatitis, autoim- systemische Ablagerung der Immunkomple-
tion (Empfänger und Spender identisch). mune xe* v. a. in: 1. Gelenken (z. B. bei rheumatoi-
193 Autolyse
den. Autolyse erfolgt ohne Bakerienhilfe. Phy- – im Rahmen jeder AED-Anwendung ist eine
A siologischerweise lösen sich nicht mehr vermeh-
rungsfähige Zellen durch selbstverdauende En-
Rettungsdienst-Alarmierung obligat
– AED-Einsatz darf zu keiner Verzögerung
zyme (Autolysine) auf. Zu einer pathologischen oder Unterbrechung der Herzdruckmassage*
Autolyse kommt es z. B. bei autodigestiver führen
Pankreatitis*. – Auswertung (Analyse und Qualitätsmessung)
Autolysine → Antikörper, zytotoxische nach AED-Anwendung über integrierten Da-
Automatic Tube Compensation: engl. airway tenspeicher des AED.
resistance compensation (ARC); Abk. ATC. Zusatz- Automatiøsmen m pl: engl. automatisms. Un-
funktion am Respirator*. Die ATC dient zur dy- kontrollierte, unbeabsichtigte, z. T. auf einen
namischen Kompensation des erhöhten Atem- auslösenden Reiz hin automatisch ablaufende
wegswiderstands*, der durch den Tubus* (En- Bewegungen oder Sprachäußerungen. Sie tre-
dotrachealtubus* oder Trachealkanüle*) bei ten auf bei Schizophrenie* (z. B. katatone Form),
Spontanatmung* des beatmeten Patienten ent- hirnorganischen Störungen, Verhaltensstörun-
steht (sog. elektronische Extubation). Ohne Automatisierter Externer Defibrillator Abb. 2: Elektro- gen, Tic-Störung (z. B. Tourette-Syndrom) und
ATC müsste zur Überwindung des erhöhten denplatzierung. Querschnittläsion* (spinale Automatismen).
Widerstandes vom Patienten zusätzliche Atem- Formen:
arbeit* geleistet werden. – Störungen der Psychomotorik*
Prinzip: durch intuitive Bedienbarkeit, automatische – Bewegungsautomatismen (Bewegungsstereo-
– Rechnerische Ermittlung des Druckabfalls EKG-Analyse, Piktogramm und sprachgesteuer- typien), z. B. Schlucken, Kauen, Grimassie-
über dem Tubus (abhängig von Tubuslänge te Anweisungen. Siehe Reanimation* Abb. 1 ren, Gehen, Weglaufen, Nachahmen von Be-
und Tubusinnendurchmesser sowie Flow*; dort. wegungen (Echopraxie*), Ausführen befohle-
vgl. Hagen-Poiseuille-Gesetz) und entspre- Indikation: ner Handlungen, auch gegen den eigenen
chende Druckunterstützung – Herzrhythmus mit Defibrillationsindikation Willen (Befehlsautomatismen)
– durch ATC inspiratorische Erhöhung und ex- (Detektion durch AED), konkrete Aufforde- – Sprachautomatismen (Sprachstereotypien),
spiratorische Senkung des Atemwegsdrucks rung zur Defibrillation (Knopfdruck) z. B. häufige Wiederholung von Silben, Wör-
(paw; vgl. Beatmungsdruck*) proximal des – Ziel: Verkürzung des therapiefreien (defibril- tern oder Sätzen (Echolalie*)
Tubus (Druck distal des Tubus in Trachea un- lationsfreien) Zeitintervalls. – Tics: plötzlich einsetzende, unwillkürliche
abhängig vom Tubuswiderstand) Verfügbarkeit: Bewegungen (auch Vokalisationen) von z. T.
– Anwendung bei Weaning* und unterstützten – Als Public Access Defibrillation (PAD) z. B. in komplexer Qualität
Spontanatmungsmodi (siehe Beatmung*). öffentlichen Gebäuden, Bahnhöfen, Flughä- – spinale Automatismen: reflexartige, durch
Automatie → Autorhythmie fen Hautreize oder Muskeldehnung ausgelöste
Automatie → Herzautomatie – Hinweise auf Standorte vorhandener AED Bewegungen nach Querschnittläsion*.
Automatiezentrum → Autorhythmie durch einheitliches Piktogramm (siehe Automatiøsmus m: engl. automatism. Unkont-
Automatiezentrum → Herzautomatie Abb. 1). rollierte, nicht bewusst intendierte, z. T. auf
Automatisierter Externer Defibrillator m: Ablauf: auslösenden Reiz hin automatisch ablaufende
engl. automated external defibrillator; Abk. – Aufforderung zur Elektrodenplatzierung Handlung oder Sprachäußerung. Man unter-
AED. Gerät zur Defibrillation* durch geschulte (Klebeelektroden, siehe Abb. 2), bei Kindern scheidet Bewegungsautomatismus, Sprachauto-
Ersthelfer oder Laien im Rahmen der Reanima- sind ggf. altersentsprechend kleinere Elekt- matismus und spinalen Automatismus.
tion bei Herz*-Kreislauf-Stillstand. Der AED ist roden zu verwenden Formen:
im Vergleich zum herkömmlichen Defibrillator – automatische EKG-Analyse – Bewegungsautomatismus (auch Bewe-
hinsichtlich Handhabung stark vereinfacht – Ergebnis der EKG-Analyse gungs-Stereotypie*), z. B.: 1. oral: Schlucken,
– Ansage der (dem Ergebnis der EKG-Analyse Kauen, Schlecken, Schnalzen 2. mimisch-ges-
entsprechenden) Empfehlung für (Schock tisch: Wischen, Nesteln, Grimassieren 3. am-
empfohlen) oder gegen (Schock nicht emp- bulatorisch: (Gehen oder Weglaufen) 4. Vor-
fohlen) Defibrillation kommen z. B. bei fokalem epileptischem An-
– Führung (konkrete Aufforderungen) des An- fall*, als Tic oder Befehlsautomatismus*
wenders durch den Prozess zur Defibrillation – Sprachautomatismus: 1. mehrfach wieder-
(Patienten nicht berühren, Taste zur Schock- kehrende, formstarre, nicht kontextadäquate
auslösung betätigen) bzw. (bei nicht empfoh- sprachliche Äußerungen (Worte, Phrasen
lener Defibrillation) zur (Fortführung der) oder Neologismen), z. B. Echolalie*, Stereoty-
Herzdruckmassage pie oder Recurring* utterances 2. Vorkom-
– Defibrillationsschock-Auslösung durch AED men z. B. bei Schizophrenie* oder Aphasie*
ausschließlich bei Kammerflimmern oder – spinaler Automatismus als reflexartige Be-
pulsloser ventrikulärer Tachykardie (siehe wegungsphänomene nach Querschnittlä-
Automatisierter Externer Defibrillator Abb. 1: univer- Herz*-Kreislauf-Stillstand) möglich. sion*.
selles Hinweisschild der International Liaison Com- Hinweise: Automutilation f: engl. self-mutilation; syn.
mittee on Resuscitation, um die Position eines AED – Anwendung durch Laien im Rahmen der Ers- Selbstverstümmelung. Form der Autoaggressi-
anzuzeigen. Dieses Zeichen kann mit Richtungspfei- ten Hilfe* auch ohne Schulung rechtlich un- on* (meist) ohne Suizidabsicht mit massiver
len zum nächstgelegenen AED kombiniert werden. problematisch Schädigung (z. B. tiefe Unterarm-Ritzverletzun-
195 AV-Block
gen) bis hin zur Selbstverstümmelung (z. B. Fin- Autorhythmie sind z. B. die Neuronen des Auxiliaratmung f: engl. auxiliary breathing. For-
gerabtrennung, Augenausstechung), um Vorteile
(z.B. Ausmusterung, seltener Rentenbegehren)
Atemzentrums* und die spezifischen Herzmus-
kelzellen des Erregungsleitungssystems des
cierte Atmung mit Aktivierung der Atemhilfs-
muskeln bei schwerer Dyspnoe* und Ortho-
A
zu erlangen, religiöse Opfer zu erbringen oder Herzens (Herzautomatie*) befähigt. pnoe*.
imperativen psychischen Zwängen (z.B. zur ge- Autoskopie → Laryngoskopie auxotroph: engl. auxotrophic. Beschreibender
nitalen Selbstverstümmelung) zu gehorchen. Autosomal-dominaø nte polyzyø stische Niere f: Begriff für Mikroorganismen, bei denen durch
Autonome Refleø x-Blase f: syn. spinale Reflex- engl. autosomal dominant polycystic kidney dia- Genmutation bestimmte, für die Synthese von
Blase. Neurogene* Blasenentleerungsstörung, sease; syn. autosomal-dominante polyzystische Körperbausteinen notwendige Enzyme nicht
die durch eine Unterbrechung des spinalen Re- Nephropathie. Siehe Polyzystische* Nieren-Er- mehr gebildet werden. Dadurch müssen ent-
flexbogens entsteht. Die Reflexblase ist zu un- krankung. sprechende Stoffwechselzwischenprodukte mit
terscheiden von der autonomen Blase (Blasen- Autosomal-rezessive polyzystische Niere: der Nahrung zugeführt werden. Beispielsweise
autonomie). Zum Schutz der Niere vor Harn- engl. Autosomal Recessive Polycystic Kidney; syn. sind bei Histidin-a-Bakterienmutanten eines
stau und Infektion muss therapeutisch der Ab- autosomal-rezessive poly-zystische Nieren- oder mehrere Gene mutiert, die Enzyme für die
fluss des Urins sichergestellt werden, z. B. durch krankheit. Siehe zystische Nierenerkankung. Histidin-Produktion bilden.
Selbstkatheterismus. Autosomen n pl: engl. autosomes. Alle Chromo- AV-Angiom: Abk. für Angiom, arteriovenöses
Erkrankung: somen*, die keine Geschlechtschromosomen → Malformation, arteriovenöse
– Die spinale, komplette Läsion befindet sich (Gonosomen*) sind und in somatischen Zellen AVB: Abk. für → AV-Block
oberhalb des sakralen Miktionszentrums in 2 Kopien vorliegen (jeweils von der Mutter AV-Block m: engl. atrioventricular block; syn. at-
– typische urodynamische Befunde sind die und vom Vater). Beim Menschen existieren rioventrikulärer Block. Bradykarde Herzrhyth-
Detrusorhyperaktivität* und eine Detrusor*- 22 homologe Autosomenpaare, die sich durch musstörung* aufgrund einer Erregungslei-
Sphinkter-Dyssynergie Lage des Zentromers und Vorhandensein oder tungsstörung* zwischen Vorhöfen und Kam-
– klinisch besteht eine reflexartige, nicht Fehlen von Satelliten unterscheiden lassen. Vgl. mern des Herzens. Je nach Ausprägung zeigen
hemmbare Blasenentleerung, in der Regel Karyogramm* Abb. dort. sich keine oder bradykardiebedingte Symptome
mit: 1. rezidivierenden Harnwegsinfekten Autosplenektomie f: engl. autosplenectomy. wie Schwindel und Palpitationen, manchmal
2. Restharn* 3. vesikoureteralem Reflux*. Bezeichnung für funktionelle Selbstzerstörung kommt es zur Synkope. Diagnostiziert wird
Diagnostik: der Milz (funktionelle Asplenie) durch Infarkte, mittels EKG. Therapeutisch ist in manchen Fäl-
– Abklären einer neurologischen Grunderkran- Blutungen, Fibrosierung, maligne Tumoren len die Implantation eines künstlichen Herz-
kung (spinale Erkrankung) und Involution, v. a. bei Patienten mit Sichelzel- schrittmachers erforderlich.
– bakteriologische Urinuntersuchung (Harn- lenanämie* mit rezidivierenden Milzinfarkten Ursachen: U. a.
wegsinfektion) (im amerikanischen Schrifttum „functional au- – KHK (z. B. inferiorer Herzinfarkt)
– urodynamische Untersuchung: 1. mit Nach- tosplenectomy“). – nicht ischämische Kardiomyopathie*
weis eines hyperreflexiven Detrusors 2. bei Autostereotyp → Stereotyp – angeborene* Herzfehler (z. B. ASD; siehe Vor-
kompletten Läsionen zeigen sich Detrusor- Autotopagnosie → Agnosie hofseptumdefekt*)
kontraktionen ohne Harndrang 3. meist Autotransfusion f: Blutumverteilung (ca. 300– – Myokarditis*
zeigt sich eine Detrusor-Sphinkter-Dyssyner- 450 ml beim Erwachsenen) von peripheren zu – Herzglykoside* oder Beta-Rezeptoren-Blo-
gie zentralen venösen Blutgefäßen durch spezielle cker
– Miktionszystourethrogramm (vesikoureter- Lagerung (Anheben der Beine oder Kopftiefla- – Intoxikation
orenaler Reflux). gerung; Trendelenburg*-Lagerung) bei ortho- – Sarkoidose
Therapie: Oberstes Ziel ist der Schutz der Nieren statischer arterieller Hypotonie* oder hypovolä- – Vorkommen auch bei Herzgesunden in Ruhe
vor Reflux, Harnwegsinfektion und Harnstau- mischem Schock*. Blutumverteilung. Das (nicht unter körperlicher Belastung) infolge
ung: Schlagvolumen (Volumenreagibilität) und da- Vagotonie* oder Sportlerherz* (AVB I. Grades
– Medikamentöse Therapie des hyperreflexi- mit die arterielle Blutdruckamplitude steigen oder II. Grades Typ Wenckebach, siehe unter
ven Detrusors durch Anticholinergika durch lagerungsbedingte Vorlast*-Erhöhung. Einteilung).
– intermittierender Selbstkatheterismus Klinisch wird die Autotransfusion auch prädik- Einteilung:
– externe Sphinkterotomie tiv angewendet als sog. PLR-Manöver (PLR für – AV-Block I. Grades (AVB I°): 1. Leitungsverzö-
– Harnableitung durch: 1. Dauerkatheter passive leg raising), wobei die Kontraindikatio- gerung 2. PQ*-Zeit > 0,2 s, alle P*-Wellen sind
2. Kondomurinal 3. supravesikale Harnablei- nen zu beachten sind (erhöhtes Aspirationsrisi- erkennbar 3. evtl. Überlagerung von T- und
tung, z. B. Ileum-conduit. ko, kardiogener Schock, Hirndrucksteigerung). P-Welle
Auto-PEEP → Intrinsic-PEEP Der Effekt ist positiv bei Anstieg des Schlagvo- – AV-Block II. Grades (AVB II°): 1. intermittie-
Autophonie f: engl. autophony. Widerhall der lumens um ≥ 8–15 % bzw. bei Basismonitoring rende Leitungsunterbrechung 2. Typ Wen-
eigenen Stimme bei geöffener Ohrtrompete. Ur- der arteriellen Blutdruckamplitude (Pulsdruck) ckebach (früher Mobitz Typ 1): progredient
sache ist ein Schwund des Fettkörpers, der die um ≥ 9–12 %. zunehmende PQ*-Zeit bis zum Ausfall einer
Ohrtrompete umgibt. Die Autophonie tritt auf Autotransplantation → Transplantation Herzaktion (Wenckebach*-Periodik) 3. Typ
bei extremer Gewichtsabnahme, wie bei Anore- autotroph: Beschreibende Bezeichnung für Mobitz (früher Mobitz Typ 2): meist regelmä-
xia nervosa oder Tumorkachexie. Organismen, die sich von anorganischen Stof- ßige intermittierende Blockierung der AV-
Autoplaø stik → Plastik fen (z. B. CO2) ernähren, z. B. durch Fotosyn- Überleitung; Überleitung nur jeder zweiten
Autopsie → Sektion these. (2 : 1-Block), dritten (3 : 1-Block) oder vierten
Autorhythmie f: engl. automatic rhythmicity. auxiliar: engl. auxiliary. Helfend oder unter- (4 : 1-Block) Erregung
Fähigkeit, ohne Einwirkung eines äußeren Rei- stützend, z. B. Unterstützung eines funktions- – AV-Block III. Grades (AVB III°, syn. totaler
zes rhythmische Erregungen auszulösen. Zur kranken Organs. AVB): 1. vollständige Leitungsunterbrechung
AV-Bündel 196
2. P-Wellen ohne Beziehung zu QRS*-Kom- schen Konditionierung bzw. operanten Kondi- AV-Knotentachykardie f: engl. atrioventricular
A plexen 3. klinisch resultiert (bei fehlendem
Ersatzrhythmus*) pulslose elektrische Aktivi-
tionierung.
Beispiel: Gleichzeitige Gabe eines Emetikums
nodal tachycardia; syn. Atrioventrikularknoten-
tachykardie. Im Bereich des AV-Knotens (siehe
tät (Herz*-Kreislauf-Stillstand) 4. nach Ein- und Alkohol bei Alkoholabhängigkeit: Die Erregungsleitungssystem*) entstehende Form
setzen eines Ersatzrhythmus (junktional durch das Emetikum ausgelöste Übelkeit soll der supraventrikulären Tachykardie* (SVT). Kli-
oder ventrikulär) Dissoziation zwischen Vor- mit dem Geruch und Geschmack von Alkohol nische Zeichen sind Palpitationen und selten
hof- und Kammeraktionen (voneinander un- im Sinne von klassischer Konditionierung asso- das sog. Froschzeichen (unangenehmes puls-
abhängig und nicht konkurrierend; meist ziiert werden. Damit sinkt die Wahrscheinlich- synchrones Klopfen im Hals mit deutlich pro-
schenkelblockartig deformierte QRS-Kom- keit, dass Alkohol künftig getrunken wird. minentem Jugularvenenpuls) bei Vorhofkon-
plexe). Hinweis: Aufgrund mangelnder langfristiger traktion gegen geschlossene AV-Klappen (Vor-
Klinik: Erfolge und ethischer Bedenken wird das Ver- hofpfropfung*). Behandelt wird pharmakolo-
– AVB I°: asymptomatisch fahren klinisch nicht mehr angewendet. gisch oder durch Katheterablation (kurative Fo-
– höhergradiger AVB: 1. Palpitationen, Aversionsverfahren → Aversionstherapie kusablation).
Schwindel, Präsynkope 2. Herzinsuffizienz AV-Fiøstel: Abk. für arteriovenöse Fistel → Fis- Formen: AV-Knoten-Reentry-Tachykardie
(bei lang anhaltender Herzfrequenz < 40/ tel, arteriovenöse (AVNRT für atrioventrikuläre nodale Reentry-
min) 3. Synkope (Adams*-Stokes-Anfall bei AV-Frequeø nzdissoziation: Abk. für atriovent- Tachykardie): häufigste Form der paroxysmalen
langer Latenz bis zum Einspringen eines tie- rikuläre Frequenzdissoziation → AV-Dissozia- SVT. Ursache ist ein Reentry*-Mechanismus
fergelegenen Automatiezentrums). tion durch funktionell getrennte Anteile des AV-
Diagnostik: Ruhe-EKG und Langzeit*-EKG. AVI: Abk. für akute viszerale Ischämie → Mes- Knotens mit unterschiedlichen Erregungslei-
Therapie: Je nach AVB-Grad und Klinik enterialgefäßverschluss tungsgeschwindigkeiten und Refraktärzeiten
– Akut (symptomatisch): Atropin i. v., passage- Aviäre Influenza → Geflügelpest, klassische (elektrophysiologische Längsdissoziation)
re Schrittmacherstimulation (temporäre Avidität f: engl. avidity. Die Stärke, mit der po- – Typische AVNRT (Slow-fast-Form): 1. häu-
ventrikuläre Stimulation; selten transthora- lyklonale Antikörper (Antiserum) ein multiva- figste Form 2. anterograde Erregungsleitung
kale Elektrostimulation) lentes Antigen binden. Die Avidität von Anti- (orthodrom; atrioventrikulär) über die lang-
– Implantation eines künstlichen Herzschritt- körpern gegen einen Erreger nimmt mit der same Leitungsbahn (slow pathway) mit kur-
machers Dauer der Infektion zu. Je höher die Avidität zer Refraktärzeit und retrograd (antidrom;
– Therapie der Grunderkrankung. (speziell Antikörper der Klasse Ig), desto älter ventrikuloatrial) über die schnelle (fast path-
AV-Bündel: Abk. für atrioventrikuläres Bündel die Infektion (Aviditätsbestimmung). way) mit langer Refraktärzeit 3. daher zeit-
→ Erregungsleitungssystem AV-Intervaø ll: Abk. für atrioventrikuläres Inter- gleiche Erregung von Vorhöfen und Kam-
AV-Defeø kt: Abk. für atrioventrikulärer Sep- vall → AV-Überleitungszeit mern 4. EKG: meist nicht sichtbare P*-Wellen
tumdefekt → Septumdefekt, atrioventrikulärer Avitaminose f: engl. avitaminosis. Heute selte- (Überlagerung durch QRS*-Komplex) oder P-
AV-Dissoziation f: engl. AV dissociation; syn. at- ne, schwere Form des Vitaminmangels* mit Wellen kurz vor bzw. hinter QRS-Komplex
rioventrikuläre Dissoziation. Form der Para- vollständigem Fehlen eines Vitamins* bei feh- mit Drehung der P-Wellenachse (retrograde
rhythmie*, bei der die Vorhöfe und Kammern lender Zufuhr, schwerer Malabsorption des Vi- Vorhoferregung)
des Herzens mit ähnlich niedriger Frequenz für tamins oder fehlender Transformation von Vor- – atypische AVNRT (Fast-slow-Form): 1. selten
einige Herzaktionen (konkurrierend) voneinan- stufen im Körper. Siehe Vitamine* Tab. dort. (< 10 % aller AVNRT) 2. anterograde Erre-
der unabhängig schlagen. Dabei wird die Vor- Avitaminose, tropische f: engl. tropical avita- gungsleitung über den schnellen Leitungs-
hoffrequenz vom (langsamen) Sinusknoten be- minosis. Mangelerscheinungen durch ungenü- weg mit kürzerer Refraktärzeit (als im lang-
stimmt und die Kammerfrequenz vom hetero- genden Vitamingehalt der Ernährung in tropi- samen) und retrograde über den langsamen
topen junktionalen oder ventrikulären Erre- schen und subtropischen Ländern. Die tropi- 3. damit atriale Erregung zeitlich nach vent-
gungsbildungszentrum. sche Avitaminose kommt häufiger bei Kindern rikulärer Erregung 4. EKG: P-Welle deutlich
Vorkommen: vor. Beispiele für mangelnde Vitamine und ent- nach QRS-Komplex (RP > PR) und Drehung
– Bei Vagotonie* oder Sportlerherz* (in der Re- sprechende Erkrankungen sind Vitamin* A (sie- der P-Wellenachse.
gel nicht behandlungsbedürftig) he Xerophthalmie*), Vitamin B1 (siehe Beriberi*) AV-junktionale ektope Tachykardie:
– bei Hirndrucksteigerung*. und Niacin (siehe Pellagra*). – Sehr selten
av-ECLA: Abk. für engl. arteriovenous extracor- AVK: Abk. für → Verschlusskrankheiten, arte- – nichtparoxysmale (chronisch-permanente)
poral lungassist → Extrakorporale Membran- rielle SVT (Herzfrequenz 100–130/min)
oxygenierung AV-Kanal: Abk. für Canalis atrioventricularis – Ursache: gesteigerte Automatie (Erregungs-
Avellis-Stellung f: engl. Avellis position. Kopf- → Septumdefekt, atrioventrikulärer bildungsstörungen*), Herzglykosid-indu-
stellung des Patienten bei der indirekten Laryn- AV-Knoten: Abk. für Atrioventrikularknoten ziert durch getriggerte Aktivität (späte Nach-
goskopie*. Der Kopf wird zur Inspektion des → Erregungsleitungssystem potenziale)
subglottischen Raums und seitlicher Kehlkopf- AV-Knoten-Ablation: Abk. für Atrioventriku- – hiervon abzugrenzen (auf akzessorischer Lei-
anteile seitlich geneigt. larknotenablation → Katheterablation tungsbahn beruhend; siehe Präexzitations-
Aversionstherapie f: engl. aversion therapy. AV-Knoten-Ablation → Vorhofflimmern syndrom*): AV-Reentry-Tachykardie (AVRT).
Verhaltenstherapeutische Methode, bei der AV-Knoten-Reentry-Tachykardie: Abk. für Therapie:
durch zeitnahe Kopplung eines aversiven Reizes Atrioventrikularknoten-Reentry-Tachykardie – AVNRT: 1. akut: Vagusreizung (z. B. Valsalva-
mit einem ungewünschten Verhalten die Häu- → AV-Knotentachykardie Versuch, Karotissinus-Druckversuch), phar-
figkeit des Auftretens dieses Verhaltens redu- AV-Knotenrhyø thmus: Abk. für Atrioventriku- makologisch (v. a. Adenosin oder Verapamil;
ziert oder eliminiert werden soll. Die Aversions- larknotenrhythmus → AV-Rhythmus auch Beta-Rezeptoren-Blocker, Ajmalin u. a.),
therapie basiert auf den Konzepten der klassi- ggf. elektrische Kardioversion* 2. Dauerthe-
197 Axillarlinien
rapie zur Prophylaxe bei rezidivierender AVRT: Abk. für AV-Reentry-Tachykardie → mittel 5. Anwendung von Observer's Assess-
symptomatischer AVNRT: pharmakologisch
(Verapamil oder Beta-Rezeptoren-Blocker),
WPW-Syndrom
AVSD: Abk. für atrioventricular septal defect →
ment of Alertness/Sedation Scale (OAAS), iso-
lierter Unterarmtechnik* und apparativ häu-
A
Katheterablation* (in der Regel Modulation Septumdefekt, atrioventrikulärer fig EEG*-basiertem Neuromonitoring mit
oder Ablation der langsamen AV-Knoten-Lei- AV-Synchronität: Abk. für Atrioventrikular- Quantifizierung der Hypnosetiefe, z. B.
tung) synchronität → Schrittmacher, sequentieller durch Bispectralen Index (BIS), Narcotrend
– AV-junktionale ektope Tachykardie: 1. akut: AV-Überleitungszeit f: engl. atrioventricular Index (NI), Cerebral State Index (CSI) oder
pharmakologisch (Verapamil, Beta-Rezepto- conduction time; syn. atrioventrikuläre Überlei- Entropie 6. Steuerung der Narkosetiefe u. a.
ren-Blocker, Adenosin) 2. Dauertherapie: Ka- tungszeit. Zeit zwischen Erregungsbeginn der MAC-basiert (mit Einstellung der Alarmgren-
theterablation (kurative Fokusablation). Vorhöfe und der Kammern. Die AV-Überlei- zen für inspiratorische und endexspiratori-
AVM: Abk. für → Malformation, arteriovenöse tungszeit entspricht der PQ*-Zeit im EKG*. sche Konzentration von Inhalationsanästhe-
AVN: Abk. für engl. atrioventricular node → Avuø lsio buø lbi f: Gewaltsamer Ausriss des Aug- tika; unterer MAC-Grenzwert: 0,7) bzw. für
Erregungsleitungssystem apfels aus der Augenhöhle, auch als „loses Au- Injektionsnarkotika EC50-basiert 7. Narkose-
AVNRT: Abk. für atrioventrikuläre nodale Re- ge“ bezeichnet. führung immer unter optimaler Analgesie*
entry-Tachykardie → AV-Knotentachykardie Avuø lsio neø rvi oø ptici f: Partieller oder komplet- zur Vermeidung von Weckreaktionen (Arou-
AVP: Abk. für Argininvasopressin → Hormon, ter Ausriss des Sehnerven. Ein kompletter Seh- sal-Effekt).
antidiuretisches nervabriss führt zur sofortigen Erblindung. Kli- A-Welle → E/A-Verhältnis
AVPU-Schema n: engl. alert, verbal (voice, vocal), nisch zeigt sich eine amaurotische Pupillen- A-Welle → Venenpuls
pain, unresponsive (Abk. AVPU); syn. wach, ant- starre*. Axenfeld-Schürenberg-Syndrom → Okulo-
wortet, Schmerzreaktion, bewusstlos (Abk. AVWG: Abk. für → Arzneimittelversorgungs- motoriuslähmung
WASB). Insbesondere im Rahmen der takti- Wirtschaftlichkeitsgesetz Axiale Hiatushernie f: syn. axiale Gleit-Hernie.
schen Medizin angewendetes Verfahren zur Awareness: syn. intraoperative Wachheit. Kli- Mit 80 % häufigste Form der Hiatushernie*.
schnell-orientierenden Beurteilung des Be- nische Bezeichnung für unerwünschte intra- Aufgrund einer Erhöhung des intraabdominel-
wusstseinszustands eines Patienten. operative Wachheit während der Narkose* mit len Drucks gegenüber dem Brustkorb (begüns-
Beschreibung: bewusster (expliziter) Erinnerung daran (ohne tigt durch Adipositas, Schwangerschaft, Locke-
– A (alert): Patient wach und ansprechbar Amnesie). Bei Awareness kann eine posttrauma- rung des Bandapparates im Alter) gleitet die
– V (verbal, vocal stimuli): Patient reagiert auf tische* Belastungsstörung resultieren. Die Kardia in den Mediastinalraum, wobei in 20 %
Ansprache American Society of Anesthesiologists empfiehlt der Fälle eine Refluxkrankheit resultiert.
– P (painful stimuli): Patient reagiert auf daher eine Aufklärung über Awareness bei Pati- Axiølla f: syn. Achsel. Im klinischen Sprachge-
Schmerzreiz enten mit erhöhtem Risiko. brauch wird darunter die Achselhöhle (Fossa
– U (unresponsive): keine Reaktion des Patien- Hintergrund: Der Begriff beinhaltet im weites- axillaris) verstanden.
ten (Bewusstlosigkeit). ten Sinne die Wahrnehmung der Umwelt oder axillar: engl. axillary. Zur Achsel oder Achsel-
AV-Reentry-Tachykardie: Abk. für Atriovent- aktives Befolgen einer Aufforderung (teilweise höhle gehörend bzw. in der Achselhöhle.
rikular-Reentry-Tachykardie → Reentry-Tachy- oder vollständig). Awareness kann auch mit Axillarisblock → Armplexusanästhesie
kardie, permanente junktionale Amnesie und Speicherung von Gedächtnisin- Axillarisparese f: engl. axillary nerve palsy. Läh-
AV-Rhyø thmus m: engl. atrioventricular rhythm; halten im Unterbewusstsein einhergehen, im mung* des Nervus* axillaris mit Ausfall des
syn. Atrioventrikularrhythmus. Vom AV-Kno- Sinner einer impliziten Erinnerung, und ist Musculus* deltoideus sowie des Musculus* teres
ten als sekundäres Automatiezentrum gesteuer- dann klinisch kaum erfassbar. minor und Sensibilitätsstörungen* an der Au-
ter Ersatzrhythmus* (z. B. bei Sinusknotenaus- Häufigkeit: Geschätzte Inzidenz je nach Risiko- ßenseite des Oberarms. Nach Diagnosestellung
fall) mit einer Frequenz von meist 40–60/min. faktor 0,1–1 %, bei Kindern höher als bei Er- durch körperliche Untersuchung, EMG und
Ein AV-Rhythmus tritt beispielsweise bei Sport- wachsenen. ENG wird konservativ* oder ggf. mit Neurolyse*
lerherz*, kardialen Erkrankungen sowie als Prävention: oder Nervenersatzoperation therapiert.
UAW (Herzglykoside*) auf. – Präoperativ: standardisierte Anamnese im Vorkommen:
Hinweis: Bei gesteigerter junktionaler Automa- Rahmen der (Prämedikations-)Visite zur – Schädigung des N. axillaris z. B. bei Schulter-
tie (Erregungsbildungsstörung*) kann die Fre- Identifikation und ggf. Minimierung von Ri- gelenkluxation* oder proximaler Humerus-
quenz höher sein (> 100/min: tachykarder Atrio- sikofaktoren fraktur*
ventrikularrhythmus; 60–100/min: relative – Prävention bzw. frühzeitige Awareness-De- – iatrogen* bei Arthroskopie* des Schulterge-
AV*-Knotentachykardie). Die Erregungsleitung tektion intraoperativ: 1. Auswahl der Narko- lenks.
erfolgt anterograd in die Kammern und retro- semittel: Verzicht auf volatile Anästhetika Axillarlinien: engl. axillary lines. Orientierungs-
grad in die Vorhöfe des Herzens. Das EKG* zeigt und Anwendung von Muskelrelaxanzien er- linien an der seitlichen Brustwand.
einen schmalen QRS*-Komplex, während die höhen das Awareness-Risiko 2. anästhesiolo- Einteilung:
P*-Welle in den QRS-Komplex fällt und daher gisches Monitoring der Narkosetiefe (Narko- – Mittlere Axillarlinie (Linea axillaris media):
nicht sichtbar ist (mittlerer Atrioventrikular- sestadien*) 3. klinische Zeichen: Bewegung Senkrechte vom höchsten Punkt der Achsel-
rhythmus) oder auf den Kopf gestellt erscheint von Augen, Augenlidern, Kopf, Extremitä- grube nach kaudal
(Drehung der P-Wellenachse; retrograde P-Wel- ten, Schlucken, Husten, Grimassieren, Ände- – vordere (Linea axillaris anterior) und hintere
le) kurz vor (oberer Atrioventrikularrhythmus) rung von Herzfrequenz, Blutdruck oder (Linea axillaris posterior) Axillarlinie: Senk-
bzw. nach dem QRS-Komplex in der ST*-Stre- Atmungstyp, Schwitzen, Tränenfluss rechte durch die Punkte, an denen sich der M.
cke (unterer Atrioventrikularrhythmus). Die 4. Schmerzerfassung*; cave: unter Umstän- pectoralis major bzw. der M. latissimus dorsi
Störung ist meist asymptomatisch, selten treten den Maskierung vegetativer Parameter durch bei abduziertem Arm von der Brustwand ab-
Palpitationen auf. Beta-Rezeptorenblocker oder andere Arznei- heben.
Axis 198
Respiratorische Azidose: Hyperkapnie* durch Azidose, kongenitale → Azidose, renale tubu- Erreger (auch Chlamydien* und Mykoplasmen)
Hypoventilation*
– Nicht respiratorische Kompensation (lang-
läre
Azidose, renale tubuläre f: engl. renal tubular
aufweist. Appliziert wird Azithromycin oral,
intravenös oder als Augentropfen. Einmal tägli-
A
sam): vermehrte renale Bicarbonatresorption acidosis (Abk. RTA); syn. nephrogene Azidose. He- che Verabreichung ist aufgrund der langen Ver-
bei chronisch respiratorischer Azidose (1–2 terogene Erkrankungsgruppe mit Entwicklung weildauer im Gewebe ausreichend. Nebenwir-
Tage bis maximale Wirksamkeit) und damit einer chronischen metabolischen Azidose infol- kungen sind gastrointestinale Symptome sowie
positive Basenabweichung* ge Störung der renalen Säureausscheidung. Ab- Kardio-, Nephro- und Hepatotoxizität*.
– klinisch: u. a. Zyanose*, Dyspnoe*, Tachykar- hängig von der Ätiologie werden 4 verschiedene Azoospermie f: engl. azoospermia. Fehlen von
die*. Typen mit zum Teil sehr unterschiedlicher kli- Spermatozoen im Ejakulat, zu verstehen als die
Kombinierte Azidose: Kombination von respi- nischer Symptomatik unterschieden. Therapeu- Grenze der Quantifizierung für die jeweilige
ratorischer und nicht respiratorischer Azidose tisch stehen die Alkalisierung sowie die Be- Bestimmungsmethode.
(z. B. Hypoventilation und Nierenversagen); ar- handlung von Komplikationen im Vorder- Azothioprin → Azathioprin
terieller pCO2 erhöht, Basenüberschuss negativ. grund. Azoturie f: engl. azoturia. Vermehrte Stickstoff-
Therapie: Azidose wird kausal behandelt, also Ätiologie: ausscheidung im Urin, v. a. in Form von Harn-
durch Beseitigung der Grundstörung. Bei nicht – Primär erbliche Erkrankung stoff. Ursächlich ist meist ein Hyperkatabo-
respiratorischer Azidose werden Natriumbicar- – sekundär erworbene Störungen, z. B. bei Au- lismus (z. B. beim Postaggressionssyndrom*)
bonat oder Tris-Puffer i. v. verabreicht (cave: toimmunerkrankungen, Hyperkalziämie, mit überschießender Harnstoffausscheidung
(Rebound-)Alkalose*, daher nur teilweise pH- multiples Myelom*, tubulointerstitiellen (> 20 g/Tag).
Korrektur). Zur Behandlung einer respiratori- Nierenerkrankungen. azyklisch: engl. acyclic. Nicht kreisförmig; in
schen Azidose wird die Ventilation gesteigert. Azinuszellkarzinom n: engl. acinus-cell tumor. der Chemie organische Verbindungen, die in
Bei akuter respiratorischer Azidose wird bei Be- Typischer, von den speichelbildenden Zellen verzweigten oder unverzweigten Ketten vorlie-
darf kontrolliert beatmet. Chronische Störun- der Endstücke von Drüsengängen ausgehender gen und keine Ringe aufweisen. In der Medizin
gen (z. B. infolge obstruktiver Ventilationsstö- Speicheldrüsentumor*, der selten auch in Mam- bezeichnet „azyklisch“ Vorgänge, die zeitlich
rung) werden v. a. mittels Bronchospasmolyse ma, exokrinem Pankreas und Lunge auftritt. außerhalb ihres periodischen Zyklus auftreten
und Sekretolyse therapiert. Azithromycin n: engl. azithromycine. Makrolid- (z. B. azyklische Blutung = außerhalb der
Azidoseatmung → Azidose Antibiotikum, das eine breite bakteriostatische Menstruation auftretende vaginale Blutung).
Azidoseatmung → Kussmaul-Atmung Wirkung gegen grampositive und gramnegative
B
B
Ba → Barium den intrazellulären Parasiten Babesia*. Die Baciøllus m: Gattung grampositiver, in der
BAA: Abk. für Bradyarrhythmia absoluta → Ar- meisten beschriebenen Fälle kommen aus Euro- Mehrzahl beweglicher, aerob oder fakultativ an-
rhythmia absoluta pa (Babesia divergens) und Nordamerika (Babe- aerob wachsender Sporenbildner der Familie
Baastrup-Syndrom n: engl. kissing syndesmo- sia microti). Zecken der Gattung Ixodes übertra- Bacillaceae* mit 48 Spezies. Die verschiedenen
phytes; syn. Diarthrosis interspinalis. Rücken- gen den Parasiten von Mäusen oder Huftieren Arten haben wichtige Funktionen bei der Um-
schmerzen durch sich stark annähernde Dorn- auf den Menschen. Infektionen durch Blut- setzung organischer Substanzen in der Mikro-
fortsätze (Processus spinosus), besonders der transfusion kommen vor. biologie des Bodens.
Lendenwirbelsäule, mit Irritation der Bänder Klinik: Klinische Bedeutung: Medizinisch relevante
und Muskeln mit reaktiver Sklerose und Ne- – Ansteigendes Fieber Vertreter:
arthrosen. Als möglicher Risikofaktor für die – Muskelschmerzen – Bacillus* anthracis: Erreger des Milzbrandes*
Erkrankung gilt schwere körperliche Arbeit, – Ikterus – Bacillus cereus: Bildung der Bacillustoxine
Männer sind häufiger betroffen. – schwerer bis tödlicher Verlauf bei immun- – Bacillus subtilis: zum Nachweis von Hemm-
Diagnostik: supprimierten oder splenektomierten Patien- stoffen und Antibiotika in Körperflüssigkei-
– Körperliche Untersuchung: Druck- und ten. ten; Bildung der Bacillustoxine und Bacitra-
Klopfschmerz, verstärkt bei Extension Diagnostik: cin
– Röntgendiagnostik mit Funktionsaufnah- – Parasitennachweis im Blutausstrich (Ver- – Bacillus polymyxa: Bildung von Polymyxin-
men in Reklination: Kontakt der Dornfortsät- wechslung mit Plasmodium möglich) Antibiotika (Polymyxine)
ze (sog. „kissing spine“), lumbale Dornfort- – PCR*. – Bacillus licheniformis: Bildung von Bacitra-
sätze oft verbreitert (siehe Osteochondrose*) Die Serologie ist auch bei infizierten, aber cin
– diagnostische Infiltration mit Lokalanästhe- asymptomatischen Patienten positiv. – Bacillus maceraus.
sie, Besserung bestätigt Diagnose. Therapie: Baciøllus aø nthracis m: syn. Milzbrandbazillus.
Therapie: – Chinin mit: 1. Clindamycin 2. Atovaquon Erreger des Milzbrands*. Erkrankungen beim
– Konservativ: Physiotherapie zur Entlordosie- 3. Azithromycin Menschen kommen vor im Zusammenhang mit
rung (Reduktion des Hohlkreuzes), physika- – in schweren Fällen Austauschtransfusion. Behandlung, Beförderung, Lagerung und Verar-
lische Therapie, interspinöse Infiltration mit Babes-Knötchen n: engl. Babes’ nodules. An- beitung erkrankter Tiere oder von Tierproduk-
Lokalanästhetika oder Glukokortikoiden, sammlung von Gliazellen um degenerierende ten. Der Nachweis erfolgt insbesondere im Zu-
nichtsteroidale Antiphlogistika Ganglienzellen im Rückenmark bei Tollwut* sammenhang mit Bioterrorismus nur mit PCR*,
– bei therapierefraktären Beschwerden ggf. u. a. Virusenzephalitiden. wobei der direkte oder indirekte Nachweis mel-
keilförmige operative Verkleinerung der ge- Babinski-Zeichen n: engl. Babinski sign. Be- depflichtig ist nach § 7 IfSG.
genüberliegenden Dornfortsätze (evtl. in Lo- fund, der als frühkindlicher Reflex oder bei Stö- Baciøllus Calmette-Guérin f: syn. Bacille-Cal-
kalanästhesie). rung bzw. Verletzung des ersten motorischen mette-Guérin; Abk. BCG. Bezeichnung für ei-
Babcock-Methode → Varizenstripping Neurons auftritt. Bei Bestreichen des seitlichen nen durch Kulturpassagen attenuierten Lebend-
Babesia f: Durch Zecken* übertragene intra- Fußrandes wird die Großzehe Richtung Fußrü- impfstoff aus Mycobacterium* bovis. Die Imp-
erythrozytäre Parasiten, die zur Gattung der cken gestreckt, die anderen Zehen werden ge- fung ist obsolet, BCG wird aber in der adjuvan-
Sporozoa (siehe Protozoen*) gehören und bei beugt und auseinandergespreizt. Bei zentraler ten Therapie des Blasenkrebses eingesetzt. Ent-
Tieren Babesiose* hervorrufen können. Eine Er- Lähmung* ist das Babinski-Zeichen positiv, bei wickelt wurde es durch die französischen Wis-
krankung beim Menschen kommt nur in Aus- peripherer Lähmung negativ. senschaftler Albert Calmette und Camille Gué-
nahmefällen vor, z. B. bei immunsupprimierten Babkin-Reflex → Hand-Mund-Reflex rin Anfang des 20. Jahrhunderts.
oder splenektomierten Patienten nach Infektion Baby Blues → Dysphorie, postpartale Anwendung:
mit Babesia microti oder Babesia divergens. Bacillaceae f pl: Familie grampositiver, sporen- – Zur lokalen und adjuvanten Therapie z. B.
Babesiose f: engl. babesiosis; syn. Piroplasmose. bildender Stäbchenbakterien u. a. mit der medi- bei Blasenkarzinom*, Applikation über intra-
Fieberhafte Erkrankung, hervorgerufen durch zinisch bedeutsamen Gattung Bacillus*. vesikale Instillation*
Bacillus stearothermophilus 202
– (früher) zur Schutzimpfung* gegen Tuberku- um, das Namensgeber der Bacteroides-fragilis- Bäckerasthma n: engl. baker’s asthma; syn. Bä-
lose*: Aufgrund begrenzter Wirksamkeit und Gruppe (Bacteroides*) ist. Bacteroides fragilis ist ckerkrankheit. Allergisches Asthma durch Inha-
Häufigkeit von Impfkomplikationen wird ein wichtiger Bestandteil der Dickdarmflora des lation von Mehl- und Kleiestaub, Backhilfsstof-
B die Impfung in Deutschland nicht mehr
empfohlen. Sie verursacht einen tuberkulö-
Menschen und auch auf der Gingiva u. a.
Schleimhäuten nachweisbar. Das Bakterium re-
fen, Schimmelpilzen oder Verunreinigungen,
z. B. durch Insekten. Bäckerasthma beginnt
sen Primärkomplex am Ort der Impfung, je- agiert sensitiv u. a. gegenüber Clindamycin so- meist als Rhinitis* allergica (Bäckerrhinitis) und
doch keine fortschreitende Tuberkulose. wie Metronidazol und ist resistent gegen Peni- geht ins Asthma* bronchiale über (sog. Etagen-
Baciøllus stearothermophilus m: Thermophi- cilline. wechsel). Häufig entwickelt sich eine unspezifi-
les Bakterium (Wachstumsoptimum bei 55 °C, Klinische Bedeutung: Außerhalb seines physio- sche bronchiale Hyperreaktivität*.
unter 30 °C kein Wachstum) mit sehr hitzeresis- logischen Standorts ist Bacteroides fragilis ein Berufskrankheit: Bäckerasthma wird – bei Vor-
tenten Sporen, die zur Prüfung von Sterilisato- echter oder opportunistischer Erreger*. Er wird liegen der Voraussetzungen – als Berufskrank-
ren dienen. isoliert aus Blut, Eiterproben von Hirnabszes- heit (Nr. 4301) anerkannt.
Bacitracin-Test m: engl. bacitracin test. Verfah- sen, Pleuraempyemen, Adnexitiden und Osteo- Bäckerekzem n: engl. baker’s eczema; syn. Bä-
ren zur diagnostischen Differenzierung von be- myelitiden, meist in Mischkultur. ckerdermatitis. Kontaktekzem* bei Bäckern
tahämolysierenden Streptokokken der serologi- Bacteroides melaninogenicus m: Unbewegli- durch Kontakt mit Berufsstoffen wie Mehlen,
schen Gruppe A (sensitiv gegenüber Bacitracin) che, zarte Kurzstäbchen (oft mit deutlicher Pol- Vorratsmilben, Aroma-, Backhilfs- und Konser-
und Streptococcus agalactiae (Gruppe B) oder färbung und möglicher Fadenbildung), die sen- vierungsstoffen. Das Bäckerekzem kann als Be-
anderen betahämolysierenden Streptokokken sitiv gegenüber Penicillinen und Cephalospori- rufskrankheit Nr. 5101 anerkannt werden. Eine
(resistent gegenüber Bacitracin). nen reagieren. Umschulung wird angeraten.
Backenzahn m: engl. buccal back tooth. Sam- Vorkommen und klinische Bedeutung: Bäckerkaries f: engl. baker’s caries; syn. Zucker-
melbezeichnung für Prämolar* (vorderer Ba- – Beim Menschen in Mundhöhle, Dickdarm, bäckerkaries. Sonderform der Zahnkaries* an
ckenzahn; Vormahlzahn) und Molar* (hinterer äußerem Genitale und Zwischenzehenraum Front- und Schneidezähnen bei Bäckern und
Backenzahl; Mahlzahn). – verursacht Aspirationspneumonie*, Lungen- Konditoren infolge von Gärungsprozessen in
Back-up-Schrittmacher m: engl. back up pace- und Hirnabszesse, Pleuraempyem der Mundhöhle, wobei durch berufsbedingte
maker. Künstlicher Herzschrittmacher*, der aus- – beteiligt an Pathologie der Parodontitis. Zucker- und Mehlstaubablagerungen kariesin-
schließlich dann mit (programmierter konstan- Kultur: duzierende Milch-, Butter- und Brenztrauben-
ter) Impulsabgabe reagiert, wenn die herzeige- – Hohe Nährstoffansprüche (Hämin- und Vita- säure* entstehen.
ne Frequenz den programmierten unteren min-K-Zusatz) Bändelungsoperation → Pulmonalis-Banding
Grenzwert unterschreitet. Er dient zum Schutz – glatte, konvexe, runde Kolonien verfärben Bänderriss → Bandruptur
vor Asystolie und Bradykardie und wird bei ge- sich auf Blutagar braun-schwarz Bänderriss [oberes Sprunggelenk] m: Meist
ringem vorgesehenem Stimulationsanteil ange- – übel riechend Supinationstrauma im Sport (Fußball, Basket-
wandt, z. B. als VVI*-Back-up. – starke Betahämolyse und große Enzymakti- ball, Skifahren) oder im Alltag mit Außenband-
Baclofen n: Zentral wirkendes Muskelrelaxans, vität. ruptur, seltener Innenbandruptur. Die Diagno-
das v. a. bei Spasmen infolge Multipler* Sklero- Badedermatitis [Tropenerkrankung] f: Jucken- se erfolgt klinisch und mittels MRT, behandelt
se und Rückenmarkschädigungen angewandt de Hautreaktion auf Zerkarien der Gattung Tri- wird in der Regel konservativ.
wird, nicht jedoch bei rheumatischen Spasti- chobilharzia nach dem Baden in stehenden Ge- Einteilung:
ken. Es wird oral oder intrathekal verabreicht. wässern. Wasservögel sind Endwirte für Tricho- – Außenbandruptur (häufigste Bandruptur):
Die dämpfende Wirkung führt zur Schmerzre- bilharzia, einen Saugwurm (Schistosoma). Im 1. Lig. fibutalare anterius (90 %) 2. Lig. fibulo-
duktion, jedoch auch zu Müdigkeit und Hypo- Menschen können sich die Zerkarien nicht wei- calcaneare 3. Lig. fibutalare posterius
tonie*. Baclofen ist nicht anzuwenden bei Nie- ter entwickeln und lösen eine lokale allergische – Innenbandruptur: Lig. deltoideum
reninsuffizienz*. Reaktion aus. – Syndesmosenruptur: 1. vordere Syndesmose
Bacterium → Bakterien Badedermatitis [Heilbäder] f: engl. swimmer’s 2. hintere Syndesmose.
Bacteroidaceae f pl: Familie gramnegativer, itch. Veraltete Bezeichung für entzündliche Klinik:
sporenloser, obligat anaerober Stäbchenbakteri- Hautreaktion nach einer Serie von Heilbädern, – Akut einsetzender Schmerz
en (siehe auch Bakterienklassifikation*), die or- insbesondere Sole- und Schwefelbädern ab 1 h – Schwellung, Hämatom
ganische Säuren (Succinat, Lactat, Format, Pro- Dauer, als Zeichen einer Überdosierung, evtl. – eingeschränkte Beweglichkeit, keine Belas-
pionat, Buttersäure) produzieren. Eine beson- Zeichen zu langen und zu häufigen Badens. In tung möglich.
dere Bedeutung für die klinische Medizin hat der traditionellen Medizin ist sie eine wün- Diagnostik:
die Gattung Bacteroides*. schenswerte Form der Badereaktion. – Anamnese: Ablauf des Traumas
Bacteroides f: Gattung gramnegativer, unbe- Therapie: Rückfettende Körperpflege kann das – klinische Untersuchung: Druckschmerz, ver-
weglicher, sporenloser, obligat anaerober Stäb- Auftreten einer Badedermatitis verhindern. mehrte Aufklappbarkeit, Talusvorschub (Ge-
chenbakterien der Familie Bacteroidaceae*. Die- Badeotitis → Otitis externa genseite zum Vergleich)
se gliedert sich in 39 Spezies, die in die Bacteroi- Badetod m: engl. sudden death in water. Tod im – Röntgen bei Verdacht auf Sprunggelenkfrak-
des-fragilis-Gruppe und die der pigmentbilden- Wasser aus innerer Ursache, v. a. bei plötzli- tur (Weber-Fraktur)
den Bacteroides-Arten unterteilt werden (Bakte- chem Herz*-Kreislauf-Stillstand oder Bewusst- – MRT zur Diagnosesicherung und zum Aus-
rienklassifikation*). Sie kommen vor in der Kör- seinsstörung*. Meist gibt es keinen Hinweis auf schluss einer Knochenabsplitterung bzw.
perflora von Mensch und Tier, in Insekten und Ertrinken*. Syndesmosenruptur.
Abwasser. Bado-Klassifikation → Monteggia-Luxations- Therapie: Ist abhängig von den Begleitverlet-
Bacteroides fraø gilis m: engl. Bacillus fragilis. fraktur zungen, v. a. davon, ob die Syndesmosen betrof-
Kleines, nicht pleomorphes Stäbchenbakteri- fen sind. Konservativ (meist):
203 Bainbridge-Reflex
– Aircastschiene, zunächst kurze Immobilisie- rollierten Zug an der Nabelschnur (cord tracti-
rung (Heparinisierung) on) weitgehend ersetzt worden.
– Kältetherapie, Schmerzmedikation mit Bärlauch → Allium ursinum
nichtsteroidalen Antiphlogistika
– frühe Physiotherapie, ggf. Lymphdrainage
Bagassose f: engl. bagassosis; syn. Zuckerrohr-
lunge. Form der exogen-allergischen Alveolitis*
B
und abschwellende Maßnahmen bei Zuckerrohrarbeitern. Die Bagassose entwi-
– Muskelaufbautraining, Stabilisierungstrai- ckelt sich infolge Inhalation* von Sporen* der
ning Thermoaktinomyzeten*, die in feuchtem Zu-
– schrittweise Wiedereingliederung in den Sport ckerrohrstroh (Bagasse) wachsen (Berufskrank-
– Sportpause, abhängig von Sportart und Fit- heit Nr. 4201).
ness, 4–6 Wochen. Bagatellisierung f: In der Medizin Verharmlo-
Operativ (bei knöchernem Ausriss, massivem sung einer Erkrankung oder einer bestimmten
Hämatom; Syndesmosenruptur): Bärentatzen [143] Symptomatik, im forensisch-psychiatrischen
– End-zu-End-Naht der betroffenen Bänder Kontext Verharmlosung einer Straftat. Bagatel-
– ggf. transossäre Fixation. lisierungstendenzen sind bei Straftätern prog-
Bänderzerrung [oberes Sprunggelenk] f: Meist nostisch ungünstig.
durch Supinationstrauma Zerrung des Bandap- Bag-in-Bottle-System n: engl. bag-in-bottle
parates des oberen Sprunggelenks ohne Band- system. Aus einer druckfesten Kammer (bottle)
ruptur. Es kommt zu akutem Schmerz sowie und einem darin befindlichen Beatmungsbalg
Schwellung und Hämatom. Die Diagnose zeigt (bag) bestehender Teil des Respirators* mit voll-
sich in der klinischen Untersuchung sowie zum ständiger Trennung von Antriebs- (Druckluft)
Ausschluss weiterer Verletzungen mittels MRT. und Beatmungseinheit.
Behandelt wird konservativ, die Prognose ist Vorgehen: Inspiratorische Zuführung des Beat-
günstig. mungsgasgemischs zum Patienten durch Ent-
Diagnostik: leerung des mit Beatmungsgasgemisch gefüll-
– Anamnese ten Beatmungsbalgs über inspiratorische Zu-
– klinische Untersuchung, Druckschmerz, Ta- Bärentraube: Frucht. [179]
fuhr von Druckluft (pneumatischer Antrieb) in
lusvorschub die Kammer (Druckanstieg).
– Sonografie und MRT zur Diagnosesicherung Bag-Teø chnik f: engl. bag method. Verfahren zur
und zum Ausschluss eines Bänderrisses. Bergung von Tumoren mithilfe eines Kunst-
Therapie: Konservativ: lie der Heidekrautgewächse (Ericaceae), der in stoffbeutels bei laparoskopischen Operationen,
– Schienenversorgung den Alpen, Heide- und Gebirgsgegenden des um eine Streuung von Tumorzellen zu vermei-
– Sportpause meist 2–3 Wochen, abhängig von nördlichen Europas, Spaniens, Asiens und Ame- den. Die Bag-Technik wird v. a. bei Ovarialtu-
Sportart und Fitness rikas vorkommt. Bärentraube wirkt antimikro- moren* unklarer Dignität angewendet.
– Kältetherapie, antiphlogistische Therapie, biell (Arbutin, Hydrochinon), diuretisch und BAHA: Abk. für bone anchored hearing aid →
Arnikatherapie adstringierend. Sie wird bei leichten Harnwegs- Hörgerät
– Physiotherapie. infekten eingesetzt. Siehe Abb. Bahn, motorische f: engl. motor tract. Pyrami-
Bänderzerrung [Knie] f: Zerrung des Bandap- Verwendung: Bärentraubenblätter fein ge- dale und extrapyramidale Leitungsbahnen mit
parates des Knies ohne Bandruptur, durch schnitten oder grob gepulvert bei unkompli- Verlauf vom motorischen Zentrum im Groß-
Trauma (z. B. Distorsion). Es kommt zu akutem zierten, entzündlichen Erkrankungen der ablei- hirn bis zu den Erfolgsorganen in der periphe-
Schmerz sowie Schwellung. Die Diagnose er- tenden Harnwege (European Scientific Coopera- ren Muskulatur.
folgt durch klinische Untersuchung sowie zum tive on Phytotherapy, Kommission E). Die Euro- Bahnung f: engl. Priming. Die Erhöhung der
Ausschluss weiterer Verletzungen mittels MRT. pean Scientific Cooperative on Phytotherapy- Wirkung von Reizen gleicher Stärke bei wieder-
Behandelt wird konservativ, die Prognose ist Monografie weist darauf hin, dass die Behand- holter Darbietung (Priming). Nach dem ersten
günstig. lung nur angezeigt ist, wenn Antibiotika nicht Reiz wird eine gleich hohe Erregung der betei-
Klinik: erforderlich sind. Hinweis: Wild lebende Popu- ligten Nervenbahn schon bei schwächeren Rei-
– Schmerz lationen sind besonders geschützt (§ 1 Satz 1 zen möglich. Bei Angststörungen wurden stö-
– Schwellung Bundesartenschutzverordnung). rungsspezifische Priming-Effekte nachgewie-
– Hämatom Baer-Handgriff m: engl. Baer’s method. Ge- sen, die z. T. durch Verhaltenstherapie* norma-
– Bewegungseinschränkung. burtshilflicher Handgriff zur Ausstoßung der lisiert werden konnten. Semantisches Pri-
Bärenlauch → Allium ursinum Plazenta. Durch manuelle Raffung der mütterli- ming: Die Verarbeitung eines Wortes beein-
Bärentatzen f pl: engl. grouped congenital hyper- chen Bauchdecke in der Mittellinie mit beiden flusst die Verarbeitung des nachfolgenden Wor-
trophy of the retinal pigment epithelium. Durch Händen wird die Rektusdiastase zusammenge- tes, wenn eine semantische Beziehung zwischen
Hypertrophie entstandene, multiple kleine zogen, der Bauchraum verkleinert und die Ex- den Wörtern vorliegt. Affektives (auch emoti-
schwarze Flecken auf der Netzhaut des Auges, pulsion der Plazenta unterstützt. Der Baer- onales) Priming: Die Verarbeitung von Reizen
die wie eine Tierspur aussehen können. Typisch Handgriff wurde durch den kontrollierten Zug wird durch deren emotionale Bewertung beein-
sind sie bei kongenitaler Hypertrophie des reti- an der Nabelschnur (cord* traction) weitgehend flusst.
nalen Pigmentepithels (CHRPE). Siehe Abb. ersetzt. Bainbridge-Refleø x m: engl. Bainbridge reflex.
Bärentraube f: syn. Arctostaphylos uva-ursi. Vorgehen: Der Baer-Handgriff wird heute nur Kardialer Reflex bei Volumensubstitution oder
Immergrüner, niedriger Strauch aus der Fami- noch selten angewendet und ist durch den kont- Bluttransfusion. Er wird ausgelöst durch die
Bajonettstellung 204
Bakterienenzyme n pl: engl. bacterial enzymes. ken Entfärbungsmitteln (Salz-Schwefelsäure, Keimen der physiologischen Bakterienflora der
Von Bakterien* gebildete Enzyme, die ihrem Salzsäure-Alkohol) kaum wieder abgeben Urethra oder des äußeren Genitales kontami-
Stoffwechsel dienen. Vorkommen oder Fehlen (Ziehl*-Neelsen-Färbung). Säurefestigkeit wird niert. Eine symptomatische Bakteriurie mit ty-
bestimmter Enzyme gestattet eine Unterschei-
dung verschiedener Bakteriengruppen: z. B.
bei Spezies der Gattungen Mycobacterium*, No-
cardia* und Rhodococcus nachgewiesen.
pischen Symptomen des Harnwegsinfekts wird
antibiotisch behandelt.
B
laktosespaltende und nichtspaltende, Urease- Bakteriologie f: engl. bacteriology. Lehre von Vorkommen: Typischer Befund der Harnwegs-
positive und -negative, indolbildende, Plasma- den Bakterien*. infektion.
koagulase-positive, Oxidase-positive Bakterien Bakteriolysine n pl: engl. bacteriolysins. Spezifi- Diagnostik:
(Bunte* Reihe). Bestimmte Antibiotika* wie z. B. sche Antikörper*, die Bakterien unter Aktivie- – Urinkultur: Keimnachweis aus: 1. spontanem
Chinolone können Bakterienenzyme hemmen. rung von Komplement* lysieren. Mittelstrahlurin* (Methode der Wahl): wegen
Bakterienflora f: engl. bacterial flora. Physiolo- Bakteriophagen m pl: engl. bacteriophages; syn. Kontamination gilt erst eine Keimzahl von
gische Besiedlung der Körperoberfläche (Stand- Phagen. Viren*, die sich in Bakterien* vermeh- ≥ 105 Keime/ml Urin (Kass-Zahl) als signifi-
ort- und Anflugflora der Haut) sowie bestimm- ren. Mithilfe bestimmter Bakteriophagen kön- kant, jedoch bei typischer Klinik bzw. Vorbe-
ter Körperhöhlen (Mundhöhle, Nasen-Rachen- nen die zugehörigen Wirtsbakterien (Wirts- handlung mit Antibiotika gelten niedrigere
Raum) bzw. Hohlorgane (Jejunum, Ileum, Ko- spektrum beschränkt) erkannt werden (Bakteri- Keimzahlen von ≥ 103–104 Keime/ml Urin
lon, Urethra, Vagina) des gesunden Makroorga- endiagnostik; Lysotypie). Hierzu ist ein speziel- 2. Katheterurin*: signifikant ab einer Keim-
nismus mit verschiedenen Mikroorganismen. ler Rezeptor erforderlich, der durch Mutation* zahl von ≥ 103–104 Keime/ml Urin 3. Blasen-
Meist handelt es sich um apathogene Bakterien, verloren gehen kann. Eine therapeutische An- punktionsurin: jeder Keimnachweis ist pa-
aber auch pathogene Keime können unter be- wendung zur Behandlung bakterieller Infekti- thologisch
stimmten Voraussetzungen selektiert werden. on befindet sich noch im Versuchsstadium. – makroskopischer Aspekt: Trübung, häufig
Bedeutung: Schutz- und Barrierefunktion (sog. Hintergrund: unangenehmer Geruch (scharf, fade) infolge
Kolonisationsresistenz) sowie Stimulierung un- – Nach der Anhaftung wird die Nukleinsäure bakterieller Zersetzung des Harns
spezifischer Abwehrfaktoren. (DNA oder RNA) in das Bakterieninnere ein- – Eintauchverfahren*: Alternative ungefähre
Bakterienklassifikation f: engl. bacteriological geschleust, die Phagenhülle (das Phagenpro- Keimzahlbestimmung mit Eintauchnährbo-
classification. Teilgebiet der systematischen Bak- tein) verbleibt an der Zellwand (siehe Abb.). den möglich
teriologie, das Nomenklatur, Identifizierung, – Die Phagennukleinsäure führt zur Produkti- – Antibiogramm*.
Beschreibung und Ordnung der Bakterien um- on phageneigener Proteine und Nukleinsäu- Therapie:
fasst. Die Klassifikation erfolgt in einem hierar- ren als Phagenbestandteile (pro Zelle 100– – Behandlung bei asymptomatischer Bakteri-
chischen System nach Verwandtschaftsbezie- 300). urie: Steigerung der Diurese durch erhöhte
hungen, beruhend auf morphologischen, färbe- – Unter dem Einfluss von Lysozym platzt die Trinkmenge, keine Antibiose; Ausnahmen:
rischen, physiologischen, biochemischen (Bun- Bakterienzelle, die reifen Phagenpartikel 1. Schwangerschaft 2. geplante schleimhaut-
te* Reihe), antigenen und genetischen Merkma- werden frei und können sich an eine neue traumatisierende Intervention im Harntrakt
len (DNA-Homologie u. a.). Bakterienzelle anheften (virulenter Zyklus). (z. B. Urethrozystoskopie) wegen Gefahr as-
Bedeutung: Medizinisch wichtig, weil auf einer zendierender Infektion (v. a. Pyelonephritis)
genauen Bakterienklassifikation die Genauig- 3. Immunsuppression 4. nach Organtrans-
keit der Erregeridentifizierung beruht. plantation
Beispiel: Salmonella enterica: Reich (Bacteria), – Behandlung bei symptomatischer Bakteri-
Phylum (Proteobacteria), Klasse (Gammapro- urie: Antibiose (siehe Harnwegsinfektion*).
teobacteria), Ordnung (Enterobacteriales), Fa- Bakterizidie n pl: engl. bacteriocidity. Fähigkeit
milie (Enterobacteriaceae), Gattung (Salmonel- einer chemischen Substanz (Bakterizid) Bakteri-
la), Spezies (enterica). Eine Spezies (Art) ist in en abzutöten. Antibiotika gelten als bakterizid
Serovarianten (z. B. Salmonella enterica Sero- wirksam, wenn sie in therapeutisch erreichbarer
var Typhi) oder in Biovare (z. B. Vibrio cholerae Konzentration Bakterien ihres Wirkungsspekt-
Biovar eltor) unterteilbar. Die Benennung folgt rums abtöten. Messungen der Bakterizidie die-
dem International Code of Nomenclature of Bakteriophagen: Schema des Anheftens eines nen zur Beurteilung der Wirksamkeit antibak-
Bacteria. Phagen (hier T2-Phage) auf einer Bakterienkapsel; terieller Substanzen.
Bakterien, mesophile → Mesothermobakte- durch Kontraktion der Scheide wird die DNA in die Formen:
rien Bakterienzelle eingeschleust. – Primäre Bakterizidie: Abtötung auch ruhen-
Bakterienpolysaccharide n pl: engl. bacterial der Bakterien
polysaccharides. Bauelement vieler Bakterien- – sekundäre Bakterizidie: Abtötung sich in
kapseln, das die Spezifität der Bakterientypen Bakteriostase f: engl. bacteriostasis. Konzent- Vermehrung befindlicher Bakterien.
bedingt. rationsabhängige Fähigkeit einer chemischen BAL: Abk. für balanced anesthesia → Anästhe-
Bakterien, psychrophile → Psychrobakterien Substanz (Bakteriostatikum), die Keimvermeh- sie, balancierte
Bakterienruhr → Shigellose rung ohne Abtötung zu verhindern, wodurch BAL: Abk. für → Bronchoalveoläre Lavage
Bakterien, säurefeste n pl: engl. acid-fast bac- ihre Elimination durch das körpereigene Ab- Balanitis f: syn. Eichelentzündung. Entzün-
teria. Von einer dicken Lipidschicht (Mykolsäu- wehrsystem erleichtert wird. Die geschädigten dung der Glans penis. Es handelt sich um eine
ren, Wachse) umhüllte Bakterien, die die übli- Keime vermehren sich wieder nach Einbringen häufige Erkrankung, insbesondere im Kindesal-
chen Farblösungen wie Gentianaviolett schlecht in frische Nährmedien. ter. Eine Phimose begünstigt das Auftreten. Di-
oder langsam annehmen bzw. einmal angenom- Bakteriurie f: engl. bacteriuria. Nachweis von agnostiziert wird v. a. klinisch. In leichten Fäl-
mene Farblösungen bei Behandlung mit star- Bakterien im Harn. Spontanurin ist häufig mit len genügt eine konservative Therapie, bei rezi-
Balanitis plasmacellularis Zoon 206
diovaskuläre Erkrankung: 1. Zellulose 2. He- rechten Vorhof durch Foramen ovale in lin- Balloø nkoagulation f: engl. balloon coagulation.
mizellulosen (z. B. in Kleie) 3. Lignin*. ken Vorhof unter echokardiografischer oder Verfahren zur Endometriumablation* durch
Im Dickdarm fermentieren Bakterien v. a. was- angiografischer Kontrolle intrauterines Einbringen eines ballonförmigen
B serlösliche Ballaststoffe und bilden kurzkettige
Fettsäuren (v. a. Butyrat, Acetat und Propionat),
– anschließend ruckartiges Zurückziehen der
Katheterspitze mit dem Ballon in flüssig-
Einmalkatheters, der über Wärmeentwicklung
zur Koagulation des Endometriums führt. Vor-
die nahezu vollständig resorbiert werden. Was- keitsgefülltem Zustand durch das Septum teil gegenüber der Endometriumresektion* ist
serunlösliche Ballaststoffe werden weitgehend – Ziel: Verbesserung der arteriellen Sauerstoff- die Durchführung ohne Narkose. Nachteil sind
unverändert mit den Fäzes* ausgeschieden. sättigung durch Vergrößerung des interatria- die hohen Kosten der Einmalkatheter. Bei Ute-
Klinische Bedeutung: Ein Mangel an Ballast- len Blutaustauschs. rusfehlbildung ist die Ballonkoagulation nicht
stoffen erhöht die Darmpassagezeit und be- Balloø ndilatation f: engl. balloon dilatation. Ver- einsetzbar.
günstigt Obstipation, Divertikulose und Karzi- fahren zur Erweiterung einer Stenose eines Ge- Balloø nsonde f: engl. balloon probe. Sonde* mit
nom des Dickdarms, Gallensteinbildung, Fett- fäßes oder Hohlorgans mittels Ballonkatheter*. endständigem Ballonsegment, das aufgeblasen
stoffwechselstörungen sowie Diabetes mellitus. Der Ballon wird nach Einführung in die Stenose oder mit Flüssigkeit gefüllt wird (als Ein- oder
Ballen, dorsaler m: Exostose auf der Dorsalsei- gefüllt und so das Gefäß oder Hohlorgan aufge- Doppelballonsonde).
te des ersten Mittelfußkopfs bei Hallux* rigi- dehnt. Zum Offenhalten des Gefäßes werden Einsatz: Akute Ösophagusvarizenblutung: Es
dus, meist verbunden mit Bewegungsein- Stents implantiert. erfolgt eine notfallmäßige Ballontamponade
schränkung im Großzehengrundgelenk. Behan- Indikationen: mit temporärer Blutstillung für 24–28 h bei li-
delt wird in der Regel konservativ mit Entlas- – Interventionell bei Herzklappen- oder Gefäß- mitiertem Kompressionsdruck von 35–
tung durch Anpassung des Schuhwerks und stenose im Rahmen einer Herzkatheterisie- 40 mmHg. Sonst besteht die Gefahr der Ulzera-
ggf. operativer Resektion (Cheilotomie*). rung*: 1. Ballonvalvuloplastie* 2. Ballonan- tion oder Perforation. Verwendet wird eine
Ballenhohlfuß → Pes cavus gioplastie Doppelballonsonde (Sengstaken-Blakemore-
Ballen, medialer m: Bezeichnung für Hervor- – bei Stenose des Gastrointestinaltrakts Sonde) mit unterem Ballon zur Sondenfixie-
treten des ersten Mittelfußköpfchens am medi- – Ureterstenose*. rung im Magen und oberem Ballon zur Kom-
alen Fußrand infolge Abspreizung des Metatar- Balloø nenteroskopie → Dünndarmendoskopie pression oder eine birnenförmige Einballonson-
sale I (Pseudoexostose ohne Knochenneubil- Balloø ngegenpulsation, intraaortale f: engl. de (Linton-Nachlas-Sonde) zur gleichzeitigen
dung). Ein medialer Ballen tritt in der Regel in intra-aortic balloon counterpulsation. Verfahren Kompression und Fixierung in der Kardiaregi-
Kombination mit Hallux* valgus auf. der Intensivmedizin*, zur Behandlung z. B. des on insbesondere bei Blutungen im Bereich des
Therapie: kardiogenen Schocks oder akuten Herzversa- Fundus ventriculi. Beide Sondentypen werden
– Entlastung durch Anpassung des Schuh- gens. Dabei wird ein Ballon am distalen Ende zusätzlich fixiert durch kontinuierlichen Ge-
werks eines Katheters über die A. femoralis in der Aor- wichtzug von außen (siehe Abb.). Über die Ma-
– symptomatisch: Antiphlogistika ta descendens platziert und anschließend EKG- gensonde kann zusätzlich (blutiger) Magenin-
– bei Hallux* valgus ggf. operative Korrektur getriggert in der Diastole aufgeblasen und in halt zur Prophylaxe eines hepatischen Komas
des Intermetatarsalwinkels*. der Systole entleert. abgesaugt werden, außerdem können Thera-
Ballenrolle → Abrollhilfe Wirkung: peutika zugeführt werden und per Sonden er-
Ballenzeh → Hallux valgus – Diastolisch Anstieg des arteriellen Blut- nährt werden. Weitere Einsatzbereiche für eine
Ball-Falten → Valvulae anales drucks und verbesserte Durchblutung der Ballonsonde sind
Balliøsmus m: engl. ballism. Meist einseitige Koronararterien, systolisch Senkung der – Blockierung bestimmter Intestinalabschnitte
(Hemiballismus), selten beidseitige (Paraballis- Nachlast – Gewinnung von Darminhalt (z. B. Duodenal-
mus) Hyperkinese* vorwiegend der proximalen – insgesamt verbesserte Entleerung der linken sonde)
Extremitätenmuskulatur durch Schädigung im Herzkammer und Erhöhung des Herzminu- – Ablaufsonde.
Bereich des Nucleus subthalamicus infolge tenvolumens um 10–20 %.
Schlaganfall*, Enzephalitis* oder Kernikterus*, Indikationen:
seltener bei Hirntumoren*. Klinisch zeigen sich – Mit anderen Mitteln nicht beeinflussbarer
plötzlich einsetzende und mit großer Kraft ab- kardiogener Schock*
laufende Schleuderbewegungen der Arme oder – akute hochgradige Herzinsuffizienz.
Beine sowie extrapyramidale Symptome*. Kontraindikationen:
Balloø nangioplastie f: engl. balloon angioplasty. – Hochgradige Aortendissektion*
Form der Ballondilatation*. – relativ: pAVK*.
Balloø natrioseptostomie f: engl. balloon atrio- Ballonkatheter m: engl. balloon catheter. Ka-
septostomy; syn. Rashkind-Manöver. Interventi- theter aus Kunststoff mit (meist endständigem)
onelle Herstellung eines Defekts im Vorhofsep- füllbarem Ballonsegment, verwendet bei Herz-
tum im Rahmen einer Herzkatheterisierung, katheterisierung* (Ballondilatation*, Ballonval-
Ballonsonde: 1: Sengstaken-Blakemore-Sonde;
v. a. palliativ bei Neugeborenen mit Transposi- vuloplastie*, transcatheter aortic valve implan-
2: Linton-Nachlas-Sonde.
tion* der großen Arterien, Trikuspidalatresie*, tation, Abk. TAVI), außerdem als Pulmonaliska-
totaler Lungenvenenfehlmündung* oder bei theter*, Blasenkatheter* oder zur Einlungen-
fortgeschrittener pulmonaler Hypertonie* mit ventilation (ELV). Unterschieden werden z. B. Balloø nvaginoskop n: engl. balloon vaginoscope.
Hämoptysen und Synkopen*. Fogarty*-Ballonkatheter, Grüntzig*-Katheter, Vor allem in der Kindergynäkologie zur Darstel-
Prinzip: Bronchusblocker* und Foley-Katheter (v. a. für lung der Portio oder Entfernung intravaginaler
– Vorschieben eines (leeren) Ballonkatheters Urogenitalbereich). Fremdkörper verwendetes Vaginoskop, über
über V. cava inferior (oder V. umbilicalis) und das eine aufblasbare Manschette gezogen ist.
209 Bandruptur
durch Bakterien der Gattung Bartonella* her- mal-dominant (Typ V) vererbte Funktionsstö-
vorgerufen. Behandelt wird mit Antibiotika. rung der Nieren. Sie manifestiert sich als hypo-
Erkrankung: chlorämisch-alkalotische Salzverlust-Tubulopa-
– Bartonella bacilliformis: Carrión-Krank-
heit (Oroya-Fieber), übertragen durch Sand-
thie mit Hyponatriämie, sekundärem Hyperal-
dosteronismus und Hypokaliämie. Histologisch
B
fliegen in den Anden von Ecuador, Kolumbi- zeigt sich eine Hyperplasie des juxtaglomerulä-
en und Peru ren Apparats. Behandelt wird supportiv und
– Bartonella henselae: Katzenkratzkrank- mit Indometacin zur Suppression der gesteiger-
heit*, übertragen durch Katzen, weltweit ten Prostaglandinsynthese.
– Bartonella quintana: bazilläre Angiomato- Barytose f: engl. barytosis; syn. Barytstaublun-
se*, übertragen durch Läuse, vorwiegend in ge. Form der persistierenden, nicht kollagenö-
einkommensschwachen Ländern. sen Pneumokoniosen* durch Inhalation* von
Barton-Fraktur f: engl. Barton’s fracture. Distale Barytstaub (BaSO4). In der Thorax-Röntgen-
Radiusfraktur* mit Abscherung des dorsalen Aufnahme zeigen sich kleine, strahlendichte
(Barton-I-Fraktur) bzw. palmaren (Barton-II- Fleckschatten ohne Beeinträchtigung der Lun-
Fraktur, reverse Barton-Fraktur) Randes des dis- genfunktion.
talen Radius mit Gelenkbeteiligung, (Sub-)Lu- Barytrauma n: Klinisch nicht übliche Bezeich-
xation und Dislokation der Handwurzel nach nung für organisch-funktionelle, vital bedrohli-
dorsal bzw. palmar und proximal. Siehe Distale che Einzelverletzung. Die Therapie erfolgt wie
Radiusfraktur* (Abb. 1 dort). beim Polytrauma*.
Basaltemperatur: 1: normaler Verlauf, 2: Verlauf bei
Therapie: Geschlossene oder offene (meist bei Basalfibroid → Nasenrachen-Angiofibrom Schwangerschaft.
instabiler Barton-Fraktur) Reposition und Plat- Basalfrequenz f: engl. baseline rhythm. Mittel-
tenosteosynthese (siehe Abb.). wert der fetalen Herzfrequenz. Sie ist eines
der Beurteilungskriterien im CTG*. Der Norm-
bereich liegt bei 110–150 Schlägen pro Minu- vor dem Aufstehen vaginal*, rektal* oder oral*
te. gemessene Körpertemperatur der Frau, die ab-
Basalganglien n pl: engl. basal ganglia; syn. hängig vom Menstruationszyklus* schwankt.
Stammganglien. Zusammenfassende Bezeich- Im Rahmen der Kontrazeption wird die Basal-
nung für die subkortikalen Kerne Nucleus* cau- temperatur bei der Temperaturmethode be-
datus, Putamen*, Nucleus accumbens, Globus* stimmt. Ihr Verlauf kann außerdem Hinweise
pallidus, Nucleus subthalamicus und Substan- auf Zyklusstörungen geben. Temperaturver-
tia nigra. lauf:
Basaliom → Basalzellkarzinom – Anstieg um ca. 0,4–0,6 °C etwa einen Tag
Basalis → Endometrium nach der Ovulation als Zeichen des sog. ther-
Basalkörperchen → Kinetosomen mogenetischen Effekts des Progesterons* (bei
Basalmembran f: engl. basement membrane. 10–15 % der Frauen nicht nachweisbar)
Lichtmikroskopisch homogenes Häutchen als – gleichbleibende Erhöhung in der Sekretions-
Grenzfläche zwischen Epithelien oder Endothe- phase des Menstruationszyklus
lien und Bindegewebe (Grundhäutchen). Die – Abfall kurz vor der Menstruation* mit niedri-
Basalmembran lässt sich elektronenmikrosko- gem Niveau in der Proliferationsphase (bi-
pisch in 2–3 Schichten aufteilen und besteht phasischer Zyklus; siehe Abb.).
v. a. aus Kollagen (Typ IV), Glykoproteinen (La- Bedeutung:
minin, Fibronektin, Entaktin) und sauren Pro- – Globaler, unsicherer Parameter zur Diagnos-
teoglykanen (Heparansulfat). tik und Therapie von Zyklusstörungen* und
Sonderformen: Spezialisierte, besonders dicke Sterilität* (siehe anovulatorischer Zyklus*,
Membranen im Bulbus oculi. Abb. dort)
– Descemet-Membran (12 μm dick) als Basal- – Voraussetzung für die Temperaturmethode*
membran des Hornhautendothels zur Konzeptionsverhütung (als alleinige Me-
Barton-Fraktur: 1: dorsale Barton-Fraktur mit
– Linsenkapsel (15–20 μm) als Basalmembran thode zum Zyklusmonitoring ungeeignet)
Lunatumluxation (CT, sagittale Rekonstruktion);
des Linsenepithels – bei Ausfall der Menstruation und fehlendem
a: Os capitatum, b: Radius, c: Os lunatum, d: dorsales
– Teile der Bruch-Membran (Choroidea*). Temperaturabfall liegt mit großer Wahr-
Radiusfragment; 2: postoperative Röntgenaufnahme
Basalplatte → Plazenta scheinlichkeit eine Schwangerschaft vor.
nach Reposition und ORIF (open reduction internal
Basalsekretion [Magen] f: engl. basal acid out- Basalzellen f pl: engl. basal cells. Zellen in
fixation) des Radius mit dorsaler winkelstabiler
put (Abk. BAO); syn. Nüchternsekretion. Nichtsti- mehrschichtigen Epithelien, die auf oder in der
Platte. [116]
mulierte Säureabsonderung der Magendrüsen Nähe der Basalmembran liegen. Die Basalzellen
bei nüchternem Zustand des Magens. Die Basal- bilden das Stratum basale und sind Reservezel-
Bartter-Schwartz-Syndrom → Syndrom der sekretion wird z. B. im Rahmen der Magensaft- len, die der Regeneration des Epithels dienen.
inadäquaten ADH-Sekretion untersuchung* bestimmt. Von den Basalzellen können sowohl benigne
Bartter-Syndrom n: engl. Bartter syndrome. Sel- Basaltemperatur f: engl. basal temperature; (z. B. Basalzellpapillome) als auch maligne (z. B.
tene, autosomal-rezessiv (Typ I–IV) bzw. autoso- syn. Aufwachtemperatur. Nach dem Erwachen Basaliome) Tumoren ausgehen.
Basalzellkarzinom 214
Basalzellkarzinom n: engl. basal cell carcinoma feinknotigem Saum begrenzt 2. Auftreten am Prognose:
(Abk. BCC). Von Zellen des Stratum basale der Rumpf auch schon im jungen Erwachsenen- – Bei chronischem Verlauf Spontanremissio-
Epidermis* und der äußeren epithelialen Wur- alter nen und häufig Rezidive (Langzeitremissio-
B zelscheide der Haarfollikel* ausgehende, lang-
sam-infiltrierende und lokal destruierende epi-
– pigmentiertes Basalzellkarzinom: 1. stark
pigmentiertes knotiges oder oberflächliches
nen bis zu 50 %)
– gelegentlicher Übergang in Hashimoto*-Thy-
theliale Neoplasie der Haut an chronisch UV- Basalzellkarzinom 2. Differenzialdiagnose: reoiditis mit Hypothyreose (sog. Hashitoxi-
Strahlen-exponierten Arealen (Gesichtshaut, malignes Melanom kose).
Kopf, Hals und Dekolleté) mit basaloider Diffe- – sklerosierend wachsendes Basalzellkarzi- Base Excess → Basenabweichung
renzierung, in der Regel ohne Metastasierung nom (Basalioma cicatricans): narbenähnli- Basen f pl: engl. bases; syn. Laugen. Anorgani-
(sog. semimaligner Tumor). Häufigkeit: jährli- che, häufig rezidivierende Herde mit kleinen sche oder organische Verbindungen, die in
che Inzidenz in Deutschland ca. 170 : 100 000 Knoten im Randbereich wässriger Lösung Protonen aufnehmen können
Vorkommen: – exulzerierend wachsendes Basalzellkarzi- (Brønsted-Basen). Die Protonen stammen von
– Lebensalter durchschnittlich 60 Jahre nom (Ulcus rodens): oberflächlich exulze- der konjugierten Säure. Im Fall von Wasser ent-
– Risikofaktoren: 1. chronische UV-B-Strahlen- rierende Ausbreitung ohne Infiltration tiefe- stehen dabei Hydroxidionen. Je nach Dissoziati-
Exposition (kumulative Wirkung) 2. gene- rer Strukturen onsgrad unterscheidet man schwache und star-
tisch determinierte Prädisposition, z. B. – destruierend wachsendes Basalzellkarzi- ke Basen.
Typ 1: Genlocus 1p36, allgemein geringe nom (Ulcus terebrans): 1. in die Tiefe ein- Basenabweichung f: engl. base excess (Abk. BE);
Hautpigmentierung brechend 2. Zerstörung von Knorpel, Kno- syn. Basenüberschuss. Überschüssiger Basenge-
– im Rahmen von Basalzellnävussyndrom o. a. chen, Dura mater halt der Extrazellulärflüssigkeit in mmol/l, wo-
erblichen Erkrankungen – Sonderform: Pinkus-Tumor. bei der Referenzbereich bei G3 mmol/l liegt.
– chronische Immunsuppression Diagnostik: Die Basenabweichung ist ein wichtiger Parame-
– Arsenintoxikation – Anamnese (Risikofaktor) und körperliche ter zur Bestimmung nicht respiratorischer Fak-
– Naevus sebaceus. Untersuchung durch Inspektion, Auflicht- toren bei Störungen im Säure*-Basen-Haushalt
Klinik: Vielgestaltige Ausprägungen (siehe mikroskopie und Dermatoskopie (Alkalose*; Azidose*).
Abb.), z. B. – histopathologische Sicherung Bestimmung: Die Basenabweichung wird rech-
– Knotiges, solides Basalzellkarzinom: – im Einzelfall evtl. bildgebendes Verfahren nerisch aus aktuellem Bicarbonat (Bicarbonat*-
1. durchscheinende, wachsgelbe bis grauröt- (v. a. bei Metastasierung sowie ausgeprägter Ion-Konzentration in mmol/l; Standardbicarbo-
liche, halbkugelige Tumoren, überzogen von Progression). nat*) automatisiert ermittelt (BGA).
Teleangiektasien und umgeben von perl- Therapie: Das Basalzellkarzinom wird chirur- Basenpaarung f: engl. base pairing. Ausbildung
schnurartig aufgereihten kleinen Knoten gisch im Gesunden entfernt (histopathologisch von Wasserstoffbrückenbindungen zwischen
2. evtl. zentrale Ulzeration gesichert). Alternativ kommen ggf. in Betracht: 2 komplementären Purinbasen* und Pyrimidin-
– oberflächliches Basalzellkarzinom – Strahlentherapie basen*. Aufgrund der festen Basenpaarung folgt
(Rumpfhautbasaliom): 1. erythematöse, – Vismodegib bei der Nukleinsäuresynthese die Basensequenz
mit Schüppchen bedeckte Oberfläche, von – Imiquimod des einen DNA-Strangs aus der des anderen. Die
– fotodynamische* Therapie o. a. Verfahren je Basenpaarung stabilisiert die sekundäre, räum-
nach Operabilität, Lebensalter u. a. Faktoren. liche Struktur der Nukleinsäuren*.
Baseballellenbogen → Epikondylitis Basensequenz f: engl. base sequence; syn. Nuk-
Baseballfinger → Hammerfinger leotidsequenz. Aufeinanderfolge von Purinba-
Basedow-Koma → Koma, thyreotoxisches sen* und Pyrimidinbasen* in DNA* und RNA*.
Basedow-Krankheit f: engl. Basedow’s disease; Die Basensequenz wird als Primärstruktur* der
syn. Morbus Basedow. Autoimmun bedingte, Nukleinsäuren* bezeichnet und codiert die spe-
chronische Thyreoiditis* mit klinischen Zeichen zifische Information eines Gens.
der Hyperthyreose* bei unterschiedlich ausge- Basentripel → Basenpaarung
prägter Struma* diffusa parenchymatosa. Die Basentriplett → Codon
Basedow-Krankheit tritt häufig in Kombination Basenüberschuss → Basenabweichung
mit Tachykardie und endokriner Ophthalmopa- Basic Life Support: Abk. BLS. Basismaßnah-
thie* (sog. Merseburger Trias) auf. Behandelt men der Reanimation. Diese sind nach Priorität
wird mit Thyreostatika*, bei Rezidivhyperthy- geordnet und von Laien durchführbar. Ist ein
reose ggf. mit ablativen Therapieverfahren (ope- Automatisierter Externer Defibrillator (AED)
rativ, Radiojodtherapie*). verfügbar, erfolgt die Reanimation ggf. ein-
Vorkommen: Häufig Assoziation mit anderen schließlich Defibrillation nach dem Algorith-
Autoimmunkrankheiten (z. B. Vitiligo, rheuma- mus der Reanimation*. Bei erwachsenen Patien-
Basalzellkarzinom: Formen: 1: Knoten mit kleinen toide Arthritis, Enteritis regionalis Crohn, Dia- ten erfolgt die Reanimation meist nach Circula-
hämorrhagischen Krusten auf der behaarten Kopf- betes mellitus Typ 1). tion-Airway-Breathing-Schema (CAB*-Schema).
haut, 2: an der Nase mit zentraler Einschmelzung Diagnostik: Prinzip: Prinzip zur Vereinfachung und damit
und Verkrustung sowie perligem Randsaum, 3: typi- – Serologisch Schilddrüsenantikörper* (TR-AK Erhöhung der Laienreanimation: sog. Prüfen,
sches Rumpfhautbasalzell-Karzinom mit zentraler bei ca. 60–80 % der unbehandelten Patienten, Rufen, Drücken.
Abheilung und Vernarbung sowie feinen perlschnur- oft auch TPO-AK und TG-AK) – Schnelle Prüfung von Bewusstsein (akus-
artigen Erhebungen im Randbereich, 4: stark – sonografisch diffuse Echoarmut bei verstärk- tisch, taktil) und bei Bewusstlosigkeit (feh-
pigmentiertes Basalzellkarzinom am Unterlid. [144] ter Perfusion.
215 Bauchdeckenfistel
lende Reaktion) von Atmung falls insuffizi- Basketballferse → Black Heel der Pumpleistung des Herzens. Wegen des ho-
ente Atmung oder Atemstillstand basophil: engl. basophilic. Mit basischen Farb- hen perioperativen Risikos und postoperativer
– sofort Notruf (veranlassen) und stoffen anfärbbar. Dies trifft vor allem auf anio- Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen
– sofort Herzdruckmassage*.
Die Überlebensrate und das Outcome werden
nische Gewebe, Zellen* oder Zellbestandteile
wie etwa DNA* oder sulfatierte Glykosamino-
hat sich das Verfahren nicht etabliert.
Batroxobinzeit → Reptilasezeit
B
durch den früheren Beginn der Reanimation glykane zu. Battered Child Syndrome → Kindesmiss-
durch Laien signifikant gesteigert. Gleicher Ef- Basophilenleukämie f: engl. acute basophilic handlung
fekt wird ggf. auch bei compression-only leukemia; syn. akute basophile Leukämie. Selte- Bauch → Abdomen
(hands-only bzw. Herzdruckmassage ohne ne Form der akuten myeloischen Leukämie* mit Bauch, akuter → Akutes Abdomen
Atemspende) erzielt. Cave: Die Übernahme Dominanz der basophilen Granulozyten. Kli- Bauchaoø rta → Aorta
durch den eingetroffenenRettungsdienst muss nisch imponieren Symptome der Knochen- Bauchaoø rtenaneurysma → Aortenaneurysma
ohne Unterbrechung der Reanimationsmaß- marksinsuffizienz, nach Diagnosestellung soll- Bauchaoø rtenaneurysma → Aortenaneurysma,
nahmen erfolgen. te umgehend mit einer Polychemotherapie be- abdominales
Basidiomyzeten m pl: engl. basidiomycetes. gonnen werden. Die Prognose ohne Therapie ist Bauchatmung → Zwerchfellatmung
Klasse der Basidiomycota, zu der viele Speisepil- infaust. Bauchdeckenabszeø ss m: engl. abdominal wall
ze, Giftpilze und Antibiotikaproduzenten gehö- Basophilie [Histologie]: Anfärbbarkeit von abscess. Subkutan, subfaszial oder präperitone-
ren. Basidiomyzeten bilden in Basidien Sporen Zellen oder Gewebe mit basischen Farbstoffen. al gelegener Abszess* der Bauchwand, der meh-
(Basidiosporen). Basophilie bezeichnet auch die Vermehrung der rere Wandschichten betreffen kann. Bauchde-
basilaris: Zur Basis gehörend. basophilen Granulozyten im peripheren Blut ckenabszesse treten nach chirurgischen Eingrif-
Basilarisstenose → Durchblutungsstörung, z. B. bei CML oder, meist diskreter, Morbus fen oder Injektionen auf, selten auch nach In-
vertebrobasiläre Hodgkin. sektenstichen. Behandelt wird durch Abszess-
Basilaristhrombose f sg.: engl. basilar artery Basophilie [Hämatologie] f: engl. basophilia. ausräumung und Debridement von nekroti-
thrombosis; syn. Arteria-basilaris-Thrombose. Vermehrung der basophilen Leukozyten im schem Gewebe. Bei größeren Abszessen wird
Verschluss der A. basilaris durch Thrombose*, Blut. Eine Basophilie kann im Rahmen verschie- anschließend ein Vakuumverband angelegt.
führt zu vertebrobasilären Infarkten mit initial dener Erkrankungen auftreten, u. a. bei CML Ursachen:
häufig fluktuierender Symptomatik bis hin und Polycythaemia* vera, Diabetes mellitus, Co- – Infektion von Wunden oder Injektionsstellen
zum Koma. Nach Bildgebung und Ausschluss litis ulcerosa, Myxödem, Nephrose oder Baso- – bakteriell besiedelte Serome und Hämatome,
von Kontraindikationen erfolgt eine systemi- philenleukämie* (stark erhöhte Werte). speziell nach Notfalloperationen im Bauch-
sche Lysetherapie mit rtPA als Bridging kombi- Bassen-Kornzweig-Syndrom → Abeta-Lipo- raum, z. B. bei Perforation von Hohlorganen,
niert mit mechanischer Thrombektomie. Ohne proteinämie Darmverschluss (Ileus), intraabdominellen
Rekanalisation der A. basilaris besteht eine hohe Batavia-Fieber n: syn. Reisfeldfieber. Form der Abszessen, Bauchfellentzündung (Peritoni-
Mortalitätsrate. Leptospirose* mit meist mittelschwerem, grip- tis) oder Untergang von Darm durch Minder-
Ursachen: peähnlichem Verlauf durch den Serotyp Batavi- durchblutung (Darmgangrän).
– Kardioembolisch ae der Bakterien-Gattung Leptospira*. Betroffe- Bauchdeckendesmoid n: engl. abdominal des-
– Thrombose auf arteriosklerotischen Wand- ne infizieren sich über Hautverletzungen oder moid. Semimaligner, rasch wachsender Bindege-
veränderungen. Schleimhäute durch Aufnahme leptospirenhal- webstumor im Bereich der Aponeurose* der
Basilarmembran f: engl. basilar membrane; syn. tigen Urins infizierter Tiere. Sie leiden u. a. an Bauchmuskulatur, v. a. des M. rectus abdomi-
Lamina basilaris ductus cochlearis. Bindegewe- einer nichteitrigen Meningitis mit Fieber, Myal- nis. Ein Bauchdeckendesmoid kommt v. a. bei
beplatte im Innenohr*, die zwischen Scala vesti- gie und Kopfschmerzen. Behandelt wird mit Mehrgebärenden zwischen dem 30. und 50. Le-
buli und Ductus cochlearis verläuft. Die Basilar- Antibiotika. bensjahr vor.
membran trägt mit dem Corti-Organ das ei- Bath Ankylosing Spondylitis Disease Activity Bauchdeckenfiøstel f: engl. abdominal wall fistu-
gentliche Gehörorgan*. Index: Abk. BASDAI. Kennzahl zur Einschät- la; syn. Bauchwandfistel. Verbindung zwischen
Basis ceø rebri → Gehirn zung der Krankheitsaktivität und Funktions- einer Körperhöhle bzw. einem Hohlorgan und
Basisdokumentation → Psychotherapie-Ba- einschränkung bei Spondylitis* ankylosans. Der der Bauchdecke (sog. äußere Fistel*). Bauchde-
sisdokumentation Patientenfragebogen besteht aus 6 Fragen zur ckenfisteln werden bei entsprechender Indikati-
Basisfrequenz → Basalfrequenz klinischen Symptomatik. on chirurgisch interventionell angelegt, können
Basishygiene → Standard-Präventionsmaß- bathmotrop: engl. bathmotropic. Die Reiz- aber auch spontan bzw. als postoperative Kom-
nahmen schwelle des Herzens verändernd. Ein positiv plikation auftreten.
Basisimmunität f: engl. basic immunity. Emp- bathmotroper Effekt hat eine die Reizschwelle Formen:
fänglichkeit bzw. Unempfänglichkeit des Mak- herabsetzende und somit die Erregbarkeit stei- – Künstlich angelegt, z. B. als: 1. PEG-Sonde
roorganismus gegenüber antigenen Reizen. gernde Wirkung. Ein negativ bathmotroper Ef- 2. perkutane endoskopische Jejunostomie*
Basis mandiøbulae f: engl. base of mandible. Un- fekt hat eine die Reizschwelle heraufsetzende (PEJ) 3. Witzel*-Fistel 4. suprapubische Bla-
terer Teil des Corpus* mandibulae. und somit die Erregbarkeit mindernde Wir- senfistel* 5. Kotfistel (Zökalfistel)
Basismonitoring → Monitoring [Klinische kung. – spontan entstehende Bauchdeckenfistel:
Überwachung] Bathophobie → Akrophobie 1. durch intraabdominelle Entzündungen,
Basis pulmonis f: engl. base of lung; syn. Lun- Batista-Operation f: engl. Batista procedure. z. B. des Darms (sog. enterokutane Fisteln)
genbasis. Konkav geformter, distaler Anteil der Partielle linksventrikuläre Ventrikulektomie 2. u. a. bei chronisch-entzündlichen Darmer-
Lunge*. Die Basis pulmonis liegt dem Zwerch- (Myokardresektion) mit Volumenreduktion des krankungen, Tbc des Bauchraumes, Bauch-
fell* auf und wird deswegen auch als Facies dia- linken Ventrikels (Masse und Durchmesser) bei deckenabszessen, fortgeschrittenem Tumor-
phragmatica bezeichnet. dilatativer Kardiomyopathie* zur Verbesserung leiden
Bauchdeckenhaken 216
greifen der Darmbeinschaufeln wird die Dis- Einsatz: Kaltes oder warmes Wasser wird in den samkeit der BCG-Impfung und der oft schwer-
tanz der Zeigefinger zueinander beurteilt. äußeren Gehörgang eingebracht: wiegenden UAW des BCG-Impfstoffs empfiehlt
Baunscheidtieren: Verfahren der Reizkörper- – Bei warmem Wasser bewegen sich beide Au- die Ständige* Impfkommission (STIKO) diese
therapie, wobei durch ein besonderes Nadelins-
trument eine örtliche Hautreizung hervorgeru-
gen zum kontralateralen Ohr mit einem hori-
zontalen Nystagmus zur ipsilateralen Seite
Impfung nicht mehr.
Empfehlungen:
B
fen und anschließend mit einem Hautreizmittel – bei kaltem Wasser bewegen sich beide Augen – Länder mit hohem Infektionsrisiko für Tu-
behandelt wird. zum ipsilateralen Ohr mit einem horizonta- berkulose: 1. Säuglinge sollen möglichst
Bauxiøtfibrose → Korundschmelzerlunge len Nystagmus zur kontralateralen Seite. rasch nach der Geburt eine einzelne BCG-
Baux-Score: syn. Baux-Index. Prognostischer Fehlende Augenbewegungen können einen Ves- Impfung erhalten 2. Säuglinge und Kinder
Score für das Überleben von Verbrennungsop- tibularis-Schaden der untersuchten Seite anzei- mit einer bekannten HIV-Infektion sollen
fern. Der Baux-Score ergibt sich aus der Summe gen. keine BCG-Impfung erhalten
des Patientenalters in Jahren und dem Anteil Bárány-Zeigeversuch m: engl. Bárány’s point- – Länder mit geringem Infektionsrisiko für Tu-
der verbrannten Körperoberfläche* in Prozent. ing test. Test zur Prüfung der vestibulo-spinalen berkulose: 1. BCG-Impfung kann beschränkt
Prinzip: Ermittlung der Überlebenswahrschein- Funktion und Koordination*. Der Patient werden auf Säuglinge und Kinder mit hohem
lichkeit anhand des Baux-Score streckt bei offenen Augen den Arm senkrecht Infektionsrisiko oder ältere Kinder mit nega-
– Nach der sog. Hunderterregel (ursprünglich nach oben, senkt ihn dann nach vorn in die Ho- tivem Tuberkulin-Hauttest 2. BCG-Impfung
nach Baux: Überlebenswahrscheinlichkeit rizontale. Wiederholung mit geschlossenen Au- kann ersetzt werden durch intensivierte
< 10 % bei Baux-Score > 100): Differenz zwi- gen führt bei einseitiger akuter vestibulärer Früherkennung und frühe Behandlung von
schen 100 und Baux-Score ergibt die Überle- oder zerebellärer Störung zur Abweichung zur Tuberkulose
benswahrscheinlichkeit betroffenen Seite. – Erwachsene: 1. BCG-Impfung wird nicht rou-
– zunehmend ersetzt durch 110er-Regel: Diffe- Bársony-Teschendorf-Syndrom → Ösopha- tinemäßig empfohlen 2. BCG-Impfung kann
renz zwischen 110 und Baux-Score ergibt die gospasmus, diffuser durchgeführt werden bei Tuberkulin-negati-
Überlebenswahrscheinlichkeit. B-Bild-Methode f: engl. B-mode; syn. B-Scan. ven Personen mit unvermeidlichem und en-
Baxter-Parkland-Formel → Parkland-Formel Verfahren der Ultraschalldiagnostik* zur Dar- gem Kontakt zu Patienten, die mit multire-
Baxter-Regel → Parkland-Formel stellung zweidimensionaler Ultraschallbilder. sistenten Tuberkuloseerregern infiziert sind.
Bayes-Methode f: Mathematischer Lehrsatz Andere Bezeichnungen sind B-Scan, Brightness- BCR-ABL: Abk. für engl. breakpoint cluster re-
zur Berechnung der bedingten Wahrscheinlich- Scan, Helligkeits-Scan, B-Mode, Ultraschallto- gion-Abelson oncogene → Philadelphia-Chro-
keit eines Ereignisses B unter der Bedingung A, mografie. Das zweidimensionale Bild entsteht mosom
wenn die bedingte Wahrscheinlichkeit von A durch das Bewegen des ausgesandten Schall- BDD: Abk. für → Diversion, biliodigestive
unter B und die unbedingten Wahrscheinlich- strahls entlang einer Linie (Abtasten einer BE: Abk. für base excess → Basenabweichung
keiten von A und B bekannt sind. Der Name Schnittfläche). Die Bildpunkte werden in einer BE: Abk. für → Beckenendlage
stammt vom englischen Pastor und Mathemati- Grauwert-Skala dargestellt (umso heller, je stär- BE: Abk. für → Broteinheit
ker Thomas Bayes (1701–1761). ker das Echo). Siehe Abb. Beam’s-Eye-View: engl. Beam’s eye view. Dar-
Bayliss-Effeø kt m: engl. Bayliss effect. Reaktive Einsatz: Bei periodischem Abtasten mit Fre- stellung des Bestrahlungsfelds im durchstrahl-
Kontraktion der glatten Muskulatur der Gefäß- quenz oberhalb der Flimmergrenze des Auges ten Gewebe des Patienten aus der Perspektive
wände bei intravasaler Druckerhöhung. Der Ef- (schnelles B-Bild, Real*-time-Verfahren) werden des Strahlenquellpunkts zur Vorbereitung oder
fekt gehört zur Autoregulation des Blutkreis- Bewegungsabläufe sichtbar. Kontrolle einer Strahlentherapie*.
laufs*. Bean-Syndrom → Blue-rubber-bleb-nevus-
Bazett-Formel f: engl. Bazett formula. Formel Syndrom
zur Berechnung der frequenzkorrigierten QT*- Beatmung f: engl. artificial ventilation. Verfah-
Zeit: QTc-Zeit = QT-Zeit/√RR-Intervall. Die ma- ren zur pulmonalen Belüftung (Ventilation)
thematisch korrekte Einheit der QTc-Zeit lau- und Sauerstoffgabe* bei fehlender oder insuffi-
tet: s0,5 (oder ms0,5), welche klinisch in der Regel zienter Spontanatmung*.
(mathematisch falsch) ohne die Potenz 0,5 (als s Einteilung:
oder ms) angegeben wird (z. B. 450 ms für 450 – Mit oder ohne Hilfsmittel (Atemspende*)
ms0,5). – manuelle Beatmung*: mit Handbeatmungs-
Baziøllen → Bacillaceae beutel*; meist Maskenbeatmung*; auch kurz-
Baziøllenruhr → Shigellose fristig bei invasiver Beatmung mit Schwierig-
Bazin-Krankheit → Tuberkulid keit bei maschineller Beatmung
Bárány-Lärmtrommel f: engl. Bárány’s noise – maschinelle Beatmung mit Respirator*; nach
box. Historischer Apparat zur Erzeugung von B-Bild-Methode: B-Bild-Methode, Querschnitt rechts Zugang zu Atemwegen: 1. nichtinvasive* Be-
Lärm im Rahmen von Hörprüfungen*. Durch zervikal, a: V. jugularis, b: A. carotis communis, atmung (NIV) ohne künstlichen Luftweg in
Ausschalten der akustischen Wahrnehmung ei- c: Schilddrüse, d: Trachea. [76] die Trachea über Atemmaske* 2. invasive Be-
nes Ohrs ist die isolierte Prüfung des Gegenohrs atmung über Endotrachealtubus* bzw. Tra-
möglich. chealkanüle*
Bárány-Versuch m: engl. Bárány’s test. Thermi- BCG-Impfung f: Impfung gegen Tuberkulose* – nach Dauer der Beatmung: 1. Kurzzeitbeat-
sche Untersuchung der Labyrinthfunktion zur mit gefriergetrocknetem BCG-Impfstoff. BCG mung (Dauer ≤ 48 h) 2. Langzeitbeatmung*
Prüfung des vestibulookularen Reflexes. Der steht für Bacille Calmette-Guérin. In Anbe- (Dauer > 48 h)
Bárány-Test dient der Diagnostik von vestibulä- tracht der epidemiologischen Situation in – in unterschiedliche Beatmungsformen
ren oder neurologischen Störungen. Deutschland, der nicht sicher belegbaren Wirk-
Beatmung, ambulante 218
mungsmuster bei acute respiratory distress syn- fahren für Jugendliche und Erwachsene mit
drome (ARDS) mit besonders geringem Tidalvo- phobischen Ängsten zur Quantifizierung des
lumen (meist 3–4 ml/kg KG) bei Best*-PEEP und Schweregrads der Angst*. Das Beck-Angstinven-
Limitierung des Plateaudrucks auf < 30 cm H2O.
Aufgrund resultierender Hyperkapnie* ist das
tar umfasst 21 Merkmale, z. B. Schwitzen, wei-
che Knie, Schwächegefühl und Palpitation. Die
B
Verfahren oft nur zusammen mit extrakorpora- Testdauer beträgt 5 min.
lem Dekarboxylierungsverfahren (z. B. av- Beck-Depressionsinventar n: engl. Beck’s de-
ECLA, ECMO) anwendbar. pression inventory. Psychologisches Selbstbeur-
Beau-Reil-Querfurchen f pl: engl. Beau’s lines. teilungsverfahren zur Quantifizierung des
Rissartige Vertiefungen, von einem zum ande- Schweregrads des depressiven Syndroms*, ge-
ren Rand über alle Nägel hinweg verlaufend. Sie eignet für Jugendliche ab 16 Jahren und Er-
treten auf nach schweren Infektionen (Pneumo- wachsene, umfasst 21 Merkmale (Kurzform
nie, Typhus), Intoxikationen (Thallium, Arsen, 13 Merkmale), z. B. traurige Stimmung, Versa-
Zytostatika) oder akuten Schüben einer Haut- gen, Weinen, Reizbarkeit, Schuldgefühle,
krankheit infolge Unterbrechung des Nagel- Schlafstörungen und Pessimismus. Die aktuelle
wachstums. Die Erscheinung ist normal bei Version ist BDI-II, die Testdauer beträgt 5–
Säuglingen gegen Ende des ersten Monats. 10 min.
Becherfütterung f: engl. cup feeding. Fütte- Becken n: engl. pelvis. Knochenring aus unpaa-
rungsmethode bei Neu- und Frühgeborenen* rigem Os* sacrum und paarigem Os* coxae. Das
mit kleinem Becher, der halbgefüllt an die Un- Becken besteht aus einer Verbindung zwischen
terlippe des Kindes geführt und geneigt wird, Os sacrum und Os coxae über das nahezu unbe-
bis es einzelne Tropfen ablecken und schließ- wegliche Iliosakralgelenk* und der beiden Ossa
lich einen eigenen Trinkrhythmus finden kann. coxae über die Symphysis pubica.
Becher-Zahl f: engl. Becher’s number. Veraltetes Anatomie: Nach kranial ist das Becken über die
Maß zur Abschätzung der Nierenfunktion. Die Apertura* pelvis superior zur Bauchhöhle offen,
Becher-Zahl wurde inzwischen ersetzt durch nach kaudal über die Apertura* pelvis inferior
Formeln (z. B. MDRD-Formel) zur genaueren durch den muskulären Beckenboden* verschlos-
Bestimmung der endogenen Kreatinin*-Clea- sen.
rance. Einteilung:
Vorgehen: Die Becherzahl wird aus dem 24- – Pelvis major (großes Becken): begrenzt von
Beatmungsdruck: typischer Kurvenverlauf des
Stunden-Sammelurin bestimmt. Das gesamte der oberhalb der am Promontorium* ossis
Atemwegsdrucks (paw) bei Spontanatmung, PEEP,
Urintagesvolumen wird durch 100 dividiert sacri beginnenden und nach vorn zum Tu-
CPAP sowie volumenkontrollierter Beatmung (CPPV)
und die letzten beiden Ziffern der Harndichte berculum pubicum der Symphyse* verlaufen-
ohne und mit Drucklimitierung (PL-CPPV; PL für
addiert. Bei 1200 ml Urin mit einer Dichte von den Linea terminalis
engl. pressure limited) bei Überschreiten des oberen
1,018 g/ml beträgt die Becherzahl 30 (Referenz- – Pelvis minor (kleines Becken): nach kranial
Grenzwerts pmax; Atemphasenzeit-Verhältnis
bereich ≥ 30). Bei oligurischem, akutem Nieren- begrenzt durch die Linea terminalis, nach
(zwischen inspiratorischer Zeitdauer Tinsp und
versagen liegt die Becherzahl < 30, noch vor ein- kaudal durch die Apertura* pelvis inferior.
exspiratorischer Zeitdauer Texsp) ca. 1 : 2.
deutigem Anstieg von Kreatinin im Plasma. Klinische Bedeutung:
Becherzellen f pl: engl. goblet cells. Schleimbil- – Geburtshilflich: 1. siehe Beckenmaße*
lich weniger Aerophagie* (und damit gerin- dende Drüsenzellen im Epithel des Darmka- (Abb. 3 dort) 2. Beckenanomalien*
gere Aspirationsgefahr) nals, der respiratorischen Mukosa der Atemwe- – orthopädisch: Beckenschiefstand*
– Nachteile: 1. hohe Compliance des Beat- ge* und der Konjunktiva. Becherzellen produ- – unfallchirurgisch: Beckenfrakturen*.
mungshelms und großes Innenvolumen, da- zieren Muzine*, die über Exozytose* aus Spei- Beckenachse → Führungslinie des Beckens
durch großer Totraum mit Gefahr der CO2- chervakuolen im Zytoplasma* auf das Oberflä- Beckenanomalie f: engl. pelvic anomaly. Von
Rückatmung (cave: COPD*) bei unzureichend chenepithel gelangen und für eine erhöhte Vis- der Norm abweichende Form des (weiblichen)
hohem inspiratorischem Flow 2. Monitoring kosität* sorgen. Sie treten entweder einzeln Beckens. Siehe Abb.
(Atemvolumina, exspiratorische CO2-Mes- oder in Gruppen auf. Formen:
sung) nur eingeschränkt möglich 3. in Not- Becherzellkarzinoid n: engl. goblet cell carcin- – Allgemein verengtes Becken: 1. infantiles
fallsituation zeitaufwändige Entfernung oid. Subtyp eines gemischt adenoneuroendokri- bzw. juveniles Becken 2. Zwergbecken bei
4. Triggerempfindlichkeit (insbesondere bei nen Karzinoms der Appendix (Abk. MANEC für Kleinwuchs 3. viriles, androides Becken
PEEP < 6 mmHg) herabgesetzt mit möglicher mixed adeno-neuroendocrine carcinoma). Das 4. hohes Assimilationsbecken
Desynchronisation von Patient und Respira- Becherzellkarzinoid kommt sehr selten vor, in – gerade verengtes Becken: 1. plattes Becken
tor 5. Geräuschbelastung für Patienten 6. Be- 60–70 % wird es zufällig im Rahmen eines visze- bei Rachitis oder Osteomalazie 2. Wirbel-
atmungsdruck ≤ 20 mbar (> 20 mbar meist ralchirurgischen Eingriffes diagnostiziert. Die gleitbecken, sog. spondylolisthetisches Be-
nicht tolerabel) 7. unter Umständen Angst Therapie ist vergleichbar mit der des kolorekta- cken
bei nicht sofortiger Insufflation nach Hel- len Karzinoms. – allgemein verengtes und plattrachitisches Be-
manlage. Bechterew-Strümpell-Marie-Krankheit → cken: Kombination aus 1 und 2
Beatmungsmaske → Atemmaske Spondylitis ankylosans – schräg verengtes Becken: 1. Koxitis 2. Skolio-
Beatmung, ultraprotektive f: engl. ultrapro- Beck-Angstinventar n: engl. Beck’s anxiety in- se 3. Rachitis 4. Luxation 5. Naegele*-Becken
tective ventilation. Lungenprotektives Beat- ventory. Psychologisches Selbstbeurteilungsver-
Beckenarteriografie 220
rien mituntersucht werden. Der Zugang erfolgt nis*. Zur Verstärkung des Diaphragma uroge-
häufig transfemoral nach der Seldinger*-Metho- nitale ist der M. ischiocavernosus an der Un-
de. Indikationen sind pAVK, arterielle Embolie, terseite von Schambein und Sitzbein fixiert.
B perkutane transluminale Angioplastie, Stentim-
plantation und Tumor-Embolisation.
Im Bereich des Beckenbodens sind 3 Räume lo-
kalisiert, die sich dem Beckenraum kaudal an-
Beckenausgang → Apertura pelvis inferior schließen. Der oberflächliche (Spatium superfi-
Beckenaustastung f: engl. pelvis exploration. ciale perinei, Compartimentum superficiale pe-
Klinische, vaginale Untersuchung, die geburts- rinei) und der tiefe Dammraum (Spatium pro-
hilflich angewendet wird zum Ausschluss me- fundum perinei, syn. Saccus profundus perinei)
chanischer Geburtshindernisse oder gynäkolo- werden bei Mann und Frau von unterschiedli-
gisch-onkologisch verwendet wird zur Bestim- chen Strukturen durchzogen. Der subkutane
mung von Größe und Ausbreitung von Tumo- Dammraum (Saccus subcutaneus perinei) ent-
ren. hält hauptsächlich Fettgewebe.
Anwendung: Funktion:
– Geburtshilflich: Hier steht das knöcherne Be- – Lagesicherung von Bauch- und Beckenorga-
Beckenanomalie: 1: normales Becken; 2: allgemein
cken im Fokus, um eine geburtsmechanisch nen
verengt; 3: gerade verengt; 4: allgemein verengt und
relevante Verengung oder Fehlbildung aus- – Durchtritt des unteren Endes des Verdau-
plattrachitisch; 5: unregelmäßig verengt.
zuschließen. Hierzu werden die Erreichbar- ungskanals sowie der Harn- und Geschlechts-
keit des Promontoriums, die Anatomie des wege sowie Beeinflussung von deren Funk-
Steißbeines, der Symphyse und die Spinae tion
6. Klaudikationsbecken 7. (einseitig) ankylo- oissis ischii palpatorisch geprüft. – Befestigung des Damms.
tisch oder ostitisch-synostotisches Becken – gynäkologisch-onkologisch: Die Beckenaus- Klinische Bedeutung: Schwere Geburten, Mehr-
– quer verengtes Becken: 1. Robert-Becken tastung erfolgt in der Regel in Narkose und fachgeburten oder gynäkologische Operationen
(beidseitige Ankylose der Iliosakralgelenke) als vagino-rektale Untersuchung. Es geht um führen zur Beckenbodenschwäche bis hin zur
2. Protrusionsbecken die Bestimmung der Tumorgröße und -aus- Beckenbodeninsuffizienz. Mögliche Folgen
– unregelmäßig verengtes Becken: 1. Osteoma- breitung, z. B. beim Zervixkarzinom durch sind Inkontinenz und Vorfall (Prolaps) von
lazie* 2. Osteodystrophie 3. Exostose 4. Frak- das Abtasten der Parametrien. Mastdarm (Rektum) und Gebärmutter (Ute-
turen 5. Rachitis* Beckenboden m: engl. pelvic floor. Muskulöser rus*).
– Trichterbecken*: Verengung im Beckenaus- und bindegewebiger Verschluss des Beckens Beckenboden-Heø rnie f: syn. Hernia perinealis.
gang bei infantilem Becken oder virilem Be- und des Bauchraums, der vom Diaphragma* Hernie* im Bereich der Fossa ischiorectalis, häu-
cken, Kyphose*. pelvis, dem Diaphragma* urogenitale sowie der fig bei älteren Frauen aufgrund von Geburten,
Beckenarteriografie f: engl. pelvic arteriography; Sphinkter- und Schwellkörpermuskulatur ge- Beckenbodensenkung und Descensus uteri, au-
syn. Beckenarteriographie. Röntgenkontrastun- bildet wird. Klinisch kann eine Schwächung des ßerdem nach abdominoperinealer Rektumex-
tersuchung Siehe Abb.der Beckenarterien. Sie Beckenbodens zu einem Prolaps uteri oder einer stirpation und Prostatektomie. Auffällig sind
wird meist als Becken-Bein-Arteriografie (siehe Harninkontinenz* führen. Vorwölbungen am Damm, unter der Glutaeus-
Angiografie*) durchgeführt, bei der die Beinarte- Anatomischer Aufbau: Muskulatur oder der großen Schamlippe. Be-
– Diaphragma pelvis: breite Muskelplatte, ckenbodenhernien werden evtl. kombiniert la-
die hauptsächlich von dem trichterförmigen paroskopisch abdominell und perineal versorgt.
M. levator ani gebildet wird. Ein Teil des M. Beckendurchmesser → Beckenmaße
levator ani, der M. puborectalis, bildet eine Beckendystokie → Beckenmaße
Muskelschlinge um den Mastdarm (Rek- Beckendystokie → Dystokie
tum*). Der hohe Ruhetonus dieses Muskels Beckenebenen f pl: engl. pelvic planes. Geburts-
trägt zur Stuhlkontinenz bei, indem er den hilflich relevante Einteilung der Ebenen des
Analkanal* nach vorn zieht. weiblichen Beckens zur Bestimmung des Hö-
– Diaphragma urogenitale: Muskelplatte, henstandes des vorangehenden Teiles unter der
die unterhalb des Diaphragma pelvis liegt Geburt. Es gibt mehrere gebräuchliche Klassifi-
und die Grundlage des Damms (Perineum*) kationssysteme. Klassifikation nach Levret (die
bildet. Der M. transversus perinei profundus Ebenen laufen divergent, nicht parallel):
bedeckt einen Teil des Levatortors und wird – Beckeneingang
von der Urethra* (bei der Frau auch Vagina*) – Beckenmitte: 1. Beckenweite 2. Beckenenge
durchzogen. Dorsal von diesem ist der M. – Beckenausgang.
transversus perinei superficialis aufzufinden. Klassifikation nach Hodge (parallel verlaufende
Oberhalb des Diaphragma urogenitale liegt Ebenen; siehe Abb.):
beim Mann die Prostata* (Vorsteherdrüse). – Beckeneingangsebene
– Sphinkter- und Schwellkörpermuskula- – parallele Beckenweite
tur: oberflächlichste Schicht des Beckenbo- – parallele Beckenenge
Beckenarteriografie: DSA (Subtraktionsbild); dens. Der M. sphincter ani externus umgibt – Beckenausgang.
Normbefund; a: Aorta abdominalis; b: Arteriae den Analkanal, der M. bulbospongiosus um- Klassifikation nach de Lee: Das Becken wird da-
lumbales; c: Arteria iliaca communis; d: Arteria iliaca schließt bei der Frau den Scheideneingang, bei in 9 jeweils 1 cm voneinander entfernte Ebe-
externa; e: Arteriae iliacae internae. [76] beim Mann den Corpus spongiosus des Pe- nen eingeteilt, mit der Interspinalebene in der
221 Beckenmaße
Diameter obliqua II
Linea arcuata
Mitte als Null-Punkt. Ausgehend von der Inter-
spinalebene erfolgen die Höhenangaben ober- Diameter obliqua I
halb (z. B. I-2) oder unterhalb (z. B. I+3) in cm.
Beckeneingang → Apertura pelvis superior
Conjugata vera
Beckeneingang → Beckenebenen
Beckeneingangsebene f: Kranialer Punkt des Symphysis pubica
Geburtskanals in der Klassifikation nach Levret
(divergente Ebenen). Zur Höhenstandsbeurtei- Beckenmaße Abb. 1: Weibliches Becken von ventrokranial gesehen mit Maßen des Beckeneinganges.
lung sollte besser die Nomenklatur nach de Lee Rot: Linea terminalis.
verwendet werden (siehe Beckenebenen*).
Beckenendlage f: engl. breech presentation. Int-
rauterine Lage des Kindes, bei der das Becken – Entbindungsmodus: 1. heute meist primäre Beckenkammlappen m: engl. iliac bone flap.
des Kindes führt. Dies betrifft 3–4 % aller Ge- Sectio caesarea 2. vaginale Geburt nach Auf- Knöchernes, auch osteokutanes Gewebetrans-
burten am Termin und ist bei Frühgeburten klärung und Ausschluss von Risiken (z. B. fe- plantat aus der Beckenkammregion. Ein Be-
häufiger. Diagnostiziert wird sonografisch. tale Makrosomie, Fehlbildungen, Wachs- ckenkammlappen wird eingesetzt als Augmen-
Teilweise gelingt eine Wendung des Kindes tumsretardierung, Fußlage) möglich. tationsplastik* oder Lappenplastik*.
durch äußere Manipulation, häufig wird per Becken, enges n: engl. narrow pelvis; syn. Pelvis Einsatz:
Sectio entbunden. angusta. In Relation zur Größe des kindlichen – Bei rein knöcherner Zusammensetzung und
Einteilung: Je nach vorangehendem Kindsteil Kopfes relativ enges mütterliches Becken, insbe- kleiner Knochenmasse als freies Transplantat
unterscheidet man sondere enger Beckeneingang. Ein enges Be- ohne Gefäßversorgung (Augmentationsplas-
– Reine oder komplette Steißlage cken ist eine häufige Ursache von Haltungsano- tik*)
– Steiß-Fuß-Lage malien und damit verbunden verlängerten Ge- – als osteokutaner Lappen oder bei größerer
– Fußlage burtsverläufen. Knochenmasse durch mikrochirurgische Ge-
– Knielage. Formen: fäßanastomose mit der A. und V. circumflexa
Ätiologie: Die fehlende Drehung des Kindes in – Funktionell verengtes Becken: Größe und/ ilium profunda zur Lappenplastik* in der
Schädellage findet sich gehäuft bei oder Form des kindlichen Kopfes passen plastischen Gesichtschirurgie.
– Frühgeburten nicht gut in den Beckeneingang Beckenkammpunktion → Knochenmark-
– Uterusanomalien (Uteris duplex, Uterus bi- – anatomisch enges Becken: Beckendeformität punktion
cornis) der Mutter, entweder angeboren (z. B. allge- Beckenkammspan m: engl. iliac crest bone
– Beckenanomalien mein verengtes Becken) oder erworben (z. B. graft. Bei der Knochenspanplastik* aus der (vor-
– Mehrlingsschwangerschaften durch Trauma oder das platt-rachitische Be- deren oder hinteren) Crista iliaca entnommener
– tief sitzender Plazenta (Plazenta* praevia). cken). kortikospongiöser Knochenspan.
Diagnostik: Beckenform f: Beschreibung der Anatomie des Beckenkippung f: engl. pelvic tilt. Stellung des
– Ultraschall weiblichen Beckens. Normal sind ein querovaler Beckens zur Wirbelsäule. Fehlstellungen des
– bei klinischer Untersuchung (Leopold-Hand- Beckeneingang und ein längsovaler Beckenaus- Beckens (siehe auch Haltungsstörung*) können
griffe) Kopf im Fundusbereich des Uterus gang. Formvarianten, wie z. B. ein allgemein sich beispielsweise aufgrund einer muskulären*
tastbar verengtes Becken oder eine Asymmetrie (ange- Dysbalance entwickeln.
– bei vaginaler Untersuchung je nach Öffnung boren oder posttraumatisch), können zu Verzö- Beckenmaße n pl: engl. pelvic measurements.
des Muttermundes und Lage des Kindes gerungen im Geburtsverlauf oder zur Notwen- Maße des mütterlichen Beckens, die im Zuge
Steiß oder alternativ Fuß oder Knie tastbar. digkeit einer Kaiserschnittentbindung führen. einer Schwangerschaft erhoben werden und ab-
Therapie: Beckenfraktur f: engl. pelvic fracture. Fraktur hängig vom Verhältnis zu den Kopfmaßen* des
– Versuch der äußeren Wendung*: 1. Manipu- im Bereich des Beckens. Fetus eine Aussage über einen möglicherweise
lation am wehenlosen Uterus durch die müt- Formen: komplizierten Geburtsverlauf aufgrund einer
terlichen Bauchdecken mit dem Ziel der Dre- – Beckenringfraktur* mechanischen Störung (sog. Beckendystokie) er-
hung („Purzelbaum“) des Kindes 2. Erfolgs- – Acetabulumfraktur* lauben. Siehe Abb. 1 und. Abb. 2.
rate: etwa 30 % bei Erstgebärenden, bis zu – selten: Apophysenabriss durch Muskelkont- Einteilung: Man unterscheidet äußere und inne-
75 % bei Mehrgebärenden raktion bei Jugendlichen und Sportlern. re Beckenmaße (siehe Abb. 3):
Beckenmitte 222
ten nach rechts vorn 5. Diameter transversa Beckenringfraktur Abb. 1: Beckenringfraktur Typ C
11–1
communis sinistra aufgrund chronischer, puls- ckenringfraktur* mit massiver Blutung. Siehe
synchroner Reizung der Venenwand durch Ein- Beckenringfraktur*, Abb. 3 dort.
klemmung zwischen der kreuzenden A. iliaca Becker-Melanose f: engl. Becker’s nevus; syn.
communis dextra und Lendenwirbeln. Es kommt
zur Behinderung des Blutflusses mit Gefahr ei-
Becker-Nävus. Oft mehr als handtellergroßer,
einseitig im Bereich der Schulter lokalisierter,
B
ner linksseitigen Beckenvenenthrombose*. Die behaarter Pigmentfleck, meist bei Männern
Therapie eines Beckenvenensporns erfolgt durch zwischen dem 10. und 20. Lj., mit deutlichem
Gefäßdilatation und Stentimplantation. Hervortreten nach Sonnenbestrahlung. Siehe
Beckenvenenthrombose f: engl. iliac vein Abb.
thrombosis. Ein- oder seltener beidseitige
Thrombose* der großen Beckenvenen (Vv. ilia-
cae). Drohende Komplikationen sind deszendie-
Beckenringfraktur Abb. 3: Beckenzwinge zur rendes Thrombenwachstum, Lungenembolie*
temporären Stabilisierung. durch abschießende Thromben und später die
Entwicklung eines postthrombotischen Syn-
– CT in der Regel mit Kontrastmittel, selten droms*. Die Therapie erfolgt durch Heparin
MRT i. v., ggf. Thrombolyse* mit rTPA.
– Ausschluss von Begleitverletzungen von Ge- Ätiologie:
fäßen, Harnsystem und Darm (z. B. rektale – Aszendierende Oberschenkelvenenthrom-
Untersuchung, retrograde Zysto- und Ureth- bose
rografie). – Kompression oder Wandinfiltration durch
Therapie: Tumor (z. B. Lymphknotenmetastase)
Becker-Melanose: großer behaarter Pigmentfleck
– Typ A: 1. meist frühfunktionell-konservativ – paraneoplastisch
rechts neben dem Brustbein, kleine Flecke unter
2. selten Osteosynthese, z. B. bei Abrissfrak- – Beckenvenensporn*
der rechten Brust. [77]
tur oder großer Schaufelfraktur – Vena*-cava-inferior-Syndrom
– Typ B und C: 1. Notfallversorgung mit Be- – Einschwemmung thromboplastinhaltigen
ckenzwinge (siehe Abb. 3), Beckenschlaufe, Materials bei Entbindung (aus Plazenta und Becker-Muskeldystrophie f: engl. Becker’s
Beckentuch, Fixateur* externe zur Blutungs- Dezidua). muscular dystrophy. X-chromosomal-rezessiv
kontrolle Klinik: erbliche Form der progressiven Muskeldystro-
– Mitversorgung von Begleitverletzungen: – Leichte Blaufärbung und Schwellung des phien* infolge Mangel an Dystrophin (Genlocus
Hohlorganversorgung, Packing* als Eingriff Oberschenkels, bei einseitiger Thrombose Xp21.2) mit langsam progredienter, proximal
im Sinne des damage* control Umfangsdifferenz betonter Muskelschwäche (beginnend zwischen
– operativ: perkutane Verschraubung, spino- – mäßiger Spontan- und Druckschmerz des be- dem 5. und 20. Lj.) und Verlust der Gehfähig-
pelvine Abstützosteosynthese oder offene troffenen Beins keit zwischen dem 20. und 40. Lj. sowie evtl.
Verfahren (z. B. Plattenosteosynthese). – evtl. Druck- und Völlegefühl im Unterbauch, schwerer Kardiomyopathie*. Die Lebenserwar-
Prognose: Miktions- und Defäkationsstörungen tung ist leicht verkürzt.
– Komplikationen, Komorbidität und Letalität: – Mahler*-Zeichen Beck-Trias f: engl. Beck’s triad. Symptomentrias
abhängig von Begleitverletzungen – erhöhte Temperatur. bei Perikardtamponade* und Pericarditis con-
– insbesondere bei Typ C: Gefahr lebensbe- Komplikationen: strictiva (Perikarditis*) mit leisen Herztönen, er-
drohlicher Blutung. – Schnelles Thrombenwachstum deszendie- niedrigtem arteriellem und erhöhtem venösem
Beckenringlockerung f: engl. widening of pelvic rend in die V. femoralis (bis zur Phlegmasia* Blutdruck.
ligaments. Hormonell bedingte Auflockerung coerulea dolens) und (weniger häufig) aszen- Beclometason n: Glukokortikoid* zur inhala-
der Bandstrukturen im Beckenbereich (vorwie- dierend in die V. cava inferior tiven und topischen Anwendung, das bei Asth-
gend der Symphyse* und der Iliosakralgelenke). – oft tödliche Lungenembolie* ma* bronchiale, Rhinitis* allergica, COPD* und
Zur Vorbereitung auf die Geburt kommt es zu – postthrombotisches Syndrom*. dem toxischen Lungenödem (antiödematöse
vermehrter Wassereinlagerung. Bei zu starker Diagnostik: und antiexsudative Wirkung) nach Rauchgasin-
Auflockerung kann es zur Symphysenspren- – Serologische Bestimmung der D*-Dimere halation angewandt wird. Zu den Nebenwir-
gung* und Instabilität des Beckens kommen. – farbcodierte* Duplexsonografie kungen zählen Übelkeit, Laryngitis* und Pha-
Beckenschiefstand m: engl. pelvis obliquity. – Phlebografie (selten indiziert) ryngitis*. Der Mund sollte daher nach Inhalati-
Fehlstellung des Beckens infolge angeborener – CT. on mit Wasser ausgespült werden.
Hypoplasie* einer Beckenhälfte und einseitiger Therapie: BED: Abk. für engl. binge eating disorder →
Beinverkürzung (z. B. angeborene Hüftgelenk- – Bettruhe Binge-Eating-Störung
luxation, Coxa* vara) oder erworbener (Krank- – sofortige intravenöse Heparinisierung*, bei Bedarfsgegenständegesetzbuch → Lebens-
heit, Verletzung) oder scheinbarer einseitiger Vorliegen der Voraussetzungen Thromboly- mittel-Bedarfsgegenstände- und Futtermittel-
Beinverkürzung (z. B. Poliomyelitis* mit Ver- se* mit rTPA gesetzbuch
kürzung oder Achsenfehlstellung, verheilte – bei erfolgloser Lyse oder Kontraindikation Bedarfsgerechtigkeit f: engl. meeting the
Fraktur, Koxitis*). Im Verlauf kann sich eine sta- venöse Thrombektomie*, evtl. mit Korbhen- needs. Nach dem Sachverständigenrat zur Be-
tisch bedingte Skoliose* entwickeln. kel-Shunt (Palma*-Operation). gutachtung der Entwicklung im Gesundheits-
Beckenvenensporn m: engl. iliac vein prolifera- Beckenzwinge f: engl. pelvic clamp. Instrument wesen 2014 ein normatives Konzept, nach dem
tion. Fibröse Intimaproliferation der V. iliaca zur temporären Reposition einer instabilen Be- jedes Individuum die Gesundheitsversorgung
Bedarfsmedikation 224
erhalten soll, die in qualitativer und quantitati- Blutprodukte (Erythrozytenkonzentrate, Granu- Genitaltrakt der Frau (meist in die Gebär-
ver Hinsicht seinem oder ihrem objektiven Be- lozytenkonzentrate). Der Test ist vom transfun- mutter): 1. homologe Insemination: künstli-
darf entspricht. dierenden Arzt oder unter seiner direkten Auf- che Befruchtung der Eizelle mit dem Sperma
B Bedarfsmedikation f: engl. relievers. Verschrei-
bung oder Verordnung von Arzneimitteln zur
sicht am Empfänger durchzuführen. Er dient
der Identitätssicherung des Empfängers und so-
des Ehemanns (oder Lebenspartners); juris-
tisch unbedenklich, fällt gemäß § 27 a, 121 a
Einnahme bei entsprechenden Symptomen, mit der Vermeidung von Verwechslungen. Er er- SGB V bei Begrenzung auf 3 durchgeführte
z. B. Schmerzen oder Übelkeit, zusätzlich zur setzt nicht die Blutgruppenbestimmung! Maßnahmen unter die Leistungspflicht der
regulären Medikation. Im Pflegebereich ist Prinzip: Agglutinationsnachweis (iehe Abb.; sie- gesetzlichen Krankenversicherung* 2. hete-
durch Pflegepersonen verabreichte Bedarfsme- he Blutgruppenbestimmung*, Abb. dort) vorlie- rologe Insemination: künstliche Befruch-
dikation verordnungs- und dokumentations- gender Blutgruppenantigene. Der Bedside-Test tung mit dem Sperma eines Spenders (Do-
pflichtig, auch bei nicht verschreibungspflichti- wird meist mit einem kommerziell erhältlichen nor). Nicht verboten oder eingeschränkt, je-
gen Arzneimitteln. Testkit durchgeführt (sog. Identitätskarte). Das doch berufsethisch und juristisch problema-
Bedeutungserlebnis, wahnhaftes n: engl. in- Ergebnis wird in der Patientenakte dokumen- tisch (z. B. Persönlichkeitsrechte und famili-
terpretative delusion. Wahnphänomen, bei dem tiert. Es gilt das Vieraugenprinzip. enrechtlicher Status des Kindes)
Gegenständen und Ereignissen eine neue, meist Richtlinien: Richtlinien zur Gewinnung von – In-vitro-Fertilisation (IVF): 1. Befruchtung
auf die eigene Person bezogene Bedeutung bei- Blut und Blutbestandteilen und zur Anwen- einer aus den Ovarien entnommenen Eizelle
gemessen wird (Wahnwahrnehmung*). Wahn- dung von Blutprodukten (Hämotherapie), Ge- mit Spermazellen außerhalb des weiblichen
hafte Bedeutungserlebnisse treten u. a. zu Be- samtnovelle 2005, Richtlinienanpassung 2010; Körpers (extrakorporal) 2. die befruchteten Ei-
ginn einer Schizophrenie* im Rahmen der Apo- Bundesärztekammer, Köln 2010 (Anmerkung: zellen (Zygoten) werden in die Gebärmutter
phänie auf. Neubearbeitung befindet sich im Abstim- oder Eileiter eingebracht 3. dabei ist die Über-
Bedside Teaching: Klinischer Unterricht am mungsprozess). tragung von mehr als 3 Embryonen innerhalb
Krankenbett als Bestandteil der Ausbildung von Bedsonien → Chlamydien eines Menstruationszyklus strafbar 4. das Ver-
Medizinstudierenden, Pflegeschülerinnen und BEE: Abk. für engl. basal energy expenditure → fahren darf in Deutschland im Regelfall nur
Angehörigen anderer Heilberufe. Er dient der Grundumsatz bei Ehepaaren angewendet werden 5. die Ver-
Einübung der Krankenbeobachtung, der Ver- BEE: Abk. für engl. basal energy expenditure → wendung eines Spenderspermas ist von der
mittlung praktischer Fähigkeiten, z. B. bei der Harris-Benedict-Gleichung Entscheidung einer bei der Ärztekammer ein-
Krankenuntersuchung und der Behandlung, so- Beeinflussbarkeit → Suggestibilität gerichteten Kommission abhängig.
wie der Übung angemessener Kommunikation Beeinträchtigungswahn m: engl. delusion of Klinische Bedeutung:
mit dem Patienten. injury. Form des Wahns*, gekennzeichnet durch – Starke psychische Belastung für Paare mit
Bedside-Test m: Bestätigung der zuvor ermit- die Überzeugung des Betroffenen, dass andere unerfülltem Kinderwunsch nachgewiesen
telten ABNull-Blutgruppenmerkmales des Emp- ihm Schaden zufügen möchten (z. B. Wohnung – psychologische Faktoren jedoch vermutlich
fängers einer Transfusion erythrozytenhaltiger und Post durchsuchen, Möbel verstellen oder mit geringem Einfluss auf das Ergebnis
beschädigen, giftiges Gas in die Wohnung lei- künstlicher Befruchtungen
ten, das Essen vergiften). Zu Beeinträchtigungs- – Gegenstand psychologischer Beratung:
wahn kommt es bei Schizophrenie*, wahnhafter 1. subjektives Leiden 2. Hilflosigkeitsgefühle
Störung* und beginnender Demenz*. 3. Stigmatisierungsängste 4. geringe Erfolgs-
Befehlsautomatiøsmus m: engl. command au- wahrscheinlichkeit 5. ggf. alternative Lebens-
tomatism. Unkritisches, automatenhaftes Aus- planungen
führen befohlener Handlungen (auch gegen den – die meisten Ängste bei künstlicher Befruch-
eigenen Willen). tung sind realistisch, eventuell auftretende
Vorkommen: Wie andere Automatismen* (z. B. psychische Störungen müssen in Abhängig-
Echolalie*, Echopraxie*) u. a. bei: keit von der Art der Störung spezifisch be-
– Katatoner Schizophrenie handelt werden.
– organischen psychischen Störungen. Begasung [Desinfektion] f: Dekontamination*
Befruchtung, extrakorporale → Embryo- (Desinfektion*) komplexer Oberflächen eines
transfer Raumes mit gasförmigen Desinfektionsmitteln,
Befruchtung, extrakorporale → Intracyto- vor allem mit gasförmigem Formaldehyd, Was-
plasmatic Spermia Injection serstoffperoxid und Peressigsäure.
Befruchtung, extrakorporale → In-vitro-Fer- Formen: Die Begasung mit Formaldehyd ist
tilisation ein anerkanntes, standardisiertes Verfahren für
Befruchtung, extrakorporale → Zygote Intra- vegetative Bakterien, Pilze und Viren*. Nachtei-
fallopian (Tube) Transfer le sind unter anderem das giftige, kanzerogene*
Befruchtung, künstliche f: engl. artificial in- und sensibilisierende Potenzial des Aldehyds
semination. Prozedur für die Kinderwunschbe- und die für die sporozide Wirksamkeit erforder-
handlung. Dabei wird die Ei- oder Samenzelle lichen hohen Temperaturen (über 65 °C) und
außerhalb des Körpers aufbereitet. Die Zusam- Luftfeuchten (100 %). Außerdem ist eine auf-
menführung erfolgt im Rahmen eines medizi- wändige manuelle Nachreinigung nach Neutra-
nischen Eingriffs. lisation des Gases erforderlich und die potenzi-
Bedside-Test: Nachweis der Blutgruppenantigene – Insemination: künstliches Einbringen des ell schädigende Wirkung von Formaldehyd auf
durch Agglutination. männlichen Samens (Sperma) in den oberen elektronische Bauteile ist zu beachten. Es be-
225 Behandlungsfehler
steht eine Erlaubnispflicht gemäß TRGS 522. Prinzip: Eine Wurzelkanalbehandlung umfasst Betreffend Ärzte geht es um diejenige Sorgfalt,
Die Begasung* mit Wasserstoffperoxid hat ein mehrere Schritte, von denen mehrere zeitgleich die der Verkehr von einem ordentlichen,
breites Wirkungsspektrum und ist bei Raum- oder (je nach Indikation) getrennt durchgeführt pflichtgetreuen Facharzt in der konkreten Situ-
temperatur realisierbar. Es besteht ein gesund-
heitsschädliches bzw. reizendes Potenzial. Die-
werden:
– Klinischer und radiologischer Befund
ation erwartet.
– Die übliche Sorgfalt hingegen reicht nicht
B
ses Verfahren ist für stark poröse Oberflächen – Lokalanästhesie (falls notwendig) aus, wenn sie den geforderten Facharztstan-
und absorbierende Materialien ungeeignet. Die – Exkavation von Karies, ggf. mit Aufbaufül- dard nicht erreicht. Verfügt der Arzt über den
Verträglichkeit mit elektronischen Geräten ist lung, um eine suffiziente Behandlung ge- zu verlangenden Facharztstandard hinaus
gut. Die Raumvernebelung mit Peressigsäure währleisten zu können über Spezialkenntnisse, so hat er diese einzu-
(PES) hat den Vorteil eines breiten antimikrobi- – Trepanation*: Schaffung einer Zugangskavi- setzen. Soweit allgemein anerkannte Regeln
ellen Spektrums bis zur chemischen Sterilisati- tät der medizinischen Wissenschaft gelten, hat
on* und einer kurzen Einwirkzeit (ca. 30 min) – Aufsuchen der Kanaleingänge der Arzt grundsätzlich danach zu handeln.
sowie der Temperaturunabhängigkeit. Nachtei- – Längenbestimmung (radiologisch und ggf. – Handlungsempfehlungen und Hilfen für den
le sind Reizungen der Bronchialschleimhaut elektrometrisch) sorgfältig handelnden Arzt geben die Leitli-
und der Konjunktiven bei höheren Konzentrati- – Aufbereiten der Kanäle mittels spezieller Fei- nien für Diagnostik und Therapie der Wis-
onen und eine hohe Korrosionswirkung. Peres- len und Reamer mit zusätzlichem Einsatz senschaftlichen Medizinischen Fachgesell-
sigsäure ist für Heißvernebelung bzw. Ver- von Spüllösungen schaften, sofern sie an den medizinischen
dampfung geeignet. Sie ist nur etwa ein Jahr – ggf. medikamentöse Einlage und provisori- Fortschritt angepasst sind und den aktuellen
lagerfähig. scher Verschluss der Zugangskavität Stand ärztlichen Wissens widerspiegeln. Leit-
Begasung [Sterilisation] f: Sterilisationsverfah- – Wurzelkanalfüllung linien besitzen keinen Gesetzescharakter, so-
ren mit mikrobiziden Gasen wie Ethylenoxid- – radiologische Kontrolle dass sie weder haftungsbefreiend noch -be-
gas oder Formaldehyddampf in Sterilisations- – provisorische oder definitive Füllung der Ka- gründend wirken. Vielmehr kommt ihnen
apparaten. vität, ggf. mit nachfolgender Kronenversor- bei der Frage, ob eine vorgenommene Be-
Begattung f: engl. copulation; syn. Kopulation. gung. handlung einen Behandlungsfehler darstellt,
Klinisch ungebräuchliche Bezeichnung für die Behandlung, gnotobiotische f: engl. gnotobi- lediglich eine indizielle Bedeutung zu. Wäh-
geschlechtliche Vereinigung verschiedenge- otic treatment. Behandlung in kompletter Isola- rend ihre Befolgung ein pflichtgemäßes,
schlechtlicher Menschen oder Tiere, die zur Be- tion, bei der die (noch) vorhandenen Krank- sorgfältiges Verhalten indiziert, liegt bei ei-
fruchtung und damit zur Fortpflanzung führen heitserreger bekannt sind. Der Begriff wird nem Verstoß gegen die Leitlinie umgekehrt
kann. meist in Bezug auf Labortiere benutzt. In weite- die Annahme einer Verletzung der erforderli-
Begleitarthritis → Arthritis rem Sinne handelt es sich z. B. um die Life-Is- chen Sorgfalt nahe.
Begleithepatitis → Hepatitis land-Therapie von Patienten mit angeborenem – Methodenfreiheit besteht nur innerhalb en-
Begleitotitis f: engl. accompanying otitis. Häu- Immundefekt, Knochenmarktransplantation ger Grenzen. Die Anwendung neuer Behand-
fig symptomarme Otitis* media im Säuglings- und Hochdosischemotherapie. lungsmethoden verpflichtet zu gesteigerter
und Kleinkindalter. Sie tritt auf bei anderen Behandlung, palliative f: engl. palliative treat- Sorgfalt und intensiver und umfassender
umschriebenen Infektionskrankheiten (z. B. ment; syn. palliative Therapie. Behandlung zur Aufklärung.
Masern*, Influenza*), aber auch bei unkompli- Linderung oder Beherrschung von Symptomen, – Eine Sorgfaltspflichtverletzung begeht der
zierten viralen Atemwegsinfektionen. wenn eine Heilung unmöglich ist. Sie umfasst Arzt, der eine Behandlung übernimmt, die
Begriffszerfall m: engl. item decomposition. die Behandlung von Atemnot, Schmerzen, Übel- sein Können überfordert (sog. Übernahme-
Formale Denkstörung*, bei der ein Begriff die keit, Verstopfung und psychischen Symptomen verschulden).
exakte Bedeutung verliert und daraufhin un- (z. B. Depression) durch Medikamente, psycholo- – Der Arzt schuldet Sorgfalt auch beim arbeits-
scharf von anderen Begriffen abzugrenzen ist gische Behandlung und Beistand, seltener auch teiligen Dienst. Soweit es sich um die Zusam-
bzw. sich bis zur vollständigen Begriffsauflö- Strahlen-, Chemo- und operative Therapien zum menarbeit gleichrangiger Ärzte handelt (ho-
sung steigert. Zum Begriffszerfall kommt es ty- Erhalt lebenswichtiger Funktionen. rizontale Arbeitsteilung, z. B. zwischen Anäs-
pischwerweise bei Schizophrenie*. Behandlungsabbruch → Sterbehilfe thesist und Chirurg), gilt der Vertrauens-
Behaarung, abnoø rme → Alopezie Behandlungsfehler m: engl. treatment error. Ju- grundsatz. Danach darf jeder Beteiligte da-
Behaarung, abnoø rme → Hypertrichose ristischer Begriff für eine Situation, in der ein rauf vertrauen, dass der Partner seine Aufga-
Behandlung, endodoø ntische f: engl. endodon- Behandelnder bei Diagnostik, Therapie oder ei- ben mit der gebotenen Sorgfalt erfüllt, solan-
tic therapy; syn. Wurzelkanalbehandlung. The- ner sonstigen medizinischen Maßnahme die ge nicht konkrete Umstände Anlass zu Zwei-
rapeutisches Verfahren zur Behandlung des er- nach den Erkenntnissen der medizinischen feln geben. Bei der vertikalen Arbeitsteilung,
krankten Endodonts (Pulpa* dentis). Eine Wur- Wissenschaft unter den jeweiligen Umständen die durch das hierarchische Prinzip der fach-
zelkanalbehandlung umfasst Aufbereitung und objektiv erforderliche Sorgfalt außer Acht lässt. lichen Über- und Unterordnung geprägt ist,
Füllung des Wurzelkanalsystems. Das Ziel ist Hintergrund: Vermeidbare Behandlungsfehler gilt der Vertrauensgrundsatz nur einge-
ein sauberer und bakterienfreier Wurzelkanal, entstehen durch: schränkt: Der leitende Arzt hat Überwa-
der mit einer dichten Füllung vor erneutem – Organisatorische Unzulänglichkeiten (z. B. chungs- und Weisungspflichten gegenüber
Eindringen von Mikroorganismen geschützt Verfahren, Institution, Schnittstellen, Ab- seinen nachgeordneten ärztlichen und nicht-
werden soll. lauf, Kommunikation) ärztlichen Mitarbeitern wahrzunehmen.
Indikationen: – technische Unzulänglichkeiten (von Verfah- – Zu den Sorgfaltspflichten des Arztes gehört
– Irreversible Schädigung der Pulpa dentis in- ren, Geräten, Wirksubstanzen) auch die berufliche Fortbildung.
folge Zahnkaries* oder Trauma – unzureichende Sorgfalt von Ärzten oder The- Ein Behandlungsfehler, der durch Tun oder Un-
– Pulpitis*. rapeuten. terlassen zum Tod führt, ist eine nichtnatürli-
Behandlungsfreiheit 226
che Todesart*. Seit 2006 wurden in Deutschland freiheit* des Arztes, die ihn in bestimmten Fäl- gionalen und überregionalen) Einsatz als (mobi-
Schlichtungsstellen bei den Landesärztekam- len zu Diagnostik und Behandlung verpflichtet. ler) Behandlungsplatz.
mern eingerichtet, die Fälle von Behandlungs- Beispiele: Behandlungsprognose f: Im allgemeinen Sin-
B fehlern untersuchen.
Behandlungsfreiheit f: engl. therapeutic free-
– Verpflichtung, gemäß § 323 c StGB in Notfäl-
len zu helfen
ne die Vorhersage, inwiefern eine Erkrankung
oder ihre bestimmten Symptome durch thera-
dom. Rechtsgrundsatz, nach dem der Arzt oder – Verpflichtung, aufgrund besonderer gesetzli- peutische Maßnahmen gemildert werden kön-
Psychotherapeut auf Grund der Vertragsfreiheit cher Bestimmungen Maßnahmen im Interes- nen; in der forensischen Psychiatrie* die Vorher-
und seiner Berufsfreiheit berechtigt ist, eine se der Allgemeinheit durchzuführen, z. B.: sage, ob die Therapie das Risiko für eine erneute
ärztliche bzw. psychotherapeutische Behand- 1. diagnostische Maßnahmen zur Bekämp- Straffälligkeit eines Täters maßgeblich verrin-
lung abzulehnen, insbesondere, wenn er der fung übertragbarer Krankheiten (nach § 26 gern kann.
Überzeugung ist, dass das notwendige Vertrau- Infektionsschutzgesetz) 2. Entnahme einer Behandlungsvertrag m: engl. contract govern-
ensverhältnis zwischen ihm und dem Patienten Blutprobe (nach § 81 a StPO oder § 372 a ing medical treatment. Zivilrechtlicher Vertrag
nicht besteht. ZPO) (§ 630 a BGB) zwischen Patient und Arzt, Zahn-
Einschränkung: Die Behandlungsfreiheit wird – Behandlungspflicht von Personen, die ge- arzt, Psychotherapeut oder Krankenhausträger,
durch die Behandlungspflicht* eingeschränkt. setzlich krankenversichert sind, nach der Zu- in der Regel bei gesetzlich Versicherten nicht
Diese kann sich beispielsweise aus dem mit der lassung des Arztes zur Teilnahme an der ver- schriftlich.
vertragsärztlichen oder vertragspsychothera- tragsärztlichen Versorgung; diese Verpflich- Recht: Der Vertrag
peutischen Zulassung erteilten Versorgungsauf- tung betrifft nicht alle gesetzlich Versicher- – Begründet wechselseitige Pflichten: 1. des
trag zur Behandlung gesetzlich Krankenversi- ten, die zu ihm kommen; eine gewünschte Arztes zur Vornahme einer Behandlung ent-
cherter ergeben. Behandlung kann er jedoch nur in begründe- sprechend dem Stand der medizinischen Er-
Behandlungsgruppe → Interventionsgruppe ten Fällen ablehnen, etwa bei Überlastung kenntnisse und Grundsatz der Nichtschä-
Behandlungsindikatoren f pl: Indikatoren, (Bundesmantelvertrag – Ärzte § 13) digung (ärztliche Sorgfaltspflicht) sowie In-
welche in Sterilisatoren durch Farbänderung – Pflicht zur Weiterbehandlung: nach Behand- formations- und Dokumentationspflichten
sterilisiertes von nicht sterilisiertem Gut unter- lungsübernahme (eine telefonische Konsulta- 2. des Patienten zur Beachtung und Mitwir-
scheiden. Beispielsweise werden Farbindikato- tion ist hierfür unter Umständen bereits aus- kung am ärztlichen Bemühen sowie Entgelt
ren* auf Papierstreifen, Papierbögen und Klebe- reichend) kann den Arzt eine Besuchspflicht – regelt Art und Umfang der Behandlung
streifen aufgebracht oder befinden sich als Flüs- treffen – kann als Bestandteil auch eine schriftliche
sigkeit in Röhrchen und zeigen durch einen – für Krankenhäuser besteht nach den Kran- Aufklärung* über die Risiken der Behand-
chemisch-physikalischen Farbumschlag oder ei- kenhausgesetzen der Bundesländer eine all- lung umfassen
ne erscheinende Schrift „sterilisiert“ die Hitze- gemeine Aufnahme- und Versorgungspflicht, – kann nur von einem geschäftsfähigen Patien-
einwirkung an. sofern bei einem Patienten stationäre Be- ten geschlossen werden (§ 104 BGB); ist der
Hintergrund: Behandlungsindikatoren erlau- handlungsbedürftigkeit vorliegt Betroffene nicht geschäftsfähig, kann ein ge-
ben keine Aussage darüber, ob die Sterilisation* – in der stationären Allgemeinpsychiatrie re- setzlicher Vertreter (sorgeberechtigte Eltern,
ausreichend war. Zur Überprüfung, ob alle geln die Unterbringungsgesetze der Länder, Betreuer, Vormund) oder ein Bevollmächtig-
maßgeblichen Parameter der Sterilisation er- dass bei entsprechenden Voraussetzungen ter für die Gesundheitssorge des Betroffenen
reicht wurden, sind Sterilisationsindikatoren Patienten von den jeweilig von den Landes- den Vertrag wirksam schließen
erforderlich. behörden zugelassenen Kliniken aufzuneh- – ist jederzeit von beiden Parteien kündbar;
Behandlungskonzeø pt, störungsspezifisches men sind (Unterbringungsrecht) der Behandler darf lediglich nicht zur Unzeit
n: engl. disorder-specific treatment concept. Teil – für Kliniken für Forensische Psychiatrie be- kündigen und damit nicht dann, wenn der
des Behandlungskonzepts, der die spezifischen steht Aufnahmepflicht, wenn durch ein Ge- Patient nicht in der Lage ist, sich die ärztliche
Behandlungselemente einer Einrichtung für ei- richt die Voraussetzungen der §§ 63 f. StGB Behandlung in der notwendigen Zeit ander-
ne bestimmte Erkrankung beschreibt. Häufig oder § 126 a StPO erkannt wurden. weitig zu beschaffen, z. B. in Notfällen
drückt sich darin aus, ob und wie stark eine Ein- Behandlungsplatz m: syn. (Österreich, – beinhaltet im Vertragsarztrecht: 1. den glei-
richtung auf die spezifische Krankheit speziali- Schweiz) Sanitätshilfsstelle (Abk. SanHist); Abk. chen Sorgfaltsmaßstab wegen § 76 Absatz 4
siert ist. Ein spezifisches Behandlungskonzept BHP. Notfallmedizinische Bezeichnung für ret- SGB V 2. aber der Patient ist nicht selbst ver-
wird gewöhnlich von Kliniken formuliert, selte- tungsdienstliche räumliche Einrichtung (Zelt, pflichtet, ein Entgelt für die Behandlung zu
ner von (spezialisierten) ambulanten Einrich- Turnhalle, Lokal oder anderes strategisch geeig- entrichten, da der Vertragsarzt die Vergü-
tungen. netes Gebäude). Der Behandlungsplatz soll sich tung von der für ihn zuständigen KV erhält.
Behandlungspflege f: engl. nursing treatment; außerhalb des Gefahrenbereichs befinden und Behandlungswandern → Doktor-Shopping
syn. Spezielle Pflege. Nach Einzelanordnung ausgestattet sein mit Witterungsschutz, unge- Behavioral Pain Scale - Non Intubated: Abk.
oder regelmäßig an Pflegepersonen delegierte hindertem Zugang zum Abtransport und einem BPS-NI. Nach Chanques et al. modifizierter Be-
diagnostische und therapeutische Maßnahmen, Halteplatz für Rettungsmittel. Die Struktur ist havior* Pain Scale (BPS) für nicht beatmete in-
um Krankheiten zu heilen, ihre Verschlimme- definiert nach DIN 13050. tensivmedizinische Patienten. Die Skala dient
rung zu verhüten oder Krankheitsbeschwerden Behandlungsplatz, mobiler m: engl. mobile der Entscheidungsfindung über eine analgeti-
zu lindern. Dazu gehören Verbandwechsel, treatment center; syn. (Österreich, Schweiz) mo- sche Behandlung.
Wundpflege, Medikamentengabe, Blutdruck- bile Sanitätshilfsstelle (Abk. mobile SanHist). Behaviorismus m: engl. behaviorism. In den
und Blutzuckermessung und im weiteren Sinne Spezielles Fahrzeug, z. B. Großraumfahrzeug USA gegründete psychologische Schule (Wat-
die ärztliche Assistenz. mit Transporter für Zelte und Container ein- son, Skinner), die davon ausgeht, dass Verhalten
Behandlungspflicht f: engl. obligation to treat. schließließlich Ausstattung (Licht, Behand- von Menschen und Tieren mit Methoden der
Ausnahme vom Grundsatz der Behandlungs- lungsmaterial u. a.), für besonders schnellen (re- Naturwissenschaft untersucht werden kann.
227 Beintest
Behaviorismus rückt die Bedeutung des Lernens (meist Beine, seltener Arme und Beine). Kommt geboren: z. B. bei partiellem Riesenwuchs,
in den Mittelpunkt. häufig vor bei Restless-Legs-Syndrom, periodic Dysmelie einer Extremität 2. erworben: am
Behavior Pain Scale: Abk. BPS. Punktebewer- limb movement disorder, Schlafapnoesyndrom wachsenden Skelett z. B. infolge Parese (u. a.
tungssystem zur Quantifizierung der (iatroge-
nen) Analgesie* (auch tief) sedierter Patienten.
und Narkolepsie, bei Gesunden als Nebenbe-
fund in der Polysomnografie ohne Krankheits-
bei Poliomyelitis), nach Epiphysenfraktur*,
bei Gelenkerkrankung (z. B. Hüftgelenkluxa-
B
Behinderung f: engl. disability. Abweichung der wert, wenn nicht mit Schlafstörung assoziiert. tion, Perthes*-Calvé-Legg-Krankheit, Koxi-
körperlichen Funktion, geistigen Fähigkeit Hintergrund: tis*, Epiphyseolyse*, Femurkopfnekrose*);
oder seelischen Gesundheit eines Menschen von – Auftreten während des Schlafs, z. T. auch im beim Erwachsenen v. a. nach Hüftgelenkpro-
dem für das Lebensalter typischen Zustand. ruhigen Wachzustand, alle 5–90 s in stereoty- thesenimplantation
Nach § 2 SGB IX muss dieser Zustand mit hoher pem Muster von 0,5–10 s Dauer und in Serien – funktionelle Beinlängendifferenz: 1. schein-
Wahrscheinlichkeit länger als 6 Monate andau- von mindestens 4 Bewegungen bare Beinverlängerung oder -verkürzung
ern und daher die Teilhabe am Leben in der Ge- – Ausmaß sehr variabel von Anspannung des durch Funktionsstörung im Bereich von Wir-
sellschaft beeinträchtigen. M. tibialis anterior ohne Bewegungseffekt bis belsäule, Becken, Muskulatur oder Gelenken,
Behinderung, geistige → Intelligenzminde- zu abrupter Beugung von Sprung-, Knie- und z. B. bei Hüft- und Kniebeugekontraktur, Ad-
rung Hüftgelenk mit Streckung und Spreizung duktionskontraktur der Hüfte, Genu recur-
Behinderung, intellektueø lle → Intelligenz- der Zehen vatum 2. bei Hüftgelenkluxation durch Ver-
minderung – führen teilweise zu kurzem Arousal-Effekt kürzung des Abstands zwischen Femurkopf
Behinderung, psychische f: engl. psychogenic – Messung in der Polysomnografie*. und Beckenkamm.
disability; syn. seelische Behinderung. Durch ei- Beinexoprothese f: engl. lower limb prosthesis. Diagnostik:
ne psychische Störung bedingte chronische Be- Abnehmbarer Ersatz oder Teilersatz der unte- – Körperliche Untersuchung: z. B. Becken-
einträchtigung der Teilhabe an der Gesellschaft ren Extremität zur Gewährleistung der Steh- schiefstand, Skoliose
(u. a. hinsichtlich Erwerbstätigkeit, Alltagsbe- und Gehfähigkeit von Patienten mit Amputati- – Beinlängenmessung: 1. gesamt: Spina iliaca
wältigung, sozialer Integration). Sie ist recht- onen im Bereich des Beckens, Ober- und Unter- anterior superior bis Malleolus lateralis
lich der körperlichen und geistigen Behinde- schenkels, Knies und Fußes. Patienten erhalten 2. Oberschenkel: Spina iliaca anterior superi-
rung* (Intelligenzminderung*) gleichgestellt eine Schulung durch Physio- oder Ergothera- or bis medialer Kniegelenksspalt 3. Unter-
und kann zur Inanspruchnahme von Sozialleis- peuten. schenkel: medialer Kniegelenkspalt bis Mal-
tungen (z. B. nach SGB IX) berechtigen. Formen: leolus medialis
Behinderung, seelische → Behinderung, psy- – Kosmetische Beinprothese: Wiederherstel- – Röntgen: 1. Ganzaufnahme des Beins mit Be-
chische lung des äußeren Erscheinungsbilds stimmung des Abstands zwischen Femur-
Behçet-Krankheit f: engl. Behçet’s disease; syn. – funktionelle Beinprothese: 1. Erreichen stati- kopfmitte und Mitte des oberen Sprungge-
(franz.) Grande Aphthose Touraine. Schubartig scher und dynamischer Sicherheit beim lenks 2. Becken-, Hüft-, Knie und Sprungge-
verlaufende systemische Vaskulitis* mit Befall Gehen und Stehen und Ermöglichen eines lenkaufnahmen
venöser und arterieller Gefäße besonders von weitgehend natürlichen Bewegungsablaufs – CT.
Haut, Schleimhaut und Auge. Betroffene entwi- beim Gehen 2. modular aufgebaute Beinpro- Therapie: Abhängig von Ausmaß der Beinlän-
ckeln z. B. rezidivierende Aphten, Arthritis und these besteht abhängig von Amputationsni- gendifferenz und Alter des Patienten
Uveitis. Diagnostiziert wird klinisch, behandelt veau aus Fuß-, Kniegelenk-, Hüftgelenk- und – Konservativ: 1. Beinlängenausgleich, z. B.
mit Immunsuppressiva. Bei jungen männlichen Strukturkomponenten (einschließlich Dämp- durch orthopädische Schuheinlage, Sohlen-
Patienten ist die Prognose schlecht, ansonsten fungs- und Funktionselementen, oft compu- erhöhung oder orthopädischen Schuh 2. bei
sind Spontanheilungen möglich. tergesteuert) sowie Prothesenschaft, der den funktioneller Beinlängendifferenz v. a. Phy-
Beieierstock → Paroophoron Stumpf aufnimmt und Prothese an Patienten siotherapie
Beihilfe zum Suizid → Sterbehilfe ankoppelt 3. Exo-Endo-Prothese (Fixierung – operativ (nur echte Beinlängendifferenz):
Beikonsum m: syn. Beigebrauch. Zusätzliche der Exoprothese über Kopplung mit einem 1. unter Umständen Beinverlängerung (Kal-
Einnahme von Drogen*, Alkohol* oder nicht intramedullär fixierten Metallstift, Verfahren lusdistraktion* mittels Fixateur oder Verlän-
verschriebenen Medikamenten neben einem wird nur in wenigen Zentren in geringer gerungsnagel) oder (selten) Verkürzungsos-
stetigen Gebrauch von einem anderen Sucht- Zahl durchgeführt). teotomie.
mittel, insbesondere bei einer Substitutionsthe- Beingeschwür → Ulcus cruris Beinlängenmessung → Beinlängendifferenz
rapie*. Beinlängenausgleich → Beinlängendifferenz Beinorthese → Orthese
Gesundheitliches Risiko: Ein Beikonsum ist mit Beinlängendiffereø nz f: engl. limb length dis- Beinpleø xuslähmung f: engl. lumbosacral plexus
einem erheblichen gesundheitlichen Risiko ver- crepancy. Unterschied der Beinlänge, evtl. mit paralysis. Lähmung* infolge Schädigung des Ple-
bunden, u. a. aufgrund von unterschiedlichen Beckenschiefstand*, Skoliose*, oder Spitzfuß- xus lumbosacralis, z. B. bei Beckentrauma mit
Rezeptoraffinitäten* und Halbwertszeiten* der stellung des gesunden Beins. Man unterschei- Schädigung der Nervenwurzeln. Nach Diagnose-
kombinierten Substanzen. So entfaltet z. B. He- det zwischen echter und funktioneller Beinlän- stellung durch körperliche Untersuchung, EMG
roin verstärkt seine Wirkung, wenn die Rezep- gendifferenz. Die Diagnostik beinhaltet neben und ENG wird meist konservativ* therapiert.
torbindung des schwächeren Substitutions-Opi- der körperlichen Untersuchung die Beinlängen- Beintest m: engl. leg sign. Methode zum Nach-
ats* nachlässt. Dies kann zum Atemstillstand* messung und bildgebende Verfahren. Behan- weis der psychogenen Lähmung eines Beins.
führen. delt wird konservativ, bei echter Beinlängendif- Wenn der liegende Patient das gesunde Bein ge-
Beinbewegungen, periodische f pl: engl. peri- ferenz unter Umständen auch operativ. gen Widerstand hochhält, drückt er das angeb-
odic limb movements (Abk. PLM). Serien von uni- Formen: lich paretische Bein unwillkürlich und unwis-
oder bilateralen, unwillkürlichen Bewegungen – Echte Beinlängendifferenz (reelle einseitige sentlich mit Kraft gegen die Unterlage, um den
der Extremitäten unterschiedlicher Intensität Beinverkürzung oder -verlängerung): 1. an- Rumpf stabil zu halten.
Beinvenenthrombose 228
Prognose: Nach Abklingen der akuten Belas- tung übertragbarer Krankheiten* durch das Ge- bei geschlossenen Augen als Teil eines physiolo-
tungsreaktion kann sich ein partieller Gedächt- sundheitsamt. gischen Schutzreflexes. Bei peripherer Fazialis-
nisverlust (dissoziative Amnesie) ausbilden. Hintergrund: Personen, dürfen nur dann ge- parese kann häufig das Auge der betroffenen
Belastungsschmerz m: engl. exercise pain. Bei
körperlicher Belastung auftretender Schmerz.
werbsmäßig eine Tätigkeit im Lebensmittelver-
kehr ausüben, wenn sie keine Krankheitserre-
Gesichtshälfte nicht völlig geschlossen werden,
durch die offene Lidspalte ist das Bell-Phäno-
B
Belastungsstörung, akute → Belastungsreak- ger* auf Lebensmittel übertragen können und men sichtbar (Abb.). Bei etwa 15 % der Gesun-
tion, akute durch eine nicht mehr als 3 Monate alte Beschei- den fehlt das Bell-Phänomen.
Belegarzt m: engl. visiting consultant. Ein als nigung nachgewiesen ist, dass sie von einem Hinweis: Da sowohl der Lidschluss als auch das
Vertragsarzt* tätiger niedergelassener Facharzt, vom Gesundheitsamt beauftragten Arzt über Bell-Phänomen die Augen besonders im Schlaf
dem ein Krankenhausträger mit zugelassener Tätigkeitsverbote bei einer möglichen Übertra- (kein Blinzeln) vor Austrocknung schützen, ist
Belegabteilung auf vertraglicher Basis Belegbet- gung* von Krankheitserregern belehrt wurden der Schutz der Kornea durch Salben und Uhr-
ten zur stationären Behandlung von eigenen Pa- und schriftlich erklärt haben, dass ihnen keine glasverband bei inkomplettem Lidschluss und
tienten (Belegpatienten) zur Verfügung stellt, Tatsachen für ein Tätigkeitsverbot bei ihnen be- fehlendem Bell-Phänomen besonders wichtig.
§ 121 SGB V. kannt sind. Tätigkeits- und Beschäftigungsver- Cave: irreparable Kornea-Erosionen.
Abrechnung: bote betreffen nach § 42 des Infektionsschutzge- Belmont-Repoø rt m: engl. Belmont report. Publi-
– Belegarzt: 1. rechnet in der Regel direkt mit setzes Personen, die kation zu den Grundprinzipien einer medizini-
Patienten oder der Kassenärztlichen* Vereini- – An Typhus* abdominalis, Paratyphus*, Cho- schen Forschung, 1978 im Belmont Conference
gung ab 2. rechnet ausnahmsweise gegen- lera*, Shigellenruhr, Salmonellose*, einer an- Center in Elkridge, Maryland (USA) entwickelt
über dem Krankenhausträger auf der Grund- deren infektiösen Gastroenteritis* oder Virus- und am 18.4.1979 veröffentlicht.
lage der mit ihm vereinbarten Vergütungsre- hepatitis* A oder E erkrankt oder dessen ver- Inhalte:
gelungen ab, falls er als Honorar-Belegarzt dächtig sind – Prinzip des Respekts und der Autonomie des
tätig wird 3. ist hinsichtlich der ärztlichen – an infizierten Wunden* oder an Hautkrank- Patienten, welches sich in der Einholung des
Leistungen (außer beim Honorar-Belegarzt) heiten erkrankt sind, bei denen die Möglich- informed* consent realisiert
alleiniger Vertragspartner des Patienten keit besteht, dass deren Krankheitserreger – Prinzip der Fürsorge und Benefizienz (Nut-
– Krankenhaus: 1. schuldet die sonstigen statio- über Lebensmittel übertragen werden kön- zen-Risiko-Abwägung)
nären Leistungen, insbesondere Krankenpfle- nen – Prinzip der Gerechtigkeit, welches Fairness
ge, Unterkunft und Verpflegung 2. schuldet – die Krankheitserreger Shigellen, Salmonel- bei der Auswahl von Forschungsprobanden
bei einer Versorgung durch den Honorar-Be- len, enterohämorrhagische Escherichia* coli postuliert, vor allem den Schutz besonders
legarzt auch die ärztlichen Leistungen 3. rech- oder Choleravibrionen ausscheiden. schutzbedürftiger Personengruppen (z. B.
net seine eigenen Leistungen gegenüber dem Belladonna → Tollkirsche Menschen in Haft oder mit psychischen Stö-
Patienten oder der Krankenkasse ab. Bell-Lähmung f: engl. Bell’s palsy. Idiopathi- rungen).
Für eine belegärztliche Tätigkeit benötigt der sche* periphere Fazialisparese*. Hintergrund: Ergebnis einer Kommission, die
Vertragsarzt eine Anerkennung als Belegarzt Bellmann-Vorfußprothese → Fußprothese durch den National Research Act (1974) mit der
durch die jeweilige Kassenärztliche Vereini- Bellocq-Tamponade f: engl. Bellocq’s technique. Ausarbeitung ethischer Prinzipien rund um die
gung, die auch für mehrere Krankenhäuser er- Hintere Nasentamponade* bei Epistaxis* mit klinische Arzneimittelprüfung beauftragt wor-
teilt werden kann, § 39 BMV-Ä. Blutungsquelle in den hinteren Nasenabschnit- den war. Der National Research Act führte nach
Belehrung [Infektionsschutz] f: Informations- ten. Die Bellocq-Tamponade wird mit einer vor- mehreren Forschungsskandalen in den 60er-
vermittlung an epidemiologisch relevante Per- deren Nasentamponade kombiniert. Alternativ Jahren des 20. Jahrhunderts in den USA die ob-
sonen bzw. Personengruppen, insbesondere aus kann einfacher und für den Patienten weniger ligatorische Begutachtung klinischer Studien
Gemeinschaftseinrichtungen und im Lebens- belastend mit einem speziellen Ballonkatheter* durch Ethikkommissionen ein und schrieb die
mittelverkehr, über Maßnahmen zur Vermei- oder im Notfall mit einem Blasenkatheter* tam- adäquate Patienteninformation verbindlich vor.
dung der Weiterverbreitung übertragbarer poniert werden. National Research Act und Belmont-Report
Krankheiten* gemäß Infektionsschutzgesetz*. Vorgehen: Einführen eines Gaze- oder Schaum- können als Vorläufer der good clinical practice
Hintergrund: Die Belehrung im Infektions- stofftampons vom Mund aus bevorzugt in Intu- angesehen werden.
schutz betrifft insbesondere folgende Personen- bationsnarkose (siehe Abb.). Benachteiligungsverbot n: engl. prohibition of
gruppen: discrimination. In der Verfassung verbrieftes
– Personen, die eine regelmäßige Tätigkeit in Recht, nicht wegen seines Geschlechts, seiner
Gemeinschaftseinrichtungen ausüben und Abstammung, seiner Sprache, seiner Heimat
Kontakt mit den Betreuten haben oder Herkunft, seines Glaubens, seiner religiö-
– Personen, die gewerbsmäßig eine Tätigkeit sen oder politischen Anschauungen oder seiner
im Lebensmittelverkehr ausüben Behinderung benachteiligt zu werden.
– Infektiöse Personen sind generell von dem sie Rechtsgrundlagen:
behandelnden Arzt über Maßnahmen zur – Art. 3 Abs. 3 Grundgesetz
Verhütung der Weiterverbreitung von – Art. 14 Europäische Menschenrechtskonven-
Krankheitserregern zu belehren. tion (EMRK)
Belehrung [Lebensmittelverkehr] f: Informati- Bellocq-Tamponade – § 7 Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz
onen an epidemiologisch relevante Personen – § 35 Bundesbeamtengesetz
bzw. Personengruppen im Lebensmittelverkehr – § 81 Abs. 2 S. 1 SGB IX.
gemäß § 43 Infektionsschutzgesetz* über Maß- Bell-Phänomen n: engl. Bell’s phenomenon. Si- Inhalt: Das subjektive Abwehrrecht des Art. 3
nahmen zur Vermeidung der Weiterverbrei- multane Aufwärtsbewegung der Augenbulbi Abs. 3 GG bindet unmittelbar die Träger öffent-
Bence-Jones-Proteine 230
Paraproteine* (ca. 22 500 Da), die mit dem Urin Im Endstadium der Erkrankung besteht meist
ausgeschieden werden (Bence*-Jones-Protein- eine Dialysepflicht. Eine optimale Blutdruck-
urie). Es handelt sich um Immunglobuline*, die einstellung beeinflusst die Erkrankung günstig
nur aus freien Leichtketten bestehen und un- und verzögert den Zeitpunkt einer Dialysebe-
kontrolliert von entarteten Plasmazellen gebil- dürftigkeit.
det werden. Bence-Jones-Proteine wirken neph- Erkrankung: Die langsame, meist über mehrere
rotoxisch und werden v. a. beim multiplen Mye- Jahre zunehmende Niereninsuffizienz* wird
lom nachgewiesen. ausgelöst durch Veränderungen im Nierenge-
Referenzbereich: Im Urin: webe:
– Qualitativer Nachweis von Bence-Jones-Pro- – Fibrosierung
teinen: negativ – Vernarbung (Sklerosierung)
– quantitativer Nachweis von Bence-Jones-Pro- – Einlagerung verschiedener Substanzen (z. B.
teinen im Spontan-Urin: < 50 mg/l Hyalin*).
– quantitativer Nachweis freier Kappa- und Benjamin-Osteotomie f: engl. Benjamin double
Lambda-Leichtketten im Serum: Kappa/ osteotomy. Gleichzeitige Osteotomie von Gleno-
Lambda-Quotient 0,26–1,65. id und proximalem Humerus, z. B. bei ausge-
Bewertung: Erhöhte Werte oder qualitativer prägter Omarthritis im Rahmen einer juvenilen
Nachweis im Urin: idiopathischen Arthritis.
– Monoklonale Gammopathie unklarer Signifi- Bennet-Bewegung f: engl. Bennet’s movement.
kanz (MGUS) Körperlicher Seitversatz des Unterkiefers bei
– Plasmozytom* und andere Non*-Hodgkin- Seitwärtsbewegungen (physiologisch), bei de-
Lymphome nen der Gelenkkopf auf der Mediotrusionsseite
– Morbus Waldenström (Okklusion*) nach innen unten und vorn und
– passager im Rahmen von (chronischen) Infek- gleichzeitig der Gelenkkopf der Laterotrusions-
tionen seite nach außen geht.
– Amyloidose*. Bennett-Luxationsfraktur f: engl. Bennett’s
Bence-Jones-Proteinurie f: engl. Bence-Jones fracture-dislocation. Luxationsfraktur an der Ba-
proteinuria. Ausscheidung niedermolekularer, sis des Metakarpale I (MC I) durch Stauchung
nephrotoxischer Paraproteine* (Bence*-Jones- des adduzierten Daumens in seiner Längsachse.
Proteine) im Urin (Leichtketten der Immunglo- Behandelt wird meist operativ. Bennett-Luxationsfraktur: 1: Luxationsfraktur des
buline* vom κ- und/oder λ-Typ). Eine Bence- Ursache: Bei dieser Form der Mittelhandfrak- linken Daumens, Röntgenaufnahme a.-p.; 2: CT,
Jones-Proteinurie kommt vor bei 60–70 % der tur* wird der Schaft durch Zug des M. abductor 2 Schichten; Pfeile zeigen auf das in Position
Patienten mit multiplem Myelom*, Makroglo- pollicis longus nach proximal-radial disloziert, verbleibende ulnare Fragment und das dislozierte
bulinämie* und AL-Amyloidose. während ein Fragment mit ligamentärem An- MetakarpaleI; 3. postoperative Röntgenaufnahme
Diagnostik: Nachweis über Elektrophorese (Zel- schluss an die Mittelhand an seiner normalen nach Versorgung mit Miniplatten. [116]
luloseacetatfolie) bzw. Urin-Immunfixation Stelle am ulnaren Rand der Basis bleibt (siehe
oder -Immunelektrophorese*. Abb.).
Komplikationen: Differenzialdiagnose: Rolando*-Fraktur.
– Leichtketten-Nephropathie mit: 1. progre- Therapie: Wegen dynamischer Instabilität wird Benserazid n: DOPA-Decarboxylase-Hemmer,
dienter Niereninsuffizienz* infolge Glomeru- in der Regel eine offene (ORIF = Open* Reducti- der in Kombination mit Levodopa* zur Behand-
losklerose 2. Verlegung der distalen Tubuli on Internal Fixation mit Miniplatten) oder ge- lung des Parkinson*-Syndroms eingesetzt wird.
durch präzipitierte Proteinkomplexe aus schlossene (perkutane Spickdrahtosteosynthese Die Einnahme vermindert den Abbau von DO-
Leichtketten-Polypeptiden und Tamm*- mit temporärer Transfixation des MC I auf MC PA* außerhalb des Gehirns und führt somit zu
Horsfall-Mukoprotein II nach Moberg) Stabilisierung erforderlich. höheren Blutkonzentrationen. Eine Anwen-
– Entstehung einer Myelomniere (interstitielle Benommenheit f: engl. numbness. Leichteste dung beim Restless*-Legs-Syndrom ist ebenfalls
Nephropathie) Form der quantitativen Bewusstseinsstörung* möglich. Nebenwirkungen sind Übelkeit und
– akutes Nierenversagen durch intrarenale Ob- mit verlangsamtem Denken, Handeln und er- Tachykardien*.
struktion schwerter Orientierung, aber erhaltener Kom- Bentall-deBono-Operation f: engl. Bentall de-
– sekundäres Debré*-Toni-Fanconi-Syndrom, munikationsfähigkeit; Vorkommen bei Flüssig- Bono operation; syn. Bentall-Operation. Operati-
verursacht durch chronische proximal-tubu- keitsmangel, Sonnenstich, Fieber, Migräne, Al- ves Verfahren mit Ersatz von Aorta ascendens
läre Schädigung kohol, Drogen, UAW, Intoxikationen, Enzepha- und Aortenklappe durch klappentragende Ge-
– erhöhte Empfindlichkeit der Nierenfunktion litis*, metabolischen Störungen (etwa Diabetes* fäßprothese* und End-zu-Seit-Anastomosie-
gegenüber Hypovolämie u. a. nephrotoxi- mellitus) und Schlafentzug. Physiologisch ist rung der Koronararterien in die Prothese. Indi-
schen Einflüssen. Benommenheit beim Aufwachen, unter Hypno- kationen für den Eingriff sind Aortenaneurys-
beniøgne: engl. benign. Gutartig. se, bei Meditation und Entspannungsübungen. ma* oder Aortendissektion* der proximalen
231 Beratung, genetische
eingeleitet, z. B. gemäß § 71 Abs. 1 Heilberufs- der Berufsunfähigkeit. Berufsunfähigkeit im men sind grundsätzlich Urteile, gegen die in
gesetz NRW. Darüber hinaus sehen viele Heil- Sinne der GRV bestand nach der bis zum der Regel die ordentlichen Rechtsmittel (Beru-
berufsgesetze ein sogenanntes Rügenachprü- 31.12.2000 gültigen Fassung des § 43 SGB VI fung, Revision) zulässig sind.
B fungsverfahren vor, in dem das Kammermit-
glied die gerichtliche Nachprüfung einer seitens
bei einem Versicherten, wenn dessen Erwerbsfä-
higkeit durch Krankheit oder Behinderung auf
Rechtsgrundlagen:
– Regelung des zivilprozessualen Beschwerde-
der Berufskammer erteilten Rüge beantragen weniger als die Hälfte der Erwerbsfähigkeit ei- rechts in §§ 567–577 Zivilprozessordnung
kann. nes gesunden Versicherten mit ähnlicher Aus- (ZPO)
Berufskrankheiten-Verordnung f: engl. ordin- bildung und gleichwertigen Kenntnissen und – im Strafverfahren in §§ 304–311a Strafpro-
ance on occupational diseases. Verordnung vom Fähigkeiten abgesunken war. Ein Anspruch auf zessordnung (StPO)
31.10.1997 (Bundesgesetzblatt I S. 2623), zu- Rente wegen Berufsunfähigkeit aus der GRV be- – im verwaltungsgerichtlichen Verfahren in
letzt geändert am 22.12.2014 (Bundesgesetz- steht unter dieser Voraussetzung seit 2001 nur §§ 146–152a Verwaltungsgerichtsordnung
blatt I S. 2397), die das Berufskrankheitenver- noch für Versicherte, die vor 1961 geboren wur- (VwGO)
fahren regelt und in einer Anlage ein Verzeich- den. Nach der seit 1.1.2001 gültigen Fassung – im sozialgerichtlichen Verfahren in §§ 172–
nis der Berufskrankheiten enthält. des § 43 SGB VI ist ein Versicherter der GRV: 176 Sozialgerichtsgesetz (SGG).
Regelungen: In der BK-Liste sind die Erkran- – Teilweise erwerbsgemindert, wenn dieser Beschwerdeproben f pl: Von Verbrauchern bei
kungen bezeichnet, die zurzeit von den Trägern wegen Krankheit oder Behinderung* auf den zuständigen Behörden (Lebensmittelüber-
der GUV anerkannt werden. Im Einzelfall wer- nicht absehbare Zeit außerstande ist, unter wachung*) abgegebene Proben von Lebensmit-
den auch weitere Erkrankungen entschädigt, den üblichen Bedingungen mindestens teln, von denen sie annehmen, dass sie nicht
wenn neue wissenschaftliche Erkenntnisse ei- 6 Stunden täglich erwerbstätig zu sein den gesetzlichen Anforderungen entsprechen.
nen direkten Zusammenhang zwischen berufli- – voll erwerbsgemindert, wenn dieser unter Die Probe soll wegen der Gefahr eines nachträg-
cher Tätigkeit und Erkrankung belegen. In die- den gleichen Voraussetzungen außerstande lichen Verderbens möglichst schnell und ggf.
sem Fall wird die Erkrankung wie eine Berufs- ist, mindestens 3 Stunden täglich erwerbstä- gekühlt übergeben werden.
krankheit (sog. Wie-BK) gemäß § 9 Abs. 2 tig zu sein. Hintergrund: Die Untersuchung der Proben ist
SGB VII anerkannt. Für die Aufnahme in die BES: Abk. für → Binge-Eating-Störung in der Regel kostenlos, da sie im öffentlichen
BK-Liste müssen gesicherte medizinische Er- Beschäftigungsneuritis f: engl. occupational Interesse liegt (mögliche bestehende Gefähr-
kenntnisse vorliegen, nach denen bestimmte neuritis. Durch bestimmte repetitive Tätigkeiten dung auch anderer Verbraucher). Untersuchun-
Personengruppen besonderen, die Krankheit auftretende mechanische Irritation oder Läsion gen der vom Verbraucher selbst produzierten
verursachenden Einwirkungen durch ihre Ar- peripherer Nerven, z. B. Ulnarislähmung*, Ra- Lebensmittel (z. B. Schwermetall*gehalt des Ge-
beit in erheblich höherem Grad als die übrige dialislähmung* oder Karpaltunnelsyndrom*. müses aus dem eigenen Garten) muss der Bür-
Bevölkerung ausgesetzt sind. Der Ärztliche Beschäftigungsneuropathie → Beschäfti- ger selbst bezahlen (kein öffentliches Interesse).
Sachverständigenbeirat „Berufskrankheiten“ gungsneuritis Besenreiservarizen f pl: engl. spider veins. Dicht
beim Bundesministerium für Arbeit und Sozia- Bescheid m: engl. notice. Häufig verwendete unter der Haut fast parallel verlaufende, erwei-
les prüft die sog. Berufskrankheitenreife einer Bezeichnung für einen Verwaltungsakt, d. h. je- terte kleinste Venen, besonders am Oberschen-
Erkrankung und empfiehlt ggf. die Aufnahme de Verfügung, Entscheidung oder andere ho- kel. Betroffen sind v. a. Frauen. Die Behandlung
in die BK-Liste. Die BKV enthält die Grundlagen heitliche Maßnahme, die eine Behörde zur Re- erfolgt mit Farbstofflaser oder Sklerotherapie*.
für sog. § 3 BKV-Maßnahmen zur Vorbeugung gelung eines Einzelfalles auf dem Gebiet des öf- Des Weiteren werden dünne Gefäße im Bereich
von Berufskrankheiten sowie Regelungen über fentlichen Rechts trifft und die auf unmittelba- intrazerebraler Raumforderungen, die patho-
die Mitwirkung der für den medizinischen Ar- re Rechtswirkung nach außen gerichtet ist. gnomonisch für ein malignes Gliom* sind, als
beitsschutz zuständigen staatlichen Stellen (Ar- Rechtsgrundlagen: Legaldefinitionen des Ver- Besenreiservarizen bezeichnet. Siehe Abb.
beitsschutzbehörden der Bundesländer) bei der waltungsaktes finden sich in § 35 Verwaltungs-
Feststellung von Berufskrankheiten. verfahrensgesetz (VwVfG) und § 31 Sozialge-
Berufskrebs m: engl. occupational cancer. Be- setzbuch X (SGB X).
zeichnung für eine als Berufskrankheit aner- Inhalt: Der Bescheid bzw. Verwaltungsakt ist im
kannte maligne* Neubildung. Berufskrebs wird Verwaltungs- und Sozialrecht das wichtigste
v. a. durch kanzerogene* Stäube (z. B. Asbesto- Handlungsinstrument. Er entfaltet Bindungs-
se* mit ca. 70 % aller entschädigten Fälle von wirkung und soll damit Rechtssicherheit schaf-
Berufskrebs), Gefahrstoffe (z. B. Aminokrebs*) fen. Darüber hinaus ist er Grundlage für Voll-
oder ionisierende Strahlung (z. B. Schneeber- streckungshandlungen durch die Behörde. Der
ger* Lungenkrebs) verursacht. Bescheid kann mit Nebenbestimmungen verse-
Berufsrecht → Ärztekammer hen werden, § 36 VwVfG § 32 SGB X. Gegen den
Berufsunfähigkeit f: engl. occupational disabil- Bescheid kann in der Regel Widerspruch erho-
ity. Zustand eines Versicherten, der infolge ben werden, § 68 Verwaltungsgerichtsordnung
Krankheit oder Behinderung nicht mehr in der (VwGO); § 84 Sozialgerichtsgesetz (SGG).
Lage ist, seinen Beruf oder eine nach der bisheri- Beschleunigungstrauma der Halswirbelsäule
gen Ausbildungs- und Berufserfahrung gleich- → HWS-Distorsion
wertige Tätigkeit auszuüben. In der GRV wurde Beschneidung → Klitoridektomie
der Begriff der Berufsunfähigkeit zum 1.1.2001 Beschneidung → Zirkumzision
durch den der Erwerbsminderung* ersetzt. Beschwerde f: engl. appeal complaint. Rechtsbe- Besenreiservarizen: Typische, von einem zentralen
Voraussetzungen: In der Sozialversicherung helf gegen Entscheidungen und Maßnahmen Punkt ausgehende, oberflächliche Venenbildung
existieren trägerunterschiedliche Definitionen einer Behörde oder eines Gerichts. Ausgenom- am Bein. [35]
235 Betablocker
– am Auge: Senkung der Kammerwasserpro- teln. Die Bewilligungserteilung obliegt dem schreitungen der festgelegten Höchstmenge lie-
duktion Schweizerischen Heilmittelinstitut Swissmedic. gen in der Verantwortung des Arztes und sind
– am ZNS: diskrete anxiolytische und sedative Dieses veröffentlicht auch ein Verzeichnis aller hinsichtlich der therapeutischen Notwendig-
B Wirkung.
Eine längere Therapie mit Beta-Rezeptoren-Blo-
betäubungsmittelhaltigen Stoffe und Präparate
mit den entsprechenden Nummerierungen
keit zu begründen. Auch wird ein spezifisches
Betäubungsmittelrezept* vorgeschrieben (§ 8
cker führt zur Up*-Regulation von Beta-Rezep- nach der GTIN (global trade item number). Die BtMVV). Für das Verschreiben von Substituti-
toren und dadurch bei plötzlichem Absetzen Kantone bewilligen die für die Abgabe berech- onsmitteln durch den Arzt gelten besondere
zum sog. Rebound*-Phänomen. tigten Medizinalpersonen, z. B. Ärzte und Apo- Maßgaben (§ 5 BtMVV).
Indikationen: theker, und üben die Marktkontrolle aus. Beta-Fehler m: Fehler zweiter Art bei statisti-
– Kardiovaskulär: KHK, arterielle Hypertonie* Betäubungsmittelgesetz n: engl. Narcotics schen Testverfahren. Ein Beta-Fehler kommt
(Antihypertensiva*; blutdrucksenkende Wir- Act. „Gesetz über den Verkehr mit Betäubungs- zustande, wenn nach Abschluss eines Tests zu
kung durch Verminderung des Herzminu- mitteln“. Das BtMG stellt den ungesetzlichen Gunsten der Nullhypothese entschieden wird,
tenvolumens und Hemmung der Reninsekre- Gebrauch der dort abschließend aufgezählten obwohl tatsächlich die Alternativhypothese gilt,
tion), tachykarde Herzrhythmusstörung, hy- Betäubungsmittel* unter Strafe und regelt zu- also z. B. auf die fehlende Wirksamkeit einer Be-
perkinetisches Herzsyndrom, chronische sammen mit der Betäubungsmittel*-Verschrei- handlung geschlossen wird, obwohl sie in Wirk-
Herzinsuffizienz zusätzlich zur Standardthe- bungsverordnung die ärztlich indizierte An- lichkeit wirksam ist.
rapie, zur Prävention des plötzlichen Herz- wendung von Betäubungsmitteln. Betagalaktosidase → Disaccharidasen
tods durch Kammerflimmern Regelungen: Das BtMG unterscheidet zwischen Betaglobuline → Serumelektrophorese
– weitere Indikationen: 1. Hyperthyreose, – Nicht verkehrsfähigen Stoffen (Anlage I) Betahämolyse → Hämolysereaktionen
Phäochromozytom* 2. Tremor, z. B. beim – verkehrs-, aber nicht verschreibungsfähigen Betahistin n: engl. betahistine. Antiemetikum,
Parkinson-Syndrom 3. prophylaktisch bei Stoffen (Anlage II) das bei Übelkeit und Schwindel durch Morbus
Migräne* 4. lokal bei Glaukom* 5. selten bei – verkehrs- und verschreibungsfähigen Stoffen Menière* eingesetzt wird. Es wirkt als Diamin-
primären Angstsyndromen* wie objekt- und (Anlage III). oxidase-Hemmer und an Histamin-Rezeptoren.
situationsbezogene Angst (soziale Phobie*, Österreich: „Bundesgesetz über Suchtgifte, psy- Betahistin vermindert somit die Wirkung ande-
Ausbildungs- und Berufsängste, Prüfungs- chotrope Stoffe und Vorläuferstoffe“ (Suchtmit- rer Antihistaminika. Durch die Wirkung als Va-
angst). telgesetz, SMG) regelt, welche Substanzen ver- sodilatator* kann es zu Tachykardien* und Hit-
Betablocker-Vergiftung f: syn. Betablocker- kehrs- und verschreibungsfähig sind. zegefühlen kommen. Weitere Nebenwirkungen
Intoxikation. Suizidale oder (bei Kindern) akzi- Schweiz: „Bundesgesetz über die Betäubungs- sind Benommenheit und gastrointestinale Be-
dentelle Vergiftung mit β-Blockern, die auf- mittel und die psychotropen Stoffe“ (Betäu- schwerden.
grund der hohen Lipophilie der Substanzen, der bungsmittelgesetz, BetmG) regelt, welche Subs- Beta-humanes Choriongonadotropin n: Abk.
großen Verteilungsvolumina und der hochgra- tanzen verkehrs- und verschreibungsfähig sind. Beta-HCG. Spezifische Untereinheit des HCG*
digen Proteinbindung nur schwer therapierbar Betäubungsmittelrezeø pt n: engl. prescription aus 145 Aminosäuren*. Das im Trophoblasten
ist. Es ist keine eindeutige Zuordnung der Ver- form for controlled drugs. Dreiteiliges amtliches gebildete Peptidhormon HCG wird pulsatil se-
giftungssymptomatik zu den einzelnen Beta- Formblatt zum Verschreiben von Betäubungs- zerniert und besteht aus einer unspezifischen α-
blockern möglich. mitteln, das vom Bundesinstitut für Arzneimit- und einer spezifischen β-Untereinheit. Es erhält
Betäubung → Lokalanästhesie tel und Medizinprodukte ausgegeben sowie die Schwangerschaft* durch Stimulation der
Betäubung → Narkose fortlaufend nummeriert wird und mit der BtM- Progesteronsekretion des Corpus* luteum und
Betäubungsmittel n sg, pl: engl. narcotics. Sam- Nummer des Arztes und dem Ausgabedatum wird als Schwangerschaftsnachweis und Tu-
melbezeichnung für die in den Anlagen I, II und versehen ist. mormarker* bestimmt.
III des Betäubungsmittelgesetzes* (BtMG) ab- Regelungen: Hintergrund:
schließend aufgezählten Wirkstoffe mit psycho- – Teil I und II des BtM-Rezepts: Vorlage beim – Das in der Plazenta vom Synzytiotrophoblas-
tropen, bewusstseins- und stimmungsverän- Apotheker ten* gebildete Glykoprotein*-Heterodimer
dernden Wirkungen. Bei diesen Wirkstoffen – Teil III des BtM-Rezepts: Verbleib beim Arzt HCG besteht regulär aus nichtkovalent mitei-
droht physische und psychische Abhängigkeit, – 3-jährige Aufbewahrungsfrist: 1. für Teil III nander verbundener unspezifischer α- und
daher unterliegen sie Anwendungsverboten 2. für Teile I–III von fehlerhaft ausgefertig- spezifischer β-Untereinheit
oder -beschränkungen. ten Betäubungsmittelrezepten – die α-Untereinheit ist identisch mit der
Österreich: Es gilt der Begriff Suchtgift, gere- – auf Verlangen der nach Betäubungsmittelge- α-Untereinheit von FSH, LH und TSH
gelt durch das Bundesgesetz über Suchtgifte, setz* zuständigen Landesbehörde vorzulegen. – darüber hinaus existieren verschiedene
psychotrope Stoffe und Vorläuferstoffe (Sucht- Betäubungsmittel-Verschreibungsverord- Formvarianten
mittelgesetz). Dem Suchtmittelgesetz unterlie- nung f: engl. Narcotics-Prescription Regulation. – die biologische Halbwertzeit beträgt 8 h
gen sämtliche in den Anhängen I–V der Sucht- „Verordnung über das Verschreiben, die Abgabe – HCG wird v. a. über den Harn eliminiert
giftverordnung angeführten Stoffe und Zube- und den Nachweis des Verbleibs von Betäu- – das terminale Abbauprodukt im Harn ist das
reitungen. bungsmitteln (BtMVV)“, zuletzt geändert mit β-Core-Fragment (Dipeptid aus Aminosäure
Schweiz: Die Kontrolle von Betäubungsmitteln Gesetz vom 29.03.2017 (BGBl. I S. 626). Sie re- 6–40 und 55–92).
richtet sich nach dem Betäubungsmittelgesetz gelt zusammen mit dem Betäubungsmittelge- Referenzbereich: Im Blut:
(BetmG). Eine Bewilligung ist erforderlich für setz* (BtMG) die Verschreibungsmodalitäten – Nichtschwangere prämenopausale Frauen,
den Anbau von Pflanzen zur Gewinnung von von Betäubungsmitteln durch einen Arzt oder Männer und Kinder < 5 IU/l
Betäubungsmitteln, für Betäubungsmittelher- Zahnarzt. – postmenopausale Frauen < 10 IU/l
stellung, -verarbeitung und -handel sowie für Hinweis: Insbesondere sind für die jeweiligen – Schwangere je nach Schwangerschaftswoche
Ein-, Durch- und Ausfuhr von Betäubungsmit- Substanzen Höchstmengen festgesetzt. Über- (SSW): 1. Anstieg ab 3. SSW 2. Maximum um
237 Betazellen
die 10. SSW von bis zu 230 000 IU/l 3. Abfall geben wird Betamethason oral, parenteral, rek- in-Gαi-vermittelte Hemmung der Adenylat-
auf 20 000–80 000 IU/l in der 16. SSW. tal oder topisch. Seine glukokortikoide Aktivi- cyclase 3. glattmuskuläre Relaxation über
Im Urin: frei verkäufliche Tests meist positiv bei tät ist 25-fach höher als bei Kortisol. Das Risiko Senkung der intrazellulären Kalzium-Kon-
> 20 IU/l.
Indikationen:
für gastroduodenale Ulcera ist erhöht, beson-
ders in Kombination mit NSAR.
zentration durch vermehrten Einstrom in
das sarkoplasmatische Retikulum
B
– Schwangerschaftsnachweis BetamethyXldigoxin → Herzglykoside – Beta-3-Rezeptor: 1. Wirkung in braunem
– Tumormarker* v. a. zur Verlaufskontrolle Beta-2-Mikroglobulin n: engl. beta-2 micro- Fettgewebe über cAMP-Erhöhung 2. Struk-
von Keimzelltumoren (z. B. Chorionkarzi- globulin. Auf der Zelloberfläche befindliches tur und Funktion noch nicht abschließend
nom* oder Hodentumor*) bei Männern, Kin- Protein. Beim Abbau von humanem Leuko- geklärt.
dern und nichtschwangeren Frauen zyten-Antigen wird es sezerniert und ist in Kör- Wirkung: funktioneller Antagonismus* durch
– im Rahmen der Pränataldiagnostik* (z. B. perflüssigkeiten wie Serum oder Harn nach- gleichzeitiges Vorkommen unterschiedlicher
Ersttrimester*-Screening und Früherken- weisbar. Freies Beta-2-Mikroglobulin wird glo- Rezeptoren und Rezeptor-Subtypen an einem
nung des Down*-Syndroms) merulär filtriert und tubulär rückresorbiert. Erfolgsorgan.
– Verdacht auf Schwangerschaftskomplikatio- Referenzbereiche: Klinische Bedeutung:
nen (z. B. Abort). – Alter < 60 Jahre: 0,8–2,4 mg/l – Beta-Rezeptoren-Blocker
Erhöhte Werte im Blut und Urin: Deutliche Er- – Alter > 60 Jahre: < 3,0 mg/l. – Betasympathomimetika*.
höhung: Bewertung: Erhöhte Werte: Beta-Rhyø thmus [EEG] m: Frequenzband des
– Schwangerschaft v. a. bei Down-Syndrom des – Vermehrtes Wachstum oder Vermehrung von EEG* im Bereich 14–30 Hz. Der Beta-Rhythmus
Kindes und Mehrlingsschwangerschaft Lymphozyten (Morbus Hodgkin, Non-Hodg- ist meist ein Zeichen konzentrierter Aktivität.
– Keimzelltumoren einschließlich Chorionkar- kin-Lymphome, Plasmozytom, Multiples Betasympatholytika → Betablocker
zinomen. Myelom, Leukosen) Betasympatholytika → Sympatholytika
Geringe Erhöhung: – Nierenfunktionsstörungen, Erkrankungen Betasympathomimetika n pl: engl. beta sym-
– Maligne Tumoren, v. a. des Magen-Darm- des renalen Filtrationsapparates pathomimetics. Sympathomimetika mit über-
Traktes – im Verlauf nach Nierentransplantation wiegender Wirkung auf die Beta*-Rezeptoren.
– Frauen nach der Menopause* – bei Abstoßungsreaktionen nach Knochen- Betasympathomimetika wie Adrenalin werden
– hochgradige Nierenfunktionseinschränkun- marktransplantationen bei einer bradykarden Herzrhythmusstörung*
gen. – erhöhte Produktion durch lymphozytäre T- verabreicht. Beta-2-selektive Sympathomimeti-
Erniedrigte Werte im Blut und Urin während Zellen im Rahmen von HIV-Infektion ka (Fenoterol, Salbutamol, Terbutalin, Vilante-
der Schwangerschaft: Schwangerschaftskom- – andere Ursachen: chronische Polyarthritis, rol) werden als Bronchospasmolytika sowie als
plikationen, z. B. Extrauteringravidität und Sjögren-Syndrom, Pankreaskarzinome. Wehen-Hemmer (Tokolyse*) angewendet.
Abort. Beta-Rezeptoren m pl: engl. beta receptors. Betathalassämie → Thalassämie
Betahydroxybuttersäure f: engl. beta-hydroxy- Form adrenerger Rezeptoren. Es werden 3 Ty- Betatron n: syn. Kreisbeschleuniger. Teilchen-
butyric acid. Ketonkörper*, der als physiologi- pen unterschieden, Beta-1-Rezeptor, Beta-2-Re- beschleuniger zur Erzeugung hochenergeti-
scher und pathologischer Metabolit besonders zeptor und Beta-3-Rezeptor, mit unterschiedli- scher Elektronen und (mit Streufolien) von
beim Abbau von Fett und ketoplastischen Ami- chen Zielgeweben und Wirkungen. Gammastrahlen. Das Betatron wurde u. a. auf-
nosäuren entsteht (im Rahmen der Betaoxidati- Einteilung: grund zu geringer Gammadosisleistung in der
on oder durch Reduktion von Acetessigsäure*). – Beta-1-Rezeptor: 1. v. a. kardial und renal Strahlentherapie* durch Linearbeschleuniger
Betalactamasen f pl: Bakterielles Enzym (EC (juxtaglomerulärer Apparat) 2. Signal- ersetzt. Siehe Abb.
3., Hydrolase), Genom- oder Plasmid-codiert, transduktion (siehe Abb.): G*-Protein-Gαs-
das den Betalactamring hydrolytisch spaltet vermittelte Aktivierung der Adenylatcyclase;
und dadurch Bakterien Resistenz gegen Betalac- dadurch über cAMP* als second* messenger
tam-Antibiotika (Penicilline, Cephalosporine*) Aktivierung von PKA und vemehrter Ca2+-
verleiht. Einstrom in die Zelle über zellmembranäre
Betalaktam-Antibiotika n pl: engl. beta-lactam Kalziumkanäle (positiv ino-, chrono- und
antibiotics. Antibiotika* mit Betalaktamring. Zu dromotrop) sowie in sarkoplasmatisches Re-
den Betalaktam-Antibiotika zählen im engeren tikulum* (positiv lusitrop)
Sinn Penicilline, Cephalosporine*, Monobacta- – Beta-2-Rezeptor: 1. unter anderem auf glat-
me und Carbapeneme. Diese sind durch selekti- ten Muskelzellen 2. Signaltransduktion v. a.
ve Hemmung der Mureinbiosynthese sekundär wie Beta-1-Rezeptor, auch geringe G*-Prote-
bakterizid. Des Weiteren werden Betalaktama-
sen-Inhibitoren dazugezählt, wobei diese kaum
antibakterielle Aktivität aufweisen.
Betalipoproteine n pl: engl. beta-lipoproteins.
Lipoproteine*, die in der Elektrophorese im Be-
reich der Betaglobuline wandern und zu den
low-density lipoproteins (LDL) zählen. Betatron
Betamethason n: Langwirksames Glukokorti-
koid* ohne relevante mineralokortikoide Wir- Beta-Wellen → EEG
kung. Es wird bei zahlreichen entzündlichen Betazellen f pl: engl. beta cells; syn. B-Zellen.
und allergischen Erkrankungen eingesetzt. Ge- Beta-Rezeptoren: Signaltransduktion. Insulinproduzierende Zellen der Langerhans*-
Betelnuss 238
Inseln des Pankreas. Nicht mehr gebräuchlich nen Entscheidungen und nur seinem ärztlichen Beugesehnennaht → Fingerbeugesehnenrup-
ist die frühere Verwendung des Begriffs zur Be- Beruf verpflichtet. tur
zeichnung sowohl für B*-Lymphozyten als auch Aufgabe: Beugesehnenplaø stik → Fingerbeugesehnen-
B für eine Untergruppe der basophilen Zellen des
Hypophysenvorderlappens (HVL; siehe Hypo-
– Beratung des Arbeitgebers und der zuständi-
gen Personen zu Arbeitsschutz*, Unfallver-
ruptur
Beugung → Flexion
physe*). hütung* und Gesundheitsschutz Beulenpest → Pest
Betelnuss f: engl. betel nut; syn. Semen arecae. – Untersuchung, Beurteilung und Beratung Beurteilung von Schmerzen bei Demeø nz f:
Samen der Betelnusspalme (Areca catechu, Süd- der Arbeitnehmer Abk. BESD. Punktebewertungssystem (Score*)
ostasien). Die Betelnuss enthält das Hauptalka- – Unterstützung der Durchführung von Ar- zum Analgesiemonitoring bei Demenz* (deutsche
loid Arekolin, das beim Kauen der Nuss zusam- beitsschutzmaßnahmen und Unfallverhü- Fassung der ursprünglichen Version PAINAID
men mit Betelblättern und Kalk zu Arekaidin tung durch regelmäßige Begehungen der Ar- für pain assessment in advanced dementia).
mit zentral stimulierender Wirkung verseift beitsstätten Bewegungen, unwillkürliche f pl: engl. invol-
wird. Bei langfristigem Gebrauch entwickelt ein – Zusammenarbeit mit der Fachkraft für Ar- untary movements. Bewegungsmuster, die nicht
Teil der Anwender ein Oropharynxkarzinom*. beitssicherheit unter bewusster Kontrolle stehen und oft ohne
Bethesda-Test m: Quantitative Bestimmung – Einhaltung der ärztlichen Schweigepflicht* Auslösung im motorischen Kortex erfolgen.
des Faktor-VIII- oder Faktor-IX-Hemmkörpers auch gegenüber dem Arbeitgeber. Unwillkürliche Bewegungen kommen physio-
zur Diagnostik und Verlaufskontrolle bei BET-Schema n: engl. BET scheme; syn. Bolus- logisch vor, manche Muster sind aber Sympto-
Hemmkörperhämophilie*, meist modifiziert als Elimination-Transfer-Schema. Infusionsre- me von Erkrankungen.
Nijmegen-Bethesda-Test. gime, um zügig eine Wirkstoffkonzentration Formen:
Referenzbereich: ≤ 0,6 BE/ml. im Blutplasma zu erreichen und aufrechtzuer- – Reflexbewegung nach Aktivierung von Re-
Betreuung → Zuwendung halten. Das BET-Schema beinhaltet den initia- flexmustern im Rückenmark oder in höheren
Betreuung, häusliche f: engl. home care sup- len Bolus sowie die Infusionsrate zum Aus- ZNS-Abschnitten (Reflexe*)
port. Leistungen als Übergangsregelung nach gleich von Elimination und Umverteilung (vgl. – automatische Bewegungen, wie Bewegungs-
§ 124 SGB XI bis zum Inkrafttreten des 2. Pfle- Dreikompartimentmodell*). Beim computeras- stereotypien (Stereotypie*) bei Gesunden, ver-
gestärkungsgesetzes, das die Leistungsgewäh- sistierten Infusionssystem (TCI) wird die Infusi- stärkt u. a. bei hirnorganischen Störungen
rung aufgrund eines neuen Pflegebedürftig- onsrate automatisch berechnet und kontinuier- oder Schizophrenie*
keitsbegriffs und eines entsprechenden Begut- lich angepasst. – als Folge extrapyramidaler Erkrankungen bei
achtungsverfahrens regelte. Bett → Krankenbett hyperkinetischen Syndromen, denen eine Er-
Hintergrund: Anspruch hatten Pflegebedürftige Bettbügel → Patientenaufrichter krankung der Basalganglien* oder des Cere-
der Pflegestufen* I–III sowie Versicherte mit er- Bettgitter → Seitenhalterung bellums zugrunde liegt (extrapyramidale
heblich eingeschränkter Alltagskompetenz Bettnässen → Enuresis Symptome*), z. B. Chorea* Huntington, He-
nach § 45 a SGB XI. Leistungen umfassten Un- Bettpfanne → Steckbecken miballismus (Ballismus*), Ataxie*
terstützung und sonstige Hilfen im häuslichen Bettverlängerung → Krankenbett – die Mimik* des menschlichen Gesichts stellt
Umfeld, v. a.: Bettwaage f: engl. bed scale. Elektronische einen Sonderfall dar, da sie schon bei Gesun-
– Unterstützung von Aktivitäten im häusli- Waage zur digitalen Gewichtserfassung bei den manchmal, aber nicht immer der willent-
chen Umfeld, die dem Zweck der Kommuni- bettlägerigen Patienten. Sie besteht aus einzel- lichen Kontrolle unterliegt; bei der Pseudo-
kation und der Aufrechterhaltung sozialer nen Messplattformen, die mit einem integrier- bulbärparalyse* fehlt diese Kontrolle weitge-
Kontakte dienen ten Hebesystem unter die Räder des Kranken- hend (Zwangslachen, Zwangsweinen).
– Unterstützung bei der Gestaltung des häusli- bettes* geschoben werden. Um das exakte Pati- Im weiteren Sinn sind auch der Herzschlag, die
chen Alltags, v. a. Hilfen zur Entwicklung entengewicht ermitteln zu können, muss zuvor Peristaltik der Eingeweide und alle Bewegun-
und Aufrechterhaltung einer Tagesstruktur, das Gewicht des Bettes bestimmt werden. Bett- gen im Schlaf unwillkürliche Bewegungen.
zur Durchführung bedürfnisgerechter Be- waagen müssen geeicht werden. Bewegungsautomatiøsmus → Automatismus
schäftigungen und zur Einhaltung eines be- Indikation: V. a. bei Dialysebehandlung und in Bewegungsbestrahlung f: engl. moving field ir-
dürfnisgerechten Tag-/Nacht-Rhythmus. der Intensivmedizin, z. B. bei großflächigen radiation. Strahlentherapie* mit beweglichen
Betreuungsverfügung f: Erklärung einer Per- Verbrennungen zur Langzeitmessung des Flüs- Strahlenquellen, deren emittierte Strahlenbün-
son für den Fall, dass sie zukünftig selbst nicht sigkeitsverlustes. del sich im Tumorgebiet treffen, unter Scho-
mehr in der Lage ist, eigene Angelegenheiten zu Bettwanzen → Wanzen nung des umgebenden Gewebes. Hierzu zählen
erledigen und die Voraussetzungen der Anord- Betula → Birke z. B. Pendel- oder Rotationsbestrahlung.
nung einer Betreuung gegeben sind, mit Aussa- Beturie → Chromurie Bewegungsdrang m: Gesteigertes, nicht zu un-
gen beispielsweise zur Frage der Person des Be- Beugekontraktur → Kontraktur terdrückendes Bedürfnis nach (oft ungezielter)
treuers oder Art der Versorgung im Pflegefall. Beugerefleø x m: engl. flexor reflex. Physiologi- Bewegung, meist im Rahmen psychischer oder
Betriebsarzt m: engl. company physician. Arzt scher Schutzreflex. Eine Aktivierung von neurologischer Störungen. Bewegungsdrang
mit Gebietsbezeichnung Arbeitsmedizin* oder Schmerzsensoren im Fuß erregt über spinale tritt häufig in Kombination mit innerer Ange-
Zusatzbezeichnung Betriebsmedizin, der auf Verschaltung der Afferenzen die Motoneuronen spanntheit und Konzentrationsstörungen auf.
der Grundlage des Arbeitssicherheitsgesetzes* ipsilateraler Beugemuskeln sowie kontralatera- Bei alten, verwirrten Menschen sowie auch bei
sowie staatlicher und berufsgenossenschaftli- ler Streckmuskeln (gekreuzter Streckreflex) und hyperaktiven Kindern besteht Sturz- und Ver-
cher Vorschriften (Unfallverhütungsvorschrif- hemmt die Motoneuronen der ipsilateralen letzungsgefahr.
ten*) arbeitsmedizinische Aufgaben für ein Un- Streckmuskeln und der kontralateralen Beuge- Vorkommen:
ternehmen ausführt. Er wird durch das Unter- muskeln des Beins. Ergebnis ist eine Entlastung – Manie*
nehmen bestellt, ist jedoch weisungsfrei in sei- des betroffenen Fußes. – agitierte Depression*
239 Bewertungsmaßstab, einheitlicher
– hyperkinetisches Syndrom Bewegungsstörungen, stereotyXpe f pl: engl. – § 630 Abs. 1 BGB: Ein Fehler des Behandeln-
– Tic*-Störung steretypic movement disorders; syn. stereotype den wird vermutet, wenn sich ein allgemei-
– hirnorganische Störungen (z. B. Demenz*) motorische Störungen. Willkürliche, dysfunkti- nes Behandlungsrisiko verwirklicht hat, das
– neurologische Störungen (z. B. Restless*-Legs
Syndrom).
onale und oft rhythmische Bewegungen (Stereo-
typien*), die nicht selbstbeschädigend und
für den Behandelnden voll beherrschbar war
und das zur Verletzung des Lebens, des Kör-
B
Beschreibung: Primäre Maßnahme ist immer (nach ICD-10) nicht Teil einer anderen Erkran- pers oder der Gesundheit des Patienten ge-
soweit möglich die gezielte Behandlung der kung sind. Sie werden als zwanghaft erlebt und führt hat.
Grunderkrankung, u. U. auch symptomatisch sind kaum zu unterdrücken. Sie sind häufig bei – § 630 Abs. 3 BGB: Hat der Behandelnde eine
(z. B. mit Sedativa, cave: Sturzgefahr). Darüber Intelligenzminderung, aber auch bei vielen an- medizinisch gebotene wesentliche Maßnah-
hinaus sollte dem Bewegungsdrang möglichst deren psychischen oder neurologischen Erkran- me und ihr Ergebnis entgegen § 630f Abs. 1
Raum gegeben und die Umgebung gesichert kungen. oder Abs. 2 BGB nicht in der Patientenakte
werden, ggf. sind Helm sowie Arm- oder Knie- Beispiele: aufgezeichnet oder hat er die Patientenakte
schoner einzusetzen, bei alten Menschen auch – Körperschaukeln, Kopfschaukeln, Kopfan- entgegen § 630f Abs. 3 BGB nicht aufbe-
Hüftprotektoren* (Gefahr des Oberschenkel- schlagen, Haarezupfen, Haaredrehen, Fin- wahrt, wird vermutet, dass er diese Maßnah-
halsbruches). Bei Kindern sollte für gezieltes Be- gerschnipsgewohnheiten und Händeklat- me nicht getroffen hat.
wegungstraining (Sport- und Physiotherapie*) schen. – § 630 Abs. 4 BGB: War ein Behandelnder für
gesorgt werden. Freiheitsentziehende Maßnah- – Der Übergang zu sozial akzeptierten „Ange- die von ihm vorgenommene Behandlung
men (Fixierung) sind nur bei lebensbedrohli- wohnheiten“ wie Nägelkauen und Naseboh- nicht befähigt, wird vermutet, dass die man-
chen Zuständen (Selbstgefährdung*) indiziert. ren ist fließend. gelnde Befähigung für den Eintritt der Ver-
Bewegungsfixateur → Fixateur externe Bewegungsumfang eines Gelenks → Neut- letzung des Lebens, des Körpers oder der Ge-
Bewegungshalluzination → Halluzination, ral-Null-Methode sundheit ursächlich war.
zönästhetische Beweislast f: engl. burden of proof; syn. Beweis- – § 630h Abs. 5 BGB: Liegt ein grober Behand-
Bewegungskrankheit → Kinetose pflicht. Die Beweislast legt fest, zu Lasten wel- lungsfehler vor und ist dieser grundsätzlich
Bewegungsrefleø xe → Labyrinthreflexe cher Partei eines Rechtsstreits die Nichterweis- geeignet, eine Verletzung des Lebens, des
Bewegungsschiene f: engl. dynamic splint. Mo- lichkeit einer entscheidungserheblichen Tatsa- Körpers oder der Gesundheit der tatsächlich
torbetriebene Schiene mit Halterungsgestell chenbehauptung (sog. non liquet) geht. Sie ist eingetretenen Art herbeizuführen, wird ver-
zur postoperativen frühfunktionellen Übungs- abzugrenzen von der Beweisführungslast, die mutet, dass der Behandlungsfehler für diese
behandlung und Kontrakturenprophylaxe, v. a. bestimmt, welcher Partei es obliegt, Beweise für Verletzung ursächlich war.
nach Knie- und Hüftoperationen. Über Hand- ihre Behauptung anzubieten. Darüber hinaus wird eine Beweislastumkehr für
schalter kann der Patient die Anwendung star- Rechtsgrundlagen: § 286 Abs. 1 S. 1 Zivilpro- bestimmte Fallgestaltungen, insbesondere im
ten und beenden. Siehe Abb. zessordnung (ZPO) regelt den Grundsatz der Sozialrecht, anerkannt, in denen etwa der Geg-
Hinweis: Bewegungsschienen sind als orthopä- freien Beweiswürdigung im Zivilprozess. Die ner der beweisbelasteten Partei den Beweis ver-
disches Hilfsmittel verordnungsfähig. Frage der Beweislastverteilung stellt sich erst, eitelt oder erschwert oder die Beweisführung
wenn es dem Gericht nach Ausschöpfung aller unmöglich ist, weil die zu beweisenden Tatsa-
Möglichkeiten zur Aufklärung des Sachverhalts chen sich im Bereich des Gegners abgespielt ha-
nicht gelungen ist, eine bestehende Ungewiss- ben und dieser an der ihm möglichen Sachver-
heit zu beseitigen. Trotz Geltung des Amtser- haltsaufklärung nicht oder nicht rechtzeitig
mittlungsgrundsatzes im sozialgerichtlichen mitgewirkt hat. Dies gilt etwa in Konstellatio-
Verfahren (§ 103 SGG) gelten die Grundsätze nen, in denen in der persönlichen Sphäre oder
der freien Beweiswürdigung (§ 128 SGG) und in der Verantwortungssphäre des Arbeitslosen
der objektiven Beweislast auch hier. wurzelnde Vorgänge nicht mehr aufklärbar
Inhalt: Die Beweislast kann sich direkt aus dem sind, d. h. wenn eine besondere Beweisnähe des
Gesetz ergeben, z. B. §§ 179 Abs. 1, 280 Abs. 1 Betroffenen vorliegt (vgl. Bundessozialgericht,
S. 2 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB); § 630h Urteil vom 08.09.10, B 11 AL 4/09 R).
Abs. 2 S. 1 BGB. Fehlt eine gesetzliche Rege- Bewertungsmaßstab, einheitlicher m: engl.
lung, gilt im Grundsatz, dass jede Partei die Vo- standard schedule of fees; Abk. EBM. Zwischen
Bewegungsschiene [80]
raussetzungen der ihr günstigen Norm zu be- Kassenärztlicher Bundesvereinigung und GKV-
weisen hat. Spitzenverband vereinbartes System zur Bewer-
Beweislastumkehr f: engl. shifting of the burden tung ärztlicher Leistungen für Abrechnungs-
Bewegungsstörungen, schlafbezogene f: of proof. Ausnahme von dem rechtlichen Grund- zwecke zulasten der GKV. Der EBM ist Bestand-
engl. sleep related movement disorders. Form der satz, dass jede Partei die Beweislast für die tat- teil des Bundesmantelvertrags – Ärzte. Er defi-
Schlafstörungen* mit relativ einfachen, in der sächlichen Voraussetzungen der ihr günstigen niert den Inhalt berechnungsfähiger Leistungen
Regel stereotypen Bewegungen (Stereotypie*), Rechtsnorm trägt. im Rahmen der vertragsärztlichen Versorgung
die den Schlafablauf stören, oder anderen mo- Rechtsgrundlagen: Gesetzliche Anordnungen und ihr wertmäßiges, in Punkten ausgedrück-
nophasischen Bewegungsstörungen wie Rest- einer Beweislastumkehr enthalten z. B.: tes Verhältnis zueinander.
less*-Legs-Syndrom, periodic* limb movement – § 476 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) ordnet Bedeutung: Der EBM gilt für alle Kassenarten
disorder, Beinkrämpfe im Schlaf, Bruxismus*, eine Beweislastumkehr für den Fall an, dass in der GKV, wird in bestimmten Abständen
stereotype rhythmische Bewegungsstörungen sich binnen 6 Monaten nach Gefahrübergabe grundsätzlich überprüft und laufend weiterent-
(z. B. Jactatio* capitis nocturna, Jactatio corporis ein Mangel an der veräußerten Sache zeigt. wickelt. Bei der Ermittlung der Bewertung wer-
nocturna). den die ärztliche Arbeitszeit und der jeweilige
Bewertungsskala 240
Ressourcenverbrauch (Technikeinsatz) berück- Identität über die Zeit und der darin begrün- men: z. B. bei intrakraniellen Prozessen (u. a.
sichtigt. deten Autonomie bei der Gestaltung des bei Schädelhirntrauma*, Schlaganfall*, intra-
Rechtliche Grundlage: § 87 SGB V. mentalen und sozialen Raumes, z. B. bei Ent- kranieller Blutung oder Tumor, Epilepsie*)
B Bewertungsskala → Ratingskala scheidungen) 3. Gerichtetheit des bewussten oder infolge Stoffwechsel- (z. B. bei Diabetes*
Bewusstlosigkeit f: engl. unconsciousness. Erlebens auf etwas (im engeren Sinn Intentio- mellitus) oder Regulationsstörungen, kardia-
Schwere Form der quantitativen Bewusstseins- nalität) ler Arrhythmie oder Intoxikation 4. Eintei-
störung* mit Fehlen bewussten psychischen Ge- – geistiges Vermögen des Menschen, das zu ab- lung (nach zunehmender Ausprägung): I. Be-
schehens und aufgehobener Kontakt- sowie er- sichtsvoll zielverfolgendem Handeln bei nommenheit* II. Somnolenz* III. Sopor*
heblich eingeschränkter bis aufgehobener Reak- gleichzeitiger Selbstwahrnehmung und IV. Bewusstlosigkeit* (Synkope*, Koma*)
tionsfähigkeit bei initial erhaltener somati- Selbstkontrolle* befähigt und durch Komple- – qualitative Bewusstseinsstörung: die Quali-
scher* Funktion. Mit zunehmender Tiefe der xität und Differenziertheit ausgezeichnet ist tät des Erlebens ist insgesamt verändert, was
Bewusstlosigkeit kommt es zur Störung von – umfasst das Wahrnehmen der Sinneseindrü- subjektiv negativ oder positiv erlebt werden
Schutzreflexen, Atem- und Kreislauffunktion cke und der darin repräsentierten Gegenstän- kann: 1. Bewusstseinstrübung* 2. Bewusst-
sowie Temperaturerhalt. Therapiert wird inten- de und Ereignisse sowie deren Verknüpfung seinseinengung* 3. Bewusstseinserweite-
sivmedizinisch. Ätiologie: mit Gedächtnisinhalten, Erinnerungen und rung*.
– Kardiovaskulär Stimmungen. Bewusstseinstrübung f: engl. clouding of con-
– metabolisch (Hypoglykämie* oder Hypergly- Bewusstseinseinengung f: engl. narrowed con- sciousness. Qualitative Bewusstseinsstörung*
kämie*) sciousness. Qualitative Bewusstseinsstörung* mit Beeinträchtigung der Klarheit des Bewusst-
– traumatisch (Schädelhirntrauma*) mit Fokussierung des gesamten Erlebens und seins* (Luzidität*) und damit der Fähigkeit, ver-
– iatrogen* im Rahmen der Narkose* Verhaltens auf wenige Themen und verminder- schiedene Aspekte der eigenen Person und der
– zerebral bei Schlaganfall*, generalisiertem ter Ansprechbarkeit auf Außenreize. Umwelt zu erfassen, sie sinnvoll miteinander zu
epileptischem Anfall*, entzündlich-infektiö- Vorkommen: verbinden, entsprechend zu handeln und sich
ser zerebraler Erkrankung, Enzephalopathie* – Dämmerzustand* mitzuteilen. Klinisches Bild: Betroffene wir-
oder Hirndrucksteigerung* – akute Belastungsstörung ken häufig verlangsamt, umständlich, konzent-
– Intoxikation mit Alkohol, Schlafmittel, Opi- – posttraumatische* Belastungsstörung rationsgestört und wie abgekoppelt von der
at* o. a. – akute Psychose* Umgebung. Vorkommen:
– Elektrolytstörung* u. a. – im Kontext von meditativen Verfahren und – Delir*
Formen: intensiver Konzentration (einschließlich – andere organisch bedingte Psychosen
– Synkope* (kurz dauernd) Hypnose*). – Oneirismus*
– Koma* (länger andauernd). Bewusstseinserweiterung f: engl. expanded – Dämmerzustand*
Einteilung: (notfallmedizinisch, intensivmedi- consciousness. Qualitative Bewusstseinsstö- – Intoxikation.
zinisch) durch Quantifizierung mit Glasgow* rung*, bei der die Betroffenen eine gesteigerte Beziehungsstörung f: engl. relation disorder.
Coma Scale (Tab. dort). Wachheit, Präsenz und Offenheit sowie eine in- Bezeichnung von Störungen der sozialen Inter-
Therapie: tensivierte Emotionalität* erleben (Bewusst- aktion, z. B. bei gestörten Therapeut-Patient-In-
– Stabile Seitenlagerung* im Rahmen der ers- seinsverschiebung). teraktionen, bei der Definition des Autismus*
ten Hilfe Beschreibung: Vorkommen: und im psychoanalytischen Übertragungs-/Ge-
– Indikation zur Beatmung* (Intubation) in der – Meist substanzinduziert (z. B. Halluzino- genübertragungskonzept (siehe Übertragung*).
Regel bei Glasgow Coma Scale < 8 gene*) Beziehungswahn m: engl. delusion of reference.
– Sicherung der Vitalfunktionen mit Wärmeer- – akute Schizophrenie* Form des Wahns*, bei der objektiv belanglose
halt (Hypothermie*-Prävention) sowie symp- – Manie* Äußerungen und Verhaltensweisen anderer
tomatische und kausale Therapie – im Rahmen meditativer Verfahren und inten- Menschen sowie Ereignisse in der Umwelt auf
– intensivmedizinische Überwachung (Inten- siver Konzentration (einschließlich Hyp- die eigene Person bezogen werden und ihnen
sivpflege) und ggf. Reanimation*. nose*) eine besondere Bedeutung beigemessen wird,
Bewusstsein n: engl. consciousness; syn. Senso- Bewertung. Die Bewusstseinserweiterung wird meist im Sinne einer Beeinträchtigung (Beein-
rium. Gesamtheit von Bewusstseinsinhalten meist positiv bewertet im Sinne einer Erweite- trächtigungswahn*) oder Beeinflussung.
(z. B. Wahrnehmungen und Gedanken) im Sin- rung des für die Person zugänglichen psychi- Vorkommen:
ne von Wissen um die umgebende Welt sowie schen Raumes. Sie erschließt sich fast aus- – Schizophrenie*
um das Selbst als Träger der Bewusstseinsinhal- schließlich über subjektive Erlebnisberichte, – organisch bedingte Psychose
te. Zu den Qualitäten des Bewusstseins zählen kaum über objektivierbare Verhaltensweisen. – psychotische Depression*.
z. B. Wachheit, Orientierung*, Zielgerichtet- Bewusstseinsstörung f: engl. disorder of con- Beziehung, therapeutische f: engl. therapeutic
heit, Aktivität, Aufmerksamkeit, Auffassung, sciousness. Störung des Bewusstseins*, d. h. der relationship. Alle Verhaltensweisen, Emotionen
Denkablauf und Merkfähigkeit. Gesamtheit von Bewusstseinsinhalten wie und Kognitionen, die das Verhältnis zwischen
Hintergrund: Wahrnehmungen und Gedanken. Unterschie- Therapeut und Patient kennzeichnen. Im weite-
– Bezeichnung in der Psychiatrie, Psychologie den werden qualitative und quantitative Be- ren Sinn ist es ein Oberbegriff für die Arzt*-Pati-
und Psychotherapie für: 1. Bewusstsein als wusstseinsstörungen. ent-Beziehung und im engeren Sinn spezifisch
solches, unabhängig vom Inhalt (im engeren Formen: für die psychotherapeutische Beziehung. Eine
Sinn die Fähigkeit, einen mentalen Vorgang – Quantitative Bewusstseinsstörung: 1. gra- positive therapeutische Beziehung begünstigt
bewusst zu erleben) 2. Bewusstsein des eige- duelle Verminderung des bewussten Erle- den Therapieerfolg.
nen Erlebens (im engeren Sinn Selbstbe- bens und der Vigilanz* 2. quantifizierbar Klinische Bedeutung: Die Bedeutung der thera-
wusstsein als Erleben der eigenen personalen nach der Glasgow* Coma Scale 3. Vorkom- peutischen Beziehung ist durch empirische Stu-
241 Békésy-Hörtheorie
dien belegt, die eine (bereits frühe) positive hilf- sung der Beteiligten ab. Maßnahmen zur Schaf- – bei Trichobezoar endoskopische Fragmentie-
reiche Beziehung oder ein Arbeitsbündnis mit fung bzw. Verbesserung einer erfolgverspre- rung oder chirurgische Therapie
einem günstigen Ergebnis der Therapie in Ver- chenden therapeutischen Beziehung umfassen – bei Ileus* laparoskopische oder offene Ente-
bindung bringen. Dieser Befund ist unabhängig
davon, ob der therapeutischen Beziehung bei ei-
u. a.:
– Glaubwürdiges Erklärungsmodell für Stö-
rotomie mit Extraktion des Bezoars, Absau-
gen des Darmes mit oraler Dekompression
B
nem bestimmten Therapieansatz konzeptuell rung und Intervention und querem Nahtverschluss der Enteroto-
ein hoher Stellenwert zugeordnet wird. Gele- – adäquate Vorbereitung auf therapeutische mie.
gentlich ist in der Literatur eine Überschätzung Übungen und Aufgaben Bezold-Jarisch-Refleø x m: Reflektorische arteri-
der therapeutischen Beziehung als wichtigstem – intensive soziale Verstärkung elle Hypotonie* infolge Vasodilatation (vermin-
oder einzig empirisch belegtem Wirkfaktor von – häufige Zusammenfassungen und Rückmel- derter peripherer Widerstand) und Bradykardie
Psychotherapien beobachtet worden. Die thera- dungen und komplementäre Beziehungsge- bei Erregung von Dehnungs- und Chemosenso-
peutische Beziehung ist aber nicht der wichtigs- staltung ren des ventrikulären Myokards. Der Reflex
te oder einzige empirisch belegte Wirkfaktor. – besonders bei kritischen Situationen (Reak- wird aktiviert durch Hypoxie, Nikotin, Seroto-
Dies belegen u. a. die Befunde zu therapeuti- tanz, Widerstand) Anerkennung des Patien- nin, Phenylbiguanid sowie Dehnung durch Vo-
schen Maßnahmen ohne interpersonelle Kon- ten in seinem Erfahrungszustand und Ver- lumenzunahme oder andere Reize.
takte (z. B. Bibliotherapie*, Internettherapie). meidung von Überforderung. Klinische Bedeutung: Der Bezold-Jarisch-Reflex
Die Psychotherapieforschung zeigt konsistent Erfassung: Zur Erfassung verschiedener Aspek- führt in manchen Fällen zum Herzversagen bei
mittelstarke Korrelationen zwischen der Quali- te der therapeutischen Beziehung wurde eine Herzinfarkt oder Myokarditis.
tät der therapeutischen Beziehung und dem Vielzahl von Fragebögen, Ratingskalen und Be- Bezold-Mastoiditis f: engl. Bezold’s mastoiditis.
Therapieerfolg. Sie ist demnach wichtig, aber obachtungsverfahren entwickelt (z. B. Stunden- Komplikation der akuten Mastoiditis* mit Ei-
weder hinreichend noch notwendig für den bogen für die allgemeine und differenzielle Ein- terdurchbruch im Bereich der Mastoidspitze
Therapieerfolg. Die Bedeutung der therapeuti- zelpsychotherapie). (Ansatz des M. sternocleidomastoideus). Die Be-
schen Beziehung und die Auffassung, was eine Bezoar m: syn. Gastrolith. Faserige Verklum- zold-Mastoiditis tritt bei älteren Jugendlichen
positive therapeutische Beziehung konstituiert, pung aus unverdaubaren Materialien, die sich und Erwachsenen nach Pneumatisation der
variiert zwischen therapeutischen Ansätzen: nach oraler Zufuhr im Magen und seltener im Mastoidspitze auf. Betroffene entwickeln einen
– In den psychodynamischen Therapieverfah- Darmtrakt zu einem Knäuel formen und zu ei- entzündlichen Schiefhals aufgrund einer
ren gilt eine positive Beziehung als zentrale nem Darmverschluss führen. Durch den langen Schonkontraktur sowie eine Schwellung und
Voraussetzung für das Gelingen der Therapie Kontakt mit den Verdauungssäften härten die Druckschmerz im oberen seitlichen Halsbe-
und als unspezifischer Wirkfaktor, während äußeren Schichten des Klumpens aus. Diese Ge- reich.
das Verstehen und Transformieren von Über- bilde nennt man Bezoarsteine. Bezugspflege f: syn. Primary nursing. Patien-
tragung* und Gegenübertragung* als metho- Formen: tenorientierte Arbeitsorganisation in der Pflege.
denspezifischer Wirkfaktor gilt. – Phytobezoar aus ungenügend gekauten Dabei übernimmt eine Pflegeperson die Pflege-
– In der Gesprächspsychotherapie* gelten die oder sehr faserreichen Pflanzenresten, z. B. verantwortung für einen Patienten während sei-
in der dort formulierten Grundhaltung ent- bei insuffizientem Gebiss nes gesamten stationären Aufenthalts sowie
haltenen Elemente (Wertschätzung, Kongru- – Trichobezoar aus verschluckten Haaren im während der Betreuung und Begleitung im am-
enz und Empathie*) als essenzielle Elemente Rahmen psychischer Störungen, häufig bei bulanten Bereich mit allen dazugehörigen pfle-
der therapeutischen Beziehung. jungen Frauen mit Trichotillomanie* (Haare gerischen Tätigkeiten. Das Gegenmodell ist die
– In der kognitiven Verhaltenstherapie* wird ausreißen) und Trichophagie (Haare essen) Funktionspflege*.
darauf geachtet, die Beziehung bewusst sup- – Laktobezoar aus geronnener, eingedickter Organisation: Die Bezugspflege umfasst die
portiv und strukturierend zu gestalten. Das Milch (bei Säuglingen) kontinuierliche Betreuung des Patienten, die
Interesse an der therapeutischen Beziehung – Arzneimittelbezoar: besonders im Rahmen Anpassung der Pflege an die Individualität des
basiert hier auf der Erkenntnis, Therapieer- einer Therapie mit Antazida*. Patienten und hat die achtsame Beziehung zum
folge nicht ausschließlich durch Technik- Klinik: Patienten zum Ziel. Die Arbeitsorganisation
oder Störungsvariablen bei der Anwendung – Häufig jahrelang asymptomatisch folgt bestimmten Qualitätsregeln:
verhaltenstherapeutischer Maßnahmen in – Bauchschmerz, Übelkeit, Erbrechen, rasches – Die Bezugspflegeperson (primary nurse) ist
der Praxis erklären zu können. Sättigungsgefühl, Anorexie, Gewichtsver- für die Planung, Durchführung und Evalua-
Formation: Die therapeutische Beziehung wird lust, Ileussymptomatik, gastrointestinale tion der Pflege eines Patienten zuständig
von zahlreichen störungs-, individual- und kul- Blutung. – während der Abwesenheit der Bezugspflege-
turspezifischen Faktoren geprägt. Interpersona- Komplikationen: person führen Begleitpflegende (associate
le und kommunikative Stile ebenso wie unter- – Selten Blutung aufgrund peptischer Ulzera nurses) oder eine andere fachlich erfahrene
bewusste Beziehungsmuster bestimmen die oder Drucknekrosen Pflegeperson die Pflege entsprechend der Pla-
therapeutische Beziehung. Sie sollte individuell – Ileus nung der primary nurse fort.
auf den jeweiligen Patienten, seine Persönlich- – ggf. Arzneimittelüberdosierung bei Arznei- Békésy-Hörtheorie f: engl. Békésy’s theory.
keit und sein Störungsbild abgestimmt sein. mittelbezoar. Theorie zur Erklärung der beim Hören im In-
Dabei muss sie nicht immer supportiv und posi- Diagnostik: Häufig Zufallsbefund bei Gastro- nenohr* ablaufenden hydromechanischen Pro-
tiv sein. Unter Umständen können auch provo- skopie, CT- oder Röntgenuntersuchungen. zesse.
kative Therapieansätze zum Therapieerfolg bei- Therapie: Je nach Art der Zusammensetzung: Hintergrund: Vom Schall ausgelöste Wellen
tragen. Die Beziehungsgestaltung kann nicht – Bei Phytobezoar Auflösung mit Zellulase, (sog. Wanderwellen) in der Endolymphe wan-
allein auf Patientenmerkmale zurückgeführt Acetylcystein und Cola in Kombination mit dern vom Stapes in Richtung Helicotrema* und
werden, sondern hängt wesentlich von der Pas- Metoclopramid lenken die Basilarmembran des Corti-Organs
B-Fasern 242
aus. Entsprechend ihrer Frequenz wird an einer Wirksamkeit: Evidenzbasierte Wirksamkeit kann. Es setzt sich zusammen aus Proteinen
bestimmten Stelle ein Amplitudenmaximum nachgewiesen (Metaanalysen; Marrs, 1995; Al- (z. B. Phospholipase A2), Peptiden (insbesondere
aufgebaut (Dispersionstheorie). Dieses erregt koholabhängigkeit: Apodaca und Miller, 2003; Melittin; Apamin), Histamin und Dopamin so-
B die Sinneszellen an diesem Ort (Einorttheorie).
Schallwellen hoher Frequenzen haben dieses
Depression: Cuijpers, 1997; Gregory et al.,
2004; sexuelle Dysfunktion: Van Lank-
wie Lipidmediatoren (Leukotriene B4 und C4).
Bier-Block m: engl. Bier’s local anesthesia; syn.
Maximum in der Nähe des Stapes, Schallwellen veld, 1998). intravenöse Regionalanästhesie (Abk. IVRA).
niedriger Frequenzen im Bereich des Helicotre- Bicarbonat-Ion n: engl. bicarbonate ion. Haupt- Form der Regionalanästhesie* mit Injektion des
mas*. transportform des im Gewebe anfallenden Lokalanästhetikums in eine distale Vene einer
B-Fasern → Nervenfaser CO2 (chemische Formel HCO3–). Bicarbonat- Extremität in Esmarch*-Blutleere.
BFNE: Abk. für benigne familiäre neonatale Ionen bilden als Basen mit H+-Ionen die Säure Bierhefe f: engl. brewers’ yeast; syn. Faex medi-
Epilepsie → Neugeborenenkrämpfe H2CO3. cinalis. Ausgewaschene, entbitterte untergärige
Bh [Blutgruppensysteme]: Blutgruppe Bh, sie- Bicarbonatpuffer m: engl. bicarbonate buffer. Back- oder Bierhefe von Saccharomyces* cerevi-
he Para*-Bombay-Blutgruppen. Wichtiges Puffersystem aus Kohlensäure siae bzw. carlsbergensis, die v. a. Vitamine der
B I: Abk. für Billroth I → Magenteilresektion (H2CO3), Bicarbonat (HCO3–) und H+ mit B-Gruppe (Thiamin*, Riboflavin, Pantothensäu-
Bias n: Einseitige Verzerrung von Studienergeb- pK 6,1. Im arteriellen Blut werden durch Abat- re*) enthält.
nissen vom theoretischen Wert, der Ergebnis ei- mung von CO2 Abweichungen des pH-Wertes Einsatz in der Medizin:
ner perfekten Messung wäre (wahrer Wert). Ein vom Normalwert (7,35–7,45) stark gedämpft. – (medikamentös) bei Appetitlosigkeit
Bias wird verursacht durch Störgrößen oder feh- Die Bicarbonatkonzentration (24 mmol/l) wird – getrocknet bei Akne und Furunkulose (anti-
lerhafte Messtechnik, beispielsweise Selektions- durch Sekretion und Resorption in Niere und bakterielle und phagozytosestimulierende
bias: systematische Verzerrung durch Selektion Leber reguliert. Wirkung)
von besonders gesunden oder gesundheitsbe- Bichel-Bing-Harboe-Syndrom → Bing-Neel- – schwaches Laxans
wussten Personen, die sich freiwillig zur Teil- Syndrom – als Lyophilisat mit lebenden Zellen zur Be-
nahme an Präventionsstudien melden. Bickenbach-Armlösung f: engl. Bickenbach’s handlung akuter Diarrhö* (Wachstumshem-
Bias-Flow → Hochfrequenzbeatmung arm delivery. Geburtshilflicher Handgriff zur Lö- mung fakultativ pathogener Mikroorganis-
Bibernelle, große f: syn. Pimpinella major. sung der neben den Kopf hochgeschlagenen Ar- men, Regenerationsförderung der natürli-
Ausdauernde Staude aus der Familie der Dol- me bei einer Geburt aus Beckenendlage. Bei der chen Darmflora).
dengewächse (Apiaceae), die in Europa sowie Armlösung nach Bickenbach wird zunächst der Biermer-Anämie → Anämie, perniziöse
West-Asien vorkommt. Sie wirkt sekretomoto- hintere Arm aus der Kreuzbeinhöhle und da- Bifidobacterium n: syn. Bifidusbakterien. Gat-
risch und -lytisch. Zusammen mit der Kleinen nach der vordere Arm unter der Symphyse ge- tung grampositiver, unbeweglicher, sporenlo-
Bibernelle bildet die Große Bibernelle die löst. ser, überwiegend anaerober Stäbchenbakterien
Stammpflanze der Droge. Medizinisch wird sie Bickerstaff-Enzephalitis f: engl. Bickerstaff der Familie Bifidobacteriaceae, die in 11 nicht
innerlich bei Katarrhen der oberen Atemwege brainstem encephalitis; syn. benigne Hirnstam- humanpathogene Spezies untergliedert wer-
verwendet (Kommission E). menzephalitis. Umschriebene Enzephalitis* des den. Bifidobakterien weisen Ähnlichkeit zu Co-
Verwendung: Volkstümlich: Hirnstamms meist unklarer, oft postinfektiöser rynebakterien auf und spalten Kohlenhydrate
– Als Stomachikum in Bitterschnäpsen und Ge- Ätiologie mit günstiger Prognose. Klinisch äu- unter Bildung von Essig- und Milchsäure im
würzextrakten ßert sie sich durch Ophthalmoplegie und Ata- Verhältnis 3 : 2.
– Anwendung innerlich bei Erkrankungen der xie*. Differenzialdiagnostisch kommen Fisher*- bifidus: Zweigeteilt.
Harnorgane, Nieren- und Harnblasensteinen Syndrom oder Hirnstammenzephalitiden infek- Bifidusflora f: engl. bifidus flora. Traditioneller
– äußerlich zum Gurgeln und Spülen bei Ent- tiöser Genese infrage. Name für intestinale Arten von Bifidobacteri-
zündungen der Mund- und Rachenschleim- bicuspidalis: engl. bicuspidal. Zweizipfelig; um*, die in allen Altersstufen des Menschen ei-
haut auch bikuspidal, bikuspid; z. B. Valva bicuspi- nen quantitativ großen Anteil der bakteriellen
– als Badezusatz bei schlecht heilenden Wun- dalis (Mitralklappe*) oder bikuspide Aorten- Darmflora bilden. Bei muttermilchernährten
den. klappe als angeborener Herzfehler (siehe auch Säuglingen ist Bifidobacterium infantis neben
Die Wirksamkeit bei den volkstümlichen An- Aortenklappeninsuffizienz*). Bifidobacterium bifidum vorherrschend. Der
wendungsgebieten ist derzeit nicht belegt. Biedl-Syndrom → Bardet-Biedl-Syndrom Stuhl von mischkosternährten Kindern und Er-
Bibliotherapie f: engl. bibliotherapy. Form der Biegungsfraktur → Fraktur wachsenen enthält vorwiegend Bifidobacterium
Psychotherapie*, bei welcher der Patient durch Bielschowsky-Körper m sg, pl: engl. Bielschow- longum.
Lektüre einer gezielten Auswahl geeigneter Li- sky’s bodies. Zytoplasmatische neuronale Poly- Bifokalgläser → Brillengläser
teratur oder die Produktion von Texten darin glukosaneinschlüsse*, die bei degenerativen Er- Bifurcatio aoø rtae → Aorta
unterstützt werden soll, Kenntnisse bezüglich krankungen der Basalganglien* histologisch Bifurcatio carotidis f: engl. carotid bifurcation;
des Ausdrucks von Gefühlen und Erlebnissen nachweisbar sind. syn. Karotisgabel. Teilungsstelle der A. carotis
zu erwerben, um seine Probleme besser zu erle- Bielschowsky-Zeichen n: engl. Bielschowsky communis. Die Bifurcatio carotidis befindet
ben, zu verstehen und zu bewältigen. head-tilt phenomenon. Neigen des Kopfes zur ge- sich auf Höhe des 4. Halswirbels. Hier ist das
Prinzip: sunden Seite und leichtes Senken des Kopfes als Gefäß zum Sinus* caroticus erweitert, in dem
– Trainingsverfahren mit psychoanalytischem, Zeichen einer Trochlearislähmung* zur Vermei- Barorezeptoren liegen, die bei einem Anstieg
patientenzentriertem, v. a. aber lerntheoreti- dung sonst auftretender schräg stehender Dop- des Blutdrucks stimuliert werden. Auch das
schem Hintergrund pelbilder. Glomus* caroticum mit Sauerstoffrezeptoren ist
– psychoanalytische und patientenzentrierte Bienengift n: engl. bee venom. Gift der Honig- dort lokalisiert.
Formen gehen u. a. spieltherapeutisch vor biene (Apis mellifera), das eine Allergie* vom Bifurkationsprothese f: syn. Y-Stück. Y-förmi-
(siehe Spieltherapie*). Typ I (Hymenopterengiftallergie*) auslösen te- ge Prothese zur künstlichen Umgehung eines
243 Bilirubin
verengten Gefäßes, in der Regel modular und – MR*-Cholangiopankreatikografie (MRCP) (wasserlösliches, konjugiertes) und indirektes
aus 2 Teilen bestehend. – ERCP*. (wasserunlösliches, unkonjugiertes) Bilirubin.
Bifurkationssyndrom → Leriche-Syndrom Therapie: Je nach Befund operative oder endo- Hintergrund: Im Körper werden ca. 250–350 mg
Bigeminie f: engl. bigeminy. Herzrhythmusstö-
rung*, bei der mehrmals hintereinander auf ei-
skopisch interventionelle Sanierung (z. B. Sten-
ting).
Bilirubin pro Tag gebildet. Zunächst werden
der Protoporphyrinring des Hämoglobins und
B
ne normale Herzaktion regelmäßig eine (meist Bilhaø rzia f: Nach dem Entdecker des Erregers Globin abgespalten. Durch Oxidoreduktion
ventrikuläre) Extrasystole* folgt. Diese fällt der ägyptischen Hämaturie (Distomum haema- entsteht Biliverdin, das weiter zum indirekten,
zeitlich vor der zu erwartenden nächsten regu- tobium) benannte Parasitengattung, die heute unkonjugierten Bilirubin reduziert wird. Bili-
lären Systole ein, sodass auf je 2 dicht aufeinan- als Schistosoma* bezeichnet wird. rubin wird v. a. aus dem Hämoglobin alter
derfolgende Herzaktionen (v. a. bei ventriku- Bilharziose → Schistosomiasis Erythrozyten, in Knochenmark, Milz und Leber
lären Extrasystolen) eine postextrasystolische biliär: engl. biliary. Gallig, die Galle betreffend gebildet. Bei perniziöser Anämie entsteht es
kompensatorische Pause* folgt. oder durch eine Gallenwegserkrankung be- auch durch den Abbau von Myoglobin* und Cy-
BIG-Score: Für Kinder validierter, mit Mortali- dingt. tochromen*. Bilirubin wird an Serumalbumin
tät bei Polytrauma* korrelierender, rechnerisch bilifer: Galle leitend. gebunden in die Leber transportiert. Es ist in
auf Grundlage von Basenabweichung, INR (für Biliom n: engl. bilioma. Durch spontane oder freier Form hochtoxisch. In der Leber wird es
engl. international normalized ratio, vgl. verletzungsbedingte Gallengangseröffnung freigesetzt, in den Leberzellen konzentriert,
Thromboplastinzeit*) und Glasgow Coma Scale (Gallefistel oder -leckage) entstehende, außer- durch die mikrosomale UDP-Glukuronyltrans-
ermittelter prognostischer Parameter. halb des Gallengangsystems intra- oder extrahe- ferase mit 2 Glucuronsäureresten zum wasser-
bikuspidal → bicuspidalis patisch lokalisierte, zystische Raumforderung löslichen, direkten Bilirubin konjugiert und in
Bikuspidalklappe → bicuspidalis mit Galle als Inhalt. Biliome treten vorwiegend dieser Form mit der Galle ausgeschieden. In der
Bikuspidalklappe → Mitralklappe als postoperative Komplikation auf, z. B. nach Galle wird es z. T. an Lecithin oder Gallenprote-
Bilanzierung f: engl. equilibration; syn. Flüssig- Cholezystektomie*, Leberresektion* und Opera- ine gebunden. Im Darm erfolgen durch Darm-
keitsbilanzierung. Sicherstellung eines ausge- tionen am Ductus hepatocholedochus mit Anla- bakterien die Dekonjugierung und der Abbau
glichenen Wasserhaushalts* und Elektrolyt- ge von biliodigestiven Anastomosen*. u. a. zu Urobilinogen, Stercobilinogen* und Me-
haushalts* durch Erstellen eines individuellen Pathogenese: Durch den Austritt von Galle aus sobilirubinogen. Ca. 20 % des Bilirubins bzw.
Einfuhrplans (bzw. Infusionsplans) für jeweils dem Gallengangsystem entsteht eine Fistelung seiner Metabolite werden im Darm rückresor-
24 h. Einfuhr (Gesamtwasseraufnahme ein- (Gallefistel) mit konsekutiver Ansammlung von biert und gelangen in den enterohepatischen
schließlich parenterale Applikation) und Aus- Galle, die als zystische Raumforderung in der Kreislauf*.
fuhr (Gesamtwasserabgabe einschließlich Aus- Bildgebung (Sonografie, CT, MRT) imponiert. Referenzbereich bei Erwachsenen:
fuhr über Drainage*) werden einander rechne- Am häufigsten treten Biliome postoperativ oder – Gesamt-Bilirubin im Blut: 0,1–1,2 mg/dl (2–
risch gegenübergestellt. in Folge einer traumatischen Leberruptur (z. B. 21 μmol/l)
Bilaø nzsuizid m: engl. balance suicide. Form des durch stumpfes Bauchtrauma) auf. – direktes Bilirubin im Blut: ≤ 0,1 mg/dl
Suizids*, der als bewusst vollzogene Willens- Klinik: (≤ 2 μmol/l)
handlung ausgeführt wird, nachdem die Bilanz – Häufig inapparent verlaufend – indirektes Bilirubin wird aus der Differenz
des bisherigen Lebens in Zusammenhang mit – Symptome treten meist erst nach Größenzu- des Gesamt-Bilirubins und des direkten Bili-
der gegenwärtigen Lebenssituation so negativ nahme mit konsekutivem Druckgefühl oder rubins berechnet.
ausfällt, dass ein Weiterleben nicht sinnvoll er- durch eine Infektion des Bilioms auf. Indikation: Differenzialdiagnose und Verlaufs-
scheint. Diagnostik: Nachweis durch Sonografie, CT kontrolle des Ikterus.
Bewertung: Es wird diskutiert wird, ob der Bi- oder MRT. Bestimmung: Als Untersuchungsmaterial dient
lanzsuizid tatsächlich aus freiem Willen began- Therapie: Bei Größenprogredienz und Sympto- aus dem venösen Blut gewonnenes EDTA- oder
gen wird oder ob situative Bedingungen bzw. men je nach Ursache und Lokalisation: Heparin-Plasma sowie Serum. Bei der Bestim-
psychische Störungen ausschlaggebend sind. – Punktion mung unterscheidet man u. a.: Im Blut:
bilateral: Beidseits, zweiseitig oder disymmet- – Drainage – Direkt durch Spektrofotometrie bei 2 Wellen-
risch. – endoskopische Papillotomie und Stenteinla- längen (um evtl. vorhandenes Hämoglobin
Bilderleben, katathymes → Psychotherapie, ge in den Ductus hepatocholedochus nach auszuschließen) bei Neugeborenen (Bilime-
katathym-imaginative Cholezystektomie und Zystikusstumpfinsuf- ter)
Bildverstärker → Röntgenbildverstärker fizienz – Diazoreaktion (Bilirubin ergibt mit diazo-
Bilhämie f: engl. bilemia. Seltenes Krankheits- – Revisionslaparoskopie oder -laparotomie mit tierter Sulfanilsäure einen Azofarbstoff mit
bild nach Leberverletzung mit Übertritt von Absaugen und Ausspülen, je nach Befund Indikatoreigenschaften): 1. konjugiertes Bili-
Galle aus dem verletzten Gallengangsystem in Übernähung eines Luschka'schen Ganges; rubin und Deltabilirubin reagieren sofort
Lebervenen. Laborchemisch zeigt sich typi- Revision einer biliodigestiven Anastomose (daher als direktes Bilirubin bezeichnet)
scherweise eine massive Hyperbilirubinämie* ggf. mit Voelker-Drainage 2. unkonjugiertes Bilirubin reagiert nach Zu-
und eine Erhöhung der Gallensäuren. Die Diag- – bei systemischer Entzündungsreaktion Anti- satz eines Akzelerators (z. B. Koffein-Rea-
nose erfolgt mittels bildgebender Verfahren. Be- biotikagabe. genz) und wird berechnet aus der Differenz
handelt wird durch operative oder endosko- Bilirubin n: Häm-Abbauprodukt. Es entsteht des Gesamtbilirubins (mit Akzelerator) und
pisch interventionelle Sanierung (z. B. Sten- zu 80 % durch Abbau erythrozytären Hämoglo- des konjugierten Bilirubins
ting). bins* in Knochenmark und Leber, zu 20 % aus – enzymatische Bestimmung.
Diagnostik: anderen Hämproteinen, wird in der Leber mit Transkutan: direkte Fotometrie* zur Bestim-
– Sonografie Glucuronsäure konjugiert und über die Galle mung von unkonjugiertem und konjugiertem
– Computertomografie ausgeschieden. Man unterscheidet direktes Bilirubin.
Bilirubinenzephalopathie 244
men: Je nach vorrangiger Gewebsvertretung sich z. B. Furchtsamkeit, Mangel an Ansprech- Bing-Neel-Syndrom n: Veraltete Bezeichnung
Unterscheidung klinisch und histologisch in barkeit und sozialer Rückzug. Behandelt wird für neurologische Veränderungen bei Makro-
Naevus elasticus und Kollagenome. mit Psychotherapie*, Milieutherapie* und Sozi- globulinämie*.
Klinik:
– Mäßig derbe, ovale bis polygonale, weißliche,
alarbeit.
Ätiologie: Vermutlich Vernachlässigung und
Binoculus m: engl. binocular occlusion. Verband
über beide Augen. Dieser Verband dient meist
B
gelbliche oder hautfarbene Papeln oder Misshandlung durch Bezugspersonen (z. B. El- der Ruhigstellung des gesunden Auges, um
Plaques; konfluieren zu pflasterartigen Her- tern). Mitbewegungen des kranken Auges zu vermei-
den (siehe Abb.) Binet-Klassifikation f: engl. Binet classification. den.
– häufig Anordnung entlang der Spaltlinien Klinische Stadieneinteilung der chronisch lym- Binokularsehen → Sehen, binokulares
– keine Beschwerdesymptomatik. phatischen Leukämie (CLL). Berücksichtigt wer- Binomialverteilung f: Verteilung, welche die
Bindehautblutung → Hyposphagma den die Anzahl der befallenen Lymphknoten- Wahrscheinlichkeit des vielfachen Eintretens ei-
Bindehautchemose → Chemosis areale und Blutbild-Werte. Siehe Tab. ner von 2 Alternativen beschreibt. Wenn p die
Bindehautentzündung → Konjunktivitis Wahrscheinlichkeit für das Eintreten einer Al-
Bindehautphlyktäne → Keratoconjunctivitis ternative ist (z. B. fehlerbehaftet), dann ist 1 – p
phlyktaenulosa Binet-Klassifikation: die Wahrscheinlichkeit für die andere Alternati-
Bindung → Eltern-Kind-Beziehung Stadieneinteilung nach Binet. ve (z. B. fehlerfrei).
Bindung, energiereiche f: engl. high-energy Binswanger-Krankheit → Enzephalopathie,
Sta- Charakteristika[1] medianes
bond. Bindung z. B. in Phosphorsäureestern, bei dium Überleben
subkortikale arteriosklerotische
deren hydrolytischer Spaltung Energie (mindes- (Jahre) Bioäquivaleø nz f: engl. bioequivalence. Biophar-
tens 30 kJ/mol) frei wird, z. B.: ATP → ADP + mazeutische Gleichwertigkeit zweier Arznei-
Phosphat + 30,5 kJ/mol (bzw. 7,3 kcal/mol). Binet präparate, die den gleichen Wirkstoff* in glei-
Bindungsstörung f: engl. attachment disorder. A < 3 befallene Areale[1], > 10 cher Dosierung und Arzneiform enthalten. Bio-
Abnormes Beziehungsmuster eines Kindes zu äquivalenz schließt den Begriff der pharmazeu-
Betreuungs- bzw. Bezugspersonen innerhalb Hämoglobin > 10 g/dl, tischen Äquivalenz ein und erfordert zusätzlich
der ersten 5 Lebensjahre. In der Bindungstheo-
Thrombozyten > 100 000/μl eine gleiche Bioverfügbarkeit*. Die Ermittlung
rie wird sie charakterisiert als frühe Antwort des B ≥ 3 befallene Areale[1], 7 der gesetzlich geforderten Bioäquivalenz ist nur
Kindes auf die Unfähigkeit der Eltern, seinen Hämoglobin > 10 g/dl, durch eine klinische Studie* möglich.
Bedürfnissen nachzukommen. Im weiteren Thrombozyten > 100 000/μl Bedeutung: Die Bioäquivalenzentscheidung hat
Sinn versteht man darunter auch eine allgemei- große Bedeutung für die Hersteller von Generi-
ne Störung der Beziehungsfähigkeit. Formen: C ≥ 3 befallene Areale[1], 5 ka*, da diese bei nachgewiesener Bioäquivalenz
– Reaktive Bindungsstörung* des Kindesalters: Hämoglobin < 10 g/dl, für die Zulassung auf die Unterlagen des Origi-
1. ambivalente und variierende Reaktionen Thrombozyten < 100 000/μl nalherstellers Bezug nehmen können, d. h.
in sozialen Interaktionen 2. in Kombination [1]
Areale: Lymphknoten axillär, zervikal, inguinal; nicht alle klinischen Tests für den Wirkstoff
u. a. mit emotionaler Störung, sozialem Leber, Milz; wiederholen müssen.
Rückzug, Furchtsamkeit 3. evtl. Selbst- oder Bioakkumulation f: engl. bioaccumulation. An-
Fremdaggression 4. ggf. Wachstumsstörung reicherung chemischer Substanzen in belebten
– Bindungsstörung mit Enthemmung: 1. dif- Komponenten des Ökosystems, wobei steigende
fuse Bindungen und relatives Fehlen selekti- Binge Eating → Essattacke Konzentrationen der Substanzen resultieren.
ver sozialer Bindungen 2. wenig modulierte Binge-Eating-Störung f: engl. binge eating dis- Dabei werden meist unphysiologische oder to-
soziale Interaktionen mit unvertrauten Per- order (Abk. BED); Abk. BES. Essstörung* mit Ess- xische Elemente oder chemische Verbindungen
sonen 3. ggf. Kombination mit emotionalen attacken* an mindestens 2 Tagen pro Woche aus der unbelebten Natur selektiv aufgenom-
und Verhaltensstörungen. über 6 Monate. Im Gegensatz zu Bulimia* ner- men und über die Nahrungskette* weitergege-
Ätiologie: vosa erfolgen keine regelmäßigen, einer Ge- ben (Pflanze, Tier, Mensch).
– Vernachlässigung, Misshandlung oder Miss- wichtszunahme entgegensteuernden Maßnah- Voraussetzung: Relativ lange Verweildauer der
brauch durch Bezugspersonen men. Nach den Essattacken treten häufig Substanzen im Organismus (lange biologische
– ggf. Institutionalisierung (Heimaufenthalt) Schuld- oder Ekelgefühle auf. Behandelt wird Halbwertzeit) bzw. insgesamt geringe oder se-
im Kleinkindalter. mit Psychotherapie*. Übergang in Bulimia ner- lektive Elimination, z. B. Speicherung in be-
Therapie: vosa ist möglich. Vorkommen: stimmten Organen oder Elimination über die
– Kindzentrierte Psychotherapie* – Gesamtbevölkerung ca. 2 % (Männer) bzw. Milch.
– Milieutherapie* 3,5 % (Frauen) Klinische Bedeutung:
– Sozialarbeit – bis zu 30 % bei Patienten mit Adipositas* in – Relevante chemische Substanzen: 1. Cadmi-
– ggf. Unterbringung in Pflegefamilie oder gewichtsreduzierender Behandlung um (Itai-Itai-Krankheit) 2. Quecksilber (Mi-
Heim (häufig Persistenz trotz Milieuwech- – häufig in Kombination mit Übergewicht oder namata*-Krankheit) u. a. Schwermetalle
sels). Adipositas und depressiver Episode*. 3. polychlorierte Biphenyle (Yusho-Krank-
Bindungsstörung, reaktive f: engl. reactive at- Ätiologie: heit) u. a. halogenierte Kohlenwasserstoffe
tachment disorder. Störungen der sozialen Funk- – Komplex und multifaktoriell (z. B. Dichlordiphenyltrichlorethan DDT),
tionen, insbesondere abnormes Beziehungs- – ggf. gestörte Emotionsregulation oder belas- die z. T. über Muttermilch in konzentrierter
muster zu Bezugs- und Betreuungspersonen tende Lebensereignisse. Form ausgeschieden werden
und emotionale Auffälligkeiten, die sich vor Bing-Horton-Syndrom → Cluster-Kopf- – Bioakkumulation von Radionukliden führt
dem 5. Lebensjahr entwickeln. Klinisch zeigen schmerz über Nahrungsketten unter Umständen zu
Biochemie 246
deutlicher Steigerung der inkorporierten Ak- erwarten lassen, sondern einen Vorteil für ande- Biogenese f: Entstehungsgeschichte von Lebe-
tivität und entsprechend hoher Strahlenex- re Personen derselben Altersgruppe oder mit wesen (aus anderen Lebewesen). Als Biogenese
position*, z. B.: 1. durch Jod, das in der derselben Erkrankung, sog. Gruppennutzen). wird auch die Entstehung von Stoffen und
B Schilddrüse selektiv gespeichert wird (Organ-
dosis*) 2. durch knochenaffine Radioisotope
Biofeedback n: Verfahren, mit dem körperli-
che Prozesse, die normalerweise bewusster
Strukturen in oder durch Lebewesen bezeich-
net.
(knochenaffine Elemente*) 3. durch Radioiso- Wahrnehmung unzugänglich sind, mit techni- Bioindikatoren m pl: syn. Bioindikator. Biolo-
tope von Caesium, die besonders in Muskel- schen Hilfsmitteln in visueller oder akustischer gische Indikatoren zur Routineüberwachung
gewebe gespeichert werden 4. durch Cadmi- Form kontinuierlich rückgemeldet werden. Bei- und Verifizierung der keimabtötenden Wirk-
um, das besonders in Nieren- und Leberge- spiele sind Herz- und Atemfrequenz, Blut- samkeit eines Sterilisationsprozesses. Bestimm-
webe gespeichert wird. druck, EEG-, EMG-, EKG-Signale, Hauttempe- te, gegen das zu prüfende Verfahren getestete
Biochemie f: engl. biochemistry. Naturwissen- ratur und -widerstand. Das Ziel ist deren ver- Resistenzstufen* werden als Bakteriensporen
schaft, die als Physiologische Chemie aus der besserte Wahrnehmung und Beeinflussung. oder als geeignete sporenhaltige Erde nach fest-
Physiologie hervorging. Sie analysiert die che- Indikation: gelegten Bedingungen für die Dauer einer Steri-
mischen Abläufe der Lebensvorgänge in vitro, – Unterstützendes Verfahren in der Verhal- lisation* in den Innenraum eines Sterilisators
in Zellen, Geweben sowie Organismen und un- tenstherapie* und Verhaltensmedizin, v. a. eingebracht.
tersucht die daran beteiligten Biomoleküle (Pro- als unterstützendes Verfahren bei der Be- Keime: Für die Dampf- und Formaldehyd*-
teine, Kohlenhydrate, Nukleinsäuren und Lipi- handlung von Schmerzstörungen (besonders Wasserdampf-Sterilisation wird als Prüfkeim
de), deren Bau und Funktion, deren Stoffwech- Migräne*, Spannungskopfschmerz*, chroni- der Geobacillus stearothermophilus eingesetzt,
sel sowie dessen Regulation. sche Rückenschmerzen) für die Ethylenoxid-Gas-Sterilisation der Bacil-
Biochirurgie f: engl. biosurgery; syn. Madenthe- – Demonstration psychophysiologischer Zu- lus atrophens.
rapie. Einsatz von Fliegenmaden, z. B. der Spe- sammenhänge im Rahmen verhaltensthera- Bioklimatologie f: engl. bioclimatology. Wis-
zies Lucilia sericata, zur Reinigung von Wun- peutischer Konzepte anhand von Mehrkana- senschaft, die sich mit der Wirkung des Klimas
den. Das Speichelsekret der Maden löst Nekro- lableitungen (simultane Erfassung verschie- und Wetters auf Menschen, Tiere und Pflanzen
sen und Wundbeläge und frischt die Wund- dener Biosignale) befasst.
oberfläche an. Indikationen sind Dekubitus* – Bewältigung von Stressreaktion und körper- Biological Exposure Indices pl: Abk. BEI. In
mit Gewebedefekt, Ulkus am diabetischen Fuß* lichen Beschwerden den USA angewendete Richtwerte analog
sowie arteriell oder venös bedingte Ulzeratio- – Entspannungskontrolle und -förderung zum biologischen* Arbeitsplatz-Toleranz-Wert
nen der Haut. – Behandlung von Stuhl- und Harninkonti- (BAT) in Deutschland.
Bioethik f: engl. bioethics. Teilgebiet der Ethik, nenz*. Biologie f: engl. biology. Wissenschaft von den
das sich mit Überlegungen zum Umgang mit Biofilm m: Gemeinschaft von Mikroorganis- Lebewesen (z. B. Mensch, Tier, Pflanze, Mikro-
Lebewesen und deren Umwelt beschäftigt. Bio- men an Grenzflächen (z. B. zwischen Fest- und organismus), ihrem Bau und ihren Funktionen,
ethik umfasst dabei auch biomedizinische und Flüssigphase), in einer Matrix (aus Exopolysac- den Lebensvorgängen sowie den Beziehungen
biotechnische Fragestellungen, z. B. im Rahmen chariden, DNA, Protein) auf Fremdkörpern und der Lebewesen zueinander und zur Außenwelt.
der Präimplantationsdiagnostik. Von besonde- belebten Oberflächen. Die Mikroorganismen Biologischer Arbeitsplatz-Toleranz-Wert m:
rer Bedeutung sind ökologische Gesichtspunk- können dabei untereinander kommunizieren syn. biologischer Arbeitsstoff-Toleranz-Wert;
te, Interessenkonflikte zwischen verschiedenen (Quorum sensing) und genetisches Material aus- Abk. BAT. Mit der Novellierung der Gefahr-
Spezies, globale Umweltaspekte und interkul- tauschen. stoffverordnung* 2005 durch biologischen
turelle Unterschiede. Klinische Bedeutung: Grenzwert* (BGW) abgelöste Bezeichnung für
Bioethik-Konvention f: engl. Bioethics Conven- – Durch Ablösung metastatische Verbreitung höchstzulässige, die Gesundheit nicht beein-
tion. Am 4.4.1997 vom Europarat verabschiede- in geschütztem Verband und septische Me- trächtigende, durch Berufseinfluss entstehende
te rechtsverbindliche Konvention, vollständiger tastasen bei bakterieller Endokarditis* Konzentration eines Arbeitsstoffs, seiner Meta-
Titel: „Übereinkommen zum Schutz der Men- – Fremdkörper-assoziierte Infektion (Biofilm- boliten* oder eines durch die Exposition geän-
schenrechte und der Menschenwürde im Hin- assoziierte Implantatinfektion) durch mikro- derten körpereigenen biochemischen Parame-
blick auf die Anwendung von Biologie und Me- bielle Kontamination und Besiedlung von ters (z. B. intermediäre Stoffwechselprodukte)
dizin: Übereinkommen über Menschenrechte Kathetern, Implantaten und medizinischen im Menschen.
und Biomedizin“. Sie beinhaltet beispielsweise Instrumenten wegen Affinität verschiedener Biomarker m: Objektiv erkenn- und bestimm-
ein Verbot jeglicher Diskriminierung aufgrund Mikroorganismen zu Oberflächen von Bio- bares biologisches Merkmal (Protein*, Enzym,
genetischer Anlagen. materialien, z. B. bei Venenkathetern, künst- Hormon*), dessen Vorhandensein oder ver-
Wirkung: Am 1.12.1999 in Kraft getreten, wur- lichen Herzklappen, Gelenkprothesen und mehrtes Vorkommen in Geweben und Körper-
de die Konvention bisher nicht von allen Län- Endotrachealtubus flüssigkeiten ein unverwechselbares, physiolo-
dern Europas unterzeichnet und ratifiziert, u. a. – 50 % der Nosokomialinfektionen* auf chirur- gisches (z. B. Blutgruppe*) oder auf einen
hat Deutschland nicht unterzeichnet. Umstrit- gische Implantate zurückführbar (häufig Sta- Krankheitszustand hindeutendes (z. B. Tumor-
ten sind z. B. die Bestimmungen zum Schutz phylococcus* epidermidis und Staphylococ- marker) Kennzeichen ist.
nicht einwilligungsfähiger Patienten und Pro- cus* aureus, auch Pseudomonas* aeruginosa, Anwendung:
banden, deren Anwendung in Deutschland ei- Enterobakterien, Anaerobier und Candida al- – Indikator für physiologische oder pathologi-
nen erheblichen Rückschritt beim Schutz z. B. bicans) sche Prozesse
von Kindern, an Demenz Leidenden und geistig – im Gegensatz zur Wachstumsphase geringe- – zu prognostischen oder diagnostischen und
Behinderten bedeuten würde (mögliche Einbe- re metabolische Aktivität des Biofilms, wo- differenzialdiagnostischen Zwecken
ziehung in Forschungsvorhaben, die für die durch Vermehrung und Empfindlichkeit ge- – zur Überwachung des klinischen Anspre-
Teilnehmenden keinen unmittelbaren Nutzen genüber Antibiotika geringer sind. chens einer therapeutischen Maßnahme
247 Bioterrorismus
– als Risikoindikator für spätere Krankheit Schlingen u. a.) oder operativ mit dem Skal- Regelung einer Anzeige- und Aufzeichnungs-
– Bezeichnung als Surrogat-Endpunkt in klini- pell (Probeexzision*, Inzisionsbiopsie*) pflicht sowie arbeitsmedizinischer Vorsorge
schen Studien, wenn dieser als valider Ersatz – Durchführung ungezielt (Blindpunktion) nach Maßgabe der „Verordnung zur arbeitsme-
für einen klinischen Endpunkt herangezo-
gen werden kann (Surrogatmarker*).
oder gezielt unter Ultraschall- oder Röntgen-
kontrolle (CT) bzw. im Rahmen einer Endo-
dizinischen Vorsorge d ArbMedVV“ vom
23.10.2013 (BGBl. I S. 3882), insbesondere Un-
B
Biomathematiøk f: engl. biomathematics. Wis- skopie* oder Laparoskopie* (Vorteil: makro- tersuchungen, ggf. Schutzimpfungen. Betroffe-
senschaft von Theorie und Anwendung mathe- skopische Organbeurteilung mit Auffinden ne Anwendungsbereiche sind auch Tätigkeiten,
matischer Methoden in Biologie und Medizin. verdächtiger Bereiche und geringeres Blu- die dem Gentechnikrecht (Gentechnikgesetz)
Verwandte Begriffe sind Biometrie* und Biosta- tungsrisiko) unterliegen, sofern dort keine gleichwertigen
tistik. – Untersuchung des gewonnenen bioptischen oder strengeren Regelungen zum Schutz der
Biometrie f: engl. biometry. Anwendung ma- Materials mit histologischen, zytologischen Beschäftigten bestehen (§ 1 Absatz 2 BioStoffV).
thematisch-statistischer Messmethoden auf (Punktionszytologie*), immunhistologischen Ziele:
physische und verhaltenstypische Merkmale (bei Nieren*- oder Mammabiopsie*), histo- – Schutz der Beschäftigten vor der Gefährdung
von Lebewesen und ihrer Einzelteile. In der Me- chemischen (bei Muskelbiopsie*) oder gen- ihrer Sicherheit und Gesundheit bei Tätigkei-
dizin ist die Biometrie bedeutsam für Planung, technologischen (bei Chorionbiopsie*) Ver- ten mit biologischen Arbeitsstoffen
Durchführung und Auswertung klinischer und fahren. – Schutz anderer Personen, soweit diese auf-
epidemiologischer Studien*. Biometrie wird Biorhyø thmus m: Schwankungen von Körper- grund des Verwendens von Biostoffen durch
auch bei der Identifikation von Personen ange- funktionen und psychischer Befindlichkeit in Beschäftigte oder durch Unternehmer ohne
wendet. Verwandte Begriffe sind Biomathema- verschiedenen Perioden, z. B. Minuten, Tagen Beschäftigte gefährdet werden können (§ 1
tik* und Biostatistik. oder Monaten. Biorhythmen werden durch äu- Absatz 1 BioStoffV).
Biomonitoring n: Überwachung biologischer ßere Faktoren wie Licht und innere Faktoren Biosynthese → Biogenese
Prozesse, insbesondere Messung von Schadstof- wie Hormone gesteuert und stehen meist unter Biosynthese f: engl. biosynthesis; syn. Biogene-
fen oder deren Metaboliten in biologischen Pro- Einfluss des ZNS. se. Aufbau organischer Verbindungen durch le-
ben (Blut, Serum, Muttermilch, Harn, Haare, Klinische Bedeutung: Beispiele sind Schwan- bende Zellen zur Aufrechterhaltung der physio-
Ausatmungsluft u. a.). Die Untersuchung kann kungen des Spontan-EEG, der Herzfrequenz logischen Funktionen des Gesamtorganismus.
sich auf Einzelpersonen mit erhöhtem Expositi- (respiratorische Sinus-Arrhythmie), Schlaf*- Biot-Atmung f: engl. Biot’s respiration. Form
onsrisiko beschränken oder im Rahmen epide- Wach-Rhythmus, zirkadianer Rhythmus*, der periodischen Atmung* mit kräftigen Atem-
miologischer Studien ganze Bevölkerungsgrup- Schlafphasen* (ultradianer Rhythmus) und zügen gleicher Tiefe, die von plötzlich auftre-
pen erfassen (z. B. bei Lärmbelastung). Menstruationszyklus (lunarer Rhythmus). Zahl- tenden Atempausen unterbrochen werden. Die-
Biomphalaria → Schistosoma reiche somatische und psychische Störungen ge- se Atmung tritt auf bei Störungen des Atem-
Bionator m: Herausnehmbare, v. a. bei Kindern hen mit Änderungen der biologischen Rhyth- zentrums durch direkte Hirnverletzung oder
und Jugendlichen angewendete funktionskie- men einher. durch erhöhten intrakraniellen Druck (wie bei
ferorthopädische Apparatur* aus einer bimaxil- Biostent → Drug Eluting Stent Hirnblutungen, Meningoenzephalitis*, Hirn-
lären Kunststoffbasis und Drahtelementen Biostoffverordnung f: „Verordnung über Si- ödem), aber auch bei gesunden Neugeborenen,
(Gaumenbogen, intermaxillärer Labialbogen). cherheit und Gesundheitsschutz bei Tätigkei- insbesondere Frühgeborenen.
Sie wurde in den 50er-Jahren des 20. Jahrhun- ten mit Biologischen Arbeitsstoffen“ vom Bioterroriøsmus m: engl. bioterrorism. Bedro-
derts von Wilhelm Balters (1893–1973) entwi- 27.1.1999 (BGBl. I S. 50), erneuert durch die hung mit oder Einsatz von pathogenen biologi-
ckelt. „Verordnung zur Neufassung der Verordnung schen Agenzien aus politischen, ökonomischen,
Prinzip: Sagittale, vertikale und transversale über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei Tä- religiösen oder ideologischen Beweggründen
Korrektur der Bisslage* und -höhe durch Unter- tigkeiten mit Biologischen Arbeitsstoffen und mit terroristischen Zielen, z. B. der Tötung von
stützung der eigenen Muskelkraft (orofaziale zur Änderung der Gefahrstoffverordnung“ am Menschen, Schaffung eines Klimas allgemeiner
Muskulatur) und Weichteilfunktion von Wan- 15.07.2013 (BGBl. I S. 2514). Unsicherheit oder Destabilisierung politischer
gen, Lippen und Zunge. Heute existieren grazi- Bestimmungen: Einteilung von Tätigkeiten Verhältnisse.
lere Modifikationen des Aktivators* mit deut- – Sog. gezielte Tätigkeiten mit biologischen Hintergrund: Internationales Aufsehen haben
lich erhöhtem Tragekomfort und geringerer In- Arbeitsstoffen: 1. Arbeitsstoff ist bekannt die Briefe mit Milzbranderregern (Anthrax) her-
terferenz beim Sprechen. 2. Tätigkeit ist unmittelbar darauf ausgerich- vorgerufen, welche 2001 an Politiker in den
Biopsie f: engl. biopsy. Entnahme einer Gewe- tet 3. Exposition ist abschätzbar USA verschickt wurden. Bioterroristisch rele-
beprobe am Lebenden beispielsweise durch – sog. nicht gezielte Tätigkeiten mit biologi- vant können z. B. Pockenviren, Pestbakterien,
Punktion mit einer Hohlnadel oder Ausschnei- schen Arbeitsstoffen: mindestens eine der Be- Milzbrandbazillen aber auch verschiedene To-
den (Exzision) mit Skalpell zur Gewebe- (histo- dingungen ist nicht erfüllt (§ 2 Absatz 8 Bio- xine* sein. Trotz der geringen Wahrscheinlich-
logischen), Zell- (zytologischen) oder gentech- StoffV). keit von bioterroristischen Anschlägen werden
nologischen Untersuchung. Zu den Biopsie- Einstufung biologischer Arbeitsstoffe in 4 Risi- in vielen Ländern der Welt, auch in der Bundes-
Formen gehören Feinnadelbiopsie*, Knipsbiop- kostufen republik Deutschland, Vorsorgemaßnahmen
sie*, Stanzbiopsie*, Aspirationsbiopsie*, Bürs- – Entsprechende Zuordnung von Schutzstufen hierzu getroffen. Die Maßnahmen beziehen
tenbiopsie*, transbronchiale Zangenbiopsie* mit zu ergreifenden Sicherheitsmaßnahmen sich auf die Prophylaxe*, eine schnelle mikro-
und endoskopische Polypektomie*. für „gezielte“ Tätigkeiten biologische Diagnose und Therapie* sowie anti-
Prinzip: – nach Möglichkeit analoge Maßnahmen für epidemische Maßnahmen. Für den Fall eines
– Punktion* mit einer Hohlnadel und Anwen- „nicht gezielte“ Tätigkeiten, mindestens aber Anschlages mit Pockenviren wurden Impfstoff-
dung spezieller Instrumente (Zangen, Stan- allgemeine Hygienemaßnahmen. vorräte für einen Großteil der Bevölkerung ein-
zinstrumente, Biopsiesonden, Bürsten, gelagert. Durch eine internationale Kooperation
biotisch 248
werden Erfahrungen ausgetauscht und gemein- Bioverfügbarkeit (Ausmaß) wird durch die Para- – auch in Kombination mit pressure support
same Abwehrstrategien entwickelt. meter AUC (Fläche unter der Plasmakonzentra- ventilation (PSV) zur zusätzlichen Augmen-
biotisch: Das Leben betreffend bzw. zum Le- tionskurve) und Cmax (Maximum der Plasma- tierung (inspiratorische Druckunterstüt-
B ben gehörend.
Biotop m, n: engl. biotope. Im weiteren Sinn Le-
konzentration), der zeitliche Aspekt (Geschwin-
digkeit) durch Cmax und tmax (Zeitpunkt des
zung) der Spontanatmung
– insbesondere bei: 1. restriktiver Ventilations-
bensraum, im engeren Sinn Bezeichnung für Auftretens von Cmax) wiedergegeben (siehe störung 2. acute respiratory distress syndro-
den Lebensbereich oder Standort von Mikro- Abb.). Die Bioverfügbarkeit kann sowohl nach me (ARDS) 3. postoperativer Nachbeatmung
und Makroorganismen. Letzterer ist durch spe- Einfach- als auch (z. T. vorteilhaft) nach Mehr- 4. Weaning
zifische, relativ konstante physikalisch-chemi- fachapplikation bestimmt werden. – über Endotrachealtubus
sche Bedingungen charakterisiert (u. a. Klima, Biozide n pl: engl. biocide. Wirkstoffe oder Zu- – auch über Atemmaske
Terrain und Lichtverhältnisse). bereitungen mehrerer Wirkstoffe, die Organis- – als nBIPAP (Abk. für engl. nasal BIPAP; sie-
Grundlagen: Die Mikro- und Makroorganismen men wie Viren, Bakterien, Pilze, Schädlinge u. a. he Abb.) über Nasenmaske (Atemmaske*).
sind an die im Biotop herrschenden Bedingun- Lebewesen zerstören, abschrecken, unschädlich Cave: BIPAP ist ein eingetragenes Warenzei-
gen evolutiv angepasst (unter Umständen hoch- machen oder in anderer Weise bekämpfen. So chen.
spezialisiert) und bilden eine Lebensgemein- verhindern sie Infektionskrankheiten, Lebens- biphasisch: engl. biphasic. Form der elektri-
schaft (Biozönose) aus Produzenten, Konsu- mittel- oder Materialschädigungen. Die meisten schen Impulsabgabe bei Defibrillation. Im Ver-
menten und Destruenten. Störungen des dyna- Desinfektionsmittel haben in ausreichender gleich zur monophasischen Impulsabgabe
mischen Gleichgewichts solcher Ökosysteme Konzentration biozide Wirkung. kommt es bei gleicher Effektivität zu geringerer
haben meist nachteilige Auswirkungen auf alle Biozönose f: engl. biocoenosis. Lebensgemein- Gewebeschädigung.
Mitglieder des Systems. schaft von Organismen innerhalb eines Bio- Bi-Plane-Fraktur f: Form der Epiphysenfrak-
Biotransformation f: Enzymatische Metaboli- tops*. tur* bei teilverschlossener Epiphysenfuge
sierung lipophiler Xenobiotika* (Pharmaka, BIP: Abk. für → Durchmesser, biparietaler (Übergangsfraktur). Es handelt sich um eine
Konservierungsstoffe, Pestizide), endogener bipartitus: In 2 Teile geteilt. rein epiphysäre Verletzung mit horizontaler
Substanzen (z. B. Steroidhormone) und intesti- Biphasic Positive Airway Pressure: Abk. und sagittaler Frakturebene. Die Diagnose er-
naler mikrobieller Abbauprodukte (Eiweißfäul- BIPAP. Form der maschinellen Beatmung. Es folgt durch Röntgen, CT, MRT, die Therapie
nis) v. a. in der Leber zur anschließenden rena- handelt sich um eine druckkontrollierte Beat- durch stufenfreie Osteosynthese, z. B. Schrau-
len oder biliären Elimination. Biotransformati- mung* mit zeitgesteuertem Wechsel (einstell- benosteosynthese mit kanülierten Schrauben.
on bewirkt eine Wirkungsabschwächung oder bar) zwischen oberem (inspiratorischem) und bipolar: Mit 2 Polen oder Fortsätzen, klinisch
Entgiftung* bzw. eine Aktivierung oder Gif- unterem (exspiratoischem) Druckniveau bei je- meist in Zusammenhang mit rezidivierenden
tung (z. B. Epoxide). derzeit (Unterschied zu anderen partiellen Beat- affektiven Erkrankungen gebraucht, in deren
Bioverfügbarkeit f: engl. bioavailability. Ge- mungsformen) möglicher Spontanatmung*. Verlauf sowohl Depressionen* (depressiver Pol)
schwindigkeit und Ausmaß, mit denen ein Durch Erwartungszeitfenster ist auch eine pati- als auch Manien* (manischer Pol) auftreten. Der
Wirkstoff* aus der Arzneiform resorbiert wird entengetriggerte Druckunterstützung nach Ab- gegensätzliche Begriff zu bipolar lautet unipo-
und an den Wirkungsort oder in den systemi- lauf der Phasendauer möglich. lar*.
schen Kreislauf gelangt. Indikationen: BIPAP wird im Rahmen der In- Birdshot-Retinopathie f: engl. birdshot retinop-
Hintergrund: Da die Bestimmung der Konzen- tensivmedizin häufig eingesetzt athy. HLA-A29-assoziierte Erkrankung mit
tration am Wirkungsort in der Regel nicht mög- – Wegen variabler Einstellung der Parameter multifokaler Entzündung von Retina, Pigment-
lich ist, geht man meist von Plasmakonzentrati- (phoch, ptief, thoch, ttief) und damit Modulier- epithel und Choroidea. Klinisch resultieren eine
onskurven aus. Dabei wird angenommen, dass barkeit der verschiedenen druckkontrollier- Sehminderung unterschiedlichen Ausmaßes so-
zwischen Plasmakonzentration und Wirkung ten Beatmungsformen: 1. mit jederzeit mög- wie z. T. ausgedehnte narbige Fundusverände-
ein enger Zusammenhang besteht, was nicht licher Spontanatmung von rein kontrollier- rungen. Die Diagnose ergibt sich aus klini-
immer der Fall ist. Der quantitative Aspekt der ter BIPAP bis zu kompletter Spontanatmung schem Bild, HLA-Typisierung und Fluoreszenz-
(CPAP*) 2. sowie mit synchronisiertem angiografie. Behandelt wird antiinflammato-
Druckwechsel (Triggerschwelle regulierbar)
Bitterorange → Pomeranzenbaum
BiVAD: Abk. für engl. biventricular assist devi-
ce → Assistenzsystem, ventrikuläres
B Bizeps m: engl. biceps; syn. Musculus biceps
brachii. Musculus biceps brachii, zweiköpfiger
Oberarmmuskel, im klinischen Sprachgebrauch
meist nur Bizeps genannt, bewirkt Flexion und
Supination des Unterarms sowie Innenrotation,
Bissanomalie: Formen transversaler Bissfehler; links: Anteversion, Abduktion und Adduktion im
Abweichung bei Bukkalbewegung des antagonisti- Schultergelenk. Er entspringt am Tuberculum
schen Molaren: 1: doppelter Höckerbiss (syn. Kopf- supraglenoidale und Processus coracoideus,
biss); 2: voller Kreuzbiss; 3: gekreuzter, einfacher setzt an der Tuberositas radii an und wird vom
Höckerbiss; 4: gekreuzter seitlicher Scherenbiss (syn. Bissverletzung: Hundebissverletzung im Gesicht N. musculocutaneus innerviert.
gekreuzte Nonokklusion, bukkale Nonokklusion); nach Primärversorgung mit Adaptationsnähten. [80]
Bizepssehnenreflex (BSR) m: syn. Bizepsseh-
rechts: Abweichung bei Lingualbewegung; nenreflex (Abk. BSR). Durch Schlag auf die Seh-
5: einfacher Höckerbiss; 6: seitlicher Scherenbiss. ne des Musculus biceps brachii bei leicht ange-
– ggf. i. v. Antibiotikatherapie, bei Gifttier ggf. winkeltem Unterarm auslösbare Beugung des
Antiserum Arms im Ellenbogengelenk (C5–C6). Der BSR ist
Oberkiefermolaren im 1. Quadranten): – Postexpositionsprophylaxe bei HIV-Infek- ein Eigenreflex.
siehe Abb. tion Bizepssehnenruptur f: engl. biceps tendon rup-
– vertikale Bissanomalie – engmaschige klinische Kontrolle. ture. Ruptur der langen, seltener der kurzen
– sagittale Bissanomalie: z. B. Distalbiss*, Mesi- Bitot-Flecke m pl: engl. Bitot’s spots. Schaumi- Sehne des Musculus biceps* brachii, die meist
albiss*. ge weißliche Flecken der Bindehaut am korneo- spontan aufgrund degenerativer Vorschädi-
Bisshöhe f: engl. vertical dimension. Entfernung skleralen Limbus, primär temporal gelegen. Sie gung, selten traumatisch auftritt. Diagnosti-
des Unterkiefers zum Oberkiefer bei habitueller sind ein typisches Symptom bei Xerophthalmie* ziert wird mittels klinischer Untersuchung und
Interkuspidation*. Die Bisshöhe kann durch durch Vitamin-A-Mangel oder Mukoviszidose. ggf. sonografisch. Die Therapie ist abhängig
Zahnverlust oder Abnutzung der Zähne deut- Bitterfenchel → Fenchel, gewöhnlicher vom Verletzungsort der Sehne und ist bei dista-
lich absinken. Bitterklee m: syn. Menyanthes trifoliata. ler Ruptur gewöhnlich operativ.
Bisslage f: engl. occlusion. Verhältnis der Zahn- Sumpfpflanze aus der Familie der Fieberkleege- Klinik:
bögen zueinander in sagittaler, transversaler wächse (Menyanthaceae), die in Europa bis Asi- – Schmerzen im Rupturbereich
und vertikaler Ebene. en und Nordamerika vorkommt. Bitterklee – bei Ruptur der langen Bizepssehne: 1. proxi-
Biss, offener m: engl. open bite; syn. Hiatodon- wirkt stimulierend auf die Speichel- und Ma- mal: Verlagerung des Muskelbauchs des Ca-
tie. Lückenbildung zwischen den Zahnreihen. gensaftsekretion und wird bei Störungen des put longum nach distal (siehe Abb.); geringer
Unterschieden werden der dentale offene Biss Verdauungstraktes eingesetzt. Wild lebende Po- Kraftverlust (weil eine Kompensation durch
aufgrund von Zungenlage oder Lutschgewohn- pulationen sind besonders geschützt (§ 1 Satz 1 die kurze Bizepssehne und den M. coracobra-
heiten sowie der skelettale offene Biss infolge Bundesartenschutzverordnung). Siehe Abb.
Divergenz der Kieferbasen oder rachitischer De- Verwendung:
formierung der Kiefer (selten). – Medizinisch: 1. bei Appetitlosigkeit, dyspep-
Bissplatte → Aufbissbehelf tischen Beschwerden (European Scientific
Bissverletzung f: engl. bite injury. Durch Men- Cooperative on Phytotherapy, Kommission E)
schen- oder Tierbiss zugefügte Körperverlet- 2. bei Störungen der Gallenblase und des Gal-
zung mit obligater Kontamination der Wunde leflusses (European Scientific Cooperative on
durch die orale Bakterienflora*. Phytotherapy)
Klinik: – volkstümlich auch bei Erkrankungen der Le-
– Kombination aus Riss- und Quetschverlet- ber, Gicht sowie Migräne.
zung mit unregelmäßigen Wundrändern
(siehe Abb.)
– große Variabilität der Wundformen mit ho-
her Infektionsrate.
Diagnostik:
– Großzügige operative Wundexploration
– mikrobiologischer Abstrich
– ggf. Röntgen
– Ausschluss von Tollwut, Hepatitis, HIV u. a.
– Kontrolle des Tetanus-Impfstatus.
Therapie:
– Wundreinigung und Débridement* (Wund-
management*), Drainage, kein primärer Ver- Bizepssehnenruptur: charakteristische Verlagerung
schluss, Ruhigstellung, häufig Second-Look- des Muskelbauchs nach distal bei Ruptur der langen
Operation notwendig Bitterklee: Pflanze und Blüte. [179] Bizepssehne. [80]
251 Blasendivertikel
chialis möglich ist) 2. distal: sichtbarer Mus- tiven Fistelverschluss. Bläschendrüsenfisteln Bland-White-Garland-Syndrom n: engl.
kelbauch am proximalen Oberarm und zu- können beispielsweise nach operativen Eingrif- Bland-White-Garland syndrome. Seltener angebo-
sätzlich eingeschränkte Kraft für die Supina- fen, Pfählungsverletzung oder Beckenfraktur rener* Herzfehler mit Ursprung der A. corona-
tion.
Therapie:
auftreten.
Diagnostik:
ria sinistra aus der A. pulmonalis. Folgen sind
Herzinsuffizienz und rezidivierende Herzin-
B
– Bei der Ruptur der langen Bizepssehne in der – Ejakulat- und Harnuntersuchung farkte. Ohne operative Korrektur durch Reim-
Regel konservativ-symptomatisch, nur unter – transrektale Ultraschalluntersuchung plantation der Koronararterien in die Aorta
besonderen Umständen operativ (Tenodese* – MRT sterben Betroffene meist im 2. Lebenshalbjahr.
im Sulcus bicipitalis) – Koloskopie Bei ausreichender Kollateralentwicklung ist
– bei der distalen Bizepssehnenruptur meist – Zystoskopie. jahrzehntelange Symptomfreiheit möglich.
operativ. Bläschendrüsentumor m: engl. tumor of the Klinik: Nach 1- bis 2-monatigem unauffälligem
Bizepssyndrom n: engl. biceps muscle syndrome. seminal vesicle. Neubildung im Bereich der Bläs- Verlauf entwickeln sich ischämisch bedingte
Schmerzsyndrom im Bereich der Sehne des chendrüsen. Meist handelt es sich um eine In- Herzinsuffizienz, Mitralklappeninsuffizienz,
Musculus biceps* brachii. filtration eines Blasen- oder Prostatakarzinoms, z. T. Angina* pectoris und rezidivierende ante-
Formen: selten um ein primäres Karzinom bzw. Sarkom roseptale Herzinfarkte*.
– Bizeps-longus-Syndrom: 1. Schmerzen bei oder eine Metastase. Blanking, postatriales ventrikuläres n: Abk.
Beugung und Supination des Unterarms ggf. Blässe, periorale → Erythema infectiosum PAVB. Temporäre Ausblendung durch den
gegen Widerstand sowie bei Druck im Be- acutum Herzschrittmacher von ventrikulär detektierten
reich der Sehne im Sulcus intertubercularis Blässe, periorale → Scharlach Signalen mit Beginn der atrialen Erregung. Mit
2. sonografisch und im MRT verdickte Seh- Blakemore-Sonde → Ballonsonde Zunahme der ventrikulären Ausblendzeit*
nenscheide, Flüssigkeitssaum und ggf. Bi- Blalock-Hanlon-Operation f: engl. Blalock- kommt es zur Abnahme von AV-Crosstalk und
zepssehnenruptur darstellbar. Hanlon operation. Nicht mehr übliches Verfahren Detektion ventrikulärer Arrhythmie.
– Bizeps-brevis-Syndrom: Schmerzen bei Ad- zur operativen Herstellung eines Defekts im Blankingzeit → Ausblendzeit
duktion und Anteversion im Schultergelenk Vorhofseptum. Die Blalock-Hanlon-Operation Blaschko-Linien f pl: engl. Blaschko lines. Ge-
ggf. gegen Widerstand sowie bei Druck auf wurde früher als palliative Methode bei Trans- dachte Linien der Haut, die durch embryonale
den Ursprung am Processus coracoideus. position* der großen Arterien, Trikuspidalatre- Auswanderung des Ektoderms entstehen. Ih-
Bjerrum-Skotom n: engl. Bjerrum’s scotoma; sie* und hypoplastischem Linksherzsyndrom* rem Verlauf folgen viele kongenitale Dermato-
syn. Bjerrum-Zeichen. Ring- oder bogenförmi- angewendet (siehe auch Ballonatrioseptosto- sen, z. B. epidermaler Nävus*, Ichthyosen*, IL-
ges Skotom*, das durch eine Druckschädigung mie*). VEN, KID*-Syndrom, Incontinentia pigmenti,
von Nervenfaserbündeln am Papillenrand im Blalock-Taussig-Operation f: engl. Blalock- Goltz-Gorlin-Syndrom, Porokeratosis Mibelli.
Rahmen einer Glaukomerkrankung (siehe Taussig operation. Operatives Verfahren mit End- Es besteht kein Zusammenhang mit den Lan-
Glaukom*) entsteht. zu-Seit-Anastomosierung einer A. subclavia mit ger-Linien oder Meridianen.
Björk-Shiley-Klappe → Herzklappe, künstli- dem gleichseitigen Hauptast der A. pulmonalis Blasenatonie f: engl. atonic bladder. Veraltete
che jenseits der Stenose bei angeborenem zyanoti- Bezeichnung für unterschiedliche urodynami-
BKV: Abk. für → Berufskrankheiten-Verord- schem Herzfehler mit verminderter Lungen- sche Funktionsstörungen, die mit herabgesetz-
nung durchblutung (beispielsweise Fallot*-Tetralogie tem Blasenmuskeltonus einhergehen. Hierzu
BK-Virus → Polyomavirus oder Trikuspidalatresie*). Ziel ist, einen Teil des zählen Detrusorareflexie* und Harnverhalt im
Black Heel f: syn. Basketballferse. Intrakoriales hypoxämischen Aortenbluts erneut der Lunge akuten Stadium einer Blasenlähmung*. Dabei
Hämatom*, das bei bestimmten Sportarten zuzuführen, zur Verbesserung der pulmonalen verliert der M. detrusor vesicae die Fähigkeit
(Tennis, Basketball) nach wiederholten kleinen Perfusion. Siehe Abb. zur reflektorischen Kontraktion infolge Schädi-
Traumen an den Fersen auftreten kann. Prinzip: Meist modifiziert durch Implantation gung des sakralen Miktionszentrums bzw. des
Blackout n, m: Plötzlich einsetzendes, kurzfris- eines Interponats* zwischen A. subclavia bzw. Reflexbogens.
tiges Aussetzen der Gedächtnis-, Sprach- und Truncus* brachiocephalicus und A. pulmonalis Blasenauslassobstruktion f: engl. bladder out-
Denkfunktion bis zur Bewusstlosigkeit* bei oder durch zentralen aortopulmonalen Shunt let obstruction (Abk. BOO). Behinderung des Urin-
starker psychischer Anspannung. (Waterston-Shunt) zwischen Aorta ascendens flusses am Übergang von Harnblase zur Urethra
Blähhals → Laryngozele und A. pulmonalis. (sog. Blasenauslass). Ursachen sind Veränderun-
Blähungen → Flatulenz gen von Blasenhals (Blasenhalsstenose*),
Bläschenatmen → Atemgeräusch Schließmuskel (Detrusor*-Sphinkter-Dyssyner-
Bläschendrüsenaplasie f: engl. aplasia of the gie) oder Prostata, v. a. im Rahmen des benig-
seminal vesicle. Ein- oder beidseitiges Fehlen der nen Prostatasyndroms* als BPO (Benign Prosta-
Bläschendrüsen, oft mit gleichzeitigem Fehlen tic Obstruction). Folge ist eine Blasenentlee-
des Ductus deferens (Duktusaplasie). rungsstörung*.
Bläschendrüsenentzündung → Vesikulitis Blasenautomatie → Reflexblase
Bläschendrüsenfiøstel f: engl. cysto-seminal fis- Blasenautonomie → Blasenlähmung
tula. Von den Bläschendrüsen ausgehende Fistel Blasendivertiøkel n: engl. bladder diverticulum.
mit variabler Endung, häufig in Rektum oder Sackartige Ausstülpung der Harnblasenwand.
Harnblase. Es kommt zu chronisch-rezidivie- Echte Divertikel entstehen bei schwachem M.
renden Vesikulitiden und zur Entleerung von detrusor vesicae. Stülpt sich nur die Harnbla-
Bläschendrüsensekret in Harn oder Stuhl. Be- Blalock-Taussig-Operation: Blalock-Taussig-Shunt senschleimhaut nach außen, entstehen Pseudo-
handelt wird durch Antibiotikagabe oder opera- (Kurzbezeichnung BT-Shunt). divertikel. Bei Beschwerden wird das Divertikel
Blasendrainage 252
Infolge der gestörten Entleerung kommt es zu – bei kompletter Blasenmole Fehlen kindlicher
Restharnbildung mit Gefahr einer Infektion. Herztöne und Kindsbewegungen
Diagnostik: – uterine Blutungen, evtl. Abgang von Bläs-
B – In der Akutphase: 1. Anamnese 2. Sonografie
– im Verlauf Videourodynamik* zur Objekti-
chen
– evtl. Zeichen hypertensiver Schwanger-
vierung der Miktionsverhältnisse. schaftserkrankung*
Therapie: – bei etwa 1/3 Ausbildung von Luteinzysten*.
– (Bei Querschnittläsion) akut suprapubische Diagnostik:
Harnableitung – Sonografisch poröse, meist vergrößerte Pla-
– im weiteren Verlauf wiederholter Katheteris- zenta
mus 4- bis 5-mal/24 h mit Einzelvolumen – fehlende (komplette Blasenmole) oder unter-
< 500 ml schiedlich schwer fehlgebildete (partielle Bla-
– Regulierung der Diurese (1,5 l/24 h), ggf. An- senmole) Embryonalanlage
Blasenkatheter: Katheterspitzenform: für den Mann: ticholinergika nach ärztlicher Anordnung. – begleitende Ovarialzysten*
1: Tiemann-Katheter; 2: Mercier-Katheter; für die Die Bauchpresse* darf zur Entleerung nur aus- – Metastasen in Leber und Nieren
Frau: 3: Nélaton-Katheter; 4: Ballonkatheter; Katheter- nahmsweise bei Blasendruck < 60 cmH2O ein- – laborchemisch evtl. erhöhte Konzentration
länge entsprechend Verwendungszweck; Katheter- gesetzt werden. Bei Reflux* sollte sie vermieden von Beta*-HCG in Serum und Harn (abhän-
stärken: 6–26 Charrière. werden. gig von der Menge des Molengewebes; bei
Blasenmole f: engl. cystic mole; syn. Mola hyda- kompletter Blasenmole hohe persistierende
tiformis. Partielle oder komplette hydropisch- Werte).
ödematöse Degeneration der Chorionzotten der Therapie: Partielle Blasenmole:
(Foley-Katheter) aus Latex (meist beschichtet; Plazenta* unter Umwandlung in traubenförmig – Kürettage und sequentielle Beta-HCG-Kont-
cave: Latexallergie*) oder Silikon angeordnete, mit heller Flüssigkeit gefüllte rolle alle 2–3 Wochen für 3–6 Monate
– suprapubischer Blasenkatheter: 1. zur Bläschen bis Traubengröße, bei gleichzeitiger – bei persistierender HCG-Erhöhung ggf. er-
temporären oder permanenten Ableitung Proliferation des Zyto- und Synzytiotrophoblas- neute Kürettage unter sonografischer Kont-
(suprapubischer Fistelkatheter) mit oder oh- ten (Form der Trophoblasttumoren*). Blasen- rolle.
ne selbsthaltendem Ballon aus Polyurethan, molen gehen manchmal in gestationsbedingte Komplette Blasenmole:
Silikon oder Latex 2. auch selbstaufrollender trophoblastäre Neoplasien (GTN) über. Siehe – Vollständige Uterusentleerung, z. B. durch
Pigtail*-Katheter 3. Einführung in die Harn- Abb. Ätiologie: prostaglandininduzierte Ausstoßung und
blase über suprapubische Blasenpunktion*. – Komplette Blasenmole: 1. Befruchtungsstö- nachfolgende Aspirationskürettage* oder Kü-
Komplikationen: U. a. Katheterfieber*. Präven- rung infolge kernloser Eizelle und Verdoppe- rettage unter sonografischer Kontrolle; cave:
tion: Um möglichen Komplikationen vorzu- lung des eingedrungenen Chromosomensat- Risiko von Uterusperforation oder Nachblu-
beugen, müssen neben der Intimpflege* und zes oder durch Eindringen von 2 Spermien tungen
der Beachtung eines aseptischen bzw. antisepti- 2. Fetus und Plazenta entsprechen komplett – bei starker Nachblutung i. v. Gabe von Oxy-
schen Vorgehens auch Wechselintervalle und väterlichem Transplantat mit entsprechen- tocin und Erythrozytenkonzentrat*
Regeln der Harnableitung (Verwendung von ge- den immunologischen Reaktionen des müt- – bei lebensbedrohlicher Blutung Hysterekto-
schlossenen Schlauch-Beutel-Systemen mit terlichen Organismus 3. zytogenetisch meist mie als Ultima Ratio.
Rückschlagventil und Bodenablass) eingehalten 46,XX-Chromosomensatz, selten 46,XY Nachsorge: Kontrazeption* (z. B. hormonal) für
werden. – partielle Blasenmole (Partialmole): 1. in über 1 Jahr und regelmäßige Beta-HCG-Kontrollen.
Blasenlähmung f: engl. vesical paralysis. Parti- 90 % Triploidie (Karyotyp 69,XXX, 69,XXY, Blasenpapillom n: engl. bladder papilloma; syn.
elle oder vollständige Lähmung der Harnbla- selten 69,XYY) 2. 2/3 des Genoms stammen Papilloma vesicae. Benigner papillärer Tumor*
senmuskulatur infolge einer Querschnittläsion* vom Vater (sog. androgenetischer Ursprung). der Harnblase, der vom Urothel ausgeht.
des Rückenmarks im sakralen Miktionszent- Klinik: Leitsymptom ist die schmerzlose Hämaturie*.
rum (S2–S4), in der Cauda equina oder dem Ple- – Gegenüber der Norm vergrößerter Uterus Therapeutisch erfolgt die transurethrale Resek-
xus hypogastricus inferior. Eine Blasenläh- (Fundusstand*) tion. Die Diagnostik entspricht dem Blasentu-
mung tritt infolge von Trauma, Bandscheiben- mor*.
vorfall*, Rückenmarktumor*, Querschnittmye- Formen:
litis oder nach radikaler Tumorchirurgie im – Invertiertes Blasenpapillom: 1. v. a. im Be-
kleinen Becken auf. reich von Trigonum und Blasenhals lokali-
Klinik: siert 2. histologische Unterscheidung in tra-
– Im akuten Stadium (spinaler Schock*): bekuläre (von der Basalzellschicht ausge-
Schockblase mit Harnverhalt* (veraltet Bla- hend) und glanduläre Formen (vom Zylin-
senatonie) derepithel, z. T. auch von Becherzellen ausge-
– nach 6–12 Wochen je nach Höhe der Quer- hend) 3. geringes Entartungsrisiko
schnittläsion: 1. Reflexblase (sog. obere Läsi- – exophytisches Blasenpapillom: schmalblasi-
on oberhalb S2) 2. persistierende Blasenare- ger papillärer Tumor aus regelhaft geschich-
flexie (sog. untere Läsion im sakralen Mikti- tetem Urothel mit typischen oberflächlichen
onszentrum in S2–S4) 3. bei inkomplettem Deckzellen (sog. Umbrellazellen).
Querschnitt teilweise Blasenlähmung mit Blasenmole: 1: normales Zottenbäumchen; Blasenpunktion, suprapubische f: engl. supra-
Detrusorhypokontraktilität*. 2: entartetes Zottenbäumchen bei Blasenmole. pubic bladder puncture. Punktion der Harnblase
255 Blasensprung
– Harnzytologie dem sich in der Embryonalentwicklung oder bei phytären Myzelphase und bei 37 °C in der para-
– Sonografie Regenerationsvorgängen differenziertes Gewe- sitären Hefephase wächst.
– transurethrale Biopsie be bildet. Blastomykose f: engl. blastomycosis. Chronisch
–
–
Schnittbildverfahren* (CT*, MRT)
bimanuelle Untersuchung (wird heute nur
Blaø sten m pl: engl. blasts. Vor allem in der Hä-
matoonkologie verwendete Bezeichnung für
und häufig schwer verlaufende systemische My-
kose durch den primär pathogenen dimorphen
B
noch selten durchgeführt). unreife, nicht näher charakterisierte Zellen der Pilz Blastomyces* dermatitidis mit Haut- und
Therapie: Das weitere Vorgehen hängt vom his- Hämatopoese*. Blasten treten physiologischer- Lungenbefall (Husten, Dyspnoe*). Diagnosti-
topathologischen Befund ab. Generell gilt: weise im Knochenmark auf, im peripheren Blut ziert wird mit direktem Erregernachweis (z. B.
– Bei nicht muskelinvasiven Tumoren: trans- bei hämatologischen Erkrankungen und passa- mikroskopisch), behandelt wird mit Antimyko-
urethrale Resektion ger bei Infektionen oder im Rahmen der häma- tika (z. B. Amphotericin B). Nur bei adäquater
– bei aggressiven, nicht muskelinvasiven Tu- topoetischen Regeneration nach Chemothera- und frühzeitiger Therapie ist die Prognose gut.
moren: 1. transurethrale Resektion 2. darauf- pie, Strahlentherapie oder einer Sepsis. Blastopathie f: engl. blastopathy. Intrauterine
folgend intravesikale Behandlung mit Bacil- Blaø stenkrise, terminale f: engl. terminal blast Entwicklungsstörung der Frucht in den ersten
lus Calmette-Guérin (BCG) crisis (Abk. BC); syn. Blastenschub. Zunahme des 2 Entwicklungswochen. Sie führt in der Regel
– bei nicht muskelinvasiven Tumoren aus der Anteils zirkulierender Blasten* im peripheren zu tiefgreifenden Fehlbildungen des Keims
mittleren Risikogruppe: 1. transurethrale Re- Blut und/oder im Knochenmark ≥ 20 % oder/ durch unvollständige Teilungen (z. B. Doppel-
sektion 2. darauffolgend intravesikale Be- und zytologisch oder histologisch gesicherte fehlbildung*) oder Frühabort. Eine Restitutio*
handlung mit Zytostatika (z. B. Mitomycin C, blastäre Infiltrate außerhalb von Knochen- ad integrum ist durch ein hohes Reparations-
Doxorubin) mark, Milz oder Lymphknoten im fortgeschrit- vermögen möglich.
– bei muskelinvasiven Tumoren: 1. radikale tenen Stadium der chronisch* myeloischen Leu- Blastosporen f pl: engl. blastospores. Asexuell
Zysto(prostatek)tomie mit pelviner Lymph- kämie. aus vegetativen Pilzhyphen (Fungi*) durch
adenektomie 2. mit oder ohne neoadjuvanter Blaø stenschub → Blastenkrise, terminale Knospung entstandene Sporen*.
Chemotherapie, ggf. Radiochemotherapie Blaø stenschub → Myeloblastenschub Blastozyø ste f: engl. blastocyst; syn. Blastula.
– bei fortgeschrittenen, metastasierten Tumo- Blast Lung → Explosionstrauma Keimblase, die sich etwa am 4. Tag nach der
ren: 1. Chemotherapie 2. ggf. mit palliativen Blastocyø stis hoø minis f: Strikt anaerobes Proto- Befruchtung aus der Morula* bildet. Sie besteht
Maßnahmen. zoon, kommensal im Darm des Menschen vor- aus einer äußeren Zona* pellucida, einer darun-
Nachsorge: kommend oder fakultativ pathogen (Blastozys- ter liegenden Zellschicht (Trophoblast), einer
– Regelmäßige Zystoskopie, ggf. mit Zytolo- tose*). Zu beachten ist eine mögliche Verwechs- inneren Zellmasse (Embryoblast*) und der Blas-
giekontrollen lung mit Zysten von Flagellaten (v. a. Trichomo- tozystenhöhle. Siehe Abb.
– regelmäßige Kontrolle durch Schnittbildver- nas, Giardia lamblia) und Amöben.
fahren* bei Patienten nach radikaler Zystek- Blastogenese f: engl. blastogenesis. Zeitraum
tomie. von der Bildung der Zygote* über die Morula*
Blase, überaktive f: engl. overactive bladder bis zur Blastozyste* zwischen dem 1. und
(Abk. OAB); syn. überaktive Harnblase. Form der 15. Gestationstag des Menschen, d. h. bis zum
Harnblasendysfunktion mit Symptomenkom- Beginn der Embryogenese*.
plex aus Pollakisurie*, imperativem Harndrang Blastom n: engl. blastoma. Echte Geschwulst
und Nykturie* mit oder ohne Dranginkonti- im Sinne eines eigenständigen, ungehemmten
nenz* bei Abwesenheit von Harnwegsinfektion Wachstums von körpereigenem Gewebe oder
und lokalen pathologischen Faktoren. Ursache organismusfremdem, parasitärem Gewebe.
ist eine Detrusorhyperaktivität mit spontanen Blastomatose f: engl. blastomatosis. Krank-
Kontraktionen in der Füllungsphase. Abzu- heitsbild mit Auftreten zahlreicher echter Ge- Blastozyste: Struktur etwa am 4. Tag
grenzen sind Zystitis, Blasenstein, Descensus* schwülste, z. B. Geschwulsterkrankung eines der Entwicklung.
uteri et vaginae und Blasenkarzinom. Organsystems (Hämoblastose*, Hodgkin*-Lym-
Diagnostik: phom).
– Anamnese mit Miktionsprotokoll* Blastomeren f pl: engl. blastomeres. Durch Fur- Blastozystose f: engl. blastocystosis. Meist
– Zystomanometrie chung der Zygote* entstehende Zellen. Die Zel- gastro-intestinale Infektion mit Blastocystis*
– Ausschluss der Differenzialdiagnosen. len teilen sich äquatorial und meridional ohne hominis. Der Erreger wird fäkal-oral durch ver-
Therapie: Wachstum und werden so bei jeder Teilung unreinigtes Wasser übertragen. Er findet sich
– Blasentraining* kleiner. Das Plasma/Kern-Verhältnis verschiebt weltweit, mit höherer Prävalenz in Ländern mit
– Beckenbodentraining in Kombination mit sich zugunsten der Kerne. geringem Einkommen. Es ist umstritten, ob der
Elektrostimulation Omni- und Pluripotenz: Die Zellen sind bis zum Parasit tatsächlichen Krankheitswert besitzt
– Biofeedback* 8-Zellstadium omnipotent und mit dem Ein- und ursächlich zu Durchfall, Übelkeit, Abdomi-
– Pharmakotherapie: 1. Parasympatholytikum tritt der Compaction nur noch pluripotent, wo- nalkrämpfen und Blähungen führt. Zur Be-
(Darifenacin, Fesoterodin, Oxybutynin, Pro- bei die äußeren Zellen einen epitheloiden Cha- handlung werden Metronidazol, Cotrimoxazol
piverin, Solifenacin*, Tolterodin, Trospium- rakter zeigen. und Nitazoxanid empfohlen.
chlorid*) 2. Östrogen (topisch) 3. bei Thera- Blastomyces dermatitidis m: Primär pathoge- Blattern → Variola
pieresistenz Botulinumtoxin*-A (transureth- ner, dimorpher Pilz, der der Erreger der nord- Blattfilmkamera f: engl. recording camera. Bei
rale Injektion in Musculus detrusor vesicae). amerikanischen Blastomykose* ist. Blastomyces der Röntgendurchleuchtung* verwendetes Auf-
Blastem n: engl. blastema. Indifferentes Keim- dermatitidis ist eine Nebenfruchtform von Ajel- nahmegerät zur Dokumentation von Befunden.
gewebe aus teilungsfähigen Stammzellen, aus lomyces dermatitidis, die bei 22 °C in der sapro- Blauanomalie → Farbenfehlsichtigkeit
Blaubeere 258
die über den Lidrand hängt und die Pupillen – Drift: Auge verliert ungewollt seinen Fixati- im akuten Stadium 2. vertikale Blickläh-
verdecken kann. Eine Blepharochalasis tritt onspunkt mung bei Läsion des Mesenzephalons*, z. B.
meist im Senium auf, kann aber auch idiopa- – Mikrosakkade: Drift-Ausgleich und damit im Rahmen des Steele*-Richardson-Olszew-
thisch vorkommen, sekundär nach entzündli-
cher Hauterkrankung oder im Rahmen des
Wiedereinstellung des Auges auf den Fixati-
onspunkt durch ruckhafte Mikrobewegun-
ski-Syndroms oder beim Parinaud-Syndrom.
Blicklähmung, progressive supranukleäre →
B
Ascher-Syndroms. Behandelt wird durch Ble- gen des Augapfels Steele-Richardson-Olszewski-Syndrom
pharoplastik. – Vergenz: Gegeneinanderneigen der Blick- Blickrichtungsnystaø gmus → Nystagmus
Blepharophimose f: engl. blepharophimosis. achsen, um Objekte unterschiedlicher Entfer- Blinddarm → Zäkum
Verengung der Lidspalte in horizontaler Rich- nung zu fixieren Blinddarmentzündung f: engl. appendicitis. Ei-
tung. Eine Blepharophimose kann angeboren – vestibuläre Augenbewegungen: Halten ei- gentlich Entzündung des Zäkums, auch Typhi-
(z. B. Waardenburg-Syndrom) oder erworben nes Fixationspunkts selbst bei Bewegung des litis (griechisch: typhlos = blind) genannt. In der
(z. B. bei Trachom* und Pemphigoid durch Nar- Kopfs und/oder Körpers Umgangssprache wird die Appendizitis*, die
benzug) sein. – Sakkade (Sakkadensprung): schnelle und Entzündung des Wurmfortsatzes, fälschlicher-
Blepharophimose-Ptosis-Epikaø nthus-inveø r- ruckartige Augenbewegung, z. B. beim Blick- weise mit diesem Begriff belegt.
sus-Syndrom n: engl. blepharophimosis ptosis wechsel von einem Objekt auf ein anderes Blinddarm-Karzinoid n: syn. Appendix-Karzi-
epicanthus inverse syndrome. Autosomal-domi- (Blickzielbewegung) und bei Nystagmus noid. In der Appendix* vermiformis lokalisier-
nant erbliche Erkrankung mit Augenlidanoma- – Verfolgung (Folgebewegung): Kette von ab- tes Karzinoid*. Mit ca. 50 % ist dies der häufigs-
lien wie Ptosis*, Blepharophimose* und Epikan- wechselnd Fixationen und Sakkaden, wenn te Manifestationsort gastrointestinaler Karzino-
thus inversus. Sie manifestiert sich kombiniert der Blick einem beweglichen Objekt folgt. ide. Fälschlicherweise wird die Appendix in der
mit Fertilitätsstörung bei Frauen infolge Ovari- Blickfolgebewegungen machen den größten deutschen Sprache häufig als Blinddarm be-
alinsuffizienz als BPE-Syndrom Typ 1 oder bei Teil der bewussten Augenbewegungen aus. zeichnet.
isolierten Lidanomalien als Typ 2. Zugrunde lie- Blickfeld n: engl. field of gaze. Der bei unbeweg- Blindheit f: engl. blindness; syn. Caecitas. Ange-
gen Mutationen im FOXL2-Gen auf dem Genlo- tem Kopf durch Blickbewegungen optisch ma- borene oder erworbene starke Sehschwäche auf
cus 3q23. ximal erfassbare Teil des Raums. Unterschieden einem oder beiden Augen bis hin zum komplet-
Blepharorrhaphie → Tarsorrhaphie werden monokulares und binokulares Blickfeld ten (Amaurose*) Sehverlust. Häufige Ursachen
Blepharospaø smus m: engl. blepharospasm. mit dem im Überlagerungsbereich gelegenen für eine erworbene Blindheit sind altersbeding-
Krampfhafte Lidkontraktion mit Lidschluss. Er gemeinsamen Blickfeld, in dem stereoskopi- te Makuladegeneration*, Diabetes mellitus, Er-
kann als essenzieller oder sekundärer Blepharo- sches Sehen* möglich ist. krankungen des Sehnervs, Glaukom* (grüner
spasmus auftreten, oder als Symptom bei neuro- Blickfolgebewegung → Blickbewegungen Star) sowie Katarakt* (grauer Star).
logischen Erkrankungen. Behandelt wird durch Blickkrampf m: engl. oculogyric crisis; syn. oku- Blindheit, funktioneø lle f: engl. functional blind-
Injektion von Botulinumtoxin in den M. orbi- logyre Krise. Minuten bis Stunden andauerndes ness. Nach ICD-10 dissoziative Sensibilitätsstö-
cularis oculi oder eventuell durch eine Suspensi- unwillkürliches Verdrehen der Augen im Sinne rung mit psychogen bedingter, meist reversib-
onsoperation. einer krampfartigen tonischen* Blickdeviation, ler Sehstörung oder Erblindung ohne objekti-
Formen: Der essenzielle Blepharospasmus meist nach oben (déviation verticale) oder nach vierbaren pathologischen Befund an Auge oder
tritt anfallsweise und beidseitig auf; er betrifft einer Seite. Mögliche Ursachen sind UAW be- Sehbahn. Funktionelle Blindheit kommt meist
meist ältere Frauen. Vermutlich ist er Folge ei- stimmter Neuroleptika (z. B. neuroleptikaindu- nach schweren Traumen vor.
ner supranukleären Läsion. Der sekundäre zierte Frühdyskinesie), Erkrankungen der Ba- Diagnostik: Hinweise in neurophysiologischen
Blepharospasmus ist eine Reaktion auf Rei- salganglien* und des extrapyramidalen Systems Untersuchungen durch visuell evozierte Poten-
zungen, z. B. durch UV-Strahlung oder Fremd- oder postenzephalitisches Parkinson*-Syndrom. ziale* (nicht beweisend), aus Neuroimaging-Be-
körper, oder tritt auf Erkrankungen der vorde- Blicklähmung f: engl. gaze palsy. Beeinträchti- funden auf neuronale Aktivierungsmuster.
ren Augenschnitte, z. B. Keratitis. Als Symptom gung oder Verlangsamung konjugierter Augen- Nach DSM-IV wird funktionelle Blindheit klas-
kommt der Blepharospasmus vor beim Morbus bewegungen durch Schädigung supranukleärer sifiziert als Konversionsstörung* (sensibler bzw.
Parkinson*, beim Meige*-Syndrom sowie bei Strukturen, meist infolge von Durchblutungs- sensorischer Subtypus).
Apraxie. störungen*, entzündlichen Prozessen (z. B. Blindheit, kortikale → Rindenblindheit
Bleuler-Krankheit → Schizophrenie Multiple* Sklerose) oder Tumoren*. Blindheit, psychogene → Blindheit, funktio-
Blickbewegungen f pl: engl. eye movements. Formen: nelle
Wahrnehmungsabhängige Augenbewegungen* – Diskonjugierte Blicklähmung: 1. Konver- Blindschlingensyndrom → Syndrom der blin-
in Verbindung mit visuellen Wahrnehmungs- genzlähmung (Konvergenzschwäche*) mit den Schlinge
prozessen. Unterschieden werden Fixation, Störung der Konvergenzbewegungen der Au- Blindversuch m: engl. blind trial. Versuchsan-
Nystagmus, Drift, Mikrokaskade, Vergenz, ves- gen infolge Ungleichgewicht zwischen Ak- ordnung, z. B. bei klinischer Therapiestudie (In-
tibuläre Augenbewegungen, Sakkade und Ver- kommodation* und Konvergenz* mit rascher terventionsstudie*), bei der zur Vermeidung un-
folgung. Ermüdung beim Nahsehen 2. Divergenzläh- bewusster und ungewollter Verfälschungen der
Formen: mung* als seltene Form der Blicklähmung, Ergebnisse die Probanden oder Patienten sowie
– Fixation: Betrachtung eines Objekts ohne bei der beim Blick in die Ferne die Augen teilweise auch Ärzte und Auswerter nicht wis-
Augenbewegung nicht parallel stehen, sondern konvergent, sen, welche der getesteten Mittel (z. B. Wirk-
– physiologischer Nystagmus*: unwillkürli- sodass Doppelbilder* entstehen substanz oder Placebo) bei wem angewendet
ches rhythmisches Augenzittern, um das auf – konjugierte Blicklähmung: 1. horizontale werden.
die Netzhaut projizierte Bild konstant zu Blicklähmung bei ipsilateraler* Läsion der Formen:
halten Pons* (paramediane Formatio* reticularis) – Einfachverblindung: Die Patienten kennen
mit Déviation* conjuguée nach kontralateral* ihre Gruppenzuordnung nicht.
B-Linien 260
– Doppelverblindung: Auch der Prüfarzt kennt Bewegungsrichtungen betrifft und nicht durch rend). Es besteht die Gefahr der Augenschädi-
die Zuordnung nicht, um eine psychologi- eine Kontraktur* bedingt ist. Dadurch kommt gung. Behandelt wird operativ mittels Dekom-
sche Beeinflussung der Patienten auszu- es zur segmentalen oder artikulären Hypomobi- pression der Augenhöhle und Reposition der
B schließen.
– Dreifachverblindung: Zusätzlich ist auch
lität. Behandelt wird manuell oder mit Chiro-
therapie.
Fraktur. Häufiger ist die Blow*-out-Fraktur.
Blow Out: Bezeichnung für die Aussackung
dem statistischen Auswerter die Zuordnung Block, intraventrikulärer → Erregungslei- des Abgangsbereiches einer insuffizienten Per-
unbekannt. tungsstörung foransvene (siehe Venae perforantes) durch
Nicht verblindete Studien werden als offen be- Blockresektion → En-bloc-Resektion Blutfluss vom tiefen ins oberflächliche Venen-
zeichnet. Block, sinuatrialer → SA-Block system. Siehe Varizen* (Abb. dort).
B-Linien → Lung Ultrasound Block, sinuaurikulärer → SA-Block Blow-out-Fraktur f: engl. blow-out fracture.
Blinkrefleø x → Glabellareflex Block, trifaszikulärer → Schenkelblock Häufige Form einer Fraktur* im Bereich der Au-
Blitzeinleitung → Rapid Sequence Induction Block, unifaszikulärer → Schenkelblock genhöhle (Orbita) mit Verlagerung des Orbita-
and Intubation Blockwirbel m: engl. fused vertebrae. Unvoll- bodens oder der Obitawand nach außen. Es
Blitzintubation → Rapid Sequence Induction ständige oder vollständige Verschmelzung droht die Einklemmung von Orbitainhalten
and Intubation zweier Wirbelkörper unter entsprechendem (besonders der unteren Augenmuskeln) und das
Blitzschlag m: engl. lightning stroke. Klinische Verlust der Bandscheibe. Blockwirbel treten an- Absinken des Orbitabodens in die Kieferhöhle.
Bezeichnung für Form des Elektrounfalls durch geboren oder erworben auf. Sie verursachen Be- Bei länger anhaltenden Begleitsymptomen wird
Blitzeinschlag (Hochenergietrauma; bis 109 wegungseinschränkungen und neurologische operativ behandelt.
kW). Es kommt zu Verbrennungen und Beein- Läsionen. Meist sind regelmässige klinische Ursache: Meist direkte Gewalteinwirkung (z. B.
trächtigung von Atemfunktion, Herz, Kreislauf Kontrollen bis zum Wachstumsabschluss aus- Squash- oder Tennisball, Faustschlag; siehe
und ZNS. Behandelt wird je nach Schwere der reichend und keine weitere Therapie erforder- Abb. 1).
Beeinträchtigungen, ggf. auch intensivmedizi- lich.
nisch. Bloom-Syndrom n: engl. Bloom’s syndrome. Sel-
Bloch-Zeichen n: engl. Bloch’s sign. Unwillkür- tene, autosomal-rezessiv erbliche Erkrankung
liches Emporziehen der Patella* beim Stehen auf dem Genlocus 15q26.1 mit Störung der
mit geschlossenen Augen bei Ataxie*. DNA*-Reparatur. Neben der verstärkten Infekt-
Block → Erregungsleitungsstörung anfälligkeit und zahlreichen Symptomen er-
Block m: engl. blockade. Unterbrechung einer scheint das teleangiektatische Erythem als
Leitung bzw. einer Leitungsfunktion. Schmetterlingserythem im Gesicht bereits im
Beispiele: 1. Lj. Blow-out-Fraktur Abb. 1: Frakturmechanismus.
– Herzblock (siehe auch Erregungsleitungsstö- Genetik: Mutation im BLM-Gen, das für das
rung*) RecQ-Protein-like-3 codiert. Chromosomenano-
– Strömungshindernis in einem Gefäß, im en- malien finden sich in peripheren Leukozyten
geren Sinn Behinderung des venösen Blut- mit Austauschfiguren homologer Chromoso-
stroms im Leberkreislauf (siehe auch portale men und erhöhter Schwesterchromatid-Aus-
Hypertension*) tauschrate.
– Unterbrechung einer Nervenleitung (Lei- Klinik:
tungsblock, -blockade), z. B. bei Leitungsan- – Teleangiektatisches Erythem im Gesicht be-
ästhesie*. reits im 1. Lj.
Blockade → Leitungsanästhesie – Lichtempfindlichkeit
Blockade, iliosakrale → Iliosakralgelenkblo- – proportionierter Kleinwuchs mit Mikroze-
ckade phalie*
Blockade, kognitive f: engl. cognitive blockage. – verstärkte Anfälligkeit gegenüber Infekten
Beeinträchtigung des aufgabenbezogenen Den- durch partiellen Immunglobulinmangel*
kens (z. B. bei der Beantwortung von Sachfragen – häufig Entwicklung von Karzinomen, Lym-
oder beim Lösen von Prüfungsfragen) durch stö- phomen oder Leukämie in ungewöhnlich
rende Gedanken (z. B. Fokussieren auf Defizite, frühem Lebensalter
Antizipation von Versagen und möglichem An- – ichthyosiforme Hautbeschaffenheit, Naevi
erkennungsverlust, Katastrophenerwartung in- spili
folge des Scheiterns). – Knochenanomalien
Beschreibung: Kann von körperlichen Angst- – charakterisische Gesichtszüge
korrelaten begleitet werden (z. B. erhöhte – Infertilität, Hypogonadismus
Schweißproduktion und Herzfrequenz*). Vor- – 90 % der bekannten Fälle finden sich unter
kommen: häufig bei Angst, die durch Bedro- aschkenasischen Juden.
hungssituationen ausgelöst ist, z. B. soziale Be- Blount-Schlinge → Cuff-and-Collar-Verband
wertungsangst bei Prüfungen. Blow-in-Fraktur f: Seltene Form der Orbita-
Block, bifaszikulärer → Schenkelblock fraktur mit Verlagerung des Orbitabodens in
Blockierung [Orthopädie] f: engl. block. Rever- die Orbita, meist verbunden mit Exophthal- Blow-out-Fraktur Abb. 2: eingeschränkte
sible schmerzhafte Einschränkung des Bewe- mus* (Proptosis), Einschränkung der Augenbe- Blickhebung und -senkung links nach
gungsablaufes im Gelenk, die eine oder mehrere wegung und Doppelbildern (evtl. persistie- Blow-out-Fraktur. [143]
261 Blutbild, leukoerythroblastisches
Blutbild:
Referenzbereiche für Erwachsene.
Blutgruppen:
Funktion: Blutgruppenantigen tragende Mole- korrespondierenden Isoagglutinine* Anti-A
Übersicht. küle haben physiologisch unterschiedliche bzw. Anti-B im Serum mithilfe von Test-
Funktionen, z. B. Rezeptoren* für die Bindung erythrozyten der Blutgruppe A1, A2 und B
B ABNull-Blutgruppen
Bombay-Blutgruppen
von Viren*, Bakterien* oder Parasiten*, Zellad-
häsionsmoleküle* oder Transportproteine.
(sog. Serumkontrolle oder umgekehrte Typi-
sierung; Negativkontrollen mit 0-Testeryth-
Blutgruppenantikörper m sg, pl: engl. blood rozyten bzw. AB-Testserum obligat)
Cartwright-Blutgruppen groups antibodies. Gegen Blutgruppenantigene* – Nachweis irregulärer Blutgruppenantikör-
Colton-Blutgruppen gerichtete Alloantikörper*, durch die Transfusi- per* im Serum durch Antikörpersuchtest*.
Diego-Blutgruppen onszwischenfälle und Morbus haemolyticus Blutgruppeninkompatibilität f: engl. blood
neonatorum verursacht werden können. Vor ei- group incompatibility. Unverträglichkeit von
Dombrock-Blutgruppen ner Bluttransfusion müssen v. a. irreguläre Spender- und Empfängerblutgruppe. Dabei
Duffy-Blutgruppen Blutgruppenantikörper durch Kreuzprobe* er- richten sich vom Empfänger gebildete Antikör-
fasst bzw. durch Antikörpersuchtest* nachge- per gegen Antigene der Spendererythrozyten.
Gerbich-Blutgruppe
wiesen werden. Bei Schwangerschaft erfolgt ei- Beispiele sind ABNull*-Inkompatibilität und
Kell-Blutgruppen ne serologische Schwangerenvorsorge. Rhesus*-Inkompatibilität.
Kidd-Blutgruppen Vorkommen: Blutgruppenserologie f: engl. blood group se-
– Als reguläre Antikörper* des ABNull-Blut- rology. Teilgebiet der Serologie*, das sich mit
Lewis-Blutgruppen gruppensystems: die sog. natürlichen Isoag- den immunologischen Eigenschaften der ver-
Lutheran-Blutgruppen glutinine* Anti-A und Anti-B schiedenen Blutgruppen*, im weiteren Sinn
MNSs-Blutgruppen – als irreguläre Antikörper*, die infolge Im- auch mit erblichen Serumgruppen und Enzym-
munisierung v. a. durch Blutgruppen-in- gruppen befasst.
P-Blutgruppen kompatible Bluttransfusionen und in der Blutgruppensubstanzen f pl: engl. blood group
Rhesus-Blutgruppen Schwangerschaft gebildet werden: 1. z. B. An- substances. Im weiteren Sinn Blutgruppenanti-
ti-D, Anti-M, Anti-N, Anti-K, Anti-IK(a), An- gene*, im engeren Sinn H*-Substanz.
Scianna-Blutgruppen
ti-Fy(a) 2. als irreguläre ABNull-Blutgrup- Blut-Hirn-Schranke f: engl. blood-brain barrier.
Vel-Blutgruppe penantikörper: auch Anti-A1 (relativ häufig Selektiv durchlässige Schranke zwischen Blut
Wright-Blutgruppen im Serum bei Blutgruppe A2 und A2B) und und Hirnsubstanz, durch die der Stoffaustausch
Anti-H (selten bei Blutgruppe A1, A1B und B). mit dem ZNS aktiv kontrolliert wird. Als mor-
Xg-Blutgruppe Blutgruppenbestimmung f: engl. blood typing. phologisches Äquivalent werden Kapillarendo-
Dokumentationspflichtige Bestimmung von thel und perivaskuläre Gliastrukturen (Memb-
Blutgruppen* durch serologischen Nachweis rana limitans gliae perivascularis) angesehen.
der Blutgruppenantigene* mittels spezifischer Das Endothel ist nicht fenestriert und durch
der Bluttransfusion und Transplantation (in Testseren oder Testreagenzien (z. B. Lektine, tight junctions abgedichtet.
abnehmender Bedeutung insbesondere AB- Phythämagglutinine). Funktion: Die Blut-Hirn-Schranke dient als
Null-, Rhesus-, Kell-, Kidd- und Duffy-Blut- Prinzip: Schutzeinrichtung, die schädliche Stoffe von
gruppen) – ABNull-Blutgruppensystem: meist Aggluti- den Nervenzellen abhält.
– Geburtshilfe: Morbus haemolyticus fetalis nationsreaktion im Milieu physiologischer Klinische Bedeutung: Wirkstoffe, die im ZNS
bzw. Morbus haemolyticus neonatorum bei Kochsalzlösung (siehe Abb.) unter gleichzei- wirken sollen, müssen die Blut-Hirn-Schranke
Blutgruppeninkompatibilität zwischen einer tiger Prüfung auf Vorhandensein der nicht überwinden. Die Durchlässigkeit wird durch
Schwangeren und ihrem ungeborenen Kind Bakterientoxine (siehe Toxine*), Fieber*, chro-
(ABNull*-Inkompatibilität; Rhesus*-Inkom- nischen Alkohol- und Nikotinmissbrauch, Hy-
patibilität) poxie* sowie bei manchen Hirntumoren gestei-
– Autoantikörper gegen eigene Blutgruppen- gert.
antigene (Autohämagglutinine, Autohämoly- Bluthochdruck → Hypertonie, arterielle
sine) als pathogenetischer Faktor autoimmu- Blut-Hoden-Schranke f: engl. testicular-blood
nologisch bedingter hämolytischer Anämien* barrier. Barriere zwischen Blutgefäßen und Lu-
– für genetische und anthropologische Unter- mina der Hodenkanälchen, gebildet durch die
suchungen tight junctions der Sertoli*-Zellen untereinan-
– früher: forensisches Blutgruppengutachten der. Die Blut-Hoden-Schranke bildet eine Bar-
zur Abstammungsbegutachtung und Spu- riere zwischen Keimzellen und Immunsystem,
renanalyse. verhindert die Bildung von Autoantikörpern
Blutgruppenantigene n pl: engl. blood group gegen Spermien und führt zu einer Sonderstel-
antigens. Genetisch determinierte, auf der Zell- lung der Hoden aus immunologischer Sicht.
membran von Erythrozyten (häufig auch ande- Bluthusten m: engl. hemoptysis; syn. Hämop-
ren Blut- und Gewebezellen) lokalisierte makro- toe. Aushusten von blutig tingiertem Sputum
molekulare Substanzen (Proteine*, Glykolipide* oder Blut aus Rachen, Bronchien oder Lunge. Bei
und Glykoproteine*) mit spezifischen antigenen Blutmengen < 50 ml spricht man von Hämopty-
Eigenschaften, die durch serologische Metho- se (häufig), bei > 50 ml von Hämoptoe (selten).
den nachweisbar und für die einzelnen Blut- Blutgruppenbestimmung: Bestimmung Die Ursachen sind vielfältig. Akut bedrohlich ist
gruppen* charakteristisch sind. der ABNull-Blutgruppen mit Testseren. die Erstickungsgefahr durch aspiriertes Blut.
267 Blutkreislauf
Ursachen: Blutkapillaren f pl: engl. capillaries; syn. Vasa – Anomalie der Erythrozytenform
– Infektionen, z. B. Bronchitis, Pneumonie, capillaria. Haargefäße mit einem Durchmesser – Einnahme von Antiphlogistika, z. B. Korti-
Lungenabszess, Tuberkulose von 4–30 μm und dünner (für Erythrozyten son.
– Bronchial- und Lungentumoren sowie -me-
tastasen
noch permeabler) Gefäßwand.
Blutkoaø gulum → Blutgerinnsel
Blutkompartimeø nt n: engl. blood compartment.
Definierter Verteilungsraum der zirkulierenden
B
– Bronchiektasen Blutkörperchen n sg, pl: engl. blood cell. Ge- Blutmenge (Intravasalraum) für Arzneimittel
– Lungenhämosiderose formte Bestandteile des Blutes*. Folgende Zell- oder Stoffwechselmetaboliten. Der Ausdruck
– Fremdkörper und Traumata der Atemwege typen sind zu unterscheiden: Erythrozyten, beschreibt auch einen Teil des Dialysators*.
und -organe Leukozyten (Granulozyten, Lymphozyten, Mo- Blutkreislauf m: engl. circulation. Physiologisch
– vaskuläre Ursachen: Lungenembolie und -in- nozyten) und Thrombozyten. aus Blutgefäßen (Arterien, Venen und Blutka-
farkt, arteriovenöse Malformationen, pulmo- Blutkörperchensenkung → Blutkörperchen- pillaren) bestehendes Strömungssystem für das
nale Hypertonie, z. B. bei Herzvitien senkungsgeschwindigkeit Blut zur Versorgung der Körpergewebe. Der
– hämorrhagische Diathese und Antikoagulan- Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit f: Blutkreislauf wird durch eine effiziente Herz-
zientherapie Abk. BSG. Sedimentationsgeschwindigkeit von funktion aufrechterhalten. Siehe Abb.
– System- und Autoimmunerkrankungen, z. B. Erythrozyten in Citratblut* (ungerinnbar) mit Formen: Postnataler Blutkreislauf
Goodpasture-Syndrom, Granulomatose mit einem Volumen-Verhältnis von Blut zu – Kleiner Kreislauf, Lungenkreislauf: 1. Vom
Polyangiitis 3,8%iger Natriumcitratlösung von 4 : 1. Die rechten Vorhof des Herzens fließt das Blut
– Endometriose der Lunge. Messung der BSG dient als unspezifischer Such- durch die Trikuspidalklappe in die rechte
Diagnostik: test auf Entzündungen. Sie ist u. a. beschleunigt Herzkammer. 2. Diese pumpt das Blut in den
– Anamnese und körperliche Untersuchung bei Infektionen, Autoimmunerkrankungen so- Truncus pulmonalis mit seinen rechten und
– Laboruntersuchung: Entzündungszeichen, wie malignen Tumoren und verlangsamt bei linken Ästen (Aa. pulmonales). 3. In den Lun-
Tumormarker Polyglobulie. genkapillaren erfolgt der Gasaustausch (Arte-
– Röntgen-Thorax, CT der Lunge Hintergrund: Die erhöhte BSG im Rahmen von rialisation). 4. Das oxygenierte Blut fließt
– ggf. Bronchoskopie und andere weiterfüh- Entzündungen beruht auf der Veränderung der dann durch die Vv. pulmonales zum linken
rende Untersuchungen wie Lungenszintigra- Plasmaprotein-Zusammensetzung. Aufgrund Vorhof.
fie und Echokardiografie. der Zunahme von Akute-Phase-Proteinen und – großer Kreislauf, Körperkreislauf: 1. Vom lin-
Grundsätzlich sind Blutungen aus Nase oder Immunglobulinen wird die Bildung von Eryth- ken Vorhof gelangt das Blut durch die Mitral-
Gastrointestinaltrakt (Hämatemesis*) auszu- rozyten-Aggregaten gefördert, die aufgrund ih- klappe in die linke Herzkammer. 2. Diese
schließen. rer größeren Masse schneller sedimentieren. Im pumpt das Blut in die Aorta und ihre Ver-
Behandlungsindikation: Die Hämoptoe erfor- Rahmen der Diagnostik und Verlaufskontrolle zweigungen. 3. Nach Sauerstoffabgabe und
dert die sofortige stationäre Einweisung, die akuter Entzündungen ist die BSG durch die Be- Kohlendioxidaufnahme im Kapillargebiet
Hämoptyse die zeitnahe pneumologische Ab- stimmung des CRP ersetzt worden, sie wird le- der Organe und Gewebe fließt das Blut durch
klärung. Oft sind Hämoptysen Vorboten einer diglich ergänzend zu anderen Labor- und klini- die Venen zurück zum Herzen und gelangt
späteren stärkeren Blutung. schen Befunden beurteilt. Bei chronisch-ent- über die Vv. cavae in den rechten Herzvorhof.
Erstmaßnahmen bei akuter Hämoptoe: Unter zündlichen Erkrankungen wie Arteriitis tempo- Pränataler Blutkreislauf
Intensivbedingungen ist die Blutungsquelle ralis oder Polymyalgia rheumatica ist die BSG – Verhältnisse im Mutterleib: 1. Das in der Pla-
bronchoskopisch zu lokalisieren und das blu- zur Verlaufkontrolle jedoch besser geeignet als zenta oxygenierte Blut gelangt über die
tende Segment mittels Ballonkatheter oder das CRP. BSG-Werte über 120 mm/h werden als V. umbilicalis und den Ductus venosus (Aran-
Tamponade zu blocken. Dabei ist der andere Sturzsenkung bezeichnet. Dies tritt u. a. bei tii), z. T. durch den Pfortaderkreislauf, in die
Lungenflügel zu beatmen. Nach Beseitigung Plasmozytom* und Arteriitis temporalis auf. V. cava inferior, zum rechten Vorhof (hier Zu-
der akuten Gefahr wird kausal behandelt, z. B. Referenzbereich: 1-Stunden-Wert: sammenfluss mit Blut aus der V. cava superi-
mittels Bronchialarterienembolisation oder – Männer < 50 Jahre ≤ 15 mm or aus der Kopfgegend) und weiter zum
Notfallresektion. – Männer > 50 Jahre ≤ 20 mm größten Teil durch das offene Foramen* ova-
Blut im Stuhl, okkuø ltes n: engl. occult blood in – Frauen < 50 Jahre ≤ 20 mm le in den linken Vorhof und die linke Kam-
faeces. Bezeichnung für nicht sichtbare Blutbei- – Frauen > 50 Jahre ≤ 30 mm. mer zur Aorta, um sich über die Karotiden
mengungen im Stuhl. Der Nachweis erfolgt v. a. Indikation: Unspezifischer Suchtest auf ent- zum Kopf, die Aorta descendens zur unteren
mit einem fäkalen okkulten Bluttest (FOBT), zündliche Prozesse. Körperhälfte und die Nabelarterien (Aa. um-
häufig im Rahmen der Screeninguntersuchung Bewertung: Beschleunigte BSG: bilicales) zurück zur Plazenta zu verteilen.
des kolorektalen Karzinoms (siehe auch Krebs- – (bakterielle) Infektionen 2. Das in die rechte Herzkammer gelangte
früherkennungsuntersuchungen*). Die weiter- – maligne Tumoren Blut fließt über den Truncus pulmonalis zu
führende Diagnostik bei Vorliegen einer okkul- – Paraproteinämie* (häufig Sturzsenkung) einem kleinen Teil in die Lungen und zum
ten Blutung erfolgt endoskopisch (Koloskopie, – Anämie* größten Teil durch den Ductus* arteriosus
Gastroduodenoskopie). – nephrotisches Syndrom (Botalli) ebenfalls in die Aorta.
Vorkommen: Manifest in der Regel lange vor – rheumatische Erkrankungen, z. B. Polymyal- – Anpassungen unmittelbar postnatal: 1. Duc-
sichtbarer Blutbeimengung oder Anämie gia rheumatica, Arteriitis temporalis tus arteriosus und Foramen ovale schließen
– V. a. bei Blutungsquelle im Kolon, z. B: – Schwangerschaft sich innerhalb weniger Stunden postnatal,
1. Darmpolypen 2. kolorektales Karzinom – unspezifische Ursachen. wodurch Lungen- und Körperkreislauf ge-
– auch Blutung bei gastroduodenalem Ulkus*, Verlangsamte BSG: trennt werden. 2. Unter pathologischen Be-
Zahnfleischbluten u. a. – Polyglobulie* dingungen (O2-Mangel) können die pränata-
– Polycythaemia* vera len Kreislaufverhältnisse für mehrere Tage
Blutkreislauf, pränataler 268
zialfilter, der zur Leukozytendepletion* dient meist durch endoskopische Blutstillung, unter rale, subarachnoidale, intraventrikuläre oder
und während der Herstellung der Blutkonserve Umständen wird radiologisch interveniert (coil- intrazerebrale Blutung bei Neugeborenen, v. a.
(sog. In-line-Filtration) verwendet wird. ing; siehe therapeutische Embolisation*). Frühgeborenen*, als Geburtsfolge. Sie manifes-
B Blutung f: engl. bleeding; syn. Hämorrhagie.
Austritt von Blut aus einem Blutgefäß in das
Formen: Nach Lokalisation der Blutungsquelle:
– Obere gastrointestinale Blutung*: Blutungs-
tiert sich v. a. als Atemstörung mit pathologi-
schen Atmungstypen, unter Umständen Atem-
umgebende Gewebe (innere Blutung, z. B. gast- quelle oberhalb der Flexura duodenojejuna- stillstand*oder Asphyxie* und mit Zeichen der
rointestinale Blutung*) oder durch eine Körper- lis im Ösophagus, Magen, Duodenum, im Hirndrucksteigerung*.
öffnung oder Hautwunde an die Körperoberflä- weiteren Sinn auch Pharynx; Ursachen: Ursachen:
che (äußere Blutung). 1. v. a. peptisches Ulkus 2. Ösophagus- und – Frühgeburtlichkeit: unreife Gefäße der ger-
Einteilung: Magenvarizen 3. gastrale oder duodenale minalen Matrix mit hoher Empfindlichkeit
– Pathogenetisch: 1. Rhexisblutung (Zerrei- Erosionen 4. Mallory-Weiss-Syndrom gegenüber Blutdruckschwankungen, Azido-
ßungsblutung) als Folge eines Gefäßeinrisses – mittlere gastrointestinale Blutung*: Blu- se, Hypokapnie
(Hämorrhagie im eigentlichen Sinne), be- tungsquelle aboral der Flexura duodenojeju- – Geburtstrauma
dingt durch Trauma (Wunde*; Polytrauma*), nalis bis zum terminalen Ileum; Ursachen: – maternale Medikamente mit Störung der
Arrosion*, Gefäßwanderkrankung (z. B. Arte- 1. v. a. Angiodysplasie 2. Ulkus plasmatischen Gerinnung als Ursache für
riosklerose*), Ruptur infolge starker Druck- – untere gastrointestinale Blutung*: Blutungs- frühe Vitamin-K-Mangelblutungen.
unterschiede (z. B. bei arterieller Hyperto- quelle im Dickdarm; Ursachen: 1. v. a. Diver- Einteilung:
nie*) 2. Diapedeseblutung (sog. Durchtritts- tikulose 2. Kolitis 3. anorektale Erkrankun- – ICH I subependymal
blutung): Austritt von Blutbestandteilen gen, z. B. Hämorrhoiden 4. intestinale Ischä- – ICH II intraventrikulär, < 50 % des Seiten-
durch die äußerlich intakte Gefäßwand infol- mie 5. Neoplasie (Polyp, Karzinome). ventrikels
ge Hämostase* bzw. bei hämorrhagischer Klinik: Je nach Lokalisation und Schweregrad: – ICH III > 50 % des Seitenventrikels, ggf. mit
Diathese* – Anämie* hämorrhagischer Infarzierung von Hirnpa-
– nach Lokalisation: 1. venöse Blutung 2. arte- – okkultes Blut* im Stuhl, Hämatochezie*, Me- renchym.
rielle Blutung 3. parenchymatöse Blutung läna* Diagnostik: Wichtigstes Diagnoseverfahren ist
bei flächenhafter Schnitt- oder Risswunde – Hämatemesis* die Sonografie.
mit Blutung aus allen eröffneten Blutgefä- – arterielle Hypotonie*, hypovolämischer Differenzialdiagnose: Abgegrenzt werden muss
ßen. Schock*. eine pränatale Hirnblutung in Verbindung mit
Klinik: Diagnostik: Hirnschaden, z. B. infolge intrauteriner Infekti-
– Bei äußerer Blutung sichtbar als helles, puls- – Angiografie on oder fetaler Alloimmunthrombozytopenie.
synchron spritzendes Blut (arterielle Blu- – Szintigrafie Therapie: Frühzeitige Diagnostik und Therapie
tung) oder dunkelrotes, fließendes Blut (ve- – selten Laparotomie von Folgeschäden und engmaschige neurologi-
nöse Blutung) – Nachweis der Blutungsquelle meist durch sche Kontrolluntersuchungen sind notwendig.
– kardiovaskulär: Blässe, Kreislaufzentralisati- Endoskopie (siehe Forrest*-Klassifikation, Prognose: Abhängig vom Ausmaß der Blutung.
on, Blutdruckabfall infolge Volumenverlusts, Tab. dort). Blutung, intraventrikuläre → Ventrikelblu-
Tachykardie*, Hypoxie mit Desorientiertheit, Blutung, intestinale → Blutung, gastrointes- tung
Anämie* (Eisenmangelanämie als Leitsymp- tinale Blutung, intrazerebrale f: engl. intracerebral
tom bei chronischer Blutung), hämorrhagi- Blutung, intraabdominale f: engl. intra-ab- hemorrhage. Intraparenchymatöse Blutung in
scher Schock. dominal bleeding. Blutung in die freie Bauchhöh- das Gehirn mit der Folge einer direkten Gewe-
Therapie: le. Ursachen sind Abdominaltraumata (z. B. Le- bezerstörung und Ischämie durch kompressive
– Lokale Blutstillung*, ggf. chirurgisch (Liga- ber*- oder Milzruptur*, ruptiertes Blutge- Wirkung auf das Gehirngewebe, ggf. mit Hirn-
tur, Hämatomausräumung, Tamponade) fäß), Beckenringfraktur*, Bauchaortenaneu- ödem. Nach Diagnosestellung mit bildgeben-
– klinische Stabilisierung rysma, Extrauteringravidität*, Endometriose* den Verfahren sowie Gerinnungsdiagnostik fol-
– Behandlung der zugrunde liegenden Stö- und Gerinnungsstörungen (z. B. nach Therapie gen in der Regel eine intensivmedizinische
rung. mit Cumarinderivaten*). Überwachung, ggf. Anlage einer Ventrikeldrai-
Blutung, anovulatorische → Abbruchblutung Klinik: nage, operative Hämatomausräumung/Krani-
Blutung, atonische → Blutung, peripartale – Hämorrhagischer Schock* ektomie.
Blutung, atonische → Uterusatonie – Tachykardie* Ursachen:
Blutung, azyklische → Metrorrhagie – arterielle Hypotonie* – AV-Malformation, intrakranielles Aneu-
Blutung, dysfunktioneø lle f: engl. dysfunctional – Übelkeit* rysma*
bleeding. Durch hormonale Störungen (in Hypo- – Akutes* Abdomen. – Kavernom
thalamus*, Hypophyse* oder Ovarien) verur- Diagnostik: – Durafistel
sachte uterine Blutung, v. a. bei Follikelpersis- – Körperliche Untersuchung – Hirntumor*
tenz*, im Klimakterium* oder als sog. juvenile – abdominale Ultraschalldiagnostik* – arterielle Hypertonie*
Blutung*. – Angio-CT – zerebrale Amyloidangiopathie*
Blutung, epidurale → Epiduralhämatom – ggf. diagnostische Laparoskopie* oder explo- – Vaskulitis*
Blutung, funktioneø lle → Eumenorrhö rative Laparotomie*. – Sinusvenenthrombose, ischämischer* Hirn-
Blutung, funktioneø lle → Menstruation Blutung, intrakranieø lle → Hämatom, intra- infarkt
Blutung, gastrointestinale f: engl. gastrointes- kranielles – Gerinnungsstörungen*, Therapie mit Anti-
tinal bleeding. Okkulter bis massiver Blutabgang Blutung, intrakranieø lle geburtstraumatische koagulanzien*
aus dem Verdauungstrakt. Behandelt wird f: engl. perinatal intracranial hemorrhage. Subdu- – Trauma.
271 Blutung, peripartale
Arcus lumbocostalis
medialis (Psoasarkade)
Trigonum lumbocostale
(Bochdalek)
Arcus lumbocostalis
lateralis
(Quadratusarkade)
Costa XII
M. psoas major
M. quadratus lumborum
Bochdalek-Foramen → Bochdalek-Dreieck
Bochdalek-Heø rnie f: engl. Bochdalek’s hernia.
Vorwiegend neonatal auftretende Zwerchfell-
hernie* mit Bruchpforte im Bochdalek*-Drei-
eck. Bereits intrauterin kommt es zur Verlage-
B
rung von Darm-, Milz- und Leberteilen in den
Thorax mit resultierender Kompressionsatelek-
tase und pulmonaler Entwicklungsstörung
(Lungenhypoplasie), die sich postnatal als
Atemnotsyndrom* des Neugeborenen manifes-
tiert.
Vorkommen:
– Insbesondere neonatal Bochdalek-Hernie Abb. 3: diaphragmale Bruchpforte
– im Erwachsenenalter selten. im Transversalschnitt (pränatale Ultraschalldiagnos-
Klinik: tik); Magen (1) und Herz (2) in einer Ebene sichtbar
– Bereits intrauterin Verlagerung von Darm-, wegen gastraler Verlagerung nach kranial (oberhalb
Milz- und Leberteilen in den Thorax des Zwerchfells). [180]
– Kompressionsatelektase
– Verdrängung von Herz und Mediastinum auf
die Gegenseite – pulmonale Entwicklungsstörung (Lungenhy-
Body-Mass-Index Abb. 1: Nomogramm zur Ermitt-
poplasie) in der Folge
lung des BMI durch Verlängerung der Geraden,
– postnatal symptomatisch als Atemnotsyn-
die sich durch Körperlänge und -gewicht ergibt.
drom* des Neugeborenen.
Diagnostik:
– Klinisch, Auskultation Body-Mass-Index:
– Röntgendiagnostik: siehe Abb. 1 und Abb. 2 Einteilung in Unter-, Normal- und Übergewicht
– pränatal sonografisch siehe Abb. 3. bei Erwachsenen (WHO-Klassifikation).
Therapie:
– Intensivmedizinisch symptomatisch, u. a.: Kategorie BMI (kg/m2)
1. Beatmung 2. pharmakologische Kreislauf- Untergewicht <18,5
stabilisierung
Normalgewicht 18,5 – <25
– bei klinischer Stabilisierung operative Kor-
rektur: Zwerchfellverschluss, ggf. mit Patch. Übergewicht ≥25
Bochdalek-Hernie Abb. 1: Röntgen-Thorax-Aufnahme Bochdalek-Zyø ste f: engl. Bochdalek’s cyst. Präadipositas 25 – <30
im seitlichen Strahlengang. [76] Nicht zurückgebildeter Teil des Ductus thyro-
glossalis (Schilddrüsenzungengang) im Bereich Adipositas ≥30
des Foramen caecum linguae. Mögliche Folgen Grad I 30 – <35
sind Atem- und Schluckbeschwerden. Grad II 35 – <40
Bockhart-Krankheit → Folliculitis staphylo- Grad III ≥40
genes superficialis
Bocksbeutelform f: Herzform* bei ausgepräg-
tem Perikarderguss* oder hochgradiger Herzdi-
latation*. Werte < 20 kg/m2 in diesem Alter prognos-
Body-Mass-Iøndex m: syn. Körper-Gewichts-In- tisch ungünstig sind und als Untergewicht
dex; Abk. BMI. Verhältniszahl zur Beurteilung gewertet werden
des Körpergewichts und Ermittlung des Nor- – Kinder und Jugendliche: BMI-Werte über der
malgewichts. Der BMI berechnet sich aus dem 10. und unter der 90. Perzentile* (siehe
Körpergewicht in Kilogramm dividiert durch Abb. 2).
die Körperlänge in Metern zum Quadrat. Die Body-Plethysmografie → Ganzkörperplethys-
schnelle Ermittlung erfolgt mithilfe eines No- mografie
mogramms. Body Temperature Pressure Saturated: engl.
saturated body temperature pressure; Abk. BTPS.
Volumenmessbedingungen, die für das Gasge-
misch in der Lunge gelten: T= 37 °C (310,15 K),
Nomogramm: Siehe Abb. 1. P = aktueller Barometerdruck, Wasserdampf-
Bochdalek-Hernie Abb. 2: linksseitige Bruchpforte Referenzbereich: Alters- und geschlechtsabhän- partialdruck = 47 mmHg (6,25 kPa).
mit Verlagerung von Darmschlingen in den Thorax gig Boeck-Krankheit → Sarkoidose
sowie Verdrängung von Trachea und Herz nach – Erwachsene: Normalgewicht zwischen 18,5 Böhler-Aufrichtungsbehandlung f: engl. Böhl-
rechts; Röntgen-Thorax-Aufnahme im anterior- und < 25 kg/m2 (siehe Tab.): im hohen Le- er’s traction. Kaum noch angewendete Schwebe-
posteriorem Strahlengang. [94] bensalter steigen die Grenzwerte an, da BMI- behandlung auf einem Gurt mit ventralem bzw.
Böhler-Dreipunktkorsett 276
schnitt, Bardenheuer*-Bogenschnitt und Radi- Klinik: Blitzartiges Zusammenbrechen während – therapeutisch: rekombinantes BMP (Diboter-
ärschnitt*. Nahrungsaufnahme. min alpha), z. B. zur Wundbehandlung.
Bohr-Effeø kt m: engl. Bohr effect. Abhängigkeit Vorkommen: Bone Splitting: Verfahren der Osteotomie* zur
des Verlaufs der Sauerstoff*-Dissoziationskurve
von pH-Wert und CO2-Partialdruck des Blutes.
– Bei Nahrungsaufnahme während Fortbewe-
gung
Verbreiterung des Kieferknochens. Bone Split-
ting dient meist als Vorbereitung zum Einbrin-
B
Sinkt der pH-Wert oder steigt der CO2-Partial- – unter Alkoholeinfluss gen eines dentalen Implantats.
druck, nimmt die Affinität des Sauerstoffs zum – bei Dysphagie* (z. B. Parkinson*-Syndrom). Bonfils-Endoskop → Intubationsendoskop
Hämoglobin (prozentuale Sättigung) ab und Bolustokolyse → Tokolyse Bonner Schmerztagebuch n: Computerge-
umgekehrt. Bombay-Blutgruppe f: engl. Bombay blood stütztes, standardisiertes Selbstbeurteilungs-
Bedeutung: Der Bohr-Effekt trägt wesentlich group. Seltene Blutgruppe, die durch das rezes- verfahren zur Schmerzdiagnostik für Erwachse-
zum gezielten O2- und CO2-Transport im Blut sive Allel h am H/h-Genlocus gesteuert wird. In- ne zur individuellen Verlaufsbeobachtung v. a.
sowie zum effizienten Gasaustausch bei, indem dividuen mit Blutgruppe 0h (Genotyp h/h) fehlt chronischer Schmerzen*.
er die Sauerstoffbindung im Lungenkreislauf, nicht nur das H-Antigen, sondern auch die Blut- Prinzip:
die Sauerstoffabgabe im Gewebe sowie die Sau- gruppenantigene A und B (siehe H*-Substanz; – Umfasst 23 Items
erstoffaufnahme des Fetus über die Plazenta er- ABNull-Blutgruppensystem) im gesamten Or- – Erfassung der täglichen Schmerzattacken
leichtert. ganismus, es sind sog. Non-Sekretoren (Geno- morgens und abends: u. a. Lokalisation, Uhr-
BOLD-Imaging: Abk. für engl. blood oxygen typ se/se; siehe Sekretorsystem*). zeit, Persistenz, Intensität, Gefühl, Empfin-
level dependent imaging → Magnetresonanzto- Hinweis: Im Serum kommen die regulären Iso- dungsart, dagegen unternommene Maßnah-
mografie agglutinine* Anti-A und Anti-B sowie Anti-H men
Bolus m: Bissen; im medizinischen Sinn eine als komplementbindende Wärmeantikörper – Beurteilung anhand der Dimensionen Inten-
schnellwirkende Anfangsdosis, (große) Wirk- vor. Die exakte Blutgruppenbestimmung und sität, sensorisch-diskriminative Schmerzqua-
stoffmenge, die (schnell) appliziert wird (z. B. Auswahl geeigneter Blutkonserven ist proble- lität und affektiv-motivationale Schmerzqua-
Bolusinjektion). matisch (cave: akute intravasale Hämolyse bei lität.
Bolusinjektion f: engl. bolus injection; syn. inkompatibler Transfusion). Bonnet-Dechaume-Blanc-Syndrom n: engl.
Schnellinjektion. Injektion einer definierten Bona-Jäger-Amputation → Fußamputation Bonnet’s syndrome; syn. Wyburn-Mason-Syn-
Arzneistoffmenge innerhalb kurzer Zeit (weni- Bonding: Bindungsverhalten zwischen Men- drom. Sehr seltene angeborene Gefäßanomalie
ge Sekunden). Ziele sind die schnell eintretende schen, außerdem Therapieausrichtung, welche mit intrakranieller und retinaler Aneurysmabil-
Wirkung und der Aufbau einer effektiven Plas- emotionale Offenheit und das Aushalten kör- dung. Symptome sind unilateraler, evtl. pulsie-
makonzentration von Medikamenten. perlicher Nähe beim Patienten fördert, um eine render Exophthalmus, variable neurologische
Anwendung: Die rasche Injektion einer defi- ausgeglichenere psychische Verfassung zu errei- Symptomatik wie Hemianopsie, Paresen der
nierten Arzneimenge dient: chen. In speziellen Übungen werden Ängste Hirnnerven III, VI, VII und VIII, im Gesichtsbe-
– Dem zügigen oder sogar unmittelbaren Wir- und negative Erfahrungen (z. B. körperliche reich Angiome, Teleangiektasien sowie subku-
kungseintritt, z. B. zur Einleitung einer Nar- Misshandlung, emotionale Vernachlässigung) tane arteriovenöse Aneurysmen. Differenzialdi-
kose oder bei Gabe von Adrenalin im Rahmen gemeinsam und vorwiegend in der Gruppe be- agnostisch abzugrenzen sind das Von*-Hippel-
einer Reanimation arbeitet. Lindau-Syndrom und das Sturge*-Weber-Krab-
– dem Aufbau einer effektiven Plasmakonzent- Bone Bruise: Traumabedingte Mikrofraktur be-Syndrom.
ration bei Medikamenten mit sehr kurzer des spongiösen Knochens mit Einblutung, Bonnet-Zeichen → Ischialgie
Halbwertszeit. Beispiel ist die Terminierung Ödem und Reparaturprozessen. Ein bone bruise Bonney-Probe f: engl. Bonney’s test; syn. Mar-
einer symptomatischen paroxysmalen supra- ist noch lange nach Trauma durch MRT nach- shall-Bonney-Test. Klinischer Test bei Belas-
ventrikulären Tachykardie mit Adenosin. weisbar (hohes Signal in T2-Wichtung und er- tungsinkontinenz* zur Abschätzung des Risi-
Bolusobstruktion f: engl. bolus obstruction. niedrigtes Knochensignal in T1-Wichtung). Be- kos einer larvierten Harninkontinenz vor und
Verlegung der Speise- oder Luftröhre durch ei- handelt werden die Begleitverletzungen (z. B. nach operativer Therapie bei Descensus* uteri et
nen großen Fremdkörper. Symptome sind hef- Bandruptur). Die Ausheilung erfolgt ohne Resi- vaginae und Indikationsstellung einer Kolpo-
tige retrosternale und epigastrische Schmerzen, duum. suspension*.
übermäßige Speichelabsonderung bzw. Luft- Bone Morphogenetic Proteins pl: Abk. BMP. Prinzip: Anheben der Blasenhalsregion mit in
not. Ohne Intervention droht der Bolustod*. Der TGF-β-Superfamilie angehörende Wachs- die Fornix vaginae eingeführten gespreizten
Therapie: tumsfaktoren*. Aktuell sind ca. 20 verschiedene Fingern oder gestieltem Tupfer. Der Test ist po-
– Manuelle (ggf. mit Magill-Zange als Hilfs- Formen bekannt. BMP induzieren u. a. die Os- sitiv, wenn auf diese Weise unwillkürlicher
mittel) oder endoskopische Bolusentfernung teogenese (BMP3), Knorpelentwicklung (BMP5), Harnabgang unter Provokation (z. B. Husten)
– evtl. Heimlich-Handgriff (siehe Fremdkörper- Osteoblastendifferenzierung (BMP2, BMP7) verhindert wird.
aspiration, intraösophagealer Fremdkörper). und Neurogenese. Bonus-Malus-Regelung → Arzneimittelver-
Bolustod m: engl. bolus death. Reflektorisch Klinische Bedeutung: sorgungs-Wirtschaftlichkeitsgesetz
verursachter Tod bei Bolusobstruktion*, in der – Diagnostisch: 1. Nachweis einer Überexpres- BOO: Abk. für engl. bladder outlet obstruction
Regel bei einem Nahrungsbissen oder Fremd- sion z. B. bei Marfan-Syndrom, Hodgkin- → Blasenauslassobstruktion
körper in der Speiseröhre (intraösophagealer Lymphom, Glioblastom, T-Zell-Leukämie, Boost: Lokale Strahlendosiserhöhung, die sich
Fremdkörper*). Der Fremdkörper verursacht ei- AIDS, rheumatoider Arthritis*, progressiver hochkonformal auf Tumor oder Tumorbett
ne vagale Reizung (N. laryngeus superior und systemischer Sklerose* 2. Mutation des BMP- konzentriert. Ziel ist eine Erhöhung der Tu-
N. vagus). Dadurch wird reflektorisch ein Rezeptor-Gens z. B. bei juvenilem Polyposis- morkontrollraten. Ein Boost wird eingesetzt bei
Herz*-Kreislauf-Stillstand ausgelöst, der zu syndrom sowie bei bestimmten Formen der perkutaner Strahlentherapie, Brachytherapie
Atemstillstand und Tod führt. pulmonalen Hypertonie und Brachydaktylie und stereotaktischer Strahlentherapie. Man un-
Booster-Effekt 278
terscheidet u. a. Elektronen-, Protonen- und Misshandlungen, Vernachlässigung und/ siven Tumor mit potenzieller Malignität wie
Schwerionen-Boost. oder sexueller Missbrauch das Kystadenom*, das von atypischem Epithel
Booster-Effeø kt m: engl. booster effect. Verstärk- – Suchterkrankungen sind wichtigster Prädik- ausgekleidet ist, welches jedoch einer (noch) in-
B te und im Vergleich zur ersten Reaktion des Im-
munsystems beschleunigte zweite (sekundäre)
tor für Chronifizierung.
Klinik:
takten Basalmembran aufsitzt.
Bordeteø lla f: Gattung gramnegativer, in der
Immunantwort*. Der Booster-Effekt tritt auf – Affektinstabilität* Regel unbeweglicher, kokkoider Kurzstäbchen
bei wiederholtem Antigenkontakt nach einer – Impulsivität* der Familie Alcaligenaceae (siehe auch Bakteri-
gewissen Verzögerungszeit (Latenzzeit). Dabei – Angst vor Verlassenwerden enklassifikation*).
erkennen die für das immunologische Gedächt- – häufig scheiternde Beziehungen, die durch Klinische Bedeutung:
nis verantwortlichen memory cells das Antigen den Wechsel von Idealisierung und Entwer- – Bordetella pertussis (syn. Haemophilus per-
wieder. tung gekennzeichnet sind tussis, Pertussis-Bacillus): Erreger der Pertus-
Klinische Bedeutung: Der Booster-Effekt wird – Selbstverletzung* sis*; Impfstoffe: 1. azellulärer Pertussis-Ad-
bei der wiederholten Gabe von Impfstoffen – Parasuizid* sorbat-Impfstoff aus Komponenten 2. azellu-
(Auffrischungsimpfungen) gezielt genutzt, um – Wutanfälle lärer, co-gereinigter Pertussis-Adsorbat-
den bestehenden Impfschutz zu verbessern. Da- – dissoziative Symptome (Dissoziation) Impfstoff 3. Ganzzell-Pertussis-Adsorbat-
bei ist das Einhalten des erforderlichen Min- – Identitätsstörung. Impfstoff
destabstands für eine optimale Impfantwort Diagnostik: – Bordetella parapertussis: Erreger der Para-
wichtig. – Psychiatrische Exploration gemäß den Kriteri- pertussis*
Booster-Sitzung f: engl. booster session. Thera- en von DSM-5 bzw. ICD-10 (emotional-insta- – Bordetella bronchiseptica und Bordetella hol-
peutische Sitzung zur Verstärkung und Wieder- bile Persönlichkeitsstörung, Borderline-Typ) mesii: Erreger von Infektionen des tiefen Re-
auffrischung des in der vorangegangenen The- – Ausschluss organischer Erkrankungen spirationstrakts.
rapie Erlernten. Eine Booster-Sitzung findet in – psychologische Testdiagnostik: halbstruktu- Bordeteø lla parapertuø ssis f: syn. Haemophilus
der Regel 3–6 Monate nach Therapieabschluss riertes Interview, IPDE, strukturiertes klini- parapertussis. Erreger der Parapertussis*. Ein
statt. Dadurch kommt es zu einer geringen Stei- sches Interview für DSM-IV, DSM-basierte direkter oder indirekter Nachweis ist melde-
gerung der Effektivität bei Schmerzstörungen Fremdrating-Skala (ZAN-SCALE), Borderline pflichtig nach § 7 IfSG.
in randomisierten kontrollierten Studien (Man- Personality Disorder Severity Index (BPDSI), Bordeteø lla pertuø ssis f: syn. Haemophilus per-
gels et al., 2009). Borderline Symptom List (BSL). tussis. Kokkoide, unbewegliche, gramnegative
Borboryø gmus m: Veraltete Bezeichnung für ein Differenzialdiagnosen: Stäbchen, die Ähnlichkeiten mit Haemophilus*
kollerndes und gurrendes Darmgeräusch. Es – Bipolare affektive Störung* influenzae aufweisen und Erreger der Pertussis*
entsteht durch die Bewegungen des aus Gas und – organisch bedingte Persönlichkeitsstörung. sind. Der Nachweis erfolgt mittels ELISA*, PCR*
Flüssigkeit gemischten Darminhalts und ist Therapie: Störungsspezifische Psychotherapie: oder direkt-mikroskopisch mit fluoreszieren-
v. a. bei Verdauungsstörungen zu auskultieren. – Empirische Evidenz für Wirksamkeit der dia- den Antikörpern. Ein direkter oder indirekter
Borderline: Grenzlinie; Bereich zwischen nor- lektisch-behavioralen Therapie* (DBT) Nachweis ist meldepflichtig nach § 7 IfSG.
mal und pathologisch, im engeren Sinne Gewe- – Hinweise auf Wirksamkeit der Schemathera- Bordet-Gengou-Bakterien → Bordetella per-
be an der Grenze zum Malignen, z. B. Border- pie*, der übertragungsfokussierten Psycho- tussis
line*-Tumor des Ovars; auch Kurzform für Bor- therapie und der mentalisierungsbasierten Boreout-Syndrom n: engl. boreout syndrome.
derline*-Persönlichkeitsstörung (emotional in- Therapie. Zustand beruflicher Unterforderung und Unzu-
stabile Persönlichkeitsstörung auf der „Grenze“ Allen Psychotherapien gemeinsam ist friedenheit mit Arbeitsaufgaben bei gleichzeiti-
zwischen Neurose und Psychose). – Eine sorgfältige Beachtung der therapeuti- ger Vortäuschung von hoher Geschäftigkeit und
Borderline-Hypertonie → Grenzwerthyperto- schen Beziehung mit Einhaltung eines dia- Arbeitsbelastung. Es besteht reduzierte Leis-
nie lektischen Gleichgewichts zwischen Sicher- tungsfähigkeit und emotionale Erschöpfung
Borderline-Lepra → Lepra heit (durch Komplementarität, d. h. bedürf- mit ähnlicher Symptomatik wie beim Burnout*-
Borderline-Persönlichkeitsstörung f: engl. nisbefriedigende Erfahrungen) und Heraus- Syndrom. Bisher existieren keine etablierten
borderline personality disorder; syn. Borderline- forderung (Konfrontation mit pathologi- Verfahren zu Diagnostik oder Therapie und kei-
Syndrom. Form der spezifischen Persönlich- schen Erlebens- und Beziehungsmustern) ne Aufnahme in DSM oder ICD.
keitsstörung (DSM-5) mit Störung der Affektre- – eine hohe Behandlungsstrukturierung mit Borgruppe n pl: engl. triels; syn. Triele.
gulation, d. h. im sozialen Kontext rasch auf- detaillierter Problemanalyse und Hierarchi- Gruppenbezeichnung für die Elemente der
schießenden und verzögert abklingenden Af- sierung von Behandlungszielen III. Hauptgruppe des Periodensystems der Ele-
fekten*, die mit quälenden, rasch einschießen- – die Verbesserung intrapsychischer Regulati- mente: Bor, Aluminium, Gallium, Indium,
den Anspannungszuständen einhergehen. onsprozesse Thallium und Ununtrium.
Häufigkeit: Prävalenz 1,5–3 % (Allgemeinbe- – sowie die Veränderung dysfunktionaler Be- Borg-Skala → Dyspnoe
völkerung), bis zu 20 % aller psychiatrischen Pa- ziehungs- und Erlebensmuster. Borkenpinzeø tte f: Kniegebogene Pinzette* aus
tienten, besonders solche mit affektiven Störun- Syndromspezifische Pharmakotherapie: Edelstahl mit stumpfen Enden zum Entfernen
gen, posttraumatischen* Belastungsstörungen – Ggf. Antidepressiva, v. a. selektive Serotonin- von wasserunlöslichen, verkrusteten Sekret-
oder Essstörungen*. Ätiologie: Wiederaufnahme-Hemmer (Off-Label-Use) rückständen an der Trachealkanüle eines Tra-
– Die zentrale Störung der Affektregulation ist – atypische Neuroleptika. cheostomas*.
multikausal und geht mit fronto-limbischer Borderline-Syndrom → Borderline-Persön- Borneol n: Monoterpenalkohol mit dem
Dysfunktion einher lichkeitsstörung Grundgerüst von Bornan (Alkohol der Cam-
– in der Vorgeschichte mehrheitlich schwere Borderline-Tumor m: engl. borderline carcino- phenreihe). Borneol ist Bestandteil verschiede-
und andauernde Traumata wie körperliche ma. Klinische Bezeichnung für einen nichtinva- ner ätherischer Öle* und wird verwendet in der
279 Bouffée delirante
Parfümerie. Natürlich kommt es beispielsweise Borrowing-Lending-Phänomen n: Durch ge- Ätiologie: Intoxikation mit Botulinumtoxin*
vor in Rosmarin-, Thuja-, Schafgarben-, Baldri- fäßerweiternde Arzneimittel (Vasodilatanzien) A, B, E, F oder Wundinfektion mit Clostridium
an-, Lavendel-, Cardamom-, Muskat- sowie ausgelöste Gefäßweitstellung von Arterien, die botulinum. Formen:
Fichtennadelöl. Borneocampher (Dryobalanops
aromatica) ist fast reines D(+)-Borneol.
den Perfusionsdruck in Richtung verengter Ar-
terien absinken lässt mit der Folge noch stärke-
– Lebensmittelbedingter Botulismus (foodbor-
ne botulism): 1. häufigste Form 2. durch to-
B
Bornholm-Krankheit → Pleurodynie, epide- rer Minderperfusion in bereits durchblutungs- xinhaltige, unzureichend erhitzte Fleisch-
mische gestörten Bereichen. Das Borrowing-lending- und Gemüsekonserven als Lebensmittelver-
Borrelia f: Gattung großer, gramnegativer, be- Phänomen ist klinisch relevant bei kritischen giftung*
weglicher, schraubenförmiger Bakterien der Fa- arteriellen Durchblutungsstörungen wie KHK – Wundbotulismus: 1. selten 2. durch Besied-
milie Spirochaetaceae mit relativ breiten, unre- und pAVK*. lung von Wunden mit Clostridium botuli-
gelmäßigen Windungen. Borrelia sind Erreger Boston-Korseø tt n: engl. Boston brace. Nur noch num
der Borreliosen*, nach Giemsa gut anfärbbar selten gebräuchliche wachstumslenkende Or- – Säuglingsbotulismus, syn. infantiler Botulis-
und wachsen nur auf speziellen Nährmedien. these* in Modulbauweise mit individuellen mus: durch Aufnahme von Sporen mit der
Vertreter: Druckpelotten zur Derotation einer lumbal be- Nahrung (z. B. Honig), die nach Auskeimung
– Borrelia recurrentis (syn. Spirochaeta ober- tonten Thorakolumbalskoliose. Ein Boston- im Darm Toxin produzieren
meieri): 1. Erreger des epidemischen Rück- Korsett muss Tag und Nacht getragen werden, – Inhalationsbotulismus durch Inhalation des
fallfiebers, das durch Läuse übertragen wird hochthorakale Fehlkrümmungen bleiben unbe- reinen Toxins.
2. Morphologie: 4–10 flache Windungen einflusst. Klinik:
3. im Nativpräparat (Dunkelfelduntersu- Botallo-Band → Ligamentum arteriosum – 18–36 h nach Ingestion und < 1–36 h nach
chung) lebhafte, schlangenartige Bewegung Botallo-Foramen → Foramen ovale Inhalation zunächst gastroenteritische
4. Nachweis: durch Agglutinationsreaktion, Bothriozephalose → Diphyllobothriose Symptome: 1. Übelkeit und Erbrechen 2. ab-
eine direkte Züchtung in Kultur gelingt sel- Botryomykom → Granuloma pyogenicum dominale Krämpfe 3. frühzeitig Diarrhö und
ten, indirektes Verfahren durch Vermehrung Botryomykose f: engl. botryomycosis. Veraltete typischerweise später im Verlauf Obstipation
entsprechend dem Läusetest (Xenodiagnose) Bezeichnung für eine chronische granulomatö- – darauf folgt Entwicklung von: 1. okulomoto-
bei Rickettsiosen; direkter oder indirekter se Reaktion der Haut und anderer Organe nach rischen und bulbären Paresen mit Ptose und
Nachweis ist meldepflichtig nach § 7 IfSG bakterieller Infektion (z. B. mit Staphylococcus* Doppelbildern 2. Dysarthrie und Dysphagie
5. Epidemiologie: globale Verbreitung, Über- aureus) bei Störung der zellvermittelten Immu- 3. autonomen Symptomen wie Mydriasis*
tragung durch Läuse, Epidemien v. a. in Not- nität. und Mundtrockenheit 4. keine sensiblen
zeiten Botulinum-Antiserum n: syn. Botulinus-Anti- Ausfälle
– Borrelia duttoni (syn. Spirochaeta duttoni): toxin. Mischung von 7 verschiedenen Botuli- – später folgt schlaffe symmetrische, meist ab-
1. Erreger des endemischen Zeckenrückfall- num-Antikörpern, bezeichnet als Heptavalent steigende Tetraparese
fiebers, das durch Zecken übertragen wird Botulism Antitoxin (H-BAT). Mit H-BAT wer- – hohe Letalität infolge peripherer Atemläh-
2. Morphologie, Kultur und Serologie wie den Vergiftungen mit Botulinumtoxin (Typ A mung (meist nach ca. 8 d).
Borrelia recurrentis 3. statt Läusetest Ver- bis G) im Sinne einer passiven Immunisierung Therapie:
mehrung in Zecken 4. Tierversuch: intraperi- behandelt. Das Antiserum wird von immuni- – Bereits bei klinischem Verdacht sofort Botu-
toneale Injektion von Patientenblut in junge sierten Pferden gewonnen. lismus-Antiserum und intensivmedizinische
Ratten oder Mäuse 5. Epidemiologie: Über- Botulinumtoxine n pl: engl. botulinum toxins. (symptomatische) Therapie ggf. mit Cholin-
tragung des Erregers durch zahlreiche Ze- Neurotoxine, die v. a. von Clostridium* botuli- esterase-Hemmer
ckenarten, Vorkommen auf wärmere Länder num (Erreger des Botulismus*), selten auch von – bei Wundbotulismus Wundmanagement mit
beschränkt Clostridium butyricum, Clostridium baratii chirurgischer Sanierung sowie Antibiotika
– Borrelia burgdorferi (sensu lato): 1. Borrelia oder Clostridium argentinense gebildet werden. (Penicillin G).
burgdorferi (sensu stricto), Borrelia afzelii, Botulinumtoxine können zu Lähmungserschei- Bouchard-Arthrose f: engl. Bouchard’s nodes.
Borrelia garinii, Borrelia valeisiana, Borrelia nungen und bis zum Tod führen. Sie werden Arthrose* der proximalen Interphalangealge-
lusitaniea, Borrelia spielmanii 2. Erreger der therapeutisch eingesetzt, z. B. bei spastischen lenke unbekannter Ätiologie mit diffuser, knö-
Lyme*-Borreliose, die durch Zeckenstiche Paresen und Torticollis spasmodicus. cherner Auftreibung des Fingers (Osteophyten)
übertragen wird Botuliøsmus m: engl. botulism. Durch bestimm- und evtl. Gelenkkapselschwellung (Begleitsyno-
– Borrelia vincenti (syn. Treponema vincen- te Neurotoxine von Clostridium* botulinum vitis). Die Bouchard-Arthrose tritt häufig zu-
tii): Treponema* verursachte Intoxikation. Klinisch zeigen sich sammen mit der Heberden*-Polyarthrose auf.
– zahlreiche weitere ortsständige Borrelia-Spe- zunächst gastrointestinale Symptome, Augen- Eine wichtige Differenzialdiagnose ist die rheu-
zies (in allen Erdteilen), die Rückfallfieber muskel-Paresen*, Dysphagie* und Dysarthrie*, matoide Arthritis*.
auslösen können. gefolgt von schlaffer Tetraparese* und häufig Bouchet-Gsell-Krankheit → Schweinehüter-
Borreliosen f pl: engl. borrelioses. Durch Bakte- tödlich endender Atemlähmung*. Bei Verdacht krankheit
rien der Gattung Borrelia* verursachte Infektio- wird sofort mit Botulismus-Antiserum und in- Bouffée delirante f: Bezeichnung für abrupt
nen. Diese umfassen die Lyme*-Borreliose sowie tensivmedizinischer Betreuung sowie bei einsetzende vielgestaltige psychotische Störun-
das Zecken- und Läuse-Rückfallfieber*. Übertra- Wundinfektion zusätzlich antibiotisch behan- gen mit besonders nächtlich akzentuierter
gen werden die Zoonosen abhängig vom Erre- delt. Epidemiologie: Wahnsymptomatik und qualitativer Bewusst-
ger durch Zecken (z. B. Borrelia burgdorferi- – Weltweit verbreitet seinsstörung* und in der Regel rascher Rückbil-
Komplex, Borrelia duttoni) oder Läuse (z. B. – in Deutschland (2014) 6 gemeldete Infektio- dung. Nach ICD-10 gehört diese zur Gruppe der
Borrelia recurrentis). Behandelt wird mit Anti- nen* (nach Referenzdefinition des Robert* „akuten vorübergehenden psychotischen Stö-
biotika (meist Doxycyclin). Koch-Instituts). rungen“ bzw. entspricht einer „akuten poly-
Bougie 280
morphen psychotischen Störung ohne Sympto- Therapie: Entfernung oder Zertrümmerung des dungstälern der Kortexfaltung konstant stärker
me einer Schizophrenie“. Steins durch Endoskopie, extrakorporale Stoß- ausgeprägt sind als in den Windungskuppen.
Vorkommen: wellentherapie, Enterolithotomie* mit oder oh- Pathologie:
B – Nach Intoxikation mit psychotropen Sub-
stanzen
ne Cholezystektomie und Fistelsanierung.
bovin: Zum Rind gehörend, aus dem Rind
– Zerebrale Einblutung
– diffuse axonale Verletzungen
– bei akuter Psychose*. stammend. – Amyloidplaques.
Bougie f: Weicher Katheter* ohne Öffnung Bovine spongiforme Enzephalopathie f: engl. Boxer-Muskel → Musculus serratus anterior
zum Aufdehnen narbiger oder tumorbedingter bovine spongiform encephalopathy; Abk. BSE. Boxerstellung f: engl. left anterior oblique posi-
Verengungen oder Verlegungen von Hohlorga- Früher verbreitete tödliche Prionenkrankheit tion; syn. Fechterstellung. Position, die der
nen wie Harn- oder Speiseröhre. von Rindern mit schwammartiger Degeneration Patient bei einer linksschrägen Röntgenaufnah-
Bougierung f: engl. bougienage. Aufdehnen des Gehirns. Ursächlich sind fehlgefaltete zellu- me des Thorax* einnimmt (Strahlengang im
und Weiten narbiger Strikturen und tumorbe- läre Proteine (PrPC). Durch Rinderschlachtpro- 2. schrägen Durchmesser; von rechts hinten
dingter Verengungen bzw. Verlegungen von dukte wurde BSE auf den Menschen übertragen nach links vorn). In dieser Stellung kann der
Hohlorganen unter Verwendung von konisch und eine ebenfalls tödliche Variante der Creutz- linke Ventrikel des Herzens gut beurteilt wer-
zulaufenden, flexiblen Kunststoffstäben, von feldt-Jakob-Krankheit (vCJK) ausgelöst. BSE gilt den. Siehe Abb., vgl. Koronarangiografie* (Abb.
Ballonkathetern (sog. pneumatische Bougie- durch Verbot der Tiermehlfütterung inzwi- dort).
rung) oder starren Metallstäben. schen als eliminiert.
Bourgery-Band → Ligamentum popliteum ob- Bowditch-Effeø kt m: engl. (Bowditch) staircase
liquum phenomenon; syn. Treppe-Phänomen. Erhöhung
Bourneville-Pringle-Syndrom → Sklerose, tu- der myokardialen Kontraktilität bei Steigerung
beröse der Herzfrequenz durch Verkürzung der Dias-
Boutonneuse-Fieber n: engl. boutonneuse fever; tolendauer und konsekutiver Erhöhung der int-
syn. Mittelmeer-Zeckenbissfieber. Fiebrige razellulären Kalziumkonzentration. Bei Herz-
Krankheit mit Exanthem, verursacht durch Ri- insuffizienz* ist der Bowditch-Effekt abge-
ckettsia conorii. Diese werden übertragen durch schwächt oder fehlend, vermutlich infolge Ab-
Schildzecken (Rhipicephalus, Haemophysalis) nahme der Kontraktionsfähigkeit.
im Mittelmeerraum, in Afrika, Südasien und Bowen-Karzinom n: engl. Bowen’s carcinoma. Boxerstellung: Strahlengang bei LAO-Projektion;
Gebieten Russlands. Die Diagnose gelingt sero- Aus der Bowen-Krankheit hervorgegangenes Patient um 60° gedreht, linke Schulter röntgen-
logisch oder durch PCR*, die Therapie erfolgt Karzinom* mit infiltrierendem, destruieren- filmnah.
mit Doxycyclin. dem Wachstum und Potenzial zu lymphogener
Klinik: Metastasierung.
– Akutes Fieber mit Kopf- und Gliederschmer- Bowie-Dick-Test m: engl. Bowie-Dick test. Prüf- Box-Läsion f: Elektrische Isolierung des poste-
zen verfahren mit Testpaketen zum Nachweis der rioren linken Vorhofs.
– makulopapulöses Exanthem vollständigen Luftentfernung und gleichmäßi- BPD: Abk. für → Durchmesser, biparietaler
– regionale Lymphadenopathie gen Dampfdurchdringung des Sterilisiergutes* BPD: Abk. für → Dysplasie, bronchopulmonale
– an der Stichstelle kann eine dunkle Nekrose bei medizinischen Dampfsterilisationen* mit BPES: Abk. für → Blepharophimose-Ptosis-Epi-
entstehen (Eschar/Tache noire). fraktioniertem Vorvakuum. kanthus-inversus-Syndrom
Boutonniere → Knopflochdeformität Bowman-Kapsel f: engl. Bowman’s capsule; syn. BPH: Abk. für → Prostatahyperplasie, benigne
Bouveret-Syndrom n: engl. Bouveret’s syn- Capsula glomeruli. Becherförmiger Anfang des BPO: Abk. für engl. benign prostatic obstructi-
drome. Gallensteinileus* mit Einklemmung des Harnkanälchens, der den Glomerulus* der Nie- on → Blasenauslassobstruktion
Gallensteins* intra- oder postpylorisch mit den re umgibt. Die Bowman-Kapsel hat ein äußeres BPP: Abk. für → Profil, biophysikalisches
klinischen Zeichen der Magenausgangsstenose. und ein inneres Blatt. Das innere Blatt schmiegt BPS: Abk. für → Prostatasyndrom, benignes
Durch eine Cholezystitis bei Cholelithiasis mit sich direkt an die Basallamina des Glomerulus. BPtK: Abk. für Bundespsychotherapeutenkam-
penetrierender Entzündung zum gastroduode- Zwischen äußerem und innerem Blatt der Bow- mer → Psychotherapeutenkammer
nalen Übergang kommt es zur Ausbildung ei- man-Kapsel befindet sich das Glomerulusfilt- brace → Schiene
ner Fistel und zur Penetration eines großen Gal- rat*, der sog. Primärharn. Brachialgiøa paraesthetica noctuø rna f: Be-
lensteins mit Verlegung des gastroduodenalen Boxerenzephalopathie f: engl. punch drunk en- schwerdebild, das in seiner typischen Ausprä-
Übergangs. cephalopathy; syn. Dementia pugilistica. Chroni- gung pathognomonisch ist für ein Karpaltun-
Vorkommen: sche Enzephalopathie* mit neuraler Degenerati- nelsyndrom*. Nach dem Erwachen aus dem
– 1–3 % aller Gallensteinilei on infolge traumatischer Hirnschädigung Nachtschlaf zeigen sich diffuses Schwellungsge-
– Risikofaktoren: weibliches Geschlecht, Alter durch häufige Kopftreffer bei Boxern und evtl. fühl und Parästhesien* der Hand (evtl. ausstrah-
> 70 Jahre, Gallensteingröße > 2,5 cm. auch nach einem schweren Schädel-Hirn-Trau- lend in den gesamten Arm) sowie Steifigkeit der
Klinik: ma. Ein Auftreten bei anderen Sportarten wie Finger, wobei Ausschütteln der Hand Erleichte-
– Übelkeit, rezidivierendes Erbrechen American Football, Rugby oder Fußball wird rung verschafft.
– Oberbauchschmerzen diskutiert. Klinisch zeigt sich eine langsam pro- Brachialgie f: engl. brachialgia. Schmerz im
– Fieber. grediente Gedächtnisminderung bis zur De- Arm, im engeren Sinn als Bezeichnung für neu-
Diagnostik: menz*. Ätiologie: Hinweise auf Beteiligung ralgiforme Schmerzen, verursacht durch eine Ir-
– Sonografie mit Nachweis des Steines und Ae- von Scherkräften an der Pathogenese ergeben ritation der zervikalen Spinalnervenwurzeln im
robilie* sich aus dem Verteilungsmuster der Tau*-Prote- Rahmen von degenerativen Halswirbelsäulen-
– CT-Abdomen. ine, die in betroffenen Gehirnen in den Win- veränderungen, zervikalem Bandscheibenvor-
281 Bradykardie
Langzeit*-EKG. Bei therapierefraktärer sympto- Bradykardie-Tachykardie-Syndrom → Sick- – andere Genese: 1. chronische Niereninsuffizi-
matischer Bradykardie ist ggf. die Implantation Sinus-Syndrom enz 2. Leberfunktionsstörungen.
eines Herzschrittmachers erforderlich. Bradykinese f: engl. bradykinesia. Allgemeine Brain-Sparing-Effect: syn. fetales Brain spa-
B Formen:
– Sinusbradykardie*
Verlangsamung der Bewegungsabläufe.
Bradykinin n: syn. Kallidin I. Zu den Kininen*
ring. Umverteilung des fetalen Blutes bei beste-
hender Plazentainsuffizienz* zur maximalen
– AV*-Rhythmus gehörendes Nonapeptid (Sequenz Arg-Pro-Pro- Versorgung des zentralen Nervensystems mit
– Bradyarrhythmie* Gly-Phe-Ser-Pro-Phe-Arg), das im Plasma durch sauerstoffreichem Blut. Bei intrauteriner
– idioventrikulärer Rhythmus* proteolytische Spaltung entsteht. Dabei wird es Wachstumsretardierung aufgrund plazentarer
– Blockierung der intrakardialen Erregungslei- aus Bradikininogen durch Kallikrein freige- Mangelversorgung (beispielsweise bei Plazenta-
tung (Erregungsleitungsstörung*). setzt. Bradykinin wird proteolytisch durch Ki- tionsstörungen* oder hypertensiven Schwan-
Vorkommen: ninase II (Angiotensin*-converting-Enzym) ab- gerschaftserkrankungen) werden die zerebralen
– Sportlerherz* (physiologisch) gebaut. Es ist beteiligt an Entzündungsprozes- Gefäße weitgestellt, um trotzdem für das Ge-
– als UAW (negativ chrono- und dromotrope sen und ähnelt dabei dem Histamin. hirn eine möglichst hohe Sauerstoffversorgung
Wirkung), z. B. durch Herzglykoside*, Kalzi- Bradypnoe f: engl. bradypnea. Erniedrigte zu erreichen.
um*-Antagonisten (Nicht-Dihydropyridine, Atemfrequenz (bei Erwachsenen 4–8/min). Eine Diagnostik: In der Doppler*-Sonografie ist dies
z. B. Verapamil) oder Beta-Rezeptoren-Blo- Bradypnoe tritt z. B. im Schlaf und bei Opiatin- durch einen erniedrigten Pulsatilitätsindex (PI)
cker toxikation (Überhang*) auf. der zerebralen Gefäße bei gleichzeitig erhöhtem
– Elektrolytstörung (z. B. Hyperkaliämie*) Bradyteleokinese f: engl. bradyteleokinesia. Un- Pulsatilitätsindex der Nabelschnurgefäße als
– kardiale Grunderkrankung (Herzinfarkt*, willkürliche vorzeitige Verlangsamung einer Ausdruck der Plazentainsuffizienz messbar.
Sick*-Sinus-Syndrom u. a.) beabsichtigten Bewegung bei Kleinhirnerkran- Branchialbögen → Kiemenbögen
– neurologische Grunderkrankung (z. B. Hirn- kungen. Diagnostiziert wird durch den Finger- Branchiata → Arthropoden
drucksteigerung*) Finger-Versuch oder Finger*-Nase-Versuch. Brand → Gangrän
– Schlafapnoesyndrom* u. a. bradytroph → Gewebe, bradytrophes Brandblase f: engl. blister; syn. Verbrennung.
Therapie: Bei symptomatischer Bradykardie: Bradyzoiøten → Toxoplasma gondii Schmerzhafte Verbrennung 2. Grades (Combus-
– Akut: Atropin*, ggf. Herzschrittmacher* (pas- Bragard-Gowers-Zeichen → Ischialgie tio bullosa). Durch direkte Flammeneinwir-
sager) Bragard-Gowers-Zeichen → Lasègue-Zeichen kung, explodierende Gase, heiße Metalle oder
– Herzschrittmacherimplantation (permanent) Bragard-Zeichen n: Teil der neurologischen Flüssigkeiten kommt es zu toxischer Schädi-
bei bleibender symptomatischer Bradykardie Untersuchung, ähnlich dem klinisch relevante- gung von Haut und Schleimhaut. Zunächst ent-
trotz Beseitigung der zugrunde liegenden ren Lasègue*-Zeichen. Das Bragard-Zeichen ist wickelt sich ein Erythem mit nachfolgender
Ursache. positiv v. a. bei lumbalem Bandscheibenvorfall. subepidermaler Blasenbildung, nach Einreißen
Bradykardie, fetale f: engl. fetal bradycardia. Vorgehen: Die untersuchte Person liegt mit aus- der Blasendecke treten dann Erosion und Ver-
Niedrige fetale Herzfrequenz von unter gestreckten Beinen flach auf dem Rücken, der krustung auf.
110 Schlägen pro Minute über einen Zeitraum Untersuchende hebt das Bein passiv im Hüftge- Brandes-Operation → Keller-Brandes-Opera-
von mindesten 3 Minuten. Behandelt wird mit- lenk um bis zu 70° an und beugt das Fußgelenk tion
tels intrauteriner Reanimation durch Gabe von passiv nach dorsal (Mittelfuß und Zehen wer- Brandpilze m pl: engl. smuts. Getreideschädlin-
Sauerstoff, außerdem durch medikamentöse den in Richtung Kopf angehoben). Bei positi- ge, die schwarze Sporen bilden (Klasse Ustomy-
Wehenhemmung, bei Persistenz der Bradykar- vem Bragard-Zeichen verstärkt dies den cetes). Brandpilze produzieren Mykotoxine*
die mittels umgehender Geburt, oft als operati- Schmerz, der im untersuchten Bein bis in das und verursachen Pilzekzeme sowie Pilzasthma
ve Entbindung. Gesäß ausstrahlt. bei Erntearbeitern (speziell Malassezia).
Ursachen: Zu unterscheiden sind mütterliche Brainmapping: engl. brain mapping. Bildliche Brandstiftung, pathologische → Pyromanie
und fetale Gründe für eine Bradykardie. Müt- Darstellung meist physiologischer Messwerte, Brandverletzung → Verbrennung [Verletzung]
terliche Ursachen: die bestimmten Gehirnregionen zugeordnet Brauneisenstein → Eisen
– Vena-cava-Syndrom werden (z. B. EEG*, kognitive Potenziale*, mo- Braun-Fußpunktanastomose f: engl. Braun’s
– Hypotension, Hypoglykämie torische evozierte Potenziale*). Die unterschied- entero-anastomosis; syn. Braun-Enteroanasto-
– Bindegewebserkrankung liche Größe der Messwerte wird z. B. über ver- mose. Seit-zu-Seit-Anastomose* zwischen zu-
– Arzneimittel. schiedene Farben codiert. und abführendem Schenkel einer Jejunum-
Fetale Ursachen: Brain Natriuretic Peptide: Abk. BNP. Be- schlinge, u. a. bei Gastroenterostomie* und Ma-
– Nabelschnurvorfall*, Nabelschnurkompressi- standteil des kardial-natriuretischen Systems, genteilresektion* nach Billroth II. Die Braun-
on, Nabelschnurknoten dessen Hormone u. a. vasodilatatorisch und diu- Fußpunktanastomose dient der Vermeidung
– fetale Hypoxie mit Dekompensation retisch wirken. Das biologisch aktive Molekül duodenogastralen Refluxes und des Schlingen*-
– kardiale Fehlbildungen ist BNP, dessen Nachweis unabhängig von chro- Syndroms. Die Länge der beiden Schenkel sollte
– Unreife des parasympathischen Nervensys- nischen Nierenleiden Veränderungen gut er- mehr als 40 cm betragen.
tems fasst. BNP ist ein Produkt der Ventrikel und bes- Braun-Schiene f: engl. Braun’s frame. Schiene
– andauernde parasympathische (vagale) Stim- ser geeignet, den Grad einer Herzinsuffizienz (meist aus Schaumstoff) zur Lagerung der unte-
ulation (z. B. bei Kompression des Kopfes un- anzuzeigen, als ANP. ren Extremität mit funktionsgerechter Stellung
ter der Geburt). Bewertung: Erhöhte Werte: des Kniegelenks (20° Flexion) und Neutralstel-
Bradykardiereaktion → Karotissinus-Druck- – Kardiale Genese: 1. Funktionsstörungen des lung im oberen Sprunggelenk zur Vermeidung
versuch linken Ventrikels 2. Vorhofflimmern 3. Hy- einer Spitzfußstellung. Eine Braun-Schiene
Bradykardiereaktion → Nicoladoni-Israel- pertonie wird eingesetzt u. a. bei Entzündung der ober-
Branham-Zeichen flächlichen Venen (Thrombophlebitis) und
283 Brennnesselkraut
Beinödemen, perioperativ oder bei konservati- und dem Auftreten erster unerwünschter Wir-
ver Therapie. kungen (UAW). UAW bei der Anwendung oder
Vorgehen: gelegentlichen Überdosierung eines Arzneimit-
– Seitliche Fixierung des Unterschenkels in der
sog. Schienenkammer mit kleinen Sand-,
tels drohen umso weniger, je größer die thera-
peutische Breite ist.
B
Spreu- oder Hirsesäcken oder auch Schaum- Prinzip: In der Grafik (siehe Abb.) stellt Kurve a
stoffkeilen die Dosis-Wirkungs-Beziehung für eine er-
– zur Dekubitusprophylaxe (Dekubitus*) Ferse wünschte, aⴕ für eine nicht erwünschte Wir-
mit Wattebinden frei lagern kung desselben Pharmakons dar. Bei Dosen, die
– zur Spitzfußprophylaxe* Handtuch zwi- gerade zur maximalen erwünschten Wirkung
schen Fuß- und Schienenende einlegen. führen, tritt die nicht erwünschte Wirkung
Braxton-Hicks-Kontraktionen → Schwanger- noch nicht ein. Analoge, flacher verlaufende
schaftswehen Kurven einer anderen Substanz (b, bⴕ) zeigen,
Breakpoint-Methode → Antibiogramm dass bereits eine unerwünschte Wirkung in Er-
Breast Cancer Gene n: Abk. BRCA-Gen. Tu- scheinung tritt, noch bevor das erwünschte Wir-
morsuppressorgene BRCA1 und BRCA2, deren kungsmaximum erreicht ist. Eine exakte Beur-
Mutation mit erhöhtem Erkrankungsrisiko v. a. teilung des Sicherheitsabstandes ist nur mög-
für Mammakarzinom, aber auch für Ovarialkar- lich, wenn der gesamte Kurvenverlauf betrach- Brennnessel: Blüte. [179]
zinom assoziiert ist. tet wird.
Brechdurchfall → Gastroenteritis, infektiöse Bremer Liste f: Liste mit minimaler Antidot*-
Brechmittel → Emetika Auswahl nach Empfehlung des Giftinformati-
Brechungsfehler → Ametropie onszentrum-Nord (GIZ-Nord) in Kooperation pean Scientific Cooperative on Phytotherapy,
Brechzentrum n: engl. vomiting center. Zen- u. a. mit der Asklepios Klinik Barmbek in Ham- Kommission E) 2. Durchspülungstherapie
trum des ZNS, das in der Formatio* reticularis burg und der Arbeitsgemeinschaft in Nord- zur Prophylaxe und Therapie von Nieren-
der Medulla oblongata nahe dem Atemzentrum deutschland tätiger Notärzte (AGNN). Die Liste grieß (Kommission E)
liegt und das Erbrechen* koordiniert. wurde entwickelt für den Rettungsdienst zur – traditionell: Brennnesselblätter und -kraut
Breite, therapeutische f: engl. therapeutic in- Anwendung im Rahmen der präklinischen Not- zur Erhöhung der Harnmenge bei leichten
dex; syn. therapeutischer Index. Begriff der kli- fallmedizin. Harnwegsbeschwerden sowie zur Linderung
nischen Pharmakologie für die Differenz zwi- Liste: Enthält die Substanzen Aktivkohle, Atro- von leichten rheumatischen Gliederschmer-
schen den Dosen bei Erreichen des Maximums pin (100 mg), Dimethylaminophenol (4-DMAP), zen (Herbal Medicinal Products Committee)
der erwünschten Wirkung eines Arzneimittels Naloxon und Toloniumchlorid. – volkstümlich: 1. bei Leber- und Gallenbe-
Bremsen → Fliegen schwerden, zur Anregung des Stoffwechsels,
Brenner-Tumor m: engl. Brenner tumor. Ovarial- bei rheumatischen Beschwerden, Gicht und
tumor, der meist einseitig auftritt. Er ist dem Hauterkrankungen, als Haarwuchs- und
Granulosazelltumor* verwandt und in der Re- Schuppenmittel 2. Blätter als lokale Auflage
gel benigne (95 %). Teilweise ist der Brenner-Tu- bei rheumatischen Beschwerden 3. Wirksam-
mor endokrin aktiv und bildet Östrogene. Er keitsnachweise liegen vor bei Osteoarthrose,
besteht aus urothelähnlichen Zellen und Walt- rheumatoider Arthritis, aktivierter Gonarth-
hard-Zellinseln gemischt mit faserreichem rose und Coxarthritis.
Stroma. Brennnesselwurzel: Antiinflammatorisch,
Brennnessel f: syn. Urtica. Pflanzen aus der Fa- Hemmeffekte auf die Prostata-Aromatase (Urti-
milie der Brennnesselgewächse (Urticaceae), die ca dioica-Agglutinin) und die 5-α-Reduktase.
in Europa, Nordamerika, Asien und Nordafrika Verwendung:
vorkommt. Große Brennnessel (Urtica dioica), – Zur symptomatischen Therapie von Mikti-
Kleine Brennnessel (Urtica urens) und deren onsbeschwerden bei benignem Prostatasyn-
Hybride (Kreuzungen) sind Stammpflanzen der drom Stadium I und II nach Alken (Kommis-
Drogen. Verwendet werden Blätter, Kraut und sion E, European Scientific Cooperative on
Wurzel (Urticae radix) bei Harnwegs- und Ske- Phytotherapy)
letterkrankungen. Siehe Abb. – bei nächtlichem Harndrang, Störung der
Wirkung: Harnblasenentleerung mit Restharnbildung,
– Diuretisch schmerzhaftem und erschwertem Wasserlas-
– analgetisch, lokalanästhetisch sen sowie Harnverhalt (European Scientific
– dosisabhängige Hemmung der Sekretion von Cooperative on Phytotherapy).
TNF-α (TNF für Tumor-Nekrose-Faktor) und Brennnesselkraut n: engl. nettle herbage; syn.
Interleukin-1β. Urticae herba. Bezeichnung für die oberirdi-
Breite, therapeutische: 1 und 2: erwünschte Verwendung: schen Teile von Urtica dioica, Urtica urens und
Wirkungen (a, b) und unerwünschte Wirkungen – Medizinsch: 1. zur unterstützenden Therapie deren Hybriden. Sie enthalten Mineralsalze
(aⴕ, bⴕ) von 2 Pharmaka (s. Text); 1: a hat die größere rheumatischer Beschwerden, Arthrosen und (v. a. Kalium- und Kalziumsalze, Kieselsäure)
therap. Breite; 2: a hat den günstigeren Arthritis sowie zur Durchspülung bei ent- sowie Kaffeoyläpfelsäuren und sind in Europa,
therapeutischen Index. zündlichen Harnwegserkrankungen (Euro- Nordamerika, Asien und Nordafrika verbreitet.
Brennwert 284
Verwendung: Als Aufguss oder in anderer Zube- Bridge to Decision → Extrakorporale Memb- – Prismengläser: bei Stellungsfehlern, z. B.
reitung zusammen mit reichlicher Flüssigkeits- ranoxygenierung beim Schielen.
zufuhr: Bridge to Recovery → Assistenzsystem, vent- Brillenhämatom n: engl. bilateral periorbital he-
B – Bei entzündlichen Erkrankungen der ablei-
tenden Harnwege
rikuläres
Bridging [Transplantationsmedizin]: engl.
matoma. Beidseitiges periorbitales Hämatom*
im Bereich der Ober- und Unterlider, das vor-
– zur Prophylaxe und Therapie von Nieren- bridge to transplantation. Technisches Verfahren, kommt bei Blow*-out-Fraktur, Nasenbeinfrak-
grieß das angewendet wird zur Überbrückung der tur*, zentraler Mittelgesichtsfraktur und bei
– zur unterstützenden Behandlung bei rheu- Zeit bis zur Transplantation*. retrobulbärem Neuroblastom*. Nach Trauma
matischen Beschwerden. Bridging [Pharmakotherapie]: Überbrückende ist ein Brillenhämatom pathognomonisch für
Brennwert m: engl. caloric value. Für den Orga- intermittierende Umstellung einer Pharmako- eine Schädelbasisfraktur*. Untersucht wird mit
nismus verwertbarer Energiegehalt der Nähr- therapie. Häufiges Beispiel ist eine Änderung Röntgen, CT und MRT. Besonders bei Blow-
stoffe bei vollständiger Reaktion mit Sauerstoff der antithrombotischen Therapie (Verwendung out-Fraktur droht die Einklemmung von Au-
zu Kohlendioxid und Wasser. Bei Fetten und eines Antithrombotikums mit kurzer Halbwert- genhöhlen-Inhalten.
Kohlenhydraten ist der Brennwert identisch mit zeit) bei Operationen. Brill-Symmers-Krankheit → Lymphom, folli-
dem physiologischen Brennwert, bei Proteinen Brille f: engl. glasses. Hilfsmittel, um Sehfehler kuläres
geringer, da das Endprodukt des Proteinstoff- zu korrigieren (z. B. Lesebrille), die Augen zu Brill-Zinsser-Krankheit f: engl. Brill-Zinsser dis-
wechsels (Harnstoff) selbst noch einen physika- schützen (z. B. Sonnenbrille), Tests durchzufüh- ease. Spätrezidiv des epidemischen Fleckfiebers.
lischen Brennwert besitzt. ren (z. B. Frenzel*-Brille) oder besondere Sehef- Durch Persistenz der Erreger (Rickettsia* pro-
Referenzwerte: Die Einheit des Brennwertes ist fekte (z. B. 3D-Brille) zu erzielen. Die Korrektur wazekii) nach Primärinfektion kommt es bei
das Joule (Abk. J, 1000 Joule sind 1 Kilojoule, von Sehfehlern kann alternativ mittels Kontakt- nachlassender Immunität zur endogenen Rein-
Abk. kJ) oder Kalorie (Abk. cal, 1000 Kalorien linsen* oder Eingriffen der refraktiven Chirur- fektion mit mildem Verlauf (Latenzzeit bis
sind 1 Kilokalorie, Abk. kcal; 1 cal entspricht ca. gie* erfolgen. 40 Jahre). Patienten zeigen u. a. remittierendes
4,2 J). Formen: Zur Korrektur von Refraktionsfeh- Fieber. Diagnostiziert wird mittels Antikörper-
– 1 g Protein entsprechen 17,5 kJ (4,2 kcal) lern werden unterschiedliche Brillengläser* nachweis (z. B. ELISA*), therapiert meist mit
– 1 g Kohlenhydrate entsprechen 17,5 kJ verwendet. Durch die im Alter nachlassende Fä- Doxycyclin.
(4,2 kcal) higkeit zur Akkommodation* sind für unter- Bringprinzip → Intensivtransport
– 1 g Fett entsprechen 38,5 kJ (9,2 kcal). schiedliche Entfernungen unterschiedliche Glä- Brinzolamid n: Antiglaukomatosum aus der
Brenztraubensäure f: engl. pyruvic acid; syn. 2- serstärken notwendig. Daher gibt es Bifokalbril- Gruppe der Carboanhydrase-Hemmer, das als
Oxopropionsäure. Einfachste α-Ketocarbonsäu- len mit 2 Stärken und Trifokalbrillen mit 3 Stär- Tropfen zur Behandlung des chronischen Of-
re. Brenztraubensäure ist Bindeglied im Stoff- ken oder Gleitsichtbrillen mit kontinuierlichem fenwinkelglaukoms und der okulären Hyper-
wechsel der Kohlenhydrate, Fettsäuren sowie ei- Übergang. Wenn trotz Brille Beschwerden bei tension eingesetzt wird. Es senkt die Kammer-
niger Aminosäuren. Es wird als Endprodukt der der Bildschirmarbeit auftreten, kann eine spezi- wasserproduktion. Wichtige Nebenwirkungen
Glykolyse durch Pyruvatdehydrogenase* in Ace- elle Bildschirmbrille erforderlich sein. Dem sind Augenirritationen und durch die hohe sys-
tyl*-Coenzym A umgewandelt und zur vollstän- Schutz der Augen dienen: temische Resorption* gelegentlich Geschmacks-
digen Oxidation in den Citratzyklus einge- – Sonnenbrillen störungen. Oft wird es zusammen mit anderen
schleust. – Schutzbrillen bei Arbeiten z. B. mit Chemika- Antiglaukomatosa verabreicht.
Brescia-Cimino-Fiøstel → Dialyseshunt lien, Staub, Splittern, Strahlung: mit Seiten- Brisement forcé: engl. brisement; syn. Narko-
Brettharter Uterus m: syn. Holzuterus. Maxi- schutz oder umlaufender Dichtung, bei Seh- semobilisation. Geschlossene Mobilisation eines
mal tonisierte, meist schmerzhafte Gebärmut- fehlern mit korrigierenden Gläsern. (teil-)eingesteiften Gelenks in Narkose durch
ter bei Palpation durch die Bauchdecke. Ursa- Eine Ruhigstellung der Augen, z. B. bei Netz- passiv erzwungene Bewegung der Extremität
chen sind vorzeitige Plazentalösung mit intra- hautablösung, erfolgt mittels Lochbrillen. Zur (cave: Fraktur- und Fettemboliegefahr).
uteriner Einblutung, Couvelaire-Syndrom bei Diagnostik von Gleichgewichtsstörungen wird Brissaud-Skoliose f: engl. Brissaud’s scoliosis.
vorzeitiger Plazentalösung mit Einblutung ins die Frenzel*-Brille verwendet. Einer vergrößer- Schonhaltung der Wirbelsäule beim Ischiassyn-
Myometrium oder Dauerkontraktion des Myo- ten Darstellung bei bestimmten Arbeiten sowie drom durch reflektorisches Ausweichen zur
metriums. Bei vorzeitiger Plazentalösung wird bei starker Sehschwäche dienen Lupenbrillen. Entspannung der gereizten Nervenwurzel.
eine sofortige Notsectio durchgeführt, bei Dau- Brillengläser n pl: engl. lenses. Für die optische Brittle-Diabetes m: engl. brittle diabetes. Veral-
erkontraktionen ggf. Tokolytika i. v. gegeben. Korrektur verantwortlicher Bestandteil der Bril- tete Bezeichnung für seltene Form von Diabe-
breø vis: Kurz. le. Die meisten Brillengläser bestehen nicht tes* mellitus Typ 1 mit Wechsel zwischen Hy-
BRIC: Abk. für benign recurrent intrahepatic mehr aus Glas, sondern aus Kunststoff. Es gibt per- und Hypoglykämie, die therapeutisch nur
cholestasis → Cholestase, benigne rezidivieren- Brillen* mit Ein-, Zwei- oder Dreifachstärken- schwer beeinflussbar ist (kann auch als schwer
de intrahepatische gläser sowie Gleitsichtgläser. Je nach Sehfehler einstellbarer Diabetes mellitus Typ 1 aufgefasst
Bricker-Blase → Ileum-Conduit werden Konvex- oder Konkav- sowie Zylinder- werden).
Bride f: Bindegewebiger Verwachsungsstrang, und Prismengläser verwendet. Broca-Aphasie → Aphasie
z. B. an Darmschlingen (siehe auch Adhäsion*). Einteilung: Broca-Formel f: engl. Broca’s formula; syn. Bro-
Bridenileus m: engl. adhesive ileus; syn. Adhäsi- – Konvexgläser (Sammel- oder Plusgläser): bei ca-Index. Veraltete Formel zur orientierenden
onsileus. Mechanischer, häufig nach Voropera- Hypermetropie und Presbyopie* Bestimmung des Normalgewichts* bei Erwach-
tionen im Bauchraum auftretender Ileus* auf- – Konkavgläser (Zerstreuungs- oder Minus- senen. Der Wert (in kg) ergibt sich rechnerisch
grund eines oder mehrerer narbiger Stränge, die gläser): bei Myopie* aus der Differenz von Körperlänge (in cm) mi-
zu einer inneren Hernierung und zur Strangu- – Zylindergläser* (torische Gläser): bei Astig- nus 100. Heute ist der Body*-mass-Index (BMI)
lation meistens des Dünndarms führen können. matismus* gebräuchlicher, da die Broca-Formel nur bei
285 Bronchiallavage
Bronchien → Bronchus
Bronchiolen f pl: engl. bronchioles; syn. Bron-
chiolus. Teile des Bronchialbaums* der Lunge*.
B Aus den Segmentbronchien abzweigend lassen
sie sich unterteilen in die Bronchioli lobulares,
Bronchioli terminales und Bronchioli respirato-
rii. Sie dienen dem Transport der Atemluft* so-
wie dem Gasaustausch* (Bronchioli respirato-
rii). Ein erhöhter Tonus ihrer kontinuierlich
ausgebildeten Tunica* muscularis führt zu Lun-
genobstruktionen.
Bronchiolitis f: Entzündung der kleinsten
Bronchien und Bronchiolen, infektiös akut
meist bei jungen Säuglingen durch das Respira-
tory*-syncytial-virus ausgelöst, toxisch bedingt
oder als Bronchiolitis obliterans verlaufend. Kli-
nisch treten je nach Fortem v. a. Dyspnoe und
Tachypnoe auf. Bei Ateminsuffizienz sind Hos-
pitalisierung und ggf. Beatmung notwendig.
Formen:
– Akute* Bronchiolitis
Bronchialbaum: 1: Abgänge; 2: zugehörige Lungensegmente. – toxische Bronchiolitis: 4–6 Wochen nach In-
halation toxischer Dämpfe (z. B. Chlor,
Chlorwasserstoff) auftretende Bronchiolitis
mit oft letalem Verlauf
Bronchiallymphknotentuberkulose f: engl. Muskelzelle erhöhen: 1. Betasympathomime- – Bronchiolitis obliterans: chronische Entzün-
hilar tuberculosis; syn. Hilustuberkulose. Tuber- tika* 2. Adenosin-A1-Rezeptor-Antagonisten dung und fibrotischer Umbau im Bereich der
kulosebefall der Lymphknoten, die um die 3. Phosphodiesterase-Hemmer Bronchiolen mit Obstruktion und Sekret-
Bronchien an der Lungenpforte (Hilus) liegen. – Erhöhung des Bronchialmuskeltonus durch stau: 1. im Kindesalter meist viral ausgelöst,
Symptomarme Einbrüche der Bronchiallymph- Substanzen, die den Gehalt an cAMP senken postinfektiös (häufigste Erreger: Adenoviren;
knotentuberkulose in den Bronchus sind mög- bzw. die intrazelluläre Ca2+-Konzentration seltener Mykoplasmen, Influenza- und Para-
lich. Die Lymphknoten können spontan abhei- erhöhen wie Parasympathomimetika*. influenzaviren, RSV, Masern, Varizellen); v. a.
len und sind später als Narbe bronchoskopisch Bronchialsekret n: engl. bronchial secretion. Kinder im Vorschulalter; klinisches Bild:
nachweisbar, häufig mit Kohlestaub pigmen- Schleimiges Produkt sezernierender Zellen der schwerer Infekt der unteren Atemwege, der
tiert. Siehe Abb. unteren Atemwege (Clara-Zellen, Becherzellen, nicht vollständig ausheilt, persistierende Ta-
submuköse Bronchialdrüsen). Bronchialsekret chypnoe und Hypoxämie bei kaum beein-
reinigt das Bronchialsystem von inhalierten flussbarer Atemwegsobstruktion; Auskultati-
Partikeln (mukoziliäre Clearance*), schützt die on: verlängertes Exspirium, Giemen, Knister-
Bronchialschleimhaut vor Austrocknung und rasseln; Lungenfunktion: hochgradige Ob-
enthält Effektorstoffe der Immun- und Infekt- struktion, kein Ansprechen auf Betamimeti-
abwehr (IgA, Lysozym, Laktoferrin, Rhodani- ka; Röntgen-Thorax: Überblähung, evtl. in-
dionen). terstitielle Zeichnungsvermehrung; HR-CT:
Bronchialtoilette → Absaugen pathognomonische landkartenähnliche Über-
Bronchialtoilette f: engl. bronchial toilet. Tra- blähungszonen 2. im Rahmen interstitieller
Bronchiallymphknotentuberkulose: 1: frischer cheobronchiales Absaugen (Bronchialsekret*
Durchbruch eines tuberkulösen Lymphknotens; bzw. Trachealsekret) bei Störung der bronchia-
2: narbige Abheilung mit typischer Kohlestaub- len Selbstreinigung bzw. bei invasiver Beat-
einlagerung (Bronchoskopie). [103] mung*. Die Bronchialtoilette kann blind über
Trachealtubus, Tracheostoma* oder gezielt un-
ter bronchoskopischer Sichtkontrolle durchge-
Bronchialmuskeltonus m: engl. bronchial tone. führt werden.
Spannungszustand der Bronchialmuskulatur, Bronchiektasen f pl: engl. bronchiectases. Irre-
der neben dem Schwellungszustand der versible Erweiterungen der Bronchien durch
Schleimhaut den Durchmesser des Bronchuslu- Zerstörung des Knorpelskeletts, der glatten
mens bestimmt und sich aus dem Zusammen- Muskulatur und des elastischen Bindegewebes
wirken bronchokonstriktorischer und -dilatato- der Bronchialwand. Betroffene leiden unter
rischer Kräfte ergibt. chronischem Husten mit Auswurf. Behandelt
Beeinflussung: wird je nach Ausprägung operativ oder konser-
– Senkung des Bronchialmuskeltonus durch vativ mit Medikamenten und physikalischen Bronchiolitis: Bronchiolitis obliterans
Substanzen, die den Gehalt an cAMP in der Maßnahmen. mit organisierender Pneumonie (CT). [103]
287 Bronchoalveoläre Lavage
Lungenkrankheiten 3. als Abstoßungsreakti- Therapie: – Therapie: vor allem Behandlung der Sinusi-
on* nach Lungentransplantation* oder – Bei unkomplizierter, viraler Bronchitis meist tis, sonst wie bei akuter Bronchitis bzw. ent-
Graft*-versus-Host-Reaktion nach Knochen- keine Therapie erforderlich, ggf. symptoma- sprechend der Grunderkrankung.
marktransplantation 4. im Rahmen eines Ste-
vens*-Johnson-Syndroms 5. Bronchiolitis ob-
tisch: 1. abschwellende Nasentropfen 2. Flüs-
sigkeitszufuhr 3. NaCl-Inhalationen 4. evtl.
Obstruktive Bronchitis im Kindesalter (frü-
here Bezeichnungen: asthmatische Bronchitis,
B
literans mit organisierender Pneumonie, Bronchospasmolytika bei zusätzlicher Ob- spastische Bronchitis):
Abk. BOOP: Bronchiolitis mit Epithelde- struktion 5. bei Erwachsenen ggf. Expekto- – V. a. im Kleinkinder- bis zum Vorschulalter
struktion und fibrinreichem Exsudat in ranzien episodisch oder rezidivierende Bronchitis
Bronchiolen und angrenzenden Alveolen – bei Wiederanstieg des Fiebers oder Verdacht mit Obstruktion durch Schleimhautschwel-
(siehe Abb.) 6. chronische Aspiration 7. rheu- auf bakterielle Superinfektion ggf. Antibio- lung, Hypersekretion und weniger ausge-
matische Erkrankungen 8. Schadgasinhalati- tika prägt auch Bronchospasmen
on, z. B. NO2, NH3, Drogen wie Kokain, Me- – bei Fortbestehen über 2–3 Wochen weitere – virusinduziert (meist Rhinovirus, auch RSV,
dikamente, z. B. Penicillamin. Diagnostik erforderlich: 1. bei Erwachsenen Corona-, Influenza-, Parainfluenza-, Adeno-
Bronchitis f: Durch verschiedene exogene Rei- v. a. Röntgen-Thorax-Aufnahme und Bron- und das humane Metapneumovirus)
ze (infektiös, allergisch, chemisch-irritativ, to- choskopie* zum Ausschluss von Lungenkar- – gehäuft in den Herbst- und Wintermonaten
xisch) ausgelöste Entzündung der Bronchial- zinom* oder Tuberkulose* 2. bei Kindern auftretend
schleimhaut. Akute Bronchitiden sind meist in- Fortbestehen einer bronchialen Überemp- – Klinik: 1. 1–2 Tage nach Infektbeginn exspi-
fektionsbedingt, chronische häufig Folge von findlichkeit mit Husten für 4–6 Wochen ratorisch pfeifendes Atemgeräusch (sog.
Zigarettenrauchen. Die Therapie richtet sich möglich. wheezing) 2. teilweise erhebliche Atemnot
nach Form und Ursache. Akute Bronchitis: Chronische Bronchitis beim Erwachsenen: 3. je nach Schweregrad O2-Sättigungsabfall
– Infektiös: 1. meist in Verbindung mit: I. Rhi- nach WHO (1966) Husten und Auswurf an den 4. Dauer 7–14 Tage 5. anschließend symp-
nitis* II. Laryngitis* III. Tracheitis 2. im Rah- meisten Tagen während mindestens je 3 Mona- tomfreies Intervall (wichtiges Unterschei-
men einer viralen Infektion mit: I. Myxovi- ten in 2 aufeinander folgenden Jahren. dungsmerkmal zum Asthma bronchiale)
ren und Paramyxoviren II. humanen Meta- – Ursachen: insbesondere: 1. Rauchen 2. be- – Differenzialdiagnosen: 1. Asthma bronchi-
pneumoviren III. Influenza- und Parainflu- rufliche oder umweltbedingte Noxen ale (Abgrenzung schwierig, Risiko bei Hin-
enzaviren IV. ECHO*-Viren V. Adenoviridae* – Pathologie: 1. Zunahme der Becherzellen weisen auf Atopie oder Allergie erhöht)
VI. Respiratory-Syncytial-Virus (RSV) VII. Bo- mit Hyperkrinie, Abnahme der Anzahl und 2. Fremdkörperaspiration 3. zystische Fibro-
caviren VIII. Rhinoviren 3. bakterielle Bron- Beweglichkeit der Zilien sowie erhöhte Vis- se 4. primäre ziliäre Dyskinesie 5. gastroöso-
chitis häufig infolge bakterieller Superinfek- kosität des Sputums (Dyskrinie) 2. durch Stö- phagealer Reflux 6. Erkrankungen der obe-
tion einer vorbestehenden Bronchitis v. a. rung von Sekretschichtung und -transport ren Atemwege
mit: I. Streptococcus* pneumoniae II. Staphy- (mukoziliäre Clearance*) werden bakterielle – Therapie: 1. symptomatisch 2. Therapiever-
lococcus aureus III. Haemophilus* influen- Superinfektionen begünstigt 3. durch die im such mit Betamimetika 3. bei schweren Epi-
zae IV. Moraxella catarrhalis V. selten primär Rahmen der entzündlichen Vorgänge freige- soden frühzeitig systemische Glukokortikoi-
(dann am ehesten Mykoplasmen, Chlamydi- setzten Mediatoren ggf. obstruktive Ventila- de 4. O2-Gabe bei Bedarf
en) 4. Vorkommen auch im Rahmen von: tionsstörung, die zu respiratorischer Partial- – Prävention: 1. tabakrauchfreie Umgebung
I. Masern* II. Pertussis* III. Varizellen* oder Globalinsuffizienz führt (blue* bloater, 2. ggf. probatorisch vorbeugende Therapie
IV. Scharlach* V. Diphtherie* VI. Typhus* ab- Lungenemphysem*) mit inhalativen Glukokortikoiden oder Leu-
dominalis 5. Bronchitiden durch Pilze (z. B. – Formen: 1. einfache (nichtobstruktive) chro- kotrien-Rezeptor-Antagonisten, vor allem
Candida*) v. a. bei Immunsuppression nische Bronchitis: Husten mit und ohne Aus- bei Verdacht auf frühkindliches Asthma
– nichtinfektiös: 1. allergisch (Asthma* bron- wurf (weißlich schleimig), normale Lungen- bronchiale.
chiale) 2. toxisch bedingt durch die Inhalati- funktion 2. chronisch-obstruktive Bronchi- Bronchoalveoläre Lavage f: engl. bronchoalveo-
on von z. B.: I. Schwefeldioxid II. nitrosen tis: unter COPD* zusammengefasst 3. muko- lar lavage; Abk. BAL. Spülverfahren im Rahmen
Gasen III. Ozon IV. Kohlenwasserstoffen purulente chronische Bronchitis: rezidivie- der Bronchoskopie* zur Gewinnung von Sekret
3. akute Linksherzinsuffizienz (Stauungs- render eitrig-schleimiger Auswurf, auskulta- und Zellen aus Alveolen und terminalen Bron-
bronchitis). torisch trockenes und feuchtes Rasselge- chiolen. Vorteil gegenüber der Bronchiallavage*
Klinik: räusch. mit Zielort Trachea und Bronchien ist die gerin-
– Anfangs trockener, nächtlicher Husten Chronische Bronchitis im Kindesalter: gere Kontaminationsrate durch die oropharyn-
– später produktiver Husten mit Auswurf (ca- – Länger als 3 Monate anhaltende Bronchitis geale Flora.
ve: wird von kleinen Kindern meist ge- – häufig sind die Nasennebenhöhlen mitbe- Vorgehen:
schluckt), Sputum zäh: 1. zunächst weißlich troffen (Sinubronchitis) – Vorschieben des Endoskops (meist Fiberendo-
schleimig 2. später gelblich (Granulozyten, – abzugrenzen sind gehäufte akute Bronchiti- skop) gezielt in einen Segment- oder Subseg-
Eosinophile) oder grünlich (Bakterien) 3. evtl. den mit zeitlichem Abstand im Sinne norma- mentbronchus, bevorzugt im Mittellappen
bräunlich durch Blutbeimengung (hämor- ler Infekthäufigkeit, z. B. bei Kindergarten- – bei verschossenem Lumen fraktionierte Spü-
rhagische Bronchitis) kindern lung mit isotoner Kochsalzlösung definierten
– leichte Erhöhung der Körpertemperatur – Differenzialdiagnosen: 1. Asthma bronchi- Volumens
– Thoraxschmerzen retrosternal bei begleiten- ale 2. Bronchiektasen 3. zystische Fibrose – Aspiration von ca. 150 ml Flüssigkeit, von de-
der Tracheitis 4. Aspiration 5. Immundefekte 6. primäre zi- nen die erste Portion (sog. Recovery-Portion)
– auskultatorisch mittel- bis grobblasige Ras- liäre Dyskinesie 7. Passivrauchexposition, verworfen oder zur bronchialen mikrobiolo-
selgeräusche. Luftverschmutzung gischen Untersuchung verwendet wird
Bronchografie 288
– der Großteil des Aspirates kann dann zytolo- Indikation: Differenzialdiagnostische Abgren-
gisch, immunzytologisch und mikrobiolo- zung von reversiblen Obstruktionen (Broncho-
gisch untersucht werden. spasmus*, Asthma* bronchiale) von partiell re-
B Eine Massiv-BAL wird therapeutisch eingesetzt
bei Alveolarproteinose. Bei der Mini-BAL wird
versiblen (COPD*) und irreversiblen Atemwegs-
obstruktionen (Lungenemphysem*). Es sind
Sekret nichtbronchoskopisch gewonnen durch auch Mischformen möglich.
bronchoalveoläre Lavage (mit deutlich geringe- Bronchospaø smus m: engl. bronchospasm.
rem Volumen als bei BAL) und Aspiration durch Krampf der Bronchialmuskeln, der meist bei
einen Ballard-Katheter (Doppelkatheter), der Asthma* bronchiale und obstruktiver Bronchi-
über einen Trachealtubus eingeführt wurde. tis* auftritt. Bronchospasmen kommen eben-
Indikationen: falls vor während der Anästhesie bei operativen
– Generalisierte parenchymatöse Lungenverän- o. a. Manipulationen der Atemwege in zu fla-
derung (z. B. Sarkoidose*, Lungenfibrose*, Bronchoskopie Abb. 1: Metastase eines Nierenzell- cher Narkose (z. B. endotracheale Intubation),
exogen-allergische Alveolitis*) karzinoms mit Verlegung des rechten Haupt- des Weiteren auch bei anaphylaktischen Reakti-
– lokalisiertes (lappenbegrenztes) Lungenin- bronchus. [231] onen oder bei Aspiration.
filtrat (z. B. Pneumonie*). Bronchotomie f: engl. bronchotomy. Operative
Nebenwirkungen: Eröffnung oder Durchtrennung eines Bron-
– Abfall des arteriellen Sauerstoffpartialdrucks chus*, z. B. zur Entfernung eines festsitzenden
nach BAL (transient) Fremdkörpers.
– Fieber. Broø nchus m: Teil der Atemwege* distal der
Bronchografie f: engl. bronchography; syn. Trachea*. Bronchien sind ausgekleidet mit
Bronchographie. Röntgenologische Darstellung Flimmerepithel* mit Becherzellen auf dicker
des Bronchialsystems in mindestens 2 Ebenen. Basalmembran und besitzen glatte, zirkuläre,
Dabei wird ein jodhaltiges Kontrastmittel in die in kleinen Bronchien schraubig angeordnete
zu untersuchenden Bronchialabschnitte inji- Muskulatur, außerdem Knorpelplatten sowie
ziert zum Nachweis von Bronchiektasen*. Die zahlreiche gemischte Drüsen.
Bronchografie wurde weitgehend durch hoch- Broø nchusblockade f: engl. bronchial block. Iso-
auflösende CT* (HRCT) ersetzt. lierte Blockade eines Bronchus mit einem Bal-
Bronchokonstriktionstest → Provokations- lonkatheter* (z. B. Fogarty*-Ballonkatheter). Die
test, bronchialer Bronchusblockade wird z. B. zur Blutstillung
Bronchophonie f: engl. bronchophony. Auskul- angewandt.
tatorisch deutlich feststellbare Fortleitung der Broø nchusblocker m: Unter bronchoskopischer
Bronchoskopie Abb. 2: Möglichkeiten der Gewebe-
Sprache des Patienten über die Brustwand, v. a. Sichtkontrolle in einem Hauptbronchus zu
entnahme.
bei höheren Frequenzen wie beim Flüstern von platzierender, dünner Ballonkatheter* (Kathe-
„66“. Die Bronchophonie entsteht bei Verdich- ter mit Cuff*) in einem Endotrachealtubus.
tungen des zwischenliegenden Lungengewebes Bronchusblocker dienen der Ein-Lungen-Belüf-
(z. B. Infiltrat bei Pneumonie*). mithilfe von Spezialzangen, -nadeln, -bürs- tung (ELV) oder zur selektiven Blockade eines
Bronchoplaø stik f: engl. bronchoplastic. Operati- ten oder -absaugkathetern (siehe Abb. 2) Lungenlappenbronchus bei thoraxchirurgi-
ve Rekonstruktion der Kontinuität des Bronchi- 4. zur perbronchialen Lymphknoten- oder schen Eingriffen.
albaums durch broncho-bronchiale Anasto- Tumorpunktion ggf. unter Durchleuchtung, Formen:
mose. sonografischer Kontrolle (endobronchialer – Bronchusblocker in Endotrachealtubus in-
Bronchopneumonie → Pneumonie Ultraschall*) oder CT-gestützt 5. zur Instilla- tegriert: 1. Blockercuff 2. Tubuscuff 3. Endo-
Bronchoskopie f: engl. bronchoscopy. Endosko- tion eines Röntgenkontrastmittels zur Bron- trachealtubus (mit integriertem Bronchus-
pische Untersuchung des Tracheobronchialsys- chografie*, v. a. bei Verdacht auf Bronchiekta- blocker) 4. Konnektor 5. Lumen zum Tubus-
tems mit starrem oder flexiblem Endoskop (Fi- sen* cuff 6. Lumen zum Blockercuff 7. Bronchus-
berbronchoskopie) in Lokalanästhesie oder Voll- – therapeutisch: z. B.: 1. zur Fremdkörperent- blocker (integriert in Endotrachealtubus)
narkose (Beatmungsbronchoskopie). Die Bron- fernung 2. Blutstillung (Ballonkatheter) – Bronchusblocker zur bronchoskopischen
choskopie dient der Diagnostik, z. B. von Lun- 3. Stenteinlage bei Stenosen 4. Abtragung Platzierung bei bereits intubiertem Patien-
gentumoren oder -infektionen, und wird thera- von Tumoren (mechanisch oder mit Laser) ten: 1. Endotrachealtubus 2. Adapter 3. Bron-
peutisch eingesezt, z. B. zur Fremdkörperent- 5. zur bronchoskopischen Lungenvolumen- choskop (distal in distale Führungsschlaufe
fernung oder Abtragung von Tumoren. reduktion* 6. zur endobronchialen Bestrah- des Bronchusblockers) 4. Bronchusblocker
Indikationen: lung (Afterloading*-Verfahren) 7. zum Ab- 5. Blockercuff (ungeblockt).
– Diagnostisch: 1. z. B. bei: I. Tumor saugen von Sekret, z. B. bei beatmeten Inten- Siehe Abb. 1 und Abb. 2.
(siehe Abb. 1) II. unklarer interstitieller Lun- sivpatienten. Broø nchusfistel f: engl. bronchial fistula. Krank-
genkrankheit* III. Infektionen IV. obstrukti- Bronchospasmolysetest m: Bestimmung von hafte Verbindung von Bronchien mit Nachbar-
ver oder restriktiver Lungenkrankheit V. Ver- Sekundenkapazität* (FEV1) und Atemwider- organen der Lunge oder der Körperoberfläche.
letzung 2. zur direkten Betrachtung (als stand vor und ca. 10 Minuten nach Inhalation Ursachen sind Thoraxtraumen oder Tumoren.
Weißlichtbronchoskopie oder ggf. als Auto- von Bronchospasmolytika. Der Bronchospasmo- Betroffene husten insbesondere nach dem Trin-
fluoreszenzbronchoskopie*, u. a. zur Tumor- lysetest ist positiv, wenn die FEV1 um mindes- ken. Die Diagnostik sichern bildgebende Ver-
früherkennung) 3. zur Materialgewinnung tens 15 % und 200 ml erhöht ist. fahren und eine Bronchoskopie. Behandelt wird
289 Brooke-Formel, modifizierte
Hinweis: Die Volumengabe erfolgt nach der bensmittel und erleichtert den Austausch blut- Unterbrechung auf der Seite der Läsion sowie
Baxter-Regel (siehe Parkland*-Formel), wegen zuckerwirksamer und energiezuführender Koh- Herabsetzung oder Aufhebung der Schmerz-
ungünstiger Laktateffekte (Ringer-Lösung) ggf. lenhydrate bei Diabetes* mellitus. Entspre- und Temperaturempfindung (dissoziierte Sen-
B als balancierte (Vollelektrolyt-)Lösung (Acetat,
Malat).
chend ihrem Broteinheit-Wert werden Nah-
rungsmittel in Tabellen aufgeführt (siehe Tab.).
sibilitätsstörung*) auf der Gegenseite. Die Be-
rührungsempfindung ist meist beiderseits un-
Brooker-Klassifikation → Ossifikation, peri- Ballaststoffe sind dabei nicht berücksichtigt. gestört.
artikuläre Die Höhe des individuellen Broteinheit-Bedarfs Bruceø lla f: Weltweit verbreitete Gattung gram-
Brooke-Spiegler-Syndrom → Epithelioma ist u. a. abhängig von Alter und Geschlecht, kör- negativer, aerober, unbeweglicher, ellipsoider
adenoides cysticum Brooke perlicher Tätigkeit und Diabetestyp. oder kokkoider Stäbchen der Familie Brucella-
Broteinheit f: engl. bread exchange unit; syn. Be- Brotizolam n: Beruhigungsmittel (Tranquili- ceae. Brucella-Spezies (insbesondere Brucella*
rechnungseinheit. Maßeinheit zur Darstellung zer*) aus der Gruppe der Benzodiazepine, das abortus, Brucella* melitensis und Brucella suis)
des Kohlenhydratgehalts in Lebensmitteln. Ei- als Schlafmittel eingesetzt wird. Es verstärkt die sind Erreger von Zoonosen*, die vom erkrank-
ne Broteinheit entspricht der Menge eines Nah- GABAerge Hemmung über spezifische Benzo- ten Tier auf den Menschen übertragen werden
rungsmittels, die 10–12 g (Deutschland 12 g, diazepin*-Rezeptoren. Brotizolam hat eine kur- (Brucellosen*). Das wichtigste Erregerreservoir
Österreich 10–12 g, Schweiz 10 g) an Kohlen- ze Halbwertszeit von 4–7 h und unterliegt dem bilden landwirtschaftliche Nutztiere.
hydraten (Monosaccharide, verdauliche Oligo- Betäubungsmittelgesetz*, da es zur Abhängig- Hinweis: Ein direkter oder indirekter Nachweis
und Polysaccharide) oder Zuckeralkoholen ent- keit kommen kann. Kontraindikationen sind ist nach § 7 IfSG meldepflichtig.
hält. Dabei wird der glykämische Index* der Le- Schlafapnoe oder Abhängigkeitsanamnese. Bruceø lla aboø rtus f: engl. Bang’s bacillus; syn.
bensmittel nicht berücksichtigt. Broviac-Katheter m: engl. Broviac catheter. Bang-Bakterium. Brucella*-Spezies, die eine
Anwendung: Die Broteinheit dient als Hilfsmit- Dünner, venöser Langzeitkatheter. Broviac-Ka- Brucellose* hervorruft. Menschen infizieren
tel zur Portionierung kohlenhydrathaltiger Le- theter werden nahezu ausschließlich bei Kin- sich durch direkten Kontakt mit kranken Tieren
dern verwendet, v. a. zur langfristigen (wieder- oder deren Ausscheidungen (ggf. auch über
holten) Applikation von (im Gegensatz zum kontaminierte Lebensmittel), ein Erregernach-
Broteinheit: Hickman*-Katheter) dünnflüssigen Infusionslö- weis ist meist nur serologisch möglich.
1 Broteinheit entspricht. sungen bzw. Arzneimittelzubereitungen. Bruceø lla meliteø nsis f: syn. Bacterium meliten-
Beschreibung: se. Brucella*-Spezies, deren wichtigstes Erreger-
Backwaren
– ZVK meist aus Silikon (auch aus Polyurethan reservoir Schaf und Ziege im Mittelmeerraum
15 g Knäckebrot verfügbar) mit Außendurchmesser ≤ 5 Char- sind und die beim Menschen Maltafieber (siehe
15 g Zwieback rière Brucellosen*) hervorruft.
15 g Salzstangen – zur langfristigen Anwendung durch partielle Brucellose f: engl. brucellosis. Weltweit vor-
25 g aller handelsüblichen Brotsorten Implantation mit subkutaner Tunnelung kommende, langwierige, fieberhafte Erkran-
(auch Weißbrot, Toast, Brötchen)
(TCVAD für tunneled central venous access kung hervorgerufen durch Brucella* melitensis,
Gemüse device) Brucella* abortus und Brucella suis. Die Über-
60 g Zuckermais – im Gegensatz zum Portkathetersystem* (IC- tragung auf den Menschen erfolgt durch den
90 g dicken Bohnen (Nasskonserve) VIP für implanted central venous infusion Verzehr nicht pasteurisierter Milch sowie durch
100 g grünen Erbsen port) nach extern ausgeleitetes zentralvenö- engen Kontakt mit infizierten Tieren (Ziegen,
140 g Karotten ses Kathetersystem (siehe Abb.) Schafe, Schweine). Behandelt wird mit Antibio-
200 g grünen Bohnen – eingetragenes Warenzeichen. tika (Doxycyclin und Rifampicin für mehrere
Wochen).
Obst
Bruce-Septikämie → Brucellose
50 g Banane ohne Schale Bruch m: engl. fracture. Bezeichnung für Kno-
80 g Banane mit Schale chenbruch (Fraktur*), Eingeweidebruch (Her-
70 g Weintrauben nie*) oder Muskelbruch (Muskelhernie*).
110 g Apfel mit Schale Brucheinklemmung → Inkarzeration
140 g Apfelsine mit Schale
Bruch-Entzündung f: syn. Hernien-Entzün-
Kartoffeln/Hülsenfrüchte dung. Entzündliche Reaktion im Bruchsack bei
15 g Kartoffelpulver bestehender Inkarzertion des Bruchinhalts auf-
65 g Kartoffeln grund der bestehenden Mangeldurchblutung
45 g Sojabohnen des Inkarzerates.
25 g Kartoffelchips Bruchoperation → Hernioplastik
20 g Linsen Bruchoperation → Herniotomie
35 g Pommes frites Bruchpforte → Hernie
Broviac-Katheter: partiell implantierter ZVK; Bruchsack → Hernie
Milch/Milchprodukte a: externer Katheteranteil; b: Cuff mit subkutaner Bruchspaltanästhesie f: engl. local anaesthesia
250 g Vollmilch Tunnelung. in the fracture gap. Lokalanästhesie* durch per-
250 g fettarmer Milch kutane Injektion eines Lokalanästhetikums in
250 g Joghurt, alle Sorten
Brown-Séquard-Syndrom n: engl. Brown-Sé- den Bruchspalt einer Fraktur, häufig bei Radi-
300 g Buttermilch
100 g Kondensmilch (10 % Fett)
quard syndrome. Halbseitige Querschnittläsion* usfraktur.
120 g Kondensmilch (7,5 % Fett) des Rückenmarks mit spastischen Lähmungen* Brudzinski-Nackenzeichen n: engl. Brudzin-
und Störung der Tiefensensibilität distal der ski’s sign; syn. Nackenzeichen. Reflektorische
291 Brustkrebs
Beugung der Beine in den Knie- und Hüftgelen- Brunneriom n: engl. Brunner’s gland hyperplasia.
ken bei raschem passivem Vorbeugen des Kopfs Noduläre oder diffuse hyperplastische Prolifera-
am liegenden Patienten. Das Brudzinski-Na- tion der Brunner-Drüsen im Bulbus duodeni.
ckenzeichen ist positiv bei Meningitis*, Sub-
arachnoidalblutung* und anderen Erkrankun-
Sehr selten entwickelt sich ein Brunneriom zu
einem Adenom* (ca. 10 % aller benignen Duode-
B
gen mit Reizung der Hirnhäute. naltumoren*). Bei Beschwerden wird das Brun-
Brücke → Brückenzahnersatz neriom operativ entfernt.
Brücke → Pons Brunschwig-Operation f: engl. Brunschwigs op-
Brückenkaø llus m: engl. bridging callus. Mit eration. Operatives Verfahren bei stark fortge-
Funktionseinschränkung verbundene Ausbil- schrittenem Genitalkarzinom mit Exenterati-
dung einer Synostose* zwischen 2 nebeneinan- on* des kleinen Beckens, Implantation der Ure-
der liegenden Knochen nach Fraktur* im Be- teren in den Darm und Anlage eines Enterosto-
reich des Unterarms oder -schenkels. Ursache ist mas.
eine überschießende Kallusbildung mit Verknö- Brückner-Test: 1: physiologischer Befund mit rötlich Brustbein → Sternum
cherung der Membrana interossea. leuchtenden Pupillen; 2: gräulicher Reflex und zentra- Brustbeinpunktion → Knochenmarkpunk-
Therapie: le Trübungen bei beidseitiger Katarakt; 3: Leukokorie tion
– Bei eingeschränkter Unterarmdrehung früh- bei Retinoblastom des linken Auges. [175] Brustdrüse → Mamma
zeitige Resektion (durch Schrumpfung der Brustdrüse, akzessorische → Mamma, akzes-
Membrana schlechtes funktionelles Ergebnis sorische
bei später OP) Brustdrüsenentzündung → Mastitis
– zur Rezidivprophylaxe Interpositionsplastik Brustdrüsenschwellung, initiale f: engl.
mit antiadhäsiven Folien, z. B. aus Hyaluron- – Physiologischer Befund: rötlich-orange breast engorgement. Anschwellen der Brustdrü-
säurederivaten. leuchtende Pupillen sen am 2. oder 3. postpartalen Tag über etwa
Brückenkolobom n: engl. bridge coloboma. Von – pathologischer Befund: 1. weißer Reflex, 24 h, verursacht durch verstärkte Durchblutung
normal gebildetem Gewebe unterbrochenes Ko- sog. Leukokorie*, z. B. beim Retinoblastom* und Beginn der Laktation. Im Wesentlichen
lobom* (angeborene oder erworbene Spaltbil- 2. gräulicher oder fehlender Reflex bei Trü- handelt es sich um ein Ödem aufgrund der Ab-
dung) der Netz- bzw. Aderhaut, meist lokali- bung der brechenden Medien, z. B. infolge flussbehinderung in den Venen und Lymphbah-
siert im nasalen unteren Quadranten. Kolobo- Hornhauttrübung, Glaskörpertrübung, Ka- nen. Der Begriff Milcheinschuss ist daher irre-
me können zu Sehstörungen führen. Eine kau- tarakt* (siehe Abb.) 3. hellerer Fundusrotre- führend.
sale Therapie existiert nicht, eine Korrektur von flex beim manifesten Schielen. Therapie:
Sehfehlern mit Brille oder speziellen Kontakt- Brueghel-Syndrom → Meige-Syndrom – Regelmäßiges Anlegen des Kindes
linsen ist möglich. Brugada-Syndrom n: engl. Brugada syndrome. – anschließend Kühlen der Brust
Brückenlappen → Hautlappen Seltene, erbliche Erkrankung mit charakteristi- – Ausstreichen der Brust.
Brückenzahnersatz m: engl. fixed partial den- schen EKG-Veränderungen und plötzlichen To- Brusternährungsset n: Flasche mit dünnem
ture. An angrenzenden Zähnen, Zahnwurzeln desfällen bei unauffälliger kardialer Morpholo- Schlauch, der an die Brustwarze reicht und das
oder dentalen Implantaten* verankerter Zahn- gie. Behandelt wird symptomatisch, durch Mei- Verabreichen von Zusatznahrung während des
ersatz (in der Regel festsitzend). den auslösender Faktoren (z. B. bei Fieber früh- Stillens ermöglicht.
Varianten: zeitig Antipyretika) und in Fällen mit hohem Brustfell → Pleura
– Zirkuläre Präparation der Zahnhartsubstanz Risiko durch Implantierbaren Kardioverter-De- Brustfellentzündung → Pleuritis
der Pfeilerzähne zur Aufnahme eines Brü- fibrillator (ICD*) zur Prophylaxe des plötzlichen Brusthöhle → Cavea thoracis
ckenkörpers aus einer Metall-Legierung, ke- Herztods. Brustimplantat → Mammaimplantat
ramischen Massen oder Kunststoffen; Aus- Klinik: Brustkorb → Cavea thoracis
führung als vollanatomische Gestaltung aus – Erhöhtes Risiko für ventrikuläre Tachyar- Brustkorbprellung f: engl. chest contusion; syn.
den genannten Werkstoffen oder als Gerüst- rhythmie Contusio thoracis. Stumpfes Thoraxtrauma*
struktur, die final zahnfarben verblendet – plötzlicher Herztod* infolge Kammerflim- mit Atemnot und evtl. Herzrhythmusstörungen
wird (Keramik, Komposit) merns. (bei Herzkontusion*). Plötzliche Druckerhö-
– Klebebrücke (auch Marylandbrücke) mit mi- Diagnostik: hung im Thorax bei reflektorischem Verschluss
nimalem Zahnhartsubstanzabtrag (lingual – Anamnese: z. B. Synkope, familienanamnes- der Glottis kann zum akuten Blutrückstau in
oder palatinal) und adhäsiver Fixation des tisch gehäuft plötzlicher Herztod die Hals- und Kopfvenen führen und es kommt
Brückengerüsts an 1 (einflügelige Klebebrü- – EKG mit charakteristischen Veränderungen zu petechialen Hautblutungen, subkonjunkti-
cke) oder 2 (zweiflügelige Klebebrücke) oder der ST*-Strecke in Brustwandableitungen* valen Blutungen, intraokularen Einblutungen
mehr angrenzenden Zähnen. V1–V3 besonders unter pharmakologischer und beim Hochenergietrauma auch zur Lun-
Brückner-Test m: engl. Brückner test. Orientie- Natriumkanalblockade genkontusion*.
rendes Untersuchungsverfahren zur Prüfung – elektrophysiologische Untersuchung* (EPU) Therapie:
der Klarheit der brechenden Medien des Auges Bruit de rappel → Mitralöffnungston – Symptomatisch: Analgetika
und eines Strabismus* mittels eines Ophthal- Brummen: Niederfrequentes Atemgeräusch – Behandlung vorhandener Begleitverletzun-
moskops. bei der Lungenauskultation*. Es geht auf gen
Vorgehen: Der Untersucher blickt aus 1–2 m Schwingungen des Sekrets zurück und verän- – ggf. Sauerstoffzufuhr und intensivmedizini-
Entfernung durch ein direktes Ophthalmoskop, dert sich nach kräftigem Husten. sche Überwachung.
dessen Lichtkreis beide Augen einschließt. Brunhilde-Stamm → Poliomyelitis-Viren Brustkrebs → Mammakarzinom
Brustlattich 292
Brustwirbelsäulenverletzung f: syn. BWS- Bruton-Syndrom kann mit Diabetes mellitus und einer Senkrechten von der Spina auf diese
Verletzung. Verletzung der Brustwirbelsäule Typ 1 einhergehen. Dies zeigt, dass die für Dia- Linie. Siehe Abb.
(an Wirbelköpern, Bögen, Dornfortsätzen, Ge- betes mellitus Typ 1 spezifischen Autoantikör- Klinische Bedeutung: Ermöglicht Abschätzung
lenken und/oder Bandscheiben). Bei Brustwir-
belsäulenverletzungen können als Besonderheit
per* nicht oder nicht wesentlich an der Auslö-
sung der Erkrankung beteiligt sind.
des Trochanterstands. Bei Trochanterhochstand
(z. B. bei Hüftgelenkluxation) ist die durch die
B
vorkommen: Mitverletzungen der Lunge (mit Bruxiøsmus m: engl. bruxism; syn. Zähneknir- Femurachse gebildete Kathete verkürzt.
Pneumothorax), der Aorta* und der (oberen und schen. Nichtfunktionelle Kontakte der Ober- Bryce-Smith-Salt-Tuø bus → Doppellumentu-
unteren) Hohlvene (Vena* cava). und Unterkieferzähne, welche sich in Form bus
Bruton-Agammaglobulinämie f: engl. Bruton’s von Pressen oder Knirschen äußern, entweder BSA: Abk. für → Serumalbumin, bovines
agammaglobulinemia; syn. BTK-Defizienz. X- als Schlafstörung (sleep bruxism) oder am Tage BSE: Abk. für → Bovine spongiforme Enzepha-
chromosomal-rezessiv erbliches primäres Anti- (awake bruxism). Beschwerden umfassen Attri- lopathie
körpermangelsyndrom mit Fehlen von B-Lym- tion (Abrieb) der Zahnhartsubstanz, Abplatzun- BSR: Abk. für engl. Burst-Suppression-Ratio →
phozyten, Plasmazellen und spezifischen Anti- gen von Zähnen oder Zahnersatz sowie Schmer- Burst-Suppression
körpern aller Immunglobulinklassen in Blut zen in beteiligten Muskeln und Gelenken. Ätio- B-Streptokoø kken → Streptococcus agalactiae
und Organen. Es manifestiert sich durch rezidi- logie: Die hergebrachte Ansicht, dass eine feh- B-Symptomatik f: engl. B-symptoms. Symp-
vierende bakterielle und (entero)virale Infektio- lerhafte Okklusion im Sinne einer peripheren tomkonstellation mit Fieber > 38 °C, Nacht-
nen. Die Diagnose erfolgt u. a. laborchemisch Störung zum Bruxismus führt, wird zuneh- schweiß und Gewichtsverlust von > 10 % des
durchflusszytometrisch oder molekulargene- mend durch die Vorstellung einer Störung in Körpergewichts in den letzten 6 Monaten als
tisch, die Therapie durch Immunglobulinsubs- Zentren des motorischen Cortex abgelöst. Vor- Parameter für die Stadieneinteilung maligner
titution. kommen: Lymphome. Im weiteren Sinne steht der Begriff
Ätiologie: Amorphe bis hypomorphe Mutatio- – Bei psychischen Belastungssituationen (z. B. für eine unspezifische Begleitsymptomatik bei
nen im BTK-Gen auf dem Genlocus Xq21.3– Stress*) konsumierenden Erkrankungen wie malignen
q22, das die Bruton-Agammaglobulinämie-Ty- – gehäuft bei Kindern mit mentaler Retardie- Tumoren sowie schweren subakuten oder chro-
rosinkinase codiert, eine präferentiell in B-Lym- rung* oder Enzephalopathie* nischen Entzündungen.
phozyten exprimierte intrazelluläre Tyrosinki- – selten aufgrund lokaler anatomischer Fakto- Einsatz: Bei der Stadieneinteilung von Hodg-
nase. ren (z. B. kaufunktionell durch Okklusions- kin- und Non-Hodgkin-Lymphomen wird in
Häufigkeit: Ca. 1 : 379 000 Neugeborene. hindernisse) der Ann-Arbor-Klassifikation das Vorliegen ei-
Klinik: – selten im Rahmen orthopädischer (z. B. zu ner B-Symptomatik berücksichtigt.
– Rezidivierende, überwiegend bakterielle In- Schiefhaltungen führende Skeletterkrankun- BSZT: Abk. für Blutstammzelltransplantation
fektionen wie Otitis media, Sinusitis, eitrige gen) oder neurologischer (z. B. Multiple Skle- → Stammzelltransplantation
Bronchitis, Pneumonie, Meningitis u. a. rose) Erkrankungen. BT: Abk. für → Basaltemperatur
meist erst im 6.–9. Lebensmonat; vorher be- Klinik: BTB-Transplantat: Abk. für Bone-tendon-bo-
steht immunologischer Schutz durch diapla- – Attrition* der Zahnhartsubstanz ne-Transplantat → Kreuzbandruptur
zentar übertragene mütterliche Antikörper – Abplatzungen oder gar Frakturen von Zäh- BTK-Defizieø nz: Abk. für Bruton-Agammaglo-
– trotz intakter Funktion der T-Lymphozyten nen und Restaurationen bulinämie-Tyrosinkinase-Defizienz → Bruton-
z. T. schwer verlaufende (entero)virale Infek- – Schmerzen in den beteiligten Muskeln und Agammaglobulinämie
tionen, cave: Schutzimpfung gegen Poliomy- Gelenken. BtM: Abk. für → Betäubungsmittel
elitis mit Lebendvakzine kontraindiziert Diagnostik: BtMG: Abk. für → Betäubungsmittelgesetz
– insbesondere bei hypomorpher Mutation va- – Zahnärztliche Untersuchung (Funktionssta- BtMVV: Abk. für → Betäubungsmittel-Ver-
riable humorale Autoimmunerkrankungen, tus) schreibungsverordnung
z. B. ITP. – Polysomnografie*. BT-Shunt: Abk. für Blalock-Taussig-Shunt →
Diagnostik: Therapie: Blalock-Taussig-Operation
– Laborchemisch starke Verminderung oder – Aufbissbehelf* BU: Abk. für → Berufsunfähigkeit
Fehlen aller Immunglobulin-Isotypen sowie – Physiotherapie Bubble-Oxygenator → Oxygenator
der B-Lymphozyten im peripheren Blut – unter Umständen Psychotherapie. Bubo m: Lymphknotenschwellung in der Leis-
– Arrest der medullären B-Lymphozytenent- Bryant-Dreieck n: engl. Bryant’s triangle. Nahe- tenbeuge, fast immer infektiös-entzündlich be-
wicklung im Stadium der pro-B-Lymphozy- zu gleichschenkliges Dreieck aus der Verbin- dingt, z. B. bei Syphilis* (Bubo indolens, nicht
ten, nachgewiesen durch Knochenmark- dungslinie zwischen Spina iliaca anterior supe- schmerzhaft), Ulcus* molle, Lymphogranulo-
spunktion und Durchflussytometrie der Vor- rior und Trochanterspitze, Verlängerungslinie ma* venereum, (Bubonen-) Pest*.
stufen der Femurachse über den Trochanter hinaus Bubonenpest → Pest
– durchflusszytometrisch starke Verminde- Buø cca f: engl. cheek; syn. Wange. Teil des Ge-
rung oder Fehlen der BTK in Monozyten sichts, der sich von Mundwinkel und Ohr zu
– molekulargenisch Mutationsnachweis. Jochbogen und Unterrand der Mandibula er-
Therapie: Regelmäßige i. v. oder s. c. Immunglo- streckt und seitlich vom Vestibulum oris be-
bulinsubstitution. grenzt wird.
Bruton-Syndrom n: engl. X-Linked infantile Anatomie: Passiv und aktiv beweglich durch
agammaglobulinemia. X-chromosomal rezessiv den zur mimischen Muskulatur gehörigen
erbliches Antikörpermangelsyndrom (Agamma- Musculus buccinator*. Durch Erhöhung des
globulinämie) ohne Lymphozytopenie, das sich Luftdrucks in der Mundhöhle kann die Wange
ausschließlich bei Knaben manifestiert. Das Bryant-Dreieck stark gedehnt werden (sog. Pausbacken). Aus
Buccinator 294
dieser Stellung kann durch Kontraktion des M. Budesonid n: Glukokortikoid* zur inhalativen aus Hohlorganen (Bronchien, Ösophagus, Ma-
buccinator ein gut dosierbarer Luftstrom er- Anwendung bei Asthma* bronchiale und gen, Gallengang, Ureter, Nierenbecken u. a.)
zeugt werden (sog. Trompetermuskel). COPD*. Nebenwirkungen sind oropharyngeale zur zytologischen Untersuchung unter Anwen-
B Buccinator m: syn. Musculus buccinator. Mus-
kuläre Grundlage der Wange, „Trompetermus-
Candida-Infektionen und Pharyngitis*. Der
Mund sollte daher nach Inhalation mit Wasser
dung kleiner Kunststoff- oder Stahlbürsten, die
über einen Führungskatheter bzw. den Instru-
kel“ genannt, weil er beim Blechinstrumentbla- ausgespült werden. Bei oraler Gabe bei Morbus mentenkanal eines Endoskops in das Organ ein-
sen sichtbar wird. Er zieht bei einseitiger Kon- Crohn und Colitis* ulcerosa sind durch den aus- geführt werden.
traktion den gleichseitigen Mundwinkel nach geprägten First*-Pass-Effekt kaum systemische Bürstensaum m: engl. brush border. An der frei-
lateral, verbreitert bei beidseitiger Kontraktion Nebenwirkungen zu erwarten. en Oberfläche resorbierender Epithelzellen z. B.
die Mundspalte, zieht die Wangen nach innen Bülau-Drainage f: engl. siphon drainage. Mit von Darm, Gallenblase oder Nierentubuli rasen-
und drückt sie an die Zähne (Innervation durch oder ohne Sog anwendbare Thoraxdrainage* artig angeordnete Mikrovilli*. Diese dienen der
N. facialis). mit lateralem Zugangsweg zum fortlaufenden Oberflächenvergrößerung und sind mit Enzy-
Buchinger-Fasten f: Gemüsesaftfasten begin- Entfernen von Luft oder Flüssigkeit aus der men und Mikrofilamenten ausgestattet.
nend mit Obst-, Reis- oder Rohkosttagen mit Pleurahöhle, z. B. bei Pneumothorax* oder Hä- Bürstenschädel m: engl. hair-on-end appear-
stufenweiser Energiereduktion, danach nur matothorax*. Auch nach thoraxchirurgischen ance. Verbreiterung der Schädelkalotte mit Ver-
Aufnahme geringer Mengen von Kohlenhydra- Eingriffen (bzw. Thorakotomie*) erfolgt die An- schmälerung der Substantia corticalis (vgl. Kno-
ten (Obst-, Gemüsesäfte, warme Gemüsebrühe, lage einer Bülau-Drainage. chengewebe) und erheblicher Erweiterung der
Kräutertee mit Honig). Durch eine nur geringe Prinzip: Diploe v. a. bei Thalassaemia major (siehe Tha-
Kalorienaufnahme (150–500 kcal täglich) wird – Einführen eines Drainageschlauchs mittels lassämie*) sowie seltener bei hereditärer Sphäro-
eine schnelle Gewichtsreduktion erreicht. stumpfer Minithorakotomie, ggf. durch eine zytose* und Sichelzellenanämie*.
Buday-Krankheit f: engl. Buday’s disease; syn. Hohlnadel Buffy Coat: Schicht aus Leukozyten und
Bogdan-Buday-Erkrankung. Obsolete Bezeich- – bei Ansammlung von Luft im Pleuraspalt Thrombozyten zwischen Plasma und (sedimen-
nung für septisches Krankheitsbild mit Leber-, (Pneumothorax*) meist im 2. oder 3. Intercos- tierten) Erythrozyten, z. B. in einer frischen
Lungen-, Milz- und Muskelabszessen. Es ent- talraum (ICR) medioklavikular (Monaldi- Vollblutkonserve. Sie bildet sich nach längerem
steht durch Eindringen von Bacterium pyoge- Drainage), bei eiweiß- und fibrinreichem Stehen oder Zentrifugieren von ungerinnbar
nes anaerobium über Verletzungen, entzündete Pleuraerguss (Serothorax) sowie bei An- gemachtem Blut.
Tonsillen oder den Uterus im Wochenbett. Die sammlung von Blut bzw. Eiter (Hämato- buø kkal: engl. buccal. In Richtung der Wange,
Erkrankung verläuft akut mit häufig tödlichem bzw. Pyothorax) im 4. oder 5. ICR in der vor- wagenwärts, zur Wange gehörend.
Ausgang, behandelt wird mit Penicillin. deren Axillarlinie (Bülau-Drainage) Bulbärhirnsyndrom, akutes n: engl. acute bul-
Budd-Chiari-Syndrom n: engl. Budd Chiari syn- – Anlage der Drainage mit permanentem Sog bar syndrome; Abk. BHS. Zu den Dezerebrations-
drome. Sog. posthepatischer Block bei struktu- von 5–20 cm H2O (siehe Abb.). syndromen* gehörendes Krankheitsbild infolge
reller Abflussstörung der abführenden Leberge- schwerer diffuser Schädigung der Medulla* ob-
fäße mit nachfolgender portaler Hypertension*. longata, das sich aus einem akuten Mittelhirn-
Auslöser ist z. B. eine Thrombose in den Vv. He- syndrom* entwickeln kann. Klinische Sympto-
paticae. Ein akutes Budd-Chiari-Syndrom ver- me sind tiefes Koma*, Pupillenerweiterung und
ursacht Übelkeit, Erbrechen, Hämatemesis, zunehmende Atemstörungen.
Oberbauchschmerz, Aszites* und Lebervergrö- Einteilung:
ßerung, ein chronisches Zirrhose und Ösopha- – BHS I: 1. tiefes Koma bei erloschener Spon-
gusvarizen(-Blutung). tanmotorik und fehlender Reaktion auf
Ursachen: Z. B. Schmerzreize 2. abnehmender Muskeltonus,
– Thrombophilie (z. B. Myeloproliferatives zunehmende Pupillenerweiterung, flache
Syndrom) unregelmäßige Atmung und erloschener
– Schwangerschaft okulozephaler Reflex
– Tumor – BHS II: 1. völlige Reglosigkeit bei allgemei-
– Vaskulitis ner muskulärer Atonie 2. Pupillen maximal
– Trauma erweitert, Areflexie und Atemstillstand 3. ra-
– Infektionen (z. B. Pertussis, Peritonitis) scher Übergang in den Hirntod*.
– Arzneimittel (z. B. Chemotherapeutika, Thio- Bulbärparalyse f: engl. bulbar paralysis. Sam-
guanin, Azathioprin, pflanzliche Alkaloide) melbezeichnung für neurologische Krankheits-
– Strahlentherapie. bilder, die durch umschriebene bilaterale Schä-
Diagnostik: digung motorischer Hirnnervenkerne in der
Bülau-Drainage
– Doppler*-Sonografie Medulla* oblongata entstehen. Klinisch zeigen
– MRT sich Dysarthrie*, Aphonie* Störung der Schluck-
– diagnostische Parazentese*. Buerger-Syndrom → Thrombangiitis oblite- und Kaubewegungen sowie Zungenatrophie.
Therapie: rans Formen:
– Antikoagulanzien Bürger-Zeichen n: engl. Burger’s sign. Schmerz- – Akute Bulbärparalyse, z. B. infolge Blutung
– Thrombolyse hafte Schwellung des Ductus parotideus, z. B. bzw. Embolie* (apoplektische Bulbärparaly-
– transjugulärer intrahepatischer portosyste- bei Virusinfektionen. se), bei Entzündung, neurogener Muskel-
mischer Shunt* (TIPS) Bürstenbiopsie f: engl. brush biopsy. Biopsie* atrophie*, amyotrophischer Lateralsklerose*,
– Lebertransplantation. mit Gewinnung von Zellmaterial insbesondere
295 Bulimia nervosa
Bulimie f: engl. bulimia. Anfallartig auftreten- tritt Bullying im schulischen Kontext auf und Codierung der Reaktionsausfälle und compu-
des Bedürfnis, eine bestimmte Form von Nah- ist eine der möglichen Ursachen für Schul- tergestützte Auswertung ermöglichen.
rung sofort zu sich zu nehmen (Heißhunger). angst*. Bunyamwera-Fieber n: engl. Bunyamwera fever.
B Bulimie ist ein vieldeutiges Symptom mit orga- Bumetanid → Diuretika Durch das Bunyamwera-Virus bedingte Erkran-
nischen (z. B. Hypoglykämie*) oder psychischen Bundesärztekammer → Ärztekammer kung mit benignem Verlauf. Mücken (Culici-
Ursachen (z. B. Leitsymptom der Bulimia* ner- Bundesinstitut für gesundheitlichen Ver- nae) übertragen diese v. a. in Afrika vorkom-
vosa). braucherschutz und Veterinärmedizin: Abk. mende Arbovirose*. Nach einer Inkubationszeit
Ursachen: Bulimie kann sich äußern als Aus- BgVV. Im Rahmen der Neuordnung des gesund- von wenigen Tagen leiden Betroffene unter
druck echten Bedarfs an einer Substanz, die heitl. Verbraucherschutzes und der Lebensmit- akutem Fieber, Myalgien, Kopfschmerz,
vom Körper benötigt wird, oder als Kennzei- telsicherheit mit Wirkung vom 1.11.2002 auf- Lymphadenopathie und Exanthem (selten Hä-
chen von Veränderungen des Stoffwechsels, gelöstes Institut, dessen Aufgaben nun vom morrhagie, ZNS-Beteiligung). Therapiert wird
z. B. als Bundesamt* für Verbraucherschutz und Lebens- symptomatisch.
– Heißhunger von Schwangeren mittelsicherheit, dem Bundesforschungsinsti- Bunyaviridae f pl: Familie kubischer RNA-Vi-
– Heißhunger bei Unterzuckerung tut für Tiergesundheit und dem BfR wahrge- ren mit Membranhülle (∅ 90–100 nm, zyklisch,
– Essattacken von Bulimiekranken. nommen werden. segmentierte einzelsträngige RNA, hexagonal
Psychopathologisch kann Heißhunger als Er- Bundesinstitut für Infektionskrankheiten angeordnete Oberflächenprojektionen). Bisher
satz für ein anderes, nicht stillbares Bedürfnis und nicht übertragbare Krankheiten → Ro- werden den Bunyaviridae ca. 350 Virustypen
dienen. bert Koch-Institut zugeordnet.
Bulinus → Schistosoma Bundespsychotherapeutenkammer → Psy- Vorkommen: Bunyaviridae sind weltweit ver-
Bulky-Disease: syn. Kartoffel-Sack. Vorliegen chotherapeutenkammer breitet (v. a. in den Tropen und Subtropen). Sie
eines massiven Lymphombefalls eines Lymph- Bundesseuchengesetz → Infektionsschutzge- werden in erster Linie in Wirbeltieren und Arth-
knotens mit einer Ausdehnung ≥ 5 cm im größ- setz ropoden (v. a. Mücken, Zecken) nachgewiesen,
ten Durchmesser oder eines Konglomerattu- Bunnell-Reaktion → Paul-Bunnell-Reaktion da diese die hauptsächlichen Vektoren sind.
mors ≥ 5 cm im größten Durchmesser. Die exak- Bunnell-Sehnennaht → Sehnennaht Einteilung: Bunyaviridae werden in 5 Genera
te Zentimetermindestgröße ist derzeit umstrit- Bunte Reihe f: Laborchemische Methode zur eingeteilt:
ten und variiert von 5–10 cm. Identifizierung von Bakterien anhand bioche- – Orthobunyavirus (ca. 145 Viren unterteilt in
Buø lla → Lungenemphysem mischer Leistungen wie Kohlenhydratspaltung 16 serologische Untergruppen)
Buø lla f: syn. Blase. Primäre Effloreszenz als unter Säurebildung, Aminosäurenabbau (Indol- – Phlebovirus (ca. 36 Viren)
über das Hautniveau erhabener, mit Flüssigkeit bildung aus Tryptophan), Hydrolaseaktivität – Nairovirus (8 Viren)
gefüllter Hohlraum. Eine Bulla entsteht durch usw. – Hantavirus*
einfache Spaltung der Hautschichten, ist meist Prinzip: Indikatoren als Zusatz in den meist – Tospovirus (pflanzenspezifisch).
einkammerig und mindestens 5 mm groß. flüssigen Nährböden reagieren durch Farbum- Klinische Bedeutung: Zu den humanpathoge-
Einteilung: Nach Lokalisation: schlag (infolge pH-Verschiebung) oder durch nen Bunyaviridae gehören u. a. Bunyamwera-,
– Subkorneale Bulla: unter der Hornschicht Farbreaktion (siehe Abb.). Neben konventionell California-Enzephalitis-, Hantaan-, Krim-Kon-
– intraepidermale Bulla: in der Epidermis hergestellten Nährsubstraten sind im Handel go-hämorrhagisches-Fieber-, Oropouche-, Puu-
– subepidermale Bulla: zwischen Epidermis sog. miniaturisierte Systeme erhältlich, die eine mala-, Rift-Tal-Fieber-, Sandmücken-Fieber-,
und Dermis Seoul- und Sin-Nombre-Virus. Sie verursachen
– akantholytische Bulla: in der Epidermis beim Menschen fiebrige Infekte, z. T. mit Hä-
durch Auflösung der Zellverbindungen. morrhagien und Beteiligung des ZNS.
Nach Ursache: Buphthaø lmus → Hydrophthalmus
– Bulla inflammatoris: entzündliche Blase, Buprenorphin n: engl. buprenorphine. Opioid-
z. B. durch toxische Noxen, Infektionen und Analgetikum, das dem Betäubungsmittelge-
allergische Reaktionen setz* unterliegt. Buprenorphin wird transder-
– Bulla mechanica: durch mechanisches Trau- mal, parenteral und sublingual bei starken
ma bei Epidermolysis Schmerzen und zur Substitutionstherapie bei
– Bulla actinica: durch Sonnenstrahlen, z. B. Opioidabhängigkeit verabreicht. Das Abhängig-
bei Hydroa vacciniformia. keitspotenzial ist geringer als bei Morphin*, die
Buø lla repens f: syn. Bulla rodens. Sonderform analgetische Wirkstärke 30-fach höher. Kombi-
der großblasigen Impetigo* contagiosa an der nation mit anderen Opioiden und MAO-Hem-
Leistenhaut mit eitrig gefüllten Blasen unter mern ist kontraindiziert.
stark verhornter Leistenhaut, ausgelöst durch Bunte Reihe: Typisierung von Salmonella enterica Burch-Cowan-Operation → Kolposuspension
koagulasepositiven Staphylococcus* aureus, sel- durch biochemische Reaktionen; a: Laktose- Burdach-Strang → Hinterstrang
tener durch Streptokokken. Die Diagnose wird Vergärung (–); b: Glukose-Vergärung (+) und CO2- Burgess-Amputation → Unterschenkelampu-
klinisch gestellt, therapiert wird lokal antisep- Bildung (+); c: Saccharose-Vergärung (–); d: Indol- tation
tisch und evtl. systemisch antibiotisch. Bildung aus Tryptophan (–); e: Malonat-Abbau (–); Buried-Bumper-Syndrom → Gastrostomie
Bulldogklemme → Gefäßklemme f: Lysindecarboxylase (+); g: Ornithindecarboxylase Burkholderia maø llei f: Unbewegliches, pleo-
Bullying: Ausgrenzen, Terrorisieren oder Schi- (+); h: Mannit-Abbau und Beweglichkeit (–/+); morphes, gramnegatives Stäbchen, das Erreger
kanieren einzelner Kinder oder Jugendlicher i: Citratverwertung (+); j: Dextrose-Harnstoff-Agar des Malleus* ist. Burkholderia mallei ist obligat
durch eine (größere) Gruppe unter Androhung (+/–); k: Kligler-Medium (Laktose –, Glukose +, parasitär und nur schwach Oxidase positiv. Na-
oder Ausführung körperlicher Gewalt. Meist H2S +). [199] türliches Erregerreservoir sind erkrankte Ein-
297 Bursitis
hufer wie Pferde, Esel oder Maultiere. Die Erre- – erhöhte Suchtgefahr
ger werden durch Kontakt mit erkrankten Tie- – generalisierte Angst
ren auf den Menschen übertragen. – reduzierte Leistungsfähigkeit und evtl. De-
Burkitt-Lymphom n: engl. Burkitt’s lymphoma;
syn. Burkitt-Tumor. Blastäres Non*-Hodgkin-
personalisation*
– Distanzierung von anderen Menschen (sozia-
B
Lymphom, endemisch bei Kindern in Afrika und ler Rückzug)
häufig unter HIV-Infektion. Klinisch zeigt sich – Gefühl, der beruflichen Aufgabe nicht mehr
oft ein extranodales Wachstum, die Diagnose er- gewachsen zu sein, und geringe Selbstwirk-
folgt durch Immunphänotypisierung aus einer samkeitswahrnehmung (Erleben von Macht-
Gewebepunktion. Das Lymphom* zeigt ein ag- und Kraftlosigkeit)
gressives Wachstumsmuster mit unbehandelt – Endzustand eines Prozesses von idealisti- Bursa omentalis: anatomische Verhältnisse. [5]
B
Bypass-Operation: Formen bei Verschluss der Aorta
abdominalis bzw. der A. femoralis; 1: aorto-bifemo-
ral (Y-Bypass); 2: aorto-femoral; 3: femoro-femoral
(Crossover-Bypass).
C: Abk. für → Clearance fäßprothese* und Implantation der Koronarar- Caeruloplasmin n: engl. ceruloplasmin; syn.
C: Abk. für → Cystein terien über zusätzlichen Prothesenarm, der die Ferroxidase I; Abk. Cp. In der Leber syntheti-
C: Abk. für → Cytosin Koronararterien über End-zu-End-Anastomo- siertes, kupferbindendes Alpha-2-Globulin. Bis
C: Abk. für → Kohlenstoff sierung miteinander verbindet und durch Seit- zu 95 % des im Körper vorhandenen Kupfers
C: Abk. für → Komplement zu-Seit-Anastomose mit der Aortenprothese liegt an Caeruloplasmin gebunden vor. Caerulo-
C: Abk. für ein Hauptantigen des Rhesus-Blut- verbunden wird. plasmin ist im Rahmen von Akute-Phase-Reak-
gruppensystems → Rhesus-Blutgruppensystem Prinzip: Siehe Abb. tionen verändert und diagnostisch wichtig für
Ca → Kalzium Indikation: Aortenaneurysma* oder Aortendis- Morbus Wilson oder Morbus Menkes.
CA: Abk. für cancer antigens → Tumorantigene sektion* mit Aortenklappeninsuffizienz durch Referenzbereiche: Erwachsene:
CABG: Abk. für engl. coronary artery bypass Dilatation des Aortenrings, wenn direkte Anas- – Männer (13–19 Jahre): 15–37 mg/dl
grafting → Bypass, aortokoronarer tomosierung der Koronarostien (Bentall*-deBo- – Frauen (13–19 Jahre): 22–50 mg/dl.
Cabot-Ringe m pl: engl. Cabot’s bodies. Bei no-Operation) nicht möglich ist (Alternative ins- Kinder:
schwerer Anämie mikroskopisch sichtbare (in besondere bei schwierigen anatomischen Ver- – 0–4 Monate: 15–56 mg/dl
Giemsa-Färbung rotviolette) Ringe oder Schlei- hältnissen). – 5–6 Monate: 26–83 mg/dl
fen in Erythrozyten. Vermutlich handelt es sich CAB-Schema n: engl. CAB of resuscitation; syn. – 7–18 Monate: 31–91 mg/dl
um Reste der Erythrozyten-Kernmembran. Compression-Airway-Breathing. Nach Priorität – 19–36 Monate: 32–90 mg/dl
Cabrera-Kreis m: engl. Cabrera’s circle. Didakti- geordnete 3 Schritte der Basismaßnahmen der – 4–12 Jahre: 25–46 mg/dl
sches Hilfsmittel zur Bestimmung des Lagetyps Reanimation* bei Erwachsenen, nach American – ab 20 Jahre: 20–60 mg/dl.
des Herzens im EKG. Der Cabrera-Kreis berück- Heart Association auch bei Kindern, ausgenom- Bewertung: Diagnostisch bedeutsam sind er-
sichtigt im Vergleich zum Einthoven*-Dreieck men Neugeborene* (hier: ABC*-Schema). niedrigte Werte!
alle Ableitungen der Frontalebene. Siehe Lage- Durchführung: – Erniedrigte Werte: 1. Morbus Wilson (hepa-
typ* des Herzens (Abb. dort). – Circulation (Kreislauf): Herzdruckmassage* tolentikuläre Degeneration) 2. Morbus Men-
Cabrol-Operation f: engl. Cabrol’s operation. – Airway: Freimachen der Atemwege ke (Kinky-Hair-Syndrom)
Verfahren mit Ersatz von Aorta ascendens und – Breathing (Belüftung der Lungen): Beat- – erhöhte Werte: 1. Schwangerschaft 2. Östro-
Aortenklappe durch eine klappentragende Ge- mung* durch Atemspende*. gentherapie (Pille) 3. Entzündungen 4. Ge-
CACN: Abk. für engl. glycerol-3-phosphate de- websnekrosen, Trauma.
hydrogenase-1-like codierendes Gen → Bruga- Cäsarenhals → Diphtherie
da-Syndrom Café-au-lait-Fleck m: engl. café-au-lait spot;
CACN: Abk. für engl. glycerol-3-phosphate de- syn. Milchkaffeeflecken. Meist in früher Kind-
hydrogenase-1-like codierendes Gen → Long- heit auftretende, gutartige, hellbraune Pigmen-
QT-Syndrom tierung aufgrund benigner Melanozytenhyper-
CAD/CAM-Verfahren n: syn. Computer Aided plasie. Bei 6 oder mehr Flecken ist eine Neuro-
Design/Computer Aided Manufacturing Ver- fibromatose differenzialdiagnostisch auszu-
fahren. Computergestützte Verfahren zur Her- schließen. Eine Therapie ist nicht notwendig;
stellung von zahnärztlichen Modellen und wenn kosmetisch störend, kommt ggf. beim Er-
Zahnersatz (Krone*, Brückenzahnersatz*) aus wachsenen der Rubinlaser zum Einsatz.
Dentallegierung*, Dentalkeramik* oder denta- Epidemiologie:
len Kunststoffen. – Häufig (10–20 % der Normalbevölkerung)
Caecitas → Blindheit – Neugeborene ca. 3 %
Caecum → Zäkum – Schulkinder 10–28 %.
caeruleus: Blau, dunkelblau, himmelblau, Klinik: Hell-blassbraune, homogene, scharf ab-
Cabrol-Operation: Schematische Darstellung. bläulich. gegrenzte, nicht erhabene und nicht palpable
Caffey-Silverman-Syndrom 302
turie), da Citrat Ca2+ komplexiert und in Lö- Die Kieferhöhle wird vom Mundvorhof (Fossa Calviøties → Alopezie
sung hält. canina) aus unter Lokalanästhesie oder Intubati- Camellia sinensis → Teestrauch
Epidemiologie: Calciumoxalatsteine sind mit ei- onsnarkose operativ eröffnet. Die erkrankte Caø merae buø lbi → Augenkammern
nem Anteil von 75 % die häufigste Steinart in Schleimhaut wird ausgeräumt und ein Fenster Cam-Impingement n: syn. Nockenwellenim-
den Harnwegen. zum unteren Nasengang in der lateralen Nasen- pingement. Überwiegend bei Männern auftre-
Therapie: wand angelegt. tendes, femorales Impingement*-Syndrom.
– Therapie der Grunderkrankung, z. B. Beseiti- Caliciviridae f pl: Familie kubischer RNA-Viren Siehe Abb. C
gung eines primären Hyperparathyreodis- ohne Membranhülle (∅ 30–40 nm, ikosaedri-
mus sches Kapsid aus 180 Einheiten eines einzigen
– reichliche Flüssigkeitszufuhr, auch vor dem Proteins, einzelsträngige RNA mit 20–30 Ge-
Zubettgehen nen). Caliciviridae werden in 2 humanpathogene
– Verzicht auf oxalsäurereiche Lebensmittel Genera eingeteilt: Norovirus* und Sapovirus*.
wie: 1. Spinat 2. Mangold 3. rote Beete Caliculi gustatorii → Geschmacksknospen
4. Rhabarber California-Enzephalitis f: engl. California en-
– Begrenzung der Ca2+-Zufuhr auf 800– cephalitis. In ländlichen Gebieten der USA auf-
1000 mg täglich tretende Infektion des ZNS durch Viren der Fa-
– Thiazide zur Förderung der renalen Ca2+-Eli- milie Bunyaviridae* mit meist symptomlosem
mination Verlauf oder milder Enzephalitis bzw. Meningi- Cam-Impingement: durch knöcherne Verdickung
– Substitution von Mg2+ oder Citrat zur Ver- tis. des Schenkelhalses kommt es zum Anschlagen an
minderung der Ca2+-Ausfällung durch Kom- Caø lix m: Kelch, Becher. die Gelenklippe des Hüftgelenks.
plexbildung Caø lix renalis → Nierenkelche
– Allopurinol zur Verminderung der Ca2+-Aus- Call-Exner-Körperchen n sg, pl: engl. Call-Exner
fällung, da Urat-Kerne Ca2+-Kristalle anla- bodies. Mit PAS-positivem Material gefüllte cAMP n: syn. Cyclo-Adenosinmonophosphat.
gern. Hohlräume, die von radiär angeordneten Gra- Zyklisches Derivat von Adenosinmonophosphat
Caø lcium/Phoø sphor-Quotieø nt → Kalzium/ nulosazellen umgeben sind und häufig abgelös- (siehe Adenosinphosphate*). Die Biosynthese
Phosphor-Quotient te Granulosazellen enthalten. Call-Exner-Kör- von cAMP erfolgt mithilfe von G*-Protein ge-
Calcium-trinatrium-pentetat n: syn. Calcii perchen kommen in der Membrana granulosa koppelten Rezeptoren (GPCR), die die Adenylyl-
trinatrii pentetas. Chelatbildner, der als Antidot reifer Follikel im Ovar* und in Granulosa-The- cyclase aktivieren. Das Enzym katalysiert die
eingesetzt wird bei Intoxikationen mit Metallen kazelltumoren* vor. Bildung von cAMP aus Adenosintriphosphat
wie z. B. Blei, Plutonium und anderen radioak- Calliphora → Fliegen (ATP*). Das zyklische AMP wird durch spezifi-
tiven Metallen. callosus: Schwielig. sche Phosphodiesterase* zu AMP abgebaut.
Wechselwirkungen: Mit essenziellen Schwer- Callotaø sis → Kallusdistraktion Funktion: cAMP ist wichtiger second messenger
metallen wie Zink und Eisen (gegenseitiges Caø llus → Kallus [Knochen] bei der Signalübertragung von Hormonen wie
Aufheben der Wirksamkeit). Calmette-Reaktion → Tuberkulinreaktion z. B. Adrenalin.
Nebenwirkungen: Caø lor m: Wärme, Hitze, z. B. als Zeichen einer Campylobaø cter m: Früher den Vibrionen zuge-
– Allergische Reaktionen lokalen Entzündungsreaktion. ordnete Gattung von mono- oder bipolar begei-
– Parästhesien Calprotectin n: Heterodimeres Protein, das ßelten, spiralig gewundenen, mikroaerophilen,
– Rhinitis vasomotorica Kalzium und Zink bindet. Es kommt vor im Zy- gramnegativen Stäbchenbakterien der Familie
– thrombophlebitische Reaktionen toplasma neutrophiler Granulozyten, Monozy- Campylobacteriaceae (siehe Bakterienklassifika-
– Mangel an Spurenelementen (v. a. Zink) ten und Keratinozyten. Calprotectin wird tion*). Erregerreservoir sind Nutz- und Haustie-
– Nierenschädigung bestimmt zur Differenzialdiagnose zwischen re. Menschen infizieren sich durch tierische
– Darmstörungen Reizdarmsyndrom und entzündlicher Darmer- Nahrungsmittel und Trinkwasser, Kontakt mit
– Knochenmarkschäden krankung (Enteritis* regionalis Crohn, Colitis* erkrankten Tieren oder direkt von Mensch zu
– bei wiederholter Gabe von Calcium-trinatri- ulcerosa, bakterielle Infektion oder Karzinom). Mensch.
um-pentetat mit zu kurzen Regenerationsin- Vorgehen: Labordiagnostisch bestimmt man die Klinische Bedeutung: Campylobacter-Enteritis:
tervallen: 1. Übelkeit 2. Erbrechen 3. Diarrhö Konzentration von Calprotectin im Stuhl (siehe – Befall von Dünn- und/oder Dickdarm, meist
4. Fieber 5. Frösteln 6. Kopfschmerz 7. Pruri- Stuhluntersuchungen*) durch durch Campylobacter jejuni (80–90 %)
tus 8. Muskelkrämpfe. – ELISA – Pathogenese: nicht eindeutig geklärt, ggf.
Caø lculus m: Steinchen, Konkrement. – oder immunologischen qualitativen Schnell- Enterotoxin (immunologisch verwandt mit
Caø lculus feø lleus → Gallenstein test (engl. fecal rapid test). Cholera- und E.-coli-Enterotoxin), Zytotoxin
Caø lculus salivalis → Sialolithiasis Referenzbereich: < 50 mg/kg Stuhl. oder Enteroinvasion
Caø lculus vesicae → Blasenstein Calvé-Krankheit f: engl. Calvé’s disease; syn. – Klinik: initial Fieber, Kopf- und Glieder-
Caldesmon n: Protein v. a. der glatten Musku- Vertebra plana osteonecrotica. Aseptische Apo- schmerzen, nachfolgend Diarrhö (teilweise
latur, das an Aktin*, Calmodulin, Tropomyosin* physennekrose eines Wirbelkörpers, die akut blutig), Bauchkrämpfe, zumeist selbstlimi-
sowie Myosin* bindet und funktionell z. T. dem oder schleichend und gehäuft bei Jungen auf- tierender Verlauf
Troponin* der quergestreiften Muskulatur ent- tritt. Sie heilt meist mit einer mehr oder weni- – Komplikationen: extraintestinale Manifesta-
spricht. ger starken Kyphosierung der Wirbelsäule in tionen (selten, besonders bei Immundefekt),
Caldwell-Luc-Operation f: engl. Caldwell-Luc diesem Bereich (Keilwirbel*) aus. Erythema nodosum, postinfektiöse Arthritis,
operation. Radikaloperation bei Tumoren der Calvé-Legg-Perthes-Krankheit → Perthes- Guillain-Barré-Syndrom (10–30 % nach Cam-
Kieferhöhle (invertiertes Papillom, Karzinome). Calvé-Legg-Krankheit pylobacter-jejuni-Enteritis)
Campylobacter pylori 304
– Therapie: ggf. Antibiotika (selten indiziert: nalis opticus ziehen der N. opticus und die A.
Eryrhromycin bei Immundefekt, hohem Fie- ophthalmica.
ber und blutiger Diarrhö, > 8 Stühle/d, Canalis sacralis m: engl. sacral canal. Fortset-
Krankheitsdauer > 1 Woche, Symptomzu- zung des Spinalkanals im Kreuzbein. Klinisch
nahme; Imipenem, ggf. Gentamycin bei sys- wird er für die Kaudalanästhesie* genutzt, eine
temischer Infektion). spezielle Form der Periduralanästhesie.
C Campylobaø cter pylori → Helicobacter pylori Klinische Bedeutung: Das Lokalanästhetikum
CA-MRSA: Abk. für engl. community acquired wird über den Hiatus sacralis appliziert. Bei
MRSA → Methicillin-resistenter Staphylococcus Kindern reicht die Anästhesie durch tiefstehen-
aureus den Conus bis ca. zum Nabel, bei Erwachsenen
Canadian Triage and Acuity Scale: Abk. wird sie als sakrale Umflutung in der Schmerz-
CTAS. Fünfstufiges, standardisiertes Verfahren therapie bei Beteiligung der Cauda-Nervenwur-
zur Auswahl (Triagierung) von Patienten in der zeln eingesetzt.
Notaufnahme des Krankenhauses. Durch Ge- Canalis vertebralis → Spinalkanal
fahrenzeichen ist eine Priorisierung einzelner Cancer m: Krebs*, z. B. Karzinom*.
Patienten möglich (modificators). Reliabilität Candesartan n: Antihypertensivum aus der
und Validität sind gut bis sehr gut. Eine Delega- Gruppe der AT1-Rezeptor-Antagonisten (Sarta-
tion der Triage vom ärztlichen Dienst auf ande- ne), das auch bei Herzinsuffizienz* eingesetzt
re Berufsgruppen ist nicht möglich. Canalis inguinalis: a: N. cutaneus femoris lateralis; werden kann. Die blutdrucksenkende Wirkung
Canales alveolares m pl: engl. alveolar canals. b: R. genitalis des N. genitofemoralis; c: N. ilioingui- kann durch NSAR wie Ibuprofen vermindert
Oberkiefer: Knochenkanäle für Aa. und Nn. al- nalis; d: R. femoralis des N. genitofemoralis; e: R. werden, da eine Kombination zu Nierenfunkti-
veolares superiores zu den Zähnen. Unterkiefer: cutaneus anterior des N. femoralis; f: M. obliquus onsstörungen führen kann. Es besteht ein er-
Knochenkanal (Canalis alveolaris inferior; Man- internus abdominis; g: Fascia transversalis; h: Funicu- höhtes Risiko einer Hyperkaliämie*, besonders
dibularkanal), in welchem die sensiblen Äste lus spermaticus und M. cremaster; i: Ligamentum in Kombination mit kaliumsparenden Diure-
(Rami dentales) des N. alveolaris inferior verlau- inguinale; k: V. femoralis; l: M. sartorius; m: V. tika*.
fen. Diese treten am Foramen mentale wieder saphena magna; n: V. saphena accessoria. [5] Caø ndida f: Gattungsbegriff für Sprosspilze der
aus und innervieren das Weichgewebe im Kinn- Fungi* imperfecti, die den Endomycetes nahe-
und Lippenbereich. stehen. Die Gattung umfasst zahlreiche Arten,
Canalis analis → Analkanal von denen einige medizinisch relevant sind. Die
Canalis atrioventricularis → Septumdefekt, – Vordere Wand: Aponeurose des M. obliquus wichtigste fakultativ pathogene Art ist Candi-
atrioventrikulärer externus abdominis da* albicans. Einige Arten bilden auf Reisagar
Canalis caø rpi → Karpaltunnel – Boden: Lig. inguinale charakteristisches Pseudomyzel (bei Candida al-
Canalis centralis meduø llae spinalis m: engl. – Hinderwand: Fascia* transversalis bicans Chlamydosporen terminal am Pseudo-
central canal of spinal cord. Zentralkanal des Rü- – Dach: kaudaler Rand des M. transversus ab- myzel).
ckenmarks* in der Substantia intermedia cen- dominis. Caø ndida aø lbicans f: Grampositive, kapsellose,
tralis, beim Erwachsenen meist verödet. Beim Mann enthält der Leistenkanal den Funi- sprossende Hefe von ovaler bis rundlicher
Canalis ceø rvicis uø teri → Cervix uteri culus* spermaticus (siehe Abb.), bei der Frau das Form, teils mit grampositiven Pseudohyphen.
Canalis infraorbitalis m: engl. infra-orbital ca- Lig. teres uteri und den Imlach-Fettpfropf. Candida albicans ist fakultativ pathogen u. a.
nal. Kanal im Oberkiefer zwischen Augenhöh- Canalis mandibulae m: engl. mandibular canal. für Mensch, Meerschweinchen, Maus, Ratte
lenboden und Dach des Sinus maxillaris. Kanal im Unterkiefer, welcher A., V. und N. al- und Geflügel und ist der häufigste Erreger der
Klinische Bedeutung: Im Canalis infraorbitalis veolaris inferior enthält. Diese versorgen alle Candidose*. In Kultur vermehrt sich Candida al-
verlaufen A. und N. infraorbitalis, deren Äste Zähne und den größten Teil der vestibulären bicans durch Sprossung (Blastosporen, Spross-
die Schleimhaut der Kieferhöhle erreichen, un- Gingiva des Unterkiefers. zellen).
ter dieser zum Processus alveolaris ziehen, um Canalis nasolacrimalis → Tränenwege Candida-Granulom n: engl. candida granuloma;
die Incisivi, den Caninus und die Prämolaren Canalis nutricius m: engl. nutrient canal; syn. syn. Soorgranulom. Granulomentwicklung in
des Oberkiefers sowie die vestibuläre Gingiva Canalis nutriens. In der Kompakta der langen der Haut oder Schleimhaut im Rahmen einer
des Bereiches dieser Zähne zu versorgen. Der im Röhrenknochen liegender Kanal für die Blutge- Candidainfektion durch Störung der zellulären
Kanal verlaufende N. infraorbitalis ist Ziel der fäße des Knochens. Die äußere Öffnung des Ka- Immunität. Candidagranulome treten gehäuft
Infraorbitalanaesthesie. nals, das Foramen nutricium, liegt im Periost, auf bei chronischer mukokutaner Candidose
Canalis inguinalis m: engl. inguinal canal. 4– die innere Öffnung in der Markhöhle. oder Immundefizienz. Die Diagnosestellung er-
5 cm langer Kanal, der die Bauchwand der Leis- Canalis obturatorius m: engl. obturator canal. folgt klinisch und anamnestisch, therapiert
tengegend an einem muskelfreien Dreieck ober- Kanal lateral oben im Foramen* obturatum des wird mittels antimykotischer Lokaltherapie.
halb des Lig. inguinale von der Bauchhöhle zur Os* coxae. Er enthält die A. obturatoria, die V. Caø ndida-Mykose → Candidose
Schamgegend von lateral-oben-innen nach me- obturatoria und den N. obturatorius. Klinisch Caø ndida-Mykose, vulvovaginale → Vulvova-
dial-vorn-außen durchdringt. Der Anulus ingu- relevant ist die Hernia* obturatoria. ginalcandidose
inalis superficialis und der Anulus inguinalis Canalis oø pticus m: engl. optic canal; syn. Seh- Caø ndidavulvitis → Vulvovaginalcandidose
profundus als seine Öffnungen sind häufig nervkanal. Knochenkanal im kleinen Keilbein- Candidose f: engl. candidiasis; syn. Kandidose.
Bruchpforten bei Leistenhernien*. flügel (Ala minor ossis sphenoidalis), der die Au- Infektionen durch Sprosspilze der Gattung
Anatomischer Aufbau: Der Leistenkanal wird genhöhle (Orbita) mit der mittleren Schädelgru- Candida*, die meist bei geschwächtem Immun-
durch folgende Strukturen begrenzt be (Fossa cranii media) verbindet. Durch den Ca- system auftreten. Erreger ist zu > 90 % der Hefe-
305 Canyon-Varizen
pilz Candida* albicans. Klinisch zeigen sich am Candidose, intertriginöse f: engl. candida in-
häufigsten Vaginalmykose und Mundsoor. Di- tertrigo. Hautinfektion durch humanpathogene
agnostiziert wird u. a. mittels direktem mikro- Candida*-Arten, die im Bereich großer Hautfal-
skopischem Erregernachweis im Nativpräparat, ten, besonders inguinal, perianal, perigenital,
therapiert mit Antimykotika (Azolderivate). Pa- axillär und submammär auftritt. Die Diagnose-
thogenese: Meist handelt es sich um endogene stellung erfolgt klinisch und mikrobiologisch,
Infektionen aufgrund saprophytärer Besied- seltener histologisch. Therapiert wird mittels C
lung der Haut und Schleimhäute (z. B. äußere topischer und systemischer Antimykotika.
Genitalien, Nasen-Rachen-Raum, Gastrointesti- Candidose, konnatale f: engl. congenital cuta-
naltrakt). neous candidiasis. Mykose* des Fetus durch Am-
– Begünstigend wirken: 1. feuchtes, okklusives nioninfektion mit Candida* albicans. Initial zei-
Milieu (Körperfalten, Windeldermatitis*) gen sich Maculae, miliare Papeln, kleinste Pus-
2. Schwangerschaft 3. Diabetes mellitus Candidose: Pseudomyzel von Candida albicans aus teln, Erythrodermie* sowie ein typisch süßli-
– ein zusätzliches Risiko für eine systemische bronchoalveolärer Lavage, Calcofluor-white- cher hefeartiger Geruch (in der Regel kein
Candidose besteht bei: 1. Immundefekt/Im- Färbung. [199] Mundsoor). Differenzialdiagnotisch abzuklären
munsuppression 2. schwerer Erkrankung, sind neonatale Erythrodermien.
Trauma und nach ausgedehnten Operationen Canicolakrankheit → Kanikolafieber
3. Zytostatika- und Antibiotikatherapie 4. Al- caninus: engl. caniine. Hunds-, Hunde-, z. B.
koholabhängigkeit. Diagnostik: Dens caninus: Eckzahn* (Reißzahn).
Erreger: meist Candida albicans, seltener Can- – Mikroskopischer Nachweis im Nativpräparat Canities f: Ergrauen der Haare.
dida tropicalis, Candida krusei, Candida glabra- und kulturell (z. B. mithilfe Sabouraud-Glu- Cannabinoid-Rezeptoren m pl: engl. cannabi-
ta und weitere Candida-Arten. koseagar) noid receptors. Rezeptoren, die durch endogene
Klinik: Es existieren verschiedene Formen: In- – bei Nachweis aus physiologischen sterilen (Endocannabinoide*) und exogene Cannabinoi-
fektion der Haut und Hautanhangsgebilde Körperflüssigkeiten (z. B. Blut, Blasenpunk- de aktiviert werden.
mit Papeln und Pusteln im Randbereich des tat, Liquor) zusätzlich serologische, mög- Cannabinoid-Vergiftung f: syn. Cannabis-In-
Herds, begünstigt durch feuchtes, okklusives lichst auch histologische Untersuchung (Pilz- toxikation. Intoxikation mit Phytocannabinoi-
Milieu: diagnostik*). den aus der Hanfpflanze (Cannabis sativa), mit
– Im Bereich von Körperfalten (intertriginöse Therapie: deren Metaboliten bzw. mit synthetischen Ana-
Candidose*), auch im Windelbereich – Bei Candidose der Haut: 1. topische Therapie loga, meist im Rahmen einer Substanzabhän-
– Mundwinkel (Angulus* infectiosus oris) mit Nystatin*, Amphotericin B oder Natamy- gigkeit. Betroffene erleiden z. B. Halluzinatio-
– Nägel (Onychomykose*, meist sekundär bei cin 2. ggf. systemische Therapie mit Flucona- nen und Krämpfe. Die Vergiftung ist meist
Paronychie*) zol nicht lebensbedrohlich, daher ist eine Behand-
– Haarfollikel (Folliculitis barbae candidomy- – bei Candidose der Schleimhäute: 1. lokale lung meist nicht notwendig.
cetica). Therapie mit Nystatin, Amphotericin* B oder Cannabiose f: engl. hemp fever; syn. Hanffieber.
Infektion der Schleimhäute mit leicht abstreif- Miconazol* 2. ggf. systemische Therapie, z. B. Durch Hanfstaub ausgelöste Sonderform der
baren weißlichen Belägen: mit 50 mg Fluconazol p. o. 1 x täglich Byssinose (Lungenerkrankung durch Staubin-
– Gastrointestinal (meist im Zusammenhang – bei akuter vulvovaginaler Candidose: 1. syste- halation).
mit Grunderkrankungen wie z. B. HIV* oder misch Fluconazol für 1 d 2. oder lokal mit Caø nnabis f: Psychotrope Substanz aus der
Leukämie* oder durch iatrogene Immunsup- Imidazolderivaten (Clotrimazol*, Econazol, Gruppe der Psychedelika*, die aus harzhaltigen
ression): 1. Mundsoor 2. Soorösophagitis (sie- Miconazol) oder Polyenen für 1 bis 7 d Triebspitzen der weiblichen Pflanzen des Indi-
he Soorösophagitis*, Abb. dort) – bei durch Candida verursachter Systemmyko- schen Hanfs* (Cannabis sativa) gewonnen wird
– urogenital: 1. bei der Frau z. B. Vulvovaginal- se: 1. (liposomales) Amphotericin B 2. Fluco- und zahlreiche psychotrop wirkende Cannabi-
candidose* 2. beim Mann z. B. Balanitis* nazol 3. Reserveoption u. a. Voriconazol und noide enthält (v. a. Tetrahydrocannabinol/
3. Urethritis* (Sekundärinfektion bei primär Echinocandine (z. B. Caspofungin). THC). (Synthetische) Cannabinoide haben zu-
durch Bakterien, Trichomonaden oder Viren Candidose der Körperfalten → Candidose, in- dem analgetische, muskelrelaxierende sowie
irritierter Schleimhaut, begünstigt durch tertriginöse appetitanregende Wirkung und senken den Au-
wiederholten Geschlechtsverkehr mit infi- Candidose der Mundschleimhaut f: engl. oral geninnendruck.
zierten Personen oder Fremdkörper, z. B. Ka- candidiasis; syn. Stomatitis candidomycetica. In- Formen:
theter). fektion der Mundschleimhaut durch Candida* – Haschisch*: Harz der weiblichen Pflanzen
Systemmykose mit Dissemination des Erregers albicans oder andere humanpathogene Candi- – Marihuana*: getrocknete, zerkleinerte Blü-
und Organbefall, v. a. bei Störung der (zellver- da*-Arten. Die Diagnosestellung erfolgt kli- tentrauben und Blätter.
mittelten) Immunität*, z. B. bei Neutropenie nisch oder mikroskopisch, therapiert wird mit- Cannabis sativa → Hanf, Indischer
nach Chemotherapie tels topischer und systemischer Antimykotika- Cannot-Ventilate-and-Cannot-Intubate-Si-
– Lunge und Atemwege (siehe Abb.) gabe. tuation → Atemwege, schwierige
– Leber Candidose der Nägel f: engl. candida onychia. Cannot-Ventilate-and-Cannot-Intubate-Si-
– Peritoneum Durch Candida* albicans verursachte Onycho- tuation → Atemwegsmanagement
– seltener Candida-Endokarditis, -Meningitis, mykose*, meist sekundär im Rahmen einer Pa- Canyon-Varizen f pl: engl. canyon varicose veins.
-Nephritis oder -Endophthalmitis ronychie*. Bezeichnung für unter dem Hautniveau liegen-
– cave: hohe Letalität; in Abhängigkeit von der Candidose der Scheide → Vulvovaginalcandi- de Krampfadern in der stark sklerosierten Un-
Spezies bis zu 90 %. dose
CAP 306
terhaut. Die operative Entfernung bzw. Sklero- Caplan-Syndrom → Silikoarthritis stoffe) mit initial lokal hyperämisierender, ge-
sierung ist problematisch. Capping → mRNA-Reifung folgt von anästhetischer Wirkung beim Verzehr.
CAP: Abk. für engl. community acquired pneu- Capronsäure f: engl. caproic acid; syn. Hexan- Capsicum wird äußerlich bei Muskelverspan-
monia → Pneumonie säure. Gesättigte Fettsäure* mit ranzigem Ge- nungen im Schulter-Arm- und Wirbelsäulenbe-
CAPD: Abk. für engl. continuous ambulatory ruch. Die farblose, ölige Capronsäure entsteht reich sowie bei Neuropathie, Pruritus und Zos-
peritoneal dialysis → Peritonealdialyse bei der Buttersäuregärung, z. B. durch Darm- ter-Schmerz angewandt.
C Capdepont-Syndrom → Dentinogenesis im- bakterien, und ist als Glycerinester in Butter Formen: Je nach Aussehen, Verwendungszweck,
perfecta und anderen Fetten enthalten. Geschmack u. a. Unterscheidung in:
Capgras-Syndrom n: engl. Capgras’ syndrome; CAPS n: engl. cold-induced autoinflammatory syn- – Gemüsepaprika und Tomatenpaprika: flei-
syn. Doppelgängersyndrom. Wahnhafte Perso- drome 1 (Abk. CIAS-1-Syndrom); syn. Cryopyrin- schig, vitaminreich (Vitamin C), fast frei von
nenverkennung, bei welcher der Betroffene eine assoziiertes periodisches Syndrom. Sammelbe- Capsaicin (kein scharfer Geschmack)
ihm bekannte Person nicht identifizieren kann, zeichnung für autosomal-dominant erbliche au- – Gewürzpaprika: edelsüßer Paprika, halbsü-
sondern für einen Doppelgänger hält. Nahe ste- toinflammatorische* Erkrankungen infolge ßer Paprika (Gulyas), Rosenpaprika, scharfer
hende Personen erscheinen wie durch Schau- Gendefekt im CIAS1-Gen (codiert Cryopyrin, Paprika, Merkantilpaprika (aus Abfällen).
spieler ersetzt. Die Verkennung kann sich auch Genlocus 1q44). Capsid → Kapsid
auf Tiere oder Gegenstände beziehen. Pathogenese: Gendefektbedingte Funktions- Caø psula → Kapsel [Begriffsklärung]
Vorkommen: steigerung (Gain-of-Function-Mutation) des Caø psula glomeruli → Bowman-Kapsel
– Paranoides Syndrom* Proteins NALP-3; bewirkt verstärkte Entzün- Caø psula inteø rna f: engl. internal capsule. Mark-
– hirnorganische Erkrankungen, z. B. De- dungsreaktion des Inflammasoms und aktiviert schicht des Großhirns (Telenzephalon*) zwi-
menz*, Delir*. Caspase-1, resultierend in vermehrter Freiset- schen Nucleus* caudatus und Thalamus* sowie
capillaris: Haarförmig, haarfein. zung von Interleukin-1. Putamen* und Pallidum, welche die Großhirn-
Capillaritis aø lba f: engl. atrophie blanche. Ober- Klinik: Bei allen Formen Hautausschlag, rezidi- rinde über somatotop gegliederte Faserverbin-
flächliche Arteriolitis bzw. Kapillaritis. Es ent- vierendes Fieber (hereditäres periodisches Fie- dungen mit subkortikalen Zentren verbindet.
stehen weiße atrophische Herde. Sie sind teil- bersyndrom), Kopfschmerzen, Gelenkschmer- Anatomie: Makroskopische Unterteilung:
weise klein und rundlich-oval, teilweise bis zen, Konjunktivitis; je nach Form weitere Mani- – Crus anterius capsulae internae (vorderer
handtellergroß und sehr schmerzhaft, bizarr festationen (siehe unten). Kapselschenkel): zwischen Nucleus caudatus
gestaltet, oft netzförmig und leicht eingesun- Einteilung: Nach Schweregrad, z. T. Genotyp- und Putamen gelegen; enthält den absteigen-
ken. Begleitet werden sie von Teleangiektasien Phänotyp-Korrelation den Tractus frontopontinus sowie den auf-
bzw. bis zu stecknadelkopfgroßen, randständi- – Familiäre Kälteurtikaria (Abk. FCU): leichte steigenden vorderen Thalamusstiel (Fasern
gen Kapillaren. Siehe Abb. Verlaufsform mit (kurzen) Fieberschüben vom Thalamus zum Frontallappen)
Histologie: Hyalinisierung von dermalem Bin- und Urtikaria; Auslösung der Symptome – Genu capsulae internae (Kapselknie): zwi-
degewebe und Gefäßen. durch Kälte schen Crus anterius und Crus posterius gele-
Lokalisation: – Muckle-Wells-Syndrom: mittelschwere Form gen; enthält den Tractus corticonuclearis
– Meist Knöchelregion, Fußrücken mit Hörverlust, neurologischer Symptomatik – Crus posteriurs capsulae internae (hinterer
– besondere Manifestation im Stadium II der und inkonstant auftretender systemischer Kapselschenkel): zwischen Thalamus und Pu-
chronisch-venösen Insuffizienz*. Amyloidose (Typ AA-Amyloidose) tamen gelegen; enthält den Tractus cortico-
– NOMID (Abk. für neonatal onset multisyste- spinalis (Pyramidenbahn*), den Tractus tem-
mic inflammatory disease; Syn.: CINCA, Abk. poropontinus, den oberen und hinteren Tha-
für chronic infantile neurological cutaneous lamusstiel sowie Teile der Hör-und Sehbahn.
and articular syndrome): schwere Verlaufs- Siehe Abb.
form mit oft konnatal bestehender, kontinu- Gefäßversorgung: Das Crus anterius wird durch
ierlicher Entzündungsaktivität; typischer- die Aa. centrales anteromediales (aus A. cerebri
weise meist bei der Geburt oder in der Neuge- anterior) und durch die A. centralis longa ver-
borenenzeit beginnender Hautausschlag; sorgt. Das Genu wird durch die Aa. centrales an-
z. T. Frühgeburtlichkeit; chronische asepti- terolaterales (aus A. cerebri media) versorgt. Das
sche Meningitis, Uveitis, Papillenödem; Kno- Crus posterius wird durch die A. choroidea ante-
chen- und Gelenkbeteiligung mit hypertro- rior (aus A. carotis interna) versorgt.
phen Knochen, vergrößerten Kniescheiben; Klinische Bedeutung: Die Capsula interna ist
progressiver Hörverlust, neurologische Symp- ein häufiger Manifestationsort von Schlaganfäl-
Capillaritis alba [77]
tomatik und inkonstant auftretende systemi- len oder intrazerebralen Blutungen, bei denen
sche Amyloidose (Typ AA-Amyloidose). eine kontralaterale spastische Hemiparese
Capillitium n: Behaarte Kopfhaut. Prognose: Bei FCU keine bleibenden Beein- droht.
Capiøstrum n: engl. bandage. Kopfbindenver- trächtigungen, durchschnittliche Lebenserwar- Capture Beat → Kammertachykardie
band mit senkrechten Wangentouren und waa- tung. Caø put femoris m: engl. femoral head; syn. Ober-
gerechten Hals- und Stirntouren (Capistrum Differenzialdiagnose: Chronische Urtikaria*. schenkelkopf. Kugelförmiger Gelenkkopf des
duplex). Beim Capistrum simplex bleiben Ohr Capsella bursa-pastoris → Hirtentäschel Femurs*, der medial auf dem Schenkelhals*
und Wange der einen Seite frei. Caø psicum n: Pflanzen aus der Familie der sitzt. Bis auf die medial gelegene Fovea capitis
capitatus: Mit einem Kopf versehen. Nachtschattengewächse (Solanaceae). Ihre femoris ist er großflächig überknorpelt. Er arti-
Capitulum n: Köpfchen; z. B. Capitulum hume- Früchte (Capsici fructus) enthalten unterschied- kuliert mit dem Acetabulum* und dem Lig.
ri (Humerusköpfchen für Art. humeroradialis). lich große Mengen an Capsaicinoiden (Scharf- transversum acetabuli.
307 Carey-Coombs-Geräusch
Carhart-Test m: engl. tone decay test. Audio- Caø ro luxurians f: engl. proud flesh. Überschie- – Typ D (Kombination von Typ B und C, venöse
metrisches Testverfahren, um eine Hörermü- ßendes Granulationsgewebe*. Drainage über den Sinus cavernosus).
dung* festzustellen. Dabei werden unter Ein- Carotine → Carotinoide Klinik:
wirkung eines knapp überschwelligen Dauer- Carotinikterus m: engl. xanthoderma; syn. Ca- – Erweiterung von Venen der Sklera
tons Veränderungen der Hörschwelle* im zeitli- rotinodermie. Gelbfärbung der Haut ohne – Bindehautschwellung (Chemosis*)
chen Verlauf erfasst. Schleimhäute und Konjunktivae. Ursache ist ei- – (pulsierender) Exophthalmus*
C Caø ries siøcca f: engl. dry caries. Form der Gelenk- ne Hypercarotinämie aufgrund übermäßigen – pulssynchrones Ohrgeräusch
tuberkulose (Arthritis* tuberculosa), v. a. am Genusses carotinhaltiger Nahrungsmittel oder – evtl. Störungen von hier liegenden Hirnner-
Schulter- und Hüftgelenk. der Einnahme von Provitamin A. Ebenfalls zu- ven (II, IV, VI) mit Beeinträchtigung der Au-
Carina tracheae f: engl. carina of trachea. In grunde liegen können ein nephrotisches Syn- genbewegung (Doppelbilder, Ophthalmople-
das Lumen der Trachea* ragende Leiste auf der drom*, eine Hypothyreose* oder der ungenü- gie)
Höhe der Bifurcatio tracheae. Die Carina trachea gende Abbau von Carotinoiden* mit Ablage- – Sehstörungen
ist von unverhorntem Plattenepithel* bedeckt. rung in der Haut. – Glaukom*
Carlens-Tuø bus → Doppellumentubus Therapie: Bei Nahrungsmittelumstellung bzw. – Gefahr von zerebralen Thrombosen.
Carleton-Flecken m pl: engl. Carleton’s spots. Behandlung der Grunderkrankung ist der Caro- Diagnostik:
Auf Röntgenaufnahmen als Flecken sichtbare, tinikterus selbstlimitierend. – CT
herdförmige Osteoperiostitis im Rahmen einer Carotinoide n pl: engl. carotenoids. Zu den Li- – MRT
Gonorrhö* als Zeichen einer septischen Absied- pochromen* gehörende, im Pflanzen- und Tier- – Hirngefäß-Angiografie.
lung. reich weit verbreitete Klasse gelber und roter Therapie: Embolisation:
Carnett-Test m: Klinische Untersuchungsme- Farbstoffe. Carotinoide sind beteiligt an der – Über Katheterisierung zuführender Arterien
thode zur Einschätzung und Differenzialdiag- Energieübertragung bei der Fotosynthese*, (A. carotis interna, externa)
nose von Bauchschmerzen. Der Carnett-Test ist schützen Zellen vor schädigendem Lichtein- – venös über Mikrokatheter (V. ophthalmica).
negativ, wenn Anwinkeln der Beine oder Anhe- fluss, fungieren als Provitamin A und insbeson- Carotissinus-Syndrom → Karotissinus-Syn-
ben des Kopfes Schmerzlinderung bewirkt. Er dere Betacarotin besitzt eine antioxidative Wir- drom
ist positiv, wenn Anspannung der Bauchmus- kung. Carpenter-Effekt → Ideomotorik
kulatur persistierende oder vermehrte Schmer- Vorkommen: In Pflanzen zu über 90 % in den Carpus → Ossa carpi
zen bewirkt (beispielsweise bei Bauchwandher- Blättern. Im tierischen Organismus vorkom- Carrier [Immunsystem] m: Hochmolekulare
nie, Interkostalneuralgie, Rippenfraktur, Ent- mende Carotinoide sind pflanzlichen Ur- Substanz (häufig ein Protein), an die Haptene
rapmentsyndrom eines Nervus cutaneus abdo- sprungs, da Tiere diese nicht de-novo syntheti- gekoppelt werden. Die niedermolekularen Hap-
minalis). sieren können. Carotinoide kommen v. a. in gel- tene sind als Antigene zu klein, weshalb sie ei-
caø rneus: Fleischig. bem und orangefarbenem Gemüse und Obst nen Carrier benötigen, um eine Immunant-
Carnitin n: engl. carnitine; syn. 3-Hydroxy-4- vor, Xanthophylle neben Chlorophyll* in grü- wort* auszulösen.
(trimethylammonium)butanoat. Vitaminähn- nen Pflanzen. Carrier [Mikrobiologie] m: Krankheitsüberträ-
liche Verbindung aus der Gruppe der Betaine. Carotis-Sinus-cavernosus-Fiøstel n: engl. ca- ger.
Carnitin wird im tierischen und menschlichen rotid-cavernous aneurysm; syn. Carotis-Sinus-ca- Carrión-Krankheit → Bartonellosen
Organismus synthestisiert und dient als Carrier vernosus-Aneurysma. Bezeichnung für unter- Carter-Robbins-Test m: Veraltetes Verfahren
beim Transport aktivierter Acetyl- und Acyl- schiedliche Formen von arteriovenösen Fisteln zur Differenzialdiagnose von psychogener Poly-
Gruppen durch die innere Mitochondrien- zwischen A. carotis und Sinus cavernosus. Es dipsie und Diabetes* insipidus. Beim Carter-
membran zur Betaoxidation. Hohe Konzentra- gibt direkte und indirekte Fisteln. Betroffene Robbins-Test wird eine hypertone Kochsalzlö-
tionen liegen im Nebenhoden, eine diagnosti- zeigen Bindehautschwellung, pulsierenden Ex- sung zur Stimulation der Osmosensoren infun-
sche Bestimmung erfolgt im Rahmen einer ophthalmus, pulssynchrones Ohrgeräusch so- diert. Anschließend werden die Plasmakonzent-
Spermauntersuchung*. wie gelegentlich Hirnnervenstörungen. ration von ADH und die Harnosmolarität be-
Bedarf: Das natürlich vorkommende Carnitin Einteilung: stimmt.
ist L-konfiguriert (Levocarnitin). Die Eigensyn- – Direkte Fisteln: meist traumatisch zwischen Cartilagines laryø ngis f pl: engl. laryngeal carti-
these erfolgt aus Methionin und Lysin, zusätz- A. carotis interna und Sinus cavernosus infol- lages. Kehlkopfknorpel aus hyalinem und/oder
lich wird Carnitin über fleischhaltige Nahrung, ge: 1. frontobasaler Schädelfrakur mit Caro- elastischem Knorpel, die das knorplige Skelett
Milch(produkte), Obst, Gemüse und Vollkor- tisverletzung 2. spontaner Ruptur eines Ca- des Kehlkopfes bilden. Sie bestehen aus den un-
nerzeugnisse aufgenommen. Der errechnete Be- rotis-Aneurysmas* in den Sinus cavernosus paarigen Cartilago thyroidea, Cartilago cricoi-
darf für einen 70 kg schweren Erwachsenen be- – indirekte (durale) Fisteln: Gefäßanastomosen dea und Cartilago epiglottica sowie den paari-
trägt 0,23 mg/kg KG; die tägliche Aufnahme zwischen Carotis-Ästen und Sinus caverno- gen Cartilagines arytenoideae, Cartilagines cu-
mit der Nahrung entspricht ca. 32 mg. sus: 1. spontan 2. nach Sinusitis oder Sinus- neiformes und Cartilagines corniculatae.
Anwendung: L-Carnitin wird therapeutisch an- cavernosus-Thrombose. Cartilagines tracheales f pl: engl. tracheal carti-
gewendet zur Substitution dialysebedingter Einteilung nach Barrow: lages; syn. Trachealknorpel. Hyaline spangen-
Carnitinverluste, bei Kardiomyopathie und bei – Typ A (Verletzung der A. carotis interna im förmige Knorpel, die das Grundgerüst der Tra-
Carnitin-Defizit. Als Schlankheitsmittel oder intrakavernösem Segment) nach Trauma, chea* bilden. Die 16 bis 20 Knorpel sind zur
zum Fettabbau bei Übergewicht wird es als z. B. Schädelbasisverletzung Rückwand hin offen und seitlich über die Ligg.
Nahrungsergänzungsmittel angeboten (fehlen- – Typ B (arteriovenöse Fisteln, spontan oder anularia trachealia miteinander verbunden.
der klinischer Wirksamkeitsnachweis). traumatisch) cartilagineus: engl. cartilaginous. Knorpelig,
Carnivora m pl: syn. Karnivoren. Ordnung der – Typ C (durale arteriovenöse Fisteln in der Si- z. B. Meatus acusticus externus cartilagineus
Säugetiere. nuswand) (knorpeliger Anteil des äußeren Gehörgangs).
309 Cast
Cartilago articularis f: engl. articular cartilage. on), die später unter Bildung einer Synostose* Anwendung: Casein ist Hauptbestandteil von
Gelenkknorpel, der Inkongruenzen der Gelenk- verknöchert. Käse und wird mithilfe von Labessenz (Lab;
körper ausgleicht und das abriebfreie Gleiten Cartilago thyroidea f: engl. thyroid cartilage; Chymosin als Labcasein oder Essigsäure als Säu-
der Gelenkbestandteile gegeneinander ermög- syn. Schildknorpel. Aus hyalinem Knorpel be- recasein) aus der Kuhmilch abgeschieden. Des
licht. Er besteht aus hyalinem Knorpel, selten stehender Anteil des Kehlkopfes. Die hinteren Weiteren wird das Milchprotein als Bindemittel
(Kiefergelenk, Sternoklavikulargelenk) auch aus Kanten ihrer Lamina dextra und ihrer Lamina für Farben, als pharmazeutischer Hilfsstoff
Faserknorpel, besitzt kein Perichondrium und sinistra tragen jeweils ein Cornu superius und (Zerfallshilfsmittel für Tabletten) sowie zur C
wird über die Synovia und benachbarte Gefäße ein Cornu inferius. Am unteren Horn artiku- Herstellung von Klebstoffen (u. a. zum Leimen
des Knochens und des Periosts ernährt. liert der Schildknorpel mit dem Ringknorpel. von Papier) verwendet. Früher diente es zur
Cartilago arytenoidea f: engl. arytenoid carti- Außen setzt die Kehlkopfmuskulatur* an. Herstellung von Kunststoffen (CS, Galalith, La-
lage; syn. Cartilagines arytaenoideae. Paariger, Cartwright-Blutgruppensystem n: engl. Cart- nital). Casein wird auch zur Bestimmung der
größtenteils aus hyalinem Knorpel bestehender, wright’s blood group system; syn. Yt-Blutgrup- proteolytischen Aktivität von Pankreaspulver
pyramidenförmiger Anteil des Kehlkopfs. Seine pensystem. Seit 1956 bekanntes Blutgruppen- und Pepsin* nach Ph.Eur.7 angewendet. Außer-
Basis trägt 2 Fortsätze: den Processus muscula- system (Symbol Yt) mit autosomal-kodominan- dem sind Casein und sein Natriumsalz (aus
ris cartilaginis arytenoideae für die Kehlkopf- ter (3 Phänotypen) Vererbung der Allele Yta Casein und Natriumhydrogencarbonat) gute
muskeln und den Processus vocalis für die (Häufigkeit bei Weißen und bei Schwarzen in Emulgatoren (z. B. für Caseinsalben) und Gel-
Stimmbänder. Gelenkig mit der Ringknorpel- den USA fast 100 %) und Ytb. bildner, wobei die Empfindlichkeit gegen Säu-
platte verbunden (Art. cricoarytenoidea) regu- Caruø ncula f: engl. caruncle. Im Allgemeinen ren und Kalziumsalze zu beachten ist.
liert er Spannung und Stellung der Stimmbän- Knötchen aus lockerem Bindegewebe, das ein Case Report Forms → Studie, klinische
der. gewundenes und erweitertes Gefäß enthält. CAS-Nummer f: engl. CAS-number; syn. Chemi-
Cartilago costalis f: engl. costal cartilage. Rip- Beispiele: cal Abstracts Service-Nummer. International
penknorpel, welcher zusammen mit dem Os – Caruncula lacrimalis (Tränenwärzchen): verbindliche numerische Kennzeichnung für
costale die Rippe bildet. Sich ventral an das Cor- Schleimhauthöcker im medialen Augenwin- chemische Stoffe. Die für jeden bekannten Stoff
pus costae anschließend krümmt sich das knor- kel eindeutige CAS-Nummer besteht aus 3 durch
pelige Endstück nach kranial Richtung Ster- – Caruncula sublingualis: beidseits des Fren- Bindestriche getrennte Zahlen. Isomere eines
num* und findet im Rippenbogen indirekt an ulum linguae liegende Schleimhauthöcker, Moleküls haben z. B. verschiedene CAS-Num-
dieses Anschluss oder endet frei. Verkalkt der jeweils mit gemeinsamer Mündung von Duc- mern.
Knorpel altersbedingt, wird die Bewegungsfrei- tus submandibularis und Ductus sublingua- Caspari-Operation f: Arthroskopisches Verfah-
heit eingeschränkt. lis ren zur Refixation der anteroinferioren Liga-
Cartilago cricoidea f: engl. cricoid cartilage. – Caruncula hymenalis: nach einer Geburt an menta glenohumeralia und des Labrum gleoni-
Größtenteils aus hyalinem Knorpel bestehender der Vaginalwand verbleibender Rest des Hy- dale (sog. AIGHL-Labrum-Komplex) nach vor-
siegelringförmiger Anteil des Kehlkopfes auf mens derer Schultergelenkluxation*. Die Nachbe-
Höhe des 6. Halswirbels. Er setzt sich aus der – Caruncula urethralis: weiche, leicht blutende handlung besteht aus postoperativer Ruhigstel-
dorsalen Lamina cartilaginis cricoideae und Schleimhautwucherung (polypöses Adenom) lung im Gilchrist-Verband für mindestens
dem ventralen Arcus cartilaginis cricoideae zu- an der äußeren Harnröhrenöffnung der Frau. 4 Wochen sowie Physiotherapie mit limitierter
sammen und ist mit Schildknorpel und Ary- Carvajal-Syndrom n: engl. Carvajal syndrome. Bewegung.
knorpel gelenkig verbunden. Hereditäre, autosomal-rezessiv erbliche, dilata- Vorgehen:
Bestandteile: tive Kardiomyopathie* mit Haaranomalie (sog. – Durchstechen des AIGHL-Labrum-Komple-
– Dorsale Lamina cartilaginis cricoideae mit woolly hair) und Palmoplantarkeratose. xes mit nichtresorbierbarem Nahtmaterial
den Facies articulares arytenoideae für die Ätiologie: DSP-Genmutation (Genlocus 6p24.3), – Ausleitung der Fäden transglenoidal-transos-
Verbindung mit dem Aryknorpel allelisch zu Typ 8. sär von anterior nach posterior
– ventraler Arcus cartilaginis cricoideae Carvedilol n: Antihypertensivum aus der Grup- – Verknotung auf der Faszie des M. infraspina-
– Facies articularis thyroidea an der Verbin- pe der Beta-Rezeptoren-Blocker, das auch als Al- tus.
dung von Ringknorpelplatte und Ringknor- pha*-Rezeptoren-Blocker wirkt. Es wird bei Casper-Regel f: engl. Casper’s rule. Regel zur
pelbogen für das Gelenk mit dem Schild- Herzinsuffizienz*, KHK und arterieller Hyper- Abschätzung der Todeszeit bzw. Leichenliege-
knorpel. tonie* eingesetzt. Häufige Nebenwirkungen zeit. Die Casper-Regel besagt, dass vergleichba-
Cartilago epigloø ttica f: engl. epiglottic carti- sind Schwindel und Müdigkeit. Es darf nicht re Fäulnisveränderungen eintreten an der Luft
lage; syn. Kehldeckelknorpel. Blattförmiger An- bei dekompensierter Herzinsuffizienz und ob- nach 1, im Wasser nach 2 und im Erdgrab nach
teil des Kehlkopfes aus elastischem Knorpel. Die struktiven Atemwegserkrankungen* verwendet 8 Wochen.
Epiglottis* bildend ist er über den Stiel (Petio- werden. Wechselwirkungen bestehen mit Vera- Casserio-Muskel → Musculus brachialis
lus*) am Schildknorpel befestigt und legt sich pamil, Herzglykosiden* und Antidiabetika*. Cassia angustifolia → Sennesblätter
beim Schluckakt über den Larynx. Caryophylli aetheroleum → Nelkenöl Cassia senna → Sennespflanze, Alexandriner
Cartilago epiphysialis f: engl. epiphysial carti- Casal-Halsband → Pellagra Cassirer-Syndrom n: engl. Cassirer’s syndrome;
lage; syn. Wachstumsfuge. Epiphysenfugen- Casein n: engl. casein(ogen). Phosphorhaltiges syn. Acroasphyxia chronica hypertrophica. Ak-
knorpel, oft Wachstumsfuge genannt, eine Milchprotein (25 g/l Milch), das sich elektropho- rozyanose* mit vasomotorisch-trophischer Stö-
Form der Synchondrose*, die verschiedene An- retisch in α-, β-, γ- und δ-Casein trennen lässt rung der Haut und Sensibilitätsstörungen* in-
lagen eines Knochens miteinander verbindet. (Elektrophorese). Casein besitzt als Eiweiß am- folge Dysregulation des vegetativen Nervensys-
Die Cartilago epiphysialis ist im embryonalen pholytischen Charakter, der isoelektrische tems.
und kindlichen Wachstumsalter eine Zone des Punkt liegt bei pH 4,7. Cast → Inhalationstrauma, thermisches
chondralen Wachstums (enchondrale Ossifikati- Cast → Kunststoffverband
Castillo-Syndrom 310
Castillo-Syndrom n: engl. Castillo’s syndrome; Cavafilter n: engl. inferior vena cava filter (Abk. Unterteilung:
syn. Sertoli-cell-only-Syndrom. Histopathologi- IVC filter); syn. Vena-cava-Filter. Zur Vena*-cava- – Vestibulum laryngis: vom Aditus laryngis bis
sches Erscheinungsbild mit einem fokalen oder Blockade eingesetzter Metallfilter, um das Ab- zu den Plicae* vestibulares reichend
kompletten Verlust des Keimepithels des Ho- schießen von Thromben aus den unteren Extre- – Cavitas laryngis intermedia: von den Plicae
dens, das erstmals 1947 von Del Castillo et al. mitäten und dem Beckenraum Richtung große vestibulares bis zu den Stimmfalten rei-
beschrieben wurde. Klinische Zeichen sind In- Lungenarterien zu verhindern. Indikationen chend, beiderseits flankiert von einer blind
C fertilität, z. T. auch Störung der testikulären sind Beckenvenen- und tiefe Beinvenenthrom- im Sacculus laryngis endenden Schleimhaut-
und hypophysären Hormone. bose, rezidivierende Lungenembolien* und bucht (Ventriculus* laryngis)
Castle-Faø ktor → Intrinsic-Faktor sonst nicht beherrschbare Risikosituationen für – Cavitas infraglottica: von den Stimmfalten
Castleman-Krankheit f: engl. Castleman’s dis- eine Lungenembolie. bis zum unteren Rand des Schildknorpels rei-
ease; syn. Morbus Castleman. Pathologische Hy- Cava-inferior-Syndrom → Vena-cava-Kom- chend.
pertrophie der Lymphknoten mit angiofolliku- pressionssyndrom Caø vitas medullaris f: engl. medullary cavity;
lärer Lymphknotenhyperplasie, uni- oder mul- Cavakatheter → Venenkatheter, zentraler syn. Knochenmarkhöhle. Einheitlicher Raum
tizentrisch. Die Patienten präsentieren sich mit Cava-supeø rior-Syndrom: Abk. für → Vena-ca- im Schaft von Röhrenknochen, der mit Kno-
Lymphadenopathie* oder unspezifischen Symp- va-superior-Syndrom chenmark ausgefüllt ist.
tomen, diagnostiziert wird mittels Lymphkno- caø ve: Vermeide! Hüte dich vor …! Vorsicht! Be- Caø vitas peø lvis f: engl. pelvic cavity; syn. Becken-
tenbiopsie. Bei der lokalisierten Form ist die achte! höhle. Körperhöhle, in der sich die Beckenorga-
chirurgische Resektion anzustreben, bei multi- Caø vea thoracis f: engl. thoracic cage; syn. Brust- ne befinden. Man unterscheidet zwischen gro-
zentrischem Befall ist eine systemische Therapie korbhöhle. Durch den Thorax* begrenzte Kör- ßem Becken (Pelvis major, oberhalb der Linea
mit Immunmodulatoren vorzuziehen. perhöhle. Sie lässt sich topografisch unterteilen terminalis) und dem für den Geburtsvorgang
Einteilung: Man unterscheidet 2 Formen der in die 2 serösen Pleurahöhlen*, die seröse Herz- maßgeblichen kleinen Becken (Pelvis minor,
Castleman-Krankheit: eine unizentrische (loka- beutelhöhle und das Mediastinum*. Die Brust- unterhalb der Linea terminalis).
lisierte) Form, mit dem Befall eines einzelnen höhle beherbergt wichtige Organe wie Herz* Caø vitas pericardiaca f: engl. pericardial cavity;
Lymphknotens, und eine multizentrische und Lunge* und wird von zahlreichen Leitungs- syn. Perikardhöhle. Spalt zwischen Lamina vis-
Form, bei der sich der Befall multipler Lymph- strukturen durchzogen. ceralis (Epikard*) und Lamina parietalis des Pe-
knoten zeigt. Abgrenzung: rikards* (Herzbeutel). Die mit Flüssigkeit (10–
Cataraø cta → Katarakt – Knöcherner Thorax mit Apertura thoracis su- 20 ml) gefüllte Herzbeutelhöhle dient als rei-
Cataraø cta brunescens f: engl. brunescent cata- perior und Apertura thoracis inferior: 1. 1. bungsarmer Verschieberaum für die Volumen-
ract. V. a. beim Altersstar (Katarakt*, Cataracta bis 12. Brustwirbel 2. 1. bis 12. Rippe 3. Ster- änderungen während der Systole* und Diasto-
senilis) vorkommender bräunlich schwärzlicher num* le*. Entzündungen oder Einblutungen in die
Kernstar. – Zwerchfell* als kaudale Grenze zur Bauch- Herzbeutelhöhle führen zum Perikarderguss*
Cataraø cta senilis → Katarakt höhle mit Gefahr der Perikardtamponade*.
Catecholaminergic Polymorphic Ventricular – Bindegewebe des Halses mit Leitungsstruk- Caø vitas pleuralis → Pleurahöhle
Tachycardia: Abk. CPVT. Katecholaminerge turen als kraniale Grenze. Caø vitas thoracis → Cavea thoracis
polymorphe ventrikuläre Tachykardie*. Es han- Caø vitas abdominis f: engl. abdominal cavity; Caø vitas uø teri n: engl. uterine cavity; syn. Gebär-
delt sich um eine Form des primären hereditä- syn. Cavitas abdominalis. Körperhöhle, in der mutterhöhle. Kegelförmiger, 7–8 cm langer
ren Arrhythmiesyndroms (kardiale Ionenkanal- sich die Bauchorgane befinden. Sie wird vorne Hohlraum innerhalb des Corpus uteri. Er ist
erkrankung*). Auslösender Faktor ist Stress und seitlich von den Bauchwandmuskeln ver- mit dem Eileiter* sowie der Vagina* verbunden
bzw. eine körperliche oder emotionale Belas- schlossen, hinten von der Rückenmuskulatur. und nimmt im Fall der Schwangerschaft den
tung. Mögliche Symptome sind Palpitationen*, Nach oben wird sie durch das Zwerchfell*, nach kindlichen Organismus auf. Er vergrößert dabei
Synkopen* und kardial bedingte epileptische unten durch den Beckenboden* begrenzt. sein Volumen etwa um das Hundertfache auf
Anfälle. Es droht die Gefahr des plötzlichen Einteilung: Die Bauchhöhle wird untergliedert rund 5 Liter. Auch zur Verhütung genutzte Int-
Herztods. in: rauterinpessare werden in die Cavitas uteri ein-
Catgut n: Chirurgisches Nahtmaterial* aus – Peritonealhöhle (Cavitas peritonealis): mit geführt.
Darmsaiten (Kollagenfasern) von Säugetieren, Peritoneum* ausgekleidet Caø vum Douglasi → Douglas-Raum
das während der Wundheilung* resorbiert wird. – Extraperitonealraum (Spatium extraperito- Caø vum epidurale → Epiduralraum
Die Verwendung von Catgut ist in der Human- neale): mit Spatium retroperitoneale (Retro- Cayennepfeffer → Capsicum
medizin obsolet wegen der Gefahr von BSE-Ri- peritonealraum*), Spatium* retropubicum C-Bogen m: engl. C-shaped frame. Röntgengerät
sikomaterial. Stattdessen werden heutzutage und Spatium retroinguinale. mit bogenförmiger, fester Verbindung zwischen
synthetisch-resorbierbare Materialien einge- Caø vitas deø ntis → Zahn Röntgenröhre und Röntgenbildverstärker*. Es
setzt. Caø vitas laryø ngis f: engl. laryngeal cavity. Innen- ist fahrbar oder an Decke bzw. Fußboden mon-
Cat Scratch Disease → Katzenkratzkrankheit raum des Kehlkopfes vom Aditus laryngis bis tiert und wird für die Durchleuchtung* verwen-
Caudasyndrom → Kaudasyndrom zum Unterrand des Schildknorpels. Er lässt sich det. Der C-Bogen wird eingesetzt bei unfallchi-
caudatus: engl. caudate. Geschwänzt, z. B. in eine obere Etage (Vestibulum* laryngis), eine rurgischen oder orthopädischen Operationen so-
Nucleus* caudatus. mittlere Etage (Cavitas laryngis intermedia) und wie zur Platzierung von Kathetern bei Herzka-
Causa f: Ursache, Grund. eine untere Etage (Cavitas infraglottica) unter- theterisierung* und Interventionsradiologie.
CAV: Abk. für Caveolin codierendes Gen → teilen und wird bis auf die Stimmfalten von re- CBRNE: Abk. für chemisch, biologisch, radiolo-
Kardiomyopathie spiratorischem Epithel ausgekleidet. Larynx* gisch bzw. nukleär oder explosiv → Katastrophe
CAV: Abk. für Caveolin codierendes Gen → (Abb. dort). CCA: Abk. für engl. choriocarcinoma → Chori-
Long-QT-Syndrom onkarzinom
311 CEE-Virus
der durch Zecken übertragenen Enzephalitis ne*, das bei Infektionen der Atemwege einge- vorkommt. Eine Behandlung ist nicht möglich,
(Frühsommer*-Meningoenzephalitis) und eng setzt wird. Es ist gut wirksam gegen gramposi- der Prophylaxe dienen Gewichtsreduktion und
verwandt mit dem russisch-asiatischen Erreger- tive und gramnegative Bakterien, jedoch nicht körperliches Training.
typ der Erkrankung. gegen MRSA und Pseudomonaden. Kontraindi- Klinik:
Cefaclor n: Orales Antibiotikum aus der Grup- kationen sind Penicillinallergie, Schwanger- – Matratzenphänomen (durch Bindegewebe-
pe 1 der Cephalosporine*, das bei Atemwegs-, schaft, Stillzeit und Asthma* bronchiale. Ne- septen netzartig eingezogene Oberfläche)
C Harnwegs- und Hautinfektionen durch gram- benwirkungen betreffen hauptsächlich den – Orangenschalenhaut* (trichterförmige Folli-
positive Bakterien* wie Staphylo- und Strepto- Gastrointestinaltrakt*. keleinziehungen).
kokken oder gramnegativen Stäbchen wie E. co- Ceftazidim n: Betalaktam-Antibiotikum; Ce- Celsius → Temperatur
li eingesetzt wird. Es gibt nur geringe Resis- phalosporin* der 3. Generation mit hauptsächli- Celsus-Entzündungszeichen → Entzündung
tenzerscheinungen. Kontraindikation ist eine cher Wirkung gegen aerobe gramnegative Kei- Cemeø ntum → Zahn
schwere Penicillinallergie, Nebenwirkungen be- me, insbesondere auch gegen Pseudomonas ae- Centaurium erythraea → Tausendgülden-
treffen hauptsächlich den Gastrointestinal- ruginosa. Gegen grampositive Keime wie Strep- kraut
trakt*. to- und Staphylokokken besteht eine nur Ceø ntrum tendineum diaphragmatis n: engl.
Cefalexin n: Betalaktam-Antibiotikum; bakte- schwache Wirksamkeit. Ceftazidim ist nur für central tendon of diaphragm. Kleeblattförmige
rizid wirkendes Cephalosporin der 1. Generati- die Behandlung schwerwiegender Infektionen Sehnenplatte im Zentrum des Zwerchfells* und
on zur oralen Anwendung. Eine gute Empfind- zur intravenösen oder intramuskulären Verab- umgeben von seinen muskulösen Anteilen. Kra-
lichkeit zeigen grampositive und gramnegative reichung zugelassen. nial ist sie mit dem Herzbeutel verwachsen.
Kokken wie Staphylo-, Strepto-, Meningo- und Ceftriaxon n: Betalaktam-Antibiotikum; Ce- Durch das Foramen* venae cavae im Centrum
Gonokokken. Gegen gramnegative Stäbchen phalosporin* der 3. Generation zur parenteralen tendineum treten die V. cava inferior und ein
wie Escherichia coli, Proteus und Klebsiellen be- Anwendung mit hoher Stabilität gegenüber Be- Ast des rechten N. phrenicus. Siehe Zwerchfell*
steht eine eingeschränkte Wirksamkeit. talaktamasen. Ceftriaxon besitzt eine breite bak- Abb. dort.
Cefazolin n: Betalaktam-Antibiotikum; Peni- terizide Wirkung gegen zahlreiche gramnegati- Funktion: Das Centrum tendineum bildet die
cillinase-festes Cephalosporin* der 1. Generati- ve und grampositive Erreger. Bei gleichzeitiger Kuppel des Zwerchfells. Bei der Inspiration*
on zur parenteralen Anwendung. Cefazolin Anwendung kalziumhaltiger Lösungen besteht wird diese nach unten gezogen, wodurch sich
wirkt bakterizid auf grampositive Keime wie die Gefahr von Präzipitationen, insbesondere in das Volumen des Thorax* vergrößert.
Streptokokken, Staphylokokken, Diphtherie- Lunge und Nieren bei Neugeborenen. Cephalgiøa → Kopfschmerz
bakterien und Bacillus anthracis sowie auf Cefuroxim n: engl. cefuroxime. Antibiotikum Cephalocele → Enzephalozele
gramnegative Erreger wie Escherichia coli, aus der Gruppe 2 der Cephalosporine*, das oral Cephalosporine n pl: engl. cephalosporins.
Klebsiellen, Proteus, Gono- und Meningokok- oder parenteral angewendet wird. Es wird bei Gruppe von Breitband-Antibiotika, die auf
ken. Nach peroraler Applikation wird Cefazolin Pneumonien*, Gonorrhö*, Harnwegs- und Ge- Stoffwechselprodukte des Schimmelpilzes Ce-
nicht resorbiert. webeinfektionen, schweren Infektionen mit phalosporium acremonium zurückzuführen
Cefixim n: engl. cefixime. Betalaktam-Antibioti- Staphylokokken und resistenten gramnegati- sind; chemische Abkömmlinge der 7-Aminoce-
kum; weitgehend Betalaktamase-festes Cepha- ven Stäbchen sowie bei einer Sepsis* eingesetzt. phalosporansäure mit naher Verwandtschaft zu
losporin* der 3. Generation zur peroralen An- Kontraindikation ist eine bekannte Allergie* ge- Penicillinen. Sie wirken sekundär bakterizid
wendung. Cefixim besitzt eine breite bakterizi- gen Cephalosporine. durch Hemmung der Zellwandbiosynthese der
de Wirkung sowohl gegen grampositive als ceø ler: engl. quick. Schnell; z. B. Pulsus celer. Erreger in der Proliferationsphase. Das Wir-
auch insbesondere gegen gramnegative Bakteri- Celestin-Tubus m: engl. Celestin tube. Weitest- kungsspektrum umfasst grampositive und
en. Eine hohe Empfindlichkeit zeigen z. B. eini- gehend durch selbstexpandierende Stents ver- gramnegative Keime einschließlich penicillinre-
ge Streptokokken-Spezies, Hämophilus, Mora- drängter Tubus, der endoskopisch platziert zur sistenter Staphylokokken.
xella, Neisseria und Proteus. Staphylokokken Wiederherstellung der Passage im Ösophagus CERA: Abk. für engl. cortical evoked response
und Enterokokken sind resistent gegen Cefi- diente. Celestin-Tuben wurden in der palliati- audiometry → Reaktionsaudiometrie, elektri-
xim. ven, supportiven Behandlung inoperabler Tu- sche
Indikationen: Infektionen durch Cefixim-emp- moren oder zur Überbrückung von Fisteln ein- Ceramid n: engl. ceramides; syn. N-Acylsphin-
findliche Erreger, insbesondere gesetzt. gosin. Säureamid aus Sphingosin und einer
– Infektionen der unteren Atemwege Celiprolol → Betablocker langkettigen Fettsäure. Es dient als Vorstufe für
– Infektionen des HNO-Bereichs Ceø lla f: engl. cell. Hohlraum, Zelle. Ganglioside* und Sphingolipide*.
– Harnwegsinfektionen Cellano-Faø ktor m: engl. Cellano factor. Haupt- Ceratonia siliqua → Johannisbrotbaum
– Gonorrhö. antigen (Symbol k) des Kell-Blutgruppensys- Cerclage f: Operative Stabilisierung der Zervix
Cefotaxim n: engl. cefotaxime. Betalaktam-An- tems. Die Häufigkeit bei Weißen beträgt > 99 %. uteri bei drohender oder bestehender Zervixin-
tibiotikum; Cephalosporin* der 3. Generation Die Beschaffung kompatibler Blutkonserven bei suffizienz* durch Anlegen einer die Portio um-
zur parenteralen Anwendung. Cefotaxim be- Vorhandensein von Anti-k ist problematisch. schlingenden Naht.
sitzt eine breite bakterizide Wirkung, u. a. ge- Cell Saver → Transfusion, autogene Formen:
gen Staphylococcus aureus, Streptokokken, Bor- Ceø llula f: engl. cellule. (Kleine) Zelle. – Zervixumschlingung durch Tabakbeutelnaht
relien, Haemophilus influenzae und Proteus. Cellulite f: engl. cellulitis. Umgangssprachliche ohne Kolpotomie (McDonald-Operation,
Nach der WHO-Liste der unentbehrlichen Arz- Bezeichnung für eine nichtentzündliche, kons- siehe Abb.)
neimittel ist Cefotaxim Mittel der Wahl zur Be- titutionell bedingte umschriebene Degenerati- – Zervixumschlingung mit Kolpotomie (Shi-
handlung von Neugeborenen im Krankenhaus. on der kollagenen und elastischen Fasern des rodkar-Operation): Präparation der Blase bis
Cefpodoxim n: engl. cefpodoxime. Orales Anti- subkutanen Bindegewebes, die besonders bei in Höhe des inneren Muttermunds und Anle-
biotikum aus der Gruppe 3 der Cephalospori- Frauen in der Oberschenkel- und Glutealregion gen einer zirkulären Naht.
313 Cervix uteri
Klinische Hinweise: Aufgrund ständiger dyna- C-Griff → Maskenbeatmung und Netzhautablagerungen. Je nach Größe er-
mischer Umbauvorgänge durch Monatszyklus CHA2DS2-VASc-Score: engl. congestive heart folgt die rasche Erblindung oder eine langsame
und Schwangerschaft im Bereich der Epithel- failure, hypertension, age ≥75 (doppelt), diabetes Intoxikation der Retina* mit Erlöschen des
grenze entstehen häufig epitheliale Atypien. mellitus, stroke (doppelt), vascular disease, age 65– Elektroretinogramms (Elektroretinografie).
Über 90 % der Zervixkarzinome* beginnen an 74, sex category (female) score. Zur initialen Risi- Chalone n pl: engl. chalones. Endogene zellspe-
dieser zerviko-portalen Epithelgrenze. Die sexu- kobeurteilung bei Vorhofflimmern* bestimm- zifische Mitosehemmstoffe, die die normale
C ell übertragene Kontaktinfektion durch humane ter, auf Grundlage des CHADS2-Scores* entwi- Zellteilung regeln und u. a. in der Epidermis
Papillomaviren spielt dabei eine Schlüsselrolle. ckelter Score. Klinisch relevant ist v. a. die Ein- nachgewiesen wurden. Chalone werden in dem
Die Zervix ist gut zugänglich für die Kolposko- schätzung des Schlaganfallrisikos. Früher er- Gewebe gebildet, auf das sie einwirken und
pie* und die Kolpozytologie*, die zur Früherken- folgte die Bestimmung auch bei initial ermittel- stoppen das Zellwachstum nach Erreichen der
nung des Zervixkarzinoms und dessen Vorstu- tem CHADS2-Score ≤ 1. vorgegebenen Organform. Eine Verminderung
fen genutzt wird (Papanicolaou*-Abstrich). Chagas-Krankheit f: engl. Chagas’ disease; syn. der Chalone führt zu gesteigerter Zellteilung.
Ceø rvix vesicae → Blasenhals südamerikanische Trypanosomiasis. In Latein- Chance-Fraktur → Magerl-Klassifikation
Cestodes f pl: Zur Klasse der Plathelminthes* amerika verbreitete Infektion mit Trypanoso- Charaø kterneurose → Persönlichkeitsstörung
gehörende Bandwürmer. Medizinisch relevante ma* cruzi (auch amerikanische Trypanosomiasis Charcot-Gelenk n: engl. Charcot’s joint; syn.
Gattungen sind Taenia* (Taeniasis*), Echinococ- genannt), die zu Myokarditis und Dilatation im Charcot-Arthropathie. Sekundäre Gelenkzerstö-
cus* (Echinokokkose*), Diphyllobothrium (Di- Gastrointestinaltrakt führen kann. Der Einzel- rung infolge peripherer Sensibilitätsstörung
phyllobothriose*), Multiceps, Dipylidium, Hy- ler Trypanosoma cruzi ist nach der Übertragung (neuropathische Osteoarthropathie) v. a. bei dia-
menolepis, Spirometra, Bertiella, Inermicapsi- im Blut zu finden und befällt nach der akuten betischer Neuropathie (meist Articulationes tar-
fer und Railletina. Phase Skelett- und Herzmuskelzellen sowie pe- sometatarsales, sog. Charcot-Fuß), Polyneuro-
CE-Winkel m: engl. center-edge angle; syn. Cent- riphere Nervenzellen. pathie infolge Alkoholmissbrauch und Cobala-
rum-Ecken-Winkel nach Wiberg. Winkel zwi- Chagom → Chagas-Krankheit minmangel (funikuläre Myelose*), Syringomye-
schen einer Parallelen der Körperlängsachse Chalasie f: engl. chalasia. Insuffizienz oder Ent- lie, Multipler Sklerose sowie als Spätfolge der
durch das Femurkopfzentrum und einer Gera- spannung eines Sphinkters. Als vorübergehen- Syphilis (Tabes* dorsalis).
den vom äußeren Pfannenerker zum Femur- de Chalasie der Kardia kommt sie häufig vor bei Einteilung:
kopfzentrum zur genauen (röntgenologischen) Neugeborenen und jungen Säuglingen. Dabei – Nach klinischen und radiologischen Krite-
Beurteilung der Pfannendachentwicklung bei besteht Neigung zu Regurgitation, besonders rien
Hüftgelenkluxation oder Hüftdysplasie*. Der im Liegen oder bei Palpation des Abdomens. – nach Lokalisation (Sanders-Klassifikation):
CE-Winkel beträgt bei Kindern normalerweise Die unkomplizierte Form ist nicht behand- 1. Typ I: Inter- und Metatarsalgelenk
mindestens 15° und nimmt mit steigendem Al- lungsbedürftig. 2. Typ II: Articulationes tarsometatarsales
ter zu. Siehe Abb. Chalazion n: Granulomatöses, nicht druck- (sog. Lisfranc-Gelenklinie) 3. Typ III: Articu-
empfindliches Knötchen im oberen Augenlid. latio tarsi transversa (sog. Chopart-Gelenkli-
Es wird verursacht durch eine chronische Ent- nie) 4. Typ IV: oberes Sprunggelenk 5. Typ V:
zündung mit Sekretstauung, meist der Mei- unteres Sprunggelenk.
bom-Drüsen, und kann erbsengroß werden. Die Charcot-Krankheit f: Alte Bezeichnung für
Therapie erfolgt mittels entzündungshemmen- amyotrophische Lateralsklerose* und Multiple*
der Augentropfen und ggf. operativer Entfer- Sklerose.
nung. Siehe Abb. Charcot-Marie-Tooth-Hoffmann-Krankheit
→ Neuropathie, hereditäre motorisch-sensible
Charcot-Trias f: engl. Charcot’s triad. In der
Neurologie kombiniertes Auftreten von Nystag-
CE-Winkel mus*, Intentionstremor* und skandierender
Sprache* (galt früher als charakteristisch für
C-Fasern → Nervenfaser Multiple* Sklerose, betrifft jedoch nur etwa
CFI: Abk. für engl. cardiac function index → 15 % der Fälle); in der Inneren Medizin kombi-
PiCCO-System niertes Auftreten von rechtsseitigem Ober-
CFS: Abk. für engl. chronic fatigue syndrome bauchschmerz, Fieber* mit Schüttelfrost und
→ Müdigkeitssyndrom, chronisches passagerem Ikterus* bei akuter Cholangitis*.
cGMP n: syn. cyclisches 3ⴕ,5ⴕ-Guanosinmono- Charcot-Weiss-Baker-Syndrom → Sick-Si-
phosphat. Zyklisches Guanosinmonophosphat* nus-Syndrom
aus GTP, durch membranständige oder intra- Chargenzeit f: Gesamter zeitlicher Ablauf ei-
zelluläre Guanylatcyclasen gebildet. cGMP ist ner Sterilisation* vom Beladen der Sterilisati-
second* messenger bei der Signalübertragung Chalazion [143]
onskammer über die Betriebszeit bis zum Entla-
von Hormonen und Neurotransmittern, z. B. den des Sterilgutes.
Acetylcholin, Histamin* und Prostaglandinen*, Charles-Bonnet-Syndrom n: engl. Charles Bon-
in der Zelle. Außerdem ist cGMP bei Stickstoff- Chalkose f: engl. chalcosis. Intraokuläre Kup- net syndrome. Bei normalem Bewusstsein* auf-
monoxid* vermittelten Wirkungen und bioche- ferablagerungen durch intraokulare kupferhal- tretende visuelle Trugwahrnehmungen (Illusio-
mischen Sehprozessen beteiligt. tige Fremdkörper. Es entwickelt sich ein Kay- nen, Pseudohalluzinationen, z. T. mit Verzer-
Abbau: CGMP wird durch Phosphodiesterasen ser*-Fleischer-Ring, eine olivgrüne bis bräunli- rungen) ohne nachweisbare neurologische oder
zu GMP abgebaut. che Linsentrübung (sog. Sonnenblumenstar) psychiatrische Grunderkrankung. Ein reduzier-
315 Chemoembolisation, transarterielle
nimal-invasives, radiologisch-interventionelles tion und Ätzung mit Trichloressigsäure und Chemotaø xis f: Einfluss chemischer Reize auf
Verfahren zur Behandlung von Lebertumoren zur Verödung von Besenreiser-Varizen mit ei- die Bewegung einzelner Zellen (z. B. Bakterien,
mittels therapeutischer Embolisation* durch se- nem Durchmesser von < 1 mm oder gastro-oeso- Gameten, Phagozyten*, Lymphozyten*) oder
lektive regionale Applikation eines Zytostati- phagealer Varizen (Ösophagusvarizen*) unter nicht ortsgebundener pflanzlicher Organismen
kums und anschließender Okklusion der ver- Verwendung von Polidecanol (Aethoxysklerol). (z. B. Algen). Ein Chemotaktikum (chemotak-
sorgenden Gefäße. Ziel ist die maximale Tu- ChemolitholyXse → Cholelitholyse tisch wirkende Substanz) mit positivem Ein-
C mornekrose durch Kombination von Chemo- ChemolitholyXse → Urolitholyse fluss wird als Attraktant, ein solches mit nega-
therapie und Ischämie innerhalb des Tumors. Chemoprophylaø xe f: engl. chemoprophylaxis. tivem als Repellent bezeichnet.
Vorgehen: Prophylaktische Anwendung von Chemothera- Hintergrund: Die Chemotaxis setzt einen an den
– Über Katheterangiografie der A. hepatica ge- peutika* (Antiinfektiva) vor einer erfolgten In- Bewegungsapparat gekoppelten sensorischen
zielte Applikation einer hohen Zytostatika- fektion. Die unkritische und meist sinnlose Mechanismus (Rezeptoren) voraus. Bewegen
dosis (je nach Tumortyp u. a. Doxorubicin*, Routineprophylaxe gilt als wichtigste Ursache sich Zellen dem chemischen Reiz, d. h. der hö-
Cisplatin, Mitomycin) in Kombination mit für die Resistenzentwicklung. heren Konzentration einer chemischen Subs-
jodhaltigem Kontrastmittel (z. B. Imeron) di- Anwendung: tanz entgegen, spricht man von positiver, im
rekt an die Tumorzellen – Gegen bakterielle Infektionen in Risikositua- anderen Fall von negativer Chemotaxie. Die
– lange Kontaktzeit zwischen Zytostatika und tionen (Antibiotikaprophylaxe*), z. B zum chemotaktisch wirkenden Moleküle werden an
Tumorzellen bei Schonung des gesunden Le- Schutz vor postoperativer Wundinfektion als Chemorezeptoren wirkende Proteinmolekü-
berparenchyms – zur viralen Postexpositionsprophylaxe* und le der Zelle gebunden, was über eine Art Ketten-
– auch unter Anwendung von Mikrosphären*, Malariaprophylaxe*. reaktion eine entsprechende Bewegung der Zel-
welche die Zytostatika verzögert freisetzen Chemoresisteø nz f: engl. chemoresistance; syn. le oder von Anhangsorganen (Geißeln) auslöst.
(DEB-TACE, DEB für engl. drug eluting Chemotherapeutika-Resistenz. Resistenz* von Als Chemotaktika wirken z. B. Zucker, Amino-
beats) Erregern gegenüber Chemotherapeutika*. säuren oder spezifische Sexuallockstoffe. Bei-
– Induktion der Ischämie durch passagere Em- Chemorezeptoren → Chemosensoren spiel für Chemotaxis ist die zielgerichtete Be-
bolisation mit öliger Substanz (TOCE, engl. Chemosensoren m pl: engl. chemosensors. Spe- wegung von Phagozyten und Lymphozyten ent-
transarterial oil chemoembolization; z. B. Li- zialisierte Zellen und Nervenendigungen, die lang eines Gradienten aus chemotaktischen
piodol) oder Stärke- oder Gelantinepartikeln chemische Reize in elektrische Erregungen um- Faktoren (Chemotaxine, z. B. das Komplement-
definierter Größe. wandeln. Dazu gehören Geruchssensoren in der spaltprodukt C5a, Leukotrien B4 oder Chemoki-
Indikationen: Riechschleimhaut, Geschmacksknospen* auf ne*) in das Gebiet mit deren höchster Konzen-
– Primäres Leberzellkarzinom* der Zunge und die peripheren oder zentralen tration.
– Lebermetastasen. Chemosensoren zur Atmungsregulation. Klinische Bedeutung: Die Chemotaxis spielt
Komplikationen: Chemosis f: Ödem der Bulbusbindehaut mit u. a. eine Rolle bei der Wundheilung*, der
– Postembolisationssyndrom (PES) mit Übel- blasenartiger Abhebung von der Lederhaut, Transplantatabstoßung, der Abwehr von Bakte-
keit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Fieber, Le- z. B. bei allergischer Konjunktivitis*. Siehe Abb. rien, Pilzen, Parasiten sowie bei der Tumorab-
berfunktionsstörung bis hin zum Leberversa- wehr.
gen Chemotherapeutika n pl: engl. chemotherapeu-
– Fehlembolisation und Embolisatverschlep- tic substances. Sammelbezeichnung für natür-
pung in Nachbarorgane (Gallenblase, Pankre- lich vorkommende oder synthetisch hergestell-
as, Duodenum). te niedermolekulare Substanzen mit (weitge-
Chemokine n pl: engl. chemokines. Vornehm- hend) selektiv schädigender Wirkung auf
lich auf Phagozyten und T-Lymphozyten che- Krankheitserreger oder Tumorzellen durch Blo-
motaktisch wirkende Zytokine*, die von Makro- ckade des Stoffwechsels. Antiinfektive Chemo-
phagen und Gewebezellen als Reaktion auf In- therapeutika (Antiinfektiva) umfassen Antibio-
fektion oder Verletzung gebildet werden. Che- tika*, Virostatika*, Antimykotika*, Antiparasiti-
mokine steuern über spezifische Chemokin*- ka und Desinfektionsmittel*. Antineoplastische
Rezeptoren der Zellmembran das Migrations- Chemotherapeutika (Antineoplastika) werden
verhalten einzelner Immunzellen (Chemota- als Zytostatika bezeichnet.
xis*) und wirken auf diese Weise z. T. proin- Chemosis [143] Chemotherapie f: engl. chemotherapy. Pharma-
flammatorisch oder homöostatisch. kotherapie mit Chemotherapeutika* zur Hem-
Chemokin-Rezeø ptor m: engl. chemocine recep- mung von Infektionserregern oder Tumorzel-
tor. G*-Protein-gekoppelter Rezeptor (GPCR) Chemosterilisation f: Sterilisationsverfahren len im Organismus, klinisch meist syn. verwen-
mit 7 Transmembran-Domänen. Die Bindung mithilfe von chemischen Substanzen, z. B. det für antineoplastische Therapie mit Zytosta-
von Liganden (Chemokine*) löst die Aktivie- Formaldehyd, Wasserstoffperoxid, Ethylenoxid tika.
rung des Rezeptors und nachfolgend die Wan- und Peressigsäure. Formen: Einteilung der onkologischen Chemo-
derung der Zelle aus. Chemokin-Rezeptoren Chemosuppression f: Anwendung von Che- therapie nach Zielsetzung:
werden entsprechend der Chemokine in 4 Ty- motherapeutika* kurzfristig nach der Infektion – Kurative Chemotherapie: auf Heilung aus-
pen eingeteilt, z. B. CXCR1 bis 5, CCR1 bis 8, und noch während der Inkubationszeit*. Sie gerichtete Behandlung
CX3CR. kann den Ausbruch der Erkrankung verhindern – adjuvante Chemotherapie: Elimination von
Chemokoagulation f: engl. chemical coagula- oder abschwächen, z. B. bei Laborinfektionen potenziell vorhandenen Mikrometastasen im
tion. Koagulation* von Gewebe mit chemischen wie Typhus, Tularämie, Brucellosen oder Tu- Anschluss an eine OP oder Strahlentherapie*
Mitteln, z. B. bei Blasentumoren durch Instilla- berkulose. mit dem Ziel, die Heilungsrate zu erhöhen
317 Chiasma opticum
– neoadjuvante Chemotherapie: Größenre- von Th V. Abstützung erfolgt an den Becken- Cheyne-Stokes-Atmung f: engl. Cheyne-Stokes
duktion des Tumors oder der Metastasen vor kämmen sowie individuell eingearbeiteten respiration. Form der periodischen Atmung* mit
einer geplanten Operation oder Strahlenthe- Druckpelotten im Hauptscheitelpunkt der rhythmisch wechselnder, zu- und abnehmender
rapie Fehlkrümmung. Ein Cheneau-Korsett besitzt Atemfrequenz und -tiefe sowie mit Atempau-
– palliative Chemotherapie: Einschränkung keine Kinn-Hinterhaupt-Stütze (gute Compli- sen. Cheyne-Stokes-Atmung kommt z. B. vor
des Tumor- oder Metastasenwachstums mit ance). Eine Weiterentwicklung ist das Cheneau- bei Störungen des Atemzentrums, bei bestimm-
dem Ziel, die Lebensqualität zu verbessern Toulouse-Münster-Korsett (CTM-Korsett). ten Medikamenten und im Schlaf. C
und evtl. die Lebenszeit zu verlängern. Cherubiøsmus m: engl. cherubism; syn. familiäre Ursachen:
Einteilung nach Phasen: fibröse Kieferschwellung. Autosomal-dominant – Enzephalitis und zerebrale Durchblutungs-
– Induktionstherapie: 1. Therapiephase mit vererbte Erkrankung mit beidseitigen, meist störungen als Ausdruck einer Schädigung des
dem Ziel, eine komplette Remission durch 1 symmetrischen Auftreibungen des Unter- und bulbären Atemzentrums (Unterbrechung
oder 2 (Doppelinduktion) Chemotherapie- evtl. auch Oberkiefers mit Wangenverdickung, hemmender Nervenbahnen)
zyklen zu erreichen progressivem Exophthalmus und Prognathie. – pharmakologische Sedierung mit Hemmung
– Konsolidierungstherapie: 2. Therapiepha- Zur Namensgebung kam es durch die Verfor- des Atemzentrums* (zentrale Atemdepres-
se nach Erreichen einer Remission mit dem mung des Gesichtes mit nach oben gerichteten sion*)
Ziel einer weiteren Reduzierung bzw. Elimi- Augen, was an Engelsgesichter (Cherubim) aus – kardiale Erkrankung mit verlangsamter Blut-
nation der malignen Zellen, Verlängerung der Kunst erinnert. zirkulation
der Remission und Verbesserung der Hei- Ätiologie: Mutation im SH3BP2-Gen (Genlocus – auch bei Gesunden: 1. nach kurzfristigem
lungschance 4p16.3), variable Expressivität und unvollstän- Aufstieg in große Höhe 2. im Schlaf (Abnah-
– Erhaltungstherapie: 3. Therapiephase mit dige Penetranz bei weiblichen Patienten. me des pO2 bei gleichzeitiger Dämpfung des
dem Ziel der Verbesserung des Therapieergeb- Klinik: Beginn im 1.–4. Lj., Höhepunkt in der Atemantriebs im Schlaf).
nisses durch weitere Chemotherapiezyklen. Pubertät: CHFV: Abk. für engl. combined high frequency
Chemotherapie, adjuvaø nte f: engl. Adjuvant – Auftreibung der Kiefer ventilation → Beatmung
Chemotherapy; syn. unterstützende Chemo-The- – umschriebene, multilokulare, seifenblasen- CHFV: Abk. für engl. combined high frequency
rapie. Chemotherapie, die nach der operativen ähnliche Aufhellungen an den Zahnwurzeln ventilation → Hochfrequenzbeatmung
Sanierung einer soliden Tumorerkrankung – Zahnfehlbildungen Chiari-Frommel-Syndrom n: engl. Chiari-From-
durchgeführt wird. Ziel der adjuvanten Thera- – unvollständige Entwicklung oder Resorption mel syndrome; syn. Laktationsatrophie des Geni-
pie ist die Eradikation von nicht sichtbaren der Wurzeln, Zahnagenesie. tale. Laktationshyperinvolution* des Uterus
Mikrometastasen und die damit verbundene Im 3. Lebensjahrzehnt Reossifikation: granulä- und sekundäre Amenorrhö bei postpartal ver-
Senkung des Rezidivrisikos. re oder sklerotische Veränderungen am Mani- längerter oder (evtl. monate- oder jahrelang)
Chemotherapie, hypertheø rme intraperitone- festationsort. persistierender Laktation* mit klinischen Zei-
ale f: Abk. HIPEC. Im Kontext mit der zytore- Chest Pain Unit: Abk. CPU. Spezialisierte kli- chen des Östrogenmangels.
duktiven Chirurgie intraoperativ eingesetztes nische Einrichtung zur medizinischen Versor- Chiari-Operation f: engl. Chiari’s operation. Be-
regionäres Tumor-Therapieregime. Bei diffuser gung von Patienten mit akutem oder neu aufge- ckenosteotomie (Os ileum) direkt kranial der
peritonealer Tumorbesiedelung wird durch die tretenem Thoraxschmerz mit definierten räum- Gelenkpfanne (extraartikulär) mit Verschie-
komplette Durchspülung des Bauchraumes lichen, apparativen und personellen Vorausset- bung des kaudalen Anteils nach medial zur
(intraperitoneale Perfusion bzw. Lavage) mit auf zungen wie Schockraum, Überwachungskapa- Überdachung des Femurkopfes bei angeborener
41–43 °C erwärmten zytotoxischen Chemothe- zität, Herzkatheterlabor, transthorakaler und Hüftgelenkluxation. Die Chiari-Operation ist
rapeutika* die komplette Abtötung von Tumor- transösophagealer Echokardiografie, CT und durchführbar ab dem 4.–6. Lj., wird aber wegen
zellen angestrebt. MRT. knöcherner, nicht gelenkknorpeliger Überda-
Indikationen: Das Verfahren ist ausschließlich Chevassu-Katheter m: engl. Chevassu’s cath- chung mit hohem Arthrosepotenzial kaum
nach kompletter zytoreduktiver Chirurgie ohne eter. Katheter zur retrograden Kontrastmittel- noch durchgeführt.
Nachweis einer extraperitonealen Tumormani- darstellung des Harnleiters (Ureterkatheter*). Prinzip: Siehe Abb.
festation durchzuführen. Der röntgendichte Katheter wird unter zysto-
– Pseudomyxoma peritonei skopischer Kontrolle in den Harnleiter einge-
– malignes peritoneales Mesotheliom führt. Die olivenartige Spitze dichtet das Urete-
– peritoneal metastasiertes Kolorektalkarzi- rostium ab, damit Kontrastmittel nicht in die
nom (Peritoneal* Cancer Index < 20); resek- Harnblase zurückfließen kann. Seltener werden
table Lebermetastasen (bis zu 3) stellen kein mit dem Chevassu-Katheter Fistelgänge darge-
Ausschlusskriterium dar stellt, z. B. vesiko-vaginale Fisteln.
– Peritonealkarzinose* bei Magenkarzinom Chevron-Austin-Operation f: engl. Chevron-
(Peritoneal Cancer Index < 12); Siegelring- Austin osteotomy. Verfahren zur Korrekturosteo-
Zell-Karzinome sind prognostisch ungünstig tomie bei Hallux valgus mit leichter bis mittel-
Chiari-Operation: Osteotomie des Os ileum und
– Ovarialkarzinom. schwerer Deformität bei erhaltener Kongruenz
Verschiebung des kaudalen Anteils nach medial.
Prognose: Bessere Überlebensrate als bei alleini- der Gelenkflächen. Durchgeführt wird eine V-
ger adjuvanter i. v. Chemotherapie. förmige intrakapitale Korrekturosteotomie des
Cheneau-Korseø tt n: engl. Cheneau brace. Metatarsale I mit Lateralverschiebung des dista- Chiaø sma oø pticum n: engl. optic chiasm. Teil
Wachstumslenkende individuell gefertigte Or- len Fragments nach Abtragung der medialen der Sehbahn*. Das Chiasma opticum liegt rost-
these* zur Derotation thorakaler und thorako- Pseudoexostose, meist mit Schraubenfixierung. ral des Infundibulums im Bereich der Sella* tur-
lumbaler Skoliosen mit Scheitelwirbel distal Hallux* valgus (Abb. 5 dort). cica. An dieser Stelle treffen die Nervenfasern
Chiasma-opticum-Tumoren 318
gen lassen. Sie tritt bei Molekülen auf, bei de- rechnergestützten Operationsplanung und Dadurch werden im Vergleich zu konventionel-
nen Spiegelebene, Drehspiegelachse oder Sym- -durchführung. ler (offen-chirurgischer) Operationstechnik fol-
metriezentrum fehlen. Chiralität ist Vorausset- Prinzip: gende Vorteile erzielt:
zung für das Auftreten von Enantiomeren und – Simulation und Planung von Operationsab- – Verkürzung von: 1. Klinikaufenthalt 2. Re-
optischer Aktivität. läufen durch begleitende dreidimensionale konvaleszenz 3. Arbeitsunfähigkeit
Chirogymnastik f: engl. chirogymnastics. Spezi- Visualisierung präoperativer Befunde (CT, – kosmetische Verbesserung bei Narben.
elle funktionelle Wirbelsäulengymnastik zur MRT u. a.) Formen: C
muskulären Kräftigung, Koordinierung und – Reduktion operationstechnischer Fehler so- – Laparoskopische Chirurgie: Laparoskopie*,
Stabilisierung des muskulären Gleichgewichtes wie verbesserte Genauigkeit durch Annähe- SPL
und zur Dehnung bindegewebiger Strukturen. rung des Operationsergebnisses an rechner- – Natural Orifices Transluminal Endoscopic
Der entlastete Rumpf wird über von den Extre- gestützte präoperative Planung im Sinne der Surgery (NOTES*)
mitäten initiierte fortgeleitete Bewegungsim- Qualitätssicherung (z. B. größtmögliche – endoskopische Chirurgie im Kopf- und Hals-
pulse schmerzfrei mobilisiert. Im Gegensatz zu Schonung von Nachbarstrukturen bei intra- bereich: 1. endotransnasal bei Operation der
Chirotherapie* erfolgt keine gezielte Manipula- zerebraler oder spinaler OP). Nase, Nebenhöhlen oder Schädelbasis 2. tran-
tion. Navigationschirurgie: Unterstützung des soral bei Stenosen und Tumoren in Pharynx,
Indikationen: Funktionelle, degenerative oder Operateurs durch Navigationssystem, mit des- Larynx und Trachea 3. transkutan an Schild-
posttraumatische Erkrankungen von Wirbel- sen Hilfe Eingriffe präziser durchgeführt wer- drüse und Nebenschilddrüse 4. neurochirur-
säule und großen Extremitätengelenken. den können, z. B. bei gisch, z. B. an Wirbelsäule (Mikrotherapie*)
Chiropraø ktik f: engl. chiropractic. Therapieme- – Implantation von Endoprothesen* oder Gehirn (Neuronavigation*)
thode zur Behandlung von schmerzhaften – Osteosynthese* – thorakoskopische Chirurgie: Thorakosko-
Funktionsstörungen (u. a. von Blockierungen*) – Osteotomie* pie*, Video-Assisted Thoracic Surgery (VATS)
der Wirbel- und Extremitätengelenke. Dabei – Eingriff an Nasennebenhöhlen und Schädel- – arthroskopische Chirurgie.
sollen Blockierungen und Subluxationen ma- basis Chirurgie, refraktive f: engl. refractive surgery.
nuell gelöst werden. Cave: Bei unsachgemäßer – Leberresektion* Eingriffe an Hornhaut oder Augenlinse zur
Ausführung besteht Gefahr der Verletzung ner- – Verfahren der Herz- bzw. Neurochirurgie Korrektur von Refraktionsfehlern (Astigmatis-
valer, knöcherner, muskulärer und ligamentä- (Neuronavigation*). mus*, Hyperopie* und Myopie*). Hierzu zählen
rer Strukturen. Roboterchirurgie: primär die Laserbehandlungen der Linse (z. B.
Chirotherapie f: engl. chirotherapy; syn. manu- – In klinischer Anwendung als semiautonome LASIK und LASEK), aber auch die Implantation
elle Medizin. Handgrifftechnik zur Diagnostik Roboterchirurgie mit computergestütztem von intraokularen Kontaktlinsen* sowie der
und Therapie reversibler Funktionsstörungen Führen chirurgischer Instrumente (Roboter Austausch einer klaren Linse gegen eine Kunst-
der Wirbel- und Extremitätengelenke. Chiro- übernimmt unter Beobachtung eines Opera- linse („clear lens exchange“).
therapie ist eine Zusatzqualifikation, die in teurs Teile der OP), z. B. in der: 1. Herzchirur- Laserbehandlungen der Linse: Ältere Methoden
physiotherapeutischer (Mobilisation) bzw. ärzt- gie 2. Orthopädie 3. Unfallchirurgie (z. B. Im- sind:
licher (Mobilisation und Manipulation) Weiter- plantation einer Totalendoprothese der Hüf- – PRK: fotorefraktive Keratektomie*
bildung erlangt werden kann. te, adjuvant bei Kreuzbandplastik) 4. Neuro- – PTK: fototherapeutische Keratektomie*.
Prinzip: chirurgie (stereotaktische Gehirnbiopsie Neuere Methoden sind:
– Mobilisation (sog. weiche Technik): beein- bzw. Elektrodenimplantation) – LASIK: laserassistierte intrastromale in-situ-
flusst reflektorische Fehlspannungen von – aktuell keine klinische Anwendung vollauto- Keratomileusis
Muskulatur (und Weichteilen) und damit ge- nomer Roboterchirurgie u. a. wegen fehlen- – LASEK: laserassistierte epitheliale Keratomi-
störtes Gelenkspiel der taktiler Rückkopplung sowie Gefahr leusis.
– Manipulation (manipulative Therapie; sog. durch destruktive Computerfehlfunktion Chirurgie, zahnärztliche f: engl. oral surgery;
harte Technik, Impulsstoß): 1. Dehnung der (sog. run away). syn. Oralchirurgie. Teilgebiet der Zahnmedizin.
Propriosensoren zur Verbesserung der ge- Chirurgie, intrauterine → Fetalchirurgie Die zahnärztliche Chirurgie beschäftigt sich
störten Gelenkbewegung 2. cave: Durchfüh- Chirurgie, kieferorthopädische f: engl. or- u. a. mit operativer Behandlung von entzündli-
rung nur unter Beachtung strenger Ein- thognatic surgery. Aufgabengebiet der Mund*- chen Erkrankungen des Kieferknochens (Zahn-
schlusskriterien (u. a. Vorhandensein eines Kiefer-Gesichtschirurgie zusammen mit der und Kieferzystenentfernung, Abszesseröff-
aktuellen Röntgenbefunds) und Ausschluss- Kieferorthopädie zur operativen Behandlung nung), Implantologie und Weichteilplastik zur
kriterien (z. B. Osteoporose, Knochentumor funktioneller und ästhetischer Störungen des Optimierung des Lagers für Zahnprothesen.
oder -fehlbildung). stomatognathen Systems und des Gesichts (Kor- Chiruø rgische Diagnoø stik f: Untersuchungsme-
Chirurgie f: engl. surgery. Medizinisches Fach- rekturosteotomien* der zahntragenden Kiefer- thoden eines chirurgisch zu behandelnden
gebiet zur Erkennung und Behandlung von knochensegmente). Krankheitsbildes. Chirurgische Diagnostik um-
Erkrankungen, das neben konservativen (me- Chirurgie, miønimal-invasive f: engl. minimally fasst neben der klinischen bzw. körperlichen
chanische, physikalische, pharmakologische) invasive surgery. Chirurgie* mit minimal-invasi- Untersuchung auch Labordiagnostik und bild-
besonders operative Verfahren zur kausalen vem Operationszugang. Kennzeichnend ist die gebende Verfahren wie Ultraschall, CT, MRT
Therapie organischer Erkrankungen oder zur Anwendung spezieller Apparate und entspre- oder Endoskopie.
Verkürzung des Heilungsverlaufs bzw. Ver- chender Instrumentarien (Endoskop). Chiruø rgische Endoskopie f: syn. interventio-
besserung des funktionellen Ergebnisses um- Operationszugänge: nelle Endoskopie. Hohlorganspiegelung zur Di-
fasst. – Punktion agnostik oder Kontrolle eines prä-, intra- oder
Chirurgie, computerassistierte f: engl. com- – Inzision mit minimaler Schnittlänge postoperativen Befundes, z. B. intraoperative
puter aided surgery; Abk. CAS. Verfahren zur – Zugang über physiologische Körperöffnung.
Chirurgische Naht 320
Spiegelung vor Resektion* eines bestimmten handelt sich um die häufigste sexuell übertrage- Makrolid-Antibiotika und zeigt einen hohen
Organabschnittes. ne Infektion. Resultierende Erkrankungen sind Durchseuchungsgrad ab dem Schulkindalter.
Chiruø rgische Naht f: Ein- oder mehrreihige z. B. Urethritis, Salpingitis und Lymphogranu- Chlamydophila psiøttaci f: Erreger der Orni-
Naht, mittels derer bei chirurgischen Eingriffen loma* venereum. those*. Infektionen führen zu fieberhaften Er-
eine Gewebevereinigung Stoß-auf-Stoß erreicht Einteilung: krankungen mit interstitieller (atypischer)
wird. – Serovare A–C: Erreger des Trachoms* Pneumonie*, selten mit systemischer Manifesta-
C Formen: – Serovare D–K: 1. häufigste Erreger der nicht- tion, z. B. Myokarditis*, Hepatitis, Enzephalitis
– Einzelnähte: 1. einfache überwendliche gonorrhoischen Urethritis* und Zervizitis* und lymphozytären Infiltrationen im Bereich
Knopfnaht (z. B. Haut, Faszie, Darm (Albert- 2. Erreger der Salpingitis*, Perihepatitis*, der Konjunktiven (MALT*-Lymphom). Chlamy-
Naht), Gallengang 2. Einzelmatratzennaht Epididymitis*, Einschlusskonjunktivitis* dophila psittaci ist sensitiv gegenüber Tetracyc-
(horizontale U-Naht, z. B. Haut) 3. vertikale – Serovare L1–L3: Erreger des Lymphogranulo- linen (Doxycyclin), alternativ auch gegenüber
Rückstichnaht nach Donati (z. B. Haut) ma* venereum. Makroliden oder Chinolonen.
4. vertikale Rückstichnaht nach Allgöwer Diagnostik: Epidemiologie: Weltweit verbreitet bei Vögeln
(z. B. Haut) 5. Rückstichnaht nach Jobert, – Zellkultur (z. B. McCoy-Zellen) (Papageien, Geflügel, Enten, Tauben) und fast
Gambee oder Herzog (Darm) – Nachweis der Einschlüsse mit monoklonalen allen Haustieren (Katzen, Hunde, Ziegen, Scha-
– fortlaufende Nähte: 1. Intrakutannaht Antikörpern oder mit chemischen Färbeme- fe, Kühe). Chlamydophila psittaci kann in Staub
(Haut, plastische Chirurgie) 2. fortlaufende thoden (z. B. mit Lugol-Lösung oder nach und Sekreten selbst bei Austrocknung ca. 4 Wo-
überwendliche Naht (Kürschnernaht) Giemsa) chen infektiös bleiben und ist empfindlich ge-
3. durchschlungene überwendliche Naht – in Sepharosephosphat-Transportmedium bei genüber Hitze, Formalin, Phenol und Ether. Ei-
4. fortlaufende Naht nach Schmieden (Ma- 4 °C 1–2 Tage haltbar ne Übertragung erfolgt durch Inhalation von
gen-Darm-Trakt) 5. fortlaufende Knüpfnaht – Direktnachweis im Abstrichpräparat mit Im- getrocknetem Kot und respiratorischen Sekre-
nach Block (Knotensicherung nach jeder munfluoreszenz oder Enzymimmunoassay ten von mit Chlamydophila psittaci infizierten,
Schlinge) 6. Matratzennaht (z. B. einstülpend möglich oft asymptomatischen Tieren, aber auch durch
nach Pribram, Magen-Darm-Trakt) 7. all- – Nachweis in Abstrichen oder Harn mit PCR unmittelbare Berührung der Vögel. Es erfolgt
schichtige Naht (z. B. Magen-Darm-Trakt, – Komplementbindungsreaktion* (KBR) nur keine Übertragung von Mensch zu Mensch.
Faszien) bei Lymphogranuloma venereum sinnvoll Chloaø sma n: engl. melasma. Meist symmetrisch
– Sonderformen: 1. Sehnenausziehnaht nach – in diesen Fällen sowie bei chronischen und auftretende, scharf begrenzte, unregelmäßig
Lengemann oder Bunell (Sehnenvereinigung schweren Infektionen mit Serovaren D–K gestaltete gelblich braune Flecke an Stirn, Wan-
nach Durchtrennung) 2. Tabaksbeutelnaht vielfach Antikörper im Serum mit ELISA* gen und Kinn, besonders bei Frauen. Die Hy-
(Kreisnaht, Verschluss von Hohlorganen, nachweisbar perpigmentierung verstärkt sich durch Sonnen-
z. B. Appendixstumpf) 3. Patellanaht (Kreis- – speziesspezifische Antikörper nur mit Mikro- bestrahlung. Behandelt wird mit Azelainsäure,
naht, nach Patellafraktur) 4. Cervixnaht nach immunfluoreszenztest (Kurzbezeichnung evtl. in Kombination mit Tretinoin. Siehe Abb.
Shirodkar, McDonald oder Wurm-Hefner MIF) oder speziesspezifischem ELISA nach-
(bei Cervixinsuffizienz). weisbar.
Chiruø rgische Pinzeø tte f: Chirurgisches, Chlamydien f pl: engl. chlamydiae. Gramnegati-
schmales, zangenartiges Greif- und Halteinstru- ve, unbewegliche, kokkoide, pleomorphe Bakte-
ment mit Zähnchen an der Spitze. Der Vorteil rien der Familie Chlamydiaceae (Ordnung Chla-
dieser Zähnchen ist, dass erfasstes Gewebe sehr mydiales*; Bakterienklassifikation*). Clamydien
gut fixiert wird und ein stärkerer Zug ausgeübt vermehren sich als obligate Zellparasiten nur in
werden kann. Dadurch wird die Gewebequet- zytoplasmatischen Vakuolen der Wirtszelle (be-
schung minimiert. nötigen energieliefernde Enzyme) und können
Chitin n: syn. [N-Acetyl-D-glukosamin]n. Na- im Dottersack des Hühnerembryos oder in Ver-
türlich vorkommendes N-haltiges Polysaccha- suchstieren kultiviert werden.
rid mit β-1,4-glykosidischer Bindung. Chitin ist Einteilung: Genera:
Chloasma: unregelmäßige Pigmentierungen
Bestandteil der Zellwand von Pilzen und Flech- – Chlamydia (Chlamydia* trachomatis, Chla-
der Stirn. [77]
ten sowie des Außenskeletts von Insekten, Wür- mydia suis)
mern und Krebstieren. Chitin wird durch starke – Chlamydophila (Chlamydophila* pneumoni-
Säuren vollkommen in Glukosamin* und Essig- ae, Chlamydophila* psittaci).
säure gespalten. Chlamydiosen f pl: engl. chlamydial infection. Chloaø sma gravidarum n: syn. Chloasma uteri-
Chlamydia f: engl. chlamydiae. Gattung kokkoi- Durch Bakterien der Ordnung Chlamydiales* num. Schwangerschaftsbedingte flächenhafte
der Bakterien der Familie Chlamydiaceae. ausgelöste Infektionskrankheiten. Wichtige Er- Hautveränderung mit Hyperpigmentierung im
Chlamydiales pl: Ordnung von Bakterien mit reger sind Chlamydia* trachomatis, Chlamydo- Gesicht, vorwiegend im Bereich der Wangen,
den Familien Chlamydiaceae (Gattungen Chla- phila* pneumoniae, Chlamydophila* psittaci der Stirn und der Schläfen. Die Veränderungen
mydia, Chlamydophila; Chlamydien*), Simka- und Simkaniaceae*. bilden sich nach der Geburt spontan zurück,
niaceae* und Waddliaceae. Chlamydophila pneumoniae f: Humanpatho- wobei die komplette Rückbildung manchmal
Chlamydia trachomatis f: Chlamydienspezies gene Spezies der Familie Chlamydiaceae, die mehrere Jahre dauern kann.
mit mehreren, in ihrer Pathogenität deutlich u. a. chronische Infektionen der Atemwege bis Chlor n: engl. chlorine. Chemisches Element aus
verschiedenen Serovaren. Der Mensch fungiert zur Pneumonie* verursacht. Chlamydophila der Gruppe der Halogene*. Es gehört zu den
als Erregerreservoir. Chlamydia trachomatis pneumoniae wird durch Tröpfcheninfektion reaktionsfähigsten Elementen. Molekulares Cl2
wird übertragen durch Kontaktinfektion. Es übertragen, ist sensitiv für Tetracycline sowie ist es ein gelbgrünes, erstickend riechendes,
321 Chlorzehrung
sehr giftiges Gas, das 2.5-mal schwerer als Luft Referenzbereich: stoff, Papier und Textilien. Chlorkalk riecht ste-
ist. Es wird zur Sterilisation von Trinkwasser – Im Blut Erwachsener: 95–105 mmol/l chend und chlorähnlich. Bei Anwendung von
oder Desinfektion von Bade- und Abwässern – im 24-Stunden-Sammelurin: 110–260 mmol/ Chlorkalk besteht die Gefahr der Hautschädi-
eingesetzt. 24 h gung und von Metallkorrosion.
Chlorakne f: engl. chloric acne. Hauterkran- – im Schweiß nach Stimulation (Pilocarpin- Chlormadinon n: engl. chlormadinone. Antian-
kung mit follikulären Hyperkeratosen, Kome- Iontophorese): < 40 mmol/l. drogenes und ausgeprägt antiöstrogenes Gesta-
donen, Knoten, Abszessen und Zysten, beson- Indikationen: Bestimmung im Blut: gen, das zur hormonalen Kontrazeption* (in C
ders im Gesicht, an den Ohren und anderen ex- – Störungen des Säure-Basen-Haushaltes Kombination mit Ethinylestradiol*), bei Endo-
ponierten Hautstellen. – Störungen des Na+- und Wasserhaushaltes metriose*, bei Poly- und bei Dysmenorrhö* ein-
Ursachen: Häufige Auslöser sind – Überwachung während intensivmedizini- gesetzt wird. Kontraindikationen sind Mamma-
– Chlorphenol (TCDD) scher Therapie karzinome* und stattgehabte Thrombosen*.
– Perchlornaphthalin (sog. Pernakrankheit) – Berechnung der Anionenlücke*. Das Thromboserisiko steigt durch die Einnah-
– polychlorierte Biphenyle (Yusho-Krankheit) Bestimmung im Urin: auffällige Na+- oder Cl–- me von Chlormadinon.
– andere chlorhaltige organische Chemikalien. Spiegel im Blut. Bestimmung im Schweiß: Ver- Chlorodontie f: engl. chlorodontia. Grün-gelbli-
Exposition v. a. durch berufliche Tätigkeit (Be- dacht auf zystische Fibrose* (Mukoviszidose). che Verfärbung des Milchzahns* durch Einlage-
rufskrankheit Nr. 1310), z. B. in der Elektro- Bestimmung: Als Untersuchungsmaterial dient rung von Bilirubin* nach Morbus* haemolyticus
und Chemieindustrie, bei Industrieunfällen so- aus dem venösen Blut gewonnenes Serum oder neonatorum. Die Chlorodontie ist teilweise mit
wie im Haushalt (Holzschutzmittel). Heparinplasma, 24-Stunden-Sammelurin oder Schmelzhypoplasie* und -defekt kombiniert.
Chlorambucil n: Zytostatikum (Alkylans, Stick- Schweiß. Die Bestimmung erfolgt u. a. mittels: Das bleibende Gebiss ist nicht betroffen.
stofflost-Analogon), das durch Alkylierung zu – Coulometrischer (amperometrische) Titra- Chlorom n: engl. chloroma; syn. Myelosarkom.
abnormer Basenpaarung und Vernetzung von tion in saurer Pufferlösung mit elektrolytisch Seltene, einer akuten Leukämie vorangehende
DNA- und RNA-Strängen führt. Die Hemmung freigesetzten Silberionen, die mit Chloridio- oder gleichzeitig auftretende, tumoröse, extra-
der DNA-Replikation wird in der Krebstherapie nen als schwerlösliches AgCl ausfallen; Dauer medulläre Infiltration aus Myeloblasten und
bei chronischer lymphatischer Leukämie, Non- des Stromflusses ist proportional zur Cl–- selten Lymphoblasten. Häufig betroffen sind
Hodgkin-Lymphomen und der Waldenström- Konzentration in der Probe Haut, Gingiva, Periost und Gastrointestinal-
Makroglobulinämie genutzt. Zu den UAW ge- – merkurimetrischer Titration mit Quecksil- trakt. Das Chlorom tritt in < 10 % der Fälle mul-
hören Knochenmarkdepression, gastrointesti- ber-II-Nitrat bis zur Bildung eines violetten tipel auf und kann die blastische Transformati-
nale Beschwerden und eine sekundäre Leukä- Farbkomplexes mit dem Indikator Diphenyl- on eines myelodysplastischen Syndroms reprä-
mie. carbazon sentieren.
Chloramphenicol n: Synthetisch hergestelltes – fotometrischer Bestimmung von: 1. Chlora- Chlorophyceae → Algen
Breitband-Antibiotikum mit bakteriostatischer nilsäure nach Reaktion von Cl– mit Quecksil- Chlorophyø ll n: syn. Blattgrün. Grüne fotosyn-
Wirkung auf intra- und extrazelluläre Bakteri- berchloranilat 2. Eisen-III-Thiocyanat nach thetische Pigmente, die bei allen höheren Pflan-
en durch Hemmung der bakteriellen Eiweiß- Reaktion von Cl– mit Quecksilberthiocyanat zen in den Chloroplasten vorkommen. Chloro-
synthese. Gefürchtete Nebenwirkungen sind und Eisen phylle sind eine Gruppe von verschiedenen
aplastische Blutschäden und das Grey*-Syn- – potentiometrischer Bestimmung mit chlorid- Chromoproteinen mit Porphyrin-Magnesium-
drom. Die systemische Therapie kommt wegen selektiver Elektrode. komplex als Chromophor (chemisch dem Häm*
starker Toxizität nur noch extrem selten in Fra- Erhöhte Werte im Blut: ähnlich), die in der Fotosynthese* Lichtenergie
ge. Lokal wird Chloramphenicol am Auge ange- – Metabolische Azidose in chemische Energie umwandeln.
wendet. – renal* tubuläre Azidosen Chlorophyllin n: engl. chlorophylline. Durch Es-
Chlorhexidin n: Antiplaquemittel und Antisep- – chronische Hyperventilation terverseifung aus Chlorophyll* gewonnener
tikum mit breitem Wirkungsspektrum. Es wird – vorgetäuscht hohe Werte durch bromid- oder wasserlöslicher Porphyrinkörper (Na- oder K-
zur Desinfektion von Haut und Schleimhäuten jodidhaltige Medikamente. Salz). Chlorophyllin dient in der Kosmetik als
sowie zur Karies- und Parodontalprophylaxe, Erniedrigte Werte im Blut: Mittel gegen Mund- und Körpergeruch, außer-
z. B. nach Operationen, eingesetzt. Zu den Ne- – Metabolische Alkalose dem als natürlicher grüner Farbstoff (Lebens-
benwirkungen zählen reversible Geschmacksir- – Erbrechen mittelzusatzstoff* E 141).
ritationen und Verfärbungen von Zunge und – Diuretika (z. B. Furosemid) Chloroquin n: Antimalariamittel und Anti-
Zahnfleisch. Bei Neugeborenen kann es zu star- – Hyperaldosteronismus. rheumatikum (4-Aminochinolinderivat). Chlo-
ken Hautverätzungen führen. Erhöhte Werte im Schweiß: Zystische Fibrose* roquin ist wirksam gegen alle 4 humanpathoge-
Chlorid n: engl. chloride. Mineralstoff. Das Mak- (Mukoviszidose). nen Malariaerreger (Ausnahme: Chloroquin-re-
roelement* ist ein wichtiger Elektrolyt*, es Erhöhung im Urin: sistente Stämme). Es wird zur Malariatherapie
macht 2/3 der Anionen des Extrazellulärraums – Diuretikaeinnahme und -prophylaxe, bei rheumatoider Arthritis
aus und dient zusammen mit dem Natrium-Ion – Nebennierenrindenunterfunktion mit Aldo- und bei systemischem Lupus erythematodes
v. a. der Aufrechterhaltung des Wasser- und steronmangel. eingesetzt. Eine kumulative Gesamtdosis von
Säure*-Basen-Haushaltes sowie der gastralen Erniedrigung im Urin: 50 g sollte nicht überschritten werden (Gefahr
Bildung von Salzsäure. Die Chloridkonzentrati- – Sehr geringe Aufnahme über die Nahrung einer irreversiblen Retinaschädigung).
on verändert sich meist gleichsinnig zur Natri- – Hyperaldosteronismus*. Chlorphenon → Augenreizstoffe
um-Konzentration im Blut. Chlorkalk m: engl. chlorinated lime; syn. Calca- Chlorphenotan → Dichlor-Diphenyl-Trichlo-
Hintergrund: Salz der Salzsäure. Es wird in ria chlorata. Mittel zur Desinfektion* von Flä- rethan
Form von Kochsalz (Natriumchlorid) über die chen und Fäkalien, zur behelfsmäßigen Trink- Chlorzehrung f: Verringerung der Menge des
Nahrung aufgenommen. wasserdesinfektion sowie Bleichmittel für Zell- dem Trinkwasser zur Desinfektion* zugesetz-
Choana 322
ten freien Chlors* durch Oxidation oder Chlo- gallengängigem (jodhaltigem) Röntgenkont-
rierung organischer Verunreinigungen ein- rastmittel (wird biliär sezerniert), Verfahren
schließlich Chlorierung von Mikroorganismen. veraltet wegen häufiger UAW des Kontrast-
Von organischer Substanz gebundene Anteile mittels
des Chlors wirken nicht mehr desinfizierend. – invasiv: direkte Cholangiografie durch un-
Hintergrund: Zum Ausgleich der Chlorzehrung mittelbares Einbringen von Kontrastmittel
C ist die zugesetzte Chlorkonzentration so hoch in das Gallenwegssystem über verschiedene
zu wählen, dass auch während der Trinkwasser- Zugangswege: 1. endoskopische aszendieren-
verteilung im Leitungsnetz bis zum Verbrau- de Cholangiografie mit transpapillärem Zu-
cher eine ausreichende Restkonzentration an gang (ERCP*), Anwendung bei Cholangitis*
Chlor vorliegt, um einer Wiederverkeimung des 2. perkutane transhepatische Cholangiogra-
Trinkwassers im Leitungsnetz vorzubeugen (Si- fie (PTC) 3. intraoperative Cholangiografie,
cherheits- oder Transportchlorung). Choanalpolyp: postrhinoskopischer Befund. [218]
z. B. während Cholezystektomie* zur Über-
Choana f: engl. posterior nasal aperture; syn. prüfung der freien Gallenpassage nach Ent-
Apertura nasalis posterior. Hintere Öffnungen fernen eines Hindernisses. Auch zum Nach-
der Nasenhöhle in den Nasenrachenraum. Klinik: weis einer Choledochuszyste*, Gallengang-
Choanalatresie f: engl. choanal atresia. Angebo- – Behinderung der Nasenatmung atresie* oder eines Gallepfropfsyndroms*.
rener knöcherner (30 %) oder membranöser – Epiphora* Cholangiokarzinom → Gallengangkarzinom
(70 %), ein- oder beidseitiger (2 : 1) Verschluss – Rhinolalia clausa, siehe Rhinolalie*. Cholangiolithiasis → Cholelithiasis
der hinteren Nasenöffnung. Symptome sind eit- Diagnostik: Cholangiolitis f: Entzündung der Gallen-
rige Schleimsekretion bis zum Atemnotsyn- – Rhinoskopie (siehe Abb.), Nasenendoskopie kapillaren und kleinsten Gallengänge in der Le-
drom des Neugeborenen bei beidseitiger Cho- – CT. ber.
analatresie. Die Diagnostik erfolgt durch Na- Therapie: Operative Abtragung im Rahmen ei- Cholangiom n: engl. cholangioma. Vom Epithel
sensondierung, Spiegelprobe, Endoskopie und ner endonasalen Nasennebenhöhlenoperation*. der Gallengänge ausgehender Tumor. Man un-
MRT. Intubation, operative Eröffnung und Ein- Choanaltamponade → Bellocq-Tamponade terscheidet das maligne Cholangiom (Gallen-
legen von Platzhaltern sind Therapiemaßnah- Cholämie f: engl. cholemia. Übertritt von Gal- gangkarzinom*, syn. Cholangiokarzinom) und
men. Häufigkeit: lenbestandteilen in das Blut mit Gelbfärbung das seltenere benigne Cholangiom (intrahepati-
– Inzidenz ca. 8 : 100 000 Neugeborene des Serums bei Cholestase*. sches Gallengangadenom*).
– m : w= 2:1 Cholangiodrainage, perkutane transhepati- Cholangiomanometrie f: engl. cholangioma-
– in rund 50 % Assoziation mit dem CHARGE- sche f: Abk. PTCD. Künstliche Galleableitung nometry. Diagnostisches Verfahren zur Druck-
Syndrom. in den Gallenwegen bei intrahepatischem oder messung in den extrahepatischen Gallenwegen
Ursache: Persistenz der Membrana nasobucca- im Leberhilus lokalisiertem Prozess mit Galle- sowie zur Registrierung von Kontraktionen des
lis. stauung und geweiteten Gallengängen. Die Sphinkter Oddi. Dabei wird ein Messkatheter
Klinik: Drainage erfolgt meist nach außen durch Drai- entweder mithilfe eines Endoskops oder opera-
– Bei beidseitiger Choanalatresie schweres nagekatheter (z. B. Pigtail*-Katheter). tiv in die Gallenwege eingeführt. Die Cholangi-
Atemnotsyndrom* des Neugeborenen, da Vorgehen: omanometrie wird selten angewendet.
Spontanatmung durch den Mund nicht mög- – Sonografisch oder röntgenologisch kontrol- Cholangiopathie f: engl. cholangiopathy. Sam-
lich, spätestens Atemnot beim Trinkversuch. lierte Leberpunktion und Vorschieben eines melbezeichnung für Erkrankungen der Gallen-
– bei einseitiger Choanalatresie, die oft erst Führungsdrahtes in geweiteten Gallengang wege ohne nosologische Zuordnung.
verspätet diagnostiziert wird, zähe, eitrige – Einführen des Drainagekatheters über lie- Sonderformen:
Schleimsekretion aus der betroffenen Seite genden Draht, ggf. nach Bougierung des – Transplantat-Cholangiopathie: ischämische
und livide Verfärbung der Nasenmuscheln. Drainagekanals. Gallengangsläsion nach End-zu-End-Gallen-
Therapie: Indikationen: ganganastomose infolge unterschiedlicher
– Bei beidseitiger Choanalatresie in der Regel – Extra- oder intrahepatische Cholestase*, z. B. Vaskularisation von Empfänger- und Spen-
Intubation, dann operative Eröffnung in den bei: 1. Cholelithiasis 2. primär sklerosie- dergallengang
ersten Lebenstagen, hierbei Einlegen von render Cholangitis 3. ischämischen Gallen- – Critical-illness-Cholangiopathie: Gallengang-
Platzhaltern, um eine Restenosierung zu ver- gangsveränderungen nach Lebertransplanta- läsionen nach überstandenen Schockzustän-
meiden tion den, die zu sekundär sklerosierender Cholan-
– bei einseitiger Choanalatresie: Operation – Galleleckage (siehe Gallenfistel*) gitis führen.
möglichst erst nach Abschluss des Gesichts- – palliativ bei inoperablem Gallenblasenkarzi- Cholangiophytiøasis f: Ansammlung unverdau-
schädelwachstums. nom* oder Gallengangkarzinom* mit Chole- licher (pflanzlicher) Nahrungsbestandteile im
Choanalpolyp m: engl. choanal polyp. Häufig dochusverschluss. Ductus choledochus mit Gefahr der Entwick-
bei Kindern vorkommender, meist von einer Cholangiografie f: engl. cholangiography; syn. lung einer Cholangitis oder eines Leberabszes-
Kieferhöhle ausgehender, lang gestielter Nasen- Cholangiographie. Sammelbezeichnung für ses. Mögliche Ursachen sind Papillotomie* im
polyp im mittleren Nasengang, der zur Verle- Verfahren zur bildlichen Darstellung der Gal- juxtapapillären Divertikel und Choledochoduo-
gung einer Choane führen kann. Er führt v. a. lenwege. denostomie*.
zur Behinderung der Nasenatmung. Endosko- Vorgehen: Therapie:
pie und CT sichern die Diagnose. Die Therapie – Nichtinvasiv: 1. MRCP 2. MRC 3. deszendie- – Nach Papillotomie: je nach Befund Blindver-
ist operativ. rende Cholangiografie: Röntgen der Gallen- schluss des Duodenums mit Gastrojejunosto-
wege nach oraler oder intravenöser Gabe von mie (siehe Roux*-Operation)
323 Choledochotomie
oder proximalen Tibiaepiphyse lokalisiert. Die grundgelenke; oft chronischer Verlauf mit Chondromalacia patellae f: engl. patellar chon-
Diagnose erfolgt durch CT und Knochenszinti- Proliferation und Hyperplasie der Synovialis, dromalacia. Nachgewiesene Erweichung des Pa-
grafie (Mehrspeicherung am Rand der Läsion). nichterosiven Gelenkdestruktionen, -fehl- tellaknorpels, als degenerative Veränderung
Behandelt wird mit Kürettage, Resektion der stellungen und Beugekontrakturen (beson- (Chondropathia* patellae) oder als aseptische
Randsklerose und autogener Spongiosaplastik*. ders Hand-, Ellenbogengelenke und Knie); Knochennekrose (Büdinger-Ludloff-Läwen-Syn-
Chondrodiastase f: engl. chondrodiastasis; syn. häufig bei Frauen drom). Oft wird der Begriff Chondromalacia pa-
Epiphysenfugendistraktion. Operatives Verfah- – Pseudoarthrose (ca. 50–70 %): gewöhnlich bi- tellae fälschlich für das femoropatellare C
ren zur Extremitätenverlängerung im Wachs- lateral-symmetrischer Gelenkbefall, haupt- Schmerzsyndrom* verwendet.
tumsalter durch schrittweise Distraktion der sächlich der Kniegelenke, seltener der Hand- Chondromalazie f: engl. chondromalacia. Belas-
Epiphysenfuge mit einem Fixateur externe bei und Fingergelenke, Hüft-, Schulter-, Ellen- tungsinduzierte Knorpelerweichung mit Knor-
ausgeprägter Beinlängendifferenz. bogen- und Sprunggelenke; oft Beugekon- pelverlust, z. B. im Bereich der Patella (Chond-
Chondrodysplasiøa metaphysaria f: engl. me- trakturen; überwiegend bei Frauen romalacia* patellae), u. a. durch Überbelastung,
taphyseal chondrodysplasia. Fehlbildungssyndro- – pseudoneuropathische Arthropathie (selten): posttraumatische Gelenkinkongruenz oder
me mit Störung der metaphysären enchondra- stark destruierende, chronische Arthropathie Achsenfehler des Beines.
len Ossifikation*. Gemeinsame Symptome sind mit schneller Zerstörung großer Knochen- Chondromatose f: engl. chondromatosis. Multi-
Knochendeformitäten und Kleinwuchs. Sie er- partien (Charcot*-Gelenk). ple Bildung von Chondromen* in Knochen oder
scheinen in mindestens 7 Typen mit verschiede- Therapie: Gelenken (Gelenkchondromatose*).
nen Erbgängen und zusätzlichen Veränderun- – Behandlung der Grunderkrankung Chondron n: engl. isogenous chondrocytes; syn.
gen anderer Organsysteme. – symptomatisch: nichtsteroidale Antiphlogis- Territorium. Funktionelle Baueinheit des Knor-
Chondrodysplasie → Achondroplasie tika, lokale Glukokortikoidinjektion pels, die aus einer isogenen Gruppe von Chond-
Chondrodystrophiøa fetalis → Achondroplasie – ggf. Colchicin oder Magnesiumcarbonat. rozyten innerhalb einer Knorpelhöhle und der
Chondroitinpolysulfat → Heparinoide Chondrokalzinose-Spondylopathie f: engl. umgebenden fibrillenarmen, proteoglykanrei-
Chondrokalzinose f: engl. chondrocalcinosis. chondrocalcinosis spondylopathy; syn. de Sèze- chen extrazellulären Matrix*, dem sogenannten
Ablagerung von Kalziumpyrophosphat in Knor- Syndrom. Wirbelsäulenmanifestation der Knorpelhof, besteht. Zwischen den Chondro-
pelgeweben, vor allem in den Menisken, Band- Chondrokalzinose-Krankheit. Sie nimmt mit nen findet sich zellfreie, faserreiche und grund-
scheiben, sowie im hyalinen Gelenkknorpel. dem Lebensalter zu, betrifft überwiegend die substanzreiche interterritoriale Substanz.
Klinisch äußern sich gichtähnliche monarthriti- untere Halswirbelsäule und gesamte Lenden- Chondropathiøa pateø llae f: Erkrankung des Pa-
sche Beschwerden („Pseudogicht“) im Knie und wirbelsäule und zeigt sich klinisch durch chro- tellaknorpels mit daraus resultierenden degene-
anderen größeren Gelenken (Details siehe nische Rückenschmerzen. Therapiemöglichkei- rativen Veränderungen der Patella.
Chondrokalzinose*-Arthropathie). Grunder- ten sind Analgetika und physikalische Thera- Ursache:
krankungen wie Diabetes mellitus, Gicht sowie pie. Zu den Differenzialdiagnosen gehören – Angeborene Fehlbildung der Patella oder des
Gelenkfehlstellungen disponieren die Chondro- Spondylarthrose, hyperostotische Spondylosen Gleitlagers, Abweichungen der Beinachse mit
kalzinose oder sind assoziiert. und selten ankylosierende Spondylitis. ungleicher Druckverteilung im Patellofemo-
Chondrokalzinose-Arthropathie f: engl. chon- Chondroklaø sten m pl: engl. chondroclasts. ralgelenk
drocalcinosis arthropathy. Artikuläre Manifestati- Knorpelmatrix abbauende, mehrkernige Zellen, – mechanische oder enzymatische Eröffnung
on der Chondrokalzinose-Krankheit, infolge die bei der enchondralen Ossifikation* Teile der der Gelenkflächen setzt Enzyme für weitere
angeborener oder erworbener Kristallarthropa- vom Blasenknorpel produzierten mineralisier- Knorpelzellzerstörung frei.
thie* mit Calciumpyrophosphat-Ablagerung in ten Knorpelmatrix durch Phagozytose abbauen, Klinik:
Faserknorpeln (Menisken) und oberflächlich während die Chondrozyten durch Apoptose* – Schmerzen beim Aufrichten aus der Hocke
hyalinen Knorpelschichten. sterben. Chondroklasten sind den Osteoklasten – Patellaverschiebeschmerz
Erkrankung: Pathogenese: sehr ähnlich, die durch Fusion von Monozyten- – positives Zohlen*-Zeichen
– Auslösen akuter arthritischer Attacken durch Vorläuferzellen entstehen. – Kapselschwellung und Gelenkerguss.
Freisetzung abgelagerter Calciumpyrophos- Herkunft: Chondroklasten gehören zu den Pha- Diagnostik:
phat-Kristalle nach frustaner Phagozytose gozyten. Wahrscheinlich sind Chondroklasten – MRT
und Ausschüttung lysosomaler Enzyme Knorpelmatrix-abbauende Osteoklasten, da – Röntgen: axiale Patellaaufnahmen
– entzündliche Reaktion und Proliferation der zwischen beiden bisher keine molekularen Un- – Arthroskopie: pathologischer Knorpelbe-
Synovialis nach Phagozytose durch synoviale terschiede gefunden wurden. fund.
Deckzellen (auch freies Ca2+ wirkt mitogen). Chondrokostal-Präkordialsyndrom → Prä- Therapie:
Klinische Einteilung (nach McCarty): kordialsyndrom, chondrokostales – Konservativ: 1. Bewegung mit reduzierter
– Sog. Pseudogicht (ca. 25–30 %): plötzliche, Chondrom n: engl. chondroma; syn. Chondro- Belastung 2. Antiphlogistika 3. Physiothera-
selbstlimitierende, meist monarthritische At- blastom. Meist benigne Geschwulst aus Knor- pie 4. im Frühstadium evtl. Chondroprotek-
tacke von durchschnittlich 10 (1–31) Tagen pelgewebe, die von Knorpel, Knochen oder tiva, z. B. Hyaluronsäure
Dauer, vorwiegend im Kniegelenk und in knorpelfreiem Gewebe (heterotopes Chondrom) – operativ: 1. arthroskopisches Shaving und
stammnahen Gelenken (selten in Zehen- ausgeht. Das Chondrom neigt zu schleimiger Gelenkspülung 2. laterale Retinakulumspal-
grundgelenken), Fieber; v. a. Männer betrof- oder fettiger Erweichung, Zystenbildung, Ver- tung und Ventralisation der Tuberositas tibi-
fen kalkung und Verknöcherung (Mischformen: ae 3. reparative Verfahren: Pridie*-Bohrung
– pseudochronische Polyarthritis (ca. 5–10 %): Chondrofibrom, -myxom, -angiom, -osteom). 4. regenerative Verfahren: Transplantation
subakute, der rheumatoiden Arthritis* äh- Der Übergang in ein Chondrosarkom* ist mög- von Knorpel- und Knochengewebe (Knorpel-
nelnde Entzündung zahlreicher Gelenke mit lich. ersatz*) und In-vitro-Züchtung autogener
häufiger Beteiligung der Hand- und Finger- Knorpelzellen mit anschließender Replanta-
Chondrosamin 330
tion oder lokale Stammzellanreicherung mit tanz bildet. Chondrozyten liegen einzeln oder
dem AMIC*-Verfahren. als isogene Gruppe vor und sind von einem
Chondrosamin → Galaktosamin Knorpelhof aus fibrillenarmer, proteoglykanrei-
Chondrosarkom n: engl. chondrosarcoma; syn. cher Matrix umgeben (Chondron, Territorium).
Knorpelsarkom. Zweithäufigster maligner Kno- Herkunft und Funktion: Chondrozyten enthal-
chentumor*, der sich aus embryonalem oder ten reichlich raues endoplasmatisches Retiku-
C ausgereiftem knorpeligem Gewebe entwickelt. lum, einen großen Golgi-Apparat, viele Vesikel,
Die Behandlung besteht in der radikalen kom- Glykogen und Fetttropfen. Sie entstehen direkt
partmentgerechten radikalen Resektion* aus Mesenchymzellen oder aus Chondroblasten.
(schlechtes Ansprechen auf Chemotherapie*), Chondroblasten sind teilungsfähig, organellen-
bei Inoperabilität besteht die Indikation zur ste- ärmer und kleiner als Chondrozyten. Mit Be-
Chopart-Gelenklinie: Das Fußskelett aus der Sicht
reotaktischen Strahlentherapie*. Die Prognose ginn der Bildung von Kollagenfibrillen und ext-
von dorsal. Der Fuß wird in 3 hintereinander liegen-
hängt vom histologischen Differenzierungs- razellulärer Matrix wie Proteoglykanen (Aggre-
de Abschnitte gegliedert: Tarsus, Mittelfuß und Vor-
grad (Grading*) des Tumors ab. can) und Glykosaminoglykanen (z. B. Hyaluro-
fuß. Die Chopart-Gelenklinie verläuft quer zur Längs-
Hintergrund: Epidemiologie: nan) erfolgt die Differenzierung zu Chondrozy-
achse des Fußes und liegt zwischen Talus und
– Altersgipfel zwischen 50. und 70. Lj. ten. Chondroblasten bilden den Reserveknorpel
Kalkaneus (Calcaneus) auf der einen und Os
– Männer häufiger betroffen. bei der enchondralen Ossifikation.
naviculare und Os cuboideum auf der anderen Seite.
Formen: Begriffsklärung: Häufig wird keine Unterschei- Weiter proximal bildet das Lisfranc-Gelenk
– Primäres Chondrosarkom: keine benigne dung zwischen Chondrozyten und Chondro-
die Verbindung zwischen der Fußwurzel und
Chondromvorstufe blasten vorgenommen. Die gängigere Bezeich-
den Mittelfußknochen.
– sekundäres Chondrosarkom: entwickelt sich nung ist Chondrozyt.
aus solitären oder multiplen Chondromen*. ChondrozyXtentransplantation, autogene f:
Lokalisation: Vor allem hüftgelenknahe knö- engl. autogenous chondrocyte transplantation; Chopart-Luxationsfraktur f: engl. Chopart’s
cherne Epiphysen, distaler Femur, Os coxae Abk. ACT. Form des Knorpelersatzes* durch dislocation fracture. Schwere Verletzung des Me-
(siehe Abb.), Os sacrum sowie auch Schulterregi- Transplantation autogener Chondrozyten*. Es tatarsus durch Kombination eines Supinations-
on (Humerus, Scapula) und Rippen. handelt sich um ein zweizeitiges Verfahren, das traumas des Mittelfußes gegenüber dem Rück-
bei umschriebenem Knorpeldefekt angewendet fuß und zusätzlich axialer Stauchung, z. B.
wird, z. B. nach Trauma oder Osteochondrosis* beim Autounfall durch Einklemmen des Fußes
dissecans. Die autogene Chondrozytentrans- zwischen den Pedalen. Sie ist eine häufig über-
plantation ist nicht geeignet bei generalisiertem sehene Verletzung bei Patienten mit Polytrau-
Knorpelschaden im Rahmen einer Arthrose. ma*. Siehe Abb.
Prinzip: Komplikationen:
– Ersteingriff: arthroskopische Entnahme von – Kompartmentsyndrom* des Fußes
gesunden Chondrozyten – posttraumatische Arthrose.
– Zweiteingriff: Reimplantation der extrakor- Diagnostik:
poral proliferierten autogenen Chondrozy- – Röntgen in 3 Ebenen
ten. – CT.
Die Reimplantation der Chondrozyten erfolgt Therapie:
mit oder ohne Matrix, teilweise mit Deckung – Geschlossene oder offene Reposition
durch Periostlappen oder spezieller Kollagen- – Retention meist durch Spickdrahtosteosyn-
membran und Fibrinkleber. these
Chopart-Amputation f: engl. Chopart’s ampu- – Schrauben und Gipsverband
tation. Amputation des Fußes mit Exartikulati- – ggf. Fixateur externe
Chondrosarkom: knorpelig-graublaue, glasige on* in der sog. Chopart-Gelenklinie (Articulatio – nach Heilung orthopädische Schuhversor-
Schnittfläche eines in das Fett- und Muskelgewebe tarsi transversa zwischen Taluskopf und Kalka- gung.
des M. gluteus eingebrochenen Chondrosarkoms neus einerseits und Os naviculare und Os cuboi-
der Beckenschaufel. [195] deum andererseits) nach Trauma oder bei peri-
pherer arterieller Verschlusskrankheit. Häufige
Komplikation ist eine postoperative Fußfehl-
Chondrose f: Degenerative Knorpelverände- stellung (Supinationsstellung, Pes equinus)
rung. durch veränderten Muskelzug.
Chondrosis intervertebralis f: Beginnender Chopart-Gelenklinie f: engl. Chopart’s line; syn.
Bandscheibenschaden* mit degenerativer Ver- Chopartsche Gelenklinie. Bewegungsachse des
änderung der Wirbelsynchondrose (Bandschei- Fußes. Sie verläuft zwischen Talus und Kalka-
be*) infolge von Gewebealterung. Der Alte- neus* sowie Os naviculare und Os cuboideum.
rungsprozess betrifft speziell die Kollagenfaser- Bei der Chopart*-Amputation wird die Chopart-
fibrillen durch Verlust des Wasserbindungsver- Gelenklinie durch die Durchtrennung des Lig.
mögens. bifurcatum eröffnet. Siehe Abb. Siehe Lisfranc*-
ChondrozyXt: engl. chondroblasts; syn. Chond- Gelenklinie (Abb. dort). Chopart-Luxationsfraktur: Einteilung
roblasten. Knorpelzelle, welche die Grundsubs- (u. a. nach Zwipp).
331 Chorea
Chorangiom n: engl. chorangioma. Gutartiger ist allen die Chorda dorsalis (elastischer Stütz- – Blasen-Darmstörungen (v. a. bei beidseitigem
Tumor der Blutgefäße in der Plazenta (Häman- stab ventral vom Neuralrohr). Eingriff)
giom, Hamartom*). Wenn man kleine Befunde Chorda tympani f: syn. Paukensaite. Ast des – Missempfindungen (Dysästhesie)
in die Inzidenz mit einbezieht, finden sich Cho- N. facialis, der diesen im Canalis facialis kurz – Ataxie
rangiome bei etwa 1 von 300 Plazenten. Bei gro- vor dem Foramen stylomastoideum verlässt – bei zervikalem Eingriff auch Horner*-Syn-
ßen Chorangiomen drohen kreislaufbedingte und zwischen Malleus* und Incus* durch die drom.
Schädigungen des Feten bis zum intrauterinen Paukenhöhle* und die Fissura petrotympanica Chordozentese f: engl. chordocentesis; syn. Na- C
Fruchttod. zur Fossa infratemporalis verläuft. Hier legt sie belschnurpunktion. Ultraschallgesteuerte Punk-
Klinik: Bei größeren Befunden (ab ca. 5 cm sich dem N. lingualis an und zieht zum Gangli- tion der fetalen Nabelschnur durch die mütter-
Durchmesser) kommt es durch arterio-venöse on submandibulare. liche Bauchdecke. Der Eingriff kann etwa ab der
Shunts zur zunehmenden Herzinsuffizienz des Versorgungsgebiet: 20. SSW durchgeführt werden. Gründe für eine
Feten. Dies zeigt sich klinisch durch: – Parasympathisch (nach Umschaltung der prä- Nabelschnurpunktion können diagnostisch
– Polyhydramnion auf postganglionäre Fasern hauptsächlich im oder therapeutisch sein.
– Hydrops* fetalis Ganglion submandibulare): Glandulae sub- Indikationen:
– Frühgeburtlichkeit mandibularis und sublingualis, Zungendrü- – Bestimmung der Blutgruppe
– intrauterinen Fruchttod sen – Abklärung einer Anämie*
– Anämie und Thrombozytopenie beim Neu- – sensorisch: Geschmacksfasern der vorderen – Gewinnen von Zellmaterial für eine geneti-
geborenen. 2/3 der Zunge. sche Untersuchung
Diagnostik: Chordektomie → Kehlkopfoperation – Bestimmung von Antikörpern (Blutgruppe,
– Doppler-Sonografie Chordom n: engl. chordoma. Von den Resten Infektionen)
– postpartal durch histopathologische Unter- der embryonalen Chorda* dorsalis ausgehender, – Nachweis von Virus-DNA
suchung der Plazenta. destruktiv wachsender und selten metastasie- – intrauterine Transfusion
Chorangiosis placeø ntae → Plazentationsstö- render Tumor. Chordome sind meist an der – Gabe von Antiarrhythmika bei fetalen Herz-
rung Schädelbasis (am Clivus Blumenbachii) und am rhythmusstörungen
Choø rda arteriae umbilicalis f: engl. cord of um- Steißbein lokalisiert. Histologisch erscheinen – selektiver Fetozid*, z. B. bei höhergradigen
bilical artery; syn. Chorda a. umbilicalis. Binde- sie als pflanzenartige Zellen in gallertiger Mat- Mehrlingen.
gewebsstrang zum Nabel, der aus der Pars oc- rix. Chorea f: Distal betonte Bewegungsstörungen
clusa der A. umbilicalis entsteht. Die Chorda ar- Chordotomie f: engl. cordotomy; syn. Cordoto- mit unwillkürlichen, unregelmäßigen (nicht-
teriae umbilicalis liegt in der Plica umbilicalis mie. Neurochirurgische Durchtrennung des rhythmischen, nichtrepetitiven), kurz dauern-
medialis. Tracturs spinothalamicus im Vorderseiten- den, raschen, häufig asymmetrischen Bewegun-
Choø rda dorsalis f: engl. notochord. Erstes pri- strang des Rückenmarks zur Schmerzbehand- gen, die gestischen Charakter annehmen kön-
mitives Stützskelett in der Entwicklungsphase lung. Die Chordotomie wird nur noch selten nen und im Schlaf sistieren, Als hyperkinetisch-
von der 2- zur 3-blättrigen Keimscheibe*, zwi- palliativ angewandt bei tumorbedingten hypotone Form der extrapyramidalen Sympto-
schen Entoderm* und Ektoderm*. Sie entsteht Schmerzen auf der kontralateralen Köperseite. me* gehen sie mit Hyperkinese* und allgemei-
aus Zellen im Dach des Chorda(kopf)fortsatzes Eine initiale Besserung oder Beseitigung der ner Hypotonie* der Muskulatur einher. Thera-
und reicht im ausdifferenzierten Zustand vom Schmerzen gelingt bei 90 %, nach einem Jahr piert wird symptomatisch mit Antihyperkine-
Primitivknoten bis zur Rachenmembran. Ab- noch bei 50–60 % der Betroffenen. tika.
kömmlinge sind der Nucleus* pulposus und das Formen: Die Schmerzbesserung beginnt meist Vorkommen: U. a.
Ligamentum apicis dentis. 3–5 Segmente unterhalb der Durchtrennung. – Chorea* Huntington (sog. Chorea major)
Choø rdae tendineae coø rdis f pl: engl. chordae Daher verwendet man z. B. die – benigne familiäre Chorea: 1. autosomal-do-
tendinae; syn. Sehnenfäden. Sehnenfäden zwi- – Offene, direkte thorakale Chordotomie mik- minant erbliche Erkrankung 2. TITTF1-Gen-
schen der Innenwand der Herzkammern und rochirurgisch nach Rückenmarksfreilegung mutation (Genlocus 14q13) ohne Progredi-
den Segelklappen. an der oberen Brustwirbelsäule Th2/3 bei enz und ohne Entwicklung einer Demenz
Choø rdafortsatz m: engl. chordal process; syn. Schmerzen in Beinen, Becken, Bauch 3. Manifestation im Kindesalter
Kopffortsatz. Mesodermstreifen, der als Vertie- – perkutane Chordotomie an der Halswirbel- – Chorea* minor Sydenham
fung der Primitivgrube bis zur Prächordalplatte säule (zervikale Thermokoagulation*) in Hö- – Wilson*-Krankheit
der Keimscheibe nach vorn reicht. he C1/2 bei Schmerzen in Brust und Armen, – Neuroakanthozytose*
Aufbau: Am Boden des Chordafortsatzes befind- Vorgehen: 1. Punktion unter Impedanzmes- – dentatorubro-pallidolysische Atrophie
liche Zellen verschmelzen mit darunter liegen- sung, CT-geführt 2. dann zervikale Chordo- – Chorea senilis: 1. im Alter auftretendes cho-
den Entodermzellen und degenerieren mit die- tomie mit Thermokoagulation* ca. 65–70 °C reatisches Syndrom mit Beteiligung der Ge-
sen. Dadurch entstehen Perforationen und eine für 20–30 s. sichtsmuskulatur 2. auch als Hemichorea*
offene Verbindung zwischen Amnionhöhle und Indikation: Nur noch selten bei konservativ the- 3. Ursache z. B. ischämischer Schlaganfall*
sekundärem Dottersack (siehe Canalis neurente- rapieresistenten, tumorbedingten Schmerzen – im Rahmen einer Schwangerschaft als Chorea
ricus). Die Zellen am Dach dieses Kanals bilden (eingeschränkte Lebenserwartung) in der kont- gravidarum: 1. meist zwischen 3. und 5. Mo-
die Chordaplatte, aus der sich die Chorda* dor- ralateralen Körperhälfte unterhalb des Ein- nat v. a. der ersten Schwangerschaft auftre-
salis entwickelt. griffs, z. B. bei Opiod-Intoleranz. tend 2. wahrscheinlich Erwachsenenform
Chordata f pl: syn. Chordatiere. Tierstamm be- Komplikationen: von Chorea minor Sydenham
stehend aus Kopelaten (kleine marine Arten), – Ödem des Rückenmarks mit Hemiparese – Chorea electrica: 1. Form der Encephalitis* le-
Akraniern (Schädellose), Tunikaten (Manteltie- – Atemstörungen thargica 2. mit synchronen Myoklonien* v. a.
re) und Vertebraten (Wirbeltiere). Gemeinsam der Nacken- und Schultergürtelmuskulatur
Chorea Huntington 332
Formen: rechnet anhand IE = KG (kg) × gewünschter Fak- fen zur verbesserten Darstellung von Karzino-
– Altersbedingte Choroideasklerose: 1. v. a. tor-IX-Anstieg (%) × 1,1. men, intraepithelialen Neoplasien (IEN) und
durch Atrophie des Kapillarnetzes der Choro- Einteilung: Blutgerinnung* (Tab. 1 dort). Metaplasien im oberen und unteren Gastroin-
idea* bedingte bessere Sichtbarkeit der gro- Chrobak-Zeichen n: engl. Chrobak’s sign; syn. testinaltrakt.
ßen Aderhautgefäße ohne wesentliche Wand- Chrobak-Sondenversuch. Tiefes Einsinken einer chromogen: engl. chromogenic. Farbstoff bil-
veränderungen 2. selten Abnahme der zent- dünnen Sonde in nekrotisches Gewebe bei Vor- dend, z. B. chromogene Bakterien.
C ralen Sehschärfe liegen eines Zervixkarzinoms*. Chromomere n pl: engl. chromomeres. Hetero-
– primäre Choroideasklerose: 1. diffuse oder Chrom n: engl. chromium. Chemisches Element chromatische Verdickungen in Chromatiden*
fokale, genetisch bedingte Atrophie des Ka- aus der Chromgruppe. Es ist ein essenzielles mit erhöhtem DNA-Gehalt.
pillarnetzes und der kleinen Aderhautgefäße Spurenelement*. Als Metall ist es silberglän- Chromomykose f: engl. chromomycosis; syn.
2. schwere Sehschärfenminderung bei Befall zend, zäh, dehn- und schmierbar sowie außer- Chromoblastomykose. Hauptsächlich in Tropen
der Macula lutea ordentlich widerstandsfähig. Chrom(III)-Ver- und Subtropen vorkommende Pilzinfektion der
– sekundäre Choroideasklerose: Folge schwerer bindungen gelten als notwendiges Spurenele- Haut durch Chromomyzeten (Schwärzepilze).
entzündlicher, traumatischer oder degenera- ment, auf der anderen Seite sind Chrom(IV)- Eintrittspforten sind meist kleinste Hautverlet-
tiver Vorgänge in der Choroidea. und Chrom(VI)-Verbindungen stark giftig. zungen. Die Erkrankung verläuft chronisch-
Choroidepitheliom → Plexuspapillom Chromatiden n pl: engl. chromatids. Die aus progressiv, langwierig und mitunter therapiere-
Choroiditis f: Entzündung der Choroidea* mit Chromatin* bestehenden 2 identischen Hälften sistent. Die Diagnosestellung erfolgt durch his-
Sehschärfenverlust bei zentraler Lage in Rich- eines Chromosoms, die durch das Zentromer* tologischen und kulturellen Erregernachweis,
tung Macula lutea. Die Diagnose erfolgt durch zusammengehalten werden. Sie werden auch eine systemische antimykotische Langzeitthera-
Ophthalmoskopie. Die Therapie besteht in der Schwesterchromatiden genannt. pie ist erforderlich, häufig auch chirurgische
Behandlung der Grunderkrankung und evtl. Vi- Chromatin n: Mit spezifischen Farbstoffen an- Eingriffe.
trektomie*. färbbare Substanz im Karyoplasma. Der nicht Chromopertubation → Pertubation
Einteilung: Nach anfärbbare Teil wird als Achromatin (Linin) be- chromophob: engl. chromophobic. Ohne Affini-
– Lokalisation: zentral, juxtapapillär, dissemi- zeichnet. Aus Chromatin gehen die in der Zell- tät zu Farbstoffen, schwer färbbar, farbabwei-
niert teilungsphase (siehe Zellzyklus*) sichtbaren send.
– Erreger: z. B. bei Toxoplasmose, Tuberkulo- Chromosomen* hervor. Chromopsie f: engl. chromopsia; syn. Chroma-
se, Syphilis, Borreliose, Candida-Mykose Chromatografie f: engl. chromatography; syn. topsie. Sehstörung, bei der alles in einem be-
– Entstehungsart: Choroiditis metastatica bei Chromatographie. Am häufigsten angewende- stimmten Farbton gesehen wird, beispielsweise
Sepsis oder generalisierter Infektion. tes physikalisch-chemisches Verfahren zur gelb (Xanthopsie*), rot (Erythropsie*), grün
Diagnostik: In der Ophthalmoskopie gelblich Trennung von Substanzen in komplexen Stoff- (Chloropsie) oder blau (Zyanopsie*). Ursachen
weißes, unscharfes Infiltrat (frische Entzün- gemischen durch Aufteilung der zu trennenden sind Kunstlinsen, Aphakie, Medikamente, Ver-
dung) oder scharf begrenzter pigmentierter Substanzen in eine stationäre und eine mobile giftungen, Glaskörper- und Netzhautblutun-
Herd (alte Entzündung) am Augenhintergrund, Phase. Zur Identifizierung oder Quantifizie- gen, Optikusatrophie* bei Tabes* dorsalis,
oft in Kombination mit Befall der Retina als rung der getrennten Stoffe sind weitere Analy- Schneeblindheit, Makulopathie* durch Lichtbo-
Chororetinitis. Rezidive entstehen häufig am seschritte erforderlich (Fotometrie, Radioaktivi- gen beim Schweißen sowie Arbeiten an mono-
Rand alter Narben. tätsmessung). chromen Videodisplay-Terminals.
Chororetinopathiøa centralis serosa f: Maku- chromatophil: engl. chromatophilic. Leicht Chromosomen n pl: engl. chromosomes. Mikro-
lopathie unklarer Ätiologie infolge subretinaler färbbar. skopisch sichtbare, gefärbte Körperchen, die die
Flüssigkeitsansammlung mit plötzlich einset- Chromatophoren n pl: engl. chromatophores. genetische Information* tragen. Chromosomen
zendem, mäßigem Sehschärfeverlust, zentra- Begriff mit mehreren Bedeutungen: zum einen erscheinen faden- oder schleifenförmig und
lem Skotom* und Metamorphopsie*. Die Er- Ausdruck für pigmenthaltige Zellen bei Wirbel- sind Bestandteile des Zellkerns.
krankung mit hoher Selbstheilungsrate betrifft tieren und Krebstieren (z. B. Melanozyten beim Vorkommen: In einer befruchteten Eizelle (Zy-
v. a. Männer zwischen dem 20. und 45. Lj. In Menschen), zum anderen Bezeichnung für pig- gote) und in allen Körperzellen sind die Chro-
manchen Fällen ist eine Laserkoagulation erfor- menttragende Organellen von Pflanzenzellen mosomen doppelt vorhanden, man spricht von
derlich. (farbige Plastiden, insbesondere Chloroplasten einem diploiden Chromosomensatz. Eine
Prognose: und Chromoplasten) und fototrophen Bakteri- Ausnahme bilden die Geschlechtschromosomen
– Spontanheilung in 80–90 % der Fälle en (von einer einfachen Membran umgebene Ve- des heterogametischen Geschlechts, beim Men-
– Wiederherstellung der ursprünglichen Seh- sikel mit Fotosynthesepigmenten). schen der Mann. In Keimzellen ist nach der Rei-
schärfe meist innerhalb von 1–6 Monaten Chromatopsie → Chromopsie feteilung (Meiose*) nur ein einfacher, haploi-
– hohe Rezidivrate (ca. 40 %). Chromintoxikation f: engl. chromium poison- der Chromosomensatz vorhanden. Die An-
Christian-Schüller-Krankheit → Hand-Schül- ing. Intoxikation mit Chrom, meist bei berufli- zahl der Chromosomen ist artspezifisch ver-
ler-Christian-Krankheit chem Kontakt (BK Nr. 1103) mit Chromaten (re- schieden. Beim Menschen gibt es insgesamt 46
Christmas Disease → Hämophilie sorbierbare Chrom(VI)-Verbindungen) in Galva- Chromosomen (siehe Karyogramm*, Abb. dort):
Christmas-Faø ktor m: engl. christmas factor. nik, Gerbereien oder Färbereien. Dabei treten Neben 22 Paaren von Autosomen (homologe
Faktor IX der Blutgerinnung*. Mangel an Fak- Reizungen, Verätzungen und Ulzerationen der Chromosomen) sind als Gonosomen (Ge-
tor IX führt zu Hämophilie* B. Bei dieser Erkran- Haut und Schleimhäute auf (insbesondere ein schlechtschromosomen) das relativ große X-
kung und bei allen anderen Formen erworbener perforierendes Nasenscheidewandulkus). Chromosom und das sehr viel kleinere Y-Chro-
Faktor-IX-Mangelzustände wird Faktor IX i. v. Chromoblastomykose → Chromomykose mosom vorhanden. Diese bestimmen das Ge-
verabreicht. Die erforderliche Menge wird be- Chromoendoskopie f: engl. chromoendoscopy. schlecht:
Endoskopie* mit Aufsprühen von Vitalfarbstof-
335 Chronische eosinophile Pneumonie
– Weiblich: von Mutter und Vater je ein X- von diagnostischen oder therapeutischen
Chromosomenaberration:
Chromosom Abkürzungen (Beispiele) nach International Farbstoffen (z. B. Methylenblau, Arzneimittel)
– männlich: von der Mutter ein X- und vom System of Cytogenetic Nomenclature (Abk. – Vitamine: 1. B-Komplex 2. Flavine.
Vater ein Y-Chromosom. ISCN). Chronaxie f: engl. chronaxy; syn. Kennzeit. Mi-
Einteilung: Nach Größe und Zentromerposi- nimale Reizdauer, die bei doppelter Rheobase
tion: Abkürzung Bedeutung noch einen Nervenimpuls hervorruft. Als Rheo-
– Metazentrisch t Transversion base wird die Mindeststromstärke bezeichnet, C
– submetazentrisch die bei lang andauernder Reizung mit galvani-
– akrozentrisch. inv Inversion schem Strom zum Auslösen eines Nervenimpul-
Siehe Denver-Klassifikation. i Isochromosom ses notwendig ist. Chronaxie ist ein Maß für die
Aufbau: Chromosomen bestehen hauptsächlich ter Terminal Erregbarkeit eines Nerven. Siehe Abb.
aus Chromatin*, v. a. DNA*, Histonen und
Nichthistonen. Die Gene sind überwiegend li- f Fragment
near angeordnet, mit Ausnahmen wie etwa bei r Ring
einem im Intron* eines anderen Gens lokalisier-
m Markerchromosom
ten Gen. Das Chromosom wird durch das Zent-
romer* in einen kurzen (p-) und einen langen – fehlend
(q-) Arm unterteilt (vgl. Genlocus*, Abb. dort). + zu viel
Die Endstrukturen werden als Telomere be-
zeichnet.
Chronaxie: Reizzeit-Intensitätskurve.
Chromosomenaberration f: engl. chromosome
aberration. Abweichung von der normalen podiploid (monosom) sind. Beim Ausreifen die-
Struktur (strukturelle Chromosomenaberrati- ser meist nicht lebensfähigen (Letalfaktor) aber- chronisch: engl. chronic. Langsam sich entwi-
on) oder der normalen Anzahl (numerische ranten Zellen kommt es zum Übergang des um ckelnd, langsam verlaufend; im klinischen
Chromosomenaberration) der Chromosomen*. ein Chromosom vermehrten oder verminderten Sprachgebrauch ein (psychopathologischer) Zu-
Das Risiko für chromosomale Abweichungen Chromosomensatzes in alle Zellen des neu ent- stand, der sich durch eine persistierende Symp-
beim Kind steigt mit dem Alter der Mutter. standenen Organismus. Das Risiko für Chromo- tomatik auszeichnet. Der gegensätzliche Begriff
Formen: somenaberrationen steigt mit zunehmendem zu chronisch lautet akut.
– Strukturelle Chromosomenaberration: Alter der Mutter an: Chronische Appendizitis f: syn. chronisch re-
1. bei Verlust (Deletion*) oder Vermehrung – Alter 35 J.: 1 % der Schwangerschaften zidivierende Appendizitis. Nicht mehr ge-
(Duplikation, Insertion) von genetischem – Alter 40 J.: 2,3 % der Schwangerschaften bräuchliche Bezeichnung für eine mild verlau-
Material 2. als sog. balancierte Chromoso- – Alter 45 J.: 6,2 % der Schwangerschaften. fende Form der Appendizitis*. Intraoperativ
menaberration bei Mutation* mit unverän- Chromosomenanalyse → Molekulargenetik finden sich makroskopisch keine Anzeichen ei-
derter Menge des genetischen Materials (ba- Chromosomenanalyse → Zytogenetik ner Appendizitis, jedoch findet sich in > 50 %
lancierte Translokation*, Inversion*) Chromosomendeletion → Deletion der pathohistologisch aufgearbeiteten Präpara-
– numerische Chromosomenaberration: An- Chromosomenmutation → Mutation [Biolo- te eine neurogene Appendikopathie.
euploidie (v. a. Trisomie*; Monosomie*): gie] Chronische eosinophile Pneumonie f: syn. eo-
1. autosomal: z. B. Trisomie 21 (Down*-Syn- Chromosomenzählung → Karyogramm sinophiles Lungeninfiltrat. Chronische Pneu-
drom), Trisomie* 18, Trisomie 13, Trisomie 8 Chromosomenzählung → Zytogenetik monie* unbekannter Ursache mit charakteristi-
2. gonosomal: z. B. Klinefelter*-Syndrom, Chromosom-5p–-Syndrom → Katzenschrei-
Trisomie* X, XYY*-Syndrom, Turner*-Syn- Syndrom
drom. Chromozeø ntren n pl: engl. chromocenters. Gut
Diagnostik: Im Rahmen der zytogenetischen anfärbbare Strukturen im Ruhekern (siehe Zell-
Chromosomenanalyse z. B. mit Fluoreszenz-in- zyklus*), die mit heterochromatischen Chromo-
situ-Hybridisierung. Angabe entsprechend defi- somenabschnitten identisch sein sollen.
nierter Nomenklatur (Tab.), z. B. Chromsäure → Chrom
– Karyotyp* 46,XY, del(5) (pter–p.15.1) für Chromurie f: engl. chromaturia. Färbung des
männliches Individuum mit diploidem Urins. Eine Chromurie hat nicht immer eine
Chromosomensatz und Deletion am kurzen krankhafte Ursache wie z.B. nach dem Genuss
Arm von Chromosom 5 von terminal bis 15.1 bestimmter Lebensmittel wie Rote Bete. Eine
(siehe Genlocus*, Abb. dort) Chromurie als Symptom einer Erkrankung
– Karyotyp* (47,XX,+18) für weibliches Indivi- kommt beispielsweise vor bei Gelbsucht (Ikte-
duum mit Trisomie 18. rus), Porphyrie oder Hämolyse.
Ursache: Wahrscheinlich sind Chromosomen- Ursachen:
aberrationen häufig durch Störung der Meiose* – Endogene Farbstoffe: 1. Urochrome 2. Urobi-
bedingt, auch nach Störungen in den Fur- linogen* 3. Bilirubin 4. Porphyrin 5. Trypto-
chungsteilungen der Zygote treten sie auf. Bei phan 6. Homogentisinsäure 7. Hämoglobin
numerischen Chromosomenaberrationen ent- (Hämolyse*) 8. Myoglobin
steht nach der Befruchtung ein Embryo, dessen – exogene harnfähige Farbstoffe, z. B. bei: Chronische eosinophile Pneumonie: typische peri-
Zellen entweder hyperdiploid (trisom) oder hy- 1. Verzehr von Roter Bete 2. Verabreichung pher und apikal betonte Infiltration der Lunge. [103]
Chronische Glomerulonephritis 336
rapiestart besteht bei Vorliegen eines Stadium – Chronisch stabile Phase (Dauer: 6 Monate bis Prognose: Seit Verfügbarkeit der Tyrosinkinase-
Binet C sowie in früheren Stadien bei Vorliegen 20 Jahre) inhibitoren beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate
weiterer Parameter für eine Therapiepflichtig- – Akzelerationsphase: Dauer einige Monate 90 %.
keit: – Blastenschub oder Blastenkrise: unbehandelt Chronobiologie f: engl. chronobiology. Wissen-
– Neuauftreten/Progression von Anämie und/ innerhalb weniger Wochen letal. schaft von zeitlichem Ablauf und biologischen
oder Thrombozytopenie Die Blastenkrise ist mit einer akuten* Leukämie Rhythmen der Körperfunktionen, z. B. zirkadi-
C – fortgeschrittene (> 6 cm unter dem Rippen- gleichzusetzen. Im Gegensatz zur chronischen ane Rhythmen wie Schlaf-Wach-Rhythmus,
bogen), zunehmende und/oder symptomati- Phase zeigt sich hier häufig eine Therapieresis- Menstruationszyklus bei der Frau im gebärfähi-
sche Splenomegalie tenz und eine rasche Progression der Knochen- gen Lebensalter sowie Rhythmus von Atmung
– ausgeprägte (> 10 cm im Durchmesser), pro- markinsuffizienz (Blutungen, Anämie, Infekti- und Herzschlag.
grediente und/oder symptomatische Lymph- onen) mit tödlichem Ausgang. Chronotherapie f: engl. chronotherapeutics.
adenopathie Klinik: Bei Diagnosestellung liegt die CML Oberbegriff für Therapieformen, bei denen in
– Autoimmunzytopenie ohne Ansprechen auf meist in der chronischen Phase vor und wird Anlehnung an den zirkadianen Rhythmus* der
Standardtherapie oft als Zufallsbefund im Rahmen einer Routine- optimale Zeitpunkt für eine therapeutische In-
– Auftreten eines der folgenden Symptome: Blutabnahme entdeckt. Ohne Therapie kommt tervention gewählt wird.
1. ungewollter Gewichtsverlust 2. Fieber un- es zum Fortschreiten der Erkrankung mit Einsatz:
klarer Genese 3. Nachtschweiß 4. schwerwie- schlussendlicher terminaler Blastenkrise, die – In der Onkologie werden häufig die individu-
gende Fatigue. ohne Therapie rasch letal endet. Bei symptoma- ellen zirkadianen Schwankungen der Abbau-
Zeigen die Patienten abgesehen von der CLL we- tischen Patienten zeigen sich als Symptome: vorgänge in der Leber bei der Gabe von Zyto-
nig bis keine Komorbiditäten und ist die Nie- – Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Leistungs- statika berücksichtigt.
renfunktion normal, ist Therapie der ersten schwäche – In der Psychiatrie sind chronotherapeutische
Wahl die Gabe von Fludarabin, Cyclophospha- – Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust Interventionen Lichttherapie und therapeuti-
mid und Rituximab. Alternativ kann die Kom- – Knochenschmerzen scher* Schlafentzug.
bination Bendamustin mit Rituximab einge- – Oberbauchbeschwerden (Milzvergrößerung). chronotrop: engl. chronotropic. Den Zeitablauf,
setzt werden. Letzteres stellt auch bei komorbi- Diagnostik: im engeren Sinn die Schlagfrequenz des Her-
den Patienten eine gute Therapiemöglichkeit – Laborchemisch: in der chronischen Phase der zens beeinflussend. Ein positiv chronotroper
dar, ebenso wie Chlorambucil. Durch die Zuga- CML Leukozytose mit pathologischer Links- (z. B. Sympathikus) Effekt steigert die Herzfre-
be des monoklonalen CD20-Antikörpers konnte verschiebung im Differenzialblutbild; außer- quenz*. Ein negativ chronotroper (z. B. Para-
der Erfolg der Standardtherapie signifikant ver- dem auffallend ist das vermehrte Auftreten sympathikus) Effekt mindert die Herzfrequenz.
bessert werden. Aktuell rücken zahlreiche wei- von Basophilen und/oder Eosinophilen; häu- Churg-Strauss-Syndrom n: engl. Churg-Strauss
tere Substanzen, sogenannte „targeted thera- fig zeigt sich auch eine Anämie und/oder syndrome; syn. allergische Granulomatose. Eosi-
pies“, in den Fokus der CLL-Therapie, so Ibruti- Thrombozytose nophilenreiche und granulomatöse Entzün-
nib, Idelalisib und Venetoclax. – klinisch: unterschiedlich ausgeprägte Sple- dung des Respirations- und Gastrointestinal-
Prognose: Ungünstige prognostische Faktoren nomegalie trakts mit nekrotisierender, ANCA-assoziierter,
sind: – molekulargenetisch: Bei einem Großteil der systemischer Vaskulitis der kleinen bis mittel-
– Stadien RAI III/IV oder Binet B/C CML-Patienten liegt die spezifische Translo- großen Gefäße (Kleingefäßvaskulitis). Die auch
– initiale Lymphozytenzahl im Blut > 50 000/ kation t(9; 22)(q34; q11) mit der Ausbildung als allergische Granulomatose bezeichnete Er-
μl des pathognomonischen Philadelphia-Chro- krankung ist mit Asthma bronchiale und Eosi-
– Lactatdehydrogenase > 240 U/l mosoms (22q-) vor. Dadurch kommt es zu ei- nophilie* assoziiert. Diagnostiziert wird biop-
– beta2-Mikroglobulin > 3,5 mg/l ner Fusion der Gene der Abelson-Tyrosinki- tisch und laborchemisch, behandelt mit Im-
– komplexe zytogenetische Aberrationen: nase (ABL-Tyrosinkinase) mit dem Gen der munsuppressiva.
1. p53-Mutation 2. del 11q 3. del 17p. Breakpoint Cluster Region (BCR). Dabei ent- Chutta-Karzinom → Oropharynxkarzinom
Chronisch-myeloische Leukämie: syn. chro- steht BCR-ABL, welches konstitutive Tyro- Chvostek-Zeichen n: engl. Chvostek’s sign; syn.
nische myeloische Leukämie; Abk. CML. Klona- sinkinase-Aktivität ausübt und zur onkoge- Fazialiszeichen. Kontraktion der gleichseitigen
le, myeloproliferative Erkrankung der pluripo- nen Transformation führt. Gesichtsmuskulatur bei Beklopfen des Fazialis-
tenten hämatopoetischen Stammzelle. Eine Therapie: Die CML ist eine chronische Erkran- stamms vor dem Ohr als klinisches Zeichen neu-
CML äußert sich häufig mit Splenomegalie und kung, die medikamentös derzeit nicht geheilt romuskulärer Übererregbarkeit bei Tetanie*.
Blutbildveränderungen, die Diagnose wird werden kann. Einziger kurativer Therapiean- Chylaø skos → Chyloperitoneum
durch den Nachweis der bcr-abl-Translokation satz für einzelne ausgewählte Patienten ist die Chylaszites → Chyloperitoneum
gestellt. Durch die Therapie mit einem oralen allogene Stammzelltransplantation. Aktuelle Chylomediastinum n: Ansammlung von Chy-
Tyrosinkinasehemmer werden ausgezeichnete Therapien zielen darauf ab, die Erkrankung lus* im Mediastinum*, die v. a. im Rahmen ei-
Überlebensraten erreicht. weitestgehend zurückzudrängen und eine Pro- nes Chylothorax* (Ansammlung von Lymphe
Epidemiologie: gression zu verhindern. im Pleuraspalt), nach thoraxchirurgischen (v. a.
– Die Inzidenz liegt bei etwa 1,5 pro 100 000 – Erstlinientherapie mit Tyrosinkinaseinhibi- Ösophagektomie*) oder kardiochirurgischen
Einwohner pro Jahr. toren (TKI) wie Imatinib, Nilotinib und Dasa- Eingriffen, selten bei Thoraxtrauma und sehr
– Männer erkranken häufiger als Frauen. tinib. TKI hemmen das BCR-ABL-Protein selten nichttraumatisch auftritt.
– Die CML kann in allen Altersgruppen vor- und blockieren somit deren Aktivität Chyloperikard n: engl. chylopericardium. Herz-
kommen, ein Gipfel liegt bei 55–60 Jahren. – bei TKI-Unverträglichkeit ggf. Einsatz von beutelerguss mit Ansammlung von Chylus* im
Krankheitsphasen: Die CML wird in 3 Krank- Interferon-alpha. Herzbeutel. Das Chyloperikard tritt idiopa-
heitsphasen unterteilt: thisch auf, außerdem infolge Trauma (OP), Ent-
339 Circuli arteriosi irides
zündung oder Tumoren mit Beteiligung des sin ist bei einer exokrinen Pankreasinsuffizienz, Cilia → Zilien
Ductus* thoracicus sowie bei angeborener Fehl- z. B. bei chronischer Pankreatitis, im Stuhl er- Ciliata → Protozoen
bildung des Lymphgefäßsystems (lymphogra- niedrigt. Cilien → Zilien
fisch nachweisbar). Referenzbereich: > 6 U/g Stuhl. Cimex lectularius → Wanzen
Chyloperitoneum n: syn. Chylaskos. Ansamm- Chymotrypsintest m: engl. chymotrypsin test. CIMF: Abk. für → Myelofibrose, chronische
lung von Chylus* in der Bauchhöhle, z. B. infol- Veralteter Suchtest bei Verdacht auf exokrine idiopathische
ge Ruptur einer chylösen Zyste (angeboren), Pankreasinsuffizienz*, mittlerweile ersetzt Cimicosis f: syn. Cimikose. Befall durch Bett- C
durch Verletzung chylöser Gefäße oder auf- durch den Elastase*-1-Test. wanzen (vgl. Wanzen*) mit heftig juckenden In-
grund eines Chylusstaus, bedingt durch Hernia- ChyXmus m: engl. chyme. Mit den Verdauungs- sektenstichen, hauptsächlich an unbekleideten
tion und Inkarzeration. säften vermischter Speisebrei, der über Mund, Hautarealen. Bettwanzen sind nachtaktive Ek-
Chylothorax m: Intrapleurale Ansammlung Ösophagus und Magen in den Darm gelangt. toparasiten*, die ihren Wirt (Menschen, Haus-
von Chylus* (chylöser Pleuraerguss*). CI: Abk. für → Cochlear Implant tiere) nur zum Blutsaugen aufsuchen und sich
Ursachen: CI: Abk. für engl. cardiac index → Herzindex tagsüber in trockenen, dunklen Verstecken auf-
– Traumatisch CIAS-1-Syndrom: Abk. für cold-induced auto- halten. Die Diagnosestellung erfolgt klinisch
– Perforation des Ductus* thoracicus: 1. iatro- inflammatory syndrome 1 → CAPS und anamnestisch, therapiert wird symptoma-
gen (z. B. bei Thorakotomie*) 2. durch Verle- CIC: Abk. für engl. clean intermittent catheteri- tisch.
gung ableitender Lymphgefäße (z. B. bei zation → Katheterismus, intermittierender Cimino-Fiøstel → Dialyseshunt
Lymphangioleiomyomatose*, Non*-Hodg- Cicatrix → Narbe Cinchocain n: engl. cinchocaine. Langwirksa-
kin-Lymphom o. a. Tumor). Ciclopirox n: syn. Ciclopiroxum (PH.EUR.8). mes Lokalanästhetikum, das aufgrund seiner
Therapie: Antimykotikum, das bei Pilzinfektionen der Toxizität hauptsächlich als Oberflächenanäs-
– Konservativ durch parenterale Ernährung Haut und Nägel, bei Vaginalmykosen und se- thetikum eingesetzt wird. Es ist in schmerzlin-
und Thoraxdrainage* borrhoischer Dermatitis als Salbe aufgetragen dernden Hämorrhoidensalben und -zäpfchen
– bei Persistenz operativ: 1. videoassistierte wird. Es wirkt gegen Candida* und Dermato- sowie in fixer Kombination mit Dexamethason*
thorakoskopische Chirurgie (VATS) rechts phyten*. Selten kommt es zu Juckreiz oder in Ohrentropfen zur Behandlung der Otitis* ex-
zur Ligatur des Ductus thoracicus 2. bei Er- Brennen, von einer Anwendung am Auge oder terna enthalten. Zu den Nebenwirkungen zäh-
krankung des Lymphsystems ist zusätzlich auf offenen Wundflächen ist abzusehen. len Juckreiz, Brennen und Kontaktekzeme.
partielle Pleurektomie erforderlich. Ciclopiroxolamin → Ciclopirox Cincinnati Prehospital Stroke Scale → Focu-
Chylozele f: engl. chylocele. Ansammlung von Ciclosporin n: engl. ciclosporine. Zyklisches Po- sed Assessment with Sonography for Trauma
Flüssigkeit aus den Darmlymphgefäßen (Chy- lypeptid, das als Calcineurin-Inhibitor wirkt. Cine-MRT → Magnetresonanztomografie
lus*) zwischen viszeralem und parietalem Anteil Als hochwirksames Immunsuppressivum wird Cinnarizin n: Kalzium*-Antagonist und Hista-
der Tunica vaginalis testis (Hydrozele*). Eine Ciclosporin bei Organ- und Knochenmarks- min-Rezeptoren-Blocker, der bei peripheren
Chylozele kommt vor im Rahmen einer Ele- transplantationen sowie bei Autoimmuner- und zentralen Durchblutungsstörungen sowie
phantiasis*. krankungen eingesetzt, häufig in Kombination Schwindel unbekannter Genese verwendet
Chylurie f: engl. chyluria. Milchige Trübung des mit Azathioprin und Glukokortikoiden als wird. Cinnarizin verlängert die QT*-Zeit und
Harns durch Beimengung von Chylus bei Chy- Triple-Drug-Therapie. Nephro- und Hepatoto- darf nicht bei Epilepsie* oder Asthma* bronchi-
lusfistel mit Anschluss an den Harntrakt. xizität gehören zu den Nebenwirkungen. ale eingesetzt werden. Wechselwirkungen be-
Chylus m: engl. chyle. Milchig-trüber Inhalt der Indikationen: stehen mit verschiedenen Antidepressiva* und
Darmlymphgefäße. Chylus enthält einen hohen – Unterdrückung der Transplantatabstoßung Aminoglykosid*-Antibiotika. Cinnarizin wird
Anteil an Chylomikronen, die in der Darmmu- nach Organ- und Knochenmarkstransplanta- oft in Kombination mit Dimenhydrinat* einge-
kosa synthetisiert werden und die aus der Nah- tionen (Mittel der Wahl) setzt.
rung aufgenommene Fette binden. Von den – Graft-versus-Host-Reaktion CIPO: Abk. für chronic intestinal pseudoob-
Dünndarmzotten wird der Chylus über den – schwere endogene Uveitis struction → Pseudoobstruktion, chronische in-
Ductus* thoracicus in den Angulus venosus si- – schwerste therapieresistente Formen der Pso- testinale
nister geleitet. riasis Ciprofloxacin n: Breitband-Antibiotikum aus
Chylusfistel f: engl. chyle fistula. Verbindung – steroidabhängiges und steroidresistentes der Gruppe der Fluorchinolone mit topischer,
zwischen chylushaltigen Lymphgefäßen (v. a. nephrotisches Syndrom intravenöser und oraler Anwendung, das insbe-
Darmlymphgefäße und Ductus* thoracicus) – schwere aktive rheumatoide Arthritis sondere gegen aerobe gramnegative Keime so-
und anderen Organen. – schwere atopische Dermatitis wie Chlamydien* und Mycoplasmen wirkt.
Formen: – als Augentropfen bei schwerer Keratitis. Während der Therapie sind kalziumhaltige
– Chylurie* bei Anschluss an den Harntrakt CIDP: Abk. für engl. chronic inflammatory de- Nahrungsmittel und UV-Strahlung zu meiden.
– chylöse Kolporrhö bei Anschluss an Vagina myelinating polyneuropathy → Guillain-Barré- Zu den Nebenwirkungen zählen gastrointesti-
oder Uterus Syndrom nale und muskuloskelettale Beschwerden sowie
– Chylothorax* bei Fistelverbindung im Tho- Ciguatera f: Intoxikation durch Verzehr von psychiatrische Störungen.
raxbereich. Meerestieren, die das Nervengift Ciguatoxin circinatus: engl. circinate; syn. zirzinär. Kreis-
Chymotrypsin n: syn. Alpha-Chymotrypsin, (hemmt Na+-Kanäle) und Maitotoxin enthalten. förmig.
Chymotrypsin A, Chymotrypsin B. Verdauungs- Betroffene zeigen z. B. Krämpfe und Lähmungs- Ciørculi arteriosi irides m: engl. circulus arterio-
enzym aus der Gruppe der Serinproteasen. Die erscheinungen, 7 von 100 sterben. Eine voll- sus of iris; syn. Circulus arteriosus iridis. Gefäß-
inaktive Vorstufe, Chymotrypsinogen, wird im ständige Genesung kann jahrelang dauern. Spe- ringe (Circulus arteriosus iridis major und Cir-
Pankreas gebildet, im Darmlumen durch Tryp- zifische Antidote gibt es nicht. culus arteriosus iridis minor) an der Wurzel und
sin gespalten und damit aktiviert. Chymotryp- Ciguatoxin → Ciguatera am Pupillarrand der Regenbogenhaut des Au-
Circulus 340
ges. Die Circuli arteriosi irides werden von den die Verschlimmerung einer Störung durch die sammen mit Faktor Va; Substrat: Faktor II). Sie-
Aa. ciliares posteriores longae und den Aa. cilia- zweckmäßige Behandlung einer anderen Stö- he Blutgerinnung*. Abb. 1 dort.
res posteriores breves versorgt. rung. Klinische Bedeutung: Regionale Citratantikoa-
Ciørculus m: engl. circle. Kreis. Beispiel: Der chronische Gebrauch von Laxanzi- gulation insbesondere im Rahmen von kontinu-
Ciørculus arteriosus ceø rebri m: engl. cerebral ar- en* führt zu Elektrolytstoffwechselstörungen, ierlichen Nierenersatzerfahren auf der Intensiv-
terial circle. Arterieller Gefäßring um die Sella* insbesondere zum Kaliumverlust, der seiner- station*.
C turcica an der Hirnbasis, der das Gehirn* mit seits wiederum die Obstipation* verstärkt. Citratblut n: engl. citrated blood. Durch Zugabe
Blut* versorgt. Er entsteht durch die Verbin- Circumcisio → Zirkumzision von 3,8%iger Natriumcitratlösung ungerinnbar
dung von A. carotis interna und A. basilaris. Der Circumfereø ntia fronto-occipitalis: syn. Hut- (Kalziumbindung) gemachtes Blut. Es dient zur
Zusammenschluss kann bis zu einem gewissen maß. Umfang des fetalen Kopfes als geburtsme- Bestimmung der Blutkörperchensenkungsge-
Grad eine Minderperfusion des Gehirns durch chanisch wirksame Größe (vgl. Fetometrie*). schwindigkeit (BSG), zur Messung verschiede-
Gefäßverschlüsse kompensieren. Aneurysmen Circumfereø ntia mento-occipitalis f: Großer ner Schritte der Blutgerinnung* und zur Kont-
mit Subarachnoidalblutungen* treten hier häu- schräger Kopfumfang, einer der drei geburts- rolle der Thrombozytenwerte bei EDTA-assozi-
fig auf. Siehe Abb. mechanisch wichtigen Kopfumfänge, gemessen ierter Pseudothrombozytopenie.
Anatomie: Die am Circulus arteriosus cerebri von Kinnspitze bis zum Hinterhaupt. Die Cir- Citratzyklus m: engl. citric-acid cycle; syn. Zit-
beteiligten Gefäße sind interindividuell sehr cumferentia mento-occipitalis beträgt beim rei- ronensäurezyklus. Wichtigste zyklische Reakti-
unterschiedlich. In den meisten Fällen (40 %) fen Neugeborenen ca. 39 cm. onsfolge für den oxidativen Endabbau der Koh-
sind folgende Gefäße beteiligt: Circumfereø ntia suboccipito-bregmatica f: lenhydrate, Fette* und Proteine*. Der Citratzyk-
– A. communicans anterior Kleiner schräger Kopfumfang, einer der drei ge- lus läuft bei Eukaryoten* in den Mitochondri-
– Aa. cerebri anteriores burtsmechanisch wichtigen Kopfumfänge, ge- en* ab, in enger struktureller Beziehung zur At-
– A. carotis interna messen vom Nacken über die Mitte der großen mungskette und zum Fettsäureabbau*. Bei den
– Aa. communicantes posteriores Fontanelle. Die Circumferentia suboccipito- Prokaryoten* ist der Citratzyklus im Zytoplas-
– Aa. cerebri posteriores aus der A. basilaris. bregmatica beträgt beim reifen Neugeborenen ma lokalisiert.
Klinische Bedeutung: ca. 33 cm. Ablauf: Die biologische Bedeutung des Citrat-
– Aneurysma Cirrhose cardiaque: engl. cardiac cirrhosis. Ver- zyklus liegt in der Oxidation und Spaltung der
– Subarachnoidalblutung breiterung der Periportalsepten der Leber als Acetylgruppe (oxidative Decarboxylierung) des
– Subclavian*-Steal-Syndrom. Folge lang anhaltender venöser Stauung bei Acetyl*-Coenzyms A in 2 Moleküle CO2. Bei der
Rechtsherzinsuffizienz* mit Pulmonalstenose* Dehydrierung von Zwischenprodukten (Isoci-
oder Pericarditis constrictiva (sog. perikarditi- trat, α-Ketoglutarat, Succinat, Malat) entstehen
sche Pseudoleberzirrhose). Eine Cirrhose cardia- 8 Wasserstoffatome, die auf NAD+ oder FAD
que ist keine Zirrhose* im engeren Sinne. übertragen werden. Die Regeneration dieser Co-
Cisatracuriumbesilat n: engl. cisatracurium be- enzyme wird über die Atmungskette mit der
silate. Mittellangwirkendes neuromuskulär blo- Energiegewinnung durch oxidative Phosphory-
ckierendes nichtdepolarisierendes peripheres lierung gekoppelt, dabei werden die Wasser-
Muskelrelaxans (Benzylisochinolon; in Atracu- stoffatome zu Wasser oxidiert. Die Oxidationen
riumbesilat enthaltenes Stereoisomer) mit hö- im Citratzyklus erfolgen durch Wasseranlage-
herer neuromuskulär blockierender Potenz als rung und anschließende Dehydrierung. Sauer-
Atracuriumbesilat*. stoff spielt keine direkte Rolle: CH3CO~
Cisgender: Übereinstimmung des angebore- SCoA + 3 H2O → 2 CO2 + 8 [H] + HSCoA. Die Ini-
nen biologischen Geschlechts und der Ge- tialreaktion des Citratzyklus ist die Kondensati-
schlechtsidentität*. on des Acetyl-Coenzyms A mit Oxalacetat, die
cis/trans-Isomerie → Isomerie durch die Citratsynthase katalysiert wird. Unter
Citalopram n: Antidepressivum, das zu den se- Wasseraufnahme entstehen Citrat und freies
lektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern Coenzym A. Aus dem Citrat wird über 7 weitere
(SSRI) gehört. Es wird auch bei Panikstörungen* enzymatische katalysierte Reaktionsschritte das
und im Off-Label-Use bei Zwangsstörungen* Oxalacetat regeneriert. Reaktionen 3 und 4 sind
eingesetzt. Kontraindikation ist unter anderem mit Decarboxylierungen verbunden.
eine Kombination mit Monoaminoxidase-Hem- Energiebilanz: Insgesamt werden 900 kJ
mern (cave: Serotoninsyndrom*). Häufig beste- (215 kcal) an chemischer Energie generiert, da-
Circulus arteriosus cerebri: Zuflüsse und Äste; hen Wechselwirkungen mit anderen Medika- von 810 kJ (193,4 kcal) über die Atmungskette.
II: N. opticus; III: N. oculomotorius; VI: N. abducens. menten wie Metoprolol sowie zahlreichen Anti- Ein Teil dieser Energie wird zur Synthese von
depressiva* und Neuroleptika. 12 Molekülen ATP verbraucht, was ca. 40 % der
Citratantikoagulation f: engl. citrate anticoag- gesamten freien Energie entspricht.
Ciørculus vitiosus m: engl. vicious circle; syn. ulation; syn. Zitratantikoagulation. Hemmung Funktion:
Teufelskreis. In der Medizin gleichzeitiges Vor- der Blutgerinnung* durch Chelat-Bildung zwi- – Der oxidative Endabbau von Acetyl-CoA (ka-
handensein zweier oder mehrerer krankhafter schen Citrat (Salz der Zitronensäure) und Kalzi- tabole Funktion) dient der Energielieferung
Zustände, die sich gegenseitig ungünstig beein- um*, dem Faktor IV der Blutgerinnung und Be- in Form von GTP und Reduktionsäquivalen-
flussen, z. B. Hyperventilation* und Hypokalzä- standteil von Tenasekomplex (Faktor VII/VIIa ten (NADH + H+ und FADH2). Acetyl-CoA
mie* bei der Pathophysiologie der Hyperventila- zusammen mit Faktor III; Substrat: Faktor X) entsteht dabei aus dem Abbau von Kohlen-
tionstetanie*. Der Begriff bezeichnet außerdem und Prothrombinasekomplex (Faktor Xa zu- hydraten, Amino- und Fettsäuren. Des Weite-
341 Citrullinämie
laktat und 4-Hydroxy-Phenylacetat bei nor- Claudicatio intermiøttens spinalis f: engl. cere- Clavus m: engl. corn; syn. Druckschwiele.
malem Succinylaceton bral claudication. Passager auftretende neurolo- Durch Fehlbelastung entstandene umschriebe-
– Therapie für die neonatale und adulte Citrul- gische Symptome (Schmerzen, Lähmungen*, ne, schmerzhafte Druckschwiele (Hyperkerato-
linämie Typ II: kohlenhydratarme, laktose- Sensibilitätsstörungen*) in den Beinen beim Ge- se), bevorzugt unter den Metatarsale-Köpfchen,
freie und proteinreiche Diät, evtl. Substituti- hen und Stehen, die sich erst beim Liegen oder am Großzehenballen und bei Krallen- und
on von Arginin sowie Lebertransplantation. Sitzen bessern. Ursache ist ein oft konstitutio- Hammerzehen dorsalseitig über den Mittel-
C Differenzialdiagnose: Bei neonataler Form ins- nell bedingter enger lumbaler Spinalkanal* und Endgelenken sowie an der Zehenspitze. Be-
besondere Tyrosinämie. (Spinalkanalstenose*) in Verbindung mit dege- handelt wird durch Aufweichen mit Salicylsäu-
Citrus aurantium ssp. aurantium → Pome- nerativen Veränderungen der Lendenwirbelsäu- re oder Hühneraugenpflaster und vorsichtiges
ranzenbaum le und verstärkter Lordose* bei Belastung. chirurgisches Entfernen der Hornschicht sowie
CJD: Abk. für Creutzfeldt-Jakob disease → Claudicatio masticatoria → Riesenzellarterii- Druckentlastung.
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit tis Clayton-Operation f: Resektionsarthroplastik*
CJK: Abk. für → Creutzfeldt-Jakob-Krankheit Claudicatio venosa f: engl. venous claudication. im Bereich des Zehengrundgelenks* mit Resek-
CK: Abk. für Cervikalkanal Cervix uteri → Cer- Belastungsinduzierter mäßiger (und keinesfalls tion des metatarsalen Köpfchens und der
vix uteri einschießender) Beinschmerz infolge einer ve- Grundphalanxbasis.
CK: Abk. für Creatinkinase → Kreatinkinase nösen Druckerhöhung z. B. beim kräftigen Auf- Cldn: Abk. für → Claudin
Cl → Chlor treten und beim Treppensteigen. Leitsymptom Clearance: Diejenige Blutplasmamenge, die
Cladophialophora f: Zu den Dematiaceae gehö- der tiefen Beinvenen- und der Beckenvenen- pro Zeiteinheit beim Durchfluss durch die Nie-
rende Gattung von Schwärzepilzen (melanin- thrombose*. Hochlagerung der Beine und Hin- ren (im weiteren Sinn auch durch eine Dialyse-
haltig). Cladophialophora bantiana ist neuro- legen führen zum Abklingen der Beschwerden. membran) vollständig von einer bestimmten
trop mit Vorkommen in intrazerabralen Abszes- Claudin n: Abk. Cldn. An Bildung der tight* Substanz gereinigt wird. Im klinischen Ge-
sen. junction beteiligtes, transmembranäres Protein brauch ist die renale Clearance in ml/min ein
Clamping: Abklemmen großer arterieller Gefä- (Mr 20–36 000) in der lateralen Zellmembran Maß für die Nierenleistung.
ße, meist der Aorta oder deren Äste. von Epithel und Endothel. Die Grundstruktur Einteilung: Siehe Abb.
Clarithromycin n: syn. Clarithromycinum besteht aus 4 transmembranären Domänen und – Exogene Clearance: Clearance körperfrem-
(PH.EUR.8). Makrolid-Antibiotikum mit breiter 2 extrazellulären Schleifen; der C- sowie der N- der Substanzen (u. a. Inulin*, p-Aminohip-
bakteriostatischer Wirksamkeit, das peroral Terminus befinden sich im Zytoplasma. pursäure)
oder intravenös bei zahlreichen Infektionen ver- Klinische Bedeutung: – endogene Clearance: Clearance körpereige-
abreicht wird, auch in der Tripeltherapie zur – Leckflux-Diarrhö (Diarrhö*): vermehrte Auf- ner Substanzen (u. a. Harnstoff*, Kreatinin*,
Eradikation von Helicobacter* pylori. Zu den nahme von Toxinen* und verstärkte Abgabe Glukose, Cystatin* C, Phosphat).
Nebenwirkungen zählen Hautausschläge, von Soluten und Wasser infolge veränderter Bestimmung: Rechnerisch: C = (U × V)/P.
Schwindel und gastrointestinale Beschwerden. Claudin-Genexpression (Cldn2 erhöht, inter- – U: Konzentration der Substanz im Harn in
Weiterhin ist es hepato-, nephro- und kardioto- zellular abdichtende Claudiene vermindert) mmol/l
xisch. Kontraindikation ist u. a. Statinein- – primäre Hypomagnesiämie Typ 3 (renal) in- – V: Harnzeitvolumen in ml/min
nahme. folge autosomal-rezessiv erblicher CLDN16- – P: Konzentration der Substanz im Blutplas-
Claudicatio f: engl. claudication. Hinken. Mutation (Genlocus 3q28). ma in mmol/l.
Claudicatio intermiøttens f: engl. intermittent Claustrum n: In die weiße Substanz des Ge- Klinische Bedeutung: Klinisch wird die Clea-
claudication. Auftreten heftiger, krampfartiger hirns* eingelagerter Nucleus*. Das Claustrum rance verwendet als quantitative Funktionsprü-
Schmerzen* nach dem Gehen einer bestimmten liegt zwischen Putamen* und Inselrinde; es fung (Nierendiagnostik*) mit Messung der (ab-
Wegstrecke (die sich verkürzt bei schnellem und zählt nicht zu den Basalganglien*. Seine Funk- nehmenden) Substanzkonzentration im Blut-
Bergauf-Gehen), die zum „intermittierenden“ tion ist bisher ungeklärt, wird aber im Zusam- plasma, bei exogener Clearance nach einmaliger
Stehenbleiben zwingen und wegen der in Ruhe menhang mit Sexualität* vermutet. i. v. Injektion der Substanz; seitengetrennt
noch ausreichenden Durchblutung der Musku- Clavicula → Klavikula durch Radioisotopennephrografie*.
latur nach einigen Minuten verschwinden. Leit-
symptom der pAVK.
Abgrenzung: Claudicatio-ähnliche Beschwerden
treten auch auf als Claudicatio intermittens
abdominalis (Angina abdominalis bei arteriel-
ler Verschlusskrankheit der Abdominalarterien)
sowie als Claudicatio* intermittens spinalis
(schmerzbedingtes Hinken bei einer Spinalka-
nalstenose der Lendenwirbelsäule). 480 ml/min 40 ml/min 120 ml/min
Klinik im Rahmen der pAVK:
– Bei > 85 % Wadenschmerz, seltener gluteal
oder Oberschenkel
– auch als Schaufensterkrankheit bezeichnet, da
die Betroffenen das Abklingen der Schmerzen
häufig vor Schaufenstern abwarten.
Claudicatio intermiøttens abdominalis → An-
gina abdominalis Clearance: Verhalten einiger exogener und endogener Substanzen.
343 Closed-Loop-System
– Schätzung der glomerulären Filtrationsrate* Wirkung oraler Kontrazeptiva wird beeinträch- rer Funktionsstörungen. In der Gynäkologie
durch Clearance von Substanzen, die aus- tigt. wird mit dem Clomifentest die Stimulierbarkeit
schließlich durch Glomerulusfiltration aus- Clinical Decision Support System: Entschei- der Ovarien geprüft.
geschieden und weder rückresorbiert noch dungsunterstützungssystem (EUS) für Angehö- Prinzip:
tubulär sezerniert oder metabolisiert werden: rige medizinischer Berufe zur computerunter- – Durch die Gabe eines Antiöstrogens kommt
1. in der Regel (endogene) Kreatinin*-Clea- stützten Hilfestellung bei der Auswahl von Di- es zu vermehrter GnRH-Sekretion.
rance 2. Cystatin-C-Clearance durch Bestim- agnose- oder Behandlungsalternativen, auch – In der Folge ist die Ausschüttung von FSH C
mung der Konzentration im Blut: konzipiert für die parallele oder explizite An- und LH aus der Hypophyse erhöht.
wendung durch Patienten. – Dies führt zu Follikulogenese und Estradiol-
Formen: produktion im Ovar (cave: Überstimulation
– Wissensbasiertes Konsultationssystem: verar- der Ovarien).
beitet Daten und zieht daraus Schlussfolge- Clon → Klon
rungen Clonidin n: engl. clonidine. Antisympathotoni-
– Bestimmung des renalen Plasmaflusses: Clea- – algorithmisches Konsultationssystem: arbei- kum mit blutdrucksenkender und sedierender
rance von Substanzen, die sowohl durch glo- tet mit Entscheidungsbäumen oder Flussdia- Wirkung, das bei hypertensiven Krisen*, beim
meruläre Filtration als auch durch tubuläre grammen Entzugssyndrom* und zur Migräneprophylaxe
Sekretion ausgeschieden werden – statistisches Konsultationssystem: berechnet angewendet wird. Gegeben wird es oral oder
– Bestimmung der Filtrationsfraktion. über den Zugriff auf eine Datenbank Wahr- parenteral, beim Glaukom als Augentropfen.
Clearance, mukoziliäre f: engl. mucociliary scheinlichkeiten. Clonidin sollte nicht mit Alkohol kombiniert
clearance; syn. mukoziliäre Klärfunktion. Me- Clinical Pathways pl: Systematisch entwickelte oder plötzlich abgesetzt werden. Kontraindika-
chanismus zum Abtransport von inhalierten berufsgruppen- und abteilungsübergreifende tionen sind Sick*-Sinus-Syndrom und AV-
Partikeln durch Schleimsekretion und wellen- Darstellung der üblichen Vorgehensweise bei Block II und III.
förmig koordinierten adoralen Zilienschlag des (Krankenhaus-)Gesamtbehandlung von Patien- Clonidin-Hemmtest m: engl. clonidin inhibition
bronchialen Flimmerepithels. Die mukoziliäre ten mit ähnlicher klinischer Konstellation unter test. Pharmakologischer Test zum Nachweis
Clearance ist der wichtigste Selbstreinigungs- Berücksichtigung festgelegter Qualität, not- oder Ausschluss einer autonomen Katechola-
mechanismus der Atemwege neben dem Hus- wendiger und verfügbarer Ressourcen sowie minproduktion bei klinischem Verdacht auf
ten*. Siehe Abb. unter Festlegung der Aufgaben und der Durch- Phäochromozytom*. Der Test wird eingesetzt,
führungs- sowie Ergebnisverantwortlichkeiten. wenn die Katecholaminkonzentration in Urin
Funktionen: (24-Stunden-Sammelurin) und Serum bei wie-
– Steuern Behandlungsprozess derholter Messung nur mäßig erhöht ist.
– dienen als behandlungsbegleitendes Doku- Clonoø rchis sinensis m: Chinesischer Leberegel
mentationsinstrument mit einer Größe von ca. 5 mm × 25 mm, der zur
– ermöglichen Kommentierung von Normab- Klasse der Trematodes* gehört und Erreger der
weichungen zur Evaluation und Verbesse- Opisthorchiasis* des Menschen ist. Clonorchis
rung. sinensis ist in Russland, China, Korea, Taiwan
Clinitronbett → Air-Fluidised-Bett und Japan verbreitet. Als Endwirt fungieren
Clip m: Klammer, z. B. zur Tubensterilisation, Katze, Hund, Schwein und Mensch.
Ligatur des Ductus cysticus, Ligatur von Gefä- Clopidogrel n: Thrombozytenaggregations-
ßen (offene oder endoskopische Blutstillung) Hemmer zur oralen Anwendung. Er hemmt die
oder Ausschaltung eines intrakraniellen Aneu- Blutgerinnung und dient der Prophylaxe einer
Clearance, mukoziliäre: Zilien eines Bronchus von rysmas. Intrakranielles Aneurysma* (Abb. 2 Thrombose* oder Embolie* bei Arteriosklerose*
der Luftseite aus (Bild des wogenden Ährenfeldes); dort). bzw. arterieller Verschlusskrankheit. Clopido-
Elektronenmikroskopie. [103] Clipping → Aneurysma, intrakranielles grel wird in Kombination mit ASS nach Herzin-
Clipping → Cholezystektomie farkt gegeben. Wechselwirkungen mit Proto-
Clipping → Clip nenpumpen-Hemmern sind zu beachten.
Clérambault-Syndrom → Erotomanie Clivus m: Hügel, Abhang, z. B. Clivus Blumen- Cloquet-Heø rnie → Schenkelhernie
Click → Klick, systolischer bachii. Closed-Loop-System → Insulininfusionssys-
Click-Phänomen n: engl. click phenomenon. Clivuskantensyndrom → Klivuskantensyn- teme
Fühl- und evtl. hörbarer Durchtritt der Nadel- drom Closed-Loop-System n: engl. closed loop sys-
spitze durch eine Faszie. Das Click-Phänomen Clobetasol n: Stark wirksames Glukokortikoid, tem. Geschlossene Schleife im Sinne eines
kann z. B. als Orientierungshilfe bei Plexusan- das topisch bei schweren lokalen Dermatosen Teams aus anordnenden und anderen, die An-
ästhesie* genutzt werden. wie Psoriasis* eingesetzt wird. Diverse Hauter- ordnung ausführenden Teammitgliedern. Der
Clindamycin n: engl. clindamycine. Gut gewebe- krankungen, z. B. Lupus vulgaris oder infektiö- Begriff steht sinnbildlich für eine spezielle
und knochengängiges Antibiotikum aus der se Erkrankungen, sind Kontraindikationen. Kommunikationsform zwischen ≥ 2 Teammit-
Gruppe der Lincosamide. Clindamycin wird Clobetasol darf nicht im Gesicht und während gliedern zur Fehlerelimination während einer
oral oder parenteral angewendet, intravenös je- einer Schwangerschaft angewendet werden. Lo- potenziell gefährlichen Tätigkeit wie z. B. der
doch nur langsam und verdünnt gegeben. Vor- kal kann es zu Hautirritationen kommen. Notfallbehandlung eines Patienten, Narkose-
teile sind gute Wirksamkeit im Abszess und Clockwise Atrial Flutter → Vorhofflattern einleitung oder Arzneimitteldosierung unter
langsame Resistenzentwicklung. Eine Kombi- Clomifentest m: engl. clomifen test. Verfahren Reanimation.
nation mit Makroliden ist kontraindiziert, die zur Untersuchung hypothalamisch-hypophysä-
Closing Volume 344
Closing Volume: Lungenvolumen, bei dem bei ter Erreger- oder Toxinnachweis ist melde-
aktiver Exspiration Bronchiolen infolge Kom- pflichtig nach § 7 IfSG.
pression kollabieren und damit eine vollständi- Clostridium difficile n: Obligat anaerobes,
ge Ausatmung des exspiratorischen Reservevo- grampositives Stäbchenbakterium der Gattung
lumens verhindern. Das Closing Volume nimmt Clostridium und Erreger der Antibiotika-asso-
im Kindesalter ab, steigt mit zunehmendem Al- ziierten pseudomembranösen Kolitis. Pathoge-
C ter wieder an und erreicht in der 7. Lebensdeka- ne Stämme besitzen die Fähigkeit zur Toxinbil-
de im Stehen bereits die funktionelle Residual- dung (Enterotoxin A führt zur Elektrolytsekre-
kapazität. tion, Cytotoxin B zur Kolonepithelschädigung).
Clostridien n pl: engl. Clostridium. Gattung Schwer verlaufende Clostridium-difficile-Infek-
grampositiver, streng anaerob wachsender tionen (CDI) oder ein Nachweis von Ribotyp-
Sporenbildner der Familie Clostridiaceae mit 027-Isolat sind meldepflichtig nach § 6 IfSG. Clostridium tetani: Kulturpräparat von endständig
zahlreichen menschen- und tierpathogenen Ar- Clostridium-difficile-Toxine n: Enterozyten- sporenbildenden Clostridien (tetanomorphe
ten. Die Sporen* werden zentral, subterminal schädigende Giftstoffe, gebildet durch das Clostridien). [227]
oder terminal gebildet, meist unter spindelför- grampositive, obligat anaerobe, sporenbildende
miger Auftreibung des Zellleibes (Plectridium- Stäbchenbakterium Clostridium* difficile. Die
form). Clostridien bilden hauptsächlich Enterotoxin A Clot Formation Time → Rotationsthrombelas-
Verbreitung: und Zytotoxin B (selten noch das binäre Toxin), tografie
– Ubiquitär in Boden, Straßen- und Hausstaub, welche als Virulenzfaktoren für die Symptoma- Clotrimazol n: engl. clotrimazole. Antimykoti-
Meer- und Süßwasser tik (Diarrhö und Colitis unterschiedlicher kum aus der Gruppe der Imidazolderivate mit
– als apathogene Saprophyten Schweregrade bis hin zur pseudomembranösen breitem Wirkungsspektrum zur topischen An-
– im Intestinaltrakt von Mensch und Tier. Colitis*) verantwortlich sind. wendung. Es wird bei Haut- und Genitalmyko-
Klinische Bedeutung: Klinisch bedeutsame Spe- Clostridium perfriøngens n: engl. Clostridium sen durch Candida* angewendet. Die Genital-
zies v. a. durch Bildung von Exotoxinen und/ welchii; syn. Emphysembazillus. Große, häufig creme kann die Sicherheit von Kondomen be-
oder Exoenzymen: in der Mitte oder am Ende aufgetriebene Stäb- einträchtigen. Lokale Hautirritationen, Juckreiz
– Clostridium difficile: Erreger der Antibioti- chen mit meistens ovalen, mittel- bis endständi- und Brennen gehören zu den Nebenwirkungen.
ka-assoziierten pseudomembranösen Koli- gen Sporen*. Clostridium perfringens bildet mit Clotting Time → Activated Clotting Time
tis*; natürliches Vorkommen im Darm Clostridium novyi (Novy-Bazillus des malignen Clotting Time → Ecarin Clotting Time
– Clostridium tetani: Toxine verursachen Ödems), Clostridium septicum (veraltet Para- Cloward-Operation f: engl. Cloward’s procedure.
Wundstarrkrampf (Tetanus*); Vorkommen rauschbrandbazillus) und Clostridium histoly- Spondylodese* im Bereich der HWS mit ventra-
im Boden ticum (Bacillus histolyticus) die Gasödem- ler Verblockung und Stabilisierung mit metalli-
– Clostridium botulinum: Toxine verursachen gruppe. schem Alloimplantat (Cage*) oder autogenem
Botulismus* Klinische Bedeutung: Klinisch lassen sich 3 Ma- Beckenkammdübel nach mikrochirurgischer
– Clostridium perfringens (Clostridium septi- nifestationsformen unterscheiden: Ausfräsung und Ausräumung der Bandscheibe
cum, Clostridium novyi, Clostridium histoly- – Besiedlung von Wundflächen (Dekubitus) und des Intervertebralraums (Nukleotomie*).
ticum): Gasbrandbazillen; Toxine verursa- – Zellulitis ohne Ausbreitung in gesundes Ge- Indikationen:
chen Gasbrand*. webe – Zervikaler Bandscheibenvorfall*
Clostridien-Infektion f: Infektion mit gram- – Myonekrose mit Toxinämie (Gasbrand*). – Degeneration und Instabilität der HWS (z. B.
positiven, obligat anaeroben, sporenbildenden Clostridium teø tani n: syn. Tetanusbazillus. Pe- Wirbelfraktur).
Stäbchenbakterien. Diese kommen in der Um- ritrich begeißelte, schlanke Stäbchen mit Fa- Cloxacillin n: Penicillinase-festes Betalaktam-
welt ubiquitär vor und sind Erreger des Gas- denbildung in Kultur und kugelförmigen Spo- Antibiotikum (Isoxazolyl-Penicillin) mit bakte-
brandes*, Tetanus*, Botulismus*, eitriger ren*, die zu endständiger Anschwellung führen rizider Wirkung gegen grampositive Bakterien,
(Wund)infektionen und intestinaler Toxinin- (Trommelschlägelform). Clostridium tetani ist insbesondere gegen Betalaktamase-produzie-
fektionen (beispielsweise antibiotikaassoziierte ubiquitär verbreitet und bildet die Toxine Teta- rende Staphylokokken. Eine intravenöse, intra-
pseudomembranöse Kolitis*). Diagnostiziert nospasmin (neurotoxisch) und Tetanolysin (hä- muskuläre oder perorale Verabreichung ist
wird mittels Mikroskopie und Toxinnachweis, molytisch), welche als zweitstärkstes bakteriel- möglich. Cloxacillin steht auf der WHO-Liste
therapiert je nach Erkrankung mit Antibiotika* les Gift den Wundstarrkrampf (Tetanus*) auslö- der unentbehrlichen Arzneimittel, ist in
oder Antitoxin*. sen. Siehe Abb. Deutschland aber nur noch als Tierarzneimittel
Clostridien-Tumorphänomen n: engl. clostrid- Hintergrund: Clostridium tetani und dessen erhältlich.
ium tumor phenomenon. Selektive Auskeimung Sporen sind v. a. im Boden und im Darm von Indikationen: Infektionen durch Cloxacillin-
und Vermehrung von Clostridien (z. B. Clostri- Mensch und Tier zu finden. Jede verschmutzte empfindliche Erreger. Nach Angaben der WHO
dium* tetani, Clostridium butyricum) in malig- oder infizierte Wunde kann zu Tetanus führen. wird Cloxacillin (alternativ auch Doxacillin,
nem Tumorgewebe. Die Bakterien verbleiben im Infektionsgebiet, Flucloxacillin, Nafcillin oder Oxaxillin) bei fol-
Clostridium botulinum n: Obligat anaerobes, ihre Toxine wandern entlang der motorischen, genden Indikationen angewendet:
peritrich begeißeltes Stäbchen, das ovale, mit- sensiblen und vegetativen Nervenbahnen zu – Atemwegsinfektionen
tel- bis endständige Sporen bildet. Clostridium den Vorderhörnern des Rückenmarks und wer- – Haut- und Weichteilinfektionen, Impetigo,
botulinum produziert Botulinumtoxine* und den dort oder im Hirnstamm gebunden. Clost- Pyomyositis
ist der Erreger des Botulismus*. Das Bakterium ridium tetani benötigt anaerobe Wundverhält- – septische Arthritis, Osteomyelitis
kommt ubiquitär vor (cave: mangelhaft konser- nisse, Fremdkörper und Mischinfektionen be- – Septikämie
vierte Lebensmittel). Ein direkter oder indirek- günstigen die Toxinproduktion. – Endokarditis.
345 Cobalamin
Die WHO empfiehlt bei einigen Indikationen Ätiologie: Coalitio calcaneonavicularis f: engl. calcaneo-
die Kombination mit zusätzlichen Antibiotika, – Unklar (evtl. ähnlich wie bei Migräne*) navicular coalition. Synostose* zwischen Kalka-
u. a. mit Ceftriaxon, Cefotaxim, Ciprofloxacin, – gelegentlich auch im Rahmen einer Sluder*- neus* und Os naviculare des Fußes, die oft Ursa-
Benzylpenicillin, Amoxicillin + Clavulansäure, Neuralgie oder Nasoziliarisneuralgie*. che für den schmerzhaften Pes* planus ist.
Gentamicin, Metronidazol oder Sulfamethoxa- CM: Abk. für engl. cardiomyopathy → Kardio- Coarctatio aoø rtae f: engl. coarctation of aorta.
zol + Trimethoprim. myopathie Angeborene Verengung der Aorta* von unter-
Anwendung und Dosierung: Intravenöse, intra- CME: Abk. für engl. continuing medical educa- schiedlicher Ausprägung und Längenausdeh- C
muskuläre oder perorale Anwendung. Dosie- tion → Ärztekammer nung. Meist befindet sich die Verengung in
rung, Behandlungsdauer und Gabe zusätzlicher CMP n: syn. Cytidinmonophosphat. Cytidin- Form einer Aortenisthmusstenose* am Über-
Antibiotika sind abhängig von der Indikation. phosphat mit einer Phosphatgruppe. Das Ribo- gang von Aortenbogen zur Aorta descendens
Im Allgemeinen gelten folgende Dosierungen: nukleotid leitet sich von Cytosin* ab. CMP ist (Isthmus aortae), seltener an der Aorta abdomi-
– Erwachsene: (1–)2 g alle 4–6 h i. v./i. m. oder Bestandteil von Coenzymen* der Biosynthese, nalis als Coarctatio aortae abdominalis (midaor-
250–500(–1000) mg alle 6 h p. o. von Phospholipiden und tRNA*. tic syndrome). Siehe Abb.
– Kinder: (12,5–)25–50 mg/kg KG, max. 2 g, al- CMTC: Abk. für → Cutis marmorata teleangiec-
le 4–6 h i. v./i. m. oder p. o. tatica congenita
Praxishinweise: Schnelle intravenöse Injektion CMV: Abk. für controlled mechanical ventila-
einer hohen Cloxacillin-Dosis kann insbesonde- tion → Beatmung
re bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen CMV: Abk. für Cytomegalie-Virus → Herpesvi-
zu Hyperkaliämie, Herzrhythmusstörungen ridae
und Herzstillstand führen. CMV: Abk. für Cytomegalie-Virus → Zytome-
Nebenwirkungen: galie
– Überempfindlichkeitsreaktionen unter- CMV: Abk. für → Zytomegalie-Virus
schiedlicher Schweregrade CNP: Abk. für engl. C-type natriuretic peptide
– gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit, → Peptide, kardiale natriuretische
Erbrechen und Durchfall CNV: Abk. für engl. contingent negative varia-
– interstitielle Nephritis tion → Erwartungspotenzial
– selten Neutropenie und Thrombozytopenie. CNV: Abk. für chorioidale Neovaskularisation
Kontraindikationen: Überempfindlichkeit ge- → Neovaskularisation
genüber dem Wirkstoff oder gegenüber anderen CO: Abk. für cardiac output → Herzminuten-
Betalaktam-Antibiotika. volumen
Clozapin n: Sedierendes atypisches Neurolepti- CO2: Chemische Formel für Kohlendioxid.
kum, das bei therapieresistenten Schizophreni- CoA: Abk. für → Coenzym A
en* und bei Psychosen* im Verlauf eines Parkin- COACH-Syndrom n: engl. cerebellar vermis hy-
son*-Syndroms eingesetzt wird. Wegen der Ge- poplasia/aplasia, oligophrenia, congenital ataxia,
fahr einer Agranulozytose* ist das Blutbild re- ocular coloboma, and hepatic fibrosis syndrome.
gelmäßig zu kontrollieren. Bei Kombination Seltene autosomal-rezessive, familiäre Erkran- Coarctatio aortae: 1: Aortenisthmusstenose vom
mit Benzodiazepinen droht eine Atemdepressi- kung mit Hypo- oder Aplasie des Vermis cere- präduktalen (a) und postduktalen Typ (b); 2: Coarcta-
on. Im Gegensatz zu anderen Neuroleptika be- bellaris, kongenitaler Ataxie, mentaler Retar- tio aortae abdominalis; Hauptsymptome und
sitzt Clozapin keine extrapyramidalen Begleit- dierung, Kolobom, kongenitaler hepatischer diagnostische Kriterien.
wirkungen. Fibrose*, Nierenzysten, Nystagmus und Ptosis
Clumping-Faø ktor m: engl. clumping factor. Vi- als Form des Joubert-Syndroms.
rulenzfaktor von Staphylococcus* aureus. Ätiologie: Mutationen Coating Effect: Unspezifische Thrombozyten-
Cluster: Zeitliche und örtliche Aggregation ei- – In 80 % im TMEM67-Gen, das für ein trans- aggregations-Hemmung durch pharmakologi-
nes Merkmals, z. B. maligner Erkrankungen. membranäres Protein codiert, Genlocus sche Beschichtung der Thrombozyten und kon-
Cluster-Kopfschmerz m: engl. cluster head- 8q21.13–q22.1 sekutive Sekretionshemmung von Plättchenfak-
ache; syn. Bing-Horton-Syndrom. Primärer – im CC2D2A-Gen auf dem Genlocus 4p15.3 toren*, v. a. bei Verabreichung von Plasmaer-
Kopfschmerz mit besonders bei Männern auf- – im RPGRIP1L-Gen auf dem Genlocus satzstoffen wie z. B. Dextran oder Hydroxy-
tretenden schwersten halbseitigen Schmerzatta- 16q12.2, das für Nephrocystin 8 codiert ethylstärke.
cken im Augen-Schläfenbereich (engl. bout) von – im INPP5E-Gen auf dem Genlocus 9q34.3, Coats-Krankheit f: engl. Coats disease. Angebo-
15–180 min Dauer bis zu 8-mal pro Tag (häufig codiert für die Inositolpolyphosphat-5-Phos- rene Anomalie des Gefäßendothels der periphe-
nachts). Therapiert wird mit Sauerstoffinhalati- phatase. ren Netzhautgefäße des Auges, insbesondere
on und Triptanen* sowie prophylaktisch mit COAD: Abk. für engl. chronic obstructive air- bei Jungen im 1. und 2. Lebensjahrzehnt. Es
Verapamil und Prednisolon*. Einteilung: ways disease → Atemwegserkrankungen, ob- handelt sich meist um eine einseitige Erkran-
– Episodischer Cluster-Kopfschmerz mit struktive kung mit exsudativer Ablatio retinae mit Lipid-
Schmerzattacken über Wochen bis Monate COAD: Abk. für engl. chronic obstructive air- exsudaten. Behandelt wird mit Laser- oder
mit monate- bis jahrelangen beschwerdefrei- ways disease → COPD Kryokoagulation. Abb.
en Intervallen (80 % der Fälle) Coalitio f: engl. coalition. Verschmelzung von Cobalamin n: syn. Vitamin B12. Gruppe wasser-
– chronischer Cluster-Kopfschmerz mit bout Knochenkernen der Hand- und Fußwurzel (sie- löslicher Corrinoide. Sie gehören zum Vitamin*-
> 1 Jahr ohne Spontanremission oder symp- he auch Synostose*). B-Komplex, werden v. a. im Ileum mithilfe des
tomfreie Phase < 2 Wochen. Intrinsic*-Faktors resorbiert und sind für die
Cobb-Skoliosewinkel 346
der Mehrzahl der Prostataausführungsgänge in Coluø mna grisea posteø rior meduø llae spinalis Prognose: Unbehandelt chronisch progredien-
die Harnröhre. Er befindet sich ungefähr in der → Rückenmark ter Verlauf mit zunehmenden, insbesondere in-
Mitte der Crista urethralis. Coluø mna vertebralis → Wirbelsäule fektionsbedingten Endorganschäden; bei früh-
Collins-Test → Toluidinblau-Probe Coma → Koma zeitiger symptomatischer oder kurativer Thera-
Collodium n: engl. collodion. Dickflüssige Lö- Coma vigile → Status, vegetativer pie wesentlich günstiger.
sung von Zellulosedinitrat (Colloxylinum) in ei- Combined Immunodeficiency: syn. kombi- Combined Test → Ersttrimester-Screening
C nem Alkohol-Ether-Gemisch, das beim Ver- nierter Immundefekt; Abk. CID. Primärer erbli- Combuø stio → Verbrennung [Verletzung]
dunsten einen dünnen Film hinterlässt. Es wird cher Immundefekt* mit kombinierter Insuffizi- Comedo → Komedonen
zum Wundverschluss kleiner Wunden und zur enz der zellvermittelten und humoralen adapti- Commiphora molmol → Myrrhenbaum
Herstellung von Hühneraugen- und Warzen- ven Immunität* infolge gestörter Entwicklung Common Cold Virus → Rhinovirus
tinkturen verwendet. und/oder Funktion der T*-Lymphozyten, B- Common Type Atrial Flutter → Vorhofflat-
Collodium-Baby → Ichthyosis congenita Lymphozyten und/oder der natürlichen Killer- tern
Coø llum n: engl. neck; syn. Cervix. Lateinisch zellen. Jenseits des 1. Lj. treten u. a. schwere In- Common Variable Immunodeficiency: syn.
Hals. Der Begriff wird in der Anatomie auch bei fektionen auf. Die Diagnose erfolgt laborche- variabler Immundefekt gewöhnlicher; Abk.
Knochen und Organen verwendet, z. B. Collum misch, durch Durchflusszytometrie, Immun- CVID. Heterogene Gruppe primärer Immunde-
anatomicum humeri. funktionsdiagnostik und molekulargenetisch. fekte* mit Immunglobulinmangel* von IgG so-
Coø llum deø ntis → Zahnhals Genetik: Vererbung wie IgA und/oder IgM, Manifestation jenseits
Coø llum feø moris n: engl. neck of femur; syn. Fe- – Autosomal-rezessiv des 4. Lj., schwacher Bildung spezifischer
murhals. Hals des Femurs* zwischen Caput* fe- – X-chromosomal-rezessiv (Impf-)Antikörper und Ausschluss anderer defi-
moris und Corpus* femoris. Am Übergang vom – selten autosomal-dominant. nierter Immundefekte. Die Diagnose erfolgt la-
Collum femoris zum Corpus femoris befinden Ursache: borchemisch, mit Durchflusszytometrie und
sich 2 Apophysen*, lateral der Trochanter major – Gestörte Expression von: 1. HLA-Klasse-I/II- ggf. molekulargenetisch, die Therapie durch
und dorso-medial der Trochanter minor. Eine Molekülen 2. co-stimulierenden Molekülen, Immunglobulinsubstitution und antibakteriel-
der häufigsten Frakturen des älteren Menschen z. B. CD40L 3. signaltransduzierenden Mole- le Behandlung.
ist die Schenkelhalsfraktur*. külen, z. B. Lymphozyten-spezifische Prote- Ätiologie: In ca. 80 % der Fälle keine definierte
Klinische Bedeutung: Der Schenkelhals ist ge- intyrosinkinase (Abk. LCK), second-messen- molekulargenetische Ursache nachweisbar. In
genüber der Femurdiaphyse beim Erwachsenen ger-generierenden Molekülen, z. B. CTPS1 etwa 20 % Assoziation mit autosomal-dominant
um den Centrum-Collum-Diaphysen-Winkel (cytidine triphospate synthase 1) 4. Adapter- oder autosomal-rezessiv erblichen Mutationen
(CCD*-Winkel) von ca. 126° nach medial abge- Molekülen, z. B. DOCK8 (dedicator of cytoki- in verschiedenen Genen.
winkelt. Zwischen Collum femoris und den Fe- nesis 8) Epidemiologie:
murkondylen besteht eine Antetorsion von 12° – hypomorphe Mutationen in verschiedenen – Häufigster symptomatischer Immundefekt
(Antetorsionswinkel*). SCID-verursachenden Genen. – geschätzte Inzidenz von 1 : 10 000 bis
Coø llum uø teri → Cervix uteri CID verläuft generell weniger schwer als SCID. 1 : 50 000
Colombo radix → Kolombowurzel Klinik: – Manifestationsgipfel i. d. R. zwischen 4. und
Colon → Kolon – Manifestation jenseits des 1. Lj. mit schwe- 20. Lj.
Colon irritabile → Reizdarmsyndrom ren, häufig systemisch verlaufenden, auch Klinik:
Colon spasticum → Reizdarmsyndrom opportunistischen, viralen, fungalen und – Chronisch rezidivierende respiratorische und
Coloø strum → Kolostrum bakteriellen Infektionen gastrointestinale v. a. bakterielle Infektionen
Colpitis senilis → Kolpitis – Impfkomplikationen nach Lebendimpfung – Autoimmunerkrankungen, insbesondere au-
Coltivirus n: Genus der Familie Reoviridae* wie z. B. hämorrhagische Impfvarizellen toimmun bedingte Zytopenie
(∅ 60–80 nm, Innenkörper mit 32 ringförmig – chronische mukokutane Candidose* – Lymphoproliferation, Neoplasien lymphore-
ikosaedrisch angeordneten Kapsomeren, Ge- – therapieresistente Diarrhö und Malabsorp- tikulärer Organe.
nom in 10 Segmenten doppelsträngiger RNA). tion Diagnostik:
Coltiviren werden durch Zecken (v. a. Derma- – Immundysregulation mit Autoimmuner- – Laborchemisch Immunglobulinmangel mit
centor) verbreitet. krankungen und schwerer Atopie < 2 Standardabweichungen vom altersadap-
Einteilung: Humanpathogene Vertreter: – erhöhtes Risiko für Leukämie und Lym- tierten Mittelwert; fehlende Bildung spezifi-
– Serotypen des Colorado-tick-fever-Virus: phome. scher Antikörper nach Schutzimpfung
1. Vorkommen in den USA 2. akutes Fieber, Diagnostik: – reduzierter oder fehlender Immunglobulin*-
Kopfschmerz und Myalgie als Folgen einer – Laborchemisch: Hypo- bis Agammaglobulin- Klassenwechsel der B-Lymphozyten und an-
Infektion; häufig verbunden mit Exanthem, ämie, inkonstante Lymphopenie dere immunphänotypische Auffälligkeiten,
Arthralgie und Lymphadenopathie; nur sel- – in der Durchflusszytometrie aberranter Lym- Nachweis mithilfe der Durchflusszytometrie
ten mit Hämorrhagie oder ZNS-Beteiligung phozytenphänotyp (T-Zell-Naivitätsverlust) – Ausschluss anderer definierter Immunde-
– Eyach-Virus: mehrere Isolate aus Deutsch- – im Lymphozytentransformationstest patho- fekte
land und Frankreich. logische In-vitro-Lymphozytenproliferation – ggf. molekulargenetischer Mutationsnach-
Columella-Effeø kt → Tympanoplastik – molekulargenetischer Mutationsnachweis. weis.
Coluø mna grisea → Rückenmark Therapie: Therapie:
Coluø mna grisea anteø rior meduø llae spinalis – Intensive antiinfektive Behandlung – Immunglobulinsubstitution, z. B. IVIG, SCIG
→ Rückenmark – ggf. immunsupressive Therapie – intensive antibakterielle Therapie und Pro-
Coluø mna grisea intermedia meduø llae spina- – Immunglobulinsubstitution durch IVIG, SCIG phylaxe
lis → Rückenmark – hämatopoetische Stammzelltransplantation*. – Schutzimpfungen.
351 Condylomata acuminata
Prognose: Gute Langzeitprognose bei engma- klappentragende Rohrprothese (siehe auch (sog. Urostoma) aus ausgeschaltetem Darmseg-
schigem Monitoring zur Früherkennung und Gefäßprothese*). ment, z. B. Ileum*-Conduit, Kolon*-Conduit
Therapie der klinischen Manifestationen. compositus: Zusammengesetzt. und Sigma*-Conduit.
Commotio f: Erschütterung von Organen Compound Imaging → Neurosonografie Conduplicato-coø rpore-Geburt f: engl. condu-
durch stumpfe Gewalteinwirkung mit der Folge Comprehensive-Stage-II-Operation → Links- plicato corpore evolution; syn. Roederer-Selbst-
evtl. vorübergehender funktioneller Störungen herzsyndrom, hypoplastisches entwicklung. Vaginale Geburt eines Kindes aus
ohne morphologische Veränderungen, z. B. Compreø ssio f: syn. Kompression. Druck, Quet- Querlage, durch Abknickung der Wirbelsäule C
Commotio* cerebri. schung. im Bereich des Thorax. Dies kommt heute
Commotio ceø rebri f: engl. concussion of the Compreø ssio ceø rebri f: engl. cerebral compres- durch die Geburt per Sectio caesarea bei Querla-
brain. Leichtes Schädel-Hirn-Trauma (SHT I) mit sion; syn. Gehirnkompression. Schädigung des ge* eigentlich nicht mehr vor.
traumatisch bedingter, reversibler, funktioneller Gehirns* durch Hirndrucksteigerung* (z. B. int- Condurangostrauch m: syn. Marsdenia condu-
Schädigung des Gehirns* ohne morphologisch rakranieller Druck chronisch > 30 mmHg), u. a. rango. Liane aus der Familie der Immergrünge-
fassbares Substrat. Klinisch zeigen sich Bewusst- bei intrakraniellem Hämatom*, Liquorstopp*, wächse (Apocynaceae), die die Speichel- und Ma-
seinsstörung*, Benommenheit*, Amnesie*, Kopf- Hirnödem*, Schlaganfall*, Enzephalitis* oder gensaftsekretion anregt und den Brechreiz min-
schmerz, Schwindel*, Kreislaufstörung, Übel- Hydrozephalus*. dert. Sie wird medizinisch eingesetzt bei Appe-
keit* und Erbrechen*. Therapiert wird sympto- Concern Level: syn. level of concern (Abk. titlosigkeit, insbesondere in der Geriatrie und
matisch und mit kurzfristiger Bettruhe. LOC). Konzentration einer Umweltchemikalie in Pädiatrie (Kommission E) sowie volkstümlich
Diagnostik: Luft, Wasser oder Boden, bei der mit einer Schä- auch bei funktioneller Dyspepsie*.
– Körperliche Untersuchung digung von z. B. Bienen oder Fischen (durch Condylomata acuminata n pl: engl. acuminate
– EEG* nur im Kindesalter verändert Pflanzenschutzmittel) bzw. Menschen (durch warts; syn. Genitalwarzen. Sexuell übertragene
– ggf. radiologischer Ausschluss einer Schädel- 5 nmol/l Cadmium im Vollblut) zu rechnen ist. Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV),
fraktur* (CCT) oder zerebraler Schäden Concha auriculae → Ohr, äußeres die zur Ausbildung primär benigner Papillome*
(MRT). Coø ncha nasalis f: engl. nasal concha. Nasenmu- im Anogenitalbereich führt. Eine Spontanhei-
Commotio retinae f: engl. concussion of the ret- schel. In der Regel gibt es in jeder Nasenhöhle lung ist unwahrscheinlich, Rezidive häufig und
ina. Ischämie* umschriebener Netzhautbezirke 3 Nasenmuscheln: die Concha nasalis superior maligne Entartung möglich. Die Diagnosestel-
als Folge einer prellungsbedingten spastischen et media sind Bestandteile des Os ethmoidale, lung erfolgt klinisch, therapiert wird mittels
Kontraktur der Netzhautarterien mit Ausbil- die Concha nasalis inferior ist ein eigenständi- Abtragung oder Lokaltherapeutika.
dung eines Berlin*-Ödems. ger Knochen. Klinik: Aus stecknadelkopfgroßen Knötchen,
Commotio spinalis f: engl. spinal cord concus- Bemerkung: Die Concha nasalis inferior wird in v. a. an äußeren Genitalien, Vagina, Zervix, int-
sion. Traumatische Schädigung des Rücken- der Klinik auch als Os turbinale bezeichnet. Zu- raurethral und -anal (siehe Abb. 1) entstehen
marks mit reversibler Symptomatik einer Quer- sätzlich zu den 3 üblichen Nasenmuscheln blumenkohl- oder hahnenkammartige, papillä-
schnittläsion*. kann eine Concha nasalis suprema, welche re Wucherungen (siehe Abb. 2). Im Verlauf kann
Community Acquired: Abk. CA. Ambulant, ebenfalls Bestandteil des Os ethmoidale ist, aus- es zu invasivem Wachstum mit Fistelbildung
d. h. außerhalb des Krankenhauses oder einer gebildet sein. (Condylomata* gigantea) oder zu Mazeration
anderen Einrichtung des Gesundheitswesens Coø ncha nasalis suprema f: engl. supreme nasal und übelriechendem Zerfall kommen.
erworben; z. B. ambulant erworbene Pneumo- concha. Oberste Nasenmuschel. Die Concha na- Diagnostik:
nie (Community Acquired Pneumonia; CAP) salis suprema ist Bestandteil des Os ethmoidale – Klinisches Erscheinungsbild
oder CA-MRSA (siehe Methicillin*-resistenter und kommt bei Neugeborenen in 88 % der Fälle – Histologie
Staphylococcus aureus). vor. Sie bildet sich aber während der postnata- – ggf. Proktoskopie*, Anoskopie*
compactus: Zusammengedrängt, fest. len Entwicklung zurück. Bei Erwachsenen tritt – gynäkologische Untersuchung (Kolposko-
completus: Vollständig. die oberste Nasenmuschel noch in ca. 18 % der pie*) zum Ausschluss eines intravaginalen
Compliance [Physiologie]: syn. Dehnbarkeit. Fälle auf. Befalls
Maß für die Dehnbarkeit von Körperstrukturen, concomitans: Begleitend. – evtl. molekularbiologischer HPV-DNA-Nach-
z. B. pulmonale Compliance für Dehnbarkeit Concretio pericaø rdii f: engl. concretion of the weis (nicht routinemäßig).
der Lunge, vaskuläre oder kardiale Compliance heart. Partielle oder totale (Obliteratio pericar-
für Dehnbarkeit von Blutgefäßen und Herz- dii) schwielige Verwachsung der Perikardblätter
wand sowie Blasencompliance für Dehnungsfä- als Folge einer chronischen Perikarditis* mit
higkeit der Harnblasenwand. Atemnot, Zyanose sowie hochgradiger Einfluss-
Composite Graft: Aus mehreren verschiede- stauung* mit sichtbar gestauten Halsvenen
nen Materialien zusammengesetztes Transplan- auch bei aufrechter Körperhaltung, Leberstau-
tat. ung und Stauungsniere sowie peripheren Öde-
Formen: men und arterieller Hypotonie. Der Herzbe-
– Rein autogen, z. B. aus der Ohrmuschel ent- fund ist oft unauffällig.
nommenes Haut-Knorpel-Transplantat zur Concuø ssio f: Erschütterung.
rekonstruktiven Rhinoplastik Conduit [Herzchirurgie] n: Interponat*. In der
– Kombination aus autogenem und alloplasti- Herzchirurgie steht die Bezeichnung Conduit
schem Material, z. B. aus Vene und Kunst- für eine klappentragende Gefäßprothese* (Com-
stoffprothese zusammengesetzter gefäßchi- posite* Graft). Condylomata acuminata Abb. 1: typischer Befund
rurgischer Bypass oder in der Herzchirurgie Conduit [Urologie] n: Operative Bildung einer am Anus mit multiplen aufrecht stehenden,
inkontinenten künstlichen Harnableitung* warzenförmigen Wucherungen. [36]
Condylomata gigantea 352
Vorkommen: bei
– Beidseitiger idiopathischer Nebennierenrin-
denhyperplasie* (ca. 60 %)
– Nebennierenrindenadenom* (ca. 30 %)
– makronodulärer Nebennierenrindenhyper-
plasie (< 5 %)
– Aldosteron produzierendem Karzinom (adre-
nal* oder ektop; < 1 %).
Klinik:
– Leitsymptom arterielle Hypertonie* (v. a.
durch Zunahme des intravasalen Flüssig-
keitsvolumens infolge Hypernatriämie* und
direkter Vasokonstriktion*)
– infolge Hypokaliämie (Spätsymptom, bei ca.
10–20 %), Hypomagnesiämie* und nicht re-
spiratorischer Alkalose v. a.: 1. Obstipation
2. Muskelschmerzen und -schwäche 3. paro-
xysmale Lähmungen 4. Tetanie* 5. Parästhe-
sien* 6. Herzrhythmusstörungen
– häufig zusätzlich Kopfschmerz und Sehstö-
rungen.
Diagnostik:
– Labordiagnostik: 1. Hyporeninämie, Aldoste-
ron/Renin-Quotient erhöht (für Screening ge-
Confusion Assessment Method for the Intensive Care Unit: diagnostischer Stufenplan; nach Prüfung der eignet, da auch bei normokaliämischem
beiden bei Delir obligat positiven Merkmale (in der Abb. gekennzeicht durch *) Prüfung der beiden übrigen Conn-Syndrom erhöht) 2. Kochsalzinfusions-
Merkmale (Bewusstseinsstörung, unorganisiertes Denken; bei Delir mindestens 1 positiv). test (fehlende Suppression des Aldosterons
unter Kochsalzbelastung) 3. Renin-Aldoste-
ron-Orthostasetest zur Differenzialdiagnose
haut → Keratoconjuctivitis vernalis. Sie verläuft Conn-Syndrom n: engl. Conn’s syndrome; syn. zwischen Adenom und Nebennierenrinden-
oftmals chronisch mit saisonalen Exazerbatio- primärer Hyperaldosteronismus. Pathologisch hyperplasie 4. seitengetrennte Aldosteronbe-
nen, teils mit Hornhautkomplikationen, meist gesteigerte autonome Sekretion von Aldoste- stimmung im Nebennierenvenenblut nach
jedoch spontan abklingend. Behandelt wird mit ron*. Betroffene erleiden typischerweise eine ar- kathetergestützter Blutentnahme
Mastzellstabilisatoren (z. B. Cromoglicinsäure) terielle Hypertonie*. Die Diagnose erfolgt labor- – Lokalisationsdiagnostik: 1. bei Nebennieren-
oder Antihistaminika, unter Umständen mit medizinisch, bei zugrunde liegendem Aldostero- rindenadenomen oft problematisch (∅ < 1 cm
Glukokortikoidsalbe bzw. -tropfen sowie Ciclo- nom* werden zur Lokalisationsdiagnostik bild- bei ca. 20 %) 2. Ultraschalldiagnostik (Scree-
sporin-A-Augentropfen. gebende Verfahren eingesetzt. Behandelt wird ning-Untersuchung, evtl. Endosonografie)
Formen: chirurgisch und pharmakologisch. Ätiologie: 3. CT (siehe Abb.) 4. MRT.
– Palpebrale Form mit pflastersteinartigen – Idiopathisch Differenzialdiagnose: V. a. mit Diuretika* be-
Wucherungen der Lidinnenseite (siehe Abb.) – selten familiärer Hyperaldosteronismus* handelte primäre Hypertonie bei sekundärem
– bulbäre (limbale) Form mit grauweißen Wu- (< 5 %), z. B.: 1. Typ I: durch Glukokortikoid Hyperaldosteronismus*.
cherungen der perilimbären Bindehaut. supprimierbarer Hyperaldosteronismus, Therapie:
connatus → angeboren CYPB11B1-Mutation, Genlocus 8q24.3 – Bei Nebennierenrindentumor operative Ent-
connatus: engl. congenital. Angeboren*. 2. Typ II: FHII-Mutation, Genlocus 7p22. fernung der Nebenniere
contagiosus 354
COPD: Tab. 3
Langzeittherapie nach den Leitlinien zur COPD der Deutschen Atemwegsliga und der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie, 2007.
Schweregrad Pharmakotherapie sonstige Maßnahmen
(Therapiestufe)
C I kurzwirksame inhalative Bronchodilatatoren bei Bedarf (Beta-2-Sympa- Vermeidung inhalativer Schadstoffexposition (insbesondere Tabak-
thomimetika und/oder Anticholinergika; Arzneimittel der 3. Wahl ist rauch), Schutzimpfungen (Influenza, Pneumokokken)[1]
Theophyllin)
II wie Stufe I; zusätzlich langwirksame Bronchodilatatoren als Dauer- wie Stufe I; zusätzlich ambulante oder stationäre Rehabilitation und/
therapie (einzeln oder in Kombination) oder körperliches Training, Atemphysiotherapie und Patienten-
schulung
III wie Stufe II; zusätzlich inhalatives Glukokortikoid (bei wiederholter wie Stufe II
Exazerbation, Therapieeffekt vorausgesetzt)
IV wie Stufe III wie Stufe II; zusätzlich Sauerstoff-Langzeittherapie; ggf. chirurgische
oder bronchoskopische Lungenvolumenreduktion, Lungen-
transplantation
[1]
auch für Stadium 0 (Risikogruppe) empfohlen
– weitere klinische Quantifizierung durch – ggf. operative Therapie (Lungenvolumenre- Herzform*. Diese tritt v. a. bei schwerer Herzin-
BODE-Index duktion*, Lungentransplantation*). suffizienz, Kardiomyopathie oder kombinier-
– Reversibilitätsprüfung der Obstruktion Cope-Zeichen → Psoaszeichen tem Herzklappenfehler auf. Die genaue Diag-
durch Bronchospasmolysetest* (korreliert coracoideus: engl. coracoid. Rabenschnabel- nostik erfolgt im Rahmen der Echokardiogra-
mit Langzeitprognose) und ggf. inhalative ähnlich, z. B. Processus* coracoideus (Raben- fie*. Siehe Abb.
Glukokortikoide schnabelfortsatz) der Scapula. Corda-Silvestrini-Syndrom → Silvestrini-Cor-
– labordiagnostisch: 1. Alpha*-1-Antitrypsin Coø r adiposum → Fettherz da-Syndrom
im Rahmen der Erstdiagnose 2. Entzün- Coø r asthenicum → Tropfenherz Cordon sanitaire m: engl. sanitary cordon. Sys-
dungsparameter (BSG, CRP, Blutbild, bei Po- Coø r bilaterale n: engl. bilateral cor. Bezeich- tematische Regelungen des Zugangs in ein Land
lyglobulie* BGA) bei Exazerbation nung für eine auf dem Röntgen sichtbare Ver- oder ein bestimmtes Isolationsgebiet während
– Echokardiografie* zur Beurteilung der kar- größerung der Herzsilhouette, die sich bis auf einer Epidemie* zur Eindämmung der Verbrei-
diovaskulären Manifestation. die rechte Thoraxseite erstreckt. Das Cor bilate- tung übertragbarer Krankheiten*. Ein Cordon
Aufgrund des progredienten Verlaufs sind re- rale findet sich z. B. bei Herzhypertrophie* oder sanitaire wird insbesondere bei gefährlichen In-
gelmäßige Verlaufskontrollen erforderlich (oh- Herzinsuffizienz*. Eine genaue Diagnostik, in fektionskrankheiten* (Seuchen) angewandt.
ne Komplikationen mindestens jährlich) mit deren Verlauf auch ein Perikarderguss* ausge- Cordotomie → Chordotomie
Reevaluation der Diagnose. schlossen werden kann, erfolgt durch Echokar- Cord Traction: Dosierter, vorsichtiger Zug an
Differenzialdiagnose: Vor allem Asthma bron- diografie*. der Nabelschnur nach Geburt und Abnabeln des
chiale (Tab. 2). Coø r bovinum n: engl. cor taurinum. Selten be- Kindes zur Lösung der Plazenta*. Bei festsitzen-
Therapie: nutzte Bezeichnung für eine stark vergrößerte der Plazenta besteht die Gefahr des Abreißens
– Als Langzeittherapie Stufentherapie nach der Nabelschnur mit anschließender stärkerer
Schweregrad: siehe Tab. 3 Blutung.
– bei Obstruktion: inhalative Anticholinergika*, Core: Der Nukleinsäuren enthaltende, aus vira-
Betasympathomimetika*, Gukokortikoide len Proteinen bestehende Innenkörper eines Vi-
– bei Exazerbation: Antibiotika und orale Glu- rus.
kokortikoide Coriandrum sativum → Koriander
– Patientenschulung und Physiotherapie mit Coø rium → Dermis
Atemtherapie* zur Senkung der Atemarbeit Cormack-Lehane-Klassifikation f: engl. Cor-
(z. B. durch Lippenbremse*) mack-Lehane classification. Graduierung der la-
– körperliches Training ryngoskopischen Sicht nach Cormack und Leha-
– Ernährungsberatung bei Gewichtsverlust ne (1984).
(≥ 10 % innerhalb der letzten 6 Monate oder Kriterien: Siehe Tab. und Abb.
≥ 5 % im letzten Monat prognostisch ungüns- Cornea → Kornea
tig) Coø rnu cutaneum n: engl. cutaneous horn. Tier-
– ggf. Sauerstoff*-Langzeittherapie hornartige Hyperkeratose*, evtl. assoziiert mit
– Beatmung* (cave: Atemantrieb bei pCO2 Verrucae vulgares, Keratosis* actinica oder Plat-
> 60–70 mmHg nur noch durch Sauerstoff- tenepithelkarzinom*. Siehe Abb.
mangel im Blut; Sauerstoffgabe kann somit Corona phlebectatica paraplantaris f: Varikö-
unter Umständen intubationspflichtige ser Venenkranz an den Fußrändern (sog. Cock-
Ateminsuffizienz verursachen) Cor bovinum [217] pit-Varizen) bei Abflussstörung im Bereich der
357 Cor pulmonale
C
Cormack-Lehane-Klassifikation: Graduierung der Sicht bei laryngoskopischer Inspektion; a: Epiglottis;
b: Rima glottidis; c: Cartilago arytenoidea.
Cor pulmonale: Formwandel des Herzens; Hyper-
trophie der rechten Kammerwand, Verlängerung
erstmals 2003 2. Herkunft vermutlich aus der Herzachse, Verbreiterung der rechten Kammer,
Cormack-Lehane-Klassifikation:
Graduierung der Sicht bei laryngoskopischer dem Tierreich (Fledermäuse, Larvenroller) Linksdrehung und Querlagerung des Herzens.
Inspektion. – Kombination von schwerem Atemnotsyn-
drom und akutem Nierenversagen durch In-
Grad Kriterium fektion mit neuartigem Coronavirus (Middle
I Sicht vollständig East Respiratory Syndrome Coronavirus, kreislauf durch idiopathische oder familiäre
Abk. MERS-CoV): 1. Nachweis erstmals 2012 pulmonalarterielle Hypertonie 2. chronische
II Cartilago arytenoidea und hinterer 2. Vorkommen v. a. in Saudi-Arabien, Jorda- interstitielle Lungenkrankheit (z. B. chroni-
Anteil von Rima glottidis sichtbar nien, Katar. sche Bronchitis*, COPD*, Lungenemphy-
III nur Epiglottis sichtbar Coø r peø ndulum → Tropfenherz sem*, Schlafapnoesyndrom*, zystische Fibro-
IV auch Epiglottis nicht sichtbar Coø rpora amylacea n pl: engl. amylaceous bod- se*, Sarkoidose*, Alveolitis*, Lungenfibrose*)
ies; syn. Amyloidkörperchen. Lamellär geschich- 3. chronische Hypoventilation* durch Stö-
tete, meist verkalkte Ausfällungen von Glyko- rung der Thoraxwandbewegung (u. a. schwe-
protein. Corpora amylacea ohne Krankheitswert re Skoliose*, neuromuskuläre Erkrankun-
treten auf in Schilddrüse, Prostata, Ovar, Lunge, gen), rezidivierende Lungenembolien u. a.
Pleura und Gelenken. Sie kommen außerdem Diagnostik:
vor bei degenerativen Erkrankungen des Ge- – Herzauskultation*: u. a. verlängerte, fixe Spal-
hirns und im Altersgehirn*, v. a. an den Zellfort- tung des 2. Herztons mit Akzentuierung des
sätzen von Astrozyten perivasal, subpial und Pulmonaltons; palpatorisch Harzer-Zeichen
subependymal. – EKG: Zeichen der Rechtsherzbelastung
Coø rpora oryzoidea n pl: engl. rice bodies. Fib- (Rechtsherzhypertrophie bei chronischem
rinablagerungen in Gelenken, Sehnenscheiden CP): 1. P-pulmonale (P*-Welle) 2. Steiltyp bis
und Schleimbeuteln. Rechtstyp oder Sagittaltyp (Lagetyp* des Her-
Coø r pulmonale n: engl. pulmonary heart; Abk. zens) 3. langsamer R-Zuwachs mit Verschie-
CP. Veränderungen am Herzen, v. a. am rechten bung des R/S-Umschlags nach links 4. positi-
Vorhof und rechten Ventrikel bei erhöhtem ve rechtsventrikuläre Hypertrophieindizes
Cornu cutaneum [4] Druck im Lungenkreislauf (pulmonale Hyperto- (z. B. Sokolow-Index II) 5. Rechtsverspätung
nie*). Symptome variieren abhängig vom bis Rechtsschenkelblock* 6. Vorhofflimmern*
Schweregrad der Rechtsherzbelastung und des (chronisches CP) 7. McGinn*-White-Syndrom
pulmonalen Rechts-Links-Shunts. Betroffene (akutes CP) 8. deszendierende Senkung der
tiefen Unterschenkelvenen infolge chronisch- entwickeln Tachykardie, Dyspnoe, Thorax- ST*-Strecke mit präterminal (später terminal)
venöser Insuffizienz*. schmerz, Zyanose, gestaute Halsvenen, Stau- negativen T*-Wellen in II, III, aVF und V1–3
Coronaviridae f pl: Familie pleomorpher RNA- ungsleber* und Ödeme. bei chronischem CP
Viren mit Hüllmembran (∅ 70–160 nm, einzel- Formen: – Echokardiografie*: 1. Erweiterung von rech-
strängige RNA, 3–4 Polypeptide; elektronen- – Akutes CP: akute rechtsventrikuläre Dilatati- tem Vorhof und Kammer, bei akutem CP
mikroskopischer schütterer Kranz 15–29 nm on und Rechtsherzinsuffizienz* (unter Um- auch der Pulmonalarterie (Stamm), bei chro-
langer, keulen- bzw. blütenförmiger Projektio- ständen lebensbedrohliches akutes Rechts- nischem CP auch rechtsventrikuläre Myo-
nen). Coronaviridae werden durch Schmier- herzversagen) bei akuter Drucksteigerung im kardhypertrophie 2. Graduierung der pul-
und Tröpfcheninfektion übertragen. Lungenkreislauf, meist infolge einer massi- monalen Hypertonie durch Bestimmung der
Klinische Bedeutung: ven Lungenembolie*, auch infolge Status* rechtskardialen Druckgradienten (relative
– In der Regel milde Erkrankung der oberen asthmaticus, Spannungspneumothorax (Pneu- Trikuspidalklappeninsuffizienz*)
Atemwege durch Infektion mit Coronaviri- mothorax*) oder bei thorakalem chirurgi- – Rechtsherzkatheterisierung mit Ein-
dae der Stämme 229E (hCoV-229E) und OC43 schem Eingriff (v. a. Pneumektomie*) schwemmkatheter* zur intrakardialen und
(hCoV-OC43) sowie der Stämme NL63 und – chronisches CP: Rechtsherzhypertrophie, pulmonalarteriellen Druckmessung (siehe
HKU1 später auch rechtsventrikuläre Dilatation Pulmonaliskatheter*)
– SARS* durch Infektion mit SARS-assoziiertem und evtl. Rechtsherzinsuffizienz; Ursachen: – Röntgen- und CT-Thorax: 1. Änderung der
Coronavirus (SARS-CoV): 1. Beschreibung 1. chronische Drucksteigerung im Lungen- Herzform* (linker Ventrikel nach dorsal ver-
Corpus adiposum infrapatellare 358
drängt, rechter Ventrikel spitzenbildend; sie- Corpus* luteum auf der Oberfläche des Ovars*. – Corpus luteum menstruationis: 1. bildet sich
he Abb.) 2. starke Prominenz des Pulmonal- Es entsteht durch das Zugrundegehen des Cor- bei fehlender Befruchtung des Eis zurück
arterienbogens 3. Kalibersprung von zentra- pus* luteum (Luteolyse). Die Weißkörper persis- 2. infolge der abfallenden Hormonprodukti-
len Lappenarterien zu stark verengten Seg- tieren und sind für die narbige Oberfläche des on setzt die Menstruation ein.
mentarterien 4. Rarefizierung der vaskulären senilen Eierstocks verantwortlich. Coø rpus-luteum-Insuffizieø nz f: engl. insuffi-
Lungenperipherie. Coø rpus alienum → Fremdkörper ciency of the luteal corpus; syn. Lutealphasenin-
C Therapie: Wie bei pulmonaler Hypertonie*. Coø rpus atreticum n: engl. atretic ovarian folli- suffizienz. Funktionsschwäche des Corpus* lu-
Coø rpus adiposum infrapatellare n: engl. infra- cle; syn. atretischer Follikel. Follikel im Ovar, teum mit erniedrigter Estradiol*- und Progeste-
patellar fat pad. Unterhalb der Patella vor dem der in die Entwicklung eingetreten ist (Follikel- ron*-Konzentration im Plasma als eine der häu-
Kniegelenksspalt gelegener, von einer Synovial- reifung*), aber nicht zur Ovulation gelangt und figsten Ursachen weiblicher Sterilität*. Bei Be-
haut, der Membrana fibrosa, überzogener Fett- untergeht (siehe Atresie*). troffenen ist beispielsweise der Menstruations-
körper. Entzündungen im Kniegelenk führen Coø rpus cavernosum penis n: engl. cavernous zyklus* verkürzt und sie haben prämenstruelle
zu einer Hypertrophie* des Corpus adiposum body of penis; syn. Corpora cavernosa penis. Paa- Schmierblutungen*. Behandelt wird mit Pro-
infrapatellare, auch Hoffa-Körper genannt. Kli- riger, Y-förmiger Schwellkörper* des Penis* mit gesteron-Analoga.
nisch relevant ist das Hoffa*-Kastert-Syndrom. Hohlräumen aus glatter Muskulatur und Bin- Klinik:
Siehe Abb. degewebe (Sinusoide), die sich bei der Erektion* – Verkürzter Menstruationszyklus*
mit arteriellem Blut füllen und den Penis an- – Corpus-luteum-Phase (hypertherme Phase)
schwellen lassen und aufrichten. Die Penis- unter 12 Tage und/oder mit langsamem
schwellkörper sind dabei gegenüber dem Ruhe- (treppenförmigem) Anstieg der Basaltempe-
zustand bis zu 40-fach vergrößert und nicht ratur*
M. articularis genus mehr kompressibel. – Polymenorrhö
Details: vgl. Penis*, Abb. dort – prämenstruelle Schmierblutung
Klinischer Hinweis: Häufige Erkrankungen sind – keine zyklusgerechte sekretorische Umwand-
Femur die traumatische Penisruptur* und die entzünd- lung des Endometriums*.
Grenzfalte zwischen
liche Kavernitis*. Coø rpus-luteum-Zyø ste f: engl. lutein cyst. Zys-
Cavum articulare und Coø rpus coccyXgeum n: engl. coccygeal body; syn. tisch vergrößertes Corpus* luteum, das durch
Bursa suprapatellaris Glomus coccygeum. Knötchen vor der Steißbein- Einblutungen entsteht. Es besteht aus einer
spitze, das arteriovenöse Anastomosen enthält. Schicht hyperplastischer, später druckatrophi-
Tendo m. quadri- Corpusculum renis → Malpighi-Körperchen scher Granulosaluteinzellen* und klarem gelbli-
cipitis femoris Coø rpus feø moris n: engl. shaft of femur; syn. Fe- chem Inhalt (nach Resorption der Blutbestand-
murschaft. Ventral gebogener Schaft des Fe- teile). Infolge verlangsamter Abnahme der Pro-
Patella murs*. Das Corpus femoris hat 3 Flächen: Facies gesteronbildung kommt es zu einer Verzöge-
anterior, Facies lateralis und Facies medialis. rung der Menstruation*.
Dorsal zwischen Facies lateralis und Facies me- Coø rpus mandibulae n: engl. body of mandible.
Corpus adiposum
dialis befindet sich eine zweilippige Verdickung Unterkieferkörper. Dieser ist hufeisenförmig
infrapatellare
der Corticalis, die Linea* aspera. Der Centrum- gebogen. Sein Unterrand ist zur Basis mandibu-
Lig. patellae Collum-Diaphysen-Winkel (CCD*-Winkel) zwi- lae verstärkt. Er bildet gemeinsam mit dem am
Lig. cruciatum anterius schen Femurschaft und Femurhals beträgt 126°. Kieferwinkel beginnenden Ramus mandibulae
Coø rpus liberum → Gelenkkörper, freier die Mandibula. Der Unterkieferkörper besteht
Coø rpus liønguae n: engl. body of tongue; syn. bis zum Ende des 1. Lj. aus 2 Hälften, die medi-
Zungenkörper. Aus der Zungenwurzel hervor- an über die Unterkiefersymphyse miteinander
Tibia gehender, vorderer, beweglicher Abschnitt der verbunden werden.
Tuberositas tibiae Zunge*. Der Zungenkörper reicht vom v-förmi- Coø rpus maxiøllae n: engl. body of maxilla. Ober-
gen Sulcus terminalis bis zur Zungenspitze kieferkörper. Das Corpus maxillae enthält den
Corpus adiposum infrapatellare: Kniescheibe als (Apex linguae) und wird durch die innere Zun- Sinus maxillaris. Vom Oberkieferkörper gehen
Sesambein für die Quadratussehne im Sagittal- genmuskulatur gebildet. die Processus frontalis, zygomaticus, palatinus
schnitt. Der untere Pol der Patella wird von dem Coø rpus luteum n: syn. Gelbkörper. Hormon- und alveolaris ab.
sogenannten Hoffa-Fettkörper umrahmt. Dieser produzierende Zellansammlung, die im Ovar Coø rpus medullare cerebeø lli → Kleinhirn
befindet sich zwischen dem Tibiakopf und nach der Ovulation* aus dem gesprungenen Fol- Coø rpus penis n: engl. body of penis; syn. Penis-
der Kniescheibe, dorsal vom Ligamentum patellae likel (gelegentlich auch aus einem nicht geplatz- schaft. Länglicher Schaft des männlichen
und liegt in der Synovialhaut. Proximal der ten Follikel) entsteht. Im Corpus luteum wer- Glieds. Er enthält die Corpora cavernosa penis
Kniescheibe liegt die Bursa suprapatellaris zwischen den Östrogene* und Corpus-luteum-Hormon und das die Harnröhre umgebende Corpus*
Femur und Sehne des M. quadriceps femoris. (Progesteron*) gebildet. spongiosum penis.
Der Schleimbeutel (Recessus suprapatellaris) Formen: Coø rpus rubrum n: syn. Corpus haemorrhagi-
kommuniziert mit der Gelenkhöhle des Knies. – Corpus luteum graviditatis: 1. sezerniert bis cum. Der unmittelbar nach dem Eisprung mit
zur 8.–10. SSW Östrogene und Progesteron frischem Blut gefüllte, leere Ovarialfollikel, der
2. danach wird die Produktion der Sexual- sich durch Resorption des Blutes sowie Luteini-
hormone von Plazenta bzw. fetoplazentarer sierung der Granulosazellen zum Corpus* lute-
Coø rpus aø lbicans n: engl. whitening body; syn. Einheit übernommen (sog. luteoplazentarer um weiterentwickelt.
Weißkörper. Narbiger, bindegewebiger Rest des Shift)
359 Cotton-Wool-Herde
Coø rpus spongiosum penis n: engl. spongy body – Corynebacterium pseudodiphtheriticum ihre Organe verloren oder seien verfault, bis hin
of the penis. Unpaariger kompressibler Schwell- – Corynebacterium xerosis. zur Negation der eigenen Existenz und Exis-
körper* an der Unterseite des Penis*. Die Glans Corynebacterium diphtheriae n: syn. Bacteri- tenz der Welt (nihilistischer Wahn). Es besteht
penis ist das vordere, der Bulbus penis das hin- um diphtheriae. Grampositives, in Neisser-Pol- erhöhte Suizidgefahr.
tere Ende des Corpus spongiosum, das dem Dia- körnchenfärbung gelb-braunes, keulenförmiges Vorkommen: Schwere wahnhafte Depression*,
phragma* urogenitale anliegt. In die Mitte des Stäbchenbakterium, das zahlreiche schwarz- v. a. bei älteren Menschen, oft in Verbindung
Corpus spongiosum ist die Urethra* eingebet- blaue Polkörperchen enthält (Volutin-Körn- mit ausgeprägtem Schuld- oder Versündigungs- C
tet, die es bei der Erektion* polstert. chen). Corynebacterium diphtheriae zeigt häu- wahn.
Struktur: Vgl. Penis*, Abb. dort. fig eine charakteristische V- oder Y-förmige La- Co-Therapeut m: engl. co-therapist. Psychosozi-
Funktion: Das Corpus spongiosum penis gerung (sog. chinesische Schriftzeichen) und ist ale Ressource, die in den psychotherapeutischen
schwillt bei der Erektion* schwach an und führt Erreger der Diphtherie*. Der Erreger wird Prozess eingebunden wird. Hierzu zählen Psy-
zu vermehrter Perfusion der Glans penis, da es durch direkten Kontakt oder Tröpfcheninfekti- chotherapeuten (v. a. bei Paarpsychotherapie*
die versorgenden Blutgefäße enthält. on übertragen. Abb. und Gruppenpsychotherapie*), Laientherapeu-
Coø rpus uø teri → Uterus Klinische Bedeutung: Diphtherie wird durch ten (z. B. Partner oder Eltern von Patienten) und
Coø rtex cerebeø lli → Kleinhirn ein Exotoxin ausgelöst, das nur Stämme mit Tiere (z. B. Pferde). Bei stationärer Behandlung
Coø rtex ceø rebri → Großhirnrinde spezieller Phagen-DNA (temperenter Phage) bil- fungiert meist Pflegepersonal mit spezieller
Cortexolon → Desoxycortisol den. Es besteht aus stabilem Fragment A, wel- Fort- und Weiterbildung als Co-Therapeut.
Cortexon → Desoxycorticosteron ches seine toxische Aktivität durch Blockierung Aufgaben:
corticalis: Rinden-, die Rinde (eines Organs) der Translation in der Proteinsynthese entfaltet, – Organisatorische und inhaltliche Mitarbeit
betreffend. und labilem Fragment B, das für die Rezeptor- bei der Durchführung der Therapie, z. B. Be-
Corticosteroid-Binding-Globulin → Trans- bindung an Zielzellen verantwortlich ist und gleitung des Psychotherapeuten bei Einzel-,
cortin Toxin A den Weg ins Zytoplasma vermittelt. Partner- und Familiengesprächen
Corticosteron → Glukokortikoide Dieses Toxin kann durch Formaldehyd in ein – Unterstützung des Patienten bei der Durch-
Corticotropin → Hormon, adrenocorticotro- Toxoid umgewandelt werden, das zur Impfung führung von Verhaltensübungen und der
pes (z. B. mit Diphtherie-Adsorbat-Impfstoff) und Umsetzung therapeutischer Hausaufgaben.
Corticotropin-Releasing-Hormon: Abk. CRH. Herstellung von antitoxischem Serum (Diph- Co-Transmiøtter m: Substanzen, welche die
Im Nucleus paraventricularis des Hypothala- therie-Antitoxin) verwendet wird. Wirkung eines Neurotransmitters auf eine Ner-
mus gebildetes Peptidhormon (41 Aminosäu- venzelle beeinflussen und teilweise an eigene
ren). Es stimuliert im Hypophysenvorderlappen spezifische Rezeptoren binden. Beispiele sind
die Synthese und Freisetzung von ACTH sowie Substanz P mit Wirkung über Neurokinin-Re-
die Freisetzung von β-Endorphin. zeptoren (Schmerzwahrnehmung) und Neuro-
Corti-Gaø nglion → Ganglion cochleare peptid Y mit Wirkung über NPY-Rezeptoren
Corti-Membran f: engl. tectorial membrane of (emotionale Verarbeitung).
cochlear duct; syn. Membrana tectoria. Memb- Funktion: Co-Transmitter reagieren wesentlich
ran, die das Corti-Organ des Innenohrs* be- langsamer als klassische Neurotransmitter
deckt. Die Corti-Membran ist am Labium limbi (Neuromodulatoren*), wirken langanhaltend
vestibulare des Limbus spiralis fixiert. und mit großer Reichweite über verschiedene
Cortisol → Hydrocortison Areale des ZNS bis in die Peripherie und tragen
Coø r villosum → Perikarditis u. a. bei zu Regulation von Aufmerksamkeit,
Corynebacterium n: Gattung grampositiver, Verhalten, Wach- und Schlaf-Rhythmus, vegeta-
Corynebacterium diphtheriae [92]
nicht sporenbildender, pleomorpher, unbeweg- tiven Reaktionen, Durst, Hunger, Sexualverhal-
licher Stäbchenbakterien der Familie Coryne- ten.
bacteriaceae (Bakterienklassifikation*), häufig Corynebacterium minutiøssimum n: Erreger Cotransport → Antiport
mit ein- oder beidseitigen keulenförmigen An- des Erythrasmas*, der häufig auch bei bakteriel- Cotransport → Symport
schwellungen. Corynebacterium ist ein ubiqui- ler Vulvitis oder Vaginitis vorkommt. Cotrel-Dubousset-Operation f: engl. Cotrel-
tärer Boden- und Wasserkeim und kommt in Coø ryza → Rhinitis Dubousset operation. Derotationsspondylodese
der Normalflora der menschlichen und tieri- Coø ryza syphilitica → Syphilis mit Doppelstabstabilisierung bei Skoliose.
schen Haut sowie der Schleimhäute vor. Coø sta: engl. rib; syn. Rippenpaar. Aus einem Cotrimoxazol n: engl. co-trimoxazole. Antibioti-
Klinische Bedeutung: Ca. 40 bekannte Spezies Os costale und Cartilago* costalis bestehender kum, das bei Harnwegsinfektionen, chronischer
(meist pflanzenpathogen oder apathogen), me- Anteil des Brustkorbs. Die 12 Rippenpaare ver- Bronchitis und zur Prophylaxe und Therapie
dizinisch relevant sind: binden sich dorsal gelenkig mit den Wirbeln von Pneumocystis* jirovecii eingesetzt wird. Es
– Corynebacterium* diphtheriae und Coryne- und finden ventral Anschluss an Sternum*, Ar- ist eine Kombination von Trimethoprim* mit
bacterium ulcerans (Diphtherie*) cus* costalis oder enden frei. Durch ihre Beweg- dem SulfonamidSulfamethoxazol und wird oral
– Corynebacterium jeikeium (schwere kathet- lichkeit ermöglichen sie eine Volumenänderung oder parenteral verabreicht. Nebenwirkungen
erassoziierte Infektion bei abwehrgeschwäch- im Thorax bei der Atmung*. sind Durchfälle und Hautreaktionen, in selte-
ten Patienten) Costello-Syndrom → Cutis laxa nen Fällen entwickelt sich ein Stevens*-John-
– Corynebacterium minutissimum (Eryth- Cosubstrate → Coenzyme son-Syndrom.
rasma*) Cotard-Syndrom n: engl. Cotard’s syndrome. Cotton-Wool-Herde m pl: engl. cotton wool
– Corynebacterium acnes (Propionibacterium Form des Wahns*, bei dem die Betroffenen an- spots. Augenhintergrundveränderungen mit
acnes, Aknebakterien) nehmen, sie hätten keinen Körper mehr, hätten weißen, unscharf begrenzten Flecken aufgrund
Councilman-Körperchen 360
Krankheit), Myokarditis* und grippalen Infek- Cozymase → Nicotinamid-Adenin-Dinucleo- CPK: Abk. für Creatinphosphokinase → Krea-
ten („Sommergrippe“). Diagnostiziert wird mit- tid tinkinase
tels PCR, therapiert symptomatisch. Erreger. cP: Abk. für Polyarthritis, chronische → Arthri- CPM: Abk. für → Continuous Passive Motion
Das Virus ist weltweit verbreitet. Infektionen tis, rheumatoide CPP: Abk. für engl. cerebral perfusion pressure
finden besonders häufig in Regionen mit nied- Cp: Abk. für → Caeruloplasmin → Perfusionsdruck, zerebraler
rigem hygienischem Standard statt. Erregerre- CP: Abk. für → Cor pulmonale CPR: Abk. für engl. cardiopulmonary resuscita-
servoir ist der Mensch. Es existieren 6 Serotypen CP: Abk. für Cerebralparese → Infantile Zereb- tion → Reanimation C
des Coxsackie-B-Virus, welche alle zur Gruppe B ralparesen CPSS: Abk. für engl. Cincinnati Prehospital
der humanen Enteroviren (HEV-B) zählen. In- CP: Abk. für Creatinphosphat → Kreatin Stroke Scale → Focused Assessment with Sono-
kubationszeit: im Durchschnitt 7–14 (2–35) CPA: Abk. für c(k)avopulmonale Anastomose → graphy for Trauma
Tage. Fontan-Operation CP-Test: Abk. für → Cold-Pressure-Test
Klinik: CPA: Abk. für c(k)avopulmonale Anastomose → CPU: Abk. für → Chest Pain Unit
– Häufig asymptomatischer Verlauf Glenn-Operation CPZi: Abk. für Chlorpromazin-Index → Po-
– Sommergrippe: 1. Fieber 2. Pharyngitis cPAN: Abk. für classic polyarteriitis nodosa → tenz, neuroleptische
3. Schnupfen 4. Reizhusten 5. begleitend Polyarteriitis nodosa Cr → Chrom
häufig leichte Gastroenteritis CPAP-Beatmung f: engl. CPAP ventilation; syn. Crack: Bezeichnung für rauchbare Base des Ko-
– Myalgia epidemica: 1. plötzlich auftretendes continuous positive airway pressure (Abk. kains. Es handelt sich um eine psychotrope
Fieber mit Schüttelfrost 2. Diarrhö, Erbre- CPAP). Form der Beatmung* mit kontinuierli- Substanz, deren Konsum wie bei Kokain beson-
chen, Übelkeit 3. thorakale (Pleurodynie) und chem positivem Atemwegsdruck. Es handelt ders schnell zu psychischer und physischer Ab-
abdominale stechende Schmerzen 4. Kom- sich um eine assistierte Spontanatmung* mit hängigkeit* führt.
plikation: Meningitis myalgica druckunterstützter Ein- und Ausatmung gegen Klinik:
– Myokarditis mit Gefahr der Chronifizierung einen positiven Ausatmungsdruck. Bei physio- – Appetitmangel
und Entwicklung einer dilatativen Kardio- logischer Spontanatmung ist der Druck inner- – rapide Gewichtsabnahme
myopathie halb der Alveolen bei der Einatmung negativ – Herzrhythmusstörung
– Perikarditis und bei der Ausatmung null bis leicht positiv. – schwere Depressionen
– cave: v. a. bei Kindern Gefahr der Sepsis, Vorgehen: – Halluzinationen, Paranoia
Myokarditis und Enzephalitis – Aufrechterhaltung eines positiven Drucks – irreparable Schäden an: 1. Lunge 2. Gefäßen
– Pankreatitis (ggf. Ursache akuter Erkrankun- während des gesamten Atemzyklus, um ei- 3. Nieren 4. Hirn.
gen an Typ-1-Diabetes). nen vorzeitigen Alveolenkollaps bei der Aus- Cramer-Schiene f: engl. Cramer’s splint. Biegsa-
Diagnostik: Als Untersuchungsmaterial dienen atmung zu vermeiden oder ggf. verlegte me, mit Schaumstoff abgepolsterte Drahtschie-
z. B. Stuhl, Liquor oder Rachenspülwasser Atemwege wieder zu eröffnen ne zur Ruhigstellung von Extremitäten bzw.
– Nachweis des Erregers mittels PCR – dadurch stehen dem Gasaustausch mehr Al- Extremitätenabschnitten, angewendet zur prä-
– Erregeranzucht in der Zellkultur mit Typi- veolen zur Verfügung und es kommt zur bes- klinischen Immobilisation z. B. bei Fraktur*.
sierung durch Neutralisationstest. seren Sauerstoffsättigung des Bluts. Siehe Abb.
Therapie: Symptomatische Therapie, z. B. mit Indikationen:
Analgetika und Antipyretika. – Atemnotsyndrom des Neugeborenen
Coxsackie-Viren n pl: engl. coxsackie viruses. – Atemtherapie*
Nach dem amerikanischen Ort Coxsackie be- – Beatmungsentwöhnung
nannte, zum Genus Enterovirus* gehörende – Schlafatemstörung.
RNA-Viren der Familie Picornaviridae*. Coxsa- CPD-Stabilisator m: engl. CPD solution; syn. Ci-
ckie-Viren sind weltweit verbreitet. Sie werden trate-Phosphate-Dextrose-Stabilisator. Stabili-
in 2 Subgruppen eingeteilt: A (Serotypen 1–22, sator für Blutkonserven aus Natriumcitrat, Zit- Cramer-Schiene
24) und B (Serotypen 1–6) und verursachen eine ronensäure, Natriumbiphosphat, Glukose und
Reihe unterschiedlicher Infektionskrankheiten. Wasser. Durch Zusatz von Purinbasen (z. B. Craø mpus → Muskelkrampf
Klinische Bedeutung: Cocksackie-Viren verursa- Adenin) wird die Lagerungsfähigkeit der Blut- Cranium n: syn. Kranium. Der (knöcherne)
chen konserven erhöht. Schädel. Das Cranium wird in den Gehirnschä-
– Fieberhafte Allgemeininfektionen CPEO: Abk. für chronic progressive external del (Neurocranium) und den Gesichtsschädel
– abakterielle Meningitis* (gelegentliche Enze- ophthalmoplegia → Ophthalmoplegia chronica (Viscerocranium) unterteilt.
phalitis und Paralyse, v. a. durch Typ A9) progressiva Einteilung:
– Sommergrippe* C-Peptid n: syn. Connecting-Peptid (Abk. C- – Neurocranium: Gehirnschädel, besteht aus
– Myokarditis* und Perikarditis (v. a. bei Neu- Peptid). Bei der Umwandlung von Proinsulin zu Schädeldach (Kalotte) und Schädelbasis*
geborenen und Kleinkindern) Insulin* proteolytisch abgespaltenes Peptid. – Viscerocranium: Gesichtsschädel, besteht aus
– Herpangina* (A-Serotypen) Steigende Blutzuckerkonzentrationen induzie- Augen-, Nasen- und Mundhöhle, Zungen-
– epidemische Pleurodynie* (B-Serotypen) ren die Spaltung durch Stimulation der Gluko- bein und Gehörknöchelchen.
– Hand*-Fuß-Mund-Krankheit (v. a. Typ A16) serezeptoren der B-Zellen des Pankreas. C-Pep- Crataegus laevigata → Weißdorn, Gemeiner
– der Poliomyelitis ähnliche Lähmungen (Pseu- tid wird zusammen mit Insulin ins Blut ausge- Craurosis f: engl. kraurosis. Veraltete Bezeich-
dopoliomyelitis) durch Typ A7 schüttet und v. a. zur Abklärung von Hypogly- nung für atrophisch-sklerosierende Dystrophie
– Pankreatitis (Typ B4 wurde mehrfach in Zu- kämien bestimmt. (Schrumpfungszustand) der Übergangsschleim-
sammenhang mit Diabetes mellitus Typ 1 CPK: Abk. für Carotispulskurve → Karotispuls- häute, besonders im Genitalbereich (Craurosis
nachgewiesen) sowie Hepatitis*. kurve vulvae bzw. Craurosis penis). Dabei kommt es
Craurosis penis 362
– neuronale Vakuolisierung – Typ II, syn. Arias-Syndrom: UGT-Aktivitäts- or. Sie verknöchert während des kindlichen
– Untergang von Neuronen verminderung < 10 %, aber noch erhaltene Wachstums von außen nach innen. Klinisch re-
– Astrogliose v. a. des zerebralen Kortex Restfunktion, infolgedessen niedrigere Bili- levant ist das Risser*-Zeichen.
– immunhistologischer Nachweis von prion- rubinkonzentration als beim Typ I, zwischen Criøsta intertrochanterica f: engl. intertrochan-
proteinhaltigen Ablagerungen (PrPSc; Prio- 5–25 mg/dl. teric crest. Knochenleiste dorsal zwischen Tro-
nen*) Klinik: chanter major und Trochanter minor des Fe-
– gelegentlich Kleinhirnatrophie*. – Schwerer Ikterus bei Neugeborenen, der le- murs. An der Grenze zwischen mittlerem und C
Inkubationszeit: 6 Monate bis 30 Jahre. benslang anhält proximalem Drittel befindet sich das Tubercu-
Klinik: – zentralnervöse Störungen als Zeichen einer lum quadratum als Ansatz des M. quadratus fe-
– Zu Beginn: 1. Gedächtnis-, Konzentrations- Bilirubinenzephalopathie, siehe Kernikte- moris.
und Merkfähigkeitsstörungen 2. erhöhte rus* CRL: Abk. für engl. crown-rump length → Fe-
Reizbarkeit 3. Sehstörungen 4. Insomnie* – beim leichter verlaufenden Typ II motorische tometrie
– im weiteren Verlauf: 1. progrediente* De- und Sprachstörungen, Choreoathetose, Crohn’s Disease Activity Index: Abk. CDAI.
menz* 2. Tetraparese* mit Spastik* oder Ri- Taubheit Index zur Beurteilung der klinischen Aktivität
gor* 3. Ataxie* 4. Myoklonien* 5. Epilepsie* – Anstieg der Bilirubinkonzentration insbe- der Enteritis* regionalis Crohn. Berücksichtigt
6. akinetischer Mutismus 7. Dezerebrations- sondere bei kataboler Stoffwechsellage durch werden dabei die Anzahl ungeformter Stühle,
starre* 8. Koma*. rekurrierende Infekte und Fasten. abdominale Schmerzen, Allgemeinbefinden,
Diagnostik: Diagnostik: extraintestinale Symptome, Antidiarrhoika-
– Radermecker*-Komplexe im EEG – Ausgeprägte Hyperbilirubinämie* mit vor- Konsum und medizinische Befunde wie Resis-
– erhöhte Konzentration neuronaler und astro- wiegender Erhöhung des unkonjugierten Bi- tenz im rechten Unterbauch, Hämatokrit, Kör-
zytärer Proteine, z. B. 14-3-3-Protein, Tau*- lirubins* bei sonst normalen Leberfunktions- pergewicht und Körpertemperatur.
Protein, S100-Protein und der neuronenspe- werten Crohn-Krankheit → Enteritis regionalis
zifischen Enolase – Gentest auf Mutation im UGT1A-Gen mög- Crohn
– MRT: hyperintense Basalganglien oder/und lich. Cronkhite-Canada-Syndrom n: engl. Cronk-
kortikale Hyperintensität, bei der neuen Va- Therapie: hite-Canada syndrome. Sehr seltenes, sporadi-
riante der CJK mit Hyperintensität im poste- – Symptomatisch Fototherapie > 12 Stunden sches, nicht familiäres Polyposissyndrom, das
rioren Thalamus täglich hauptsächlich in Japan auftritt. Das Cronkhite-
– ggf. molekulargenetische Diagnostik – ggf. Austauschtransfusion Canada-Syndrom geht mit gastroenteralen, der-
– neuropathologische Sicherung der Diagnose – bei Typ II Versuch einer Enzyminduktion mit matologischen und neurologischen Symptomen
– meldepflichtige Krankheit bei Krankheits- Phenobarbital einher. Die Letalität liegt bei 50 % bei einer
verdacht, Erkrankung oder Tod. – Lebertransplantation bei Typ I, ggf. auch bei durchschnittlichen Überlebenszeit von 18 Mo-
Differenzialdiagnosen: Typ II. naten nach Beginn der Diarrhö, es gibt aber
– Alzheimer*-Krankheit Prognose: Bei Typ I sehr ungünstig, bei Typ II auch Langzeitüberlebende.
– Lewy*-Körperchen-Demenz relativ gut. Cross Check → Double Check
– entzündliche Erkrankungen. Crisis Resource Management: Abk. CRM. Crossektomie f: engl. crossectomy. Präparation
Prognose: Tod wenige Wochen bis zu 2 Jahre Konzept zur Erhöhung der Prozesssicherheit und Ligatur der Crosse, einschließlich aller vor-
(durchschnittlich 4 Monate) nach Auftreten der (und damit der Patientensicherheit) durch Prä- findbaren Nebenäste. Bei der Crossektomie han-
ersten Symptome. vention und Management kritischer Ereignisse. delt es sich um die Standardoperation bei
CRF: Abk. für engl. case report forms → Studie, CRM wurde ursprünglich von der Luftfahrt ent- Stammvarikosis zur Verhinderung einer erneu-
klinische wickelt als Crew bzw. Cockpit Resource Man- ten Varikose* nach Varizenstripping*.
cribrifoø rmis: engl. cribriform; syn. kribriform. agement zur Vermeidung (zwischen-)menschli- Croø sseninsuffizienz f: Klappeninsuffizienz
Siebförmig, z. B. Lamina cribriformis. cher Fehler (human factor; 70–80 % aller Fehler, der Schleusenklappen der V. saphena magna. Es
Cri-du-chat-Syndrom → Katzenschrei-Syn- davon ca. 80 % vermeidbar). resultiert ein Rückfluss von venösem Blut aus
drom Criøstae cuø tis → Hautleisten
Crigler-Najjar-Syndrom n: engl. Crigler-Najjar Criøstae mitochondriales f pl: engl. mitochon-
syndrome. Autosomal-rezessiv vererbte Hyperbi- drial cristae. Einstülpungen der Innenmembran
lirubinämie mit schwerem neonatalem Ikterus in die Matrix der Mitochondrien*.
und zentralnervösen Folgestörungen je nach Criøstae sacrales f pl: engl. sacral crests; syn.
Typ. Laborchemie und Gentest sichern die Di- Crista sacralis. Knochenleisten an der Dorsalflä-
agnose. Symptomatische Therapie der Hyperbi- che des Os* sacrum: Crista sacralis mediana,
lirubinämie, ggf. Austauschtransfusion und Le- Crista sacralis intermedia und Crista sacralis la-
bertransplantation sind therapeutische Optio- teralis. Sie entstehen aus den Rudimenten der
nen. Bei Typ I ist die Prognose sehr ungünstig. durch Synostose* verschmolzenen Gelenk-,
Ätiologie: Aufgrund von Mutationen in der Quer- und Dornfortsätze der Kreuzwirbel.
UDP-Glukuronyltransferase UGT1A1 auf dem Criøsta iliaca f: engl. iliac crest; syn. Darmbein-
Genlocus 2q37.1, allelisch zum Gilbert*-Syn- kamm. Verbreiteter, nach innen gewölbter
drom. Formen: Rand der Darmbeinschaufeln, aus 3 Knochen-
– Typ I: vollständiges Fehlen der UDP-Gluku- leisten bestehend: Labium internum, Linea in- Crosseninsuffizienz: Farbcodierte Duplexsonografie
ronyltransferase (UGT), mit Bilirubinwerten termedia und Labium externum. Lateraler Aus- des Refluxes aus der V. femoralis in die V. saphena
zwischen 15–46 mg/dl gangspunkt ist die Spina iliaca anterior superi- magna. [35]
Crossing-over 364
der V. femoralis in die V. saphena magna bzw. Crosstalk → Ausblendzeit Crushed Chest → Brustkorbprellung
V. saphena parva. Siehe Abb. Crotonöl n: engl. croton oil; syn. Crotonis aethe- Crush Fracture → Fraktur
Crossing-over: syn. Chiasmabildung. Mecha- roleum. Öl aus Samen der tropischen Pflanze Crush-Syndrom n: engl. crush syndrome. Nie-
nismus in der Prophase der ersten Reifeteilung Croton tiglium, das früher innerlich als stark renversagen (Crush-Niere) auf dem Boden einer
(Meiose*), führt zum Austausch von Chromoso- wirkendes Abführmittel, äußerlich als lokales Rhabdomyolyse. Weiterhin kann es im Rahmen
menabschnitten zwischen homologen Chromo- Reizmittel zur Therapie bei Erkrankungen des eines Crush-Syndroms zu Leberzellnekrosen
C somen*. Crossing-over dient der intrachromoso- rheumatischen Formenkreises eingesetzt wur- mit Gelbsucht kommen. Behandelt wird meist
malen Rekombination*, indem in einem Chro- de. Crotonöl enthält den Tumorpromotor (Ko- intensivmedizinisch, z. B. mittels Dialyse.
mosom liegende Allele gekoppelter Gene (gene- kanzerogene*) 12-O-Tetradecanoyl-phorbol-13- Ursachen:
tische Kopplung*) nicht immer gemeinsam an acetat. – Freisetzung von Myoglobin durch: 1. schwe-
die Nachkommenschaft weitergegeben werden. Intoxikation: Symptome einer Intoxikation re Verletzung der Extremitätenmuskulatur
Cross-match: Test auf das Vorhandensein von sind u. a. Brennen in Rachen, Speiseröhre und 2. Kompartmentsyndrom 3. kritische Min-
zytotoxischen Antikörpern, wobei Serum des Magen, außerdem Diarrhö und Kollaps. LD für derperfusion (z. B. bei pAVK*) 4. Arzneimit-
Empfängers gegen Lymphozyten des Spenders Erwachsene: 0,5–1 ml. tel, die den Energiestoffwechsel des Muskels
getestet wird. Ein Cross-match erfolgt vor allo- CRPS: Abk. für engl. complex regional pain beeinträchtigen (z. B. PPAR-γ-Aktivatoren,
gener Organtransplantation, insbesondere Kno- syndromes → Schmerzsyndrom, komplexes re- Lipidsenker) 5. Elektrounfall 6. maligne Hy-
chenmark- und Nierentransplantation. gionales pertonie
Crossover-Bypass m: Extraanatomischer allo- CRT: Abk. für engl. cardiac resynchronization – als weitere Ursache wird eine verminderte
plastischer oder autogener (Vene) Bypass* mit therapy → Resynchronisationstherapie, kardi- Nierendurchblutung bei Schock (hypoxische
subkutanem Verlauf und Anschluss an ein kont- ale Nierenschädigung) diskutiert.
ralaterales Gefäß. Crus n: engl. leg; syn. Schenkel. Schenkel, Un- Klinik:
Formen: terschenkel*. – Arterielle Hypotonie durch Flüssigkeitsse-
– Meist femoro-femoral oder iliaco-femoral CRUSADE Score: syn. Can Rapid risk stratifica- questration in traumatisiertes Gewebe
(sog. Cross-Leg-Bypass): 1. Verbindung der tion of unstable angina patients Suppress AD- – evtl. Schmerzen
A. femoralis der erkrankten Seite distal der verse outcomes with Early implementation of – weitere Beschwerden als Folge der zuneh-
Stenose mit der kontralateralen, gesunden the ACC/AHA guidelines (Abk. CRUSADE). Vali- menden Nieren- und evtl. Leberinsuffizienz.
Femoral- oder Iliakalarterie durch eine allo- dierter Score zur Risikokalkulation einer Blu- Therapie: (Intensivmedizinisch) kalkulierte Vo-
gene Gefäßprothese (siehe Bypass*-Operati- tung (bleeding score) bei NSTE-ACS (non-ST lumensubstitution mit physiologischer Koch-
on, Abb. dort) 2. Indikation: Risikopatient elevation acute coronary syndrome; siehe Aku- salzlösung, Dialysebehandlung*, forcierte Diu-
mit pAVK* vom Becken- oder Oberschenkel- tes* Koronarsyndrom) auf Grundlage von 8 pati- rese, Alkalisierung des Urins, chirurgische The-
typ nach vorausgegangener Gefäßoperation entenindividuellen Parametern (Hämatokrit, rapie des Kompartmentsyndroms*.
oder als primäre OP (siehe auch Palma*-Ope- Kreatinin-Clearance, Herzfrequenz, Geschlecht, Crus intermeø dium → Zwerchfell
ration) Zeichen der Herzinsuffizienz, anamnestisch Crus laterale et mediale → Anulus inguinalis
– axillo-bifemoral: 1. Verbindung zwischen der vaskuläre Erkrankung, Diabetes mellitus, systo- Crus laterale et mediale → Zwerchfell
A. axillaris und der A. femoralis der erkrank- lischer Blutdruck). Crus posteø rius caø psulae inteø rnae → Capsula
ten Seite distal der Stenose mit kontralatera- Crus ampullare → Bogengangapparat interna
ler gesunder Femoralarterie durch allogene Crus anteø rius caø psulae inteø rnae → Capsula Cruø sta f: engl. crust. Auflagerung auf der Haut
Gefäßprothese 2. Indikation: bei Gefäßinfek- interna aus eingetrocknetem, gelblichem (Wund-)Se-
tion oder funktioneller Inoperabilität Crus curvatum n: Unterschenkelverbiegung in kret. Sie ist meist leicht abkratzbar und durch-
– subklavio-subklavial bei Subclavian*-Steal- Frontal-, Sagittal- bzw. Längsachse. setzt mit weißen und roten Blutkörperchen und
Syndrom. Formen: zählt zu den sekundären Effloreszenzen*.
Cross-over-Design → Cross-over-Studie – Crus recurvatum: kongenitale oder sich im Cruø sta laø ctea f: engl. milk crust; syn. Milch-
Crossover-Design n: engl. crossover design. Stu- 1. Lj. entwickelnde Verkrümmung in der Sa- schorf. Überwiegend am Kapillitium des Säug-
diendesign mit 2 Behandlungsphasen. Nach der gittalebene (Tibia recurvata) lings festhaftende, gelbliche, fettige Haut-
1. Phase werden Test- und Kontrollgruppe ver- – Crus valgum (X-förmige Verbiegung) schuppung. Sie tritt häufig bereits vor der 6. Le-
tauscht. Die Methode eignet sich eher für Studi- – angeboren: sehr selten, meist einseitig, häu- benswoche auf und ist selten noch im Kleinkin-
en mit chronisch Kranken, (z. B. Schmerzpati- fig in Zusammenhang mit Systemerkran- desalter vorhanden. Die Therapie ist symptoma-
enten). Zu beachten ist, dass der Effekt der kung des Skeletts tisch. Im weiteren Verlauf entwickelt sich mög-
1. Therapie in eine 2. Behandlungsphase hi- – erworben: im Rahmen einer Rachitis*, infol- licherweise ein seborrhoisches Säuglings- oder
neinreichen kann (sog. Carry-over-Effekt). ge einer Störung der normalen Wachstums- atopisches Ekzem*.
Crossover-Plaø stik → Palma-Operation richtung durch epiphysennahe oder epiphy- Pathogenese: Multiätiologisch, genetische Fak-
Cross-over-Studie f: Studiendesign, das die säre Prozesse (z. B. Osteomyelitis, Tumor, toren.
Wirksamkeit zweier Behandlungsformen ver- Verletzung) sowie nach in Fehlstellung ver- Klinik:
gleicht, indem diese zeitlich versetzt denselben heilter Fraktur – Gelbliche, fettige, festhaftende, groblamellä-
Probanden verabreicht werden. Voraussetzun- – Crus* varum (O-förmige Verbiegung). re bis krustige Hautschuppung am behaarten
gen sind ein rasch messbarer und rasch abklin- Therapie: Säuglingskopf
gender Behandlungseffekt sowie ein stabiles Er- – Orthese bis zum 4. Lj. – isoliert auftretend oder im Zusammenhang
krankungsbild. Gegenüber dem Parallelgrup- – bei ausbleibender Spontankorrektur: operati- mit seborrhoischem Säuglingsekzem*, nicht
pendesign werden Versuchsfehler verringert (je- ve Korrektur nach Resektion der Pseudarth- obligat assoziiert mit atopischem Ekzem*.
der Proband ist seine eigene Kontrolle). rose, oft Mehrfacheingriffe erforderlich.
365 CT
CTG:
Beurteilung nach FIGO-Kriterien.
Parameter normal suspekt pathologisch
Basalfrequenz (Herz- 110–150 100–109 < 100
C schläge pro Minute) oder
151–170
oder
> 170 (sinusoidal[3])
Bandbreite der Oszilla- ≥5 < 5 (≥ 40 min anhaltend) < 5 (≥ 90 min anhaltend)
tionen (Herzschläge oder
pro Minute) > 25
Dezeleration keine[1] frühe, variable Dezelera- atypische variable Dezelera-
CT Abb. 2: Perfusionsverzögerung im Stromgebiet tionen; einzelne verlängerte tionen, späte Dezelerationen,
der rechten A. cerebri media bei ischämischem Dezelerationen bis 3 min einzelne verlängerte
Schlaganfall; Time-to-Peak-Parameterbild einer Dezelerationen bis 3 min
zerebralen Perfusions-CT. [2] Akzeleration vorhanden, vorhanden, periodisch Fehlen über > 40 min
sporadisch[2] (mit jeder Wehe)
normaler CTG-Befund: alle 4 Parameter normal; suspekter CTG-Befund: ein suspekter Parameter, die an-
doch geringere Struktur- und Formauflö- deren normal; pathologischer CTG-Befund: ≥ 2 suspekte oder mindestens ein pathologischer Parameter;
sung [1]
Dezelerationsamplitude der fetalen Herzfrequenz ≥ 15/min über ≥ 10 Sek.;
– Quantifizierung der Strahlenexposition* [2]
Akzelerationsamplitude der fetalen Herzfrequenz ≥ 15/min über ≥ 15 Sek.;
durch Dosislängenprodukt* und Computed [3]
sinusoidale fetale Herzfrequenz ≥ 10/min über ≥ 20 min
Tomography Dose Index (CTDI)
– Anwendung auch als Low*-dose-CT
– Anwendung ggf. in Ergänzung zu Ultra- tel beurteilbar: z. B. Lungenstruktur, Harn- CTA: Abk. für → CT-Angiografie
schalldiagnostik, Szintigrafie, konventionel- konkremente 3. (bessere) Beurteilbarkeit CT-Angiografie f: engl. CT angiography; syn.
ler Röntgendiagnostik und MRT. durch Kontrastmittel: Raumforderung (z. B. CT-Angiographie; Abk. Angio-CT. Verfahren
Formen: Einteilung nach Datenakquisition: räumliche Ausdehnung, Vaskularisation, Dif- zur Beurteilung von Blutgefäßen im Spiral*-CT
– Einzelschicht-CT (syn. sequentielles CT): ferenzierung von Zyste und Tumor) sowie unter Einsatz von Kontrastmittel. Dieses Ver-
1. Röhrenrotation und Tischvorschub dis- vaskuläre Veränderungen (z. B. Aneurysma, fahren ermöglicht die Verwendung geringerer
kontinuierlich 2. pro Röhrenrotation Unter- Dissektion) Mengen an Kontrastmittel. Die Injektionsge-
suchung einer einzelnen Schicht, Patient – High Resolution Computerized Tomo- schwindigkeit sowie die Zeit zwischen Kont-
wird für Untersuchung der nächsten Schicht graphy (HRCT; syn. Dünnschicht-CT): CT rastmittelgabe und Datenakquisition können
verschoben und eingestellt in sehr dünnen Schichten mit hoher Ortsauf- der Fragestellung angepasst und optimiert wer-
– Spiral*-CT. lösung; Indikationen: 1. pulmonale HRCT, den. Weiterhin ist eine 3D*-Rekonstruktion der
Einteilung nach Lokalisation bzw. Indikation: u. a. DD von Erkrankungen des Lungenge- Gefäße möglich.
– Kraniale CT (CCT): 1. in weiten Bereichen rüsts, z. B. Lungenfibrose*, Alveolitis* (Abb. CT-Enteroklyø sma: Abk. für computertomo-
von der kranialen MRT abgelöst 2. Ausnah- dort), interstitielle Pneumonie oder Pneumo- grafisches Enteroklysma → CT
men (Indikation für CCT): frische Subarach- koniosen* 2. Darstellung kleiner Knochen, CTG n: syn. Kardiotokografie. Simultane appa-
noidalblutung* oder Subduralhämatom* z. B. Felsenbein (Schädelbasisfraktur*) oder rative Aufzeichnung von kindlichen Herztönen
(nicht älter als 10 h) 3. Primärdiagnostik von Handwurzelknochen und der Wehentätigkeit. Ein CTG wird in der
Schlaganfall* und Schädelhirntrauma*, Schä- – Kardio-CT bzw. CT-Koronarangiografie: Regel über die Bauchdecken der Mutter durch
delbasisfraktur* (Abb. 1 dort) 4. Schädelbasis- 1. nichtinvasive CT des Herzens und/oder der spezielle Aufnehmer (Transducer) abgenommen
tumor mit knöchernem Defekt Koronararterien (CT*-Angiografie) mit Mehr- und dann grafisch auf einem Papierstreifen dar-
– Wirbelsäulen-CT: 1. u. a. zur Beurteilung zeilen-CT (> 16 Zeilen, besser ≥ 64 Zeilen) gestellt. Das Kardiotokogramm ist ein wichtiges
von Frakturen oder Luxationen sowie der oder Dual*-Source-CT 2. Indikation: Aus- Instrument zur Beurteilung des fetalen Wohl-
knöchernen Stabilität z. B. bei Tumoren oder schluss von Koronararterienanomalie oder befindens. Siehe Tab.
osteodestruktiven Entzündungen 2. alterna- ggf. signifikanter Koronarstenose* CT-Kolonografie: Abk. für computertomogra-
tiv zur MRT (1. Wahl), z. B. bei MRT-Kontra- – CT-Kolonografie und CT-Enteroklysma fische Kolonografie → CT
indikation 3. Bandscheibendiagnostik (Band- (syn. CT-Sellink): Formen der virtuellen En- CT-Koronarangiografie → CT
scheibenvorfall*) 4. Myelo-CT (Kurzbezeich- doskopie * mit Untersuchung des Dick- oder CTP n: syn. Cytidintriphosphat. Cytidinphos-
nung für CT-Myelografie): Wirbelsäulen-CT Dünndarms phat mit 3 Phosphatgruppen. Das Ribonukleo-
nach intrathekaler Kontrastmittelinjektion – dynamische CT: mehrfache CT-Untersu- tid leitet sich von Cytosin ab. CTP ist Bestand-
zur Beurteilung von Stenosen bzw. Raumfor- chung einzelner Schichten oder Körperregio- teil von Coenzymen der Biosynthese, von Phos-
derungen des Spinalkanals nen innerhalb eines definierten Zeitraumes pholipiden und tRNA.
– Ganzkörper-CT: 1. fester Bestandteil der zur Gewinnung einer Aussage über dynami- CtW: Abk. für chemo-therm. Desinfektions-
Röntgendiagnostik im Thorakal- und Abdo- sche Prozesse, z. B.: 1. dynamische CCT zur waschverfahren → Desinfektion
minalbereich, besonders bei Suche und Ver- Beurteilung der Hirnperfusion (siehe Abb. 2) Cu → Kupfer
laufsbeurteilung von Tumoren bzw. Metasta- 2. dynamische CT zur Differenzialdiagnose Cuø bitus m: engl. elbow; syn. Ellenbogen. Ellen-
sen und bei Polytrauma 2. ohne Kontrastmit- von Tumoren anhand der Tumorperfusion. bogen; gelenkige Verbindung von Oberarm und
367 Cumarin-Embryopathie
Unterarm bestehend aus dem Ellenbogenge- des Weanings* vor geplanter Extubation zur nungsfaktoren II, VII, IX, X sowie von Protein C
lenk* und der Fossa* cubitalis. Prädikation eines Postextubations-Stridors*. und S hemmen. Der resultierende Mangel an
Cuø bitus vaø lgus m: Radialabweichung des Un- Die Risikoeinschätzung erfolgt durch Ermitt- Gerinnungsfaktoren führt zu einer Verlangsa-
terarms gegenüber dem Oberarm, die bei Supi- lung der rechnerischen Differenz zwischen Ti- mung der Blutgerinnung*, die sich über den
nation des Unterarmes auftritt. dalvolumen bei geblocktem und ungeblocktem INR- und Quick-Wert quantifizieren lässt. Die
Vorkommen: Cuff. Wirkung der Cumarinderivate setzt erst nach
– Physiologisch bei Frauen: in geringerem Culdoskopie f: engl. culdoscopy; syn. Douglas- 36–48 h ein, bis die vorhandenen Faktoren des C
Grad und mit gleichzeitiger Überstreckbar- skopie. Endoskopie* der Organe im Bereich des Prothrombinkomplexes aufgebraucht sind. In
keit Douglas*-Raums von vaginal*. Aufgrund der der Zwischenzeit kommt es aufgrund eines Pro-
– als posttraumatische Wachstumsstörung schwierigen Lagerung und schlechten Übersicht tein-C- und Protein-S-Mangels zur Hyperkoa-
oder Verletzungsfolge: Olekranonfraktur*, wurde dieses Verfahren weitgehend durch die gulabilität*. Cumarinderivate werden enteral
suprakondyläre Humerusfraktur* Laparoskopie* ersetzt. Angewandt wird die fast vollständig resorbiert und erreichen eine
– bei Achsenfehlstellung. Culdoskopie noch als transvaginale Hydrolapa- Plasmaproteinbindung von ca. 99 %. Sie werden
Cuø bitus varus m: engl. gun stock deformity. roskopie* im Rahmen der Fertilitätsdiagnostik. hepatisch metabolisiert, zu 70 % renal ausge-
Posttraumatisch verstärkte Ulnarabweichung Cuø lex m: Stechmückengattung (siehe Mü- schieden als Glucuronide und zu 30 % biliär un-
des Unterarms gegenüber dem Oberarm. cken*). Culex molestus wird als sog. Hausmücke ter Passage des enterohepatischen Kreislaufs.
Cuff: syn. Tubusmanschette. Aufblasbare Man- lästig, die v. a. nachts sticht. Die wichtigste Art Nach Absetzen ist wegen der unterschiedlichen
schette am distalen Ende eines blockbaren Tu- in warmen Ländern ist Culex quinquefasciatus Eliminationsgeschwindigkeit erst nach 3–10 d
bus* (z. B. Endotrachealtubus* oder Trachealka- als Überträger von Wuchereria bancrofti, Rift- eine Normalisierung der Gerinnung zu erwar-
nüle*). Zur Aspirationsprophylaxe dichtet der Tal-Fieber-Virus und verschiedenen Enzephali- ten. Therapiebegleitend ist die Thromboplas-
Cuff den Raum ab zwischen Tubus und Trache- tis-Viren. tinzeit zu kontrollieren. Angestrebt wird meist
alwand (bzw. Bronchialwand bei bronchialem Hintergrund: ein Ziel-INR von 2–3, bei alloprothetischen
Cuff des Doppellumentubus* oder Endobron- – Überwinterung in Kellern künstlichen Herzklappen von 2–3,5. Zur zu-
chialtubus*). Nach der Intubation* wird der – Larvenentwicklung z. B. in Gartenteichen sätzlichen Sicherheit führen die Patienten regel-
Cuff mit Luft gefüllt (geblockt). und Regentonnen. mäßig Selbstkontrollen durch und tragen einen
Komplikationen: Cuffs verursachen tracheale Culicidae → Mücken Antikoagulanzien-Ausweis mit sich.
oder bronchiale Schleimhautschäden. Präventiv Cullen-Phänomen n: engl. Cullen’s phenom- Wirkstoffe: Siehe Tab.
werden sie nur mit dem minimal erforderlichen enon. Periumbilikale und netzförmige Zyanose Indikationen:
Volumen gefüllt und manometrisch kontrol- der übrigen Bauchhaut als Spätsymptom einer – Prophylaxe und (Langzeit-)Therapie venöser
liert. Blutung in die Bauchhöhle, z. B. bei rupturier- und arterieller Thrombosen und Embolien
Cuff-and-Collar-Verband m: engl. cuff and col- ten blutenden Ovarialzysten oder ektoper bei Vorhofflimmern, Kardiomyopathie,
lar bandage; syn. Blount-Schlinge. Konservative Schwangerschaft. Seltener tritt das Cullen-Phä- Herzklappenersatz
Methode zur Ruhigstellung einer reponierten nomen bei akuter Pankreasnekrose* auf. – Rezidivprophylaxe bei Herzinfarkt.
stabilen suprakondylären Humerusfraktur* Cumarinderivate n: engl. coumarin derivate. Anwendung und Dosierung: Einmal täglich
durch maximale spitzwinklige Flexion im El- Orale Antikoagulanzien zur langfristigen Pro- oral, wobei die erforderliche Dosis sich nach
lenbogengelenk und Fixation des Arms in Höhe phylaxe und Therapie thromboembolischer Er- dem Ziel-INR richtet.
des Handgelenks an einer Halsschlinge. Der krankungen. Cumarinderivate unterbinden als Nebenwirkungen:
Cuff-and-Collar-Verband wird v. a. im Kindesal- Vitamin-K-Antagonisten die γ-Carboxylierung – Blutung
ter angewandt. Siehe Abb. der Gerinnungsfaktoren II, VII, IX, X sowie von – gastrointestinale Störung
Protein C und S. Nachteilig sind ihr hohes – Haarausfall
Wechselwirkungspotenzial und die lange HWZ. – Cumarinnekrose
Antidot ist Vitamin K. – Leberparenchymschäden
Wirkung: Cumarinderivate leiten sich vom 4- – Urtikaria.
Hydroxycumarin ab. Sie unterbrechen den Vita- Cumarin-Embryopathie → Warfarin-Embryo-
min-K-Zyklus, indem sie Vitamin-K-abhängig pathie
die hepatische !-Carboxylierung der Gerin-
Cumarinderivate
Phenprocoumon Warfarin
Halbwertszeit 130–150 h 37–50 h
Bioverfügbarkeit 79–100 %
Applikation oral oral
Cuff-and-Collar-Verband
Indikation Thrombosen Thrombosen
Thrombosegefahr Thrombosegefahr
Lungenembolie Lungenembolie
Cuff-Leak-Test m: engl. cuff-leak test. Verfah-
Herzinfarkt Herzinfarkt
ren zur Messung der Luftleckage nach Ent-
Besonderheit Bis zum Wirkungseintritt vergehen 2–3 Aufgrund der etwas kürzeren HWZ
blockung des Endotrachealtubus-Cuffs. Indika- Tage besser steuerbar
tion für den Cuff-Leak-Test besteht im Rahmen
Cumulus oophorus 368
Cuø mulus ooø phorus m: engl. proligerous disc; Cushing-Schwelle f: engl. Cushing threshold – Dexamethason-Hemmtest als Kurzzeit-
syn. Cumulus oviger. Anhäufung von Granulo- dose. Interindividuell stark variierende Grenz- (Screening) oder Langzeittest (Bestätigung
sazellen* des Ovars*. Die umschließen die Eizel- dosis für Glukokortikoide* (ca. 7 mg Predniso- und Differenzierung zwischen hypophysär-
le* im Stadium des Tertiärfollikels und des lon-Äquivalent pro Tag), ab der bei lang dauern- hypothalamischer oder adrenaler bzw. para-
Graaf*-Follikels radiär. Die Granulosazellen* der systemischer Anwendung klinische Zeichen neoplastischer Ursache)
synthetisieren eine hyaluronsäurereiche Flüs- des Hyperkortisolismus (Cushing*-Syndrom) – Funktionstests wie Metyrapontest, Lysin-Va-
C sigkeit, die den Tertiärfollikel ausfüllt und sind ausgelöst werden. sopressintest, ACTH*-Stimulationstest,
somit an der Follikelreifung* beteiligt. Cushing-Syndrom n: engl. Cushing’s disease. CRH*-Test und ACTH-RIA
Cunniliøngus m: Genitaler Sexualkontakt* mit Durch erhöhte Konzentration von Kortisol* – Tumorsuche mit CT*, Röntgen-Thorax-Auf-
einer Stimulation der Vulva mit dem Mund. bzw. synthetischem Glukokortikoid* im Plasma nahme, Octreotid-Szintigrafie* und Tumor-
Cuprum → Kupfer gekennzeichnetes Krankheitsbild. Man unter- markern (neuronenspezifische Enolase und
CUP-Syndrom n: engl. cancer of unknown prima- scheidet das weitaus häufiger auftretende exo- Chromogranin A)
ry; syn. Cancer of Unknown Primary [Tumorpa- gene (infolge einer Glukokortikoid*-Überdosie- – bei kleinen Hypophysenvorderlappen-Ade-
thologie]. Vorhandensein von Metastasen* ohne rung bei Langzeittherapie) vom endogenen Cu- nomen Angiografie* des Sinus petrosus infe-
Nachweis eines Primärtumors, v. a. als Hals- shing-Syndrom. Unter dem sog. Morbus Cu- rior (mit ggf. seitengetrennter ACTH-Bestim-
lymphknotenmetastasen eines Plattenepithel- shing versteht man ein endogen bedingtes Cu- mung).
karzinoms* und Knochenmetastasen eines Ade- shing-Syndrom aufgrund eines ACTH-produ- Therapie:
nokarzinoms*. Behandelt wird in der Regel mit zierenden Tumors des Hypophysenvorderlap- – Beim exogenen Cushing-Syndrom Überprü-
Systemtherapie (Radiotherapie, Chemothera- pens. Exogen: fung und Reduktion der zur Behandlung der
pie), bei Halslymphknotenmetastasen auch – Iatrogenes Cushing-Syndrom bei zu hoher Grunderkrankung zugeführten Glukokorti-
neck* dissection. Dosierung von Glukokortikoiden oder ACTH koid*- bzw. ACTH-Dosis
Diagnostik: Die Diagnose kann erst gestellt wer- (z. B. Tetracosactid) – endogenes Cushing-Syndrom: 1. chirurgi-
den, wenn durch entsprechende Untersuchun- – häufigste Form. sche Entfernung des Primärherds 2. ggf. Mi-
gen (bei Halslymphknotenmetastasen z. B. Pan- Endogen: totan 3. bei Hypophysenvorderlappen-Tu-
endoskopie* mit Tonsillektomie, Zungen- – Hypophysär-hypothalamisch mit bilateraler mor und Inoperabilität Strahlentherapie*, bi-
grund- und Nasopharynxbiopsie, PET) kein Pri- Hyperplasie* der Nebennierenrinde (NNR): laterale Adrenalektomie* oder pharmakologi-
märtumor festgestellt wurde. 1. ca. 2/3 aller endogen bedingten Cushing- sche Suppression der Kortisolsynthese (indi-
Cuø pula pleurae → Pleurakuppel Syndrome 2. bei Frauen 4- bis 5-mal häufiger vidueller Heilversuch* mit Metyrapon oder
curabilis: Heilbar. als bei Männern 3. meist 30.–50. Lj. 4. Ursa- Ketoconazol p. o.) unter gleichzeitiger Hyd-
CURB-65: engl. confusion, urea, respiratory rate, chen: I. Störung der Regulation des Hypo- rocortison-Substitution 4. Pasireotid*.
blood pressure, age >65 years. Aus 5 klinischen thalamus-Hypophysen-Systems mit Erhö- Prognose: Abhängig von der Ursache:
Parametern gebildeter, mit dem Mortalitätsrisi- hung der ACTH-Sekretion II. ACTH-produ- – Exogenes bzw. iatrogenes Cushing-Syndrom
ko bei ambulant erworbener Pneumonie* korre- zierender Tumor des HVL, sog. Morbus Cu- mit guter Prognose nach Reduktion der zu-
lierender Score. Erfasst werden Verwirrung, shing geführten Glukokortikoid*- bzw. ACTH-Do-
Harnstoff (> 7 mmol/l), Atemfrequenz (> 30/ – adrenal durch ein primäres NNR-Adenom sis
min), Blutdruck (systolisch < 90 mmHg oder oder -Karzinom (sog. autonome Tumoren der – endogenes Cushing-Syndrom verläuft unbe-
diastolisch < 60 mmHg) und das Alter (> 65 Lj.). NNR) handelt möglicherweise tödlich innerhalb
Erläuterung: Erhebung folgender Parameter – paraneoplastisch durch ACTH- und CRH-bil- von Monaten bis wenigen Jahren.
und Vergabe von je 1 Punkt pro festgestelltem denden Tumor (z. B. kleinzelliges Lungen- Cuø tis → Haut
Kriterium: karzinom; siehe auch paraneoplastisches Cuø tis hyperelaø stica f: engl. hyperelastic skin.
– Confussion (Verwirrtheit, Bewusstseinsein- Syndrom*). Angeborene, abnorme Dehnbarkeit der Haut.
trübung) Klinik: Sie entsteht durch die Verminderung der kolla-
– urea (Harnstoff-Stickstoff bzw. BUN) – Facies* lunata (Vollmondgesicht) genen Fasern. Typisches Beispiel ist das Ehlers*-
> 7 mmol/l – Stammfettsucht Danlos-Syndrom.
– respiratory rate (Atemfrequenz) > 30/min – nuchales Fettpolster (sog. Büffelhöcker) Cuø tis laø xa f: engl. lax skin; syn. generalisierte
– blood pressure (Blutdruck) systolisch – Hirsutismus* Elastolyse. Zumeist erbliche oder erworbene Er-
< 90 mmHg oder diastolisch < 60 mmHg – arterielle Hypertonie* (in 90 %) krankung unterschiedlichen Schweregrads und
– 65: Patientenalter ≥ 65 Jahre. – Lympho- und Eosinopenie unterschiedlicher Prognose mit abnormer Fal-
Curcuma longa → Gelbwurz – blaurote Striae (häufig außerhalb der typi- tenbildung der Haut durch Verminderung und
Curschmann-Steinert-Batten-Syndrom → schen Hautdehnungsstellen) strukturelle Veränderung der elastischen Fasern
Dystrophie, myotonische – Osteoporose* in der Dermis. Die Klinik liefert Hinweise auf
Curtius-Syndrom n: engl. Curtius’ syndrome. – Muskelschwäche die Diagnose, die durch umfangreiche Untersu-
Erkrankung unklarer Ätiologie, evtl. infolge di- – herabgesetzte Glukosetoleranz chungen inklusive Molekulargenetik gesichert
enzephal-hypophysärer Regulationsstörungen. – bei Kindern Wachstumshemmung wird. Eine Kausaltherapie fehlt.
Klinische Symptome sind Vasolabilität (peri- – bei Frauen häufig Amenorrhö* Cuø tis marmorata f: engl. marble skin; syn. Live-
phere Durchblutungsstörungen, Kreislaufregu- – bei Männern Erektionsstörung*. do reticularis. Regelmäßiges Netzwerk blauro-
lationsstörungen mit Kollapsneigung), Ovarial- Diagnostik: ter Streifen der Haut. Die Cutis marmorata ent-
insuffizienz* (Menstruationsstörungen) und ha- – Kortisol (endogenes Cushing-Syndrom) in steht durch eine spastische Dysregulation der
bituelle Obstipation. Plasma und Harn erhöht Endstrombahn bei Abkühlung besonders an
– ACTH je nach Ursache erhöht oder erniedrigt den Extremitäten. Sie ist zumeist ein physiolo-
369 Cyclopyrrolone
gisches Phänomen und tritt zusammen auf mit Cyberstalking n: Stalking* mithilfe von Infor- Inhibitoren bei langfristiger Einnahme ein sig-
einer Akrozyanose* v. a. bei jungen Frauen. mationstechniken, vor allem des Internets. Es nifikant erhöhtes kardiovaskuläres Risiko, ins-
Cuø tis marmorata pigmentosa → Hitzemela- kann sich dabei u. a. um Überwachung, Belästi- besondere für Herzinfarkt und Schlaganfall,
nose gung, Bedrohung, Identitätsdiebstahl sowie Da- auf. Einzelnen Cyclooxygenase-2-Inhibitoren
Cuø tis marmorata teleangiectatica congeø nita tenvernichtung und -manipulation handeln. lässt sich eine Wirkung als Gamma-Sekretase-
f: engl. congenital telangiectatic mottled skin; syn. Cyclamate n pl: engl. cyclamates. Natrium- und Modulator nachweisen. Aktuelle Studien zur
van-Lohuizen-Syndrom; Abk. CMTC. Kongeni- Kalziumsalze der N-Cyclohexylsulfaminsäure. Anwendung von Cyclooxygenase-2-Inhibitoren C
tale, netzförmige, durch Teleangiektasien* und Es handelt sich um hitzebeständige, kalorien- in der Alzheimer-Therapie belegen positive Ef-
Phlebektasien* hervorgerufene Hautzeichnung freie synthetische Süßstoffe* mit 35- bis 70-fach fekte, liefern aber noch keinen Wirksamkeits-
unklarer Ätiologie, die unilateral, isoliert (seg- stärkerer Süßkraft als Saccharose. Der Großteil nachweis, z. B. Flurbiprofen. Darüber hinaus
mental oder Blaschko*-Linien folgend) oder sel- der Cyclamate wird unverändert renal elimi- existieren Hinweise auf einen antipsychoti-
ten generalisiert ohne Geschlechtsbevorzugung niert, z. T. erfolgt ein bakterieller Metabolismus schen Effekt bei Schizophrenie. Auch hier liegt
auftritt. Diagnostiziert wird anhand der Klinik im Darm. bislang noch kein Wirksamkeitsnachweis vor.
und histologisch. Eine Kausaltherapie fehlt. Bei Cyclooxygenase f: syn. Prostaglandinendoper- Wirkstoffe: Siehe Tab.
der Hälfte der Betroffenen bilden sich die Ver- oxid-Synthase; Abk. COX. Zu den Oxygenasen* Nebenwirkungen:
änderungen spontan zurück. (Dioxygenase und Peroxidase) gehörendes – Ödeme
Cuø tis rhomboidalis nuchae → Elastose, akti- Schlüsselenzym der Biosynthese von Prosta- – Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie
nische glandin*, Prostazyklin*, Thromboxan* u. a. Ei- Herzinfarkt und Schlaganfall
Cut-off-Score m: engl. cut off score; syn. Cut- kosanoiden* aus Arachidonsäure* im endoplas- – Asthma bronchiale
off-Wert. Toleranzgrenze oder Trennwert, ab matischen Retikulum. Das Abschalten der Pros- – geringes Risiko für gastrointestinale Ulzera
dem ein Testergebnis als positiv oder negativ zu taglandinsynthese erfolgt durch selbstkataly- – geringer Einfluss auf die Hämatopoese
bewerten ist. Ein Cut-off-Score teilt Datenmen- sierte Zerstörung der COX (Suizidenzym). – Depression und Suizidgedanken.
gen in 2 unterschiedliche Gruppen. Überschrei- Cyclooxygenase-2-Inhibitoren m pl: engl. cyc- Kontraindikationen:
tet beispielsweise eine Person in einem Testver- looxygenase-2 inhibitors; syn. Coxibe; Abk. COX- – Absolute Kontraindikationen: 1. Überemp-
fahren den Cut-off-Score, besteht V. a. eine be- 2-Inhibitoren. Gruppe nichtsteroidaler Anti- findlichkeit gegenüber NSAR 2. aktive gastro-
stimmte Diagnose (Hamilton-Depressionsskala phlogistika* mit selektiver Wirkung auf die intestinale Ulzerationen und Blutungen
> X: V. a. depressive Störung). Cyclooxygenase 2. Coxibe gelten als magen- 3. Herzinsuffizienz* (NYHA-Klassifikation II–
CVCI: Abk. für engl. cannot ventilate and can- und nierenschonend, jedoch mit erhöhtem Risi- IV) 4. schwere Leber- und Niereninsuffizienz
not intubate → Atemwege, schwierige ko für kardiovaskuläre Ereignisse. Sie dienen 5. pAVK* 6. zerebrovaskuläre Erkrankungen
CVCI: Abk. für engl. cannot ventilate and can- v. a. der oralen Therapie von Arthrose und rheu- – relative Kontraindikationen: 1. gastrointesti-
not intubate → Atemwegsmanagement matoider Arthritis sowie Dysmenorrhö. Beispie- nale Ulzera in der Anamnese 2. Diabetes, Hy-
CVI: Abk. für → Insuffizienz, chronisch-venöse le sind Etoricoxib*, Celecoxib und Parecoxib. pertonie, Hyperlipidämie, Raucher und an-
CVI: Abk. für chronische viszerale Ischämie → Wirkung: Cyclooxygenase-2-Inhibitoren wirken dere Risiken für kardiovaskuläre Ereignisse.
Mesenterialgefäßverschluss analgetisch und antiphlogistisch. Im Gegensatz Cyclophosphamid n: engl. cyclophosphamide.
CVS: Abk. für engl. chorion villus sampling → zu anderen Analgetika aus der Gruppe der Zytostatikum (Alkylans, Stickstofflost-Analo-
Chorionbiopsie NSAR hemmen sie selektiv das Cyclooxygenase- gon), das zu Vernetzungen der DNA-Stränge
CVVH: Abk. für continuous veno-venous hemo- Isoenzym Cyclooxygenase 2, das vermehrt im bzw. DNA-Proteinvernetzungen und zu Strang-
filtration → Hämofiltration entzündeten und verletzten Gewebe entsteht brüchen führt. Cyclophosphamid wird zur Be-
CW: Abk. für engl. continuous wave → Dopp- und für die Bildung entzündungsfördernder handlung verschiedener Krebserkrankungen
ler-Sonografie Prostaglandine und Leukotriene aus Arachidon- und schwerer Autoimmunkrankheiten sowie
CXCR4-Rezeptor → CCR5-Rezeptor säure verantwortlich ist. Das am Nieren- und vor allogenen Knochenmarkstransplantationen
Cyanhämiglobinmethode → Hämoglobin Magenschleimhautschutz beteiligte, konstitu- eingesetzt. Häufige Nebenwirkungen sind Mye-
Cyankalium n: engl. potassium cyanide; syn. Zy- tiv gebildete Isoenzym Cyclooxygenase 1 beein- losuppression, Immunsuppression und Organ-
ankali. KCN, Kaliumsalz der Blausäure, das mit trächtigen sie hingegen kaum, weshalb sie als toxizität.
Säuren (auch Magensäure) Blausäure freisetzt magen- und nierenschonend gelten. Verglichen Cyclopyrrolone n pl: engl. cyclopyrrolones; syn.
und dadurch stark giftig wirkt. Als eines der mit anderen NSAR weisen Cyclooxygenase-2- Zyklopyrrolone. Klasse von Schlafmitteln, die
stärksten Gifte kann es zum Tod durch innere
Erstickung führen. Behandelt wird medika-
mentös und mit künstlicher Beatmung.
Cyber Knife: Hochpräzisionsbestrahlungsge- Cyclooxygenase-2-Inhibitoren:
rät, das aus einem auf einen Roboterarm mon- Beispiele.
tierten Linearbeschleuniger und einem compu- Etoricoxib Celecoxib Parecoxib
tergesteuerten Bildortungssystem besteht. Es
ermöglicht einen flexiblen Einstrahlwinkel HWZ 22 h 8–12 h 22 min
durch schwenkbaren Roboterarm und compu- Bioverfügbarkeit 100 % 70 %
tergesteuerten Ausgleich von Patientenbewe- Indikation Arthrose, rheumatoide Ar- Arthrose, rheumatoide Ar- Kurzzeittherapie des post-
thritis, akuter Gichtanfall thritis operativen Schmerzes
gungen durch permanente Ortung des Zielvolu-
Applikation oral oral parenteral
mens. Anwendungsgebiete sind Radiochirur-
Besonderheiten NSAR mit der höchsten Sulfonamidderivat Prodrug von Valdecoxib
gie* und stereotaktische Strahlentherapie*. kardiovaskulären Toxizität Sulfonamidderivat
Cyclosporiasis 370
strukturell weder mit Benzodiazepinen noch felstoffwechsel. In Proteinen ist die Thiolgrup- – Brand-Meyer-Test
mit Barbituraten verwandt sind. Wie bei Benzo- pe des CysteinsdSH und die Disulfidbindung – Harnuntersuchung: vermehrte Ausschei-
diazepinen wird die GABA-Hemmwirkung am dSdSd durch Oxidation zu Cystin wichtig für dung von Cystin (> 400 mg/d), Lysin, Arginin
GABA-Rezeptor-Komplex im ZNS mit sedieren- die Proteinstruktur. Es wird als Bestandteil von und Ornithin, Nachweis hexagonaler Cystin-
der Wirkung verstärkt. Ein Vertreter der Cyclo- Infusionslösungen und zur Prophylaxe von kristalle und dibasischer Aminosäuren, ggf.
pyrrolone ist beispielsweise der Wirkstoff Zopi- Strahlenschäden eingesetzt. Diaminurie*.
C clon*. Cysteine-rich Proteine with EGF-like Domain Therapie: Steinmetaphylaxe* durch Alkalisie-
Cyclosporiasis f: syn. Cyclospora-cayetanensis- codierendes Gen n: Abk. CRELD. Gen, das für rung und Verdünnung des Harns, Cystinurin-
Infektion. Länger bestehende Durchfallerkran- ein Protein mit Cystein-reichem Bereich codiert, konzentration sollte unter 200 mg/g Kreatinin
kung, verursacht durch Cyclospora cayetanen- der dem EGF ähnelt. Das Protein spielt mögli- gesenkt werden:
sis. Fäkal-orale Übertragung kommt in Ameri- cherweise eine Rolle in der Zelladhäsion. Muta- – Flüssigkeitszufuhr
ka, Afrika, Südostasien und Europa vor. Die Di- tionen des CRELD verursachen einen atriovent- – Gabe von Kaliumcitrat
agnose erfolgt durch mikroskopischen Nach- rikulären Septumdefekt (AVSD). – methionin- und cystinarme Diät
weis des Parasiten oder PCR im Stuhl, die Be- Cysticercus → Zystizerkus – Pharmakotherapie mit Mercaptopropionyl-
handlung mit Co-Trimoxazol. Cysticeø rcus boø vis m: Finne von Taenia* sagi- glycin und Captopril als Lösungsvermittler.
Cyclosporin → Ciclosporin nata. Cystitis → Zystitis
Cymbopogon citratus → Lemongras Cysticeø rcus cellulosae m: Finne von Taenia* Cystitis gravidarum f: engl. cystitis of pregnan-
CyXnips tinctoria → Gallen [Phytotherapie] solium. cy. Infektion der Harnblase in der Schwanger-
CYP: Abk. für → Cytochrom-P-450-Isoenzyme Cystin-Stein m: syn. Zystin-Stein. Harnstein, schaft. Eine Entzündung der Harnblase sollte
CyXriax-Kapselmuster → Kapselmuster aus der Aminosäure Cystin bestehend. Ursache in der Schwangerschaft auch bei geringer Be-
Cys: Abk. für → Cystein für die Steinbildung ist die schlechte Löslichkeit schwerdesymptomatik therapiert werden, da
Cystathionin n: engl. cystathionine; syn. L-Cys- von Cystin im sauren Urin. Der Cystinstein ist die Gefahr einer aufsteigenden Infektion der
tathionin. Zwischenprodukt in der Biosynthese selten (bis zu 3 % der Harnkonkremente). Be- Harnwege deutlich größer ist.
von Cystein* und beim Abbau von Methionin*. handelt wird häufig operativ. Cystocele → Zystozele
Cystathionin kommt besonders in der weißen Prozedere: Cystosarcoma phylloides n pl: engl. phylloid
Hirnsubstanz vor; seine Funktion ist unbe- – Die Diagnose des Cystinsteins wird durch die sarcoma; syn. phylloide Tumoren. Seltene Son-
kannt. Die Störung der Cystathioninsynthese Steinanalyse gestellt. derform des Mammasarkoms mit strukturell
führt zu Homocystinurie*. – Der Cystinstein ist röntgendicht (Abdomen- und histogenetisch enger Beziehung zum Fib-
Cystathioninurie f: engl. cystathioninuria. Au- übersichtsaufnahme). roadenom*. Es kommt zu keulenförmigen Wu-
tosomal-rezessiv vererbte Störung im Stoff- – Die Steinsanierung erfolgt operativ: 1. extra- cherungen des Tumorstromas. Cystosarcoma
wechsel der schwefelhaltigen Aminosäuren korporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL) phylloides sind zu 27 % maligne, 31 % fraglich
durch einen Mangel an Cystathioninase (Genlo- 2. Uretherorenoskopie 3. Nephrolitholapa- benigne und 42 % benigne. Behandelt wird
cus 1p31.1). Folgen sind gelegentliche psycho- xie. meist mittels einfacher Mastektomie* bzw.
motorische Retardierung und vermehrte Aus- – Die Steinprophylaxe erfolgt durch: 1. diäteti- brusterhaltender Chirurgie.
scheidung von Cystathionin im Urin. Thera- sche Einschränkung der Proteinzufuhr Cytarabin n: engl. cytarabine; syn. Cytosin-Ara-
piert wird mit Pyridoxin. 2. Harnalkalisierung 3. Harndilution. binosid. Zytostatikum aus der Gruppe der Anti-
Formen: Eine sekundäre Cystathioninurie gibt Cystinurie f: engl. cystinuria. Autosomal-rezes- metaboliten* (Pyrimidinanalogon), das als fal-
es auch bei Neu- und Frühgeborenen infolge ei- siv vererbte Stoffwechselerkrankung mit Trans- scher DNA-Baustein die Nukleinsäuresynthese
ner allgemeinen Leberunreife, anderer Leber- portstörung dibasischer Aminosäuren im proxi- hemmt und DNA-Reparaturmechanismen blo-
stoffwechselstörungen (z. B. bei Neuroblastom, malem Nierentubulus und Darmepithel, häufig ckiert. Cytarabin wird bei akuter Leukämie,
Hepatom, Nephroblastom, Galaktosämie) sowie assoziiert mit zerebraler Dysfunktion (z. B. Ata- Non-Hodgkin-Lymphomen und Meningeosis
wegen Pyridoxinmangels. xie, Tremor, Apraxie, kognitive Störung). Be- lymphomatosa eingesetzt. Nebenwirkungen
Cystatin C n: Cystein-Protease-Inhibitor. Cys- troffene leiden unter Nierensteinen, deren Ent- sind Knochenmarksdepression, gastrointestina-
tatin C wird aufgrund seines geringen Moleku- stehung man diätetisch und medikamentös zu le Beschwerden sowie Leber- und Nierenfunkti-
largewichtes primär glomerulär filtriert, wo- verhindern versucht. Häufigkeit: 1 : 7000. Ein- onsstörungen, bei Hochdosistherapie schwere
durch die Serumkonzentration von der glomu- teilung: zentralnervöse, gastrointestinale und pulmona-
lären Filtrationsleistung der Niere abhängt. – Typ A: Mutation des SLC3A1-Gens (Genlocus le Toxizität.
Cystatin ist nicht durch eine Akute-Phase-Reak- 2p21; codiert die schwere Untereinheit des Cytochrome n pl: engl. cytochromes; syn. Zyto-
tion beeinflusst. Es dient insbesondere der Be- renalen Aminosäuretransporters) chrome. Hämoproteine* (Häm als prosthetische
stimmung der glomerulären Filtrationsrate. – Typ B: Mutation des SLC7A9-Gens (Genlocus Gruppe) der inneren Mitochondrienmembran,
Referenzbereiche: Methodenabhängig unter- 19q13.11; codiert die leichte Untereinheit die hintereinandergeschaltet in der Atmungs-
schiedliche Bereiche möglich. Erwachsene: des renalen Aminosäuretransporters) kette* den Elektronentransport vom Ubichinon
– Alter < 50 Jahre: 0,53–0,92 mg/l – Typ AB: Mutation beider Gene (SLC7A9 und zum molekularen Sauerstoff bewerkstelligen.
– Alter > 50 Jahre: 0,58–1,02 mg/l. SLC3A1). Sie fungieren auch als Redoxkatalysatoren bei
Bewertung: Erhöhte Werte deuten auf eine ein- Klinik: Nephrolithiasis* (Cystinsteine; Entste- der Fotosynthese*. Die Elektronenübertragung
geschränkte Nierenfunktion. hung ab Cystinkonzentration > 300 mg/l im erfolgt durch den reversiblen Valenzwechsel des
Cystein n: engl. cysteine; syn. α-Amino-β-mer- Harn) mit Pyelonephritis und Niereninsuffizi- zentralen Eisenatoms von Fe(II) zu Fe(III).
captopropionsäure; Abk. Cys. Schwefelhaltige, enz. Cytochrom-P-450-Isoenzyme n pl: engl. cyto-
proteinogene, glukoplastische Aminosäure*. Diagnostik: chrome P450 isoenzymes; syn. Zytochrom-P-450-
Cystein ist die zentrale Verbindung im Schwe- – Familienanamnese Isoenzyme; Abk. CYP. Konstitutionelle oder in-
371 Cœur en sabot
duzierbare Monooxygenasen. Sie spielen v. a. Cytotoxic T-Lymphocyte-Associated Protein C-Zellen f pl: engl. C-cells. Sog. (wasser-)helle
bei Biotransformationen*, Interaktionen* und 4: syn. CD152; Abk. CTLA-4. Auf aktivierten Zellen, die parafollikulär in der Schilddrüse*
Wechselwirkungen* von Arzneimitteln (u. a. T*-Lymphozyten exprimierter Ligand, der (wie liegen und Kalzitonin* produzieren.
Xenobiotika) eine entscheidende Rolle. Es gibt CD28) über Bindung an CD80 bzw. CD86 anti- Czermak-Spiegelprobe f: engl. Czermak’s spe-
ca. 20 verschiedene Hämoproteine* mit Cyto- genpräsentierender Zellen* eine kostimulatori- culum experiment. Versuch zur Differenzialdiag-
chrom-P-450 (Cytochrome*). sche Wirkung ausübt (im Gegensatz zu CD28 nose der Rhinolalie*. Es besteht ein Hinweis auf
Cytochrom-P450-Oxidoreduktasemangel → inhibitorisch) und auf diese Weise die T-Zell- Rhinolalia aperta, wenn ein unter die Nasenlö- C
Syndrom, adrenogenitales Aktivierung reguliert. CTLA-4 ist ein Rezeptor cher gehaltener Spiegel beim Aussprechen z. B.
Cytosin n: engl. cytosine; syn. Cyt. Pyrimidin- der Immunglobulin*-Superfamilie. von Vokalen beschlägt.
base* und Baustein von Cytidin und Cytidin- Klinische Bedeutung: Zu therapeutischen Zwe- Czermak-Versuch → Karotissinus-Druckver-
phosphaten, somit Bestandteil der Nukleinsäu- cken kann eine pharmakologische Hemmung such
ren DNA und RNA. Derivate von Cytosin wie 5- der Kostimulation durch CTLA-4-Fusionsprote- Czerny-Pfeilernaht → Pfeilernaht
Methylcytosin und 5-Hydroxymethylcytosin ine mit Ig (Abatacept, Belatacept) oder durch Cœur en sabot → Holzschuhherz
sind Bausteine entsprechender Nukleoside* (5- monoklonale Antikörper (Ipilimumab) erzielt
Methylcytidin und 5-Hydroxymethylcytidin). werden.
D D
D: Abk. für → Asparaginsäure von rumpffern (distal) nach rumpfnah (proxi- Desorientierung) und Bewusstseinseinengung*,
D: Abk. für Deuterium u. D-Form → Isomerie mal) angelegten Heftpflasterstreifen zur Be- mit nachfolgender totaler oder partieller Amne-
D → Rhesus-Blutgruppensystem handlung einer Zehenfraktur bzw. -luxation. sie*. Betroffene befinden sich in einem schläfri-
d’Acosta-Syndrom → Höhenkrankheit Außerdem Bezeichnung für veraltetes Verfah- gen Zustand, aus dem sie aber durch äußere
Dabigatran n: Oral angewendetes Antikoagu- ren zur Therapie unkomplizierter Rippenfrak- Reize noch zu wecken sind.
lans, das als direkter Thrombininhibitor wirkt. turen mit 5–6 langen, sich dachziegelartig über- Vorkommen:
Es wird zur Prophylaxe und Therapie verschie- lagernden Pflasterstreifen, die Sternum und – Als post- bzw. anteparoxysmaler Dämmerzu-
dener thromboembolischer Ereignisse einge- Wirbelsäule einbeziehen. Siehe Abb. stand ohne Orientierungsstörung bei Epilep-
setzt. Dabigatran besitzt zahlreiche Kontraindi- Dactinomycin n: syn. Actinomycin D. Zytosta- sie*
kationen und Wechselwirkungen, u. a. mit wei- tikum und hochtoxisches Antibiotikum, das – posttraumatisch (sog. organischer Dämmer-
teren Antikoagulanzien*. Nebenwirkungen aus Streptomyces-Stämmen gewonnen wird. zustand) nach Schädelhirntrauma*
sind Blutungskomplikationen und Magen- Dactinomycin beeinträchtigt das Wachstum – bei Intoxikation oder Fieber.
Darm-Beschwerden. Die Einnahme verlängert proliferierender Zellen durch Hemmung der Differenzialdiagnose: Psychogener Dämmerzu-
die partielle Thromboplastinzeit. Eine Antago- RNA-Polymerase. Seine antineoplastische Wir- stand nach Psychotraumatisierung, u. a. mit
nisierung ist möglich. kung wird bei der Behandlung maligner Tumo- Stupor* oder Fugue, tranceartigem Verhalten,
Dacarbacin n: engl. dacarbazine; syn. Dacarba- re genutzt. Häufige Nebenwirkungen sind eine Desorientierung und Amnesie.
zin. Zytostatikum (Alkylans) mit antineoplasti- Lebervenenverschlusskrankheit und gastroin- Dämpfung f: engl. dullness. Abklingen der
scher Wirkung. Seine reaktiven Metaboliten testinale Beschwerden. Dactinomycin wirkt ext- Schwingungsamplitude mit der Zeit und in Ab-
hemmen die DNA-Synthese und damit das Zell- rem ätzend auf Weichteilgewebe. hängigkeit vom Medium, in dem sich die
wachstum. Dacarbazin wird bei der Behand- DAD: Abk. für engl. delayed afterdepolarizati- Schwingung ausbreitet. In der Medizin ermög-
lung von Hodgkin-Lymphomen, von malignen on → Erregungsleitungsstörung licht die Dämpfung des Klopfschalls über dem
Melanomen und von Weichteilsarkomen einge- DAEC: Abk. für diffus adhärente Escherichia Herzen (Herzdämpfung*) dem Untersucher bei
setzt. Häufige Nebenwirkungen sind Myelosup- coli → Escherichia coli der Perkussion des Brustkorbs, die Herzgröße
pression und Blutbildungsstörungen. Selten Dämmerungssehen → Duplizitätstheorie des abzuschätzen.
entwickelt sich eine venookklusive Erkrankung Sehens Dämpfung, absolute → Herzdämpfung
mit tödlichem Verlauf. Dämmerungssehen n: engl. scotopic vision; DAH: Abk. für diffus alveoläre Hämorrhagie
Dachziegelverband m: engl. imbricated ban- syn. skotopisches Sehen. Sehvermögen bei Dun- → Syndrom, pulmorenales
dage. Stützverband aus sich überkreuzenden, kelheit, das mit der Kontrastempfindlichkeit Dakryoadenitis f: engl. dacryoadenitis; syn.
der Zapfen korreliert. Es nimmt mit zunehmen- Tränendrüsenentzündung. Entzündung der
dem Alter schneller ab als die Sehschärfe* bei
Tageslicht, vor allem bei zusätzlichen Blendef-
fekten. Dämmerungssehen wird an bestimmten
Geräten geprüft (z. B. Nyktometer), die zusätz-
lich die Blendempfindlichkeit prüfen können.
Vorgehen: Die Beurteilung des Dämmerungs-
sehvermögens durch eine Prüfung des Kontrast-
sehens bei Helladaptation wird seit Ende 2015
nicht mehr als ausreichend angesehen.
Dachziegelverband: bei Rippenfraktur; 1: Anbringung Dämmerzustand m: engl. twilight state. Form
von Pflastertapete, kaudaler Beginn mit Pflaster- der akuten organischen Psychose* mit Bewusst-
streifen; 2: Fortsetzung der Pflasterstreifen nach seinstrübung*, Wahrnehmungs- und ggf. auch Dakryoadenitis: typischer Befund: sog.
kranial mit abschließendem Sicherungsstreifen. Orientierungsstörungen (unter Umständen Paragrafenform der Lidspalte. [143]
Dakryocystitis congenita 374
Tränendrüse. Die akute Form ist Folge einer lo- Daktyl-: Wortteil mit der Bedeutung Finger, Dammriss* oder Scheidendammschnitt (Episio-
kalen oder systemischen Infektion, verbunden Zehe. tomie).
mit einer berührungsempfindlichen Schwel- Daktylitis f: engl. dactylitis. Entzündung an Maßnahmen:
lung des Oberlides (→ Paragrafenform des Finger oder Zehe mit Befall mehrerer Gelenke, – Vor der Geburt: Massage mit Körperöl zur
Oberlidrandes). Die chronische Form ist Folge oft ist der gesamte Finger bzw. Zeh betroffen. Förderung der Durchblutung und Gewebe-
von granulomatösen Entzündungen (z. B. Tu- Ursachen sind Infektionen, Erkrankungen des elastizität
berkulose*, Syphilis*, Lepra*, Sarkoidose*) oder rheumatischen Formenkreises oder Gicht (klas- – nach der Geburt: 1. für weichen Stuhlgang
der Mikulicz-Krankheit. Siehe Abb. sischerweise mit Daktylitis der Großzehen). sorgen 2. weitere Maßnahmen: siehe Damm-
D Dakryocystitis congeø nita f: syn. Tränensack- Dalrymple-Zeichen n: engl. Dalrymple’s sign; riss* oder Scheidendammschnitt.
entzündung. Angeborene Entzündung des Trä- syn. Abadie-Zeichen. Oberlidretraktion beim Dammriss m: engl. perineal laceration. Geburts-
nensacks. Meist wird sie durch einen häutigen Blick geradeaus, wodurch die weiße Sklera verletzung am mütterlichen Damm mit Einriss
Verschluss im Bereich des Ausgangs des Tränen- oberhalb der Iris sichtbar ist. Dieses Symptom von Dammhaut, Scheidenhaut, evtl. Beckenbo-
Nasen-Gangs (Ductus nasolacrimalis) verur- ist typisch für eine endokrine Orbitopathie. denmuskulatur und Musculus sphincter ani ex-
sacht. Damage Control: Bezeichnung für verlet- ternus (Schließmuskel des Afters). Dies betrifft
Dakryolith m: engl. dacryolith; syn. Tränen- zungsadaptierte Behandlungsstrategie zur ab- bis zu 30 % aller vaginalen Geburten. Der Riss
stein. Konkrement* in den ableitenden Tränen- gestuften Primärversorgung polytraumatisier- wird vernäht. Mögliche Folgen eines Dammris-
wegen, das bei einer chronischen Dakryozysti- ter Patienten (siehe auch Polytrauma*). ses sind schmerzhafte Narben, Fistelbildung
tis* entstehen kann. Prinzip: und Stuhlinkontinenz.
Dakryorrhö → Epiphora – Verzicht auf ausgedehnte Primäreingriffe am Einteilung: Siehe Tab. und Abb.
Dakryostenose f: engl. dacryostenosis. Angebo- Tag der Verletzung (sog. day one surgery), Komplikationen:
rene oder erworbene Verengung des Tränen-Na- um zusätzliche Belastung des Patienten (sog. – Narbenbildung mit Schmerzen, Dyspareunie
sen-Gangs, führt zu Stauung der Tränenflüssig- second hit) zu vermeiden – Infektion, Abszessbildung
keit (siehe Epiphora*) mit Risiko der Dakryozys- – endgültige Versorgung im Rahmen weiterer – Ausbildung von Rektovaginalfisteln
titis*. Eingriffe nach initialer Stabilisierung. – Stuhlinkontinenz.
Dakryozystitis f: engl. dacryocystitis; syn. Trä- Anwendung: Z. B. bei Dammschnitt → Episiotomie
nensackentzündung. Entzündung des Tränen- – Leberruptur* (Abb. 2 dort): abdominale Blut- Dammschutz m: engl. perineal support. Kombi-
sacks. Die akute Form wird durch lokale oder stillung durch Packing* und nachfolgende nation verschiedener geburtshilflicher Hand-
systemische Infektionen hervorgerufen und ver- Second*-Look-Operation zur chirurgischen griffe zur Verhinderung eines Dammrisses un-
ursacht eine ausgedehnte, druckempfindliche Blutstillung ter der Geburt. Eine Hand stabilisiert den
und gerötete Schwellung (Dacryocystitis phleg- – Frakturen: temporäre Stabilisierung (z. B. Damm von außen durch mäßigen Druck, die
monosa). Die chronische Form (Dacryocystitis durch Fixateur externe) und nachfolgende andere Hand auf dem kindlichen Köpfchen
catarrhalis sive purulenta) verursacht eine definitive Osteosynthese. bremst die Durchtrittgeschwindigkeit des Kop-
schmerzfreie und schleimig-eitrige Entzün- Damm → Perineum fes, damit der Damm sich entsprechend mit
dung (Dakryozystoblennorrhö) und entsteht Damminfiltration f: Form der Lokalanästhesie dehnen kann.
durch eine Abflussbehinderung. unter der Geburt mit Injektion eines Lokalanäs- Damoiseau-Linie → Ellis-Damoiseau-Linie
Therapie: thetikums in das Perineum, z. B. vor einem ge- Dampfdesinfektion f: engl. steam disinfection.
– Konservativ: Antibiotika und Wärmeapplika- planten Dammschnitt oder postpartal zur ope- Physikalische Desinfektion* durch Wasser-
tion rativen Versorgung von Rissverletzungen. dampf in speziellen Apparaten. Hierbei ist si-
– operativ: bei akuter Dakryozystitis ist unter Dammpflege f: engl. perineum care. Pflege des cherzustellen, dass zum ungehinderten Ein-
Umständen eine Inzision, bei chronischer Damms (Perineum), d. h. aller Strukturen des dringen des Wasserdampfes die Luft aus der
Dakryozystitis ggf. eine Dakryorhinostomie Beckenbodens zwischen After und äußeren Ge- Desinfektionskammer und dem Desinfektions-
erforderlich. schlechtsteilen (Vorderdamm) sowie zwischen gut entfernt wird oder das Dampf-Luft-Ge-
Dakryozystografie f: engl. dacryocystography; Steißbein und After (Hinterdamm) zur Vorbe- misch in der Kammer umgewälzt wird.
syn. Dakryozystographie. Röntgenkontrastun- reitung auf die Geburt oder nach Geburten mit
tersuchung der ableitenden Tränenwege* mit-
tels Injektion eines Farbstoffes in den unteren
Tränenkanal (Canaliculus lacrimalis inferior). Dammriss:
Die Dakryozystografie wird eingesetzt bei Stö- Einteilung nach Schweregrad.
rung des Tränenabflusses.
Grad Klinik Therapie
Dakryozystotomie f: engl. dacryocystotomy.
Eröffnung des Tränensacks bei ausgeprägter I Riss der Vaginalhaut, ggf. oberflächlicher Riss
Naht der Scheidenhaut und ggf. der
akuter Dakryozystitis* (Dakryocystitis phleg- der Dammhaut Dammhaut durch fortlaufende Naht oder
monosa) oder zur Entfernung eines Dakryoli- Einzelknopfnähte
then*. II Riss des Dammgewebes ohne Verletzung Zusätzlich zum Dammriss Grad I Naht
Dakryozyten m pl: engl. dacryocytes; syn. Trä- der Sphinktermuskulatur der Muskulatur und des Gewebes am Damm
nenzellen. Tropfenförmige Erythrozyten, die durch Einzelknopfnähte
III Verletzung des Spincter ani ohne Verletzung Rekonstruktion des Sphincter ani, ggf. Naht
im Rahmen verschiedener Erkrankungen auf-
der Rektumschleimhaut des Rektums, dann wie bei Dammriss Grad II;
treten können. So sind Dakryozyten im Blutaus-
IV Verletzung oder Durchtrennung des Sphincter Laxantien, Antibiotika über 5 Tage
strich beispielsweise ein typischer Befund bei ani und der Rektumschleimhaut
chronischer idiopathischer Myelofibrose*.
375 Darier-Krankheit
nen) und äußere Darmfisteln (unphysiologische Darmgrippe → Gastroenteritis, infektiöse lus oder inkarzerierte Hernie, Meckel-Diver-
Verbindung zwischen Darmlumen und der Kör- Darminfektion → Enteritis tikel, Dünndarmtumor 8. intestinale Infekti-
peroberfläche). Darminfektion → Enterokolitis on durch Parasiten u. a.
Formen: Darminfektion → Gastroenteritis, infektiöse – Dickdarmperforation: 1. Divertikulitis, Ap-
– Innere Darmfisteln, z. B.: 1. gastrokolische Darminfusion → Darmreinigung pendizitis 2. kolorektales Karzinom 3. toxi-
Fistel: zwischen Magen und Dickdarm 2. bi- Darminkontineø nz → Stuhlinkontinenz sches Megakolon 4. Ogilvie-Syndrom 5. me-
liodigestive Fistel: zwischen Gallenblase oder Darmkarzinom n: engl. intestinal carcinoma. chanischer Ileus 6. Fremdkörper (v. a. im
Gallengang und dem Verdauungstrakt (meist Häufigster maligner Darmtumor (v. a. als kolo- Rektum) 7. auch iatrogen (bei Koloskopie)
Duodenum oder Colon transversum) 3. inter- rektales Karzinom*, seltener als Analkarzinom* o. a. Trauma. D
enterische (entero-enterale) Fistel: zwischen oder maligner Dünndarmtumor*). Klinik:
einzelnen Darmschlingen 4. rektovesikale Darmklemme f: engl. intestinal clamp. Federn- – Gedeckte Darmperforation: 1. B-Symptoma-
Fistel: zwischen Mastdarm und Harnblase de Klemmzange zum Ausklemmen von Darm- tik 2. ggf. umschriebener geringer Druck-
– äußere Darmfisteln, z. B.: 1. rektovaginale teilen bei Darmresektion. Das Ansetzen der oder Klopfschmerz
Fistel: zwischen Mastdarm und Vagina Darmklemme (D) verhindert den Austritt von – freie Darmperforation: 1. Akutes Abdomen
2. rektoperineale Fistel: zwischen Mastdarm Fäzes aus dem eröffneten Darmlumen in die 2. Peritonitis 3. septischer Schock.
und Damm 3. enterokutane Fistel: zwischen Bauchhöhle. Diagnostik:
Darm und Körperoberfläche und als Sonder- Formen: – Körperliche Untersuchung
form das operativ angelegte Enterostoma*. – Weiche Darmklemme: weitestgehend atrau- – Ultraschalldiagnostik
Ursachen: matisch zur Vermeidung einer Schädigung – CT-Abdomen.
– Tumorös bedingte oder schwere floride bzw. der gesunden Darmwand Therapie:
chronisch-entzündliche Penetration u. a. bei – harte Darmklemme: zum Ausklemmen des – Gedeckte Darmperforation: 1. ggf. konserva-
Divertikulitis*, Enteritis* regionalis Crohn, dem Präparat zugeschlagenen Darmanteils. tiv mit Überwachung, Antibiotika 2. bei Ag-
Cholezystitis* Darmkrampf → Enterospasmus gravation operativ
– postoperative Komplikation: Folge einer Darmlähmung → Ileus – freie Darmperforation: notfallmäßig opera-
Anastomoseninsuffizienz* bei Operationen Darmmotilität f: engl. intestinal motility; syn. tiv, je nach Lokalisation Übernähung, Darm-
am Gastrointestinaltrakt Darmperistaltik. Bewegungsfähigkeit des resektion.
– operativ indiziert: als Enterostoma*. Darms, im engeren Sinne Aktivität der intesti- DarmpolyXp → Polyp, kolorektaler
Therapie: nalen Ring- und Längsmuskulatur, die den Darmreinigung f: engl. enema. Verfahren zur
– Operative Korrektur durch Aufhebung der Transport des Chymus* bzw. der Fäzes* be- Entleerung des Kolons oder Rektums, ortho-
Fistel wirkt. Bei intestinaler Motilitätsstörung* dro- grad oder retrograd. Indiziert ist die Darmreini-
– ggf. Teilresektion der betroffenen Hohlorga- hen Obstipation*, Darmatonie* und Ileus*. gung bei schwerer Obstipation, vor Röntgen-
ne bzw. plastische Deckung. Darmnaht → Nahtmethoden oder endoskopischen Untersuchungen, vor der
Darmflagellaten → Chilomastix mesnili Darmparasiten → Balantidium coli Entbindung und vor Operationen.
Darmflagellaten → Giardia lamblia Darmparasiten → Cryptosporidium Formen:
Darmflagellaten → Trichomonas hominis Darmparasiten → Entamoeba – Orthograd als Kolonlavage* (Darmspülung)
Darmflora f: engl. intestinal flora. Intestinale Darmparasiten → Helminthes durch Trinken von bis zu 3 l einer Lösung
Bakterienflora*. Ihre Zusammensetzung und Darmparasiten → Trichomonas aus Polyethylenglykol, selten auch über eine
Gesamtkeinzahl ist entwicklungsabhängig, in- Darmperforation f: engl. intestinal perforation. Duodenalsonde mit Einleitung von bis zu
dividuell und in den einzelnen Magen-Darm- Perforation* der Darmwand. Es wird zwischen 10 l physiologischer Kochsalzlösung
Abschnitten unterschiedlich. Die physiologi- gedeckter und offener Perforation unterschie- – retrograde Instillation von geringeren Men-
sche Darmflora ist gestört bei Colitis* ulcerosa, den. Bei Letzterer besteht eine Verbindung zur gen Flüssigkeit in das Rektum (Darmeinlauf,
Enteritis* regionalis Crohn sowie bei Anwen- Bauchhöhle, die Symptomatik entspricht dem Einlauf) mit Darmrohr* und Irrigator* oder
dung von Antibiotika (Antibiotika-assoziierte Akuten Abdomen und eine Notoperation ist an- durch gebrauchsfertige Instillationsflüssig-
Kolitis*). gezeigt. keiten (Klistier*, Mikroklistier, Klysma), z. B.
Klinische Bedeutung: Einteilung: vor: 1. Darmspiegelungen 2. Röntgendiag-
– Metabolisierung exogener Sustanzen durch – Gedeckte Darmperforation: abgedichtet nostik 3. Entbindung 4. bei Obstipation
die Darmflora, z. B. Digoxin zu Dihydrodigo- durch Gewebe, das die Perforationsstelle um- – früher retrograd unter Verwendung mehre-
xin gibt (Dünndarm, Omentum majus u. a.) rer Liter Spülflüssigkeit zur Reinigung grö-
– mögliche veränderte Metabolisierung endo- – freie Darmperforation mit Anschluss an die ßerer Darmabschnitte vor Operationen (ho-
gener Substanzen durch antibiotikabedingte Bauchhöhle. her Schwenkeinlauf)
Hemmung der Darmflora: 1. etwa 60 % des Vorkommen: – subaquales Darmbad in der Naturheilkunde:
zirkulierenden Östrogens wird physiologi- – Dünndarmperforation: 1. Ulkusperforation 1. als Teil der ausleitenden Therapien 2. zu
scherweise in konjugierter Form mit der Gal- (Duodenalperforation bei gastroduodenalem Beginn von Fastenkuren 3. im Rahmen von
le ausgeschieden und nach Dekonjugation Ulkus*) 2. iatrogen (z. B. Duodenalperforati- darmentlastenden Diäten 4. bei „Entschla-
durch bakterielle Enzyme reabsorbiert 2. un- on bei endoskopischer retrograder Cholan- ckungstherapien“, z. B. der Colon-Hydro-
ter Antibiotikatherapie bis zu 60-fach erhöh- giopankreatikografie; 0,3–1,3 %) o. a. Trauma Therapie (CHT, Wirksamkeit umstritten).
te fäkale Östrogenausscheidung 3. daher ist 3. akute oder chronisch-entzündliche Darm- Darmresektion f: engl. intestinal resection. Chi-
Schwangerschaft bei Kontrazeption und An- erkrankung 4. Glukokortikoid-Langzeitthe- rurgische Entfernung eines erkrankten oder
tibiotika-Einnahme möglich. rapie 5. mechanischer Ileus* 6. Gangrän bei verletzten Darmabschnitts. Dies kann sowohl
Darmgeräusch → Borborygmus mesenterialer Ischämie 7. Dünndarmvolvu- konventionell offen chirurgisch durch Laparo-
Darmrohr 378
tomie* erfolgen oder minimalinvasiv in laparo- Darmstimulation f: engl. bowel stimulation. – Laxanzien als stärkste stuhlgangfördernde
skopischer Operationstechnik. Anregung der Darmperistaltik durch Ernäh- Arzneimittel für den Anfang, dauerhaft
Formen: rung, mechanische Dickdarmmassage oder als leichtere Methoden wie Stuhlweichmacher
– Dünndarmresektion*: meist Segmentresekti- gewünschte oder unerwünschte Arzneimittel- und stuhlformende Arzneimittel
onen, unter anderem Jejunumteilresektion, wirkung. – viel Bewegung.
Ileumteilresektion Maßnahmen: Darmtransplantation f: Orthotope Dünn-
– Kolonteilresektion: wie bei Hemikolektomie, – Ernährung: 1. hoher Anteil von Quellstoffen bzw. Dickdarmtransplantation bei Kurzdarm-
Transversumresektion, Sigmaresektion (z. B. Weizenkleie, Flohsamen, Leinsamen, syndrom, chronischem Darmversagen oder ei-
D – Kolektomie* Trockenpflaumen) 2. vermehrte Flüssigkeits- nem angeboren zu kurzen Darm.
– Proktokolektomie* aufnahme Darmtrichine → Trichinella spiralis
– Rektumresektion*. – als gezielte Arzneimittelwirkung, z. B. durch: Darmtuberkulose f: engl. intestinal tuberculo-
Indikationen: Unter anderem bei Karzinomen, 1. Bisacodyl 2. Natriumpicosulfat 3. Sennes- sis. Tuberkulose* des Darms, die über Lebens-
Darmgangrän, mechanischem Ileus, Invaginati- blätter* 4. Rhizinusöl 5. osmotisch durch mittel übertragen wird oder sich aus einer akti-
on, Darmperforation, Darmfistel. Darmeinlauf (z. B. mit Sorbitol, Lactulose) ven Lungentuberkulose* oder Miliartuberkulo-
Darmrohr n: engl. intestinal tube. Katheterähn- – mechanische Kolonmassage. se* entwickelt (1–3 % aller Fälle von Tuberkulo-
liches, großlumiges weiches Rohr zum Einfüh- Hinweis: Keine Darmstimulation bei mecha- se). Es kommt zu Granulomen und Ulzeration
ren in den Mastdarm für hohe Einläufe oder zur nisch bedingtem Ileus*, da die Gefahr einer der Peyer-Plaques mit chronischen gastroente-
Kontrastmittelgabe (Kolon-Kontrasteinlauf*) Darmruptur durch Anregung der Darmperistal- rologischen Symptomen und progressiver
sowie zum Ableiten von Darmgasen z. B. nach tik besteht. Darmstenose. Die Therapie entspricht der Tu-
Operationen. Ein geschlossenes, abgerundetes Darm-Strangulation f: syn. Intestinal-Stran- berkulose*-Behandlung.
Ende vermeidet Verletzungen, die Öffnung gulation. Minderdurchblutung bis zur vollstän- Formen:
liegt seitlich. Es wird, mit Gleitmittel versehen, digen Unterbrechung der Blutzufuhr des Dar- – Primäre Darmtuberkulose nach Ingestion
unter Drehung vorsichtig eingeführt. mes mit konsekutivem Ileus* und Darmgan- von kontaminierter Nahrung und Milch infi-
Material: Als Material kommen Kunststoff, La- grän, verursacht durch Briden*, Volvulus*, Inva- zierter Kühe
tex oder Silikon zum Einsatz. gination* und Inkarzeration* in einer Hernie*. – sekundäre Darmtuberkulose als Folge einer
Hinweis: Verletzungen und Veränderungen im Darmträgheit → Obstipation aktiven Lungentuberkulose* oder Miliartu-
äußeren Genital sowie Passagehindernisse beim Darmtraining n: engl. bowel training. In regel- berkulose* (durch Verschlucken von Sputum
Einführen sind sorgfältig zu beachten. mäßigen Zeitabständen durchgeführte Maß- bzw. hämatogene Aussaat von Mykobakteri-
Darmsanierung → Symbioselenkung nahmen zur Darmentleerung bei verlangsamter en oder per continuitatem aus benachbarten
Darmspiegelung → Koloskopie oder inaktiver Darmtätigkeit nach Rücken- Organbereichen).
Darmspülung → Darmreinigung markverletzung. Stuhldrang wird weder ver- Darmtumor → Dünndarmtumor
Darmsteifung f: engl. spastic intestinal convolu- spürt noch kann Stuhl willkürlich zurückgehal- Darmtumor → Karzinom, kolorektales
tion. Durch spastische Dauerkontraktionen be- ten werden. Es besteht Bedarf an Laxanzien*. Darmtumor → Polyp, kolorektaler
dingte Verhärtung und Verdickung einzelner Maßnahmen: Darmverschlingung → Volvulus
Darmschlingen oberhalb einer Darmstenose, – Regelmäßiges Abführen: 1. Vermeidung Darmverschluss → Ileus
z. B. bei Obstruktion des Darmlumens. Die der Bildung von Kotsteinen (mit u. U. resul- Darm-Voø lvulus m: engl. Intestinal Volvulus;
Darmsteife ist bei dünnen Menschen häufig als tierender lebensbedrohlicher autonomer syn. Volvulus intestini. Stiel- oder Achsendre-
Wulst durch die Bauchdecke sichtbar und pal- Dysreflexie)* und unkontrollierter Stuhlent- hung eines Teils des Dünn- bzw. Dickdarmes
pabel. leerungen (Gefahr von Druckstellen) 2. im- um die eigene mesenteriale Achse mit der Ge-
Darmstein → Kotstein mer zur gleichen Tageszeit in gleichen Inter- fahr des Strangulationsileus bis hin zu Darm-
Darmstenose f: engl. intestinal stenosis; syn. vallen 3. Ziel ist die systematische Darment- gangrän. Therapeutisches Ziel ist die operative
Enterostenose. Angeborene oder erworbene leerung in regelmäßigen Abständen, dies zu Derotation und Fixierung in anatomisch kor-
Einengung des Darmlumens durch Obstruktion erreichen kann etwa 2 Wochen bis 1 Monat rekter Position.
von innen oder Kompression von außen, z. B. oder sogar länger dauern. 4. die beste Zeit ist Formen: Man unterscheidet nach der Lokalisa-
infolge von Tumor* oder Bride*. Eine Darmste- etwa eine halbe bis 1 Stunde postprandial, tion:
nose kann zum Ileus* führen. um vom Verdauungsreflex zu profitieren – Dünndarmvolvulus: bei Säuglingen auftre-
Darmsterilisation f: engl. bowel sterilisation. – Ernährung: 1. ausgewogene Ernährung für tend, häufig in Kombination mit Darmlage-
Notwendige Reduktion der Darmkeime durch normale Konsistenz des Stuhls 2. ballaststoff- anomalien, z. B. einer Malrotation*
Arzneimittel bei bestimmten Erkrankungen. reich: Getreide und Vollkornprodukte, Hül- – Dickdarmtorsion: (selten bei Kleinkindern)
Einsatz: senfrüchte, frische, rohe Früchte und Gemü- meist als Ileozäkalvolvulus* oder Sigmavol-
– Bei Leberzirrhose oder zur Operationsvorbe- se und in Maßen Nüsse 3. viel Flüssigkeit, da vulus.
reitung Gabe von Antibiotika* und Lactulose der Stuhl im Darm nur dann optimal weiter- Darmwandbruch → Littré-Hernie
kombiniert mit einem hohen Reinigungsein- transportiert werden kann (besonders wich- Darmwandnervensystem → Nervensystem,
lauf* zur Reduktion der ammoniakproduzie- tig bei heißem Wetter oder Fieber) 4. ein hei- enterisches
renden Bakterien im Darm ßes Getränk vor dem Abführen kann den Ver- Darmwürmer → Helminthes
– bei Agranulozytose: Gabe von Antibiotika dauungsvorgang begünstigen Darwinismus → Evolutionstheorie
und Antimykotika*, um Bakterien und Pilze – Kolonmassage beginnend am rechten Un- Dashboard Injury f: Bei Auffahrunfall über
im Darm abzutöten und den Patienten vor terbauch, dann nach oben in Kreisbewegung fortgeleitete Gewalteinwirkung durch das Ar-
schweren Infektionen durch die eigenen zur linken Leiste entlang dem Verlauf des maturenbrett entstehende Verletzung, häufig
Darmkeime zu schützen. Dickdarms in Form einer Ketten- oder Etagenfraktur (siehe
379 Dawn-Phänomen
Decussatio pyramidum → Pyramidenbahn fern keine Hinweise auf eine maligne Erkran-
Defäkation f: engl. defecation; syn. Stuhlaus- kung bestehen 2. bei Beckenbodeninsuffizi-
scheidung. Natürliche Darmentleerung, die re- enz Beckenbodengymnastik und Biofeedback
flektorisch über Dehnungssensoren im Rektum, – operativ (entsprechend zugrunde liegender
N. splanchnicus pelvinus und Sakralmark und Erkrankung): 1. bei ventraler Rektozele bzw.
willkürlich über kortikale Strukturen kontrol- rektaler Intussuszeption STARR (= stapled
liert wird. Art, Menge und Häufigkeit sind von transanal rectal resection), alternativ laparo-
Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten ab- skopische (Resektions-)Rektopexie 2. bei Be-
hängig. Seltenere oder häufigere Ausscheidung ckenbodeninsuffizienz gemeinsame Operati-
Defibrillation: sternal-apikale Platzierung der
D
ist kein sicherer Hinweis auf das Vorliegen einer on mit Gynäkologie und Urologie.
Krankheit. Defeø kt m: engl. defect. Fehlen, Verlust, Scha- Elektroden.
Defäkationsstörung f: syn. Stuhlentleerungs- den oder Fehler, z. B. eines Organs oder einer
störungen. Überbegriff für Störungen der nor- Funktion.
malen Stuhlentleerung. Unterschieden wird Defeø ktfraktur → Fraktur flimmern* oder pulsloser ventrikulärer Tachy-
zwischen Obstipation und obstruktiver Defäka- Defeø ktheilung f: engl. partial recovery. Unvoll- kardie* (PVT) im Rahmen der Reanimation*.
tionsstörung. Bei der Obstipation steht meist ei- ständige Wiederherstellung der Gesundheit Prinzip: Simultane Entladung aller zu diesem
ne Verzögerung des Stuhltransportes im Vor- (oder des Ausgangszustands) nach Erkrankung Zeitpunkt nicht refraktären Herzmuskelfasern
dergrund. Ursache der obstruktiven Defäkati- oder Trauma. Es bleibt ein Defekt, z. B. eine und damit Induktion einer rhythmischen Herz-
onsstörung ist eine unvollständige Entleerung schmerzhafte Bewegungseinschränkung oder aktion (angeführt vom Sinusknoten als Schritt-
des Enddarmes, z. B. aufgrund einer Beckenbo- eine Narbe, zurück. Das Gegenteil ist die Resti- macherzentrum). Der optimale Therapieerfolg
densenkung oder einer Rektozele. tutio* ad integrum. besteht in der Wiederherstellung eines geordne-
Defäkationssyndrom, obstruktives n: engl. Defeø ktproteinämie f: engl. defective proteine- ten Herzrhythmus mit suffizienter Auswurf-
obstructive defecation syndrome. Obstruktive Ent- mia. Meist angeborene pathologische Zusam- leistung bei ausreichender myokardialer Oxyge-
leerungsstörung des Enddarms bei ventraler mensetzung der Plasmaproteine* mit fehlender nierung. Erster Schritt: 2 großflächige Elektro-
Rektozele* oder innerem Rektumprolaps* (rek- bzw. zu geringer Bildung bestimmter Kompo- den (Klebeelektroden oder mit Gel bestrichene
toanale Invagination), häufig kombiniert mit nenten (z. B. Agammaglobulinämie*, Analbu- Plattenelektroden) werden auf dem Brustkorb
Descensus* uteri et vaginae. Ursächlich abzu- minämie). Unüblich. platziert. Lokalisation in der Regel entspr.
grenzen sind chronische Obstipation* und ver- Defeø ktprothese f: engl. maxillo-facial-prosthe- Herzachse* sternal-apikal (syn. anterior-lateral)
langsamter Kolontransit. Symptome sind stän- sis. Prothetische Rekonstruktion von Kieferde- – Rechts parasternal unter Klavikula (Herzba-
diger Stuhldrang, unvollständiges Entleerungs- fekten durch Zahnersatz, Verschluss von Kno- sis)
gefühl und anales Druckgefühl. Behandelt wird chenhöhlen oder Abschluss der Mund- zur Na- – links unterer Rippenbogenrand in vorderer
je nach Schweregrad konservativ oder operativ. senhöhle durch Obturator. Axillarlinie (lateral Herzspitze, siehe Abb.).
Ätiologie: Defeø ktpseudarthrose → Pseudarthrose Zweiter Schritt: Anschließend Entladung des
– Ventrale Rektozele Defeminisierung f: engl. defeminization. Re- sehr kurzen Gleichstromimpulses sehr hoher
– Enterozele, Sigmoidozele gression weiblicher Geschlechtsmerkmale infol- Spannung (1000–2000 V, 20–30 A; sog. Elektro-
– rektale Intussuszeption ge Androgenisierung*. Eine Defeminisierung schock) aus Kondensatoren ohne Berührung des
– Beckenbodeninsuffizienz geht einher mit Atrophie* von Mamma* und Patienten. Hierzu müssen die Basismaßnahmen
– Beckenbodendyssynergien. Uterus*, Amenorrhö*, Sterilität* und anovulato- der Reanimation kurzfristig unterbrochen und
Klinik: rischem Zyklus*. nach erfolgter Abgabe des Elektroschocks un-
– Unvollständiges Entleerungsgefühl Defensine n pl: engl. defensins. In allen tieri- verzüglich wieder aufgenommen werden. Die
– imperativer Stuhldrang schen Organismen und höheren Pflanzen natür- Gleichstrom-Energie wird vor Abgabe des
– verlängerte oder erfolglose Defäkation* lich vorkommende, antimikrobiell wirksame Schocks eingestellt:
– anales Druckgefühl Peptide. Defensine sind ein Teil der unspezifi- – Richtwerte für Erwachsene: 150–200 J bei bi-
– Schmerzen schen Immunabwehr* des Menschen und wer- phasischer, 360 J bei monophasischer Defib-
– Stuhlschmieren den v. a. von Epithelzellen von Darm, Lunge rillation
– Inkontinenz und Haut und neutrophilen Granulozyten pro- – Richtwerte für Kinder: 2(ⴚ4) J/kg KG.
– Blut- und Schleimabgang. duziert und sezerniert. Im Gegensatz zur elektrischen Kardioversion*
Diagnostik: Funktion: Wirksam gegen ein breites Spektrum erfolgt eine Defibrillation nicht R-Zacken-syn-
– Anamnese von Bakterien, Pilzen, Viren und Protozoen. Ei- chron. Des Weiteren sind biphasische Defibril-
– digital-rektale Untersuchung, Prokto-Rekto- ne Störung der Defensinbildung liegt u. a. bei latoren monophasischen vorzuziehen. Ggf. er-
skopie chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen neute Defibrillation nach jeweils 2 min Basis-
– Defäkografie, entweder konventionell oder vor. maßnahmen (entspricht 5 Zyklen Herzdruck-
als dynamisches Beckenboden-MRT Deferoxamin: engl. deferoxamine; syn. Desfer- massage* und Beatmung im Verhältnis von
– Kolposkopie, insbesondere zum Ausschluss rioxamin. Komplexbildner (Chelatbildner*) für 30 : 2 bei Erwachsenen):
anderer Erkrankungen trivalente Kationen, der aus Kulturen von Strep- – Erwachsene: 150–360 J bei biphasischer,
– ggf. gynäkologische Untersuchung tomyces pilosus gewonnen wird. Deferoxamin 360 J bei monophasischer Defibrillation
– ggf. urologische Untersuchung. wird eingesetzt z. B. bei Eisenvergiftungen. – Kinder: 4 J/kg KG.
Therapie: Deferveszeø nz → Fieber Zusätzliche Option: Stabilisierung des Herz-
– Konservativ: 1. stuhlregulierende Maßnah- Defibrillation f: Verfahren zur Durchbrechung rhythmus durch geeignete Antiarrhythmika*
men z. B. mit Flohsamen (Metamucil®), so- eines Herz*-Kreislauf-Stillstands bei Kammer- (v. a. Amiodaron).
Defibrillation-Threshold-Testung 382
Formen: Extern: neben der Defibrillation mit ei- mige) Erkrankung, Zerstörung oder Durchblu- Formen:
nem manuellen Defibrillator als ärztliche Not- tungsstörung bedingter Ausfall eines umschrie- – Hydropische Degeneration*: pathologische
fallmaßnahme auch halbautomatisch durch benen Hirnareals mit konsekutiver Herdsymp- Veränderung des Zellwasserhaushalts, vor al-
nichtärztliches Fachpersonal sowie durch nicht- tomatik wie Sprachstörung*, Sehstörung und lem bei Ödemen
medizinische, geschulte Ersthelfer (First Re- Störung von Motorik oder Sensorik. Bei Ausfall – fettige Degeneration: Ansammlung von Fet-
sponder Defibrillation, z. B. Flugzeugpersonal) mehrerer koordinierter Zentren kommt es zum ten in Zellen, die normalerweise keine Lipide
mit AED (Automatisierter Externer Defibrilla- sog. verwaschenen Herdsymptom. enthalten
tor) und zur zusätzlichen Verkürzung der Zeit- Formen: – hyaline Degeneration: Zenker*-Muskeldege-
D spanne bis zur Defibrillation ggf. Defibrillation – Supratentoriell, z. B. Hemiparese bei Schlag- neration
durch Laien (Public Access Defibrillation, PAD). anfall* – amyloide Degeneration: Amyloidose*
Intern: automatisch (implantierbarer Kardio- – infratentoriell, z. B. zerebellare Symptome*. – Degeneration von Nervenzellen: 1. retrogra-
verter-Defibrillator, siehe ICD*). Defizit, postoperatives kognitives → Delir, de Degeneration des Axons, die von distal
Defibrillation-Threshold-Testung f: Abk. postoperatives nach zentral in Richtung Corpus neuroni
DFT-Testung. Intraoperativ im Rahmen der Deflexionslage f: engl. deflexed position. Regel- fortschreitet (sog. dying back) 2. neuronale
ICD-Implantation durchgeführter Funktions- widrige Haltung des kindlichen Kopfes unter Degeneration nach Neurotmesis* (Waller*-
test zur Bestimmung der Defibrillationsschwel- der Geburt. Anstatt der üblichen Flexion („Kinn Degeneration) 3. transneuronale Degenerati-
le durch Induktion von Kammerflimmern* über auf die Brust“) kommt es zur zunehmenden De- on von intakten Neuronen bei Schädigung
implantierten ICD und Überprüfung des Sen- flexion, wodurch sich der geburtsmechanisch vorgeschalteter Neurone.
sing niedriger Amplituden mit gleichzeitiger relevante Durchmesser vergrößert. Bei Deflexi- Degeneration, hepatolentikuläre → Wilson-
Terminierung meist mit 21 J (mindestens 10 J onslagen ist der Geburtsverlauf oft verzögert. Krankheit
weniger als maximal mögliche ICD-Energie ei- Gesichts- oder Kinnlagen sind eine Indikation Degeneration, hyaloideoretinale → Wagner-
nes Defibrillatorschocks; siehe auch Defibrilla- zum Kaiserschnitt. Syndrom
tion*). Vorkommen: Deflexionslagen treten fast immer Degeneration, hydropische f: engl. hydropic
Defibrillator m: Elektrisches Gerät zur notfall- bei dorso-posteriorer Stellung des Rückens auf, degeneration; syn. vakuoläre Degeneration. Re-
mäßigen oder geplanten Verabreichung elektri- man spricht dann auch von den sog. „Sternen- versible, insbesondere im Zusammenhang mit
scher Impulse mit Plattenelektroden zur Durch- guckern“, da das Gesicht des Kindes bei der Ge- Ödemen* vorkommende pathologische Verän-
brechung eines Herz-Kreislauf-Stillstands (De- burt nach vorne zeigt. derung des Wasserhaushalts* der Zelle.
fibrillation*) und Wiederherstellung eines Einteilung: Je nach Grad der Deflexion unter- Ursache: Wenn durch Anoxie oder toxische
normfrequenten Sinusrhythmus (Kardioversi- scheidet man Substanzen die Permeabilität der Zelle erhöht
on*) bei Arrhythmie. Meist ist ein EKG-Monitor – Vorderhauptslagen oder die die Zelle umgebende Flüssigkeit osmo-
zur EKG-Analyse integriert. Tragbare Defibril- – Stirnlagen tisch-hypotonisch wird, kommt es zu intrazel-
latoren gehören zunehmend zur Standard-Not- – Gesichtslagen lulärer Zunahme an Wasser mit einer Schwel-
fallausrüstung von Rettungswagen, Flugzeu- – Kinnlagen. lung der Zelle. Das Wasser bildet im Zytoplas-
gen und Fernzügen. Defloration f: syn. Entjungferung. Zerreißen ma Vakuolen.
Defibrinationssyndrome n pl: engl. defibrina- des intakten Hymens beim ersten Koitus (Koha- Degeneration, kortikobasalganglionäre f:
tion syndromes. Bezeichnung für Blutungen bitarche*), selten infolge Trauma oder instru- engl. cortical-basal ganglionic degeneration. Selte-
durch Hyperfibrinolyse* oder Afibrinogen- menteller Manipulation (medizinisch meist ne, langsam progressive neurodegenerative Er-
ämie*. Als orientierende Untersuchung gilt der komplikationslos). krankung* als Form der Multisystemdegenera-
Clot-Observation-Test. Deformation f: Mechanisch bedingte Form- tion* mit verschiedenen Bewegungsstörungen,
Defibrinogenierung f: engl. defibrogenation. veränderung von Organen, Organteilen oder Sprach- und Gedächtnisstörung und einer mitt-
Fibrinogen-abbauende Wirkung, insbesondere Körperregionen. Man unterscheidet angeborene leren Überlebenszeit von 5–10 Jahren. Patholo-
von Schlangengiften (siehe auch Ancrod und und erworbene Deformationen. gie: Asymmetrische kortikale Atrophie im Be-
Batroxobin). Ätiologie: reich von
Defibulation f: Im Rahmen genitaler Verstüm- – Angeborene Deformation: pränatale Kraft- – Vorderem Parietallappen
melung vorgenommene operative Eröffnung einwirkung oder intrauteriner Platzmangel – Temporallappen
des durch Infibulation* verschlossenen Ostium (bei Mehrlingsschwangerschaft, Uterusfehl- – hinterem Frontallappen
vaginae. bildung*, Myoma uteri u. a.): 1. Pes* equino- – Substantia nigra.
Formen: varus 2. Genu* varum 3. Skoliose 4. Plagioze- Pathohistologie:
– Partielle Defibulation (um Vaginalverkehr phalus – Nervenzellverlust und Entzündungsreaktion
möglich zu machen) – erworbene Deformation: 1. posttraumatisch (Gliosis)
– komplette Defibulation (vor Geburten). 2. postoperativ 3. im Rahmen neurologischer – Substantia nigra meist stark entfärbt
Defilé-Aufnahmen f pl: Axiale Röntgenauf- Erkrankungen (z. B. Pes* equinovarus bei ge- – Fehlgestaltung der Nervenzellen nach neuro-
nahmen des Kniegelenks in 30°, 60° und 90° störter Innervation der unteren Extremitäten) pathologischer Färbung sichtbar: 1. ge-
Flexion zur Beurteilung der Patellaposition im 4. Stoffwechselstörungen (z. B. Osteoporose). schwollene sog. ballooned neurons 2. fehl-
Gleitlager, z. B. zur Diagnostik bei Chondropa- Deformität, präarthrotische → Präarthrose platzierte Kerne (sog. eccentrically located
thia* patellae. Degeneratio → Degeneration nuclei) 3. Nachweis von Neurofibrillen* und
Defizit n: engl. deficit. Ausfall, Ausfallerschei- Degeneration f: syn. Entartung. Rückbildung, ggf. Tau-positiven und Ubiquitin-negativen
nung; z. B. neurologisches Defizit. Verfall und Entartung von Zellen, Geweben, Or- Einschlusskörperchen.
Defizit, fokal-neurologisches n: engl. cerebral ganen oder des Organismus mit Funktionsver- Degeneration, paraneoplaø stische zerebellare
focal disorder. Durch örtlich begrenzte (herdför- lust und morphologischen Veränderungen. f: engl. paraneoplastic cerebellar degeneration. In
383 Dehydratation
Zusammenhang mit einer Neoplasie auftreten- gerungen (v. a. Leichtketten) bei Patienten 2 angrenzenden Strukturen, z. B. von Wund-
de autoimmun bedingte diffuse Kleinhirnrin- mit multiplem Myelom oder monoklonale rändern oder Nähten. Ursachen hierfür sind
dendegeneration mit zerebellaren Sympto- Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) Wundheilungsstörungen, Entzündungen,
men*. Vorkommen: – fibrilläre Glomerulopathie unklarer Genese Nachblutungen im Wundbereich oder man-
– Häufiger bei Frauen – immunotaktive Glomerulopathie durch Ab- gelnde Ruhigstellung.
– v. a. im Rahmen von: 1. Bronchialkarzinom lagerungen monoklonaler Immunglobuline, Dehnungslähmung f: engl. hyperextension pa-
2. Ovarialkarzinom 3. Kolonkarzinom gehäuft bei Patienten mit B-Zell-Lympho- ralysis. Lähmung* durch Dehnung peripherer
4. Mammakarzinom 5. Lymphom. men. Nerven oder Nervengeflechte, z. B. Armplexus-
Pathologie: Durch Autoantikörper* vermittelte Angeboren: parese*. D
isolierte Degeneration der Purkinje-Zellen u. a. – Glomerulopathie im Rahmen des Alport*- Dehnungs-Sensoren, atriale → Bainbridge-
– Anti-Yo-Ak Syndroms Reflex
– Anti-Hu-Ak – familiäre benigne Hämaturie*. Dehnungs-Sensoren, atriale → Gauer-Hen-
– Anti-Ri-Ak. Klinik: Glomerulopathien zeigen einen äußerst ry-Reflex
Degeneration, striatonigrale m: engl. stria- variablen Verlauf. Er hängt ab von der Lokalisa- Dehydratation f: engl. dehydration; syn. Hypo-
tonigral degeneration. Veraltete Bezeichnung für tion und dem Ausmaß der Schädigung und hydratation. Abnahme des Körperwassers durch
Multisystematrophie* mit Parkinson*-Syndrom kann von einer asymptomatischen Proteinurie gesteigerte renale, gastrointestinale, pulmonale
und/oder vegetativen Störungen, zerebellaren und/oder Hämaturie über das nephritische und oder perkutane Wasserabgabe ohne entspre-
Symptomen* und Pyramidenbahnzeichen*. nephrotische Syndrom bis hin zum akuten Nie- chende Zufuhr oder iatrogen verursacht, als
Degeneration, tapetoretinale f: engl. tapetor- renversagen führen. Unbehandelt droht im Ver- therapeutische Maßnahme oder falsche Infusi-
etinal degeneration. Erbliche progressive Netz- lauf immer der Übergang in eine chronische onstherapie.
hautdystrophien, die möglicherweise zur Er- Niereninsuffizienz. Formen: siehe Abb.
blindung führen. Sie kommen isoliert oder im Diagnostik: – Isotone Dehydratation: Verlust von Wasser
Rahmen von Syndromen oder Speicherkrank- – Labor: 1. Blutbild 2. Retentionsparameter und Na+ in einem Verhältnis, das der osmola-
heiten* vor. 3. geschätzte (estimated) glomeruläre Filtra- ren Zusammensetzung des Extrazellulär-
Vorkommen: tionsrate (eGFR) 4. Elektrolyte 5. BGA raums entspricht (d. h. Verlust isotonischer
– Periphere retinale Dystrophie, siehe Retino- – Urindiagnostik: 1. quantitative Erfassung Flüssigkeit); Vorkommen bei Erbrechen, for-
pathia* pigmentosa der Urinbestandteile 2. Urinsediment cierter Diurese, Diarrhö, Flüssigkeitssequest-
– zentralretinale Dystrophie, siehe Makuladys- – Serologie: 1. Komplement 2. Autoantikörper ration (third* space), Blutverlusten und un-
trophie* 3. Blutzuckerbestimmung zureichender Wasser- und Na+-Zufuhr
– zentral-periphere retinale Dystrophie (Zap- – ggf. Nierenbiopsie. – hypertone Dehydratation (Exsikkose):
fen-Stäbchen-Dystrophie) Therapie: Die Glomerulopathie wird in erster Verlust von hypotoner Flüssigkeit (Schweiß,
– chorioretinale Dystrophie, siehe Choroidere- Linie supportiv und symptomatisch behandelt. hypotoner Urin) und unzureichende Wasser-
mie Entscheidend sind nephroprotektive Maßnah- zufuhr; Anstieg der Plasma-Na+-Konzentrati-
– frühe, diffuse retinale Dystrophie, siehe kon- men wie Eiweiß- und Kochsalzrestriktion, Ni- on; Vorkommen bei Fieber, Diabetes* melli-
genitale* Leber-Amaurose. kotinkarenz und Einsatz von ACE-Hemmern tus, Diabetes* insipidus, hyperosmolarem
Degenerative Glomerulopathie f: Abk. Dege- oder AT1-Antagonisten bei Hypertonie bzw. Koma (diabetisches Koma*), Verdursten*
nerative GP. Heterogene Gruppe nichtentzünd- Proteinurie. Die weitere Therapie hängt ent- – hypotone Dehydratation: Verlust von hy-
licher Glomerulopathien*. Am häufigsten sind scheidend vom Typ der Glomerulopathie und pertoner Flüssigkeit, Salzverlust (v. a. Na+
die diabetische und hypertensive Glomerulopa- deren Ursachen ab. und Cl–); Vorkommen bei gestörter Osmore-
thie. Die Klinik reicht von langer Beschwerde- Degos-Syndrom → Papulosis maligna atro- gulation, ungenügender NaCl-Zufuhr bzw.
freiheit bis zum Vollbild des nephritischen oder phicans überwiegender Zufuhr von freiem Wasser,
nephrotischen Syndroms*. Unbehandelt droht Dehiszeø nz f: engl. dehiscence. Klaffen, Ausei- z. B. Trinken von salzarmer Flüssigkeit bei
der Übergang in die terminale Niereninsuffizi- nanderweichen, z. B. von Geweben bzw. von starkem Schwitzen, Nebennierenrindenin-
enz. Die Therapie besteht aus supportiv-symp-
tomatischen Maßnahmen und Behandlung der
Grunderkrankung.
Einteilung: Erworben:
– Hypertensive* Glomerulopathie durch Schä-
digung der Glomerula infolge einer langjäh-
rigen Hypertonie
– diabetische Glomerulopathie als Spätkompli-
kation eines Diabetes mellitus mit Schädi-
gung der glomerulären Kapillaren
– Glomerulopathie bei systemischer Amyloido-
se durch eine glomeruläre Schädigung infol-
ge irreversibler Ablagerungen von Amyloid-
Fibrillen: tritt am häufigsten im Rahmen der
AL-Amyloidose und AA-Amyloidose auf
– Glomerulopathie durch Paraproteinablage- Dehydratation: Serum-Osmolalität (v. a. Na+-Konzentration) und Volumen der extrazellulären (VE) und
rung infolge glomerulärer Paraproteinabla- intrazellulären Flüssigkeit (VI) im Vergleich zur physiologischen isotonen Euhydratation.
Dehydroepiandrosteron 384
suffizienz*, zentralem Salzverlustsyndrom*, des Weltärztebundes zur Wahrung der Rechte und Absaugen von Flüssigkeiten aus dem Gast-
Verbrennungen, Laxanzienmissbrauch*. des Individuums bei medizinischer Forschung rointestinaltrakt. Dekompressionssonden wer-
Klinik: Allen Formen gemeinsam sind Zeichen am Menschen, einschließlich identifizierbarer den verwendet bei Ileus und Paralyse in Form
des Volumenmangels (Abnahme von Herzzeit- menschlichen Materialien und Daten. Wesentli- einer Magensonde oder Ileusdekompressions-
volumen und Blutdruck, unter Umständen hy- che Inhalte sind Einwilligung des Patienten, sonde.
povolämischer Schock*). Bei isotoner und hy- Schutz Einwilligungsunfähiger sowie Geneh- Dekompression, subakromiale → Akromio-
pertoner Dehydratation bestehen trockene migung durch Ethikkommissionen; verabschie- plastik
Schleimhäute, halonierte Augen, verringerter det 1964 (Helsinki), revidiert beispielsweise Dekompressive Kraniektomie f: engl. Decom-
D Hautturgor, Oligurie und Durst, der jedoch in- 1975 (Tokio) und 2013 (Fortaleza). pressive Craniectomy; syn. Dekompressions-Kra-
folge häufig gleichzeitig bestehender zentral- Deklaration von Madrid f: engl. Madrid Decla- niotomie. Eröffnung des Schädels (Trepanati-
nervöser Störungen und Bewusstseinstrübun- ration. Modifikation der Deklaration* von Ha- on*) zur Druckentlastung bei Hirnschwellung
gen nicht wahrgenommen wird. waii (1977) der World Psychiatric Association und Hirnödem*: Ein Teil des Schädeldachs wird
Dehydroepiandrosteron n: engl. dehydroan- (WPA) aus dem Jahr 1996 mit den zentralen einseitig (meist) oder beidseits entfernt, anato-
drosterone; syn. 3β-Hydroxy-5-androsten-17-on Themen Sterbehilfe, Folter, Todesstrafe, Organ- misch angepasst an die Schwellung und meist
(C19H28O2); Abk. DHEA. V. a. von der Nebennie- handel, Genetik u. a. Zuletzt wurde die Deklara- zur Wiedereinsetzung (Reimplantation) konser-
renrinde gebildetes Steroid* mit schwacher An- tion von Madrid 2002 in Yokohama (Japan) er- viert (tiefgefroren oder unter der Bauchhaut).
drogenwirkung und langer Halbwertszeit. Es gänzt. Zusätzlich wird die harte Hirnhaut eröffnet
dient als Vorstufe für die Testosteron- und Öst- Deklaration von Tokio f: engl. Tokyo Declara- und erweitert.
rogensynthese. Der DHEA-Spiegel steigt ab tion. Arztethische Leitsätze, Empfehlungen und Indikationen:
dem 7. Lj. und fällt um das 30. Lj. langsam ab. Richtlinien des Weltärztebundes (1975) über – Bei konservativ nicht beherrschbarer Hirn-
Sulfatiertes DHEA wird als Anabolikum miss- das Verhalten von Ärzten bei Folterungen und drucksteigerung durch Hirnschwellung und
braucht. Misshandlungen von Gefangenen sowie über Hirnödem nach Verletzung
Referenzbereich: Die Werte für sulfatiertes den Gebrauch und Missbrauch psychotroper – Durchblutungsstörung bei Infarkt bzw.
DHEA (DHEAS-Werte) sind stark alters- (mit Arzneimittel. Enthalten ist außerdem die revi- Schlaganfall (hier auch ggf. Dekompression
zunehmendem Lebensalter niedriger) und ge- dierte Deklaration* von Helsinki. über der hinteren Schädelgrupe bei Klein-
schlechtsabhängig: Dekolonisation f: engl. decolonization. Elimi- hirninfarkt)
– Männer: 0,27–16,7 μmol/l nation oder zahlenmäßige Verringerung eines – bei Hirnentzündung (Enzephalitis).
– Frauen vor dem Klimakterium: < 14,3 μmol/l fakultativ pathogenen Mikroorganismus, der Die Indikation ergibt sich bei entsprechender
– Frauen nach dem Klimakterium: < 3,2 μmol/l. den Körper besiedelt (Kolonisation*), mithilfe nicht beherrschbarer klinischer Symptomatik
Dehydrogenasen f pl: engl. dehydrogenases. Zu therapeutischer Maßnahmen (z. B. Antibiotika*, (Koma, drohende Einklemmung, ggf. auch pro-
den Oxidoreduktasen gehörende Enzyme, z. B. Antiseptika oder Desinfektionsmittel*). phylaktisch bei zu erwartender Progredienz, be-
Flavinenzyme und Alkoholdehydrogenase*. De- Dekompensation f: engl. decompensation. sonders bei Kindern und Jugendlichen) und ori-
hydrogenasen katalysieren die Übertragung von Nicht mehr ausreichender Ausgleich (Kompen- entiert sich an der Bildgebung mit CT oder
Wasserstoff (2 H+, 2 e–) auf Akzeptormoleküle. sation) einer verminderten (organischen) Funk- MRT, wonach die Lage und Ausdehnung der
Coenzyme sind häufig NAD+, NADP+ und FAD. tion oder Leistung und die daraus resultieren- Kraniektomie bestimmt wird. Nach Erholung
Déjerine-Klumpke-Lähmung → Armplexus- den Folgen, z. B. bei Herzinsuffizienz* oder des Patienten und normalisierter Bildgebung
parese Schock*. kann der entnommene Schädelteil wieder ein-
Déjerine-Sottas-Krankheit → Neuropathie, Dekompression f: engl. decompression. Druck- gesetzt oder der Schädel plastisch gedeckt wer-
hereditäre motorisch-sensible abfall oder Druckentlastung, z. B. von Organen. den.
Déjerine-Thomas-Krankheit → Atrophie, oli- Formen: Dekontamination f: engl. decontamination. Be-
vopontozerebellare – Operative Dekompression: z. B. bei: 1. Ileus seitigung einer Kontamination*, also Verunrei-
Dejour-Klassifikation → Trochleadysplasie (durch doppelläufiges Stoma) 2. Kompart- nigung, durch verschiedene Verfahren und Me-
Dekalzifizierungssyndrom → Milkman-Syn- mentsyndrom* (Dermatofasziotomie) 3. Ste- thoden, z. B. hygienisch-mikrobiologisch, toxi-
drom nose des Spinalkanals durch Tumor, knöcher- kologisch oder nuklearmedizinisch.
Dekapsulation f: engl. decapsulation. Operati- nes Fragment oder degenerative Veränderun- Verfahren:
ves Spalten und Abziehen einer Organkapsel, gen (Laminektomie*, Hemilaminektomie*) – Hygienisch-mikrobiologisch: Reduktion
insbesondere bei der Niere, aber auch in der Le- – Dekompression des oberen oder unteren bis zur weitgehenden Beseitigung einer Kon-
berchirurgie. Gastrointestinaltrakts durch Drainagen und tamination von Makroorganismen, Oberflä-
Deklaration von Hawaii f: engl. Hawai Declara- Sonden oder koloskopisches Absaugen von chen, Boden, Gewässern, Gegenständen, Le-
tion; syn. Deklaration von Hawai. 1977 von der Kot und Darmgasen, z. B. bei: 1. Atonie bensmitteln oder Luft mit Mikroorganismen
Generalversammlung der World Psychiatric As- 2. Stase 3. Ileus* oder unerwünschten Substanzen, insbeson-
sociation (WPA) verabschiedete und 1983 modi- – pharmakologische Dekompression, z. B. os- dere Schadstoffen*; die Dekontamination er-
fizierte Leitlinien zu ethischem Verhalten und motisch wirksame Infusion bei Hirndruck- folgt u. a. bei infektionsgefährdeten Personen
Standards für die psychiatrische Praxis in der steigerung. oder vor bestimmten operativen Eingriffen,
Berufsausübung. Zentrale Themen sind Diskri- Dekompressionskrankheit → Caisson- z. B. durch Reinigung, Antiseptika bzw. Des-
minierung, Sterbehilfe und Folter. Die Deklara- Krankheit infektionsmittel*, und in der Umwelt durch
tion von Hawaii wurde in der Deklaration* von Dekompressionssonde → Ileusdekompressi- Reinigung, Desinfektion*, Sterilisation* und
Madrid erweitert. onssonde keimfreie Filtration*.
Deklaration von Helsinki f: engl. Helsinki Dec- Dekompressionssonde f: engl. decompression – toxikologisch: Entfernen einer innerlichen
laration. Ethische Leitsätze und Empfehlungen tube. Sonde* zur Druckentlastung, zum Ablauf oder äußerlichen Kontamination des Körpers
385 Dekubitus, innerer
mit chemischen (Schad-)Stoffen (siehe Deto- der Organhüllen. Allgemein wird unter einer
xikation*) Dekortikation die Entfernung krankhaft verän-
– nuklearmedizinisch: Entfernung oder Ver- derter Organhüllen verstanden (beispielsweise
ringerung einer oberflächlichen radioaktiven Perikardektomie bei konstriktiver Perikardi-
Kontamination von Boden, Raum, Gegen- tis*). Auch eine Dezerebration* wird als Dekorti-
ständen, Lebensmitteln oder Personen: 1. bei kation bezeichnet.
Gegenständen in der Regel mit Wasser und Indikationen: In der Thoraxchirurgie: Entfer-
milden, reinigungsaktiven Tensiden, unter nung der viszeralen und parietalen Pleura
Umständen auch mit Komplexbildnern oder (Pleurektomie*) bei Pleuramesotheliom*, Pleu- D
schwachen Säuren, ggf. durch mechanische ratuberkulose und chronischem Pleuraem-
Abtragung der Oberflächen oder Beschichten pyem*.
mit Farben, die Alphastrahlung oder weiche Dekortikationsstarre → Dezerebrationsstarre
Betastrahlung absorbieren 2. bei kontami- Dekubitus m: engl. decubitus. Wundliegen mit
nierten Personen nach Messung und Lokali- Haut- und Unterhautnekrosen, -mazeration
sation der Kontamination, Entfernung und und -infektionsgefahr bei lokaler Ischämie Dekubitus Abb. 2: an der Ferse; Einteilung in 4 Grade.
Entsorgung kontaminierter Kleidung mit (Minderdurchblutung) durch länger einwirken-
lauwarmem Wasser, milder Seife und wei- den äußeren Druck. Betroffen sind vor allem tion, örtliche Durchblutungsstörungen und
cher Bürste sowie Überprüfung auf evtl. In- bettlägerige Patienten. Die Behandlung ist Vorschädigungen der Haut.
korporation* von Radionukliden, z. B. durch langwierig und schwierig. Hohe Bedeutung hat Einteilung:
Messung der Aktivität in Nasensekret und deshalb die Dekubitus-Prophylaxe. – 1. Grad: umschriebene Rötung, noch intakte
Sputum*, bei gammastrahlenden Nukliden Vorkommen: Vom Wundliegen bedroht sind Haut, Fingertest* positiv
mit Ganzkörperzähler; cave: Vermeidung ei- – Alle Körperstellen bettlägeriger Patienten, an – 2. Grad: Hautdefekt, Blasenbildung
ner Schädigung der Haut zur Prävention ei- denen die Haut dem Knochen anliegt (Prädi- – 3. Grad: tiefer Hautdefekt mit sichtbaren und
ner Inkorporation von Radionukliden. lektionsstellen*, siehe Abb. 1), wie: 1. Steiß- evtl. betroffenen Muskeln, Sehnen und Bän-
Dekontaminationsanlage f: engl. decontami- und Kreuzbein 2. Trochanter major des Ober- dern
nation unit. Einrichtung zur Beseitigung der ra- schenkels sowie 3. Fersen – 4. Grad: tiefer Hautdefekt mit Knochenbetei-
dioaktiven Verunreinigungen von radioaktiv – die Hautpartien unter schlecht sitzenden ligung (Osteomyelitis), siehe Abb. 2.
belasteten Abwässern, Gegenständen oder Per- Prothesen Therapie: Anzustreben ist die mindestens zwei-
sonen, z. B. Abwasser-Abklinganlage zur De- – Hautpartien unter zu engen Gipsverbänden stündliche Positionsveränderung zur Druckent-
kontamination radioaktiver Abwässer mit – Fußsohlen in zu engen (orthopädischen) lastung. Wundbehandlung:
langlebigen Radionukliden (Halbwertszeit* Schuhen. – Dekubitus 1. Grades: intensive Hautpflege
> 100 Tage). Die Gefahr des Wundliegens erhöht sich durch und Befundbeobachtung
Dekorporation f: engl. decorporation. Entfer- hohes Lebensalter, Diabetes mellitus, Dehydra- – Dekubitus 2. Grades: 1. sorgfältige Säube-
nung von Stoffen (Gifte*, Radionuklide) aus rung der Wunde und der Wundränder 2. Auf-
dem Körper, um Intoxikationen bzw. Strahlen- tragung oder Einbringung von reinigenden
schäden* zu vermindern oder zu verhindern. und granulationsfördernden Substanzen
– Mechanisch: zur unspezifischen Verhinde- 3. Schutz der Wundränder und -umgebung
rung der Resorption (z. B. Lungenspülung, vor Wundsekret
Gewebeexzision) – Dekubitus 3. und 4. Grades: 1. Wundexzisi-
– chemisch: zur spezifischen Verminderung on* mit Wundreinigung und Wundverband,
der Resorption und Beschleunigung der Eli- z. B. durch Vakuumversiegelung oder spezi-
mination; dabei ist unter Umständen durch elle stadiengerecht angewendete Wundaufla-
die Bereitstellung eines Überangebots inakti- gen
ver Isotope die Exkretion der Radionuklide – Nekrose* bzw. Gangrän*: 1. chirurgische Ab-
zu beschleunigen (Schilddrüsenblockade*); tragung 2. evtl. anschließend plastische De-
eingesetzt werden u. a.: 1. Adsorbenzien (z. B. ckung.
Bariumsulfat oder Alginsäure bei Radiost- Ein Wechsel der Therapeutika erfolgt erst,
rontium-Ingestion) 2. Komplexbildner (z. B. wenn nach 3–4 Tagen keine Verbesserung ein-
Ferrihexacyanoferrat bei Radiocaesium-In- getreten ist.
gestion) 3. Chelatbildner* (z. B. Ca-DTPA und Prophylaxe:
Deferoxamin bei Plutonium-Inkorporation) – Risikoeinschätzung mithilfe von Dekubitus-
– biologisch: zur Verhinderung der Akkumu- skalen (z. B. Braden*-Skala, Norton*-Skala)
lation in einzelnen Organen (z. B. thyreostati- – regelmäßige Hautbeobachtung und -pflege
sche Behandlung zur Verhinderung der Ak- – Minimierung von Risikofaktoren, wie Feuch-
kumulation von Radioiod). tigkeit, Druck, Scher- und Reibekräfte
Dekortikation f: engl. decortication. In der – Maßnahmen zur Dekubitusprophylaxe*.
Thoraxchirurgie operative Entfernung von Dekuø bitus, innerer m: Bezeichnung für
krankhaften Veränderungen der Pleura*, zu- Weichteilnekrose infolge Drucks von innen
meist von entzündungsbedingten Vernarbun- durch auftragendes Implantat oder nach langer
gen (Pleuraschwarte*) mit Verlust der Elastizität Dekubitus Abb. 1: Dekubitus-Prädilektionsstellen. Luxationsstellung eines Gelenks.
Dekubitusprophylaxe 386
Dekuø bitusprophylaxe f: engl. pressure sore pre- tern. Delinquenzmuster können u. a. aus der – Ausschaltung/Entzug der Noxe* (Suchtmit-
vention. Gesamtheit der pflegerischen Maßnah- psychischen Störung resultieren. Ein impulsi- tel, Arzneimittel bei Intoxikation bzw. Über-
men zur Vorbeugung eines Dekubitus*, beste- ver Charakter der Straftaten kommt z. B. häufi- dosierung).
hend aus Mobilisation, Hautpflege und bei ger bei einer Impulskontrollstörung* vor. Prognose: Meist völlige Remission*, unbehan-
Bettlägerigkeit regelmäßiger Umlagerung so- Delinqueø nzrisiko n: Gefahr für das Begehen delt hohe Mortalität*.
wie kontinuierlicher Beobachtung gefährdeter von Straftaten. Das Risiko für Gewaltstraftaten Delirium → Verwirrtheit, akute
Körperstellen. liegt in der Allgemeinbevölkerung bei Delirium acutum n: engl. acute delirium. Plötz-
Maßnahmen: 1 : 10 000. Beim Vorliegen von mehreren kri- lich einsetzendes Delir*, z. B. bei (hohem) Fie-
D – Einschätzung des Dekubitusrisikos (z. B. Bra- minogenen Faktoren* kann es deutlich höher ber*, Infektionskrankheiten*, Hyperthyreose*,
den*-Skala, Norton*-Skala) sein. Intoxikationen und nach Operationen (vgl.
– Mobilisation des Patienten und Vermeidung Delir n: engl. delirium; syn. delirantes Syndrom. postoperatives Delir*).
von Bettlägerigkeit Akute organisch bedingte Psychose mit qualita- Delirium Detection Score: Abk. DDS. Score
– Hautpflege, Hautschutz und Hautbeobach- tiver Bewusstseinsstörung* in Form von Be- zum postoperativen Delirmonitoring im Auf-
tung wusstseinstrübung*, Aufmerksamkeits-, Orien- wachraum bzw. auf der Intensivstation. Entwi-
– ausgewogene Ernährung und Flüssigkeitszu- tierungs*- und Wahrnehmungsstörungen* so- ckelt wurde der DDS auf Basis der CIWA-Ar (für
fuhr wie affektiven und vegetativen Symptomen. Clinical Institute Withdrawal Assessment of Al-
– regelmäßige Positionswechsel nach Plan Vorkommen: cohol Scale, Revised; Alkoholdelir*). Erfasst wer-
(z. B. Rückenlage, Seitenlage 30° rechts, evtl. – Organische Störungen: 1. zerebrale Läsionen den 8 klinischen Merkmale (Orientierung, Hal-
Bauchlage, Seitenlage 30° links, Rückenlage) (z. B. Schädelhirntrauma*) 2. zerebrovaskulä- luzination, Agitiertheit, Angst, paroxysmales
in individuell an den Patienten angepassten re Störungen 3. Demenz*, hohes Lebensalter Schwitzen, Schlaf-Wach-Rhythmus, Tremor
Zeitintervallen (Hilfe durch den Fingertest* (Verwirrtheitssyndrom) 4. postoperativ und Myoklonien/epileptische Anfälle).
und Hautinspektion) (Durchgangsyndrom) Delirium treø mens → Alkoholdelir
– Vermeidung von Hautfeuchtigkeit durch In- – Alkoholabhängigkeit* (Delirium tremens, Delir, postoperatives n: engl. postoperative de-
kontinenz oder Schwitzen meist Entzugsdelir*, auch Kontinuitätsdelir) lirium. Nach einer OP auftretendes Delir*, das
– Antidekubitusmatratze oder Luftkammer- – Intoxikationen: anticholinerg wirksame mit erhöhter postoperativer Letalität einher-
bzw. Wechseldrucksystem zur Druckreduk- Substanzen (z. B. trizyklische Antidepressiva) geht und mit langfristiger kognitiver Funkti-
tion. – Infektionen: Enzephalitis* onsstörung (postoperatives kognitives Defizit,
Delaire-Maske → Gesichtsmaske, kieferortho- – andere somatische Störungen: 1. Hypoxie* Kurzbezeichnung POCD für postoperative cog-
pädische 2. Hypovolämie* 3. Elektrolytstörungen* nitive deficit) assoziiert ist.
Delayed Afterdepolarization → Erregungs- 4. Diabetes* mellitus. Vorkommen:
leitungsstörung Klinik: Typisch ist ein fluktuierender Verlauf – Häufigste psychiatrische Erkrankung im
Delayed-blanch-Phänomen → Dermografis- mit u. a.: Aufwachraum* bzw. auf der Intensivstation*
mus – Bewusstseinsstörungen* (von leichter Be- – Delir-assoziierte (Risiko-)Faktoren: u. a.: 1. Le-
De-Lee-Handgriff m: engl. Lee’s maneuver; wusstseinsminderung bis Koma*) bensalter (< 5 oder > 65 Jahre) 2. Komorbidität
syn. Lee-Handgriff. Heute kaum noch angewen- – kognitiven Störungen (z. B. Gedächtnis- und (z. B. arterielle Hypertonie*, Depression*)
deter geburtshilflicher Handgriff zur Feststel- Konzentrationsstörungen*) 3. Demenz* 4. Alkoholabhängigkeit* 5. Niko-
lung des Höhenstandes des kindlichen Kopfes. – Desorientiertheit (zeitlich, örtlich, situativ, tinkonsum 6. Hypoxie* 7. Elektrolytstörung*
Ist der Kopf auf dem Beckenboden angekom- zur Person) 8. Hypovolämie* 9. Stress im Sinne von
men, so lässt sich dieser von außen bei einer – Wahrnehmungsstörungen* (z. B. Illusionen*, Schmerz 10. Größe des chirurgischen Ein-
Tastuntersuchung neben der großen Schamlip- meist optische Halluzinationen*) griffs 11. Postaggressionssyndrom* 12. Immo-
pe spüren. – psychomotorischen Störungen (z. B. Hypo- bilisierung 13. Beatmung* 14. Infektionen*
Deletion f: Genetische Variante mit Verlust ei- oder Hyperaktiviät im Wechsel, Schreckhaf- 15. Transfusion 16. fehlender Schlaf 17. deli-
nes interstitiellen oder terminalen Chromoso- tigkeit) rogene Arzneimittel (z. B. Benzodiazepine).
menstücks (siehe strukturelle Chromosomen- – Schlafstörungen* (z. B. völlige Schlaflosig- Diagnostik: Frühzeitig entsprechendes Monito-
aberration*) bzw. eines DNA-Abschnitts oder keit, Umkehr des Schlaf*-Wach-Rhythmus, ring, v. a. durch Nursing* Delirium Screening
weniger bzw. einzelner Nucleotide infolge Mu- Alpträume) Scale (Tab. dort) bzw. CAM-ICU, oder DDS bzw.
tation* oder auch experimentell herbeigeführt – affektiven Störungen* (z. B. Angst*, Furcht, ICDSC.
durch gentechnologische Verfahren. Der funkti- Reizbarkeit*, Ratlosigkeit) Therapie:
onsfähige Originalzustand kann in der Regel – vegetativen Störungen (z. B. Tachykardie*, – Wie bei Delir* im Rahmen der Intensivmedi-
durch erneute Mutation* nicht wiederherge- Schwitzen*). zin möglichst kausal, z. B.: 1. Ausgleich von
stellt werden. Therapie: Elektrolyt- und Wasserhaushalt bei Elektro-
Delinqueø nz f: engl. delinquency. Straffälligkeit – Symptomatisch: 1. Überwachung (ggf. inten- lytstörung* und Hypovolämie* 2. Absetzen
sowie Missachtung gesellschaftlicher Gebote. sivmedizinisch) 2. medikamentös (u. a. Car- anticholinerg wirksamer Substanzen bei an-
Zu delinquenten Verhaltensweisen zählen ne- bamazepin*, Clomethiazol, Diazepam* oder ticholinergem zentralem Syndrom* 3. Anti-
ben Taten, die strafrechtlich geahndet werden, dämpfende Neuroleptika, z. B. Melperon*, biotikatherapie bei bakterieller Infektion
auch andere, die gesetzte Normen durchbre- evtl. Clonidin*, Thiamin* und Folsäure*) – sowie frühzeitig symptomatisch: 1. bei hypo-
chen, wie z. B. das Schulschwänzen. 3. Orientierungshilfen (u. a. Bezugspersonen, aktivem postoperativem Delir oder Positiv-
Delinqueø nzmuster n sg, pl: Gemeinsamkeiten Belassen in gewohnter Umgebung) symptomatik*: I. Haloperidol* II. Risperi-
in der Art, Straftaten zu begehen – bei einer Per- – Behandlung der Grunderkrankung (z. B. an- don* III. Olanzapin* 2. bei hyperaktivem
son oder bei einem bestimmten Typus von Tä- tibiotisch) postoperativem Delir oder Angst: I. Levetira-
387 Demenz
cetam II. Propofol* III. (kurzwirksames) Ben- Prävention: mindert sich der Anteil deutlich. Der Delta-
zodiazepin 3. bei vegetativen Symptomen im – Allgemeine Maßnahmen: 1. minimale Dauer Schlaf wird als Korrelat der Schlaftiefe und
Sinne einer sympathischen Hyperaktivität: I. von präoperativer Nüchternheit (insbesonde- Schlafintensität angesehen. Sein Anteil nimmt
Clonidin* II. Beta-Rezeptoren-Blocker. re Flüssigkeitskarenz) und OP bzw. Narkose* unabhängig vom Zeitpunkt des Schlafbeginns
Siehe Tab. 1, siehe Tab. 2. 2. frühzeitig postoperative Reorientierung über die Schlafzyklen ab (siehe Schlafstadien*,
(z. B. im Aufwachraum* Uhr in Sichtweite) Abb. dort). Kennzeichen:
Delir, postoperatives: Tab. 1 3. kognitive Stimulation (z. B. Gespräch) – Aufwachen: hohe Weckschwelle; dem We-
Merkhilfe für mögliche Ursachen. 4. Mobilisation und autonome Ernährung cken folgt in der Regel eine Phase der Schlaf-
Demeø nz f: engl. dementia; syn. Chronische Ver- – Sozialverhaltensstörung und unter Umstän- – MAPT-Gen-Mutationen verursachen Tau-po-
wirrtheit. Alltagsaktivitäten beeinträchtigende, den psychotische Symptome (z. B. Halluzina- sitive, Ubiquitin-negative Einschlusskörper-
erworbene, in der Regel chronisch-progrediente tionen* oder Wahnideen*) chen
Störung des Gedächtnisses und weiterer kogni- – in der Regel ohne quantitative Bewusstseins- – Progranulin-Gen-Mutationen verursachen
tiver Funktionen, die über mindestens 6 Mona- störung*. TDP-43-positive Einschlusskörperchen (Ubi-
te und nicht im Rahmen eines Delirs* besteht. Diagnostik: quitin-negativ)
Diagnostiziert wird klinisch-neurologisch, psy- – Neurologische, psychiatrische und neuropsy- – FUS-Gen-Mutationen verursachen FUS-Ein-
chiatrisch, mit CT* und MRT sowie spezifischen chologische Untersuchung schlusskörperchen (Ubiquitin-negativ).
D Demenz-Tests. Therapiert wird mit Antidemen- – CT und MRT Demeø nz, vaskuläre f: engl. vascular dementia.
tiva* und symptomatisch. Häufigkeit: Ca. – Demenz-Tests (z. B. Mini*-Mental-State- Durch Durchblutungsstörungen im Gehirn ver-
1,3 Mio Fälle (Deutschland, 2013). Einteilung: Test). ursachte Demenz mit je nach Lokalisation vari-
– Primäre Demenz (80–90 %): 1. degenerativ Differenzialdiagnosen: abler Klinik. Die Diagnostik beinhaltet kogniti-
v. a. als Alzheimer*-Krankheit, frontotempo- – Depression* (v. a. als sog. Pseudodemenz*) ve Testungen, zerebrale Bildgebung und vasku-
rale Demenz*, Lewy*-Körperchen-Demenz – Delir* läre Ursachenabklärung sowie Ausschluss ande-
und bei neurodegenerativen Erkrankungen* – organische Psychose* rer Demenzformen. Es erfolgt eine Behandlung
2. vaskulär v. a. als Multiinfarktdemenz* und – Intelligenzminderung* u. a. der Grunderkrankung mit Sekundärprophylaxe
subkortikale arteriosklerotische Enzephalo- Therapie: und Minimierung der vaskulären Risikofakto-
pathie* oder als seltene Syndrome wie CADA- – Nichtmedikamentöse Therapie: Gedächtnis- ren. Antidementiva sind nur als Off-Label-Use
SIL (cerebral autosomal dominant arteriopa- training, Biografiearbeit, adäquate Beschäfti- möglich.
thy with subcortical infarcts and leukoence- gung (Kochen, Spielen, Musik) Ursachen:
phalopathy) 3. Mischformen – adäquater Umgang: Strukturierung des All- – Multiinfarktsyndrom
– sekundäre Demenz als symptomatische De- tags, Geduld, minimale Bevormundng, Ver- – strategische Infarkte mit Durchbrechung von
menz bei: 1. anderen zerebralen Erkrankun- meidung überfordernder Situationen Leitungsbahnen
gen (z. B. Normaldruckhydrozephalus*, Cho- – Pharmakotherapie (Antidementiva) – subcorticale arteriosklerotische Enzephalo-
rea* Huntington, Parkinson*-Syndrom, – symptomatische Therapie (z. B. Antidepressi- pathie
Friedreich*-Ataxie, Multiple* Sklerose, va, Neuroleptika) – seltener Amyloidangiopathie*, zerebrale Vas-
Creutzfeldt*-Jakob-Krankheit, Epilepsie*, – Behandlung der Grunderkrankung. kulitis*, CADASIL, Subarachnoidalblutung*,
Hirntumoren*) 2. metabolisch-toxischen Stö- Demeø nz, frontotemporale f: engl. frontotem- Sinusvenenthrombose u. a.
rungen (z. B. Hyperthyreose*, Hypothyreo- poral dementia; syn. Stirnhirndemenz. Zweit- Klinik:
se*, Wilson*-Krankheit oder Alkoholabhän- häufigste Form der degenerativen Demenz* mit – Psychomotorische Verlangsamung
gigkeit*) 3. infektiösen Erkrankungen (z. B. umschriebener progressiver Hirnatrophie* und – Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstö-
HIV*-Erkrankung, Toxoplasmose*, Zytome- Frontalhirnsyndrom. Klinisch stehen progre- rung
galie* oder Syphillis) diente Veränderungen der Persönlichkeit und – Antriebsstörung
– Demenz im Kindesalter: 1. isoliert als Heller- des Sozialverhaltens im Vordergrund. Vorkom- – Affektlabilität
Syndrom 2. als Symptom neurodegenerativer men: – länger erhalten sind häufig Werkzeugleis-
Erkrankungen, z. B. bei infantiler Verlaufs- – Prävalenz sehr variabel tungen (z. B. Uhrenlesen, Wiedererkennung
form der Gaucher*-Krankheit, bei unbehan- – bei 45–70-Jährigen in Italien, England und von Gedächtnisinhalten)
delter Phenylketonurie*, metachromatischer Niederlande 10–20 : 100 000 – häufig begleitende somatische Symptome
Leukodystrophie, Gangliosidose GM1, Panto- – bei 85-Jährigen in Schweden 3 : 100 wie Gangstörung, Blasenstörung, Pseudobul-
thenatkinase-assoziierter Neurodegeneration – bei 45–60-Jährigen etwa gleich häufig wie bärparalyse* u. a.
(PKAN), Epilepsie*, progressiver Rötelnpan- Alzheimer*-Krankheit Demers-Katheter m: engl. Demers’ catheter.
enzephalitis, Rett*-Syndrom oder psychoso- – auch in Kombination mit Parkinson*-Syn- Ein- oder zweilumiger Katheter zur langfristi-
zialer Deprivation. drom und amyotrophischer Lateralsklerose*. gen Hämodialyse*. Er wird operativ oder trans-
Klinik: Ätiologie: kutan in die V. jugularis externa oder V. subcla-
– Abhängig von Form der Demenz – Heterogen via implantiert mit Seldinger*-Methode und
– Störungen von Neugedächtnis (v. a. bei – 30–50 % familiär subkutaner Tunnelung.
Alzheimer-Krankheit und vaskulärer De- – davon ca. 30–50 % dominant erblich Demineralisation f: engl. demineralization. Ver-
menz) – u. a. Mutationen des MAPT-Gens (Tau*-Pro- lust von Mineralstoffen.
– zunehmende Störungen von Kognition, abs- tein) auf Chromosom 17 (FTDP-17) und Pro- Vorkommen: U. a.
traktem Denken und Urteilsfähigkeit granulin-Gens (TDP-43). – Demineralisation des Knochens durch Phos-
– Intelligenzstörungen* und Orientierungsstö- Pathologie: phat- und Kalziumverlust z. B. bei Rachitis*
rungen (Desorientierung*) in Bezug auf Zeit, – Variabel oder Ruhigstellung/fehlender Belastung
Ort, Person oder Situation – v. a. frontale und/oder temporale Hirnatro- – Demineralisation des Zahns bei Zahnkaries*
– Persönlichkeitsveränderungen (meist bei phie – Demineralisation des Körpers durch Koch-
frontotemporaler Demenz), verminderte Af- – z. T. Vorkommen spezifischer Einschusskör- salzverlust bei Pylorusstenose*, Erbrechen*;
fektkontrolle (Ängstlichkeit, Depressivität, per (Pick*-Krankheit) ferner bei mineralienarmer Ernährung (vgl.
Reizbarkeit, Aggressivität) und Antriebsstö- – konsistente Genotypus-Phänotypus-Bezie- Nährstoffzufuhr*, empfohlene, Tab. dort).
rung (Unruhe, Getriebenheit, Impulskont- hung in Bezug auf Phänotypus Einschluss- Deming-Tuø bus m: engl. Deming’s tube. Beat-
rollstörungen*, Übergriffigkeit, Apathie) körperchen in zerebralen Nervenzellen mungsschlauch ohne Cuff zum Einlegen in die
389 Denken, beschleunigtes
Luftröhre, geeignet für Säuglinge und Kleinkin- chen, z. B. zu Ethanol Pyridin oder Methanol, – Morbilli- oder skarlatiniformes Exanthem
der. zu Kochsalz Eisensalze zugeben. – hämorrhagische und hypotensive Komplika-
Demodex → Milben Dendrit m: engl. dendrite. Kurzer, zellleibnah tionen nach dem Sinken des Fiebers (hämor-
Demodikose f: engl. demodicosis; syn. Demo- verzweigter Zytoplasmafortsatz einer Nerven- rhagisches oder schweres Dengue-Fieber).
dex-Follikulitis. Durch Haarbalgmilben (Demo- zelle*, der der Aufnahme von elektrischen Sig- Verdacht und Krankheit sind meldepflichtig
dex folliculorum) hervorgerufene entzündliche nalen und deren Weiterleitung zum Zellkörper (§ 6 Infektionsschutzgesetz).
Hauterkrankung mit Besiedelung von Talgdrü- (Soma bzw. Perikaryon) dient. Ausläufer, die Diagnostik:
senfollikeln unter Ausbildung von erythematö- Signale vom Zellkörper wegleiten, werden als – Nachweis des Virus im Blut mit RT-PCR (Re-
sen Papeln, besonders bei Frauen im höheren Axone* bezeichnet. Eine Nervenzelle kann verse Transkriptase-Polymerase-Kettenreak- D
Erwachsenenalter, außerdem häufig bei Im- mehrere Dendriten* aufweisen, besitzt jedoch tion)
munsupprimierten. Die Diagnosestellung er- immer nur ein Axon*. Siehe Abb. – serologischer Nachweis vom spezifischen IgG
folgt zumeist klinisch, therapiert wird lokal im Serum bei Krankheitsbeginn spricht für
und mittels systemischer Antibiose, Glukokor- eine Wiederinfektion.
tikoide sind kontraindiziert. Therapie:
Klinik: Vor allem im Gesicht, besonders im Be- – Symptomatisch
reich der Wangen, Lider und Lidränder lokali- – beim schweren Dengue-Fieber Behandlung
sierte chronische, über Monate persistente, des hypovolämischen Schocks
meist einseitige Follikelentzündung mit disse- – eventuell Bluttransfusion.
miniert auftretenden, 1 bis 2 mm großen, roten Prävention:
bis bräunlichen Papeln mit Schuppung und – Bekämpfung der Mücken
Krustenbildung. Typisch ist ein mangelndes – Impfstoff seit Anfang 2016 in Brasilien.
Ansprechen auf eine meist vorausgegangene Dengue-Fieber, hämorrhagisches n: engl.
Rosazea-Therapie. Lidrandverkrustungen und dengue hemorrhagic fever (Abk. DHF). Hämorrhagi-
-ekzeme bei Befall der Augenlider. Dendrit: motorische Vorderwurzelzelle. sche Komplikation des Dengue*-Fiebers.
Diagnostik: Dengue-Schocksyndrom n: engl. dengue shock
– Klinisches Erscheinungsbild syndrome (Abk. DSS). Schwerste Form des hämor-
– Histologie: Milben im Follikel nachweis- Denecke-Zeichen → Thrombose rhagischen Dengue*-Fiebers mit erhöhter Per-
bar. Denervation → Denervierung meabilität der Blutgefäße und Austritt von Plas-
Differenzialdiagnosen: Denervationssyndrom → Postvagotomiesyn- ma. Daraus resultiert ein hypovolämischer
– Rosazea*: die Rolle der Haarbalgmilben bei drom Schock*. Das Dengue-Schocksyndrom ist melde-
der Pathogenese der Rosazea ist unklar und Denervierung f: engl. denervation; syn. Ener- pflichtig nach § 6 IfSG.
wird diskutiert vierung. Allgemeine Bezeichnung für eine Un- Dengue-Virus n: engl. dengue virus. Humanpa-
– bakterielle Follikulitis* terbrechung der Verbindung zwischen Nerv thogenes Virus der Gattung Flavivirus* der Fa-
– Acne* conglobata und zugehörigem Organ bzw. Organsystem mit milie Flaviviridae, welches das Dengue*-Fieber
– Tinea faciei konsekutivem* Funktionsausfall. Sie tritt iatro- sowie das hämorrhagische Dengue*-Fieber ver-
– seborrhoisches Ekzem*. gen als operative oder interventionelle (funktio- ursacht. Es sind 4 Serotypen bekannt: DEN-1
Therapie: Glukokortikoide* sind kontraindi- nell) nervale Durchtrennung auf (z. B. zur bis -4. Dengue-Viren werden v. a. durch Mücken
ziert! Lokaltherapie: Schmerztherapie, bei Organtransplantation, (Stegomyia aegypti und andere Culicinae) über-
– Crotamiton 10 % Emulsion für 2 Tage und Nierendenervation oder Vagotomie) oder patho- tragen.
nach einer einwöchigen Therapiepause für logisch infolge Degeneration oder Trauma. Denitrogenisierung f: engl. denitrogenation.
weitere 2 Tage oder Denervierungspotenziale n pl: engl. denerva- Respiratorische Elimination von Stickstoff aus
– Externa mit Permethrin, Benzylbenzoat, Al- tion potentials; syn. Denervierungspotentiale. der Lunge (funktionelle Residualkapazität;
lethrin oder Ivermectin oder Fibrillationspotenziale, positive scharfe Wellen Lungenvolumina*) mit Senkung des Stickstoff-
– Metronidazol*-Creme 1–2 % und verlängerte Einstichaktivität im EMG als partialdrucks bei der Präoxygenierung*.
– evtl. mechanische Exprimierung von Milben Hinweis auf die neurogene Schädigung eines Denken, beschleunigtes n: engl. acceleratic
am Lidrand möglich. Muskels. Denervierungspotenziale entwickeln thinking. Formale Denkstörung* mit erhöhtem
Bei lokalem Therapieversagen systemische The- sich 10–20 Tage nach der Schädigung. Tempo des Ablaufens von Gedanken, das sich
rapie: Dengue-Fieber n: engl. dengue fever; syn. Sie- auf sprachlicher Ebene manifestiert.
– Tetracycline über einige Wochen p. o., z. B. bentagefieber. Schwere, akut fiebrige Infektion Beschreibung: Bei Steigerung des Denktempos
Doxycyclin* 100 mg 2-mal täglich durch das Dengue*-Virus (4 Serotypen) in tropi- können sich Ideenflucht* und assoziative Locke-
– Metronidazol* p. o. für eine Woche schen und subtropischen Gebieten. Übertragen rungen einstellen. Vom Patienten wird dies sub-
– bei schweren Verlaufsformen evtl. Therapie- durch Stechmücken (Aedes aegypti, Aedes albo- jektiv häufig auch als Gedankendrängen* er-
versuch mit systemischen Retinoiden* oder pictus), breitet sich die Infektion in den letzten lebt. Folge ist häufig ein unstillbarer Rededrang
Ivermectin. Jahrzehnten aus. Bei rechtzeitiger Behandlung (Logorrhö*). Assoziationen und Ideenflucht
Demyelinisierung → Erkrankungen, demyeli- liegt die Letalität unter 1 %. können sich so weit steigern, dass das Denkziel
nisierende Klinik: nicht mehr festgehalten wird und dem Untersu-
Denaturierung f: engl. to denature; syn. Dena- – Fieberanstieg auf 39–40 °C chenden das Denken als zerfahren oder inkohä-
turieren. Vergällen, d. h. ein Genussmittel – Gliederschmerzen rent (mit nicht mehr erkennbarem Zusammen-
durch Zusatz eines schwer abtrennbaren, gifti- – Myalgien hang) erscheint. Im Gegensatz zum zerfahrenen
gen Stoffes für den Genuss unbrauchbar ma- – starke Gelenkschmerzen Denken und inkohärenten Denken kann man
Denken, dissoziiertes 390
beim beschleunigten und ideenflüchtigen Den- Denken, verlangsamtes n: engl. slow thinking. Densaplasie f: engl. odontoid aplasia. Angebo-
ken den Betroffenen meist noch folgen. Formale Denkstörung mit vom Beobachter als rene Fehlbildung des Axis* (2. Halswirbel). Ein
Denken, dissoziiertes n: engl. dissociative schleppend und verlangsamt erlebtem Denken, Fehlen des Dens axis führt zu abnormer Beweg-
thinking. Denken, das durch den Zerfall assozia- das meist zu einem zähen Gesprächsverlauf lichkeit im Atlantoaxialgelenk* bis zu Subluxa-
tiver Verbindungen bis hin zum Verlust der In- führt. tionen. Sie tritt u. a. bei der Dysplasia spondylo-
tegration von Bewusstsein*, Gedächtnis, Identi- Denkhemmung f: engl. inhibited thinking. For- epiphysaria congenita auf. Bei Instabilität sollte
tät und Wahrnehmung gekennzeichnet ist; in male Denkstörung*, bei der das Denken subjek- eventuell eine operative Fusion mit dem Atlas*
der Traumaforschung Bezeichnung für desin- tiv als gebremst oder blockiert erlebt wird und (1. Halswirbel) erfolgen.
D tegrative Denkprozesse, mit denen traumati- das Gefühl auftritt, gegen einen inneren Wider- Deø ns aø xis m: engl. dens of axis; syn. Dens epis-
sche Erinnerungsinhalte kognitiv abgespalten stand angehen zu müssen. Sie kommt vor bei trophei. Eckzahnförmiger Fortsatz vom Corpus
werden, um die zurückliegenden Erlebnisse Depression*, Schizophrenie* und hirnorgani- axis* (2. Halswirbelkörper) nach kranial. Das al-
subjektiv besser ertragen zu können. schen Störungen. te Synonym Dens epistrophei wird heute in der
Denken, eingeengtes n: engl. restricted think- Beschreibung: Auch bei starker Bemühung um Klinik kaum noch verwendet. Der Dens axis ar-
ing. Formale Denkstörung mit Einschränkung einen flüssigen Gedankengang ist es nicht mög- tikuliert mit der Vorderfläche seiner Spitze mit
des Denkumfangs auf ein oder wenige Themen lich, diese Hemmung aufzuheben. Sie kann bei einer Gelenkmulde im vorderen Atlasbogen, in
bzw. Fixierung auf wenige Zielvorstellungen schwerer Ausprägung bis zur vollständigen Blo- der er durch Bänder gehalten wird.
(sog. Haften). ckade führen. Dem Untersucher zeigt sich die Deø ns-aø xis-Fraktur f: engl. odontoid fracture.
Beschreibung: Der Betroffene kommt im Ge- Denkhemmung als Erschwerung der sprachli- Fraktur des Zahnfortsatzes (Dens* axis) des
spräch immer wieder unaufgefordert auf ein für chen Kommunikation bis hin zum völligen Aus- 2. Halswirbels (Axis*), der nach oben in den da-
ihn wichtiges und zentrales Thema zurück (z. B. bleiben. rüber liegenden Atlas* (1. Halswirbel) reicht,
ernsthaft körperlich krank zu sein). Für den Un- Denkstörung f: engl. thought disorder. Störung den Axis damit fixiert und gleichzeitig Drehbe-
tersucher ist es erkennbar durch verminderte des Denkprozesses, der Verknüpfung der ein- wegungen ermöglicht. Eine Fraktur führt daher
geistige Beweglichkeit, mangelnden Überblick zelnen Denkakte (z. B. einzelne Gedanken, Prä- zu Instabilität. Behandelt wird abhängig vom
bzw. mangelndes Einbeziehen verschiedener missen und Konklusionen) oder des Denkin- Frakturtyp konservativ mit Orthese oder opera-
Gesichtspunkte und Schwierigkeiten beim The- halts. Formen: tiv.
menwechsel. Subjektiv kann die Einengung als – Formale Denkstörungen: 1. in Bezug auf Ge- Ursache: Meist durch Flexion, z. B. durch
Gedankenkreisen und Grübeln erlebt werden. schwindigkeit (z. B. beschleunigtes Denken, Schleudertrauma* der Halswirbelsäule (häufigs-
Vorkommen: U. a. bei Depression*. verlangsamtes Denken, Denkhemmung*) te Fraktur der oberen Halswirbelsäule).
Denken, gehemmtes → Denkhemmung 2. in Bezug auf Ablauf (z. B. umständliches Einteilung: (nach Anderson und D'Alonzo)
Denken, magisches n: engl. magical thinking. Denken*, Perseveration*, Einengung, Sper- – Typ I: Fraktur der Densspitze
Denken, bei dem unrealistische Gedankenin- rung*) 3. in Bezug auf logische Struktur – Typ II: Fraktur der Densmitte oder -basis
halte mit nicht im Zusammenhang stehenden (z. B. Lockerung der Assoziation, Vorbeire- (häufigster Typ)
realen Faktoren verbunden werden in dem den, Ideenflucht*, Paralogik, Zerfahrenheit, – Typ III: in den Wirbelkörper hineinreichende
Wunsch oder Glauben, dadurch auf magische Inkohärenz*, Neologismen) Fraktur.
Weise Ereignisse herbeiführen oder verhindern – inhaltliche Denkstörungen: 1. mit Urteilsstö- Diagnostik:
zu können. rung über die Realität (z. B. überwertige – Röntgen in 2 Ebenen
Vorkommen: Magisches Denken ist Teil der Idee*, Wahn*) 2. nicht wahnhaft (z. B. – Dens-Zielaufnahme (durch den geöffneten
kindlichen Entwicklung (2.–3. Lebensjahr), Zwangsgedanken*, Hypochondrie, Pho- Mund)
kommt aber auch häufig im Erwachsenenalter bien*). – CT (siehe Abb. 1)
vor (z. B. in Form von Glauben an gute oder bö- Vorkommen: – ggf. sehr vorsichtige Röntgenfunktionsauf-
se Vorzeichen). Psychopathologisch kann es als – Schizophrenie* nahme.
Zwangssymptom oder bei Steigerung des Glau- – organische Psychose Differenzialdiagnose: Os* odontoideum.
benscharakters bis zur unkorrigierbaren Über- – Bewusstseinsstörung*
zeugung als Wahn* vorkommen, z. B. bei: – Intoxikationen
– Zwangsstörung* – Depression*.
– schizotyper Persönlichkeitsstörung Denman-Selbstentwicklung f: engl. Denman’s
– Schizophrenie* spontaneous development. Vaginale Geburt eines
– in geringerem Umfang auch bei Panikstö- Kindes aus Querlage*, durch Abknickung und
rung*. Fraktur der Wirbelsäule im unteren Teil. Eine
Denken, umständliches n: engl. circumstantial Denmann-Selbstentwicklung kommt heute
thinking. Formale Denkstörung*, bei der bezo- durch die Geburt per Sectio caesarea bei Querla-
gen auf den Gesprächsinhalt Nebensächliches ge eigentlich nicht mehr vor.
nicht vom Wesentlichen getrennt werden kann Dennis-Sonde f: Dreilumige, 2,4 m lange Ile-
und alle bei einem Thema entstehenden Assozi- usdekompressionssonde* aus Silikon, mit intes-
ationen als gleichwertig berücksichtigt werden. tinalem Schenkel zur Dekompression und als
Der inhaltliche Zusammenhang bleibt dabei Ablauf sowie mit Belüftungskanal bei an der
stets gewahrt. Umständliches Denken tritt auf Darmwand anliegender Sonde und einem Bal-
bei Schizophrenie*, Manie* und der bipolar-af- lonschenkel zur Insufflation und Desufflation. Dens-axis-Fraktur Abb. 1: Anderson Typ II;
fektiven Störung*. de-novo-AP: Abk. für de novo Angina pectoris 1: Dens-Zielaufnahme (a.-p., transoral);
→ Angina pectoris 2: CT (dreidimensionale Reformation, sagittal). [116]
391 Dentikel
poplastischer) Zahn. Meist handelt es sich dabei – dentales Implantat*, Abutment* (Zirkonium-
um den unteren mittleren Schneidezahn* als dioxid).
Folge einer Zahnkeimverlagerung. Dentallegierung f: engl. dental alloy. Metalli-
Deø ns neonatalis m: engl. neonatal dentition. scher Werkstoff in der zahnärztlichen Prothetik
Zahn, der verfrüht beim Neugeborenen durch- zur Herstellung permanenter Restaurationen
bricht. Häufig ist eine Hyperodontie* in Form (z. B. Krone*, Brückenzahnersatz*) und Gerüste
von wurzellosem Frontzahn (ohne Alveole). herausnehmbaren Zahnersatzes. Unterteilt
Deø ns permaneø ns m: engl. permanent tooth. wird nach Edelmetall und Nichtedelmetall.
Bleibender Zahn. Dies betrifft sowohl die Zäh- Einteilung: D
ne, welche einen Milchzahn als Vorläufer ha- – Edelmetall: 1. hochgoldhaltig: Goldanteil
ben, als auch die Zähne, welche ohne Milchvor- > 75 Massenprozent 2. goldreduziert: Gold-
läufer gebildet werden (Dentes molares). anteil 50–75 Massenprozent 3. Palladium-
Dens-axis-Fraktur Abb. 2: Schraubenosteosynthese; Deø ns premolaris → Prämolar Silber: Palladiumanteil > 50–55 Massenpro-
CT (dreidimensionale Rekonstruktion); Deø ns serotinus → Weisheitszahn zent 4. früher auch Palladium-Kupfer
1: anterior-posterior; 2: sagittal. [116] densus: Dicht. – Nichtedelmetall: 1. Cobalt-Chrom-Molyb-
dental: Die Zähne betreffend. dän: Cobaltanteil 65 Massenprozent 2. Ni-
Therapie: Dentalfluorose f: engl. dental fluorosis. Farb- ckel-Chrom-Molybdän: Nickelanteil 64 Mas-
– Typ I: konservativ (Zervikalorthese*, z. B. und Strukturveränderungen des Zahnschmel- senprozent 3. Stahl: Eisenanteil > 70 Massen-
Philadelphia-Halskrawatte) zes durch Fluoride, infolge Überdosierung oder prozent 4. Titan.
– Typ II: hohe Pseudarthroserate (> 50 %) bei chronischer Fluorintoxikation. Hinweis:
konservativer Therapie (z. B. mit Halo-Fixa- Ursache: – Titan kann im Gegensatz zu den anderen ge-
teur externe), daher meist operativ: 1. entwe- – Überdosierung von Fluoriden, chronische nannten Legierungen nicht gegossen werden,
der von ventral direkte Kompressiosschrau- Fluoridzufuhr (> 1,5 mg/Tag) während der sondern wird gefräst.
ben-Osteosynthese durch den Hals mit Mineralisation der Zähne von Geburt bis – Das oftmals als allergen wirkende Nickel fin-
2 Schrauben, um Lockerungen durch Dreh- zum 8. Lebensjahr det sich in Spuren selbst in hochgoldhaltigen
bewegung zu vermeiden, siehe Abb. 2 2. oder – chronische Fluorintoxikation, z. B. berufsbe- Legierungen. Hier empfiehlt sich Titan oder
von dorsal mittels transartikulärer atlanto- dingt (beruflicher Zahnschaden*). (soweit möglich) ein keramischer Werkstoff.
axialer Verschraubung (nach Magerl); hif- Klinik: dentatus: Gezähnt, mit Zähnen versehen,
reich ist dabei computergestützte spinale Na- – Kalkig-weiße Zahngrundfarbe, befallene z. B. Gyrus* dentatus.
vigation Zähne weiß gesprenkelt Dent-Erkrankungskompleø x m: engl. dent dis-
– Typ III: je nach Frakturbiomechanik: 1. kon- – in schweren Fällen sekundäre Braunfärbung eases. X-chromosomal-rezessiv erbliche Neph-
servativ (z. B. Halo-Fixateur externe) 2. ope- der Schmelzporositäten und Defektbildung. rolithiasis*. Betroffene zeigen eine progressive
rative Verfahren: Reposition und (gedeckte) Dentalkeramik f: engl. dental ceramics. Nicht- proximale renale Tubulopathie* mit Hyperkalz-
Densverschraubung von ventral. metallischer, anorganischer Werkstoff zur Her- urie, tubulärer Proteinurie* und Nephrokalzi-
Deø ns caninus → Eckzahn stellung von Restaurationen und Gerüsten in nose*, ggf. entwickelt sich eine Niereninsuffizi-
Deø ns deciøduus → Milchzahn der prothetischen und konservierenden Zahn- enz*. Eine mögliche Differenzialdiagnose ist
Dense Deposit Disease → Glomerulonephri- medizin. Die Vorteile keramischer Werkstoffe das Debré*-Toni-Fanconi-Syndrom.
tis, membranoproliferative liegen in ihrer Biokompatibilität und der guten Deø ntes supplementarii m pl: engl. supplemen-
Dens embolifoø rmis m: engl. peg-shaped tooth. Ästhetik, nachteilig sind geringere Biegefestig- tal teeth. Form der Hyperodontie* mit normal
Missgebildete Zahnform, besondere Form der keit und höhere Sprödigkeit im Vergleich zu ausgebildeten überzähligen Zähnen. Vorkom-
genetisch bedingten Hypoplasie. Die Zahnkro- metallischen Materialien. mend als doppelte seitliche Schneidezähne oder
ne ist verkümmert ausgebildet mit rundem Einteilung: Klassifikation nach Herstellungsver- hinter (Distomolar) bzw. neben und zwischen
Querschnitt und spitz auslaufender Krone. fahren (Sintern, Gießen, Pressen, Fräsen) oder den Molaren* (Paramolar) liegende zusätzliche
Auch Umwelteinflüsse werden als mögliche Ur- werkstoffkundlicher Zusammensetzung: Zähne.
sache diskutiert. – Silikatkeramik: 1. Gläser (amorphes SiO2) denticulatus: Feinzähnig, mit kleinen Zäh-
Vorkommen: Betrifft am häufigsten die oberen 2. Feldspatkeramik (Quarz, Feldspat, Kaolin) nen versehen, z. B. Ligamentum denticulatum.
seitlichen Schneidezähne oder in der Form als 3. Leucite-verstärkte Keramik (KAISi2O6) Dentikel m: engl. denticle. Rundlicher bis ova-
akzessorischer Zahn den Bereich der oberen 4. Glaskeramik (amorphes SiO2 und kristalli- ler, unterschiedlich großer Hartgewebekörper
Weisheitszähne. ne Strukturen) in oder am Rande der Zahnpulpa, meist als re-
Therapie: Die gerade im Frontzahnbereich als – Oxidkeramik: 1. Aluminiumoxid (Al2O3) gressive Veränderung. Betroffen sind bis zu
unästhetisch wahrgenommenen Zähne können 2. Spinell (MgAl2O4) 3. Zirkoniumdioxid 90 % aller Zähne von über fünfzigjährigen Er-
in der Regel mittels Kompositmaterialien oder (ZrO2) sog. Hochleistungskeramik. wachsenen.
durch Veneers bzw. Kronen optisch angepasst Verwendung: Ursachen:
werden. – Zahnfarbene Umkleidung z. B. von Metallge- – Altersbedingt
Deø ns epistrophei → Dens axis rüsten für Kronen oder Brücken (sog. Ver- – Folge von Heilungsvorgängen nach Trauma
Deø ns incisivus → Schneidezahn blendkeramik); meist Verwendung von Feld- oder therapeutischem Eingriff (z. B. Beschlei-
Deø ns molaris → Molar spat- oder Glaskeramik fen der Zahnhartsubstanz vor Füllungsthera-
Deø ns molaris teø rtius → Weisheitszahn – Herstellung zahnfarbener Gerüste für Kro- pie*).
Deø ns natalis m: engl. premature dentition. Zum nen oder Brücken (Aluminiumoxid, Zirkoni- Formen:
Zeitpunkt der Geburt vorhandener (häufig hy- umdioxid), meist mit CAD/CAM*-Verfahren – Frei: isoliert im Pulpagewebe auftretend
Dentin 392
– adhärent: mit der pulpalen Dentinwand ver- – bei fortschreitender Entzündung Abszess*, Abhebung des Zahnsäckchen*s von der Krone
wachsen Ostitis*, Osteomyelitis. des betroffenen (meist Milch-)Zahns.
– interstitiell: in die pulpale Dentinwand ein- Therapie: Dentitio praecox f: engl. premature dentition.
gebettet. – Lokalbehandlung durch Spreizung oder Inzi- Verfrühter Zahndurchbruch beim Neugebore-
Klinische Bedeutung: Evtl. neuralgiforme Be- sion, Spülung und ggf. Einlage von Medika- nen, siehe Dens* neonatalis.
schwerden oder Hindernis bei endodontischer menten oder Jodoform-Streifen Dentitio senilis f: engl. senile dentition. Zahn-
Behandlung*. – Antibiotika durchbruch in höherem Alter. Häufig erweckt
Dentin n: engl. dentine; syn. Dentinum. Kno- – sekundäre Zahnentfernung oder operative der altersbedingte Knochenabbau um einen
D chenähnliches Gewebe, welches den größten Freilegung im entzündungsfreien Intervall. Zahn herum den Eindruck eines neu durchbre-
Teil der Zahnhartsubstanz bildet. Das Dentin Dentition f: syn. Zahnen. Durchbruch der chenden Zahns.
umschließt die Pulpahöhle und wird von Den- Zähne aus Ober- und Unterkiefer. Der Durch- Dentitio taø rda f: engl. delayed dentition. Verzö-
tintubuli (Tubuli* dentinales) mit darin enthal- bruch der Milchzähne (1. Dentition) erfolgt re- gerter Zahndurchbruch, z. B. bei Achondropla-
tenen Tomes*-Fasern und Nerven durchzogen. gulär vom 6.–30. Monat, der Durchbruch des sie*, Dysostosis acrofacialis, Hyalinosis cutis et
Man unterscheidet Kronendentin, das von bleibenden Gebisses (2. Dentition) vom 6.– mucosae, Incontinentia pigmenti, Kretinis-
Zahnschmelz überzogen ist, von zementüber- 12. Lj., mit Ausnahme der 3. Molaren (Weis- mus*, Rachitis*, Rothmund-Thomson-Syndrom
zogenem Wurzeldentin. heitszähne), die vom 16. Lj. an durchbrechen oder Thymuspersistenz.
Dentinkanälchen → Tubuli dentinales können. Siehe Abb. dentogen: engl. odontogenic. Durch Zähne
Dentinoblaø sten → Odontoblasten Klinische Bedeutung: verursacht, besser odontogen.
Dentinogeø nesis imperfeø cta f: Sammelbe- – Dentitio* praecox Denudierung f: engl. denudation. Möglichst
zeichnung für genetisch bedingte Erkrankun- – Dentitio* tarda schonende Freipräparierung anatomischer
gen mit gestörter und unvollständiger Bildung – Dentitio* difficilis Strukturen während einer Operation zum Er-
des Zahnbeins (Dentin*). – Dentitio* senilis. halt der Blutversorgung und Innervation der
Vorkommen: Komplikationen: betroffenen Gewebe.
– Im Rahmen anderer Erkrankungen, z. B. bei – Bei Durchbruch der Milchzähne: evtl. Dependeø nz → Abhängigkeit
Osteogenesis* imperfecta Schmerzen und Fieber (bei Durchbruch der Depersonalisation f: engl. depersonalization.
– isoliert: 1. Typ I (syn.: Capdepont-Syndrom, bleibenden Zähne geringere Beschwerden) Ich*-Störung, bei der das Erleben der persönli-
Stainton-Syndrom): hereditäre Zahndysplasie – bei Durchbruch der dritten Mahlzähne (Mo- chen Einheit im Augenblick oder der Identität
aus dem Formenkreis der Ektodermaldyspla- laren): evtl. lokale entzündliche Komplikatio- über den Lebenszeitlauf gestört ist. Betroffene
sie*-Syndrome, autosomal-dominant erblich nen wie Druckschmerz, Kieferklemme*, evtl. kommen sich selbst verändert, fremd, unwirk-
2. Typ II: Spontanmutation (selten). Ansammlung von Eiter und Abszedierung lich oder wie eine andere Person vor. Sie ist häu-
Klinik: (Dentitio difficilis) fig mit der Derealisation* verbunden bzw. bil-
– Transparente Bernstein- oder Graublaufär- – bei Durchbruch der bleibenden Zähne, u. U.: det mit dieser ein Kontinuum.
bung der Milchzähne und der bleibenden 1. Verlagerung: Durchbruchstörung verbun- Vorkommen:
Zähne (sog. Glaszähne) den mit Abweichung von der physiologi- – Ausnahmesituationen (z. B. bei Übermü-
– verminderte Kalzifikation und dadurch vor- schen Durchbruchrichtung des Zahnes 2. Re- dung, sensorischer Deprivation*)
zeitiger Verfall des Gebisses infolge Abnut- tention: Durchbruchstörung bei potenzieller – psychische Störungen (z. B. Phobien*, De-
zung des Kronenanteils beim Kauen physiologischer Durchbruchrichtung des pression*, Zwangsstörungen*, Borderline*-
– starke Pulpaobliteration Zahnes. Persönlichkeitsstörung)
– oft verkürzte Wurzeln mit Hyperzementose Maßnahmen: – somatische Störungen (z. B. epileptische Au-
– fakultative Begleitsymptome (Knochenbrü- – Bei Bedarf schmerzlindernde Mittel ra*, Migräne*, Substanzgebrauch, Intoxikati-
chigkeit, Polydaktylie etc.). – für Kleinkinder: Süßholzwurzel zum Kauen. onen, Entzugssyndrom*)
Diagnostik: – selten als eigenständiges klinisches Syndrom
– Klinisches Bild (Verfärbung, Abnutzung) (z. B. als Form der dissoziativen* Störung
– röntgenologisch transparentes Dentin, Pul- nach DSM-5 oder eigenes Störungbild nach
paobliteration, Wurzelverkürzung ICD-10).
– ggf. Familienanamnese. Dephosphorylierung f: engl. dephosphoryla-
Therapie: Frühzeitige Überkronung von Milch- tion. Chemische oder enzymatische Abspaltung
und permanenten Zähnen. eines Phosphatrests. Die Dephosphorylierung
Dentitio diffiøcilis f: engl. difficult dentition. Er- besitzt zusammen mit der Phosphorylierung*
schwerter Zahndurchbruch. Bei Erwachsenen von Proteinen (Enzyme, Transkriptionsfaktoren)
sind meist die Weisheitszähne infolge Platz- eine regulatorische Funktion im Stoffwechsel.
mangels und oft ungenügender Mundhygiene Depigmentierung f: engl. depigmentation. Lo-
betroffen. Milchgebiss: Bei gleichzeitiger kal begrenzte, generalisierte Verminderung
Allgemeininfektion meist mit Schwellung, oder Fehlen der normalen Hautfarbe als Albi-
Schmerzen und erhöhtem Speichelfluss. Blei- Dentition: zeitliche Abfolge. nismus*, Vitiligo*, Naevus achromicus, Leuko-
bendes Gebiss: derm* bei Syphilis*, Psoriasis* oder Pityriasis*
– Schmerzen versicolor sowie bei erblichen Stoffwechselstö-
– perikoronare Schwellung und Rötung Dentitionszyste f: engl. dentition cyst; syn. rungen (z. B. Ahornsirupkrankheit oder Phenyl-
– evtl. Schluckbeschwerden Eruptionszyste. Odontogene Kieferzyste*. Sie ketonurie*), Arzneimitteleinnahme (z. B. Chlo-
– Kieferklemme entsteht während des Zahndurchbruchs durch roquin).
393 Depression
Atmung, Beeinträchtigung des Kreislaufs oder – somatische Störungen (z. B. epileptische Au- kung, in 80–90 % der Fälle assoziiert mit HLA-
Störungen des zentralen Nervensystems (Apgar- ra*, Migräne*, Substanzgebrauch, Intoxikati- B8/DR3 (HLA für human leukocyte antigen; sie-
Index < 7 Punkte; Apgar*-Schema). onen, Entzugssyndrom*) he HLA*-System) und fast immer mit glutensen-
Depression, wahnhafte → Depression, psy- – selten als eigenständiges klinisches Syndrom sitiver Enteropathie mit Zottenatrophie (wie bei
chotische (z. B. als eine Form der dissoziativen* Stö- Zöliakie*). Es kommt zu granulären Ablagerun-
depressiv: engl. depressive. Tieftraurig, nieder- rung nach DSM-5 oder eigenes Störungbild gen von IgA-Antikörpern im Papillarkörper,
geschlagen, schwermütig, an depressiver Stö- nach ICD-10). Komplementaktivierung und Spaltbildung an
rung leidend. De-Ritis-Quotieø nt m: engl. de Ritis ratio. Ver- der Basalmembran mit neutrophilen und eosi-
Depressivität f: engl. depressive moods. Seeli- hältnis der Konzentration der Transaminasen nophilen Infiltraten (Mikroabszesse). Prädilek- D
sche Verstimmung, Sammelbegriff für Übergang Aspartat-Aminotransferase (AST) zu Alanin- tionsstellen:
von subklinischen zu klinischen Formen eines Aminotransferase (ALT) im Serum. Anhand des – Sakralregion
depressiven Syndroms* mit u. a. Traurigkeit, de-Ritis-Quotienten lassen sich schwere von – Knie
psychischer Hemmung und Antriebsarmut*. leichten Leberparenchymschäden unterschei- – Ellenbogen
Depressoren → Pressosensoren den. Der Referenzbereich liegt bei 0,6–0,8. – behaarter Kopf.
Depreø ssorreflex → Bezold-Jarisch-Reflex Bewertung: Wenn die Serumkonzentration von Diagnostik: Biopsie von frischen Herden mit
Deprivationsamblyopie → Amblyopie AST und ALT erhöht ist, Nachweis von IgA-Ablagerungen in Papillen-
Deprivation, sensorische f: engl. sensory depri- – Weist ein de-Ritis-Quotient < 1 hin auf einen spitzen.
vation. Ausschaltung oder weitgehende Reduk- leichten (v. a. akut entzündlichen) Leberpa- Therapie:
tion von Sinneseindrücken, z. B. durch extreme renchymschaden, da ALT im Gegensatz zu – Glutenfreie Diät
Isolation. Langfristige Folgen sind Persönlich- AST ausschließlich zytosolisch lokalisiert ist – Dapson
keitsänderung, Halluzinationen, psychische – weist ein de-Ritis-Quotient > 2 hin auf eine – alternativ Sulfapyridin, Salicylpyrimidin.
Störungen und Verhaltensstörungen sowie Ver- schwere nekrotische Leberparenchymschädi- Dermatitis hidrotica → Miliaria
änderung biologischer Prozesse wie Schlafver- gung (v. a. alkoholbedingt oder chronisch ak- Dermatitis intertriginosa → Intertrigo
halten. tiv). Dermatitis lichenoides purpuø rica et pigmen-
Folgen: Deø rma → Haut tosa f: engl. pigmented purpuric lichenoid derma-
– Kurzfristig veränderter Wachbewusstseins- Dermabrasion f: Abschleifen der Epidermis* titis; syn. Gougerot-Blum-Krankheit. Häufig bei
zustand (nach Beendigung des Reizentzuges mit hochtourigen Schleifgeräten, vereinzelt ma- Frauen auftretende hämorrhagische Pigment-
reversibel), Halluzinationen* nuell mit Glas- oder Sandpapier. Eine Dermab- dermatose mit rot-braunen, teilweise purpuri-
– langfristig Persönlichkeitsänderungen, psy- rasion wird eingesetzt bei Narben nach Verlet- schen (punktförmige Einblutungen) und tele-
chische Störungen und Verhaltensstörun- zungen, Akne, Varizellen und Zoster sowie bei angiektatischen Papeln an den Beinen.
gen*, Veränderung biologischer Prozesse epidermalem Nävus, Rhinophym und kleinen, Dermatitis, periorale f: engl. perioral dermati-
(z. B. Schlafverhalten, Stoffwechselprozesse) oberflächlichen Tätowierungen. tis; syn. Stewardessen-Krankheit. Besonders bei
– Entwicklung eines Deprivationssyndroms Dermalsinus → Sinus dermalis Frauen im 20.–45. Lj. auftretende, häufig chro-
(z. B. bei Isolationshaft mit chronischer sen- Dermatitis f: syn. Ekzem. Synonym zu Ek- nische Dermatitis* im Gesichtsbereich unter
sorischer Deprivation, bei Kaspar-Hauser- zem* verwendeter Oberbegriff für Entzün- Aussparung eines perioralen Saums (durch Feh-
Syndrom mit chronischer sensorischer in dungsreaktionen der Haut (Epidermis und obe- len von Vellushaaren). Wahrscheinliche Ursa-
Kombination mit sozialer Deprivation). re Dermis) auf chemische, physikalische, mikro- chen sind exzessiver Gebrauch von Pflegekos-
De-Quervain-Krankheit → Tendovaginitis bielle oder parasitäre Noxen sowie im Rahmen metika oder Kortikoidexterna, seborrhoische
stenosans anderer Hauterkrankungen. Unterschieden
De-Quervain-Krankheit → Thyreoiditis de werden akute und chronische Dermatitis. Die
Quervain Klassifikation ist möglich nach Lokalisation,
De-Quervain-Luxationsfraktur f: engl. dislo- Morphologie, Kinetik, Lebensalter oder Ätiolo-
cation fracture de Quervain. Kombinationsverlet- gie.
zung von Skaphoidfraktur* und perilunärer Lu- Dermatitis artefaø cta → Artefakt, kutaner
xation*. Sie ist ein handchirurgischer Notfall, Dermatitis, atopische → Ekzem, atopisches
der eine operative Versorgung erfordert. Dermatitis chronica atrophicans → Akroder-
Derealisation f: Ich*-Störung mit Gefühl der matitis chronica atrophicans
Entfremdung gegenüber der Umwelt (Umge- Dermatitis exfoliativa neonatorum → Sta-
bung, Personen und Gegenstände) mit dem Ein- phylococcal Scalded Skin Syndrome
druck, diese habe sich verändert, sei fremd und Dermatitis factitia → Artefakt, kutaner
unwirklich bei gleichzeitig erhaltenem Reali- Dermatitis herpetifoø rmis f: engl. Duhring’s
tätsurteil. Sie ist häufig mit der Depersonalisati- disease; syn. Duhring-Brocq-Krankheit. Chro-
on* verbunden bzw. bildet mit dieser ein Konti- nisch-rezidivierende Hauterkrankung mit sub-
nuum. epidermaler Blasenbildung. Sie zeigt ein poly-
Vorkommen: morphes Bild mit herpesähnlich gruppierten,
– Ausnahmesituationen (z. B. bei Übermü- selten erkennbaren Bläschen, die sich durch
dung, sensorische Deprivation*) Aufkratzen infolge des starken Juckreizes zu Pa-
– psychische Störungen (z. B. Phobien*, De- peln mit blutigen Krusten entwickeln. Selten Dermatitis, periorale: Rötung im Gesicht, meist
pression*, Zwangsstörungen*, Borderline*- bestehen größere Blasen wie beim bullösem perioral mit typischer Aussparung eines Saums
Persönlichkeitsstörung) Pemphigoid. Ätiologie: Autoimmunerkran- direkt um den Mund. [4]
Dermatitis, periorbitale 396
Konstitution, gastrointestinale Störungen, Son- fasst. Zu den Gebieten der Dermatologie gehö-
nenlicht, Kontrazeptiva. Es existiert eine lupoi- ren auch Venerologie*, Andrologie* und Aller-
de Sonderform. gologie*, die auch von anderen Fachgebieten
Klinik: Juckende, brennende flächige Erytheme versorgt werden, z. B. Urologie, Gynäkologie
und rote, disseminierte, follikuläre Papeln, teils und HNO.
mit gelblicher Spitze (Pseudopusteln) und Pus- Dermatom [Chirurgie] n: syn. Dermatom [chi-
teln, siehe Abb. Lokalisation auch periorbital rurgisches Instrument]. Instrument zur Gewin-
und im übrigen Gesicht möglich. nung von Hautschichten in unterschiedlich ein-
D Diagnostik: Typisches klinisches Bild. Diffe- stellbarer Schichtdicke als Hauttransplantat*.
renzialdiagnosen sind Kontaktekzem und Ro- Dermatom [Neuroanatomie] n: engl. derma-
sazea. tome. Hautareal, das von einem Rückenmark-
Therapie: segment und dem zugehörigen Spinalnerven*
– Nulltherapie. D. h. Absetzen aller Kosmetika Dermatofasziotomie Abb. 1: an Hand und Unterarm sensibel innerviert ist. Siehe Abb.
und bisheriger Salben sowie aller Glukokorti- rechts mit Karpaltunnelspaltung. [80] Klinischer Hinweis: Wegen der Überlappung
koidexterna (ggf. Ausschleichen) der Dermatone führt erst der Ausfall zweier be-
– ggf. austrocknende feuchte Aufschläge mit nachbarter Segmente zu einem merklichen Sen-
Schwarztee oder Gerbstoffen sibilitätsausfall (Hypästhesie*).
– ggf. blande, duftstofffreie, feuchtigkeitsspen-
dende Pflege (Gel, Creme)
– in schweren Fällen Tetracycline oral (z. B. Do-
xycyclin).
Dermatitis, periorbitale f: engl. periocular der-
matitis; syn. Periokuläre Dermatitis. Entzün-
dung der Haut (Dermatitis*) um die Augen nach
Anwendung von halogenierten Glukokorti-
koidexterna, meist im Rahmen der Therapie ei-
ner Rosazea* oder eines Kontaktekzems.
Siehe Abb.
Nägel durch Pilze, v. a. Dermatophyten*, aber Therapie: Mittels lokaler und/oder systemischer wahnhafte Vorstellung einer Besiedelung ihrer
auch durch Hefen* und Schimmelpilze*. Die antimykotischer Therapie – vor allem mit Azol- Haut durch Dermatozoen haben.
Ansteckung erfolgt von Mensch zu Mensch, von derivaten oder Terbinafin – über einen ausrei- Formen:
Tier zu Mensch oder durch kontaminierte Ge- chend langen Zeitraum, vor allem bei schweren – Befall durch Flöhe* (Pulikose)
genstände. Prädispositionierende Faktoren für Verlaufsformen nach kulturellem Erregernach- – Befall durch Läuse* (Pedikulose*)
eine Infektion sind Immunsuppression*, Diabe- weis. – Befall durch Wanzen* (vgl. Cimicosis*)
tes* mellitus und Adipositas*. Dermatose f: engl. dermatosis; syn. Haut- – Befall durch Milben* (vgl. Skabies, Demodi-
Formen: Häufigste Formen von Dermatomyko- krankheit. Allgemeine Bezeichnung für eine kose*, Trombidiose*)
sen: Hautkrankheit. Eingeschlossen sind Erkran- – Befall durch Zecken* (vgl. Borreliose*, FSME) D
– Favus* kungen der Haut und Hautanhangsgebilde wie – Befall durch Zerkarien*
– Mikrosporie* Nägel, Haare, Schweiß- und Talgdrüsen. – Befall durch Helminthen*.
– Trichophytie* Dermatose, akute febrile neutrophile → Deø rmis f: engl. corium. Kollagenfaserreiche
– Candidose* Sweet-Syndrom Hautschicht zwischen Epidermis* und Subku-
– Tinea* Dermatose, schwangerschaftsspezifische tis*. Die Dermis wird in das Stratum reticulare
– Onychomykosen*. → Schwangerschaftsdermatose und das Stratum papillare unterteilt und dient
Therapie: Lokale und/oder systemische antimy- Dermatoskopie f: engl. dermatoscopy. Diag- der Verankerung und Ernährung der Epider-
kotische Therapie über einen ausreichend lan- nostisches Verfahren zur differenzialdiagnosti- mis. Haut* (Abb. dort).
gen Zeitraum, vor allem bei schweren Verlaufs- schen Beurteilung pigmentierter Hautverände- Aufbau:
formen nach kulturellem Erregernachweis. rungen (z. B. Verruca* seborrhoicae, melanozy- – Stratum papillare (Papillarschicht an der
Dermatomyositis-Polymyositis-Kompleø x m: tärer Nävus*, Melanom*) oder von Milbengän- Grenze zum Stratum basale der Epidermis):
engl. dermatomyositis/polymyositis complex. Au- gen bei Scabies*. Betrachtet wird das mit Im- 1. verzahnt Dermis und Epidermis durch Pa-
toimmunkrankheit mit Haut- und Muskelbe- mersionsöl bedeckte Areal durch das aufgesetz- pillen, die in Längsreihen angeordnet sind
teiligung, die häufig assoziiert ist mit Maligno- te Dermatoskop (Handgerät mit achromatischer (Hautleisten*) 2. feinfaserig, reich an elasti-
men, insbesondere bei an Dermatomyositis er- Linse und Halogenlampe) in 10-facher Vergrö- schen und retikulären Fasern, Zellen, Blutka-
krankten Patienten > 40 Jahre. ßerung. pillaren und Nervenendorganen
Dermatophagoides → Milben Dermatostomatitis Baader → Stevens-John- – Stratum reticulare (Netzschicht an der Gren-
Dermatophyten m pl: engl. dermatophytes. son-Syndrom ze zur Subkutis): 1. besteht aus geflechtarti-
Sammelbezeichnung für keratinophile, hy- Dermatozoen → Parasit [Mikrobiologie] gem straffem Bindegewebe und elastischen
phenbildende Fungi* imperfecti, die sich in den Dermatozoenwahn m: engl. dermatozoic delu- Fasern 2. enthält größere Nerven und Blutge-
äußeren Schichten der Epidermis, in Haaren so- sion; syn. taktile Halluzinose. Organische Hallu- fäße, Schweißdrüsen und Haarfollikel.
wie Nägeln ansiedeln und Hauterkrankungen zinose* mit taktilen (haptischen) Halluzinatio- Dermografiøsmus m: engl. dermatographism;
verursachen können. nen und der wahnhaften Überzeugung, eine syn. Dermographismus. Wenige Sekunden bis
Einteilung: schwere Hautkrankheit zu haben, bei der sich Minuten nach mittelstarker mechanischer Rei-
– Gattungen: Trichophyton*, Microsporum*, Parasiten, Insekten oder Würmer unter der zung sichtbare Hautreaktion. Sie wird ausgelöst
Epidermophyton Haut befinden und bewegen, was bei den Be- z. B. mittels Druck durch einen Stift, Spatel oder
– einige Spezies sind anthropophil, andere troffenen zu Angst und Kratzen führt. Er Fingernagel. Die weitere Differenzierung er-
zoophil kommt meist bei älteren Menschen vor. Klini- folgt anhand von Färbung und Qualität der Re-
– asexuelle Stadien sind krankheitserregend sches Bild: Die Betroffenen leiden unter Miss- aktion.
(Dermatophytose*). empfindungen der Haut (Jucken und Brennen)
Dermatophytose f: engl. dermatophytosis. mit Kratzartefakten. Häufig werden Haut-
Sammelbezeichnung für Infektionen der Haut, schuppen gesammelt und als Beweis für den
Nägel und Haare durch Dermatophyten* (Fa- Hautbefall vorgelegt. Durch negative medizini-
denpilze*). Die Infektion erfolgt durch direkten sche Befunde sind sie nicht vom Gegenteil zu
oder indirekten Kontakt mit Sporen*. Unter- überzeugen. Abgesehen vom Wahnthema beste-
schieden wird zwischen anthropophilen, zoo- hen keine kognitiven Beeinträchtigungen oder
philen und geophilen Erregern. Die Therapie auffälige Störungen der Stimmmung, das Den-
besteht meist aus einer Kombination lokaler ken ist geordnet. Differenzialdiagnostisch
und systemischer Antimykotika. sind taktile Halluzinationen mit zusätzlichen
Formen: Es gibt 3 Gattungen von Dermatophy- kognitiven Beeinträchtigungen bei organisch
ten*: bedingten Psychosen (z. B. Demenz), Intoxikati-
– Trichophyton* onen (z. B. Kokain, Ampthetamin) oder Ent-
– Microsporium zugsdelir* abzugrenzen.
– Epidermophyton. Ursache: Hirnorganische Störung.
Diagnostik: Dermatozoonosen f pl: engl. dermatozoonoses.
– Klinisches Erscheinungsbild, Anamnese Hauterkrankungen durch parasitäre tierische
– direkter mikroskopischer Erregernachweis Erreger (Dermatozoen), die sich entweder kurz-
– kultureller Erregernachweis fristig oder permanent auf bzw. in der Haut ih-
– Inspektion unter Wood*-Licht res Wirts aufhalten. Hiervon abzugrenzen ist
– evtl. Histologie. die psychiatrische Diagnose Dermatozoen- Dermografismus: weißer Dermografismus
wahn*, bei der Patienten die nicht zutreffende auf der Rückenhaut. [77]
Dermoid 398
Formen: im Rahmen von PCI bei strenger Indikations- – Polsterung der Achsel an der verletzten Seite
– Weißer Dermografismus (syn. Delayed- stellung implantiert (v. a. bei Diabetes mellitus) – Hochschlagen des unteren Schlauchendes
blanch-Phänomen): 1. Abblassen infolge Va- und erfordern eine verlängerte Einnahmedauer – Schlauchverband längs für die Hand ein-
sokonstriktion 2. wenig krankheitsspezi- (> 1 Jahr) von ASS mit Clopidogrel. schneiden.
fisch, z. B. bei atopischem Ekzem und Son- Komplikationen: Descemetozele f: engl. descemetocele; syn. Ke-
nenbrand aufgrund einer neurovegetativen – Rate an Restenosen* und erforderlichen Rein- ratozele. Vorwölbung bzw. Herniation der Des-
Dysregulation (siehe Abb.) 3. nach kräftigem terventionen niedriger cemet-Membran in einen entzündlichen, trau-
Streichen über die Haut kommt es zu vorü- – dagegen Risiko für Stentthrombose durch matisch und trophisch entstandenen Substanz-
D bergehender Weißfärbung (anämischer Be- verspätete oder unzureichende Stentepitheli- defekt des Hornhautstromas infolge intraokula-
reich mit fakultativem schmalem, erythema- alisierung höher als bei bare metal stent ren Drucks. Bei Ruptur resultiert ein Abfließen
tösem Saum) 4. beim Acetylcholintest erfolgt (BMS, konventioneller Koronarstent). der Vorderkammer mit chronischer Fistelbil-
eine ähnliche Reaktion Desantigenisierung f: engl. deantigenation. Ab- dung oder eine Tamponade des Defekts durch
– urtikarieller Dermografismus: 1. Bildung schwächung oder Beseitigung der antigenen Einlagerung von Iris. Siehe Abb.
einer Quaddel*leiste 2. je nach Stärke des Wirksamkeit von Proteinen durch Denaturieren.
scherenden Drucks bei ca. 50 % der Bevölke- Desault-Verband m: engl. Desault’s bandage.
rung ohne Krankheitswert 3. zusätzlich mit Verband zur kurzfristigen Ruhigstellung von
Juckreiz als symptomatischer urtikarieller Schulter, Oberarm und Ellbogengelenk bei (re-
Dermografismus, synonym mit Urticaria* ponierter) Schultergelenkluxation* sowie Hu-
factitia meruskopf- oder -schaftfraktur. Heute werden
– roter Dermografismus: physiologische Re- zumeist vorgefertigte Desault-Westen ange-
aktion (Rötung infolge Vasodilatation) wandt. Wegen der Gefahr der Schultergelenks-
– schwarzer Dermografismus: durch feinste versteifung ist die Anwendungsdauer auf 3 Wo-
Metallteilchen von Ringen, Armbändern chen begrenzt.
usw. verursachte umschriebene Dunkelfär- Technik: Steht kein vorgefertigter Verband zur
bung der Haut. Verfügung, wird ein Körperschlauchverband
Dermoid n: engl. dermoid cyst. Benignes, reifes (siehe Abb.) in folgenden Schritten angelegt:
Teratom*, das Abkömmlinge der Keimblätter – Länge des Körperschlauchverbands vom Na-
enthalten kann. Das Dermoid gehört zu den cken bis unter das Gesäß abmessen und zu- Descemetozele [143]
Keimzelltumoren* und kommt hauptsächlich schneiden
im Ovar (Ovarialtumoren*), Gehirn (Mittellinie – Anziehen des Körperschlauchs von oben oder
oder Kleinhirnbrückenwinkel), Hoden und in unten Descensus genitalis → Descensus uteri et va-
der Haut vor. Zu malignen Entartungen kommt ginae
es in ca. 3–5 % der Fälle. Descensus teø stis m: engl. descent of testis; syn.
Pathologie: Meist Dermoidzyste, die von Epi- Hodenabstieg. Physiologische Verlagerung der
dermis ausgekleidet ist und eine mit Haaren Hoden aus der Bauchhöhle (Lendengegend)
vermengte talgartige Masse und einen Kopfhö- durch den Canalis* inguinalis in das Skrotum
cker mit Zähnen, Knorpel-, Knochen- und Ner- während der Fetogenese*. Er beginnt im
vengewebe enthält. 3. Embryonalmonat und ist etwa bei der Geburt
Dermojet m: Druckinjektor zur subkutanen abgeschlossen.
(s. c.) oder intrakutanen (i. c.) Applikation von Descensus uø teri et vaginae m: engl. uterine-
Arzneimitteln. Die Anwendung erfolgt v. a. in vaginal descensus; syn. Descensus genitalis der
der Neuraltherapie und zum Quaddeln. Frau. Tiefertreten der Vagina und des Uterus, in
Derotation f: Operative Beseitigung einer engerem Sinne Senkung bis zum Hymenalsaum
Drehfehlstellung, z. B. eines Röhrenknochens (darüber hinausgehende Senkung: Prolapsus*
mit Derotationsosteotomie (Drehosteotomie*). uteri et vaginae) infolge Beckenbodeninsuffizi-
Derotationsvarisierungsosteotomie f: engl. enz (z. B. nach Geburten) sowie Erschlaffung
derotational varisation osteotomy. Intertrochantä- des Band- und Haltesystems. Symptome sind
re Osteotomie* am proximalen Femurende zur Schmerzen, Miktionsstörungen und evtl. Defä-
Varisierung und Derotation von Schenkelhals kationsbeschwerden. Behandelt wird konserva-
und Femurkopf mit anschließender Osteosyn- tiv oder operativ. Risikofaktoren: U. a.
these. Indikation für eine Derotationsvarisie- – Zunehmendes Lebensalter
rungsosteotomie besteht bei Coxa* valga und – Schwangerschaften und Geburten (insbeson-
Coxa valga et antetorta, bei Hüftdysplasie* und dere Zangenextraktion oder Episiotomie, ho-
bei Coxa plana im Rahmen der Perthes*-Calvé- hes Geburtsgewicht)
Legg-Krankheit. Desault-Verband: 1: Länge des Körperschlauchs vom – Menopause
DES [Kardiologie]: engl. drug eluting stent. Ko- Nacken bis unter das Gesäß; 2: Anziehen des Körper- – Östrogenmangel
ronarstent mit Polymerbeschichtung, aus der schlauchs von oben oder unten, Polsterung der – Zustand nach Hysterektomie
ein proliferationshemmender und/oder im- Achsel der verletzten Seite und anschließendes – Übergewicht
munsupprimierender Wirkstoff (z. B. Siroli- Hochschlagen des unteren Endes; 3: Längsschnitt für – Nikotinabusus
mus, Paclitaxel) freigesetzt wird. DES werden die Hand; 4: fertiger Verband. – genetische Faktoren.
399 Desinfektionsmittel
meist zu den Alkoholen*, Aldehyden, Pheno- rung der Desinfektion*. Für Desinfektionen in tionsverfahren: Bei der Dampfdesinfektion
len*, Antioxidanzien, Halogenen*, Metallen Gesundheitseinrichtungen wird die VAH-Liste wird das Desinfektionsgut in speziellen Appara-
und ihren Salzen*, Guanidinen*, quartären Ver- (VAH für Verbund für Angewandte Hygiene ten Wasserdampf ausgesetzt. Zum ungehinder-
bindungen sowie anionischen und amphoteren e. V.) veröffentlicht, die RKI-Liste bei behördlich ten Eindringen des Wasserdampfes muss die
Tensiden. angeordneten Desinfektionen*. Luft aus der Desinfektionskammer und dem
Anforderungen: Desinfektionsverfahren f: Physikalische, phy- Desinfektionsgut entfernt oder das Dampf-
– Sichere Abtötung bzw. irreversible* Inakti- sikalisch-chemische und chemische Verfahren Luft-Gemisch in der Kammer umgewälzt wer-
vierung von Mikroorganismen (sichere Des- zur Desinfektion*. Das Desinfektionsverfahren den. Desinfektionsanlagen sind regelmäßig auf
D infektionswirkung) bei breitem Wirkungs- richtet sich sowohl nach den zu desinfizieren- Funktionstüchtigkeit zu prüfen.
spektrum (Bakterien*, Pilze, Viren*) den Erregern (vegetative Keime, Sporen*, Vi- Chemo-thermisches Desinfektionswaschver-
– kurze Einwirkungszeit, je nach Desinfekti- ren*) als auch nach dem Desinfektionsgut fahren: Das Verfahren ist für thermolabile* Ma-
onsaufgabe, z. B. hygienische Händedesin- (Raum, Wäsche, Ausscheidungen, Geräte, Hän- terialien wie Wolle oder Mischgewebe mit Syn-
fektion* 30 s, Flächendesinfektion* 5 min bis de, Haut*). thesefasern geeignet. In Trommelwaschmaschi-
1h Thermische Desinfektion: Pasteurisieren: Das nen erfolgt die Zugabe von Desinfektionsmit-
– Materialverträglichkeit: geringe Aggressivi- Verfahren erfolgt zur Haltbarmachung hitze- teln. Das Waschen wird bei 60–75 °C und
tät gegenüber den zu desinfizierenden Mate- empfindlicher Flüssigkeiten, insbesondere in Waschzeiten von 10–20 Minuten unter Zuga-
rialien; so wirkt z. B. Chlor auf Metall korro- der Lebensmittelindustrie zum Abtöten patho- ben von Perverbindungen oder Chlor* als Wirk-
dierend und Alkohol löst Weichmacher aus gener Mikroorganismen (z. B. Staphylokokken, stoff durchgeführt. Es erfolgt eine gleichzeitige
Weich-PVC Streptokokken, Salmonellen, Mykobakterien, Reinigung und Desinfektion*. Die Wärme stei-
– leichte Löslichkeit in Wasser und gutes Brucellen in der Milch). Bei der Ultrahocherhit- gert die Desinfektionswirkung. Die Verfahren
Schmutzlösevermögen zung wirkt eine Temperatur von 135–150 °C sind nicht für stark verschmutzte und auch
– gute Stabilität, d. h. Haltbarkeit und Bestän- wenige Sekunden ein. Die Inaktivierung* ther- nicht für merklich mit Blut* behaftete Wäsche
digkeit gegenüber Umwelteinflüssen (Luft, molabiler* Viren*, z. B. von HIV*, in Gerin- geeignet.
Licht, Kälte, Hitze) nungsfaktorpräparaten wird durch Erhitzung UV-Desinfektion: Da UV-Strahlen nur eine ge-
– kein Eiweißfehler*, d. h. keinen Aktivitäts- bei 60 °C über einen Zeitraum von 10 h durch- ringe Eindringtiefe besitzen und deshalb ledig-
verlust durch organische Substanzen geführt. Abflammen, Ausglühen: Diese Ver- lich direkt der Strahlung ausgesetzte Mikroor-
– kein Seifenfehler*, d. h. keinen Aktivitätsver- fahren sind unsicher, da sie nicht standardisier- ganismen (z. B. auf glatten Flächen) abgetötet
lust durch Seife bar sind. Ausglühen wird in mikrobiologischen werden, werden UV-Strahlen nicht mehr in der
– möglichst keine oder nur geringe Geruchsbe- Laboratorien zur thermischen Desinfektion* Krankenhaushygiene* als Desinfektionsverfah-
lästigung von Platinösen eingesetzt. Abflammen von Was- ren eingesetzt. Auch bei der Luftdesinfektion ist
– gesundheitliche Aspekte: Unschädlichkeit serhähnen wird im Rahmen der Probenahme ihr Einsatz nicht zu empfehlen. Ein Einsatzge-
für Menschen und Tiere, z. B. kein Auftreten zur Überprüfung der mikrobiologischen Trink- biet haben diese Strahlen jedoch bei der Desin-
von Haut- und Schleimhautreizungen; wasserqualität u. a. des Hausinstallationswas- fektion von Trinkwasser, Schwimmbeckenwas-
„Hautverträglichkeit“ zumindest in der Ge- sers durchgeführt. Verbrennen: Verbrennen ser und anderen Flüssigkeiten.
brauchsverdünnung; keine allergisierende wird zur Beseitigung von infektiösen Tierkada- Chemische Desinfektion: Die chemische Desin-
Wirkung; keine mutagene*/kanzerogene* vern und Krankenhausabfällen (sowie von Müll fektion erfolgt mit Desinfektionsmitteln.
Wirkung und anderen wertlosen Materialien) angewandt. Effektivität: Die Effektivität einer Desinfekti-
– gute Umweltverträglichkeit: keine Belastung Es entspricht dem Wirkungsbereich der RKI- on* und Sterilisation* hängt von folgenden Fak-
der Umweltmedien Wasser, Abwasser, Bo- Liste: ABCD. Kochen mit Wasser: Durch ko- toren ab:
den, Luft; gute biologische Abbaubarkeit; chendes Wassers können innerhalb von mindes- – Art des angewendeten Verfahrens (physika-
keine schädlichen Wirkungen auf das Öko- tens 3 Minuten die meisten vegetativen Krank- lisch, chemisch)
system (ökotoxikologische Prüfung) heitserreger abgetötet werden (Wirkungsbe- – Höhe der Temperaturen bzw. Konzentratio-
– Wirtschaftlichkeit (spielt vor dem Hinter- reich der RKI-Liste: AB). Bacillus-anthracis-Spo- nen
grund knapper Ressourcen eine zunehmende ren benötigen 15 Minuten Einwirkungszeit – Zeitdauer der Anwendung des wirksamen
Rolle). (Wirkungsbereich: ABC). Da die Desinfektions- Mediums
Desinfektionsmittel-Kommission f: Kom- wirkung bei Verunreinigungen des Desinfekti- – Art der zu desinfizierenden oder zu sterilisie-
mission im Verbund für Angewandte Hygiene onsgutes, z. B. mit Blut*, Eiter*, Fäzes*, verrin- renden Materialien
e. V. (VAH), die die Standardmethoden zur gert wird, ist zur Reinigungswirkung ein Zu- – Vorhandensein von Verunreinigungen (ins-
Wirksamkeitsprüfung chemischer Desinfekti- satz von ca. 1 % Soda erforderlich. Die Anwen- besondere Eiweiß), an denen Mikroorganis-
onsverfahren* sowie den Anforderungskatalog dung erfolgt u. a. zur Desinfektion* von Instru- men haften bzw. in denen sie eingehüllt sind
für deren Zertifizierung* und Listung erarbei- menten und kochfester Wäsche. Spülen mit – Zahl der Mikroorganismen auf bzw. in den
tet. Sie veröffentlicht im 2-jährigen Rhythmus heißem Wasser: Dieses Verfahren wird in Rei- Materialien.
die Liste der zertifizierten Präparate für die pro- nigungsdesinfektionsgeräten* zur Entkei- Die physikalische Desinfektion* ist wirksamer
phylaktische Desinfektion (VAH-Desinfektions- mung* von Instrumenten u. a. Utensilien und als die chemische Desinfektion*. Durch thermi-
mittelliste*). von Wäsche in Desinfektions-Waschmaschinen sche Einwirkung erfolgt eine Koagulation des
Desinfektionsmittelliste f: engl. disinfectant durchgeführt. Die Desinfektionstemperatur be- Plasmas*, insbesondere eine Eiweißdenaturie-
agent list. Zusammenstellung geprüfter und an- trägt 85–95 °C, die Einwirkungszeit 7–20 Mi- rung der Mikroorganismen, welche zu einer ir-
erkannter zertifizierter Desinfektionsmittel* als nuten. Zur Abtötung der Mikroorganismen reversiblen Veränderung führt.
Grundlage zur Auswahl des geeigneten Desin- nach Gruppe A und B der RKI-Liste sind 93 °C Resistenzstufen: Maß zur Quantifizierung der
fektionsmittels und damit zur Qualitätssiche- für 10 Minuten erforderlich. Dampfdesinfek- unterschiedlichen Widerstandsfähigkeit von
401 DET
Mikroorganismen gegenüber feuchter Hitze. Es Desminopathie f: engl. desminopathy. Autoso- Desoxycorticosteron n: engl. deoxycorticoster-
werden 6 Stufen der Resistenz* gegen feuchte mal-dominant (Typ I, II) oder -rezessiv (Typ III) one; syn. Cortexon. Precursor in der Biosynthese
Hitze unterschieden. erbliche Myopathie*, gekennzeichnet durch ver- des Mineralokortikoids* Aldosteron* mit 10-
Desinfektionswaschverfahren n: Waschver- mehrte Einlagerung von Desmin* in Muskelzel- mal schwächerer biologischer Wirksamkeit.
fahren bei gleichzeitiger Einwirkung von höhe- len. Desoxycortisol n: engl. deoxycortisol; syn. Cor-
ren Temperaturen und Desinfektionsmittel*. Desmodoø nt n: syn. Ligamentum periodontale. texolon. Vorstufe von Kortisol*, die vermehrt
Das Chemo-Thermo-Desinfektionswaschver- Zum Zahnhalteapparat (Parodontium) gehören- beim adrenogenitalen Syndrom* mit 11β-Hyd-
fahren ist für thermolabile Materialien wie Wol- des, vaskularisiertes, faserreiches Bindegewebe. roxylasemangel auftritt.
le oder Mischgewebe mit Synthesefasern geeig- Das Desmodont füllt den Spalt zwischen Wur- Desoxyhämoglobin n: engl. desoxyhemoglobin. D
net. In Trommelwaschmaschinen werden Des- zelzement und der Innenseite des Alveolarkno- Desoxygeniertes (sauerstoffarmes) Hämoglo-
infektionsmittel zugegeben, gewaschen wird chens aus. Die spezielle Anordnung der Kolla- bin*.
bei 60–70 °C für 10–20 min unter Zugabe von genfasern (Sharpey-Fasern) ermöglicht das fe- Desoxyribonukleinsäure → DNA
Perverbindungen oder Chlor*. dernde Abfangen der Kräfte, die auf den Zahn Desoxyribonukleoside n pl: engl. deoxyribonu-
Desinfektionswischpflege f: Dekontaminati- wirken. cleosides. Nukleoside* mit einem Purin- (Ade-
on*smaßnahme in Gesundheitseinrichtungen Funktion: nin, Guanin) oder Pyrimidinbaseanteil (Cytosin,
für Flächen, zusammengesetzt aus einer desin- – Hält den Zahn in der Alveole Thymin, Uracil) und D-2*-Desoxyribose als Pen-
fizierenden, reinigenden und einer pflegenden – federndes Auffangen des Kaudrucks und toseanteil. Die Reduktion von Ribose* zu D-2-
Komponente. Dies ermöglicht Desinfektion*, Übertragung auf den Knochen, dessen Rege- Desoxyribose erfolgt durch Ribonukleotidre-
Reinigung und Pflege in einem Arbeitsgang. neration hierdurch angeregt wird duktase. Mit Phosphatgruppen veresterte Des-
Optisch stark verschmutzte Flächen mit hoher – beinhaltet Nerven und Gefäße oxyribonukleoside* (Desoxyribonukleotide*)
Keimbelastung werden vorher gereinigt. – spielt eine regulatorische Rolle bei der kiefer- sind DNA*-Bausteine.
Desinfektion von Ausscheidungen f: Be- orthopädischen Zahnbewegung. Desoxyribonukleotide n pl: engl. deoxyribonu-
handlung von Stuhl, Urin und Sputum* zur Ab- Desmosom n pl: engl. desmosome; syn. Macula cleotides. Nukleotide* mit einem Purin- (Ade-
tötung von pathogenen Mikroorganismen, ent- adhaerens. Bestandteil des Schlussleistenkom- nin, Guanin) oder Pyrimidinbaseanteil (Cytosin,
weder durch chemische oder thermische Desin- plexes* besonders von Epithel- oder Herzmus- Thymin, Uracil), einem Phosphatanteil und 2*-
fektion. kelzellen. Die punktförmigen Haftverbindun- Desoxyribose als Pentoseanteil. Sie sind Grund-
Methoden: gen bestehen aus desmosomalen Cadherinen. bausteine der DNA*. Die Reduktion von Ribose
– Chemische Desinfektion*: Phenol* ist we- Desmosomen verbinden mechanisch stabil die zu D-2-Desoxyribose erfolgt durch Ribonukleo-
gen des geringen Eiweißfehlers für die Desin- Intermediärfilament-Systeme benachbarter Zel- tidreduktase. Desoxyribonukleotide* liegen
fektion* von Fäkalien besonders geeignet. Fä- len. Bei Enteritis regionalis Crohn spielen Des- mono-, di- oder triphosphoryliert vor.
zes* werden mit der doppelten Menge der mosomen eine Rolle bei einem schädlichen Desquamatio → Desquamation
Gebrauchsverdünnung des Desinfektions- Leckflux. Autoantikörper gegen Desmosom- Desquamatio furfuracea → Schuppung, pity-
mittels* bei einer Einwirkungszeit von komponenten verursachen Pemphigus* vulga- riasiforme
6 h desinfiziert (geformte Anteile homogen ris und Pemphigus foliaceus. Desquamatio membranacea → Schuppung,
suspendieren). Desobliteration f: engl. disobliteration. Verfah- membranöse
– Thermische Desinfektion*: Das Abwasser ren der Gefäßchirurgie* zur Rekanalisierung Desquamation f: engl. exfoliation. Bildung
wird auf 100 °C erhitzt mit einer anschlie- verschlossener Gefäßabschnitte durch operativ- größerer Schuppen als Zeichen der Abstoßung
ßenden Einwirkungszeit von 15 min (Wir- instrumentelle Gefäßausräumung. Man unter- der obersten Hornschicht der Haut.
kungsbereich nach RKI-Liste ABC). scheidet zwischen intraluminaler Desobliterati- Desquamationsphase → Menstruationszyk-
Desinfestation → Entwesung on (Embolektomie*, Thrombektomie*) und int- lus
Desinfiziens → Desinfektionsmittel ramuraler Desobliteration (Thrombendarteriek- Destination Therapy → Assistenzsystem,
Desinsektion → Entwesung tomie*). ventrikuläres
desmal: Bandartig, ein Band betreffend; im Desogestrel n: Synthetisches Gestagen, das Destroyed Lobe: Zerstörter Lungenlappen im
weiteren Sinn bindegewebig, aus Bindegewebe zur hormonalen Kontrazeption* eingesetzt Rahmen der destroyd lung. Die Ausräumung er-
bestehend, z. B. desmale Ossifikation. wird. Es wird häufig mit einem Östrogenpräpa- folgt mittels Lobektomie*.
Desmarres-Lidhalter m: engl. Desmarres’ rat kombiniert, kann jedoch auch als alleiniger Destroyed Lung: Zerstörtes pulmonales Par-
blepharostat; syn. Lidhalter. Instrument zum Wirkstoff eingenommen werden (östrogenfreie enchym* bei (rezidivierender) Pneumonie*,
Ektropionieren des Oberlides und zum Ausei- „Minipille“). Die Einnahme der Minipille er- Bronchitis, Lungenabszess*, Tuberkulose* oder
nanderhalten der Augenlider. Siehe Abb. folgt ohne Einnahmepause. Desogestrel unter- Bronchiektasen*. Behandelt wird mittels extra-
drückt den Eisprung. Das Thromboserisiko pleuraler Pneumektomie*. Siehe Abb.
kann durch die Einnahme steigen. Destruktionsluxation f: engl. pathologic dislo-
Desorientierung f: engl. disorientation; syn. cation. Nichttraumatische Luxation* infolge pa-
Desorientiertheit. Ausgeprägte Orientierungs- thologischer Veränderung der Gelenkanteile.
Desmarres-Lidhalter störung hinsichtlich Zeit, Ort, Situation oder Sie tritt häufig bei Arthritis* auf.
zur eigenen Person. Deszendeø nz f: engl. descendants. Nachkom-
Desmin n: engl. desmine. Intermediärfilament Desoxy-: Wortteil, der das Fehlen von Sauer- menschaft.
des Zytoskeletts*. Desmin ist ein akzessorisches stoffatomen oder Hydroxylgruppen in chemi- deszendierend: Absteigend, sich nach unten
Protein der Muskelzellen, das an der Längsseite schen Verbindungen in Bezug auf die Stamm- hin ausbreitend.
der Aktinfilamente liegt und an der Zellmemb- verbindung bezeichnet. DET: Abk. für Double-Embryo-Transfer →
ran befestigt ist. Desoxycholsäure → Gallensäuren Embryotransfer
Detection Bias 402
zontalen Blickzentrums (paramediane pontine Dextroveø rsio → Dextrokardie – Dezeleration Typ I (frühe Dezeleration oder
Formatio* reticularis) schaut der Patient vom Dextroveø rsio → Versio uteri Dip I): 1. tiefster Punkt der Dezeleration ist
Herd weg zur Gegenseite. Dezeleration f: engl. deceleration. Verminde- zeitgleich mit dem Höhepunkt der Wehen
Deviation, sexueø lle → Paraphilie rung der fetalen Herzfrequenz um mindestens 2. meist vagal ausgelöste Reaktion, oft infol-
DEVICE-KISS Numerus: Surveillance* Device-as- 20 Schläge/min unter die Baseline über einen ge einer stärkeren Kompression des Kopfes in
soziierter Infektionen, also Infektionen durch Zeitraum von mehr als 30 s. Die klinische Be- der Austreibungsperiode 3. in der Regel nicht
Medizinprodukt*e und Hilfsmittel. Die Surveil- deutung einer Dezeleration hängt vom Dezele- mit fetaler Hypoxie bzw. Azidose verbunden,
lance dient der Prophylaxe nosokomialer Infek- rations-Typ ab. bei sonst unauffälligem Herzfrequenzmuster
tionen als Modul im Krankenhaus-Infektions- Formen: Folgende Formen der Dezeleration sind keine weiteren Maßnahmen erforderlich D
Surveillance-System (KISS). werden unterschieden: – Dezeleration Typ II (späte Dezeleration
devital: Leblos. oder Dip II): 1. Auftreten 20–90 s nach dem
Devitalisierung f: engl. devitalisation. Abtöten Wehenhöhepunkt 2. gilt als Hinweis auf eine
(erkrankter) Pulpa* dentis als Notfallbehand- unzureichende uteroplazentare Sauerstoff-
lung durch lokal applizierte Arzneimittel, die versorgung, z. B. bei Plazentareifungsstö-
zur Proteingerinnung führen (z. B. Paraformal- rung, vorzeitiger Plazentalösung* oder bei fe-
dehyd). Das Verfahren ist heute wegen mögli- talem Blutverlust 3. Vorgehen: antenatal:
cher Schädigung des parodontalen oder periapi- Doppler-Sonografie der fetalen Gefäße; sub
kalen Gewebes meist durch Vitalexstirpation* partu ggf. Fetalblutuntersuchung* und evtl.
ersetzt. Anschließend ist eine endodontische operative Entbindung
Behandlung* erforderlich. – variable Dezeleration: 1. wechselnd hin-
Dexamethason n: Langwirksames Glukokorti- sichtlich Form, Dauer und Zusammenhang
koid* ohne relevante mineralokortikoide Wir- mit dem Wehenverlauf 2. variable Dezelerati-
kung. Es wird bei zahlreichen entzündlichen onen treten vor allem bei Nabelschnurkom-
und allergischen Erkrankungen sowie bei Auto- plikationen* auf 3. prognostisch ungünstige
immun- und Tumorerkrankungen eingesetzt. Zusatzkriterien: siehe Abb. 4. Vorgehen: La-
Gegeben wird Dexamethason oral, parenteral gewechsel, Tokolyse bei hypoxiesuspektem
oder topisch. Seine glukokortikoide Aktivität ist Herzfrequenzmuster, ggf. Fetalblutuntersu-
25-fach höher als die des Kortisols. chung* mit Entscheidung über den weiteren
Dexamethason-Hemmtest m: engl. dexam- Geburtsverlauf
ethasone suppression test. Funktionstest zur Di- – Dezeleration Typ 0 (Spike oder Dip 0): Ab-
agnose und Differenzialdiagnose des Cushing*- sinken der Herzfrequenz über eine Dauer
Syndroms. Dabei vermindert die Gabe von De- von unter 30 s.
xamethason* die Kortisolsekretion infolge Dezelerationszeit → Deceleration Time
Hemmung der hypophysären Ausschüttung Dezerebration f: engl. decerebration. Ausfall
(Suppression) von ACTH. der Großhirnfunktionen in unterschiedlichem
deø xter: Rechts, rechter, z. B. Ductus lymphati- Ausmaß infolge funktioneller Entkopplung des
cus dexter. Hirnmantels vom Hirnstamm (auch sog. Dekor-
Dextrokardie f: engl. dextrocardia. Verlagerung tikation) bzw. des oberen vom unteren Hirn-
des Herzens nach rechts. Unterschieden werden stamm oder des Großhirns vom Rückenmark*.
Spiegelbilddextrokardie, Dextroversio cordis In der Folge kommt es zu Dezerebrationssyn-
und Dextropositio cordis. dromen* (akutes Mittelhirnsyndrom*, akutes
Formen: Bulbärhirnsyndrom*; Sonderform: Syndrom re-
– Spiegelbilddextrokardie: 1. bei totalem Si- aktionsloser Wachheit).
tus* inversus viscerum 2. beim Fehlen zusätz- Ursachen:
licher Anomalien ohne pathologische Bedeu- – V. a. Hirndrucksteigerung* und Einklem-
tung mung* des Hirnstamms infolge Trauma, Tu-
– Dextroversio cordis: 1. infolge unvollstän- mor, Entzündung, intrakranieller Blutung
diger Rechtsdrehung v. a. der Herzkammern, – diffuse hypoxische Schädigung des Hirn-
häufig mit Situs solitus viscerum (normaler mantels, z. B. durch Schock*, vorübergehen-
Lage der Organe) und normaler viszeroatria- den Herz*-Kreislauf-Stillstand.
ler Konkordanz* 2. meist mit anderen Herz- Klinik:
fehlbildungen kombiniert – Tiefe Bewusstlosigkeit*
– Dextropositio cordis: infolge von Verdrän- – erhöhter Muskeltonus*
gung oder Verziehung des Mediastinums – Opisthotonus*
nach rechts bei extrakardialer Erkrankung – Beugung der Finger- und Handgelenke
ohne Drehungsanomalie. – Mittelhirnsyndrom
Dextrokardiografie → Angiokardiografie – lebenswichtige Körperfunktionen werden
Dextrose → Glukose vom Hirnstamm gesteuert und weiterhin
dextro-TGA → Transposition der großen Arte- Dezeleration: prognostisch ungünstige aufrechterhalten
rien Zusatzkriterien variabler Dezelerationen. – Zustand kann über Jahre andauern.
Dezerebrationsstarre 404
Dezerebrationsstarre f: engl. decerebrate rigidi- mal-dominant erblicher Defekt des AVP- – Bestimmung der ADH-Konzentration im Se-
ty. Nach Dezerebration* auftretende spastische Gens (Genlocus 20p13); DIDMOAD*-Syn- rum (Radio-Immunoassay).
Streckhaltung des Rumpfs und der Extremitä- drom 3. sekundär: Hirntumoren, v. a. Kranio- Therapie:
ten mit Innenrotation der Arme. Im weiteren pharyngeom*, Langerhans*-Zell-Histiozyto- – Diabetes insipidus centralis: Behandlung der
Sinne wird auch das klinische Bild des akuten se, Sarkoidose*, Schädelhirntrauma*, Menin- Grunderkrankung, Substitution eines syn-
Mittelhirnsyndroms* als Dezerebrationsstarre gitis*, Enzephalitis*, Erkrankungen mit thetischen ADH-Analogons (Desmopressin),
bezeichnet. Ursache der Dezerebrationsstarre Schädigung der Osmosensoren im Hypotha- Korrektur der Wasserbilanz
ist die Aufhebung zentraler, hemmender Pro- lamus (z. B. bei Vaskulitis), iatrogen (operati- – Diabetes insipidus renalis: Behandlung der
D jektionen auf niedere Reflexbögen infolge Ein- ve Hypophysenausschaltung); akzidentell bei Grunderkrankung, natriumarme Kost, Kor-
klemmung* des Mesenzephalons*. einer neurochirurgischen OP. rektur der Wasserbilanz, Hydrochlorothiazid
Sonderform: Dezerebrationsstarre mit über- Diabetes insipidus renalis: zur Natriumreduktion im distalen Tubulus,
streckten Beinen und im Ellenbogengelenk ge- – Ätiologie: Defekt der ADH-sensitiven Rezep- Indometacin zur Reduktion der glomerulä-
beugten Armen bei diffuser (hypoxischer) Schä- toren mit ineffizienter Ausbildung der Was- ren Filtrationsrate.
digung des Großhirns (Syndrom* reaktionsloser serkanäle (Aquaporine*) in den Sammelroh- Differenzialdiagnosen:
Wachheit). ren: 1. erblich: autosomal-dominant oder au- – Tubulopathie*
Dezerebrationssyndrome n pl: engl. decere- tosomal-rezessiv mit Mutationen im Aquapo- – psychogene Polydipsie*
bration syndromes. Neurologische Veränderun- rin-2-Gen (AQP-2-Gen, Genlocus 12q13); – Diabetes* mellitus
gen nach Unterbrechung der Verbindung zwi- X-chromosomal (90 %) mit Mutationen im – Hyperkalzämie*
schen Hirnstamm und darüber liegender Groß- Vasopressin-Rezeptor-V2-Gen (AVPR2-Gen, – Polyurie bei chronischer Niereninsuffizienz*.
hirnrinde. Genlocus Xq28) 2. sekundär: akutes* Nieren- Diabetes, juveniler m: engl. juvenile diabetes.
Einteilung: Entsprechend anatomischer Region versagen in der polyurischen Phase, Destruk- Veraltete Bezeichnung für Diabetes* mellitus
und Ausmaß der Schädigung: tion der ADH-Rezeptoren bei chronischen Typ 1 mit Erstmanifestation im Jugendalter.
– Akutes Mittelhirnsyndrom* Nierenerkrankungen, metabolisch (Hypoka- Diabeteskost f: engl. diabetic diet. Spezielle Di-
– akutes Bulbärhirnsyndrom* liämie, Hyperkalzämie), toxisch, z. B. durch ät* als Teil der Behandlung des Diabetes melli-
– Hirntod*. Einnahme von Lithium, Foscarnet, Cisplatin tus mit Fokus auf den Kohlenhydratanteil der
Sonderformen: – Diabetes insipidus in der Schwanger- Nahrung. Das Maß für die Kohlenhydratmenge
– Vegetativer Status* schaft infolge eines vermehrten ADH-Ab- ist die Broteinheit* (entspricht 12 g blutzucker-
– Locked*-in-Syndrom baus durch Produktion einer Vasopressinase steigernden Kohlenhydraten). Der Nutzen der
– akinetischer Mutismus. in der Plazenta Orientierung an Broteinheiten ist umstritten
Dezibel → Schallpegel – dipsogener Diabetes insipidus infolge ei- und abhängig von den Therapiezielen.
D-Form → Isomerie ner übermäßigen Flüssigkeitszufuhr ohne Diabetes meø llitus m: Abk. DM. Sammelbe-
DGI: Abk. für disseminierte Gonokokkenin- Nachweis pathologischer Veränderungen in zeichnung für Glukosestoffwechselstörungen
fektion → Gonokokkensepsis der Hypothalamus-/Hypophysenregion, z. B. unterschiedlicher Ätiologie und Symptomatik
DHEA: Abk. für → Dehydroepiandrosteron bei Schizophrenie*, Neurosarkoidose. mit relativem oder absolutem Insulinmangel
DHEA-S: Abk. für Dehydroepiandrosteronsul- Klinik: Zu den Leitsymptomen zählen: und Hyperglykämie* als gemeinsamem Kenn-
fat → Dehydroepiandrosteron – Polyurie*, ggf. mit Dehydratation* zeichen. Es handelt sich weltweit um die häu-
DHS: Abk. für → Hüftschraube, dynamische – starker Durst und Polydipsie* figste endokrine Erkrankung mit kontinuier-
DHZ: Abk. für Druckabfall-HWZ → Pressure – Asthenurie* lich zunehmender Tendenz. Die Prävalenz in
Half Time – bei Kleinkindern evtl. Diarrhö* statt Poly- Deutschland beträgt 12 % (Alter 25–79 Jahre;
DI50 % → Dosis infectiosa urie. International Diabetes Federation).
Diabetes, infantiler m: engl. infantile diabetes. Zusätzlich können neurologische Symptome Einteilung: Ätiologische Klassifikation nach von
Diabetes* mellitus Typ 1 (Insulinmangeldiabe- wie Verwirrtheit, Muskelschwäche und Lethar- American Diabetes Association (ADA) revidier-
tes) bei Kleinkindern. Unterschieden werden gie infolge der Hypernatriämie auftreten. Hin- ten Kriterien (siehe Tab.).
verschiedene Formen von angeborenem Diabe- weis: Durchschlafen ohne nächtliches Wasser- – DM Typ 1 (5–10 %): zunehmender absoluter
tes mellitus bei genetischen Defekten in der Re- lassen und Trinken schließt einen Diabetes insi- Insulinmangel infolge Zerstörung der B-Zel-
gel der Insulinsekretion. pidus aus. len des Pankreas*; absolute Insulinabhängig-
Diabetes insiøpidus m: engl. insipid diabetes; Diagnostik: keit; 2 Untertypen: 1. Typ 1A: I. immunolo-
Abk. DI. Diuresestörung mit Verminderung der – Sammelurin (Polyurie) gisch (T-Lymphozyten-)vermittelt II. patho-
Wasserreabsorption in den renalen Sammelroh- – Hypernatriämie und Plasmaosmolarität er- gnomonischer Nachweis von Autoantikör-
ren infolge ADH-Mangel oder fehlendem An- höht pern gegen meist mehrere der folgenden An-
sprechen der Niere auf ADH. Zu den Folgen – Harnosmolarität < 300 mosmol/l, Osmolali- tigene: Insulin, Glutamatdecarboxylase, Ty-
zählen Polyurie mit Ausscheidung von > 3 l/d tät und spezifisches Harngewicht herabge- rosinphosphatase IA-2, Zink-Transporter-8
hypotonem Urin, Polydipsie und Asthenurie. setzt sowie zytoplasmatische Inselzellantikörper
Einteilung: Diabetes insipidus centralis (syn. – Urin-/Plasma-Osmolalität-Ratio < 2 III. Erstmanifestation meist im Kindes-, Ju-
DI neurohormonalis): – Hinweis: Eine Urin-/Plasma-Ratio von > 2 : 1 gend- oder frühen Erwachsenenalter IV. z. T.
– Ätiologie: ADH-Mangel infolge ungenügen- schließt einen Diabetes insipidus praktisch Assoziation mit weiteren Autoimmunerkran-
der Sekretion oder fehlender Produktion: aus kungen (v. a. Autoimmunthyroiditis, seltener
1. idiopathisch (am häufigsten): z. B. autoim- – ggf. Durstversuch* und ADH*-Test zur Diffe- Addison*-Krankheit, primärer Hypogonadis-
munologisch bedingte lymphozytäre Infun- renzierung zwischen renalem, zentralem mus*, Hypophyseninsuffizienz*), bei Koinzi-
dibuloneurohypophysitis 2. erblich: autoso- und dipsinogenem Diabetes insipidus denz von 2 oder mehr endokrinen Autoim-
405 Diabetes mellitus
(< 39 mmol/mol) Diabetes mellitus diagnos- Diabetische Neuro-Osteoarthropathie f: vem Kostaufbau) 2. Diät bei speziellen Sys-
tisch ausgeschlossen. Abk. DNOAP. Sonderform des diabetischen Fu- temerkrankungen (z. B. Erkrankungen des
Therapie: Möglichst normnahe Einstellung von ßes* mit Destruktion von Knochen und Gelen- rheumatischen Formenkreises) 3. seltene Di-
Blutglukose und HbA*1c ohne (schwere) Hy- ken. ät (z. B. mit definiertem Gehalt an Aminosäu-
poglykämie durch folgende Maßnahmen: Einteilung: Siehe Tab. ren bei Phenylketonurie*) 4. diagnostische
– Lebensstiländerung (strukturelles Schu- Diät (Eliminationsdiät, z. B. bei Verdacht auf
lungsprogramm) durch: 1. Ernährungsschu- Nahrungsmittelallergie*).
lung 2. normales Körpergewicht 3. körperli- Diabetische Neuro-Osteoarthropathie: Diätberatung → Diätetik
D che Aktivität 4. regelmäßige Untersuchun- Stadien (Levin-Klassifikation). Diätetik f: engl. dietetics. Praxisorientierte Be-
gen zur frühzeitigen Diagnostik und Thera- Stadium Befund ratung und Versorgung von Kranken hinsicht-
pie diabetischer Spätkomplikationen bzw. lich aller Fragen der Ernährung zur Förderung
Folgeerkrankungen I Fußrötung, -schwellung, der Behandlung und Heilung von Krankheiten.
– DM Typ 1: individualisierter, möglichst Phy- -überwärmung Die individuelle Diätberatung und Ernährungs-
siologie-naher Ersatz des fehlenden Insulins* II Knochen- und Gelenkveränderungen, therapie liegt, nach ärztlicher Verordnung, in
durch: 1. intensivierte konventionelle Insu- Fraktur der Verantwortung der Berufsgruppe der Diät-
lintherapie* (Abk. ICT) 2. alternativ: subkuta-
III Fußdeformität (z. B. Pes planus) durch assistenten.
Fraktur und Gelenkzerstörung
ne Insulininfusionstherapie (Abk. CSII, siehe
IV zusätzliche plantare Fußläsion
Diagnose f: engl. diagnosis. Benennung einer
auch Insulininfusionssysteme*) 3. ggf. kon- Erkrankung und Endpunkt des diagnostischen
ventionelle Insulintherapie Prozesses, in dem aus der Konstellation von
– DM Typ 2 (Stufentherapie): 1. 1. Stufe (Basis- Symptomen sowie erhobenen Untersuchungs-
therapie): Schulung, Diät, Lebensstilände- diabetogen: engl. diabetogenic. Eine diabeti- befunden eine Zuordnung zu einem bekannten
rung und/oder Bewegung 2. 2. Stufe: zusätz- sche Stoffwechsellage begünstigend oder auslö- Krankheitsbild bzw. einer Störungskategorie
lich ggf. orales Antidiabetikum 3. 3. Stufe: send. Diabetogene Substanzen sind z. B. Gluka- gelingt. Aus der Diagnose ergeben sich die The-
ggf. zusätzlich anderes Antidiabetikum, z. B. gon*, STH, TSH, Adrenalin, Glukokortikoide*, rapie sowie der zu erwartende Ausgang der Er-
(in alphabetischer Reihenfolge) Acarbose, ACTH oder Thiazide (siehe Diuretika*). krankung.
Dapagliflozin*, DPP-4-Inhibitor, Glinid, Diadochokinese f: Fähigkeit, rasch aufeinan- Formen: Das Vorgehen, eine Diagnose zu stel-
GLP-1-Rezeptoragonist, Pioglitazon*, Sulfo- derfolgende Bewegungen auszuführen. Die len, ist die Diagnostik. Sie umfasst im klassi-
nylharnstoff oder ggf. zusätzlich supportive Diadochokinese ist beeinträchtigt v. a. bei Er- schen Fall Anamnese*, körperliche Untersu-
Insulintherapie bzw. alleinige Insulinthera- krankungen des Kleinhirns und der Basalgang- chung*, Labor- und apparative Untersuchun-
pie 4. 4. Stufe: ggf. z. B. (intensivierte) Insu- lien. gen. Ein eindeutiger Befund führt zu einer kla-
lintherapie* zusammen mit Metformin Beurteilung: ren Diagnose. Ist dies nicht der Fall, sind fol-
5. Modifikation der Stufentherapie je nach – Prüfung über Beobachtung rasch abwech- gende Diagnoseformen möglich:
Kontraindikationen. selnder Pronation und Supination beider Ar- – Differenzialdiagnose: Der aktuelle Befund
Diabetes, renaler → Glukosurie, renale me („Glühbirne einschrauben“) lässt mehrere mögliche Erkrankungen zu,
Diabetes salinus renalis → Salzverlustsyn- – alternative Prüfung durch abwechselndes die gegeneinander abzugrenzen und durch
drom, renales Klatschen mit der palmaren und dorsalen weitere diagnostische Maßnahmen auf die
Diabetikerschulung f: engl. diabetic education. Seite der Hand in die Fläche der anderen tatsächlich vorliegende Erkrankung einzu-
Anleitung von Patienten mit Diabetes* mellitus Hand grenzen sind, z. B. Differenzialdiagnose des
zum Umgang mit der Krankheit und daraus re- – Einteilung in: 1. normal (Eudiadochokinese) akuten Abdomens.
sultierenden Problemen. Ziel ist die Aufrechter- 2. verlangsamt (Bradydiadochokinese) 3. un- – Verdachtsdiagnose: Die Ergebnisse lassen ei-
haltung eines möglichst normalen Blutzucker- geschickt (Dysdiadochokinese). ne Erkrankung vermuten, die durch weitere
spiegels und die Vermeidung oder Verminde- Diät f: engl. diet. Diagnostisch, therapeutisch Diagnostik zu erhärten ist, z. B. Verdacht auf
rung von Langzeitfolgeschäden. Besonders bei oder präventiv indizierte Kostform, die vorü- Knochenfraktur bei entsprechender, äußer-
Kindern und älteren Patienten ist das Einbezie- bergehend oder zeitlebens eingehalten werden lich erkennbarer Fehlstellung.
hen von Angehörigen und Betreuungspersonen soll und auf die Bedürfnisse des Patienten und – Verlegenheitsdiagnose: Nach Abschluss der
wichtig. die Therapie der Erkrankung abgestimmt ist. Diagnostik gelingt keine eindeutige Zuord-
Inhalt: Formen: nung, sodass man das Krankheitsbild be-
– Selbstkontrolle und Protokollieren der Stoff- – Adaptierte Vollkost*, z. B. reduzierter Purin- schreibt, das am ehesten passt, z. B. „nicht nä-
wechselsituation bzw. Harnsäuregehalt bei Gicht* oder Koch- her diagnostizierbare Unterleibsschmerzen“.
– Insulinwirkung, Umgang mit Insulin, salzrestriktion bei arterieller Hypertonie* – Arbeitsdiagnose: Die Arbeitsdiagnose ermög-
Durchführung der Insulininjektion, Injekti- – energiedefinierte Diät, z. B. Reduktionsdiät* licht den Beginn der Behandlung, wenn aus
onshilfen, Dosisberechnung zur Senkung des Körpergewichts bei Adiposi- unterschiedlichen Gründen (Notfall, Kosten-
– Ernährungsberatung* (Diabeteskost*, Brot- tas*, Diabetes* mellitus Typ 2, polyzysti- Nutzen-Relation, verweigertes Patienten-
einheit*) schem Ovarialsyndrom* Einverständnis zu weiterer Diagnostik) die
– Erkennen und Verhüten von akuten Kompli- – protein- und elektrolytdefinierte Diät, z. B. Diagnose nicht weiter gesichert werden
kationen (Unterzuckerung, Überzuckerung) bei Niereninsuffizienz* (proteinarm) oder kann, z. B. bei der Arbeitsdiagsnose allgemei-
– Erkennen und Verhüten von Spätkomplikati- Protein*-Energie-Mangelsyndrom (protein- ne Entwicklungsverzögerung bei Kleinkind:
onen (diabetischer Fuß, Erkrankungen von reich) Behandlung durch Frühförderung.
Gefäßen, Nieren und Netzhaut, Nervenschä- – Sonderdiäten: 1. gastroenterologische Diät – Scheindiagnose: Eine Erkrankung ist nicht
digungen). (z. B. bei Malassimilation* oder postoperati- nachweisbar, in Abwägung aller Umstände
407 Dialysator
ordnet der Behandler aber unklare oder nicht der Klassifikation psychischer Störungen (DSM- sche Einsichtsprozess beim Patienten sowie des-
pathologische Symptome bewusst einem IV, ICD-10) nach festgelegten obligaten und fa- sen Autonomie und Selbstwirksamkeit geför-
Krankheitsbild zu, um den Patienten vor wei- kultativen Symptom-, Zeit- und Verlaufskriteri- dert werden. Dabei wird ihm die Veränderbar-
teren Risiken zu bewahren, z. B. Patient mit en sowie Algorithmen mit hoher Reliabilität di- keit des Denkens aufgezeigt („ich habe die
beginnender Demenz ist überzeugt davon, agnostischer Entscheidungen, besonders in Ver- Wahl, so oder anders zu denken“).
einen Darmtumor zu haben: In Zusammen- bindung mit strukturierten oder standardisier- Indikation: Der sokratische Dialog ist geeignet
arbeit mit dem Psychiater übermittelt der ten diagnostischen Interviews*. für alle Patientengruppen zur Formulierung
Hausarzt als Ergebnis einer ergebnislosen Diagnoø stik, psychologische: engl. psychodi- der Bedeutung von Ereignissen für den Patien-
Koloskopie die Scheindiagnose schmerzhaf- agnostics; syn. Psychodiagnostik. Prozess, mit ten und zum Hinterfragen und Verändern dys- D
ter, aber harmloser Darmpolypen. dem unter Einsatz verschiedener Verfahren sys- funktionaler Denk- und Verhaltensmuster. Da-
– Fehldiagnose: Falsch gedeutete oder unter- tematische Informationen über psychische (psy- bei bewertet der Patient selbst die Alternativen.
bliebene Untersuchungen führen zu einer chologische) Merkmale einer Person ermittelt Es handelt sich um ein nichtautoritäres Verfah-
falschen Diagnose und möglicherweise auch werden. Eingesetzt werden v. a. psychologische ren mit partnerschaftlicher Grundhaltung und
zu einer fehlerhaften Therapie, z. B. unter- Tests, Erhebung der Anamnese*, diagnostisches führt häufig zur Vereinbarung von Verhaltens-
bliebene Malaria-Diagnostik bei Fieberschü- Interview*, Exploration* und Verhaltensbeob- experimenten (A. T. Beck: „collaborative empi-
ben und länger zurückliegender Fernreise. achtung. ricism“, kollaborativer Empirismus). Die Tech-
– Ausschlussdiagnose: Sie ergibt sich, nachdem Formen: nik ist wichtig zur Vorbeugung von Widerstand
man die anderen infrage kommenden Er- – Dimensionale Diagnostik: Prozess mit dem und zur Stärkung der Eigenverantwortung des
krankungen nicht festgestellt hat, z. B. soma- Ziel der Beschreibung einer Person anhand Patienten. Bei inkompetenter Anwendung be-
toforme Erkrankung nach Ausschluss kör- der Ausprägung eines kontinuierlichen steht die Gefahr zu vieler aneinandergereihter
perlicher Ursachen. Merkmals, z. B. Neurotizismus Fragen vom Therapeuten an den Patienten, ver-
– Diagnosis ex* juvantibus: Man stellt die – kategoriale Diagnostik: Prozess mit dem bunden mit mangelndem Rapport mit dem Pa-
Diagnose nicht anhand von Untersuchungs- Ziel der Zuordnung einer Person zu einer de- tienten.
befunden, sondern schließt auf sie, nachdem finierten (Störungs-)Kategorie (z. B. Major* Anwendung:
eine ihr zuzuordnende Therapie geholfen Depression nach DSM-IV) nach Prüfung von – In der Verhaltenstherapie als geleitetes Ent-
hat. Kriterien, welche die entsprechende Katego- decken
Klassifizierung: Diagnosen werden verschlüs- rie kennzeichnen – in der kognitiven Therapie* nach A. T. und J.
selt, um für medizinstatistische Zwecke Ver- – klassifikatorische Diagnostik: Prozess mit Beck oder A. Ellis
gleichbarkeit zu schaffen. Die bekannteste Klas- dem Ziel der Einordnung oder Beschreibung – in der Tiefenpsychologie nach A. Adler.
sifikation ist der von der WHO herausgegebene einer Person im Rahmen eines Klassifikati- Dialysance f: Messgröße für die Leistungsfä-
ICD-10-Code (International Classification of onssystems, z. B. Diagnose einer mittelgradi- higkeit eines Dialysators in der Nierenersatz-
Diseases, 10. Revision). Das DRG-System (diag- gen depressiven Episode nach ICD*-10; kann therapie. Dialysance bezeichnet dasjenige Blut-
nosis-related groups) ist ein diagnosebasiertes kategorial, dimensional, mehrdimensional volumen, das bei Durchfluss durch den Dialysa-
Abrechnungssystem für die stationäre Kranken- und multiaxial erfolgen tor pro Zeiteinheit von der untersuchten Subs-
hausversorgung. Dabei sind die Behandlungs- – mehrdimensionale Diagnostik: Prozess mit tanz gereinigt wird.
fälle zu Gruppen zusammengefasst und ge- dem Ziel der Beschreibung einer Person an- Beschreibung:
wichtet. Die Verweildauer des Patienten im Ein- hand der Ausprägung mehrerer kontinuierli-
zelfall spielt bei der Berechnung nur bei Son- cher Merkmale
derleistungen oder -diagnosen eine Rolle. – multiaxiale Diagnostik: Prozess mit dem
Diagnostik f: engl. diagnostic investigation. Me- Ziel der Beurteilung einer Person nach ver- – QB = Blutdurchfluss in ml/min
dizinisches Verfahren, an dessen Endpunkt die schiedenen Informationsbereichen (Achsen), – A = Konzentration im arteriellen Blut
Diagnose* steht. Die Diagnostik umfasst die Er- z. B. bei der Diagnostik nach DSM-IV. – V = Konzentration im venösen Blut
hebung der Anamnese*, die körperliche Unter- Diagnoø stische Punktion f: Punktion* von pa- – W = Konzentration im Dialysat.
suchung*, Labor- und mikrobiologische Diag- thologischen Körperhohlräumen, Hohlorga- Größenordnung der Dialysance für verschiede-
nostik, apparative Verfahren sowie differenzial- nen, parenchymatösen Organen oder Tumoren ne endogene Substanzen: Harnstoff > Kreatinin
diagnostische Überlegungen. zur Entnahme von Flüssigkeiten, Zellen oder > Phosphat > Vitamin B12 > Beta-2-Mikroglobu-
Diagnoø stik, bildgebende → Verfahren, bild- Gewebe zu diagnostischen Zwecken (evtl. unter lin. Die Dialysance hängt ab vom Diffusionsko-
gebende Ultraschall-, Röntgen- oder endoskopischer effizienten der Membran, der wiederum eine
Diagnoø stik, neuropsychologische f: engl. Kontrolle). Funktion von Molekülradius und -ladung ist.
neuropsychological diagnostics. Untersuchung Dialog, innerer m: engl. internal dialogue. Inne- Dialysat n: engl. permeate; syn. Permeat. Spül-
von kognitiven Funktionen (z. B. Aufmerksam- res Selbstgespräch, das bei vielen Menschen un- lösung für die Hämodialyse* und die Peritoneal-
keit, Lernen und Gedächtnis, Wahrnehmung), bewusst abläuft. In verschiedenen psychothera- dialyse*. Es handelt sich um eine sterile, stan-
emotionaler Befindlichkeit (z. B. depressive Ver- peutischen Techniken (kognitive Therapie*, dardisierte, gepufferte Dialysierlösung, in der
stimmung, Angst) sowie Verhalten unter beson- neurolinguistisches Programmieren) wird der sich beim Dialysevorgang die auszuscheiden-
derer Bezugnahme auf die Art und (wo möglich) innere Dialog durch Bewusstmachung genutzt den, im Blut gelösten Substanzen anreichern.
die Lokalisation einer vermuteten zugrunde lie- als Steuerungsfunktion menschlichen Handelns Dialysata [Pharmazie] f pl: Durch Dialyse ge-
genden Gehirnerkrankung (z. B. Schlaganfall, (Selbstinstruktion, Selbst-Coaching). wonnene flüssige Extrakte (Fluidextrakte, Ext-
Depression). Dialog, sokratischer m: engl. Socratic method. racta) aus frischen Pflanzen.
Diagnoø stik, operationalisierte f: engl. opera- Technik der Gesprächsführung, bei der mit of- Dialysator m: engl. dialyzer. Zentraler Teil des
tionalized diagnostics. Diagnostik im Rahmen fenen, nicht wertenden Fragen der therapeuti- Dialysegeräts, durch den das Blut und das Per-
Dialyse 408
meat fließen. In 2 durch eine dünne (ca. 10– – Ultrafiltration*: Aufbau eines hydrostati- 2. bei Peritonealdialyse*: 1,2–1,5 g/kg Kör-
15 μm) semipermeable Membran* getrennten schen Druckgefälles über die semipermeable pergewicht.
Kompartimenten des Dialysators findet der Membran zum Entzug überschüssiger Flüs- Dialyseosteopathie f: engl. dialysis-related os-
Stoff- und Flüssigkeitsaustausch (Dialyse* und sigkeit. teopathy. Unter Dauerdialyse auftretende Kno-
Ultrafiltration*) statt. Aufbau: Das Blutkom- Dialysearthropathie f: engl. dialysis-related ar- chenveränderungen im Sinne einer renalen Os-
partiment besteht meist aus 10 000–15 000 Ein- thropathy; syn. Dialyse-assoziierte Amyloidose. teopathie*. Unterschieden werden 3 Typen un-
zelkapillaren (∅ 180, 200 μm), die vom Permeat Unter Langzeit-Hämodialyse auftretendes arth- terschiedlicher Ätiologie mit Funktionsstörung
umspült werden (Kapillar- oder Hohlfaserdialy- ritisähnliches Krankheitsbild mit Gelenk- der Nebenschilddrüsen und/oder des Vitamin-
D sator). Eigenschaften: Insbesondere die Ultra- schmerzen. Ursache ist ein dialysebedingter D-Metabolismus. Die Therapie richtet sich nach
filtrationsleistung und Permeabilität für sog. Proteinabbau mit Bildung von Amyloid-Präzi- der bestehenden Form. Pathogenese:
Mittelmoleküle mit einer relativen Molekül- pitaten in Gelenkkapseln und subchondralem – Insbesondere Folge des Nierenparenchym-
masse von 500–5000 sind abhängig von Gewebe. Es kommt zu rezidivierenden arthriti- verlusts bei terminaler Niereninsuffizienz*
– Aufbau schen Schüben und bei einem Teil der Patienten und dadurch gestörter Aktivierung von Calci-
– Membranmaterial: 1. modifizierte Zellulose zu fortschreitender Gelenkdestruktion, beson- ferolen in der Niere
2. Zelluloseacetat 3. Cuprophan 4. Hemo- ders an den großen stammnahen Gelenken. – unter Umständen auch Verstärkung durch
phan 5. Polyacrylnitril 6. Polysulfon 7. Poly- Pathogenese: Proteolyse von Beta*-2-Mikroglo- die bei der Dialyse notwendige Heparinisie-
methylmethacrylat 8. Polyamid 9. Polycarbo- bulin, dessen Bruchstücke in Form der Betafalt- rung und die Akkumulation von Aluminium
nat 10. Ethylenvinylalkohol blattstruktur in bradytrophem Gewebe Amylo- im Knochengewebe (Aluminiumosteopa-
– Membranoberfläche (0,7–2,3 m²) id* (Typ B) präzipitieren. Dabei kommt es zur thie*).
– Strömungs- und Druckverhältnissen im Dia- Stimulation der Zytokine TNF-α und IL-1 in Formen: (nach Delling)
lysator. den Makrophagen. Sonderform: Destruieren- – Typ I: Fibroosteoklasie* infolge sekundären
Durchfluss von Blut und Permeat erfolgen de Dialyse-Spondylopathie, hierbei sind mögli- Hyperparathyroidismus
meist im Gegenstromprinzip. che Kristallablagerungen (Hydroxylapatit) pa- – Typ II: Osteoidose* aufgrund einer Störung
Formen: Abhängig vom Filtrationskoeffizient thologisch wichtig. des Vitamin-D-Metabolismus
(Kf): Dialysebehandlung f: Behandlungsmethode – Typ III: gemischter Typ mit Fibroosteoklasie
– High-flux-Dialysator (Kf > 10 ml/h × mmHg, zur Elimination von harnpflichtigen Substan- und Osteoidose.
> 75 ml/h × kPa): bessere Elimination des zen, anderen Stoffwechsel(end)produkten und Diagnostik:
amyloidogenen Beta*-2-Mikroglobulins Wasser aus dem Organismus sowie zur Equilib- – Laborchemisch: Anstieg von osteoblastenspe-
– Low-flux-Dialysator (Kf < 10 ml/h × mmHg, rierung des Säure*-Basen-Haushalts mittels zifischer Phosphatase (Ostase) und Parathor-
< 75 ml/h × kPa): geringere Verluste bei den Blutreinigungsverfahren* wie Hämodialyse* mon* (sekundärer Hyperparathyroidismus)
niedermolekularen Proteinen (Mr < 80 000). und Peritonealdialyse*. Die Dialysebehandlung und/oder Verminderung der D-Provitamine
Ferner unterscheidet man einen Kapillar- oder kann trotz Flüssigkeits- und Elektrolytbilanzie- – ggf. Knochenbiopsie mit histologischer Un-
Hohlfaserdialysator und einen Plattendialysa- rung nur annähernd eine physiologische Ho- tersuchung zur genauen Typisierung.
tor. Dialysatoren sind zum Einmalgebrauch möostase* erreichen und die Niere nicht voll- Therapie:
vorgesehen. ständig ersetzen. – Typ I: Suppression der Nebenschilddrüsen
DialyXse f: engl. dialysis. Oberbegriff für ver- DialyXsediät: engl. dialysis diet; syn. Dialyse- durch Kalzium und Cholecalciferol
schiedene Blutreinigungsverfahren zur Abtren- kost. Eiweiß- und kalorienreiche Ernährung bei – Typ II: Substitution von aktiven Vitamin-D-
nung gelöster Teilchen mithilfe einer semiper- dialysepflichtigen Patienten mit chronischer Metaboliten (Alphacalcidol) und/oder Chole-
meablen Membran* und Regulation des Flüs- Niereninsuffizienz. Die Flüssigkeitszufuhr calciferol
sigkeitshaushaltes. Ihr wichtigstes Einsatzge- wird streng bilanziert und die Phosphataufnah- – Typ III: Substitution von Cholecalciferol und
biet sind die Blutreinigungsverfahren bei aku- me reduziert durch Einnahme von Phosphat- Suppression mit Calcitriol und Kalziumsal-
ter oder chronischer Niereninsuffizienz. bindern und Vermeidung stark phosphathalti- zen
Einteilung: ger Lebensmittel. Bei guter Selbstpflege können – Typ I und III mit Hyperkalzämie: Parathyro-
– Hämodialyse* die Patienten zusätzliche Komplikationen posi- idektomie.
– Hämofiltration* tiv beeinflussen. Dialyseshunt m: engl. hemodialysis shunt. Ope-
– Hämodiafiltration* Vorgehen: rativ als subkutane arteriovenöse Fistel* ange-
– Sonderform: Peritonealdialyse. – Anpassung der Menge an Phosphatbindern legte Verbindung. Dabei wird eine gut zugäng-
Prinzipien: Den verschiedenen Dialyseverfahren an den Phosphatgehalt der jeweiligen Mahl- liche Extremitätenarterie mit einer benachbar-
liegen folgende physikalische Prinzipien zu- zeit (hoher Phosphatgehalt bei proteinhalti- ten Vene kurzgeschlossen. Ziel ist, eine ausrei-
grunde: gen Lebensmitteln) chende Blutentnahme für den extrakorporalen
– Diffusion*/Osmose*: 1. die treibende Kraft – Beschränkung der Kaliumaufnahme je nach Blutkreislauf zu ermöglichen, der bei einer Hä-
des Stofftransports ist ein Konzentrationsge- Restausscheidung auf 2000–3000 mg/d modialyse* erforderlich ist.
fälle zwischen den durch die semipermeable – maximale Trinkmenge 500–800 ml/d (ein- Formen:
Membran* getrennten Flüssigkeitskomparti- schließlich der Flüssigkeit in der Nahrung) – Native Shuntanlage (siehe Abb.): gefäßchirur-
menten (Patientenblut und Dialysat) 2. für plus Harnausscheidungsmenge des Vortages gische Anastomosierung der A. radialis mit
den Erhalt eines möglichst großen osmoti- (Kurzformel: 500–800 ml/d + Harn bzw. 3– der V. cephalica am distalen Unterarm (Bre-
schen Gradienten werden die beiden Flüssig- 5 % des Körpergewichts) scia-Cimino-Fistel); ein analoges operatives
keitskompartimente in entgegengesetzter – Eiweißmenge je nach Dialyseverfahren: 1. bei Vorgehen ist in der Ellenbeuge (Vena-cephali-
Richtung durch den Dialysator* geleitet (Ge- Hämodialyse*: 1,0–1,2 g/kg Körpergewicht ca-, Vena-basilica-Fistel) und am Oberschen-
genstromprinzip) kel möglich (Saphenaschlinge)
409 Diarrhö
mie; Abk. DBA. Seltene, angeborene Form der trichterförmigen M. levator ani, der Fascia su-
pure* red cell aplasia (Störung der Erythrozyto- perior diaphragmatis pelvis und der Fascia infe-
poese*) infolge einer Mutation im Gen für das rior diaphragmatis pelvis besteht. Sie bildet ge-
ribosomale Protein S19 (RPS19) mit autosomal- meinsam mit dem Diaphragma* urogenitale
rezessivem (Genlocus 19q13.2) bzw. autosomal- und der Schließ- und Schwellkörpermuskulatur
dominantem (Genlocus 8p23.3–p22) Erbgang. von Urogenital- und Darmtrakt den Beckenbo-
Bei der Mehrzahl der Patienten wird die Diag- den*.
nose bereits im Säuglingsalter gestellt. Diaphraø gma urogenitale n: engl. urogenital di-
Diamond-Shwachman-Syndrom → Shwach- aphragm. Vorderder Beckenbodenteil, der zu- D
man-Diamond-Syndrom sammen mit dem Diaphragma* pelvis den
Diapedese f: engl. diapedesis. Austritt von Blut- Rumpf nach unten hin abschließt. Es setzt sich
zellen aus kleinen Blutgefäßen. Die Migration zusammen aus M. transversus perinei profun-
von Leukozyten (Leukodiapedese), insbesondere dus, M. transversus perinei superficialis und
neutrophilen Granulozyten, durch die unver- Centrum perinei und wird von der Fascia dia-
letzte Kapillarwand bei Entzündung wird che- phragmatis urogenitalis superior und Fascia
motaktisch vermittelt durch Zelladhäsionsmo- diaphragmatis urogenitalis inferior bedeckt.
leküle* auf der Oberfläche der Leukozyten und DiaphyXse f: engl. diaphysis. Von Metaphyse
Dialyseshunt: native Shuntanlage
Endothelzellen. Bei starker Blutstauung (Hae- und Epiphyse abzugrenzendes Mittelstück der
(Operationssitus). [113]
morrhagia per diapedesem) kommt es zur Dia- Röhrenknochen, das auch als Schaft bezeichnet
pedese von Erythrozyten. wird.
Diaphanoskopie f: engl. diaphanoscopy. diaplazentar: engl. transplacental; syn. trans-
– Shuntanlage unter Verwendung von Kunst- Durchleuchtung eines Körperteils mit einer plazentar. Durch die Plazenta* hindurch, also
stoff-Gefäßprothesen mit Polytetrafluorethy- Lichtquelle zur Beurteilung der Transparenz. die Plazentaschranke überwindend. Der Begriff
len zur Gefäßüberbrückung bei schlecht aus- Das Verfahren wird in der Ophthalmologie* ein- wird verwendet, wenn es zum Übertritt von
gebildeten oder thrombosierten Gefäßen. gesetzt als diasklerale Augendurchleuchtung, Substanzen aus dem mütterlichen in den kind-
Komplikationen: z. B. zur Diagnostik eines Aderhautmelanoms, lichen Kreislauf oder umgekehrt kommt.
– Blutung und in der Pädiatrie als Durchleuchtung des Diarrhö f: engl. diarrhea. Bezeichnung für
– thrombotischer Shuntverschluss Schädels, meist zur Hydrozephalus*-Diagnos- Stuhlgang mit mehr als 3 ungeformten Stühlen
– Shuntinfektion* tik. pro Tag oder eine Stuhlmasse > 200 g/d (bzw.
– Steal-Phänomen: 1. kalte Hände 2. Hautver- Formen: > 10 ml/kg KG/d) oder einen Wassergehalt des
änderungen 3. Gefühlsstörungen 4. Infekti- – Ophthalmologisch als Diaphanoskopie der Stuhls ≥ 75 %. Die Therapie richtet sich nach der
on 5. Fingernekrosen Sklera: 1. diasklerale Augendurchleuchtung Ursache.
– Aneurysmabildung. durch Aufsetzen einer Lichtquelle auf die Klinischer Verlauf:
Ein Steal-Phänomen kann behandelt werden Sklera 2. Pupille leuchtet rot auf 3. Verschat- – Akute Diarrhö: z. B. Reisediarrhö*, Lebens-
mittels DRIL (distal revascularization interval tung bzw. Verdunklung z. B. bei Blutung mittelvergiftung*: 1. meist wenige Tage an-
ligation) oder PAI (proximalization of the arteri- oder malignem* Melanom der Aderhaut dauernd 2. häufig selbstlimitierend 3. Thera-
al inflow). – pädiatrisch als Diaphanoskopie des Schädels pie in der Regel symptomatisch
Diameter → Beckenmaße beim Säugling: 1. Durchleuchtung der Schä- – chronische Diarrhö (auch chronisch-rezidi-
Diameter → Kopfmaße deldecke als orientierende Untersuchung zur vierend), z. B. Zöliakie*: 1. Dauer > 14 Tage
Diameter frontooccipitalis m: syn. gerader Diagnostik von Hydrozephalus* oder Hyd- 2. erfordert in der Regel spezifische Diagnos-
Durchmesser. Schädeldurchmesser von Stirn bis ranenzephalie 2. rötliches Aufleuchten der tik und Therapie.
Hinterhaupt, eines der sonografisch zu erfas- Schädeldecke über Hohlräumen 3. Aufleuch- Pathophysiologie: Osmotische Diarrhö
senden Maße am fetalen Schädel. Er wird auch ten fehlt über Arealen mit Hirngewebe – Infolge osmotisch wirksamer Substanzen im
als fronto-okzipitaler Diameter oder Durchmes- – urologisch als Diaphanoskopie des Skro- Darmlumen
ser (FOD) bezeichnet. tums: 1. Transparenz (sog. positive Diapha- – im engeren Sinn durch Lactulose, Mannitol,
Diamine n pl: engl. diamines. Organische Ver- noskopie) bei Hydrozele* 2. keine Transpa- Sorbit, Süßstoffe u. a. luminal verbleibende,
bindungen mit 2 Aminogruppen, die durch De- renz (negative Diaphanoskopie) bei Hodentu- primär nicht resorbierbare Substanzen
carboxylierung von Diaminosäuren als biogene moren* 3. weitgehend durch Ultraschalldiag- – im weiteren Sinn infolge Maldigestion* bzw.
Amine* (z. B. Histamin) oder bei Eiweißfäulnis nostik ersetzt Malabsorption* (malabsorptive Diarrhö)
(z. B. Cadaverin [Pentamethylendiamin], Putre- – in der HNO als Diaphanoskopie der Kiefer- durch (funktionell) reduzierte intestinale epi-
scin [Tetramethylendiamin], Hexamethylendia- höhle: 1. nicht mehr angewendete Durch- theliale Resorptionsfläche (z. B. Zöliakie,
min) entstehen. leuchtung des Sinus* maxillaris vom Mund Kurzdarmsyndrom) oder durch primär mu-
Diaminosäuren f pl: engl. diaminoacids. Basi- aus 2. Schleimhautschwellungen, Sinusitis* kosalen Mangel bzw. Defekt eines resorpti-
sche Aminosäuren* mit einer zweiten Amino- oder unterschiedliche Pneumatisation* erge- ven Transporters (z. B. Kohlenhydratmalab-
gruppe (NH2), z. B. Lysin* und Ornithin*. ben seitendifferenten Befund. sorption*, familiäre Chloriddiarrhö)
Diaminurie f: engl. diaminuria. Ausscheidung Diaphorese → Schweißsekretion – im Kleinkindalter z. B. als sog. Toddler’s di-
von Diaminen (z. B. Cadaverin und Putrescin) Diaphraø gma → Scheidendiaphragma arrhea oder unspezifische Diarrhö des Klein-
im Urin. Diaphraø gma → Zwerchfell kindes durch verringerte Transportkapazität
Diamond-Blackfan-Anämie f: engl. Blackfan- Diaphraø gma peø lvis n: engl. pelvic diaphragm. für Fruktose
Diamond anemia; syn. Blackfan-Diamond-Anä- Breite Muskelplatte, die hauptsächlich aus dem – nachlassend bei Nahrungskarenz.
Diarrhoea 410
Sekretorische Diarrhö Diarrhoea stercoralis → Diarrhö, paradoxe Diathese, atopische f: engl. atopic diathesis;
– Infolge gesteigerter Wasser- und Ionensekre- Diarrhö, chologene → Gallensäurenverlust- syn. allergische Diathese. Genetisch bedingte
tion syndrom, enterales Veranlagung zu atopischen Erkrankungen, zu
– parazelluläre Wasser- und Ionenverluste bei Diarrhö, paradoø xe f: engl. paradoxic diarrhea; denen allergische Rhinokonjunktivitis, allergi-
Leckflux-Diarrhö durch interepitheliale Bar- syn. Verstopfungsdurchfall. Bezeichnung für sches Asthma bronchiale, atopisches Ekzem
rierestörung des Darms (HIV-Enteropathie, die Entleerung eines Gemischs aus festem Kot und Nahrungsmittelallergie gehören. Eine ato-
Colitis ulcerosa u. a. entzündliche Diarrhöen) und dünnflüssigen Massen. Ursache sind Steno- pische Diathese liegt vor, ohne dass sich diese
bzw. Exsudat-Durchtritt durch Zelldefekt sen des Kolons etwa durch einen Tumor mit Be- Erkrankungen bereits klinisch manifest haben.
D (z. B. Ulkus, bakterielle invasive Enteritis) hinderung der Stuhlpassage, die den „stehen- Diathese, hämorrhagische f: engl. hemor-
– Vorkommen der sekretorischen Diarrhö den“ Stuhl teils verflüssigen. rhagic diathesis. Vermehrte Blutungsneigung,
durch gesteigerte Chlorid-Ionensekretion Diaø schisis f: Der Begriff bezeichnet zum einen die sich klinisch beispielsweise durch eine ge-
u. a. bei infektiöser Gastroenteritis* durch eine Funktionsminderung funktionell zusam- störte Blutstillung nach Punktionen* und Ver-
Enterotoxin* mit v. a. spritzend-wässriger menhängender Hirnregionen nach Schädigung letzungen äußert. Ätiologie:
Diarrhö (z. B. Salmonellose*, Cholera*, Infek- eines Anteils, z. B. eine Beeinträchtigung der – Angeboren bzw. primär
tion mit Rotavirus*, Brechdurchfall des Säug- linken Kleinhirnhemisphäre bei Schädigung – erworben bzw. sekundär (auch iatrogen*,
lings), auch bei neuroendokrinem Tumor der rechten Zentralregion; zum anderen wird z. B. durch Antikoagulanzien* oder Throm-
(z. B. Verner-Morrison-Syndrom) Diaschisis synonym für den Begriff spinaler bozytenaggregations*-Hemmer).
– Persistenz bei Nahrungskarenz (Ausnahme: Schock* verwendet. Pathogenese:
sekretorische Diarrhö bei Nahrungsmittelal- Diastase → Diastole – Thrombozytär: 1. Thrombozytopenie*
lergie* oder enteralem Gallensäurenverlust- Diaster m: engl. amphiaster. Sternförmige Kon- 2. Thrombozytopathie*
syndrom*). figuration der Chromosomenpaare in der Ana- – plasmatisch: 1. Hypokoagulabilität* infolge
Entzündliche Diarrhö phase der Meiose* und Mitose*. Koagulopathie* (Minuskoagulopathie) 2. Hy-
– Häufig Mischform von osmotischer und se- Diastereomerie → Isomerie perfibrinolyse*
kretorischer Diarrhö Diastereomerie f: engl. diastereomerism. Un- – vaskulär: durch lokale oder generalisierte Ge-
– mukosale Läsion mit Exsudation von Protei- terform der Stereoisomerie. Sie bezeichnet das fäßläsion (Vasopathie*) bedingte Blutungs-
nen und Blut, z. B. bei infektiöser invasiver Phänomen, dass sich 2 Moleküle in der Ver- neigung mit gesteigerter Gefäßfragilität und
Enteritis mit v. a. blutig-schleimiger Diarrhö knüpfung gleichen, sich aber nicht wie Bild und Gefäßpermeabilität, z. B. bei Purpura*
und Tenesmen (Shigellose*, Amöbiasis, Ente- Spiegelbild zueinander verhalten. Die beiden Schoenlein-Henoch oder Osler-Rendu-We-
rokolitis durch Infektion mit Campylobac- Moleküle nennt man Diastereomere. Sie kön- ber-Krankheit.
ter*, enterohämorrhagischer Escherichia* coli nen mehrere Chiralitätszentren haben und Klinik:
u. a.) zeigen chemische und physikalische Unter- – Menorrhagie, Hypermenorrhö, gestörte Blut-
– bei Antibiotika-assoziierter Kolitis* schiede. stillung nach Punktionen oder Verletzungen
– nichtinfektiös u. a. bei Enteritis regionalis Diastole f: Erschlaffung des Herzmuskels (im – z. T. spontan auftretende, nur schwer stillba-
Crohn und Colitis ulcerosa. engeren Sinn der Kammer) nach der Systole*. re Blutungen*
Diarrhö bei gestörter Motilität Die Vorhofdiastole findet gleichzeitig mit der – Hautblutungen* (bei thrombozytärer oder
– Verminderte Kontaktzeit durch Hypermotili- Kammersystole statt. Siehe Herzzyklus* (Abb. vaskulärer hämorrhagischer Diathese v. a.
tät dort). punktförmig bis kleinfleckig mit Schleim-
– Vorkommen u. a. bei: 1. Reizdarmsyndrom Einteilung: hautblutung, bei plasmatischer hämorrhagi-
2. Hyperthyreose 3. als Postvagotomiesyn- – Entspannungsphase: isovolumetrische Er- scher Diathese v. a. flächig).
drom 4. UAW (z. B. Parasympathomimetika). schlaffung der Herzkammern nach Schluss Diathese, thrombophile → Thrombophilie
Diagnostik: der Taschenklappen und damit verbundener Diatomeenprobe f: engl. diatom test. Untersu-
– Anamnese Druckabfall in den Herzkammern; Dauer ca. chung zum Nachweis von Kieselalgen in Orga-
– Klinik 50 ms nen des großen und kleinen Kreislaufs, mit
– mikrobiologische Stuhluntersuchung*, falls – Füllungsphase: Bluteinstrom in die Herz- Übereinstimmung zwischen Befund und loka-
nötig. kammern nach Öffnung der Segelklappen: len Planktonarten. Die Diatomeenprobe zur Di-
Therapie: 1. frühdiastolisch schnelle Füllung (entspre- agnostik des Todes durch Ertrinken* ist um-
– Symptomatisch (meist p. o.): Substitution chend E-Welle; Echokardiografie*) 2. dann stritten wegen möglicher enteraler und inhalat-
von Elektrolyten (Elektrolyttherapie*) und langsame Füllung (Diastase) und Vorhofkon- ver Aufnahme in vivo, postmortalem Eindrin-
Flüssigkeit (Volumenersatz*) traktion (spätdiastolische Füllung, entspricht gen in die Lunge und Artefakten bei der Aufbe-
– ggf. kausal (Therapie bei infektiös bedingter A-Welle) 3. Dauer abhängig von der Herzfre- reitung.
Diarrhö unter Einhaltung von Hygienemaß- quenz 4. entspricht im EKG etwa der Zeit Diatrigerie → Altern
nahmen) vom Ende der T-Welle bis zum Ende der P- Diazepam n: syn. Diazepam [Mittel gegen
– evtl. Probiotika Welle. Angst- u. Zwangsstör.]. Benzodiazepin mit sehr
– je nach Ätiologie unter Umständen Antidiar- Diastolikum → Herzgeräusch langer Halbwertzeit (20–50 h) zur vorüberge-
rhoika*. Diathese, angiospaø stische f: engl. angiospas- henden Behandlung von schweren Angstzu-
Diarrhoea → Diarrhö tic diathesis. Neigung zur Vasomotorenhyperak- ständen, Schlafstörungen, Muskelverspannun-
Diarrhoea chylosa f: engl. diarrhea chylosa. Di- tivität, u. a. bei vegetativer Labilität mit Blut- gen und epileptischen Anfällen. Diazepam
arrhö* mit Entleerung von Schleim und Eiter. druckschwankung, schnellem Erröten, Ohn- kann nach längerer Einnahme zur Abhängig-
Diarrhoea noctuø rna f: engl. nocturnal diarrhea. macht und Migräne. keit führen und beim plötzlichen Absetzen Ent-
Nächtliche Diarrhö* bei Darmtuberkulose*. zugssymptome hervorrufen.
411 Dienste und Einrichtungen, komplementäre
Indikationen: ben sind die Wasserrückresorption sowie die eingesetzt. Kontraindikationen sind beispiels-
– Zur Prämedikation vor operativen oder diag- Eindickung und der Weitertransport des Stuhls. weise Asthma bronchiale und Herzinsuffizi-
nostischen Eingriffen und zur postoperati- Siehe Abb. enz*. Gastrointestinale Beschwerden sind häu-
ven Behandlung Abschnitte: fig, in Kombination mit Glukokortikoiden tre-
– bei akuten Angst-, Erregungs-, Spannungs- – Blinddarm (Zäkum, Caecum) mit Wurmfort- ten gehäuft gastroduodenale Ulzera auf.
und Unruhezuständen satz (Appendix* vermiformis) DIDMOAD-Syndrom n: engl. diabetes insipidus,
– beim Status epilepticus – Grimmdarm (Kolon*, Colon): aufsteigender diabetes mellitus, optic atrophy, deafness (Abk. DID-
– bei Tetanus und anderen Formen eines aku- Dickdarm (Colon ascendens), Querkolon (Co- MOAD-Syndrom); syn. Wolfram-Syndrom. Auto-
ten Muskelspasmus. lon transversum), absteigender Dickdarm somal-rezessiv erbliche Erkrankung mit Mani- D
Dibucain-Zahl → Cholinesterasen (Colon descendens) und Sigmadarm (Colon festation im Schul- bis frühen Erwachsenenalter
Dichlor-Diphenyl-Trichlorethan n: engl. DDT; sigmoideum) und progredientem Verlauf. Die Erkrankung
syn. Chlorphenotan; Abk. DDT. Kontaktinsekti- – Mastdarm (Rektum*, Rectum): 1. Ende des beginnt meist mit Diabetes mellitus, dann ent-
zid, das zu den Kokanzerogenen* zählt. In Verdauungstrakts 2. besteht aus einer Am- wickelt sich eine Optikusatrophie, weitere
Deutschland darf DDT nicht verwendet werden pulla* recti zur Kotaufnahme und einem Symptome wie Taubheit folgen Jahre später;
wegen starker Persistenz in der Umwelt und ho- Analkanal* zur Defäkation* 3. der Analkanal* häufig sind neurologisch-psychiatrische Er-
her Bioakkumulation* in der Nahrungskette. ist über einen inneren, unwillkürlich gesteu- krankungen (wie gestörter Farbsinn, Polyneu-
Die maximale Arbeitsplatzkonzentration erten und einen willkürlich gesteuerten ropathie)* sowie ein Katarakt assoziiert.
(MAK) beträgt 1 mg/m3. Sphinktermuskel ständig geschlossen. Formen:
Dichotomie f: engl. dichotomy. Zweiteilung, Aufbau: Die Wand des Dickdarms ist wie im ge- – DIDMOAD-Syndrom 1: Genlocus 4p16.1
z. B. Verzweigung von Drüsengängen oder der samten Gastrointestinaltrakt* vierschichtig auf- – DIDMOAD-Syndrom 2: Genlocus 4q22–q24
Bronchien. gebaut (Tunica mucosa, Tunica submucosa, Tu- – mitochondriale Form des DIDMOAD-Syn-
Dichromasie → Farbenfehlsichtigkeit nica muscularis und Tunica adventitia/Tunica droms
Dichromatopsie → Farbenfehlsichtigkeit serosa). Besonderheiten des Dickdarms: – das klinische Erscheinungsbild der verschie-
Dickdarm → Verdauungstrakt – Keine Zotten, dafür tiefe Schleimhauteinsen- denen Formen unterscheidet sich nicht.
Dickdarm m: engl. large intestine; syn. Intesti- kungen (Krypten*) Didymitis → Orchitis
num crassum. Terminaler Abschnitt des Darms – viele Lymphfollikel in Tunica submucosa Diødymus m: engl. twin. Zwilling, Hoden.
zwischen Ileozäkalklappe (Bauhin*-Klappe) – ringförmige Einziehungen (Plicae* semiluna- Dieffenbach-Plaø stik f: engl. Dieffenbach’s op-
und Anus*. Der Dickdarm ist ca. 150 cm lang res coli) in Tunica muscularis mit dazwi- eration. Verschiebelappenplastik zur operativen
und besteht aus mehreren Abschnitten (Zä- schenliegenden Ausbuchtungen (Haustren; Deckung eines Dekubitus bzw. von Defekten an
kum*, Kolon* und Rektum*), die rahmenförmig siehe Haustra coli) und verdickte äußere Lippe, Nasenflügel und Ohrläppchen.
um den Dünndarm* liegen. Seine Hauptaufga- Längsmuskelschicht (Tänien mit Appendi- Diego-Blutgruppensystem n: engl. Diego
ces* epiploicae). blood group system. Blutgruppensystem (Symbol
Dickdarmentzündung → Kolitis Di) mit den autosomal-kodominant erblichen
Colon transversum
Dickdarmentzündung → Proktitis Allelen Dia und Dib. Je Erythrozyt werden ca.
Dickdarmflora f: syn. Kolon-Flora. Besiedlung 1000 entsprechende Antigenkopien exprimiert.
des Dickdarms mit Bakterien. Der Begriff Flora Es besteht eine physiologische Funktion bei der
ist hier strenggenommen inkorrekt, korrekter- Chloridverschiebung (Aufnahme von Chlorid-
weise spricht man vom intestinalen Mikrobiom, im Austausch mit Bicarbonat-Ionen) des Eryth-
siehe Darmflora*. rozyten.
Dickdarm-Iøleus m: syn. tiefer Ileus. Obstrukti- Vorkommen: Dia v. a. bei indigenen Einwoh-
ver mechanischer oder pseudoobstruktiver nern des amerikanischen Kontinents, Japanern
funktioneller Ileus* des Dickdarms. Beim me- und Chinesen.
chanischen Ileus kommt es zur intraluminalen, Klinische Bedeutung:
Colon
teils massiven Druckerhöhung mit teils monst- – Auftreten spezifischer Antikörper nach Blut-
descendens
rös aufgetriebenem Kolonrahmen, insbesonde- transfusion und während der Schwanger-
Colon
ascendens re des rechten Hemikolons mit konsekutiven schaft
Serosaeinrissen und Minderdurchblutung der – sehr selten Ursache von Transfusionszwi-
terminales
Ileum
Darmwand. Ein funktioneller Ileus wird verur- schenfällen bzw. Morbus* haemolyticus neo-
sacht durch Paralyse oder Ogilvie-Syndrom. natorum.
Dickdarmkarzinom → Karzinom, kolorekta- Dienogest n: syn. Dienogestum. Antiandroge-
Caecum les nes und antiöstrogenes Gestagen, das bei Endo-
(Blinddarm) Colon DickdarmpolyXp → Polyp, kolorektaler metriose*, bei Akne, zur hormonalen Kontra-
sigmoideum Dickdarmpolypose → Polyposis intestinalis zeption* (in Kombination mit Ethinylestradi-
Rektum (Sigma)
Dickdarmtumor → Karzinom, kolorektales ol*), und bei Poly- und Dysmenorrhö* einge-
Dickdarm: Abbildung des Dickdarmes mit seinen Dickdarmtumor → Polyp, kolorektaler setzt wird. Kontraindikationen sind akute und
verschiedenen Anteilen. Vom Blinddarm (Caecum) Diclofenac n: Analgetikum aus der Gruppe der stattgehabte Thrombosen*. Das Thromboserisi-
geht er in das Colon ascendes über, dann in das nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR). Es ko steigt durch die Einnahme von Dienogest.
Colon transversum, das in das Colon descendens wirkt als Cyclooxygenase-Hemmer auch anti- Dienste und Einrichtungen, komplementäre
übergeht. Darauf folgen Colon sigmoideum und phlogistisch und wird bei muskuloskelettalen m,f pl: engl. complementary services and facilities.
Rektum. Schmerzen oral, topisch oder intramuskulär Dienste und Einrichtungen zur Ergänzung und
Dientamoeba fragilis 412
Unterstützung der fachpflegerische Versorgung den Leukozyten unterscheidet man Granulozy- 2. chronische myeloische Leukämie 3. Post-
in den Bereichen Körperpflege, Ernährung und ten, Lymphozyten und Monozyten. Ein Diffe- splenektomie-Syndrom
Mobilität. Sie sollen mögliche Versorgungslü- renzialblutbild dient der Diagnose und Ver- – Monozyten: chronische Entzündungen und
cken zwischen stationärer und poststationärer laufskontrolle von Infektionen, Leukämien und Nekrosen.
Versorgung schließen. Gemeint sind auch Hil- Anämien. Erniedrigte Werte im Blut Erwachsener:
fen, die neben den pflegerischen und hauswirt- Klinische Bedeutung: – Segment- und stabkernige neutrophile Gra-
schaftlichen Versorgungsleistungen nach dem – Fallen im Differenzialblutbild viele stabker- nulozyten: 1. Verdacht auf virale Infektionen
Pflege*-Versicherungsgesetz erbracht werden. nige, junge Granulozyten auf, so wird dies 2. Folsäure oder Vitamin-B12-Mangel 3. Kno-
D Dientamoeba fragilis f: Taxonomisch den Fla- als Linksverschiebung* bezeichnet. Sie be- chenmarkschädigung, z. B. durch Medika-
gellaten zugehöriges, fakultativ pathogenes, 4– ruht auf einer raschen Freisetzung von Gra- mente 4. Autoimmunerkrankungen
12 μm großes und in dreiviertel der Stadien 2- nulozyten und ist ein Zeichen für Infektio- – Lymphozyten: 1. Immundefekte, z. B. HIV
kerniges amöbenartiges Darmprotozoon des nen sowie andere akute, auch (noch) nicht 2. Chemo- oder Strahlentherapie 3. systemi-
Menschen. Siehe Abb. klinisch apparente, Erkrankungen. scher Lupus erythematodes
– Fallen viele segmentkernige Granulozyten – eosinophile Granulozyten: 1. Kortisonein-
auf (Rechtsverschiebung*), weist das auf eine nahme 2. schwerste akute Infektionen
Granulozytenbildungsstörung hin. – Monozyten: Knochenmarkschädigung.
– Sind im peripheren Blut unreife Vorstufen Differenzialdiagnostik: engl. differential diag-
der Leukozyten (Blasten) nachweisbar, deutet nosis; syn. Differentialdiagnostik. Ausschluss
dies auf eine Leukämie hin. von Erkrankungen mit ähnlicher oder sogar
Referenzbereich: Die genannten Werte sind identischer Symptomatik vor Beginn einer Be-
stark methodenabhängig. Orientierend gilt bei handlungsmaßnahme. Diese Differenzialdiag-
Erwachsenen: nosen müssen vom Arzt neben seiner Verdachts-
– Gesamt-Leukozyten: 4800–10 000/μl diagnose als Auslöser der Patientenbeschwer-
– segmentkernige neutrophile Granulozyten: den in Betracht gezogen werden. Für ihren ra-
1800–7800/μl (50–70 % der Leukozyten) schen Ausschluss sind Anamnese und Kranken-
– stabkernige neutrophile Granulozyten: untersuchung von überragender Bedeutung.
Dientamoeba fragilis: Trophozoiten im Stuhlaus-
< 700/μl (3–5 % der Leukozyten) Differenzielle Psychologie: engl. differential
strich (Heidenhain-Färbung). [190]
– Lymphozyten: 1000–4800/μl (25–40 % der psychology; syn. differentielle Psychologie. Teil-
Leukozyten) gebiet der Psychologie*, das psychische Eigenar-
DIEP-Lappen: Abk. für Deep-Inferior-Epigast- – eosinophile Granulozyten: < 450/μl (1–5 % ten und Unterschiede hinsichtlich Typ, Alter,
ric-Perforator-Lappen → Mammaplastik der Leukozyten) Gruppe und Geschlecht untersucht.
Dies f: Tag; pro die: täglich (Angabe auf Rezep- – basophile Granulozyten: < 200/μl (0–1 % der Differenzierungsstörung, sexueø lle f: engl.
ten). Leukozyten) disorder of sexual differentiation (Abk. DSD). Stö-
Diesterasen → Phosphodiesterasen – Monozyten: < 800/μl (2–8 % der Leukozyten). rungen oder Varianten der Geschlechtsdifferen-
Dietary Reference Intakes pl: Abk. DRI. Vom Indikationen: zierung mit nicht eindeutig männlichem oder
Food and Nutrition Board des Institute of Medi- – Leukozytose oder Leukopenie weiblichem Genitale oder Unstimmigkeit zwi-
cine (USA) entwickelte Referenzwerte für die – Diagnose und Verlaufskontrolle von Immun- schen chromosomalem Geschlecht und Ge-
Nährstoffzufuhr mit dem Ziel des Erhalts und defekten und Infektionen schlechtsmerkmalen. Je nach Form und Ausprä-
der Förderung der Gesundheit. Eine Zufuhr in – Diagnose und Verlaufskontrolle von Erkran- gung Manifestierung bei Geburt oder im Rah-
Höhe der DRI soll nährstoffspezifischen Man- kungen des hämatopoetischen Systems (z. B. men der Pubertätsentwicklung. Die Diagnostik
gelkrankheiten sowie der Überversorgung mit Anämie oder Leukämie) umfasst Laborchemie, bildgebende Verfahren,
Energie, Fett und Alkohol vorbeugen. – Kontrolle bei Gabe von hämatotoxischen Me- Karyogramm und evtl. Gonadenbiopsie.
Dieterich-Krankheit f: engl. Dieterich’s disease. dikamenten oder bei Bestrahlung. Siehe Abb.
Aseptische Knochennekrose* der Metakarpalia Erhöhte Werte im Blut Erwachsener: Einteilung: Nach vorhandenem Gonadenge-
in der Wachstumszeit mit röntgenologisch – Segment- und stabkernige neutrophile Gra- webe
deutlicher Deformierung der Metakarpalköpf- nulozyten: 1. akute und chronische (v. a. bak- – Sexuelle Differenzierungsstörung mit Ova-
chen (II, III, IV) bei meist nur geringen klini- terielle) Infektionen 2. Nikotinabusus rien
schen Symptomen. 3. Stress 4. bestimmte Leukämieformen (z. B. – Sexuelle Differenzierungsstörung mit Testes
Diethylentriaminpentaacetat n: Abk. DTPA. chronische myeloische Leukämie) 5. Medika- – Ovotestikuläre Differenzierungsstörung (frü-
Chelatbildner* zur Bindung von Metallkatio- mente, z. B. Kortison her: echter Hermaphroditismus) mit gleich-
nen, z. B. in der Nuklearmedizin 111In-DTPA – Lymphozyten: 1. Virusinfektionen 2. Pertus- zeitigem Vorkommen von Ovar- und Testis-
oder 99mTc-DTPA (siehe Leberszintigrafie*, sisinfektion 3. bestimmte Leukämie- und gewebe (Ovar und Testes oder Ovotestis*); Ka-
Lungenventilationsszintigrafie*, Nierendiag- Lymphomformen (z. B. akute lymphatische ryotyp 46,XX, 46,XY oder Mosaik, Phänotyp
nostik* und Radioisotopennephrografie*). Leukämie) 4. Autoimmunerkrankungen variabel (männlich, weiblich oder intersexu-
Dieulafoy-Uø lkus → Exulceratio simplex – eosinophile Granulozyten: 1. Allergien 2. Pa- ell)
Differenzialblutbild n: engl. differential blood rasitosen 3. chronische (Pilz-)Infektionen – Sexuelle Differenzierungsstörungohne nach-
count; syn. Differentialblutbild. Verfahren zur 4. maligne Erkrankungen, z. B. Mastzelltu- weisbare Gonaden (siehe Agonadismus*).
Differenzierung und Quantifizierung der Leu- moren Ursachen: Siehe Tab.
kozyten im Blut sowie zur Beurteilung der Mor- – basophile Granulozyten: 1. allergische Ent- – Gonosomale numerische Chromosomenaber-
phologie korpuskulärer Blutbestandteile. Bei zündungen (z. B. Nahrungsmittelintoleranz) ration* oder Mosaik, z. B. Klinefelter*-Syn-
413 Diffusion
sionsgesetz), bei Ionen auch von der Ladungs- – später Sehstörungen (Gelbsehen)
verteilung. – Mydriasis
Diffusion, erleichterte → Transport – Halluzinationen
Diffusionshypoxie f: engl. diffusion hypoxia. – Delir
Sauerstoffmangel durch Anstieg der alveolären – Herzrhythmusstörungen.
Konzentration von Lachgas infolge der Lachgas- Therapie:
Rückdiffusion aus dem Blut bei Ausleitung ei- – Schaf-Antikörper-Fab-Fragment (Digitalis*-
ner Narkose*. Zur Prävention beatmet man mit Antitoxin)
D FiO2 = 1 zur Narkoseausleitung und für mehre- Digitale Subtraktionsangiografie – Colestyramin
re Minuten nach Beendigung der Lachgas-Zu- – Kalium (kontraindiziert bei AV-Block)
fuhr. eine mit Kontrastmittel und eine ohne. Die Auf- – Atropin*.
Diffusionskapazität, pulmonale f: engl. pul- nahme ohne Kontrastmittel wird von der Auf- Digitalis lanatae foø lium n: engl. leaves of Digi-
monary diffusion capacity. Maß für die Gasaus- nahme mit Kontrastmittel abgezogen. So wer- talis lanata. Blätter von Digitalis lanata.
tauschfähigkeit der Lunge für spezielle Atemga- den alle Strukturen bis auf die kontrastmittel- Digitaloide n pl: engl. digitaloids. Bezeichnung
se. Die Diffusionskapazität ergibt sich aus der haltigen Gefäße entfernt (digitale Subtraktions- für nicht in Fingerhut*, sondern in anderen
Diffusionsleitfähigkeit der Alveolarmembran methode*, siehe Abb.). Mit dieser Methode kön- Pflanzen (z. B. Adonis* vernalis, Maiglöckchen*,
für dieses Gas multipliziert mit dem Quotien- nen auch geringgradige Veränderungen der Ge- Oleander, Meerzwiebel) vorkommende Herz-
ten aus Gasaustauschfläche geteilt durch Dicke fäße erkannt werden. Nach Art der Applikation glykoside* mit digitalisähnlicher Wirkung.
der Alveolarmembran. Sie entspricht dem Quo- lassen sich 2 Formen der DSA unterscheiden: Diøgiti hippocratici → Trommelschlägelfinger
tienten aus Diffusionsstrom pro alveolokapillä- – Intraarterielle DSA. Sie findet häufig An- Digitoxigenin → Fingerhut
rer Partialdruckdifferenz (1. Fick-Diffusionsge- wendung. Das Kontrastmittel wird intraarte- Digitoxin n: Langwirkendes Herzglykosid* zur
setz). riell verabreicht, entweder über einen Kathe- oralen oder parenteralen Anwendung. Digito-
Diffusionsstörung, pulmonale f: engl. pulmo- ter, der in die Arterie eingebracht wurde, xin wird bei Herzinsuffizienz* und Vorhofflim-
nary diffusing disorder. Abnahme des Verhältnis- oder aber nach Direktpunktion einer zentra- mern* eingesetzt. Es bestehen zahlreiche Wech-
ses von pulmonaler Diffusionskapazität* (DL) len oder auch peripheren Arterie. Ziel ist die selwirkungen mit der Gefahr einer Intoxikati-
zur Lungenperfusion (QL). Das Verhältnis von Darstellung der Arterien (Arteriografie*) on, daher sind regelmäßige Kontrollen des Plas-
DL zu QL ist die entscheidende Größe zur Erfas- – intravenöse DSA. Die Kontrastmittelappli- maspiegels erforderlich. Die Halbwertszeit liegt
sung der Effektivität des Gasaustauschs in den kation über die Venen wird selten verwendet. deutlich über der des verwandten Digoxin, was
Lungen. Sie kann aber genutzt werden zur Darstel- die Dosierung erschwert.
Diffusionstheorie → Strahlenbiologie lung der: 1. Venen durch direkte intravenöse Diøgitus m: Finger (digitus manus) bzw. Zehe
DIG: Abk. für Gerinnung, disseminierte intra- Kontrastmittelapplikation in eine punktierte (digitus pedis).
vasale → Verbrauchskoagulopathie periphere Vene oder über einen eingebrach- Diøgitus maø lleus → Hammerzehe
Digestion → Verdauung ten Katheter 2. Arterien nach als Bolus verab- Diøgitus moø rtuus m: engl. dead finger. „Toter
digital: Den Finger betreffend, mit dem Fin- reichtem Kontrastmittel, das entweder zent- Finger“, Ischämie eines oder mehrerer Finger
ger erfolgend (z. B. digitale rektale Untersu- ralvenös oder in den rechten Herzvorhof ge- (außer Daumen) nach Kälteeinwirkung. Zu-
chung*); in mehrere Schritte aufgeteilt; durch geben wird. Nach Lungenpassage des Bolus grunde liegen Fingerarterienspasmen unbe-
Ziffern dargestellt bzw. darstellbar. können die Körper- und die proximalen Ext- kannter Genese vergleichbar mit dem Ray-
Digitale Raø diografie f: engl. digital radiogra- remitätenarterien dargestellt werden. Ob- naud*-Syndrom; vor allem junge Mädchen sind
phy; syn. digitale Radiographie. Erzeugen von wohl dieses Verfahren weniger invasiv als die betroffen.
Röntgenbildern durch Digitalisierung der intraarterielle DAS ist, wird es seltener ge- Diøgitus quiøntus varus m: Angeborene oder
Strahlungsverteilung hinter einem Objekt. Die nutzt, weil insbesondere bei Herzinsuffizi- erworbene Fehlstellung des Kleinzehenstrahls
digital gespeicherten Bilder können bezüglich enz bzw. Lungenperfusionsstörung eine ge- mit Divergenz der Phalangenachse nach medial
Kontrast, Helligkeit u. a. nachbearbeitet, an ei- ringe Kontrastierung besteht und somit die und Hervortreten des Metatarsaleköpfchens la-
nem geeigneten Monitor betrachtet und auf Aussagekraft eingeschränkt ist. teral (Metatarsus quintus valgus). Beim Digitus
Film oder Papier dokumentiert sowie in einem Digitalis → Herzglykoside quintus varus superductus, (sog. Flötenklap-
medizinischen Bildarchivierungs- und Kommu- Digitalis-Antitoxin n: engl. digitalis antitoxin. penzeh) liegt der Kleinzeh dem 4. Zeh auf. Es
nikationssystem (PACS) gespeichert werden. Fab-Fragment gegen Cardenolid von Schafen, liegt eine flexible oder kontrakte Deformität
Technik: Neben der Digitalisierung des Signals die gegen Digoxin immunisiert wurden. Es vor.
einer Bildverstärker-Fernsehkette und der CT dient als Antidot bei Digitalis-Intoxikation. Klinik:
werden zur Bilddetektion Verstärkerfolien* mit Digitalisintoxikation f: engl. digitalis intoxica- – Schmerzen durch Druck der Zehen gegen ei-
Speicherleuchtstoffen und digitale Festkörper- tion. Bezeichnung für Intoxikation durch Herz- nander oder den Schuh
detektoren eingesetzt. glykoside*, die vorkommt bei 10–15 % aller the- – bei Metatarsus quintus valgus Kleinzehen-
Digitale Subtraktionsangiografie: syn. digi- rapeutischen Herzglykosid-Anwendungen (we- ballen am Metatarsaleköpfchen.
tale Subtraktionsangiographie (Abk. DSA). Ver- gen geringer therapeutischer Breite). Es kann zu Therapie:
fahren, mit dem nur die Gefäße dargestellt wer- Herzrhythmusstörungen kommen, bis zum – Konservativ: Nachtschiene, Pflasterverband
den. Im Vergleich zur konventionellen Angio- Kammerflimmern. Behandelt wird medika- – operativ: Weichteilverfahren (z. B. Butler-
grafie entstehen kontrastreichere Bilder bei ge- mentös, z. B. mit Antikörpern. Operation), ggf. gleichzeitige Korrekturos-
ringerem Kontrastmittelverbrauch. Klinik: teotomie* des Metatarsale V.
Verfahren: Um die Gefäße darstellen zu kön- – Anfangs meist Appetitlosigkeit und Erbre- Diøgitus vaø lgus m: Verbiegung eines Fingers
nen, werden 2 Röntgenaufnahmen angefertigt, chen oder einer Zehe vom Körper weg infolge Klino-
415 Diphtherie
daktylie*, Wachstumsstörung oder fehlverheil- Dilute Russel Viper Venom Time: engl. dilut-
ter Fraktur. ed Russel Viper Venom Time; Abk. dRVVT. Funkti-
Diøgitus varus m: Verbiegung eines Fingers onelles Screening zum Nachweis von Lupusan-
oder einer Zehe zum Körper hin. tikoagulans* (spezifischer als Lupus-sensitive
Dignität f: engl. valency. Biologische Wertig- aPTT*).
keit, z. B. eines Tumors* im Sinne von benigne Dilution → Homöopathie
oder maligne. Dilutionsazidose → Azidose
Digoxigenin → Fingerhut DILV: Abk. für Double-inlet-left-Ventrikel →
Di-Guglielmo-Krankheit → Erythroleukämie Double-Inlet-Ventrikel D
Dihydralazin n: Antihypertensivum, das vaso- DIMDI: Abk. für → Deutsches Institut für Me-
dilatativ wirkt. Zur Verringerung der Neben- dizinische Dokumentation und Information
wirkungen wird es in Kombination mit anderen Dimenhydrinat n: Antiemetikum, das bei
Antihypertensiva eingesetzt. Kontraindikatio- Schwindel, Übelkeit und Kinetosen* (Reiseübel-
nen sind Herzklappenstenosen und Lupus* ery- keit) eingesetzt wird. Es wirkt über Blockade
thematodes, da Dihydralazin Lupus-erythema- der Histamin*-H1-Rezeptoren* auch als Antial-
todes-ähnliche Symptome und Hautausschläge lergikum. Dimenhydrinat kann als (Kau-)Tab-
auslösen kann. Eine Anwendung in der Schwan- lette, Zäpfchen, Saft oder intravenös verabreicht
gerschaft bei Eklampsie* ist möglich. werden. Eine Anwendung in der Schwanger-
Dihydrocodein n: Schwaches Analgetikum aus schaft ist möglich. Nebenwirkungen sind u. a. Dip, frühdiastolischer: intraventrikuläre Druckkurve
der Gruppe der Opioide*. Es wird zur symptoma- Benommenheit und Müdigkeit. mit Dip-Plateau-Phänomen: früdiastolischer Dip (a)
tischen Kurzzeittherapie des unproduktiven Dimercaptopropansulfonsäure f: engl. dimer- mit anschließendem Plateau (b).
Hustens (Antitussiva*) eingesetzt. Dihydrocodein captopropane sulfonate; Abk. DMPS. Derivat von
besitzt ein geringes Abhängigkeitspotenzial, da- BAL (British anti-Lewisite); Chelatbildner* mit
her unterliegt es dem Betäubungsmittelgesetz*. hoher Affinität zu vielen Schwermetallen. teau-Phänomens (syn. Square-Root-Phänomen).
Kontraindikationen sind Asthma* bronchiale DMPS ist das wichtigste Antidot und wird bei Letzteres bezeichnet den auf den frühdiastoli-
und Ateminsuffizienz*. Bei gleichzeitiger Gabe vielen Vergiftungen eingesetzt. schen Dip folgenden mesodiastolischen steilen
von Sekretolytika kann ein Sekretstau entstehen. Anwendung: Mittel der Wahl (i. v. Applikation) Wiederanstieg auf hohe enddiastolische Druck-
Dihydroergosterol → Vitamin D bei akuten und chronischen Intoxikationen mit: werte (spätdiastolisches Plateau) und dessen
Dihydroxycholansäuren → Gallensäuren – Quecksilber (Hg) Kurvenverlauf an das mathematische Quadrat-
Dijodthyronin: engl. diiodo-thyronine; syn. Di- – Blei (Pb) wurzelzeichen (square root) erinnert. Siehe
iodthyronin. Jodiertes Nebenprodukt der Bio- – Arsen (As) Abb.; vgl. Herzzyklus* (Abb. dort).
synthese von Thyroxin aus Tyrosin (siehe – Antimon (Sb) Ursache: Der frühdiastolische Dip entsteht
Schilddrüsenhormone*) mit 1/10 000 der Thy- – Chrom (Cr) durch Begrenzung (Stopp) des frühdiastoli-
roxinwirkung. Dijodthyronin trägt zum Jodge- – Cobalt (Co) schen Bluteinstroms in den Ventrikel infolge ei-
halt von Thyreoglobulin* bei. – Wismut (Bi) ner kardialen Restriktion.
Dikrotie f: engl. dicrotism. Doppelschlägigkeit – Gold (Au) Vorkommen: U. a.
des Pulses* durch eine von dem Schluss der Aor- – Kupfer (Cu). – Pericarditis constrictiva (Perikarditis*)
tenklappe reflektierte 2. Welle mit typischer In- DIN: Abk. für → Neoplasie, duktale intraepi- – restriktive Kardiomyopathie*
zisur im absteigenden (katakroten) Schenkel der theliale – Endokardfibroelastose.
arteriellen Blutdruckkurve. Dinoflagellaten → Ciguatera Diphosphopyridinnucleotid → Nicotinamid-
Diktyosom → Golgi-Apparat Dioxine n pl: engl. dioxins. Toxikologische Be- Adenin-Dinucleotid
Dilatation f: engl. dilation. Erweiterung, z. B. zeichnung für eine Gruppe hochgiftiger Subs- Diphtherie f: engl. diphtheria. Akute Infekti-
eines Hohlorgans (Ösophagusdilatation, Herz- tanzen, die bei Verbrennungsprozessen (z. B. onskrankheit durch Corynebacterium* diphthe-
dilatation*) oder der Pupille (Mydriasis*); auch Müllverbrennung) und industrieller Herstel- riae oder Corynebacterium ulcerans, meist als
als therapeutisches Verfahren, z. B. Bougie- lung von Trichlorphenol und -benzol (Aus- Tröpfchen-, selten Schmierinfektion. Sympto-
rung*, Angioplastie* oder Ballondilatation*. gangsstoffe bestimmter Herbizide und Desin- me betreffen vor allem Rachen und Kehlkopf;
Dilatation, anuloaortale → Ektasie, anuloa- fektionsmittel, Hauptvertreter 2,4,5-Trichlor- der Verlauf ist benigne oder toxisch maligne.
ortale phenoxyessigsäure; Abk. 2,4,5-T) entstehen Behandelt wird antibiotisch und antitoxisch.
Dilatation, poststenotische f: engl. post-ste- können. Der bekannteste Vertreter ist das sog. Prophylaktisch wird mit Toxoid-Impfstoff nach
notic dilation. Umschriebene Erweiterung direkt Seveso-Gift 2,3,7,8-Tetrachlordibenzdioxin Impfkalender aktiv immunisiert.
hinter einer Stenose*, beispielsweise bei einer (Abk. TCDD). Pathogenese:
Herzklappenstenose oder arteriellen Stenose. Dip → Dezeleration – Entzündung der oberen Atemwege mit Nek-
Dilatationsmethode → Angioplastie Dip → Dip, frühdiastolischer rose und Bildung einer Pseudomembran aus
Dill m: syn. Anethum graveolens. Pflanze aus Dipeptidasen → Proteasen Bakterien, nekrotischem Gewebe und Fibrin
der Familie der Doldengewächse (Apiaceae), die Dipeptide n pl: engl. dipeptides. Peptide* aus – Schädigung von Herz, Nerven, Nieren und
im Orient und in Mittelmeerländern heimisch 2 Aminosäuren*. Sie sind durch eine Peptidbin- Gefäßen durch im Blut zirkulierendes bakte-
ist sowie in vielen Ländern kultiviert ist. Dill dung miteinander verknüpft. rielles Exotoxin.
wirkt spasmolytisch und bakteriostatisch. Als Dip, frühdiastolischer m: engl. early diastolic Klinik: Uncharakteristische Prodromalerschei-
Infuse wird Dill z. B. medizinisch bei dyspepti- dip. Kurzzeitiger, protodiastolischer Druckab- nungen: Fieber, Abgeschlagenheit, Kopf-
schen Beschwerden eingsetzt (Kommission E). fall intraventrikulär im Rahmen des Dip-Pla- schmerz und Schluckbeschwerden.
Diphtheriebakterium 416
– Nasendiphtherie (Rhinitis pseudomembra- 1. Standardimpfung entsprechend Impfka- rusöffnung, durch die Eier ins Darmlumen
nacea): blutig-seröser Schnupfen und krusti- lender; Impfschutz: ca. 10 Jahre 2. Indikati- des Wirts gelangen
ge Beläge; Vorkommen v. a. bei Säuglingen onsimpfung bei engem Kontakt zu Erkrank- – Gesamtlänge des Wurms 2–8 m, max. 10–
und Kleinkindern tem und letzter Impfung vor ≥ 5 Jahren 12 m.
– Rachendiphtherie: starke Rachenrötung mit – Isolierung von Erkrankten Prophylaxe:
flächenhafter, grau-weißlicher Pseudomemb- – postexpositionell: Indikationsimpfung (siehe – Vermeidung nicht ausreichend gekochter
ran, die von den Tonsillen auf die Umgebung oben); unabhängig vom Impfstatus Chemo- Fischgerichte
übergreift; kloßige Sprache, typischer süß- prophylaxe, z. B. mit Penicillin oder Erythro- – Tiefgefrieren für 24 h bei ⴚ18 °C.
D lich-fauliger Mundgeruch und zervikale mycin*. Diphyodontie f: engl. diphyodonty. Bildung
Lymphknotenschwellung; Blutungen in die Diphtheriebakterium → Corynebacterium von 2 Zahngenerationen (Milch- und Dauerge-
membranösen Beläge aufgrund toxischer Ge- diphtheriae biss) im Gegensatz zu Monophyodontie*.
fäßschäden (sog. Halsbräune) Diphtherietoxin → Corynebacterium diph- DIPI: Abk. für direkte intraperitoneale Insemi-
– Kehlkopfdiphtherie (sog. echter Krupp): Hei- theriae nation → Insemination
serkeit, bellender Husten, Dyspnoe und diphtheroid: Beschreibender Begriff für Diplakusis f: engl. diplacusis. Form der fal-
schwerste Erstickungsanfälle; Ausdehnung Krankheiten oder Symptome, die Ähnlichkeit schen akustischen Wahrnehmung (Parakusis*).
der Pseudomembranen auf Trachea und mit einer Diphtherie* haben, d. h. mit Bildung Ein Ton wird auf dem gesunden Ohr in norma-
Bronchien möglich (in manchen Fällen Intu- von Pseudomembranen einhergehen. Als diph- ler Höhe und zeitgerecht gehört, auf dem er-
bation* oder Tracheotomie* als lebensretten- teroid gelten z. B. bestimmte Scharlachverläufe. krankten Gegenohr dagegen höher bzw. zeit-
de Notfallmaßnahme erforderlich) Diphtheroide n pl: engl. diphtheroids. Sammel- verzögert (z. B. bei Menière*-Krankheit).
– Hautdiphtherie: meist Sekundärinfektion bezeichnung für Corynebacterien, die den Erre- Diplegiøa facialis f: engl. facial diplegia. Läh-
bestehender Wunden oder Hauterkrankun- gern der Diphtherie ähneln und zu mikrobiolo- mung* beider Gesichtshälften, z. B. infolge
gen; Wunddiphtherie* gisch-diagnostischen Verwechslungen führen beidseitiger Fazialisparese*.
– seltene Lokalisationen: Konjunktiven, Vulva, können. Die meisten Bakterien dieser Gruppe Diplegiøa masticatoria f: engl. masticatory di-
Penis, Nabeldiphtherie* wurden bisher als apathogen betrachtet. Einige plegia. Beidseitige Lähmung* der Kaumuskula-
– toxische (maligne) Diphtherie (Gravissima- Spezies, z. B. Corynebacterium pseudodiphthe- tur durch Schädigung des motorischen* Anteils
Diphtherie): schwere systemische Form (meist ricum und Corynebacterium xerosis, gelten des Nervus* trigeminus, meist infolge Schädel-
sekundärtoxisch bei Rachen- und Tonsillen- heute jedoch als opportunistische Erreger*. fraktur.
diphtherie, auch primärtoxisch) mit Zeichen Diphyllobothriose f: engl. diphyllobothriasis; Diplegiøa spaø stica infantilis → Infantile Ze-
einer schweren Allgemeinerkrankung (Über- syn. Bothriozephalose. Befall des Menschen rebralparesen
oder Untertemperatur, ausgeprägter Blässe, durch den Fischbandwurm Diphyllobothrium* Diplegie f: engl. diplegia. Doppelseitige Läh-
Apathie und kardiovaskulärer Dysregulation latum. Ungekochtes Fischfleisch kann das in- mung*.
bis hin zum kardiogenen Schock); beidseitige fektiöse Finnenstadium (Plerozerkoid) des Diplobakterienkonjunktivitis f: engl. diplo-
teigige Ödeme, ausgehend von Lymphknoten Wurms enthalten; durch Verzehr wird der bacterial conjunctivitis. Chronische Bindehaut-
des Kieferwinkels, die auf Ohr, Kinn, Hals Fischbandwurm übertragen. Behandelt wird entzündung durch Diplobakterien (gramnega-
und Nacken übergreifen (mumpsartiges Aus- mit Anthelminthika*. tive plumpe Doppelstäbchen), z. B. Moraxella
sehen; sog. Cäsarenhals). Diphylloboø thrium latum n: engl. broad tape- lacunata. Die Diplobakterienkonjunktivitis ver-
Diagnostik: worm; syn. Bothriocephalus latus. Dünndarm- ursacht im Lidwinkel ein typisches nässendes
– Klinisches Bild parasit des Menschen und fischfressender Säu- Ekzem der Lidränder mit einem zähen, weißli-
– Abstriche zur Bestätigung durch mikroskopi- getiere. Der Mensch infiziert sich durch den chen Sekret (Blepharitis* angularis).
sche Untersuchung oder Bakterienkultur Verzehr von ungekochtem, finnenhaltigem Diplocoø ccus m: Paarweise auftretende Kugel-
– im Blutbild Leukozytose mit Linksverschie- Fisch (Fischbandwurminfektion, syn. Diphyllo- bakterien. Heute wird diese Bezeichnung v. a.
bung und Lymphopenie bothriose*). Klinische Symptome einer Infekti- den Gattungen Moraxella, Neisseria*, Veillonel-
– meldepflichtige Krankheit bei Krankheits- on sind Diarrhö und Appetitlosigkeit, unter la, Streptococcus*, Peptostreptococcus*, Micro-
verdacht, Erkrankung oder Tod. Umständen begleitet von Abdominalschmer- coccus* und Peptococcus* zugeordnet.
Therapie: Stationäre Behandlung empfohlen, zen. Behandelt wird mit Niclosamid oder alter- Diplocoø ccus pneumoniøae → Streptococcus
bereits bei klinisch begründetem Verdacht so- nativ mit Praziquantel. pneumoniae
fortige Gabe von Diphtherie-Antiserum und Vorkommen: Diploidie → Ploidiegrad
Antibiotika: – Binnenseegebiete Mitteleuropas, Donaudel- Diplokoø kken → Diplococcus
– Vorher Sensibilisierung testen mit Serumver- ta, Ostseeländer, Sibirien und Wolgabecken, Diplopie f: engl. diplopia. Sehen von Doppelbil-
dünnung von 1 : 1000 (1 Tropfen in den Kon- Japan, Nordamerika dern. Ursachen einer Diplopie sind z. B. Schie-
junktivalsack oder 0,1 ml i. c.) – Diphyllobothrium pacificum (2. Zwischen- len durch Augenmuskellähmung (Strabismus
– Antibiotika der Wahl: Penicillin und Erythro- wirt Meeresfische) an der Westküste Südame- paralyticus), dekompensierte Heterophorie*,
mycin* (nicht vor Nasen- und Rachenab- rikas, v. a. Peru. Veränderungen von Hornhaut (z. B. Keratoko-
strich) Morphologie: nus) oder Linse (z. B. Katarakt) sowie uner-
– Bettruhe (cave: Myokarditis). – Spatelförmiger, lateral abgeplatteter Kopf, 1– wünschte Arzneimittelwirkungen (z. B. Lamot-
Prophylaxe: 5 mm lang, mit dorsaler und ventraler Saug- rigin).
– Aktive Immunisierung mit Diphtherie-Toxo- grube, kein Hakenkranz Formen:
id, hochgereinigt, durch Formaldehyd inak- – reife Proglottiden, breiter als lang – Monokulare Diplopie durch unregelmäßige
tiviert, an Aluminiumhydroxid adsorbiert – rosettenförmiger Uterus, ventral gelegene Brechung im Auge (z. B. Linsenluxation oder
(sog. Aluminium-Formol-Toxoid); Impfung: Geschlechtsöffnungen und zusätzliche Ute- -trübung)
417 Disaccharidasen
– binokulare Diplopie durch Abweichung der dialis der Bauchwand im sog. Hesselbach-Drei-
Direkte orale Antikoagulanzien: Tab. 1
Sehachse eines Auges vom Fixationspunkt, eck zur äußeren Bruchpforte (Anulus inguinalis Antikoagulanzien zur peroralen Anwendung.
v. a. bei Augenmuskellähmung*, dekompen- externus).
sierender Heterophorie* und Strabismus*. Direø kte orale Antikoagulaø nzien n pl: syn. OAK Wirkungsmechanismus
Diplornaviren → Reoviridae neue orale Antikoagulanzien (Abk. NOAK); bzw. Substanzgruppe
Diplosom → Zentriol Abk. DOAK. Sammelbezeichnung für Antiko- DOAK
Dip-Plateau-Phänomen → Dip, frühdiastoli- agulanzien* zur oralen Anwendung. Im Gegen-
scher satz zu Cumarinderivaten* wirken diese über ei- Dabigatranetexilat direkter Thrombin-Inhibitor
Dipropylessigsäure → Valproinsäure ne direkte Interaktion mit der sekundären Hä- (direkte unabhängig von
Antithrombin* III wirksame
D
Dipsomanie f: engl. dipsomania. Form der Al- mostase*. Siehe Blutgerinnung*, Tab. 1 dort.
reversible Thrombin-
koholabhängigkeit* mit wiederholt auftreten- Vertreter: Entsprechend zeitlicher Reihenfolge Hemmung)
dem, exzessivem Alkoholkonsum bei zwischen- der Zulassung (siehe Tab. 1):
zeitlicher Abstinenz* (episodisches Trinken, – Dabigatranetexilat Rivaroxaban* Hemmung des Faktors Xa
Quartalstrinken, Gamma-Trinken nach Jellinek). – Rivaroxaban* der Blutgerinnung*
Dipylidiasis f: Infektion durch den Darmpara- – Apixaban* Apixaban* Hemmung des Faktors Xa
siten Dipylidium caninum. Dieser befällt nor- – Edoxaban. der Blutgerinnung*
malerweise Hunde oder Katzen, Menschen (v. a. Klinische Bedeutung:
Kinder) erkranken nur selten. Nach fäkal-oraler – Risiko für zerebrale Blutung (UAW) von Da- OAK: Abk. für orales Antikoagulans;
Übertragung meist symptomloser Verlauf, sel- bigatranetexilat im Vergleich zu Cumarinde- DOAK: Abk. für direktes orales Antikoagulans
tener zeigen sich Diarrhö oder Abdominalbe- rivat geringer, auch bei Lebensalter des Pati-
schwerden. Diagnostiziert wird mittels Nach- enten ≥ 75 Jahre
weis von Bandwurmeiern oder -gliedern im – Option bei Überdosierung je nach Wirkstoff
Stuhl, therapiert mit Antihelminthika. und nach individueller Nutzen-Risiko-Abwä- DIRV: Abk. für Double-inlet-right-Ventrikel →
DIRA f: engl. deficiency of IL-1 receptor antago- gung: 1. Antidot (Idarucizumab) bisher (Mit- Double-Inlet-Ventrikel
nist; syn. Defizienz des Interleukin-1-Rezeptor- te 2016) nur verfügbar für Dabigatran 2. Hä- Disaccharidasen f pl: engl. disaccharidases. Zu
Antagonisten. Sehr seltene, autosomal-rezessiv modialyse (Dabigatranetexilat) 3. ggf. Aktiv- den Glykosidasen gehörende Enzyme, die Di-
erbliche autoinflammatorische* Erkrankung kohle 4. ggf. Prothrombinkomplex-Konzent- saccharide* zu Monosacchariden hydrolysieren.
mit Fehlen des Interleukin 1-Rezeptor-Antago- rat 5. evtl. rekombinanter Gerinnungsfaktor Sie spielen eine wichtige Rolle im Verdauungs-
nisten (Abk. IL-1RA) infolge Mutation des IL- VIIa 6. evtl. Tranexamsäure prozess und kommen in den Mukosazellen und
1RA-Gens. Klinisch treten v. a. schwere Haut- – cave: patientenindividuell zu adaptieren, im Lumen des Dünndarms vor. Erblicher Disac-
und Knochenentzündungen auf. Therapeutisch z. B. nach Nierenfunktion charidasenmangel führt zu Disaccharidmalab-
erfolgt die Substitution von IL-1RA mit Ana- – Regionalanästhesie bei DOAK in Kombinati- sorption (Kohlenhydratmalabsorption*).
kinra. on mit Thrombozytenaggregations*-Hem- Physiologisch wichtige Vertreter:
Direø kte Leisten-Heø rnie f: syn. mediale Leis- mer kontraindiziert – Α-1,4-Glukosidasen (z. B. Maltase, Isomal-
ten-Hernie. Form der Leistenhernie*, auch me- – wenig evidente Datenlage zur perioperativ tase, Saccharase): hydrolysieren α-D-Glukosi-
diale Leistenhernie genannt. Die Bruchlücke erforderlichen Dauer einer Unterbrechung de*, Maltose*, Saccharose* und Turanose
liegt medial der Vasa epigastrica inferiora und bei DOAK-Anwendung. – β-Galaktosidasen (z. B. Laktase): hydrolysie-
zieht senkrecht durch die Fossa inguinalis me- Siehe Tab. 2. ren Laktose*.
nur z. B. in reifenden Früchten und Mikroorga- zierbar, was ebenfalls die damit einhergehende Diskotomie → Nukleotomie
nismen vorkommende Disaccharidasen: Invalidität mindert. Diskrimination f: engl. discrimination; syn.
– Β-D-Fruktofuranosidasen (Invertase) der Disease Modifying Antirheumatic Drugs pl: Reizdifferenzierung. Fähigkeit, gleichzeitig an
Hefe Abk. DMARD. Langwirksame Antirheumatika verschiedenen Punkten oder zu verschiedenen
– β-1,4-Glukosidasen (z. B. Gentiobiase, Zel- mit krankheitsmodulierender Wirkung (sog. Zeiten gesetzte Reize* oder Signale unterschei-
lobiasen): hydrolysieren Gentiobiose und Zel- Basistherapeutika) wie Sulfasalazin, (Hydro- den zu können. Die Diskrimination ist einge-
lobiose. xy-)Chloroquin*, Methotrexat*, Leflunomid, schränkt bei sensiblem Funktionswandel* (Sen-
Disaccharide n pl: engl. disaccharides. Kohlen- Goldpräparate, Penicillamin, Azathioprin, Ci- sibilitätsstörungen*), bei Ablenkung, geringer
D hydrate aus 2 gleich- oder verschiedenartigen, closporin und Cyclophosphamid. Die Wir- Motivation und Intelligenzminderung. Diskri-
glykosidisch verbundenen Monosacchariden. kungsmechanismen dieser chemisch heteroge- mination bezeichnet ebenfalls die Fähigkeit,
Physiologisch wichtige Disaccharide sind Sac- nen Arzneimittelgruppe sind z. T. ungeklärt, Wörter (Einsilber) bei der Sprachaudiometrie
charose*, Maltose* und Laktose*. gemeinsam ist ihnen der langsame Wirkungein- (Audiometrie*) zu erkennen.
Disaccharidintoleranz → Kohlenhydratmal- tritt erst nach Wochen bis Monaten. Diskriminationsschwelle f: engl. discrimina-
absorption Diskektomie → Nukleotomie tion threshold. Geringste Reizintensität, bei der
Disaccharidurie f: engl. disacchariduria. Renale Disklusion f: engl. disclusion. Sofortiges Ausei- ein Sinnesorgan noch qualitative Differenzen
Ausscheidung von Disacchariden*. Eine Disac- nanderklaffen der Zähne bei Bewegungen des zwischen Sinneseindrücken erkennt. Die Dis-
charidurie kommt vor z. B. bei kongenitaler Unterkiefers. kriminationsschwelle liegt bis zu 10-fach höher
oder erworbener Laktoseintoleranz (Kohlen- Diskografie f: engl. discography; syn. Diskogra- als die Reizschwelle*.
hydratmalabsorption*). Diese Zweifachzucker phie. Nur noch selten angewendetes invasives Diøskushernie → Bandscheibenvorfall
werden nach enteraler Resorption vermehrt Verfahren zur Darstellung des Nucleus* pulpo- Diøskusniere f: engl. disc-shaped kidney.
ausgeschieden. Um die Diagnose stellen zu kön- sus durch direkte Injektion eines Röntgenkont- Formanomalie der Niere mit Verschmelzung
nen, darf nicht gleichzeitig ein Diabetes melli- rastmittels bei Verdacht auf Bandscheibenvor- beider Nierenanlagen zu einer einzigen schei-
tus bestehen. fall*. Zur Primärdiagnostik ist es heute meist benförmigen Niere. Meist sind die Betroffenen
Discisio → Diszision ersetzt durch MRT (ggf. einschließlich Upright- beschwerdefrei, das Risiko von Harnstau, Harn-
Discitis → Diszitis MRT in vertikaler Sitz-und Standposition zur wegsinfektionen oder Nierensteinen ist jedoch
Disconnection Syndromes pl: Auf Unterbre- Darstellung der belastungsabhängigen Bewe- erhöht. Eine Operation wird notwendig bei be-
chung der Verbindungen zwischen kortikalen gungsdynamik der Bandscheibe). einträchtigtem Harnabfluss oder Durchblu-
Assoziationszentren (Assoziations- und Kom- diskontinuierlich: engl. discontinuous. Unter- tungsstörungen.
missurenfasern) beruhende neurologische Stö- brochen. Diøskusprolaps → Bandscheibenvorfall
rungen, z. B. Dyslexie* bei Schädigung im Be- Diskontinuitätsresektion → Hartmann-Ope- Dislokation f: engl. dislocation. Lageverände-
reich des Corpus callosum oder nach Split*- ration rung im engeren Sinn der Bruchenden gegenei-
brain-Operation. Diskopathie → Bandscheibenschaden nander bei Fraktur*, auch im Sinne einer Luxa-
Diøscus m: engl. disc. Scheibe bzw. scheibenför- diskoø rdant: engl. discordant. Nicht überein- tion*.
mige anatomische Struktur, z. B. Discus* articu- stimmend. In der Medizin wird der Begriff in Formen: Maßgeblich für die Benennung ist die
laris (knorpelige Zwischenscheibe in echten Ge- mehreren Bereichen verwendet, z. B. für nicht Lageveränderung des peripheren Fragments:
lenken), Discus intervertebralis (Bandscheibe), übereinstimmende anatomische Lokalisation – Dislocatio ad axim: Abknickung in vertikaler
Discus nervi optici (Austrittstelle der Sehner- von Organsystemen, für entgegengesetzte Aus- Achse
venfasern aus der Retina und dem Bulbus). schlagrichtung im EKG* oder für die Transplan- – Dislocatio ad latus: seitliche Verschiebung
Diøscus articularis m: engl. articular disc. Aus tation* von vom Schwein stammenden Organen – Dislocatio ad longitudinem: Längsverschie-
Faserknorpel und straffem Bindegewebe beste- auf den Menschen (Heterotransplantation). bung mit Verkürzung (cum contractione)
hende Zwischenscheibe in einem Gelenk, die Diskordanz [Anatomie] f: engl. discordance. oder Verlängerung (cum distractione)
dem Ausgleich von Unebenheiten der Gelenk- Lateinisch „fehlende Übereinstimmung“, in der
flächen dient. Anatomie die dysfunktionale Lokalisation ana-
Diøscus intervertebralis → Bandscheibe tomischer Strukturen bis hin zu ganzen Organ-
Discus oophorus → Cumulus oophorus systemen infolge einer Störung in der Embryo-
Disease Activity Score: Abk. DAS. Instru- nalentwicklung. Ein Beispiel ist die Transpositi-
ment zur Beurteilung der Krankheitsaktivität on* der großen Arterien.
und zum Therapiemonitoring bei rheumatoi- Diskordanz [EKG] f: Fehlende Übereinstim-
der Arthritis*. Untersucht wird die artikuläre mung der Ausschlagshöhe und -richtung von
Schwellung und Schmerzhaftigkeit einer be- z. B. QRS-Komplex und T-Welle – im Gegensatz
stimmten Anzahl von Gelenken (DAS 28, zur physiologischerweise bestehenden Konkor-
DAS 44), teilweise auch Entzündungsparameter danz, also Übereinstimmung von Ausschlags-
wie CRP oder BSG. höhe und -richtung zwischen den diversen Ab-
Disease Controlling Antirheumatic Therapy: leitungen oder innerhalb der gleichen Ablei-
Abk. DCART. Einsatz von Biologika (insbeson- tung.
dere TNF-Blocker, Anakinra, Rituximab, Abata- Diskordaø nz [Transplantationsmedizin] f:
cept) bei Erkrankungen des rheumatischen For- Mangelnde Übereinstimmung zwischen Spen- Dislokation: 1: Dislocatio ad axim; 2: Dislocatio ad
menkreises. Radiologisch ist eine deutliche der und Empfänger bei einer Transplantation, latus; 3: Dislocatio ad longitudinem cum
Minderung der Progredienz der Knochenerosio- z. B. bei Xenotransplantation eines Schweine- contractione (a) et cum distractione (b); 4: Dislocatio
nen und der Gelenkspaltverschmälerung verifi- herzens auf einen Menschen. ad peripheriam.
419 Dissozialität
– Dislocatio ad peripheriam: Verdrehung der bung der Menarche, Menopause). Möglicher- – zeitliche Dissemination: kontrastmittelauf-
Fragmente um die Längsachse. weise verursachen sie Krebserkrankungen und nehmende Läsion ≥ 3 Monate nach klini-
Siehe Abb. eine Verminderung der Spermienqualität sowie schem Schub an anderer Lokalisation als bei
Disparität [Physiologie] f: engl. disparity. Ab- Impotentia generandi beim Menschen. vorangegangenem Schub bzw. neue kont-
weichung der beiden Netzhautbilder eines Ge- Vertreter: rastmittelaufnehmende oder T2-hyperin-
genstands voneinander. – Bisphenol A als Komponente für Epoxide tense Läsion in zweitem MRT nach ≥ 3 Mona-
Klinische Bedeutung: – Estradiol* bzw. Ethinylestradiol* ten.
– Querdisparität: ab einem bestimmten Grad – Phthalate (Weichmacher) Dissimilation f: Kataboler Stoffwechsel, bei
der Disparität in der Frontalebene werden – Tributylzinn (metallorganische toxische dem der durch Assimilation* gewonnene Ener- D
Doppelbilder* wahrgenommen Zinnverbindung) giespeicher (Fette, Amylum, Glykogen*) unter
– Längendisparität: Disparität in der Sagittal- – polychlorierte Biphenyle. Freisetzung von Energie abgebaut wird. Die
ebene ist für die nebeneinander stehenden diøssecans: Trennend, spaltend, durchschnei- freigesetzte Energie wird wiederum für die Syn-
Augen beim Menschen physiologisch bedeu- dend; z. B. Aneurysma dissecans (siehe Aneu- these von ATP* und/oder die Wärmeproduktion
tungslos, soweit sie nicht bei Abweichung ei- rysma*). genutzt. Endprodukte der Dissimilation sind
nes Auges nach oben oder unten vertikaldis- Dissektion [Arterie] f: engl. arterial dissection; Kohlenstoffdioxid, Wasser, Harnstoff* und Am-
tante Doppelbilder vermittelt (Diplopie*). syn. Arteriendissektion. Aufspaltung der Wand- moniak*.
Dispersion f: Zerstreuung, Verteilung. schichten einer Arterie durch Einriss der Intima Formen:
Dispersionstheorie → Békésy-Hörtheorie und Eindringen von Blut in tiefere Wandschich- – Aerobe (innere) Atmung*
Dispirem n: engl. dispireme. Doppelknäuel der ten mit drohender Ausbildung eines Pseudoge- – anaerobe Atmung (nur bei Prokaryoten*)
Chromosomen, das sich nach dem Diaster* am fäßlumens (vgl. Aneurysma* und Aortendissek- – Gärung*.
Ende der Anaphase (siehe Mitose*) bildet. tion*) und Ischämie* im betroffenen Versor- Dissimulation f: Absichtliches Verbergen vor-
Disposition f: Organisatorische Bezeichnung gungsgebiet, akutem Arterienverschluss*, Rup- handener körperlicher oder psychischer Krank-
für die Auftragsannahme und -weitergabe zur tur und Rhexisblutung (Blutung durch Zerrei- heitssymptome oder Beeinträchtigungen (im
situationsgerechten Versorgung, z. B. in Not- ßen des Blutgefäßes). Gegensatz zu Aggravation*).
dienstleitstellen. Abzugrenzen ist die angebore- Dissektion [Chirurgie] f: engl. dissection. Ent- Beschreibung: Dissimulation ist meist intrapsy-
ne oder erworbene Disposition im Sinn einer er- fernen von Weichteilgewebe oder Lymphknoten chisch oder interpersonell motiviert (Verleug-
höhten Krankheitsanfälligkeit (siehe Krank- (Lymphadenektomie*). nung*, Angst, Scham), wird gelegentlich aber
heitsdisposition*). Dissemination [Medizin] f: syn. HDissemina- auch wie Simulation*, Aggravation* oder andere
Dispositionsprophylaxe f: engl. disposition tion. Lat. „Streuung“ oder „Aussaat“, in der Me- klinische Täuschungsphänomene* zweckge-
prophylaxis. Verringerung des Erkrankungsrisi- dizin die weiträumige Ausbreitung von Krank- richtet eingesetzt, z. B. im Kontext von Gutach-
kos durch Erhöhung von Resistenz* und Immu- heitserregern oder Krankheitserscheinungen ten zur Kraftfahrereignung. Sie ist abzugrenzen
nität* des Organismus. (z. B. Tumorzellen = Metastasierung*) in Kör- von verminderter Wahrnehmungsfähigkeit von
Prinzip: Maßnahmen zur Verbesserung der Dis- per, Organsystem oder Körperregion. Ein Bei- Körperbeschwerden, z. B. durch eine autonome
positionsprophylaxe sind: spiel ist die Tuberkulose, die sich über einen Polyneuropathie* bei Diabetes* mellitus oder
– Abhärtung und körperliches Training (z. B. lokalen Lungenherd über viele Jahre auf große bei einer Psychose*.
Wechselduschen, Trockenbürsten, Saunabä- Teile des Körpers ausbreitet. Dissociation albumino-cytologique → Dis-
der, Luftbäder, körperliche Aktivität, sportli- Dissemination [Neurologie] f: Diagnostische soziation, albumino-zytologische
che Betätigung) MRT-Kriterien bei Multipler* Sklerose. Man un- Dissolutio f: Auflösung.
– gesunde Ernährung (z. B. ausreichendes An- terscheidet räumliche und zeitliche Dissemina- Dissozialität f: engl. dissocial behavior; syn. dis-
gebot an Vitaminen* und Mineralien, keine tion. soziales Verhalten. Konflikthafter, aggressiver
schleimhautreizenden Speisen und Getränke) Prinzip: oder egoistischer Verhaltensstil (z. B. Betrügen,
– geregelte Lebensführung (ausreichender – Räumliche Dissemination nach Barkhof und Stehlen, Ausüben von Gewalt, Vernachlässigen
Schlaf*, Vermeiden physischer und psychi- Tintoré: siehe Tab.; Unterschied zu den 2005 der Verantwortung gegenüber anderen), durch
scher Überforderungen u. a.) revidierten Mc-Donald-Kriterien den Betroffene in Konflikt mit der Gesellschaft
– Vermeiden von Genuss- und Arzneimittel- geraten.
missbrauch (z. B. Vermeiden des Rauchens, Hintergrund: Dissozialität ist nicht per se Aus-
Einschränken des Alkoholkonsums und der Dissemination [Neurologie]: druck einer psychischen Störung, sondern zu-
Einnahme von Medikamenten ohne ärztliche Räumliche Dissemination nächst Abweichung von sozialen Normen. Sie
Kontrolle) (MRT-Kriterien nach Barkhof und Tintoré). gewinnt psychiatrische oder psychotherapeuti-
– Vermeiden sonstiger Einflüsse, welche die eine Gadolinium-positive oder sche Relevanz durch das vermehrte Auftreten
Abwehrkraft des Körpers verringern können 9 T2-hyperintense Läsionen bei Sozialverhaltensstörung und dissozialer
(z. B. Vermeiden von Unterkühlungen) Persönlichkeitsstörung*. Einteilung:
mindestens eine infratentorielle Läsion[1]
– Teilnahme an Schutzimpfungen* zum Er- – Instrumentell-dissoziales Verhalten mit dem
werb einer Immunität*. mindestens eine juxtakortikale Läsion[1] Ziel, sich dadurch einen persönlichen, sozia-
Disruptoren, endokrine m pl: engl. endocrine ≥ 3 periventrikuläre Läsionen[1] len oder materiellen Vorteil zu verschaffen
disruptors (Abk. EDCs). Natürliche oder syntheti- [1]
– impulsiv-feindseliges Verhalten als Reaktion
Jede zerebrale Läsion kann durch eine spinale
sche Substanzen mit Hormonwirkung, die das auf eine wahrgenommene Bedrohung oder
Läsion ersetzt werden.
hormonbildende endokrine System von Tier Provokation bei hoher emotionaler Beteili-
Räumliche Dissemination liegt vor, wenn
und Mensch stören und insbesondere zu Stö- mindestens 3 der 4 Kriterien erfüllt werden. gung
rungen der Fortpflanzung führen (Verschie-
Dissoziation, albumino-zytologische 420
– ängstlich-aggressives Verhalten, das eher bei gegenüber den Zähnen des Oberkieferzahnbo- rung*, bauliche Abgrenzung von Risikoberei-
ängstlich-gehemmten Personen in extremen gens nach distal (retral) versetzt stehen (Angle- chen (z. B. OP-Schleuse), hygienische Abfallent-
Belastungssituationen auftritt. Klasse II). Siehe Abb. sorgung, Vermeiden der Keimübertragung
Dissoziation, albumino-zytologische f: engl. Beschreibung: durch kontaminiertes Trinkwasser, Badewasser
albumino-cellular dissociation; syn. zytoalbumi- – Im Molarenbereich: um 1, 1/2 oder 1/4 Prä- und Abwasser sowie Einhalten der Prinzipien
näre Dissoziation. Starke Proteinerhöhung bei molarenbreiten (Abk. Pb) versetzte Höcker des hygienischen Arbeitens (Standardhygiene).
geringer oder fehlender Zellvermehrung im Li- – im Frontzahnbereich: vergrößerte sagittale Distensionsluxation f: engl. hyperdistention
quor cerebrospinalis. Eine albumino-zytologi- Stufe, oft mit protrudierten Oberkieferfront- dislocation. Luxation* durch Erweiterung der
D sche Dissoziation kommt vor z. B. bei Guillain*- zähnen (Angle-Klasse II/1) und häufig verlän- Gelenkhöhle infolge Kapselüberdehnung bei
Barré-Syndrom oder Rückenmarktumoren. gerten Unterkieferfrontzähnen, oder Deck- Gelenkerguss* oder Empyem*, gelegentlich bei
Dissoziative Störungen f: engl. dissociative biss* (Angle-Klasse II/2) mit retrudierten Säuglingskoxitis (Koxitis*).
disorder; syn. Konversionsstörung (ICD-10). Oberkieferfrontzähnen. Distomolar m: Hinter den permanenten Mola-
Oberbegriff für verschiedene Störungen der in- Ursache: ren* durchbrechender, zusätzlicher Zahn (Dens
tegrativen Funktionen von Bewusstsein, Ge- – Insbesondere Wachstumsdefizit des Unter- supplementarius). Er kann klinisch bedeutsam
dächtnis und Identität und/oder Wahrneh- kiefers (Mikrogenie*) werden durch Verdrängung regulärer Zähne,
mung der Umwelt und/oder Kontrolle von Kör- – Vorstehen des Oberkiefers (maxilläre Progna- Okklusionsstörung und Zystenbildung.
perbewegungen infolge Dissoziation. Der Ver- thie*) oder rein dental bei korrekter Relation Distorsion f: engl. sprain. Häufig durch indi-
lauf ist akut oder chronisch, häufig besteht aus- der skelettalen Basen rekte Gewalteinwirkung (z. B. Supinationstrau-
geprägte psychiatrische Komorbidität. Die – meist erblich bedingt oder aufgrund von ma des Fußes, Verdrehung von Knie-, Hand-
Prognose ist günstig bei akutem Beginn sowie Daumenlutschen, Weichteileinfluss (beson- oder Fingergelenk) entstehende Mikro- bis
raschem Behandlungsbeginn. ders der Lippen) und mangelndem transver- Makroläsionen im Bandapparat mit Schwel-
Formen: salen Wachstum des Oberkiefers (bei Mund- lung, Hämatom, Funktionseinschränkung und
– Dissoziative Amnesie* atmung). Schmerzen. Komplikationen sind traumatische
– dissoziative Fugue* Distale Pankreatikojejunostomie f: Form der Synovialitis* mit rezidivierenden Gelenkergüs-
– dissoziativer Stupor* operativen Rekonstruktion des Pankreassekret- sen sowie chronische Instabilität. Abzugrenzen
– dissoziativer Trancezustand (Trance*) ablaufs im Rahmen einer Drainageoperation bei ist die Bandruptur*.
– dissoziative Bewegungsstörungen Veränderungen des Pankreasgangsystems bei Diagnostik:
– dissoziativer Anfall* chronischer Pankreatitis*. – Klinische Untersuchung
– dissoziative Sensibilitätsstörung Distale Revaskularisation und Intervall-Liga- – Röntgen (Frakturausschluss)
– dissoziative Identitätsstörung* tur f: engl. distal revascularization and internal – ggf. MRT.
– Ganser*-Syndrom ligation; syn. DRIL-Manöver; Abk. DRIL. Ver- Therapie:
– ggf. Amok* (nicht regelhaft) fahren in der Shuntchirurgie zur Beseitigung ei- – Kühlung
– in DSM-IV: Depersonalisation (in ICD-10 al- ner übermäßigen Durchblutungsminderung – Hochlagerung
lerdings nicht als dissoziative, sondern als (Steal*-Phänomen) des Armes distal eines Dialy- – Entlastung
neurotische Störung klassifiziert). seshunts. Um die Minderdurchblutung zu besei- – nichtsteroidale Antiphlogistika
Ätiologie: Multifaktoriell, häufig nach Trauma. tigen, wird bei der DRIL-Operation die A. brachi- – bei ausgeprägtem Befund vorübergehende
Diagnostik: Diagnostische Abgrenzung zwi- alis distal des Shunt-Zuflusses ligiert und ein By- Ruhigstellung
schen Konversion* und Dissoziation unscharf pass* aus einer proximaleren Arterie gelegt. – ggf. Kompressions- oder Tape-Verband.
bzw. überlappend. In DSM-IV wird die Konver- Distales Interphalangealgelenk n: Abk. DIP. Distorsionstrauma der HWS → Schleuder-
sionsstörung* zur Gruppe der somatoformen* Finger- oder Zehengelenk zwischen Mittelpha- trauma
Störungen gezählt und die dazugehörigen lanx (Phalanx media), also mittlerem Finger- Distraktion f: engl. distraction. Verfahren zur
Symptome auf körperliche Beschwerden be- oder Zehenglied und Endphalanx (Phalanx dis- offenen oder geschlossenen Reposition* von dis-
grenzt. talis), also Finger- oder Zehenendglied. lozierten, ineinander verschobenen oder ver-
Distalbiss m: engl. distal bite. Bissanomalie*, Distantia intercristarum → Beckenmaße keilten Knochenfragmenten bei Fraktur*. Dies
bei der die Zähne des Unterkieferzahnbogens Distantia interspinosa → Beckenmaße geschieht durch manuelles oder instrumentel-
Distantia intertrochanterica → Beckenmaße les Auseinanderziehen, z. B. mittels Distraktor,
Distaø nzgeräusch n: engl. distant cardiac mur- Fixateur* externe oder Extension, meist mit an-
mur. Besonders lautes, ohne aufgesetztes Ste- schließender definitiver Osteosynthese*.
thoskop hörbares Herzgeräusch* (Lautstärke- Distraktionsverlängerung → Kallusdistrak-
grad 6 nach Levine). tion
Distanzierung [Hygiene] f: engl. separation. Disulfiraø m-Syndrom n: engl. antabuse syn-
Sammelbezeichnung für die präventive Tren- drome; syn. Antabus-Syndrom. Infolge der
nung infizierter oder ansteckungsverdächtiger Einnahme von Disulfiram (Handelsname
Personen, Körperregionen und kontaminierter Antabus®) bei gleichzeitigem oder nachfolgen-
Gegenstände oder Bereiche von nicht infizier- dem Genuss von Alkohol auftretendes Acetalde-
ten oder kontaminierten Personen, Bereichen hydsyndrom*. Disulfiram wurde zur Alkohol-
etc. (sog. Schwarz*-Weiß-Trennung, Noninfek- entwöhnung eingesetzt. Wegen schwerwiegen-
tion*). der UAW ist es in Deutschland nicht mehr zuge-
Maßnahmen: Maßnahmen zur Distanzierung lassen.
Distalbiss [154] sind unter anderem Hygienekleidung, Isolie-
421 Diversion, biliopankreatische
Lokalisation: Ca. 95 % der DNA einer eukaryoti- ner Nukleotidsequenz von 100-200 Basenpaa-
schen Zelle sind im Zellkern lokalisiert und an ren, der von spezifischen Zellproteinen erkannt
spezifische Proteine, Histone und Nichthistone, wird und den Replikationszyklus an diesem
gebunden. Proteine, DNA und kleinere Mengen Punkt initiiert. Die biologische DNA-Synthese
RNA bilden die Chromosomen*. DNA kommt ist ein enzymatischer Prozess, in dem die vier
auch in zytoplasmatischen Zellorganellen vor, 5'-Nukleosidtriphosphate linear miteinander
d. h. in Mitochondrien und bei Pflanzen in Plas- verknüpft werden. Der Energiebedarf für diesen
tiden (extrachromosomale DNA). Mitochondri- Polymerisationsvorgang wird durch Diphos-
DNA-Fingerprint-Methode: Abstammungsbegut-
ale DNA (mtDNA, mitochondriales Genom*) phatabspaltung gedeckt. An der Reaktion sind
achtung mit STR-System: Das Kind (KD) hat die
macht ca. 1-2 % der Gesamt-DNA der Zelle aus, DNA-Polymerasen, DNA-Ligasen und Nuklea-
Allele 9,3 sowie 8 und 11 in den Systemen A, B und
Chloroplasten-DNA bis zu 5 %. Keimzellen ent- sen* beteiligt.
C von der Kindsmutter (KM) geerbt; die DNA des
halten nur 50 % der DNA (haploider Chromoso- DNA-Reparatur: Zur Wiederherstellung von
Putativvaters (PV) weist alle bei der Mutter fehlen-
mensatz) von Körperzellen. In prokaryotischen DNA, die durch chemische und physikalische
den Allele (9, 12, 9) auf, die Vaterschaft gilt somit
Zellen, die keinen Zellkern enthalten, ist ring- Faktoren oder durch Fehler bei der Replikation
als erwiesen. [156]
förmige DNA in Kernäquivalenten lokalisiert geschädigt worden ist, verfügt die Zelle über ein
und darüber hinaus in extrachromosomalen Enzymsystem, das die defekte Position entfernt
Komponenten, den Plasmiden bzw. Episomen. (Nuklease), die richtige Polynukleotidfolge syn-
DNA-Replikation: Die DNA reproduziert sich thetisiert (DNA-Polymerase) und in die entspre- DNA-Klonierung f: engl. DNA cloning. Stan-
selbst identisch (Replikation*). In der Natur chende Position der DNA einfügt (Ligase). dardverfahren der Gentechnologie* zur Herstel-
kommt ausschließlich die semikonservative Re- Abbau: In vitalen Zellen wird DNA in der Regel lung und Vermehrung identischer DNA*-Frag-
plikation vor. Der semikonservative Replikati- nicht abgebaut, sie ist stabil und unterliegt kei- mente über Selektion und Züchtung von Zell-
onsmechanismus erklärt die Weitergabe der un- nem Umsatz. In Geweben kommen jedoch ver- klonen mit eingefügter fremder DNA (rekombi-
veränderten Information an neu entstehende schiedene DNA-abbauende Enzyme vor, die nante DNA).
Zellen. Jeder Strang der doppelhelikalen Eltern- beim Zelltod oder beim Zellaufschluss zur De- DNA-Methylierung f: Epigenetische Modifi-
DNA dient als Matrize für die Replikation kom- gradation der DNA führen, z. B. Nukleasen, kation der im DNA-Strang festgelegten Erb-
plementärer Tochterstränge. Auf diese Weise Desoxyribonuklease, Phosphodiesterasen*. substanz durch Übertragung von Methylgrup-
werden 2 Tochterstränge gebildet, die mit der DNA-Addukte n pl: engl. DNA adducts. DNA- pen auf bestimmte Nukleotidbasen (CpG-In-
Eltern-DNA identisch sind und von denen jeder Veränderungen. Sie entstehen, wenn elektro- seln, also Cytosine, auf die direkt ein Guanosin
einen Strang aus der Eltern-DNA enthält. Die phile Moleküle kovalent binden mit freien folgt) durch DNA-Methyltransferase. Die Modi-
DNA eukaryotischer Chromosomen besteht aus Elektronenpaaren der Basen, die in DNA vor- fikation lässt die DNA-Sequenz unverändert
mehreren Replikationseinheiten: die Replikati- handenen sind (Lewis-Komplex). Dadurch kön- und bleibt bei Zellteilung erhalten. Die Methy-
on beginnt also an mehreren Punkten eines nen Mutationen ausgelöst und die Zellteilung lierungsmuster können von Zelle zu Zelle vari-
DNA-Moleküls. Der Startbereich besteht aus ei- verhindert werden. ieren.
425 Dolor
Funktion: Im Allgemeinen führt die Methylie- DNA-Strangbruch m: engl. DNA strand break. und Verwalten von medizinischen Daten, Auf-
rung zur Repression der Genexpression*. Am Läsion einer Phosphodiesterbindung eines bau und Pflege von Datenbeständen.
deutlichsten ist die unterschiedliche Methylie- sonst intakten DNA-Doppelstrangs in einem Ausbildung: 2–3-jährige, landesrechtlich gere-
rung an Genen zu erkennen, die nur in be- (Einzelstrangbruch) oder beiden DNA-Strängen gelte schulische Ausbildung an Berufsfachschu-
stimmten Gewebetypen exprimiert werden. (Doppelstrangbruch). len.
DNA-Methylierung dient auch als Schutz vor DNA-Synthesephase → Zellzyklus Dokumentationspflicht f: engl. obligation to
fremder DNA* und ist beim genomischen Im- DNA-Viren → Viren record. Pflicht des Behandelnden zur Aufzeich-
printing* von Bedeutung. DNA-Viren → Virusklassifikation nung sämtlicher aus fachlicher Sicht für die der-
DNA-Mikroarray n: engl. DNA microarray; syn. DNP: Abk. für engl. D-type natriuretic peptide zeitige und künftige Behandlung wesentlichen D
Mikro-Array-Untersuchung. Etwa fingernagel- → Peptide, kardiale natriuretische Maßnahmen und deren Ergebnisse in einer Pa-
große feste Trägeroberfläche (Glas, Kunststoff), Do: Abk. für → Dombrock-Blutgruppensys- tientenakte.
auf der mehrere Zehntausend verschiedene tem Rechtsgrundlagen:
DNA-Sonden fixiert sind, mit denen zu unter- Dobrava-Virus n: engl. Dobrava virus. Virus des – § 630f BGB
suchende RNA-Proben hybridisiert und gleich- Genus Hantavirus*, welches eine milde Form – § 10 Abs. 1 der Musterberufsordnung für die
zeitig analysiert werden. Die Auswertung er- des hämorrhagischen Fiebers mit renalem Syn- in Deutschland tätigen Ärztinnen und Ärzte
folgt mit einem automatisierten Lesegerät. drom verursacht. Dobrava-Viren kommen vor in – § 57 Bundesmantelvertrag – Ärzte.
Anwendung: Untersuchung hochkomplexer ge- Mittel- und Nordosteuropa (Erregerreservoir: Rechtliche Anforderungen:
netischer Mechanismen, z. B. der Genexpressi- Apodemus agrarius, Brandmaus) sowie im Bal- – Die Dokumentation ist in unmittelbarem
on* bestimmter Gewebe und deren pathologi- kan (Erregerreservoir: Apodemus flavicollis, zeitlichen Zusammenhang zu der Behand-
scher Veränderungen (z. B. Expressionsmuster Gelbhalsmaus). lung zu fertigen.
von Tumoren), sowie zur Genkartierung* oder DOC: Abk. für → Desoxycorticosteron – Wesentliche Maßnahmen und deren Ergeb-
Mutationsanalyse. DNA-Mikroarray ist die tech- Docetaxel n: Zytostatikum (Taxan), das semi- nisse sind insbesondere die Anamnese, Diag-
nische Grundlage für die genomweite Assozia- synthetisch aus der europäischen Eibe gewon- nosen, Untersuchungen, Untersuchungser-
tionsstudie (GWAS). nen wird. Durch Bindung an den Mikrotubuli- gebnisse, Befunde, Therapien und ihre Wir-
DNA-Polymerasen f pl: engl. DNA polymerases; Apparat blockiert es die Mitose. Docetaxel wird kungen, Eingriffe und ihre Wirkungen, Ein-
syn. DNA-abhängige DNA-Polymerasen. Trans- bei verschiedenen Krebserkrankungen wie willigungen und Aufklärungen.
ferasen*, die mit einzelsträngiger DNA* als Mat- Mammakarzinom, Bronchialkarzinom und – Berichtigungen und Änderungen von Eintra-
rize dazu komplementäre DNA synthetisieren, Prostatakarzinom eingesetzt. Häufige Neben- gungen in der Patientenakte sind nur zuläs-
indem sie Desoxyribonukleotide (dATP, dTTP, wirkungen sind Überempfindlichkeitsreaktio- sig, wenn neben dem ursprünglichen Inhalt
dCTP, dGTP) unter Pyrophosphatabspaltung an nen, Neutropenie, gastrointestinale Beschwer- erkennbar bleibt, wann sie vorgenommen
ein freies 3'-Hydroxyende der wachsenden Kette den, Flüssigkeitsretention, periphere Neuropa- worden sind.
(siehe Primer*) in 5'→ 3' Richtung anlagern. Die thien sowie Alopezie und Nagelveränderungen. – Der Behandelnde hat die Patientenakte für
verschiedenen zellulären DNA-Polymerasen sind Docosahexaensäure → Essenzielle Fettsäuren die Dauer von 10 Jahren nach Abschluss der
an Replikation* und DNA*-Reparatur beteiligt. Döderlein-Bakterien → Lactobacillus Behandlung aufzubewahren, soweit nicht
DNA-Reparatur f: engl. DNA repair. Zelluläre, Dörges-Spatel → Laryngoskop nach anderen Vorschriften andere Aufbewah-
enzymatisch gesteuerte Reparaturmechanismen Doktor-Hopping → Doktor-Shopping rungsfristen bestehen.
zur Behebung von DNA*-Schäden, die durch Doktor-Shopping n: engl. doctor shopping; syn. Zweck der Dokumentation ist:
Fehler bei der Replikation* oder durch Strahlen- Hospital-Hopper-Syndrom. Aufsuchen vieler – Die Therapiesicherung (sachgerechte Be-
wirkung auf Zellen (UV*-Schaden, Strahlen- Ärzte oder Spezialisten auf dem Gebiet der Heil- handlung und Weiterbehandlung)
schaden) entstehen. kunde, um Klarheit über Diagnosen oder Be- – die Rechenschaftslegung gegenüber dem Pa-
Klinische Bedeutung: Genetische Defekte der handlungsmöglichkeiten körperlicher Be- tienten und Aufsichtsbehörden (z. B. Ärzte-
DNA-Reparatur kommen bei verschiedenen au- schwerden zu erreichen. Doktor-Shopping gilt kammer)
tosomal-rezessiv erblichen Krankheiten vor, bei als inadäquates Krankheitsverhalten. – sowie die faktische Beweissicherung (siehe
denen vermehrt Hautveränderungen und Tu- Beschreibung: Aufgesucht werden Ärzte aller dazu die Gesetzesbegründung zu § 630f
moren auftreten, z. B. HNPCC, Ataxia* teleangi- Fachrichtungen, aber auch aus der Alternativ- BGB: BT-Drs. 17/10488 S. 25 f.).
ectatica, Bloom*-Syndrom, Cockayne-Syndrom, medizin, z. B. Akupunktur, chinesische Medi- doleø nt: engl. painful. Schmerzhaft.
Fanconi*-Anämie und Xeroderma* pigmento- zin, oder sogar nichtärztliche Heiler. Vorkom- Dolichokolie f: engl. dolichocolon. Abnorme
sum. Schäden korrespondierender Basen (Dop- men: Länge des Kolons* oder einzelner Kolonab-
pelbasenschäden) und DNA-Strangbrüche be- – Somatoforme* Störungen schnitte.
nachbarter Abschnitte (Doppelstrangbrüche) – artifizielle Störung* (Münchhausen*-Syn- Dolichoösophagus m: engl. dolicho-esophagus.
sind beim Menschen weitgehend irreparable drom). Verlängerter und geschlängelter Ösophagus.
Schäden der DNA. Dokumentationsassistent, medizinischer m: Ein Dolichoösophagus kann auftreten als Folge
DNA-Replikation, ideø ntische → Mitose Abk. MDA. Assistenzberuf im Bereich Informa- einer Ösophagusachalasie*.
DNasen: Abk. für Desoxyribonukleasen → tion, Dokumentation und Statistik in der Medi- Dolichostenomelie f: engl. dolichostenomelia.
Nukleasen zin mit Tätigkeit in Krankenhäusern, Gesund- Auffallend lange und grazile Extremitätenkno-
DNA-Sequenzierung f: Ermittlung der Pri- heitsämtern, medizinischen Instituten, Biblio- chen, z. B. beim Marfan*-Syndrom.
märstruktur (Basensequenz) von DNA*. Die theken und Forschungseinrichtungen, im Sozi- Dolichozephalie f: engl. dolichocephaly. Ver-
DNA-Sequenzierung wird zur Identifizierung alversicherungsbereich sowie in der pharma- größerung des Längendurchmessers des Schä-
von Genen (Genanalyse*) und genetischen Ver- zeutischen Industrie. Das Aufgabenfeld umfasst dels mit und ohne Sagittalnahtsynostose.
änderungen (z. B. Mutationen) verwendet. Erheben, Ordnen, Dokumentieren, Archivieren Doø lor → Schmerz
Dolores osteocopi 426
Dolores osteocopi m pl: engl. osteocope. – O:Obstruktion des Tubus, z. B. durch Sekret,
Nachts auftretende bohrende Knochenschmer- Abknicken, Kompression, an Trachealwand
zen bei Syphilis* mehrere Monate post infectio- anliegende Position
nem. – P:pulmonale Störung, z. B. Pneumothorax,
DOLV: Abk. für Double-outlet-left-Ventrikel Bronchospasmus, Lungenödem, Lungenem-
→ Double-Outlet-Ventrikel bolie
Dombrock-Blutgruppensystem n: engl. Dom- – E:Equipmentversagen, z. B. des Respirators,
brock’s blood group system. V. a. in der Abstam- Donnan-Verteilung der Beatmungsschläuche (z. B. Diskonnekti-
D mungsbegutachtung bedeutsames Blutgrup- on, Abknicken), der Ventile, der Sauerstoff-
pensystem (Symbol Do) mit autosomal-kodomi- zufuhr
nanter Vererbung der auf Chromosom 1 lokali- im Außenraum K+- und Cl–-Ionen, so diffundie- – S:Magenblähung (stomach), Atelektase,
sierten Allele Doa und Dob (3 Phänotypen). Die ren Cl–-Ionen wegen des Konzentrationsgefälles Rechts-Links-Shunt, pulmonale Hypertonie
Bildung spezifischer Antikörper nach Blut- in die Zelle und nehmen aus Gründen der oder andere spezielle Ursachen.
transfusion ist möglich. Elektroneutralität K+-Ionen gegen ein Konzent- Doping n: Verwendung von Substanzen aus
dominaø nt → Erbgang, dominanter rationsgefälle mit. Bei dem sich einstellenden verbotenen Wirkstoffgruppen und Anwendung
Domino-Lebertransplantation f: Selten ange- Donnan-Gleichgewicht ist im Außenraum die verbotener Methoden zur unphysiologischen
wendete Form der Lebertransplantation*, bei Konzentration der K+- und Cl–-Ionen gleich, in Steigerung der Leistungsfähigkeit eines Sport-
der der Empfänger einer neuen Leber seine eige- der Zelle dagegen die Konzentration der K+-Io- lers. Mögliche Komplikationen sind Überwin-
ne eingeschränkt funktionsfähige Leber eben- nen gleich der Summe der Konzentration der dung physiologischer Leistungsgrenzen mit
falls spendet, da diese bis auf einen bestimmten Cl–- und Protein–-Ionen: siehe Abb., die Ver- nachfolgenden schweren Zusammenbrüchen,
Stoffwechseldefekt vollständig normal funktio- schiebung der Ladungen führt zur Ausbildung Gesundheitsbeeinträchtigung bis zum Tod in-
niert. eines Donnan-Potenzials. folge UAW der eingenommenen Substanzen so-
Beispiel: Beispiel hierfür ist die Amyloidose*, Donné-Körperchen → Kolostrum wie Risiko der Entwicklung von Substanzstö-
bei der es durch eine langfristige Ablagerung Donor m: Spender. rungen*.
von Amyloid nach ca. 20–30 Jahren zu Schädi- Donovan-Körperchen → Klebsiella granulo- Einteilung: Tab.
gungen des Herzens, Gastrointestinaltrakts so- matis Recht:
wie des peripheren Nervensystems kommt. Die Donovanosis → Granuloma inguinale – Deutschland: 1. nach § 6 a Arzneimittelge-
Leber dieser meist jungen Patienten, die auf- DOPA n: syn. 3,4-Dihydroxyphenylalanin. setz (AMG) ist es verboten, dort aufgeführte
grund fortgeschrittener Organ-Dysfunktionen Nicht proteinogene, aromatische Aminosäure, Arzneimittel zu Dopingzwecken im Sport in
zu sterben drohen, kann als Spenderorgan für die durch Hydroxylierung von Tyrosin entsteht. den Verkehr zu bringen, zu verschreiben, bei
ältere Patienten verwendet werden, da mit dem DOPA ist Vorstufe bei der Pigmentbildung (Me- anderen anzuwenden oder in nicht geringen
zu erwartenden Organbefall durch die Dysfunk- lanine) der Haut und wichtiges Zwischenpro- Mengen zu Dopingzwecken bei Menschen zu
tion erst in 20–30 Jahren zu rechnen ist. dukt der Adrenalinbiosynthese. Es wird durch besitzen; die „Verordnung zur Festlegung
Dominotransplantation f: Transplantation* die DOPA-Decarboxylase zu Dopamin. der nicht geringen Menge von Dopingmit-
mehrerer Organe unter Beteiligung mehrerer Klinische Bedeutung: DOPA kann die Blut- teln (Dopingmittel-Mengen-Verordnung –
Empfänger. Dabei wird z. B. das eigentlich ge- Hirn-Schranke passieren und wird bei Parkin- DmMV)“ vom 24.06.2013 (BGBl. I S. 1687)
sunde, aber aus operationstechnischen (oder an- son-Krankheit therapeutisch eingesetzt. definiert nicht geringe Mengen 2. Regelun-
deren Gründen) Gründen entnommene Organ DOPA-Decarboxylase f: engl. dopa decarboxy- gen im Übereinkommen gegen Doping (Ge-
eines Transplantatempfängers auf einen weite- lase. Enzym, das die Reaktionen von DOPA* zu setz vom 2.3.1994 zu dem Übereinkommen
ren Empfänger übertragen. Dopamin, aber auch von L-5-Hydroxytrypto- vom 16.11.1989 gegen Doping)
Häufigkeit: Die Häufigkeit (Deutschland, 2013) phan zu Serotonin und L-Tryptophan zu Tryp- – Österreich: 1. „Bundesgesetz über die Be-
beträgt 0,1 % der transplantierten Organe (3 Do- tamin katalysiert, wobei eine Carboxylgruppe kämpfung von Doping im Sport“ (Anti-Do-
minospenden). Die Dominotransplantation abgespalten wird. ping-Bundesgesetz 2007), zuletzt geändert
wird selten in Deutschland durchgeführt (3 in dopamineø rg: engl. dopaminergic. Die Wirkung durch Gesetz vom 30.12.2009 2. „Verord-
2015 und 12 in 2016). des Dopamins betreffend. nung des Bundesministers für Landesvertei-
Beispiel: Domino-Lebertransplantation der im Dopamin-Rezeptoren m pl: engl. dopamine re- digung und Sport über die Grenzmengen
Rahmen der Lebertransplantation* bei ATTR- ceptors. Zellmembranständige G-Protein-gekop- verbotener Wirkstoffe nach dem Anti-Do-
Amyloidose explantierten Leber. pelte Rezeptoren des zentralen und peripheren ping-Bundesgesetz 2007“ (Anti-Doping-
Domosteotomie → Pendelosteotomie Nervensystems mit Dopamin als natürlichem Grenzmengenverordnung 2010)
Donati-Rückstichnaht → Hautnaht Liganden. Bei Morbus Parkinson, Schizophre- – Schweiz: 1. „Bundesgesetz über die Förde-
Donders-Druck → Druck, intrapleuraler nie und Erbrechen werden Dopamin-Rezeptor- rung von Turnen und Sport“ (SR 415.0)
Donders-Raum → Pleurahöhle Agonisten und -Antagonisten eingesetzt, die 2. Verordnungen über die verbotenen Mittel
Donnan-Verteilung f: engl. Donnan’s equilibri- vor allem am D2-Rezeptor agieren. und Methoden (Dopingmittelverordnung,
um. Ionenverteilung, die sich zwischen ver- DOPES: Akronym zur strukturierten Ursa- SR 415.052.1) bzw. über die Mindestanforde-
schiedenen, durch eine semipermeable Memb- chendetektion bei intubiertem Patienten mit rungen bei der Durchführung von Doping-
ran* getrennten Elektrolytlösungen einstellt, persistierender oder progredienter Hypoxämie. kontrollen (Dopingkontrollverordnung,
wenn eine der Lösungen nicht diffusible Teil- Der Begriff wird im Zusammenhang mit dem SR 415.052.2).
chen enthält. Atemwegsmanagement verwendet. Doppelballonsonde → Ballonsonde
Beispiel: Befinden sich in einer membranum- Parameter: Doppelbild n: engl. double image. Gleichzeitige
schlossenen Zelle K+- und Protein–-Ionen und – D:Dislokation des Tubus visuelle Wahrnehmung zweier differierender
427 Doppelkontrastmethode
Doping:
Einteilung verbotener Substanzen und Methoden nach Welt-Anti-Doping-Agentur (Abk. WADA) und
Nationale-Anti-Doping-Agentur (Abk. NADA).
Kategorie Beispiel
zu allen Zeiten (in und außerhalb von Wettkämpfen) verboten
S0 Substanzen, die in den folgenden Abschnitten nicht aufgeführt werden und aktuell nicht
zur therapeutischen Anwendung beim Menschen zugelassen sind, z. B. Arzneimittel in
(prä-)klinischer Entwicklung, zurückgezogene Arzneimittel, Designerdrogen, Tierarzneimittel
D
S1 anabole Substanzen, z. B. anabole androgene Steroide und andere Anabolika
(z. B. Clenbuterol, selektive Androgen-Rezeptor-Modulatoren)
S2 Peptidhormone, Wachstumsfaktoren und verwandte Substanzen, z. B. Erythropoetin,
Insuline, STH
S3 Beta-2-Agonisten[1] (Sympathomimetika, Betasympathomimetika)
S4 Hormone und Stoffwechselmodulatoren, z. B. Aromatase-Hemmer, SERM
Doppelfehlbildung: an Thorax und Bauch mit-
(selektive Östrogen-Rezeptor-Modulatoren)
einander verbundene sog. siamesische Zwillinge;
S5 Diuretika und andere Substanzen, die den Nachweis von Doping-Substanzen oder ihre hier mit getrennten Anlagen von Herz, Lunge,
Ausscheidung beeinflussen können (sog. Maskierungsmittel) Magen und Kolon, aber nur einer gemeinsamen
M1 Manipulation von Blut und Blutbestandteilen Leber- und Dünndarmanlage. [195]
M2 chemische und physikalische Manipulation
M3 Gendoping
linge) und in einem Teil der Fälle gemeinsame
im Wettkampf zusätzlich verboten Organanlagen haben. Ursache ist eine unvoll-
S6 Stimulanzien ständige Durchschnürung des Embryoblasten
im späten Entwicklungsstadium der Blastozys-
S7 Narkotika
te* (bei vollständiger Durchschnürung entste-
S8 Cannabinoide (Indischer Hanf) hen eineiige Zwillinge*). Behandelt wird, sofern
S9 Glukokortikoide möglich, durch operative Trennung.
Diagnostik: Pränatal durch Ultraschalldiagnos-
bei bestimmten Sportarten [2] zusätzlich verboten
tik (abhängig von Ausprägung und Wunsch der
P1 Alkohole Schwangeren Schwangerschaftsabbruch oder
P2 Beta-Rezeptoren-Blocker Erhalt der Schwangerschaft mit primärer
Schnittentbindung).
S: Substanz; M: Methode; P: (engl.) Particular Sports; Einteilung: Nach Art und Ausmaß der Verbin-
[1]
ausgenommen therapeutische Anwendung von Salbutamol, Formoterol oder Salmeterol; dung, z. B.
[2]
z. B. Motorsport
– Kephalothorakopagus*
– Omphalopagus (siehe Abb.)
– Pygopagus (Steißbein)
– Kraniopagus*.
Bilder eines Gegenstandes. Ab einem bestimm- genseitig. Die Verbindungen sind meist farbig Doppelgängersyndrom → Capgras-Syndrom
ten Grad an Disparität* werden Doppelbilder (z. B. Carotinoide) und zeigen charakteristische Doppelkontraø stmethode f: engl. double-con-
wahrgenommen. Ein physiologisches Doppel- Absorption im ultravioletten Licht. Isolierte trast radiography; syn. Bikontrastmethode. Ver-
bild entsteht beim binokularen Sehen*, wenn Doppelbindungen sind durch mehr als eine fahren zur Darstellung der intraluminären
das Objekt außerhalb der sog. Panum*-Areale Einfachbindung getrennt und beeinflussen sich Wandstruktur von Hohlorganen (Ösophagus,
abgebildet wird. Pathologische Doppelbilder gegenseitig nicht. Gastrointestinaltrakt, Harnblase, Bronchial-
werden als Diplopie* bezeichnet. Darstellung: In Lewis-Formeln werden Doppel- baum u. a.). Auf der Schleimhaut wird ein mög-
Doppelbindung f: engl. double-bond. Bindung bindungen durch 2 identische Valenzstriche lichst gleichmäßiger Beschlag von röntgendich-
zwischen 2 Atomen, die aus dem Elektronen- symbolisiert, obwohl beide Bindungen, die σ- tem Kontrastmittel (sog. positives Kontrastmit-
paar der σ- und dem Elektronenpaar der π-Bin- und die π-Bindung, nicht gleichwertig sind tel) erzeugt bei gleichzeitiger Entfaltung der
dung besteht. Verbindungen mit Doppelbin- (C]C). Die π-Bindung ist räumlich ausgedehn- darzustellenden Abschnitte des Hohlorgans
dungen zeigen ein charakteristisches Reaktions- ter, besitzt eine geringere Elektronendichte und durch ein zweites negatives Kontrastmittel.
verhalten. ist reaktionsfreudiger als die σ-Bindung. Technik: Beispiel: Doppelkontrastierung des
Formen: Kumulierte Doppelbindungen befin- Doppelblindstudie → Studie, klinische Dünndarms
den sich in unmittelbarer Nachbarschaft (C] Doppelblindversuch → Blindversuch – Applikation eines positiven Kontrastmittels
C]C), konjugierte (alternierende) Doppelbin- Doppelfehlbildung f: engl. duplication malfor- (Bariumsulfat) über eine nasojejunale Sonde
dungen sind durch eine Einfachbindung ge- mation. Fehlbildung, bei der 2 Embryonen mit- – Verdrängung des positiven Kontrastmittels
trennt (C]CdC]C) und beeinflussen sich ge- einander verbunden bleiben (siamesische Zwil- mittels eines zweiten, wässrigen, negativen
Doppelkontrolle 428
Kontrastmittels (Methylzellulose) bis auf ei- ist der mögliche Blutfluss verdoppelt und die
nen schleimhautnahen Restsaum. Verweildauer am Dialysegerät entsprechend an-
Beim Doppelkontrast liegt das röntgendichte nähernd halbiert.
positive Kontrastmittel an den Organwänden Doppelniere f: engl. duplex kidney; syn. Ren
an. Gleichzeitig stellt sich das Lumen des Hohl- elongatus. Doppelte Anlage der Niere, ein- oder
organs transparent dar durch Einbringen eines beidseitig doppelt, mit 2 getrennten Nierenbe-
negativen Kontrastmittels wie Methylzellulose cken und ggf. 2 Ureteren. In der häufigen Kom-
oder insuffliertes Gas (in der Regel Luft oder bination mit Ureterfehlbildungen ist das Risiko
D CO2). Eine Erhöhung der diagnostischen Aussa- für Harnwegsinfekte erhöht, ansonsten bleibt
ge (Darstellung auch sehr kleiner pathologi- die Doppelniere in der Regel asymptomatisch.
scher Veränderungen) wird durch Pharmakora- Doppellumentubus: Robertshaw-Tubus; Siehe Abb.
diografie* möglich durch Methylzellulose oder 1: linksendobronchial; 2: rechtsendobronchial. Klinische Bedeutung: Bei Vereinigung beider
insuffliertes Gas (sog. negatives Kontrastmittel, Nierenbecken mit Abgang eines gemeinsamen
in der Regel Luft oder CO2). Harnleiters bleibt die Doppelniere in der Regel
Doppelkontrolle → Double Check bensalter, Geschlecht, Körpergröße, röntgeno- asymptomatisch und wird meist zufällig ent-
Doppelkrone f: engl. telescopic crown. Veranke- logischem, bronchoskopischem oder CT-Be- deckt. Probleme treten aber auf bei 2 völlig ge-
rungssystem für kombinierten festsitzend-he- fund. trennten Harnleitern, die einzeln in die Harn-
rausnehmbaren Zahnersatz (Teilprothese*). Sie Vorgehen: Der Doppelumentubus wird in der blase einmünden (Ureter duplex) oder bei
besteht aus einer Primärkrone, die auf den be- Regel konventionell eingelegt mit nach ventral 2 Harnleitern mit einer gemeinsamen Endstre-
schliffenen Zahnstumpf aufzementiert wird zeigender endobronchialer Tubusspitze und cke (Ureter fissus). Hier droht die Ausbildung
und einer aufschiebbaren Sekundärkrone, an Drehung des DLT nach links (linksendobron- eines Megaureters oder einer Ureterstenose mit
der der Prothesenkörper fixiert ist. chialer) bzw. rechts (rechtsendobronchialer Harnreflux und wiederkehrenden Harnwegsin-
– Konuskrone: konisch geformte Primärkro- DLT) nach Passage der Simmbandebene bis zum fekten.
ne, Haftkraft durch Aufpressen einer passge- Aufteten eines federnden Widerstandes. Die Diagnostik:
nauen Sekundärkrone korrekte Lage wird anschließend bronchosko- – Sonografie
– Teleskopkrone: Haftkraft durch Friktion pisch überprüft. Das Bronchoskop bleibt wäh- – Miktionszysturogramm
durch parallelwandige, zylindrische Flächen rend des gesamten Eingriffs einsatzbereit – not- – dynamische Nierenszintigrafie
des Innen- und Außenteleskops wendig ist sie etwa bei Hypoxie und unklarem – statische Nierenszintigrafie
– Mischformen mit unterschiedlichen Win- Anstieg des Atemwegsdrucks. – MRT.
keln an den fazialen, lingualen bzw. mesialen Komplikationen: Therapie: Bei einer symptomlosen Doppelniere
und distalen Kronenwänden, z. T. mit Spiel- – Hypoxämie bei: 1. rechts- oder linksseitiger ist meist keine Therapie erforderlich. Sollten
passung ohne Friktion für Hybridprothesen. Intubation durch Verlegung v. a. des rechten Harnwegsinfekte oder Harnabflussbehinderun-
Doppellippe f: engl. double lip; syn. Labium du- Oberlappenbronchus 2. Fehlplatzierung gen auftreten, besteht ggf. die Indikation zu ei-
plex. Schleimhautfalte im Lippenrot der Ober- 3. Herniation des bronchialen Cuffs in die ner antibakteriellen Infektionsprophylaxe oder
lippe. Diese Schleimhautfalte lässt die Oberlip- Trachea mit Verlegung des Lumens chirurgischen Korrektur.
pe wie verdoppelt erscheinen. Sie tritt auf als – Verletzung von Larynx, Trachea und Bron-
ein Symptom des Ascher-Syndroms; falls not- chus.
wendig, wird sie chirurgisch entfernt (siehe Doppellumentubus, ösophagotrachealer →
Makrocheilie*, Tapirlippe*). Kombinationstubus, ösophagotrachealer
Doppellumentubus m: engl. double-lumen Doppellungentransplantation f: syn. Doppel-
tube. Doppelläufiger Beatmungsschlauch zum LTX. Orthotope, meist sequenzielle Transplan-
seitengetrennten Beatmen und Absaugen der tation beider Lungenflügel bei Patienten mit
Lunge bei der Einlungenventilation. Der Dop- chronischer, terminaler Lungenerkrankung
pellumentubus (DLT) ist eine Kombination aus nach Ausschöpfung aller Möglichkeiten der
Endotrachealtubus* und Endobronchialtubus*. konservativen und invasiven Therapie, z. B. bei
Technik: Ein Doppellumentubus zystischer Fibrose*. Die 5-Jahres-Überlebensrate
– Besitzt meist keinen Karinasporn der Doppel-LTX beträgt ca. 40 %.
– besteht aus PVC Indikation:
– ist ausgestattet mit einem Niederdruckcuff – Lungenemphysem (COPD, Antitrypsinman-
tracheal und bronchial gel)
– besitzt einen relativ großen Außendurchmes- – zystische Fibrose
ser aufgrund des Platzbedarfs für 2 Kanäle – idiopathische Lungenfibrose
(siehe Abb.) – idiopathische pulmonalarterielle Hyperto-
Doppelniere: doppeltes Nierenbecken rechts
– wird bezüglich seiner korrekten Position nie.
(Ausscheidungsurografie). [70]
mittels fiberoptischer Bronchoskopie* kont- Doppelmanscheø tte → Bronchoplastik
rolliert. Doppelmundtuø bus → Safar-Tubus
Heute werden v. a. Robertshaw-, Mallinckrodt- Doppelnadel-DialyXse: Hämodialyse* über Doppelstrangbruch → DNA-Strangbruch
oder Rüsch-DLT (eingetragene Warenzeichen) 2 Zugänge: Blutentnahme und Blutrückfüh- Doppelthören → Diplakusis
verwendet. Die Auswahl der individuell geeig- rung erfolgen über je eine Kanüle. Gegenüber Doppelton → Traube-Doppelton
neten DLT-Größe geschieht anhand von Le- der alternativ möglichen Single-Needle-Dialyse Doppeltsehen → Diplopie
429 dorso-plantar
pelkontrolle im eigentlichen Sinne; sog. cross Diagnostik: ta*-Rezeptoren nach lang dauernder Anwen-
check bzw. cross monitoring) – Rekto-digitale oder vaginale Palpation dung von Betasympathomimetika*). Down-Re-
– Vier*-Augen-Prinzip und verbale Kommuni- – CT-Abdomen gulation führt zur pharmakologischen Tole-
kation (akustische Wiedergabe einer ärztli- – Ultraschalluntersuchung, rektale oder vagi- ranz*.
chen Anordnung, sog. read back, im closed* nale Endosonografie* Downstaging: Nach erfolgter Intervention
loop system) als Teil von Crisis* Resource – MRT. weniger ausgeprägter Tumorbefall hinsichtlich
Management (CRM). Therapie: Je nach Lage und Befund: Größe und Organbefall. Mögliche Therapiemo-
Double-Crush-Syndrom n: engl. double crush – Ultraschall oder CT-gestützte transrektale, dalitäten dieses neoadjuvanten* Ansatzes sind:
syndrome. Zwei oder mehrere Kompressions- transvaginale oder transabdominale Punkti- Chemotherapie, Radiatio, Embolisation und D
schäden im Verlauf eines Nerven (z. B. Karpal- on und Drainage Hormontherapie. Vielfach kann dadurch die
tunnelsyndrom* und Nervenwurzelirritation – laparoskopisch gestützte oder offen chirurgi- operative Ausgangssituation verbessert werden.
bei Spondylosis* deformans); im weiteren Sinn sche Abszessausräumung und -drainage. Down-Syndrom n: engl. Down syndrome; syn.
gleichzeitige Schädigung verschiedener Nerven Douglas-Lagerung → Fowler-Lagerung Morbus Langdon-Down. Numerische, autoso-
durch Kompression oder zusätzlich prädispo- Douglasozele → Rektozele male Chromosomenaberration*, meist als klas-
nierende Erkrankung mit Polyneuropathie* Douglas-Punktion f: engl. culdocentesis. Punk- sische Trisomie* (3-faches Chromosom 21 infol-
(z. B. bei Diabetes* mellitus). tion des Douglas-Raums, die entweder sonogra- ge Non*-disjunction), selten als Translokations-
Double-Inlet-Ventriøkel m: engl. double inlet fisch oder CT-gestützt, diagnostisch oder thera- trisomie* 21. Bereits im Mutterleib bestehen
ventricle. Seltener komplexer angeborener* peutisch, transvaginal oder transrektal durch- zahlreiche Fehlentwicklungen, intrauterine Di-
Herzfehler mit Füllung eines funktionellen geführt wird. Sie wird eingesetzt z. B. bei Doug- agnostik geschieht sonografisch, interventionell
oder anatomisch singulären Ventrikels über las*-Abszess (v. a. bei chronisch-entzündlichen und laborchemisch. Betroffene sind intelligenz-
2 AV-Klappen und meist Rudimenten eines Darmerkrankungen oder intensivpflichtigen gemindert und haben häufig Herzfehler. Die
rechten (Double-Inlet-Left-Ventrikel; DILV) Patienten). Lebenserwartung ist eingeschränkt. Siehe
bzw. (selten) linken Ventrikels (Double-Inlet- Douglas-Raum m: engl. pouch of Douglas; syn. Abb. 1.
Right-Ventrikel; DIRV). Douglas̀scher Raum. Klinische Bezeichnung für Klinik: Intra- und extrauterine Fehlentwick-
Double-Outlet-Ventrikel m: engl. double out- die zwischen Uterus* und Rektum* gelegene lung fast sämtlicher Gewebe und Organe, die
let ventricle; Abk. DOV. Komplexer angeborener* Excavatio rectouterina, die bei der Frau der langsam wachsen, unreif bleiben, schneller al-
Herzfehler mit überwiegendem Ursprung von tiefste Punkt der Bauchhöhle ist. Transvaginal tern und Fehlbildungen aufweisen:
Aorta und A. pulmonalis aus der rechten bzw. werden hier per Ultraschall* Flüssigkeitsan- – Unterschiedlich ausgeprägte, typische Dys-
linken Herzkammer; meist mit Transposition* sammlungen (Blut*, Eiter*, Aszites*) dargestellt. morphie: 1. rundlicher Kopf, Kleinwuchs,
der großen Arterien. Die Hämodynamik (Herz- Beim Mann liegt der Douglas-Raum zwischen Brachyzephalus, Mikrozephalie 2. lateral-
insuffizienz) und Zyanose* sind abhängig von Harnblase* und Rektum und heißt Excavatio kranial ansteigende Lidachsen und Epikan-
Lokalisation des Ventrikelseptumdefekts* und rectovesicalis. thus (siehe Abb. 2), Hypertelorismus, breite
Vorhandensein und Schweregrad einer Pulmo- Douglas-Schmerz m: Bei der rektodigitalen Nasenwurzel, tiefsitzende Ohren, meist offe-
nalstenose*. Behandelt wird operativ. Untersuchung im rechten Unterbauch auszulö-
Formen: sender Schmerz bei Appendizitis*.
– Double-Outlet-Right-Ventrikel (DORV): Douglas-Selbstentwicklung f: engl. Douglas’
Ursprung von Aorta und A. pulmonalis aus spontaneous evolution. Vaginale Geburt eines
rechtem Ventrikel Kindes aus Querlage, durch Abknickung und
– Double-Outlet-Left-Ventrikel (DOLV): dem Fraktur der Wirbelsäule im oberen Teil. Eine
DORV seitenverkehrt entsprechender, we- Douglas-Selbstentwicklung kommt heute
sentlich weniger häufig vorkommender durch die Geburt per Sectio caesarea bei Querla-
DOV. ge* eigentlich nicht mehr vor.
Klinik: Hämodynamik (Herzinsuffizienz) und DOV: Abk. für → Double-Outlet-Ventrikel
Zyanose* je nach Lokalisation des Ventrikelsep- Downey-Zellen f pl: engl. Downey’s cells. Im
tumdefekts und Fehlen oder Vorhandensein peripheren Blut bei Mononucleosis* infectiosa
und Schweregrad einer Pulmonalstenose*. auftretende mononukleäre Lymphoidzellen*
Diagnostik: Nachweis durch Echokardiografie* mit polymorph geformtem Kern mit aufgelo-
und ggf. Herzkatheterisierung* mit Angiokar- ckerter Chromatinstruktur und basophilem
diografie. Protoplasma mit zahlreichen Vakuolen. Down-Syndrom Abb. 1: Karyogramm bei
Therapie: Operativ. Downhill-Varizen f pl: engl. downhill esophage- Trisomie 21. [181]
Douglas-Abszeø ss m: engl. Douglas abscess. al varices. Ösophagusvarizen* im oberen Öso-
Durch Entzündungen in der Bauchhöhle vor- phagusdrittel, verursacht durch eine Obstrukti-
wiegend bei Appendizitis* und Adnexitis ent- on der Vena cava superior und ggf. der Vena
stehende Eiteransammlung am tiefsten Punkt azygos mit Umkehr des Blutflusses in den obe-
der Bauchhöhle, dem sogenannten Douglas*- ren Venenplexus des Ösophagus.
Raum. Down-Regulation f: Verminderung der An-
Klinik: zahl von Rezeptoren einer Zelle durch vermin-
– Fieber, Schüttelfrost derte Genexpression* oder gesteigerten Abbau
– Miktionsbeschwerden nach anhaltender Rezeptor-Stimulation bei Down-Syndrom Abb. 2: charakteristische lateral-
– Tenesmen, Stuhldrang. Therapie mit Rezeptor-Agonisten (z. B. von Be- kranial ansteigende Lidachsen und Epikanthus. [181]
Doxazosin 432
ner Mund mit vermehrter Speichelsekretion lich bildet es reaktive Sauerstoffspezies. Seine Drainageoperationen f pl: engl. drainage op-
und großer, gefurchter Zunge 3. Vierfinger- antineoplastische Wirkung wird bei der Thera- eration; syn. Drainageoperation. Spezielle chi-
furche in den Handflächen (in 40–75 % der pie zahlreicher Krebserkrankungen genutzt. rurgische Verfahren zur Behandlung therapie-
Fälle), Einwärtskrümmung (Klinodaktylie) Häufige Nebenwirkungen sind u. a. Kardiotoxi- refraktärer Schmerzsymptomatik oder von
der Endglieder des 5. Fingers; Fußdeformitä- zität, Knochenmarksdepression und gastroin- Komplikationen bei chronischer Pankreatitis*.
ten (sog. Sandalenlücke) 4. Unterentwick- testinale Beschwerden. Resistenzentwicklung Man unterscheidet zwischen resezierenden
lung der Kiefer und Zähne sowie verspäteter führt zum Therapieversagen. Techniken und reinen Gangdrainagetechniken
knöcherner Schluss der Schädelnähte und der Doxycyclin n: engl. doxycycline. Antibiotikum sowie Verfahren zur Drainage einer Pankreas-
D Fontanelle ohne Verzögerung der Knochen- mit breitem Wirkspektrum (auch intrazellulär) pseudozyste.
kernentwicklung und Antiprotozoenmittel* aus der Klasse der Draize-Test m: engl. Draize test. Tierversuch
– meist erhebliche, aber individuell verschieden Tetracycline zur oralen und parenteralen An- an Kaninchen, der aus Tierschutzgründen heu-
entwicklungsfähige Intelligenzminderung wendung. UV-Strahlung soll während der Ein- te selten durchgeführt wird. Er dient der Haut-
– Muskelhypotonie, Cutis* laxa, tiefstehender nahme vermieden werden. Gastrointestinale verträglichkeitsprüfung als Referenztest inzwi-
Nabel (oft mit Hernie) Nebenwirkungen werden durch Einnahme schen nur noch für jene Substanzen, die bei In-
– angeborener Herzfehler in 40–60 % der Fälle während einer Mahlzeit gemindert. Doxycyclin vitro-Testungen an humanen Corneaepithelzel-
(meist atrioventrikulärer Septumdefekt*) wird nicht angewendet bei Kindern wegen Kno- len keine Effekte zeigen.
– mit zunehmendem Lebensalter überdurch- chenwachstumsstörungen und Zahnschmelz- Vorgehen: Bewertung der Reaktion nach Auf-
schnittlich häufig ALL und Alzheimer- defekten. tragen auf die Haut oder Einbringen in den Bin-
Krankheit. DPN: Abk. für Diphosphopyridinnucleotid → dehautsack des Auges. Alternativ wird der sog.
Diagnostik: Nicotinamid-Adenin-Dinucleotid Hühnerei-Test an der Chorion-Allantois-Memb-
– Charakteristischer Phänotyp bereits bei Ge- Dracontiøasis → Drakunkulose ran (Abk. HET-CAM) durchgeführt.
burt, Brushfield-Flecken in der hellen Iris Dracunculiasis → Drakunkulose Drakunkulose f: engl. dracunculiasis; syn. Dra-
junger Säuglinge, die sich mit zunehmen- Drahtextension f: engl. skeletal traction. Ex- contiasis. Inzwischen sehr seltene tropische In-
dem Lebensalter und Pigmenteinlagerungen tensionsmethode* (Extremitäten) mit Zugwir- fektion mit dem Medinawurm Dracunculus me-
verlieren kung über einen transossär quer eingebrachten dinensis. Betroffene leiden unter allergischen
– pränatal durch Amniozentese* oder Chorion- Draht (Kirschner-Draht), über den mit einem Reaktionen, Ulcera und Abszessen. Der adulte
biopsie*; Screening: im ersten Schwanger- Bügel Längszug in einer Extensionsvorrichtung Wurm kann extrahiert werden. Trinkwasserhy-
schaftstrimester mit Berechnung der Wahr- ausgeübt werden kann. Indikationen sind tem- gienemaßnahmen wirken prophylaktisch und
scheinlichkeit für Down-Syndrom anhand: poräre Reposition und Retention bei nicht pri- haben den Wurm weitgehend ausgerottet.
1. sonografischer Bestimmung der Nacken- mär operabler Fraktur der unteren Extremität Prävention:
transparenz (Nackenödem) 2. Konzentration oder Acetabulumfraktur. – Filtrieren oder Abkochen des Trinkwassers
von Beta*-HCG und PAPP*-A im Blut 3. Le- Drahtnaht f: engl. stainless steel wire suture. – baulicher Schutz von Brunnen gegen fäkale
bensalter der Schwangeren und Anamnese Naht mit rostfreiem Stahldraht, z. B. bei Osteo- Kontamination.
4. zusätzlicher Parameter (zweites Schwan- synthese* und Sehnennaht* (Lengemann*- Dranginkontineø nz f: engl. urge incontinence.
gerschaftstrimester): Inhibin A, Estriol* und Drahtnaht). Form der Harninkontinenz* mit unwillkürli-
Alphafetoprotein*. Drahtosteosynthese → Osteosynthese chem Harnverlust mit gleichzeitigem oder vo-
Prognose: Drahtpuls m: engl. wiry pulse. Sehr harter Puls rausgegangenem plötzlichem Drangempfin-
– Mittlere Lebenserwartung > 50 Jahre durch gleichzeitigen Anstieg des systolischen den. Früher wurde nach dem Befund der Zysto-
– bei frühzeitig begonnener und individuell und diastolischen Blutdrucks, u. a. bei fixierter tonometrie in eine sensorische und motorische
angepasster Förderung gute soziale Integra- renaler Hypertonie und Eklampsie*. Form unterschieden. Die Therapie ist schwierig,
tion und teilweise Selbstständigkeit möglich. Drainage f: Therapeutische Ableitung einer eine Heilung selten.
Doxazosin n: Antihypertensivum aus der pathologischen Ansammlung von Flüssigkeit Ursachen:
Gruppe der selektiven Alpha*-Rezeptoren-Blo- (Wundsekret, Blut oder Eiter, Galle, Pankreasse- – Harnwegsinfektion*
cker. Es wird bei arterieller Hypertonie* und kret, Harn, Liquor, Lymphe) oder von Gas. Die – interstitielle Zystitis*
beim benignen Prostatasyndrom* eingesetzt. Einlage des Drains (Latex-, Silikondrain, Gaze) – intravesikale Obstruktionen, z. B. benigne
Wechselwirkungen mit Phosphodiesterase- erfolgt als geschlossenes, halbgeschlossenes Prostatavergrößerung bei Männern oder Fol-
Hemmern (z. B. Sildenafil*) sind möglich. oder offenes System mit und ohne Sog. ge der TVT-Operation bei Frauen (TVT = ten-
Doxepin n: engl. doxepine. Trizyklisches Anti- Formen: sionfree vaginal tape)
depressivum mit ausgeprägten sedierenden und – Blasendrainage* – Fremdkörper
anxiolytischen Eigenschaften. Es wird auch beim – Thoraxdrainage* – Tumor
chronischen Schmerzsyndrom*, Angstzuständen – Ventrikeldrainage* – Östrogenmangel im Klimakterium
und Entzugssyndromen* eingesetzt. Wechsel- – prophylaktische postoperative Drainage (Re- – Störungen der Innervation oder Sensorik
wirkungen treten in Kombination mit anderen don*-Saugdrainage) zur: 1. Verminderung – (häufig) psychosomatisch.
Antidepressiva und Tranquilizern auf. Gewichts- von Wundinfektionen 2. Kontrolle von Nach- Klinik:
zunahme, Mundtrockenheit und Müdigkeit ge- blutung, Ergussbildung und Anastomosen- – Unwillkürlicher Verlust mehrerer kleiner
hören zu den häufigen Nebenwirkungen. insuffizienz Harnvolumina am Tag
Doxorubicin n: engl. doxorubicine; syn. Hydro- – bei Spülung* von Wundhöhlen und infizier- – imperativer Harndrang mit Einsatz von Hal-
xydaunorubicin. Zytostatikum (Anthracyclin). ten Arealen, z. B. intrathorakale oder intraab- temanövern, oft assoziiert mit perigenitaler
Doxorubicin hemmt RNA- und DNA-Polymera- dominale Abszesse, Pankreasnekrose. Dermatitis
sen sowie das Enzym Topoisomerase II, zusätz- Drainageoperation → Ventrikeldrainage – Enuresis nocturna
433 Dreikompartimentmodell
– evtl. komorbide psychische Störungen, meist 4 Stunden auf 62° in Abhängigkeit von der – Urinproben können unterschiedlich ausge-
infolge der Harninkontinenz Kreislaufsituation und dem intrathorakalen* wertet werden, z. B.: 1. bakteriologisch 2. zy-
– zerebrale und neuropathische Veränderungen Druck tologisch
– Altersveränderungen des Detrusors. – Dauer mindestens 18 Stunden am Tag – Aussagekraft der Dreigläserprobe eher ge-
Diagnostik: – stufenweise Verringerung des Drehwinkels ring, gibt nur einen groben Überblick.
– Anamnese einschließlich Miktionsprotokoll* zur Entwöhnung. Indikationen:
– symptomorientierte Evaluation mittels spe- Indikation: Einsatz insbesondere in der Inten- – Urethritis
zieller Fragebögen sivmedizin zur gleichmäßigen Durchblutung – Zystitis
– körperliche Untersuchung (einschließlich Va- und Funktionsanregung der inneren Organe – Prostatitis. D
ginoskopie bei Frauen) (Pneumonie- und Atelektaseprophylaxe und Dreikammer-Saugsystem n: Geschlossenes
– Urinstatus und -kultur Vermeidung von Lungenversagen). System zur Ableitung und zum Auffangen von
– Sonografie mit Restharnbestimmung Drehmann-Zeichen → Epiphyseolysis capitis krankhaften Flüssigkeitsansammlungen (Blut,
– Urethrozystoskopie femoris Sekret) und evtl. Luft aus der Pleurahöhle bei
– weiterführend ggf. Videourodynamik*, Drehnystaø gmus → Nystagmus Thoraxdrainage.
Schnittbildverfahren* oder neurophysiologi- Drehosteotomie f: engl. rotation osteotomy. Vorgehen:
sche Untersuchungen. Osteotomie* zur Beseitigung einer Torsion in- – Die Entleerung der Pleurahöhle erfolgt durch
Therapie: nerhalb eines Röhrenknochens, beispielsweise einen kontinuierlichen Sog von 10–20 cm
– Kausal bei organischer Ursache zur Korrektur einer Schenkelhalsfehlstellung. Wassersäule.
– symptomatisch durch Blasentraining* Drehprüfung → Gleichgewichtsprüfungen – Das Sekret wird über ein in den Pleuraspalt
– medikamentös: 1. Muscarinrezeptorantago- Drehschwindel → Schwindel eingelegtes Drainagerohr aufgefangen und in
nisten (Parasympatholytika*) 2. Antidepressi- Dreiblättrige Keimscheibe f: engl. germ disk; eine oder mehrere skalierte Sammelkam-
va* 3. Antispasmodika (Spasmolytika*) 4. α*- syn. Keimschild. Entwicklungsabschnitt in der mern eingeleitet.
Rezeptoren-Blocker 5. Vasopressinanaloga Embryogenese. Sie besteht aus einem oberen – Unterdruck und Luft gelangen über eine
– interventionell: 1. steriler intermittierender Ektoderm*, einem mittleren Mesoderm* und Überleitung in eine mit destilliertem Wasser
(Selbst-)Katheterismus 2. intravesikale Appli- unterem Entoderm*. Durch auswandernde Ek- gefüllte zweite Kammer (Wasserschloss*), die
kation von Botulinumtoxin 3. Elektrostimu- todermzellen der zweiblättrigen Keimscheibe das Eindringen von Außenluft verhindert
lation des Beckenbodens und der Blasenregi- zwischen Epiblast und Hypoblast entstehen das und das Vakuum im Fall einer Trennung
on 4. permanente (sakrale) Neuromodulati- Mesoderm und damit die dreiblättrige Keim- vom aktiven Saugsystem erhält.
on* 5. selektive Sakralnervenblockade scheibe. – Das Vakuum wird in die dritte Kammer, ein
– operativ: 1. Sphinkterotomie zur Senkung Dreiecklappenplaø stik f: engl. triangular falp mit Wasser gefülltes Manometer, weitergelei-
des intravesikalen Drucks 2. selektive Rhizo- plasty. Chirurgische Technik zur Verhinderung tet, an dem der vorhandene Unterdruck im
tomie der sakralen Hinterwurzeln 3. Ver- einer Anastomosenstenose bei Anlage einer bi- Thorax des Patienten ablesbar (entspricht et-
schluss des Blasenhalses mit vesikokutaner liodigestiven Anastomose*. Eine antimesenteri- wa der Summe aus der eingestellten Sogstär-
Harnableitung 4. Augmentationsverfahren al gelegene und nach Roux-Y (siehe Roux*-Ope- ke und der Höhe der Wassersäule im Wasser-
der Harnblase 5. suprabubische Harnablei- ration) ausgeschaltete Jejunumschlinge wird in schloss) und über ein Ventil regulierbar ist.
tung (als ultima ratio). Form eines Dreiecks inzidiert und mit dem – Über ein Entlastungsventil kann ein plötzli-
Draw-Over-Verdampfer → Verdampfer längs eingeschnittenen Gallengang anastomo- cher Druckanstieg (z. B. bei Husten) ausgegli-
Dreamy State: Z. B. zu Beginn eines fokalen siert. Das Verfahren wird heute nur noch selten chen werden.
epileptischen Anfalls* auftretende, kurz dau- angewendet. Dreikammerschrittmacher → Resynchroni-
ernde traumähnliche Bewusstseinsveränderung Dreiecksbein → Ossa carpi sationstherapie, kardiale
mit Illusionen oder Halluzinationen und affek- Dreieck, schwarzes → Arzneimittelzulassung Dreikompartimeø ntmodell n: engl. three com-
tiver Tönung (meist Angst). Währenddessen Dreifachblindstudie → Studie, klinische partment model. Pharmakokinetisches Modells
scheinen Gegenstände der Umgebung weit ent- Dreifußzeichen n: engl. Amoss’ sign; syn. mit Unterscheidung von 3 Kompartimenten*.
rückt (Mikroteleopsie) und oft besteht das Ge- Amoss-Zeichen. Auf Meningitis* hinweisende Beschrieben werden 1 zentrales und 2 periphe-
fühl einer Vertrautheit mit einer sonst fremden Unmöglichkeit zu sitzen, ohne dass die Arme re, über das zentrale Kompartiment verbundene
Umgebung (Déjà-vu-Erlebnis). hinter dem Gesäß dreifußartig aufgestützt wer- Verteilungskompartimente. Das Dreikomparti-
Drehanode → Röntgenröhre den. mentmodell wird eingesetzt bei der target con-
Drehbett → Sandwich-Bett Dreigefäßerkrankung → Herzkrankheit, ko- trolled infusion (TCI) zur Beschreibung der
Drehbett n: engl. patient rotation bed; syn. ronare Pharmakokinetik lipophiler Arzneimittel, z. B.
Egerton-Stoke-Mandeville-Bett. Spezialbett zur Dreigläserprobe f: engl. three-glass test. Frakti- Umverteilung von Injektionsnarkotika oder
kinetischen Therapie, d. h. gezielten und auto- onierte Harngewinnung zur orientierenden Lo- Opioiden*.
matischen Lageveränderung des Körpers durch kalisation eines pathologischen Prozesses, ins- Einteilung:
kontinuierliche Drehung des Patienten um die besondere einer Hämaturie in Harnröhre und – Zentrales Kompartiment (zentraler Vertei-
Längsachse zu beiden Seiten. Dabei ist Rotation Prostata, Harnblase oder oberem Harntrakt. lungsraum V1: Blutplasma, Lunge, Herz, Nie-
um 360° möglich. Eine Wirkung setzt erst ab Vorgehen: ren, Gehirn
40° ein. – Gewinnung von 3 verschiedene Harnfraktio- – peripheres schnell äquilibrierendes Kompar-
Vorgehen: nen: 1. Erststrahlurin aus Harnröhre und tement (V2): Muskulatur, innere Organe
– Möglichst frühzeitiger, stufenweiser Beginn Prostata 2. Mittelstrahlurin aus der Harnbla- – peripheres langsam äquilibrierendes Kom-
der kinetischen Therapie mit einer Steige- se 3. Terminalstrahlurin (3. Portion) nach partiment (V3, sog. tiefes Kompartiment):
rung des Rotationswinkels innerhalb von 3– Prostatamassage mit nachgelaufenem Urin Fettgewebe, Knochen.
Dreimonatsspritze 434
Poliomyelitis*, Masern* und Variola*. Dabei – ein Druckschmerz über dem rechten Ober- Druck, intraventrikulärer → Herzkatheteri-
folgt einer ersten Fieberphase (mit unspezifi- bauch kann auf eine Lebererkrankung hin- sierung
schen Infektsymptomen) nach kurzem Intervall weisen Druck, intraventrikulärer → Ventrikeldruck
eine zweite Fieberphase (Relaps), begleitet von – die Druckschmerzhaftigkeit zweier Tast- Druck, kolloidosmotischer m: engl. colloid os-
spezifischen Organmanifestationen (Exanthem, punkte im rechten Unterbauch (McBurney*- motic pressure; syn. onkodynamischer Druck;
Parese, Pneumonie, Enzephalitis). Punkt und Lanz*-Punkt) sind typisch bei ei- Abk. KOD. Osmotischer Druck gelöster Kolloi-
Dromomanie → Poriomanie ner akuten Appendizitis. de. Der KOD wird im Blutplasma hauptsächlich
dromotrop: engl. dromotropic. Die Leitungsge- Druckfallkrankheit → Caisson-Krankheit durch die Albuminkonzentration bestimmt
schwindigkeit der Erregung im Herzmuskel be- Druckfiltration f: Filtration mit speziellen Fil- und beträgt bei einem Proteingehalt von 75 g/l D
einflussend, wobei ein positiv dromotroper Ef- tern (Papierfilter, Membranfilter, Glasfaserfilter 3,2 kPa (24 mmHg), im Interstitium 0,7 kPa
fekt die Erregungsleitungsfähigkeit des Her- etc.) und Überdruck zwischen Rohmedium und (5 mmHg). Er beeinflusst den konvektiven Aus-
zens steigert und ein negativ dromotroper Ef- Reinmedium bei schwer filtrierbaren Flüssig- tausch von Flüssigkeit zwischen Kapillarbett
fekt die Erregungsleitungsfähigkeit senkt. keiten, z. B. zur sterilen Filtration von Gewebe- und umgebendem Gewebe.
Drop Attack: Plötzlicher Sturz unklarer Ursa- kulturlösungen. Druckkonus m: engl. pressure cone. Verände-
che ohne Bewusstlosigkeit mit Einknicken der Druckgradient, hepatisch-portalvenöser → rung der Form des Kleinhirns* oder Schläfen-
Beine. Ausgeschlossen werden sollten ursächli- Lebervenen-Verschlussdruck lappens infolge hirndruckbedingter Verlage-
che Herzrhythmusstörungen* und vertebroba- Druckinfusion → Schnellinfusion rung nach unten (Hirndrucksteigerung*) mit
siläre Durchblutungsstörungen*. Druck, intraabdominaler m: engl. intraabdom- Einklemmung* der Kleinhirntonsillen* in das
Drosera rotundifolia → Sonnentau inal pressure; Abk. IAP. Druck innerhalb des Ab- Foramen magnum bzw. von basalen Anteilen
Drosophila melanogaø ster f: engl. black-bellied domens. Bei Normalgewicht liegt der IAP bei des Schläfenlappens oder des Mesenzephalons*
dew-lover. Modellorganismus der klassischen ca. 0 mmHg, z. T. subatmosphärisch, unter Be- im Tentoriumschlitz*. Klinisch besteht die Ge-
Genetik, wurde von dem amerikanischen Zoo- atmung evtl. höher (< 5 mmHg). Bei intraabdo- fahr einer zentralen Atemlähmung* bzw. eines
logen Thomas Hunt Morgan als Versuchstier mineller Druckerhöhung sind hämodynami- akuten Mittelhirnsyndroms*.
eingeführt. sche Konsequenzen möglich, da bei IAP ≥ 15– Drucklähmung f: engl. pressure paralysis. Läh-
Drosselmarke → Strangulation 16 mmHg der venöse Rückstrom zum Herzen mung, die durch Druck auf einen peripheren
Drosselungshochdruck → Goldblatt-Mecha- vermindert wird. Nerv verursacht wird, z. B. Peroneuslähmung*,
nismus Bestimmung: Radialislähmung*, Serratuslähmung*, Ulnaris-
Drosselvene → Vena jugularis interna – Endexspiratorisch in flacher Rückenlage lähmung* oder Rucksacklähmung*. Druckläh-
Drosselvene f: engl. jugular. In der medizini- – indirekt (wenig invasiv) durch standardisier- mung kann ggf. anerkannt werden als Berufs-
schen Fachsprache Bezeichnung für Sperrvene, te Druckmessung meist intravesikal mittels krankheit Nr. 2106.
in der Umgangssprache zugleich Bezeichnung Blasenkatheter. Druckluftkrankheit → Barotrauma
für die 3 Halsvenen Vena jugularis anterior, Ve- – Physiologisch erhöht: z. B.: 1. bei Adiposi- Druckluftkrankheit → Caisson-Krankheit
na jugularis externa und Vena* jugularis in- tas* 2. während Schwangerschaft (wegen Druckluftverordnung f: „Verordnung über
terna. langsam kontinuierlichen Anstiegs mit Arbeiten in Druckluft“ vom 4.10.1972
DRU: Abk. für → Untersuchung, digitale rek- Adaptation der Organfunktionen) (BGBl. I S. 1909), zuletzt geändert am
tale – pathologisch erhöht: : 1. bei (abdominalem) 23.10.2013 (BGBl I S. 3882) als Arbeitsschutz-
Druckabfall-HWZ → Pressure Half Time Kompartmentsyndrom*. vorschrift für Arbeiten unter Überdruck von
Druck, atrialer → Herzzyklus Druck, intraatrialer → Herzzyklus mehr als 0,1 bar. Die Druckluftverordnung
Druck, atrialer → Wedge-Druck Druck, intraatrialer → Wedge-Druck schreibt u. a. arbeitsmedizinische Untersuchun-
Druckaufnehmer m: engl. pressure transformer; Druck, intrakranieø ller → Hirndruck gen vor.
syn. Druckwandler. Messaufnehmer zur träg- Druck, intraokularer → Augeninnendruck Drucknekrose f: engl. pressure necrosis. Durch
heitslosen, schnellen Registrierung von Drü- Druck, intrapleuraler m: engl. intrapleural pres- Druckeinwirkung abgestorbener Gewebebe-
cken, z. B. bei invasiver Blutdruckmessung*. sure; syn. Donders-Druck. Differenz zwischen zirk.
Das Prinzip beruht auf einer Widerstandsände- dem im Pleuraspalt herrschenden Druck und Druck, onkotischer → Druck, kolloidosmoti-
rung von Halbleitermaterialien bei Zug oder dem Atmosphärendruck. Infolge der hiluswärts scher
Druck. gerichteten Retraktionskraft des Lungengewe- Druck, osmotischer → Osmose
Druckdolenz f: engl. tenderness to palpation; bes und dem entgegengerichteten Bestreben des Druckosteosynthese → Osteosynthese
syn. Druckschmerz. Eigenschaft eines nerven- Thorax, sich auszudehnen, entsteht ein atem- Druck, periphervenöser → Venendruck, peri-
versorgten Gewebes oder Organs, durch die bei phasenabhängiger Unterdruck in der Pleura- pherer
Ausübung von mechanischem Druck, z. B. bei höhle*. Bei forcierter Exspiration nimmt der Druckphosphen → Phosphen
der Palpation, ein Druckschmerz entsteht und intrapleurale Druck positive Werte an. Druckpuls m: engl. pressure pulse. Pulsverlang-
wahrgenommen wird. Im Rahmen der Kran- Druck, intrapulmonaler m: engl. intrapulmo- samung auf bis zu 20/min infolge Reizung des
kenuntersuchung interessiert besonders, wenn nary pressure. Differenz von Alveolardruck zu at- N. vagus bei Hirndrucksteigerung*.
die Druckschmerzhaft nur bei krankhaften Pro- mosphärischem Druck, gemessen mit Ganzkör- Druckpunkte m pl: engl. pressure points. Typi-
zessen besteht. perplethysmografie*. Der intrapulmonale sche, bei bestimmten Erkrankungen druckemp-
Beispiele: Druck ist der atemphasenabhängige Druck in findliche Körperstellen, z. B. Valleix*-Punkte
– Ein Druckschmerz über den Schläfen ist cha- den Alveolen und Atemwegen der Lunge. Die bei Ischiassyndrom, McBurney*-Punkt bei Ap-
rakteristisch für eine Entzündung der dort Werte in Ruhe liegen zwischen 0,2 kPa bei Ex- pendizitis, Aurikulotemporalpunkt* bei Trige-
oberflächlich verlaufenden A. temporalis (Ar- spiration, 0 kPa in Atemruhelage und -0,2 kPa minusneuralgie.
teriitis temporalis) bei Inspiration. Druckrezeptoren → Drucksensoren
Drucksensor 436
Drucksensor → Druckaufnehmer Drüsen, paraprostatische f pl: engl. peripro- eine Assoziation mit kleinen Papillen bzw. Reti-
Drucksensoren m pl: Mechanosensoren* der static glands. Histologisch unterscheidbare, pe- nopathia* pigmentosa.
Haut, die auf Druckstärke (Merkel-Zellen, Tast- riurethral gelegene Anteile der Prostata ober- DSCT: Abk. für → Dual-source-CT
scheiben), Druckveränderung bei Berührung halb des Colliculus* seminalis, die Ausgangs- DSD: Abk. für disorder of sexual differentiati-
(Meissner-Tastkörperchen, Sensoren in der punkt der histologisch benignen Prostatahyper- on → Differenzierungsstörung, sexuelle
Haarwurzel) und Vibrationen (Vater-Pacini-La- plasie* sind. DSMRT: Abk. für Dobutamin-Stress-Magnet-
mellenkörperchen) reagieren. Drüsen, periurethrale → Drüsen, paraprosta- resonanztomografie → Herzkrankheit, koro-
Druck, sinusoidaler → Lebervenen-Ver- tische nare
D schlussdruck DRUG: Abk. für distales Radioulnargelenk → DSP: Abk. für Desmoplakin codierendes Gen
Drucksteigerung, intrakranieø lle → Hirn- Radioulnargelenk ARVD Carvajal-Syndrom → Carvajal-Syndrom
drucksteigerung Drug Coated Balloon → Drug Eluting Balloon DTA: Abk. für duldbare tägliche Aufnahme-
Druck-Strömungsdiagramm n: engl. pressure- Drug Eluting Balloon: engl. drug coated bal- menge → Acceptable Daily Intake
flow diagram; syn. Resistancekurve. Grafische loon (Abk. DCB); Abk. DEB. Bezeichnung für DTaP: Kombinationsimpfstoff* aus Diphthe-
Darstellung von Atemstromstärke gegen Alveo- (analog Drug Eluting Stent DES*) pharmakolo- rie-, Tetanus- und azellulärem Pertussis-Impf-
lardruckänderung in der Ganzkörperplethys- gisch (Paclitaxel) beschichteten Ballon(kathe- stoff. Von der Ständigen Impfkommission
mografie* zur Beurteilung des Atemwegswider- ter). Eine Zulassung besteht u. a. zur koronaren (STIKO) werden Kombinationsimpfstoffe gene-
stands* bei obstruktiven Ventilationsstörun- Ballondilatation* (PCI) bei In-Stent-Restenose rell empfohlen. Sie sind normalerweise genauso
gen*. Die Steigung der Kurve im Druck-Strö- (Restenose*). Weitere Prüfungen zur klinischen gut verträglich wie Einzelimpfstoffe und sorgen
mungsdiagramm gibt den Atemwegswider- Nutzenbewertung und Indikation sind bisher für eine geringere Anzahl von Injektionen und
stand wieder. nicht abgeschlossen. damit verbundenen unerwünschten Wirkun-
Druck, transpulmonaler m: engl. transpulmo- Drug Eluting Stent: syn. DES [Kardiologie]; gen.
nary pressure; Abk. TPD. Differenz zwischen Al- Abk. DES. Koronarstent mit Polymerbeschich- Prozedere: Nach den Empfehlungen des Robert
veolardruck* und intrapleuralem Druck*. Der tung, aus der ein proliferationshemmendes Koch-Instituts ist bei Verletzungen der Impfsta-
TPD bestimmt Dehnung und Volumen der Al- und/oder immunsupprimierendes Arzneimittel tus betreffend Tetanus zu prüfen. Dies betrifft
veolen: Aveolarkollaps tritt ein bei negativem (z. B. Everolimus) freigesetzt wird. DES werden auch Bagatellverletzungen, da hier ebenfalls Te-
TPD und alveoläre Überdehnung (VALI) bei zu implantiert zur Therapie der KHK im Rahmen tanus-Erreger eindringen können. Bei mangeln-
hohem TPD (z. B. bei invasiver Beatmung). Die der perkutanen Koronarintervention (PCI). Die dem Impfschutz ist sofort eine Tetanus-Im-
respiratorische Änderung des TPD bewirkt Ein- Nutzenbewertung im Vergleich zum unbe- munprophylaxe durchzuführen. Außerdem
und Ausstrom der Atemluft. schichteten Stent hängt von diversen Faktoren sind fehlende Impfungen der Grundimmunisie-
Druckurtikaria f: engl. pressure urticaria; syn. ab und ist umstritten. rung nachzuholen.
Verzögerte Druckurtikaria. Chronische indu- Drusen [Begriffsklärung] f pl: Begriff mit meh- DTI: Abk. für engl. diffusion tensor imaging
zierbare Urtikaria (CINDU) mit einer Latenz reren Bedeutungen in der Medizin, hauptsäch- → Magnetresonanztomografie
von 3–8 h nach kurzzeitig (10–20 min) appli- lich verwendet zur Beschreibung stecknadel- Dualblock → Muskelrelaxation
ziertem statischem Druck auf die Haut. Sie tritt kopfgroßer, gelblich rötlicher Gebilde, die im Dual-Röntgen-Absorptiometrie-Verfahren n:
häufiger auf bei Männern im mittleren Lebens- Eiter einer Aktinomykose* auftreten und aus engl. DXA; syn. DEXA; Abk. DXA. Verfahren der
alter. Meist kommt es zur Spontanremission von Leukozyten umgebenen Mikrokolonien digitalen Röntgendiagnostik* zur Osteodensito-
nach mehreren Jahren. von Actinomyces und begleitenden Bakterien metrie* und Körperfettbestimmung*. Dazu
Druck, venöser → Venendruck, peripherer bestehen. werden 2 energetisch leicht unterschiedliche
Druck, venöser → zentralvenöser Druck Weitere Bedeutungen: Röntgenquellen eingesetzt, sodass man
Druck, ventrikulärer → Ventrikeldruck – Drusen des retinalen Pigmentepithels: siehe 2 Schwächungswerte für jeden Messpunkt er-
Druckverband → Kompressionsverband Drusen* [Retina] hält. Die Absorption von Röntgenstrahlen ist
Druck-Volumen-Diagraø mm [Blutkreislauf] n: – senile Drusen (interstitielle Ablagerungen abhängig von der Dichte unterschiedlicher Ge-
engl. pressure-volume diagram. Grafische Darstel- von Beta-Amyloid im ZNS): siehe senile webe. DXA ist Standardverfahren zur Bestim-
lung des Blutdrucks in Abhängigkeit vom Blut- Plaques*. mung der Knochendichte bei Osteoporose*.
volumen in einzelnen Abschnitten des Herz- Drusen [Retina] f pl: Hyaline Ablagerungen in Dual-source-CT f: engl. dual sorce computerized
Kreislaufsystems (Volumenelastizitätskoeffi- der Bruch-Membran zwischen retinalem Pig- tomography; Abk. DSCT. Mehrzeilen-CT mit 2
zient*). Vgl. Herzzyklus* (Abb. dort). mentepithel und Chorocapillaris vorwiegend (um 90° zueinander versetzt angeordneten) ro-
Druckwandler → Druckaufnehmer am hinteren Augenpol (ophthalmoskopisch tierenden Röntgenstrahlern (Röntgenröhren).
Drüsen → Glandulae kleine weißlich gelbe Flecke). Retinale Drusen Sie ermöglicht eine kürzere Untersuchungsdau-
Drüsenfieber → Mononucleosis infectiosa können zu altersabhängiger Makuladegenerati- er und/oder höhere Bildauflösung als bei kon-
Drüsenkörperzyø sten f pl: engl. cysts of the on* mit Sehschärfenverlust führen. ventioneller (Single-source-)Mehrzeilen-CT. In-
gland body. Zystische Ausweitungen von Haupt- Drusenpapille f: engl. drusen of the optic nerve dikationen sind insbesondere kardiale Diagnos-
drüsen bzw. Foveolae gastricae im Corpus-Fun- head. Erbliche, meist bilaterale, extrazelluläre tik (Kardio-CT bzw. CT-Koronarangiografie,
dus-Bereich des Magens, wahrscheinlich infolge Ablagerung von Muzinen und Glykosaminogly- CT*).
eines gestörten Abflusses von Drüsensekret. kanen im Bereich des Discus nervi optici. Neben Dual-Use-Spezialtransportfahrzeug n: Be-
Drüsenkörperzysten sind oft ein (Neben-)Be- symptomlosem Verlauf sind auch Einschrän- zeichnung für Rettungsmittel mit variablem
fund der Magenspiegelung. Sie haben keinen kung des Gesichtsfelds, Blutungen und plötzli- Einsatzspektrum, meist im Sinne eines Wech-
Krankheitswert, können aber mit anderen Er- che Sehminderung möglich. Eine Drusenpapil- sels zwischen Primär- und Sekundäreinsatz.
krankungen des Magen-Darm-Trakts einherge- le manifestiert sich im Kindesalter, evtl. besteht Dubin-Johnson-Syndrom n: engl. Dubin-John-
ben. son syndrome; syn. Sprinz-Nelson-Syndrom. Au-
437 Ductus deferens
tosomal-rezessiv erbliche Störung des Trans- Duø ctuli effereø ntes teø stis m pl: engl. efferent
ports von konjugiertem Bilirubin in die Gallen- ductules. Kanälchen, die das Rete* testis mit dem
gänge mit Ablagerung eines braun-schwarzen Ductus* epididymidis verbinden und aus 10–
Pigments in der häufig vergrößerten Leber. 20 geschlängelten Einzelkanälen bestehen.
Symptome sind ein milder Ikterus und ggf. un- Durch ihre Auskleidung mit Flimmerepithel
charakteristische Oberbauchbeschwerden mit dienen sie dem Transport der unreifen Spermi-
Nachweis einer direkten Hyperbilirubinämie. en* in den Nebenhoden*. Vgl. Hoden*, Abb. 2
Therapie ist nicht erforderlich, die Prognose ist dort.
sehr gut. Epidemiologie: sehr selten; Manifes- Duø ctuli prostatici m pl: engl. prostatic ducts. D
tation im Jugendlichen- und Erwachsenenalter, Die 15–20 Ausführungsgänge der Prostata*, die
sehr selten neonatal. Ätiologie: Mutationen im in die Crista urethralis münden.
CMOAT-Gen (syn. ABCC2, MRP2) auf dem Gen- Ductuli transversi epoophori → Parovarium
locus 10q24 mit Fehlen des kanalikulären orga- Duø ctus arteriosus m: engl. arterial duct; syn.
nischen Anionentransporters. Ductus (arteriosus) Botallo (Abk. DAB). Verbin- Ductus arteriosus, persistierender: Links-Rechts-
Klinik: dung zwischen Aortenbogen und Truncus pul- Shunt mit pulmonaler Hyperperfusion in der Folge.
– Chronischer oder intermittierender Ikterus* monalis als physiologischer pränataler Rechts-
ohne Pruritus Links-Shunt zur Umgehung der noch funkti-
– Verlauf asymptomatisch oder mit uncharak- onsunfähigen Lunge. Postnatal verschließt sich und diastolischem Decrescendo (Lokomotiv-
teristischen Oberbauchbeschwerden v. a. bei der Ductus funktionell nach 10–15 h infolge geräusch*)
interkurrierenden Infekten, Schwangerschaft Oxygenierung des Bluts und degeneriert inner- – Palpation: häufig Schwirren, Pulsus celer et
und hormonaler Kontrazeption*. halb 2–3 Wo. zum Ligamentum* arteriosum. altus und große Blutdruckamplitude* wegen
dubiosus: Zweifelhaft, dubiös. Klinische Bedeutung: des plötzlichen Abströmens des aus dem lin-
Dubreuilh-Krankheit → Lentigo maligna – Bei bestimmten angeborenen* Herzfehlern ken Ventrikel ausgeworfenen Bluts durch
Duchenne-Erb-Lähmung → Armplexuspa- (z. B. schwere Aortenisthmusstenose*, hypo- den persistierenden Ductus arteriosus
rese plastisches Linksherzsyndrom*, Pulmonalat- – EKG: Zeichen einer Links-, später einer
Duchenne-Hinken n: Gangstörung* mit Ab- resie*, schwere Pulmonalstenose*) vorüberge- Rechtsherzüberlastung
sinken des Beckens zur Spielbeinseite und kom- hend pharmakologisches Offenhalten durch – Nachweis und Graduierung durch Echokar-
pensatorischer Verlagerung des Oberkörpers Infusion von Prostaglandin* E1 (Alprostadil) diografie*
zur Standbeinseite. Duchenne-Hinken tritt u. a. erforderlich – Herzkatheterisierung zum interventionellen
auf bei Hüftgelenkluxation, Parese der Mm. – persistierender Ductus* arteriosus. Verschluss, siehe Therapie
glutei, progressiver Muskeldystrophie, Sym- Duø ctus arteriosus apeø rtus → Ductus arterio- – in manchen Fällen MR-Angiografie
physensprengung, Rachitis, Ostitis deformans sus, persistierender – Hinweis in Röntgen-Thorax-Aufnahme: Kar-
Paget oder Coxa vara. Diagnostisch erfolgen kli- Duø ctus arteriosus, persistierender m: engl. diomegalie (Herzformen*) abhängig von der
nische Untersuchung (Trendelenburg*-Zeichen patent ductus arteriosus; syn. Ductus arteriosus Größe des Links-Rechts-Shunts: 1. mit Beto-
positiv) und Ganganalyse. persistens. Angeborenes Offenbleiben der feta- nung des Pulmonalbogens sowie verstärkte
Duchenne-Krankheit → Bulbärparalyse len Verbindung zwischen Aorta und Pulmonal- Hilus- und Lungengefäßzeichnung 2. nach
Duchenne-Muskeldystrophie f: engl. arterie (Ductus* arteriosus) von unterschiedli- Entwicklung einer Eisenmenger-Reaktion
Duchenne muscular dystrophy. X-chromosomal- cher Weite. Es kommt zum Rückfluss von Blut helle periphere Lungenfelder mit Kaliber-
rezessiv erbliche, häufigste Form der progressi- in den Lungenkreislauf. Häufig entwickeln Be- sprung zwischen den erweiterten zentralen
ven Muskeldystrophien* mit nahezu vollständi- troffene keine Beschwerden. Diagnostiziert und den verengten peripheren Gefäßen.
gem Fehlen von Dystrophin (Genlocus Xp21.2– wird sonografisch, bei großer Öffnung wird in- Therapie:
p21.1). Die rasch fortschreitende Muskelschwä- terventionell behandelt. Siehe Abb. – Bei hämodynamischer Relevanz interventio-
che beginnt im Kindesalter und kann bis zur Pathophysiologie: neller Verschluss (Coil, Schirm) im Rahmen
Atemlähmung* führen. Betroffene haben eine – Rückfluss des Bluts aus der Aorta über die der Herzkatheterisierung als Methode der
eingeschränkte Lebenserwartung (20–25 Jahre). Pulmonalarterie in den Lungenkreislauf Wahl
Therapiert wird symptomatisch. Glukokortiko- (Links-Rechts-Shunt) mit starker Volumenbe- – oder bei Frühgeborenen und Säuglingen ope-
ide* verzögern den Verlauf. Vorkommen: aus- lastung des kleinen Kreislaufs rativ (Ligatur oder Durchtrennung).
schließlich Männer sind betroffen. Häufigkeit: – in schweren Fällen bei längerer Dauer Wider- Duø ctus-Bellini-Karzinom n: syn. Sammel-
1 : 3500. standserhöhung und Eisenmenger*-Reaktion rohrkarzinom. Seltene Form des Nierenkarzi-
Klinik: mit Shuntumkehr (Rechts-Links-Shunt mit nom mit Befall des medullären Sammeltubulus
– Beginn in den ersten Lebensjahren mit einer Mischungszyanose). und papillär-sarkomatoidem Wachstum.
rasch progredienten, proximal betonten Klinik: Duø ctus Botalli → Ductus arteriosus
Muskelschwäche – Oft asymptomatisch und normale Entwick- Duø ctus Botallo → Ductus arteriosus
– Verlust der Gehfähigkeit im 10.–12. Lj. lung Duø ctus deferens m: engl. vas deferens. 50–
– zunehmende Atemlähmung, Skoliose* und – bei weit offenem Ductus arteriosus mäßige 60 cm lange, geschlängelte Fortsetzung des Ne-
Gelenkkontrakturen Entwicklungsverzögerung. benhodengangs, der den Nebenhoden* mit der
– häufig Kardiomyopathie Diagnostik: Harnröhre verbindet. Die dreischichtige Mus-
– evtl. mit leichter mentaler Retardierung. – Herzauskultation*: lautes kontinuierliches kulatur des Ductus deferens erzeugt peristalti-
Ducrey-Streptobakterien → Haemophilus Herzgeräusch* mit systolischem Crescendo sche Bewegungen, die die Spermien* bei der
ducreyi Ejakulation* weiterleiten.
Ductus ejaculatorius 438
Duø ctus ejaculatorius → Ductus deferens mediastinalis sinister auf und mündet in den
Duø ctus epididymidis m: engl. duct of epididy- Angulus venosus sinister.
mis; syn. Nebenhodengang. Aufgeknäuelter, 5– Duø ctus venosus Arantii m: engl. duct of Aran-
6 m langer Gang des Nebenhodens, der im Ca- tius; syn. Ductus venosus. Im pränatalen Blut-
put epididymidis beginnt, die Ductuli efferen- kreislauf* bestehende Verbindung zwischen V.
tes des Hodens aufnimmt und sich am Ende der umbilicalis und V. cava inferior unter Umge-
Cauda epididymidis in den Ductus* deferens hung der Leber. Er obliteriert nach der Geburt
fortsetzt. Er ist der Hauptbestandteil des Ne- zum Lig. venosum der Leber.
D benhodens und formt dessen Körper (Corpus Ductus vitellinus → Ductus omphaloenteri-
epididymidis). Ductus omphaloentericus: Rückbildungsstörung: cus
Funktion: Der Ductus epididymidis steuert den 1: vollständige Nabelfistel; 2: unvollständige Ductus wirsungianus → Ductus pancreaticus
Reifeprozess der Spermien*, während er sie in- Nabelfistel; 3: Meckel-Divertikel; 4: Nabelzyste; Ducuing-Zeichen → Thrombose
nerhalb von 12–14 Tagen vom Hoden* in die 5: Ligamentumterminale. Dührssen-Schuchardt-Schnitt → Schu-
Cauda epididymidis transportiert. Dort werden chardt-Schnitt
die Spermien* bis zur Ejakulation* gespeichert. Dünndarm → Verdauungstrakt
Klinischer Hinweis: Entzündungen des Neben- Dünndarm m: engl. small bowel; syn. Intesti-
hodens sind häufig (Epididymitis*). Klinische Bedeutung: Rückbildungsstörung num tenue. Ca. 4–5 m langer Darmabschnitt
Duø ctus excretorius glaø ndulae vesiculosae m: (siehe Abb.), z. B. Fistula* omphaloenterica, Me- zwischen Magenausgang (Pylorus) und Ileozä-
engl. excretory duct of seminal glands. Ausfüh- ckel*-Divertikel. kalklappe (Bauhin*-Klappe). Der Dünndarm be-
rungsgang der Samenblase*, der sich mit dem Duø ctus pancreaticus m: engl. pancreatic duct; steht aus 3 Abschnitten (Duodenum*, Jejunum*
Ductus* deferens des Nebenhodens verbindet. syn. Pankreasgang. Hauptausführungsgang des und Ileum*) und liegt in gefalteten Schlingen in
Gemeinsam münden sie als Ductus* ejaculatori- Pankreas*. Der rund 2 mm weite Ductus panc- der Bauchhöhle. Er ist wichtig für die enzymati-
us innerhalb der Prostata* auf den Colliculus* reaticus verläuft oberflächlich durch das Organ sche Verdauung von Nahrungsbestandteilen so-
seminalis in die Harnröhre. und mündet zusammen mit dem Ductus chole- wie deren Resorption.
Ductus glandulae bulbourethralis → Glan- dochus auf der Papilla duodeni major in die Aufbau: Die Wand des Dünndarms ist wie im
dulae bulbourethrales Pars descendens duodeni. Gallensteine* können gesamten Gastointestinaltrakt vierschichtig
Duø ctus longitudinalis epoophori m: engl. den gemeinsamen Ausgang verlegen und durch aufgebaut (Tunica mucosa, Tunica submucosa,
Gartner’s duct; syn. Gartner-Gang. Erhaltener Sekretrückstau eine Pankreatitis* verursachen. Tunica muscularis und Tunica adventitia/Tuni-
Endabschnitt des Wolff*-Gangs aus glatter Mus- Duø ctus pancreaticus accessorius m: engl. ac- ca serosa). Besonderheiten des Dünndarms:
kulatur und mit Flimmerepithel ausgekleidet. cessory pancreatic duct; syn. Pankreasnebengang. – Zahlreiche Falten (Kerckring-Falten)
Er liegt seitlich im Bindegewebe der Gebärmut- Gelegentlich vorhandener zusätzlicher Ausfüh- – Zotten (Villi intestinales)
ter (insbesondere im Zervixbereich) und der rungsgang des Pankreas*. Dieser mündet in – tubuläre Einsenkungen (Lieberkühn-Kypten)
Scheidenwand, selten auch im Parametrium* 70 % der Fälle auf der Papilla duodeni minor in in der Dünndarmschleimhaut sowie ausge-
und Hymen*. Er wird als Teil des Epoophorons* das Duodenum*. In 30 % der Fälle jedoch verei- prägte Lymphfollikelansammlungen (Peyer*-
gesehen. nigt er sich kurz vor seiner Mündung mit dem Plaques) im terminalen Ileum.
Klinische Bedeutung: Der Gartner-Gang kann Ductus* pancreaticus und tritt gemeinsam mit Funktionen:
als Zyste erhalten bleiben (siehe Abb.). Die Ent- diesem aus. – Enzymatische Spaltung und Resorption von
wicklung gut- und bösartiger Tumoren ist mög- Ductus paramesonephricus → Müller-Gang Nahrungsbestandteilen (siehe Verdauung*)
lich (Adenome und Adenokarzinome). Ductus paraurethrales → Paraurethraldrüsen – peristaltischer Weitertransport des Darmin-
Ductus Santorini → Ductus pancreaticus ac- haltes (siehe auch Dünndarmmotilität*)
cessorius – Immunabwehr: Peyer*-Plaques, MALT (mu-
Duø ctus semicirculares → Bogengangapparat cosa* associated lymphoid tissue).
Duø ctus thoracicus m: engl. thoracic duct. Dünndarmdivertiøkel n: engl. small bowel diver-
Größtes Lymphgefäß des Körpers. Der Ductus tiulum. Angeborenes oder erworbenes Diverti-
thoracicus verläuft von der Cisterna chyli auf kel* des Dünndarms, das meist asymptomatisch
Höhe des 2. Lendenwirbelkörpers bis zum lin- bleibt, in seltenen Fällen jedoch mit teils
ken Venenwinkel und sammelt die Lymphe* der schwerwiegenden Komplikationen wie Ileus
gesamten unteren und der linken oberen Kör- oder Darmperforation verbunden sein kann
Ductus longitudinalis epoophori: Gartner-Gangzyste perhälfte. und dann einer dringlichen operativen Behand-
in der lateralen Scheidenwand. Verlauf: lung bedarf.
– Entsteht zwischen dem 2. Lendenwirbelkör- Dünndarmendoskopie f: engl. small bowel en-
Ductus mesonephricus → Wolff-Gang per und der Aorta* aus dem Zusammenfluss doscopy. Endoskopie* des Dünndarms mit fle-
Duø ctus nasolacrimalis → Tränenwege von Truncus lumbalis dexter, Truncus lum- xiblem Endoskop als Duodenoskopie*, Duode-
Duø ctus omphaloentericus m: engl. ompha- balis sinister und Truncus intestinalis nojejunoskopie* oder Enteroskopie (Jejuno-
lomesenteric duct; syn. Ductus vitellinus. Embry- – verläuft durch den Hiatus* aorticus des und Ileoskopie*). Im Gegensatz zur Kapselendo-
onale Verbindung zwischen Mitteldarm* (Ile- Zwerchfells* ins hintere Mediastinum skopie sind auch diagnostische Biopsien und
um*) und Dottersack*. Er entsteht bei der Abfal- – auf den Brustwirbelkörpern zwischen Aorta therapeutische Maßnahmen wie Blutstillung,
tung der 3-blättrigen Keimscheibe zum Emb- thoracica und V. azygos nach kranial Verödung von Gefäßfehlbildungen sowie die
ryo* und bildet sich ab der 6. SSW zurück (Obli- – nimmt den Truncus jugularis sinister, Trun- Abtragung von Polypen möglich.
teration). cus subclavius sinister und Truncus broncho-
439 Duffy-Blutgruppensystem
Duftdrüsen f pl: engl. apocrine sweat glands. Duldungspflicht f: engl. duty of acquiescence.
Große apokrine Schweißdrüsen* (Glandulae su- Verpflichtung des Versicherten oder Anspruchs-
doriferae) im Bereich von Achselhöhlen, Mons tellers, sich sozialversicherungs-, fürsorge-, ver-
pubis, großer Schamlippe und perianal sowie sorgungs- oder schadensrechtlich indizierten
im Bereich von Areola mammae und äußerem ärztlichen Maßnahmen zu unterziehen, um
Gehörgang, die Pheromone* abgeben. nicht seine Ansprüche gegenüber dem Leis-
Duhring-Brocq-Krankheit → Dermatitis her- tungsträger, z. B. der Kranken- oder Rentenver-
petiformis sicherung, zu verlieren.
D Duke-Kriterien n pl: engl. Duke diagnostic crite- Rechtliche Grundlagen: Duldungspflicht kann
ria. Kriterien zur Diagnostik einer infektiösen sich ergeben aus unterschiedlichen Gesetzes-
Endokarditis*. Die Diagnose infektiöse Endo- grundlagen
karditis gilt als gesichert, wenn 2 Hauptkriteri- – SGB I (§§ 62 f.)
en oder 1 Haupt- und 3 Nebenkriterien oder – Beamtenversorgungsgesetz
5 Nebenkriterien erfüllt sind. Die Diagnose ist – Soldatengesetz
möglich, wenn 1 Haupt- und 1 Nebenkriterium – Zivildienstgesetz
oder 3 Nebenkriterien erfüllt sind. – im Rahmen der allgemeinen Schadensminde-
Duke-Methode → Blutungszeit rungspflicht nach § 254 Absatz 2 BGB
Dukes-Klassifikation f: engl. Dukes’ classifica- – Regelungen betreffend Privatversicherungen.
tion. Frühere Einteilung des kolorektalen Karzi- Duloxetin n: Antidepressivum aus der Gruppe
noms* nach Infiltrationstiefe in die Darmwand der kombinierten Serotonin- und Noradrenalin-
und nach regionaler lymphogener Metastasie- Wiederaufnahme-Hemmer (SNRI). Es wird Duncan-Modus: Laterale Plazentalösung.
rung. Mittlerweile wurde die Dukes-Klassifika- auch bei diabetischer Polyneuropathie* sowie
tion durch die TNM*-Klassifikation ersetzt. Belastungsinkontinenz* bei Frauen eingesetzt.
duktal: engl. ductal. Innerhalb eines Gangs, Kontraindikation ist unter anderem eine Kom-
von einem Gang ausgehend; z. B. duktales bination mit Monoaminoxidase-Hemmern (ca-
Mammakarzinom*. ve: Serotonin-Syndrom). Oft bestehen Wechsel-
Duktektasie f: engl. ductectasis. Erweiterung wirkungen mit anderen Medikamenten. Übel-
eines Gangs, im engeren Sinne eines Milch- keit und Schlaflosigkeit sind häufige Nebenwir-
gangs (Ductus lactiferus) der weiblichen Brust kungen.
(Befund im Rahmen der Galaktografie*). Dumping-Syndrom n: engl. dumping syn-
Duktografie → Galaktografie drome. Kombination verschiedener gastrointes-
Duktoskopie f: engl. ductoscopy; syn. Galakto- tinaler Beschwerden mit Störung der Kreislauf-
skopie. Mikroendoskopische Darstellung der funktion und Hauterscheinungen, bei der es zu
Milchgänge der weiblichen Brust zur Abklä- einer Sturzentleerung von flüssiger und fester
rung einer pathologischen Sekretion aus der Nahrung in den Dünndarm kommt (siehe
Brustdrüse bzw. zur Tumordiagnostik. Die Früh*-Dumping und Spät*-Dumping).
Durchführung erfolgt unter Verwendung eines Dunbar-Syndrom → Truncus-coeliacus-Kom-
Duktoskops mit oder ohne zusätzlichen Ar- pressionssyndrom
beitskanal, bestehend aus Lichtquelle, 1-mm- Duncan-Klassifikation → Fraktur, peripro-
Geradeausoptik und Untersuchungsschaft (Au- thetische
ßendurchmesser max. 1,3 mm) mit Spülkanal. Duncan-Moø dus m: engl. Duncan mechanism; Duodenalatresie: Double-Bubble-Zeichen
Siehe Abb. syn. Plazentalösung nach Duncan. Form der (Abdomenübersichtsaufnahme). [94]
Duø ktuszyste → Kieferzyste Plazentalösung*, bei der sich der untere Rand
der Plazenta zuerst von der Uteruswand löst.
Eine Plazentalösung im Duncan-Modus geht eines hohen Ileus* (galliges Erbrechen) ab dem
mit einer erkennbaren Lösungsblutung einher. 1. Lebenstag. Ein Mekoniumabgang ist jedoch
Vergleiche die Plazentalösung nach Schultze oftmals vorhanden. Die Diagnosestellung er-
(Schultze*-Modus). Siehe Abb. folgt pränatal mittels Ultraschalluntersuchung
Duncan-Syndrom → Syndrom, lymphoproli- bzw. postnatal klinisch und durch Röntgen (Ab-
feratives X-chromosomales Typ 1 domenübersichtsaufnahme). Behandelt wird
Dunkeladaptation f: engl. dark adaptation. operativ. Häufigkeit: 1 : 6000 Neugeborene.
Übergang zum Dämmerungssehen (skotopi- Vorkommen: häufig bei Frühgeburt oder in
sches Sehen) und Anpassung des Auges an Dun- Kombination (>50 %) mit anderen Erkrankun-
kelheit. Eine optimale Dunkeladaptation wird gen oder angeborenen Fehlbildungen wie z. B.
frühestens nach 25 min erreicht. Sie geht einher Down*-Syndrom, Fanconi-Anämie, Feingold-
Duktoskopie: 1: physiologischer Befund: weißlich mit dem Verlust des Farbensehens, einer Ver- Syndrom, kongenitale kardiale Fehlbildung,
rosa schimmernder Milchgang mit glatter Wand; minderung der Sehschärfe sowie einem physio- Pancreas* anulare.
2: peripher gelegene, multipel polypöse, rötliche Pro- logischen Zentralskotom. Diagnostik:
liferation mit zerklüfteter Oberfläche und atypischen Duodenalatresie f: engl. duodenal atresia. Häu- – Pränatal: Ultraschalldiagnostik (Polyhydram-
Gefäßen (Histologie: Milchgangpapillom). [131] figste Form der Darmatresie* mit Symptomatik nion, Double*-Bubble-Zeichen)
441 Duodenal-Switch-Operation
– postnatal: viel Magensekret, röntgenologi- Divertikulitis, Obstruktion, Speiseimpakti- rungssonde aus Silikon. Man unterscheidet ein-
sche Auffälligkeiten Double-Bubble-Zeichen on, Perforation, Blutung; gehäuft aszendie- lumige und mehrlumige Sonden, die neben der
(siehe Abb.), selten auch das Triple-Bubble- rende Gallenwegsinfektion und Gallenstein- Ernährungsfunktion gleichzeitig den Ablauf
Zeichen (über die Gallenwege aufgestiegene bildung; selten Pankreatitis des Magensekrets garantieren. Eingesetzt wer-
Luft) – intraluminales Duodenaldivertikel: 1. selten den Duodenalsonden z. B. bei intubierten in-
– Ausschluss von Begleitfehlbildungen u. a. 2. kongenital 3. meist asymptomatisch 4. ggf. tensivpflichtigen Patienten oder bei Mangeler-
durch Echokardiografie, Sonografie der Nie- Bauchschmerz, Obstruktion. nährung.
ren und der ableitenden Harnwege. Duodenalkarzinom n: engl. duodenal carcino- Duodenalstenose f: engl. duodenal stenosis.
Differenzialdiagnosen: ma. Karzinom* des Zwölffingerdarms, das häu- Einengung des Duodenallumens durch Ob- D
– Volvulus* fig (55–65 %) an der Pars descendens duodeni struktion von innen oder Kompression von au-
– Malrotation*. lokalisiert ist. Als Risikofaktoren gelten u. a. be- ßen. Ursachen sind u. a. Tumoren oder angebo-
Therapie: Duodenoduodenostomie, evtl. Duo- stimmte Ernährungsgewohnheiten und der rene Fehlbildungen. Die Symptomatik ist ab-
denojejunostomie nach Resektion des betroffe- Konsum von Alkohol. Behandelt wird je nach hängig vom Grad der Einengung. Häufig tritt
nen Darmabschnitts. Stadium operativ, mit Chemotherapie und/oder galliges Erbrechen als Frühsymptom auf. Ultra-
Duodenaldivertikel n: engl. duodenal diverticu- Bestrahlung. Die mittlere 5-Jahres-Überlebens- schalldiagnostik, Abdomenübersichtsaufnah-
lum. Meist asymptomatisches, häufig im Be- rate beträgt 20–30 %. men und Magen-Darm-Passage mit Kontrast-
reich der Pars descendens lokalisiertes Diverti- Klinik: mittelapplikation führen zur Diagnose.
kel* des Duodenums. Bei Blutung oder Perfora- – Bauchschmerz, Übelkeit und Erbrechen (gal- Ursachen:
tion erfolgt die operative Entfernung. Eintei- liges Erbrechen bei Duodenalstenose jenseits – Tumoren: Duodenaltumor*, Pankreaskarzi-
lung: der Papille) nom*
– Extraluminales Duodenaldivertikel: 1. Loka- – Anämie (bei intestinaler Blutung) – Ulcera duodeni
lisation meist nahe Papilla duodeni major – Verschlussikterus bei Lokalisation im Bereich – angeborene Fehlbildung (1 : 7000 Geburten;
(juxtapapilläres Divertikel, siehe Abb. 1 und der Papilla duodeni major. häufig in Kombination mit anderen Fehlbil-
Abb. 2) 2. selten (< 10 %) symptomatisch mit Diagnostik: dungen): 1. Obturation infolge eines memb-
– Duodenoskopie mit Biopsie, Magen-Darm- ranösen Septums oder einer Duodenalwand-
Passage, Ultraschalldiagnostik hypoplasie mit geringem Restlumen 2. Kom-
– CT. pression durch Volvulus*, Pancreas* anulare
Therapie: In Abhängigkeit vom Stadium ggf. oder konnatale Briden*, z. B. bei Non- und
chirurgisch (kurativ z. B. Duodenopankreatek- Malrotation*, Mesenterium ileocolicum com-
tomie oder Segmentresektion), Chemotherapie mune
oder Strahlentherapie (palliativ ggf. Gastroente- – Gallensteinileus, wie bei Bouveret*-Syndrom.
rostomie, biliodigestive Anastomose, Stentein- Duodenalstumpf m: engl. duodenal stump. Be-
lage). zeichnung für das in der Pars I bzw. II abgesetzte
Prognose: blindverschlossene Ende des Duodenums nach
– Mittlere 5-Jahres-Überlebensrate 20–30 % Magenresektion und Wiederherstellung der
– mittlere Überlebenszeit: ca. 20 Monate gastrointestinalen Passage nach Y-Roux oder
– angepasste tumorspezifische 5-Jahres-Über- Billroth II. Die Komplikation einer Duodenal-
lebensrate (bei R0-Resektion mit Beurteilung stumpfinsuffizienz ist selten, aber gefürchtet.
von ≥ 8 Lymphknoten): ca. 80/70/44 % für Duodenal-Switch-Operation f: engl. duodenal
Stadium I/II/III. switch operation. Verkürzt für biliopankreatische
Duodenaldivertikel Abb. 1: juxtapapilläres Duodenalkompression, arteriomesenteriale Diversion* mit duodenal switch (BPD-DS), in
Divertikel. [36] f: engl. mesenteric artery compression syndrome; der Adipositaschirurgie* angewendete, meist la-
syn. Wilkie-Syndrom. Zeitweilige Behinderung paroskopisch ausgeführte Weiterentwicklung
der Darmpassage im Bereich der Pars inferior der biliopankreatischen Diversion*. Es handelt
duodeni, die von den über ihr verlaufenden Me- sich um ein kombiniert restriktiv-malabsorpti-
senterialgefäßen gegen die Aorta gepresst wird. ves Verfahren zur drastischen Gewichtsabnah-
Die Duodenalkompression führt zu Druck- und me bei Patienten mit einem BMI > 50 mit Be-
Völlegefühl nach der Nahrungsaufnahme, das gleiterkrankungen (Excess Weight Loss EWL
sich in Knie-Ellenbogen-Lage bessert. Bei star- 60–80 %).
ken Beschwerden wird ggf. operiert. Vorteile: Durch die verkürzte Resorptionsstre-
Duodenalsaft m: engl. duodenal juice. Mit Duo- cke kommt es zur deutlich reduzierten Kalori-
denalsonde* gewonnene Flüssigkeit, die für ver- en- und Fettaufnahme von nur noch ca. 20 %
schiedene Untersuchungen verwendet wird: der Norm. Hieraus ergibt sich eine deutliche
Prüfung auf Erreger (Lamblien, Trematoden), Gewichtsreduktion (EWL 60–80 %) und Remis-
Bestandteile von Galle und Pankreassekret (Li- sion des metabolischen Syndroms*. (Typ-2-Dia-
pase, Amylase, Trypsin, Bicarbonate) sowie Tu- betes 99 %, Hyperlipidämie 99 %, Schlafapnoe-
mormarker (z. B. CEA). Syndrom 92 % und Hypertonus 83 %).
Duodenalsonde f: engl. duodenal tube. Nasal Nachteile:
Duodenaldivertikel Abb. 2: juxtapapilläres oder seltener oral eingebrachte, häufig endosko- – Flatulenz, übelriechende Ausdünstung
Divertikel. [36] pisch im tiefen Duodenum platzierte Ernäh- – Diarrhö, Steatorrhö
Duodenaltumor 442
nitale Anomalie im Ösophagus (Häufigkeit ca. Epidemiologie: gang) offenen Dura-Läsionen, evtl. ohne mani-
1 : 8000 Lebendgeburten). Die Zyste entsteht – V. a. Männer (m : w = 5 : 1) > 60 Jahre festen Liquorfluss (okkulte Dura-Läsion). Es be-
während der Embryonalentwicklung aus den – bei Lebererkrankung, Diabetes mellitus, Epi- steht die Gefahr der Infektion und Meningitis,
hinteren Anteilen des Vorderdarms. Meist han- lepsie, Nikotin- oder Alkoholabhängigkeit oft mit erheblicher zeitlicher Latenz.
delt es sich um einen Zufallsbefund in CT oder häufiger (ca. 30 %) als in der Gesamtbevölke- Diagnostik:
MRT. Bei symptomatischem Verlauf erfolgt die rung (ca. 2 %). – Klinik: 1. Liquorfistel teilweise klinisch er-
chirurgische Exzision. Ätiologie: kennbar 2. bei Schädelbasisfraktur wässriger
Duplikatur f: Verdoppelung. – Unklar, wahrscheinlich Kombination von Nasenfluss, ggf. nach Provokation (vorsichti-
Duplizitätstheorie des Sehens f: engl. theory erblicher Disposition und äußeren Faktoren ges Pressen, vornüber Neigen) D
of retinal rods and cones. Erklärung der 2 Wahr- wie Mikrotraumen, Störung der Kollagen- – Labor: 1. wässrige Flüssigkeit (z. B. bei Na-
nehmungsbereiche des Sehsinns, die von der synthese und vermehrte Bildung von Kolla- senfluss) auf ß-Trace-Protein untersuchen
Funktionsweise und Lokalisation der Rezepto- gen III (Liquor 30-mal höhere Konzentration als
ren der Retina (Stäbchen* und Zapfen*) sowie – z. T. auch Zusammenhang mit rheumati- Blutserum) 2. wässrige Flüssigkeit (z. B. bei
von deren Verschaltung bestimmt sind. schen, Autoimmun- und fibroblastischen Er- Nasenfluss) auf De-Sialotransferrin untersu-
Beschreibung: krankungen (z. B. Induratio* penis plastica, chen (aufwändiger)
– Zapfen (höhere Reizschwelle): vermitteln Fingerknöchelpolster, Ledderhose-Syndrom – Bildgebung: Liquorfistel an Schädel und Wir-
Farbsehen mit max. Sehschärfe, aber kleinem I). belsäule evtl. erkennbar, besonders im MRT
Gesichtsfeld (Tagessehen oder fotopisches Se- Therapie: oder CT nach intrathekaler Kontrasmittelga-
hen) – (Nadel-)Fasziotomie mit Durchtrennung des be, z. B.: 1. durch Lumbalpunktion wie zur
– Stäbchen (niedrigere Reizschwelle): vermit- Kontrakturstrangs bei schlechtem Allge- Myelografie* 2. am Schädel durch CT-Zister-
teln Hell-Dunkel-Sehen mit großem Ge- meinzustand und hohem Alter (hohe Rezi- nografie
sichtsfeld, aber niedriger Sehschärfe (Däm- divrate) – Endoskopie: bei fronto-rhinobasaler Verlet-
merungssehen oder skotopisches Sehen). – operativ: 1. partielle Fasziektomie mit Resek- zung evtl. Fluoreszein-Nasenendoskopie.
Dupuytren-Krankheit f: engl. Dupuytren’s dis- tion der befallenen Bezirke (hohe Rezidivra- Therapie:
ease; syn. Morbus Dupuytren. Symptomenkom- te) 2. Totalentfernung der Palmaraponeurose – Bei nicht nach außen offener Liquorfistel ggf.
plex mit typischer Beugekontraktur der Finger mit Resektion von Bindegewebesträngen (ge- konservativ, oft erfolgreich bei otogoner Li-
(besonders IV. und V.) infolge bindegewebig- ringe Rezidivrate, jedoch aufwändige OP, quorfistel (Lagerung und ggf. temporäre
derber Verhärtung und Schrumpfung der Pal- ggf. mit anschließendem Quengeln* und lan- Lumbaldrainage zur Liquordrucksenkung)
maraponeurose mit Ausbildung derber Stränge ger Nachbehandlung) – ansonsten Verschluß der Liquorfistel (mikro-
und Knoten. In 70–80 % der Fälle sind beide – lokale Applikation von Clostridium-histolyti- chirurgisch, ggf. endoskopisch).
Hände betroffen. Die Therapie erfolgt operativ cum-Kollagenase in die Stränge mit anschlie- Dura, lyophilisierte f: engl. lyophilized dura.
oder durch lokale Injektion von Clostridium- ßendem Quengeln* der betroffenen Finger Gefriergetrocknete, homologe Dura* mater zum
histolyticum-Kollagenase. Siehe Abb. Eintei- für 24 h post injectionem. plastischen Ersatz bei Duradefekten, Orbitabo-
lung: Entsprechend der Summe der Streckdefi- Duraerweiterungsplastik f: engl. dura aug- denfrakturen, auch für die Lungen- und Bron-
zite der einzelnen Gelenke (Tubiana-Klassifika- mentation. Form der Duraplastik*, bei der die chuschirurgie sowie als Band-, Kapsel- und Seh-
tion): harte Hirn- oder Rückenmarkshaut (Dura* ma- nenersatz. Als Hirnhautersatz wird heute auto-
– N: Strang oder Knoten in der Hohlhand ohne ter) erweitert wird (z. B. durch Einsatz von Fas- loge Faszie (z. B. Faszia lata), Galea-Periost oder
Streckdefizit zie, lyophilisierter Dura*, Kunststoffmaterial Kunststoffmaterial (z. B. Goretex) bevorzugt,
– 1: Streckdefizit 0–45° wie GORE-TEX®), um wegen fehlender Dehn- u. a. wegen möglicher Prionenübertragung (sie-
– 2: Streckdefizit 45–90° barkeit der Dura den Druck im intraduralen he Creutzfeldt*-Jacob-Krankheit).
– 3: Streckdefizit 90–135° Raum zur vermindern. Dura mater f: syn. Dura. Harte Hirn- bzw. Rü-
– 4: Streckdefizit > 135°. Indikationen: ckenmarkshaut. Topografisch unterscheidet
– Bei Hirndrucksteigerung* zusätzlich zur man zwischen Dura mater cranialis (im Schädel-
knöchernen Dekompression durch osteoklas- inneren) und Dura mater spinalis (im Spinalka-
tische Trepanation*, z. B. bei Hirnödem* nal*), welche sich im Foramen magnum vereini-
– bei einem Hirnprolaps* zur Deckung gen.
– nach Erweiterung einer Spinalkanalstenose Duraplastik f: engl. duraplasty. Liquordichter
im Wirbelkanal Verschluss einer Duralücke bzw. eines Durade-
– bei Syringomyelie* zur ungestörten Liquor- fekts durch freies Transplantat (v. a. alloplas-
zirkulation tisch aus Kunststoff wie z. B. Goretex, aber auch
– bei Arnold-Chiari-Malformation am kranio- autogene Faszie, Galea-Periost) oder gestieltes
spinalen Übergang. Transplantat* (z. B. Faszien- oder Galeaperiost-
Durafistel, arteriovenöse → Malformation, Lappen). Lyophilisierte Dura* wird heute kaum
arteriovenöse mehr verwendet wegen möglicher Übertragung
Dura-Läsion f: syn. Dura-mater-Läsion. Verlet- einer Creutzfeldt*-Jacob-Krankheit.
zung der harten Hirn- oder Rückenmarkshaut Durchblutungsstörung f: engl. vascular disor-
(Dura* mater), meist mit Arachnoidea-Beteili- der. Mangelnde Durchblutung eines bestimm-
gung, somit ggf. Nervenwasserleck (Liquorfis- ten Gefäßbezirks (beispielsweise koronar, ze-
Dupuytren-Krankheit: Beugekontraktur tel). Schädelbasisverletzungen führen oft zu na- rebral, peripher) mit Ischämie*. Am häufigsten
der Finger. [80] sal (Nase, Nebenhöhlen) oder otogen (Gehör- sind Arterien der unteren Extremität und die
Durchblutungsstörung, intestinale 444
Herzkranzarterien betroffen. Ursachen sind Ar- Durchgängigkeitsrate → Patency Rate über den großen Extremitätenarterien hörbares
teriosklerose*, Angiopathien, Angioneuropathi- Durchgangssyndrom n: engl. symptomatic Gefäßgeräusch, das aus dem Traube*-Doppel-
en (z. B. bei Diabetes* mellitus), Thrombose und transitory psychotic syndrome. Akute (reversible) ton hervorgeht. Es entsteht durch kurzzeitigen
Embolie, Gefäßspasmus und Tumoren. Zur hirnorganisch bedingte Störung im Sinne eines Blutrückfluss infolge starken, schnellen Druck-
Therapie siehe Arteriosklerose*. deliranten Syndroms u. a. mit Orientierungs- abfalls in der Diastole proximal der Kompressi-
Durchblutungsstörung, intestinale → Angi- und/oder Aufmerksamkeitsstörungen im Rah- onsstelle. Das Duroziez-Doppelgeräusch tritt
na abdominalis men organischer Störungen (z. B. Infektionen, u. a. bei Aortenklappeninsuffizienz und persis-
Durchblutungsstörung, intestinale → Mes- Schädelhirntrauma*, Demenz*) oder auch nach tierendem Ductus arteriosus auf.
D enterialgefäßverschluss operativen Eingriffen, besonders bei älteren Durst m: engl. thirst. Appetitiver Mechanismus
Durchblutungsstörung, vertebrobasiläre f: Menschen. Es wird dem akuten exogenen Reak- zur Regulation der Flüssigkeitsaufnahme ent-
engl. vertebrobasilar occlusive disease. Durchblu- tionstyp zugerechnet. sprechend dem Wasserbedarf des Organismus.
tungsstörung im Versorgungsgebiet der A. ver- Durchleuchtung f: engl. fluoroscopy. Kurzbe- Durstgefühl wird ausgelöst zum einen durch
tebralis, A. basilaris, A. cerebri posterior und ih- zeichnung für Röntgendurchleuchtung*. Reizung von Osmosensoren* im Hypothalamus
rer Äste. Therapie siehe ischämischer Hirnin- Durchmesser, biparietaler m: engl. biparietal bei Zunahme der Salzkonzentration im Blut-
farkt. diameter. Abstand zwischen beiden Scheitelbei- plasma, zum anderen durch Volumen*-Senso-
Durchblutungsstörung, zerebrale f: engl. im- nen (entspricht dem größten queren Schädel- ren in herznahen Gefäßen, Vorhöfen und Nie-
paired cerebral blood flow; syn. zerebrovaskuläre durchmesser), wichtiges Maß bei der sonografi- ren bei Blutvolumenmangel.
Insuffizienz. Durchblutungsstörung des Ge- schen Fetometrie. Klinische Bedeutung: Durstgefühl ist bei Schä-
hirns. Unterschieden werden die transitorisch Durchmesser, bitemporaler m: engl. bitempo- digung des Hypothalamus und häufig im Alter
ischämische Attacke* bei rückläufiger Sympto- ral diameter. Abstand der äußersten Punkte der vermindert oder aufgehoben (Adipsie). Ein ge-
matik innerhalb von 24 Stunden und fehlen- beiden Schläfenbeine und somit kleiner querer steigertes Durstgefühl (Polydipsie) wird be-
dem Infarktnachweis im MRT sowie der ischä- Durchmesser des Schädels, der beim Neugebo- obachtet bei endokrinen Erkrankungen wie
mische* Hirninfarkt. Die Penumbra ist der renen ca. 8 cm beträgt. Diabetes* mellitus, Diabetes* insipidus, Hyper-
mangeldurchblutete Randbereich eines ischä- Durchschlafinsomnie → Durchschlafstörung thyreose*, Hyperparathyroidismus, Hyperkalz-
mischen* Hirninfarktes, der sich bei Wiederher- Durchschlafstörung f: engl. difficulties in main- ämie*, Hyperaldosteronismus* und bei extrare-
stellung des Blutflusses vollständig erholen taining sleep; syn. Durchschlafinsomnie. Stö- nalem Wasserverlust durch Erbrechen, Diarrhö,
kann. rung der Schlafkontinuität. Bei Durchschlafstö- Hyperhidrose*, nach starkem Blutverlust sowie
Durchbruchblutung f: engl. breakthrough rungen kommt es zum Aufwachen nach (subjek- Verbrennungen.
bleeding. Von der Menstruation* bzw. Abbruch- tiv zu) kurzem Schlaf und anschließendem län- Durstversuch m: engl. concentration test. Auf-
blutung* abzugrenzende uterine Blutung in gerem Wachliegen. Ursächlich sind psychische wändige Untersuchung zum Nachweis und zur
unterschiedlicher Stärke. Ursache ist ein relati- Belastungen (Sorgen, ungelöste Konflikte) und weiteren Differenzierung eines Diabetes* insipi-
ver Hormonmangel aufgrund der Diskrepanz Erkrankungen (typisch bei Depression), körperli- dus. Dafür spricht die anhaltende Ausschei-
zwischen steigendem Östrogenbedarf des Endo- che Erkrankungen (Fieber, Herz-Kreislauf, dung eines unkonzentrierten Urins mit einer
metriums* und dem endogenen oder exogenen Schilddrüse), Lärm, Medikamente sowie hohes Osmolalität < 300 mosmol/kg trotz Einhaltens
Angebot (z. B. bei hormonaler Kontrazeption*). Alter und ungesunde Schlafgewohnheiten. einer definierten Durstperiode. Plasmatische
Schwächere Blutungen werden als Schmierblu- Durchschneiden des Kopfes n: syn. Durch- ADH-Konzentrations-Bestimmung bzw. ADH-
tung* bezeichnet. schneiden des kindlichen Kopfes. Zeitpunkt der Test nach der Durstperiode differenzieren zwi-
Durchbruchschmerz m: engl. breakthrough Geburt des Kopfes bei einer vaginalen Geburt schen renalem und zentralem Diabetes insipi-
pain. Bezeichnung für intermittierende aus Schädellage. Die eigentliche Geburt des dus.
Schmerz-Exazerbation bei chronischem (Tu- Kopfes ist weniger ein weiteres Tiefertreten als durus: Hart, z. B. Pulsus* durus.
mor-)Schmerz. Behandelt wird bei Opioid-Er- vielmehr die Deflektion des kindlichen Kopfes, Dutasteriid n: engl. dutasteride; syn. Dutaste-
haltungstherapie im Rahmen einer multimoda- wobei das Hinterhaupt sich an der mütterlichen rid (INN). Inhibitor der Testosteron-5α-Reduk-
len Schmerztherapie* mit rasch wirkenden Opi- Symphyse abstützt. tase, der zur Behandlung des benignen Prosta-
oiden. Durchschnitt m: engl. average. Mittelwert, tasyndroms* eingesetzt wird. Sowohl Wirkung
Therapie: umgangssprachlich oft für arithmetisches Mit- als auch Nebenwirkungen sind stärker ausge-
– Transmucosal resorbierbares schnellwirksa- tel verwendet. prägt als bei Finasterid. Dutasteriid führt unter
mes Opioid* (ROO für engl. rapid-onset opi- Durchwanderungsperitonitis f: engl. migrato- anderem zu Impotenz* sowie Gynäkomastie*
oid) ry peritonitis. Peritonitis* durch Übergreifen ei- und ist nicht für Frauen und Kinder zugelassen.
– alternativ (traditionell) nichtretardiertes ner Entzündung von abdominalen Organen auf DVA: Abk. für engl. developmental venous
kurzwirksames Opioid (SAO für engl. short- das Peritoneum. Die Durchwanderungsperito- anomaly → Malformation, venöse vaskuläre
acting opioid). nitis tritt auf, wenn die Entzündung die Organ- DVO: Abk. für → Derotationsvarisierungsos-
Durchfall → Diarrhö wand durchwandert, bei einer Translokation teotomie
Durchfallkrankheit → Enteritis von Darmflora oder bei lymphogener Ausbrei- Dw → Rhesus-Blutgruppensystem
Durchfallkrankheit → Enterokolitis tung, z. B. bei Appendizitis, Divertikulitis, Cho- Dwyer-Operation f: Form der Closed-Wedge-
Durchfluss-Refraktometer → Refraktometer lezystitis, Ileus, Darmischämie sowie schwerer Osteotomie (zuklappend) mit valgisierender Os-
[Pharmakologie] akuter Pankreatitis. teotomie der Ferse um eine behandlungsbe-
Durchflusszytometrie f: engl. flowcytometry. Durchzugverfahren → Hochenegg-Durch- dürftige Varusdeformität von Ferse oder Rück-
Automatisiertes Verfahren zur Zählung und zugverfahren fuß zu korrigieren.
Differenzierung von Zellen (v. a. Blutkörper- Duroziez-Doppelgeräusch n: engl. Duroziez’ Dyke-Young-Anämie → Anämie Typ Dyke-
chen) und Zellbestandteilen. double murmur. Bei stärkerem Stethoskopdruck Young
445 Dysfibrinogenämie
Dynamic Compression Plate: Abk. DCP. Zur – im weiteren Sinn verwendeter Begriff für mal-rezessiv erbliche, langsam progrediente
Plattenosteosynthese* angewendetes Implantat akustische Halluzination* bei Delir* und Psy- Störung des sensiblen und vegetativen Nerven-
aus Stahl oder Titan, das durch spezielle Loch- chose* oder als akustische Aura* bei Epilep- systems mit fehlender Tränensekretion,
konfiguration eine Druckosteosynthese ermög- sie*. Schluckstörungen, Kreislauflabilität (ortho-
licht. Dysarthrie f: engl. dysarthria; syn. Dysarthro- statische Hypotension, hypertone Krisen), fleck-
Dynamic Hyperinflation → Intrinsic-PEEP phonie. Kombination aus Sprechstörung* und förmigen Erythemen, Hyperhidrose, anfallswei-
Dynamometrie → Phlebodynamometrie Dysphonie* infolge Schädigungen der an der sem Erbrechen und verminderter Schmerz- und
Dynorphine → Endorphine Sprechmotorik beteiligten neuromuskulären Temperaturempfindung. Betroffen sind fast
Dysäquilibrium n: engl. disequilibrium. Stö- Strukturen. Dysarthrie äußert sich durch Stö- ausschließlich aschkenasische Juden (1 : 3700). D
rung des Gleichgewichts, unstabiler Zustand. rung der Artikulation, Atmung und Phonation Die Lebenserwartung ist herabgesetzt.
Dysäquilibriumsyndrom n: engl. disequilibri- mit vermehrter Sprechanstrengung sowie Ver- Ätiologie: Mutationen im IKBKAP-Gen (Genlo-
um syndrome. Während oder nach einer Hämo- änderungen der Lautstärke und Sprechge- cus 9q31–q33).
dialyse auftretender neurologischer Sympto- schwindigkeit. Bei Anarthrie ist keine laut- Dysbakterie f: engl. dysbacteria. Unspezifische
menkomplex mit Kopfschmerz, Übelkeit und sprachliche Äußerung möglich. Behandelt wird und nicht mehr gebräuchliche Bezeichnung für
Erbrechen, Bewusstseinsstörung (evtl. epilepti- mit Logopädie*. ein Ungleichgewicht der physiologischen Bak-
schem Anfall), Pulsbeschleunigung und Blut- Einteilung: Nach Lokalisation der Schädigung: terienflora*, das zu Erkrankungen führt.
druckanstieg. Auslöser sind vermutlich Osmo- – Kortikale Dysarthrie: 1. bei Schädigung Dysbasie f: engl. dysbasia. Gangstörung* ohne
lalitätsverschiebungen bei zu rascher Entfer- zentraler Projektionsbahnen, z. B. zerebrale ätiologische Spezifizierung. Im weiteren Sinn
nung des Harnstoffs aus dem Blut. Risikofakto- Durchblutungsstörung*, Schlaganfall* oder bezeichnet der Begriff auch gestörte Organ-
ren sind eine begleitende arterielle Hypertonie* Hirntumor* 2. mit verwaschener Artikulati- funktionen, z. B. Dysbasia intestinalis (Angina*
und eine starke Azotämie. on*, Heiserkeit, erhöhtem Tonus und evtl. abdominalis).
Ursache: Wahrscheinlich führt die schnelle Sen- Spastik* der Sprechmuskulatur 3. Vorkom- Dyschezie f: engl. dyschezia. Form der chroni-
kung der Plasmaosmolarität in den Gehirnzel- men häufig in Kombination mit schen Obstipation* mit Stuhlverhalt im End-
len zu einer im Vergleich zur extrazellulären (Broca-)Aphasie* darm bei gleichzeitigem Stuhldrang. Es liegt ei-
Flüssigkeit erhöhten Osmolarität, die zu einem – pyramidale (spastische) Dysarthrie: 1. bei ne Koordinationsstörung zwischen Beckenbo-
osmotisch bedingten Hirnödem* führt. Schädigung der Pyramidenbahn*, z. B. Pseu- denmuskulatur und Analsphinkter zugrunde.
Prophylaxe: dobulbärparalyse* 2. mit Störung mimischer Die Dyschezie kommt vor bei Rektumprolaps,
– Langsame Senkung der Plasmaosmolarität Bewegungen, häufig Stimmstörungen und Reizdarmsyndrom, häufiger Unterdrückung
durch ausreichend häufige, aber kurze Dialy- Rhinolalie* der Stuhlentleerung, (entzündeten) Hämorrhoi-
sebehandlungen* – extrapyramidale Dysarthrie: 1. mit monoto- den oder Analfissur sowie bei kongenitalem Me-
– ggf. Infusion osmotisch wirksamer Lösungen ner Sprache und Dysprosodie* 2. Vorkom- gakolon.
(z. B. Sorbitol 15%ig) men meist in Zusammenhang mit Erkran- Dyscholie f: engl. dyscholia. Sammelbegriff für
– Blutdruckkontrollen in den behandlungs- kung des extrapyramidalen Systems, z. B. nicht näher bezeichnete pathologische Verände-
freien Intervallen (Kochsalzreduktion, ggf. Parkinson*-Syndrom rungen der Gallenzusammensetzung.
schnell wirkende Antihypertensiva) – zerebellare Dysarthrie: 1. bei Kleinhirnschä- Dyschylie f: engl. dyschylia. Störung der Sekre-
– evtl. Verwendung eines bicarbonathaltigen digung, z. B. Multiple* Sklerose, Intoxikati- tion und Veränderung der Zusammensetzung
Permeats. on oder Atrophie cérébelleuse tardive 2. mit und Menge des Sekrets von Speichel- und
Dysästhesie f: engl. dysesthesia. Form der Sen- unscharfer Artikulation, skandierender Spra- Schleimdrüsen, z. B. bei zystischer Fibrose*.
sibilitätsstörung* mit (spontanen oder provo- che* und gestörtem Sprechtempo 3. meist in Dysdiadochokinese f: engl. dysdiadochokine-
zierten) abnormen, unangenehmen Sinnes- Kombination mit anderen zerebellaren sia. Störung der Diadochokinese*, also der Fä-
wahrnehmungen, die meist auf taktile Wahr- Symptomen* higkeit, rasch aufeinanderfolgende Bewegun-
nehmungen bezogen sind (Oberflächensensibi- – bulbäre oder pseudobulbäre Dysarthrie: gen auszuführen.
lität) und z. B. bei Polyneuropathie*, außerdem 1. bei Schädigung der Hirnnervenkerne IX– Dysenterie f: engl. dysenteria. Durchfallerkran-
bei Schizophrenie*, somatoformen* Störungen XII, z. B. Bulbärparalyse*, amyotrophische kung aufgrund einer Infektion des Darmes,
und larvierter Depression* auftreten können. Lateralsklerose*, Myasthenia* gravis pseudo- meist durch Shigellen (Shigellen-Dysenterie,
Dysakusis f: engl. disacusis. Hörstörung. Sie paralytica 2. mit Hypotonie der Muskulatur, Shigellose*).
zeigt sich als verminderte, gesteigerte oder ver- Heiserkeit bis zur Aphonie*, offenem Näseln Dysenteriebakterien → Shigella
änderte Hörwahrnehmung. infolge Gaumensegellähmung* und verwa- Dysfibrinogenämie f: engl. dysfibrinogenemia.
Formen: schener Artikulation Unphysiologisches (funktionsgestörtes) Fibri-
– Verminderte Hörwahrnehmung (Hypakusis) – Mischformen mit unterschiedlichen Symp- nogen im Blut. Neben asymptomatischen Fäl-
bei: 1. Schwerhörigkeit*, Altersschwerhörig- tomen je nach Läsion. len in ca. 50 % zeigen sich klinisch Thrombophi-
keit (Presbyakusis) 2. kortikaler Hörschädi- Nach klinischer Manifestation: schlaffe, spasti- lie*, hämorrhagische Diathese* und Wundhei-
gung (syn. zentrale/zerebrale Hörschädi- sche, spastisch-schlaffe, ataktische, hypokineti- lungsstörungen. Abzugrenzen ist die Afibrino-
gung), wobei eine akustische* Agnosie ent- sche oder hyperkinetische Dysarthrie. genämie*. Behandelt wird ggf. mit Fibrinogen
steht oder eine Hörminderung bis hin zur Therapie: Logopädische Übungsbehandlung als (Konzentrat).
Taubheit* infolge einer Schädigung des Hör- Atem-, Stimm-, Artikulations- und Sprechthera- Ätiologie:
zentrums im Gehirn pie. – Kongenital: 1. autosomal-dominant erbliche
– gesteigerte Hörwahrnehmung: Hyperakusis* Dysarthrophonie → Dysarthrie Mutation (Genlocus 4q28) im FGA-, FGB-
– veränderte Hörwahrnehmung: z. B. Diplaku- Dysautonomie, familiäre f: engl. familial dys- oder FGG-Gen mit Strukturdefekt der Al-
sis* oder Parakusis* autonomia; syn. Riley-Day-Syndrom. Autoso- pha-, Beta- oder Gamma-Untereinheit des
Dysfunktion 446
rointestinalen, dentalen und ophthalmologi- sondern spontan auftretend bzw. durch Feststellung des Phon-/Phoneminventars
schen Veränderungen Stress, Ermüdung oder Koffein ausgelöst und der phonologischen Prozesse (Prozess-
– weitere mögliche dermale Zeichen: palmo- 2. dystoner oder dyston-athetoider Charakter analyse).
plantare Hyperkeratose und Hyperhidrose, 3. Minuten bis Tage andauernd 4. familiär, Therapie: Logopädische Übungsbehandlung,
Tränengangstenose, teleangiektatische Ery- sporadisch oder symptomatisch auftretend z. B.
theme im Gesicht, Blasenbildung im Mund- 5. EEG* unauffällig 6. mäßiges Ansprechen – Patholinguistische Therapie
und Hautbereich auf Clonazepam. – Minimalpaartherapie
– Manifestation im 5.–10. Lj. Dyskinesie, primäre ziliäre f: engl. primary – Metaphonansatz.
D Therapie: ciliary dyskinesia (Abk. PCD). Angeborener, meist Dyslexie f: engl. dyslexia. Störung der Lesefä-
– Symptomatisch insbesondere Behandlung autosomal-rezessiver Strukturdefekt motiler Zi- higkeit nach weitgehend abgeschlossenem
der Komplikationen lien und Geißeln mit variabler Störung ver- Schriftspracherwerb (totale Lesestörung: Ale-
– engmaschige Überwachung schiedener Organfunktionen, insbesondere der xie), wobei Wörter (verbale Dyslexie) oder Ein-
– ggf. allogene Stammzelltransplantation. mukoziliaren Clearance durch die betroffenen zelbuchstaben (literale Dyslexie) nicht gelesen
Prognose: Ungünstig, Verlauf progredient, respiratorischen Zilien. Klinische Symptome werden können. Ursächlich sind Sprachverar-
durchschnittliche Lebenserwartung 24 Jahre; sind v. a. die chronische Bronchitis kurz nach beitungsstörungen infolge einer neurologi-
abhängig von frühzeitiger Diagnosestellung der Geburt und rezidivierende Infekte der obe- schen Störung, z. B. Schlaganfall*. Hiervon zu
und Vermeidung von Malignomen, v. a. Platten- ren und unteren Atemwege. unterscheiden ist die Entwicklungsdyslexie (sie-
epithelkarzinomen und Infektionen; häufig Dyskinesie, transitorische anteroapikale → he Lese*-Rechtschreib-Störung).
Versterben an progressivem Knochenmarkver- Tako-Tsubo-Kardiomyopathie Formen: Zu unterscheiden sind verschiedene
sagen. Dyskorie f: engl. dyscoria. Zum einen versteht Lesestörungen auf der Grundlage eines Sprach-
Dyskeratosis follicularis → Darier-Krankheit man darunter eine Verlagerung und Entrun- verarbeitungsmodells (Logogen-Modell), das
Dyskinästhesie f: engl. dyskinesthesia. Gestör- dung der Pupille*, zum anderen wird Dyskorie verschiedene Verarbeitungsrouten annimmt:
te Wahrnehmung von Bewegungen, Körperver- als Oberbegriff für pathologische Pupillenreak- – Tiefendyslexie: 1. semantische Fehler 2. Neo-
lagerungen und von Raum-Lage-Verhältnissen. tionen* verwendet. logismen können nicht gelesen werden
Dyskinesiøa intermiøttens angioscleroø tica → Dyskranie → Dyszephalie – direkte Dyslexie: 1. Lesen ohne Lesesinnver-
Determann-Syndrom Dyskrinie f: engl. dyscrinism. Bildung eines von stehen 2. Neologismen können nicht gelesen
Dyskinesiøa tarda → Spätdyskinesie der Norm abweichenden (z. B. zu zähflüssigen) werden
Dyskinesie [Kardiologie] f: engl. dyskinesia. Drüsensekrets, v. a. des exokrinen Systems. Dys- – phonologische Dyslexie: 1. gutes Lesesinn-
Form der myokardialen (regionalen) Wandbe- krinie kommt vor bei Asthma* bronchiale, verstehen 2. keine semantischen Fehler
wegungsstörung mit paradoxer (gegenläufiger) Bronchitis* und zystischer Fibrose*. 3. Neologismen können nicht gelesen werden
systolischer Bewegung in der Herzwand, z. B. Dyslalie f: engl. dyslalia; syn. Entwicklungsbe- – Oberflächendyslexie mit buchstabierendem
bei Herzwandaneurysma* oder nach Herzin- dingte Aussprachestörung. Kombinierte Lesen.
farkt*. Eine Dyskinesie ist nachweisbar in der Sprach- und Sprechstörung* mit Störung des Klinik:
Echokardiografie*. Lauterwerbs und/oder der Lautbildung, bei der – Verschiedene Arten von Fehlern (Paralexien)
Dyskinesie [Neurologie] f: Bewegungsstörun- die Anordnung oder Realisierung der Laute in beim lauten Lesen: 1. Ganzwortersetzungen
gen, die häufig hyperkinetisch (z. B. Chorea* einem Wort nicht den Regeln der Standardspra- (verbale Paralexie oder semantische Parale-
und Athetose*) und meist pharmakologisch in- che entspricht (phonologische Störung) oder bei xie) 2. Graphem-Phonem-Zuordnungsfehler
duziert sind (z. B. durch Levodopa* oder Neuro- der einzelne Laute oder Lautverbindungen mit Phonemersetzungen, -auslassungen,
leptika). Man unterscheidet Frühdyskinesie nicht normgerecht artikuliert werden (phone- -hinzufügungen oder -umstellungen (phone-
und Spätdyskinesie*. Differenzialdiagnostisch tisch-artikulatorische Störung). Ursachen: u. a. matische Paralexie bis hin zu phonemati-
müssen dissoziative Bewegungsstörungen ab- – Sprachentwicklungsstörung schen Neolexien)
gegrenzt werden. – psychische Faktoren – ggf. auch Beeinträchtigung des Lesesinnver-
Dyskinesien, paroxysmale f pl: engl. paroxys- – Hörstörung stehens.
mal dyskinesia. Heterogene Gruppe von anfallar- – zentrale Sprachstörung*. Therapie: Je nach Störungsschwerpunkt Übung
tig auftretenden Hyperkinesen* wie Chorea*, Einteilung: des einzelheitlichen (Graphem-Phonem-Kon-
Athetose* oder Torsionsdystonie. – Nach Anzahl der fehlerhaft gebildeten bzw. vertierung) oder des ganzheitlich-lexikalischen
Formen: verwendeten Laute: 1. partielle, multiple und Verarbeitens.
– Paroxysmale kinesiogene Dystonie: 1. Auslö- universelle Dyslalie 2. Vokalsprache Dyslipidämie f: engl. dyslipidemia; syn. Dysli-
sung durch plötzliche Willkürbewegung – nach dem betreffenden Phon: 1. Sigmatis- poproteinämie. Fettstoffwechselstörung mit
2. Dauer < 5 min 3. familiär oder sporadisch mus* 2. Schetismus Verschiebung der Zusammensetzung der Lipide
auftretend 4. selten symptomatisch 5. gutes – nach Beschreibung der phonetisch-artikula- im Plasma (siehe Hyperlipoproteinämie*, Hypo-
Ansprechen auf Carbamazepin* torischen Auffälligkeiten bzw. phonologi- lipoproteinämie*), im engeren Sinn Hypertri-
– paroxysmale anstrengungsinduzierte Dyski- schen Abweichungen, z. B. Alveolarisierung glyceridämie* mit verminderter HDL- und er-
nesie: 1. nach körperlicher Anstrengung auf- von [g, k] zu [d, t]. höhter LDL-Konzentration bei Insulinresistenz
tretend 2. Sekunden bis Stunden andauernd Diagnostik: im Rahmen des metabolischen Syndroms*.
3. evtl. Ansprechen auf Carbamazepin oder – Spontanspracheanalyse Dyslipoproteinämie → Dyslipidämie
Levodopa* – Screeningverfahren, z. B.: 1. patholinguisti- Dysmelie f: engl. dysmelia. Störung in der Ext-
– paroxysmale nichtkinesiogene Dystonie, syn. sche Diagnostik bei Sprachentwicklungsstö- remitätenentwicklung während der sensiblen
dystone Choreoathetose*: 1. nicht durch Be- rungen (PDSS) 2. psycholinguistische Analyse Phase (29.–46. Tag der Schwangerschaft) durch
wegung oder Anstrengung provozierbar, kindlicher Sprechstörungen (PLAKSS) zur exogene Noxen (Sauerstoffmangel, Pharmaka).
449 Dysphagie
– Stimmstatus (auditive, perzeptive Einschät- Dysplasiøa → Dysplasie Ventrikels sowie der rechtsventrikulären
zung, aerodynamische Messung, Hz- und db- Dysplasiøa coø xae congeø nita → Hüftdysplasie Dysfunktion (Dyskinesie, reduzierte Aus-
Messung, PC-gestützte Verfahren), Dyspho- Dysplasie f: engl. dysplasia. Prä- oder postnatal wurffraktion) mit erhöhten rechtsventrikulä-
nia Severity Index (DSI), Heiserkeitsgradbe- sich manifestierende, morphologische, funktio- ren enddiastolischen Volumina
stimmung (RBH-System), Stimmstörungsin- nelle oder histologische Anomalien aufgrund – unter Umständen histopathologisch (Fibro-
dex (SSI), Voice Handicap Index (VHI), Dys- fehlerhafter Organisation, Proliferation, Diffe- sierung)
phonie Index (DI) renzierung, Funktion oder Degeneration be- – ggf. molekulargenetisch.
– ggf. psychosomatische Abklärung stimmter Zelltypen oder Gewebe. Therapie:
– ggf. neurologische Abklärung. Formen: Z. B. – Pharmakologisch: z. B. Sotalol, Amiodaron, D
Therapie: Entsprechend der Ätiologie auszu- – Skelettdysplasien: u. a. Osteochondrodyspla- Beta-Rezeptoren-Blocker
wählende Intervention sie*, Chondrodysplasie, Dysostosen – elektrisch: Katheterablation, ggf. ICD*.
– Beratung – Hüftdysplasie* Dysplasie, arteriohepatische → Alagille-Syn-
– ggf. Stimmruhe – metabolische Dysplasie-Syndrome: z. B. Wie- drom
– ggf. pharmakologisch, operativ, mikrochi- demann*-Beckwith-Syndrom Dysplasie, bronchopulmonale f: engl. bron-
rurgisch – vaskuläre Malformation* chopulmonary dysplasia. Chronische, potenziell
– ggf. begleitend Psychotherapie. – Ektodermaldysplasie*-Syndrome reversible Lungenerkrankung von Frühgebore-
Dysphonie-Index m: Abk. DI. Index zur Beur- – Lymphangiome nen, die über mindestens 28 Tage zusätzlich
teilung der Ausprägung einer Dysphonie* nach – Neurofibrome Sauerstoff benötigen. Typische Symptome sind
Friedrich (1998). Je höher der Index, desto stär- – präneoplastische Zellatypien in Verbindung Tachypnoe und Dyspnoe, Zyanosezustände, Ap-
ker ausgeprägt ist die Stimmstörung. mit gestörtem Epithelaufbau. noen und Ernährungsprobleme. Zunehmender
Prinzip: Dysplasie, arrhythmogene rechtsventrikulä- Sauerstoffbedarf und radiologische Diagnostik
– Beurteilung von 5 Merkmalen: 1. Heiser- re f: engl. arrhythmogenic right ventricular cardio- sichern die Diagnose. Die Therapie besteht v. a.
keitsgrad 2. Stimmumfang in Halbtönen myopathy (Abk. ARVC); syn. ARVC. Seltene Form aus Sauerstoffgabe und Infektionsprophylaxe.
3. Stimmdynamik in db 4. Tonhaltedauer der rechtsventrikulären Kardiomyopathie*. Die Häufigkeit. Inzidenz abhängig von neonataler
auf /a:/ in Sekunden 5. Selbsteinschätzung Bezeichnung Erkrankung des Desmosoms be- Reife, 15–30 % bei < 28 Wochen Schwanger-
der kommunikativen Beeinträchtigung zieht sich auf die pathogenetisch konsekutive schaftsdauer* oder Geburtsgewicht < 1000 g;
– Bewertungsskala von 0–3 desmosomale Dysfunktion. Klinische Sympto- selten bei Frühgeborenen > 32 SSW. Formen:
– Index wird aus der Summe der 5 Einzelbe- me sind tachykarde ventrikuläre Herzrhyth- – Klassische BPD oder schwere Form der BPD:
wertungen geteilt durch 5 ermittelt musstörungen*. Diagnostiziert wird anhand 1. vor Einführung der Surfactant-Therapie
– je höher der Index, desto stärker ausgeprägt des EKGs und echokardiografisch, behandelt v. a. bei Frühgeborenen mit schwerem Atem-
die Stimmstörung. wird medikamentös oder mit Katheterablation. notsyndrom 2. anamnestisch mehrere Wo-
Dysphorie f: engl. dysphoria. Störung der Af- Komplikation ist der plötzliche Herztod. chen hohe Beatmungsdrücke und hohe Sau-
fektivität* mit misslauniger, gereizter Stim- Vorkommen: erstoffkonzentrationen 3. Entwicklung eines
mung, z. B. als Alltagsverstimmung ohne pa- – Androtrop interstitiellen Emphysems oder Pneumotho-
thologische Bedeutung, bei dysthymer Störung – Manifestation meist im Jugendalter rax 4. typische radiologische Zeichen mit fib-
(Dysthymie*), Intoxikation oder organisch be- – in mindestens 1/3 der Fälle als familiäre rotisch verdichteten neben überblähten Area-
dingten psychischen Störungen. ARVD (autosomal-dominant erblich) len 5. pathologische Veränderungen: Verlust
Dysphorie, postpartale f: engl. post partum – Prävalenz: ca. 1 : 1000. des respiratorischen Epithels, glanduläre Hy-
dysphoria. Depressive Verstimmung nach der Pathologie: Progressiver, segmentaler Ersatz perplasien, Hypertrophie der Bronchialmus-
Geburt, typischerweise von kurzer Dauer und rechtsventrikulären Myokards durch Fett- und kulatur, interstitielle Fibrose, emphysema-
mit Beginn am dritten Tag postpartal. Betroffen Bindegewebe im Bereich der freien rechtsventri- tös, Alveolen vermindert, Verdickungen im
sind bis zu 50 % aller Wöchnerinnen in unter- kulären Herzwand zwischen Conus arteriosus, arteriellen Gefäßsystem 6. diese Form heute
schiedlich starker Ausprägung. Ursache ist ver- rechtsventrikulärem Ausflusstrakt und apika- durch pränatale Steroidtherapie, Surfactant-
mutlich die Hormonumstellung nach der Ge- lem rechtem Ventrikel (lateral) mit nachfolgen- gabe und differenzierte Beatmungsformen
burt, insbesondere der rapide Abfall der Östro- den regionalen Dyskinesien*. Im Verlauf ist selten
gene und Gestagene. auch eine linksventrikuläre Beteiligung mög- – neue BPD oder milde Form der BPD: 1. meis-
Klinik: lich. tens sehr kleine Frühgeborene, milder Beat-
– Im Vordergrund stehen Antriebslosigkeit, Klinik: Betroffene zeigen tachykarde ventrikulä- mungsverlauf und geringer Sauerstoffbedarf
Weinerlichkeit und Ängstlichkeit re Herzrhythmusstörungen* wie eine mono- 2. nach Beendigung der Beatmung um den
– Stimmungslabilität, Appetit- und Schlaflo- morphe Kammertachykardie* mit typischen 7.–10. Lebenstag progrediente Verschlechte-
sigkeit, aber auch Schlafstörungen z. B. Linksschenkelblock*-konfigurierten QRS-Kom- rung mit steigendem Sauerstoffbedarf 3. ra-
durch das Neugeborene können die Be- plexen im EKG. Auslöser ist häufig eine Sympa- diologisch: diffuse Eintrübung 4. pathologi-
schwerden verschlimmern. thikusaktivierung. sche Veränderungen: Rarefizierung des pul-
Prognose: Die Symptome klingen in der Regel Diagnostik: monalen mikrovaskulären Netzes, Simplifi-
innerhalb weniger Tage ohne Therapie ab. Ein – (Familien-)Anamnese und körperliche Unter- zierung und Vergrößerung der Alveolen, ge-
Hinweis auf die Häufigkeit und die Harmlosig- suchung ringe interstitielle Fibrose 5. Wilson-Mikity-
keit der Symptome an Mutter und Angehörige – 12-Kanal-EKG Syndrom, am ehesten als eine mögliche Ver-
ist sinnvoll. Bei Persistenz der Probleme über – Echokardiografie laufsform: betrifft v. a. nicht beatmete Früh-
10 Tage hinaus ist der Übergang in eine Wo- – Kardio-MRT (MRT): Nachweis der Wandver- geborene < 30 SSW und < 1500 g Geburtsge-
chenbettdepression* möglich. dünnung im betroffenen Bereich des rechten wicht; erste Lebenstage keine oder milde
Dysplasiedreieck 452
– metabolische Störung, z. B. mit Kussmaulat- cus 11p11–q12). Klinisch zeigen sich von der und damit eine Erhöhung des Blutdrucks. Zent-
mung Molekularstruktur abhängige unterschiedliche rale Signale, die die Gefäßweite regulieren, kön-
– zerebrale bzw. psychische Störung, z. B. Ausprägungen einer hämorrhagischen Diathe- nen die Rückenmarksverletzung nicht passie-
Atemdepression*, Angststörung se* (v. a. posttraumatische Blutungen). ren, sodass die Blutdruckerhöhung unterhalb
– muskuloskelettale Störung, z. B. periphere Dysraphiesyndrom n: engl. dysrhaphic syn- der Läsion weiter besteht, während es oberhalb
Atemlähmung, Rippenfraktur drome; syn. Status dysrhaphicus. Sammelbe- der Läsion zur Erweiterung der Blutgefäße und
– Schock*, Schmerzen. zeichnung für Fehlbildungen aufgrund gestör- Verlangsamung des Herzschlags kommt. Hin-
Diagnostik: Anamnese und klinische Untersu- ten Verschlusses des Neuralrohrs (= deutscher weis. Der normale Blutdruck eines Quer-
chung von Herz und Lunge mit Inspektion, Per- Name Neuralrohrdefekt) entlang der Wirbel- schnittsgelähmten kann deutlich niedriger sein D
kussion* und Auskultation* führen zur Ver- säule oder im Bereich des Schädels wie Spina* als bei Gesunden (z. B. 90/60 mmHg). Daher
dachtsdiagnose mit weiterführenden gezielten bifida, Meningo(myelo)zele, Rachischisis u. a. können Werte von 120/80 mmHg bereits eine
Untersuchungen. Nachgeburtlich imponieren Lähmungen, Erhöhung darstellen. Auch dramatische Anstie-
Therapie: Abhängig von Ursache, Ausprägung Schmerzen, Spastik und Blasen-/Darmentlee- ge mit anschließend extrem niedrigem Blut-
und Verlauf erfolgt die Therapie kausal und rungsstörungen. Therapiert wird durch (mehr- druck sind möglich.
symptomatisch mit Sauerstoffgabe und Beat- fache) operative Eingriffe, oft verbleiben lebens- Therapie:
mung. lange Behinderungen. – Beseitigung der auslösenden Faktoren (z. B.
Dyspraxie → Apraxie Ätiologie: Dysraphien sind häufig, aber nicht durch Blasenentleerung, Behandlung der
Dysprosodie f: engl. dysprosodia. Störung der immer genetisch bedingt. Weitere Ursachen Bauchdeckenspastik)
Prosodie* infolge funktioneller, organischer umfassen Folsäuremangel und Medikamenten- – Blutdrucksenkung (z. B. Nifedipin, Nitrogly-
oder zentraler Dysphonie*, gekennzeichnet einnahme in der Schwangerschaft (z. B. Val- cerin).
durch eingeschränkte Modulationsbreite (siehe proat). Prävention: Wichtig ist die regelmäßige Blut-
Stimmumfang) und fehlerhaftem Wort- und Einteilung: druckkontrolle. Auf blutdrucksenkende bzw.
Satzakzent, der die sprachliche Verständlichkeit – Schädelweichteildefekt mit Lückenbildung -steigernde Nebenwirkungen von (z. B.
einschränkt. Nach Diagnosestellung durch in der vorderen Mittellinie des Gesichts; sie- schmerzstillenden) Arzneimitteln muss geach-
Spontansprachanalyse, Stimmfeldmessung und he Gesichtsspalten* tet werden.
Textvorlesen wird mit Logopädie* behandelt. – Schädeldachdefekt mit sog. Lücken- oder – Angestrebt werden Blutdruckwerte zwischen
Therapie: Logopädische Behandlung mit dem Wolkenschädel 100 mmHg und 120 mmHg (ohne Spitzen)
Ziel der Erweiterung des Stimmumfangs und – Verschlussstörung des Schädels oder der Wir- – Vermeidung von Stress
des Einsatzes von Wort- und Satzakzent zur belsäule mit sehr unterschiedlichen Schwere- – Blasentraining*
Verbesserung der sprachlichen Verständlich- graden wie Akranie*, Anenzephalie*, Kranio- – Darmtraining*.
keit. schisis*, Rachischisis, Enzephalozele*, Spina Dysrhythmie → Arrhythmie
Dysproteinämie f: engl. dysproteinemia. Quan- bifida, Diastematomyelie, Dermalsinus, Me- Dysrhythmie → Herzrhythmusstörungen
titative Verschiebung in der Zusammensetzung ningozele und Meningomyelozele* Dysrhythmie → Sinusarrhythmie
physiologischer Plasmaproteine*. Dysproteinä- – Fistel- oder Zystenbildung mit verschiedenen Dysrhythmie f: engl. dysrhythmia. Rhythmus-
mie kommt vor bei akuter Entzündung mit Ver- klinischen Symptomen in abhängigen Berei- störung.
mehrung der Alphaglobuline, bei Leberzirrhose chen; Haarwuchs- und Pigmentanomalien Beispiele:
mit Vermehrung der Gammaglobuline sowie sowie Gefäßveränderungen in der dorsalen – Neurologisch: diffuse bzw. paroxysmale Dys-
bei Dyslipoproteinämie. Mittellinie; selten auch primäres Tethered* rhythmie (siehe auch EEG*)
Formen: Siehe Tab. Cord (ohne Verschlussstörung der lumbosak- – biologisch: Störung des zirkadianen Rhyth-
ralen Wirbelbögen). mus* von Körperfunktionen (insbesondere
Diagnostik: Nachweis von Alphafetoprotein Schlaf-Wach-Rhythmus), z. B. nach Flugrei-
Dysproteinämie: und Acetylcholinesterase im Fruchtwasser in sen über mehrere Zeitzonen hinweg (Jetlag*-
Plasmaeiweißveränderungen bei ausgewählten Kombination mit Ultraschall zur pränatalen Di- Syndrom) oder bei Nacht- bzw. Schichtarbeit
Krankheitsbildern. agnosestellung. – gynäkologisch: Zyklusstörungen* der Frau
Dysreflexie, autonome f: engl. autonomic dys- – kardiologisch: nicht gebräuchliche Bezeich-
Krankheit Albu- α-Glo- β-Glo- γ-Glo- reflexia. Starke sympathische Überreaktion auf nung für Arrhythmie (siehe auch Herzrhyth-
min bulin bulin bulin
vesikale oder rektale Reizungen bei Patienten musstörungen*).
nephrotisches –– + ++ – mit Querschnittläsion* oberhalb Th6, besonders Dyssomnie f: engl. dyssomnia. In der Interna-
Syndrom bei Tetraplegie*. Symptome sind Blutdruckstei- tional Classification of Sleep Disorders (ICSD-
Leberzirrhose –– ++ gerung und zunächst Tachy-, später Bradykar- 2) nicht mehr verwendete Sammelbezeichnung
die sowie Schweißausbruch und Kopfschmer- für primäre Schlafstörungen*, die durch Insom-
Entzündung – + + zen, z. B. bei Blasenüberdehnung, analen Deh- nie* oder Hypersomnie* oder eine Kombination
–: vermindert; +: vermehrt nungen und endoskopischen Eingriffen. Mögli- beider gekennzeichnet sind.
che Komplikationen sind Krampf- und Schlag- Ätiologie:
anfälle. Pathogenese. Bei einer Schädigung des – Intrinsisch bedingt, z. B. Narkolepsie*, ob-
Rückenmarks oberhalb Th6 ist u. a. die zentrale struktives Schlafapnoesyndrom*
Dysprothrombinämie f: engl. dysprothrombin- Regulation des Blutdrucks unterhalb der Verlet- – extrinsisch bedingt, z. B. durch Höhe oder
emia. Unphysiologisches (funktionsgestörtes) zung (Läsion) gestört. Reize (Schmerzreiz, volle Toxine
Prothrombin* im Blut infolge einer autosomal- Blase, voller Darm) unterhalb der Läsion bewir- – zirkadian bedingt, z. B. chronisches Schicht-
dominant erblichen Synthesestörung (Genlo- ken eine reflexartige Verengung der Blutgefäße arbeiter-Syndrom, Jetlag*-Syndrom.
Dyssynchronie, kardiale 454
Dyssynchronie, kardiale → Asynchronie, kar- bis zum freien Nagelrand reichend. Sie tritt be- Formen:
diale sonders auf am Daumen aufgrund einer vorü- – V. a. Duchenne*-Muskeldystrophie und Be-
Dyssynergie f: engl. dyssynergia. Störung der bergehenden Wachstumsstörung in der Nagel- cker*-Muskeldystrophie
Koordination*. matrix, die idiopathisch oder traumatisch be- – atypische Formen wie Quadrizepsmyopathie,
Dysthermie f: engl. dysthermia. Fehlregulation dingt sein kann. Myopathie mit Schmerzen bei Belastung, di-
der Körpertemperatur mit anhaltender Über- Dystrophie f: engl. dystrophy. Mit schweren latative Kardiomyopathie sowie Rhabdomyo-
oder Untertemperatur, z. B. bei Störungen im Funktionsstörungen einhergehende pathologi- lyse.
Hypothalamus*. sche Veränderungen von Zellen, Geweben und Dysurie f: engl. dysuria. Erschwerte Harnbla-
D Dysthymie f: engl. dysthymia. Affektive Stö- Organen unterschiedlicher Ätiologie. Hunger- senentleerung, oft in Kombination mit Pollakis-
rung* mit chronischer oder konstant wieder- dystrophie ist Folge lang andauernder Unterer- urie* und Miktionsschmerzen mit brennender
kehrender Depression* ohne hypomanische nährung, oft mit Protein-, Fett-, Vitamin- und Missempfindung in der Urethra (vgl. Algurie*).
Episoden (Dauer mindestens 2 Jahre, 1 Jahr für Mineralmangel und tritt als leichte Verlaufs- Ursachen: V. a.
Kinder und Jugendliche; Beginn häufig in der form chronischer Ernährungsstörungen (Man- – Miktionsstörung*
Adoleszenz), deren Schweregrad die Kriterien gelernährung*, Fehlernährung, Nahrungsver- – Harnwegsinfektion*
der depressiven Episode* nicht erfüllt. Zwi- wertungsstörung) beim Säugling auf mit flie- – funktionell
schenzeitliche Perioden normaler Stimmung ßendem Übergang zur Atrophie*. – psychogen (Dysuria psychica)
halten selten mehrere Wochen an. Formen: – selten neurogen.
Dystokie f: engl. dystocia. Überbegriff für alle – Feuchte Dystrophie mit Ödemen* (Hunger- Dyszephalie f: engl. dyscephaly; syn. Dyskra-
Formen des gestörten oder verzögerten Ge- ödem): vorwiegend bei plötzlich einsetzen- nie. Schädeldysostose mit pathologischer Konfi-
burtsverlaufes. Dies betrifft ca. 10 % aller Gebur- der Unterernährung bisher ausreichend Er- guration des Gehirnschädels (siehe Cranium*).
ten. In der Literatur wird Dystokie manchmal nährter
als Bezeichnung für die Wehendystokie (We- – trockene Dystrophie: bei langanhaltender
henschwäche) verwendet. Unterernährung
Formen: Nach den Ursachen werden folgende – lipophile Dystrophie: Hunger-, Mangel- oder
Formen unterschieden: paradoxe Adipositas, oft nach Überwindung
– Wehendystokie* (Wehenschwäche) der feuchten oder trockenen Dystrophie in
– Zervixdystokie* (mangelnde Eröffnung des der Erholungsphase; Ähnlichkeit mit Fröh-
Muttermundes) lich-Syndrom (bei jungen Frauen unter Um-
– Schulterdystokie* (Hängenbleiben der vorde- ständen erste und einzige Form des Hunger-
ren Schulter unter der Symphyse) schadens).
– Beckendystokie (Deformität des mütterlichen Klinik:
Beckens). – Gewichtsabnahme mit zunehmender Abma-
Dystonie f: syn. dystones Syndrom. Allgemei- gerung und Reduktion des Unterhautfettge-
ne Bezeichnung für fehlerhaften Spannungszu- webes
stand (Tonus*), z. B. von Muskeln und Gefäßen, – längsstehende Hautfalten (Tabakbeutelge-
im engeren Sinn extrapyramidale* Bewegungs- säß), Haarausfall, gealtertes Aussehen
störung mit lang anhaltenden, unwillkürlichen – ausgeprägte Neigung zu Infektion und Stoff-
tonischen Muskelkontraktionen, die zu verzer- wechselstörung
renden Bewegungen, abnormer Körperhaltung – Libidoverlust, Menstruationsanomalie
oder Fehlstellungen von Körperteilen führen. – oft hochgradig entstellende Ödeme, die unter
Therapiert wird je nach Ursache. Umständen die Gewichtsabnahme verde-
Dystonie, neurovegetative → Funktionsstö- cken.
rung, somatoforme autonome Dystrophie, myotonische f: engl. myotonic
Dystonie, oromandibuläre f: engl. oromandib- dystrophy; syn. Curschmann-Steinert-Batten-
ular dystonia. Tonische Hyperkinesen von mimi- Syndrom. Häufigste autosomal-dominant erbli-
scher, Kiefer- und Zungenmuskulatur, insbe- che degenerative Muskelerkrankung des Er-
sondere als fokale Dystonie*. Eine oromandibu- wachsenenalters mit Myotonie*, Muskelschwä-
läre Dystonie tritt in 60 % der Fälle als Meige*- che, endokrinen und psychischen Störungen.
Syndrom auf, kombiniert mit Blepharospas- Die Häufigkeit beträgt 1 : 7500, selten treten
mus*. kongenitale, kindliche und juvenile Formen
Dystonie, paroxysmale → Dyskinesien, paro- auf. Ursachen sind Mutationen im DMPK-Gen Dyszephalie: Lage der Synostosen bestimmt
xysmale (Genlocus 19q13.3). Diagnostiziert wird mole- entstehende Dyszephalie: 1: Skaphozephalus
Dystonie, zervikale → Torticollis spasmodi- kulargenetisch und mit EMG. (Langschädel) bei Synostose der Sagittalnaht;
cus Dystrophie, pränatale → Wachstumsretardie- 2: Brachyzephalus (Breitschädel) bei symmetrischen
Dystrophiøa musculorum progressiva → rung, intrauterine Synostosen der Koronarnähte; 3: Plagiozephalus
Muskeldystrophien, progressive Dystrophinopathien f pl: engl. dystrophinopa- (Schiefschädel) bei einseitiger Synostose der
Dystrophiøa uø nguium mediana canalifoø rmis f: thies. Durch Mutationen im Dystrophin-Gen Koronarnähte; 4: Oxyzephalus (Spitzschädel) bei
engl. dystrophia unguis mediana canaliformis. hervorgerufene Erkrankungen, die mit einer Synostosen der Koronar- und Sagittalnähte sowie
(Meist) in der Mitte des Nagels lokalisierte Spal- Muskeldystrophie oder anderen muskulären der Lambdanaht; 5: Sphenozephalus (Kiel- oder
tung oder Kanalbildung, vom Nagelhäutchen Schäden einhergehen. Kahnschädel) bei Synostose der Frontalnaht. [223]
455 ḊO2
Formen: DZ: Abk. für → Depressionszustand des Neu- ḊO2: Abk. für engl. oxygen delivery → Sauer-
– Veränderung v. a. der Schädelform: siehe geborenen stoffangebot
Abb. D-Zellen f pl: engl. D cells. Endokrine Zellen
– Veränderungen v. a. des Schädelumfangs: der Langerhans*-Inseln, die Somatostatin* pro-
Makrozephalie*, Mikrozephalie*, Stenoze- duzieren.
phalie.
D
E E
sexuelle Übertragung. Inkubation: 2–21 Tage. – Nachweis durch Echokardiografie*. Echinocoø ccus granulosus m: Weltweit vor-
Klinik: Therapie: Bei signifikanter Trikuspidalklappen- kommender Hundebandwurm, der zur Klasse
– Fieber insuffizienz chirurgisch. Cestoda gehört (in Nord- und Mitteleuropa auf-
– Muskelschmerzen Ebstein-Fieber → Pel-Ebstein-Fieber grund gesetzlicher Fleischbeschau und Hygiene
– Diarrhö Ebulliøsmus m: engl. ebullism. Ausperlen von selten). Es existieren verschiedene Stämme, von
– Erbrechen Gasen (v. a. Stickstoff) in Blut und Gewebe. Un- denen der sich in einem Zyklus aus Hund und
– Blutungen ter üblichen Druckbedingungen ist Stickstoff in Schaf entwickelnde sog. Schafstamm beim Men-
– hypovolämischer Schock Körperflüssigkeiten gelöst. Bei raschem Druck- schen vorwiegend Erreger der zystischen* Echi-
– Multiorganversagen. abfall wird der Stickstoff freigesetzt, z. B. bei nokokkose ist.
Diagnostik: Virusnachweis im Serum mit RT- schnellem Auftauchen aus großer Wassertiefe Entwicklung:
E PCR (Reverse Transkriptase-Polymerase-Ketten-
reaktion). Es besteht Meldepflicht nach § 7 In-
(siehe Caisson*-Krankheit).
Eburneation f: engl. eburnation. Verhärtung
– Endwirt: Hund und andere Caniden
– Zwischenwirt: Wiederkäuer, Schweine (selte-
fektionsschutzgesetz. des Knochengewebes. Es handelt sich um eine ner Pferde u. a. Pflanzenfresser)
Therapie: Form der Hyperostose* mit elfenbeinartiger, lo- – Mensch ist Fehlzwischenwirt.
– Symptomatische Therapie kaler, übermäßiger Knochenbildung. Die Finne* ist der zystische Echinococcus, beste-
– Volumenersatz EBV: Abk. für → Epstein-Barr-Virus hend aus einer flüssigkeitsgefüllten Blase, de-
– Antibiotika/Antimalariamittel gegen Misch- EBV: Abk. für Epstein-Barr-Virus → Herpesvi- ren Wand aus der Keimschicht des Parasiten
infektionen ridae und der multilamellären Membran (Cuticula)
– experimentell im Einsatz: 1. Antikörper ge- EC: Abk. für engl. effective concentration → besteht und außen von der bindegewebigen Pe-
nesener Personen (ZMapp®) 2. Favipiravir. Konzentration [Chemie] rizyste (Finnenbalg) des Wirts umgeben ist. Die
Prävention: Ecarin Clotting Time f: syn. Ecarinzeit; Abk. Keimschicht bildet manchmal durch endogene
– Primäre Prophylaxe durch Vermeiden von ECT. Parameter zur Bestimmung der Konzen- Sprossung Tochterblasen und in diesen Enkel-
Buschfleisch tration therapeutischer direkter Thrombin-In- blasen. Daneben kann die Keimschicht von
– Expositionsschutz für Familienmitglieder hibitoren im Blut zur Therapiekontrolle. Mutter-, Tochter- und Enkelblasen Brutkapseln
und Gesundheitspersonal Referenzbereich: mit Kopfanlagen (Protoscolices) erzeugen (sog.
– Safer-Sex-Maßnahmen bei sexuellen Kontak- – Z. B. bei Hirudin* 50–100 s (bzw. 0,5–1,5 μg/ fertile Zysten). Im Blaseninnern befindet sich
ten mit Überlebenden ml) oft wasserklare Hydatidenflüssigkeit.
– experimentelle Impfungen (VSV-EBOV, – cave: abhängig von Prothrombin- und Fibri- Echinocoø ccus multilocularis m: Kleiner
ChAd3-EBO-Z) erscheinen sicher und wirk- nogenkonzentration der Probe. Fuchsbandwurm, Erreger der alveolären Echi-
sam. Ecarinzeit → Ecarin Clotting Time nokokkose*. Die Finne* (Larvenstadium) ist der
EBST: Abk. für Elektronisches Bonner Eccema → Ekzem alveoläre Echinococcus, der aus zahlreichen
Schmerztagebuch → Bonner Schmerztagebuch ECCO2R: Abk. für engl. extracorporal CO2 re- kleinen, von Bindegewebe umgebenen Bläschen
Ebstein-Anomalie f: engl. Ebstein’s anomaly; moval → Extrakorporale Membranoxygenie- besteht und meist auf die Leber beschränkt ist.
syn. Ebstein-Syndrom. Angeborene Verlage- rung Er wächst infiltrierend durch exogene Spros-
rung eines oder mehrerer fehlgebildeter Trikus- ECCO2R: Abk. für engl. extracorporal CO2 re- sung.
pidalklappensegel in die häufig dünnwandige moval → Low Frequency Positive Pressure Ven- Erreger:
und vermindert kontraktile rechte Herzkam- tilation – Gattung Cestodes*
mer, wodurch deren oberer Anteil funktionell ECE: Abk. für engl. Endothelin-converting en- – Länge 1,2–4,0 mm
zum rechten Vorhof gehört (Atrialisation). Die zyme → Endotheline – meist 5 (2–6) Proglottiden
Symptome sind abhängig vom Ausmaß der Ver- Echinacea pallida → Sonnenhut, Blasser – 16–30 Testes, sackförmiger Uterus.
änderungen, behandelt wird chirurgisch. Häu- Echinocandine → Antimykotika Vorkommen: Nördliche Hemisphäre mit Ende-
figkeit: Selten (< 1 % der angeborenen* Herz- Echinocoø ccus m: Gattung der Cestodes*. Die miegebieten in
fehler). Pathophysiologie: Adultwürmer sind Parasiten im Dünndarm von – Europa
– Trikuspidalklappeninsuffizienz* mit Pendel- Karnivoren (Hund und Fuchs). Die Infektion – Asien (Türkei, Iran, Japan)
blut zwischen rechtem Vorhof und Ventrikel des Menschen (Echinokokkose*) erfolgt durch – Nordamerika (Alaska, Kanada, nördliche und
– evtl. zusätzlicher Rechts-Links-Shunt auf perorale Aufnahme von Bandwurmeiern (z. B. zentrale USA).
Vorhofebene mit Mischungszyanose bei auf- enger Kontakt mit Hunden, Verstäubung von Endwirte sind Fuchs, Wildkarnivoren, selten
gedehntem Foramen* ovale (in ca. 75 % der Hundekot, Verschleppung durch Fliegen). Hund und Hauskatze; Zwischenwirte sind
Fälle) bzw. Vorhofseptumdefekt* (in ca. 5 %). Klinische Bedeutung: Feldmäuse und verwandte Nagetiere. Der
Klinik: Je nach Ausmaß asymptomatisch oder – Erreger beider Formen der Echinokokkose* Mensch ist ein Fehlwirt.
Herzinsuffizienz* sowie paroxysmale supra- sind die in Europa vorkommenden Arten Echinokokkose f: engl. echinococcosis; syn.
ventrikuläre Tachykardie* (WPW*-Syndrom). Echinococcus granulosus (Hundebandwurm) Echinokokkeninfektion. Erkrankung durch
Diagnostik: und Echinococcus multilocularis (Fuchs- Finnen des Hunde- (Echinococcus* granulosus)
– Herzauskultation*: pathognomonischer bandwurm) oder Fuchsbandwurms (Echinococcus* multilo-
Galopprhythmus* durch Extratöne (Herztö- – direkter oder indirekter Nachweis melde- cularis), meist in der Leber. Es besteht Melde-
ne*), Herzgeräusch* uncharakteristisch pflichtig nach § 7 IfSG. pflicht nach § 7 Infektionsschutzgesetz.
– EKG: Schenkelblock* (ausgeprägt) Echinocoø ccus alveolaris m: Finne des Echino- Siehe Abb. 1, Abb. 2 und Abb. 3.
– röntgenologisch Kardiomegalie (vergrößer- coccus* multilocularis. Formen:
te Herzsilhouette durch großen rechten Vor- Echinocoø ccus cyø sticus m: syn. Hydatide. Fin- – Zystische Echinokokkose: abgekapselte Hy-
hof bei Herzinsuffizienz) ne des Echinococcus* granulosus. datiden-Zyste, Larven des Hundebandwurms
459 Echokardiografie
Echokardiografie Abb. 1: parasternal lange Achse im B- und M-Mode mit Platzierung des M-Mode-Strahls
durch die Spitzen der beiden Mitralklappensegel.
von Herzbinnenräumen (atrial, ventrikulär; grafie (TTE oder TEE): Echokardiografie nach zeln, die im Oberkiefer fast bis zur knöchernen
z. B. LVEDD und LVESD: linksventrikulärer i. v. Applikation eines Ultraschallkontrast- Augenhöhle reichen.
enddiastolischer und endsystolischer Durch- mittels (je nach Lungengängigkeit: Rechts- ECLA: Abk. für engl. extracorporal lung assist
messer), Aorta und Pulmonalarterie sowie Volu- herz- bzw. Linksherzkontrastmittel) zur Di- → Extrakorporale Membranoxygenierung
mina (z. B. linksatrial oder LVEDV und LVESV: agnostik intra- und extrakardialer Shunts, Eclampsiøa → Eklampsie
linksventrikuläres enddiastolisches und endsys- wobei durch das Kontrastmittel eine Verstär- Eclampsiøa → Schwangerschaftserkrankung,
tolisches Volumen), auf die Körperoberfläche kung des Doppler-Signals und die bessere hypertensive
bezogen als Index (Volumenindex, Diameterin- Darstellung der Endokardkontur erreicht ECLS: Abk. für engl. extracorporeal life sup-
dex; z. B. LVEDDI), zur wird. port → Extrakorporale Membranoxygenierung
– Diagnostik von Hypertrophie, Dilatation, Eø chokinesie → Echopraxie E. coli → Escherichia coli
E Hypoplasie, Herzwandaneurysma* u. a.
– Herzklappenmorphologie (u. a. Echodichte):
Eø cholalie f: engl. echolalia. Sprachautomatis-
mus (Automatismus*) mit zwanghaftem Wie-
Economo-Enzephalitis → Encephalitis lethar-
gica
Herzklappensklerose (kalkdicht und ver- derholen von Wörtern oder Sätzen anderer Per- Economy-Class-Syndrom n: syn. Reisevenen-
dickt), Endokarditis* (Vegetationen) sonen in wörtlicher oder leicht abgewandelter thrombose. Bezeichnung für akute Beinvenen-
– Mitralklappenprolapssyndrom* Form ohne Rücksicht auf Inhalt und Situation. thrombose* nach längeren Reisen mit wenig Be-
– ggf. Nachweis bzw. Verlaufskontrolle eines Vorkommen: wegungsfreiheit für die Beine (meist mit dem
Perikardergusses. – Physiologisch in der kindlichen Sprachent- Flugzeug oder Reisebus, seltener mit dem Au-
Bewegungsabläufe: wicklung zwischen 1. und 2. Lj. to). Mögliche Ursachen sind fehlende Muskel-
– Herzwand (Wandbewegungsstörungen: Aki- – pathologisch z. B. bei Aphasie*, Schizophre- pumpe, Abknickung der V. poplitea bei langem
nesie*, Hypokinesie*, Dyskinesie*) nie*, Intelligenzminderung* oder Tourette*- Sitzen sowie zu wenig Flüssigkeitszufuhr.
– Herzklappen: Störung von Klappenseparati- Syndrom mit Übergang zur Zwangsstörung*. ECS: Abk. für → Eppendorf Cologne Score
on und -schluss bei Insuffizienz (Regurgitati- Eø chopraxie f: engl. echopraxia; syn. Echokine- Ecstasy: Bezeichnung für eine Gruppe von
on, Regurgitationsfraktion*) und Stenose sie. Zwanghaftes Nachahmen von Bewegungen Methylendioxyamphetaminen (sog. Designer-
(verminderte Klappenöffnungsfläche*) oder Gesten anderer Personen, z. B. der Mimik drogen) wie 3,4-Methylendioxyamphetamin
– pathologische Bewegung (z. B. SAM, parado- als Echomimie, vorkommend z. B. beim Touret- (MDA), 3,4-Methylendioxy-N-methylampheta-
xe Septumbewegung*); kardiale Asynchro- te*-Syndrom mit Übergang zur Zwangsstö- min (MDMA), 3,4-Methylendioxy-N-ethylam-
nie*. rung*. phetamin (MDE). Ecstasy führt zur Suchtent-
ventrikuläre Funktion: Echo-Score → Wilkins-Score wicklung und kann z. B. Psychosen induzieren.
– Linksventrikulär systolisch: Auswurffrakti- ECHO-Viren n pl: engl. enteric cytopathogenic Der Konsum ist vor allem gefährlich, weil illegal
on*, Herzminutenvolumen* u. a. humanorphan. Kleine (∅ 24–40 nm), v. a. darm- hergestelltes Ecstasy in seiner Zusammenset-
– linksventrikulär diastolisch: dopplersonogra- zellschädigende RNA-Viren des Genus Entero- zung und Konzentration stark schwankt.
fische Beurteilung u. a. des transmitralen virus* aus der Familie der Picornaviridae*, die Wirkungen:
Flusses mit E/A*-Verhältnis anfangs nicht klassifiziert werden konnten (des- – Psychotrope Substanz mit Suchtpotenzial
– Gewebe-Doppler-Echokardiografie (TDE für wegen orphan, Waise). Bisher sind 31 Serotypen (sog. Aufputschmittel)
tissue doppler echocardiography bzw. TDI isoliert: ECHO 1–9, 11–27 und 29–33. – unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz*
für tissue doppler imaging) zur Erfassung Vorkommen: ECHO-Viren kommen im Darm, – wirkt stimulierend und enthemmend wahr-
kardialer Bewegungen (analog der dopplerso- Blut und Rachensekret vor. scheinlich durch Freisetzung von Serotonin
nografischen Blutflussbeurteilung anhand Klinische Bedeutung: ECHO-Infektionen ver- und Noradrenalin* im Gehirn
erythrozytärer Bewegungen), z. B. diastoli- laufen sehr häufig asymptomatisch. Klinisch – wirkt ähnlich wie Amphetamin.
sche Funktionsprüfung bei Herzinsuffizi- manifestiert sich eine ECHO-Infektion u. a. als Nebenwirkungen:
enz*-Diagnostik. – Unspezifischer grippaler Infekt, Bronchitis* – Tachykardie
Formen: – Gastroenteritis, Ernährungsstörung des – Mundtrockenheit
– Transthorakale Echokardiografie (TTE): Säuglings – Schweißausbrüche
nichtinvasive Form – Konjunktivitis – Tremor
– transösophageale Echokardiografie (TEE): in- – Meningitis* – Hyperthermie
vasive Form, bei der mithilfe eines in die – Virusmyokarditis* – Leberschäden
Speiseröhre eingeführten Endoskops, an des- – Hepatitis – Rhabdomyolyse
sen Spitze sich der Schallkopf befindet (Intra- – Meningoenzephalitis oder Enzephalomyelitis – drogeninduzierte Psychosen
vascular Ultrasound, Abk. IVUS), durch die – neonatale Infektionen, die als generalisierte – Herzstillstand bei entsprechender Vorschädi-
räumliche Nähe und den Wegfall anatomi- Infektionen verlaufen können. gung
scher Hindernisse (Rippen, Lungengewebe) Echte Wehenschwäche f: syn. echte Wehen- – Apoplexie durch Überdosierung
eine bessere Darstellung insbesondere der Insuffizienz. Bezeichnung für eine hypotone – gefährlich insbesondere wegen extremer
Vorhöfe und des Klappenapparats ermöglicht oder normotone Wehenschwäche im Gegensatz Schwankung hinsichtlich Zusammensetzung
wird zur hypertonen* Wehenschwäche. und/oder Konzentration illegal hergestellter
– Sonderformen: 1. Stressechokardiografie* Eckzahn m: engl. canine tooth; syn. Dens cani- Substanz.
(TTE) zur Beurteilung von unter Frequenz- nus. Einhöckeriger, kegelförmiger Zahn am Ecstasy-Intoxikation f: Vergiftung mit einer
und Kontraktilitätsstimulation des Herzens Übergang der Frontzähne zu den Seitenzähnen. Partydroge aus der Gruppe der Amphetamine.
evtl. auftretender ischämiebedingter Wand- Der Eckzahn folgt beim Menschen auf den late- Wegen hoher missbräuchlicher Anwendung
bewegungsstörung in Abhängigkeit vom ralen Schneidezahn* und befindet sich vor den von Ecstasy kommt es häufig zu Vergiftungen,
Grad der Belastung 2. Kontrastechokardio- Prämolaren*. Die Eckzähne haben lange Wur- die in den meisten Fällen nicht tödlich enden
461 EEG
(3 Todesfälle 2013 in Deutschland). Gefährlich Isotretinoin, Indinavir, Bevacicumab). Behan- EE-Formen f pl: syn. exoerythrozytäre Formen.
sind Verunreinigungen der Droge und ein un- delt wird insbesondere mit rückfettenden Maß- Exoerythrozytäre Vermehrungsstadien (Gewe-
kalkulierbarer Mischkonsum von Drogen. nahmen. beformen) der Malariaerreger.
Klinik: Klinik: Betroffen sind vor allem Unterschenkel EEG f: engl. electroencephalogram; syn. Elektro-
– Psychische Erregung (insbesondere prätibial), Streckseiten der Arme enzephalografie. Diagnostische elektrophysio-
– Hyperthermie mit Schweißausbruch und der Stamm. Es kommt zu Einrissen in der logische Methode zur Registrierung von Poten-
– Blässe Haut mit roten Fissuren, sodass das Bild an ein zialschwankungen, die aus Gehirnaktivität re-
– Mydriasis* Kopfsteinpflaster oder ein ausgetrocknetes sultieren (sog. Hirnströme). Die Potenzial-
– Krämpfe Flussbett erinnert, siehe Abb. Auf der Haut- schwankungen ergeben sich aus den Summen-
– Hyperventilation bis Atemstillstand oberfläche findet sich eine pudrige feinlamellä- potenzialen von Neuronenverbänden. Sie wer-
– Herz-Kreislauf: 1. Hypertonie 2. Tachykardie
3. Herzstillstand.
re, teils auch groblamelläre Schuppung. Das Ec-
zéma craquelé ist abzugrenzen von der Ichthyo-
den mit an der Kopfoberfläche befestigten
Elektroden registriert, apparativ verstärkt und
E
Therapie: Vergifteten in Schocklagerung/stabile sis acquisita. kontinuierlich aufgezeichnet.
Seitenlage bringen, beruhigen und vor Stress Eczema vaccinatum n: syn. Ekzema vaccina- Vorgehen: Abgeleitet wird in unipolarer (gegen
abschirmen, kühlen, Flüssigkeit zuführen oder tum. Ekzem als Komplikation nach einer Po- eine indifferente Elektrode) oder bipolarer
ggf. Reanimationsmaßnahmen durchführen. ckenimpfung mit Vacciniavirus* bei Patienten Schaltung (Messung der Potenzialdifferenz zwi-
ECT: Abk. für → Ecarin Clotting Time mit atopischem Ekzem*. Die Ausbreitung er- schen 2 Elektroden) oder als sog. Quellenablei-
ECT: Abk. für → Emissionscomputertomogra- folgt durch hämatogen disseminierte Aussaat. tung (gegen das Summenpotenzial der die diffe-
fie Das Ekzem hinterlässt sog. Pockennarben. Die rente Elektrode umgebenden Elektroden als Re-
Ecthyma n: Infektiöse Hauterkrankung unter- Letalität beträgt bis zu 30 %. ferenzpotenzial). Beurteilungskriterien:
schiedlicher Ätiologie*, gekennzeichnet durch ED: Abk. für Effektivdosis → Dosis [Pharmako- – Grundrhythmus
die Ausbildung charakteristischer, wie ausge- logie] – Amplitude
stanzt wirkender Ulzera, welche unter Narben- ED: Abk. für Encephalomyelitis disseminata → – Steilheit
bildung abheilen. Die Diagnose wird klinisch Multiple Sklerose – Lokalisation von Potenzialschwankungen
und mikrobiologisch gestellt, therapiert wird Edelgase n pl: engl. noble gases. Gruppenbe- – vorherrschende Wellenform
chirurgisch, lokal antiseptisch und antibiotisch. zeichnung für die Elemente Helium, Neon, Ar- – Homogenität des Wellenverlaufs über einan-
Ecthyma gangraenosum teø rebrans n: Hä- gon, Krypton, Xenon, Radon* und Ununoctium der entsprechenden Arealen der Großhirnhe-
morrhagische, nekrotisierende Vaskulitis mit (VIII. Hauptgruppe des Periodensystems der misphären
über den ganzen Körper verteilten Blasen und Elemente) mit auffälliger Reaktionsträgheit, – evtl. Provokation pathologischer EEG-Verän-
Ulzerationen im Rahmen einer Sepsis mit Pseu- verursacht durch die mit Elektronen vollstän- derungen durch Hyperventilation, Fotosti-
domonas* aeruginosa, besonders bei Patienten dig gefüllte äußere Elektronenschale (Edelgas- mulation und Schlafentzug.
mit Immundefekten bzw. Tumorerkrankung. konfiguration). Befunde: Physiologisches EEG
Ectropium uveae n: Anomalie der Iris, wobei Hintergrund: Krypton, Xenon und Radon bil- – Physiologisches EEG im Wachzustand: 1. re-
sich das bräunliche Pigmentepithel der Iris über den mit den elektronegativsten Elementen (Flu- gelmäßige Potenzialschwankungen in Ab-
den Pupillarsaum hinweg auf der Irisvorderflä- or, Chlor, Brom, Sauerstoff, Stickstoff) chemi- hängigkeit von der Frequenz, bei Erwachse-
che fortsetzt. sche Verbindungen. nen: I. Alpha-Wellen (8–13 Hz, entspannte
EC-Zellen: Abk. für enterochromaffine Zellen Vorkommen: Die Atmosphäre besteht zu ca. 1 % Wachheit) II. Beta-Wellen (14–30 Hz, bei
→ Zellen, enterochromaffine aus Argon. Erdgase können bis zu 16 % Helium Aufmerksamkeit, Erregung) III. Theta-Wel-
Eczéma craquelé m: engl. eczema craquelé; syn. enthalten. In geringen Mengen sind Edelgase in len (4–7 Hz, leichte Schlafphasen) IV. Delta-
Eczéma canalé. Chronisches Ekzem* bei starker Mineralien zu finden. Wellen (0,5–3,5 Hz, traumlose Tiefschlafpha-
Austrocknung der Haut (Xerosis*, Asteatose, Se- Anwendung: se) V. Gamma-Wellen (31–70 Hz, starke Kon-
bostase) und Lipidmangel, vor allem bei Alters- – Zur Füllung von Glühlampen und Leucht- zentration, siehe Abb.) 2. im Neugeborenen-
haut oder überbeanspruchter Haut (z. B. durch stoffröhren alter v. a. extrem langsame unregelmäßige
übertriebenes Waschen) oder als UAW (z. B. bei – He in der Tieftemperaturtechnik Wellen 3. 7. Lj. Stabilisierung eines okzipita-
– He und Ar als inerte Schutz- und Trägergase len Alpha-Rhythmus 4. ab 18.–20. Lj. regel-
– Ar als Schutzgas beim elektrischen Schwei- mäßiger Alpha-Grundrhythmus, der bei psy-
ßen chosensorischen Reizen (z. B. Augenöffnen)
– Xe als Narkosegas. im Sinne eines On-off-Effekts (Berger*-Ef-
EDP: Abk. für engl. enddiastolic pressure → fekt) blockiert wird 5. hereditäre Normvari-
Herzzyklus ante: Beta-EEG (sog. flaches EEG), 4–5 Hz-
EDP: Abk. für engl. enddiastolic pressure → Grundrhythmusvariante
Ventrikeldruck – physiologisches Schlaf-EEG: Einteilung in
EDP: Abk. für engl. enddiastolic pressure → Non-REM-Schlafstadien N1–N3 und REM-
Wedge-Druck Schlafstadium nach den AASM-Kriterien (sie-
EDV: Abk. für enddiastolisches Volumen → he Tab.): 1. Einschlafphase: zunächst im
Auswurffraktion Schlafstadium N1 Zerfall des Alpha-Rhyth-
Edwards-Syndrom → Trisomie 18 mus, Auftreten unregelmäßiger Theta-Akti-
EE: Abk. für → Ernährung, enterale vität und hoher, steiler Wellen über den Ver-
Eczéma craquelé: unregelmäßige Risse und EEA-Stapler: Abk. für engl. enteroenteric anas- tex (Vertexzacken) 2. Schlafstadien N2 und
Schuppungen am Arm. [81] tomosis stapler → Klammernahtgerät N3: Auftreten von K-Komplexen (hohe, bi-
EEG-Analyse 462
zeichnet, die eine Enzymaktivität durch Kon- sekundäre Effloreszenzen nach und aus den pri- hafter tieferer Knoten bis etwa Haselnussgrö-
formationsänderung regulieren oder die Bin- mären. ße; kleiner: Nodulus, größer: Tumor)
dungsfähigkeit eines Regulatorproteins an die Einteilung: 4. Quaddel (Urtica*) 5. Vesicula* 6. Bulla*
DNA verändern oder beeinflussen. – Primäre Effloreszenzen (siehe Abb. 1 und 7. Pustula (Pustel*)
Effeø ktorzellen f pl: engl. effector cells. Immun- Abb. 2): 1. Macula (Makula) 2. Papula (Papel*; – sekundäre Effloreszenzen: 1. Squama
kompetente Zellen, die während einer Immun- konfluierend als Plaque*) 3. Nodus (dauer- (Schuppen) 2. Crusta* 3. Erosio (Erosion*)
antwort* die Effektorfunktionen des Immun- 4. Excoriatio (Exkoriation*) 5. Fissura (Fis-
systems ausüben. Zu den Effektorzellen gehö- sur*) 6. Rhagade* 7. Ulcus (Ulkus*) 8. Cicatrix
ren aktivierte CD4+-T*-Lymphozyten (TH1- und (Narbe*) 9. Atrophia (Hautatrophie, Haut-
TH2-Zellen; T*-Helferzellen), CD8+- und natür- schwund, Atrophie*).
liche Killerzellen*, Plasmazellen* (Antikörper-
bildung) und Makrophagen* (Lyse von Mikroor-
Effluvium n: Erguss, Ausfall.
Effluvium capillorum n: Haarausfall, im enge-
E
ganismen). ren Sinn v. a. der Kopfhaare.
Effeø ktstärke f: engl. effect size. Statistisches Effluvium, telogenes n: engl. telogen effluvi-
Vergleichsmaß zur Angabe der Größe eines Ef- um. Diffuser Haarausfall. Das telogene Effluvi-
fekts einer Einflussgröße. In Metaanalysen wer- um ist gekennzeichnet durch den gleichzeiti-
den häufig per Mittelwertbildung integrierte gen Übergang vieler Haare von der Anagen- in
Effektstärken (Gesamteffektstärke) ermittelt. die Telogenphase. Es beginnt 2–4 Monate nach
Effendi-Klassifikation → Hanged-Man-Frak- einem ursächlichen Ereignis, bei schwerer Schä-
tur digung bereits nach 1–3 Wochen. Siehe Abb.
effereø nt: syn. efferens. Hinausführend, weg- Vorkommen:
führend, Bezeichnung für eine Leitungsrich- – Physiologisch: 1. bei Neugeborenen 2. bei
tung im Nerven- oder Blutsystem, z. B. für Ner- Frauen nach der Geburt und in den Wechsel-
ven, die Erregungen vom ZNS zur Peripherie jahren (Alopecia postpartualis bzw. Alopecia
leiten. Der gegensätzliche Begriff zu efferent climacteria) 3. bei Frauen: nach Absetzen hor-
lautet afferent*. monaler Kontrazeptiva 4. bei Männern: Alo-
Effizieø nz f: engl. efficiency. Wirkung oder Nut- pecia* androgenetica 5. altersbedingt
zen im Verhältnis zum dazu benötigten Auf- – in akuten Stresssituationen: 1. operativer
wand. Als effizient bezeichnet man eine mit Eingriff 2. massiver Blutverlust 3. psychi-
dem geringstmöglichen Mitteleinsatz erstellte scher Stress
Leistung (Minimierungsprinzip) oder eine bei – Fehl- und Unterernährung: 1. Proteinmangel
festgelegtem Mitteleinsatz maximale Leistung 2. Vitaminmangel 3. Zinkmangel
(Maximierungsprinzip). – fieberhafte Infektionskrankheiten: 1. Influ-
Efflation → Ruktus enza 2. Typhus
Effloreszeø nzen f pl: engl. skin lesions. Eintei- – chronische Erkrankungen: 1. Neoplasien
lung von pathologischen Hautveränderungen 2. Hepatopathien 3. Kollagenosen 4. Leukä-
zur standardisierten Beschreibung und damit mien 5. Eisenmangelanämie 6. Erythroder-
Diagnoseerleichterung. Primäre Effloreszenzen mie
entstehen unmittelbar durch die Erkrankung,
der rasch entsprechend der Ursache behandelt – h-IBM Typ 3: 1. autosomal-dominant erbli-
wird. Siehe Abb. Formen: che (Genlocus 17p13.1) nichtprogressive in-
– Obere Einklemmung des Temporallappens fantile und progressive adulte Form 2. mit
in den Tentoriumschlitz* mit Kompression Muskelschwäche, Ptosis und Kontrakturen.
des Mesenzephalons* Einschlusskörperchenmyositis f: engl. inclu-
– untere Einklemmung der Kleinhirntonsil- sion body myositis (Abk. IBM). Seltene, primär de-
len* im Foramen magnum und Kompression generative Myopathie unbekannter Ätiologie
der Medulla* oblongata. Einmalkatheter mit gemischt degenerativer und entzündlicher
Ätiologie: intrakranielle Massenverschiebung Reaktion. Eine Einschlusskörperchenmyositis
infolge Hirndrucksteigerung* insbesondere bei äußert sich durch Muskelschwäche und wird
E Hirnödem*, Hirntumor*, intrakraniellem Hä-
matom* oder Hirnabszess*. lon. Eingesetzt wird er zur Gewinnung von
durch Muskelbiopsie diagnostiziert. Therapiert
wird versuchsweise mit Immunsuppressiva*
Klinik: Urinproben bzw. therapeutischen Harnablei- (IFN-α). Differenzialdiagnostisch kommen My-
– Kopfschmerz, Erbrechen, Schwindel und Be- tung, Restharnbestimmung, für Kontrastmit- ositis* sowie Rhabdomyolyse* infrage.
wusstseinsstörung* (bis Koma*) telgaben oder Blasenspülungen. Siehe Abb. Einschlusskonjunktivitis f: engl. inclusion
– Stauungspapille*, lichtstarre und erweiterte Einnässen → Enuresis conjunctivitis of the newborn. Konjunktivitis* bei
Pupillen (z. B. Klivuskantensyndrom*) Einreibemittel n: engl. liniment. Mittel unter- Neugeborenen mit Nachweis von Einschluss-
– Lähmungen durch Schädigung der Pyrami- schiedlicher Konsistenz zum Auftragen auf die körperchen*, die denjenigen des Trachoms*
denbahn*, Hirnnervenausfälle und Parästhe- Haut wie Öle, Lotionen oder Cremes. Beispiele gleichen (sog. Paratrachom) ohne Hornhautbe-
sien* sind Körperpflegemittel in der Kosmetik oder teiligung. Die Übertragung von Chlamydia* tra-
– mögliche Komplikationen: Dezerebration* mit verschiedenen Wirkstoffen angereicherte, chomatis vom Serotyp D-K erfolgt intrapartal
und zentrale Atemlähmung*. schmerzlindernde, durchblutungsfördernde bei bestehender Infektion der Mutter. Antibioti-
Therapie: Die Vitalfunktionen sind zu sichern oder kühlende Arzneimittel* zur äußerlichen sche Therapie mit Erythromycin* oder Chinolo-
und entsprechend der Ursache der Hirndruck Anwendung. nen führt meist zur narbenlosen Heilung.
zu senken; medikamentös, interventionell und Einschlafhalluzination → Halluzination, Siehe Abb.
operativ. hypnagoge Inkubationszeit: 6–10 Tage.
Einlage → Schuheinlage, orthopädische Einschlafstörung f: engl. sleep onset disorder. Differenzialdiagnose: Gonoblennorrhö* mit ei-
Einlauf → Darmreinigung Bezeichnung für subjektiv und objektiv verzö- ner Inkubationszeit von 1–3 Tagen.
Einleitung, schnelle → Rapid Sequence In- gertes Einschlafen mit Einschlaflatenz (Dauer
duction and Intubation vom Vorsatz, einschlafen zu wollen, bis zum
Einlungenventilation f: Abk. ELV. Seitenge- tatsächlichen Einschlafen) von > 30 Minuten.
trennte kontrollierte Beatmung* über Doppel- Einschlafstörungen treten in Verbindung mit
lumentubus* oder mit Bronchusblocker* wäh- Insomnie* u. a. Schlafstörungen* auf.
rend Narkose (mit Muskelrelaxans) bei thorako- Einschlussblennorrhö → Einschlusskonjunk-
skopischen oder offen-chirurgischen pulmona- tivitis
len oder pulmonal-nahen Eingriffen (sog. Lun- Einschlusskörperchen n sg, pl: engl. inclusion
genseparation). Ziel ist die Ruhigstellung des bodies. Im Rahmen bestimmter Virusinfektio-
Operationsgebiets sowie Vermeidung von Ver- nen intrazellulär im Kern oder Zytoplasma
schleppung infektiösen Materials. lichtmikroskopisch nachweisbare Partikel.
Indikationen: Einschlusskörperchenenzephalitis Dawson
– Einlungenanästhesie und Narkose für lun- → Panenzephalitis, subakute sklerosierende
genchirurgische oder thorakoskopische Ein- Einschlusskörperchenkrankheit → Zytome-
griffe, z. B. bei: 1. Lungenabszess 2. Bronchi- galie Einschlusskonjunktivitis: follikuläre Konjunktivitis
ektasen 3. bronchopulmonaler Fistel 4. ein- Einschlusskörperchenmyopathie, hereditäre bei Chlamydieninfektion. [143]
seitiger Hämoptyse 5. videoassistierter Tho- f: engl. hereditary inclusion body myopathy (Abk.
rakoskopie (VATS) 6. Lungentransplantation h-IBM). Erbliche Myopathie, die histologisch Einschlusskonjunktivitis, trachomatöse →
7. tracheobronchialer Verletzung 8. traumati- durch sog. rimmed vacuoles (Einschlusskörper- Trachom
scher Lungenparenchymzerstörung chenmyositis*) ohne Nachweis entzündlicher Einschneiden → Geburt
– Ösophagus-Magen-, thorakale Gefäß- oder Zellen gekennzeichnet ist und klinisch mit Einschwemmkatheter m: engl. flow-directed
Wirbelsäulen-Chirurgie (Th1–L2) Gangstörungen durch Muskelschwäche einher- catheter. Dünnwandiger Mehrlumenkatheter
– beim Neugeborenen zur Therapie des unila- geht. (äußerer ∅ 0,8 mm) aus flexiblem, röntgenposi-
teralen pulmonalen interstitiellen Emphy- Formen: tivem Kunststoff, der nach Punktion einer Vene
sems (mögl. neonatale Beatmungskomplika- – H-IBM Typ 2: 1. autosomal-rezessiv erblich durch Aufblasen eines am distalen Ende gelege-
tion) i. d. R. durch einseitige Intubation der (Gen GNE, Genlocus 9p13.3) 2. distale aszen- nen Ballons mit dem Blutstrom über die rechte
gesunden Seite. dierende Muskelschwäche und -atrophie des Herzkammer in die A. pulmonalis geschwemmt
Einmalkatheter m: engl. single use catheter. M. tibialis anterior (mit Ausnahme des wird. Einschwemmkatheter werden eingesetzt
Steril verpackter Katheter* zur einmaligen Ver- M. quadriceps femoris) mit Gangstörung bei Herzkatheterisierung* sowie als Pulmona-
wendung (Einwegprodukt) als transurethraler 3. Beginn im Erwachsenenalter 4. schwere liskatheter*.
Blasenkatheter*, vorwiegend aus Polyvinylchlo- Behinderung nach 10–20 Jahren 5. Augen- Einsichtsfähigkeit f: engl. ability for insight.
rid (PVC). Er hat meist keinen Blockierungsbal- muskeln nicht betroffen Vom vollen Wachbewusstsein und geistiger Ge-
467 Eintauchverfahren
sundheit abhängige Fähigkeit, Sinnzusammen- Formen: läufig untergebracht werden, wenn die Maß-
hänge richtig zu erfassen und nach dieser Ein- – Hoher Geradstand* (fehlende Rotation des nahme sofort durchgeführt werden muss
sicht zu handeln. Einsichtsfähigkeit wird in Kindes im Beckeneingang; die Pfeilnaht ist (§ 1906 BGB).
Kindheit und Jugend erworben und beruht auf gerade zu tasten) Eintauchverfahren n: engl. immersion test.
der Intaktheit von Wahrnehmung, Vorstellung, – tiefer Querstand* (fehlende Rotation des Kin- Eintauchen von vorgefertigten Nährböden in
Denkvermögen und Gedächtnis. Forensisch des am Beckenausgang; die Pfeilnaht ist quer Urin zum Nachweis eines bakteriellen Wachs-
wichtig ist aufgehobene bzw. erheblich vermin- zu tasten) tums. Mit Nährmedien beschichtete Träger
derte Einsichtsfähigkeit. – hintere Hinterhauptslage* (Rotation des Kin- werden in frischen Harn getaucht und 24 h bei
Formen: Juristisch ist Einsichtsfähigkeit unter- des unter der Geburt, sodass der Rücken nach 37 °C inkubiert. Siehe Abb. 1 Abb. 2.
schiedlich definiert: hinten zeigt) Einsatz: Das Eintauchverfahren eignet sich:
– Strafrechtlich: Fähigkeit, das Unrecht einer
Tat zu erkennen ist notwendige Vorausset-
– vorderer Asynklitismus* (Abweichen der
Pfeilnaht im Beckeneingang nach vorne)
– Zur abschätzenden Keimzahlbestimmung*
– zur Differenzierung in grampositive (Entero-
E
zung schuldhafter Tatbegehung; fehlt diese – hinterer Asynklitismus (Abweichen der Pfeil- kokken*) und gramnegative Erreger
(Einsichtsunfähigkeit), handelt der Täter oh- naht im Beckeneingang nach hinten). – bei Keimwachstum zur anschließenden Bak-
ne Schuld Einstich-Aktivität f: Durch Einstechen oder teriendifferenzierung und Resistenzbestim-
– zivilrechtlich: 1. Fähigkeit, die eigene Ver- Bewegen der Nadel bei der EMG hervorgerufe- mung (Antibiogramm)
antwortlichkeit für eine schädigende Hand- ne Aktivität, die bei Gesunden 200–500 ms an-
lung zu erkennen; fehlt diese beim Minder- dauert. Haben die Muskelfasern ihre Erregbar-
jährigen, entfällt die Verantwortlichkeit keit verloren, so ist keine Einstichaktivität
2. Fähigkeit, die Bedeutung einer Willenser- nachweisbar (z. B. Kompartment-Syndrom). Bei
klärung zu erkennen; Voraussetzung, um ein Steigerung der Erregbarkeit ist die Einstichakti-
Testament errichten zu können. vität verlängert (z. B. nach Denervierung).
Einsichtsrecht n: engl. right to inspect records. Einstweilige Unterbringung f: syn. Unter-
Recht des Patienten, die vollständige, ihn be- bringung nach § 126a StPO. Vorläufige Unter-
treffende Patientenakte einzusehen oder Ab- bringung eines Tatverdächtigten in einer Klinik
schriften zu verlangen. für forensische Psychiatrie*. Die Unterbringung
Rechtsgrundlagen: wird vom Ermittlungsrichter angeordnet, wenn
– § 630g BGB eine verminderte oder aufgehobene Schuldfä-
– § 10 Abs. 2 der Musterberufsordnung für die higkeit* sowie eine zukünftige Unterbringung
in Deutschland tätigen Ärztinnen und Ärzte in einer Maßregelvollzugseinrichtung anzu- Eintauchverfahren Abb. 1: quantitative Bewertung
– Ableitung aus dem Recht des Patienten auf nehmen sind. In der Regel wird im Vorfeld der der Koloniezahl auf den Nährbodenflächen
informationelle Selbstbestimmung (Art. 2 Unterbringung ein psychiatrisches Gutachten (+: vereinzelt; ++: zahlreich; +++: massenhaft);
Abs. 1 in Verbindung mit Art. 1 Abs. 1 erstellt. 1: Cetrimidagar (negativ); 2: MacConkey-Agar
Grundgesetz). Rechtsgrundlage: § 126a StPO. (positiv, ++); 3: CLED-Agar, Cystein-Laktose-Elektro-
Voraussetzungen: Grundsätzlich umfasst der Dauer: lyt-defizienter Agar mit Andrade-Indikator (positiv,
Anspruch des Patienten die Einsicht in seine – Die Dauer der einstweiligen Unterbringung +++); Cetrimidagar lässt vorwiegend grampositive
vollständige Patientenakte bzw. Übersendung ist zunächst auf 6 Monate beschränkt, kann Bakterien, die beiden anderen Agarsorten vor-
entsprechender Kopien gegen Kostenerstat- aber durch ein Oberlandesgericht verlängert wiegend gramnegative Bakterien wachsen. [186]
tung. Dem Anspruch auf Einsichtnahme kann werden.
ein Verweigerungsrecht entgegengehalten wer- – In der Regel dauert die einstweilige Unter-
den, soweit der Einsichtnahme erhebliche the- bringung bis zur Verurteilung bzw. bis zum
rapeutische Gründe oder sonstige erhebliche Freispruch.
Rechte Dritter entgegenstehen. Die Ablehnung – Eine vorzeitige Entlassung ist nach einer ge-
der Einsichtnahme ist zu begründen. richtlichen Überprüfung möglich. Diese er-
Einstellreflex, oraler → Suchreflex folgt auf Antrag.
Einstellung [Geburtskanal] f: engl. presenta- Verwandte Bestimmungen:
tion. Lagebeziehung des vorangehenden Kinds- – Im Strafrecht: Eine Person, bei der die Aus-
teiles (in der Regel der Kopf) zum mütterlichen setzung einer Strafe oder einer Maßregel zur
Geburtskanal. Zu berücksichtigen sind ferner Bewährung zu erwarten ist, kann bis zur
Kindslage*, Geburtshaltung* sowie Pol-Einstel- endgültiger Entscheidung bereits vorläufig
lung. untergebracht werden (§ 453c StPO).
Einstellung [Pharmazie] f: engl. adjustment. – Im Jugendstrafrecht: Ein jugendlicher Ange-
Festlegung der individuell effektivsten Arznei- klagter, bei dem eine Jugendstrafe zu erwar-
mitteldosis im Rahmen einer Langzeitbehand- ten ist, kann in einem Heim der Jugendhilfe
lung. einstweilig untergebracht werden (§ 71 JGG).
Einstellungsanomalie f: engl. anomaly of pre- – Im Zivilrecht: Eine Person, bei der eine Un-
sentation. Bezeichnung für pathologische Ein- terbringung in einem psychiatrischen Kran-
stellungen des Feten im mütterlichen Becken. kenhaus oder einer sozialtherapeutischen Eintauchverfahren Abb. 2: Nährböden mit
Betroffen sind etwa 10 % der Geburten. Einrichtung zu erwarten ist, kann mit einer verschiedenen Agarsorten, bewachsen mit
einstweiligen Anordnung dort zunächst vor- Escherichia coli, Keimzahl größer 105/ml. [199]
Einthoven-Ableitungen 468
– als Transportmedium in ein bakteriologi- Kontakt, z. B. als venerische Infektion oder wurde. Auch bei medizinischer Notwendigkeit
sches Labor. indirekt als Wundinfektion* darf der Arzt somit einen Eingriff ausschließ-
Einthoven-Ableitungen → Extremitätenab- – Inokulation, Aufnahme durch verschiedenar- lich in den Grenzen ausführen, die ihm die Ein-
leitungen tiges Durchdringen der Haut, trans- und per- willigung des Patienten setzt.
Einthoven-Dreieck n: engl. Einthoven’s trian- cutan, z. B. Tollwut* bei Bissverletzungen*, Einwilligungsfähigkeit f: engl. ability to con-
gle. Gleichseitiges Dreieck, dessen Ecken durch Malaria* und Schlafkrankheit* durch Stiche sent. Für die rechtsverbindliche Einwilligung*
die Punkte des Körpers gebildet werden, an de- von Arthropoden*, gelegentlich iatrogen*, notwendige Fähigkeit eines Patienten, welche
nen die Extremitätenableitungen* (EKG*) klas- z. B. Hepatitis* B durch Injektionen* oder von der natürlichen Einsichts- und Entschluss-
sisch erfolgen (rechter Arm, linker Arm, linker Transplantationen* fähigkeit abhängig ist. Für dessen Beurteilung
Fuß; Frontalebene, Herz in der Mitte). Die Sei- – diaplazentare*, vertikale Infektion*, z. B. bei ist dabei nicht auf die Geschäftsfähigkeit* des
E ten des Einthoven-Dreiecks entsprechen den bi-
polaren Extremitätenableitungen nach Eint-
AIDS*, Toxoplasmose* und Röteln.
Einverständnis n: engl. compliance. Zustim-
Erklärenden abzustellen.
Voraussetzung:
hoven (I, II, III) im EKG. mung zu Handlungen, im engeren Sinn Hand- – Die kognitiven Fähigkeiten, die erforderlich
Klinische Bedeutung: Didaktisches Hilfsmittel lungen der Gesundheitssorge. Das Einverständ- sind, um den infrage kommenden Sachver-
zur Ermittlung des Herzsummenvektors nis wird vom Patienten verbal, nonverbal oder halt, dessen Ursachen und Konsequenzen für
(Hauptrichtung der Erregungsausbreitung aus schriftlich erklärt. Wenn Personen nicht durch die eigene Person zu verstehen
den 3 projizierten Vektoren der Ableitungen I, Betreuung (Betreuungsrecht) oder Unterbrin- – ein inneres Wertesystem, um die Bedeutung
II, III) und Bestimmung des Lagetyps* des Her- gung* in der Durchsetzung ihres freien Willens des Eingriffs vor dem Hintergrund der eige-
zens (siehe Abb.). eingeschränkt sind, können sie im Rahmen ih- nen Interessenlage abzuwägen und sich in
res Selbstbestimmungsrechts* jederzeit Maß- Konfliktlagen zu entscheiden
nahmen ablehnen. – die Fähigkeit zu einer eigenständigen Wil-
Einweisungsgutachten n: Psychiatrisches lensbildung und die Fähigkeit, diesen Willen
Gutachten, das zu einer Grundlage für die ge- kundzutun.
richtliche Anordnung einer Unterbringung* ei- Einwilligungsunfähigkeit: Einwilligungsunfä-
nes Straftäters in einer Maßregelvollzugsanstalt higkeit besteht, wenn Menschen wegen Min-
wurde. derjährigkeit oder psychischer Störungen nicht
Einweisungsprognose f: Legalprognose* im in der Lage sind:
erkennenden Verfahren, welche die Anordnung – Den relevanten Sachverhalt zu erfassen
der Unterbringung* eines Straftäters bedingt. – ihren eigenen Erfahrungshintergrund zu
III Die Einweisungsprognose bezieht sich auf ei- verstehen
nen längeren Zeitraum und erläutert, ob erneut – ihn gemäß eigener Wertvorstellungen zu ge-
eine Straffälligkeit zu erwarten ist. wichten
Einwilligung f: engl. informed consent. Prinzi- – aufgrund von Erfassung, Verständnis und
piell erforderliche vorherige Zustimmung eines Gewichtung einen eigenen Willen zu bilden
Menschen, durch die z. B. ein ärztlicher Heilein- und diesen zu artikulieren.
Einthoven-Dreieck: Der Vektor der Erregungsaus-
griff oder eine bestimmte Maßnahme juristisch Einwilligung durch Minderjährige: Minderjähri-
breitung projiziert sich unterschiedlich auf jede der
gerechtfertigt wird. Einwilligungen sind im Ge- ge sind für gewisse Handlungen durchaus ein-
3 Extremitätenableitungen. Im Beispiel verläuft der
gensatz zu Rechtsgeschäften widerruflich. willigungsfähig, z. B.
Herzsummenvektor fast parallel zu Ableitung II, in
Voraussetzung: Die rechtswirksame Einwilli- – 14-jährige Jungen und 16-jährige Mädchen
der folglich die R-Zacke die größte Amplitude hat.
gung erfordert die in heterosexuelle Handlungen
Die QRS-Achse beträgt +58°.
– Einwilligungsfähigkeit* des Betroffenen – 18-Jährige in Arzneimittelstudien und in ei-
– Kenntnis aller erheblichen Umstände (sog. ne Sterilisation
Eintrittspforten f pl: Mechanismen der Auf- Informed Consent), die eine umfassende und – 14-Jährige in ärztliche Behandlungen, die
nahme und des Eindringens der Erreger infekti- verständliche Aufklärung voraussetzt. keine gravierenden Eingriffe bedeuten
öser Erkrankungen in den Makroorganismus Einwilligungsunfähigkeit: Siehe Einwilligungs- und keine gravierenden Folgen nach sich zie-
über natürliche Eintrittspforten oder durch Bar- fähigkeit. hen.
rieren. Der gleiche Infektionserreger kann durch Einwilligung durch Minderjährige: Siehe Einwil- In eine Kastration zur Dämpfung des Sexu-
unterschiedliche Eintrittspforten in den Makro- ligungsfähigkeit. altriebes können aber erst 25-Jährige einwilli-
organismus gelangen (z. B. Milzbrand* durch In- Ärztlicher Heileingriff: Insbesondere bedarf jede gen.
gestion*, Inhalation* und Inokulation*). ärztliche oder psychotherapeutische Behand- Rechtliche Bedeutung: Einwilligungsfähigkeit
Hintergrund: Es gibt 5 Mechanismen der Auf- lung der Einwilligung nach § 8 (Muster-)Berufs- unterscheidet sich von der Geschäftsfähigkeit*
nahme von Erregern infektiöser Erkrankungen: ordnung für Ärzte (MBO-Ä), § 7 (Muster-)Be- u. a. dadurch, dass sie relativiert werden kann.
– Ingestion, perorale* Aufnahme, z. B. bei rufsordnung für psychologische Psychothera- Sie wird in verschiedenen Gesetzen unter-
Ruhr, Typhus* und Salmonellenenteritis peuten und Kinder- und Jugendpsychothera- schiedlich aufgefasst und in der Rechtspre-
– Inhalation, aerogene Aufnahme, Tröpfchen- peuten (MBO-PP/KJP). Jeder vorgenommene chung uneinheitlich ausgelegt, z. B.
infektion*, z. B. bei Röteln*, Masern*, Keuch- Heileingriff, ohne wirksame Einwilligung, – Arzneimittelgesetz
husten, Tuberkulose* sowie Meningokok- stellt eine Verletzung des Behandlungsvertra- – Unterbringungsgesetz bzw. Psychisch-Kran-
kenmeningitis ges* dar und erfüllt den Tatbestand der Körper- ken-Gesetz
– Kontaktinfektion, Aufnahme über Haut*, verletzung, auch dann, wenn der Eingriff medi- – Kastrationsgesetz
Schleimhaut und Wunden* durch direkten zinisch indiziert und lege artis durchgeführt – Transsexuellengesetz
469 Eisenmangelanämie
Allgemein gilt: Je komplexer und schwerwie- Therapie: senen beträgt ca. 1–5 mg Fe. Die tägliche Zu-
gender ein Eingriff ist, in den eingewilligt wer- – Abhängig von der Funktion der Einzelniere fuhr an Gesamt-Fe soll 10–15 mg betragen, da
den soll, und je nachhaltiger die Folgen sind, reicht Beobachtung mittels Labor- und Ultra- nur ein Bruchteil resorbiert wird (Resorption als
desto höher sind die juristischen Anforderun- schallkontrollen Fe2+; Fe3+ wird im Darm zu Fe2+ reduziert). Der
gen, die an die Einwilligungsfähigkeit gestellt – bei Funktionseinschränkung der Einzelniere Eisenverlust des Körpers durch Abschilferung
werden. ggf. Dialysebehandlung. des Darmepithels und der Haut beträgt ca.
Einwilligungsvorbehalt m: Anordnung des Einzelpsychotherapie f: engl. individual thera- 1 mg/d. Bei jeder Blutung geht mit dem Hämo-
Betreuungsgerichts, wonach zur Abwendung py. Setting der Psychotherapie*, bei dem sich globin Fe verloren (1 ml Blut enthält 0,5 mg Fe).
einer erheblichen Gefahr für die Person oder das Therapeut und Patient während der meisten Die bei der Menstruation ausgeschiedene Eisen-
Vermögen des Betreuten für dessen Willenser- therapeutischen Sitzungen allein im Raum be- menge wurde mit 10–30 mg Fe/Monat be-
klärung eine Einwilligung des Betreuers erfor-
derlich ist, soweit sie den Aufgabenkreis des Be-
finden. Wichtige Personen aus dem Umfeld des
Patienten (Partner, Elternteil) können ggf. stun-
stimmt. Der Eisenverlust durch Schwanger-
schaft und Geburt beträgt ca. 500 mg; durch
E
treuers betrifft. denweise einbezogen werden. Einzelpsychothe- Stillen gehen 0,5 g/d verloren. Eine gesteigerte
Rechtsgrundlage: Der in § 1903 BGB geregelte rapie ist der Regelfall in der ambulanten Psy- Eisenresorption sorgt in diesen Fällen für Aus-
Einwilligungsvorbehalt setzt das Bestehen ei- chotherapie. gleich.
ner Betreuung (§ 1896 BGB) voraus. Auch wenn Durchführung: Referenzbereich: Serum-Eisen. Werte abhängig
der Aufgabenkreis des Betreuers betroffen ist, – Einzelpsychotherapie erfordert eine qualita- vom Alter und Labor:
ist dessen Einwilligung nicht erforderlich bei ei- tiv hochwertige professionelle psychothera- – Männer: 55–156 μg/dl (10–28 μmol/l)
nem Rechtsgeschäft, welches dem Betreuten le- peutische Ausbildung des Therapeuten mit – Frauen: 33–145 μg/dl (6–26 μmol/l).
diglich einen rechtlichen Vorteil bringt sowie Supervision. Indikationen:
bei geringfügigen Angelegenheiten des tägli- – Einzelpsychotherapie hat den Aufbau einer – Eisenmangelanämie
chen Lebens. intensiven, von Vertrauen und sukzessiver – große Blutverluste
Einwirkungszeit → Sterilisationskinetik Selbstöffnung beim Patienten gekennzeich- – in der Schwangerschaft.
Einzeilen-CT → CT neten therapeutischen Beziehung* zum Ziel. Zur p. o. Zufuhr werden hauptsächlich Ei-
Einzeitige Milzruptur f: syn. akute Milz-Rup- – Zugleich unterliegt diese Therapieform der sen(II)-Salze verwendet, da sie rasch resorbiert
tur. Einriss oder Zerreißung der Milz (siehe Gefahr der Abhängigkeit des Patienten vom werden; i. v. sind Eisen(III)-Komplexe wirksa-
Milzruptur*). Durch Kapsel- oder Parenchym- Therapeuten und der Gefahr des Missbrauchs mer.
riss bzw. Organzertrümmerung kommt es zu der therapeutischen Beziehung durch den Eisenbindungskapazität f: engl. iron binding
einer akuten und lebensbedrohlichen massiven Therapeuten, z. B. zur Befriedigung eines capacity. Kapazität des Bluts zur Bindung von
Blutung in die freie Bauchhöhle. privaten Kontaktbedürfnisses, etwa in Form Eisen* (siehe Transferrin*). Der Laborparameter
Einzelfaser-EMG n,f: engl. single fibre electro- sexueller Übergriffe. wurde inzwischen durch die Transferrinsätti-
myography; syn. Einzelfaserelektromyografie. Einzelschicht-CT → CT gung* ersetzt.
Elektromyografie* mit einer Nadelelektrode, Einzelstrangbruch → DNA-Strangbruch Eisenlunge → Lungenhämosiderose
die am normalen Muskel die elektrische Aktivi- Einziehungen f pl: engl. retractions. Deutliches Eisenlunge → Lungensiderose
tät von maximal 3 Muskelfasern als Einzelspi- Einsinken bestimmter Körperpartien während Eisenmangel m: engl. iron deficiency; syn. Side-
kes ableitet. Die Einzelfaserelektromyografie der Inspiration als Zeichen einer Dyspnoe* oder ropenie. Verminderung des Gesamtkörperei-
dient der Differenzialdiagnose bei Myasthenie einer verstärkten Aktivierung der Atemmus- sens unter die Norm (siehe Eisen*). Eisenmangel
und verschiedenen Myopathien. Es existieren keln, insbesondere im Säuglings- und Klein- kann latent, manifest oder funktionell sein.
Normwerte für verschiedene Muskeln. kindalter. Sie erscheinen als epigastrische, ster- Formen:
Vorgehen: Es werden Potenziale von mindes- nale, jugulare, interkostale Einziehungen bei – Latenter Eisenmangel: Verminderung des
tens 2 verschiedenen Fasern einer motorischen respiratorischer Insuffizienz*, z. B. bei Pneumo- Speichereisens ohne Blutbildveränderungen:
Einheit* abgeleitet. Besonders bei Erkrankun- nie* oder Surfactantmangel-Syndrom. 1. physiologisch nach Schwangerschaft 2. pa-
gen der neuromuskulären Übertragung kann E/I-Quotieø nt m: syn. Exspiration-/Inspiration- thologisch nach Blutverlust
der Jitter* (zeitlicher Abstand der beiden Einzel- Quotient. Standardisiert (Atemfrequenz u. a.) – manifester Eisenmangel: Mikro-, Poikilo-
potenziale) vergrößert sein. Außerdem sind während tiefer Atmung ermittelter (rechneri- und Anisozytose der Erythrozyten bei nor-
Aussagen über die Faserdichte pro motorischer scher) Quotient aus exspiratorisch maximalem maler oder verminderter Hämoglobinkon-
Einheit möglich. RR-Intervall und inspiratorisch minimalem RR- zentration (Eisenmangelanämie*)
Einzelknopfnaht → Nahtmethoden Intervall des Atemzyklus mit der größten RR- – funktioneller Eisenmangel: unabhängig von
Einzelniere f: Funktionell oder anatomisch be- Intervall-Differenz als quantitatives Maß der der Menge des Speichereisens Mangel an Ei-
dingtes Vorhandensein nur einer Niere, z. B. Herzfrequenzvariabilität. sen für die Aufnahme in Erythroblasten*,
nach einseitigem totalem Niereninfarkt, bei un- Eisen n: syn. Ferrum. Essenzielles Element für z. B. unter Erythropoetinbehandlung bei re-
behandelter und hämodynamisch relevanter alle Lebewesen aufgrund seiner Mitwirkung bei naler Anämie*.
Nierenarterienstenose oder einseitiger Nieren- Elektronenübertragungsreaktionen (Atmungs- Eisenmangelanämie f: engl. iron-deficiency
agenesie. Eine Behandlung ist bei guter Funkti- kette). Bei den höher entwickelten vielzelligen anemia; syn. sideropenische Anämie. Hypochro-
on der Einzelniere nicht notwendig. Lebewesen wird ferner die Fähigkeit des kom- me mikrozytäre Anämie* durch Eisenmangel*.
Diagnostik: plexgebundenen Fe zur reversiblen Bindung Mit einer Prävalenz von ca. 5–10 % handelt es
– Sonografie molekularen Sauerstoffs ausgenutzt. sich um die häufigste Form (ca. 80 %) der Anä-
– CT Hintergrund: Der Eisenbestand beim Erwachse- mie in Europa. Pathophysiologisch ist die Häm-
– MRT nen beträgt insgesamt 3–5 g, davon ca. 65 % im biosynthese verzögert. Dadurch resultiert ein
– Nierenszintigrafie. Hämoglobin. Der tägliche Bedarf eines Erwach- niedriger Gehalt an Hämoglobin* in (aufgrund
Eisenmenger-Komplex 470
gestörter Erythrozytopoese*) mikrozytären (VSD) mit reitender Aorta, pulmonaler Hyperto- – Carbo activatus
Erythrozyten. nie* und Hypertrophie des rechten Ventrikels – Antidot: Deferoxamin (initial 8–12 g oral so-
Ätiologie: (Herzhypertrophie*) sowie Rechts-Links-Shunt; wie über einige Tage 6 g/Tag parenteral)
– Akuter oder chronischer Blutverlust: 1. phy- heute als Eisenmenger-Syndrom Bezeich- – Schocktherapie.
siologisch (Menstruation*) 2. pathologisch, nung für die inoperable Spätform eines angebo- Eisprung → Ovulation
am häufigsten aufgrund gastrointestinaler renen* Herzfehlers (großer VSD, Ductus* arte- Eiswassertest → Cold-Pressure-Test
Blutungen (z. B. bei Ulcus* duodeni, erosiver riosus apertus o. a.), der anfänglich mit Links- Eiswassertest m: engl. ice water test. Urodyna-
Gastritis, evtl. bei Therapie mit Antiphlogis- Rechts-Shunt einhergeht (Eisenmenger*-Reak- mischer Provokationstest bei Verdacht auf sup-
tika, Antirheumatika, Antikoagulanzien) so- tion). ranukleäre ZNS-Läsion (z. B. durch Schlagan-
wie infolge Zahnfleischbluten, Epistaxis, re- Klinik: Zyanose* mit Polyglobulie, Trommel- fall, Multiple Sklerose, hohe Querschnittläsion)
E gelmäßiger Blutspende
– ungenügende Nahrungseisenzufuhr (bei ve-
schlegelfingern und Uhrglasnägeln.
Diagnostik:
bei intaktem spinalem Reflexbogen. Der Eis-
wassertest hat geringe Spezifität und Sensitivi-
getarischer Ernährung oder Einnahme eisen- – Herzauskultation*: betonter Pulmonalklap- tät, daher soll er nur ergänzend zu anderen di-
komplexierender Arzneimittel) penschlusston (P2; Herztöne*), oft Steel*-Ge- agnostischen Maßnahmen eingesetzt werden.
– erhöhter Eisenbedarf (v. a. im Wachstum, bei räusch Prinzip: Manuelles, schnelles Auffüllen der
Schwangerschaft und Stillen) – Röntgen-Thorax-Aufnahme: geringe Kardio- Harnblase mit 100–200 ml 4 °C kalter NaCl
– Eisenresorptionsstörung (u. a. bei Magener- megalie mit starker Dilatation des Pulmonal- 0,9 % Lösung. Kommt es nach der Instillation
krankung, z. B. Faber*-Anämie, Malabsorpti- arterienhauptstamms bei reduzierter peri- zu unwillkürlichen Kontraktionen des Detru-
onssyndrom*, Diarrhö, nach Magen- und pherer Lungendurchblutung sors ist der Eiswassertest positiv.
Darmresektion) – Nachweis und Quantifizierung durch Echo- Eiter m: engl. pus. Flüssigkeit, die bei eitriger
– Eisenverteilungsstörung (Anämie* bei chro- kardiografie und Herzkatheterisierung. Entzündung* abgesondert wird. Sie enthält
nischer Erkrankung) Therapie: neutrophile polymorphkernige Leukozyten
– Eisentransport- (Atransferrinämie*) und -ver- – Evtl. Herz*-Lungen-Transplantation (sog. Eiterkörperchen) und eingeschmolzenes
wertungsstörung (sideroachrestische Anä- – palliativ pharmakologisch (z. B. Endothelin- Gewebe, das durch proteolytische Enzyme der
mie). Rezeptor-Antagonisten, Phosphodiesterase- Leukozyten und Mikroorganismen entsteht.
Klinik: Häufig ohne wesentliche Beschwerden 5-Hemmer, Prostanoidecyclin). Eiterausschlag → Pyodermie
infolge Adaptation an chronischen Eisenman- Eisenmenger-Reaktion f: engl. Eisenmenger’s Eitersackniere → Pyonephrose
gel. Die Manifestation typischer klinischer reaction. Bezeichnung für die Erhöhung des Eitrige Infektion f: syn. putride Infektion.
Symptome der Anämie (Müdigkeit, Blässe) und Lungengefäßwiderstands bei angeborenem* Bakterielle Infektion mit Eiterbildung, die einer
ggf. der Grunderkrankung erfolgt in der Regel Herzfehler mit primärem Links-Rechts-Shunt. antibiotischen Behandlung und ggf. zusätzlich
erst nach Verbrauch des als Hämosiderin* und Großes Shuntvolumen und pulmonale Hyper- einer chirurgischen Sanierung des Infektions-
Ferritin* gespeicherten Eisens (ca. 20 % des Ge- tonie* verursachen Wandveränderungen der herdes bedarf. Wichtig ist der Keimnachweis,
samteisens): kleinen Arterien und Arteriolen im Lungen- um gezielt antibiotisch behandeln zu können.
– Kopfschmerz kreislauf, durch die zunächst ein gekreuzter Ursachen:
– Appetitlosigkeit Shunt (Pendel-Shunt) und dann ein reiner – Pneumonie*, Bronchtitis
– Diarrhö Rechts-Links-Shunt (Shuntumkehr) entstehen – Nasennebenhöhlenentzündung
– Obstipation und Flatulenz können. – Otitis* media
– trockene und spröde Haut Eisenmeteorit → Eisen – Zahnfleischentzündung
– brüchige Haare und Nägel (selten Koilony- Eisenoxidstaublunge → Lungensiderose – Zystitis*, Urethritis*
chie*) Eisenspeicherkrankheiten → Hämochroma- – Phlegmone* an der Körperoberfläche (Unter-
– Nasenschleimhautatrophie tose schenkel, Arm, Bauchdecke, etc.)
– Mundwinkelrhagaden Eisenspeicherkrankheiten → Hämosiderose – Cholezystitis*, Gallenblasenempyem*
– Zungenbrennen Eisen-Vergiftung f: syn. Eisen-Intoxikation. – Sigmadivertikulitis
– Glossitis mit Papillenatrophie Übermäßige orale oder parenterale Zufuhr von – Pleuraempyem*.
– Schluckbeschwerden (selten Paterson*-Kelly- Eisen über das physiologisch notwendige (es- Prozedere:
Syndrom) senzielle) Maß hinaus. Bei schweren Vergiftun- – Antibiotika
– atrophische Gastritis gen kann es zu Hirnödem und Schock kommen. – Atemtherapie*, Inhalationen
– leichte Vitiligo. Behandelt wird u. a. mittels Antidot. – Sekretolytika, auf ausreichende Trinkmen-
Therapie: Ursachen: gen achten
– Ausschaltung der Ursache des Eisenmangels – Iatrogen: 1. parenterale Eisensubstitution – abschwellende Maßnahmen (Kühlung, Anti-
– Ausgleich des Eisendefizits: 1. möglichst oral 2. unkontrollierte orale Einnahme von Eisen- phlogistika)
(2-wertige Eisenverbindungen) 2. bei Unver- präparaten 3. Anreicherung infolge wieder- – Ruhigstellung, z. B. einer Extremität (z. B. in
träglichkeit der oralen Therapie (z. T. bei Er- holter Bluttransfusionen einer Schiene)
brechen oder Verdauungsstörungen) parente- – hämolytische Anämie. – Punktion*, ggf. zur Entlastung und Keimge-
rale Eisenzufuhr (3-wertige Eisenverbindun- Therapie: winnung, wenn möglich, oder Abstrich-
gen i. v. oder i. m.) – Ausreichende Flüssigkeitszufuhr nahme
– in Ausnahmenfällen Bluttransfusionen. – Gabe von Milch oder rohen Eiern (Komplex- – Schmerzmittelgabe
Eisenmenger-Kompleø x m: engl. Eisenmenger’s bildung verzögert Resorption von Eisen) – Flüssigkeits- und Elektrolytinfusionen
complex. Ursprünglich eigenständiges Herzfehl- – Magenspülung mit Natriumhydrogenkarbo- – Thromboseprophylaxe* (physikalische und
bildungssyndrom aus Ventrikelseptumdefekt* nat medikamentöse Maßnahmen)
471 Ejakulation, retrograde
– temporäre Nahrungskarenz bzw. Ernäh- Eizelle f: engl. ovum; syn. Oozyte. Weibliche äußerst selten. Neben Erektionsstörungen* ist
rungsumstellung. Keimzelle. Sie entwickelt sich aus diploiden Ur- die Ejaculatio praecox die häufigste Form sexu-
Eiwanderung f: syn. Eitransport. Fortbewe- keimzellen im Ovar durch Ovogenese und Folli- eller Funktionsstörungen des Mannes.
gung der Zygote* oder des unbefruchteten Eis kelreifung* zur befruchtungsfähigen Gamete Prozedere:
im Eileiter* durch Tubenbewegung, -sekretion mit einfachem Chromosomensatz. Siehe Abb. – Sexualpsychotherapie* mit geeigneten Zu-
und Flimmerschlag in Richtung Cavitas* uteri, Hintergrund: Die nach Ovulation* vom Infundi- satzverfahren, z. B.: 1. Stopp*-Start-Therapie
gesteuert von Ovarialhormonen. Die Zygote bulum des Eileiters aufgenommene Eizelle ist 2. Squeeze*-Technik
wandert etwa 3–4 Tage unter mehrfacher Zell- von einer Zellmembran, einer Grundsubstanz- – Versuch einer (zusätzlichen) Pharmakothera-
teilung (Furchung), die Nidation* erfolgt im schicht (Zona* pellucida) und einer Zellschicht pie mit: 1. Thioridazin 2. Clomipramin 3. Da-
Stadium der Blastozyste* etwa 6 Tage nach Ovu- (Corona radiata) umgeben. Findet eine Befruch- poxetin (selektiver Serotoninwiederaufnah-
lation*.
Eiweißbindung → Proteinbindung
tung statt, beendet die Eizelle ihre zweite Rei-
fungsteilung und wird als befruchtete Eizelle
me-Hemmer).
Ejaculatio retardata f: engl. delayed ejacula-
E
Eiweiße → Proteine (Zygote*) in die Uterushöhle (Cavitas* uteri) tion. Seltene sexuelle* Funktionsstörung des
Eiweißfehler m: engl. protein deficiency. Aktivi- transportiert. Ohne Befruchtung geht die Eizelle Mannes, bei der Ejakulation* und Orgasmus*
tätsverlust von Desinfektionsmitteln durch or- etwa 24 Stunden nach der Ovulation zugrunde. subjektiv als zu spät oder verzögert empfunden
ganische, eiweißhaltige Substanzen wie Stuhl, werden. Die Störung muss seit mindestens
Sputum*, Blut* und Eiter*. Durch Koagulation* 6 Monaten ständig oder sehr häufig bestehen.
der Proteine* um Mikroorganismen entsteht ei- Sie kann psychogen oder medikamentös verur-
ne Schutzhülle, die besonders im angetrockne- sacht sein. Die Behandlung richtet sich nach der
ten Zustand die Einwirkung des Desinfektions- Ursache.
mittels erschwert. Ejakulat → Sperma
Beispiele: Ein hoher Eiweißfehler besteht bei Ejakulat → Spermauntersuchung
Alkoholen*, Aldehyden und Halogenen*. Im Ejakulation f: engl. ejaculation. Samenerguss
Gegensatz hierzu zeigen Phenole* einen gerin- beim Orgasmus* des Mannes. Beim Ejakulati-
gen Eiweißfehler und sind damit zur Desinfek- onsvorgang geht der eigentlichen Ejakulation
tion von Sekreten* und Exkreten geeignet. die Bereitstellung des Ejakulates voraus.
Eiweißmangelanämie f: engl. protein deficien- Ablauf: Der Ejakulationsvorgang unterteilt sich
cy anemia. Anämie* durch Störung der Hämo- in:
globinbildung bei schwerem Proteinmangel, Eizelle: histologischer Schnitt; Tertiärfollikel mit – Emission (Bereitstellung der Samenflüssig-
z. B. bei allgemeiner Unterernährung oder nach Cumulus oophorus und in diesem gelegener keit in die hintere Harnröhre)
Gastrektomie*. Häufig besteht gleichzeitig auch Eizelle. [195] – Ejakulation: 1. nervale Steuerung durch das
ein Mangel an Cobalamin, Folsäure oder Eisen, Ejakulationszentrum im Sakralmark S2–S4
weshalb uneinheitliche hämatologische Befun- Ejaculatio → Ejakulation 2. Verschluss des adrenerg innervierten Bla-
de resultieren. Ejaculatio defiøciens f: engl. deficient ejacula- senhalses 3. klonische Kontraktionen der Be-
Eiweißmangeldystrophie → Protein-Energie- tion. Sexuelle* Funktionsstörung mit ausblei- ckenbodenmuskulatur 4. prograde, meist
Mangelsyndrome bender (bei Anorgasmie*, Aspermie*) oder ver- fraktionierte Ejakulation des Spermas.
Eiweißmiønimum n: engl. protein minimum. meintlich ausbleibender Ejakulation (bei retro- Ejakulation, retrograde f: engl. retrograde ejac-
Tägliche Mindestzufuhr an Proteinen* zur De- grader Ejakulation* in die Harnblase). Für die ulation. Ejakulation in die Harnblase durch feh-
ckung des physiologischen Eiweißbedarfs des Diagnose muss die Ejakulationsstörung seit lenden Verschluss des internen Blasensphink-
Körpers. mindestens 6 Monaten ständig oder sehr häufig ters (M. spincter vesicae internus) beim Orgas-
Einteilung: bestehen. Die Therapie richtet sich nach der Ur- mus, wird heute überwiegend durch Medika-
– Absolutes Eiweißminimum: anfallender sache. mente verursacht.
Stickstoffverlust des Organismus (sog. Ab- Therapie: Ursachen:
nutzungsquote*) bei proteinfreier (aber ener- – Bei ausbleibender Ejakulation Psychothera- – Neurogen: 1. Multiple* Sklerose 2. diabeti-
getisch ausreichender) Nahrung, ca. 13– pie der Orgasmusstörung* sche Neuropathie 3. lumbale Sympathekto-
17 g/d bei 70 kg KG – bei vermeintlich ausbleibender Ejakulation mie 4. Querschnittläsion 5. operative Eingrif-
– physiologisches Eiweißminimum (syn. Bi- Versuch einer Behandlung der verursachen- fe im Retroperitoneum mit Läsion der den
lanzminimum): zum Ausgleich der Stick- den neurologischen Störung (z. B. bei Diabe- M. sphincter vesicae internus versorgenden
stoffbilanz* notwendige Proteinmenge (re- tes* mellitus). sympathischen Fasern
sorptions- und stoffwechselbedingt) auf- Ejaculatio praecox f: engl. premature ejacula- – mechanisch: 1. Fehlbildungen der Urethra
grund der nicht vollständigen Verwertbar- tion. Sexuelle* Funktionsstörung des Mannes, 2. Urethrastriktur 3. nach OP am Blasenhals
keit der Nahrungsproteine ca. 0,5 g/kg KG/d bei der Ejakulation* und Orgasmus* zu früh mit Zerstörung des M. sphincter vesicae in-
– funktionelles Eiweißminimum: Proteinmenge eintreten. Entscheidend ist die fehlende Kont- ternus (z. B. transurethrale Resektion der
zur Gewährleistung der normalen Leistungs- rolle des Betroffenen über seinen Orgasmus- Prostata) 4. Trauma
fähigkeit des Körpers (ca. 0,8 g/kg KG/d). und Ejakulationszeitpunkt. Die Störung muss – medikamentös: Alpha-Rezeptorenblocker
Eiweißstoffwechsel → Proteinstoffwechsel seit mindestens 6 Monaten ständig oder sehr (z. B. Tamsulosin*, Alfuzosin) zur Behand-
Eiweißverlustsyndrom → Enteropathie, ex- häufig bestehen. Die Behandlung ist psychothe- lung der obstruktiven Uropathie*.
sudative rapeutisch und ggf. medikamentös. Diagnostik: Nachweis von Spermien im Urin
Eiweißverlustsyndrom → Ménétrier-Syn- Beschreibung: Die Entstehung ist nicht geklärt. nach Masturbation bzw. Geschlechtsverkehr.
drom Organische Ursachen (z. B. Entzündung) sind
Ejakulationsstörung 472
EKG: Tab. 1
Phasen des Herzzyklus.
Merkmal Breite (s) Amplitude (mV) Vorgang Definition
P-Welle 0,05–1 0,1–0,25 in Extremitätenableitung Erregungsausbreitung in den Vorhöfen
PQ-Strecke 0 vollständige Erregung der Vorhöfe Ende der P-Welle bis Beginn des
QRS-Komplexes
PQ-Zeit 0,12–0,2[1] Zeit zwischen dem Erregungsbeginn der Beginn der P-Welle bis Beginn des
Vorhöfe und der Kammern QRS-Komplexes
E Q-Zacke 0,03 1/4 der zugehörigen R-Zacke Erregungsausbreitung des Kammerseptums
QRS-Komplex 0,06–0,1 > 0,5 Erregungsausbreitung in den Kammern
ST-Strecke 0 vollständige Erregung der Kammern Ende des QRS-Komplexes bis Beginn
der T-Welle
T-Welle 1/8–2/3 der zugehörigen R- bzw. Erregungsrückbildung der Kammern
S-Zacke (Hauptzacke)
QT-Zeit 0,25–0,45[1] gesamte elektrische Kammeraktion Beginn des QRS-Komplexes bis Ende
der T-Welle
U-Welle Bedeutung nicht vollständig geklärt;
akzentuiert bei Hypokaliämie
[1]
u. a. von Herzfrequenz abhängig
und einem neutralen Pol, erzeugt durch Zu- Rahmen der elektrophysiologischen Untersu- Schnittentbindung ist nur bei einer vitalen
sammenschluss der übrigen Elektroden chung (EPU). Ein intrakardiales EKG dient der kindlichen Gefährdung notwendig.
– bipolar: Potenzialdifferenzregistrierung zwi- diagnostischen Differenzierung komplexer Er- Prophylaxe: Engmaschige Überwachung der
schen 2 vom Herzen entfernten Elektroden. regungsleitungsblockierungen und anderer Schwangerschaft, konsequente medikamentöse
Zur Registrierung eines Standard-Oberflächen- Herzrhythmusstörungen* mit intrakardialem Einstellung eines Hypertonus.
EKGs (12-Kanal-EKG) gehören 12 Ableitungen elektrophysiologischem Mapping*. Differenzialdiagnose: Epileptische Anfälle.
(Standardableitungen*), die ggf. um zusätzliche Formen: Je nach Lage der Elektrodenkatheter Ekliøpse → Stupor, dissoziativer
Ableitungen ergänzt werden (z. B. Nebh-Ablei- Ableitung und Aufzeichnung von Ventrikel- Eknoia f: engl. ecnoea. Veraltete Bezeichnung
tungen). Das EKG wird auf kalibriertem EKG- EKG, His-Bündel-EKG (siehe Abb.), Sinus-coro- für übersteigerte emotionale Erregbarkeit, z. B.
Papier mit definierter Geschwindigkeit (meist narius- oder Vorhof-EKG. in der Pubertät.
50 mm/s) geschrieben und liefert Informationen
über:
ekkrin → merokrin
Eklampsie f: engl. eclampsia. Schwere Form
EKP: Abk. für Ereigniskorrelierte Potenziale →
Potenziale, ereigniskorrelierte
E
– Herzrhythmus und Herzfrequenz* der hypertensiven Schwangerschaftserkran- Ekstase f: engl. ecstasy. Psychischer Ausnah-
– Lagetyp* des Herzens kung mit tonisch-klonischen Krampfanfällen mezustand mit rauschartiger Bewusstseinsver-
– Störungen der Erregungsbildung, -ausbrei- (eklamptischer Anfall). Eine Eklampsie tritt zu änderung und dem Gefühl, die Grenzen des Ich
tung und -rückbildung im Erregungslei- 80 % bei Erstgebärenden auf, bei Mehrlings- zu überschreiten, verbunden mit gestörter
tungssystem* und im Myokard schwangerschaften ist die Inzidenz 6-mal höher Selbst- und Fremdwahrnehmung und einge-
– damit auch indirekt über morphologische als bei Einlingsschwangerschaften. Der Anfall schränkter Selbstkontrolle infolge gesteigerter
Veränderungen des Herzens. muss behandelt und die Schwangerschaft been- Affekte. Formen: Neben den Formen aufgrund
Anhand der Ableitungen, in denen sie sichtbar det werden. endogener Ursachen (z. B. Psychosen*) ist Eksta-
werden, können sie auch lokalisiert werden (sie- Pathogenese: Die Pathogenese ist nicht kom- se oft in komplexe Rituale eingebunden, z. T.
he Tab. 2). Analysen der einzelnen EKG-Ele- plett erforscht, wahrscheinlich handelt es sich auch durch berauschende Substanzen gefördert
mente: um zerebrale Gefäßveränderungen und -veren- und somit durch die kulturellen Umstände sehr
– P*-Welle gungen mit einer akuten ischämischen Schädi- stark geprägt. Es kommen völlig unterschiedli-
– PQ*-Zeit gung des Gehirns. che äußere Erscheinungen (z. B. starke Erre-
– Q*-Zacke Klinik: gung, Trance* oder die bewegungslose Versun-
– QRS*-Komplex – Dem eigentlichen Anfall vorausgehend (sog. kenheit der Kontemplation bzw. Meditation*)
– QT*-Zeit Prodromalsymptome): 1. rascher Blutdruck- zustande. Psychopatholgisch werden diese
– ST*-Strecke anstieg und starke Kopfschmerzen (meist Zustände als Dissoziation, Depersonalisation*
– T*-Welle. frontal) 2. ebenfalls möglich: Augenflim- oder Derealisation* gedeutet. Vorkommen:
EKG, intrakardiales n: engl. intracardial electro- mern, Doppelbilder, Übelkeit und Brechreiz – Endogen: 1. Psychosen* 2. Manie*
cardiography; syn. intrakardiale EKG. Aufzeich- – eklamptischer Anfall: tritt dann blitzartig – exogen: 1. Arzneimittel- bzw. Drogenkon-
nung kardialer Aktionspotenziale (EKG*) über mit tonisch-klonischen Muskelzuckungen sum (z. B. Alkohol, Halluzinogene* wie LSD,
transvenös in das Herz vorgeschobenen Elektro- auf (Eclampsia convulsiva) und kann mit Psilocybin, Meskalin) 2. bewusste Herbeifüh-
denkatheter (intrakardiale EKG-Ableitung) im oder ohne Bewusstseinsverlust einhergehen rung mittels verschiedener Techniken (meist
– weitere mögliche Komplikationen: akutes* im Kontext kultureller oder religiöser Ritua-
Nierenversagen, Hirnödem*, Thrombosen* le, z. B. Schamanismus, Sufismus, Chassidis-
und Blutungen (z. B. mit Gefahr einer intra- mus) 3. u. a.
zerebralen Blutung). Ekstrophie f: engl. exstrophy. Verlagerung ei-
Der Fet ist durch die gleichzeitig bestehende nes Organs nach außen bei angeborenem De-
akute Plazentainsuffizienz* massiv gefährdet. fekt, z. B. Blasenekstrophie. Die Blasenekstro-
Diagnostik: phie beruht auf einem fehlerhaften Bauchwand-
– Blutdruck-Monitoring schluss und ist oft mit Epispadie* bzw. geteilter
– CTG-Kontrollen Clitoris und einer gespaltenen Symphysis pubis
– Laborkontrolle (Entwicklung eines HELLP*- assoziiert. Die Häufigkeit beträgt ca. 1 : 40 000
Syndroms) bis 50 000.
– im anfallsfreien Intervall EEG und MRT zum Ekstrophie, kloakale f: engl. cloacal exstrophy.
Ausschluss einer anderen Ursache der Schwerste Kombinationsfehlbildung des Epis-
Krämpfe. padie*-Ekstrophie-Komplexes aus Blasenekstro-
Therapie: phie, Fehlbildung des Darms, Analatresie, häu-
– Akuttherapie des Anfalls: intravenöse Gabe fig auch Spina* bifida und Omphalozele*. Die
von Magnesiumsulfat, Antihypertensiva (hier- Diagnostik erfolgt pränatal sonografisch. Die
bei sollte der Blutdruck allerdings nur lang- operative, ggf. mehrzeitig erfolgende Rekons-
sam bis auf < 160/110 mmHg gesenkt werden) truktion erfordert ein spezialisiertes Team.
– einzig mögliche kausale Therapie: Entbin- Häufigkeit:
EKG, intrakardiales: (unten) His-Bündel-Elektro- dung nach Stabilisierung der Mutter. Diese – Inzidenz: 1 : 300 000 Lebendgeburten
gramm (HBE, auch His-Bündel-EG) im Vergleich zum muss auch trotz einer eventuell bestehenden – männlich : weiblich 6 : 1.
(oben) Elektrokardiogramm durch konventionelle Unreife des Kindes umgehend erfolgen, da Komponenten:
transthorakale Ableitung (EKG); Abk. A für atrial, ein erhebliches Risiko für weitere mütterli- – Zentrale ekstrophe Darmplatte zwischen
H für His-Bündel, V für ventrikulär. che Anfälle besteht. Eine notfallmäßige 2 ekstrophen Hemiblasen
EKT 474
– in die zentrale Darmplatte münden das ter- Ektoderms. Sie können auch mesodermale Dys- Ektopiøa coø rdis f: Sehr seltene Verlagerung des
minale Ileum, die Appendix und ein blind plasien umfassen. Die Einteilung erfolgt nach Herzens aus dem Brustkorb bei Thorakoschi-
endendes Kolonsegment der Veränderung der Schweißsekretion in 3 For- sis*.
– Anus nicht angelegt, Sakrum hypoplastisch men. Ektopiøa leø ntis congeø nita → Linsenektopie
– häufige Inzidenz von Spina bifida und Om- Ätiologie: Uneinheitlicher Vererbungsmodus Ektopiøa pupiøllae → Korektopie
phalozele mit autosomal- sowie X-chromosomal-domi- Ektopiøa renis → Nierenfehlbildung
– ausgeprägte Diastase der Schambeine, sodass nanten und -rezessiven Erbgängen; embryonal- Ektopiøa teø stis → Hodenektopie
der Penis extrem verkürzt ist pathogenetisch vermutlich Entwicklungsstö- Ektopie f: engl. ectopia; syn. Heterotopie. Vor-
– weitere assoziierte Fehlbildungen an Herz, rung in der 12. Embryonalwoche entsprechend kommen von Gewebe oder Organen außerhalb
Nieren und unteren Extremitäten möglich. der Determinationsperiode der ektodermalen ihrer physiologischen Lokalisation, z. B. Hoden-
E Therapie:
– Trennung der Darmplatte von den Hemibla-
Abkömmlinge.
Einteilung: Nach Veränderung der Schweißse-
ektopie, Ektopia* cordis, Ektopia cervicis oder
ektope kardiale Erregungsbildung (siehe Erre-
sen, Tubularisierung der Darmplatte und kretion: gungsbildungsstörung*).
Ausleitung als Kolostomie – An-/hypohidrotisch: z. B. Christ-Siemens- Formen:
– Vereinigung der Hemiblasen und Blasenver- Touraine-Syndrom, Nemo-Defekt, EEC-Syn- – Angeboren als lokale Störung der Differen-
schluss, Blasenhalsplastik, Beckenverschluss, drom zierung eines Gewebes (Heterogenese), z. B.
ggf. nach Beckenosteotomie, Bauchdecken- – hyperhidrotisch: z. B. Papillon-Lefèvre-Syn- der Magenschleimhaut in einem Meckel*-Di-
verschluss drom, Pachyonychia congenita vertikel
– Korrektur der Epispadie und Penisrekons- – normhidrotisch: z. B. Ellis-van-Creveld-Syn- – Verlagerung von Organen oder Organteilen
truktion. drom, Waardenburg-Syndrom. (meist nach außen als Ekstrophie*, seltener
EKT: Abk. für → Elektrokrampftherapie Ektomie f: engl. ectomy. Totale operative Ent- innerhalb des Körpers)
Ektasie f: engl. ectasia. Erweiterung, z. B. An- fernung eines Organs. Der Begriff wird meist als – iatrogen verursacht bei Transplantation von
giektasie*. Wortzusammensetzung (-ektomie) gebraucht, Organen außerhalb ihrer ursprünglichen Lo-
Ektasie, anuloaortale f: engl. anuloaortic ecta- z. B. Cholezystektomie. kalisation
sia; syn. aortoanuläre Ektasie. Aneurysmatische Ektoparasit m: engl. ectoparasite. Temporär – ektope Hormonbildung, z. B. durch ektopes
Erweiterung der gesamten Aortenwurzel (Bul- oder stationär auf der Körperoberfläche einer Schilddrüsengewebe oder Tumoren
bus aortae der Aorta* ascendens) einschließlich anderen Spezies lebender Schmarotzer, beson- – ektope kardiale Erregungsbildung.
Anulus* fibrosus der Aortenklappe (Ringdilata- ders blutsaugende Arthropoden*. Ektoplaø sma n: engl. ectoplasm. Äußere Zyto-
tion). Eine anuloaortale Ektasie ist die häufigste Ektoparasiten-Befall m: engl. Ectoparasitic In- plasmaschicht. Bei Protozoen* liegt z. T. eine
Ursache für Aortenklappeninsuffizienz* und festations; syn. Ekto-Parasitosen. Befall mit Pa- deutliche Unterteilung des Zytoplasmas in Ek-
kommt vor bei arterieller Hypertonie, Kardio- rasiten*, die außerhalb des Wirtsorganismus le- toplasma und Endoplasma* vor.
myopathie, Takayasu-Arteriitis und Marfan- ben und nur mit ihren Versorgungsorganen in Ektosporen → Sporen
Syndrom. Vgl. Herzskelett* (Abb. dort). den Wirt eindringen. Man unterscheidet zwi- Ektotoxine → Toxine
Eø kthym → Ecthyma schen permanenten Parasiten, die auf der Ober- Ektozeø rvix → Cervix uteri
Ektoblaø st → Ektoderm fläche ihres Wirtes leben, und temporären Para- Ektromelie → Dysmelie
Ektoblaø sttumoren m pl: engl. ectodermal tu- siten, die den Wirt nur zur Nahrungsaufnahme Ektropionierung [Augenheilkunde] f: syn.
mors. Tumoren des Ektoderms*, z. B. Epithe- aufsuchen. Ektropionieren. Nachaußenwenden der Innen-
liom*. Klinik: Ektoparasiten können Hautveränderun- seite des Augenlides zur Inspektion oder
Ektodeø rm n: engl. ectoderm; syn. Ektoblast. gen (Dermatitiden) verursachen, die sich biswei- Fremdkörperentfernung. Das Unterlid wird da-
Oberes und erstes Keimblatt des Embryoblas- len durch Sekundärinfektionen mit Bakterien für einfach nach unten gezogen. Beim Oberlid
ten* (Epiblast). Es befindet sich nach der Gastru- oder Pilzen verschlimmern. Des Weiteren dro- wird zwischen einfacher Ektropionierung mit-
lation außen. Aus dem Ektoderm entwickeln hen immunpathologische Reaktionen: vor al- tels einfacher Hilfsmittel (z. B. Wattebausch)
sich das Oberflächenektoderm und das Neuro- lem die durch den Speichel der Ektoparasiten
ektoderm* mit den jeweiligen Abkömmlingen. verursachte Immunantwort kann allergische
Abkömmlinge: Reaktionen auslösen. Ektoparasiten sind häufig
– Oberflächenektoderm: u. a. die Epidermis, auch Krankheitsüberträger für schwerwiegende
Haare, Fingernägel, Schweiß-, Talg- und vektorübertragene Krankheiten, z. B. Malaria*,
Duftdrüsen, Milchleiste und spätere Brust- Denguefieber, Gelbfieber*, Borreliose* oder
drüse sowie Zahnschmelz, Augenlider und FSME. Für Menschen und Säugetiere relevant
-linsen sind vor allem blutsaugende Insekten oder
– Neuroektoderm: bildet u. a. das Zentralner- Spinnenartige, z. B. Stechmücken, Bremsen,
vensystem (als Neuralrohr), periphere Nerven Fliegen, Sandmücken, Läuse, Flöhe, Wanzen,
(Neuralleiste) und Kopfstrukturen (siehe Zecken, Milben sowie Haarlinge, die sich von
Kopfmesektoderm). Hautschüppchen befallener Tiere ernähren.
Ektodermaldysplasie-Syndrom n: engl. ecto- Auch Blutegel, Vampirfledermäuse oder Fische
dermal dysplasia. Verschiedene erbliche Syndro- wie Schmerlenwelse und Neunaugen sind Ekto-
me variabler Ausprägung mit den Kernsympto- parasiten.
men Dyshidrose sowie Dysplasie der Haare, Nä- ektophyXtisch: engl. ectophytic. Herauswach-
gel und Zähne als Zeichen einer systemhaften send. Ektropionierung [Augenheilkunde]: einfache
Entwicklungsstörung der Abkömmlinge des Ektropionierung. [143]
475 Ekzema herpeticatum
und doppelter Ektropionierung mittels Lidhal- gefolgt von seborrhoischem Ekzem* und num- v. a. bei Hand-/Fußekzemen 4. bei chroni-
ter unterschieden. Bei der letzteren ist die obere mulärem Ekzem*. Behandelt wird durch Ver- schem Ekzem ggf. Schulungsmaßnahmen
Übergangsfalte einsehbar. Siehe Abb. meiden bzw. Behandeln der Ursachen und 5. ggf. psychosomatische Mitbehandlung
Ektropionierung [Gynäkologie] f: engl. ectro- symptomatisch. – topische Therapie: 1. antientzündlich, im-
pionisation. Verlagerung von Zervixschleimhaut Klinik: Ekzeme betreffen bis zu 10 % der Bevöl- munsuppressiv (z. B. Glukokortikosteroide,
aus dem Zervikalkanal auf die Oberfläche der kerung. Hinsichtlich der typischen Effloreszen- Calcineurininhibitoren wie Pimecrolimus
Portio. zen dominieren bei einem akuten Ekzem ju- und Tacrolimus) 2. antipruriginös (z. B. Poli-
Ektropium n: engl. ectropion; syn. Ektropion. ckende Papulovesikeln als Primäreffloreszen- docanol) 3. hydratisierend (z. B. Harnstoff,
Umstülpung des Lidrandes nach außen. Es zen, während beim chronischen Ekzem Sekun- Glycerin) 4. keratolytisch (z. B. Salicylsäure)
kommt zum Tränenträufeln (Epiphora*). Ggf. däreffloreszenzen wie Schuppung, Lichenifika- 5. antiproliferativ (z. B. Retinoide, gereinigte
ist eine Operation notwendig, um Schäden der
Hornhaut zu verhindern. Das Ectropium* uveae
tion, Hyperkeratose vorherrschen. Die Morpho-
logie ist abhängig von der Lokalisation: Bei Ek-
Teerauszüge) 6. antimikrobiell (z. B. antibio-
tisch) 7. antimykotisch (z. B. Azole, Clotrim-
E
hingegen ist eine Anomalie der Iris. zemen im Gesichtsbereich kommt es häufig zu azol, Ciclopiroxolamin) 8. austrocknend/ad-
Formen: Je nach Ursache werden unterschieden: ödematösen Schwellungen der Lider, palmo- stringierend (z. B. Gerbstoffe)
– Ectropium cicatriceum: Narbenzug plantar entstehen nicht selten große Blasen – Ultraviolett-Strahlen-Therapie
(siehe Abb. 1 und Abb. 2) (Cheiropodopompholyx) und an den Unter- – systemische Therapie: 1. antientzündlich,
– Ectropium paralyticum: Fazialisparese schenkeln kommt es nach Pflanzenkontakt zu immunsuppressiv (z. B. Glukokortikoide, Ci-
– Ectropium senile: Gewebeerschlaffung im Al- „streifigen“ Ekzemmorphen. closporin, evtl. Azathioprin, Methotrexat,
ter Diagnostik: Die gezielte Anamnese und das ty- Mycophenolatmofetil) 2. antipruriginös (z. B.
– Ectropium spasticum: Spasmus des M. orbi- pische klinische Bild bestimmen die weitere Di- H1-Antihistaminika) 3. normalisierend auf
cularis oculi bei Blepharitis. agnostik. Sie dient dazu, den Ekzemtyp zu si- Zellproliferation/-differenzierung und -ver-
chern, potenzielle Auslöser zu identifizieren hornung (z. B. Alitretinoin bei chronischem
oder Differenzialdiagnosen abzugrenzen. Handekzem).
– Allergologische Abklärung (Atopiediagnos- Prognose: Der Verlauf ist häufig chronisch rezi-
tik, Epikutantest*, ggf. Expositions-/Provo- divierend.
kationstestung, Fotopatchtest), ggf. unter be- Hinweis: Bei begründetem Verdacht auf das
sonderer Berücksichtigung von Berufsstoffen Vorliegen einer Berufskrankheit (v. a. bei Hand-
und patienteneigenen Substanzen ekzemen) ist jeder Arzt verpflichtet, diese dem
– bei Proteinkontaktdermatitis zusätzlich Unfallversicherungsträger zu melden (BK-An-
Pricktestungen und Bestimmung spezifi- zeige). Das Hautarztverfahren kann durch
scher IgE-Antikörper auf die Proteinquellen Hautärzte, Arbeitsmediziner oder Ärzte mit der
– Histologie (zum Ausschluss häufiger Diffe- Zusatzbezeichnung „Betriebsmedizin“ unter
renzialdiagnosen wie Psoriasis vulgaris, Pso- Verwendung des Formtextes F 6050 „Hautarzt-
riasis palmoplantaris und Lichen planus oder bericht – Einleitung Hautarztverfahren/Stel-
Ektropium Abb. 1: Narbenektropium des seltenerer Differenzialdiagnosen wie Para- lungnahme Prävention“ eingeleitet werden.
Unterlids. [132] psoriasis en plaque oder Lymphome) inklusi- Ärzte anderer Fachrichtungen müssen Erkrank-
ve PAS-Färbung te bei Verdacht auf eine berufsbedingte Hauter-
– mykologische Untersuchung (v. a. bei rand- krankung bei einem Hautarzt vorstellen.
betonten Plaques, bei Ekzemen an Händen Ekzema herpeticatum n: engl. eczema herpeti-
oder Füßen) cum. Herpes* simplex Infektion vorgeschädigter
– ggf. Untersuchung auf Fokalinfekte, inter- ekzematisierter Haut (z. B. bei atopischem Ek-
nistische Grunderkrankungen und Maligno- zem*). Die Diagnosestellung erfolgt klinisch
me (z. B. Lymphome). und mittels Erregernachweis. Eine antivirale
Histologie von Ekzemen: Therapie ist unerlässlich, da schwere Komplika-
– Fokale Spongiose bis zur Bildung intraepi- tionen wie Sepsis* durch Virämie*, Multiorgan-
dermaler Vesikel versagen* sowie ZNS-Beteiligung (aseptische
– Akanthose, Parakeratose, Hyperkeratose Meningitis* oder Enzephalitis*) mit evtl. leta-
– lymphozytäre Infiltrate in der Dermis sowie lem Verlauf möglich sind.
Epidermotropismus von T-Lymphozyten Klinik:
Ektropium Abb. 2: Ectropium senile beidseits (Einwanderung einzelner T-Lymphozyten in – Meist akut auftretendes Fieber und schweres
bei 85-jähriger Patientin. [143] die Epidermis, syn. Exozytose). Krankheitsgefühl mit Kopfschmerzen und
Therapie: Im Vordergrund stehen das Vermei- evtl. regionärer Lymphadenopathie*
EKZ: Abk. für Zirkulation, extrakorporale → den/Behandeln der Ursache(n) und die sympto- – regionär oder generalisiert auftretende 1–
Kreislauf, extrakorporaler matische Therapie. 2 mm große Bläschen, welche sich zu Pusteln
Ekzem n: engl. eczema; syn. Dermatitis. Sehr – Allgemeine Maßnahmen: 1. konsequentes entwickeln, die in Folge rasch aufplatzen und
häufige Dermatitis aufgrund endogener oder Meiden von Irritantien und Kontaktallerge- Erosionen hinterlassen
exogener Reize, mit polymorpher Klinik und nen sowie von hautbelastenden Tätigkeiten – Hauptlokalisationen sind Gesicht, Hals,
Histologie mit epidermal eingewanderten T- (insbesondere Feuchtarbeiten) 2. Unterzie- Brust und Arme
Lymphozyten und Spongiose. Am häufigsten hen von Baumwollhandschuhen unter Gum- – UV-Exposition als begünstigender Faktor.
sind Kontaktekzeme und atopisches Ekzem*, mi-, Einmalhandschuhen 3. Nikotinkarenz,
Ekzema infantum 476
Diagnostik:
– Klinisches Erscheinungsbild und Anamnese
(atopisches Ekzem*, Biologika-Therapie)
– kultureller Erregernachweis aus dem Sekret
– Tzanck-Test.
Differenzialdiagnosen:
– Akute Exazerbation* eines atopischen Ek-
zems
– Pyodermie*.
Therapie:
E – Austrocknende antiseptische und evtl. antivi-
rale Externa, keine Salben oder Fettsalben
kombiniert mit Ekzem, atopisches Abb. 3: Kniekehle. [220]
rhomboidalis nuchae), besonders bei Männern Elektrogustometrie f: engl. electrogustometry. Bei endolymphatischem Hydrops (Menière*-
und im Alter. Elektrische Untersuchung des Schmecksinns Krankheit) ist der Quotient SP/CAP erhöht (nor-
Komplikationen: Vermehrtes Auftreten von durch Gleichstromreizung der Zungenoberflä- mal: 0,3).
– Benignen Tumoren (Verrucae* seborrhoicae) che. Für jede Zungenhälfte getrennt wird jene Elektrokortikografie f: engl. electrocorticogra-
– in-situ-Karzinomen (Keratosis* actinica) Schwellenstromstärke bestimmt, die beim Pati- phy; syn. Elektrokortikographie. Direkte Ablei-
– malignen Tumoren (Lentigo*-maligna-Mela- enten zu einer sauren oder metallischen tung der Hirnstromwellen von der Oberfläche
nom, Basalzellkarzinom*, Plattenepithelkar- Schmeckempfindung führt. Der Referenzwert des Gehirns. Die Elektrokortikografie dient der
zinom*). liegt bei ca. 30 μA (Mikroampere). präzisen Lokalisation umschriebener Störungen
ELBW: Abk. für engl. extremly low birth- Elektrohydrothermosonde f: engl. electrohy- (genauer als EEG*), z. B. vor neurochirurgischen
weight → Neugeborenes drothermoelectrode. Elektrokoagulationssonde Eingriffen oder in der Epilepsie-Diagnostik.
Electron Beam Computed Tomography:
Abk. EBCT. Elektronenstrahltomografie.
zur endoskopischen Blutstillung im Gastroin-
testinaltrakt. Mit einem Wasserstrahl spült sie
Elektrokrampftherapie f: engl. electroconvul-
sive therapy; syn. Elektrokonvulsionstherapie.
E
elektiv: engl. elective. Auswählend (z. B. zu ei- die Blutungsquelle frei und kühlt gleichzeitig Methode zur Behandlung bestimmter psychiat-
nem ausgewählten Zeitpunkt durchgeführte die Koagulationstemperatur auf 100 °C. rischer Krankheitsbilder durch Auslösung eines
geplante OP), nur bestimmte Teile ergreifend Elektrokardiografie → EKG generalisierten epileptischen Anfalls* mittels
oder hervorhebend (z. B. durch Färbung). Elektrokardiografie, fetale → Fetales EKG elektrischer Reizung des Gehirns.
Elektivoperation → Operation Eleø ktrokardiogramm → EKG Vorgehen: Unter intensivmedizinischen Bedin-
Elektra-Komplex → Komplex [Chemie] Elektrokauterisation → Elektrokoagulation gungen in Kurznarkose und unter Muskelrela-
Elektro-: Auf Elektrizität beruhend. Elektrokoagulation f: engl. electrocoagulation; xation. 2 Elektroden werden am Kopf des Pati-
Elektrochirurgie f: engl. electrosurgery. Sam- syn. Elektrokauterisation. Operative Gewebede- enten (in der Regel unilateral über der nichtdo-
melbezeichnung für chirurgische Eingriffe mit struktion durch mono- oder bipolaren Diather- minanten Gehirnhälfte) platziert. Eine bilatera-
Hochfrequenzstrom, z. B. Elektrokoagulation* miestrom. Sie wird u. a. zur Blutstillung, zum le Platzierung ist unter bestimmten Umständen
oder Elektroresektion*. Abtragen von Tumoren oder bei endoskopi- wirksamer, aber auch nebenwirkungsreicher.
Elektrode → Defibrillation schen Eingriffen (z. B. Zystenentfernung, Po- Die bilaterale Elektrodenplatzierung (bitempo-
Elektrode → EKG lypektomie) eingesetzt. ral oder bifrontal) wird z. B. bei fehlendem Er-
Elektrodiagnoø stik f: engl. electrodiagnosis. Ver- Elektrokoagulationstherapie, stereotaø kti- folg unilateraler Behandlungen eingesetzt. Mit
fahren zur Messung der elektrischen Aktivität sche f: engl. stereotactic electro-coagulation. Kurzpulsströmen wird ein generalisierter epi-
in Gehirn, Nerven oder Muskeln oder alternativ Neurochirurgisches Therapieverfahren mit leptischer Anfall* von mindestens 30 s Dauer in-
der Antworten, die Nerven und Muskeln auf thermischer Zerstörung von Hirngewebe (z. B. duziert. Insgesamt finden ca. 10 Behandlungen
elektrische Reize zeigen. Zur Elektrodiagnostik bei Epilepsie) oder eines Nervenknotens (z. B. im Abstand von jeweils 3 Tagen statt.
gehören z. B. EEG*, Nervenleitgeschwindig- Trigeminus-Ganglion bei Trigeminusneural- Wirkprinzip: Der epileptische Anfall führt über
keitsmessung (NLG), EMG, die transkranielle gie*). Dabei wird eine Mikroelektrode mithilfe eine De- und Repolarisierung der Nervenzellen
Magnetstimulation sowie im weiteren Sinne eines Zielgeräts stereotaktisch eingebracht. zu erheblichen neurochemischen Folgewirkun-
auch das EKG*. Einsatz: Heute ist die stereotaktische Elektroko- gen im Gehirn, z. B. endokrinologischen Verän-
Elektrogastrografie f: engl. electrogastrogra- agulationstherapie als destruktiver Eingriff derungen, Steigerung der Affinität von Neuro-
phy; syn. Elektrogastrographie. Nichtinvasive weitgehend verlassen. Besonders bei früheren transmittern zu ihren Rezeptoren sowie Verän-
Methode zur Messung der myoelektrischen Ak- psychiatrischen Indikationen wurde sie durch derung der Rezeptorendichte in bestimmten
tivität des Magens mithilfe von Hautelektroden Thermokoagulation oder nicht destruktive Sti- Arealen des Gehirns.
nach dem Prinzip des EKGs. Die Elektrogastro- mulationsverfahren ersetzt. Auch bei neurologi- Indikationen: Therapie der ersten Wahl bei:
grafie zeigt Veränderungen in Frequenz und schen Erkrankungen wie einer Trigeminusneu- – Lebensbedrohlicher (perniziöser) Katatonie*
Amplitude der elektrischen Signale, z. B. bei ralgie* wurde sie ersetzt z. B. durch Thermokoa- – wahnhafter Depression* mit Stupor*
idiopathischer und diabetischer Magenatonie gulation*, Glycerolininjektion oder Ballonkom- – Depression* mit hohem Suizidrisiko.
und funktioneller Dyspepsie. pression. Therapie der zweiten Wahl bei therapie- und
Elektroglottografie f: syn. Elektroglottogra- Elektrokochleografie f: engl. electrocochleogra- pharmakoresistenter
phie. Indirektes Verfahren zur Aufzeichnung phy; syn. Elektrokochleographie (Abk. ECochG). – Depression*
von Schwingungsbewegungen der Stimmlip- Verfahren zur objektiven Funktionsprüfung – Manie*
pen. Die diagnostische Wertigkeit des Verfah- des Innenohrs. Dabei werden verschiedene – Katatonie*.
rens ist geringer als bei endoskopischen Unter- elektrische Potenziale abgeleitet, die ausgehen Kontraindikationen:
suchungsmethoden. von Haarzellen, Basilarmembran und Hörnerv. – Herzinfarkt* (vor weniger als 3 Monaten)
Prinzip: Hierzu müssen auf den Schildknorpel- Vorgehen: Über eine transtympanal auf dem – Schlaganfall* (vor weniger als 3 Monaten)
seitenflächen 2 Elektroden aufgeklebt werden. Promontorium platzierte Nadelelektrode wer- – schwere kardiopulmonale Einschränkungen
Während der Stimmbildung (Phonation) wird den abgeleitet: – Hirndrucksteigerung*
die elektrische Impedanz für Hochfrequenz- – Mikrofonpotenziale (CM für cochlear micro- – schwere arterielle Hypertonie*.
strom zwischen diesen beiden Elektroden ge- phonics) als reizsynchrone elektrische Ant- Keine Kontraindikationen sind Schwanger-
messen. Aus den entstandenen Messkurven las- wort der Haarzellen (Mikrofoneffekt) schaft*, Herzschrittmacher* oder höheres Le-
sen sich Aussagen über verschiedene Phasen der – Summationspotenzial (SP) durch asymmetri- bensalter.
Stimmlippenschwingungen machen: Öffnungs- sche Auslenkung der Basilarmembran wäh- Nebenwirkungen:
und Offen-Phase werden dabei von Schlie- rend des akustischen Reizvorgangs – Häufig Übelkeit*, Erbrechen* und Kopf-
ßungs- und Schluss-Phase unterschieden. – Summenaktionspotenzial des Hörnervs (CAP schmerz*
Eleø ktrogramm → EKG, intrakardiales für compound action potential).
Elektrolyse [Therapie] 480
– relativ häufig vorübergehende kognitive Stö- Indikationen: Elektronenstrahlung f: engl. electron radiation.
rungen, bei unilateraler elektrischer Stimula- – Korrektur eines Volumenmangels oder einer Beschleunigte und zu einem Strahl gebündelte
tion deutlich geringer als bei bilateraler Elektrolytstörung* mit entsprechender Basis- Elektronen. Elektronenstrahlung wird im Rah-
– selten neuropsychologische Symptome (vorü- lösung oder Elektrolytkonzentrat (als Zusatz men der Strahlentherapie* angewendet (Vorteil:
bergehend), z. B. Aphasie*, Apraxie*, Agno- zur Infusionslösung) Gewebe*-Eindringtiefe über Energie regelbar,
sie* – bei geringem Elektrolyt- und Flüssigkeitsver- z. B. 5 cm bei 10 MeV, 10 cm bei 20 MeV; steiler
– bleibende strukturelle Schäden des Gehirns lust (z. B. bei Reisediarrhö*) ggf. durch orale Dosisabfall hinter der therapeutischen Reich-
konnten bislang nicht nachgewiesen werden. Substitution. weite). Die Maximalenergie beträgt ca. 50 MeV.
ElektrolyXse [Therapie] f: Therapeutisches Ver- Elektrolyt-Verlust m: Verlust von Blutsalzen Elektronentherapie → Elektronenstrahlung
fahren mit elektrischer Verkochung der Haarpa- (v. a. Kalium und Natrium). Ursachen sind bei- Elektronentherapie → Strahlentherapie
E pillen zum Entfernen von Körper- und Barthaa-
ren oder von Wimpern bei unerwünschtem
spielsweise starkes Schwitzen oder Diuretikaga-
be. Häufig verbunden mit dem Elektrolytverlust
Elektroneurografie f: engl. electroneurography;
syn. Elektroneurographie; Abk. ENG. Methode
Haarwuchs oder Trichiasis*. ist ein Flüssigkeitsverlust bzw. eine Exsikkose. zur Bestimmung der Nervenleitgeschwindig-
Elektrolyte m pl: engl. electrolytes. Verbindun- Elektromanometrie f: engl. electromanometry. keit (NLG) peripherer Nerven durch elektrische
gen wie Säuren, Basen oder Salze, die in wässri- Druckmessverfahren, bei dem ein auf eine Stimulation und anschließende Ableitung und
ger Lösung in Ionen* zerfallen. Der konzentrati- Membran einwirkender Druck proportional in Registrierung des Nervenaktions- bzw. Muskel-
ons- und pH-abhängige Dissoziationsgrad ist eine elektrische Spannung umgewandelt wird, antwortpotenzials. Siehe Abb.
umso größer, je verdünnter die Lösung ist. z. B. bei invasiver Blutdruckmessung*. Prinzip:
Elektrolyt-Entgleisung f: syn. Elektrolyt- Elektromedizin f: engl. electromedicine. Teilge- – Motorische NLG: 1. Reizung des Nerven
Haushalt-Entgleisung. Störung des Elektrolyt- biet der Medizintechnik, das sich v. a. mit elekt- nacheinander an 2 Stellen und Ableitung des
haushaltes. Entweder liegt ein Zuviel an Blut- rischen Geräten sowie deren diagnostischem Muskelantwortpotenzials mit Oberflächen-
salzen (z. B. Hyperkaliämie*, Hypernatriämie*) und therapeutischem Einsatz beschäftigt. oder Nadelelektroden 2. Berechnung der NLG
oder ein Mangel (Hyponatriämie*, Hypokali- Elektromyografie f: syn. Elektromyographie; aus der Differenz der Latenzzeiten und dem
ämie*) vor. Abk. EMG. Methode zur Registrierung der will- Abstand zwischen proximalem und distalem
Elektrolythaushalt m: engl. electrolyte metabo- kürlich oder unwillkürlich ausgelösten oder Reizpunkt 3. Werte bei den langen Nerven der
lism. Bestand und Verteilung von Elektrolyten durch elektrische Stimulation provozierten Ak- oberen Extremitäten ca. 50–65 m/s, an den
im Organismus sowie deren Regulation durch tionsströme im Muskelgewebe bzw. einzelner unteren Extremitäten 40–60 m/s
Aufnahme und Ausscheidung. Der Elektrolyt- Muskelaktionspotenziale* (MAP) zur Differen- – sensible NLG: 1. elektrische Stimulation des
haushalt steht in engem Zusammenhang mit zialdiagnostik von Lähmungserscheinungen, sensiblen oder gemischten Nerven bei der or-
dem Wasserhaushalt* und hat die Aufrechter- um eine Muskelschädigung, Nervenschädigung thodromen Methode distal des Ableitungs-
haltung von Isotonie* und Isovolämie* zum oder psychische Störung als Lähmungsursache orts mit bipolaren Oberflächen-, an Fingern
Ziel. Konzentrationsmaße für den Elektrolytbe- abzugrenzen. und Zehen mit Ringelektroden, bei der anti-
stand sind Osmolalität* oder Osmolarität*. Prinzip: Die Ableitung erfolgt mithilfe von in dromen Methode proximal des Ableitungs-
Elektrolytkoma n: engl. electrolyte coma. Kli- Muskel eingestochenen Nadelelektroden oder orts 2. Ableitung des sensiblen Nervenakti-
nisch unübliche Bezeichnug für Bewusstseins- über Muskel platzierten Oberflächenelektro- onspotenzials (SNAP) weist bei Anwendung
störung* bei Elektrolytstörung*. den; Potenziale werden verstärkt, optisch und der antidromen Methode meist eine höhere
Elektrolytstörungen f: Klinische Bezeichnung akustisch wiedergegeben und aufgezeichnet Amplitude auf und erfolgt ggf. auch mit Na-
für Veränderungen der Elektrolytkonzentratio- (siehe Abb.). delelektroden.
nen im Blut bei Störungen im Elektrolythaus- Indikationen:
halt*. Elektrolytstörungen gehören zu den – Zur genauen Lokalisation umschriebener
möglichen Komplikationen einer operativen Nervenläsionen durch Nachweis einer loka-
Hysteroskopie* mit elekrolytfreier Lösung, z. B.
Sorbitol-Mannitol-Lösung (TUR*-Syndrom).
Formen: Bei Störungen im Elektrolythaushalt
weichen die Elektrolytkonzentrationen vom Re-
ferenzbereich ab. Zu den Formen gehören u. a.
Hypokaliämie*, Hyperkaliämie*, Hypokalzä-
mie*, Hyperkalzämie*, Hyponatriämie*, Hyper-
natriämie*.
Elektrolyttherapie f: engl. electrolyte therapy.
Volumenersatz* mit oral oder parenteral verab-
reichter Elektrolytlösung (kristalloider Volu-
menersatz). Bei der Anwendung ist zu berück-
sichtigen, dass ohne gleichzeitige Gabe kolloid- ] ]
[
dazu dienen, etwas an- oder abzuheben bzw. – evtl. bleibende Bewegungseinschränkung, fizienz*, z. B. infolge chronischer Überbelas-
aufzurichten. Es handelt sich meistens um fla- Reluxation tung (z. B. Wurfsportarten), postoperativ, post-
che, hebelartige Instrumente ähnlich einem – Radiusköpfchennekrose. traumatisch (Ellenbogengelenkluxation*) oder
Raspatorium, die aber stumpfrandig sind. Elle → Ulna angeboren. Dabei kommt es zu schmerzhafter
Einsatz: Elle, federnde f: engl. snapping ulna. Pathologi- Überbeweglichkeit und sog. Gelenkschnappen
– Aufrichtung eingedrückter Knochenteile sche Schlaffheit des distalen Radioulnargelenks. bei Subluxation. Behandelt wird symptoma-
– Abhebung des Periosts Die Ulna neigt zur Verschiebung nach dorsal ge- tisch (Analgetika, Physiotherapie) und ggf. ope-
– Aufrichtung der Gebärmutter. genüber dem Radius, lässt sich leicht herunter- rativ (Bandplastik). Abzugrenzen sind Epikon-
Elfenbeinwirbel m: engl. ivory vertebra. Osteo- drücken und federt dann zurück. Eine federnde dylitis*, Sulcus*-nervi-ulnaris-Syndrom und
sklerotische Veränderung einzelner Wirbelkör- Elle ist meist konstitutionell bedingt (Hyper- Arthrose.
E per, diese sind diffus verdichtet. Elfenbeinwir-
bel kommen vor z. B. bei osteoplastischer Kno-
mobilität), besonders bei jungen Mädchen (evtl.
von Schmerzen begleitet).
Ellenbogengelenkluxation f: engl. elbow dislo-
cation; syn. Ellbogengelenkluxation. Luxation*
chenmetastase, Ostitis deformans Paget, Mor- Hinweis: Auch als mögliches Symptom bei der Unterarmknochen gegenüber den Condylen
bus Hodgkin* oder nach Strahlentherapie. Das Sprengung des distalen Radioulnargelenkes. des Humerus durch Sturz auf den gestreckten
Bild ähnelt der Marmorknochenkrankheit (Os- Ellenbogen m: engl. elbow; syn. Ellbogen. Be- Arm. Häufig bestehen Begleitverletzungen wie
teopetrose), dort betreffen die Veränderungen wegliche Verbindung zwischen Humerus* Kollateralbandruptur (selten ein knöcherner
jedoch alle Wirbelkörper. (Oberarmknochen) und den beiden Unterarm- Bandausriss), Fraktur (Abbruch des Processus
Eliminationsdiät → Diät knochen Elle (Ulna*) und Speiche (Radius*). coronoideus ulnae, Radiuskopffraktur), Gefäß-
ELISA: engl. enzyme-linked immuno sorbent as- Ellenbogenfraktur → Olekranonfraktur und Nervenverletzungen (v. a. N. ulnaris).
say. Immunologische Methode, bei der spezifi- Ellenbogengelenk n: engl. elbow joint; syn. Ar- Formen:
sche Antikörper* (oder Antigene) gegen das zu ticulatio cubiti. Aus 3 Teilgelenken zusammen- – Hintere Luxation (Trochlea sitzt auf oder vor
bestimmende Antigen (oder Antikörper) an ei- gesetztes Gelenk zwischen Humerus*, Radius* dem Processus coronoideus ulnae, siehe
nen Träger gebunden sind. Nach der Antigen*- und Ulna*. Das Ellenbogengelenk beugt und Abb.), häufigste Ellenbogenluxation
Antikörper-Reaktion werden Immunkomplexe streckt den Unterarm gegen den Oberarm (Ex- – seitliche Luxation
durch einen weiteren Antikörper detektiert. tension bzw. Flexion) und ermöglicht die Um- – vordere Luxation (selten), nur in Kombinati-
Dieser ist Enzym-gekoppelt und wird nach Re- wendbewegung der Hand (Pronation bzw. Su- on mit Olekranonfraktur*
aktion mit einem chromogenen Substrat foto- pination). – Radiuskopfluxation mit Ruptur des Lig. anu-
metrisch bestimmt. Anatomie: Aus 3 Teilen zusammengesetztes Ge- lare radii bzw. Lig. quadratum, häufig in
Ellbogenluxation f: syn. Ellenbogenluxation. lenk: Kombination mit proximaler Ulnaschaftfrak-
Luxation im Humero-Ulnar- (häufiger) oder Ra- – Humeroradialgelenk (Art. humeroradialis tur (Monteggia*-Luxationsfraktur).
dio-Ulnar-Humero-Gelenk, meist nach indirek- zwischen Capitulum humeri und Fovea arti- Klinik:
tem Trauma. Die Diagnose erfolgt klinisch und cularis radii) – Fehlstellung, federnde Fixation, schmerzhaf-
im Röntgenbild. Behandelt wird, je nach Be- – Humeroulnargelenk (Art. humeroulnaris te Bewegungseinschränkung
gleitverletzungen, konservativ oder operativ. Es zwischen Trochlea humeri und Incisura – Minderdurchblutung von Unterarm und
besteht die Gefahr einer Reluxation. Eine Be- trochlearis ulnae) und Hand sowie Nervenschädigung insbesondere
sonderheit ist die Chassaignac*-Verrenkung bei – proximales Radioulnargelenk (Art. radioul- bei vorderer Luxation.
Kindern. naris proximalis zwischen Circumferentia ar- Diagnostik:
Klinik: ticularis radii und Incisura radialis ulnae). – Röntgen (zu beachten ist die Aufhebung der
– Schmerzen Hilfsstrukturen: Lig. collaterale ulnare, Lig. col- Hueter*-Linie und des Hueter-Dreiecks)
– federnde Fixation im Gelenk laterale radiale, Lig. anulare radii und Recessus – bei komplexer Verletzung CT.
– schmerzhafte Bewegungseinschränkung. sacciformis (Reservefalte am Radiuskopf). Therapie:
Therapie: Konservativ: Funktionen: – Reposition in Analgesie (mit anschließender
– Geschlossene Reposition in Plexusanästhesie – Extension (Streckung) und Flexion (Beu- Stabilitätsprüfung unter Bildwandler, cave:
durch Zug am Unterarm bei fixiertem Ober- gung) Begleitläsionen)
arm – Supination (Auswärtsdrehung der Hand) und
– anschließend Röntgenkontrolle und Bewe- Pronation (Einwärtsdrehung der Hand).
gungsorthese Ellenbogengelenkankylose f: syn. Ellbogen-
– Physiotherapie. gelenkankylose. Ankylose* des Ellenbogenge-
Operativ bei Luxationsfrakturen/Repositions- lenks* oder eines seiner Teilgelenke (Art. hume-
hindernis: roulnaris, Art. radioulnaris proximalis), die
– Reposition in Narkose häufig posttraumatisch bedingt ist. Die Thera-
– ggf. Bandrekonstruktion pie beinhaltet ggf. eine Arthrodese* oder Endo-
– ggf. Osteosynthese bei Frakturen prothese, evtl. auch eine Korrekturosteotomie*.
– postoperativ: Ruhigstellung im Armgips Ellenbogengelenkexartikulation f: engl. el-
oder Fixateur bow disarticulation; syn. Ellbogengelenkexarti-
– Physiotherapie. kulation. Amputation* des Unterarms durch
Komplikationen: Absetzen im Ellenbogengelenk.
– Verletzung des N. radiais oder der A. radialis, Ellenbogengelenkinstabilität f: engl. elbow
A. brachialis radialis instability; syn. Ellbogengelenkinstabilität. In- Ellenbogengelenkluxation: hintere Luxation
stabilität des Ellenbogengelenks bei Bandinsuf- (Röntgenaufnahmen). [116]
483 Eltern-Kind-Beziehung
– operative Versorgung bei zusätzlicher Frak- von aus, dass sie auf den eigenen Kindheitser- xiblen Planung kann für Kinder, die ab dem
tur oder Bandruptur bzw. -instabilität mit: fahrungen sowie der Bewertung dieser basiert. 1.7.2015 zur Welt kommen, Elterngeld Plus
1. Osteosynthese oder 2. Bandnaht 3. ggf. Be- Bei Sorgerechtsentscheidungen ist wichtig, wel- beantragt werden. Hierbei gibt es dann statt bis-
wegungsfixateur externe oder Ruhigstellung ches Elternteil die größere Bindung zum Kind her 14 Monate für 28 Monate Unterstützung,
im Oberarmgipsverband. aufgebaut hat (oftmals das Elternteil, das sich jedoch nur die Hälfte des Betrages.
Elliptozytose, hereditäre f: engl. hereditary el- mehr ums Kind gekümmert hat). Eltern-Kind-Beziehung f: engl. child-parent re-
liptocytosis; syn. Ovalozytose. Meist autosomal- Elterngeld n: Als Entgeltersatzleistung ausge- lationship. Beziehung der Eltern zu ihren Kin-
dominant erbliche Erythrozytenanomalie mit staltete einkommensabhängige Zahlung an El- dern und wichtige Voraussetzung für eine posi-
ovaler oder elliptischer Verformung (Ovalo-, El- tern, die während der Betreuung eines Kindes tive sozial-emotionale Entwicklung des Kindes.
liptozyten) noch runder, kernhaltiger Erythro- nicht erwerbstätig sind. Rechtsgrundlage ist das – Mutter-Kind-Beziehung: Der Aufbau einer
zytenvorstufen. Die Therapie richtet sich nach
dem Schweregrad der Erkrankung. Bei schwe-
Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz
(BEEG); Elterngeld ersetzt das Erziehungsgeld.
Bindung zwischen Mutter und Kind beginnt
bereits während der Schwangerschaft und in-
E
rem Verlauf mit hämolytischer Anämie bessert Voraussetzung: Anspruch auf Elterngeld hat, tensiviert sich nach der Geburt, z. B. durch
sich nach erfolgter Splenektomie die Sympto- wer (§ 1 BEEG): Blickkontakt mit dem Säugling, Berührung,
matik. Siehe Abb. – Einen Wohnsitz oder seinen gewöhnlichen Wahrnehmung des Körpergeruchs der El-
Aufenthalt in Deutschland hat tern. Die Mutter-Kind-Beziehung nach der
– mit seinem Kind in einem Haushalt lebt Geburt wird gefördert durch Rooming*-In.
– dieses Kind selbst betreut und erzieht – Vater-Kind-Beziehung: abhängig vom Aus-
– und keine oder keine volle Erwerbstätigkeit maß des Kontaktes. Sie kann sich ebenfalls
(Teilzeitbeschäftigung von max. 30 Wochen- bereits während der Schwangerschaft entwi-
stunden im Monatsdurchschnitt möglich) ckeln und verstärkt sich bei adäquatem Kon-
ausübt. takt deutlich nach Geburt.
Leistungshöhe: Das Elterngeld wird mindestens Unterschiede zwischen Mutter-Kind- und
in Höhe von 300 EUR (§ 2 Abs. 4 BEEG), ansons- Vater-Kind-Beziehungen: Mütter sind häufi-
ten grundsätzlich in Höhe von 67 % des Ein- ger und länger mit ihren Kindern zusammen,
kommens aus Erwerbstätigkeit vor der Geburt da Väter nach wie vor weniger Betreuungsfunk-
des Kindes und bis zu einem Höchstbetrag von tionen übernehmen und umso mehr mit Kin-
Elliptozytose, hereditäre: ovale Verformung der 1800 EUR monatlich für volle Monate gezahlt, dern interagieren, je angenehmer die Tätigkeit
Erythrozyten; Blutausstrich (Nativpräparat). [92] in denen die berechtigte Person kein Einkom- ist. Der relative Anteil spielerischer Aktivitäten
men aus Erwerbstätigkeit hat. Das Einkommen in der Vater-Kind-Interaktion ist größer. Väter
Ellis-Damoiseau-Linie f: engl. Damoiseau’s aus Erwerbstätigkeit errechnet sich nach Maß- interagieren häufiger in der Eltern-Kind-Triade
curve. Obere Begrenzung eines Pleuraergusses gabe der §§ 2 c–f BEEG aus der um die Abzüge mit ihren Kindern, Mütter dagegen häufiger in
in Form einer nach oben konvexen, parabelför- für Steuern und Sozialabgaben verminderten der Mutter-Kind-Dyade. Der Erziehungsstil der
migen Linie. Der höchste Punkt der Kurve liegt Summe der positiven Einkünfte aus nichtselbst- Väter ist weniger restriktiv als derjenige der
in der mittleren Axillarlinie. Siehe Abb. ständiger Arbeit sowie Land- und Forstwirt- Mütter und sie sind in der Regel risikofreudi-
schaft, Gewerbebetrieb und selbstständiger Ar- ger, fordernder und stärker sachbezogen. Väter
beit, die im Inland zu versteuern sind und die beschäftigen sich mehr mit ihren Söhnen als
die berechtigte Person durchschnittlich monat- mit ihren Töchtern, Mütter beschäftigen sich
lich im Bemessungszeitraum nach § 2 b BEEG dagegen etwa gleich viel mit Söhnen und Töch-
oder in Monaten der Bezugszeit nach § 2 Abs. 3 tern. Gemeinsamkeiten von Mutter-Kind-
BEEG hat (§ 2 Abs. 1 BEEG). und Vater-Kind-Beziehungen: Mutter und
Leistungsdauer: Grundsätzlich kann Elterngeld Vater sind dem Kind typischerweise genetisch
bei leiblichen Eltern in der Zeit vom Tag der gleich ähnlich und unterstützen es in der Regel
Geburt bis zur Vollendung des 14. Lebensmo- mehr als alle anderen Erwachsenen (biologische
Ellis-Damoiseau-Linie nats des Kindes bezogen werden. Bei adoptier- Prädisposition, moralische und juristische Ver-
ten Kindern ab der Aufnahme bei der berechtig- pflichtung). In den meisten Familien hat das
ten Person für die Dauer von bis zu 14 Monaten, Kind den längsten und bis zum Jugendalter
Ellison-Syndrom → Zollinger-Ellison-Syn- längstens bis zur Vollendung des 8. Lebensjah- auch intensivsten Kontakt unter allen erwachse-
drom res des Kindes (§ 4 Abs. 1 BEEG). Elterngeld nen Personen mit Mutter und Vater, zu denen
Elongatio f: engl. elongation. Verlängerung, wird in Monatsbeträgen für Lebensmonate des es auch eine engere Bindung entwickelt als zu
z. B. als Elongatio colli bei Descensus* uteri et Kindes gezahlt. Die Eltern haben insgesamt An- allen anderen Erwachsenen. Das traditionelle
vaginae. spruch auf 12 Monatsbeträge. Sie haben An- Mutterideal negiert weitestgehend die Bedeu-
Elongatio ceø rvicis → Descensus uteri et vagi- spruch auf 2 weitere Monatsbeträge, wenn für tung des Vaters, obwohl Väter grundsätzlich
nae 2 Monate eine Minderung des Einkommens aus Unterstützungsfunktionen genauso ausüben
ELS: Abk. für → Erregungsleitungssystem Erwerbstätigkeit erfolgt. Die Eltern können die können wie Mütter. Kinder entwickeln in der
ELT: Abk. für engl. endless loop tachycardia → jeweiligen Monatsbeträge abwechselnd oder Regel enge, z. T. unabhängige Bindungen an
Pacemaker mediated tachycardia gleichzeitig beziehen (§ 4 Abs. 2 BEEG), wobei beide Elternteile und gegebenenfalls weitere
Elternbindung f: engl. parental attachment. ein Elternteil mindestens für 2 und höchstens wichtige Bezugspersonen. Entwicklungsver-
Bindung zwischen Eltern und Kind (Eltern*- für 12 Monate Elterngeld beziehen kann lauf: Die Bindung des Kindes an die Eltern er-
Kind-Beziehung). Bindungsmodelle gehen da- (§ 4 Abs. 3 BEEG). Zur Ermöglichung einer fle- reicht im 2. Lebensjahr ihre maximale Stärke,
Eltern-Kind-Interaktion 484
wobei es keine sensitive Periode für die Bin- hung den sachlich-objektiven Pol dar, die Mut- für die Vorstellungsinhalte, welche die Eltern
dungsentwicklung gibt und die Eltern-Kind- ter dagegen den emotional-warmen Pol. In der einer Person zu einem Gegenstand haben und
Beziehung meist auch im Verlauf des Jugendal- Psychoanalyse wurde darauf hingewiesen, dass wesentlich aus deren wahrgenommenen Hand-
ters eng bleibt. Während der Pubertät* kommt beide Pole für die kindliche Entwicklung wich- lungen resultieren. Als Repräsentanzen (Objekt-
es u. a. aufgrund des Reifeprozesses häufig zu tig seien. Neue Untersuchungen zu Familienbe- und Selbstrepräsentanzen) werden Vorstel-
starken Konflikten mit den Eltern. Im späteren ziehungen widerlegen die klassische Psychoana- lungsinhalte bezeichnet, deren Organisation
Entwicklungsverlauf werden weitere Entwick- lyse ebenso wie die ursprüngliche Bindungs- Freud mit dem Begriff Topik (Verortung inner-
lungsaufgaben als wesentliche Elemente der El- theorie, die beide dem Vater in den ersten Le- halb der Psyche) bezeichnete.
tern-Kind-Beziehung angesehen (Entwicklung bensjahren keine wesentliche Rolle für die kind- Elterntraining n: engl. parent training. Maß-
von Identität, Autonomie, Ablösung). Eltern liche Entwicklung zuschrieben. Trotz dieser zu- nahmen zur Vermittlung von Erziehungsprin-
E übernehmen eine der wichtigsten Unterstüt-
zungsfunktionen, die auch bei erwachsenen
nehmenden Flexibilität stellen traditionelle Ge-
schlechtermuster noch immer die Mehrheit der
zipien, zum Abbau belastender Eltern-Kind-In-
teraktionen und zum Aufbau einer Wachstum
Kindern erhalten bleibt. Im mittleren Erwach- Fälle dar. Erziehungsverhalten: Grundsätz- und Entwicklung fördernden Erziehungs- und
senenalter erleben die Kinder häufig eine sog. lich gilt, dass kompetente Eltern kompetente Familienatmosphäre. Elterntrainings werden
filiale Krise (wandelndes Rollenverständnis, Er- Kinder haben. Ein Erziehungsstil mit emotio- zu Hause, in Schulen oder klinischen Einrich-
kenntnis, dass die Eltern keine Unterstützungs- naler Wärme, klaren Regeln, entwicklungsange- tungen angeboten und können von allen Eltern
funktionen mehr übernehmen können). Bei er- messenen Anregungsbedingungen und Gewäh- in Anspruch genommen werden.
folgreicher Bewältigung dieser Entwicklungs- rung von Handlungsspielräumen bietet Kin- El-Tor-Choø lera f: engl. El Tor cholera. Häufigste,
aufgabe folgt die filiale Reife, die zur Übernah- dern gute Chancen, selbstbewusste, emotional meist mild verlaufende, Cholera*-Form verur-
me von Verantwortung für die Eltern befähigt. stabile, sozial kompetente, selbstverantwortli- sacht durch das Biovar El Tor der Serogruppe
Klinische Bedeutung: Die Qualität der Eltern- che, leistungsfähige Personen zu werden. Ein O1 von Vibrio* cholerae. Nach fäkal-oraler
Kind-Beziehung hat einen Einfluss auf die wei- geringes Ausmaß an Autonomiegewährung Übertragung zeigen sich Reiswasserstühle so-
tere Beziehungsgestaltung. Von Bedeutung und exzessives emotionales Überengagement wie ggf. Azidose und Hypokaliämie bis zum
sind auch die Beziehungserfahrungen in der fördert die Entstehung von internalisierenden Schock. Diagnostiziert wird mittels direktem
Herkunftsfamilie (negative Erfahrungen mit ei- Störungen. Häufige und harte Bestrafung, Un- Erregernachweis, therapiert symptomatisch
genen Eltern schwächen, positive stärken Erzie- vorhersagbarkeit oder auch hohe Nachlässigkeit und mit Antibiotika*. Eine Impfung ist verfüg-
hungskompetenz). Negative Einflüsse auf die fördert die Entwicklung externalisierender Stö- bar.
Eltern-Kind-Beziehung und das Erziehungsver- rungen. Allerdings sind Familienbeziehungen Embden-Meyerhof-Weg → Glykolyse
halten sind nachgewiesen für Partnerschafts- keine Einbahnstraße, sondern transaktionale Embolektomie f: engl. embolectomy. Intralu-
probleme, psychische Störungen, mangelnde el- (zirkuläre) Prozesse, bei denen auch die Kinder minale Desobliteration* zur operativen Entfer-
terliche Übereinstimmung, negative Erfahrun- die Eltern beeinflussen. nung eines arteriellen Embolus.
gen am Arbeitsplatz, mangelnde soziale Unter- Eltern-Kind-Interaktion f: engl. parent-child Formen:
stützung und ökonomische Probleme (Armut, interaction. Soziale Interaktion* zwischen Eltern – Direkte (offene) Embolektomie unter Sicht
Arbeitslosigkeit, gelegentlich auch Überfluss). und ihrem Kind, die wichtig für die sozial-emo- nach Arteriotomie*, z. B. bei Lungenembolie*
Ein Entwicklungsrisiko für Kinder und Jugend- tionale Entwicklung des Kindes ist. Man unter- – indirekte Embolektomie (siehe Abb.) mit
liche ist die Scheidung der Eltern, zudem gibt scheidet Mutter-Kind-Interaktionen und Vater- Spezialinstrumenten (z. B. Ringstripper*, Fo-
es immer mehr alleinerziehende Eltern (meist Kind-Interaktionen. garty*-Ballonkatheter), durch Absaugen (per-
Mütter, früher eher Witwen, heute eher Ge- Bedeutung: In der Mutter-Kind-Interaktion kutane Aspirationsembolektomie*) oder ret-
schiedene), die finanziell häufig benachteiligt spielt v. a. die mütterliche Sensitivität eine rogrades Ausspülen nach Gefäßeröffnung
sind. Psychische Störungen beeinflussen Bezie- wichtige Rolle bei emotionalen Belastungen des zentral oder distal des Arterienverschlusses.
hungsvariablen u. a. im Hinblick auf Ambiva- Kindes. Sie ermöglicht Vertrauen in die Zuwen-
lenz, Stresserleben, mangelnde elterliche Sensi- dungsbereitschaft Anderer, durch die das Kind
tivität. Der Entwicklungspsychologe Kagan kri- eine wirksame Entspannung erfährt. Beide El-
tisiert die Ansicht vieler Wissenschaftler, dass tern tragen zur psychischen Sicherheit und dem
Erfahrungen in der frühen Kindheit, vorwie- Vertrauen des Kindes in Andere und sich selbst
gend in den ersten beiden Lebensjahren, nicht bei. Vater-Kind-Interaktionen sind weniger
mehr reversibel seien (z. B. Unsicherheit der gut erforscht als Mutter-Kind-Interaktionen.
Mutter-Kind-Bindung), als nicht empirisch ge- Sie sind häufiger auf gemeinsames Spiel und
stützten Glauben. Er verweist auf die methodi- Lernen ausgerichtet, wobei väterliche Spielfein-
schen Mängel der Erfassung der Mutter-Kind- fühligkeit u. a. wichtig für die Entwicklung si-
Bindung. In Familien mit einem behinderten cherer Explorationsstrategien ist. Bei ungünsti-
Kind oder mit hohen psychosozialen Risiken ist gen Interaktionsmustern (z. B. bei herabgesetz-
die Eltern-Kind-Beziehung häufig gefährdet ter mütterlicher Sensitivität im Zusammenhang
oder besonders belastet, sodass Frühförderung mit Wochenbettdepression*) ist die Förderung
als indiziert angesehen wird. der Mutter-Kind-Interaktion besonders wichtig.
Geschichte: Mutter- und Vater-Rollen haben Dabei lernen Mütter, adäquat auf die Bedürfnis- Embolektomie: indirekte Embolektomie mit Ballon-
sich im Rahmen des Wandels der Geschlechter- se ihres Kindes einzugehen und zugleich eigene katheter; 1: Einführen des Katheters (Ballon leer);
verhältnisse und der Arbeitsbedingungen seit Bedürfnisse mit zu berücksichtigen. 2: Füllen des Ballons hinter dem Verschluss;
Mitte des 20. Jahrhunderts stark verändert. Frü- Eltern-Repräsentaø nz f: engl. parent representa- 3: Extraktion des Embolus durch Zurückziehen des
her stellte der Vater in der Eltern-Kind-Bezie- tion. Bezeichnung der Objektbeziehungstheorie Katheters mit gefülltem Ballon.
485 Embryogenese
Emboliøa cuø tis medicamentosa f: engl. Nicol- Embolieprophylaxe f: engl. prophylaxis of em- Bifurkation eines Gefäßes aufgelagerter Embo-
au’s syndrome; syn. Nicolau-Syndrom. Arznei- bolism. Maßnahmen zur Verhinderung einer lus wird als reitender Embolus, ein (bakteriell)
mittelembolie durch Übertritt von Arzneimit- Embolie* (insbesondere Thromboembolie*) nach infizierter Embolus als septischer Embolus
teln (etwa Phenylbutazon, Penicillin, Chloram- Operation, Geburt, längerer Immobilisierung bezeichnet.
phenicol* und kolloidale Substanzen) in arteri- oder Bettlägrigkeit z. B. durch Low-dose-Hepari- Eø mbryo m, n: Bezeichnung für die Frucht im
elle Gefäße bei fehlerhafter intramuskulärer In- nisierung. Sie wird besonders bei Thrombosen Uterus während der Embryogenese* vom 16. bis
jektion*. Die Folgen sind lokale livedoartige oder Embolien in der Vorgeschichte, bei Vari- 60. Entwicklungstag. Siehe Abb.
Veränderungen, Ischämie, evtl. infarktähnliche zen, Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflim-
Nekrosen peripher der Injektionsstelle, mögli- mern oder Thrombophlebitis (oberflächlicher
cherweise Schock und Verbrauchskoagulopa- Venenentzündung) sowie vor Risikoeingriffen
thie*.
Prophylaxe: Aspiration vor i. m. Injektion, die
angewendet, ggf. auch längerfristig.
Formen:
E
außerdem unter möglichst geringem Druck er- – Mechanische/physikalische Emboliepro-
folgen sollte. phylaxe: siehe Thromboseprophylaxe*
Embolie f: engl. embolism. Akuter, partieller – pharmakologische Embolieprophylaxe:
oder vollständiger Verschluss eines Gefäßlu- subkutane Applikation von Heparin meist in
mens (im engeren Sinn: eines Blutgefäßes) niedriger Dosierung (sog. Low-dose-Hepari-
durch einen Embolus* (z. B. Thrombus*, Fett, nisierung), bei chronisch-rezidivierender
Zellen, Luft, Fremdkörper). Embolie mit Antikoagulanzien* (z. B. Cuma-
Formen: rinderivate) oder Thrombozytenaggregati- Embryo: Plazenta mit anhängender Fruchtblase, in
– Thromboembolie* ons*-Hemmern (v. a. Acetylsalicylsäure*) dieser sichtbar ein 4 cm langer menschlicher Embryo
– Parenchymembolie* – operative Embolieprophylaxe: evtl. bei wie- in der 8. Schwangerschaftswoche. [195]
– Bakterienembolie mit Verschleppung von derholt auftretender Lungenembolie*, z. B.
Bakterien bei infektiöser Endokarditis* bzw. durch Verschluss der unteren Hohlvene (Ve-
Sepsis* na*-cava-Blockade; siehe auch Cavafilter*). Embryoblaø st m: Teil der Blastozyste* (anima-
– Gasembolie: meist Luftembolie* oder Stick- Emboliesyndrom, pseudoarterieø lles n: engl. ler Pol), aus dem sich über das Stadium der 2-
stoffembolie (Caisson*-Krankheit) pseudoembolism; syn. Pseudoembolie. Klinisches blättrigen Keimscheibe und 3-blättrigen Keim-
– Fettembolie* Bild einer arteriellen Embolie* nach chemi- scheibe der Embryo* entwickelt. Er stellt einen
– Fruchtwasserembolie* scher, mechanischer oder entzündlicher Rei- Zellhaufen dar, welcher anfangs seitlich in eine
– Fremdkörperembolie* zung einer Venenwand. Aufgrund eines sympa- Trophoblastzellschicht übergeht.
– Cholesterolkristall*-Embolie. thisch-vegetativen Reflexes kommt es zu einer Embryofetopathiøa alcoholica → Alkohol-
Pathophysiologie: reaktiven Kontraktion der zugehörigen Arterie. embryofetopathie
– Venöse Embolie: 1. Ursprungsort in einer embolifoø rmis: Pfropfenförmig. Embryofetopathie f: engl. embryofetopathy.
Vene des großen Blutkreislaufs*, v. a. im Be- Embolisation, therapeutische f: engl. thera- Sammelbezeichnung für Embryopathie* und
reich der unteren Extremität 2. Embolus ge- peutic embolization; syn. Katheterembolisation. Fetopathie*. Angeborene Erkrankungen oder
langt über rechtes Herz in Truncus pulmona- Künstlicher Gefäßverschluss (iatrogene Throm- Fehlbildungen durch Störungen während der
lis und A. pulmonalis und führt zu einer Lun- bosierung, meist arteriell: transarterielle Embo- Embryogenese* bzw. Fetogenese*.
genembolie* lisation, TAE) durch intraluminale Applikation Embryogenese f: engl. embryogenesis. Biologi-
– arterielle Embolie: 1. Ursprungsort v. a. lin- von flüssigen (polymerisierenden) Kunststoffen, scher Prozess der Bildung des Embryos und sei-
kes Herz (Vorhofthrombus*, Endokarditis*), Kunststoffkügelchen, metallischen Spiralen ner inneren Organe. Danach beginnt die Fetoge-
seltener Aorta oder große Arterien 2. häufigs- (siehe auch Coil-Embolisation*, Coiling*), Fib- nese*.
te Lokalisation: extra- und intrakranielle Ge- rinschwamm oder Zytostatika (transarterielle
fäße, Gefäße der unteren Extremität und vis- Chemoembolisation*) über einen Gefäßkathe-
zerale Gefäße 3. klinische Folgen: ischämi- ter.
scher Schlaganfall*, akuter Arterienver- Indikationen:
schluss*, Mesenterialgefäßverschluss*, Nie- – Schwer stillbare, lebensbedrohliche Blutung
renembolie (z. B. aus arteriellem Gefäß bei Beckenverlet-
– paradoxe (gekreuzte) Embolie: 1. Ur- zung, aus intrakraniellem Aneurysma*, Nie-
sprungsort in einer Vene des großen Blut- ren- und Harnblasengefäß, Arrosionsblutung
kreislaufs 2. Embolus gelangt im Gegensatz bei septischer Amputation*, nach Leberrup-
zur venösen Embolie z. B. durch ein offenes tur*)
Foramen ovale (z. B. bei Vorhofseptumde- – Gefäßfehlbildung
fekt*) in Arterien des großen Blutkreislaufs – Tumorbehandlung (z. B. Lebertumoren*)
und führt zur Klinik der arteriellen Embolie – interventionell zum Verschluss arteriovenö- Embryogenese: Schema der anatomischen
– retrograde Embolie: 1. Ursprungsort ist eine ser Fisteln Verhältnisse 3 Wochen nach Konzeption; das
große Vene 2. Embolus führt zu einer Embo- – präoperativ bei geplanter Leberteilresektion Entoderm bildet den sekundären Dottersack und die
lie in einer kleinen (retrograden) Vene 3. Ur- zur Wachstumsstimulation des gesunden Le- Allantois (embryonale Harnblase), die Innenseite des
sache: wahrscheinlich partielle Strömungs- beranteils. Randmesoderms bildet das Chorion (die Außenhülle
umkehr des Bluts (z. B. bei intraabdominaler Eø mbolus m: In die Blutbahn verschlepptes Ge- des Embroys) und das Hüllenmesoderm umschließt
Druckerhöhung). bilde, das eine Embolie* verursacht. Ein auf der die Amnionhöhle. [43]
Embryologie 486
Hintergrund: Als Embryo im Sinne des Embryonenschutzge- Embryotransfer m: engl. embryo transfer; syn.
– Die Embryogenese beginnt im weiteren Sin- setzes gilt bereits die befruchtete, entwick- Embryonenübertragung. Verfahren der assis-
ne mit der Zygote über verschiedene Stadien lungsfähige menschliche Eizelle vom Zeitpunkt tierten Reproduktion* bei primärer und sekun-
(Morula*, Blastozyste*, Embryoblast*, Keim- der Kernverschmelzung an, ferner jede einem därer Sterilität* mit gegebener Funktionsfähig-
scheiben*) und führt zur Bildung des Embry- Embryo entnommene totipotente Zelle, die sich keit von Ovarien und Uterus. Die Schwanger-
os sowie zur Ausbildung der inneren Organe zu teilen und zu einem Individuum zu entwi- schaftsrate beträgt ca. 28–32 %. Dabei werden
– im engeren (anatomisch-morphologischen) ckeln vermag. meist 2 Embryonen in die Gebärmutter übertra-
Sinne versteht man darunter die Bildung des Embryopathiøa rubeolosa → Rötelnembryofe- gen.
Embryos nach der Abfaltung der 3-blättrigen topathie Prinzip: Übertragung einer nach In*-vitro-Ferti-
Keimscheibe vom 16. bis zum 60. Gestations- Embryopathie f: engl. embryopathy. Intrauteri- lisation oder ICSI (intrazytoplasmatische Sper-
E tag. Danach beginnt die Fetogenese*.
Anatomische Verhältnisse: Beginn der Organo-
ne Entwicklungsstörung in der Embryonalpha-
se (bis zur 9. SSW). Für die Art und Schwere der
mieninjektion) für ca. 48 h in einer speziellen
Kultur gehaltenen Zygote (meist im 4- bis 8-Zel-
genese* (siehe Abb. und vgl. Embryo*, Abb. Schädigung ist weniger die Noxe an sich, son- lenstadium) in den zuvor hormonal für die Ni-
dort). dern vielmehr der Zeitpunkt der Einwirkung dation vorbereiteten Uterus mittels Katheter
Embryologie f: engl. embryology. Lehre von der entscheidend. oder transvaginal in den Eileiter (intratubarer
pränatalen Entwicklung von der Gametogene- Ursache: ET, Abk. IT-ET).
se* über die Befruchtung bis zur Geburt*. – Infektionen: z. B. Röteln (Rubeola-Virus), Zy- Einteilung: Nach Anzahl der Embryonen:
Embryonalmole f: engl. embryonal mole. tomegalie*-Virus (CMV), Toxoplasmose (To- – Double-Embryo-Transfer (DET); häufigstes
Ältere, heute nicht mehr verwendete Bezeich- xoplasma* gondii), Syphilis/Lues (Trepone- Verfahren in Deutschland; ca. 70 %
nung für ein Abortivei*, auch einfach Mole ge- ma* pallidum) – Triple-Embryo-Transfer (TET); ca. 25 %
nannt. – Stoffwechselerkrankungen: z. B. Diabetes – (elektiver) Single-Embryo-Transfer ((e)SET);
Embryonenbank f: engl. embryonic bank. Ein- mellitus (diabetische Embryopathie*), Phe- ca. 5 %.
richtung zur Kryokonservierung von Embryo- nylketonurie* Embryotrophe m, n: engl. yolk; syn. Vitellus.
nen im Frühstadium. – chemisch: v. a. Alkohol (Alkoholembryofeto- Inhalt des Dottersackes. Er dient als Nährmasse
Embryonenschutzgesetz n: „Gesetz zum pathie*) und Medikamente, z. B. Thalidomid dem Embryoblasten* und frühen Embryo* und
Schutz von Embryonen“ vom 13.12.1990 (Thalidomid*-Embryopathie), Retinoide (Re- gelangt als Histiotrophe oder Hämotrophe über
(BGBl. I S. 2746), zuletzt geändert am tinoid*-Embryopathie), Cumarinderivate Endozytoseaktivität des Trophoblasten zum
21.11.2011 (BGBl. I S. 2228). Es sucht mit den (Warfarin*-Embryopathie), Zytostatika, Ami- Keimling.
Mitteln des Strafrechts besonders schwerwie- nopterin (Aminopterin-Embryopathie), Anti- EMC-Syndrom: Abk. für Enzephalomyo(c)kar-
genden Missbräuchen medizinisch unterstütz- epileptika (Hydantoin, Barbiturate, Carbam- ditis-Syndrom → Enzephalomyokarditis
ter Fortpflanzung entgegenzuwirken. Ein Fort- azepin, Valproinsäure; Antiepileptika-Emb- EMD: Abk. für elektromechanische Dissoziati-
pflanzungsmedizingesetz wird seit langem dis- ryofetopathie) on → Herz-Kreislauf-Stillstand
kutiert. Ein Teilergebnis ist das Stammzellge- – physikalisch: ionisierende Strahlen (z. B. Emergency Severity Index: Abk. ESI. 1999 in
setz. Röntgen, CT). Boston entwickeltes, fünfstufiges, standardi-
Regelungen: Verboten sind insbesondere: Embryopathie, diabetische f: engl. diabetic siertes Verfahren zur Triagierung von Patienten
– Nahezu alle Formen der sog. gespaltenen embryopathy. Embryopathie* durch mütterliche in der Notaufnahme des Krankenhauses. Das
Mutterschaft Hyperglykämie bei nicht oder unzureichend System ist international etabliert und aktuell in
– die gezielte Erzeugung oder die Verwendung eingestelltem Diabetes* mellitus (Fehlbildun- Version 4.
menschlicher Embryonen zu Forschungs- gen 4-mal so häufig wie bei Kindern von gesun- Beschreibung:
oder anderen fremdnützigen Zwecken den Frauen), auch bei frühem Gestationsdiabe- – Kombination eines dreistufigen Dringlich-
– die Gewinnung von mehr Embryonen, als ei- tes*. Es entstehen schwere Fehlbildungen an keitssystems mit einem dreistufigen Strea-
ner Frau innerhalb eines Menstruationszyk- Auge, Herz, Niere und Skelett. Bis 50 % der Kin- mingtool in einem einzigen Diagramm
lus übertragen werden sollen der sterben intrauterin oder postpartal. – nach Ausschluss einer akuten (Stufe 1) oder
– die intratubare Befruchtung oder Übertra- Klinik: potenziellen (Stufe 2) Gefährdung des Patien-
gung von mehr als 3 Eizellen oder Embryo- – Kardiale, renale und neurale Störungen, z. B.: ten Einteilung nach Behandlungsaufwand in
nen innerhalb eines Zyklus. 1. kaudale Regression 2. Holoprosenzephalie Stufe 3–5
Außerdem bestraft das ESchG: 3. hypoplastisches linkes Kolon (Small-Left- – Zeitfenster für Behandlungsbeginn nur fest-
– Die gezielte Geschlechtswahl Kolon-Syndrom) gelegt für Stufe 1 und 2
– den Gentransfer in menschliche Keimbahn- – skelettale Fehlbildungen (Radiusaplasie). – Ergebnisse abhängig von Versorgungsange-
zellen Embryotomie f: engl. embryotomy. Heute na- boten des jeweiligen Krankenhauses und mit
– das Klonen* hezu nicht mehr angewendete operative Zerstü- anderen Krankenhäusern nur eingeschränkt
– die Erzeugung von Chimären (Chimärismus) ckelung eines intrauterin abgestorbenen Feten vergleichbar
und Hybriden. zur Erleichterung der vaginalen Geburt. – anwendbar nur für erfahrene Pflegekräfte
Künstliche Befruchtung, Embryotransfer* und Embryotoxizität f: engl. embryotoxicity. Fähig- – im Allgemeinen gute Reliabilität und Validi-
die Konservierung von Embryonen oder sog. keit einer Substanz in der Embryonalperiode tät
imprägnierten Eizellen, d. h. von Eizellen, in (bis zur 9. SSW) Schäden beim Ungeborenen zu – lokale Anpassungen erforderlich.
die bereits eine menschliche Samenzelle einge- induzieren. Die Ausprägung des Schadens kann Emery-Dreifuß-Muskeldystrophie f: engl.
bracht oder eingedrungen ist, sind dem Arzt letal, teratogen (Fehlbildungen) oder in Form Emery-Dreifuß muscular dystrophy. Erbliche Form
vorbehalten. Eine Mitwirkungspflicht an diesen einer Wachstumsretardierung auftreten. der progressiven Muskeldystrophien* mit pro-
Maßnahmen besteht für ihn allerdings nicht. Beispiele: Tab. gredienter Muskelschwäche, beginnend zwi-
487 Emissionscomputertomografie
Emissionscomputertomografie (SPECT*; rotie- – stark ausgeprägte Emotionalität (Hyperemo- ten Gesagte wiederholen, das halb Bewusste,
rende Detektoren) bei Einsatz von gammastrah- tionalität, siehe Neurotizismus) geht mit ei- Mitgemeinte aufgreifen und/oder einen Bezug
lenden Radionukliden und Positronenemissi- ner erhöhten Reaktivität bzw. Labilität*, zum körperlich Erlebten und zum Selbstbild
onstomografie (PET; spezielle Ringdetektoren) Ängstlichkeit, Depressivität* und Anspan- herstellen. Ziel ist die Verbesserung und Stabili-
bei Einsatz von positronenstrahlenden Radio- nung einher. sierung der therapeutischen Beziehung*, die
nukliden. Emotionsstupor m: engl. emotional stupor. Vo- Förderung der Selbstexploration* und der akti-
Anwendung: V. a. in der Tumorszintigrafie, rübergehender Ausfall aller psychischen Funk- ven therapeutischen Mitarbeit des Patienten.
Myokardszintigrafie und Hirnszintigrafie. Ver- tionen (affektive Lähmung) nach kritischem Le- Reduzierte Empathie ist festzustellen bei Perso-
wendet werden zunehmend Hybridgeräte aus bensereignis (z. B. Unfall, Katastrophe), evtl. nen mit:
ECT und CT* (SPECT-CT bzw. PET-CT). verbunden mit dem Versagen motorischer Fä- – Autismus
E Emmert-Nagelplaø stik f: engl. Emmert’s plasty.
Seitliche Weichteilresektion mit Nagelver-
higkeiten (dissoziativer Stupor*).
Beschreibung: Schutzmechanismus des eigenen
– Autismus-Spektrum-Störung
– dissozialer Persönlichkeitsstörung
schmälerung unter Mitnahme von Anteilen der Ichs gegen Überreizung (phylogenetisch veran- – Schizophrenie
Nagelmatrix bei eingewachsenem Großzehen- kertes psychobiologisches Reaktionsmuster), – Frontalhirnsyndrom.
nagel (siehe auch eingewachsener Nagel*). evtl. Ausdruck einer peritraumatischen Dissozi- Formation: Empathie besteht aus mehreren
Emmet-Operation f: engl. Emmet’s operation. ation. Der Emotionsstupor kann in Depression* Komponenten (unterschiedlich bewertet):
Operative Rekonstruktion der Zervix nach einer oder emotionale Erregung mit vermehrter Nei- – Interpersonelle Wahrnehmung
meist unter der Geburt entstandenen Rissverlet- gung zu psychogenen Reaktionen übergehen. – Motivation
zung. Abzugrenzen sind der katatone Stupor und der – Affektregulation
Emmet-Riss m: engl. Emmet’s tear. Unter der depressive Stupor, die in der Regel mit weiteren – affektives Arousal.
Geburt entstandener, narbig verheilter Zervix- psychopathologischen Phänomenen einherge- Entsprechend gibt es unterschiedliche Entwick-
riss. Ein Emmet-Riss zeichnet sich klinisch oft hen bzw. sich über längere Zeit entwickeln. lungsprozesse für verschiedene Komponenten,
durch stark vermehrten vaginalen Fluor aus, die Empagliflozin n: Orales Antidiabetikum, das z. B. frühzeitige Entwicklung von altruisti-
Therapie besteht in der operativen Revision. die renal-tubuläre Glukose-Reabsorption schem Verhalten ab 1. Lebensjahr, interperso-
Emmetropie f: engl. emmetropia; Abk. E. Medi- hemmt. Es wird zur Monotherapie oder Kombi- nelle Wahrnehmung ab 2.–3. Lebensjahr. Das
zinischer Fachausdruck für Normalsichtigkeit. nationstherapie des Diabetes* mellitus Typ 2 Entwickeln von Empathie ist die Grundlage für
Achsenlänge und Brechwert des Auges stehen Erwachsener eingesetzt. Kontraindikation be- die Moralentwicklung und zielgerichtetes sozi-
zueinander im richtigen Verhältnis, sodass die steht bei Überempfindlichkeit gegen Empagli- ales Verhalten. Neurophysiologisch basiert Em-
aus dem Unendlichen parallel ins Auge einfal- flozin, Schwangerschaft und in der Stillzeit. pathie auf neuronalen Netzwerken (im fMRT
lenden Strahlen in einem auf der Netzhaut lie- Nebenwirkungen sind Hypoglykämie* (bei darstellbar) in folgenden Hirnarealen:
genden Brennpunkt vereinigt werden. Kombination mit Sulfonylharnstoff oder Insu- – Sulcus temporalis superior
Emodine n pl: engl. emodins. Hydroxymethy- lin), Vulvovaginalcandidose, Pollakisurie und – insulärem Kortex
lanthrachinon-Derivate. Emodine sind Bestand- Polyurie. – anteriorem Cingulum
teil vieler pflanzlicher Abführmittel (u. a. Sen- Empathie f: engl. empathy. Vorgang, bei dem – medialem Präfrontalkortex
na, Frangula, Aloe oder Rheum). Nach Spaltung eine Person versucht, die Aussagen, Verhaltens- – orbitofrontalem Kortex und Amygdala.
der Glykosidbindung kommt es zur eigentli- weisen oder Empfindungen einer anderen Per- Emperipolesis f: Fähigkeit bestimmter Zellen
chen abführenden Wirkung der Anthrachinone son aus ihrem inneren Bezugsrahmen zu erken- (wie Lymphozyten, Plasmazellen) in andere Zel-
durch antiabsorptive und sekretagoge Effekte. nen und nachzuvollziehen. Die klinische Empa- len (beispielsweise Epithel- oder Endothelzel-
EMO-Syndrom: Abk. für Exophthalmus-Myx- thie bezeichnet die ausgebildete, reflektierte Fä- len) einzudringen, sie zu durchwandern und
ödem-Osteoarthropathie-Syndrom → Myx- higkeit zur Einfühlung in den therapeutischen wieder zu verlassen. Das Phänomen der Emperi-
ödem Kontext. Sie ist wesentlich für eine tragfähige polesis spielt beispielsweise eine Rolle bei der
Emotion f: Evolutionär geformte Reaktion des therapeutische Beziehung*. Emigration von Zellen aus dem Blutstrom
Individuums, die durch Vorbereitung von Klinische Bedeutung: Empathie gilt als wesent- durch die Gefäßwand hindurch in das Gewebe.
Handlungsmustern dem Überleben des Indivi- liche Grundlage für den Aufbau einer tragfähi- Empfängnis → Konzeption
duums oder der Art dient, darüber hinaus das gen Arzt*-Patient-Beziehung. Sie dient der Ver- Empfängnisverhütung → Kontrazeption
soziale Zusammenleben regelt und das interna- besserung und Stabilisierung der therapeuti- Empfindung f: engl. sensation. Subjektiver, im
le Milieu anforderungsgerecht reguliert. schen Beziehung*, insbesondere in der Psychiat- Großhirn entstehender Eindruck von Sinnesrei-
Emotionalität f: engl. emotionality. Bezeich- rie und Psychotherapie. Empirische Forschung zen, die aus der Peripherie weitergeleitet wer-
nung für die zeitlich und situativ stabile Dispo- hat Empathie als einen förderlichen, jedoch we- den. Physiologische Empfindungen werden
sition (Persönlichkeitsmerkmal), auf auslösende der notwendigen noch hinreichenden Faktor ausgelöst durch Reizung eines Sensors, die Wei-
interne oder externe Ereignisse von für das In- für einen Therapieerfolg identifiziert. Insbeson- terleitung des Nervenimpulses erfolgt entlang
dividuum signifikanter Bedeutung durch Anre- dere in der Gesprächstherapie* stellt Empathie afferenter Nervenfasern.
gung der organismischen Subsysteme (Emoti- einen zentralen Aspekt der Arbeit des Thera- Empfindungsdissoziation → Sensibilitätsstö-
on*) zu reagieren. peuten dar. Der Therapeut nimmt die Welt mit rungen
Formen: den Augen des Patienten wahr, versteht den in- Emphysem n: engl. emphysema. Ansammlung
– Gering ausgeprägte Emotionalität (Hypoemo- neren Bezugsrahmen des Patienten, versucht, von Gas oder Luft in Organen oder Geweben,
tionalität) kann mit Problemen der emotiona- die aktuellen Gefühle und Erfahrungen zu ver- z. B. als Lungenemphysem oder Hautemphy-
len Aktivierbarkeit und z. B. mangelnder em- stehen (empathetic understanding), und teilt sem. Lungenemphysem: Vergrößerung des
pathischer Resonanz- und emotionaler Bin- dies dem Patienten meist verbal und auch non- Luftraums in der Lunge durch Zerstörung von
dungsfähigkeit in Beziehungen einhergehen verbal mit. Der Therapeut kann das vom Patien- Alveolen und Lungensepten.
489 Enchondrom
– Klinik: 1. Atemnot 2. abgeschwächte Atem- Empyema mediastinale → Mediastinalem- zen an der Bettkante. Die Technik kann vom
geräusche physem Patienten erlernt und selbstständig durchge-
– Ursachen: 1. chronische Bronchitis 2. En- Empyema pulmonum → Lungenemphysem führt werden.
zymmangel. Empyema subcutaneum → Hautemphysem Vorgehen:
Hautemphysem: Gasansammlung im Unter- Empyemresthöhle f: engl. empyemic residual – Bett niedrig stellen, sodass die Füße des Pati-
hautzellgewebe cavity. Nach Entfernen des Eiters nicht aushei- enten anschließend auf dem Boden stehen
– Klinik: sichtbar als Schwellung, die sich un- lende Empyemhöhle. – Patient liegt mit angezogenen Beinen nahe
ter sog. Schneeballknirschen wegdrücken Empyem, subdurales n: engl. subdural empy- der Bettkante auf der Seite
lässt ema. Intrakranielle oder spinale Eiteransamm- – die Pflegeperson umfasst die untere Schulter
– Ursachen: z. B.: 1. gasbildende Bakterien bei lung (Empyem*) zwischen Dura* mater und und die Unterschenkel
Infektion mit Gasbranderregern 2. Verlet-
zung lufthaltiger Organe (z. B. Bronchusriss).
Arachnoidea mater. Subdurale Empyeme sind
meist iatrogen verursacht, z. B. durch eine In-
– der Patient rutscht mit den Unterschenkeln
aus dem Bett heraus und unterstützt das Auf-
E
Emphysemchirurgie f: engl. emphysema sur- fektion nach Lumbalpunktion*. Diagnostiziert richten des Oberkörpers durch Abstützen
gery. Thoraxchirurgische Verfahren zur Be- wird mittels MRT, die Therapie besteht aus und Abdrücken mit dem oberen Arm von der
handlung des fortgeschrittenen Lungenemphy- neurochirurgischer Ausräumung und Antibio- Unterlage
sems (COPD*) nach erfolgloser medikamentöser se. Ohne adäquate Therapie verläuft die Erkran- – die Pflegeperson unterstützt und leitet die
Therapie. Dabei wird eine Verringerung des kung häufig letal. Bewegung in die entsprechende Richtung.
Lungenvolumens durch Resektion oder Aus- Klinik: En-bloc-Drehen n: engl. en-bloc turning. Tech-
schaltung besonders geschädigter Anteile des – Akuter Beginn mit Fieber, Kopfschmerz, Be- nik des Bewegens eines Patienten in die Seiten-
Lungengewebes angestrebt. wusstseinsstörung lage ohne Verdrehen der Körperachse zur größt-
Emphysem, kongenitales lobäres n: engl. – spinales subdurales Empyem: lokale Schmer- möglichen Schonung der Wirbelsäule v. a. nach
congenital lobar emphysema (Abk. CLE). Seltene an- zen, Bewegungsstörung, radikuläre und me- Operationen oder Verletzungen an der Wirbel-
geborene Lungenfehlbildung, meist im Bereich dulläre Symptomatik, cave: Querschnittläsi- säule.
des linken Oberlappens mit zunehmender on* (Myelitis* per continuitatem). Vorgehen: In Rückenlage werden die Arme des
Überblähung der Lunge durch einen Ventilme- Emulgierung f: engl. emulsification; syn. Emul- Patienten vor der Brust verschränkt und beide
chanismus. In den ersten Lebenswochen treten gieren. Herstellung einer Emulsion. Z. B. im Beine angebeugt. Unter leichtem Anheben des
zunehmende Dyspnoe und Zyanose sowie ex- Rahmen der Fettverdauung wirken die Gallen- Kopfes kann der Patient nun im Ganzen auf die
spiratorisches Keuchen, später rezidivierende säuren als Emulgatoren, indem sie die Oberflä- Seite gedreht werden.
Pneumonien auf. Die Diagnostik erfolgt röntge- chenspannung herabsetzen. Sie bilden gemisch- En-bloc-Resektion f: engl. en bloc resection. Er-
nologisch, die Therapie durch Resektion des te Mizellen mit Triglyceriden, Monoacylglyceri- weiterte Radikaloperation eines malignen Tu-
emphysematischen Lungenteils. Häufigkeit. den, langkettigen Fettsäuren, Cholesterin und mors, bei der neben dem Primärtumor zur Ein-
Knaben : Mädchen 3 : 1, in 10 % der Fälle zusätz- Phospholipiden. Durch das verbesserte Oberflä- haltung der onkologisch notwendigen Radikali-
liche Fehlbildungen. Selten mehrere Lungen- chen-Volumen-Verhältnis haben die Pankreasli- tät gleichzeitig auch evtl. mitbefallene Nachbar-
lappen betroffen. Pathogenese. Irreversible Er- pasen Zugang. organe und -strukturen entfernt werden.
weiterung der Lufträume jenseits der Bronchio- Enalapril n: Antihypertensivum aus der Grup- Encephalitis japonica → Enzephalitis, japani-
li terminales, Knorpelhypoplasie des afferenten pe der ACE-Hemmer. Es wird bei arterieller Hy- sche
Bronchus. Häufig wird der Begriff auch im er- pertonie* (auch in der Schwangerschaft), chroni- Encephalitis lethargica f: engl. lethargic en-
weiterten Sinn eines lobären Emphysems ver- scher Herzinsuffizienz*, zur Sekundärprophy- cephalitis; syn. Economo-Enzephalitis. Seltene
standen, das sich postpartal oder im ersten Le- laxe nach Herzinfarkt* und bei diabetischer Hirnstammenzephalitis* unklarer Ätiologie,
bensjahr zeigt. Ätiologisch: Nephropathie* eingesetzt. Als Nebenwirkung vermutlich durch neurotropes Virus bedingt.
– Störung im Aufbau der Bronchialwand durch treten u. a. Schwindel, Mundtrockenheit, Kopf- Klinisch imponieren Schlafattacken oder schwe-
Knorpelhypoplasie oder -dysplasie schmerzen und für ACE-Hemmer typischer re Somnolenz. 30 % der Fälle verlaufen akut le-
– intraluminale Bronchusobstruktion durch Reizhusten auf. ACE-Hemmer können ein An- tal. Postenzephalitisch führt die Erkrankung
z. B. Schleimpfropf, Schleimhautfalte gioödem* auslösen. mit varibler Latenz zum schweren Parkinson*-
– extraluminale Bronchusobstruktion durch Enameloblaø sten m pl: engl. enameloblasts; syn. Syndrom.
z. B. Gefäße, Lymphknoten, Teratom. Adamantoblasten. Zahnschmelzbildende Zel- Encephalomyelitis disseminata → Multiple
Emphysem, unilaterales → Swyer-James-Syn- len. Sie befinden sich im Schmelzorgan in der Sklerose
drom inneren Schicht des inneren Schmelzepithels. Encephalopathiøa saturnina f: engl. lead en-
Empirische Antibiotikatherapie f: syn. kalku- Nach Abschluss der Schmelzbildung wandeln cephalopathy. Nichtentzündliche diffuse Schädi-
lierte Antibiotika-Therapie. Gabe von antibak- sich die Enameloblasten in Plattenepithelzellen gung des Gehirns durch Blei-Intoxikation.
teriellen Medikamenten aufgrund klinischer um, die das Saumepithel bilden. Encheiresis f: Handgriff, Operation.
Erfahrungswerte, wenn kein Antibiogramm* Enamelum → Zahnschmelz Enchondrom n: engl. enchondroma. Chond-
verfügbar oder kein Erreger isolierbar ist. Enanthem n: engl. enanthema. Ausschlag im rom* innerhalb eines Knochens infolge ver-
Empyem n: engl. empyema. Eiteransammlung Bereich der Schleimhäute. Das Enanthem ist sprengter Knorpelzellen. Häufiges Erstsymp-
in einem Hohlorgan oder einer Körperhöhle entzündlich bedingt, z. B. infektiös. tom ist eine pathologische Fraktur*. Ein weite-
durch direkte oder fortgeleitete Infektion*, z. B. En-bloc-Aufsetzen n: Technik des Aufsetzens res klinisches Zeichen ist die Schwellung der
als Gallenblasenempyem (Cholezystitis*), Ge- eines Patienten nach kinästhetischen Prinzipien Phalangen. Die Therapie besteht aus Kürettage
lenkempyem* oder Pleuraempyem*. Behandelt zur größtmöglichen Schonung der Wirbelsäule und Auffüllen mit Spongiosa sowie ggf. Resek-
wird durch operative Eröffnung, Drainage* und des Patienten. Der Patient kommt dabei in einer tion. Abzugrenzen ist ein Knochentumor*.
Spülung sowie Gabe von Antibiotika*. durchgehenden Bewegung vom Liegen zum Sit-
Encircling Endocardial Ventriculotomy 490
Prinzip: Elektrische Isolation der die Arrhyth- – Immunitätslage: hoher Anteil immuner oder
mie auslösenden Myokardbezirke (mit dort sub- aus anderen Gründen nicht infizierbarer und
und endokardial gelegenen Purkinje-Zellen) daher nicht infektiöser Individuen.
durch tiefen zirkulären Schnitt durch Endo- Ender-Nagelung f: engl. Ender’s operation. We-
und Myokard (Ventrikulotomie). gen hoher Komplikationsrate (Materialdisloka-
Encodierung f: engl. encoding. Transformation tion, Perforation, Entwicklung einer Pseudarth-
der zunächst sensorisch präsenten Information rose) weitgehend verlassenes Verfahren der Os-
in speicherfähige Einheiten und deren Integra- teosynthese bei Schenkelhalsfraktur* und per-
tion in eine bestehende kognitive Struktur (ers- trochantärer Femurfraktur*.
ter Informationsverarbeitungsprozess, Ge- Endhirn → Gehirn
E dächtnis). Die Encodierung ist beeinträchtigt
bei anterograder Amnesie, z. B. bei Schädigun-
Endless-Loop-Tachykardie → Pacemaker me-
diated tachycardia
gen im mittleren Temporallappen oder Alzhei- Endoblaø sttumor → Endotheliom
mer*-Krankheit. Endobrachyösophagus m: engl. endobrachye-
Endangiitis obliøterans → Thrombangiitis ob- sophagus. Auskleidung des distalen Ösophagus
literans mit Zylinderepithel. Dadurch entsteht eine kra-
Endaortitis f: Entzündung der Intima der Aor- niale Verlagerung der Schleimhautgrenze zwi-
Enchondrom Abb. 1: Grundphalanx Digitus III (Fuß); ta (Endarteriitis*), oft im Rahmen von Erkran- schen Ösophagus und Magen. Siehe Abb.
Röntgenaufnahme. [116] kungen des rheumatischen Formenkreises oder
bei Infektionen (z. B. Endaortitis syphilitica).
Endarterien f pl: engl. end arteries. Terminale
Arterienzweige, die das Ende größerer Arterien
bilden und im engeren Sinn (anatomische End-
arterien) nicht unter sich oder mit anderen Arte-
rien anastomosieren. Bei Verschluss einer End-
arterie, z. B. durch Embolie oder Thrombose,
und fehlendem Kollateralkreislauf* kommt es
zum ischämischen Infarkt*. Endobrachyösophagus
Vorkommen:
– Äste der A. cerebri media und A. centralis re- Endobronchialtubus m: engl. endobronchial
tinae tube. Tubus zur selektiven Intubation* des rech-
– funktionelle Endarterien (z. B. Äste der Koro- ten oder linken Hauptbronchus. Die Tubus-La-
nararterien*) mit (präkapillärer) Anastomo- ge wird mittels fiberoptischer Bronchoskopie*
sierung, die allerdings bei akutem Verschluss kontrolliert. Endobronchialtuben werden ein-
der Endarterien als Kollateralkreislauf* zur gesetzt zur selektiven Beatmung* eines Lungen-
Versorgung nicht ausreichend ist, bei langsa- flügels bei lungenchirurgischen Eingriffen,
mer Stenosierung dagegen durch Anpassung meist wird hierfür jedoch ein Doppellumentu-
Enchondrom Abb. 2: Fingerknochen zunächst ausreichend sein kann. bus* oder Bronchusblocker* verwendet.
(Röntgenaufnahme). [223] Endarteriitis f: engl. endarteritis. Entzündung Formen:
der innersten Arterienwand, z. B. Endaortitis*. – Gordon-Gree
Endarteriitis obliøterans → Thrombangiitis – Brompton (auch Pallister-Tubus)
obliterans – Macintosh-Leatherdal
Vorkommen: Häufigster Tumor der kleinen Enddarm m: engl. rectum. Etwa 20 cm langer – Machray.
Röhrenknochen an Hand und Fuß (siehe Abb. 1 Endabschnitt des Dickdarms, der am Anus* en- Endocannabinoide n pl: engl. endocannabi-
und Abb. 2), auch an großen Röhrenknochen det. Der Enddarm ist nochmals in 2 Abschnitte noids. Derivate der Arachidonsäure*. Die kör-
und am Becken, meist lokalisiert in der Diaphy- unterteilt, in den Mastdarm (Rektum*) und in pereigenen, dem Δ9-Tetrahydrocannabinol* aus
se, selten in der Metaphyse. Multiples Auftreten den Analkanal*. Die Grenze bildet der innere Indischem Hanf* ähnlichen Stoffe sind über
mit maligner Entartung (20 %) ist möglich Schließmuskel (M. sphincter ani internus). membranständige G-Protein-gekoppelte Can-
(Chondrosarkom*). Endemie f: engl. endemic disease. Ständiges nabinoid-Rezeptoren (GPCR, z. B. CB1 und
Encircling Endocardial Ventriculotomy: Vorkommen einer Erkrankung in einem be- CB2) an der Regulation vieler physiologischer
Abk. EEV. Verfahren der Herzchirurgie* zur Be- grenzten Gebiet, wobei nur ein Anteil der Be- Reaktionen beteiligt, v. a. in Gehirn und Im-
handlung insbesondere therapierefraktärer völkerung manifest erkrankt. munzellen.
ventrikulärer Tachykardie* nach Herzinfarkt Voraussetzungen: Wirkung:
und Bildung eines Herzwandaneurysmas*. Auf- – Infektionsquelle: 1. entweder ein für die Wei- – Orexigene Wirkung von Anandamid und 2-
grund umfangreicher Myokardschädigung mit tergabe an Nichtinfizierte permanent ausrei- Arachidonylglycerol via CB1-Rezeptor, wobei
Auswirkungen auf die Pumpfunktion wurde chend hoher Anteil von Infizierten 2. oder Rezeptor- und Agonist-Konzentration im Ge-
die EEV weitestgehend durch Verfahren der La- ein nicht menschlicher Wirtsorganismus, der hirn durch Leptin, Ghrelin und Glukokorti-
serchirurgie* und Kryochirurgie* bzw. durch regelmäßig Menschen infiziert (z. B. Lyme*- koide kontrolliert wird
die Katheterablation* oder ICD*-Implantation Borreliose, durch Zeckenstich auf den Men- – Einfluss auf Wahrnehmung und Gedanken-
ersetzt. schen übertragen) verarbeitung
491 Endokarditis
Endokarditis:
Prävention: Infektiöse Endokarditis: Durchblutung, nach Traumen und operati-
Indikation nur noch bei Hochrisikopatienten zur – Allgemein: Mundhygiene und regelmäßige ver Entfernung der Drüse
vorsorglichen Antibiotikagabe zur Verhinde- zahnärztliche Untersuchung (Zahn- und Pa- – Störung regulatorischer Vorgänge
rung einer infektiösen Endokarditis (European rodontalstatus); Verzicht auf Piercing oder – Hormonbildungsstörungen infolge patholo-
Society of Cardiology, Deutsche Gesellschaft für Tätowierung gischer Enzymsysteme, z. B. bei adrenogeni-
Kardiologie). – Antibiotika nur noch für Hochrisikopatien- talem Syndrom
ten (siehe Tab.): Durchführung nach aktuel- – veränderte Ansprechbarkeit der peripheren
Endokarditis in Eigenanamnese ler, der jeweiligen Resistenzlage angepasster Erfolgsorgane auf Hormone infolge von Re-
Herzklappenersatz mit künstlichen oder Richtlinie 30–60 min vor (und ggf. 2 Stunden zeptordefekten (Endorganresistenz, z. B. An-
biologischen Klappen nach) bestimmten diagnostischen oder thera- drogenresistenz*)
E Herzklappenrekonstruktion (innerhalb
6 Monaten nach der OP)
peutischen Eingriffen, bei denen es transito-
risch zu Bakteriämie kommen kann.
– paraneoplastisches Syndrom*.
Endoleck n: engl. endoleak. Undichtigkeit nach
Herzfehler Rheumatische Endokarditis: Prävention von endovaskulärer Implantation eines Stents* zur
akutem rheumatischem Fieber* durch frühzei- Aneurysmaausschaltung (Endovascular* Aneu-
angeborener zyanotischer Herzfehler: nicht oder
tige Antibiotikatherapie. rysm Repair). In der Folge kann es zur Vergrö-
palliativ (Shunt oder Conduit) operiert bzw.
residueller Defekt nach Operation Endokoagulation f: engl. endoscopic coagula- ßerung des Aneurysmas und schließlich zur
tion. Bezeichnung für eine endoskopisch durch- Ruptur kommen, da der Aneurysmasack wieder
persistenter residueller Defekt (turbulenter Blut- geführte Koagulation* von Gewebe, z. B. zur unter systemischen Blutdruck gesetzt wird.
fluss) im Prothesenbereich nach Implantation Blutstillung bei Laparoskopie* oder Pelvisko- Einteilung: Nach Lokalisation:
Herztransplantierte mit erworbenen Klappen- pie*. Die Koagulation erfolgt durch Erhitzen – Typ I: Leck an proximaler Verankerung des
fehlern von Körpergewebe auf ca. 100 °C und dadurch Stentgrafts
erzielter Eiweißgerinnung mit optimaler Hä- – Typ II: Rückfluss in ehemaliges Aneurysma
mostase*. aus Seitenästen
Pathologie: Endokranium n: engl. endocranium. Sowohl Be- – Typ III: Fabrikationsfehler oder Modulunter-
– Bei infektiöser Endokarditis charakteristi- zeichnung für das innere Periost der Schädel- brechung im Graft
sches morphologisches Bild: Klappenulzera- knochen als auch für die äußere Schicht der Du- – Typ IV: Porosität des Graftmaterials.
tion und bakteriell besiedelte Thromben mit ra* mater. Endo-loop: Kunststoffschlinge, die endosko-
neutrophilen Granulozyten (Endocarditis ul- endokrin: engl. endocrine. Beschreibender Be- pisch den Stiel eines Polypen okkludiert, um
cerosa oder thromboulcerosa; siehe Abb. 1) griff für einen bestimmten Sekretionsmechanis- nach endoskopischer Polypektomie eine Blu-
– bei nichtinfektiöser Endokarditis fibrinö- mus von Hormondrüsen, bei dem sie ihre Pro- tung aus den häufig kräftigen Gefäßen zu ver-
se Entzündungsreaktion mit thrombotischen dukte direkt in das Blut absondern. meiden.
Auflagerungen (Endokarditis verrucosa). Endokrine Chirurgie f: Spezialisierung inner- Endolymphangiitis proliferans → Lymphan-
Diagnostik: halb der Viszeralchirurgie*, die sich mit der ope- giopathia obliterans
– Infektiöse Endokarditis: 1. anamnestisch rativen Therapie von Erkrankungen endokriner EndolymphhyXdrops → Menière-Krankheit
2. klinisch mit Abnahme von Blutkulturen Organe wie Schilddrüse, Nebenschilddrüse*, Endometriose f: engl. endometriosis. Ätiolo-
3. umgehende Echokardiografie* inklusive Nebenniere* und Pankreas* sowie mit der Be- gisch ungeklärtes Vorkommen von endometria-
transösophagealem Echo (siehe Abb. 2) handlung neuroendokriner Tumoren des Gast- len Drüsen und Stroma außerhalb der Gebär-
– nichtinfektiöse Endokarditis: 1. Echokar- rointestinaltraktes beschäftigt. mutterhöhle. Besonders unter Östrogeneinfluss
diografie 2. labordiagnostisch 3. ggf. MRT, Endokrinologie f: engl. endocrinology. Lehre sind die Endometrioseherde ähnlichen zykli-
Endokardbiopsie u. a. 4. bei rheumatischer von der Morphologie und Funktion endokriner schen Veränderungen unterworfen wie das En-
Endokarditis mit Jones-Kriterien: siehe Fie- Drüsen und von den Hormonen* sowie deren dometrium*. Betroffene leiden an sekundärer
ber*, akutes rheumatisches (Tab. dort). Regelungs- und Wirkungsmechanismen. Dysmenorrhö, ggf. Dyspareunie*, Dysurie und/
Therapie: Endokrinopathien f pl: engl. endocrinopathies. oder Dyschezie je nach Lokalisation der Endo-
– Infektiöse Endokarditis: bereits bei Ver- Krankheiten, bei denen hormonale Störungen metriose sowie Schweregrad sowie evtl. Sterili-
dacht nach Blutkulturentnahme: 1. kalku- ursächlich und krankheitsbestimmend im Vor- tät oder Infertilität. Vorkommen:
lierte parenterale antiinfektive Initialthera- dergrund stehen. Unter sekundären Endokri- – Bei 10–15 % aller Frauen im geschlechtsrei-
pie (Breitspektrum-Kombinationstherapie) nopathien versteht man entgleiste hormonale fen Alter (meist Rückbildung nach Meno-
2. bei Erregernachweis gezielte (erregerspezi- Reaktionen bei ursächlich nicht endokrinen Er- pause)
fische) parenterale Therapie durch Antiinfek- krankungen, z. B. sekundärer Hyperparathyre- – eine der häufigsten gynäkologischen Erkran-
tiva (in der Regel Antibiotika) nach aktueller oidismus bei Calciferolmangel. kungen, jährlich ca. 40 000 Neuerkrankun-
(an jeweilige Erregerresistenz angepasster) Ursachen: gen in Deutschland.
Richtlinie 3. zusätzlich symptomatisch (hä- – Erkrankungen endokriner Drüsen mit: Einteilung:
modynamische Stabilisierung) 4. meist ope- 1. vermehrter Hormonproduktion, z. B. bei – Nach Lokalisation der Endometrioseherde
rative Fokussanierung (Notfall-OP bei rezidi- Hyperplasie des Drüsengewebes oder reifen (in abnehmender Häufigkeit befallen: Be-
vierenden Embolien, großen Vegetationen Adenokarzinomen 2. Hormonmangel oder ckenperitoneum; Ovarien, sog. Schokoladen-
oder akuter hämodynamischer Verschlechte- fehlender Hormonproduktion bei Zerstö- zyste*; Ligg. sacrouterina; Uterus; Septum
rung) rung endokrin aktiven Drüsengewebes, z. B. rectovaginale/Fornix vaginae; extragenitale
– nichtinfektiöse Endokarditis: 1. Therapie infolge von Entzündung, Fibrose, Autoim- Manifestationen, z. B. Rektosigmoid oder
der Grunderkrankung 2. ggf. operative Sa- munkrankheiten, durch Tumorinfiltration Blasenendometriose*): 1. Endometriosis ge-
nierung. oder metastatisch bedingt, bei gestörter nitalis: innerhalb des kleinen Beckens, aber
493 Endometriumablation
Indikation: Uteruserhaltende Therapie rezidi- Diagnostik: – bei hereditary nonpolyposis colorectal carci-
vierender Hypermenorrhö* oder Menorrhagie* – Ultraschalldiagnostik noma syndrome (HNPCC) familiäres Endo-
nach Ausschluss systemischer und lokaler intra- – Hysteroskopie (siehe Abb. 1 und Abb. 2) metriumkarzinom ab 45. Lj.
uteriner Ursachen. – Kürettage und Histologie Formen:
Endometriumbiopsie → Aspirationsküret- – Gestagentest. – Östrogenabhängiges Endometriumkarzinom
tage Therapie: (Typ I, ca. 75–80 %): 1. bei östrogen- (insbeson-
Endometriumbiopsie → Strichkürettage – Gestagene: 1. zyklisch oder kontinuierlich dere estradiol-)bedingter Endometriumhyper-
Endometriumhyperplasie f: engl. endometri- 2. höhere Dosierung bei zunehmendem Ent- plasie* 2. Risikofaktoren: Langzeiteinnahme
um hyperplasia. Übermäßige Proliferation der artungsrisiko von Östrogenen ohne ausreichenden Gesta-
Uterusschleimhaut infolge längerfristiger Öst- – bei atypischer Endometriumhyperplasie ggf. genschutz, metabolisches Syndrom, Diabetes
E rogeneinwirkung bei Abfall des Progesterons.
Eine komplexe Endometriumhyperplasie mit
Hysterektomie.
Endometriumkarzinom n: engl. endometrial
mellitus, polyzystisches Ovarialsyndrom, frü-
he Menarche und späte Menopause, Nullipa-
Atypien ist eine Präkanzerose* des östrogenab- cancer. Von Drüsen der Gebärmutterschleim- rität, Infertilität, Zustand nach Mammakarzi-
hängigen Endometriumkarzinoms*. Klinisch haut ausgehender maligner, epithelialer Ute- nom, Östrogen bzw. Androgen produzieren-
kommt es zu verstärkter und verlängerter rustumor. Symptome sind postmenopausale der Tumor, Tamoxifen-Therapie, HNPCC
Menstruationsblutung (Durchbruchblutung*). uterine Blutung bzw. prämenopausale Zusatz- – östrogenunabhängiges Endometriumkarzi-
Therapiert wird medikamentös-hormonell blutungen. Behandelt wird mittels stadienge- nom (Typ II, ca. 20–25 %): 1. entsteht aus en-
(Gestagene) oder operativ. Vorkommen: U. a. rechter Operation, Strahlentherapie oder Che- dometrialem intraepithelialem Karzinom
bei motherapie. Die 5-Jahres-Überlebensrate be- (Abk. EIC) bei atrophem Endometrium (50 %
– Östrogenmonotherapie trägt je nach Stadium, Pathologie und Therapie ohne Myometriuminvasion) 2. Östrogen- und
– Tamoxifentherapie zwischen 87 und 18 %. Epidemiologie: Progesteron-Rezeptor-negativ 3. Risikofakto-
– Follikelpersistenz* – Häufigstes Genitalkarzinom in westlichen ren: zunehmendes Lebensalter, vorausgegan-
– Östrogen-produzierendem Tumor (z. B. Gra- Industrieländern gene Bestrahlung des Uterus.
nulosazelltumor*, Thekazelltumor*). – in Deutschland vierthäufigstes Malignom Pathologie:
Klinik: Verstärkte und verlängerte Menstruati- der Frau (5,6 % aller Malignome) mit ca. – Exophytisch in Cavitas uteri oder endophy-
onsblutung insbesondere bei Beginn (sog. juve- 11 000 Neuerkrankungen pro Jahr. tisch in Myometrium einwachsend
nile Blutung) und am Ende (sog. klimakterische Vorkommen v. a. in der Postmenopause: – Metastasierung lymphogen in paraaortale
Blutung) der Geschlechtsreife. – 4 % vor 40. Lj. und Beckenlymphknoten, in ca. 10 % der Fäl-
Endometriumkarzinom:
FIGO-Klassifikation 2010 und Vorversion.
FIGO-Stadium Klassifikation 2010
0 Carcinoma in situ
I begrenzt auf Corpus uteri
IA begrenzt auf Endometrium oder infiltriert weniger als die Hälfte des Myometriums
IB infiltriert die Hälfte oder mehr des Myometriums
IC d
II infiltriert Zervixstroma, keine Ausbreitung jenseits des Uterus[1]
Endometriumhyperplasie Abb. 1: einfache
Hyperplasie (Hysteroskopie). [164] II A d
II B d
III lokale und/oder regionale Ausbreitung
III A Ausdehnung auf Serosa bzw. Adnexe[2]
III B Ausdehnung auf Vagina oder Parametrium
III C Metastasen in Becken- bzw. paraaortalen Lymphknoten
III C1 Metastasen in Beckenlymphknoten
III C2 Metastasen in paraaortalen Lymphknoten mit oder ohne Befall der Beckenlymphknoten
IV A infiltriert Harnblasen- und/oder Darmschleimhaut
IV B Fernmetastasen
[1]
nur endozervikaler Drüsenbefall zählt zu FIGO I
[2]
separate Erfassung positiver Zytologie (Nachweis von Tumorzellen in Aszites oder Peritoneallavage)
Endometriumhyperplasie Abb. 2: komplexe ohne Einfluss auf FIGO-Stadium
Hyperplasie (Hysteroskopie). [164]
495 Endopyelotomie
le in Ovarien, hämatogen v. a. in Lunge (über kards und Fibrosierung des Myokards (restrikti- endophyXtisch: engl. endophytic. Nach innen
V. cava inferior), Leber, Skelettsystem und ve Kardiomyopathie*) sowie konsekutiver Herz- wachsend; z. B. in das Lumen von Hohlorganen
Gehirn insuffizienz*. Die Endomyokardfibrose tritt wachsende Tumoren.
– histopathologisch meist Adenokarzinom* v. a. in Afrika und Indien auf. Endoplaø sma n: engl. endoplasm. Innerer Zyto-
– bei östrogenabhängigem Typ v. a. endometri- Endomyokarditis f: engl. endomyocarditis. Sel- plasmaanteil, der von Ektoplasma* umgeben
oides, bei östrogenunabhängigem Typ v. a. tene Kombination von Endokarditis* und Myo- ist.
klarzelliges oder seröses Adenokarzinom. karditis*, v. a. bei akutem rheumatischem Fie- Endoprothese [Gelenke] f: engl. endoprosthe-
Einteilung: Änderungen der FIGO-Klassifika- ber*. sis. (Teil-)Ersatzstück zur Wiederherstellung
tion 2010 im Vergleich zur Vorversion (siehe Endomyometritis f: Von der Gebärmutter- der Gelenkfunktion (Gelenkendoprothese) eines
Tab.). schleimhaut (Endometrium) auf die Muskel- z. B. durch Arthrose oder Fraktur zerstörten Ge-
Klinik: Leitsymptome:
– Postmenopausale uterine Blutung, prämeno-
schicht des Uterus (Myometrium) übergreifende
Endometritis*.
lenks. Häufige Anwendung finden Hüftgelenk-
prothesen und Kniegelenkprothesen*.
E
pausale Zusatzblutungen (Menorrhagie*, endonasal: Innerhalb der Nase. Prinzip:
Metrorrhagie*) Endoneurium → Nervenfaser – Eine Gelenkfläche (Hemiendoprothese*) oder
– später auch eitriger Fluor oder Pyometra*. Endonukleasen → Nukleasen beide (Totalendoprothese*) Gelenkflächen
Diagnostik: Hysteroskopie*, fraktionierte Kü- Endoparasit m: engl. endoparasite; syn. Ento- werden ersetzt
rettage*, Messung der Endometriumdicke zoon. Innerhalb des Organismus einer anderen – Prothesen bestehen meist aus Materialkom-
durch Vaginalsonografie*. Spezies lebender tierischer Schmarotzer, beim binationen, um die Verankerung (zementiert
Therapie: Menschen z. B. Protozoen* und Helminthes*. oder zementfrei) im Knochen zu optimieren
– Operativ: 1. Basistherapie: totale Hysterekto- Endopeptidasen → Proteasen und den Materialabrieb zu minimieren.
mie* mit Entfernung beider Adnexe, stadien- Endophlebitis f: engl. endovenitis. Entzündung Anwendung:
abhängig systematische pelvine (mindestens des Endothels* einer Vene. – Hüftgelenkprothese (z. B. Totalendoprothese
15 Lymphknoten) und paraaortale (mindes- Endophlebitis obliøterans f: Endophlebitis* mit alloplastischem Ersatz von Femurkopf
tens 10 Lymphknoten) Lymphadenektomie mit nachfolgender Thrombose*. und Hüftpfanne bei Koxarthrose)
(auch laparoskopisch im Rahmen laparosko- Endophlebitis portalis → Pylephlebitis – Kniegelenkprothese* (siehe Abb.)
pisch assistierter vaginaler, ggf. radikaler Endophthalmitis f: Entzündung der Augenin- – seltener Schultergelenkprothese, Sprungge-
Hysterektomie) 2. stadienabhängig ggf. Mit- nenräume. Ursachen sind bakterielle oder my- lenkprothese, Zehengelenkprothese (Großze-
resektion der Parametrien 3. bei serösem oder kotische Entzündungen aufgrund von Verlet- he), Fingergelenkprothese, Bandscheiben-
klarzelligem Endometriumkarzinom zusätz- zungen sowie autoimmune Prozesse an der Au- prothese.
lich Omentektomie sowie Entnahme multi- genlinse. Die Behandlung richtet sich nach der
pler Peritonealbiopsien 4. bei fortgeschritte- Ursache. Siehe Abb.
nem Stadium operative Reduktion großer Formen:
Tumormassen zur Verbesserung der Effekti- – Bakterielle oder mykotische Endophthalmi-
vität palliativer Maßnahmen tis: 1. Ursache: perforierende Verletzung,
– ggf. Strahlentherapie (in der Regel kombinier- Hornhautulzeration oder intraokulare OP
te Brachytherapie* und Telestrahlentherapie*) 2. Klinik: mögliche Erblindung innerhalb
– systemische Therapie: Chemotherapie bei von Stunden 3. Therapie: Antibiotika, Vitrek-
Hochrisikokarzinom (klarzelliges und serö- tomie*
ses Adenokarzinom). – phakogene Endophthalmitis: 1. Klinik: ein-
Prognose: 5-Jahres-Überlebensrate je nach Sta- seitige anteriore und posteriore Uveitis* in-
dium, Pathologie (z. B. endometrioides Adeno- folge Autoimmunität* gegen Linsenproteine
karzinom günstiger als seröses Karzinom) und (phakogene Uveitis) 2. Vorkommen: unter
Therapie (OP prognostisch günstiger als Be- Umständen nach extrakapsulärer Katarakt- Endoprothese [Gelenke]: 1: Totalendoprothese des
strahlung) zwischen 87 und 18 %. extraktion mit Verbleib größerer Linsenreste Hüftgelenks rechts; 2: Totalendoprothese des
Endometriumresektion f: engl. endometrium 3. Therapie: Entfernung der Linsenanteile, Kniegelenks rechts (Röntgenaufnahmen). [116]
resection. Hysteroskopisches Abtragen des En- Vitrektomie.
dometriums mithilfe einer Resektionsschlinge
bei therapieresistenter Hypermenorrhö* oder
Menorrhagie*. Endoprothese [Stent] f: Endoskopisch oder
Endometriumsarkom → Uterussarkom transluminal platziertes Implantat, z. B. Kunst-
Endomitose f: engl. endomitosis. Verdoppe- stoffröhrchen, Tubus* oder Stent* zur Überbrü-
lung der DNA und Spaltung der Chromosomen ckung oder Drainage bei Stenose oder Striktur
ohne Auflösung der Kernmembran und ohne von Gefäßen oder Ausführungsgängen sezer-
Ausbildung einer Teilungsspindel, wodurch po- nierender Organe.
lyploide Kerne mit vielfachen Chromosomen- Endopyelotomie f: engl. endopyelotomy. Endo-
sätzen entstehen. skopische Schlitzung des verengten pelvi-urete-
Endomyces dermatitidis → Blastomyces der- ralen Segments bei angeborener oder entzündli-
matitidis cher Harnleiterabgangstenose*. Der Zugang er-
Endomyokardfibrose f: engl. endomyocardial folgt transurethral oder perkutan. Bei Bedarf
fibrosis. Kollagenose* mit Verdickung des Endo- Endophthalmitis [143] wird ein Katheter eingelegt.
Endorphine 496
Formen: des Epithels der Müller-Gänge mit Ausdifferen- Orifices Transluminal Endoscopic Surgery,
– Transurethrale Endopyelotomie: 1. Ureter- zierung zu Tubenepithel, v. a. in der Umgebung Abk. NOTES) 2. mediastinal-thorakal (Me-
orenoskopie einschließlich Aufdehnung des der Eileiter, gelegentlich in Mesosalpinx, diastinoskopie*, Thorakoskopie*, Video*-as-
Harnleiters 2. bei Bedarf mit retrograder Dar- Omentum und Beckenperitoneum. Bei großer sisted Thoracic Surgery, Abk. VATS) 3. arti-
stellung von Ureter und Nierenbecken mit- Ausdehnung kann sich ein Aszites entwickeln. kulär (Arthroskopie*)
tels Kontrastmittel und Durchleuchtung Maligne Entartung ist sehr selten. Abzugrenzen – gynäkologisch, z. B. Hysteroskopie*, Dukto-
3. bei Bedarf transurethrale Kathetereinlage ist eine Endometriose. skopie*
– transkutane Endopyelotomie: 1. Punktion Endosaø lpinx → Eileiter – urologisch, z. B. Ureterorenoskopie*, Ureth-
des Nierenbeckens und Aufdehnung der Nie- Endoscopic Endometriosis Classification roskopie*, Zystoskopie*
renfistel 2. Pyeloskopie, bei Bedarf inklusive Score m: engl. EEC-Score; Abk. EEC-Score. Kli- – neurochirurgisch: Neuronavigation*
E Kontrastmitteluntersuchung in Durchleuch-
tung 3. bei Bedarf Nierenfistelkatheterein-
nisch-endoskopische Stadieneinteilung der En-
dometriose. Die Stadiumklassifikation erfolgt
– vaskulär: Angioskopie*.
Endoskopie, gastrointestinale f: engl. gastro-
lage. nach ausgeprägtestem Einzelbefund. intestinal endoscopy. Ausleuchtung und Inspek-
Endorphine n pl: engl. endorphins; syn. endoge- Endoskopie f: engl. endoscopy. Ausleuchtung tion von gastrointestinalen Körperhohlräumen
ne Morphine. Sammelbezeichnung für körper- und Inspektion von Körperhohlräumen bzw. bzw. Hohlorganen mithilfe eines Endoskops.
eigene Opioid-Rezeptor-Liganden. Endorphine Hohlorganen mithilfe eines Endoskops zu diag- Das Verfahren wird sowohl diagnostisch als
sind Peptide mit stark analgetischer, morphin- nostischen Zwecken oder Durchführung opera- auch therapeutisch eingesetzt.
ähnlicher Wirkung, deren Sekretion im Rah- tiver Eingriffe unter visueller Kontrolle. Formen:
men einer Schmerz- bzw. Stressreaktion erfolgt. Indikationen: – Ösophagogastroduodenoskopie*
Sie wurden erstmals aus porcinem Gehirn (Hy- – Diagnostisch: 1. ggf. mit Biopsie zur histolo- – Dünndarmendoskopie*
pophyse) isoliert. gischen Untersuchung, evtl. in Kombination – Koloskopie*: 1. komplette Koloskopie 2. Sig-
Biosynthese: Die Biosynthese findet in Zellen mit Röntgendiagnostik* (z. B. als ERCP*) moidoskopie* 3. Rektoskopie* 4. Proktosko-
des peripheren und zentralen Nervensystems oder Ultraschalldiagnostik (Endosonografie*) pie*
sowie hypophysär, gastrointenstinal, adrenal 2. auch als Kapselendoskopie* – Cholangioskopie*.
und in Zellen des Immunsystems statt. – therapeutisch: 1. Durchführung operativer Indikationen:
Einteilung: Unter anderem Eingriffe unter visueller Kontrolle (z. B. – Diagnostisch: ggf. mit Biopsie* zur histologi-
– Endorphine, v. a. β-Endorphin: 1. Genlocus Elektro- oder Laserkoagulation endobronchi- schen Untersuchung, evtl. in Kombination
2p23.3 (POMC) 2. Bildung aus Vorläuferpro- aler Tumoren, Clip*-Applikation, Polypekto- mit Röntgendiagnostik (z. B. als ERC; ERCP*)
tein Proopiomelanocortin 3. Bindung insbe- mie, Papillotomie*, Fremdkörperentfernung, oder Endosonografie*, auch als Kapselendo-
sondere an μ1-Rezeptor, auch an andere μ-Re- Sklerosierung bzw. Gummibandligatur von skopie*
zeptorsubtypen sowie δ- und κ1-Rezeptor Ösophagusvarizen*) 2. fiberoptische Intuba- – therapeutisch: Durchführung operativer Ein-
– Enkephaline: Met-Enkephalin, Leu-Enke- tion*. griffe unter visueller Kontrolle, z. B.: 1. Elekt-
phalin: 1. insbesondere adrenal exprimierte Formen: ro- oder Laserkoagulation von Tumoren
Pentapeptide 2. Genlocus 8q12.1 (PENK) – Gastroenterologisch, z. B.: 1. Gastroskopie*, 2. Clipapplikation 3. endoskopische Mukosa-
3. Bildung aus Vorläuferprotein Proenkepha- Duodenoskopie*, Duodenojejunoskopie*, resektion (EMR) 4. Polypektomie 5. Papillo-
lin 4. Bindung insbesondere an δ-Rezeptor, Ileoskopie*, Koloskopie*, Rektoskopie*, Prok- tomie 6. Fremdkörperentfernung 7. Sklero-
auch an μ-Rezeptor toskopie* (siehe Abb.), Sigmoidoskopie* sierung bzw. Gummibandligatur von Öso-
– Dynorphine: 1. Neuropeptid 2. Genlocus 2. Cholangioskopie* 3. Ösophagoskopie* phagusvarizen
20p13 (PDYN) 3. Bildung aus Vorläuferprote- – HNO-Bereich, z. B.: 1. Bronchoskopie* 2. La- – fiberoptische Intubation*.
in Prodynorphin (klinische Bedeutung: spi- ryngoskopie*, Hypopharyngoskopie*, Panen- Endoskopie, virtueø lle f: engl. virtual endosco-
nozerebellare Ataxie Typ 23 infolge autoso- doskopie* 3. Rhinoskopie*, Sinuskopie* 4. Si- py. Dreidimensionale Simulation und Darstel-
mal-dominant erblicher PDYN-Mutation) alendoskopie* lung des Darmlumens (ggf. auch anderer Kör-
4. Bindung insbesondere an κ-Rezeptor. – im Rahmen der minimal-invasiven Chirur- perinnenräume) aus Daten digitaler bildgeben-
Wirkung: Endorphine wirken als Neurotrans- gie*: 1. abdominal (Laparoskopie*, Natural der Verfahren* wie CT* und MRT. Die errechne-
mitter, Neuromodulatoren oder Hormone. Sie ten Bilder entsprechen dem Bildeindruck einer
steuern vegetative Funktionen durch Aktivie- konventionellen Endoskopie*.
rung endorphinerger Neurone, z. B. bei Verar- Endoskopische Hämostase f: engl. Endoscopic
beitung sensorischer Afferenzen (analgetische Hemostasis; syn. endoskopische Blut-Stillung.
Wirkung durch Blockade der Schmerzreizüber- Mittels Endoskop durchgeführte Blutstillung*
tragung im Hinterhorn des Rückenmarks; zent- im oberen (Speiseröhre, Magen oder Duode-
rale Modulation der Schmerzempfindung; cave: num, ggf. noch proximales Jejunum) oder unte-
Berücksichtigung der abnehmenden Endor- ren Gastrointestinaltrakt* (Rektum, Kolonrah-
phinplasmakonzentration im Alter bei men und terminales Ileum), wobei dies je nach
Schmerztherapie). Zudem sind Endorphine ver- Blutungsquelle durch Unterspritzung, Clip,
antwortlich für die Regulation der Körpertem- Gummibandligatur oder Hämospray erfolgen
peratur, die Kontrolle der hypophysären Inkre- kann.
tion, die Steuerung von Antrieb und Verhalten Endoskopische Papillektomie f: syn. endo-
sowie für die Hemmung der Darmmotilität. skopische Papillen-Resektion. Endoskopisch
Endosalpingiose f: engl. endosalpingiosis. Drü- häufig mittels Seitblickendoskop durchgeführ-
senähnliche Proliferation versprengter Reste Endoskopie: gastrointestinale Endoskopie (Auswahl). te Resektion der Papilla vateri, z. B. bei adeno-
497 Endstrecke
matösen Papillentumoren, mit anschließendem fibrillen sitzen. Die Zellen werden bei Bedarf Endovascular Aneurysm Repair: Abk. EVAR.
Stenting des Ductus hepaticus communis (DHC) (z. B. Fraktur) schnell aktiviert. Minimal-invasives Verfahren zur Therapie von
und des Ductus wirsungianus. Endostose f: engl. endostosis. Von der Innen- Aneurysma* verum oder Aneurysma dissecans
Endoskopische Sklerosierung f: syn. endo- seite der Kompakta bzw. Kortikalis nach innen größerer Arterien (Aorta, Iliakalarterien) durch
skopische Obliteration. Endoskopische Behand- in Richtung Markraum gerichtete, überschie- Implantation einer endovaskulären Stentpro-
lungsmethode bei Ösophagus- und Fundusvari- ßende Knochenneubildung. these (Stentgraft).
zen* des Magens, wobei letztere mit Aethoxy- Endothel n: engl. endothelium. Einschichtiges Endozeø rvix → Cervix uteri
sklerol unterspritzt werden. Plattenepithel als Innenauskleidung der Ge- Endozytose f: engl. endocytosis. Aufnahme von
Endoskopische Submukosadissektion f: fäße. Makromolekülen und Partikeln in gelöster (Pi-
Abk. ESD. Verfahren zur kurativen Behandlung Endotheldysfunktion → Dysfunktion, endo- nozytose*) oder fester Form (Phagozytose*) in
von gastrointestinalen Stromatumoren (GIST)
und klar definierten Frühstadien des Ösopha-
theliale
Endotheline n pl: engl. endothelins. Vasoaktive
die Zelle durch einen Vesikulationsvorgang der
Zellmembran unter Bildung von Endosomen*.
E
gus- und Magenkarzinoms mit Beschränkung Polypeptide mit kurzer HWZ und lokal be- Endozytoskopie f: engl. endocytoscopy. Endo-
auf die Mucosa (T1a N0 M0). Nach endoskopi- grenzter Wirkung. Sie werden in arteriellen En- skopisches Verfahren zur hochauflösenden Be-
scher Markierung des Resektionsrands wird die dothelzellen (Autakoid*) aus Proendothelin urteilung oberflächlicher Gewebeschichten der
betroffene Schleimhaut eleviert und in toto dis- (38 Aminosäurereste) durch Konversionsenzy- gastrointestinalen Mukosa im zellulären und
seziert. me (endothelin conversion enzymes, ECE) gebil- subzellulären Bereich. Der klinische Stellenwert
Endosom n: engl. endosome. Durch Endozyto- det. Endotheline wirken auf Blutgefäße und ist noch nicht hinreichend evaluiert.
se* entstandenes intrazelluläres Vesikel. Über verengen die Bronchien. Endplatte, motorische f: engl. motor end plate;
das endosomale Kompartiment aus miteinan- Endotheliom n: engl. endothelioma. Neubil- syn. Muskelendplatte. Neuromuskuläre Synap-
der kommunizierenden Vesikeln wird das endo- dung aus Endothelzellen (siehe Epitheliom*, se als Endigungsbereich einer motorischen Ner-
zytierte Material in die Zelle aufgenommen, Mesotheliom* und Meningeom*). venfaser (präsynaptische Membran) auf einer
durch Verschmelzen mit Lysosomen* eliminiert Endothelium Derived Hyperpolarizing Factor Muskelfaser (postsynaptische Membran).
oder durch die Zelle hindurch transportiert m: Abk. EDHF. Zu den Autakoiden* gehören- Siehe Abb.
(Transzytose*). der Vasodilatator*, der die Aktivierung kalzi- Funktion: Die marklosen Nervenendigungen
Endosonografie → Ultraschall, intravaskulä- umabhängiger Kaliumkanäle und damit die Re- enthalten zahlreiche Vesikel, in denen Acetyl-
rer laxation der glatten Muskulatur von Blutgefä- cholin gespeichert ist, das bei Erregung freige-
Endosonografie f: engl. endoscopic ultrasound; ßen durch Hyperpolarisation* bewirkt. Zu Va- setzt wird (Exozytose*) und zur Erregung der
syn. Endosonographie. Diagnostisches Verfah- sodilatation führen vermutlich Eikosanoide, Muskelmembran (Depolarisation*) und damit
ren zur intraluminalen Ultraschalldiagnostik*. H2O2, Lipoxygenasen, Zytochrom P450, CO, zur Muskelkontraktion führt. Der Abbau des
Formen: kardiale natriuretische Peptide* und direkte in- Acetylcholins durch die Acetylcholinesterase*
– EUS (endoskopischer Ultraschall) zum Aus- terzelluläre Kommunikation über gap juncti- sowie die Diffusion aus dem synaptischen Spalt
schluss bzw. zur Beurteilung pathologischer ons. ermöglichen die Repolarisation der motori-
Veränderungen von Hohlorganen und an- Endothelium Derived Relaxing Factor: Mit schen Endplatte. Sie wird blockiert durch neu-
grenzenden Strukturen: 1. v. a. zur Beurtei- Stickstoffmonoxid* identischer Vasodilatator romuskulär blockierende periphere Muskelrela-
lung auffälliger Wandprozesse des Gastroin- und gleichzeitig Hemmstoff der Thrombozy- xanzien oder durch Curare.
testinaltrakts, besonders Ösophagus, Media- tenadhäsion und -aggregation.
stinum, Magen, Rektum, Anus, im Rahmen Endotoxämie f: engl. endotoxemia. Einstrom
des Stagings* 2. endobronchial zur Beurtei- von Membranbestandteilen gramnegativer Bak-
lung mediastinaler und pulmonaler Erkran- terien (Endotoxinen) aus dem Darm in das Blut.
kungen (endobronchialer Ultraschall*) Ursache ist meist eine minderperfusionsbeding-
3. transrektal und transvaginal (Vaginalsono- te Permeabilitätserhöhung bei extremer Dauer-
grafie*) zur Detektion von Erkrankungen des belastung (Ausdauersport, v. a. untrainierte Per-
Urogenitaltrakts, v. a. der Prostata (transrek- sonen).
tale Prostatasonografie*) und des inneren Klinische Bedeutung: Kann vereinzelt zu Rhab-
weiblichen Genitales, z. B. Myoma* ute- domyolyse* und Nekrosen* (z. B. an Herzmus- Endplatte, motorische [5]
ri oder Extrauteringravidität* (Abb. 3 dort) kel oder Extremitätenmuskulatur) bis hin zu ei-
4. transösophageal auch im Rahmen der TEE nem Kompartmentsyndrom* oder Crush*-Syn- Endplattenpotenziale → Elektromyografie
(Echokardiografie*) drom führen. Endständiges Ileostoma n: syn. terminales
– intravaskulärer Ultraschall* (IVUS) Endotoxine → Toxine Ileostoma. Schaffung eines permanenten Ente-
– intraduktaler Ultraschall* (IDUS). Endotoxinschock → Schock, septischer rostomas* im Bereich des (terminalen) Ileums
Endosporen → Sporen Endotrachealtubus m: engl. endotracheal tube. als Form der definitiven Stuhlableitung nach
Endoø st n: engl. endosteum. Die Knochenbin- Beatmungsschlauch zum Einlegen in die Luft- Proktokolektomie* bei familiärer adenomatöser
nenräume (Markhöhle, Havers-Kanäle, Spongi- röhre, über Mund oder Nase. Der Endotracheal- Polyposis (FAP) oder Colitis ulcerosa.
osa-Trabekel) auskleidende einschichtige Lage tubus sichert die Atemwege und schützt vor As- Endstrecke f: engl. S-T segment. ST*-Strecke
von Bindegewebezellen (bone lining cells). Es piration*. Er besteht meist aus Kunststoff und und T*-Welle im EKG*. Zu Endstreckenverän-
besteht aus mesenchymalen Stammzellen, Os- kann mittels Cuff* blockiert werden, meist Nie- derungen kommt es bei Störung der ventriku-
teoprogenitorzellen, ruhenden Osteoblasten derdruckcuff. Je nach Indikation und Umstand lären Erregungsrückbildung (Repolarisation),
und inaktiven Osteoklasten, die auf einer dün- stehen verschiedene Typen zur Verfügung. z. B. bei Herzinfarkt*, Perikarditis* (bzw. Peri-
nen Schicht von nicht mineralisierten Kollagen- myokarditis) oder Hypokaliämie*.
Endstrombahn 498
(Apiaceae), deren aromatisches Bittermittel Wirkung: Enhancer stellen relativ große Ele- Enolform f: engl. enol form. Isomer der Keto-
spasmolytisch, cholagog und stimulierend auf mente von oft mehreren 100 Basenpaaren Länge form mit der Gruppe dCOH]CHd. Die Enol-
die Magensaftsekretion wirkt. Siehe Abb. dar, die unabhängig funktionierende, wieder- form steht bei der Keto-Enol-Tautomerie mit
Verwendung: holte Sequenzbereiche enthalten können. Um der Ketoform im Gleichgewicht.
– Medizinisch: 1. bei Appetitlosigkeit (Kom- den Enhancern Wirkung zu verleihen, müssen Enophthaø lmus m: engl. enophthalmos. Zurück-
mission E) 2. bei dyspeptischen Beschwerden Proteinfaktoren vorhanden sein, die mit den sinken des Augapfels in die Orbita. Ursachen
wie Völlegefühl, Blähungen und krampfarti- DNA-Sequenzen spezifische Protein-DNA-In- können sein Dystrophia myotonica, Metastase
gen Magen-Darm-Störungen (European Sci- teraktionen eingehen. Diese Protein-DNA-In- des Mammakarzinoms*, Blow*-out-Fraktur,
entific Cooperative on Phytotherapy, Kom- teraktion erleichtert in der Promotorregion Schwund des orbitalen Fettgewebes durch ho-
mission E) (Promotor*) des regulierten Gens die Bindung hes Alter oder eine auszehrende Krankheit.
– volkstümlich: 1. innerlich auch zur Behand-
lung von Leber- und Gallenwegserkrankun-
anderer Transkriptionsfaktoren oder der DNA-
abhängigen RNA-Polymerase. Enhancer wirken
Beim Horner*-Syndrom kommt es durch die
schmale Lidspalte zu einem scheinbaren
E
gen, bei Husten und Bronchitis, nervöser unabhängig von Orientierung, Richtung oder Enophthalmus.
Schlaflosigkeit und als Tonikum 2. äußerlich Ort des Transkriptionsstarts. Enostose → Hyperostose
zu hautreizenden Einreibungen 3. die Wirk- Enkephaline → Endorphine Enoxaparin n: engl. enoxaparine. Antikoagu-
samkeit bei den volkstümlichen Anwen- Enkephaline n pl: syn. Leucin-Enkephalin. lans aus der Gruppe der niedermolekularen He-
dungsgebieten ist derzeit nicht belegt Peptide, die neben Endorphinen und Dynorphi- parine. Intravenös appliziert dient Enoxaprin
– in der Anthroposophischen Medizin Verwen- nen zur Gruppe der endogenen Opioidpeptide der prophylaktischen oder therapeutischen He-
dung als Tonikum. gehören. Sie binden an die 3 ähnlichen G-Prote- parinisierung im korporalen oder extrakorpora-
Englische Krankheit → Rachitis in-gekoppelten μ-, δ- und κ-Rezeptoren und len Kreislauf. Gegenüber unfraktioniertem He-
Engpasssyndrom → Impingement-Syndrom hemmen die Aktivität von Neuronen. Die bei- parin besitzt es eine längere Wirkdauer und ein
Engpasssyndrom → Nervenkompressionssyn- den Vertreter Leu- und Met-Enkephalin sind geringeres HIT-Risiko. Kontraindikation ist ei-
drom Pentapeptide. ne kurz zurückliegende Blutung.
Engraø mm n: engl. engram. Durch häufige Wie- Enkopresis f: engl. encopresis. Willkürliches Entängstigung f: engl. normalization. Erarbei-
derholung derselben Wahrnehmungs- und Ver- oder unwillkürliches Absetzen von Stuhl an da- ten einer für den Patienten nachvollziehbaren
arbeitungsinhalte entstandene, strukturelle für nicht vorgesehenem Ort (z. T. einhergehend Erklärung für Angst* auslösende Symptome
bzw. physiologische Veränderung im Gehirn, mit Verschmieren) mindestens 1-mal im Monat und Erlebnisse, um deren Angst auslösendes
die als biologische Grundlage des menschlichen ab dem Alter von 4 Jahren. Nach Diagnosestel- Potenzial zu reduzieren.
Gedächtnisses angesehen wird. lung mit körperlicher Untersuchung, Ultra- Entamoeba f: Gattung kommensal oder para-
Prinzip: Die Verarbeitung von Informationen schall* und Fragebögen, wird mit Verhaltens- sitär lebender Rhizopoden (siehe Protozoen*).
geht mit bioelektrischen Erregungen der betei- therapie* und bei ursächlicher Obstipation mit Entamoeba histolytica f: syn. Entamoeba dys-
ligten Neurone einher, die bei anhaltender Akti- Laxanzien* behandelt. Vorkommen: enteriae. Erreger der Amöbiasis*. Die Gewebein-
vierung an den synaptischen Verbindungen – Ca. 1–3 % aller Schulkinder vasion wird u. a. durch von Entamoeba histoly-
elektrochemisch gespeichert und durch wieder- – bei Jugendlichen unbekannt tica gebildete Proteasen ermöglicht. Normaler
holte Erregungszirkulation konsolidiert wer- – auch bei Demenz* und bestimmten psychiat- Kolonschleim wirkt protektiv, eine gestörte
den (Konsolidierung). Aufgrund der Plastizität rischen Erkrankungen (z. B. schizophrene Schleimsekretion begünstigt die Parasiteninva-
der neuronalen Strukturen (neuronale Plastizi- Psychose) sion ins Gewebe.
tät*) entstehen so anatomisch nachweisbare, ge- – männlich : weiblich = 4 : 1 Entartungsreaktion (EaR) f: engl. degeneration
bahnte neuronale Netze (Zellensembles), wobei – als Einzelsymptom (z. B. als Überlaufenko- reaction. Veränderung der normalen elektri-
Synapsen sich verändern, vermehren oder kom- presis bei chronischer Obstipation*) oder als schen Erregbarkeit von Nerven und Muskeln als
plett neu gebildet werden können (LTP). Die Teil einer umfassenden Störung Zeichen einer Schädigung des 2. motorischen
durch neuronale Strukturänderungen entstan- – 40–50 % aller betroffenen Kinder haben in- Neurons. Ein nicht innervierter Muskel besitzt
denen, stabilen und widerstandsfähigen En- ternalisierende (z. B. Angststörungen* oder einen höheren Widerstand und eine höhere Ka-
gramme können zu einem späteren Zeitpunkt Depression*) oder externalisierende (z. B. So- pazität und ist deshalb erst bei einer höheren
wieder abgerufen werden und ermöglichen bei zialverhaltensstörung) psychische Störun- Spannung zu erregen.
erneuter Darbietung bekannter Reize eine gen. Formen:
schnellere Informationsverarbeitung. Einteilung: – Bei der kompletten Entartungsreaktion fehlt
Klinische Bedeutung: – Primäre Enkopresis als abnorme Verlänge- die Muskelerregbarkeit völlig.
– Gestörte Bildung dauerhafter Engramme bei rung der normalen infantilen Inkontinenz – Bei der partiellen Entartungsreaktion ist die
anterograder Amnesie* – sekundäre Enkopresis als Kontinenzverlust Schwelle erhöht, der Muskel bleibt jedoch er-
– gestörte Erinnerung an bestehende Engram- nach bereits erlangter Darmkontrolle regbar.
me bei retrograder Amnesie*. – absichtliches Absetzen trotz normaler phy- Entartung, wachsige f: engl. waxy (amyloid)
Engwinkelglaukom → Glaukom siologischer Darmkontrolle. degeneration. Amyloide Degeneration (siehe
Enhancer m: DNA*-Sequenzabschnitt, an dem Formen: Amyloidose*).
durch Bindung von meist zellspezifischen Tran- – Enkopresis mit Obstipation als Einkoten mit Entbindung, operative f: engl. operative deliv-
skriptionsfaktoren* die Transkription* eines eu- typischen Zeichen einer chronischen Obsti- ery. Überbegriff für eine operative Beendigung
karyotischen oder viralen Gens verstärkt wird pation der Geburt. Dazu gehören Sectio caesarea
und der unter Umständen bis zu Tausende von – Enkopresis ohne Obstipation als Einkoten (Schnittentbindung*, Kaiserschnitt), Vakuum-
Basenpaaren vor oder hinter dem Gen* oder in ohne Nachweis einer Obstipation oder Stuhl- extraktion* (Saugglockenentbindung), Forceps
einem Intron liegen kann. verhalt*. (Zangengeburt), innere Wendung und manuelle
Entdecken, geleitetes 500
Extraktion des Kindes. Im weitesten Sinne zählt tion. Behandelt wird symptomatisch, antibio-
auch die Episiotomie* (Dammschnitt) zu den tisch und ggf. chirurgisch.
operativen Geburten. Ätiologie: Infektion mit Clostridium* perfrin-
Entdecken, geleitetes → Dialog, sokratischer gens Typ C (Alpha- und Betatoxin).
Entdifferenzierung f: engl. anaplasia. Um- Vorkommen:
wandlung normal differenzierter Zellen in aty- – Heute in Europa sehr selten, aktuell fast nur
pische Zellen, entweder als vollständige Entdif- noch in Hochländern Neuguineas
ferenzierung (Anaplasie*) oder partielle Entdif- – im 2. Weltkrieg in Europa
ferenzierung (epitheliale Dysplasie*). – Erregerreservoir: Boden (anaerobe Zonen),
Entengang → Duchenne-Hinken Wasser, Staub, Lebensmittel, Darm von
E Entenschnabelbruch → Kalkaneusfraktur
enteral: In Bezug auf den Darm, die Eingewei-
Mensch und Tier.
Klinik:
de betreffend, z. B. enterale Ernährung*. – Variabler Verlauf von milder Diarrhö bis zu Enteritis regionalis Crohn Abb. 2: Pflasterstein-
Enteritis f: Entzündung der Dünndarm- segmentaler ischämischer Jejunumnekrose relief. [36]
schleimhaut, die meist durch Diarrhö und (Myonekrose) mit Gaszysten
Bauchschmerzen gekennzeichnet ist. Enteriti- – ggf. auch Kolonnekrose.
den kommen auch im Rahmen einer Gastroen- Differenzialdiagnose: Nekrotisierende Ente- pharmakologisch immunsuppressiv und ggf.
teritis (Mitbeteiligung des Magens) oder Entero- rokolitis durch Clostridium perfringens Typ A, chirurgisch.
kolitis* vor. die einer Enteritis necroticans ähnelt. Häufigkeit:
Ätiologie: Meist Infektion mit – Erregerreservoir Mensch, Tier (unzureichend – Inzidenz in Europa 0,7–9,8 : 100 000 pro Jahr
– Viren (Rota-, Noro-, Adeno-, Enteroviren) gegartes Fleisch), Boden – meist zwischen 15. und 35. Lj. sowie 60. und
– Bakterien: 1. oft Schädigung durch deren To- – Pathologie: Enterotoxin (mit zusätzlicher zy- 80. Lj.
xine 2. in gemäßigten Klimazonen am häu- totoxischer Wirkung) Lokalisation: Siehe Abb. 1.
figsten mit Salmonella enterica Serovar Ente- – Klinik: Diarrhö (90 %), Bauchkrämpfe (80 %), – Gastrointestinal: 1. Ileokolitis (50 %) 2. iso-
ritidis, auch Staphylokokken, Streptokok- Übelkeit (25 %), Erbrechen (9 %), Fieber lierte Dünn- und Dickdarmmanifestation (je-
ken, Campylobacter, Escherichia coli, Yersi- (24 %), selbstlimitierender Verlauf weils ca. 25 %; bei Manifestation im Dick-
nien 3. nicht selten als Lebensmittelinfektion – Diagnostik: mikrobiologische Stuhluntersu- darm Rektum meist ausgespart) 3. Ösopha-
4. weitere Erreger: z. B. Shigella, Salmonella chung, Enterotoxin-Nachweis gus und Magen (makroskopisch 1–4 %)
Serovare Typhi und Paratyphi, Vibrio chole- – Therapie: ggf. Penicillin (selten, da meist – nicht gastrointestinal: siehe unten unter
rae; infektiöse Gastroenteritis*. kurzdauernder und klinisch leichter Verlauf). Komplikation.
Klinik: Therapie: Ätiologie: Multifaktoriell.
– Diarrhö (je nach Ätiologie evtl. mit Schleim- – Magensaft absaugen – Genetische Prädisposition (z. B. bei eineiigen
oder Blutbeimengung) – Flüssigkeitsersatz und Benzylpenicillin i. v. Zwillingen Erkrankung beider Zwillinge in
– krampfartige Bauchschmerzen. – Pyrantel p. o. 58 %, NOD2-Polymorphismus prädisponiert
Diagnostik: – bei Darmperforation Resektion des nekroti- zur fibrostenosierenden Ileitis)
– Vor allem klinisch schen Darmanteils. – inadäquate Immunantwort auf kommensale
– bei Verdacht auf infektiöse Enteritis ggf. mit Enteritis regionalis Crohn f: syn. Morbus Bakterien (aktivierte CD4-positive T-Zellen
mikrobiologischer Stuhluntersuchung (Erre- Crohn. Häufig in Schüben verlaufende, chro- der Lamina propria mit Sekretion v. a. in-
gernachweis; z. T. Antikörperbestimmung nisch entzündliche Erkrankung (CED), die alle flammatorischer Zytokine, Aktivierung wei-
mit ELISA und Western-Blot-Methode mög- Abschnitte des Verdauungstrakts erfassen kann. terer Entzündungszellen und Stimulierung
lich) Betroffene zeigen Durchfälle und Fieber, teil- des sog. Homings von Lymphozyten, Granu-
– sehr selten apparativ (v. a. Endoskopie). weise entwickeln sich Fisteln. Behandelt wird lozyten und mononukleären Zellen über Ho-
Differenzialdiagnosen: ming-Rezeptoren in den Darm)
– Enteritis* regionalis Crohn – Mangel an in Paneth-Körnerzellen gebilde-
– Colitis* ulcerosa. ten Defensinen
Therapie: – Einfluss von Umweltfaktoren (z. B. Rauchen,
– Symptomatisch (v. a. Elektrolyt- und Flüssig- Nahrungsmittelallergene, Enteritis-Erreger).
keitssubstitution) Pathologie:
– ggf. kausal (z. B. Antibiotika). – Im Gegensatz zur Colitis* ulcerosa transmu-
Enteritis alleø rgica f: syn. Gastrointestinale Al- rale Erkrankung mit verdickter, fibrotischer
lergie. Nicht gebräuchliche Bezeichnung für ei- Darmwand, z. T. mit Lumeneinengung
ne Enteritis* auf Basis einer gastrointestinalen – charakteristisch sind diskontinuierliche ent-
Nahrungsmittelallergie* (z. B. Milch, Nüsse, zündliche Veränderungen (skip lesions: un-
Fisch). auffällige Schleimhaut zwischen entzündli-
Enteritis necroticans f: Akute nekrotisierende chen Darmabschnitten)
Entzündung des Dünndarms, gelegentlich auch – bei geringer Krankheitsaktivität mit Aph-
des Kolons, ausgelöst durch eine Infektion mit then und oberflächlichen Exulzerationen
Clostridium* perfringens Typ C. Die Symptome – bei höherer Krankheitsaktivität mit teils kon-
reichen von milder Diarrhö bis zu Jejunumnek- fluierenden landkartenförmigen Ulzera, z. T.
rosen. Es besteht das Risiko einer Darmperfora- Enteritis regionalis Crohn Abb. 1: Lokalisationen. unauffällige Schleimhaut umschließend (sog.
501 Enterobacter
in das Darmlumen. Bei der angeborenen Form Enteropeptidase f: Protease* der Duodenal-
muss eine Diät eingehalten werden, bei erwor- mukosa, die nach Sekretion in das Darmlumen
benen Formen richtet sich die Therapie nach Trypsinogen zu Trypsin spaltet.
der Ursache. Enteropexie f: engl. enteropexy. Operative Fi-
Ätiologie: xierung des Darmes durch Annaht, im weiteren
– Angeboren: perlschnurartig angeordnete Er- Sinne auch Fixation anderer intraabdominaler
weiterungen oder Stenosen der intraabdomi- Organe an fixe Stellen, z. B. an der Bauchwand
nalen Lymphgefäße (Enteropathia lymphan- oder am Retroperitoneum. Beispiele sind Gast-
giectatica) ropexie*, Kolopexie* und Rektopexie*.
– erworben: 1. großflächiger (funktioneller) Enteroskopie f: engl. enteroscopy. Endoskopie*
Verlust von Darmepithel (Enteritis regionalis
Crohn, Colitis ulcerosa) 2. gesteigerte gastro-
mit flexiblen Glasfaser-Endoskopen von Jeju-
num und Ileum.
E
Enterokolitis, nekrotisierende Abb. 3: nekrotische intestinale Permeabilität (Ménétrier*-Syn- Enterospaø smus m: engl. enterospasm. Krampf
Darmteile (Operationssitus). [45] drom, einheimische Sprue) 3. Behinderung der Darmmuskulatur.
des intestinalen Lymphabflusses (Whipple- Enterostenose → Darmstenose
Krankheit, intestinale Lymphome und Enterostoma n: engl. artificial anus; syn. Anus
schlingen mit Darmwandverdickung; patho- Lymphknotenvergrößerung) infolge konges- praeter. Temporär oder permanent angelegter,
gnomonisch ist die Darstellung der Pneuma- tiver Herzerkrankung (z. B. Pericarditis con- doppelläufiger oder endständiger künstlicher
tosis intestinalis (Wasserstoff) tangential in strictiva, Trikuspidalklappeninsuffizienz) Darmausgang. Das synonym auch als Anus
der Darmwand sowie unter Umständen Gas- durch erhöhten Venendruck und Lymph- praeter naturalis bezeichnete Enterostoma wird
nachweis in der Vena portae hepatis rückstau in den Ductus thoracicus. aus dem Bauchraum durch die Bauchdecke ge-
– abdominale Ultraschalldiagnostik zur Dar- Klinik: zogen und hier implantiert. Es dient der Stuhl-
stellung von Gas in Vena portae hepatis und – Ödeme (infolge Hypoproteinämie) entleerung im Rahmen der operativen Behand-
dopplersonografische Beurteilung der gast- – Krämpfe (infolge Hypokalzämie) lung von Erkrankungen des Darmes.
rointestinalen Perfusion, z. B. hoher systoli- – Anämie Beispiele: Siehe Abb. 1, Abb. 2 und Abb. 3.
scher und diastolischer Blutfluss bei niedri- – Steatorrhö (ungenügender Übertritt von Einteilung: Je nach Lokalisation unterscheidet
gem Pulsatilitätsindex in der A. mesenterica Chylomikronen aus den Darmepithelzellen man:
superior. in die Lymphwege) – Ileo- oder Jejunostoma: Enterostomata im
Therapie: – Steigerung der Infektanfälligkeit. Bereich des Dünndarmes
– Konservativ: 1. Sicherung der Vitalfunktio- Diagnostik:
nen mit Kreislaufstabilisierung, Beatmung – Blutwerte: Lymphopenie (intestinaler Lym-
u. a., siehe Schock* 2. parenterale Ernährung phozytenverlust) und Hypoproteinämie
bei enteraler Nahrungskarenz, Magenab- – Messung der Alpha-1-Antitrypsin-Clearence:
laufsonde 3. Schmerztherapie 4. kausale Sep- Alpha-1-Antitrypsin in Fäzes und Serum in
sistherapie mit Antiinfektiva, siehe Sepsis* Kombination mit Bestimmung des Stuhlvo-
5. allgemeine Maßnahmen, z. B. Korrektur lumens (nicht anwendbar bei Proteinverlust
von Elektrolytstörungen* über den Magen).
– chirurgisch: meist Laparotomie und Resekti- Therapie:
on nekrotischer Darmteile (siehe Abb. 3); In- – Angeborene Form: fettarme und fettmodifi-
dikation nach Klinik und Progredienz, sofort zierte Kost mit Kohlenhydraten und mittel-
bei freier gastrointestinaler Perforation mit kettigen Triglyceriden (Resorption unter Enterostoma Abb. 1: 1: doppelläufig, v. a. bei
Pneumoperitoneum. Umgehung des Lymphkreislaufes) als Haupt- zeitweise angelegtem Enterostoma; 2: endständig,
Prognose: Letalität je nach Klinik und Gestati- energieträger v. a. bei bleibendem Enterostoma.
onsalter 10–30 %; evtl. narbige Darmstenosen – erworbene Form: Behandlung der Grunder-
als Residuum besonders nach rein konservativer krankung.
Therapie; ggf. Kurzdarmsyndrom*. Enteropathie, gluteninduzierte → Zöliakie
Enterolith → Kotstein Enteropathie, hämorrhagische f: engl. hemor-
Enterolithotomie f: engl. enterolithotomy. Lon- rhagic enteropathy. Krankheitsbild bei alten Pati-
gitudinale Inzision eines Darmabschnitts zur enten, welches morphologisch das Bild des hä-
Entfernung eines in den Darm übergetretenen morrhagischen Darminfarkts bei Fehlen eines
Gallensteins*, der zu einem mechanischen Ileus Gefäßverschlusses zeigt.
geführt hat. Enteropathie, HIV-assoziierte f: engl. HIV-as-
Enteropathiøa lymphangiectatica → Entero- sociated enteropathy. Symptomenkomplex mit
pathie, exsudative Malabsorption, Gewichtsverlust und Diarrhö
Enteropathie f: engl. enteropathy. Allgemeine ohne Erregernachweis bei Patienten mit HIV-
Bezeichnung für Darmerkrankungen. Infektion. Die Ätiologie ist unklar.
Enteropathie, exsudative f: engl. protein-los- Enteropathie, ischämische f: engl. ischemic
ing enteropathy; syn. Eiweißverlustsyndrom. enteropathy. Hypoxie* oder Anoxie* der Darm-
Nichtselektiver, unphysiologisch hoher Protein- wand aufgrund einer arteriellen Minderdurch- Enterostoma Abb. 2: Technik in Abhängigkeit von
verlust durch Übertreten von Plasmaproteinen blutung. der Lokalisation.
Enterostomie 504
Enterotoxine n pl: engl. enterotoxins. Auf den – MRT des kleinen Beckens in Kombination
Verdauungskanal wirkende Exotoxine von Bak- mit einer MR-Defäkografie.
terien verschiedener Gattungen, beispielsweise Therapie: Je nach Befund ist die Behandlung:
Staphylococcus, Vibrio, Shigella, Pseudomonas – Konservativ mit Beckenbodengymnastik, Er-
und Escherichia. Die Enterotoxine (A–E) der nährungsumstellung und Stuhlregulation
Stämme von Staphylococcus* aureus sind relativ – oder operativ, meist laparoskopisch durch
thermostabil, sodass sie bei der üblichen Spei- Rektopexie* oder transanale STARR*-Opera-
senzubereitung nicht zerstört werden. Entero- tion.
toxine werden serologisch nachgewiesen. Enterozeption → Interozeption
Enterovirus n: Zu Picornaviridae* gehörendes Enterozyø ste f: Dottergangzyste, die von einem
E Genus säurestabiler, enteropathogener RNA-Vi-
ren, die weltweit bei Mensch, Nagetier,
persistierenden, intermediären Anteil des Duc-
tus* omphaloentericus ausgeht und mit Magen-
Enterostoma Abb. 3: doppelläufige Ileostomie. [36]
Schwein, Rind und verschiedenen Affenarten oder Darmschleimhaut ausgekleidet ist.
vorkommen. Enteroviren werden v. a. durch fä- Entfaltungsknistern n: engl. atelectatic rales.
kal-orale Schmier- und Tröpfcheninfektion Inspiratorisches Rasselgeräusch über den unte-
– Coekostoma: Enterostoma im Bereich des übertragen. Die Infektion verläuft häufig inap- ren Lungenteilen, die bei bettlägerigen Patien-
Blinddarmes parent oder mit vorwiegend gastrointestinaler ten zusammengedrückt sind. Das Entfaltungs-
– Transversostoma Symptomatik. knistern ist bei den ersten tiefen Atemzügen
– Descendostoma Einteilung: Enteroviren werden eingeteilt in Po- nach dem Aufrichten hörbar und verschwindet
– Sigmoidstoma. liomyelitis*-Viren, Coxsackie*-Viren und im Gegensatz zur Crepitatio* wieder.
Indikationen: Das Anlegen eines künstlichen ECHO*-Viren. Neuere Enterovirusisolate wer- Entgiftung [Biotransformation] f: engl. detoxi-
Darmausganges erfolgt viszeralchirurgisch in den als humane Enteroviren (HEV) klassifiziert fication. Körpereigene Unschädlichmachung
folgenden Konstellationen: (Serotyp 68–71). von toxischen Substanzen durch Umwandlung
– Temporär doppelläufig: meist als vorgeschal- Infektionsprophylaxe: Bisher gibt es nur Imp- in leichter ausscheidbare S toffe. Dies geschieht
tetes Ileostoma, zur Entlastung und Protekti- fungen gegen Poliomyelitis-Viren. Pleconaril v. a. in der Leber durch Abbau, Umbau oder
on einer Anastomose, z. B. bei tiefer anterio- und andere sog. Canyon-Blocker sind antiviral Koppelung an andere Substanzen.
rer kontinenzerhaltender Rektumresektion wirksam. Entgiftung [Verfahren] → Detoxikation
oder bei Darmanastomose im Rahmen einer Enterovirus-Surveillance: engl. enterovirus Enthaarung → Epilation
dringlichen Operation bei Ileus, Darmperfo- surveillance. Überwachung zur Bestätigung ei- Enthemmung → Hemmungsdefizit
ration und Peritonitis ner viralen Meningitis* oder Enzephalitis* in al- Enthemmung f: engl. exaltation. Begriff mit
– temporär endständig: meist mit Ausleitung len Altersklassen, auch angewendet zur Abklä- mehreren Bedeutungen. Neurophysiologisch ist
eines Dickdarmafters im Rahmen einer Dis- rung einer akuten schlaffen Lähmung der Ext- die Steigerung der neuronalen Erregbarkeit in-
kontinuitätsresektion, z. B. nach Hartmann remitäten. Hierbei werden innerhalb der ersten folge Ausfalls des hemmenden Einflusses von
mit der Möglichkeit der späteren Kontinenz- Tage nach Krankheitsbeginn Stuhl- (bevorzugt) Nervenzentren oder Interneuronen gemeint. In
wiederherstellung oder Liquorproben auf Enteroviren untersucht. der Psychologie meint Enthemmung die Auslö-
– permanent: meist als endständiges Stoma zur Enterozele f: engl. enterocele. Tiefertreten von sung von Affekten* bei Wegfall von Hemmungs-
definitiven Stuhlableitung, z. B. nach abdo- Darmanteilen in das kleine Becken mit konse- mechanismen, z. B. bei Intoxikationen, Rausch,
mino-perinealer Rektumexstirpation bei tief- kutiver Ausbildung eines Prolapses im Bereich Psychose, Manie oder Schädelhirntrauma.
sitzendem Rektumkarzinom oder nach Prok- des Beckenbodens. Betroffen sind meist ältere Enthesiopathie → Insertionstendopathie
tokolektomie bei Colitis ulcerosa. Frauen nach gynäkologischen Voroperationen Enthirnung → Dezerebration
Komplikationen: mit gleichzeitig bestehender Beckenbodenin- Enthirnungsstarre → Dezerebrationsstarre
– Frühkomplikationen: allergische Hautreakti- suffizienz. Bildgebend imponiert häufig die Entkeimung f: engl. degermation. Abtöten oder
onen bei unsachgemäßer Stomaversorgung, motilitätsgestörte, vor dem Rektum liegende Abscheiden von Mikroorganismen durch che-
Stomaretraktion, -nekrose, Blutung, Ödem, blindsackartige Darmschlinge, deshalb auch mische oder physikalische Mittel und Verfahren
innere Hernie mit konsekutivem Ileus, Fistel Cul-de-Sac-Syndrom (Sackgassen-Syndrom) ge- wie Desinfektion und Sterilisation.
oder Wundheilungsstörung nannt. Entkeimungsfiltration → Filtration, keim-
– Spätkomplikation: parastomale Hernie, Sto- Klinik: Es besteht die Symptomatik einer ob- freie
maprolaps, Stenose, Striktur, chronische Re- struktiven Defäkationsstörung verbunden mit Entkeimungsfiltration → Keimfiltration
traktion, Stomagranulome. den Zeichen einer Urge-Inkontinenz. In der Re- Entkopplung, elektromechanische → Herz-
Enterostomie f: engl. enterostomy. Operative gel handelt es sich um eine prolabierte Dünn- Kreislauf-Stillstand
Schaffung einer Verbindung zwischen 2 Darm- darmschlinge, die bei der Defäkation auf den Entlassmanagement n: engl. discharge ma-
abschnitten nach Darmresektion oder seltener Enddarm drückt und wie ein Ventil die Stuhl- nagement. Nach § 39 Absatz 1a SGB V Teil der
zur Ausschaltung eines Darmsegmentes im By- entleerung behindert (Obstruktion). Aufgrund Krankenhausbehandlung zur Unterstützung ei-
passverfahren. Hierzu zählen unter anderem der unzureichenden kleinen Stuhlmengen be- ner sektorenübergreifenden Versorgung der
Duodenojejunostomie, Jejuno-Jejunostomie, steht ständiger Stuhldrang und das Gefühl der Versicherten beim Übergang in die Versorgung
Ileo-Ileostomie, Ileoascendo-, Ileotransverso-, unvollständigen Entleerung (Urge) verbunden nach der Krankenhausbehandlung. Details re-
Ileorektostomie und Descendorektostomie. En- mit unwillkürlichem Stuhl- und Windabgang gelt ein zum 1.7.2017 in Kraft tretender Rah-
terostomie meint außerdem die operative Anla- (Inkontinenz). menvertrag zwischen GKV-Spitzenverband,
ge eines künstlichen Darmausganges in der Diagnostik: Kassenärztlicher Bundesvereinigung und Deut-
Bauchdecke (Enterostoma*). – Rektodigitale Untersuchung scher Krankenhausgesellschaft e. V.
505 Entweichung
ortes oder Ausbleiben der Rückkehr aus einem Entwicklungsstörungen, motorische f pl: sagens der Blutdruckregulation, insbesondere
genehmigten Ausgang. Entweichung erfüllt engl. developmental coordination disorders; syn. der depressorischen Regulationsmechanismen.
keinen Strafbestand. umschriebene Entwicklungsstörungen der mo- Entzügelungshochdruck kommt v. a. vor bei
Legalprognose: Entweichungen wirken sich in torischen Funktionen. Ausgeprägte Beeinträch- Schädigung der Pressosensoren im Kreislauf-
der Regel negativ auf die Legalprognose* aus. In tigung der motorischen Koordination (Fein- zentrum oder der entsprechenden Leitungsbah-
Einzelfällen kann aber als prognostisch günstig oder Grobmotorik), die schwer genug ist, die nen durch neurovaskuläre Kompression der
gewertet werden, wenn es während der Entwei- Schulleistungen oder die Aktivitäten des tägli- ventrolateralen Medulla bei Schädelbasisfrak-
chung zu keinem delinquenten oder selbstge- chen Lebens zu behindern, und nicht allein tur*, Hirndrucksteigerung*, Hirntumor* und
fährdenden Verhalten kommt. durch eine Intelligenzminderung*, eine Krank- Polyneuritis*.
Entwesung f: engl. deinsectization; syn. Desin- heit oder eine neurologische Störung erklärbar Entzündung f: engl. inflammation. (Ab-
E festation. Maßnahme zur Vernichtung schädli-
cher Kleintiere und Insekten (Desinsektion), die
ist. Behandelt wird mit Physiotherapie*, Moto-
therapie* und Psychotherapie*.
wehr-)Reaktion des Organismus auf Reize mit
dem Ziel, das auslösende Agens und seine Fol-
Gesundheits-, Wohnungs-, Haus-, Lebensmit- Entwicklungsstörungen, tiefgreifende f pl: gen zu beseitigen. Lokale Entzündungszeichen
tel-, Vorrats- und Pflanzenschädlinge sind. Ent- engl. pervasive developmental disorders. Bezeich- (sog. klassische Entzündungszeichen nach Cel-
wesung geschieht insbesondere durch chemi- nung für Gruppe psychischer Störungen mit be- sus) sind Rubor (Rötung), Calor (Hitze), Tumor
sche und physikalische Verfahren. Es erfolgt da- reits in den ersten Lebensjahren deutlicher und (Schwellung), Dolor (Schmerz) und Functio lae-
bei keine Desinfektion*, Entwesung richtet sich lebenslang persistierender abweichender Ent- sa (gestörte Funktion).
gegen höher organisierte Lebewesen. Bakterien wicklung, stereotypen und rigiden Verhaltens- Ursachen:
und Bakteriensporen werden nicht vernichtet. mustern sowie qualitativen Auffälligkeiten in – Physikalische und chemische Reize: Reibung,
Entwicklung, psychosexueø lle f: engl. psycho- sozialer Interaktion* und Kommunikation. Druck, Fremdkörper, zu hohe und zu niedri-
sexual development. Im weiteren Sinn die psychi- Formen: Nach ICD-10 z. B.: ge Temperatur, Strahlung, Säuren, Basen u. a.
schen Prozesse, die zur Ausformung der indivi- – Frühkindlicher Autismus* – Mikroorganismen (Viren, Bakterien, Pilze,
duellen Erwachsenensexualität führen, von der – atypischer Autismus (im Gegensatz zum Parasiten) oder Prionen*
Geburt bis zum Abschluss der Adoleszenz*. Im frühkindlichen Autismus Entwicklung auch – körpereigene (autogene) Reize: Urämie*; Zell-
engeren Sinn sind die psychischen Veränderun- nach dem 3. Lj. und/oder diagnostische Krite- zerfall, z. B. bei Tumor.
gen in der Pubertät gemeint. rien nicht in allen Bereichen erfüllt) Pathogenese: Immunpathologische Mechanis-
Entwicklungsakalkulie → Dyskalkulie – Rett*-Syndrom men bestimmen Verlauf und Schwere der Ent-
Entwicklungsdysgrafie → Lese-Rechtschreib- – andere desintegrative Störungen (z. B. Heller- zündung. Der als Antigen* wirkende Reiz löst
Störung Syndrom) zelluläre und humorale Immunreaktionen aus
Entwicklungsdyslexie → Lese-Rechtschreib- – Asperger*-Syndrom. und aktiviert Komplement* (siehe auch Aller-
Störung Klinik: gie*, Schock*).
Entwicklungsdysphasie → Dysgrammatis- – Fakultativ häufig komorbide Intelligenzmin- – Lokale Entzündungsreaktionen: v. a. di-
mus derung* (30–50 %) rekte Schädigung (Alteration) der Zellen und
Entwicklungsdyspraxie → Entwicklungsstö- – Symptomatik der sozialen Phobie Gewebe (alterative Entzündung); die örtliche
rungen, motorische – hyperkinetisches Verhalten Reaktion des Gefäßbindegewebes führt zu lo-
Entwicklungsdyspraxie, verbale f: Form der – Selbstverletzung kaler Durchblutungsstörung mit erhöhter
Apraxie*, die während der Sprachentwicklung – Aggression Gefäßpermeabilität für Blutplasma (Transsu-
auftritt und mit inkonstanter und inkonse- – Sprachentwicklungsverzögerung dation) und Blutzellen (Transmigration, Ex-
quenter Artikulation* einhergeht. Klinisch – Epilepsie. sudation; siehe Abb.) sowie zur Vermehrung
gleicht die verbale Entwicklungsdyspraxie der Entwicklungsverzögerung, konstitutionelle stark wachsender ortsständiger Zellen (Proli-
Sprechapraxie*, jedoch besteht sie von Beginn f: Normvariante der physiologischen Entwick- feration): 1. Durchblutungsstörung: I. Pha-
der Sprachentwicklung an. Häufig durchlaufen lung von Kindern und Jugendlichen mit verspä- se 1: Verengung der Arteriolen unter Adrena-
betroffene Kinder auch keine normale präverba- tetem Einsatz des Wachstumsspurts und der linausschüttung; Auftreten einer nur wenige
le Lallphase und zeigen extrem verspäteten Pubertät. Familienanamnese und radiologische Sekunden bis Minuten dauernden Minder-
Sprachbeginn. Knochenalterbestimmung sichern die Diagno- durchblutung (Blässe) II. Phase 2: Lösung des
Entwicklungsneuroanatomie → Neuroana- se. Im Allgemeinen ist eine Therapie nicht er- Arteriolenspasmus unter Einfluss des vegeta-
tomie forderlich. tiven Nervensystems; Auftreten lokaler Blut-
Entwicklungsneurophysiologie → Neuro- Entwöhnung → Weaning fülle (Hyperämie; Rötung) III. Phase 3: Initia-
physiologie Entziehungsanstalt f: Begriff mit unter- tion durch Mediatoren*, Verengung der Ve-
Entwicklungspsychologie f: engl. developmen- schiedlichen Bedeutungen: 1. Im Strafrecht eine nolen mit Blutstau (Stase) und den entspre-
tal psychology. Teilgebiet der Psychologie*, das suchtmedizinische Einrichtung. Geht eine chenden Folgen (Sludge*-Phänomen, Throm-
die menschliche Entwicklung im Allgemeinen Straftat nachweislich auf einen Hang zum Kon- bozytenaggregation, Thrombose*, Permeabi-
sowie die Entwicklung spezifischer Funktionen sum berauschender Substanzen zurück, kann litätsstörung, Exsudation, Schwellung)
(z. B. Wahrnehmung, Motorik) und typischer die Unterbringung* in einer Entziehungsan- 2. Permeabilitätsstörung: I. Phase 1: Einlei-
Probleme einzelner Lebensabschnitte und Ent- stalt angeordnet werden (§ 64 StGB). 2. Frühere tung durch Histamin und Serotonin; Dauer
wicklungsphasen beschreibt. Ein Phänomen Bezeichnung für eine suchtmedizinische Kli- von wenigen Minuten II. Phase 2: Beteili-
gilt als entwicklungsbedingt, wenn es regel- nik. gung anderer Mediatoren, z. B. Kinine*, Ana-
oder gesetzmäßig mit dem Alter in Beziehung Entzügelungshochdruck m: engl. neurogenous phylatoxin*, slow reacting substances, Pros-
gesetzt werden kann. hypertension; syn. neurogener Hochdruck. Arte- taglandine* 3. Blutplasmaexsudation:
rielle Hypertonie* mit Tachykardie* infolge Ver- I. Migration v. a. neutrophiler, eosinophiler
507 Entzugssyndrom
sprechend dem Exsudatcharakter Untertei- kaler und allgemeiner Reaktion des Organis-
lung in: I. seröse Entzündung (eiweißreiches, mus, z. B.
zellarmes Exsudat, spezifisches Gewicht – Restitutio ad integrum
> 1,015 g/ml) II. serös-schleimige Entzün- – Narbenbildung bzw. funktionelle Störung
dung (wie seröse Entzündung, aber mit er- – SIRS bzw. Sepsis.
höhter Schleimproduktion) III. fibrinöse Entzündung, interstitieø lle f: engl. interstitial
Entzündung (fibrinogenreiches Exsudat, Po- inflammation. Entzündung*, die v. a. im Binde-
lymerisierung des Fibrins; bei pseudomemb- oder Stützgewebe verläuft und die Parenchym-
ranöser Entzündung Bildung eines flachen zellen ausspart.
Fibringerinnsels auf der Schleimhaut; bei Entzündung, reparative f: engl. reparative in-
membranöser Entzündung Verbindung eines
flächenhaften fibrinösen Exsudats mit einer
flammation. Entzündung* mit Granulationsge-
webebildung zum Ausgleich eines Gewebescha-
E
Nekrose der darunter liegenden Schleim- dens. In der Folge kommt es zur Vernarbung.
haut) IV. eitrige Entzündung (reichlich Gra- Entzündungssyndrom, systemisches → Sys-
nulozyten und Mikroorganismen, ferner temic Inflammatory Response Syndrome
reichlich andere Zellen und Fibrin); Sonder- Entzugsblutung → Abbruchblutung
formen: Abszess*, Empyem*, Phlegmone* Entzugsdelir n: engl. withdrawal delirium. Im
V. hämorrhagische Entzündung (reichlich Rahmen eines Entzugssyndroms* auftretendes
Erythrozyten im Exsudat) 2. granulomatöse Delir*, z. B. Alkoholdelir*.
Entzündung: typisch herdförmige Ansamm- Entzugssyndrom n: engl. withdrawal syndrome.
lung von Zellen (Granulom*) ohne oder mit Zu den Substanzstörungen* gehörendes Stö-
Nekrose; je nach Zellcharakter werden unter- rungsbild mit körperlichen und psychischen
schieden: I. Sarkoidosetyp (Epitheloidzellen, Symptomen, die bei Abhängigkeit* von psycho-
Langhans*-Zellen) II. Tuberkulosetyp (wie tropen Substanzen (Abhängigkeitssyndrom*)
Sarkoidosetyp, jedoch mit zentraler Nekrose) nach plötzlichem Absetzen (therapeutisch,
Entzündung: Ablauf einer Entzündungsreaktion. III. Pseudotuberkulosetyp, retikulär-absze- selbst-initiiert oder umständehalber) auftreten
dierender Typ (neutrophile Granulozyten, können, je nach Suchtmittel, Dosis und persön-
die von Retikulumzellen* umgeben sind) licher psychischer und physischer Disposition.
und basophiler Granulozyten, Makropha- IV. rheumatischer Typ (Histiozyten, Lym- Pathogenese: Hauptsächlich glutamaterge und
gen* (als Blutmonozyten oder als Gewebehis- phozyten, Plasmazellen, wenig Granulozyten dopaminerge Über- und GABAerge Minderakti-
tiozyten) und Lymphozyten* durch Lücken mit zentraler, fibrinoider Nekrose als vität. Symptomatik:
zwischen den Gefäßendothelzellen (exsuda- Aschoff*-Geipel-Knötchen) V. rheumatoider – Psychovegetative Erregung mit Angst und
tive Entzündung) II. Verlauf und Überwin- Typ (Histiozyten, Bindegewebefasern mit Unruhe
dung der Entzündung hängen wesentlich großem Nekrosezentrum, sog. Bang-Granu- – Tachykardie, Hypo- oder Hypertonie
von der Phagozytoseleistung ab, an der pa- lom) VI. Fremdkörpertyp (Makrophagen, – Kopfschmerz*, Hitzegefühl, Schweißaus-
thophysiologisch und chemotaktisch wirken- mehrkernige Riesenzellen) 3. proliferative bruch, Tremor*
de (z. B. Komplementfaktoren) und phagozy- (granulierende) Entzündung: Proliferation – Schlafstörungen*, Halluzinationen*, Dys-
tosefördernde Substanzen (z. B. Opsonine*) ortsständiger und eingewanderter Zellen; phorie*, apathisch-depressive Verstimmung
beteiligt sind Entwicklung von Granulationsgewebe (lo- – evtl. Suizidneigung (z. B. bei Entziehung von
– allgemeine Entzündungsreaktionen: ckeres, gefäßreiches Bindegewebe mit Granu- Amphetaminen)
1. Auslösung von Immunreaktionen 2. be- lozyten, Lymphozyten, Makrophagen), Ab- – akute Psychose*.
schleunigte Bildung von Granulozyten (Gra- grenzung von Abszessen oder Nekrosen; Ver- Schweregrade quantifizierbar durch z. B.
nulozytose, Linksverschiebung) 3. Zunahme mehrung von faserbildenden Zellen mit spä- AWS-Skala, CIWA-Ar-Skala:
der Synthese bestimmter Plasmaproteine terer Bildung von Zwischenzellsubstanz; je – Leicht: leichtes Schwitzen*, Tremor
(Akute*-Phase-Proteine, z. B. CRP) 4. Steige- nach Entstehung sind zu unterscheiden: I. – mittelschwer: Tachykardie, Hypertonie,
rung des Stoffwechsels (Fieber) 5. subjektive reparative Form (repair phase), die bei nahe- Angst
Beschwerden wie Krankheitsgefühl, Abge- zu jeder serös-exsudativen Entzündung zur – schwer: maximale Ausprägung der Entzugs-
schlagenheit. (nicht aggressiven) Vernarbung führt II. repa- symptome einschließlich Erbrechen und
Einteilung: rativ-organisatorische Form, die bei fibrinö- schwerem Tremor.
– Nach zeitlichem Ablauf: 1. perakute Ent- ser Entzündung zur (nicht aggressiven) Ver- Substanzspezifität:
zündung 2. akute Entzündung 3. subakute narbung führt III. proliferative Form als ent- – Bei Entzug von Alkohol*, Opioiden*, Benzo-
Entzündung 4. subchronische Entzündung zündungsbeherrschende Reaktion bei im- diazepinen und Barbituraten möglicherweise
5. chronische Entzündung 6. rezidivierende munpathologischer Genese (fibrinoide Nekro- schwere körperliche Symptomatik
Entzündung se, Umwandlung von Bindegewebezellen zu – bei Cannabinoiden, Amphetaminen und Ko-
– nach Ausbreitung und Lokalisation: 1. lo- faserbildenden Fibroblasten, Vermehrung von kain leichtere Formen.
kalisierte Entzündung 2. generalisierte Ent- Zwischenzellsubstanz), meist progredient-ag- Diagnostik:
zündung 3. metastasierende Entzündung gressiver Verlauf 4. nekrotisierende Entzün- – Nachweis des Absetzens oder der Reduktion
mit Absiedelung entzündlicher Herde dung: Zelluntergang steht im Vordergrund. einer psychotropen Substanz nach langer
– nach Morphologie: 1. exsudative Entzün- Prognose: Abhängig von Ursache, Art, Stärke Konsumdauer (Eigen- und Fremdanamnese)
dung: Exsudat steht im Vordergrund; ent- und Dauer des Entzündungsreizes sowie von lo-
Enukleation 508
– klinisches Bild: Entzugssymptome der jewei- nelle Enuresis, selten auch im Erwachsenenalter – immunologisch bedingt: 1. para- oder postin-
ligen Substanzklasse (siehe Klinik) auftretend. Nach Ausschluss organischer Ursa- fektiöse Enzephalitis, wie Bickerstaff-Enze-
– Ausschluss einer vom Substanzgebrauch un- chen wird mit Miktionstraining, Klingelsys- phalitis 2. postvakzinale Enzephalitis, beson-
abhängigen somatischen, psychischen oder tem* und Familienberatung, bei Therapieresis- ders akute disseminierte Enzephalomyelitis*
Verhaltensstörung. tenz auch mit Desmopressin oder Antidepressi- – paraneoplastische, meist limbische Enzepha-
Komplikationen: va* behandelt. Formen: litis*
– Epileptische Anfälle – Organische Enuresis infolge struktureller – unklar, ca. 50 % aller akuten Enzephalitiden,
– Entwicklung eines Entzugsdelirs* Nieren- oder Harntraktanomalien oder neu- bei denen es sich vermutlich um nicht nach-
– vital bedrohliche Zustände bei Entziehung rogener Läsionen weisbare virale Enzephalitiden handelt.
von Benzodiazepinen. – funktionelle Enuresis: 1. Enuresis nocturna chronische Enzephalitis:
E Therapie:
– Leichtere Formen (fehlende Komorbidität,
(sog. Bettnässen) als unwillkürliche Reflex-
miktion während des Schlafs ohne gleichzei-
– Slow-virus-Infektionen: 1. subakut sklerosie-
rende Panenzephalitis* 2. progressive Röteln-
kein schwerer vegetativer Entzug oder epi- tig vorliegendes Einnässen am Tag als Folge panenzephalitis (siehe Röteln*) 3. HIV*-Enze-
leptische Anfälle in der Vorgeschichte) kön- einer Drangsymptomatik oder rezidivieren- phalopathie
nen ambulant behandelt werden, mittel- den Harnwegsinfektion (Dranginkontinenz*) – chronische bakterielle Infektionen wie bei:
schwere und schwere Formen werden statio- 2. Enuresis diurna als unwillkürlicher Harn- 1. Whipple*-Krankheit 2. Neurosyphilis*
när behandelt abgang tagsüber. 3. chronischer Neuroborreliose (siehe Lyme*-
– Pharmakotherapie: 1. u. a. mit Neuroleptika Einteilung: Borreliose)
(z. B. Haloperidol*), Benzodiazepinen (z. B. – Primäre Enuresis, bei der das Bettnässen im- – systemische entzündliche Erkrankungen
Oxazepam*, Diazepam*), Clomethiazol, Thi- mer bestand wie: 1. systemischer Lupus* erythematodes
amin, Antiepileptika* (z. B. Carbamazepin*), – sekundäre Enuresis mit Wiederauftreten 2. Sarkoidose* 3. Behçet*-Krankheit
Clonidin* 2. bei Opioidentzug u. a. Gabe von nach Trockenperiode von 6 Monaten. – vermutlich immunologisch bedingt: 1. Ras-
Chlorprothixen sowie Baclofen* zur sympto- Ätiologie: mussen-Enzephalitis 2. Multiple* Sklerose.
matischen Behandlung 3. bei Heroinabhän- – Reifungsverzögerung der neurologischen gemeinsame Symptome:
gigkeit* auch ausschleichende Gabe von Me- Harnblasenkontrolle – Fieber, bei akuter Enzephalitis plötzlich ein-
thadon (Methadon-Substitution). – gestörter Tag-Nacht-Rhythmus der Sekretion setzend und hoch
Wegen der hohen Rückfallgefahr muss die von ADH – Bewusstseinsstörung bis zum Koma
Pharmakotherapie immer mit verhaltensthera- – psychosoziale Belastung. – fokal-neurologische Zeichen
peutischen Verfahren (z. B. Rückfallprophyla- Envelope: Äußere Hülle (Lipoproteinmemb- – epileptische Anfälle.
xe*; qualifizierte Entzugsbehandlung) kombi- ran) eines Virions. Komplikation: Postenzephalitisches Syndrom*.
niert werden. Eine anschließende Entwöh- Enzephalitis f: engl. encephalitis. Gehirnent- Diagnostik:
nungsbehandlung ist in der Regel indiziert. zündung, eingeteilt pathologisch-anatomisch – Lumbalpunktion zur Liquordiagnostik
Enukleation f: engl. enucleation. Operative in Polioenzephalitis*, Leukenzephalitis, Panen- – MRT
Entfernung eines Körperteils oder Tumors aus zephalitis*, Meningoenzephalitis* und hämor- – EEG
seiner Kapsel, z. B. des Augapfels aus der Tenon- rhagische Enzephalitis sowie nach dem klini- – Differenzialdiagnosen.
Kapsel (Exenteratio* bulbi) oder des Prostata- schen Verlauf in akute und chronische Enzepha- Therapie:
Adenoms unter Belassung der peripheren Zone litis. Die Symptomatik ist variabel und abhän- – Sofortige stationäre Einweisung und Thera-
und Prostatakapsel (Prostataadenomektomie*). gig von der Ätiologie. Liquordiagnostik, Bildge- piebeginn bereits bei Enzephalitisverdacht
Enulis → Riesenzellgranulom, zentrales bung und EEG führen zur Diagnose. Die Thera- wegen möglicher rascher Progredienz und
E-Nummer f: Von der EU festgelegter Code, pie richtet sich nach der Ursache. Ätiologie: hoher Letalität
der sich aus dem Buchstaben E (für Europa) und akute Enzephalitis: – bei viraler Enzephalitis Virostatika: 1. Nukle-
einer Zahl zusammensetzt. Jede E-Nummer – Infektiös: 1. meist viral, v. a. neurotrope Vi- osidanaloga (Aciclovir, Brivudin, Ganciclovir,
steht für einen einzelnen, zugelassenen Lebens- ren, z. B. Herpes-Viren (Herpes*-simplex-En- Vidarabin) 2. Foscarnet, Amantadin, Ribavi-
mittelzusatzstoff*, der die Eigenschaften von zephalitis), Arboviren (z. B. FSME, japanische rin, Cidofovir, spezifische Therapie, siehe
Lebensmitteln wie Aussehen, Haltbarkeit und Enzephalitis*, Pferdeenzephalitis, Califor- Tab.
Geschmack verbessern oder die technologische nia*-Enzephalitis, z. T. epidemisches Auftre- – Sanierung der Herzklappe bei bakterieller
Verarbeitung erleichtern soll. ten), Rhabdoviren (vgl. Tollwut*), Myxovi- Enzephalitis durch septische Embolie bei En-
Hintergrund: Die Zusatzstoffe werden von der ren, Enteroviren 2. bakteriell: häufig als em- dokarditis (Letalität 50 %)
Europäischen Lebensmittelbehörde streng ge- bolische Herdenzephalitis bei Endokarditis – bei Hirndruckerhöhung oder vitaler Bedro-
prüft. Trotzdem gilt die Empfehlung, dass sich durch Verschleppung septischer Partikel und hung wie bei Ateminsuffizienz intensivmedi-
vor allem empfindliche Personen und kleine Embolie insbesondere kleiner Hirngefäße; zinische Überwachung und Therapie
Kinder möglichst zusatzstoffarm ernähren sol- Auftreten zerebraler Herdsymptome; v. a. – Prophylaxe und Therapie epileptischer An-
len. Für Allergiker ergeben sich aus der E-Num- Staphylococcus aureus und Streptokokken fälle.
mer Informationen über zu vermeidende Pro- als Erreger, bei Immunsuppression evtl. Lis- Enzephalitis, epidemische → Encephalitis le-
dukte. Das Bundesministerium für Ernährung teria oder Nocardia unter Umständen mit thargica
und Landwirtschaft informiert über Art und Ver- Hirnabszess, Gefäßruptur und Einblutung in Enzephalitis, japanische f: engl. Japanese en-
wendung der Zusatzstoffe zu jeder E-Nummer. das Hirnparenchym 3. im Rahmen von My- cephalitis; syn. Encephalitis japonica. Enzephali-
Enuresis f: Unwillkürliches Einnässen, physio- kosen wie Kryptokokkose*, Protozoen-Infek- tis*, die durch ein Flavivirus* in Ostasien her-
logisch auftretend bis zur Vollendung des 5. Lj. tion wie Toxoplasmose* und Wurmerkran- vorgerufen wird. Mücken (Culex*) übertragen
und pathologisch als organische oder funktio- kungen das Virus von Schweinen, Vögeln oder erkrank-
509 Enzephalomyelitis, perivenöse
Enzephalitis:
Pharmakotherapie der viralen Enzephalitis (Auswahl).
Erreger Wirkstoff Dosierung
Herpes-simplex-Virus Aciclovir 3× 10 mg/kg KG/d als Kurzinfusion (100 ml) für 14 Tage
oder
Foscarnet 3× 60 mg/kg KG/d i. v. für 2–3 Wochen
Erhaltungstherapie 1× 5 mg/kg KG/d i. v. an 5–7 Tagen wöchentlich
oder
Ganciclovir 2× 5 mg/kg KG/d i. v. für 2–3 Wochen
Erhaltungstherapie 1× 90 mg/kg KG/d i. v. E
bei bakterieller Superinfektion:
Amoxicillin 3× 2 g/d i. v. für 14 Tage
Zytomegalie-Virus Ganciclovir 2× 5 mg/kg KG/d i. v. für 2 Wochen
Erhaltungstherapie 5 mg/kg KG/d i. v. (Infusionszeit mindestens 60 Minuten!)
Foscarnet 0,15 mg/kg KG/min kontinuierlich i. v. für 10 Tage
oder
3× 60 mg/kg KG i. v. (Infusionszeit 1–2 Stunden) für 2–3 Wochen
Erhaltungstherapie 1× 90 mg/kg KG/d i. v.
oder
Cidofovir 5 mg/kg KG i. v. 1-mal wöchentlich
+ Probenecid 2 g i. v. (3 Stunden vor und 2 sowie 8 Stunden nach der Cidofovir-Infusion)
Varicella-Zoster-Virus Patienten < 60 Jahre:
Aciclovir 3× 5 – 10 mg/kg KG/d als Kurzinfusion (100 ml) für 14 Tage
Patienten > 60 Jahre:
Aciclovir 3× 5 – 10 mg/kg KG/d p. o.
in komplizierten Fällen:
Brivudin 4× 125 mg/d i. v. für 5–10 Tage
oder
Foscarnet
ten Personen. Kinder sind häufiger betroffen als Enzephalitis, postinfektiöse → Enzephalitis Enzephalomyelitis, akute disseminierte f:
Erwachsene. Behandelt wird symptomatisch, Enzephalitis, postvakzinale f: engl. post-vac- engl. acute disseminated encephalomyelitis; Abk.
bei Krampfanfällen mit Antiepileptika. cinal encephalitis. Enzephalitis* als relativ selte- ADEM. Akute, meist fulminant verlaufende
Klinik: ne Komplikation nach einer Schutzimpfung* nichtinfektiöse entzündliche demyelinisierende
– Kopfschmerzen gegen Variola* oder Masern*. Sie tritt mit einer Erkrankung* mit monophasischem Verlauf.
– Fieber Häufigkeit von ca. 1 : 1–2 Mio. Impfungen auf. ADEM ist eine Autoimmunreaktion, die 3–20
– extrapyramidale Symptome* Enzephalitis, zentraleuropäische → Früh- Tage nach einer Virusinfektion oder Impfung
– dauerhafte motorische oder psychische Stö- sommer-Meningoenzephalitis auftritt. Klinische Symptome sind Fieber, Kopf-
rungen. Enzephalografie → EEG schmerz, Bewusstseinsstörung und zerebrale
Diagnostik: Nachweis von spezifischen Antikör- Enzephalomalazie f: engl. encephalomalacia. Herdstörungen. Behandelt wird mit hochdo-
pern im Serum. Erweichung des Gehirngewebes mit Auflösung sierten Glukokortikoiden, evtl. zusätzlich
Prävention: der Gewebestruktur. Ursache ist meist ein ischä- durch Plasmapherese*.
– Mückenschutz mischer Schlaganfall* (Encephalomalacia alba) Ätiologie: Durch Virusinfektion oder Impfung
– Impfung mit inaktiviertem Impfstoff. ohne Blutaustritt, seltener ein hämorrhagischer ausgelöste Autoimmunreaktion (gegen Hirn-
Enzephalitis, liømbische f: engl. limbic encepha- Infarkt (Encephalomalacia rubra) in einem pri- proteine gerichtete T-Lymphozyten) mit disse-
litis. Meist paraneoplastisch bedingte Enzepha- mär ischämisch geschädigten Areal (siehe auch minierten entzündlichen lymphozytär-plasma-
litis* mit isolierter Beteiligung der medialen intrazerebrale Blutung*). In der Folge kommt es zellulären Infiltraten und Demyelinisierungs-
Temporallappen*. Klinisch zeigen sich schwere nach 1–3 Wochen zur Kolliquationsnekrose. herden in der Umgebung von kleinen Hirn-
Gedächtnisstörungen. Symmetrische Verände- Enzephalomeningitis → Meningoenzephali- und Rückenmarkvenen (siehe Abb.).
rungen im medialen Temporallappen im MRT tis Diagnostik: Zerebrale MRT (Marklagerverände-
und häufig auch der Nachweis antineuronaler Enzephalomeningozele → Enzephalozele rungen, oft mit randständiger Kontrastmittel-
nukleärer Autoantikörper (Anti-Hu) sichern die Enzephalomyelitis f: engl. encephalomyelitis. aufnahme).
Diagnose. Therapiert wird durch Behandlung Kombinierte Entzündung von Gehirn und Rü- Enzephalomyelitis, perivenöse → Enzepha-
des zugrunde liegenden Tumors. ckenmark. lomyelitis, akute disseminierte
Enzephalomyelitis, subakute chronische 510
oder Antigene vom gleichen Typ wie das zu be- empfindlichkeitsreaktionen. Die Therapie und
stimmende Antigen verwendet werden. Prognose sind stark abhängig davon, ob eine
Enzyminduktion f: engl. enzyme induction. akute oder chronische Form vorliegt.
Verstärkte Neusynthese von Enzymen (Protei- Eosinophilic Chemotactic Factor of Anaphy-
nen) nach signalinduzierter Transkriptionsini- laxis: Abk. ECF-A. Lipide der Arachidonsäure-
tiation und mRNA-Synthese. Die Zelle reagiert kaskade (v. a. plättchenaktivierender Faktor
durch Änderung ihrer Proteinzusammenset- PAF und Leukotrien B4) in Mastzellen und Gra-
zung auf Signale, Hormone* und andere Media- nulozyten, die neutrophile Granulozyten, Mo-
toren* oder Metabolite bzw. auf physikalische nozyten bzw. Makrophagen und andere Zellen
Einwirkungen, und adaptiert sich dadurch an chemotaktisch anziehen. PAF bewirkt zusam-
die neue Situation. Die Enzyminduktion wird
auch durch Xenobiotika* ausgelöst.
men mit Histamin* und slow reacting sub-
stances (Leukotriene*) die Konstriktion glatter
E
Beispiele: Eine starke Enzyminduktion der Cy- Atemmuskulatur und erhöht die Kapillarper-
tochrom-P-450-abhängigen (Cytochrom*-P- meabilität.
450-Isoenzyme) Monooxygenasen wird z. B. Eosinophilie f: engl. eosinophilia. Vermehrung
durch Phenobarbital* bewirkt. Bei wiederholter der eosinophilen Granulozyten im Blut über
Zufuhr dieser Substanzen kann sich eine Tole- den Referenzbereich. Siehe Blutbild*, Tab. dort.
Enzian, gelber: Pflanze und Blüte. [159] ranz* entwickeln. Die pharmakologische En- Vorkommen: U. a.
zyminduktion von z. B. CYP-Enzymen durch – Bei parasitären Erkrankungen, insbesondere
Johanniskraut kann zu erhöhter Clearance* von bei Trichinellose*, aber auch bei anderen Hel-
Arzneistoffen (z. B. Digoxin oder Ciclosporin*) minthiasitiden
den wie Völlegefühl und Blähungen (European und damit zu vermindertem Therapieerfolg – bei allergischen Reaktionen (Urtikaria*, Asth-
Scientific Cooperative on Phytotherapy, Kom- führen. ma* bronchiale, Arzneimittelexanthem usw.)
mission E) eingesetzt. Siehe Abb. Enzymopathien f pl: engl. enzymopathies. – bei beginnender Heilung von Infektionen
Verwendung: Als Bittermittel (Teeaufguss, Durch Störung der Aktivität von Enzymen oder (eosinophil-lymphozytäre Heilphase)
Tinktur, Extrakt*): Coenzymen* verursachte Erkrankungen. Enzy- – bei den sog. flüchtigen eosinophilen Lungen-
– Traditionell bei leichten dyspeptischen Be- mopathien führen je nach betroffenem Enzym infiltraten* (Löffler-Syndrom), die durch As-
schwerden und vorübergehender Appetitlo- zu unzureichender Synthese biologisch wichti- karidenlarven in der Lunge oder durch Inha-
sigkeit (Herbal Medicinal Products Commit- ger Substanzen, Substratstau, Zellintoxikation, lation von pflanzlichen oder bakteriellen Al-
tee) Akkumulation* von Produkten aus einem Stoff- lergenen ausgelöst werden können
– volkstümlich als Roborans und Tonikum bei wechselnebenweg und zur Intoxikation. – nach Insektenstich und -biss
körperlichen und seelischen Schwächezu- Formen: – bei bestimmten Hauterkrankungen (z. B.
ständen, mangelnder Magensaftsekretion, – Primäre Enzymopathien: angeborene, gene- Pemphigus* vulgaris, Ekzem*)
leichten Sekretionsstörungen der Bauchspei- tisch bedingte Erkrankungen mit sog. En- – häufig bei Hodgkin*-Lymphom, Nebennie-
cheldrüse, Rekonvaleszenz und nach länge- zymdefekt infolge Strukturveränderungen renrindeninsuffizienz* (Addison-Krankheit
ren Infektionskrankheiten eines Enzyms oder Enzymmangel durch ver- u. a.) und CML
– Herstellung von Enzianschnaps durch Destil- minderte oder fehlende Synthese, erhöhte – obligat bei Eosinophilenleukämie*
lation der vergorenen Zucker aus fermentier- Abbaurate u. a. – in geringerer Ausprägung bei Polycythaemia*
ten Wurzeln (enthält keine Bitterstoffe – sekundäre Enzymopathien: exogene Störun- vera u. a. myeloproliferativen Erkrankungen*
mehr). gen der Enzymsynthese oder -aktivität z. B. – selten bei metastasierendem Karzinom und
Wild lebende Populationen sind besonders ge- durch Entzündung, Intoxikation oder als Knochenmarkkarzinose*.
schützt (§ 1 Satz 1 Bundesartenschutzverord- UAW, die zu Hemmung oder Aktivierung EP: Abk. für Ereigniskorrelierte Potenziale →
nung). von Enzymen führen. Potenziale, ereigniskorrelierte
Enzymdiagnostik f: engl. enzyme diagnostics. EnzyXmpolymorphismen → Isoenzyme EP: Abk. für Evozierte Potenziale → Potenzia-
Bestimmung der Enzym-(Protein-)Menge oder EORTC QLQ C30: Fragebogen, der die Lebens- le, evozierte
-Aktivität im Blut oder in Gewebeflüssigkeit für qualität von Tumorpatienten abschätzen soll. ePA: Abk. für elektronische Patientenakte →
diagnostische Zwecke. Erhöhte Aktivität organ- Der EORTC QLQ C30 ist in mehr als 90 Spra- Patientenakte, elektronische
spezifischer Enzyme, Isoenzym*- und Enzym- chen verfügbar und wurde in mehr als 3000 EPAP: Abk. für engl. expiratory positive airway
muster geben Hinweise auf Herkunft und Um- Studien weltweit verwendet. Er umfasst allge- pressure → Beatmung
fang der Schädigung (beispielsweise Kreatinki- meine und krankheitsspezifische Fragen zur Le- EPC: Abk. für engl. endothelial progenitor cells
nase, LDH, Troponin bei Herzinfarkt), vermin- bensqualität. → Stammzelltherapie, kardiale
derte Aktivität auf Synthese- oder Funktionsstö- EOS: Abk. für engl. early-onset sepsis → Neu- EPEC: Abk. für enteropathogene Escherichia
rung eines Enzyms (Phenylketonurie)*. geborenensepsis coli → Escherichia coli
Enzym-Immunoassay m: engl. enzyme immu- Eosin-Nigrosin-Färbung → Spermienfärbung ePEEP: Abk. für → Extrinsic-PEEP
noassay; Abk. EIA. Empfindliche und spezifi- eosinophil: engl. eosinophilic. Mit Affinität zu Ependym n: engl. ependyma. Epithelähnliche,
sche immunologische Methode (Immunoassay*) (sauren) Eosinfarbstoffen. einschichtige Zellauskleidung der Hirnventri-
zur Bestimmung antigener Substanzen (Protei- Eosinophilenleukämie f: engl. eosinophilic leu- kel* und des Zentralkanals des Rückenmarks*.
ne, Hormone, Antikörper, Tumormarker, Vi- kemia. Seltene Leukämieform mit Vermehrung Das Ependym wird der Neuroglia zugerechnet.
ren, Pharmaka) in Flüssigkeiten (z. B. Serum), der eosinophilen Leukozyten. Klinisch impo- Ependymitis f: In 2 Formen auftretende Ent-
wobei enzymmarkierte spezifische Antikörper* nieren oft unspezifische Symptome oder Über- zündung des Ependyms*. Ependymitis callosa
Ependymknötchen 512
bezeichnet eine diffuse chronische Ependymitis Eine Ephapse entsteht z. B. als Folge einer De- Der zeitliche Verlauf einer Epidemie ist abhän-
mit Hydrozephalus*. Als Ependymitis granula- fektheilung nach einer Nervenläsion oder durch gig vom Infektionsweg (Infektion direkt von
ris tritt sie als Ependymitis der inneren Liquor- Druck einer Gefäßschlinge auf einen Nerv. Mensch zu Mensch oder über Zwischenwirt)
räume u. a. bei Toxoplasmose* oder Syphilis* Epheø dra sinica f: engl. Chinese ephedra. Xero- und der Zahl jener Individuen, die ein Kranker
auf. Mögliche Komplikationen sind Aquädukt- morpher Rutenstrauch aus der Familie der Me- in einer gegebenen Zeiteinheit infizieren kann.
stenose* und Hydrozephalus durch Liquorre- erträubelgewächse (Ephedraceae), der in China, Epidemiologie f: engl. epidemiology. Wissen-
sorptionsstörung. Tibet und dem Indomalaiischen Archipel vor- schaftszweig, der sich mit der Verteilung von
Ependymknötchen n sg, pl: engl. ependymal kommt. Seine jungen Rutenzweige (Ephedrae Krankheiten und deren physikalischen, chemi-
nodules. Knötchenförmige Wucherungen der herba) enthalten Alkaloide, insbesondere den schen, psychischen und sozialen Determinanten
Neuroglia nach Ependymitis granularis (siehe Hauptwirkstoff Ephedrin*. und Folgen in der Bevölkerung befasst.
E Ependymitis*).
Ependymom n: engl. ependymoma. Vom Epen-
Ephedrin n: engl. ephedrine; syn. Ephedrinum.
Phenylethylamin-Alkaloid mit sympathomime-
Formen:
– Deskriptive Epidemiologie: beschreibt Inzi-
dym* ausgehender glialer Tumor (6–12 % aller tischer Wirkung zur Soforttherapie des Blut- denzen oder Prävalenzen in bestimmten Po-
intrakraniellen Tumoren im Kindesalter). Typi- druckabfalls bei Spinalanästhesie, Periduralan- pulationen im Zeitverlauf
sches Erkrankungsalter ist bei Kindern bis zum ästhesie oder Narkose. Ephedrin stimuliert das – analytische Epidemiologie: formuliert
16. Lj. und Erwachsenen zwischen 30.–40. Lj. zentrale Nervensystem, das kardiovaskuläre quantitative Aussagen über pathologische
Nach histopathologischer Diagnosesicherung System, das Atmungssystem und die Sphinktere und verlaufsbeeinflussende Faktoren, prüft
wird chirurgisch und je nach WHO-Grad zu- des Verdauungs- und Harntrakts. Ephedrin ist Änderungswahrscheinlichkeit der Inzidenz
sätzlich mit Strahlentherapie* oder Chemothe- ferner ein Grundstoff verbotener Betäubungs- oder der Prävalenz einer Krankheit in Abhän-
rapie* behandelt. Lokalisation: mittel wie N-Methylamphetamin und unter- gigkeit von potenziellem Kausalfaktor (sog.
– In 2/3 der Fälle infratentoriell in der hinteren liegt dem Grundstoffüberwachungsgesetz. Exposition); Beobachtungsschemata (epide-
Schädelgrube Ephelides f pl: syn. Sommersprossen. Hyper- miologische Studie*): 1. experimentelle Epi-
– Wachstum entlang der Ventrikelräume, v. a. pigmentierte Flecke auf lichtexponierter Haut, demiologie (syn. interventive Epidemiologie)
bei Kindern besonders bei rotblonden Menschen. Die Ursa- verändert systematisch und kontrolliert eine
– bei supratentorieller Lokalisation häufiger che ist eine verstärkte Melaninsynthese ohne er- geprüfte Exposition durch Veränderung von
extraventrikulär höhte Melanozytenzahl. Verhalten, Umwelt oder durch Therapie
– auch spinal in Zusammenhang mit dem EPH-Gestose f: engl. EPH gestosis. Heute nicht 2. klinische Epidemiologie: zielt auf Verbes-
Zentralkanal oder als prognostisch günstige- mehr verwendete Bezeichnung für hypertensive serung diagnostischer, präventiver, thera-
res Ependymom des Filum terminale (Rü- Erkrankungen in der Schwangerschaft (SIH, peutischer Entscheidungen durch Einsatz
ckenmarktumoren*). Schwangerschafts-induzierte Hypertonie). EPH epidemiologischer Verfahren bei der Quali-
Diagnostik: Histopathologisch u. a. perivasku- ist ein Akronym aus Ödem (engl. edema), Prote- tätskontrolle: I. Abgrenzung normaler gegen
läre Pseudorosetten (siehe Abb.). inurie und Hypertonie. pathologische Befunde (z. B. Blutdruck, Se-
Epibleø pharon n: Angeborene Fehlbildung, bei rumcholesterol, Übergewicht) II. Vergleich
der eine Hautfalte dem Lidrand vorgelagert ist, der Aussagekraft diagnostischer Tests
häufig in Verbindung mit einem Entropium*. III. Dokumentation des natürlichen Verlaufs
Meistens sind die Unterlider betroffen. Die einer Krankheit IV. Prognose unbehandelter
Fehlbildung ist in Europa selten, in Asien häufi- und nach bester gegenwärtiger Praxis behan-
ger. Behandelt wird chirurgisch durch eine Lid- delter Krankheiten V. Wirksamkeit von Prä-
korrektur. vention (siehe auch evidenzbasierte Medi-
Epicondylitis radialis huø meri → Epikondyli- zin*)
tis – Infektionsepidemiologie: Epidemiologie
Epicondylitis ulnaris huø meri → Epikondyli- von Infektionskrankheiten, insbesondere der
tis Dynamik von Infektionsketten.
Epidemie f: engl. epidemic. Zeitlich und räum- Epidermal Growth Factor: Abk. EGF. Epider-
lich begrenzte starke Zunahme des Vorkom- maler Wachstumsfaktor*. EGF ist ein mitogenes
Ependymom: niedrigmalignes Ependymom; um
mens v. a. von Infektionskrankheiten (zuneh- Polypeptid (Mr 6045) mit wachstumsstimulie-
Gefäße Pseudorosetten mit zellkernfreien
mende Prävalenz*) gefolgt von starkem Rück- render Aktivität auf Epidermis- und Epithelzel-
Manschetten. [46]
gang des Erkrankungsvorkommens. Eine Epi- len, das über einen spezifischen Transmemb-
demie entwickelt sich aufgrund der Zunahme ran-Rezeptor (EGF*-Rezeptor) wirkt und in ei-
Ependymzyste f: engl. ependymal cyst. Zyste einer wesentlichen Exposition, z. B. aufgrund ner Vielzahl von Körperflüssigkeiten nachweis-
mit Wandauskleidung aus Ependym. Klinische einer verstärkten Exposition gegenüber Infekti- bar ist (1–800 ng/ml).
Symptome entstehen durch Raumforderung, onserregern. Epidermalzyste f: engl. epidermal cyst. Intra-
bei Lokalisation in den Hirnventrikeln kommt – Explosivepidemien: steiler Anstieg und Ab- oder subdermal gelegene Zyste*, vom Akroin-
es evtl. zum Verschlusshydrozephalus. In die- fall der Erkrankungsziffer bei zeitgleicher In- fundibulum des Haarfollikels* ausgehend,
sem Fall ist eine operative Fisteleröffnung indi- fektion und Erkrankung eines empfindli- meist mit zentraler, punktförmiger Öffnung.
ziert (nach Möglichkeit endoskopisch durchge- chen Kollektivs; Übertragungsweg z. B. aero- Die Epidermalzyste findet sich häufig am be-
führt). gen oder über Nahrungsmittel und Wasser haarten Kopf und am Rücken. Eine rasche Grö-
Ephaø pse f: Unphysiologische Kontaktstelle – Tardivepidemien: langsames Ansteigen ßenzunahme und bakterielle Infektionen sind
zweier Nervenfasern, an der es zu abnormer Er- und Abfallen (Kontaktepidemien). nicht selten. Die Therapie besteht in der voll-
regungsübertragung (sog. cross talk) kommt. ständigen Exzision.
513 Epididymitis
Epideø rmis f: Gefäß- und nervenfreie, äußerste Typ Herlitz: Wachstumsverzögerung und Le-
Schicht der Haut*, die in intaktem Zustand eine benserwartung < 2 Jahre
wichtige Schutzfunktion erfüllt. Die Epidermis – beim Simplex-Typ meist Besserung im Schul-
wird von einem mehrschichtigen verhornten alter.
Plattenepithel gebildet, das zu 90 % aus Kerati- Differenzialdiagnostik: Bei EBS: Kindler-Syn-
nozyten besteht. Ihre Dicke ist je nach Körperre- drom, zusätzlich mit Poikilodermie.
gion sehr variabel. Epidermophytie → Dermatophytose
Epideø rmiszysten, traumatische → Epithel- Epideø rmophyton floccosum n: Imperfekter,
zysten hyphenbildender, anthropophiler Pilz mit keu-
Epidermoidzyste n: engl. epidermoid cyst. Be- lenförmigen Makrokonidien (Mikrokonidien
nigner, zystischer Fehlbildungstumor mit epi-
dermishaltiger Wand und Hornlamellen als
Epidermolysis bullosa congenita Abb. 1: Epidermoly-
sis bullosa dystrophica; Blasenbildung und
fehlen stets). Er wächst in Kultur rascher als an-
dere Dermatophyten* und ist neben Trichophy-
E
Zysteninhalt. Ähnlich sind das Cholesteatom* verzögerte und unvollständige Wundheilung mit ton- und Microsporum-Arten häufiger Erreger
und das Dermoid*. großflächigen Erosionen. [197] der Dermatophytose (Tinea*). Siehe Abb.
Lokalisation: Lokalisation: Befallen werden die oberen Epi-
– In der Haut thelschichten der Haut und die Nägel, nicht
– im Schädel/zerebral, besonders im Kleinhirn- aber die Haare. Vorzugsweise betroffen sind
Brückenwinkel (75 %) feuchte Areale mit Lücken im Säuremantel, ins-
– in den Hirnventrikeln (meist im 4. Ventrikel), besondere der Inguinal- und Zehenbereich.
parasellär.
Pathologie:
– Aus epidermalen Zellen bestehende gutartige
Zysten, Inhalt Hornlamellen, in der Haut
auch als Verletzungsfolge (aus in die Tiefe
verlagerter Epidermis)
– im Schädel/zerebral: zystisch oder irregulär-
lobuliert.
Klinik:
– In der Haut: Lokalsymptome
– im Schädel: Symptome der lokalen zerebra-
len Raumforderung (Hirntumoren*)
– bei Ruptur ggf. Zeichen einer Meningoenze-
phalitis durch die Hornlamellen Epidermolysis bullosa congenita Abb. 2: Befund bei Epidermophyton floccosum: 1: Makrokonidien;
– Manifestation v. a. im jungen Erwachsenen- Neugeborenem (1. Tag). [92] 2: Kultur. [9]
alter.
Prognose: Epididymektomie f: engl. epididymectomy.
– Langsames Wachstum – Epidermolysis bullosa simplex (EBS): Operative Entfernung des Nebenhodens. Nach
– vollständige operative Entfernung ist meist oberhalb der BM Eröffnung der Tunica vaginalis testis werden
kurativ. – Epidermolysis bullosa junctionalis (EBJ): Funiculus spermaticus und Nebenhoden darge-
EpidermolyXsis f: Spalt- und Blasenbildung im innerhalb der Lamina lucida der BM stellt und schließlich der Nebenhoden stumpf
Bereich der dermoepidermalen Grenzzone, z. B. – Epidermolysis bullosa dystrophica (EBD): oder scharf vom Hoden abgelöst. Indikationen
bei Epidermolysis bullosa acquisita, Formen der unterhalb der BM (siehe Abb. 1). sind Nebenhodentumoren sowie chronisch rezi-
Epidermolysis* bullosa hereditaria und bei bul- Ätiologie. Mutationen in zahlreichen epider- divierende oder abszedierende Epididymitis*.
lösem Pemphigoid, oder intraepidermal, z. B. mal oder dermal exprimierten Genen, z. B. Ke- Epididymis → Nebenhoden
bei Pemphigus* vulgaris. ratine 1–8, 9–13 und 19, Laminin, Integrine Epididymitis f: Entzündung des Nebenho-
EpidermolyXsis acuta toø xica → Lyell-Syndrom und Typ-VII-Kollagen. dens, meist fortgeleitet von einer Prostatitis*
EpidermolyXsis bullosa congeø nita f: syn. Kera- Klinik: oder Urethritis* (bei Dauerkatheterisierung
tolysis bullosa hereditaria. Heterogene Erkran- – Beginn der Erkrankung je nach Form in ute- oder Gonorrhö*), selten hämatogen. Eine trau-
kungsgruppe mit kongenitaler Anlage zu me- ro (EBJ), bei Geburt, in den ersten Lebenswo- matische Epididymitis kann als Folge einer
chanisch induzierter Blasenbildung an Haut- chen (EBS und EBD) oder im Erwachsenenal- Kontusion* mit Hämatombildung auftreten, ei-
und Schleimhaut. Elektronenmikroskopie und ter ne rezidivierende Epididymitis v. a. bei Urinre-
Immunfluoreszenz mit spezifischen Antikör- – unterschiedlich stark ausgeprägte, generali- flux in die Samenwege, chronischer Urethritis
pern sowie Mutationsanalyse sichern die Diag- sierte oder lokalisierte Blasenbildung (Abb. 2) posterior oder bei Vesikulitis*.
nose. Pränataldiagnostik ist möglich. Die The- infolge leichtester mechanischer Traumen, Formen:
rapie besteht in der Vermeidung von Traumen sog. Pemphigus traumaticus – Akute Epididymitis: 1. Klinik: starke
und angemessener Hautpflege. Häufigkeit: – evtl. Nageldystrophie und -verlust, Schleim- Schmerzen im Skrotalfach, Ausstrahlung in
1–2 : 100 000. Formen: Je nach Position der hautbefall, Zahnanomalien und atrophisie- Leistenregion und Unterbauch, Fieber,
Blasenbildung in Bezug auf die dermo-epider- rende Alopezie Schwellung und Rötung des Skrotums
male Basalmembran (BM) – bei der schwersten Form, der Epidermolysis 2. Komplikationen: Abszedierung, Fistelbil-
bullosa atrophicans generalisata gravis dung 3. Therapie: Antibiotika*, Antiphlogis-
Epididymovasostomie 514
Regulationsmechanismen befasst, die nicht auf Durchführung nur in Intubations- und Tra- Formen:
Veränderung der DNA-Sequenz beruhen. Epi- cheotomiebereitschaft. Differenzialdiagno- – Epikanthus medialis: 1. physiologisch bei
genetische Veränderungen sind bei verschiede- sen: siehe Tab. ca. 2 % der gesunden Neugeborenen, ver-
nen Erkrankungen nachweisbar (beispielsweise Therapie: schwindet meist mit der Aufrichtung des Na-
abweichendes Methylierungsmuster in Tumor- – Krankenhauseinweisung mit Notarztbeglei- senskeletts bis zum 6. Lj. 2. anthropomor-
zellen) und sind daher Ziel für Diagnostik und tung phes Merkmal bei asiatischen Völkern als
Therapie von Tumoren (Beispiel: Hemmung der – intensivmedizinische Maßnahmen und sog. Mongolenfalte, sie verstreicht bei Lid-
DNA-Methyltransferasen durch Azacitidin). Überwachung schluss 3. Merkmal bei Down*-Syndrom und
Epigloø ttis f: Kehldeckel. – i. v. Antibiotika, Cephalosporin der 3. Gene- Zellweger-Syndrom, es bleibt bei Lidschluss
Klinische Bedeutung: ration, z. B. Cefotaxim, Ceftriaxon. bestehen
– Epiglottitis*
– Beteiligung am Glottisödem*.
Prävention: Immunisierung gegen Haemophi-
lus* influenzae Typ b (Hib) im frühen Säug-
– Epikanthus inversus: größere Falte im un-
teren medialen Augenwinkel als Teil des Ble-
E
Epiglottitis f: syn. Laryngitis supraglottica. lingsalter. pharophimose*-Ptosis-Epikanthus-inversus-
Akut auftretende bakterielle Entzündung der Epignathus m: Asymmetrische Doppelfehlbil- Syndroms.
Epiglottis, v. a. durch Haemophilus* influenzae dung* (Teratom*) am Oberkiefer. Die Fehlbil- Epikaø rd n: engl. epicardium; syn. Lamina visce-
Typ b mit inspiratorischem Stridor, starken dung kann den pharyngealen oder palatinalen* ralis pericardii. Viszerales (dem Myokard* anlie-
Schluckschmerzen, kloßiger Sprache, Hypersa- Bereich und selten das Keilbein* betreffen, die gendes) Blatt des Perikards*.
livation, meist hohem Fieber und Todesangst. Mundhöhle ausfüllen oder aus ihr als behaartes Epikeratophakie → Chirurgie, refraktive
Die diagnostische Laryngoskopie erfolgt in In- Teratom herausragen. EpikondyXlenfraktur f: engl. epicondylar frac-
tubations- und Tracheotomiebereitschaft. The- Epikaø nthus m: engl. epicanthus. Angeborene ture. Abrissfraktur meist des Epikondylus medi-
rapie und Überwachung erfordern intensivme- sichelförmige Hautfalte im inneren Augen- alis humeri, z. B. bei Ellenbogengelenkluxati-
dizinische Maßnahmen. winkel, die sich vom oberen zum unteren on*. Mögliche Komplikationen sind Ulnarisläh-
Vorkommen: V. a. bei Kindern vor dem 5. Lj., Lid spannt und die nasale Lidkommissur ver- mung* und Kompartmentsyndrom*. Bei un-
seit Einführung der Hib-Impfung deutlicher deckt. Sie ist oft mit Lidspaltenschrägstellung vollständiger oder nicht dislozierter Epikondy-
Rückgang der Inzidenz. und Ptosis* verbunden; der Epikanthus ist phy- lenfraktur wird vorübergehend immobilisiert
Diagnostik: Rötliche kirschgroße Auftreibung siologisch oder weist auf bestimmte Syndrome und nachfolgend funktionell behandelt, bei in-
der Epiglottis in der Laryngoskopie, cave: hin. stabiler und dislozierter Epikondylenfraktur re-
poniert und osteosynthetisch versorgt (Platte,
Schrauben oder Kirschner*-Draht).
Epikondylitis f: engl. epicondylitis. Schmerz-
Epiglottitis: syndrom (entzündliche Tendopathie*) der Mus-
Klinische Differenzialdiagnose zwischen Epiglottitis und stenosierender Laryngotracheitis kelursprünge am Epikondylus durch funktio-
(sog. Pseudokrupp). nelle Überbeanspruchung v. a. in Sport und Be-
Kriterium Epiglottitis stenosierende Laryngotracheitis ruf (BK Nr. 2101) oder bei chronischer Muskel-
verkürzung. Diagnostiziert wird durch klini-
Alte 2–6 Jahre erste Episode zwischen 6 Monaten und sche Untersuchung mit typischer Schmerzpro-
3 Jahren vokation (Thomsen*-Zeichen), röntgenologisch
Auslöser Bakterien (meist Haemophilus Viren oder mit MRT. Die Therapie ist gewöhnlich
influenzae Typ b) konservativ, bei Persistenz operativ.
Formen:
Häufigkeit sehr selten 15 %, Jungen > Mädchen
– Epicondylitis radialis humeri (sog. Tennis-
Verlauf foudroyant meist subakut ellenbogen) mit Druckschmerz an der ge-
Allgemeinzustand schwer krank leicht beeinträchtigt meinsamen Ursprungszone des M. extensor
digitorum communis und des M. extensor
Atemnot inspiratorisch inspiratorisch carpi radialis brevis
Fieber hoch gering – Epicondylitis ulnaris humeri (seltener,
Husten selten bellend sog. Werfer-, Baseball- oder Golfspielerellen-
bogen) mit Druckschmerz an der Ursprungs-
inspiratorischer manchmal; zusätzlich oft stets, laut zone der Finger- und Handflexoren.
Stridor exspiratorisches Schnarchen Klinik:
Stimme leise, kloßig; nicht heiser heiser – Lokaler Druckschmerz am Ursprung
– Provokationstests der einzelnen Muskel-
Schluck- stark, Speichelfluss gering
beschwerden gruppen.
Therapie:
Körperhaltung sitzend unauffällig – Tape-Verbände (z. B. Kinesio*-Tape)
Manifestations- Tageszeit unabhängig nächtliches Aufwachen mit bellendem – Epikondylitisbandage/-spange
zeitpunkt Husten, Stridor und Atemnot (am – nichtsteroidale Antiphlogistika
Abend zuvor noch relativ symptomarm) – Verband mit antiphlogistisch wirkenden Sal-
Rezidivneigung keine häufig ben
Epikondylopathie 516
capital femoral epiphysis; syn. Coxa vara adoles- physeolysis capitis femoris
centium. Zwischen 12.–16. Lj., v. a. bei männli- Epiphyseolysis caø pitis feø moris lenta → Epi- Episode f: Zeitlich begrenzte, rückbildungsfä-
chen Jugendlichen auftretendes Krankheitsbild physeolysis capitis femoris hige psychische Störung, z. B. amnestische Epi-
mit Lösung der Hüftkopfepiphyse vom Schen- EpiphyXse, persistierende f: engl. epiphyseal sode*, depressive Episode*, manische Episode*,
kelhals in der Wachstumsfuge und Abgleiten persistence. Verknöcherte Epiphyse, deren phy- psychotische Episode (bei akuter reversibler
nach dorsal. Betroffene hinken zunehmend. Di- siologische Verschmelzung mit der Metaphyse Psychose*, z. B. bei organisch bedingter Psycho-
agnostiziert wird röntgenologisch; der CCD*- ausbleibt. Diagnostisch muss von einer trauma- se, schizoaffektiver Störung, Schizophrenie).
Winkel ist scheinbar verkleinert (Coxa vara epi- tischen Knochenabsprengung differenziert wer- Psychische Störungen manifestieren sich häufig
physaria). Behandelt wird operativ. den. in rezidivierenden Episoden (sog. rezidivieren-
Klinik: Epiploon → Omentum der Verlauf, v. a. bei affektiven Störungen).
– Initial Knieschmerzen Episiotomie f: engl. episiotomy; syn. Damm- Episode, amneø stische f: engl. amnesic episode.
– rasche Ermüdung, zunehmendes Hinken, schnitt. Geburtshilflicher operativer Eingriff Syndrom häufig ätiologisch unklarer, flüchti-
schmerzhafte Bewegungseinschränkung zur Erweiterung des Beckenausganges. Die häu- ger, stunden- bis tagelanger Amnesie* bei zereb-
Episode, depressive 520
Epithelioma spinocellulare → Plattenepithel- Eine durch Epizoen hervorgerufene Hauter- leosis* infectiosa gilt. Das Epstein-Barr-Virus
karzinom krankung wird als Epizoonose bezeichnet. wurde erstmals in B-Zell-Linien des Burkitt*-
Epithelisierung f: engl. epithelisation. Über- Epizoonosen [Dermatologie] f pl: engl. epizo- Tumors nachgewiesen und ist vermutlich an
wachsen einer Wunde* mit Epithelzellen, aus- onoses. Durch tierische Parasiten* verursachte der Entstehung der Haarleukoplakie* bei HIV-
gehend von intaktem Epithelgewebe* im Be- Hauterkrankungen. Auslöser sind meist Arthro- Infektion beteiligt.
reich der Wundränder. poden* (Gliederfüßer). Übertragung: Ausscheidung über Speichel, wo-
Epithelkörperchen → Nebenschilddrüsen Formen: Z. B. Befall durch bei die Infektion durch direkten Kontakt er-
Epithelperlen → Hornperlen – Flöhe* (Pulikose) folgt. Nach serologischen Untersuchungen sind
Epithelzysten f pl: engl. epithelial cysts. Mit – Läuse* (Pedikulose*) 90 % aller Erwachsenen Träger spezifischer An-
Epithel ausgekleidete benigne Epidermisver- – Wanzen* (vgl. Cimicosis*) tikörper gegen EBV.
E senkungen (z. B. durch Trauma) in der Dermis.
Bei Bedarf wird die Epithelzyste exstirpiert.
– Milben* (vgl. Skabies, Demodikose*, Trombi-
diose*)
Onkogenität:
– EBV regt in vitro B-Lymphozyten zu fast un-
Differenzialdiagnosen sind: Dermoid*, Epider- – Zecken* (vgl. Borreliose*) begrenztem Wachstum an
malzyste*, Milien*, Trichilemmalzyste*. – Mücken*, Fliegen* (Culicosis). – Korrelation zwischen EBV-Infektion und
Epithese f: engl. epithesis. Individuell model- Epizoonosen [Tiermedizin]: Der Epidemie* Burkitt-Tumoren oder Nasopharyngealkarzi-
liertes Körperersatzstück aus Kunststoff, Sili- entsprechende Krankheitsausbreitung in Tier- nomen tritt vorwiegend in Asien und Afrika
kon, Gelatine u. a. zur Deckung von Oberflä- beständen mit rascher Zunahme der Erkran- auf.
chendefekten, insbesondere im Gesicht (Auge, kungszahlen gefolgt von einem deutlichen Epstein-Barr-Virus-Infektionen f pl: engl. hu-
Nase, Ohr). Wird in der Regel an den Körper Rückgang des Erkrankungsvorkommens. man herpesvirus 4 infections; syn. EBV-Infektio-
angelegt, aufgeklebt, durch Implantat festge- EPJ: Abk. für endoskopisch kontrollierte Punk- nen; Abk. EBV-Infektion. Durch das Epstein*-
halten oder mit intraoraler Defektprothese ver- tion des Jejunums → Jejunostomie, perkutane Barr-Virus verursachte Erkrankungen. Die Erst-
bunden. endoskopische infektion verläuft asymptomatisch oder in
Anwendung: EPL: Abk. für extrakorporale piezoelektrische Form der Mononucleosis* infectiosa, bei AIDS-
– Auge (siehe Abb.) Lithotripsie → Stoßwellenlithotripsie, extra- Patienten kann es zur Haarleukoplakie* kom-
– Nase korporale men. Auch chronische Verläufe sind möglich.
– Ohr. EPO: Abk. für → Erythropoetin Das EBV ist als humanes Tumorvirus an der
Epoophoron n: Rest des kranialen Abschnitts Entstehung einiger maligner Tumoren wie dem
der Urniere*. Es enthält Reste des Wolff*-Gan- Burkitt*-Lymphom beteiligt. Erreger. Das Ep-
ges, der als Gartner-Gang streckenweise erhal- stein-Barr-Virus (EBV) zählt zu den Herpes-Vi-
ten bleiben kann. Das Epoophoron liegt unter- ren. Nach der akuten Infektion persistiert es la-
halb der Tube zwischen den beiden Blättern der tent in B-Zellen und kann bei Immunschwäche
Mesosalpinx* und bildet den kranialen Anteil wieder reaktiviert werden. Es ist u. a. auch mit
des Parovariums*. Es entspricht entwicklungs- der Entstehung folgender Tumoren assoziiert
geschichtlich beim Mann dem Nebenhoden*. (humanes Tumorvirus der höchsten Karzino-
Eppendorf Cologne Score: Abk. ECS. Einfa- genklasse):
cher, klinisch bisher wenig etablierter, u. a. auf – Burkitt*-Lymphom
Grundlage der Glasgow* Coma Scale (motori- – Nasopharynxkarzinom
sche Komponente) sowie der Pupillenreaktion* – Hodgkin*- Lymphom
entwickelter, mit Mortalität korrelierender – T-Zelllymphome
(prognostischer) Score bei Schädelhirntrauma*. – Posttransplantationslymphom
Eppinger-Sternchen → Naevus araneus – Magenkarzinom.
Epping-Plaø stik f: Operatives Verfahren (Resek- Übertragung. Das Virus wird meist bei engen
tions-Interpositions-Arthroplastik) zur Thera- Kontakten durch Speichel übertragen, selten
pie der Rhizarthrose*. Dabei wird das Os trape- auch über Bluttransfusion oder Organtrans-
zium ektomiert und die Basis des Metakarpale I plantation. Die Inkubationszeit beträgt 8–
Epithese: 1: Zustand nach Exenteratio orbitae mit mit einem distal gestielten Sehnenstreifen des 21 Tage. Epidemiologie. EBV-Infektionen
3 implantatfixierten Magneten; 2: eingegliederte Musculus flexor carpi radialis aufgehängt. kommen weltweit vor. An der infektiösen Mo-
Silikonorbita-Epithese. EPS: Abk. für exaggerated placental site → Im- nonukleose erkranken v. a. ältere Kinder und
plantationsstelle, hyperplastische junge Erwachsene. Im Alter von 30 Jahren ha-
Epitop n: engl. epitope; syn. antigene Determi- EPS: Abk. für extrapyramidales System → Sys- ben bereits > 90 % der Menschen eine EBV-In-
nante. Spezifischer antigener Ort auf einer Mo- tem, extrapyramidales fektion durchgemacht.
leküloberfläche, der durch das Paratop* des ent- Eø psilon-Welle f: engl. epsilon wave. Analog zur Epstein-Syndrom → Makrothrombozytope-
sprechenden Antikörpers spezifisch gebunden Delta-Welle benanntes zusätzliches kleines Po- nie, MYH9-assoziierte
wird. tenzial im EKG am Ende des QRS-Komplexes EPT: Abk. für endoskopische Papillotomie →
Epizoen n pl: engl. epizoae. Bezeichnung für als Zeichen der Postexzitation, z. B. bei verspä- Papillotomie
Tiere, die als Kommensalen (Kommensalismus*) teter rechtsventrikulärer Depolarisation bei Epulis f: Dem Alveolarfortsatz halbkugelig
oder Parasiten* auf anderen Tieren leben oder ARVD. oder pilzförmig aufsitzende, umschriebene, pe-
diese zur Fortpflanzung befallen. Epidemiolo- Epstein-Barr-Virus n: engl. human herpesvi- riphere Granulationsgewebebildung. Es han-
gisch wichtige Epizoen sind Mücken und Flie- rus 4. DNA-Virus der Gammasubfamilie der delt sich um ein entzündlich reaktives (resorpti-
gen, Läuse, Krätzemilben, Wanzen und Flöhe. Herpesviridae*, das als Erreger der Mononuc- ves) Granulom*, das meist in Beziehung zum
523 Erbgang, X-chromosomaler
gingivo-parodontalen Gewebe steht, und nicht ordinierte Maßnahmen der Schutzimpfung* die
um einen echten, autonom wachsenden Tumor. Pocken weltweit eliminiert werden.
– Epulis granulomatosa: unspezifisches, ge- Eradikationstherapie → Helicobacter-pylori-
fäßreiches Granulationsgewebe von schwam- Eradikationstherapie
mig-weicher Konsistenz mit hoher Stoff- ERAS: Abk. für engl. enhanced recovery after
wechselaktivität und Blutungsneigung surgery → Ernährung im Rahmen der Chirurgie
– Epulis gigantocellularis (peripheres Rie- Erbanlage → Gen
senzellgranulom): 1. enthält mehrkernige, ERBB → EGF-Rezeptor
den Osteoklasten ähnelnde Riesenzellen, Erb-Duchenne-Lähmung → Armplexuspa-
Spindelzellen und mit Hämoglobin beladene rese
Makrophagen 2. variierende Konsistenz,
Oberflächenbeschaffenheit und Farbe 3. Nei-
Erbfaø ktor → Gen
Erbgang m: engl. inheritance. Vererbungsmo-
E
gung zu Rezidiven und resorptiver Zerstö- dus genetischer Merkmale. Unterschieden wer-
rung des angrenzenden Knochens 4. Vor- den Formen des Erbgangs nach Mendel-Geset-
kommen auch in unbezahnten Alveolarfort- zen von jenen, die nicht Mendel-Gesetzen un-
satzabschnitten 5. ihr enossales Pendant ist terliegen.
das zentrale Riesenzellgranulom* Formen:
– Epulis fibromatosa: 1. zell- und faserreiches – Den Mendel*-Gesetzen unterliegend: autoso-
Bindegewebe mit relativ gleichmäßigem Ge- mal oder gonosomal (siehe X-chromosomaler Erbgang, dominanter: Modellstammbaum bei
flecht kollagenreicher Faserzüge 2. derbe Erbgang*; Y-chromosomaler Erbgang) lokali- autosomal-dominantem Erbgang.
Konsistenz, blasse Farbe 3. fibröse Hyperpla- siert: 1. dominanter Erbgang* 2. rezessiver
sie 4. bei geringerer Ausreifung spricht man Erbgang*
vom Reizfibrom – nicht den Mendel-Gesetzen unterliegend maternale Eizelle (nicht nach Mendel*-Geset-
– Epulis gravidarum: 1. Schwangerschafts- (rein maternale Vererbung): mitochondrialer zen). Aufgrund ungleichmäßiger Verteilung der
epulis ausgelöst durch Sexualhormone bei Erbgang*. Mitochondrien* auf embryonales Gewebe be-
vorliegender Prädisposition und mangelhaf- Erbgang, dominaø nter m: engl. dominant inher- steht eine starke Variation des Anteils der Muta-
ter Mundhygiene 2. kann zu heftigen Blu- itance. Erbgang, bei dem bei Heterozygoten ne- tionen (Heteroplasmie) und der phänotypischen
tungen führen 3. i. d. R. Remission nach der ben der Wirkung des für das Merkmal verant- Ausprägung. Klinisch bedeutsam sind Mito-
Geburt. wortlichen Allels* die Wirkung des anderen Al- chondriopathien*.
– Sonderform: Epulis* congenita. lels nicht erkennbar ist. Im weiteren Sinn in der Erbgang, rezessiver m: engl. recessive inherit-
Ursache: Humangenetik auch verwendet, wenn ein Gen ance. Vererbung der Anlage eines Merkmals, das
– V. a. chronisch lokal-entzündliche und me- bereits in heterozygotem Zustand eine deutlich im heterozygoten Zustand keine Änderung des
chanisch-irritative Reize erkennbare pathologische Wirkung hat. Phänotyps bewirkt; im weiteren Sinne meint re-
– evtl. Einfluss von Sexualhormonen. Klinische Bedeutung: Vererbung genetisch be- zessiver Erbgang auch eine Situation mit Teil-
Therapie: dingter Krankheiten. Dominant bezieht sich da- manifestationen in heterozygotem Zustand, die
– Exzision im Gesunden, die i. d. R. eine opera- bei nicht auf das Gen an sich, sondern auf sein nur durch Anwendung spezieller Untersu-
tive Revision des darunter liegenden Kno- Verhalten im Hinblick auf ein bestimmtes Allel chungsmethoden (bei Enzymopathien Messung
chens und (bei erheblicher parodontaler Vor- (kodominant*). Es bewirkt somit die Ausbil- der Enzymaktivität, Guthrie-Test) oder Belas-
schädigung) das Entfernen der in die Verän- dung eines Phänotyps, unabhängig davon, wel- tungstests nachweisbar sind.
derung einbezogenen Zähne voraussetzt chen allelen Partner es hat. Das Gen verdeckt Klinische Bedeutung: Vererbung genetisch be-
– bei röntgenologisch nachweisbarer Knochen- also die Wirkung seines Allels (des rezessiven dingter Krankheiten
beteiligung chirurgisches Abtragen des an- Gens). Autosomal-dominanter Erbgang, z. B. – Autosomal-rezessiver Erbgang: z. B. adreno-
grenzenden Knochens in genügender Retinoblastom. Orientierende Regel: Struktur- genitales Syndrom, Phenylketonurie (Faust-
Schichtdicke zur Vermeidung eines Rezidivs. anomalien sind meist dominant erblich. Indivi- regel: Stoffwechselerkrankungen meist rezes-
Epulis congenita f: engl. congenital epulis; syn. duen mit homozygotem Auftreten dominanter siv erblich): 1. bei Homozygotie: manifeste
Neumann-Syndrom II. Seltener, v. a. bei Mäd- Krankheitsanlagen sind unter Umständen nicht Erkrankung 2. bei Heterozygotie: keine oder
chen am Oberkiefer vorkommender angebore- lebensfähig (Letalfaktor, z. B. Kinder von 2 El- nur leichte (sog. intermediäre Manifestation:
ner benigner Tumor, der gelegentlich schon int- ternteilen mit Achondroplasie), bei heterozygo- Ausprägung eines rezessiven Gens wird trotz
rauterin diagnostiziert werden kann. Die Ursa- tem Auftreten sind Vorkommen der entspre- Dominanz des anderen Allels nicht völlig un-
chen sind unklar. Eine einfache Exzision ist chenden Erkrankung in jeder Generation mög- terdrückt) Anomalie und statistische Über-
ausreichend, selbst kleine verbliebene Reste lich (Stammbaum: siehe Abb.). Bei unregelmä- tragung der Krankheitsanlage auf die Hälfte
führen nicht zu Rezidiven. Auch Spontanre- ßig dominantem Erbgang (Gen, dessen hete- der Nachkommen (Stammbaum: siehe Abb.)
gression ist möglich. rozygoter Zustand nicht immer erkennbar ist) – gonosomal-rezessiver Erbgang: X-chromoso-
Equisetum arvense → Schachtelhalm kann eine Generation übersprungen werden. maler Erbgang*.
ER: Abk. für endoplasmatisches Retikulum → Gonosomal-dominanter Erbgang: X-chro- Erbgang, X-chromosomaler m: engl. X-linked
Retikulum, endoplasmatisches mosomaler Erbgang*. inheritance. Erbgang von Genen, die auf dem X-
Eradikation f: engl. eradication. Vollständige Erbgang, mitochondrialer m: engl. mitochon- Chromosom gelegen sind.
Entfernung bzw. Eliminierung eines Krank- drial inheritance. Form der extrachromosomalen Formen:
heitserregers aus dem Körper oder einer Popula- Vererbung* über mitochondriales Genom*. Die- – X-chromosomal-rezessiver Erbgang (siehe
tion (Keimeliminierung). So konnten durch ko- se Vererbung geschieht ausschließlich über die Abb.): 1. beim weiblichen Geschlecht mit 2 X-
Erb-Goldflam-Krankheit 524
klärung chronischer Pankreatitis, bei Pankre- werte im Corpus cavernosum bis – Diabetes* mellitus
aszysten, bei Verdacht auf Pankreastumor 1000 mmHg) – Hyperlipidämie*
– diagnostisch/therapeutisch: 1. endoskopi- – Detumeszenz: Erschlaffung durch erhöhten – Hypertonie
sche Papillotomie* 2. Verschlussikterus (z. B. Sympathikotonus, der zur Kontraktion der – Nikotinkonsum.
durch Stein, Tumor, Cholelithiasis*) mit und glatten Muskulatur der Sinusoide und Arteri- Diagnostik:
ohne Cholangitis 3. Ballondilatation 4. Ex- olen sowie zum Blutabfluss nach Öffnung – Sexualanamnese und psychologische Explo-
traktion von Gangsteinen 5. Einlage einer na- der venösen Gefäße führt. ration: 1. durchgängige Erektionsstörungen
sobiliären Verweilsonde* und von Endopro- Erektionsreflex m: engl. erection reflex. Zur sind Hinweis auf vorwiegende Organogenese
thesen* 6. fotodynamische Therapie maligner Erektion* (lat. erectio, „Aufrichtung“) des Penis 2. situative Erektionsstörung ist deutlicher
Stenosen. führender Fremdreflex, ausgelöst durch einen Hinweis auf Psychogenese
Komplikationen:
– Transitorischer Anstieg der Pankreasenzyme
mechanischen, visuellen, olfaktorischen oder
psychischen Reiz. Bei der Frau existiert der glei-
– ggf. Bestimmung von Serumwerten
– Doppler- bzw. Duplexsonografie der Penis-
E
(Amylase, Lipase) che Reflex, der v. a. das Anschwellen von Klito- gefäße
– bei Kombination von diagnostischer und the- ris und Schamlippen bewirkt. – ggf. nächtliche Penistumeszenzmessung*
rapeutischer ERCP: 1. Pankreatitis* (2–5 %): Reflexbogen: Der afferente Schenkel des Reflex- (sehr aufwändig: Schlaflabor*), Ableitung
cave: bei ERP Anfärbung des Parenchyms ver- bogens verläuft über den N. pudendus oder evozierter Potenziale
meiden, da hierdurch erhöhtes Risiko bei über vom Großhirn absteigende Bahnen zum – intrakavernöse Pharmakotestung (Injektion
kleiner sklerosierter Papille und Sphinkter- Erektionszentrum, der efferente über die para- vasoaktiver Substanzen in den Schwellkör-
Oddi-Dysfunktion) 2. Perforation (2 %) mit sympathischen Nn. splanchnici pelvini zu den per)
retroperitonealer oder peritonealer Infektion Ganglia pelvica. Dort wird umgeschaltet auf die – International Index of Erectile Function
(2 %) 3. Blutung (2 %) 4. Mortalität (< 1 %). postganglionären Fasern zu Schwellkörpermus- (IIEF) zur Erfassung des Störungsausmaßes
ERCS: Abk. für endoskopische retrograde kulatur und -gefäßen (Nn. cavernosi). – Kavernosometrie und -grafie (Ausnahmefall).
Cholangioskopie → Cholangioskopie Erektionsstörung f: engl. erection disturbance; Therapie:
ERD: Abk. für engl. erosive reflux disease → syn. Potenzstörung. Sexuelle* Funktionsstö- – Beseitigung der Risikofaktoren
Refluxkrankheit, gastroösophageale rung des Mannes mit fehlender oder für den – Psychotherapie* (meist auch bei organischer
Erdalkalimetalle n pl: engl. earth-alkaline met- Geschlechtsverkehr unzureichender Erektion* Mitverursachung indiziert): 1. Sexualpsycho-
als. Gruppenbezeichnung für die Elemente der bei sexueller Erregung. Die Störung muss seit therapie* 2. Paarpsychotherapie*
II. Hauptgruppe des Periodensystems der Ele- mindestens 6 Monaten ständig oder sehr häufig – bei vorwiegend oder ausschließlich organi-
mente: Beryllium, Magnesium*, Kalzium*, bestehen. Es gibt eine große Anzahl verschiede- scher Genese Pharmakotherapie mit erekti-
Strontium, Barium* und Radium*. Mit Ausnah- ner Ursachen für Erektionsstörungen. Die Be- onsfördernden Arzneimitteln: 1. Phospho-
me von Radium sind alle Erdalkalimetalle handlung richtet sich nach der Ursache. For- diesterase-Hemmer, z. B. Sildenafil*-Gruppe
Leichtmetalle. In Verbindungen liegen die Erd- men: 2. zentral wirksame Substanzen, z. B. Yohim-
alkalimetalle überwiegend als zweiwertige Kat- – Primäre (besteht seit jeher) und sekundäre bin, Apomorphin (wegen UAW umstritten)
ionen vor. (später entstandene) Erektionsstörung 3. Injektionstherapie, z. B. Schwellkörper-
Erdbeergallenblase → Stippchengallenblase – vollständige und situative Erektionsstörung Autoinjektionstherapie (SKAT) oder intrau-
Erdbeerzunge → Zunge (besteht immer bzw. nur in bestimmten Situ- rethrale Applikation von Alprostadil 4. Tes-
Erden, seltene pl: engl. rare earths. Bezeich- ationen, z. B. nur beim Geschlechtsverkehr). tosteronsubstitution bei Testosteronmangel
nung für die oxidischen Mineralien der Selten- Ätiologie: Wird häufig von multiplen Faktoren – Penisvenenligatur (wegen fraglicher Wirk-
erdmetalle im Periodensystem der Elemente. ausgelöst, wobei psychogene und organisch be- samkeit umstritten)
Erdheim-Tumor → Kraniopharyngeom dingte Ursachen eine Rolle spielen können. – Vakuumpumpe
Erdrosseln → Strangulation Psychogen: häufigste Ursache situativer und – Ultima Ratio: Penisprothese*.
ERE: Abk. für engl. estrogen response element bei jungen Männern auftretender Erektionsstö- Erethiøsmus m: engl. erethism. Gesteigerte Er-
→ Östrogen-Rezeptor rung regbarkeit und Aktivität mit Bewegungsun-
erektil: engl. erectile. Schwellfähig, erektions- – Partnerschaftsprobleme ruhe.
fähig. – sexuelle Ängste Erfahrungsheilkunde f: engl. empirical medi-
Erektion f: engl. erection. Durch einen Erekti- – Versagensangst cine. Sammelbezeichnung für verschiedene Ver-
onsreflex* ausgelöstes Aufrichten einer anato- – sexuelle* Appetenzstörungen. fahren der praktizierten Medizin, deren Inhalte
mischen Struktur, z. B. der Körperhaare („Gän- Organisch bedingt: bei der Mehrheit der ab und Aussagen mehr von Erfahrung als auf na-
sehaut“), im Besonderen der Klitoris* und des dem 50. Lj. auftretenden Erektionsstörungen: turwissenschaftlich anerkannter klinischer Eva-
Penis*. – Gefäßbedingt: 1. arteriell (z. B. bei Arterio- luation und Grundlagenforschung gestützt
Ablauf: sklerose* oder diabetischer Mikroangiopa- werden.
– Schlaffer Ruhezustand thie*) 2. venös Erfahrung, traumatische → Trauma [psy-
– Tumeszenz: Anschwellen durch Relaxation – neurogen ca. 10 %, z. B. bei: 1. Multipler* chisch]
der Schwellkörpermuskulatur und Steige- Sklerose 2. diabetischer Polyneuropathie* Erfrierung f: engl. frostbite; syn. Congelatio.
rung des Blutzuflusses 3. Nervenverletzung bei Tumorchirurgie im Schwerste (lokale) Kälteschädigung besonders
– Erektion: Aufrichten durch Anstieg des intra- kleinen Becken an den Akren (Nase, Ohren, Finger, Zehen).
kavernösen Drucks bis auf systolische Blut- – hormonal bedingt 1–5 %, z. B. bei: 1. Testos- Schwere Erfrierungen führen zu Nekrosen und
druckwerte und Drosselung des Blutabflusses teronmangel 2. Prolaktinerhöhung. Narbenbildung. Die Erwärmung wird langsam
– Rigidität: Steifwerden durch zusätzliche Risikofaktoren für organisch bedingte Erek- vorgenommen. Nekrosen erfordern ggf. eine
Kontraktion des M. ischiocavernosus (Druck- tionsstörungen: Amputation.
ERG 526
lisierung u. a. von Puls, Blutdruck und Laktat- – essenzielle* Thrombozythämie Ermisch-Soø nde → Ileusdekompressionssonde
konzentration im Blut. – (noch) nicht klassifizierbare myeloproliferati- Ermüdung → Hörermüdung
Erholungsiøndex m: engl. recovery index. Zeit- ve Erkrankung. Ermüdung f: engl. fatigue; syn. Fatigatio. Pro-
differenz zwischen DUR 75 und DUR 25, also Im Rahmen der klonalen Evolution ist die Ent- zess der reversiblen Reduktion des Leistungs-
Zeitintervall zwischen Erholung der neuromus- wicklung einer Myelofibrose* und/oder die und Funktionsvermögens nach vorhergehender
kulären Blockade von 75 % auf 25 % des Aus- Transformation in eine akute Phase (≥ 20 % Tätigkeit. Bei Ermüdung werden Erholung,
gangswerts. Der Erholungsindex ist ein Maß Blasten) möglich. Kurzschlaf* und Schlaf* als Gegenmaßnahmen
für die Erholungsgeschwindigkeit nach Anwen- Erkrankungen, neurodegenerative f pl: Hete- ergriffen.
dung eines nichtdepolarisierenden neuromus- rogene Gruppe meist langsam fortschreitender, Formen:
kulär blockierenden peripheren Muskelrela- erblicher oder sporadisch auftretender, diffus – Psychische (zentrale, vom Gehirn ausgehen-
xans und ist unabhängig von dessen Dosierung.
Eriksson-Laurell-Syndrom → Alpha-1-Anti-
oder generalisiert verlaufender Erkrankungen
des Nervensystems und v. a. mit progredienten
de) Ermüdung: 1. gekennzeichnet durch ver-
minderte Konzentrations- und Denkfähig-
E
trypsinmangel Bewegungsstörungen und Demenz durch fort- keit sowie durch nachlassende Aufmerksam-
Erinnerungslücke → Amnesie schreitenden Verlust von Nervenzellen. Es fin- keit 2. früheres Auftreten als physische Er-
Erinnerungsstörung f: engl. memory disorder. den sich charakteristische histologische Schädi- müdung
Störung der Aktivierung (Erinnern) von im Ge- gungsmuster; häufig liegt zur Aggregation nei- – physische (periphere) Ermüdung des neuro-
dächtnis gespeicherten Inhalten. gende Fehlfaltung von Proteinen zugrunde. muskulären Systems (Muskelermüdung*):
Vorkommen: Vorkommen: Auftreten in unterschiedlichen 1. gekennzeichnet durch abnehmende Kraft,
– Intelligenzminderung* Lebensphasen (v. a. im Alter). Pathologie: z. T. verlängerten zeitlichen Ablauf der Muskel-
– Epilepsie* unbekannt, häufig filamentäre Ablagerungen bewegung sowie Koordinationsstörungen
– Frühstadium der Demenz* – Extrazellulär, z. B.: 1. Prionen* v. a. bei 2. verursacht durch Anhäufung von Stoff-
– traumatische, neoplastische, entzündliche, Creutzfeldt*-Jakob-Krankheit 2. β-Amyloid* wechselprodukten, ATP-Mangel und durch
toxisch-metabolische Schädigungen v. a. bei Alzheimer*-Krankheit Transmittererschöpfung in den Synapsen.
– psychogene Faktoren. – intrazellulär zytoplasmatisch bzw. neuri- Ermüdungsfraktur f: engl. stress fracture; syn.
Erinnerungsverfälschung → Paramnesie tisch, z. B.: 1. Tau*-Protein und Neurofibril- Stressfraktur. Unvollständige Fraktur durch
Erklärungsmodeø ll, glaubwürdiges n: engl. len* v. a. bei Alzheimer-Krankheit 2. α-Sy- Mikrotraumen infolge ungewohnter Überbean-
plausible explanatory model. Von Therapeut und nuklein in Lewy*-Körperchen z. B. bei Lewy*- spruchung bei gleichzeitigen Reparationsvor-
Patient gemeinsam entwickelte Grundlage der Körperchen-Demenz und Parkinson*-Syn- gängen. Mögliche klinische Symptome sind
Psychotherapie. Es gilt als wichtiger Bestandteil drom und Multisystematrophie * 3. TDP-43 plötzlich auftretende Schmerzen, evtl. mit loka-
des Therapierationals, das dem Patienten ein bei FTLD ler Rötung und Schwellung. Die Diagnose er-
Modell zur Entstehung seiner psychischen Stö- – intrazellulär intranukleär, z. B. Huntingtin folgt mittels bildgebender Verfahren. Behandelt
rung vermittelt, das glaubwürdig und auf die bei Chorea* Huntington. wird konservativ durch Reduktion der Belas-
Intervention abgestimmt ist. Ein glaubwürdi- Erkrankungen, proktologische f pl: engl. tung, ggf. auch mittels Immobilisierung im
ges Erklärungsmodell erhöht Compliance* und proctologic diseases. Überbegriff für Erkrankun- Gipsverband. Formen: Nach Schinz
Motivation des Patienten. gen, die die Rektumampulle sowie den Anus* – Als sog. Dauerfraktur am gesunden Skelett,
Erkrankung des Desmosoms → Dysplasie, betreffen. Häufige Krankheitsbilder sind Hä- meist solitär, evtl. bilateral symmetrisch, z. B.
arrhythmogene rechtsventrikuläre morrhoiden, Stuhlinkontinenz, Analfissuren, Marschfraktur*, Jones*-Fraktur, Schipper-
Erkrankungen, demyelinisierende f pl: engl. Analabszess, Analfisteln, Analthrombose und krankheit*, Hustenfraktur*
demyelinating diseases. Erkrankungen mit herd- das Analkarzinom. – mit Ausbildung sog. Umbauzonen am kran-
förmiger oder diffuser Zerstörung der Myelin- Erkrankung, manisch-depressive → Stö- ken Skelett, meist multipel, z. B. Looser*-
scheiden* (Demyelinisierung). Im ZNS zählen rung, bipolare affektive Umbauzonen, Milkman*-Syndrom.
hierzu z. B. Multiple* Sklerose, Baló*-Krank- Erlebnisreaktion, abnoø rme f: engl. abnormal Lokalisation: Im Bereich der jeweils max. me-
heit, diffuse Hirnsklerose*, Leukodystrophie* perceptional reaction. Nach K. Schneider eine Re- chanischen Gewebebelastungen (sog. Span-
und subakute sklerosierende Panenzephalitis*. aktion auf eine akute psychische Belastung oder nungsspitzen).
Beispiele im peripheren Nervensystem sind einen Konflikt aufgrund eines Erlebnisses, wo- Klinik:
das Guillain*-Barré-Syndrom und primär demy- bei diese Reaktion durch Intensität (Stärke der – Plötzlicher Schmerz (häufig als rheumatische
elinisierende Polyneuropathien*. Beschwerden), Qualität (z. B. reaktive Halluzi- Beschwerden fehlgedeutet), mangelnde Be-
Erkrankungen, myeloproliferative f pl: engl. nationen, reaktive Bewusstseinstrübung) und lastbarkeit, evtl. lokale Rötung, Hyperther-
myeloproliferative syndrome (Abk. MPS). Sammel- Zeitdauer von einer normalen Reaktion ab- mie, Schwellung
begriff für klonale Erkrankungen der hämato- grenzbar ist. – bei Umbauzonen schleichend beginnende,
poetischen Stammzelle. Charakteristisch ist ei- Vorkommen: Z. B. bei Anpassungsstörung*. chronische Schmerzen.
ne Proliferation einer oder mehrerer Zellreihen Diagnostik: In der Regel zeitnahe Rückkehr zu Diagnostik:
(Erythro-, Granulo-, Thrombozytopoese), die zu früheren Verhaltensweisen und Affektbeherr- – Röntgenologisch (evtl. Fissur- bzw. Fraktur-
entsprechenden Symptomen führt. Therapie schung (Affekt*) nach Abklingen. Bei stärkerer spalte erkennbar)
und Prognose sind abhängig vom Subtyp der Intensität bzw. Persistieren kann die abnorme – MRT
Erkrankung und patientenspezifischen Para- Erlebnisreaktion übergehen in eine akute Belas- – später lokalisierte Kallusbildung (bandförmi-
metern. tungsstörung (Dauer bis 4 Wochen) oder eine ge Osteosklerose*, spindelartige Periostose*).
Formen: posttraumatische* Belastungsstörung (Dauer Vgl. Marschfraktur*, Abb. dort.
– Polycythaemia* vera > 4 Wochen) und entsprechend diagnostiziert Ernährung, enterale f: Nahrungszufuhr mit-
– chronisch idiopathische Myelofibrose* werden. hilfe einer Sonde* oder eines Enterostomas*
Ernährung im Rahmen der Chirurgie 528
über den Gastrointestinaltrakt (GIT). Ziel ist die etwa nach dem Sinn einer Lebensverlängerung. schen Lebensumständen und Risikofaktoren*.
Behandlung einer bestehenden oder drohenden Die Zwangsernährung* von Hungerstreikenden Als Orientierungshilfe für gesunde Patienten
Mangelernährung im Rahmen einer Ernäh- wird in der Deklaration* von Tokio 1975 verur- dient z. B. der Ernährungskreis* entsprechend
rungstherapie. Die enterale Ernährung ist als si- teilt. In der Deklaration von Malta 1992 erneu- den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft
cheres physiologisches und ökonomisches Er- erte der Weltärztebund seinen Appell an die für Ernährung. Eine Ernährungstherapie dage-
nährungsverfahren der parenteralen Ernährung Ärzteschaft, Zwangsernährung nicht zu unter- gen wird auf ärztliche Anordnung eingesetzt
vorzuziehen. stützen. – Zur Behandlung von Krankheiten, bei denen
Einsatz: Bei ungenügender peroraler Ernäh- Ernährung, mediterrane f: engl. mediterranean die Ernährung einen wesentlichen Einfluss
rung und funktionstüchtigem GIT. Bei entera- food. Ernährungsform in Mittelmeerländern, auf Entstehung und Verlauf hat (z. B. Zölia-
ler Sondenernährung über einen Zeitraum von die reich ist an verschiedenen Gemüsesorten, kie, Diabetes mellitus)
E länger als 2–3 Wochen ist die perkutane endo-
skopische Gastrostomie (PEG) das Verfahren der
Getreideerzeugnissen, Obst und pflanzlichen
Ölen (v. a. Olivenöl) bei geringen Anteilen an
– bei krankheitsbedingten Ernährungsproble-
men (z. B. Kau- und Schluckbeschwerden).
Wahl. Ein überlappender oder wechselnder Ein- tierischen Fetten und Fleisch. Epidemiologi- Ernährungshygiene f: Fachgebiet der Hygie-
satz mit parenteraler Ernährung* ist möglich. sche Studien ergaben eine höhere Lebenserwar- ne, welches den Zusammenhang zwischen Nah-
Ernährung im Rahmen der Chirurgie f: Peri- tung und geringere Anfälligkeit u. a. für KHK rung und Gesundheit bearbeitet. Hauptthema
operative Nährstoff- und Flüssigkeitszufuhr, im Vergleich zu anderen Ernährungsformen. in den entwickelten Ländern ist nicht mehr
als ERAS (enhanced recovery after surgery) Be- Klinische Bedeutung: Es liegen Nachweise vor, Mangelernährung, sondern Folgen der Überer-
standteil des optimierten Fast* Track zur Ver- dass mediterrane Ernährung mit guter körperli- nährung, vor allem Zusammenhänge zwischen
besserung der chirurgischen Rehabilitation. cher und psychischer Gesundheit assoziiert ist. Ernährung und Herzkreislauferkrankungen,
Ziel ist die Minimierung der präoperativ erfor- Mediterrane Kost wird empfohlen zur Präventi- Diabetes und Osteoporose*. Neben Vollwerter-
derlichen Nüchternheit. on häufiger Krankheiten wie koronare Herz- nährung beschäftigt sich Ernährungshygiene
Ernährung, künstliche f: engl. nutritional sup- krankheit, Demenz, Depression im Alter (meh- auch mit den verschiedenen Diätformen.
port. Therapeutische Zufuhr adäquater Nah- rere prospektive Beobachtungsstudien legen ei- Ernährungskreis m: engl. nutrition circle. Ori-
rungsmengen bei Unfähigkeit des Patienten zur ne präventive Wirkung nahe). Die präventive entierungshilfe für eine bedarfsgerechte Le-
physiologischen Nahrungsaufnahme (z. B. bei Wirkung beruht vermutlich u. a. auf dem hohen bensmittelauswahl, z. B. der Ernährungskreis
Schlucklähmung*, Bewusstlosigkeit*, nach Gehalt an Antioxidanzien, wasserlöslichen Bal- der Deutschen Gesellschaft für Ernährung
Schlaganfall*), bei therapeutischem Verbot der laststoffen und sekundären Pflanzenstoffen. (DGE). Der DGE-Ernährungskreis besteht aus
oralen Nahrungszufuhr (nach Operationen im Man vermutet antioxidative, antihypertensive,
Magen-Darm-Trakt) oder bei Verweigerung der antiinflammatorische und lipidsenkende Wir-
Nahrungsaufnahme (z. B. bei Anorexia* nervo- kungen.
sa; siehe auch Zwangsernährung*). Ernährung, parenterale f: Ernährungsverfah-
Formen: ren zur Behandlung oder Abwendung einer
– Enterale Ernährung über eine im oberen Ma- Mangelernährung, bei dem Wasser und Nähr-
gen-Darm-Trakt gelegene Sonde oder eine stoffe, Vitamine* und Mineralstoffe einschließ-
Magenfistel* (vgl. Gastrostomie*, Sondener- lich Spurenelemente* unter Umgehung des
nährung*) Gastrointestinaltrakts (GIT) intravenös (Flüssig-
– parenterale Ernährung unter Umgehung des keiten auch subkutan) zugeführt werden. Ein
Magen-Darm-Trakts (intravenös; häufig über überlappender oder abwechselnder Einsatz mit
ZVK): 1. bei stark eingeschränkter oder feh- enteraler Ernährung* ist möglich.
lender Funktion des Magen-Darm-Trakts, Anwendung: Bei ungenügender peroraler Er-
z. B. nach Operationen 2. angepasst an die ak- nährung und nicht funktionstüchtigem GIT.
tuelle Stoffwechselsituation (ggf. Hyperali- Die totale parenterale Ernährung (TPN) erfor-
mentation*) unter enger Kontrolle der Stoff- dert aufgrund erhöhter Risiken (z. B. Katheter-
wechsellage (Blutzucker*, Elektrolyte*, BUN, infektion, Stoffwechselentgleisung) eine rest-
Kreatinin*, Triglyceride*, Albumin* u. a.); sie- riktive und strenge Indikationsstellung. Je nach
he auch Nahrungsbilanzierung voraussichtlicher Dauer der parenteralen Er-
– Säuglingsernährung ohne Muttermilch. nährung werden die Nährlösungen peripher-
Komplikationen: oder zentralvenös zugeführt. Ernährungskreis: Der Ernährungskreis als Wegweiser
– Katabolie bei unzureichender Kalorien- bzw. Ernährungsberatung f: engl. nutrition counsel- für eine vollwertige Ernährung. Er teilt das reich-
Nährstoffzufuhr ling. Individuelle Unterstützung bei der Ent- haltige Lebensmittelangebot in 7 Gruppen ein; je
– spezifisch je nach Form der künstlichen Er- wicklung einer langfristigen gesundheitsför- größer ein Kreissegment ist, desto größere Mengen
nährung: 1. bei enteraler künstlicher Ernäh- dernden Ernährungsweise auf der Basis von er- sollten verzehrt werden. Für eine abwechslungs-
rung u. a. Passagestörung und Aspiration* nährungswissenschaftlichen und ernährungs- reiche Ernährung sollte die Lebensmittelvielfalt
bzw. Malabsorption* bei Durchfall (Passage- medizinischen Erkenntnissen, z. B. durch Diät- der einzelnen Gruppen genutzt werden (Urheber:
beschleunigung) 2. bei parenteraler künstli- assistenten oder Ernährungswissenschaftler. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V., Bonn);
cher Ernährung u. a. Hyperglykämie*, Hy- Bei der Beratung spielen auch psychologische, Gruppe 1: Getreide, Getreideprodukte, Kartoffeln;
pertriglyceridämie*, Fettleber*, Cholestase*. soziale und wirtschaftliche Faktoren eine Rolle. Gruppe 2: Gemüse und Salat; Gruppe 3: Obst;
Ethischer Aspekt: Die erzwungene künstliche Anwendung: Im Gegensatz zur Diätberatung Gruppe 4: Milch und Milchprodukte; Gruppe
Ernährung gegen den Willen des Betroffenen und Ernährungstherapie richtet sich die Ernäh- 5: Fleisch, Wurst, Fisch und Eier; Gruppe 6: Öle und
(Zwangsernährung) wirft ethische Fragen auf rungsberatung v. a. an Gesunde mit spezifi- Fette; Gruppe 7: Getränke. [34]
529 Erregerresistenz
7 Kreissegmenten, die den empfohlenen pro- Erosio coø rneae → Hornhauterosion Erregerpersisteø nz f: engl. persistence of patho-
zentualen Anteil der entsprechenden Lebens- Erosion f: Sekundäre Effloreszenz* als um- gens. Überleben von Mikroorganismen im Wirt
mittelgruppe in der täglichen Ernährung sowie schriebener, nicht blutender, oberflächlicher bei intrazellulärer Vermehrung oder nach anti-
die Vielfalt in den einzelnen Gruppen symboli- Gewebeverlust der Haut (bis an das Stratum biotischer Behandlung. Erregerpersistenz wird
sieren. Siehe Abb. germinativum der Epidermis reichend) oder auch durch Apoptose*-Hemmung der Wirtszel-
Ernährungsmedizin f: engl. nutritional medi- Schleimhaut (Tunica mucosa). Eine Erosion le intrazellulärer Mikroorganismen verursacht.
cine. Teilgebiet der Medizin, das sich mit Prä- kann ohne Narbe abheilen oder sich zu einem Persistente pathogene Erreger bleiben sehr lan-
vention*, Diagnostik und Therapie ernährungs- Ulkus* entwickeln. ge infektiös.
abhängiger oder -bedingter Erkrankungen be- Erosio portionis → Portioerosion Klinische Bedeutung: Erreger können sich in
schäftigt, außerdem mit krankheitsassoziierter Erotomanie f: engl. erotomania; syn. Cléram- nekrotische Bezirke einlagern, außerdem kann
Fehlernährung, Mangelernährung* und Über-
ernährung sowie zusätzlich ihrer wissenschaft-
bault-Syndrom. Form des Wahns mit unwider-
stehlicher Liebe zu einer meist unerreichbaren
es zu einem Wirkungsverlust des Antibioti-
kums durch das die Bakterien umgebende Mili-
E
lichen Herleitung. Die Zusatz-Weiterbildung Person und der unkorrigierbaren Überzeugung, eu kommen. Überdauern Krankheitserreger in
Ernährungsmedizin ist bei einigen Landesärz- die Liebe beruhe auf Gegenseitigkeit. bestimmten Rückzugsräumen im Körper auch
tekammern im Weiterbildungskatalog enthal- Beschreibung: Bezieht sich meist auf eine ideali- nach Ausheilen einer Infektionskrankheit und
ten. sierte romantische Liebe und seelische Verbun- werden noch nach > 3 Monaten nach klinischer
Ernährungspyramide f: engl. nutrition pyramid. denheit, sexuelle Aspekte stehen nicht im Vor- Heilung ausgeschieden, spricht man bei dieser
Orientierungshilfe für eine ausgewogene Le- dergrund. Typisch ist die Fehldeutung von Ges- Person von einem Dauerausscheider (z. B. bei
bensmittelauswahl. Sie besteht aus 4 aufeinan- ten und Signalen des Gegenübers. Vorkom- Shigella-Infektion). Die Erregerpersistenz
der aufbauenden Stufen, die den empfohlenen men: durch ruhende Dauerformen wird auch als la-
Anteil der entsprechenden Nahrungsmittel in – Als isolierte wahnhafte Störung* mit plötzli- tente Infektion bezeichnet.
der täglichen Ernährung symbolisieren sollen. chem Beginn und chronischem Verlauf. Der Erreger, putride m pl: engl. putrid agents. Aero-
Beschreibung: Wahn bezieht sich in der Regel auf ein kons- be und anaerobe Erreger eitriger Infektionen.
– Unterste Stufe: Vollkornprodukte (z. B. Brot, tantes Objekt. Frauen ohne partnerschaftli- Erreger, pyogene m pl: engl. pyogenic agents.
Cerealien, Reis und Nudeln) als Basis der täg- che Bindung zwischen 40 und 60 Jahren sind Bakterielle Erreger eitriger Infektionen. Hierzu
lichen Ernährung häufiger betroffen, meist sind ältere und fi- zählen v. a. Spezies der Gattungen Staphylococ-
– zweite Stufe: Obst und Gemüse nanziell besser gestellte Personen das Objekt. cus*, Streptococcus*, Neisseria*, Pseudomonas*,
– dritte Stufe: Milch-, Fleisch- und Fischpro- Bei Männern ist der Wahn meist verbunden Proteus*, Escherichia*, Klebsiella*, Serratia* und
dukte mit aggressivem Verhalten, welches nicht Actinomyces.
– oberste Stufe: Fett, Öle und Süßigkeiten, von dem Liebesobjekt, sondern dessen sozialem, Erregerreservoir n: Ökologische Nische, in der
denen nur wenig gegessen werden sollte. es beschützendem Umfeld gilt (siehe Stal- sich Erreger übertragbarer Krankheiten* ver-
Ernährungs-Soø nde f: Sonde aus weichem king*) mehren. Der Begriff primäres Reservoir meint
Kunststoff (meist Silikon) zur physiologischen – im Rahmen anderer psychischer Störungen infizierte Lebewesen, die in den typischen Ver-
enteralen Ernährung. wie paranoide Schizophrenie, schizoaffektive breitungsgebieten einer Krankheit ständig als
Ernährungsstatus m: engl. nutritional status. Psychose, affektive Störung*, organische Er- Reservoir dienen (z. B. Wildtiere bei Tollwut*).
Beziehung zwischen Gewicht und Körpermas- krankung (z. B. Hirnblutung) u. a. Sonderfälle: In besonderen Fällen besteht ein
se, Körperlänge, Körperbau, Alter, Geschlecht ERP: Abk. für endoskopische retrograde Pank- primäres Erregerreservoir auch außerhalb von
und der Menge der aufgenommenen Nahrung reatikografie → ERCP Makroorganismen (z. B. Legionellen* im Was-
bzw. Energie und Nährstoffe. erraticus: Herumirrend, unregelmäßig. ser, Tetanus*- und Gasbrandsporen in Staub
Ernährungsstörung → Malnutrition Erreger, opportuniøstische m pl: engl. oppor- und Erde).
Ernährungstherapie → Diät tunistic infectious agents. Fakultativ pathogene Erregerresisteø nz f: Widerstandsfähigkeit von
Ernährungstherapie → Ernährung, künstli- Keime, die nur bei Patienten in reduziertem All- Mikroorganismen in der Regel gegen Chemo-
che gemeinzustand zur Infektion* führen. Beson- therapeutika*. Dabei vermehren sich Erreger
Ernährungswissenschaft f: engl. nutrition sci- ders betroffen sind Patienten mit Immundefek- bei therapeutisch wirksamer Konzentration ei-
ence. Lehre von der Zusammensetzung, Wir- ten* (z. B. HIV-Erkrankung), verminderter Im- nes Antiinfektivums. Die Resistenz eines Mik-
kung, Interaktion und Bilanz der Nahrung und munität* kurz nach OP (Postaggressionssyn- roorganismenstammes richtet sich ggf. gegen
ihrer Bestandteile im Verhältnis zu Gesundheit drom*), unter Kortikosteroidtherapie oder im- eine ganze Gruppe verwandter Antiinfektiva
und Krankheit. Sie beschäftigt sich mit Ernäh- munsuppressiver Therapie, bei Diabetes melli- mit gleichem Wirkungsmechanismus (Kreuzre-
rungstoxikologie, Humanernährung, Lebens- tus, Tuberkulose, Malignom, Abhängigkeit* so- sistenz*).
mittelchemie, Lebensmittelhygiene, Lebensmit- wie Frühgeborene. Formen:
telkunde und Lebensmitteltechnologie sowie Typische Erreger: – Natürliche Resistenz aufgrund bakterieller
den wirtschaftlichen, toxikologischen, mikro- – Escherichia coli Eigenschaften (z. B. Penicillinresistenz von
biologischen, kulturellen, psychologischen und – Mykobakterien Mykoplasmen, Nalidixinsäureresistenz von
ökologischen Zusammenhängen der Ernäh- – Pneumocystis jirovecii Kokken, Colistin- bzw. Polymyxin-B-Resis-
rung. – Toxoplasma gondii tenz von Proteus oder Nitrofurantoinresis-
Erntefieber → Feldfieber – Kryptosporidium tenz von Pseudomonas) und genetisch be-
Erntekrätze → Trombidiose – Cryptococcus neoformans dingte Unempfindlichkeit gegen ein be-
Erntemilbe → Milben – Candida albicans stimmtes Antibiotikum sowie inaktivierende
Eröffnungsperiode → Geburt – Zytomegalie-Virus Enzyme (Penicilline und Cephalosporine
Eröffnungswehen → Wehen – Herpes-simplex-Virus.
Erregerwandel 530
werden durch spezifische Betalactamasen* Reinfektion*, Superinfektion*, Infektionswech- tung: meist konsekutiv bradykarde Herz-
inaktiviert) sel* und Erregerpersistenz*. rhythmusstörung*: 1. intraatrial: SA*-Block,
– erworbene Resistenz durch Mutation* und Erregung, kreisende → Reentry-Mechanis- aurikuläre Leitungsstörung* 2. atrioventri-
nachfolgende Selektion entwickelt sich erst mus kulär: AV*-Block 3. intraventrikulär: Fokal-
durch den Kontakt der Erreger mit dem Anti- Erregungsbildungsstörung f: engl. excitation block*, Schenkelblock*, Verzweigungsblock*,
biotikum (Resistenzentwicklung): 1. bei Ein- disturbance. Störung der Erregungsbildung (Au- diffuser intraventrikulärer Block (nicht ein-
Schritt-Resistenz (Folge eines einzelnen Mu- tomatie) im Herzen, die zu Herzrhythmusstö- deutig einer bestimmten Blockform zuzu-
tationsvorgangs): sehr schnell therapeutisch rungen* führen kann. ordnende erhebliche Blockierung bei schwe-
relevante Widerstandsfähigkeit der Mikroor- Einteilung: rer kardialer Erkrankung)
ganismen 2. bei Mehr-Schritt-Resistenz (in- – Nach Entstehungsort: 1. supraventrikuläre – kreisende Erregung: Reentry*-Mechanismus
E folge mehrerer Mutationen): stufenweise zu-
nehmende Resistenz
Erregungsbildungsstörung: atriales Myokard
oder Erregungsleitungssystem* oberhalb der
– getriggerte Aktivität infolge früher oder spä-
ter Nachpotenziale (Nachdepolarisation; ear-
– erworbene extrachromosomale Resis- His-Bündel-Bifurkation 2. ventrikuläre Erre- ly bzw. delayed afterdepolarization: EAD
tenz: infektiöse Resistenz, durch R*-Fakto- gungsbildungsstörung: ventrikuläres Myo- bzw. DAD): 1. EAD v. a. bei Bradykardie, z. B.
ren bedingt kard oder subjunktionales Erregungslei- Initiierung des Reentry-Mechanismus durch
– Resistenz gegen Penicilline und Cephalo- tungssystem 3. nomotope Erregungsbil- EAD bei Torsade* de pointes 2. DAD v. a. bei
sporine: Bildung von zellwandfreien For- dungsstörung: Sinusknoten 4. ektope Erre- Tachykardie, z. B. Herzglykosid-induzierte
men der Bakterien (L*-Formen) gungsbildungsstörung: außerhalb des Sinus- ventrikuläre Tachykardie durch DAD.
– primäre Resistenz: Anteile der Mikroorga- knotens Erregungsleitungssystem n: engl. conduction
nismen werden schon zu Beginn der Behand- – nach Entstehungsmechanismus: 1. norma- system; syn. Reizleitungssystem; Abk. ELS. Spe-
lung resistent le ektope Automatie (passive heterotope Erre- zifisches System kardialer Zellen mit Schrittma-
– sekundäre Resistenz: entwickelt sich erst gungsbildungsstörung): Einspringen eines cherfunktion (Herzautomatie*). Das Erregungs-
während der Therapie. dem Sinusknoten nachgeschalteten Automa- leitungssystem ist verantwortlich für die Koor-
Bedeutung: Der unkontrollierte und nicht an- tiezentrums des Erregungsleitungssystems; dination der myokardialen Kontraktion und so-
gemessene Einsatz von Antibiotika hat die Re- z. B. Ersatzrhythmus* bei Verlust oder Ände- mit für die Funktion des Arbeitsmyokards und
sistenzen von Mikroorganismen stark ansteigen rung der Sinusknoten-Schrittmacherfunkti- die Pumpleistung des Herzens. Siehe Abb.
lassen. Dies führt dazu, dass die Auswahl an on 2. gesteigerte (reguläre) Automatie: bei Einteilung:
speziellen Antibiotika, die auf sog. multiresten- normaler Sinusknotenfunktion übernimmt – Sinusknoten (anatomisch Nodus sinuatria-
te Keime wirken, weltweit abnimmt und die Ge- ein dem Sinusknoten nachgeschaltetes Auto- lis; syn. Sinuatrialknoten, Kurzbezeichnung
fahr nicht therapierbarer bakterieller Infektio- matiezentrum die Schrittmacherfunktion in- SA-Knoten): Keith-Flack-Knoten: 1. primä-
nen zunimmt. Die Zahl der Nosokomialinfekti- folge gesteigerter (physiologischer) Automa- res Automatiezentrum: physiologisches Er-
onen* mit diesen multiresistenten Keimen tie bei Sympathikusaktivierung, Hypokali- regungsbildungszentrum (Herzschrittma-
steigt, u. a. in Krankenhäusern, Pflegeheimen ämie, Alkalose u. a.; z. B. gesteigerte junktio- cher) infolge synchronisierter Entladung in
und Dialysezentren. Betroffen sind besonders nale Automatie mit (relativ) tachykardem den netzartig angeordneten Sinusknotenzel-
Menschen mit schweren Grunderkrankungen AV*-Rhythmus 3. abnorme Automatie: bei len 2. Lokalisation: subepikardial im Sulcus
(Leukämie, Verbrennungen, AIDS, Transplanta- normaler Sinusknotenfunktion übernimmt terminalis cordis zwischen Einmündung der
tionen), Immunsuppression, chronischen Er- ein Automatiezentrum (Fokus) außerhalb des Vena cava superior und rechtem Herzohr
krankungen, Dauerkatheter oder invasivem Erregungsleitungssystems (Arbeitsmyokard) 3. Fortleitung der im Sinusknoten gebildeten
Monitoring. Auch medizinisches Personal kann die Schrittmacherfunktion infolge pathologi- Erregung über präformierte Leitungswege
als Keimträger ohne Erkrankungssymptome scher Verminderung des Ruhepotenzials im atrialen Arbeitsmyokard (vorderes, mittle-
fungieren. oder starker Myokarddehnung (z. B. dilatati- res und hinteres Internodalbündel zum AV-
Erregerwandel m: In den letzten Jahrzehnten ve Kardiomyopathie*), Tachykardie in der Re- Knoten sowie Bachmann-Bündel zum linken
eingetretene Veränderung des Erregerspekt- gel mit warming* up und cooling* down, Vorhof)
rums sowie der Pathogenität* oder Virulenz* z. B. bei ektoper Vorhoftachykardie*. – AV-Knoten (Kurzbezeichnung für Atrio-
von Erregern übertragbarer Krankheiten*. Be- Erregungsleitung, saltatorische f: engl. salta- ventrikularknoten; syn. Aschoff-Tawara-
sonders bemerkenswert ist die Häufung noso- tory conduction. Schnelle Fortleitung (bis zu Knoten): 1. sekundäres Automatiezentrum
komialer Infektionen durch multiresistente Er- 120 m/s) der Erregung in markhaltigen Nerven- 2. Lokalisation: subendokardial in der hinte-
reger, z. B. MRSA. Prophylaktische oder thera- fasern. Nach einem Aktionspotenzial an einem ren interatrialen Septumwand des rechten
peutische Maßnahmen sowie veränderte Um- Ranvier-Schnürring fließt entlang der elekt- Vorhofs über dem Ansatz des septalen Tri-
weltbedingungen induzieren dabei neue Eigen- risch isolierenden Myelinscheide* ein Aus- kuspidalklappensegels neben der Einmün-
schaften. gleichsstrom, der die Membran erst an der dung des Sinus coronarius im Koch-Dreieck
Hintergrund: Der Erregerwandel ist weiterhin nächsten Schnürringoberfläche soweit depolari- 3. Fortleitung der Erregung zum His-Bündel
gekennzeichnet durch das Zurückdrängen frü- siert, dass ein weiteres fortgeleitetes Aktionspo- – His-Bündel (anatomisch Fasciculus atrio-
her gefährlicher Erkrankungen wie z. B. Ruhr, tenzial entsteht. ventricularis; syn. AV-Bündel, His-Stamm):
Typhus* abdominalis und Poliomyelitis* durch Erregungsleitungsstörung f: engl. cardiac con- durchdringt die Vorhof-Kammer-Grenze
Hygienemaßnahmen und Schutzimpfungen*. duction disorder. Störung der Erregungsleitung durch das Herzskelett* (bis einschließlich
Erregerwechsel m: engl. change of pathogens. im Erregungsleitungssystem* des Herzens. hierher mit dem AV-Knoten unter der Be-
Auftreten anderer als der ursprünglich isolier- Einteilung: zeichnung Junktion zusammengefasst) und
ten Mikroorganismen im Verlauf eines Infekti- – Blockierung (Verzögerung bzw. intermittie- teilt sich distal in der Pars membranacea des
onsprozesses. Abzugrenzen sind Mischinfekt, render oder totaler Ausfall) der Erregungslei- Septum interventriculare (subjunktional) in
531 Ersatzrhythmus
dungsstörung*) mit Übernahme der Herz- chanischem Vibrator (sog. Pipa di Ticchioni) – Schädigung des Atemzentrums (z. B. bei
schrittmacherfunktion durch ein dem Sinus- III. intraorale Geräte (technisch nicht ausge- Morphinintoxikation oder Strangulation)
knoten nachgeschaltetes Automatiezentrum reift). – Verhinderung der Atemmuskelbewegungen
(siehe Herzautomatie*) infolge hochgradiger Er- Ersatzsystole f: engl. escape systole. Einzelne (z. B. durch Verschüttung).
regungsleitungsstörung* (z. B. totaler SA-Block passive heterotope Erregungsbildung als Ersatz Inneres Ersticken durch:
oder AV-Block) oder nomotoper Erregungsbil- für einen ausgefallenen Sinusknotenimpuls (bei – Verminderte O2-Aufnahme der Erythrozyten
dungsstörung (z. B. Sinusknotenausfall, extre- längerem Ausfall als Ersatzrhythmus*). Im EKG (z. B. bei Vergiftungen mit Kohlenmonoxid)
me Sinusbradykardie). Unterschieden werden zeigt sich eine Ersatzsystole als spät einfallende – Blockade der intrazellulären Atmungskette*
AV*-Rhythmus und idioventrikulärer Rhyth- Aktion (im Gegensatz zur vorzeitig in den (z. B. nach Blausäurevergiftung).
mus*. Grundrhythmus einfallenden Extrasystole*) Erstmaßnahmen f pl: engl. first aid arrange-
E Ersatzstimme f: engl. artificial voice. Verbale
Kommunikationsmöglichkeit nach totaler La-
mit längerem Abstand zum letzten Normal-
schlag als das normale RR-Intervall.
ments. Maßnahmen im Rahmen der Ersten Hil-
fe* bei medizinischem Notfall (Unfall, akute Er-
ryngektomie* und damit verbundener Atmung Erschöpfung, postremissive f: engl. post-re- krankung, Vergiftung) bis zum Eintreffen von
über ein Tracheostoma. Ohne Atemstrom aus missive exhaustion. Erschöpfungszustand, der Notarzt oder Rettungsdienst.
der Lunge für die Stimmgebung ist nur Pseudo- nach Abklingen einer akuten Psychose oder an- Ersttrimeø ster-Screening n: engl. combined
flüstern möglich. Eine Ersatzstimme (Ösopha- derer akuter psychischer Störungen eintreten test. Verfahren der Pränataldiagnostik zur Risi-
gusstimme) kann mit Stimmtherapie oder ope- und in eine Depression übergehen kann (z. B. koberechnung für Chromosomenstörungen.
rativen Maßnahmen (Stimmventilprothese) er- postschizophrene Depression*). Postremissive Zwischen der 11. und 14. SSW werden im müt-
möglicht werden. Gelingt dies nicht, können Erschöpfung ist klinisch gekennzeichnet durch terlichen Serum die Parameter PAPP-A und frei-
Sprechhilfen eingesetzt werden. meist noch in verminderter Ausprägung beste- es ß-HCG bestimmt sowie die Nackentranspa-
Formen: hende Symptome der psychiatrischen Grunder- renz (NT) des Feten sonografisch gemessen. Die-
– Ösophagusstimme* (syn. Ruktusstimme): krankung sowie Zeichen der Erschöpfung. se Faktoren fließen zusammen mit dem mütter-
1. körpereigene Ersatzstimme (sehr tief klin- Erschöpfungsstadium → Anpassungssyn- lichen Alter in die Risikokalkulation ein.
gend) 2. zunächst wird Luft in die untere drom, allgemeines Anwendung: Da es sich nicht um ein Verfahren
Speiseröhre (Ösophagus) eingesogen oder mit Erschöpfungssyndrom, chronisches → Mü- zur Diagnosestellung handelt, ergeben sich fol-
dem Zungengrund hinuntergedrückt 3. im digkeitssyndrom, chronisches gende Empfehlungen, die mit der Schwangeren
Anschluss wird die Luft wieder ausgestoßen Erschütterung, seelische → Trauma [psy- bzw. den Eltern ausführlich besprochen werden
unter Ausnutzung der Elastizität des Öso- chisch] sollten:
phagus, antiperistaltischer Kontraktionen Erstabstoßungsreaktion → Abstoßungsreak- – Berechnetes Risiko von unter 1 : 100: Rat zur
des oberen Ösophagus sowie mittels verstärk- tion invasiven Diagnostik (z. B. Amniozentese)
ten Drucks durch willkürliche Anspannung Erstes Schwangerschafts-Trimenon n: engl. – zwischen 1 : 100 und 1 : 1000: individuelle
der Bauchmuskulatur 4. Stimmbildung er- first pregnancy trimester; syn. Frühe plazentare Abwägung des weiteren Vorgehens mit den
folgt an Schleimhautfalten des oberen Öso- Phase. Erstes Drittel (Trimenon oder Trimester) Eltern
phagus oder Hypopharynx (sog. Pseudoglot- der Schwangerschaft, von der Konzeption bis zu – berechnetes Risiko über 1 : 1000: in der Regel
tis) 5. Formung von Lauten und Worten fin- 13. SSW reichend. Hierin ist die Embryonalperi- keine weiteren Maßnahmen erforderlich.
det wie beim Gesunden in Mund und Pha- ode (bis zur 9. SSW) enthalten. Bewertung: Die Detektionsrate für Feten mit ei-
rynx statt 6. Stimmtherapie kann 8–10 Tage Ersthelfer m: engl. first responder. Jeder in einer nem Down-Syndrom beträgt 80–90 %, die Rate
nach der Operation beginnen, ist aber nicht Notfallsituation Erste Hilfe* Leistender. falsch positiver Befunde liegt bei etwa 5 %. Bei
immer erlernbar (z. B. bei Nervenschädigun- Hinweis: Ist der Ersthelfer ein Arzt, so kann er Mehrlingsschwangerschaften ist die Methode
gen, großer Angst oder Scham). Hier kann ei- im Rahmen des Aufwendungsersatzes nach nur eingeschränkt aussagekräftig.
ne Stimmventilprothese eingesetzt oder al- § 683 BGB eine Vergütung verlangen. Erstversorgung f: engl. primary care. Maßnah-
ternativ eine Sprechhilfe genutzt werden. Ersticken n: engl. suffocate; syn. Suffocatio. men im Rahmen des ersten Kontakts mit einem
– Stimmventilprothese:: 1. operative Mög- Tod infolge Sauerstoffmangels. Man unter- Patienten. Erstversorgung meint z. B. die erste
lichkeit zur Stimmrehabilitation mit körper- scheidet äußeres Ersticken (z. B. bei Verlegung Phase der Akutversorgung durch professionelle
eigener Ersatzstimme 2. durch Schaffung ei- der Atemwege) von innerem Ersticken (z. B. bei Helfer (im Anschluss an Erste Hilfe* durch Lai-
ner ventilartigen (sog. Shunt) Verbindung Kohlenmonoxidvergiftung). Behandelt wird je enhelfer), die Erstversorgung eines Neugebore-
zwischen Trachea und dem oberen Ösopha- nach Ursache durch Fremdkörperentfernung nen, die Versorgung eines neu aufgenommenen
gusabschnitt 3. mit der Luft aus der Lunge (z. B. Heimlich*-Handgriff), Freilegung der Krankenhauspatienten oder die ärztliche Erst-
wird durch das Ventil (Verschluss) die Öso- Atemwege (Tracheotomie*, Reanimation*), Sau- versorgung eines Unfallverletzten.
phagusstimmgebung möglich. erstoffzufuhr, Beatmung* oder Entgiftung. Ertaubung, akute → Hörsturz
– Sprechhilfe: 1. Geräte zur Erzeugung einer Ursachen: Äußeres Ersticken durch: Ertrinken n: engl. drowning. Primär respiratori-
künstlichen Ersatzstimme ohne Luftstrom, – Sauerstoffmangel in der Atemluft (z. B. in sche Beeinträchtigung infolge Submersion bzw.
der zur Vokalbildung erforderliche Grund- extremer Höhe) Immersion in Flüssigkeit mit Flüssigkeits-
ton entsteht im Gerät 2. eher unnatürlicher, – Verlegung oder Stenose der Atemwege durch: Atemgas-Grenzfläche innerhalb des Atemweg*-
elektronischer Klang, bei guter Artikulation 1. Aspiration* (einschließlich Ertrinken*) Eingangs und damit Verhinderung der äußeren
gut verständlich 3. Handhabung muss mit 2. Tumor 3. Entzündung (z. B. Epiglottitis*, Atmung* (siehe Ersticken*).
Artikulation kombiniert trainiert werden Krupp-Syndrom) Ursachen: Meist Unfall (v. a. Kinder), häufig
4. Formen: I. Halsgeräte mit elektrotechni- – Lähmung der Thoraxmuskulatur und des Selbsttötung, selten Tötung (Ertränken).
scher Tonerzeugung (sog. Elektrolarynx) Zwerchfells (z. B. durch Muskelrelaxanzien Pathophysiologie:
II. Schlauchgeräte mit anzublasendem, me- oder bei Poliomyelitis*) – Submersion bzw. Immersion (Gesicht)
533 Erwerbsunfähigkeit
gen des Erythrozytenstoffwechsels mit ausge- messungen in Blut oder Harn (und evtl. über Erziehungsgeld → Elterngeld
prägter Anämie*, bei schweren Verlaufsformen der Körperoberfläche zur Lokalisation des Erziehungsmaßregeln f pl: Sanktionen im Ju-
zusätzlich mit aplastischer Krise* und Spleno- Erythrozytenabbaus) erfolgen. gendstrafrecht. Es handelt sich um Erteilung
megalie*. Die Therapie besteht neben der Ver- Erythrozytenmembrandefeø kte m pl: engl. von Weisungen, Anordnung einer Erziehungs-
meidung auslösender Noxen v. a. aus Erythro- erythrocyte membrane defects. Angeborene For- beistandschaft oder der Hilfe zur Erziehung.
zytentransfusion und Folsäuresubstitution. Bei men der hämolytischen Anämie*. Hierzu zählen Erziehungsmaßregeln stellen keine Strafe dar.
schwerem Verlauf ist ggf. eine Splenektomie* u. a. hereditäre Sphärozytose*, hereditäre Ellip- ES: Abk. für → Extrasystole
angezeigt. tozytose* und hereditäre Akanthozytose (z. B. Escape-Phänomen n: engl. escape phenom-
Erythrozytenindizes m pl: Im Rahmen des bei Abeta-Lipoproteinämie oder Neuroakantho- enon. Nachlassen oder Verschwinden von phy-
Blutbilds aus Erythrozytenzahl, Hämoglobin zytose). siologischen Effekten und Wirkungen nach wie-
E und Hämatokrit ermittelte Parameter. Sie die-
nen der Differenzialdiagnose von Anämien und
Erythrozytenphosphatase, saure f: engl.
erythrocyte acid phosphatase. Intraerythrozytäres
derholter (längerfristiger) Einwirkung physika-
lischer oder (bio-)chemischer Reize auf den Or-
beinhalten mittleres korpuskuläres Volumen Enzym, das aufgrund eines genetischen Poly- ganismus durch kontinuierliche Wirkung kom-
(MCV), mittleren korpuskulären Hämoglobin- morphismus* in 6 Varianten existiert. pensatorischer (antagonistischer) Mechanis-
gehalt (MCH), mittlere korpuskuläre Hämoglo- Erythrozytensediment → Erythrozytenkon- men.
binkonzentration (MCHC) und Erythrozyten- zentrat Eschar → Boutonneuse-Fieber
verteilungsbreite (RDW). Erythrozytenverteilungskurve → Price- Escharotomie f: engl. escharotomia. Inzidieren
Erythrozytenkonzentrat n: engl. packed red Jones-Kurve (einschneiden) nekrotischer Haut oder Unter-
blood cells; Abk. EK. Aus Vollblut gewonnenes Erythrozytenvolumen n: engl. packed cell vol- hautareale an Hals, Rumpf und Extremitäten
Standardprodukt zur Infusionstherapie mit ume. Gesamtvolumen der im Blut zirkulieren- zur Prophylaxe oder ggf. Therapie eines Kom-
Erythrozyten, mit einem durchschnittlichen den Erythrozyten. Es wird bestimmt durch i. v. partmentsyndroms*. Die Escharotomie wird an-
Volumen von 200–350 ml, einem Hämatokrit Injektion radioaktiv (51Cr, 32P) markierter auto- gewandt nach zirkulärer Verbrennung, Verbrü-
von 50–70 % und einem Hämoglobingehalt gener Erythrozyten. Der Referenzbereich für hung*, Erfrierung* oder chemischer Schädi-
> 24,8 mmol. Je nach Additivlösung beträgt die Frauen liegt bei 20–22 ml/kg KG, für Männern gung und dadurch verursachter Schrumpfung
Haltbarkeit bei 2–6 °C bis zu 49 Tage. bei 25–27 ml/kg KG. des Hautmantels. Siehe Abb. 1 und Abb. 2.
Herstellung: Beispielsweise durch Zentrifugie- Erythrozytenzahl f: In einem bestimmten
ren oder Komponententrennung mit Zellsepa- Blutvolumen durch Zählung (Zählkammer oder
rator (während der Blutentnahme) mit zumin- Zählautomat) ermittelte Erythrozytenkonzent-
dest teilweiser Entfernung von buffy* coat und ration. Erythrozytenzahl*, Hämoglobin und
Plasma. Seit 2001 ist in Deutschland die Leuko- Erythrozytenindizes* werden routinemäßig im
zytendepletion* der EK vorgeschrieben. Hier- Rahmen des Blutbilds* bestimmt.
durch wird die Bildung von Leukozytenantikör- Referenzbereich: Im Blut:
pern beim Empfänger sowie die Übertragung – Frauen: 4,1–5,4 Millionen/μl
leukozytenständiger Viren (z. B. Zytomegalie- – Männer: 4,4–5,9 Millionen/μl
Virus) fast vollständig verhindert. Des Weiteren – Kinder: 1. 4–9 Jahre: 3,9–5,1 Millionen/μl
wird die Verhinderung der Übertragung patho- 2. 10–12 Jahre: 4,1–5,2 Millionen/μl.
logischer Prionen (u. a. Erreger der neuen Vari- Bewertung: Erhöhte Werte im Blut deuten hin
ante der Creutzfeldt*-Jakob-Krankheit, Abk. auf:
vCJD) angenommen. – Exsikkose
Indikationen: – chronischen Sauerstoffmangel (z. B. bei chro- Escharotomie Abb. 1: Thorakal und am rechten
– Akuter Blutverlust nischen Lungenerkrankungen) Unterarm bei Verbrennung Grad 3. [80]
– chronische Anämie* – ausgeprägten Nikotinabusus
– Faustregel zur Transfusion von EK: 10 ml/ – Polyzythämie
kg Körpergewicht bewirken einen Anstieg – Doping mit Blut oder Erythropoetin.
der Hämoglobin*-Konzentration im Blut um Erniedrigte Werte im Blut deuten hin auf:
ca. 3–4 g/dl – Anämie
– cave: durch Massivtransfusion mit EK bei re- – Überwässerung.
duzierter Kompensationskapazität (z. B. ErythrozytolyXse → Hämolyse
Schock*) besteht die Gefahr der Azidose* so- Erythrozytopoese f: engl. erythropoiesis; syn.
wie der anaeroben (erythozytären) Glyko- Erythropoese. Bildung und Entwicklung der
lyse*. Erythrozyten im Rahmen der Hämatopoese* im
Erythrozytenlebensdauer f: engl. lifespan of Knochenmark. Die Erythropoese ist gesteigert
erythrocytes. Zeit bis zum Zerfall oder Abbau der nach Blutverlust und bei hämolytischer Anä-
Erythrozyten. Bei Erwachsenen beträgt die mie, vermindert bei aplastischer Anämie, mega-
Erythrozytenlebensdauer ca. 120 Tage, bei Neu- loblastär bei Cobalamin- oder Folsäuremangel* Escharotomie Abb. 2: Unterschenkel links. [80]
geborenen hingegen 70–90 Tage. sowie ineffektiv bei Thalassaemia major (Tha-
Bestimmung: Die Erythrozytenlebensdauer lassämie*), sideroachrestischer Anämie* und
wird bestimmt, indem in vitro radioaktiv mar- myelodysplastischem Syndrom.* Escheriøchia n: Gattung gramnegativer, beweg-
kierte Erythrozyten (51Cr, 59Fe) parenteral ver- Erythrozytose → Polyglobulie licher (peritrich begeißelter) oder unbewegli-
abreicht werden und im Anschluss Aktivitäts- Erythrozyturie → Hämaturie cher Stäbchenbakterien der Familie Enterobac-
539 Escherichia-coli-Infektion
teriaceae* (siehe auch Bakterienklassifikation*). enteroaggregative E.-coli-Stämme) und EAEC (enteroaggregative Escherichia coli) und
Escherichia-Spezies kommen im unteren Intes- DAEC (für diffus adherente E.-coli-Stämme): DAEC (diffus adhärente Escherichia coli)
tinaltrakt von homoiothermen Tieren und dem Vorkommen: Entwicklungs- und Industrie- – Epidemiologie und Übertragung: 1. welt-
Menschen vor. länder (EAEC importiert als Reisediarrhö); weite Verbreitung 2. es erkranken alle Alters-
Escheriøchia coli f: syn. Bacterium coli. Gram- Pathogenese unklar; hohe Infektionsdosis; gruppen, Kinder und Immunsupprimierte
negatives, gerades, peritrich begeißeltes Stäb- Klinik: wässrige Diarrhö; Diagnostik: mikro- (z. B. bei AIDS) sind gehäuft betroffen 3. Erre-
chen mit großer medizinischer Bedeutung als biologische Stuhluntersuchung; Therapie: gerreservoir ist der Mensch 4. Übertragung
Verursacher von gastrointestinalen Erkrankun- Wasser- und Elektrolytsubstitution. v. a. durch Schmierinfektion und durch fäkal-
gen und Harnwegsinfektionen. Der Erreger ist Escheriøchia-coli-Infektion f: syn. E. coli In- oral kontaminierte Lebensmittel und Wasser
sensitiv für Aminopenicilline, Cephalosporine, fektionen. Infektion mit gramnegativen, fakul- – Pathogenitätsfaktoren: 1. Adhäsion über
Chinolone und Cotrimoxazol.
Klinische Bedeutung:
tativ anaeroben Stäbchenbakterien. Man unter-
scheidet extraintestinale Infektionen durch fa-
aggregative Fimbrien 2. EAEC: Bildung eines
Enterotoxins (EAST).
E
– Extraintestinale Symptome: 1. häufigster kultativ pathogene Stämme (Bestandteil der EIEC (enteroinvasive Escherichia coli)
bakterieller Erreger von Harnwegsinfektio- physiologischen Darmflora) von intraintestina- – Epidemiologie und Übertragung: 1. Vor-
nen (uropathogene E.-coli-Stämme, Abk. len Infektionen durch obligat pathogene Stäm- kommen v. a. in Tropen- und Entwicklungs-
UPEC) 2. auch von Gallenwegs- oder Gallen- me. Diagnostiziert wird u. a. durch Erregeran- ländern (Reisediarrhö*) 2. es erkranken alle
blasenentzündung, Appendizitis, Peritonitis, zucht und -differenzierung, therapiert je nach Altersgruppen 3. Erregerreservoir ist der
Wundinfektion, Sepsis 3. bei Säuglingen v. a. Erreger und Erkrankung symptomatisch oder Mensch 4. Übertragung v. a. durch fäkal-oral
durch K1-Stämme auch von Meningitis und antibiotisch. kontaminierte Lebensmittel und Wasser
Sepsis Erkrankung: EPEC (enteropathogene Escheri- – Pathogenitätsfaktoren: 1. Invasion in die
– intestinale Symptome: 1. EPEC (für entero- chia coli) Zellen mittels invasin plasmid antigen H
pathogene E.-coli-Stämme): O55, O111, O127 – Epidemiologie und Übertragung: 1. welt- 2. intrazelluläre Vermehrung mit Zerstörung
u. a. sog. Dyspepsie-Kolibakterien; verursa- weite Verbreitung, Auftreten v. a. in Entwick- der Enterozyten und nachfolgenden Ulzera-
chen u. a. Brechdurchfall des Säuglings lungsländern 2. es erkranken v. a. Neugebo- tionen
2. ETEC (für enterotoxische E.-coli-Stämme): rene und Säuglinge 3. Erregerreservoir ist der – Inkubationszeit: 2–6 Tage.
größte Gruppe; O25, O78 u. a. verursachen Mensch 4. Übertragung v. a. durch Schmier- Klinik: Fakultativ pathogene Escherichia-co-
durch Bildung eines hitzelabilen (LT mit infektion oder kontaminierte Lebensmittel li-Stämme sind Bestandteil der physiologi-
dem Choleratoxin ähnlichen Wirkungsme- – Pathogenitätsfaktoren: 1. Adhärenz (Adhä- schen Darmflora und können je nach Stamm
chanismus) und hitzestabilen (ST) Enteroto- renzprotein Intimin) an luminale Enterozy- und evtl. vorhandenen Virulenzfaktoren oppor-
xins bei Säuglingen, Kindern und Erwachse- tenmembran, Zerstörung der Mikrovilli tunistische Infektionen verursachen
nen Durchfallerkrankung mit wässriger Di- 2. EAF-Plasmid – Wundinfektionen
arrhö (Reisediarrhö*) und krampfartigen – Inkubationszeit: 2–6 Tage. – Harnwegsinfektionen
Bauchschmerzen 3. EIEC (für enteroinvasive ETEC (enterotoxische Escherichia coli) – Sepsis
E.-coli-Stämme; shigella like coli): O28, O124 – Epidemiologie und Übertragung: 1. größ- – Meningitis bei Säuglingen
u. a. verursachen über dysenterieähnlichen te Gruppe 2. Vorkommen v. a. in Tropen- und – Peritonitis
Mechanismus Durchfallerkrankung (Shigel- Entwicklungsländern (Reisediarrhö*) 3. es er- – Cholecystitis
lose*) v. a. bei Kindern und Erwachsenen kranken alle Altersgruppen 4. Erregerreser- – Appendizitis.
4. EHEC (für enterohämorrhagische E.-coli- voir ist der Mensch 5. Übertragung v. a. Obligat pathogene Stämme EPEC
Stämme; Abk. STEC/VTEC für Shigatoxin durch fäkal-oral kontaminierte Lebensmittel – Nichtblutige wässrige (Säuglings)diarrhö mit
bzw. Verotoxin bildende enterohämorrhagi- und Wasser Schleimbeimengungen
sche E.-coli-Stämme): relativ resistent gegen – Pathogenitätsfaktoren: Bildung von Ente- – meist selbstlimitierender Verlauf nach einer
Umwelteinflüsse, Abtötung durch Hitze (Le- rotoxinen: 1. hitzelabiles Toxin (labile toxin, Dauer von 10–14 Tagen.
bensmittel-Kerntemperatur ≥ 70 °C für min- LT) mit einem Wirkungsmechanismus ähn- ETEC
destens 10 min); Erregerreservoir: Wieder- lich dem Choleratoxin 2. hitzestabiles Toxin – Durchfallerkrankung mit leichter bis massi-
käuer, keimhaltige Lebensmittel (z. B. (stable toxin, ST), cGMP (zyklisches Guano- ver, choleraähnlicher, wässriger Diarrhö (Rei-
Fleisch, Rohmilch); geringe Infektionsdosis sinmonophosphat) mediiert sediarrhö*)
(< 100 KBE); Übertragung: fäkal-oral, indi- – Inkubationszeit: 1–2 Tage. – krampfartige Bauchschmerzen
rekt (z. B. über kontaminierte Lebensmittel) EHEC (enterohämorrhagische Escherichia coli) – meist selbstlimitierender Verlauf nach einer
oder direkt (Kontakt zu Infizierten); Inkuba- – Epidemiologie und Übertragung: 1. Vor- Dauer von ca. 5 Tagen.
tionszeit: 2–10 Tage; Klinik: variabler Verlauf kommen v. a. in Industrienationen (Ernäh- EHEC
von infektiöser Gastroenteritis* mit milder, rungsgewohnheiten) 2. es erkranken alle Al- – Variabler Verlauf von infektiöser Gastroente-
nichtblutiger Diarrhö* bis zu hämorrhagi- tersgruppen 3. Erregerreservoir sind v. a. ritis mit milder, nichtblutiger Diarrhö bis zu
scher Kolitis mit krampfartigen Bauch- Wiederkäuer 4. Übertragung v. a. durch mit hämorrhagischer Kolitis mit krampfartigen
schmerzen, zunächst wässrige, übergehend Tierkot kontaminierte Lebensmittel und Bauchschmerzen, zunächst wässriger (Dauer
in blutige Diarrhö; Komplikation: 5–12 Tage Wasser, z. T. auch Mensch zu Mensch-Über- 0–8 Tage), übergehend in blutige Diarrhö
nach Symptombeginn unter Umständen tragung – ggf. Fieber und Erbrechen
HUS oder neurologische Symptome; Thera- – Pathogenitätsfaktoren: 1. Bildung der Shi- – krampfartige Bauchschmerzen
pie: symptomatisch (Antibiotika wegen ver- gatoxine (Verotoxine) Stx1 und Stx2 2. Ente- – Komplikation: 5–12 Tage nach Symptombe-
längerter Ausscheidung und Stimulation der rohämolysin und Adhäsionsprotein Intimin ginn Hämolytisch urämisches Syndrom*
Toxinbildung nicht indiziert) 5. EAEC (für – Inkubationszeit: 3–4 (2–10) Tage. (HUS) oder neurologische Symptome.
ESICM 540
EAEC und DAEC Eskapiøsmus m: engl. escapism. Tendenz, sich te z. B. in Traum* oder Fehlleistung zum Aus-
– Wässrige Diarrhö (unangenehmen Dingen) zu entziehen, auszu- druck kommen.
– häufig chronische Entwicklung mit z. T. blu- weichen. Espuø ndia → Leishmaniasen
tigen Stühlen und Fieber über mehr als 2 Wo- Esmarch-Blutleere f: engl. tourniquet ischemia. Essattaø cke f: engl. binge eating; syn. Essanfall.
chen. Verfahren zur Erzielung einer Blutleere in einer Verzehr einer großen Nahrungsmenge in ver-
EIEC Extremität durch Anheben und Ausstreichen hältnismäßig kurzer Zeit, mit dem Gefühl ver-
– Blutig-schleimige, ruhrähnliche Diarrhö der Extremität, Auswickeln mit Gummibinden bunden, dabei die Kontrolle über das Essverhal-
– bei mildem Verlauf nur wässrige Diarrhö mit (Esmarch-Binden) von distal nach proximal und ten zu verlieren. Formen:
einer Dauer von 1–14 Tagen Anlegen einer Druckluftmanschette zur Unter- – Objektive Essattacke (Verzehr einer objektiv
– Fieber. brechung des arteriellen Blutflusses. Ziele sind großen Nahrungsmenge, erheblich mehr als
E Diagnostik:
– Kulturelle Anzucht ggf. gefolgt von Zellkul-
die Optimierung der intraoperativen Sicht und
die Minimierung von intraoperativem Blutver-
die meisten Menschen in vergleichbarer Zeit
in einer ähnlichen Situation essen würden)
turtests lust. – subjektive Essattacke (Betroffene mit Essstö-
– biochemische Differenzierung Indikation: V. a. Operationen an der Hand (un- rung nehmen z. T. bereits kleine Portionen
– serologische Typisierung der O-, H- und K- ter Einhaltung der Ischämietoleranz*, am Arm subjektiv als große Menge wahr, da große
Antigene 2 h). Ängste vor einer Gewichtszunahme bestehen).
– molekularer Nachweis von Virulenzgenen Kontraindikationen: Vorkommen:
(PCR) – Tumor – Bulimia* nervosa
– Agglutinationsverfahren zum Nachweis von – Infektion (wegen Gefahr einer hämatogenen – Binge*-Eating-Störung
Toxinen. Tumorzell- bzw. Erregerausbreitung durch – Anorexia* nervosa (bulimischer Typ)
Therapie: Auswickeln). – emotional instabile Persönlichkeitsstörung*
– Meist symptomatische Therapie mit Wasser- Esmarch-Handgriff m: engl. Esmarch maneu- vom Borderline-Typ
und Elektrolytsubstitution ver; syn. Esmarch-Heiberg-Handgriff. Vorschie- – frontotemporale Demenz*
– in Ausnahmefällen (z. B. schwerer Verlauf) ben des Unterkiefers bei überstrecktem (rekli- – auch als abnormes Essverhalten ohne Vorlie-
Antibiotika niertem) Kopf, so dass die untere Zahnreihe vor gen einer klassifizierbaren Störung.
– cave: bei akuter EHEC-Infektion sind Anti- die obere kommt. Der Esmarch-Handgriff dient essenzieø ll [Medizin]: engl. essential; syn. es-
biotika wegen verlängerter Ausscheidung dem Freimachen der Atemwege (verhindert das sentiell. Wirklich, selbstständig, im engeren
und Stimulation der Toxinbildung nicht in- Zurücksinken der Zunge) und dem Öffnen des Sinn in der Medizin idiopathisch, d. h. ohne er-
diziert → Gefahr des Nierenversagens. Mundes bei Bewusstlosen. Vgl. Esmarch*-Hei- kennbare Ursache. So wird „essenziell“ oft als
ESICM: Abk. für engl. European Society of In- berg-Handgriff, Abb. dort. Attribut für Krankheitsbilder verwendet, deren
tensive Care Medicine → European Diploma in Esmarch-Heiberg-Handgriff m: engl. Heiberg- Ursache noch unbekannt ist, z. B. essenzielle
Intensive Care Medicine Esmarch maneuver. Vorschieben des Unterkiefers Thrombozythämie oder essenzielle Hypertonie.
ESIM: Abk. für elastisch stabile intramedulläre bei leicht rekliniertem Kopf, sodass die untere essenziell [Physiologie]: syn. essentiell. Ad-
Markraumschienung → Markraumschienung, Zahnreihe vor die obere kommt. Dies dient dem jektivische Beschreibung für lebenswichtige Be-
dynamische Freimachen der Atemwege (Verhindern einer standteile der Nahrung, die dem Organismus
ESIN: Abk. für engl. elastic stable intramedul- Glossoptose*) sowie dem Öffnen des Mundes bei zugeführt werden müssen, da er sie nicht syn-
lary nailing → Markraumschienung, dynami- Bewusstlosen und kann als alleinige Maßnahme thetisieren kann, z. B. Vitamine*, bestimmte
sche zum Wiedereinsetzen der Spontanatmung beim Aminosäuren*, Fettsäuren* und Spurenele-
Esinophile Pneumonie f: engl. eosinophilic Bewusstlosen führen. Siehe Abb. mente*.
pneumonia; syn. eosinophile Pneumonie. Mit eo- Hinweis: Cave: bei (Verdacht auf) Schädigung Essenzielle Fettsäuren f pl: syn. essentielle
sinophiler Infiltration des Lungengewebes ein- der Halswirbelsäule ist eine ausgeprägte Rekli- Fettsäuren. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren*
hergehende (infektiöse oder nichtinfektiöse) nation kontraindiziert. (Linolsäure*, Linolensäure*), deren alimentäre
Pneumonie*. Die Bluteosinophilie ist fakultativ, Zufuhr lebensnotwendig ist, da im menschli-
ausgenommen ist die isolierte Bluteosinophilie, chen Organismus keine eigene Biosynthese
die ohne pulmonale Eosinophilie auftritt wie möglich ist. Sie fungieren als Vorstufe von Ara-
beim allergischen Asthma. chidonsäure* bzw. Eikosapentaensäure und Do-
Ätiologie: cosahexaensäure und sind Bestandteil von
– Infektiöse (parasitäre) eosinophile Pneumo- Membranlipiden*. Ein Mangel essenzieller Fett-
nie: 1. Ascaris lumbricoides 2. Ancylostoma säuren führt zu Hautveränderungen und
3. Strongyloides stercoralis 4. Paragonimus Wachstumsstörungen.
5. Nematodes 6. Toxocara Vorkommen:
– nichtinfektiöse eosinophile Pneumonie: 1. al- – Omega-6-Fettsäuren (ω-6-Fettsäuren) wie die
Esmarch-Heiberg-Handgriff
lergische Sensibilisierung auf Aspergillus γ-Linolensäure* und Linolsäure*: Bestandteil
(akute oder chronische eosinophile Pneumo- pflanzlicher Öle
nie) 2. Churg-Strauss-Syndrom 3. hypereosi- – Omega-3-Fettsäuren (ω-3-Fettsäuren): in
nophiles Syndrom 4. pulmonale Eosinophilie Esophorie → Heterophorie Kaltwasserfischen wie Hering oder Lachs und
infolge einer Exposition mit einem Arznei- Es [Psychoanalyse]: engl. id. In der psychoana- den daraus hergestellten Fischölen
mittel oder Toxin. lytischen Theorie psychische Instanz, die den – α-Linolensäure, C18:3ω-3: auch im Leinöl (Li-
unbewussten Anteil der Psyche repräsentiert num usitatissimum) und im Portulak (Portu-
und Triebe bzw. Wünsche umfasst, deren Inhal- laca oleracea).
541 Essstörungen
kraut und Antidiabetika* (auch Insulin*). Das Kontraindikationen: worden ist. Bei Medizinprodukten darf eine kli-
Risiko für Thromboembolien* steigt durch die – Pfortaderthrombose nische Prüfung, soweit nichts anderes be-
Einnahme. – Leberzirrhose (Child-Pugh C) stimmt, in Deutschland erst begonnen werden,
Estrogene → Östrogene – extrahepatische Manifestation, zu große Tu- nachdem u. a. eine zustimmende Stellungnah-
Estrogen-Rezeø ptor → Östrogen-Rezeptor mormasse (> 30 % der Leber). me einer unabhängigen und interdisziplinär
Estron n: engl. estrone; syn. 1,3,5(10)-Estratri- Komplikationen: besetzten sowie beim Bundesinstitut für Arz-
en-3-ol-17-on. Oxidationsprodukt von Estradi- – Schmerz neimittel und Medizinprodukte registrierten
ol*, das zu den wichtigsten Östrogenen* gehört. – selten Leberversagen, Gallengangnekrose, Ethik-Kommission vorliegt (§ 20 Absatz 1 S. 1
Vor der Menopause* besitzt Estron nur geringe Gallengangfistel, Pfortaderthrombose. Medizinproduktegesetz).
Bedeutung (schwächere Wirkung als Estradiol), Ethik-Beratung f: engl. ethics counselling. Mul- Ethik, medizinische f: engl. medical ethics.
nach der Menopause ist es das Hauptöstrogen.
Erhöhte Werte treten bei stark übergewichtigen
tiprofessionelle, seit den 1990er-Jahren in
Deutschland v. a. in konfessionellen Kranken-
Ethik, die Fortschritte und Entwicklungen in
der Medizin moralisch hinterfragt. Medizini-
E
Frauen auf. häusern entstandene Beratung. Ethik-Beratung sche Ethik gehört zur Bioethik*. Sie befasst sich
ESV: Abk. für endsystolisches (ventrikuläres) wird neben dem klinischen Ethik-Komitee u. a. beispielsweise mit Abtreibung, genetischer Ma-
Volumen → Restvolumen auch von Ethik-Beratungsdiensten, Ethik-Ar- nipulation, lebensverlängernden Maßnahmen,
ESWL: Abk. für → Stoßwellenlithotripsie, ext- beitsgruppen, Ethik-Ausschüssen und Ethik- Selbstbestimmungsrecht z. B. bei psychiatri-
rakorporale Foren durchgeführt. schen Erkrankungen sowie Organtransplantati-
ESWT: Abk. für → Stoßwellentherapie, extra- Ziele: onen.
korporale – Klinische Ethikberatung im konkreten Ein- Ethinylestradiol n: syn. Äthinylöstradiol. Syn-
ET: Abk. für → Embryotransfer zelfall (ethische Fallberatung) thetisches Östrogen, das u. a. zur hormonalen
ET: Abk. für → Endotheline – Leitlinienentwicklung Kontrazeption*, bei primärer und sekundärer
ET: Abk. für → Endotrachealtubus – ethische Fort- und Weiterbehandlung. Amenorrhö* und bei dysfunktionellen Blutun-
ET: Abk. für → Epikutantest Ethik-Kommission f: engl. ethics board. Unab- gen eingesetzt wird. Es wird oral oder transder-
ET: Abk. für → Essenzielle Thrombozythämie hängiges, interdisziplinär besetztes Gremium, mal verabreicht. Zahlreiche Wechselwirkungen
Etagenwechsel m: Übergreifen IgE*-vermittel- das bei Ärztekammern, an medizinischen Fa- sind beschrieben, z. B. mit Johanniskraut und
ter Allergiesymptome von der Nasen- auf die kultäten u. a. Einrichtungen der medizinischen Antidiabetika* (auch Insulin*). Das Risiko für
Bronchialschleimhaut, d. h. Übergang von der Forschung oder als freie Ethik-Kommission ar- Thromboembolien* wird durch die Einnahme
Rhinitis* allergica in ein allergisches Asthma* beitet und ethische sowie rechtliche Implikatio- erhöht.
bronchiale. Ein Etagenwechsel kommt bei 30– nen auf medizinischem Gebiet diskutiert, Emp- ethmoideus: Siebähnlich.
40 % der Allergien* durch Inhalationsallergene fehlungen ausspricht sowie allgemeine Leitsät- Ethmoiditis → Sinusitis
vor. Präventiv wirkt eine frühzeitige spezifische ze zur Unterstützung der ärztlichen Entschei- Ethologie f: engl. ethology; syn. Verhaltensbio-
Immuntherapie*. dungsfindung erarbeitet. logie. Teilgebiet der Biologie*, das Verhalten
Etaø ppenlavage f: engl. intermittent lavage. Aufgaben: Ethikkommissionen befassen sich aus biologischer Sicht untersucht, z. B. durch
Kurzfristige, im Abstand von 24–48 h aufeinan- u. a. mit: Beobachtung der Anpassungsleistungen eines
der folgende therapeutische Spülungen des – Versuchen am Menschen Organismus in seiner natürlichen Umgebung.
Bauchraumes. Diese auch programmierte Peri- – medizinischen Vorhaben in sensiblen Berei- In der Ethologie bestehen teilweise erheblich
toneallavage* genannte therapeutische Maß- chen wie: 1. Gentechnologie* 2. Transplanta- unterschiedliche Erklärungsansätze zur Sozial-
nahme wird häufig über einen intermittierend tionstechnologie 3. Intensivmedizin 4. Ster- wissenschaft.
zu öffnenden temporären Bauchdeckenver- behilfe* 5. Schwangerschaftsabbruch* 6. epi- Hintergrund:
schluss vorgenommen. demiologische Forschung 7. medizinische – Klassische Ethologie (vergleichende Verhal-
Indikationen: Schwere Verlaufsform einer dif- Datenverarbeitung. tensforschung) wurde in den 30er-Jahren des
fus eitrigen Peritonitis* mit Sepsis* oder syste- Recht: Für den Arzt besteht nach ärztlichem 20. Jahrhunderts von K. Lorenz und N. Tin-
mic inflammatory response syndrome (SIRS) Standesrecht (§ 15 der Muster-Berufsordnung) bergen begründet und beschäftigt sich mit:
zur die Pflicht, sich vor Durchführung biomedizini- 1. der Funktion von Verhaltensweisen 2. den
– Entfernung von bakteriell oder pilzbesiedel- scher Forschung am Menschen (mit Ausnahme dem Verhalten zugrundeliegenden Mecha-
ten Sekreten und Fibrinbelägen ausschließlich epidemiologischer Forschungs- nismen und physiologischen Prozessen 3. der
– sowie Ausschwemmung von Toxinen und vorhaben) oder der Durchführung der For- Ontogenese (individuelle Entwicklung) und
Proteinabbauprodukten. schung mit vitalen menschlichen Gameten und der Phylogenese (stammesgeschichtliche Ent-
ETEC: Abk. für enterotoxische Escherichia coli lebendem embryonalen Gewebe durch eine bei wicklung) von Verhaltensweisen
→ Escherichia coli der Ärztekammer oder bei einer medizinischen – heutige Ethologie umfasst ein breites Spekt-
Ethanolinjektion, perkutane f: syn. PEI. Di- Fakultät gebildete (sog. öffentlich-rechtliche) rum an Teilgebieten wie: 1. Verhaltensphy-
rekte Injektion von Ethanol in Tumorgewebe, Ethik-Kommission über die mit seinem Vorha- siologie 2. Verhaltensökologie 3. Soziobiolo-
wodurch eine lokale Koagulationsnekrose, Fib- ben verbundenen berufsethischen und -rechtli- gie 4. Humanethologie und angewandte
rose und Ischämie des Gewebes erzeugt wird. chen Fragen beraten zu lassen. Nach Arzneimit- Ethologie.
Zur Devitalisierung ist eine mehrfache Wieder- telgesetz* (§ 40 Absatz 1 S. 2 und 3) darf bei Ethylenoxidgassterilisation f: Sterilisation*
holung notwendig. Indikation ist das primäre Menschen eine klinische Arzneimittelprüfung* mit Ethylenoxid (EO) in vollautomatisierten
Leberzellkarzinom*. Das Verfahren wird selten grundsätzlich nur begonnen werden, wenn die- Geräten. EO ist ein mikrobizides Gas, das mit
angewendet, hauptsächlich bei inoperablem Pa- se zuvor von einer öffentlich-rechtlichen Ethik- Eiweißen, DNA* sowie RNA* reagiert und so in
tient oder wenn Radiofrequenzablation nicht Kommission zustimmend bewertet und von der die Struktur lebender Zellen* eingreift. Es wird
möglich ist. zuständigen Bundesoberbehörde genehmigt insbesondere angewendet für thermolabile*
Etonogestrel 544
Materialien, vor allem Kunststoff. EO hat ein positiv bewerteter Erbanlagen durch hohe Kin- flex ist ein physiologischer Mechanismus zur
breites Wirkungsspektrum einschließlich Vi- derzahl und Frühehe zu vergrößern (positive Reduktion pulmonaler Shunts* durch Umver-
ren*. Eugenik) und negativ bewertete Erbanlagen teilung der Perfusion in besser belüftete Areale.
Etonogestrel n: Gestagen, das zur hormonalen durch Empfängnisverhütung, Geburtenkont- Der Euler-Liljestrand-Reflex führt bei hypoxi-
Kontrazeption* als Depotgestagen* verwendet rolle sowie Sterilisation zu verringern (negative schen Lungenkrankheiten zur pulmonalen Hy-
wird. Es führt zur Hemmung der Ovulation* so- Eugenik). pertonie.
wie Viskositätserhöhung des Zervixschleims* Eugerie → Altern Eumenorrhö f: engl. eumenorrhea. Menstruati-
und wird z. B. als subkutanes Implantat oder als Eugnathie → Neutralbiss on* von normaler Stärke und 3- bis 7-tägiger
Vaginalring eingesetzt. Kontraindikation sind Eukalyptus m: syn. Eucalyptus globulus. Dauer mit einem Blutverlust < 80 ml, ohne we-
thromboembolische Erkrankungen. Zu den Ne- Baum aus der Familie der Myrtengewächse sentliche Beschwerden und mit einer Zyklus-
E benwirkungen gehören Amenorrhö*, Akne und
Gewichtszunahme.
(Myrtaceae), dessen Laubblätter und Öl sekreto-
motorisch, expektorierend und schwach spas-
dauer von 24–35 Tagen.
Eumycota → Fungi
Etoposid n: engl. etoposide. Zytostatikum molytisch wirken. Siehe Abb. Eumyzetom n: engl. eumycetoma; syn. Madu-
(halbsynthetisches Derivat des Podophylloto- Verwendung: ramykose. Chronisch-granulomatöse Infektion
xins). Etoposid hemmt die DNA-Synthese und – Medizinisch: 1. Eukalyptusblätter: innerlich der Haut nach kleinsten Hautverletzungen
interagiert mit der Topoisomerase II. In hohen bei Erkältungskrankheiten der Atemwege durch subkutane Infektion mit Schimmelpil-
Dosierungen wirkt es auch auf ruhende Zellen (Kommission E) 2. Eukalyptusöl: innerlich zen*. Eumyzetome sind hauptsächlich an den
zytozid. Seine antineoplastische Wirkung wird und äußerlich bei Erkältungskrankheiten der Füßen lokalisiert. Die Prognose ist unbehandelt
bei der Therapie zahlreicher Krebserkrankun- Atemwege, äußerlich bei Erkrankungen des ungünstig (Extremitätenverlust). Die Diagnose-
gen genutzt. Häufige Nebenwirkungen sind rheumatischen Formenkreises (European Sci- stellung erfolgt klinisch-anamnestisch und
Knochenmarksdepression und gastrointestinale entific Cooperative on Phytotherapy, Kom- durch Erregernachweis, therapiert wird antimy-
Beschwerden. mission E) kotisch und chirurgisch.
Etoricoxib n: Peroral appliziertes NSAR aus – volkstümlich Eukalyptusöl auch als Haut- Eunuchismus m: engl. eunuchism. Auswirkun-
der Gruppe der Cyclooxygenase*-2-Inhibitoren reizmittel zu Einreibungen bei Erkrankun- gen des vollständigen Fehlens von testikulärem
mit analgetischer und antiphlogistischer Wir- gen des rheumatischen Formenkreises; au- Androgen infolge von Agonadismus*, Kastrati-
kung. Es wird u. a. bei rheumatoider Arthritis* ßerdem als Antiseptikum bei Zystitis. on*, präpuberaler Hodenschädigung oder Go-
eingesetzt. Aufgrund seiner Selektivität gilt es nadendysgenesie. Merkmale sind ausbleibender
als magen- und nierenschonend, erhöht jedoch Gestaltwandel vom Jungen zum Mann, Hoch-
das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse be- wuchs, Minderentwicklung der Muskulatur,
reits nach kurzer Zeit signifikant. fehlender Stimmbruch (sog. Fistelstimme), Adi-
ETS: Abk. für → Ersttrimester-Screening positas und unentwickelte sekundäre Ge-
ETS: Abk. für environmental tobacco smoke → schlechtsmerkmale.
Passivrauch Eunuchoidiøsmus m: engl. eunuchoidism. Dem
EU: Abk. für → Energieumsatz Eunuchismus* ähnliche Veränderungen des
EU: Abk. für → Erwerbsunfähigkeit Körperbaus bei Testosteronmangel (Hypogona-
EU: Abk. für → Extrauteringravidität dismus*), Androgenresistenz*, postpuberaler
Eubacterium n: Gattung obligat anaerober, Hodenschädigung oder familiärem Eunuchoi-
pleomorpher, grampositiver oder gramlabiler dismus (Pasqualini-Syndrom). Körperliche Ver-
Bakterien der Familie Eubacteriaceae (Bakteri- änderungen sind in der Regel weniger ausge-
enklassifikation*), die bis zu 10 % der menschli- Eukalyptus: getrocknete Blätter. [179]
prägt als beim Eunuchismus oder können ganz
chen Darmflora* bilden. Eubacterien kommen fehlen, Stimmbruch ist in der Regel vorhanden.
auch in der Mundhöhle vor. Euphorie f: engl. euphoria. Gesteigertes Lebens-
Klinische Bedeutung: Verursachen selten Abs- Eukaryoø t m: engl. eukaryote. Organismus, in und Glücksgefühl mit Sorglosigkeit, Optimis-
zesse, periodontale Erkrankung, septische Ar- dem das genetische Material (Chromosomen) in mus und (meist unangemessen) übersteigertem
thritis (Eubacterium lentum), Endokarditis und einem Kern zusammengefasst ist und der durch Wohlbefinden.
Endometritis bei Frauen, die ein Intrauterin- eine Kernmembran als subzelluläre Struktur Vorkommen:
pessar verwenden (Eubacterium nodatum). vom Zytoplasma* getrennt ist. – Situationsabhängige Veränderung des Af-
Eucalyptus globulus → Eukalyptus Eukinesie f: engl. eukinesia. Normaler, gesun- fekts* ohne pathologische Bedeutung (z. B.
Euchromatin n: Der Teil des Chromatins*, der der Bewegungsablauf. Der Begriff wird verwen- bei Verliebtheit, nach bestandenen Prüfun-
im Gegensatz zum Heterochromatin* im Ruhe- det als Gegensatz zur Dyskinesie (Störung des gen, allgemein überstandenen Stresssituatio-
kern (Zellzyklus*) seine Färbbarkeit verliert, da normalen Bewegungsablaufs). nen oder Vorfreude)
es weniger kondensiert ist. Euchromatin liegt Eulenaugenzellen → Zytomegalie – Arzneimittel- oder Drogenkonsum (z. B. We-
in entspiralisierter Form vor und kann transkri- Eulenburg-Syndrom → Paramyotonia conge- ckamine, Kokain, Alkohol*, Morphin*)
biert werden, da sich hier die aktiven Gene be- nita – manische oder psychotische Zustandsbilder.
finden. Euler-Liljestrand-Refleø x m: engl. hypoxic pul- Europäische Arzneimittelagentur f: engl. Eu-
EUG: Abk. für → Extrauteringravidität monary vasoconstriction. Vasokonstriktion der ropean Medicines Agency; syn. European Medici-
Eugenik f: engl. eugenics. Von Francis Galton pulmonalarteriellen, teilweise auch der pulmo- nes Agency; Abk. EMA. 1995 gegründete Agen-
1883 geprägter Begriff. Die Eugenik übertrug nalvenösen Gefäße als Reaktion auf einen ver- tur für die Zulassung und Überwachung von
sozialdarwinistische Theorien auf die Gesund- minderten Sauerstoffpartialdruck im umgeben- Arzneimitteln innerhalb der EU. Die EMA hat
heits- und Bevölkerungspolitik, um den Anteil den Lungengewebe. Der Euler-Liljestrand-Re- ihren Sitz in London. Aufgaben sind der Ge-
545 Evans-Syndrom
sundheitsschutz und die Gesundheitsförderung für die europäische Politikgestaltung und Ge- tika (eingetragenes Warenzeichen); Abk. EMLA.
der Bürger in den Mitgliedstaaten der Europä- setzgebung bezüglich des Lebensmittelverkehrs Lidocain 2,5 % und Prilocain 2,5 % in basischer
ischen Union (EU). (Lebensmittelkette) ausarbeitet. Sie unterrichtet Form im Verhältnis 1 : 1 in der Ölphase einer Öl-
Aufgabe: Über ein zentrales Zulassungsverfah- unter anderem über bestehende und neu auftre- in-Wasser-Emulsion (pH-Wert ca. 9) zur Ober-
ren für Arzneimittel* soll der Zugang zu inno- tende Risiken im Lebensmittelverkehr. flächenanästhesie* durch okklusive Anwen-
vativen therapeutischen Möglichkeiten verbes- Aufgaben: Der Aufgabenbereich umfasst die Le- dung.
sert und der freie Warenverkehr pharmazeuti- bens- und Futtermittelsicherheit, die Ernäh- Euthanasie f: engl. euthanasia. Im 16. Jahrhun-
scher Präparate innerhalb der EU erleichtert rung, Tiergesundheit und Tierschutz, Pflanzen- dert als „ärztliche Handlung, um Sterbenden
werden. Die EMA koordiniert einzelstaatliche schutz und Pflanzengesundheit sowie die Risi- den Todeskampf zu erleichtern“, seit Ende des
Aktivitäten auf dem Gebiet der Arzneimittelsi- kokommunikation. 19. Jahrhunderts in Zusammenhang mit der
cherheit und spielt eine wichtige Rolle bei der
internationalen Harmonisierung der Anforde-
European Heart Rhythm Association: engl.
European Heart Rhythm Association Score; Abk.
Tötung schwer- und unheilbarkranker Men-
schen diskutierte Bezeichnung; während des
E
rungen an die Arzneimittelzulassung*. Sie gibt EHRA-Score. Klinischer Score zur Klassifikation Nationalsozialismus (1939–1945) verwendet
eine zustimmende bzw. ablehnende Bewer- des Vorhofflimmerns. Siehe Tab. für die systematische Tötung von psychisch
tung, den endgültigen Bescheid erlässt dann die kranken und behinderten Menschen.
Europäische Kommission. Hinweis: Heute wird der der Begriff „Euthana-
Europäische Konvention zum Schutze der European Heart Rhythm Association: sie“ in der Medizin nicht mehr verwendet, statt-
Menschenrechte und Grundfreiheiten f: Klinische Klassifikation des Vorhofflimmerns dessen spricht man – im ursprünglichen, histo-
engl. European Convention for the Protection of Hu- nach European Heart Rhythm Association rischen Sinne des Begriffs – von Sterbehilfe*.
man Rights and Fundamental Freedoms. Vom Eu- (EHRA). Euthyreose f: engl. euthyroidism. Normale
roparat der Vereinten Nationen erstmalig 1950 Schilddrüsenfunktion.
formulierte und bis 2002 mit insgesamt 13 Pro-
EHRA-Score Symptome Eutokie f: engl. eutocia. Normale, regelhafte
tokollen ergänzte Proklamation von Menschen- I fehlend Wehentätigkeit. Der Begriff wird heute nicht
rechtsgrundsätzen, die von den Regierungen mehr verwendet.
II mild; normale Tagesaktivität nicht
und Parlamenten der Mitgliedsstaaten in das
beeinflussend
Eutrophes Neugeborenes n: syn. Neugebore-
innerstaatliche Recht integriert werden sollen. nes mit in der Norm liegendem Geburts-
Inhalte: Z. B. III schwer; normale Tagesaktivität gewicht. Normgewichtiges, entsprechend der
– Recht jedes Menschen auf Leben, Freiheit beeinträchtigend Schwangerschaftsdauer normal entwickeltes
und Sicherheit, Verfahrensschutz vor Ge- IV normale Tagesaktivität nicht Kind (also > 10. Perzentile und < 90. Perzentile).
richt, Gedanken-, Gewissens-, Religions-, möglich Eutrophie f: engl. eutrophy. Guter Versor-
Meinungs-, Versammlungsfreiheit gungszustand eines Organs mit Nährstoffen
– Verbot von Folter, Sklaverei und Zwangsar- oder guter Ernährungszustand des Säuglings.
beit; Menschenrechte. EV: Abk. für → Erythrozytenvolumen
Anwendung: Die in der EMRK geschützten Eurotransplant: Organisation, die unter me- Evans-Blau n: engl. Evans’ blue. Zur In-vitro-
Rechte und Freiheiten werden vom hierfür ge- dizinischen und ethischen Aspekten für Ver- und Vitalfärbung verwendeter Diazofarbstoff.
gründeten Europäischen Gerichtshof für Men- mittlung und Zuteilung von Spenderorganen in Evans-Foø rmel f: engl. Evans’ formula. Maß zur
schenrechte in Straßburg kontrolliert. Seine Belgien, Deutschland, Kroatien, Luxemburg, Orientierung der Flüssigkeitstherapie bei aku-
Entscheidungen sollen für die unterzeichnen- den Niederlanden, Ungarn, Österreich und Slo- ter Verbrennung. Volumentherapie in den
den Staaten bindend sein. wenien verantwortlich ist. Die wichtigste Auf- ersten 24 h. Jeweils 1 ml Ringer-Laktat- und
Europäisches Arzneibuch → Arzneibuch gabe von Eurotransplant ist die Registrierung 1 ml kolloidale Infusionslösung je kg Körperge-
European Antimicrobial Resistance Surveil- der Patienten, die sich für eine Transplantation* wicht und je Prozent verbrannter Körperober-
lance Network: Abk. EARS-Net. Europäisches eignen. fläche (bis zu max. 50 %, bei höhergradigen Ver-
Netzwerk zur Sammlung belastbarer Daten zur Beteiligte: Internationale Kooperation aus brennungen nicht mehr). 50 % dieser Menge
Epidemiologie* der Antibiotikaresistenz. Dazu Transplantationszentren, Gewebetypisie- werden in den ersten 8 h Verabreicht. Ziel (beim
werden Resistenzdaten klinisch relevanter Erre- rungslabors und Krankenhäusern, in denen Or- Erwachsenen): Diurese 30–50 ml/h. Volumen-
ger aus Laboratorien medizinischer Versor- ganentnahmen stattfinden. therapie in den nachfolgenden 24 h. Jeweils
gungseinrichtungen und Arztpraxen in Europa euryök: engl. euryoecious. Beschreibender Be- 0,5 ml Ringer-Laktat- und 0,5 ml kolloidale In-
erhoben. Deutscher Partner in diesem Netz- griff für die Eigenschaft von Organismen, auf- fusionslösung je kg Körpergewicht und je
werksystem ist die Antibiotika*-Resistenz-Sur- grund hoher Anpassungsfähigkeit unter ver- Prozent verbrannter Körperoberfläche. Cave:
veillance (ARS). schiedenen Umweltbedingungen leben zu kön- Insbesondere wegen der sehr kritisch zu beur-
European Diploma in Intensive Care Medi- nen bzw. bezüglich eines bestimmten Umwelt- teilenden Anwendung kolloidaler Lösungen
cine: Abk. EDIC. Europäisch einheitliche ärzt- faktors (z. B. Temperatur) physiologisch tole- zum Volumenersatz bei Verbrennungen ist
liche (intensivmedizinische) Qualifikation der rant zu sein (z. B. der Mensch). Das Gegenteil die Evans-Formel heute als obsolet zu betrach-
European Society of Intensive Care Medicine von euryök ist stenök*. ten.
(ESICM). EUS: Abk. für endoskopischer Ultraschall → Evans-Syndrom n: engl. Evans syndrome. Auto-
European Food Safety Authority f: syn. Euro- Endosonografie immunologisch bedingte hämolytische Anä-
päische Behörde für Lebensmittelsicherheit; Eustachio-Muskel → Musculus tensor tym- mie* mit Thrombozytopenie* und hämorrhagi-
Abk. EFSA. Von der EU finanzierte europäische pani scher Diathese* durch Autoantikörper gegen
Behörde für Lebensmittelsicherheit, welche wis- Eutektische Mischung aus Lokalanästhetika Erythrozyten und Thrombozyten. Ein Evans-
senschaftliche Gutachten und Empfehlungen f: syn. eutektische Mischung aus Lokalanästhe- Syndrom entwickelt sich v. a. bei Patienten mit
Eventeration 546
malignen Lymphomen*, seltener bei Patienten – mit MRT ist die Ausdehnung des Tumors ansteckende, charakteristisch über 3 Tage ver-
mit Autoimmunerkrankungen. besser zu beurteilen laufende Virusinfektion mit flüchtigem Exan-
Eventeration f: engl. eventration. Vorfall von – in der Angiografie Darstellung eines gefäß- them* bei Säuglingen und Kleinkindern, die be-
Baucheingeweiden (meistens des Darmes) vor reichen Tumors mit arteriovenösen Anasto- sonders im Frühjahr und Herbst auftritt. Nach-
die Bauchdecke aufgrund eines angeborenen mosen, Gefäßabbrüchen folgend besteht Immunität. Die Diagnosestel-
oder erworbenen Bauchwanddefekts oder in die – zytogenetisch charakteristische Translokati- lung erfolgt klinisch, therapiert wird rein symp-
Brusthöhle (Viszerothorax*) durch Zwerchfell- on t(11;22) tomatisch. Inkubationszeit: 3–15 Tage. Erre-
defekte. – immunhistochemisch am Gewebeschnitt ger: humanes Herpes-Virus Typ 6 (HHV-6), sel-
Vorkommen: häufige Koexpression von CD 99 und Vimen- ten HHV-7. Übertragung: durch Tröpfchenin-
– Gastroschisis* tin. fektion* von Mensch zu Mensch. Infolge hoher
E – Omphalozele*
– Platzbauch*.
Therapie:
– Radikale Resektion
Prävalenz in der Bevölkerung seropositiv ab 3. Lj.
Klinik:
Im Falle einer traumatischen Ruptur (stumpfes – bei Bedarf: 1. Endoprothese, Knochenersatz*, – Meist sehr plötzlich auftretendes, hohes,
Bauchtrauma) oder einer postoperativen Even- Umkehrplastik 2. kombinierte Radiochemo- 3 Tage anhaltendes Fieber* bis 40 °C, evtl. mit
teration (Platzbauch) findet sich kein Bruch- therapie. Fieberkrampf* und Lymphadenopathie*
sack. Bei angeborenen Defekten sind die Einge- Prognose: – danach ggf. flüchtiges rubeoliformes Exan-
weide hingegen ähnlich einer Hernie* mit ei- – Patienten, die bei Diagnosestellung keine them*, vorwiegend an Rumpf und Extremi-
nem peritonealen Überzug versehen. Metastasen haben, werden zu 65 % langfris- täten, gelegentlich im Gesicht, das nach 1–3
Event-Recorder m: Bezeichnung für ein exter- tig geheilt. Tagen verschwindet
nes oder implantierbares EKG-Gerät mit Spei- – Patienten mit Metastasen bei Diagnosestel- – kein Enanthem*
cherfunktion (siehe auch Langzeit*-EKG). lung haben eine 5-Jahres-Überlebensrate von – oft auch asymptomatischer Verlauf
Eversionsfraktur f: engl. eversion fracture. Knö- 25 %. – bei Erwachsenen hochfieberhaftes Krank-
chelfraktur* durch Fußauswärtsdrehung. Exaggeration f: Klinisch wenig gebräuchliche heitsbild mit makulopapulösem Exanthem*,
Evidence-based Medicine → Medizin, evi- Bezeichnung für subjektive, unangemessen Lymphadenopathie*
denzbasierte übertriebene Darstellung von Symptomen. – Komplikationen: Begleithepatitis, Menin-
Evideø nz [Psychotherapie] f: Subjektive, un- Exaltation f: Übersteigert gehobene, aufgereg- goenzephalitis* – im Kindesalter selten.
mittelbare und vollständige Gewissheit im psy- te Stimmung im Sinne einer Euphorie*, die mit Diagnostik:
chotherapeutischen Kontext (Evidenzerlebnis). einer Steigerung des Selbstbewusstseins (Über- – Klinischer Verlauf
Eviszeration → Exenteration pelvis spanntheit) einhergeht. Sie kommt z. B. bei ma- – im Blutbild rötelnähnliche Veränderungen
EVLW: Abk. für engl. extravascular lung water nischen Zustandsbildern vor. (Leukopenie* mit relativer Lymphozytose*
→ PiCCO-System Exanthem n: engl. rash; syn. Ausschlag. Ent- von 80–90 %)
Evolution f: syn. biologische Evolution. Fort- zündlicher Hautausschlag auf großen Berei- – spezifische Antikörper im Serum erst 2 Wo-
währende Anpassung und Neuentwicklung von chen der äußeren Haut. Kennzeichnend für ein chen nach Infektion nachweisbar.
Arten durch Selektion* aus zufällig durch Neu- Exanthem ist ein bestimmter zeitlicher Ablauf Therapie:
kombination und Mutation der genetischen In- (Beginn, Höhepunkt, Ende), währenddessen – Externe Schüttelmixuren
formation entstandenen genetischen Varianten, verschiedene, zeitlich befristete Effloreszenzen – evtl. fiebersenkende Maßnahmen, z. B. Para-
außerdem durch reproduktive Isolation (z. B. hervortreten. Typische Erkrankungen mit Ex- cetamol*
zeitlich, räumlich, mechanisch) von Mitglie- anthemen sind einige Kinderkrankheiten. – bei Fieberkrämpfen antikonvulsive Therapie
dern der Ursprungsart. Ursachen: – keine Immunisierung durch Vakzine* mög-
Evolutionstheorie f: engl. theory of evolution. – Infektiös: 1. viral (Masern*, Röteln*, Exanthe- lich.
Von Darwin und Wallace (1859) begründete ma* subitum, Erythema* infectiosum acu- Exanthema variegatum → Erythema infecti-
Theorie, wonach sich alle Lebewesen einschließ- tum) 2. bakteriell (z. B. Scharlach*) osum acutum
lich des Menschen aus einer ursprünglichen – parainfektös Exanthem, postvakzinales → Impfschaden
Form des Lebens durch natürliche Selektion – neoplastisch Exartikulation f: engl. exarticulation. Amputa-
entwickelt haben. – idiopathisch tion* einer Extremität in einem Gelenk. Beispie-
E-Welle → E/A-Verhältnis – arzneimittelinduziert (Arzneimittelexanthe- le sind Kniegelenkexartikulation oder Fußexar-
E-Wellen-DT → Deceleration Time me) oder toxisch tikulation (Fußamputation beispielsweise im
Ewing-Sarkom n: engl. Ewing’s sarcoma. Undif- – allergisch oder pseudoallergisch Lisfranc-Gelenk).
ferenziertes, vom Knochen (selten vom Weich- – Autoimmunerkrankungen Formen: Siehe Abb.
teilgewebe) ausgehendes hochmalignes Sar- – Erkrankungen des rheumatischen Formen- Exazerbation f: engl. exacerbation; syn. Exacer-
kom*, das meist zwischen dem 10. und 30. Lj. kreises batio. Verschlimmerung, Steigerung, Wieder-
auftritt. Es metastasiert früh hämatogen, v. a. in Klinik: Das Erscheinungsbild ist variabel, das aufbrechen oder Wiederauftreten (Reexazerba-
die Lungen. Diagnostiziert wird mit bildgeben- Auftreten aller Morphen möglich. Bei Beginn tion), z. B. bei Tuberkulose, Schizophrenie* und
den Verfahren, die Behandlung geschieht ope- ist es allerdings meist synchron monomorph. affektiven Störungen*.
rativ. Bei Metastasenbildung ist die Prognose Ausnahmen sind Varizellen* sowie die Pityriasis Excavatio f: engl. excavation; syn. Exkavation.
schlecht. lichenoides et varioliformis acuta. Das Exan- Aushöhlung.
Klinik: Schmerzen, Schwellung, Fieber und mä- them tritt meist symmetrisch auf, selten asym- Excavatio rectouterina → Douglas-Raum
ßige Leukozytose. metrisch oder unilateral. Excavatio rectovesicalis → Douglas-Raum
Diagnostik: Exanthema suø bitum n: engl. rose rash of in- Excavatio vesicouterina f: engl. vesico-uterine
– Röntgenologisch unregelmäßige Osteolysen fants; syn. Roseola infantum. Hoch fieberhafte, pouch. Mit Peritoneum* ausgeschlagene Tasche
547 Exkavator
Exhalatio f: Ausatmung, Ausdünstung. ven, zu sich selbst (auch körperlich), wobei das
Exhibitioniøsmus m: engl. exhibitionism. Form Selbst eher als Prozess eines sich in der Zeit
der Paraphilie* mit sexuell dranghaften Bedürf- ständig wandelnden Bezugs des Individuums
nissen, erregenden Fantasien oder sexuellen zu seiner Umwelt (Daseinsanalyse) angesehen
Verhaltensweisen nach einer Zurschaustellung wird.
der Geschlechtsorgane. Ziel ist die sexuelle Be- Indikation: Es liegt kein empirisch begründeter
friedigung. Eventuell masturbiert die Person Indikationsbereich vor. Genannt werden Neu-
vor Fremden ohne deren Einverständnis. Lust- rosen, Lebenshemmung, Insuffizienz- und Un-
gewinn entsteht oft durch Schock, Angst oder sicherheitsgefühle, psychosomatische Störun-
Überraschung des unfreiwilligen Beobachters. gen, Sexualstörungen, Sucht, Krisen, Sinnlosig-
Vorkommen: Fast ausschließlich bei Männern
und nur sehr selten mit sexuellen Gewalthand-
keitsgefühle, Persönlichkeitsentfaltung, Sterbe-
vorbereitung und die Begleitung von Psycho-
E
Exartikulation: Zustand nach traumatisch bedingter lungen verbunden. sen.
Exartikulation im Kniegelenklinks (Röntgen- Diagnostik: Die Bedürfnisse, Fantasien oder se- Durchführung: Wesentlich sind das empathi-
aufnahmen). [116] xuellen Verhaltensweisen müssen vorwiegend sche, kognitive, konfrontativ-konstruktive und
oder ausschließlich Inhalt sexuellen Interesses fürsorglich-ermutigende Gespräch (Sinnfin-
zwischen Uterus* und Harnblase* im weibli- sein und seit mindestens 6 Monaten bestehen. dungsgespräch, Sokratischer Dialog*), von der
chen Becken*. Die Excavatio vesicouterina ent- Therapie: Symptomatik ablenkende Methoden (Dereflexi-
steht durch eine Einsenkung des Bauchfells. – Nur bei Leidensdruck oder Gefährdung bzw. on, Ignorieren) und paradoxe Intentionen (in
Exenteratio buø lbi f: engl. exenteration of the Belästigung anderer der Regel mit Symptomverschreibung), wobei
bulbus oculi. Operative Entfernung des Inhalts – v. a. kognitiv-verhaltenstherapeutisch orien- auch adjuvante Mittel eingesetzt werden (z. B.
des Augapfels unter Belassen von Sklera und tierte Behandlung (siehe Verhaltensthera- Imagination, Traumarbeit, Körperarbeit). Ange-
Sehnerven. pie*) mit dem Ziel ausreichender Selbstkont- strebt werden Antworten zur Frage, wer man
Exenteration peø lvis f: syn. Exenteration. Ope- rolle. ist, zu was man sich entwickeln könnte und wa-
rative Entfernung von Organen aus der Becken- Exhumierung f: engl. exhumation. Ausgraben rum man es nicht tut, welche Verantwortung
höhle. Die Exenteratio pelvis wird oft als erwei- einer Leiche zur Klärung der Todesumstände, man innerhalb der Freiheit der Existenz wahr-
terte Radikaloperation bei Karzinom durchge- v. a. bei vermuteter nichtnatürlicher Todesart* nimmt, wie man mit erlebter innerer und äuße-
führt, z. B. bei Vaginalkarzinom*, Vulvakarzi- (Obduktion im Auftrag der Berufsgenossen- rer Isolation umgeht, welche Möglichkeiten es
nom*, Uteruskarzinom*, Blasenkarzinom*, schaften oder gerichtliche Obduktion gemäß gibt, das Jetzt und Hier zu transzendieren und
Urethralkarzinom*, kolorektalem Karzinom*. §87 StPO). Bei Vergiftungsverdacht sind zusätz- welche Abwehrmechanismen zur Bewältigung
Vorgehen: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, lich Erd- und Sargproben zu entnehmen. von Angst genutzt werden, die durch solche
eine Exenteration pelvis durchzuführen: Existeø nzanalyse f: engl. existential analysis. existentiellen Fragen ausgelöst wird.
– Vordere (ventrale) Exenteratio pelvis mit der Form der Psychotherapie (nach V. E. Frankl), bei Wirksamkeit: Es liegen keine evidenzbasierten
Entfernung von Uterus, Ovarien, Harnblase der durch Betrachtung und Analyse der persön- Wirksamkeitsnachweise vor.
mit Harnröhre und Scheide lichen Biografie des Patienten Antworten auf in- Eø xit-Block m: engl. exit block. Bezeichnung für
– hintere (dorsale) Exenteratio pelvis mit Ent- dividuelle Identitäts-, Wert- und Sinnfragen ge- ineffektives Pacing eines künstlichen Herz-
fernung von Enddarm und bei der Frau even- sucht werden, auch vor dem Hintergrund einer schrittmachers mit fehlender myokardialer
tuell Uterus und Ovarien zu akzeptierenden unveränderbaren Leidenssi- Reizantwort. Ursache ist z. B. ein myokardialer
– totale Exenteratio pelvis mit Entfernung al- tuation, von Alltagsparadoxien oder des Todes. Reizschwellenanstieg (siehe Aktionspotenzial*)
ler Organe des kleinen Beckens. Theorie: Die Existenzanalyse – ebenso wie die bei Infarkt oder durch eine Elektrodendisloka-
Exenteratio oø rbitae f: engl. orbital exentera- eng verwandte Logotherapie – als psychologi- tion.
tion. Operative Entfernung des gesamten In- sche Behandlungsformen baut auf der Theorie Eø xitus m: Tod*, Ende des Lebens eines Men-
halts der Augenhöhle. des österreichischen Neurologen und Psychiater schen, medizinisch beschrieben als nicht rück-
Exfoliatio areata liønguae → Lingua geogra- V. E. Frankl auf, nach der die primäre Motivati- gängig zu machender (irreversibler) Funktions-
phica onskraft des Menschen sich aus seinem existen- verlust des Atmungs-, Kreislauf- und Zentral-
Exfoliatio areata manuum → Dyshidrosis la- ziellen Streben nach einem Sinn im Leben nervensystems.
mellosa sicca speist. Fehlende Sinnstiftung wird als Ursache Eø xitus letalis m: Tödlicher Ausgang einer
Exfoliation f: Abstoßung abgestorbener Teile psychischer Störungen (Neurosen*, v. a. nooge- Krankheit.
der Haut oder Schleimhaut. Mit Exfoliation ne mit Sinnkrisen und Leere) angenommen, ex juvaø ntibus: syn. Diagnosis ex juvantibus.
wird ein Abstoßungsvorgang bezeichnet, der aber auch als Begleiterscheinung angesehen. Kurzform von lat. „diagnosis et juvantibus“. Es
allmählich über einen längeren Zeitraum er- Weitere existentielle Psychotherapieformen bezeichnet die nachträgliche Diagnosestellung
folgt. sind eng verknüpft mit anderen Existenzphilo- durch „das, was hilft“. Man schließt nach einer
Exfoliativzytologie f: engl. exfoliative cytology. sophien (u. a. von Nietzsche, Kirkegaard, Sartre) Therapiemaßnahme, die geholfen hat, auf die
Zytologische Untersuchung abgelöster oder ab- und haben ähnliche Orientierungen und Erkrankung zurück. Die Diagnose Avitaminose
gestoßener (abgeschilferter) Einzelzellen, z. B. Grundlagen. Eine Weiterentwicklung der Exis- ex juvantibus stellt man z. B., wenn die Sympto-
nach Abstrich der Portiooberfläche und des Zer- tenzanalyse als personale Existenzanalyse (A. me nach Gabe des Vitamins zurückgehen.
vikalkanals, in Sputum oder Harn. Längle) betont mehr affektive Momente. Exkavator m: engl. excavator. Löffelartiges
Exhairese f: engl. exeresis; syn. Exhärese. We- Ziel: Im Mittelpunkt solcher Sinnstiftungen Handinstrument zum Auskratzen kariösen
nig gebräuchlicher Ausdruck für Resektion; steht die Analyse des persönlichen Zugangs zur Dentins* oder zum Reinigen der Knochenkavi-
auch im Sinne von Fremdkörperentfernung. Welt, zur Vergangenheit, zu den Lebensmoti- tät nach Zahnextraktion.
Exkochleation 548
Exkochleation f: engl. excochleation; syn. Evi- Exophthaø lmus m: engl. exophthalmos; syn. Verschmelzen der Membranen nach außen frei-
dement. Auskratzung bzw. Ausschabung eines Proptosis bulbi. Ein- oder beidseitiges Hervor- gesetzt wird. Über Exozytose gelangen neu syn-
Hohlraums, z. B. mit einem scharfen Löffel oder treten des Augapfels. Bei Erwachsenen sind die thetisierte Membran-Proteine und -Lipide zur
einer Kürette (Kürettage*). Ziel ist die Entfer- häufigsten Ursachen endokrine Orbitopathien, Zellmembran. In spezialisierten sekretorischen
nung von entzündetem oder nekrotischem Ge- bei Kindern Tumoren oder eitrige Entzündun- Zellen werden z. B. Hormone, Verdauungsenzy-
webe. gen. Weitere Ursachen sind Gefäßerkrankun- me oder auch Neurotransmitter über Exozytose
Einsatz: gen, entzündliche Prozesse und Verletzungen freigesetzt.
– Bei Abszesshöhlen sowie Schädelfehlbildungen. Schwere und expansiv: engl. expansive. Ausdehnend, ver-
– bei Knochensequestern bei Osteomyelitis schmerzhafte Ausprägungen werden als malig- drängend.
– bei einer Nekrosehöhle, z. B. Pankreas ner Exopthalmus bezeichnet. Expektoration, maulvolle f: Aushusten gro-
E – im Uterus.
Exkoriation f: engl. excoriation. Tiefer, die ge-
Formen: Spezielle Formen sind:
– Scheinexophthalmus bei hochgradiger Myo-
ßer Sputummengen bei Bronchiektasen*.
Expeø rtenstandards in der Pflege m pl: engl.
samte Epidermis zerstörender bzw. entfernen- pie* oder Hydrophthalmus* nursing standards. Evidenzbasierte, monodiszip-
der Defekt der Haut mit Freilegung der Der- – intermittierender Exophthalmus durch an- linäre Qualitätsinstrumente zur pflegerischen
mis*. Eine Exkoriation entsteht meist flächig geborene Venenanomalien, zunehmend bei Versorgung (§ 113 a SGB XI), deren Einhaltung
durch kräftiges Kratzen und anfänglichem Riss. Anstrengung oder Schreien ein professionell abgestimmtes Leistungsniveau
Sie zählt zu den sekundären Effloreszenzen*. – pulsierender Exophthalmus durch arteriove- sichert, das dem Bedarf der Betroffenen ange-
Exkremeø nt n: engl. excrement. Ausscheidung nöse Fistel passt ist und Kriterien zur Evaluation ein-
im Sinne von Fäzes* und Harn*. – Exophthalmus paralyticus durch äußere Au- schließt.
Exkret → Sekret genmuskellähmung*. Pflegestandards: Die Expertenstandards sind
Exkretion f: Ausscheidung. Exophthaø lmus, maliøgner m: engl. malignant gegliedert in Struktur, Prozess und Ergebnis-
Exocoel n: engl. exocoelom. Spaltraum im ext- exophthalmos. Progrediente, schmerzhafte Form qualitäten (Qualitätsmanagement). Seit 2000
raembryonalen Mesoderm, das den Keimling des Exophthalmus* mit Konjunktivitis* und wurden vom Deutschen Netzwerk für Quali-
bis auf den späteren Haftstiel vollständig um- Ulcus* corneae. Ein maligner Exophthalmus tätsentwicklung in der Pflege (DNQP) Stan-
gibt. kommt vor bei akuten Entzündungen (unter dards zu folgenden Themen entwickelt:
exogen: engl. exogenous. Außerhalb des Orga- Umständen mit Panophthalmie*), bei Dysosto- – Dekubitusprophylaxe in der Pflege
nismus entstanden, von außen in den Körper sis craniofacialis oder endokriner Ophthalmo- – Entlassungsmanagement in der Pflege
eindringend, durch äußere Faktoren verur- pathie*. Siehe Abb. – Schmerzmanagement in der Pflege bei aku-
sacht; z. B. durch Asphyxie unter der Geburt ten Schmerzen
verursachte exogene Hirnschädigung. Der ge- – Schmerzmanagement in der Pflege bei chro-
gensätzliche Begriff zu exogen lautet endogen. nischen Schmerzen
Exogene Infektion f: Infektion mit einem kör- – Sturzprophylaxe in der Pflege
perfremden Erreger, im Gegensatz zur endoge- – Förderung der Harnkontinenz in der Pflege
nen* Infektion. Die wichtigsten Übertragungs- – Pflege von Menschen mit chronischen Wun-
wege sind Tröpfcheninfektion*, Schmierinfekti- den (Wundmanagement)
on*, Infektion durch Körperflüssigkeiten sowie – Ernährungsmanagement der oralen Ernäh-
Infektion durch Vektoren*. rung in der Pflege
exokrin: engl. exocrine. Nach außen abson- – Erhaltung und Förderung der Mobilität
dernd, z. B. exokrine Drüsen mit Abgabe eines – Förderung der physiologischen Geburt.
Sekrets an innere oder äußere Körperoberflä- Exophthalmus, maligner [143] Explantation f: Entnahme von Körpergeweben
chen (beispielsweise exokrines Pankreas oder oder -organen im Rahmen der Transplantati-
Schweißdrüsen*). onsmedizin. Bei Entnahme eines zuvor trans-
Exoø mphalos-Makroglossie-Gigantiøsmus-Syn- ExophyXt → Osteophyt plantierten Herzens oder einer Leber ist eine
drom → Wiedemann-Beckwith-Syndrom Exoprothese f: engl. exoprosthesis. Außen am unmittelbare Retransplantation erforderlich.
Eø xon n: Bereich der eukaryotischen DNA*, der Körper angebrachtes Ersatzstück. Formen der Bei Versagen eines Nierentransplantats kann
in mRNA* transkribiert wird. Verschiedene Exoprothese sind der orthopädische Extremitä- nach Explantation die Hämodialysebehandlung
Exons sind durch Introns* unterbrochen, die tenersatz (Armprothese*, Beinprothese) und die wieder aufgenommen werden. Explantation
nach der Transkription* durch Spleißen (siehe ästhetische Epithese*. wird auch zum Zweck der Gewebekultur vorge-
mRNA*-Reifung) entfernt werden. Als Ergebnis Exostose → Hyperostose nommen.
des Spleißens werden die verschiedenen Exons Exostosen, subunguale f pl: engl. subungual Exploration f: Lat. Erforschung; in der Medi-
eines Gens durch Ligasen fusioniert. exostoses. Besonders an der Großzehe auftreten- zin die gezielte Erhebung körperlicher oder
Exonukleasen → Nukleasen de Verdickung unter der Nagelplatte aufgrund psychischer Befunde (anamnestische Explorati-
Exopeptidasen → Proteasen chronischer Druckbelastung. Sie liegt dicht am on bzw. psychiatrische* Exploration) oder die
Exophorie → Heterophorie freien Rand des Knochens unter der Nagel- gezielte Inspektion und Palpation im Sinne ei-
Exophthalmos-Producing Factor: Abk. EPF. platte. ner Austastung bis hin zur chirurgischen Freile-
Exophthalmus*-induzierender (tierexperimen- Exostose, solitäre → Osteochondrom gung einer Körperregion (chirurgische Explora-
tell), TSH-ähnlicher Wirkstoff der Hypophyse, Exotoxine → Toxine tion).
dessen Existenz umstritten ist und der an der Exozytose f: engl. exocytosis. Transportform, Explorative Laparoskopie f: syn. explorative
Genese des endokrinen Exophthalmus* betei- bei der Golgi-Vesikel oder Phagosomen zur Bauch-Spiegelung. Diagnostische Inspektion
ligt sein soll. Zellmembran* wandern und deren Inhalt durch der Bauchhöhle mittels Endoskop zur Beurtei-
549 Extensionsmethoden
lung von Bauch- oder Beckenorganen (Pelvisko- Umgebungsdruck. Exspiration geschieht passiv
pie*). Eine explorative Laparoskopie wird bei- durch elastische Rückstellkräfte der Lunge bei
spielsweise im Rahmen des Stagings* zur Beur- Relaxation der Inspirationsmuskulatur oder bei
teilung der Ausbreitung einer Tumorerkran- Absenken des Beatmungsdrucks*, demgegen-
kung angewendet oder auch zur Beurteilung über aktiv bei verstärkter Atemarbeit durch Ein-
der Operabilität eines Befundes sowie zur Ge- satz der Atemhilfsmuskeln (forcierte Exspira-
winnung von Biopsien* oder Probeexzisionen. tion).
Explorativlaparotomie → Probelaparotomie Exspiratorischer Stridor: Während der Exspi-
Explosionstrauma n: engl. blast injury. Durch ration auskultierbares Nebengeräusch. Es ist
Explosion verursachte Verletzung. Explosions- Zeichen einer bronchialen Obstruktion.
traumata werden direkt oder indirekt verur-
sacht. Sie betreffen unterschiedliche Körperbe-
Exstirpation f: engl. extirpation. Operative
komplette Entfernung eines (kranken) Organs
E
reiche und Organsysteme. Die Behandlung ist Exponentialstrom: Übungsaufbau zur Kräftigung oder Organteils, z. B. eines gut abgegrenzten
meist multidisziplinär und erstreckt sich über des atrophierten Musculus quadrizeps femoris mit Tumors.
einen langen Zeitraum. additiver elektrotherapeutischer Anwendung des Exsudat n: engl. exudate. Durch Entzündung*
Einteilung: Nach Verletzungsmechanismus : Exponentialstroms. [209] bedingter Austritt von Flüssigkeit und Zellen
– Primäres Explosionstrauma durch Explosi- aus den Blut- und Lymphgefäßen. Exsudat, das
onsdruckwelle, betrifft v. a. gasgefüllte Orga- je nach Zusammensetzung serös, serös-eitrig,
ne (siehe auch Barotrauma*) sowie ZNS Expositionsäquivalente für krebserzeugende fibrinös, hämorrhagisch oder jauchig ist, hat ein
– sekundäres Explosionstrauma durch Splitter Arbeitsstoffe n pl: Abk. EKA. Mit der Novellie- höheres spezifisches Gewicht (> 1,015) als
oder Fragmente rung der Gefahrstoffverordnung* 2005 durch Transsudat*.
– tertiäres Explosionstrauma durch Effekte des biologischen Grenzwert* (BGW) abgelöste Be- Exsudation f: engl. exudation; syn. Exsudatio.
Windstoßes, z. B. durch die Luft geschleuder- zeichnung für die Konzentration eines krebser- Entzündlich bedingter Austritt von flüssigen
ter Körper zeugenden Arbeitsstoffs oder eines seiner Meta- und zellulären Bestandteilen aus Blut- und
– quartäres Explosionstrauma, z. B. Verschüt- boliten im biologischen Untersuchungsmaterial Lymphgefäßen.
tung, psychische Erkrankungen. (im Allgemeinen Blut oder Urin). EKA entspre- Extended-FAST → Extended Focused Assess-
Therapie: Bei komplizierter thermomechani- chen bei ausschließlich inhalativer Aufnahme ment with Sonography for Trauma
scher Kombinationsverletzung mit Kontamina- einer bestimmten Arbeitsstoffkonzentration in Extended Focused Assessment with Sono-
tion, Weichteilkomplikationen (siehe Abb.) und der Raumluft. graphy for Trauma: syn. Extended-FAST;
Infektion wird primär meist damage* control Klinische Bedeutung: Abk. E-FAST. Um fokussierte Ultraschalldiag-
betrieben und nach der Konsolidierung eine se- – Bei Konzentrationen im biologischen Materi- nostik* von Trachea, Thorax und Lunge erwei-
kundäre rekonstruktive Therapie durchgeführt. al, die höher sind als nach der Raumluftkon- terte (thorakoabdominale) FAST. E-FAST er-
zentration zu erwarten, kommt zusätzlich möglicht im Rahmen der Traumaversorgung
z. B. resorptive Aufnahme (Haut) in Betracht neben einer dynamischen Beurteilung des Volu-
– da es keine unbedenklichen Konzentrationen menstatus u. a. einen schnellen Ausschluss bzw.
eines krebserzeugenden Arbeitsstoffes gibt, Nachweis von Hämoperitoneum*, Hämoperi-
sondern die reine Anwesenheit eines solchen kard*, Hämatothorax* und Pneumothorax*.
Stoffes zählt, existieren keine Grenz- oder Extension f: syn. Streckung. Aktive (mithilfe
Richtwerte der Streckmuskulatur durchgeführte) oder pas-
– in der Praxis hat die Bezeichnung EKA wenig sive Streckung einer Extremität in einem Ge-
Bedeutung. lenk. Auch als sog. therapeutische Extension im
expressiv: engl. expressive. Ausdrückend, dar- Rahmen der Behandlung von Frakturen (Nähe-
stellend. res siehe Extensionsmethoden*).
Expressivität f: engl. expressivity. Grad der Extensionsmethoden f pl: engl. tractions. Kon-
Explosionstrauma: dorsaler Oberschenkel mit frei Ausprägung eines monogen vererbten Merk- servative Verfahren zur Behandlung von Frak-
liegendem Femur und kontaminiertem Weichteil- mals. Die Expressivität wird von anderen modi- turen* mit Einwirken axialer Zugkräfte am dis-
gewebe. [80] fizierenden Genen oder Umweltfaktoren beein- talen Frakturfragment zur Neutralisierung ge-
flusst. gensinniger Muskelkräfte. Der Begriff bezieht
Exprimat n: engl. exprimate. Aus einem Organ sich außerdem auf ein Extensionskorsett als or-
(Tonsille, Prostata, Mamille) oder Gewebe ma- thopädisches Hilfsmittel zur redressierenden
Exponentialstrom m: engl. exponential current. nuell oder instrumentell, z. B. mit einem Spatel, Korrektur einer Skoliose*.
Gleichstromimpulse mit langsam ansteigender herausgedrücktes Sekret. Oft wird das so ge- Anwendung bei Frakturen:
und abfallender Intensität, die in der motori- wonnene Exprimat feingeweblich untersucht – – Kurzfristig zur Reposition* einer frakturier-
schen Rehabilitation* angewendet werden (nie- z. B. auf Parenchym-, Entzündungs- oder Tu- ten Extremität (siehe Abb.) oder eines luxier-
derfrequente Reizstromtherapie, Transkutane morzellen. ten Gelenks sowie zur anschließenden Reten-
elektrische Nervenstimulation siehe Abb.). Na- Exsikkose → Dehydratation tion*
mensgebend ist der exponentielle Anstieg der Exspiration f: engl. expiration; syn. Ausat- – temporäre Dauerextension bei Fraktur (vor
Impulse, der nur denervierte Muskulatur reizt. mung. Ausströmen von Luft aus Lungenalveo- definitiver Osteosynthese*, zur endgültigen
Siehe Abb. len und Atemwegen infolge einer positiven Dif- Therapie kaum noch angewendet)
Exposition → Konfrontation ferenz zwischen intrapulmonalem Druck und
Extensionsverband 550
gangsdroge und dem Extraktionsprozess ab- bzw. Salven (3–5 ES hintereinander), nichtan-
hängig ist. Extrakte können durch Mischung haltende Tachykardie* (ES < 30 Sekunden an-
oder Verdünnung auf einen bestimmten Wirk- haltend; Kammertachykardie*)
stoffgehalt eingestellt werden (standardisierter – regelmäßig gekoppelt mit normaler Herzak-
bzw. normierter Extrakt). tion auftretende ES: z. B. Bigeminie*, Trige-
Formen: minie*, n : 1-Extrasystolie (auf n normale
– Fluidextrakt (Extractum fluidum): durch Herzaktionen folgt eine ES, z. B. 3 : 1 Extra-
Extrasystole: EKG; supraventrikuläre ES: P-Welle
Perkolation hergestellter, flüssiger Drogen- systolie: auf 3 normale Herzaktionen folgt re-
vorzeitig, PQ-Zeit verkürzt; ventrikuläre ES: keine
auszug, bei dem in 1 bis max. 2 Teilen Ex- gelmäßig eine ES); ES mit fixer Kopplung
P-Welle, QRS-Komplex verbreitert und deformiert.
trakt die Extraktivstoffe aus 1 Teil Arznei- (konstanter Abstand zwischen ES und Nor-
droge enthalten sind
– dünner Extrakt (Extractum tenuum): mikro-
malaktion)
– interponierte ES: ES zwischen 2 in normalem
E
biologisch instabiler, nicht mehr offizineller rung* (gesteigerte oder abnorme Automatie) Abstand auftretenden Systolen ohne postext-
Extrakt von dickerer, noch fließfähiger Kon- und/oder Erregungsleitungsstörung* (getrig- rasystolische kompensatorische Pause bei
sistenz gerte Aktivität) entstehende, häufigste Form Bradykardie* (nächste reguläre Erregung
– Dickextrakt (Extractum spissum): mikrobio- der Herzrhythmusstörung*, bei der in den regu- vom Sinusknoten fällt nicht mehr in die Re-
logisch instabile, zähflüssige, plastische Mas- lären Grundrhythmus vorzeitig einzeln oder fraktärzeit der ES).
se, deren Wirkstoffgehalt durch Zusatz indif- gehäuft Herzaktionen einfallen. Die Klinik ist Vorkommen: Bei Herzgesunden, kardialer
ferenter Hilfsstoffe eingestellt werden kann variabel, u. a. können Palpitationen und Belas- Grunderkrankung, arzneimittelinduziert sowie
– Trockenextrakt (Extractum siccum): durch tungsdyspnoe auftreten. bei Elektrolytstörung, Hyperthyreose u. a.
weiteres Einengen und Trocknen gewonne- Einteilung: Nach dem Entstehungsort Therapie: Nur bei symptomatischer ES
ner Extrakt, der in der Regel mit einem indif- (siehe Abb.; vgl. Tachykardie*, Abb. dort): – Pharmakologisch: Beta-Rezeptoren-Blocker,
ferenten Hilfsstoff auf einen bestimmten – Supraventrikuläre ES (SVES): ausgehend von Kalzium*-Antagonisten vom Nicht-Dihydro-
Wirkstoffgehalt eingestellt wird. Zentren des Erregungsleitungssystems ober- pyridintyp (SVES), evtl. andere Antiarrhyth-
Extraktion → Kataraktoperation halb der Bifurkation des His-Bündels oder mika*
Extraktion → Schlingenextraktion des atrialen Myokards; EKG: P-Welle vorzei- – ggf. Katheterablation.
Extraktion, manuelle f: engl. total breech ex- tig einfallend, Form der P*-Welle sowie PQ*- Extrasystolie f: engl. extrasystoly. Gehäuftes
traction; syn. ganze Extraktion. Geburtshilfli- Zeit je nach Lokalisation des Zentrums (Si- Auftreten von Extrasystolen*.
cher Handgriff zur Entwicklung eines Kindes nusknoten-, Vorhof-, AV-ES), QRS*-Komplex Extratöne → Herztöne
aus Beckenendlage*, wenn der Rumpf noch normal (bei ungestörter intraventrikulärer Extrauteringravidität f: engl. extra-uterine ges-
nicht geboren sein sollte. Die manuelle Extrak- Erregungsleitung), kompensatorische Pause* tation; syn. Graviditas extrauterina. Ektope, au-
tion wird heute nur noch beim zweiten Zwil- selten: 1. Sinusknoten-ES: morphologisch ßerhalb der Gebärmutter eingenistete Schwan-
ling oder in fetalen Notfallsituationen ange- wie Normalaktion; Differenzialdiagnose: Si- gerschaft. Die häufigste Lokalisation der Extra-
wendet, ansonsten wird eine Entbindung per nusarrhythmie* 2. Vorhof-ES: wie Sinuskno- uteringravidität (EUG) ist der Eileiter, die Inzi-
Sectio caesaresa vorgezogen. ten-ES oder bei AV-Knoten-nahem Zentrum: denz beträgt etwa 1–2 je 100 Schwangerschaf-
Prinzip: Mit der Hand wird von vaginal in das P-Welle (gegenüber Normalaktion) defor- ten. Betroffene entwickeln meist einseitige Un-
Cavum uteri eingegangen, dann beide Füße ge- miert mit veränderter PQ-Zeit 3. AV-ES: P- terbauchschmerzen. Das Schwangerschaftspro-
fasst und das Kind extrahiert. Ggf. muss eine Welle fällt in den QRS-Komplex und ist da- dukt wird operativ entfernt oder konservativ
zusätzliche Armlösung durchgeführt werden. her nicht sichtbar (mittlere AV-ES) oder er- behandelt.
Die Entwicklung des Kopfes erfolgt in der Regel scheint auf den Kopf gestellt (Drehung der P- Einteilung: Nach dem Ort der Einnistung
nach Veit-Smellie. Wellenachse) kurz vor bzw. nach (Umkehr- (siehe Abb. 1) werden unterschieden:
extramedullär: engl. extramedullary. Außer- extrasystole*) dem QRS-Komplex in der ST- – Tubargravidität* (ca. 97 %): es kann noch zwi-
halb des Marks, z. B. extramedulläre Hämato- Strecke schen distal, proximal (isthmisch) und inter-
poese*. – ventrikuläre ES (VES): ausgehend von ventri-
extramural: Außerhalb der Wand eines Hohl- kulären Zentren des Erregungsleitungssys-
raums gelegen, z. B. ein Myom*. tems (subjunktional) oder des Myokards:
extraperitoneal: Außerhalb des Bauchfells, je- 1. führt zu vorzeitiger Kontraktion nur der
doch im Bauch gelegen. Primär extraperitoneal Kammern 2. EKG: P-Welle fehlt, QRS-Kom-
liegende Organe sind z. B. Rektum und Uterus. plex verbreitert und deformiert (rechtsventri-
Extraperitonealer Zugang m: syn. extraperi- kuläre ES: wie Linksschenkelblock*, links-
tonealer Zugangs-Weg. Chirurgischer Zugangs- ventrikuläre ES: wie Rechtsschenkelblock*),
weg zum außerhalb der Peritonealhöhle gelege- meist kompensatorische Pause 3. cave: R*-
nen Raum und den dort befindlichen Organen auf-T-Phänomen.
und Gefäßen, z. B. Nieren, Harnblase, Gebär- Nach dem Auftreten im EKG:
mutterhals, Rektum und Pankreas. – Vereinzelte oder gehäufte ES (Extrasystolie*)
extrapyramidal: Außerhalb der Pyramiden- – monomorphe* und polymorphe* Extrasysto-
bahn* gelegen, d. h. zum extrapyramidalen Sys- lie als Hinweis auf Konstanz bzw. Wechsel
tem* gehörend. des Arrhythmiefokus Extrauteringravidität Abb. 1: Lokalisationen; 1: tubar
Extrasystole f: engl. premature beat; Abk. ES. – komplexe Extrasystolie: polymorph oder bis (ampullär); 2: tubar (isthmisch); 3: zervikal; 4: ovarial;
Auf dem Boden einer Erregungsbildungsstö- zu 3 ES hintereinander (Couplet*, Triplet*) 5: abdominal.
Extravasat 552
Extremität dem Fontaine-Stadium III–IV ent- z. B. bronchial). Lebensbedrohliche arterielle bei der chirurgischen Entfernung des Rektums
spricht. In der Regel zeigen sich beim liegenden Blutungen kommen vor und sind schnellstmög- komplett en bloc mit entfernt, um so ein lokore-
Patienten in der transkutanen Sauerstoffdruck- lich endoskopisch bzw. laparoskopisch zu ver- gionäres Tumorrezidiv, das sich meist aus regi-
messung* tcPO2-Werte von < 30 mmHg (abhän- sorgen. Epidemiologie: onalen Lymphknoten entwickelt, zu verhin-
gig von Haut, Hämoglobin-Konzentration im – Meist ältere Patienten mit multiplen Komor- dern.
Blut u. a. Parametern). Fontaine*-Stadien (Tab. biditäten (kardiopulmonale Erkrankung, Exzision, transanale totale mesorektale →
dort). chronische Nierenerkrankung, Diabetes mel- Transanale totale mesorektale Exzision
Extremitätenperfusion, hypertheø rme f: engl. litus, Alkoholabusus, häufig Einnahme von Exzitation f: engl. excitation. Erregung.
hyperthermic limb perfusion. Interventionelles Ver- nichtsteroidalen Antiphlogistika) Exzitotoxizität f: syn. exzitatorische Toxizi-
fahren, bei dem nach zentraler Abklemmung – geringe Androtropie (m : w = 2 : 1). tät. In den Neurowissenschaften übliche Be-
und peripherem Anschluss der großen zufüh-
renden Arterie und der abführenden Vene einer
Pathologie: Entsteht auf dem Boden einer Ge-
fäßanomalie (abnorme großkalibrige, unmittel-
zeichnung für die übermäßige Ausschüttung
von Neurotransmittern (Glutamat, NMDA) in-
E
Extremität über einen extrakorporalen Kreislauf bar unterhalb der Muscularis mucosae verlau- folge einer Reizüberflutung, sodass es zu einer
Chemotherapeutika unter lokaler Hyperthermie fende Arterie) mit Erosion des darüberliegen- Kalzium-induzierten Apoptose in den Neuro-
verabreicht werden. Die hypertherme Extremi- den Epithels. nen kommen kann. Bei längerem Fortbestehen
tätenperfusion wird beispielsweise zur Therapie Klinik: Akute, potenziell lebensbedrohliche, der Reizüberflutung können größere Hirnarea-
von Weichteilsarkomen eingesetzt. häufig rezidivierende arterielle Blutung bei Ar- le geschädigt werden und sogar absterben.
Extremitätenverlängerung → Verlänge- rosion der Gefäßwand mit Hämatemesis, Melä- Vorkommen: Exzitotoxizität tritt auf bei:
rungsosteotomie na oder Hämatochezie. – Vergiftungen mit Neurotoxinen
extremus: syn. extrem. Äußerst. Therapie: – Schädelhirntraumata
Extrinsic-Faø ktor m: engl. extrinsic factor. We- – Endoskopische Platzierung eines Clips* auf – Schlaganfall
nig gebräuchliche Bezeichnung für Cobalamin*, dem Gefäßstiel – Rückenmarksverletzungen
das nur zusammen mit dem Intrinsic*-Faktor – bei Rezidivblutung endoskopische Blutstil- – Hypoglykämie
im Ileum resorbiert werden kann. lung und/oder angiografische Embolisierung – neurodegenerativen Erkrankungen des ZNS:
Extrinsic-PEEP: engl. extrinsic positive endexpir- – operative Umstechung bzw. Resektion. 1. Multiple Sklerose 2. Morbus Alzheimer
atory pressure; syn. externer PEEP; Abk. ePEEP. Prognose: Letalität 8–9 %. 3. Amyotrope Lateralsklerose (ALS) 4. Morbus
Im Gegensatz zum Intrinsic*-PEEP (iPEEP) der Exulzeration f: engl. ulceration; syn. Exulcera- Parkinson 5. Alkoholismus 6. Chorea Hun-
am Respirator* eingestellte positive endexpira- tio. Geschwürbildung, geschwüriger Zerfall. tington 7. Status epilepticus.
torische Atemwegsdruck (PEEP). Exzentrizitätsindex, linksventrikulärer m: Eye Movement Desensitization and Repro-
Extrusion f: Austreibung eines Sekrets aus engl. left-ventricular eccentricity index. Echokar- cessing: Abk. EMDR. Im Rahmen der Verhal-
Drüsenzellen sowie Bezeichnung für den Vor- diografischer Parameter zur Erfassung der sys- tenstherapie* entwickelte psychotherapeutische
gang des Zahnens (siehe Dentition*). tolischen Kompression des linken Ventrikels in- Methode (F. Shapiro, 1988) der Traumathera-
Extubation f: Herausziehen des Trachealtubus folge (morphologischer) Veränderung von rech- pie*. Durch Fokussierung auf das Trauma* und
bei entblocktem Cuff und positivem Atemwegs- tem Ventrikel und Herzseptum. Bestimmt wird die damit verbundenen emotionalen, kogniti-
druck aus der Luftröhre bzw. Herausziehen des das rechnerische Verhältnis (Quotient) beider ven und somatischen Erfahrungen bei gleich-
Doppellumentubus* oder Endobronchialtubus* (zueinander orthogonaler) linksventrikulärer zeitiger Stimulation verschiedener Gehirnareale
aus dem Hauptbronchus. Diameter in parasternaler kurzer Achse. soll Verarbeitung und Integration des Traumas
Durchführung: Referenzwert: Normal 1, erhöht z. B. bei pul- (balancierte Aktivierung limbischer und korti-
– Voraussetzungen: 1. Spontanatmung 2. aus- monaler Hypertonie. kaler Strukturen) gelingen.
reichende Schutzreflexe, v. a. Husten- und Exzision f: engl. excision. Ausschneiden von Ge- Prinzip: Einsatz bilateraler Stimulation wäh-
Schluckreflex zum Schutz vor Aspiration* webeteilen ohne Rücksicht auf Organgrenzen rend der Konfrontation in sensu mit dem Trau-
– Ausleitung einer Intubationsnarkose (Nar- oder Gewebestrukturen. ma, meist als visuelle (Fingerbewegungen des
kose*) Exzisionsbiopsie → Probeexzision Therapeuten), alternativ als rhythmische taktile
– Wegfall der Indikation zur Intubation und Exzision, totale mesorektale → Totale meso- oder akustische Stimulation.
zur Beatmung* rektale Exzision Indikation: V. a. posttraumatische* Belastungs-
– Oxygenierung (FiO2 = 1) Exzision, totale mesorektale f: engl. total me- störung.
– oropharyngeales und endotracheales Absau- sorectal excision; Abk. TME. Im Rahmen eines Ezetimiøb n: Lipidsenker aus der Gruppe der
gen onkochirurgischen Eingriffs bei Rektumkarzi- Cholesterol-Resorptions-Hemmer, der bei Hy-
– cave: Bronchospasmus*, Überhang*. nom angewendete operative Technik zur Ver- percholesterolämie (in der Regel zusammen mit
exuberans: Wuchernd. hinderung eines lokoregionären Tumorrezidivs einem HMG-CoA-Reduktase-Hemmer) einge-
Exulceratio siømplex f: engl. simple exulcera- mit vollständiger Entfernung des Mesorek- setzt wird. Antazida* und Colestyramin führen
tion; syn. Dieulafoy-Ulkus. Akute, solitäre tums. Der Eingriff wird offen chirurgisch, lapa- zur Resorptionsverminderung. Zu den Neben-
Schleimhautläsion unbekannter Ätiologie, roskopisch oder transanal durchgeführt. wirkungen zählen Myalgien*, Husten und gast-
meist im proximalen Magen entlang der klei- Technik: Das gesamte in einer Hüllschicht ein- rointestinale Beschwerden.
nen Kurvatur im Bereich des gastroösophagea- gescheidete Gekröse des Rektums, das unter an- EZF: Abk. für → Extrazellulärflüssigkeit
len Übergangs (in ca. 30 % extragastral gelegen, derem auch viele Lymphknoten enthält, wird EZR: Abk. für → Extrazellulärraum
F F
F: Abk. für → French und peripheren Nervensystems mit Ischämie Verdrehung von Silben, Buchstaben, Wortsalat.
F: Abk. für force → Kraft und Infarkt des Versorgungsgebiets. CPSS wurde ursprünglich entwickelt aus NIHSS
F: Abk. für → Phenylalanin Face Arm Speech Test: Abk. FAST. Verfahren (National Institute of Health Stroke Scale).
F: Abk. für Fahrenheit → Temperatur zum Screening* auf Schlaganfall*. FAST dient FAST wird insbesondere präklinisch angewen-
Faber-Anämie f: engl. Faber’s anemia; syn. Fa- zur präklinischen standardisierten schnellen det, z. B. im Rettungsdienst integriert in den
ber-Syndrom. Form der Eisenmangelanämie* Erfassung einer zentralen Fazialisparese*, von Notruf-Abfrage-Algorithmus für Schlaganfall
infolge verminderter Eisenresorption bei Achy- Auffälligkeiten beim Armhalteversuch mit Pro- (Alarmierung durch Disponent).
lia* gastrica und beschleunigter Magen-Darm- nation und Absinken des (zum betroffenen Prinzip: Siehe Tab.
Passage. Zu den häufigsten Symptomen der Fa- zentralnervösen Areal) kontralateralen Arms so- Face, Legs, Activity, Cry, Consolability Skala
ber-Anämie zählen hypochrome Anämie, Haut- wie zur Detektion von aphasischen Wortfin- f: engl. face, legs, activity, cry, consolability; Abk.
blässe, Nagelveränderungen, Heiserkeit und dungsstörungen. Das Verfahren besitzt eine ho- FLACC-Skala. Score zur postoperativen Algesi-
Dysphagie. he Sensitivität*. metrie bei Kindern durch Fremdbeurteilung.
Fab-Fragmeø nt n: engl. fragment antigen binding Hintergrund: Abgeleitet von CPSS (Cincinnati Die FLACC-Skala wird angewendet bei Kindern
Fragment. Monovalentes antigenbindendes (je- Prehospital Stroke Scale). Bei CPSS dauert der im Alter bis zu 7 Jahren oder Kindern mit mehr-
doch keine Agglutination oder Präzipitation be- Armhalteversuch im Gegensatz zu FAST 10 s facher Behinderung. Bewertet werden 5 Items
wirkendes) Immunglobulinfragment, das durch und das Kriterium Sprache wird durch Nach- (Mimik, Beinbewegung, Aktivität, Schreien,
proteolytische Aufspaltung von Immunglobuli- sprechen eines definierten Satzes bewertet, be- Tröstbarkeit) mit je einem Wert von 0–2 Punk-
nen mit Papain entsteht. Zu therapeutischen stehend v. a. aus einsilbigen Wörtern. Eine Be- ten.
Zwecken wurden verschiedene Fab-Fragmente wertung im Sinne Aphasie wird getroffen z. B. Facelifting n: Straffung der Gesichtshaut
entwickelt, u. a. Abciximab und Certolizumab bei stockender Sprache, Auslassen von Wörtern, durch Exzision von Hautstreifen in den Rand-
Pegol.
Struktur: Immunglobuline* (Abb. dort).
FAB-Klassifikation f: engl. FAB classification; Face Arm Speech Test:
syn. French-American-British-Klassifikation. Äl- Kriterien und Bewertung bei FAST.
teres zytomorphologisches System der Eintei-
Kriterium[1] Bewertung[2]
lung von akuten Leukämien und myelodysplas-
tischen Syndromen. Bei der Ausarbeitung waren face Gesicht Asymmetrie im Gesicht beim Versuch ja, nein, unklar ja im Sinne
französische (F), US-amerikanische (A) und briti- des Patienten zu lächeln oder Zähne falls nicht nein: zentrale
sche (B) Hämatopathologen beteiligt. Die FAB- zu zeigen? links oder rechts Fazialisparese
Klassifikation wird zunehmend durch die mo- arm Arm (Pronation und) Absinken eines Arms ja, nein, unklar; ja im Sinne
dernere WHO-Klassifikation ersetzt, die neben beim Versuch des Patienten, beide falls nicht nein: positiver
zytomorphologischen auch genetische und im- Arme (mit nach oben gerichteten links oder rechts Armhalteversuch
munologische Gesichtspunkte miteinbezieht. Handflächen) 5 Sekunden lang im
Fabry-Syndrom n: engl. Fabry disease; syn. An- Sitzen im Winkel von 90° bzw. im
giokeratoma corporis diffusum. Seltene, X- Liegen 45°) zu halten?
chromosomal vererbte (Genlocus Xq22.1) pro- speech Sprache undeutliche, verwaschene, langsame ja, nein, unklar ja im Sinne
grediente multisystemische Enzymopathie mit Sprache, Wortfindungsstörung? Aphasie
verminderter oder fehlender lysosomaler Alpha- [1]
ggf. ergänzt um Erfragen weiterer neurologischer Symptome mit akutem Beginn, z. B. Sehstörung,
Galaktosidase-A-Aktivität und Speicherung des
Blicklähmung, Sensibilitätsstörung, Bewusstseinsstörung, Gleichgewichtsstörung, Schwindel,
nicht abbaubaren Ceramidtrihexosids u. a. in
Störung der Koordination;
den Endothel- und glatten Muskelzellen der [2]
klinischer Verdacht auf Schlaganfall bei ≥ 1 Bewertung mit ja
Blutgefäße sowie in Nervenzellen des zentralen
Faces Pain Scale 556
partien des Gesichts (Haaransatz, vor und hin- – CT Facies adenoidea f: engl. adenoid face. Charak-
ter dem Ohr, Kinnpartie) und anschließende – MRT teristischer Gesichtsausdruck mit offenem
Mobilisierung und Raffung der Gesichtshaut – probatorische Facetteninfiltration. Mund, blassem Gesicht, Spitzbogengaumen
innerhalb der Subkutis. Ein Facelifting ermög- Therapie: und evtl. Fehlstellung der Schneidezähne bei
licht die Beseitigung bzw. kosmetische Korrek- – Konservativ: 1. Antiphlogistika (z. B. NSAR adenoiden Vegetationen* infolge mangelnder
tur von Falten, herabhängenden Wangen oder wie Ibuprofen, Diclofenac, Novaminsulfon) Belüftung des Mittelohrs. Siehe Abb.
eines Doppelkinns. 2. Entlordosierung 3. Injektion von Lokalan-
Faces Pain Scale → faces pain scale, revised ästhetika ggf. mit Glukokortikoid* an oder in
Faceø tte [Orthopädie] f: engl. facet. Gelenkfort- die Facettengelenke (Facetteninfiltration)
sätze paarweise hinten am Wirbelkörper, ver- – Facettenverödung* bzw. Facettendenervati-
bunden mit den beiden benachbarten Wirbel- on: In Lokalanästhesie nach Nadelpunktion
körpern in den paarigen Wirbelgelenken. Eine unter Röntgenkontrolle durch Thermokoa-
gulation* (ca. 75–800 C) oder Kryosonde (ca. -
F Wirbelgelenk-Arthrose* findet sich häufig bei
Rückenschmerzen. Beim Knie befinden sich ei- 600); chemisch (z. B. mit Phenol, chemische
ne mediale und laterale Facette an der Patella*- Synovektomie) kaum mehr üblich
Rückseite. – operativ: 1. Facettektomie*, selten indiziert;
Faceø tte [Zahnmedizin] f: engl. veneer. Veralte- ggf. bei Versagen anderer Methoden 2. opera-
te Bezeichnung für labiale zahnfarbene Kunst- tive Versteifung (siehe Spondylodese*) des be-
stoff- oder Keramikverkleidung einer (Ver- troffenen Wirbelsäulensegments; aber zu- Facies adenoidea: charakteristischer Gesichts-
blend-)Krone oder eines Zahnes. rückhaltende Indikationsstellung (z. B. Ge- ausdruck mit offenem Mund und Fehlstellung
Facettektomie f: engl. facetectomy. Chirurgi- fahr der Degeneration der Nachbarsegmente, der Schneidezähne. [95]
sche Abtragung des Gelenkfortsatzes eines Wir- sog. Anschlussdegeneration (ASD, adjacent
belkörpers. Indikationen sind chronisches Fa- segment degeneration).
cettensyndrom* (nach erfolgloser Facettenver- Faceø ttenverödung f: engl. facet coagulation. Facies antonina f: engl. leonine face. Verände-
ödung*), Spondylodese* bei Skoliose oder dor- Denervierung der kleinen (Zwischen-)Wirbelge- rung des Gesichts bei tuberkuloider Lepra mit
sal-zervikale mikrochirurgische Wurzelkanaler- lenke (Processus articularis inferior/superior) verminderter Mimik und Atrophie. Die Ge-
öffnung bei OP des zervikalen Bandscheiben- durch Thermokoagulation* oder Elektrokoagu- sichtsveränderungen sind Folge der Neuropa-
vorfalls*. lation* der Gelenkkapsel bzw. Koagulation des thie.
Faceø ttengelenkarthrose → Facettensyndrom facettenversorgenden Nerven (N. Luschkae) an Facies articularis f: engl. articular surface. Ge-
Faceø ttengelenkarthrose → Spondylarthrosis der Wurzel des Querfortsatzes bei chronischem lenkfläche (der an einem Gelenk beteiligten
deformans Facettensyndrom*. Die Wirkdauer einer Facet- Knochen), z. B. Facies articularis capitis costae:
Faceø ttensyndrom n: engl. facet syndrome. tenverödung beträgt ca. 6 Monate bis mehrere Gelenkfläche am dorsalen Ende der Rippen für
Schmerzen im Bereich der Facettengelenke der Jahre. die Artikulation mit den Brustwirbelkörpern
Wirbelsäule (insbesondere der Lendenwirbel- Vorgehen: (Articulatio* capitis costae).
säule), die akut meist nach Überbelastung auf- – Thermokoagulation* ggf. perkutan unter Facies gaø strica f: Bezeichnung für den typi-
treten. Ein chronisches Facettensyndrom ist Röntgendurchleuchtung schen Gesichtsausdruck von Personen, die an
Folge degenerativer Gelenkveränderungen (Fa- – Elektrokoagulation* der Gelenkkapsel bzw. Magenkrankheiten leiden. Die Facies gastrica
cettengelenks-Arthrose) mit Gelenkkapsel-Rei- Koagulation des facettenversorgenden Ner- ist gekennzeichnet durch eine tiefe Nasolabial-
zung. Häufig kommt es zu einer Chronifizie- ven (N. Luschkae) an der Wurzel des Quer- falte, hohle Wangen und fahle Gesichtsfarbe.
rung der Rückenbeschwerden. Je nach Schwere fortsatzes Facies hippocratica f: engl. hippocratic face.
der Symptomatik wird konservativ oder opera- – alternativ: offene operative Denervierung. Gesichtsausdruck des Sterbenden mit blasser,
tiv behandelt. Indikation: Chronisches Facettensyndrom* z. B. spitzer Nase, eingesunkenen Augen und Wan-
Ursachen: Häufig bei infolge Arthrose (ggf. nach vorheriger Testung gen, graublasser Haut und kaltem Schweiß auf
– Bandscheibenschaden* auf Wirkung durch Injektion eines Lokalanäs- der Stirn.
– Osteochondrose. thetikums). Facies leonina → Lepra
Klinik: Facies [Fläche] f: Fläche von Organen oder Re- Facies lunata f: engl. moon face. Durch Fett-
– Schmerzen im Bereich der Wirbelgelenke, an gionen nach ihrer Lage zu angrenzenden Teilen einlagerungen rundlich und aufgequollen wir-
der Lendenwirbelsäule und Richtungen. kendes Gesicht mit Doppelkinn, schmalen Lid-
– tiefsitzender, durch Lordose* verstärkter Facies [Gesicht] f: engl. face; syn. Gesicht. Vor- spalten und evtl. geröteten Wangen als Symp-
Schmerz, durch Druck auf das Gelenk bzw. derer Anteil des Kopfes mit Haut, Muskeln, Au- tom, z. B. beim Cushing*-Syndrom. Siehe Abb.
die Facetten* auslösbar gen, Wangen, Nase, Mund und Kinn. Facies mitralis → Mitralklappenstenose
– im Gegensatz zum Ischiassyndrom oder Facies abdominalis f: engl. abdominal face; Facies myopathica f: engl. myopathic facies.
Bandscheibenvorfall* keine radikuläre Aus- syn. Bauchgesicht. Amimischer, ängstlich wir- Ausdruckslose Gesichtszüge, die typisch sind
strahlung der Schmerzen, keine Nervenwur- kender Gesichtsausdruck mit blassem Hautko- für bestimmte Formen der Myopathie*.
zelreizung oder Kompression und damit kei- lorit vorwiegend perioral, eingefallenen Wan- Facies paralytica f: engl. paralytic face. Fehlen-
ne Wurzeldehnungszeichen (siehe Lasègue). gen und retrahierten Augen sowie blasser Na- de bzw. ausdruckslose Mimik* bei beidseitiger
Diagnostik: senspitze bei schweren Entzündungen des Fazialisparese*.
– Klinik mit typischem Facetten-Druck- Bauchraumes, vorwiegend bei akuter Peritoni- Facies tetanica → Risus sardonicus
schmerz tis*. Der Begriff Facies abdominalis ist gleichzu- Facilitated Tucking → Schmerztherapie
– Röntgen setzen mit Facies hippocratica. factitius: engl. factitial. Künstlich (erzeugt).
557 Fahruntüchtigkeit
mit koliformen Bakterien) bzw. Leitkeim für fä- Fåhraeus-Lindqvist-Effeø kt m: engl. Fåhraeus’
kale Kontamination des Wassers mit Darmbak- phenomenon. Abnahme der Viskosität* des Bluts
terien von Mensch und Tier. in engen Blutgefäßen infolge einer Aneinander-
Vorkommen: lagerung der Erythrozyten und einer gleitenden
– Meist in geringerer Zahl als E. coli Plasmaumhüllung.
– Überlebenszeit in der Umwelt länger und Re- Fahreignung f: Unbestimmter Rechtsbegriff,
sistenz gegenüber Desinfektionsmitteln grö- der die körperliche, geistige und charakterliche
ßer als bei koliformen Bakterien. Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen um-
Färbekoeffizieø nt → Mean Corpuscular Hemo- fasst. Fahreignung bezeichnet die zeitlich stabi-
globin le, von aktuellen Situationsparametern unab-
Fäulnisbakterien n pl: engl. putrefactive bacte- hängige Fähigkeit zum Führen eines Kraftfahr-
ria. Bakterien, die den Abbau von Proteinen be- zeugs (Eigenschafts-Variable); geregelt in § 2
wirken (Eiweißfäulnis). Fäulnisbakterien ver-
halten sich antagonistisch zu Säurebakterien
Absatz 4 Straßenverkehrsgesetz.
Recht: Gemäß § 11 Fahrerlaubnis-Verordnung F
(vergären Kohlenhydrate) und Schimmelpilz- (FeV) sind die Anforderungen insbesondere
Arten (aerobe Vermehrung bei genügender nicht erfüllt, wenn eine Erkrankung oder ein
Luftfeuchtigkeit). Mangel vorliegt, wodurch Eignung oder be-
Facies lunata [146]
Formen: Hauptvertreter der Fäulnisbakterien dingte Eignung zum Führen von Kraftfahrzeu-
sind: gen ausgeschlossen wird. Bei begründeten Be-
– Aerobe Spezies von Proteus und Pseudomo- denken gegen die Fahreignung kann die Fahr-
nas erlaubnisbehörde zur Vorbereitung ihrer Ent-
Fadeneiterung f: engl. stitch abscess. Eiterung, – aerobe Sporenbildner: Bacillus subtilis, Bacil- scheidung die Beibringung u. a. von ärztlichen
Fistelbildung und Fadenabstoßung als Folge ei- lus mesentericus, Bacillus mycoides u. a. Gutachten anordnen. Anlage 4 der FeV enthält
ner Wundinfektion* im Bereich der Stichkanäle – anaerobe Sporenbildner: u. a. Clostridium eine Aufstellung häufiger vorkommender Er-
einer chirurgischen Naht*. botulinum, Clostridium histolyticum, Clost- krankungen und Mängel, die die Eignung zum
Fadenentfernung f: syn. Fäden-Ziehen. Ent- ridium putrificum, Clostridium sporogenes. Führen von Kraftfahrzeugen längere Zeit beein-
fernung von chirurgischem Nahtmaterial* Fäulnisdyspepsie f: engl. dyspepsia secondary trächtigen oder aufheben können. Die Bundes-
durch ärztliches oder pflegerisches Personal. to non digested proteins. Nicht mehr gebräuchli- anstalt für Straßenwesen hat zur medizinischen
Der Faden wird je nach Körperregion, mechani- che Bezeichnung für ein Krankheitsbild, das Begutachtung der Fahreignung Leitlinien he-
scher Belastung und Heilung der Wunde zu un- durch Eiweißfäulnis hervorgerufen wird. Es rausgegeben, die eine Zusammenstellung eig-
terschiedlichen Zeitpunkten entfernt, z. B. ab- geht einher mit zahlreichen, faulig stinkenden, nungsausschließender oder -einschränkender
dominell nach 10–14 Tagen, im Gesicht nach alkalischen, dünnen Stühlen, die mikrosko- körperlicher und/oder geistiger Mängel bein-
5–7 Tagen. pisch reichlich unverdaute Muskelfasern ent- halten, die eine einzelfallgerechte Begutach-
Fadengranulom n: engl. suture granuloma. halten. tung erleichtern sollen.
Fremdkörpergranulom* als Gewebereaktion auf Ursachen: Fahrenheit → Temperatur
chirurgisches Nahtmaterial. – Sekretionsanomalien: 1. Achylia* gastrica Fahr-Krankheit f: engl. Fahr’s disease. Nicht
Fadenpilze m pl: engl. hyphomycetes. Ungenaue 2. exokrine Pankreasinsuffizienz* arteriosklerotisch bedingte Gefäßverkalkungen
und veraltete Bezeichnung für fädige hyphen- – überreichliches Proteinangebot in der Nah- in Basalganglien und Kleinhirn. Klinisch zeigen
bildende Pilze (Fungi* imperfecti); cave: auch rung sich Symptome des Parkinson*-Syndroms und
Hefen können Hyphen bilden. – vermehrte Proteinbildung im Darm durch Demenz*. Unterschieden werden idiopathi-
Fadenwürmer → Nematodes Schleim, Eiter, Blut oder Zelldetritus. sche*, autosomal-dominant erbliche (Genlocus
Fading [Anästhesie]: Abnahme der muskulä- Fäulnisprodukte → Ptomaine 14q) und symptomatische Formen (z. B. infolge
ren Reizantwort bei repetitiver Reizung (Fre- Faex medicinalis → Bierhefe fetaler Infektion, Hypoparathyroidismus oder
quenz 0,15–5 Hz) und Entwicklung eines Fäzes: engl. faeces; syn. Stuhl. Ausscheidungs- Pseudohypoparathyroidismus*). Eine CT* si-
Nichtdepolarisationsblocks (Muskelrelaxation*) produkt des Darms. Die Menge varriert stark chert die Diagnose.
als Zeichen der Ermüdung (vgl. train* of four). mit der Ernährung: kleine Mengen (< 200 g/d) Fahrradergometrie → Ergometrie
Fäkalindikator → Fäkalstreptokokken bei ballaststoffarmer Ernährung, große Mengen Fahrtüchtigkeit → Fahruntüchtigkeit
Fäkal-orale Transmission f: syn. fäkal-orale bei ballaststoffreicher Ernährung. Der physiolo- Fahruntüchtigkeit f: Strafrechtliche Bezeich-
Übertragung. Übertragung* von Darmbakteri- gische pH-Wert des Fäzes liegt bei ca. 7. nung für die abstrakte oder konkrete Gefähr-
en* in die Mundhöhle*, z. B. durch kontami- Bestandteile: dung des (Straßen-)Verkehrs durch einen Kraft-
nierte Hände oder Gegenstände und Lebensmit- – Unverdauliche, nichtverdaute sowie nicht re- fahrer, dessen Gesamtleistungsfähigkeit beson-
tel*. Über diesen Infektionsweg werden infekti- sorbierte Nahrungsanteile ders infolge Enthemmung so weit herabgesetzt
öse Darmerkrankungen bakterieller und vira- – Produkte des Gastrointestinaltrakts, z. B. ist, dass er unfähig ist, sein Fahrzeug im Stra-
ler* Genese übertragen (z. B. Ruhr, Typhus*, Er- Schleim, Wasser, abgestoßene Epithelien, ßenverkehr eine längere Strecke, und zwar auch
krankungen durch Noro- und Rotaviren). Verdauungsenzyme und Gallenfarbstoffe bei plötzlichem Auftreten schwieriger Ver-
Schutz bieten eine gute Händehygiene* sowie (letztere bedingen die gelblich bräunlich kehrslagen, sicher zu steuern.
Händedesinfektion*. Farbe) Einteilung:
Fäkalstreptokokken f pl: engl. fecal streptococ- – Darmbakterien und ihre Abbauprodukte – Absolute Fahruntüchtigkeit: 1. Blutalkohol-
ci. Bezeichnung für Enterokokken*. Fäkalstrep- (z. B. Indol*, Skatol), die den typischen Ge- konzentration ≥ 1,1 ‰ (bzw. aufgrund er-
tokokken sind Indikator (ohne oder zusammen ruch verursachen. höhter Anflutungswirkung auch bei Alkohol-
Failure-to-Capture 558
menge im Körper, die nach Abschluss der Re- Faø ktor-V-Mangel → Hypoproakzelerinämie bituelle Aborte 4. Hämarthrose 5. intrazereb-
sorptionsphase zu entsprechender Blutalko- Faø ktor-V-Mutation → APC-Resistenz rale Blutung
holkonzentration führt) 2. festgestellte Fahr- Faø ktor XI m: syn. antihämophiler Faktor C – bei Neugeborenen: schwere Nabelschnurblu-
untüchtigkeit kann beweisrechtlich nicht (Abk. AHC). Faktor XI der Blutgerinnung. tung.
durch den Betroffenen erschüttert werden Einteilung: Blutgerinnung* (Tab. 1 dort). Faø ktor-XII-Mangel m: engl. factor XII deficien-
– relative Fahruntüchtigkeit: 1. Blutalkohol- Faø ktor XII: engl. Hageman factor; syn. Hage- cy; syn. Hageman-Faktor-Defizit. Mangel an
konzentration 0,3 bis < 1,1 ‰ 2. Feststellung man-Faktor. Faktor XII der Blutgerinnung*, (funktionellem) Hageman-Faktor* infolge auto-
der Fahruntüchtigkeit verlangt Gesamtwür- dessen Biosynthese in der Leber (Vitamin-K-un- somal-rezessiv erblicher Genmutation (Genlo-
digung aller beachtlichen Beweisanzeichen. abhängig) erfolgt. Genmutationen haben einen cus 5q33–qter). Es zeigt sich eine verlängerte
Für andere berauschende Mittel wurde ein ab- Mangel an Faktor XII zur Folge. aPTT (activated partial thromboplastin time)
soluter Grenzwert bisher nicht bestimmt. Es Wirkung: Nach der Aktivierung zu Faktor XIIa ohne klinische Relevanz. Evtl. ist das Abortrisi-
müssen konkrete, auf die Beeinträchtigung der (Serinprotease) durch Kallikrein* bewirkt der ko erhöht. Abzugrenzen ist das Antiphospholi-
F Fahrsicherheit bezogene Ausfallerscheinungen
festgestellt werden, die eindeutig auf Drogen-
Hageman-Faktor folgende Prozesse:
– Aktivierung von Fletcher-Faktor zu Kallikre-
pid*-Syndrom (in ≤ 50 % Antikörper gegen Ha-
geman-Faktor), bei welchem klinisch habituelle
oder Arzneimittelgenuss zurückzuführen sind. in (reziproke Aktivierung) Aborte auftreten.
Failure-to-Capture: Bezeichnung für Impuls- – Aktivierung von Faktor XI der Blutgerin- Formen:
abgabe durch Herzschrittmacher* ohne ventri- nung – CRM– (crossreacting material): Hageman-
kuläre Erregung (im EKG Spikes ohne QRS- – Aktivierung von Plasminogen (endogener Faktor fehlend
Komplex). Mögliche Ursache ist ein Exit*-Block. Plasminogenaktivator*). – (selten) CRM+: nachweisbares (dysfunktionel-
FAIT: Abk. für fetale Alloimmunthrombozyto- Faø ktor XIII: engl. fibrin stabilizing factor; syn. les) Protein.
penie → Alloimmunthrombozytopenie, neona- fibrinstabilisierender Faktor. Faktor XIII der Faø ktor-XI-Mangel → PTA-Mangelsyndrom
tale und fetale Blutgerinnung*, der aus je 2 globulären Unter- Faø ktor-X-Mangel → Stuart-Prower-Defekt
Faø ktor, antihämophiler → Globulin, antihä- einheiten A (mit aktivem Zentrum der Trans- falcifoø rmis: Sichelförmig, z. B. Ligamentum
mophiles glutaminase) und B besteht. Der fibrinstabilisie- falciforme hepatis.
Faktorenanalyse f: engl. factor analysis. Multi- rende Faktor spielt eine essenzielle Rolle in der Falciparum-Malaria → Malaria tropica
variates statistisches Verfahren zur Datenreduk- Wundheilung*. Ein Faktor*-XIII-Mangel verur- Falk-Operation f: engl. Falk’s operation. Wie-
tion und Auffindung latenter Strukturen. sacht eine starke Neigung zu Blutungen. derherstellung des Tränenabflusses (Dakryorhi-
Faktoren, antinukleäre → Antikörper, anti- Wirkung: Nach Aktivierung durch Thrombin nostomie) durch Anlage eines Knochenfensters
nukleäre und in Anwesenheit von Ca2+-Ionen (Cofaktor) von der lateralen Nasenwand zum Tränensack.
Faktoren, biotrope m pl: engl. biotropic factors. vernetzt Faktor XIII die zunächst nur durch Fallakte, elektronische f: engl. electronic case
Auf die Lebewesen einwirkende Umweltfakto- Wasserstoffbrücken gebildeten Fibrinpolymere record. Webbasiertes Kommunikationsmedium
ren, z. B. Luftdruck, Temperatur und Sonnen- zu einem unlöslichen Fibrinpolymer (Fibrin*), mit Metadaten zu Inhalt und Speicherort aller
strahlung. sodass ein stabiles, in der extrazellulären Mat- medizinischen Informationen eines Behand-
Faktoren, kriminogene m pl: engl. crimono- rix verankertes Blutgerinnsel* entsteht. Des lungsfalls, das Leistungserbringern einen
genic factors. Risikofaktoren* für delinquentes Weiteren vernetzt Faktor XIII Fibronektin* und (durch Patienten zu legitimierenden) instituti-
Verhalten. Dazu zählen schulische Probleme, ei- Vitronektin*. ons- und sektorenübergreifenden Zugriff er-
gene Gewalterfahrungen, Suchterkrankung, Faø ktor-XIII-Mangel m: engl. factor XIII deficien- möglicht. Es handelt sich um eine reduzierte
Persönlichkeitsstörung* etc. cy. Mangel an fibrinstabilisierendem Faktor*. (u. a. datenschutzrechtlich weniger komplexe)
Faktoren, prädisponierende m pl: engl. predis- Symptome sind traumatische bzw. postoperati- Form der elektronischen Patientenakte*.
posing factors. Gesamtheit jener Bedingungen, ve Blutung sowie Wundheilungsstörung bei Fallarbeit, interaktioneø lle → IFA-Gruppe
die das Erstauftreten einer Krankheit oder psy- Faktor-XIII-Aktivität ≤ 50 %. Spontane Blutun- Fallbericht m: engl. case report. Retrospektive
chischen Störung begünstigt (Prädisposition*). gen treten bei Faktor-XIII-Aktivität < 7 % auf. und selektive Beobachtung und Schilderung des
Hierzu gehören bestimmte Anlagefaktoren bei Behandelt wird durch Substitution mit Faktor- Behandlungs- und Pflegeverlaufes bei einzel-
Depression und Schizophrenie, Erfahrungen XIII-Konzentrat (siehe Gerinnungsfaktor). Bei nen Patienten zur Beurteilung der Wirksamkeit
wie Traumatisierung, Migration und Depravati- männlichen Homozygoten zeigen sich Oligo- einer Behandlung. Ein Fallbericht ist eine Form
on sowie Persönlichkeitsmerkmale (z. B. spermie und kleine Hoden. des klinischen Wirksamkeitsnachweises.
Schüchternheit) oder Behaviour Inhibition bei Ätiologie: Fallfuß m: engl. foot drop. Schlaffe Lähmung*
verschiedenen Angststörungen. – Angeboren: autosomal-rezessiv erbliche Mu- des Fußes bei Peroneuslähmung*.
Faø ktor-II-Mangel → Hypoprothrombinämie tation mit Genlocus 6p25.1 (A-Untereinheit) Fallhand f: engl. wrist drop. Bei hoher Radialis-
Faø ktor-I-Mangel → Afibrinogenämie bzw. 1q31.3 (B-Untereinheit) lähmung* auftretende charakteristische Hand-
Faø ktor-IX-Mangel → Hämophilie – erworben: 1. isoliert bei Purpura* Schoenlein- stellung beim Versuch, Finger und Handgelenk
Faø ktor-VIII-Mangel → Hämophilie Henoch oder akutem Schub einer Enteritis* zu strecken. Sie wird durch eingeschränkte Dor-
Faø ktor-VIII-Mangel → Von-Willebrand-Jür- regionalis Crohn oder Colitis* ulcerosa 2. in salextension der Hand hervorgerufen.
gens-Syndrom Kombination mit Mangel an weiteren Gerin- Fallkontroø llstudie f: engl. case-control study. In
Faø ktor-VII-Mangel → Hypoprokonvertinämie nungsfaktoren z. B. im Rahmen einer Ver- der epidemiologischen Forschung angewandte
Faø ktor-V-Leiden-Mutation f: engl. factor V Lei- brauchskoagulopathie*, Thrombolyse* oder retrospektive, einzeitige, analytische Studie*.
den mutation. Nach dem Ort der Erstbeschrei- nach Operation. Das Ziel ist, die einer Krankheit zugrundelie-
bung benannte Mutation, die der APC*-Resis- Klinik: Z. B. genden Einfluss- oder Risikofaktoren zu ermit-
tenz (autosomal-dominant erbliche Thrombo- – Bei Erwachsenen: 1. große Hämatome teln. Es werden mindestens 2 Gruppen mitei-
philie) meist zugrunde liegt. 2. Nachblutung 2–5 Tage nach Trauma 3. ha- nander verglichen, die sich hinsichtlich be-
559 Falscher Nabelschnurknoten
durch entsprechende Bewegungen des Kindes Therapie ist symptomatisch, ggf. ist eine Leber- Vorgehen: Leitidee ist die Vorstellung, dass
entsteht) ist beim falschen Nabelschnurknoten transplantation notwendig. nicht einzelne Mitglieder der Familie, sondern
lediglich eine doppelte Abknickung der Blutge- Familiendynamik f: engl. family dynamics. In- das System Familie als solches erkrankt ist.
fäße in der Nabelschnur vorhanden, die durch teraktionen innerhalb der Familie, die prägend Zentrales Anliegen und zugleich wichtigste Me-
eine Verdickung der Wharton-Sulze auffällt. auf die Mitglieder wirken. Die Familiendyna- thode einer Familientherapie ist es daher, aus
Falschgelenk → Pseudarthrose mik kann mithilfe der Familieninteraktionsme- der Analyse der Bedingungen und Triebkräfte
Falsch negativ: engl. false negative. Beschrei- thode beobachtet werden (Familieninteraktion). der familiären Beziehungen die einzelnen Fa-
bung von Testergebnissen, bei denen trotz Vor- Klinische Bedeutung: Gestörte familiäre Inter- milienmitglieder zu Veränderungen ihrer Ein-
handensein einer grundlegenden Änderung der aktionen können je nach Zeitpunkt und Dauer stellungen, Wahrnehmungen und Verhaltens-
entsprechende Befund negativ ist. Das dient der ihres Auftretens als prädisponierende Fakto- weisen untereinander, insbesondere aber zum
Beurteilung eines Klassifikators, z. B. im Rah- ren*, auslösende Faktoren und aufrechterhal- psychisch Erkrankten, zu veranlassen. Oft
men eines medizinischen oder statistischen tende Faktoren an der Entstehung psychischer kommt es zu bedeutenden positiven Verände-
F Tests.
Falsch positiv: engl. false positive. Beschrei-
Störungen mitwirken bzw. selbst eine zu be-
handelnde Problematik sein, z. B. bei Partner-
rungen der Symptomatik des Patienten.
Formen: Innerhalb der Familientherapie gibt es
bung von Testergebnissen, bei denen der Be- schaftsproblemen oder innerfamiliären Bezie- verschiedene Schulen mit konzeptionell unter-
fund positiv ist, obwohl keine Änderung aufge- hungskonflikten. Positive familiäre Interaktio- schiedlichen Schwerpunkten, u. a.:
treten ist. Das dient der Beurteilung eines Klas- nen sind ein wesentlicher protektiver Faktor für – Systemische Familientherapie: geht davon
sifikators, z. B. im Rahmen eines medizinischen die psychische Gesundheit. Bei psychischen Stö- aus, dass die Erkrankung eines Familienmit-
oder statistischen Tests. rungen (z. B. infolge chronischer Konfliktsitua- glieds (Index-Person) eine Dysfunktion des
Falsifikation f: engl. falsification. Wissen- tionen) kann die Analyse und Korrektur der Fa- Systems Familie widerspiegelt. In der Regel
schaftsmethodisches Vorgehen zur Überprü- miliendynamik therapeutisch genutzt werden. werden durch punktuelle Interventionen
fung von Hypothesen und Gegebenheiten der Familiengesundheitshebamme → Familien- Veränderungen im Gesamtsystem ange-
Realität mit logischem und empirischem Beleg- hebamme strebt, um die Störung der Index-Person zu
und Beweischarakter. Eine einmal gelungene Familienhebamme f: syn. Familiengesund- beseitigen.
Falsifikation kann eine wissenschaftliche Theo- heitshebamme. Speziell ausgebildete Hebamme – psychodynamische Familientherapie: bear-
rie schlüssig widerlegen. Demgegenüber kann (oder Entbindungspfleger), die Familien post- beitet Schnittstellen von äußeren (familiären)
mit einer Verifikation* nicht auf alle vergleich- partal in besonderen psychischen oder sozialen und inneren Konflikten unter therapeuti-
baren, aber nicht untersuchten Situationen ge- Belastungssituationen betreut und unterstützt. scher Nutzung von Übertragung* und Ab-
schlossen werden. Die Wochenbett-Betreuung erfolgt in enger Zu- wehrmechanismen.
Geschichte: Der Begriff wurde von K. R. Popper sammenarbeit mit Jugend- und Sozialämtern, – kognitiv-behaviorale Familientherapie: an
im Rahmen des kritischen Rationalismus ge- Beratungsstellen sowie mit Sozialarbeitern und den Prinzipien der Verhaltenstherapie* ori-
prägt. Ärzten und kann bis zum vollendeten 1. Le- entierte Familientherapie, im Vordergrund
Faltenhaut → Cutis laxa bensjahr des Kindes durchgeführt werden. stehen Veränderungen der Familieninterakti-
Faltenzunge → Lingua plicata Familienplanung f: engl. family planning. Ge- on und -atmosphäre.
Faø lxmeningeom n: engl. falx meningeoma. Von burtenkontrolle* durch den bewusst gesteuer- – multisystemische Familientherapie: spezi-
der Falx cerebri ausgehendes Meningeom*. ten Einsatz von Methoden der Kontrazeption* elle Familientherapie für Jugendliche von
Familiäre beniøgne hypo-kalzurische Hyper- sowie durch Kinderwunschbehandlung*. Fami- 12–17 Jahren mit Sozialverhaltensstörung,
kalzämie f: syn. familiäre hypokalziurische lienplanung soll eine den individuellen Wün- Drogenmissbrauch oder delinquentem Ver-
Hyperkalziämie (Abk. FHH). Seltene vererbte schen eines Paares bzw. der Mutter angepasste halten unter Einbezug von Familie, Schule
Störung der Kalziumhomöostase. Der Defekt ist Kinderzahl ermöglichen und eine Regelung der oder Lehrbetrieb und des gesamten sozialen
harmlos und führt bei Betroffenen zu keinen Schwangerschaften entsprechend der jeweiligen Umfelds nach im weiteren Sinn behavioralen
Beschwerden. Die Kalziumausscheidung über Lebenslage und -weise. Prinzipien.
den Urin (Hypokalzurie*) ist vermindert bei er- Familienstudie f: engl. family study. Studie zur Indikationen:
höhten Kalziumwerten im Serum (Hyperkalz- Erfassung der familiären Häufung von Merk- – Schwerwiegende kinder- und jugendpsychi-
ämie*). Die Lebenserwartung ist normal. malen. Untersucht wird, ob ein Merkmal bei atrische Erkrankungen, v. a.: 1. psychosoma-
Erkrankung: Ursache des autosomal-dominant Verwandten einer betroffenen Person (insbeson- tische Störungen* 2. Jugenddelinquenz
vererbten Defektes ist eine inaktivierende Mu- dere bei Zwillingen, Verwandten ersten Grades) 3. Verhaltensstörungen* in der Kindheit und
tation des kalziumsensitiven Rezeptors in den häufiger auftritt als bei Verwandten von Kont- Adoleszenz
Nieren und der Nebenschilddrüse. Abgrenzen rollpersonen. Eine familiäre Häufung kann – Störungen im Erwachsenenalter, z. B.:
muss man die FBHH vom primären Hyperpara- durch genetische und Umweltfaktoren bedingt 1. Schizophrenie* 2. Abhängigkeit* 3. affekti-
thyreoidismus. sein. ve Störungen* 4. Angststörungen* 5. Zwangs-
Familiäre intrahepatische Cholestase f: engl. Familientherapie f: engl. family therapy. Form störungen* 6. Essstörungen* 7. Persönlich-
progressive familial intrahepatic cholestasis; syn. der Psychotherapie*, die Mitglieder der Familie keitsstörungen* 8. sexuelle* Funktionsstö-
progrediente familiäre intrahepatische Choles- im weiteren Sinn mit einbezieht (auch soziale rungen 9. chronischer Schmerz 10. chroni-
tase. Autosomal-rezessiv erbliche Cholestase*. Netzwerke), um problematische Interaktions- sche organische Störungen, z. B. Malignom
Sie manifestiert sich im 1. Lj. bis ins Erwachse- und Kommunikationsmuster zu ändern, soziale oder Parkinson*-Syndrom 11. chronisches or-
nenalter v. a. mit einer schubweisen oder konti- Ressourcen für Familienmitglieder zu aktivie- ganisches Psychosyndrom*, gerontopsychiat-
nuierlichen Cholestase und Ikterus. Die Diag- ren und Lösungswege für familiäre oder indivi- rische Störungen, z. B. Demenz*
nostik erfolgt laborchemisch, durch Bildge- duelle Probleme sowie Entwicklungsmöglich- – interaktive, mit Übergängen in Zusammen-
bung, Leberbiopsie und Molekulargenetik. Die keiten zu finden. hang stehende Krisen, z. B. Entfremdung,
561 Fanconi-Anämie
– klinisch: 1. Konstitutionsanomalien, v. a. sultieren: 1. Protanopie (sog. Rotblindheit, Farbstoffe im Lebensmittelverkehr f pl: Für
Kleinwuchs, Hypogenitalismus, Mikroze- Rotgrünblindheit 1. Form): mit der Fehlfarbe die Färbung von Lebensmitteln laut Zusatz-
phalie, Hypo- oder Aplasie des Daumens und Rot (es wird außerdem ein Teil des normaler- stoff*-Zulassungsverordnung (ZZuLV) zugelas-
Radius (siehe Abb.) 2. Nierenfehlbildungen weise sichtbaren Spektrums nicht wahrge- sene Farbstoffe. Sie dürfen Lebensmitteln nur
3. fleckförmige Pigmentanomalien der Haut nommen) 2. Deuteranopie (sog. Grünblind- in einer Menge und Art zugesetzt werden, die
– erhöhte Chromosomenbrüchigkeit. heit, Rotgrünblindheit 2. Form): mit der ausreicht, den Farbton dieser Lebensmittel dem
Fanconi-Debré-Toni-Syndrom → Debré-To- Fehlfarbe Grün 3. Tritanopie (sog. Blau- natürlichen Farbton anzunähern. Der Gehalt an
ni-Fanconi-Syndrom blindheit, Blaugelbblindheit): mit der Fehl- Zusatzstoffen ist zu kennzeichnen.
Farbcodierte Duø plexsonografie f: syn. farbko- farbe Blau; selten Farbstoffverdünnungsmethode f: engl. dye
dierte Duplexsonografie (Abk. FKDS). Darstel- – Monochromasie: Fehlen von 2 Farbempfin- dilution method. Form der Indikatorverdün-
lung von Strömungsrichtung und -geschwin- dungen nungsmethode* mit einem Farbstoff (z. B. Indo-
digkeit durch unterschiedliche Farben (rot für – Achromatopsie*: komplettes Fehlen der cyaningrün) als Indikatorsubstanz. Es handelt
F Strömungsrichtung auf Schallkopf zu, blau für
Strömungsrichtung vom Schallkopf weg). FKDS
Farbwahrnehmung.
Erworbene Farbenfehlsichtigkeiten sind se-
sich um ein altes Verfahren, das durch den Ein-
satz von Fiberoptikkathetern wieder an klini-
wird eingesetzt zur Darstellung einer chro- kundäre Störungen des Farbensehens, z. B. bei scher Bedeutung gewinnt, insbesondere im
nisch-venösen Insuffizienz oder tiefen Venen- – Erkrankungen der zentralen Netzhaut oder Rahmen der Doppelindikatorverdünnungsme-
thrombose sowie zur Blutflussmessung bei der des N. opticus (Neuritis nervi optici oder In- thode (Kombination mit Thermodilution*).
Schilddrüsendiagnostik oder in der A. carotis. toxikation) Fare Field Sensing → Ausblendzeit
Siehe Chronisch-venöse Insuffizienz* (Abb. 2 – Erkrankungen der Hirnrinde (z. B. Atrophie Farmerlunge f: engl. farmer’s disease. Durch In-
dort). des Sehnervs, zentrale Skotome, einseitig bei halation* von meist Thermoaktinomyzeten* aus
Farb-Doppler → Doppler-Sonografie Ablatio retinae). verschimmeltem Getreide oder Heu hervorge-
Farb-Doppler → Farbcodierte Duplexsonogra- Betroffen sind hier oft nur Teile des Gesichtsfel- rufene exogen-allergische Alveolitis* (Berufs-
fie des bei gleichzeitiger Störung anderer Sehfunk- krankheit Nr. 4201).
Farbenamblyopie f: engl. colour amblyopia. He- tionen wie Sehschärfe und Gesichtsfeld. Ty- Farnkrautphänomen n: engl. fern leaf phenom-
rabgesetztes Farbensehen im Rahmen einer Am- pisch ist ein relatives Farbenskotom*. enon; syn. Arborisationsphänomen. Unter Öst-
blyopie* (Schwachsichtigkeit). Das Ausmaß kor- Diagnostik: rogeneinwirkung auftretende, sehr charakteris-
reliert mit dem Grad der Schwachsichtigkeit. – Meist als Screening qualitativ mit Farbtafeln tische Bildung von farnkrautähnlichen NaCl-
Farbenanomalie → Farbenfehlsichtigkeit (z. B. Stilling*-Tafeln, Ishihara*-Tafeln, Kristallen im getrockneten Zervixschleim*, be-
Farbenasthenopie f: engl. colour asthenopia. Farnsworth*-Panel-D-15-Test) sonders deutlich kurz vor der Ovulation. Das
Vorübergehende Farbsehschwäche, die durch – bei Auffälligkeiten im Screening quantitativ Phänomen verschwindet unter Progesteronein-
Anstrengung, Hypoxie oder Lärm verursacht mit dem Anomaloskop*. fluss. Es wird in der Zyklusdiagnostik genutzt.
sein kann. Arbeitsmedizinische Bedeutung: Für manche Siehe Abb.
Farbenblindheit → Achromatopsie Berufe ist ein normales Farbsehvermögen ein
Farbenblindheit → Farbenfehlsichtigkeit Eignungskriterium, z. B. für Lokführer. LKW-,
Farbenfehlsichtigkeit f: engl. colour vision defi- Bus- und Taxifahrer sind hingegen trotz Rot-
ciency. Störung des Farbensehens, die angebo- blindheit oder Rotschwäche mit einem Anomal-
ren oder erworben sein kann. Störungen des quotienten unter 0,5 geeignet, sofern eine au-
Rot-Grün-Sehens sind häufig und meist ange- genärztliche Aufklärung des Betroffenen über
boren, Störungen des Blausehens sind selten die mögliche Gefährdung erfolgt ist.
und häufig erworben. Betroffene sind in Abhän- Farbenschwäche → Farbenasthenopie
gigkeit von der Ausprägung ihrer Farbenfehl- Farbenschwäche → Farbenfehlsichtigkeit
sichtigkeit für bestimmte Berufe nicht geeignet. Farbenwahrnehmung f: engl. color vision; syn.
Formen: Angeborene Farbenfehlsichtigkei- Trichromasie. Fähigkeit des visuellen Systems Farnkrautphänomen: Objektträgerausstrich.
ten werden rezessiv geschlechtsgebunden ver- zur Erkennung von Farben. Das visuelle System
erbt und sind deshalb bei Männer häufiger als absorbiert aufgrund seiner neurophysiologi- Farnsworth-Farbfleckverfahren n: engl.
bei Frauen (8 % gegenüber < 1 %). Es sind dabei schen Konfiguration das von der Umwelt reflek- Farnsworth panel D-15 test; syn. Farnsworth-Pa-
beide Augen betroffen und die Sehschärfe ist tierte Licht und unterscheidet Objekte auf die- nel-D-15-Test. Test für das Farbsehvermögen.
normal. Man unterscheidet: ser Basis. Herabgesetzte Empfindlichkeit oder Da er sowohl auf Rot-Grün- als auch auf Blau-
– Anomale Trichromasie (Farbschwäche): he- das Fehlen eines oder mehrerer Zapfentypen Farbsinnstörungen testet, ist er besonders zur
rabgesetzte Empfindlichkeit für: 1. Rot: (Fotorezeptoren) bedingen Farbenfehlsichtig- Erfassung von erworbenen Farbsinnstörungen
Protanomalie (Rotschwäche) 2. Grün: keit*. Viel seltener ist Farbenblindheit. geeignet. Beim Test sind Farbmarken entspre-
Deuteranomalie (Grünschwäche), die 50 % Farbindikatoren m pl: Behandlungsindikato- chend ihrer Ähnlichkeit aneinander zu reihen.
der Fälle von angeborenen Farbenfehlsichtig- ren*, welche durch einen chemisch-physikalisch Die Variante Panel-D-15-Test enthält 15, die Va-
keiten verursacht 3. Blau: Tritanomalie erzeugten Farbumschlag die Hitzeeinwirkung riante Munsell-100-Hue-Test 100 Farbproben.
(Blauschwäche), die ca. 5 % der Fälle verur- im Sterilisator anzeigen, aber keine Auskunft Farnwurzel f: engl. fern root. Wurzel von Dry-
sacht darüber geben, ob bei der Sterilisation* alle opteris filix-mas (Wurmfarn) zur Herstellung
– Dichromasie (partielle Farbenblindheit): maßgeblichen Parameter erreicht wurden (siehe von Extractum filicis.
Fehlen eines der 3 Zapfensysteme, die für ei- auch Behandlungsindikatoren* und Sterilisati- FAS: Abk. für fetales Alkoholsyndrom → Alko-
ne Farbunterscheidung notwendig sind; ent- onsindikatoren*). holembryofetopathie
sprechend dem betroffenen Zapfensystem re- Faø scia → Faszie
563 Fascioliasis
Faø scia abdominis superficialis f: engl. Gallau- Faø scia diaphraø gmatis urogenitalis → Dia- bodenmuskeln M. transversus perinei superfici-
det’s fascia; syn. Gallaudet-Faszie. Teil der allge- phragma urogenitale alis, M. ischiocavernosus und M. bulbospongio-
meinen Körperfaszie, welche die gesamte ober- Faø scia endothoracica f: engl. endothoracic fas- sus überzieht.
flächliche Bauchmuskulatur umgibt. Direkt un- cia; syn. Fascia parietalis thoracis. Lockere, bin- Faø scia spermatica exteø rna f: engl. external
ter der Subkutis liegend teilt sie sich in ein ober- degewebige Verschiebeschicht zwischen Brust- spermatic fascia. Fortsetzung der Aponeurose*
flächliches (Camper-Faszie) und tiefes Blatt wand und Pleura parietalis, Fortsetzung der tie- des M. obliquus externus abdominis und der
(Scarpa*-Faszie) und setzt sich in das Lig. sus- fen Halsfaszie (Lamina praevertebralis der Fas- Fascia* abdominis superficialis. Sie umhüllt den
pensorium penis (Mann) bzw. Lig. suspensori- cia* cervicalis). Im Bereich der Pleurakuppel* ist Funiculus* spermaticus, den Hoden* und den
um clitoridis (Frau) sowie in die Fascia* sperma- sie besonders ausgeprägt und wird als Membra- Nebenhoden*. Vgl. Hoden*, Abb. 1 dort.
tica externa fort. na suprapleuralis bezeichnet. Als Fascia phreni- Faø scia spermatica inteø rna f: engl. internal
Faø scia axillaris f: engl. axillary fascia; syn. Ach- copleuralis verbindet sie sich mit der Pleura pa- spermatic fascia. Fortsetzung der Aponeurose*
selfaszie. Derbe Hüllschicht aus Bindegewebe rietalis am Zwerchfell*. des M. transversus abdominis und der Fascia*
Faø scia infeø rior diaphragmatis peø lvis f: engl.
(Faszie) am kaudalen Rand der Achselhöhle
(Axilla). Die Achselfaszie (Fascia axillaris) geht inferior fascia of pelvic diaphragm; syn. Waldeyer-
transversalis. Sie umhüllt den Funiculus* sper-
maticus, den Hoden* und den Nebenhoden*. F
aus der Brustfaszie hervor (Fascia pectoralis) und Faszie. Bindegewebsschicht, die den M. levator Vgl. Hoden*, Abb. 1 dort.
geht armwärts in die Oberarmfaszie (Fascia bra- ani von unten überzieht und mit diesem das Faø scia thoracica f: engl. thoracic fascia; syn.
chii) sowie kaudal in die oberflächliche Körper- Diaphragma* pelvis bildet. Fascia thoracica externa. Bindegewebshülle, die
faszie (Fascia abdominalis superficialis) über. Faø scia musculorum f: engl. fascia of muscles. dem Rippenperiost und der äußeren Interkos-
Faø scia cervicalis f: engl. cervical fascia; syn. Bindegewebige Muskelhülle. talmuskulatur aufliegt. Da viele Muskeln an
Fascia colli. Bindegewebsfaszie des Halses, be- Faø scia nuø chae f: engl. nuchal fascia; syn. Na- den Rippen ansetzen, ist sie nicht durchgängig
stehend aus 3 Blättern: Lamina superficialis, La- cken-Faszie. Zweiblättrige Bindegewebsschicht ausgebildet und weist Unterbrechungen auf.
mina pretrachealis und Lamina prevertebralis. am Nacken*, die sich aus der Lamina superficia- Faø scia thoracolumbalis f: engl. thoracolumbar
Entlang der Bindegewebsräume zwischen den lis der Halsfaszie fortsetzt und in das oberfläch- fascia. Bindegewebshülle, die den M. erector
Blättern der Halsfaszie können sich entzündli- liche Blatt der Fascia* thoracolumbalis über- spinae umhüllt, sowie einigen Rückenmuskeln
che Prozesse und Sekrete ausbreiten und bis ins geht. und Bauchmuskeln als Ursprung dient. Sie
Mediastinum absteigen. Faø scia obturatoria f: engl. obturator fascia. stellt eine Trennung zwischen nicht autochtho-
Bestandteile: Kräftiger Teil der Fascia pelvis parietalis. Die ner und autochthoner Rückenmuskulatur* dar.
– Lamina superficialis (oberflächliche Hals- Bindegewebsschicht bedeckt den M. obturatori- Ihre Blätter (Lamina superficialis, media, pro-
faszie): 1. Bestandteil der allgemeinen Kör- us internus und bildet als Arcus tendineus mus- funda) unterscheiden sich in ihrem Verlauf.
perfaszie 2. an Manubrium sterni, Klavikula culi levatoris ani eine Ansatzlinie für den M. le- Faø scia transversalis f: engl. transversalis fascia.
und Unterkieferrand befestigt 3. umscheidet vator ani. Lockere Bindegewebsschicht zwischen der In-
M. sternocleidomastoideus und M. trapezius Faø scia pectoralis f: engl. pectoral fascia; syn. nenfläche der Bauchwand* und dem Peritone-
– Lamina pretrachealis (mittlere Halsfas- Brust-Faszie. Teil der oberflächlichen Körper- um*, die sich vom Zwerchfell* bis zur Fascia ili-
zie): 1. zwischen Mm. omohyoidei (seitlich), faszie, der fest mit dem M. pectoralis major aca erstreckt. Als Fascia umbilicalis umgibt sie
Zungenbein (oben) und hinterem Brust- und verwachsen ist und diesen umhüllt. Sie geht den Nabel* und stülpt sich im Anulus inguina-
Schlüsselbeinrand (unten) befestigt 2. um- u. a. in die Lamina superficialis der Halsfaszie lis profundus zur Fascia* spermatica interna
scheidet untere Zungenbeinmuskeln 3. zwi- und die Fascia* axillaris über. Die Bindegewebs- aus.
schen Lamina superficialis und Lamina pre- schicht liegt unter der Brustdrüse und ist ge- Anatomische Strukturen: Die Fascia transversa-
trachealis befindet sich das Spatium supras- genüber deren Fettgewebe gut verschieblich. lis ist an mehreren anatomische Strukturen be-
ternale Faø scia peø lvis f: engl. pelvic fascia; syn. Fascia teiligt. Sie zieht nach kaudal in das Lig. inguina-
– Lamina prevertebralis (tiefe Halsfaszie): pelvica. Beckenfaszie mit parietalem (Fascia pel- le und bildet die Hinterwand des Canalis* ingu-
1. umscheidet tiefe Halsmuskeln 2. setzt sich vis parietalis) und viszeralem Anteil (Fascia pel- inalis. Außerdem bedeckt sie die Aponeurose
in das Bindegewebe des Mediastinums und vis visceralis). Das parietale Blatt haftet ventral, des M. transversus abdominis. Zusammen mit
der Gefäßnervenscheide der Axilla fort lateral und dorsal an der Wand des kleinen Be- den geraden Bauchmuskeln ist sie Teil der Rek-
– Vagina carotica: 1. Bindegewebshülle um ckens und überzieht Muskeln und Knochen. tusscheide*.
die Leitungsbahnen des Halses (A. carotis Das viszerale Blatt legt sich über Rektum*, Fasciøculus atrioventricularis → Erregungs-
communis, V. jugularis interna, N. vagus) Harnblase*, Vagina* und Prostata*. leitungssystem
2. hat Verbindung zur Lamina pretrachealis Anatomische Strukturen: Der Anteil der Be- Fasciøculus cuneatus → Hinterstrang
3. die V. jugularis interna ist an der Stelle der ckenfaszie, der die Innenseite des M. obturatori- Fasciøculus gracilis → Hinterstrang
Vagina carotica befestigt, die von der Zwi- us internus überzieht, wird als Fascia* obturato- Fasciøculus oø pticus → Nervus opticus
schensehne des M. omohyoideus kontaktiert ria bezeichnet und bildet seinerseits eine Ur- Fascioliasis f: syn. Fasciolosis. Erkrankung
wird; so wird das Lumen der Vena jugularis sprungslinie für den M. levator ani. Kaudal durch Leberegel (Fasciola hepatica, Fasciola gi-
interna offen gehalten und ein kontinuierli- wird dieser von der Fascia* inferior diaphrag- gantica) in den Gallengängen. Die Krankheit
cher Abfluss des Blutes aus dem Kopf-Hals- matis pelvis, kranial von der Fascia superior dia- kommt weltweit vor.
Bereich gewährleistet. phragmatis pelvis bedeckt, welche dann zur Übertragung: Infektion durch Wasserkresse, die
Faø scia diaphragmatica f: engl. diaphragmatic Fascia pelvis visceralis umschlägt. mit Metazerkarien kontaminiert ist. Die Larven
fascia. Bindegewebsschicht, die die Muskulatur Faø scia perinei f: engl. perineal fascia; syn. Fas- wandern dann durch die Leber in die Gallen-
des Zwerchfells* zur Bauchseite hin umgibt. Fa- cia investiens perinei superficialis. Bindege- gänge, wo sie zu adulten Egeln heranwachsen,
sern der Faszie ziehen in das Ligamentum phre- websschicht direkt unterhalb des subkutanen deren Eier mit dem Stuhl ausgeschieden wer-
nicooesophageale. Fettgewebes, die die oberflächlichsten Becken-
Fasciolopsiasis 564
– Blasenbildung ren unspezifischen Symptomen wie Kopf-, derauffüllung der Venen am herabhängenden
– Nekrosen. Hals-, Gelenk- und Muskelschmerzen, Kon- Arm.
Therapie: zentrations- und Gedächtnisstörungen. Der Zu- Faustzeichen → Tetanie
– Radikale chirurgische Exzision des infizier- stand verschlechtert sich nach Anstrengung. Faviøsmus m: engl. favism. Form des X-chromo-
ten Gewebes (bei der nekrotisierenden Faszii- Vorkommen: somal-rezessiv erblichen Glukose-6-phosphat-
tis schnellstmöglich – noch vor dem Erreger- – Häufig bei malignen Erkrankungen während Dehydrogenasemangels, bei der es nach Verzehr
nachweis) und nach Chemotherapie von Saubohnen (Vicia faba) innerhalb von Stun-
– Antibiotika. – auch assoziiert mit rheumatischen Erkran- den oder wenigen Tagen zu einer schweren, un-
Fasziitis, nekrotisierende f: engl. necrotizing kungen und entzündlichen ZNS-Erkrankun- ter Umständen lebensbedrohlichen hämolyti-
fasciitis. Akute Entzündung einer Muskelfaszie gen (z. B. Multiple* Sklerose) schen Anämie* mit Hämoglobinurie kommt.
mit Gangrän* des subkutanen Fettgewebes und – auch ohne nachweisbare organische Grund- Favre-Racouchot-Krankheit → Elastoidosis
der Muskulatur. Vorkommen: posttraumati- erkrankung (siehe chronisches Müdigkeits- cutanea nodularis
Favus m: syn. Tinea favosa. Gering kontagiöse,
sche Weichteilinfektion (auch nach Bagatellver-
letzung), begünstigt durch Kontamination der
syndrom*).
Hinweis: Im Unterschied zu physiologischen hochchronisch-persistierende Form der Tinea F
Wunde und kritische Weichteildurchblutung. Zuständen von Müdigkeit und Erschöpfung capitis (tiefe Trichophytie*) im Bereich des Ca-
Erreger: Streptokokken der Gruppe A (evtl. bessert sich der Zustand nicht durch Ruhe, pillitium* mit reaktiver narbiger sekundärer
Mischinfektion mit Anaerobiern). Schlaf und Erholung. Alopezie* (vgl. Pseudopelade*). Die Diagnose-
Klinik: Fatigue-Syndrom → Müdigkeitssyndrom, stellung erfolgt klinisch und durch Erreger-
– Entzündung chronisches nachweis, therapiert wird mittels lokaler und
– Blasenbildung Fatty Streaks pl: Atherosklerotische Frühläsi- systemischer antimykotischer Therapie.
– schnelle Entwicklung ausgedehnter Nekrosen on, bestehend aus mit Cholesterolester überla- Fawcett-Plaques f pl: engl. Fawcett’s plaques.
– stark reduziertes Allgemeinbefinden. denen Xanthomzellen*. Diese sind spezielle Kleinste Teleangiektasien an den Fingerbeeren
Komplikation: rasche Entwicklung von Makrophagen und häufen sich streifenförmig bei Osler-Rendu-Weber-Krankheit.
– Lebensbedrohlicher Sepsis* unter dem Endothel von Arterien an. Faxensyndrom n: engl. buffoonery psychosis.
– Multiorganversagen*. Fauces → Isthmus faucium Veraltete Bezeichnung für Grimassieren oder
Diagnostik: Faulbaum m: engl. glossy buckthorn; syn. Fran- clowneskes Verhalten ohne Darstellungs- oder
– Klinische Untersuchung gula alnus. Strauch aus der Familie der Kreuz- Täuschungsabsicht bei Schizophrenie* und or-
– Anti-DNase-B-Test positiv. dorngewächse (Rhamnaceae), der in Europa, ganischem Psychosyndrom*.
Therapie: Nordwestasien und dem Mittelmeergebiet vor- Fazialis: Abk. für → Nervus facialis
– Ausgedehnte Exzision und Drainage kommt. Seine Rinde der Zweige und Stämme Fazialisdekompression f: engl. facial nerve de-
– Antibiotika (Penicilline, Tetracycline) hoch- (Frangulae cortex) enthält 1,8-Dihydroxyan- compression. Chirurgische Dekompression des
dosiert thracen-Derivate (Glucofrangulin A und B, Gesichtsnerven (Nervus* facialis), entweder neu-
– intensivmedizinische Therapie Frangulin A und B) und Aglykone (Frangula- rochirurgisch intrakraniell in der hinteren
– Sauerstoff*-Überdrucktherapie. Emodin, Chrysophanol, Physcion). Schädelgrube oder vom HNO-Arzt mittels chi-
Prognose: Wirkung: Aktive Sekretion von Elektrolyten rurgischer Freilegung im Knochenkanal.
– Rein konservatives Vorgehen oft mit deletä- und Wasser in das Darmlumen und Hemmung Formen:
ren Folgen bis zur Amputation ihrer Rückresorption im Kolon, wodurch es zur – Neurochirurgische vaskuläre Dekompression
– hohe Mortalität im Rahmen eines septischen Verstärkung des Füllungsdrucks und Anregung im Kleinhirnbrückenwinkel durch mikrochi-
Multiorganversagens. der Peristaltik kommt. rurgische Freipräparation des vaskulär kom-
Fasziøkelblock → Schenkelblock Faulbrand → Gangrän primierten Nervus facialis: 1. Ursache der Fa-
Faszikulation f: engl. fasciculation. Sichtbare, Faulecke → Angulus infectiosus oris zialiskompression: z. B. arterielle Schlinge
regellose, blitzartige Kontraktionen von Mus- Fauler Friede m: Syndrom bei akuter mesente- (Ast der A. cerebelli inferior posterior oder
kelbündeln ohne Bewegungseffekt. Sie kommt rialer Ischämie, wobei nach den im Stadium I A. cerebelli inferior anterior) 2. Klinik: (He-
vor als benigne Faszikulation ohne pathologi- auftretenden anfänglichen akuten krampfarti- mi-)Spasmus* facialis 3. Vorgehen: Interposi-
sche Bedeutung oder bei Schädigung des 2. mo- gen Bauchschmerzen im Stadium II eine trüge- tion eines Polsters, z. B. Polytetrafluorethy-
torischen Neurons, besonders bei Vorderhorn- rische Verbesserung der Schmerzsymptomatik len-Watte; ähnlich bei Trigeminusneuralgie*
syndrom* oder amyotrophischer Lateralsklero- eintritt, die zwischen 7 und 12 Stunden anhält. – HNO-ärztlich knöcherne Freilegung im Ca-
se*. Faszikulationen treten auch als Nebenwir- Diese Zeitspanne wird auch „fauler Friede“ nalis nervi facialis bei: 1. ischämischer Fazia-
kung depolarisierender peripherer Muskelrela- oder „falscher Friede“ genannt. lisparese* 2. Melkersson*-Rosenthal-Syn-
xanzien auf. Faustschlussprobe f: engl. fist clenching sign. drom 3. Fazialisparese nach Schädelbasis-
Faszikulationspotenziale → Elektromyogra- Funktionsprüfung zum Nachweis von Durch- fraktur*.
fie blutungsstörungen im Bereich der oberen Ext- Fazialiskontraktur f: engl. contracture of facial
FAT: Abk. für fokale atriale Tachykardie → remitäten bei pAVK*. muscles. Dauerkontraktion und Verkürzung der
Vorhoftachykardie Vorgehen: Wird bei erhobenem Arm die Hand vom Nervus* facialis versorgten Muskeln, v. a.
Fatigatio → Ermüdung innerhalb von 2 min 60-mal zur Faust geschlos- nach Fazialisparese*.
Fatigue: Zustand erheblicher anhaltender sen und geöffnet, kommt es bei Vorliegen einer Fazialiskrampf, tonischer → Spasmus facialis
Schwäche und schneller Erschöpfbarkeit, mit Durchblutungsinsuffizienz zu einer diffusen Fazialisparese f: engl. facial palsy. Lähmung*
eingeschränkter Fähigkeit zu körperlicher und oder fleckförmigen Abblassung der Handinnen- der vom Nervus* facialis (VII. Hirnnerv*) und
geistiger Arbeit und somit der Erwerbsfähig- flächen und Finger sowie zu einem verzögerten ggf. dessen abzweigenden Nerven innervierten
keit*. Häufig besteht eine Assoziation mit ande- Auftreten der reaktiven Hyperämie und Wie- Muskeln mit charakteristischer Störung der Mi-
Fazialisspasmus 566
Prognose:
– Abhängig von der Grunderkrankung
– bei idiopathischer Fazialisparese in 85 %
Rückbildung innerhalb von 3 Wochen
– in 16 % Defektheilung mit pathologischer
Mitinnervation anderer Gesichtsmuskeln
(Ephapse*), Fazialiskontraktur*, selten Kro-
kodilstränenphänomen*.
Fazialisspasmus → Spasmus facialis
Fazialisparese Abb. 2: Patient wird aufgefordert, die Fazialiszeichen → Chvostek-Zeichen
Stirn zu runzeln, die Augen zusammenzukneifen FBA: Abk. für engl. fetal blood analysis → Fe-
und die Zähne zu zeigen. 1: physiologische talblutuntersuchung
Fazialisparese Abb. 1: periphere Fazialisparese links Erregungsleitung des N. facialis; 2: periphere FBA: Abk. für → Finger-Boden-Abstand
F mit Bell-Phänomen und verstrichener Fazialisparese links (Nucleus oder N. facialis); Fc-Fragmeø nt n: engl. Fc fragment; syn. frag-
Nasolabialfalte. [187] 3: zentrale Fazialisparese links. ment crystalline-Fragment. Immunglobulin-
fragment ohne Antigenbindungsstelle, das
4. Stirnrunzeln nicht möglich 5. je nach auf- durch proteolytische Aufspaltung von Immun-
mik* (Lidschluss, Stirnrunzeln und Mundwin- steigender Höhe der Lähmung auch Hyper- globulinen mit Papain entsteht. Das Fc-Frag-
kelbewegung). Diagnostiziert wird klinisch und akusis* (Parese des M. stapedius), Schmeck- ment bindet Komplement* und Fc*-Rezeptoren
ggf. mit bildgebenden Verfahren*, Liquordiag- störungen im Bereich der vorderen 2/3 der einiger Effektorzellen (natürliche Killerzellen,
nostik*, EMG und ENG. Therapiert wird symp- Zunge (Chorda tympani) und Störungen der Monozyten). Immunglobuline* (Abb. dort).
tomatisch mit Glukokortikoiden*, Physiothera- Tränensekretion (Ggl. geniculi mit N. petro- Fc-Rezeø ptor m: engl. Fc receptor. Zellulärer Re-
pie*, Logopädie* und Hornhautschutz. sus major) 6. retroaurikuläre Schmerzen und zeptor für Fc*-Fragmente von Immunglobuli-
Formen: Periphere Fazialisparese als schlaffe Sensibilitätsstörungen* 7. klinische Eintei- nen* auf Leukozyten, dendritischen Zellen* und
Lähmung durch Schädigung im Verlauf des lung nach House-Brackmann-Skala in Schwe- natürlichen Killerzellen*. Der Fc-Rezeptor ist
Nervens: regrad I–VI: I normale Funktion; II und III für je eine Hauptklasse von Immunglobulinen
– Idiopathisch*: 1. ca. 2/3 der Fälle 2. wahr- leichte nicht entstellende Parese und Zilien- spezifisch (Fcγ für IgG*, Fcε für IgE*, Fcμ für
scheinlich entzündliche Genese 3. evtl. durch zeichen; IV inkompletter Lidschluss und La- IgM*, Fcα für IgA*).
Herpes*-simplex-Virus-Reaktivierung gophthalmus; V wenig Mundwinkelbewe- Wirkung: Durch Bindung von Immunglobuli-
– infektiös, z. B. bei Otitis* und Mastoiditis*, gung; VI komplette Parese* nen werden die Fc-Rezeptor-tragenden Zellen
Lyme*-Borreliose (v. a. im Kindesalter), Zos- – bei zentraler Fazialisparese: 1. Störung v. a. aktiviert. Die aktivierten Zellen wiederum lösen
ter* oticus (Ramsay*-Hunt-Syndrom), Cyto- im Mundbereich 2. Stirnrunzeln (meist) die Opsonisierung sowie die Phagozytose aus.
megalievirus (CMV), Herpes*-simplex-Virus möglich. Fe: Abk. für → Eisen
(HSV), humanem Immundefizienzvirus Diagnostik: FEA: Abk. für flache eptheliale Atypie → Neo-
(HIV), Mumps*, Rubella u. a. – Klinische Untersuchung (siehe Abb. 2) mit plasie, duktale intraepitheliale
– traumatisch bei Felsenbeinfraktur Otoskopie*, Blinkreflex (Orbicularis-oculi- Feasibility-Studie → Machbarkeitsstudie
– neoplastisch, z. B. bei Cholesteatom, Vestibu- Reflex) und Schirmer*-Test FEBK: Abk. für freie Eisenbindungskapazität
larisschwannom, Kleinhirnbrückenwinkel- – bildgebende Verfahren, v. a. bei zentraler Pa- → Eisenbindungskapazität
tumor, Parotistumor oder Raumforderung rese oder Verdacht auf Tumor febril: engl. febrile. Fieberhaft, fiebrig.
im Bereich des Felsenbeins (Epidermoid oder – bei peripherer Fazialisparese ggf. Liquorun- Feø bris → Fieber
Neurinom) tersuchung, z. B. bei Kindern mit Verdacht Feø bris gaø strica f: engl. enteric fever. Historische
– metabolisch, z. B. bei Diabetes* mellitus oder auf nicht idiopathische Ursache Bezeichnung für eine fieberhafte entzündliche
Schwangerschaft (v. a. letztes Trimenon*) – evtl. EMG und ENG zur Prognoseabschät- Magenerkrankung.
– autoimmun, z. B. bei Miller-Fisher*-Syn- zung der peripheren Fazialisparese: 1. 80 % Feø bris intermiøttens f: engl. intermittent fever.
drom und Guillain*-Barré-Syndrom, Sarkoi- der Fälle Leitungsblock (Neurapraxie*) mit Intermittierendes Fieber, tritt z. B. in Verbin-
dose*, Melkersson*-Rosenthal-Syndrom oder guter Prognose 2. 20 % Axondegeneration dung mit Schüttelfrost bei Sepsis auf.
Sjögren*-Syndrom. (Axonotmesis*) Feø bris mediterranea → Brucellose
Zentrale Fazialisparese: – kanalikuläre Magnetstimulation* in der Feø bris puerperalis → Puerperalfieber
– Zentral bedingte faziale Lähmung durch Frühphase. Feø bris quartana → Malaria quartana
Schädigung im Bereich des Gyrus* precentra- Therapie: Feø bris quintana → Fieber, wolhynisches
lis, Tractus corticonuclearis (supranukleäre – Je nach Ursache Feø bris quotidiana → Malaria quotidiana
Fazialisparese) oder Kerns des N. facialis im – bei idiopathischer Fazialisparese Glukokorti- Feø bris recuø rrens → Rückfallfieber
Hirnstamm koide, Nervendekompression umstritten Feø bris rheumatica acuta → Fieber, akutes
– v. a. durch vaskuläre Prozesse (Schlaganfall*), – symptomatisch Physiotherapie und Logopä- rheumatisches
Multiple* Sklerose oder Hirntumoren*. die Feø bris tertiana → Malaria tertiana
Klinik: – Uhrglasverband* und Augensalbe zur Vor- Feø bris typhoides → Typhus abdominalis
– Bei peripherer Fazialisparese einseitig: beugung gegen Hornhautschäden Feø bris uveoparotidea Heerfordt → Heer-
1. unvollständiger Lidschluss (Bell*-Phäno- – Hautschutz im Bereich des hängenden fordt-Syndrom
men, siehe Abb. 1) 2. Herabhängen des Un- Mundwinkels (Mazeration* durch Speichel- Febuxostat n: Gichttherapeutikum, das bei
terlids 3. verstrichene Nasolabialfalte austritt). chronischer Hyperurikämie* bei bereits vorhan-
567 Fehlbildung, vaginale
dener Ablagerung von Uratkristallen eingesetzt Feedback-Mechaniøsmus → Rückkopplung Fehlbildung, okulare f: syn. Augenfehlbil-
wird. Es darf nicht bei ischämischen Herzer- Feeder Cells pl: Stammzellen der Hämatopoe- dung. Fehlbildung im Bereich des Auges, z. B.
krankungen, dekompensierter Herzinsuffizi- se*, die nur in Richtung einer Blutzelllinie ent- Aniridie* (Fehlen der Iris), Kolobom* (Gewebe-
enz*, Schilddrüsenfunktionsstörungen und wicklungsfähig sind und die nachgeordneten defekt der Iris), Hydrophthalmus* (kindliches
während eines akuten Gichtanfalls verwendet Proliferationsspeicher auffüllen. Glaukom), Katarakt* (Linsentrübung) oder Mik-
werden. Zu Therapiebeginn kann es einen Feer-Reaktion f: engl. systemic reaction with tu- rophthalmie* (abnorm kleines Auge).
Gichtanfall auslösen. Eine seltene gefährliche berculin testing. Bezeichnung für die Allgemein- Fehlbildungsassoziation f: engl. deformity as-
Nebenwirkung ist das Stevens*-Johnson-Syn- reaktion im Rahmen der Tuberkulinreaktion*. sociation. Kombination verschiedener Fehlbil-
drom. Fehlbildung f: engl. malformation. Morpholo- dungen gleichzeitig, z. B. VACTERL*-Assoziati-
Fechner-Gesetz n: engl. Fechner’s law. Neuro- gische Anomalie eines Organs, Organteils oder on mit Fehlbildungen an den Wirbeln (V = ver-
physiologische Regel, nach der die Stärke der einer Körperregion infolge Störung der embryo- tebral), Anus (A = anal), Herz (C = cardial), Tra-
Empfindung proportional zum Logarithmus nalen zellulären Musterbildung mit qualitati- chea (T = tracheal), Ösophagus (E = esophagial),
der Reizstärke wächst.
Fechterstellung [Neurologie] f: engl. fencer’s
vem Defekt der Embryogenese*. Klinisch meint
Fehlbildung auch andere angeborene Anomali-
Nieren (R = renal) und an den Extremitäten (L =
limbs). F
posture. Körperhaltung im Versivanfall*. en, z. B. durch exogene Noxen verursacht (to- Fehlbildungssyndrom n: engl. malformation
Fechterstellung [Rechtsmedizin] f: Typische xisch, mechanisch, infektiös u. a.) oder Dyspla- syndrome; syn. Polyphänie. Häufig bereits in
Arm- und Beinhaltung bei Brandleichen infolge sien* (z. B. Hüftdysplasie*). Pränataldiagnostik* oder im frühen Säuglings-
Hitzeschrumpfung der Muskulatur. Handge- Fehlbildung, anorektale f: engl. anorectal mal- alter erkennbare, charakteristische Kombinati-
lenke und Ellbogengelenke sind gebeugt, die formation. Angeborenes Fehlen der Analöffnung on von Fehlbildungen* an verschiedenen Or-
Hüftgelenke gebeugt und außenrotiert, die als hohe oder tiefe Analatresie oder des Rektums gansystemen.
Kniegelenke sind gebeugt und die Füße in als Rektumatresie. Klinisch fallen das fehlende Fehlbildung, vaginale f: engl. vaginal malfor-
Klumpfußstellung. Eine Fechterstellung bei Analgrübchen oder die ausbleibende Mekoni- mation. Hemmungsfehlbildung der Vagina*, die
Brandtodesfällen kommt zustande, weil die umentleerung auf. Ultraschall und Röntgendi- isoliert oder kombiniert mit Uterusfehlbil-
Masse der Beugemuskeln die der Streckmus- agnostik sichern die Diagnose. Die Therapie ist dung* bzw. Fehlbildungen des Harntrakts vor-
keln überwiegt. operativ. Vorkommen: kommen kann.
Fechtner-Syndrom → Makrothrombozytope- – Z. T. in Kombination mit rektourethraler, Formen:
nie, MYH9-assoziierte rektoperinealer, rektovesikaler oder rektova- – Aplasia vaginae: Agenesie* der Vaginalplatte
Fecundatio → Superfecundatio ginaler Fistel und Dystopie der Analöffnung, (siehe auch Mayer*-von-Rokitansky-Küster-
Fédération Internationale de Gynécologie et z. B. als Anus vestibularis im Vestibulum va- Hauser-Syndrom)
d’Obstétrique f: Abk. FIGO. Internationale ginae oder Anus perinealis am Damm, sowie – Atresia vaginae: 1. Ausbleiben der Kanalisie-
Vereinigung der Frauenärzte. Gynäkologische Fehlbildungen anderer Organe, besonders rung 2. meist oberer Abschnitt der Vagina be-
Tumoren werden durch sog. FIGO-Stadien be- des Urogenitaltrakts troffen (Gynatresie*) 3. Klinik: primäre Ame-
schrieben. Die entsprechende TNM*-Klassifika- – symptomatisch auch im Rahmen der VATER- norrhö*, Mukometra*
tion wurde so definiert, dass sie mit den FIGO- Assoziation, des Katzenaugensyndroms und – Vagina septa: vollständige oder unvollständi-
Stadien weitgehend übereinstimmt. bei Sirenomelie. ge (Vagina subsepta) Septierung bei unvoll-
Fede-Riga-Aphthe f: engl. Fede-Riga ulcer. V. a. Pathogenese: Fehlbildung des Enddarms wäh- kommener Verschmelzung der Müller-Gänge
bei Kindern mit Pertussis* vorkommende Ulze- rend der Differenzierung der primitiven Kloake (siehe Abb.): 1. Längs- oder Querseptierungen
ration am Zungenbändchen, die durch Einrei- mit Darmhypoplasie oder persistierender Anal- möglich 2. median verlaufendes Septum
ßen oder Reibung an den unteren Schneidezäh- membran. Sonderform: Analstenose, d. h. Ein- kann Kohabitationshindernis sein 3. lateral
nen bei häufigem Husten mit herausgestreckter engung des Anus, in der Regel durch Bougie- verlaufende Septen können unbemerkt blei-
Zunge entsteht. rung* therapierbar. ben (evtl. Geburtshindernis) 4. Vagina sub-
Feedback n: syn. Rückmeldung. Kommunika- Klinik: septa: Koitus, Schwangerschaft und vaginale
tionsform in einer Gruppe mit Rückmeldung – Z. T. fehlendes Analgrübchen, evtl. perianale Geburt in der Regel möglich
zu einem bestimmten Verhalten einer Person Fistel – Atresia hymenalis (Hymen occlusivus): 1. Ver-
oder zu bestimmten Vorgängen. Das Feedback – tiefer Dickdarmileus schluss der Vagina durch ein nicht perforier-
folgt bestimmten Regeln, die zuvor in der – fehlende peranale Mekoniumentleerung
Gruppe geklärt werden. Im weiteren Sinn ist (Differenzialdiagnose: Mekoniumpfropf-
Feedback jegliche Form der Rückmeldung an- syndrom*)
derer zu bestimmten Vorgängen. – bei Fistel Mekonium- oder Luftabgang aus
Ziele: Harnröhre oder Vagina.
– Vermittlung der Wirkung einer Person auf Diagnostik:
die Gruppenmitglieder – Ultraschalldiagnostik
– Klärung der Kommunikationsstruktur inner- – Röntgendiagnostik in Kopftieflage, dabei
halb einer Gruppe. aufsteigende Darmgase bis vor der Stenose
Feedback kann (auch bei positivem Feedback, sichtbar.
Lob) zu Konflikten führen, wenn Betroffene Therapie: Operativ. Bei hoher, d. h. supralevato-
kein Feedback wünschen, es als Einmischung rischer Rektumatresie posteriore sagittale Ano-
interpretieren oder inhaltlich missverstehen. rektoplastik* (früher Rehbein-Operation).
Feedback-Aktivierung → Rückkopplung Fehlbildung, kardiale → Angeborene Herz- Fehlbildung, vaginale: medianes
Feedback-Mechaniøsmus → Regelkreis fehler Vaginalseptum. [169]
Fehlbildung, vaskuläre 568
obachtung, Interview* oder Fragebogen. Epide- Felsengebirgsfieber → Rocky-Mountain- – mit Nervenstimulator motorische Reizant-
miologische Studien* gelten als eine Form der Fleckfieber wort des Nervus femoralis im Musculus
Feldforschung. Fel Tauri n: engl. bile; syn. Fel. Bräunlich grü- quadriceps femoris provozieren (sog. Tanzen
Vorgehen: Die Auswertung der Daten ermög- ne, schleimige Flüssigkeit von eigentümlichem der Patella) als Hinweis auf korrekte Lage der
licht das Erfassen und Beschreiben von Ist-Zu- Geruch und außerordentlich bitterem Ge- Stimulationskanüle
ständen sowie ein erstes Erkennen von Zusam- schmack. Sie dient vor allem zur Substitution – Durchführung inzwischen zunehmend un-
menhängen. Da die Untersuchungsbedingun- bei Gallen- oder Lebererkrankungen und ist terstützt durch sonografische Darstellung
gen nicht dem Einfluss einer Versuchsleitung vielfach in Arzneispezialitäten enthalten, zu- – zur postoperativen Schmerztherapie: Vor-
unterliegen (Experiment), ist die Genauigkeit sammen mit Verdauungsenzymen. schieben eines Katheters, bei Erwachsenen
der Kontrolle eingeschränkt. Eine sorgfältige Zusammensetzung: Gallensäuren*, Gallenfarb- häufig ca. 3–4 cm über Kanülenspitze
Vorbereitung und Durchführung ist daher not- stoffe* (Bilirubin, Biliverdin), Cholesterol, Leci- – in der Regel gleichzeitige Blockade des N. cu-
wendig. thin*, Fette, Harnstoff*, Mineralstoffe (NaCl, taneus femoris lateralis.
Beispiele: Indikationen:
– Befragung über Arbeitszufriedenheit des
Ca3(PO4)2, FePO4).
Felty-Syndrom n: engl. Felty’s syndrome. Son- – Anästhesie des ventralen Kniegelenkbereichs F
Pflegepersonals derform der rheumatoiden Arthritis* bei lang- – Blockade sämtlicher die untere Extremität
– Befragung über Patientenzufriedenheit: jährigem progressivem Verlauf, der bei weniger versorgender Nerven durch Kombination mit
1. die Patienten werden bei ihrer Entlassung als 1 % der Patienten auftritt. Neben Arthritis Ischiadikusblockade* und damit Schmerz-
befragt, wie zufrieden sie mit der Pflege wa- kommt es zu Organveränderungen und Im- ausschaltung für Eingriff im Bereich von
ren 2. diese Daten können dann mit anderen munschwäche. Spontanremissionen sind selten, Knie (Kreuzbandplastik, Knietotalendopro-
Fakten wie personeller Besetzung, Ausbil- Komplikationen entstehen durch gehäufte In- these) oder Unterschenkel einschließlich
dungsstand und Stationsorganisation vergli- fektionen. postoperativer Schmerztherapie (Schmerzka-
chen werden Differenzialdiagnosen: T-Large-Granular-Lym- theter)
– Prüfung von Arzneimitteln, indem die Phar- phocyte-Leukämie (T-LGL-Leukämie), Neoplasi- – zur Wundversorgung
maindustrie z. B. Ärzte beauftragt, diese an en, Sarkoidose*, systemische Amyloidose, Tu- – Hauttransplantation am ventralen Ober-
ihre Patienten zu geben und hinsichtlich be- berkulose* u. a. chronische Infektionen. schenkel
stimmter Fragestellungen zu testen; Hin- femininus: Weiblich. – Mobilisation bzw. Physiotherapie
weis: Der wissenschaftliche Nutzen dieser Feminisierung, testikuläre → Androgenresis- – Schmerztherapie bei Femurschaftfraktur
sog. Anwendungsbeobachtungen ist umstrit- tenz – in Kombination mit Narkose bei Hüftgelenk-
ten. Femoralhernie → Schenkelhernie endoprothesen-Implantation zur Verbesse-
Feldthymian m: syn. Thymian, Wilder. Femoralisblockade f: engl. femoral nerve block; rung der postoperativen Schmerztherapie.
Schwach verholzter Halbstrauch aus der Fami- syn. Nervus-femoralis-Blockade. Periphere Lei- Femoralislähmung f: engl. femoral palsy. Läh-
lie der Lippenblütler (Lamiaceae), der in Euro- tungsanästhesie zur Ausschaltung des Nervus mung* infolge Schädigung des Nervus femora-
pa, Mittelasien und Nordamerika vorkommt. femoralis. Eine Femoralisblockade wird einge- lis (1. bis 4. lumbales Rückenmarkssegment)
Feldthymian wirkt antimikrobiell, (bron- setzt bei Eingriffen, Wunden, in der Schmerz- u. a. durch Trauma*, Tumor* im Becken*, retro-
cho-)spasmolytisch und sekretomotorisch. Zu- behandlung und Physiotherapie. peritoneale Raumforderung, Operation (Total-
sammen mit dem Breitblättrigen Thymian Vorgehen: endoprothese* des Hüftgelenks, Herniotomie*)
(Thymus pulegioides) bildet der Feldthymian – Patientenlagerung: Rückenlage, Bein leicht oder Psoashämatom*. Klinisch zeigen sich Läh-
die Stammpflanze der Droge. in Außenrotation und Abduktion um ca. 15° mung und Atrophie* des Musculus iliopsoas
Verwendung: Als Teeaufguss u. a. galenische – Punktion ca. 2 cm unterhalb der Leistenfalte, und Musculus quadriceps femoris, Patellatief-
Zubereitungen zum Einnehmen: ca. 5 cm unterhalb des Ligamentum inguina- stand* und Sensibilitätsstörungen*.
– Medizinisch bei Katarrhen der oberen Atem- le und ca. 1,5 cm lateral der Arteria femoralis Feø mur n: engl. thigh; syn. Oberschenkelkno-
wege (Kommission E) (paravaskulär, siehe Abb.) chen. Knöcherne Grundlage des Oberschenkels
– volkstümlich bei Pertussis und Bronchitis so- – Punktionskanüle parallel zur Arterie im Win- zwischen Gesäß und Unterschenkel. Das Femur
wie bei dyspeptischen Beschwerden kel von ca. 30° nach kranial vorschieben ist der längste und stärkste Röhrenknochen des
– schwächer wirksam als Gartenthymian*. Körpers. Es ist am proximalen Ende am Hüftge-
Felinosis → Katzenkratzkrankheit lenk (Art. coxae) und am distalen Ende am Knie-
Fellatio f: Genitaler Sexualkontakt* mit einer gelenk (Art. genus) beteiligt. Vor allem im höhe-
Stimulation des Penis mit dem Mund. ren Alter sind Frakturen, besonders am Schen-
Felsenbein n: engl. petrous bone; syn. Pars pet- kelhals, häufig.
rosa ossis temporalis. Pyramidenförmiger Kno- Aufbau: Das Femur besteht aus:
chenabschnitt an der Basis des Schläfenbeins – Caput* femoris (am proximalen Ende, artiku-
(Os temporale). Das Felsenbein ist der härteste liert mit Acetabulum*)
Knochen des menschlichen Schädels und ent- – Collum* femoris
hält das Innenohr*. Bei einem Schädelhirntrau- – Corpus femoris
ma, z. B. im Rahmen eines Polytraumas*, kann – Trochanter major (großer Rollhügel) und
es zu einer Fraktur des Felsenbeins kommen Trochanter minor (kleiner Rollhügel)
(Näheres siehe Schädelbasisfraktur*). – Condylus medialis und Condylus lateralis
Felsenbeinfraktur → Schädelbasisfraktur Femoralisblockade: inguinale Topografie; a: Nervus (am distalen Ende)
Felsenbeinspitzensyndrom → Gradenigo- femoralis, b: A. femoralis, c: V. femoralis, d: Nodus – Epicondylus medialis und Epicondylus late-
Syndrom lymphaticus, e: Muskel, f: Subkutis. ralis.
Femurfraktur 570
stand
en*). Verwendung: Zerkleinerte Droge für Tee- – Schädelfernaufnahme (siehe Kephalometrie*,
aufgüsse, teeähnliche u. a. galenische Produkte: Abb. dort) mit mindestens 1,40 m Fokus-
– Medizinisch innerlich bei dyspeptischen Be- Film-Abstand.
schwerden wie leichten krampfartigen Ma- Fenster, aortopulmonales: Röntgen-Thorax-Aufnah- Fernbestrahlung f: engl. teleradiotherapy. Be-
gen-Darm-Beschwerden, Völlegefühl, Blä- me mit Darstellung des freien aortopulmonalen strahlung mit großem Fokus*-Haut-Abstand,
hungen; innerlich und äußerlich bei Katar- Fensters (Pfeil); Nebenbefunde: Aortenverkalkung, z. B. bei Ganzkörperbestrahlungen.
rhen der oberen Atemwege (European Scien- Interlobärschwiele, narbige postentzündliche Fernhämatom n: engl. distant hemorrhage. Vor
tific Cooperative on Phytotherapy, Kommis- Veränderungen im Oberfeld; halbmondförmige allem bei Schädelbasisfraktur* vorkommendes
sion E) Verschattung in Projektion auf das Herz, Hämatom* (Bluterguss), das entfernt von der
– traditionell bei leichten krampfartigen Be- wahrscheinlich partiell verkalkter Anulus fibrosis Bruchstelle auftritt, z. B. als Brillenhämatom*
schwerden im Magen-Darm-Bereich (Blähun- der Mitralklappe. [76] bei (vorderer) Schädelbasisfraktur oder Hämato-
gen), bei leichten menstruationsbedingten tympanon* (Bluterguss in der Paukenhöhle) bei
Krämpfen sowie als schleimlösendes Mittel Felsenbeinfraktur.
bei Husten im Zusammenhang mit Erkältun- tenbogen und linker A. pulmonalis in der Rönt- Fernpunkt m: engl. far point; syn. Punctum re-
gen (Herbal Medicinal Products Committee) gen-Thorax-Aufnahme. Siehe Abb. motum. Bezeichnung für den am weitesten vom
– volkstümlich bei Appetitlosigkeit, Säuglings- Fenstergips m: engl. fenestrated plaster. Gips- Auge entfernten Punkt, der auf der Retina noch
dyspepsie mit Diarrhö. verband* mit Aussparung z. B. über weiter ver- scharf abgebildet werden kann. Der Fernpunkt
Bitteres Fenchelöl (Foeniculi amari fructus ae- sorgungspflichtigen Wunden oder regelmäßig liegt beim emmetropen Auge im Unendlichen.
theroleum): Ätherisches Öl sowie galenische kontrollbedürftigen Arealen. Fernröntgenseitenbild → Kephalometrie
Zubereitungen zur Förderung der Magen- Fensterung, interlaminäre f: engl. interlami- Ferritin n: Protein, das als wichtigster Marker
Darm-Motilität, sekretolytisch, karminativ und nar fenestration; syn. Flavektomie. Chirurgische des Speichereisens gilt. Ferritin wird gespei-
antimikrobiell. Verwendung: Resektion des Lig. flavum als operativer Zugang chert in den Makrophagen des retikulo-endo-
– Medizinisch bei dyspeptischen Beschwerden v. a. bei Nukleotomie*, ggf. als erweiterte inter- thelialen Systems und den Hepatozyten. Hämo-
und Katarrhen der oberen Atemwege, Fen- laminäre Fensterung mit Laminotomie* oder siderin und Ferritin bilden den Eisenspeicher,
chelsirup und Fenchelhonig in der Kinder- mikrochirurgischem Abfräsen arthrotischer Ge- dessen Hauptspeicherorgane Leber und Milz
heilkunde (Kommission E) lenkteile, Dekompression des Recessus lateralis sind.
– traditionell als Expektorans bei Husten und (knöchern) des Spinalkanals und Unterfräsen Referenzbereiche: Siehe Tab.
Erkältung (Herbal Medicinal Products Com- (Undercutting) einengender Knochenränder be-
mittee). nachbarter Wirbelbögen.
Fenestration → Fensterungsoperation Fensterungsoperation f: engl. fenestration; Ferritin:
Fenger-Plaø stik f: engl. Fenger’s plasty. Operati- syn. Fensterotomie. Fensterartige Gewebeaus- Referenzbereiche.
ve Erweiterung einer umschriebenen Ureterste- schneidung als Zugang zu oder Entlastung von
nose* durch Längsspaltung und Quervernä- anatomischen Strukturen und Krankheitspro- Alter Referenzbereich
hung, meist in Höhe des Ureterabgangs aus zessen. Kinder 2–15 a 9–159 μg/l
dem Nierenbecken. Formen: Z. B.
Weiblich 16–18 a 10–163 μg/l
Fenoterol n: Kurzwirksames Bronchospasmo- – Fensterung eines Knochens, Zugang zum
lytikum aus der Gruppe der Beta-2-Sympatho- Markraum (siehe Osteotomie*) Männlich 16–18 a 12–178 μg/l
mimetika. Bei spastischer Bronchitis und Asth- – Fensterung der Kiefer- oder Stirnhöhle im Erwachsene
ma* bronchiale wird Fenoterol inhalativ und Rahmen von Nasennebenhöhlenoperatio-
zur Hemmung der Wehentätigkeit intravenös nen* Weiblich 19–95 a > 13 μg/l
verabreicht. Wechselwirkungen bestehen u. a. – an der Wirbelsäule interlaminäre Fenste- Männlich 28–95 a > 21 μg/l
mit Antidiabetika*, Antihypertensiva* und Glu- rung* (zwischen den Wirbelbögen, z. B.
kokortikoiden*. Zu den Nebenwirkungen gehö- durch Flavotomie*/Flavektomie) als Zugang
ren Unruhe, Tremor* und Übelkeit. z. B. zum Bandscheibenvorfall*.
Fenster, aoø rtopulmonales n: engl. aorto-pul- Fentanyl (INN) n: Opioidanalgetikum mit 60- Ferroxidase → Caeruloplasmin
monary window (Abk. APW). Raum zwischen Aor- bis 100-mal stärkerer Wirksamkeit als Mor- Ferrum → Eisen
Ferrum metallicum 572
Ferrum metallicum → Eisen Frau, d. h. Anzahl der Kinder, welche die sives Verfahren (Fetoskopie*) oder eine offene
Ferrum sidereum → Eisen Frau gebären würde, wenn sie ihre gesamte Laparotomie mit Hysterotomie infrage.
Fersenbein → Kalkaneus gebärfähige Zeit erleben und in jedem Alter Anwendung: Die Eingriffe werden nur in weni-
Fersenbein → Ossa tarsi die durchschnittliche Fruchtbarkeit ihrer Al- gen, dafür spezialisierten Zentren durchge-
Fersenbeinfraktur → Kalkaneusfraktur tersgruppe im Beobachtungsjahr aufweisen führt.
Ferseneinlage → Fersenkeil würde. Die totale Fertilitätsrate ergibt sich – Laserkoagulation bei fetofetalem Transfusi-
Fersenerhöhung → Sohlenerhöhung aus der Summe der altersspezifischen Fertili- onssyndrom*
Fersenkeil m: engl. heel pad; syn. Ferseneinla- tätsraten. Es handelt sich also um eine Längs- – Shunteinlage bei obstruktiven Uropathien
ge. Keilförmige orthopädische Schuheinlage* schnittprojektion aus Querschnittdaten. – intratracheale Ballonokklusion bei fetaler
zur funktionellen Erhöhung des Rückfußes, an- Fertilitätsstörung f: engl. fertility disorder. Be- Zwerchfellhernie
gewendet z. B. zum Ausgleich einer Beinlängen- einträchtigung der Fortpflanzungsfähigkeit bei – operative Deckung von Neuralrohrdefekten
differenz*, zur postoperativen Entlastung nach Mann und Frau. Die Ursachen sind vielfältig: (z. B. Verschluss von Meningomyelozelen).
Komplikationen: Durch den Eingriff kann es zu
F Sehnennaht und bei Achillessehnenruptur.
Fersenkissen → Fersenkeil
endokrin, genetisch, toxisch, immunologisch
sowie mechanisch nach Entzündung mit Verle- Blutungen, Infektionen, vorzeitiger Wehentä-
Fersenschmerz → Tarsalgie gung der Samenwege oder Eileiter. tigkeit und vorzeitigem Blasensprung kom-
Fersensporn → Kalkaneussporn FESS: Abk. für engl. functional endoscopic si- men, unter Umständen auch mit Verlust der
Fertilität f: engl. fertility. Fähigkeit zur ge- nus surgery → Nasennebenhöhlenoperation Schwangerschaft.
schlechtlichen Fortpflanzung (Potentia* gene- Festanode → Röntgenröhre Fetal Distress: Beeinträchtigung des kindli-
randi). Neben der potenziellen Reproduktion Fetalblutuntersuchung → Chordozentese chen Wohlbefindens vor, unter oder nach der
umfasst der Begriff auch die tatsächliche Repro- Fetalblutuntersuchung f: engl. fetal blood Geburt.
duktion, d. h. die Zahl der erfolgten Geburten analysis (Abk. FBA); syn. Mikroblutuntersuchung Fetale Azidose f: engl. fetal acidosis; syn. intra-
oder der tatsächlich geborenen Kinder. (Abk. MBU). Unter der Geburt angewandte Un- uterine Azidose. Durch Fetalblutuntersuchung*
Beschreibung: tersuchung von kindlichem Blut aus der Kopf- nachweisbare fetale Störung des Säure-Basen-
– Fähigkeit der Frau im fortpflanzungsfähigen haut zum Ausschluss einer fetalen Hypoxie. Das Haushalts (pH ≤ 7,20; Präazidose: pH > 7,20
Alter zur Produktion von reifen Eizellen und Verfahren wird bei einer vermuteten fetalen und < 7,25; Normazidität: pH ≥ 7,25) mit abso-
Sexualhormonen sowie zu Empfängnis und Hypoxie aufgrund entsprechender CTG-Verän- luter Indikation zur operativen Entbindung*.
Schwangerschaft derungen eingesetzt. Die wichtigsten Kontrain- Ursache ist eine verminderte Versorgung des Fe-
– Fähigkeit des Mannes im reproduktionsfähi- dikationen sind mütterliche Infektionen (z. B. tus mit Sauerstoff vor und während der Geburt.
gen Alter zur Produktion von Spermien und HIV) oder bekannte Gerinnungsstörungen. Formen:
Sexualhormonen sowie Fähigkeit zur Durch- Vorgehen: Per Amnioskop werden nach Ritzen – Respiratorische fetale Azidose: Hyperkap-
führung von Geschlechtsverkehr und Zeu- der fetalen Kopfhaut wenige Blutstropfen in ei- nie* durch eingeschränkte CO2-Abgabe
gung. ne Kapillare entnommen und dann pH-Wert, – nicht respiratorische fetale Azidose: Stimu-
Fertilitätsfaktor → F-Faktor CO2-Partialdruck und Basenabweichung (Base lation des anaeroben, glykolytischen Stoff-
Fertilitätsrate f: engl. fertility rate; syn. Frucht- Exces, Abk. BE) kurzfristig bestimmt. wechsels (Laktatazidose*) oder sog. Leihazi-
barkeitsziffer. Maßzahl zur Beschreibung der Auswertung: Siehe Tab. dose bei maternaler (z. B. Keto-)Azidose
Fortpflanzung der Bevölkerung. Dabei werden – kombinierte (respiratorische und nicht re-
allgemeine, altersspezifische und totale Fertili- spiratorische) fetale Azidose: bei fetaler As-
Fetalblutuntersuchung:
tätsrate unterschieden. Maßnahmen in Abhängigkeit vom pH-Wert. phyxie.
– Allgemeine Fertilitätsrate: Zahl der Le- Diagnostik: Hinweisend sind
bendgeborenen eines Kalenderjahrs bezogen Fetalblut- Maßnahmen – Minderung fetaler Bewegungen
auf die weibliche Bevölkerung im fortpflan- untersuchung – pathologischer CTG-Befund: 1. fehlende Os-
zungsfähigen Alter (festgelegt auf 15–49 Jah- pH ≥ 7,25 Wiederholung der Unter- zillation 2. fehlende Akzeleration 3. Dezele-
re) zur Jahresmitte: 1. Maß für die biologi- suchung bei Persistenz der ration 4. fetale Tachykardie 5. fetale Brady-
sche Reproduktion, das die Geburtlichkeit ei- fetaler Hypoxämiezeichen kardie.
ner Bevölkerung unabhängig von ihrem Al- (fetale Brady- oder Tachykardie) Fetale Blutung f: Blutverlust des Ungebore-
tersaufbau wiedergibt 2. je nach Familien- nen in der Schwangerschaft oder unter der Ge-
pH 7,21–7,24 Wiederholung der Untersu-
stand der Mutter zum Zeitpunkt der Geburt burt. Je nach Blutungsstärke und Schwanger-
chung innerhalb von 30 min,
Unterscheidung in eheliche (verheiratete bei raschem pH-Abfall ggf. schaftswoche ist normalerweise eine zügige Be-
Frauen) und nichteheliche Fertilitätsrate (un- Entbindung endigung der Geburt notwendig, meist per Kai-
verheiratete Frauen) serschnitt. Um bei einer vaginalen Blutung zwi-
– altersspezifische Fertilitätsrate: Zahl der pH ≤ 7,20[1] rasche Entbindung (v. a. bei schen mütterlichem und kindlichem Blut zu
von Frauen einer bestimmten Altersgruppe nicht respiratorischer Azidose) unterscheiden, wird das fetale Hämoglobin be-
[1]
Lebendgeborenen je 1000 Frauen desselben Ein pCO2 > 65 mmHg spricht für eine respira- stimmt.
Alters: 1. dient zur Darstellung altersabhän- torische Azidose, eine Basenabweichung von Ursachen:
giger Differenzen der Fruchtbarkeit 2. Ferti- >−9,8 für eine nicht respiratorische Azidose – Vorzeitige Plazentalösung
litätsrate für 20-Jährige wird mit 50–60 %, – Plazenta* praevia
für 30-Jährige mit 30 %, für 40-Jährige mit – Insertio velamentosa mit Blasensprung
3 % Konzeptionserwartung angegeben Fetalchirurgie f: engl. fetal surgery. Intrauteri- – Vasa praevia
– totale Fertilitätsrate (TFR, syn. Gesamtfer- ne operative Behandlung des Feten. Je nach Ein- – intrauterine Blutung nach Nabelschnur-
tilitätsrate): durchschnittliche Kinderzahl je griff kommt hierzu entweder ein minimal inva- punktion (Chordozentese).
573 Fetopathie, diabetische
Fetale Echokardiografie f: engl. fetal echocar- lonförmigen Nähte des Fetalkerns der Augen-
diography; syn. fetale Echokardiographie. Trans- linse, z. B. bei Down*-Syndrom.
abdominale oder transvaginale Beurteilung des Fetischiøsmus m: engl. fetishism. Form der Pa-
fetalen Herzens und herznaher Gefäße mit Ult- raphilie* mit sexuell dranghaften Bedürfnissen,
raschall im Rahmen der Pränataldiagnostik. Die erregenden Fantasien und sexuellen Verhal-
fetale Echokardiografie dient der frühzeitigen tensweisen, bei denen bestimmte Objekte zu se-
Erfassung angeborener Herzfehler bzw. kardia- xueller Erregung führen, z. B.: Körperpartien
ler Dysfunktionen. außerhalb der Genitalregion (Fuß, Haar), Ge-
Fetale Entwicklung f: engl. Fetal Development; genstände (Kleidungsstücke) oder Materialien
syn. Fötale Entwicklung. Entwicklung des Fe- (Leder, Gummi, Pelze). Fetischismus kommt
tus nach Ausbildung der inneren Organe, be- fast ausschließlich bei Männern vor.
ginnend in der 9. SSW bis zur Geburt. Die Zeit Diagnostik: Die Bedürfnisse, Fantasien oder se-
davor wird als Embryonalperiode bezeichnet.
Fetale Fehlbildung f: Vorgeburtlich entstande-
xuellen Verhaltensweisen müssen der vorwie-
gende oder ausschließliche Inhalt sexuellen In- F
ne Fehl- oder Nichtanlage eines Körperteils, un- teresses sein und seit mindestens 6 Monaten be-
Fetometrie: Scheitel-Steiß-Länge in Abhängigkeit
abhängig von der Art der Schädigung. stehen.
von der Schwangerschaftsdauer (Perzentile).
Fetale Herzaktion f: Bezeichnung für den Therapie:
kindlichen Herzschlag als Nachweis der Vitali- – Nur bei Leidensdruck
tät und als wichtiger Parameter für das intraute- – v. a. kognitiv-verhaltenstherapeutisch orien-
rine Wohlergehen des Ungeborenen. Die Auf- tierte Behandlung (siehe Verhaltensthera- genetischer Störung, intrauteriner Infektion
zeichnung kann durch Auskultation (Holzste- pie*) mit dem Ziel ausreichender Selbstkont- oder diabetischer Fetopathie*.
thoskop, Pinard Höhrrohr), mittels CTG oder rolle. Fetopathiøa → Fetopathie
fetalem EKG erfolgen. Im Ultraschall ist die Fetischiøstischer Transvestitiøsmus m: engl. Fetopathiøa rubeolosa → Rötelnembryofeto-
Herzaktion erstmals in der 6. SSW sichtbar. Transvestic Fetishism; syn. transvestitischer Feti- pathie
Fetales Blut n: engl. Fetal Blood; syn. Fetal- schismus. Form der Paraphilie mit sexuell erre- Fetopathiøa toxoplasmotica → Toxoplasmose
Blut. Zirkulierendes Blut im Kreislauf des Un- genden Fantasien, sexuell dranghaften Bedürf- Fetopathie f: engl. fetopathy; syn. Fetopathia.
geborenen. Das fetale Blut zeichnet sich durch nissen und/oder sexuellen Verhaltensweisen, Während der Fetogenese* (9. SSW bis Geburt)
ein spezifisches, fetales Hämoglobin (HbF) aus, die sich auf das Tragen von Kleidung des Ge- auftretende Pränatalerkrankung* mit intraute-
das eine deutlich höhere Affinität für Sauerstoff gengeschlechts beziehen. Der fetischistische riner Entwicklungsstörung. Eine Fetopathie
besitzt als das adulte Hämoglobin (HbA1) und Transvestitismus kommt wahrscheinlich nur kann verschiedene biologische und chemische
damit in der Plazenta für einen effizienten Gas- bei in der Regel heterosexuell orientierten Män- Ursachen haben.
austausch sorgen kann. nern vor. Ursachen:
Klinische Bedeutung: Die Plazenta bildet eine Fetogenese f: engl. fetogenesis. An die Embryo- – Biologisch: u. a.: 1. intrauterine Infektion
Schranke zwischen mütterlichem und fetalem genese* anschließende pränatale Entwicklung (Pränatalinfektion*; Perinatalinfektion*)
Kreislauf, sodass es nicht zur Vermischung der Frucht im Mutterleib (ab 61. Gestationstag 2. Stoffwechselstörungen, z. B. diabetische
kommen kann. Nach der Geburt wird das fetale bis zur Geburt). Während der Fetogenese wächst Stoffwechsellage (diabetische Fetopathie*)
Hämoglobin sukzessive durch das adulte er- der gesamte Organismus, Organe differenzieren 3. Blutgruppeninkompatibilität zwischen
setzt. sich aus und werden funktionell aktiv. Mutter und Kind (Morbus* haemolyticus fe-
Fetales EKG n: engl. fetal electrocardiography; Fetometrie f: engl. fetometry. Bestimmung de- talis bzw. Morbus* haemolyticus neonato-
syn. fetale Elektrokardiografie. Ableitung der finierter fetaler Körpermaße mit Ultraschalldi- rum)
elektrischen Potenziale des kindlichen Herzens agnostik*. – chemisch: u. a.: 1. Alkohol, Drogen (z. B.
zur Analyse der fetalen Herztöne. Zusätzlich Anwendung: Crack) 2. Arzneimittel (z. B. Thalidomid, An-
zur CTG-Ableitung mittels Ultraschall kann – Im 1. Trimenon: Scheitel-Steiß-Länge (SSL tiepileptika, Cumarine oder AT1-Rezeptor-
beim fetalen EKG auch eine Analyse der ST- oder CRL für Crown-Rump Length; Perzenti- Antagonisten).
Strecken erfolgen (STAN). lenkurve: siehe Abb.) Fetopathie, diabetische f: engl. diabetic feto-
Vorgehen: Die Aufzeichnung kann entweder – ab 2. Trimenon: biparietaler Durchmesser* pathy. Fetopathie* infolge eines nach Ende der
über die Bauchdecke der Mutter oder durch eine (BIP), fronto-okzipitaler Durchmesser (FOD), Embryogenese neu aufgetretenen (Gestations-
direkt am kindlichen Köpfchen von vaginal her Kopfumfang (KU oder HC für Head Circum- diabetes*) oder bei unzureichend eingestellten
angebrachte Elektrode erfolgen (Kopfschwar- ference), Abdomenumfang (AU oder AC für Diabetes* mellitus der Mutter. Der erhöhte Glu-
tenelektrode, KSE). Abdominal Circumference), Abdomendurch- kosetransfer zum Fetus führt zu Hypertrophie,
fetalis: syn. fetal. Zum Fetus* gehörig. messer anterior-posterior und transversal, Adaptationsstörungen oder sogar Tod des Fe-
Fetalmonat m: engl. fetal month. Heute nicht Femurlänge (FL) u. a. tus. Der mütterliche Stoffwechsel ist optimal
mehr gebräuchliche Einheit für die Berechnung Indikationen: Ultraschalldiagnostik entspr. einzustellen, entbunden wird spätestens zum
der Schwangerschaftsdauer. Ausgehend von der Mutterschaftsrichtlinien in 10., 20. und errechnetem Geburtstermin.
letzten Menstruation und der durchschnittli- 30. SSW, Beurteilung der Wachstumsdynamik Pathogenese: Ein gesteigerter diaplazentarer
chen Zykluslänge von 28 Tagen dauert die nor- bei Verdacht auf Plazentainsuffizienz oder Ges- Glukosetransfer zum Fetus führt zu fetalem
male Schwangerschaft demnach 10 Fetalmona- tationsdiabetes, intrauterine Reifebestimmung* Hyperinsulinismus mit funktioneller Unreife
te = 280 Tage. u. a. der fetalen Organe (z. B. Lunge und Leber) und
Fetalnahtkatarakt f: engl. embryonal cataract. Klinische Bedeutung: Abweichung von Refe- sog. Insulinmast (Hypertrophie der Organe und
Feine bilaterale, stationäre Trübungen der ypsi- renzbereichen z. B. bei Plazentainsuffizienz*, des Fetus).
Fetoskopie 574
Klinik: in einem dreistufigen Prozess miteinander ver- be dient v. a. als Energiereservoir, Kohlenstoff-
– Plazentainsuffizienz*, Tod des Fetus intra- einigt. quelle und Baufett, braunes Fettgewebe v. a. zur
uterin oder unter der Geburt Fettdurchfall → Steatorrhö Thermogenese. Fettgewebe ist hormonell aktiv.
– hypertrophes Neugeborenes* bei Frühge- Fette n pl: engl. fats. Glycerolester gesättigter Unterteilung: Weißes Fettgewebe: Es dient als
burtneigung und ungesättigter Fettsäuren*. Die natürlich Baufettgewebe zur Umhüllung von Organen
– neonatale Adaptationsstörung (Hypoglyk- vorkommenden Fette sind Gemische aus Trigly- und als druckelastisches Polstermaterial zum
ämie durch Hyperinsulinismus, Hypokalzä- ceriden mit Phospholipiden, Sphingolipiden, Schutz vor mechanischem Trauma. Weitere
mie, Hyperbilirubinämie, Atemnotsyndrom* Cholesterin(estern) und anderen hydrophoben Aufgaben des meist subkutan vorkommenden
des Neugeborenen) Verbindungen. Fette sind energiereiche Nah- weißen Fettgewebes sind die Energiespeiche-
– langfristig erhöhte Neigung zu Adipositas, rungsbestandteile. Sie dienen in Form von Fett- rung (siehe Depotfett*) und Wärmeisolierung.
Stoffwechselstörung und kardiovaskulärer gewebe* als Energiespeicher und erleichtern die Es ist endokrin aktiv (Produktion und Sekretion
Erkrankung. Absorption fettlöslicher Vitamine. von Adipokinen*). Braunes Fettgewebe: Brau-
Diagnostik: Sonografisch: Physiologische Bedeutung:
F – Abdominobiparietale Differenz > 1 cm – Hauptnährstoffe mit hohem Energiegehalt
nes Fettgewebe ist besonders bei Neugeborenen
und Säuglingen anzutreffen, bei Erwachsenen
– subkutane Fettschicht > 4 mm (39 kJ/g bzw. 9,3 kcal/g). Der tägliche Bedarf rudimentär vorhanden, v. a. an der Halsregion,
– Dicke des Herzkammerseptums > 4 mm (dia- liegt bei ca. 0,9 g/kg KG (25–30 % der Gesamt- Rückenhaut und perirenal. Die Zellen
betische fetale Kardiomyopathie) energie). Im Fettstoffwechsel* werden die sind reich an Mitochondrien (Zytochromgehalt
– unter Umständen Hydramnion. Nahrungsfette zerlegt und für die Energiege- bedingt braune Gewebefärbung) zur Wärme-
Fetoskopie f: engl. fetoscopy. Direkte, intraute- winnung ab- und umgebaut. produktion (Thermogenese), um die Körper-
rine Betrachtung des Feten. Eine Fetoskopie er- – Fette sind eine Quelle für essenzielle* Fett- temperatur aufrecht zu halten. Intramito-
folgt im Rahmen der intrauterinen Therapie säuren und sind erforderlich für die Resorpti- chondrial wird durch Thermogenin der Elekt-
(z. B. Laserkoagulation bei fetofetalem Transfu- on fettlöslicher Vitamine.* ronentransport und die oxidative Phosphorylie-
sionssyndrom*). Früher wurde die Methode – Fette haben im Körper Bedeutung als Wär- rung (siehe Atmungskette*) entkoppelt. Der
auch zur Fehlbildungsdiagnostik eingesetzt. meisolator und Organschutz (Fettgewebe: elektrochemische Gradient wird nicht zum
Dies ist aber durch die Ultraschalldiagnostik Form des Bindegewebes, das aus Fettzellen ATP-Aufbau genutzt, sondern zur Wärmepro-
heute obsolet. Das Abortrisiko beträgt etwa 3– besteht) sowie als Bestandteile von Zell- duktion. Die Stimulation der Thermogenese
5 %. membranen*. durch Kältereiz bewirkt eine Ausschüttung von
Fetotoxizität f: engl. fetotoxicity. Fähigkeit ei- Fettembolie f: engl. fat embolism. Form der Katecholaminen (siehe Lipolyse*).
ner Noxe zur fetalen Fruchtschädigung. Nor- Embolie* mit Einschwemmung feinverteilter Klinische Bedeutung:
malerweise können nach der Embryonalperiode Fetttropfen in die venöse Blutbahn, die in die – Adipositas*
keine grobstrukturellen Fehlbildungen mehr Lungenarterien abströmen und dort eine konse- – Senkniere bei Verlust des Baufetts
ausgelöst werden. Trotzdem sind Entwick- kutive Kapillarverstopfung (Lipidglobuli) sowie – Lipom*, Fettgeschwulst.
lungsstörungen des Feten möglich, ggf. auch thromboxanaktivierte Vasokonstriktion der Fettgewebsnekrose f: engl. fat necrosis; syn.
mit letalem Ausgang. Häufiger sind intrauteri- Lungenstrombahn verursachen. Fettgewebenekrose. Sonderform der Nekrose*
ne Wachstumsstörungen, diaplazentare Kanze- Vorkommen: mit örtlichem Untergang von Fettgewebe*, v. a.
rogenese und funktionelle Defekte, die sich teil- – Infolge Knochenmarkfreisetzung bei Frak- im Brustgewebe, in subkutanen Gewebeschich-
weise erst spät postnatal manifestieren. tur* oder im Rahmen der operativen Fraktur- ten oder in der Bauchhöhle. Fettgewebsnekro-
Fetozid, selektiver m: engl. selective feticide. versorgung, z. B. bei Marknagelosteosyn- sen entstehen durch mechanisches Trauma*,
Gezieltes Abtöten eines Feten, z. B. durch Injek- these* akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (Ver-
tion von Kaliumchlorid thorakal, intrakardial – bei Schock* v. a. in Kombination mit: 1. Mik- bindung von Fettsäuren und Kalzium zu kalk-
oder in die Vena umbilicalis. Indikationen erge- rozirkulationsstörung 2. verändertem Fett- spritzerartigem Bild) oder Fehlinjektion eines
ben sich bei höhergradigen Mehrlingsschwan- stoffwechsel 3. Hypoxie und Verbrauchskoa- Arzneimittels (in Fettgewebe statt in den Mus-
gerschaften oder vor späten Schwangerschafts- gulopathie als sog. Fettemboliesyndrom. kel).
abbrüchen. Klinik: Fettgewebssklerose, symmetrische → Adi-
Indikationen: – Symptome und Befunde einer Lungenembo- ponecrosis subcutanea neonatorum
– Bei höhergradiger Mehrlingsschwanger- lie* Fetthals → Madelung-Fetthals
schaft (z. B. nach In*-vitro-Fertilisation): – Bewusstseinsstörung Fettherz n: engl. fatty heart; syn. Cor adipo-
1. Ziel: die bestehenden Risiken für die ver- – Sehstörung (Retinablutung). sum. Ungenaue Bezeichnung für verschiedene
bleibenden Feten und die Schwangere zu ver- Therapie: Zustände am Herzen, die mit Fettein- oder -auf-
mindern 2. Durchführung: meist in der 11.– – Beseitigung der Hypoperfusion lagerung einhergehen. Hierzu zählen Fettaufla-
12. SSW; in ca. 10 % der Fälle kommt es aller- – intensivmedizinische Therapie (Beatmung gerung am Herzen, Lipomatosis* cordis sowie
dings zur Beendigung der Schwangerschaft und Schockbehandlung) Herzmuskelfaserverfettung, z. B. infolge chro-
– vor einem Schwangerschaftsabbruch aus me- – primäre Frakturstabilisierung durch wenig nischen Sauerstoffmangels, chronischer Myo-
dizinischer Indikation jenseits der Grenze invasive Verfahren, z. B. Fixateur externe. karditis* oder bei extremer Adipositas*.
der extrauterinen Lebensfähigkeit (ab der Fettgeschwulst → Lipom Fettleber f: engl. fatty liver; syn. Steatosis hepa-
22. SSW). Fettgewebe: engl. adipose tissue. Form des tis. Häufigste Lebererkrankung in westlichen
Fettbiosynthese f: syn. Tri-acyl-glycerin-Syn- Bindegewebes*, das aus Fettzellen* besteht, die Industrienationen mit Fettablagerung (Trigly-
these. Biosynthese von Neutralfetten aus Fett- von Gitterfasern* umsponnen und durch kolla- ceride, Phospholipide) in ≥ 50 % der Hepatozy-
säuren und Glycerol. Fettsäuren und Glycerol gene und elastische Fasern zu Fettgewebeläpp- ten. Der physiologische Fettanteil entspricht ca.
werden auf getrennten Wegen synthetisiert und chen zusammengefasst sind. Weißes Fettgewe- 5 % des Leberfeuchtgewichts. Klinisch zeigen
575 Fettsäurebiosynthese
säure* als prosthetische Gruppe. Die Fettsäure- lung fixiert wird. Er dient der konservativen eines Feten auftreten. Eine Sonderform ist die
synthese lässt sich in Startreaktion, Kettenver- Therapie oder postoperativen Retention bei Versteinerung (sog. Steinkind, Lithopädion).
längerung und Abschlussreaktion gliedern. Hüftdysplasie*. Ggf. wird über dem Femurkopf Feuchtkeime → Nasskeime
Fettsäuren f pl: engl. fatty acids. Aliphatische eine Fensterung vorgenommen zur Durchfüh- Feuermal → Naevus flammeus
Monocarbonsäuren, die unterschieden werden rung von Ultraschallkontrollen. Feuerstar m: engl. heat-ray cataract; syn. Cata-
in sehr langkettige, langkettige und freie Fett- Fettzellen f pl: engl. adipose cells; syn. Adipozy- racta calorica. Seltene Augenlinsentrübung in-
säuren. Fettsäuren sind nicht wasserlöslich und ten. Große runde Zellen* im braunen oder wei- folge lang anhaltender intensiver Einwirkung
werden daher an Transportproteine gebunden ßen Fettgewebe*. Fettzellen verfügen über eine langwelliger Strahlung von ca. 2000 nm (BK Nr.
im Blut transportiert. Erhöhte Werte für freie oder mehrere lipidgefüllte Vakuolen*, einen 2401) mit spinnennetzartiger, später scheiben-
Fettsäuren deuten auf eine katabole Stoffwech- platten, randständigen Zellkern* und eine deut- förmiger hinterer subkapsulärer Linsentrübung
sellage hin. lich sichtbare Zellmembran*. Sie gehen aus Re- und Entwicklung eines Totalstars sowie häufi-
Fettsäuren, freie f pl: engl. free fatty acids; tikulumzellen* hervor, synthetisieren Lipide* gem Abblättern von Lamellen der vorderen Lin-
F Abk. FFS. Unveresterte Fettsäuren*, die bei Li-
polyse* entstehen und an Albumin gebunden
und speichern diese.
Funktion: Weißes Fettgewebe:
senkapsel (sog. Feuerlamelle). Eine Schutzbrille
nach DIN 4646 dient der Prophylaxe.
im Serum transportiert werden. Freie Fettsäu- – Synthese von Triacylglycerinen (Lipogene- Feuersteinleber f: engl. brimstone liver. Bräun-
ren sind Energielieferanten (Betaoxidation) für se*), stimuliert durch Insulin* lich-graue Leber mit derber Konsistenz und
fast alle Organe. Ihre Freisetzung (Hyperlipazid- – Speicherung von Triacylglycerinen glatter Schnittfläche bei konnataler Syphilis*.
ämie) ist z. B. bei Stress durch Adrenalin ver- – Abgabe von Triacylglycerinen nach Lipolyse* Histologisch zeigen sich eine interstitielle Bin-
mehrt, die Lipolyse z. B. bei Diabetes mellitus, zur Energiegewinnung degewebewucherung und oft Reste fetaler Hä-
Hyperthyreose*, Phäochromozytom* und Hun- – Bildung von Adiponektin*, Leptin* und Öst- matopoeseherde.
ger. rogenen* FEV: Abk. für → Sekundenkapazität
Fettsäurespirale → Fettsäureabbau – eine Abgabe oder Aufnahme von Lipiden FFA: Abk. für free fatty acids → Fettsäuren,
Fettsäuresynthase → Fettsäurebiosynthese geht mit einer Vergrößerung oder Verkleine- freie
Fettsäuresynthetase f: syn. Fettsäure-Synthe- rung von Fettzellen einher; dadurch verän- FFA: Abk. für Finger-Fußboden-Abstand →
tase-Komplex. Cytosolischer Enzymkomplex dert sich auch das Volumen des Fettgewebes Finger-Boden-Abstand
aus 2 identischen Untereinheiten (270 kDA), de- an sich. FFA: Abk. für → Fokus-Film-Abstand
ren Röntgenkristallstruktur 2008 aufgeklärt Braunes Fettgewebe: F-Faø ktor m: engl. F factor. Episomale DNA
wurde. In jeder Untereinheit sind die Enzyme – Speicherung von Lipiden (Plasmide*), die in den Trägerbakterien zur Aus-
zur Fettsäurebiosynthese* halbkreisförmig an- – Verbrennung und Wärmegewinnung durch bildung eines Sexualpilus* für die Konjugation*
geordnet. Über das zentrale niedermolekulare die zahlreichen Mitochondrien. mit anderen Bakterien und für den Austausch
acyl carrier protein wird die zu verlängernde Braune Fettzellen sorgen bei Stimulation durch genetischen Materials führt. Der F-Faktor kann
Fettsäurekette von einem aktiven Zentrum zum den Sympathikus* für die Erwärmung des Kör- im Zytoplasma vorliegen oder in das Bakterien-
nächsten weitergereicht. pers (zitterfreie Thermogenese) von Neugebore- chromosom integriert sein.
Fettschürze f: engl. abdominal apron. Große, nen* und Säuglingen (beim Erwachsenen ist FFI: Abk. für engl. fatal familial insomnia →
fettgefüllte, einfache oder doppelte Hautfalte braunes Fettgewebe nur noch in geringen Men- Insomnie, tödliche familiäre
am Bauch, welche die Leisten- und Genitalregi- gen vorhanden). Dies stellt einen alternativen FFP: Abk. für engl. fresh frozen plasma →
on überlagert. Eine Fettschürze tritt bei Adipo- Mechanismus zur Körpererwärmung durch die Frischplasma, gefrorenes
sitas* auf und kann unter Umständen auch nach Skelettmuskulatur (Muskelzittern) dar. FFT: Abk. für → Fast-Fourier-Transformation
erfolgter Gewichtsreduktion weiterbestehen. Fettzirrhose f: engl. steatocirrhosis. Leberzir- FFTS: Abk. für → Transfusionssyndrom, feto-
Bei kosmetischer und/oder medizinischer Indi- rhose*, die über eine Fettleber* und Fettleberhe- fetales
kation (z. B. intertriginöse Candidose*) wird ei- patitis* (siehe Alkoholhepatitis, nichtalkoholi- FH4: Abk. für → Tetrahydrofolsäure
ne chirurgische Resektion* durchgeführt. sche Steatohepatitis) entsteht. Diagnostiziert FHA: Abk. für → Fokus-Haut-Abstand
Fettsklerem → Sclerema adiposum neonato- wird die Fettzirrhose mit Sonografie, MRT, Le- FHF: Abk. für fetale Herzfrequenz → Herzfre-
rum berbiopsie, Laparoskopie sowie Labor, u. a. GGT quenz
Fettspeicherkrankheiten → Lipidosen (Gamma-Glutamyl-Transferase), ALT (Alanin- FHF: Abk. für fetale Herzfrequenz → Kardioto-
Fettstoffwechsel m: engl. fat metabolism. Ge- Aminotransferase), AST (Aspartat-Aminotrans- kografie
samtheit der biochemischen Abläufe des kata- ferase), Thromboplastinzeit und Blutbild. Fiberendoskop n: engl. fibrescope; syn. Fiber-
bolen und anabolen Stoffwechsels* von Lipiden* Fettzylinder m: Zylinderförmige Struktur im skop. Endoskop mit Glasfaseroptik.
und Fettsäuren*. Der Begriff wird im weiteren Harnsediment mit Einlagerung von Lipiden Fiberendoskopische Evaluation des Schlu-
Sinne als Synonym für Lipidstoffwechsel ver- und Lipoproteinen. Fettzylinder treten bei aus- ckens f: engl. fiberoptic endoscopic evaluation of
wendet. Zu den wichtigsten Fettstoffwechsel- geprägter Proteinurie auf und finden sich im swallowing; Abk. FEES. Untersuchung des
störungen zählen Dyslipidämie*, Hyperlipopro- Harn bei diabetischer Nephropathie und neph- Schluckaktes mittels eines transnasal eingeführ-
teinämie*, Hypolipoproteinämie* sowie Lipido- rotischem Syndrom. ten Fiberendoskops. Die am Schluckakt betei-
sen*. Fetus m: Bezeichnung für die Frucht im Ute- ligten Strukturen und deren Funktion werden
Fettstreifen → Fatty Streaks rus* während der Fetogenese* (ab 61. Gestati- beurteilt. Es wird beobachtet, ob es zu einer Pe-
Fettstuhl → Steatorrhö onstag bis zur Geburt). netration und Aspiration von eingenommenen
Fettsucht → Adipositas Fetus papyraceus m: Komplette intrauterine Substanzen verschiedener Konsistenzen (flüs-
Fettwachs → Adipocire Mumifizierung eines Feten ohne Zeichen der sig, breiig, fest) kommt.
Fettweis-Gips m: Becken-Bein-Gipsverband, Autolyse. Ein Fetus papyraceus kann beim feto- Fibrillation f: Unwillkürliche und unregelmä-
durch den das Hüftgelenk in Sitz-Hock-Stel- fetalen Transfusionssyndrom* nach Absterben ßige Kontraktionen einzelner Fasern eines Mus-
577 Fibroadenom
kels, meist infolge von Denervierung*. Im Ge- Fibrinoid n: Bei Gewebezerfall frei werdende, rinolyse, indem sie die Umwandlung von Plas-
gensatz zu den meist von außen beobachtbaren extrazellulär lokalisierte homogene Substanz, minogen* zu Fibrin*-spaltendem Plasmin er-
Zuckungen sind Fibrillationen nur an der Zun- die sich mit dem sauren Farbstoff Eosin färbt möglichen. Plasmin löst daraufhin den Fibrin-
ge sichtbar, ihre Diagnose erfordert die Elektro- und Färbeeigenschaften des Fibrins* besitzt. In anteil der intravasalen Thromben auf, die sich
myografie*. Ein Sonderfall sind lebensbedrohli- der zellfreien Substanz finden sich Bestandteile im Rahmen der Blutgerinnung* in den Gefäßen
che Fibrillationen des Myokards bei Vorhofflim- von zerfallenen Zellen. und an der Herzwand gebildet haben. Fibrino-
mern oder Kammerflimmern. Fibrinolyse-Inhibitoren m pl: engl. inhibitors lytika fungieren als Gegenspieler der Blutgerin-
Fibrillationspotenziale → Elektromyografie of fibrinolysis; syn. Antifibrinolytika. Sammelbe- nung. Beispiele sind Streptokinase, Urokinase*,
Fibrin n: Endprodukt (Faktor Ia) der Blutgerin- griff für Hemmstoffe der Fibrinolyse. Fibrinoly- APSAC und Plasmin* sowie Gewebeplasmino-
nung*, entsteht in Anwesenheit von Ca2+ aus se-Inhibitoren verhindern auf verschiedenen genaktivatoren wie Alteplase, Reteplase und
Fibrinogen durch proteolytische Aktivität von Wegen den fibrinvermittelten Abbau der Tenecteplase.
Thrombin. Der Abbau von Fibrin (Fibrinolyse) Thromben. Sie eignen sich zur Therapie der pri- Indikationen: Die Anwendungsgebiete unter-
erfolgt z. B. durch Plasmin*. Fibrin spielt als Be-
standteil des Thrombus* bei der Blutgerin-
mären und sekundären Hyperfibrinolyse* sowie
als Antidot* bei therapeutischer Fibrinolyse und
scheiden sich je nach Wirkstoff. Beispiele sind:
– Lungenembolie F
nung* eine wichtige Rolle. sind z. T. Bestandteil von Fibrinklebern. Bei- – thrombosierte, arteriovenöse Shunts
Chemische Struktur: Fibrin ist ein hochmoleku- spiele sind p-Aminomethylbenzoesäure, Tra- – akuter, okulärer Zentralgefäßverschluss
lares, wasserunlösliches Proteinpolymer mit nexamsäure und Aprotinin. – Herzinfarkt
zahlreichen Quervernetzungen (siehe Abb.). Einteilung: – STEMI (ST-segment elevation myocardial in-
– Physiologisch/körpereigene Fibrinolyse-Inhi- farction)
bitoren: 1. intrinsische (plasmatische) Anti- – tiefe Venenthrombosen
plasmine 2. extrinsische (gewebeständige) – akute und subaktue Thrombosen
Plasminogenaktivator-Inhibitoren – arterielle Verschlusskrankheit
– therapeutische Fibrinolyse-Inhibitoren: – die präklinische Relevanz bei akutem Koro-
1. Aprotinin 2. synthetische Plasminogenak- narsyndrom ist gegenüber PCI stark rückläu-
tivator-Inhibitoren. fig.
Wirkstoffgruppen: Antiplasmine werden auch Verabreichungsform: Überwiegend parenteral,
als intrinsische Fibrinolyse-Inhibitoren be- im Fall von Streptokinase auch topisch.
zeichnet, da sie sich im Blutplasma befinden. Nebenwirkungen: Wirkstoffabhängig; typische,
Sie hemmen die fibrinolytische Wirkung von gemeinsame Nebenwirkungen sind:
Plasmin*. Ein Beispiel ist Alpha-2-Antiplasmin. – Übelkeit, Erbrechen
Plasminogenaktivator-Inhibitoren hemmen – Blutungen
die Aktivierung von Plasminogenaktivatoren*, – Hypotonie*
welche ihrerseits Plasminogen in Fibrin* spal- – Embolie*
Fibrin: Erythrozyten im Netzwerk aus Fibrin tendes Plasmin umwandeln. Zu den Plasmino- – Fieber.
(rasterelektronenmikroskopische Vergrößerung genaktivator-Inhibitoren zählen u. a. der aus Fibrinopenie f: engl. fibrinopenia. Mangel an
ca. 5000-fach). [58] Endothelzellen stammende PAI-1 und der in Fibrin* infolge Afibrinogenämie*.
der Plazenta gebildete PAI-2. Aprotinin: Der Fibrinopeptide n pl: engl. fibrinopeptides. Die
Fibrinkleber m: engl. fibrin glue. Aus 2 Kompo- Proteinasen-(Kallikrein-)Inhibitor Aprotinin bei der Umwandlung von Fibrinogen zu Fibrin-
nenten zusammengesetzter Gewebekleber zur hemmt u. a. die Plasminaktivatoren und fibrin- monomer durch Thrombin abgespaltenen Pep-
intraoperativen lokalen Anwendung. Die erste spaltendes Plasmin. Weiterhin inhibiert er die tidkettenpaare Fibrinopeptid A (FPA; Abspalt-
Komponente enthält gerinnungsfähiges Hu- Gerinnungsfaktoren XIIa, XIa, VIIIa, Trypsin, produkt von Aα-Kette des Fibrinogens) und Fib-
manprotein, die zweite Thrombin und Ca2+. Bei Chymotrypsin* und Kallikrein*. Synthetische rinopeptid B (FPB; Abspaltprodukt von Bβ-Ket-
Mischung bildet sich ein Fibrinnetz, das u. a. Plasminogenaktivator-Inhibitoren wirken te des Fibrinogens).
(Organ-)Blutungen stillt, Gefäße abdichtet so- wie die körpereigenen Plasminogenaktivator- Hintergrund: Die Abspaltung der Fibrinopepti-
wie Transplantate und Knochenstücke fixiert. Inhibitoren, werden jedoch künstlich herge- de ist Voraussetzung für die Bildung von ver-
Anwendung: Intraoperatives Aufsetzen von Fib- stellt und im Rahmen einer Therapie verab- netztem Fibrin* und spielt somit eine wichtige
rinschwämmchen auf Wundflächen oder Pro- reicht. Beispiele sind p-Aminomethylbenzoe- Rolle bei der Blutgerinnung* (Abb. 1 dort).
thesennaht, bis die Blutung gestillt ist. säure und Tranexamsäure. Klinische Bedeutung: Früher erfolgte die labor-
Fibrin-Monomer-Test m: engl. fibrin monomer Fibrinolytika n pl: engl. fibrinolytics; syn. diagnostische Bestimmung der (z. B. bei Hyper-
test; Abk. FM-Test. Labortechnischer Nachweis Thrombolytika. Therapeutisch genutzte Plas- koagulabilität, Thrombose, Embolie, Ver-
von Komplexen aus Fibrinmonomeren im Plas- minogenaktivatoren* zur Behandlung von Ge- brauchskoagulopathie oder Sepsis erhöhten)
ma zur Abklärung einer Verbrauchskoagulopa- fäßverschlüssen, z. B. bei tiefer Venenthrombo- Konzentration von FPA im Blut durch ELISA.
thie*. se und Lungenembolie. Fibrinolytika bewirken Aufgrund der geringen Halbwertszeit von FPA
fibrinös: engl. fibrinous. Durch Fibrinbeimi- die Spaltung von Plasminogen* zu Plasmin*, wird heutzutage die Konzentration der D*-Di-
schung gerinnend, z. B. fibrinöses Exsudat. welches wiederum das Fibringerüst intravasaler mere bestimmt.
Fibrinogenmangelblutung → Afibrinogen- Thromben auflöst. Beispiele sind Streptokinase, Fibroadenom n: engl. fibroadenoma. Adenom*
ämie Urokinase*, Tenecteplase und Reteplase. Die mit reichlich entwickeltem Bindegewebe. Mak-
Fibrinogenmangelblutung → Hypofibrino- Applikation erfolgt überwiegend parenteral. roskopisch imponiert es als relativ scharf be-
genämie Wirkung: Fibrinolytika zählen zur Gruppe der grenzter Knoten von derb-elastischer Konsis-
Fibrinogenopenie → Hypofibrinogenämie Plasminogenaktivatoren. Sie aktivieren die Fib- tenz mit grau-weißer Schnittfläche. Es tritt z. B.
Fibroblast 578
in der weiblichen Brust (Mammatumoren*), im und linker Körperhälfte, ober- und unterhalb
Ovar, Uterus und in der Prostata auf. der Hüfte 2. mindestens 11 der 18 Druck-
Fibroblaø st m: Spezifische, ortsständige Zelle* punkte (sog. tender points, siehe Abb.) sind
des Bindegewebes*. Der Fibroblast ist am Auf- bei Druck von ca. 40 N/cm2 (ca. 4 kg Masse)
und Abbau der extrazellulären Matrix beteiligt schmerzhaft 3. kein Druckschmerz an be-
und stellt damit die aktive Form des ruhenden stimmten Kontrollpunkten (laterales Drittel
Fibrozyten* dar. Er ist charakterisiert durch sei- des Schlüsselbeins, Mitte des dorsalen Unter-
ne gestreckte Zellform, lange zytoplasmatische arms, volares Radiokarpalgelenk, Daumen-
Fortsätze und einen großen ovalen Zellkern*. ballen, Daumennagel, dorsales Zeigefinger-
Fibroblasten synthetisieren Fibronektin*. grundglied, Tuber calcanei) 4. normale La-
Fibroblaø stenwachstumsfaktor → Fibroblast borwerte (BSG, Leukozyten, Rheumafaktor,
Growth Factor Fibroma molle [77] ANA, Kreatinkinase) und Röntgenbefunde
Fibroblast Growth Factor: syn. Fibroblasten-
F wachstumsfaktor; Abk. FGF. Zytokin, das im
5. Differenzialdiagnosen: sekundäres Fib-
romyalgiesyndrom, myofasziales Schmerz-
Rahmen von Ontogenese, Wundheilung, Häma- Abtragung erfolgt mit der Schere (sog. Scheren- syndrom*, Tendopathie*
topoese und Tumorentstehung zur Wirkung schlag). Siehe Abb. – Therapie: 1. nicht pharmakologisch: Desen-
kommt. Die molekular unterschiedlichen Subs- Fibroma myxomatodes n: Fibrom* mit Ver- sibilisierung des Schmerzes durch körperli-
tanzen (FGF1–FGF23) werden in Fibroblasten, flüssigung der Grundsubstanz. che Aktivierung, z. B. durch Hydrotherapie
Muskelzellen, Endothelzellen, T-Lymphozyten, Fibroma peø ndulans → Fibroma molle mit und ohne Bewegungsübungen, Aerobic
Leberzellen, Makrophagen, Gliazellen sowie in Fibromatose f: engl. fibromatosis. Diffuse oder und Muskeltraining; Änderung der Lebens-
embryonalem und Tumorgewebe gebildet. umschriebene, im Allgemeinen benigne Binde- weise, z. B. Entspannung, Schlaf, Bewegung,
Fibrocartilago → Faserknorpel gewebevermehrung bei gleichzeitiger Paren- Relaxations-, Rehabilitations-, Physio- und
Fibrocartilago intervertebralis → Band- chymatrophie, z. B. in der Mamma oder Pros- Psychotherapie 2. pharmakologisch (Off*-La-
scheibe tata. bel-Use): Amitriptylin; ggf. Duloxetin, Prega-
Fibroelastom, kardiales n: engl. cardial fibro- Fibromatosis gingivae → Gingivahyperpla- balin*, Fluoxetin, Paroxetin, Gabapentin*,
elastoma. Meist an Mitralklappe oder Aorten- sie, fibröse evtl. Paracetamol, schwaches Opioid (Trama-
klappe lokalisierter primärer benigner Herztu- Fibromatosis plaø ntae → Morbus Ledderhose dol*)
mor*, häufig als asymptomatischer Zufallsbe- Fibrom, kardiales n: engl. cardiac fibroma. V. a. – Prognose: häufig spontane Besserung im Al-
fund. Herztumor* (Tab. dort). aus Bindegewebezellen und Kollagenfasern be- ter.
Fibroelastosis endocardiaca → Endokardfib- stehende benigne mesenchymale Neoplasie Sekundäres Fibromyalgiesyndrom
rose (Fibrom*) am Herzen. Im Kindesalter sind kar- – Generalisiertes oder regionales (psychogenes)
Fibroepitheliom n: engl. fibroepithelioma. Be- diale Fibrome die zweithäufigsten Herztumo- Schmerzsyndrom bei anderen Erkrankungen
nigner differenzierter Tumor aus Binde- und ren. Sie sind meist ventrikulär lokalisiert, bei (v. a. Trauma, entzündliche und degenerative
Epithelgewebe, z. B. als Papillom*. Erwachsenen insbesondere an der Aortenklap- rheumatische Erkrankungen, endokrinologi-
fibrös: engl. fibrous; syn. fibrosus. Bindegewe- pe. Herztumor* (Tab. dort). sche, infektiöse, maligne Erkrankungen)
big, aus faserigem Bindegewebe bestehend. Fibromyalgiesyndrom n: engl. fibromyalgia. oder als UAW
Fibrolipom n: engl. fibrolipoma. Lipom* mit Nichtentzündlich bedingtes Schmerzsyndrom – ca. 3-mal häufiger als das primäre Fibromyal-
reichlichem Bindegewebeanteil. mit chronischen Weichteilbeschwerden. giesyndrom
Fibrolysin → Plasmin Formen: Primäres Fibromyalgiesyndrom – Diagnostik: druckschmerzhafte Kontroll-
Fibrom n: engl. fibroma. Benigne mesenchyma- – Extraartikuläre Erkrankung des rheumati- punkte
le Neoplasie, die v. a. aus Bindegewebezellen schen Formenkreises mit unklarer Ätiologie – Differenzialdiagnose: Depression*
und Kollagenfasern besteht. Kombinationen im Sinne einer funktionellen Störung – Therapie: Behandlung der Grunderkran-
mit anderen Gewebearten sind möglich, z. B. als – Klinik: 1. Gemeinsamkeiten mit chroni- kung, sonst wie bei primärem Fibromyalgie-
Myofibrom oder Adenofibrom*. Grundsätzlich schem Müdigkeitssyndrom* 2. generalisierte syndrom.
ist sein Auftreten überall im Körper möglich, Tendomyopathie mit chronischen Muskel- Fibromyom n: engl. fibromyoma. Aus Muskel-
besonders häufig ist das Sehnenscheidenfib- schmerzen 3. Ein- und Durchschlafstörun- zellen und Bindegewebe bestehendes Myom*.
rom. gen 4. zu 80–90 % das weibliche Geschlecht Fibromyopathie, ossifizierende → Myositis
Fibroma → Fibrom betreffend 5. Manifestation meist zwischen ossificans circumscripta
Fibroma cavernosum n: engl. telangiectatic fi- 20. und 50. Lj. 6. Schmerzverstärkung durch Fibronektine n pl: engl. fibronectins. Durch al-
broma. Gefäßreiches, oft polypöses Fibrom*. Kälte, Stress, körperliche Überlastung und ternatives mRNA-Splicing entstandene Glyko-
Fibroma cyø sticum n: engl. cystic fibroma; syn. Ruhe, Besserung durch Wärme und mäßige proteine* (Mr 450 000), die aus 2 über Disulfid-
Zystisches Fibrom. Fibrom* mit Höhlenbil- Aktivität 7. Begleitsymptome: Morgensteifig- brücken verbundenen Polypeptidketten aufge-
dung. keit der Gelenke ohne Schwellungen, peri- baut sind. Die von Fibroblasten erzeugten und
Fibroma moø lle n: engl. soft fibroma; syn. Akro- phere Parästhesien und Schwellungsgefühl abgegebenen Fibronektine sind in der extrazel-
chordon. Weiches Fibrom durch Ausstülpung an den Händen ohne objektiven Befund, gute lulären Matrix* sowie auf der Zelloberfläche
von Dermis und Epidermis, vorkommend als (passive) Beweglichkeit, keine Muskelatro- von Bindegewebszellen lokalisiert. Der Refe-
multiple, gestielte, kleine Papeln im Bereich phie, Spannungskopfschmerz, Reizdarmsyn- renzbereich liegt bei ca. 330 mg/l Blutplasma.
von Achseln, Hals und Leistenbeuge (besonders drom Funktion: Fibronektine vermitteln Zell-Zell-In-
bei adipösen Personen) oder als bis zu einigen – Diagnostik: 1. Ausgedehnte, seit mindestens teraktionen durch Bindung zahlreicher Makro-
Zentimetern großer, meist solitärer Tumor. Die 3 Monaten bestehende Schmerzen in rechter moleküle, z. B. Kollagen, Glykosaminoglykane,
579 Fibrose, zystische
– zystische Pankreasfibrose 2. 30–60 mmol/l Graubereich, Kontrolle bzw. Firbrothorax die Fibrosierung der Thoraxrest-
– sekundäre pulmonale Veränderungen infolge Genetik 3. > 60 mmol, 2-mal sehr wahr- höhle nach Pneumektomie* als langsam ablau-
Entzündung. scheinlich 4. Mittelwert bei zystischer Fibro- fenden, einseitigen Schrumpfungsprozess.
Klinik: Manifestation von subklinischer, sehr se: ca. 90 mmol/l Fibrozyt m: engl. fibrocyte. Spindelförmige Zel-
leichter bis zu schwerster, protrahierter Ver- – Gehalt an Albumin im Mekonium und Kon- len des Bindegewebes mit länglich-ovalen Ker-
laufsform: zentration von immunreaktivem Trypsin im nen und langen Fortsätzen, die das Bindegewe-
– Respiratorisch: 1. meist bereits in früher Blut erhöht; Bestimmung der Pankreaselasta- be stützen und stabilisieren.
Kindheit Husten, im Lauf der Zeit immer se im Stuhl; Untersuchung des Speicheldrü- Fibula f: Wadenbein, langer schlanker Kno-
produktiver werdend, Tachypnoe, Tachykar- sensekrets chen, der mit der stärkeren Tibia* den knöcher-
die und teilweise Bronchospasmus; im weite- – ggf. molekulargenetischer Nachweis, d. h. di- nen Unterschenkel* bildet. Die Fibula besteht
ren Verlauf verminderte körperliche Belast- rekte Genanalyse* aus dem Caput fibulae mit Facies articularis ca-
barkeit und Dyspnoe; später als Folge der – CFTR-Funktionstest pitis und Apex capitis, dem Collum fibulae,
F fortschreitenden Zerstörung des Lungenpa-
renchyms respiratorische Insuffizienz mit
– nasale Potenzialdifferenzmessung
– elektrophysiologische Messung an Rektum-
Corpus fibulae und distal dem Malleolus latera-
lis. Die Syndesmosis* tibiofibularis verbindet
Sauerstoffpflichtigkeit, erst sehr spät CO2- schleimhautbiopsien Tibia* und Fibula*. Siehe Abb.
Retention und Cor pulmonale; in 50 % chro- – ggf. Pränataldiagnostik Anatomie: Der Fibulaschaft besitzt 3 Kanten
nische Sinusitis, Mehrzahl der Patienten mit – Diagnostik der Folgeerkrankungen. und 3 Flächen:
Trommelschlegelfingern und Uhrglasnä- Therapie: Klinisches Management und Behand- – Zwischen dem Margo interosseus der Fibula
geln, Atelektasen* durch Verlegung der Lu- lung in einem CF-Zentrum mit allen erforderli- und dem Margo interosseus der Tibia ist die
mina der kleinen Bronchien mit verstärkt se- chen Professionen: Membrana interossea aufgespannt.
zerniertem viskösem, eiweißreichem Sekret – Pulmonal: 1. v. a. Atemtherapie durch Phy-
der mukösen Drüsen der Atemwege 2. häufig siotherapie, z. B. autogene Drainage, Klopf-
bakterielle Besiedlung des Sekrets als Ursa- massage der betroffenen Lungenabschnitte
che für rezidivierende oder chronische Bron- 2. Inhalationstherapie mit Beta-2-Sympatho- Apex capitis
fibulae
chitis*, Peribronchitis, Pneumonie* und mimetika bei bronchialer Hyperreagibilität, Caput fibulae
Bronchiektasen*, häufigste Erreger pulmona- Mukolytika, z. B. hypertone NaCl-Lösung, re-
ler Infektionen: Pseudomonas* aeruginosa, kombinante DNAse 3. rechtzeitige und ge- Collum fibulae
Burkholderia cepacia, Staphylococcus* aure- zielte Antibiotikatherapie, ggf. antibiotische
us und Haemophilus* influenzae 3. manch- Intervalltherapie 4. antifugale Therapie der Margo anterior
mal Entwicklung einer allergischen broncho- ABPA 5. nach Ausschöpfung aller sonstigen
pulmonalen Aspergillose (Abk. ABPA) 4. im Therapieoptionen ggf. Doppellungentrans-
Rahmen von Exazerbationen bei älteren Pati- plantation (siehe Lungentransplantatio) oder Margo interosseus
enten Hämoptysen, bei fortgeschrittener Er- Herz-Lungen-Transplantation 6. nur für Pa-
krankung Pneumothorax in ca. 3,4 % tienten mit der Mutation G551D gibt es ei- Margo posterior
– gastrointestinal: 1. häufig Analprolaps* oder nen CFTR-Potenziator (Ivacaftor), der zu ei- Facies lateralis
Rektumprolaps* 2. bei Neugeborenen in ca. ner deutlichen Verbesserung der Lungen-
15 % Mekoniumileus* 3. durch erhöhte Vis- funktion, Abnahme der Infekthäufigkeit, Ge- Facies medialis
kosität der Galle Cholestase* mit Gallepfropf- wichtszunahme und einer Verringerung des
syndrom*, bei Neugeborenen evtl. mit Icterus Chloridgehaltes im Schweiß auf Werte unter Facies posterior
prolongatus und im weiteren Verlauf choles- 60 mmol/l führt
tatischer Leberzirrhose* 4. exokrine Pankre- – gastrointestinal-pankreatisch: 1. orale Substi-
Crista medialis
asinsuffizienz* bei 80–90 % der CF-Patienten tution von Pankreasenzymen mit Präparaten
als Folge der zystischen Pankreasfibrose mit aus Schweinepankreas und Diät, d. h. hoch-
schwerer Steatorrhö* und häufigen, volumi- kalorische Ernährungstherapie mit 40 % Fett-
nösen, übelriechenden Stühlen, Maldigesti- anteil und Supplementation oder Substituti-
on* und Malabsorption*, evtl. mit schwerer on lipophiler Vitamine sowie ggf. Elektrolyte
Dystrophie, Hypoproteinämie, Ödemen und u. a. Nährstoffe 2. bei Diabetes mellitus Insu-
Vitaminmangel v. a. im Säuglingsalter; chro- lintherapie 3. u. U. Anlage einer PEG-Sonde
nische Bauchschmerzen mit geblähtem Ab- 4. Choleretika*.
domen 5. bei fortschreitender Fibrosierung Prognose: Mittlere Überlebenszeit in Deutsch-
Facies articularis
auch endokrine Pankreasinsuffizienz mit ge- land derzeit etwas unter 42 Jahren, ca. 80 % der malleolaris
störter Glukosetoleranz oder einem CF-asso- Patienten erreichen derzeit mindestens das
ziierten Typ-3-Diabetes* mellitus 30. Lj., respiratorisches Versagen mit ca. 90 % Sulcus malleolaris
– andrologisch: männliche Sterilität* in 98 % der Patienten häufigste Todesursache. 90 % der Malleolus lateralis
der Fälle infolge Ductus-deferens-Aplasie Patienten häufigste Todesursache.
beidseits. Fibrositissyndrom → Fibromyalgiesyndrom Fibula: Wadenbein von dorsal (links im Bild) und
Diagnostik: Fibrothorax m: Bezeichung einerseits für eine ventral (rechts). Der dünne Knochen liegt lateral der
– Früherkennung im Neugeborenenalter: er- ausgedehnte Pleuraschwarte*, welche die Lunge Tibia und ist gegenüber dem Schienbein nach distal
höhte Elektrolytkonzentration im Schweiß: mantelartig umgreift und damit die normale verschoben. Da kein Gelenkkontakt mit dem Femur
1. Chlorid < 30 mmol/l: CF unwahrscheinlich Atemexkursion behindert. Andererseits meint besteht, ist die Fibula kein tragender Knochen.
581 Fieber
– An der Außenseite des distalen Ende der Fi- (Sauerstoffaufnahme*) und avDO2 (arteriovenö- – (selten) direkte Sollwertverstellung durch
bula ist der Malleolus lateralis über die Facies se Sauerstoffdifferenz*). zentralnervöse Irritation thermoregulatori-
articularis malleoli lateralis mit dem Talus scher Hirnstrukturen (Emotion, organischer
gelenkig verbunden. Hirnschaden).
– Dorsal davon befindet sich die Fossa malleoli Klinik: Bei Fieber besteht eine erhöhte Körper-
lateralis, in der das Lig. talofibulare posterius Fick-Zeichen → Vakuumphänomen kerntemperatur, anhand derer die Einteilung in
ansetzt. Fieber n: engl. fever; syn. Febris. Erhöhung der Schweregrade erfolgt:
– Im Sulcus malleolaris an der Außenfläche Körpertemperatur infolge einer Sollwertverstel- – ≤ 38 °C: subfebrile Temperaturen
dorsal des Malleolus lateralis verlaufen die lung im hypothalamischen Wärmeregulations- – > 38 bis ≤ 39 °C: mäßiges Fieber
Peronealsehnen. zentrum. Fieber tritt als unspezifisches Symp- – > 39 °C: hohes Fieber
Die Syndesmosis tibiofibularis verbindet Tibia tom auf, z. B. bei Infektionen und Verletzun- – > 41 °C: Hyperpyrexie.
und Fibula an ihren distalen Enden. Sie besteht gen, und ist ab > 41 °C lebensbedrohlich. Die Begleitsymptome des Fiebers sind häufig allge-
aus 2 Ligamenta:
– Das Lig. tibiofibulare anterius schräg zwi-
Therapie erfolgt vorzugsweise kausal und/oder
durch fiebersenkende Maßnahmen (vor allem
meines Krankheitsgefühl, Inappetenz und
Kopfschmerzen. Mögliche Komplikationen F
schen den Vorderflächen der beiden Kno- bei Fieber > 39 °C). sind Tachykardie und Tachypnoe infolge des
chenenden Ursache: Fieber ist ein unspezifisches Symptom gesteigerten Stoffwechsels (siehe Van‘t-Hoff-Re-
– das Lig. tibiofibulare posterius horizontal einer Akute-Phase-Reaktion und unterstützt gel), Ekksikose, Kreislaufdysregulation, arteri-
zwischen den Hinterflächen. physiologisch die Abwehrvorgänge des Körpers, elle Hypotonie, Bewusstseinsstörungen und
Diese doppellagige Konstruktion der Syndes- z. B. über Beschleunigung biochemischer Reak- epileptische Anfälle.
mose gewährleistet zum einen die Verlagerung tionen (siehe Van’t-Hoff-Regel). Es kommt als Fieber-Stadien: Fieber verläuft in Stadien:
der beiden Unterschenkelknochen bei der Fuß- unspezifisches Allgemeinsymptom bei verschie- – Stadium incrementi (Fieberanstieg): In die-
dorsalflexion und zum andern den Zusammen- denen Erkrankungen vor, vor allem bei: sem Stadium reagieren disponierte Säuglinge
halt der beiden Unterschenkelknochen auch bei – Infektionen durch Viren, Bakterien, Pilze und Kleinkinder mit einem Fieberkrampf*,
großen von distal einwirkenden Kräften. – malignen Erkrankungen ältere Kinder mit Frösteln, kühlen Gliedern
Fibulafraktur f: engl. fracture of the fibula. – Traumata, z. B. Hämatom, Fraktur, auch und Kreislaufzentralisation, Erwachsene mit
Bruch des Wadenbeins (Fibula*). postoperativ und Extremsport Schüttelfrost.
Fibulaosteotomie f: engl. fibular osteotomy. – Autoimmunerkrankungen und Kollageno- – Fastigium (Fieberhöhe): Bei hohem Fieber
Osteotomie* der Fibula, z. B. bei Korrekturos- sen, z. B. rheumatisches Fieber, Lupus ery- besteht die Gefahr des Fieberdelirs mit Be-
teotomie (Pendelosteotomie*) oder Distrakti- thematodes. wusstseins- und Sinnestrübung.
onsverlängerung am Unterschenkel sowie zur Seltenere Ursachen sind: – Stadium decrementi (Fieberabfall, Deferves-
Entnahme eines Fibulatransplantats*. – Neuroendokrine Störungen, z. B. Hyperthy- zenz): Die Entfieberung geschieht lytisch,
Fibula-pro-Tibia-Plaø stik f: syn. Hahn-Bran- reose langsam im Verlauf von Tagen, oder kritisch,
des-Plastik. Operatives Verfahren, bei dem die – Dehydratation, v. a. bei Säuglingen (siehe schnell, im Verlauf von Stunden. Dabei
Fibula zum tragenden Unterschenkelknochen Durstfieber) kommt es typischerweise zu Schweißausbrü-
umgewandelt wird. Angewendet wird die Me- – autoinflammatorische Erkrankungen, z. B. chen mit Flüssigkeitsverlust, bei der kriti-
thode z. B. bei angeborener Fehlbildung, lang- familiäres Mittelmeerfieber schen Entfieberung evtl. mit Kreislaufdysre-
streckiger Fraktur, Pseudarthrose oder Zustand – Arzneimittel- oder Drogen-induziertes Fie- gulation.
nach Tumorresektion im Bereich der Tibia (als ber Fieber-Formen: Früher wurde den Verlaufsfor-
Alternativverfahren zur Kallusdistraktion*). – ZNS-Erkrankungen mit Wirkung auf das men des Fiebers (Fieberkurven) große Bedeu-
Vorgehen: Synostosierung von Tibia und Fibu- Wärmezentrum, z. B. Schädel-Hirn-Trau- tung beigemessen, heute sind sie in typischer
la, z. B. durch Einbolzung mit Osteosynthese. men. Form aufgrund der regelmäßig einsetzenden
Fibularislähmung → Peroneuslähmung Eine Erhöhung der Körperkerntemperatur auf Therapiemaßnahmen nur noch selten zu be-
Fibularisphänomen → Peroneusphänomen > 38 °C (bei Kindern > 38,5 °C) über eine Dauer obachten:
Fibularissehnenluxation → Peronealsehnen- von mindestens 8 Tagen ohne bekannte Ursache – Continua febris (Febris continua): meist über
luxation wird als Fieber unklarer Ursache (FUO, fever of 39 °C und über Tage um weniger als 1 °C
Fibulatransplantat n: engl. fibula flap. Knö- unknown origin) bezeichnet. schwankend, z. B. bei Typhus abdominalis,
chernes Gewebetransplantat aus der Fibula mit Pathogenese: epidemischem Fleckfieber, Brucellose, infek-
anatomisch definierter Gefäßversorgung über – Indirekte Sollwertverstellung durch Pyroge- tiöser Endokarditis, Viruspneumonie
die A. peronea und begleitende Venen. Es wird ne, die aus körpereigenen Geweben freige- – remittierendes Fieber (Febris remittens): stär-
v. a. eingesetzt als (Haut-)Muskel-Knochen- setzt werden (z. B. Prostaglandine und Inter- ker schwankend, aber stets über Normaltem-
transplantat mit Gefäßanschluss in der rekons- leukin-1 aus aktivierten Phagozyten oder peratur, hinweisend auf Lokal- oder Hohl-
truktiven Extremitätenchirurgie und zur Un- Zerfalls- oder Stoffwechselprodukte bei Zer- rauminfektionen, z. B. bei Sinusitis, Harn-
terkieferrekonstruktion in der plastischen Ge- störung von Körper- oder Tumorzellen, siehe wegsinfektion, Segmentpneumonie, Sepsis
sichtschirurgie. Resorptionsfieber*), oder exogene Pyrogene – intermittierendes Fieber (Febris* intermit-
Ficat-Arlet-Klassifikation → Femurkopfnek- (z. B. Lipopolysaccharide oder Toxine aus tens): im Verlauf eines Tages wechseln hohe
rose Bakterien). Pyrogene führen über Kaskaden Temperaturen mit fieberfreien Intervallen
Fick-Formel f: engl. Fick formula. Formel zur von Prozessen (z. B. Steigerung der Prostag- ab; die Schwankungen betragen mehr als
Berechnung des Herzminutenvolumens (HMV). landinsynthese) zur Sollwertverstellung der 1,5 °C, z. B. bei Sepsis und Pleuritis
Dieses ergibt sich aus dem Quotienten von Vᠨ O2 Körpertemperatur in den Thermoregulati- – rekurrierendes Fieber (Febris recurrens, Rück-
onszentren im Hypothalamus fallfieber, periodisches Fieber): Fieberschübe
Fieber, akutes rheumatisches 582
über mehrere Tage wechseln mit 2- bis 15- mit Berührungsempfindlichkeit, Rötung
Fieber, akutes rheumatisches:
tägigen fieberfreien Intervallen ab, z. B. bei Jones-Kriterien. und Überwärmung
Malaria, Borreliosen und Cholezystitis – kardiale Manifestation: 1. v. a. Endo-, Myo-
– undulierendes Fieber (Febris undulans): wel- Hauptkriterien und Perikarditis 2. häufig Mitralklappenin-
lenförmiger Temperaturverlauf mit Phasen Karditis suffizienz, gefolgt von Mitralklappenstenose
hohen Fiebers und fieberfreien Intervallen je- Polyarthritis (insbesondere großer Gelenke)[1] und Aortenklappenfehlern
weils über Tage, z. B. bei Morbus Hodgkin Chorea minor Sydenham – Chorea* minor Sydenham (selten): 1. Wochen
und Tumoren bis Monate nach Infektion auftretende Bewe-
Erythema anulare rheumaticum[2]
– biphasisches Fieber (Dromedartyp): zweigipf- gungsstörung infolge antineuronaler Anti-
lige Fieberkurve mit dem Umriss eines 2- subkutane Knötchen (sog. körper 2. häufiger bei Mädchen 3. schleichen-
Rheumaknötchen)[3]
höckrigen Kamels (die Bezeichnung Drome- der Beginn mit innerer Unruhe und emotio-
dar ist irreführend), z. B. bei Masern und Me- Nebenkriterien naler Labilität gefolgt von choreatischer Be-
F ningokokkensepsis.
Diagnostik:
Fieber
Arthralgie –
wegungsstörung
Erythema* marginatum rheumaticum (Abb.
– Messung der Körperkerntemperatur (meist dort): blaß rötliche, flüchtige ring- und gir-
Laborbefunde: Leukozytose, erhöhte
im Ohr, axillär oder rektal, intensivmedizi- Konzentration der Akute-Phase-Proteine im landenförmige Erytheme mit Bevorzugung
nisch auch invasiv; siehe Körpertemperatur- Blut, z. B. CRP; beschleunigte BSG des Rumpfes, selten (ca. 4 %)
messung) – subkutane Knötchen (sog. Rheumaknoten)
EKG-Veränderung, z. B. verlängerte PQ*-Zeit
– Abklärung der Ursache durch körperliche an Sehnenscheiden, Periost und Gelenkkap-
Untersuchung und Anamnese sowie ggf. wei- Zusatzkriterien seln, selten
terführende Diagnostik, z. B. durch laborche- positiver kultureller Nachweis oder Antigen- – bei Erwachsenen oft nur periphere Arthritis
mische Bestimmung der Entzündungspara- nachweis von Streptokokken der Gruppe A mit mono- oder polyartikulärem Befallmus-
meter oder bildgebende Verfahren. Länger signifikant ansteigender Streptokokken- ter und migratorischem Charakter.
anhaltendes Fieber ohne erkennbare Ursache Antikörpertiter Diagnostik:
erfordert eine diagnostische Abklärung (siehe Diagnose akutes rheumatisches Fieber: – Mindestens 2 Haupt- oder 1 Haupt- und
Fieber unbekannter Ursache). wenn (zusätzlich zu Zusatzkriterium) 2 Haupt- 2 Nebenkriterien der Jones*-Kriterien, siehe
Differenzialdiagnostik: Hyperthermie: Erhö- kriterien oder 1 Haupt- und 2 Nebenkriterien Tab.
hung der Körperkerntemperatur ohne Sollwert- erfüllt sind – in der Regel Nachweis: 1. einer Infektion mit
verstellung, z. B. durch Hitzschlag. bzw. (sog. Ausnahmekriterien): betahämolysierenden Streptokokken bei z. B.
Therapie: bei Chorea minor Sydenham mit Ausschluss akuter Tonsillitis oder Scharlach durch Ab-
– Therapie der Grunderkrankung, z. B. Anti- anderer Ursachen für Chorea oder strich 2. der entsprechenden Antigene im Ra-
biotikatherapie bei bakterieller Infektion, bei neuem Herzklappenfehler unklarer Genese chenabstrich, vgl. Point*-of-Care-Diagnostik
Nekrosenentfernung (larvierte inapparente Karditis) 3. ansteigender Antikörpertiter gegen Strep-
– symptomatisch: Fiebersenkung durch Ver- Diagnose Rezidiv eines akuten rheumatischen tokokkenexoenzyme, d. h. Antistreptolysin-
besserung der Wärmeabgabe, z. B. durch Wa- Fiebers (Vorkommen meist im ersten Folge- O, Antihyaluronidase, Anti-DNase-B, Anti-
denwickel (beruht auf dem Effekt der Ver- jahr): 1 erfülltes Hauptkriterium oder unklares NADase, Antistreptokinase
Fieber oder unklare Arthralgie
dunstungskälte, ist nur bei warmen Extremi- [1] – kein Erregernachweis im Gelenk, da Autoim-
mit migratorischem Charakter und häufig
täten wirksam) und pharmakologisch durch munreaktion.
flüchtigen Symptomen; häufigstes erfülltes
Antipyretika (vor allem bei hohem Fieber Hauptkriterium; Therapie:
> 39 °C indiziert) [2]
selten, aber pathognomonisch; – Streptokokkeneradikation: mindestens 10-
– ausreichend Flüssigkeitszufuhr: Pro 1 °C [3]
sehr selten tägige Antibiotikatherapie mit Penicillin, in
Temperaturanstieg benötigt der Organismus der Regel Phenoxymethylpenicillin, bei Al-
täglich 0,5–1 l Flüssigkeit zusätzlich. lergie Erythromycin*
Fieber, akutes rheumatisches n: engl. acute – symptomatisch: Acetylsalicylsäure* u. a.
rheumatic fever; syn. Febris rheumatica acuta. chen, familiär gehäuft bei genetischer Disposi- nichtsteroidale Antiphlogistika, ggf. ergän-
Durch betahämolysierende Streptokokken der tion. zend Analgetika*, bei hohem Fieber, hochflo-
Gruppe A (Streptococcus pyogenes) induzierte Klinik: 1–4 Wochen nach Streptokokkeninfekti- rider Polyarthritis und extraartikulärer Ma-
immunologische Folgeerkrankung, v. a. nach on (asymptomatische Dauer nach Tonsillitis nifestation, insbes. schwerer Karditis: Gluko-
akuter Tonsillitis*. Symptome, eingeteilt in meist 2–3 Wochen bzw. bei Poststreptokokken- kortikoide*
Haupt- und Nebenkriterien, treten 1–4 Wochen Arthritis 1–2 Wochen) charakteristische Symp- – Rezidivprophylaxe: für 5–10 Jahre, ggf. le-
nach akuter Streptokokkeninfektion auf. Klinik tome siehe Tab.: benslang i. m. Penicillin, z. B. Benzylpenicil-
und Labor sichern die Diagnose. Streptokokke- – Polyarthritis: 1. asymmetrische Polyarthritis lin-Benzathin in der Regel alle 4 Wochen; al-
neradikation, symptomatische Therapie und großer Gelenke, rasch wechselnde Lokalisati- ternativ p. o. oder bei Allergie Makrolid-Anti-
Rezidivprophylaxe sind Therapiesäulen. Epi- on mit migratorischem oder additivem Cha- biotikum oder Cephalosporin.
demiologie: In Mitteleuropa zunehmend sel- rakter, beginnend an unterer Extremität 2. in Prognose:
ten, weiterhin häufig z. B. in Indien. Ätiologie: 25 % kleine Gelenke betroffen 3. charakteris- – Durch Myokarditis mit einer akuten Letalität
Kreuzreaktion* wegen molekularer Mimikry tisch große Diskrepanz zwischen geringer von 2–5 % und deren Folgen bestimmt, d. h.
von M-Proteinen der Streptokokken und kardi- Schwellung und heftigen Schmerzen, die un- Rezidivneigung, rheumatische Herzklappen-
alen und neuronalen Gewebeantigenen. Vor- mittelbar auf nichtsteroidale Antiphlogistika fehler v. a. an Mitral- und Aortenklappe
kommen: Vor allem bei Kindern und Jugendli- reagieren 4. Bewegungseinschränkung, oft – übrige Symptome heilen folgenlos ab.
583 Filariose, lymphatische
filifoø rmis: Fadenförmig, z. B. Pulsus filifor- neimitteln, Impfstoffen* oder sporenfreien Al-
mis*. koholen* zur Haut- und Händedesinfektion.
Filmdosimeø ter n: engl. film badge. Messgerät Filtrationsdruck, effektiver m: engl. effective
zur Bestimmung der Personendosis* bei Strah- filtration pressure. Summendruck (Peff) als trei-
lenexposition*. Es wird an für Strahlenexpositi- bende Kraft für den Flüssigkeitsaustausch im
on repräsentativer Stelle der Körperoberfläche Gewebe und in der Niere (Starling-Prinzip). In
getragen (meist an der Vorderseite des Rumpfs Kapillaren des Körperkreislaufs herrscht nach
in Brusthöhe, bei Verwendung von Strahlen- experimentellen Messungen unter Normalbe-
schutzkleidung darunter). dingungen ein positiver effektiver Filtrations-
Technik: Durch ionisierende Strahlung kommt druck von ca. 10 mmHg, ähnlich wie in glome-
es zur Schwärzung eines lichtdicht verpackten rulären Kapillaren der Niere.
Films in mit Blei- und Kupferfiltern versehe- Bestimmung: Der effektive Filtrationsdruck er-
F nem Kunststoffgehäuse. Es können Gamma-,
Beta- und Elektronenstrahlen gemessen wer-
rechnet sich aus hydrostatischen (ΔP) und kollo-
idosmotischen (Δπ) Druckunterschieden zwi-
den. Der Messbereich für Gammastrahlen liegt schen Kapillaren und Gewebe sowie aus Reflek-
zwischen etwa 0,1 mSv und 1 Sv. Mit speziellen tionskoeffizienten δ (bei intakter Kapillarwand
Filmanordnungen kann auch die Äquivalentdo- ~1 für Plasmaproteine): Peff = (Pkap ⴚ Pinterst) ⴚ
Filariose, lymphatische: Lymphskrotum. [97]
sis von Neutronen gemessen werden. δ (πplasma ⴚ πinterst). Siehe Tab.
Filmoxygenator → Oxygenator
Filoviridae f pl: Familie fadenförmiger RNA-
Viren mit Hüllmembran (∅ 50–80 nm, Länge
Filtrationsdruck, effektiver
– Brugia malayi: Südostasien 700 nm–10 μm; helikales Nukleokapsid, 5 Pro-
– Brugia timori: Timor-Leste. teine, einzelsträngige RNA). Filoviridae kom- Parameter Kapillaren Kapillaren
Stechmücken (Aedes, Anopheles, Culex, Manso- men im tropischen Afrika vor (außer Ebola-Res- (Körperkreislauf) (glomerulär)
nia) übertragen die Mikrofilarien. ton-Virus). Pkap ~ 25 mmHg ~ 48 mmHg
Klinik: Einteilung: Filoviridae werden in 2 Genera ein-
– Akute Infektion: 1. Fieber 2. rezidivierende geteilt: Pinterst ~ 0 mmHg ~ 13 mmHg
Lymphangitis – Marburg-like viruses mit Marburg-Virus πplasma ~ 25 mmHg ~ 25 mmHg
– chronische Infektion mit Chylurie und – Ebola-like viruses mit Ebola-Virus (Spezies
πinterst ~ 10 mmHg ~ 0 mmHg
Lymphödemen bis zur Elephantiasis; Lokali- Ebola-Zaire-Virus, Ebola-Sudan-Virus, Ebola-
sation: 1. Skrotum (siehe Abb.) 2. Extremitä- Côte-d'Ivoire-Virus, Ebola-Reston-Virus). Peff ~ 10 mmHg ~ 10 mmHg
ten. Die Gattungen sind serologisch kaum ver-
Diagnostik: wandt, morphologisch jedoch sehr ähnlich.
– Mikroskopischer Nachweis der Mikrofilarien Klinische Bedeutung: Infektionen des Men-
im Blut (nachts) schen erfolgen häufig über den Kontakt mit Filtrationsrate, glomeruläre f: engl. glomeru-
– serologischer Nachweis des Antigens (Wuche- (meist erkrankten) Affen und anderen Wildtie- lar filtration rate; Abk. GFR. Flüssigkeitsvolu-
reria bancrofti) ren oder nosokomial. Filoviridae verursachen men, das von allen Glomeruli der Nieren* pro
– PCR*. beim Menschen schwere (z. T. hämorrhagische) Zeiteinheit filtriert wird. Der Referensbereich
Therapie: Fieberzustände mit hoher Letalität (Marburg*- liegt bei ca. 120 ml/min (180 l/d) bezogen auf
– Diethylcarbamazin Viruskrankheit; Ebola*-Viruskrankheit). 1,73 m2 Körperoberfläche.
– Ivermectin Filterkerzen f pl: Zylindrische Filter aus ver- Bestimmung: Clearance von Inulin; klinisch in
– chirurgische Eingriffe bei Elephantiasis. schiedenen Materialien (z. B. Keramik, Kunst- der Regel endogene Kreatinin*-Clearance
Prävention: stoffe) zur Abtrennung von Verunreinigungen, (Schätzwert).
– Expositionsprophylaxe (Maßnahmen zur u. a. auch Mikroorganismen, aus Flüssigkeiten. Filzlaus → Läuse
Vermeidung von Mückenstichen) Filtration, keimfreie f: engl. germ-free filtra- Fiømbria → Eileiter
– intermittierende Massenbehandlung in En- tion; syn. Sterilfiltration. Aseptisches Verfahren Fiømbria ovarica f: engl. ovarian fimbria. Die
demiegebieten. zur Abtrennung der in Flüssigkeiten und Gasen einzige Fimbrie des Tubentrichters, die lang ge-
Filariosen f pl: engl. filariases; syn. Filariasen. vorhandenen Mikroorganismen einschließlich nug ist, um das Ovar* zu erreichen. Vgl. Fimbri-
Infektion oder Infestation mit Filarien*. Dies toter Formen mithilfe geeigneter Filter (Steril- ae tubae uterinae.
sind Nematoden (Rundwürmer), die das lym- filtration, Keimfiltration, Entkeimungsfiltrati- Fimbriektomie f: engl. fimbriectomy. Nicht
phatische und das Unterhautgewebe befallen. on). Durch Ultrafeinfilter werden auch Viren* mehr angewendetes Verfahren der Tubensterili-
Erreger: und Pyrogene* entfernt. Die Filtermaterialien sation* mit operativer Entfernung der Fimbrien
– Wuchereria bancrofti (Afrika), Brugia malayi bestehen aus Kieselgur, Porzellan, Glasfasern, der Eileiter und Verschluss der freien Enden.
(Südostasien): lymphatische Filariose* Zelluloseestern oder polymeren Ausgangsstof- Fimbriolyse f: engl. fimbriolysis. Mikrochirur-
– Onchocerca volvulus (West- und Zentralafri- fen. gische Beseitigung von Fimbrienverklebungen
ka, Zentralamerika): Onchozerkose* Anwendung: Bei Flüssigkeiten wird die Entkei- und -verwachsungen im Eileiter (häufige Ursa-
– Loa loa (West- und Zentralafrika): Loiasis* mungsfiltration vor allem dann angewandt, che weiblicher Sterilität*), ggf. mit Salpingosto-
– Mansonella spec. (Afrika, Südamerika): Man- wenn die betreffende Flüssigkeit nicht erhitzt matoplastik.
sonellose. werden kann, z. B. bei der Herstellung von Arz- Fimbrioplaø stik → Tubenchirurgie
Filialisierung → Metastasierung Fine-Score → Pneumonia Severity Index
585 Fingerpolyarthrose
– Bouchard*-Arthrose (betrifft die Fingermit- kurz auf das gerötete Hautareal. Färbt sich das FiO2: Abk. für inspiratorische Sauerstofffrakti-
telgelenke). Gebiet nach Wegnahme des Fingers weiß, liegt on → Atemgasfraktionen
Finger, schnellender → Tendovaginitis steno- eine reversible Minderdurchblutung vor, bei FiO2: Abk. für inspiratorische Sauerstofffrakti-
sans bleibender rötlicher Färbung handelt es sich um on → Sauerstoffgabe
Fingerstrecksehnenabriss m: engl. rupture of einen Dekubitus* 1. Grades. First-Line-Therapie f: Therapie* der ersten
the extensor tendon. Riss der Sehne des M. exten- Fingerversuch m: engl. finger test; syn. Finger- Wahl.
sor digitorum oder (selten) des M. extensor pol- Finger-Versuch. Zusammenführen beider Zei- First Messenger m: Hormone* (z. B. Neuro-
licis longus durch ein meist ruckartiges Flexi- gefingerkuppen aus größerem Abstand zuerst transmitter*), deren physiologische Reaktion
onstrauma (z. B. Bettenmachen, Ballanprall) mit bei offenen, dann bei geschlossenen Augen zur nach Bindung an spezifische Membranrezepto-
anschließender Streckunfähigkeit im Endge- Prüfung der Koordination*. In einer Variante ren der Zielzelle durch Botenstoffe (second*
lenk (Hammerfinger) oder Mittelgelenk (Knopf- soll der Zeigefinger des Untersuchers angetippt messenger) im Intrazellularraum vermittelt
lochdeformität). Ein knöcherner Ausriss am werden. Der Fingerversuch dient der Differen- wird. Sie können selbst nicht in den Intrazellu-
F Endglied (Busch-Fraktur) ist möglich.
Formen:
zialdiagnostik zerebellärer und peripherer neu-
rologischer Störungen.
larraum gelangen. Typische Vertreter sind u. a.
viele Gewebehormone* (z. B. Histamin*), Pep-
– Fingerstrecksehnenabriss der Endphalanx Interpretation: tidhormone (Hormone*), Katecholamine* und
– knöcherner Ausriss (Busch-Fraktur, siehe – Fehlende Treffsicherheit ausschließlich bei Acetylcholin.
Abb. 1) geschlossenen Augen deutet auf eine Erkran- First-Pass-Effeø kt m: engl. first pass effect.
– Fingerstrecksehnenabriss über Mittel- oder kung des peripheren Nervensystems, die Stoffwechselverhalten eines Organismus, wo-
Grundphalanx mit sog. Knopflochdeformi- durch visuellen Input an das Cerebellum kor- durch eine Teilmenge eines pharmakologischen
tät*. rigiert werden kann. Wirkstoffes bereits bei der ersten Passage der
Therapie: – Fehlende Treffsicherheit in beiden Fällen Darmwand und der Leber metabolisiert oder
– Bei Sehnenriss im Endgelenkbereich: 1. Ru- deutet auf ein zerebelläres Geschehen. zurückgehalten wird und daher nicht am Ziel-
higstellung in Hyperextension in einer Fingerzahnbürste f: engl. finger toothbrush. ort ankommt.
Stack*-Schiene über 6–8 Wochen 2. bei dislo- Zahnbürste* aus Silikon, die ein sehr flaches, Hintergrund: Der First-Pass-Effekt (FPE) min-
zierter Fraktur durch temporäre Fixation mit weiches Borstenfeld besitzt und über den Fin- dert die Wirkstoffmenge, die in die systemische
Kirschner*-Draht oder Minititankrallenplätt- ger gestülpt werden kann. Sie ist besonders für Zirkulation gelangt, und somit die absolute
chen (siehe Abb. 2) die Mundpflege von Säuglingen oder Pflegepa- Bioverfübarkeit. Der FPE tritt v. a. nach perora-
– bei Riss im Mittelgelenkbereich: Sehnennaht tienten geeignet. Bei der Reinigung soll eine ro- ler Applikation, z. T. auch nach rektaler Appli-
und Ruhigstellung. tierende Zahnputztechnik* angewandt werden. kation auf und folgt, soweit von Enzymen ver-
Finkelstein-Test m: syn. Finkelstein-Zeichen. ursacht, der Michaelis-Menten-Gleichung. Er
Provokationstest bei klinischem Verdacht auf wird in Prozent der gegebenen Dosis angege-
eine Tendovaginitis* stenosans de Quervain. ben. Substanzen mit hohem FPE sind z. B. eini-
Der Daumen des Patienten wird vom Untersu- ge Beta-Rezeptoren-Blocker (z. B. Propranolol*,
cher in die Hohlhand adduziert, dort gehalten Metoprolol*), Lidocain oder Glyceroltrinitrat.
und dann das Handgelenk nach ulnar abgewin- First-Set-Reaktion → Abstoßungsreaktion
kelt. Schmerzprovokation spricht für die Ten- First-Step-Matratze f: engl. First Step mattress.
Fingerstrecksehnenabriss Abb. 1: mit Knochen- dovaginitis. Drei-Kammer-Spezialmatratze oder Auflage zur
beteiligung (Busch-Fraktur). Finne f: engl. larva. Larvenstadium von Band- Druckentlastung. Sie wird eingesetzt zur Deku-
würmern (Cestodes*). bitusprophylaxe und -therapie (Dekubitus*), bei
Einteilung: Je nach Bau folgende Bezeichnung: Schmerzen, nach plastischer Operation und zur
– Zystizerkoid* Langzeitpflege.
– Zystizerkus*, Finne im engeren Sinn, Blasen- Prinzip: Ein verringerter Auflagedruck und ein
wurm kontinuierlicher, variabel einstellbarer Luft-
– Hydatide*, Hülsenwurm strom mit Pulsation aktivieren die Hautfunkti-
– Prozerkoid, Vorfinne (1. Larvenstadium) onen und halten das Hautklima intakt. Die
– Plerozerkoid, Vollfinne (2. Larvenstadium) 3 Kammern (Oberkörper- und Gesäßbereich so-
von Diphyllobothrium* latum (Zerkoid) wie an den Beinen) können getrennt voneinan-
– Zönurus. der eingestellt werden.
Siehe Abb. Hinweis: First Step ist ein eingetragenes Waren-
zeichen.
Fischbandwurm → Diphyllobothrium latum
Fingerstrecksehnenabriss Abb. 2: 1: dislozierter Fischer-Score m: Summations-Score zur Beur-
knöcherner Strecksehnenabriss; 2: temporäre teilung des antepartalen CTG*. Bei einer Regist-
Fixation mit Minititankrallenplättchen; Röntgen- rierung der fetalen Herztöne per CTG über min-
aufnahmen. [116] destens 30 min werden 5 Kriterien mit je 0, 1
oder 2 Punkten bewertet. Der Fischer-Score
wird berechnet als Summe der Punkte.
Fingertest m: engl. finger test. Methode zur Fischfutterallergie f: engl. water flea allergy;
Beurteilung einer vorhandenen Hautrötung. Finne: 1: Zystizerkoid; 2: Zystizerkus; 3: Hydatide; syn. Wasserflohallergie. IgE-vermittelte Sofort-
Die Pflegefachperson drückt mit dem Finger 4: Prozerkoid; 5: Plerozerkoid. typ-Allergie* (Typ I) gegenüber Allergenen im
587 Fistelkarzinom
Fischfutter mit respiratorischen, konjunktiva- und Grübchen von Zähnen mit Kunststoffen arteriovenöse Fistel (Aneurysma* arterioveno-
len und kutanen Symptomen, insbesondere bei oder Glasionomer-Zementen zur Kariesprophy- sum).
Zierfischhaltern, Fischzüchtern und Arbeitern laxe*. Breite und gut pflegbare Fissuren und Ätiologie:
in Fischfutterfabriken, die sich durch Zerreiben Zähne, die länger als 4 Jahre kariesfrei sind, – Kongenitale arteriovenöse Fistel infolge Dif-
des Fischfutters und Einatmen des Staubes sen- werden nicht versiegelt. ferenzierungsstörungen des frühembryona-
sibilisieren. Formen: len Kapillarsystems oder Persistenz embryo-
Fischmaulschnitt m: engl. fishmouth incision. – Prophylaktische Fissurenversiegelung: bei naler arteriovenöser Gefäßkurzschlüsse; For-
Bogenförmige Schnittführung bei Oberschen- engen und tiefen Fissuren und Grübchen men: 1. Typ I: direkter Querachsenkurz-
kelamputation zur muskulären Abdeckung des frisch durchgebrochener Seitenzähne. Vo- schluss zwischen Hauptgefäßen 2. Typ II:
verbleibenden Femurknochens sowie wenig ge- raussetzung ist hohe Compliance und ein multiple Querachsenkurzschlüsse kleinerer
bräuchliche Schnittvariante bei Panaritium*, suffizientes Recall-System, zusätzliche Fluo- Gefäße in Weichteilen und Knochen, v. a. im
bogenförmig und horizontal über die Finger- ridierungsmaßnahmen werden empfohlen. Bereich der Extremitäten (Klippel*-Trénau-
beere verlaufend. Im letzteren Fall kommt es
ggf. zu postoperativer Störung oder Aufhebung
– Fissurenversiegelung mit prophylaktischem
Ausschleifen der Fissur: Wird bei der Diag-
nay-Weber-Syndrom) 3. Typ III: Längsach-
senkurzschluss ohne zwischengeschaltetes F
von Sensibilität und Tastsinn. nostik eine Verfärbung (braun, schwarz, krei- Kapillarnetz, v. a. in Gehirn (arteriovenöse
Fischöle n pl: engl. fish oils. Öle fettreicher Kalt- dig weiß) festgestellt, kann dieser Bereich mit Malformation*) und Lunge (arteriovenöse
wasser-Meeresfische (z. B. Hering, Lachs, Thun- einem sehr kleinen Diamanten erweitert wer- Lungenfistel*)
fisch, Makrele, Sardine, Sardelle) mit hohem An- den. – erworbene arteriovenöse Fistel: 1. traumatisch
teil langkettiger mehrfach ungesättigter Fettsäu- – erweiterte Fissurenversiegelung: Beim Aus- bedingt, meist als Folge einer penetrierenden
ren (bis zu 75 %), v. a. Omega-3-Fettsäuren. schleifen der Verfärbung festgestellte Karies Verletzung von Arterie und Begleitvene (z. B.
Fischvergiftung f: engl. fish poisoning. Vergif- muss bis ins Dentin exkaviert werden. Hier nach Punktion bei Angiografie*) 2. als Folge
tung durch Fischgenuss. Entweder sind bereits müssen Feinpartikelhybridkomposite ver- von (arteriellen) Gefäßerkrankungen (Syphi-
im lebenden Fisch spezifische Gifte enthalten wendet werden, da die normalen ungefüllten lis*, Aneurysma* u. a.) 3. als gefäßchirurgisch
(Ciguatera*, Tetrodotoxin*) oder die Fische sind Kunststoffkomponenten der gebräuchlichen angelegter Shunt zur Hämodialyse.
bakteriell kontaminiert oder zersetzt und der Fissurenversiegler hierfür nicht abrasionssta- Fiøstel, biliäre → Gallenfistel
Verzehr führt zu gastroenteritischen Sympto- bil genug sind. Fiøstel, biliodigestive f: engl. biliodigestive fistu-
men. Dies ist auch möglich bei geräuchertem Fiøstel f: engl. fistula. Chirurgisch angelegte la. Pathologische Verbindung zwischen Gallen-
oder mariniertem Fisch. oder pathologische röhrenförmige Verbindung blase bzw. Gallengängen und einem intestina-
Fischwirbel m: engl. cod-fish vertebrae forma- zwischen Körperhöhlen, Hohlorganen unterei- len Nachbarorgan (Duodenum, rechte Kolonfle-
tion. Bezeichnung für bikonkav verformten nander oder Verbindungen dieser mit der Kör- xur oder Magen). Ursachen sind schwere akute
Wirbelkörper durch Sinterung von Grund- und peroberfläche. oder chronische Formen der Cholezystitis* oder
Deckplatte. Ein Fischwirbel ist Zeichen einer Formen: Cholangitis* mit Übergreifen der Entzündung
manifesten Osteoporose*. Eine Höhenminde- – Pathologisch: röhrenförmige, mit Granulati- auf Nachbarstrukturen. Behandelt wird opera-
rung um 15–25 % entspricht einer Fraktur. onsgewebe (Röhrenfistel) oder Epithelgewe- tiv.
Fisher-Syndrom n: engl. Fisher’s syndrome. be (Lippenfistel) ausgekleidete innere Fistel Klinik:
Idiopathische Polyneuritis* mit zerebellärer oder äußere Fistel: 1. angeborene Fistel meist – Wie bei akuter Galle* oder eitriger Cholangi-
Ataxie*, Areflexie* und externer Ophthalmople- infolge Persistenz embryonal angelegter Or- tis*
gie als Sonderform des Guillain*-Barré-Syn- ganverbindungen (z. B. Vesikoumbilikalfis- – ggf. Gallensteinileus*
droms. In über 90 % der Fälle sind anti-GQ1b- tel, Ösophagotrachealfistel*) 2. erworbene – subakut oder chronisch-rezidivierende Cho-
Antikörper nachweisbar. Fistel durch chronische Entzündung, Tu- langitis
Fissur f: engl. cleft. Anatomische Rinne bzw. mor, Trauma oder nach OP oder Strahlenthe- – bei der selteneren Gallenblasen-Kolon-Fistel
Spalte (z. B. Fissura ligamenti teretis, Fissura rapie auftretend, z. B. Analfistel*, Blasenfis- chologene Diarrhö (durch Umgehung der
pterygomaxillaris) oder pathologischer Einriss tel*, Darmfistel*, Gallenfistel*, Urogenitalfis- Rückresorption im Ileum und laxanzienarti-
in Haut, Schleimhaut (z. B. Rhagade*, Analfis- tel* ge Wirkung der Galle im Kolon).
sur*, Kutisfissur*), Knochen (Haar-Riss) oder – chirurgisch angelegte Kurzschlussverbin- Diagnostik:
Zahn. dung, z. B.: 1. biliodigestive Anastomose* – Sonografie
Fissura ani → Analfissur 2. Magenfistel* 3. Enterostoma* 4. Shunt zur – Abdomenübersicht (Röntgen)
Fissura-Orbitalis-Supeø rior-Syndrom n: engl. Hämodialyse. – CT: gasgefüllte Gallengänge (siehe Aerobi-
superior orbital fissure syndrome. Lähmung* des Fiøstel, anorektale → Analfistel lie*).
Nervus* oculomotorius (III), Nervus* trochlearis Fiøstel, anorektale → Darmfistel Therapie: Auflösung der Fistel und je nach Be-
(IV) und Nervus* abducens (VI) sowie Sensibili- Fiøstel, arteriovenöse f: engl. arteriovenous fis- fund Cholezystektomie, Übernähung des Gal-
tätsstörungen* oder Schmerzen im 1. Trigemi- tula; Abk. AV-Fistel. Pathologische oder iatro- lenganges und ggf. biliodigestive Anastomose*.
nusast (V1) infolge pathologischer Prozesse im gen angelegte Kurzschlussverbindung zwi- Fiøstel, gastrokolische f: engl. gastrocolic fistu-
Bereich der Fissura orbitalis superior der Orbita schen arteriellem und venösem Blutgefäß- la. Seltene Fistel* zwischen Magen und benach-
oculi (meist Tumoren* der mittleren Schädel- system, wobei die Durchblutung im Gegensatz bartem Colon transversum bei Durchbruch ei-
grube, Trauma* oder Aneurysma*). zu einer arteriovenösen Anastomose nicht regu- nes Ulcus* ventriculi, bei Magenkarzinom* oder
Fissura oø ssium → Inkomplette Fraktur lierbar ist. Bei manueller Kompression einer im Rahmen einer Pankreatitis*.
Fissura ureø thrae infeø rior → Hypospadie AV-Fistel kommt es zu einem Abfall der Herz- Fistelkarzinom n: engl. fistula cancer. Von der
Fissurenversiegelung f: engl. fissure sealant. frequenz (Nicoladoni*-Israel-Branham-Zei- epithelialen Wandauskleidung einer Fistel* aus-
Verschluss der besonders gefährdeten Fissuren chen). Eine Sonderform ist die aneurysmatische gehendes Karzinom*.
Fistel, ösophagotracheale 588
sokomial oder über Mensch-zu-Mensch-Kon- Flechte [Dermatologie] f: engl. lichen; syn. weißzersetzungsprodukte bei Fäulnis oder Bak-
taktinfektion. Flechte [Botanik]. Umgangssprachliche Be- terientoxine bei Kontamination mit Salmonel-
Flavonoide n pl: engl. flavonoids. Bezeichnung zeichnung für verschiedene Dermatosen, z. B. len, Staphylokokken oder Clostridium botuli-
für eine Gruppe meist gelb gefärbter, stickstoff- Schuppenflechte (Psoriasis*), Schmetterlings- num.
freier phenolischer Pflanzenstoffe mit Phenyl- flechte (chronischer diskoider Lupus* erythema- Fleisch, wildes → Caro luxurians
chroman-Grundgerüst. Flavonoide werden den todes), Knötchenflechte (Lichen ruber planus) Flexibiølitas cerea f: engl. waxy flexibility; syn.
sekundären Pflanzenstoffen zugeordnet. Der- und Dermatomykose*. wächserne Biegsamkeit. Wachsartige Biegsam-
zeit sind ca. 6000 Flavonoide bekannt. Mittels Fleck, blinder m: engl. blind spot; syn. Discus keit der Extremitäten bei Katalepsie*, einer sog.
der Wilson-Tauböck-Reaktion sowie dem Shi- nervi optici. Projektion der Austrittstelle des N. Haltungsstereotypie. Hierbei werden einmal
noda-Test können Flavonoide nachgewiesen opticus am Augenhintergrund*. Dort fehlt das eingenommene bzw. vom Untersucher vorgege-
werden. Neuroepithel*, sodass an dieser Stelle ein phy- bene (auch unbequeme) Körperstellungen un-
Struktur und Biosynthese: Je nach Stellung des siologischer Gesichtsfeldausfall* vorliegt. Die- verändert beibehalten.
Vorkommen:
F Phenylrestes unterscheidet man zwischen Fla-
vanen, Isoflavanen und Neoflavanen, also den
ses physiologische Skotom befindet sich ca. 12°
temporal und 1,2° unterhalb der Mitte des Ge- – Bei Katatonie* (z. B. katatone Schizophrenie)
2-, 3- und 4-Phenylchroman-Derivaten. Je nach sichtsfeldes* und wird subjektiv nicht wahrge- – organische Hirnerkrankungen
Oxidationsgrad des Pyranringes werden Flavo- nommen. – im Rahmen einer Hypnose*.
ne, Flavonole, Flavanone und Isoflavonoide Klinischer Hinweis: Physiologisch hat der blin- Flexion f: Aktive (mithilfe der Beugemuskula-
(stilbenähnliche Struktur, sog. Phytoöstroge- de Fleck eine Breite von 5–6° und eine Höhe von tur durchgeführte) oder passive Beugung einer
ne*) unterschieden. Aus biochemischen und 7–8°. Mehrere Erkrankungen führen zu einer Extremität in einem Gelenk (Gegenbewegung
strukturchemischen Gründen zählen die Chal- Vergrößerung des blinden Flecks, z. B. zur Extension*).
kone, Aurone, Catechine (Flavan-3-ole), Antho- – Eine Neuritis* nervi optici Flexionslage f: engl. attitude. Normale Hal-
cyanidine und Leukoanthocyanidine (Flavan- – eine Stauungspapille* tung des kindlichen Kopfes in der Endphase der
3,4-diole) ebenfalls zu den Flavonoiden. Die – ein Bjerrum*-Skotom. Geburt mit Beugung (Flexion) des Kopfes auf
Biogenese der Aglyka erfolgt teils über den Shi- Fleckfieber, brasilianisches → Rocky-Moun- die Brust.
kimiat-, teils über den Polyketid-Weg (Aroma- tain-Fleckfieber Fleø xio uø teri f: engl. uterine flexion. Haltung der
tenbiosynthese). Fleckfieber, endemisches n: engl. murine ty- Gebärmutter, definiert durch den Winkel zwi-
Wirkung und Anwendung: phus; syn. Rattenfleckfieber. Seltene, von Ri- schen Zervix- und Corpusachse des Uterus. Phy-
– Reduktion von Zellschäden, die durch oxida- ckettsien* (bakterienähnliche pleomorphe Kok- siologisch besteht ein nach vorn geöffneter
tiven Stress* hervorgerufen werden (antioxi- ken*) verursachte, meldepflichtige Infektions- stumpfer Winkel von ca. 135° (Anteflexio). Pa-
dative Wirkung; Antioxidanzien); ggf. neuro- krankheit, die durch den Rattenfloh auf Men- thologisch bestehen unterschiedliche Abwei-
protektive Wirkung ZNS-gängiger Flavonoi- schen übertragen wird und v. a. in den Tropen chungen von der physiologischen Haltung.
de (z. B. Epigallocatechingallat) und Subtropen vorkommt. Die Diagnosestel- Siehe Abb.
– anxiolytische Wirkung bestimmter Flavonoi- lung erfolgt klinisch-anamnestisch und durch Abweichungen:
de durch Bindung an GABA*A-Rezeptoren* Erregernachweis, therapiert wird mittels syste- – Retroflexio uteri: Abknickung des Gebärmut-
und Benzodiazepin*-Rezeptoren (z. B. Johan- mischer Antibiose. terkörpers gegen die Zervix nach hinten:
niskraut, 6-Hydroxyflavone, Catechine) Fleckfieber, epidemisches n: engl. epidemic 1. Retroflexio uteri mobilis: meist asympto-
– Monooxidase-A- bzw. -B-Hemmung durch louse-borne typhus; syn. Typhus exanthematicus. matische Normvariante; bei der bimanuellen
bestimmte Flavonoide (z. B. flavonoidhalti- Infektionskrankheit durch Rickettsia* prowaze- Untersuchung Aufhebung der Abknickung
ges Johanniskraut); pharmakologische Ziel- kii und unbehandelt oft letal. Betroffene infizie- möglich; meist spontane Aufrichtung bei
struktur für Wirkstoffentwicklung für ver- ren sich über Kleiderläuse. Die Krankheit ver- Schwangerschaft 2. Retroflexio uteri gravidi:
schiedene Indikationen läuft meist schwer, u. a. mit hohem Fieber und Ausbleiben der Aufrichtung nach Eintritt ei-
– Verwendung wegen diuretischer (Flavonoide Exanthemen. Diagnostiziert wird klinisch und ner Schwangerschaft; Komplikation: Ein-
aus Birkenblättern und Schachtelhalmkraut) mittels direktem und indirektem Erregernach- klemmung (Retroflexio* uteri gravidi incar-
und spasmolytischer (Flavonoide aus Kamil- weis, behandelt mit Antibiotika. Vorkommen: cerata), Kompression der Urethra mit Ischu-
lenblüten und Passionsblume) Wirkung bei – Früher, v. a. während Kriegszeiten in Ost-
Venenerkrankungen (Rutosid), koronaren und Südosteuropa
und peripheren Durchblutungsstörungen – heute in Höhenlagen der Tropen, z. B.: 1. Af-
(Crataegus- und Ginkgo-Flavonoide) sowie rika 2. Mittel- und Südamerika 3. Asien
bei Lebererkrankungen (Flavonoidkomplex – letzter Fall in Deutschland: 2003.
aus Mariendistel) Fleckfieber, murines → Fleckfieber, endemi-
– antivirale und geringe antibakterielle Wir- sches
kung in vitro. Fleck, gelber → Macula lutea
Flavotomie f: engl. flavotomy. Inzision/partiel- FlecktyXphus → Fleckfieber, epidemisches
le Eröffnung des Lig. flavum als gering invasi- Fleischer-Kayser-Ring → Kayser-Fleischer-
ver operativer Zugang zum Spinalkanal, z. B. Ring
zur Operation eines Bandscheibenvorfalls* Fleischer-Ring → Keratokonus Flexio uteri: Die Achse des Corpus uteri (1) bildet
(mikrochirurgisch oder endoskopisch). Die voll- Fleischmole → Abortivei mit der Achse der Cervix uteri (2) einen nach vorn
ständige Entfernung des Lig. flavum bezeichnet Fleischvergiftung f: engl. meat poisoning. Ver- offenen stumpfen Winkel (Anteflexio uteri). Daneben
man als Flavektomie (interlaminäre Fenste- giftung durch Verzehr von verdorbenem besteht physiologisch Anteversio: Die Achse der
rung*). Fleisch. Auslöser sind entweder toxische Ei- Cervix uteri fällt vor die senkrechte Körperachse (3).
591 Floating Knee
ria* paradoxa 3. Retroflexio uteri fixata: Ver- durch Krankheitserreger (Viren, Bakterien,
wachsungen mit Nachbarorganen; Aufhe- Protozoenzysten, Wurmeier) verschleppt
bung der Abknickung nicht möglich; Ursa- werden können
chen: Entzündung, Douglas*-Abszess, Endo- – Erreger der Myiasis*: Calliphoridae (Aasflie-
metriose*; Therapie: bei vorliegender Symp- gen, Schmeißfliegen, Fleischfliegen): 1. Ma-
tomatik evtl. aufrichtendes Pessar oder ope- den leben in Exkrementen, Kadavern oder
rative Korrektur Wunden 2. z. B. blaue Brummer (Calliphora
– Hyperanteflexio uteri: übermäßige, spitz- erythrocephala), Goldfliegen (Lucilia serica-
winklige Beugung des Gebärmutterkörpers ta), Phormia regina und Sarcophaga-Arten
gegen die Zervix; oft kombiniert mit einer 3. obligatorische Entwicklung einer Myiasis
Uterushypoplasie* bei Tumbufliegen (Cordylobia anthropopha-
– Lateroflexio uteri (seitliche Beugung). ga), Schraubenwurmfliegen (Cochliomyia ho-
Flexner-Bakterien → Shigella
Fleø xor m: Beuger, Beugemuskel, z. B. Muscu-
minivorax bzw. bezziana), Wohlfahrtia mag-
nifica und Dasselfliegen.