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Pschyrembel

Klinisches Wörterbuch
267., neu bearbeitete Auflage
Pschyrembel
Klinisches Wörterbuch
267., neu bearbeitete Auflage

DE GRUYTER
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diesem Buch enthaltenen Informationen
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Weiteres von jedermann benutzt werden
dürfen. Vielmehr handelt es sich häufig um
gesetzlich geschützte, eingetragene Waren-
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ISBN 978-3-11-049497-6 © 2017 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/


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applied for at the Library of Congress. Einbandabbildung: Getty Images
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet
diese Publikation in der Deutschen 䉺
∞ Gedruckt auf UPM Cote matt, alterungs-
Nationalbibliografie; detaillierte beständig, lebensmittelunbedenklich.
bibliografische Daten sind im Internet über Printed in Germany
https://portal.dnb.de abrufbar. www.degruyter.com
„Die klare Sprache, der Wille zur ver- weise Erläuterung auch komplizierter
ständlichen Erklärung, die Forderung Zusammenhänge waren die Kernpunkte
und das beständige Bemühen um schritt- seiner praxisorientierten Lehre.“

Prof. Dr. med. J. W. Dudenhausen


über Willibald Pschyrembel,
den Namensgeber des Klinischen Wörterbuchs

Vorwort

Liebe Leserinnen, liebe Leser, – ganzheitliches Themenspektrum: so die gewissenhafte Arbeit durch unse-
egal ob Gesundheits- und Kranken- re über 220 Fachautoren aus Klinik
hier und heute halten Sie die neueste, pflege, psychische Erkrankungen, und Praxis, die ihr aktuelles Fachwis-
die 267. Auflage des Pschyrembel in Phytomedizin, Public Health oder sen zur Verfügung gestellt haben. Und
den Händen. „Der Pschyrembel“ – das Medizinrecht: Viele Themenfelder, eine von Medizinern geleitete Fachre-
heißt: die heute im Fokus stehen, sind in daktion, die die Arbeit der Fachauto-
der Neuauflage stark ausgebaut. rinnen und -autoren koordiniert und
– seit 1894, also seit rund 125 Jahren, – mehr Informationen zur Thera- anhand der aktuellen Studien und der
das Standardnachschlagewerk in der pie: Über 10.000 Artikel sind in der in Deutschland, Österreich und der
Medizin, Neuauflage umfangreicher als bis- Schweiz gültigen medizinischen Leit-
– das meistzitierte medizinische her und damit in ihrer klinischen linien überprüft.
Fachbuch im deutschen Sprach- Information noch relevanter. Insbe-
raum, sondere die Informationen zur Be- Geblieben ist auch die Tradition, der
– 266 Druckauflagen mit einer ins- handlung von Notfällen und Krank- Steinlaus von Loriot Referenz zu er-
gesamt zweistelligen Millionenauf- heiten haben davon profitiert. weisen – ein Artikel, der auch in der
lage – und seit 2006 eine Online- – bessere Lesbarkeit: Größere Schrift, hier vorliegenden 267. Auflage des
Plattform mit inzwischen 1 Million weniger Abkürzungen, flüssigere Pschyrembel nicht fehlen darf. Allen
regelmäßigen Nutzern, Texte – in fast jedem Artikel spüren Steinlaus-Fans sei zugleich der neue
– fundiertes Wissen zu 25.000 Krank- Sie, dass Sie zügiger lesen und ra- Artikel über den Humor empfohlen, in
heiten, Beschwerden, Medikamen- scher verstehen, worum es geht. dem unser Autor Dr. med. Eckart von
ten, Diagnose- und Therapieverfah- – hervorragende Visualisierung: Hirschhausen über das „Lachen als die
ren. Rund 500 neue oder überarbeitete beste Medizin“ schreibt.
Abbildungen schaffen Anschaulich-
Ein Grund sich zurückzulehnen? keit – zum Beispiel bei komplizier- In diesem Sinne wünschen wir Ihnen
ten anatomischen Sachverhalten. Vergnügen, aber auch Erkenntnisge-
Nein. Als Verlag stellen wir mit dieser winn über klinische Zusammenhänge
267. Auflage eine Neukonzeption vor, Geblieben ist dagegen, was in der heu- mit Ihrem neuen Pschyrembel*.
mit der der Pschyrembel im 21. Jahr- tigen Ära voller oberflächlicher Infor-
hundert angekommen ist: mationsangebote wichtiger ist denn je:
Vorwort VI

Ein letztes: Wir freuen uns auf Ihr Echo


über den neuen Pschyrembel und dan-
ken schon jetzt für Ihre Hinweise und
Anregungen. Schreiben Sie einfach per
E-Mail an:
redaktion@pschyrembel.de.

Berlin, im September 2017 Dr. phil. Till Meinert Dr. med. Arne Schäffler
Senior Editorial Director Medizin Leitung Fachredaktion Pschyrembel

* Außer in Buchform können Sie die In- Android, ermöglicht Ihnen zudem die Melden Sie sich einfach für einen
halte des Pschyrembel natürlich auch mobile Nutzung in Hörsaal und Klas- kostenlosen 7-Tage-Test auf www.
online durchsuchen und nutzen. Unse- senraum, am Patientenbett, in der pschyrembel.de an.
re neue App, wahlweise für iOS oder Praxis oder am Arbeitsplatz. Interesse?
Autoren

Allergologie Prof. Dr. med. Jürgen Giebel Arbeitsmedizin


Dr. med. Bärbel Miehe
Prof. Dr. med. Bettina Wedi Dr. med. vet. Jens Weingärtner Prof. Dr. med. habil. Hubert Meinel
Medizinische Hochschule Hannover Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Klinik für Dermatologie, Allergologie Universitätsmedizin Greifswald Universitätsmedizin Greifswald
Carl-Neuberg-Straße 1 Institut für Anatomie und Zellbiologie Institut für Community Medicine
30625 Hannover Friedrich-Loeffler-Straße 23c Teterower Straße 78
17487 Greifswald 17179 Gnoien

Allgemeinchirurgie Prof. Dr. Kerstin Krieglstein Arzneimittelrecht


Universitätsklinikum Freiburg
Hermann Siegert Institut für Anatomie und Zellbiologie Dr. Michael Binger
Bachstraße 54 Albertstraße 17 Hessisches Ministerium für Soziales und
70563 Stuttgart 79104 Freiburg Integration
Arzneimittel-, Apotheken-, Transfusions- und
PD Dr. med. Robert Pfitzmann Dr. med. Dorit Schöller Betäubungsmittelwesen
DRK Kliniken Berlin-Mitte Universitätsfrauenklinik Tübingen Dostojewskistraße 4
Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie Calwerstraße 7 65187 Wiesbaden
Drontheimer Straße 39–40 72076 Tübingen
13359 Berlin
Dr. med. Svenja Schubring-Wübbe Augenheilkunde
Kanaldamm 131
Prof. Dr. med. Uwe Pleyer
Allgemeinmedizin 25436 Tornesch
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Prof. Dr. med. Vittoria Braun Dr. med. Andreas Zakrzewicz CharitéCentrum für Augen- und HNO-
Salvador-Allende-Str. 2–8 Charité – Universitätsmedizin Berlin Heilkunde (CC 16)
12559 Berlin CharitéCentrum für Grundlagenmedizin (CC2) Campus Virchow-Klinikum
Institut für Physiologie Augustenburger Platz 1
Charitéplatz 1 13353 Berlin
Anästhesiologie 10117 Berlin
Biochemie
Prof. Dr. med. Michael Bucher
Universitätsklinik für Anästhesiologie und Andrologie Dr. Thorsten Jürgen Maier
Operative Intensivmedizin Institut for Biomedicin
Ernst-Grube-Straße 40 Dr. med. Joseph Dietrich Aarhus Universitet
06120 Halle (Saale) Oskar-Maria-Graf-Weg 2 Vennelyst Boulevard
86637 Wertingen 48000 Aarhus C
Dänemark
Anatomie, Embryologie und
Zellbiologie Prof. Dr. rer. nat. Reinhard Walther
Angiologie Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Dr. med. Eva-Maria Arlt Universitätsmedizin Greifswald
BG Klinikum Prof. Dr. med. Curt Diehm Institut für Medizinische Biochemie und
Bergedorfer Straße 10 Max Grundig Klinik Molekularbiologie
21033 Hamburg Angiologie Ferdinand-Sauerbruch-Straße
Schwarzwaldhochstraße 1 17475 Greifswald
77815 Bühl
Mag. pharm. Dr. Mario Wurglics
Prof. Dr. med. Sigrid Nikol Goethe Universität Frankfurt am Main
Asklepios Klinik Sankt Georg FB Biochemie, Chemie, Pharmazie
Klinische und Interventionelle Angiologie Institut für Pharmazeutische Chemie
Lohmühlenstraße 5 Max-von-Laue-Straße 9
20099 Hamburg 60438 Frankfurt am Main
Autoren VIII

Chemie Ernährungsmedizin Gerontopsychiatrie und


-psychotherapie
Jan Christoph Peinemann Dr. med. Maren Abu-Amasheh
Barckhausenstraße 75 Deutsche Rentenversicherung Bund Dr. med. Dipl.-Psych. Rainer Schaub
21335 Lüneburg Hirschberger Straße 4 Klinikum am Weissenhof
10317 Berlin Klinik für Gerontopsychiatrie und
-psychotherapie
Chirurgie 74189 Weinsberg
Forensische Psychiatrie
siehe unter Viszeralchirurgie,
Allgemeinchirurgie, Herzchirurgie, Agata Maksymczak Geschichte der Pharmazie und
Kinderchirurgie, Neurochirurgie Isar-Amper-Klinikum München-Ost Medizin
sowie Orthopädie und Unfallchirurgie Klinik für Forensische Psychiatrie
Vockestraße 72 Prof. Dr. rer. nat. habil. Dipl.-Hist.
85540 Haar bei München Christoph Friedrich
Dermatologie Philipps-Universität
Institut für Geschichte der Pharmazie
Dr. med. Berthold Gehrke Gastroenterologie und Roter Graben 10
Klenzestraße 59 Hepatologie 35032 Marburg
80469 München
Prof. (em.) Dr. med. Michael Gregor
Dr. med. Martina Ibounigg Im Rotbad 15 Gesundheits- und
Froschaugasse 2a 72076 Tübingen Krankenpflege
8010 Graz
Österreich Prof. Dr. med. Heinz Menge Thomas Buchholz
Rather Ring 36 Am Feldsaum 5
Prof. Dr. med. Bettina Wedi 42855 Remscheid 76316 Malsch, Sulzbach
Medizinische Hochschule Hannover
Klinik für Dermatologie, Allergologie Prof. Dr. med. Mathias Plauth Natascha Möller-Woltemade
Carl-Neuberg-Straße 1 Städtisches Klinikum Dessau BEO MedConsulting Berlin
30625 Hannover Klinik für Innere Medizin Alte Dorfstraße 38
Auenweg 38 21684 Stade
06847 Dessau-Roßlau
E-Health Angelika Warmbrunn
Dr. med. Anna-Elisa Schulze-Schleithoff Ellen-Scheuner-Weg 43
PD Dr. med. Dr. rer. pol. habil. Karl Jähn Universitätsklinikum Heidelberg 48147 Münster
Praxis für Allgemeinmedizin Innere Medizin IV: Gastroenterologie,
Giesebrechtstr. 7 Infektionskrankheiten, Vergiftungen
10629 Berlin Im Neuenheimer Feld 410 Gesundheitswesen
69120 Heidelberg
Dr. med. Manfred Georg Krukemeyer
Embryologie Paracelsus-Kliniken Deutschland
Gynäkologie, Geburtshilfe und Sedanstraße 109
siehe unter Anatomie Perinatalmedizin 49076 Osnabrück

Dr. med. Kay Goerke


Endokrinologie und Hunsrück Klinik Hämatologie und Onkologie
Stoffwechselmedizin Gynäkologie und Geburtshilfe
Holzbacher Straße 1 PD Dr. med. habil. Sebastian Fetscher
PD Dr. med. Thomas Bobbert 55469 Simmern Sana Kliniken
PD Dr. med. Knut Mai Klinik für Hämatologie, Onkologie und
Charité – Universitätsmedizin Berlin Immunologie
CharitéCentrum für Innere Medizin (CC 13) Geriatrie und Gerontologie Kronsforder Allee 71–73
Klinik für Endokrinologie, Diabetes 23560 Lübeck
Charitéplatz 1 Dr. med. Anne-Grit Bialojan
10117 Berlin Klinikum Pritzwalk
Klinik für Geriatrie
Giesensdorfer Weg 2a
16928 Pritzwalk
IX Autoren

Dr. med. univ. et scient. med. Katharina Hygiene und Umweltmedizin Dr. med. Philipp Venetz
Prochazka Universitätsklinik für Intensivmedizin
Medizinische Universität Graz Prof. Dr. med. Klaus Fiedler Inselspital Bern
Klinische Abteilung für Hämatologie Gesellschaft für Hygiene, Umweltmedizin und Freiburgstraße 4
Auenbruggerplatz 36 Präventivmedizin 3010 Bern
8036 Graz Am Treptower Park 21 Schweiz
Österreich 12435 Berlin

Dr. med. Birger Heinzow Kardiologie


Hämostaseologie Tondernerstraße 18
24106 Kiel Prof. Dr. med. Christian Butter
PD Dr. med. Jürgen Koscielny Herzzentrum Brandenburg
Charité – Universitätsmedizin Berlin Immanuel Klinikum Bernau
CharitéCentrum für Tumormedizin (CC 14) Infektiologie Ladeburger Straße 17
Institut für Transfusionsmedizin 16321 Bernau
Hindenburgdamm 30 Dr. med. Ricarda Heller
12203 Berlin Rurweg 11 PD Dr. med. Gerian Grönefeld
53129 Bonn Asklepios Klinik Barmbek
Kardiologie
Hals-Nasen-Ohrenheilkunde Dr. med. Martin Schneider Rübenkamp 220
Clinique des Grangettes 22307 Hamburg
Prof. Dr. med. Dr. h.c. Heinrich Iro 7, chemin des Grangettes
Dr. med. Frank Waldfahrer 1224 Chêne-Bougeries Dr. med. Boris Leithäuser
Universitätsklinikum Erlangen Schweiz Preventive Care Center
Hals-Nasen-Ohren-Klinik, Kopf- und Martinistraße 64
Halschirurgie 20251 Hamburg
Waldstraße 1 Innere Medizin
91054 Erlangen Prof. Dr. med. Malte Meesmann
siehe unter Angiologie, Endokrinologie und Stiftung Juliusspital
Stoffwechselmedizin, Ernährungsmedizin, Kardiologie und Internistische
Herzchirurgie Gastroenterologie und Hepatologie, Intensivmedizin
Hämatologie und Onkologie, Juliuspromenade 19
Prof. Dr. med. Michael Schmoeckel Hämastaseologie, Infektiologie, Kardiologie, 97070 Würzburg
Asklepios Klinik Sankt Georg Nephrologie, Pulmologie sowie
Lohmühlenstraße 5 Rheumatologie und Klinische Immunologie Dr. med. Anselm Schaumann
20099 Hamburg Asklepios Klinik Altona
Kardiologie, Pneumologie und internistische
Intensivmedizin Intensivmedizin
Humangenetik Paul-Ehrlich-Straße 1
Dr. med. Markus Lüdi 22763 Hamburg
Prof. Dr. med. Jürgen Kunze Prof. Dr. med. Frank Stüber
Universitätsklinikum Halle (Saale) Inselspital Bern
Humangenetische Beratung und Diagnostik Universitätsklinik für Anästhesiologie Kinderaugenheilkunde
Ernst-Grube-Straße 40 Freiburgstraße 4
06120 Halle (Saale) 3010 Bern Univ.-Prof. Dr. med. Daniel J. Salchow
Schweiz Charité – Universitätsmedizin Berlin
CharitéCentrum für Augen- und HNO-
Humor in der Medizin Prof. Dr. med. Thomas Nicolai Heilkunde (CC 16)
Kinderklinik und Kinderpoliklinik Klinik für Augenheilkunde
Dr. med. Eckart von Hirschhausen im Dr. von Haunerschen Kinderspital Augustenburger Platz 1
HERBERT Management Lindwurmstraße 4 13353 Berlin
Ansprechpartnerin: Sarah Ann Schneider 80337 München
Im Sachsenlager 15
60322 Frankfurt Prof. Dr. Gunter Nils Schmidt
Asklepios Klinik Altona
Anästhesiologie, Intensivmedizin,
Notfallmedizin und Schmerztherapie
Paul-Ehrlich-Straße 1
22763 Hamburg
Autoren X

Kinderchirurgie Kinderkardiologie Klinische Pharmazie


Prof. Dr. med. Stuart Hosie Dr. med. Thomas Boeckel Prof. Dr. Hermann Ammon
Kinderklinik München Schwabing Praxis für Kinderheilkunde und Prof. Dr. Stefan Laufer
Klinik für Kinderchirurgie Kinderkardiologie/EMAH Prof. Dr. Hans-Peter Lipp
Kölner Platz 1 Prager Straße 10 Prof. Dr. Peter Ruth
80804 München 10779 Berlin Eberhard Karls Universität
Pharmazeutisches Institut
Auf der Morgenstelle 8
Kindergastroenterologie und Kindernephrologie 72076 Tübingen
-hepatologie
Dr. med. Peter Strotmann Dr. sc. hum. Sabrina Ehnert
Prof. Dr. med. Thomas Müller Kinderklinik München Schwabing Berufsgenossenachaftliche Unfallklinik
Medizinische Universität Innsbruck Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin Tübingen
Univ.-Klinik für Pädiatrie II Parzivalstraße 16 Siegfried Weller Institut für
Anichstraße 35 80804 München Unfallmedizinische Forschung
6020 Innsbruck Schnarrenbergstraße 95
Österreich 72076 Tübingen
Kinderorthopädie
Prof. Dr. med. Heiko Witt Prof. Dr. Ulrich Jaehde
Pädiatrische Ernährungsmedizin TUM Prof. Dr. med. Gerd Horneff Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität
Else Kröner-Fresenius-Zentrum (EKFZ) Asklepios Klinik St. Augustin Pharmazeutisches Institut
Gregor-Mendel-Straße 2 Zentrum für Allgemeine Kinderheilkunde An der Immenburg 4
85354 Freising Arnold-Janssen-Straße 29 53121 Bonn
53757 St. Augustin
Prof. Dr. Martin Zenker Dr. rer. nat. Elfriede Nusser-Rothermundt
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Memelstr. 33
Institut für Humangenetik Kinder- und Jugendpsychiatrie 73312 Geislingen/Stg.
Leipziger Straße 44
39120 Magdeburg Prof. Dr. Günter Esser Prof. Mag. pharm. Dr. rer. nat. Wolfgang
Akademie für Psychotherapie und Schlocker
Interventionsforschung an der Universität Centrum für Chemie und Biomedizin
Kinder- und Jugendmedizin Potsdam Innrain 80–82
Friedrich-Ebert-Straße 112 6020 Innsbruck
siehe unter Kinderaugenheilkunde, 14467 Potsdam Österreich
Kinderchirurgie, Kindergastroenterologie
und -hepatologie, Kinderherz- und Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Klaus Schmeck Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. rer. nat. Martin
Thoraxchirurgie, Kinderkardiologie, Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel Schmid
Kindernephrologie, Kinderorthopädie, Kinder- und Jugendpsychiatrische Klinik Karl-Franzens-Universität Graz
Pädiatrische Endokrinologie, Pädiatrische Schanzenstraße 13 Institut für Pharmazeutische Wissenschaften
Immunologie, Pädiatrische Infektiologie, 4056 Basel Universitätsplatz 4/I
Pädiatrische Onkologie und Hämatologie und Schweiz 8010 Graz
Pädiatrische Pneumologie Österreich

Klinische Pharmakologie
Kinderherz- und Klinische Psychologie
Thoraxchirurgie Prof. Dr. rer. nat. Anne Eckert
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel Prof. i. K. Dr. Georg W. Alpers
Prof. Dr. med. Boulos Asfour Neurobiologisches Labor Universität Mannheim
Asklepios Klinik Sankt Augustin Wilhelm-Klein-Straße 27 Klinische und Biologische Psychologie und
Kinderherz- und Thoraxchirurgie 4002 Basel Psychotherapie
Arnold-Janssen-Straße 29 Schweiz 68131 Mannheim
53757 St. Augustin
Dr. med. Christiane Korsukéwitz Prof. Dr. rer. nat. Eni S. Becker
Wilskistraße 98 Radboud University
14163 Berlin Clinical Psychology
Montessorilaan 3
6500 Nijmegen
Niederlande
XI Autoren

Prof. Dr. Dr. Jürgen Bengel Prof. Dr. med. Christian Fleck Dr. rer. nat. Thomas Plecko
Albert-Ludwig-Universität Freiburg Erfurter Straße 60 Klinikum Stuttgart
Institut für Psychologie 07743 Jena Zentralinstitut für Klinische Chemie und
Engelbergerstraße 41 Laboratoriumsmedizin mit Laborpraxis
79085 Freiburg Kriegsbergstraße 60
Komplementärmedizin 70174 Stuttgart
Prof. Dr. Tilmann Habermas
Goethe-Universität Dr. med. Annette Güntert Prof. Dr. med. Wolfgang Preiser
Institut für Psychologie Bundesärztekammer University of Stellenbosch
Theodor-W.-Adorno-Platz 6 Arbeitsgemeinschaft der deutschen Faculty of Health Sciences
60629 Frankfurt am Main Ärztekammern Division Medical Virology
Herbert-Lewin-Platz 1 Postfach PO Box 19063
Prof. Dr. rer. nat. Wolfgang Hiller 10623 Berlin Tygerberg 7505
Johannes Gutenberg-Universität Südafrika
Psychologisches Institut Dr. med. Ursula Hackermeier
Binger Straße 14–16 Immanuel Krankenhaus Berlin
55122 Mainz Abteilung für Naturheilkunde Logopädie
Königstraße 63
Prof. Dr. rer. soc. Jürgen Margraf 14109 Berlin Dietlinde Schrey-Dern
Ruhr-Universität Bochum RWTH Aachen
Fakultät für Klinische Psychologie Prof. Dr. Jürgen Reichling Lehr- und Forschungslogopädie
Massenbergstraße 9–13 Universitätsklinikum Heidelberg Segnistraße 23
44787 Bochum Institut für Pharmazie und Molekulare 52066 Aachen
Biotechnologie
PD Dr. rer. nat. Gunther Meinlschmidt Abteilung Biologie Barbara Engell
Universität Basel Im Neuenheimer Feld 364 Elke Oetken
Fakultät für Psychologie 69120 Heidelberg Peter Schneider
Missionsstraße 60 Ulrike Stiller
4055 Basel Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Bernhard Uniklinik RWTH Aachen
Schweiz Uehleke Pauwelsstraße 30
Karwendelstr. 13 52074 Aachen
Prof. Dr. Winfried Rief 12203 Berlin
Philipps-Universität
Leiter der Psychotherapie-Ambulanz Dipl.-Pflegepäd. Susanne Wied Medizinethik
Gutenbergstraße 18 An St. Swidbert 23
35032 Marburg 40489 Düsseldorf Dr. med. Dagmar Lühmann
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Prof. Dr. Bernd Röhrle Institut für Allgemeinmedizin
Philipps-Universität Laboratoriumsmedizin Martinistraße 52
Fachbereich Psychologie 20246 Hamburg
Gutenbergstraße 18 Prof. Dr. Hermann Füeßl
35032 Marburg Isar-Amper-Klinikum München-Ost
Vockestraße 72 Medizinische Soziologie
Prof. (em.) Dr. Gert Sommer 85540 Haar bei München
Neuhöfe 7 Prof. Dr. Olaf von dem Knesebeck
35041 Marburg Dr. med. Sibylle Lahmeyer Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Blankensteinstraße 6 Institut für Medizinische Soziologie
Prof. Dr. rer. nat. Rolf-Dieter Stieglitz 71726 Benningen Martinistraße 52
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel 20246 Hamburg
Wilhelm Klein-Straße 27 Dr. med. Anthea Elisabeth Ott
4002 Basel Bundeswehrkrankenhaus Berlin
Schweiz Laboratoriumsmedizin Medizinische Statistik und
Scharnhorststraße 13 Studiendesign
10115 Berlin
Klinische Toxikologie Prof. Dr. med. Eva-Maria Bitzer
Pädagogische Hochschule Freiburg
Dr. rer. nat. Herbert Desel Public Health & Health Education
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Kunzenweg 21
Postfach 12 69 42 79117 Freiburg
10609 Berlin
Autoren XII

Jan Felix Kersten Nephrologie Notfallmedizin


Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Zentrum für Psychosoziale Medizin Dr. med. Markus Escher Dr. med. Joachim Koppenberg
Institut für Versorgungsforschung in der Untere Burghalde 15 Ospidal-Gesundheitszentrum Unterengadin
Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP) 71229 Leonberg Center da Sandà Engiadina Bassa
Martinistraße 52 Via da l’Ospidal 280
20246 Hamburg 7550 Scuol
Neurochirurgie Schweiz
Dr. Francesc Salvat-Pujol
Goethe-Universität Prof. Dr. med. habil. Michael R. Gaab Dr. med. Roland Albrecht
Institut für Theoretische Physik Ehemaliger Chefarzt der Neurochirurgischen Schweizerische Rettungsflugwacht (Rega)
Max-von-Laue-Straße 1 Klinik des Klinikum Region Hannover Rega-Center Zürich-Flughafen
60438 Frankfurt am Main Wirbelsäulenzentrum Hannover Postfach 1414
Robert-Enke-Straße 1 8058 Zürich-Flughafen
Dr. rer. nat. Steven Talbot 30169 Hannover Schweiz
Lehrter Straße 51
30559 Hannover Dr. med. Jochen Thiele
Neurologie Asklepios Institut für Notfallmedizin (IfN)
Eißendorfer Pferdeweg 52
Medizinrecht Doz. Mag. Dr. Georg Dirnberger 22075 Hamburg
www.neurologe-dirnberger.at
Prof. Dr. Martin H. Stellpflug Dominikanerbastei 3
Dr. Thomas Bohle 1010 Wien Nuklearmedizin
Dr. Thomas Willaschek Österreich
Dr. Maximilian Warntjen Prof. Dr. med. Winfried Brenner
Torsten Münnch Dr. med. Korina Tietjen Charité – Universitätsmedizin Berlin
Dr. Jan Moeck Bethesda Krankenhaus Bergedorf Klinik für Nuklearmedizin
Christian Pinnow Akademisches Lehrkrankenhaus der Charitéplatz 1
Filip Kötter Universität Hamburg 10117 Berlin
Constanze Barufke Klinik für Neurologie
DIERKS + BOHLE Rechtsanwälte Partnerschaft Glindersweg 80 Prof. Dr. Hans-Jürgen Machulla
mbB 21029 Hamburg Eberhard Karls Universität Tübingen
Kurfürstendamm 195 Abteilung Nuklearmedizin
10707 Berlin Otfried-Müller-Straße 14
Neuropädiatrie 72076 Tübingen

Molekulargenetik Prof. Dr. med. Volker Mall


Lehrstuhl für Sozialpädiatrie TU MÜ Orthopädie und Unfallchirurgie
Prof. Dr. rer. nat. Wolfgang Berger Heiglhofstraße 63
Universität Zürich 81377 München Dr. med. Sebastian Hentsch
Institut für Medizinische Molekulargenetik Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz
Wagistraße 12 Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie
8952 Schlieren Neuropathologie Rübenacher Straße 170
Schweiz 56072 Koblenz
Dr. med. Cristiane Blechschmidt
Klinikum Nürnberg Nord
Neonatologie Ambulantes BehandlungsCentrum Pädiatrische Endokrinologie
Prof.-Ernst-Nathan-Straße 1
Dr. med. Andreas Mollweide 90419 Nürnberg PD Dr. med. Walter Bonfig
Kinderklinik München Schwabing Klinikum rechts der Isar
Klinik und Poliklinik für Kinder- und Prof. Dr. med. Hans-Hilmar Goebel Ismaninger Straße 22
Jugendmedizin Prof. Dr. med. Werner Stenzel 81675 München
Kölner Platz 1 Charité – Universitätsmedizin Berlin
80804 München CharitéCentrum für Neurologie,
Neurochirurgie und Psychiatrie (CC 15)
Institut für Neuropathologie
Charitéplatz 1
10117 Berlin
XIII Autoren

Pädiatrische Immunologie Dr. Dipl.-Stat. Michael Höfler Prof. Dr. med. Axel R. Pries
Technische Universität Dresden Charité – Universitätsmedizin Berlin
Dr. med. Dr. sci. nat. Fabian Hauck Institut für Klinische Psychologie und Institut für Physiologie
Kinderklinik und Kinderpoliklinik Psychotherapie Charitéplatz 1
im Dr. von Haunerschen Kinderspital Chemnitzer Straße 46 10117 Berlin
Lindwurmstraße 4 01187 Dresden
80337 München Dr. med. Marianne Schoppmeyer
Deisterstraße 9
Pflegemanagement 48527 Nordhorn
Pädiatrische Infektiologie
Claus Bölicke Sebastian Straube BM BCh, MA (Oxon),
Prof. Dr. med. Reinhard Berner Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V. DPhil
Klinik und Poliklinik für Kinder- und Abteilung Gesundheit, Alter und Behinderung Division Director, Associate Professor
Jugendmedizin Blücherstraße 62/63 Division of Preventive Medicine, Department
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der 10961 Berlin of Medicine, University of Alberta
Technischen Universität Dresden 5–30 University Terrace
Fetscherstraße 74 8303 ⴚ 112 Street
01307 Dresden Pflegeversicherung und Edmonton, AB T6G 2T4
Pflegerecht Kanada
Prof. Dr. med. Johannes Hübner
Kinderklinik und Kinderpoliklinik Dr. med. Thomas Gaertner
im Dr. von Haunerschen Kinderspital MDK Hessen Proktologie
Abteilung Pädiatrische Infektiologie Zimmersmühlenweg 23
Lindwurmstraße 4 61440 Oberursel Dr. med. Stefan Eisoldt
80337 München Zürcherstrasse 11
Dr. med. Barbara Gansweid 8854 Siebnen
ehemalige Leiterin Fachreferat Pflege Schweiz
Pädiatrische Onkologie und ehemalige Leiterin Sozialmedizinische
Hämatologie Expertengruppe „Pflege“ der MDK-
Gemeinschaft (SEG 2) Psychologie
Prof. (em.) Dr. med. Dr. h.c. Günter Henze MDK Westfalen-Lippe
Charité – Universitätsmedizin Berlin Hermannstraße 1 siehe auch unter Klinische Psychologie
CharitéCentrum Frauen-, Kinder- und 33602 Bielefeld
Jugendmedizin mit Perinatalzentrum und
Humangenetik (CC 17) Dr. med. Hans Gerber Psychiatrie und Psychotherapie
Augustenburger Platz 1 ehemaliger Leitender Arzt
13353 Berlin ehemaliger Leiter Sozialmedizinische Prof. Dr. med. Thomas Becker
Expertengruppe „Pflege“ der MDK- Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II
Gemeinschaft (SEG 2) der Universität Ulm am Bezirkskrankenhaus
Pädiatrische Pneumologie MDK Bayern Günzburg
Haidenauplatz 1–5 Ludwig-Heilmeyer-Straße 2
Stephan Ingrisch 81667 München 89312 Günzburg
Fachklinik Gaißach der Deutschen
Rentenversicherung Bayern Süd PD Dr. med. habil. Ronald Bottlender
Zentrum für chronische Erkrankungen Kinder Pharmazeutische Klinikum Lüdenscheid
ⴚ Jugendliche ⴚ Eltern Qualitätssicherung Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Dorf 1 Paulmannshöher Straße 14
83674 Gaißach Prof. Dr. Mona Abdel-Tawab 58515 Lüdenscheid
Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker
Stellvertretende wissenschaftliche Leitung Prof. Dr. Peter Brieger
Pathologie Carl-Mannich-Straße 20 kbo-Isar-Amper-Klinikum
65760 Eschborn Vockestraße 72
Prof. Dr. med. Frederick Klauschen 85540 Haar bei München
Dr. med. Andrea Ullrich
Charité – Universitätsmedizin Berlin Physiologie Prof. Dr. med. Thomas Bronisch
Institut für Pathologie Neureutherstr. 12
Charitéplatz 1 Dr. med. Bergita Ganse 80799 München
10117 Berlin Uniklinik RWTH Aachen
Pauwelsstraße 30
52074 Aachen
Autoren XIV

Prof. Dr. med. Peter Falkai PD Dr. med. Dipl.-Psych. Roland Vauth Rechtsmedizin
Klinikum der Universität München Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Kornhausgasse 7 Prof. Dr. med. Markus A. Rothschild
Nußbaumstraße 7 4051 Basel PD Dr. med. Sibylle Banaschak
80336 München Schweiz Universitätsklinikum Köln
Institut für Rechtsmedizin
Univ.-Prof. Dr. med. Harald J. Freyberger Melatengürtel 60/62
Univ.-Prof. Dr. med. Hans-Jörgen Grabe Psychologische Psychotherapie 50823 Köln
Universitätsmedizin Greifswald
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Univ.-Prof. Dr. Alexander L. Gerlach
Psychotherapie Universität zu Köln Rehabilitationsmedizin
Ellernholzstraße 1–2 Department Psychologie
17475 Greifswald Pohligstraße 1 Dr. med. Wolfgang Cibis
50969 Köln ehemals Bundesarbeitsgemeinschaft für
Prof. Dr. med. Martin Hatzinger Rehabilitation e.V. (BAR)
Chefarzt Kliniken für Psychiatrie, Dr. Susanne Hedlund Solmsstraße 18
Psychotherapie und Psychosomatik & Direktor Schön Klinik Roseneck 60594 Frankfurt am Main
Psychiatrische Dienste Am Roseneck 6
Weissensteinstrasse 102 83209 Prien am Chiemsee
4503 Solothurn Rheumatologie und Klinische
Schweiz Prof. Dr. Thomas Heidenreich Immunologie
Hochschule Esslingen
Prof. Dr. med. Achim Haug Fakultät Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege Dr. med. Keihan Ahmadi-Simab
Universität Zürich und Clienia AG Flandernstraße 101 Klinikum Stephansplatz
Neumarkt 4 73732 Esslingen am Neckar Rheumatologie, Immunologie
8400 Winterthur Alte Oberpostdirektion, Stephansplatz 3
Schweiz Vivian Keim 20354 Hamburg
Evangelische Stiftung Alsterdorf
Dr. med. Michael Lucht Dorothea-Kasten-Straße 3 Prof. Dr. med. Stefan Meuer
HELIOS Hanseklinikum Stralsund 22297 Hamburg Universitätsklinikum Heidelberg
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Institut für Immunologie
Psychotherapie Dr. Barbara Schulte-Steinicke Im Neuenheimer Feld 305
Rostocker Chaussee 70 Hegelstr. 28 69120 Heidelberg
18437 Stralsund 39104 Magdeburg

Prof. Dr. med. Hans-Jürgen Luderer Schlafmedizin


Klinikum am Weissenhof Pulmologie
74189 Weinsberg Dr. med. Johannes Beck
Dr. med. Uta Liebers Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel
Prof. Dr. med. Wolfgang Maier Charité – Universitätsmedizin Berlin Zentrum für Affektive-, Stress- und
Universitätsklinikum Bonn CharitéCentrum Innere Medizin und Schlafstörungen
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Dermatologie CC12 Wilhelm Klein-Straße 27
Sigmund-Freud-Straße 25 Klinik für Infektiologie und Pneumologie 4012 Basel
53105 Bonn Charitéplatz 1 Schweiz
10117 Berlin
PD Dr. med. Thomas Messer Dr. phil. Daniel Gassmann
Danuvius Klinik Pfaffenhofen Praxisgemeinschaft für Psychotherapie
Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Radiologie Bundesgasse 16
Psychosomatik 3011 Bern
Krankenhausstraße 68 Dr. med. Ernst-Joachim Malzfeldt Schweiz
85276 Pfaffenhofen Asklepios Klinik Nord ⴚ Heidberg
Radiologie, Neuroradiologie Dr. med. Peter Geisler
Prof. Dr. med. Ulrich Schweiger Tangstedter Landstraße 400 Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und
Universität zu Lübeck 22417 Hamburg Psychotherapie der Universität Regensburg
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Bezirksklinikum
Ratzeburger Allee 160 Universitätsstraße 84
23538 Lübeck 93053 Regensburg
XV Autoren

Prof. Dr. rer. soc. Jürgen Zulley Strahlentherapie Zahn-, Mund- und
Andreasstraße 2
93059 Regensburg Dr. med. K. D. Haase
Kieferheilkunde
Paracelsus-Klinik Osnabrück Prof. Dr. med. dent. Michael Behr
Medizinisches Versorgungszentrum für Universitätsklinikum Regensburg
Sexualmedizin Strahlentherapie, Radiologie, Nuklearmedizin Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik
und Innere Medizin Franz-Josef-Strauß-Allee 11
Prof. Dr. med. Götz Kockott Medizinisches Versorgungszentrum für 93053 Regensburg
Konrad-Witz-Straße 15 Neurochirurgie, Neurologie und Hämatologie/
81479 München Onkologie Dr. med. Jutta Fanghänel
Am Natruper Holz 69 Prof. Dr. med. dent. Thomas Kocher
49076 Osnabrück Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Sozialmedizin und Public Health Universitätsmedizin Greifswald
Poliklinik für Zahnerhaltung, Parodontologie
PD Dr. med. Anne Berghöfer Transfusionsmedizin und Endodontologie
Charité – Universitätsmedizin Berlin Rotgerberstraße 8
Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und PD Dr. med. Oliver Meyer 17475 Greifswald
Gesundheitsökonomie Charité – Universitätsmedizin Berlin
Luisenstraße 57 CharitéCentrum für Tumormedizin (CC 14) Prof. Dr. med. Jochen Fanghänel
10117 Berlin Institut für Transfusionsmedizin PD Dr. med. dent. Christian Kirschneck
Hindenburgdamm 30 Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Peter Proff
Claudia Drechsel-Schlund 12203 Berlin Universitätsklinikum Regensburg
Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst Poliklinik für Kieferorthopädie
Geschäftsführerin der Bezirksverwaltung Prof. Dr. med. Axel Pruß Franz-Josef-Strauß-Allee 11
Röntgenring 2 Charité – Universitätsmedizin Berlin 93053 Regensburg
97070 Würzburg CharitéCentrum für Tumormedizin (CC 14)
Institut für Transfusionsmedizin ZA Daniel P. Grotzer
Silke Kramer Charitéplatz 1 Im Großen Freien 11
Medizinische Hochschule Hannover 10117 Berlin 30559 Hannover
Institut für Gesundheitssystemforschung
Carl-Neuberg-Straße 1 Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Ralf J.
30625 Hannover Umweltmedizin Radlanski
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Prof. Dr. med. Wolfgang Seger siehe unter Hygiene und Umweltmedizin CharitéCentrum Zahn-, Mund- und
MDK Niedersachsen Kieferheilkunde (CC 3)
Hildesheimer Straße 202 Abteilung für Orale Struktur- und
30519 Hannover Urologie Entwicklungsbiologie
Assmannshauser Straße 4–6
Dr. med. Joseph Dietrich 14197 Berlin
Sozialrecht Oskar-Maria-Graf-Weg 2
86637 Wertingen Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Torsten E.
Dr. jur. Josef Berchtold Reichert
Bundessozialgericht Prof. Dr. med. Dr. med. univ. Arkadiusz Universitätsklinikum Regensburg
Graf-Bernadotte-Platz 5 Miernik Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und
34119 Kassel Universitätsklinikum Freiburg Gesichtschirurgie
Klinik für Urologie Franz-Josef-Strauß-Allee 11
Hugstetter Straße 55 93053 Regensburg
Sportmedizin 79106 Freiburg
Prof. Dr. med. dent. Christian H. Splieth
Dr. med. Nika Heidari Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Praxis für Allgemein- und Sportmedizin Viszeralchirurgie Universitätsmedizin Greifswald
Eppendorfer Baum 21 Abteilung für Präventive Zahnmedizin &
20249 Hamburg Dr. med. Johannes Diermann Kinderzahnheilkunde
Brandenburgische Straße 28 Rotgerberstraße 8
Dr. med. Andree Hillebrecht 10707 Berlin 17475 Greifswald
Volkswagen AG Baunatal
Gesundheitswesen
Postfach 1451
34219 Baunatal
Hinweise zur Benutzung

Alphabetische Ordnung Griechisches Alphabet Geschlecht des Stichworts

Die Stichwörter sind alphabetisch geordnet. groß klein Name Aussprache Mundflora f = Femininum
Die Umlaute ä, ö und ü werden eingeordnet Mundschutz m = Maskulinum
wie ae, oe und ue sowie ß wie ss.
Α α Alpha a Mundhöhlenkarzinom n = Neutrum
Β β Beta b
Γ γ Gamma g
Odynophagie Δ δ Delta d Mehrzahl des Stichworts
Ödem Ε ε Epsilon e
Oedema glottidis Ζ ζ Zeta z
Η η Eta e
Dabei bleiben Zahlen, Bindestriche und Leer- Θ θ, Theta th Bakterien pl = Plural
Ι ι Jota i
zeichen unberücksichtigt, ebenso Indizes und Κ κ Kappa k
… sowie synonyme Bezeichnung, englische
Exponenten. Λ λ Lambda l
Μ μ My m Übersetzung und geläufige Abkürzung des
Tryptophan Ν ν Ny n Stichworts.
T-Score Ξ ξ Xi x
Tsetsefliegen Ο ο Omikron o
Π π Pi p Sonderzeichen
Ρ ρ Rho r
Griechische Buchstaben werden in der Regel Σ σ, ς Sigma s
Τ τ Tau t Neben den üblichen mathematischen Symbo-
ausgeschrieben, wenn sie fester Bestandteil Υ υ Ypsilon y len und Sonderzeichen werden verwendet:
des Stichworts sind. Φ φ, φ Phi ph
Χ χ Chi ch ↑ Erhöhung eines Parameters
Betalactamasen unter B Ψ ψ Psi ps ↓ Erniedrigung eines Parameters
Gamma-Rhythmus unter G Ω ω Omega o → Entwicklung, Abfolge, Reaktion in eine
Richtung
⌀ Durchmesser
Vorsilben von Eigennamen werden in der
≈ ungefähr
Sortierung berücksichtigt. * Verweis im Fließtext (siehe unten)
Abkürzungen
De-Ritis-Quotient unter D
McBurney-Punkt unter M Über 400 Abkürzungen und wichtige Akrony- Verweise
me sind im Abkürzungsverzeichnis aufgeführt
(siehe S. XIX). Spezifisch medizinische Abkür- Fließtextverweise mit Asterisk (*) stehen am
Stichwörter, die aus Adjektiv und Substantiv
zungen und Akronyme finden Sich zudem im Ende des Wortteils, der im Alphabet nachzu-
bestehen, sind unter dem Substantiv zu Lexikonteil an der entsprechenden Position im schlagen ist.
finden. Alphabet als Artikel.
Gram*-Färbung.
adrenogenitales Syndrom unter S KHK
intrakranielles Aneurysma unter A SSW
„Siehe“-Verweise zeigen an inhaltlich passen-
der Stelle auf Artikel mit erklärenden oder
Ausnahme: Feststehende Begriffe finden sich
Terminologische Informationen weiterführenden Informationen oder auf eine
unter dem vorangestellten Adjektiv. Abbildung oder Tabelle zum Stichwort.

Akutes Abdomen unter A Dem Fließtext des jeweiligen Artikels vorange- Vergleiche-Verweise zeigen auf übergeordne-
Multiple Sklerose unter M stellt sind folgende Informationen: te, gegensätzliche oder ergänzende Bezüge
Betonung des Stichworts zum Stichwort, z. B.:

Fu ndus o culi = kurze Betonungszeichen Hämoglobinämie: … Die Ausscheidung er-


Syndroß m = langes Betonungszeichen folgt renal (vgl. Hämoglobinurie*).
Hinweise zur Benutzung XVIII

Quellen der Abbildungen


Soweit zu Abbildungen Quellen genannt wer-
den, finden sich Quellennummern in eckigen
Klammern, die in einem Verzeichnis am Ende
des Bandes aufgelöst werden (ab S. 1997).

Immobilisierung der Hand [25]


Abkürzungen und Akronyme

Medizinisch gebräuchliche Abkürzungen, die im folgenden Verzeichnis nicht aufgeführt sind, finden sich als Stichworteinträge.
Adjektive auf -isch und -lich werden in der Regel abgekürzt.

A aPTT aktivierte partielle CCR5-Rezeptor CC-Motiv-Chemokin-


a annus (Jahr) Thromboplastinzeit Rezeptor 5
A Ampere Art. Articulatio CCT kraniale Computer-
A. Arteria ASL-Titer Antistreptolysin-O-Titer tomografie, -tomogramm
Aa. Arteriae ATC- Anatomisch-Therapeutisch- cDNA complementary DNA bzw.
Abb. Abbildung Klassifikation Chemische Klassifikation copy DNA
Abk. Abkürzung ATP Adenosintriphosphat CEA Carcino-embryonales
Abs. Absatz Antigen
ACE-Hemmer Angiotensin-Converting- CE-Kennzeich- Communautés Européennes
Enzym-Hemmer B nung (Europäische Gemeinschaft)
ACTH adrenocorticotropes BCG Bacille-Calmette-Guérin CE-Winkel Centrum-Ecken-Winkel
Hormon Beta-HCG Beta-humanes nach Wiberg
ADH antidiuretisches Hormon (auch ß-HCG) Choriongonadotropin CLL chronische lymphatische
AD(H)S Aufmerksamkeitsdefizit- BfArM Bundesinstitut für Arznei- Leukämie
(Hyperaktivitäts-)Störung mittel und Medizinprodukte CML chronische myeloische
bzw. -Syndrom BGA Blutgasanalyse Leukämie
ADP Adenosindiphosphat BGB Bürgerliches Gesetzbuch CO2 Kohlendioxid
AFP Alphafetoprotein BGBl. Bundesgesetzblatt CoA Coenzym A
Ag Antigen BIPAP biphasic positive airway pressure COPD chronic obstructive
AIDS Acquired Immune BK Berufskrankheit(en) pulmonary disease
Deficiency Syndrome B-Lymphozyten Bursa-abgeleitete CPAP continuous positive airway
Ak Antikörper (auch B-Zellen) Lymphozyten bzw. bone- pressure
ALAT Alanin-Aminotransferase marrow-derived C-Peptid Connecting-Peptid
(syn. Glutamat-Pyruvat- lymphocytes C-Potenz Centesimalpotenz
Transaminase) BMI Body-Mass-Index CRP C-reaktives Protein
ALL akute lymphatische Leukämie BNP brain natriuretic peptide CT Computertomografie,
AMA antimitochondriale BRAF v-raf murine sarcoma viral Computertomogramm
Antikörper oncogene homolog B1 CTG Kardiotokografie,
AML akute myeloische Leukämie BSE bovine spongiforme Kardiotokogramm
Amp. Ampulle Enzephalopathie CYFRA Cytokeratinfragment
ANA Antinukleäre Antikörper BSG Blutkörperchensenkungs- CYP Zytochrom-P-450-Isoenzyme
ANCA antineutrophil cytoplasmic geschwindigkeit
antibodies BZ Blutzucker
Anti-HBc Antikörper gegen Hepatitis- B-Zellen (auch B-Lymphozyten D
B-Core-Antigen B-Lymphozyten) d Tag(e), täglich
Anti-HBs Antikörper gegen Hepatitis- bzw. beziehungsweise D Dezimalpotenz
B-Surface-Antigen D-A-CH Deutschland-Österreich-
Anti-LC1- Anti-Leber-Zytosol-Antigen Schweiz
Antikörper Typ 1-Antikörper C DD Differenzialdiagnose
Anti-LKM- Anti-Leber-Nieren- C Kohlenstoff d. h. das heißt
Antikörper Mikrosomen-Antikörper CA Cancer Antigen (125, 15-3, DHEA, DHEAS Dehydroepiandrosteron,
Anti-SMA antismooth muscle 19-9, 72-4 usw.) Dehydroepiandrosteron-
antibodies ca. circa Sulfat
a.p. 1. ante partum CAP-RAST Carrier-Polymer-System- DIC disseminated intravascular
(vor der Geburt) Radio-Allergo-Sorbent-Test coagulation (disseminierte
2. anterior-posterior CAS-Nr. Chemical-Abstracts-Service- intravasale Gerinnung,
(Strahlengang) Nummer Verbrauchskoagulopathie)
AP 1. Aktionspotential CCP cyclische Citrullin Peptid- DIN Deutsches Institut für
2. Angina pectoris Antikörper Normung
Abkürzungen und Akronyme XX

DIN EN ISO Deutsches Institut für Normung, Fc fragment crystalline HMPC Herbal Medicinal Products
Europäische Norm und FCKW Fluor-Chlor-Kohlen- Commitee
International Organization wasserstoffe HNA-System Human-Neutrophil-
for Standardization ff. folgende Seiten Antigen-System
4-DMAP 4-Dimethylaminophenol FKDS farbkodierte Duplexsonografie HNO Hals-Nasen-Ohren-
DNA Desoxyribonukleinsäure fMRT funktionelle Heilkunde
DOPA 3,4-Dihydroxyphenylalanin Magnetresonanztomografie HPLC high-performance liquid
D-Potenz Dezimalpotenz Fp. Flammpunkt chromatography
DPP-4-Inhibi- Di-Peptidyl-Peptidase-4- franz. französisch HPV Humanes Papillomavirus
toren Inhibitoren FSH follikelstimulierendes Hormon 5-HT 5-Hydroxytryptamin
DRG diagnosis related group FSME Frühsommermeningo- (syn. Serotonin)
DSA digitale Subtraktionsangiografie enzephalitis H-Unter- Untersuchung auf
DSM Diagnostic and Statistical suchung der Grundlage des Hinweises
Manual of Mental Disorders der landwirtschaftlichen
G Berufsgenossenschaften zur
GABA Gammaaminobuttersäure arbeitsmedizinischen
E Gc-System Group-Specific-Component- Vorsorgeuntersuchung
ECHO-Viren Enteric Cytopathogenic System HWZ Halbwertszeit
Human Orphan-Viren GdB Grad der Behinderung
E. coli Escherichia coli geb. geboren
ED Einzeldosis GFR glomeruläre Filtrationsrate I
EDTA Ethylendiamintetraacetat ggf. gegebenenfalls I Jod
EDV elektronische Datenverarbeitung GGT Gammaglutamyltransferase i. a. 1. intraarteriell
EE-Formen exoerythrozytäre Vermehrungs- (syn. Gamma-GT, γ-GT) 2. intraartikulär
stadien (Gewebeformen) GKV Gesetzliche Kranken- i. c. intrakutan
der Malariaerreger versicherung ICD International Statistical
EEG Elektroenzephalografie, GnRH Gonadotropin-Releasing- Classification of Diseases
Elektroenzephalogramm Hormon and Related Health
E-Health Electronic Health G-Proteine Guaninnucleotide bindende Problems
EHEC enterohämorrhagische E. coli Proteine ICF International Classification
einschl. einschließlich gr. griechisch of Functioning
EKG Elektrokardiografie, GRV Gesetzliche Renten- ICNP International Classification
Elektrokardiogramm versicherung for Nursing Practice
EL Esslöffel GUV Gesetzliche Unfall- i. d. F. in der Fassung
ELISA enzyme-linked immuno versicherung IE Internationale Einheiten
sorbent assay (Enzym, Arzneimittel,
EMG Elektromyografie, Impfstoff)
Elektromyogramm H IgA Immunglobulin A
EMIT enzyme multiplied h Stunde, stündlich IgD Immunglobulin D
immunotechnique Hb Hämoglobin IgE Immunglobulin E
ENG Elektroneurografie HBA1c glykosyliertes Hämoglobin IGF insulin-like growth factors
engl. englisch HBcAg Hepatitis-B-Core-Antigen IgG Immunglobulin G
entspr. entsprechend, entspricht HBDH Hydroxybutyrat- IgM Immunglobulin M
Ep. Erstarrungspunkt Dehydrogenase ILO- International Labour
ERCP endoskopische retrograde HBeAg Hepatitis-B-e-Antigen Klassifikation Organization-Klassifikation
Cholangiopankreatikografie HCG humanes Choriongon- i. m. intramuskulär
ESCOP European Scientific adotropin INN International
Cooperative on Phytotherapy HDL high-density-lipoprotein Nonproprietary Name for
EU Europäische Union HE4 human epididymis protein 4 Pharmaceutical Substances
EUV Vertrag über die EU HIV Humanes-Immundefizienz- INNv vorgeschlagener INN
evtl. eventuell Virus INR international normalized
EWG Europäische H-Ketten schwere (engl. heavy) Ketten ratio (für die
Wirtschaftsgemeinschaft Hkt Hämatokrit Thromboplastinzeit)
EZ Esterzahl HLA-System Human-Leucocyte-Antigen- IQ Intelligenzquotient
System IR infrarot
HLB-Wert hydrophiler-lipophiler ISO International Organization
F Balance-Wert for Standardization
f Femininum HLH-Domäne Helix-Loop-Helix-Domäne IT Informationstechnologie
FAO Food and Agriculture HMG-CoA 3-Hydroxy-3- ITP idiopathische thrombo-
Organization Methylglutaryl-Coenzym-A zytopenische Purpura
XXI Abkürzungen und Akronyme

IUPAC International Union of Pure MCHC mean corpuscular Nl. Nodus lymphoideus
and Applied Chemistry hemoglobin concentration (Lymphknoten)
i. v. intravenös (mittlere korpuskuläre Nll. Nodi lymphoidei
IZ Iodzahl Hämoglobinkonzentration) NMDA N-Methyl-D-Aspartat
MCV mean corpuscular volume NMR nuclear magnetic resonance
(mittleres Erythrozyten- (Kernspinresonanz,
J volumen) Kernspintomografie)
Jh. Jahrhundert MdE Minderung Nn. Nervi
J1, J2 Jugendgesundheits- der Erwerbsfähigkeit NPH-Insulin Neutral-Protamin-
untersuchung 1 oder 2 MDK Medizinischer Dienst Hagedorn-Insulin
der Krankenversicherung Nr. Nummer
MDS Medizinischer Dienst NSAR nichtsteroidales
K der Spitzenverbände Antirheumatikum
K Kalium der Krankenkassen NSE Neuron-spezifische Enolase
KG, insbe- Körpergewicht, Kilogramm MELD-Score Model-of-end-stage-liver- NW Nebenwirkung(en)
sondere kg KG Körpergewicht disease-Score
KHK koronare Herzkrankheit MEN Multiple endokrine Neoplasie
KOF, Körperoberfläche, Mg Magnesium O
insbesondere Quadratmeter MIBG 123Iod-Metaiodoben- o-
ortho-
m² KOF Körperoberfläche zylguanidin o. B.
ohne Befund
K.-o.-Tropfen Knock-out-Tropfen min Minute Off., off.
offizinell
KV Kassenärztliche Vereinigung mind. mindestens OHZ Hydroxylzahl
Mio. Million OP (Plural: OPs)Operation, Operationsraum
Mm. Musculi OSZE Organisation für Sicherheit
L mmHg Millimeter Quecksilber- und Zusammenarbeit in
lat. lateinisch säule, in der Medizin Europa
LD 1. letale (tödliche) Dosis übliche Maßeinheit für OZ 1. Ordnungszahl
(meist LD50) den Blutdruck (Protonenzahl),
2. loading dose Mon. Monat 2. Oxidationszahl
LDH Laktatdehydrogenase MPV mean platelet volume
LDL low density lipoproteins (mittleres Thrombozyten-
LE-Körperchen Lupus-erythematodes- volumen) P
Körperchen Mr relative molare Masse p- para-
LE-Phänomen Lupus-erythematodes- MR Magnetresonanz p.a. posterior-anterior
Phänomen MRCP Magnetresonanz- (Strahlengang)
LE-Syndrom Lupus-erythematodes- Cholangiopankreatikografie Pap-Abstrich Papanicolaou-Abstrich
Syndrom Mrd. Milliarde PAS-Reaktion Periodic-Acid-Schiff-
LH luteinisierendes Hormon mRNA Messenger-RNA Reaktion
Lig. Ligamentum MRSA Methicillin-resistenter pAVK periphere arterielle
Ligg. Ligamenta Staphylococcus aureus Verschlusskrankheit
Lj. Lebensjahr MRT Magnetresonanztomografie, PBI protein-bound iodine
L-Ketten leichte Ketten Magnetresonanztomogramm p.c. post conceptionem (nach
LSD Lysergsäurediethylamid der Empfängnis)
PCA-Reaktion Passive-Cutaneous-
N Anaphylaxis-Reaktion
M n Neutrum PCI percutaneous coronary
m Maskulinum N. Nervus intervention (perkutane
m- meta- Na Natrium Koronarintervention)
M. Musculus NACA-Score National-Advisory-Committee- PCR Polymerase-Ketten-Reaktion
MAK Maximale for-Aeronautics-Score PDA Periduralanästhesie
Arbeitsplatzkonzentration NAD Nicotinamidadenindi- PEEP positive endexpiratory
MALT mucosa associated lymphoid nukleotid pressure
tissue NADP Nicotinamidaden- PEG perkutane endoskopische
M-Antigen Mukosus-Antigen indinukleotidphosphat Gastrostomie
max. maximal, maximus nBIPAP nasal biphasic positive PET Positronenemissions-
MCH mean corpuscular airway pressure tomografie, Positronen-
hemoglobin (durch- n. Chr. nach Christus emissionstomogramm
schnittlicher Hämoglobin- NF-κB nuclear factor of kappa- pH (auch Potenz (p) und Maß für
gehalt der roten Blut- light-chain-enhancer of pH-Wert) Wasserstoffionen-
körperchen) activated B cells konzentration (H)
Abkürzungen und Akronyme XXII

p. i. 1. post infectionem SDS-PAGE sodium dodecyl sulfate TPHA Treponema pallidum-


2. post inhalationem polyacrylamide gel Hämagglutinationstest
3. post injectionem electrophoresis TPO-AK Thyroid-Peroxidase-
pKS Säurekonstante SGB Sozialgesetzbuch Antikörper
PKV Private Kranken- SGLT2- Sodium-Glucose- TPZ (syn. PTZ) Thromboplastinzeit
versicherung Inhibitoren Transporter-2-Inhibitoren (syn. Prothrombinzeit)
p. o. peroral, per os SHGB Sexualhormon-bindendes- Tr. Tropfen
POZ Peroxidzahl Globulin TRAK Thyreotropin-Rezeptor-
pp postprandial SI Système International Autoantikörper (syn.
p.p. post partum (nach der Geburt) d’Unités TSH-Rezeptor-Antikörper)
ProGRP Pro-gastrin releasing peptide sicc. siccus, siccatus (getrocknet) TRH thyreotropin releasing
PPSB Prothrombinkonzentrat SLE systemischer Lupus hormone
(Zusammensetzung: erythematodes tRNA Transfer-RNA
Prothrombin, Prokonvertin, snRNA small nuclear ribonucleic acid TSH Thyreoidea stimulierendes
Stuart-Prower-Faktor, s. o. siehe oben Hormon
antihämophiles Globulin B) sog. sogenannt TZ Thrombinzeit
PP-Zellen pankreatisches Polypeptid spag. spagyrisch T-Zellen (auch T-Lymphozyten
bildende Zellen Spec., spec. Species T-Lymphozyten)
PSA prostataspezifisches Antigen SPECT Single-Photon-Emissions-
PTZ (syn. TPZ) Prothrombinzeit (syn. computertomografie
Thromboplastinzeit) spp. Species pluralis U
PVC Polyvinylchlorid SPV Soziale Pflegeversicherung U1, U2, …, U10 Kindergesundheits-
p-Wert probability-Wert ssp. Subspecies (Unterart) untersuchung 1–10
SSW Schwangerschaftswoche u. a. 1. unter anderem
STDs sexually transmitted 2. und andere(s)
Q diseases (sexuell UA unverseifbare Anteile
Q-Potenz Quinquagesimillesima- übertragbare Krankheiten, UAW unerwünschte Arzneimittel-
potenz Geschlechtskrankheiten) wirkung[en] (Neben-
QZ Quellungszahl STH somatotropes Hormon wirkung[en])
(syn. Somatotropin) UN United Nations (Vereinte
STR-System Short-Tandem-Repeat-System Nationen)
R s. u. siehe unten usw. und so weiter
R. Ramus (Ast, Abzweigung) Supp. Suppositorium (Zäpfchen) UV ultraviolett
RAE-Tubus Tubus nach Ring, Adair und syn. synonym
Elwyn SZ Säurezahl
R-Antigen Rauantigen V
RAST Radio-Allergo-Sorbent-Test V. Vena
REM rapid eye movement T v. a. vor allem
Rescue-PCI rescue percutaneous T. Teil(e) V. a. Verdacht auf
coronary intervention T3, T4 Trijodthyronin, Thyroxin var. Varietas (Varietät)
Rh Rhesus (auch Rhesus-Faktor) Tab. Tabelle v. Chr. vor Christus
RKI Robert Koch-Institut Tabl. Tablette vgl. vergleiche
RNA ribonucleic acid TAK Thyreoglobulin-Antikörper Vv. Venae
(Ribonukleinsäure) T-Antigen Thomsen-Friedenreich- VZ Verseifungszahl
RPI Retikulozyten-Produktions- Antigen
index Tbc Tuberkulose
RV Rentenversicherung TBG ipThyroxin-bindendes- W
RVO Reichsversicherungsordnung Globulin WHO World Health Organization
TCM Traditionelle Chinesische (Weltgesundheits-
Medizin organisation)
S Tel. Telefon Wo. Woche
sSekunde Temp. Temperatur
S.Seite, Satz Th n thorakales spinales Segment
s. c.subkutan (Th 1–Th 12) Z
SARS severe acute respiratory TL Teelöffel z. B. zum Beispiel
syndrome T-Lymphozyten thymusabhängige Z. n. Zustand nach
SCC squamous cell carinoma (auch T-Zellen) Lymphozyten ZNS Zentralnervensystem
antigen TNF Tumor-Nekrose-Faktor z. T. zum Teil
Schmp. Schmelzpunkt Tp. Tropfpunkt ZVD zentraler Venendruck
Sdp. Siedepunkt TPA tissue polypeptid antigen ZVK zentraler Venenkatheter
A

A
A: Abk. für → Adenin chogene Störung (im Rahmen der dissoziativen* dabei 3 traumaspezifische (verbrannte Körper-
A: Abk. für → Akkommodation [Auge] Störung oder Konversionsstörung*). oberfläche, Vorliegen von thermischem Inhala-
A: Abk. für → Alanin Abbausyndrom n: engl. organic brain syndrome. tionstrauma*, Verbrennungstiefe Grad ≥ 3) und
a: Begriff mit mehreren Bedeutungen: Kurz- Veraltete Bezeichnung für eine allmähliche, 2 patientenindividuelle (Lebensalter, Ge-
zeichen für Jahr (Abk. von lat. annus), außer- meist irreversible Abnahme der intellektuellen schlecht) Parameter nach Tobiasen et al. (1982).
dem SI-Präfix für Atto, das 10–18-Fache einer und psychischen Leistungsfähigkeit, heute als Einteilung:
Grundeinheit (z. B. Attometer: am = 10–18 m; dementielles Syndrom bezeichnet. – Entsprechend Überlebens- bzw. Sterbewahr-
siehe auch Einheiten). Abbauvergiftung f: engl. endogenous autointox- scheinlichkeit
A.: Abk. für → Arteria ication. Form der Autointoxikation* infolge – Überlebenswahrscheinlichkeit < 50 % bei
AA: Abk. für → Arrhythmia absoluta schnellen Abbaus von Gewebe, z. B. bei autode- ABSI ≥ 10 (kritische Prognose)
Aa.: Abk. für → Arteriae struktivem Wachstum von Karzinomen*, Auto- – Korrelation von ABSI mit Überlebens- bzw.
AAC: Abk. für → Alpha-1-Antichymotrypsin lyse* bei akuter Pankreatitis*, Bestrahlung Sterbewahrscheinlichkeit (siehe Tab.).
AAC: Abk. für antibiotic-associated colitis → (Strahlenwirkung) oder flächenhaften Verbren- Abbreviated Injury Scale: Abk. AIS. 1969 ent-
Kolitis, Antibiotika-assoziierte nungen. wickelter und mehrfach erweiterter Score* mit
AAC: Abk. für Antibiotika-assoziierte C(K)olitis Abbé-Refraktometer → Refraktometer [Phar- Erfassung von über 2000 Diagnosen und Symp-
→ Kolitis, pseudomembranöse makologie] tomen zur Beurteilung der Schwere von Verlet-
AAF: Abk. für Antiatelektasefaktor → Surfactant Abblassung, temporale f: engl. temporal pallor. zungen bei Patienten mit Polytrauma*.
AAI-Schrittmacher m: Selten eingesetzter (ca. Abblassung der temporalen Hälfte der Sehner- Abbruchblutung f: engl. withdrawal bleeding.
2 %), vorhofgesteuerter, atrial inhibierter künst- venpapille infolge isolierter Schädigung des pa- Uterine Blutung infolge Abstoßung der Lamina
licher Herzschrittmacher, der nur dann einen pillomakulären Bündels im Rahmen einer parti- functionalis des Endometriums* durch Absin-
Impuls abgibt, wenn die vorhofeigene Frequenz ellen Optikusatrophie*. Eine temporale Abblas- ken der Östrogen- und/oder Progesteronkon-
den programmierten unteren Grenzwert unter- sung tritt u. a. auf bei entzündlichen Sehner- zentration (sog. Hormonentzugsblutung), bei
schreitet. AAI-Schrittmacher weisen nur eine venerkrankungen (z. B. Neuritis* nervi optici), anovulatorischem Zyklus*, nach Verabreichung
Elektrode (im rechten Vorhof) auf. Vgl. Herz- toxischer oder hereditärer Optikusneuropathie weiblicher Sexualhormone* und bei Extraute-
schrittmacher* (Tab. dort). sowie bei Makulopathien*. ringravidität*. Im weiteren Sinne ist die Menst-
AAK: Abk. für Atemluftalkoholkonzentration Abbreviated Burn Severity Index: Abk. ABSI. ruation* eine physiologische Abbruchblutung.
→ Alkoholbestimmung International gebräuchlicher prognostischer ABCDE: Abk. für engl. airway breathing circu-
AAR: Abk. für → Antigen-Antikörper-Reak- Score* bei Verbrennung. Berücksichtigt werden lation disability exposure and environmental
tion control → Advanced Trauma Life Support
Aase-Syndrom → Diamond-Blackfan-Anämie ABCD-Regel f: 5 diagnostische Kriterien zur Er-
AAT: Abk. für → Alpha-1-Antitrypsin kennung eines malignen Melanoms. Die Buch-
Abbreviated Burn Severity Index
AAV: Abk. für Adeno-assoziiertes Virus → Par- staben stehen für „Asymmetrie, Begrenzung,
voviridae ABSI Sterbewahrscheinlichkeit (%) Colorierung, Durchmesser, Evolution“. Die Kri-
Abadie-Zeichen → Dalrymple-Zeichen terien zielen ab auf die Selbst- und Laiendiagno-
<1
Abart → Varietas
2–3
se („Faustregel“) von Leberflecken. Sie sind alle
Abartigkeit, schwere andere seelische → 4–5 2 relativ und werden dermatologisch ergänzt
Schwere andere seelische Abartigkeit 6–7 10–20 durch weitere Kriterien und Hilfsmittel.
Abasie f: engl. abasia. Unfähigkeit zu gehen in- Erklärung:
folge Ataxie*, Beinlähmung, extrapyramidaler 8–9 30–50 – Asymmetrie: nicht spiegelbildlich bzw. nicht
Syndrome (z. B. Chorea* Huntington oder Wil- 10–11 60–80 gleichmäßig rund oder oval konfiguriert
son*-Krankheit), ischämischer Schädigung von 12–13 > 90 – Begrenzung: 1. unscharfe Ränder mit Aus-
Basalganglien* oder Thalamus* oder durch psy- fransungen 2. gezackte Ausläufer
ABCD2-Score 2

– Colorierung: in sich ungleiche Färbung, z. B. milien A–G unterteilen, z. B. ABCA1 als Mit- Bauchhöhle (Cavitas* abdominis) mit den
A dunkles Schwarz neben Braun- oder Rottö-
nen
glied 1 der Subfamilie A. Defekte oder fehlende
ABC-Transporter führen zu Erkrankungen wie
Bauchorganen enthält.
Abdomen, akutes → Akutes Abdomen
– Durchmesser: ein Durchmesser von mehr als Tangier*-Krankheit oder Hypolipoproteinä- Abdomenübersichtsaufnahme f: engl. plain
5 mm gilt als kontrollbedürftig mie*. abdominal radiography. Leeraufnahme* des
– Erhabenheit: Vorwölbung aus dem Hautni- Abdecktest m: engl. cover test; syn. Cover-Test. Bauchraums, die in Rückenlage, stehend oder
veau (alternativ E = Evolution: Veränderung Untersuchung zum Nachweis von Fehlstellun- in Linksseitenlage angefertigt wird.
in den letzten 3 Monaten). gen der Augen bzw. Schielen. Die Testperson Indikationen:
Klinische Bedeutung: Alle genannten Kriterien fixiert einen Gegenstand in der Ferne, während – Verdacht auf Perforation* gastrointestinaler
sind nicht beweisend. Bei mindestens 2 erfüll- der Untersucher die Augen ab- und aufdeckt. Organe: Nachweis freier Luft im Bauchraum
ten Kriterien soll der Betroffene jedoch zeitnah Bei Fehlstellungen kommt es dabei zu Augen- – Ileus: 1. Luft-Flüssigkeits-Spiegel 2. luftge-
einen Dermatologen aufsuchen. Kombiniert bewegungen. füllte, sog. stehende Darmschlingen
mit zusätzlichen Erkenntnissen, z. B. aus der – Einseitiger Abdecktest: Ein Auge wird ab- – intraabdominaler Fremdkörper*
Berufs- und Familienanamnese, und mittels gedeckt und dabei das andere Auge beobach- – Nachweis schattengebender Konkremente
Auflichtmikroskopie* liegt die Erkennungsrate tet zum Nachweis von Strabismus* (manifes- oder Verkalkungen: 1. Gallenblase und -gän-
von malignen Melanomen durch Dermatologen tem Schielen, siehe Abb.) ge (Cholelithiasis*) 2. Pankreas (Pankreolithi-
sehr hoch. – wechselseitiger Abdecktest: Die Augen asis*) 3. Niere und ableitende Harnwege
ABCD2-Score m: Score zur 48 Stunden Schlag- werden wechselseitig abgedeckt und das je- (Nephrolithiasis*) 4. Milz 5. Gefäße.
anfall-Risikoabschätzung nach stattgehabter weils frei werdende Auge wird beobachtet abdominal: engl. relating to the abdomen; syn.
transitorisch ischämischer Attacke (TIA). zum Nachweis von Heterophorie* (latentem abdominalis. Zum Bauch bzw. Unterleib gehö-
Siehe Tab. Schielen) rig.
– Aufdecktest: Ein Auge wird abgedeckt und Abdominalatmung → Zwerchfellatmung
wieder aufgedeckt und dabei beobachtet. Abdominalgravidität → Extrauteringravidität
ABCD2-Score Beurteilung: Ausschlaggebend ist die Position, Abdominallavage → Peritoneallavage
von der aus die Einstellbewegung des beobach- Abdominaltrauma n: engl. abdominal trauma;
Kriterium Punkte[1] teten Auges zur Mitte hin erfolgt. Bei Bewe- syn. Bauchtrauma. Stumpfe oder penetrierende
Alter gung von Verletzung des Abdomens. Die Verletzung inne-
– Außen: Exotropie (manifestes Außenschielen) rer Organe ist möglich, komplizierend können
≥ 60 Jahre 1 bzw. Exophorie (latentes Auswärtsschielen) sich Massenblutung, Verbrauchskoagulopathie
Blutdruck – innen: Esotropie (manifestes Innenschielen) und Sepsis entwickeln. Untersucht wird mit
bzw. Esophorie (latentes Einwärtsschielen) bildgebenden Verfahren. Die Behandlung hängt
≥ 90 mmHg diastolischer und/ 1
– unten: Hypotropie (Abwärtsschielen) bzw. ab von Art und Schwere der Verletzungen. Häu-
oder ≥ 140 mmHg systolischer
Hypophorie (Höhenabweichung nach unten) fig wird laparotomiert oder laparoskopiert.
Klinische Symptome (engl.: clinical symptoms) – oben: Hypertropie (Aufwärtsschielen) bzw. Ursachen:
Sprachstörung ohne Parese 1 Hyperphorie (Höhenabweichung nach oben). – Stumpfes Abdominaltrauma: 1. direkte Kraft-
einwirkung 2. Dezeleration, z. B. bei Sturz
Parese 2
aus Höhe oder Verkehrsunfall 3. in der Folge
Dauer v. a. Milzruptur* (40 %), Leberruptur* (35 %),
< 60 min. 1 Hohlorganperforation (10 %), auch retroperi-
toneales Hämatom (15 %)
≥ 60 min. 2 – penetrierendes Abdominaltrauma, z. B.
Diabetes mellitus Schusswunde* oder Pfählungsverletzung*,
ja 1 Splitter- oder Stichverletzung*.
Vorkommen:
[1]
Punktsumme ergibt ABCD2-Score (0–7): – Meist in Kombination mit anderen Verlet-
0–3: Risiko 1 %; zungen bzw. im Rahmen eines Polytraumas
4–5: Risiko 4,1 %; (in ca. 18 % der Fälle), selten isoliert
6–7: Risiko 8,1 % – cave: hohe Versorgungspriorität wegen hoher
Letalität.
Klinik: Je nach Verletzungsform, z. B.:
– Eventeration*
ABC-Schema n: engl. ABC classification. ABC- – Ggf. Akutes* Abdomen
Klassifikation zur Differenzierung der verschie- – cave: initial unter Umständen asymptoma-
denen Ursachen chronischer Gastritiden (Ma- tisch oder sehr gering ausgeprägte Sympto-
Abdecktest: einseitiger Abdecktestte
genschleimhautentzündungen). Details siehe me (z. B. bei zweizeitiger Milzruptur).
bei Einwärtsschielen des linken Auges
Gastritis*. Diagnostik: Bei klinisch stabilem Patienten:
(EB: Einstellbewegung).
ABC-Transpoø rter m: engl. ATP-binding-cassette – Anamnese einschließlich Unfallhergang
(Abk. ABC). Hochkonservierte Superfamilie – körperliche Untersuchung
ATP*-abhängiger transmembranärer Transport- Abdomen n: engl. belly; syn. Bauch. Rumpfab- – bildgebende Verfahren: 1. wiederholte abdo-
proteine. ABC-Transporter lassen sich in Subfa- schnitt zwischen Thorax* und Pelvis, der die minale Ultraschalldiagnostik 2. CT 3. Rönt-
3 Abduzenslähmung

gendiagnostik (Thorax, Abdomenübersicht,


Becken).
Dagegen bei klinisch nicht stabilisierbarem
A
Patienten (systolischer Blutdruck < 90 mmHg
nach adäquatem kristalloiden Volumenersatz
und ggf. Bluttransfusion) mit Verdacht auf ur-
sächliche intraabdominale Verletzung ggf. so-
fortige Probelaparotomie*
– Cave: Peritoneallavage bei Verfügbarkeit ak-
tueller bildgebender Verfahren obsolet
– labordiagnostisch u. a. Blutbild*
– bei penetrierendem Abdominaltrauma in der
Regel diagnostische Laparoskopie bzw. Lapa-
rotomie.
Therapie: Abhängig von vorliegender Verlet-
zung und klinischem Zustand des Patienten.
Abdoø mino-perineale Rektum-Exstirpation f: Abduzenslähmung Abb. 1: Untersuchung der 9 Blickrichtungen bei Abduzenslähmung links.
syn. abdomino-perineale Rektum-Amputation.
Operation in 2 Schritten und mit 2 Zugangswe-
gen (bauchseitig und über den Damm) zur Ent-
fernung des Mastdarmes unter Mitnahme des Abduktionskontraktur → Kontraktur
Anus bei Rektumkarzinom. Heute wird der Ein- Abduktionsorthese f: engl. abduction orthosis.
griff nur noch in der Methode nach Miles ausge- Orthese* zur Ruhigstellung eines Gelenks in
führt. Abduktionsstellung.
Technik: Die Operation erfolgt in 2 Schritten: Formen:
– Abdominal: Mobilisation und Absetzen des – Abduktionsorthese des Hüftgelenks zur pas-
proximalen Rektums, Präparation der oberen sageren Hüftführung bei Hüftgelenkluxati-
2/3 des Mesorektums, Implantation des end- on oder Instabilität von Gelenkkapsel und
ständigen Enterostomas Bändern nach Implantation einer Hüftge-
– perineal: Auslösen und Exzision des Konti- lenkprothese
nenzorgans unter Mitnahme der Beckenbo- – Schulterabduktionsorthese*.
denmuskulatur, Präparation des unteren Me- Abduktionsschiene → Schulterabduktionsor-
sorektumdrittels und Entfernung des Präpa- these
rates von perineal, schichtweiser Wundver- Abduø ktor m: engl. abductor muscle. Muskel, der
schluss nach Einlage von Drainagen. eine Abduktion* (Wegführen, Abspreizen) eines
Abdruckverfahren → Podografie Körperteils bewirkt, z. B. M. abductor hallucis.
Abduø ctor-Opponens-Atrophie f: engl. abduc- Abduzens: Abk. für → Nervus abducens
tor opponens atrophy. Atrophie* des Musculus* Abduzenslähmung f: engl. sixth nerve palsy.
abductor pollicis brevis und des Musculus* op- Form der Augenmuskellähmung* infolge Schä- Abduzenslähmung Abb. 2: Abduzenslähmung des
ponens pollicis infolge Wurzelkompressions- digung des N. abducens (VI. Hirnnerv) mit Läh- rechten Auges; 1: Geradeausblick, mäßige Einwärts-
syndrom* im Bereich des 7. zervikalen spinalen mung des von ihm versorgten M. rectus latera- stellung des rechten Auges; 2: Blick nach links
Segments (C 7) oder Schädigung des Nervus me- lis, der das Auge horizontal nach außen bewegt. ungestört; 3: Blick nach rechts, fehlende
dianus, z. B. im Rahmen des Karpaltunnelsyn- Der Patient nimmt ungekreuzte Doppelbilder* Mitbewegung des rechten Auges. [230]
droms*. wahr. Das betroffene Auge bleibt beim Blick zur
Abduktion f: engl. abduction. Wegführen eines Seite der Lähmung zurück. Einteilung:
Körperteils oder Organs von der Medianebene*. – Abduzensparese als partielle Abduzensläh- – Trauma
Abduktion bezeichnet beispielsweise das Heben mung – Hirndrucksteigerung* (einschließlich Pseu-
des Arms nach außen oder die Bewegung des – Abduzensparalyse als komplette Abduzens- dotumor* cerebri)
Auges zur Schläfe. Bei der klinisch-orthopädi- lähmung. – Durchblutungsstörung*
schen Untersuchung der Gelenkbeweglichkeit Ursachen: – Wernicke*-Enzephalopathie.
nach der Neutral*-Null-Methode werden Ein- – Lokale Kompression durch Aneurysma*, Me- Klinik:
schränkungen der Abduktion befundet, z. B. im gadolichobasilaris* oder Tumor im Nasopha- – Ungekreuzte Doppelbilder, deren Abstand
Hüftgelenk* bei Koxarthrose*. rynxbereich oder an der Schädelbasis, z. B. beim Blick zur Seite der Abduzenslähmung
Abduktionsfraktur → Schenkelhalsfraktur Chordom* zunimmt
Abduktionskeil m: engl. abduction wedge. Or- – entzündlich bedingt z. B. bei basaler Menin- – das betroffene Auge bleibt beim Blick zur Sei-
thopädisches Hilfsmittel zur passageren Ruhig- gitis*, Syphilis*, Lyme*-Borreliose oder Sar- te der Lähmung zurück (siehe Abb. 1, Abb. 2)
stellung eines Gelenks in Abduktionsstellung, koidose* – bei Abduzenslähmung infolge Hirnstammlä-
u. a. im Bereich des Hüftgelenks, z. B. nach Im- – Sinus-cavernosus-Affektion, z. B. Fistel* zwi- sion weitere Lähmungen wie horizontale
plantation einer Hüftgelenkprothese oder bei schen A. carotis und Sinus cavernosus, Kaver- Blicklähmung*, periphere Fazialisparese*
Hüftgelenkprothesenluxation. nosusthrombose oder Tolosa-Hunt-Syndrom oder kontralaterale Hemiparese*.
Abernethy-Malformation 4

Abernethy-Malformation f: Seltener, angebo- gen. Die Endlagerung muss durch geeignete gebundene Abhängigkeit) und auf Personen
A rener, in 2 Formen auftretender portosystemi-
scher Shunt, bei dem das Blut aus dem mesente-
Umschließung und Isolation so gestaltet wer-
den, dass Gefährdung von Mensch und Umwelt
(Abhängigkeitsverhältnis zu einer Person).
Formen:
rialen Kreislauf unter Umgehung der Leber di- für heute und für alle Zukunft ausgeschlossen – Physische Abhängigkeit; Merkmale: 1. Tole-
rekt in die V. cava inferior mündet. Klinisch im- werden kann. ranz* bezüglich der konsumierten Substanz
ponieren hepatische Enzephalopathie, hepato- Abformung f: engl. impression. Verfahren zur 2. substanzspezifisches Entzugssyndrom* bei
pulmonales Syndrom und ggf. Begleitfehlbil- Übertragung der Form intraoraler Gewebe (z. B. Aussetzen der Substanzzufuhr bzw. Einnah-
dungen. Bildgebung sichert die Diagnose. Die Zahnhartsubstanz, Gingiva) auf ein Modell aus me der Substanz, um Entzugssymptome zu
Therapie ist operativ. Gips oder Kunststoff. lindern oder zu vermeiden
Formen: Formen: – psychische Abhängigkeit; Merkmale u. a.:
– Typ 1: totaler End-zu-Seit-Shunt zwischen – Mechanisch durch plastische Massen, z. B. 1. starkes, gelegentlich übermächtiges oder
Portalvene und unterer Hohlvene mit fehlen- (A-, C-)Silikon, Polyether, Polysulfide, Algi- zwanghaft auftretendes Verlangen (Cra-
der Vereinigung der V. mesenterica superior nate*, Hydrokolloide, Abformgips: 1. Situati- ving*), eine Substanz zu konsumieren, um
und V. lienalis als Typ 1a oder mit anato- onsabformung: anatomische Abformung der sich positive Empfindungen zu verschaffen
misch vorhandener Portalvene als Typ 1b Zahnreihen 2. Korrekturabformung: Ab- oder unangenehme zu vermeiden 2. vermin-
– Typ 2: partieller Seit-zu-Seit-Shunt mit regel- druck von präparierten Kronenstümpfen derte Kontrollfähigkeit über Beginn, Beendi-
rechter Anlage der Pfortader, aber zusätzli- oder Kavitäten durch zweizeitiges Verfahren gung und Menge des Substanzgebrauchs ein-
cher Anastomose zur V. cava inferior, z. B. (Erstabformung aus steifem, wenig nachgie- schließlich erfolgloser Versuche, diesen zu
über einen persistierenden Ductus venosus bigem Silikon, spätere Korrektur durch Ab- verringern
Arantii. druck mit dünn fließender hochelastischer – Sonderform: Niedrig-Dosis-Abhängigkeit;
Klinik: Silikonmasse und Verwendung des ersten als Arzneimittelabhängigkeit*.
– Infolge des Shunts hepatische Enzephalopa- Stempel) 3. Doppelmischabformung: Abfor- Abhängigkeitspotenzial n: engl. dependence
thie mung von präparierten Kronenstümpfen potential; syn. Abhängigkeitspotential. Einer
– hepatopulmonales Syndrom oder Kavitäten durch einzeitiges Verfahren, psychotropen Substanz oder einem Verhalten
– Typ 1 zum Teil in Kombination mit: 1. Herz- bei dem gleichzeitig ein dünn fließendes Ab- inhärentes Risiko zur Entwicklung einer Ab-
defekten, z. B. Atriumseptumdefekt (ASD), formmaterial auf Kronenstümpfe oder Kavi- hängigkeit*.
Ventrikelseptumdefekt* (VSD) 2. Skelettano- täten und ein schwer fließendes zum Auffül- Prozedere: Kann z. B. im Tiermodell durch den
malien, z. B. Goldenhar*-Syndrom, Hemiver- len des Abformlöffels aufgebracht werden auf die Einnahme der Substanz folgenden un-
tebrae, Polydaktylie 3. Gallengangatresie*, 4. Einphasenabformung: wie Doppelm- terschiedlich starken Anstieg des Dopamins im
Polysplenie und erhöhtes Risiko für die Ent- ischabformung, aber Anwendung von nur ei- Belohnungssystem (Nucleus accumbens) gemes-
wicklung einer fokal nodulären Hyperplasie nem Abformmaterial (meist Polyether) sen werden oder durch die Bereitschaft des Tie-
(FNH), u. a. Lebertumore wie Hepatoblas- 5. Funktionsabformung: Abformung der Kie- res, für die erneute Zufuhr der Substanz zu „ar-
tom* oder hepatozelluläres Karzinom (HCC). ferkämme und Zahnreihen (einschließlich beiten“.
Diagnostik: der Bewegungsräume der angrenzenden Abhängigkeitssyndrom n: engl. dependence
– Transaminasen, Ammoniak und Galaktose Schleimhäute, Zunge und Bänder) unter Ein- syndrome. Form der Substanzstörungen* mit
leicht erhöht beziehung von Schluck-, Sprech- oder Kaube- verhaltensbezogenen, kognitiven und körperli-
– Sonografie zum Nachweis des portosystemi- wegungen während der Abbindereaktion der chen Symptomen nach wiederholtem Konsum
schen Shunts und von Lebertumoren Abformmasse psychotroper Substanzen. Unterschieden wer-
– MRT. – digitale (optische, berührungslose) Abfor- den störungsspezifische Merkmale von eher
Therapie: mung durch intraorales Scannen z. B. von kulturell bedingten negativen Konsequenzen
– Operativer Shunt-Verschluss bei Typ 2 Zähnen, Zahnstümpfen oder Kieferkämmen (z. B. soziale Verelendung). Nach Entzug wird
– ggf. Tumorresektion mit optischen Geräten (z. B. Laser, Intraoral- mit Verhaltenstherapie behandelt, außerdem
– ggf. Lebertransplantation. kamera) und anschließender computerge- wird in bestimmten Fällen eine Substitutions-
aberrans: engl. aberrant. Abweichend, z. B. stützter Rekonstruktion des Modells und behandlung durchgeführt. Häufigkeit (Anteil
Ductuli aberrantes. ggf. der Restauration (CAD/CAM*-Verfah- der 18- bis 64-Jährigen und Anzahl der Betroffe-
Aberration → Chromosomenaberration ren). nen in Deutschland):
Abeta-Lipoproteinämie f: engl. abetalipoprote- Abführmittel → Laxanzien – Alkohol*: 2,4 % (1,6–2 Mio.)
inemia; syn. Bassen-Kornzweig-Syndrom. Sehr Abgeschwächtes Atemgeräusch n: Im Ver- – Cannabis*: 0,4 % (220 000)
seltene autosomal-rezessiv erbliche Erkrankung gleich zur Gegenseite schlechter zu auskultie- – Heroin: 0,3–0,4 % (150 000–200 000)
mit Fehlen von Apolipoprotein B, Hypocholes- rendes Atemgeräusch*. Es ist beim Lungenem- – psychotrope Arzneimittel: 2,7–3,7 % (1,4–
terolämie und Hypotriglyceridämie. physem*, bei Adipositas* und beim Pleuraer- 1,9 Mio.)
Abfall, radioaktiver m: engl. radioactive waste. guss* zu hören. – Nikotin: 7,3 % (3,8 Mio.), regelmäßige Rau-
Sämtliche bei der Nutzung der Radioaktivität in Abhängigkeit f: engl. dependence. Umgangs- cher: 32 % (16,6 Mio.).
Kernindustrie, Forschung und Nuklearmedizin sprachliche Bezeichnung für das pathologische Ätiologie: nach aktuellen Diathese-Stress-Mo-
anfallende radioaktive bzw. radioaktiv konta- Angewiesensein auf bestimmte psychotrope dellen Interaktion von
minierte Substanzen und Materialien, bei de- Substanzen (als Abhängigkeitssyndrom* zentra- – Frühen Vulnerabilitätsfaktoren, z. B. geneti-
nen Dekontamination* bzw. Wiederverwen- les Störungsbild innerhalb der Substanzstörun- sche und familiengeschichtliche Variablen,
dung nicht möglich ist. gen*, ICD-10), auf bestimmte Verhaltensweisen belastende Lebensereignisse, psychische
Recht: Nach Atomgesetz ist radioaktiver Abfall (sog. Verhaltenssucht), z. B. Arbeitssucht*, In- Disposition und Persönlichkeitsmerkmale
schadlos zu verwerten oder geordnet zu beseiti- ternetsucht, pathologisches Spielen* (nichtstoff- (z. B. Impulsivität), Störungen in der Kindheit
5 Abmagerung

(z. B. antisoziale Verhaltensstörungen, Angst*- Prognose: der Kleinfingerkante unter Aussparung der
und affektive Störungen*), negative Faktoren
der sozialen Umwelt (z. B. Armut, Stress)
– Bei Alkohol- und Cannabisabhängigkeit gut
(40–60 % Abstinenz nach 2 Jahren)
Wirbelsäule und Nierengegend in Richtung
Lungenhilus (zur Mitte hin) und von der Lun-
A
– zeitlich näher zum kritischen Altersbereich – bei Heroin-, Kokain- und Nikotinabhängig- genbasis weg (zum Kopf hin). Die Maßnahme
für einen Probierkonsum liegenden Fakto- keit eher schlecht (20–25 % Abstinenz) sollte mindestens 5 Minuten andauern und darf
ren, z. B. Verfügbarkeit, Konsumdruck in der – bei Heroinabhängigkeit deutliche Verbesse- nur in der Ausatemphase durchgeführt werden,
Bezugsgruppe, unbewältigte langfristige rung unter Substitutionstherapie*. da sonst der Schleim mit der eingeatmeten Luft
Konflikte, soziale Unterstützung sowie al- Prävention: in die tieferen Lungenabschnitte gelangt. Um
tersrelevante Verhaltensdefizite (Selbstwert- – Aufklärung, Gesundheitserziehung das Sekret aufzunehmen, sollten Papiertücher
gefühl, Lebenskompetenzen, kognitive Kont- – Zugangskontrolle bereitgelegt werden.
rollfunktionen, z. B. auf Belohnung warten – Screening bei Arztbesuchen Abkühlungsbad n: syn. absteigendes Bad. Ver-
können). – u. a. fahren der Hydrotherapie zur Senkung der Kör-
Die Relevanz einzelner Faktoren ist umstritten. ABH-Substanzen → Witebsky-Substanzen pertemperatur als Vollbad bei Überwärmung
Klinik: Abhusten n: engl. to cough up; syn. Aushusten. durch Fieber* und Hitzschlag (vorwiegend bei
– Nach ICD-10 Auftreten von ≥ 3 der folgen- Aktives Entfernen von Bronchialsekret aus den Kindern) oder als Halbbad bei Hypotonie (er-
den Kriterien innerhalb der letzten 12 Mona- Atemwegen, ggf. mithilfe sekretlösender Maß- niedrigtem Blutdruck) und vegetativ bedingten
te: 1. starker Konsumwunsch (Craving*) nahmen wie Vibrationsmassage, Einreibung Herzrhythmusstörungen.
2. Kontrollverlust über Konsummenge und mit hyperämisierender Salbe, Inhalationsthera- Vorgehen: Die Badetemperatur liegt anfangs
-muster 3. Entzugssyndrom* 4. Toleranz* pie und Brustwickel. 1 °C unter der rektal gemessenen Körpertempe-
5. Verschiebung des Verhaltensrepertoires ABI: Abk. für Arm-Bein-Index → Knöchel- ratur des Patienten. Bei einem Vollbad wird die
zugunsten Substanzerwerb und -konsum Arm-Index Wassertemperatur durch Zulauf von kaltem
6. Konsum trotz schädlicher Folgen Abklatschkrebs → Metastase Wasser innerhalb von 10–15 Minuten um 5 °C
– Verlauf: Insbesondere bei Alkohol und Can- Abklatschpräparat → Abklatschverfahren gesenkt. Die Kreislaufbelastung erfordert eine
nabis langsame Entwicklung der Störung; Abklatschulkus n: engl. kissing ulcer; syn. Ab- Kontrolle der Vitalzeichen. Ein Halbbad mit ei-
meist unbewusster Übergang von schädli- klatschgeschwür. Durch Berührung zweier ner Wassertemperatur von 36 °C wird auf 31 °C
chem Substanzgebrauch zu Abhängigkeit*, Schleimhäute übertragenes Ulkus, besonders abgekühlt und der Rücken des Patienten mehr-
langjährige Verleugnung der Symptomatik, bei Primäraffekt im Rahmen einer Syphilis* und fach mit kaltem Wasser übergossen.
z. T. schwere psychische, soziale und somati- bei Magen- oder Dünndarmulzera. Kontraindikationen: Frieren, Kreislaufschwä-
sche Störungen als Spätfolgen; cave: Suizid- Abklatschverfahren n: engl. impression che.
risiko, erhöhte Mortalität (Herz-Kreislauf- method. Mikrobiologische Methode zum Nach- Abkühlzeit → Sterilisationskinetik
Versagen, Atemdepression und -stillstand weis von Bakterien an Oberflächen, z. B. Fußbö- Ablatio f: engl. ablation. Amputation* bzw. Ab-
aufgrund Überdosierung). den, Wänden, Instrumenten, Apparaten, Kli- tragung, z. B. der weiblichen Brust (Ablatio
Hinweis: Die DSM-5 macht keinen Unterschied nikkleidung und Händen. Abklatschpräparate mammae). Des Weiteren bezeichnet der Begriff
mehr zwischen „schädlichem Gebrauch“ und dienen im Rahmen der Krankenhaushygiene Ablatio eine Ablösung, z. B. der Netzhaut (Abla-
„Abhängigkeitssyndrom“, sondern subsumiert zur Verhütung von Nosokomialinfektionen*. tio retinae).
beides unter „Substanzgebrauchsstörung“ (je Siehe Abb. Ablatio choroideae → Amotio choroideae
nach Ausprägung „moderat“ oder „schwer“). Ablatio mammae → Mastektomie
Diagnostik: Abgesehen von schweren Ausprä- Ablatio placentae → Plazentalösung, vorzei-
gungsformen in der Regel schwierige Diagnos- tige
tik wegen Verleugnungstendenzen: Ableitungen → EEG
– Verhaltensbeobachtung, Eigen- und Fremd- Ableitungen → EKG
anamnese Ableitungen → EKG, intrakardiales
– klinisches Interview (Composite Internation- Ableitungen → Elektromyografie
al Diagnostic Interview) Ableitungen → Standardableitungen
– Laborwerte (z. B. Leberwerte, Desialotrans- Ableitung, präkordiale → Brustwandablei-
ferrin, Haar- und Harnanalysen) tungen
– körperliche Untersuchung Ablepharie f: engl. ablephary. Angeborenes oder
– u. a. erworbenes vollständiges Fehlen des Augenlids.
Therapie: Bei einem verkleinert ausgebildetem Augenlid
– Entzugs- und Entwöhnungsbehandlung (angeborenen oder erworbenen) spricht man
– Verhaltenstherapie* von Mikroblepharie*.
– bei schwerer Ausprägung abstinenzfördern- Abklatschverfahren: Ergebnis des Abklatschs Abmagerung f: engl. emaciation. Starker Ver-
de Medikation (Acamprosat, Disulfiram) der Handinnenfläche nach Kultur. lust von Körpergewicht. Abmagerung liegt vor,
– bei jungen Personen auch Soziotherapie* sobald das Körpergewicht mehr als 15 % unter
(therapeutische Gemeinschaft) dem alters- und körperlängenspezifischen Mi-
– zunehmend auch übergangsweise Substituti- Abklopfen n: engl. to tap. Pflegetherapeutische nimum (Body*-Mass-Index) liegt. Ursache ist
onstherapie* durch risikoarme Zufuhr der Unterstützung zum Lösen von Bronchialse- ein Ungleichgewicht zwischen Energieaufnah-
Originalsubstanzen bei Heroinabhängigkeit* kret*. me und -verbrauch. Die Folgen sind Schwäche,
und Nikotinabhängigkeit (cave: Risiko einer Vorgehen: Das Abklopfen erfolgt vorsichtig mit Mangelerscheinungen und Resorptionsstörun-
Dauersubstitution). der hohlen Hand, der lockeren Faust oder mit gen.
Abmagerungssyndrom, dienzephal-tumoröses 6

Ursachen: natalen Bluthämoglobingehaltes um bis zu nen (am häufigsten in Form einer 0/A-In-
A – Nutritiv (Mangelernährung, auch infolge
psychischer Erkrankungen wie Anorexia*
30 %. Insbesondere bei Frühgeborenen und
Mehrlingen ist diese Maßnahme sinnvoll.
kompatibilität).
Abnutzungsquote f: engl. consumption rate.
nervosa, Depression*, Abhängigkeit*) ABNull-Erythroblastose → ABNull-Inkompa- Maß für die Summe der Verluste körpereigener
– endokrin, z. B.: 1. Hypophysenvorderlap- tibilität Substanzen durch Abbauvorgänge, Energieum-
pen*-Insuffizienz 2. Addison*-Krankheit ABNull-Erythroblastose → Morbus haemoly- satz* und Ausscheidung von Stoffwechselpro-
3. Diabetes* mellitus 4. Hyperthyreose* 5. di- ticus neonatorum dukten oder Zellen. Der Verlust wird ausgegli-
enzephal-tumoröses Abmagerungssyndrom* ABNull-Inkompatibilität f: engl. AB0 incompat- chen durch Assimilation* aus Nährstoffen sowie
– sog. konsumierende chronische Erkrankung ibility; syn. AB0-Inkompatibilität. Unverträglich- durch Wiederverwertung von Stoffwechselend-
(Kachexie*): 1. Malignom 2. chronische Infek- keit verschiedener Blutgruppen des ABNull-Blut- produkten. Im engeren Sinne bezeichnet Ab-
tionskrankheit (z. B. AIDS) 3. schwere Herz- gruppensystems, die zu medizinischen Kompli- nutzungsquote die Menge der renalen Exkreti-
oder Niereninsuffizienz 4. Leberzirrhose*. kationen bei der Transfusion von Blutprodukten on von Stickstoff pro Tag.
Abmagerungssyndrom, dienzephal-tumorö- und in der Schwangerschaft führen kann. aboral: Vom Mund wegführend.
ses n: engl. diencephalic syndrome; syn. Russell- Klinische Bedeutung: Aboø rt m: engl. abortion. Beendigung der
Syndrom. Progrediente Gedeihstörung mit star- – Ursache von immunologisch bedingten Schwangerschaft vor der 24. SSW oder bei ei-
ker Abmagerung bei dienzephalem Hirntumor. schweren Transfusionszwischenfällen (akute nem fetalen Gewicht von unter 500 g, entweder
Die Kachexie entwickelt sich trotz guter Nah- hämolytische Transfusionsreaktion), hervor- spontan oder induziert. Eine standesamtliche
rungsaufnahme bei erhöhtem Hirndruck und gerufen durch entsprechende Isoagglutinine* Meldepflicht oder Bestattungspflicht besteht
Erbrechen. Diagnostiziert wird mit CCT und des Empfängers bei Fehltransfusion (z. B. nicht, aber durchaus eine Bestattungsmöglich-
MRT. Die Therapie besteht aus neurochirurgi- Empfänger der Blutgruppe 0 mit Isoaggluti- keit.
scher OP, Chemotherapie und Strahlentherapie nin Anti-A erhält Erythrozytenkonzentrat Ursachen:
(ältere Kinder, Erwachsene). der Blutgruppe A) – Genetische Anomalien der Eltern (selten)
Ätiologie: Langsam wachsender Hirntumor am – in der Schwangerschaft mögliche Ursache ei- – Chromosomenanomalien der Frucht
vorderen Hypothalamus oder Boden des nes Morbus* haemolyticus neonatorum infol- – Thrombophilie
3. Ventrikels (meist Astrozytom, seltener Spon- ge Sensibilisierung der Mutter gegenüber ab- – örtliche (lokale) oder ausgebreitete (generali-
gioblastom, Ependymom, Hamartom). weichenden kindlichen Blutgruppenantige- sierte) Infektionen, z. B. mit Chlamydia tra-
Klinik: Manifestation in der Regel innerhalb der
ersten 4 Lj.
– Kachexie
– gesteigerter Hirndruck mit Erbrechen Abort:
– Diabetes insipidus
Übersicht zur Terminologie.
– Hypogonadismus Bezeichnung Definition
– Hyperkinesie
– Nystagmus Einteilung nach dem Zeitpunkt der Fehlgeburt
– Doppelbilder Frühabort bis zur 12. SSW
– Gesichtsfelddefekte Spätabort ab der 12. SSW
– vegetative Labilität (Schwitzneigung, ver-
minderte Körpertemperatur, Blässe, Tachy- Einteilung nach der Erscheinungsform
kardie). Abortus imminens drohender Abort mit vaginaler Blutung oder Wehen bei noch intakter
Abnabeln n: engl. cord clamping; syn. Abnabe- Embryonalanlage und geschlossenem Zervikalkanal
lung. Durchtrennen der Nabelschnur nach der Abortus incipiens beginnender, nicht aufzuhaltender Abort mit vaginaler Blutung und
Geburt des Kindes, in der Regel vor der Geburt zervixwirksamen Wehen
der Plazenta. Nach zweifachem Abbinden oder
Abklemmen der Nabelschnur, ca. 10 cm vom Abortus completus, Ausstoßung des Eis in toto mit Embryo, Amnionsack und Chorionhülle;
kindlichen Nabel entfernt, wird die Nabel- einzeitiger Abort i. d. R. früher Frühabort
(syn. vollständiger Abort)
schnur zwischen den beiden Abbindungsstellen
mit einer Schere durchgeschnitten. Abortus incompletus, unter geburtsähnlicher Ausstoßung von Fetus und Plazenta, von der
Einteilung: Nach dem Zeitpunkt der Durchtren- zweizeitiger Abort häufig Teile in utero verbleiben, mit Blasensprung und wehenartigen
nung können folgende Formen unterschieden (syn. unvollständiger Abort) Schmerzen; i. d. R. Spätabort
werden: Missed abortion Retention einer abgestorbenen unreifen Frucht in utero
– Sofortabnabelung: unmittelbar nach der Ent- (verhaltener Abort)
wicklung des Kindes; Indikationen: Morbus
Einteilung nach der Abortinduktion
haemolyticus fetalis; reanimationspflichti-
ges, deprimiertes Neugeborenes Spontanabort ohne äußere Einwirkung
– Frühabnabelung: nach ca. 1,5–2 min: in der Abort, artifizieller absichtlich herbeigeführter Schwangerschaftsabbruch
Regel bei reifem Kind
– Spätabnabelung nach ca. 3–5 min: nach Einteilung nach dem klinischen Verlauf
Übertritt des Plazentarestbluts, ggf. Ausstrei- afebril ohne Fieber
chen der Nabelschnur in Richtung Kind. Da- febril (Abortus febrilis) fieberhafter Abort, septischer Abort
durch kommt es zu einer Steigerung des neo-
7 Abrollhilfe

chomatis, Toxoplasma gondii, Zytomegalie- mit mangelnder Embryonalentwicklung. Abrasio deø ntium f: engl. tooth abrasion. Zahn-
Virus
– mütterliche Störungen oder Erkrankungen,
Männliche Embryonalanlagen sind mit einem
Verhältnis von 1,3 zu 1 etwas häufiger betrof-
hartsubstanzverlust durch Reibung als physio-
logische Alterserscheinung, pathologisch in Zu-
A
z. B. Corpus-luteum-Insuffizienz, uterine fen. Unterschieden werden die komplett fehlen- sammenhang mit besonderen physikalischen
Fehlbildung, Diabetes* mellitus de Embryonalanlage (Windei, Windmole*) und Belastungen (z. B. Bruxismus*, autoaggressives
– Autoimmunerkrankungen die sog. missed* abortion bei mangelnder Wei- Putzverhalten).
– Umweltschadstoffe, z. B. Nikotin, Alkohol, terentwicklung bzw. abgestorbener Embryonal- Abrasionsarthroplaø stik f: engl. abrasion arthro-
Rauschgift, radioaktive Strahlung, Pflanzen- anlage. Behandelt wird mit einer Abortcuret- plasty. Operatives Verfahren, bei dem freiliegen-
schutzgifte, Arzneimittel tage. der Gelenkflächenknochen bis in die Spongiosa
– psychosoziale Faktoren, z. B. Krieg, Flucht, Aboø rtpsychose f: engl. post abortion psychosis. eröffnet wird (Fräsen), um eine Ersatzknorpel-
Trennung. Durch einen Spontanabort oder einen Schwan- bildung durch Gelenkeinblutung und Um-
Häufig kann auch keine Ursache gefunden wer- gerschaftsabbruch* ausgelöste psychische Stö- wandlung der sich bildenden Narbe in Faser-
den. rung, die das Ausmaß einer Psychose* anneh- knorpel zu induzieren. Voraussetzung ist ein
Einteilung: Siehe Tab. men kann. umgebender, glattrandiger und belastungsfähi-
Abort, artifizieller → Schwangerschaftsab- Aboø rt, septischer m: engl. septic abortion. ger Gelenkknorpel.
bruch Schwere Verlaufsform eines febrilen Abortes Abrasionszytologie f: engl. abrasion cytology.
Aboø rt, habitueø ller m: engl. habitual abortion; mit einer generalisierten, lebensbedrohlichen Zytologische Untersuchung von Zellen, die
syn. Abortus habitualis. Drei- oder mehrmaliges Infektion. durch Bürstenbiopsie* gewonnen wurden.
Auftreten eines Spontanabortes. Ohne ausgetra- Aboø rt, tubarer → Tubargravidität Abreibung f: engl. attrition. Milde, reibende
gene Schwangerschaft spricht man von primä- Aboø rtus → Abort Massage zur Förderung der Hautdurchblutung
ren habituellen Aborten, wurde die Serie von Aboø rtus-Bang-Infektion → Brucellose und Steigerung des Stoffwechsels. Sie wird als
Aborten durch eine ausgetragene Gravidität un- Aboø rtus cervicalis m: engl. cervical abortion. Verfahren in der Hydrotherapie eingesetzt.
terbrochen, von sekundären habituellen Abor- Selten auftretende Sonderform des verhaltenen Vorgehen:
ten. Abortes (missed* abortion) mit Retention der – Der Patient wird in ein angefeuchtetes Lei-
Ursachen: Gerinnungsstörungen (Thrombo- Frucht durch einen verschlossenen Mutter- nentuch gehüllt
philie), genetische, endokrinologische oder im- mund, z. B. aufgrund postoperativer Vernar- – die Wassertemperatur kann kalt (10–15 °C),
munologische Gründe. In über 50 % der Fälle bungen. warm oder wechselnd gewählt werden
lässt sich eine Ätiologie aber nicht sicher be- Aboø rtus febrilis m: engl. febrile abortion; syn. – der Behandelnde streicht mit beiden Händen
stimmen. Febriler Abort. Durch Infektion und Fieber über das Tuch oder massiert klatschend mit
Diagnostik: kompliziertes Abortgeschehen. Unterschieden der hohlen Hand
– Vaginalsonografie (Uterusfehlbildung, My- werden der unkomplizierte febrile Abort mit lo- – danach wird die Haut mit einem trockenen
ome) kaler Endometritis, der komplizierte febrile Tuch abgerieben, bis eine leichte Rötung ent-
– Thrombophiliediagnostik: APC*-Resistenz Abort mit Myometritis* und Adnexitis*, der steht.
(Faktor-V-Mutation), Prothrombinmutation, septische Abort mit Bakteriämie, Pelveoperito- Indikationen:
Antithrombin*-Mangel, Protein*-S- und Pro- nitis, diffuser Peritonitis* und Gefahr eines sep- – Ganzkörperabreibung zur: 1. täglichen Kör-
tein*-C-Mangel, Homocysteinämie* tischen Schocks* sowie schließlich der putride perpflege 2. Abhärtung 3. Kreislaufanregung
– humangenetische Untersuchung der Eltern febrile Abort mit Eiterbildung. bei hypotoner Kreislaufdysregulation und
(z. B. Ausschluss einer balancierten Translo- Aboø rtus habitualis → Abort, habitueller bei Infektionskrankheiten
kation*) Aboø rtus øimminens m: engl. imminent abortion. – streichende Teilabreibung besonders bei Fie-
– Ausschluss endokrinologischer Ursachen Drohende Fehlgeburt, gekennzeichnet durch ber.
(Hypo- oder Hyperthyreose, Diabetes melli- vaginale Blutung und Kontraktionen der Ge- Abrikossoff-Tumor → Granularzelltumor
tus, Corpus*-luteum-Insuffizienz) bärmutter bei noch intakter Embryonalanlage Abrissfraktur → Fraktur
– Immundiagnostik (Antiphospholipid*-Syn- und geschlossener Zervix. Die Behandlung er- Abrollhilfe f: engl. rocker sole; syn. Sohlenrolle.
drom, Lupus* erythematodes). folgt durch Bettruhe und die Gabe von Proges- Konvex gewölbte Schuhzurichtung*, die beim
Therapie: Je nach Ursache, z. B. teron. Abrollen des Fußes als Drehachse wirkt und ge-
– Antikoagulation Aboø rtus incipiens m: engl. incipient abortion. zielt Teile des Fußskeletts funktionell entlastet.
– operative Korrektur von Uterusfehlbildungen In Gang befindliche, nicht mehr aufzuhaltende Die Abrollhilfe ist verbunden mit Sohlenverstei-
– Entfernung von Myomen Fehlgeburt mit vaginaler Blutung und Eröff- fung und -erhöhung, eine Anpassung der
– Hormonsubstitution. nung der Zervix. Schuhhöhe der Gegenseite ist erforderlich.
Aboø rtinduktion f: engl. induced abortion. Her- Aboø rtus spontaneus → Spontanabort Formen: Siehe Abb.
beiführen eines Schwangerschaftsabbruches, Aboø rt, verhaltener → Missed Abortion Anwendung:
entweder durch Gabe von Medikamenten oder ABPI: Abk. für engl. ankle brachial pressure in- – Mittelfußrolle: Erleichterung des Abrollens
mittels eines Eingriffs. dex → Knöchel-Arm-Index des gesamten Fußes, z. B. bei Arthrose des
abortiv: engl. abortive. Unfertig, abgekürzt, Abrasio f: engl. abrasion; syn. Ausschabung. oberen Sprunggelenks
z. B. verkürzter oder milder Krankheitsverlauf; Bezeichnung für Abschabung bzw. Ausscha- – Ballenrolle: Entlastung der Zehengrundge-
abtreibend bzw. eine Fehlgeburt (Abort) herbei- bung. lenke, z. B. bei Hallux* rigidus
führend (als Eigenschaft bestimmter Substan- Abrasio coø rneae f: engl. corneal abrasion. Ab- – Zehenrolle: funktionelle Verlängerung des
zen; siehe auch Abortiva). tragung der Epithelschicht der Hornhaut zur Vorfußes mit rückhebelnder Wirkung auf das
Abortivei n: engl. blighted ovum; syn. Mole. Glättung, z. B. bei rezidivierender Erosio cor- Kniegelenk, z. B. bei Parese des M. quadri-
Entwicklungsstörung der befruchteten Eizelle neae. zeps.
Abrollsohle 8

Abscessus → Abszess Absiedelung → Metastase


A Abscherfraktur → Fraktur
Absence f: engl. absence seizure. Form eines epi-
absolut: engl. absolute. Vollkommen.
Absolute Indikation f: Zwingender Grund zur
leptischen Anfalls* mit Bewusstseinsstörung gerechtfertigten Anwendung eines bestimmten
und nachfolgender Amnesie*. Unterschieden klinischen Verfahrens, eines Arzneimittels oder
werden typische und atypische Formen von Ab- einer Therapie, z. B. bei Lebensgefahr, wobei in
sencen sowie Absencen mit Myoklonien. der Regel grundsätzliche Aufklärungspflicht
Formen: gegenüber dem Patienten besteht.
– Typische Absence: 1. plötzlich beginnende Absonderung f: Ganz oder teilweise untersagte
und 5–30 s dauernde Bewusstseinsstörung Ausübung bestimmter beruflicher Tätigkeiten
und generalisierte, meist bifrontal betonte gemäß § 31 Infektionsschutzgesetz*, um die
Spike-Wave-Komplexe (3–4/s) im EEG* 2. Vor- Weiterverbreitung übertragbarer Erkrankun-
kommen: v. a. bei kindlicher und juveniler, gen zu verhindern. Die zuständigen Behörden
auch bei myoklonischer Absencenepilepsie* (Gesundheitsamt) erteilen Tätigkeitsverbote für
und juveniler myoklonischer Epilepsie* Personen mit einer übertragbaren Krankheit*,
– atypische Absence: 1. Absence mit schleichen- Krankheitsverdächtige, Ansteckungsverdäch-
Abrollhilfe: Formen; 1: Mittelfußrolle; Drehachse dem Beginn und Ende; heterogenere, langsa- tige und Ausscheider*.
(Pfeil) ca. in Höhe der tarsometatarsalen Gelenk- mere (< 2,5/s) EEG-Veränderungen mit ab- Absorption [Immunologie] f: Absättigung ei-
reihe; 2: Ballenrolle; Drehachse hinter den Zehen- normaler Hintergrundaktivität 2. Vorkom- nes Antikörpers mit dem homologen gelösten
grundgelenken; 3: Zehenrolle; Drehachse vor den men: bei Lennox-Gastaut-Syndrom Antigen*.
Zehengrundgelenken. – Absence mit Myoklonien; Vorkommen: bei Absorption [Physik]: Molekular gleichmäßige
Jeavons-Syndrom. Verteilung eines Gases (Sorptivs) in einer Flüs-
Absencenepilepsie f: engl. epileptic absence. sigkeit oder in einem festen Körper. Die Absorp-
Abrollsohle → Abrollhilfe Durch das Auftreten typischer Absencen* cha- tion steigt mit Erhöhung des Drucks. Sie nimmt
Abrollzurichtung → Abrollhilfe rakterisierte Epilepsie*. Unterschieden werden mit zunehmender Temperatur ab. Absorption
Abruø ptio graviditatis → Schwangerschaftsab- kindliche und juvenile Absencenepilepsie. Be- ist keine reine Oberflächenerscheinung wie bei
bruch handelt wird mit Antiepileptika. der Adsorption*.
Abruø ptio placentae → Plazentalösung, vorzei- Formen: Absorptionsspektrum n: engl. absorption spec-
tige – Kindliche Absencenepilepsie: 1. Auftreten im trum. Spektrum* elektromagnetischer Wellen,
ABS: Abk. für → Antibiotic Stewardship 4.–10. Lj. 2. Klinik: häufig (bis zu 200-mal das charakteristisch ist für bestimmte Substan-
Absatzerhöhung → Sohlenerhöhung pro Tag) auftretende, kurz (5–15 s) dauernde zen und deren qualitative und quantitative
Absaugen n: engl. exsufflation; syn. Bronchial- typische Absencen, z. T. mit Lidkloni, Augen- Analyse ermöglicht. Wenn breitbandiges Licht
toilette. Entfernen von Bronchialsekret* oder verdrehen oder diskreten Automatismen; sel- gasförmige, flüssige oder feste Substanzen
eingeatmeten Fremdsubstanzen (Aspiration*) ten mit generalisierten, tonisch-klonischen durchdringt, werden bestimmte Wellenlängen
aus den oberen und unteren Atemwegen sowie epileptischen Anfällen einhergehend 3. Diag- des Lichts absorbiert. Diese Bereiche fehlen im
Entfernen von Magen- oder Darminhalt mit nostik: im EEG generalisierte Spike-Wave- durchgetretenen Licht und das Spektrum ist an
Magen*-, Zwölffingerdarm- oder Dünndarm- Komplexe (3/s), durch Hyperventilation pro- diesen Stellen dunkel.
sonden nach Einnahme giftiger Substanzen vozierbar 4. Therapie: Ethosuximid, Valpro- Abspaltung, dissoziative f: engl. dissociative
oder als präoperative Maßnahme zur Vermei- insäure, Lamotrigin 5. Prognose: Ausheilen splitting. Desintegration zwischen motorischen,
dung einer Aspiration bei Narkoseeinleitung in der Adoleszenz (80–90 %) oder Übergang sensorischen, kognitiven und emotionalen An-
(Aspirationsprophylaxe*). in juvenile Absencenepilepsie teilen der Wahrnehmung und grundlegender
Absauggerät n: engl. aspirator. Elektrisch be- – juvenile Absencenepilepsie: 1. Auftreten im Mechanismus der Dissoziation. Im engeren Sin-
triebene Apparatur zum Entfernen von Sekret 7.–17. Lj. 2. Klinik: weniger häufig auftreten- ne wird damit eine Amnesie* gegenüber trau-
oder Fremdkörpern aus Körperhöhlen. Der Sog de, aber länger anhaltende Absencen, genera- matischen Ereignissen (z. B. Vergewaltigung)
wird entweder vom zentralen Vakuuman- lisierte, tonisch-klonische epileptische Anfäl- bezeichnet, bei der keine oder nur partielle
schluss, vom Druck-Sogwandler einer Gasfla- le bei bis zu 80 % der Patienten, bei 15 % zu- Fragmente des Geschehens in der bewussten Er-
sche oder von einer Elektropumpe erzeugt. Das sätzlich Myoklonien* (z. B. Augenlidmyoklo- innerung verfügbar sind.
Absaugen* erfolgt mithilfe eines flexiblen Ab- nien, siehe Jeavons-Syndrom) 3. Diagnostik: Abstammungslehre → Evolutionstheorie
saugkatheters, integriertem Sekretbehälter und im EEG generalisierte Spikes (3–5/s) und Po- Abstineø nz [des Therapeuten] f: Pflicht des Psy-
Bakterienfilter. lyspike-Waves, Fotosensitivität in bis zu 20 % chotherapeuten, die Beziehungen zu Patienten
Absaugkatheter m: engl. suction catheter. Fle- 4. Therapie: Valproinsäure, Lamotrigin (cave: und deren Bezugspersonen (bei Kindern und
xibler einlumiger Katheter zum Entfernen von kann Myoklonien verstärken), Levitiracetam, Jugendlichen insbesondere Eltern u. a. Sorgebe-
Sekret, Blut oder Fremdkörpern v. a. aus Mund, Ethosuximid 5. Prognose: ca. 50 % Persistenz rechtigte) professionell zu gestalten und nicht
Nase, Kehlkopf, Luftröhre oder Bronchien bis ins Erwachsenenalter. zur Befriedigung eigener Interessen und Be-
durch Absaugen*. Er wird mit einem Absaugge- Absetz-Insomnie → Rebound-Insomnie dürfnisse zu missbrauchen (Abstinenzregel).
rät* verbunden und unter Sog gesetzt. Absiødia n pl: Pilzgattung der Ordnung Mucora- Klinische Bedeutung: Die Tätigkeit der psycho-
Hinweis: Beim Einführen zur oralen Absaugung les. Absidia-Arten sind Saprophyten*, als fakul- therapeutischen Unterstützung wird aus-
auf die Tiefe achten (Vagusreizung). Richtmaß tativ humanpathogen gilt Absidia corymbifera schließlich durch das vereinbarte Honorar abge-
ist der Abstand zwischen Ohrläppchen und Na- als Erreger von Mucor*-Mykosen, insbesondere golten. Außertherapeutische Kontakte sind so
senspitze. bei abwehrgeschwächten Patienten. zu gestalten, dass die therapeutische Bezie-
9 AB0-System

hung* möglichst wenig gestört wird. Das Absti-


AB0-System:
nenzgebot gilt auch nach Beendigung der Psy-
chotherapie, solange noch eine Behandlungs-
Häufigkeit der AB0-Blutgruppenmerkmale in den Bevölkerungen Mitteleuropas. A
notwendigkeit oder eine Abhängigkeitsbezie- Blutgruppe Erythrozyteneigenschaften Häufigkeit Isoagglutinine
hung des Patienten zum Psychotherapeuten ge-
0 [H] ≈ 40 % Anti-A[1], Anti-B
geben ist (frühestens 1 Jahr nach Beendigung
der Behandlung Aufnahme privater Kontakte). A A1 ≈ 37 % S
Abstineø nz [Suchtmedizin] f: engl. abstinence. A2 ≈ 7,5 % T ≈ 44,5 % Anti-B
(Ax) (selten) U
Im weiteren Sinn Enthaltung, z. B. von be-
stimmten Speisen, Genuss- oder Arzneimitteln B B ≈ 10,5 % Anti-A[1]
sowie sexueller Aktivität. In der Suchtmedizin* AB A1B ≈ 3,5 % S
Bezeichnung für den Verzicht auf den Konsum A2B ≈ 1,0 % T ≈ 4,5 % keine
von psychotropen Substanzen und auf Verhal- (AxB) (selten) U
tensweisen, von denen eine Abhängigkeit* be- [1]
steht. Abstinenz ist das vorrangige Behand- Individuen der Blutgruppen 0 und B besitzen regelmäßig A1-Antikörper, der Titer gegen das Antigen
A2 ist dagegen variabel und meist niedrig.
lungsziel beim Abhängigkeitssyndrom*.
Abstineø nznachweis m: Nachweis über Absti-
nenz von Drogen* und Alkohol*. Der Absti-
nenznachweis wird u. a. bei Überprüfung der des 3. Monats mit über Monate bis Jahre fort- AB0-System: engl. AB0 blood groups; syn. AB0-
Fahreignung nach Alkohol- und Drogenkon- schreitendem, pharmakologisch kaum beein- Blutgruppen. System der sog. klassischen Blut-
sum oder als Bewährungsauflage verlangt. Der flussbarem Funktionsverlust des Transplan- gruppen* (A, B, AB und Null). Es ist gekenn-
Abstinenznachweis erfolgt durch Blut-, Urin- tats. zeichnet durch das Vorhandensein regulärer
und Haaranalyse*. Es wird dabei nach den evtl. Klinik: Bei akuter Abstoßungsreaktion Antikörper gegen diejenigen Blutgruppenanti-
konsumierten Substanzen sowie deren Metabo- – Herz-, Lungen-, Herz-Lungen-Transplantati- gene A oder B, die dem Individuum selbst feh-
liten* gesucht. on: Herzrhythmusstörungen (Vorhofflim- len. Die ABNull-Blutgruppen wurden 1901 von
Abstineø nzsyndrom → Entzugssyndrom mern, Extrasystolen), Hypotonie (erniedrig- Landsteiner entdeckt.
Abstoßungsreaktion f: engl. rejection reaction. ter Blutdruck), Dyspnoe* (erschwerte Atemtä- Grundlagen: Die Vererbung geschieht autoso-
Zerstörung eines Transplantats infolge Immun- tigkeit), Oberbauchschmerzen, Appetitlosig- mal durch multiple Allele auf Chromosom 9,
antwort* des Empfängers (Host-versus-Graft- keit, Temperaturerhöhung wobei sich A und B zueinander kodominant ver-
Reaktion). – Lebertransplantation: Müdigkeit, Lethargie, halten und dominant gegenüber stummem Al-
Formen: Appetitlosigkeit, Fieber, abdominale Schmer- lel 0. Die volle A- und B-Eigenschaft entwickelt
– Pathologisch: 1. Erstabstoßungsreaktion zen, lehmfarbener Stuhl, Dunkelfärbung des sich in den ersten beiden Lebensjahren. Von den
(first set reaction) nach Ersttransplantation Harns, Ikterus (Gelbsucht) A- und B-Antigenen sind verschiedene Varian-
(ohne Sensibilisierung des Empfängers) mit – Nierentransplantation: Schmerzen im Be- ten bekannt. Wichtig sind die beiden häufigsten
folgendem Verlauf: Einheilungsphase (bis reich des Transplantats, Hypertonie (Blut- Subtypen A1 und A2 (A1 gegenüber A2 domi-
5. Tag), beginnende Lymphozyten- und Gra- hochdruck), Appetitlosigkeit, Fieber. nant) als quantitative Varianten von A (Antigen-
nulozyteninfiltration nach vollendeter Vas- Therapie: zahl pro Erythrozyt ca. 10 × 105 bzw. 2,5 × 105),
kularisation, verstärkte Entzündungsreakti- – Induktionstherapie: 1. perioperative Immun- daneben sind weitere A-Untergruppen (schwä-
on ab 11. Tag, unter Umständen Abstoßung suppression bei Organtransplantation mit chere Varianten des A-Antigens mit geringerer
2. Zweitabstoßungsreaktion (second set reac- Glukokortikoiden*, Ciclosporin* bzw. Tacro- Aktivität der jeweils codierten Transferase) be-
tion) nach vorangegangener Sensibilisierung limus, Antimetaboliten* oder Antilymphozy- schrieben. 6 Geno- und 4 Phänotypen, sind bei
durch den gleichen Spender (rasche Absto- ten-Antikörpern 2. simultane und sequenti- Blutgruppe 0 und AB identisch. Die Allele co-
ßungsreaktion mit kurzer Latenz) 3. sog. elle Therapieschemata gebräuchlich dieren Transferasen, die eine spezielle glykosi-
weiße Abstoßungsreaktion infolge ungenü- – Rejektionstherapie: 1. hohe Dosen von Glu- dische Bindung an terminale Kohlenhydrate
gender Vaskularisation von Hautlappen* kokortikoiden bei Rejektionsepisoden 2. bei der H*-Substanz katalysieren:
– klinisch: 1. perakut verlaufende Abstoßungs- Steroidresistenz auch monoklonale Antikör- – Antigene Determinante der Blutgruppe A ist
reaktion (hyperakute Rejektion): irreversib- per (Anti-CD3), Tacrolimus oder Mycopheno- N-Acetyl-D-Galaktosamin
les, pharmakologisch nicht beeinflussbares latmofetil – antigene Determinante der Blutgruppe B ist
Transplantatversagen (Nekrose*) innerhalb – Basistherapie: 1. in der Regel lebenslange Im- D-Galaktose
von Stunden bis wenigen Tagen in der Regel munsuppression nach Transplantation – durch das stumme (amorphe) Allel 0 wird die
infolge präformierter zytotoxischer Antikör- 2. meist als Kombinationstherapie mit Ciclo- H-Substanz enzymatisch nicht verändert und
per 2. akzelerierte Abstoßungsreaktion: in sporin oder Tacrolimus, Prednisolon, Myco- wirkt selbst als H-Antigen (endständige L-Fu-
der Frühphase nach Transplantation* mit phenolatmofetil, Sirolimus oder Azathioprin cose).
schwerem, meist durch Glukokortikoide* al- – Langzeittherapie: bei stabiler Transplantat- Die ABH-Blutgruppenantigene kommen (als
lein nicht beeinflussbarem Verlauf (steroidre- funktion auf 1 oder 2 Immunsuppressiva* re- Glykolipide) nicht nur auf Erythrozyten vor,
sistente Rejektion) 3. akute Abstoßungsreak- duzierte Rejektionsprophylaxe. sondern auch auf anderen Zellen (Leuko- und
tion: am häufigsten 1 Woche bis 3 Monate Abstrich m: engl. smear. Entnahme von Unter- Thrombozyten, Epithel- und Gewebezellen)
nach Transplantation, später seltener bei suchungsmaterial von Haut- und Schleimhaut- und (als lösliche Glykoproteine) im Serum sowie
zu niedrig dosierter Immunsuppression* oberflächen oder Wunden zur mikrobiologi- bei sog. Sekretoren (Sekretorsystem*) auch in
4. chronische Abstoßungsreaktion: jenseits schen oder zytologischen Diagnostik.
Abszess 10

anderen Körperflüssigkeiten (Speichel, Sperma, Abszeø ss, intrahepatischer → Leberabszess Flankenschmerz, Fieber, Schüttelfrost, Vorwöl-
A Schweiß u. a.).
Häufigkeit: Siehe Tab.
Abszeø ss, intraperitonealer m: syn. Peritoneal-
Abszess. Sammelbegriff für Eiteransammlun-
bung, Druckschmerz, Übelkeit, Erbrechen und
Überwärmung des Nierenlagers. Behandelt
Klinische Bedeutung: Bei Bluttransfusion* und gen (Abszesse) in der Bauchhöhle, meist auf- wird mit Drainage (offen oder durch Katheter-
Transplantation* muss das ABNull-System be- grund eines entzündlichen Geschehens (z. B. anlage), Antibiose, selten durch Nephrektomie.
rücksichtigt werden, da eine Unverträglichkeit Appendizitis*). Je nach Ausdehnung, Ursache Abszeø ss, perianaler m: engl. perianal abscess.
aufgrund der Antigen-Antikörper-Reaktion zu und Lokalisation kann es neben einer Ver- Meist von den Proktodealdrüsen ausgehende
lebensbedrohlichen Transfusionszwischenfäl- schlechterung des Allgemeinzustands zu Fie- abszedierende Entzündung zunächst im Inter-
len oder Transplantatabstoßung führen kann. ber, Schüttelfrost, Inappetenz, Schmerzen sphinktärraum, im Verlauf von hier aus Aus-
Bei Blutgruppenunverträglichkeit zwischen sowie zum paralytischen Ileus kommen. breitung des Abszesses nach subkutan oder su-
Mutter und Kind kann die Mutter Antikörper Ätiologie: Am häufigsten treten intraperitone- banodermal. Klinisch äußert sich der Abszess
gegen die kindlichen Erythrozyten entwickeln. ale Abszesse durch entzündliche Geschehen in vor allem durch eine perianale Schwellung und
Diese können eine Anämie des Neugeborenen der Bauchhöhle auf, u. a. bei Rötung. Diagnostiziert wird hauptsächlich kli-
verursachen. – Appendizitis nisch, behandelt mittels operativer Abszessspal-
Abszeø ss m: engl. abscess. Ansammlung von Ei- – Cholezystitis tung. Siehe Analabszess*, Abb. dort.
ter* in einem nicht vorgebildeten, sondern – Divertikulitis Klinik:
durch Gewebeeinschmelzung (Verflüssigung ei- – Morbus Crohn – Schwellung und Rötung im Bereich des Anus
ner Nekrose*) entstandenen Hohlraum, der in – aufsteigenden gynäkologischen Infektionen bzw. perianal, tastbare Resistenz
späteren Stadien oft durch eine bindegewebige – postoperativ nach Anastomoseninsuffizienz – Fieber, erhöhte Infektparameter (Leukozyto-
Abszessmembran abgegrenzt ist (in der Regel oder Hohlorganleckagen. se, Erhöhung C-reaktives Protein)
innerhalb von 4 Wochen). Ursache ist meist eine Lokalisation: – bei ischioanalen und supralevatorischen Abs-
bakterielle Infektion. Behandelt wird durch – Subprenischer Abszess zessen keine sichtbare Rötung oder Schwel-
Abszessexision. Ursache: – subhepatischer Abszess* lung, aber erhöhte Infektparameter und
– Vorwiegend Weichteilentzündung von Haut – Douglas*-Abszess Schmerzen bei der Defäkation oder Stuhlver-
und Unterhaut – perityphilitischer Abszess halt.
– Durchwanderung von Eitererregern durch – interenterischer Abszess Diagnostik:
Hohlorgane oder bei Perforation – paracolischer oder retrocolischer Abszess. – Anamnese: Fieber, Schwellung, Schmerzen
– postoperativ, postentzündlich, posttrauma- Komplikationen: Penetration in das umliegende perianal oder bei der Defäkation
tisch. Gewebe oder Perforation in die freie Bauchhöhle – Inspektion: sichtbare Rötung und Schwel-
Erreger: mit diffuser Peritonitis und Zeichen der Sepsis. lung perianal
– Meist Staphylococcus* oder Streptococcus*, Diagnostik: – Palpation mit digital-rektaler Untersuchung:
Escherichia* coli – Anamnese Ausdehnung des Abszesses, Beziehung zum
– häufig Mischinfektion. – körperliche Untersuchung: lokaler oder dif- Sphinkterapparat
Lokalisation: fuser abdomineller Druck- bzw. Klopf- – Prokto-Rektoskopie: ggf. Nachweis einer in-
– Meist nahe der Körperoberfläche (siehe Abb.) schmerz, ggf. tastbare abdominelle Resistenz neren Fistelöffnung
– seltener intrakorporal. – laborchemisch: Entzündungsparameter er- – rektale Endosonografie, ggf. CT oder MRT
Therapie: höht (Leukozytose, CRP) des Beckens: Nachweis von supralevatori-
– Ovaläre Exzision – Nachweis (und Verlaufsbeurteilung) durch schem oder ischiorektalem Abszess; ggf.
– Entfernung der Abszessmembran Abdominalsonografie, CT. Nachweis einer Analfistel oder Begleiterkran-
– Antiseptika, Wundspülung Therapie: kungen.
– ggf. Inzision mit Gegeninzision und Draina- – Je nach Lokalisation erfolgt unter antibioti- Therapie:
ge*. scher Abschirmung die perkutane sonogra- – Operative Abszessspaltung durch spindelför-
fisch- oder CT-gesteuerte Punktion und ggf. mige Hautexzision über dem Abszess
Drainage* – bei submukösen oder supralevatorischen
– im Falle eines Douglas-Abszesses ist auch die Abszessen Entlastung nach rektal und Einla-
transrektale, bei retrogastralen Abszessen die ge einer Drainage
transgastrale Punktion und Drainage mög- – postoperativ regelmäßiges Ausduschen der
lich, ggf. in Kombination mit einem endolu- Wunde und sekundäre Wundheilung.
minal angelegten Vakuumverband Komplikationen: In ca. 40 % der Fälle ist eine
– bei ungünstiger Lokalisation (z. B. bei Abde- Analfistel die Ursache des Abszesses. Diese wird
ckung des Geschehens durch Dünndarm- bei der Primäroperation meist durch Einlage ei-
schlingen), frustraner Therapie oder multi- ner Fadendrainage (Seton) offen gehalten und
plen Abszessherden erfolgt die chirurgisch- in einer zweiten Operation nach Abklingen der
operative Sanierung. Entzündung versorgt. Mögliche Komplikatio-
Abszeø ss, paranephritischer m: engl. paraneph- nen sind Sphinkterschwäche bzw. Inkontinenz
ritic abscess. Infektionsausdehnung über das und Rezidiv-Abszess.
Nierenparenchym hinaus mit Einschmelzung Abszeø ss, perinephritischer m: engl. perine-
Abszess: unscharf begrenzte, stark entzündliche einzelner Eiteransammlungen in der Nieren- phritic abscess. Eiteransammlung zwischen Nie-
Schwellung und Rötung über rechtem Rippen- fettkapsel zum Abszess. Dies geschieht häufig renkapsel und Gerota-Faszie. Der Abszess kann
bogen. [128] unter Immunsuppression. Symptome sind sich nach kaudal in die Leiste oder ins perivesi-
11 Abusus

kale Gewebe oder nach kranial als subphreni- nen auftreten. Behandelt wird durch i. v. Anti- Lokalisation:
scher Abszess ausbreiten. Diagnostiziert wird
mit CT. Die Behandlung besteht aus offener
biotikagabe sowie sonografisch- oder CT-kont-
rollierte Punktion und Abszessdrainage. Symp-
– Links häufiger als rechts auftretend
– v. a. zwischen Zwerchfell und linkem Leber-
A
Drainage und Lavage mit entsprechender Anti- tomatik: Je nach Ausdehnung und Ursache lappen bzw. Magenfundus, linker Kolonfle-
biose, selten Nephrektomie. – Druckgefühl im Oberbauch xur oder Milz.
Abszeø ss, periproktitischer → Abszess, peria- – ggf. Obturation des Ductus hepatocholedo- Klinik:
naler chus mit konsekutivem Ikterus oder Magen- – Fieber
Abszeø ss, perityphlitischer m: engl. perity- ausgangsstenose – Leukozytose
phlitic abscess. Ausbildung eines Abszesses im – Verschlechterung des Allgemeinzustands – atemabhängige Schmerzen
Bereich des Zökalpols und der Appendix* ver- – Fieber. – Schulterschmerz.
miformis, bedingt durch eine fortgeschrittene Komplikationen: Komplikationen:
Appendizitis* mit Durchwanderung des parie- – Penetration in Nachbarorgane (Leber, Duode- – (Durchwanderungs-)Pleuritis* mit Pleuraer-
talen Peritoneums der Appendix oder mit ge- num) guss und konsekutiver Kompressionspneu-
deckter Perforation und Entwicklung einer Ei- – Perforation mit diffuser Peritonitis, Sepsis monie
teransammlung in einem abgekapselten Raum. und Arrosionsblutung. – Pleuraempyem
Klinik: Diagnostik: – Sepsis (siehe Abb.).
– B-Symptomatik mit Mattigkeit, Fieber, – Sonografie des Abdomens Diagnostik:
Schüttelfrost, Nachtschweiß, Inappetenz – CT – Ultraschalldiagnostik
– ggf. nur leichter Druckschmerz im rechten – MRT. – CT
Mittel- bzw. Unterbauch und fehlende cha- Therapie: – röntgenologisch subdiaphragmal freie Luft.
rakteristische Zeichen der Appendizitis – Intravenöse Antibiose Absziøsse f: Bezeichnung für die unabhängige
– Psoasschmerz bei Alteration des M. psoas – sonografisch oder CT-gesteuerte Punktion Variable x und die horizontale Koordinaten-
– laborchemische Entzündungszeichen. evtl. mit gleichzeitiger Abszessdrainage achse.
Diagnostik: – operative Exploration, Abszessausräumung Abteilung, geschloø ssene f: engl. closed ward;
– Sonografie des Abdomen und Drainage. syn. geschützte Abteilung. Bereich einer psychi-
– CT-Abdomen. Abszeø ss, subphrenischer m: engl. subphrenic atrischen Klinik oder eines Heims mit ver-
Therapie: abscess. Eiteransammlung unterhalb der linken schlossenen Türen. Dort werden Patienten
– Sonografische oder CT-gestützte Abszess- oder rechten Zwerchfellkuppel durch Gewebe- (bzw. Bewohner) gegen ihren Willen vom Ver-
drainage einschmelzung, hauptsächlich als postoperative lassen der Abteilung abgehalten. Patienten kön-
– systemische antibiotische Therapie Komplikation nach abdominalchirurgischen nen freiwillig oder gemäß Unterbringungsbe-
– nach Ausheilung zweizeitige Appendekto- Eingriffen. Patienten zeigen v. a. Fieber und schluss (Unterbringung*) in einer geschlossenen
mie*. atemabhängige Schmerzen. Die Diagnose wird Abteilung aufgenommen werden.
Bei Komplikationen: durch bildgebende Verfahren gestellt. Die The- Ziel: Unterbindung von Selbstgefährdung* (Sui-
– Bei den geringsten Anzeichen für eine lokale rapie besteht aus i. v. Antibiose, Abszessdraina- zidgefahr, Weglaufgefahr) oder Fremdgefähr-
oder diffuse Peritonitis erfolgt die Indikation ge und -ausräumung sowie der Ursachenbe- dung* (Schutz Dritter).
zur Operation mit ausgiebiger Lavage, Ap- handlung. Ätiologie: Abteilung, offene f: engl. open ward. Bereich
pendektomie und Drainage. – Als postoperative Komplikation nach chirur- einer psychiatrischen Klinik oder eines Heims,
– Bei Übergreifen der Entzündung auf den Zö- gischen Eingriffen im Oberbauch, z. B. nach: den die Patienten nach eigenem Willen verlas-
kalpol erfolgt die Zökalpol- oder Ileozökalre- 1. Splenektomie 2. Cholezystektomie 3. Le- sen können. Die Mehrzahl der deutschsprachi-
sektion. ber-, Pankreas- oder Mageneingriff gen psychiatrischen Krankenhäuser besteht
Abszeø ss, pulmonaler → Lungenabszess – spontan auftretend: 1. nach Hohlorganperfo- heute aus offenen und geschlossenen Abteilun-
Abszeø ss, retromammärer m: engl. retromam- ration (z. B. Ulcus duodeni, Gallenblasenper- gen*. Einzelne Krankenhäuser können durch
mary abscess. Hinter der Brustdrüse zwischen foration) 2. als Penetration entzündlicher organisatorische Veränderungen die Vollversor-
den Blättern der Fascia superficialis und Fascia Prozesse mit Translokation von Bakterien gung einer Region ausschließlich mit offenen
profunda lokalisierter Abszess*. (z. B. bei Leberabszess, Pleuraempyem, chro- Abteilungen gewährleisten.
Abszeø ss-Spaltung f: Inzision* eines Abszesses, nisch-entzündlichen Darmerkrankungen mit Abt-Letterer-Siwe-Krankheit → Letterer-Si-
ggf. mit Gegeninzision. Die Abszessmembran Beteiligung der linken oder rechten Kolonfle- we-Krankheit
wird gespalten, um eine Eiteransammlung ab- xur) 3. selten durch lymphogene oder häma- Abtötungszeit f: engl. death time. Zeitspanne
fließen zu lassen. Anschließend wird die Abs- togene Streuung von Bakterien. bei der Sterilisation*, die vom Erreichen der
zesshöhle gespült, die Wunde wird offen belas- Solltemperatur im Kern des Sterilisierguts bis
sen. Je nach Befund werden Drainagen oder La- zur Abtötung der Mikroorganismen reicht.
scheneinlagen eingebracht. Abtreibung → Schwangerschaftsabbruch
Abszeø ss, subhepatischer m: engl. subhepatic Abulie f: engl. abulia. Antriebsstörung* bei
abscess. Eiteransammlung in einem nicht vorge- vermindertem Willen mit reduzierter Ent-
bildeten, durch Gewebeeinschmelzung entstan- schluss- und häufig auch Handlungsfähigkeit.
denen abgeschlossenen Hohlraum unterhalb der Sie tritt auf bei Schizophrenie*, Depression*, or-
Leber. Subhepatische Abszesse können spontan ganischem Hirnschaden und Frontalhirnsyn-
bei entzündlichen Prozessen der Nachbarorgane drom.
entstehen oder iatrogen im Rahmen postinter- Abusus → Substanzgebrauch, schädlicher
ventioneller bzw. postoperativer Komplikatio- Abszess, subphrenischer: typische Komplikationen. Abusus → Substanzmissbrauch
Abusus 12

Abusus m: Veraltete Bezeichnung für schädli- Klinik: mit Concretio* pericardii. Ohne Concretio peri-
A chen Substanzgebrauch oder sexuellen Miss-
brauch bzw. Kindesmissbrauch*.


Demenz
Dystonie
cardii bleibt die Accretiopericardiimeist asymp-
tomatisch.
Abutment n: Über die Schleimhaut ragender – Diabetes mellitus Klinik:
Aufbau auf einem dentalen Implantat*. Es dient – Retinadegeneration im Erwachsenenalter. – Negativer Herzspitzenstoß* mit systolischer
der Befestigung von Suprastrukturen (z. B. Kro- Acanthamoeba f: Gattung freilebender Amö- Einziehung der Interkostalräume in der
ne) durch Schrauben oder Zementieren. Siehe ben* mit fakultativ humanpathogenen Arten, Herzspitzenregion (Jaccoud-Zeichen) bei Be-
Abb. welche die Akanthamöben*-Keratitis und die teiligung des apikalen Perikards
Amöben*-Meningoenzephalitis auslösen. Acan- – oft protodiastolisches Herzgeräusch*
thamoeba beherbergen Bakterien der Gattung – Pulsus* paradoxus infolge kardialer Restrik-
Legionella. tion mit inspiratorischer Verlagerung des in-
Morphologie: terventrikulären Septums nach links bei hä-
– Vegetative Form mit spitz auslaufenden modynamisch relevanter Concretio pericardii
Pseudopodien* – obere Einflussstauung je nach hämodynami-
– einkernige Zysten als Dauerform (siehe Abb.). scher Relevanz.
ACE: Abk. für → Angiotensin-Converting-En-
zym
Acetabuloplastik f: engl. acetabuloplasty. Ope-
ratives Verfahren zur Verbesserung der knö-
chernen Überdachung des proximalen Femurs
bei Hüftdysplasie* und Hüftgelenkluxation
Abutment [47]
durch Beckenosteotomie.
Acetabulum n: engl. acetabular cavity; syn.
Abwehrmechanismus → Immunantwort Hüftgelenkpfanne. Gelenkpfanne des Hüftge-
Abwehrmechanismus m: engl. defence mecha- lenkes*, die von Darmbein (Os* ilium), Sitzbein
nism; syn. Abwehrmechanismus [Immunolo- (Os* ischii) und Schambein (Os* pubis) gebildet
gie]. Siehe Immunität*. wird. Das Acetabulum wird am oberen Randbe-
Abwehrphasereflexe m pl: engl. defence phase reich vom Labrum acetabulare umfasst.
Acanthamoeba: Zysten; Isolat aus einem Ulcus
reflexes. Polysynaptische Reflexe* zum Schutz Acetabulumfraktur f: engl. acetabular fracture.
corneae. [190]
des Individuums, z. B. Fluchtreflex*. Beckenfraktur* im Bereich des Acetabulums*
Abwehrspannung f: engl. muscular defense; syn. durch seitliche Gewalteinwirkung oder dash-
Bauchdeckenspannung. Leitsymptom des Aku- Acanthosis → Akanthose board* injury.
ten* Abdomens mit reflektorisch fortschreiten- Acariasis f: engl. acaridiasis; syn. Akarinose. Einteilung: Judet-Letournel-Klassifikation
der, dann auch kontinuierlicher zunächst ggf. Durch Milben* oder ihre Larven hervorgerufene (siehe Abb.):
lokaler, dann auch generalisierter ständiger Epizoonose*, z. B. Skabies, Trombidiose*, Ga- – Fraktur des dorsalen Pfeilers
Kontraktion der Bauchdeckenmuskulatur, aus- masidiose* und Demodikose*. Zumeist ist die – Fraktur des dorsalen Pfannenrands
gelöst durch eine lokale oder diffuse Peritonitis*. Haut befallen, Organbefall (Lunge, Gastrointes- – Fraktur des ventralen Pfeilers
Pathophysiologie: Eine entzündliche Affektion tinaltrakt*, Urogenitaltrakt) ist möglich. Davon – Fraktur des ventralen Pfannenrands
des Bauchfells bewirkt eine Erregung der affe- abzugrenzen ist die Hausstaubmilbenallergie, – Querfraktur der Pfanne
renten somatosensiblen Nervenfasern. Die Reiz- verursacht durch immunologische Reaktionen – Kombinationsfrakturen.
antwort über den Reflexbogen führt reflekto- auf Milbenkot ohne Milbenbefall. Klinik: Trochanterdruckschmerz.
risch zu einer Erregung der efferenten motori- Acarida m pl: engl. acarids. Milben*; Ordnung Therapie:
schen Fasern mit Kontraktion der quergestreif- der Spinnentiere (Arachnida). – Konservativ bei fehlender Dislokation
ten Bauchdeckenmuskulatur. Aø carus siro → Milben – operativ: suprakondyläre Femurextension
Klinik: Bei der klinischen Untersuchung impo- Acceptable Daily Intake: Abk. ADI. Diejenige oder Plattenosteosynthese.
niert die charakteristische brettharte Bauchde- Dosis* einer in Lebensmitteln enthaltenen Acetabulumwinkel → Pfannendachwinkel
cke. Substanz (z. B. eines Pestizids), die bei lebens- Acetaldehydsyndrom n: engl. acetaldehyde
AC: Abk. für abdominal circumference → Feto- langer täglicher Aufnahme als medizinisch un- syndrome. Alkoholintoleranz, die bei Einnahme
metrie bedenklich gilt. Durch die WHO ist der ADI de- von Disulfiram, beim Verzehr bestimmter Spei-
Acaeruloplasminämie f: engl. ceruloplasmin de- finiert als Quotient aus NOEL (no effective level) sepilze (Hexenröhrlinge, Falten-Tintlinge) oder
ficiency. Seltene autosomal-rezessiv erbliche Er- und einem Sicherheitsfaktor von mindestens bei Aufnahme von Kalkstickstoff und gleichzei-
krankung des Eisenstoffwechsels mit vermehr- 100. tigem Genuss von Alkohol auftritt. Sie kann
ter Eisenablagerung in Gehirn und Viszeralor- According-to-Protocol-AnalyXse → Per-Proto- einhergehen mit Übelkeit, Schwindel, Kopf-
ganen (v. a. Leber, Pankreas) infolge defekten Ei- col-Analyse schmerz, Tachykardie und Tachypnoe, Blut-
sentransports aus dem Monozyten-Makropha- Accretio pericaø rdii f: engl. pericardial accretion. druckabfall sowie Flush. Eine spontane Rück-
gen-System infolge Mutation im Caeruloplas- Lokale Verwachsung (sog. Perikardschwiele) des bildung ist möglich.
min-Gen (Genlocus 3q23–24) und Fehlen der parietalen Blattes des Perikards* mit der Pleura Acetessigsäure f: engl. acetoacetic acid. Keton-
Ferroxidaseaktivität des Caeruloplasmins*. im Bereich von Mediastinum, Sternum, körper*, der primär durch Ketogenese in der Le-
Therapiert wird mit Chelatbildnern, z. B. Defe- Zwerchfell oder linker Lunge als Folge einer ber als Produkt des Lipidstoffwechsels entsteht.
rasirox. schweren Perikarditis*, häufig in Kombination Acetessigsäure tritt vermehrt bei gestörtem
13 Achillessehnenruptur

Acetylsalicylsäure: engl. acetylsalicylic acid


(Abk. ASA). Nichtsteroidales Antirheumatikum
(NSAR) mit thrombozytenaggregationshem-
A
mender Wirkung. Acetylsalicylsäure (ASS) hat
eine lange Tradition als Antirheumatikum,
schwaches Analgetikum und Antipyretikum.
Sie acetyliert Cyclooxygenase* (leichte Präferenz
von COX-1 gegenüber COX-2) und verhindert
so die Synthese entzündungsfördernder Prosta-
glandine* und Leukotriene*. ASS ist kontraindi-
ziert bei Kindern unter 15 Jahren.
AcetylsalicyXlsäure-Vergiftung f: syn. Salicylis-
mus. Häufig suizidale Vergiftung mit Acetylsa-
licylsäure, die als Analgetikum und Thrombo-
zytenaggregationshemmer eingesetzt wird
(LD50 Ratte, oral: 200 mg/kg KG). Es kommt zur
metabolischen Azidose. Wichtigste Maßnah-
Acetabulumfraktur: Judet-Letournel-Klassifikation; 1: Fraktur des dorsalen Pfeilers; 2: Fraktur des dorsalen
men sind die Giftentfernung und Alkalisierung.
Pfannenrands; 3: Fraktur des ventralen Pfeilers; 4: Fraktur des ventralen Rands; 5: Querfraktur der Pfanne;
Todesfälle sind möglich.
6–10: Kombinationsfrakturen; 6: T-Fraktur; 7: Fraktur von dorsalem Pfeiler und Rand; 8: Querfraktur mit
dorsalem Randfragment; 9: Fraktur von ventralem Rand und Pfeiler mit dorsaler Hemiquerfraktur;
ACG-Bandersatzoperation → Weaver-Dunn-
Operation
10: Zweipfeilerfraktur.
ACG-Luxation: Abk. für → Akromioklaviku-
largelenkluxation
Achalasie f: engl. achalasia. Neuromuskuläre
Kohlenhydratmetabolismus auf, z. B. bei Diabe- Die Bildung von Acetyl-CoA erfolgt durch Über- Störung glattmuskulärer Hohlorgane, die
tes* mellitus, Hunger oder Fasten. tragung eines Acetylrests auf freies Coenzym A. durch fehlende Erschlaffung der (Sphink-
Acetoacetyl-Coenzym A n: engl. acetoacetyl Der Acetylrest kann von einem geeigneten Do- ter-)Muskulatur gekennzeichnet ist, z. B. Öso-
coenzyme A. Zwischenprodukt der Cholesterol- nator (z. B. Pyruvat) unter gleichzeitiger Reduk- phagusachalasie* oder Achalasie des M. sphinc-
biosynthese und der Ketogenese (Ketonkörper*), tion von NAD+ übertragen oder durch Aktivie- ter vesicae internus bei Blasenatonie*.
u. a. beim Abbau von Lysin und Tryptophan. Es rung des freien Acetats in einem ein- oder zwei- AChE: Abk. für → Acetylcholinesterase
wird gebildet durch Ketolyse* aus Acetoacetat stufigen Prozess mithilfe von ATP gewonnen AChE-Test m: engl. acetylcholinesterase test.
und mitochondrialem Succinyl-CoA. werden. Heute nicht mehr verwendeter Test mit Bestim-
Aceton n: engl. acetone; syn. Dimethylketon. Bedeutung: Acetyl-CoA nimmt eine zentrale mung der Acetylcholin-Esterase im Fruchtwas-
Ketonkörper*, der in der Ketogenese durch De- Stellung im gesamten Stoffwechsel ein. Produk- ser bei V. a. Anenzephalus, Spina bifida oder
carboxylierung von Acetessigsäure entsteht und te des Kohlenhydrat-, Fett- und Proteinmetabo- Dysraphie-Syndrom.
bei Ketonurie* zum großen Teil im Urin und lismus werden via Acetyl-CoA für den oxidati- Achillea millefolium → Schafgarbe
mit der Atemluft ausgeschieden wird. ven Abbau in den Citratzyklus* eingeschleust. Achiøllessehne f: engl. Achilles tendon; syn. Ten-
Acetylcholinesterase f: Cholinesterase*, ein Der Acetylrest wird zur Synthese von Ester- do calcaneus (Achilles). Die am Tuber* calcanei
Enzym (EC 3., Hydrolase), das insbesondere im und Amidderivaten verwendet. Überdies ist ansetzende Endsehne des M. triceps surae.
synaptischen Spalt (Synapse*) vorkommt und Acetyl-CoA Ausgangspunkt für die Terpenbio- Siehe Abb.
sehr schnell Acetylcholin zu Cholin und Acetat synthese via Mevalonsäure, für die Fettsäure- Klinische Bedeutung:
hydrolysiert. Cholinesterase-Hemmer werden biosynthese* und die Synthese von Acetylcho- – Achillessehnenruptur*: 1. häufig bei degene-
als indirekt wirkende Parasympathomimetika* lin. Ferner ist Acetyl-CoA an der Acetylierung rativ vorgeschädigter Sehne 2. typische An-
eingesetzt. Sie hemmen den Abbau von Acetyl- von Histonen* beteiligt. Bei den durch Acetyl- zeichen: peitschenartiger Knall mit plötzli-
cholin und verlängern die Acetylcholinwir- CoA vermittelten Übertragungsreaktionen chen Schmerzen und Funktionsverlust
kung. kann sowohl die Carboxylgruppe (elektrophile – Achillessehnenreflex (ASR): Überprüfung des
Acetylcholintest → Dysfunktion, endotheliale Reaktion) als auch die Methylgruppe reagieren Segments S1, dessen Kennmuskel* der vom
Acetyl-Coenzym A n: engl. acetyl coenzyme A; (nucleophile Reaktion). Die dabei frei werdende N. tibialis (S1, S2) innervierte M. triceps surae
syn. Acetyl-CoA. Aktivierte Form der Essigsäu- Energie (34,3 kJ/mol) hat als Energiespeicher ist.
re, bei der der Essigsäurerest an die freie SH- keine Bedeutung. Achiøllessehnenruptur f: engl. Achilles tendon
Gruppe des Coenzyms* A gebunden ist. Acetyl- Acetylcystein n: engl. acetylcysteine; syn. N- rupture. Partielle (Achillessehnenpartialriss)
CoA ist ein sehr reaktiver Thioester, der eine Acetyl-L-Cystein. Expektorans und Mukolyti- oder komplette Kontinuitätsunterbrechung der
Schlüsselstellung im Metabolismus einnimmt kum, das bei Husten oral, inhalativ oder intra- Achillessehne* durch plötzliche körpereigene
und Citratzyklus*, Glykolyse* und Fettstoff- venös angewendet wird. Es wird auch als Anti- Kraftanstrengung, äußere Gewalteinwirkung
wechsel* verbindet. dot* bei Intoxikationen, z. B. mit Paracetamol*, oder Vorschädigung der Sehne. Die Ruptur
Synthese: Die bedeutendsten Synthesewege eingesetzt. Wechselwirkungen bestehen mit be- führt zu akut einsetzendem Schmerz und einer
sind: stimmten Antibiotika*, die Einnahme soll des- tastbaren Delle, die Therapie erfolgt meist ope-
– Oxidative Decarboxylierung von Pyruvat halb mindestens 2 h zeitversetzt erfolgen. Zu rativ.
– Fettsäureabbau* (β-Oxidation) den Nebenwirkungen zählen Hautreaktionen
– Abbau bestimmter Aminosäuren. und gastrointestinale Beschwerden.
Achillessehnentendopathie 14

N. tibialis Diagnostik:
A M. plantaris
– Klinische Untersuchung: Druckschmerz, Ze-
hengang, Schwellung
– Sonografie: Sehne intakt, begleitende Bursitis
M. biceps femoris, – bei Unsicherheit MRT.
N. peroneus communis Therapie: Konservativ:
Tendo m. gracilis – Belastung minimieren, Sportpause
M. soleus – Kältetherapie (zu Beginn)
M. popliteus – Quarkumschläge, abschwellende Salben
im Bindegewebsköcher – Wärmetherapie (im Verlauf)
– Physiotherapie
M. soleus
– begleitende Bursitis* behandeln
Tendo m. plantaris Achillessehnenruptur Abb. 1: Kontinuitätsunterbre- – langsamer Wiedereinstieg in den Sport.
chung bei kompletter Achillessehnenruptur; MRT, Achillobursitis f: engl. Achilles bursitis. Bursitis*
M. gastrocnemius T2-Wichtung. [2] am Achillessehnenansatz, z. B. bei Haglund*-
Exostose.
M. soleus Achillodynie f: engl. achillodynia. Schmerzen
im Bereich der Achillessehne durch Erkrankung
der Sehne (Achillessehnentendopathie, partielle
oder komplette Achillessehnenruptur*, Inserti-
onstendopathie) oder des Sehnengleitgewebes
(Paratendinitis* und Tendovaginitis, Apophysi-
Fascia cruris tis* calcanei, Haglund*-Exostose, Knick-Senk-
(Lamina profunda) fuß, Achillobursitis*). Mögliche Ursache: sport-
liche Überlastung, falsches Schuhwerk, Korti-
Tendo calcaneus sontherapie.
Achillotenotomie f: engl. achillotomy. Operati-
N. tibialis,
ve Durchtrennung und Verlängerung der Achil-
A., V. tibialis posterior Achillessehnenruptur Abb. 2: Operationssitus. [80]
lessehne zur Korrektur eines Pes* equinus, Pes*
Malleolus medialis cavus oder Pes* equinovarus. Je nach Befund er-
Tuber calcanei folgt die subkutane oder offene Durchführung
– Ultraschalldiagnostik (Z-förmig, sagittal oder frontal).
Achillessehne: Achillessehne und oberflächliche – MRT (siehe Abb. 1). Achlorhydrie → Achylia gastrica
Schicht der Wadenmuskulatur von dorsal. Um den Therapie: Acholie f: engl. acholia. Fehlende Sekretion von
M. soleus und den M. plantaris abzubilden, ist – Meist operativ (siehe Abb. 2): 1. offen oder Galle in den Darm bei Cholestase*. Der Stuhl
der M. gastrocnemius gefenstert. Der zweiköpfige minimal-invasive Chirurgie: Sehnennaht* ist kalkfarben und reich an nicht resorbierten
M. gastrocnemius bildet zusammen mit dem oder Sehnenplastik, z. B. V*-Y-Plastik 2. sel- Fetten und Fettsäuren (siehe Steatorrhö*).
M. soleus den M. triceps surae, welcher über ten Sehnentransplantation* 3. postoperativ: Achondroplasie f: engl. achondroplasia; syn.
die Achillessehne am Tuber calcanei inseriert. Spitzfußstellung z. B. im Vacoachill, alle Chondrodystrophia fetalis. Autosomal-domi-
2 Wochen wird die Spitzfußstellung redu- nant erbliche Störung der Knorpelbildung in-
ziert bis 0 Grad. Anschließend Physiothera- folge gestörter Knorpelwachstumszone mit
pie und Kraftaufbau. stark verzögerter enchondraler Ossifikation*
Klinik: – seltener konservativ-funktionell. (bei normaler periostaler Ossifikation) und da-
– Lautes Rupturgeräusch bei kompletter Achil- Achiøllessehnentendopathie f: engl. achilles durch bedingtem dysproportioniertem Klein-
lessehnenruptur, sog. Peitschenknall mit tendinopathy. Tendopathie der Achillessehne* wuchs*. Es drohen Atemstörung durch adenoi-
starken Schmerzen oder ihres Ansatzes (Insertionstendopathie*) in- de Vegetationen und schmalen Thorax sowie
– Bewegungsschmerz folge Überlastung oder aufgrund einer Achilles- zervikomedulläre Kompression bei zu kleinem
– Dellenbildung und umschriebene Blutungen sehnendegeneration. Diagnostiziert wird die Foramen magnum.
im Sehnenverlauf Achillessehnentendopathie mit Ultraschall (fo- Klinik:
– Wadenschwellung kale Degeneration, evtl. Teilruptur). – Kurze, plumpe Extremitäten (rhizomele
– Unfähigkeit des betroffenen Fußes zur Plan- Achiøllessehnenzerrung f: Durch sportliche Be- Mikromelie*) bei normaler Rumpflänge; Ex-
tarflexion gegen Widerstand. lastung verursachte Zerrung der Achillessehne tensionsdefizit des Ellbogens, Brachydaktylie
Diagnostik: mit Anlaufschmerz sowie Schmerzen während mit Dreizackhand (Spreizung zwischen 3.
– Klinische Untersuchung: Inspektion, Palpati- und nach der Belastung. Die Diagnose wird kli- und 4. Finger)
on, tastbare Delle nisch sowie mittels Sonografie gesichert. Behan- – kurzer Hals, großer Hirnschädel mit vor-
– Untersuchung der Muskelkraft, Beurteilung delt wird konservativ. springender Stirn, Mittelgesichthypoplasie
der DMS (Durchblutung, Motorik und Sensi- Klinik: mit Sattelnase, prominenter Unterkiefer
bilität) – Schwellung – durch verzögertes Wachstum der Schädelba-
– positiver Thompson*-Test – bei chronischen Prozessen Verformung der sis evtl. Schädeldeformierung mit engem Fo-
– Röntgen des oberen Sprunggelenks Sehne. ramen magnum
15 Acne cosmetica

– horizontales Hüftpfannendach, Hyperlordo- merksamkeit systematisch nacheinander auf


se der Lendenwirbelsäule und verminderte
Interpedikularabstände mit Einengung des
die verschiedenen Teile des Körpers gerichtet
wird, wobei sämtliche wahrnehmbaren Emp-
A
Spinalkanals findungen nicht wertend wahrgenommen
– in manchen Fällen Hüftbeugekontraktur; werden sollen 3. achtsames Yoga
Genu varum recurvatum und Varusfehlstel- – informelle Achtsamkeitsübungen im Alltag:
lung des Rückfußes durch überproportiona- Aufmerksamkeit wird bei Routinehandlun-
les Wachstum der Fibula gen wie Duschen, Zähneputzen oder Abspü-
– normale geistige Entwicklung len bewusst auf die bei diesen Tätigkeiten
– Endgröße für Männer ca. 135 cm, für Frauen vorhandenen Empfindungen gelenkt.
ca. 125 cm; Krankheitsbild bei Geburt voll Achyliøa gaø strica f: engl. gastric achylia. Magen-
ausgeprägt, keine Progredienz. saftmangel, also ein Fehlen der gesamten Se-
Achromatopsie f: engl. achromatopia; syn. Far- Achsenfehler der Extremitäten: Fehlstellung nach kretbildung im Magen (Säure und Enzyme). Die
benblindheit. Fehlende Wahrnehmung von Fraktur des rechten Radius, Röntgenaufnahme in Achylia gastrica tritt auf bei perniziöser Anä-
Farben, d. h. ausschließliche Unterscheidung 2 Ebenen. [116] mie, chronischer atrophischer Gastritis und Ma-
von Helligkeitswerten, einhergehend mit stark genkarzinom.
herabgesetztem Visus, Hemeralopie, Nystag- Aciclovir n: Virostatikum aus der Gruppe der
mus* und Lichtscheu*. Ursachen sind kongeni- mie*, Abb. dort) 2. Bandruptur 3. Gelenkin- Nukleosidanaloga. Es wird bei Infektionen der
tal oder erworben, durch Schädigung optischer stabilität 4. Epiphysenfugenverletzung Haut, Schleimhaut und des Auges mit Herpes*-
Bahnen oder Erkrankungen der Hirnrinde. – Entzündung: Koxitis*, Osteomyelitis* simplex- oder Varicella*-Zoster-Virus topisch
Ätiologie: – aseptische Knochennekrose* oder oral verabreicht. Aciclovir wird erst in Zel-
– Kongenital: Fehlfunktion der retinalen Fo- – degenerativ, rheumatologisch, tumorbe- len wirksam, die mit Herpes-simplex- oder Vari-
totransduktion in Zapfen-Fotorezeptoren in- dingt, idiopathisch cella-Zoster-Viren infiziert sind. Zu den Neben-
folge verschiedener Mutationen, autosomal- – Systemerkrankung: Rachitis*, Osteomalazie*, wirkungen gehören Magen-Darm-Störungen
rezessiv erblich: 1. CNGA3-Gen auf dem Gen- Osteogenesis* imperfecta, Achondroplasie*, und Hautausschläge.
locus 2q11 2. CNGB3-Gen auf dem Genlocus Marfan*-Syndrom, Down*-Syndrom, Ehlers*- Aø cidum n: engl. acid. Säure.
8q21-q22 3. GNAT2-Gen auf dem Genlocus Danlos-Syndrom. Aø cidum acetylosalicylicum → Acetylsalicyl-
1p13 Diagnostik: säure
– erworben: Schädigung der optischen Bah- – Röntgen (siehe Abb.) Aø cidum ascorbicum → Ascorbinsäure
nen zwischen Retina und Hirnrinde sowie – CT. Acinetobaø cter m: Aerobes, gramnegatives
Erkrankungen der Hirnrinde wie Trauma Therapie: Stäbchenbakterium aus der Familie der Mora-
oder Schlaganfall. – Konservativ: 1. ggf. orthopädische Schuhein- xellaceae (Bakterienklassifikation*). Es existie-
Achromobaø cter m: Gattung gramnegativer, lagen, Schuhinnenranderhöhung 2. Physio- ren 17 Genospezies. Sie sind metabolisch inak-
farbstoffbildender, aerober, metabolisch inakti- therapie: muskuläre Kräftigung der Antago- tiv und viele Stämme bilden Kapseln aus. Acine-
ver (Nonfermenter*), begeißelter Stäbchenbak- nisten 3. bei Kindern: Fähigkeit der Spontan- tobacter, v. a. Acinetobacter calcoaceticus und
terien der Familie Alcaligenaceae. Achromobac- korrektur je nach Dimension der Abwei- Acinetobacter baumannii, gelten als Erreger von
ter verursacht katheterassoziierte Infektion so- chung und ausstehendem Wachstumsschub Nosokomialinfektionen* und verfügen über
wie Sepsis und verfügt über multiple Antibioti- (außer Rotationsfehler) z. T. ausgeprägte Antibiotikaresistenz.
karesistenz. – operativ: 1. ggf. Achsenkorrektur z. B. mit ACKD: Abk. für engl. acquired cystic kidney
Achseldrüsenabszess → Schweißdrüsenabs- speziellem Fixateur* externe 2. im Wachs- disease → Nierenerkrankung, zystische
zess tumsalter permanente oder temporäre Epi- Ackerschachtelhalm → Schachtelhalm
Achselstütze → Gehstütze physiodese (kanülierte Schrauben, 2-Loch- ACLA: Abk. für engl. anti-cardiolipin antibo-
Achselvenenthrombose → Paget-von-Schröt- Platten, Klammern), Korrekturosteotomie*, dies → Antiphospholipid-Antikörper
ter-Syndrom asymmetrische Kallusdistraktion mit Fixa- ACLA: Abk. für engl. anti-cardiolipin antibo-
Achsenfehler der Extremitäten m: engl. angu- teur externe bei Beinlängendifferenz* 3. bei dies → Antiphospholipid-Syndrom
lar limb deformity. Krümmungsfehlstellung der Erwachsenen Korrekturosteotomie* (additiv, ACLS: engl. Advanced Cardiac Life Support. Inter-
Gelenk- oder Röhrenknochenschaftachse in der subtraktiv, ein- oder mehrdimensional), En- national gebräuchlicher Standard und Ausbil-
Frontalebene (X- oder O-förmige Abweichung), doprothese, Arthrodese oder Resektions-In- dungskonzept der American Heart Association
Sagittalebene (Ante-, Rekurvation) oder Hori- terpositions-Arthroplastik. (AHA) zur professionellen Reanimation*. Der
zontalebene (Ante-, Retrotorsion). Es kann sich Achsenzyliønder → Axon Begriff wird häufig synonym verwendet mit
um eine Rotation, Verkürzung oder Translation Achtsamkeitsübungen f pl: engl. mindfulness ALS (engl. für advanced life support, erweiterte
handeln. exercises. Übungen zur Förderung und Erhö- bzw. ergänzende Reanimationsmaßnahmen).
Ursache: hung der Achtsamkeit. Sie sind zentraler Be- Die Durchführung erfolg leitlinienbasiert.
– Physiologisch, z. B. im Bereich des Kniege- standteil der Mindfulness*-Therapie. AC-Luxation: Abk. für → Akromioklavikular-
lenks 10° Varusstellung bei Kindern < 2 Jahre Formen: gelenkluxation
(Genu* varum), ≤ 10° Valgusstellung im – Formelle Achtsamkeitsübungen, z. B.: Aø cne conglobata → Acne vulgaris
Schulalter (Genu* valgum) 1. Atemübungen*, bei denen die Aufmerk- Aø cne cosmetica f: syn. Kosmetikakne. Variante
– Trauma: 1. posttraumatische Achsenfehlstel- samkeit über einen längeren Zeitraum auf der Acne venenata, bei der zu fetthaltige kome-
lung nach Fraktur (siehe Korrekturosteoto- die körperlichen Empfindungen des Atmens dogene Kosmetika zu einer milden Acne come-
gerichtet wird 2. Body Scan, bei dem Auf- donica führen mit kleinen, dicht stehenden,
Acne infantum 16

meist geschlossenen Komedonen, v. a. im Ge- der schwersten Form der Akne (Acne* congloba-
A sicht.
Aø cne infaø ntum f: engl. infantile acne; syn. Säug-
ta) findet man zusätzlich große entzündliche
Knoten, Abszesse, Fisteln, tiefe Narben und Ke-
lingsakne. Seltene, in der Regel nach dem 2.– loide. Weitere Sonderformen der Akne sind:
3. Lebensmonat auftretende Akne, v. a. bei – Acne fulminans
männlichen Säuglingen und Kleinkindern. Ur- – kindliche Acne vulgaris (Acne neonatorum
sache ist eine gesteigerte Talgdrüsenaktivität und Acne* infantum)
aufgrund einer temporär erhöhten Aktivität der – Acne* excoriee des jeunes filles
kindlichen Zona reticularis der Nebennieren- – Acne tarda
rinde im 1. Lj. und damit einer erhöhten Syn- – Acne aestivalis
theserate an Androgenen*. – Acne* cosmetica
Klinik: Im 6.–24. Lebensmonat treten Papeln – Acne medicamentosa
und Pusteln auf, ggf. auch tief liegende Knoten Acne vulgaris Abb. 1: Acne comedonica. [4]
– Acne* necroticans
(Nodi), ausschließlich im Gesicht, insbesondere – Acne venenata.
im Wangenbereich (siehe Abb.) neben zahlrei- Die Acne vulgaris hat eine hohe psychosoziale
chen, offenen und geschlossenen Komedonen*. Bedeutung mit starker Einschränkung der Le-
Unter Umständen kommt es zu chronischem bensqualität.
oder schwerem Verlauf mit indurierten Knoten Diagnostik:
und Narbenbildung (Acne conglobata infan- – In der Regel wird die Akne klinisch diagnos-
tum). tiziert
– medikamentöse Auslöser sollten ausgeschlos-
sen werden
– ggf. benötigt werden mikrobiologische, my-
kologische oder serologische Hormonbestim-
mungen.
Differenzialdiagnosen:
– Rosazea*
– periorale Dermatitis*
– seborrhoisches Ekzem*.
Therapie: Gemäß Leitlinie in der Regel als Kom-
binationstherapie: Topische Therapie: Mittel
der 1. Wahl sind topische Retinoide (Adapalen,
Isotretinoin, Tretinoin) für die Acne comedoni-
ca und die Kombination von Retinoiden mit An-
tibiotika und/oder Benzoylperoxid oder die
Kombination von Azelainsäure mit Antibiotika
Acne vulgaris Abb. 2: Acne papulopustulosa. [4]
für die milde/mittelschwere Acne papulopustu-
losa. Die Anwendung einer Monotherapie mit
spontane Besserung nach der Pubertät ist üb- topischen Antibiotika wird aufgrund der Ent-
Acne infantum: Papeln und Pusteln im Bereich lich. Epidemiologie. 70–95 % aller Jugendli- wicklung resistenter Bakterienstämme nicht
der Wangen. [45] chen weisen Akneläsionen auf. Ursachen: mehr empfohlen. Systemtherapie: Systemi-
– Androgene sche Antibiotika (Doxycyclin, Minocyclin, Tet-
Aø cne keloidalis nuchae → Folliculitis scleroti- – erbliche Faktoren racyclin; in Kombination mit topischen Retinoi-
sans nuchae – diskutiert werden auch: 1. Hautlipide 2. Neu- den und/oder Benzoylperoxid) werden verwen-
Aø cne necroticans f: syn. Acne necrotica. Nek- ropeptide 3. Insulinresistenz 4. Hyperinsuli- det für die mittelschwere Acne papulosa/nodosa
rotisierende lymphozytäre Follikulitis ohne Be- nämie 5. diätetische Faktoren. und Isotretinoin für die schwere Acne papulo-
zug zur Acne vulgaris. Es handelt sich um eine Ätiologie. Multifaktorielle Ursachen führen pustulosa nodosa und Acne conglobata. Bei Pa-
seltene, chronisch-rezidivierende, entzündliche zur Zunahme des Talgdrüsenvolumens und der tientinnen mit mittelschwerer Acne papulopus-
Erkrankung der Haarfollikel unbekannter Ätio- Talgproduktion, Hyperproliferation der folli- tulosa bis Acne conglobata erfolgt ggf. eine
logie, die als Pyodermie oder Folliculitis decal- kulären Keratinozyten mit starker Verhornung Kombinationstherapie mit hormonellen Anti-
vans auftritt. Besonders an Haaransatz, Kopf- (Mikrokomedonen), Hyperkolonisation mit androgenen.
haut und Nacken finden sich papulonekrotische Propionibacterium (P.) acnes sowie einer ent- Prognose: Meist erfolgt nach der Pubertät eine
Effloreszenzen, die varioliform vernarben. sprechenden Immunantwort mit Entzündungs- spontane Rückbildung. Etwa 60 % der Erkran-
Aø cne vulgaris f: engl. common acne. Weltweit reaktion. kungen verlaufen mild und bedürfen keiner
sehr häufige entzündliche Hauterkrankung der Klinik: Die Acne vulgaris ist im Frühstadium ärztlichen Behandlung.
Talgdrüsenfollikel insbesondere in der Adre- zumeist durch geschlossene (weiße) und offene Acné excoriée des jeunes filles f pl: engl. pick-
narche. Es entwickeln sich Komedonen, evtl. (schwarze) Komedonen (Acne comedonica) er’s acne; syn. Acne arteficialis. Fälschlicherwei-
Pusteln, bei schweren Formen Abszesse und (siehe Abb. 1) gekennzeichnet. Diese können zu se als Akne bezeichnete Artefaktdermatose
Narben. Behandelt wird topisch und ggf. syste- entzündlichen Papeln und Papulopusteln über- durch Selbstschädigung. Bei meist jungen Mäd-
misch mit Antibiotika und Retinoiden. Eine gehen (Acne papulopustulosa, siehe Abb. 2). Bei chen ohne oder mit diskreter vorbestehender
17 Actinomyces israelii

Acne* vulgaris kommt es durch zwanghafte Ma- ACR-Kriterien n pl: engl. ACR criteria; syn. – der Polymere von Acrylamid als Stabilisato-
nipulationen zu zahlreichen exkoriierten Pa-
peln im Gesicht. Ggf. ist eine psychosomatische
American College of Rheumatology-Kriterien.
Kriterien des American College of Rheumatolo-
ren oder Flockungsmittel, z. B. bei der Ab-
wasseraufbereitung oder Papierherstellung
A
Mitbehandlung erforderlich. gy, etwa zur Klassifikation und Diagnose von – in der Polyacrylamid-Gelelektrophorese*
Acokanthera n pl: engl. Acocanthera. Pflanzen- entzündlich-rheumatischen Systemerkrankun- – als ReagenzPh.Eur.8.
gattung der Familie Apocynaceae (Hundsgiftge- gen. ACS: Abk. für engl. acute coronary syndrome
wächse) aus dem südlichen und östlichen Afri- Acrylamid n: engl. acrylamide; syn. Acrylsäure- → Akutes Koronarsyndrom
ka, deren Holz und Samen herzwirksame Gly- amid. In der Industrie häufig verwendete Che- ACS: Abk. für engl. abdominal compartment
koside (Herzglykoside*) enthalten, z. B. g-Stro- mikalie, welche im Tierversuch* bei Verabrei- syndrome → Kompartmentsyndrome
phanthin. chung in höheren Mengen das Erbgut verän- ACT: Abk. für actin (Aktin) codierendes Gen →
Aconitin n: engl. aconitine. Hauptalkaloid im dern und Krebs erzeugen kann. Bei stärkerer Er- Aortenaneurysma
blauen Eisenhut. Es handelt sich um eines der hitzung kohlenhydratreicher Lebensmittel (Ba- ACT: Abk. für Autogene Chondrozytentrans-
stärksten pflanzlichen Gifte*, bei der p. o. Auf- cken, Rösten, Braten) entsteht Acrylamid als Ne- plantation → Chondrozytentransplantation,
nahme treten nach ca. 5–15 min Vergiftungser- benprodukt der sogenannten Bräunungsreak- autogene
scheinungen auf. tion. ACT → Gefäßchirurgie
Pathophysiologie: Hintergrund: Acrylamid entsteht vor allem in ACT → Hämodialyse
– Erhöht Membranpermeabilität für Natrium- Lebensmitteln mit einem hohen Gehalt be- ACT → Heparinisierung
Ionen stimmter Aminosäuren* (insbesondere Aspara- ACT → Herzkatheterisierung
– verlängert Natrium-Einstrom während des gin*) sowie mit Glukose* und Fruktose, wie sie ACT → Point-of-Care-Diagnostik
Aktionspotenzials z. B. in Kaffee, Getreide und Kartoffeln vorkom- Actaea racemosa → Traubensilberkerze
– verzögert die Repolarisation (Antagonist: men. Acrylamid entwickelt sich vor allem in ACTH-Stimulationstest m: engl. ACTH stimula-
Tetrodotoxin) frittierten Kartoffelerzeugnissen (z. B. Kartof- tion test. Dynamischer Funktionstest der Ne-
– Aconitin erregt somit zuerst sensible Nerven- felchips und Pommes Frites) sowie in Brot und bennierenrinde (NNR). Dabei werden Kortisol*
endigungen und lähmt sie dann. Gebäck. Die genaue Wirkung der Verbindung oder Kortikoidmetaboliten (v. a. 17α*-Hydro-
Klinik: auf den menschlichen Organismus wird zurzeit xyprogesteron) im Blut bestimmt, unmittelbar
– Anfangs: 1. Parästhesien (auch im Mund) und untersucht. Bisher ergibt sich aus Auswertung vor und nach Stimulation der NNR durch syn-
Wärmegefühl 2. lokalanästhetisch und anal- der Studien noch kein einheitliches Bild. Nach thetisches ACTH (Tetracosactid) i. v. Meist wird
getisch (örtlich begrenzt) 3. verstärkte dem gegenwärtigen Beurteilungsstand kann ein Kurztest über 60 min durchgeführt.
Schweißsekretion (0,05 mg lösen Schweiß- weder ein Zusammenhang zwischen der Acryl- Indikationen:
ausbruch aus) amid-Aufnahme und einer Krebserkrankung – Ausschluss einer Nebennierenrindeninsuffi-
– dann: 1. starke Schmerzen 2. Erbrechen bei Menschen angenommen noch ausgeschlos- zienz*: fehlender Kortisolanstieg bei primä-
3. Koliken 4. Diarrhö 5. Paresen 6. Absinken sen werden. Bis zur abschließenden Klärung ist rer Insuffizienz oder bei Atrophie im Rah-
der Körpertemperatur („Eis im Blut“) der Acrylamidgehalt in Lebensmitteln zu mini- men langanhaltender sekundärer Insuffizi-
– höhere Dosen lähmen nach vorausgehender mieren. Im Tabakrauch sind die Acrylamidge- enz
Erregung auch die motorischen Nervenendi- halte deutlich höher als in Lebensmitteln, so- – im Rahmen der Diagnostik eines adrenogeni-
gungen und das ZNS dass Nichtrauchen ein wesentlicher prophylak- talen Syndroms*: v. a. bei heterozygotem
– Tod durch diastolischen Herzstillstand nach tischer Faktor auch in dieser Hinsicht ist. Bei 21β-Monooxygenasemangel (late-onset AGS)
ca. 6 h und durch Atemlähmung; Ähnlichkeit der Untersuchung industriell hergestellter Pro- überschießend ansteigendes 17α-Hydro-
mit Intoxikation durch herzwirksame Glyko- dukte (Kartoffelsnackprodukte, Brot, Kekse, xyprogesteron.
side (auch Gelb-Grün-Sehen) Kaffee) waren bisher nur vereinzelte Richtwert- Actinobacillus m: Gattung gramnegativer,
– LD: 1–5 mg. überschreitungen zu verzeichnen. Da die Höhe nicht sporender, unbeweglicher, mikroaerophi-
Vergiftungsbehandlung: der Bildung von Acrylamid stark vom erhit- ler Stäbchenbakterien der Familie Pasteurella-
– Magenspülung mit Kaliumpermanganat, zungsbedingten Bräunungsgrad der Lebensmit- ceae, die als fakultativ pathogene Schleimhaut-
Carbo medicinalis tel abhängt, können Verbraucher die Aufnahme kommensalen in der Mundhöhle leben und in
– Flüssigkeitszufuhr dieses Stoffes durch die Reduzierung von Dauer Ausnahmefällen eine Endokarditis hervorrufen
– Diazepam 10–20 mg i. v. und Temperatur des Erhitzungsprozesses ver- können. Actinobacillus actomycetemcomitans
– evtl. Schockbehandlung ringern. Je dunkler die durch Frittieren, Gril- gilt als häufiger Begleitkeim von Actinomyces*
– künstliche Beatmung len, Rösten oder Backen zubereiteten Lebens- israelii. Es existieren mehrere Spezies, welche
– bei starker Bradykardie Atropin. mittel sind, desto mehr Acrylamid enthalten sie. resistent gegen Penicillin sind.
ACPO: Abk. für acute colonic pseudoobstructi- Das Bundesamt* für Verbraucherschutz und Le- Actinomyces israeø lii m: Kommensale der
on → Pseudoobstruktion, akute kolonische bensmittelsicherheit empfiehlt in dieser Bezie- Mundhöhle, der bei anaeroben Gewebeverhält-
Acquired Immune Deficiency Syndrome → hung „vergolden statt verkohlen“, ein Grund- nissen (Quetschung, Fremdkörpereinwirkung,
AIDS satz, der auch für die Vermeidung der Entste- chronische Entzündungsherde der Zähne oder
acralis: engl. acral. Die Akren* betreffend, weit hung polyzyklischer aromatischer Kohlenwas- Tonsillen) eine Aktinomykose* hervorrufen
von der Körpermitte entfernt lokalisiert. serstoffe* gilt. kann. Zur Entstehung einer Aktinomykose
Acridinorange n: engl. acridine orange; syn. 3,6- Verwendung: kommt es allerdings nur bei enzymatischer Un-
Tetramethyldiamino-Acridin. Basischer Farb- – Bei der Herstellung von Farben und Polyac- terstützung durch bestimmte Begleitkeime
stoff, der in der Fluoreszenzmikroskopie ver- rylamid: Polymerisation von Acrylamid im (v. a. Staphylokokken, anaerobe Spezies von
wendet wird, z. B. bei der Zytodiagnostik von festen Zustand durch ionisierende Strahlung Bacteroides, Fusobacterium, Propionibacterium
Karzinomen*. (Polyacrylharze) und Actinobacillus).
Actinomycetaceae 18

Actinomycetaceae f pl: Familie grampositiver, Einteilung:


A unbeweglicher, sporenloser, fakultativ anaero-
ber, fadenbildender Bakterien der Ordnung Ac-
– Ursprünglich (APACHE I) aus acute physiolo-
gy score (APS) mit Punktewert für 34 physio-
tinomycetales (Bakterienklassifikation*), die logische Parameter innerhalb der ersten 36 h
säurelabil sind und einen fermentativen Koh- (Summe max. abweichender Parameter) so-
lenhydratstoffwechsel betreiben. Medizinisch wie chronic health evaluation (CHE) mit Ein-
relevante Gattung ist Actinomyces. Actinomyce- teilung durch Fragebogen in A (gut) bis D
taceae sind fakultativ pathogene Schleimhaut- (extrem schlecht) bestehend
kommensalen der Mundhöhle (selten Ver- – APACHE II (max. APACHE-Score 71 Punkte)
dauungs- und Genitaltrakt) des gesunden Er- mit Berechnung des APS aus 12 physiologi-
wachsenen u. a. gleichwarmer Wirtsorganis- schen Parametern (unter Berücksichtigung
men. der Letalität) innerhalb der ersten 24 h, CHE
Actinomycetales n pl: Taxonomische Ordnung unter Berücksichtigung von Vorerkrankun-
(Bakterienklassifikation*) grampositiver, unbe- gen, Aufnahmeart auf Intensivstation und
weglicher, aerober (Ausnahme Actinomycetace- Lebensalter
ae) Fadenbakterien (∅ 0,5–2 μm) mit echten – APACHE III (Modifikation zur präziseren
Verzweigungen. Actinomycetales umfassen 8 Prognose, z. B. durch zusätzliche Berücksich-
Familien und kommen als Boden- und (seltener) tigung von Vorbehandlungen) hat sich bisher Acute Respiratory Distress Syndrome Abb. 1: schmet-
Wasserkeime vor. Einige Arten fungieren au- nicht durchgesetzt. terlingsförmige Verschattung bei perihilärem Lungen-
ßerdem als Schleimhautparasiten von homoio- Acute Respiratory Distress Syndrome: syn. ödem (Röntgen-Thorax-Aufnahme im posterior-
thermen Organismen. akutes Lungenversagen; Abk. ARDS. Entzündli- anterioren Strahlengang). [76]
Vertreter: Humanpathogene Spezies finden che akute respiratorische Insuffizienz* mit dif-
sich v. a. in den Familien Actinomycetaceae*, fuser Schädigung der alveolokapillären Memb-
Mycobacteriaceae*, Nocardiaceae, Streptomyce- ran* (v. a. in den abhängigen Lungenarealen)
taceae, Dermatophilaceae und Micromonospo- und konsekutiver interstitieller und alveolärer
raceae. Exsudation (Lungenödem).
Actinomycin D → Dactinomycin Ursachen:
Activated Clotting Time: Abk. ACT. Vollblut- – Meist direkt (pulmonal): 1. Pneumonie 2. In-
gerinnungstest zur Point*-of-Care-Diagnostik halationstrauma 3. Ertrinken 4. Aspiration*
bei hochdosierter Heparinisierung* im Rahmen 5. Lungenkontusion 6. Fettembolie
von Gefäßchirurgie*, Herzkatheterisierung* – auch indirekt (extrapulmonal), u. a.: 1. Sep-
oder Hämodialyse*. sis* 2. Schock* 3. Polytrauma* 4. hochgradige
Prinzip: Verbrennung 5. Verbrauchskoagulopathie*
– Aktivierung des endogenen Weges der Blut- 6. Massentransfusion 7. Pankreatitis* 8. Hyp-
gerinnung* durch Kontakt der Probe (Voll- oxie*.
blut) mit Oberflächenaktivator (Kaolin, Celit) Pathologie:
– Messung der Gerinnungszeit durch Koagulo- – Akutes (exsudatives) Stadium: Schädigung der
meter zur automatisierten Analyse alveolokapillären Membran mit Permeabili-
– Detektion der Thrombenbildung durch opti- tätsstörung (Störung der Diffusion), interstiti-
sche oder mechanische (nicht standardisierte) ellem bzw. intraalveolärem Lungenödem, Acute Respiratory Distress Syndrome Abb. 2: ausge-
Messanordnung Ausbildung hyaliner Membranen, Mikroate- prägtes Lungenödem mit beginnendem Pleuraerguss
– cave: 1. weniger präzise als activated partial lektasen und -thromben durch Freisetzung beidseits, Röntgen-Thorax-Aufnahme mit mobilem
thromboplastin time (aPTT) 2. durch viele vasoaktiver Substanzen (freie Sauerstoffradi- Röntgengerät. [2]
Faktoren beeinflusst, z. B. Thrombozyten- kale, proteolytische Enzyme, Prostaglandine,
konzentration, -funktion oder Temperatur Gerinnungsfaktoren, Komplement) aus zer-
3. falsch hohe celitbasierte Messergebnisse fallenen Leukozyten und Thrombozyten – initial leichte Hypoxämie* und Hyperventila-
durch Aprotinin. – subakutes oder chronisches (proliferatives) tion* mit respiratorischer Alkalose*
Acute Lung Injury: Akute Lungenschädigung. Stadium: Ersatz der Pneumozyten Typ I – später zunehmende Hypoxämie mit respira-
Früher definiert als eine Form der entzündli- durch Typ II, Ausbildung von Infiltraten aus torischer Azidose* und Hyperkapnie*.
chen akuten respiratorischen Insuffizienz mit mononukleären Zellen und Alveolarmakro- Diagnostik: Diagnosekriterien und Einteilung
diffuser Schädigung der alveolokapillären phagen in Schweregrade nach Berlin*-Definition: u. a.
Membran* und konsekutiver interstitieller und – Endstadium: Lungenfibrose*: 1. Verminde- – Anfangs perivaskuläres Ödem mit typischer
alveolärer Exsudation von geringerem Schwere- rung der pulmonalen Compliance 2. massiver Schmetterlingsfigur (siehe Abb. 1)
grad als bei acute respiratory distress syndrome Rechts-Links-Shunt 3. Erhöhung des alveolä- – später diffuse Infiltrationen (siehe Abb. 2),
(ARDS). Die acute lung injury wird heute als ren Totraums und pulmonalvaskulären Wi- bei Rückbildung netzartige Strukturen
minderschwere ARDS angesehen. derstands* infolge Lungenödem, Atelektasen – Wedge*-Druck < 18 mmHg zum Ausschluss
Acute Physiology and Chronic Health Evalua- und Mikrozirkulationsstörung*. von Linksherzversagen ist nicht Bestandteil
tion: Abk. APACHE. Prognostisches Scoring- Klinik: der Berlin-Definition
system der Intensivmedizin* zur Beurteilung – Akuter Beginn von Tachypnoe*, Dyspnoe* – stattdessen ggf. Ausschluss kardialer Genese
des Schweregrads von Erkrankungen. (und Zyanose*) durch Echokardiografie* .
19 Adams-Stokes-Anfall

Therapie: SCID), bei dem T-Lymphozyten, B-Lympho-


– Beatmung*: 1. möglichst frühzeitig lungen-
protektiv druckkontrolliert mit PEEP 2. Lage-
zyten und natürliche Killerzellen fehlen, mit
schweren opportunistischen Infektionen, Ge-
A
rungswechsel mit Bauchlagerung und 135° deihstörung und Immundysregulation im
Seitenlagerung (dorsoventrale Wechsellage- Säuglingsalter
rung) bei besonders niedrigem paO2/FiO2- – Omenn-Syndrom oder late-onset CID mit
Verhältnis (< 88 mmHg) mit nachgewiesener progressiver Lymphopenie und milderem
Wirksamkeit auch auf die Mortalität 3. evtl. Immundefekt mit Manifestation bis ins Er-
Rekrutierungsmanöver* (Verbesserung der wachsenenalter
Oxygenierung ohne Auswirkung auf out- – zusätzlich variable neurokognitive Defizite
come) nach Lachmann zur Eröffnung kolla- und Taubheit, kostochondrale Auftreibungen,
bierter Lungenareale 4. ggf. Stickstoffmono- metabolische Pneumonitis und Hepatitis.
xid* inhalativ 5. Hochfrequenzbeatmung* Diagnostik:
6. frühzeitig Extubation anstreben (weaning*) – Bestimmung der ADA-Enzymaktivität in
– pharmakologisch: 1. Heparinisierung (Throm- Erythrozyten oder Lymphozyten
boembolieprophylaxe) 2. evtl. Surfactant* 3. – massenspektrometrische Quantifizierung
Antibiotika 4. ggf. operative Fokussanierung. der Purinmetabolite in Serum oder Urin
Prognose: Nahezu jeder zweite Patient mit – molekulargenetischer Nachweis der ADA-
ARDS stirbt im Krankenhaus. Die 28-Tage-Leta- Mutation.
lität beträgt ca. 40 %. Die Letalität nach der ak- Therapie: ADAM-Komplex Abb. 1: intrauterine Einschnürung
tuellen ALIEN-Studie (Spanien; 255 Patienten – Allogene hämatopoetische Stammzelltrans- der Extremitäten durch amniotische Stränge.
mit ARDS) beträgt 42,7 % (Intensivstation) bzw. plantation*
47,8 % (Krankenhaus). – autologe hämatopoetische Gentherapie*
ACVB: Abk. für engl. aortocoronary venous by- – Enzymersatztherapie mit polyethylenglyko-
pass → Bypass, aortokoronarer lierter ADA (Abk. PEG-ADA).
A/C Ventilation: Abk. für engl. assist/control Adamantiades-Behçet-Syndrom → Behçet-
ventilation → Beatmung Krankheit
AC-Winkel: Abk. für Acetabulumwinkel → Adamantinom → Ameloblastom
Pfannendachwinkel Adamantoblasten → Enameloblasten
Adaktylie f: engl. adactyly. Angeborenes Fehlen ADAM-Kompleø x m: engl. amniotic ring constric-
einzelner oder aller Finger bzw. Zehen, evtl. in tion; syn. Amniotic-Deformity-Adhesions-Muti-
Kombination mit anderen Fehlbildungen (z. B. lations-Komplex. Abnorme Organverformung
Analatresie). und in Folge embryonale Fehlentwicklung bis
ADA-Mangel m: engl. adenosine deaminase defi- hin zur Amputation durch intrauterine Schnür-
ciency; syn. Adenosindesaminasemangel. Auto- furchen, Abschnürungen, Adhäsionen und Ver-
ADAM-Komplex Abb. 2: Erwachsener mit
somal-rezessiv erbliche Purinstoffwechselstö- wachsungen. Die Diagnostik erfolgt pränatal
inkompletter Fingeramputation. [108]
rung* infolge Mangels an Adenosindesaminase sonografisch oder direkt nach der Geburt. Die
(ADA), mit metabolisch bedingtem Immunde- Therapie ist symptomatisch, ggf. durch operati-
fekt* und neurologischen Manifestationen. Die ve Korrekturen oder prothetische Versorgung. – kognitive Beeinträchtigung nur bei Defekt-
Bestimmung der ADA-Enzymaktivität in Blut- Epidemiologie: 1 : 1000 bis 1 : 15 000 Neugebo- entwicklung im Kopfbereich zu erwarten
zellen und der Purinmetabolite in Serum oder rene, sporadisches Auftreten, gehäuft bei Früh- – Überlebensrate nur bei Hirnfehlbildungen,
Urin, der Lymphozyten und molekularbiologi- geborenen. Pathogenese: nicht abschließend schwerer Mitbeteiligung des Kopfes oder aus-
sche Untersuchungen führen zur Diagnose. geklärt, Entstehung meist vor der 12. SSW oder geprägten Adhäsionsdefekten der Körper-
Therapeutische Optionen sind Stammzelltrans- dem 26. Schwangerschaftstag. oberfläche eingeschränkt.
plantation*, Gen- und Enzymersatztherapie. Klinik: Bei sonografischer Pränataldiagnostik Adamsapfel: engl. adam’s apple; syn. Promi-
Ätiologie: Autosomal-rezessiv erbliche Mutatio- oder direkt nach Geburt: nentia laryngea. Der beim Mann stärker als bei
nen im ADA-Gen auf dem Genlocus 20q13.12. – Erkennbare zirkuläre (Schnürring) oder se- der Frau hervortretende Schildknorpel des La-
Pathophysiologie: mizirkuläre (Schnürfurche) Weichteilschnür- rynx.* Der Ausprägungsgrad des Adamsapfels
– Gestörter Purinmetabolismus mit Akkumu- furchung (siehe Abb. 1) mit und ohne Beteili- ist hormonell bedingt (siehe Androgene*).
lation toxischer Purinmetabolite, z. B. Ade- gung tiefer gelegener Organstrukturen bis Adams-Stokes-Anfall m: engl. Adams-Stokes
nosin und Desoxyadenosin, infolge amor- hin zur Amputation (siehe Abb. 2) disease; syn. Adams-Stokes-Syndrom. Synkope*
pher bis hypomorpher ADA-Mutationen – meist Extremitäten betroffen als Adaktylie*, ohne Aura durch zerebrale Hypoxämie infolge
– konsekutive Hemmung verschiedener En- Acheirie, Amelie, distaler Bereich verplumpt, akuter Herzrhythmusstörung* (hämodyna-
zymsysteme wie Ribonukleotidreduktase hypoplastisch oder sekundäre Verwachsun- misch relevante Bradykardie* oder Asystolie*).
und S-Adenosylhomocystein-Hydrolase ins- gen mit Pseudosyndaktylie; selten Beteili- Es besteht die Gefahr des plötzlichen Herztods
besondere in Lymphozyten, die zu gesteiger- gung von Kopf, Brust oder Abdomen; mehre- durch Herz*-Kreislauf-Stillstand. Die Therapie
ter Apoptose führt. re Schnürfurchen möglich. erfolgt durch Implantation eines Herzschritt-
Klinik: Prognose: machers nach Akutbehandlung der ursächli-
– In Abhängigkeit von der ADA-Restaktivität – Abhängig von Ausmaß und Lokalisation kei- chen Herzrhythmusstörung (Antiarrhythmika*;
schwerer kombinierter Immundefekt (siehe ne bis schwerere Einschränkungen ggf. Reanimation*).
Adaptation [Physiologie] 20

Ursachen: Hämodynamisch relevante Bradykar- 5 Tagen postnatal bis zu 10 % des Geburtsge-


A die* oder Asystolie* aufgrund kongenitaler, ar-
teriosklerotischer, entzündlicher oder iatroge-
wichts*) 2. transitorische Hypoglykämie
3. passagere Hypokalzämie* (infolge physio-
ner Schädigung des Erregungsleitungssystems logisch fetalen Hypoparathyroidismus)
mit konsekutivem Sinusknotenstillstand (Si- 4. Ahaptoglobinämie 5. Neugeborenenglu-
nusknotenarrest), SA*-Block oder AV*-Block bei kosurie 6. physiologische Hyperbilirubin-
fehlendem Ersatzrhythmus*. ämie* des Neugeborenen
Vorkommen: – postnatale Adaptationsstörungen, z. B.:
– Herzinfarkt* 1. klinisch relevante Atempausen (Atemstill-
– Karotissinus*-Syndrom stand*), Tachypnoe* 2. Hypothermie* (Poiki-
– Sick*-Sinus-Syndrom lothermie*) 3. Ernährungsstörung des Säug-
– Arzneimittel (z. B. Digitalisintoxikation*) lings 4. (pathologische) Hypoglykämie* 5. re-
– Ausfall eines künstlichen Herzschrittma- nal: nicht respiratorische Azidose, hypertone Addison-Krankheit Abb. 1: typische Hyper-
chers. Dehydratation* 6. transitorische neonatale pigmentierung der Handinnenflächen und
Adaptation [Physiologie] f: syn. Adaptation Tyrosinämie 7. Neugeborenentetanie* der Handlinien. [146]
[Begriffsklärung]. Anpassung des Auges an ver- 8. Morbus* hämorrhagicus neonatorum: Pri-
schiedene Helligkeiten als Hell- und Dunkel- märprävention durch Vitamin-K-Substituti-
adaptation. Durch Muskelaktivität kann die Pu- on 9. Rachitis*: Primärprävention durch Vita-
pille bei geringem Lichteinfall erweitert oder min-D-Substitution (Calciferole).
bei hoher Lichtintensität verengt werden (sog. Adaptationssyndrom → Anpassungssyn-
Pupillenreflex). Außerdem verändert sich die drom, allgemeines
Lichtempfindlichkeit der Fotorezeptoren der Adaptometer n: Gerät zur Messung der Dun-
Netzhaut (Zapfen und Stäbchen). keladaptation*. Mit dem Adaptometer wird die
Adaptation [Begriffsklärung] f: syn. Adaptati- Empfindlichkeitssteigerung auf Lichtreize
on [Terminologie]. Anpassung, z. B. von Orga- beim Wechsel vom Hellen ins Dunkle ermittelt.
nen und des Organismus an veränderte Bedin- Bei einer geringen Steigerung besteht Nacht-
gungen. blindheit*.
Formen: U. a. ADCA: Abk. für autosomal-dominante zerebel-
– Anpassung des Auges an verschiedene lare Ataxie → Ataxie, spinozerebellare
Leuchtdichteverhältnisse (siehe auch Hella- ADCC: Abk. für engl. antibody dependent cell- Addison-Krankheit Abb. 2: Hyperpigmentierung
daptation*, Dunkeladaptation*, Akkommo- mediated cytotoxicity → Killerzellen, natürli- der Schleimhaut. [146]
dation*) che
– postnatale Adaptation* Add-Back-Therapie f: Zusätzliche Gabe von
– Höhenreaktion* Östrogenen*, Gestagenen, Östrogen-Gestagen- – Amyloidose*
– Aneinanderliegen bzw. enges Zusammenfü- Kombinationen oder Tibolon bei Langzeitan- – Adrenoleukodystrophie*
gen von getrenntem Gewebe, z. B. im Rah- wendung von GnRH-Rezeptor-Agonisten zur – NNR-Blutung (hämorrhagische Diathese*
men der Wundheilung oder bei chirurgischer Verminderung der hypoöstrogenen UAW wie oder Waterhouse*-Friderichsen-Syndrom).
Naht. Hitzewallungen und Osteoporose. Pathophysiologie:
Adaptation, postnatale f: engl. postnatal adap- Addison-Krankheit f: engl. Addison’s disease; – Verminderte oder fehlende Produktion aller
tation; syn. extrauterine Adaptation. Anpassung syn. Addison-Syndrom. Primäre chronische Ne- Nebennierenrinden-Hormone (Mineralokor-
des Neugeborenen* an das extrauterine Leben bennierenrindeninsuffizienz* mit Mangel an tikoide, Glukokortikoide und Androgene)
(Homöostase*) mit plötzlicher Übernahme der Mineralokortikoiden*, Glukokortikoiden* und – vermehrte Ausschüttung von ACTH infolge
Plazentafunktionen durch funktionell noch un- Androgenen*. Klinisch zeigen sich Müdigkeit, verminderter negativer Rückkopplung auf
reife Organe. Schwäche, Übelkeit und Erbrechen, Gewichts- die Sekretion von Corticotropin*-Releasing-
Hintergrund: Adaptationsvorgänge umfassen: verlust, Hypotonie* mit Kollapsneigung und Hormon.
– Kardiorespiratorische Adaptation: Atmung* Herzrythmusstörungen*. Behandelt wird durch Klinik:
und Umstellung des Blutkreislaufs* Substitution der fehlenden Hormone* und – Müdigkeit und Schwäche (Adynamie)
– Wärmeregulation: neonatale Wärmebildung Elektrolyte*. Eine lebensbedrohliche Komplika- – Übelkeit und Erbrechen
wegen noch fehlender Fähigkeit zum Mus- tion ist die Addison*-Krise. Vorkommen: – Gewichtsverlust
kelzittern nahezu ausschließlich über brau- – Vor allem bei Frauen zwischen 20–40 Jahren – Hyperpigmentierung von Haut und Schleim-
nes Fettgewebe*; Wärmeverlust über in Rela- – im Kindesalter selten. häuten infolge vermehrter Ausschüttung von
tion zum Körpergewicht 2- bis 3-fach bzw. Ätiologie: Melanozyten* stimulierendem Hormon
bei Frühgeborenen mit Körpergewicht von – Meist (75 %) infolge Autoimmunreaktion ge- durch verminderte negative Rückkopplung
1000 g 4-fach größere Körperoberfläche* als gen Zellen der Nebennierenrinde (NNR) als auf die Sekretion von Corticotropin-Relea-
bei Erwachsenen organspezifische Autoimmunkrankheit* sing-Hormon (siehe Abb. 1 und Abb. 2)
– Nahrungsaufnahme, Stoffwechsel* und Aus- – NNR-Infektion (Tuberkulose* oder AIDS*) – Vitiligo*
scheidungsfunktion. – Arteriitis* – orthostatische Hypotonie mit Kollapsnei-
Klinische Bedeutung: – Karzinommetastase oder primärer maligner gung
– Physiologische neonatale Befunde, u. a.: NNR-Tumor – Herzrhythmusstörungen (Tachykardie*)
1. passagere Gewichtsabnahme (in ersten 3– – Hämochromatose* – Muskelkrämpfe oder Lähmungen*
21 Adenokarzinom des Ösophagus

– Atemstörungen (Hyperventilation*) unter das Becken. Beim Auge bezeichnet die Ad- Als Bestandteil der Nukleinsäuren* paart Ade-
– psychische Störungen wie: 1. Apathie* 2. de-
pressive Verstimmung 3. Verwirrtheit 4. Be-
duktion die Einwärtsdrehung des Augapfels
zur Nase hin. Das Gegenteil der Adduktion ist
nin über 2 Wasserstoffbrücken mit Thymin in
DNA oder mit Uracil in RNA. 80–90 % werden
A
wusstseinsstörungen* 5. Halluzinationen* die Abduktion*. über den Salvage-Pathway wiederverwendet.
6. unter Umständen organisch bedingte Psy- Adduktionsfraktur → Schenkelhalsfraktur Adenitis f: engl. inflammation of a gland. Drü-
chose Adduktionskontraktur → Kontraktur senentzündung, z. B. Lymphadenitis, Dakryo-
– Muskelatrophie* und Impotenz* durch And- Adduktoren m pl: engl. adductors. Muskeln, die adenitis*, Hidradenitis* und Sialadenitis*.
rogenmangel eine Adduktion* (Heranführen) eines Körper- Adenoakanthom n: engl. adeno-acanthoma;
– bei Frauen verminderte Sekundärbehaarung teils bewirken, insbesondere Mm. adductor bre- syn. Adenokankroid. Veraltete Bezeichnung für
und Verlust der Libido* durch Androgen- vis, longus et magnus, M. adductor hallucis, ein primäres, gut differenziertes Adenokarzi-
mangel sowie Amenorrhö* M. adductor pollicis. Siehe Abb. nom* des Endometriums mit squamöser (plat-
– gelegentlich abdominale Schmerzen, Salz- tenepithelialer) Differenzierung (Endometri-
hunger, Diarrhö* oder Obstipation* umkarzinom*).
– Komplikation Addison-Krise: 1. lebensbe- Lig. inguinale, Adenofibrom n: engl. adenofibroma. Benigner
drohliche akute NNR-Insuffizienz 2. klini- Tuberculum pubicum Mischtumor mit epithelialen und mesenchyma-
sches Bild entsprechend dem Ausfall der mi- M. pectineus len Anteilen, evtl. mit zystischer Ausweitung
neralo- oder glukokortikoiden NNR-Funkti- von epithelialen Elementen und Bildung von
M. obturatorius
on 3. unter Umständen lebensbedrohlicher serösem oder muzinösem Sekret (Kystadenofib-
externus
(endokriner) Schock. rom). Adenofibrome treten v. a. in Ovar (Ovari-
Diagnostik: M. adductor brevis altumoren*) und Mamma (Mammatumoren*)
– Kortisolkonzentration im Serum sowie Aus- auf sowie selten im Uterus (von Zervixschleim-
scheidung von Kortisol* und Aldosteron* im M. pectineus haut oder Endometrium ausgehend).
Harn vermindert M. gracilis AdenohypophyXse → Hypophyse
– ACTH-Konzentration im Serum und Plasma- adenoid: engl. adenoidal. Drüsenähnlich.
reninaktivität erhöht Adenoidal Pharyngeal Conjunctival Viruses
M. adductor longus
– Hyperkaliämie* und Hyponatriämie* pl: syn. APC-Viren; Abk. APC-Viren. Vor allem
(gefenstert)
– im EKG* Zeichen der Hyperkaliämie die Schleimhäute der Mund- und Rachenhöhle
M. vastus intermedius
– im EEG* zerebrale Dysfunktion. und des Auges befallende Adenoviridae*.
Addison-Krise f: engl. Addisonian crisis. Lebens- Adduktoren: Tiefe Lage der inneren Hüftmuskulatur Adenokankroid → Adenoakanthom
bedrohliche akute Nebennierenrindeninsuffizi- von ventral. Die Oberschenkelmuskeln sind zum Teil Adenokarzinom n: engl. adenocarcinoma. Von
enz*, z. B. als Exazerbation* einer Addison*- entfernt bzw. gefenstert. Drüsen- oder Schleimhautepithelien ausgehen-
Krankheit infolge erhöhten Bedarfs an Gluko- der maligner, glandulär differenzierter Tumor.
kortikoiden* (Stresshormone) bei Infektion*, Die Prognose hängt ab vom Differenzierungs-
Trauma* oder OP (siehe auch Postaggressions- Adduktorenspastik f: engl. adductor spasm. grad.
syndrom*). Klinisch zeigen sich gastrointestina- Spastik* der Adduktoren der Oberschenkelin- Vorkommen:
le Symptome, Bewusstseinsstörung* und hypo- nenseiten mit innenrotierten und aneinander – Zylinderzellhaltige Schleimhäute, z. B. Lun-
volämischer Schock*. Im Vordergrund der Be- gepressten (evtl. überkreuzten) Beinen und genkarzinom*, Magenkarzinom*, kolorekta-
handlung stehen Volumenersatz und Glukokor- Gangstörungen* im Sinne einer beidseitigen les Karzinom*, Gallengangkarzinom*, Ute-
tikoid-Substitution. Zirkumduktion infolge Störungen des 1. moto- ruskarzinom (Endometriumkarzinom*, sel-
Klinik: rischen Neurons (infantile Zerebralparese, Mul- ten Zervixkarzinom*)
– Übelkeit und Erbrechen tiple Sklerose). Therapiert wird mit Physiothe- – exokrine Drüsen, z. B. Prostatakarzinom*,
– kolikartige Bauchschmerzen rapie* (Bobath*-Konzept), Muskelrelaxanzien Mammakarzinom*, Karzinom der Speichel-
– arterielle Hypotonie* (Baclofen*, Benzodiazepine), lokaler Injektion drüsen (Speicheldrüsentumoren*)
– Bewusstseinsstörung von Botulinumtoxin* und Adduktorentenoto- – seltener endokrine Drüsen.
– hypovolämischer Schock infolge Dehydrata- mie*. Pathologie: Nachahmung der drüsigen Struktur
tion* mit Hyponatriämie*, Hyperkaliämie* Adduktorentenotomie f: engl. adductor tenoto- des Ausgangsgewebes, ggf. mit Lichtungen, Se-
und Azidose* my. Korrektive Sehnendurchtrennung bei Hüft- kret- und Schleimproduktion (extrazellulär:
– Hypoglykämie* adduktionskontraktur (Adduktorenspastik*) muzinöses Adenokarzinom, intrazellulär: Sie-
– Hyperkalzämie* zur Gangverbesserung sowie zur Prophylaxe ei- gelring-Adenokarzinom) sowie Expression von
– Eosinophilie*. ner sekundären spastischen Hüftgelenkluxa- Hormon-Rezeptoren (z. B. Östrogen- und Pro-
Therapie: Intensivmedizinische Behandlung, tion. gesteron-Rezeptoren beim Mammakarzinom)
u. a. mit Adelmann-Operation f: Amputation eines oder Antigenen (z. B. PSA beim Prostatakarzi-
– Volumenersatz- und Elektrolyttherapie Strahls der Hand zur Handverschmälerung nom).
– i. v. Glukokortikoid-Substitution. nach Verlust eines Langfingers. Adenokarzinom des Ösophagus n: syn. Öso-
Additionsalkalose → Alkalose ADEM: Abk. für akute disseminierte Enzepha- phagus-Karzinom Typ Balzac. Ösophaguskarzi-
Additionsazidose → Azidose lomyelitis → Enzephalomyelitis, akute dissemi- nom*, welches sich aus einer Barrettläsion im
Adduktion f: engl. adduction. (Rück-)Bewegung nierte Ösophagus (vgl. Barrett*-Ösophagus) entwi-
eines Körperteils in Richtung der Medianebe- Adenin n: engl. adenine; syn. 6-Aminopurin. ckelt. Die Häufigkeit von Adenokarzinomen des
ne*, beispielsweise des abgespreizten Daumens Purinbase* und Baustein von Adenosin, Desoxy- Ösophagus ist aufgrund einer Zunahme der
zur Hand oder des abgespreizten Beins gerade adenosin und Adenosinphosphaten* (z. B. ATP). gastroösophagealen Refluxkrankheit* und re-
Adenokystom 22

sultierender Barrettläsionen innerhalb der letz- Drüsengewebe, z. B. als Variante des Myoma*
A ten 15 Jahre um das 4-Fache gestiegen. Rund
30–40 % aller Ösophaguskarzinome sind Ade-
uteri.
Adenomyomatose f: engl. adenomyomatosis.
nokarzinome. Adenomyose* in Myomknoten. Es kommt zu
Adenokystom → Kystadenom knotigen Ansammlungen endometrialer Drü-
Adenolymphom → Speicheldrüsentumoren sen und umgebenden Gewebes im Myomet-
Adenom n: engl. adenoma; syn. Epithelioma rium.
adenomatosum. Vom Epithelgewebe endokri- Adenomyose f: engl. adenomyosis; syn. Adeno-
ner und exokriner Drüsen oder der Schleimhäu- myosis uteri. Ektope, diffuse oder umschriebe-
te (z. B. des Gastrointestinal- und Respirations- ne Ansiedlung von endometrialen Drüsen und
trakts) ausgehendes, primär benignes Neoplas- umgebendem Stroma im reaktiv hypertrophier-
ma, das maligne entarten kann (Adenokarzi- ten Myometrium, meist ohne Ansprechen auf
nom*, Adenosarkom*). Progesteron*. Evtl. kommt es zu Uterusvergrö- Adenomyose Abb. 3: Histologie (Endometrium-
Adenoma sebaceum → Angiofibrom ßerung, Menorrhagie, Dysmenorrhö oder Steri- drüsen, zytogenes Stroma, reaktive Myometrium-
Adenomatose der Mamiølle f: engl. nipple duct lität. Eine kausale Therapie ist die Hysterekto- hyperplasie). [168]
adenomatosis. Seltene, benigne Veränderung der mie*. Ätiologie: unklar, vermutlich Dislokati-
Mamille (benignes Adenom) mit Rötung, Epi- on basalen Endometriums infolge Hyper- und
theldefekten, Sekretion und Krusten, die häufig Dysperistaltik des Uterus sowie aufgrund er- – alternativ: 1. Gestagene 2. hormonale Kont-
auf die Areola mammae übergreift. Die Mamille höhten intrauterinen Drucks. Vorkommen: be- razeptiva 3. lokal Gestagen (Levonorgestrel)
erscheint im Ganzen rundlich verdickt. Diffe- sonders zwischen 35. und 50. Lebensjahr freisetzendes Intrauterinpessar.
renzialdiagnosen sind Paget*-Krankheit, Ek- – In Kombination mit Endometriose* Adenosarkom n: engl. adenosarcoma. Maligner
zem* und Psoriasis*. – in Kombination mit Myoma* uteri Mischtumor aus atypischem Drüsengewebe
Adenomatosis coli → Polypose, familiäre ade- – als histologischer Nebenbefund bei ander- und ähnlich wie beim Spindelzellsarkom aufge-
nomatöse weitig begründeter Hysterektomie. bautem Stroma. Adenosarkome finden sich z. B.
Adenom-Enukleation f: Ausschneidung bzw. Pathologie: siehe Abb. 1, Abb. 2 und Abb. 3. im Endometrium* oder als Nephroblastom* in
Ausschälung eines Adenoms* unter Belassung Diagnostik: der kindlichen Niere.
des gesunden umliegenden Gewebes, insbeson- – Bimanuelle Untersuchung* Adenose, sklerosierende f: engl. sclerosing ade-
dere aus der Prostata, aber auch aus der Schild- – Vaginalsonografie* nosis; syn. Adenosis Schimmelbusch. Sonder-
drüse oder Nebenniere etc. – MRT. form der Mastopathie* mit Überwiegen der Hy-
Adenom-Karzinom-Sequeø nz f: engl. adenoma Therapie: perplasie der Acinusepithelien, der kleinen Aus-
carcinoma sequence. Modell der Entstehung des – Meist Hysterektomie führungsgänge und Myoepithelien bei auf die
kolorektalen Karzinoms* entlang morpholo- Läppchen begrenzter Zellproliferation. Unter
gisch definierter Stadien im Rahmen eines mo- Umständen kommt es zu diskreter Zystenbil-
lekularen Tumorprogressionsmodells durch ge- dung.
nomische Modifikation, teilweise mit Inaktivie- Adenosinphosphat n: engl. adenosine phos-
rung von Tumorsuppressorgenen wie p53 und phate. Phosphorsäureester von Adenosin, die zu
APC (Adenomatous-polyposis-coli) und/oder den Nukleotiden* gehören. Physiologisch wich-
Aktivierung von Onkogenen sowie genomischer tig sind die an der 5'-OH-Gruppe der Ribose
Instabilität. veresterten Adenosinphosphate, die im Metabo-
Beschreibung: Vermutete Stadien der Karzi- lismus u. a. als Energieüberträger und -speicher,
nomentwicklung: als Bausteine der Nukleinsäuren* und als Regu-
– Normales Kolonepithel latoren (Glykolyse*, Citratzyklus*) Bedeutung
– aberrante Krypten haben.
– frühes Adenom Adenosis f: syn. Adenopathie. Drüsenerkran-
– fortgeschrittenes Adenom Adenomyose Abb. 1: Hysterektomiepräparat. [168] kung, z. B. Whipple*-Krankheit.
– Adenokarzinom. Adenosis Schimmelbusch → Adenose, sklero-
Adenom, metastasierendes → Schilddrüsen- sierende
tumor Adenotomie f: engl. adenotomy; Abk. AT. Typi-
Adenom, nephrogenes n: engl. nephrogenous scherweise im Kleinkindalter durchgeführte
adenoma. Benigner seltener Tumor, der wahr- operative Abtragung einer hyperplastischen Ra-
scheinlich aus persistierenden mesonephriti- chenmandel (syn. adenoide Vegetationen*) mit
schen Zellresten entsteht. Er findet sich in dem Beckmann-Ringmesser in Vollnarkose. Die
Harnblase, Vagina, Urethra, Ovar und Cervix Adenotomie ist die häufigste HNO-Operation
uteri. im Kindesalter. Der Eingriff wird meist in Kom-
Adenom, pleomoø rphes → Speicheldrüsentu- bination mit Ohrinspektion und Parazentese
moren der Trommelfelle durchgeführt.
Adenomyoepitheliom → Speicheldrüsentu- Indikation: Hyperplastische Rachenmandel mit
moren folgenden möglichen Symptomen:
Adenomyom n: engl. adenomyoma. Seltener be- – Tubenbelüftungsstörung* mit Tubenka-
nigner Mischtumor aus glattem Muskel- und Adenomyose Abb. 2: Schnittpräparat. [168] tarrh* und Schallleitungsschwerhörigkeit
23 Adhäsion

– Nasenatmungsbehinderung


Mundatmung
Sprachentwicklungsverzögerung
A
– Schnarchen*.
Diagnostik:
– Typische Fremdanamnese
– Otoskopie: Paukenerguss
– Impedanzaudiometrie*: flaches Tympano-
gramm
– ggf. Tonschwellenaudiometrie: Schalllei-
tungsschwerhörigkeit vom Dämpfungstyp.
Kontraindikation: Relativ: Gaumenspalte.
Komplikationen: Nachblutung (deutlich selte- Aderhauttumoren Abb. 2: malignes Melanom. [143] Adhäsion Abb. 1: intraabdominale Adhäsion,
ner als bei Tonsillektomie der Gaumenman- hier infolge Adnexitis (Laparoskopie). [200]
deln) Vernarbung der Tubenwulst, Grisel*-Syn- gische Eröffnung (Venae* sectio). Ein Aderlass
drom. wird durchgeführt bei Erkrankungen mit er-
adenotrop: engl. adenotropic. Auf Drüsen wir- höhter Zellzahl im Blut (polyzythämische For-
kend, wie z. B. adenotrope Hormone. men myeloproliferativer Erkrankungen; symp-
Adenoviridae f pl: Familie kubischer DNA-Vi- tomatische reaktive Polyglobulie*) oder bei ver-
ren (Mastadenovirus, Aviadenovirus) ohne Hüll- mehrter Eisenspeicherung (Hämochromatose).
membran mit einer Größe von ∅ 60–90 nm, 252 Aderlass, unblutiger m: engl. rotating tourni-
Kapsomeren, linear-doppelsträngiger DNA mit quets. Obsolete, historische Therapieform zur
ca. 50 Genen sowie Affinität zum Monozyten- passageren Senkung des Blutvolumens im klei-
Makrophagen-System. Adenoviridae verursa- nen Kreislauf (siehe Blutkreislauf*) durch venö-
chen weltweit endemisch, epidemisch und spo- se Stauung der Extremitäten im Wechsel (meist
radisch akute Infektionen des Respirationstrak- ca. 10 min). Ziel ist die Senkung des zentralen
tes mit dem Menschen als Erregerreservoir. Venendrucks, z. B. als Erste-Hilfe-Maßnahme
Aderhaut → Choroidea bei Lungenödem.
Aderhauttumoren m pl: engl. choroidal tumors; Adermin → Vitamin B6 Adhäsion Abb. 2: netzartige Adhäsion der vorderen
syn. Choroideatumoren. Benigne und maligne ADH: Abk. für atypische duktale Hyperplasie Bauchwand nach Schnittentbindung
Tumoren der Aderhaut (Choroidea*). Die Thera- → Mammakarzinom (Laparoskopie). [164]
pie ist abhängig von der Ätiologie und umfasst ADH: Abk. für atypische duktale Hyperplasie
Laserkoagulation, Strahlentherapie, (transskle- → Neoplasie, duktale intraepitheliale
rale) chirurgische Exstirpation oder unter Um- Adhäreø nz f: engl. adherence. Bezeichnung für der Medizin verwendet für Verwachsung oder
ständen Zytostatika. langfristige Befolgung therapeutischer Anwei- Verklebung, für Anhaftung von Thrombozyten
Formen: sungen, beispielsweise Anwendung antiviraler an bestimmte Oberflächen, von Bakterien an
– Primäre Aderhauttumoren: z. B. Nävus Kombinationstherapie bei HIV-Erkrankung Epithelzellen, von adhärenten Zellen an Glas-
(siehe Abb. 1), malignes Melanom über Jahre. Adhärenz betont im Unterschied zu und Plastikoberflächen sowie synonyme Ver-
(siehe Abb. 2), Hämangiom Compliance* das partnerschaftliche Verhältnis wendung zu Immunadhärenz*.
– sekundäre Aderhauttumoren: z. B. Metasta- zwischen Behandelndem und Patient, etwa das Erläuterung:
sen eines Mamma- oder Lungenkarzinoms. gemeinsame Festlegen von Behandlungszielen, – Anhaftung der Thrombozyten an endothel-
sowie die Rolle individueller Merkmale des Pa- freien bzw. -fremden Flächen (besonders an
tienten und kontextueller Umweltfaktoren. kollagenen Fasern); siehe auch Thrombozy-
Adhäsiolyse f: engl. adhesiolysis. Lösen von tenaggregation*
symptomatischen Verwachsungen, sogenann- – Anhaftung von Bakterien an Epithelzellen als
ten Adhäsionen*, als therapeutische Maßnahme 1. Schritt einer Kolonisation oder Infektion;
zur Lösung derselben intrathorakal oder intra- siehe auch Adhäsine
abdominell. – Anhaftung adhärenter Zellen (z. B. Monozy-
Einteilung: ten, Makrophagen) an Glas- und Plastikober-
– Intraabdominelle Adhäsiolyse unter anderem flächen (im Gegensatz zu Zellen, die in Sus-
bei Verwachsungen: 1. zwischen einzelnen pension bleiben)
Darmschlingen (interenterisch) 2. Omentum – narbige bindegewebige Verwachsung (Bride*)
majus und Darm zur Bauchdecke oder im oder fibrinöse Verklebung zwischen Organ-
kleinen Becken 3. der inneren Genitale bei systemen, deren äußere Schichten mit seröser
Aderhauttumoren Abb. 1: Nävus. [143]
der Frau zur Behandlung einer Infertilität Haut überzogen sind (Peritoneum*, Pleura*,
– intrathorakale Adhäsiolyse: sog. Pleurolyse Perikard*): 1. Ursachen: Entzündung (siehe
Aderlass m: engl. bleeding; syn. Phlebotomie. zwischen Pleura* parietalis und Pleura visze- Abb. 1), Trauma, Operation (siehe Abb. 2),
Therapeutische Blutentnahme* (ca. 250– ralis oder dem Perikard*. Tumor 2. Komplikationen: Schmerzen, orga-
750 ml), in der Regel durch Punktion* einer pe- Adhäsion f: engl. adhesion; syn. Verwachsung. nische Dysfunktion (z. B. Ileus*, Dyspnoe*);
ripheren subkutanen Vene, selten durch chirur- Begriff mit unterschiedlichen Bedeutungen, in siehe auch Verwachsungsbauch*.
Adhäsionen, intrauterine 24

Adhäsionen, intrauterine f pl: engl. intrauter- ADHS:


A ine adhesions; syn. Asherman-Fritsch-Syndrom.
Partielle oder totale Synechien* im Bereich des
Klinische Diagnosekriterien nach ICD-10 und DSM-V.
Zervikalkanals und der Cavitas uteri durch Bil- ICD-10 DSM-V
dung bindegewebiger, z. T. vaskularisierter
Symptome aus allen 3 Bereichen (Unaufmerksam- Symptome aus mindestens einem der 3 Bereiche
Narbenzüge, meist infolge intrauterinen Ein- keit, Überaktivität und Impulsivität) vorliegend vorliegend
griffs. Die Adhäsionen sind verbunden mit In-
fertilität, Sterilität, Hypomenorrhö* oder Ame- Beginn vor dem 7. Lebensjahr Beginn vor dem 12. Lebensjahr
norrhö* (Amenorrhoea traumatica), Dysmenor- Persistenz ≥ 6 Monate Persistenz ≥ 6 Monate
rhö* sowie chronischem Unterbauchschmerz.
Therapie ist die hysteroskopische Adhäsiolyse.
Ursache:
– Meist iatrogen (98 %) durch intrauterinen Promontoriums. Ursache ist eine chronische Ätiologie: multifaktoriell
Eingriff (v. a. forcierte Kürettage*; auch nach Tubenbelüftungsstörung* mit nachfolgendem – Erbliche Disposition (70–95 %): 1. signifikan-
Myomenukleation*, Metroplastik* oder chronischem Unterdruck im Mittelohr. Betrof- te Assoziation mit mindestens 7 Genen
Schnittentbindung*) fene leiden unter einer Schallleitungsschwerhö- (DRD4, DRD5, DAT, DBH, 5-HTT, HTR1B
– selten infolge missed* abortion, Endometri- rigkeit. Behandeln kann man mit einer Tympa- und SNAP-25) 2. Modifizierung durch Um-
tis* oder Genitaltuberkulose*. noplastik*. welteinflüsse, vermehrte Vulnerabilität ge-
Diagnostik: Adherens Junction f: syn. Zonula adhaerens. genüber Umwelteinflüssen durch spezifische
– Hysterosalpingografie* Bestandteil des Schlussleistenkomplexes* von Genotypen
– Hysteroskopie* (siehe Abb.) Epithel- oder Endothelzellen. Adherens juncti- – neurobiologische Faktoren: 1. gestörtes Zu-
– Ultraschalldiagnostik (nur bei schweren Ad- ons bestehen aus Cadherinen, α- und β-Catenin. sammenspiel zwischen frontalem, präfronta-
häsionen aussagekräftig). Sie verbinden Aktinfilamente zweier Zellen zur lem und parietookzipitalem Kortex* 2. Dys-
Therapie: Adhäsiolyse, ggf. unter laparoskopi- mechanischen Verstärkung der Verbindung regulation im Transmittersystem (Dopamin,
scher Kontrolle. und liegen konzentriert an einer Stelle der Zell- Noradrenalin* und Serotonin*-Stoffwechsel)
Prophylaxe: membran oder mehr gürtelförmig vor. 3. Anomalien im Belohnungssystem 4. Defi-
– Rezidivprophylaxe: 1. hormonale Nachbe- Klinische Bedeutung: Bei Darmerkrankungen zite bei zeitlicher Verarbeitung 5. Störungen
handlung mit Östrogen-Gestagen-Kombina- (z. B. Enteritis* regionalis Crohn) Mitursache des Arbeitsgedächtnisses mit Folgen für die
tionspräparat 2. Einlage eines Intrauterinpes- für schädlichen Leckflux (Leckflux-Diarrhö; sie- Selbstregulation, Handlungsplanung und
sars. he Diarrhö*). Abfolge von Verhaltensschritten 6. beein-
ADH-Methode f: engl. alcohol dehydrogenase as- trächtigte Hemmung von Impulsen
say. Methode zur quantitativen Bestimmung – psychosoziale Faktoren: 1. inkonsistente el-
von Ethanol (z. B. in Lebensmitteln oder im terliche Reaktionen haben Auswirkungen auf
Blut) und anderer primärer Alkohole mittels Ausprägung des Schweregrades und Auf-
spezifischer Enzymreaktionen, z. B. der Alko- rechterhaltung der Symptome 2. Ausmaß des
holdehydrogenase* im optischen Test. Fernsehkonsums im Alter von 1–3 Jahren
ADHS n: syn. Aufmerksamkeitsdefizit-Hyper- 3. Bindungsstörungen 4. traumatische Erfah-
aktivitätsstörung. Psychische Störung im Kin- rungen.
des-, Jugend- und Erwachsenenalter mit Leit- Klinik:
symptomen Unaufmerksamkeit, Hyperaktivi- – Unaufmerksamkeit (Aufmerksamkeitsstö-
tät* und Impulsivität*, die in einem für den Ent- rung, Ablenkbarkeit)
wicklungsstand des Betroffenen abnormen Aus- – Überaktivität (Hyperaktivität, motorische*
maß situationsübergreifend auftritt. Nach Di- Unruhe)
Adhäsionen, intrauterine: medianer Adhäsions- agnosestellung mit umfangreichen psychologi- – Impulsivität*
strang verlegt rechtes Tubenostium, linkes Tubenos- schen Tests wird mit Psychotherapie* kombi- – Autismus*-Spektrum-Störung als Komorbi-
tium frei (Hysteroskopie). [167] niert mit Psychopharmaka* therapiert. Häufig- dität* möglich.
keit: Diagnostik:
Adhäsion, intraabdominale f: Intraperitonea- – Abhängig von zugrunde gelegter Klassifika- – Exploration
le narbige bindegewebige Verwachsung (Bride) tion ca. 8 % der Kinder und Jugendlichen – strukturiertes Interview*
oder fibrinöse Verklebung zwischen Organsys- – männlich : weiblich = ca. 2–3 : 1. – Selbst- und Fremdbeurteilungsverfahren
temen, deren äußere Schichten mit seröser Haut Formen: nach ICD-10 Definition – Rating-Skalen
überzogen sind. Mögliche Ursachen sind Ent- – Vorwiegend unaufmerksamer Typ: 1. v. a. – ggf. testpsychologische Untersuchung
zündung, Trauma, Operation oder Tumor. Bei Aufmerksamkeitsdefizite 2. kaum hyperakti- – klinische Diagnosekriterien (siehe Tab.)
Ileus oder rezidivierenden Beschwerden wie Su- ves oder impulsives Verhalten – körperliche Untersuchung
bileuszuständen, Schmerzen und anderem – vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ: – ggf. EEG* und Videoanalyse.
mehr erfolgt die laparoskopische oder offen-chi- 1. v. a. hyperaktiv-impulsives Verhalten 2. Differenzialdiagnosen:
rurgische Adhäsiolyse*. kaum Aufmerksamkeitsdefizite – Internistische und neurologische Grunder-
Adhäsionsproteine → Zelladhäsionsmoleküle – kombinierter Typ: 1. Mischtyp 2. hyperaktiv- krankungen, v. a. Schilddrüsenerkrankungen
Adhäsivprozess m: engl. adhesive process. Ver- impulsives Verhalten und Aufmerksamkeits- – Epilepsie*/UAW von Antiepileptika*
wachsen des Trommelfells mit der Wand des defizite. – Fragiles*-X-Syndrom
25 Adipositas

– Sozialverhaltensstörung Adipocire f: engl. adipocere. Lipid, das bei Lei- Adiponektin n: engl. adiponectin; syn. 30-kDa


Intelligenzstörung*
tiefgreifende Entwicklungsstörung*
chen nach längerer Liegezeit in Wasser oder
feuchtem Erdboden sowie bei Lagerung unter
adipocyte complement-related protein (Abk.
Acrp30). Im Fettgewebe* synthetisiertes Peptid-
A
– Depression* Luftabschluss entsteht, und zwar infolge Spal- hormon (Adipokine*) mit anti-diabetischer, an-
– psychotische Entwicklung (im Jugendalter) tung des Neutralfetts des Unterhautfettgewebes ti-atherogener und anti-inflammatorischer Wir-
u. a. in Glycerol und Fettsäure. kung. Es besteht aus einer C-terminalen globu-
Therapie: Hintergrund: lären Domäne und einer kollagenähnlichen
– Psychotherapie: 1. im Kindesalter kognitive – Keine Wachsbildung, sondern Verseifungsre- Struktur am N-terminalen Ende. Adiponektin
Verhaltenstherapie* (v. a. Aufmerksamkeits- aktion (Saponifikation) erhöht die Fettsäurenoxidation und die Insulin-
und Strategietraining), Elterntraining und – Beginn meist 4–6 Wochen post mortem sensitivität. Eine erniedrigte Adiponektin-Kon-
soziales Kompetenztraining 2. im Erwachse- – Zerfall des Körpers wird dadurch lange auf- zentration im Blut liegt bei Übergewicht und
nenalter (Gruppen-)Verhaltenstherapie*, ggf. gehalten (siehe Abb.). Insulinresistenz vor.
auch tiefenpsychologisch fundierte Psycho- Adipositas f: engl. obesity; syn. Fettleibigkeit
therapie (ICNP). Vermehrung des Körperfetts über das
– kombiniert mit Pharmakotherapie mit Psy- Normalmaß hinaus mit BMI ≥ 30 kg/m2 (nach
chostimulanzien (z. B. Methylphenidat*) WHO für Erwachsene) bzw. > 97. alters- und ge-
oder Atomoxetin. schlechtsspezifisches BMI-Perzentil (Kinder, Ju-
Prognose: gendliche). Adipositas gilt als Risikofaktor für
– Häufig Abschwächung der Symptome im metabolische und kardiovaskuläre Komplikati-
jungen Erwachsenenalter onen, insbesondere bei abdominaler Adipositas.
– in 30–50 % Persistenz Siehe Body*-Mass-Index, Abb. 2 dort. Epidemi-
– bei Erwachsenen mit ADHS häufig u. a. sozi- ologie. Die Häufigkeit der Adipositas in
ale und berufliche Probleme Deutschland u. a. Industrieländern nimmt kon-
– erhöhte Prävalenz anderer psychischer Stö- tinuierlich zu, auch unter Kindern und Jugend-
rungen, z. B. Substanzmissbrauch* und lichen. Gleichzeitig kommt es zu einem zuneh-
Angststörungen* Adipocire [156]
mendem Ausmaß der Adipositas (extreme Adi-
– frühes Auftreten komorbider Dissozialität positas: > 99,5. alters- und geschlechtsspezifi-
und ausgeprägter Substanzmissbrauch prog- sches BMI-Perzentil). Die Prävalenz in
nostisch ungünstig. Adipokine n pl: engl. adipokines; syn. Fettge- Deutschland beträgt:
ADH-Sekretion, inadäquate → Syndrom der webshormone. Vom Fettgewebe gebildete und – Bei Männern ca. 18 % (Übergewicht*: ca. 60 %)
inadäquaten ADH-Sekretion ausgeschüttete Hormone, Zytokine und andere – bei Frauen ca. 20 % (Übergewicht: ca. 43 %)
ADH-Test m: syn. Desmopressintest. Netzarti- Mediatoren (Botenstoffe). Wegen der Bildung – bei Kindern und Jugendlichen (3.–17. Lj.)
ge Adhäsion der vorderen Bauchwand nach von Fettgewebshormonen wird das Fettgewebe mit Lj. zunehmend, insgesamt ca. 6 % (> 97.
Schnittentbindung (Laparoskopie). heute als endokrines Organ angesehen. Adipo- alters- und geschlechtsspezifisches BMI-Per-
Adiadochokinese f: engl. adiadochokinesis. Im kine beeinflussen den Glukose- und Fettstoff- zentil; Übergewicht: ca. 15 %, > 90. alters-
Rahmen von Koordinationsstörungen und Läh- wechsel sowie das Hungergefühl. Für die Diabe- und geschlechtsspezifisches BMI-Perzentil).
mungen* vorkommende Unfähigkeit, antago- tes-Entstehung bedeutsam ist ihre Wirkung, die Einteilung:
nistische Bewegungen, z. B. Pronation* und Su- Insulinresistenz zu fördern. – Schweregrade nach WHO (siehe Tab.)
pination* (Einschrauben einer Glühbirne u. a.) Adiponecrosis subcutanea neonatorum f: – abdominale Adipositas bei erhöhtem Taillen-
oder Beugung und Streckung der Finger schnell engl. subcutaneous fat necrosis of the newborn; umfang* auf ≥ 88 cm (Frauen) bzw. ≥ 102 cm
abwechselnd auszuführen. syn. symmetrische Fettgewebssklerose. 2–3 Ta- (Männer) nach American Heart Association/
Adie-Syndrom n: engl. pupillotonic pseudotabes. ge nach der Geburt, selten später bei Säuglingen
Sporadisch auftretende, selten auch autosomal- auftretende subkutane Fettgewebssklerose mit
dominant erbliche Erkrankung mit meist ein- gut abgrenzbaren, derben bräunlichen, rötlich-
seitiger, mit Anisokorie* einhergehender Pupil- lividen, tief subkutan liegenden Knoten oder Adipositas:
lotonie* und Akkommodationslähmung* sowie Plaques. Diese sind wenig verschieblich, druck- Einteilung in Unter-, Normal- und Übergewicht
Fehlen oder Abschwächung einzelner oder indolent und in der Regel selbstlimitierend. bei jungen Erwachsenen (WHO-Klassifikation).
mehrerer Muskeleigenreflexe, zunächst distal Epidemiologie: Neugeborene und Säuglinge Kategorie BMI (kg/m2)
an den Beinen, und evtl. segmentaler Hypo- in den ersten Lebensmonaten. Pathogenese:
oder Anhidrose* und Kollapsneigung (Ross- heterogen, Folge von Traumatisierung der Haut Untergewicht < 18,5
Syndrom). Vorkommen: unter der Geburt, perinataler Asphyxie, Hypo- Normalgewicht 18,5 – < 25
– Manifestation im 30.–50. Lj. thermiebehandlung.
– besonders bei Frauen (70 % der Fälle). Lokalisation: Insbesondere im Bereich der Wan- Übergewicht ≥ 25
Ätiologie: gen, Schulterregion, proximalen Extremitäten Präadipositas 25 – < 30
– Funktionsstörung im Ganglion* ciliare un- und gluteal. Adipositas ≥ 30
klarer Genese Therapie: Grad I 30 – < 35
– ggf. entzündlicher Prozess im Mesenzepha- – Meist nicht notwendig Grad II 35 – < 40
lon*, z. B. Infektion mit Herpes*-simplex-Vi- – symptomatisch Wärme und Watteverbände
Grad III ≥ 40
rus. – Prophylaxe durch Meiden mechanischer Be- (Adipositas per magna)
lastung.
Adipositaschirurgie 26

National Heart, Lung, and Blood Institute ler konservativen Maßnahmen im Rahmen ei- u. a. endokrine Störungen wie Hypogenitalis-
A (siehe Syndrom*, metabolisches, Tab. dort).
Es besteht ein erhöhtes Risiko für Adipositas-
nes multimodalen Behandlungskonzeptes zur
nachhaltigen Verhaltensmodifikation beste-
mus auf. Ursache ist eine idiopathische Störung
der Regio infundibularis des Hypothalamus,
assoziierte Komplikationen bei einem Taillen- hend aus Ernährungs- und Bewegungstherapie auch posttraumatisch oder toxisch bedingt so-
umfang ≥ 75–80 (Frauen) bzw. ≥ 90–94 cm sowie Verhaltens- oder Psychotherapie. Ein- wie nach Meningoenzephalitis*.
(Männer). Zu beachten ist die höhere Wertigkeit schlusskriterien: Adiposogigantiøsmus m: engl. adiposogenital
von Taillenumfang gegenüber BMI hinsichtlich – BMI > 40 kg/m² puberal obesity. Prognostisch benigne Sonder-
der Bewertung des Risikos infolge der Relevanz – BMI > 35 kg/m² mit erheblichen Begleiter- form der Adipositas* im Kindes- und Jugendal-
des Fettverteilungsmusters (Assoziation von krankungen, wie manifestem Typ-2-Diabe- ter, gekennzeichnet durch überdurchschnittli-
Taillenumfang und Taille*-Hüft-Quotient mit tes-mellitus, schwerer arterieller Hypertonie, che Körperlänge und -gewicht bei normaler Ge-
Mortalität größer als BMI). Ätiologie: multifak- Schlafapnoe, Hypertriglyceridämie, fortge- nitalentwicklung.
toriell. schrittenen Veränderungen des Bewegungs- Adipozele f: engl. adipocele. Hernie* mit Fettge-
– Meist Lebensstil (z. B. Hyperalimentation*, apparates. webe als Bruchinhalt.
Bewegungsmangel) Formen: Die interventionellen und operativen AdipozyXten → Fettzellen
– familiäre Disposition Verfahren sollten sich idealerweise nach Indika- Adipsie f: engl. adipsia. Durstlosigkeit. Die
– erblich (z. B. Prader-Willi-Syndrom, Bardet*- tion und klinischen Merkmalen des Patienten Adipsie tritt sehr selten, z. B. im Rahmen von
Biedl-Syndrom) wie BMI und Komorbiditäten richten. Hirnerkrankungen und Psychosen, auf.
– endokrinologisch (z. B. Hypothyreose*) – Interventionelle Verfahren mit endoskopi- Adiuretin → Hormon, antidiuretisches
– UAW (z. B. Glukokortikoide*). scher Implantation von: 1. Magenballon* adjuvaø nt: Unterstützend, z. B. adjuvante Che-
Komplikationen: (EWL 7–12 %) 2. endoskopische biliodigestive mo- oder Strahlentherapie (nach operativer Tu-
– Metabolisch (häufig als metabolisches Syn- Diversion* mittels Kunststoffconduit (EWL morentfernung zur Verbesserung des Behand-
drom*): 1. Diabetes* mellitus Typ 2 2. sekun- 12–25 %) lungsergebnisses durchgeführt).
däre Hyperlipoproteinämie* bzw. Dyslipid- – operative restriktive Verfahren: durch Ver- ad libitum: Abk. ad lib. Nach Belieben.
ämie* im engeren Sinne 3. Hyperurikämie* kleinerung des Magenreservoirs: 1. Magen- Adneø xe m pl: engl. adnexa; syn. Anhänge. An-
– kardiovaskulär: 1. Arteriosklerose* 2. arteriel- band* (Abk. AGB für engl. adjustable gastric hänge der Urogenitalregion. Es werden weibli-
le Hypertonie* 3. Mikroalbuminurie (siehe banding; EWL 35–58 %) 2. Sleeve*-Resektion che und männliche Adnexe unterschieden. Zu
Albuminurie*) 4. Herzinsuffizienz* 5. arteri- (syn. Schlauchmagen, Abk. SG; EWL bis 65 %) den weiblichen Adnexen zählen Tuben und
elle Verschlusskrankheit 6. KHK 7. Akutes* – kombinierte Verfahren aus Nahrungsrestrik- Ovarien, zu den männlichen Adnexen Prostata*
Koronarsyndrom 8. Schlaganfall* tion und zusätzlicher malabsorptiver und und Samenblase*, im weiteren Sinn auch Ho-
– Hämostase: Hyperkoagulabilität* bei vermin- maldigestiver Komponente durch Verminde- den*, Nebenhoden* und Samenleiter.
derter Fibrinolyse rung der absorptiven und digestiven Fläche Adneø xektomie f: engl. adnexectomy; syn. Sal-
– weitere: 1. Fettleber* 2. Cholelithiasis* 3. er- des Dünndarms, u. a.: 1. Magen*-Bypass (GB pingoophorektomie. Operative Entfernung ei-
höhter intraabdominaler Druck mit sekundä- für gastric bypass) in verschiedenen Abwand- nes Eileiters mit dem zugehörigen Ovar.
rer gastroösophagealer Refluxkrankheit* und lungen wie Roux-Y-Magen-Bypass (RYGB für Adnexitis f: Meist beidseitig auftretende Ent-
erhöhtem Aspirationsrisiko (vgl. Aspiration*) Roux-Y gastric bypass), Mini-GB u. a. (EWL zündung von Eileiter (Salpingitis*) und Eier-
– erhöhtes Malignomrisiko: 1. Frauen: Endo- 51,1–77,8 %) 2. biliopankreatische Diversion* stock (Oophoritis*). Die Adnexitis zählt zu den
metrium, Zervix, Ovarien, Mamma, Niere, (BPD; EWL ca. 80 %) 3. duodenal switch (DS; pelvic* inflammatory diseases.
Kolon 2. Männer: Prostata, Kolon, Gallenbla- EWL 60–80 %). Adneø xtumor m: engl. adnexal tumor. Veraltete
se, Pankreas, Leber, Niere, Ösophagus. Verlauf: Bezeichnung für entzündliche oder echte Ge-
Therapie: – Je nach Verfahren deutlicher Gewichtsverlust schwulst des Eileiters bzw. des Eierstocks.
– Basistherapie: 1. Diät mit Reduktion der Ka- (bei resezierenden Verfahren nach 6 Jahren Adoleszeø ntenkrise f: engl. adolescent crisis;
lorienzufuhr (bzw. Umstellung der Ernäh- EWL von ca. 55 %) syn. Pubertätskrise. Vorübergehende Verstim-
rung auf mediterrane Kost) 2. Erhöhung kör- – in einem hohen Prozentsatz kommt es zur mung während der Pubertät*, die sich als Stö-
perlicher Aktivität 3. Verhaltenstherapie Komplettremission des metabolischen Syn- rung der Sexualentwicklung, Autoritätskrise,
– ggf. pharmakologisch (Antiadiposita) droms und der Komorbiditäten (Typ-2-Dia- Identitätskrise, narzisstische Krise (Kränkung)
– ggf. chirurgisch (Adipositaschirurgie*). betes nach 6 Jahren noch bei ca. 65 %). oder Depersonalisation* und Derealisation* äu-
Prävention: Gewichtsstabilisierung (bzw. -sen- Adipositas, monogenetische f: engl. mono- ßern kann, als Übersteigerung normaler adoles-
kung) durch Ernährungsberatung (ausgewoge- genic obesity; syn. monogenetisch bedingte Adi- zenter Entwicklungsvorgänge zu erklären ist
ne Energiebilanz) und regelmäßige körperliche positas. Durch Gendefekt bedingte Adipositas* und im Gegensatz zur Persönlichkeitsstörung*
Aktivität (Ausdauertraining). mit Manifestation bereits im Kleinkindalter meist durch plötzlichen Beginn und günstigen
Adipositaschirurgie f: engl. bariatric surgery; durch kaum beeinflussbare Hyperphagie. Sie Verlauf charakterisiert ist.
syn. bariatrische Chirurgie. Spezialgebiet der betrifft ca. 2–5 % der Patienten mit schwerer Adoleszeø ntenkyphose → Scheuermann-
Viszeralchirurgie*, das sich mit operativen und Adipositas*. Krankheit
interventionellen Verfahren beschäftigt, die bei Adipositas-Oligomenorrhö-Parotis-Syndrom Adoleszeø nz f: engl. adolescence. Zeitlich nicht
morbider Adipositas und ihren Folgeerkran- n: engl. adiposity oligomenorrhea parotid gland einheitlich definierter Lebensabschnitt zwi-
kungen neben der deutlichen Gewichtsredukti- syndrome. Kombiniertes Auftreten von Adiposi- schen (Beginn oder Ende) der Pubertät* und
on auch zur kompletten Remission des metabo- tas* und Oligomenorrhö* mit bilateraler, rezidi- dem Erwachsenenalter, der durch eine zuneh-
lischen Syndroms* führen können. vierender, nichtinfektiöser Parotisschwellung. mende Persönlichkeitsfestigung mit stärkerer
Indikation: Alle Formen der bariatrischen Chi- Häufig treten zusätzlich rezidivierende, inter- Betonung der psychosexuellen Entwicklung oh-
rurgie sind erst indiziert nach Ausschöpfung al- mittierende Hyperthermien (AHOP-Syndrom) ne Erwachsenenrolle gekennzeichnet ist.
27 Adsorption [Labormedizin]

Adonis vernalis f: engl. yellow pheasant’s eye. che*), bei Hyperandrogenämie, z. B. idiopa- – Adrenoleukodystrophien im Erwachsenenal-
Pflanze aus der Familie der Hahnenfußgewäch-
se (Ranunculaceae), die in Südost- und Mitteleu-
thisch oder bei adrenogenitalem Syndrom.
Adrenaø rche, prämature f: engl. premature ad-
ter (sog. Adrenomyeloneuropathie) (X-chro-
mosomal erblich)
A
ropa verbreitet ist. Ihre getrockneten oberirdi- renarche. Vorzeitiges Auftreten von Achsel- oder – olivo-ponto-zerebellare Form (X-chromoso-
schen Teile enthalten 0,2–0,5 % Herzglykoside* Pubesbehaarung oder Schweißgeruch vor dem mal erblich)
(insbesondere Adonitoxin und Cymarin) mit vollendeten 6. Lj. bei Fehlen anderer Pubertäts- – nur die Nebennierenrinde betreffende Adre-
positiver inotroper Wirkung. zeichen. Es geht zum Teil mit Entwicklungsbe- noleukodystrophien bei Frauen (X-chromo-
ADP: Abk. für Adenosindiphosphat → Adeno- schleunigung (Akzeleration des Knochenalters) somal erblich)
sinphosphat und beschleunigtem Wachstum einher. Eine – Adrenoleukodystrophien bei heterozygoten
ADPKD: Abk. für engl. autosomal dominant Therapie ist bei Überwachung von Wachstum Frauen (X-chromosomal erblich).
polycystic kidney disease → Nierenerkrankung, und Pubertätsentwicklung in der Regel nicht Pathologie:
zystische erforderlich. – Atrophie der Nebennierenrinde
adrenal: engl. adrenic. Die Nebenniere(n) be- Ursache: Vorzeitiger Anstieg der Nebennieren- – Entmarkung verschiedener Bezirke von Ge-
treffend. rinden-Androgene, insbesondere von Dehydro- hirn, Rückenmark und peripheren Nerven.
Adrenalektomie f: engl. adrenalectomy; syn. epiandrosteron-Sulfat (= DHEA-S), entweder Pathophysiologie: Störung im peroxisomalen
Epinephrektomie. Subtotale oder komplette idiopathisch oder bei nicht klassischem adreno- Abbau sehr langkettiger Fettsäuren (C24 und
Entfernung einer oder beider Nebennieren bei genitalem Syndrom* (11β- oder 21β-Monooxy- C26).
Nebennierentumoren*. Im Vergleich zu offenen genasemangel oder 3β-Steroiddehydrogenase- Adrenozeø ptor-Antagoniøsten → Sympatholy-
Operationen erlauben endoskopische Verfahren Defekt) oder bei Hyperandrogenämie* anderer tika
(laparoskopisch oder retroperitoneoskopisch) Genese, z. B. androgenproduzierendem Neben- Adriamycin → Doxorubicin
eine bessere optische Darstellung und somit ei- nierentumor oder exogener Hormonzufuhr. ADS: Abk. für Aufmerksamkeitsdefizitstörung
ne bessere Differenzierung zwischen Normal- Vorkommen: Gehäuft bei Kindern, die bei Ge- mit und ohne Hyperaktivität → ADHS
und Tumorgewebe. Dies ermöglicht gewebe- burt zu klein oder zu leicht waren, siehe hypo- Adsorbable Organic Halogen Compounds pl:
schonendere und funktionserhaltende Eingriffe trophes Neugeborenes*, SGA-Geburtlichkeit Abk. AOX. Adsorbierbare organische Halogen-
(subtotale Adrenalektomie). (= small for gestational age). verbindungen im Wasser. Analyseverfahren
Indikationen: Komplikation: Übergang in die zentrale (sog. und Messgröße dienen als Leitparameter für in-
– Hormonaktive benigne oder maligne primä- echte) Pubertas* praecox. dustrielle Kontaminationen v. a. von Abwasser
re Nebennierentumoren Therapie: und Grundwasser mit organischen Halogenver-
– hormoninaktive Nebennierenrinden- und – In der Regel nicht erforderlich bindungen bzw. Halogenkohlenwasserstoffen
Nebennierentumoren ab einer Größe von – Überwachung von Wachstum und Pubertäts- (X steht in der organischen Chemie für die Ha-
3 cm entwicklung logene, v. a. Chlor, aber auch Fluor, Brom und
– Tumoren > 6 cm: primär offene Operation – bei nicht klassischem adrenogenitalem Syn- Jod).
– Solitärmetastasen der Nebenniere. drom und deutlicher Entwicklungsbeschleu- Hinweis: Aufgrund sehr unterschiedlicher toxi-
Komplikationen: Bei bilateraler Adrenalekto- nigung Glukokortikoidtherapie. kologischer Eigenschaften der Einzelverbin-
mie: Addison-Krise (Vermeidung durch subtota- adreneø rg: engl. adrenergic. Die Wirkung des dungen geben die Messwerte nur grobe Hinwei-
le endoskopische Resektion). Adrenalins und des Noradrenalins* (neuronal se zum Grad der Gefährdung.
Adrenalinglukosurie f: engl. adrenogenic diabe- und hormonell) betreffend. Adsorbeø nzien n pl: engl. adsorbent agents. Gra-
tes. Zuckerausscheidung im Harn nach Adrena- adrenokortikal: engl. adrenocortical. Zur Ne- nulate oder Pulver, die gelöste oder gasförmige
lingabe. Adrenalin löst eine Glykogenolyse aus. bennierenrinde gehörig. Substanzen physikalisch binden (Adsorption*).
Adrenalinumkehr f: engl. reverse epinephrine re- Adrenoleukodystrophien f pl: engl. adrenoleu- Eingesetzt werden v. a. Stoffe mit einer struk-
sponse. Bezeichnung für die nach Alpha*-Rezep- kodystrophies; syn. Adrenoleukodystrophie. An- turbedingt großen Oberfläche und spezifischen
tor-Blockade blutdrucksenkende (umgekehrte) geborene peroxisomale Lipidspeicherkrankhei- Bindungsstellen zur Adsorption von uner-
Wirkung von Adrenalin infolge der erhalten ge- ten mit identischen biochemischen Verände- wünschten, toxischen Substanzen, z. B. bei der
bliebenen betasympathomimetischen vasodila- rungen im Fettstoffwechsel, die zu Symptomen Hämoperfusion*. Beispiele sind Aktivkohle,
tatorischen Wirkung. der Addison*-Krankheit und verschiedenen Antazida, Kaolin und Tonerde.
Physiologie: neurologischen Ausfällen wie Hör- und Sehstö- Adsorption [Labormedizin] f: Unspezifische
– Abnahme des peripheren Widerstands durch rungen, Paresen* und epileptischen Anfällen Bindung von Antigenen oder Antikörpern an
Stimulation von Beta-2-Rezeptoren führen. Eine Genanalyse* sichert die Diagnose. feste Phasen (aus organischen oder anorgani-
– Abfall des diastolischen Blutdrucks Therapiert wird symptomatisch und evtl. lipid- schen Substanzen).
– Erhöhung des Herzzeitvolumens (Tachykar- senkend. Häufigkeit: 1–2 : 100 000 Neugebore- Bedeutung:
die*) durch Erregung von Beta-1-Rezeptoren. ne. Formen: Unterscheidung anhand der un- – Basis verschiedener Labormethoden, z. B.:
Adrenaø rche f: Beginn vermehrter Androgen- terschiedlichen Vererbung des Phänotyps und 1. Adsorption an Latexpartikel beim Latex-
produktion (Dehydroepiandrosteron-Sulfat, des Manifestationsalters: test 2. Adsorption an die Innenfläche von
DHEA-S) in der Nebennierenrinde (NNR) mit – Konnatale Adrenoleukodystrophien: 1. auto- Teströhrchen (z. B. Radio-Immunoassay) 3.
Wachstum der Achsel- und Pubesbehaarung somal-rezessiv erblich 2. Genlocus 2p15, Adsorption an Mikrotestplatten (z. B. En-
und beginnendem Schweißgeruch als kontinu- 22q11.21, 12p13.3, 7q21–q22 zym*-Immunoassay) 4. Adsorption an Ni-
ierlicher Prozess mit kontinuierlichem DHEA- – infantile/juvenile Adrenoleukodystrophien: trozellulosemembranen (z. B. Western*-Blot-
S-Anstieg ab dem frühen Kindesalter. 1. klassische Form mit X-chromosomalem ting-Methode)
Klinische Bedeutung: Vorzeitiges Auftreten vor Erbgang 2. Genlocus Xq28 mit vielen Mutati- – Bedeutung für medizinische Zwecke, z. B.
Abschluss des 6. Lj. (siehe prämature Adrenar- onen Adsorption an Aluminiumhydroxid zur Er-
Adsorption [Physik, Chemie] 28

höhung der Depotwirkung von Adsorbat- tigsten Arten gehören Aedes aegypti (Stegomy-
A impfstoffen.
Adsorption [Physik, Chemie] f: Reversible und
ia* aegypti), Aedes albopictus (Stegomyia* albo-
picta) und Aedes vexans (Aedimorphus vexans).
spontan ablaufende Anreicherung von Ato- aEEG: Abk. für Amplituden-integrierte EEG →
men*, Molekülen* oder Ionen* an der Grenzflä- EEG
che zweier benachbarter Phasen. Liegt die Ener- aEEG: Abk. für Amplituden-integrierte EEG →
gie der Anlagerung im Bereich von Van-der- Neugeborenenkrämpfe
Waals-Kräften, spricht man von Physisorption, AEG-Klassifikation: Abk. für Klassifikation
liegt sie im Bereich chemischer Bindungen, der Adenokarzinome des ösophagogastralen
spricht man von Chemisorption. Überganges → Ösophaguskarzinom
Adult T-Cell Leukemia/Lymphoma: syn. ÄLRD: Abk. für → Ärztlicher Leiter Rettungs-
ATLL. Seltene, potenziell aggressiv wachsende dienst
Form eines reifen T-Zell-Lymphoms bzw. einer AEP: Abk. für Akustisch evozierte Potenziale →
ausschwemmenden T-ALL. Das Vorkommen ist Potenziale, akustisch evozierte
assoziiert mit einer Infektion durch das humane AEP: Abk. für akustisch evozierte Potenziale → Aerobilie: Aerobilie und Cholestase im rechten
T-Zell lymphotrophe Virus Typ 1 (HTLV-1). Die Potenziale, evozierte Leberlappen (Ultraschalldiagnostik). [201]
Symptome reichen von Lymphadenopathie bis Äquatorialplatte f: engl. equatorial plate. An-
zur Hyperkalzämie. Eine Therapie ist abhängig sammlung der Chromosomen in der Meridian- OP der Gallenwege mit Anlage einer biliodiges-
von der Progressionstendenz. ebene der Teilungsspindel während der Meta- tiven Anastomose. Siehe Abb.
aduø ltus: engl. adult. Erwachsen. phase von Mitose* und Meiose*. Aeroemboliøsmus → Caisson-Krankheit
Advanced Life Support → ACLS Äquilibrium n: Gleichgewicht. aerogen: engl. airborne. Von der Luft ausge-
Advanced Life Support → Reanimation Äquivaleø nt, energetisches n: engl. energy hend.
Advanced Trauma Life Support: Abk. ATLS. equivalent; syn. Wärmeäquivalent. Frei werden- Aeromoø nas f: Gattung gramnegativer, fakulta-
Registriertes und geschütztes international ge- de Energiemenge bei der Umsetzung von Nähr- tiv anaerober, gasbildender, monotrich begei-
bräuchliches Ausbildungskonzept des Ameri- stoffen mit 1 l Sauerstoff. Das energetische ßelter Stäbchenbakterien der Familie Aeromo-
can College of Surgeons für alle medizinischen Äquivalent wird bestimmt auf Basis des respira- naceae (Bakterienklassifikation*). Aeromonas
Fachrichtungen in der akutklinischen Trauma- torischen Quotienten* (proportionaler Zusam- hydrophila ist ein gefährlicher Erreger von No-
versorgung zum systematisch-standardisierten menhang). sokomialinfektionen* (Dialysegeräte, Spülflüs-
und prioritätsorientierten (z. B. ABCDE) diag- Referenzwerte: Der Mittelwert bei normaler sigkeiten) und opportunistischer Erreger von
nostischen und therapeutischen Vorgehen bei Zusammensetzung der Nahrung beträgt Hornhautulzera, Tonsillitiden, Wundinfektio-
polytraumatisierten Patienten im Schockraum* 20,2 kJ/l (bzw. 4,8 kcal/l) O2. nen, Aspirationspneumonien und Durchfaller-
und damit Sicherstellung einer hohen Qualität – Für Kohlenhydrate 21 kJ/l (bzw. 5,0 kcal/l) O2 krankungen. Bei Abwehrgeschwächten kommt
der medizinischen Versorgung. – für Fette 19,7 kJ/l (bzw. 4,7 kcal/l) O2 es zu peritonitischen und septischen Verläufen.
Adventitia → Tunica adventitia – für Proteine 19,3 kJ/l (bzw. 4,6 kcal/l) O2. Aeromoø nas shigelloides → Plesiomonas shi-
Adventitiadegeneration, zyø stische f: engl. Äquivaleø nt, kalorisches → Äquivalent, ener- gelloides
cystic adventitial degeneration. Zystische Degene- getisches Aerootitis f: syn. Barootitis. Ödem der Mittel-
ration zwischen Tunica media und Tunica ad- Äquivaleø nzstudie f: engl. equivalence study. ohrmukosa mit Paukenerguss. Ursache ist ein
ventitia mit Verlegung des Gefäßlumens. Die Arzneimittelstudie zur Klärung, ob ein zu prü- Tubenverschluss mit konsekutivem Unterdruck
zystische Adventitiadegeneration tritt insbeson- fendes Arzneimittel* einer Standardtherapie im Mittelohr. Eine Aerootitis tritt auf bei plötz-
dere an gelenknahen Arterien (z. B. A. poplitea) gleichwertig oder ähnlich ist. Dabei erfolgt die lichen Luftdruckänderungen. Betroffen sind
auf. Die Angiografie zeigt meist eine halbmond- Hypothesentestung zweiseitig. Flugzeuginsassen, Taucher und Caisson-Arbei-
förmige Eindellung im Gefäßlumen. Aerämie f: engl. aeremia. Bildung von Gasblä- ter. Sie leiden an heftigen Ohrenschmerzen,
advers: engl. adverse. Schädigend. schen im Blut. pulsatilem Tinnitus* aurium und Schwerhörig-
Adversivanfall → Versivanfall aerob: engl. aerobe. Sauerstoff zum Leben keit.
Adynamie f: engl. adynamia. Schwäche, Kraft- brauchend. Aerophagie f: engl. aerophagia. Übermäßiges
losigkeit im Rahmen körperlicher Erkrankun- Aerobier m pl: engl. aerobic bacteria. Bakterien- Verschlucken von Luft. Dies geschieht häufig
gen oder auch bei psychischen Störungen. arten, die ihren Energiebedarf nur in Gegen- unbewusst und kann zur Gewohnheit werden
Vorkommen: wart von Sauerstoff decken und demnach nur (z. B. Verschlingen der Nahrung, hastiges Trin-
– Virusinfektion* aerob wachsen können. Der Sauerstoff dient da- ken). In der Folge kommt es zu einer vermehr-
– Diabetes* mellitus bei als Elektronenakzeptor in der Atmungs- ten Gasansammlung in Magen und Darm mit
– Addison*-Krankheit kette*. Ruktus (56 %), Blähungen (27 %) und Bauch-
– Myasthenia* gravis pseudoparalytica Aerobilie f: engl. aerobilia. Vorkommen von schmerz (19 %).
– depressives Syndrom* Luft bzw. Darmgas in den Gallenwegen. Bei in- Vorkommen:
– amotivationales Syndrom* taktem Gallengangsystem ist die Aerobilie Zei- – Gewohnheit (Verschlingen der Nahrung, gie-
– chronisches Müdigkeitssyndrom.* chen einer Infektion des biliären System mit riges Trinken), Kaugummi kauen, harte Bon-
AE: Abk. für → Antitoxineinheit Gasbildnern oder Folge einer spontanen biliodi- bons lutschen, Rauchen, kohlensäurehaltige
Aedes f: Gattung der Culicidae, Ordnung Di- gestiven Fistel (vgl. Bouveret*-Syndrom). We- Getränke
ptera (siehe Mücken*). Verschiedene Arten sind sentlich häufiger ist die Aerobilie nach Eingrif- – schlecht sitzendes Gebiss, Nasenträufeln
Überträger diverser Tropenkrankheiten wie fen am biliären System, beispielsweise nach Pa- – bei gastroösophagealer Refluxkrankheit*: Er-
Dengue*-Fieber und Gelbfieber*. Zu den wich- pillotomie im Rahmen einer ERCP* oder nach wartung, durch häufiges Schlucken eine Lin-
29 Ärztekammer

derung der Refluxbeschwerden zu erzielen,


was wiederum zu vermehrtem Aufstoßen der
Luft mit erneutem Rückfluss von Magenin-
A
halt in den Ösophagus führt
– bei psychischen oder psychosomatischen Stö-
rungen, z. B.: 1. Angsterkrankungen und
Stress 2. somatoforme autonome Funktions-
störung* 3. Reizdarmsyndrom* 4. funktio-
nelle Herzbeschwerden*
– häufig: beim Säugling während des Trin-
kens.
Therapie:
– Verhaltensänderung, z. B. Meiden kohlen-
säurehaltiger Getränke und Kaugummis,
langsames Essen Aerosolgerät: einfaches Modell. [171]
– Angstabbau und Stressmanagement
– ggf. zahnärztliche Vorstellung.
Aerosinusiøtis f: engl. barosinusitis. Durch Luft- bilden alveolargängige Aerosolpartikel mit ei-
druckschwankungen hervorgerufene Entzün- nem Durchmesser von 1–6 μm. Siehe Abb.
dung der Nasennebenhöhlen (Sinusitis*). Die Aerosol: Pumpzerstäuber. [139] Aerosoltherapie f: engl. aerosol therapy. Appli-
Schleimhäute schwellen an und verlegen die kation von Arzneimitteln in Form von Gasen,
Tubenostien. Dämpfen, Aerosolen* oder Stäuben über die
Aerosol n: Bezeichnung für den physikalischen Einatemluft in den Respirationstrakt. Die Vor-
Zustand kolloidal dispergierter, kleinster, in ei- unter synonym verwendet. Neben der Verwen- teile sind schneller bronchopulmonaler Wir-
nem gasförmigen Medium schwebender und dung von Treibgasen werden auch Düsen- kungseintritt und geringe systemische Effekte.
nur scheinbar gelöster Teilchen (Kolloide*). (BINEB® Hochdruck-Nebulisator) und Ultra- Die Aerosoltherapie wird angewendet bei ob-
Man unterscheidet Staub*- oder Puderaerosole schallvernebler (OMRON U1®) eingesetzt. Über struktiver Atemwegserkrankung* (Beta-2-Sym-
(fest/gasförmig) und Nebelaerosole (flüssig/gas- die mechanische Energie einer gespannten Fe- pathomimetikum, Parasympatholytikum, Glu-
förmig). Aerosole werden in der Aerosolthera- der baut der Respimat Soft Inhaler® den Druck kokortikoid), zystischer Fibrose*; Pneumocys-
pie*, z. B. der Inhalationstherapie*, eingesetzt. von ca. 250 bar für ein Tröpfchen-Aerosol auf. tis*-Pneumonie-Prophylaxe bei AIDS (Pentami-
Hintergrund: Die dispergierten Teilchen sind so Aerosole zur Inhalation: Sie werden durch Inha- din).
klein, dass sie durch die Brown-Molekularbewe- latoren mit Zerstäuber, Druckgas-Dosierinhala- Prinzip:
gung oder durch Konvektionsströmungen be- toren oder auf trockenem Weg zerstäubende – Mit i. v. Anwendung vergleichbar schnelle
wegt werden, solange sie nicht koagulieren oder Pulverinhalatoren (engl. dry powder inhaler, pulmonale Wirkstoff-Resorption in Abhän-
agglomerieren und in der Folge sedimentieren. Abk. DPI) verabreicht. Für die Anwendung gigkeit von der Wirkstoff-Teilchengröße
Aerosole werden durch Versprühen von Flüssig- (Wirkungsort) der Aerosole sind die Teilchen- (< 10 μm)
keiten oder Zerstäuben von feinsten Pulverteil- größe im Sprühstrahl und die Teilchenge- – Anwendung z. B. über: 1. Dosieraerosol: Arz-
chen oder durch Kondensation beim Abkühlen schwindigkeit von Bedeutung. Größere und neimittel in Treibgas gelöst 2. Trockenaero-
einer Gasphase erzeugt (Nebulisator, Inhalate). schnelle Teilchen werden eher durch Impakti- sol: Arzneimittel in Pulverform 3. Respirator.
Heute verwendet man den Begriff Aerosol für on, kleinere durch Sedimentation abgeschie- Aerozele f: engl. aerocele. Luftgefüllte Zyste,
das gesamte Gebiet der Zerstäubung und Ver- den. Teilchengröße: z. B. Laryngozele*.
schäumung mit Treibgasen aus Druckdosen – Teilchen mit mehr als 30 μm Durchmesser Ärztekammer f: engl. General Medical Council.
(Druckgaspackung). Bei Betätigung eines Ven- werden im Mund- und Rachenraum festge- Trägerin der berufsständischen Selbstverwal-
tils wird der Inhalt mithilfe eines Treibmittel- halten. tung der Ärzte. Die 17 Landesärztekammern
gemisches aus dem Behälter gepresst, wobei die – Bei 20–30 μm Durchmesser gelangen sie in unterliegen als Körperschaften des öffentlichen
Wirkstoffsuspension oder die Wirkstofflösung die Luftröhre. Rechts der staatlichen Rechtsaufsicht. Die Bun-
in der Gasphase (Luft und verdampftes Treib- – Bei 10–20 μm Durchmesser gelangen sie in desärztekammer, eine Arbeitsgemeinschaft der
mittelgemisch) feinst verteilt wird. Als Spray die Bronchien. Landesärztekammern, ist dagegen ein nicht
(Nebulogenum) wird eine Darreichungsform – Bei 1–5 μm Durchmesser werden sie in den rechtsfähiger Verein.
bezeichnet, bei welcher der flüssige Inhalt einer Alveolen abgelagert und sind somit lungen- Zusammensetzung und Aufgaben: Jeder Arzt
Packung mithilfe von Treibmitteln oder kom- gängig. wird mit Erhalt der Approbation Pflichtmit-
primierter Luft versprüht wird. Speziell kons- – Teilchen unter 1 μm sind weniger wirksam, glied in der Ärztekammer, in deren Bereich er
truierte Spraydosen (Dosiersprays) erzeugen da sie großteils wieder ausgeatmet werden. seinen Beruf ausübt oder seinen Lebensmittel-
auch ohne Treibmittel durch manuelles Pum- Aerosolgerät n: engl. aerosol device; syn. Inhala- punkt hat. Die Aufgaben der Landesärztekam-
pen (Pumpzerstäuber, Pumpspray, siehe Abb.) tionsgerät. Gerät zum Zerstäuben oder Ver- mern sind in den Heilberufe- und Kammerge-
einen groben Sprühnebel. Die meisten Aerosol- dampfen von Flüssigkeit und Arzneimitteln im setzen der Länder geregelt. Sie umfassen u. a.:
packungen und Spraydosen erzeugen deshalb Rahmen der Inhalationstherapie*, z. B. Dosier- – Erlass von Berufsordnungen, Weiterbil-
bei ihrer Anwendung keine echten Aerosole. Ae- aerosole (Arzneimittel in Treibgas gelöst), Tro- dungs- und Fortbildungsordnungen sowie
rosole und Sprays sind in ihrer Bedeutung nicht ckenaerosole (Arzneimittel in Pulverform) oder weiterer Satzungen
scharf voneinander zu trennen und werden mit- Zusätze zum Inhalieren. Gebräuchliche Geräte – Vertretung der Berufsinteressen der Ärzte
Ärztlicher Leiter Rettungsdienst 30

– Errichtung berufsständischer Versorgungs- – Festlegung (Desinfektionsplan) zu Hygiene Ätiologie in der Psychiatrie: Bei psychischen
A werke für Ärzte und deren Angehörige
– Errichtung von Ethikkommissionen
und Arbeitmedizin
– Gremienarbeit (medizinische Vertretung des
Störungen liegt zumeist ein Ursachenbündel
bzw. eine Ursachenkette vor (Multikausalität).
– Überwachen der Einhaltung der Berufs- Rettungsdienstträgers) Unterschieden werden prädisponierende Fakto-
pflichten. Ahndung von Verstößen gegen be- – Mitwirkung im Rahmen notfallmedizini- ren*, auslösende Faktoren, aufrechterhaltende
rufsrechtliche Pflichten im Rahmen von be- scher Forschungsprojekte. Bedingungen sowie krankheitsfördernde Fakto-
rufsaufsichtsrechtlichen Verfahren, die zu Ärztlicher Notfalldienst der Kassenärztli- ren (Risikofaktoren*, Vulnerabilität*) und vor
Sanktionen durch die Ärztekammer oder zur chen Vereinigungen m: engl. emergency service Krankheit schützende Faktoren (protektive
Beantragung der Eröffnung eines Verfahrens of Association of Statutory Health Insurance Physi- Faktoren, Ressourcen, Resilienz).
bei den Berufsgerichten* führen können. cians; syn. ärztlicher Bereitschaftsdienst der Kas- Ätzmittel n: engl. caustic agents; syn. Kaustika.
Ärztlicher Leiter Rettungsdienst: engl. medi- senärztlichen Vereinigungen. Einrichtung zur Gewebezerstörende Substanzen wie Metallsalze
cal director of emergency medical service; Abk. Sicherstellung der medizinischen Erstversor- und Säuren, die zur Entfernung unerwünschter
ÄLRD. Notarzt mit medizinischer Aufsicht und gung im ambulanten Sektor außerhalb der Pra- Hauterscheinungen genutzt werden. Der Ver-
Weisungsbefugnis in medizinischen Angele- xissprechstunden, nachts sowie an Sonn- und wendung von Ätzmitteln steht entgegen, dass
genheiten über mindestens einen Rettungs- Feiertagen. Der ärztliche Notfalldienst wird von es heute weniger aggressive Verfahren gibt und
dienstbereich sowie Verantwortlichkeit für me- der Kassenärztlichen* Vereinigung gemeinsam sich bei unsachgemäßem Gebrauch häufig Nar-
dizinisches Qualitätsmanagement, Effektivität mit der Ärztekammer* der Region organisiert. ben bilden.
und Effizienz der präklinischen notfallmedizi- Ausgestaltung: Im Gegensatz zum Rettungs- Anwendung: Beispiele:
nischen Patientenversorgung und -betreuung. dienst, der telefonisch über die Leitstelle* geru- – Silbernitrat (sog. Höllenstein) gegen Verru-
Er ist nach DIN 13050 entsprechend qualifiziert fen wird, ist der ärztliche Bereitschaftsdienst cae*
und von einer für den Rettungsdienst zuständi- für die ambulante Akutversorgung von Patien- – Trichloressigsäure: 1. gegen Warzen 2. bei
gen, öffentlichen Stelle berufen. ten ohne akute vitale Bedrohung zuständig. Die kleinflächigen Tätowierungen 3. in geeigne-
Qualifikation: Durch abgeschlossene Weiterbil- Anforderung erfolgt über die Telefonnummer ter Konzentration bei „unreiner Haut“
dung in einem Gebiet mit Bezug zu Notfallme- 116 117, die seit April 2012 bundesweit einheit- – Keratolytika
dizin und Intensivmedizin, Zusatz-Weiterbil- lich geregelt ist. – chemisches Peeling.
dung Notfallmedizin, LNA-Qualifikation (LNA: Gesetzliche Regelung: Zur Teilnahme am ärztli- Ätzung f: engl. cauterisation; syn. Kauterisati-
Leitender Notarzt) entsprechend Bundesärzte- chen Notfalldienst sind nach § 26 der (Muster-) on. Gewebezerstörung durch Brenn- oder Ätz-
kammer, spezielle Fortbildung zum ÄLRD nach Berufsordnung alle niedergelassenen Ärzte so- mittel*. Eine Ätzung verursacht durch ein nicht
Bundesärztekammer sowie langjährige Tätig- wie nach § 75 Absatz 1 SGB V alle Vertragsärzte unerhebliches Gewebetrauma teilweise tiefe
keit in präklinischer und klinischer Notfallme- verpflichtet. Nekrosen mit schlechter Heilungstendenz. The-
dizin. Aesculin n: engl. esculin. Cumarinderivat aus rapeutisch wird sie z. B. bei der Warzenbehand-
Aufgaben: Medizinisch und administrativ, Rinde und Samen der Rosskastanie* (Aesculus lung eingesetzt.
Rechtsgrundlage sind die jeweiligen Landesret- hippocastanum). Die weißen, bitter schmecken- A-Fasern → Nervenfaser
tungsdienstgesetze den Kristallnadeln sind löslich in heißem Was- Affeø kt m: engl. affect. Kurzzeitige und intensi-
– Einsatz-Planung und -Durchführung: 1. Mit- ser und Ethanol. Aesculin wird verwendet als ve Gefühlsregung wie Freude oder Wut, meist
wirkung an rettungsdienstlicher Bedarfsana- Venenmittel (umstritten), außerdem dient es in mit physiologischem (vegetativem) Korrelat. Als
lyse 2. Koordination der Aktivitäten am Salben als Lichtschutz und in der Bakteriologie psychopathologisch gilt der flache Affekt mit
Rettungsdienst beteiligter Organisationen als Nährbodenzusatz zur Differenzierung von geringer Affektmodulation und trotz äußerer
3.Festlegung von medizinischen Standards Kokken. Anregung verminderter Schwankungsbreite,
für nichtärztliches Rettungsdienstpersonal Aesculus hippocastanum → Rosskastanie außerdem der inadäquate oder unangemessene
4.Festlegung von medizinischer Ausrüstung Ästhesiometrie f: Prüfung bzw. Messung der Affekt mit situativ nicht zur geschilderten Situ-
im Rettungsdienst 5. Entwickung von Strate- Hornhautsensibilität. Sie erfolgt orientierend ation passenden Affektäußerungen.
gien zur Disposition rettungsdienstlicher mit einem ausgezogenen Wattestäbchen, semi- Affeø ktarmut f: engl. blunted affect. Verminde-
Transportmittel quantitativ mit dem Reizhaarset nach Luneau rung der Anzahl erlebter und gezeigter Affek-
– Qualitätsmanagement: 1. Mitwirkung u. a. und quantitativ mit dem elektromechanischen te*, häufig auch gebraucht im Sinne von ge-
an Schwachstellenanalysen 2. Planung er- Ästhesiometer nach Draeger. fühlsarm, wenig emotional, nicht mitfühlend.
forderlicher Korrekturmaßnahmen und Ästhesioneuroblastom → Olfaktoriusneuro- Affeø ktdelikt → Affekthandlung
Wirksamkeitsbeurteilung nach Umsetzung blastom Affeø ktdurchlässigkeit → Affektinkontinenz
3.Festlegung, z. B. von Dokumentationsins- Ästhesioneuroepitheliom n: engl. esthesioneu- Affeø kthandlung f: engl. affective. Handlung
trumenten, Datenanalysen-Methode und roepithelioma. Olfaktoriusneuroblastom* mit aus einer unkontrollierten, intensiven Gemüts-
-Bewertung 4. Festlegung von Qualitätsan- zusätzlichen glandulären Zellelementen. bewegung heraus mit heftiger Entladung eines
forderungen im Rettungsdienst sowie erfor- Äthinylöstradiol → Ethinylestradiol Affektstaus, die auch ohne zugrunde liegende
derlichen qualitätsbessernden Maßnahmen Ätiologie f: engl. etiology. Die im Einzelfall ei- psychische Störung auftreten kann. Eine Affekt-
– Mitwirkung im Rahmen notfallmedizini- ner Erkrankung zugrunde liegende konkrete handlung ist von der individuellen Fähigkeit
scher Fortbildung von ärztlichem und nicht- Ursache, bzw. allgemein die der Entstehung zur Affektregulation im Sinne selbstregulatori-
ärztlichem Rettungsdienstpersonal und Entwicklung einer Erkrankung zugrunde scher Kompetenz abhängig.
– Mitwirkung bei Einsatztauglichkeitskriteri- liegenden Ursachen, Risikofaktoren und krank- Affeø ktinkontinenz f: engl. emotional inconti-
en, Schutzausrüstung im Rettungsdienst haften Regulationsmechanismen. Der Über- nance; syn. Affektdurchlässigkeit. Verminderte
– Überwachung von Hygienevorschriften-Ein- gang zu den verwandten Begriffen Ätiopatho- Beherrschung der Affekte* mit inadäquat star-
haltung genese und Pathogenese* ist fließend. ken Affektäußerungen bereits bei geringfügi-
31 Afterload

gem Auslöser. Die Gefühlsäußerungen ent- fektiver Ansprechbarkeit und flachen Affekten*. Afibrinogenämie f: engl. afibrinogenemia. Feh-
springen v. a. traurigen Vorstellungen und Ge-
danken und können vom Betroffenen nicht aus-
Dabei werden Affektäußerungen unabhängig
von der Situation beibehalten (z. B. bei Depres-
len von Fibrinogen (Faktor I der Blutgerin-
nung*) im Blut.
A
reichend kontrolliert werden. Sie kommt v. a. sion* Verharren in gedrückt pessimistischer Formen:
bei hirnorganischen Erkrankungen vor, z. B. bei Stimmung auch bei freudigen Nachrichten). – Kongenitale Afibrinogenämie (sehr selten):
Demenz*. Vorkommen: Unspezifisches Symptom ver- 1. Ätiologie: autosomal-rezessiv erbliche Mu-
Affeø ktinstabilität f: engl. affective instability. schiedener psychischer Störungen, z. B. tation (Genlocus 4q31.3) im FGA-, FGB- oder
Individuelle Störung der Wahrnehmung und – Affektive Störungen* FGG-Gen mit konsekutiv fehlender oder
Regulation der Affekte*, bei der es zu plötzli- – Schizophrenie* hochgradig verminderter Fibrinogensynthe-
chen Affektausbrüchen, dem Gefühl innerer Af- – organische psychische Störungen. se 2. schwere Hämophilie* im weiteren Sinn
fektlosigkeit oder der fehlenden Affektstabilität Affeø ktstörung f: engl. emotional disturbance. – erworbene Afibrinogenämie infolge: 1. er-
kommt. Sammelbezeichnung für eine deutlich von der höhten Fibrinogenverbrauchs (Hyperfibrino-
Vorkommen: Norm abweichende Veränderung der Ansprech- lyse*, z. B. bei Verbrauchskoagulopathie*)
– Impulskontrollstörungen* barkeit und Äußerung von Affekten*, z. B. Af- 2. unzureichender Fibrinogensynthese (Le-
– Borderline-Persönlichkeitsstörung fektarmut*, Affektinkontinenz*, Affektlabili- berinsuffizienz*).
– Dysthymie* tät*, Affektstarre* und Parathymie*. Im Rahmen Klinik:
– u. a. diagnostischer Einheiten (z. B. Depression, Ma- – Hämorrhagische Diathese*
Affektion f: engl. affliction. Befall durch eine nie) ist die Bezeichnung affektive Störung* ge- – bei kongenitaler Afibrinogenämie häufig int-
Krankheit. bräuchlich. rauteriner Fruchttod
Affektivität f: engl. affectivity. Gesamtheit des Affeø ktverarmung f: engl. affective rigidity. Be- – postnatal verlängerte Nabelschnurblutung
Gefühls- und Gemütslebens mit Stimmungen, zeichnung für den Verlust affektiver Ansprech- – verstärkte Verletzungsblutung und Menstru-
Affekten*, Emotionen* und Trieben*. Sie be- barkeit, affektive Indifferenz, affektive Ver- ation
stimmt die persönliche Tönung des Erlebens, ödung. – auch (Schleim-)Hautblutung sowie spontane
wobei die Grundstimmung das Ausmaß und die Vorkommen: intrazerebrale Blutung
Qualität der Affekte beeinflusst. – Depression* – selten Gelenkblutung.
Affeø ktkrampf, respiratorischer m: engl. – chronische Schizophrenie* Diagnostik:
breath holding spell. Bei Kleinkindern auf emoti- – organische Störungen – Fibrinogen im Plasma fehlend oder nur in
onalen Auslöser hin auftretender funktioneller – u. a. Spuren nachweisbar
Anfall, in der Regel ohne organische Grundlage, Affenpocken f pl: engl. monkey pox. Pocken- – pathologische Blutgerinnungstests (TPZ,
mit typischem Verlauf, d. h. initialem Schrei, ähnliche Zoonose in Zentralafrika mit Lymph- PTZ, PTT)
Atemanhalten, Zyanose* und Bewusstlosigkeit* adenitis, pockenartigem Exanthem und Fieber – bei kongenitaler Afibrinogenämie moleku-
sowie Dauer < 1 min. Therapie ist in der Regel durch das Orthopox-Virus, das in Affen und largenetischer Nachweis.
nicht erforderlich. Ratten vorkommt. Sehr selten wird die Krank- Therapie: Substitution (primär durch Fibrino-
Häufigkeit: Prävalenz: 2–5 %. heit von importierten Affen auf Menschen über- genkonzentrat, sekundär durch Plasmatransfu-
Klinik: Atypischer Verlauf: zyanotische Affekt- tragen. Die Therapie erfolgt symptomatisch. sion).
krämpfe, sog. blue breath-holding spells, mit Die Letalität beträgt 10 %. Die Pockenimpfung Aflatoxine n pl: engl. aflatoxins. Von Aspergil-
langer exspiratorischer Apnoe > 1 min, an de- schützt zu 80 %. lus*-Arten (insbesondere Aspergillus flavus und
nen Kinder versterben können. Auftreten schon aø fferent: engl. toward a center; syn. afferens. Aspergillus parasiticus) gebildete, in höherer
in den ersten Lebensmonaten, assoziiert mit Hinführend, zuführend, Bezeichnung für eine Dosis tierexperimentell letal, in geringerer Do-
pulmonalen oder zentralnervösen Krankheiten. Leitungsrichtung im Nerven- oder Blutsystem, sis toxisch und kanzerogen wirkende Mykotoxi-
Differenzialdiagnosen: z. B. für Nerven, die Erregungen von peripheren ne* (chemisch Cumarinderivate). Natürlich
– Synkope* Sensoren und Rezeptoren zum ZNS leiten. Der kommen mindestens 13 verschiedene Aflatoxi-
– epileptischer Anfall*. Gegensatz zu afferent ist efferent*. ne vor, u. a. Aflatoxin B1, B2, G1, G2, M1 und M2.
Affeø ktlabilität f: engl. affective lability. Schnel- Afferent-Loop-Syndrom → Syndrom der zu- Vorkommen:
les Mitschwingen der Affekte* (infolge gesenk- führenden Schlinge – Aflatoxin B1 (stärkstes Gift der Aflatoxine)
ter Schwelle zur Affektauslösung) auf wechseln- Affinität [Chemie] f: Triebkraft von Ionen, v. a. auf Nüssen, Mandeln, Getreide, Kastani-
de äußere Reize mit charakteristisch raschem Atomen oder Molekülen, untereinander chemi- en, geräuchertem Schinken und daraus her-
Wechsel der Stimmung (z. B. plötzlicher Über- sche Bindungen auszubilden. gestellten Erzeugnissen
gang zwischen Lachen und Weinen), häufig Affinität [Immunologie] f: Bindungsstärke – durch Befall von Futtermitteln Übergang
schwer abzugrenzen von Affektinkontinenz*. zwischen Antikörper (Paratop) und Antigen z. B. in Milch und Milchprodukte; cave: in
Vorkommen: (Epitop) im primären Antigen-Antikörper- Nahrungsmitteln für Verbraucher häufig
– Schizophrenie* Komplex. Die Affinität ist durch die Gleichge- nicht festzustellen (und sehr hitzeresistent).
– bipolare Störung* wichtskonstante für ein gegebenes Ag/Ak-Sys- AFP: Abk. für → Alphafetoprotein
– organische psychische Störung tem messbar. AFP-Bestimmung → Pränataldiagnostik
– u. a. Affinität [Nuklearmedizin] f: Eigenschaft eines Aø fter → Anus
Affeø ktmodulation f: engl. affective modulation. Radiopharmakons, sich entsprechend den che- Afterdepolarization → Erregungsleitungsstö-
Steuernde Einflussnahme auf die Affektivität*. mischen oder biologischen Eigenschaften in be- rung
Affeø ktstarre f: engl. affective flattening. Ver- stimmten Körpergeweben bzw. -organen anzu- Aø fterjucken → Pruritus ani
minderung der affektiven Modulations- und reichern (z. B. knochenaffin). Aø fter, künstlicher → Enterostoma
Schwingungsfähigkeit mit herabgesetzter af- AFI: Abk. für → Amniotic-Fluid-Index Afterload → Nachlast
Afterloading-Verfahren 32

Afterloading-Verfahren n: engl. afterloading Ageø nesis coø rporis callosi → Balkenagenesie (wie somatoformen Störungen, dissoziativen
A technique. Verfahren der interstitiellen und int-
rakavitären Strahlentherapie*, bei dem die
Agenzien n pl: engl. agents. Wirkende Mittel.
Ageusie f: engl. taste blindness. Verlust des Ge-
Störungen oder Artefaktstörungen), deren Cha-
rakteristik in der Divergenz zwischen gezeigten
Strahlenquelle über zuvor platzierte Applikato- schmackempfindens, meist als Begleiterschei- bzw. subjektiv erlebten Beschwerden und den
ren temporär in den Körper eingebracht wird. nung einer Anosmie*, sonst lokal-toxisch oder objektiv nachweisbaren Befunden besteht. Die
Indikationen sind Tumoren in der Kopf-Hals- pharmakologisch bedingt, sehr selten auch bei Ausprägung von Aggravation ist persönlich-
Region, an Ösophagus, Bronchien, Rektum so- histrionischer Persönlichkeitsstörung*. keits- und kulturabhängig unterschiedlich aus-
wie Anal-, Zervix-, Uterus-, Vaginal- und Prosta- Agglutination f: engl. clumping. Durch spezifi- geprägt. Im konkreten Einzelfall können sich
takarzinome, Weichteilsarkome und die Reka- sche oder unspezifische Agglutinine* hervorge- habituelle Verdeutlichungstendenz (Verdeutli-
nalisierung endoluminal stenosierender Tumo- rufene Verklumpung von Zellen (Erythro-, Leu- chung) und situationsspezifische Aggravation
ren und anderer Prozesse. ko-, Thrombozyten, Bakterien) oder antigentra- überlagern.
Prinzip: Einlegen eines oder mehrerer, leerer, genden Partikeln (z. B. Latex-, Polystyrolparti- Aggregations-Hemmer → Thrombozyten-Ag-
schlauchförmiger Applikatoren in den zu be- kel). Konglutination meint die Agglutination gregationshemmer
strahlenden Körperteil und anschließend auto- von Erythrozyten unter Beteiligung von Kon- Aggression f: Gegen Personen oder Dinge ge-
matisches Einbringen des Radionuklids (meist glutininen, z. B. als komplementverbrauchende richtetes Verhalten unter Zufügen physischer
192
Iridium). Durch schrittweise Fortbewegung Konglutinationsreaktion. oder psychischer Gewalt, z. B. bei Angst oder
der Strahlenquelle erfolgt eine gezielte Bestrah- Agglutinationsreaktion f: engl. agglutination drohendem Machtverlust, das sowohl genetisch
lung des Tumors mit geringer Belastung des test. Zu einer Agglutination* führende Anti- angelegt als auch reaktiv auslösbar ist.
umliegenden Gewebes bei gegenüber der Bra- gen*-Antikörper-Reaktion. Formen:
chytherapie* mit Radium erheblich verbesser- Agglutinine n pl: engl. agglutinins. Substanzen – Autoaggression*: 1. gegen sich selbst gerich-
tem Strahlenschutz für das beteiligte Personal. mit der Fähigkeit, korpuskuläre Antigene oder tet, z. B. Selbstverletzung* (siehe auch Selbst-
AGA: Abk. für engl. appropriate for gestational an eine feste Phase gebundene Antigene zu ver- gefährdung*) 2. ggf. auch somatisch bedingt,
age → Neugeborenes klumpen (Agglutination*). Sie werden eingeteilt z. B. bei Lesch-Nyhan-Syndrom
Agalaktie f: engl. agalactia; syn. Alaktie. Kom- in spezifische (agglutinierende Antikörper*) – Fremdaggression*: 1. gegen andere Lebewe-
plettes Fehlen der Milchproduktion und der Se- und unspezifische (Lektine) Agglutinine. sen oder Dinge gerichtet (siehe auch Fremd-
kretion in der Stillzeit. Eine Agalaktie ist insge- Aggravation [Verschlimmerung]: Zunahme gefährdung*) 2. Vorkommen: normalpsycho-
samt sehr selten. Sie kann bei Anlagestörungen des Schweregrads eines Symptoms oder einer logisch als situativ angemessenes Phänomen,
der Brustdrüsen auftreten oder bei hormonellen Krankheit (siehe Exazerbation*). psychopathologisch bis zu massiver Fremd-
Störungen in der Hypothalamus-Hypophysen- Aggravation [Exaggeration, Simulation] f: Un- aggression mit Tötung anderer Menschen.
Achse (z. B. beim Sheehan*-Syndrom). Bei feh- angemessen übertriebene, unter Umständen AG Infektionsschutz f: Abk. ALOG. Arbeits-
lendem Saugreiz kann eine temporäre Agalaktie zweckgerichtete Präsentation von Schmerzen, gruppe der Arbeitsgemeinschaft der Obersten
entstehen. Symptomen oder Einschränkungen (z. B. Bewe- Landesgesundheitsbehörden zur Verbesserung
Agammaglobulinämie f: engl. agammaglobu- gungs- oder Leistungseinschränkungen) durch des Schutzes vor übertragbaren Krankheiten*.
linemia. (Weitgehendes) Fehlen der Gammaglo- den Patienten. Aging Male: Alterung des Mannes in all ihren
buline* im Blut. Verdachtsfälle: Verdacht auf Aggravation* im medizinischen, psychologischen und sozialen
Agammaglobulinämie, X-chromosomale → Sinne eines Täuschungsphänomens liegt vor, Aspekten. Die Altersveränderungen betreffen
Bruton-Agammaglobulinämie wenn: kognitive Funktionen, psychische Verfassung,
Aganglionose f: engl. aganglionosis. Aplasie der – Aus Sicht des Gutachters oder Diagnostikers Beweglichkeit, Trainingszustand, Frailty („Ge-
intramuralen Ganglienzellen des Plexus sub- eine erhebliche Diskrepanz zwischen den ge- brechlichkeit“), Ernährung (Gewichtsredukti-
mucosus (Meissner*-Plexus) und des Plexus my- schilderten psychischen oder körperlichen on, Adipositas), metabolisches Syndrom, inter-
entericus (Auerbach*-Plexus), immer im Ano- Symptomen und dem gezeigten Verhalten nistische Erkrankungen (Herz-Kreislauf, Diabe-
rektum, mit unterschiedlicher Ausdehnung in sowie den objektiven Untersuchungsbefun- tes* mellitus, Stoffwechsel), urologische Erkran-
abnehmender Häufigkeit nach proximal, selten den einschließlich der Anamnese besteht kungen und Sexualfunktionen, endokrine Stö-
im gesamten Kolon. Sie ist die histopathologi- – intensive Schmerzen angegeben werden, de- rungen sowie dermatologische Veränderungen
sche Ursache der Hirschsprung-Krankheit und ren Charakterisierung jedoch vage bleibt (beispielsweise Haarwuchs).
des Zuelzer*-Wilson-Syndroms. – keine medizinische Behandlung in Anspruch Agitiertheit f: engl. agitation. Zustand psycho-
Klinik: Dauerkontraktion betroffener Darmab- genommen wird motorischer Unruhe, bei der affektive Erregung
schnitte infolge sekundärer Hyperplasie prä- – demonstrativ vorgetragene Klagen auf den unkontrolliert in Bewegung umgesetzt wird,
ganglionärer, parasympathischer Nervenfasern Sachverständigen unglaubwürdig wirken z. B. als gesteigerter Bewegungsdrang oder Zit-
mit erhöhter Aktivität der Acetylcholinesterase – schwere Einschränkungen im Alltag behaup- tern und Gefühl des Getriebenseins. Agitiert-
in der Lamina propria mucosae und der Muscu- tet werden, das psychosoziale Umfeld jedoch heit findet sich bei agitierter Depression*, De-
laris mucosae. Sie führt zu Obstipation bis hin weitgehend intakt ist. lir*, Katatonie* und Angststörungen*.
zu toxischem Megakolon und Ileus. Sozialmedizinische Bedeutung: Die Abgren- Agnathie f: engl. agnathia. Fehlen des Ober-
Agardilutionstest → Antibiogramm zung auf Aggravation beruhender von objekti- oder Unterkiefers. Sie tritt z. B. als mandibuläre
Agenesie f: engl. agenesis. Vollständiges Fehlen vierbaren, krankheitswertigen Einschränkun- Agnathie oder schwere Hypognathie im Zusam-
einer Gewebe- oder Organanlage als früheste gen bzw. Symptomen wird insbesondere im Zu- menhang mit anderen Fehlbildungen (Fehlbil-
und schwerste Form einer Hemmungsfehlbil- sammenhang mit Entscheidungen über Sozial- dungssyndrom) auf.
dung*. Beispiele sind Agenesie des Vermis cere- leistungen bzw. Versicherungsleistungen im Agni casti fructus → Mönchspfeffer
belli (Vermisagenesie) oder Agenesie des Corpus weitesten Sinne relevant. Problematisch ist die Agnosie f: engl. agnosia. Störung des Erken-
callosum (Balkenagenesie*). Abgrenzung zu krankheitswertigen Störungen nens, die nicht durch Demenz*, Aphasie* oder
33 Agrammatismus

Störung der elementaren Wahrnehmung verur- Agonadiøsmus m: engl. agonadism. Fehlen oder gigkeit (v. a. Frauen) bzw. Alkoholabhängig-
sacht ist. Oft findet sich ein Funktionswandel
(Senkung der Wahrnehmungsschwelle) des be-
vollständige Funktionslosigkeit der Gonaden,
sowohl der Testes als auch der Ovarien, anlage-
keit (v. a. Männer).
Formen:
A
treffenden Sinnesorgans. Als Form der Lei- bedingt oder sekundär z. B. durch bereits intra- – Agoraphobie mit Panikstörung*: zusätzlich
tungsstörung erfolgt die Diagnosestellung mit uterine Hoden- oder Ovarientorsionen. Agona- (anamnestisch oder aktuell) Panikanfälle
ENG. dismus kommt eigenständig oder als Teil einer – Agoraphobie ohne Panikstörung: zu keinem
Formen: übergeordneten Erkrankung vor. Zeitpunkt Panikanfälle (seltener), sondern
– Akustische Agnosie: 1. sensorische Hör- Formen: panische Vermeidung aus anderen Gründen
stummheit, sog. Seelen- oder Worttaubheit: – Agonadismus mit multiplen inneren Fehlbil- (z. B. Angst vor plötzlicher Diarrhö).
Geräusche oder Töne werden gehört, in ih- dungen: 1. 46,XY- oder 46,XX-Karyotyp: Ätiologie: Nicht abschließend geklärt.
rem Zusammenhang (z. B. als Melodie oder Agonadismus mit pulmonaler Hypoplasie, – Vermutlich liegt eine Störung der multifak-
Tierstimme) jedoch nicht erkannt 2. Vorkom- Hypoplasie der Pulmonalarterie, Omphalo- toriell beeinflussten Balance zwischen Patho-
men v. a. bei Schädigung im Bereich der hin- zele*, Zwerchfellhernie, Dextrokardie* 2. genese (prädisponierende, auslösende und
teren Schläfenlappen (Heschl-Windungen) 46,XY-Karyotyp: Agonadismus mit renaler aufrechterhaltende Faktoren) und Salutoge-
– visuelle Agnosie, sog. Seelenblindheit oder Agenesie, Omphalozele, Malrotation* des Ko- nese (protektive und gesundheitsfördernde
visuelle Amnesie: 1. trotz normaler Sehleis- lons, Kleinwuchs, Hypodontie, kurzem Hals, Faktoren) zugrunde.
tung werden visuelle Reize nicht wahrge- Skoliose, Hüftdysplasie, geistiger Retardie- – Familiäre Häufung ist gut belegt, der relative
nommen 2. Vorkommen v. a. bei Schädigung rung und weiblichem äußeren Genitale Anteil von genetischen, epigenetischen und
im Bereich der sekundären Sehrinde des Ok- – Vanishing-Testis-Syndrom mit Agonadis- Umweltfaktoren ist jedoch noch unklar.
zipitallappens 3. Formen: I. Simultanagnosie mus, syn. XY-gonadale Dys- oder Agenesie, – Von Bedeutung für den Angsterwerb sind zu-
als visuelle Aufmerksamkeitsstörung* mit familiäre Anorchie. dem Angstkonditionierung und Modelller-
massiver Einengung der visuellen Aufmerk- Agonie f: engl. agony. Sterbephase, Vorstadium nen auf der Basis genetisch vorbereiteter
samkeit auf unzusammenhängende Einzel- des Exitus letalis mit reduzierten Körperfunkti- Reiz-Reaktions-Verbindungen (Prepared-
aspekte, sodass komplexe Bilder oder Szenen onen und verändertem Bewusstsein. ness) sowie die operante Verstärkung des Ver-
nicht mehr im Ganzen erfasst werden kön- Agoniøst [Biochemie] m: Substanz (körpereigen meidungsverhaltens durch Angstreduktion
nen (Vorkommen u. a. bei Balint*-Syndrom) oder körperfremd), die mit einem Rezeptor* in (negative Verstärkung).
II. visuelle Objektagnosie, bei der Gegenstän- Wechselwirkung tritt und dadurch eine be- Klinik: Es werden mehrere (ggf. verschiedene)
de oder Personen nicht vom Hintergrund ab- stimmte pharmakologische Wirkung hervor- Situationen vermieden und die zentralen Be-
gegrenzt werden können III. Farbagnosie ruft. Ein Agonist besitzt sowohl Affinität* als fürchtungen betreffen v. a. die Panikanfälle
(amnestische Farbenblindheit), bei der wahr- auch intrinsische Aktivität am Rezeptor. Ago- bzw. deren katastrophale Folgen. In schweren
genommene Farben nicht erkannt werden nisten werden auch als Mimetika bezeichnet. Fällen wird jede Mobilität vermieden (Betroffe-
IV. Sonderformen: bei Prosopagnosie kann Agoniøst [Motorik] m: Für eine bestimmte Be- ne halten sich nur zu Hause auf; häufig Berufs-
ein Gesicht zwar als solches, jedoch nicht als wegung zuständiger Muskel. Der Agonist löst unfähigkeit). Selten können gefürchtete Situati-
das einer bestimmten Person erkannt wer- eine Bewegung aus, die einem Antagonisten* onen unter extremer Angst ertragen werden.
den; Raumagnosie als Unfähigkeit, Gegen- entgegengesetzt ist. Oft verschwindet die Angst* bei Begleitung
stände räumlich wahrzunehmen Agoraphobie f: engl. agoraphobia. Phobie*, bei durch Vertrauenspersonen (z. B. Partner, Thera-
– Autotopagnosie: 1. Unfähigkeit, bei erhalte- der aus Angst vor Angstsymptomen bzw. Panik- peut, Arzt).
ner Oberflächensensibilität Hautreize am ei- anfällen vermieden wird, sich auf öffentlichen Diagnostik: Strukturierte Interviews (z. B. DIPS,
genen Körper richtig zu lokalisieren, z. B. ei- Straßen und Plätzen oder in Menschenmengen Strukturiertes Klinisches Interview für DSM-IV)
gene Körperteile (wie Finger) zu benennen aufzuhalten, öffentliche Verkehrsmittel zu be- und klinische Fragebögen (z. B. Mobilitäts-In-
und/oder im Raum zu orientieren 2. v. a. bei nutzen oder schützenden Raum (Wohnung) zu ventar).
Läsionen des linken Parietallappens 3. häufig verlassen. Behandelt wird verhaltenstherapeu- Differenzialdiagnosen:
in Verbindung mit einer Aphasie tisch und ggf. pharmakologisch. – Soziale Phobie*: einzelne Situationen werden
– Stereoagnosie oder taktile Agnosie: 1. sog. Epidemiologie: vermieden bzw. gefürchtet aus Angst vor ne-
Tastlähmung oder Tastblindheit: Unvermö- – Lebenszeitprävalenz ca. 5 % der Erwachse- gativer Bewertung durch Andere
gen, trotz erhaltener epikritischer und Tie- nenbevölkerung (einschließlich Panikstö- – spezifische Phobie*: einzelne Situationen
fensensibilität ohne Sichtkontrolle Gegen- rung mit Agoraphobie) werden aufgrund der unmittelbar vom pho-
stände durch Tasten zu erkennen 2. Vorkom- – Agoraphobie ist meist Folge einer Panikstö- bischen Objekt ausgehenden Gefahren (z. B.
men bei zerebraler Schädigung, aber auch bei rung*, wobei im Lauf der Zeit die Panikanfäl- Flugzeugabsturz) vermieden bzw. gefürch-
Läsionen des Hinterstrangs* im Halsmarkbe- le völlig verschwinden können tet.
reich. – deutlich mehr Frauen betroffen Therapie:
Agomelatin n: engl. agomelatine. Antidepressi- – höhere Prävalenz außerdem bei Patienten – Verhaltenstherapie* (v. a. Konfrontation*,
vum, das mit Melatonin* verwandt ist und den medizinischer Einrichtungen, v. a. HNO, langfristige Wirksamkeit nachgewiesen)
Tag-Nacht-Rhythmus beeinflusst. Nebenwir- Kardiologie und Neurologie; es besteht aus- – ggf. auch: 1. kognitive Therapien* 2. pharma-
kungen sind Schwindel und Müdigkeit, die geprägtes Hilfesuchverhalten kologische Therapie mit trizyklischen Anti-
Einnahme der Tabletten sollte daher zur Nacht – gehäuftes Auftreten im jungen Erwachsenen- depressiva* oder selektiven Serotonin-Wie-
erfolgen. Wichtig ist eine regelmäßige Kontrol- alter deraufnahme-Hemmern.
le der Leberwerte, da Agomelatin hepatotoxisch – Verlauf meist chronisch fluktuierend mit Agrafie → Dysgrafie
wirken kann. Wechselwirkungen mit Ciproflo- ausgeprägter Komorbidität bei Angststörun- Agrammatiøsmus m: engl. agrammatism. Nach
xacin* sollten beachtet werden. gen, Depressionen und Arzneimittelabhän- abgeschlossener Sprachentwicklung in der
Agranulozytose 34

Spontansprache auftretende Störung bei der Diagnostik: AICD: Abk. für engl. automatic implantable
A Bildung von Sätzen, die durch das Fehlen syn-
taktisch-grammatikalischer Strukturen gekenn-
– Hämatologisch: Leukopenie (< 1000/mm3)
mit weitgehendem oder völligem Fehlen der
cardioverter-defibrillator → Kardioverter-De-
fibrillator, implantierbarer
zeichnet ist und bei Aphasie* und Schizophre- Granulozyten, evtl. Anämie und Verminde- AID: Abk. für engl. artificial insemination do-
nie* auftreten kann. Behandelt wird mit Sprach- rung der Thrombozyten nor → Insemination
therapie. – im Knochenmark isolierte Störung der Gra- AID-Defizieø nz → Hyper-IgM-Syndrom
Klinik: nulozytopoese bis zur Aplasie in Abhängig- AIDP: Abk. für engl. acute inflammatory demy-
– Einfache, unvollständige Sätze mit verein- keit vom Reifegrad der geschädigten Vorläu- elinating polyneuropathy → Guillain-Barré-
fachter Syntax (Ein- oder Zwei-Wort-Sätze) ferzelle Syndrom
– Auslassung von Funktionswörtern (z. B. Arti- – das sog. Promyelozytenmark (deutliche Erhö- AIDS: engl. acquired immune(o) deficiency syn-
kel, Pronomen und Präpositionen) hung des Anteils der Promyelozyten im Kno- drome. Erstmals 1981 beschriebenes Krankheits-
– wenige oder fehlende Flexionsformen (z. B. chenmark) ist Ausdruck der bereits regenerie- bild, ausgelöst durch neuro- und lymphotrope
Verben meist in der infiniten Form) renden Granulozytopoese; die Regenerati- Viren HIV-1 und HIV-2. Es resultiert eine ausge-
– bei schwerem Agrammatismus ggf. Tele- onsdauer korreliert mit dem Ausmaß der prägte zelluläre Immunschwäche mit rezidivie-
grammstil mit Aneinanderreihung von In- Schädigung. renden Infektionskrankheiten (Infektionen mit
haltswörtern (Nomen und Verben). Therapie: opportunistischen Erregern und Parasiten*) so-
Therapie: – Sofortiges Absetzen der auslösenden Arznei- wie spezifischen Malignomen wie Kaposi*-Sar-
– Ansätze zum Wiedererwerb grammatischer mittel kom und Lymphomen. AIDS entspricht dem
Strukturen – bei Infektion antimikrobielle Therapie klinischen Stadium C der HIV*-Erkrankung
– bei schwerem Agrammatismus Versuch, – evtl. G-CSF (Abk. für engl. granulocyte colo- (CDC-Klassifikation).
durch bewusst eingesetzte reduzierte Satz- ny stimulating factor; siehe auch colony sti- AIDS-Demeø nz → HIV-Enzephalopathie
strukturen maximale Informationsvermitt- mulating factor). AIDS-Phobie f: engl. AIDS phobia. Mit heftigen
lung zu erreichen. Agranulozytose, infantile → Kostmann-Syn- Angstreaktionen, Vermeidungs- und Sicher-
Agranulozytose f: engl. agranulocytosis. Hoch- drom heitsverhalten einhergehende Form der hypo-
gradige Granulozytopenie* mit entsprechender Agrypnie → Insomnie chondrischen Störung* oder Zwangsstörung*
Immundefizienz und Bedrohung durch häufig AGS: Abk. für Adrenogenitales Syndrom → (kein eigenständiges Störungsbild). Betroffene
lebensbedrohliche, meist bakterielle Infektio- Syndrom, adrenogenitales sind entweder davon überzeugt, mit HIV infi-
nen. Nach Absetzen der auslösenden Noxe Ah [Blutgruppensysteme]: Blutgruppe Ah, sie- ziert zu sein, oder befürchten eine Ansteckung.
erholt sich die Hämatopoese innerhalb von he Para*-Bombay-Blutgruppen. Formen:
1–2 Wochen. Unter adäquater supportiver AHF: Abk. für Antihämophiliefaktor → Globu- – Bei hypochondrischer Störung: unkorrigier-
Therapie besteht eine deutlich verbesserte Prog- lin, antihämophiles bare Auffassung der Betroffenen, mit HIV*
nose im Vergleich zum früher häufig letalen AHG: Abk. für Antihämophiles Globulin → infiziert oder an AIDS* erkrankt zu sein, in
Verlauf. Globulin, antihämophiles der Regel keine Änderung des Zustandsbil-
Formen: AH-Intervaø ll → EKG, intrakardiales des durch (wiederholte) negative Testergeb-
– Dosisunabhängige, auf einem Immunmecha- Ahlbäck-Krankheit f: engl. Ahlbäck’s disease. nisse
nismus beruhende Schädigung der neutro- Form der aseptischen Knochennekrose des Er- – bei Zwangsstörung: lediglich Furcht vor An-
philen Granulozyten oder der Knochenmark- wachsenenalters am medialen Femurkondylus. steckung, einhergehend mit Zwangsverhal-
vorläuferzellen durch bestimmte Arzneimit- Aseptische Knochennekrosen* (Abb. dort). ten (z. B. ritualisiertes Desinfizieren) zur Ab-
tel: 1. z. B. bei Einnahme von Analgetika, Se- Ahlfeld-Zeichen Typ 1: engl. Ahlfeld’s sign. Ei- wehr der befürchteten Gefahr, nicht aber
dativa, Antidiabetika, Antibiotika, Diuretika, nes der Nabelschnurzeichen, um nach der Ge- Überzeugung, bereits erkrankt zu sein.
Goldpräparaten 2. mit plötzlichem Beginn burt des Kindes die spontane Plazentalösung er- Therapie: Entsprechend der individuell zugrun-
im Anschluss an die Arzneimitteleinnahme kennen zu können. Nach der Abnabelung des de liegenden Störung.
und selektiver Schädigung der Granulozyto- Kindes wird eine Klemme auf Höhe der Vulva AIDS-Related Complex: Abk. ARC. Krank-
poese* 3. Rediziv bei erneuter Exposition an der Nabelschnur angelegt. Bei Lösung der heitsbild, das auf einem durch HIV bedingten
– dosisabhängige toxische Schädigung der Plazenta wandert diese Klemme um bis zu Immundefekt beruht und der Erkrankung an
Knochenmarkvorläuferzellen: 1. z. B. durch 10 cm tiefer. AIDS zeitlich vorausgehen kann. Die Bezeich-
Phenothiazine, Thiamazol 2. mit schleichen- Ahlfeld-Zeichen Typ 2 n: engl. Ahlfeld’s sign. nung ist nicht mehr gebräuchlich und durch
dem Beginn nach meist mehrwöchiger The- Eines der unsicheren, klinischen Schwanger- Kategorie B der CDC-Klassifikation der HIV*-
rapiedauer und kontinuierlichem Abfall der schaftszeichen. Bei der bimanuellen vaginalen Erkrankung ersetzt worden.
Leukozyten-, meist auch der Erythrozyten- Untersuchung kann die Konsistenz der Gebär- AIH: Abk. für Autoimmunhepatitis → Hepati-
und Thrombozytenzahl. mutter getastet werden. Diese ändert sich in der tis, autoimmune
Klinik: Frühschwangerschaft durch spürbare Kontrak- AIH: Abk. für artificial insemination husband
– Schwere bakterielle Infektion mit Fieber tionen. Die unsicheren Schwangerschaftszei- → Insemination
– schweres Krankheitsgefühl, Schüttelfrost chen sind heute durch den Ultraschall weitge- AIMS65-Score: Score* aus 5 Risikofaktoren bei
und Tachykardie hend abgelöst. oberer gastrointestinaler Blutung* (z. B. Öso-
– Schleimhautnekrosen (Rachen, Tonsillen, Ahumada-Syndrom → Galaktorrhö-Amenor- phagusvarizenblutung*). Diese Risikofaktoren
Anal- und Genitalbereich) mit lokalen rhö-Syndrom sind mit erhöhter Mortalität assoziiert, nach
Lymphknotenschwellungen AI: Abk. für → Aortenklappeninsuffizienz Saltzman et al. (A: Albumin < 3 g/dl; I: INR
– evtl. Nekrosen im Bereich des Respirations- > 1,5; M: mental status; S: systolic blood pressu-
und Gastrointestinaltrakts. re ≤ 90 mmHg; Patientenalter > 65 Jahre).
35 Akalkulie

AINS: Akronym für Anästhesiologie, Intensiv- Air Trapping: Kompression der kleinen Atem- ggf. eine Vergrößerung der funktionellen Resi-
medizin, Notfallmedizin, Schmerztherapie als
die 4 Säulen des medizinischen Fachgebietes
wege (Bronchialkollaps) durch eine starke Erhö-
hung des intrathorakalen Drucks bei forcierter
dualkapazität nach sich ziehen (Lungenvolu-
mina*).
A
der Anästhesiologie. Exspiration, wodurch distal der komprimierten Vorkommen:
AION: Abk. für → Optikusneuropathie, ante- Bronchien bzw. Bronchiolen Luft in den Alveo- – Obstruktive Atemwegserkrankung*
riore ischämische len eingeschlossen bleibt (sog. trapped air). – Bei älteren Menschen bereits bei normaler
AIP: Abk. für → Autoimmunpankreatitis Beschreibung: Im engeren Sinn pathophysiolo- Exspiration.
Air-Bloc-Teø chnik → Sklerotherapie gische Bezeichnung für dynamische Hyperin- Diagnostik:
Air-Fluidised-Bett n: engl. air-fluidised bed; syn. flation im Sinne einer dynamischen Lungen- – Röntgenologisch umschriebene Aufhellung
Fluidisationsbett. Spezialbett zur Therapie von überblähung (bei Obstruktion: siehe Abb. 1 und umschriebener Lungenbezirke (Darstellung
Dekubitus*- oder anderen großen Wundflä- siehe Ventilationsstörungen*, Abb. dort). Bei bei Aufnahme in maximaler Exspirations-
chen, Hauttransplantaten oder großflächigen forcierter Exspiration ist der Druck im Pleura- stellung)
Verbrennungen. Der Patient schwebt auf Mik- spalt positiv und verteilt sich gleichmäßig im – CT (siehe Abb. 2).
roglaskugeln, die durch ein Gebläse aufgewir- Lungenparenchym. Entlang der Atemwege, von Airway Breathing Circulation Disability Ex-
belt werden. Dadurch wird der Auflagedruck den Alveolen bis zur Außenluft, nimmt der posure and Environmental Control: Abk.
unter die Kapillardruckschwelle gesenkt. Druck kontinuierlich ab. Proximal des Punktes, ABCDE. Nach Priorität geordnetes Schema zur
Siehe Abb. an dem der Druck im Parenchym und der Druck strukturierten Beurteilung und Versorgung von
Vorteile: innerhalb der Atemwege gleich groß sind (sog. Patienten bei Trauma.
– Optimale Druckverteilung durch Anpassung equal pressure point), übersteigt der peribron- Prinzip:
an den Körper, Reduktion von Druckschmerz chiale den intrabronchialen Druck. Bei Lungen- – Anwendung mit Fokus auf vitaler Dringlich-
– optimale Bedingungen für die Wundheilung gesunden liegt der equal pressure point im keit (prehospital trauma life support, Abk.
– Bildung feuchter Kammern wird verhindert Bereich der begrenzt komprimierbaren Seg- PHTLS) zur schnellen Erstbeurteilung und
durch Laken aus wasserabweisendem, semi- mentbronchien, bei einer obstruktiven Ventila- -versorgung (sog. primary survey, Primär-
permeablem Material tionsstörung z. B. dagegen auf der Ebene der check; ≤ 5 s)
– alle Flüssigkeiten (z. B. Exsudate) laufen in Bronchiolen, die folglich kollabieren. Das kann – gefolgt von detaillierter Beurteilung und
ein keimreduzierendes Auffangsystem ab Versorgung (sog. secondary survey, Sekun-
– Wärme des Luftstroms ist regulierbar. därcheck) ≤ 5 min mit dem Ziel der Präventi-
Nachteile: on von Sekundärschäden: 1. erneute Eva-
– Ausschließlich flache Lagerung möglich luation nach Stabilisierung der Vitalfunktio-
– Eigenbewegung kaum möglich, dadurch Ge- nen (nach ABCDE-Schema) 2. Einleitung er-
fahr der Beeinträchtigung des Körpersche- weiterter essenzieller Versorgungsmaßnah-
mas men.
– Geräuschentwicklung durch das motorbe- Airway Cast → Fontan-Operation
triebene Gebläse Airway Cast → Fremdkörperaspiration
– nicht geeignet für Patienten mit einer Kör- Airway Cast → Inhalationstrauma, thermi-
perlänge > 1,80 m und/oder einem Gewicht sches
> 120 kg. Airway-Risk-Iøndex m: Score zur Prädiktion ei-
ner schwierigen Intubation bzw. Laryngosko-
pie, der nach El-Ganzouri (1996) rechnerisch er-
mittelt wird. Dazu dienen der sog. Einfache
Air Trapping Abb. 1: Spirogramm mit air trapping Risk-Index (0–12 Punkte) sowie der Multifak-
bei respiratorischer Obstruktion, FEV1: Einsekunden- torindex (0–48 Punkte). Die Punktsumme er-
kapazität (Sekundenkapazität), FVC: forcierte Vital- gibt den Airway-Risk-Index, wobei der cut-off
kapazität (Lungenvolumina). bei 4 bzw. 11 Punkten liegt.
AIS: Abk. für → Abbreviated Injury Scale
AIS: Abk. für → Amnioninfektionssyndrom
AIS: Abk. für Arztinformationssystem → Pra-
xisverwaltungssystem
Ajellomyces capsulatus m: Teleomorphe (se-
xuell reproduzierende) Form des anamorphen
Air-Fluidised-Bett [90]
(asexuell reproduzierenden) Pilzes Histoplasma
capsulatum var. capsulatum und Erreger der
Airport-Malaria f: engl. airport malaria. Seltener Histoplasmose*.
Übertragungsweg der Malaria* bei Personen, Ajellomyces dermatiøtidis m: engl. Ajellomyces
die an internationalen Flughäfen arbeiten oder dermatidis. Sexuelle Form des Pilzes Blastomy-
wohnen, wo Malaria nicht endemisch ist. Die ces* dermatitidis und Erreger der nordamerika-
Übertragung des häufigsten Erregers, Plasmo- nischen Blastomykose*.
dium* falciparum, erfolgt durch Anopheles- Ak: Abk. für → Antikörper
Mücken, die in Flugzeugen mitreisen und bei Air Trapping Abb. 2: pulmonale Überblähung Akalkulie f: engl. acalculia. Erworbene Störung
Wärme in der Nähe des Flughafens überleben. (peripher) im CT-Thorax. [231] im Umgang mit Zahlen nach primär intaktem
Akanth- 36

Erwerb der Zahlenverarbeitung und des Rech- AkantholyXse f: engl. acantholysis. Lösung des 3. Befall auch der Handteller, Fußsohlen und
A nens bei intakter Intelligenz. Ursache sind neu-
rologische Störungen (wie Schlaganfall*), z. B.
interzellulären Verbands der Keratinozyten im
Stratum spinosum der Epidermis*. Eine Akan-
Mundschleimhaut sowie Rückbildung nach
Entfernung des Tumors.
bei umschriebener Hirnschädigung (meist lin- tholyse ist histologisch allein meist nicht patho- Diagnostik:
ker Temporallappen, nahe dem Sulcus lateralis gnomisch für eine bestimmte Erkrankung. Sie – Anamnese
cerebri). Behandelt wird mit neuropsychologi- kommt vor bei Pemphigus* vulgaris, transitori- – labordiagnostische Bestimmung von: 1. Blut-
scher Therapie* und/oder Sprachtherapie. scher akantholytischer Dermatose und Darier*- zucker 2. CEA 3. Alphafetoprotein*
Ätiologie: Krankheit. – röntgenologische und endoskopische Unter-
– Links temporoparietale Läsion mit Alexie Akanthom n: engl. acanthoma. Benigner Tu- suchung des Gastrointestinaltrakts
und Agrafie von Zahlen mor aus Keratinozyten der Haut. – Laparotomie
– rechts parietale Läsion mit räumlicher Akal- Akanthoma fissuratum → Granuloma fissu- – Bronchoskopie.
kulie ratum Therapie: Behandlung der zugrunde liegenden
– Läsion im bilateralen inferiorparietalen Kor- Akanthose f: engl. acanthosis. Erhöhte Anzahl Erkrankung sowie symptomatisch mit Retinoi-
tex mit Störungen im Ausführen von Rechen- von Keratinozyten und Verdickung des Stratum den.
operationen (Anarithmetrie). spinosum der Epidermis*. Die Akanthose stellt Akanthozyt m: engl. acanthocytes; syn. Akan-
Klinik: ein nicht pathognomisches Kennzeichen dar thozyten. Erythrozyt mit kleinen, irregulären
– Beeinträchtigung der Verarbeitung von Zah- von mehreren Hauterkrankungen und Syndro- zapfenförmigen Randzacken infolge einer zu
len (Zahlenverständnis, Lesen und Schreiben men, z. B. Akanthosis* nigricans, Psoriasis*, großen Zellmembran in Relation zum Zellvolu-
von Zahlen und regelhaftes Anordnen von Bloom*-Syndrom. men. Ursache ist eine Störung im Phospholipid-
Zahlen) und Rechenzeichen Akanthosis niøgricans f: engl. acanthosis nigri- metabolismus. Im Gegensatz zu den Randza-
– Störungen des Zählens, des mündlichen und cans. Sammelbezeichnung für klinisch ähnliche cken stechapfelförmiger Erythrozyten (siehe
schriftlichen Rechnens und des konzeptuel- Hauterkrankungen unterschiedlicher Ätiologie Stechapelform) sind die Randzacken der Akan-
len mathematischen Wissens mit Hyperpigmentierung und Papillomatose thozyten unterschiedlich groß und ungleich-
– mögliches kombiniertes Auftreten mit Alexie besonders an Achseln, Nacken, Genitoanalbe- mäßig über die Zelle verteilt. Siehe Abb.
und Dysgrafie*. reich, Ellenbeugen und Kniekehlen. Die Akan- Vorkommen:
Diagnostik: Überprüfung aller Verarbeitungs- thosis nigricans ist oft verbunden mit hypertro- – Im Blut u. a. bei Erythrozytenmembrande-
komponenten anhand normierter Testverfah- phen Veränderungen an den Handinnenflächen fekt*, Fettstoffwechselstörung, hepatischer
ren. (sog. tripe palms) durch Überproduktion von oder renaler Insuffizienz
Therapie: Gezieltes neuropsychologisches und/ oder Überempfindlichkeit gegen IGF. Siehe – im Urin bei renaler (glomerulärer) Hämatu-
oder sprachtherapeutisches Training, z. B. ver- Abb. rie* (Mikrohämaturie) als spezielle Form dys-
stärktes systematisches Üben von Faktenwissen Formen: morpher Erythrozyten.
und konzeptueller Wissensaufbau anhand von – Akanthosis nigricans benigna: 1. als UAW
Lösungsstrategien beim Training von Rechen- von Östrogenen, Nikotinsäureester u. a. 2. bei
operationen. verschiedenen endokrinen Störungen, z. B.
Akanth-: Wortteil mit der Bedeutung Stachel, Insulinresistenz 3. als unregelmäßig-domi-
Dorn. nant erbliche Erkrankung oder in Zusam-
Akanthamöben-Keratitis f: engl. acanthamoe- menhang mit anderen Fehlbildungssyndro-
ba keratitis. Primär bei Kontaktlinsenträgern men auftretend: Bloom*-Syndrom, Dysosto-
vorkommende, durch das Protozoon Acanth- sis craniofacialis, Prader-Willi-Syndrom, Lep-
amoeba* verursachte Keratitis*. Typisch ist ein rechaunismus, Berardinelli-Seip-Syndrom.
sehr schmerzhaftes, oft ringförmiges Ulcus* – Akanthosis nigricans maligna: 1. paraneo-
corneae. Die Diagnose erfolgt durch eine Horn- plastisches Syndrom* bei Adenokarzinomen
hautbiopsie. Behandelt wird mit Chlorhexidin- besonders im Bereich des Abdomens (90 %) 2.
oder Propamidin-Augentropfen, ggf. chirur- meist mit der Tumorentwicklung synchron
gisch mit einer Keratoplastik*. Siehe Abb. verlaufendes Auftreten im Erwachsenenalter

Akanthozyt [225]

Akarizide → Pestizide
Akatalasämie f: engl. acatalasemia; syn. Taka-
hara-Krankheit. V. a. in Japan und der Schweiz
beobachtete, autosomal-dominant erbliche En-
zymopathie* mit vollständigem Fehlen von Ka-
talase in Blut und Geweben. Diagnostiziert
wird die Akatalasämie durch Nachweis des Ka-
talasemangels. Blut schäumt bei Zusatz von
H2O2 nicht auf und verfärbt sich schwarzbraun.
Akanthamöben-Keratitis [143] Akanthosis nigricans: Hyperpigmentierung und Definiert eine Form der angeborenen zellulären
Papillomatose. [197] Immundefekte.
37 Akkumulation

Klinik: geeignete optische Hilfsmittel, ausreichende


– Maligne Stomatitis* ulcerosa mit Alveolar-
pyorrhö, progressiver Gangrän der Gingiva
Helligkeit beim Lesen und ggf. durch Behand-
lung der Grunderkrankung.
A
und putridem Zerfall des Peridontiums infol- Formen:
ge fehlender Spaltung des von vergrünenden – Akkommodationsspasmus*: 1. überschießen-
Streptokokken in der Mundhöhle gebildeten de Naheinstellung mit nachfolgender linsen-
Wasserstoffperoxids (H2O2) bedingter Myopie*, Konvergenz*, Miosis*
– evtl. gangräneszierende Prozesse im Bereich und Diplopie* 2. häufig in Verbindung mit
der Tonsillen. Stress*, bei neurovegetativ empfindlichen Pa-
Therapie: Zahnextraktion führt meist zur Ab- tienten und als Spannungsmyopie bei Schul-
heilung der nekrotischen Prozesse. kindern
Akinese f: engl. akinesia. Herabgesetzte oder Akkommodation [Auge] Abb. 1: Anpassung des – Akkommodationslähmung*, z. B. bei Okulo-
fehlende Bewegung von Rumpf, Extremitäten Brechwerts. motoriusschädigung, Commotio* cerebri,
sowie Gesichtsmuskulatur (fehlende unbewuss- Hyperthyreose*, Epilepsie*, Hirndrucksteige-
te Mitbewegung der Arme beim Gehen, seltener rung*, Botulismus oder Diphtherie
Lidschlag, Maskengesicht*), im engeren Sinn – juvenile Akkommodationsschwäche (Hypo-
vollständiges Fehlen von Bewegungen, auch akkommodation) infolge zu geringer Inner-
Schluck- und Sprechbewegungen, bei erhalte- vation des Ziliarmuskels
nen Blickbewegungen bei Parkinson-Syndrom, – akkommodative Esotropie (Strabismus*, Ein-
Wilson-Krankheit, hypokinetisch-rigider Form wärtsschielen) meist zusammen mit Hyper-
der Chorea Huntington und Multisystematro- opie*
phie. – Presbyopie* (Alterssichtigkeit).
Akinesie f: engl. akinesia. Myokardiale (regio- Akkommodationstrias → Konvergenzreak-
nale) Wandbewegungsstörung mit fehlender tion
systolischer Bewegung in der Herzwand, z. B. Akkumulation f: engl. accumulation. Häufung
bei KHK, Herzinfarkt* oder Herzwandaneurys- oder Ansammlung von Substanzen, beispiels-
ma*. Der Nachweis erfolgt durch Echokardio- weise bei Mehrfachapplikation von Medika-
grafie*. menten, Stoffwechselanomalien oder im Sinne
Akkommodation [Auge] Abb. 2: Funktion des
Akinesie, fetale f: engl. fetal akinesia. Völliges von Bioakkumulation und Geoakkumulation
Ziliarmuskels.
Fehlen oder zumindest erhebliche Verminde- durch erhöhte Aufnahme.
rung von fetalen Bewegungen. Mögliche Ursa- Formen:
chen sind chromosomale Störungen, neuromus- – Häufung von Zwischenprodukten bei Stoff-
kuläre Erkrankungen, zerebrospinale Erkran- einstellung im Nahbereich, siehe Abb. 2). Die wechselanomalien
kungen und exogene Noxen wie Medikamente Akkommodationsbreite (Akkommodationsver- – Anreicherung einer chemischen Substanz in
oder Alkohol. mögen) beträgt z. B. mit 10 Jahren 12 dpt, mit lebenden Organismen über Umweltmedien
Akinospermie → Nekrozoospermie 30 Jahren 7,5 dpt, mit 60 Jahren 0 dpt, evtl. in- oder die Nahrung in Mensch (insbesondere
Akkommodation [Pathologie] f: Summe aller folge zunehmender Sklerosierung der Linse. im Fettgewebe), Tier oder Pflanze (Bioakku-
der Zellmembrandepolarisation entgegenge- Akkommodationslähmung f: engl. paralysis of mulation) oder anderen Umweltbereichen
richteten Prozesse, welche abhängig von der accommodation. Teilweiser, selten vollständiger (Geoakkumulation) kann zu systemischen
Spannungsänderung pro Zeiteinheit dU/dt ist. Ausfall des optosensorischen Regelvorgangs der Wirkungen auf den Organismus führen
Wenn der Quotient klein ist (sog. Einschleichen Akkommodation*. Eine Zykloplegie tritt häufig – Ansammlung eines Wirkstoffs bei Mehrfach-
der Reizspannung), kann die Membran akkom- zusammen mit Pupillotonie* auf. Mögliche Ur- applikation, also bei Gabe einer neuen Dosis,
modieren, d. h. sich dem Reiz anpassen. sachen sind Iridozyklitis, Glaukom, Erkran- ehe die vorherige vollständig ausgeschieden
Akkommodation [Auge] f: engl. accommoda- kung des dorsalen Mesenzephalons (Tumor, ist: 1. charakteristisch bei langsamer Elimi-
tion; Abk. A. Fähigkeit des Auges, den Brech- Entzündung), Myasthenia gravis pseudoparaly- nation (Barbiturate, Schwermetalle*, Amio-
wert der Linse der Entfernung des fixierten Ge- tica, Botulismus, Tetanus, Diphtherie, Diabetes
genstandes so anzupassen, dass er auf der Netz- mellitus sowie die Gabe von Anticholinergika.
hautebene in der Fovea centralis scharf abgebil- Akkommodationsspasmus m: engl. accommo-
det wird. Das Akkommodationsvermögen wird dative spasm. Krampf des Ziliarmuskels mit
in Dioptrien angegeben und nimmt mit zuneh- dauernder oder zeitweiser extremer Naheinstel-
mendem Alter ab (Presbyopie). Siehe Abb. 1. lung, die ein scharfes Netzhautbild bei entfern-
Regulation: Dem passiven Streben der elasti- ten Objekten verhindert (Pseudomyopie) und
schen Linse zur Kugelform (hoher Brechwert, oft mit Miosis* und inadäquat starker Konver-
Naheinstellung) steht die Zugwirkung des radi- genz* der Augenachsen verbunden ist.
ären Aufhängeapparats (Zonulafasern der Zo- Akkommodationsstörungen f pl: engl. acco-
nula Zinnii) entgegen, die eine Abflachung der modation disturbances. Störungen der Anpas-
Linse bewirkt (Ellipsenform; geringer Brech- sung des Sehsystems auf Gegenstände mit un-
wert, Ferneinstellung). Durch aktive Kontrakti- terschiedlichen Objektweiten, ausgelöst durch
on des Ziliarmuskels kommt es zur Erschlaf- fehlende oder überschießende Brechwertverän- Akkumulation: Schema der Plasmakonzentrations-
fung der Zonulafasern (und damit zur Scharf- derung der Augenlinse. Therapiert wird durch kurve bei mehrmaliger intravenöser Injektion.
Akoasma 38

daron) oder zu kurzem Dosierungsintervall Klinischer Hinweis: Ein durch das Wachstums- tätenakren. Behandelt wird primär durch ope-
A 2. die Plasmakonzentration steigt nach jeder
Dosierung schubweise an (siehe Abb.) und
hormon Somatotropin bedingtes übermäßiges
Wachstum der Akren wird als Akromegalie* be-
rative Entfernung des Adenoms.
Ätiologie:
nähert sich einem Fließgleichgewicht* 3. für zeichnet. – Überproduktion von STH in den eosinophi-
das Fließgleichgewicht gilt: Akrinie f: engl. acrinia. Fehlen einer Sekretion*, len, seltener chromophoben Zellen des HVL
z. B. bei chronischer oder myoepithelialer Spei- meist durch HVL-Adenome, gelegentlich auf-
cheldrüsenentzündung. grund reiner Zellhyperplasie
Akroangiodermatitis → Pseudo-Kaposi-Syn- – auch ektope STH-Produktion im Rahmen ei-
drom nes paraneoplastischen Syndroms*.
Akrochoø rdon → Fibroma molle Klinik:
css,max: maximale Plasmakonzentration im Akrodermatitis chronica atrophicans f: engl. – Charakteristische Vergröberung der Gesichts-
Fließgleichgewicht, css,min: minimale Plasma- acrodermatitis chronica atrophicans; syn. Akroder- züge infolge vermehrten Wachstums insbe-
konzentration im Fließgleichgewicht, c0: An- matitis atrophicans Herxheimer. Meist sondere von Gesichtsweichteilen und -skelett
fangskonzentration, ke: Geschwindigkeits- schmerzlose Hautmanifestation im Spätstadi- (Nase, Ohren, Jochbeine, Supraorbitalränder,
konstante der Elimination, τ: Dosierungsin- um einer Infektion mit Borrelia burgdorferi. Di- Ober- und insbesondere Unterkiefer, Lippen
tervall 4. der Kumulationsfaktor (R) gibt agnostiziert wird mittels üblicher Borreliendi- und Zunge)
an, um wie viel höher die maximale Plasma- agnostik mikrobiologisch und molekulargene- – Fehlbiss
konzentration im Fließgleichgewicht gegen- tisch. Die Therapie besteht aus hochdosierter – Vergrößerung der Extremitätenakren und
über der maximalen Plasmakonzentration Antibiotikagabe. des Kehlkopfs (tiefe kloßige Stimme)
nach Einfachdosierung (cmax) ist: Klinik: Die Erkrankung verläuft progredient, – Gelenkknorpelwucherungen (Arthrosen)
Monate bis Jahre nach Infektion kommt es initi- – Viszeromegalie
al zu einer distal betonten, beschwerdearmen – Zunahme der Hautdicke
bis asymptomatischen, ödematös-infiltrativen, – Hypertrichose
5. ist bei der Erstellung von Dosierungssche- unscharf begrenzten, lividen Hautschwellung – euthyreote Struma diffusa sowie endokrine
mata zu berücksichtigen 6. ist v. a. bei Wirk- an den Extremitäten* (meist einseitig). Im Ver- Störungen (herabgesetzte Glukosetoleranz
stoffen mit geringer therapeutischer Breite* lauf nach Monaten Atrophie* des subkutanen oder instabiler Diabetes mellitus, Abnahme
problematisch (z. B. Herzglykoside*). Fettgewebes mit Abnahme der Hautdicke, Ver- von Libido und Potenz, selten Amenorrhö,
Akoaø sma n: engl. acoasma. Akustische Halluzi- lust der Hautbehaarung, blau-rötlicher zigaret- Galaktorrhö)
nation*, die in elementarer Form als Geräusch, tenpapierartiger Fältelung der Haut und deut- – in ca. 20–30 % der Fälle pathogenetisch un-
Knallen, Brummen, Zischen, Lispeln oder Wis- lich sichtbarer Venenzeichnung (siehe Abb.). klare arterielle Hypertonie*
pern (nicht aber von stimmlicher Qualität) er- – häufig Kopf- und Gliederschmerzen (im Be-
lebt wird. Sie tritt auf bei Schizophrenie*, orga- reich der langen Röhrenknochen)
nischen psychischen Störungen und der epilep- – Parästhesien an den Händen (Karpaltunnel-
tischen Aura*. Differenzialdiagnostisch ist der syndrom)
Tinnitus* aurium abzugrenzen. – Hyperhidrose
AKÖF: Abk. für Aortenklappenöffnungsfläche – bei HVL-Adenom evtl. im Spätstadium Pan-
→ Aortenstenose hypopituitarismus* durch Verdrängung von
AKÖF: Abk. für Aortenklappenöffnungsfläche Hypophysengewebe oder Chiasmasyndrom*.
→ Klappenöffnungsfläche Diagnostik:
Akorie [Begriffsklärung] f: engl. acorea. Begriff – Nachweis eines Hypophysenadenoms (MRT,
mit mehreren Bedeutungen: zum einen Fehlen CT)
der Pupille, zum anderen Unersättlichkeit bzw. – Nachweis der erhöhten STH-Konzentration
mangelndes Sättigungsgefühl, z. B. im Rahmen im Blut, die durch orale Glukosebelastung
einer Essstörung*. Akrodermatitis chronica atrophicans: unscharf be- nicht supprimiert werden kann
akral: engl. acral. Die Akren* betreffend. grenzte Rötung der Haut mit Atrophie und Durch- – IGF-I erhöht
Akranie f: engl. acrania. Angeborenes vollstän- scheinen von Venen in der linken Außenknöchelre- – Überprüfung der anderen Hypophysenhor-
diges oder partielles Fehlen des Neurocraniums. gion. [128] mone.
Kopfschwarte, Schädeldecke und Dura* mater Therapie:
fehlen. Akranie kann mit Anenzephalie*, Holo- Akrodermatitis, infantile papuläre → Gia- – Mikrochirurgische transsphenoidale selekti-
prosenzephalie und fehlender Gyrierung des notti-Crosti-Syndrom ve Adenomexstirpation (Therapie der Wahl)
Großhirns assoziiert sein. Die Häufigkeit be- Akrodermatitis papulosa infantum → Gia- – Strahlentherapie*: interstitielle oder stereo-
trägt 1 : 1 000 000. Die Neugeborenen haben oft notti-Crosti-Syndrom taktische Strahlentherapie*, fraktionierte
eine kurze Lebenserwartung. Akromegalie f: engl. acromegaly. Ausgeprägte konventionelle Hochvolttherapie
Aø kren n pl: engl. acra. Sammelbegriff für Kör- selektive Vergrößerung der Akren nach dem – pharmakologisch: 1. Somatostatinanaloga
perteile, die – in Relation zu benachbarten Kör- Wachstumsalter aufgrund einer Überprodukti- (z. B. Octreotid), ggf. kombiniert mit Dopa-
perteilen – jeweils am weitesten vom Rumpf on von STH im Hypophysenvorderlappen min-Rezeptor-Agonisten (in 30–50 % Sen-
entfernt liegen wie Finger, Zehen, Hände, Fü- (HVL). Ursache ist meist ein hormonproduzie- kung der STH-Konzentration im Blut durch
ße, Nase*, Kinn und Ohren. Diese Bereiche des rendes HVL-Adenom. Klinisch kommt es zu ei- z. B. Bromocriptin) 2. Pegvisomant s. c.
Körpers sind besonders von Erfrierungen* be- ner charakteristischen Vergröberung der Ge- – Korrektur des Fehlbisses durch kieferortho-
troffen. sichtszüge und zur Vergrößerung der Extremi- pädische Operation und der Wachstumsüber-
39 Akroosteolyse

schüsse des Gesichtsskeletts durch Korrek-


Akromioklavikulargelenkluxation:
turosteotomie und plastische Gesichtschirur-
gie.
Einteilung nach Rockwood (erweiterte Tossy-Ein- A
teilung).
Prognose:
– Unbehandelt insbesondere durch zerebro- Rockwood Charakteristika
und kardiovaskuläre Komplikation deutlich I (Tossy I) Distorsion der Ligamenta
eingeschränkte Lebenserwartung acromioclavicularia
– bei STH-Überproduktion vor Abschluss des
Wachstums resultiert ein proportionaler Rie- II (Tossy II) Ruptur der Ligamenta acromiocla-
senwuchs (Gigantismus*).
vicularia, Distorsion der Ligamen-
ta coracoclavicularia, Subluxation
Akromikrie f: engl. acromicria. Abnorme Klein- der Klavikula
heit der Akren und des Skelettsystems, bei-
spielsweise kleines Gesicht und kleine Hände. III (Tossy III) Ruptur der Ligamenta acromio-
Die Kleinheit ist ein Symptom für einen STH- und coracoclavicularia mit
Mangel. Akromikrie geht häufig einher mit deutlichem Hochstand der
Minderbegabung (Intelligenzstörung*). Klavikula lateral, Klaviertasten-
phänomen
Akromioklavikulargelenk n: engl. acromiocla-
vicular joint; syn. Articulatio acromioclavicularis. IV wie Rockwood III, zusätzlich
Gelenkige Verbindung zwischen Schulterhöhe dorsale Einklemmung der
(Acromion scapulae) und lateralem Schlüssel- Klavicula
Akromioklavikulargelenkluxation Abb. 2: 1: Klaviku-
beingelenk (Facies articularis acromialis clavicu- V wie Rockwood IV, zusätzlich lahochstand lateral bei Akromioklavikulargelenk-
lae). Als Kugelgelenk ist es an der Hebung und Ruptur des Musculus deltoideus luxation links; 2: gehaltene Röntgenaufnahme mit
Senkung, dem Vor- und Zurückschieben sowie und/oder Musculus trapezius Belastung im Seitenvergleich. [117]
dem Kreisen der Schulter beteiligt.
VI Luxation der lateralen Klavikula
Hilfsstrukturen: Verschiedene Bänder verhin- unter den Processus coracoideus
dern die Luxation der Gelenkkapsel unter Belas- – bei Rockwood III–VI: operativ mit offener Re-
tung: position und Retention, u. a. durch: 1. Zug-
– Lig. acromioclaviculare gurtungsosteosynthese 2. Plattenosteosyn-
– Lig. coracoclaviculare mit Lig. trapezoideum these mit Hakenplatte (syn. Balser-Platte) 3.
und Lig. conoidum. Bandersatzoperation 4. Banding-Operation
Inkonstant ist ein Discus articularis vorhanden. (Reposition und Retention der Gelenkverbin-
Klinische Bedeutung: dung mit resorbierbaren Polydioxanon-Kor-
– Akromioklavikulargelenkluxation deln und Bandnaht).
– Akromioklavikulargelenkarthrose*. Akromion n: engl. acromial process; syn. Acro-
Akromioklavikulargelenkarthrose f: engl. ar- mion. Knochenvorsprung am äußeren Ende der
throsis of the acromioclavicular joint. Idiopathisch Spina scapulae. Als höchster Punkt des Schulter-
oder sekundär nach Akromioklavikulargelenk- blatts schützt das Akromion das Schultergelenk
luxation* entstehende Arthrose* im Bereich des und bildet zusammen mit der Klavikula das Ak-
Akromioklavikulargelenks* (ACG) mit Schulter- romioklavikulargelenk*. Es dient lateral als Ur-
schmerz und lokalem Druckschmerz. Die Diag- sprung für den M. deltoideus und ist als wichti-
nostik beinhaltet Röntgen und Infiltrationstest, ger anatomischer Bezugspunkt palpabel.
selten CT oder MRT. Abzugrenzen ist das Im- Akromioklavikulargelenkluxation Abb. 1: Einteilung Akromionfraktur → Skapulafraktur
pingement*-Syndrom. nach Rockwood. Akromioplaø stik f: engl. subacromial decompres-
Therapie: Abhängig von Befund und Beschwer- sion; syn. Neer-Operation. Erweiterungsplastik
den: des subakromialen Raumes durch offene oder
– Konservativ einschließlich lokaler Injektio- – Klaviertastenphänomen* (nach Herunterdrü- arthroskopische Resektion der Akromionunter-
nen cken und Loslassen des lateralen Klavikula- kante und subakromiale Bursektomie. Eine Ak-
– operativ: offene oder arthroskopische ACG- endes geht dieses sofort in den Hochstand romioplastik wird z. B. bei Impingement*-Syn-
Resektion, ggf. mit Resektionsarthroplastik. zurück). drom und Rotatorenmanschettenruptur* ange-
Akromioklavikulargelenkluxation f: engl. Diagnostik: Röntgen mit gehaltenen Aufnah- wandt.
acromioclavicular dislocation; syn. Luxatio acro- men unter 10 kg Belastung im Seitenvergleich Akroneurosen → Angioneuropathien
mioclavicularis. Durch Bandrupturen entste- (Frakturausschluss und röntgenologischer Akroosteolyse f: engl. acro-osteolysis. Knochen-
hende Luxation* der Klavikula im Akromiokla- Nachweis des Ausmaßes des Klavikulahochstan- schwund durch Strukturauflösung an den End-
vikulargelenk. des und Art der Luxationsstellung). Siehe Abb. 2. phalangen der Finger und Zehen und am dista-
Einteilung: Einteilung nach Rockwood (bzw. Therapie: Abhängig von Art und Schwere der len Klavikulaende mit Deformierung und Sensi-
Tossy): siehe Tab. und Abb. 1. Verletzung nach der Rockwood-Klassifikation: bilitätsstörung, z. B. bei Maroteaux-Lamy-Syn-
Klinik: – Bei Rockwood I: funktionelle Übungsbe- drom, primärem Hyperparathyroidismus und
– Spontanschmerz, Bewegungsschmerz, evtl. handlung progressiver systemischer Sklerose* sowie selten
Schwellung – bei Rockwood II: ggf. kurzzeitige Ruhigstel- nach Langzeitexposition gegenüber Vinylchlo-
– Klavikulahochstand lateral (siehe Abb. 2) lung im Desault- oder Gilchrist*-Verband rid*.
Akropachie 40

Akropachie f: engl. acropachy. Periostprolifera- rofilamente ausbilden. Bei der Muskelkontrak- – kulturelle Anzucht (anaerobe Kultur), kann
A tion mit Knochenverdickung und Weichteil-
schwellung an Finger- und Zehenendgliedern
tion* verbindet sich Aktin mit Myosin* reversi-
bel zum Aktin-Myosin-Komplex.
jedoch mehrere Wochen benötigen
– molekularer Nachweis
(Trommelschlägelfinger*). Mögliche Ursachen aktinisch: engl. actinic. Durch Strahlen be- – ggf. Bildgebung (z. B. CT) zur Bestimmung
für eine Akropachie sind Hyperthyreose*, arti- wirkt. der Ausdehnung.
kuläres paraneoplastisches Syndrom*, chroni- Aktinobaziøllus → Actinobacillus Therapie: Im Anfangsstadium meist Antibiose
sche Hypoxie oder Pachydermoperiostose. Aktinomykose f: engl. actinomycosis. Chro- ausreichend, bei fortgeschrittener Erkrankung
Akroparästhesie f: engl. acroparesthesia. Paräs- nisch-fortschreitende Infektionskrankheit mit ist meist eine zusätzliche chirurgische Interven-
thesie* (insbesondere Kribbel- und Taubheitsge- Abszess- und multipler Fistelbildung durch Ac- tion notwendig. Hochdosierte, gewichtsadap-
fühl) im Bereich der Akren* (Hände und Zehen) tinomyces* israelii und verwandte Arten. Zu tierte Antibiose mit mindestens 4 Wochen The-
v. a. bei Polyneuropathie*, seltener bei vasomo- über 90 % ist die Zervikofazialregion betroffen. rapiedauer. Aktinomyceten sind zwar sensibel
torisch-trophischer Dysregulation des vegetati- Eine Aktinomykose wird meist diagnostiziert gegen Penicillin G, die Begleitkeime werden je-
ven* Nervensystems. durch mikroskopische Untersuchung des Eiters doch damit oft nicht erfasst, weshalb folgende
Akrophobie f: engl. acrophobia. Phobische oder Druseninhaltes, therapiert wird mittels Kombinationen empfohlen werden:
Angst vor Höhe, ggf. insbesondere vor dem chirurgischem Eingriff und Antibiose. Erreger: – Aminopenicillin + Betalaktamase-Inhibitor
Blick in die Tiefe (Bathophobie), die isoliert als Actinomyces* israelii und verwandte Arten, die – Penicillin G/V G Metronidazol
spezifische Phobie* oder im Kontext einer Ago- Saprophyten* v. a. der Mundhöhle sind. Meist – Aminopenicillin G Metronidazol
raphobie* (dann in der Regel verbunden mit handelt es sich bei der Aktinomykose um eine – alternativ: Clindamycin, Doxycyclin + Metro-
Angst* vor der Angst) vorkommt. Behandelt aerob-anaerobe Mischinfektion mit Staphylo- nidazol.
wird mit Verhaltenstherapie* (v. a. Konfronta- kokken und Actinobacillus*. Epidemiologie: Prävention: Orale und allgemeine Hygienemaß-
tion). Männer sind häufiger betroffen als Frauen (Ver- nahmen.
Akrosklerodermie → CREST-Syndrom hältnis ca. 3 : 1), Kinder sind nur selten betrof- Aktinomyzetom n: engl. actinomycetoma.
Akrosom → Spermien fen. Die Inzidenz beträgt ca. 2–5/100 000 pro Chronische, granulomatös-eitrige Infektion der
Akrozyanose f: engl. acrocyanosis. Periphere Jahr. Übertragung: endogene Infektion bei Haut und des subkutanen Bindegewebes (über-
Zyanose* mit blauroter Verfärbung der Haut an Vorliegen prädisponierender Faktoren wie z. B.: wiegend untere Extremität). Das Aktinomyze-
den Akren bei Umgebungstemperaturen – Verletzung (z. B. Zahnfleischverletzungen) tom kommt in (sub)tropischen Regionen vor
< 18 °C. Die Akrozyanose tritt oft bei jungen – Infektionen anderer Genese (z. B. intraabdo- und wird durch myzelbildende Bakterien (z. B.
Frauen auf und wird möglicherweise ausgelöst minelle Infektionen wie Appendizitis). Nocardia*-Arten) verursacht, die über kleine
durch eine neurohormonale Regulationsstö- Klinik: Chronisch-fortschreitende Infektion mit Hautverletzungen eindringen. Der Eiter wird
rung mit Erweiterung des subpapillären Venen- Bildung von mikroskopisch untersucht, die Therapie ist an-
plexus bei max. Verengung der Arteriolen. – Abszessen tibiotisch.
Vorkommen: – Einschmelzungen Aktionspotenzial n: engl. action potential; syn.
– Meist bei jungen Frauen, oft familiär ge- – harten Infiltraten Aktionspotential; Abk. AP. Schnelle, vorüberge-
häuft, mit spontaner Rückbildungstendenz – multiplen Fisteln und Kammern hende, sich selbst fortpflanzende elektrische Er-
nach einigen Jahren – im enthaltenen Eiter vorhandenen, kleinen, regung in der Zellmembran einer Zelle, z. B. ei-
– relativ häufiges Vorkommen im Rahmen ei- harten Granula, den charakteristischen Dru- ner Nerven- oder Muskelzelle. Das Aktionspo-
ner Anorexia* nervosa sen (Bakterienkonvolut). tenzial ermöglicht eine Erregungsweiterleitung
– Wiederauftritt in der Menopause möglich. Hauptformen: im Nervensystem. Es entsteht am Axonhügel
Klinik: – Zervikofaziale Aktinomykose: Infektion von und wird zu den kleinen Endverzweigungen
– Kalte und feuchte Haut (Hyperhidrose*), ge- der Mundhöhle (z. B. durch Verletzung der des Axons weitergeleitet.
legentlich teigige Schwellung und Parästhe- Schleimhaut, kariöse Zähne) auf dem Lymph- Aktionsstrom m: engl. action current. Durch
sien* weg in die Haut der Wangen und des Halses Spannungsänderung an den Membranen von
– Verfärbung lässt sich wegdrücken, beim Los- mit blau-roten, brettharten, wulstförmigen Muskeln oder Nerven erzeugter elektrischer
lassen tritt sie von der Peripherie her wieder Infiltraten, Abszess- und multipler Fistelbil- Strom, der bei Ableitung mit 2 Elektroden
auf (sog. Irisblendenphänomen) dung (häufigste Form) durch den Erregungsverlauf zweiphasig er-
– oft mit Cutis* marmorata assoziiert – Lungenaktinomykose (Drusen im Sputum), scheint. Der Aktionsstrom bildet die Grundlage
– häufig Entstehung von Warzen, Mykosen* meist bedingt durch Speichelaspiration für EEG*, EKG*, EMG und Elektroneurografie*.
und Pernionen (Frostbeulen) auf den minder- – Darmaktinomykose (meist ileozäkal, oft nach Klinische Bedeutung: Einphasige Potenziale
durchbluteten Hautarealen. Appendizitis) entstehen z. B. bei verhinderter Weiterleitung
Differenzialdiagnose: Symptomatische Akrozy- – urogenitale Aktinomykose (oft bedingt durch durch eine Verletzung.
anose bei Intrauterinpessare) Aktivation f: engl. activation. Grad der Wach-
– Herz- und interstitieller Lungenkrankheit* – selten Aktinomykose anderer Organe, z. B.: heit (Vigilanz*) und Angeregtheit.
– Kryoglobulinämie* 1. Haut 2. Knochen 3. Leber 4. Nieren 5. Ho- Aktivator m: Herausnehmbare funktionskie-
– Kälteagglutininkrankheit*. den 6. Herzklappen 7. Nervensystem (Hirn- ferorthopädische Apparatur* zur Kieferregulie-
Aktin n: engl. actine. Strukturprotein, das in abszess). rung bei Dysgnathie*. Sie dient meist der sagit-
Myofibrillen* und Mikrofilamenten des Zyto- Diagnostik: talen Nachentwicklung des Unterkiefers bei
skeletts* vorkommt. Neben Myosin* ist Aktin – Mikroskopischer Nachweis (Gram-Präparat Kindern und Jugendlichen mit Rückbisslage
das wichtigste Muskelprotein. Unter Bindung aus Eiter, Quetschpräparat von Drusen*) des Unterkiefers, der in eine der neutralen Kie-
von ATP und dessen Hydrolyse zu ADP kann zeigt eine große Ansammlung grampositiver ferstellung angenäherten oder überkompensier-
Aktin polymerisieren und so dynamische Mik- Stäbchen ten Zielposition geführt wird. Siehe Abb.
41 Akute Bronchiolitis

und Roper begründete Juliane Juchli das Kon- rungen innerhalb des Organismus ausgeglichen
zept der ATL für die Pflegeausbildung, um den
Menschen im Pflegeprozess ganzheitlich wahr-
bzw. einzelne Organsysteme angeregt oder ge-
dämpft werden sollen.
A
zunehmen. Hintergrund: TCM unterscheidet 14 Meridiane
Aktivität, getriggerte → Erregungsleitungs- mit 361 Hauptakupunkturpunkten, die histolo-
störung gisch eine Anhäufung rezeptiver Hautelemente
Aktivitätshypertrophie f: engl. work hypertro- (wie Merkel-Tastscheiben, Meissner-Tastkör-
phy; syn. Arbeitshypertrophie. Durch vermehrte perchen) aufweisen. Klassische Akupunktur
physiologische Anforderung bedingte Größen- setzt an TCM orientierte Diagnostik und Vor-
zunahme, z. B. eines Muskels oder einer Drüse. stellung von Krankheit voraus. Neuere Interpre-
Aktivität, spezifische f: engl. specific activity. tationen verstehen Akupunktur als lokalen Reiz
Aktivator: in Kopfbissposition konstruierter Substratumsatz (Unit = Mikromol/s oder Katal = mit reflexiver Wirkung entsprechend den neu-
Aktivator zur funktionellen Korrektur einer sagitta- Mol/s) eines Enzyms pro Proteinmenge (mg): rophysiologischen Grundlagen der Akupunk-
len Rückbisslage des Unterkiefers. [154] U/mg oder Kat/mg. tur – folgt man diesem Ansatz, lässt sich die
Aktografie f: engl. actography; syn. Aktogra- Indikation zur Akupunktur auch vollständig
phie. Verfahren zur Erfassung und Darstellung aus dem schulmedizinischen Diagnoseprozess
Prinzip: von Körperbewegungen mit einem elektroni- ableiten.
– Aufbau aus bimaxillärer Kunststoffbasis und schen Gerät. Die Bewegung wird mithilfe des Indikationen:
Drahtelementen wie Ober- und Unterkiefer- Aktografen registriert, der an einer exponierten – Häufig bei Schmerzerkrankungen
labialbogen Körperstelle, z. B. am Handgelenk, befestigt ist. – zur Beeinflussung funktioneller oder psycho-
– Bissverbesserung durch unterschiedliche Ef- Anwendung: vegetativer Komponenten chronischer und
fekte: 1. skelettale Effekte: Knochenremodel- – Z. B. zur Diagnostik von Schlafstörungen* ausgewählter akuter Erkrankungen
lierung, ggf. unter Ausnutzung des pubera- (siehe Abb.), u. a. durch Bestimmung von glo- – in der Geburtshilfe zur Geburtsvorbereitung,
len Wachstumsschubs 2. dentale Effekte: baler körperlicher Aktivität, Körperbewegun- Schmerzlinderung in der Eröffnungsperiode,
Korrektur der Zahnstellung 3. muskuläre Ef- gen, Schlaf*-Wach-Rhythmus, Schlafmuster* postpartalen Uteruskontraktion und Be-
fekte: Umorientierung der Muskulatur; Be- und Schlafqualität handlung schwangerschaftsinduzierter Öde-
einflussung des Kieferwachstums durch – in der Bewegungs- und Schlafforschung. me.
Mundmuskelkräfte. Wirkung: Die schmerzreduzierende Wirkung
Der Aktivator wurde in den 30er-Jahren des konnte in empirischen, randomisierten Studien
20. Jahrhunderts von Viggo Andresen und Karl („german acupuncture trials“, GERAC) bei
Häupl entwickelt. Kniegelenkarthrose und chronischen, tiefen Rü-
Aktivimeter n: engl. activity ionisation chamber. ckenschmerzen nachgewiesen werden, bei
Gasgefüllte Schachtionisationskammer zur Spannungskopfschmerz und Migräne als wirk-
Messung der Aktivität von Radionukliden. same Ergänzung zur klassischen, leitlinienori-
Aktivine n pl: engl. activins. Der TGF-β-Super- entierten Schmerztherapie. Diese Studien bele-
familie zugehörige, in Gonaden, Hypophyse gen jedoch auch, dass eine Scheinakupunktur
und Plazenta gebildete parakrine Wachstums- (Sham) an willkürlich ausgewählten Punkten
faktoren*. Aktivine sind dimere Glykoproteine mit geringer Einstichtiefe und fehlender Nadel-
aus 2 (mit denen der Inhibine identischen) Beta- stimulation ebenfalls wirksam ist. Bei starken
Untereinheiten (βA, βB). Zu unterscheiden sind Schmerzen findet lediglich eine Schmerzdämp-
dabei Homodimere (Aktivin A, Abk. βAβA; Akti- fung statt, die für eine dem heutigen Standard
Aktografie: Beispiel für Befund bei Schlafstörungen
vin B, Abk. βBβB) und Heterodimere (Aktivin entsprechende Schmerztherapie* nicht aus-
mit Ruhephase zwischen 12 und 16 Uhr und
AB, Abk. βAβB). reicht.
Aktivitätsphase zwischen 4 und 6 Uhr; Anzahl der
Wirkung: gemessenen Impulse innerhalb eines Zwei-Minuten-
Akuø stikusneurinom → Vestibularisschwan-
– Stimulierung der Synthese und Sekretion nom
Intervalls (in Prozent der maximal erreichbaren
von FSH (im Gegensatz zu Inhibinen ohne
Impulsanzahl von 120 Impulsen pro Minute)
akuø stisch: engl. acoustic. Auf das Gehör bezo-
Einfluss auf LH-Biosynthese), Oxytocin und gen.
in Abhängigkeit von der Tageszeit.
ACTH akut: engl. acute. Plötzlich auftretend und/
– Stimulierung der Proliferation von Zelllinien oder schnell und heftig verlaufend in Bezug auf
– Beteiligung an der Regulation des Ovarial- Krankheiten und Schmerz. Das Gegenteil von
zyklus* Aktomyosin → Aktin akut lautet chronisch.
– Beteiligung an der Ausbildung der Asymmet- Aktomyosin → Myofibrillen Akute Bronchiolitis f: Bei meist jungen Säug-
rie in der Embryonalentwicklung über Sonic Aktomyosin → Myosin lingen durch das respiratory* syncytial virus
Hedgehog (auch am situs inversus). Akupunktur f: engl. acupuncture. Aus der tradi- (RSV) ausgelöste, akute Entzündung der kleins-
Aktivitäten des täglichen Lebens f pl: engl. tionellen chinesischen Medizin (TCM) stam- ten Bronchien und Bronchiolen. Klinisch treten
activities of daily living. Strukturmodell der Pfle- mende Therapiemethode (ca. 20 verschiedene v. a. Dyspnoe und Tachypnoe auf. Bei Atemin-
ge mit 12 grundlegenden Tätigkeiten zur Auf- Techniken). An charakteristischen Punkten der suffizienz sind Hospitalisierung und ggf. Beat-
rechterhaltung der Lebensfunktionen und Er- Körperoberfläche entlang den Meridianen wer- mung notwendig.
füllung von Grund- und psychosozialen Bedürf- den Akupunkturnadeln unterschiedlich tief Epidemiologie: V. a. Säuglinge zwischen dem 4.
nissen. Basierend auf den Modellen von Orem eingestochen, wodurch sog. energetische Stö- und 6. Lebensmonat.
Akute B-Zell-lymphatische Leukämie 42

Pathogenese: Partieller oder vollständiger Ver- riert. Als untere Grenze gilt ein Blastenanteil zusammen mit Dauno- oder Doxorubicin
A schluss der Bronchiolen durch nekrotische Epi-
thelzellen und vermehrten Schleim.
von 25 %. Ist der Anteil geringer, lautet die Di-
agnose lymphoblastisches Lymphom. Diese Un-
eingesetzt. 2. Einen wichtigen Stellenwert
hat auch die Asparaginase, eine spezifische
Klinik: terscheidung ist willkürlich und hat weder ei- Therapie für die ALL aus der Kinderhämato-
– Zuerst Prodromalstadium mit Schnupfen, nen Einfluss auf die Prognose noch auf die The- logie. 3. Des Weiteren kommen zum Einsatz:
Husten, mäßigem Fieber rapie. FAB-Klassifikation der ALL: vgl. Akute Methotrexat, Cytosin-Arabinosid, Cyclophos-
– nach 24–48 h Tachypnoe, Dyspnoe, Trink- lymphatische Leukämie* (Tab. dort). phamid und 6-Mercaptopurin. 4. Bei CD20-
schwäche und je nach Schweregrad Zyanose Epidemiologie: Insgesamt liegt die Inzidenz der positiver ALL wird ein monoklonaler Anti-
– bei jungen Säuglingen auch Apnoen ALL bei 1,1/100 000 im Jahr. Bei Kindern unter körper gegen CD20 hinzugegeben, bei Vor-
– teilweise schweres, in 2–3 % lebensbedrohli- 5 Jahren zeigt sich die höchste Inzidenz (5,3/ liegen eines Philadelphia*-Chromosoms ein
ches Krankheitsbild mit Hypoxämie und Hy- 100 000). Danach fällt sie kontinuierlich ab. Zu Tyrosinkinasehemmer ergänzt.
perkapnie. einem weiteren steten Anstieg kommt es bei Pa- – Konsolidationstherapie: 1. Auch in der Kon-
Diagnostik: tienten ab 50 Jahren. Männer erkranken etwas solidationstherapie werden hochdosiert Zy-
– Auskultatorisch manchmal endinspiratori- häufiger als Frauen (1,4 : 1,0). tostatika wie Methotrexat, Asparaginase und
sches Knisterrasseln und bei ausgeprägter Klinik: Die Symptome der ALL sind einerseits Cytarabin in wechselnden Zyklen verab-
Überblähung abgeschwächtes Atemgeräusch auf die zunehmende Knochenmarksinsuffizi- reicht. 2. Dabei sollte besonders auf die Ein-
– hypersonorer Perkussionsschall enz, zum anderen auf die Organinfiltration zu- haltung der knappen Intervalle in der Appli-
– röntgenologisch unter Umständen Überblä- rückzuführen: kation der Therapie geachtet werden.
hung und diskrete peribronchiale Infiltrate – Anämie mit Blässe, Vertigo, Leistungsabfall – Erhaltungstherapie: Im Rahmen der Erhal-
– Labor: RSV-Schnelltest aus Nasopharyngeal- und Tachykardie tungstherapie ist eine längerdauernde Gabe
sekret; Blutgasanalyse. – Granulozytopenie (auch bei erhöhten Leuko- von Methotrexat und Mercaptopurin vorge-
Therapie: zytenzahlen) mit Fieber, erhöhter Infektnei- sehen, es sei denn, die Patienten werden einer
– Hospitalisierung bei beginnender Atemin- gung allogenen Stammzelltransplantation unter-
suffizienz, Zyanose, Trinkunfähigkeit – Thrombozytopenie mit Epistaxis, vermehr- zogen.
– supportiv: minimal handling ter Blutungsneigung, Hämatomen. Prognose: Die 5-Jahres-Überlebensrate ist bei
– Sicherstellung ausreichender Flüssigkeitszu- Neben einer Lymphadenopathie und/oder Sple- Kindern mit 80 % gut, bei Erwachsenen aller-
fuhr nomegalie sind Blutungen oder Infektionen ein dings ungünstiger und altersabhängig (30–
– O2-Zufuhr, bei respiratorischer Insuffizienz häufiges Symptom bei Diagnosestellung. Im 80 %). Ein weiterer prognostisch ungünstiger
Atemunterstützung durch CPAP* oder Beat- Rahmen der Basisuntersuchungen wird oft ein Marker ist der Nachweis des Philadelphia-Chro-
mung asymptomatischer ZNS-Befall diagnostiziert, mosoms.
– Antibiotika bei längerer Beatmung dieser kann jedoch auch Symptome wie Kopf- Akute Leukämie f: syn. akute Hyperleukozyto-
– Glukokortikoide meist nicht wirksam, Bron- schmerzen, Vomitus, Nackensteifigkeit sowie se. Sammelbegriff akuter maligner Erkrankun-
chospasmolytika als probatorischer Therapie- Nervenausfallssymptomatik verursachen. In der gen des blutbildenden Systems mit vermehrter
versuch; bei immunkompromittierten Risi- Regel entwickeln sich die Symptome rasch pro- Bildung von funktionsuntüchtigen Leukozy-
kopatienten mit RSV-Infektion evtl. anfangs gredient, die körperliche Leistungsfähigkeit tenvorstufen. Man unterscheidet akute myeloi-
Ribavirin. nimmt zunehmend ab. sche Leukämie* (AML) und akute lymphatische
Prävention: RSV-Prophylaxe mit Palivizumab Diagnostik: Zur Diagnosesicherung, zum Stag- Leukämie (ALL). Klinisch dominieren zumin-
bei bestimmten Risikogruppen, z. B. Frühgebo- ing und zur Erfassung eventueller Komorbidi- dest initial die Symptome der Knochenmarksin-
rene < 35 SSW. täten sind durchzuführen: suffizienz. Unbehandelt führen akute Leukämi-
Prognose: Bei schwerer RSV-Bronchiolitis höhe- – Anamnese und körperlicher Status en innerhalb weniger Wochen bis Monate zum
res Risiko für obstruktive Episoden in den – Blutbild, Differenzialblutbild, Nieren-/Le- Tode.
nächsten Jahren. berfunktionsparameter, Gerinnungsdiag- Akute nephrotoxische Tubulus-Nekrose f:
Akute B-Zell-lymphatische Leukämie f: engl. nostik, Harnanalyse Form des intrarenalen akuten* Nierenversa-
B-cell acute lymphoblastic leukaemia; syn. B-Lini- – bildgebend Thoraxröntgen, Abdomen-Sono- gens. Ursachen einer akuten nephrotoxischen
en ALL. Von entarteten Vorläuferzellen der B- grafie, Computertomografie Hals/Thorax/ Tubulusnekrose können sein: das hepatorenale
Lymphozyten ausgehende Erkrankung. Es Abdomen/Becken Syndrom*, Sepsis*, Medikamente (Kontrastmit-
kommt zu rasch fortschreitender Knochen- – Infektserologie einschließlich Hepatitis und tel*, Gentamicin*, NSAR, Chemotherapeutika*)
markinsuffizienz mit Leukopenie, Anämie und HIV oder Schwermetallvergiftungen. Therapie und
Thrombopenie. Behandelt wird mit Chemothe- – Schwangerschaftstest (bei gebärfähigen Prognose richten sich nach der zugrunde lie-
rapie und z. T. Strahlentherapie. Die ALL ist bei Frauen) genden Ursache.
50 % der Erwachsenen und 80 % aller Kinder mit – Lumbalpunktion mit Zytologie des Liquors Akute-Phase-Proteine n pl: engl. acute phase
intensiver Chemotherapie heilbar. – EKG und Echokardiografie proteins. Vorwiegend in der Leber gebildete Plas-
Formen: WHO-Klassifikation der Vorläufer- – bei geplanter Stammzelltransplantation maproteine*, deren Konzentration im Blut bei
B-lymphoblastischen Leukämie/lymphoblasti- HLA-Typisierung. akuten Entzündungen* und in der akuten Pha-
sches Lymphom: Therapie: Bei chemotherapietauglichen Patien- se chronisch-fortschreitender Entzündungen
– Frühe Vorläufer-B-ALL (= Pro-B-ALL) ten gliedert sich die Therapie in folgende Pha- (Akute-Phase-Reaktion) verändert ist. Sie haben
– Common-B-ALL sen: immunmodulatorische Wirkung. Die Normali-
– Prä-B-ALL. – Induktionstherapie mit dem Ziel einer kom- sierung der Serumkonzentration im Rahmen
Eine ALL liegt vor, wenn die neoplastische Lym- pletten Remission: 1. Als Standardmedika- des Krankheitsverlaufs deutet auf eine Heilung
phoblastenpopulation das Knochenmark infilt- mente werden Vincristin und Dexamthason, der Erkrankung hin.
43 Akute Pyelonephritis

Akute-Phase-Proteine:
Auswahl von Positiv-Akute-Phase-Proteinen. A
Protein Referenzbereich im Blut (g/l) Anstieg Reaktionszeit (h) Wirkung
CRP < 0,005 S S Opsonierung, Komplementaktivierung
T T
Serum-Amyloid-A-Protein < 0,01 U bis 1000-fach U 6 – 10 Opsonierung

Alpha-1-Antichymotrypsin 0,3 – 0,6 10-fach 10 Protease-Hemmer, Reduktion der Gewebeschädigung


saures Alpha-1-Glykoprotein 0,5 – 1,4 S fördert Wachstum von Fibroblasten und interagiert
P
P
P
P mit Kollagen
P
P
Alpha-1-Antitrypsin 0,9 – 1,8 T 2- bis 3-fach 24 – 48 Protease-Hemmer, Reduktion der Gewebeschädigung
P
P
Haptoglobin 0,7 – 3,8 P
P Hämoglobinbindung und -transport
P
P
Fibrinogen 2,0 – 4,5 U Blutgerinnung und Wundheilung
C3-Komplementfaktor 0,5 – 1,2 S S
P
P T Opsonierung und Chemotaxis
C4-Komplementfaktor – P
0,2 0,5 T < 2-fach 48 – 72 U
P
P
Caeruloplasmin 0,15 – 0,6 P hemmt Bildung freier Sauerstoffradikale
U

Wirkung: Immunmodulation* (siehe Tab.) bei – humorale Reaktionen: u. a. Anstieg der Se- – paranephritischer Abszess*
Entzündung, Infektion oder Gewebeverletzung rumkonzentration von Akute*-Phase-Protei- – Urosepsis*
mit dem Ziel, Mikroben zu zerstören bzw. de- nen. – Chronifizierung mit Übergang in chroni-
ren Wachstum zu hemmen, den Entzündungs- Akute Pyelonephritis f: syn. Pyelonephritis; sche* Pyelonephritis.
herd einzugrenzen sowie Gerinnungsfaktoren Abk. PN. Akute bakterielle Infektion der oberen Diagnostik:
zu hemmen. Harnwege mit Entzündung von Nierenintersti- – Labor: 1. Harnuntersuchung*: Nachweis von
Einteilung: tium und Nierenbeckenkelchsystem. Leitsymp- Leukozyturie und Bakteriurie* 2. Erregerbe-
– Positiv-Akute-Phase-Proteine (ca. 30 durch tome sind akut einsetzendes Fieber > 38°, Dys- stimmung mit Antibiogramm* 3. CRP er-
Zytokinstimulation hepatisch synthetisierte urie und klopfschmerzhafte Nierenlager. Ursa- höht, BSG erhöht 4. Prokalzitonin (rechtzei-
Proteine): Konzentration in der akuten Phase che ist meist die Aszension von Darmkeimen. tige Erfassung einer Sepsis) 5. Abnahme von
ist signifikant erhöht (um > 25 %), z. B. C-re- Häufigster Erreger ist E. coli. Behandelt wird Blutkulturen (vor Beginn der Antibiose)
aktives Protein (CRP), Serum-Amyloid-A-Pro- mit Bettruhe, Antibiotika und reichlich Flüssig- 6. Serum-Kreatinin: frühzeitige Erfassung ei-
tein keitszufuhr. ner Verschlechterung der Nierenfunktion
– Negativ-Akute-Phase-Proteine: Konzentrati- Epidemiologie: – Ultraschalldiagnostik*: 1. Organvergröße-
on in der akuten Phase ist vermindert, z. B. – Häufigste Nierenerkrankung rung in der Akutphase 2. Hydronephrose*
Albumin*, Transferrin*, HDL, LDL, Trans- – Männer : Frauen = 1 : 2,5 3. Restharnbildung infolge Harnstauung 4.
thyretin. – im Kindesalter Auftreten bei ca. 3 % der Mäd- demarkierte Pyramiden 5. Nachweis einer be-
Akute-Phase-Reaktion f: engl. acute phase re- chen und 1 % der Jungen < 6. Lebensjahr (Re- günstigenden Harnabflussstörung 6. Aufde-
action. Komplexe systemische Immunreaktion, kurrenzrate 15–50 %). ckung von Komplikationen
die verursacht wird durch Gewebeschädigung Klinik: – ggf. CT und MRT mit typischen Befunden
(Trauma bzw. OP, Infektion sowie akute Ent- – Fieber (evtl. Schüttelfrost) bei Infektion des Nierenparenchyms: 1. Grö-
zündung oder akute Phase einer chronisch pro- – Flankenschmerz, klopfschmerzhaftes Nie- ßenänderung der Niere und ihres Hohlraum-
gredient verlaufenden entzündlichen Erkran- renlager systems 2. Veränderungen der Endkelche
kung) sowie Überlagerung mit dagegen gerich- – Dysurie und Pollakisurie und der Papillen 3. Auflockerung der pyelo-
teten frühen und unspezifischen Reaktionen – häufig Abgeschlagenheit und Durstgefühl renalen Sperre in Form gehäufter und ver-
des Organismus. Sie wird durch Zytokine* (z. B. – evtl. Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö mehrter pyelorenaler Rückflüsse
IL-1, TNF) ausgelöst. – im Neugeborenen- und Säuglingsalter eher – Miktionszystourethrografie* zur Diagnose
Beschreibung: unspezifische Symptome: 1. Lethargie 2. Irri- eines vesikoureteralen Refluxes bei Defor-
– Klinische Symptome häufig: 1. allgemein tabilität 3. Tachypnoe 4. Zyanose 5. nur in mierung des Nierenbeckenkelchsystems und
(Fieber, Krankheitsgefühl, Inappetenz) 30 % der Fälle mit Fieber. Parenchymnarben
2. oder lokal (Entzündung*, Nekrose) Aber: Bei 7–15 % der Neugeborenen und Säug- – Nierendiagnostik* bei Verdacht auf einge-
– zelluläre Reaktionen: z. B.: 1. Leukozytose lingen mit Fieber besteht eine Pyelonephritis schränkte Nierenfunktion.
mit Linksverschiebung 2. Thrombozytenag- (davon 40 % mit Harnabflussbehinderung). Bei Therapie:
gregation und reaktive Thrombozytose älteren Patienten ist häufig Fieber das einzige – Reichliche Flüssigkeitszufuhr zum Erzeugen
3. Permeabilitätserhöhung von Leukozyten- Symptom. einer Polyurie
membranen 4. Mastzelldegranulation mit Komplikationen: – unverzügliche antibiotische Therapie, Mittel
Freisetzung von Mediatoren – Nierenabszess* der ersten Wahl sind: 1. Fluorchinolone der
Akuter Mesenterial-Arterien-Infarkt 44

Gruppe 2 oder 3, z. B. Ciprofloxacin, Levoflo- – in den meisten Fällen Second-Look-Opera- 4. vaskulär (Thrombose, Embolie, Blutung):
A xacin 2. Alternative: Cephalosporin der 3. Ge-
neration, z. B. Cefpodoxim
tion.
Akutes Abdomen n: engl. acute abdomen; syn.
z. B. akuter Mesenterialgefäßverschluss* oder
Ruptur eines abdominalen Aortenaneurys-
– nach Antibiogramm gezielte antibiotische Akuter Bauch. Symptomenkomplex einer zu- mas* 5. Trauma: Perforation bzw. Ruptur,
Therapie, unter Umständen anschließende nächst unbekannten, unter Umständen rasch z. B. Leberruptur*, Milzruptur* oder Aorten-
Dauerprophylaxe progredienten und ggf. vital bedrohlichen Er- ruptur* 6. Tubargravidität* 7. (abdominales)
– bei Harnabflussbehinderung ggf. künstliche krankung in der Bauchhöhle. Es handelt sich Kompartmentsyndrom*
Harnableitung oder operative Beseitigung um einen medizinischen Notfall, der umgehen- – extraabdominal lokalisiert (siehe Tab. 2), z. B.
anatomischer Ursachen. der differenzialdiagnostischer Abklärung be- thorakal (Akutes* Koronarsyndrom, Lungen-
Prognose: darf, ggf. mit notfallmäßiger Operation. Betrof- embolie* u. a.)
– Gut bei rechtzeitiger Diagnose und Therapie fen sind ca. 5–10 % aller Patienten in einer Not- – metabolisch (Urämie*, Addison*-Krise, keto-
– vor allem im Säuglingsalter Gefahr der Uro- aufnahme. Leitsymptome: azidotisches diabetisches Koma*, Pseudoperi-
sepsis und Gefahr der Bildung von Paren- – Heftiger Bauchschmerz lokalisiert oder dif- tonitis* diabetica, akute intermittierende
chymnarben (besonders im 1. Lebensjahr und fus, ggf. mit Projektion in Head*-Zonen und Porphyrie u. a.)
bei verzögerter antibiotischer Therapie). folgender Schmerzcharakteristik: 1. viszera- – toxisch (z. B. Blei-Intoxikation)
Akuter Mesenterial-Arterien-Infaø rkt m: engl. ler Schmerz (Spasmen abdominaler Hohlor- – im Rahmen von Infektion (z. B. Mononucleo-
acute mesenteric infarction; syn. akute Verschluss- gane, Dehnung des Peritoneum viscerale) sis* infectiosa), hämolytischer Krise*, syste-
Krankheit der Mesenterial-Arterien. Akute, le- dumpf, bohrend, nagend, intermittierend, mischer Vaskulitis* (z. B. systemischer Lu-
bensbedrohliche, mesenteriale Ischämie auf kolikartig, unbestimmt, diffus, häufig mit pus* erythematodes, Polyarteriitis* nodosa)
dem Boden eines Mesenterialarterienverschlus- motorischer Unruhe und deutlich ausgepräg- oder anderer systemischer Erkrankung.
ses. Diagnostiziert wird klinisch, anamnestisch, ter vegetativer Reaktion 2. bei somatischem Die Häufigkeitsverteilung der ätiologischen
laborchemisch und bildgebend, behandelt wird Schmerz (Reizung des Peritoneum parietale Genese des Akuten Abdomens in der Notauf-
operativ. Die Letalität beträgt bis zu 90 %. bei Entzündung, Trauma, Embolie u. a.) nahme ist abhängig vom Lebensalter des Patien-
Formen: dumpf bis scharf, brennend, kontinuierlich, ten:
– Arterielle Embolie: mit Verschluss des Strom- lokalisierbar und häufig mit Schonhaltung – > 50 Jahren: 21 % biliär, 16 % unspezifisch,
gebiets der A. mesenterica superior bzw. sel- und -atmung 15 % Appendizitis, 12 % Obstruktion
tener und klinisch milder verlaufend der – Abwehrspannung* (Peritonismus*), ggf. – < 50 Jahren: 40 % uncharakteristisch, 32 %
A. mesenterica inferior, mit irreversibler In- sichtbar durch Schonhaltung, gekrümmtes Appendizitis, 6 % biliär, 4 % gynäkologisch.
farzierung und Nekrotisierung der betreffen- Laufen des Patienten und Anziehen der Beine Diagnostik: Schnellstmöglich unter Sicherung
den Darmabschnitte nach bereits 2 h im Liegen zur Schmerzentlastung der Vitalfunktionen, einschließlich interdiszip-
– arterielle Thrombose: bei chronisch arteriel- – Symptome durch Störung der Peristaltik: linärer differenzialdiagnostischer Abklärung
ler Verschlusskrankheit, mit häufig blande- Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Meteorismus, der Ursache:
rer Klinik. Wind- und Stuhlverhalt, cave: Ileus* (paraly- – Standardisierte Anamnese (einschließlich gy-
Der klinische Verlauf gliedert sich in 3 Sta- tisch bzw. gemischt), ggf. diffuse Peritonitis* näkologischer Anamnese und Schmerzanam-
dien: (somatischer Schmerz) nese*) und körperliche Untersuchung (ein-
– Initialstadium: Infarzierung des Darmes mit – Störung der Kreislauffunktion, cave: ggf. schließlich digitaler rektaler Untersuchung
krampfartigen Bauchschmerzen, ggf. länger Schock* (hypovolämisch bzw. septisch). und bei Unterbauchschmerz genitaler Unter-
anhaltend, besonders periumbilikal, bei häu- Zusätzliche Symptome und ggf. Fieber zeigen suchung): 1. typische Lokalisation der Symp-
fig fehlender Abwehrspannung und fehlen- sich je nach Ursache des Akuten Abdomens. Ty- tome, Schmerzausstrahlung (siehe Head*-Zo-
dem Druckschmerz pische Symptome können auch fehlen, ab- nen, Abb. dort) 2. Schmerzqualität (z. B. typi-
– Intervall mit Besserung der Beschwerden, so- hängig u. a. von sche Gallenkolik* bei Cholezystolithiasis, ty-
genannter fauler Friede, Dauer ca. 12 h – Lebensalter: z. B. gering ausgeprägte Symp- pische Nierenkolik* bei Nephrolithiasis*)
– Endstadium mit Durchwanderungsperitoni- tome in hohem Lebensalter, atypisch lokali- 3. Patientenalter (z. B. Invagination oder
tis, paralytischem Ileus und hämorrhagi- sierter Schmerz, z. B. bei Kindern Dünndarmvolvulus bei Säuglingen, nekroti-
schem Schock bei blutiger Diarrhö. – Komorbidität: z. B. gering ausgeprägte sierende Enterokolitis* neonatal) 4. Vorer-
Diagnostik: Symptome bei Immunsuppression krankung (z. B. Diabetes* mellitus, Ehlers*-
– Anamnese – Arzneimitteln: z. B. gering ausgeprägter Danlos-Syndrom, Hernie, Aneurysma, chro-
– Leukozytose (häufig > 20 000/μl), Laktatazi- Schmerz unter Analgetika nisch-entzündliche Darmerkrankung) 5. evtl.
dose als empfindlichster Parameter – Schwangerschaft: z. B. atypisch lokalisierter Schwangerschaft (cave: atypische Appendix-
– Angio-CT, farbcodierte Dopplersonografie Schmerz. lage infolge Verlagerung des Zäkums; vgl.
(FKDS). Ursachen: Topografische Einteilung: sie- Appendicitis* in graviditate)
Therapie: Notfallindikation zur sofortigen Ope- he Tab. 1. Pathologische Einteilung: – labordiagnostisch (ggf. mit Point*-of-care-Di-
ration. Je nach Befund: – Abdominal: 1. Entzündung: meist akute Ap- agnostik): 1. Blutbild* mit Differenzialblut-
– Embolektomie*, ggf. mit anschließender pendizitis oder akute Cholezystitis* (Akute bild* 2. Bestimmung von CRP, Laktat*, Glu-
Lyse Galle*); neonatal: nekrotisierende Enterokoli- kose*, Elektrolyten, Kreatinin* (Nierendiag-
– Gefäßrekonstruktion mit postoperativer tis* 2. Obstruktion: z. B. mechanischer Ileus* nostik) 3. Bilirubin* 4. Gerinnungsparameter
Antikoagulation oder akute Nephrolithiasis*, Invagination* 5. spezifische Enzymdiagnostik (alkalische
– Darmresektion und am ehesten Diskontinui- insbesondere bei Säugling oder Kleinkind Phosphatase* und GGT als Marker für Cho-
tätsresektion, da die Rate an Anastomosenin- 3. Perforation: gastrointestinal, z. B. bei gast- lestase*, Lipase* als Marker für Pankreatitis*,
suffizienzen bis zu 50 % beträgt roduodenalem Ulkus* oder Divertikulitis* kardiale Kreatinkinase* u. a. als Marker für
45 Akutes Abdomen

Akutes Abdomen: Tab. 1


Differenzialdiagnose: Mögliche Ursachen für Akutes Abdomen; Einteilung nach Lokalisation der akuten abdominalen Symptome. A
Lokalisation Ursache (Auswahl)
Oberbauch
rechts akute Cholezystitis, Cholezystolithiasis, akute Cholangitis, Gallenblasenperforation, Ulkusperforation, akute Pankreatitis (Pankreaskopf),
Nierenbeckenstein, Pyelitis, Leberabszess, Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom, Budd-Chiari-Syndrom, akute Stauungsleber, Leberruptur, akute Appendi-
zitis (atypische Appendixlage), Pleuritis, Pleuropneumonie (insbesondere Kinder), Abszess (perinephritisch, subhepatisch oder subphrenisch)
Mitte akute Appendizitis (initial), (gedeckte) Ulkusperforation, akute Pankreatitis, Pankreaspseudozyste, Ösophagusruptur, Magenvolvulus, Aorten-
ruptur, Truncus-coeliacus-Kompressionssyndrom, periumbilikal: inkarzerierte Nabelhernie; Akutes Koronarsyndrom, Perikarditis, Pleuritis,
Pleuropneumonie
links Ulkusperforation, akute Pankreatitis (Pankreasschwanz), Milzinfarkt, Milzabszess, Milzruptur, Nierenbeckenstein, Pyelitis, Niereninfarkt,
Abszess (perinephritisch oder subphrenisch); Akutes Koronarsyndrom, Perikarditis, Pleuritis, Pleuropneumonie
Unterbauch
rechts akute Appendizitis, Enteritis regionalis Crohn, Colitis ulcerosa, Meckel-Divertikulitis, Invagination, akute Cholezystitis, Gallenblasenperforati-
on, Ureterstein, Adnexitis, Extrauteringravidität, Stieldrehung (Ovarialzyste, Ovarialtumor, Hodentorsion), inkarzerierte Leistenhernie, Lymph-
adenitis mesenterica acuta, eosinophile Enteritis, Psoasabszess, Pyelitis, Ureterstein
Mitte abdominales Aortenaneurysma, Mesenterialinfarkt, mechanischer Ileus, akute Prostatitis, Harnabflussbehinderung (Harnstau)
links Sigmadivertikulitis, inkarzerierte Leistenhernie, Enteritis regionalis Crohn, Colitis ulcerosa, Rektosigmoidkarzinom, Adnexitis,
Extrauteringravidität, Stieldrehung (Ovarialzyste, Ovarialtumor, Hodentorsion), Psoasabszess, Pyelitis, Ureterstein
diffus
diffuse Peritonitis, Ileus, Hämoperitoneum, Peritonealkarzinose, Mesenterialgefäßverschluss, infektiöse Gastroenteritis, Typhus abdominalis,
vorzeitige Plazentalösung; hämolytische Krise (z. B. Sichelzellenanämie), Urämie, diabetisches Koma, Laktatazidose, familiäres Mittelmeerfieber

Akutes Abdomen: Tab. 2


Differenzialdiagnose: extraabdominal lokalisierte Ursachen (Auswahl) für Akutes Abdomen.
Lokalisation Ursache
thorakal Akutes Koronarsyndrom, akute hochgradig dekompensierte Herzinsuffizienz, akute Endokarditis oder Myokarditis;
epidemische Pleurodynie, Pleuropneumonie, Lungenembolie, Pneumothorax, Pleuraempyem;
Ösophagusspasmus, Ösophagitis, Ösophagusruptur;
Mediastinitis
retroperitoneal Retroperitonealfibrose
systemisch Purpura Schoenlein-Henoch, systemischer Lupus erythematodes, Panarteriitis nodosa, Köhlmeier-Degos-Krankheit, allergische
Abdominalkrise, intestinale Pseudoobstruktion, hereditäres Angioödem;
hämatologisch: hämolytische Krise (z. B. bei Sichelzellenanämie), akute Leukämie;
metabolisch: Urämie, diabetische Ketoazidose, akute intermittierende hepatische Porphyrie, familiäre Hyperlipidämie (Typ I, IV, V);
Zieve-Syndrom, Hyperparathyroidismus, Addison-Krise;
Intoxikation (z. B. Blei, Quecksilber, Arsen, Thallium)
neurologisch Tabes dorsalis, Rückenmarktumor, Wirbelsäulenaffektion
Infektion Zoster, Osteomyelitis, Mononucleosis infectiosa, Malaria, Rocky-Mountain-Fleckfieber
weitere familiäres Mittelmeerfieber, Amphetamin, Ergotamin, Kokain, Narkotika, Opioidentzug, Muskelkontusion, Muskelhämatom, Rektusscheiden-
Hämatom, Koxarthrose, Koxitis

Akutes* Koronarsyndrom) 6. HCG* (Frauen) Phase-Reaktion, bei Sepsis* auch Prokalzito- tel (hochsensitiv), ggf. CT*-Angiografie, evtl.
7. BGA 8. okkultes Blut* im Stuhl 9. weitere nin*-Konzentration erhöht 12. ggf. Kreuz- Röntgendiagnostik (Abdomenübersicht,
Parameter je nach Differenzialdiagnose probe* (für Erythrozytenkonzentrat*) u. a. Thorax) u. a.
10. Urinstatus (meist unspezifischer Hin- zur OP-Vorbereitung – ggf. Probelaparotomie*
weis) 11. Nachweis erhöhter Entzündungs- – apparativ: 1. EKG* 2. bildgebende Verfah- – körperliche Untersuchung mit Inspektion,
parameter im Blut (v. a. CRP) mit Leukozyto- ren*, v. a. abdominale Ultraschalldiagnostik*, vorsichtiger abdominaler Perkussion, Palpa-
se* als unspezifischer Hinweis auf Akute*- Spiral*-CT (Mehrzeilen-CT) mit Kontrastmit- tion (ggf. Abdomen bretthart; pulsierende
Akutes Koronarsyndrom 46

– primär intensivmedizinisch-internistisch – 12-Kanal-Oberflächen-EKG in Ruhe: 1. v. a.


Akutes Abdomen: Tab. 3
A Ursachen (Auswahl) für Akutes Abdomen (z. B. akute Pankreatitis ohne Komplikation)
– medikamentös: frühzeitig Analgetika
persistierende signifikante Hebung der ST*-
Strecke in mindestens 2 zusammenhängen-
mit dringlicher Indikation zur Operation.
(z. B. Fentanyl* i. v.), Antibiotika bei Verdacht den Ableitungen 2. oder neu aufgetretener
akute Appendizitis* auf Sepsis* sofort, ggf. Volumenersatz*. Schenkelblock* (Linksschenkelblock) bei
Divertikulitisperforation, Ulkusperforation*, o. a. Prognose: Letalität abhängig von Ursache und STEMI 3. EKG-Ableitung (ggf. Standardab-
Hohlorganperforation in den Bauchraum Lebensalter. leitungen* erweitert um V3R, V4R, V7–9) sofort
Inkarzeration*
Akutes Koronarsyndrom n: engl. acute coro- und wiederholt im Verlauf
nary syndrome (Abk. ACS). Sammelbezeichnung – laborchemisch: v. a. Konzentrationserhö-
rupturiertes Aortenaneurysma* für akute, unmittelbar lebensbedrohliche Epi- hung (STEMI, NSTEMI) von: 1. Troponin*-I
akuter Mesenterialgefäßverschluss* soden der KHK (instabile Angina* pectoris und und -T im Blut (ggf. Point*-of-Care-Diagnos-
alle Formen des Herzinfarkts*). Es handelt sich tik) 2. herzmuskelspezifischen Isoenzymen
Stieldrehung um einen medizinischen Notfall mit akutem (siehe Herzinfarkt*, Abb. 4 dort) 3. CRP 4. Be-
Extrauteringravidität Thoraxschmerz als Leitsymptom. stimmungen sofort und wiederholt im Ver-
abdominales Kompartmentsyndrom* Einteilung: Siehe Tab. lauf
– ACS mit persistierender ST-Hebung im – Echokardiografie*, z. B. zum Nachweis einer
EKG: STEMI (für engl. ST-segment elevation regionalen Wandbewegungsstörung und zur
myocardial infarction; ST-Hebungs-Infarkt): Beurteilung der (systolischen) Herzfunktion
Raumforderung bei Aneurysma; ggf. palpab- 1. Herzinfarkt mit infarkttypischer ST-Stre- – klinische Risikostratifizierung einschließlich
le Hernie) und Auskultation (Peristaltik, ggf. ckenhebung (oder neu aufgetretenem Links- validierter Scores (z. B. Grace-Score; siehe un-
Strömungsgeräusch) ermöglicht bereits schenkelblock*) im EKG (siehe unter Diag- ter Prognose)
wichtige differenzialdiagnostische Hinweise: nostik) und Erhöhung der infarkttypischen – Herzkatheterisierung möglichst frühzeitig
1. akute Appendizitis*: Loslassschmerz Laborparameter (v. a. Troponin*-I, -T) 2. ent- zur diagnostischen Koronarangiografie* (ggf.
(Blumberg*-Zeichen), Carnett*-Test und Rov- spricht der früheren Bezeichnung des trans- mit PCI bzw. Indikationsstellung für aorto-
sing*-Zeichen positiv mit schmerzhaftem muralen Herzinfarkts koronaren Bypass*) je nach individuellem Ri-
McBurney*-Punkt (zusammen mit weiteren – ACS ohne persistierende ST-Hebung im siko.
klinischen Hinweisen) 2. Cholezystitis*: u. a. EKG (NSTE-ACS für engl. non-ST-segment Therapie: Unter EKG-Monitoring, Blutdruck-
Murphy*-Zeichen und Boas*-Zeichen positiv; elevation acute coronary syndrome): im EKG messungen, Oberkörperhochlagerung (30°) und
ggf. Kehr*-Zeichen, Cullen*-Phänomen, unter anderem (persistierende oder transien- Sauerstoffgabe:
Grey*-Turner-Zeichen, Kahnbauch* u. a. spe- te) Senkung der ST*-Strecke, transiente ST- – NSTE-ACS: 1. Akuttherapie durch Nitrogly-
zifische klinische Zeichen 3. Invagination: Streckenhebung, Veränderung (z. B. Abfla- cerol* 2. Opioid-Analgetikum (Morphin*)
ggf. blutiger Stuhl oder Blut am Handschuh chung) der T*-Welle oder auch unverändertes 3. Acetylsalicylsäure* (ASS) sowie: I. Clopido-
bei digitaler rektaler Untersuchung*. EKG möglich: 1. NSTEMI (für engl. non-ST- grel* als Alternative zu Ticagrelor* (Indikati-
Präklinisch (Notfallmedizin im Rahmen des segment elevation myocardial infarction; on bei mittlerem bis hohem ischämischem
Rettungsdienstes) liegt der differenzialdiagnos- Nicht-ST-Hebungs-Infarkt): typische Herzin- Risiko) II. oder ggf. Prasugel (vor geplanter
tische Fokus auf unmittelbar vital bedrohlichen farktsymptome mit Erhöhung infarkttypi- PCI bei bekannter koronarer Anatomie ohne
Ursachen (z. B. rupturiertes Aortenaneurysma*, scher Laborparameter (v. a. Troponin-I, -T); bisherige Anwendung eines P2Y12-Rezeptor-
Akutes* Koronarsyndrom). Die Aufnahme er- entspricht der früheren Bezeichnung des Hemmers insbesondere bei Diabetes melli-
folgt klinisch in Zentraler Notaufnahme* (unter nichttransmuralen Herzinfarkts 2. instabile tus) 4. Heparin 5. ggf. Beta-Rezeptoren-Blo-
Sicherung der Vitalfunktionen einschließlich Angina pectoris (iAP): keine laborchemi- cker (z. B. bei Tachykardie* oder arterieller
kontinuierlichem Monitoring* und 12-Kanal- sche Erhöhung der Troponinkonzentration Hypertonie* ohne klinische Herzinsuffizi-
Oberflächen-EKG) mit differenzialdiagnosti- im Blut (siehe unter Diagnostik). enz-Zeichen) oder (bei Bradykardie*) Atro-
schem Fokus auf unmittelbar vital bedrohlicher Pathogenese: Ein ACS entsteht typischerweise pin*, bei NSTEMI evtl. Kalzium*-Antagonist
Ursache sowie Ursachen mit dringlicher Indika- durch Intimaeinriss und Ruptur atheroskleroti- vom Nicht-Dihydropyridintyp 6. je nach in-
tion zur OP (siehe Tab. 3). Differenzialdiagno- scher Plaques (siehe Arteriosklerose*) mit dividuellem Risiko frühzeitig diagnostische
se: Mögliche Fehldiagnosen ergeben sich v. a. Thrombosierung und evtl. partiellem (iAP) oder Herzkatheterisierung (Koronarangiografie)
bei folgenden Krankheitsbildern: komplettem Koronarverschluss (Herzinfarkt; mit Revaskularisation* durch PCI bei kriti-
– Rupturiertes Aortenaneurysma* (30–60 %) Koronarstenose* Grad 4). Diese meist durch ei- scher Koronarstenose* (oder aortokoronarem
– Appendizitis* (25 %) nen hohen Lipidanteil gekennzeichneten Bypass), bei Risikopatient mit zusätzlicher
– Extrauteringravidität* Plaques enthalten zusätzlich aktivierte Entzün- Thrombozytenaggregations-Hemmung
– Darmperforation* dungszellen und verschiedene thrombogene durch Glykoprotein*-IIb/IIIa-Rezeptor-Anta-
– mesenteriale Ischämie* Substanzen. Sie bilden ebenfalls die Ursache für gonist periinterventionell 7. Dauertherapie
– Ileus* eine Störung der Gefäßelastizität durch eine der zugrunde liegenden KHK zur Sekundär-
– Akutes* Koronarsyndrom. ausgeprägte endotheliale Dysfunktion. prävention
(siehe Tab. 1 und Tab. 2). Diagnostik: – STEMI (siehe auch Therapie des Herzin-
Therapie: Stets dringlich, je nach Ursache: – Rasch zur Minimierung des Zeitintervalls farkts*): 1. umgehend Reperfusionstherapie
– Primär chirurgisch (meist; z. B. akute Appen- zwischen Symptom- und Therapiebeginn mit zur Revaskularisation* (neben pharmakologi-
dizitis, Inkarzeration*; siehe Tab. 3; cave: Ra- dem Ziel einer diagnostischen Zuordnung scher Begleittherapie unter anderem mit ASS
pid* sequence induction and intubation er- STEMI oder NSTE-ACS innerhalb von 10 min und Heparin i. v.) bei Dauer der klinischen
forderlich) Symptomatik ≤ 12 h 2. PCI 3. alternativ bei
47 Akutes Nierenversagen

Akutes Koronarsyndrom:
Einteilung anhand diagnostischer Parameter. A
Form EKG Labor
STE-ACS/STEMI persistierende[1] signifikante Hebung der S
P
P
ST-Strecke[2]: um ≥ 0,1 mV in mindestens 2 zusam- P
P
P
P
menhängenden Extremitätenableitungen P
P Konzentrationsanstieg kardialer Nekroseparameter
P
oder T (v. a. Troponin-I, Troponin-T und CK-MB) im Blut mit
um ≥ 0,2 mV in mindestens P
P typischem Verlauf
P
P
2 zusammenhängenden Brustwandableitungen P
P
P
P
P
NSTE-ACS NSTEMI keine persistierende signifikante ST-Streckenhebung U
instabile Angina pectoris keine persistierende signifikante ST-Streckenhebung kein Hinweis auf kardiale Zellnekrose
[1]
>20 min;
[2]
auch neu aufgetretener Linksschenkelblock;
STE-ACS: Abk. für engl. ST-segment elevation acute coronary syndrome;
STEMI: Abk. für engl. ST-segment elevation myocardial infarction (ST-Hebungs-Infarkt);
NSTE-ACS: Abk. für engl. non-ST-segment elevation acute coronary syndrome;
NSTEMI: Abk. für engl. non-ST-segment elevation myocardial infarction (Nicht-ST-Hebungs-Infarkt)

relevantem Zeitverlust durch Primär-PCI duktion des effektiv zirkulierenden Blutvo- (Medikamente, Kontrastmittel) 3. Auslöser
(≥ 90 min nach möglichem Thrombolyse-Be- lumens bei: I. Schock* II. Herzinsuffizienz* (z. B. Schock, Medikamente)
ginn): möglichst präklinisch systemische ko- III. nephrotischem Syndrom* IV. Leberversa- – körperliche Untersuchung: 1. Bewusstseins-
ronare Thrombolyse*, ggf. mit Rescue-PCI; gen lage 2. Hautturgor (Exsikkose, Ödeme)
Ausnahme: Kontraindikation für Thrombo- – selektive renale Minderperfusion: 1. NSAR- 3. Lungenstauung 4. Kussmaul-Atmung
lyse, kardiogener Schock (Indikation für Pri- Einnahme 2. hepatorenales Syndrom* 3. Nie- 5. Blasenfüllung 6. Blutdruck
mär-PCI gegeben). renarterienstenose* 4. Katecholamintherapie. – Urin: 1. Urinstatus 2. Sedimente 3. Osmolali-
Prognose: Intrarenales ANV: Ursachen z. B. tät 4. Proteinurie 5. Hb
– Je nach Klinik und Komplikationen (z. B. – Akute Tubulusnekrose: Schädigung der – Labor: 1. Kreatinin 2. Elektrolyte 3. Harnstoff
linksventrikuläre Herzinsuffizienz*) Tubuluszellen infolge ischämischer oder 4. Blutgase 5. Blutbild 6. Creatinkinase (CK)
– 1-Jahres-Letalität ungünstig z. B. bei erhöh- toxischer Nierenschädigung, z. B.: 1. Kontrast- 7. LDH 8. Lipase 9. Myoglobin 10. Elektro-
ter Konzentration von NT-proBNP (siehe kar- mittel 2. Drogen 3. Quecksilber 4. Rhabdo- phorese 11. CRP 12. Hepatitisserologie
diale natriuretische Peptide*) im Blut und myolyse* 5. thrombotische Mirkoangiopathie 13. Auto-AK 14. Gerinnung
verminderter Kreatininclearance. – Nierenerkrankungen (1–2 % der Fälle): – fraktionelle Natriumexkretion (UrinNatrium ×
Prävention: 1. akute Tubulusnekrose 2. akute interstitiel- SerumKreatinin/Serum/Natrium × UrinKreatinin):
– Reduktion beeinflussbarer kardiovaskulärer le Nephritis 3. akute Glomerulonephritis 1. prärenales ANV: fraktionelle Natriumex-
Risikofaktoren: siehe Herzkrankheit*, koro- 4. Abstoßungsreaktionen nach Nierentrans- kretion < 1 % → aufgrund der erhaltenen Tu-
nare (Tab. dort) plantation 5. bilaterale Nierenrindennekrose bulusfunktion werden 99 % des glomerulär
– Pharmakotherapie mit sekundärpräventiver bei Verbrauchskoagulopathie. filtrierten Natriums rückresorbiert und die
Wirkung: z. B.: 1. Beta-Rezeptoren-Blocker 2. Postrenales ANV: Harnwegsobstruktion Patienten scheiden einen sehr konzentrierten
ACE-Hemmer 3. Eplerenon 4. HMG-CoA-Re- (Harnsperre); Ursachen z. B. Harn mit niedrigem Natriumgehalt aus
duktase-Hemmer je nach Indikation. – Urolithiasis mit Stenose im Bereich des Nie- 2. intrarenales ANV: fraktionelle Natriumex-
Akutes Nierenversagen n: engl. acute renal renbeckens und der ableitenden Harnwege kretion > 1 % → aufgrund der gestörten Tu-
failure; syn. Schockniere; Abk. ANV. Akuter par- – Tumoren bulusfunktion können Wasser und Natrium
tieller oder totaler Verlust der Nierenfunktion – Papillennekrose* nicht rückresorbiert werden und es wird ein
aufgrund eines meist reversiblen Nierenscha- – benigne Prostatahyperplasie* verdünnter Urin mit niedrigem Natriumge-
dens. Die Einteilung erfolgt entsprechend der – fehlplatzierte oder verstopfte Harnblasenka- halt ausgeschieden
Ätiologie in ein prärenales, intrarenales und theter – Sonografie: 1. große Nieren bei ANV 2. Stau-
postrenales ANV. Leitsymptome sind Anstieg – medikamentös ausgelöst durch Anticholiner- ungsniere 3. Füllungsgrad der Harnblase
des Serumkreatinins und in 70 % der Fälle Olig- gika oder Neuroleptika bei vorbestehender 4. Perikarderguss 5. ANV-typische Markpyra-
urie bzw. Anurie. Prärenales ANV: akute ver- Abflussbehinderung. miden
minderte renale Perfusion (80 % der Fälle). Ursa- Klinik: Wenig spezifische Klinik mit relativ – Röntgen-Thorax: 1. Herzgröße 2. Perikarder-
chen z. B. gleichförmigem Verlauf, unabhängig von der guss 3. Lungenstauung 4. Pleuraerguss
– Systemische Minderperfusion: 1. absoluter zugrunde liegenden Erkrankung. Die klinische – perkutane Nierenbiopsie: bei Verdacht auf ra-
Volumenmangel, z. B: I. schwere Blutungen Einteilung erfolgt nach KDIGO in 3 Stadien pid progressive Glomerulonephritis.
II. Exsikkose III. Erbrechen IV. Diarrhö* (siehe Tab.). Hinweis: Entscheidend ist die Abgrenzung des
V. osmotische Diurese* VI. Diuretika* Diagnostik: prä- und postrenalen vom intrarenalen akuten
VII. Hypoaldosteronismus* VIII. Verbren- – Anamnese, z. B.: 1. bereits bestehende Nie- Nierenversagen, da sich prä- und postrenales
nung IX. akute Pankreatitis* X. Ileus* 2. Re- renerkrankungen 2. mögliche Nephrotoxine ANV durch Behebung der Ursache (Wiederher-
Akute Zystitis 48

lung bei Kindern mit Zunahme der Endgröße


Akutes Nierenversagen:
A Neue Klassifikation des ANV gemäß KDIGO 2012. bei beiden Geschlechtern. In Mitteleuropa hat
die Körperlänge seit ca. 150 Jahren um 5–10 cm
Stadium Serumkreatininanstieg vom Ausgangswert Urinausscheidung zugenommen (Wachstumsakzeleration), in den
letzten Jahren stagnierend, meist verbunden
1 ≥ 0,3 mg/dl in 48 h oder ≥ 1,5-fach in 7 Tagen < 0,5 ml/kg/h ≥ 6 h
2 ≥ 2,0 bis 2,9-fach < 0,5 ml/kg/h ≥ 12 h mit um 1–2 Jahre früherem Eintritt der Puber-
3 ≥ 3,0-fach oder ≥ 4,0 mg/dl mit aktuellem < 0,3 ml/kg/h ≥ 24 h oder Anurie ≥ 12 h tät (Entwicklungsakzeleration).
Anstieg ≥ 0,5 mg/dl oder Notwendigkeit einer Ursachen: Unter Umständen veränderte Ernäh-
Nierenersatztherapie rung und erhöhte vegetative, endokrine und ze-
rebrale Reaktionsbereitschaft aufgrund von
Einflüssen des städtischen Lebens.
Akzelerations-Phase f: Krankheitsphase der
stellung der Perfusion bzw. Beseitigung der Diagnostik: In der Harnuntersuchung finden chronisch myeloischen Leukämie, die den Über-
Harnabflussstörung) gut therapieren lassen. sich vermehrt gang von der chronisch stabilen Phase zum
Therapie: Es gibt keine spezifische medikamen- – Leukozyten Blastenschub bezeichnet (Blastenanteil 10–
töse Therapie des ANV. Wichtig sind die Be- – Bakterien 19 %). Die Akzelerationsphase dauert etwa 3–6
handlung der Grunderkrankung, die zum ANV – evtl. auch Erythrozyten. Monate und zeigt verstärkte Krankheitssympto-
geführt hat, die symptomatische Therapie der Akutschmerzdienst m: engl. acute pain service; matik mit progredienter Splenomegalie, Auftre-
ANV und eine möglichst frühzeitige Nierener- Abk. ASD. Postoperative Patientenversorgung ten von Chloromen oder zunehmender Myelo-
satztherapie (Hämodialyse oder venovenöse Hä- zur bestmöglichen Schmerztherapie mit mehr- fibrose.
mofiltration). Behandlung der Ursache: mals täglichen Visiten und 24-stündiger Prä- Akzelerationstrauma n: Verletzung (Trauma)
– Schocktherapie senz (Bereitschaftsdienst). Den Akutschmerz- durch positive (Akzeleration) oder negative (De-
– Ausschaltung möglicher Noxen bzw. Abset- dienst übernimmt ein interdisziplinäres Team zeleration) Beschleunigung. Der Begriff wird vor
zen verdächtiger Medikamente in der Regel mit einem Anästhesisten oder einer allem verwendet für die Beschleunigungsverlet-
– Revaskularisierungsmaßnahmen bei Gefäß- Pain Nurse in Kooperation mit dem Stations- zung von Kopf und Halswirbelsäule, z. B. bei
verschluss personal (pflegerisch sowie ärztlich). Auffahrunfall, ggf. aber auch für ein Thoraxtrau-
– Beseitigung von Abflussbehinderungen Aufgaben: ma mit kardiopulmonalen Komplikationen.
– bei Glomerulonephritis: 1. Glukokortikoide – Erfassung und Dokumentation: 1. Schmerz- Akzelerin n: engl. accelerin; syn. Serumakzele-
2. Cyclophosphamid 3. Plasmapherese. erfassung* und Analgesiequalität sowohl in rator. Faktor Va (aktivierte Form von Faktor V)
Symptomatische Behandlung der ANV: Ruhe als auch in Belastung, meist mit NRS bzw. VI der Blutgerinnung. Siehe Blutgerin-
– Flüssigkeits- und Elektrolytbilanz (numerische Ratingskala) 2. Patientenzufrie- nung* (Tab. 1 dort).
– Flüssigkeitszufuhr der Flüssigkeitsbilanz an- denheit 3. bei Schmerzkatheter zusätzlich Akzeptor m: engl. acceptor. Aufnehmende
passen sensorische Blockadeausbreitung und ggf. Substanz, Struktur oder Individuum, z. B. im
– kaliumarme Diät, K+-Ionenaustauscher Erhebung des Bromage*-Scores Rahmen des fetofetalen Transfusionssyn-
– Bikarbonat bei Azidose – Versorgung von Patienten mit Schmerzka- droms*: intrauteriner Blutaustausch von einem
– Anpassung der Medikamente an die einge- thetern, u. a.: 1. funktionelle Prüfung 2. An- Zwilling (Donor) zum anderen (Akzeptor).
schränkte Nierenfunktion. passung der Dosierung 3. ggf. Filter- und akzessorisch: engl. accessory. Unterstützend,
Hämodialyse bzw. venovenöse Hämofiltra- System-Wechsel 4. Erfassung möglicher hinzutretend, zusätzlich, z. B. akzessorische
tion: UAW bzw. Nebenwirkungen, Komplikatio- Nährstoffe; auch zur Benennung anatomischer
– Frühzeitige Nierenersatztherapie (bei kri- nen einschließlich Wundinspektion 5. Aus- Strukturen, die inkonstant oder zusätzlich zur
tisch kranken Patienten bei Serumkreatinin lassversuch 6. Katheterentfernung (cave: hä- üblichen Ausprägung auftreten, z. B. Nn. phre-
> 4–6 mg/dl und Serumharnstoff > 120– morrhagische Diathese insbesondere bei nici accessorii oder akzessorische Mamma*.
140 mg/dl) zentraler Leitungsanästhesie) Akzessoriuslähmung f: engl. accessory nerve
– Ausgleich der Elektrolyt- und Flüssigkeitsbi- – Schulung, Beratung und Unterstützung des paralysis. Lähmung des Nervus* accessorius,
lanz pflegerischen und ärztlichen Stationsperso- durch Trauma der Halsweichteile oder iatro-
– Ausgleich der metabolischen Azidose. nals zur Schmerztherapie (höhere Akzep- gen* bei Lymphknotendissektion im Trigonum
Prognose: Trotz Intensivbehandlung liegt die tanz, bessere Zusammenarbeit, frühzeitige cervicale laterale verursacht. Die Akzessorius-
Mortalität bei 30–40 %. Prognostisch ungünstig Aufdeckung von Komplikationen durch Sen- lähmung führt zum Ausfall des M. sternocleido-
ist ein posttraumatisches, postoperatives oder sibilisierung). mastoideus und M. trapezius. Klinisch zeigen
durch Sepsis bedingtes ANV. Akzeleration [Geburtshilfe] f: Kurzfristiger sich Schiefhals, Tiefstand des Schulterblatts
Akute Zystitis f: syn. untere Harntraktinfekti- Anstieg der fetalen Herzfrequenz um zumin- und beeinträchtigte Schulterhebung, aber keine
on. Akute bakterielle Harnblasenentzündung dest 15 Schläge pro Minute über die Basalfre- Sensibilitätsstörung*.
aufgrund einer Harnwegsinfektion. Betroffen quenz. Akzelerationen treten häufig im Zusam- akzidenteø ll: engl. accidental. Zufällig, unwe-
sind v. a. Frauen wegen der kurzen Harnröhre. menhang mit Kindsbewegungen auf (erkennbar sentlich, nicht zum Krankheitsbild gehörend;
Im Vordergrund stehen Pollakisurie*, Dysurie* z. B. im Kineto-CTG) oder bei Wehentätigkeit. z. B. akzidentelle Intoxikation (unwissentliche
und Fieber. Therapie der Wahl sind Antibiotika Physiologisch sind sporadisch auftretende Ak- bzw. unbeabsichtigte Vergiftung, z. B. bei Kin-
und erhöhte Flüssigkeitszufuhr. Mittels Urin- zelerationen im CTG, suspekt sind regelmäßi- dern).
kultur lässt sich das ursächliche Bakterium be- ge, mit jeder Wehe auftretende Akzelerationen. Ala: Abk. für → Alanin
stimmen und nach Resistenztestung eine ge- Akzeleration [Sozialpädiatrie]: engl. accelera- Ala f: Lateinisch Flügel, Segel, Achsel. Beispiele
zielte Antibiotikatherapie einleiten. tion. Beschleunigung der körperlichen Entwick- sind die Nasenflügel (Ala* nasi) und die Keil-
49 Albinismus

beinflügel (Ala major ossis sphenoidalis und Ala – Embryotoxon posterius ALAT: Abk. für → Alaninaminotransferase
minor ossis sphenoidalis).
A-Lagerung f: engl. A-positioning. Atemfördern-
– leichte mentale Retardierung
– Nierenbeteiligung, z. B. renal tubuläre Azi-
Alaun-Instillation f: Intravesikale Instillati-
onstherapie zur Behandlung von therapiere-
A
de Lagerung zur Pneumonieprophylaxe*. 2 zu dose, hypoplastische Nieren, Zysten, Mesan- fraktärer Makrohämaturie. Die Blase wird mit
Schiffchen geformte Kissen werden A-förmig giolipidose 1 % bis 3 % Kalium-Aluminiumsulfat-Lösung
mit Überschneidung der Kissen in Höhe des – intrakranielle Blutungen und Schlaganfall. gespült.
dritten Halswirbels unter den Patienten gelegt. Diagnostik: Albarran-Hebel m: engl. Albarran’s lever. Hebel
Dadurch erfolgen eine Dehnung des Oberkör- – Direkte Hyperbilirubinämie an der Spitze eines Endoskops zur Steuerung
pers und eine vermehrte Belüftung der Lungen- – Leberbiopsie eines Katheters oder einer Koagulationssonde.
spitzen. Siehe Abb. – Röntgen Wirbelsäule Der Albarran-Hebel wird hauptsächlich ange-
Indikationen: – Sonografie des Abdomens wendet in der Urologie (Zystoskopie*) und in
– Pneumonieprophylaxe – augenärztliche Untersuchung. der Gastroenterologie (Intubation von Gallen-
– zur Entlastung der Wunde bei Thoraxopera- Therapie: und Pankreasgang).
tionen – Symptomatisch Albarran-Ormond-Syndrom → Retroperito-
– Dekubitusprophylaxe*. – Supplementation fettlöslicher Vitamine nealfibrose
Hinweis: Durch die ungeregelte Kompression – Linderung des Pruritus z. B. mit Ursodesoxy- aø lbicans: engl. white. Weißlich.
der Kissen und Bewegungen des Patienten be- cholsäure, Rifampicin, Cholestyramin, Nal- Albiniøsmus m: engl. albinism. Angeborene Stö-
steht keine gesicherte antidekubitale Wirkung. trexon oder Phenobarbital, Effekt oft be- rungen in der Biosynthese der Melanine*. Es
grenzt existieren zahlreiche Formen mit unterschiedli-
– ggf. Lebertransplantation. cher Hypopigmentierung von Haut, Haaren
Prognose: und Iris oder nur der Augen allein. Diagnosti-
– Sehr variabel, abhängig von der klinischen sche Maßnahmen sind Funduskopie, visuelle
Präsentation evozierte kortikale Potenziale (VECP) und Ste-
– bei neonataler Cholestase 10-Jahres-Überle- reoskopie. UV-Schutz der Augen und ggf. der
bensrate 65 % insgesamt oder 45 % mit eige- Haut sind notwendig. Epidemiologie: OCA-2
ner Leber häufigste Form, weltweit erhebliche Häufig-
– Mortalität durch Lebererkrankung, Blutung, keitsschwankungen. Pathogenese: kongenital,
Infektion oder kardial. in der Mehrzahl autosomal-rezessiv vererbte
Alaktie → Agalaktie Störung der Melaninsynthese bei erhaltener re-
Ala nasi f: engl. ala of nose. Nasenflügel. gelrechter Anzahl intraepidermaler Melanozy-
Alanin n: engl. alanine; syn. Ala. Proteinogene, ten. Einteilung:
A-Lagerung [162]
glukoplastische Aminosäure*. Die α-Aminosäu- – Okulokutaner Albinismus (OCA): generali-
re ist eng mit dem Stoffwechsel von Zuckern sierte, unterschiedlich ausgeprägte Hypopig-
Alagille-Syndrom n: engl. Alagille’s syndrome; und organischen Säuren verbunden. Alanin mentierung von Haut, Haaren und Iris. Prä-
syn. arteriohepatische Dysplasie; Abk. ALGS. wird als Diätetikum und Lebertherapeutikum valenz: 1 : 20 000; fast ausschließlich autoso-
Autosomal-dominant erbliches Krankheitsbild eingesetzt. β-Alanin ist eine nicht proteinogene mal-rezessiver Erbgang, 14 Unterarten be-
mit Hypoplasie der interlobulären Gallengänge, Aminosäure. Sie ist Bestandteil der Pantothen- kannt; Häufigkeit von Typ I und II etwa
peripherer Pulmonalstenose, Gesichtsdysmor- säure* und somit des Coenzyms* A. gleich: 1. Typ I: Mutation im Tyrosinase co-
phie, Wirbelkörperanomalien und Embryoto- Alaninaminotransferase f: syn. ALAT; Abk. dierenden TYR-Gen, Tyrosinase-negativ, auf
xon posterius. Die Therapie ist symptomatisch ALT. Aminotransferase, die die Umwandlung dem Genlocus 11q14–q21, ohne (Typ IA)
und die Prognose sehr variabel. Häufigkeit: von Ketosäuren in Aminosäuren katalysiert. Das oder mit (Typ IB) erhaltener Tyrosinase-Rest-
1 : 70 000; in 15–50 % Neumutationen. Ätiolo- Enzym kommt in Herz- oder Muskelzellen so- aktivität 2. Typ II, syn. Albinoidismus, Ty-
gie: wie Leberzellen vor. Die ALT liegt hauptsäch- rosinase-positiv: Mutation im P-Protein co-
– ALGS, syn. ALGS1: Mutationen im JAG1-Gen lich zytosolisch in Hepatozyten und zum klei- dierenden Gen auf dem Genlocus 15q11.2–
auf dem Genlocus 20p12.2 neren Anteil in den Mitochondrien vor. Gemes- q12 3. Typ III: Mutation von Tyrosinase-as-
– ALGS2: Mutationen im NOTCH2-Gen auf sene Aktivitätserhöhungen sind ein Hinweis für soziiertem Protein 1,TYRP1-Gen auf dem
dem Genlocus 1p12–p11. eine Schädigung der Leberzellen. Genlocus 9p23 4. Typ IV: Mutation im
Klinik: Referenzbereiche: Methodenabhängig. Für SLC45A-Gen, früher MATP-Gen, auf dem
– Sehr variabler Phänotyp von milden Ge- IFCC-Methode: Genlocus 5p13.2.
sichtsdysmorphien mit breiter Stirn, schma- – Männlich: < 45 U/l – Okulärer Albinismus (OA): angeborene Stö-
lem Kinn, Kolbennase – weiblich: < 34 U/l. rung in der Melaninbiosynthese mit Mela-
– Wirbelkörperanomalien mit Schmetterlings- Ala oø ssis ilii f: engl. ala of ilium; syn. Darmbein- ninmangel v. a. in den Augen: 1. X-chromo-
wirbeln oder Hemivertebrae schaufel. Oberer schaufel- oder flügelförmiger somal assoziierte Vererbung mit unterschied-
– isolierte γGT-Erhöhung bis hin zu schwerer Teil des Darmbeins, an dessen Rückseite, Facies lichen Formen: I. OA-Typ I, syn. Nettleship-
intrahepatischer Cholestase mit Ausbildung externa, die Glutealmuskulatur ansetzt. Die Falls-Typ: Mutation im GPR143-Gen, syn.
einer Leberzirrhose, Ikterus, Pruritus, Xan- Vorderseite, Facies interna, ist der Ursprung für OA1-Gen, mit Genlocus Xp22.3 II. OA-Typ II:
thomen den M. iliacus und einige Rückenmuskeln. Mutation im CACNA1F-Gen, syn. OA2-Gen,
– Kleinwuchs Alarmreaktion → Anpassungssyndrom, allge- mit Genlocus Xp11.23 III. Albinismus-Taub-
– Herzanomalien, z. B. ASD, VSD, PFO, Fallot- meines heit-Syndrom: Genlocus Xq26.3–q27.1 2. au-
Tetralogie Alastriøm → Variola
Albinismus congenitus circumscriptus partialis 50

tosomal-rezessive Vererbung auf dem Genlo- Albinoidiøsmus → Albinismus – Anstieg der Albuminkonzentration im Rah-
A cus 6q13–q15.
Klinik:
Albrecht-Arzt-Tumor → Speicheldrüsentu-
moren
men einer Exsikkose mit gleichzeitigem Kon-
zentrationsanstieg aller Serum- und Plasma-
– Hautmanifestation bei OCA: weißblonde Albright-Butler-Bloomberg-Syndrom → Pri- proteine.
Kopf- und Körperbehaarung, hellrosa Haut märe Phosphatstörungen Erniedrigte Werte:
und Beteiligung der Augen: 1. Typ IA: völli- Albright-Osteodystrophie, hereditäre → – Verminderte Synthese: 1. akute und chroni-
ges Fehlen von Melanin und Hautpigmentie- Pseudohypoparathyroidismus sche Lebererkrankungen 2. Proteinmangeler-
rung mit starker UV-Empfindlichkeit und Aø lbtraum m: engl. nightmare; syn. Alptraum. nährung 3. Malabsorptionssyndrom
Gefahr für Sonnenbrände, Lichtalterung, Meist in der zweiten Nachthälfte auftretender, – Vergrößerung des Verteilungsraums auf-
Hauttumoren, schwere Augensymptomatik, Angst erregender Traum, der zum Erwachen grund erhöhter Kapillarpermeabilität bei
Sehnervschäden, Haut weiß, Haare postnatal führt. Es handelt sich um eine Form der Para- akuten oder chronischen Entzündungen,
weiß, später selten hellgelb 2. Typ IB: milde- somnie*. Im Gegensatz zu Pavor* nocturnus ist Sepsis, Schock, Vaskulitis
re Symptomatik, Haut gelblich, Haare post- meist eine sofortige Erinnerung an Traumin- – Verlust in den dritten Raum bei Aszites, Pleu-
natal weiß, später gelbblond, bei Typ IB und halt und eine rasche (Re-)Orientierung nach raerguss, Ödemen
Typ II dunkelt die Haut im Lauf der Jahre dem Erwachen möglich. – Verluste nach außen: 1. nephrotisches Syn-
nach 3. Typ OCA-1Bs: Haare weiß am Skalp Vorkommen: drom 2. großflächige Verbrennungen 3. gast-
und axillär, an den Extremitäten pigmentiert – Bei 10–50 % der Kinder zwischen 2 und 6 Jah- rointestinale und lymphatische Fisteln
4. Typ II und Typ IV: Nystagmus, reduzierte ren – Gammopathien
Sehkraft, Iris blaugrau bis lichtbraun, Haar- – bei Erwachsenen: v. a.: 1. nach psychischem – bei Hyperhydratation aufgrund eines Ver-
farbe zunächst weiß, goldblond oder rot, Trauma* 2. bei Depression* oder pharmakolo- dünnungseffektes (z. B. Infusionstherapie,
dunkelt mit dem Alter nach, Hautfarbe dage- gisch induziert (Beta-Rezeptoren-Blocker, Se- Herzinsuffizienz)
gen weniger; durch Sonnenexposition wird dativa*, Schlafmittel*, Amphetamin, katecho- – Schwangerschaft.
die Haut fleckig 5. Typ III: Haut rötlich- laminerge Arzneimittel, Neuroleptika, Anti- Albumin-Kreatinin-Ratio → Albuminurie
braun, Haare hell- bis dunkelrot, partieller depressiva*) 3. bei Entzug von Barbituraten Albuminurie f: engl. albuminuria. Ausschei-
Albinismus, Nystagmus, Strabismus, Haut und Alkohol ggf. sog. REM-Schlaf-Rebound dung von Albumin im Urin. Die Albuminurie
ist weniger betroffen, retinale Pigmente sind mit Albträumen 4. ggf. Albtraumstörung*. ist ein wichtiger Verlaufs- und Prognosepara-
vorhanden; relativ milde Hautsymptomatik Albtraumstörung f: engl. nightmare disorder. meter bei der diabetischen Nephropathie. Bei
bei Chediak*-Higashi-Syndrom, Hermansky- Nichtorganische Schlafstörung* mit rezidivie- schwerer Nierenschädigung mit nephrotischem
Pudlak-Syndrom, Prader-Willi-Syndrom renden Albträumen. Die Diagnostik umfasst ne- Syndrom kann eine Albuminurie zur Hypalbu-
– okulare Manifestation: bei OA hellblaue oder ben dem Ausschluss organischer oder pharma- minämie führen.
rötliche Iris durch Pigmentmangel der Iris, kologischer Ursachen eine polysomnografische Einteilung: Siehe Tab.
Lichtscheu, Nystagmus, evtl. Strabismus, Untersuchung im Schlaflabor (siehe Polysom- Ursachen:
Iris-Durchleuchtbarkeit, Herabsetzung der nografie*). Methode der Wahl zur Behandlung – Diabetische Nephropathie* (Mikro-, Makro-
Sehschärfe infolge Hypoplasie der Fovea cen- von Albtraumstörungen ist die Verhaltensthera- albuminurie)
tralis in der Macula lutea. pie*. – renaler hypertensiver Endorganschaden
Diagnostik: Diagnostik: (Mikroalbuminurie; arterielle Hypertonie*).
– Hypopigmentation des okulären Fundus bei – Polysomnografie*: abruptes Aufwachen aus Diagnostik:
Funduskopie Phase des REM*-Schlafs – Screening durch Schnelltestverfahren (Test-
– vermehrte Anzahl kreuzender Sehnervenfa- – deutlicher Leidensdruck streifen mit immunologischer oder Farbreak-
sern im Chiasma opticum, nachweisbar mit- – Ausschluss organischer oder pharmakologi- tion)
tels VECP scher Ursachen. – quantitativ, z. B. durch Immunoassay
– Störung im stereoskopischen Sehen. Albuginea: Abk. für → Tunica albuginea – genaue Bestimmung im 24-Stunden-Sam-
Bei OCA ist die Augensymptomatik variabel Albumin n: Wichtigstes Plasmaprotein mit ei- melurin.
ausgeprägt nem Anteil von etwa 60 % an der gesamten int- Prognostischer Wert: Die Albuminurie ist ein
– Bei Typ IA schwerer, bei Typ IB milder ravasalen Proteinmenge. Wichtige Funktionen wichtiger Verlaufs- und Prognoseparameter der
– Typ II und Typ IV zeigen: 1. Nystagmus 2. re- sind die Aufrechterhaltung des kolloidosmoti- diabetischen Nephropathie*. Persistierende Al-
duzierte Sehkraft 3. blaugraue bis lichtbrau- schen Drucks, die Bindung und der Transport buminurie innerhalb von 4 Wochen bei Diabeti-
ne Iris von hydrophoben Substanzen, z. B. nichtkonju- kern zeigt eine Nierenschädigung an. Bei ausge-
– Typ III: 1. Nystagmus 2. mildere Hypoplasie giertes Bilirubin, freie Fettsäuren, Hormone prägter Nierenschädigung mit nephrotischem
der Makula 3. evtl. Hypoplasie der Sehnerven (T4, Aldosteron), Pharmaka, Spurenelemente
und Strabismus. (Kupfer, Zink) sowie Kalzium-Ionen.
Prävention: Referenzbereiche: Abhängig vom Alter: Albuminurie:
– Strenger UV-Lichtschutz – 0–30 Tage: 2,6–4,3 g/dl Referenzbereiche.
– Hautscreening jährlich wegen des erhöhten – 2–6 Monate: 2,8–4,6 g/dl Einteilung Albuminausscheidung
Malignomrisikos – 7–12 Monate: 2,8–4,8 g/dl mg/l mg/h
– regelmäßige augenärztliche Kontrolle – 2–18 Jahre: 2,9–4,7 g/dl
– genetische Beratung. – ab 19 Jahre: 3,5–5,0 g/dl. physiologisch < 20 < 30/24
Therapie: Kausal nicht möglich. Bewertung: Erhöhte Werte: Mikroalbuminurie 20–200 30–300
Albiniøsmus congeø nitus circumscriptus parti- – Isolierte Hyperalbuminämien kommen nicht Makroalbuminurie > 200 > 300
alis → Piebaldismus vor
51 Algesiologie

Syndrom* kann es zu einer Hypalbuminämie* wird über das Renin-Angiotensin-Aldosteron- – bei Patienten mit psychiatrischen und psy-
kommen. Folgen sind ausgeprägte Ödeme (Ana-
sarka) und erhöhtes Thromboembolierisiko.
system geregelt.
Referenzbereich:
chosomatischen Erkrankungen liegt die Prä-
valenz bei 20–30 %.
A
Albuminurie, orthostatische → Proteinurie, – Stark tageszeit- (höchste Werte am Morgen), Ätiologie:
orthostatische alters- (höchste Werte bei Neugeborenen) – Lerntheoretisch: frühe Defizite im Erlernen
Alcaligenes m: Gattung gramnegativer, beweg- und methodenabhängig der zwischenmenschlichen Affektkommuni-
licher, peritrich begeißelter, aerober, stäbchen- – im Blut: 1. Erwachsene: liegend 29–145 ng/l kation
förmiger oder kokkoider Bakterien der Familie (80–400 pmol/l), stehend 65–285 ng/l (180– – psychodynamisch: Unterdrückung konflikt-
Alcaligenaceae (Bakterienklassifikation*). Alca- 790 pmol/l) 2. Kinder 1–2 Jahre: liegend 71– hafter Emotionen
ligenes sind Oxidase-positiv, Wasser- und Bo- 495 ng/l (170–1310 pmol/l) – sekundäre Alexithymie als Folge eines Trau-
denkeime und kommen im Intestinaltrakt von – im 24-Stunden-Sammelurin: 1. Erwachsene mas* oder schwerer Belastungsreaktion.
Vertebraten vor. 3–19 μg/24 h (8–51 nmol/24 h) 2. ergänzend Klinik: Geringer Leidensdruck*, erst bei zusätz-
Klinische Bedeutung: Sie werden isoliert aus sollte die Plasma-Reninaktivität bestimmt lichen psychischen Störungen oder erheblichen
Wund- und eitrigem Ohrsekret sowie Blut, Urin werden. psychosozialen Stressoren* (z. B. Scheidung)
und Spinalflüssigkeit. Alcaligenes sind oppor- Aldosteroniøsmus → Hyperaldosteronismus wird professionelle Hilfe in Anspruch genom-
tunistische Erreger* v. a. von Harnwegsinfektio- Aldosteronmangel → Hypoaldosteronismus men. Alexithymie ist häufig bei Patienten mit
nen, wobei Alcaligenes faecalis als klinisch be- Aldosteronom n: engl. aldosteronoma. Aldoste- somatoformer* Störung, da Gefühle als sensori-
deutsame Spezies gilt. ron* produzierender Tumor*, der zu Hyperal- sche Erregung verkannt oder Affekte abgewehrt
Alchemilla vulgaris → Frauenmantel, ge- dosteronismus* führt. Meist handelt es sich um werden (somatoforme Alexithymie).
wöhnlicher ein Nebennierenrindenadenom* (Conn*-Syn- Diagnostik: Toronto-Alexithymie-Skala oder
ALD: Abk. für → Adrenoleukodystrophien drom), in seltenen Fällen um ein Nebennieren- strukturiertes Interview (Toronto-Structured
Aldehydalkohole m pl: engl. aldols; syn. Hydro- rindenkarzinom oder Ovarialkarzinom*. Interview for Alexithymia, Abk. TSIA).
xyaldehyde. Durch Oxidation von 3-, 4-, 5- und Aldrete-Score: 5-Item-Score zur postanästhe- Differenzialdiagnosen:
6-wertigen Alkoholen am C-1 entstandene Ver- siologischen Patientenbeurteilung. Als Entlas- – Schwere Depression*
bindungen. Zu ihnen zählen insbesondere Al- sungskriterium aus dem Aufwachraum gilt der – Negativsymptomatik der Schizophrenie*
dehydzucker (Aldosen; Monosaccharide), z. B. Aldrete-Score als unzureichend valide, weil er – somatoforme* Störung
Glyceral. z. B. PONV (postoperative nausea and vomiting) – dissoziative* Störung.
Aldehyddehydrogenase f: engl. aldehyde dehy- sowie postoperative Schmerzen nicht berück- Therapie:
drogenase; syn. Aldehydoxidase; Abk. ALDH. sichtigt. – Psychotherapie*, v. a. Gruppenpsychothera-
Enzym (EC 1., Oxidoreduktase), das aromati- Aldrich-Syndrom → Wiskott-Aldrich-Syn- pie* und körperzentrierte Verfahren, welche
sche und aliphatische Aldehyde oxidiert. In drom die Affektdifferenzierung fördern
Säugern gibt es 4 isoforme Enzyme. In der Leber Alendronsäure f: engl. alendronic acid. Bisphos- – Rehabilitation bei chronifizierten psychi-
setzt z. B. die mitochondriale ALDH2 das toxi- phonat zur oralen Anwendung, das bei Osteo- schen Störungen mit hohem Alexithymiean-
sche Reaktionsprodukt Acetaldehyd der Alko- porose* und Osteopathien* mit erhöhtem Kno- teil.
holdehydrogenase* (ADH) zu Acetat (Essigsäu- chenumbau (z. B. Osteodystrophia* deformans) Prognose: Häufig schlechtes Ansprechen auf die
re) um. Dabei wird NAD als Coenzym verwen- eingesetzt wird. Aufgrund des Risikos ösopha- Therapie (meist nicht als eigene Störung behan-
det. gealer Reizungen und der schlechten Resorbier- delt, sondern als Teil anderer Störungen bzw.
Alder-Reilly-Anomalie f: engl. Alder’s anomaly; barkeit sollen Bisphosphonate mindestens Problemkonstellationen, z. B. Depression oder
syn. Reilly-Granulationsanomalie. Erbliche 30 min vor der ersten Nahrungsaufnahme in psychosomatische Störungen).
Granulationsanomalie der Leukozyten (v. a. aufrechter Position mit viel Flüssigkeit einge- Algae → Algen
neutrophile Granulozyten, aber auch Monozy- nommen werden. Algen f pl: Sammelgruppe niederer, meist was-
ten und Lymphozyten) mit auffallend großen, ALEP: Abk. für Alarm- und Einsatzplan des serbewohnender Pflanzen. Algen sind ein- oder
dunkel oder rötlich gefärbten Granula. Dabei Krankenhauses → Krankenhausalarmplan mehrzellig, besitzen einen Zellkern und bilden
handelt es sich enzympathologisch um Polysac- Aleppobeule → Leishmaniasen Kolonien oder Zellverbände. Sie kommen als fä-
charidspeicherung in zytoplasmatischen Ein- Aleppogallen → Gallen [Phytotherapie] dige oder flächige Formen vor und sind Chloro-
schlusskörperchen. Die Alder-Reilly-Anomalie Alexie → Dyslexie phyll- und farbstoffhaltig.
tritt bei Störungen des Stoffwechsels der Glyko- Alexithymie f: engl. alexithymia. Unvermögen, Einteilung: Klassen
saminoglykane (Mukopolysaccharid*-Speicher- Gefühle hinreichend wahrzunehmen und zu – Chlorophyceae (Grünalgen, meist Süßwasser
krankheiten) auf. beschreiben. Alexithymie kann ein Persönlich- bewohnende Einzeller bis Thalluspflanzen)
Aldolasemangel → Fruktoseintoleranz keitsmerkmal sein, das unter Umständen durch – Phaeophyceae (Braunalgen)
Aldole: Abk. für → Aldehydalkohole psychische Störungen verstärkt wird. Der Lei- – Rhodophyceae (Rotalgen)
Aldosteron n: engl. aldosterone; syn. 11β,18- densdruck ist häufig gering. Behandelt wird – Diatomeen (Kieselalgen, einzellig).
Epoxy-18,21-dihydroxy-4-pregnen-3,20-dion. psychotherapeutisch, die Therapieerfolge sind Die Klassen 2–4 werden z. T. pharmazeutisch
Wichtigstes Mineralokortikoid* der Nebennie- jedoch nicht überzeugend. Alexithymie gilt als verwendet.
renrinde (Zona glomerulosa). Das Steroidhor- Risikofaktor für körperliche Erkrankungen, Algesie f: engl. algesia. Physiologische
mon* wird ausgehend vom Cholesterin über die z. B. Hypertonie. Schmerzempfindung.
Zwischenstufe Progesteron gebildet. Es redu- Häufigkeit: Algesiologie f: engl. algesiology. Wissenschafts-
ziert die Na+-Ausscheidung in den Nierentubuli – 5–10 % der Erwachsenenbevölkerung mit gebiet und Teilgebiet der Medizin, das sich mit
und dient der Regulation des Wasserhaushaltes, dem Verhältnis m : w = 2 : 1 (Bundesrepublik dem Schmerz, seiner Entstehung, seinen Er-
des Blutdrucks und -volumens. Die Freisetzung Deutschland) scheinungsweisen und seiner Bekämpfung be-
Alginat 52

fasst. Im klinischen Sprachgebrauch oft gleich- sen sind meist lipophil und optisch aktiv. Ethen synthetisiert werden. In vielen Industrie-
A bedeutend mit Schmerzmedizin.
Alginat n: engl. alginate. Irreversibel elastischer
Durch Anlagerung von Säuren an die Stickstoff-
atome gebildete Alkaloidsalze sind hydrophil.
nationen ist Alkohol die wichtigste legale psy-
chotrope Substanz.
Werkstoff aus Rot- und Braunalgen zur Abfor- Alkalose f: engl. alkalosis; syn. Alkaliämie. Stö- Verwendung:
mung* der Mundsituation. Durch Ausgießen rung im Säure*-Basen-Haushalt mit Anstieg des – Desinfektionsmittel (Ethanol 70 Vol%,
der Abdrücke mit einem aushärtenden Material arteriellen pH-Wertes auf > 7,45. Das Ausmaß 96 Vol%)
erhält man ein positives Modell. Alginate wer- der Alkalose ist abhängig von der Kompensati- – Getränke (Bier 2–6 Vol%, Wein 7–17 Vol%,
den auch als Wundauflagen eingesetzt, die gro- onskapazität (Gegenregulation). Zur Feststel- Schnaps ca. 45 Vol%)
ße Mengen Wundexsudat aufnehmen, sich an lung des Säure*-Basen-Status dient die arterielle – klinische Anwendung z. B. in der Dermatolo-
die Wundform anschmiegen und hohe Reini- Blutgasanalyse (BGA). gie (Einreibungen, Kühlung), als Lösungs-
gungskraft besitzen. Formen: Nicht respiratorische (metaboli- mittel (Arzneimittel) und zur chirurgischen
Hinweis: Aufgrund der Ausdehnungsfähigkeit sche) Alkalose: positive Basenabweichung* mit Händedesinfektion*.
Alginat nicht in Wundtaschen einbringen. Anstieg von Standardbicarbonat* auf Metabolismus:
Algodystrophie, sympathische → Schmerz- > 25 mmol/l (und aktuellem Bicarbonat) – Nach oraler Aufnahme Resorption in Magen
syndrom, komplexes regionales – Formen: 1. Additionsalkalose infolge über- und Darm
Algopareunie → Dyspareunie mäßiger Basenzufuhr: häufig iatrogen, z. B. – Abbau durch Alkoholdehydrogenase* zu
Algopathie → Psychosyndrom, algogenes durch Bicarbonat 2. Subtraktionsalkalose Acetaldehyd und durch Aldehyddehydroge-
ALGS: Abk. für → Alagille-Syndrom infolge des Verlusts an Protonen: z. B. durch nase weiter zu Essigsäure; 3–8 % werden
Algurie f: engl. pain with urination. Schmerzhaf- Magensaftverlust bei Erbrechen 3. Vertei- durch Oxygenasen in den Mikrosomen abge-
te Harnentleerung, z. B. bei Zystitis*. lungsalkalose infolge intrazellulärer Proto- baut
Alibidinie → Sexuelle Appetenzstörung nen-Umverteilung bei Hypokaliämie* (hypo- – Eliminationsgeschwindigkeit ist (außer bei
Ali-Krogius-Kapselplastik f: engl. Ali-Krogius kaliämische Alkalose): Austausch von K+-Kat- sehr niedrigen Konzentrationen) konstant.
capsuloplasty. Operationsmethode bei habituel- ionen aus dem intrazellulären Raum gegen Wirkung:
ler Patellaluxation*. Dabei wird ein aus dem ge- Protonen infolge von extrazellulärem Kali- – Zerebellare und psychische Symptome: 1. ge-
weiteten medialen Retinaculum entnommener ummangel 4. hypernatriämische Alkalose hobene Stimmung bis zur Euphorie, Ent-
Streifen lateral vernäht und damit die Patella durch Dehydratation; hypoalbuminämische spannung 2. Rausch, Aggressivität, mangeln-
entgegen der lateralen Luxationstendenz medi- Alkalose; Stewart*-Modell 5. endokrinolo- de Einsichts- und Steuerungsfähigkeit, in hö-
alisiert, zusätzlich wird der M. gracilis auf die gisch: z. B. bei Hyperaldosteronismus*, auch heren Dosen Sedierung unter Umständen bis
Patella verpflanzt, wodurch die Patella bei An- iatrogen bei Kortikoidtherapie zu Koma und Atemdepression 3. bei langjäh-
spannung nach medial gezogen wird. – respiratorische Kompensation (schnell): Hy- rigem Konsum und besonders disponierten
alimentär: engl. alimentary. Zur Ernährung ge- poventilation* zur Erhöhung des arteriellen Personen Alkoholpsychose*
hörig oder durch Nahrung hervorgerufen, z. B. pCO2 und damit Begrenzung der pH-Erhö- – in geringen Konzentrationen Blutdruckan-
alimentäres Fieber. hung; schnell limitiert durch arterielle Hyp- stieg, in höheren Konzentrationen Blut-
Alimentärpsathyrose → Osteopathie, alimen- oxie*; Folgen: Hypokaliämie*, Hypokalzä- druckabfall, Vasodilatation, Hyperventilati-
täre mie*, unzureichende Gewebeoxygenierung on und Zunahme der Atemfrequenz
Alimentation f: engl. nutrition. Ernährung. infolge Verschiebung der Sauerstoff*-Dissozi- – Steigerung der Diurese
A-Linien → Lung Ultrasound ationskurve, Hypovolämie*. – bei moderatem Konsum: nach neuer Studie
Alkaliämie → Alkalose Respiratorische Alkalose: Abfall des CO2-Par- geringeres Ersterkrankungsrisiko für be-
Alkalimetalle n pl: engl. alkali metals. Gruppen- tialdrucks* durch gesteigerte pulmonale Koh- stimmte kardiovaskuläre Erkrankungen
bezeichnung für die Elemente der I. Haupt- lendioxidabgabe infolge Hyperventilation* (Herzinfarkt*, Herzversagen).
gruppe des Periodensystems der Elemente: Li- – Nicht respiratorische Kompensation (meta- Folgen: Alle Formen einer Substanzstörung*
thium, Natrium*, Kalium*, Rubidium, Caesium bolisch; langsam): Pufferung* und gesteiger- (z. B. Alkoholabhängigkeit*, Alkoholdelir*, Al-
und Francium. In Verbindungen liegen die Al- te renale Bicarbonat-Elimination (und damit koholentzugssyndrom, Alkoholintoxikation*,
kalimetalle überwiegend als einwertige Katio- negative Basenabweichung*) Alkoholmissbrauch*).
nen vor. – klinisch: Hyperventilationstetanie*, Bron- Aø lkoholabhängigkeit f: engl. alcohol depen-
Alkalireserve f: engl. alkali reserve. Plasmage- chokonstriktion, bei chronischer Hyperventi- dence; syn. Alkoholkrankheit. Form der Subs-
halt an basischen Ionen zur Pufferung, v. a. Bi- lation Hyperchloridämie. tanzstörungen* mit einer Gruppe von Verhal-
carbonat. Der Bicarbonatgehalt wird nach Äqui- Kombinierte Alkalose: Kombination von re- tens-, kognitiven und körperlichen Phänome-
librierung bei einem pCO2-Partialdruck von spiratorischer und nicht respiratorischer Alka- nen, die sich nach wiederholtem Alkoholkon-
5,3 kPa (40 mmHg) gemessen. Alkalireserve ist lose (selten); arterieller pCO2 erniedrigt, Basen- sum entwickeln. Alkoholabhängigkeit setzt ei-
als Kenngröße zur Beurteilung des Säure-Ba- abweichung erhöht. nen chronischen (gewöhnlich mehr als 6 Mona-
sen-Gleichgewichts im Blut nicht mehr üblich, Therapie: Alkalose wird kausal behandelt, also te andauernden) übermäßigen Gebrauch von
da andere Parameter (Basenabweichung*, Stan- durch Beseitigung der Grundstörung. Bei aus- Alkohol voraus (bei Jugendlichen z. T. kürzere
dardbicarbonat*) aussagekräftiger sind. geprägter nicht respiratorischer Alkalose wer- Zeitspanne). Die Behandlung ist mehrstufig.
Alkaloide n pl: engl. alkaloids. Meist alkalisch den Elektrolyte substituiert sowie eventuell – Häufigkeit: In Deutschland 2 Mio. Betroffe-
reagierende, relativ kompliziert aufgebaute und Protonen unter Sauerstoffgabe zugeführt. ne; außerdem 2,5 Mio. mit schädlichem
als kristalline Substanzen darstellbare stick- Aø lkohol m: syn. Ethylalkohol; Abk. Ethanol. Substanzgebrauch* (Beratungs- und Behand-
stoffhaltige Naturstoffe, die ausgeprägte phar- Kurzbezeichnung für Ethanol (C2H5OH). Alko- lungsbedarf)
makologische Wirkungen besitzen. Bisher sind hol entsteht durch Gärung aus Mono-, Di- oder – Ätiologie: multifaktoriell; diskutiert wird
über 3000 Alkaloide bekannt. Die Alkaloidba- Polysacchariden und kann aus Acetylen oder ein Zusammenwirken bestimmter: 1. geneti-
53 Alkoholdelir

Folgen 2. Typ B: früherer Beginn, psychopa- – Nachsorge durch Beratungsstellen und Ein-
thologische Symptomatik stärker ausge-
prägt.
bindung in Selbsthilfegruppen (z. B. Anony-
me Alkoholiker).
A
Komplikationen: Sog. Alkoholfolgeschäden. Prognose: Unter Abstinenzbedingungen wird
– Psychosozial: im familiären und beruflichen eine partielle Regeneration des Gehirns mit ver-
Umfeld ggf. Rollenwechsel mit emotionaler besserter, aber in der Regel nicht vollständiger
Vereinsamung und familiärer und berufli- Restitution der Denk- und Gedächtnisfunktio-
cher Desintegration (Führerscheinverlust, nen und in den anderen Bereichen ein Sistieren
Abmahnung oder Verlust des Arbeitsplatzes), der Symptomatik beobachtet.
häufig verbunden mit sozialem Abstieg, Aø lkoholbestimmung f: engl. alcohol assay. Be-
und ggf. zivil- und strafrechtliche Konse- zeichnung für die Bestimmung der Konzentra-
quenzen tion von Ethanol. Die Alkoholkonzentration
– somatisch: fast alle Organe können infolge kann im Blut oder orientierend in der Atemluft
der Alkoholabhängigkeit geschädigt werden: bestimmt werden.
1. häufigste Alkoholfolgeerkrankungen in Aø lkoholdehydrogenase f: engl. alcohol dehy-
der Inneren Medizin: alkoholische Leber- drogenase. Enzym (EC 1., Oxidoreduktase), das
krankheit*, chronische Pankreatitis*, Öso- die Oxidation von primären und sekundären
phagitis, Gastritis, Mallory*-Weiss-Syndrom Alkoholen zu Aldehyden und umgekehrt die
2. akute neuropsychiatrische Folgeschäden: Reduktion von Aldehyden zu Alkoholen kataly-
v. a. globale Hirnatrophie mit kognitiven De- siert und als Coenzym NAD/NADH + H+ ver-
fiziten und Alkoholpsychose* wie Alkoholde- wendet. In der Leber baut Alkoholdehydrogena-
lir*, Alkoholhalluzinose*, epileptische Anfäl- se den Blutalkohol zu Acetaldehyd ab.
le im Entzug und alkoholischer Eifersuchts- Aø lkoholdelikt n: engl. alcohol delict. Rechtswid-
wahn 3. chronische neuropsychiatrische Al- rige und strafbedrohte Handlung, die unter Al-
koholfolgeerkrankungen: v. a. alkoholbe- koholeinfluss begangen wird.
dingte Polyneuropathie*, Wernicke*-Enze- Strafbarkeit:
phalopathie, amnestisches Syndrom* (Korsa- – Vollrausch: den (möglicherweise) schuldun-
kow-Syndrom) und alkoholische Demenz, fähigen Rauschtäter bedroht § 323 a Strafge-
amotivationales Syndrom*. setzbuch (StGB) mit Strafe
Diagnostik: Alkoholkranke fühlen und verhal- – §§ 316, 315 a Absatz 1 Nr. 1, 315 c Absatz 1
ten sich nicht konsequent als Patienten („Lei- Nr. 1 a StGB: Wer infolge des Genusses von
dende“). Bagatellisieren und Verleugnen gehö- Alkohol oder anderer berauschender Mittel
ren zum Krankheitsbild und müssen mit wohl- zur sicheren Führung eines Fahrzeugs im
Alkoholabhängigkeit: kognitives Störungsmodell. wollender Beharrlichkeit („sorgende Konfronta- Verkehr außerstande ist, macht sich strafbar
tion“) in die Begegnung einbezogen werden: – geringe Alkoholeinwirkung: Fälle dieser Art
– Klinisches Bild: soziale Auffälligkeit, Verän- werden als Ordnungswidrigkeit von § 24 a
scher Faktoren (Genmutationen z. B. im Do- derungen in der Persönlichkeit sowie typi- Straßenverkehrsgesetz (StVG) erfasst.
pamin- und Endorphinsystem und der sche Begleit- und Folgeerkrankungen sind Schuldunfähigkeit: Schuldfähigkeit für unter
Alkoholdehydrogenase; in der genomweiten Hinweise auf eine Alkoholabhängigkeit Alkohol oder anderen bewusstseinsverändern-
Assoziationsstudie GWAS bestätigte Suszep- – Eigen- und Fremdanamnese inklusive Sucht- den Drogen begangene Tat kann nach § 21 StGB
tibilitätsgene: ADH1B-Gen, ALDH2 1-Gen, anamnese (Trinkmenge: als Schwellenwert vermindert oder nach § 20 StGB ausgeschlossen
GABA-A-β1-Gen) 2. lerntheoretischer Fak- gelten 40 g Alkohol pro Tag bei Männern und sein. Trieb- und Affekthandlungen* sind als
toren (Modelllernen) 3. sozialer Faktoren 30 g Alkohol pro Tag bei Frauen; 3 Gläser willensgesteuerte Akte von §§ 20, 21 StGB um-
(begünstigende Situation in gesellschaftli- Bier à 0,33 l enthalten 39 g Alkohol, 2 Gläser fasst. Reflexbewegungen und Bewegungen in
chen Gruppen) 4. psychischer Faktoren Wein à 0,2 l 32 g Alkohol) voller Bewusstlosigkeit werden als gänzlich au-
(z. B. Krisensituationen); kognitives Stö- – labordiagnostisch: GGT, MCV, Ethylglucuro- tomatische Akte strafrechtlich nicht erfasst.
rungsmodell siehe Abb. nid (im Harn) und Desialotransferrin (im Se- Aø lkoholdelir n: engl. delirium tremens; syn. Al-
Klinik: Neben den Symptomen eines Abhängig- rum) erhöht. koholentzugsdelir. Form der Substanzstörun-
keitssyndroms* Einteilung des Trinkverhaltens: Therapie: Mehrstufig gen* in Sinne eines Delirs* als potenziell vital
– Nach Cloninger: 1. Typ 1: Männer und Frau- – In der Regel stationäre qualifizierte Entzugs- bedrohliche akute Folge erhöhten Alkoholkon-
en, in der Regel leichtere Ausprägung, cha- behandlung als akutmedizinische Maßnah- sums (Alkoholabhängigkeit*), das als sog. Kon-
rakterisiert durch Verhaltensweisen wie me von ca. 3 Wochen Dauer mit Fokus auf tinuitätsdelir (nach Alkoholexzessen, selten)
harm avoidance (Schadensvermeidung) und Krankheitseinsicht und Stärkung von Verän- auftreten kann oder (meist) nach plötzlicher
reward dependance (Abhängigkeit von Be- derungsmotivation und Entwöhnung Unterbrechung einer chronischen Zufuhr von
lohnung) 2. Typ 2: v. a. Männer, stärkere ge- – daran anschließend (je nach Indikation) am- Alkohol* innerhalb von Stunden bis Tagen (Ent-
netische Belastung, früherer Beginn, häufig bulante oder stationäre Rehabilitation (Ent- zugsdelir*).
Kombination mit antisozialem Verhalten wöhnungsbehandlung), ambulante Psycho- – Häufigkeit: ca. 3–15 % der Alkoholabhängi-
und antisozialer Persönlichkeit therapie gen
– nach Babor: 1. Typ A: späterer Beginn, weni- – pharmakologische Unterstützung durch – Pathogenese: Folge der jahrelangen Aufnah-
ger Risikofaktoren, weniger gravierende Acamprosat oder Naltrexon me großer Mengen Alkohol oder regelmäßi-
Alkoholembryofetopathie 54

ger Trinkexzesse; Auslöser ist oft ein abrup- – Überwachung Retardierung mit bleibendem Intelligenzde-
A ter Alkoholentzug, z. T. auch ein diskreter
Abfall des Blutalkoholspiegels
– Sedierung (z. B. mit Clomethiazol, Diaze-
pam*; cave: viele Patienten mit erhöhter Blut-
fizit
– häufig auch angeborener* Herzfehler, Fehl-
– Pathophysiologie: adaptive Veränderungen alkoholkonzentration aufgrund gescheiter- bildungen an Skelett, Genitale und inneren
im Neurotransmittersystem infolge des jah- ten Selbstbehandlungsversuchs mit Alkohol) Organen (Fibrose*)
relangen Alkoholkonsums (exzitatorisch: – Haloperidol* – selten Hirsutismus*.
Überaktivität des glutamatergen Systems, in- – Stabilisierung der Vitalfunktionen. Aø lkoholentzugsdelir → Alkoholdelir
hibitorisch: herunterreguliertes GABAerges Prognose: Aø lkoholfetopathie → Alkoholembryofetopa-
System). – Selbstlimitierender Spontanverlauf des unbe- thie
Klinik: handelten Alkoholdelirs mit spontaner Erho- Aø lkoholhalluzinose f: engl. alcohol hallucinosis.
– Prodromalerscheinungen entsprechen de- lung nach 5–7 Tagen Form der Substanzstörungen* im Sinne einer
nen bei schwerem Entzugssyndrom* oder – Letalität des unbehandelten Alkoholdelirs Alkoholpsychose*, meist nach Alkoholexzess im
Prädelir*, d. h. psychische, neurologische und bei 15–30 %, unter optimaler Therapie (ra- Rahmen einer chronischen Alkoholabhängig-
vegetative Symptome; gereizte Stimmung, sche Intensivbehandlung) bei 1–2 %. keit* auftretend. Akut wird behandelt mit hoch-
Angst, Unruhe, Schlafstörungen, Albträume, Aø lkoholembryofetopathie f: engl. alcohol em- potenten Neuroleptika (z. B. Haloperidol*); kei-
Hyperhidrose, evtl. Schwindel bryofetopathy; syn. Embryofetopathia alcoholi- ne Dauermedikation. Die Prognose unter Alko-
– im Vollbild neuropsychiatrische und auto- ca. Im Mutterleib entstehende Erkrankung des holabstinenz ist gut, bei wiederholtem Rückfall
nome Symptome: 1. insbesondere Desorien- Kindes bei mütterlichen Alkoholkonsums in besteht ein hohes Rezidivrisiko.
tierung (obligat: Orientierungsstörung), Be- der Schwangerschaft. Folgen sind Wachstums- Klinik:
wusstseinsstörungen*, affektive Störungen*, verzögerung, typische Gesichtszüge und Intelli- – Lebhafte akustische (beschimpfende), selte-
starke psychomotorische Aktivierung, Tre- genzminderungen. Eine kausale Therapie ist ner optische oder taktile Halluzinationen*
mor* 2. Symptome der halluzinatorischen nicht möglich, hilfreich ist Frühförderung und bei ungestörtem Bewusstsein
Psychose (Illusionen*, taktile und optische bei Fehlbildungen ggf. chirurgische Therapie. – auch Angst und Verfolgungsideen
Halluzinationen*, Suggestibilität*) 3. vegeta- Häufigkeit: – in der Regel keine Ich-Störungen oder Beein-
tive Entgleisung (Fieber, Hypertonie, Tachy- – Geschätzt 0,2–8,2 : 1000 Neugeborene (Eu- trächtigungen der Affektivität
kardie, Hyperhidrose) 4. in ca. 10 % der Fälle ropa) – im Unterschied zu Störungen aus dem schi-
(generalisierte) epileptische Anfälle. – mütterlicher Alkoholkonsum während der zophrenen Formenkreis sehr selten formale
Komplikationen: Schwangerschaft: USA 8–30 %, Europa 10– Denkstörungen
– Herzrhythmusstörung, arterielle Hypertonie 90 %, Kanada 5–7 %. – in Abgrenzung zum Alkoholdelir* keine ve-
– Elektrolytstörung Klinik: getativen Begleiterscheinungen oder Orien-
– Pankreatitis – Intrauterine und postnatale Wachstumsre- tierungsstörungen.
– Rhabdomyolyse, Niereninsuffizienz tardierung Aø lkoholhepatitis → Fettleberhepatitis
– zentrale pontine Myelinolyse – typische Fazies mit breitem, kurzem Nasen- Aø lkoholintoxikation f: engl. alcohol intoxica-
– Gerinnungsstörung, Leberversagen, Multior- rücken, kurzen Lidspalten, verstrichenem tion; syn. Ethanolintoxikation. Bezeichnung für
ganversagen hohem Philtrum, schmalem Lippenrot und akute Intoxikation durch übermäßigen Alko-
– Übergang in Koma* und Tod infolge Kreis- Mandibularhypoplasie (siehe Abb.), Ptosis* holkonsum (Ethanol) als Form der Substanzstö-
laufversagens. – ZNS-Auffälligkeiten: Mikrozephalie, Schä- rungen* nach ICD-10. Die zugeführte Alkohol-
Diagnostik: delfehlbildung, statomotorische und geistige menge kann hierbei je nach Toleranzlage sehr
– Eigen- und Fremdanamnese unterschiedlich ausfallen. Allgemein gilt eine
– klinische (internistische, psychiatrische, neu- Blutalkoholkonzentration > 5 ‰ als letal.
rologische) Untersuchung Epidemiologie: Beispiel: Die Notaufnahmen von
– Labordiagnostik 10- bis 20-Jährigen aufgrund akuter Alkoholin-
– EKG, EEG toxikation nahmen in Deutschland von ca.
– ggf. Liquordiagnostik 9500 im Jahr 2000 auf ca. 26 400 (in 2009) zu.
– CCT, MRT u. a. Symptomatik:
– Schweregradbestimmung z. B. durch stan- – Abhängig von Ethanol-Konzentration im
dardisierten Fragebogen Clinical Institute Blut (siehe Tab.)
Withdrawal Assessment of Alcohol Scale, Re- – Verhaltensstörung (Kontrollverlust, Enthem-
vised (CIWA-Ar). mung)
Differenzialdiagnosen: – neurologische Symptome (Koordinations*-
– Vegetative Entgleisung und Artikulationsstörungen*, Gedächtnisstö-
– delirante Unruhe und psychotischer Zustand rungen* als sog. Filmriss oder Blackout, Aus-
anderer Genese, z. B.: 1. posttraumatisches fall der Schutzreflexe)
Durchgangssyndrom* 2. Medikamentenent- – Bewusstseinsstörungen* (Somnolenz*, Stu-
zug, Drogenentzug 3. Psychose* 4. toxisches por*, Koma*)
Syndrom 5. metabolische-endokrinologische – Atemdepression*
Enzephalopathie* 6. Meningitis*, Enzephali- Alkoholembryofetopathie: typische Fazies mit – Unterkühlung.
tis* u. a. breitem, kurzem Nasenrücken, kurzen Lidspalten, Komplikationen: u. a.
Therapie: Bei Patienten mit dem Vollbild statio- verstrichenem hohem Philtrum, schmalem Lippenrot – Aspiration*
näre intensivmedizinische Behandlung mit und Mandibularhypoplasie. [71] – epileptischer Anfall*
55 Allele

– im Rahmen eines pathologischen Rauschs*


Alkoholintoxikation:
Symptome einer (Ethyl-)Alkoholintoxikation. infolge Alkoholunverträglichkeit (z. B. Hal-
luzinationen*, Illusionen*, Aggressivität,
A
Ethanol-Konzentra- Symptome psychomotorische Erregung).
tion im Blut (‰)[1] Aø lkoholschmerz m: engl. alcohol induced pain.
0,3 Gangstörung, Gleichgewichtsstörung, erhöhte Hauttemperatur Schmerzhafte, brennende Empfindung in den
erkrankten Geweben (besonders Lymphknoten
0,4 beginnende Gesichtsfeldeinschränkung, Enthemmung, Logorrhö, verminderte und Knochen) bei Patienten mit Hodgkin*-
Schmerzwahrnehmung Lymphom, die wenige Minuten nach Genuss
0,5 Romberg-Versuch positiv, psychomotorische Erregung; Grenze der gesetzlichen kleiner Alkoholmengen auftritt und Stunden
Fahrtüchtigkeit (Ordnungswidrigkeitsgrenze nach Straßenverkehrsordnung) andauern kann. Die Ursache ist unbekannt.
0,6 beginnende Sprachstörung, Konzentrations- und Merkfähigkeitsstörung, Sehr selten, betroffen sind deutlich < 1 % der
erniedrigte Kerntemperatur Hodgkin-Lymphom-Patienten. Als individuel-
les Phänomen ohne gesicherten Nachweis eines
0,7 leichter Nystagmus, Hyperventilation, Hypersalivation, gerötete Augen Morbus Hodgkin ohne eigenständigen diagnos-
1,0 Hypoglykämie tischen Wert.
1,4 Gangunfähigkeit, Somnolenz, Sopor Aø lkoholsyndrom, embryofetales → Alkohol-
embryofetopathie
2,0 anterograde Amnesie, Bewusstlosigkeit Allästhesie f: engl. allesthesia. Form der quali-
2,5 Koma tativen Sensibilitätsstörung*, bei welcher der
Reiz als ungewöhnlich, fremd oder schlecht zu
3,0 Erbrechen, muskuläre Hypotonie
beschreiben wahrgenommen wird.
>4 Asphyxie, fehlende Pupillenreaktion, Mydriasis, Hypothermie, Schock, Allästhesie, visueø lle f: engl. visual allesthesia.
Herz-Kreislauf-Stillstand Wahrnehmung visueller Illusionen mit schein-
[1]
ungefähre Werte für Erwachsene barer Verlagerung von Objekten von einer Ge-
sichtsfeldhälfte in die andere. Visuelle Allästhe-
sie tritt auf bei Migräne* und Schädigung des
– Koma* – γ-Glutamyltransferase (γ-GT) Okzipitalhirns.
– Asphyxie* – kohlenhydrat-defizientes Transferrin (CDT) Allantois f: engl. allantoid membrane. Etwa am
– Herz*-Kreislauf-Stillstand – mittleres korpuskuläres Volumen (MCV). 16. Tag entstehende blinde Ausstülpung des
– cave: Alkoholdelir*. Sie werden beim Konsum von alkoholischen Ge- Dottersacks* in den Haftstiel am kaudalen Ende
Therapie: tränken vermehrt gebildet, aber auch bei Er- des Embryos, die sich teilweise zur embryona-
– Intensivmedizinische Überwachung und krankungen, die nicht auf den Alkoholkonsum len Kloake* entwickelt. Die Allantois wird mit
Therapie zurückzuführen sind. Vergrößerung der Blase zum Urachus*. Aus de-
– evtl. Magenspülung* Aø lkoholkrankheit → Alkoholabhängigkeit nen im Haftstielmesenchym entstehenden Al-
– bei Erregungszustand* mit (Selbst- oder Aø lkohollebersyndrom → Leberkrankheit, al- lantoisgefäßen entstehen die Gefäße der Pla-
Fremd-) Gefährdungspotenzial Sedierung* koholische zenta*.
(Haloperidol*; sowie unter Umständen Fixie- Aø lkoholmissbrauch m: engl. alcohol abuse; syn. Allele n pl: engl. allel(e)s; syn. Allelomorphe.
rung nach Protokoll) Alkoholabusus. Nach ICD-10 schädlicher Subs- Ausprägungen eines Gens (oder eines geneti-
– bei epileptischem Anfall Benzodiazepin (Dia- tanzgebrauch* von Alkohol*, dessen Konsum- schen Markers) mit Lokalisation am gleichen
zepam*) muster zu einer psychischen oder physischen Genlocus eines homologen Chromosomenpaa-
– bei Jugendlichen oder Kindern ist die Kinder- Gesundheitsschädigung führt. Die DSM-5 res.
schutzgruppe zu informieren macht keinen Unterschied mehr zwischen Beschreibung: Es können 2 Varianten eines ein-
– cave: 1. Entzugsdelir* 2. Differenzialdiagno- „schädlichem Gebrauch“ und „Abhängigkeits- zelnen Basenpaares vorliegen (SNP; Polymor-
se akzidentielle oder bewusste Alkoholinto- syndrom*“, sondern subsumiert beides unter phismus*). Häufig treten jedoch Serien multi-
xikation (in suizidaler Absicht). „Substanzgebrauchsstörung“ (je nach Ausprä- pler Allele auf, die je nach Größe und Nukleo-
Alkoholiøsmus → Alkoholabhängigkeit gung „moderat“ oder „schwer“). tidfolge in der DNA 3 und mehr unterscheidba-
Aø lkoholkonsummarker m: Ethanol in Körper- Aø lkoholpsychose f: engl. alcohol psychosis; syn. re Phänotypen hervorrufen können. Ein Indivi-
flüssigkeiten sowie Metabolite* und Enzyme, Psychotische Störung durch Alkohol (nach ICD- duum mit diploidem Chromosomensatz kann
die unter Alkoholkonsum vermehrt gebildet 10). Seltene, bei akutem oder chronischem Al- nie mehr als 2 Gene haben, die zueinander im
werden und zum Nachweis von Alkoholkon- koholkonsum vorkommende symptomatische Verhältnis der Allelie stehen. Von einem Alle-
sum dienen. Psychose, die gewöhnlich während oder unmit- lenpaar eines Elternteils wird immer nur ein Al-
Formen: Direkte Alkoholkonsummarker telbar nach dem Substanzgebrauch auftritt. lel an dasselbe Kind weitergegeben (Ausnahme:
– Ethanol Formen: Chromosomenaberrationen*).
– Stoffwechselprodukte des Ethanols: 1. Blut- – Sog. Alkoholparanoia (speziell Eifersuchts- Klinische Bedeutung: Allele in codierenden Be-
alkoholkonzentration (BAK) 2. Ethylglucuro- wahn) bei chronischem Konsum reichen der DNA (Gene) können sich in unter-
nid (EtG) 3. Ethylsulfat (EtS) 4. Phosphatidyl- – Alkoholhalluzinose* (meist akustische Hallu- schiedlichen Aminosäuresequenzen des resul-
ethanol (PEth). zinationen*, auch persistierend in längeren tierenden Proteins ausdrücken. Der resultieren-
Sie sind spezifisch für den Alkoholkonsum. In- Abstinenzphasen) de Aminosäurenaustausch kann ursächlich, be-
direkte Alkoholkonsummarker einflussend oder modifizierend zu unterschied-
allelisch 56

lichen Ausprägungen von Merkmalen oder Allergie f: engl. allergy. Angeborene oder erwor- Reaktionsbereitschaft von Mastzellen, Mono-
A Krankheiten (z. B. früh beginnende Alzheimer-
Krankheit durch Mutationen im APP-Gen) bei-
bene spezifische, krankhaft überschießende Im-
munreaktion und Immunreaktionsfähigkeit ge-
zyten, basophilen und eosinophilen Granulo-
zyten besonders bei chronischem Verlauf der
tragen. genüber körperfremden, eigentlich unschädli- Allergie vom Typ I 3. psychische Faktoren bei
allelisch: Das homologe Gen (den gleichen chen und zuvor tolerierten Substanzen, die als der allergenspezifischen Sensibilisierung
Genlocus) betreffend. Z. B. sind catecholaminer- Allergen* erkannt werden. Abzugrenzen ist eine und aktuellen Reaktionsbereitschaft (Trig-
gic* polymorphic ventricular tachycardia Pseudoallergie*. ger, Augmentationsfaktoren).
(CPVT) Typ 2 und CPVT Typ 1 durch unter- Pathogenese: Dem klinisch stummen Erstkon- Klinik: Je nach Typ der Allergie und Lokalisati-
schiedliche Mutation am selben Genlocus takt folgt eine Sensibilisierungsphase, die nach on der allergischen Entzündungsreaktion, z. B.
(1q43; RYR2-Gen) verursacht, also allelisch zu- erneutem Allergenkontakt zum Auftreten von – Conjunctivitis* vernalis, Conjunctivitis aller-
einander. Überempfindlichkeitsreaktionen führt, an in- gica
Allen-Masters-Syndrom n: engl. Allen-Masters dividuell unterschiedlichen Organsystemen – Rhinitis* allergica
syndrome. Bezeichnung für durch Schwanger- (Haut, Konjunktiven, Nasen-, Rachen-, Bronchi- – exogen-allergische Alveolitis*
schaft und Geburt entstandene peritoneale Ein- alschleimhaut, Gastrointestinaltrakt) oder am – allergische Urtikaria
risse des Lig. latum uteri mit Kreuz- und abdo- gesamten Gefäßsystem. Möglich sind u. a. fol- – anaphylaktischer Schock*
minalen Schmerzen, Dysmenorrhö* und Dyspa- gende Allergenexpositionen: – Arzneimittelexanthem*.
reunie*. – Topisch (allergisches Kontaktekzem*, Kon- Diagnostik: Je nach Typ der Allergie, z. B.
Allen-Test m: engl. Allen’s test. Klinisches Ver- takturtikaria*, Proteinkontaktdermatitis) – Nachweis der Sensibilisierung meist mit
fahren zur Funktionsprüfung des Palmarkreis- – inhalativ (z. B. Rhinitis* allergica, allergi- Hauttestung und/oder Enzym-Allergo-Sor-
laufs. Der Allen-Test wird vor Punktion der A. sches Asthma* bronchiale) bent-Test (evtl. CAST, Basophilen-Aktivie-
radialis zur invasiven Blutdruckmessung* oder – enteral (Nahrungsmittelallergie*) rungstest, Lymphozytentransformationstest)
vor der transradialen Herzkatheterisierung* – parenteral (z. B. s. c. oder i. v.) – ggf. Nachweis der Allergie durch Provokati-
durchgeführt. Außerdem dient er dem Nach- – Arzneimittelallergie. onstest.
weis einer Durchblutungsstörung im Bereich Einteilung: Therapie: Je nach Klinik
des Unterarms bei pAVK*. – Nach auslösendem Allergen: 1. Arzneimittel- – Antiallergika*, symptomatische Pharmako-
Allergen n: engl. sensitizer. Antigen*, das eine allergie* (z. B. Penicillinallergie*) 2. Pollino- therapie (z. B. topische Alphasympathomi-
allergische Immunantwort hervorruft. Es indu- sis* 3. Latexallergie* 4. Kuhmilchallergie 5. metika*), spezifische Immuntherapie* u. a.
ziert die Synthese von IgE-Antikörpern und da- Hymenopterengiftallergie* – Ggf. Adrenalin, Glukokortikoid, Reanima-
durch eine allergische Reaktion vom Soforttyp – nach entsprechendem Typ der Überempfind- tion.
(Typ I) an Haut und Schleimhaut, eine zytotoxi- lichlichkeitsreaktion nach Coombs und Gell Prävention: Allergenkarenz, bei genetischer
sche Reaktion (Typ II) oder eine Immunkom- (siehe Tab.) mit Unterteilung in eine antikör- Prädisposition (sog. allergischer Diathese) u. a.:
plex vermittelte (Typ III) oder eine verzögerte, pervermittelte Reaktion vom Soforttyp (ana- – Säuglingsernährung: ausschließlich Stillen*
zellvermittelte Reaktion (Typ IV). phylaktischer Schock*) und eine durch T- in ersten 4 Lebensmonaten
Einteilung: Lymphozyten vermittelte Spätreaktion; kli- – Raumklima: ausreichend lüften, relative
– Nach der Herkunft: Pflanzen, Tiere, Chemie, nisch nicht immer isoliert verlaufend; z. T. Luftfeuchtigkeit ≤ 70 %
Pharmazie Mischformen (Typ I und Typ IV). – Exposition gegenüber Tabakrauch (ein-
– nach der Art der Allergenexposition des Or- Vorkommen: schließlich pränatal) meiden
ganismus: 1. Inhalationsallergene (aeroge- – Zunehmende Inzidenz atopischer Erkran- – Prävention von Übergewicht (Assoziation mit
ne Allergene): lösen primär Atemwegs-, se- kungen (Atopie*) Asthma bronchiale)
kundär auch Haut- und Darmsymptome aus, – atopische Dermatitis bei ≤ 30 % der Kleinkin- – Meiden von Katzen (Tierhaltung)
z. B. Pollen, Pilzkonidien, tierische Epitheli- der – cave: auch bei erhöhtem Risiko für Allergie
en, Federstaub 2. Ingestionsallergene (Nah- – Sensibilisierung gegen Inhalationsallergen (sog. Risikokind) Durchführung der Schutz-
rungsallergene): entstehen oft erst durch en- bei ca. 40 % der Grundschüler nachweisbar. impfungen nach STIKO-Empfehlung
zymatische Abspaltung im Verdauungstrakt; Ätiologie: – zur Allergieprophylaxe vor nicht vermeidba-
verursachen primär Obstipation, Brech- – Genetische Faktoren: 1. Prädisposition rer Allergenexposition (z. B. Kontrastmittel):
durchfall oder abdominale Koliken, sekundär 2. Typ I (häufigste Form): Überwiegen der Prämedikation* durch Histamin*-H1-Rezep-
auch Haut- und Atemwegssymptome, z. B. TH2-Zellen (T*-Helferzellen) mit vermehrter toren-Blocker in Kombination mit Hista-
Kuhmilch, Hühnerei, Soja, Nüsse, Mandeln, IL-4-Produktion und damit überschießende min*-H2-Rezeptoren-Blocker (sowie ggf. Glu-
Roggen- und Weizenkörner (Nahrungsmit- Bildung von Gesamt-IgE und allergenspezifi- kokortikoid) und anästhetischem Stand-by.
telallergie*) 3. Kontaktallergene: passieren scher IgE sowie Fixierung dieser Immunglo- Allergiediagnostik, molekulare f: Verfahren
die epidermale Barriere und lösen eine So- buline an Fcε-RI-Rezeptoren auf Gewebe- zur Allergiediagnostik mittels rekombinant
forttypreaktion aus, z. B. Nickelsulfat, Co- und sog. Blutmastzellen (basophilen Granu- hergestellter Allergenkomponenten.
baltchlorid, Kaliumdichromat, p-Phenylen- lozyten) 3. Typ IV: HLA-assoziierte allergi- Allergiesyndrom, orales n: engl. oral allergy
diamin, Duftstoffe, Thiurame, Formaldehyd, sche Reaktionsbereitschaft allergenspezifi- syndrome. Schleimhautreaktion innerhalb weni-
Perubalsam, Colophonium, Parabene und an- scher T-Lymphozyten ger Minuten nach Ingestion von Nahrungsmit-
dere Konservierungsstoffe 4. Injektionsal- – nicht erbliche Faktoren: 1. intensive Aller- teln, die mit Pollen assoziiert sind. Betroffene
lergene: insbesondere tierische Gifte (von genexposition, erhöhte Permeabilität der zeigen Schwellung, Rötung, Angioödem*, Diar-
Bienen, Wespen, Feuerameisen, Quallen, See- Haut- und Schleimhautbarriere durch bakte- rhö, Erbrechen, ggf. Urtikaria, Rhinitis, Asthma
anemonen, Feuerkorallen) und Arzneimittel rielle oder virale Infektion oder chemische Ir- bronchiale oder anaphylaktischen Schock*, häu-
(z. B. Penicilline). ritation (Hautbarrieredefekt) 2. veränderte
57 Alloantiserum

Allergie:
Die 4 Typen der immunologischen Überempfindlichkeitsreaktion (nach Coombs und Gell). A
Typ Mechanismus Reaktionszeit klinisches Bild
Frühtyp (humoral)
Typ I nach Interaktion von IgE-Antikörpern mit Fcε-RI-Rezeptoren Freiset- Sekunden bis Minuten; allergische Konjunktivitis, Rhinitis
(Soforttyp, anaphylak- zung von verschiedenen Mediatoren (u. a. Histamin, Leukotriene C4, evtl. zweite, sog. ver- allergica, allergisches Asthma bronchi-
tischer Typ) D4, E4, Prostaglandine D2 und E2, Thromboxan A2, Kallikrein, ECF, zögerte Reaktion nach ale, allergische Urtikaria, Angioödem,
NCF, PAF) aus Basophilen und Mastzellen 4–6 Std. anaphylaktischer Schock
Typ II Interaktion von zellwandständigen Antigenen (z. B. Arzneimittel, Blut- wenige Minuten bis 12 hämolytische Anämien, Thrombo-
(zytotoxischer Typ) gruppenantigene) mit spezifischen IgG-, evtl. auch IgM-Antikörpern; Std. zytopenie und Agranulozytose,
durch Aktivierung von Komplement oder zytotoxischen Killerzellen Transfusionszwischenfälle
kommt es zur Zytolyse körpereigener Zellen
Typ III Bildung gewebeständiger oder zirkulierender Immunkomplexe aus 6–12 Std. Serumkrankheit, Immunkomplex-
(Immunkomplextyp, präzipitierenden Antikörpern (IgG, IgM) und Antigenen; Aktivierung Vaskulitis, exogen-allergische
Arthus-Typ) von Komplementfaktoren, insbesondere C3a und C5a, führt zur Alveolitis, allergische broncho-
Phagozytose der Immunkomplexe durch Granulozyten unter Frei- pulmonale Aspergillose
setzung gewebeschädigender Enzyme (z. B. Elastase, Kollagenase,
Myeloperoxidase)
Spättyp (zellvermittelt)
Typ IV Freisetzung von Zytokinen aus spezifisch sensibilisierten T-Lympho- 12–72 Std. allergisches Kontaktekzem, Tuber-
(verzögerter Typ) zyten bei erneutem Kontakt mit Vollantigen (aus kleinmolekularem kulinreaktion, Arzneimittelexantheme,
Hapten und großmolekularem Trägerprotein), die zur Aktivierung Transplantatabstoßung, persistierende
bzw. Proliferation von Makrophagen und mononukleären Zellen granulomatöse Reaktion
sowie deren Wanderung an den Ort der Antigenbelastung beitragen
(Infiltration und Entzündungsreaktion)

fig infolge Kreuzallergie* bei saisonaler Rhini- vollständig erregt und kontrahiert sich oder re- Allgöwer-Iøndex → Schockindex
tis* allergica. agiert bei unterschwelligem Reiz nicht. Allgöwer-Rückstichnaht → Hautnaht
Vorkommen: Allgemeinanästhesie → Narkose Allii ursini herba → Allium ursinum
– Mit Birkenpollen assoziiert: z. B. Walnüsse, Allgemeinbevölkerungsstudie f: engl. general Allium cepa → Küchenzwiebel
Kern- und Steinobst, Sellerie population study. Studie, die Personen aus der Allium sativum → Knoblauch
– mit Beifußpollen assoziiert: z. B. Sellerie, Ge- Allgemeinbevölkerung untersucht und damit Allium ursinum n: Pflanzenart aus der Familie
würze. die Gesamtbevölkerung besser repräsentiert als der Narzissengewächse (Amaryllidaceae), die in
Therapie: klinische Studien*, die sich häufig auf Patienten ganz Europa sowie in Sibirien bis Kamtschatka
– Karenz beschränken, die eine bestimmte Gesundheits- vorkommt. Bislang liegt keine Postivlistung der
– Notfallarzneimittel (z. B. schnell wirksames einrichtung in Anspruch nehmen. Kommission E vor. Allium ursinum wird volks-
orales Antihistaminikum, Glukokortikoid). Anwendung: Z. B. um Verbreitung und Ätiolo- tümlich bei Verdauungsstörungen eingesetzt.
Allergologie f: engl. allergology. Lehre von den gie* einer Störung und die ökonomische Wich- Allmann-Klassifikation → Klavikulafraktur
allergischen Erkrankungen. Sie behandelt de- tigkeit von Einflussfaktoren zu untersuchen. Alloagglutinine → Isoagglutinine
ren immunologische, pharmakologische und Allgemeininfektion → Sepsis Alloalbuminämie → Albumin
biochemische Grundlagen sowie deren Diag- Allgemeinmedizin f: engl. general practice. Me- Alloantigen n: engl. isophile antigen. Lösliches
nostik und Therapie. Letztere umfasst Karenz- dizinische Grundversorgung aller Patienten mit oder auf Zelloberflächen lokalisiertes Antigen*,
möglichkeiten, spezifische Immuntherapie und körperlichen und seelischen Gesundheitsstö- das nicht bei allen Individuen einer Spezies vor-
Pharmakotherapie. Zusätzlich beschäftigt sich rungen. Sie umfasst die Notfall-, Akut- und kommt und deshalb bei Individuen, denen die-
die Allergologie mit der speziellen Ökologie der Langzeitversorgung, die Begleitung von Famili- ses Antigen fehlt, eine Immunantwort* auslö-
Allergene. en und alten Menschen sowie die Gesundheits- sen kann.
Allergose f: engl. allergic disease. Nicht mehr führung, d. h. Präventions- und Rehabilitati- Alloantikörper m pl: engl. alloantibodies. Gegen
gebräuchliche Bezeichnung für eine durch eine onsmaßnahmen. Die Ausübung der Allgemein- ein Alloantigen* (Antigen, das nicht alle Indivi-
Allergie* hervorgerufene Krankheit. medizin erfordert eine 5-jährige Weiterbildung duen einer Spezies besitzen) gerichteter Anti-
Alles-oder-Nichts-Gesetz n: engl. all-or-none in Klinik und Praxis. körper, z. B. Blutgruppenantikörper*.
law. Beschreibung der Regelhaftigkeit der Reiz- Allgemeinnarkose → Narkose Alloantiserum n: Zur Blutgruppenbestim-
antwort einer erregbaren Nerven- oder Muskel- Allgöwer-Gehapparat m: Orthese* zur Entlas- mung* verwendetes Testserum, das (meist mo-
zelle. Hiernach tritt ein Aktionspotenzial* ent- tung von Sprunggelenk und Fuß mit Abstüt- noklonale) Blutgruppenantikörper* einer be-
weder vollständig oder gar nicht auf. Außerdem zung an Femurkondylen oder Tibiakopf, z. B. stimmten Spezifität enthält.
ist das Herz bei überschwelligem Reiz entweder bei Kalkaneusfraktur*.
Alloarthroplastik 58

Alloarthroplaø stik f: engl. alloarthroplasty. Ge- tiv, Kind Rhesus-positiv) kann sich ein M. hae- Alloplaø stik → Endoprothese [Gelenke]
A lenkersatz durch Fremdmaterial aus z. B.
Chrom-Cobalt-Molybdän- oder Titanlegierun-
molyticus neonatorum entwickeln.
Alloimmunneutropenie, neonatale f: engl.
Alloplaø stik → Plastik
Allopurinol (INN) n: Urikostatikum aus der
gen (Endoprothese*, Totalendoprothese*). neonatal alloimmune neutropenia. Passagere Gruppe der kompetitiven Xanthinoxidase-
Allodromie → Allorrhythmie Neutropenie* des Neugeborenen für eine Dauer Hemmer. Es wird bei Hyperurikämie* und
Allodynie f: Schmerzempfindung, die durch von 4–10 Wochen durch diaplazentar übertra- Gicht* eingesetzt. Zu den Nebenwirkungen
üblicherweise nicht schmerzhafte Reize ausge- gene mütterliche Alloantikörper gegen paternal zählen Hautreaktionen, die zum sofortigen
löst wird. Wiederholte, kurz dauernde Berüh- vererbte Antigene des HNA*-Systems des Neu- Therapieabbruch zwingen, da ein Stevens*-
rungen lösen Allodynie aus, konstante Berüh- geborenen. Johnson-Syndrom droht. Reaktiv kann bei The-
rungen nicht. Allodynie tritt auf z. B. bei Poly- Alloimmunthrombozytopenie, neonatale rapiebeginn ein Gichtanfall ausgelöst werden.
neuropathie* oder Post-Zoster-Neuralgie. und fetale f: engl. neonatal and fetal alloimmune Allopurinol verstärkt die Wirkung oraler Anti-
Alloendoprothese → Endoprothese [Gelenke] thrombocytopenia. Thrombozytopenie* infolge koagulanzien.
allogen: engl. allogeneic. Von genetisch diffe- Inkompatibilität von fetalem und mütterlichem Allorrhythmie f: engl. allorhythmia. Form der
renten Individuen derselben Spezies stam- HPA*-System mit Blutungsneigung beim Fetus Herzrhythmusstörung* infolge periodisch auf-
mend. bzw. Neugeborenen. Diagnostische Kriterien tretender Extrasystolen. Dabei folgt auf jeden
Allogene Stammzelltransplantation f: syn. sind Thrombozytopenie (Blutbild) und throm- Normalschlag eine (Bigeminie*), zwei (Trigemi-
allogene SZT. Übertragung hämatopoetischer bozytenspezifische Antikörper (z. B. MAIPA- nie*) oder mehrere Extrasystolen.
Stammzellen eines Fremdspenders aus dem pe- Assay). Behandelt wird pränatal oder postnatal allostatisch → Transplantation
ripheren Blut oder Knochenmark nach vorberei- bei Thrombozytenzahlen < 30 000/μl. Häufig- Allotransplantation f: Übertragung des Or-
tender Konditionierungstherapie des Empfän- keit: Inzidenz klinisch manifester Fälle: gans eines Spenders auf ein anderes Individuum
gers. Man unterscheidet Geschwisterspender, 1 : 2000(–5000). Pathophysiologie: (Empfänger), das derselben Spezies angehört.
HLA-idente Fremdspender und haploidente – Sensibilisierung der Mutter vor der 18. SSW Synonym ist allogene Transplantation.
Spender (Eltern, Kinder). mit IgG-Antikörperbildung (in 80 % Anti- Allotypie f: engl. allotypy. Genetischer Poly-
Indikation: Die allogene Stammzelltransplanta- HPA-1a, in 15 % Anti-HPA-5b) morphismus* von Proteinstrukturen innerhalb
tion wird in einem ausgewählten Patientengut – diaplazentarer Übertritt der IgG-Antikörper einer Spezies (v. a. von Plasmaproteinen), z. B.
angewandt bei: und Abbau der fetalen Thrombozyten allotypische Variationen in konstanten Regio-
– Akuten Leukämien – Blutungsneigung beim Fetus (fetale Alloim- nen der H- und L-Ketten der Immunglobuline*
– myeloproliferativen Erkrankungen munthrombozytopenie, Abk. FAIT) bzw. und Serumgruppen.
– myelodysplastischen Syndromen Neugeborenen (neonatale Alloimmunthrom- allovital → Transplantat
– malignen Lymphomen bozytopenie, Abk. NAIT). ALM: Abk. für akrolentiginöses Melanom →
– aplastischer Anämie. Klinik: Melanom, malignes
Durchführung: Vor der Übertragung der – Petechiale Blutungen, evtl. mit Ekchymosen Almotriptan → Triptane
Stammzellen müssen bei den meisten Patienten und Hämatomen (v. a. an mechanisch belas- Alogie f: engl. alogia. Unvermögen, grammati-
die eigenen blutbildenden Zellen vernichtet teten Stellen) kalisch richtige und in sich logische Sätze zu
werden. Dazu erhält der Empfänger eine myelo- – Melaena neonatorum bilden.
ablative Therapie, bestehend aus einer intensi- – blutige Aspiration (ohne Hepatosplenomega- Vorkommen:
ven Chemotherapie, oft kombiniert mit einer lie) – Aphasie*
Radiatio. Darauffolgend erhält der Patient die – intrazerebrale Blutung, evtl. bereits pränatal. – schwere Psychose*
hämatopoetischen Stammzellen durch eine In- Therapie: – Intelligenzstörung*
fusion. Nur mehr in seltenen Fällen wird tat- – Pränatal: bei Thrombozyten < 30 000/μl: – u. a.
sächlich Knochenmark übertragen. Die neue 1. Behandlung der Schwangeren mit hochdo- Alopeciøa androgenetica f: engl. androgenetic
Hämatopoese bildet sich nun im besten Fall in- sierten i. v. Immunglobulinen 2. intrauterine alopecia. Alopezie* infolge von Haarverlust (te-
nerhalb von 2 Wochen im Knochenmark des Pa- Transfusion von bestrahlten, HPA-kompatib- logenes Effluvium*) im Bereich der Kopfhaut
tienten aus. lem Thrombozytapheresekonzentraten aufgrund einer polygen erblich erhöhten An-
Allograft: syn. Allotransplantat. Transplantier- – postnatal: bei Verdacht auf intrazerebrale drogenempfindlichkeit der Haarfollikel (erhöh-
tes Gewebe, das von einem fremden Empfänger Blutung bzw. Thrombozyten < 30 000/μl Ga- te Anzahl der Androgen-Rezeptoren) bzw. einer
der gleichen Art stammt. Es besteht jedoch (au- be von HPA-kompatiblen Thrombozytaphe- Erhöhung des freien Testosterons im Blut.
ßer bei Zwillingen) keine genetische Überein- resekonzentraten; im Notfall auch HPA-in- Formen:
stimmung. kompatible Thrombozytapheresekonzent- – Männlicher Typ: 1. Beginn im frühen Er-
Alloimmunisierung f: engl. isoimmunisation. rate. wachsenenalter, unter Umständen bereits in
Bildung von Antikörpern gegen fremde Antigene Allopathie f: engl. allopathy. Aus der Homöopa- der Pubertät (Alopecia praematura), beider-
(Alloantigene). Eine Alloimmunisierung kann in thie* stammende Bezeichnung für Heilmetho- seits frontotemporal 2. anfangs schnelle, spä-
der Schwangerschaft beim Übertritt fetaler den, die Erkranungen mit Arzneimitteln entge- ter verlangsamte Ausdehnung über den
Erythrozyten in den mütterlichen Blutkreislauf gengesetzter Wirkung behandeln. Allopathie Scheitelbereich und Entstehung einer männ-
vorkommen. Die dann von der Mutter gebildeten wird daher synonym verwendet für Schulmedi- lichen Glatze (Calvities) mit Aussparung ei-
Alloantikörper* sind plazentagängig, können fe- zin. Eine relativ hochdosierte Arzneimittelgabe nes hinteren, seitlichen Haarkranzes
tale Erythrozyten zerstören und dadurch zu Anä- unter der Annahme einer proportionalen Dosis- – weiblicher Typ: 1. Beginn später als beim
mie und Ikterus des Ungeborenen führen. Wirkungsbeziehung wird als allopathische Do- Mann, meist nach dem Klimakterium 2. dif-
Beispiel: Bei ABNull*-Inkompatibilität oder sierung bezeichnet. fuse Lichtung im Scheitelbereich mit Ausspa-
Rhesus*-Inkompatibilität (Mutter Rhesus-nega- Alloplaø sma → Paraplasma rung eines frontalen Haarstreifens.
59 Alpha-1-Antitrypsin

Therapie: Druck (Tragen von Lasten auf dem Kopf, spezi- Haarwurzelstatus* bzw. eines Fototricho-
– Bei Männern: 1. lokal Minoxidil in 5%iger
Lösung, 17α-Estradiol 2. systemisch 5α-Re-
elle Kopfbedeckungen, länger dauerndes Auf-
liegen des Kopfs z. B. während einer OP oder
gramms. Einteilung: nach Morphologie und
Pathophysiologie
A
duktase(-Typ-II)-Hemmer, z. B. Finasterid als Dekubitalalopezie bei Säuglingen) oder Zug – Herdförmige vernarbende Alopezie, z. B. bei
3. unter Umständen Haartransplantation (straff gekämmte Frisuren, Trichotillomanie), Lichen ruber planus, Sarkoidose*, Scleroder-
oder Reduktionsplastik der unbehaarten selten mit Entwicklung einer irreversiblen Alo- mia* circumscripta, Lymphom; der Endzu-
Kopfhaut pezie infolge Atrophie der Haarfollikel. stand wird als sog. Pseudopelade* Brocq be-
– bei Frauen: 1. lokal östrogenhaltige Haar- Alopeciøa medicamentosa f: engl. drug alope- zeichnet
wässer, 17α-Estradiol, Minoxidil in 2%iger cia. Reversibler, diffuser Ausfall der Kopf-, selte- – herdförmige nicht vernarbende Alopezie,
Lösung 2. systemische Kombination aus Öst- ner auch der Körperhaare nach mehrwöchiger z. B.: 1. Alopecia* mechanica 2. Alopecia* are-
rogenen und Antiandrogenen. oder mehrmonatiger Einnahme von z. B. Zyto- ata
Alopeciøa areata f: engl. alopecia circumscripta; statika, Antikoagulanzien, Thyreostatika, Vita- – diffuse Alopezie, z. B.: 1. telogenes Effluvi-
syn. kreisrunder Haarausfall. Erworbener, nicht min A (≥ 50 000 IE/d) bzw. hochdosierten Reti- um* 2. Alopecia* androgenetica.
vernarbender Haarverlust an umschriebenen noiden, Lipidsenkern (Nikotinsäure) und Beta- Ätiologie:
Stellen besonders der Kopfhaut. Eine Generali- Rezeptoren-Blockern. – Erblich: 1. autosomal-dominant oder -rezes-
sation ist möglich. Alopeciøa postpartualis f: engl. postpartum alo- siv: Alopecia hereditaria und Atrichie* 2. po-
Ätiologie: pecia. Alopezie* infolge von Haarausfall (teloge- lygen: Alopecia* androgenetica
– Familiär gehäuftes Auftreten nes Effluvium*) 2–4 Monate nach der Entbin- – erworben: 1. pharmakologisch induziert,
– möglicherweise Autoimmunkrankheit: In- dung als Folge eines während der Schwanger- z. B. bei mehrwöchiger oder mehrmonati-
filtrationen von Langerhans-, T-Helfer- und schaft verminderten Haarwechsels. In der Regel ger Einnahme von Zytostatika, Antikoagu-
Suppressorzellen kommt es zu einer spontanen Normalisierung lanzien*, Thyreostatika*, Vitamin* A
– verstärkte Expression von Adhäsionsmolekü- nach einigen Monaten. (≥ 50 000 IE/d) bzw. hochdosierten Retinoi-
len wie das interzelluläre Adhäsionsmolekül Alopeciøa praematura → Alopecia androgene- den*, Lipidsenkern (Nikotinsäure) und Beta-
(ICAM-)1, HLA-Klasse-I- und -Klasse-II-Mole- tica Rezeptoren-Blockern 2. toxisch induziert,
külen auf Bulbusepithel und in dermaler Pa- Alopeciøa seborrhoica f: engl. seborrheic alope- z. B. bei Thalliumintoxikation 3. aufgrund
pille des Haarfollikels. cia. Seborrhoische Form der Alopecia* androge- eines Nährstoffmangels oder hormonaler
Klinik: netica. Seborrhö* ist ein häufiges Begleitsymp- Veränderungen (Alopecia climacteria oder
– Plötzliche Entstehung einer oder mehrerer tom der Alopezie, aber kein ursächlicher Faktor. Alopecia* postpartualis) 4. Infektionskrank-
rund-ovaler, kahler Stellen mit kurzen, abge- Alopeciøa specifica f: engl. syphylitic alopecia. heiten (u. a. Mykosen*, nekrotisierender Zos-
brochenen Haaren am Herdrand, die sich zur Alopezie* bei Syphilis*. Es wird unterschieden ter*).
Kopfhaut hin verjüngen (sog. Ausrufungszei- zwischen dem diffusen Effluvium im Rahmen Aø lpha-Amylase f: engl. alpha amylase; syn. En-
chenhaare) der Frühsyphilis und der Alopecia areolaris spe- doamylase. Enzym mit den Isoenzymen Pankre-
– gelegentlich Nagelveränderungen (Grüb- cifica in der späten Phase der Frühsyphilis. Letz- as-, Speichel- und Makro-Amylase, die im Se-
chen, Längsrillen) oder Vitiligo*. tere befindet sich an Stellen abgeheilter Papeln rum als Gesamt-Amylase nachweisbar sind. Un-
Therapie: Versuch u. a. mit und ist durch kleinfleckigen, disseminierten terschieden wird der Pankreas- (organspezi-
– Topischen Kortikoiden Haarausfall (wie von Motten zerfressen) ge- fisch) vom Speichel-Typ (organunspezifisch).
– Kontaktallergenen kennzeichnet. Siehe Abb. Die Alpha-Amylase wird glomerulär filtriert
– Dapson und größtenteils über den Gastrointestinaltrakt
– Zinksulfat oder -aspartat ausgeschieden. Alpha-Amylasen katalysieren
– PUVA (Psoralene plus UV-A). die Hydrolyse von Kohlenhydraten.
Prognose: Referenzbereich: Methodenabhängig. Für Per-
– Meist Spontanremission innerhalb von 3 Jah- sonen > 17 Jahre/IFCC-Methode (37 °C): 31–
ren 107 U/l.
– Rezidive in 50 % der Fälle Aø lpha-1-Antichymotrypsin n: engl. alpha 1-
– Sonderformen mit ungünstiger Prognose: antichymotrypsin. Akute*-Phase-Protein (Glyko-
1. Ophiasis (breite, vom Nacken zur Schläfe protein, Mr 68 000) der serumelektrophoreti-
ziehende kahle Streifen) 2. Bevorzugung der schen Alpha-1-Fraktion. Es wird v. a. hepatisch
parietalen Region (kranzförmig) 3. Alopecia synthetisiert und dient als plasmatischer Prote-
areata totalis (völliger Verlust der Kopfbehaa- ase-Hemmer (Serinproteasen). Fraglich ist eine
rung) 4. Alopecia areata universalis (Verlust Assoziation von Alpha-1-Antichymotrypsin-Va-
der gesamten Körperbehaarung). Alopecia specifica: diffuses Effluvium im Rahmen rianten (Genlocus 14q32.13) mit hepatischen
Alopeciøa atrophicans → Pseudopelade der Frühsyphilis. [197] (Leberfibrose*), pulmonalen (COPD*) und neu-
Alopeciøa atrophicans → Pseudopelade Brocq rologischen Erkrankungen (Alzheimer-Krank-
Alopeciøa climacterica f: engl. climacteric alope- Alopezie f: engl. alopecia. Kahlheit als Folge ei- heit, Parkinson-Syndrom, Schlaganfall).
cia. Alopezie* durch Ausfall der Kopfhaare (telo- nes vermehrten Haarausfalls (Effluvium* capil- Referenzbereich: Siehe Akute*-Phase-Proteine
genes Effluvium*) bei Frauen im Klimakterium lorum). Die Alopezie ist erblich bedingt oder (Tab. dort).
infolge hormonaler Veränderungen (vgl. Alope- wird im Laufe des Lebens erworben. Je nach Aø lpha-1-Antitrypsin n: engl. alpha 1-antitryp-
cia* androgenetica). Morphologie und Pathophysiologie unterschei- sin; syn. Alpha-1-Proteinase-Inhibitor; Abk.
Alopeciøa mechanica f: engl. pressure alopecia; det man zwischen herdförmiger und diffuser AAT. In der Leber gebildetes Akute-Phase-Pro-
syn. Alopecia traumatica. Haarausfall durch Alopezie. Diagnostiziert wird sie anhand des tein und natürlicher Hemmer von Serinprotea-
Alpha-1-Antitrypsinmangel 60

sen (z. B. Trypsin, neutrophile Elastase). Gen- gung zum Leberzellkarzinom, erhöhtes Risi- und Komponenten des Komplement-Systems
A mutationen führen zur Konformitätsänderung
des Proteins, sodass es synthetisiert, aber nicht
ko auch bei PiZ-Heterozygotie 3. Assoziation
mit Vaskulitis und Pannikulitis, siehe Panni-
und der Hämostase inhibiert. Der Nachweis im
Urin ist ein Hinweis auf eine postrenale Protein-
aus den Hepatozyten sezerniert wird und daher culitis* nodularis non suppurativa febrilis et urie oder Blutbeimengung. Die Beurteilung er-
aggregiert. Ein Ungleichgewicht zwischen Elas- recidivans. folgt zusammen mit Immunglobulin G, Albu-
tase und Alpha-1-Antitrypsin führt zu einem Diagnostik: min, Alpha-1-Mikroglobulin sowie monoklona-
Lungenemphysem. – Quantitative Bestimmung des AAT im Serum len freien Leichtketten (einschließlich Kappa/
Referenzbereiche: Abhängig vom Alter: ungenau, da Akute-Phase-Protein Lambda).
– 0–1 Monate: 124–348 mg/dl – Phänotypisierung mittels isoelektrischer Fo- Referenzbereiche: Serum: Männer/Frauen
– 2–6 Monate: 111–297 mg/dl kussierung; cave: bei vorliegender Hepatopa- > 17 Jahre: 30–120 U/l Urin: Erwachsene:
– 7–24 Monate: 95–251 mg/dl thie kann PiZZ als PiSZ fehlinterpretiert wer- < 0,79 mg/mmol Kreatinin (7,0 mg/g Kreatinin).
– 3–19 Jahre: 110–279 mg/dl den Aø lpha-1-Mikroglobulin n: engl. α1-microglobu-
– ab 20 Jahre: 90–200 mg/dl. – Genotypisierung als Goldstandard. lin. Labordiagnostisches Marker-Protein für
Bewertung: Differenzialdiagnosen: andere Ursachen einer Proteinurie* bzw. renale Tubulusschädigung,
– Erniedrigte Werte: 1. hereditärer Alpha-1- neonatalen Cholestase oder einer Hepatopathie. das durch eine vollständige glomeruläre Filtra-
Antitrypsin-Mangel 2. Eiweißmangelernäh- Therapie: tion und eine nahezu vollständige (ca. 99 %) Re-
rung 3. Verbrennungen – Vermeidung von Tabakrauchinhalation absorption (im proximalen Tubulus) charakteri-
– erhöhte Werte: 1. Akute-Phase-Reaktion – AAT-Substitution für die Lunge siert ist. Es wird mittels Nephelometrie oder
2. Lungenkarzinom 3. Schwangerschaft 4. – Leber- oder Lungentransplantation. Turbidimetrie bestimmt. Der Referenzbereich
Entzündungen wie Morbus Crohn, Colitis ul- Prognose: Variabel, Mortalität bis zum 18. Lj. liegt bei < 14 mg/g Kreatinin (im Harn).
cerosa, glutenbedingte Enteropathie 5. Infek- < 5 %. Klinische Bedeutung: Alpha-1-Mikroglobulin
tionen mit Bakterien. Aø lpha-Blocker → Alpha-Rezeptoren-Blocker dient in Kombination mit der Albumin-Bestim-
Aø lpha-1-Antitrypsinmangel m: engl. alpha1- Alphafetoprotein n: engl. alpha fetoprotein; mung zur Diagnose von selektiver und unselek-
antitrypsin deficiency; syn. Laurell-Eriksson-Syn- Abk. AFP. Glykoprotein, das in Dottersack, feta- tiver Proteinurie, in Kombination mit der IgG-
drom. Autosomal-rezessiv erbliche Stoffwech- len endodermalen Geweben, hepatisch sowie Bestimmung zur Diagnose einer unselektiven
selstörung des Alpha-1-Antitrypsins (AAT), ei- gastrointestinal produziert wird. Es wandert in Proteinurie.
nes Akute*-Phase-Proteins der serumelektro- der Serumelektrophorese mit der Alpha-1-Frak- Aø lphamotoneurone n pl: engl. alpha motoneu-
phoretischen Alpha-1-Fraktion. Neonatale Cho- tion und wird als Tumormarker* für Leberzell- rons. Ganglienzellen motorischer Kerne von
lestase, Hepatopathie und Lungenemphysem karzinom und Keimzelltumoren sowie im Rah- Hirnnerven* und (im engeren Sinn) motori-
sind charakteristische klinische Auffälligkeiten. men der Pränataldiagnostik zur Früherken- schen Nervenzellen* in den Vorderhörnern des
Labor und Genotypisierung führen zur Diagno- nung mancher Fehlbildungen bestimmt. Rückenmarks (motorische Vorderhornzellen).
se. Therapeutisch ist für die Lunge die AAT- Labordiagnostik: Referenzbereich im Blut: Alphamotoneurone innervieren mit ihren Axo-
Substitution möglich. Epidemiologie: PiZZ – Kinder > 1 Jahr, nicht schwangere Frauen nen extrafusale Muskelfasern (efferente Alpha-
1 : 2500. Ätiologie: Mutationen*, z. B. PiZ, PiS und Männer: < 10 μg/l (< 7 IU/ml) fasern).
(Pi-System), des Protease-Hemmers Alpha-1-An- – Schwangere: Anstieg bis zur SSW 32–36 auf Aø lpha-1-Proteinase-Inhibitor → Alpha-1-An-
titrypsin auf dem Genlocus 14q32.13. Pathoge- maximal 500 μg/l, dann abfallend. titrypsin
nese: Indikation: Aø lpha-Rezeptoren m pl: engl. alpha receptors.
– Hepatisch: intrazelluläre Aggregation und – Verdacht auf hepatozelluläres Karzinom Adrenerge Rezeptoren, deren Erregung durch
Akkumulation des PiZ-Proteins im endoplas- (HCC) die natürlichen Überträgerstoffe Noradrenalin*
matischem Retikulum (ER) mit Induktion – Screening von Risikogruppen für das HCC und Adrenalin im peripheren Nervensystem vor
von ER-Stress, nur bei PiZ und wenigen sehr (z. B. bei Leberzirrhose) allem eine Kontraktion glatter Muskelzellen her-
seltenen anderen Varianten – Differenzialdiagnose von Keimzelltumoren vorruft, im ZNS dagegen einen verminderten
– pulmonal: Proteolyse des Gewebes durch – Nachsorge und Verlaufskontrolle bei primä- Sympathikotonus, Sedierung und Analgesie.
Proteasen v. a. aus neutrophilen Leukozyten, rem Leberzellkarzinom oder AFP-positiven Einteilung:
betrifft alle Mangelvarianten einschließlich Keimzelltumoren – Alpha-1-Rezeptoren: 1. postsynaptisch, v. a.
PiS und PiZ. – Pränataldiagnostik (aus Blut oder Fruchtwas- in glatter Muskulatur 2. Signaltransduktion
Pathologie: histologischer Nachweis von PAS- ser): Früherkennung bestimmter Fehlbildun- (siehe Abb.): G*-Protein-Gαq-vermittelte Akti-
positiven hepatozellulären Einschlusskörper- gen und Down-Syndrom des Kindes. vierung der Phospholipase C; second* mes-
chen, siehe PAS-Reaktion. Aø lphahämolyse → Hämolysereaktionen senger: Inositoltrisphosphat, Diacylglycerol
Klinik: Alphakettenkrankheit → Schwerketten- 3. molekular und nach pharmakologischer
– Im Kindesalter: Hepatopathie, fast aus- krankheit Wirkungsspezifität weiter unterteilt in Sub-
schließlich bei PiZZ, mit neonataler Cholesta- Alphakettenmarker → Am-System typen A, B, D
se* in ca. 10 % und Entwicklung einer Leber- Alphaliøpoproteine n pl: engl. alpha lipoproteins. – Alpha-2-Rezeptoren: 1. präsynaptisch und
zirrhose* in ca. 5 %; asymptomatische Leber- Fraktion der Lipoproteine*, die in der Elektro- postsynaptisch 2. Signaltransduktion: G-Pro-
enzymerhöhung in 50 % der Fälle; Normali- phorese mit den Alpha-1-Globulinen wandert tein-Gαi-vermittelte Hemmung der Adenylat-
sierung der Werte mit zunehmendem Alter und den high density lipoproteins (HDL) ent- cyclase und Aktivierung zellmembranärer
– bei Erwachsenen: 1. obstruktives panlobulä- spricht. Kaliumkanäle (intrazellulärer Fluss) 3. mole-
res Lungenemphysem*, bei Rauchern früher Aø lpha-2-Maø kroglobulin n: engl. α2-macroglob- kular und nach pharmakologischer Wir-
als bei Nichtrauchern 2. Hepatopathie mit ulin. Akute-Phase-Protein, das auch Hormone, kungsspezifität weiter unterteilt in Subtypen
späterer Leberzirrhose und Entartungsnei- Zytokine und Wachstumsfaktoren transportiert A, B, C.
61 Altersdepression

– oxidativ geschädigte Enzyme


– evtl. Verlangsamung geistiger Funktionen
– bei beeinträchtigtem Kurzzeitgedächtnis
A
Vergesslichkeit
– evtl. soziale Isolierung, Verarmung, depressi-
ve Stimmung
– verminderte Wasserspeicherung im Gewebe
(mit evtl. Abnahme der Körperlänge)
– reduzierte Regenerationsfähigkeit
– Elastizitätsverlust der Haut (Altershaut*)
Alpha-Rezeptoren: Signaltransduktion; PIP2: Abk. für Phosphatidylinositol-4,5-bisphosphat; – spröde Knochen (Osteoporose*)
IP3: Abk. für Inositoltrisphosphat; DAG: Abk. für Diacylglycerol. – nachlassende Leistungsfähigkeit von: 1. inne-
ren Organen (z. B. Altersherz*) 2. Nerven
3. Muskeln 4. Sinnesorganen, z. B. Augen
Klinische Bedeutung: des Auges. Therapeutisch steht die frühzeitige (Akkommodation*, Presbyopie*) 5. Gehör
– Alpha*-Rezeptoren-Blocker (auch Alpha-Blo- nephroprotektive Therapie im Vordergrund. (Hörgrenze*, Altersschwerhörigkeit).
cker): die Antagonisten zu Adrenalin und ALPS: Abk. für autoimmunes lymphoprolifera- alteø rnans: engl. alternating. Abwechselnd, z. B.
Noradrenalin* werden zur Blutdrucksen- tives Syndrom → Syndrom, lymphoproliferati- Pulsus alternans (Pulsus* irregularis) oder He-
kung, Behandlung der Prostatahyperplasie ves autoimmunes miplegia alternans.
und sexueller* Dysfunktion eingesetzt ALS: Abk. für Advanced Life Support → ACLS Alternativmedizin f: engl. alternative medicine.
– Alphasympathomimetika* ALS: Abk. für Antilymphozytenserum → Anti- Sammelbegriff für diagnostische und therapeu-
– Antisympathotonika*. thymozytenglobulin tische Verfahren, die anstatt der Methoden der
Aø lpha-Rezeptoren-Blocker m sg, pl: engl. alpha ALS: Abk. für → Deltaaminolävulinsäure Schulmedizin* eingesetzt werden und auf Kon-
receptor blockers; syn. Alpha-Blocker. Sympatho- ALS: Abk. für Amyotrophische Lateralsklerose zepten und Methoden beruhen, deren Wirkung
lytika*, welche die Alpha*-Rezeptoren und da- → Lateralsklerose, amyotrophische durch wissenschaftliche Methoden aktuell nicht
mit Adrenalin und Noradrenalin an den Er- ALS: Abk. für Advanced Life Support → Reani- ausreichend nachgewiesen ist und die in der Re-
folgsorganen blockieren. Alpha-Rezeptoren- mation gel von der Schulmedizin nicht anerkannt wer-
Blocker wirken vasodilatierend und antihyper- Altern n: engl. aging. Degenerativer biologi- den.
tensiv. Sie werden eingesetzt bei Bluthochdruck scher Prozess, der mit zunehmendem Lebensal- Hintergrund:
und Prostatahypertrophie. Bei schweren zereb- ter zu psychischen und physischen Abnut- – Vorbehalte betreffen die Wirksamkeit und
rovaskulären Erkrankungen sowie bei einer zungserscheinungen führt und meist zwischen Unbedenklichkeit einzelner Methoden
Herzinsuffizienz sind Alpha-Rezeptoren-Blo- dem 50. und 65. Lj. beginnt (Eugerie). – meist fehlen überzeugende Daten zur klini-
cker kontraindiziert. Beschreibung: Einteilung: schen Evaluation
Aø lpha-Rhyø thmus → EEG – Eugerie: psychische und physische Verände- – die theoretischen Erklärungsmodelle erschei-
Aø lpha-Rhyø thmus m: Frequenzband des EEG rungsprozesse, die physiologisch zwischen nen spekulativ.
im Bereich 8–13 Hz. Der Alpha-Rhythmus ist dem 50. und 65. Lj. eintreten Alters-Appendizitis f: syn. Appendizitis im
meist ein Zeichen der Entspannung bzw. der – Progerie: genetisch bedingtes frühzeitiges Al- höheren Alter. Appendizitis* des älteren Men-
Untätigkeit der betreffenden Gehirnareale. tern vor dem 20. Lj. (Hutchinson-Gilford- schen, wobei eine klare Grenze nicht definiert
Aø lphasympathomimetika n pl: engl. alpha Syndrom, Werner-Syndrom) ist, jedoch meist ab dem 61. Lebensjahr ange-
sympathomimetics. Sympathomimetika mit – Proterogerie: exogen bedingtes vorzeitiges setzt wird. Aufgrund larvierter Klinik und ge-
überwiegender Wirkung auf Alpha-Rezeptoren. Altern vor dem 50. Lj. ringer Schmerzsymptomatik findet man häufig
Eingesetzt werden sie häufig lokal in Nasen- – Diatrigerie: genetisch bedingtes, erst nach intraoperativ weit fortgeschrittene Befunde.
sprays zur Vasokonstriktion bei Rhinitis, aber dem 65. Lj. einsetzendes verzögertes Altern. Deshalb besteht die Empfehlung, bereits bei
auch systemisch bei arterieller Hypotonie (z. B. Die Differenz zwischen sog. chronologischem Auftreten erster Symptome die Operation
Midodrin). (entspricht Geburtsurkunde) und biologischem durchzuführen.
Aø lpha-Wellen → EEG Lebensalter (entspricht Körperfunktion und/ Altersaufbau m: engl. age distribution; syn. Al-
Aø lphazellen f pl: engl. alpha cells. Glukagonpro- oder intellektueller Leistung) wird beeinflusst tersstruktur. Darstellung der Altersklassen oder
duzierende Zellen der Langerhans*-Inseln des durch: Altersgruppen (gemessen in 1-, 2-, 5- oder 10-
Pankreas* (syn. A-Zellen); des Weiteren veraltete – Sozioökonomische Bedingungen (v. a. Beruf, Jahresintervallen) einer betrachteten Population
Bezeichnung für die azidophilen Zellen des Hy- Lebensweise und Ernährung) in absoluten oder relativen Zahlen, getrennt
pophysenvorderlappens (HVL; siehe Hypo- – genetische Konstitution nach Geschlecht, z. B. grafisch aufbereitet in der
physe*). – emotionalen Umgang mit Problemen (Coping) sog. Bevölkerungspyramide.
Alport-Syndrom n: engl. Alport’s syndrome; syn. – lang anhaltende Kontamination mit Schad- Beschreibung: Eine Bevölkerung, deren Bevöl-
hereditäre Nephritis. Zumeist X-chromosomal- stoffen (kann zu Akkumulation und funktio- kerungspyramide eine breite Basis und eine
rezessiv vererbte Störung der Kollagen-IV-Syn- neller Stoffwechselveränderung führen) schmale Spitze hat, zeichnet sich durch hohe
these mit Störung des Basalmembranaufbaus – chronische Erkrankungen. Fertilität aus. Die Bevölkerungspyramide
von Niere, Innenohr und Auge. Klinisch domi- Folgen: Deutschlands ähnelt aufgrund abnehmender
nieren eine Glomerulonephropathie mit Häma- – Geringere Hormonproduktion (z. B. Alters- Geburtenrate und demografischen Alterns einer
turie* und progredienter Niereninsuffizienz*, hypothyreose*, Altershypogonadismus* des Zwiebel (siehe Abb.).
Innenohrschwerhörigkeit und Fehlbildungen Mannes) Altersdepression → Depression, senile
Altersdiabetes 62

gen der Haut. Zugrunde liegen sowohl physio- – Abnahme der Muskelmasse und Knochen-
A logische altersentsprechende Vorgänge (senile
Atrophie) als auch äußere Faktoren wie kumula-
dichte
– nachlassende Libido, erektile Dysfunktion.
tiv hohe UV-Lichtbelastung. Diagnostik:
Beschreibung: – Körperliche Untersuchung: 1. Körperbehaa-
– Senile Atrophie: 1. Verdünnung von Epider- rung 2. Hautturgor 3. Muskelmasse 4. Ge-
mis, Dermis und Subkutis 2. Faltenbildung wicht
(Blepharochalasis*) 3. Abnahme des Hauttur- – Untersuchung des Genitale, einschließlich
gors 4. Verminderung der Talg- und Sonografie und PSA-Bestimmung
Schweißsekretion (Austrocknung und pityri- – Bestimmung: 1. Testosteron* 2. luteinisie-
asiforme Schuppung*) 5. Verminderung der rendes Hormon (LH) 3. ggf. Prolaktin*
Sensibilität 6. verzögerte Wundheilung – Bestimmung von Blutbild (Anämie) und von
7. verminderte entzündliche Reaktivität Blutfetten und Leberwerten (v. a. während ei-
8. vermehrt subkutane Blutungen (Purpura* ner Testosteronsubstitution)
senilis) 9. unregelmäßige melanozytäre Pig- – Knochendichtemessung (bei Hinweis auf Os-
mentbildungen (Alterspigmentierungen*) teoporose).
– Lichtschädigung: aktinische Elastose*. Therapie:
Altersherz n: engl. senile heart; syn. Presbykar- – Behandlung internistischer Grunderkran-
die. Alterstypische Veränderung des Herzens kungen (metabolisches Syndrom, sog. Risiko-
v. a. infolge myokardialer Ischämie, z. B. bei faktoren)
bradykarder Herzrhythmusstörung*. Kenn- – Ernährungsberatung, Gewichtsreduktion,
Altersaufbau: 1: Alter und Geschlecht der zeichnend für das Altersherz ist eine verminder- sportliche Tätigkeit
Bevölkerung in Deutschland, Schätzung 2009; te Herzleistung unter Belastung, eine diastoli- – Testosteronsubstitution
a: Geburtenausfall im Ersten Weltkrieg; b: Geburten- sche Dysfunktion sowie eine erniedrigte Herz- – psychologisch stützende Maßnahmen.
ausfall während der Wirtschaftskrise um 1932; frequenzvariabilität. Altershypothyreose f: engl. senile hypothyroid-
c: Geburtenausfall Ende des Zweiten Weltkriegs; Altershyperthyreose f: engl. senile hyperthy- ism. Hypothyreose* bei alten Menschen mit
d: Einführung der hormonalen Kontrazeption; 2: zum roidism. Überfunktion der Schilddrüse bei alten meist unspezifischem oder symptomarmem
Vergleich der Altersaufbau für 1910, 1925, 1939 Menschen mit oligo- bis monosymptomati- Verlauf infolge geringen Schilddrüsenhormon-
(Reichsgebiet) und 1961 (Bundesgebiet) sowie schem Verlauf (z. B. nur Herzrhythmusstörun- mangels. Unter Umständen treten Symptome
Prognosen für 2030 und 2050. gen oder retrosternale Struma). Klinische Symp- wie leichte Ermüdbarkeit, Kälteintoleranz, De-
tome sind u. a. Depression, Abgeschlagenheit, pression oder therapierefraktäre Herzinsuffizi-
Altersdiabetes m: engl. adult-onset diabetes. Gewichtsverlust und Herzinsuffizienz. Präven- enz auf. Präventiv wird bei älteren Patienten re-
Veraltete Bezeichnung für Diabetes* mellitus tiv wird bei älteren Patienten alle 12–24 Monate gelmäßig ein TSH-Screening durchgeführt.
Typ 2. ein TSH-Screening durchgeführt. Klinik: Mögliche Symptome:
Altersflecken → Alterspigmentierungen Altershypogonadiøsmus m: engl. late onset hy- – Leichte Ermüdbarkeit, Antriebsarmut, allge-
Altersgehirn n: engl. senile brain. Gehirn im pogonadism (Abk. LOH). Klinisches Syndrom, das meine Schwäche
normalen Senium mit atrophischen Verände- durch eine endokrine Funktionsstörung des – Kälteintoleranz
rungen v. a. aufgrund des Verlusts von Nerven- Hodens mit erniedrigtem Testosteron verur- – Depression
zellen (ab 20. Lebensjahr ca. 20 000 pro Tag), sacht wird und im Erwachsenenalter auftritt (la- – körperlicher und geistiger Leistungsabfall
verbunden mit relativer Flüssigkeitszunahme. te-onset-hypogonadism). – therapierefraktäre Herzinsuffizienz
Histologisch finden sich Amyloidplaques, Neu- Ursachen: – Obstipation.
rofibrillen und Corpora amylacea. Siehe Abb. – Primärer Hypogonadismus: 1. Infektion (Or- Alterspigmentierungen f pl: engl. senile pig-
chitis) 2. exogene Noxen (Chemotherapie, mentation; syn. Lentigo senilis. Bis zu einige cm
Radiatio, Alkohol, Drogen) große braune Hautflecken bei älteren Men-
– sekundärer Hypogonadismus: 1. Medika- schen, evtl. gleichzeitig neben pigmentarmen
mente 2. Allgemeinerkrankungen (metaboli- Stellen. Histologisch entsprechen sie flachen
sches Syndrom*) 3. endokrinologisch (Hypo-
pituitarismus, Hyperprolatinämie, GnRH-
Sekretion) 4. Tumorerkrankungen 5. Infekti-
onserkrankungen.
Klinik:
– Beginn der Symptome ab dem 45. Lebensjahr
– vegetative Labilität
– Neigung zu depressiver Verstimmung
– Nachlassen der Leistungsfähigkeit, Abge-
Altersgehirn: Kraniales CT; 1 : 42-jährige Frau; schlagenheit, Müdigkeit
2 : 70-jähriger Mann. [15] – Gewichtszunahme
– trockene Haut
Altershaut f: engl. aging skin. Bei älteren Men- – Abnahme der Körperbehaarung (seltenere
schen typischerweise auftretende Veränderun- Rasur) Alterspigmentierungen [77]
63 Alveolardruck

Verrucae* seborrhoicae. Wenn aus ästhetischen ist insbesondere bei Patienten mit Gedächtnis- die toxische Wirkung von Aluminium auf Os-
Gründen eine Behandlung gewünscht wird,
kann dies mit Laser- oder Kryotherapie gesche-
störungen* (nach Hirnschädigungen) von Be-
deutung.
teoblasten. Zur Diagnose wird eine Becken-
kammbiopsie durchgeführt und die Alumini-
A
hen. Beschreibung: Nach informationstheoretischer um-Konzentration im Serum gemessen. Der
Vorkommen: Lichtexponierte Areale, besonders Modellvorstellung ist das Altgedächtnis ein Normwert beträgt 2–5 μg/l, eine Intoxikation
an Handrücken (siehe Abb.), Streckseiten der Teilbereich des Langzeitgedächtnisses, aus dem besteht ab einem Wert von 60 μg/l.
Unterarme und Gesicht. langfristig gespeicherte Bewusstseinsinhalte, Ursachen:
Altersregression f: engl. regression in the elderly. Kenntnisse oder Fertigkeiten (häufig Jahre zu- – Hoher Aluminiumgehalt der Spülflüssigkeit
Schrittweise Rückführung (z. B. während Hyp- rückliegende, bis in die frühe Kindheit zurück- und Einnahme aluminiumhaltiger Phos-
nose) in Situationen, die in der Vergangenheit, gehende Gedächtnisinhalte) durch retrograde phatbinder bei der Hämodialyse*
insbesondere in Kindheit und Jugend, liegen, Prozesse wieder abgerufen werden können. Die – langjährige hochdosierte Einnahme von alu-
u. a. zum Aufsuchen von Ressourcen oder zur Inhalte des Altgedächtnisses müssen nicht be- miniumhaltigen Antazida.
Bearbeitung von traumatischen Erlebnissen. wusst im Gedächtnis gehalten werden und sind Aluminose f: engl. aluminosis; syn. Aluminium-
Altersschwäche f: engl. frailty; syn. Marasmus theoretisch von unbegrenzter Kapazität und Be- lunge. Durch Einatmen von Aluminium und
senilis. Schwäche, die im Alter als Folge allge- haltensdauer. Das Altgedächtnis beinhaltet: seinen Verbindungen (z. B. Korund) ausgelöste
meiner degenerativer Vorgänge auftritt. Mit der – Explizites, deklaratives Wissen (bewusst, ver- Form der Pneumokoniosen*, die persistierend
Altersschwäche oder -atrophie gehen Funkti- balisierbar), gespeichert im episodischen Ge- oder progredient* mit diffus interstitieller Lun-
onseinschränkungen einher, wie beispielsweise dächtnis (Erinnerung an Ereignisse des per- genfibrose* und evtl. mit Pneumothorax* ein-
Gedächtnisstörungen, Gangunsicherheit bis sönlichen und öffentlichen Lebens, kontext- hergehen kann. Die Erkrankung kann berufsbe-
hin zur Immobilität und Abwehrschwäche. Dif- abhängig, „erlebt“) und im semantischen Ge- dingt auftreten (Berufskrankheit Nr. 4106).
ferenzialdiagnostisch sind behandelbare Er- dächtnis (allgemeine Kenntnisse, Faktenwis- Alvarez-Wellen → Schwangerschaftswehen
krankungen wie z. B. Depression, Dehydratati- sen, Bildung, kontextunabhängig, „erlernt “) alveolär: engl. alveolar. Mit kleinen Fächern
on, Tuberkulose und eine Tumorerkrankung – implizites bzw. nicht deklaratives Wissen oder Hohlräumen versehen, bläschenförmig; im
auszuschließen. (unbewusst, nicht verbalisierbar), abgelegt engeren Sinn die Lungenbläschen (Alveolen) be-
Altersschwerhörigkeit → Presbyakusis im prozeduralen Gedächtnis (motorische Fer- treffend.
Alterssichtigkeit → Presbyopie tigkeiten Wahrnehmungs-, Denk- und Hand- Alveoläre Echinokokkose f: Erkrankung
Altersstandardisierung f: engl. age standardi- lungsroutinen, konditionierte Abläufe, Pri- durch Larven (Hydatiden-Zysten) des Fuchs-
sation. Verfahren zur Herbeiführung der Ver- ming*, Erwartungen, „geübt“). bandwurms (Echinococcus multilocularis). Infi-
gleichbarkeit von 2 oder mehr Untersuchungs- Die im Altgedächtnis konsolidierten Engram- zierte Füchse scheiden die Eier des Bandwurms
gruppen mit unterschiedlicher Alterszusam- me* setzen sich aus Informationen verschiede- aus. Zwischenwirte sind kleine Nagetiere.
mensetzung, die in Bezug auf ein altersabhän- ner Sinnesmodalitäten zusammen und sind un- Nimmt ein Mensch die Eier auf, wandern die
giges Merkmal (z. B. Vorkommen eines Tumors) tereinander verknüpft, weshalb es mitunter Larven in die Leber und bilden dort invasiv
verglichen werden sollen. ausreicht, einzelne Schemata zu aktivieren, um wachsende Zysten.
Einteilung: die Gedächtnisinhalte abzurufen. Epidemiologie: Die alveoläre Echinokokkose ist
– Direkte Standardisierung gewichtet die al- Altgedächtnisstörung f: engl. remote memory verbreitet in
tersspezifischen Mortalitätsraten der be- disorder. Gedächtnisstörung* mit Defiziten, die – Europa
obachteten Bevölkerung mit der Altersklas- weiter, d. h. Tage bis Wochen zurückliegende – Nordamerika
senverteilung einer Standardbevölkerung Engramme* betreffen. Die Unterscheidung von – Nord-Asien.
– indirekte Standardisierung gewichtet die al- Neu- und Altgedächtnis* ist insbesondere bei Klinik: Die Hydatiden-Zysten führen zu
tersspezifischen Mortalitätsraten der Stan- Patienten mit Gedächtnisstörungen nach Hirn- – Hepatomegalie
dardbevölkerung mit der Altersklassenvertei- schädigungen von Bedeutung. – Oberbauchschmerzen
lung der beobachteten Bevölkerung. Althaea officinalis → Eibisch – gelegentlich Verschluss-Ikterus
Beide Verfahren dienen dazu, altersabhängige Altherr-Uehlinger-Syndrom → Polychondri- – langfristig Metastasierung möglich, da Zys-
Einflüsse zu eliminieren. Sie können auch zur tis, rezidivierende ten die Organgrenzen durchwachsen kön-
Elimination anderer Einflüsse (z. B. Schwere- Altinsulin → Insulin nen.
grad, Expositionsgrad) eingesetzt werden. Altlasten f pl: engl. residual pollutions. Abfallab- Diagnostik:
Altersstar → Katarakt lagerungen und Anlagenstandorte, an denen – Bildgebung des befallenen Organs
Altersulkus des Magens n: engl. senile gastric mit umweltgefährdenden Stoffen umgegangen – Nachweis der Antikörper im Serum.
ulcer. Magengeschwür, welches nach dem 60. Lj. wurde, sowie mit toxischen Stoffen kontami- Es besteht Meldepflicht nach § 7 Infektions-
auftritt und häufig im Kardia-Fornix-Bereich nierte Grundwasserkörper und Böden, von de- schutzgesetz.
lokalisiert ist. Die Größe des Ulkus* ventriculi nen erhebliche Gefahren für Mensch oder Um- Therapie:
steht im Gegensatz zu den geringen oder weit- welt ausgehen, z. B. frühere Deponien oder still- – Nach Möglichkeit vollständige chirurgische
gehend fehlenden klinischen Symptomen. gelegte Industriegebiete. Exzision der Zyste
Altgedächtnis n: engl. remote memory. Teil des Aluminiumhosphat → Antazida – Behandlung mit Albendazol bei inoperablen
Langzeitgedächtnisses, das alle Informationen Aluminiumhydroxid → Antazida Zysten für mindestens 2 Jahre.
enthält, die bis zu einem bestimmten Zeitpunkt Aluminiumlunge → Aluminose Prävention: Waschen von Waldfrüchten.
(bei Schädelhirntrauma* bis zur Schädigung) Aluminium-Magnesium-Silikate → Antazida Alveolardruck m: engl. alveolar pressure. Druck
gespeichert wurden (sog. retrograde Prozesse Aluminiumosteopathie f: engl. aluminum oste- in den Lungenbläschen. Die Differenz zwischen
wie z. B. Kenntnisse der Biografie, Schulwissen). opathy. Demineralisation und Erweichung des Alveolardruck und dem Druck der Umgebungs-
Die Unterscheidung in Neu- und Altgedächtnis Knochens im Sinne einer Osteomalazie durch luft (atmosphärischer Druck) ist bei offenen
Alveolarfortsatz 64

Atemwegen die treibende Kraft für die Inspira- Alzheimer-Krankheit f: engl. Alzheimer’s dis-
A tion (Alveolardruck < Umgebungsdruck) und
Exspiration (Alveolardruck > Umgebungs-
ease; syn. Demenz vom Alzheimer-Typ (Abk.
DAT). Primär degenerative Hirnerkrankung mit
druck). progredienter Demenz* (häufigste Demenzur-
Alveolarfortsatz m: engl. alveolar process; syn. sache). Mischformen mit vaskulärer Demenz*
Processus alveolaris. Der die Zähne tragende, sind möglich. Initial treten subjektive, dann ob-
mit Fächern für die Zähne ausgestattete Teil der jektivierbare Gedächtnisstörung auf, im weite-
Maxilla. ren Verlauf zunehmend kognitives Defizit und
Alveolarfortsatztumor → Epulis Demenzsyndrom (Unruhe, Orientierungsstö-
Alveolarkammglättung f: engl. alveolar ridge rung, Wortfindungsstörung*, Agnosie*, Apra-
smoothing. Chirurgische Abtragung scharfer xie*, Stimmungslabilität, Wahn). Therapiert
Knochenkanten am zahnlosen Alveolarfort- wird mit Antidementiva, kognitiv-aktivieren-
satz*. Sie wird vor prothetischer Versorgung zur Alveolitis [Lunge]: diffuse interstitielle Zeichnungs- den Verfahren u. a.
Prophylaxe von Druckstellen durchgeführt. vermehrung und milchglasartige Verschattungen Pathologie: Über 20 Jahre vor Auftreten des De-
Alveolarluft f: engl. alveolar gas. Atemgasge- (HRCT). [148] menz-Syndroms beginnt der neuropathologi-
misch, das sich in den Lungenbläschen befindet sche Verlauf mit vermehrter Bildung bzw. ver-
und am Gasaustausch* teilnimmt. Die Zusam- nologische Systemerkrankungen. Die Alveolitis minderter Ausfuhr von Beta-Amyloid (siehe
mensetzung der Alveolarluft entspricht dem ist häufig idiopathisch bedingt und tritt gele- Amyloidkaskade).
zuletzt ausgeatmeten (endexspiratorischen) gentlich familiär gehäuft auf. Betroffene zeigen Diagnostik:
Gasgemisch. Der Partialdruck* von Sauerstoff in trockenen Husten und Belastungsdyspnoe. Be- – Klinisch: 1. Schweregradbestimmung durch
der Alveolarluft (pAO2) wird mit der alveolären handelt wird mit Glukokortikoiden und Sauer- Mini*-Mental-State-Test, Demenz-Test, Psy-
Gasgleichung berechnet (Sauerstoffpartial- stoff. chometrie* 2. neurologische Untersuchung:
druck*). Diagnostik: selten diskrete extrapyramidale Symptome*
Zusammensetzung: Mittlere Partialdrücke in – Röntgen und hochauflösende CT (HRCT) oder Pyramidenbahnzeichen*, Koordinati-
der Alveolarluft. vom Thorax (siehe Abb.) onsstörungen, Stereotypie*, Automatismus*,
Alveolarmakrophage m: engl. alveolar macro- – Serologie Tremor*, Rigor*, diskrete Spastik*
phage. Wandernde Makrophagen* der Lunge*. – Lungenfunktionsprüfung* – apparativ: 1. unspezifisches oder normales
Die Alveolarmakrophagen befinden sich in der – bronchoalveoläre* Lavage EEG 2. in kranialer CT bzw. MRT: innere
Wand oder im Lumen der Alveolen* und dienen – Lungenbiopsie. und äußere Hirnatrophie (initial v. a. Hippo-
der Phagozytose* von Staubpartikeln, Keimen Alveolitis, exogen-alleø rgische f: engl. extrinsic campus) 3. in FDG-PET typische parietotem-
und Zellen*. Als Herzfehlerzellen* werden sie allergic alveolitis. Allergische Reaktion vom porale Hypoaktivität (siehe Abb.; Differenzi-
bezeichnet, da sie sich bei verminderter Herz- Typ III und IV der Alveolen, häufig berufsbe- aldiagnose gegenüber anderen Demenzen)
leistung* vermehrt im gestauten Blut* des Lun- dingt durch Inhalation organischer Stäube, v. a. – Liquordiagnostik: Amyloid*-Peptid Aβ42/
genkreislaufs befinden. Actinomyces und tierische Proteine, selten Che- Aβ40-Quotient erniedrigt bei erhöhtem Wert
Funktion: Als Teil des Monozyten-Phagozyten- mikalien (z. B. Isocyanate). Betroffene zeigen für Tau*-Protein bzw. Phospho-Tau
Systems gehören die Alveolarmakrophagen rasch nach der Exposition Dyspnoe*, bei chroni- – Prädiktion: Bildgebung mit Amyloid-PET
zum Abwehrsystem der Lunge. Nach der Phago- schem Verlauf droht eine Lungenfibrose*. Wirk- (verschiedene Liganden, die Aβ-Ablagerung
zytose verlassen sie die Lunge entweder über die sam sind Allergenkarenz und Glukokortikoide. markieren), MRT: Hippocampusatrophie, Li-
Atemwege* oder emigrieren in das Bindegewe- Vorkommen: Häufig berufsbedingt (Berufs- quordiagnostik, prädiktiv v. a. bei gleichzei-
be* der Lunge. Dort lagern sie sich ab oder wer- krankheit Nr. 4201), z. B. tiger leichter kognitiver Störung (mild cogni-
den über das Lymphsystem abtransportiert. – Farmerlunge* tive impairment, Abk. MCI).
Alveole → Alveolus dentalis – Vogelzüchterlunge*
Alveolen f pl: syn. Alveoli. Mehrdeutiger Be- – Befeuchterlunge
griff: muldenartige Vertiefungen oder Ausbuch- – allergische Aspergillen-Alveolitis.
tungen in der Lunge (Lungen*-Alveolen zum Klinik:
Gasaustausch), im Kiefer als knöcherne Zahnfä- – 3–12 Stunden nach Allergenexposition:
cher (Alveolus dentalis) und als endständige Er- 1. Husten 2. Schüttelfrost 3. Fieber 4. zuneh-
weiterungen im Drüsengewebe der Mamma für mende Dyspnoe und thorakales Engegefühl
die Milchproduktion. – bei chronischem Verlauf Übergang in Lun-
Alveolitis [Zähne] f: engl. dry socket. Entzünd- genfibrose*. Alzheimer-Krankheit: reduzierter Glukosemetabolis-
liche Veränderung des Zahnfachs nach Zahnex- Alveolus dentalis m: Knöchernes Zahnfach im mus (grün) biparietotemporal (FDG-PET). [119]
traktion* infolge mangelnder Stabilität des Koa- Alveolarfortsatz des Ober- und Unterkiefers.
gulums und trockener Alveole. Behandelt wird Die Alveole ist Teil des Zahnhalteapparates, in
mit lokalen Spülungen, desinfizierenden Tam- dem der Zahn* mit Sharpey-Fasern aufgehängt Amalgam n: Legierung von Quecksilber* (Hg)
ponaden* und ggf. mit Antibiotika*, chirurgi- ist. Benachbarte Alveolen sind getrennt durch mit anderen Metallen in Form von Feilungspul-
scher Wundrevision* und -verschluss. knöcherne Septa interalveolaria. Septa interra- ver (Alloy), je nach Metallgehalt flüssig bis fest.
Alveolitis [Lunge] f: Entzündliche Reaktion dicularia trennen einzelne Wurzeln mehrwur- Silberamalgam wird in der Zahnmedizin als
der Lungenalveolen und des angrenzenden In- zeliger Zähne. Füllungswerkstoff verwendet.
terstitiums. Auslöser sind unterschiedliche No- Alzheimer-Degenerationsfibrillen → Neuro- Verwendung: Zahnmedizin: Anwendung als
xen (infektiös, allergisch, toxisch) oder immu- fibrillen Füllungsmaterial, das unter Verwendung von
65 Amelogenesis imperfecta

Silber, Zinn und Kupfer als Legierungspartner hautablösung. Objektives Kennzeichen ist eine höher ametropen Auge und bei beidseitig ho-
schnell aushärtet. Die Quecksilberbelastung
durch Amalgamzahnfüllungen ist gering. Sie
amaurotische Pupillenstarre*.
Amaurose, eklaø mptische f: engl. eclamptic am-
her Hyperopie. Die Therapie erfolgt mit Bril-
lenkorrektion
A
entspricht auch bei zahlreichen großflächigen aurosis. Auftreten von Blindheit infolge eines – Schielamblyopie: entsteht bei Strabismus*
Füllungen nur einem Bruchteil der mittleren eklamptischen Anfalls. Eine eklamptische am Schielauge. Die Therapie erfolgt mit Ok-
täglichen Quecksilberbelastung aus Nahrung Amaurose ist ein sehr seltenes Ereignis. Als Ur- klusionstherapie* oder Penalisation.
und Atemluft (ca. 20 μg/d). Die Aufnahme orga- sachen werden generalisierte Gefäßspasmen der Therapie:
nischen Quecksilbers beträgt hier 1,6–2,4 μg/d. intrazerebralen Arteriolen vermutet. – Entsprechend der zugrunde liegenden Stö-
Von der WHO als vertretbar angesehener Wert: Amaurose, hysterische → Blindheit, funktio- rung
45 μg/d (kritische Belastung 400 μg/d), insbe- nelle – nur bei rechtzeitigem Beginn im Kindesalter
sondere bei sorgfältiger Kondensation und Ver- Amaurose, kortikale → Rindenblindheit erfolgreich.
wendung korrosionsbeständiger Amalgame. Amaurosis fuø gax f: engl. visual blackout. Ein- Amboss → Incus
Sehr selten kommt es zu allergischen Reaktio- seitige, meist 1–5 min anhaltende Blindheit AMBU-KISS: Surveillance* ausgewählter
nen. durch eine Ischämie. Die häufigste Ursache ist Wundinfektionen* in ambulanten* Operations-
Hinweise: eine Stenose der A. carotis interna gefolgt vom einrichtungen in Praxen und Kliniken. Dabei
– Bei Schwangeren, stillenden Frauen und Kin- Verschluss der gleichseitigen A. centralis reti- werden Referenzdaten im Rahmen des Kran-
dern wird die Verwendung von Amalgam zu- nae. Die Sehstörung ist somit ein Warnsymp- kenhaus-Infektions-Surveillance-Systems (KISS)
nehmend kritisch betrachtet. Hier sollten Al- tom vor Schlaganfall. gewonnen. KISS erfasst, analysiert und inter-
ternativen wie Komposite oder Zemente in Ursachen: Weitere mögliche Ursachen: pretiert Daten zu nosokomialen Infektionen,
Betracht gezogen werden. Die EU diskutiert – Entzündung des N. opticus um Ärzte und Pflegepersonal dabei zu unter-
seit längerer Zeit über eine Einschränkung – Polyarteriitis* nodosa stützen, die Häufigkeit dieser Infektionen zu
oder gar Verbot von Amalgam. – Migräne* reduzieren (innere Qualitätssicherung* – Sur-
– Moderne Amalgame haben gute mechanische – Hirntumor veillance).
Eigenschaften und eine geringe Korrosions- – Multiple* Sklerose Vorgehen: Hierbei wird jeder Patient, bei dem
anfälligkeit. Dennoch wird die Verwendung – systemischer Lupus* erythematosus. eine der ausgewählten Operationen* durchge-
von Amalgam in vielen Ländern aus Vor- Ambidextrie f: engl. ambidexterity. Gleiche Ge- führt wird, postoperativ während 30 Tagen
sichtsgründen eingeschränkt (z. B. in einigen schicklichkeit beider Hände. auch mittels Nachkontrollen durch Chirurgen
skandinavischen Ländern) oder komplett ge- Ambisexualität → Bisexualität in der Praxis überwacht und die Wundinfekti-
mieden (z. B. in Japan). Über ein europawei- Ambivaleø nz f: engl. ambivalence. Gleichzeitiges onsrate berechnet. Eine Vergleichbarkeit der
tes Verbot von Quecksilber wird seit länge- Bestehen gegensätzlicher Gefühle und Strebun- Daten wird gesichert durch die Anwendung der
rem diskutiert. gen sowohl im normalpsychologischen Bereich Kriterien der CDC (Centers for Disease Control
– Die Entsorgung von Amalgam ist gesetzlich (Sich-Nicht-Entscheiden-Können) als auch pa- and Prevention) bei der Diagnostik einer Wund-
geregelt (Amalgamabscheider, Recycling der thologisch (z. B. bei Schizophrenie*, affektiven infektion.
Reste). Störungen). Sie wird in der Regel als quälend ambulaø nt: engl. outpatient. Ohne stationäre
– Akute oder chronische Quecksilberintoxika- erlebt und kann auf der Handlungsebene (Am- Aufnahme erfolgend.
tionen werden mit Komplexbildnern (z. B. bitendenz) bis zur Blockade führen. AMD: Abk. für → Makuladegeneration, alters-
Dimaval) behandelt. Amblyopie f: engl. amblyopia. Schwachsichtig- abhängige
– Allergische Reaktionen auf Amalgam sind be- keit eines oder seltener beider strukturell nor- Amelie → Dysmelie
kannt, jedoch sehr selten. maler Augen (außer Deprivationsamblyopie) Ameloblaø sten → Enameloblasten
AMAN: Abk. für engl. acute motor axonal neu- mit Veränderungen im Corpus geniculatum la- Ameloblastom n: engl. ameloblastoma; syn.
ropathy → Guillain-Barré-Syndrom terale und Funktionsdefekten in der Sehrinde Adamantinom. Von Enameloblasten* ausgehen-
Amanita muscaria → Giftpilze als Folge einer Entwicklungsstörung des Seh- der, häufigster odontogener und meist benig-
Amanita pantherina → Giftpilze vermögens entweder infolge sehr schlechter Ab- ner Tumor unbekannter Ursache im Kieferbe-
Amanita phalloides → Giftpilze bildungsleistungen der Augen oder infolge reich (v. a. im Bereich der Molaren der Mandi-
Amanitine → Mykotoxine zentraler Unterdrückung der visuellen Infor- bula oder im Unterkieferast). Siehe Abb.
Amastie f: engl. amastia; syn. Aplasia mam- mationen eines Auges. Pathophysiologie. Bei Pathologie:
mae. Angeborenes ein- oder beidseitiges Fehlen massiven Differenzen zwischen den Netzhaut- – Häufig expansives und lokal infiltrierendes
der Brustdrüse bei fehlerhafter Entwicklung bildern kommt es zur zentralen Unterdrückung Wachstum oder Zystenbildung
der Milchleiste*, evtl. kombiniert mit Fehlen der visuellen Informationen eines Auges. For- – histopathologisch aufgezweigte, proliferie-
der Mamille (Athelie). Amastie wurde auch men: rende Epithelkomplexe, Hohlraumbildun-
schon vereinzelt bei Müttern und Töchtern in – Deprivationsamblyopie (Amblyopia ex an- gen, fibröses Stroma.
dominanter Erbfolge über mehrere Generatio- opsia): entsteht durch Reizentzug während Therapie:
nen beobachtet. der Entwicklung des Sehsystems, z. B. durch – Exzision im Gesunden
Amaurose f: engl. amaurosis. Totale Erblin- Medientrübung, z. B. von Hornhaut, Linse – Rezidivgefahr (ca. 30 %) aufgrund der lokalen
dung, bei der infolge Ausfalls sämtlicher opti- und Glaskörper, Ptosis oder Aphakie. Die Infiltration.
scher Funktionen jegliche Lichtempfindung Therapie besteht in der Beseitigung der Me- Amelogeø nesis imperfeø cta f: engl. hereditary
aufgehoben ist. Ursache sind Erkrankungen, dientrübung, Brillenkorrektion oder Okklu- enamel hypoplasia. Sammelbezeichnung für
die zu einem kompletten Verlust der Signal- sion erblich bedingte syndromatische Erkrankungen
übertragung vom Auge zum Gehirn führen, – Refraktionsamblyopie (Amblyopia ex ani- (z. B. Kohlschütter-Syndrom) mit gestörter Bil-
z. B. Durchtrennung des Sehnerven oder Netz- sometropia): entsteht bei Anisometropie* am dung des Zahnschmelzes. Therapeutisch wird
Amenorrhö 66

Amenorrhö:
A Diagnose und Ätiologie nach WHO.
WHO-Gruppe Diagnose Ätiologie
I hypogonadotrope Amenorrhö hypothalamohypophysäre Insuffizienz
II hypothalamohypophysäre Dysregulation Rückkopplungsstörung
(Amenorrhö, anovulatorische
polyzystisches Ovarialsyndrom
Oligomenorrhö)
III hypergonadotrope Amenorrhö Ovarialinsuffizienz, Gonadendysgenesie
(chromosomal), hyposensitive Ovarien
IV normogonadotrope Amenorrhö Endometriumstörung, kongenitale
Anomalien, intrauterine Adhäsionen
V hyperprolaktinämische Amenorrhö hypophysäres Prolaktinom, funktionell,
pharmakologisch
VI hyperprolaktinämische Amenorrhö unbekannt (psychisch)
VII hypogonadotrope Amenorrhö hypothalamohypophysäre Insuffizienz
Ameloblastom infolge Tumor

die Zahnhartsubstanz mit Kompositfüllungen scher Funktionsstörungen bzw. Erkrankung – ggf. Bestimmung der Sexualhormone und
und Kronen geschützt oder ersetzt. Weitere mit Hemmung der Gonadotropinfreisetzung von Prolaktin im Serum.
Maßnahmen sind lokale Fluoridnutzung zur (z. B. Notstandsamenorrhö, Anorexia* nervo- Therapie: Abhängig von der Ursache:
Mineralisation und Optimierung der Kariespro- sa oder Scheinschwangerschaft) 2. auch rein – Östrogen-Gestagen-Substitution
phylaxe. funktionell bedingt (z. B. postpartale Ame- – Ovulationsinduktion
Amenorrhö f: engl. amenorrhea. Zyklusstö- norrhö*, Oversuppression-Syndrom nach Be- – stimulierende Therapie mit Gonadotropinen
rung* mit Ausbleiben der Menstruation*. Die endigung hormonaler Kontrazeption oder – Psychotherapie
Ursachen sind vielfältig, häufig psychogen. Chiari*-Frommel-Syndrom) 3. selten organi- – Behandlung der Grunderkrankung.
Nach gynäkologischer Untersuchung, Vaginal- sche Ursache (z. B. Hirntumor, Entzündung, Amenorrhoea traumatica → Adhäsionen, int-
sonografie* und hormoneller Diagnostik wird je Trauma oder Kallmann-Syndrom) rauterine
nach Ursache therapiert mit Hormonpräpara- – hypophysäre Amenorrhö: 1. in der Regel or- Amenorrhö-Galaktorrhö-Syndrom → Galak-
ten, Psychotherapie oder Behandlung der ganisch bedingt 2. z. B. bei Prolaktinom* u. a. torrhö-Amenorrhö-Syndrom
Grunderkrankung. Formen: Hypophysentumoren* oder beim Sheehan*- Amenorrhö, postpartale f: engl. postpartum
– Physiologische Amenorrhö vor der Menar- Syndrom amenorrhea. Persistierendes Ausbleiben der
che*, während Schwangerschaft* und Laktati- – ovarielle Amenorrhö: 1. funktionell (z. B. Menstruation* über mehrere (meist > 6) Monate
on* (sog. Laktationsamenorrhö*) und nach Ovarialinsuffizienz*) 2. organisch bedingt nach der Geburt als evtl. Zeichen einer Regulati-
der Menopause (z. B. Ovarialhypoplasie*, Ovarialtumoren* onsstörung des hypothalamisch-hypophysären
– pathologische primäre Amenorrhö: Nicht- oder polyzystische Ovarien*) Regelkreises oder infolge intrauteriner Adhäsio-
eintreten der Menstruation über das vollen- – uterine Amenorrhö, z. B. bei Uterusfehlbil- nen*.
dete 16. Lj. hinaus: 1. zu 1/3 bedingt durch dung oder intrauterinen Adhäsionen* Ames-Test m: engl. Ames assay. Verfahren zur
chromosomale Anomalien (z. B. Turner*-Syn- – im Rahmen anderer Erkrankungen: 1. ins- Mutagenitätsprüfung* verschiedener Substan-
drom, Swyer-Syndrom, Trisomie* X) 2. zu 2/ besondere der Nebennierenrinde (v. a. Addi- zen mithilfe einer histidin-negativen (his–) Mu-
3 durch organische Störungen wie genitale son*-Krankheit, adrenogenitales Syndrom* tante von Salmonella* Serovar Typhimurium.
Fehlbildungen (Gynatresie*), Gonadendysge- oder Nebennierenrindentumor) 2. der Schild- Die Anzahl der erzeugten his+-Revertanten ist
nesie*, Ovarialhypoplasie* und Intersexuali- drüse (Hypothyreose* und Hyperthyreose*) ein Maß für die Mutagenität. Der Test soll po-
tät* und bei Diabetes* mellitus 3. auch im Rah- tenziell kanzerogene Substanzen (siehe Kanze-
– pathologische sekundäre Amenorrhö: men schwerer konsumierender Allgemeiner- rogene*) identifizieren.
1. Ausbleiben der Menstruation über einen krankungen Amethopterin → Methotrexat
Zeitraum von 3 Zykluslängen bei Oligome- – arzneimittelinduzierte Amenorrhö: 1. in- Ametropie f: engl. ametropia. Fehlsichtigkeit
norrhö sowie von mehr als 3 Mon. nach vor- tentionell oder als UAW 2. z. B. durch Hor- infolge einer Refraktionsanomalie (Brechungs-
herigem normalem Verlauf des Menstruati- monpräparate, Phenothiazine, Reserpin oder fehler des Auges). Sie wird entweder anatomisch
onszyklus* ohne Vorliegen einer Schwanger- Sulpirid. durch einen zu kurzen oder zu langen Augapfel
schaft 2. meist funktionelle Störung infolge Diagnostik: oder durch eine abnorme Brechkraft von Horn-
hypothalamisch-hypophysärer Dys- oder Un- – Gynäkologische Untersuchung einschließ- haut oder Linse verursacht.
terfunktion mit konsekutiver Ovarialinsuffi- lich Vaginalsonografie Formen:
zienz*. – hormonale Diagnostik zur Abklärung der en- – Myopie* (Kurzsichtigkeit): Brennpunkt der
Einteilung: nach WHO, siehe Tab. Ätiologie: dokrinen Ursachen mit Gestagentest*, Östro- Sehstrahlen vor der Netzhaut
– Hypothalamische Amenorrhö: 1. meist psy- gentest, Östrogen*-Gestagen-Test, Clomifen- – Hyperopie* (Weitsichtigkeit): Brennpunkt
chogen-psychoreaktiv infolge psychosomati- test* u. a. Stimulationstests der Sehstrahlen hinter der Netzhaut
67 Aminosäuren

– Astigmatismus* (Stabsichtigkeit): fehlender nen* (Vitamin B12) 5. Coenzymen (Coenzym* Aminopeptidasen f pl: engl. aminopeptidases.
Brennpunkt der Sehstrahlen.
AMG: Abk. für → Arzneimittelgesetz
A)
– Ganglien-Blocker im Gehirn (GABA*)
Enzyme (EC 3., Hydrolasen), die hydrolytisch
N-terminale Aminosäuren von Peptiden/Protei-
A
AMH: Abk. für → Anti-Müller-Hormon – Gewebehormone* (Histamin*, Dopamin, Ad- nen abspalten. Die Exopeptidasen gehören zu
AMI: Abk. für akuter Myokardinfarkt → Herz- renalin, Serotonin*, Tyramin, Tryptamin). den Zn-haltigen Metalloproteasen. Ein Beispiel
infarkt Aminkolpitis → Vaginose, bakterielle ist Leucinaminopeptidase.
AMIC-Verfahren n: syn. autologe matrixindu- Aminoazidurie f: engl. aminoaciduria. Ausschei- Aminosäurediabetes → Debré-Toni-Fanconi-
zierte Chondrogenese-Verfahren. Chirurgisches dung von Aminosäuren im Urin. Physiologisch Syndrom
Verfahren bei kleineren umschriebenen Knor- erfolgt 3 % der Gesamtstickstoffausscheidung Aminosäuren f pl: engl. amino acids. Organi-
peldefekten auf Grundlage der Mikrofrakturie- über den Harn. sche Verbindungen mit mindestens einer Carb-
rung*. Die Regeneration des Knorpelgewebes Aminoessigsäure → Glycin oxyl- und Aminogruppe. Die 20 proteinogenen
wird durch Abdecken der Mikrofrakturierung Aminoglykosid-Antibiotika n pl: engl. amino- α-Aminocarbonsäuren bilden die Primärstruk-
mit einer Kollagenmembran gefördert, durch glycoside antibiotics. Einheitliche Gruppe von tur* der Peptide* und Proteine*. In der Natur
die austretende körpereigene Stammzellen auf parenteral oder topisch zu verabreichenden An- kommen Aminosäuren aufgrund 1 oder 2 asym-
der Knochenoberfläche angereichert werden. tibiotika*, die aus Streptomyces- (Endsilbe -my- metrischer C-Atome als optisch aktive Verbin-
Meist wird eine kombinierte Operationstechnik cin) und Mikromonospora-Stämmen (Endsilbe dungen vor (außer Glycin*) und haben meist die
aus Arthroskopie und Miniarthrotomie einge- -micin) isoliert wurden. Sie wirken bakterizid L-Konfiguration.
setzt. Siehe Abb. auf Enterobacter, Pseudomonas, Staphylococcus Allgemeine Strukturformel:
aureus, ferner auf Klebsiella, Serratia, E. coli
COOH COO–
und Proteus. Mögliche Nebenwirkungen sind
Nephro- und Ototoxizität. H2N C H H3N+ C H
Wirkstoffe:
– Streptomycin R R
– Kanamycin-Gentamicin-Gruppe: Kanamy-
cin*, Gentamicin*, Amikacin, Tobramycin, Nomenklatur und spezifische Strukturformeln
Netilmicin siehe Abb.
– Neomycin-Gruppe: Neomycin, Paromomy- Nomenklatur: Je nach Abstand der NH2-Gruppe
cin* in der Kohlenstoffkette zu der endständigen
– weitere Wirkstoffe: Framycetin, Spectinomy- Carboxylgruppe werden Aminosäuren als α-, β-,
cin*. γ-Aminosäuren bezeichnet. α-Aminosäuren ge-
Aminokrebs m: engl. amino carcinoma. Krebs- hören als Bausteine der Proteine und Peptide,
geschwulst der abführenden Harnwege, vor- jedoch auch in freier Form zu den wichtigsten
wiegend der Harnblase, hervorgerufen durch organischen Stoffen der lebenden Zelle.
meist jahrelange Exposition gegenüber aroma- Proteinogene und nicht proteinogene Amino-
tischen Aminen (Benzidin, Betanaphthylamin). säuren:
Der Aminokrebs ist als melde- und entschädi- – Proteinogene Aminosäuren, d. h. Protein
AMIC-Verfahren: 1: Knorpeldefekt nach Anfrischung;
gungspflichtige Berufskrankheit anerkannt bildende Aminosäuren sammeln sich in der
2: nach Fixation der Kollagenmembran (Operations-
(BK Nr. 1301). Die krebserzeugenden aromati- Zelle in einem Aminosäurenpool, in dem sich
situs). [102]
schen Amine sind heute weitgehend durch Er- mit der Nahrung aufgenommene, im Stoff-
satzstoffe ausgetauscht worden. wechsel synthetisierte und durch Proteinab-
Amimie f: engl. amimia. Fehlen der Mimik* als Hinweis: Die durch Amine hervorgerufenen bau anfallende Aminosäuren mischen. In die-
pathologischer Zustand. Bei motorischer Ami- Urothelveränderungen sind weder klinisch, his- sem Pool befinden sich auch stickstoffhaltige
mie sind die Gesichtszüge unbeweglich, insbe- tologisch noch nach ihrem Verlauf von solchen Vor- und Zwischenstufen der Biosynthese der
sondere im Rahmen von extrapyramidalen Syn- Erkrankungen anderer Ursachen abzugrenzen. proteinogenen und nicht proteinogenen
dromen* (z. B. Parkinson*-Syndrom). Bei senso- Daher ist eine eingehende Arbeitsanamnese für Aminosäuren. Außer den 20 Aminosäuren,
rischer Amimie besteht eine Unfähigkeit, Mi- die ärztliche Beurteilung ganz besonders wich- die gewöhnlich in Proteinen vorkommen,
mik und Gestik zu verstehen und sich selbst da- tig. gibt es einige, die in nur geringer Menge in
rin auszudrücken, z. B. bei globaler Aphasie*. Aminopenicillinexanthem n: engl. ampicillin speziellen Proteintypen gefunden wurden,
Amine, biogene n pl: engl. biogenic amines. rash; syn. Ampicillinexanthem. Makulopapulö- z. B. 4-Hydroxyprolin und 5-Hydroxylysin
Durch Decarboxylierung von Aminosäuren* ses Exanthem*, das während oder nach Amino- im fibrillären Protein Kollagen sowie N-Me-
entstehende Amine mit vielfältigen physiologi- penicillintherapie durch transiente Immunsti- thyllysin im Muskelprotein Myosin*.
schen Funktionen. So entstehen beispielsweise mulation bei gleichzeitiger Mononucleosis* in- – nicht proteinogene Aminosäuren sind am
aus Tyrosin und Tryptophan direkte Decarbo- fectiosa auftritt, bei Erwachsenen in 30–70 % Aufbau der Proteine nicht beteiligt. Dazu ge-
xylierungsprodukte sowie biogene Amine ihrer und bei Kindern in nahezu 100 %. hören auch solche, die als Zwischenprodukte
Derivate. Hintergrund: Nach Abklingen der Virus-Infekti- bei der Biosynthese proteinogener Amino-
Funktion: Biogene Amine besitzen z. T. sehr un- on (auch bei Infektion mit HIV und Herpes sim- säuren auftreten. Sie existieren biologisch in
terschiedliche Funktionen, z. B. als plex Virus Typ 6) werden die Medikamente oft freier oder anders kombinierter Form. Bei-
– Bestandteil von: 1. Ribosomen* (Cadaverin, wieder vertragen. Ggf. wird später eine allergo- spiele sind Ornithin* und Citrullin* als Zwi-
Putrescin) 2. Sperma (Spermin, Spermidin) logische Abklärung zur Abgrenzung einer Ami- schenprodukte im Harnstoffzyklus*.
3. Phospholipiden* (Ethanolamin) 4. Vitami- no(penicillin)-Allergie durchgeführt.
Aminosäuren 68

Aminosäuren: Tab. 1
A Gluko- und ketoplastische Aminosäuren.
Einteilung Aminosäuren
glukoplastisch Alanin, Arginin, Asparagin-
säure, Cystein, Glutamin-
säure, Glycin, Histidin,
Methionin, Prolin, Serin,
Threonin, Valin, Hydroxy-
prolin
ketoplastisch Leucin, Lysin
gluko- und Isoleucin, Phenylalanin,
ketoplastisch Tryptophan, Tyrosin

Aminosäuren: Tab. 2
Minimalbedarf an für den Menschen
essenziellen Aminosäuren.
Aminosäure Minimalbedarf (g/d)
Isoleucin 0,7
Leucin 1,1
Lysin 0,8
Methionin 1,1
Phenylalanin 1,1
Threonin 0,5
Tryptophan 0,25
Valin 0,8
Arginin S nur im Säuglingsalter
T
Histidin U essenziell
Tyrosin abhängig von der
Phenylalaninzufuhr
Die empfohlene Tageszufuhr beträgt
die doppelte Menge.

säure und Glutaminsäure liegen unter phy-


siologischen Bedingungen in der Zelle disso-
ziiert als Anion vor, d. h. als Aspartat und
Glutamat. Im biologischen, medizinischen
Kontext werden die Begriffe meist synonym
verwendet
– nach chemischer Struktur in aliphatische,
aromatische, heterozyklische und schwefel-
haltige (Cystein) Aminosäuren
Aminosäuren
– nach der Polarität ihrer Seitenketten in
4 Hauptgruppen: 1. unpolare oder hyd-
rophobe Aminosäuren (Alanin*, Leucin*, Iso-
leucin*, Valin*, Prolin*, Phenylalanin*, Tryp-
Proteinogene und nicht proteinogene Amino- Chemische Klassifizierung: tophan* und Methionin*) 2. polare, ungela-
säuren werden zusätzlich nach chemischer Klas- – Nach der Lage des isoelektrischen Punktes* dene Aminosäuren (Serin*, Threonin*, Tyro-
sifizierung, katabolischen Endprodukten und in neutrale, saure und basische Aminosäuren. sin*, Asparagin*, Glutamin*, Cystein* und
Funktion unterteilt. Die beiden sauren Aminosäuren Asparagin- Glycin*) 3. positiv geladene Aminosäuren (Ly-
69 Ammonshornsklerose

sin*, Arginin* und Histidin*) 4. negativ gela- min Bestandteil der Glykosaminoglykane und xisch wirkendes Zellgift und wird v. a. durch
dene Aminosäuren (Asparaginsäure* und
Glutaminsäure*).
Glykoproteine*. Ebenso sind 2-Amino-2-des-
oxyaldosen in einigen Antibiotika (z. B. Strepto-
die Bildung von Harnstoff in der Leber (Harn-
stoffzyklus*) eliminiert. Z. B. bei einer Leberzir-
A
Glukoplastische und ketoplastische Aminosäu- mycin), in Blutgruppensubstanzen sowie in Oli- rhose sind die Blutwerte erhöht.
ren: Bei der Glukoneogenese* entsteht aus glu- gosacchariden der Milch enthalten. Biochemie: Der größte Anteil des Ammoniaks
koplastischen Aminosäuren Glukose. Aus keto- Amitose f: engl. amitosis. Direkte Kernteilung entsteht durch den Abbau der Nahrungsprotei-
plastischen Aminosäuren* entstehen Ketonkör- mit einfacher Durchschnürung des Zellkerns ne und durch bakterielle Ammoniakbildung im
per* (Ketogenese*). Gluko- und ketoplastische und Aufteilung des genetischen Materials ohne Darm und gelangt über die Pfortader in die Le-
Aminosäurensiehe Tab. 1 . vorangehendes Sichtbarwerden der Chromoso- ber. Das im Rahmen der oxidativen Desaminie-
Essenzielle und nicht essenzielle Aminosäuren: men. Die Amitose führt zur Mehrkernigkeit der rung v. a. in Leber und Niere freiwerdende
Essenzielle Aminosäuren können vom betref- Zelle, da die Teilung des Zellleibes meist unter- NH4+ geht wieder in die Synthese von Gluta-
fenden Organismus nicht oder nur ungenügend bleibt. Vorkommen: in hochdifferenzierten, minsäure (GLDH) und Glutamin* (Leber, Ske-
durch Biosynthese bereitgestellt werden und stoffwechselaktiven Geweben, wie Leber, Niere, lettmuskulatur) ein oder wird nach Umwand-
müssen daher mit der Nahrung zugeführt wer- Nebenniere, vegetativen Ganglienzellen und lung in Harnstoff über die Niere ausgeschieden.
den (Tryptophan*, Threonin*, Isoleucin*, Ly- Herzmuskulatur. Referenzbereich im Blut Erwachsener: 27–
sin*, Valin*, Leucin*, Methionin*, Phenylalanin* Amitriptylin n: Trizyklisches Antidepressivum 90 μg/dl (16–53 μmol/l).
siehe Tab. 2; für Babys und Kleinkinder zusätz- (Dibenzocycloheptadien-Derivat) mit ausge- Indikation:
lich Histidin* und möglicherweise auch Argi- prägter anticholinerger und sedativer Wirkung, – Neurologische Symptome (z. B. psychische
nin*). Nicht-essenzielle Aminosäuren müs- u. a. durch Hemmung der präsynaptischen Wie- Veränderungen, Krampfanfälle, Koma) bei:
sen nicht mit der Nahrung zugeführt werden. deraufnahme von Serotonin* und Noradrena- 1. Leberzirrhose oder Leberversagen 2. Che-
Aminosäuren, ketoplaø stische f pl: engl. keto- lin*. Anwendungsgebiete sind Depressionen motherapie 3. portosystemischem Shunt
plastic amino acids. Aminosäuren*, die nach ka- und chronische Schmerzen. – Verdacht auf angeborene Stoffwechselstörun-
tabolem Abbau zu Acetoacetyl-CoA (Acetessig- Amlodipin n: engl. amlodipine. Antihypertensi- gen v. a. bei Kindern.
säure*) und Acetyl-CoA (aktivierte Essigsäure) vum aus der Gruppe der Kalzium*-Antagonis- Bestimmung: Als Untersuchungsmaterial dient
Ketonkörper* bilden (Ketogenese*). Einzige rein ten (Dihydropyridin-Derivat) mit langsamer aus dem venösen Blut gewonnenes EDTA- oder
ketoplastische Aminosäuren sind Leucin und Eliminationsgeschwindigkeit. Es wird auch bei Heparin-Plasma. Die Bestimmung erfolgt u. a.
Lysin. Keto- und glukoplastische Aminosäuren vasospastischer Angina* pectoris eingesetzt. enzymatisch mithilfe der Glutamatdehydroge-
zugleich sind Isoleucin, Phenylalanin, Tyrosin Wechselwirkungen bestehen mit anderen Anti- nase* durch fotometrische Messung der
und Tryptophan. Siehe Aminosäuren* (Tab. 1 hypertensiva*, Antiarrhythmika* und trizykli- NADPH-Abnahme. Cave: Lange Stauung ver-
dort). schen Antidepressiva. Zu den Nebenwirkungen meiden (Gefahr falsch hoher Werte).
Aminosäuresequenz f: engl. amino acid se- zählen Tachykardien* und Flush*. Kontraindi- Erhöhte Werte im Blut:
quence; syn. Primärstruktur. Aufeinanderfolge kationen sind akutes* Koronarsyndrom, insta- – Gestörte Harnstoffbiosynthese bei Leberer-
und Anzahl der kovalent miteinander verbun- bile Angina* pectoris und höhergradige Aorten- krankungen, z. B. Leberzirrhose
denen Aminosäuren* in einem Peptid* oder Pro- stenosen*. – Umgehung des Leberkreislaufs
tein*. Die Aminosäuresequenz wird als Primär- AMLS: engl. Advanced Medical Life Support. In- – hochdosierte Chemotherapie
struktur* der Proteine bezeichnet. Der native ternationales Konzept zur systematischen, prio- – angeborene Enzymdefekte (hereditäre Hy-
Zustand mit zunehmender Proteinfaltung wird ritätsorientierten, akutmedizinischen Versor- perammonämie*).
durch die Sekundärstruktur, Tertiärstruktur gung internistischer und neurologischer Not- Ammoniaø kgeruch m: engl. ammonia odour.
und bei Proteinen aus mehreren Aminosäure- fallpatienten in Rettungsdienst und Notaufnah- Charakteristisch stechender Geruch des farblo-
ketten durch die Quartärstruktur beschrieben. me. Von der National Association of Emergency sen Gases Ammoniak (NH3), das bei der Zerset-
Aminosäurestoffwechsel m: engl. amino acid Medical Technicians (NAEMT) und National As- zung von stickstoffhaltigen organischen Subs-
metabolism. Reaktionen des katabolen und ana- sociation of EMS Physicians (NAEMSP) entwi- tanzen entsteht und in der Leber durch die Bil-
bolen Umbaus von Aminosäuren*, zu denen ckelt, wurde es 2010 unter dem Dach des Deut- dung von Harnstoff gebunden und mit dem
Transaminierung, Decarboxylierung und oxi- schen Berufsverbandes Rettungsdienst (DBRD) Urin ausgeschieden wird. Bei Harnwegsinfekti-
dative Desaminierung gehören. eingeführt. onen riecht der Urin nach Ammoniak, bei
Aminotransferasen → Transaminasen Ammei f: engl. Ammi visnaga. Pflanze aus der schweren Leberfunktionsstörungen die Aus-
Aminozucker m pl: engl. amino sugars. Mono- Familie der Doldengewächse mit Früchten atemluft.
saccharide, bei denen eine alkoholische (nicht (Doppelachänen, Ammeos visnagae fructus, Ammoniaø kintoxikation → Enzephalopathie,
glykosidische) Hydroxylgruppe durch eine Khellafrüchte), die Khellin und Visnagin (Fura- hepatische
Aminogruppe (dNH2) ersetzt ist. Zu den wich- nochrome) sowie Visnadin (Pyranocumarine) Ammoniaø kintoxikation → Harnstoffzyklus-
tigsten Aminozuckern gehören 2-Amino-2-des- enthalten. Ammei führt aufgrund ihrer leicht Enzymdefekt, angeborener
oxyaldosen (unter anderem Galaktosamin*, positiv inotropen und spasmolytischen Wir- Ammoniaø kintoxikation → Reye-Syndrom
Glukosamin*, Mannosamin, Neuraminsäure* kung zu einer Steigerung der Koronar- und Ammoniummagnesiumphosphat → Magne-
und Muraminsäure). Myokarddurchblutung (wegen UAW Verwen- siumammoniumphosphat
Biologische Bedeutung: Glukosamin und Ga- dung heute obsolet). Ammonshornsklerose f: engl. Ammon’s horn
laktosamin liegen meist in N-acetylierter Form Ammi visnaga → Ammei sclerosis; syn. Hippocampussklerose. Nervenzel-
vor. N-Acetylglukosamin ist bei Insekten und Ammoniaø k n: engl. ammonia. Farbloses Gas lenverlust und Gliose* im Hippocampus mit
Krustentieren Baustein des Chitins, Bestandteil mit stechendem Geruch. Im Stoffwechsel ent- Verhärtung bei langjähriger Temporallappen-
der bakteriellen Zellwand (Murein*) und bei steht Ammoniak beim Aminosäure-, Protein-, epilepsie. Klinisch wird die Ammonshornskle-
Wirbeltieren zusammen mit N-Acetylgalaktosa- Purin- und Pyrimidinabbau. Es ist ein neuroto- rose eingeteilt nach Schweregraden entspre-
Amnesic Aphasia 70

chend der Stärke des Nervenzellenverlusts und – Betroffene sind ansprechbar und können un- oder Fakten werden besser erinnert) häufig ge-
A der astroglialen Reaktion der betroffenen Sekto-
ren CA1–4.
auffällig reagieren, d. h. weitere kognitive
Funktionen sowie das Arbeitsgedächtnis
lingt. 4 elementare Muster:
– Retrograde Amnesie einige Monate bis Jahre
Amnesic Aphasia: syn. amnestische Aphasie. nicht zwangsläufig betroffen. vor Beginn der Störung (z. B. nach bilateraler
Zentrale Sprachstörung, meist als Zeichen einer Amnesie, dissoziative f: engl. dissociative am- medialer temporaler Lobektomie)
schweren Demenz. Die Patienten sind typi- nesia. Meist unvollständige und selektive Amne- – ausgedehnte retrograde Amnesie über Jahr-
scherweise gut artikuliert. Sie zeigen Wortfin- sie*, die sich in der Regel auf bestimmte, häufig zehnte vor dem Ereignis ohne wesentlichen
dungsstörungen, semantische und phonemati- traumatische Ereignisse (z. B. Unfall, Kindes- zeitlichen Gradienten, z. B. bei chronisch-
sche Paraphasien. Im Gegensatz zu motori- misshandlung) bezieht. Behandelt wird mit progredienter Multipler Sklerose
scher, sensorischer bzw. globaler Aphasie fin- Psychotherapie (mit Rekonstruktion des Bezugs – ausgedehnte retrograde Amnesie mit zeitli-
den sich aber kein Agrammatismus und keine der Störung zu verursachenden Ereignissen chem Gradienten, z. B.: 1. bei Korsakow*-
Sprachverständnisstörung. oder Bedingungen). Syndrom 2. bei akuter dienzephaler Läsion
Amnesie f: engl. amnesia. Quantitative Ge- Vorkommen: U. a. im Rahmen dissoziativer bei bilateralem Schlaganfall* oder basalen
dächtnisstörung* mit zeitlich oder inhaltlich Identitätsstörung*, dissoziativer Fugue*, akuter Frontalhirnläsionen 3. progredient bei Alz-
definierter Erinnerungsbeeinträchtigung auf- Belastungsreaktion*, posttraumatischer* Belas- heimer*-Krankheit
grund organischer oder psychogener Ursache. tungsstörung oder als isolierte Form der disso- – isolierte retrograde Amnesie ohne anterogra-
Vorkommen: ziativen* Störungen. Die dissoziative Amnesie de Komponente, z. B.: 1. bei psychogener
– Häufig nach Bewusstseinsstörung* (z. B. nach darf nicht kausal auf Intoxikationen oder neu- Amnesie 2. bei Läsionen der anterioren tem-
Schädelhirntrauma*) und bei symptomati- rologische oder andere medizinische Bedingun- poralen Strukturen.
scher Psychose* gen zurückführbar sein. Ätiologie: Störung des Altgedächtnisses mit
– auch nach epileptischem Anfall*, Intoxikati- Klinik: Meist retrospektive Gedächtnislücke(n) Verlust oder Verminderung autobiografischer
on, schwerer psychosozialer Traumatisie- in der individuellen Autobiografie. Ausmaß Erinnerungen und Beeinträchtigung des Abru-
rung, Migräne* oder bei Demenz*. und Vollständigkeit variieren häufig zeit- und fes bestehender Engramme*.
Einteilung: personenbezogen. Ein beständiger Kern, der im Therapie:
– Nach Zeitraum der Erinnerungsbeeinträchti- Wachzustand nicht aufgehellt werden kann, – Ggf. Beseitigung ursächlicher Krankheitsfak-
gung: 1. retrograde Amnesie* 2. anterograde bleibt in der Regel bestehen. Eine vollständige toren
Amnesie* 3. kongrade Amnesie* 4. transiente und generalisierte Amnesie ist selten. – kognitives Training
globale Amnesie* 5. globale Amnesie 6. parti- Amnesie, kongrade f: engl. congrade amnesia. – neuropsychologische Therapie*
elle Amnesie* Amnesie* für die Zeit der eigentlichen Bewusst- – Rehabilitation.
– nach Inhalt der Erinnerungsbeeinträchti- losigkeit. Amnesie, transieø nte globale f: engl. transitory
gung: dissoziative Amnesie* Amnesie, partieø lle f: engl. partial amnesia. Ret- global amnesia. Episode akuter Gedächtnisstö-
– weitere Formen: 1. semantische Amnesie rograde Amnesie*, bei der nur Teile oder Aspek- rung* mit anterograder* und meist geringer
2. infantile Amnesie 3. hypnotische Amnesie te von Episoden, Ereignissen oder Situationen ausgeprägter retrograder Amnesie* und Orien-
4. posttraumatische Amnesie 5. Paramnesie*. erinnert werden können. tierungsstörung. Auslöser können akute
Amnesie, anterograde f: engl. anterograde am- Vorkommen: Schmerzzustände sein. Die Dauer beträgt meist
nesia. Amnesie* für eine bestimmte Zeit oder an- – Mit psychogener Genese (häufig reversibel) nur wenige Stunden. Eine spezifische Therapie
haltend nach einem schädigenden Ereignis oder – posttraumatische* Belastungsstörung existiert nicht, das Rezidivrisiko innerhalb von
nach dem Beginn der Störung (z. B. Schädel- – akute Belastungsstörung 5 Jahren wird auf 3–20 % geschätzt. Vorkom-
hirntrauma*). Betroffene sind ansprechbar und – dissoziative Amnesie* men:
können unauffällig reagieren. Vorkommen: – Intoxikation – Inzidenz 5 : 100 000 Personenjahre
z. B. – Narkolepsie* – Manifestationsalter 40.–80. Lebensjahr
– Bei Unfall mit Schädelhirntrauma – Migräne* – keine Geschlechterpräferenz.
– bei alkoholbedingtem Korsakow*-Syndrom – akute Psychose* Auslöser: z. B.
– im Initialstadium der Demenz* – u. a. – Belastende körperliche Aktivität
– bei affektiven Störungen* (sog. depressive Amnesie, psychogene → Amnesie, dissozia- – akute Schmerzen
Pseudodemenz). tive – zerebrale Angiografie
Pathophysiologie: Amnesie, retrograde f: engl. retrograde amne- – Hustenanfälle
– Umstritten sia. Amnesie* für den Zeitraum (Sekunden bis – Migräne
– Störung der Bildung neuer Engramme*. Tage oder Wochen) vor Eintritt eines schädigen- – psychische Stressoren.
Klinik: den physischen (z. B. Schädelhirntrauma) oder Ätiologie: wahrscheinlich Störung der basalen
– Domänen-, material- und modalitätsspezifi- psychischen (z. B. Psychotrauma) Ereignisses mediotemporalen Strukturen Parahippocam-
sche oder globale Neugedächtnisbeeinträch- oder vor dem Beginn der Störung. Die retrogra- pus, Hippocampus und entorhinaler Kortex
tigung mit Unfähigkeit, neue Informationen de Amnesie ist meist kürzer als die anterograde (Area entorhinalis).
im Langzeitgedächtnis zu konsolidieren (an- Amnesie*. Therapie und Prognose sind abhän- amnestisch: engl. amnestic. Ohne Erinnerung
terograder zeitlicher Gradient) und Störung gig von Ursache, Grunderkrankung und Aus- bzw. die Amnesie* betreffend, z. B. nach Schä-
des Lernens und Erinnerns neuer Informatio- maß der Defizite. del-Hirn-Trauma, bei Demenz*, organisch be-
nen ab Beginn der Amnesie Kennzeichen: Häufig sind semantisches und au- dingter Bewusstseinstrübung oder Intoxika-
– Erinnerungsfähigkeit (retrograder zeitlicher tobiografisches* Gedächtnis unterschiedlich be- tion.
Gradient) dabei weniger beeinträchtigt troffen, wobei der Nachweis eines zeitlichen Aø mnion n: Im Stadium der zweiblättrigen
Gradienten (länger zurückliegende Ereignisse Keimscheibe* aus dem Epiblasten (späteres Ek-
71 Amöbiasis

toderm) auswandernde Zellschicht unter dem Amnioskop n: engl. amnioscope. Starres Kunst- onsrisiko bei vermuteten genetisch beding-
Trophoblasten, die zusammen mit dem Ekto-
derm des Keimlings die Amnionhöhle bildet.
stoff- oder Metallrohr mit Lichtquelle zum vagi-
nalen Einführen in den geöffneten Mutter-
ten Fehlbildungen 3. zur Bestimmung des
Bilirubin bei V. a. Morbus haemolyticus neo-
A
Funktion: Das Amnion stülpt sich während der mund. Ein Amnioskop wird zur gezielten Am- natorum (heute weitgehend durch Chordo-
weiteren Embryogenese von dorsal nach ventral niotomie* oder im Rahmen der fetalen Blutent- zentese ersetzt) 4. Bei V. a. intrauterine Infek-
über den späteren Embryo und bildet so die in- nahme am Skalp (fetale Blutgasanalyse, Mikro- tionen
nerste der Eihäute*. Amnionzellen sezernieren blutuntersuchung) verwendet. Die früher – therapeutisch: 1. Amnioninfusion bei Ahyd-
Fruchtwasser*. durchgeführte Amnioskopie (Betrachtung des ramnion 2. Entlastungspunktion, z. B. bei
Aø mnionflüssigkeit → Fruchtwasser Fruchtwassers) hat heute keinen klinischen Polyhydramnion oder fetofetalem Transfusi-
Aø mnioninfektionssyndrom n: engl. amniotic Stellenwert mehr. onssyndrom.
infection syndrome; syn. Chorioamnionitis. In- Amniotic-Fluid-Index m: engl. amniotic fluid Komplikationen: Das Abortrisiko beträgt in der
fektion von Fruchthöhle, Plazenta und Eihäu- index; Abk. AFI. Index zur Quantifizierung der Frühschwangerschaft etwa 0,5 %, außerdem
ten sowie des Feten in der Schwangerschaft oder Fruchtwassermenge. Es erfolgt eine sonografi- können Blasensprung, Infektionen und Blutun-
unter der Geburt. Das Amnioninfektionssyn- sche Messung der vertikalen Ausdehnung der gen auftreten. Verletzungen des Feten durch die
drom tritt vorwiegend bei vorzeitigem Blasen- größten Fruchtwasserdepots in allen 4 Quad- Nadel sind extrem selten.
sprung auf, kann aber auch bei einer geschlosse- ranten im Uterus. Die Zahlenwerte (in cm) wer- A-Mode: Abk. für Amplituden mode → Ultra-
nen Fruchtblase vorkommen. Behandelt wird den addiert. schalldiagnostik
antibiotisch, in den meisten Fällen muss die Referenzbereich: Ein Polyhydramnion wird bei Amöben → Amöbiasis
Schwangerschaft beendet werden. Überschreiten der 95-er Perzentile, ein Oligo- Amöben f pl: engl. amoebae. Protozoen* der
Ätiologie: Es handelt sich um eine aufsteigende hydramnion bei Unterschreiten der 5-er Perzen- Klasse Rhizopoda, die sich durch ständige
Infektion über die Vagina und die oft auch tile (z. B. am Geburtstermin < 7 cm) diagnosti- Formveränderung und Ausbildung von Pseudo-
leicht geöffnete Zervix. Die häufigsten Erreger ziert. podien* fortbewegen. Die meisten Arten leben
sind: E. coli, Streptokokken der Gruppe B, My- Amniotomie f: engl. amniotomy. Eröffnung der im Süßwasser, teils aber auch im menschlichen
coplasmen, seltener kommen Chlamydien oder Fruchtblase unter der Geburt mittels vaginaler Darmtrakt. Nur wenige sind fakultativ patho-
Gonokokken vor. Untersuchung und unter Verwendung eines gen (z. B. Entamoeba* histolytica, Naegleria*
Klinik: Klinisch stehen Fieber, fetale Tachykar- Häkchens oder einer Klemme. Die Amniotomie fowleri).
die, Anstieg der Entzündungsparameter im der Vorblase dient zur Geburtseinleitung oder Amöben-Abszeø ss m: Abszess durch Ent-
mütterlichen Blut (Leukozyten, CRP) und fötide zur Beschleunigung des Geburtsverlaufes. Ist amoeba* histolytica, meist in der Leber. Die
riechendes Fruchtwasser im Vordergrund. der kindliche Kopf noch nicht fest im Becken, Symptome sind Fieber, Schmerzen im Ober-
Komplikation: Bei fortschreitender Infektion ist als Komplikation ein Nabelschnurvorfall bauch, gelegentlich Übelkeit und Erbrechen.
kann es zur mütterlichen und kindlichen Sep- möglich. Die Diagnose erfolgt durch den Nachweis der
sis* kommen. Amniozentese f: engl. amniocentesis; syn. Am- Antikörper im Serum, außerdem Ultraschall/
Therapie: Die Behandlung besteht einerseits aus nionpunktion. Punktion der Fruchthöhle (Am- Computertomografie. Behandelt wird mit Met-
der Gabe von Antibiotika i. v., andererseits aus nionhöhle) zur Gewinnung von Fruchtwasser. ronidazol oder Tinidazol, danach mit Diloxanid
der Beendigung der Schwangerschaft bei erheb- Die Punktion erfolgt unter Ultraschallsicht von oder Paromomycin.
licher mütterlicher und kindlicher Gefährdung, der Bauchdecke der Mutter aus. Man unter- Amöben-Meningoenzephalitis f: engl. amoe-
und zwar vor der Lebensfähigkeit des Kindes scheidet die diagnostische von der seltenen the- bic meningo-encephalitis. Seltene, akut verlaufen-
als Schwangerschaftsabbruch, ab der 24. SSW in rapeutischen Punktion. Siehe Abb. de, nekrotisierende oder granulomatöse primä-
der Regel als Schnittentbindung. Indikationen: re Meningoenzephalitis* durch Infektion mit
Aø mnioninfusion f: engl. amnioinfusion. Frucht- – Diagnostisch: 1. im Rahmen der Pränataldi- Amöben* mit meist infauster Prognose. In der
wasserauffüllung bei Oligo- oder Anhydramni- agnostik ab der 13. SSW 2. Frühamniozente- Regel wird ein Therapieversuch mit Amphoteri-
on*. Eine Amnioninfusion wird über eine Am- se ab der 10. SSW mit erhöhtem Komplikati- cin* B in hoher Dosierung (i. v. und intrathekal)
niozentese* durchgeführt. in Kombination mit Rifampicin unternommen.
Indikationen: Erreger:
– Bessere Schallbedingungen in der Pränataldi- – Entamoeba* histolytica
agnostik* – Naegleria* fowleri
– Versuch der Vermeidung von Kontrakturen – Acanthamoeba* castellanii und polyphaga
– Versuch der Verbesserung der Entwicklung – Balamuthia mandrillarisis.
des Lungengewebes und damit Vermeidung Übertragung:
einer Lungenhypoplasie – Über den Nasen-Rachen-Raum, meist beim
– Nachweis oder Ausschluss eines vorzeitigen Baden in freien Gewässern oder Hallenbä-
Blasensprunges*, hierzu wird die Flüssigkeit dern (Naegleria)
mit einem Farbstoff versetzt. – über Atemwege oder Hautwunden (Acanth-
Aø mnioninfusionssyndrom → Fruchtwasser- amoeba, Balamuthia).
embolie Pathogenese: häufig hämatogene Ausbreitung
Amnionitis f: Entzündung der Eihäute (Amni- aus einem Amöbenleberabszess oder -lungen-
on) bei bestehendem Amnioninfektionssyn- abszess (siehe Amöbiasis*).
drom*, meist infolge einer aufsteigenden Infek- Amöbenruhr → Amöbiasis
tion. Amöbiøasis f: engl. amoebiasis. Protozoen*-In-
Aø mnionpunktion → Amniozentese Amniozentese: transabdominaler Zugang. fektion mit Entamoeba* histolytica. Die Mehr-
Amoebida 72

zahl der Infektionen ist asymptomatisch. In der sozialer Desintegration (Rückzug) und Grübelei Pilzinfektionen. Bei intravenöser Anwendung
A Minderheit treten gastrointestinale Symptome
oder Abszesse, meist in der Leber, auf.
und als Reaktion auf empfundene Kränkungen
und Zurückweisungen anzusehen (Rache).
treten häufig Nebenwirkungen wie Anaphyla-
xien, Kopfschmerzen, gastrointestinale Symp-
Epidemiologie: Die Amöbiasis ist weltweit ver- amoø rph: engl. amorphous. Formlos, ohne tome und Elektrolytstörungen auf, die präven-
breitet, insbesondere in Ländern mit geringem scharfe Begrenzung; in der Chemie: unkristal- tive Medikamentengaben erfordern. Die Geni-
Einkommen. Die Übertragung der Amöbenzys- lin. talcreme beeinträchtig die Sicherheit von Kon-
ten erfolgt fäkal-oral. Entamoeba dispar ist Amoss-Zeichen → Dreifußzeichen domen.
nicht pathogen, während die morphologisch Amotio f: Entfernung, z. B Amotio bzw. Abla- Ampicillin n: syn. D-(–)-α-Aminobenzylpenicil-
identische Entamoeba histolytica die Darm- tio* retinae (Netzhautablösung*). lin. Betalaktam-Antibiotikum mit breiter bakte-
wand durchdringen kann und so die Enteritis Amotio choroideae f: engl. choroidal detach- rizider Wirkung gegen grampositive und einige
verursacht. ment; syn. Ablatio choroideae. Aderhautabhe- gramnegative Keime. Aufgrund schlechterer
Klinik: Bei Darmbefall bung aufgrund einer Exsudation unter die Cho- oraler Resorption und Verträglichkeit als Amo-
– Durchfall roidea* bei länger andauerndem niedrigem Au- xicillin* wird es hauptsächlich intravenös verab-
– Bauchschmerzen geninnendruck*, z. B. nach Glaukomoperation, reicht, meist in Kombination mit dem Betalak-
– Tenesmen mit blutigem Stuhl Entzündung der Aderhaut oder Sklera sowie tamase-Inhibitor Sulbactam. Nebenwirkungen
– häufig Fieber. Unterblutung (infolge OP oder Trauma). sind Überempfindlichkeitsreaktionen und gast-
Bei Abszessen meist Amotio retinae → Netzhautablösung rointestinale Beschwerden. Wechselwirkungen
– Hohes Fieber Amoxicillin n: Oral oder intravenös anwendba- mit oralen Kontrazeptiva sind möglich.
– Schmerzen im betroffen Organ, in der Regel res Betalaktam-Antibiotikum mit guter Gewe- Ampuø lla epiphrenica f: engl. epiphrenic ampul-
der Leber. begängigkeit und breiter bakterizider Wirkung la; syn. epiphrenische Ampulle. 1,5–2,5 Sekun-
Diagnostik: Bei Darmbefall gegen grampositive und einige gramnegative den nach dem Schluckakt röntgenologisch
– Nachweis der Zysten und Trophozoiten im Keime. Eine Kombination mit Clavulansäure er- sichtbare, ampullenartige Erweiterung am un-
Stuhl weitert das Wirkspektrum. Zu den Nebenwir- teren Segment des Ösophagus*. Dieser nicht pa-
– serologische Unterscheidung der pathogenen kungen zählen gastrointestinale Störungen, thologische Befund erscheint auch bei starker
von der nicht pathogenen Form. Anaphylaxie* und Exantheme (v. a. bei infektiö- Inspiration*, da der Ösophagus hier sehr dehn-
Bei Abszessen ser Mononukleose). Wechselwirkungen mit ora- bar und dem starken Drücken des Thorax* aus-
– Bildgebung len Kontrazeptiva sind möglich. gesetzt ist. Eine Differenzialdiagnose ist die
– Suche nach Antikörpern im Serum. Amoxicillin + Clavulansäure: Fixkombination Hiatushernie*.
Therapie: von Amoxicillin* mit dem Betalaktamase-Inhi- Ampuø lla recti f: engl. rectal ampulla; syn. Rek-
– Bei Darmbefall und Abszess: 1. Metronidazol bitor Clavulansäure. Sie schützt das Breitband- tum ampulle. Unterhalb der Kohlrauschfalte
2. Tinidazol Antibiotikum Amoxicillin vor der Inaktivie- gelegener kaudalster Teil des Mastdarms. Die
– zur Behandlung der Zysten anschließend: rung durch Betalaktamasen und erweitert da- extraperitoneal liegende Ampulla recti ist
1. Diloxanid 2. Paromomycin durch dessen Wirkspektrum. Clavulansäure hat sehr dehnbar und reicht bis zur Junctio anorec-
– bei Amöbenabszessen gelegentlich Aspirati- selbst eine schwache antibakterielle Wirkung. talis, an der der trichterförmig verengte Anal-
on nötig. Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und kanal* beginnt. Mit dem Eintritt von Fäzes* in
Amoebida → Amöben Kontraindikationen entsprechen im Wesentli- die Ampulla recti wird die Defäkation* eingelei-
Amöbom n: Tumoröses und ulzerierendes Gra- chen denen des Amoxicillins. tet.
nulom, das bei Infektion des Kolon durch Ent- AMP n: syn. Adenosinmonophosphat. Adeno- Ampuø lle f: engl. ampule. Kleiner, steril ver-
amoeba* histolytica entstehen kann. sinphosphat* mit einer Phosphatgruppe. Ade- schlossener Glasbehälter mit Hals für Injekti-
Amok m: engl. amuck. Reaktiver Erregungszu- nosinmonophosphat entsteht im Körper aus onslösungen.
stand* mit plötzlichen ungerichteten Gewalt- Adenosintriphosphat (ATP) durch Abspaltung Amputat n: engl. amputated limb. Durch trau-
ausbrüchen, Hypermotorik (sog. Bewegungs- von Diphosphat. Das Ribonukleotid ist Be- matische oder chirurgische Amputation* abge-
sturm) und massiver (Fremd-)Aggression*, ge- standteil der Nukleinsäuren* (DNA*, RNA*). trennter Teil eines Organs oder einer Extremi-
folgt von einem schweren Erschöpfungszustand Therapeutisch wird AMP wegen seiner stark ge- tät. Je nach Größe, Amputationshöhe und
meist mit Amnesie* für die Episode und häufig fäßerweiternden Wirkung als Kreislaufmittel* Transportbedingungen (v. a. Temperatur) erge-
beendet durch Suizid*. Heute werden diesem verwendet. ben sich unterschiedliche Ischämiezeiten (Ischä-
Begriff auch zielgerichtete und geplante Ge- Amphetaminintoxikation f: engl. ampheta- mietoleranz*), innerhalb derer bei traumati-
walttaten zugerechnet (z. B. Amokläufe an mine intoxication. Akute Intoxikation durch den scher Amputation in Abhängigkeit von z. B.
Schulen). Konsum von Amphetaminen. Die Ampheta- Weichteiltraumatisierung und Begleitverlet-
Vorkommen: Zur Risikogruppe gehören chole- minintoxikation gehört zu den Substanzstö- zungen ggf. eine Replantation* möglich ist.
rische, leicht zu kränkende Personen mit unter rungen* nach (ICD-10). Amputation f: syn. Ablatio. Operative oder
Umständen entsprechenden Persönlichkeitsstö- amphitriøch: engl. amphitrichous. Beschreiben- traumatisch bedingte Abtrennung von Weich-
rungen*, z. B. der Begriff für eine Form der Begeißelung von teilen, Gliedmaßen oder Gliedmaßenteilen. An-
– Paranoide Persönlichkeitsstörung* Bakterien, bei der sich die Geißeln* an den ge- lass für Amputationen, insbesondere der unte-
– schizoide Persönlichkeitsstörung* genüberliegenden Polen des Bakteriums befin- ren Extremitäten, sind häufig periphere arteri-
– narzisstische Persönlichkeitsstörung* den, z. B. bei Spirillen. elle Durchblutungsstörungen (v. a. durch Mik-
– dissoziale Persönlichkeitsstörung* Amphotericin B n: Antifugales Polyen-Antibio- roangiopathie bei Diabetes* mellitus), außer-
– emotional instabile Persönlichkeitsstörung*. tikum zur topischen und systemischen Anwen- dem Traumen, Infektionen, Malignome und Er-
Ursachen: Meist Endpunkt einer langen Ent- dung bei verschiedenen Mykosen*. Oral ist Am- frierungen.
wicklung mit fortgeschrittener psychischer und photericin B nicht wirksam gegen systemische
73 Amyloid

Quadraten. Bei Defekten des zentralen Ge-


sichtsfeldes (z. B. Skotome* und Metomorphop-
sien) erscheinen die Linien unregelmäßig oder
A
unterbrochen.
Amsterdam-Kriterien n pl: Von Experten in ei-
ner Amsterdamer Konferenz zusammengestell-
te Kriterien zur Identifikation von Personen mit
einem erhöhten Risiko, ein hereditäres nichtpo-
lypöses kolorektales Karzinom (HNPCC) zu ent-
wickeln.
Kriterien:
Amputation: 1: Amputationshöhen bei Ober- und
– Mindestens 3 Familienmitglieder mit einem
Unterschenkelamputation; 2: chirurgisches Absetzen
HNPCC-assoziierten Karzinom (Kolorektum,
aller anatomischen Strukturen einschließlich
Endometrium, Dünndarm, Ureter oder Nie-
Osteotomie; 3: Adaptation der Weichteile;
renbecken)
4: abschließende Hautnaht.
– davon ist einer mit den beiden anderen erst-
gradig verwandt
– mindestens 2 aufeinanderfolgende Generati- Amygdala: Darstellung in einer T1-gewichteten
Formen: onen sind betroffen MRT-Aufnahme. [177]
– Traumatische Amputation: auch subtotal – bei mindestens 1 Patienten trat das Karzinom
(partiell) mit Durchtrennung wichtiger ana- vor dem 50. Lj. auf
tomischer Strukturen (v. a. Gefäße und Ner- – eine familiäre adenomatöse Polypose* (FAP)
ven) unter Erhalt einer Restgewebebrücke: wurde ausgeschlossen – Führen zum Verlust des Furcht- und Aggres-
1. Ursachen: u. a. Schnittverletzung, Ver- – der Tumor wurde histopathologisch unter- sionsempfindens und dadurch zur Beein-
kehrsunfall, Explosionstrauma 2. Prozedere: sucht. trächtigung von Warn- und Abwehrreaktio-
steriler Kompressionsverband, Transport des Am-System n: engl. am system; syn. Alphaket- nen
Amputats im sauberen Platikbeutel, gekühlt tenmarker-System. Genetischer Polymorphis- – verringern die Fähigkeit, den emotionalen
auf 4 °C 3. Therapie: nach Möglichkeit Re- mus* der Alpha-2-Ketten der IgA2-Immunglo- Gehalt insbesondere negativer emotionaler
plantation* (Versorgung von Amputations- buline. Die sich in ihrer Aminosäurensequenz Gesichtsausdrücke (z. B. Angst) zu erinnern.
stumpf und Amputattransport) unterscheidenden Varianten A2m (1) und A2m Außerdem sind Störungen der Amygdala zu be-
– chirurgische Amputation, z. B. (Teil-)Ampu- (2) werden autosomal-kodominant vererbt. Die obachten bei:
tation einer Extremität: 1. Indikationen: bei Häufigkeit von A2m (1) beträgt bei Weißen fast – Schizophrenie*
nicht rekonstruktionsfähiger arterieller 100 %, bei Asiaten 50–80 % und bei Afrikanern – Temporallappenepilepsie*
Durchblutungsstörung (v. a. pAVK*; in 30–50 %. – Parkinson*-Syndrom
Deutschland ca. 70 % aller chirurgischen Am- AMV: Abk. für → Atemminutenvolumen – Alzheimer*-Krankheit
putationen infolge Diabetes mellitus), malig- Amyø gdala f: engl. amygdaloid body; syn. Corpus – Klüver-Bucy-Syndrom.
nem Knochentumor oder schwerem Trauma amygdaloideum. Kern des Telenzephalons* an Bei bilateraler Läsion der Amygdala sind Perso-
(z. B. Quetschung, Verbrennung) 2. Parame- der Innenseite des Temporallappens. Die Amyg- nen in ihrer Fähigkeit, soziale Situationen zu
ter zur Abschätzung der Amputationswahr- dala liegt an der Spitze des Unterhorns des Sei- beurteilen, deutlich eingeschränkt.
scheinlichkeit nach Extremitätenverletzung: tenventrikels und wird durch feine Marklamel- Amygdalae oleum → Mandelöl
Mangled Extremity Severity Score (MESS) len in mehrere Kerngruppen geteilt. Sie ist Teil Amyloid n: Hyaline, mikrofibrilläre Protein-
3. Prinzip (siehe Abb.): Hautschnitt (z. B. Lap- des limbischen Systems und wichtig für das Ler- Polysaccharid-Komplexe mit charakteristi-
penschnitt*, Fischmaulschnitt*), Osteotomie nen*, Gedächtnisprozesse und Emotionen*, v. a. schem lichtmikroskopischem Färbeverhalten
oder Absetzen der Extremitäten im Gelenk Angst*. Siehe Abb. und Beta-Faltblattstruktur. Mehr als 26 Formen
(Exartikulation*), Durchtrennung von Ner- Funktion: sind bekannt, von denen mindestens 15 medizi-
ven und Gefäßen, ggf. Fixation der Muskula- – Wichtig für Lern- und Gedächtnisprozesse nisch relevant sind (z. B. Beta-Amyloid bei Alz-
tur am Knochenstumpf oder Myoplastik*; – Speicherort für das deklarative Gedächtnis heimer*-Krankheit oder AL-Amyloid beim mul-
spannungsfreier Wundverschluss 4. Amputa- von Daten und Fakten sowie für Gedächtnis- tiplen Myelom).
tionshöhe: so peripher wie möglich, u. a. ab- inhalte emotionaler Art Histologie: Histologisch weist Amyloid folgen-
hängig von Weichteildurchblutung. – Erzeugung und Steuerung von Emotionen de Charakteristika auf:
Komplikationen: (insbesondere Angst) – Affinität zu Kongorot und grüne Doppelbre-
– Phantomempfinden* – Zentrum der furcht- und angstgeleiteten Ver- chung im polarisierten Licht
– Stumpfschmerz*. haltensbewertung und Verhaltenssteuerung – elektronenmikroskopisch starre, unver-
Amputationsneurom → Neurom – Analyse möglicher Gefahren. zweigte Fibrillen (∅ ca. 10–15 nm, Länge ca.
AMS: Abk. für Automatic Mode Switch → Mo- In der Amygdala werden sensorische Informati- 1000 nm)
de Switch onen und kontextuelle Gedächtnisinhalte ver- – antiparallele Beta-Faltblattstruktur (Beta-
Amsler-Netz n: engl. Amsler’s chart; syn. Gitter- bunden, die bei Angst auslösenden Reizen vege- Amyloid, 42 Aminosäuren).
netz. Testtafel zur orientierenden Prüfung des tative und affektive Furchtreaktionen einleiten. Bildung: Amyloid wird aus dem membranstän-
zentralen Gesichtsfeldes. Das Amsler-Netz be- Klinischer Hinweis: Schädigungen von Arealen digen Vorläuferprotein Amyloid-Precursor-Pro-
steht aus einem Gitternetz mit vielen kleinen der Amygdala tein durch Spaltung mit Gamma-Sekretase (be-
Amyloidangiopathie 74

stehend aus den beiden Untereinheiten Preseni- Klinik: Die klinische Symptomatik ergibt sich – sekundär kutan: 1. in Hauttumoren 2. in al-
A lin 1 und 2) gebildet. Beta-Amyloid aggregiert
extrazellulär (evtl. unter Beteiligung von
durch die interstitielle Ablagerung von Amylo-
id, das die Zellen des betroffenen Gewebes ver-
tersbedingten Hautveränderungen 3. bei sys-
temischer Amyloidose.
ApoE4). drängt und nachfolgend eine Schädigung des Aø mylum → Stärke
Vorkommen: Amyloide kommen extrazellulär entsprechenden Organs bewirkt. Häufige Amyotonie f: engl. amyotonia; syn. Myatonie.
ubiquitär (lokal oder generalisiert) vor, wobei Symptome sind: Verringerter bis fehlender Muskeltonus*.
sie asymptomatisch oder klinisch manifest – Gehirn: 1. kognitive Störung 2. Demenz* Amyotrophie → Muskelatrophie
(Amyloidose*) sein können: – peripheres Nervensystem: 1. Polyneuropa- Anaboliøsmus m: engl. anabolism; syn. Assimila-
– Physiologisches Vorhandensein im Rahmen thie* (einschließlich autonomer Dysregulati- tion. Reaktionen des Stoffwechsels, die dem
des Alterungsprozesses (seniles Amyloid), on) 2. Karpaltunnelsyndrom* Aufbau von Stoffen (Aufbaustoffwechsel) die-
z. B. Akkumulation von Aβ (Beta-Amyloid) – Herz: 1. Kardiomyopathie* mit Herzinsuffi- nen, im engeren Sinn dem Aufbau von Protei-
im Altersgehirn* als senile Plaques* zienz* 2. Herzrhythmusstörungen* nen. Der Gegensatz zu Anabolismus ist Katabo-
– pathologische Akkumulation von Amyloid. – Blutgefäße: Arteriosklerose* lismus*.
Amyloidangiopathie f: engl. cerebral amyloid – Auge: 1. Hornhautdystrophie* 2. Glaskörper- Anachorese f: engl. anachoresis. Absiedelung
angiopathy; syn. kongophile Angiopathie. Amy- trübung* 3. Glaukom* pathologischer Mikroorganismen an bereits sa-
loidablagerungen v. a. in leptomeningealen und – Niere: 1. nephrotisches Syndrom* 2. Nieren- niertem Herd.
perforierenden Arteriolen, mit resultierender insuffizienz* Anaemiøa perniciosa → Anämie, perniziöse
Hypoperfusion sowie Wandnekrose mit Mikro- – Gastrointestinaltrakt: 1. Diarrhö* 2. Malab- Anämie f: engl. anemia. Verminderung von
aneurysmen. Dies führt im älteren Lebensalter sorption* 3. gastrointestinale Blutung* Erythrozytenzahl, Hämoglobinkonzentration
zu rezidivierenden, meist lakunären Ischämien, – Leber: 1. Hepatomegalie* 2. Leberinsuffizi- und/oder Hämatokrit unter die altersentspre-
Leukenzephalopathie bzw. Blutungen v. a. sub- enz* chenden und geschlechtsspezifischen Referenz-
kortikal. Eine Assoziation besteht mit Morbus – Milz: Splenomegalie* mit Rupturgefahr. werte infolge übermäßigen Blutverlustes, ver-
Alzheimer. Diagnostik: minderter oder ineffektiver Erythrozytopoese
Amyloidom n: engl. amyloidoma. Tumorförmi- – Biopsie amyloidhaltigen Gewebes (z. B. Sura- (etwa durch Eisenmangel) oder infolge übermä-
ge Ablagerungen von Amyloid*. lisbiopsie bei Polyneuropathie) ßigen Erythrozytenabbaus (hämolytische Anä-
Amyloidosen f pl: engl. amyloidosis. Erkrankun- – histologischer Nachweis durch Spezialfär- mien). Die Therapie richtet sich nach der Ursa-
gen, die durch Ablagerung pathologischer Prote- bungen (Kongorotfärbung in polarisiertem che.
ine (Amyloid) im Interstitium charakterisiert Licht, Immunhistochemie und Aminosäu- Einteilung:
sind. Die Klinik ergibt sich durch die betroffenen rensequenzierung) – Nach Morphologie und Hämoglobingehalt:
Organe. Behandelt wird symptomatisch. Die – molekulargenetischer Mutationsnachweis. durch Berechnung der Erythrozytenindizes
Prognose ist unbehandelt sehr schlecht mit < 5 % Therapie: (MCV, MCH, MCHC) in mikro-, normo- oder
10-Jahres-Überleben. Ätiologie: – Eine Behandlung, die das abgelagerte Amylo- makrozytär, hypo-, normo- oder hyper-
– Hereditär* (meist ATTR-Amyloidose; systemi- id aus dem Gewebe eliminiert, existiert nicht chrom; ergibt in Verbindung mit der Retiku-
sche Amyloidose) – symptomatische Therapie bzw. Behandlung lozytenzahl einen Hinweis auf die Pathologie
– erworben im Rahmen verschiedener Grunder- der ggf. zugrunde liegenden Plasmazellneo- – nach Ätiologie: z. B. Mangelanämie, posthä-
krankungen mit vermehrter Produktion von plasie: 1. Glukokortikoide*, Melphalan und morrhagische Anämie, Schwangerschaftsanä-
Amyloid-Vorläuferprotein, z. B. bei chroni- v. a. neue Therapeutika wie Bortezomib und mie*, Anämie* bei chronischer Erkrankung
scher Entzündung (AA-Amyloidose; systemi- Lenalidomid 2. autologe Stammzelltrans- – nach Pathologie.
sche Amyloidose) oder Hormon produzieren- plantation* bei Multiplem Myelom mit Klinik:
dem Tumor (z. B. Insulinom* oder C-Zellkar- Leichtkettenamyloidose – Bei akuter Entwicklung (z. B. Blutverlust)
zinom) oder Multiplem Myelom* (bei 20 % der – zusätzlich Radiatio bei stabilitätsgefährdeten Symptome des Schocks*
Patienten mit AL-Amyloidose). Osteolysen und Bisphosphonate. – bei chronischer Entwicklung oft langsame
Pathologie: Prognose: Progredienz mit: 1. Leistungsbeeinträchti-
– Makroskopisch konsistenzvermehrte, speckig – Ohne Behandlung schlecht gung, Müdigkeit, Depression 2. Ruhe- und
glänzende, glasig-wachsartige Vergrößerung – symptomatische Herzerkrankung hat die Belastungsdyspnoe 3. Tachykardie, große
von amyloidhaltigem Gewebe (z. B. sog. schlechteste Prognose mit medianem Überle- Pulsamplitude und funktionelles systolisches
Speckniere bzw. Speckleber, Schinkenmilz ben von etwa 6 Monaten Herzgeräusch 4. selten Angina* pectoris,
oder Sagomilz) – Multiorganbefall ist ebenfalls ungünstig. Claudicatio* intermittens und Zeichen einer
– mikroskopischer Nachweis von Amyloid* in Amyloidosis cuø tis f: engl. cutaneous amyloido- Herzinsuffizienz* infolge reduzierten arteri-
der Histologie. sis. Lokalisierte Amyloidablagerung in der ellen Sauerstoffgehalts (anämische Hypo-
Einteilung: Haut. Die Amyloidosis cutis kann in verschiede- xie*).
– Lokal begrenzte Amyloidose, u. a.: 1. zerebrale nen Formen primär auftreten oder auch sekun- Anämie, alimentäre → Mangelanämieen
Amyloidose mit Aß-Amyloid (Vorläuferprote- där, z. B. in Hauttumoren. Anämie, aplaø stische f: engl. aplastic anemia;
in Amyloid*-Precursor-Protein) bei Alzhei- Formen: syn. Panmyelophthise. Seltene Form der Kno-
mer*-Krankheit, Amyloidangiopathie*, Bo- – Primär kutan: 1. papulös als Lichen amyloi- chenmarkinsuffizienz mit Störung aller 3 Zell-
xerenzephalopathie*, Down*-Syndrom und dosus: stark juckende, graubraune Papeln reihen der Hämatopoese* mit einer deutsch-
Prionkrankheit 2. kardiale Amyloidose bei se- meist an den Unterschenkeln 2. makulöse landweiten Inzidenz von ca. 0,2 : 100 000. Als
kundärer Kardiomyopathie* (meist isolierte Hautamyloidose: juckende, hyperpigmen- Therapieoptionen stehen u. a. Immunsuppres-
Herzvorhofamyloidose) tierte, ovale Flecke 3. knotig: Amyloidosis cu- sion und allogene Stammzelltransplantation*
– generalisierte Amyloidose. tis nodularis atrophicans zur Verfügung. Die Prognose hängt neben der
75 Anämie, kongenitale dyserythropoetische

Behandlung auch vom Schweregrad der Erkran- krankheiten oder maligne Erkrankungen. Das es zu generalisierten Ödemen des Ungeborenen
kung ab.
Pathogenese: Reduktion der Anzahl und Ein-
klinische Bild entspricht weitgehend dem der
chronischen Anämie, kann aber unter Umstän-
(Hydrops fetalis) kommen. Diagnostiziert wird
laborchemisch und sonografisch, behandelt
A
schränkung der Funktion der pluripotenten hä- den durch die Symptomatik der Grunderkran- wird mit intrauteriner Bluttransfusion oder
matopoetischen Stammzellen infolge Autoim- kung kaschiert werden. Es handelt sich um die durch Einleitung der Geburt.
munmechanismus oder toxischer Schädigung, zweithäufigste Anämieform weltweit nach der Ursache: Folgende Ursachen der fetalen Anämie
seltener durch Schädigung des Markstromas. Eisenmangelanämie. sind u. a. möglich:
Klinik: Abhängig vom Ausmaß der Panzytope- Pathogenese: Diese Anämie ist keine eigenstän- – Blutgruppeninkompatibilität (Rhesus- oder
nie mit meist monate- oder jahrelangem Ver- dige Erkrankung, sondern ein meist symptoma- ABNull-Inkompatibilität)
lauf: tisches hämatologisches Epiphänomen einer an- – Blutverlust bei fetomaternaler Transfusion
– Blässe von Haut und Schleimhäuten deren ernsten, chronischen Krankheit. – fetofetales Transfusionssyndrom*
– Leistungsschwäche – Störung der Erythropoese durch vermehrt – Pränatalinfektion (z. B. Parvovirus B19, Zyto-
– Dyspnoe, Tachykardie (Anämiesymptomatik) gebildete inflammatorische Zytokine* (TNF- megalie*-Virus).
– Neigung zu lokalen und septischen Infektio- alpha, Interleukin 1-alpha, Interleukin 1-be- Diagnostik:
nen (Granulozytopenie) ta, Interleukin 6, Interferon-gamma u. a.), – Bestimmung der Blutgruppenantikörper im
– hämorrhagische Diathese* (Thrombozytope- welche die Homöostase des Eisenstoffwech- mütterlichen Serum
nie). sels und die Proliferation roter Progenitorzel- – Ultraschalldiagnostik (fetaler Aszites, Hyd-
Diagnostik: len stören rops* fetalis)
– Hämatologisch: Knochenmarkbiopsie*: – außerdem gestörte Synthese von Erythropoe- – Doppler-Sonografie der fetalen A. cerebri me-
1. zellarmes Knochenmark (Fettmark) mit tin (EPO) und verkürzte Überlebenszeit der dia (eine erhöhte maximale Blutflussge-
wenigen Retikulum-, Plasmazellen und Lym- Erythrozyten (v. a. vermittelt durch das schwindigkeit korreliert mit dem Grad der
phozyten 2. trotz gelegentlich herdförmiger Typ II Akute-Phase-Protein Hepcidin). Anämie)
Hyperplasie von hämatopoetischem Markge- Diagnostik: – Chordozentese* zur Hb-Bestimmung.
webe immer ineffektive Erythrozytopoese – Ausschlussdiagnose durch fehlenden Nach- Therapie: Therapeutisch kommen je nach SSW,
mit normochromer, normo- oder makrozytä- weis anderer Anämieformen (siehe Anämie*) Grad der Anämie und Ursache entweder eine
rer Anämie und verkürzter Erythrozytenle- – MCH und MCV meist normal (normochrom, Entbindung oder die Durchführung einer Blut-
bensdauer* 3. niedrige Retikulozytenzahl im normozytär), evtl. auch leichtgradig vermin- transfusion per Chordozentese infrage.
peripheren Blutbild dert Anämie, hämolyXtische f: engl. hemolytic ane-
– laborchemisch: 1. erhöhte Serumferritinkon- – Morphologie der Erythrozyten: 1. Anisozyto- mia. Anämie infolge pathologischer intra- oder
zentration im Blut 2. Konzentration von se* 2. Poikilozytose* 3. Retikulozytenzahl extravasaler Hämolyse* (beschleunigter Eryth-
Erythropoetin* (EPO) charakteristischerweise normal oder vermindert, Retikulozyten oft rozytenabbau bzw. verkürzte Erythrozytenle-
kompensativ in Serum und Urin stark er- hypochrom bensdauer) mit kompensatorisch gesteigerter
höht. – Erhöhung von: 1. BSG 2. Fibrinogen 3. CRP Erythrozytopoese*.
Therapie: 4. Haptoglobin 5. Ferritin 6. freier Transfer- Anämie, hyperchrome → Anämie
– Allogene Stammzelltransplantation* von ei- rin-Bindungskapazität Anämie, kongenitale dyserythropoetische f:
nem HLA-identischem Spender – Erythropoetin oft normwertig (kein der Anä- engl. congenital dyserythropoetic anemia (Abk.
– immunsuppressive Therapie, z. B. mit Anti- mie angemessener Anstieg der Erythropoe- CDA); syn. dyserythropoetische Anämie. Seltene,
thymozytenglobulin*, Ciclosporin A und tin-Produktion). familiär vorkommende, therapeutisch nicht be-
Prednisolon Therapie: Behandlung der Grunderkrankung, einflussbare Anämie mit hochgradig ineffekti-
– supportive Therapiemaßnahmen (z. B. Blut- evtl. symptomatische Anämiebehandlung unter ver Erythrozytopoese* bei qualitativer Funkti-
transfusionen, Infektionsprophylaxe bei Berücksichtigung der Gesamtprognose (evtl. onsstörung der Erythrozyten, häufig zusam-
hochgradiger Granulozytopenie). palliativ). Eine wirksame Therapie hängt in der men mit hämolytischen Zeichen. Klinisch zei-
Prognose: Regel von der Behandelbarkeit der zugrunde gen sich eine unterschiedlich schwer ausgepräg-
– Unbehandelt hohe Letalität (ca. 70 %) liegenden Störung oder Erkrankung ab. te Anämie, intermittierender Ikterus* sowie He-
– nach allogener Stammzelltransplantation in – Transfusion von Erythrozytenkonzentraten* pato- und Splenomegalie. Therapiert wird
ca. 80 % stabile Langzeitremission (> 10 Jahre) – Gabe von intravenösen Eisenpräparaten (Ei- symptomatisch.
– nach immunsuppressiver Therapie ca. 50 % sen-(III)-Gluconat, Eisendextran, Eisen-(III)- Einteilung: Nach der Morphologie der Erythro-
Remissionen, aber häufiger hämatologische Hydroxid-Glukose und Eisen-(III)-Carb- blasten:
Spätkomplikationen (v. a. Entwicklung einer oxymaltose; orale Eisengabe unwirksam) – CDA (congenital dyserythropoetic ane-
Myelodysplasie; bei ca. 1 % der Patienten pro – ggf. Erythropoetin (bei niedrigem Erythro- mia) Typ I: 1. Megaloblasten* mit internuk-
Jahr) poetinspiegel und Hb < 11 g/dl). leären Chromatinbrücken 2. autosomal-re-
– sehr selten Spontanremission Anämie, dyserythropoetische → Anämie, zessiv erblich 3. Mutation im CDAN-I-Gen
– sehr selten akuter Verlauf (dann oft tödlich) kongenitale dyserythropoetische (Genlocus 15q15)
– extrem selten Übergang in AML. Anämie, enzymopenische f: engl. enzyme defi- – CDA Typ II (syn. HEMPAS-Erkrankung,
Anämie, autoimmunhämolytische → Anä- ciency hemolytic anemia. Ungebräuchliche Be- Kurzbezeichnung für hereditary erythroblas-
mie, hämolytische zeichnung für eine Anämie infolge von Erythro- tic multinuclearity with a positive acidified
Anämie bei chronischer Erkrankung f: engl. zytenenzymopathien*. serum test): 1. Vielkernigkeit und Karyorrhe-
anemia of chronic disease (Abk. ACD). Hyporegene- Anämie, fetale f: engl. fetal anemia. Intrauteri- xis der Erythroblasten* ohne megaloblastäre
ratorische Anämie* im Rahmen chronischer Er- ne fetale Blutarmut. Bei schweren Formen der Veränderungen 2. autosomal-rezessiv erbli-
krankungen wie z. B. Infektionen, Autoimmun- Anämie mit einem Hb-Wert unter 8,0 g/dl kann che Mutation (Genlocus 20q11.2) 3. häufigste
Anämie, leukoerythroblastische 76

Form mit mehr als 300 beschriebenen Fällen – Magen-Darm-Beschwerden Anaerobiose f: engl. anaerobiosis; syn. Anoxy-
A – CDA Typ III: 1. Megalozyten* im Blut und
Auftreten von vielkernigen Gigantoblasten
– Knochenschmerzen.
Diagnostik:
biose. Leben unter absolutem Sauerstoffmangel
mit Vergärung von Kohlenhydraten (Gärung*),
im Knochenmark 2. autosomal-dominant – Hämoglobin und Hämatokrit reduziert z. B. bei Mikroorganismen im Darm.
erbliche Mutation (Genlocus 15q21). – mittleres Zellvolumen der Erythrozyten Hintergrund: Homoiotherme Tiere und Men-
Anämie, leukoerythroblaø stische f: engl. (MCV) schen können höchstens 3,5–5 min ohne Sauer-
leukoerythroblastic anemia. Normo- bis hypo- – verminderte Retikulozytenzahl stoff auskommen, bevor irreversible Organschä-
chrome Anämie bei Myelofibrose* oder Kno- – Eisen, Ferritin, Transferrinsättigung. den auftreten. Ein lang andauernder Mangel an
chenmarkkarzinose*. Im peripheren Blut fin- Therapie: Sauerstoff führt zur Milchsäureanhäufung im
den sich Vorstufen der Granulo- und Erythrozy- – Stimulation der Erythropoese mit Erythro- Blut und schließlich zum Tod infolge Herzin-
topoese infolge der extramedullären Hämato- poese stimulierenden Proteinen (Epoetin al- suffizienz. Die Toleranzzeit kann durch Hypo-
poese. Die Patienten zeigen Symptome der Anä- fa, Epoetin beta, Epoetin theta, Darbepoetin thermie* verlängert werden.
mie (Schwäche, Leistungsabfall, Müdigkeit). alfa, Methoxy-Polyethylenglycol-Epoetin be- Anaesthesiøa dolorosa f: engl. anesthesia doloro-
Symptomatisch können Erythrozytenkonzent- ta): Zielwert: bis 12 g/dl, danach angepasste, sa. Lokaler Schmerz trotz völligen Ausfalls der
rate verabreicht werden, kausal muss eine The- meist deutlich verminderte Erhaltungsdosis Oberflächensensibilität im gleichen Areal infol-
rapie der Grundkrankheit erfolgen. – parenterale Eisensubstitution: bis Tranfer- ge vollständiger Unterbrechung der Nervenlei-
Anämie, megaloblastäre f: engl. megaloblastic rinsättigung > 20 %. tung, z. B. bei Ausriss der Wurzel eines Spinal-
anemia. Hyperchrome, makrozytäre Anämie mit Prognose: Eine frühzeitige Therapie der renalen nerven*.
Megaloblasten* bei ineffektiver Erythrozyto- Anämie bei Patienten mit chronischer Nierener- Anästhesie f: engl. anesthesia. Völlige Unemp-
poese* infolge eines Folsäuremangels* bzw. Co- krankung senkt das Risiko von Herz-Kreislauf- findlichkeit gegen Schmerz-, Temperatur- und
balaminmangels (vgl. perniziöse Anämie*, Erkrankungen und die Mortalität und erhöht Berührungsreize. Umgangssprachlich wird der
Imerslund*-Gräsbeck-Syndrom). die Lebensqualität. Begriff auch für die Durchführung einer Narko-
Anämie, nephrogene → Anämie, renale Anämie, sideroachreø stische f: engl. sideroblas- se* verwendet. Sie ist iatrogen induziert (rever-
Anämie, perniziöse f: engl. pernicious anemia; tic anemia; syn. sideroblastische Anämie. Sam- sibel), z. B. im Rahmen der Narkose oder Anal-
syn. Morbus Biermer. Megaloblastäre Anämie* melbezeichnung für meist hypochrome mik- gosedierung, oder pathologisch infolge Störung
bei ineffektiver Erythrozytopoese* aufgrund ge- rozytäre Anämien mit gesteigerter partiell des peripheren oder zentralen Nervensystems
störter DNA- und RNA-Synthese hämatopoeti- ineffektiver Erythrozytopoese* infolge einer Ei- (Sensibilitätsstörungen).
scher Zellen als Folge eines Mangels an Cobala- senverwertungsstörung. Man unterscheidet an- Anästhesie, ambulaø nte f: engl. ambulatory an-
min*. geborene und erworbene Formen der Erkran- esthesia. Ambulante Anwendung anästhesiolo-
Anämie, refraktäre f: engl. refractory anemia. kung. Bei positivem Tryptophanbelastungs- gischer Verfahren für Eingriffe in ambulanten
Form des myelodysplastischen Syndroms mit test erfolgt die Therapie durch orale Zufuhr Operationszentren, Arztpraxen oder Kranken-
pathologischer Veränderung der Erythroblas- von Pyridoxin. Es besteht ein fließender Über- häusern. Typische Eingriffe sind Koloskopie,
ten. Im Labor findet sich eine Anämie mit Blas- gang zur Anämie bei chronischen Erkrankun- Kataraktchirurgie sowie Arthroskopie.
ten im Differenzialblutbild. Die Patienten kla- gen. Voraussetzungen:
gen über Schwäche, Müdigkeit und Leistungs- Anämie, sideroblaø stische → Anämie, sidero- – Niedriges Narkoserisiko* (ASA I oder II, evtl.
abfall. Behandelt wird mit Erythropoetin oder achrestische ASA III nach interdisziplinärer Absprache
Erythrozytenkonzentraten, in Einzelfällen Anämie Typ Dyke-Young f: engl. Dyke-Young mit behandelndem Hausarzt bzw. Facharzt,
kann eine allogene Stammzelltransplantation anemia. Ungebräuchliche Bezeichnung für die individuelle Risiko-Nutzen-Kalkulation)
zur Heilung führen. chronisch verlaufende Form der idiopathischen, – gründliche Voruntersuchung je nach Vorer-
Anämie, renale f: engl. renal anemia; syn. neph- autoimmunologisch bedingten hämolytischen krankungen
rogene Anämie. Blutarmut aufgrund vermin- Anämie*. – rechtzeitige anästhesiologische Vorstellung
derter Erythropoetinbildung bei einer Nieren- Anämie Typ Lederer-Brill f: engl. Lederer’s ane- des Patienten in der anästhesiologischen
insuffizienz, oft in Kombination mit einem mia. Veraltete Bezeichnung für die akut verlau- Sprechstunde
funktionellen Eisenmangel. Im Labor zeigt sich fende Form der idiopathischen, autoimmunolo- – keine aktuelle Exazerbation einer Grunder-
eine normozytäre, normochrome Anämie. gisch bedingten hämolytischen Anämie*. krankung
Frühzeitige Erythropoetingaben senken das Ri- Anämie Typ Widal f: engl. Widal’s anemia. Ver- – keine akute, fieberhafte, mit Krankheitsge-
siko von Folgeerkrankungen. altete Bezeichnung für eine idiopathische, auto- fühl einhergehende Infektionskrankheit
Klinik: Das Ausmaß der renalen Anämie korre- immunologisch bedingte hämolytische Anä- – adäquate soziale Situation: 1. Kooperation
liert mit der Schwere der Nierenerkrankung mie*. und Infrastruktur, z. B. Lift, sanitäre Einrich-
und wird meist oberhalb eines Serumkreatinins anaerob: engl. anaerobic. Ohne Sauerstoff le- tung, Telefon 2. Begleit- und Betreuungsper-
von 3,5 mg/dl bzw. einer Kreatininclearance bend. son während der ersten 24 h
< 30 ml/min klinisch relevant. Allgemeine Anaerobier m pl: engl. anaerobes. Bakterienar- – Kalkulation des Risikos für ungeplant erfor-
Symptome: ten, die ausschließlich in Abwesenheit von Sau- derliche stationäre Versorgung nach ambu-
– Reduzierte körperliche und geistige Leis- erstoff (obligate Anaerobier) wachsen. Ihre lantem Eingriff, z. B. durch OSAI (Outpati-
tungsfähigkeit Energie gewinnen sie dabei durch Gärung. Fa- ent-Surgery-Admission-Index).
– Anämiezeichen: blasse Haut, Atemnot und kultative Anaerobier sind sowohl unter Sauer- Anästhesie-Ausweis m: engl. anesthetic file.
erhöhter Puls stoffabschluss als auch in dessen Gegenwart le- Vom Patienten stets bei sich zu tragender Aus-
– verminderte Lebensqualität. bensfähig, da der Sauerstoff über Flavinenzyme weis zur Dokumentation durch den Anästhesio-
Spezifische Symptome: als Elektronenakzeptor verwendet wird. logen. Das Dokument dient der Patientensi-
– Bluthochdruck cherheit und enthält Informationen zu anästhe-
77 Analabszess

siologisch relevanten Begleiterkrankungen, Be- Anästhesiologie f: engl. anesthesiology. Teilge-


sonderheiten und Schwierigkeiten, z. B. zu
schwierigen Atemwegen*, Arzneimittelunver-
biet der Medizin, das sich mit den wissenschaft-
lichen Grundlagen und praktischen Erforder-
A
träglichkeit, Prädisposition zur malignen Hy- nissen der Narkose* und Regionalanästhesie*
perthermie* sowie angeborenem Defekt der bzw. Lokalanästhesie* befasst sowie bei operati-
Cholinesterase*. ven Eingriffen mit der Sicherung und Erhal-
Hintergrund: Der Anästhesie-Ausweis wurde er- tung von Vitalfunktionen* im Sinne eines peri-
arbeitet von der DGAI (Deutsche Gesellschaft operativen Gesamtmanagements.
für Anästhesiologie und Intensivmedizin) in Aufgaben:
Anlehnung an den Anästhesie-Ausweis (Muster) – Präoperative Untersuchung des Patienten im
der UEMS (European Union of Medical Specia- Rahmen der Prämedikation*
lists). – Wahl und Durchführung des geeigneten An-
Anästhesie, balancierte f: engl. balanced anes- ästhesieverfahrens Analabszess: topografische Einteilung
thesia (Abk. BAL). Narkose* mit Kombination aus – Überwachung und Versorgung des Patienten des Analabszesses; 1: supralevatorischer Abszess;
i. v. und inhalativ applizierten Wirkstoffen. Sie während der Anästhesie und postoperativ so- 2: ischioanaler Abszess; 3: intersphinktärer Abszess;
ist die heutzutage gängige Narkoseform, meist wie bei diagnostischen Eingriffen als Stand*- 4: subanodermaler Abszess.
als opioidsupplementierte Inhalationsnarkose*, by
sehr selten als lachgassupplementierte intrave- – Tätigkeiten in der Notfallmedizin*, Intensiv-
nöse Narkose*. Bei guter Regulierbarkeit der ein- medizin*, Schmerztherapie* und Palliativme-
zelnen Narkosekomponenten kann eine Dosisre- dizin*. – bei supralevatorischem Analabszess: dump-
duktion der Einzelsubstanzen und damit der Anästhetika n pl: engl. anesthetics. Substanzen fer Schmerz im kleinen Becken oder im Rü-
möglichen Nebenwirkungen erreicht werden. zur Erzeugung einer lokalen oder allgemeinen cken, Krankheitsgefühl, Fieber; Induration,
Komponenten: Anästhesie*. Sie werden in Lokalanästhetika* ggf. Fluktuation.
– Narkotika: Injektionsnarkotika, Inhalations- und Allgemeinanästhetika (Narkotika) einge- Komplikationen:
anästhetika teilt. – Chronische Analfistel* (ca. 50 %), Rezidivabs-
– Analgetika*: Opioide Anagenhaare n pl: engl. anagen hairs. Haare in zess
– bei Bedarf neuromuskulär blockierende peri- der Wachstumsphase (mit Wurzelscheide). – selten pelvine Sepsis, Fasciitis (Fournier-Gan-
phere Muskelrelaxanzien. Anakrotie f: engl. anacrotism. Schwankung grän)
Anästhesie-fokussierte Sonografie f: Abk. bzw. Erhebung der arteriellen Blutdruckkurve – Stuhlinkontinenz.
AFS. Sammelbezeichnung für fokussierte Ultra- im aufsteigenden (anakroten) Schenkel, z. B. als Diagnostik:
schalldiagnostik im Bereich von AINS (Anästhe- sog. Hahnenkammphänomen bei valvulärer – Klinische Symptome, Inspektion, Palpation
siologie Intensivmedizin, Notfallmedizin und Aortenstenose*. – Hinweis für chronisch-entzündliche Darmer-
Schmerztherapie) und im weitesten Sinne als Anakusis → Taubheit [Sensibilitätsstörung] krankungen prüfen
Form der sonografischen Point*-of-Care-Diag- anal: Zum After gehörend, den After betref- – ggf. MRT (bei Rezidivabszess und bei vermu-
nostik auffassbar (Abk. PoCUS = point of care fend. tetem, nicht palpablem, z. B. supralevatori-
ultrasound). Analabszess m: engl. anal abscess. Durch eitri- schem Analabszess)
Indikationen: ge Infektion der Proktodealdrüsen* des Inter- – Schließmuskelfunktion anamnetisch prüfen,
– Echokardiografie* zum hämodynamischen sphinkterraumes verursachter Abszess im Anal- Inkontinenz-Score
Monitoring* (FEEL = focused echocardiogra- bereich. Die Symptome reichen von perianalen – mikrobiologische Untersuchung ohne thera-
phy entry level, FATE = focus assessed trans- Schmerzen und Rötungen bis zu Fieber. Behan- peutische Konsequenz.
thoracic echo) delt wird durch Eröffnung des Abszesses, bei Therapie:
– Neurosonografie* zur sonografisch gestütz- ausgeprägter (phlegmonöser) Entzündung oder – Sofortige operative Entlastung der Abszess-
ten Leitungsanästhesie (USRA = Ultraschall- Risikopatienten (Diabetes mellitus, Immunsup- höhle bei akutem Analabszess
gestützte Regionalanästhesie) pression) ist zusätzlich eine Antibiotikatherapie – semielektive OP bei bereits spontan perfo-
– vaskuläre Sonografie zur Gefäßpunktion, erforderlich. Siehe Abb. riertem chronischen Analabszess.
z. B. von: 1. Vena jugularis interna zur Jugu- Erreger: Die beteiligten Keime stammen aus ei- Der operative Zugang (transrektal oder peri-
larispunktion* 2. Vena* brachiocephalica für ner Mischflora von Darm- und Hautkeimen anal) ist abhängig von der Abszesslokalisation.
den supraklavikulären Zugang 3. Vena femo- (v. a. Escherichia coli, Bakteroides und Staphy- Ziel ist zunächst die großzügige Drainage. Eine
ralis 4. Vena subclavia (mit Einschränkungen) lococcus aureus). Selten sind Mykobacterium primäre Fistelspaltung erfolgt nur bei ober-
– abdominale Sonografie im Rahmen des Trau- tuberculosis und Aktinomyces verantwortlich. flächlicher Fistel. Bei unklarem Befund oder ho-
ma-Assessments (FAST = focused assessment Besonders zu beachten ist eine MRSA-Besied- her Fistel ist zur Sanierung ein Zweiteingriff er-
with sonography for trauma, E-FAST = ex- lung. forderlich. Es erfolgen tägliche Wunddusche
tended FAST) Klinik: und Verbandswechsel.
– pulmonale Sonografie (LUS = lung ultra- – Kurzfristig zunehmender perianaler Prognose:
sound). Schmerz, häufig mit pochendem Charakter – Folgenlose Ausheilung (ggf. über mehrere
Anästhesie, rückenmarknahe → Periduralan- – bei intersphinkterem Analabszess: Zunahme Wochen) bei sachgemäßer Behandlung,
ästhesie des Schmerzes bei Defäkation spontane Rückbildungen sind sehr selten
Anästhesie, rückenmarknahe → Spinalanäs- – bei subanodermalem Analabszess: perianale – postoperative Komplikationen (selten): Nach-
thesie Rötung, Schwellung, Überwärmung und blutung aus Abszesshöhle, Sphinkterschwä-
Druckdolenz che bzw. Inkontinenz (abhängig von Ausdeh-
Analatresie 78

nung des Abszesses), Rezidivabszess, Fistelre- det. Ursache ist meist eine Entzündung der
A zidiv.
Analatresie → Fehlbildung, anorektale
Proktodealdrüsen im intersphinktären Raum,
die sich zur Hautoberfläche ausbreitet. Klinisch
Analekzem n: engl. anal eczema. Akute bis zeigt sich eine persistierende Sekretion von teils
chronische Dermatitis* im Analbereich. Analek- eitrigem Sekret aus der äußeren Fistelöffnung.
zeme jucken zumeist stark, ursächlich kann ei- Diagnostiziert wird klinisch und endoskopisch,
ne Kontaktallergie gegen Externa sein, prädis- behandelt durch operative Sanierung.
ponierend ein tief eingezogener Anus. Andere a Epidemiologie:
Ursachen sind Hämorrhoiden* mit Begleitprok- – Inzidenz 20 : 100 000 Einwohner
titis, Candidose*, Analprolaps*, Proktitis*, Anal- – Altersgipfel zwischen 30 und 50 Jahren
fistel*, chronische Enteritis* sowie Enterobia- – Männer doppelt so häufig betroffen wie
b
sis*. Differenzialdiagnosen sind u. a. Psoriasis* Frauen.
und extramammäre Paget*-Krankheit. Siehe Ätiologie:
Abb. – In 90 % der Fälle ausgehend von den Prokto-
Therapie: Die Therapie besteht in erster Linie in dealdrüsen (auch als primäre, kryptoglandu-
der Behandlung der Ursache, dazu in der Ein- läre Analfisteln bezeichnet); chronisches Sta-
haltung einer sorgfältigen Analhygiene (Anal- dium einer Entzündung der Proktodealdrü-
falte trocken halten). Analfissur: chronische Analfissur in typischer Lokali- sen, Analabszess ist akutes Stadium
sation (a) bei 6 Uhr mit großer Vorpostenfalte (b). – sekundäre Analfisteln bei chronisch-ent-
zündlichen Darmerkrankungen (bevorzugt
– sekundäre Analfissur: 1. nach analchirurgi- Morbus Crohn), Immunsuppression (HIV,
schem Eingriff 2. bei Enteritis regionalis Leukämie), Malignom, Bestrahlungen des
Crohn 3. bei granulomatöser Erkrankung kleinen Beckens, Voroperation (z. B. Rektum-
(z. B. Sarkoidose) 4. bei Analkarzinom 5. bei resektionen).
manifester HIV-Erkrankung 6. bei syphiliti- Klinik:
schem Primäraffekt. – Persistierende Sekretion von teils eitrigem
Klinik: Sekret
– Schmerzen – bei intermittierend auftretender Abheilung
– Sphinkterkrampf der äußeren Fistelöffnung Sistieren der Se-
– ggf. Blutung kretion und Entstehung eines Verhaltes mit
– bei Chronifizierung: 1. narbige Ränder 2. hy- lokaler Schwellung und Rötung.
pertrophierte Analpapillen 3. Ausbildung ei- Diagnostik:
ner subanodermalen Fistel 4. entzündlich- – Anamnese: Sekretion aus äußerer Fistelöff-
narbige Analstenose 5. Ausbildung eines fib- nung, bekannter Morbus Crohn, Immunsup-
rotischen Hautanhangs am distalen äußeren pression, Bestrahlung oder Operationen in
Ende der Analfissur (Vorpostenfalte, siehe der Eigenanamnese
Analekzem: Aspekt eines akuten Analekzems. [4] Abb.). – Inspektion: sichtbare äußere Fistelöffnung
Therapie: (siehe auch Goodsall-Regel), Rötung, Schwel-
– Akute Analfissur: symptomatisch: 1. mit an- lung
Analfalten, hypertrophe → Marisken ästhesierenden und antiphlogistischen Sal- – digital-rektale Untersuchung
Analfissur f: engl. anal fissure; syn. Fissura ani. ben, Suppositorien und Analtampons 2. Sitz- – Prokto-/Rektoskopie: Nachweis innerer Fis-
Oberflächlicher, längsverlaufender Einriss im bäder nach dem Stuhlgang 3. Stuhlregulie- telöffnung, Ausschluss anderer Pathologika
sensiblen Anoderm distal der Linea dentata, zu rung mit ballaststoffreicher Kost und ausrei- – rektale Endosonografie, ggf. MRT: Darstel-
80–90 % im Bereich der hinteren Kommissur. chend Flüssigkeit (keine Abführmittel) 4. to- lung der Fistel sowie des Fistelverlaufs.
Es kommt zu Schmerzen, Sphinkterkrampf und pische Applikation von Nitraten (Nitroglyce- Therapie:
Narbenbildung. Behandelt wird im Akutfall rin-Salbe 0,2–0,4 %) oder Kalzium-Antago- – Grundsätzlich operative Therapie; Ziel ist die
durch Salben, Sitzbäder, Lokalanästhetika und nisten (Diltiazem-Salbe 2 %) zur Senkung des Verhinderung eines Fistelrezidivs sowie der
Stuhlregulierung, in chronischen Fällen durch analen Ruhedruckes des M. sphincter ani in- Erhalt der Kontinenz; eingesetztes Verfahren
operativen Eingriff. ternus 5. evtl. Injektion von Lokalanästhetika ist abhängig vom Fistelverlauf: 1. bei ober-
Pathogenese: oder Botulinumtoxin* Typ A (Off-Label-Use) flächlichen Fisteln (subkutane, submuköse,
– Primäre Analfissur: 1. traumatisch bedingt – chronische Analfissur: operativ mittels Fis- subanodermale oder auch distale inter-
(erhöhter Sphinktertonus und/oder Sphink- surektomie und Sphinkterdehnung in Nar- sphinktäre Fisteln) ist eine direkte Fistelspal-
terspasmus mit Gewebsläsion) sowie infolge kose (Sphinkterotomie* aufgrund hoher Rate tung möglich 2. bei höher verlaufenden Anal-
Dehnung und Verletzung des Anoderms bei an postoperativer Stuhlinkontinenz heutzu- fisteln wird zunächst ein Gummizügel einge-
Obstipation mit konsekutiv starkem Pressen tage obsolet). legt, um einen Sekretablauf und ein Aushei-
oder explosionsartiger Öffnung des Anal- Prophylaxe: len der Entzündung zu gewährleisten
kanals bei Diarrhö 2. Kryptitis oder Krypten- – Analhygiene – in einer zweiten Operation (üblicherweise
abszess mit sekundärer Sekretion, Mazera- – Stuhlregulierung. nach 6 Wochen) erfolgt dann die definitive
tion und vermehrter Vulnerabilität des Ano- Analfistel f: engl. anal fistula; syn. Fistula ani. Fistelsanierung; hierfür existieren verschie-
derms Fistel*, deren Ausführungsgang perianal mün- denste Methoden, wobei bisher keine Metho-
79 Analgetika

Analgetika: Tab. 1
Nichtsteroidale Antiphlogistika. A
Acetylsalicylsäure Ibuprofen Celecoxib Meloxicam Diclofenac Indometacin
HWZ 0,25 h 1,8–3,5 h 8–12 h 16–20 h 1–2 h 5–10 h
Bioverfügbarkeit 40–50 % 87–100 % 70 % 89 % 60 % 100 %
Wirkung Irreversible Hemmung der Hemmung der Hemmung der Hemmung der Hemmung der Hemmung der
Cyclooxygenase I und II Cyclooxygenase I und II Cyclooxygenase II Cyclooxygenase Cyclooxygenase Cyclooxygenase
I und II I und II I und II
Indikation Schmerzen Leichte bis mäßig starke Arthrose Rheumatoide Rheumatische Rheumatische
Fieber Schmerzen Rheumatoide Arthritis Erkrankungen Erkrankungen
Rheumatische Hämodynamisch Arthritis Aktivierte Arthrose Arthritiden Arthritiden
Erkrankungen wirksamer Ductus Spondylitis Schmerzhafte Schmerzhafte
Arterielle Verschluss- arteriosus Botalli alkylosans Schwellungen Schwellungen
krankheit Rheumatische
Ischämischer Schlaganfall Erkrankungen
Applikation oral, parenteral oral, rektal, dermal, oral oral oral, parenteral oral, rektal
parenteral
Besonderheiten Irreversible Hemmung der Geeignet zur Anwendung Cyclooxygenase-2- Leichte Cyclooxyge- Absolut kontraindi- Aplastische Anämie
thrombozytären bei Zahnschmerzen selektiv und damit nase-II-Selektivität ziert bei NYHA II–IV und Neutropenie
Cyclooxygenase Fototoxisch magen- und nieren- Langwirksam Erhöhtes Risiko für als Neben-
Bei Kindern Reye-Syndrom schonend Magen-Darm- wirkungen
möglich Kardiovaskuläre Ulcera Häufig
Toxizität Tokolytisch gastrointestinale
Nebenwirkungen

de eine 100%ige Erfolgsrate bei gleichzeitig zur Schmerzstillung im Rahmen von Operatio- und erzielen so eine verschieden stark ausge-
vollem Erhalt der Sphinkterfunktion leisten nen sowie zur Behandlung schmerzhafter Er- prägte analgetische, antipyretische und
kann; mögliche Verfahren sind: 1. Fistelspal- krankungen und Verletzungen. Die Wahl des thrombozytenaggregationshemmende Wir-
tung mit primärer Sphinkterrekonstruktion passenden Analgetikums richtet sich nach Indi- kung. Sie dienen der symptomatischen Be-
2. Verschluss der inneren Fistelöffnung mit- kation, Schmerzintensität, Anamnese, Patien- handlung entzündlicher und schmerzhafter
tels Mukosa- oder Muskularis-Mukosa-Flap tenalter, gewünschter Applikationsart sowie Be- Erkrankungen. Unter den nichtsteroidalen
3. Verschluss des Fistelganges mittels eines gleiterkrankung und -medikation. Häufig ver- Antiphlogistika nehmen die Cyclooxygenase-
Fistelplugs oder Fibrinklebung oder auch das fügen Analgetika über pharmakodynamisch be- 2-selektiven Coxibe eine Sonderstellung ein.
sog. LIFT-Verfahren (ligation oft the inter- dingte Zusatzeffekte, die sie zur Anwendung 2. Schwache, nicht saure Analgetika wirken
sphincteric fistula tract) bei bestimmten Indikationen prädestinieren. ähnlich wie die nichtsteroidalen Antiphlogis-
– alternativ kann auch eine Langzeit-Drainage Beispielsweise eignen sich NSAR aufgrund ihrer tika, vermitteln jedoch aufgrund fehlender
mittels eines Gummizügels durchgeführt antiphlogistischen Wirkung als Antirheumati- Azidität keinen antiphlogistischen, sondern
werden. ka und Opioide ihrer euphorisierenden Wir- nur einen analgetischen und antipyretischen
Analgesie f: engl. analgesia. Aufhebung der kung wegen zur Therapie von Tumorschmer- Effekt. Beispiele sind Paracetamol, Metami-
Schmerzempfindung ohne Beeinträchtigung zen. Bestimmte Medikamente haben einen zol, Phenazon und Propyphenazon. 3. Ande-
anderer Sinnesempfindungen. Analgesie kann analgetischen Zusatzeffekt, zählen jedoch nicht re nichtopioide Analgetika wirken weder
iatrogen verursacht sein, z. B. im Rahmen einer zu den Analgetika im eigentlichen Sinn. Benzo- auf Opiodrezeptoren noch auf die Cyclooxy-
Narkose, Analgosedierung bzw. Schmerzthera- diazepine etwa wirken schmerzstillend, indem genase und vermitteln daher keine antiphlo-
pie, oder pathologisch aufgrund neurologischer sie die Patienten beruhigen, eine psychische gistischen oder antipyretischen Effekte. Ver-
Störungen. Distanz zum Schmerz erzeugen und z. T. die treter dieser Gruppe sind Ziconotid und Flu-
Analgesie, patientengesteuerte → Patient Muskeln lockern. pirtin.
Controlled Analgesia Einteilung: WHO-Stufenschema nach Wirk- – Opioide (starke-Analgetika): Opioide inter-
Analgetika n pl: engl. analgetics. Medikamente, stärke: agieren wie die körpereigenen Endorphine
die die Schmerzwahrnehmung ausschalten, oh- – Stufe 1: Nichtopioid-Analgetika: z. B. NSAR, mit Opioidrezeptoren, die sich an den
ne das Bewusstsein zu beeinflussen. Starke, opi- Paracetamol*, Metamizol* schmerzleitenden Neuronen in der Periphe-
oide Analgetika interagieren auf zentraler Ebe- – Stufe 2: schwachpotente Opioid-Analgetika: rie und im zentralen Nervensystem befinden.
ne mit Opioid-Rezeptoren. Schwache, nichtopi- z. B. Tilidin*, Tramadol*, Dihydrocodein* Zusätzlich zur analgetischen Wirkung ver-
oide Analgetika beeinflussen unter anderem die – Stufe 3: hochpotente Opioid-Analgetika: z. B. mitteln sie unter anderem einen antitussiven,
Prostaglandinsynthese und damit die periphere Morphin, Fentanyl. euphorisierenden, atemdepressiven, obsti-
Schmerzweiterleitung. Nach Wirkmechanismus: pierenden und suchterzeugenden Effekt.
Hintergrund: Schmerzstillende Medikamente – Nichtopioide Analgetika (schwache Analgeti- Opioide eignen sich v. a. zur Therapie starker
sind bezüglich ihrer Strukturen und Wirkun- ka, periphere Analgetika): 1. Nichtsteroidale bis sehr starker OP- und Tumorschmerzen
gen ausgesprochen heterogen. Sie eignen sich Antiphlogistika hemmen die Cyclooxygenase sowie zur Substitutionstherapie*. Schwere
Analgetika-Asthma 80

Analgetika: Tab. 2
A Schwache, nichtsaure Analgetika (Paracetamol, Metamizol), natürliche Opioide (Morphin, Codein) und andere nichtopioide Analgetika.
Paracetamol Metamizol Flupirtin Ziconotid Morphin Codein
HWZ 1,5–2,5 h 1,8–4,6 h 6,5 h 2,9–6,5 h 4–6 h 3–4 h
Bioverfügbarkeit 50 % (rektal) – 88 % 90 % 70 % (rektal) – 90 % 50 % 15–30 % 40–60 %
(oral) (oral)
Wirkung Hemmung der Periphere und selektive Aktivierung Hemmung 1 0,1
zerebralen Prostag- zentrale Hemmung neuronaler G-Protein- spannungsabhängiger
+
landinsynthese der Cyclooxygenase gekoppelter Kalium- N-Typ Ca -Kanäle
Vermutlich Hemmung kanäle
der Cyclooxygenase II
Indikation Leichte bis mäßig Kolikschmerzen Akuter Schmerz mit 2. Wahl bei schweren, Reiner μ-Rezeptor Reiner μ-Rezeptor
starke Schmerzen Tumorschmerzen Kontraindikation für chronischen Agonist Agonist
Fieber Akuter Schmerz nach NSAR und Opioide Schmerzen
Trauma oder OP
Sonst therapierefrak-
täres hohes Fieber
Applikation oral, rektal, parenteral oral, rektal, parenteral oral, rektal, i. m. intrathekal Analgesie bei Tumor- Starker Reizhusten
schmerzen Analgetikum bei
Lungenödem unzureichender
Akutem Myokardin- Analgesie unter
farkt Ibuprofen und
Paracetamol.
Besonderheiten Für Schwangere Spasmolytisch Hepatotoxisch Zentralnervöse Neben- Oral, parenteral Oral
geeignet Geeignet bei Nerven- Kein Abhängigkeits- wirkungen wie kogniti-
Hepatotoxisch schmerzen potenzial ve Beeinträchtigung,
Nicht antiphlogistisch Typische Nebenwir- Kein Gewöhnungs- Halluzinationen und
wirksam kung: effekt Psychose, Seh- und
Blutbildveränderungen Gangstörungen
Nicht antiphlogistisch
wirksam

Nebenwirkungen wie Abhängigkeit und Erkrankung: – Urin: 1. Leukozyturie ohne Bakteriurie


Atemdepression beschränken die Anwen- – Bekannt sind v. a. Fälle langjährigen Miss- 2. evtl. Erythrozyturie (Hinweis auf Papillen-
dungsdauer auf möglichst kurze Zeitinter- brauchs von Nichtopioid-Analgetika (Cyclo- nekrose) 3. Messung des Paracetamol-Meta-
valle. Opioide unterliegen zumeist dem Be- oxygenase-Inhibitoren), häufig Paracetamol boliten N-Acetyl-P-Paraaminophenol 4. ge-
täubungsmittelgesetz. und nichtsteroidales Antiphlogistikum in ex- ringe tubuläre Proteinurie
Wirkstoffauswahl: Siehe Tab. 1 und 2. zessiver Menge; früher insbesondere Phena- – Sonografie bzw. CT: Verkalkung der Papillen
Analgetika-Aø sthma → Asthma bronchiale cetin (Phenacetinniere, seit 1986 ist Phenace- und Papillennekrosen, Schrumpfnieren.
Analgetika-Iøntoleranz f: engl. NSAID (non- tin vom Markt genommen) Therapie:
steroidal antiinflammatory drugs) intolerance. Be- – über eine Hemmung der Prostaglandinsyn- – Konsequentes Meiden der auslösenden Medi-
zeichnung für pseudoallergische, nichtimmuno- these kommt es zu einer Minderdurchblu- kamente
logisch bedingte Haut-, Schleimhaut- oder Kreis- tung und Papillennekrose – Therapie der Anämie
laufreaktion nach Anwendung von Acetylsalicyl- – histopathologisch zeigt sich eine chronisch- – gegebenenfalls Behandlung einer bereits vor-
säure* oder anderer nichtsteroidaler Antiphlogis- progrediente interstitielle Nephritis mit Nie- liegenden Niereninsuffizienz
tika*. Klinische Symptome sind u. a. Urtikaria, renpapillennekrosen sowie Schrumpfniere – Therapie des Hypertonus
Rhinitis, Asthma bronchiale und Schock (Verlauf – Verhältnis Frauen zu Männer 7 : 1. – Therapie von Harnwegsinfektionen.
einer Allergie* vom Soforttyp imitierend). Klinik: Prognose: Werden die Medikamente vor Ein-
Analgetika-Kopfschmerz → Dauerkopf- – Anfangs symptomlos tritt einer terminalen Niereninsuffizienz abge-
schmerz, arzneimittelinduzierter – später Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit setzt (Kreatinin im Serum < 3 mg/dl), ist die
Analgetika-Nephropathie f: engl. analgesic ne- – rezidivierende Harnwegsinfekte Prognose gut. Ca. 10 % der Patienten entwickeln
phropathy. Chronische interstitielle Nephritis – Hyponatriämie, Hypokaliämie ein Urothelkarzinom.
nach jahrelangem Analgetikaabusus mit evtl. – renal-tubuläre Azidose, tubuläre Funktions- Analgosedierung f: engl. conscious sedation.
Nierenversagen in der Folge. Auslöser: Paracet- störung. Kombination von Analgetika* mit Sedativa*,
amol, Acetylsalicylsäure und andere NSAR. Vor Diagnostik: z. B. zur Minimierung der Belastung des Patien-
allem Frauen sind betroffen. Bei rechtzeitigem – Medikamentenanamnese ten bei kleinen diagnostischen oder operativen
und konsequentem Meiden der auslösenden – Blutdruckmessung(en) zum Ausschluss rena- Eingriffen, wie Endoskopie oder Reposition,
Analgetika ist die Prognose gut. ler Hypertonie
81 Analogskala

oder zur kontrollierten Beatmung* im Rahmen – das Analkanalkarzinom befällt bevorzugt amputation mit Anlage eines endständigen
der Intensivmedizin.
Analkanal m: engl. anal canal; syn. Canalis ana-
Frauen jenseits des 70. Lebensjahres, das
Analrandkarzinom häufiger Männer
Descendostomas
– bei Adenokarzinomen: werden wie tiefsitzen-
A
lis. 3–4 cm langer letzter Abschnitt des Dick- – gehäuftes Auftreten bei Immunsuppression, de Rektumkarzinome behandelt, d. h. neoad-
darms*, der aus dem Rektum* hervorgeht und HIV-Infektion sowie Männern mit Analver- juvante Radiochemotherapie, danach abdo-
von den Columnae anales bis zum Anus* reicht. kehr sowie bei Infektionen mit HPV mino-perineale Rektumamputation mit An-
Der Analkanal dient der Defäkation* und ist – Patientinnen mit einem HPV-induzierten lage eines endständigen Descendostomas.
von einem komplizierten Sphinktersystem um- Zervix- oder Vulvakarzinom haben ebenfalls Prognose: 5-Jahres-Überlebensrate abhängig
geben. ein ca. 5- bis 15-fach erhöhtes Risiko für das vom Tumorstadium: T1 = 100 %, T2–3 = 80–
Analkarzinom n: engl. anal carcinoma. Am zusätzliche Auftreten eines Analkarzinoms. 90 %, T4 = 45 %.
Analrand bzw. Analkanal lokalisiertes Karzi- Pathologie: In ca. 90 % handelt es sich um Plat- Analknoten m sg, pl: Überbegriff für knotige
nom, das im Anfangsstadium meist symptom- tenepithelkarzinome, wobei sich hier wiederum Veränderungen im Bereich des Anus. Zugrunde
los ist und im Verlauf durch Blutungen und ver- in ca. 80–90 % der Fälle HPV (humanes Papillo- liegende Erkrankungen sind u. a. prolabierte
änderte Stuhlgewohnheiten auffällt. Die Diag- mavirus) nachweisen lässt. Ein besonders hohes und thrombosierte Hämorrhoiden, Perianalve-
nose wird histologisch gesichert. Kleine Tumo- Risiko haben HPV Typ 16 und 18. Adenokarzi- nenthrombosen, hypertrophe Analpapillen, Po-
ren im Analkanal oder Tumoren am Analrand nome treten seltener auf und gehen von der lypen, Marisken oder auch ein Analkarzinom.
werden komplett exzidiert, größere Tumoren Transitionalzellzone der Linea dentata aus. In Die Therapie besteht bei fraglicher Dignität in
bestrahlt und chemotherapiert. der Folge tritt eine frühzeitige lymphogene Me- der kompletten Exzision und histologischen
Einteilung: Die Einteilung erfolgt zunächst in tastasierung auf in inguinale (Analrand- und Untersuchung.
Analrand- bzw. Analkanalkarzinom. Analkanal- Analkanalkarzinome), perirektale sowie iliakale Analmanometrie f: Methode zur objektiven
karzinome liegen zwischen Linea dentata und Lymphknoten (Analkanalkarzinome). Messung der Funktion des analen Schließmus-
Linea anocutanea, Analrandkarzinome in einem Klinik: kels sowie der Rektumampulle. Gemessen wer-
Umkreis von ca. 5 cm von der Linea anocutanea. – Bei frühem Stadium meist Zufallsbefund in den der anale Ruhedruck, der maximale Kneif-
Ergänzend wird eine Einteilung nach der TNM- der histologischen Untersuchung eines Re- druck, der rektoanale Inhibitionsreflex, die sen-
Klassifikation durchgeführtsiehe Tab. sektates vom Anus, gelegentlich Juckreiz, sorische Stuhldrangschwelle sowie die Compli-
Epidemiologie: Nässen, Brennen oder Blutungen ance des Rektums. Das Verfahren wird einge-
– Mit bis zu 5 % aller Karzinome des Gastroin- – später Blutungen, Juckreiz, Beschwerden bei setzt bei der Abklärung einer Stuhlinkontinenz
testinaltraktes relativ seltenes Karzinom; in der Defäkation, Inkontinenz, Schmerzen, oder Entleerungsstörung.
den letzten Jahren jedoch steigende Inzidenz Veränderungen der Stuhlgewohnheiten. Analogexperiment → Analogstudie
(ca. 3–7 : 1 Mio. Einwohner) Diagnostik: Anaø logon n: Chemisch nur minimal modifi-
– mittleres Erkrankungsalter: 60. Lebensjahr – Anamnese: bekannte Immunsuppression, ziertes Derivat einer physiologischen Substanz,
HIV-Infektion, Analverkehr, bekannte Infek- z. B. Nukleosidanaloga und Insulinanaloga (In-
tion mit HPV; peranale Blutungen, Juckreiz, sulin*).
Änderung der Stuhlgewohnheiten Analogpräparate n pl: engl. analogous prepara-
Analkarzinom: – Inspektion: Ulzerationen, Tumoren tion. Fertigarzneimittel, dessen Wirkstoff neu
TNM-Klassifikation (Kurzfassung).
– digital-rektale Untersuchung, Prokto-Rekto- ist, sich molekular aber nur minimal von bereits
Kategorie[1] Bedeutung skopie: Nachweis eines ulzerierenden Tu- existierenden Arzneimitteln (Leitsubstanz) un-
mors, Probeexzision terscheidet. Die pharmakologische Wirkung ist
T1 Tumorausdehnung ≤ 2 cm
– histologische Untersuchung: jedes Resektat vergleichbar mit der der Leitsubstanz, die Mög-
T2 Tumorausdehnung > 2–5 cm vom Anus wird histologisch untersucht, da lichkeit eines Patentschutzes besteht.
T3 Tumorausdehnung > 5 cm sich dahinter ein Analkarzinom verbergen Analogskala: engl. analogue scale. Semiquanti-
kann tative Skala zur subjektiven Einschätzung von
T4 Tumor infiltriert Nachbarstrukturen – Staging: rektale Endosonografie, MRT Be- Einstellungen oder Empfindungsstärke, z. B.
N1 perirektale Lymphknotenmetastase cken, CT Thorax und Abdomen. von Schmerz oder affektiven Beeinträchtigun-
N2 unilaterale Lymphknoten- Therapie: Die Therapie ist abhängig vom TNM- gen wie Ängstlichkeit oder Depressivität. Ana-
metastase an A. iliaca interna Stadium, der Lokalisation (Analkanal- bzw. logskalen dienen der Abschätzung des Ausma-
oder inguinal Analrandkarzinom) sowie der Histologie: ßes eines Untersuchungsgegenstandes und wer-
– Bei kleinen Plattenepithelkarzinomen den insbesondere zur Beurteilung des Verlaufs
N3 perirektale und inguinale (< 2cm, pT1) ohne Lymphknotenmetastasen einer Krankheit und deren Therapie herangezo-
Lymphknotenmetastasen oder und ohne Infiltration des Sphinkters lokale gen.
bilaterale Lymphknoten-
Exzision; meist ist dies nur bei Analrandkar- Formen:
metastasen an
A. iliaca interna oder inguinal zinomen möglich – Visuelle Analogskala (VAS): die Bewertung er-
– bei Plattenepithelkarzinomen primäre Ra- folgt auf einer Skala mit den Endpunkten
T: Primärtumor; N: regionäre Lymphknoten; diochemotherapie: Chemotherapie mit Mito- „nicht vorhanden“ und „maximal vorstellba-
M: Fernmetastasen mycin C und Fluorouracil (5-FU) sowie Strah- re Ausprägung“ (Visuelle Analogskala*, Abb.
[1]
für alle Tumoren einheitlich definierte lentherapie mit 45–50,4 Gy für Primärtumor dort); in der Regel beträgt der Abstand zwi-
Kategorien (z. B. N0: keine Evidenz für Befall
sowie Lymphabflusswege (perirektal, iliakal schen den Endpunkten 100 mm
regionärer Lymphknoten; NX: regionäre Lymph-
sowie inguinal) – numerische Analogskala: der Schmerz wird
knoten nicht beurteilbar):
siehe TNM*-Klassifikation – operative Therapie bei Resttumoren oder Re- durch einen in der Regel zwischen 0 und 10
zidivtumoren: abdomino-perineale Rektum- liegenden Zahlenwert charakterisiert
Analogskala, visuelle 82

– eine Kombination der beiden obigen: gele- wird wie ein Zäpfchen (evtl. mit Einführhilfe)
A gentlich verwendet bei der Nutzwert-Analyse
zur Bewertung eines Gesundheitszustandes
eingeführt. Die Verwendung ist nur bei koope-
rativen Patienten sinnvoll.
im Bereich zwischen 0 (tot) und perfekter Ge- Analthrombose f: engl. anal thrombosis; syn.
sundheit (10). Analvenenthrombose. Meist schmerzhafte Ve-
Analogskala, visueø lle f: Abk. VAS. Eindimensi- nenruptur oder Thrombophlebitis im Plexus
onale, semiquantitative Skala zur standardisier- haemorrhoidalis externus auf Höhe der Anoku-
ten Erfassung der momentan empfundenen tanlinie. Die Ursachen sind vielfältig, beispiels-
Schmerzintensität. Die VAS dient der subjekti- weise übermäßiges Pressen beim Stuhlgang
ven Selbsteinschätzung durch den Patienten oder der Entbindung. Im Akutfall wird mit
und ist anwendbar ab einem Alter von 6 Jahren. Analgesie und abschwellenden Maßnahmen be-
Siehe Abb. handelt, ggf. wird die thrombosierte Vene inzi-
diert und das Blutgerinnsel ausgeräumt.
Anal-Tumor m: engl. Anus Neoplasms. Gewebs-
neubildung unklarer Dignität am Anus. Diffe-
renzialdiagnostisch kommen sowohl benigne
(z. B. Hämorrhoiden, Perianalvenenthrombo-
sen, Marisken) als auch maligne Erkrankungen
wie das Analkarzinom in Betracht. Die Therapie
besteht bei unklarer Dignität in der Exzision
Analprolaps: 1: Analprolaps; 2: Rektumprolaps. und histologischen Untersuchung.
Analvenenthrombose f: Meist schmerzhafte
Venenruptur oder Thrombophlebitis im Plexus
handelt wird besonders im Kindesalter mit der haemorrhoidalis externus auf Höhe der Anoku-
Analogskala, visuelle: Der Arzt lässt den Patienten Sklerosierungstherapie, ansonsten werden die tanlinie. Die Ursachen sind vielfältig, beispiels-
z. B. mit einem Schieber seine momentanen Hämorrhoiden ektomiert. Siehe Abb. weise Pressen beim Stuhlgang oder bei der Ent-
Schmerzen auf der Vorderseite einer visuellen Skala Analpruritus → Pruritus ani bindung. Im Akutfall wird mit Analgesie und
einstellen; auf der Rückseite kann die vom Patienten Analreflex m: Bei Bestreichen der perianalen abschwellenden Maßnahmen behandelt, ggf.
geschätzte Schmerzstärke mithilfe einer Haut auftretende Kontraktion des M. sphincter wird die thrombosierte Vene inzidiert und das
numerischen Skala von 0 (schmerzfrei) bis 10 ani externus (S3–S5). Blutgerinnsel ausgeräumt.
(stärkste vorstellbare Schmerzen) abgelesen werden. Analrhagaden f pl: engl. anal fissures. Ober- Analverkehr m: engl. anal sex. Anogenitaler Ge-
flächliche, strichförmige Epitheldefekte, die schlechtsverkehr* mit einem Einführen des Pe-
meist radiär zum Anus verlaufen. Typische nis in den Anus.
Analogstudie f: engl. analogue study. Studie, Symptome von Analrhagaden sind Schmerzen, AnalyXse: Abk. für → Psychoanalyse
welche die zu untersuchende Realität nur parti- Brennen und Juckreiz. Sie treten oft in Kombi- Anamnese f: engl. anamnesis. Krankenge-
ell oder vergleichsweise abbildet. nation mit einem Analekzem*, Hämorrhoiden* schichte eines Patienten. Zu unterscheiden sind
Analpapille, hypertrophe → Analpolyp oder Pilzinfektionen (v. a. Candidose*) auf. 1. die durch Befragung des Patienten ermittelte
Anaø lpha-Lipoproteinämie → Tangier-Krank- Analsphinkterspastik f: Erhöhter Tonus bzw. Vorgeschichte seiner aktuellen Erkrankung so-
heit Spasmus des Analsphinkters, tritt meist auf bei wie 2. patientenbezogene Aufzeichnungen des
Analpolyp m: engl. anal polyp; syn. hypertrophe einer zugrunde liegenden proktologischen Er- behandelnden Arztes in der Krankenakte ein-
Analpapille. Synoym für eine harmlose, hyper- krankung, z. B. einer akuten Analfissur, selten schließlich Stammdaten, erhobenen Untersu-
trophierte Analpapille. Im eigentlichen Sinn ist idiopathisch. Die Therapie besteht in einer Be- chungsbefunden und therapeutischen Maßnah-
die Bezeichnung Analpolyp nicht korrekt, da es handlung der zugrunde liegenden Erkrankung. men.
sich nicht um eine Neoplasie handelt und keine Ergänzend können Nitroglycerin- bzw. Diltia- Formen: Die Anamnese im Sinne der zu erhe-
maligne Entartung droht. zem-Salben appliziert werden oder eine Injekti- benden Krankengeschichte erfolgt als:
Ursache: Auftreten meist im Zusammenhang on von Botulinumtoxin erfolgen. – Eigenanamnese*: der Patient berichtet über
mit entzündlichen Prozessen im Bereich des Analstenose → Fehlbildung, anorektale seine Vorgeschichte
Anorektums durch proliferative Fibrosierung. Analstenose f: Verengung des Analkanales, – Fremdanamnese: Angehörige oder Begleit-
Therapie: meist durch Narbenbildung aufgrund eines personen geben Informationen.
– Abtragung des Analpolypen mit histologi- Traumas oder Operationen (z. B. Hämorrhoi- Die fachgerecht durchgeführte Anamnese hat
scher Untersuchung dektomie, intersphinktäre Rektumresektionen) einen hohen Wert innerhalb des Diagnosepro-
– Behandlung der begleitend vorliegenden Er- oder Entzündungen (z. B. Morbus Crohn). Be- zesses: Sie ermöglicht zusammen mit der kör-
krankungen. handelt wird die Grunderkrankung, daneben perlichen Untersuchung* in 70 % der Fälle die
Analprolaps m: engl. anal prolapse. Vorfall der wird die Narbe mit Analdehnern dilatiert bzw. Stellung der richtigen medizinischen Diagnose.
Analschleimhaut aufgrund von Hämorrhoiden* operativ exzidiert oder gespalten, ggf. mit Re- Bestimmungen: Die Anamnese muss dokumen-
3. und 4. Grades, Analsphinkterschwäche oder konstruktion des Analkanals. tiert werden (Dokumentationspflicht*) und
mangelnder Fixation der Analhaut auf dem Analtampon m: engl. anal tampon. Hilfsmittel kann ggf. vom Patienten eingesehen werden
Schließmuskel. Symptome sind Schleimhaut- zum Zurückhalten von Stuhl bei Stuhlinkonti- (Einsichtsrecht*). Gemäß der ärztlichen Berufs-
vorfall mit typischer radiärer Schleimhautfälte- nenz* oder zum Toilettentraining*. Der in ver- ordnung besteht eine Aufbewahrungspflicht
lung, Pruritus ani sowie Stuhlinkontinenz. Be- schiedenen Größen erhältliche Analtampon (siehe Aufbewahrungsfrist) für Krankenunterla-
83 Anaspadie

gen. Sie beträgt zurzeit 10 Jahre nach Abschluss sätzlich mit respiratorischer, gastrointestina-
Anaphylaxie:
der Behandlung.
anamneø stisch: engl. anamnestic. In Bezug auf
ler, kardiovaskulärer Klinik, bei Schwere-
grad III mit Kehlkopfödem, Bronchospas-
Sog. Notfallset zur Soforthilfe. A
[1]
die Krankengeschichte. mus, Zyanose, Defäkation, Schock, bei Inhalt
Anandamid → Endocannabinoide Schweregrad IV Atemstillstand, Herz-Kreis-
Adrenalin zur i. m. Anwendung (Autoinjektor)
Anankaø smus m: engl. anancasm. Äußerst ge- lauf-Stillstand
wissenhaftes, rigides und ängstlich-zwanghaf- – Graduierung hinsichtlich vitaler Bedrohlich- Histamin-H1-Rezeptoren-Blocker zur p. o.
tes Verhalten. Im engeren Sinn ist Anankasmus keit: Anaphylaxie mit: 1. Herz-Kreislauf- Anwendung
das Auftreten von Zwangsphänomenen Stillstand (Anaphylaxie Schweregrad IV) Glukokortikoid zur p. o. oder rektalen
(Zwangsgedanken* oder Zwangshandlungen*), 2. v. a. kardiovaskulärer Manifestation (Ana- Anwendung
die als unsinnig oder unnötig erkannt werden, phylaxie Schweregrad II–III) 3. v. a. Obstruk- fakultativ:
z. B. bei Zwangsstörung*, anankastischer Per- tion der oberen Atemwege (Anaphylaxie
sönlichkeitsstörung*, Depression*, Schizophre- Schweregrad II–III) 4. v. a. Obstruktion der beta-2-selektives Sympathomimetikum zur
nie* und anderen psychischen Störungen. unteren Atemwege (Anaphylaxie Schwere- inhalativen Anwendung bei Asthma
Anaphase → Meiose grad II–III) 5. v. a. gastrointestinaler Manifes- bronchiale
Anaphase → Mitose tation (Anaphylaxie Schweregrad II–III) Adrenalin zur inhalativen Anwendung bei zu
Anaphylatoxine n pl: engl. anaphylatoxins. 6. v. a. (systemisch vermittelter generalisier- erwartender Atemwegsobstruktion (anamnes-
Komplementspaltprodukte (C3a, C5a), die bei ter) kutaner und allgemeiner Manifestation tisch Anaphylaxie mit Kehlkopfödem)
anaphylaktischer Reaktion (Anaphylaxie*) (Anaphylaxie Schweregrad I). [1]
zusammen mit schriftlicher Anleitung
durch die Aktivierung von Komplement* aus C3 Therapie: Sofort und symptomorientiert unter (Anaphylaxie-Pass, -Notfallplan)
und C5 entstehen. Sie bewirken die Freisetzung Sicherung der Vitalfunktionen, ggf. (Schwere-
von Mediatoren aus Mastzellen, Einwanderung grad IV) umgehend Reanimation* (siehe dort)
von Entzündungszellen und Kontraktion der mit Adrenalin i. v. (ggf. intraossär), forciertem
glatten Muskulatur. Volumenersatz und Antiallergika (Antihistami- – Betasympathomimetikum: bei bronchialer
Anaphylaxie f: engl. anaphylaxis. Durch Anti- nika, Glukokortikoid). Grundsätzliche Maß- Obstruktion (Anaphylaxie mit v. a. Obstruk-
körper* der Klasse IgE vermittelte maximale nahmen sind: tion der unteren Atemwege im Sinne Schwe-
Überempfindlichkeitsreaktion vom Soforttyp – Allergenkarenz (Stopp der Allergenzufuhr; regrad II–III) beta-2-selektives Sympathomi-
(Typ I der Allergie*). Anaphylaxie tritt nach ei- ggf. potenzielles Allergen asservieren), adä- metikum (Salbutamul, Terbutalin, Adrena-
ner Sensibilisierungsphase (6–10 Tagen bei quate Lagerung lin o. a.) inhalativ (z. B. mit Spacer als Inha-
Menschen) bei erneutem Kontakt mit dem spe- – bei Anaphylaxie mit v. a. kardiovaskulärer lierhilfe), ggf. parenteral (z. B. Terbutalin s. c.
zifischen Allergen* auf. Häufige Ursachen sind oder respiratorischer Manifestation (Anaphy- oder Reproterol i. v.) oder Adrenalin i. v.
Nahrungsmittel (v. a. bei Kindern), Arzneimit- laxie Schweregrad II–III) Sauerstoffgabe*: – Antihistaminika i. v.: Histamin*-H1-Rezepto-
tel und Insektengift. 100 % Sauerstoff inhalativ über Atemmaske ren-Blocker, bei schwerer therapierefraktärer
Pathogenese: Der auf ein Allergen* gebildete mit hohem Flow, ggf. Atemwegssicherung* Anaphylaxie zusätzlich Histamin*-H2-Re-
Antikörper* bindet sich an Mastzellen* und ba- durch endotracheale Intubation und Beat- zeptoren-Blocker
sophile Leukozyten. Die Antigen*-Antikörper- mung – Glukokortikoid* i. v. (ggf. rektal oder p. o.)
Reaktion bei Wiederkontakt mit dem Allergen – venöser Zugang mit kristalloider Infusion mit protrahierter Wirkung (nicht akut)
führt zur Freisetzung vasoaktiver Substanzen zum Offenhalten des Zugangs bzw. bei Ana- – evtl. Spasmolytikum, Antiemetikum o. a.
(sog. Mediatoren*), u. a. Histamin*, Serotonin*, phylaxie mit v. a. kardiovaskulärer Manifes- symptomatische Therapie je nach Klinik
Bradykinin*, Leukotriene* C4, D4 und E4 sowie tation forcierter Volumenersatz* durch kris- – nach erfolgreicher Akuttherapie der Anaphy-
neutrophil-chemotaktischer und thrombozy- talloide Infusionslösung (z. B. balancierte laxie stationäre Überwachung und bei erhöh-
tenaktivierender Faktoren. Vollelektrolytlösung) i. v. bzw. ggf. intraos- tem Risiko (nach Anaphylaxie Schwere-
Klinik: Plötzliches Auftreten typischer klini- sär; unter Umständen im Verlauf kolloidal grad ≥ II) durch nicht sicher vermeidbares ur-
scher Manifestation – Katecholamin*: im Rahmen der Reanimation sächliches Allergen ggf. Indikationsstellung
– Vor allem kutan (Juckreiz, Urtikaria, Angio- Adrenalin i. v. (bzw. intraossär); bei nicht re- für sog. Notfallset zur Soforthilfe (siehe Tab.)
ödem, Erythem bzw. Flush) animationspflichtigem Patienten mit v. a. mit Anaphylaxie-Pass und -Notfallplan.
– respiratorisch (Brennen, Kribbeln, Juckreiz, kardiovaskulärer oder respiratorischer Mani- Prävention: Allergologische Diagnostik und Al-
Ödem oropharyngeal, Dysphagie, Dyspho- festation (Anaphylaxie Schweregrad II–III) lergenkarenz.
nie, Rhinorrhö, Dyspnoe, Kehlkopfödem, Adrenalin i. m. (bei Obstruktion der oberen Anaplasie f: engl. anaplasia. Übergang höher
Bronchospasmus, Zyanose, Atemstillstand) Atemwege, Kehlkopfödem zusätzlich inhala- differenzierter Zellen in weniger differenzierte.
– gastrointestinal (Nausea, Emesis, krampfarti- tiv über Vernebler), ggf. wiederholt alle 5– Anarthrie → Dysarthrie
ger Bauchschmerz, Diarrhö, Meteorismus, 10 Minuten, ggf. Adrenalin i. v. Anasaø rka f: engl. anasarca. Ausgedehntes, lage-
unwillkürliche Defäkation u. a.) – unter Umständen (fehlendes therapeutisches rungsabhängiges Ödem* in der Subkutis. Häu-
– kardiovaskulär (Tachykardie, arterielle Hy- Ansprechen, Patienten unter Phamakothera- fige Formen sind Lid-, Gesichts- und Flanken-
potonie, kardiale Arrhythmie, Schock, Herz- pie mit Beta-Rezeptoren-Blocker) Glukagon ödeme. Ursachen einer Anasarka sind v. a. eine
Kreislauf-Stillstand). – ggf. i. v. Infusion von Dopamin bzw. Nor- Herzinsuffizienz* und das nephrotische Syn-
Klinische Einteilung: adrenalin bei unzureichendem Therapieer- drom* sowie ein sonstiger Eiweißmangel, z. B.
– Schweregrade I–IV: Schweregrad I mit aus- folg (hämodynamisch nicht stabilisierbar) infolge eines Tumors.
schließlich kutaner (und allgemeiner) klini- unter Adrenalin und forciertem Volumener- Anaspadie f: engl. anaspadias. Harnröhren-
scher Manifestation, Schweregrad II–IV zu- satz mündung auf dem Rücken des Penis.
Anastomose 84

Anastomose f: engl. anastomosis. Natürliche gend eines Pankreaskarzinoms mit Abfluss- Anastomosenulkus n: engl. anastomotic ulcer.
A Verbindung zwischen Blut- (z. B. arteriovenöse
Anastomose) oder Lymphgefäßen, außerdem
behinderung der Galle in das Duodenum
(Rückstau in die Leber mit konsekutivem Ik-
In der Anastomosenregion auftretendes Ge-
schwür als postoperative Komplikation nach
operativ angelegte Verbindung von Hohlorga- terus*). Gastroduodenostomie bzw. Gastrojejunostomie
nen (z. B. Enteroanastomose, Gastroenterosto- Die Anlage einer biliodigestiven Anastomose ist nach Magenteilresektion*. Die Diagnose erfolgt
mie, Choledochojejunostomie) oder Blut- (z. B. häufig nur noch dann notwendig, wenn die en- mittels Ösophagogastroduodenoskopie*. Die
gefäßchirurgischer Shunt zur Hämodialyse) doskopische Therapie mittels ERC (siehe Behandlung erfolgt je nach Ursache medika-
und Lymphgefäßen. ERCP*) mit Stenteinlage oder eine PTCD tech- mentös durch Protonenpumpenhemmer, ggf.
Formen: Einteilung der operativ angelegten nisch nicht mehr möglich sind. Eradikationsbehandlung oder operativ durch
Anastomosen (siehe Abb.): Anastomose, gastroduodenale → Magenteil- Nachresektion und Roux*-Operation.
– End-zu-End-Anastomose: Wiedervereini- resektion Siehe Abb.
gung von Hohlorganstümpfen nach Teilre- Anastomose, kavopulmonale → Fontan-Ope- Klinik: Je nach Lage und Höhe der Anastomose
sektion bzw. zur Interposition (z. B. Dünn- ration – Sodbrennen
darmanastomose, Gallenganganastomose) Anastomose, kavopulmonale → Glenn-Ope- – Völlegefühl
– End-zu-Seit-Anastomose: seitliches Einnä- ration – Schmerzen
hen eines endständigen Hohlorganstumpfs Anastomoseninsuffizienz f: engl. anastomotic – Übelkeit und Erbrechen
in einen anderen Organabschnitt oder in ein leak. Nahtinsuffizienz einer operativ angelegten – Blutung.
anderes Hohlorgan (z. B. Hepatikojejunosto- Anastomose* infolge einer Mangeldurchblu- Diagnostik:
mie, Gastrojejunostomie) tung, Nahtverbindung unter Spannung oder – Ösophagogastroduodenoskopie* mit Entnah-
– Seit-zu-Seit-Anastomose: operative Verbin- aufgrund eines Anlagefehlers. me von Probebiopsien zur patho-histologi-
dung von 2 jeweils seitlich eröffneten Hohl- Anastomosenkarzinom n: engl. anastomotic schen Untersuchung
organabschnitten (z. B. Darmanastomose, carcinoma. An einer Nahtverbindung gelegene – Röntgenkontrastmitteluntersuchung nur
Gallenganganastomose, Pankreatikojejuno- Tumormanifestation nach Anlage von Anasto- noch in seltenen Fällen bei gezielten Frage-
stomie). mosen* im Gastrointestinaltrakt oder Respirati- stellungen indiziert.
onstrakt. Anastomosenkarzinome entstehen Therapie:
entweder wegen des Verbleibs von Tumorresten – Protonenpumpen-Hemmer
bei der Erstoperation oder durch Reflux aggres- – Helicobacter*-pylori-Eradikationstherapie
siver Verdauungssäfte. – unter Umständen Nachresektion des Magens
Ätiologie: und Umwandlung einer Magenteilresektion
– Residualtumor bei onkochirurgischen Primär- nach Billroth II in eine Roux*-Operation mit
eingriffen mit R1- (mikroskopisch) oder R2- Gastrojejunostomie.
Situation (makroskopisch) am patho-histolo-
gisch aufgearbeiteten Resektat (vgl. UICC-
Klassifikation; siehe auch Resektion*)
– Entzündung im Bereich einer Gastro-Jejuno-
Anastomose: Operativ angelegte Anastomose des stomie durch ständigen Reflux von Galle-
Gastrointestinaltrakts; 1: End-zu-End-Anastomose; und Pankreassekret über die aufsteigende
2: End-zu-Seit-Anastomose; 3: Seit-zu-Seit- Schlinge in den Magen nach klassischer Bill-
Anastomose. roth-II-Magenresektion ohne Braun*-Fuß-
punktanastomose: 1. Reflux bedingt Ausbil-
dung einer C-Gastritis 2. in der Folge Meta-
Anastomose, biliodigestive f: engl. biliodiges- plasie, Dysplasie und letztendlich Karzinom-
tive anastomosis. Chirurgisch angelegte Verbin- entstehung im Restmagen (sog. Magen-
dung zwischen dem Gallengangsystem bzw. der stumpfkarzinom*).
Gallenblase und dem Dünndarm (meist dem Je- Anastomosen, portokavale f pl: engl. porto- Anastomosenulkus: Zustand nach Magenteil-
junum), u. a. im Rahmen einer Lebertransplan- caval anastomoses. Anastomosen zwischen Äs- resektion nach Billroth II. [36]
tation* oder Duodenopankreatektomie* sowie ten der V. portae hepatis und Ästen der V. cava
palliativ bei inoperablen Tumoren des Pankreas superior und V. cava inferior. Anastomose, splenorenale → Shunt, porto-
oder Duodenums. Klinische Bedeutung: systemischer
Formen: Unter anderem als – Können bei portaler Hypertension* extrahe- Anastomositis f: Entzündung einer operativ
– Hepatojejunostomie patischen Kollateralkreislauf (klinisch v. a. als angelegten Anastomose*, besonders von Hohl-
– Choledochojejunostomie Ösophagusvarizen*, Fundusvarizen*, Caput* organen.
– selten als Choledochoduodenostomie oder medusae und Hämorrhoiden*) ausbilden, da- Vorkommen: In der Viszeralchirurgie, häufig in
Choledochogastrostomie. durch Abfluss des gestauten Pfortaderbluts Zusammenhang mit Ulkusbildung im Anasto-
Indikationen: möglich mosenbereich nach z. B.
– Notwendige Anastomose nach Kausch-Whip- – pathophysiologische Voraussetzung für Ent- – Ösophagusresektionen
ple-Operation (siehe auch Duodenopankrea- wicklung einer hepatischen Enzephalopa- – Magenresektionen
tektomie*) thie*, daneben bestehen in der zirrhotisch – Rektumresektionen.
– bei Malignomen des Ductus hepatocholedo- umgebauten Leber multiple, intrahepatische, Anatomische Leberresektion f: Sich am Ge-
chus und palliativ bei Inoperabilität vorwie- portokavale Anastomosen. fäßbaum der Leber orientierende Leberresekti-
85 Androgenresistenz

on, der stets die präliminare Unterbindung der überwiegend Androgene* (ca. 10–20 % der von Androgenvorstufen, erhöhte Sensitivität
betroffenen Gefäße und der entsprechenden
Gallengänge vorausgeht.
Androblastome), seltener Östrogene. Entspre-
chend kommt es zu Virilisierung oder Femini-
der Zielorgane, Androgenbiosynthese in Ovar
und Nebennierenrinde, verminderte Androgen-
A
Anatomische Pinzeø tte f: Chirurgisches, sierung. Ca. 10 % der Androblastome entarten bindung an Serumproteine, iatrogener Einfluss
schmales, zangenartiges Greif- und Halteinstru- maligne. Behandelt wird mittels operativer Ent- und Doping. Behandelt wird symptomatisch
ment ohne Zähnchen (atraumatisch) an der fernung. mit Antiandrogenen*.
Spitze. Hiermit können sehr gut weiche, leicht Androgene n pl: engl. androgens. Sammelbe- Diagnostik: Bestimmung von Testosteron und
verletzliche Gewebe atraumatisch gefasst und zeichnung für männliche Sexualhormone* (C19- Dehydroepiandrosteron*-Sulfat (DHEA-S) im
gehalten werden, z. B. Darm- oder Gefäßwände. Steroidhormone*), v. a. Testosteron (höchste Se- Serum zum Ausschluss von androgenproduzie-
Anazidität f: engl. anacidity; syn. Inazidität. rumkonzentration) und seine Metaboliten 5α- rendem Tumor oder adrenogenitalem Syn-
Fehlen von freier Salzsäure im Magensaft* bei Dihydrotestosteron (wirksame Form), Andros- drom*.
chronischer Gastritis* und perniziöser Anämie*. tendion und Androsteron. Im Blut sind Andro- Androgenresistenz f: engl. androgen insensitivi-
Wenn auch nach Gabe von Pentagastrin keine gene zu ca. 98 % an SHBG gebunden. Die physio- ty syndrome (Abk. AIS). Mutationsbedingte Form
Säureproduktion einsetzt, spricht man von ei- logische HWZ beträgt ca. 12 min. der sexuellen Differenzierungsstörung* mit
ner Pentagastrin-(Histamin-)negativen, refrak- Biosynthese: Die Biosynthese findet in Hoden normalem XY-Karyotyp. Sie kommt als kom-
tären, absoluten oder kompletten Antazidität. (Leydig-Zwischenzellen), Nebennierenrinde plette Form mit weiblichem Habitus und feh-
Anazidogenese f: engl. anacidogenesis. Unfä- und in kleinen Mengen im Ovar statt. Die tägli- lender Sekundärbehaarung und als partielle
higkeit der Nieren, Wasserstoffionen auszu- che Produktionsmenge eines erwachsenen Man- Form mit intersexuellem Genitale vor.
scheiden und Bikarbonationen aus dem Primär- nes beträgt ca. 6–8 mg Testosteron. Ätiologie: Mutation des Androgen-Rezeptor-
filtrat zu resorbieren. Regulation: Die Hormonregulation erfolgt Gens auf dem Genlocus Xq11–q12.
Ancylostoma n: Zu den Nematodes* gehören- durch LH (Hormon-Rezeptoren, Hypothala- Formen: Komplette Androgenresistenz
der Dünndarmparasit, der in den Tropen und mus-Hypophysen-System; siehe Hypothala- – CAIS für engl. complete androgen insensitivi-
Subtropen verbreitet ist. Medizinisch relevante mus*, Abb. 2 dort). ty syndrome
Arten sind A. duodenale (Erreger der Ankylosto- Abbau: Der Abbau findet zu 80 % in der Leber – syn. Hairless-Woman-Syndrom
miasis*) sowie A. brasiliense und A. caninum sowie in Haut und Prostata statt. Die renale – vollständige Resistenz der Androgen-Rezep-
(Larva* migrans cutanea, Mensch als Fehlwirt). Ausscheidung erfolgt v. a. in Form der 17-Keto- toren in den Endorganen bei normaler Tes-
Andersch-Ganglion → Nervus glossopharyn- steroide Androsteron und Etiocholanolon bzw. tosteronkonzentration im Serum
geus nach Glukuronierung, bei Kindern in sulfatier- – Klinik: 1. weiblicher Habitus mit normaler
Andersen-Syndrom → Long-QT-Syndrom ter Form. Brustentwicklung, weiblichem äußerem Ge-
Anderson-Klassifikation → Dens-axis-Frak- Wirkung: Siehe Tab. nitale (blind endende Vagina, Fehlen von
tur Androgenisierung f: engl. androgenisation. Uterus, Tuben und Ovar) und fehlender Se-
Anderson-Montesano-Klassifikation → Kon- Sammelbezeichnung für Folgen verstärkter kundärbehaarung 2. Abdominal- oder Ingui-
dylenfraktur, okzipitale Wirkung von Androgenen* wie Virilisierung*, nalhoden ohne Spermatogenese 3. häufig
Andorn, weißer m: syn. Marrubium vulgare. Maskulinisierung* und Defeminisierung*. Ur- Leistenhernie 4. psychisches Geschlecht
Ausdauerndes Kraut aus der Familie der Lamia- sachen sind die erhöhte periphere Umsetzung weiblich.
ceae (Lippenblütler), das in Zentralasien bis Mit-
telmeergebiet sowie in Nord- und Südamerika
vorkommt. Weißer Andorn wirkt choleretisch, Androgene:
expektorierend und anti-inflammatorisch. Er Physiologische Wirkungen.
wird bei Erkrankungen des Magen-Darm-
Trakts und der Lunge eingesetzt. Funktion, Organ Wirkung
Verwendung: Teeaufguss, Frischpflanzenpress- Stoffwechsel allgemein: anabole Wirkung durch vermehrte Nukleinsäure- und
saft (2–6 EL) u. a. galenische Zubereitungen: Proteinsynthese
– Medizinisch bei Appetitlosigkeit, dyspepti-
schen Beschwerden, Katarrhen der oberen in Zielorganen: Stimulation spezifischer Stoffwechselleistungen
Atemwege (Kommission E) männliches Genitale Beeinflussung der Ausbildung von Penis, Samenleiter, Samenblase und
– volkstümlich auch bei Störungen der Gallese- Prostata
kretion, akuter und chronischer Bronchitis, Förderung bestimmter Stadien der Spermatogenese
Pertussis und Asthma bronchiale
– zum Gurgeln bei Mund- und Rachenentzün- Haut, Haare Ausbildung des virilen Behaarungstyps (bei Frauen evtl. Hirsutismus)
dungen Beeinflussung von Acne vulgaris u. a. Hauterkrankungen
– äußerlich bei Hautverletzungen
Skelett in niedriger Dosis: Proliferation des epiphysären Knorpels, Förderung
– zur Herstellung von Bitterlikören und appe- des Längenwachstums
titanregenden Weinen.
Andrews-Bakterid → Pustulosis palmaris et in höherer Dosis: Schluss der Epiphysenfugen und Kalzifikation
plantaris Zentralnervensystem Rückkopplung auf die hypophysäre Gonadotropinsekretion
Androblastom n: engl. androblastoma. Seltener
Enzyme Expression geschlechtsspezifischer Enzymmuster in verschiedenen Organen
Keimstrangtumor, der aus unreif gebliebenem
und Beeinflussung der Differenzierung des Sexualzentrums
bzw. männlich angelegtem Keimepithel her- in der Embryonalperiode und postnatal
vorgeht. Teilweise produziert er Hormone,
Androgen-Rezeptor-Modulatoren, selektive 86

Partielle Androgenresistenz das erste, von Adolf Butenandt (1931) aus


A – PAIS für engl. partial androgen insensitivity
syndrome
männlichen Harn isolierte Steroidhormon.
Androtropie f: engl. androtropism; syn. Andro-
– syn. Reifenstein-Syndrom tropismus. Gehäuftes Vorkommen bestimmter
– Klinik: 1. intersexuelles Genitale mit Hypo- Krankheiten und (erblicher) Syndrome bei Män-
spadie, kleinen Hoden und Hodenatrophie nern.
durch inkomplette Resistenz der Androgen- Anejakulation → Aspermie
Rezeptoren 2. in der Pubertät Ausbildung ei- Anelektrotonus → Elektrotonus
ner Gynäkomastie 3. spärliche Sekundärbe- Anenzephalie f: engl. anencephaly; syn. Anence-
haarung. phalie. Schwere Fehlbildung* mit Akranie* und
Androgen-Rezeptor-Modulatoren, selektive Fehlen oder Degeneration von Teilen des Ge-
m pl: engl. selective androgen receptor modulators. hirns. Sie ist Folge eines ausbleibenden Ver-
Gruppe von nicht mehr im Handel befindlichen schlusses des Neuroporus anterior in der zu-
Arzneimitteln mit anaboler Wirkung, z. B. Mes- künftigen Gehirnregion des Neuralrohres. An-
Aneurysma: Einteilung nach Pathologie,
terolon und Nandrolon zur Therapie von Ka- enzephalie ist oft kombiniert mit Spaltbildung
1: Aneurysma verum, 2: Dissektion mit sekundärem
chexie und Osteoporose. Sie wurden miss- im Zervikalbereich. In den letzten Schwanger-
Aneurysma (Aneurysma dissecans mit entry und
braucht als Dopingwirkstoff. Siehe Doping*, schaftsmonaten wird ein Hydramnion* deut-
reentry), 3: Aneurysma spurium.
Tab. dort. lich.
Androgynie f: engl. androgyny. Bei Menschen Häufigkeit: Ca. 1 : 1000 Lebendgeborene.
beiderlei Geschlechts vorkommende Ausprä- Prognose: Lebenserwartung wenige Stunden bis ge Dissektion* mit Eindringen (entry) von
gung von typisch männlichen und weiblichen Tage aufgrund des fehlenden Schluckreflexes* Blut in ein Pseudogefäßlumen (sog. falsches
Merkmalen, die eine eindeutige Geschlechter- (siehe Dehydrierung). Gefäßlumen) am Ort des intimalen Einrisses,
zuordnung erschweren. Anergie: engl. anergy. Fehlende Immunant- Wühlblutung und Kanalisierung innerhalb
Andrologie f: engl. andrology. Lehre von der wort nach Antigenexposition. der Gefäßwand (zwischen Intima und Media)
Anatomie, Funktion und den Störungen der Anethol n: engl. anethole. Phenylpropanderi- 2. evtl. distale Wiedereinmündung (reentry)
männlichen Geschlechtsorgane. Die Andrologie vat. Anethol ist in verschiedenen ätherischen in das (sog. wahre) Gefäßlumen 3. z. B. Aor-
ist ein interdisziplinäres Gebiet. Ölen enthalten, z. B. im Anis-, Sternanis- und tendissektion
Aufgabengebiete: Fenchelöl. Medizinisch wird es verwendet wie – Aneurysma spurium (falsches Aneurysma):
– Anatomie und Physiologie der männlichen Anisöl als Antitussivum, Sekretolytikum und 1. perivasales, teilweise endothelialisiertes
Geschlechtsorgane Expektorans. Technisch dient es als Einbet- und organisiertes Hämatom, das mit dem
– Erkrankungen von Prostata, Hoden, Urethra tungsflüssigkeit in der Mikroskopie. Gefäßlumen in Verbindung steht 2. Entste-
und Penis Anethum graveolens → Dill hung aus Extravasat* nach Gefäßwandein-
– reproduktive Funktionen und Störungen des Aneurin → Vitamin B1 riss, perforierendem Trauma (häufigste Ursa-
Mannes (Infertilität*, Spermiogramm*) Aneurinchloridhydrochlorid → Vitamin B1 che: iatrogen nach Punktion der A. femoralis)
– endokrinologische Störungen, insbesondere Aneurinnitrat → Vitamin B1 oder als blutgefüllte Aussackung der Adven-
der Testosteronproduktion (siehe Hypogona- Aneurinum hydrochloricum → Vitamin B1 titia nach stumpfem Arterientrauma mit par-
dismus*) Aneurinum nitricum → Vitamin B1 tiellem Einriss der Gefäßwand von innen
– sexuelle Gesundheit und Sexualstörungen Aneuryø sma n: engl. aneurysm. Vaskuläre (meist nach außen (traumatische Aortenruptur*)
des Mannes (Erektion*, erektile Dysfunktion, arteriell, selten venös) oder kardiale, umschrie- – Aneurysma arteriovenosum: 1. infolge einer
Ejakulationsstörung*, Sexualmedizin) bene, pathologische Ausweitung, zumeist Folge aneurysmatischen Verbindung zwischen Ar-
– Fragen des heranwachsenden Mannes (Pu- arteriosklerotischer Umbauvorgänge der Gefäß- terie und Vene 2. Sonderform der arteriove-
bertät*) wand. Aneurysmen sind oft asymptomatisch. Es nösen Fistel*.
– Altersveränderungen des Mannes (Aging* drohen jedoch ernste Komplikationen wie Dis- Nach Lokalisation, z. B.:
Male) sektion, Thrombosen und Rupturen mit akut – Aortenaneurysma* (Abb. 1 dort)
– Abklärung einer Gynäkomastie* lebensgefährlicher Blutung. – intrakranielles Aneurysma*
– männliche Kontrazeption*. Einteilung: Nach Morphologie: – kardial (z. B. Herzwandaneurysma*, Vorhof-
Androstendion n: engl. androstenedione; syn. 4- – Sackförmig (Aneurysma sacciforme) septumaneurysma*, Herzklappenaneurysma*
Androsten-3,17-dion. Schwach androgenes Ste- – spindelförmig (Aneurysma fusiforme sive cy- oder Koronararterien betreffend)
roidhormon, das in geringer Menge in Neben- lindricum) – viszeral oder peripher (A. subclavia, A. femo-
nierenrinde und Ovar durch Reduktion von De- – kahnförmig (Aneurysma naviculare sive cu- ralis, A. poplitea, A. carotis, supraaortal).
hydroepiandrosteron entsteht. Androstendion neiforme) Klinik:
kann im peripheren Fettgewebe, besonders bei – geschlängelt (Aneurysma serpentinum); – Häufig asymptomatisch (Zufallsbefund)
primärem polyzystischem Ovarialsyndrom, im – Trauben- oder Rankenaneurysma (Aneurys- – je nach Lokalisation evtl.: 1. Pulsation und
Klimakterium und durch bestimmte Karzino- ma cirsoideum sive racemosum). Kompressionserscheinungen (bei großem
me zu Estron metabolisiert werden. Nach Pathologie (siehe Abb.): Aneurysma) 2. Schmerzen infolge: I. rascher
Androsteron n: engl. androsterone; syn. 3α- – Aneurysma verum (echtes Aneurysma) mit Expansion (z. B. in Abdomen oder Thorax
Hydroxy-5α-androstan-17-on. Natürlich vor- Ausdehnung aller Wandschichten bei erhal- ausstrahlende Rückenschmerzen bei Aorten-
kommendes Androgen. Es ist ein Metabolit tener Gefäßwandkontinuität aneurysma) oder II. Durchblutungsstörun-
beim Abbau von Testosteron. Androsteron ist – Aneurysma dissecans (syn. dissezierendes gen aufgrund zunehmender Thrombosie-
Aneurysma): 1. sekundäres Aneurysma infol- rung (bei Beteiligung der Koronararterien
87 Aneurysma, intrakranielles

Angina* pectoris, der Viszeralarterien Angi- ohne die Durchblutung im Ursprungsgefäß zu


na* abdominalis, der A. renalis arterielle Hy-
pertonie*, der A. poplitea Claudicatio* inter-
beeinträchtigen.
Vorgehen: Der Clip wird mit der Clipzange mik-
A
mittens, selten akuter Aortenverschluss) rochirugisch offen so über den Aneursmahals an
III. eines absteigenden Ischämiesyndroms* seinem Ursprung geschoben, dass der Aneurys-
aufgrund einer Verlegung von Seitenästen mahals nach Verschluss (Öffnen der Clipzange)
der Aorta bei dissezierendem Aortenaneu- von 2/3 der Cliplänge umfasst ist, um ein Ver-
rysma rutschen oder Öffnen des Clips durch den Blut-
– Nicoladoni*-Israel-Branham-Zeichen bei druck auszuschließen.
Aneurysma arteriovenosum Aneuryø sma, intrakranieø lles n: engl. intracrani-
– subfebrile Temperatur bei bakterieller Ge- al aneurysm. Aneurysma* innerhalb des Schä-
nese. dels, im engeren Sinne ein arterielles intrakrani-
Komplikationen: elles Aneurysma, selten auch venös als Fehlbil-
– Thrombosierung, periphere arterielle Embo- dung der V. magna cerebri (V. Galeni) mit Stö-
lie* rung der Liquorpassage (Hydrozephalus*). Oh-
– Ruptur mit vital bedrohlicher Blutung (z. B. ne rasche mikrochirurgische oder interventio-
Subarachnoidalblutung* bei rupturiertem nelle Therapie hat eine Ruptur eine schlechte
intrakraniellem Aneurysma, hämorrhagi- Prognose. Aneurysma, intrakranielles Abb. 1: großes basales
scher Schock, Akutes* Abdomen oder Häma- Vorkommen: Aneurysma der A. carotis interna rechts am Abgang
tothorax bei Aortenruptur*), Perforation in – Inzidentell (Häufigkeit 2–4 %) der A. communicans posterior (Angiografie). [59]
Nachbarstrukturen (z. B. aortoduodenale – teilweise familiär gehäuft (z. B. bei autoso-
oder -ösophageale Fistel mit gastrointestina- mal-dominant erblicher polyzystischer Nie-
ler Blutung bei mykotischem Aneurysma) renerkrankung mit einer Häufigkeit von ca.
– unter Umständen akuter Arterienverschluss*. 10 % oder bei Ehlers*-Danlos-Syndrom).
Diagnostik: Lokalisation:
– Palpation (pulsierender Tumor) – Vor allem an der Schädelbasis (basales Aneu-
– Auskultation (Gefäßgeräusch infolge Strö- rysma) im Bereich des Circulus* arteriosus ce-
mungsturbulenz) rebri (Abb. dort)
– Ultraschalldiagnostik – ca. 90 % im Stromgebiet der A. carotis inter-
– Röntgendiagnostik na, besonders an den Aufzweigungen (z. B.
– CT an der A. carotis interna oft am Abgang der
– CT*-Angiografie A. communicans posterior, an der A. cerebri
– Angio-MRT media meist in der Mediabifurkation)
– Angiografie. – seltener vertebrobasilär bzw. hintere Schädel-
Aneurysma, intrakranielles Abb. 2: großes basales
Therapie: Je nach Größe, Lokalisation und Kli- grube (Vertebralisaneurysma, oft am Abgang
Aneurysma der A. carotis interna rechts, mikro-
nik (neben Behandlung der Grunderkrankung) der A. cerebelli inferior posterior; Basilaris-
chirurgischer Verschluss des Aneurysmahalses mit
– Offene OP: ggf. mit chirurgischem Ersatz des aneurysma, meist an der Bifurkation in die
(Titan-)Clip (intraoperatives Mikro-Foto). [59]
aneurysmatischen Gefäßabschnitts durch In- Aa. cerebri posteriores)
terponat (Gefäßprothese*, homologe Vene bei – multiple Lokalisation in ca. 20–30 % der
peripherem Aneurysma), Aorten-Autograft, Fälle.
selten (z. B. popliteales Aneurysma) Bypass- Klinik: – MRT (MR-Angiografie)
Operation – Meist asymptomatisch bis zur Ruptur (siehe – ggf. intraarterielle digitale* Subtraktionsan-
– ggf. endovaskuläre Aneurysmaausschaltung Komplikationen) oder ischämischem Schlag- giografie (siehe Abb. 1).
(EVAR) mit Stent(-graft). anfall* durch Embolien aus teilthrombosier- Therapie: Bei Ruptur frühzeitig (innerhalb 24–
Aneuryø sma, basales n: engl. basal aneurysm. tem Aneurysma 48 h), bei asymptomatischem Aneurysma ggf.
Aneurysma* (Gefäßaussackung) an Hirngefäßen – Zeichen intrakranieller Raumforderung prophylaktisch nach individueller Nutzen-Risi-
im Bereich der Schädelbasis (am Circulus* arte- durch Größenwachstum möglich, z. B. Oku- ko-Abwägung (Aneurysmagröße und -lokalisa-
riosus cerebri). Basale Aneurysmen sind die häu- lomotoriuslähmung* durch Aneurysma der tion sowie klinischer Status und Lebensalter des
figste Form der Hirngefäß-Aneurysmen. Es be- Arteria* communicans posterior (sog. plegi- Patienten):
steht Blutungsgefahr; siehe intrakranielles sches Aneurysma), Hydrozephalus bei verteb- – Mikrochirurgische Verfahren: 1. Clipping:
Aneurysma*. robasilärer Lokalisation. Verschluss mit Clip am Hals eines sackförmi-
Aneuryø sma-Clipping n: syn. Aneurysmen- Komplikation: Ruptur mit hoher Letalität (Sub- gen intrakraniellen Aneurysmas (siehe
Klippung. Verschluss von (Hirn-)Gefäß-Aneu- arachnoidalblutung*, intrazerebrale Blutung*). Abb. 2) 2. Trapping: Ausklemmen eines fusi-
rysmen mit Titan-Metallclips (MRT-verträg- Ein erhöhtes Rupturrisiko besteht mit zuneh- formen intrakraniellen Aneurysmas mit
lich). Der Clip wird am Abgang des krankhaften mender Größe bei vertebrobasilärer Lokalisati- Clips, ggf. zusätzliche Bypass-Operation
(sackförmigen) Aneurysmas von seinem Ur- on u. a. Risikofaktoren (arterielle Hypertonie*, 3. Wrapping: Ummantelung eines fusifor-
sprungsgefäß so aufgesetzt (mit der Clipzange), Nikotin- oder Alkoholkonsum). men intrakraniellen Aneurysmas, z. B. mit
dass der Aneurysma-Abgang vom Gefäß (der Diagnostik: Durastreifen
Aneurysma-Hals) vollständig verschlossen ist, – Kraniale CT*-Angiografie (3D*-Rekonstruk- – (zunehmend) interventionell-neuroradiolo-
tion) gisch durch Coiling (therapeutische Embolisa-
ANF 88

tion*): 1. Ausschaltung mit metallischen Spi- gangspunkt und Lateralisation aber von An- – tonische, schablonenhafte Bewegungen, Vo-
A ralen (Coils, z. B. nach Guglielmi aus Platin) 2.
bei venösem Aneurysma der V. Galeni inter-
fall zu Anfall nicht konstant
– fokaler epileptischer Anfall: von auf eine
kalisationen oder Sprechhemmung und vege-
tative Symptome (supplementär-motorischer
ventionell-neuroradiologische Embolisation Großhirnhemisphäre beschränkten neurona- Anfall) bei Fokus in der supplementär-moto-
der zuführenden arteriellen Shuntgefäße. len Netzwerken ausgehend und je nach Kli- rischen Region im Frontallappen
ANF: Abk. für antinukleäre Faktoren → Anti- nik unterteilt in: 1. Anfall ohne Einschrän- – Versivanfall*.
körper, antinukleäre kung von Bewusstsein oder Aufmerksamkeit Anfall, kompleø x-partieø ller → Anfall, epilepti-
ANF: Abk. für atrialer natriuretischer Faktor → (früher einfach-partieller Anfall), z. B.: I. fo- scher
Peptide, kardiale natriuretische kal-motorischer Anfall* II. somatosensori- Anfall, provozierter → Gelegenheitsanfall
Anfall, dissoziativer m: engl. dissociative sei- scher Anfall* III. sensorischer Anfall* IV. oder Anfall, psychogener → Anfall, dissoziativer
zure. Nichtepileptischer Anfall mit psychischen vegetative Symptome wie z. B. epigastrisches Anfall, sensorischer m: engl. sensory seizure.
Ursachen als Form der dissoziativen* Störung Gefühl, Blässe, Schweißausbruch, Erröten, Fokaler epileptischer Anfall* mit abnormen vi-
mit unspezifischem oder dem epileptischen An- Piloarrektion*, Mydriasis* 2. Anfall mit Ein- suellen, auditiven, olfaktorischen, gustatori-
fall* ähnelndem Muster, jedoch ohne EEG*-Be- schränkung von Bewusstsein oder Aufmerk- schen oder vertiginösen Sinnesempfindungen
fund. Ursachen sind Konflikte, Belastungen, samkeit (früher komplex-partieller Anfall) bei Fokus in sensorischen Arealen des zerebra-
Trauma, Persönlichkeitsstörung oder Anfälle und häufig mit charakteristischem, stadien- len Kortex.
als erlerntes Coping mit personalen oder sozia- haftem Ablauf mit zunächst: I. Aura* II. un- Anfallserie f: engl. serial seizure. Folge von epi-
len Problemen. Therapiert wird mit Psychothe- terschiedlich starker paroxysmaler Bewusst- leptischen Anfällen ohne andauernde Funkti-
rapie* und Verhaltenstherapie*. seinstrübung mit unwillkürlichen Bewe- onsstörung zwischen einzelnen Anfällen.
Vorkommen: gungsabläufen wie orale, gestische oder Anfall, somatosensorischer m: engl. somato-
– Ca. 4 % aller neu auftretenden Anfälle sprachliche Automatismen* III. Minuten sensory seizure; syn. sensibler Anfall. Fokaler epi-
– bis zu 30 % Kombination mit epileptischen oder länger dauernder Reorientierungsphase leptischer Anfall* mit somatosensorischen
Anfällen (in Komorbidität mit Epilepsie* als 3. psychische Symptome durch Störung hö- Symptomen in Form sensibler Reiz- oder Aus-
sog. Hysteroepilepsie). herer kortikaler Funktionen (selten bei epi- fallsymptome wie Kribbeln und Taubheitsge-
Klinik: leptischem Anfall ohne Bewusstseinsein- fühl bei Fokus in der Postzentralregion (sensib-
– Paroxysmale Verhaltensmuster ähnlich gene- schränkung), z. B.: I. aphasisch II. dysmnes- le Projektionsfelder im Parietallappen* des Cor-
ralisierten bzw. fokalen epileptischen Anfäl- tisch (z. B. Déjà-vu-Erlebnis) III. kognitiv tex cerebri).
len oder mit unspezifischen Anfallsmustern (z. B. Dreamy* State oder Zeitsinnstörung) Anfall, vestibulärer epileø ptischer → Vertigo
– häufig mit sensorischen Defiziten oder IV. affektiv (z. B. Angst oder Ärger) V. Illusio- epileptica
Symptomen assoziiert nen (z. B. Makropsie oder Metamorphopsie*) angeboren: engl. inborn. Zum Zeitpunkt der
– typische klinische Merkmals-Cluster wäh- VI. strukturierte Halluzinationen* (z. B. Mu- Geburt vorhanden. Angeborene, biologisch prä-
rend des Anfalls, z. B.: 1. Sensationen von sik oder Szenen) 4. fokal epileptischer Anfall determinierte Merkmale, Krankheiten oder De-
Übelkeit, Schwindel, Atemnot und Kopf- mit Entwicklung zu bilateralem konvulsi- fizitsyndrome sind kongenital*, d. h. durch
schmerzen in Anwesenheit wichtiger Bezugs- vem Anfall (früher sekundär generalisierter Schädigung bzw. Fehlerhaftigkeit des geneti-
personen 2. z. T. dramatische Anfallsmuster Anfall) schen Materials entstanden, oder konnatal*, al-
mit Arc* de cercle 3. heftige Affektexpression – epileptischer Spasmus*. so intrauterin oder während des Geburtsvor-
4. starke sympathikotone Anspannung Anfall, fokal-motorischer m: engl. focal motor gangs durch äußere Noxen entstanden.
5. geotrope Augenbewegung 6. häufig ge- seizure. Fokaler epileptischer Anfall* mit moto- Angeborene Herzfehler m pl: engl. congenital
schlossene Lider rischen Symptomen. Im Anschluss tritt häufig heart defect; syn. konnatale Angiokardiopathie.
– Dauer über mehrere Minuten eine vorübergehende Lähmung der betreffen- Angeborene Fehlbildungen des Herzens und/
– evtl. Sprechen im Anfall den Muskeln auf (sog. Todd-Lähmung). oder der herznahen Gefäße multifaktorieller
– unkoordinierte Kloni Formen: U. a. Ätiologie (Kombination aus genetischen und
– meist ohne Selbstverletzung. – Muskeltonuserhöhung, Myoklonien* oder Umweltfaktoren). In 1/3 der Fälle zeigen sich
Anfall, einfach-partieø ller → Anfall, epilepti- klonische Bewegungen bestimmter Körper- zusätzlich Fehlbildungen anderer Organsyste-
scher abschnitte (z. B. Finger, Hand, Gesicht), je me (v. a. des Urogenitaltrakts), besonders bei
Anfall, epileø ptischer m: engl. epileptic seizure. nach Lokalisation des Fokus in kontralatera- Chromosomenaberration*. Herzfehler sind sehr
Vorübergehendes Auftreten klinischer Sympto- ler Zentralregion (motorische Hirnrinde) häufig, jedes 100. Neugeborene ist betrof-
me wie unwillkürliche Bewegungsabläufe und – bei Ausbreitung über die gesamte Zentralre- fen.
sensible Reiz- oder Ausfallsymptome aufgrund gion Jackson*-Anfall Einteilung: Anatomisch und pathophysiolo-
abnormer exzessiver oder synchroner neurona- – Mastikatoriusanfall (fokaler Anfall der kont- gisch nach Hämodynamik (Shunt*, Zyanose*,
ler Aktivität im Gehirn (im EEG* nachweisbar), ralateralen Kaumuskulatur) mit schnellen siehe Tab.), z. B.:
bei Epilepsie oder im Rahmen akuter oder sub- Mahl-, Leck- und Kaubewegungen der Kiefer – Azyanotischer angeborener Herzfehler ohne
akuter Erkrankungen (Fieberkrampf*, Alkohol- – Artikulationsstörungen oder (als Hem- Shunt (valvuläre Pulmonalstenose* u. a.)
delir, Hypoglykämie, Intoxikation). Therapiert mungsphänomen) Sprechunfähigkeit (sog. – primär azyanotischer angeborener Herzfeh-
wird akut mit Benzodiazepinen. Einteilung : speech arrest) bei Fokus im unteren Teil der ler mit (Links-Rechts-)Shunt und vermehrter
– Generalisierter epileptischer Anfall: 1. von Zentralregion der dominanten Hemisphäre Lungenperfusion (isolierter Ventrikelsep-
einem bestimmten Punkt eines beide Groß- – epileptischer Nystagmus* tumdefekt* u. a.)
hirnhemisphären beteiligenden neuronalen – ein- und beidseitige tonische Extremitäten- – zyanotischer angeborener Herzfehler mit
Netzwerks ausgehend und sich rasch ausbrei- bewegungen (sog. posturaler oder Haltungs- (Rechts-Links-)Shunt (Fallot*-Tetralogie u. a.).
tend 2. Beginn kann fokal erscheinen 3. Aus- anfall) bei Fokus im Frontalhirn
89 Angina abdominalis

Angeborene Herzfehler:
Therapie: Angelhakenform f: engl. J-shape; syn. Rieder-
Pathophysiologische Einteilung nach – Interventionell oder operativ (Korrektur-
oder Palliativoperation)
Magenform. Formvariante des kontrastgefüll-
ten Magens im Röntgenbild bei stehendem Pati-
A
Hämodynamik.
– Endokarditisprophylaxe mit Antibiotika un- enten. Durch die Belastung wird die Corpusach-
angeborener Herzfehler Prävalenz[1] abhängig von Schweregrad des angeborenen se fast senkrecht gestellt und der untere Pol
azyanotischer Herzfehler ohne Shunt mit Herzfehlers. zum Magenknie ausgesackt, vom Knie an steigt
Behinderung des Blutkreislaufs Angeborene Paø nkreasanomalien f pl: Angebo- die Pars pylorica nach kranial. Siehe Abb.
rene Anomalien des Pankreas während der Em-
valvuläre Pulmonalstenose ca. 7 %
bryonalentwicklung. Zu differenzieren sind
Aortenisthmusstenose ca. 7 % Störungen der Gewebsdifferenzierung, Rotati-
valvuläre Aortenstenose ca. 4 % ons-, Fusions- und pankreatobiliäre Mündungs-
Aortenbogenanomalie ca. 1 % anomalien sowie angeborene Pankreaszysten*.
primär azyanotischer Herzfehler mit überwie- Ätiologie: meistens Störung einer der 3 kriti-
gendem arteriovenösem (Links-Rechts-)Shunt schen Entwicklungsschritte, d. h. der Gewebs-
und vermehrter Lungenperfusion differenzierung, Rotation und Fusion; Bildung
Ventrikelseptumdefekt (isoliert) ca. 31 % des Pankreas aus 2 entodermalen Vorderdarm-
knospen, der ventralen und dorsalen Pankreas-
Vorhofseptumdefekt ca. 7 % Angelhakenform: Beim stehenden Patienten
anlage, mit Drehung der ventralen Anlage nach
persistierender Ductus arteriosus ca. 7 % dorsal, der Rotation, und Vereinigung mit der
verändert sich durch die Schwerkraft die Kontur
atrioventrikulärer Septumdefekt ca. 5 % dorsalen Anlage, der Fusion. Einteilung:
des Magens. Im Röntgenkontrast zeigt sich diese
aortopulmonales Fenster ca. 1 % – Störung der Gewebsdifferenzierung: 1. Apla-
in Form eines großen "J" oder Angelhaken.

zyanotischer Herzfehler mit überwiegendem sie und Hypoplasie: sehr selten, isoliert oder
venoarteriellem (Rechts-Links-)Shunt in Kombination mit anderen Defekten, z. B.
Fallot-Tetralogie ca. 6 % zerebelläre Agenesie, in der Hälfte der Fälle Angelica archangelica → Engelwurz, echte
heterozygote Mutationen im Transkriptions- Anger-Kamera → Gammakamera
Transposition der großen ca. 5 %
Arterien
faktor GATA6 auf dem Genlocus 18q11.2, Angiektasie f: engl. angiectasis. Erweiterung
vereinzelt auch im Insulinpromotorfaktor 1 eines Gefäßes, z. B. Aneurysma*, Teleangiekta-
hypoplastisches Linksherz- ca. 4 % (IPF1, syn. PDX1) auf dem Genlocus 13q12.2 sie*, Varizen*, Lymphangiektasie*.
syndrom
oder im pankreatischen Transkriptionsfak- Angiitis → Vaskulitis
Pulmonalatresie (ohne VSD) ca. 2,5 % tor 1 (PTF1) auf dem Genlocus 10p12.2: Angiitis f: Entzündung von Blut- oder Lymph-
Trikuspidalatresie ca. 2 % I. Klinik: neonataler Diabetes, schwere intra- gefäßen, z. B. systemische Vaskulitis*, Arterii-
Double-Outlet-Right-Ventrikel ca. 1,5 % uterine Wachstumsretardierung, Diagnostik: tis*, Thrombophlebitis*, Lymphangitis*.
singulärer Ventrikel ca. 1,5 % Sonografie, MRT II. Therapie: je nach Prä- Angiitis, kutane leukozytoklaø stische → Vas-
Truncus arteriosus communis ca. 1 % sentation Substitution von Insulin oder Ver- kulitis, kutane leukozytoklastische
totale Lungenvenenfehlmündung ca. 1 %
dauungsenzymen 2. ektopes Pankreas Angina f: Enge, Beklemmung; im engeren Sin-
– Rotationsanomalien: z. B. Pancreas* anulare ne Angina tonsillaris (Tonsillitis*).
[1]
PAN-Studie (Abk. PAN für Prävalenz angebore- – Fusionsanomalien: z. B. Pancreas* divisum, Angina abdominalis f: engl. abdominal angina;
ner Herzfehler bei Neugeborenen): isoliert meist komplett oder inkomplett syn. Angina intestinalis. Symptomatik bei chro-
VSD (alle Formen ca. 53 %), gefolgt von Vorhof- – pankreatikobiliäre Mündungsanomalien: nischer intestinaler Durchblutungsstörung mit
septumdefekt (ASD II ca. 18 %), valvulärer z. B. long common channel, Choledochuszys- intermittierenden, postprandial auftretenden
Pulmonalstenose (ca. 7 %) und persistierendem
ten* Schmerzen mit Übergang zu kolikartigem Dau-
Ductus arteriosus (ca. 5 %)
– angeborene Pankreaszysten*. erschmerz und letztlich dem Vollbild des Aku-
Angehörigenbetreuung f: engl. relatives care. ten* Abdomens mit paralytischem Ileus, Durch-
Einbeziehung der Angehörigen in Therapie wanderungsperitonitis und Darmgangrän. Die
und Betreuung von Patienten besonders in der Diagnose erfolgt mittels Ultraschall und CT-An-
Komplikationen: In Abhängigkeit von Patho- Geriatrie, Tumortherapie und Palliativmedizin. giografie. Behandelt wird radiologisch-inter-
physiologie (Hämodynamik) u. a. Die Angehörigenbetreuung umfasst die Bera- ventionell (Angioplastie*) oder operativ (z. B.
– Herzinsuffizienz* tung und Schulung von Angehörigen und ge- Erweiterungsplastik).
– Herzrhythmusstörung* schieht durch Ärzte, Pflegekräfte, Physio- und Ätiologie: Meist durch Arteriosklerose* beding-
– Endokarditis*. Ergotherapeuten sowie den Sozialdienst. te Lumeneinengung, häufig Abgangsstenose
Diagnostik: Angehörigengruppe: engl. relatives group. der A. mesenterica superior aus der Aorta, selte-
– Hinweis durch Anamnese Gruppe für Angehörige von an bestimmten Er- ner des Truncus coeliacus und/oder der A. me-
– körperliche Untersuchung einschließlich: krankungen leidenden Menschen, in der die senterica inferior.
1. Herzauskultation* 2. Blutdruckmessung Teilnehmer die im Zusammenhang mit der Er- Klinik:
3. EKG* 4. Pulsoxymetrie* 5. ggf. Röntgen- krankung entstehenden Probleme besprechen – Stadium I: asymptomatisch (Zufallsbefund)
Thorax-Aufnahme, Spiroergometrie* und Entlastung erfahren können. Angehörigen- – Stadium II: intermittierende, postprandial
– Nachweis durch: 1. Echokardiografie* (präna- gruppen bestehen in Form von Selbsthilfegrup- auftretende Schmerzen (Ausdruck muskulä-
tal: fetale* Echokardiografie) 2. Kardio-MRT pen* oder werden (meist unter professioneller rer Spasmen bei Gewebshypoxie im Ober-
3. ggf. Kardio-CT 4. evtl. Herzkatheterisie- Leitung) von therapeutischen Institutionen an- bauch oder periumbilikal, Beginn 15–60 min
rung*. geboten. nach Nahrungsaufnahme, Dauer 1–4 h)
Angina agranulocytotica 90

– Stadium III: z. T. kolikartiger Dauerschmerz


Angina pectoris: Tab. 1
A wechselnder Intensität (korreliert mit aufge-
nommener Nahrungsmenge), Gewichtsab-
Schweregrade der Angina pectoris (Canadian Cardiovascular Society, Abk. CCS).
nahme (durch bewusste Einschränkung der CCS-Grad Belastungstoleranz Auftreten der Angina pectoris
Nahrungsaufnahme), unspezifische Ände-
I hoch nur bei sehr großer Belastung (z. B. Dauerlauf)
rungen der Stuhlgewohnheiten, ggf. Diarrhö
mit Hyperperistaltik, Meteorismus II gering eingeschränkt bei großer Belastung (z. B. Bergaufgehen)
– Stadium IV: Übergang in Akutes* Abdomen III deutlich eingeschränkt bei leichter Belastung (z. B. Gehen)
mit paralytischem Ileus, Durchwanderungs-
IV hochgradig eingeschränkt bei geringster Belastung oder in Ruhe
peritonitis und Darmgangrän.
Diagnostik:
– Abdominale Ultraschalldiagnostik*
– CT-Angiografie. Angina pectoris: Tab. 2
Therapie: Schweregrade der instabilen Angina pectoris nach Braunwald.
– Radiologische Intervention mittels Angio-
plastie* (ggf. mit Stenteinbringung) Klasse Kriterien
– operativ durch Erweiterungsplastik, Gefäß- I neu aufgetretene, schwere oder zunehmende Angina pectoris; keine
interponat, Bypass. Beschwerden in Ruhe
Angina agranulocytotica f: engl. agranulocytic II in Ruhe auftretende Angina pectoris innerhalb des letzten Monats,
angina. Nekrotisierende Tonsillitis* mit starkem (subakute Ruhe-Angina-pectoris) aber nicht in den letzten 48 Stunden
Foetor* ex ore bei Agranulozytose*. Häufig be-
stehen zusätzlich weitere Symptome der Agra- III[1] in Ruhe auftretende Angina pectoris innerhalb der letzten
nulozytose (z. B. Fieber). (akute Ruhe-Angina-pectoris) 48 Stunden
Angina intestinalis → Angina abdominalis Bestimmung des Schweregrads durch zusätzliche Unterteilung der 3 Klassen jeweils in A–C:
Angina Ludovici f: engl. Ludwig’s angina. Phleg- A: sekundäre instabile Angina pectoris (Verstärkung durch extrakardiale Ursache);
mone* des Mundbodens. Ursachen sind Infekti- B: primäre instabile Angina pectoris (ohne extrakardiale Ursache);
onen von Rhagaden der Mund- oder Zungen- C: instabile Angina pectoris innerhalb von 2 Wochen nach Herzinfarkt (postinfarziell);
[1]
schleimhaut, fortgeleitete dentogener Infektio- weitere Unterteilung des Schweregrads III B in Troponin-negativ (ohne laborchemischen Anstieg der
nen, abszedierende Entzündungen der Glandu- Troponinkonzentration im Blut; prognostisch günstiger) und Troponin-positiv
la submandibularis oder Fremdkörper. Typi-
sche Erreger sind Staphylokokken, Streptok-
kokken und Anaerobier. Behandelt wird mit ten sind AP-ähnliche Anfälle infolge Störung bensbedrohliche potenzielle Vorstufe des
intravenöser Antibiose oder man eröffnet den der Hämodynamik, z. B. bei Aortenstenose*, Herzinfarkts zum Akuten* Koronarsyndrom
Abszess von submental. arterieller Hypertonie* (Komplikation der hy- (fließender Übergang zu NSTEMI) und ist
Klinik: pertensiven Krise*) oder Herzrhythmusstö- entsprechend zu behandeln. Einteilung in
– Plötzlicher Beginn mit starken Schluckbe- rung*. klinische Schweregrade: siehe Tab. 2
schwerden Klinik: Typischer plötzlich einsetzender, Sekun- – Prinzmetal-Angina: Koronarspasmus*.
– Schmerzen bei Zungenbewegung den bis Minuten (in der Regel < 20 min) anhal- Differenzialdiagnosen:
– Schwellung des Mundbodens tender Thoraxschmerz (meist retrosternal), der – Funktionelle Herzbeschwerden
– evtl. Atembeschwerden. in linke (selten rechte) Schulter-Arm-Hand-Re- – Herzrhythmusstörung
Diagnostik: gion bzw. in Hals-Unterkiefer-Region sowie – Aneurysma* dissecans der thorakalen Aorta
– Sonografie auch in Rücken oder Oberbauch ausstrahlt – hypertensive Herzkrankheit*
– CT. (Schmerzlokalisation wie bei Herzinfarkt*, – Tako*-Tsubo-Kardiomyopathie
Angina mesenterica → Angina abdominalis Abb. 1 dort), häufig mit gürtelförmigem thora- – Pleuritis sicca
Angina peø ctoris f: engl. angina cordis; Abk. AP. kalem Engegefühl, Atemnot und Erstickungs- – Pleuraerguss
Typische Symptomatik bei akuter Koronarin- anfall bis zu Vernichtungsgefühl und Todes- – Spontanpneumothorax
suffizienz* mit Gefahr eines Herzinfarktes*. Bei angst. Ausgelöst wird der AP-Anfall durch kör- – Interkostalneuralgie
therapierefraktärer, stabiler Angina pectoris perliche bzw. emotionale Belastung, Kälte oder – chondrokostales Präkordialsyndrom*
CCS-Grad III–IV sowie instabiler Angina pecto- schwere Mahlzeit. Symptome können auch in – Magenerkrankung (z. B. Ulcus ventriculi)
ris (Akutes* Koronarsyndrom) wird mittels Ko- Ruhe auftreten (AP höheren Grades). – Cholezystitis
ronarangiografie* diagnostiziert. Behandelt Einteilung: Nach Klinik: – Tietze*-Syndrom
wird eine ursächliche KHK, im Anfall wird Ni- – Stabile AP: bei körperlicher oder psychischer – Roemheld*-Syndrom.
troglycerol* gegeben. Belastung reproduzierbar auftretend, nicht Therapie:
Ätiologie: Lokales Missverhältnis von myokar- progredient, Nitroglycerol-sensibel. Eintei- – Stabile AP: Nitroglycerol* zur Anfallstherapie
dialem Sauerstoffangebot und -bedarf bei KHK, lung in klinische Schweregrade: siehe Tab. 1 (häufig prompte Besserung), bei koronar-
meist infolge Koronarsklerose* mit akuter – instabile AP: entweder neu oder an Häufig- spastischer Komponente Kalzium*-Antago-
Plaqueruptur oder -erosion und konsekutiver keit, Dauer oder Intensität progredient oder nisten (Nicht-Dihydropyridine), ggf. Kombi-
Thrombosierung (häufig kritische Koronarste- in Ruhe auftretend; meist verzögert Nitrogly- nation mit Ranolazin*
nose*) oder weniger häufig durch Koronarspas- cerol-sensibel oder -refraktär und von vegeta- – instabile AP: Akuttherapie siehe Akutes* Ko-
mus* sowie bei dilatativer Koronaropathie*. Sel- tiven Symptomen begleitet; gehört als le- ronarsyndrom
91 Angiokeratoma circumscriptum

– Dauertherapie der zugrunde liegenden KHK tersuchung der Herzhöhlen und der großen Ge-
zur Prophylaxe der AP: KHK.
Angina Plaut-Vincent → Plaut-Vincent-An-
fäße nach Herzkatheterisierung*. Es handelt
sich um ein radiologisches Verfahren, das v. a.
A
gina früher zur Beurteilung von Form, Größe und
Angina tonsillaris → Tonsillitis Veränderungen der Herzhöhlen, Herzklappen
Angina, vasospaø stische → Koronarspasmus sowie der großen Blutgefäße angewandt wurde.
Angioblastom n: engl. angioblastoma. Veraltete Formen: Bei der Angiokardiografie* lassen sich
Bezeichnung für Neoplasma des Gefäßgewebes. Angiografie: Karotisangiogramm (schematische Dar- verschiedene Formen unterscheiden:
Angio-CT: Abk. für → CT-Angiografie stellung); 1: Normbefund; 2: subdurales Hämatom. – Selektive Dextrokardiografie: Kontrastmit-
Angiodynografie → Farbcodierte Duplexsono- telinjektion entweder in: 1. die Spitze des
grafie rechten Ventrikels 2. oder in den Einfluss-
Angiodysplasie → Malformation, vaskuläre lis, selten auch über A. carotis, A. axillaris trakt des rechten Herzens über einen venösen
Angiodysplasie → Syndrom, angiodysplasti- oder A. poplitea Herzkatheter
sches – Phlebografie (Venografie): bei dieser Metho- – selektive Pulmonalarteriografie
Angioendotheliom → Hämangiosarkom de werden die Venen nach direkter Punktion – Darstellung von Pulmonalarterien und Lun-
Angiofibrom n: engl. angiofibroma. Feste, haut- einer Hand- oder Fußrückenvene dargestellt. genvenen bei angeborenem Herzfehler
farbene, rötliche oder gelbliche Papeln und Bei der Kavografie*, einer Untersuchung der – Nachweis großer Embolie (Lungenembolie*),
Knötchen im Bereich von Nase, Wangen und Hohlvenen, wird das Kontrastmittel direkt in evtl. kann auch eine interventionelle Throm-
Kinn. Angiofibrome kommen selten isoliert vor, die V. cava gegeben bolyse* durchgeführt werden
meist multipel, als dermatologisches Leitsymp- – Lymphografie: bezeichnet die Darstellung – Ausschluss einer Gefäßarrosion durch zent-
tom bei tuberöser Sklerose*. Therapiert werden der Lymphgefäße und Lymphknoten nach di- rales Bronchialkarzinom
sie mittels Dermabrasion und Laserchirurgie. rekter Punktion zuvor operativ (in der Regel – selektive Lävokardiografie: 1. retrograde arte-
Angiogenese f: engl. angiogenesis. Wachstum am Fußrücken) freigelegter Lymphgefäße, rielle Lävokardiografie: nach Punktion der A.
von neuen Blutgefäßen durch Aussprossung wird nur noch selten durchgeführt. femoralis (bzw. der A. brachialis) Vorschieben
und Abspaltung aus vorhandenen Gefäßen. Da- Indikationen: Die Arteriografie wird v. a. prä- des Katheters entgegen des Blutstroms durch
gegen meint die Vaskulogenese die Neubildung oder periinterventionell durchgeführt. Beispie- die Aorta in den linken Ventrikel 2. transsep-
von Gefäßen aus endothelialen Vorläuferzellen. le hierfür sind: tale Lävokardiografie: Vorschieben des Ka-
Formen: – pAVK theters transvenös in den rechten Vorhof,
– Physiologische Angiogenese: Ausgewogen- – Mesenterialarterienverschluss nach Punktion des Vorhofseptums weiteres
heit zwischen endogenen Angiogenese-Sti- – Aortenaneurysma Vorschieben in den linken Vorhof und durch
mulatoren (proangiogene Faktoren, z. B. – Karotisstenose (Karotisarteriografie*) die Mitralklappe in den linken Ventrikel.
FGF, VEGF, Angiopoietin*-1) und endogenen – Nierentumor Dort wird das Kontrastmittel appliziert 3. di-
antiangiogenetischen Faktoren (z. B. Angio- – Darstellung der Beckenarterien (Beckenarte- rekte perkutane Lävokardiografie (sehr sel-
statin*, Interferon-α), Vorkommen: z. B. riografie*) ten).
Wundheilung – Darstellung extra- und intrakranieller Hirn- Angiokardiopathie f: engl. angiocardiopathy.
– pathologische Angiogenese: 1. exzessive An- gefäße (siehe Abb.) Veraltete Bezeichnung für eine Erkrankung des
giogenese: Überwiegen von Angiogenese-Sti- – vor oder während einer Intervention an den Herz-Kreislauf-Systems.
mulatoren mit Ausbildung unphysiologi- zerebralen (Gefäß-)Prozessen Angiokeratom n: engl. angiokeratoma. Kapil-
scher Blutgefäße; Vorkommen: z. B. Tumor- – (selten) zur Feststellung des Hirntods larerweiterung in der oberen Dermis* mit se-
angiogenese, diabetische Retinopathie*, – thorakale Arteriografie bei angeborenen oder kundärer Hyperkeratose*.
feuchte altersabhängige Makuladegenerati- erworbenen Anomalien des Herzens, der Angiokeratoma circumscriptum n: syn. ver-
on*, Psoriasis*, rheumatoide Arthritis* u. a. Herzklappen, der Koronararterien (Koronar- ruköses Hämangiom. Meist angeborenes, solitä-
chronische Entzündungen 2. insuffiziente angiografie*), des Aortenbogens, der brachio- res, streifen- und netzförmig angeordnetes,
Angiogenese: unzureichendes Wachstum zephalen Gefäße und der Herzventrikel* blaurotes Knötchen mit Hyperkeratose*, beson-
von Blutgefäßen (Anzahl, Lumen); Vorkom- (Ventrikulografie*). ders an den Beinen, selten an der gesamten Ext-
men: z. B. KHK, zerebrovaskuläre Erkran- Die Phlebografie ist indiziert bei: remität. Als Differenzialdiagnosen gelten das
kung, chronische Wunde (Wundheilungsstö- – Thrombosen
rung). – Störung des venösen Abflusses durch Steno-
Angiografie f: engl. angiography; syn. Angio- sen
graphie. Darstellung von Gefäßen (Arterien, Ve- – Kompression des Gefäßes von außen.
nen, Lymphbahnen), röntgenologisch nach In- Kontraindikationen: Kontrastmittelallergie, hä-
jektion eines Röntgenkontrastmittels (KM), morrhagische Diathese, schwere Niereninsuffi-
mittels MRT auch ohne KM möglich. Unter- zienz und dekompensierte Herzinsuffizienz.
schieden werden konventionelle Röntgenunter- Mögliche Komplikationen sind anaphylakti-
suchungen, DSA, CT- und MR-Angiografie, scher Schock, Blutungen, Gefäßwanddissektion
MRT und intravaskulärer Ultraschall (IVUS). und Thromboembolie.
Einteilung: Nach dargestellter Gefäßart: Angiohämophilie → Von-Willebrand-Jürgens-
– Arteriografie: bezeichnet die Darstellung Syndrom
der Arterien. Der Zugang erfolgt vorwiegend Angiokardiografie f: engl. angiocardiography;
über A. femoralis, A. brachialis und A. radia- syn. Angiokardiographie. Röntgenkontrastun- Angiokeratoma circumscriptum [4]
Angiokeratoma corporis diffusum 92

Kaposi*-Sarkom, das Melanom* und die Live- Prognose: Nach Jahren selbstlimitierende Ab- – Zunge, Glottis und Larynx sind außer bei
A do*-Vaskulitis. Siehe Abb.
Angiokeratoma coø rporis diffusum → Fabry-
blassung ohne Residuum möglich.
Angiomatose, bazilläre f: engl. bacillary angio-
schweren IgE-vermittelten allergischen Re-
aktionen und bradykininvermittelten Angio-
Syndrom matosis; syn. epitheloide Angiomatose. Vaskulo- ödemen eher selten betroffen, deren Beteili-
Angiolipom n: engl. angiolipoma. Solitär oder proliferative systemische Infektionskrankheit gung kann aber lebensbedrohlich sein.
multipel und familiär gehäuft auftretende mit multiplen Papeln an Haut und Organen. Diagnostik:
Form des Lipoms* mit ausgeprägter hämangio- Betroffen sind immungeschwächte Patienten – Insbesondere bei isoliert ohne Quaddeln auf-
matöser Komponente. Anfangs treten bei Druck (z. B. mit AIDS*). Der Erreger ist Bartonella hen- tretenden Angioödemen Ausschluss eines he-
meist Schmerzen auf. selae (Erreger der Katzenkratzkrankheit, selten reditären Angioödems durch Bestimmung
Angiolipomatosis f: Autosomal-rezessiv erbli- auch Bartonella quintana). Diagnostiziert wird von C1-Inhibitor-Aktivität, -Konzentration
che Erkrankung, die in der frühen Adoleszens v. a. mittels direktem Erregernachweis (PCR*, und C4
beginnt. In der Subkutis finden sich multiple mikroskopisch nach Warthin-Starry-Färbung). – bei histaminbedingtem Angioödem sonstige
gelenknahe Angiolipome*, außerdem Knochen- Therapiert wird antibiotisch. Abklärung wie bei spontaner Urtikaria*.
deformationen nahe der betroffenen Gelenke, Angiomatosis cerebeø lli et rtinae → Von-Hip- Therapie:
v. a. an Hand, Knie und Fußknöchel. pel-Lindau-Syndrom – Bei histaminbedingten Angioödemen ent-
Angiologie f: engl. angiology. Schwerpunktfach Angiomatosis encephalofacialis → Sturge- sprechend der Therapie bei akuter bzw. chro-
der Inneren Medizin, das sich mit Erkrankun- Weber-Krabbe-Syndrom nischer spontaner Urtikaria*: 1. Vermeiden
gen der Blut- und Lymphgefäße beschäftigt. Angiom, venöses → Malformation, venöse bzw. Behandlung identifizierter Triggerfak-
Angiolopathie f: engl. angiolopathy. Die End- vaskuläre toren 2. symptomatische Therapie mit H1-
stromgefäße betreffende Krankheit und Stö- Angioneogenese f: engl. angioneogenesis. Neu- Antihistaminika und Glukokortikoiden, ggf.
rung. bildung von Blutgefäßen, meist als physiologi- Omalizumab
Ursache: scher Prozess. Klinische Bedeutung hat die An- – bei bradykininbedingten Angioödemen mit
– Organisch: diabetische, hypertonische, ent- gioneogenese bei der Wundheilung, bei Ischä- C1-Inhibitor-Mangel oder Dysfunktion z. B.:
zündliche oder lokale (z. B. durch Kälte) mien (Ausbildung von Kollateralkreisläufen) 1. mit C1-Inhibitor-Konzentrat 2. oder Bra-
Schädigung und beim Tumorwachstum. Spezielle Wachs- dykinin-2-Rezeptor-Antagonist Icatibant.
– funktionell: essenzielle Akrozyanose*, Eryth- tumsfaktoren regen die Angioneogenese an. Hinweis: Bei bradykininbedingtem Angioödem
rozyanose, Erythromelalgie, Livedo reticula- Angioneuropathien f pl: engl. angioneuropa- durch Medikamente können Angioödeme noch
ris thies; syn. Gefäßneurosen. Durch spastische mehrere Monate nach dem Absetzen auftreten.
– nicht vaskulär bedingt: Erythrozytenaggre- Dysregulation der Endstrombahn* bedingte Angioödem, hereditäres n: engl. hereditary an-
gation (Sludge*-Phänomen) oder -agglutina- Durchblutungsstörungen. Möglicherweise wer- gioedema. Rezidivierende, kininvermittelte, erb-
tion (Kälteagglutinine), Thrombozytenaggre- den sie durch konstitutionelle Faktoren oder liche Form des Angioödems mit spontan oder
gation (Thrombozytose) und Leukämie. nervale und hormonale Fehlregulation ausge- durch Trigger ausgelösten akuten Anfällen mit
Angiolupoid n: syn. Lupus pernio. Knoten im löst. Ein Beispiel ist das Raynaud*-Syndrom, im Schwellung besonders an den Extremitäten,
Nasenbereich als Hautmanifestation einer Sar- weiteren Sinn auch Akroparästhesie*, Akrozya- aber auch der Bauchorgane. Bei Larynxödem be-
koidose*. Der Angiolupoid-Knoten zeigt sich nose* und Angioödem*. steht Erstickungsgefahr. Diagnostiziert wird
bohnengroß, halbkugelig und von blauroter Angioödem n: engl. angioedema. Ein bis mehre- klinisch, laborchemisch und molekulargene-
Farbe. re Tage andauernde, tiefer liegende Schwellung tisch. Im Anfall und prophylaktisch wird ent-
Angiom n: engl. angioma. Veraltete Sammelbe- (Ödem) des Koriums, der Subkutis oder Submu- sprechend des Erkrankungstyps behandelt.
zeichnung für geschwulstartiges Gefäßgewebe kosa, die einmalig akut oder rezidivierend chro- Klinik: Akute ödematöse Schwellungen unter-
(vaskuläre Anomalie*). nisch in unregelmäßigen Abständen auftritt, schiedlicher Lokalisation
Angiom, arteriovenöses → Malformation, ar- meist im Rahmen einer Urtikaria*. Die Behand- – An den Extremitäten
teriovenöse lung richtet sich nach der Ursache. – an den Bauchorganen mit tagelang anhalten-
Angioma senile → Hämangiom, eruptives Ursachen: Zu differenzieren sind den, kolikartigen Schmerzen, Übelkeit und
Angioma serpiginosum n: engl. Hutchinson’s – Die häufigeren histaminvermittelten Angio- Erbrechen
disease. Oberflächliche naevoide Fehlbildung ödeme bei spontaner oder induzierbarer Ur- – im Bereich des Larynx.
der Dermis aufgrund Gefäßdilatation, d. h. Ka- tikaria, allergischen oder pseudoallergischen Anfälle werden ausgelöst durch Trigger wie
pillarektasien. Im Kindesalter erscheint beson- Reaktionen – Bagatelltraumen
ders an den Beinen und gluteal ein leuchtend – die bradykininvermittelten Angioödeme: – Infektionskrankheiten
hellrot- bis purpurfarbener, scharf begrenzter 1. durch Renin-Angiotensin-Aldosteron-Sys- – Operationen
Patch. Eine Therapie ist nicht notwendig. Auf- tem blockierende Medikamente (z. B. ACE- – Menses
treten selten, überwiegend Mädchen betroffen. Hemmer, Angiotensin-II-Rezeptorblocker) – Schwangerschaft
Klinik: 2. oder durch Genmutation des C1-Inhibitors – emotionale Belastung.
– Auftreten häufig in serpiginösem, gyriertem oder des Faktor XII (hereditäres Angioödem*). Diagnostik:
oder linearem Muster Klinik: Die in der Regel einseitige, unscharf be- – Klinisches Erscheinungsbild, Familienanam-
– Abblassen unter Glasspateldruck, kein Ver- grenzte, meist blasse und eher schmerzhafte, nese
schwinden plötzliche, prall-elastische, ödematöse Schwel- – Labor: bei Typ I und II deutlich erniedrigte
– kein Mukosabefall. lung tritt in wechselnder Lokalisation auf: C1-INH und C4-Komplement-Serumspiegel
Therapie: Nicht notwendig, wenn kosmetisch – Bevorzugt im Gesicht (Augenlider, Lippe, (auch in anfallsfreier Zeit und im Nabel-
störend, Laserbehandlung, z. B. gepulster Farb- Wange) und Genitalbereich schnurblut)
stofflaser im Erwachsenenalter möglich. – aber auch an der übrigen Haut – molekulargenetische Diagnostik.
93 Angiosensoren

Differenzialdiagnose: histaminvermitteltes An-


gioödem*.
Therapie: Bei Typ I und II
A
– Prophylaktisch Danazol, Tranexamsäure
– im Anfall C1-INH-Konzentrat i. v., Icatibant
s. c. oder Conestat alfa i. v.
– zur kurzfristigen Prophylaxe 1 h vor OP und
Zahnbehandlungen C1-INH-Konzentrat i. v.,
entsprechend der Leitlinien.
Angiopathiøa retinae traumatica f: engl. trau-
matic retinal angiopathy; syn. Angiopathia reti-
nae traumatica Purtscher. Mischbild von Netz-
hautblutung, Glaskörperblutung, Netzhautver- Angioplastik Abb. 1: angioplastisch erweiterte Oberlappenresektion rechts; 1: die A. pulmonalis dextra
änderung (ähnlich Cotton-Wool-Herden), Ge- (teilweise) infiltrierender Tumor des rechten Lungenoberlappens; 2: Tumorresektion (Oberlappenresektion)
fäßspasmus und Netzhautödem. Ursache ist mit tangentialer Gefäßresektion; 3: Patch-Plastik zur Wiederherstellung der vaskulären Kontinuität.
vermutlich eine nicht direkt das Auge betreffen-
de Gewalteinwirkung, z. B. im Rahmen eines
Polytraumas mit Thoraxkompression.
Angiopathie f: engl. angiopathy; syn. Angiopa-
thia. Sammelbezeichnung für alle Gefäßkrank-
heiten.
Angiopathie, diabetische f: engl. diabetic angi-
opathy. Durch Diabetes* mellitus verursachte
Gefäßerkrankungen. Man unterscheidet diabe-
tische Mikro- und Makroangiopathien.
Formen:
– Diabetische Mikroangiopathie* als Ursache
v. a. von diabetischer Retinopathie*, diabeti-
scher Nephropathie*, diabetischer Neuropa-
thie* sowie diabetischem Fuß* Angioplastik Abb. 2: angioplastisch und bronchoplastisch erweiterte Oberlappenresektion rechts; 1: die
– diabetische Makroangiopathie*: früh einset- A. pulmonalis dextra zirkulär infiltrierender Tumor des Lungenoberlappens; 2: Tumorresektion (Lungenober-
zende, verstärkte Arteriosklerose*. lappenresektion) mit Bronchoplastik (klassische Bronchusmanschette) und manschettenförmiger Gefäß-
Angioplastie f: engl. angioplasty. Interventio- resektion; 3: End-zu-End-Anastomose zur Wiederherstellung der vaskulären Kontinuität.
nelles Verfahren zur Beseitigung kurz- und mit-
telstreckiger Gefäßstenosen und -verschlüsse.
Eine Angioplastie wird ggf. in Kombination mit – intraoperative (offene, direkte) Angioplastie End-Anastomose oder Interponat* bzw. Patch*-
Thrombolyse*, Thrombektomie* und/oder Ein- mit Zugang zum operativ freigelegten Gefäß. Plastik) nach tangentialer oder manschettenför-
lage eines Stents* (Stentangioplastie) durchge- Indikationen: miger Gefäßresektion (siehe auch Manschetten-
führt und kommt u. a. bei Koronarstenosen*, ar- – Koronarstenosen im Rahmen der Koronaren resektion*).
teriellen Verschlusskrankheiten* und venösen Herzkrankheit (perkutane Koronarinterven- Formen:
Stenosen zum Einsatz. tion, Abk. PCI) – Herzchirurgisch: angioplastische Erweite-
Einteilung: Nach Art des Verfahrens: – Stenosen und Verschlüsse im Rahmen arteri- rung im Rahmen der Waldhausen*-Opera-
– Ballonangioplastie: 1. unter Verwendung von eller Verschlusskrankheiten der Becken- und tion
Ballonkathetern, deren Ballon in kollabier- Beinarterien, der Aa. subclaviae (z. B. bei Sub- – thoraxchirurgisch: lungenparenchymsparen-
tem Zustand im Bereich der Gefäßstenose clavian*-Steal-Syndrom), der Mesenterialarte- de angioplastische Resektion betroffener Pul-
platziert und dort unter Druck entfaltet wird rien, der Nierenarterien sowie der extra- und monalgefäße im Rahmen einer pulmonalen
durch Auffüllen mit Kochsalzlösung und/ intrakraniellen Hirngefäße Tumorresektion, isoliert (siehe Abb. 1) oder
oder Kontrastmittel 2. dadurch Erweiterung – venöse Stenose bzw. Venenverschluss. zusammen mit Bronchoplastik* (siehe
des Gefäßvolumens und Glättung der Gefäß- Komplikationen: Abb. 2).
innenwand – Nachblutung Angiopoietin n: engl. angiopoietine. Für die
– Rotablationsangioplastie (Hochfrequenz- – Thrombosierung (im Anschluss an Angio- Neovaskularisation* erforderlicher endothel-
Rotablation) plastie Thrombozytenaggregations-Hemmer spezifischer Wachstumsfaktor*, der über Bin-
– Laserangioplastie* zur Prävention erforderlich) dung an einen Tyrosinkinase*-Rezeptor wirkt.
– Atherektomie* – Embolie* Biologisch handelt es sich um ein Polypeptid
– Radiofrequenzangioplastie (Hochfrequenz- – Perforation* mit N-terminaler Schleifendomäne sowie rezep-
angioplastie, Thermotherapie). – Dissektion torbindender, fibrinogenähnlicher Domäne.
Nach Zugangsweg: – Restenose. Angiorezeptoren → Angiosensoren
– Perkutane transluminale (geschlossene, indi- Angioplaø stik f: engl. angioplasty. Vaskuläre Angiosarkom → Hämangiosarkom
rekte) Angioplastie (PTA) im Rahmen einer Plastik* mit operativer Wiederherstellung der Angiosensoren m pl: engl. angiosensors. Presso-
Angiografie* vaskulären Kontinuität (direkte Naht, End-zu- sensoren* und Chemosensoren* (nervale Reiz-
Angioskopie 94

empfänger) in Blutgefäßen, v. a. in Aorta und tensinogen wird durch Angiotensinase im Blut – entwicklungsphasentypische Angst: al-
A Karotis.
Angioskopie f: engl. angioscopy. Visuelle Beur-
inaktiviert.
Angle-Klassifikation f: engl. Angle classifica-
tersspezifische, milde Angst, die im Kindesal-
ter verbreitet und normal ist; typische Angs-
teilung von Gefäßen. Im engeren Sinn versteht tion. Kieferorthopädische Einteilung der sagit- tinhalte sind: 1. Ende des ersten Lebensjahrs:
man unter Angioskopie die selten, meist zusätz- talen Lagebeziehungen der Zahnbögen zuei- Angst vor fremden Menschen, Gegenstän-
lich zur Koronarangiografie* durchgeführte En- nander. den, lauten Geräuschen und Höhen beson-
doskopie* der rechten Herzkammer, des Pulmo- Angry-Back-Syndrom n: engl. angry back syn- ders häufig 2. 2- bis 4-Jährige: Angst vor
nalarteriensystems sowie der großen Koronarar- drome; syn. Falsch positive Epikutantestreakti- Trennung von Bezugsperson, vor Tieren,
terien* mit flexiblem Spezialendoskop, das über on; Abk. ABS. Mehrere, häufig mehr als 5 falsch Dunkelheit und dem Alleinsein 3. 4- bis 6-
periphere Vene oder Arterie in das Gefäßsystem positive Mitreaktionen beim Epikutantest* auf- Jährige: Angst vor Phantasiegestalten (z. B.
eingeführt wird. grund gesteigerter Empfindlichkeit, beispiels- Gespenster, Monster oder Geister) und Na-
Angiospaø smus → Vasospasmus weise durch ein gleichzeitig vorhandenes flori- turereignissen wie Sturm und Blitz 4. 7- bis
Angiostatin n: engl. angiostatine. Endogener des Ekzem anderer Körperregionen. Siehe Abb. 10-Jährige: Angst vor Schule, möglichem Ver-
antiangiogenetischer Faktor (internes Fragment sagen und negativen Bewertungen durch An-
des Plasminogen*). Angiostatin hemmt die An- dere sowie Angst vor Verletzungen, Krank-
giogenese* durch Einschränkung der Migration heiten, Tod und medizinischen Eingriffen
und Proliferation von Endothelzellen sowie – nach C. Spielberger: Angst als überdauerndes
durch Stimulation der endothelialen Apoptose. Persönlichkeitsmerkmal (Trait-Angst) versus
Angiostroø ngylus m: Parasitische Nematoden* Angst als zeitlich variable, kurz andauernde
(Fadenwürmer), die in Blutgefäßen leben. Me- emotionale Reaktion (State-Angst).
dizinisch relevante Arten sind Angiostrongylus Klinik: Primär wahrnehmbare körperliche Be-
cantonensis (Ratten-Lungenwurm) und An- gleiterscheinungen sind ein beschleunigter Puls
giostrongylus costaricensis. und eine schnelle Atmung, Beengtheitsgefühl,
Angiotensin-Converting-EnzyXm n: engl. an- steigender Blutdruck, Zittern, vermehrtes
giotensin-converting enzyme; Abk. ACE. Ubiqui- Schwitzen (Hyperhidrose) an Handinnenflä-
tär exprimierte Endopeptidase (Metalloprotease chen, Füßen und über dem Steißbein, Erweite-
mit Zn2+ als Cofaktor*). ACE kommt zellmemb- Angry-Back-Syndrom [220] rung der Pupillen (Mydriasis), Mundtrocken-
rangebunden (v. a. Endothel, glatte Muskelzel- heit, Diarrhö, Erbrechen, Übelkeit, Harndrang,
len) im Blut vor, lokal besonders in Lunge, Gefühl der zugeschnürten oder trockenen Kehle
Herz, Niere, Nebenniere, Leber und Gehirn. Es Angst f: engl. anxiety. Kulturübergreifend und ein erhöhter Adrenalinspiegel. Diese Symp-
ist ein wichtiges Enzym im Renin*-Angioten- nachgewiesene, primäre Emotion* (Grundemo- tome können von dem Betroffenen und einem
sin-Aldosteron-System sowie im Kallikrein-Ki- tion des Gesichtsausdrucks nach P. Ekman) mit Beobachter (Pflegeperson, Arzt, Partner) wahr-
nin-System. Pharmakologische ACE-Hemmer psychologischen (z. B. Unruhe sowie bei schwe- genommen werden. Im intensivmedizinischen
wirken blutdrucksenkend. rer Angstreaktion Bewusstseins-, Denk- oder Bereich äußert sich Angst auch als verlängertes
Angiotensine n pl: engl. angiotensins. Peptid- Wahrnehmungsstörungen) und physiologi- Koma. Bei Depression* kann Angst bis zur läh-
hormone des Renin*-Angiotensin-Aldosteron- schen Symptomen (z. B. Anstieg von Puls- und mungsartigen Sperrung der Gefühlstätigkeit
Systems. Dazu gehören Angiotensin I, Angio- Atemfrequenz und Blutdruck). Angst ist die (Affektstupor), bei Schizophrenie* bis zur kör-
tensin II und Angiotensin III. Vgl. Renin*-An- meistuntersuchte Emotion in der Psychologie. perlichen Erstarrung (Katatonie*) führen. Bei
giotensin-Aldosteron-System (Abb. dort). Formen: der als neurotisch bezeichneten Angst ist dem
Formen: – Realistische Angst (syn. Furcht, sog. Real- Individuum der Ursprung nicht bewusst, wes-
– Angiotensin I: 1. wahrscheinlich biologisch angst): objekt- oder situationsbezogene wegen der körperliche (somatische) Aspekt in
inaktives Dekapeptid 2. Bildung durch pro- Angst, die sich als Reaktion auf eine konkre- den Vordergrund tritt.
teolytische Spaltung (katalysiert durch Re- te, für das Individuum erkennbare Bedro- Diagnostik: Die Erfassung erfolgt durch Selbst-
nin*) aus Angiotensinogen* hung einstellt, z. B. wenn Gefahr bemerkt beschreibung, Messung physiologischer Erre-
– Angiotensin II (syn. Hypertensin): 1. Okta- oder Schmerz erwartet wird: 1. häufig als gung und durch Beobachtung offenen Verhal-
peptid 2. Bildung durch hydrolytische Ab- sehr intensive Emotion erlebt, verbunden tens. Angst bzw. Ängstlichkeit ist eine wichtige
spaltung (katalysiert durch Angiotensin*- mit bestimmten vermeidenden Verhaltens- Dimension in Persönlichkeitstests (z. B. 16-Per-
Converting-Enzym) aus Angiotensin I 3. Wir- weisen, besonders Flucht oder Kampf 2. nach sönlichkeitsfaktoren-Test, Freiburger Persön-
kung: stark vasokonstriktorisch (direkt an Extremsituationen Traumatisierung möglich lichkeitsinventar) und psychopathologischen
Arteriolen) 4. renal Abnahme von Perfusion mit dem Risiko einer akuten Belastungsstö- Fragebögen (z. B. Beck-Angstinventar, SCL-
und glomerulärer Filtrationsrate 5. Stimulie- rung oder posttraumatischen* Belastungsstö- 90-R).
rung der adrenalen Freisetzung von Aldoste- rung Angstabwehr f: engl. anxiety defence. Psychi-
ron* 6. HWZ: 1–2 min – spontane Angst (früher frei flottierende scher Abwehrmechanismus*, bei dem Angst er-
– Angiotensin III (und andere inaktive Pepti- Angst): nicht situations- oder objektgebunde- zeugende Erlebnisse und Gefühle geleugnet
de): Abbauprodukt von Angiotensin II (kata- ne Form und typisch bei generalisierter oder umgedeutet werden.
lysiert durch Angiotensinasen). Angststörung* und Panikstörung* Angst, episodisch-paroxysmale → Panikstö-
Angiotensinogen n: engl. renin substrate. In Le- – phobische Angst: von bestimmten Objekten rung
ber und Fettgewebe exprimiertes Prohormon oder Situationen ausgelöst und zu übermäßi- Angstneurose → Angststörungen
(Alpha-2-Globulin), aus dem, katalysiert durch gem Vermeidungsverhalten motivierend Angstneurose → Angststörung, generalisierte
Renin*, Angiotensin* I abgespalten wird. Angio- (Phobie*) Angstneurose → Panikstörung
95 Angststörungen

Angst-Spannung-Schmerz-Syndrom n: engl. umstritten, diese stellt jedoch klinisch eine


fear-tension-pain syndrome. Beschreibung des
Zusammenhanges zwischen Angst, Spannung
wichtige Komplikation dar.
Klinik: Kernsymptome: Vermeidungsverhalten*
A
und Schmerz zur Erklärung eines verzögerten (v. a. bei Phobie und Zwangsstörungen) und
Geburtsverlaufes. Angst vor der Geburt und körperliche Symptome einschließlich ihrer ka-
dem Unbekannten führt zu verstärkter musku- tastrophisierenden Fehlinterpretation (v. a. bei
lärer Spannung, zu Atemstörungen und Vaso- Panikstörung), die im weiteren Verlauf regelmä-
konstriktion sowie zur Überempfindlichkeit ge- ßig die Rolle zentraler aufrechterhaltender Fak-
genüber auftretenden Schmerzen. Dieses wie- toren spielen (häufig wichtiger Ansatzpunkt
derum verstärkt im Sinne eines Teufelskreises der Therapie). Physiologisch sind Angstreaktio-
die Angstgefühle. nen im Rahmen von Angststörungen in der Re-
Angststörungen f: engl. anxiety disorder. Grup- gel von Sympathikusaktivierung gekenn-
pe psychischer Störungen, bei denen Angst- zeichnet (z. T. erhebliche Differenz zwischen
symptome körperlicher (beispielsweise Palpita- subjektiver Wahrnehmung und objektivierba-
tion, Schwitzen) und psychischer Art (katastro- ren Befunden; Sonderstellung: parasympathi-
phisierende Fehlinterpretationen, Vermei- sche Reaktion bis hin zur vasovagalen Synkope
dungsverhalten) im Vordergrund stehen. Wäh- bei Blutphobie). Meist führen Angststörungen
rend physiologisch Angst* als Emotion sinnvoll zu einer massiven Beeinträchtigung der Lebens-
und notwendig ist, kommt es bei Angststörun- qualität für Betroffene und Angehörige, ggf.
gen zur Entgleisung und Verselbstständigung chronische Behinderung und erhöhte Suizidge-
der Angst, die mit Leidensdruck und Beein- fahr. Häufig verbergen sich Angststörungen
trächtigung einhergeht. Abgrenzung von hinter mehrdeutigen körperlichen Symptomen
Angststörung gegenüber normaler Angst: der Sympathikuserregung (häufig falsch diag-
– Übermäßig starke oder anhaltende Angstre- nostiziert und therapiert, sog. iatrogene Chro-
aktion nifizierung).
– mangelnde Kontrolle der Angst Diagnostik:
– subjektives Leiden und Beeinträchtigung in – Strukturierte klinische Interviews (z. B. DIPS)
wichtigen Funktionen des Berufs-, Alltags- – standardisierte psychometrische Inventare
oder Familienlebens. Angststörungen: klassifikatorische Einordnung. (z. B. Beck*-Angstinventar, State-Trait-Angs-
Einteilung von Angststörungen nach DSM-IV tinventar).
und ICD-10: Therapie: Abhängig von Störungstyp und Ko-
– Phobie* (spezifische Phobie*, soziale Phobie* morbidität kognitive und verhaltenstherapeuti-
und Agoraphobie*) Ätiologie: Multifaktoriell, wobei zwischen sche Verfahren (Konfrontation*), Antidepressi-
– Panikstörung* prädisponierenden, auslösenden und aufrecht- va* und Tranquilizer*. Bei Misserfolg sind auch
– generalisierte Angststörung* erhaltenden Faktoren unterschieden wird. Zu- andere psychotherapeutische Verfahren mög-
– Zwangsstörung* sätzlich spielen protektive und salutogenetische lich. Kognitive Interventionen zielen v. a. ab auf
– posttraumatische* Belastungsstörung. Faktoren eine Rolle. Die familiäre Häufung ist die häufig sehr schnell und automatisch ablau-
Klassifikatorische Einordnung siehe Abb. gut belegt, der relative Anteil von genetischen, fende und Ängste in negativer Weise beeinflus-
Epidemiologie: epigenetischen und Umweltfaktoren ist jedoch sende Einschätzung äußerer Situationen oder
– Ca. 10 % der Bevölkerung betroffen von be- noch unklar. Das Zusammenwirken dieser körperinterner Reize als gefährlich, bedrohlich
handlungsbedürftigen Angstzuständen; Le- Gruppen von Einflussfaktoren wiederum ist ge- oder nicht bewältigbar. Bei der Behandlung sol-
benszeitprävalenz aller Angststörungen ca. sichert. Die genetische Vorbereitung (Prepared- len rationalere, besser der Realität entsprechen-
15 %, häufigste Gruppe psychischer Störungen ness) des Erlernens spezifischer Reiz-Reaktions- de Bewertungen erarbeitet und ggf. eingeübt
– Frauen in der Regel deutlich häufiger betrof- Verbindungen bei manchen Phobien (z. B. werden.
fen (Ausnahme z. B. Blutphobie) Schlangen, Spinnen, soziale Reize) ist nachge- Prognose: Angststörungen zeigen unbehandelt
– am häufigsten sind Phobien, gefolgt von der wiesen. Die wichtigsten relevanten Lernmecha- eine erhebliche Chronifizierungstendenz und
generalisierten Angststörung und der Panik- nismen sind klassische, operante und evaluative werden häufig nicht frühzeitig erkannt, zumal
störung, letztere am häufigsten behand- Konditionierung, Imitations- bzw. Modelller- die körperlichen Angstäquivalente (z. B.
lungsbedürftig nen und Instruktionslernen. Im Gegensatz zu Schweißausbruch, Herzklopfen, Kreislaufdysre-
– hohe Komorbidität innerhalb der Gruppe der neurobiologischen Mechanismen von Angstre- gulation, Schwindel, Durchfall) im Vorder-
Angststörungen sowie v. a. mit Depression aktionen bleibt unklar, inwieweit Angststörun- grund stehen können, was zu umfangreicher
und Suchtverhalten gen auf neurobiologische Defizite oder Exzesse Organdiagnostik sowie unspezifischer Therapie
– Ersterkrankungsalter variabel, abhängig von zurückgehen oder ob sie nicht v. a. Entgleisun- führen kann. Die Angststörung kann unbehan-
der Form der Angststörung, jedoch meist vor gen physiologisch gesunder Mechanismen delt zu sozialem Rückzug und damit auch zu
dem 45. Lebensjahr darstellen. Aus der Dauerhaftigkeit der Thera- einer fehlenden Inanspruchnahme adäquater
– inzwischen vermehrt Hinweise auf einen frü- pieerfolge kognitiv-behavioraler Verfahren therapeutischer Angebote führen. Bei Behand-
hen Beginn und häufige Übergänge zwischen kann auf eine zumindest aufrechterhaltende lung können Leistungen zur medizinischen
Störungen im Kindes- und Erwachsenenalter Rolle von Vermeidungsverhalten und kogniti- und/oder beruflichen Rehabilitation eine Rein-
– Verlauf meist chronisch, z. T. mit längeren ven Verzerrungen geschlossen werden. Die ätio- tegration in Alltags- und Berufsleben ermög-
Fluktuationen. logische Bedeutung der hohen Komorbidität ist lichen, wenn die Symptomatik bereits zu ausge-
Angststörung, generalisierte 96

prägtem Vermeidungsverhalten mit weitgehen- Klinik:


A dem sozialem Rückzug geführt hat. Unter dem
Eindruck ihres erheblichen Leidens beantragen
generalisierte Angststörung – Unrealistische Sorgen, z. B. vor Unfall, Ent-
führung
viele Betroffene bereits in jüngerem Lebensalter prädisponierende auslösende Faktoren: – somatische Symptome, z. B. Übelkeit,
eine Rente wegen Erwerbsminderung. Die Fi- Faktoren: genetische belastende Situation, Bauch-, Kopfschmerzen vor und während
xierung der Symptomatik kann durch eine Be- Faktoren und Lern- Körperempfindung, Trennung
rentung begünstigt werden und eine spätere erfahrung, Psycho- äußerer Sinnesreiz – häufig Abneigung gegen Schule, Verweige-
Rückkehr in das Erwerbsleben noch weiter er- pathologie (Verwandte rung des Schulbesuchs.
1. Grades) aus den
schweren. Diagnostik:
Bereichen Angst,
Angststörung, generalisierte f: engl. general- Depression, somato-
– Strukturiertes klinisches Interview (z. B. Kin-
ized anxiety disorder. Form der Angststörung*, forme Störungen
der-DIPS)
nach DSM-IV und ICD-10 mit exzessiver Furcht – Fragebögen (z. B. CBCL, Youth Self Report).
oder Sorgen von mindestens 6 Monaten Dauer Therapie: Verhaltenstherapie (Psychoedukation,
in mindestens 2 Lebensbereichen (z. B. Arbeit, negativer Affekt mit unangenehmer Gefühls- Bearbeiten dysfunktionaler Kognitionen, Kon-
Finanzen, Partnerschaft) oder in einem Lebens- lage, als belastend empfundende Unvorherseh- frontation, operante Verfahren, Modelllernen,
bereich, wenn die Betroffenen generell grüble- barkeit der Zukunft, Angst vor Kontrollverlust Stärkung elterlicher Erziehungskompetenzen).
risch sind und zu häufigen Sorgen neigen. Bei Trennungsangststörung können zudem
Epidemiologie: Ca. 5 % Lebenszeitprävalenz (Er- Elternberatung, Verhaltenstherapie und ggf. se-
wachsene). Die generalisierte Angststörung be- erhöhte Aufmerksamkeit auf eigene physio- lektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer
trifft Frauen häufiger. Es besteht eine sehr ho- logische und psychologische Reaktionen erforderlich sein.
he Komorbidität von > 90 % v. a. mit anderen Prognose: Häufig Vorläufer psychischer Störun-
Angststörungen und Depression. Der Verlauf ist gen des Erwachsenalters, insbesondere Angst-
meist chronisch mit Erstauftretensgipfeln im Erregungszunahme störungen, affektive Störungen, Substanzstö-
jungen Erwachsenenalter und zwischen 40 und rungen.
50 Jahren. Angstsyndrom n: engl. anxiety syndrome; syn.
Aufmerksamkeitsfokussierung auf negative
Ätiologie: Störungsmodell siehe Abb. Kern- affektive Inhalte, Hypervigilanz bezüglich
Angstsyndrom [unspezifische Angststörung].
symptome: bedrohlicher Reize Begriff mit mehreren Bedeutungen, der für un-
– Chronisches Grübeln bzw. sich Sorgen terschiedliche (psychische) Störungen verwen-
– erhöhtes Erregungsniveau det wird, die mit Angst einhergehen.
– Nervosität intensive Besorgnis Abgrenzung: Es existieren 3 Verwendungen des
– Anspannung Begriffs Angstsyndrom mit unterschiedlichem
– Hypervigilanz* Inhalt:
– vegetative Beschwerden dysfunktionales Verhalten, Schreckhaftigkeit, – Unspezifisches, nicht notwendigerweise alle
– Schwierigkeit, die Sorgen kontrollieren zu Konzentrationsschwierigkeiten, Reizbarkeit, Kriterien einer Angststörung* erfüllendes
können (Kontrollverlust). Einschlafstörungen Muster von Angstsymptomen
Diagnostik: Nach DSM-IV 6 Symptome, die für – gemeinsames Auftreten mehrerer Angst-
den größeren Teil von 6 Monaten vorliegen symptome bei anderen Grunderkrankungen
müssen (schließt auch die früher als eigenstän- Vermeidung der Angst auslösenden Situation und Störungen, z. B. Hypoglykämieangst
und der negativen Affekte
dig konzipierte kindliche Störung mit Über- oder andere metabolisch verursachte Syn-
ängstlichkeit ein). Das Vorliegen der Störung drome
kann mit strukturierten klinischen Interviews Angststörung, generalisierte: theoretisches Prozess- – früher gelegentlich als Synonym für Angst-
wie DIPS (Diagnostisches Interview bei psychi- modell (nach Barlow, 1988). störung* verwendet.
schen Störungen) oder SKID (Strukturiertes Kli- Angsttraum → Albtraum
nisches Interview für DSM-IV) festgestellt, In- Angularissyndrom n: engl. angular gyrus syn-
tensität und weitere klinische Aspekte können terstypischer oder -untypischer, übermäßig aus- drome. Dem Gerstmann-Syndrom ähnliche Er-
mit psychometrischen Fragebögen wie Beck- geprägter, unrealistischer Angst*. Betroffen krankung mit zusätzlicher amnestischer Apha-
Angstinventar oder SCL-90-R beschrieben wer- sind ca. 10 % der Schulkinder. Diagnostiziert sie* und Alexie. Die Abgrenzung zum Gerst-
den. wird anhand standardisierter Interviews und mann-Syndrom ist unscharf, daher wird es häu-
Differenzialdiagnosen: Depression*, soziale Fragebögen, behandelt wird verhaltensthera- fig auch synonym gebraucht.
Phobie*, Panikstörung* und Zwangsstörung*. peutisch. Betroffene leiden häufig auch als Er- Angulationsosteotomie → Schanz-Angulati-
Therapie: wachsene an psychischen Störungen. onsosteotomie
– Verhaltenstherapie*, z. B. kognitive Verfah- Formen: Nach Fokus der Angst: Aø ngulus infectiosus oris m: engl. perlèche; syn.
ren, psychotherapeutische Entspannungsme- – Trennungsangststörung*: anhaltende und Cheilitis angularis. Meist schmerzhafte Entzün-
thoden (Konfrontationstherapie*, Abb. dort), übermäßige Angst, von Eltern oder einer an- dung der Mundwinkel mit schlechter Heilungs-
Gesprächspsychotherapie* deren Bezugsperson getrennt zu sein, ca. 3 % tendenz. Typisch sind Fissuren*, Erosionen*,
– unter Umständen Antidepressiva* und Tran- der Schulkinder Krusten, Ulzerationen. Häufigeres Auftreten in
quilizer*. – spezifische Phobie* den Wintermonaten. Die Diagnosestellung er-
Angststörung im Kindesalter f: engl. child- – Störung mit sozialer Ängstlichkeit folgt klinisch, therapiert wird kausal (Ursachen-
hood anxiety disorder. Psychische Störung des – soziale Phobie* beseitigung) und symptomatisch mittels fett-
Kindesalters (Beginn ab 3. Lebensjahr) mit al- – generalisierte Angststörung* u. a. haltiger Lokaltherapeutika.
97 Anisakiasis

Aø ngulus iridocornealis → Kammerwinkel Aø nionenlücke f: engl. anion gap. Rechnerisch


Aø ngulus steø rni m: engl. sternal angle; syn. Lud-
wig-Winkel. Tastbarer und sichtbarer Knick
ermittelte Differenz zwischen der Kationen-
konzentration und der Anionenkonzentration
A
zwischen Manubrium* und Corpus des Brust- im Plasma als Maß für die Konzentration der
beins. Hier setzt die 2. Rippe an. Da die erste in der Klinik nicht routinemäßig bestimmten
Rippe von der Klavikula* bedeckt ist, beginnt Anionen (z. B. Proteinate, Salze organischer
an dieser Stelle die Zählung der Rippen. Säuren).
Aø ngulus subpubicus m: engl. subpubic angle. Referenzbereich:
Der vom rechten und linken Ramus inferior des – Ältere Werte (Flammenfotometrie): 12 G
Schambeins gebildete spitze Winkel (70–75°) 4 mmol/l
des männlichen Beckens. Der Angulus subpubi- – neuere Werte (ionenselektive Elektroden): 7
cus lässt sich durch den angelegten Winkel zwi- G 4 mmol/l
schen Zeige- und Mittelfinger bestimmen. Am – Vergrößerung unter anderem bei Urämie*,
weiblichen Becken ist der entsprechende Win- Ketoazidose*, Laktatazidose*, Salicylatintoxi-
kel mit 90–100° größer. kation
Anatomie: Der Angulus subpubicus am männli- – Verkleinerung z. B. bei Hypalbuminämie,
chen Becken fällt mit einem Winkel von ca. multiplem Myelom*, Bromismus
70°-75° eher spitz aus (siehe Os* coxae, Abb. 5 – normal bei hyperchlorämischer nicht respira- Anis: Pflanze. [179]
dort). torischer Azidose*.
Anhedonie f: engl. anhedonia. Bezeichnung für Aniridie f: engl. aniridia. Vollständiges oder teil-
eingeschränkte oder fehlende Fähigkeit, Freude weises Fehlen der Iris; es existieren die angebo-
und Lust (im engeren Sinne auch Libido*) zu rene, die sporadisch auftretende, nicht erbliche Anisöl:
empfinden, sowie für verminderte Genussfähig- und die traumatisch bedingte Aniridie. – Als Bestandteil von Hustensäften, -tropfen,
keit. Formen: -pastillen
Vorkommen: Normalpsychologisch kommt An- – Angeborene Aniridie: 1. autosomal-domi- – zum Aromatisieren von Extrakten* (z. B. bei
hedonie im Sinne einer überdauernden, persön- nant erblich oder sporadisch auftretende, Instanttee)
lichkeitsgebundenen Eigenart vor, selten situa- nicht erbliche Fehlbildung 2. erscheint häu- – traditionell bei leichten krampfartigen Be-
tiv. Psychopathologisch ist sie ein charakteristi- fig zusammen mit Glaukom, Mikrocornea, schwerden im Magen-Darm-Bereich (bei Blä-
sches Symptom der Depression* oder Teil der Katarakt, Makula- und seltener Optikushy- hungen) und als schleimlösendes Mittel bei
Negativsymptomatik* bei Schizophrenie. poplasie, Nystagmus, gelegentlich assoziiert Husten im Zusammenhang mit einer Erkäl-
Anheizzeit → Sterilisationskinetik mit Nephroblastom* (siehe WAGR-Syndrom) tung (Herbal Medicinal Products Commit-
Anhidrose f: engl. anhydrosis; syn. Anhidrosis. 3. Häufigkeit: 1 : 100 000 Neugeborene 4. 2 tee).
Fehlende Perspiratio* sensibilis mit Gefahr von Genloci bekannt: 11p13 auf dem PAX6-Gen Anisakiøasis f: syn. Heringswurmkrankheit. Be-
Hitzeintoleranz, bei manchen Betroffenen im und Chromosom 2; bei Homozygotie ent- fall des Gastrointestinaltrakts mit Anisakis und
Sommer Fieber und Kollapsneigung. Ursachen steht der Anophthalmus congenitus verwandten Nematoden* (Fadenwürmer). Im
sind fehlende Schweißdrüsen, Hauterkrankun- – traumatisch bedingte Aniridie. Magen-Darm-Trakt bilden sich Granulome*.
gen und Syndrome mit Störungen der Schweiß- Anis m: syn. Pimpinella anisum. Pflanze aus Die Würmer können endoskopisch extrahiert
drüsen. der Familie der Doldengewächse (Apiaceae), die werden, Granulome können teilweise operativ
Anhydraø mnion n: syn. Ahydramnion. Fehlen im östlichen Mittelmeergebiet heimisch ist und entfernt werden, manchmal setzt man Anthel-
oder starke Verminderung des Fruchtwassers in in Deutschland, Russland, Holland, Polen, Spa- minthika* ein. Übertragung. Infizierte Salz-
der Gravidität. Ein Anhydramnion kann beim nien, Griechenland, Türkei, Ostindien, Afrika wasserfische oder Tintenfische übertragen die
vorzeitigen Blasensprung, bei massiver Plazen- und Amerika kultiviert wird. Verwendet wer- Erreger, wenn der Fisch roh oder unzureichend
tainsuffizienz* oder bei fetalen Nierenschäden den Anisfrüchte (Anisi fructus) und Anisöl (Ani- gegart verzehrt wird. Zunächst ist der Magen
(Insuffizienz oder Agenesie) vorkommen. si aetheroleum). Siehe Abb. betroffen, später siedeln sich die Larven im dis-
anhydricus: Wasserfrei. Anisfrüchte: Spasmolytisch, antibakteriell und talen Ileum an. Inkubation. Maximal 1 Tag.
anikterisch: engl. anicteric. Ohne Ikterus* ver- die Flimmertätigkeit des Bronchialepithels för- Pathologie. Eosinophiles Granulom des Gast-
laufend. Der Begriff wird verwendet für eine dernd. Verwendung: rointestinaltrakts mit Abszessbildung.
Hepatitis*, die ohne Ikterus auftritt. – Medizinisch innerlich bei leichten Ober- Klinik:
Aniliøngus → Sexualkontakt bauchbeschwerden, die mit Krämpfen und – Oberbauchschmerz
Anilinintoxikation f: engl. aniline poisoning. Blähungen einhergehen (dyspeptische Be- – Übelkeit und Erbrechen
Akute oder chronische Intoxikation mit Anilin schwerden), innerlich und äußerlich bei Ka- – Durchfall mit Schleim- und Blutabgang
oder dessen Derivaten (z. B. Paracetamol). Ani- tarrhen der Atemwege (European Scientific – selten Perforation des Darms und Ileus*.
lin wurde früher meist in der Farben-, Pharma- Cooperative on Phytotherapy, Kommission E) Diagnostik:
und Gummiindustrie verwendet, selten z. B. – traditionell innerlich bei leichten krampfarti- – Anamnestisch
beim Reinigen von kontaminierten Tanks. gen Beschwerden im Magen-Darm-Bereich – klinisches Bild: 1. kein oder leichtes Fieber
Aø nionen n pl: engl. anions. Negativ geladene Io- (bei Blähungen) und als schleimlösendes Mit- 2. keine Spasmen
nen*, die bei Elektrolyse zur Anode wandern tel bei Husten im Zusammenhang mit einer – labordiagnostisch: 1. leichte Leukozytose*
und dort unter Aufnahme von Elektronen in Erkältung (Herbal Medicinal Products Com- 2. Eosinophilie* 3. serologischer Nachweis
elektrisch neutrale Atome oder Moleküle über- mittee). von Antikörpern gegen Anisakis simplex
gehen können. Beispiele: Cl-, NO3-, SO42-, OH. – Gastroskopie (Nachweis der Würmer).
Aniseikonie 98

Differenzialdiagnose. Maligner Tumor. Anisomastie f: engl. anisomastia. Seitendiffe- digkeit). Antiprotozoenmittel* wie Albendazol
A Therapie:
– Gastroskopische Extraktion der Würmer aus
rente Größe oder Form der Mamma*.
Anisometropie f: engl. anisometropia. Unter-
sind wirksam.
Klinik:
dem Magen schiedliche Brechkraft der Augen, wodurch un- – Juckreiz an der Eintrittsstelle durch die Haut
– ggf. operative Entfernung der Granulome terschiedlich große Bilder auf der Netzhaut ent- – Hustenreiz und Atemnot bei Wanderung
– ggf. pharmakologisch (bei intestinaler Anis- stehen (Aniseikonie*). Ab 4 Dioptrien Unter- durch die Lunge
akiasis) Mebendazol oder Thiabendazol (Off- schied ist die Sehfähigkeit durch entstehende – evtl. Bauchschmerzen wegen des Darmbefalls
Label-Use, u. a. neurotoxisch). Doppelbilder eingeschränkt. – Anämie und Müdigkeit wegen Eisenverlust.
Aniseikonie f: engl. aniseiconia. Ungleiche Grö- Anisonukleose → Kernpolymorphie Diagnostik:
ße beider Netzhautbilder, meist als Folge grö- Anisoperistaø ltik → Antiperistaltik – Mikroskopischer Nachweis der Eier im Stuhl
ßerer Unterschiede bei der Refraktion (Bre- Anisotropie → Neurosonografie – PCR zum Nachweis der Würmer.
chung der Sehstrahlen). Kleinere Unterschiede Anisozytose f: engl. anisocytosis. Vorhanden- Therapie:
stören die Verschmelzung der Seheindrücke der sein unterschiedlich großer Erythrozyten im – Albendazol
beiden Augen zu einem Bild (Fusion*) nicht, Blutausstrich als unspezifisches Zeichen einer – Mebendazol weniger wirksam.
größere (Anisometropie* über 3–4 Dioptrien) gestörten Erythrozytopoese* im Rahmen ver- Prävention:
verursachen jedoch Doppelbilder. Abhilfe schaf- schiedener Anämieformen. Des Weiteren be- – Verbesserung der sanitären Verhältnisse
fen Kontaktlinsen. zeichnet der Begriff Anisozytose eine allgemei- – Massenbehandlung von Kindern und
Anismus m: syn. spastisches Beckenboden-Syn- ne Vielgestaltigkeit des Zytoplasmaleibs, ein schwangeren Frauen
drom. Unfähigkeit, den M. puborectalis und häufiges Merkmal im Rahmen maligner Tu- – individuell schützen Schuhe vor dem Befall.
den M. sphincter ani externus bei der Defäkati- morerkrankungen. Ankyrin → Long-QT-Syndrom
on zu entspannen. Hierdurch bleibt der anorek- Anitschkow-Zellen f pl: engl. Anitschkow cells. Anlaufschmerz m: engl. start-up pain; syn. Ein-
tale Winkel sehr spitz und der Analkanal öffnet Basophile mononukleäre Zellen histiozytären laufschmerz. Typischerweise bei Arthrose* auf-
sich nicht ausreichend. Die Folge ist eine verzö- Ursprungs mit eigenartig spiraligem Chroma- tretender Gelenkschmerz zu Beginn einer Be-
gert einsetzende und verlängerte Defäkation. tinfaden im Zellkern (Eulenauge). Anitschkow- wegung, der allmählich nachlässt.
Als Ursache wird eine Verhaltensstörung ange- Zellen kommen bei rheumatischer Myokarditis* Ann-Arbor-Klassifikation f: engl. Ann-Arbor
sehen. und selten auch in anderen rheumatoiden Gra- classification. Klinische Stadieneinteilung der
Anisochromie f: engl. anisochromia. Unter- nulomen der Gelenke oder Weichteile vor. malignen Lymphome. Die Klassifikation dient
schiedliche Anfärbbarkeit der Erythrozyten. ANK: Abk. für Ankryin codierendes Gen → dazu, den Ausbreitungsgrad zu bestimmen. Er-
Anisodontie → Heterodontie Long-QT-Syndrom fasst werden Stadium, Allgemeinsymptome
Anisokaryose → Kernpolymorphie Ankleideapraxie → Apraxie und extralymphatischer Befall. Obwohl sie ur-
Anisokorie f: engl. anisocoria. Seitendifferente Ankylobleø pharon n: Angeborene Verkürzung sprünglich für Hodgkin*-Lymphome entwi-
Weite der Pupillen*. Unterschieden werden der Lidspalte durch Verwachsung der Augenli- ckelt wurde, wird die Ann-Arbor-Klassifikation
physiologische Formen sowie neurologische der. Ein Ankyloblepharon kommt isoliert vor, heute auch für Non*-Hodgkin-Lymphome ver-
und ophthalmologische Ursachen. Siehe Abb. in Kombination mit weiteren Augenerkrankun- wendet.
Ätiologie: gen oder im Rahmen von systemischen Syndro- Annelida n: engl. annelids. Ringelwürmer. Me-
– Essenzielle oder physiologische Anisokorie: men. dizinisch relevant sind Vertreter der Hirudinea*
1. angeborene Anomalie 2. Pupillendifferenz Ankylodaktylie f: engl. ankylodactyly; syn. he- (Blutegel), z. B. Hirudo* medicinalis.
selten > 0,6 mm 3. Vorkommen bei 10–20 % reditäre Ankylose. Angeborene Versteifung der Anodontie f: engl. anodontia. Nichtanlage aller
aller Menschen Finger oder Zehen (sehr selten auch größerer bleibenden (permanenten) Zähne. Die Anodon-
– Störung der parasympathischen Efferenz Gelenke) in Streckstellung (Geradfingerigkeit) tie tritt meist in Kombination mit einer ekto-
(Sphinkterstörung) bei: 1. Okulomotorius- infolge Aplasie oder Hypoplasie der Gelenke. dermalen Entwicklungsstörung auf, z. B. dem
lähmung* 2. Pupillotonie* 3. Anwendung lo- Ankyloglossum n: engl. ankyloglossia. Ver- hypohydrotischen Ektodermaldysplasie*-Syn-
kaler Parasympatholytika* wachsen der Zunge mit dem Boden der Mund- drom. Die Ursache ist unbekannt; evtl. liegt ei-
– Störung der sympathischen Efferenz (Dilata- höhle. Ein Ankyloglossum kommt angeboren ne Mutation im PAX9- und MSX1-Gen vor.
torstörung) beim Horner*-Syndrom vor durch ein zu kurzes Zungenbändchen sowie Anomalie f: engl. anomaly. Unregelmäßigkeit,
– ophthalmologische Erkrankungen wie: 1. Iri- bei progressiver systemischer Sklerose* durch Abweichung, Abnormität; auch Fehlbildung
tis* 2. Glaukom* 3. traumatische Läsion des Sklerosierung des Zungenbändchens (Sklero- bzw. Entwicklungsstörung.
M. sphincter pupillae. glosson) oder erworben durch Narben. Bei Ess- Anomalie, vaskuläre f: engl. vascular anomaly.
oder Artikulationsbehinderung wird operativ Lokale pathologische, auch neoplastische Ver-
korrigiert (z. B. Z*-Plastik). änderung von Blut- oder Lymphgefäßen.
Ankylose f: engl. ankylosis. Fibröse oder knö- Anomaloskop n: engl. anomaloscope; syn. Far-
cherne Versteifung von Gelenken mit vollstän- benmischapparat. Spektralfarbenmischapparat
digem Bewegungsverlust. zur Prüfung des Rot-Grün-Sehens. Das Ergeb-
Ankylostomiasis f: engl. hookworm disease; nis wird als Anomaliequotient ausgegeben. Als
syn. Hakenwurmkrankheit. In Afrika, Asien normal gilt ein Wert von 0,7–1,4. Eine Protano-
Anisokorie [170]
und Lateinamerika vorkommender Befall des malie (Rotsehschwäche) liegt vor bei Werten von
Dünndarms mit Hakenwürmern (Ancylostoma 0,6–0,1, eine Deuteranomalie (Grünsehschwä-
Anisomakrozytose f: engl. anisomacrocytosis. duodenale oder Necator americanus) mit uncha- che) bei Werten von 2,0–20.
Vorherrschen großer Erythrozyten im Blutaus- rakteristischer Klinik (Bauchschmerzen, Mü- Anomalquotient → Anomaloskop
strich bei Anisozytose*.
99 Anosmie

Anonychie f: engl. anonychia. Fehlen der Nägel. hals-Fisteln bei männlichen Patienten) bedür- – Krankheitsbeginn meist mit kalorienredu-
Die Anonychie kann entweder Ausdruck einer
anlagebedingten Agenesie bei Epidermolysis*
fen eines zusätzlichen abdominellen Zuganges.
Prinzip:
zierter Diät, führt bei genetisch-biologischer
Vulnerabilität in Interaktion mit Umweltfak-
A
bullosa congenita oder Dyskeratosis* congenita – Sagittale posteriore Inzision toren zur Erkrankung
sein oder infolge einer toxisch epidermalen – Freilegung des Rektum-Blindsackes – ausgeprägte Angst vor einer Gewichtszunah-
Nekrolyse (Lyell*-Syndrom) auftreten. – Verschluss etwaiger Fisteln zum Urogenital- me (oder davor, dick zu werden)
Anopheles f: Weltweit verbreitete, zur Gattung trakt – übermäßiger Einfluss von Körpergewicht
der Culicidae (Ordnung Diptera) gehörende – Mobilisation des Rektums und anatomiege- und Figur auf das Selbstwertgefühl.
Stechmücke, die Überträger verschiedener Tro- rechte Verlagerung des Darms in die Mitte Anorexiøa senilis f: engl. senile anorexia. Beim
penkrankheiten ist (z. B. Malaria*, Filariosen*, der Kontinenzmuskeln (M. musculus levator alten Menschen auftretende Anorexie.*
Viruserkrankungen wie das O'nyong-nyong- ani, Muskelkomplex und M. sphincter ani Vorkommen:
Fieber). externus). – Depression*
Anophthalmus congeø nitus m: Seltene Embry- Anorexiøa nervosa f: Essstörung* mit beabsich- – zerebrovaskuläre Insuffizienz
opathie mit völligem Fehlen meist beider Aug- tigtem, selbst herbeigeführtem Untergewicht*. – u. a.
äpfel, des N. opticus und Tractus opticus. Höhe- Klinisch zeigen sich außerdem Bradykardie*, ar- Anorexie f: engl. anorexia. Appetitlosigkeit, He-
re Anteile der Sehbahn* sind manchmal ange- terielle Hypotonie*, Durchblutungsstörungen rabsetzung des Triebs zur Nahrungsaufnahme.
legt. Mögliche Ursachen sind Infektionen (siehe und Zyanose* der Akren*, Obstipation*, Zu Anorexie kann es bei Mund-, Magen-, Darm-
Röteln*), Mangelernährung (siehe Folsäure- Zwangsstörungen* und Amenorrhö*. Behandelt oder Infektionskrankheiten, in der Schwanger-
mangel*), Intoxikationen (siehe Alkohol*) oder wird mit Gewichtsrestitution und Psychothera- schaft oder im Alter (Anorexia* senilis) kom-
Gendefekte während der frühen Schwanger- pie*. Der Langzeitverlauf geht mit einer Letali- men. Anorexia* nervosa bezeichnet eine psychi-
schaft. tät* von 5–15 % und häufig weiteren psychi- sche Störung, bei der keine Appetitlosigkeit
Anoplaø stik f: engl. anoplasty; syn. Proktoplas- schen Störungen einher. Einteilung: besteht, sondern der Appetit unterdrückt
tik. Rekonstruktion des Anus bei angeborener – Restriktive Anorexia nervosa: 1. Gewichtsver- wird.
anorektaler Fehlbildung (z. B. Analatresie, lust und unter Umständen vital bedrohliche Anorgasmie f: engl. anorgasm. Seit mindestens
Analstenose) oder bei narbiger Stenose des Anal- Kachexie* (siehe Abb.) 2. ausschließlich 6 Monaten bestehende sexuelle* Funktionsstö-
kanals beim Erwachsenen (z. B. bei chronischer durch Einschränkung der Nahrungszufuhr rung mit häufigem oder völligem Fehlen des
Analfissur oder postoperativ). und/oder verstärkte körperliche Aktivität Orgasmus beim Geschlechtsverkehr, manchmal
Anoplura → Läuse – Anorexia nervosa mit zusätzlichen Gewichts- auch bei der Masturbation*. Die Behandlung ist
Anopsie f: engl. anopia; syn. Anopie. Nichtse- reduktionsmethoden (Purging*) psychotherapeutisch. Ätiologie: Wahrschein-
hen. Der Begriff wird als Suffix verwendet, z. B. – Anorexia nervosa mit bulimischen Attacken lich ausschließlich psychogene Ursachen, z. B.
Hemianopsie*. (Bulimarexie): 1. eingeschränkte Nahrungs- – Partnerschaftsprobleme
Anorchie f: engl. anorchia; syn. Testesaplasie. zufuhr unterbrochen durch sog. objektive – Sexualängste
Nicht nachweisbares Hodengewebe bei unauf- Essattacken* 2. Gewichtszunahme vermieden – Angst vor Kontrollverlust.
fälligem männlichem Genitale und Karyotyp durch gewichtsreduzierende Maßnahmen Vorkommen: Häufiger bei Frauen. Formen:
46,XY. Der Gonadenuntergang ist dabei nach 3. selten nach vorbestehender Bulimia* ner- – Primäre Anorgasmie: besteht schon immer
der 12.–14. SSW anzunehmen, weil für die nor- vosa. – sekundäre Anorgasmie: später entstanden
male männliche Genitaldifferenzierung initial Ätiologie: – vollständige Anorgasmie: besteht bei jeder
Hodengewebe vorgelegen haben muss. Bei feh- – Multifaktoriell als Zusammenspiel von gene- Form sexueller Aktivität
lendem Gonadengewebe hätte sich ein weibli- tischen, biologischen, sozialen, familiären – situative Anorgasmie: besteht situativ, z. B.
cher Phänotyp entwickelt, siehe Vanishing-Tes- und psychischen Faktoren nur bei Geschlechtsverkehr (sog. koitale An-
tes-Syndrom. orgasmie).
Häufigkeit: Bilaterale Anorchie ca. 1 : 20 000, Prozedere: Sexualpsychotherapie*, evtl. in Kom-
unilaterale Anorchie ca. 1 : 5000. bination mit einem Masturbationsprogramm
Differenzialdiagnose: Retentio testis abdomina- (z. B. nach LoPiccolo und Lobitz).
lis (Maldescensus* testis). Anorthoploidie → Polyploidie
anorektal: engl. anorectal. After und Mastdarm Anoskopie f: engl. anoscopy. Endoskopische
(Rektum) betreffend. Untersuchungsmethode zur Inspektion des
Anorektalfistel f: engl. anorectal fistula. Über- Analkanals sowie des Schließmuskels. Der Anal-
begriff für Fisteln ausgehend vom Analkanal kanal wird zunächst inspiziert, dann ein Ano-
oder Rektum. Analfisteln gehen typischerweise skop oder Darmspekulum eingeführt und in
von einer Entzündung der Proktodealdrüsen gleicher Sitzung meist eine Proktoskopie und
aus. Rektalfisteln entstehen als Komplikation ggf. Rektoskopie durchgeführt. Durch die Ano-
bei Morbus Crohn, Divertikulitis, Malignom, skopie können u. a. Analfissuren, Perianalabs-
Bestrahlungen des kleinen Beckens oder veneri- zess, Analthrombosen oder Hämorrhoiden di-
schen Erkrankungen. agnostiziert werden.
Anoreø ktika → Appetitzügler Anosmie f: engl. anosmia. Verlust des Riechver-
Anorektoplaø stik, posteriore sagittale f: Stan- mögens, meist nach traumatischer oder infekti-
dardoperation für anorektale Fehlbildungen* öser Schädigung des Sinnesepithels (Influenza*)
aller Varianten. Hohe Formen (hohe Kloaken- Anorexia nervosa: 16-jähriges Mädchen mit oder der Riechbahn (Meningitis*), selten bei
persistenz bei weiblichen und Rekto-Blasen- deutlicher Kachexie (BMI 16,4 kg/m2). [152] Hirntumoren* im Bereich von Stirnhirn, Olfak-
Anosognosie 100

toriusrinne und Sella turcica, bei Olfaktorius-


A neuroblastom* oder Kallmann-Syndrom.
Anosognosie f: engl. denial of illness. Selten auf-
tretende Unfähigkeit, eine eigene Erkrankung
oder Funktionsausfälle zu erkennen, v. a. bei
Läsionen im dorsalen Teil der nichtsprachdomi-
nanten Hemisphäre, z. B. als Nichtwahrnehmen
einer Hemiparese nach Schlaganfall* oder beim
Anton*-Syndrom; im weiteren Sinn auch Nicht-
wahrhabenwollen einer Krankheit oder Stö-
rung.
Anotie f: engl. anotia. Angeborene Anomalie Anpassungssyndrom, allgemeines: Phasen des allgemeinen Anpassungssyndroms bei chronischem Stress
des äußeren Ohrs mit ein- oder beidseitig rudi- nach H. Selye.
mentärer oder fehlender Ohrmuschel (siehe
Ohrmuscheldysplasie*). Die Anotie kann mit ei-
ner Atresia auris congenita (siehe Gehörgangat- tensbezogenen Symptomen, z. B. depressive ser Energie auf Anforderungen reagieren. Im
resie*) verbunden sein und kommt z. B. bei ei- oder ängstliche Symptome, Störungen der Im- Nebennierenmark werden Katecholamine
ner Retinoid*-Embryopathie vor. pulskontrolle und des Sozialverhaltens. (z. B. Adrenalin, Noradrenalin) ausgeschüt-
Anoxie f: engl. anoxia. Fehlen von Sauerstoff. Diagnostik: Von den Anpassungsstörungen ab- tet. Die Alarmreaktion kann unter Umstän-
Die Anoxie kann den Gesamtorganismus oder zugrenzen ist die akute Belastungsreaktion als den auch ein Schock sein.
nur Teile desselben (z. B. hypoxischer Hirnscha- direkte Folge der akuten schweren Belastung – Widerstandsstadium gegenüber dem Stres-
den durch Herzstillstand oder Kammerflim- oder des kontinuierlichen Traumas. Zudem sor*: Anpassung und Bewältigungsversuch,
mern) betreffen. Auf Zellebene kommt es rasch kann die Diagnose nur bei Abwesenheit ande- der auf Kosten der Widerstandsfähigkeit ge-
zum Zelltod aufgrund eines Zusammenbruchs rer psychischer Störungen gestellt werden. genüber anderen Stressoren gehen kann (z. B.
der Energieversorgung durch Schädigung der Therapie: Abwartendes Beobachten (watchful Schwächung des Immunsystems). Dies führt
Mitochondrien mit anschließender hydropi- waiting): Patient wird in engmaschigen Abstän- zur vermehrten Sekretion von Somatropin
scher Schwellung des Zellleibes. den untersucht, vor (weiteren) Interventionen und Mineralokortikoiden sowie zu einer Zu-
Vorkommen: Anoxien im Bereich des Gehirns wird Zeit gegeben und soziale (emotionale, ins- nahme der entzündlichen Reaktion.
treten z. B. auf als Ischämie durch Gefäßver- trumentelle oder informationelle) Unterstüt- – Erschöpfungsstadium: Anpassung an den
schluss (zerebrale Durchblutungsstörung*) und zung ist sichergestellt. Die therapeutischen fortbestehenden Stressor kann nicht länger
hypoxischer Hirnschaden durch Herzstillstand Strategien richten sich nach der im Vorder- aufrechterhalten werden. Es kommt zur re-
oder Kammerflimmern. grund stehenden Symptomatik, z. B. depressi- gressiven Transformation der Nebenniere bei
Anoxybiose → Anaerobiose ven oder Angstsymptomen. ausbleibender Heilung im Widerstandsstadi-
ANP: Abk. für atriales natriuretisches Peptid → Prognose: Die Dauer einer Anpassungsstörung um. Die anhaltende Anpassungsleistung und
Peptide, kardiale natriuretische beträgt ca. 6 Monate, sofern der Stressor und die Folgen deren Zusammenbruchs sind
Anpassungsreaktion f: engl. adjustment reac- dessen Folgen beendet sind. Die Symptomatik durch konstitutionelle Dispositionen bedingt.
tion. Widerstand gegenüber Stressoren*. kann in seltenen Fällen auch länger bestehen Klinische Bedeutung: Bei ungenügenden oder
Anpassungsstörung f: engl. adjustment disor- (z. B. nicht erfolgreiche Anpassung an eine Tu- überschießenden Reaktionen entwickeln sich
der. Bezeichnung (ICD-10) für psychische Stö- morerkrankung mit langandauernder Beein- Anpassungskrankheiten wie gastrointestinale
rung als Reaktion auf einmalige oder fortbeste- trächtigung der finanziellen Situation des Be- Ulzera und Panarteriitis nodosa.
hende belastende Ereignisse (z. B. Arbeitsplatz- troffenen). Die Prognose ist im Allgemeinen Anreicherung → Bioakkumulation
verlust, Trennung), wobei die Störung inner- günstig. ANS: Abk. für Atemnotsyndrom des Neugebo-
halb eines Monats nach Beginn des kritischen Anpassungsstörung, postnatale → Adaptati- renen → Atemnotsyndrom beim Neugeborenen
Lebensereignisses oder der (Dauer-)Belastung on, postnatale Ansatztendopathie → Insertionstendopathie
auftritt und in der Regel nicht länger als 6 Mo- Anpassungssyndrom, allgemeines n: engl. Anschlagzeit f: engl. time of onset. Zeitintervall
nate anhält. general adaptation syndrome; syn. Adaptations- zwischen oraler Einnahme oder parenteraler
Epidemiologie: Anpassungsstörungen gehören syndrom. Bezeichnung (H. Selye, 1945) für den Applikation eines Medikaments (z. B. neuro-
zu den häufigsten Diagnosen in der ambulan- Anpassungsmechanismus des Organismus bei muskulär blockierenden peripheren Muskelre-
ten und stationären Versorgung. Dennoch lie- starken äußeren Reizen (Anstrengung, Trauma, laxans) und dessen Wirkungseintritt beim Pati-
gen nur wenige Studien zur Häufigkeit von An- Hitze, Bestrahlung, Infektion u. a.) mit mögli- enten.
passungsstörungen vor. Die Punktprävalenz chen pathologischen Folgeerscheinungen. Anschlussheilbehandlung → Anschlussreha-
liegt in der Allgemeinbevölkerung bei 0,6 % für Einteilung: Man unterscheidet verschiedene bilitation
Frauen und 0,4 % für Männer. In klinischen Phasen (siehe Abb.): Anschlussrehabilitation f: engl. postacute re-
Gruppen findet man höhere Prävalenzraten: – Alarmreaktion: physiologische Stressreakti- habilitation. Medizinische Rehabilitationsmaß-
zwischen 10–30 % aller psychiatrischen Patien- on* im Zusammenspiel neuronaler und hor- nahme im Anschluss an eine Krankenhausbe-
ten in der ambulanten Versorgung und 8–12 % monaler Prozesse (Aktivierung des Hypotha- handlung. Kostenträger ist entweder die gesetz-
der Patienten im stationären Kontext. lamus, Hypophysenvorderlappen, Sekretion liche Rentenversicherung* oder Krankenversi-
Klinik: Gedankliches Verhaftetsein an Belas- von Kortikoiden in der Nebennierenrinde). cherung*. Ziel ist die allmähliche, ärztlich über-
tung, psychische Fehlregulation innerhalb eines Die Glukokortikoide führen zur Blutzucker- wachte Wiederanpassung des Patienten an die
weiten Bereichs von emotionalen und verhal- erhöhung und der Organismus kann mit die- Belastungen des Alltags und des Berufslebens
101 Antetorsionswinkel

durch Wiedererlangen oder Ausgleich verloren- – physiologisch: Nerven (Sympathikus/Para- ren zur Korrektur einer Retroflexio uteri (Fle-
gegangener Funktionen und Fähigkeiten.
Vorgehen:
sympathikus)
– pharmakologisch: Hemmung oder Aufhe-
xio* uteri) bei Sterilität oder Dysmenorrhö.
Prinzip: Formen:
A
– Durchführung ambulant, teilstationär oder bung der Wirkung eines (physiologischen) – Alexander-Adams-Operation
stationär in: 1. Unfallkrankenhäusern 2. Kur- Transmitters durch ein Pharmakon: 1. kom- – Webster-Baldy-Franke-Operation.
kliniken 3. Versorgungskrankenhäusern petitiver Antagonismus bzw. kompetitive Antefleø xio uteri → Flexio uteri
– Organisation einer Anschlussheilbehand- Hemmung: ein reversibler Effekt bei steigen- Antekurvation f: engl. anterior bowing. Verbie-
lung: 1. Einleitung bereits im Krankenhaus der Agonistenkonzentration. Der Antagonist gung z. B. des Femurs oder der Tibia in der Sag-
2. Beginn der Maßnahme innerhalb festge- geht eine Bindung mit dem Rezeptor* ein, gitalebene nach ventral, anatomisch-physiolo-
legter Fristen (bei vorausgegangener Operati- ohne eine Eigenwirkung auszulösen (intrin- gisch beim Femur, u. a. bei Rachitis*, Paget*-
on spätestens 2 Wochen nach Entlassung aus sic activity ist 0). Der Rezeptor wird blockiert, Krankheit oder posttraumatisch. Siehe Korrek-
der Akutklinik, nach Strahlentherapie inner- sodass der Agonist nicht wirken kann. Durch turosteotomie*, Abb. dort.
halb von 6 bzw. bei Bestrahlung im Kopf- Erhöhung der Konzentration des Agonisten ante mortem: Vor dem Tode.
und Halsbereich innerhalb von 10 Wochen) kann der Antagonist von der Bindungsstelle ante partum: Abk. a. p. Zeitraum vor der Ge-
– Dauer in der Regel 3–4 Wochen. verdrängt werden. Es entsteht eine Konkur- burt.
Indikationen: Direkt im Anschluss, z. B. renz um den gemeinsamen Rezeptor 2. par- Anteposiøtio uø teri → Positio uteri
– Nach stationärer Behandlung eines Herzin- tieller Antagonismus: der Antagonist be- anteø rior: Abk. ant. Vorne liegend (anatomische
farkts setzt ebenfalls die Rezeptorstelle, löst dabei Lagebezeichnung).
– nach stationärer Behandlung eines Schlagan- aber selbst eine mäßige agonistische Wir- Anteø rior-Cord-Syndrom n: Verletzung der an-
falls (Apoplexie) kung aus 3. nichtkompetitiver Antagonis- terioren* Anteile (2/3) des Rückenmarks*. Kli-
– nach Einsatz einer Hüftendoprothese mus: die Bindungsstelle des Rezeptors bleibt nisch zeigen sich vorwiegend motorische* Aus-
– nach einer ambulanten Operation oder Strah- hier zwar für den Agonisten frei, die antago- fälle und Sensibilitätsstörungen* (Schmerz- und
lentherapie im Rahmen einer Krebserkran- nistisch wirksame Substanz (allosterischer Temperaturempfindung).
kung. Inhibitor) geht aber an anderer Stelle eine Anteø riore Mediastinoskopie f: Endoskopi-
Anspannung, psychische f: engl. psychological Bindung mit dem Rezeptormolekül ein und sches, minimal-invasives Verfahren zur Explo-
tension. Psychischer Aspekt der Anstrengung, verhindert dadurch das Auslösen eines Ef- ration des vorderen Mediastinums*. Die ante-
der bei jeder körperlichen und geistigen Aktivi- fekts durch den Agonisten (Allosterie). Der riore Mediastinoskopie wird über einen para-
tät zu erleben ist. nichtkompetitive Antagonismus ist nicht sternalen Zugang oder als erweiterte kollare*
Anspannungsphase → Systole durch steigende Agonistenkonzentration re- Mediastinoskopie ausgeführt, um die subaorta-
Anstaltsapotheke: In Österreich Bezeichnung versibel 4. funktioneller Antagonismus: len und paraaortalen Lymphknoten zu errei-
für Krankenhausapotheke. Agonist und Antagonist lösen über jeweils ei- chen. Diese sind bei der alleinigen kollaren Me-
Ansteckung → Infektion gene Rezeptoren entgegengesetzte Wirkung diastinoskopie nicht zugänglich.
Ansteckungsverdächtigter m: engl. infection aus, die sich am Erfolgsorgan gegenseitig Anteø riore Reø ktum-Resektion f: Operations-
suspect person. Nach Infektionsschutzgesetz* aufheben 5. chemischer Antagonismus: verfahren mit abdominalem Zugang zur Entfer-
(§ 2 Nr. 7) eine Person, von der anzunehmen ist, der Agonist wird inaktiviert durch chemische nung des Rektums. Die anteriore Rektum-Re-
dass sie Krankheitserreger* aufgenommen hat, Reaktion mit einer anderen Substanz, die sektion kann kontinenzerhaltend oder als Dis-
ohne selbst krank, krankheitsverdächtig* oder nicht am Rezeptor abläuft. kontinuitätsresektion ausgeführt werden.
Ausscheider* zu sein. Antagoniøst [Pharmakologie] m: Pharmakon, Anterior Lumbar Interbody Fusion: engl. an-
Anstrengungsaø sthma → Asthma bronchiale das aufgrund seiner Struktur an eine inaktive terior lateral interbody fusion (Abk. ALIF); syn. Ante-
Anstrengungs-Proteinurie f: engl. effort pro- Konformation eines Rezeptors* angepasst ist rior Lateral Interbody Fusion. Anterolaterale in-
teinuria; syn. Joggers' Nephritis. Benigne Form und die Aktivierung des Rezeptors verhindert terkorporale Spondylodese* im Bereich der Len-
der Proteinurie*, insbesondere bei jungen, ge- (Antagonismus*). Somit hemmen Antagonisten denwirbelsäule, angewandt z. B. bei Spondylo-
sunden Menschen nach körperlicher Anstren- die Wirkung von Agonisten*. listhesis oder degenerativer LWS-Instabilität.
gung oder psychischem Stress. Auch nach Un- Antagoniøst [Motorik]: Gegenspieler eines Ago- anteø rior-posteø rior: Abk. a.-p. Strahlengang
terkühlung oder im Rahmen einer Schwanger- nisten* in einem dualen funktionellen System, von vorn nach hinten durch den Körper bei der
schaft beobachtet man mitunter eine passagere z. B. Flexion versus Extension. Aufnahme von Röntgenbildern.
Proteinurie ohne Krankheitswert. Antagoniøsten-Tremor → Tremor anterograd: engl. anterograde. Zeitlich oder
Prozedere: Die Abgrenzung zu einer weiter ab- Antaø zida n pl: engl. antacids; syn. Antacida. örtlich nach vorn gerichtet (z. B. anterograde
klärungsbedürftigen, klinisch bedeutsamen Arzneimittel zur Neutralisation und Adsorpti- Amnesie*, anterograde Erregungsleitung).
Proteinurie erfolgt durch Eiweißbestimmung on der Magensalzsäure. Antazida werden v. a. Antesystolie → Präexzitationssyndrom
im Morgenurin. Die Eiweißkonzentration sollte zur symptomatischen Behandlung bei einer Ul- Antetorsionswinkel m: engl. antetorsion. Na-
im Morgenharn bei < 300 mg/l liegen. kuskrankheit*, bei hyperazider Gastritis, bei tivradiologisch oder per CT ermittelter Winkel
Anstrengungsurtikaria → Urtikaria, choliner- Sodbrennen und anderen säurebedingten Ma-
gische genbeschwerden sowie im Rahmen der Aspirati-
Antagoniøsmus m: engl. antagonism. Entgegen- onsprophylaxe* verabreicht. Bei Nierenfunkti-
gesetzte Wirkung von 2 funktionellen Einhei- onsstörungen sowie bei Schwangerschaft ist die
ten (Agonist/Antagonist). Anwendung jedoch eingeschränkt.
Formen: ante: Vor, bevor.
– Anatomisch: Gegenwirkung von Muskeln Antefixatio uø teri f: engl. uterine antefixation.
oder Muskelgruppen (Extensor/Flexor) Nicht mehr gebräuchliches operatives Verfah- Antetorsionswinkel: 1: physiologisch; 2: vergrößert.
Anteversio-anteflexio uteri 102

Antetorsionswinkel:
Antianginosa → Koronartherapeutika
A Altersabhängige Richtwerte. Antiarrhyø thmika n pl: engl. antiarrhythmics.
Sammelbezeichnung für antiarrhythmisch
Altersklasse Winkel wirksame Substanzen. Sie werden zur Therapie
und Rezidivprophylaxe von Herzrhythmusstö-
Neugeborenes 30°–50°
rungen* verabreicht. Zu den Nebenwirkungen
Kleinkind 30°–45° zählen Herzrhythmusstörungen sowie plötzli-
Schulkind 25°–30° cher Herztod.
Antiasthmatika n pl: engl. antiasthmatics. Arz-
Jugendlicher 15°
neimittel* zur meist symptomatischen Behand-
Erwachsener 12° lung des Asthma* bronchiale. Eingesetzt wer-
den, nach sorgfältiger Schulung der Patienten,
Anthrakosilikose: Mischstaubgranulom: hyalin- antientzündliche Wirkstoffe, Broncholytika so-
schwieliges Zentrum mit pigmentspeichernden wie Expektoranzien. Desensibilisierung ist kau-
Makrophagen in der Umgebung. [129] sal wirksam, setzt aber die Kenntnis der Ursa-
zwischen der Achse des Collum femoris im Ver- che voraus. Bei bakteriellen Ursachen sind Anti-
hältnis zur Ausrichtung des Kniegelenkes, ge- biotika* angezeigt.
messen an der Ausrichtung der Femurkondy- Einteilung: Antiatelektasefaktor → Surfactant
len. Es treten altersabhängige Veränderungen – Naturwissenschaftliche Anthropologie er- Anti-B → Isoagglutinine
auf. Ein vergrößerter Winkel ist u. a. bei ange- forscht Entstehung und Entwicklung des Antibabypille → Kontrazeption, hormonale
borener Hüftgelenkluxation oder Hüftdyspla- Menschen Antiberiberi-Vitamin → Vitamin B1
sie* typisch. Siehe Abb. – Sozial- und Kulturanthropologie untersucht Antibiograø mm n: engl. antibiotic sensitivity pat-
Klinische Bedeutung: Siehe Tab. die Wirkung der Gesellschaft auf das Indivi- tern. Ergebnis bakteriologischer Untersu-
Anteveø rsio-antefleø xio uø teri f: engl. antever- duum und dessen Verhalten chungsmethoden zur Resistenzbestimmung
sion-anteflexion of the uterus. Bezeichnung – philosophische Anthropologie strebt nach von Bakterien.
für die physiologische Lage des Uterus im Be- der Erkenntnis vom Wesen des Menschen, Formen:
cken. seiner Aufgabe und Stellung in der Welt – Reihenverdünnungstest, Agardilutions-
Anteversion f: Drehbewegung einer Gliedma- – medizinische Anthropologie befasst sich mit test: 1. Lösen von Chemotherapeutika bzw.
ße um eine Achse in der Frontalebene* nach der Stellung des Menschen in der Natur und Antibiotika in unterschiedlicher Konzentra-
vorn oder Beschreibung für die Vorwärtsnei- untersucht den kranken bzw. gesunden Men- tion in festen oder flüssigen Nährmedien, die
gung eines Organs wie der Gebärmutter. Kon- schen als Ganzes. mit einer definierten Keimzahl beschickt
kret wird beispielsweise das Anheben des Arms Anthroponose f: engl. anthroponosis; syn. Mo- werden 2. Auswertung durch Vergleich mit
im Schultergelenk* oder des Beins im Hüftge- noanthroponose. Infektionskrankheit, deren einem Kontrollmedium, das keine Chemo-
lenk* nach vorn als Anteversion bezeichnet. Erreger nur den Menschen befallen und die des- therapeutika bzw. Antibiotika enthält, zur
Anteveø rsio uø teri → Versio uteri halb nur von Mensch zu Mensch übertragen Bestimmung von minimaler Hemmkonzen-
Anthelmiønthika n pl: engl. anthelmintics. Anti- werden kann. tration* und minimaler bakterizider Konzen-
parasitäre Chemotherapeutika* mit vermifuger Anthropozoonose f pl: engl. anthropozoonosis. tration*
(Würmer lähmender) oder vermizider (Würmer Infektionskrankheit, die vom Tier auf den Men- – Break-Point-Methode: Reihenverdünnungs-
tötender) Wirkung zur Behandlung einer intes- schen oder umgekehrt übertragbar ist. test mit nur 3–4 Antibiotikakonzentrationen,
tinalen Besiedlung oder systemischen Infekti- Anti-A1 → Blutgruppenantikörper die im Bereich der Resistenzgrenze liegen
on* durch Helminthes*. Die Wirkung richtet Anti-A → Isoagglutinine – Agardiffusionstest, Hemmhoftest: 1. Auf-
sich gegen die geschlechtsreifen Würmer und Antiadreneø rgika → Sympatholytika bringen von Chemotherapeutika bzw. Anti-
nicht gegen Vorstadien wie Eier oder Larven. Antialleø rgika n pl: engl. antiallergics. Arznei- biotika in Form von imprägniertem Filterpa-
Anthrakose f: engl. anthracosis; syn. Kohlen- mittel, die auf die allergische Reaktionskaskade pier (Blättchentest) auf Nährböden, die mit
staublunge. Form der persistierenden, nichtkol- einwirken und den klinischen Symptomen ei- Bakterien beschickt wurden 2. bei Empfind-
lagenösen Pneumokoniosen*. Eine Anthrakose ner Allergie* vorbeugen oder sie verringern. Bei-
ist Folge von Kohlenstaubablagerungen oder spiele sind Hemmstoffe der Mediatorfreiset-
anderen verbrennungsassoziierten Partikeln in zung wie Cromoglicinsäure, Histamin*-H1-Re-
den Alveolen. zeptoren-Blocker (z. B. Cetirizin) oder Gluko-
Anthrakosilikose f: engl. anthracosilicosis. kortikoide lokal oder systemisch. Die meisten
Mischstaub-Pneumokoniose* v. a. der Bergar- Antiallergika beeinträchtigen das Reaktionsver-
beiter infolge Inhalation* von Kohlen- und mögen.
Quarzstaub (Berufskrankheit Nr. 4101). Antiandrogene n pl: engl. antiandrogens. Subs-
Siehe Abb. tanzen, welche die Wirkung von Androgenen*
Anthranilsäurederivat → Antiphlogistika, an den Erfolgsorganen hemmen, z. B. Cyprote-
nichtsteroidale ron (am wirksamsten), Flutamid und Bicaluta-
Aø nthrax → Milzbrand mid. Frauen erhalten Antiandrogene u. a. bei Antibiogramm: Agardiffusionstest: 1: qualitativ;
Anthropologie f: engl. anthropology. Allgemei- schwerer Akne und im Rahmen der Hormoner- 2: quantitativ. Der Teststreifen enthält ein zu
ne Bezeichnung für die Wissenschaft vom Men- satztherapie, Männer bei Prostatakarzinom. prüfendes Antibiotikum in aufsteigender
schen. UAW ist eine Verlängerung der QT-Zeit. Konzentration. [199]
103 Antidementiva

lichkeit der Erreger Bildung von Hemmhö- kaprophylaxe sollte aufgrund der Gefahr einer – lokale Anwendung zur Ruhigstellung von
fen (Größe korreliert mit Empfindlichkeit
der Erreger) um aufgelegte Filterpapierblätt-
möglichen Resistenzentwicklung nur nach
strenger Indikationsstellung erfolgen.
Iris und Ziliarkörper
– Einsatz als Alternative zu Beta-2-Sympatho-
A
chen (siehe Abb.). Antibiotikaresistenz f: engl. antibiotic resist- mimetika.
Antibiose f: engl. antibiosis. Wachstumshem- ance. Resistenz von Bakterien* gegenüber Anti- Anti-Citrullin-Antikörper m sg, pl: Autoanti-
mung oder Abtötung von Mikroorganismen biotika*, die zu einer unzureichenden Wirk- körper* gegen citrullinierte Antigene. Bei
durch Stoffwechselprodukte anderer Bakterien, samkeit dieser Medikamente bei der Behand- gleichzeitigem Nachweis von Rheumafaktor
Pilze und z. T. auch höherer Pflanzen, im klini- lung von Infektionskrankheiten* führt. Durch sind Anti-Citrullin-Antikörper prognostisch
schen Alltag als Ausdruck für die Behandlung die zunehmende Antibiotikaresistenz sind viele hochspezifische diagnostische Marker für rheu-
einer Infektion mit Antibiotika* gebraucht. früher wirksame Medikamente nicht mehr ver- matoide Arthritis* mit einer Spezifität von 90 %
Antibiotic Stewardship f: Abk. ABS. Maßnah- lässlich effektiv. und einer Sensitivität von 55–75 %.
men zur Verbesserung der Antibiotikaverord- Ursache: Die Hauptursachen für die Antibioti- Anticodon n: Zum Codon* der mRNA* kom-
nungspraxis im stationären und ambulanten karesistenzentwicklung sind das Vorhanden- plementäre Sequenz von 3 Nukleotiden* (Nuk-
Gesundheitswesen. Hierdurch soll einerseits die sein von resistenten Erregern und übertragba- leotidtriplett) in einer Schleife der tRNA*. Wäh-
Behandlung von Patienten mit Infektionen* ren Resistenzgenen sowie der durch den Anti- rend der Proteinbiosynthese* treten Anticodon-
verbessert und andererseits der Selektionsdruck biotikaeinsatz gegen diese Keime ausgeübte Se- basen durch Ausbildung von Wasserstoffbrü-
auf die Bakterienpopulationen und die Kosten lektionsdruck. Während in den vergangenen ckenbindungen mit komplementären Nukleoti-
für das Gesundheitssystem minimiert werden. Jahren insbesondere grampositive Infektionser- den* eines Codons der mRNA in Wechselwir-
Antibiotikaresistenz* ist ein zunehmendes reger wie der Methicillin*-resistente Staphylo- kung, wodurch der Einbau einer bestimmten
Problem im Gesundheitswesen aller Länder. coccus aureus (MRSA) sowie Glykopeptid-(Van- Aminosäure* in die Polypeptidsequenz gesi-
Maßnahmen: comycin*-)resistente Enterokokken* u. a. (VRE, chert wird.
– Einsatz von Antibiotika nur dort, wo sie the- VRSA) dominierten, treten jetzt auch zuneh- Antidekubitussystem n: engl. anti-decubitus
rapeutisch oder prophylaktisch indiziert sind mend gramnegative Infektionserreger auf, die system. Mehrteilige, aufeinander abgestimmte
– Optimierung von Antibiotikaregimen hin- neben anderen Antibiotikagruppen auch gegen Hilfsmittel zur Dekubitusprophylaxe* und
sichtlich der Auswahl des Antibiotikums, der alle Beta-Laktam-Antibiotika resistent sind. -therapie, die alle dekubitusfördernden Risiko-
Applikationsart, Dosierung, Dosierungsin- Maßnahmen: Die Entwicklung der Antibiotika- faktoren wie Druck, Feuchtigkeit und Hitze,
tervall und der Dauer der Therapie bzw. Pro- resistenz kann zumindest verlangsamt werden Reibungs- und Scherkräfte minimieren.
phylaxe. durch die Begrenzung der Übertragung resis- Formen:
Antibiotika n pl: engl. antibiotics. Chemothera- tenter Erreger (Dekolonisation*, Desinfektion*, – Statische Luftkammersysteme
peutika* zur Therapie bakterieller Infektionen. Isolierung*) und durch die Vermeidung eines – kombinierte Wechseldrucksysteme, deren
Im eigentlichen Sinn handelt es sich um Stoff- einseitigen chemotherapeutischen Selektions- Luftkammern durch ein elektrisches Pump-
wechselprodukte von Schimmelpilzen, Bakteri- drucks durch korrekte, zielgerichtete und kriti- aggregat be- und entlüftet werden (auch als
en u. a. Mikro- und Makroorganismen (Pflan- sche Anwendung dieser Mittel. Eine wichtige Antidekubitusmatratze mit darunter einge-
zen), die auch synthetisch hergestellt werden. Rolle spielt hier die Durchsetzung der Prinzipi- legtem Unterfederungssystem
Der Prototyp ist das von A. Fleming 1928 ent- en der Krankenhaushygiene*, insbesondere das – automatisches Umlagerungssystem (auch
deckte Penicillin G. Man unterscheidet bakte- Krankenhaus*-Infektions-Surveillance-System Seitenlagerungssystem), dessen Matratze in
riostatische und bakterizide Antibiotika. (KISS). vorgegebenem Rhythmus automatisch ab-
Einteilung: Nach Herkunft und chemischer Antibiotika-Resisteø nz-Surveillance: Abk. wechselnd rechts und links angehoben wird
Struktur: ARS. Laborgestütztes Surveillance*-System zur und Patienten in eine 30°-Schräglage bringt
– Aminoglykosid*-Antibiotika Prophylaxe* und Bekämpfung von Antibiotika- (siehe Abb. 1 und Abb. 2): 1. Lagerungsinter-
– Carbapeneme resistenzen* durch kontinuierliche Erhebung vall sowie Neigungswinkel lassen sich über
– Cephalosporine* von Resistenzdaten für das gesamte Spektrum das Antriebsaggregat einstellen 2. das Seiten-
– Chloramphenicol-Antibiotika klinisch relevanter Erreger. Datenlieferanten lagerungssystem dient auch der Pneumonie-
– Glykopeptid-Antibiotika sind Laboratorien, welche Proben aus medizini- prophylaxe* (Drehbett*).
– Chinolone schen Versorgungseinrichtungen und Arztpra- Um die vom Patienten produzierte Feuchtigkeit
– Ketolid-Antibiotika xen mikrobiologisch untersuchen. ARS ist Koo- abzutransportieren, sind die Überzugsmateria-
– Lincosamide perationspartner des European Antimicrobial lien des Antidekubitussystems häufig aus
– Makrolid-Antibiotika Resistance Surveillance Network (EARS-Net). durchlässigem High-Tech-Material.
– Monobactame Anticholineø rgika n pl: engl. anticholinergics. Hinweise:
– Polypeptid-Antibiotika Substanzen, die die Erregungsübertragung an – Betttücher nur locker einspannen oder lose
– Penicilline den parasympathischen Nervenendigungen auflegen, um die Wirkung nicht zu beein-
– Tetracycline hemmen, indem sie die Wirkung des Neuro- trächtigen
– andere Antibiotika: 1. Steroid-Antibiotika transmitters Acetylcholin kompetitiv aufheben. – Geräuschpegel beachten, ggf. in Absprache
(z. B. Fusidinsäure*) 2. Nucleosid-Antibioti- Klassische Vertreter sind Oxybutynin und Bipe- mit dem Patienten Ruhepausen ermöglichen.
ka: Nucleosid-Analoga 3. Nitroimidazole riden. Antidementiva n pl: engl. antidementia drugs.
4. Mupirocin 5. Fosfomycin* 6. Ansamycin- Indikationen: Arzneimittel, die bei zerebraler Funktionsstö-
Antibiotika 7. Streptogramin-Antibiotika. – Extrapyramidale Symptome* unter Neuro- rung (Gedächtnis-, Konzentrations- und Denk-
Antibiotikaprophylaxe f: engl. antibiotic pro- leptikatherapie fähigkeitsstörung) indiziert sind. Sie werden
phylaxis. Prophylaktische Gabe von Antibiotika – Parkinson*-Syndrom zur Behandlung von Demenz* (v. a. Alzheimer*-
z. B. perioperativ als single shot. Eine Antibioti- – überaktive Blase* Krankheit) und hirnorganischem Psychosyn-
Antidepressiva 104

– Zwangsstörung* (serotonerge Antidepressi- Harnosmolarität kann dabei bis zu


A va, z. B. Clomipramin und Paroxetin)
– chronische Schmerzsyndrome* (Clomipra-
1200 mosmol/l betragen.
Anti-DNA-Antikörper m sg, pl: engl. anti-DNA
min, Amitriptylin, Duloxetin). antibodies. ANA im Serum, als Anti-dsDNA-An-
Antidepressiva-Vergiftung f: syn. Antidepres- tikörper gegen doppelsträngige DNA, die spezi-
siva-Intoxikation. Zweithäufigste suizidale In- fisch auftreten bei systemischem Lupus* erythe-
toxikation bei Erwachsenen. Häufig wird die matodes und mit ELISA oder indirektem Im-
Symptomatik verstärkt durch gleichzeitige Al- munfluoreszenztest* nachgewiesen werden,
koholaufnahme. Besonders bei Kindern ist die oder als Anti-ssDNA-Antikörper gegen einzel-
Vergiftungssymptomatik sehr ausgeprägt. Bei strängige DNA, die krankheitsunspezifisch vor-
schweren Vergiftungen kommt es zu Koma, kommen bei systemischem und arzneimittelin-
Atemstillstand und schließlich Tod. duziertem Lupus* erythematodes, rheumatoi-
Antidermatitis-Faø ktor → Vitamin B6 der Arthritis* u. a. chronisch-entzündlichen Er-
Antidiätgruppe f: engl. anti-diet group. Thera- krankungen.
pieangebot in Kliniken und ambulanten Be- Antidot → Antidotierung
handlungseinrichtungen für Essstörungen* Antidot n: engl. antidote; syn. Antidotum.
und Adipositas*, außerdem im Rahmen von Substanz zur Minderung der Giftwirkung z. B.
Selbsthilfegruppen* für Personen mit Essprob- durch direkte (chemische oder physikalische)
Antidekubitussystem Abb. 1: automatisches Umlage- lemen. Ziel ist, das Essverhalten zu normalisie- Inaktivierung oder Hemmung der Giftwirkung
rungssystem mit anatomisch geformten Luft- ren, wobei dieses nicht durch äußere Vorgaben am Rezeptor.
tunneln, die auf die Unterlage aufgelegt und mit oder emotionale Zustände determiniert werden Antidotierung f: Aufhebung oder Blockierung
einer Schaumstoffmatratze abgedeckt werden. [192] soll, sondern allein durch Hunger und Sätti- der Wirkung eines Arzneimittels oder Giftes im
gung. Rahmen der Homöopathie. Gezielt eingesetzt
Prinzip: Die Teilnehmer erlernen ein regelmäßi- wird die Antidotierung nach Verwendung
ges und ausgeglichenes Essverhalten. Die strik- falsch gewählter oder dosierter Arzneimittel.
te Trennung von sog. erlaubten und verbotenen Eine ungewollte Antidotierung kann durch Al-
Nahrungsmitteln wird aufgelöst. Integriert lopathika, Nahrungs- oder Genussmittel oder
werden Wahrnehmungsschulungen und Me- arzneimittelspezifische Stressoren verursacht
thoden der kognitiven Verhaltenstherapie*. Die werden.
Gruppenleitung übernehmen in stationären Anti-D-Prophylaø xe f: engl. anti-D-prophylaxis.
Settings Psychologen, Ärzte oder ggf. auch Öko- Parenterale Gabe von Anti*-D-Immunglobuli-
trophologen, bei Selbsthilfegruppen meist ge- nen an eine Rhesus-negative Frau, zur Verhin-
schulte Laien. Der Behandlungsumfang beträgt derung einer Rhesus-Sensibilisierung.
in der Regel 6–12 Doppelstunden bei einer typi- Hintergrund: Bei einer bestehenden Rhesus*-In-
schen Gruppengröße von 6–12 Personen. kompatibilität (Mutter Rhesus-negativ, Fetus
Antidiarrhoika n pl: engl. antidiarrheals. Arz- Rhesus-positiv) kann es durch die diaplazentare
neimittel* zur Behandlung der Diarrhö*. Dabei Einschwemmung kindlicher Erythrozyten in
ist auf ausreichenden Flüssigkeits- und Elektro- den mütterlichen Kreislauf zur Sensibilisierung
lytersatz zu achten. Eingesetzt werden u. a. und Ausbildung von Anti-D-Antikörpern kom-
Antidekubitussystem Abb. 2: Die Patientin ist Quellstoffe, Adstringenzien (z. B. Schwarztee), men. Diese wiederum sind plazentagängig und
zwischen die Lufttunnel des automatischen Motilitätshemmer (z. B. Loperamid), Absorben- führen beim Ungeborenen (in der bestehenden
Umlagerungssystems gelagert, die wechselseitig zien wie Aktivkohle und bei bakteriell beding- oder einer späteren Schwangerschaft) zu einer
die Auflagefläche heben und senken. [192] ter Diarrhö Antibiotika. Zerstörung der Erythrozyten (Hämolyse) und
Anti-D-Immunglobulin n: engl. anti-D immu- zur Ausbildung des Morbus* haemolyticus neo-
noglobulin. Hyperimmunglobulin (Humanprä- natorum. Durch die Gabe von Anti-D-Immun-
drom* verabreicht. Eingesetzt werden Cholin- parat), das gegen Rhesusfaktor D gerichtete An- globulinen werden die fetalen D-Antigene blo-
esterase-Hemmer, Glutamat-Modulatoren und tikörper (v. a. IgG) enthält. Anti-D-Immunglo- ckiert, bevor die Sensibilisierung einsetzt. Die
Ginkgo-biloba-Spezial-Extrakt. bulin wird angewendet zur Anti*-D-Prophylaxe Standarddosis beträgt 300 μg und bietet einen
Antidepressiva n pl: engl. antidepressants. Che- bei Schwangerschaft mit Rhesus-Inkompatibili- Schutz für 12 Wochen.
misch heterogene Gruppe von Psychopharma- tät sowie zur Therapie der Autoimmunthrom- Indikationen: Die Gabe erfolgt prophylaktisch
ka*, die antriebssteigernd oder -dämpfend, bozytopenie (ITP) bei Rh-positiven Individuen. – In der 28.–30. SSW: routinemäßig nach Mut-
stimmungsaufhellend und anxiolytisch wirken. Indikationen: Anti*-D-Prophylaxe bei Schwan- terschafts*-Richtlinien bei allen Rh-negati-
Die Wirkung beruht u. a. auf der Hemmung der gerschaft, Autoimmunthrombozytopenie bei ven Schwangeren
Wiederaufnahme oder des Abbaus von Noradre- Rh-positiven Patienten. – innerhalb von 72 h nach Geburt des Rh-posi-
nalin oder Serotonin im ZNS. Antidiurese f: engl. antidiuresis. Geringe, aber tiven Kindes
Indikationen: physiologisch angepasste Harnausscheidungs- – bei Risiken für eine fetomaternale Transfusi-
– Alle Formen der Depression* rate (ca. 1,5 l/d) bei wenig Flüssigkeitszufuhr. on*, z. B. bei: 1. Abort*, Extrauteringravidi-
– Panikstörung*, generalisierte Angststörung* Die Antidiurese wird verursacht durch eine von tät*, Schwangerschaftsabbruch 2. Amniozen-
und Phobie* (SSRI, Venlafaxin oder MAO- ADH und AQP-2 (Aquaporine*) vermittelte, ho- tese*, Chorionbiopsie*, Chordozentese* 3. äu-
Hemmer) he Wasserresorption* im Sammelrohr. Die ßerer Wendung 4. fehlerhafter Transfusion
105 Antigen, prostataspezifisches

mit Rhesus-inkompatiblem Blut 5. stump- ein Ag mit ähnlicher Struktur (Kreuzreaktion*). ferzellen) durch direkte Stimulation von B-Zel-
fem Bauchtrauma (z. B. Verkehrsunfall).
Anti-dsDNA-Antikörper → Anti-DNA-Anti-
Viele diagnostische Tests zur Bestimmung der
Konzentration eines Antigens oder Antikörpers
len eine Immunantwort* (meist nur IgM-Syn-
these) auslösen. Zu diesen Antigenen gehören
A
körper nutzen AAR, z. B. Enzym*-Immunoassay. v. a. Polysaccharide und D-Aminosäure-Polyme-
Antiemetika n pl: engl. antiemetics. Substanzen Antigen, carcinoembryonales n: Abk. CEA. re mit zahlreichen gleichartigen antigenen De-
zur Prophylaxe und symptomatischen Therapie Als Tumormarker verwendetes Glykoprotein, terminanten.
von Übelkeit und Erbrechen*. Sie werden einge- das physiologisch von gastrointestinalen Zellen, Antigene, Tumor-assoziierte → Tumoranti-
setzt bei onkologischer Chemotherapie, nach Harnblasen- und Zervix-Zellen gebildet wird. gene
Operationen, in der Schwangerschaft, bei Nie- Es wird zur postoperativen Verlaufskontrolle Antigene, ubiquitäre n pl: engl. ubiquitous an-
reninsuffizienz sowie bei Bewegungskrankheit. des Kolonkarzinoms und Differenzialdiagnose tigens. Bei nahezu allen Menschen vorkommen-
Antiepileø ptika n pl: engl. antiepileptics; syn. An- von Lebertumoren bestimmt, ist jedoch auch de Antigene auf Erythrozyten, die keiner der be-
tikonvulsiva. Arzneimittel, die die neuronale bei benignen Erkrankungen wie Hepatitis er- kannten Blutgruppen* zuzuordnen sind. Spezi-
Aktivität vermindern und dadurch epileptische höht. fische Antikörper gegen einige dieser ubiquitä-
Anfälle unterdrücken oder deren Entstehung Referenzbereich: Die Obergrenze ist methoden- ren Antikörper können (selten) im Rahmen ei-
verhindern. Sie bewirken eine Hemmung der abhängig: im Serum oder Plasma 1,5–5 μg/l (ca- ner Schwangerschaft und nach Bluttransfusion
Erregungsausbreitung sowie eine Erhöhung der ve: für jeden Patienten gesondert zu ermitteln- gebildet werden und einen Morbus* haemolyti-
Krampfschwelle, ohne signifikante Beeinträch- der individueller Basiswert, er ist z. B. höher bei cus neonatorum oder Transfusionszwischenfäl-
tigung der normalen motorischen Erregung. Rauchern oder im hohen Lebensalter). le verursachen.
Weitere Indikationen sind rezidivierende de- Antigendrift f: engl. antigen drift. Geringgradi- Antigengemeinschaft f: engl. antigen sharing.
pressive sowie affektive Störungen und neuro- ge Veränderung der Antigenstruktur, die all- Gemeinsames Vorkommen eines anteiligen An-
pathische Schmerzen. mählich über Jahre entsteht. Dadurch verlieren tigenbestands bei verschiedenen Bakterienspe-
Einteilung: im Rahmen einer vorausgegangenen Immuni- zies (Partialantigene, Epitope). Diagnostische
– Barbiturate: z. B. Phenobarbital*, Primidon sierung gebildete Antikörper* ihre Spezifität für Seren gegen eine Bakterienart reagieren dann
– Benzodiazepine: z. B. Clonazepam, Diaze- das Antigen und damit ihre Schutzwirkung. auch mit Stämmen anderer Arten.
pam* Beim Influenza*-Virus führen punktuelle Muta- Antigen, proø stataspezifisches n: syn. huma-
– Carboxamidderivate: z. B. Carbamazepin*, tionen in der Aminosäurensequenz des Hämag- nes Kallikrein 3 (Abk. hK3); Abk. PSA. Dem Eja-
Oxcarbazepin glutinins* zu Varianten desselben Subtyps. kulat beigemengtes, physiologisches Sekreti-
– Hydantoine: z. B. Phenytoin Antigene, familiäre n pl: engl. private antigens. onsprodukt des Prostataepithels (luminale Zel-
– Fettsäurederivate: z. B. Valproinsäure*, Tia- Alloantigene auf Erythrozyten, die selten (nur len). Es dient der Verflüssigung des Ejakulats
gabin, Vigabatrin bei einzelnen Individuen oder in Familien) vor- durch Spaltung von Seminogelin sowie der An-
– Succinimidderivate: z. B. Ethosuximid, Me- kommen. Hierzu zählen z. B. erbliche Blut- dauung des Zervikalschleims. Die PSA-Konzen-
suximid gruppenantigene, die keinem der bekannten tration ist bei unterschiedlichen Erkrankungen
– andere: Gabapentin*, Pregabalin*, Lamotri- Blutgruppensysteme zugeordnet werden kön- der Prostata erhöht. Der PSA-Wert hat insbeson-
gin, Topiramat, Felbamat, Levetiracetam, Re- nen. dere Bedeutung bei der Verlaufskontrolle des
tigabin. Klinische Bedeutung: Familiäre Antikörper Prostatakarzinoms.
Anti-Faø ktor-Xa-Aktivitätstest m: engl. anti können nach Bluttransfusion sowie bei Schwan- Referenzbereich: Gesamt-PSA (tPSA; gebunde-
factor Xa activity test; syn. Faktor-Xa-Test. Funk- gerschaft die Bildung von Antikörpern induzie- nes und ungebundenes PSA): < 2,5 μg/l Serum,
tioneller Gerinnungstest zur Therapiekontrolle ren, welche Transfusionszwischenfälle sowie maximal (je nach Alter) 4,0 μg/l.
bei Gabe von Heparinoiden*, Heparin oder Fon- Morbus* haemolyticus neonatorum und Totge- Klinische Bedeutung:
daparinux. Bestimmt wird dabei die Aktivität burten verursachen können. – Erhöhte PSA-Konzentration bei Prostatakar-
von dem Blutplasma zugesetztem aktiviertem Antigene, heterogenetische → Antigene, he- zinom*, benignem Prostatasyndrom*, Prosta-
Faktor X der Blutgerinnung*. terophile titis*, nach transurethraler Resektion, Prosta-
Referenzbereich: Antigene, heterophile n pl: engl. heterophilic tabiopsie oder -massage
– Physiologisch < 0,1 IE/ml Plasma antigens. Antigene von nicht artverwandten Tie- – Tumormarker*: 1. organ-, aber nicht tumor-
– unter Heparinisierung* (Maximalwert 4 h ren oder Pflanzen mit partiell identischen Anti- spezifisch; zusätzliche Bestimmung von
nach s. c. Applikation): 1. therapeutisch: 0,5– genstrukturen. Die Entstehung der Isoaggluti- fPSA, da der Quotient fPSA/tPSA (< 0,15) spe-
0,8 IE/ml 2. prophylaktisch: 0,2–0,4 IE/ml. nine* beruht wahrscheinlich auf der partiellen zifischer auf Prostatakarzinom hinweist
Antifibrinolysine → Antiplasmine Antigengemeinschaft zwischen Blutgruppen- 2. Verlaufskontrolle nach radikaler Prostatek-
Antifibrinolytika → Fibrinolyse-Inhibitoren substanzen und Darmbakterien. Heterophile tomie* (Wiederanstieg signalisiert lokales Re-
Antigen n: Substanz, die von einem Organis- Antigene spielen in der Labordiagnostik eine zidiv oder Metastasierung)
mus als fremd erkannt wird und eine spezifi- entscheidende Rolle (u. a. bei der Weil-Felix-Re- – Screening-Parameter (zusammen mit digita-
sche Immunantwort* (Bildung von Antikörpern aktion). ler rektaler Untersuchung) zur Früherken-
oder immunkompetenten Lymphozyten) oder Antigene, thymusabhängige n pl: engl. T cell nung des Prostatakarzinoms.
Immuntoleranz* (Selbstantigen) auslöst. dependent antigens (Abk. TD). Antigene (besonde- Cave: Durch PSA-Screening werden auch nicht
Antigen-Antikörper-Kompleø x → Immun- re Proteine), die nur unter Zusammenwirken therapiebedürftige Formen von Prostatakarzi-
komplexe von B- und T-Lymphozyten zu einer Immun- nomen detektiert (Überdiagnose):
Antigen-Antikörper-Reaktion f: engl. antigen- antwort* führen. – Einfluss auf Gesamtüberlebenszeit durch
antibody reaction. Anlagerung des Paratops eines Antigene, thymusunabhängige n pl: engl. T PSA-Screening nicht nachweisbar
Antikörpers (Ak) an das Epitop des Antigens cell independent antigens (Abk. TI). Antigene, die – entsprechende Patientenaufklärung über
(Ag), das seine Bildung induziert hat, oder an ohne Mitwirkung von T-Lymphozyten (T*-Hel- PSA-Screening einschließlich Befundaussage-
Antigenprozessierung 106

kraft prinzipiell empfohlen für Männer mit regern der afrikanischen Trypanosomiasis ver Anti-HCV-Test schließt eine frische Infekti-
A Lebensalter ≥ 45 Jahre (≥ 40 Jahre bei Risiko-
patient) und voraussichtlicher Lebenserwar-
zum Antigenwechsel
– bei Viren: Veränderung virusspezifischer An-
on nicht aus.
Antihistaminika-Intoxikation f: Vergiftung
tung > 10 Jahre. tigene in der viralen Hülle durch Reassort- durch Antihistaminika. Speziell Antihistamini-
Antigenprozessierung f: engl. antigen process- ment. ka der ersten Generation können im Falle hoher
ing. Komplexer Prozess mit folgenden Teil- Antiglobuline n pl: engl. antiglobulins. Im wei- Dosierung ein sog. anticholinerges Syndrom
schritten: Umwandlung von Antigenen aus Zy- teren Sinn Antikörper* gegen (art)fremde Se- hervorrufen, bei dem die dämpfende Funktion
tosol oder Extrazellulärraum in kleine Peptide, rumglobuline, im engeren Sinn Antikörper, die des Parasympathikus ausgeschaltet wird. Es
Beladung von antigenpräsentierenden Molekü- gegen Immunglobuline gerichtet sind. Antiglo- kann zu Somnolenz oder Erregungszuständen
len (HLA-Molekülen der Klassen I oder II) mit buline spielen eine Rolle bei der indirekten sowie Herz-Kreislauf-Symptomen kommen.
diesen Peptiden sowie Ausschleusung der Kom- Hämagglutination*, z. B. im Antiglobulintest, Physostigmin dient als Antidot.
plexe auf die Zelloberfläche von antigenpräsen- sowie beim indirekten Immunfluoreszenztest*. Anti-Histon-Antikörper m: engl. antihistone
tierenden Zellen*. Antigonorrhoika n pl: Antiinfektiva zur Be- antibodies. Antinukleärer Antikörper (ANA) oh-
Antigen-Rezeø ptor m: engl. antigen receptor. handlung der Gonorrhö*. ne Krankheitsspezifität, der z. B. bei arzneimit-
Zur Immunglobulin*-Superfamilie gehörender Wirkstoffe: telinduziertem Lupus* erythematodes auftritt.
Rezeptor auf der Oberfläche von Lymphozyten*, – Arzneimittel der 1. Wahl: 1. Ceftriaxon* i. v. Antihormone n pl: engl. antihormones. Natürli-
an den Antigene binden. Unterschieden werden oder i. m., Cefotaxim* i. v. oder Cefixim* p. o. che oder synthetische Substanzen, welche die
T*-Zell-Antigen-Rezeptoren (kommen aus- 2. alternativ Ciprofloxacin* p. o., Levofloxa- Wirkung von Hormonen* entweder durch
schließlich membrangebunden vor) sowie B- cin* p. o. und Azithromycin* p. o. Hemmung der Biosynthese oder durch kompe-
Zell-Antigen-Rezeptoren (Immunglobuline*, – Arzneimittel der 2. Wahl: u. a. Spectinomy- titive Hemmung am Rezeptor aufheben, z. B.
kommen membrangebunden sowie als lösliches cin*, Ampicillin*, Ofloxacin*, Benzylpenicil- Aldosteron-Antagonisten oder Antiandrogene*.
Molekül in Körperflüssigkeiten vor und erken- lin*. Antihypertensiva n pl: engl. antihypertensives;
nen freie, nicht an HLA-Moleküle gebundene Antihämophiliefaktor → Globulin, antihämo- syn. Antihypertonika. Arzneimittel* zur Sen-
Antigene). philes kung eines pathologisch erhöhten Blutdrucks,
Antigenshift m: engl. antigen shift. Meist er- Anti-HBc m: syn. Antikörper gegen Hepatitis- insbesondere zur symptomatischen Behand-
hebliche Veränderung der Antigenstruktur bei B-core-Antigen. Gegen das Kapsidprotein des lung einer Hypertonie. Hierzu zählen Diureti-
Mikroorganismen (insbesondere Viren). Ein An- Hepatitis-B-Virus (HB-core-Antigen) gerichtete ka, Sympatholytika, Kalzium-Antagonisten,
tigenshift tritt plötzlich auf und lässt neue Sub- IgM- und IgG-Antikörper. Sie treten als erste Mittel mit Wirkung auf das Renin-Angiotensin-
typen entstehen. Beim Antigenshift von Influ- Antikörper nach der Infektion auf und sind bei System und Vasodilatatoren.
enza-Viren (Typ A) werden RNA-Segmente zwi- akuter, chronischer (zusammen mit HBs-Anti- Einteilung: Nach dem Wirkungsmechanismus:
schen 2 Subtypen ausgetauscht (Reassortment), gen) und abgelaufener Infektion (zusammen – Hemmstoffe auf das Renin*-Angiotensin-Al-
was in der Regel zu einer neuen Pandemie führt mit Anti*-HBs) oft lebenslang nachweisbar. Ihr dosteron-System: 1. ACE-Hemmer (z. B. Ena-
(Influenza*). Nachweis ist nach Hepatitis-B-Impfung nega- lapril*): Hemmung des Angiotensin-Convert-
Antigenwechsel m: engl. antigen variation; syn. tiv. ing-Enzyms 2. AT1-Rezeptor-Antagonisten
Antigenvariabilität. Änderung der Antigen- Anti-HBe m: syn. Antikörper gegen Hepatitis- (z. B. Losartan*): Hemmung der Wirkung von
struktur von Bakterien und Viren im Sinne ei- B-e-Antigen. Gegen das HBe-Antigen des Hepa- Angiotensin*-II 3. Renin-Inhibitoren (z. B.
ner Variation*. titis*-B-Virus gerichtete IgG*-Antikörper. Diese Aliskiren): Hemmung der Umwandlung von
Einteilung: lassen sich nach Verschwinden des HBe-Anti- Angiotensinogen in Angiotensin I durch die
– Bei Bakterien: 1. S-R-Formenwechsel: gens bei chronischer oder akuter Hepatitis Inhibition von Renin*
Übergang der Glattform (engl. smooth) mit nachweisen und zeigen eine geringe Viruslast – Sympatholytika*: Beta-Rezeptoren-Blocker
O-spezifischer Seitenkette in die Rauform an. Der Nachweis diente früher als Verlaufs- (u. a. Verminderung des Herzzeitvolumens,
(engl. rough) ohne O-spezifische Seitenkette; und Infektiositäts-Marker, ist aber durch die Hemmung der Reninfreisetzung); spezifische
serologische S-R-Formen entsprechen nicht quantitative Bestimmung der HBV-DNA ersetzt Alpha-1-Rezeptoren-Blocker (Alpha*-Rezep-
immer den morphologischen Glatt-Rau-For- worden. toren-Blocker); Antisympathotonika* (z. B.
men (Glattform: feuchte, glänzende, glatte Anti-HBs m: syn. Antikörper gegen Hepatitis- Reserpin)
Kolonie; Rauform: trockene, matte, gezackte B-surface-Antigen. Gegen Oberflächenproteine – Kalzium*-Antagonisten
Kolonie) 2. S-M-Formenwechsel: Übergang der Lipidhülle (HBs-Antigen) des Hepatitis*-B- – Diuretika*
der Glattform in die Mukosusform (Schleim- Virus gerichtete, neutralisierende IgG*-Antikör- – Alpha-2-Sympathomimetika (Sympathomi-
form) mit M-Antigen und Verlust des H-Anti- per. Diese treten während und nach der Aushei- metika)
gens (gleichbleibendes O-Antigen); morpho- lung einer Hepatitis-B-Infektion sowie nach – Vasodilatatoren* (z. B. Dihydralazin*, Min-
logische Schleim- oder Schleimwallkolonie Impfung mit gentechnisch hergestelltem HBs- oxidil); kaum noch verwendet
3. O-Formenwechsel: Änderungen inner- Antigen auf. Sie sind nach einer Hepatitis-B-In- – Endothelin-Antagonisten (bei pulmonaler
halb der O-Antigene, z. B. bei Borrelia* recur- fektion meist lebenslang nachweisbar. Hypertonie)
rentis 4. Phasenwechsel: Übergang der spe- Anti-HCV m: engl. Hepatitis C Antibodies; syn. – zentral wirksame Antihypertensiva (Cloni-
zifischen H-Phase des H-Antigens in die un- Anti-HCV-Antikörper. Gegen Struktur- und din*, Moxonidin*).
spezifische H-Phase und umgekehrt; wird Nichtstrukturproteine des Hepatitis*-C-Virus Antihypertonika → Antihypertensiva
auch bei der Fimbrienexpression verschiede- gerichtete Antikörper. Diese sind meist erst 2– Antiinfektiva → Chemotherapeutika
ner Bakterien (E. coli, Gonokokken) beobach- 6 Mon. nach der akuten Infektion, bei einer Antikardiolipin-Antikörper → Antiphospho-
tet 5. Variation von Peptidketten in der Gly- chronischen Infektion und bis zu mehrere Jah- lipid-Antikörper
kokalyx von Trypanosoma führt bei den Er- ren nach Ausheilung nachweisbar. Ein negati-
107 Antikörpermangelsyndrom, primäres

Antikardiolipin-Syndrom → Antiphospholi- ralen Antikoagulation bei heparininduzierter beiden Ketten beider MAK und anschließende
pid-Syndrom
Antikoagulanzien n pl: engl. anticoagulants.
Thrombozytopenie* Typ II. Direkte orale An-
tikoagulanzien (DOAK) sind, wie der Name be-
Konjugation gebildet.
Antikörper, bivalente m pl: engl. bivalent anti-
A
Die Blutgerinnung hemmende Arzneistoffe. reits verrät, zur oralen Einnahme bestimmt und bodies. Komplette oder inkomplette Antikör-
Antikoagulanzien dienen der Prophylaxe und hemmen im Gegensatz zu den Cumarinderiva- per* (v. a. der Klasse IgG) mit 2 Bindungsstellen
Therapie thromboembolischer Ereignisse. Zu ten* direkt die sekundäre Hämostase*. Zu ihnen (Paratope*) für die antigenen Determinanten
ihnen zählen Cumarinderivate, Standardhepa- zählen z. B. Dabigatranetexilat, Rivaroxaban* (Epitope*).
rin, niedermolekulares Heparin, Heparinoide*, und Apixaban*. Im Vergleich zu den Cumarin- Antikörper, heterogenetische → Antikörper,
Hirudin*, Argatroban, Fondaparinux, Dabiga- derivaten* weisen sie ein geringeres Risiko für heterophile
tranetexilat, Rivaroxaban*, Apixaban, Edoxa- zerebrale Blutungen auf. Antikörper, heterologe m pl: engl. heteroanti-
ban sowie Otamixaban. Antikörper m: engl. antibodies. Immunglobuli- bodies. Gegen artfremde Antigene gerichtete
Wirkstoffgruppen: Cumarinderivate unter- ne*, die mit entsprechendem Antigen* spezi- spezifische Antikörper.
binden als Vitamin-K-Antagonisten die γ-Carb- fisch (selektiv) reagieren (Antigen*-Antikörper- Antikörper, heterophile m pl: engl. heterophilic
oxylierung der Blutgerinnungsfaktoren II, VII, Reaktion). Sie besitzen 1 (monovalenter Anti- antibodies. Spezifische Antikörper*, die mit par-
IX, X sowie von Protein C und Protein S. Sie körper, Abk. Ak), 2 (bivalenter Ak, z. B. IgG) tiell identischen (heterophilen) Antigenen einer
werden meist oral verabreicht, zumeist im Rah- oder bis zu 10 (sog. multivalenter Ak, z. B. IgM) anderen Spezies reagieren können.
men einer Langzeittherapie. Als Antidot* dient Antigenbindungsstellen. Antikörper, homologe m pl: engl. homologous
Vitamin K. Nachteilig ist das hohe Wechselwir- Funktionen: Als Träger der spezifischen humo- antibodies. Gegen arteigene Antigene gerichtete
kungspotenzial der Cumarinderivate*. Hepa- ralen Immunität* v. a. Antikörper*.
rin ist ein schwefelreiches Polymer aus D-Glu- – Bindung von fremden (v. a. pathogene Mik- Antikörper, inkomplette m pl: engl. incomplete
curonsäure und D-Glukosamin*. Es hemmt An- roorganismen) und körpereigenen Antigenen antibodies. Bivalente Antikörper*, die sich mit
tithrombin-III-abhängig die Interaktion zwi- (z. B. Tumorzellen) nur einer Antigenbindungsstelle an das ent-
schen Thrombin und Fibrinogen. Zusätzlich – Neutralisation (Präzipitationsreaktion) z. B. sprechende Antigen* anlagern, v. a. inkomplette
übt es eine partiell inhibierende Wirkung auf von Toxinen und Viren Agglutinine* (z. B. inkomplette Hämagglutini-
die Faktoren XII, Xa, IXa, VIIa und den Pro- – Agglutination* oder Lyse korpuskulärer An- ne, Wärmeautoantikörper bei der autoimmun-
thrombinaktivator aus. Heparin wird intrave- tigene durch Aktivierung von Komplement* hämolytischen Anämie). Sie benötigen in phy-
nös oder subkutan verabreicht. Aufgrund der – Stimulation der Phagozytose* durch Opso- siologischer Kochsalzlösung ein Supplement
kurzen Wirkdauer ist Heparin gut steuerbar. nierung der Antigene sowie Freisetzung bio- zur sichtbaren Agglutination. Der Nachweis er-
Dadurch eignet es sich v. a. für Patienten mit logisch wirksamer Mediatoren* aus aktivier- folgt durch Antiglobulintest oder Enzymtest.
hohem Blutungsrisiko. Die lokale Anwendung ten Mastzellen* (durch zytophile Ak). Antikörper, irreguläre m pl: engl. isoantibodies.
von Heparin bei stumpfen Traumen ist wegen Antikörper, antinukleäre m pl: Abk. ANA. Ge- Durch nachweisbare Immunisierung* gebildete
der schlechten transdermalen Resorption* um- gen Zellkernbestandteile (z. B. DNA) gerichtete Antikörper*. Blutgruppenserologisch zählen
stritten. Niedermolekulares Heparin zeich- Autoantikörper, die v. a. bei Kollagenosen* und hierzu v. a. irreguläre Alloantikörper gegen Al-
net sich gegenüber Standardheparin durch eine anderen Autoimmunkrankheiten, Tumoren loantigene der Erythrozyten (Rhesus-, Kell-,
längere Wirkzeit und ein geringeres HIT-Risiko und Infektionen* nachweisbar sind, jedoch Duffy-System u. a.; Blutgruppenantikörper*)
(HIT für heparininduzierte Thrombozytopenie) auch bei ca. 5–10 % der Gesunden v. a. nach dem nach Übertragung von fremdem, im ABNull-
aus. Es hemmt hauptsächlich den Faktor Xa 60. Lebensjahr auftreten. ANA werden im Blut System jedoch verträglichem Blut. Irreguläre
und über Faktor X auch indirekt den Prothrom- mittels indirektem Immunfluoreszenztest* Antikörper werden nachgewiesen durch Anti-
binaktivator. Auf Thrombin wirkt es aufgrund nachgewiesen. Antigene Zielstrukturen: körpersuchtest*.
seiner geringen Kettenlänge kaum. Es wird sub- – DsDNA, Nukleosomen und Histone Klinische Bedeutung: Bei einer 2. Bluttransfusi-
kutan angewendet. Beispiele sind Certoparin, – nukleäre Ribonukleoproteine, z. B. Sm, Ro/ on mit dem gleichem Alloantigen führen die ir-
Enoxaparin*, Reviparin, Nadroparin, Daltepa- SS-A, Sp100 regulären Alloantikörper evtl. zu einem Trans-
rin und Tinzaparin. Heparinoide* sind halb- – Kernmembranproteine, z. B. gp210 fusionszwischenfall*. Bei hohem Titer während
synthetische oder synthetische Mukopolysac- – Proteine des Nukleolus, z. B. Scl70 der Schwangerschaft besteht eine Gefährdung
charide mit heparinähnlicher antikoagulatori- – Proteine der Centromeren (CENP). des Fetus.
scher Wirkung. Aufgrund ihrer Toxizität und Referenzbereich: Blutwerte sind alters- (im Al- Antikörper, komplette m pl: engl. complete
geringen therapeutischen Breite dienen sie als ter höhere Werte), geschlechts- und methoden- antibodies. Bi- oder multivalente Antikörper*
Mittel der 2. Wahl und kommen v. a. im Falle abhängig: (z. B. Klasse IgM), die nach Bindung ihres ho-
einer Heparin-Kontraindikation zum Einsatz. – Bei Gesunden finden sich meist keine ANA, mologen Antigens Sekundärreaktionen wie Ag-
Beispiele sind Danaparoid und Pentosanpoly- Befund negativ glutination, Präzipitation, Phagozytose oder
phosphat. Die lokale Anwendung von Hepari- – positiv bei Erwachsen mittleren Alters ab ei- Zytolyse in Gang setzen. Komplette Antikörper
noiden wie Chondroitinpolysulfat bei stumpfen nem Titer ≥ 1 : 320. werden nachgewiesen durch einfache Aggluti-
Traumen ist wegen der schlechten transderma- Antikörper, bispezifische m pl: engl. bispecific nationsreaktion in Kochsalzlösung (Trübung
len Resorption umstritten. Hirudin bewirkt ei- antibodies. Experimentell aus 2 monospezifi- oder Präzipitatbildung).
ne direkte Thrombinhemmung. Früher wurde schen monoklonalen Antikörpern (MAK) mit Antikörpermangelsyndrom, primäres n:
es aus dem Speichel von Blutegeln gewonnen. unterschiedlichen Spezifitäten hergestellte An- engl. primary antibody deficiency syndrome. Ange-
Heute existieren therapeutisch nutzbare re- tikörper*. Sie besitzen 2 verschiedene Paratope* borener Immundefekt* mit Immunglobulin-
kombinante Polypeptide mit entsprechender und können damit 2 verschiedene Epitope* mangel*, eingeteilt in 6 Formen. Die Klinik
Wirkung. Beispiele sind Bivalirudin, Desirudin oder Antigene erkennen und binden. Bispezifi- reicht von asymptomatischem Verlauf bis zu
und Lepirudin. Sie eignen sich u. a. zur parente- sche Antikörper werden durch Trennung der schweren bakteriellen Infektionen und autoim-
Antikörper, monovalente 108

munen, granulomatösen, lymphoproliferativen Transfusionsreaktionen oder einen Morbus hae- Antimetaboliten m pl: engl. antimetabolites.
A Erkrankungen. Immunologische Untersuchun-
gen führen zur Diagnose. Säulen der Therapie
molyticus fetalis/neonatorum ursächlich sein
können.
Substanzen, die aufgrund struktureller Ähn-
lichkeit oder Fähigkeit zur Bindung einen Stoff-
sind Immunglobulingabe, Behandlung bakteri- Hintergrund: Der Antikörpersuchtest ist Be- wechselprozess und somit das Zellwachstum
eller Infektionen, immunsuppressive und -sup- standteil jeder Blutgruppenbestimmung und stören. Zu den typischen Antimetaboliten gehö-
portive Maßnahmen. ist anlässlich jeder serologischen Verträglich- ren Folsäure*-Antagonisten wie Methotrexat*,
Einteilung: keitsprobe (Kreuzprobe) zu wiederholen, sofern Aminosäure-Antagonisten wie Azaserin, außer-
– Schwere Reduktion aller Immunglobulin- die letzte Bestimmung länger als 3 Tage zu- dem Purin- (Mercaptopurin*, Allopurinol*) und
Isotypen mit stark erniedrigten oder abwe- rückliegt. Bei positivem Testergebnis ist die Pyrimidin-Antagonisten (Fluorouracil*). Sie
senden B-Lymphozyten, z. B. Bruton*-Agam- Spezifität und klinische Relevanz der Antikör- werden als Zytostatika, Immunsuppressiva*,
maglobulinämie per unter Verwendung von Erythrozyten mit Chemotherapeutika, Virostatika* und Gichtthe-
– schwere Reduktion mindestens zweier Im- bekanntem Antigenmuster aufzuklären (Anti- rapeutika eingesetzt.
munglobulin-Isotypen mit normwertigen körperdifferenzierung). Antimikrobieø lles Regime n: Gesamtheit der
oder niedrigen B-Lymphozyten, z. B. CVID Richtlinien: Richtlinien zur Gewinnung von antimikrobiellen Maßnahmen (Aseptik, Anti-
– schwere Reduktion von IgG und IgA mit Blut und Blutbestandteilen und zur Anwen- septik sowie Impfprophylaxe und Chemothera-
normwertigem bis erhöhtem IgM und norm- dung von Blutprodukten (Hämotherapie), Ge- pie*).
wertigen B-Lymphozyten, z. B. Hyper*-IgM- samtnovelle 2005, Richtlinienanpassung 2010; Anti-Müller-Hormon n: engl. anti mullerian
Syndrom Bundesärztekammer, Köln 2010 (Anmerkung: hormone. In embryonalen Sertolizellen des Ho-
– Isotyp- oder Leichtkettendefizienz mit gene- Neubearbeitung befindet sich im Abstim- dens und in Granulosazellen* der erwachsenen
rell normalen B-Lymphozyten, z. B. IgG-Sub- mungsprozess). Frau synthetisiertes Hormon*. Das Glykoprote-
klassen-Defekt Antikörper, univaleø nte → Antikörper, mono- in* bewirkt embryonal die Rückbildung der
– spezifischer Antikörpermangel mit normaler valente Müller-Gänge (sexuelle Differenzierung des
Immunglobulinkonzentration und norm- Antikörper, zytophile m pl: engl. cytophilic männlichen Embryos). Reste der Müller-Gänge
wertigen B-Lymphozyten, z. B. selektiver antibodies. Antikörper*, die sich mit ihrem nicht finden sich beim erwachsenen Mann als Appen-
Mangel an Polysaccharid-spezifischen Anti- antigenbindenden Molekülende (Fc*-Fragment) dix testis.
körpern an spezifische Fc*-Rezeptoren von Zellen (u. a. Klinische Bedeutung: Die Konzentration bei der
– transiente Hypogammaglobulinämie des natürliche Killerzellen, Mastzellen, Makropha- geschlechtsreifen Frau beträgt 1–10 μg/l und
Kleinkindalters mit normalen B-Lymphozy- gen) der gleichen (homozytotrop) oder einer an- beim Mann 1,5–4,3 μg/l. Bei der Frau wird die
ten. deren Spezies (heterozytotrop) anlagern können Hormonbestimmung zur Fertilitätsdiagnostik
Antikörper, monovalente m pl: engl. univalent und dabei ihre Fähigkeit zur Bindung von Anti- genutzt. Die Konzentration beträgt bei einge-
antibodies. Antikörper mit nur einem (z. B. Fab- gen behalten. schränkter ovarieller Restfunktion ca. 0,4–1 μg/l
Fragmente) Paratop*. Klinische Bedeutung: und ab der Menopause* < 0,4 μg/l. Einschrän-
Antikörper, natürliche → Antikörper, regu- – Antikörperabhängige zellvermittelte Zytoto- kungen ovarieller Funktionen können durch
läre xizität (ADCC, antibody dependent cell-me- AMH-Bestimmung noch vor FSH-Anstieg nach-
Antikörper, reguläre m pl: engl. normal anti- diated cytotoxicity) der natürlichen Killerzel- gewiesen werden. Erhöhte AMH-Konzentration
bodies. Ohne nachweisbare Immunisierung im len und Makrophagen treten beim polyzystischen Ovarialsyndrom*
Serum Gesunder regelmäßig vorkommende An- – Degranulation von Mastzellen bei Querver- auf.
tikörper*, v. a. der Klasse IgM. Reguläre Anti- netzung membrangebundener IgE-Moleküle Antimykotika n pl: engl. antimycotics. Wachs-
körper werden in den ersten Lebensmonaten ge- durch Antigenbindung (Anaphylaxie*). tum und Vermehrung von Pilzen hemmende
bildet und reagieren mit bestimmten körperei- Antikörper, zytotoø xische m pl: engl. cytotoxic (fungistatisch wirkende) oder Pilze abtötende
genen Antigenen (Alloantigene, insbesondere antibodies; syn. zytolytische Antikörper. Anti- (fungizid wirkende) Substanzen, die zur topi-
Blutgruppenantigene). körper*, die antigentragende Zellen unter Ver- schen oder systemischen Behandlung lokaler
Hintergrund: Reguläre Antikörper sind primär brauch von Komplement* lysieren. Gegen kör- oder systemischer Mykosen* eingesetzt werden.
v. a. gegen bakterielle Antigene aus keimbesie- pereigene Zellen gerichtete zytotoxische Anti- Eine systemische Anwendung wird bei Schwan-
delten Körperregionen (insbesondere der Darm- körper werden als Autolysine bezeichnet. gerschaft und Stillzeit, bei Allergien und schwe-
flora) gerichtet. Antikonvulsiva → Antiepileptika rer Lebererkrankung nicht empfohlen.
Antikörper-Spezifizitäts-Iøndex m: Abk. ASI. Antikonvulsiva n pl: Arzneimittel gegen Kon- Antinozizeption f: engl. antinociception. Spezi-
Verhältnis zwischen erregerspezifischem Anti- vulsionen*. fische Blockade des nozizeptiven Systems, z. B.
körperquotient (Liquor/Serum) und Immunglo- Antikonzeption → Kontrazeption durch Narkose*.
bulinquotient (Gesamt-IgG im Liquor zu Ge- Aø ntikuslähmung → Kehlkopflähmung Antionkogene n pl: Gene, die bei normaler Ak-
samt-IgG im Serum). Der ASI wird mittels Im- Anti-La/SS-B-Antikörper m sg, pl: engl. anti- tivität die Tumorbildung unterdrücken. Die
munoassay* bestimmt und dient der Diagnose La/SS-B antibodies. Antinukleäre Antikörper entsprechenden Proteine sind meist Regulato-
einer ZNS-Infektion sowie der Erregeridentifi- (ANA), die gegen ein RNA-bindendes Ribonuk- ren von Transkriptionsprozessen.
kation bei z. B. Herpes-simplex, Varicella-Zos- leoprotein (Mr 48 000) in Zellkern und Zyto- Antiparkinsonmittel n: engl. antiparkinsoni-
ter, Cytomegalie oder Treponema pallidum. Ein plasma gerichtet sind. Anti-La/SS-B-Antikörper ans. Arzneimittel* zur Therapie des Parkinson*-
ASI > 1,5 deutet auf eine Antikörpersynthese im haben diagnostische Bedeutung bei primärem Syndroms. Eingesetzt werden Medikamente
ZNS. Sjögren*-Syndrom, subakutem kutanem Lupus* mit Wirkung auf das dopaminerge System (z. B.
Antikörpersuchtest m: engl. antibodies detec- erythematodes und neonatalem Lupus erythe- Levodopa zur Dopaminsubstitution oder Selegi-
tion test. Methode zum Nachweis irregulärer matodes, häufig zusammen mit Anti*-Ro/SS-A- lin zur Hemmung des Dopaminabbaus), zentral
Blutgruppenantikörper* im Serum, die für Antikörpern.
109 Antipsoriatika

wirkende Anticholinergika wie Biperiden sowie taglandine wesentlich zur Entstehung von – Kopfschmerz
Betablocker (z. B. Propranolol).
Einteilung:
Schmerz, Fieber und Entzündungen beitragen,
wirken NSAR in verschiedenem Ausmaß anal-
– Ödembildung
– Störungen der Hämatopoese.
A
– Antiparkinsonmittel mit dopaminerger Wir- getisch, antipyretisch und antiphlogistisch. Zu- Antiphospholipid-Antikörper m sg, pl: engl.
kung: 1. Dopaminsubstitution mit Levodo- sammen mit den nichtsauren, antipyretischen antiphospholipid antibodies. Autoantikörper* der
pa*: aktivstes Antiparkinsonmittel, wirksam Analgetika bilden NSAR die Gruppe der nicht- IgG-, IgA- und IgM-Klasse, die sich gegen Phos-
gegen Akinese* und psychische Störungen, opioiden (auch schwachen oder peripher wirk- pholipide* im Komplex mit Beta-2-Glykoprote-
weniger gegen Rigor* und Tremor* 2. DOPA- samen) Analgetika und stehen auf Stufe 1 des in I und Prothrombinkomplex richten. Sie sind
Decarboxylase-Hemmer: in Kombination mit WHO*-Stufenschemas zur Schmerztherapie. klinisch assoziiert mit primär oder sekundär be-
Levodopa (Carbidopa, Benserazid*) zur Mini- Sämtliche NSAR entwickeln bei Dosissteige- dingtem Antiphospholipid*-Syndrom. Die An-
mierung peripherer UAW 3. Dopamin-Re- rung einen Ceiling-Effekt, d. h., ab einer gewis- tikörper werden nachgewiesen über Enzym*-
zeptor-Agonisten: z. B. Bromocriptin, Caber- sen Dosis ist keine Wirkungssteigerung mehr Immunoassay oder funktionell durch verlänger-
golin, Rotigotin, Apomorphin (Infusionslö- zu erreichen. Einige Studien belegen, dass be- te partielle Thromboplastinzeit (dRVVT, Lupus-
sung) 4. Monoaminoxidase-Hemmer: z. B. stimmte NSAR, insbesondere Ibuprofen, die Be- sensitive aPTT*, KCT).
Selegilin, Rasagilin, Safinamid; verhindern ta-Amyloid-Bildung im Rahmen der Alzhei- Formen:
den Abbau von Dopamin 5. COMT-Hemmer: mer*-Krankheit hemmen (siehe Analgetika*, – Antikardiolipin-Antikörper
z. B. Entacapon; hemmen den Dopaminab- Tab. 1 dort). – Anti-Beta-2-Glykoprotein-I-Antikörper
bau, verbessern die Parkinson-Symptomatik Indikationen: – Lupusantikoagulans*.
und mildern die Wirkungsfluktuation – Entzündliche, schmerzhafte Erkrankungen Antiphospholipid-Syndrom n: engl. antiphos-
6. Glutamat-Antagonisten: z. B. Amantadin, – intensivmedizinische oder perioperative An- pholipid syndrome; syn. Antikardiolipin-Syn-
Budipin; verbessern v. a. Akinese und Rigor wendung in Kombination mit Opioiden zur drom. Eigenständiges oder bei Kollagenosen*,
– zentral wirksame Anticholinergika*: 1. beson- Reduzierung der erforderlichen Opioiddosis besonders bei systemischem Lupus* erythema-
ders wirksam in der Behandlung des tremor- (z. B. Ibuprofen, Diclofenac, Parecoxib, Etero- todes, meist bei jungen Frauen vorkommendes
dominanten Parkinson-Syndroms 2. haupt- coxib). Krankheitsbild mit Auftreten von Antiphospho-
sächlich Einsatz von Wirkstoffen mit gerin- NSAR dienen der lokalen und systemischen lipid*-Antikörpern. Es kommt zu Aborten und
geren peripheren Wirkungen wie Biperiden, Therapie entzündlicher und schmerzhafter Er- Gefäßkrankheiten sowie Hautveränderungen.
Bornaprin, Metixe, Trihexyphenidyl 3. keine krankungen. Zusätzlich eignen sie sich zur Therapiert wird mit Antikoagulanzien.
Verwendung der klassischen Antiparkinson- Nachbehandlung chirurgischer Eingriffe an Antiplasmine n pl: engl. antiplasmins; syn. An-
mittel (Atropin*, Scopolamin) aufgrund ihrer muskuloskelettalen Strukturen, da sie die im tifibrinolysine. Körpereigene intrinsische (plas-
UAW (z. B. Tachykardie*, Obstipation*, Ak- traumatisierten Gewebe aktivierten Cyclooxy- matische) Inhibitoren* der Fibrinolyse, die
komodationsstörungen) genasen hemmen. Bei Patienten mit kardiovas- durch Komplexbildung mit Plasmin* dessen
– Beta-Rezeptoren-Blocker: z. B. Propranolol*; kulären Risikofaktoren ist die Anwendung von fibrino- bzw. proteolytische Wirkung hemmen.
wirken gegen Tremor. NSAR nur bedingt möglich. Anti-PM/Scl-Antikörper m sg, pl: engl. anti-PM/
Antiperistaø ltik f: engl. antiperistalsis; syn. Ani- Nebenwirkungen: Durch Hemmung ubiquitär Scl antibodies; syn. Anti-Polymyositis/Skleroder-
soperistaltik. Retrograde, das heißt von anal vorhandener konstitutiver Cyclooxygenasen ver- mie(engl. scleroderma)-Antikörper. Antinukle-
nach oral gerichtete, physiologische Bewegung ursachen NSAR gastrointestinale, kardiale, vas- äre Antikörper (ANA) gegen PM/Scl-Partikel,
des Verdauungstrakts – somit Gegensatz zur Pe- kuläre und thrombozytäre Nebenwirkungen. sog. Exosomen. Sie haben diagnostische Bedeu-
ristaltik*. Antiperistaltik ist vor allem im Be- – Gastrointestinale Störungen: 1. Symptome tung bei Mischkollagenosen* aus Polymyositis
reich vom Colon ascendens bis zum Colon unterschiedlichen Schweregrads bis hin zum und systemischer Sklerose.
transversum festzustellen. Ulcus ventriculi und gastrointestinalen Blu- Antiport → Transport
Antiphlogiøstika, nichtsteroidale n pl: engl. tungen 2. gegen die gastrointestinalen Ne- Antiport m: Cotransport, bei dem 2 unter-
nonsteroidal antiinflammatory drugs (Abk. NSAID); benwirkungen werden ggf. H2-Rezeptoren- schiedliche Verbindungen oder Ionen, entweder
syn. nichtsteroidale Antirheumatika (Abk. Blocker, Protonenpumpen-Hemmer oder ein gleichzeitig oder nacheinander, in entgegenge-
NSAR). Von organischen Säuren abstammende, Prostaglandin-E-Analogon verabreicht setzter Richtung mithilfe eines Carriers durch
schwache Analgetika, die das Enzym Cyclooxy- – renale Funktionsminderung Biomembranen transportiert werden. Ein Bei-
genase hemmen und verschieden stark ausge- – kardiovaskuläre Komplikationen: 1. z. B. spiel ist die Na+/K+-ATPase*.
prägte antiphlogistische, antipyretische und an- Herzinfarkt oder Schlaganfall 2. bei langfris- Antiprotozoenmittel n sg, pl: engl. antiprotozo-
tithrombotische Zusatzwirkungen entfalten. tiger, hochdosierter Einnahme > 6 Mon. als. Antiparasitäre Chemotherapeutika*, sog.
NSAR eignen sich zur topischen, oralen und sys- 3. bereits bei 7-tägiger Anwendung von Antiinfektiva, zur Behandlung von Protozoono-
temischen Therapie entzündlicher, schmerzhaf- NSAR erhöht sich das Herzinfarktrisiko (Di- sen (Protozoen*), z. B. bei Toxoplasmose, Leish-
ter Erkrankungen. clofenac > Ibuprofen, Celecoxib > Naproxen) maniose oder Trichomoniasis.
Wirkung: Nichtsteroidale Antirheumatika sind – Fotosensibilität (siehe Lichtdermatose*) bei Antipsoriatika n pl: Arzneimittel zur Behand-
die am häufigsten angewendete Arzneimittel- topischer Anwendung (z. B. Ketoprofen, Ibu- lung der Psoriasis*. Eingesetzt werden Mittel
gruppe in Deutschland. Sie hemmen das Enzym profen) zur Entfernung der Schuppen (Keratolytika),
Cyclooxygenase (COX; siehe Eicosanoide*) und – Überempfindlichkeitsreaktionen wie Exan- sonstige topisch anzuwendende Mittel (z. B.
damit die Bildung von zyklischen Endoperoxi- them, Bronchospasmus, Blutdruckabfall, Glukokortikoide), systemische Immunmodula-
den, Prostaglandinen (PGE2, PGF2α), Thrombo- Ödeme und selten Schock toren (z. B. Methotrexat oder monoklonale An-
xan-A2 sowie Prostazyklin aus Arachidonsäure. – Leberfunktionsstörung tikörper gegen TNF-α) und physikalische Be-
In der Folge sinkt die Prostaglandin-Konzentra- – hämorrhagische Diathese (Thrombozytopa- handlungsmethoden (PUVA).
tion sowohl lokal als auch systemisch. Da Pros- thie)
Antipsychotika 110

Antipsychotika n pl: engl. neuroleptic drugs; syn. wurden früher zum Nachweis oder als Verlaufs-
A Neuroleptika. Chemisch heterogene Gruppe von
Psychopharmaka* mit geringem Missbrauchs-
parameter einer Infektion bestimmt.
Klinische Bedeutung: Erhöhter Titer im Serum
und Abhängigkeitspotenzial. Neben der antipsy- bei Streptokokkeninfektion wie Tonsillitis
chotischen Wirkung wirken sie niedrigdosiert und Scharlach sowie bei den Folgeerkrankun-
auch sedierend, antiemetisch und anxiolytisch. gen rheumatisches Fieber und Glomeruloneph-
Eine optimale Wirkung wird v. a. bei einer Lang- ritis.
zeittherapie und in Verbindung mit entsprechen- Anti-Streptolysin-O-Titer m: Blut-Konzentra-
der Psycho- und Soziotherapie erzielt. tion von Antikörpern gegen das Streptokokken-
Antirefluø xbarriere f: engl. antireflux barrier. Kli- Toxin Streptolysin O. Mit der serologischen Un-
nische Bezeichnung für die Barriere zwischen tersuchung werden Folgeerkrankungen von
Magen und Ösophagus, die u. a. besteht aus un- Gruppe-A-Streptokokken diagnostiziert, bei-
terem Ösophagussphinkter, den beiden spielsweise akutes rheumatisches Fieber und
Zwerchfellschenkeln und dem phrenikoösopha- akute Glomerulonephritis. Der Anti-Streptoly-
gealen Ligament. Sie verhindert den gastroöso- sin-O-Titer wird u. a. mittels Latex-Schnelltest
phagealen Reflux* von Magensaft bei Rückenla- bestimmt.
gerung, intraabdominalem Druckanstieg und Referenzbereich: Im Blut:
in der Erschlaffungsphase des unteren Ösopha- Antischockhose [191]
– Erwachsene: ≤ 200 IU/ml
gussphinkters während des Schluckakts. – Kinder 6–18 Jahre: ≤ 200–240 IU/ml
Anti-Refluø x-Operation f: Operative Verfahren – Kinder < 6 Jahre: ≤ 150 IU/ml.
zur Behandlung von Hiatushernien* und gast- Indikation: Verdacht auf Streptokokken-Folge-
roösophagealer Refluxkrankheit*. Goldstan- remitäten ausübt und eine übermäßige An- krankheiten u. a. bei
dard ist die laparoskopische hintere Hiatoplas- sammlung von Blut in den Beinen und im Ab- – Akuter Glomerulonephritis
tik* mit anschließender Fundoplicatio* oder dominalbereich verhindert. Die Antischockhose – unklarem Fieber in Verbindung mit Gelenk-
Fundophrenikopexie*. Neuere Verfahren, wel- wird zur Schockprophylaxe im Sinne einer Er- schmerzen
che die Funktionalität des unteren Ösophagus- höhung des peripheren Gefäßwiderstands und – Endokarditis.
sphinkters verbessern sollen, sind das elektri- Förderung der Hämostase eingesetzt sowie zur Antisympathotonika n pl: engl. antisympatho-
sche Stimulations-Impuls-System und das mag- Stabilisierung von Frakturen. Siehe Abb. tonic agents. Sympatholytika*, welche die Akti-
netische Ringsystem. Die sog. Angelchik-Pro- Anti-Scl70-Antikörper m sg, pl: engl. anti-Scl70 vität noradrenerger Neurone im ZNS oder den
these ist heute obsolet. antibodies. Antinukleäre Antikörper (ANA), die peripheren Sympathikotonus herabsetzen. Sie
Antirefluø xplastik f: engl. antireflux plasty. sich gegen DNA-Topoisomerase I (denaturiert bewirken eine Gefäßerweiterung sowie eine Re-
Meist laparoskopisch durchgeführtes viszeral- Mr 70 000) richten. Anti-Scl70-Antikörper sind duktion des Herzzeitvolumens und damit eine
chirurgisches Operationsverfahren zur Behand- hochspezifisch und sensitiv zur Diagnose der Senkung des arteriellen Blutdrucks. Sie wurden
lung einer Hiatushernie* oder der gastroöso- progressiven systemischen Sklerose*. v. a. als Antihypertensiva* eingesetzt.
phagealen Refluxkrankheit*. Die Operations- Antiseø psis f: syn. Antiseptik. Verwendung Antisynthetase-Syndrom n: engl. antisynthe-
schritte umfassen Hiatoplastik*, Fundoplicatio* von Antiseptika als Maßnahme zur Abtötung, tase syndrome. Überlappungssyndrom bei Kolla-
und bei Bedarf eine Gastropexie*. irreversiblen Inaktivierung* und Wachstums- genosen*, benannt nach den gegen verschiedene
Anti-Rh-Serum → Anti-D-Immunglobulin hemmung von Mikroorganismen, die an leben- tRNA-Synthetasen gerichteten Leitantikörpern,
Anti-Ro/SS-A-Antikörper m sg, pl: engl. anti- den Geweben haften. Die Antisepsis dient der z. B. Überlappung von Polymyositis* und pro-
Ro/SS-A antibodies. Antinukleäre Antikörper Prophylaxe* und Bekämpfung von Infektionen* gressiver systemischer Sklerose* mit Nachweis
(ANA), die sich gegen 2 in Zellkern und Zyto- der Haut, insbesondere von Schleimhäuten und von Anti-Jo1. Frauen sind häufiger betroffen
plasma lokalisierte Ribonukleoproteine richten. Wunden*. (w : m = 3 : 1).
Nach Mr werden Anti-Ro/SS-A-52- und Anti-Ro/ Anti-SLA/LP-Antikörper m pl: engl. anti-SLA/LP Antithrombine n pl: engl. antithrombins; Abk.
SS-A-60-kDa-Antikörper unterschieden. Sie antibodies. Spezifische Autoantikörper* gegen AT. Im Blutplasma physiologisch vorhandene
kommen vor bei primärem Sjögren*-Syndrom, lösliches Leber- oder Leber-Pankreas-Antigen. Substanzen (AT I bis AT VII), die Thrombin in-
neonatalem Lupus erythematodes (meist zu- Als SLA/LP wurde das UGA-Suppressor-tRNA- aktivieren und dadurch die Blutgerinnung*
sammen mit Anti*-La/SS-B-Antikörpern), syste- assoziierte Protein identifiziert. Die Antikörper hemmen (siehe auch Thrombin-Inhibitoren).
mischem Lupus* erythematodes und subakut werden über ELISA und Western Blot nachge- Antithrombin-Mangel m: engl. antithrombin
kutanem Lupus* erythematodes (häufiger Anti- wiesen und kommen bei autoimmuner Hepati- deficiency. Hereditäre oder erworbene Thrombo-
Ro/SS-A-60-kDa-Antikörper). tis* Typ 1 und 3 vor. Ihr Nachweis ist assoziiert philie* infolge Mangels an Antithrombin* III
Anti-SaccharomyXces-cereviøsiae-Antikörper mit höherer Mortalität und häufigeren Leber- mit erhöhter Thrombose- und Embolieneigung
m: Abk. ASCA. IgG- und IgA-Antikörper gegen transplantationen. (liegt ca. 0,3 % aller Thrombosen* bzw. Emboli-
Oligomannosid-Epitope der Zellwand des Bä- Antispasmodika → Spasmolytika en* zugrunde). Die Einnahme oraler Kontrazep-
ckerhefepilzes. Man findet sie bei 60–70 % der Anti-ssDNA-Antikörper → Anti-DNA-Anti- tiva* ist bei Antithrombin-Mangel kontraindi-
Patienten mit Enteritis* regionalis Crohn. Sie körper ziert.
dienen der Differenzialdiagnose zwischen Ente- Antistreptolysine n pl: engl. antistreptolysins. Antithrombin-Test m: engl. AT test; Abk. AT-
ritis* regionalis Crohn und Colitis* ulcerosa und Neutralisierende Antikörper* gegen Toxine Test. Verfahren zur Bestimmung der Aktivität
werden mittels ELISA nachgewiesen. (Streptolysine*, v. a. Streptolysin O) hämolysie- von Antithrombin* III im Blut.
Antischockhose f: engl. anti-shock trousers. render Streptokokken der serologischen Grup- Antithrombosestrumpf → Thrombosepro-
Kleidungsstück, das Druck auf die unteren Ext- pen A, C und G. Antistreptolysine im Serum phylaxe
111 Antriebshemmung

Antithrombotika n pl: engl. antithrombotics. Indikationen: peripher (Verminderung der Empfindlichkeit


Sammelbezeichnung für Antikoagulanzien*
und Thrombozyten*-Aggregationshemmer. An-
– pAVK* der unteren Extremität
– Spinalanästhesie* mit hyperbarer Lokalanäs-
der tracheobronchialen Husten-Rezeptoren
z. B. durch Pentoxyverin). Auch pflanzliche
A
tithrombotika lösen Blutgerinnsel auf oder ver- thetikalösung Mittel werden verwendet.
hindern deren Entstehung. Sie werden zur Pro- – evtl. zur Aspirationsprophylaxe* im Rahmen Anti-U1-RNP-Antikörper m sg, pl: engl. anti-U1
phylaxe und Therapie thromboembolischer Er- der rapid* sequence induction and intubation RNP antibodies. Antinukleäre Antikörper (ANA),
krankungen eingesetzt. (RSII) die in dem am Spleißen beteiligten U1-Ribo-
Antithymozytenglobulin n: engl. antithymo- – intraoperative Lagerung, z. B. bei minimal- nukleoproteinkomplex Antigene erkennen. Sie
cyte globulin. Antiserum gegen zirkulierende T*- invasiven Eingriffen. kommen bei Kollagenosen* vor, besonders bei
Lymphozyten, das T-Lymphozyten unter Betei- Antitrypsin → Alpha-1-Antitrypsin Mischkollagenosen*.
ligung von Komplement zerstört und durch Antitrypsin → Trypsin-Inhibitoren Antivertiginosa n pl: Arzneimittel zur sympto-
Phagozytose* eliminiert. Dadurch wird insbe- Antituberkulotika n pl: engl. antituberculotics; matischen Behandlung von (vestibulärem)
sondere die zellvermittelte Immunität* unter- syn. Tuberkulostatika. Chemotherapeutika mit Schwindel*. Es werden v. a. Psychopharmaka*,
drückt. Antithymozytenglobulin wird gewon- bakteriostatischer bis bakterizider Wirkung ge- Histamin-H1-Rezeptoren-Blocker (Antihistami-
nen durch Immunisierung von Tieren. gen Mycobacterium* tuberculosis und atypische nika) sowie durchblutungsfördernde Mittel ein-
Indikationen: Mykobakterien. Ausschlaggebend für die Wirk- gesetzt.
– Unterdrückung der Transplantatabstoßung samkeit ist neben der Wirkungsstärke v. a. die Antivitamine → Vitamin-Antagonisten
(Abstoßungsreaktion*) Penetrationsfähigkeit in die befallenen Gewebe. Anti-Zentromer-Antikörper m sg, pl: engl. an-
– Behandlung von (zellvermittelten) Autoim- Hauptproblem ist die rasche Resistenzentwick- ti-centromer antibodies. Gegen Zentromere ge-
munkrankheiten (z. B. aplastische Anämie). lung der Erreger. Eine mehrstufige Kombinati- richtete antinukleäre Antikörper (ANA). Die An-
Antitoxine n pl: engl. antitoxins. Bezeichnung onstherapie mit mehreren Antituberkulotika ist ti-Zentromer-Antikörper kommen u. a. beim
für neutralisierende Antikörper* (meist Immun- notwendig. CREST*-Syndrom vor.
globuline* der Klasse IgG), die mikrobielle, Einteilung: Die Einteilung erfolgt in Antituber- Antoni-Typen m pl: engl. Antoni type neurilem-
pflanzliche oder tierische Toxine neutralisieren. kulotika der 1. Wahl (nach WHO bei Vorliegen momas. Histologisch unterschiedliche Wachs-
Sie sind nachweisbar im Tierversuch oder mit- von hoher mikrobieller Wirksamkeit, guter Ver- tumsmuster (Antoni-Typ A und B) innerhalb ei-
tels Präzipitation. Beispiele für die therapeuti- träglichkeit und eindeutigen Studiendaten) und nes Neurinoms*.
sche Anwendung von Antitoxinen sind Botulis- 2. Wahl. Anton-Syndrom n: engl. Anton’s syndrome. Bei
mus- und Diphtherie-Antiserum, Tetanus-Im- Vorgehen: Voraussetzungen für eine Aushei- kortikaler Blindheit auftretende Unfähigkeit,
munglobulin oder Schlangengift-Immunse- lung sind die Kombinationstherapie sowie die die eigene Erkrankung oder Funktionsausfälle
rum. strikte Einhaltung von Dosierung und Thera- zu erkennen (Anosognosie*), verursacht durch
Antitoxineinheit f: engl. antitoxin unit. Die Se- piedauer. Bei Erstinfektion wird wie folgt vor- zusätzliche Läsionen v. a. in der rechten parieto-
rummenge, die aufgrund ihres Gehalts an spe- gegangen: temporalen Hemisphäre.
zifischen Antitoxinen* 100 tödliche Dosen eines – Während der ersten, 2 Monate dauernden Be- Antrieb m: engl. impulse. Persönlichkeitsspezi-
bestimmten Toxins neutralisieren kann (bei handlungsphase (Initialphase): Kombination fische, vom Willen weitgehend unabhängige,
Diphtherietoxin z. B. bezogen auf ein 250 g von Rifampicin, Isoniazid, Pyrazinamid und treibende innere Kraft im Sinne von Energie
schweres Meerschweinchen). Als Standard dient Ethambutol und Initiative zur zielgerichteten Aktivität als
lyophilisiertes Trockenserum mit bekanntem – während der anschließenden, 4 Monate dau- Voraussetzung psychischer und physischer Leis-
Antitoxingehalt. ernden Stabilisierungsphase: 1. Zweierkom- tungen.
Anti-Trendelenburg-Lagerung f: engl. anti- bination (z. B. Isoniazid und Rifampicin), so- Antriebsarmut f: engl. lack of drive; syn. An-
Trendelenburg’s position; syn. Fußtieflagerung. fern der Erreger dafür empfindlich ist 2. indi- triebsschwäche. Antriebsstörung* mit Abnahme
Schräglagerung des Patienten (ca. 20–30°) mit vidualisierte Therapiekonzepte mit längerer des Antriebs*, Kraftlosigkeit, Passivität, Interes-
hochgelagertem Oberkörper und tiefliegenden Behandlungsdauer oder Arzneimitteln der senlosigkeit, Minderung der vitalen Energie
Beinen (Lagerung in schiefer Ebene). 2. Wahl bei Begleiterkrankungen wie HIV und innerer Zurückgezogenheit von den Ge-
Vorgehen: oder bei Mehrfachresistenzen schehnissen in der Umgebung sowie Gleichgül-
– Schrägstellen des Bettes – während der dritten, mehrere Monate dau- tigkeit.
– Verwendung einer Stütze am Fußende ernden Phase: Monotherapie, meist mit Iso- Vorkommen: Meist im Sinne einer Antriebsver-
(siehe Abb.). niazid. armung mit situativ verringertem (ursprüng-
Bei genauer Einhaltung beträgt die Erfolgs- lich normalem) Antrieb, z. B. durch Depressi-
chance nahezu 100 %. Bei Wiederbehandlung on*, seltener als Kennzeichen einer wenig ener-
oder bei Tuberkulosen, die durch vorbehandelte gischen, kraftlosen Persönlichkeit* und bei De-
Personen übertragen wurden, sind die Erfolgs- menz.
chancen geringer. Behandelt wird mit 3, besser Antriebshemmung f: engl. inhibition of drive.
4 Antituberkulotika, die der Patient noch nie Form der Antriebsstörung* mit subjektiv erleb-
bekommen hat. ter Gegenkraft zur eigentlich gewollten Aktivi-
Antitussiva n pl: engl. antitussives. Den Hus- tät. Die Betroffenen erleben sich als gebremst
tenreiz stillende Arzneimittel, die bei trocke- und blockiert, müssen mehr Mühe als gewöhn-
nem und schlafstörendem Reizhusten ange- lich aufwenden, um bestimmte Aktivitäten
wendet werden. Sie wirken zentral (Hemmung durchzuführen.
der reflektorischen Erregbarkeit des Husten-
Anti-Trendelenburg-Lagerung [162] zentrums z. B. durch Opioide wie Codein) oder
Antriebssteigerung 112

Vorkommen: Aø ntrum n: Höhle. Exsikkose, Erbrechen, Diarrhö*, osmotische


A – Depression*
– Teil der Negativsymptomatik bei Schizo-
Anuloplaø stik f: engl. anuloplasty. Chirurgische
oder interventionelle Verkleinerung einer er-
Diurese*, Diuretika*, Hypoaldosteronismus*,
Verbrennung, akute Pankreatitis*, Ileus*
phrenie weiterten und insuffizienten Mitral-, Trikuspi- II. Reduktion des effektiv zirkulierenden
– Demenz* dal- oder Aortenklappe, in der Regel durch Im- Blutvolumens bei Schock*, Herzinsuffizi-
– u. a. plantation einer offenen oder geschlossenen enz*, nephrotischem Syndrom* 2. selektiv re-
Antriebssteigerung f: engl. increased drive. Ge- Ringprothese oder ggf. durch Naht (Raffung; nale Minderperfusion: NSAR-Einnahme, he-
steigerte, zielgerichtete und vitale Kraft (An- cave: Rezidivrate). patorenales Syndrom*, Nierenarteriensteno-
trieb*) mit starkem nach außen gerichtetem Inte- Anulozyten m pl: engl. anulocytes. Bezeich- se*, Katecholamintherapie
resse an der Umgebung und an Unternehmun- nung für ringförmige Erythrozyten infolge Hä- – renal (echte Anurie): 1. akute Tubulusnekro-
gen. Sie ist Leitsymptom der Manie und tritt u. a. moglobinmangels bei Eisenmangelanämie*. se infolge ischämischer oder toxischer Nie-
bei Konsum psychotroper Substanzen auf. Anulus [Terminologie] m: engl. ring. Ring. renschädigung (z. B. Kontrastmittel, Medika-
Beschreibung: Aktionen werden häufiger als ge- Anulus fibrosus [Wirbelsäule] m: Faserknor- mente, Drogen, Quecksilber, Rhabdomyoly-
wöhnlich und ggf. in unkontrolliert ausbre- pelring um den Nucleus pulposus der Band- se*, thrombotische Mikroangiopathie*)
chender spontaner Weise (Antriebsenthem- scheibe*. 2. Glomerulopathie* 3. tubulointerstitielle
mung) unternommen. Soziale Kontakte werden Anulus inguinalis m: engl. inguinal ring. Durch- Nierenerkrankungen (z. B. akute Pyeloneph-
schnell (und evtl. unkritisch) geknüpft, gele- trittsstelle für den schräg durch die Bauchwand ritis, interstitielle Nephritis
gentlich kommt es zu Distanzlosigkeit. verlaufenden Canalis* inguinalis (Leistenkanal) – postrenal infolge Obstruktion der ableiten-
Antriebsstörung f: engl. drive disorder. Verän- mit innerem Leistenring (Anulus inguinalis den Harnwege (sog. falsche Anurie), z. B. in-
derung des Antriebs* bei somatischen und psy- profundus) aus dem schlitzförmig geöffneten folge: 1. benigner Prostatahyperplasie*
chischen Erkrankungen. M. obliquus externus abdominis und äußerem 2. Urolithiasis 3. Urothelkarzinom* 4. Harn-
Formen: Antriebssteigerung*: Leistenring (Anulus inguinalis superficialis) wegsstriktur.
– Ausgeprägtes Mitteilungsbedürfnis bis zur aus einer Ausstülpung der Fascia* transversalis. Klinik:
Logorrhö Beide sind Bruchpforten bei einer Leistenher- – Urämie* infolge Retention harnpflichtiger
– Bewegungsdrang oder motorische Unruhe nie*. Substanzen
bis zum Erregungszustand Lage: – Störungen im Elektrolythaushalt*, v. a. Hy-
– Zunahme von Aktivitäten bis zur ziellosen – Anulus inguinalis profundus (syn. Anulus in- perkaliämie* mit Herzrhythmusstörungen
Aktivität guinalis internus; innerer Leistenring): am – Störungen im Säure*-Basen-Haushalt mit
– Vorkommen bei: 1. Manie*, manischem Syn- Übergang der Fascia transversalis in die Fas- Entwicklung einer metabolischen Azidose
drom* 2. organischer psychischer Störung cia* spermatica interna, kranial des Lig. ingu- – Störungen im Wasserhaushalt* mit Gefahr
3. Konsum von Stimulanzien* 4. Schilddrü- inale und lateral der A. epigastrica inferior der Überwässerung und Entwicklung eines
senüberfunktion. und V. epigastrica inferior (Plica umbilicalis Lungenödems und/oder einer Linksherzin-
Antriebsminderung/Antriebsarmut*: lateralis) im Bereich der Fossa* inguinalis la- suffizienz*.
– Leise, schleppende Sprache bis zum Mutis- teralis Diagnostik:
mus – Anulus inguinalis superficialis (syn. Anulus – Nachweis der Anurie und ihrer Folgen:
– verlangsamte Bewegungsabläufe bis zum inguinalis externus; äußerer Leistenring): 1. Messung der Harnausscheidung 2. Blasen-
Stupor Sehnenlücke im M. obliquus externus abdo- katheterisierung 3. Labor (Blutbild, Retenti-
– Mangel an Initiative und Energie, erschwerte minalis, medial der A. epigastrica inferior onsparameter, Elektrolyte, Kreatinin-Clea-
Aktiviät und V. epigastrica inferior im Bereich der rance, BGA)
– Antriebshemmung (Sonderform, Energie Fossa* inguinalis medialis. – Ursachenklärung: 1. Ultraschall (Harnstau-
und Initiative sind vermindert bei vorhande- Anulus umbilicalis m: engl. umbilical ring. Fa- ung, Form- und Größenveränderung der
ner Intention, die Betroffenen erleben sich als serring um den Nabel* in der Linea* alba. Der Nieren) 2. fraktionierte Natriumexkretion
„gebremst“) Nabelring ist Bruchpforte bei einem Nabel- 3. Urinsediment 4. ggf. Autoantikörper
– Vorkommen bei: 1. Depression*, depressivem bruch (Hernia umbilicalis). 5. Nierenbiopsie.
Syndrom* 2. Demenz* 3. schizophrenem Re- Anurie f: engl. anuria. Harnausscheidung unter Prognose: Abhängig von Ursache und Verlauf
siduum* 4. Schilddrüsenunterfunktion. 100 ml/24 h als unspezifisches Symptom ver- drohen insbesondere akutes* Nierenversagen
Antritis f: Entzündung des Antrum mastoide- schiedener Erkrankungen, die zu einem Nach- oder chronische Niereninsuffizienz*.
um. Das Antrum ist Teil des Mittelohrs. lassen der Harnausscheidung führen (akut oder Anus m: syn. After. Austrittsöffnung des Anal-
Antroskopie f: engl. antroscopy. Form der Si- innerhalb von Stunden bis Monaten). Häufige kanals* am unteren Ende des Gastrointestinal-
nuskopie* zur endoskopischen Untersuchung Auslöser sind Exsikkose, Schock, medikamen- trakts*. Die anatomische Grenzlinie zwischen
der Kieferhöhle. Der Zugang erfolgt entweder tös-toxische Ursachen oder Glomerulonephriti- Analkanal* und Anus ist die Linea anocutanea.
vom unteren Nasengang aus oder über die Fossa den. Versagt die ursächliche Therapie, drohen Sie markiert den Übergang von der Schleimhaut
canina im Mundvorhof. Die Antroskopie wurde Urämie, Multiorganversagen und Tod. des Analkanals* in die äußere Haut (Epidermis*)
durch die CT*-Diagnostik als Routinemethode Ursachen: Physiologisch: Am ersten Lebenstag aus verhorntem Plattenepithel mit Haarbälgen,
weitgehend abgelöst. des Neugeborenen in Zusammenhang mit der Talg-, Duft- und Schweißdrüsen (Glandulae*
Antrotomie f: engl. antrotomy. Operative Er- postpartalen Adaptation; keine Therapie erfor- circumanales).
weiterung des Antrum mastoideum als Mini- derlich. Pathologisch: Anus perinealis → Fehlbildung, anorektale
malvariante der Mastoidektomie*. Die Antroto- – Prärenal infolge renaler Minderperfusion: Anus praeternaturalis → Enterostoma
mie wird angewandt z. B. als Antrumkontrolle 1. systemische Minderperfusion: I. absoluter Anus vestibularis → Fehlbildung, anorektale
bei der OP eines Cholesteatoms*. Volumenmangel, z. B. schwere Blutungen, ANV: Abk. für → Akutes Nierenversagen
113 Aorta

Anxiolyse f: engl. anxiolysis. Pharmakologische


Verminderung von Angstzuständen mithilfe
von Anxiolytika bzw. Tranquilizern (z. B. Ben-
9
A
zodiazepine).
AnxiolyXtika → Tranquilizer
Anzapfsyndrom → Steal-Phänomen
AÖF: Abk. für Aortenklappenöffnungsfläche →
Aortenstenose
AÖF: Abk. für Aortenklappenöffnungsfläche → 1
Klappenöffnungsfläche
AO-Klassifikation f: engl. AO classification.
Klassifikation der Arbeitsgemeinschaft für Os-
teosynthesefragen zur Einteilung von Fraktu- 5
ren* des Stütz- und Bewegungsapparats und 2
von Weichteilverletzungen. 6
Prinzip:
– Weichteilklassifikation berücksichtigt Haut-,
Muskel- und Sehnen-, sowie Nerven- und Ge- 7
fäßverletzungen (siehe Tab.)

3
AO-Klassifikation:
Klassifikation von Weichteilschäden.
Hautverletzung (Abk. I für Integument)
geschlossen (Abk. C für engl. closed)
IC1 keine Läsion
IC2 Kontusion 4
IC3 umschriebenes Décollement
IC4 ausgedehntes Décollement
IC5 Nekrose
offen (Abk. O) 8
Aorta: Aortenbogen; Abgänge und topografische
IO1 Perforation von innen AO-Klassifikation: Nummerierung der Knochen: Anatomie.
IO2 Eröffnung von außen ≤ 5 cm 1: Humerus, Klavikula, Skapula; 2: Radius, Ulna;
IO3 Eröffnung von außen > 5 cm 3: Femur, Patella; 4: Tibia, Fibula; 5: Wirbelsäule;
IO4 umschriebenes Décollement mit 6: Becken; 7: Hand; 8: Fuß; 9: Kranium. die A. carotis communis sinistra und die A.
offener Hautverletzung subclavia sinistra (Varianten bei den Gefäßab-
gängen sind möglich und gelten als als Aor-
IO5 ausgedehntes Décollement mit
– Frakturklassifikation umfasst jeweils 4 Zah- tenbogenanomalien*) 2. Übergang in Aorta
offener Hautverletzung
len und/oder Buchstaben: 1. Nummerierung descendens mit inkonstanter Enge (Isthmus
Muskel- und Sehnenverletzung (Abk. MT für des betroffenen Knochens (1–9, siehe Abb.) aortae) proximal des Ansatzes des Lig. arte-
engl. muscle, tendon) 2. Position innerhalb des Knochens (1–3) riosum
MT1 keine Läsion 3. Komplexität der Fraktur (A–C) 4. Schwere- – Aorta descendens (Pars descendens aortae):
MT2 umschriebener Defekt einer grad (1–3). 1. Pars thoracica (thorakale Aorta): I. vom
Muskelgruppe AOP-Syndrom: Abk. für → Adipositas-Oligo- Isthmus aortae bis zum Zwerchfelldurchtritt
MT3 Defekt mehrerer Muskelgruppen menorrhö-Parotis-Syndrom II. der physiologische Durchmesser beträgt
MT4 Ablederung oder Verlust ganzer Aoø rta f: syn. Hauptschlagader. Von der linken 16 mm/m2 Körperoberfläche (mit Zunahme
Muskelgruppen, Sehnenruptur Herzkammer abgehende große Körperschlag- um 1 mm pro Lebensdekade) III. entlässt u. a.
MT5 Kompartmentsyndrom, Crush-Syndrom ader. die Aa. intercostales posteriores und die Aa.
Einteilung: phrenicae superiores 2. Pars abdominalis (ab-
Nerven- und Gefäßverletzung (Abk. NV für – Aorta ascendens (Pars ascendens aortae): dominale Aorta*, Bauchaorta): I. unterteilt in
engl. nerve, vessel) 1. teilweise innerhalb des Perikards* mit Aor- suprarenale (oberhalb des Nierenarterienab-
NV1 keine Läsion tenwurzel (Bulbus aortae*) und Sinus* aortae gangs), juxtarenale (im Bereich der Nierenar-
NV2 isolierte Nervenverletzung 2. der physiologische Durchmesser beträgt terien) und infrarenale (unterhalb der Nie-
NV3 lokalisierte Gefäßverletzung 21 mm/m2 Körperoberfläche 3. gibt die A. co- renarterien) Bauchaorta II. reicht kaudal bis
NV4 kombinierte Gefäß- und Nerven- ronaria dextra und die A. coronaria sinistra zur Bifurcatio aortae* in Höhe des 4. Lenden-
verletzung ab wirbels III. teilt sich hier in die A. iliaca com-
NV5 (sub)totale Amputation – Arcus aortae (Aortenbogen, siehe Abb.): munis dextra und A. iliaca communis si-
1. entlässt den Truncus* brachiocephalicus, nistra.
Aortenaneurysma 114

Aoø rtenaneurysma n: engl. aortic aneurysm. Pa-


A thologische, umschriebene Ausweitung der
Hauptschlagader mit Zunahme des Durchmes-
sers auf > 3 cm bzw. um > 50 % des Normdurch-
messers in Abhängigkeit von Lebensalter und
Geschlecht (v. a. Männer > 65 Jahre betroffen).
Der Behandlungsbedarf ergibt sich aus dem Ri-
siko der oft tödlichen Aortenruptur.
Einteilung:
– Nach Lokalisation: 1. abdominales Aorten-
aneurysma (Bauchaortenaneurysma; Abk. Aortenaneurysma Abb. 2: abdominales Aorten-
BAA): I. häufigste Lokalisation, v. a. infrare- aneurysma (CT-Angiografie); 1: anterior-posterior,
nal (60–85 % aller Aortenaneurysmen, 2: seitlich. [78]
siehe Abb. 1) II. seltener supra- oder juxtare-
nal 2. thorakales Aortenaneurysma (Abk.
TAA; ca. 3 %): I. Aszendensaneurysma (45 %
der thorakalen Aortenaneurysmen) II. Des-
zendensaneurysma (35 %) III. Bogenaneurys- Aortenaneurysma Abb. 4: implantierte endovas-
ma IV. auch kombiniert, z. B. Aszendensbo- kuläre Stentprothese bei TAA; 3D-Rekonstruktion
genaneurysma 3. thorakoabdominales Aor- einer CT-Angiografie. [234]
tenaneurysma (Abk. TAAA; < 3 %) 4. in 10–
15 % mehrere Aortenabschnitte betroffen (po-
lyaneurysmatische Aorta)
– nach Pathogenese: z. B. Aneurysma verum rupturierte Aortenaneurysma 2. dringlich
oder dissecans (innerhalb von 24 h) jedes symptomatische
– nach Morphologie: z. B. sack- und spindelför- Aortenaneurysma 3. elektiv in Abhängigkeit
mig von Größe (ab 5,5–6 cm bei TAA bzw. 4,5–
– Klassifikation der Aortendissektion* (Abb. 1 5,5 cm bei BAA), Wachstumsrate und Ursache
dort) nach Stanford und DeBakey. (z. B. wegen hoher Rupturgefahr bei Mar-
Ätiologie: fan*-Syndrom bereits früher indiziert)
– Arteriosklerose* (> 50 %) – offene OP: 1. bei Aszendensaneurysma
– angeborene Bindegewebeerkrankung (z. B. 2. häufig auch Ersatz (z. B. Bentall*-deBono-
Marfan*-Syndrom, Loeys-Dietz-Syndrom) Operation, Cabrol*-Operation) oder Rekons-
– als autosomal-dominant erbliches, familiä- Aortenaneurysma Abb. 3: thorakales Aorten- truktion (z. B. David*-Operation, Yacoub*-
res, thorakales oder abdominales Aortenan- aneurysma (Aszendensaneurysma; MR-Angiografie Operation) der Aortenklappe erforderlich
eurysma mit Kontrastmittel). [136] – ggf. EVAR (endovascular aneurysm repair):
– Mönckeberg*-Sklerose 1. über Leisten- oder Beckengefäße, ggf. auch
– entzündlich (Aortitis*). über Bauchaorta oder Aorta ascendens mit
Klinik: Ausschaltung des Aortenaneurysmas (ohne
– TAA: 1. Aortendissektion* 2. häufig asympto- Resektion) bzw. Rekanalisierung des wahren
matisch 3. evtl. Heiserkeit bei Bogenaneu- Lumens bei Aortendissektion* abhängig von
rysma Konfiguration und Lage zu abgehenden Ge-
– BAA: 1. häufig asymptomatische Größenzu- fäßen 2. v. a. bei TAA (siehe Abb. 4) oder BAA
nahme mit Nachweis einer pulsierenden Re- (gerade Stentprothese oder als Y-Stentprothe-
sistenz im Mittelbauch 2. Schmerzen infolge se) auch als Stentprothese mit Seitenarmen,
rascher Expansion (Rücken- und Flanken- z. B. für Viszeralarterien bei TAAA 3. Voraus-
schmerzen, in Abdomen oder Thorax aus- setzung: gesunde Aortenabschnitte ausrei-
strahlend; cave: Hinweis auf Rupturgefahr) chend zur Verankerung der Stentprothese,
3. evtl. Pulsus* differens. ohne dass lebenswichtige Arterien dadurch
Diagnostik: verschlossen werden 4. postoperative Letali-
– Ultraschalldiagnostik (Erstdiagnose und Ver- tät geringer und Komplikationsrate im Ver-
laufskontrolle) lauf (Prothesendislokation, Endoleck*) höher
– CT*-Angiografie (Form, Lage und Operati- als bei offener OP.
onsplanung; siehe Abb. 2) Prognose:
– MR-Angiografie (siehe Abb. 3) – Perioperative Letalität bei elektiver OP eines
– Echokardiografie. infrarenalen BAA 2–4 %, bei suprarenalem
Therapie: BAA 5–17 %
Aortenaneurysma Abb. 1: infrarenales abdominales – Operationsindikationen (zusätzlich zur Blut- – Letalität bei BAA-Ruptur 40–80 %.
Aortenaneurysma (dreidimensionale MR-Angiografie druckkontrolle ggf. durch antihypertensive Aoø rtenaneurysma, abdominales n: engl. ab-
mit Kontrastmittel). [234] Pharmakotherapie): 1. notfallmäßig jedes dominal aortic aneurysm; syn. Bauchaortenaneu-
115 Aortenbogensyndrom

rysma (Abk. BAA); Abk. AAA. Pathologisch um-


schriebene Ausweitung der Aorta abdominalis
mit Erweiterung des aortalen Durchmessers auf
A
> 3 cm.
Hintergrund: Einteilung nach Lokalisation:
– Infrarenal 95 % (siehe Aortenaneurysma*,
Abb. 1 dort)
– suprarenal 2 %
– juxtarenal 3 %.
Ätiologie:
– Arteriosklerose (> 50 %) Aortenbogenanomalien: 1: normale Konfiguration; 2: doppelter Aortenbogen; 3: Linksabgang der rechten
– angeborene Bindegewebeerkrankung (z. B. A. subclavia (A. Iusoria) a: von vorn und b: von hinten; 4 und 5: rechter Aortenbogen ohne Gefäßring
Marfan-Syndrom), Mönckeberg-Sklerose (4; sog. Spiegelbildform) und mit Gefäßring (5) durch retroösophageal abgehende A. subclavia sinistra aus
– entzündlich (Aortitis). Divertikel des distalen Aortenbogens (Kommerell-Divertikel).
Klinik:
– Häufig asymptomatische Größenzunahme Rahmen einer modifizierten Blalock*-Taussig- – ggf. Dysphagie, Husten, Heiserkeit
mit Nachweis einer pulsierenden Resistenz Operation. – in- und exspiratorischer Stridor bis schwere
im Mittelbauch Klinik: Dyspnoe und Apnoeanfälle infolge einer Ver-
– Schmerzen infolge rascher Expansion (Rü- – Pulsus celer et altus lagerung und Einengung von Trachea und
cken- und Flankenschmerzen, in Abdomen – kontinuierliches systolisch-diastolisches Herz- Ösophagus.
oder Thorax ausstrahlend; cave: Hinweis auf geräusch* Diagnostik:
Rupturgefahr). – Linksherzhypertrophie – Ösophagografie, Aortografie
Diagnostik: – Symptome der koronaren oder zerebralen – MRT, Angiografie
– Ultraschalldiagnostik, ggf. mit Kontrastmit- Minderperfusion (Angina pectoris, Schwin- – evtl. Tracheoskopie.
tel (Erstdiagnose und Verlaufskontrolle) del, Bewusstseinstrübung u. a.) Therapie: Indikation zur OP bei typischen
– CT-Angiografie (Form, Lage und Operations- – bei Frühgeborenen evtl. abdominale Sympto- Symptomen, unter Umständen kommt es zu le-
planung; siehe Aortenaneurysma*, Abb. 2 matik (nekrotisierende Enterokolitis). bensbedrohlichen Notfällen im Neugeborenen-,
dort) Aoø rtenbifurkationssyndrom → Leriche-Syn- Säuglings- und Kindesalter. Bei der Operation
– MR-Angiografie. drom durchtrennt man meist den linken, vorn gelege-
OP-Indikation: Aoø rtenbogen → Aorta nen Bogen bei doppeltem Aortenbogen, bei den
– Notfallmäßig: jedes rupturierte abdominale Aoø rtenbogenanomalien f pl: engl. aortic arch anderen Anomalien wird jeweils der funktionell
Aortenaneurysma anomalies. Angeborene Variationen der norma- unbedeutendste Abschnitt des einengenden Ge-
– dringlich (innerhalb von 24 h): jedes sympto- len Aortenbogenentwicklung (Aortenfehlbil- fäßrings durchtrennt und reseziert.
matische abdominale Aortenaneurysma dung) bei Entwicklungsstörung der 4. Kiemen- Aoø rtenbogensyndrom n: engl. aortic arch syn-
– elektiv: bei Größe > 5,5 cm und/oder Wachs- bogenarterien, oft unter Beteiligung des aus der drome. Stenosierender bzw. obliterierender Pro-
tumsrate > 0,5 cm in 6 Monaten (wegen hoher 6. Kiemenbogenarterie hervorgehenden Duc- zess an einer oder mehreren vom Aortenbogen
Rupturgefahr bei Marfan-Syndrom bereits tus* arteriosus bzw. des Ligamentum* arterio- abgehenden Stammarterien (Truncus brachio-
früher indiziert). sum. Häufigkeit: ca. 1 % der angeborenen* cephalicus bzw. A. carotis communis und
Prognose: Herzfehler. Einteilung: siehe Abb. Formen: A. subclavia), der zu arterieller Hypotonie im
– Perioperative Letalität bei elektiver OP eines – Arcus aortae duplex: doppelter Aortenbo- Bereich der oberen und Hypertonie im Bereich
infrarenalen abdominalen Aortenaneurysmas gen, häufig mit unterschiedlich weiten Ge- der unteren Körperhälfte führt (Syndrom der
2–4 %, bei suprarenalem abdominalem Aor- fäßlumina umgekehrten Aortenisthmusstenose, sog. um-
tenaneurysma 5–17 % – Arteria* lusoria: linker (normaler) Aorten- gekehrtes Koarktationssyndrom). Siehe Abb.
– postoperatives 30-Tage-Letalitätsrisiko bei bogen (Arcus aortae sinister) mit aberrieren-
EVAR um das 3-Fache niedriger (initialer den Arterien, v. a. des Truncus brachiocepha-
Überlebensvorteil; nach 2 Jahren nicht mehr licus oder der rechten A. subclavia
nachweisbar) – Arcus aortae dexter, hohe Rechtslage: rech-
– kumulatives Überleben nach 2 und 6 Jahren ter Aortenbogen mit Gefäßring (in ca. 80 %
bei beiden Verfahren gleich (85–89 % und 65– ohne assoziierte Herzfehler) oder ohne Ge-
69 %) fäßring (z. B. bei Fallot*-Tetralogie)
– Letalität bei Aneurysmaruptur 40–80 %. – Arcus aortae circumflexus: im distalen Ab-
Aoø rtenanzapfsyndrom, diastolisches n: engl. schnitt retroösophageal zur Gegenseite zie-
diastolic aortic-run-off syndrome. Steal-Syndrom hender linker oder rechter Aortenbogen
bei angeborenem oder erworbenem Defekt im – seltene Aortenbogenanomalien, z. B. Unter-
Aortenbogen mit diastolischem Blutabfluss in- brechung des Aortenbogens infolge segmen-
folge Links-Rechts-Shunts. Ein angeborener De- taler Aplasie, häufig bei Mikrodeletion
fekt im Aortenbogen ist beispielsweise ein per- 22q11.21 (DiGeorge-Syndrom).
sistierender Ductus* arteriosus, erworben ist Klinik:
z. B. ein iatrogener Defekt nach operativem An- – Unter Umständen symptomlos (Zufallsbe- Aortenbogensyndrom: Häufigkeitsverteilung
legen einer aortopulmonalen Anastomose im fund) supraaortaler Stenosen.
Aortenchirurgie 116

Ätiologie:
A – Obliterierende Arteriosklerose* (Schultergür-
teltyp der pAVK*)
– selten Syphilis (Mesaortitis luica), schweres
Thoraxtrauma, dissezierendes thorakales
Aortenaneurysma, Kompression von außen,
z. B. durch mediastinalen Tumor
– bei jungen Frauen (v. a. in Asien) häufig chro-
nische unspezifische Aortitis (Autoimmun-
krankheit) mit Mediazerstörung, Intimapro-
liferation und sekundären thrombotischen
Gefäßverschlüssen (Thrombarteriitis oblite-
rans subclavio-carotica, Arteriitis brachioce- Aortendissektion Abb. 2: thorakale Aortendissektion
phalica, Takayasu-Arteriitis, Martorell-Fab- Aortendissektion Abb. 1: DeBakey- und Stanford- mit dargestellter Membran (Pfeil); 1: CT-Angiografie;
ré-Syndrom). Klassifikation; DeBakey-Klassifikation: Typ I: Beginn 2: 3D-Rekonstruktion. [78]
Klinik: in Aorta ascendens, Ausdehnung in Arcus aortae,
– Progrediente Ischämie (zerebral: Schlagan- Aorta descendens und große Äste; Typ II: Beschrän- – Perikardtamponade (Hämoperikard bei Aor-
fall*; Ischämie der oberen Extremitäten: kung auf Aorta ascendens; Typ III: Beginn in Aorta tendissektion Stanford A)
Symptome ähnlich Claudicatio* intermit- descendens nach Abgang der A. subclavia sinistra – Aortendilatation und Aneurysmabildung im
tens) (III a oberhalb, III b unterhalb des Zwerchfells); Stan- Verlauf (Aortenbogen und Aorta descendens)
– bei Thrombarteriitis meist schwere Beein- ford-Klassifikation: Typ A: jede Aortendissektion mit – Aortenruptur*.
trächtigung des Allgemeinzustands und Beteiligung der Aorta ascendens, Typ B: Dissektion Diagnostik:
stark beschleunigte BSG. der Aorta descendens ohne Beteiligung der Aorta – Echokardiografie
Diagnostik: ascendens (zusätzlich: Non-A-, Non-B-Aorten- – CT-Angiografie (siehe Abb. 2)
– Palpatorisch abgeschwächte oder fehlende dissektion: isolierte Dissektion des Aortenbogens). – ggf. MR-Angiografie
Karotis- und Armpulse – selten Koronarangiografie oder Aortografie
– auskultatorisch Gefäßgeräusch im Halsbe- erforderlich.
reich Therapie:
– Blutdruckmessung, Ultraschalldiagnostik, – chromosomale Anomalie (Turner*-Syndrom, – Aortendissektion Stanford A: 1. sofortige OP
Aortografie u. a. Noonan*-Syndrom) 2. Herzklappenrekonstruktion* (Aorten-
Differenzialdiagnosen: – Aortenbogenhypoplasie klappenrekonstruktion) bzw. Herzklappen-
– Intrakranieller Gefäßverschluss – aortale Arteriitis ersatz* (Aortenklappenersatz) mit suprakoro-
– Zervikobrachialsyndrom* – genetische Bindegewebeerkrankung (z. B. narem Aszendensersatz 3. oder Implantation
– Thoracic*-Outlet-Syndrom Marfan*-Syndrom, Ehlers*-Danlos-Syndrom) einer klappentragenden Rohrprothese mit
– Tumor. – iatrogen nach Herz- oder endovaskulärer Reimplantation der Koronarien in die Pro-
Therapie: Bei Arteriitis Glukokortikoide und Operation. these 4. oder Aszendensbogenersatz (operati-
Antikoagulanzien, evtl. rekonstruktive Gefäß- Lokalisation: 70 % Aorta ascendens, 20 % Aorta ve Letalität 10–30 %, bei Dissektion mit Kom-
chirurgie. descendens, 10 % Aortenbogen. Einteilung: plikationen 30–50 %)
Aoø rtenchirurgie → Gefäßchirurgie – Nach Dauer der Symptomatik: akut (≤ 14 Ta- – Aortendissektion Stanford B: 1. konservativ
Aoø rtendehnungston m: engl. aortic ejection ge), chronisch (> 14 Tage) (antihypertensive Therapie) 2. ggf. operativ
sound; syn. aortaler Ejektionsklick. Über dem – nach Lokalisation der Einrissstelle der Intima notfallmäßig bei Komplikation (Ruptur, Is-
Auskultationspunkt der Aortenklappe (Herz- und Ausdehnung (DeBakey-Klassifikation) chämie von Bauchorganen oder Beinen) oder
auskultation*) bis zur Herzspitze hörbarer zu- bzw. nach beteiligten Aortenabschnitten aneurysmatischer Erweiterung der Aorta tho-
sätzlicher Herzton (frühsystolischer Klick) als (Stanford-Klassifikation, siehe Abb. 1). racalis descendens im Verlauf; Verfahren:
Zeichen vermehrter Auswurfleistung des linken Klinik: I. möglichst minimal-invasiv: z. B. Katheter-
Ventrikels in die Aorta durch verstärkte An- – Heftige Schmerzen in Rücken, Thorax und/ induzierte Fenestrierung, Penetration der
spannung der Aortenwand bei Aortenklappen- oder Epigastrium Dissektionsmembran, Ballonkatheter oder,
fehler oder aortaler Dilatation. – hypertensive Krise. falls möglich, endovaskuläre Stentprothese
Aoø rtendissektion f: engl. aortic dissection. Auf- Komplikationen: (Letalität 20–80 %) II. offen-chirurgisch: klas-
spaltung der Wandschichten der Aorta mit Riss – Ischämie durch Obstruktion von Gefäßab- sischer Deszendensersatz mit Rohrprothese.
der Tunica intima und Eindringen von Blut in gängen, z. B.: 1. Schlaganfall (A. carotis, Prognose:
tiefere Wandschichten mit dissezierendem Aor- Truncus brachiocephalicus) 2. Querschnitt- – Aortendissektion Stanford A: Mortalitätsrate
tenaneurysma* (Aneurysma dissecans der Aorta) lähmung (Spinalarterien) 3. Ischämie von bei Spontanverlauf 36–72 %
als Folge. Therapie und Prognose hängen von Niere, Leber, Darm (Viszeralarterien) oder – Aortendissektion Stanford B: 1. 1-Jahres-
Art und Ausmaß der Veränderungen ab. Män- Extremitäten (periphere Arterien) 4. Herzin- Überlebensrate asymptomatischer, konserva-
ner sind 10-mal häufiger betroffen. Ursachen: farkt (Koronararterien, meist RCA) tiv therapierter Patienten 94 % 2. Überlebens-
– Arterielle Hypertonie – akute Aortenklappeninsuffizienz (Ablösung rate innerhalb der ersten 2 Jahre 80–90 % un-
– Medianekrose der Kommissuren der Klappe durch Dissek- ter Therapie 3. 5-Jahres-Überlebensrate 86 %
– bikuspidale Aortenklappe tion) 4. in 30–40 % der Fälle chronische Expansion
– Coarctatio* aortae – Herzversagen von Aortendissektion als Spätkomplikation.
117 Aortenklappeninsuffizienz

Aoø rtendruckkurve f: engl. aortic pressure curve. – EKG: 1. häufig normal 2. Zeichen einer
Verlauf des arteriellen Blutdrucks in der Aorta.
Die Aortendruckkurve wird im Rahmen einer
Links- bzw. Rechtsherzhypertrophie bei
Säuglingen mit Koarktationssyndrom
A
Herzkatheterisierung* aufgezeichnet. Bei Öff- – bildgebend: 1. (präoperativ) Nachweis durch
nung der Aortenklappe kommt es zum Druck- Echokardiografie* 2. bei Bedarf kardiale MRT
anstieg, es folgt die Inzisur* beim Schluss der 3. bei geplanter Ballonangioplastie Herzka-
Aortenklappe, danach fällt der Druck langsam theterisierung* mit Angiokardiografie bzw.
ab. Aortografie.
Aoø rtenfehlbildungen → Aortenbogenanoma- Therapie:
lien – Operativ: 1. operative Resektion mit End-zu-
Aoø rtengabel f: engl. aortic bifurcation; syn. Bi- End-Anastomosierung 2. oder Überbrückung
furcatio aortae. Teilungsstelle der Aorta abdo- durch Gefäßtransplantat oder Kunststoffpro-
minalis auf Höhe des 4. Lendenwirbels. Hier ga- these 3. manchmal plastische Erweiterung
belt sich die Aorta* in die A. iliaca communis durch die eigene A. subclavia (Waldhausen*-
sinistra und die A. iliaca communis dextra. Ge- Operation) bzw. Kunststoff
fäßverschlüsse in diesem Bereich werden als Le- – interventionell, v. a. bei postoperativer Re-
riche*-Syndrom bezeichnet und sind beispiels- stenose: Ballonangioplastie, Stentimplanta-
weise auf kardiale Embolien* oder Arterioskle- tion.
rosen* zurückzuführen. Differenzialdiagnose: Bei Neugeborenen müs-
Aoø rtenherz → Aortenkonfiguration sen Sepsis* und septischer Schock* ausgeschlos-
Aoø rteninsuffizienz → Aortenklappeninsuffi- sen werden.
zienz Aoø rtenklappe → Herz
Aoø rtenisthmus → Aorta Aoø rtenklappe f: engl. aortic valve; syn. Valva
Aoø rtenisthmusstenose f: engl. stenosis of the aortae. Taschenklappe* zwischen Aorta* und
aortic isthmus. Angeborene pathologische Veren- linkem Ventrikel des Herzens. Am Ostium aor-
gung im Bereich des Isthmus aortae. Patienten Aortenisthmusstenose: Kollateralkreislauf. tae liegend verhindert sie mit ihren 3 taschen-
zeigen Symptome der Herzinsuffizienz sowie ähnlichen Ausstülpungen (Valvulae semiluna-
Kopfschmerzen, Epistaxis und Wadenschmer- – Minderperfusion der unteren Körperhälfte res), dass Blut* aus der Aorta* zurück ins Herz
zen. Typisch sind der prästenotisch erhöhte und bei höhergradiger Aortenisthmusstenose mit fließt. Eine Aortenklappenstenose ist ein mögli-
der poststenotisch erniedrigte Blutdruck. Diag- Kollateralkreislauf v. a. über Aa. thoracicae cher Auslöser von Synkopen*. Siehe Abb.
nostiziert wird klinisch, mittels EKG und bild- internae und Aa. intercostales (siehe Abb.; Funktion: Die Aortenklappe hat eine Ventil-
gebend. Behandelt wird operativ oder interven- führt zu Rippenusuren*) funktion und verhindert, dass Blut aus der
tionell. Häufigkeit: – Mischungszyanose der unteren Körperhälfte Aorta in die linke Herzkammer zurückfließt.
– Häufigste Form der Coarctatio* aortae (Abb. bei offenem Ductus arteriosus und prädukta- Dementsprechend öffnet oder schließt sie sich
dort) ler Aortenisthmusstenose infolge Rechts- während unterschiedlicher Phasen der Herzak-
– ca. 7 % der angeborenen* Herzfehler. Links-Shunt bei fast normalem Blutdruck tion:
Vorkommen: – Links-Rechts-Shunt mit Volumen- und Druck- – Diastole*: Die Klappe ist geschlossen, da der
– Häufig mit zusätzlichen kardialen Fehlbil- belastung des Lungenkreislaufs (pulmonale Druck in der Herzkammer geringer ist als der
dungen assoziiert: 1. Ductus* arteriosus aper- Hypertonie*) bei offenem Ductus arteriosus Druck in der Aorta
tus in ca. 60 % 2. bikuspidale Aortenklappe und postduktaler Aortenisthmusstenose – Systole*: Die Klappe öffnet sich, sobald der
in 50–80 % 3. Ventrikelseptumdefekt in 30– – bereits in den ersten Lebenswochen kardiale Druck im Ventrikel den Druck in der Aorta
50 % 4. Vorhofseptumdefekt in 6–13 % Dekompensation mit Lungenödem, Hepato- übersteigt.
5. Transposition der großen Arterien in 2,5– splenomegalie und Ödemen bei Koarktati- Klinische Bedeutung:
17 % onssyndrom. – Aortenklappeninsuffizienz*
– in Kombination mit extrakardialen Fehlbil- Komplikationen: Infolge arterieller Hypertonie – Aortenklappenstenose.
dungen, z. B. bei Turner*-Syndrom. – Arteriosklerose Aoø rtenklappenfehler → Aortenklappeninsuf-
Einteilung nach Lokalisation: – Aneurysmabildungen fizienz
– Präduktaler Typ: proximal der Einmündung – intrakranielle Blutungen Aoø rtenklappenfehler → Aortenstenose
des Ductus* arteriosus – bakterielle Endokarditis Aoø rtenklappeninsuffizienz f: engl. aortic valve
– postduktaler Typ: distal der Einmündung. – Linksherzinsuffizienz bis zum kardiogenen insufficiency; Abk. AI. Herzklappenfehler* mit
Klinik: Schock (bei Neugeborenen). Schlussunfähigkeit der Aortenklappe. Eine
– Prästenotische Erhöhung des arteriellen Diagnostik: chronische Aorteninsuffizienz bleibt jahrelang
Blutdrucks, Blutdruckmessung an beiden Ar- – Klinisch: 1. vergleichende Palpation von asymptomatisch, um dann rasch voranzuschrei-
men wegen möglicher Einbeziehung der lin- A. radialis und A. femoralis sowie A. dorsalis ten. Diagnostiziert wird klinisch, anhand des
ken A. subclavia in den Stenosebereich pedis und A. tibialis posterior, ggf. palpato- EKGs sowie bildgebend. Je nach Schweregrad
– Blutdruckerniedrigung distal der Stenose bei risch verstärkte Pulsationen der erweiterten wird die Aortenklappe operativ ersetzt (Herz-
obliteriertem Ductus arteriosus, oszillometri- Interkostalarterien 2. Blutdruckmessung an klappenersatz*) oder rekonstruiert (Herzklap-
sche Bestimmung auch bei Neugeborenen allen Extremitäten 3. Herzauskultation: un- penrekonstruktion*). Vorbeugend erfolgt eine
möglich charakteristisches systolisches Herzgeräusch Endokarditisprophylaxe.
Aortenklappeninsuffizienz 118

V. cava superior Aorta ascendens


Vv. pulmonales sinistrae
A Auricula sinistra
Valva aortae (Valvula
semilunaris posterior) Lunula valvulae semilunaris
Nodulus sinistrae valvae aortae
Auricula dextra
Valva atrioventricularis sinistra
Abgang [bicuspidalis seu mitralis]
A. coronaria dextra (Cuspis anterior)

Valva aortae (Valvula semilunaris dextra) Aortenklappeninsuffizienz Abb. 2: hochgradige


Aortenklappeninsuffizienz (transösophageale Echo-
Aortenklappe: Frontalschnitt durch den Aortenabgang des Herzens. Die Aortenklappe liegt zwischen dem
kardiografie, Farbdopplersonografie); a: Ausflusstrakt
linken Ventrikel und der Aorta und verhindert den Blutrückfluss in der Diastole. Die Taschenklappe besteht
des linken Ventrikels; b: Aorta; diastolischer Regurgi-
aus 3 „Taschen“ (Valvulae semilunares sinistra, dextra und posterior). Auf dem Rand jeder Valvula befinden
tationsjet (grün) nimmt ca. 80 % des Ausflusstrakts
sich ein feines Knötchen (Nodulus valvulae semilunaris) und ein feiner Saum (Lunula valvulae semilunaris),
des linken Ventrikels ein. [106]
die die Taschen in der Diastole gegeneinander abdichten. Direkt hinter der Aortenklappe befinden sich die
Abgänge der Aa. coronariae dextra und sinistra.

Aortenklappeninsuffizienz:
Klinik: Symptome: Kriterien für schwere (hochgradige)
– Orthostatischer Kollaps, Schwindel Aortenklappeninsuffizienz (Grad III).
– Angina* pectoris
– positives Musset*-Zeichen Breite der Vena* contracta > 0,6 cm
– Pulsus celer et altus (sog. Wasserhammer- pressure* half time < 200 ms
puls*), Kapillarpuls*
Regurgitationsvolumen ≥ 60 ml
– Müller*-Zeichen
– vergrößerte Blutdruckamplitude* mit ra- EROA ≥ 0,3 cm2
schem Druckanstieg bei erhöhtem systoli- Regurgitationsfraktion ≥ 50 %
schen und niedrigem diastolischen Blut-
druck
– Zeichen der Linksherzinsuffizienz erst rela-
tiv spät, oft trotz fortgeschrittener AI klinisch
nur diskret. ren Mitralklappensegels oder Septums (ent-
Aortenklappeninsuffizienz Abb. 1: linksventrikuläre Diagnostik: Klinisch, echokardiografisch und sprechend Flint*-Geräusch) 4. bei hochgradi-
Volumenbelastung. hämodynamisch (Herzkatheterisierung*) mit ger AI Darstellung des retrograden Flusses in
Graduierung in Schweregrade Aorta descendens, A. carotis communis, A. fe-
Pathophysiologie: – Auskultation (Herzauskultation*; periphere moralis 5. bei schwerer akuter Aortenklap-
– Diastolische Regurgitation aus der Aorta in Arterien): 1. normaler 1. Herzton, leiser peninsuffizienz vorzeitiger Mitralklappen-
die linke Herzkammer (siehe Abb. 1) 2. Herzton 2. frühdiastolisches, decrescendo- schluss
– damit erhöhte linksventrikuläre Volumenbe- förmiges, leises Herzgeräusch* (hochfrequen- – EKG: 1. Zeichen der Linksherzhypertrophie
lastung, Dilatation und Hypertrophie (mit tes Gießen) mit punctum maximum 3. ICR später zunehmende Erregungsrückbildungs-
Zahn-Tasche) sowie Linksherzinsuffizienz* links parasternal 3. meist zusätzlich mesosys- störung 2. bei schwerer Aortenklappeninsuf-
– meist mit relativer Mitralklappeninsuffizi- tolisches Herzgeräusch durch relative Aor- fizienz evtl. Vorhofflimmern
enz* tenklappenstenose 4. 3. Herzton, Aortendeh- – weitere bildgebende Verfahren: 1. Röntgen-
– cave: Zunahme des linksventrikulären nungston* 5. bei hochgradiger Insuffizienz Thorax-Aufnahme: bei leichter Aortenklap-
Drucks bei Bradykardie*. ein Flint*-Geräusch durch relative Mitral- peninsuffizienz geringe Aortenelongation
Ätiologie: klappenstenose* 6. Traube*-Doppelton, Du- bei normaler Herzform, bei höhergradiger
– Sekundär u. a. bei: 1. arterieller Hypertonie* roziez*-Doppelgeräusch Aortenklappeninsuffizienz Aortenkonfi-
(meistens) 2. Kardiomyopathie 3. Großgefäß- – Echokardiografie*: 1. u. a. farbdopplersono- guration* durch Pendelblut, bei schwerer
vaskulitis* 4. entzündlich bei (florider) Endo- grafische Darstellung und Quantifizierung Aortenklappeninsuffizienz mit pulmonaler
karditis* oder Schrumpfung der Aortenklap- (Fläche, Länge, proximale Breite, Volumen) Stauung und beginnender Rechtsherzbelas-
pentaschen nach Endokarditis 5. selten Mesa- der Regurgitation (siehe Abb. 2) mit Bestim- tung) 2. evtl. CT oder MRT (siehe Abb. 3 und
ortitis luica (Spätsyphilis; siehe Syphilis*) mung der pressure* half time und Breite der Abb. 4).
– akut, z. B. bei akuter Aortendissektion* Vena* contracta (siehe Tab.) 2. Darstellung Therapie:
(Abb. 1 dort) Stanford A der linksventrikulären Herzdilatation (end- – Bei fehlenden Symptomen und geringer hä-
– selten angeboren, z. B. bei Marfan*-Syndrom diastolischer und endsystolischer linksventri- modynamischer Ausprägung zunächst ab-
oder als angeborener Herzfehler (bikuspidale kulärer Durchmesser) 3. Darstellung der di- wartende Überwachung, konservative Be-
Aortenklappe u. a.). astolischen Oszillation (Flattern) des anterio- handlung
119 Aortenstenose

Aoø rtenkoarktation → Coarctatio aortae Aortenruptur:


Aoø rtenkonfiguration f: engl. aortic configura-
tion; syn. Linksherzkonfiguration. Röntgenolo-
Einteilung der traumatischen Aortenruptur A
in Schweregrade nach Parmley.
gische Bezeichnung für die charakteristische
Herzsilhouette bei einem Aortenvitium mit Grad Bedeutung
Linksherzvergrößerung und Erweiterung der 1 subintimale Einblutung, Intima intakt
Aorta ascendens. Die genaue Diagnostik dieser
Erkrankung des Herzens erfolgt durch Echo- 2 Einriss der Intima mit subintimaler
kardiografie*. Siehe Abb. Einblutung
3 Einriss der Media
4 falsches Aneurysma
5 kompletter Einriss der Aortenwand
6 kompletter Einriss mit paraaortaler
Blutung

Aortenklappeninsuffizienz Abb. 3: Regurgitationsjet


mit dunkelgrau bis schwarzer Signalintensität im – traumatisch bei Hochenergietrauma, z. B.
diastolischen Standbild (Cine-MRT); a: rechter Dezelerationstrauma (meist Aorta descen-
Vorhof; b: Aorta; c: linker Vorhof, d: linker dens).
Ventrikel. [136] Siehe Tab.
Klinik: Abhängig von der Lokalisation:
– Freie oder gedeckte innere Blutung mit akut
einsetzendem, heftigem Rücken-, Thorax-
und/oder Bauchschmerz, Akutem* Abdo-
men, hämorrhagischem Schock
– Hämoperikard mit oder ohne Perikardtam-
ponade, Pleuraerguss, Hämatothorax (meis-
tens links)
– bei Ruptur in Bronchialsystem bzw. Ösopha-
gus: Dyspnoe, Schock, Aspiration, Hämate-
mesis, Husten.
Diagnostik:
Aortenklappeninsuffizienz Abb. 4: Regurgitationsjet
– Ultraschall*
(Pfeil) in farbcodierter Phasenkontrastaufnahme der
– CT*-Angiografie.
Aortenklappe während des kardialen Zyklus (Kardio-
Therapie: Sofortige OP mit Interposition einer
MRT); 1: Endsystole; 2: Enddiastole. [136]
Gefäßprothese, bei gedeckter Ruptur auch en-
dovaskuläre Stentprothesenimplantation (siehe
Aortenaneurysma*).
– bei schwerer Herzinsuffizienz und fehlender Prognose:
OP-Fähigkeit ebenfalls konservative Behand- – Perioperative Letalität bei offener OP ≤ 30 %,
lung bei endovaskulärem Verfahren 10–15 %
Aortenkonfiguration: aortal konfiguriertes Herz
– bei stark ausgeprägter Klappeninsuffizi- – postoperative Paraparese nach offener OP bei
bei Aortenklappeninsuffizienz; Röntgen-Thorax-
enz wegen drohender Herzinsuffizienz und ≤ 10 %, nach endovaskulärem Verfahren bei
Aufnahme (1: anterior-posteriorer; 2: seitlicher
plötzlichem Herztod: 1. offen-chirurgischer < 5 % der Patienten.
Strahlengang). [217]
Klappenersatz unter Einsatz der Herz-Lun- Aoø rtenschlitz → Hiatus aorticus
gen-Maschine 2. bei Kontraindikation gegen Aoø rtensklerose f: engl. aortic sclerosis. Arterio-
offen-chirurgisches Vorgehen TAVI (transca- Aoø rtenruptur f: engl. aortic rupture. Zerreißung sklerose* der Aorta. Die Aortensklerose tritt in
theter aortic valve implantation) oder aortale der Aorta. Es handelt sich um einen medizini- ca. 15 % im Aortenbogen, in ca. 85 % im Bereich
Ballonvalvuloplastie. schen Notfall mit sofortiger OP-Indikation. Zur der Bauchaorta auf.
Aoø rtenklappenöffnungsfläche → Aortenste- Diagnostik der Aortenruptur werden bildge- Aoø rtenstenose f: engl. aortic stenosis; Abk. AS.
nose bende Verfahren eingesetzt. Die Letalität der Er- Angeborene (ca. 4 % der angeborenen* Herzfeh-
Aoø rtenklappenöffnungsfläche → Klappen- krankung beträgt bei gedeckter Ruptur < 20 %, ler) oder erworbene Einengung des aortalen
öffnungsfläche bei freier Ruptur > 90 %. Ausflusstrakts (Abk. LVOT für engl. left ventric-
Aoø rtenklappenstenose → Aortenstenose Ätiologie: ular outflow tract).
Aoø rtenknopf m: engl. aortic knob. Bezeichnung – Ruptur eines Aortenaneurysmas* (meist in- Formen: Valvuläre Aortenstenose (syn. Aor-
für den Teil der Herzsilhouette, der dem Aor- frarenal bei Bauchaortenaneurysma; bei Aor- tenklappenstenose). Herzklappenfehler* der
tenbogen entspricht. Im Röntgen ist er bei der tendissektion* und mykotischem Aneurys- Aortenklappe mit Einengung der Aortenklap-
Aortenkonfiguration* betont. ma* häufig auch suprarenal) penöffnungsfläche (siehe Abb. 1). Sie ist die häu-
Aortenstenting 120

enddiastolischer Druck) mit Abnahme von – Ätiologie: 1. autosomal-dominant erbliche


A LVEF (Abk. für linksventrikuläre Ejektions-
fraktion) bei Tachykardie* (daher vermeiden)
Mutation im Gen für Elastin (Genlocus
7q11.23) 2. Leitsymptom bei Williams*-Beu-
– Klinik: 1. relativ lange Symptomfreiheit ren-Syndrom
2. Manifestation häufig mit Schwindelatta- – Klinik: häufig bereits im Kindesalter Symp-
cken oder Synkopen, Herzinsuffizienz, Lun- tome (siehe unter valvuläre Aortenstenose)
genödem, Herzrhythmusstörungen (cave: – Diagnostik: 1. Echokardiografie (verminder-
plötzliches Auftreten von Kammerflimmern* ter Durchmesser der Aorta ascendens) 2. ggf.
bei körperlicher Belastung) 3. kleine Blut- mit Stressechokardiografie, Kardio-MRT
druckamplitude* mit verzögertem Druckan- bzw. Kardio-CT
stieg und sägezahnähnliche Schwingungen – Therapie: chirurgisch (plastische Aortener-
(sog. Hahnenkammphänomen) im anakroten weiterung)
Schenkel der arteriellen Blutdruckkurve, Pul- – Indikation abhängig von Schweregrad und
sus parvus et tardus, Karotisschwirren* Symptomatik.
– Diagnostik: 1. auskultatorischer leiser 1. Subvalvuläre Aortenstenose. Fibröser Memb-
und 2. Herzton mit paradoxer Doppelung ranring (membranöse Subaortenstenose, Abk.
des 2. Herztons bei höhergradiger Klappen- SAS) oder fibromuskuläre SAS (fixiert; Marche-
Aortenstenose Abb. 1: valvuläre Aortenstenose; stenose und lautes holosystolisches, spindel- sani*-Syndrom) bei ca. 20 % der angeborenen
deutlich eingeschränkte Separation einer trikuspida- förmiges Austreibungsgeräusch (Herzge- Aortenstenosen, häufig assoziiert mit Ventrikel-
len Aortenklappe (Standbild einer Cine-MRT; Kurz- räusch*) mit Punctum maximum im Bereich septumdefekt*, atrioventrikulärem Septumde-
achsenblick der Aortenklappe). [136] der Aortenklappe (siehe Herzauskultation*, fekt* o. a.
Abb. 2 dort) und Fortleitung in die Karotiden – Klinik: ähnlich der funktionell bedingten
2. Echokardiografie* zur Beurteilung der muskulären Stenose (dynamische SAS) bei
Klappenmorphologie (Verdickung, Echo- hypertropher obstruktiver Kardiomyopathie*
dichte, Beweglichkeit) und Graduierung der (Abb. 2 dort)
Aortenstenose 3. EKG: Zeichen der Links- – Diagnostik: 1. Echokardiografie mit Darstel-
herzhypertrophie 4. Hinweis in Röntgen- lung der SAS und bei fixierter SAS der früh-
Thorax-Aufnahme: Vergrößerung der linken systolischen Klappenschlussbewegung 2. im
Kammer, evtl. poststenotische Ektasie der Gegensatz zur valvulären Aortenstenose aus-
Aorta ascendens (siehe Aortenkonfigurati- kultatorisch fehlender Aortendehnungston*
on*); cave: erschwerte Diagnostik bei einge- – Therapie: 1. ggf. bei membranöser SAS chi-
schränkter linksventrikulärer Ejektionsfrak- rurgische Entfernung der Membran 2. bei
tion fibromuskulärer SAS chirurgische Resektion
– Therapie: 1. operativer Herzklappenersatz* unter Umständen mit Aortoventrikuloplas-
bzw. ggf. minimal-invasiv 2. Ross*-Operation tik nach Konno (plastische Erweiterung des
(besonders Kinder, Frauen im gebärfähigen linksventrikulären Ausflusstrakts und Ersatz
Alter) 3. bei Kindern ohne Verkalkung der der Aortenklappe).
Aortenstenose Abb. 2: Verminderung der Aorten-
klappenöffnungsfläche, intrastenotische Fluss-
Aortenklappe: palliative Ballonvalvuloplas- Aoø rtenstenting n: engl. aortic stenting. Klini-
tie* 4. Prophylaxe einer Endokarditis* sche Bezeichnung für aortale Stentimplantation
beschleunigung, linksventrikuläre Druckbelastung
– Indikation zum Aortenklappenersatz einer gecoverten endovaskulären Stentprothese
und erhöhter mittlerer Druckgradient bei valvulärer
u. a.: 1. bei Verminderung der Klappenöff- bei Aortenaneurysma* bzw. Aortendissektion*
Aortenstenose.
nungsfläche* der Aortenklappe bezogen auf oder eines konventionellen (nicht gecoverten)
die Körperoberfläche auf < 0,6 cm2/m2 2. im Stents* bei Aorten(isthmus)stenose.
Verlauf Zunahme der Jetgeschwindigkeit um Aoø rtenulkus, penetrierendes n: engl. penetrat-
figste Form der Aortenstenose beim Erwachse- ≥ 0,3 m/s innerhalb eines Jahres 3. LVEF ing aortic ulcer. Durch das Aufbrechen einer arte-
nen (als kombiniertes Aortenklappenvitium bei < 50 % 4. klinische Symptome 5. exzessive riosklerotischen Plaque entstandenes Ulkus* der
funktioneller Aortenklappeninsuffizienz*). linksventrikuläre Hypertrophie (enddiastoli- Aortenwand, das die inneren Wandschichten
– Ätiologie: 1. Arteriosklerose* 2. degenerativ sche Wanddicke > 15 mm) 6. Low-Flow/Low- durchbricht und meist zu einem intramuralen
oder entzündlich, u. a. durch Endokarditis* Gradient-Aortenstenose (schwere valvuläre Hämatom* führt. Klinische Symptome sind (teils
3. angeboren (ca. 75 % der angeborenen Aor- Aortenstenose mit eingeschränkter links- heftigste) thorakale Schmerzen. Als gefährliche
tenstenosen mit deutlicher Androtropie, ventrikulärer Pumpfunktion und daher rela- Komplikation des penetrierenden Aortenulkus
m : w = 4 : 1) 4. häufig mit deformierter (bi- tiv geringer Jetgeschwindigkeit/relativ gerin- droht die Aortenruptur*. Behandelt wird mittels
kuspidaler) Aortenklappe gem transstenotischen Druckgradienten; ca- Stentimplantation oder Aortenprothese.
– Pathophysiologie: 1. vermehrte linksventri- ve: falsch niedrige Graduierung; Beurteilung Lokalisation: In ca. 80 % der Fälle Aorta descen-
kuläre Druckbelastung zur Aufrechterhal- der kontraktilen Reserve durch Stressecho- dens, häufig suprarenal.
tung des systolischen arteriellen Blutdrucks kardiografie*). Klinik:
mit konzentrierter Herzhypertrophie* Supravalvuläre Aortenstenose. Ringförmige – Thorakale Schmerzen durch Einblutung in
(Linksherzhypertrophie; siehe Abb. 2) 2. se- Stenose oder diffuse Hypoplasie der Aorta die Gefäßwand
kundäre Koronarinsuffizienz*; cave: Zunah- ascendens bei ca. 5 % der angeborenen Aorten- – Aussackung und Ausdünnung der Gefäß-
me von LVEDP (Abk. für linksventrikulärer stenosen. wand an der betroffenen Stelle, evtl. rezidi-
121 Apgar-Schema

vierende Thromboembolie, Aortendissektion APC-Viren: Abk. für → Adenoidal Pharyngeal


oder -ruptur.
Diagnostik: CT-Angiografie.
Conjunctival Viruses
APC-Viren: Abk. für adenoidal pharyngeal con-
A
Therapie: Operativ: endovaskuläre Stentimplan- junctival viruses → Adenoviridae
tation oder offene Operation mit Aortenpro- APECED-Syndrom n: engl. autoimmune polyen-
these. docrinopathy with candidiasis and ectodermal dys-
Aoø rtenverschluss, totaler abdominaler → trophy; syn. polyglanduläres Autoimmunsyn-
Leriche-Syndrom drom Typ 1 (Abk. APS-1). Autosomal-rezessiv
Aoø rtenverschluss, totaler abdominaler → erbliche Form des polyglandulären Autoim-
pAVK munsyndroms*. Im Kindesalter charakteristisch
Aortitis f: Entzündung der Aorta* durch Über- sind Hypoparathyreoidismus, Nebennierenrin-
greifen einer Endo- oder Perikarditis auf den deninsuffizienz und chronische mukokutane
Anfangsteil der Aorta oder bei systemischer Vas- Candidose*. Die Diagnose erfolgt durch mole- Apert-Syndrom: totale Syndaktylie der Füße. [108]

kulitis*. kulargenetischen Mutationsnachweis, die The-


Aortografie → Angiografie rapie ist symptomatisch. Zur Prognose existie-
Aoø rtoventrikuloplastik → Aortenstenose ren noch keine validen Daten. langismus, Brachydaktylie*; häufig gemeinsa-
AP: Abk. für → Aktionspotenzial Ätiologie: Mutation im AIRE-Gen (Autoimmun- me Fingernägel; Intelligenzminderung* (in
AP: Abk. für → Angina pectoris regulator-Gen). Es codiert einen primär in me- 80 %; IQ bei operativer Schädeldekompression
APA: Abk. für → Antiphospholipid-Antikörper dullären Thymusepithelzellen exprimierten vor dem 1. Lj. > 70 bei 50 % der Kinder gegen-
APACHE: Abk. für → Acute Physiology and Transkriptionsfaktor auf dem Genlocus über 7 % bei späterer OP).
Chronic Health Evaluation 21q22.3. Therapie: Operative Schädelnahtsprengung,
Apathie f: engl. apathy. Teilnahms- und Lei- Pathophysiologie: Insuffiziente thymische Au- Syndaktylietrennung, sekundäre Stellungskor-
denschaftslosigkeit, Abwesenheit von Affekten* toantigen-Präsentation und gestörte negative rektur der Finger und Großzehe.
und Antrieb*. Selektion. Sie führt zu autoreaktiven T-Lym- Apertura peø lvis infeø rior f: engl. pelvic outlet;
apathogen: engl. non-pathogenic. Nicht krank phozyten und der Produktion von Autoantikör- syn. Beckenausgang. Längsovaler Beckenaus-
machend. pern. gang. Die Öffnung ist begrenzt durch Os* coccy-
APC: Abk. für adenomatous polyposis coli → Klinik: gis, Arcus* pubicus und Ligg. sacrotuberalia.
Gardner-Syndrom – Im Kindesalter klassische Symptomtrias aus Die Apertura pelvis inferior wird durch die
APC: Abk. für adenomatous polyposis coli → Hypoparathyreoidismus, Nebennierenrin- Muskulatur des Beckenbodens verschlossen.
Polypose, familiäre adenomatöse deninsuffizienz und chronischer mukokuta- Apertura peø lvis supeø rior f: engl. pelvic inlet.
APC: Abk. für adenomatous polyposis coli → ner Candidose* mit Autoantikörpern gegen Querovaler Eingang in das kleine Becken, be-
Tumorsuppressorgen IL-17 grenzt durch die Linea terminalis, die von Pro-
APC: Abk. für antigen presenting cells → Zel- – im weiteren Verlauf sukzessive multiple en- montorium, Ala sacralis, Linea* arcuata, Pecten*
len, antigenpräsentierende dokrine Autoimmunerkrankungen, z. B. Hy- ossis pubis, Tuberculum pubis und Symphyse*
APC-Resisteø nz f: engl. APC resistance; syn. Re- pothyreose, Gonadeninsuffizienz, Diabetes umrandet wird.
sistenz gegen aktiviertes Protein C. Autosomal- mellitus Typ 1, Wachstumshormonmangel, Hinweis: Die 3 Durchmesser an der Apertura
dominant erbliche Thrombophilie*. Es handelt zentraler Diabetes insipidus pelvis superior, Diameter obliqua, Diameter sa-
sich um den häufigsten genetisch bedingten Ri- – nicht endokrine Autoimmunerkrankungen, gittalis und Diameter transversa sind in der Ge-
sikofaktor für die Entwicklung von Thrombo- z. B. Vitiligo, Alopezie, perniziöse Anämie, burtshilfe wichtig.
embolien*. Pathophysiologisch besteht eine ver- autoimmun-hämolytische Anämie, Hepati- Apex m: Spitze, z. B. Apex cordis (Herzspitze).
minderte proteolytische Inaktivierbarkeit des tis, Enteritis, Nephritis Apex pateø llae m: engl. apex of patella; syn. Pa-
Faktors Va der Blutgerinnung* durch aktivier- – Zahnschmelzdefekt, Nageldystrophie, Asple- tellaspitze. Unteres Drittel der Kniescheibe. Die
tes Protein C (APC). nie. Apex patellae ist der Ursprung des Lig. patellae.
Klinik: Therapie: Symptomatisch mit Klinisch relevant sind das Patellaspitzensyn-
– Sehr häufig familiär (60 %) und in – Hormonersatztherapie drom*, eine Reizung der Patellarsehne z. B. bei
der Schwangerschaft auftretende Throm- – antimykotischer Behandlung oder Prophy- sportlicher Überbelastung sowie die Sinding-
bose* oder Thromboembolie laxe Larsen-Johansson-Krankheit, eine aseptische
– habituelle Aborte* – ggf. immunsuppressiver Therapie. Nekrose des Apex patellae.
– thromboembolytisches Risiko bei heterozy- Apert-Syndrom n: engl. Apert’s syndrome. Den Apex pulmonis m: engl. apex of lung; syn. Lun-
goter Faktor-V-Leiden-Mutation ist 5- bis 10- Akrozephalosyndaktylie-Syndromen zugeord- genspitze. Proximal gelegene kuppelförmige
fach, bei homozygoter 50- bis 100-fach er- neter autosomal-dominant erblicher Fehlbil- Spitze der Lunge*. Der Apex pulmonis ragt eini-
höht. dungskomplex (Genlocus 10q26, Mutationen ge Zentimeter über die Apertura thoracis supe-
Diagnostik: im FGFR2-Gen). rior hinaus und in die Oberschlüsselbeingrube
– aPTT-basierter Gerinnungstest Häufigkeit: 1 : 130 000 Neugeborene. hinein.
– Bestätigung und Mutationsnachweis mole- Klinik: Turmschädel infolge prämaturer Synos- Apfelsinenschalenhaut → Orangenschalen-
kulargenetisch, z. B. durch PCR*. tose* der Koronarnähte, multiple Gesichtsdefor- haut
Therapie: mierung (flache Orbitae mit Exophthalmus, Apgar-Schema n: engl. Apgar score; syn. Apgar-
– Thromboseprophylaxe* Hypertelorismus, Gaumenspalte), komplexe Score. Punkteschema zur Beurteilung des kind-
– ggf. symptomatisch (bei Thrombose* oder Syndaktylie* an Händen (häufig Löffelhände) lichen Wohlergehens nach der Geburt. Nach 1
Thromboembolie*). und Füßen (siehe Abb.) mit Synostose, Sympha- (also nicht unmittelbar), 5 und 10 min postpar-
APGN 122

– insbesondere im Rahmen von Schädelhirn-


Apgar-Schema
A Kriterium Bewertung
traumen kommt es zu passageren Aphasien.
Diagnostik:
0 Punkte 1 Punkt 2 Punkte – Differenzialdiagnostische Abgrenzung der
Atembewegungen keine flach, unregelmäßig gut, Schreien verschiedenen Ursachen hirnlokaler Syn-
drome*
Puls nicht wahrnehmbar langsam (< 100) > 100 – Token-Test
Grundtonus schlaff wenige Beugungen der aktive Bewegung – Aachener Aphasietest
(Muskeltonus) Extremitäten – funktionelle MRT (fMRT).
Therapie:
Aussehen blau, blass Körper rosa, vollständig rosa
(Kolorit) Extremitäten blau – Behandlung der Grunderkrankung
– logopädische Therapie
Reflexerregbarkeit keine Reaktion Schrei kräftiger Schrei – Psychotherapie
– Ergotherapie* und Physiotherapie*.
Prognose:
– Meist rasche Verbesserung innerhalb der ers-
tal werden jeweils 5 Kriterien beurteilt und mit centralis, mit stark gestörter, verlangsamter ten 4 Wochen
0, 1 oder 2 Punkten bewertet. Die Angaben er- und mühsamer Sprachproduktion, undeutli- – chronischer Zustand nach spätestens 12 Mo-
folgen dann als Zahlenreihe, z. B. Apgar 9 – 10 – cher, oft dysarthrischer Artikulation, Agram- naten.
10. matismus*, eingeschränktem Wortschatz Aphasie, primär progressive f: Abk. PPA. De-
Einteilung: und phonematischer Paraphasie* bei nur menzielle Erkrankung mit vorrangigem Abbau
– 9–10 Punkte: optimal lebensfrisches Neuge- leicht gestörtem Sprachverständnis von sprachlichen Leistungen. Unterschieden
borenes – Wernicke-Aphasie (veraltet sensorische wird zwischen der flüssigen und der nichtflüssi-
– 5–8 Punkte: deprimiertes, gefährdetes Neu- Aphasie) als vorwiegend rezeptive Sprachstö- gen PPA. Die PPA wird in den Syndromkomplex
geborenes rung bei Läsionen im Versorgungsgebiet der der frontotemporalen lobären Degeneration in-
– < 5 akute Lebensgefahr. A. temporalis posterior mit starker Störung tegriert. Häufig stellen Wortfindungsstörun-
Eine Korrelation zur weiteren neurologischen des Sprachverständnisses bei flüssiger, je- gen* das erste Symptom dar. Die Sprachstö-
Entwicklung der Kinder konnte bislang nicht doch paraphasisch und semantisch gestörter rung* bleibt über Jahre das herausragende kog-
nachgewiesen werden, bei Frühgeborenen ist Sprachproduktion (bis zur Logorrhö*), meist nitive Defizit.
der Apgar-Score nur wenig aussagefähig. gut erhaltener Artikulation, Paragrammatis- Apherese → Plasmapherese
Schema: Siehe Tab. mus*, semantischer und phonologischer Pa- Aphonie f: engl. aphonia. Ton- bzw. Stimmlo-
APGN: Abk. für akute Poststreptokokken-Glo- raphasie und Verwendung von Neologismen sigkeit (Flüsterstimme, Schonstimme*) ver-
merulonephritis → Glomerulonephritis, akute bis zum Jargon schiedener (z. B. psychogener, organischer,
postinfektiöse – amnestische Aphasie bei temporoparieta- funktioneller) Ätiologie. Behandelt wird je nach
Aphagie f: engl. aphagia. Unvermögen zu len Läsionen mit Wortfindungsstörung*, Pa- Ursache mit logopädischer Therapie (Stimmthe-
schlucken durch intra- oder extraluminale Ver- raphasie und leicht gestörtem Sprachver- rapie), Psychotherapie bzw. operativ oder medi-
legung, Verengung oder muskuläre Funktions- ständnis bei meist flüssiger Sprachproduk- kamentös.
störung des Ösophagus. tion Ätiologie:
Aphakie f: engl. aphakia. Fehlen der Linse. Eine – globale Aphasie bei meist großen Läsionen – Organisch: 1. Entzündung (z. B. Laryngitis*)
Aphakie ist selten angeboren und war früher im Versorgungsgebiet der Arteria* cerebri 2. Tumor* 3. Stimmlippenlähmung 4. Kehl-
häufig der Zustand nach Kataraktoperationen. media mit starker Störung des Sprachver- kopfoperation (z. B. Laryngektomie)
Heute wird mittels Linsenimplantation*, Kon- ständnisses und der Sprachproduktion, bei – iatrogen z. B. nach phonochirurgischem
taktlinsen* oder Starglas behandelt. der häufig nur einzelne Wörter, aber auch Pa- Eingriff (hier auch als Schonstimme möglich)
Aphasie f: engl. aphasia. Zentrale Sprachstö- raphasien, Neologismen und sog. Sprachau- – funktionell: 1. funktionelle Aphonie* (engl.
rung* nach (weitgehend) abgeschlossener tomatismen (Automatismus*) vorkommen. functional aphonia) 2. z. B. nach extremer
Sprachentwicklung infolge Schädigung der Klinik: Überlastung der Stimme
Sprachregion* (meist der linken Hemisphäre), – Tritt in unterschiedlichen Ausprägungen auf – psychogen: 1. psychogene Aphonie 2. z. B.
z. B. bei Schlaganfall*, intrazerebralem Häma- und betrifft verschiedene Komponenten des bei psychischer Belastung, Traumata, Stress
tom*, Schädelhirntrauma*, Hirntumoren*, Sprachsystems (Phonologie, Syntax, Lexikon, oder als Begleiterscheinung psychischer Er-
Hirnatrophie* oder Enzephalopathie*. Meist Semantik) krankungen (z. B. Depression) 3. Vitalfunkti-
sind Sprachverstehen und Sprachproduktion – meist sind Sprachverstehen und Sprachpro- onen wie Husten, Räuspern, Lachen, Weinen,
beeinträchtigt. Therapiert wird die Grunder- duktion beeinträchtigt Seufzen und Stöhnen können stimmhaft pro-
krankung sowie mit Logopädie*, Ergotherapie* – sprachabhängige Leistungen wie Lesen, duziert werden 4. bei Vertäubung ist stimm-
und Psychotherapie*. Klassifikation: nach dem Schreiben und Rechnen können beeinträch- hafte Phonation möglich.
neoklassischen Syndromansatz (z. B. Aachener tigt sein (Dyslexie*, Dysgrafie*, Akalkulie*) Diagnostik: Bei funktioneller und psychogener
Schule) hinsichtlich der pathologisch-anatomi- – evtl. Kombination mit Sprechapraxie*, Agno- Aphonie lässt sich laryngoskopisch ein fehlen-
schen Befunde. Standardsyndrome: sie*, Dysphagie* oder Dysarthrie* der Stimmlippenschluss beim Phonationsver-
– Broca-Aphasie (veraltet motorische Aphasie) – zu unterscheiden ist die permanente (dauer- such – trotz intakter Strukturen – nachweisen.
als vorwiegend expressive Sprachstörung bei hafte) von der passageren (vorübergehenden) Therapie:
Läsionen im Versorgungsgebiet der A. pre- Aphasie – Logopädische Therapie (Stimmtherapie)
123 Apley-Kompressionstest

– bei psychogener Aphonie ggf. zusätzlich Psy- Klinik: bedingtem Vorhofflimmern* und nach elekti-
chotherapie
– bei organischer Aphonie ggf. operativ
– Auftreten einzeln oder in Gruppen v. a. an
der Lippeninnenseite (siehe Abb.), Wange
ven Hüft-/Kniegelenksoperation zur Vermei-
dung venöser Thromboembolien* eingesetzt.
A
– bei Entzündung ggf. medikamentös oder Zunge. Wechselwirkungen mit Enzyminduktoren und
– ggf. Stimmruhe. – Die Ursache ist unbekannt und vermutlich NSAR bestehen.
Aphonie, funktioneø lle f: engl. functional apho- nicht infektiös. Das Auftreten wird durch Aplasiøa cuø tis congeø nita f: engl. epitheliogenesis
nia. Psychogene Stimmstörung, die sich als Ton- Stress, Nahrungsmittel und Infektionen, im- imperfecta. Fehlende Anlage eines scharf be-
losigkeit oder Schonstimme manifestiert. The- munologische, gastrointestinale und häma- grenzten Hautareals und ggf. zusätzlich tiefer
rapiert wird durch Logopädie mit Stimm- und tologische Erkrankungen begünstigt. : 1. Ei- liegender Strukturen. Postnatal manifestiert
Atemübungen, Entspannungsübungen und/ ne Assoziation des in Zahnpasta häufig ent- sich ein solitärer, unbehaarter, geröteter und
oder Psychotherapie. Formen: haltenen Natriumlaurylsulfats (SLS) wird dis- epithelfreier Hautdefekt mit Erosion oder einer
– Hypofunktionelle Aphonie mit entspannten kutiert. 2. Raucher sind seltener betroffen als dünnen pergamentartigen Membran. Fakulta-
Taschenfalten und Glottis Nichtraucher, der Verzicht auf das Rauchen tiv treten zusätzliche Anomalien auf. Die Thera-
– hyperfunktionelle Aphonie mit krampfarti- fördert das Auftreten. pie richtet sich nach der Ausprägung.
ger Kontraktur von Taschenfalten und Glot- – Meist kommt es nach einigen Tagen bis max. Klinik:
tis. 2 Wochen zur narbenlosen spontanen Abhei- – Postnatal überwiegend solitärer, 0,5–2 cm
Ätiologie: lung. großer, unbehaarter, geröteter, epithelfreier
– Vermehrte Stimmbelastung, Überlastung der – Als Komplikation kann es zur Majorform Hautdefekt mit Erosion oder dünner perga-
ungeübten Stimme (z. B. bei Sprechberufen, (Mikulicz-Aphthe) kommen: > 1 cm große, mentartiger Membran
Sängern) tief und derb infiltrierte Ulzera mit wallartig – insbesondere in der Nähe der kleinen Fonta-
– Infektionen (insbesondere Laryngitis) erhabenem Rand und lang dauernder Abhei- nelle oder paramedian am Hinterkopf
– psychische Belastung, Schreckerlebnisse o. a. lung unter Narbenbildung, viel häufiger aber – selten im Bereich von Rumpf und Extremitä-
Stressoren. sind Rezidive. ten und selten mehr als 1 Herd
Diagnostik: Laryngologisch: Fehlender Stimm- Therapie: Bei stärkeren Beschwerden werden – Aplasieherd häufig von ausgeprägtem Haar-
lippenschluss bei Phonationsversuch bei intak- empfohlen: kranz umfasst
ten Strukturen. – Gezielte Mundpflege mit Antiseptika (z. B. – Ausprägungsgrad von Dermisaplasie bis zu-
Aø phthe, bednarsche f: engl. Bednar’s aphtha; Chlorhexidindigluconat-Lösung 20 %) sätzlich Fehlen von Periost, Schädelknochen
syn. Bednar-Aphthe. Traumatisch verursachter – örtliche aufgetragene adstringierende Mittel und Dura
aphthöser Epitheldefekt der Mundhöhle bei wie Rhabarberwurzelextrakt oder Myrrhen- – nach Epithelisierung narbiger, haarfreier,
Säuglingen, verursacht durch Saugen oder Aus- tinktur, schmerzstillende Wirkstoffe wie Li- unter dem umgebenden Hautniveau liegen-
wischen des Mundes. Klinisch imponiert häufig docain sowie Spülungen mit Kamille der Herd.
eine ovale, blass-gelbliche, < 1 cm große Aph- – Reduktion der entzündlichen Beläge durch Therapie: Abhängig von der Ausprägung:
the* proximal im lateralen Anteil des Gaumens. Applikation einer Lösung mit sulfonierten – Steriler Wundverband, Epithelisierung ab-
Sie bildet sich spontan zurück. Mechanische Ir- Phenolen und Schwefelsäure. warten, in der Regel komplikationsloser
ritationen sind zu meiden. – Umstieg auf eine Natriumlaurylsulfat-freie Wundverschluss
Aø phthen f: engl. aphtha. Sehr häufige, meist Zahnpaste (SLS). – ggf. plastische Deckung großflächiger Herde
schmerzhafte, erhabene, von einem entzünd- Aphthoid Pospischill-Feyrter n: engl. Pospis- – Exzision nur bei Beschwerden indiziert,
lichen Randsaum umgebene Bläschen der chill-Feyrter’s aphthoid. Schwere Verlaufsform der dann vorher Bildgebung.
Mundschleimhaut mit weißlich-gelbem Fibrin- Gingivostomatitis* herpetica bei Kleinkindern, Aplasiøa uø teri f: engl. uterine aplasia; syn. Ute-
belag. Diese gehen in fleckförmige Läsionen deren Immunsystem infolge einer anderen in- rusaplasie. Angeborenes Fehlen des Uterus in-
mit rotem Randsaum über, selten in eine Major- fektiösen Erkrankung oder durch eine immun- folge fehlender Anlage (Uterusagenesie) oder
form (Mikulicz-Aphthe). Zumeist verschwinden suppressive Therapie geschwächt ist. Hemmungsfehlbildung der Müller-Gänge, häu-
sie jedoch narbenlos innerhalb von max. 14 Ta- Aphthongie f: engl. aphthongia. Fehlerhafte fig in Kombination mit Vaginalaplasie (vaginale
gen. Häufig sind aber Rezidive (habituelle Aph- Anspannung der Zungen- und Schlundmusku- Fehlbildung*) bei normalen Ovarien (Mayer*-
then). latur mit Sprechbehinderung infolge tonisch- von-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom).
klonischer Krämpfe der Zunge (Nervus* hypo- Aplasie f: engl. aplasia. Fehlen eines Organs
glossus). oder Gewebes trotz vorhandener Anlage, z. B.
Apical Ballooning → Tako-Tsubo-Kardiomyo- durch ausgebliebene Entwicklung oder Rück-
pathie bildung. Beispiele sind Nervus-opticus-Aplasie
apikal: engl. apical; syn. apicalis. Den Scheitel, und Sinusaplasie.
die Spitze (in der Zahnmedizin die Wurzel- Apley-Grinding-Test m: engl. Apley’s grinding
spitze) betreffend. Der Begriff apikal wird auch test. Klinisch-diagnostisches Untersuchungs-
zur Bezeichnung von Strukturen verwendet, die verfahren bei Meniskusriss*. Der Patient liegt in
an einer Oberfläche bzw. lumenwärts gelegen Bauchlage mit 90° gebeugtem Kniegelenk. Bei
sind. axialem Druck auf den Fuß in Richtung Knie
Apixaban n: Orales Antikoagulans, das den treten Schmerzen auf bei Innenrotation des
Faktor Xa der Blutgerinnung* hemmt. Es wirkt Knies (Ursache: Außenmeniskusriss) oder bei
Antithrombin-III-unabhängig und erhöht Außenrotation (Ursache: Innenmeniskusriss).
Aphthen: weißlich belegte, flache Ulzera an der Thromboplastinzeit*, INR und aPTT. Es wird Apley-Kompressionstest → Apley-Grinding-
Schleimhaut der Unterlippe. [87] zur Schlaganfall-Prophylaxe bei nicht valvulär Test
Apnoe 124

Apnoe f: engl. apnea. Klinische Bezeichnung Apolipoprotein A-I n: syn. Apolipoprotein A1; der Apophysen können sich in der Jugend asep-
A für Atemstillstand*. Auch ein längeres Ausset-
zen der normalen Atemtätigkeit, eine ausge-
Abk. Apo A-I. Drittstärkste Proteinfraktion
nach Albumin und Immunglobulin. Apo A-I ist
tische Knochennekrosen (juvenile aseptische
Knochennekrosen) entwickeln.
dehnte Atempause, gilt als Apnoe. Die klinisch ein wesentliches Strukturprotein der HDL. Syn- Entwicklung: Zu den Apophysen zählen z. B.
relevante Apnoedauer ist individuell unter- theseorte sind die Darmmukosa und die Leber. Trochanter major/minor oder die Dornfortsätze
schiedlich und mit Hypoxie, Bradykardie u. a. Es aktiviert den Cholesterin-Efflux aus Zellen. von Wirbeln. Apophysen besitzen eigene Kno-
Symptomen vergesellschaftet. Apnoetaucher Referenzbereiche: chenkerne, die epiphysennah-metaphysär auf-
können die Atempause willkürlich bis zu 10 Mi- – Männer: 1,02–1,75 g/l treten, eigenständig bleiben oder mit dem
nuten aufrechterhalten. – Frauen: 1,15–2,07 g/l. Hauptknochenkern der Diaphyse verschmelzen
Apnoe-Hypopnoe-Iøndex m: engl. respiratory Indikationen: können.
disturbance index (Abk. RDI). Zahl der Episoden – Früherkennung des Arteriosklerose-Risikos Apophysenausriss: Sekundäres Ossifikations-
aller Apnoen und Hypopnoen (obstruktiv, zent- – Diagnostik seltener HDL-Mangel-Syndrome. zentrum, das unter erhöhter Belastung mit dem
ral oder gemischt) pro Stunde Schlaf. Die Ap- Apolipoprotein B n: Abk. Apo B. Drittstärkste ansetzenden Muskel abreißen kann. Klinisch
noe-Hypopnoe-Episoden werden durch Poly- Proteinfraktion nach Albumin und Immunglo- relevant ist der Apophysenausriss im Bereich
somnografie* aufgezeichnet. bulin. Es sind 2 Isoformen von Apo B bekannt: der Spina iliaca anterior superior und Spina ilia-
Apnoetest m: engl. apnea test. Erst nach Aus- Apo B-100 und Apo B-48. Ersteres wird in der ca anterior inferior.
fall der Hirnstammreflexe durchzuführendes Leber synthetisiert und ist Bestandteil von Apophysenlösung f: engl. apophysial avulsion;
obligates Verfahren zur Prüfung des Atemstill- VLDL und LDL. Zweiteres wird in der Darmmu- syn. Apophyseolyse. Traumatische Lösung der
stands* im Rahmen der Feststellung des Hirn- kosa gebildet und ist Strukturprotein von Chy- noch nicht knöchern fixierten Apophyse* bei Ju-
tods*. Der Apnoetest dient als Nachweis der lomikronen. gendlichen, z. B. durch starken Muskelzug
zentralen Atemdepression* (kein spontaner Referenzbereiche: (Sportverletzung). Lokalisation: z. B. Tuber is-
Atemzug unter Hyperkapnie* innerhalb einer – Männer: 0,66–1,44 g/l chiadicum.
bestimmten Frist). – Frauen: 0,60–1,41 g/l. Apophysennekrose, aseø ptische → Knochen-
Vorgehen: Bewertung: Erhöhte Werte: Arteriosklerose, nekrose, aseptische
– Provokation einer Hyperkapnie* unter BGA- KHK. Apophyse, persistierende f: engl. persistent
Monitoring (bis Anstieg des arteriellen CO2- Apolipoproteine n pl: engl. apolipoproteins; apophysis. Ausbleiben der physiologischen Ver-
Partialdruck auf ≥ 60 mmHg) bei ausreichen- Abk. Apo. In Leber und Darm gebildete Struk- schmelzung einer Apophyse* mit der Diaphy-
dem arteriellen Sauerstoffpartialdruck turproteine der Lipoproteine*. Sie werden an- se*, oft als traumatischer Knochenausriss ver-
– Durchführung: 1. Reduktion des Ventilati- hand ihrer immunologischen Eigenschaften, kannt.
onsvolumens auf ca. 1/4 des Ausgangswerts Aminosäuresequenz und Kohlenhydratanteil in Apophysitis calcanei f: engl. Sever’s disease;
(Hypoventilation) nach Beatmung des Patien- Apo A bis Apo G eingeteilt und sind u. a. an der syn. Sever-Krankheit. Entzündung des Achilles-
ten mit 100 % Sauerstoff oder Diskonnektion Lipidresorption beteiligt. Labordiagnostisch sehnenansatzes mit Schmerz und Schwellung.
(4–10 min) des Beatmungsschlauchs unter werden sie v. a. zur Abschätzung des kardiovas- Sie kommt bei Jugendlichen vor, besonders bei
Zuführung von Sauerstoff in den Endotra- kulären Risikos bestimmt. Knickfußbildung (Achillodynie*). Diagnosti-
chealtubus 2. bei erhaltener Hirnstamm- Funktionen: ziert wird anhand von Röntgenaufnahme, be-
funktion dadurch über zentrale Chemosenso- – Strukturproteine der Lipoproteine handelt wird symptomatisch, evtl. mit zeitlich
ren* reflektorische Inspiration* (Spontanat- – Beteiligung an Lipidresorption und transzel- begrenzter Absatzerhöhung. Die Prognsoe ist
mung*) 3. dagegen bei Ausfall der Hirn- lulärem Transport gut mit folgenloser Ausheilung.
stammfunktion (zentrale Atemdepression*) – Rezeptorbindungsproteine Diagnostik:
negativer Apnoetest (keine Spontanatmung) – Aktivierung der Lipoproteinlipase* – Röntgenologisch Verbreiterung des Apophy-
4. cave: wegen Komplikationen letzte Funk- – Steuerung der Lipolyse. senspalts, Sklerose oder klumpige Knochen-
tionsprüfung innerhalb der Hirntod-Feststel- Aponeurose f: engl. aponeurosis. Sehnenhaut, verdichtung und vermehrte Fragmentierung
lung. breitflächige Sehne; z. B. Aponeurosis linguae des Apophysenkerns (evtl. Vergleichsaufnah-
Apnoetoleranz f: engl. apnea tolerance. Zeit- (derbe kollagenfaserige Sehnenplatte unter der me der anderen Seite, MRT)
spanne ohne Sauerstoffversorgung, die ein Or- Zungenschleimhaut, die der Zungenbinnen- – bei geringen oder fehlenden röntgenologi-
ganismus unbeschadet überstehen kann, ge- muskulatur als Ansatz dient). schen Veränderungen den Apophyseosen,
messen anhand der maximalen Apnoe-Zeit oh- Aponeurosis epicranialis → Galea aponeuro- sonst den aseptischen Knochennekrosen* zu-
ne Hypoxämie* nach optimaler Präoxygenie- tica zurechnen.
rung*. Die Apnoetoleranz ist u. a. abhängig vom Aponeurosis palatina f: engl. palatine aponeu- Apoplexiøa crebri → Schlaganfall
Lebensalter bzw. der funktionellen Residualka- rosis; syn. Gaumenaponeurose. Gaumensehne, Apoplexiøa pancreatis → Pankreatitis
pazität (FRC) der Lunge. die hauptsächlich vom M. tensor veli palatini Apoplexiøa papiøllae → Optikusneuropathie,
Durchschnittswerte: und vom Periost* des harten Gaumens gebildet anteriore ischämische
– Erwachsene ca. 8–10 Minuten wird. Die Aponeurose* ist Ursprung bzw. An- Apoplexiøa uø teri f: engl. uterine apoplexy. Ein-
– Schwangere: 4–6 Minuten satz für viele Gaumenmuskeln. blutung in die Uteruswand.
– hochgradig Adipöse (abdominell): 4–6 Minu- Apophyse f: engl. apophysis. Knochenvor- Formen:
ten sprung, der dem Ansatz von Muskeln und Bän- – Symptomarme Rissblutung in der Basal- oder
– Säuglinge: 50–110 Sekunden dern dient und oft die mechanische Funktion Myometriumschicht des Uterus in der Post-
– Kleinkinder ca. 2–3 Minuten. als Hebelarm übernimmt. Apophysen finden menopause* mit möglicher Ausbreitung in
Anmerkung: FRC: ca. 20–35 ml/kg KG. sich sehr häufig an Röhrenknochen, aber auch das Beckenbindegewebe (Apoplexia uteropa-
Apoferritin n: Eisenfreies Ferritin*. an Wirbeln und flachen Knochen. Im Bereich rametrica); Ursache: wahrscheinlich perma-
125 Appendixkarzinom

nente Hypoperfusion des senilen Uterus mit des Bauchraumes vorgenommen und eine
resultierender passiver Hyperämie und Asso-
ziation mit dem Ausmaß der Stenose der A.
Zieldrainage eingebracht.
Indikation: Jede Form der akuten Appendizitis
A
uterina ist eine dringliche Operationsindikation.
– Couvelaire*-Syndrom. Komplikationen:
Apoplexie → Schlaganfall – Abhängig von der Schwere der Appendizitis
Apoplexie, uø teroplazentare → Couvelaire- und den weiteren Risikofaktoren (Perforati-
Syndrom on, Alter, Multimobidität u. a.) schwankende
Apoproteine n pl: engl. apoproteins. Proteine Letalitätsrate: < 0,3 % bis 6 %
ohne ihre prosthetische Gruppe. Sie sind im All- – typische Frühkomplikationen: Nachblutung
gemeinen biologisch inaktiv, z. B. Apolipopro- und Wundinfektion, Gangrän des Appendix-
teine* und Apoferritin*. stumpfes mit Stuhlfistel (sehr selten)
Apoptose f: engl. apoptosis. Zelluntergang, der – interenterische Abszesse (im Mesenterium
im Gegensatz zur Nekrose* durch genetische In- von Dünndarmschlingen, Douglasabszess)
formationen der betroffenen Zelle selbst ausge- – Adhäsionen im Bauchraum ggf. konsekutiv
löst und reguliert wird. mit Ileus, Narbenhernien (Spätkomplika-
Prinzip: Die Apoptose wird durch verschiedene Apparat, juxtaglomerulärer tion).
Mechanismen ausgelöst, z. B. durch Bindung Appeø ndices epiploicae f pl: engl. omental ap-
von TNF-α oder Fas-Liganden an entsprechende pendices; syn. Appendices epiploicae omentales.
Rezeptoren und anschließende Aktivierung von – dazwischen liegendes extraglomeruläres Me- 1–4 cm große, zipfelförmige, mit Fett gefüllte
Zytochrom* c und Caspasen. Die Regulation er- sangium (Goormaghtigh-Zellen). Aussackungen des subserösen Bindegewebes
folgt durch hemmende (Bcl-2-Proteine) und för- Siehe Abb. der Kolonwand, vorwiegend lokalisiert entlang
dernde Faktoren (Bax-Proteine). Tumorsup- Apparatur, funktionskieferorthopädische f: der Taenia libera. Jede Appendix epiploica wird
pressionsfaktoren (z. B. p53) können ebenfalls Herausnehmbare kieferorthopädische Appara- von 1–2 Arteriolen und Venolen versorgt.
die Apoptose auslösen. tur (Zahnspange*), die auf Ober- und Unterkie- Appendicitis → Appendizitis
Funktion: fer gemeinsam wirkt und (im Gegensatz zur he- Appendicitis in graviditate f: Appendizitis* in
– Physiologisch: Grundlage einer geregelten rausnehmbaren Plattenapparatur sowie zur der Schwangerschaft mit einer Häufigkeit von
Embryogenese* (Absterben überflüssiger Or- festsitzenden Multibandapparatur) über eine ca. 1 : 1000. Typischerweise ist die Symptomatik
gananlagen), Gewebehomöostase (Schutz vor Änderung der Funktionsmuster der Kaumusku- verdeckt und die klassischen Symptome fehlen
Neubildungen) und Funktion des Immun- latur funktionell eine Positionsveränderung aufgrund der schwangerschaftsbedingten Verla-
systems (Auslösung von Apoptose bei Zielzel- von Zähnen und Kiefer bewirkt. Hierzu zählen gerung der Appendix bis in den rechten Ober-
len durch zytotoxische T*-Lymphozyten und z. B. Aktivator*, Bionator* und Fränkel*-Funkti- bauch.
natürliche Killerzellen*) onsregler. Diagnostik:
– therapeutisch: Rolle bei Zytostatikawirkung appareø nt: Manifester bzw. sichtbarer Verlauf – Goldstandard ist die Ultraschalldiagnostik
bzw. -resistenz, Strahlentherapie und ande- einer Krankheit, z. B. einer Infektion. – laborchemische Entzündungsparameter wie
ren therapeutischen Prinzipien. Appendektomie f: engl. appendectomy. Opera- die Leukozytose oder das CRP sind nicht ziel-
Apotransferrin n: Eisenfreie Form des Trans- tive Entfernung der Appendix vermiformis bei führend, da sie während der Schwangerschaft
ferrins*. Appendizitis* oder als Gelegenheitsappendek- ohnehin verändert sind.
APP: Abk. für engl. abdominal perfusion pres- tomie im Rahmen eines anderen Eingriffs. Die Differenzialdiagnosen:
sure → Perfusionsdruck, abdominaler Operationsmethode der Wahl ist heute die lapa- – In der Frühschwangerschaft v. a. Extraute-
Apparat, juxtaglomerulärer m: engl. juxtaglo- roskopische, minimal invasiv durchgeführte ringravidität*
merular apparatus; syn. JGA. Zellverband, der Appendektomie. – später Stieldrehung der Adnexe, latente Ute-
das Nierenkörperchen (Malphigi-Körperchen) Technik: rusruptur, Pyelonephritis, Uretersteine.
unmittelbar umgibt, die glomeruläre Durch- – Zugang laparoskopisch oder konventionell Therapie:
blutung und den Filtrationsdruck reguliert so- mittels Bauchschnitt (typischerweise Wech- – Frühzeitige laparoskopische Appendektomie
wie Hauptbildungsort des Hormons Renin ist. selschnitt* im rechten Unterbauch) – bei diffuser Peritonitis ggf. auch offene Ap-
Dadurch ist der juxtaglomeruläre Apparat an – Aufsuchen der Appendix, die erhebliche La- pendektomie.
der Homöostase von Blutdruck und Elektrolyt- gevarianten aufweisen kann Appendicitis larvata f: engl. larvate appendici-
haushalt beteiligt. – Präparation der Mesoappendix (Menterio- tis. Heute aufgrund verbesserter bildgebender
Strukturen: lum) mit Absetzen der A. appendicularis Diagnostik wie Sonografie, CT und MRT kaum
– Macula-densa-Zellen (schlanke Zellen mit nach Ligatur oder Elektrokoagulation noch gängige Bezeichnung für eine symptomar-
großen Zellkernen), die im aufsteigenden – Darstellen der Appendixbasis direkt am Zö- me Appendizitis* oder appendizitische Rei-
Teil der Henle-Schleife im distalen Tubulus kum und Absetzen des Wurmfortsatzes mit- zung, früher bei schlechteren diagnostischen
lokalisiert sind und in engem räumlichem tels Röderschlinge, Stapler oder Skalpell nach bildgebenden Möglichkeiten häufige Verlegen-
Kontakt zum Gefäßpol des Glomerulus* ste- Basisligatur heitsdiagnose bei ansonsten unklarem Befund
hen – Kontrolle auf Bluttrockenheit mit weniger ausgeprägten Zeichen einer Appen-
– in der Wand des Vas afferens (und Vas effe- – Exploration zum Ausschluss eines Meckeldi- dizitis.
rens) als Kontaktzone zum distalen Tubulus vertikel Appeø ndixkarzinom n: engl. carcinoma of the
liegende granulahaltige epitheloide Zellen, – je nach Schwere der Appendizitis (perforiert, appendix. Karzinom der Appendix vermiformis.
die Renin* produzieren abszediert oder ähnliches) wird eine Spülung Das klinische Bild ähnelt einer akuten Appendi-
Appendixmukozele 126

zitis. Die Therapie besteht in einer rechtsseiti-


A gen Hemikolektomie, teilweise kombiniert mit
einer Chemotherapie.
Appeø ndixmukozele f: engl. appendiceal muco-
cele. Intraoperativer oder patho-histologischer
Zufallsbefund bei Appendektomie*, seltenes
Krankheitsbild mit 0,07–0,3 % aller Appendek-
tomien. Bei häufig gleicher Klinik wie bei Ap-
pendizitis oder aber unspezifischen Beschwer-
den spielt die präoperative Diagnostik durch
Sonografie, CT oder Endoskopie trotz eindeuti-
ger Kriterien eine untergeordnete Rolle. Appendizitis Abb. 1: hämorrhagisch-nekrotisierende
Appeø ndix teø stis → Morgagni-Hydatide Appendizitis. [141]
Appeø ndixtumor m: engl. tumor of the appendix. Appendix vermiformis: histologischer Schnitt; a: Tu-
Selten vorkommender Tumor der Appendix* nica mucosa mit Lymphfollikeln (Noduli lymphoidei
vermiformis, v. a. als neuroendokriner Tumor*, aggregati); b: Tela submucosa; c: Tunica muscularis;
selten als Appendixkarzinom. Das klinische Bild d: Tunica serosa; e: Mesoappendix (Mesenteriolum).
entspricht meist einer akuten Appendizitis.
Appeø ndixtumor, neuroendokriner m: engl.
neuroendocrine tumor of the appendix. Von den ascendens aufzusuchen und zu verfolgen. Der
epithelialen Zellen des disseminierten neuroen- Wurmfortsatz liegt:
dokrinen Systems ausgehender Tumor der Ap- – In 65 % der Fälle: im Recessus retrocaecalis
pendix* vermiformis. Meist treten keine Symp- (Retrozäkalposition); auf die Bauchwand*
tome auf und der Tumor wird zufällig im Rah- projiziert entspricht seine Lage hier dem Son- Appendizitis Abb. 2: typische Palpationsbefunde:
men einer Appendektomie entdeckt. Oft produ- nenburg*-Punkt 1: Schmerzen am McBurney-Punkt; 2: Schmerzen am
zieren die Tumorzellen Serotonin. Neuroendo- – in 31 % der Fälle: über die Linea terminalis Lanz-Punkt; 3: Loslassschmerz (Blumberg-Zeichen);
krine Appendixtumoren werden meist chirur- im kleinen Becken* (Kaudalposition) 4: Rovsing-Zeichen; 5: Schmerzen bei rektaler
gisch entfernt. – in 2 % der Fälle: horizontal hinter dem Zä- Untersuchung.
Epidemiologie: kum (transversale retrozäkale Lage)
– Ca. 16 % aller neuroendokrinen Tumoren – in 1 % der Fälle: hochgeschlagen vor dem Ile-
(NET) des Gastrointestinaltraktes sind in der um* (Medialposition)
Appendix lokalisiert – in 0,5 % der Fälle: aufsteigend hinter dem Ile- höht) 2. cave: symptomfreies Intervall mög-
– meist inzidentell im Rahmen einer Append- um (aufsteigend parazäkale, retroiliakale lich; bei Kindern und Patienten hohen Le-
ektomie diagnostiziert (3–5/1000 Appendek- Lage). bensalters (> 60. Lj.) unter Umständen gerin-
tomien) Appendizitis f: engl. appendicitis; syn. Appendi- ge Symptomatik
– Inzidenz 0,15 : 100 000 (SEER) zitis im Kindesalter. Entzündung der Appen- – Komplikationen: 1. gedeckte oder freie Perfo-
– häufiger Frauen, Altersgipfel 40–50 Jahre dix* vermiformis. Man unterscheidet zwischen ration* (perakuter Schmerz und anschlie-
(Spanne 6–80 Jahre), infolge der höheren Ap- einer akuten und einer chronischen Form. ßend vorübergehend Schmerzerleichterung)
pendektomierate bei Frauen und in der jün- Meist handelt es sich um eine enterogene (selten mit umschriebener oder diffuser Peritonitis*
geren Alterskohorte. hämatogene) Infektion, begünstigt durch Stau- bzw. Durchwanderungsperitonitis* 2. Abs-
Appeø ndix vermifoø rmis f: engl. appendix; syn. ung des Wurmfortsatzinhalts infolge Veren- zessbildung (z. B. perityphlitischer Abszess*,
Wurmfortsatz. Kleinlumiger Fortsatz des gung oder Verlegung des Appendixlumens Douglas*-Abszess, pylephlebitischer Leber-
Blinddarms. Die Appendix vermiformis ist sehr durch Abknickung, Narbenstränge, entzündli- abszess*) 3. Verwachsungen mit Nachbaror-
variabel in Form, Größe und Lage und nimmt che Schleimhautschwellung, Kotsteine, Wür- ganen (Adhäsionen*), Ileus*
über ihre zahlreichen sekundären Lymphfolli- mer oder Fremdkörper (selten). Akute Appen- – Diagnostik: 1. v. a. klinisch; Schmerzen im
kel immunologische Aufgaben war (Teil des dizitis: häufigste akut chirurgische Abdominal- rechten Unterbauch bei Erschütterung
GALT). Eine Entzündung* des Appendix vermi- erkrankung (siehe auch Akutes* Abdomen) (Klopfschmerz) und Palpation (Druck-
formis (Appendizitis*) wird umgangssprachlich – Vorkommen: meist im Kindes- und Jugendal- schmerz) an typischen Punkten innerhalb des
als Blinddarmentzündung bezeichnet. Siehe ter Sherren*-Dreiecks (siehe Abb. 2; cave: wegen
Abb. – Pathologie: katarrhalische, phlegmonöse, ul- großer Lagevariabilität der Appendix vermi-
Anatomie: Die Abgangsstelle der Appendix ver- zerierende, eitrig abszedierende oder nekro- formis nicht immer zuverlässig; atypische
miformis befindet sich an der medialen Seite tisierende (gangränöse) Verlaufsformen Schmerzlokation u. a. bei Kleinkindern und
des Blinddarms unterhalb des Ostium ileale. (siehe Abb. 1) atypischer Appendixlage, z. B. höhere
Die 3 Tänien des Dickdarms* gehen an der Ap- – Klinik: 1. initial Inappetenz, Übelkeit, Erbre- Schmerzlokalisation bei Schwangeren, Situs
pendix vermiformis in eine geschlossene Längs- chen, kolikartige Bauchschmerzen (meist im inversus viscerum): im Bereich der Verbin-
muskelschicht über. Das Mesenterium* der Ap- Epigastrium bzw. periumbilikal beginnend, dungslinie zwischen Nabel und rechter Spina
pendix vermiformis wird als Mesoappendix* nach Stunden übergehend zu somatischen iliaca anterior superior am McBurney*-
bezeichnet. Schmerzen im rechten Unterbauch), belegte Punkt, Morris*-Punkt und Kümmell*-Punkt,
Lage: Um die Appendix vermiformis aufzufin- Zunge, Fieber (häufig Differenz zwischen in der Verbindungslinie der beiden Spinae ili-
den, ist es hilfreich, die Taenia libera des Colon rektaler und axillärer Körpertemperatur* er- acae anterior superior am Lanz*-Punkt und
127 Apraxie

24 Stunden, ggf. unter Antibiotikaprophyla- lern wird eine direkte Wirkung auf das wahr-
xe* (z. B. Cephalosporin in Kombination mit
Metronidazol als single shot) 2. zusätzliche
scheinlich im Hypothalamus gelegene, appetit-
regulierende Zentrum zugesprochen. Sie wer-
A
Therapie je nach Komplikation, z. B. bei Per- den temporär unterstützend bei Adipositas-
foration operative Spülung, Drainagen und Therapie eingesetzt.
perioperativ Antibiotika (initial kalkuliert, Applanationstonometer n: engl. applanation
dann gezielt nach Antibiogramm) tonometer. Gerät zur Messung des Augeninnen-
– Prognose: Letalität < 1 %, bei Perforation und druckes* mittels eines Messkölbchens, das auf
eitriger Peritonitis < 10 %. die Hornhaut aufgesetzt wird. Gemessen wird
Chronische (rezidivierende) Appendizitis: die Kraft, die nötig ist, um die Hornhaut an die-
Folgezustand nach akuter Appendizitis bei ser Stelle abzuflachen (zu applanieren).
chronischer enteraler Yersiniose oder im Rah- Siehe Abb.
Appendizitis Abb. 3: Längsschnitt. [205]
men chronisch-entzündlicher Darmerkrankun-
gen
– Klinik: uncharakteristische, intermittierende
Beschwerden im rechten Unterbauch
– Diagnostik: 1. sonografisch: evtl. Darstellung
einer verdickten Appendix 2. Laparoskopie
3. Ausschluss einer chronisch-entzündlichen
Darmerkrankung, auch durch Histologie
nach Appendektomie* Applanationstonometer
– Therapie: (in der Regel laparoskopische) Ap-
pendektomie.
Appendizitis-Druckpunkte m pl: engl. append- Apposition f: Auflagerung, Anbau (Anlage-
icitis sign; syn. Akute-Appendizitis-Druckpunk- rung).
te. Typische Stellen der Druckschmerzhaftig- Appositionsthrombose → Pfropfthrombose
keit bei akuter Appendizitis. Die Appendizitis- Apprehensionstest m: engl. apprehension test.
Appendizitis Abb. 4: Querschnitt, Wandschichtung Druckpunkte befinden sich auf der sogenann- Stabilitätsprüfung im Rahmen der funktionel-
erhalten. [205] ten Monro-Linie und dem Sherren*-Dreieck. len Schultergelenkuntersuchung*. Durch Er-
Lokalisation: wartungsangst kommt es unbewusst zu einer
– Kümmel-Punkt: ca. 2 cm distal des Nabels auf behinderten schmerzhaften Subluxation des
Lenzmann*-Punkt 2. Blumberg*-Zeichen der sogenannten Monro-Linie, einer gedach- Humeruskopfs bei passiver Abduktion und
und Rovsing*-Zeichen; positives Psoaszei- ten Verbindungslinie zwischen Nabel und Außenrotation des Arms mit Druck auf den
chen* rechts (Schonhaltung) und Dehnungs- rechter Spina iliaca anterior superior Glenoidalrand, z. B. bei Schulterinstabilität.
schmerz (Sitkowski*-Zeichen, evtl. Ten*- – Lanz-Punkt: am rechtsseitigen Drittelpunkt approximal: Benachbart, nebenstehend. Ap-
Horn-Zeichen) sowie Obturatoriuszeichen* einer gedachten Verbindungslinie zwischen proximal bezeichnet in der Zahnmedizin mesi-
3. digitale rektale Untersuchung* mit beiden Spinae iliacae anteriores superiores al* oder distal an einen Zahn angrenzende
Schmerzempfindung v. a. bei Appendixlage (Lenzmann-Linie) Strukturen bzw. Zähne.
im kleinen Becken und Douglas-Abszess – Lenzmann-Punkt: ca. 5 cm von der Spina ilia- Approximation f: Näherungsweise mathemati-
(fluktuierend); cave: lokale Abwehrspan- ca anterior superior dextra entfernt auf der sche Darstellung (Bestimmung) einer Funktion
nung* fehlt bei Empyem (Druckschmerz), La- sogenannten Lenzmann-Linie oder einer Größe.
ge der Appendix im kleinen Becken und ret- – Mc-Burney-Punkt: am Übergang vom latera- Apraxie f: engl. apraxia. Störung der Ausfüh-
rozökaler Lage (Lumbalspannung, Psoas- len zum mittleren Drittel einer gedachten rung willkürlicher, zielgerichteter und geord-
kontraktur) 4. labordiagnostisch mit Entzün- Verbindungslinie zwischen Nabel und rech- neter Bewegungen bei intakter motorischer
dungsparametern (häufig Leukozytose mit ter Spina iliaca anterior superior (Monro-Li- Funktion und ausreichendem Auffassungsver-
relativer Lymphopenie, CRP anfangs nur mä- nie) mögen mit Störungen von Handlungen oder
ßig erhöht oder unauffällig) sowie differenzi- – Morris-Punkt: proximaler Anteil der Monro- Bewegungsabläufen und Unfähigkeit, Gegen-
aldiagnostische Untersuchungen (z. B. Urin- Linie ca. 4–5 cm vom Nabel entfernt. stände bei erhaltener Bewegungsfähigkeit, Mo-
status) 5. apparativ: v. a. abdominale Ultra- Appetit m: engl. appetite. Verlangen, z. B. nach tilität und Wahrnehmung sinnvoll zu verwen-
schalldiagnostik (Abszessnachweis, Aus- bestimmten Lebensmitteln, das durch exogene den. Behandelt wird mit Ergotherapie*.
schluss anderer Abdominalerkrankungen), (Geruch, Geschmack, Gehör) und endogene Ätiologie:
entzündliche Veränderungen der Appendizi- Faktoren (Füllungszustand des Magens, Blut- – Erworbene Störung als Apraxie im engeren
tis (Wandverdickung; Kokarde, siehe Abb. 3 glukosespiegel, individuelles Wohlbefinden) Sinn durch Erkrankung (z. B. kortikobasale
und Abb. 4) selten darstellbar 6. operative Si- beeinflusst wird. Appetit ist nicht zwingend Degeneration) oder Schädigung (z. B. vasku-
cherung der Diagnose (histopathologisch mit Hunger* gekoppelt. läre Läsion) des Gehirns oder der Kommissu-
und mikrobiologisch mit Resistenzbestim- Appetitzügler m: engl. appetite depressants; renbahnen
mung; cave: neuroendokriner Tumor*) syn. Anorektika. Zentralnervös anorexigen wir- – umschriebene Koordinations- und Entwick-
– Therapie: 1. Appendektomie* (in der Regel kende indirekte Sympathomimetika, die zu ei- lungsstörung (klinisch meist als Dyspraxie
laparoskopisch) möglichst als Frühoperation ner verminderten Nahrungsaufnahme und Ge- bezeichnet) bei ca. 8–10 % aller Kinder, häufi-
im akuten Stadium innerhalb der ersten wichtsabnahme führen sollen. Den Appetitzüg- ger bei Jungen.
APRV 128

Formen: APSD: Abk. für aortopulmonaler Septumdefekt Aquajogging: Laufen oder Joggen im Wasser,
A – Ideomotorische Apraxie: 1. Bewegungen
werden fragmentarisch ausgeführt oder
→ Fenster, aortopulmonales
aPTT, Lupus-sensitive: Funktionelles Scree-
das als water running mit Bodenkontakt der
Füße oder als suspended deep water running
durch fehlerhafte ersetzt (Parapraxie) 2. evtl. ning für den Nachweis von Lupusantikoagu- oder treibendes Aquajogging gelenkschonend
besteht zusätzlich Aphasie* 3. Vorkommen lans*. Die aPTT wird mit 2 Reagenzien unter- ohne Bodenberührung mit Auftriebshilfe wie
v. a. bei Läsion des Parietallappens und der schiedlicher Lupussensitivität bestimmt. Bei Schwimmweste oder -gurt erfolgt. Aquajogging
Kommissurenbahnen Lupusantikoagulans-positiver Probe zeigt sich wird zur Rehabilitationsbehandlung nach OP
– ideatorische Apraxie: 1. komplexe und dif- eine deutliche aPTT-Verlängerung mit Lupus- der unteren Extremität oder Wirbelsäulenope-
ferenzierte Handlungen können infolge ei- sensitivem Reagenz, bei fehlender aPTT-Ver- ration eingesetzt.
ner Störung des Bewegungsentwurfs (Ideati- längerung mit gering Lupus-sensitivem Rea- Aquaporine n pl: engl. aquaporins; Abk. AQP.
on) nicht richtig aneinandergereiht werden genz. Ubiquitär vorkommende, multimere Membran-
2. Vorkommen v. a. bei Läsion der temporo- Aptyaliøsmus m: engl. aptyalism. Fehlende Spei- proteine (AQP-0 bis -13), die Kanäle für selekti-
parietalen Region der dominanten Hemi- chelsekretion. Grund können Dehydratation, ven Wassertransport durch die Zellmembran
sphäre septische Infektionskrankheiten oder Intoxika- bilden. Durch AQP-3, -7, -9, -10 erfolgt zusätz-
– Sonderformen: 1. gliedkinetische Apraxie tion (z. B. Atropin) sein. Vergleiche Xerostomie. lich ein Transport kleiner ungeladener Molekü-
als zentrale Bewegungsstörung (zentrale mo- Apudom → Tumor, neuroendokriner le, wie Glycerol oder Harnstoff.
torische Lähmung infolge kontralateraler APUD-System: Abk. für engl. Amine-Precur- Klinische Bedeutung:
Schädigung des motorischen Gyrus precen- sor-Uptake-and-Decarboxylation → System, – AQP-0: in der Augenlinse lokalisiert, Mutati-
tralis) 2. okulomotorische Apraxie als Stö- disseminiertes neuroendokrines onen führen zu Katarakt*
rung willkürlicher oder visuell ausgelöster APV: Abk. für allgemeine Palliativversorgung – AQP-2: fast ausschließlich im Sammelrohr
rascher Augenbewegungen (Sakkaden) mit → Palliativversorgung der Niere lokalisiert; Einbau in die apikale
Kompensation durch entsprechende, ruckar- APW: Abk. für engl. aorto-pulmonary window Zellmembran wird durch ADH stimuliert;
tige Kopfbewegungen: I. angeboren als Co- → Fenster, aortopulmonales AQP-2 bewirkt Antidiurese*, AQP-2-Mangel
gan-Syndrom II II. erworben z. B. bei Chorea* APZ: Abk. für antigenpräsentierende Zellen → verursacht Wasserdiurese*; ADH-Mangel
Huntington, Hirnstammtumor, Gaucher*- Zellen, antigenpräsentierende oder Mutationen im AQP-2-Gen führen zu
Krankheit oder bilateraler frontoparietaler AQ: Abk. für Anomalquotient → Anomaloskop Diabetes* insipidus
Läsion 3. Beeinträchtigungen der visuell- AQP: Abk. für → Aquaporine – im Dünndarm vorhandene AQP-1, -3, -7, -10
räumlichen Orientierung (Raumorientie- Aquäduø ktoplastie f: engl. aqueductal plasty. und -11 bei Zöliakie* stark vermindert.
rungsstörung) v. a. bei Läsion des Parietallap- Endoskopische Wiederherstellung des Liquor- Arabin-Pessar n: engl. Arabin’s pessary. Intrava-
pens der nicht sprachdominanten Hemisphä- flusses im Aquädukt bei Verschlusshydrozepha- ginal eingeführter Kunststoffring zur Unter-
re, auch bei Schädigung der Basalganglien, lus durch endoskopsiche Erweiterung einer stützung des unteren Uterinsegmentes in der
des dorsolateralen präfrontalen Kortex oder Aquäduktstenose, Perforation einer Membran Schwangerschaft. Das Arabin-Pessar wird bei
verschiedener subkortikaler Areale, meist ze- oder Stenteinlage (Silikonkatheter). Zervixinsuffizienz über die Zervix gestülpt und
rebrovaskulär oder neurodegenerativ be- Indikationen: hält dort durch Ausbildung eines Ödems. Oft
dingt: I. konstruktive Apraxie, bei der die – Bei passender Aquäduktursache Alternative kommt es zu vermehrtem Ausfluss.
räumliche Formgebung bei gestaltenden zur endoskopischen Ventrikulostomie* (ETV) Arachidonsäure f: engl. arachidonic acid; syn.
Handlungen unter visueller Kontrolle (z. B. – bei Verschlusshydrozephalus zur ventrikulo- 5,8,11,14-Eicosatetraensäure. 4-fach ungesät-
Zeichnen) misslingt, ohne dass eine Beein- atrialen bzw. ventrikuloperitonealen Shunt*- tigte, essenzielle Omega-6-Fettsäure. Arachi-
trächtigung elementarer Bewegungsabläufe Anlage. donsäure ist die Vorstufe in der Biosynthese der
vorliegt II. sog. Ankleideapraxie als Störung Prognose: In ca. 75 % der Fälle ist der Eingriff Leukotriene*, Prostaglandine* und Thromboxa-
der Fähigkeit, räumliche Beziehungen zwi- erfolgreich, d. h., es ist keine Shuntanlage erfor- ne*. Sie ist Bestandteil der Membranlipide, z. B.
schen Objekt und eigenem Körper herzustel- derlich. Es besteht das Risiko von Augenbewe- des Phospholipids* Phosphatidylinositol-4,5-
len III. buccofaziale Apraxie (Gesichtsapra- gungsstörungen (Augenmuskelkerne um das bisphosphat, aus dem die second messenger
xie) als Parapraxie der Gesichts- und Zungen- Aquädukt!) und Blutungen in bis zu 20 % der Diacylglycerol und Inositoltrisphosphat durch
muskulatur, im weiteren Sinn auch beein- Fälle, oft mit guter Rückbildung. Bei einer die Rezeptor-aktivierte Phospholipase Cβ gebil-
trächtige Steuerung der mimischen und Ge- Stenteinlage kommt es zu weniger Komplikati- det werden.
sichtsmuskulatur bei rechts- und linkshemi- onen. Arachnida f pl: Spinnentiere; taxonomische
sphäriellen Läsionen 4. Gangapraxie mit- Aquäduø ktstenose f: engl. aqueductal stenosis. Klasse der Chelicerata (Arthropoden*). Medizi-
Stolpern über die eigenen Füße, unsicherem Einengung des Aquaeductus mesencephali. nisch bedeutsam sind v. a. Zecken* und Mil-
breitbeinigem Gang und häufig mit Ataxie* Aquäduø ktsyndrom n: engl. sylvian aqueduct ben*.
kombiniert 5. Sprechapraxie*. syndrome; syn. dorsales Mittelhirnsyndrom. Ver- Arachnodaktylie f: engl. arachnodactyly. Im
Diagnostik: Beobachtung von Bewegungsaus- tikale Blickparese, insbesondere nach oben (Pa- Verhältnis zu Handteller bzw. Fußsohle über-
führungen, die sprachlich oder imitatorisch rinaud-Syndrom), und Licht*-Nah-Dissoziation, proportional lange und dünne Finger bzw. Ze-
vorgegeben werden. häufig zusammen mit Lidretraktion, kloni- hen. Sie kommen im Rahmen genetischer Syn-
Therapie: Übungsbehandlung mit kontrollier- schem Konvergenzspasmus* oder Konvergenz- drome vor (z. B. bei Marfan*-Syndrom oder kon-
ten Bewegungen zum Aufbau komplexerer Retraktionsnystagmus. Mögliche Ursachen sind genitaler kontraktureller Arachnodaktylie) so-
Handlungen. Läsionen in der dorsalen Haube des Mesenze- wie als isolierte familiäre Besonderheit.
APRV: Abk. für engl. airway pressure release phalons* oder im Bereich der Commissura pos- Arachnoidalzyste f: engl. arachnoid cyst; syn.
ventilation → Beatmung terior, meist durch Hirntumoren* oder Hyd- Subarachnoidalzyste. Liquorgefüllte Duplika-
APS: Abk. für → Antiphospholipid-Syndrom rozephalus*. tur der Arachnoidea mater mit z. T. raumfor-
129 Arbeitsplatzkonzentration, maximale

Wechselwirkungen von Kompressionsmaterial Fragen der Wechselwirkungen zwischen Ar-


und bandagiertem Gewebe beschreibt. Der
Druck auf das Gewebe geht dabei von der akti-
beit und Mensch bei ganzheitlicher Betrach-
tung des arbeitenden Menschen unter Be-
A
ven Muskelbewegung aus, die gegen den maxi- rücksichtigung aller somatischen, psychi-
malen Widerstand des Materials arbeitet, das schen und sozialen Prozesse und Einbezug
sich der Ausdehnung des Muskels entgegen- von Fachgebieten wie Arbeitshygiene, Ar-
setzt. beitstoxikologie, Arbeitsphysiologie und Ar-
Wirkung: beitspsychologie
– Entstauung des Gewebes – Sekundärprävention: Arbeitsmedizinische
– Förderung des venösen Rückflusses. Vorsorge zur Früherkennung und Begutach-
Hinweis: Hoher Arbeitsdruck wird mit Kurz- tung arbeitsbedingter Erkrankungen und Be-
zugbinden und unelastischen Binden (siehe rufskrankheiten sowie Verhütung arbeitsbe-
Kompressionsverband*) oder Kompressions- dingter Gesundheitsgefährdungen ein-
strümpfen ab Klasse II erreicht. schließlich individueller und betrieblicher
Arbeitsfähigkeit f: engl. ability to work. Summe Gesundheitsberatung
von Faktoren, die eine Person in einer bestimm- – Tertiärprävention: Wiedereingliederung
ten Situation in die Lage versetzen, eine gestell- und Verhinderung einer erneuten Erkran-
Arachnoidalzyste: Frontale Arachnoidalzyste links; te Aufgabe erfolgreich zu bewältigen. kung durch Förderung, Erhalt und Mitwir-
Darstellung in einer T2-gewichteten Hintergrund: kung bei der Wiederherstellung von Gesund-
MRT-Aufnahme. [75] – Im Beamtenrecht als Dienstfähigkeit be- heit und der Arbeits- und Beschäftigungsfä-
zeichnet higkeit des Menschen sowie berufsfördernde
– beeinflusst durch: 1. Gesundheit (körperli- Rehabilitation.
che, psychische und soziale Ressourcen) Ein umfangreiches Gesetzes- und Regelwerk
derndem Charakter. Arachnoidalzysten kom- 2. Ausbildung und Kompetenz (einschließ- staatlicher und berufsgenossenschaftlicher Vor-
men meist kongenital vor (Ausbildung häufig lich spezifischer Fähigkeiten, beruflichen Er- schriften bildet die juristische Basis für das
nach der Geburt), außerdem postentzündlich fahrungswissens) 3. Werte und Einstellungen praktische Handeln.
als meningeale Verklebung und selten trauma- (einschließlich Motivation, Arbeitszufrieden- Arbeitsplatzgrenzwert m: Abk. AGW. Durch
tisch. Diagnostiziert wird mit MRT. Siehe Abb. heit) 4. Arbeitsbedingungen (körperliche, die Gefahrstoffverordnung* (GefStoffV) einge-
Arachnoiditis f: engl. arachnitis. Entzündung psychische und soziale Arbeitsanforderun- führter Grenzwert für die zeitlich gewichtete
der Arachnoidea mater, z. B. bei Syphilis*. gen, Arbeitsgestaltung, Führungsverhalten) durchschnittliche Konzentration eines Stoffes
Arachnoiditis oø ptico-chiasmatica f: engl. op- – nach Leistungsrecht der Arbeitsförderung in der Luft am Arbeitsplatz in Bezug auf einen
ticochiasmatic arachnoiditis. Umschriebene, vorliegend, wenn ein Arbeitsloser: 1. eine ver- gegebenen Referenzzeitraum. Bei Einhaltung
meist produktiv-hyperplastische basale Menin- sicherungspflichtige, mindestens 15 h wö- der AGW sind akute oder chronische schädliche
gitis* im Bereich der Cisterna chiasmatis mit ab- chentlich umfassende Beschäftigung unter Auswirkungen auf die Gesundheit im Allgemei-
nehmender Sehfunktion durch Narbenbildung den üblichen Bedingungen des für ihn in Be- nen nicht zu erwarten.
und Kompression von Chiasma* opticum und tracht kommenden Arbeitsmarktes aufneh- Hintergrund:
N. opticus. Die Ätiologie ist meist unklar (evtl. men und ausüben kann und (aus ärztlicher – Der AGW berücksichtigt eine übliche 8-stün-
Syphilis, Trauma). Therapiert wird mit Predni- Sicht) darf 2. an Maßnahmen zur beruflichen dige Exposition an 5 Tagen in der Woche
solon, Antiphlogistika und durch neurochirur- Eingliederung in das Erwerbsleben teilneh- während der Lebensarbeitszeit und soll die
gische Entfernung des Entzündungs- und Nar- men kann und (aus ärztlicher Sicht) darf bisherige Maximale Arbeitsplatzkonzentrati-
bengewebes. 3. Vorschlägen der Arbeitsagentur zur beruf- on* (MAK) und Technische Richtkonzentrati-
Klinik: lichen Eingliederung zeit- und ortsnah Folge on* (TRK) ersetzen
– Binasale (sonst eher selten vorkommend) leisten kann und (aus ärztlicher Sicht) darf. – MAK- und TRK-Werte können bis zur Einar-
oder bitemporale Hemianopsie* Ist ein Arbeitnehmer nur in der Lage, in vermin- beitung des AGW in die Technischen Regeln
– Abnahme der Sehfunktion und beginnende dertem Maß seinen arbeitsvertraglichen Pflich- für die Beurteilung der Gefährdung am Ar-
Stauungspapille* beidseits ten nachzukommen, besteht grundsätzlich sei- beitsplatz weiter angewendet werden
– Übergang in Optikusatrophie. nerseits keine Verpflichtung zur Erbringung ei- – die AGW werden in Deutschland mit Bera-
Arachnoiditis ossificans f: engl. ossifying ar- ner Teilleistung (Arbeitgeber kann keine Teiltä- tung durch den Ausschuss für Gefahrstoffe
achnoiditis. Verkalkende Entzündung der tigkeit verlangen). vom Bundesministerium für Arbeit und Sozi-
Arachnoidea mater mit Bevorzugung der Tho- Arbeitshypertrophie → Aktivitätshypertro- ales festgelegt, in der Technischen Regel für
rakolumbalregion. phie Gefahrstoffe 900 (TRGS 900) veröffentlicht
ARA-Kriterien: Abk. für Kriterien der Ameri- Arbeitsmedizin f: engl. occupational medicine; und über das Bundesarbeitsblatt (BArbBl) be-
can Rheumatism Association → ACR-Kriterien syn. Betriebsmedizin. Vorwiegend präventiv kannt gegeben.
Aran-Gesetz n: engl. Aran’s law. Gesetz der orientierte medizinische Fachrichtung, die sich Arbeitsplatzkonzentration, maximale → Ar-
fortgeleiteten oder ausstrahlenden (sog. irradi- mit den Wechselwirkungen von Arbeit und Ge- beitsplatzgrenzwert
ierenden) Frakturen, insbesondere an der Schä- sundheit befasst. Arbeitsplatzkonzentration, maximale f: Abk.
delbasis, hiernach setzen sich Schädelbasisfrak- – Primärprävention: Gestaltung gesundheits- MAK. Grenzwert für die höchste, am Arbeits-
turen* auf dem kürzesten Weg fort. förderlicher Arbeitsbedingungen durch ärzt- platz zulässige Konzentration einer Chemikalie
Arbeitsdruck m: engl. working pressure. Begriff liche Beratung von Arbeitgebern, Arbeitneh- in der Luft (als Gas, Dampf oder Aerosol), die
aus der Kompressionstherapie*, der eine der mern sowie Personalvertretungen zu allen bei wiederholter (in der Regel täglicher 8-stün-
Arbeitsschutz 130

diger) Exposition keine Gesundheitsschäden Unfallversicherung und weiteren fachkundi- werbstätigkeit nicht mehr oder nur unter der
A verursacht und keine unangemessene Belästi-
gung darstellt.
gen Personen. Er übernimmt eine zentrale
Rolle im Bereich der betrieblichen Gesund-
Gefahr der Verschlimmerung einer Erkrankung
ausführen kann. Die AU wird von einem Arzt
Beschreibung: Die Deutsche Forschungsge- heitsvorsorge in Deutschland. unter Angabe ihrer voraussichtlichen Dauer be-
meinschaft (DFG) und der Ausschuss für Ge- – Auf europäischer Ebene wurde mit der Agen- fristet bescheinigt.
fahrstoffe beim Bundesministerium für Arbeit tur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Feststellung: Detailregelungen für die Beurtei-
und Soziales veröffentlichen jährlich aktuali- Arbeitsplatz eine Institution für die interna- lung der AU sind in der Arbeitsunfähigkeits-
sierte Werte. Langfristige MAK gelten u. a. für tionale Zusammenarbeit in Europa geschaf- richtlinie formuliert, die der Gemeinsame Bun-
Gefahrstoffe an Arbeitsplätzen. Die gültigen fen. desausschuss nach SGB V als verbindliche Richt-
Luftgrenzwerte sind durch einen einheitlichen Rechtliche Grundlagen: Gesetzlich geregelt ist linie über Definition und Bewertungsmaßstäbe,
Bewertungsmaßstab (Arbeitsplatzgrenzwert der Arbeitsschutz im Arbeitsschutzgesetz, Ar- Ausnahmetatbestände sowie das Verfahren zur
AGW) geregelt. MAK-Werte in Deutschland ent- beitssicherheitsgesetz*, SGB VII sowie in staatli- Feststellung und Bescheinigung von Arbeitsun-
sprechen den von der American Conference of chen und berufsgenossenschaftlichen Vorschrif- fähigkeit für Vertragsärzte und Krankenkassen
Governmental Industrial Hygienists (AGGIH) ten (siehe Berufsgenossenschaften*). Daneben beschließt (Fassung vom 14.11.2013). Bei der
festgelegten TLV (für threshold limit values) als gibt es zahlreiche Normen und technische Re- Feststellung der AU, z. B. bei Krankheit oder
Schwellengrenzwerte für Schadstoffe in der geln, die jeweils die gesetzlichen Regeln durch nach einem Arbeitsunfall, sind körperlicher,
Luft am Arbeitsplatz. Ein vergleichbarer Grenz- Festlegungen auf der Grundlage des aktuellen geistiger und seelischer Gesundheitszustand des
wert existiert zurzeit nicht für Kanzerogene*. Wissenstandes ergänzen. Versicherten gleichermaßen zu berücksichtigen.
Arbeitsschutz m: engl. industrial safety. Integ- Arbeitssicherheitsgesetz n: engl. Safety at Deshalb dürfen die Feststellung der AU und die
rierter sicherheitstechnischer und arbeitsmedi- Work Act. „Gesetz über Betriebsärzte, Sicherheits- Empfehlung zur stufenweisen Wiedereingliede-
zinischer Schutz der Beschäftigten bei der Ar- ingenieure und andere Fachkräfte für Arbeitssi- rung (Rehabilitation*) nur aufgrund ärztlicher
beit. Arbeitsschutz umfasst alle Maßnahmen cherheit“ vom 12.12.1973 (BGBl. I S. 1885), zu- Untersuchungen erfolgen.
und Verhaltensregeln zur Verhütung von Un- letzt geändert am 20.4.2013 (BGBl. I S. 868). Besondere Voraussetzungen:
fällen und arbeitsbedingten Gesundheitsgefah- Inhalt: Verpflichtet Arbeitgeber, sofern dies – Arbeitslose sind arbeitsunfähig, wenn sie
ren einschließlich Maßnahmen der menschen- nach Art oder Umfang ihres Betriebs zur Ge- krankheitsbedingt nicht mehr in der Lage
gerechten Gestaltung der Arbeit. währleistung der Arbeitssicherheit erforderlich sind, leichte Arbeiten in einem zeitlichen
Formen: ist, zur Bestellung von Betriebsärzten u. a. Fach- Umfang zu verrichten, für den sie sich bei
– Auf der betrieblichen Ebene ist der Arbeit- kräften für Arbeitssicherheit oder zur Inan- der Agentur für Arbeit zur Verfügung gestellt
geber verantwortlich für die Anwendung spruchnahme entsprechender überbetrieblicher haben. Dabei ist es unerheblich, welcher Tä-
und Durchsetzung des gesetzlich festgeleg- arbeitsmedizinischer Dienste. Diese beraten zu tigkeit die oder der Versicherte vor der Ar-
ten Arbeitsschutzes. Er kann kompetente Arbeitsschutz- sowie Unfallverhütungsmaß- beitslosigkeit nachging.
und sachkundige Personen mit der Wahrneh- nahmen und beobachten deren Durchführung. – Erwerbsfähige Leistungsberechtigte, die Leis-
mung von Teilaufgaben bestellen (Betriebs- Des Weiteren führen sie arbeitsmedizinische tungen zur Sicherung des Lebensunterhalts
beauftragte). Die Beschäftigten und die Ar- Untersuchungen der Beschäftigten durch und nach dem SGB II (Grundsicherung für Arbeit-
beitnehmervertretungen haben Mitwir- werten diese aus. suchende) beantragt haben oder beziehen,
kungs- und Initiativrechte im Arbeitsschutz. Arbeitsstoffe, biologische m pl: engl. biologi- sind arbeitsunfähig, wenn sie krankheitsbe-
– Die überbetriebliche Ebene des Arbeits- cal working material. Nach Biostoffverordnung* dingt nicht in der Lage sind, mindestens 3 h
schutzes ist in Deutschland durch einen Dua- Bezeichnung für Mikroorganismen, einschließ- täglich zu arbeiten oder an einer Eingliede-
lismus zwischen staatlichem Arbeitsschutz lich gentechnisch veränderter Mikroorganis- rungsmaßnahme teilzunehmen.
und selbstverwaltetem Arbeitsschutz durch men, Zellkulturen* und humanpathogener En- – AU liegt bei Schwangeren vor, wenn sie oh-
die Unfallversicherungsträger geprägt (siehe doparasiten*, die bei Kontakt im Rahmen einer ne Gefährdung für sich oder das ungeborene
Unfallversicherung*, Berufsgenossenschaft*). beruflichen Tätigkeit beim Menschen Infektio- Kind nicht in der Lage sind, leichte Arbeiten
– Als persönlicher Arbeitsschutz wird die nen* sowie sensibilisierende oder toxische Reak- in einem zeitlichen Umfang von mindestens
Summe aller Arbeitsschutzmaßnahmen be- tionen hervorrufen können. Dazu zählen auch 15 h wöchentlich auszuüben.
zeichnet, die der persönlichen Sicherheit des mit Prionkrankheiten* assoziierte Agenzien*. – AU liegt nicht vor, z. B.: 1. bei Notwendig-
Arbeitnehmers dienen (persönliche Schutz- Arbeitssucht f: engl. workaholism. Nicht stoff- keit der Beaufsichtigung, Betreuung oder
ausrüstung). Diese werden notwendig, wenn gebundene Abhängigkeit* mit übermäßigem, Pflege eines erkrankten Kindes (Kinderkran-
durch technische sowie arbeitsorganisatori- suchtartig erscheinendem Arbeitsverhalten un- kengeld) 2. für Zeiten, in denen ärztliche Be-
sche Maßnahmen (technischer Arbeits- ter Vernachlässigung anderer Lebensbereiche handlungen zu diagnostischen oder thera-
schutz) ein ausreichender Schutz nicht ga- und Unfähigkeit zu einer angemessenen Balan- peutischen Zwecken stattfinden, ohne dass
rantiert werden kann. ce zwischen Arbeit und Freizeit oder anderen diese Maßnahmen selbst zu einer Arbeitsun-
– Der technische Arbeitsschutz hat Vorrang Funktionen. Arbeitssucht hat meist negative fähigkeit führen 3. während der Durchfüh-
vor persönlichen Schutzmaßnahmen. Folgen für Sozialleben sowie Gesundheit und rung von ambulanten oder stationären Vor-
Institutionen: geht häufig mit schädlichem Substanzge- sorge- und Rehabilitationsleistungen (es sei
– Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Ar- brauch* einher. denn, vor Beginn der Leistung bestand be-
beitsmedizin ist die zentrale Fachbehörde Arbeitstoxikologie → Gewerbetoxikologie reits AU und diese besteht fort oder die AU
des Arbeitsschutzes auf Bundesebene. Arbeitsunfähigkeit f: engl. inability to work; wird durch eine interkurrente Erkrankung
– Der Ausschuss für Arbeitsmedizin (AfAMed) Abk. AU. Zustand, der nach SGB V vorliegt, ausgelöst) 4. oder wenn Beschäftigungsver-
besteht aus Vertretern der Arbeitgeber, Ge- wenn der Versicherte wegen Krankheit seine zu- bote nach dem Mutterschutzgesetz ausge-
werkschaften, Länderbehörden, gesetzlichen letzt vor der Arbeitsunfähigkeit ausgeübte Er- sprochen wurden.
131 ARC-Syndrom

Rechtsfolge: Die ärztlich festgestellte AU ist Vo- Akut- und Rehabilitationstherapie die Reinteg- Arbovirosen f pl: engl. arthropode-borne virus
raussetzung für den Anspruch auf Entgeltfort-
zahlung im Krankheitsfall und für den An-
ration in das Arbeitsleben.
Arbeitsweise, rückenschonende f: Berück-
diseases. Infektionskrankheiten, die endemisch-
epidemisch, sporadisch, manchmal saisonal ge-
A
spruch auf Krankengeld. sichtigung und Anwendung von Hebe-, Bück-, häuft auftreten und durch Arboviren* verur-
Arbeitsunfall m: engl. occupational accident. Lagerungs- und Tragetechniken zur Arbeitser- sacht werden. Arbovirosen kommen im Verbrei-
Personenschaden im zeitlichen und sachlichen leichterung und zur Prävention von Rücken- tungsgebiet (meist der Tropen oder Subtropen)
Zusammenhang mit einer versicherten Tätig- schmerzen* und -erkrankungen. der entsprechenden Vektoren* (Arthropoden:
keit, der einen Anspruch gegen die GUV (Un- Vorgehen: Mücken, Zecken) vor. Wirbeltiere dienen als Re-
fallversicherung*) begründet. Arbeitsunfälle ge- – Nutzung geeigneter Hilfsmittel (z. B. Patien- servoire der Arboviren. Beispiele sind das Den-
schehen sowohl durch mechanisch-physikali- tenlifter*, Drehplatte, Patientenaufrichter*) gue- und das Chikungunya*-Fieber.
sche Einwirkungen (Stich, Schnitt, Strom u. a.) – Einsatz kinästhetischer Prinzipien (siehe Erkrankung: Informationen zur Klinik, Diag-
als auch durch psychische Einwirkungen mit Kinästhetik) nostik und Therapie der Arbovirosen sind bei
besonderem Belastungsmoment, z. B. Gewalt- – Anwendung des Bobath*-Konzepts den jeweiligen Erkrankungen aufgeführt.
anwendung, Nötigung mit Waffengewalt. – Erhöhung der Arbeitsfläche (z. B. Patienten- ARC: Abk. für engl. airway resistance compen-
Voraussetzungen: Der Arbeitsunfall bett auf Hüfthöhe hochfahren) sation → Automatic Tube Compensation
– Muss sich innerhalb einer Arbeitsschicht er- – Tragen geeigneter Schuhe und das Schaffen Arc de cercle m: engl. hysterical arching. Auf-
eignen einer breiten Standfläche stützen des Hinterkopfs und der Fersen unter
– liegt nur bei einem äußeren Ereignis vor, von – körpernahes Tragen von Lasten gleichzeitigem, bogenförmigen Emporheben
dem Geschehnisse aus innerer Ursache (z. B. – Anwendung von Atemtechniken (z. B. Einat- der Körpermitte, meist mit Konvexität vorn
epileptischer Anfall) abgegrenzt werden (Ge- men, beim Anheben der Last, kurze Atem- (Opisthotonus*), selten vorkommend bei disso-
legenheitsursache) pause, Ausatmen nach dem Ablegen) ziativer* Störung oder dissoziativem Anfall*.
– beinhaltet auch körpereigene Bewegungen, – Stärkung und Entlastung der Bauch- und Rü- Archoplasma → Zentrosphäre
insbesondere unkontrollierte oder nicht ko- ckenmuskulatur (Rückenschule) ARCO-Klassifikation → Femurkopfnekrose
ordinierte Bewegungsabläufe (z. B. wegen be- – Einbeziehen des Patienten sowie Kooperati- ARC-Syndrom n: Sehr seltene, autosomal-re-
triebsbedingter Eile: fahrlässig ausgelöster on mit weiteren Pflegepersonen. zessiv erbliche, multisystemische Erkrankung
Stolper-, Rutsch- oder Sturzunfall) kommen Arborisationsblock → Verzweigungsblock mit der Trias neurogene Arthrogryposis multi-
als äußere Ereignisse in Betracht. Arborisationsphänomen → Farnkrautphäno- plex congenita, gestörte Nierentubulusfunkti-
Versicherungsschutz: Versicherungsschutz be- men on und neonatale Cholestase. Der Phänotyp ist
steht in der GUV u. a. für Arboviren n pl: engl. arthropode-borne viruses. variabel. Die Diagnostik umfasst Laborchemie,
– Beschäftigte und vergleichbare Personen- Viren, die vorwiegend durch Biss oder Stich Funktionsdiagnostik und Bildgebung betroffe-
gruppen (z. B. Menschen mit Behinderungen blutsaugender Arthropoden* (z. T. auch häma- ner Organsysteme, Histologie und Molekular-
in anerkannten Werkstätten) togen) auf Wirbeltiere übertragen werden. Sie genetik. Die Therapie ist symptomatisch, die
– Schüler und Studierende (Schulunfall) unterlaufen sowohl in den Epithelzellen des Prognose ungünstig.
– Personen, die im Interesse der Allgemeinheit Darms oder den Speicheldrüsen der Insekten Ätiologie: Mutationen in den intrazellulären
tätig werden (z. B. Blutspender) und Spinnentiere als auch in Säugetierzellen ei- Regulationsproteinen VPS33B auf dem Genlo-
– sowie ggf. auch für Unternehmer. nen produktiven Infektionszyklus. cus 15q26.1 oder VIPAS39 auf dem Genlocus
Geschützt durch die GUV sind die physische Vorkommen: Arboviren kommen v. a. in den 14q24.3.
und die psychische Gesundheit. Versicherungs- Subtropen und Tropen sowie in Steppen und Klinik:
schutz wird nicht durch Verschulden oder ver- Savannengebieten vor. Die natürlichen Wirte – Trias aus: 1. neurogener Arthrogryposis mul-
botswidriges Handeln (z. B. unterlassenes Tra- sind meist Vögel, die zur weltweiten Verbrei- tiplex congenita 2. gestörter Nierentubulus-
gen eines durch Unfallverhütungsvorschriften tung beitragen. funktion mit renal tubulärer Azidose, Fanco-
vorgeschriebenen Schutzhelms) ausgeschlossen. Einteilung: Es sind ca. 400 (80 humanpathoge- ni-Syndrom, Nephrokalzinose 3. neonataler
Gefordert ist aber, dass die Unfall bringende Tä- ne) Arboviren bekannt, die wie folgt eingeteilt Cholestase
tigkeit einen betrieblichen, unternehmensdien- werden: – weitere Symptome sind Gedeihstörung,
lichen Bezug hat. Werden ausschließlich private – Genus Alphavirus der Togaviridae (früher Ar- Thrombozyten-Dysfunktion, faziale Dysmor-
Zwecke verfolgt, ist diese sog. eigenwirtschaftli- boviren der Gruppe A; z. B. Sindbis-Virus, phien wie Mikrozephalie, Mikrognathie, tief-
che Tätigkeit während der Arbeitszeit nicht ver- Ross-River-Virus) sitzende Ohren, Hirnfehlbildungen, Taub-
sichert. Versicherte Tätigkeiten sind auch das – Genus Flavivirus* der Flaviviridae (früher Ar- heit, Herzfehler und Ichthyosis.
Zurücklegen des mit der versicherten Tätigkeit boviren der Gruppe B; z. B. Gelbfieber-Virus, Diagnostik:
zusammenhängenden unmittelbaren Weges Dengue-Virus, FSME-Virus) – Laborchemie: direkte Hyperbilirubinämie,
von und zur Arbeitsstätte (Wegeunfall). Versi- – Genus Coltivirus* der Reoviridae (Colorado- Gallensäuren erhöht bei normaler γGT
chert sind insoweit auch Arbeitslose, die auf Tick-Fever-Virus) – Nierenfunktionsdiagnostik
dem Weg zum Arbeitsamt sind, um ihre Melde- – Genera Bunya-, Nairo-, Phlebo- und Hantavi- – Ultraschall: Hepatomegalie, dysplastische
pflicht zu erfüllen. Rechtliche Grundlage ist rus der Bunyaviridae* (z. B. Bunyamwera-Vi- Nieren
§ 8 SGB VII. Ein Arbeitsunfall im Sinne des rus, Rift-Tal-Fieber-Virus, CCHF-Virus) – MRT Kopf
SGB VII liegt nicht vor, wenn der Gesundheits- – Arboviren im weiteren Sinn: nicht durch – Molekulargenetik
schaden absichtlich herbeigeführt wird. Arthropoden übertragene Viren der Bunyavi- – Leberbiopsie, cave: hohe Blutungsneigung.
Prozedere: Behandlung erfolgt durch D-Arzt ridae* (Genus Hantavirus), Arenaviridae*, Fi- Differenzialdiagnosen:
oder H-Arzt und umfasst nach Abschluss der loviridae* und Rhabdoviridae*. – Gallengangatresie*
– andere Formen der neonatalen Cholestase*
Arctostaphylos uva-ursi 132

– andere Formen der Arthrogryposis multiplex


A congenita.
Prognose: Ungünstig, die Mehrheit verstirbt im Lig. talocalcaneum interosseum
1. Lj.
Arctostaphylos uva-ursi → Bärentraube Os naviculare
Aø rcus m: engl. arch. Bogen.
Articulatio
Aø rcus aortae → Aorta Lig. calcaneonaviculare plantare
subtalaris
Aø rcus costalis m: engl. costal margin; syn. Rip- Os cuneiforme mediale
penbogen. Verschmelzung des 7.–10. Rippen-
knorpels. Anders als die ersten 7 Rippen sind M. adductor hallucis
die 8.–10. Rippen nur indirekt mit dem Brust-
bein verbunden, indem sie sich an die jeweils Tuber
höhere Rippe anlegen und so einen Bogen bil- calcanei
den. Die letzten beiden Rippen enden frei.
Aø rcus lipoides m: syn. Arcus lipoides corneae. Fersen-
Als weißer Ring um die Iris sichtbare Lipidabla- polster
gerungen am Rand der Hornhaut. Es handelt
sich um eine normale Altersveränderung, auch M. quadratus Aa., Vv., Tendo m. flexoris hallucis M. flexor Aponeurosis
Greisenring (Gerontoxon, Arcus senilis) ge- plantae Nn. plantares et digitorum longi digitorum brevis plantaris
nannt. Bei Auftreten vor dem 50. Lebensjahr Arcus pedis longitudinalis: Das Fußlängsgewölbe im Sagittalschnitt eines rechten Fußes. Das Längsgewölbe
kann die Ursache eine Fettstoffwechselstörung wird von den tiefen Flexoren der Unterschenkelmuskulatur und den kurzen Fußmuskeln, als auch von band-
sein. Siehe Abb. haften Strukturen (Plantaraponeurose, Lig. plantare longum und Lig. calcaneonaviculare plantare) gebildet.

Aø rcus palmaris superficialis m: engl. superfi- Wirbelbögen mit ihren bindegewebigen Verbin-
cial palmar arch; syn. oberflächlicher Hohlhand- dungen bildet die Rückwand und die seitliche
bogen. Gefäßbogen, der aus der Anastomose* Begrenzung des Spinalkanals*.
zwischen A. ulnaris und Ramus palmaris super- ARD: Abk. für engl. acute respiratory diseases
ficialis der A. radialis entsteht. Der Arcus palma- → Adenoviridae
ris superficialis verläuft zwischen Palmarapo- ARE: Abk. für akute respiratorische Erkran-
neurose* und Beugersehnen und gibt die Aa. di- kung → Bronchitis
gitales palmares communes ab. Er versorgt Mit- ARE: Abk. für akute respiratorische Erkran-
telhand und Finger. kung → Laryngitis
Aø rcus palpebralis inferior m: engl. palpebral ARE: Abk. für akute respiratorische Erkran-
Arcus lipoides
kung → Pharyngitis
[132]
arch; syn. Arcus palpebralis. Anastomose* zwi-
schen den Aa. palpebrales laterales und den ARE: Abk. für akute respiratorische Erkran-
Aø rcus palatogloø ssus m: engl. palatoglossal Aa. palpebrales mediales auf dem Lidknorpel kung → Pneumonie
arch; syn. Plica anterior faucium. Vorderer der (Tarsus palpebrae) des Unterlids bzw. Ober- Areal, supplementär-motorisches n: engl.
beiden Gaumenbögen, die ventral den Oropha- lids. supplementary motor area; Abk. SMA. Zum moto-
rynx von der Mundhöhle* abgrenzen. Die Aø rcus peø dis longitudinalis m: engl. longitudi- rischen System gehörendes, im Frontallappen*
Schleimhautfalte zieht über dem M. palatoglos- nal arch of foot; syn. Fußlängsgewölbe. Längs- lokalisiertes kortikales Areal. Das supplemen-
sus vom Gaumen* zur Zunge*. Zwischen den wölbung des Fußes. Er teilt sich in einen latera- tär-motorische Areal ist besonders von Bedeu-
Gaumenbögen befindet sich die Fossa tonsilla- len und einen medialen Teil: Arcus pedis longi- tung beim Erlernen von komplexen Bewe-
ris. tudinalis pars lateralis und Arcus pedis longitu- gungsmustern, bimanuellen Bewegungsabläu-
Aø rcus palatopharyø ngeus m: engl. palatophar- dinalis pars medialis. Bei Fußdeformitäten wie fen und Beginn sowie Ende einer Bewegung.
yngeal arch; syn. Plica posterior faucium. Hinte- Senkfuß und Plattfuß ist das Längsgewölbe ab- Areca catechu → Betelnuss
rer der beiden Gaumenbögen, die ventral den geflacht oder ganz abgesunken. Siehe Abb. Areflexie f: engl. areflexia. Aufhebung aller
Oropharynx von der Mundhöhle* abgrenzen. Aø rcus pubicus m: engl. pubic arch; syn. Arcus oder einzelner Muskeleigenreflexe, v. a. bei pe-
Die Schleimhautfalte liegt oberhalb des M. pala- pubis. Der vom rechten und linken Ramus infe- ripherer Lähmung*, Schädigung der Wurzeln
topharyngeus zwischen Gaumen* und Pharynx- rior des Schambeins gebildete Winkel (90–100°) der Spinalnerven* oder Polyneuropathie*, selte-
wand. Zwischen den Gaumenbögen befindet des weiblichen Beckens. Der Arcus pubicus lässt ner als familiäre (angeborene) Areflexie oder
sich die Fossa tonsillaris. sich durch den angelegten Winkel zwischen beim Adie*-Syndrom.
Aø rcus palmaris profuø ndus m: engl. deep pal- Daumen und Zeigefinger darstellen. Am männ- Arenaviridae f pl: engl. arena viruses. Familie
mar arch; syn. tiefer Hohlhandbogen. Gefäßbo- lichen Becken ist der entsprechende Winkel mit pleomorpher, 50–300 nm großer RNA-Viren
gen, der von der Anastomose* zwischen A. radi- 70–75° kleiner. mit Hüllmembran und einzelsträngiger, seg-
alis und Ramus palmaris profundus der A. ulna- Aø rcus veø rtebrae m: engl. vertebral arch. Wirbel- mentierter RNA negativer Polarität. Im Inneren
ris gebildet wird. Der Arcus palmaris profundus bogen. Der A  rcus ve rtebrae ist ein knöcherner der Virionen befinden sich „sandige“ Körnchen
liegt den Mm. interossei palmares der Hohl- Bogen, der rechts und links an der Rückseite (∅ 20–30 nm), die als Ribosomen der Wirtszelle
hand auf und versorgt die Mittelhand. der Wirbelkörper ansetzt. Die Gesamtheit der identifiziert wurden.
133 Armplexusanästhesie

Klinische Bedeutung: Arenaviridae werden Phänomen unilateral auf mit einhergehender


durch Tiere auf den Menschen übertragen (vira-
le Zoonose) und verursachen fieberhafte, hä-
Anisokorie*, später bilateral.
Argyrie f: engl. argyria; syn. Argyrose. Irrever-
A
morrhagische Erkrankungen. sible Ablagerung von Silbersalzen im Organis-
Areola f: Kleiner Hof, z. B. Areola* mammae, mus. Betroffen sind Haut, Schleimhaut, Finger-
der Warzenhof mit der zentral darin gelegenen nägel (nicht aber Zehennägel) sowie diverse in-
Brustwarze (Mamille). nere Organe wie die Nieren. Die schiefergraue
Areola maø mmae f: engl. mammary areola; syn. Verfärbung tritt auf v. a. nach Anwendung sil-
Warzenhof. Gerunzelte, pigmentierte Umge- berhaltiger Arzneimittel, lokal auch durch
bung der Brustwarze (Mamille). Die Areola Schmuck und nach einer Akupunktur.
mammae weist 10–15 durch Talgdrüsen (Glan- Argyrose → Argyrie
dulae areolares) aufgeworfene und kreisförmig Arhinenzephalie f: engl. arhinencephaly. Fehlen
angeordnete kleine Erhebungen (Tubercula von Riechbahn* und Rhinenzephalon sowie
areolae) auf, die während der Laktation die häufig auch der Stirnlappen des Gehirns durch
Haut vermehrt befeuchten und einfetten. frühzeitige Entwicklungsstörungen nach Arlt-Reposition: Reposition nach Arlt.
Areolitis f: Entzündung der Areola mammae. Schluss des Neuralrohrs, z. B. bei Holoprosenze-
Eine Areolitis tritt meist im Puerperium* sowie phalie, Trisomie* 13, Trisomie* 18 und beim
ggf. bei Scabies* auf. Wichtige Differenzial- Zellweger-Syndrom. tienten mit Querschnittsyndromen (z. B. Tetra-
diagnosen sind Entzündung der Montgomery- Arias-Stella-Phänomen n: engl. Arias-Stella plegie*) sowie Hochlagerung zur Entstauung
Drüsen, Paget*-Krankheit, Ekzem* und Psoria- phenomenon. Atypische Zellkernveränderungen bei Ödemen, (z. B. bei Lymphabflussstörungen
sis*. wie Hyperchromasie, Pleomorphismus, gestei- nach Brustentfernung) oder fehlgeleiteten Infu-
ARF: Abk. für akutes rheumatisches Fieber → gerte Mitoseaktivität und Hypertrophie im sionen (Paravasat*). Armhochlagerung. Unter-
Fieber, akutes rheumatisches hoch sezernierenden Drüsenepithel des Endo- polsterung des Arms mit Lagerungshilfsmitteln
Arginin n: engl. arginine; syn. L-Arginin; Abk. metriums. Die Veränderungen entstehen infol- (Kissen oder Armrampe), sodass die Hand höher
Arg. Stark basische, proteinogene und gluko- ge erhöhter Gonadotropinstimulation. Das Ari- liegt als der Ellenbogen und dieser wiederum
plastische α-Aminosäure*. Arginin ist Zwi- as-Stella-Phänomen kommt vor bei Abort* und höher als das Schultergelenk. Armlagerung im
schenprodukt im Harnstoffzyklus* und Aus- intrauterinem Fruchttod* mit Weiterprolifera- Rahmen der Bobath-Lagerung:
gangsstoff der Biosynthese von Stickstoffmono- tion des Trophoblasten, bei Extrauteringravidi- – Schultern waagerecht lagern, dabei Hochzie-
xid*. Für Erwachsene ist die Aminosäure nicht tät*, Trophoblasttumoren* oder nach Gonado- hen der Schultern vermeiden
essenziell. L-Arginin kommt besonders in Pro- tropintherapie. – Abduktion des Arms mit ca. 30°
taminen und Histonen* vor und ist Bestandteil Hinweis: Das Arias-Stella-Phänomen führt gele- – Außen- und Innenrotation des Arms im
von Infusionslösungen. gentlich zur Verwechslung mit Karzinomzel- Wechsel
Arginin-Harnstoff-ZyXklus → Harnstoffzyklus len. – Nullstellung bezüglich der Schulterstre-
Argininosuccinat n: engl. argininosuccinate; Ariboflavinose → Vitamin B2 ckung und Schulterbeugung.
syn. Argininbernsteinsäure. Nicht proteinogene Ariboflavinose f: engl. ariboflavinosis. Stoff- Hinweis: In anderem Sinn bezeichnet der Be-
Aminosäure*. Argininosuccinat ist Zwischen- wechselerkrankung durch Mangel an Ribofla- griff „Armlagerung“ eine Zusatzplatte für den
produkt im Harnstoffzyklus*; es wird zu Fuma- vin (Vitamin B2), v. a. in tropischen Ländern. Ur- Operationstisch mit Polstermulde, verstellba-
rat und Arginin* umgesetzt. sachen sind meist Resorptionsstörungen wie rem Gelenk und Gurten zur Fixierung des Arms
Argininosuccinatsynthetase-Mangel → Ci- chronische Gastroenteritis, Zöliakie* und Anti- während einer Operation.
trullinämie biotikatherapie sowie Leberkrankheiten. Be- Armlösung f: engl. arm delivery. Geburtshilfli-
Argininvasopressin → Hormon, antidiureti- handelt wird durch ausreichende Zufuhr von cher Handgriff zur Lösung eines oder beider Ar-
sches Riboflavin. me bei einer Geburt aus Beckenendlage.
Argonkoagulation → Gaskoagulation Arithmasthenie → Dyskalkulie Siehe Abb.
Argon-Plasma-Koagulation f: engl. argon plas- Arlt-Reposition f: engl. Arlt’s method. Verfah- Formen: Armlösung nach Bickenbach, klassi-
ma coagulation. Thermisches Verfahren zur Koa- ren zur Reposition einer vorderen Schulterge- sche Armlösung, Armlösung nach Lövset, Arm-
gulation und Schrumpfung von Gewebe. Die lenkluxation*. Der Patient sitzt auf einem Stuhl lösung nach Müller.
Argon-Plasma-Koagulation dient der Blutstil- mit Lehne. Der verletzte Arm wird über die ge- Hintergrund: Bei einem Geburtsverlauf aus Be-
lung oder z. B. zur Verkleinerung von Tumoren. polsterte Oberkante der Stuhllehne gelegt. Die ckenendlage kann es zum Hochschlagen eines
Komplikationen sind Perforation (0,2 %), sub- Reposition geschieht durch Dauerzug am Arm oder beider Arme neben den kindlichen Kopf
kutanes Emphysem und Pneumoperitoneum. nach distal bei gebeugtem Ellenbogen. kommen. In diesem Fall ist geburtsmechanisch
Argonz-Ahumada-Castillo-Syndrom n: engl. Hinweis: Eine gute Polsterung ist erforderlich im mütterlichen Becken zu wenig Platz, um die
del Castillo syndrome. Idiopathische Form des für den Schutz von Nerven und Gefäßen in der Geburt zu beenden. Deswegen gibt es verschie-
Galaktorrhö*-Amenorrhö-Syndroms. Axilla (siehe Abb.). dene Verfahren oder Handgriffe, um die Arme
Argyll-Robertson-Phänomen n: engl. Argyll Armaturenbrettverletzung → Dashboard In- zu lösen und die akute Notsituation zu been-
Robertson pupil; syn. Argyll-Robertson-Pupille. jury den.
Klassisches Pupillenzeichen bei 60–70 % der Pa- Arm-Bein-Iøndex → Knöchel-Arm-Index Armödem → Lymphödem
tienten mit Neurosyphilis* in Form von beein- Armlagerung f: engl. positioning of the arm(s). Armödem → Paget-von-Schrötter-Syndrom
trächtigter Lichtreaktion* bei erhaltener Kon- Lagerung des Arms bei der Bobath*-Lagerung Armorthese → Orthese
vergenzreaktion*, Licht*-Nah-Dissoziation und zur Vermeidung von Kontrakturen* und Armpleø xusanästhesie f: engl. brachial plexus
Miosis*. Anfangs tritt das Argyll-Robertson- schmerzhaftem Schulter-Arm-Syndrom bei Pa- anesthesia. Anästhesie* der oberen Extremität
Armplexusparese 134

Stichrichtung direkt auf Pleura zu, sollte das


A Verfahren nicht mehr eingesetzt werden;
USRA ist wegen Klavikula im Schallfenster
nur durch Geübte möglich
– Indikationen: wie bei axillärer Plexusanäs-
thesie, auch bei fehlender Abduzierbarkeit
des Armes möglich
– Kontraindikationen: 1. Thoraxdeformität
2. disloziert verheilte Klavikulafraktur
3. Schrittmacher 4. Port oder andere Fremd-
körper im Punktionsgebiet
– Komplikationen: 1. Pneumothorax 2. Gefäß-
verletzung.
Armplexusanästhesie: interskalenäre Darstellung
Supraklavikuläre Plexusanästhesie: durch er-
des Plexus brachialis (1); 2: Arteria carotis. [39]
fahrenen Anwender vorgenommene, sonografi-
sche Punktion (Neurosonografie) über dem
Schlüsselbein; von lateral nach medial mit Ult-
des Ringknorpels (Cartilago cricoidea) am raschallkopf parallel zur Klavikula; Komplikati-
Armlösung: 1: Erfassen der Füße des bis zu den Hinterrand des M. sternocleidomastoideus onen: Pneumothorax. Wirkstoff für Armple-
Schultern geborenen Kindes und kräftiges Strecken ca. 30° zur Haut im Verlauf der Skalenuslü- xusanästhesie:
des Kindes bodenwärts; 2: kräftiges Hineinschieben cke nach kaudal und leicht lateral 4. Lage- – Initial: 1. Prilocain 1%ig 2. Mepivacain 1%ig
der Beine in die entsprechende Schenkelbeuge; kontrolle mittels Nervenstimulator, Prüfung 3. Ropivacain 0,5–0,75 % 30–40 ml
3: Schienen des Oberarms mit mindestens 2 Fingern der Reizantwort des M. deltoideus, M. biceps – kontinuierlich Ropivacain 0,2–0,375 % 6–
und Herausstreifen durch wischende Bewegung über brachii 5. sonografische Darstellung des Ple- 8 ml/h.
die Brust; 4: stopfende Bewegungen und Drehung xus brachialis (siehe Abb.) 6. Punktion out of Armpleø xusparese f: engl. brachial plexus paraly-
um 180°, um den vorderen Arm nach hinten in die plane (leichteres Vorschieben des Katheters, sis. Lähmung* durch Läsion des Plexus brachia-
Kreuzbeinhöhle zu bringen (anschließend analoge bei in plane Sichtbarkeit der Kanüle im Ver- lis, z. B. infolge Geburtstrauma, Unfall (häufig
Entwicklung). [43] lauf, aber gehäuft akzidentelle Blockade von bei Motorradfahren), Klavikulafraktur* oder
N. recurrens und N. phrenicus) Strahlentherapie* bei Mammakarzinom* oder
– Indikationen: 1. Operation im Bereich von anderen Tumoren.
durch Blockade des Plexus brachialis. Dabei proximalem Oberarm und Schulter 2. Mobi- Formen:
wird ein Lokalanästhetikum injiziert in die um- lisation (frozen shoulder) 3. Physiotherapie – Obere Armplexusparese (syn. Erb- oder Du-
gebende Gefäßnervenscheide bzw. in die un- im Schulterbereich 4. Sympathikolyse chenne-Erb-Lähmung): 1. 5.–6. zervikales
mittelbare Nähe des Plexus brachialis. – Kontraindikationen: 1. kontralaterale Phre- spinales Segment (C5–C6) mit Lähmung von
Formen: Axilläre Plexusanästhesie (sog. Axilla- nikusparese und Rekurrensparese 2. COPD* Abduktion* und Außenrotation im Schulter-
risblock): häufigste und komplikationsärmste (relative Kontraindikation) gelenk, Flexion* im Ellenbogengelenk und
Form mit perivaskulärer Punktion im Bereich – Komplikationen: 1. Phrenikusblockade* Sensibilitätsstörung* über Musculus* deltoi-
der Axilla; mit Blockade von Nervus ulnaris, (3,3 %) 2. Horner*-Syndrom (13 %) 3. Rekur- deus und an Radialseite des Unterarms 2. er-
medianus, radialis und musculocutaneus mit- rensparese (6,5 %) 4. ggf. Bezold*-Jarisch-Re- weiterte obere Armplexusparese (C5–C7) mit
tels USRA Möglichkeit des selektiven Umsprit- flex (selten, meist bei Punktion nach Winnie) zusätzlicher Lähmung von Flexion und Ex-
zens der Nerven mit Lokalanästhetikum, v. a. 5. hohe Periduralanästhesie 6. totale Spinal- tension* im Ellenbogen und der Finger sowie
des häufig bei der Stimulationstechnik ausge- anästhesie. Dorsalextension der Hand
sparten N. musculocutaneus. Infraklavikuläre Plexusblockade nach Raj – untere Armplexusparese (syn. Klumpke- oder
– Vorgehen: 1. Patient in Rückenlage 2. Arm (Borgeat): Punktion unterhalb des Schlüssel- Déjerine-Klumpke-Lähmung): 1. 8. zervika-
90° abduziert, außenrotiert, Ellenbogen ca. beins, in laterale Richtung und bei Abduktion; les Segment bis 1. thorakales spinales Seg-
90° gebeugt 3. Punktion axillanah oberhalb Sonderform VIP (vertikale infraklavikuläre Ple- ment (C8–Th1) mit Lähmung der Fingerbe-
der A. axillaris 4. Vorschieben der Kanüle in xusblockade). wegungen und Sensibilitätsstörung an Ul-
30–45° zur Haut 5. Lagekontrolle mittels – Vorgehen: 1. Patient in flacher Rückenlage narseite des Unterarms 2. evtl. kombiniert
Nervenstimulator → motorische Antwort der 2. Punktion dicht unterhalb des Schlüssel- mit Horner*-Syndrom.
Fingermuskulatur beins in senkrechter Richtung zur Unterlage Armprothese f: engl. upper limb prosthesis. Pro-
– Indikationen: Operation im Bereich von: des Patienten 3. Punktionsort anatomisch these für die Versorgung einer Amputation im
1. Hand 2. Unterarm 3. Ellenbogen 4. dista- streng mittig auf Strecke zwischen Fossa ju- Bereich der Schulter, des Ober- und Unterarms
lem Oberarm 5. sowie zur Sympathikolyse. gularis (Jugulum) und Ende des ventralen bis zur Hand.
Interskalenäre Plexusanästhesie (sog. Inter- Akromionfortsatzes 4. Kontrolle durch Einle- Formen:
skalenusblock; ursprünglich von Winnie 1970, gen des Zeigefingers in Mohrenheim-Grube – Kosmetische Armprothese: Wiederherstel-
modifiziert nach Meier 1997): in hintere Skale- 5. Lagekontrolle mittels Nervenstimulator, lung des äußeren Erscheinungsbilds
nuslücke*. in der Regel nach 3–5 cm Einstichtiefe Kon- – funktionelle Armprothese: Nachbildung von
– Vorgehen: 1. Patient in Rückenlage 2. Dre- traktionen in den Fingern als Zeichen für Bewegungsmustern, Schulter und Ellenbo-
hung des Kopfes auf die nicht zu blockieren- korrekte Kanülenlage in unmittelbarer Nähe gengelenk führen prothetische Hand als
de Seite 3. Punktion 2 cm oberhalb der Höhe des Plexus brachialis 6. Anmerkung: wegen Greiforgan an ein Zielobjekt
135 arrhythmogen

– eigenkraftgetriebene Armprothese: Bewe- hang zwischen Arousal und Leistungsfähigkeit


gung mit Muskelkraft
– fremdkraftgetriebene Armprothese: mit
wird mit dem Yerkes-Dodson-Gesetz beschrie-
ben. Hiernach besteht niedrige Leistungsfähig-
A
Energiespeicher und elektromechanischem keit bei sehr geringem und sehr hohem Arousal
Antrieb, Ansteuerung (myoelektrische Arm- und beste Leistungsfähigkeit bei mittlerem
prothese) über elektrische Muskelpotenziale Arousal.
der verbliebenen Muskulatur (EMG). ARPKD: Abk. für engl. autosomal recessive po-
Armprothese, myoeleø ktrische → Armpro- lycystic kidney disease → Nierenerkrankung,
these zystische
Armschlinge f: engl. arm sling. Bandage zur Array: Räumliche Anordnung von mehreren
kurzfristigen Ruhigstellung der oberen Extre- Schallkopfelementen (linear, ringförmig, kreis-
mität in angewinkelter Position bei Verletzun- Armvorfall: Vorfall des rechten Arms bei I. Schädel- förmig) bei der B-Bild-Methode der Ultraschall-
gen oder nach Operationen. Dazu kann ein Fer- lage. diagnostik* oder von mehreren Spulenelemen-
tigprodukt oder ein Schlauchverband verwen- ten in der MRT.
det werden. Siehe Abb. Arrhenoblastom n: engl. arrhenoblastoma. Ver-
altete Bezeichnung für Androblastom* im Ovar.
Armvorhaltetest → Matthiass-Armvorhalte- Arrhythmiøa absoluta f: engl. continuous ar-
test rhythmia; syn. Absolute Arrhythmie; Abk. AA.
Armvorliegen n: engl. low lying arm. Position Bezeichnung für absolut arrhythmische Kam-
von Hand oder Arm vor oder neben dem voran- mererregungen mit völlig regellosen Abständen
gehenden Kindsteil unter der Geburt. Bei ge- zwischen den einzelnen QRS-Komplexen im
schlossener Fruchtblase spricht man von einem EKG bei Vorhofflimmern*. Klinisch imponiert
Vorliegen des Armes, nach dem Blasensprung ein Pulsus* irregularis mit Pulsdefizit*.
von einem Armvorfall*. Siehe Abb. Einteilung: Nach Kammerfrequenz (AV-Überlei-
tungszeit)
– Bradyarrhythmia absoluta (BAA): bradykar-
des Vorhofflimmern (mit bradykarder Kam-
merüberleitung), Kammerfrequenz unter 60/
min
– normfrequente AA: normfrequentes Vorhof-
Armschlinge: Fertigprodukt aus Baumwolle. [171] flimmern (mit normfrequenter Kammer-
überleitung), Kammerfrequenz 60–100/min
– Tachyarrhythmia absoluta (TAA): tachykar-
des Vorhofflimmern (mit tachykarder Kam-
Armstrong-Krankheit → Choriomeningitis, merüberleitung), Kammerfrequenz über 100/
lymphozytäre Armvorliegen: Vorliegen des rechten Arms bei I. min.
Armtonusreaktion f: engl. brachial tonicity re- Schädellage. Arrhythmie f: engl. arrhythmia. Unregelmäßi-
action; syn. Armvorhalteversuch. Test zur ger oder fehlender Rhythmus. Im engeren Sinn
Gleichgewichtsprüfung* und bei Verdacht auf steht der Begriff Arrhythmie für eine zeitliche
zentrale Parese, bei dem der Proband beide ARN: Abk. für akute Retinanekrose → Retina- Unregelmäßigkeit der elektrischen Herz- oder
Hände mit den Handflächen nach oben hori- nekrose, akute Hirntätigkeit.
zontal ausstreckt und dabei die Augen schließt. Arneth-Leukozytenschema n: engl. Arneth’s Arrhythmie, absolute → Arrhythmia absoluta
Einseitiges Absinken ist Hinweis auf z. B. Schä- formular. Schema zur Einteilung der granulo- Arrhythmie, erbliche f: engl. hereditary arrhyth-
digung des homolateralen Labyrinths oder eine poetischen Reifungsreihe in Myelozyten*, leicht mia. Sammelbezeichnung für genetisch beding-
latente zentrale Parese. und stark eingebuchtete, nichtsegmentierte te Herzrhythmusstörungen*.
Armvenenthrombose → Paget-von-Schrötter- und segmentierte Granulozyten und in zahlrei- Formen:
Syndrom che Unterklassen. – Hereditäres Arrhythmiesyndrom: 1. mögli-
Armvorfall m: engl. arm prolapse. Position von Aromatase f: syn. CYP19. Enzym (EC 1., Oxi- che Ursache für vital bedrohliche Herzrhyth-
Hand oder Arm vor oder neben dem vorange- doreduktase), das androgene Steroidhormone musstörung (siehe auch plötzlicher Herz-
henden Kindsteil unter der Geburt, nach erfolg- (z. B. Testosteron, Androstendion) zu Östroge- tod*) 2. primäres hereditäres (familiäres) Ar-
tem Blasensprung. In dieser Situation ist eine nen* (Estradiol, Estron) umwandelt, indem es rhythmiesyndrom: kardiale Ionenkanaler-
Entbindung durch Kaiserschnitt (Sectio caresa- Cytochrom-P-450-abhängig den Ring A durch krankung* 3. bei erblich bedingter struktu-
rea) notwendig. oxidative Eliminierung der Methylgruppe am reller Herzerkrankung (z. B. ARVD, Noncom-
Vorkommen: C10 aromatisiert. Aromatasehemmer werden paction*-Kardiomyopathie, hypertrophe oder
– Häufiger bei Querlage; bei Armvorfall spricht bei postmenopausalen Patientinnen mit Mam- dilatative Kardiomyopathie*)
man dann auch von einer verschleppten makarzinom eingesetzt. – Präexzitationssyndrom*
Querlage mit der Gefahr einer Uterusruptur Arousal n: Grad der zentralnervösen Aktivie- – familiärer Herzblock*.
(siehe Querlage* Abb. 2 dort und siehe Abb.) rung, meist nach sensorischer Stimulation. Ty- arrhythmogen: engl. arrhythmogenic; syn. pro-
– ebenfalls etwas häufiger bei Frühgeburten, pische Merkmale sind Aufmerksamkeit, Reakti- arrhythmisch. Herzrhythmusstörung begünsti-
kleinen Kindern und Mehrgebärenden. onsbereitschaft und Vigilanz*. Der Zusammen- gend oder auslösend.
Arrhythmogenic Right Ventricular Cardiomyography 136

Arrhythmogenic Right Ventricular Cardio- mit Täuschungsabsicht als milde Form einer ar- Arteria auricularis posterior f: engl. posterior
A myography → Dysplasie, arrhythmogene
rechtsventrikuläre
tifiziellen Störung*.
arteficialis: Künstlich hergestellt.
auricular artery; syn. A. auricularis posterior. Ast
aus der A. carotica externa, der mit dem M. stylo-
Arrosion f: Zerstörung von Gewebestrukturen Artemether n: Artemisinin-Derivat, ein Anti- hyoideus aufsteigt und zwischen Warzenfortsatz
und Organen, insbesondere von Gefäßwänden malariamittel, dessen endogene Peroxidgruppe und Ohrmuschel verläuft. Die A. auricularis pos-
und Knochen, durch Entzündungsvorgänge, in den infizierten Erythrozyten für Plasmodien terior versorgt unter anderem Teile von Ohrmu-
Geschwüre, Aneurysmen oder maligne Tumo- toxische Radikale bildet. Artemether wird der- schel, Trommelfell und die Ohrspeicheldrüse.
ren. zeit nur in fixer Kombination mit Lumefantrin Versorgungsgebiet:
Arsenintoxikation f: engl. arsenic poisoning; zur Therapie der unkomplizierten Malaria tro- – Paukenhöhle*
syn. Arsenvergiftung. Intoxikation insbesonde- pica eingesetzt. – Innenfläche des Trommelfells
re durch hochgiftiges weißes Arsenik (Ratten- Arteria f: engl. artery; syn. Arterie; Abk. A. Blut- – Cellulae mastoideae
gift). Lösliche Arsen-Verbindungen wie Oxide, gefäß mit vom Herzen wegleitender Strö- – M. stapedius
Säuren und deren Salze zeigen eine hohe Toxi- mungsrichtung (Näheres siehe Arteriae*). – Hinterfläche der Ohrmuschel
zität (leichte Resorption), elementares Arsen Arteria alveolaris inferior f: engl. inferior alveo- – Warzenfortsatz
(unlöslich) ist ungiftig. Therapiert wird sympto- lar artery. Ast der A. maxillaris, der im Canalis* – Glandula parotidea
matisch sowie durch primäre Detoxikation* mandibulae verläuft und Mandibula*, untere – Muskeln des Warzenfortsatzes und Griffel-
und Einsatz des Antidots Dimercaptopropan- Zähne und Zahnfleisch, Mundboden, Kinn und fortsatzes.
sulfonsäure* (DMPS). Unterlippe versorgt. Die A. alveolaris inferior Arteria axillaris f: engl. axillary artery; syn. A.
– Akute Arsenintoxikation: ca. 2 h nach per- gibt in ihrem Verlauf die Rami dentales, Rami axillaris. Arterie des Oberarms. Die A. axillaris
oraler bzw. inhalativer Aufnahme einsetzen- peridentales, den Ramus mentalis und den Ra- setzt sich auf Höhe der 1. Rippe aus der A. sub-
de Symptome, v. a.: 1. Schleimhautreizungen mus mylohyoideus ab. clavia fort und geht am Unterrand des M. pecto-
(Augen, Respirationstrakt) 2. heftige Bauch- Arteria angularis f: engl. angular artery; syn. A. ralis major in die A. brachialis über. Sie versorgt
schmerzen mit blutiger Diarrhö und evtl. Er- angularis. Endast der A. facialis, der den inne- die Muskeln der seitlichen Brustwand, der
brechen 3. Wadenkrämpfe infolge von star- ren Augenwinkel und die äußere Nase* ver- Schultergegend und des Oberarms.
kem Wasser-, Elektrolyt- und Proteinverlust sorgt. Gemeinsam mit der A. supraorbitalis ver- Verlauf:
4. Schock mit akutem Leber- und Nierenver- bindet die A. angularis die Versorgungsgebiete – Entspringt aus der A. subclavia auf Höhe der
sagen* 5. evtl. tödliches Koma und zentrale von A. carotis interna und A. carotis externa. 1. Rippe
Atemlähmung Arteria appendicularis f: engl. appendicular ar- – verläuft in der Fossa* axillaris umgeben von
– chronische Arsenintoxikation: gewerbli- tery; syn. A. appendicularis. Endarterie aus der Fasciculi des Plexus brachialis
che Arsenintoxikation, früher insbesondere A. ileocolica. Die A. appendicularis zieht im Me- – geht am Unterrand des M. pectoralis major in
sog. Winzerkrebs (Berufskrankheit Nr. 1108): soappendix* zum Appendix* vermiformis und die A. brachialis über.
1. Arsenmelanose (gesteigerte Melaninsyn- versorgt diesen. Äste:
these mit dunkelbrauner Pigmentierung be- Arteria arcuata f: engl. arcuate artery; syn. A. – A. thoracica superior
sonders des Stamms) 2. Arsenkeratosen (Stö- arcuata. Inkonstant ausgebildeter Ast der A. – A. thoracoacromialis
rungen im Nagelwachstum) und Leukony- dorsalis pedis. Die A. arcuata verläuft in einem – A. thoracica lateralis
chie* 3. akneartige Gesichtseffloreszenzen Bogen auf den Basen der Mittelfußknochen und – A. subscapularis
4. evtl. Tumoren: I. an der Haut (Basaliome, unter dem M. extensor digitorum brevis. Sie – A. circumflexa humeri anterior
Bowen-Krankheit, Plattenepithelkarzinom*) versorgt Fußrücken und Zehen. Siehe Abb. – A. circumflexa humeri posterior.
II. an anderen Organen (Lunge, Leber, Pank- Arteria basilaris f: engl. basilar artery; syn. A.
reas, Niere) 5. Polyneuropathie* 6. Enzepha- basilaris. Arterie, die durch die Vereinigung der
lopathie* 7. ischämische Nekrosen. zwei Aa. vertebrales beim Eintritt ins Schädelin-
Arsen-Polyneuropathie f: engl. arsenic polyneu- A. tibialis anterior nere entsteht. Die A. basilaris verläuft zwischen
ropathy. Durch Arsen hervorgerufene toxische Pons* und Clivus* nach rostral und versorgt da-
Polyneuropathie*. Aa. malleolares bei Innenohr* und Teile des Gehirns*. Sie ist
anteriores mediales
Artefaø kt n: engl. artifact. Auffälligkeit in einem Teil des Circulus* arteriosus cerebri.
Untersuchungsbefund ohne physiologisches A. tarsalis lateralis Arteria-basilaris-Stenose → Durchblutungs-
bzw. pathologisches Korrelat, z. B. im Rahmen A. dorsalis pedis störung, vertebrobasiläre
der bildgebenden Diagnostik (Bewegungsarte- Arteria brachialis f: engl. brachial artery; syn.
A. tarsalis medialis
fakte, Ringartefakte). Auch durch Selbstverlet- Oberarm-Arterie. Arterie des Oberarms. Die
zung* beigefügte Traumata werden als Artefak- A. arcuata A. brachialis setzt sich am Unterrand des M. pec-
te bezeichnet (insbesondere Hautläsionen; siehe Aa. metatarsales dorsales toralis major aus der A. axillaris fort und zieht
auch kutaner Artefakt*). im Sulcus bicipitalis medialis zur Ellenbeuge.
Artefaø kt, kutaner m: engl. self-induced skin le- Dort teilt sie sich in die A. radialis und A. ulnaris.
sion; syn. Dermatitis artefacta. Meist oberfläch- A. digitales dorsales Sie versorgt weite Bereiche des Oberarms.
liche Hauterosionen durch Selbstmanipulation, Verlauf:
z. B. Kratzen, Zupfen, forciertes Waschen, evtl. – Entspringt am Unterrand des M. pectoralis
mit ätzenden Lösungen. Diese Handlungen er- Arteria arcuata: Die A. arcuata ist ein kräftiger major aus der A. axillaris
folgen zumeist in Zusammenhang mit einer Gefäßabgang der A. dorsalis pedis, der sich rasch in – zieht im Sulcus bicipitalis medialis zwischen
Konfliktreaktion zum Spannungsabbau oder weitere distal ziehende Abgänge auffächert, die die Beugern und Streckern des Oberarms zur El-
Zehen und den Fußrücken versorgen. lenbeuge
137 Arteria-carotis-interna-Stenose

– wird begleitet vom N. medianus des 4. Halswirbels: Hier sind Rezeptoren* lo- rior 4. A. choroidea anterior 5. A. uncalis
– tritt unterhalb der Bizepssehne in die Tiefe
der Ellenbeuge ein
kalisiert, die auf Blutdruckschwankungen re-
agieren. Durch Druck auf diese Stelle kann
6. Rr. clivales 7. R. meningeus.
Versorgungsgebiet:
A
– teilt sich in die A. radialis und A. ulnaris. ein Blutdruckabfall provoziert werden (Karo- – Paukenhöhle*
Klinische Bedeutung: Die Nähe der A. brachialis tissinusreflex). In diesem Bereich befindet – Hirnhaut
zum Humerus* kann bei Frakturen* zu Blutun- sich auch das Glomus caroticus. Das Organ – Ganglion trigeminale
gen* führen. Im Rahmen der Blutstillung* er- mit Chemorezeptoren reagiert auf Partial- – Hypophyse*
leichtert der Humerus aber als Widerlager die drücke von O2 bzw. CO2. – Augenhöhle einschließlich Bulbus
Kompression der Arterie. Distal vom Abgang Versorgungsgebiet: Teile von Hals und Kopf. – Teile des Gehirns
der A. profunda brachii kann die A. brachialis Im Regelfall gibt die A. carotis communis keine – vordere Teile der Nasenhöhle*
unterbunden werden, da in diesem Bereich aus- Äste ab. – Stirn*.
reichende Anastomosen* über das Rete* articu- Arteria carotis exteø rna f: engl. external carotid Arteria-carotis-inteø rna-Dissektion f: syn. Ka-
lare cubiti bestehen. Die A. axillaris bzw. brachi- artery; syn. A. carotis externa. Paarig angelegte rotis-Dissektion. Einblutung in die Gefäßwand
alis ist zwischen dem Abgang der A. subscapula- Arterie, die an der Bifurcatio* carotidis aus der der A. carotis interna mit 70%igem Risiko eines
ris und A. profunda brachii unerlässlich für die A. carotis communis hervorgeht und über den Hirninfarkts. Die Diagnose gelingt mit kont-
Versorgung des Arms und darf hier keinesfall Hals zum Schädel zieht. Gemeinsam mit ihren rastmittelgestützter MR-Angiografie sowie fett-
unterbunden werden. Ästen versorgt sie Schädel, Gesicht, Teile von supprimierten Sequenzen. Eine Akuttherapie
Arteria brachialis superficialis f: engl. superfi- Schilddrüse*, Kehlkopf und Pharynx*. erfolgt innerhalb der Zulassungskriterien mit
cial brachial artery. Manchmal ausgebildete Vari- Verlauf: systemischer Lysetherapie, Sekundärprophyla-
ante der A. brachialis. Die A. brachialis verläuft – Ursprung: A. carotis communis xe mit oralen Antikoagulanzien oder Thrombo-
dann nicht unter, sondern über dem N. media- – dann in der Vagina carotica unter dem M. sty- zytenaggregationshemmern. Die Arteria-caro-
nus. lohyoideus und dem hinteren Bauch des M. tis-interna-Dissektion ist häufige Ursache juve-
Arteria buccalis f: engl. buccal artery; syn. A. digastricus niler Hirninfarkte.
buccalis. Ast aus der A. maxillaris. Die A. bucca- – in der Glandula* parotidea (Fossa retroman- Ursachen: Unterschieden werden spontane Dis-
lis verläuft auf dem M. buccinator* und versorgt dibularis). sektionen (ohne sicheren Auslöser, nach Baga-
Wange und Zahnfleisch. Arteria-carotis-exteø rna-Stenose → Arteria- telltraumen sowie bei vorbestehenden Bindege-
Arteria caecalis anterior f: engl. anterior caecal carotis-interna-Stenose websstörungen wie Marfan*-Syndrom, Ehler-
artery; syn. A. caecalis anterior. Ast aus der A. Arteria-carotis-exteø rna-Stenose → Durch- Danlos-Syndrom, fibromuskulärer Dysplasie*,
ileocolica. Die A. caecalis anterior zieht in der blutungsstörung, zerebrale nach vorangegangenen Infektionen) von trau-
Plica caecalis vascularis zur Vorderfläche des Zä- Arteria-carotis-exteø rna-Stenose → Schlagan- matischen Dissektionen (häufig durch Ver-
kums* und versorgt dieses. fall kehrs- oder Sportunfälle). Bilaterale Dissektio-
Arteria caecalis posterior f: engl. posterior cae- Arteria carotis inteø rna f: engl. internal carotid nen sind möglich. Meist ist die A. carotis interna
cal artery; syn. A. caecalis posterior. Ast aus der artery; syn. A. carotis interna. Arterie, die an der in Höhe HWK 2 betroffen. Nur selten setzt sich
A. ileocolica. Die A. caecalis posterior zieht hin- Bifurcatio* carotidis aus der A. carotis commu- die Dissektion nach intradural fort.
ter dem Ileum* zum Zäkum* und versorgt die- nis hervorgeht. Die A. carotis interna lässt sich Klinik:
ses. in 4 Abschnitte unterteilen: Pars cervicalis, Pars – Lokaler Schmerz entlang des Gefäßverlaufs,
Arteria callosa mediana → Arteria cerebri an- petrosa, Pars cavernosa und Pars cerebralis. Mit ggf. Projektionsschmerz orbital, facial, tem-
terior ihren Ästen versorgt sie weite Teile von Schädel, poroparietal
Arteria carotis communis f: engl. common ca- Gehirn* und Auge*. – Horner*-Syndrom
rotid artery; syn. A. carotis communis. Seitlich Unterteilung: – kaudale Hirnnervenausfälle
von Luftröhre und Kehlkopf verlaufendes, paa- – Pars cervicalis im Spatium lateropharyngeum – pulsatiler Tinnitus*
rig angelegtes Gefäß, das rechts aus dem Trun- ohne Äste – retinale Ischämien
cus* brachiocephalicus bzw. links aus dem Aor- – Pars petrosa im Canalis caroticus des Os tem- – ischämische Symptome des Anterior- und
tenbogen entspringt. Auf Höhe des 4. Halswir- porale Mediastrombahngebietes (häufig arterio-ar-
bels entlässt die A. carotis communis die A. caro- – Pars cavernosa im Sinus cavernosus teriell embolisch bedingte Infarkte).
tis interna und die A. carotis externa. Hier kann – Pars cerebralis intradural nach Durchboh- Arteria-carotis-inteø rna-Stenose f: engl. inter-
der Karotissinusreflex ausgelöst werden. rung der Dura* mater neben dem Processus nal carotid artery stenosis. Stenose* der A. carotis
Verlauf: clinoideus anterior bis zur Aufteilung in die interna, meist extrakraniell im Abgangsbereich
– Zunächst im Mediastinum superius A. cerebri anterior und die A. media. gelegen. Häufigste Ursache ist Arteriosklerose,
– am Hals gemeinsam mit der V. jugularis in- Abzweigende Äste: weitere Ursachen sind Dissektionen, Vaskuliti-
terna und dem N. vagus in einer Bindege- – Pars petrosa: 1. Aa. caroticotympanicae 2. A. den oder fibromuskuläre Dysplasien. Die Diag-
websscheide (Vagina carotica) canalis pterygoidei nostik erfolgt mit Doppler/Duplexsonografie
– am Vorderrand des M. sternocleidomastoide- – Pars cavernosa: 1. R. basalis tentorii 2. R. und ggf. KM-unterstützter Bildgebung. Thera-
us im muskelfreien Trigonum caroticum marginalis tentorii 3. R. meningeus 4. R. si- piert wird mit Thrombozytenaggregationshem-
– am 6. Halswirbel dicht am Tuberculum caro- nus cavernosi 5. A. hypophysialis inferior mern und je nach Stenosegrad und Symptoma-
ticum vorbei (an dieser Stelle kann die A. ca- 6. Rr. ganglionares trigeminales 7. Rr. nervo- tik mit Rekanalisierungsverfahren.
rotis communis von außen abgedrückt wer- rum Klinik:
den) – Pars cerebralis: 1. A. ophthalmica 2. A. hypo- – Asymptomatisch
– Erweiterung zum Sinus* caroticus an der Tei- physialis superior 3. A. communicans poste- – Ischämie im Strombahngebiet der A. cerebri
lungsstelle (Bifurcatio* carotidis) auf Höhe media: je nach betroffenem Areal bleibende
Arteria caudae pancreatis 138

Arteria ceø rebri f pl: engl. cerebral arteries; syn. Äste:


A A. cerebri. Die 3 paarig angelegten Hauptgefäße
für die Versorgung des Gehirns*: Arteria* cereb-
– Pars sphenoidalis: 1. Aa. centrales anterolate-
rales mit: I. Rr. proximales laterales striate
ri anterior, Arteria* cerebri media und Arteria* II. Rr. distales laterales striate III. A. uncalis
cerebri posterior. Die A. cerebri anterior und die (inkonstant) IV. A. polaris temporalis V. A.
A. cerebri media entspringen aus der A. carotis temporalis anterior
interna, die A. cerebri posterior aus der A. ver- – Pars insularis: 1. Aa. insulares 2. Rr. termina-
tebralis. les inferiores mit: I. R. temporalis anterior
Arteria ceø rebri anteø rior f: engl. anterior cerebral II. R. temporalis medius III. R. temporalis
artery; syn. A. cerebri anterior. Paarig angelegte, posterior IV. R. temporooccipitalis V. R. gyri
vordere der großen Hirnarterien (Arteriae* cereb- angularis 3. Rr. terminales superiores mit: I.
ri). Die Aa. cerebri anteriores entspringen links A. frontobasalis lateralis (A. orbitofrontalis
Arteria-carotis-interna-Stenose: hochgradige bzw. rechts aus der A. carotis interna und unter- lateralis) II. A. prefrontalis III. A. sulci pre-
Stenose der A. carotis interna rechts mit erheblicher gliedern sich in 2 Teile: die Pars precommunica- centralis IV. A. sulci centralis V. A. sulci post-
Flussbeschleunigung und Aufhebung des schall- lis und die Pars postcommunicalis. Sie versorgen centralis VI. A. parietalis anterior VII. A. pa-
freien Fensters (Duplexsonografie). [130] die mediale Hirnoberfläche und basale Teile von rietalis posterior.
Telenzephalon* und Dienzephalon*. Arteria-ceø rebri-meø dia-Infaø rkt m: engl. Middle
Äste: Cerebral Artery Infarction; syn. Media-Infarkt.
oder flüchtige, kontralaterale sensomotorische – Pars precommunicalis (Segmentum A1): Durchblutungsstörung im Strombahngebiet
Hemiparese*, Aphasie* (dominante Hemisphä- 1. Aa. centrales anteromediales mit: I. Aa. der A. cerebri media. Je nach betroffenem Areal
re), Akalkulie*, Agrafie, Anosognosie*, Apra- striatae mediales proximales II. A. supraopti- sind die Symptome eine kontralaterale senso-
xie*, Neglect* (nichtdominante Hemisphäre), ca III. Aa. perforantes anteriores IV. Aa. pre- motorische Hemiparese*, Aphasie* (dominante
Blickwendung und/oder Hemianopsie opticae Hemisphäre), Akalkulie*, Agrafie, Anosogno-
– Ischämie im Strombahngebiet der A. cerebri – A. communicans anterior (verbindet die bei- sie*, Apraxie*, Neglect* (nichtdominante Hemi-
anterior: je nach betroffenem Areal bleibende den Aa. cerebri anteriores miteinander): sphäre), Blickwendung und/oder Hemianopsie.
oder flüchtige, beinbetonte, vorwiegend mo- 1. Aa. centrales anteromediales mit: I. A. sup- Komplikation kann ein maligner Hirninfarkt
torische kontralaterale Hemiparese* oder iso- rachiasmatica II. A. commissuralis mediana mit intrakranieller Drucksteigerung sein.
lierte kontralaterale Beinparese (mantelkan- III. A. callosa mediana Arteria ceø rebri posteø rior: engl. posterior cere-
tennahe Ischämien), brachiofacial-betonte – Pars postcommunicalis (Segmentum A2): bral artery; syn. A. cerebri posterior; Abk. A. ce -
kontralaterale Hemiparese (innere Kapsel/ 1. A. striata medialis distalis 2. A. frontobasa- rebri poste rior. Hintere der großen Hirnarteri-
Caudatuskopf-Ischämien), Frontalhirnsyn- lis medialis (syn. A. oribitofrontalis medialis) en. Aus der A. basilaris stammend untergliedern
drom (bilaterale Ischämien), Neglect* (nicht- 3. A. polaris frontalis 4. A. callosomarginalis sich die Aa. cerebri posteriores in eine Pars pre-
dominante Hemisphäre), Inkontinenz, Pri- 5. A. pericallosa. communicalis, Pars postcommunicalis, A. occi-
mitivreflexe Arteria-ceø rebri-anteø rior-Infaø rkt m: engl. An- pitalis lateralis und A. occipitalis medialis. Über
– Ischämie im Strombahngebiet der A. oph- terior Cerebral Artery Infarction; syn. Anterior-In- die Aa. communicantes posteriores mit der A.
thalmica: bleibende oder flüchtige Amaurosis farkt. Durchblutungsstörung im Strombahnge- cerebri media verbunden versorgen sie Schlä-
(fugax). biet der A. cerebri anterior. Je nach betroffenem fenlappen und Hinterhauptlappen.
Diagnostik: Areal sind die Symptome eine beinbetonte, vor- Versorgungsgebiet:
– Evtl. auskultatorisches Stenosegeräusch wiegend motorische kontralaterale Hemipare- – Hinterhauptlappen
– farbcodierte Doppler-/Duplexsonografie se* oder isolierte kontralaterale Beinparese – basale Fläche des Schläfenlappens
(siehe Abb.) (mantelkantennahe Ischämien), brachiofazial- – mediale Fläche des Schläfenlappens.
– CT*-Angiografie betonte kontralaterale Hemiparese (innere Kap- Arteria-ceø rebri-posteø rior-Infarkt m: engl.
– MR-Angiografie sel/Caudatuskopf-Ischämien), Frontalhirnsyn- Posterior Cerebral Artery Infarction; syn. Posterior-
– digitale* Subtraktionsangiografie. drom (bilaterale Ischämien), Neglect* (nichtdo- Infarkt. Durchblutungsstörung im Strombahn-
Arteria caudae pancreatis f: engl. artery to tail minante Hemisphäre), Inkontinenz und Primi- gebiet der A. cerebri posterior. Je nach betroffe-
of pancreas; syn. A. caudae pancreatis. Ast aus tivreflexe. nem Areal sind die Symptome eine homonyme
einem der Rami pancreatici [A. splenica]. Die Arteria ceø rebri meø dia f: engl. middle cerebral Hemianopsie*, Metamorphopsien, kortikale
A. caudae pancreatis zieht zum Pankreas- artery; syn. A. cerebri media. Mittlere der großen Blindheit (bilaterale okzipitale Infarkte) und/
schwanz und versorgt diesen. Sie anastomosiert Hirnarterien. Die Aa. cerebri mediae setzen sich oder neuropsychologische Symptome (domi-
mit der A. pancreatica inferior. nach Erreichen des Schädelinneren aus der A. nante Hemisphäre). Die Beteiligung tiefer per-
Arteria centrales anterolaterales → Arteria carotis interna fort und untergliedern sich in forierender Äste führt u. a. zum Thalamussyn-
cerebri media die Pars sphenoidalis und Pars insularis. Sie ge- drom* und Hirnstammsyndrom.
Arteria centralis retinae f: engl. central retinal ben die Aa. cerebri anteriores ab und versorgen Arteria cervicalis ascendens f: engl. ascending
artery. Ast aus der A. ophthalmica, der die Netz- die seitliche Hirnoberfläche. cervical artery; syn. A. cervicalis ascendens. Hals-
haut des Auges versorgt. Die A. centralis retinae Verlauf: arterie, die aus dem Truncus* thyrocervicalis en-
besteht aus 2 Teilen: der Pars extraocularis, die – Pars sphenoidalis (Pars horizontalis, Segmen- springt und auf dem M. scalenus anterior ver-
ca. 1 cm hinter dem Bulbus in den Sehnerv ein- tum M1): parallel zur Ala minor ossis spheno- läuft. Die A. cervicalis ascendens gibt Rami spi-
tritt und dann in diesem verläuft, und der Pars idalis nales ab und versorgt Spinalkanal*, Rücken-
intraocularis, die nach Durchtritt durch den – Pars insularis (Segmentum M2): auf der In- markhäute und tiefe Hals- und Nackenmus-
Discus nervi optici beginnt. sel*. keln.
139 Arteria dorsalis scapulae

Arteria cervicalis profunda f: engl. deep cervi- verläuft und das Colon transversum versorgt. Arteria coronaria deø xtra f: engl. right coronary
cal artery; syn. A. cervicalis profunda. Halsarte-
rie, die aus dem Truncus* costocervicalis ent-
Die A. colica media anastomosiert links mit
der A. colica sinistra (Riolan*-Anastomose).
artery (Abk. RCA); syn. A. coronaria dextra. Rechte
der beiden Koronararterien*. Die A. coronaria
A
springt. Die A. cervicalis profunda zieht zwi- Rechts besteht eine Anatomose mit der A. colica dextra entspringt aus dem Sinus* aortae und
schen dem Querfortsatz des 7. Halswirbels und dextra. zieht zwischen Conus arteriosus und rechtem
der 1. Rippe nach dorsal und verläuft dann auf Arteria colica sinistra f: engl. left colic artery; Herzohr in den Sulcus coronarius. Mit den von
dem M. semispinalis aufwärts. Sie versorgt die syn. A. colica sinistra. Arterie aus der A. mesen- ihr abzweigenden Ästen versorgt sie weite Teile
Nackenmuskulatur. terica inferior, die nach links zieht und das Co- von rechtem Herzen*, Kammerseptum und Erre-
Arteria choroidea anterior f: engl. anterior cho- lon descendens versorgt. Die A. colica sinistra gungsleitungssystem*. Siehe Koronararterien*,
roidal artery; syn. A. choroidea anterior. Arterie, anastomosiert mit der A. sigmoidea sowie mit Abb. 1 dort, siehe Koronararterien*, Abb. 2 dort.
die aus der Pars cerebralis der A. carotis interna der A. colica media (Riolan*-Anastomose). Letz- Versorgungsgebiet: Bei ausgeglichenem Versor-
entspringt und zwischen Crus cerebri und tere verbindet die Versorgungsgebiete von A. gungstyp:
Schläfenlappen zieht. Die A. choroidea anterior mesenterica superior und A. mesenterica infe- – Rechter Vorhof
gibt in ihrem Verlauf mehrere Äste ab und ver- rior. – rechter Ventrikel
sorgt Teile der Seitenventrikel, Hirnbasis, Hirn- Arteria collateralis media f: engl. medial collat- – Teil der Hinterwand des linken Ventrikels
kerne sowie Rindenanteile des Telenzepha- eral artery. Ast der A. profunda brachii. Die und des Kammerseptums
lons*. A. collateralis media verläuft unter dem media- – Sinusknoten
Arteria circumflexa humeri anterior f: engl. len Trizepskopf zum Rete* articulare cubiti und – Atrioventrikularknoten
anterior circumflex humeral artery. Ast der A. axil- versorgt den medialen Trizepskopf und das El- – Hauptstamm des Erregungsleitungssystems.
laris. Die A. circumflexa humeri verläuft vor lenbogengelenk*. Klinische Bedeutung:
dem Collum chirurgicum humeri zum Hume- Arteria collateralis radialis f: engl. radial col- – Koronarstenose*
ruskopf und versorgt diesen sowie den M. delto- lateral artery. Ast aus der A. profunda brachii. – koronare Herzkrankheit*
ideus und das Schultergelenk*. Mit der A. cir- Die A. collateralis radialis zieht mit dem N. radi- – Koronarangiografie*.
cumflexa humeri posterior geht sie eine Anasto- alis durch das Septum intermusculare brachii Arteria coronaria siniøstra f: engl. left coronary
mose* ein. lateralis zum Rete* articulare cubiti und ver- artery (Abk. LCA); syn. A. coronaria sinistra. Linke
Verlauf: sorgt den M. triceps brachii sowie das Ellenbo- der beiden Koronararterien*. Die A. coronaria si-
– Entspringt aus der A. axillaris gengelenk*. nistra entspringt aus dem Sinus* aortae und ver-
– zieht unter dem M. coracobrachialis und dem Arteria collateralis ulnaris inferior f: engl. in- läuft zwischen Truncus* pulmonalis und lin-
kurzen Bizepskopf vor dem Collum chirurgi- ferior ulnar collateral artery. Ast der A. brachialis. kem Herzohr, ehe sie sich nach ca. 1 cm aufteilt.
cum humeri zum Humeruskopf Die A. collateralis ulnaris inferior entspringt di- Gemeinsam mit ihren Ästen versorgt sie weite
– anastomosiert mit der A. circumflexa humeri rekt oberhalb des Ellenbogengelenks* und zieht Teile von linkem Herzen*, Kammerseptum und
posterior im Bereich des Collum chirurgicum durch das Septum intermusculare brachii medi- Erregungsleitungssystem*. Siehe Koronararteri-
humeri. ale zum Rete* articulare cubiti. Sie versorgt das en*, Abb. 1 dort.
Arteria circumflexa humeri posterior f: engl. Ellenbogengelenk. Versorgungsgebiet: Siehe Koronararterien*
posterior circumflex humeral artery. Ast der A. axil- Arteria collateralis ulnaris superior f: engl. Abb. 2 dort.
laris, der vom Unterrand des M. subscapularis superior ulnar collateral artery. Ast der A. brachia- Klinische Bedeutung:
mit dem N. axillaris durch die laterale Achsellü- lis auf Höhe der Oberarmmitte. Die A. collatera- – Koronarstenose*
cke und hinten um das Collum chirurgicum hu- lis ulnaris superior verläuft zusammen mit dem – koronare Herzkrankheit*
meri zieht. Dieser Ast versorgt M. deltoideus, N. ulnaris zum Rete* articulare cubiti und ver- – Koronarangiografie*.
M. triceps brachii und Schultergelenk* und sorgt den M. brachialis, den medialen Kopf des Arteria cystica f: engl. cystic artery; syn. A. cys-
anastomosiert mit der A. circumflexa humeri M. triceps brachii und das Ellenbogengelenk*. tica. Ast aus dem R. dexter der A. hepatica pro-
anterior. Arteria collicularis → Arteria cerebri posterior pria. Die A. cystica zieht zur Gallenblase* und
Arteria circumflexa scapulae f: engl. circum- Arteria commissuralis mediana → Arteria versorgt deren Vorderfläche und Rückfläche.
flex scapular artery. Ast der A. subscapularis. Die communicans anterior Arteria dorsalis nasi f: engl. dorsal nasal artery;
A. circumflexa scapulae zieht durch die mediale Arteria communicans anterior f: engl. anterior syn. A. dorsalis nasi. Endast aus der A. ophthal-
Achsellücke in die Fossa infraspinata und anas- communicating artery; syn. A. communicans an- mica. Die A. dorsalis nasi zieht durch den M.
tomosiert mit der A. suprascapularis zur Schul- terior. Arterie, die die Aa. cerebri anteriores bei- orbicularis oculi zur äußeren Nase* und ver-
terblattarkade. Sie versorgt M. subscapularis, der Seiten miteinander verbindet und somit an sorgt den Nasenrücken. Sie ist über eine Anasto-
M. teres minor, M. teres major und M. infraspi- der Ausbildung des Circulus* arteriosus cerebri mose* mit der A. facialis verbunden. Die gute
natus. beteiligt ist. Die A. communicans anterior ver- Blutversorgung führt bei Verletzungen im mitt-
Arteria colica dextra f: engl. right colic artery; sorgt basale Anteile von Telenzephalon* und leren Gesichtsbereich zu starken Blutungen*.
syn. A. colica dextra. Arterie aus der A. mesente- Dienzephalon*. Arteria dorsalis penis f: engl. dorsal artery of
rica superior. Die A. colica dextra zieht nach Arteria communicans posterior f: engl. poste- penis; syn. A. dorsalis penis. Ast aus der A. pu-
rechts zum oberen Teil des Colon ascendens rior communicating artery; syn. A. communicans denda interna. Die A. dorsalis penis verläuft
und versorgt dieses. Manchmal ist die Arterie posterior. Kurzschlussartiger Verbindungsast subfaszial zwischen Lig. transversum perinei
als Ast der A. colica media ausgebildet, mit der zwischen A. carotis interna und A. cerebri poste- und Lig. pubicum inferius auf dem Penisrücken
sie über eine Anastomose* verbunden ist. rior aus der A. basilaris. Rechte und linke und versorgt Radix penis, Skrotum*, Glans pe-
Arteria colica media f: engl. middle colic artery; A. communicans posterior bilden zusammen nis und Preputium penis.
syn. A. colica media. Arterie aus der A. mesente- mit anderen Arterien den Circulus arteriosus ce- Arteria dorsalis scapulae f: engl. dorsal scapu-
rica superior, die im Mesocolon transversum rebri (Circulus Willisi). lar artery; syn. A. dorsalis scapulae. Ast der A.
Arteriae 140

transversa cervicis (selten direkt aus der A. sub- ripher des Herzens liegenden Arterien des mus-
A clavia). Die A. dorsalis scapulae verläuft gemein-
sam mit dem N. dorsalis scapulae am Margo
kulären Typs. Klinisch relevante pathologische
Veränderungen sind beispielsweise Arterioskle-
medialis scapulae nach kaudal und versorgt die rose* und Aneurysma*. Siehe Blutkreislauf*,
Mm. rhomboidei. Sie anastomosiert mit der A. Abb. dort und siehe Abb. 1 .
circumflexa scapulae und der A. thoracodorsa- Histologie: Typischer 3-schichtiger Wandauf-
lis. bau:
Arteriae f pl: engl. arteries; syn. Arterien; Abk. – Tunica interna (Intima): kleidet mit einem
Aa. Blutgefäße mit vom Herzen* wegleitender einschichtigen Endothel*, das einer Basal-
Strömungsrichtung, die im Körperkreislauf membran* aufsitzt, die Blutgefäße aus
oxygeniertes und im Lungenkreislauf desoxyge- – Tunica media (Media): setzt sich aus zirkulär
niertes Blut* führen. Man unterscheidet große und schräg angeordneten glatten Muskelfa- Arteriae Abb. 2: Im Vergleich zur Vene ist die
herznahe Arterien vom elastischen Typ von pe- sern sowie elastischen Fasern zusammen kleinkalibrigere Arterie von einem viel dichteren
perivaskulären Nervengeflecht umgeben
(Glyoxylsäurefluoreszenz). [153]

– Tunica externa (Externa, Adventitia): locke-


res Bindegewebe*, das die Gefäße von der
Umgebung abgrenzt und ernährende Gefäße
und Gefäßnerven enthält (siehe Abb. 2).
Arteriae arcuatae renis f pl: engl. arcuate arter-
ies of kidney; syn. Aa. arcuatae renis. Jeweils 2 Äs-
te, die an der Rinden-Mark-Grenze der Niere*
aus einer A. interlobularis hervorgehen, um
dann an der Mitte der Markpyramide mit den
Aa. arcuatae der benachbarten A. interlobularis
zu anastomosieren. Die Aa. arcuatae renis ver-
sorgen Nierenmark* und Nierenrinde.
Arteriae centrales anteromediales → Arteria
cerebri anterior
Arteriae centrales anteromediales → Arteria
communicans anterior
Arteriae centrales posterolaterales → Arteria
cerebri posterior
Arteriae centrales posteromediales → Arte-
ria cerebri posterior
Arteriae ciliares anteriores f pl: engl. anterior
ciliary arteries; syn. Aa. ciliares anteriores. Arteri-
en am Auge*, die aus den Aa. musculares stam-
men. Die Aa. ciliares anteriores ziehen durch die
Sklera* zur Choroidea* und anastomosieren
schließlich mit den Aa. ciliares posteriores. Sie
versorgen Sklera, Choroidea und Corpus ciliare
des Auges.
Arteriae circumferentiales breves → Arteria
cerebri posterior
Arteriae gaø stricae breø ves f pl: engl. short gas-
tric arteries; syn. Aa. gastricae breves. Arterien
aus der A. splenica. Die Aa. gastricae breves zie-
hen im Lig. gastrosplenicum zum Magenfun-
dus und versorgen diesen.
Arteriae ileales f pl: engl. ileal arteries; syn. Aa.
ileales. Äste aus der A. mesenterica superior, die
im Mesenterium* verlaufen und das Ileum* ver-
sorgen. Gemeinsam mit den Aa. jejunales bil-
den die Aa. ileales Gefäßarkaden und sorgen so
für die stetige Blutversorgung des lageveränder-
Arteriae Abb. 1: große Arterien des Körperkreislaufs. [5] lichen Dünndarms*.
141 Arteria hepatica communis

Arteriae intercostales posteriores f pl: engl. Arteriae mesencephalicae f pl: engl. mesen- Arteriae striatae mediales proximales → Ar-
posterior intercostal arteries; syn. Aa. intercostales
posteriores. 11 segmentale Äste aus Aorta thora-
cephalic arteries; syn. Aa. mesencephalicae. Äste
aus der A. basilaris. Die Aa. mesencephalicae
teria cerebri anterior
Arteria ethmoidalis posterior f: engl. posterior
A
cica bzw. A. intercostalis suprema (1. und versorgen das Mesenzephalon*. ethmoidal artery; syn. A. ethmoidalis posterior.
2. Ast). Die Aa. intercostales posteriores verlau- Arteriae musculares f pl: engl. muscular arter- Ast aus der A. ophthalmica. Die A. ethmoidalis
fen im Sulcus costae der 3.–11. Rippe zwischen ies; syn. Aa. musculares. Äste aus der A. ophthal- posterior zieht durch das Formanen ethmoidale
den Mm. intercostales interni und Mm. inter- mica. Die Aa. musculares versorgen die äußeren posterius zu den hinteren Siebbeinzellen und
costales externi und versorgen mit ihren Ästen Augenmuskeln und geben in ihrem Verlauf die versorgt diese sowie die seitliche Nasenwand.
Rücken und Brustdrüse. Aa. ciliares anteriores, die Aa. conjunctivales an- Arteria facialis f: engl. facial artery; syn. A. faci-
Versorgungsgebiet: teriores und die Aa. episclerales ab. alis. Ast aus der A. carotis externa, der gemein-
– Rückenmuskeln Arteriae nutriciae humeri f pl: engl. humeral sam mit seinen zahlreichen Ästen weite Teile
– Spinalkanal nutrient arteries; syn. Aa. nutritientes humeri. des Gesichts, Pharynx* und Gaumens versorgt.
– Rückenmark* Äste aus der A. profunda brachii. Die Aa. nutri- Die A. facialis hat ihren Usprung im Trigonum
– Interkostalräume ciae humeri ziehen zum Knochenmark des Hu- caroticum und zieht bis zur Wange und dem
– Haut merus* und versorgen dieses. medialen Augenwinkel.
– Brustdrüse. Arteriae palatinae minores f pl: engl. lesser Arteria femoralis f: engl. femoral artery; syn. A.
Arteriae interlobares renis f pl: engl. interlobar palatine arteries; syn. Aa. palatinae minores. Äste femoralis. Arterie, die sich in der Lacuna vaso-
arteries. Äste aus der A. renalis, die zwischen den aus der A. palatina descendens. Die Aa. palati- rum aus der A. iliaca externa fortsetzt. Die A. fe-
Nierenpyramiden zur Nierenkapsel ziehen. nae minores ziehen durch die Foramina palati- moralis zieht vom Lig. inguinale bis zum Hia-
Dort geben sie je 2 Aa. arcuatae sowie Aa. inter- na minora und versorgen den weichen Gaumen. tus adductoris. Sie gibt mehrere Äste ab und
lobulares renis ab. Die Aa. interlobares versor- Arteriae perforaø ntes: engl. perforating arteries; versorgt Bein, äußere Genitalien und die Bauch-
gen das Nierenparenchym, wobei jeweils 1 Arte- syn. Aa. perforantes. Äste aus der A. profunda haut.
rie für 2 benachbarte Nierenpyramiden sowie femoris. Die Aa. perforantes ziehen durch die Arteria frontobasalis lateralis → Arteria ce-
den angrenzenden Rindenanteil verantwortlich Ansätze der Adduktoren* nach dorsal und ver- rebri media
ist. sorgen Muskeln und Haut* der Rückseite der Arteria frontobasalis medialis → Arteria ce-
Arteriae interlobulares hepatis f pl: engl. in- Oberschenkel* sowie den Femur*. In ihrem Ver- rebri anterior
terlobular arteries of liver; syn. Aa. interlobulares lauf geben sie die Aa. nutriciae femoris ab. Arteria gaø strica deø xtra f: engl. right gastric ar-
hepatis. Äste aus der A. hepatica propria. Die Arteriae perforantes anteriores → Arteria ce- tery; syn. A. gastrica dextra. Ast aus der A. hepa-
Aa. interlobulares hepatis verlaufen zusammen rebri anterior tis communis, der zur Pars pylorica des Magens
mit den Vv. interlobulares hepatis und den Duc- Arteriae phrenicae superiores f pl: engl. supe- und im kleinen Netz an der kleinen Magenkur-
tuli interlobulares zwischen den Leberläpp- rior phrenic arteries; syn. Aa. phrenicae superio- vatur entlangzieht. Die A. gastrica dextra ver-
chen* in den periportalen Feldern der Leber* res. Arterien aus dem Pars thoracica aortae. Die sorgt den Magen und antastomosiert dann mit
(Glisson-Trias). Aa. phrenicae superiores versorgen die obere der A. gastrica sinistra.
Arteriae interlobulares renis f pl: engl. inter- Fläche des Zwerchfells*. Arteria gaø strica posteø rior f: engl. posterior gas-
lobular arteries of kidney; syn. Aa. interlobulares Arteria epigastrica superior f: engl. superior tric artery; syn. A. gastrica posterior. Ast aus der
renis. Äste aus den Aa. arcuatae, die radiär zwi- epigastric artery; syn. A. epigastrica superior. A. splenica. Die A. gastrica posterior versorgt die
schen den Markstrahlen der Niere* verlaufen. Fortsetzung der A. thoracica interna ab dem Hinterwand des Magens.
Die Aa. interlobulares renis geben die Arterio- Trigonum sternocostale des Diaphragmas. Die Arteria gaø strica siniøstra f: engl. left gastric ar-
lae* glomerulares afferentes ab. A. epigastrica superior zieht hinter dem M. rec- tery; syn. A. gastrica sinistra. Arterie aus dem
Arteriae jejunales f pl: engl. jejunal arteries; syn. tus abdominis in die Rektusscheide* und ver- Truncus* coeliacus, die in der Plica gastropanc-
Aa. jejunales. Äste aus der A. mesenterica supe- sorgt das Zwerchfell und den M. rectus abdomi- reatica zur Pars cardiaca des Magens und an der
rior. Die Aa. jejunales verlaufen im Mesenteri- nis. Die Arterie anastomosiert mit der A. epi- kleinen Magenkurvatur entlangzieht. Neben
um* und versorgen das Jejunum*. Durch die gastrica inferior. dem Magen versorgt die A. gastrica sinistra mit
Ausbildung von Gefäßarkaden wird sicherge- Arteriae pontis f pl: engl. pontine arteries; syn. ihren Rami oesophageales Teile des Ösophagus*
stellt, dass der Dünndarm* trotz seiner Beweg- Aa. pontis. Äste aus der A. basilaris. Die Aa. pon- und antastomosiert mit der A. gastrica dextra.
lichkeit ausreichend durchblutet wird. tis versorgen den Pons* des Hirnstammes und Arteria gastroduodenalis f: engl. gastroduode-
Arteriae lumbales f pl: engl. lumbar arteries; geben in ihrem Verlauf die Rami mediales und nal artery; syn. A. gastroduodenalis. Ast aus der
syn. Aa. lumbales. Segmentale Arterien aus der Rami laterales ab. A. hepatica communis, der hinter dem Pylorus
Pars abdominalis der Aorta*. Die 4 Aa. lumbales Arteriae preopticae → Arteria cerebri anterior zum Duodenum* zieht. Gemeinsam mit ihren
entspringen an den 4 oberen Lendenwirbelkör- Arteriae retroduodenales f pl: engl. retroduode- Ästen versorgt die A. gastroduodenalis Duode-
pern und ziehen bis zur Bauchwand*. Gemein- nal arteries; syn. Aa. retroduodenales. Äste aus num, Pankreas*, Magen* und großes Netz.
sam mit ihren Ästen versorgen sie Bauchmus- der A. gastroduodenalis. Die Aa. retroduodena- Arteria hepatica communis f: engl. common
keln, Rückenmuskeln und Spinalkanal*. les ziehen zur Rückfläche von Duodenum* und hepatic artery; syn. A. hepatica communis. Aus
Verlauf: Pankreaskopf. In ihrem Verlauf kreuzen sie den dem Truncus* coeliacus entspringende Arterie,
– Ursprung an den oberen Wirbelkörpern der Ductus coledochus, den sie auch versorgen. die nach rechts zum Lig. hepatoduodenale zieht
Lendenwirbel Arteriae sigmoideae f pl: engl. sigmoid arteries; und schließlich in die A. hepatica propria
– nach lateral hinter den M. psoas major syn. Aa. sigmoideae. Äste aus der A. mesenterica übergeht. Die A. hepatica communis gibt meh-
– zwischen M. transversus abdominis und M. inferior. Die Aa. sigmoideae ziehen nach links rere Äste ab und versorgt Leber*, Magen*, Duo-
obliquus internus abdominis in der Bauch- abwärts zum Colon sigmoideum und versorgen denum*, Pankreas*, Gallenwege und großes
wand. dieses. Netz.
Arteria hepatica propria 142

Arteria hepatica propria f: engl. hepatic artery lacrimalis zieht am oberen Rand des M. rectus die Incisura mandibulae des Unterkiefers und
A proper; syn. A. hepatica propria. Ast aus der A.
hepatis communis. Die A. hepatica propria zieht
lateralis bulbi zur Tränendrüse* und versorgt
diese sowie Augenmuskeln* und lateralen Au-
versorgt den M. masseter.
Arteria maxillaris f: engl. maxillary artery; syn.
im Lig. hepatoduodenale zum Leberhilus* und genwinkel mit Bindehaut. Dabei gibt sie den R. A. maxillaris. Endast der A. carotis externa, der
versorgt als Vas privatum mit ihren Ästen Le- anastomoticus mit A. meningea media und die sich in 3 Teile untergliedert: Pars mandibularis,
ber* und Gallenblase*. Sie bildet gemeinsam Aa. palpebrales laterales ab. Pars pterygoidea und Pars pterygopalatina. Die
mit Ductus hepaticus communis und der V. por- Arteria laryngea inferior f: engl. inferior laryn- A. maxillaris versorgt mit ihren zahlreichen Äs-
tae hepatis die Lebertrias. geal artery; syn. A. laryngea inferior. Ast aus der ten weite Teile des Oberkiefers, Unterkiefers,
Arteria ileocolica f: engl. ileocolic artery. Ast aus A. thyroidea inferior. Die A. laryngea inferior Mundes und Schädels.
der A. mesenterica superior. Die A. ileocolica durchbohrt den M. constrictor pharyngis inferi- Arteria meningea media f: engl. middle menin-
zieht zum Zäkum* und versorgt den Endteil des or und zieht am Unterhorn des Schildknorpels geal artery; syn. A. meningea media. Hauptarte-
Ileums* sowie Blinddarm und untersten Teil in den Kehlkopf. Sie versorgt die Hinterfläche rie der Dura* mater. Die A. meningea media
des Colon ascendens. des Kehlkopfs, M. cricoarytenoideus posterior, zweigt aus der A. maxillaris ab und zieht unter
Arteria insulares → Arteria cerebri media M. constrictor pharyngis inferior und den obe- Abgabe mehrerer Äste durch das Foramen spi-
Arteria intercostalis suprema f: engl. supreme ren Teil des Ösophagus*. nosum in die mittlere Schädelgrube. Verletzun-
intercostal artery; syn. A. intercostalis suprema. Arteria laryngea superior f: engl. superior la- gen der Arterie bei Schädeltraumata sind eine
Arterie aus dem Truncus* costocervicalis, die ryngeal artery; syn. A. laryngea superior. Ast aus häufige Ursache für Epiduralhämatome*.
vor dem Hals der 1. und 2. Rippe in die beiden der A. thyroidea superior. Die A. laryngea supe- Arteria meningea posterior f: engl. posterior
obersten Interkostalräume zieht. Sie versorgt rior zieht durch die Membrana thyrohyoidea in meningeal artery; syn. A. meningea posterior. Ast
die tiefen Halsmuskeln und Rückenmuskeln, den Kehlkopf und versorgt dort Schleimhaut* aus der A. pharyngea ascendens. Die A. menin-
sowie den 1. und 2. Zwischenrippenraum und und Muskeln sowie die untere Zungenbeinmus- gea posterior zieht durch das Foramen jugulare
Spinalkanal*. Aus ihr entspringen die beiden kulatur. in die hintere Schädelgrube und versorgt die
ersten Aa. intercostales posteriores. Arteria lienalis → Arteria splenica Dura* mater.
Arteria interossea anterior f: engl. anterior in- Arteria lingualis f: engl. lingual artery; syn. A. Arteria mesenterica inferior f: engl. inferior
terosseous artery; syn. A. interossea anterior. Ast lingualis. Kräftig ausgebildeter Ast aus der A. mesenteric artery; syn. A. mesenterica inferior.
aus der A. interossea communis. Sie verläuft auf carotis externa, der unter anderem die Zunge* Ast aus der Pars abdominalis der Aorta*. Die
der Vorderfläche der Membrana interossea ante- versorgt. Die A. lingualis zieht vom Trigonum A. mesenterica inferior entspringt unpaar in
brachii und durchbohrt diese distal, um zum caroticum bis zur Zungenspitze und entlässt Höhe des 3. bis 4. Lendenwirbels und zieht nach
Rete* carpale dorsale zu gelangen. Sie gibt au- dabei mehrere Äste für Zungenbeinmuskeln, links. Sie versorgt mit ihren Ästen (A. ascen-
ßerdem die A. comitans nervi mediani ab und Glandula sublingualis, Mundbodenschleim- dens, A. colica sinistra, Aa. sigmoideae, A. recta-
versorgt die Beuger des Unterarms* und das haut, Zahnfleisch und Kehldeckel. lis superior) Colon descendens, Sigmoideum
Handgelenk*. Arterialisation f: engl. arterialization. Umwand- und Rektum*.
Arteria interossea communis f: engl. common lung des venösen (desoxygenierten) Blutes in ar- Arteria mesenterica superior f: engl. superior
interosseous artery; syn. A. interossea communis. terielles (mit Sauerstoff gesättigtes) Blut. Die mesenteric artery; syn. A. mesenterica superior.
Ast der A. ulnaris. Die A. interossea communis physiologische Oxygenierung* während der At- Ast aus der Pars abdominalis der Aorta*. Die
verläuft zwischen M. flexor digitorum profun- mung* erfolgt im pulmonalen Blutkreislauf* A. mesenterica superior zieht von ihrem Ur-
dus und M. flexor pollicis longus auf der durch Diffusion, die apparative Oxygenierung sprung am Truncus* coeliacus in das Mesenteri-
Membrana interossea antebrachii, verzweigt im Oxygenator* von ECMO (Extrakorporale um* und versorgt mit ihren Ästen weite Teile
sich in die A. interossea anterior und die A. inte- Membranoxygenierung) oder in der Herz*-Lun- des Darms. An der linken Kolonflexur anasto-
rossea posterior* und versorgt Unterarmkno- gen-Maschine. mosiert sie mit der A. mesenterica inferior.
chen, tiefe Unterarmmuskeln und Handmus- Arteria lobi caudati → Arteria hepatica pro- Arteria musculophrenica f: engl. musculo-
keln. pria phrenic artery; syn. A. musculophrenica. Ast aus
Arteria interossea posterior f: engl. posterior Arteria lusoria f: engl. lusoric artery; syn. A. lu- der A. thoracica interna für die kranioventralen
interosseous artery; syn. A. interossea posterior. soria. Bezeichnung für abweichenden Verlauf Anteile des Zwerchfells*. Die A. musculophreni-
Ast der A. interossea communis. Die A. interos- der A. subclavia dextra. Die A. lusoria ent- ca zieht auf den Rippenansätzen des Zwerch-
sea posterior tritt proximal durch die Membra- springt als letztes Gefäß aus der Pars descen- fells nach lateral und versorgt Zwerchfell, unte-
na interossea antebrachii und verläuft auf der dens aortae und nicht aus dem Truncus brachio- re Interkostalräume und Ansätze der Bauch-
Hinterseite zwischen oberflächlichen und tiefen cephalicus. Diese Variante tritt auf bei angebo- muskeln.
Streckmuskeln. Sie gibt die A. interossa recur- renen* Herzfehlern, kongenitaler Ösophagusat- Arteria nasi externa → Arteria dorsalis nasi
rens ab und versorgt Streckmuskeln am Unter- resie und ösophagotrachealer Fistel. Vgl. Aor- Arteria nutricia f: engl. nutrient artery; syn. A.
arm* sowie Handwurzel* und Ellenbogenge- tenbogenanomalien* (Abb. dort). nutricia. Der Ernährung des Knochens dienen-
lenk*. Klinische Bedeutung: Die Arteria lusoria kann de Arterie mit Vorkommen insbesondere bei
Arteria interossea recurrens f: engl. recurrent aufgrund des atypischen Verlaufs den Ösopha- Röhrenknochen und großflächigen platten
interosseous artery; syn. A. interossea recurrens. gus einengen und zur Dysphagia lusoria füh- Knochen. Sie tritt über das Foramen nutricum
Zurücklaufender Ast der A. interossea posterior. ren. Engt die Arterie die Trachea ein, führt das in die Substantia compacta des Knochens ein
Die A. recurrens zieht unter dem M. anconeus zu Dyspnoe. In solchen Fällen ist eine operative und verzweigt sich dann in die Gefäßkanäle der
zurück zum Rete* articulare cubiti und versorgt Korrektur indiziert. Osteone (Havers-Kanäle) und in das Knochen-
M. anconeus und Ellenbogengelenk*. Arteria masseterica f: engl. masseteric artery; mark.
Arteria lacrimalis f: engl. lacrimal artery; syn. syn. A. masseterica. Ast aus der Pars pterygoidea Hinweis: Die Bezeichnung wird ergänzt um den
A. lacrimalis. Ast aus der A. ophthalmica. Die A. der A. maxillaris. Die A. masseterica zieht durch Namen des Knochens.
143 Arteria radialis

Arteria nutricia radii f: engl. nutrient artery of


radius; syn. A. nutricia radii. Ast aus der A. radia-
lis. Die Arteria nutricia radii zieht zum Kno-
Hiatus tendineus
(adductorius)
A
chenmark des Radius* und versorgt dieses.
A. poplitea
Arteria nutricia ulnae f: engl. nutrient artery of
ulna; syn. A. nutricia ulnae. Ast aus der A. ulna-
ris. Die A. nutricia ulnae zieht zum Knochen-
mark der Ulna* und versorgt dieses. A. superior
lateralis genus
Arteria obturatoria f: engl. obturator artery; A. superior
syn. A. obturatoria. Ast aus der A. iliaca interna. medialis genus A. media genus
Die A. obturatoria verläuft an der Innenwand Aa. surales
des kleinen Beckens entlang und zieht durch A. inferior
medialis genus A. inferior
den Canalis* obturatorius. Sie versorgt mit ih- lateralis genus
ren Ästen M. psoas major, Symphyse*, tiefe
A. tibialis posterior
Hüftmuskeln, Hüftgelenk* und Adduktoren* A. tibialis anterior
des Oberschenkels*.
Arteria occipitalis f: engl. occipital artery; syn. Arteria poplitea: Arterien des Knies von hinten. Die A. poplitea verläuft als Fortsetzung der A. femoralis an der
A. occipitalis. Große Arterie zur Versorgung der hinteren Wand der Kniegelenkkapsel, bildet das Rete articulare genus und geht in die A. tibialis posterior über.
Regio occipitalis. Die A. occipitalis geht als
2. Ast von der A. carotis externa ab und zieht
bis zum Hinterhaupt. In ihrem Verlauf gibt sie Arteria pancreatica magna f: engl. greater pan- verläuft bis zur Fossa* poplitea und teilt sich
zahlreiche Äste ab. creatic artery; syn. A. pancreatica magna. Einer dort weiter auf. Sie versorgt die Beuger am
Arteria occipitalis lateralis → Arteria cerebri der Rami pancreatici der A. splenica. Die Oberschenkel* sowie Kniegelenk*, Unterschen-
posterior A. pancreatica magna zieht auf der Rückseite kel* und Fuß*. Siehe Abb.
Arteria occipitalis medialis → Arteria cerebri des Corpus pancreatis abwärts und versorgt das Arteria prefrontalis → Arteria cerebri media
posterior Pankreas*. Arteria profunda brachii f: engl. profunda bra-
Arteria ophthalmica f: engl. ophthalmic artery; Arteria pericardiacophrenica f: engl. pericardi- chii artery; syn. tiefe Armarterie. Tiefe Oberarm-
syn. A. ophthalmica. Ast aus der Pars cerebralis acophrenic artery; syn. A. pericardiacophrenica. arterie mit Ursprung aus der A. brachialis. Sie
der A. carotis interna. Die A. ophthalmica zieht Ast aus der A. thoracica interna, der mit dem N. tritt mit dem N. radialis durch den Trizeps-
bis in die Orbita und versorgt gemeinsam mit phrenicus zwischen Pleura mediastinalis und schlitz, verläuft im Sulcus nervi radialis zwi-
ihren Ästen Dura* mater, Auge* und Augenhöh- Perikard* verläuft. Die A. pericardiacophrenica schen dem lateralen und medialen Kopf des M.
le mit dazugehörigen Strukturen sowie Teile versorgt Herzbeutel und Zwerchfell*. triceps brachii und zweigt sich in A. collateralis
des Schädels. Arteria perinealis f: engl. perineal artery; syn. A. media und A. collateralis radialis auf.
Arteria palatina descendens f: engl. descend- perinealis. Ast aus der A. pudenda interna. Die Arteria pterygopalatina → Arteria sphenopa-
ing palatine artery; syn. A. palatina descendens. A. perinealis verläuft auf oder unter dem Dia- latina
Ast aus der Pars pterygopalatina der A. maxilla- phragma* urogenitale und versorgt M. bulbo- Arteria pulmonalis f: syn. Pulmonalarterie.
ris. Die A. palatina descendens zieht durch die spongiosus und M. ischiocavernosus. Rechte (A. pulmonalis dextra) und linke (A. pul-
Fossa pterygopalatina und den Canalis palati- Arteria pharyngea ascendens f: engl. ascend- monalis sinistra) Lungenarterie, die aus dem
nus major und versorgt Gaumen* und Rachen. ing pharyngeal artery; syn. A. pharyngea ascen- Truncus* pulmonalis entspringen und sauer-
In ihrem Verlauf entlässt sie die A. palatina ma- dens. Ast aus der A. carotis externa. Die A. pha- stoffarmes Blut vom rechten Herzventrikel zu
jor, die Aa. palatinae minores und den R. pha- ryngea ascendens verläuft an der seitlichen Pha- den Lungen transportieren. Die beiden Lungen-
ryngeus. rynxwand und versorgt Pharynxmuskulatur, arterien teilen sich in die Aa. lobares der Lun-
Arteria palatina major f: engl. greater palatine Tuba auditiva, Rachenmandeln, Paukenhöhle* genlappen und weiter in die Aa. segmentales
artery; syn. A. palatina major. Ast aus der A. pa- sowie Dura* mater der hinteren Schädelgrube. auf. Siehe Herz* (Abb. 2 dort).
latina descendens. Die A. palatina major zieht Sie gibt die A. meningea posterior, die Rr. pha- Arteria-pulmonalis-Katheter → Pulmonalis-
durch das Foramen palatinum majus und ver- ryngeales und die A. tympanica inferior ab. katheter
sorgt harten Gaumen und Zahnfleisch. Arteria phrenica inferior f: engl. inferior phrenic Arteria quadrigeminalis → Arteria cerebri
Arteria pancreatica dorsalis f: engl. dorsal pan- artery; syn. A. phrenica inferior. Paarig angeleg- posterior
creatic artery; syn. A. pancreatica dorsalis. Einer te Arterie aus der Pars abdominalis aortae. Die Arteria radialis f: engl. radial artery; syn. A. ra-
der Rami pancreatici der A. splenica. Die Aa. phrenicae inferiores entspringen unterhalb dialis. Radialer Zweig der A. brachialis. Die
A. pancreatica dorsalis zieht hinter dem Pankre- des Hiatus* aorticus und versorgen die Unterflä- A. radialis verläuft unterhalb des M. brachiora-
ashals abwärts und versorgt das Corpus panc- che des Zwerchfells* und die Nebennieren*. Sie dialis zur Hand*, endet im tiefen Hohlhandbo-
reatis. Manchmal anastomosiert sie an der Inci- entlassen die Aa. suprarenales superiores. gen und versorgt über zahlreiche Äste das Ellen-
sura pancreatis mit der A. pancreaticoduodena- Arteria polaris frontalis → Arteria cerebri an- bogengelenk*, die radiale Seite des Unterarms*
lis superior anterior. terior sowie Hand und Finger.
Arteria pancreatica inferior f: engl. inferior Arteria polaris temporalis → Arteria cerebri Klinische Bedeutung:
pancreatic artery; syn. A. pancreatica inferior. Ei- media – Da die A. radialis dem distalen Radius* un-
ner der Rami pancreatici der A. splenica. Die Arteria poplitea f: engl. popliteal artery; syn. A. mittelbar aufliegt, kann hier der periphere
A. pancreatica inferior zieht hinter dem Pankre- poplitea. Arterie, die sich am Hiatus adductori- Puls (Radialispuls*) getastet werden.
as* abwärts und versorgt das Corpus pancreatis. us aus der A. femoralis fortsetzt. Die A. poplitea
Arteria recurrens radialis 144

– Die A. radialis wird häufig kanüliert zur inva- intracranialis der A. vertebralis. Die A. spinalis Arteria suø lci precentralis → Arteria cerebri
A siven arteriellen Blutdruckmessung.
– Sie dient zunehmend als Zugangsweg für Ko-
anterior verläuft vor der Fissura mediana anteri-
or des Rückenmarks* und versorgt mit ihren ra-
media
Arteria suprachiasmatica → Arteria commu-
ronarangiografien*. diären Ästen Rückenmark und Rückenmark- nicans anterior
– Bei Verletzungen der A. radialis ist die häute. Arteria supraduodenalis f: engl. supraduodenal
Durchblutung der Hand in der Regel durch Arteria-spinalis-anteø rior-Syndrom n: engl. artery; syn. A. supraduodenalis. Nicht immer
die A. ulnaris sichergestellt, da beide Arterien anterior spinal artery syndrome. Durchblutungs- ausgebildeter Ast aus der A. gastroduodenalis.
die Hohlhandbögen speisen. störung des Rückenmarks infolge eines Ver- Die A. supraduodenalis versorgt die Pars pylori-
– Die A. radialis der nicht dominanten Hand schlusses der A. spinalis anterior. Symptome ca des Magens und das Duodenum*.
kann auch als Gefäß für aortokoronare By- sind gürtelförmige Schmerzen/Parästhesien*, Arteria supraoptica → Arteria cerebri anterior
pässe verwendet werden bzw. wird mit um- dissoziierte Sensibilitätsstörungen* unterhalb Arteria supraorbitalis f: engl. supra-orbital ar-
liegendem Gewebe als sogenannter Radialis- der Läsion, initial schlaffe, dann spastische tery; syn. A. supraorbitalis. Ast aus der A. oph-
Lappen zur Defektdeckung (z. B. MKG- oder Querschnittlähmung unterhalb der Läsion (auf thalmica. Die A. supraorbitalis zieht unter dem
HNO-Chirurgie) verwendet. Der Allen*-Test Höhe der Läsion anhaltend schlaffe Lähmun- Dach der Orbita durch die Incisura supraorbita-
überprüft im Vorfeld die Durchblutung der gen* wegen der Vorderhornbeteiligung) sowie lis zur Stirn* und versorgt diese sowie das Os*
Hand. Blasen-, Mastdarm- und Potenzstörungen. frontale. In ihrem Verlauf gibt sie den Ramus
Arteria recurrens radialis f: engl. radial recur- Arteria spinalis posterior f: engl. posterior spi- diploicus ab.
rent artery; syn. A. recurrens radialis. Ast der A. nal artery; syn. A. spinalis posterior. Paariger Ast Arteria suprarenalis inferior f: engl. inferior su-
radialis. Die A. recurrens radialis entspringt dis- aus der A. inferior posterior cerebelli. Die A. spi- prarenal artery; syn. A. suprarenalis inferior. Ast
tal des Ellenbogens und steigt rückläufig zwi- nalis posterior verläuft im Sulcus posterolatera- aus der A. renalis. Die A. suprarenalis inferior
schen M. brachialis und M. brachioradialis zum lis des Rückenmarks* und versorgt mit ihren ra- versorgt gemeinsam mit der A. suprarenalis me-
Rete* articulare cubiti auf. Sie versorgt M. bra- diären Ästen Rückenmark und Rückenmarks- dia und A. suprarenalis superior die Nebennie-
chialis, M. brachioradialis und Ellenbogenge- häute. re*. Radiär von der Nebennierenkapsel ins Ne-
lenk*. Arteria splenica f: engl. splenic artery; syn. A. bennierenmark* ziehend werden die Arterien
Arteria recurrens ulnaris f: engl. ulnar recurrent splenica. Ast aus dem Truncus* coeliacus, der dort zu sinusoiden Kapillaren*.
artery; syn. A. recurrens ulnaris. Ast der A. ulna- am Oberrand des Pankreas* zur Milz* zieht. Die Arteria suprarenalis media f: engl. middle su-
ris. Die A. recurrens ulnaris spaltet sich nach A. splenica gibt die Rr. pancreatici, A. gastroo- prarenal artery; syn. A. suprarenalis media. Ast
kurzem Verlauf in den R. anterior [A. recurrens mentalis sinistra, Aa. gastricae breves, Rr. sple- aus der Pars abdominalis der Aorta*. Die A. sup-
ulnaris] und R. posterior [A. recurrens ulnaris]. nici und A. gastrica posterior ab und versorgt rarenalis media versorgt gemeinsam mit der A.
Diese ziehen vor bzw. hinter dem Epicondylus Pankreas*, Magen*, Milz* sowie das große Netz. suprarenalis inferior und A. suprarenalis superi-
medialis humeri ins Rete* articulare cubiti zur Arteria subclavia f: engl. subclavian artery; syn. or die Nebenniere*. Radiär von der Nebennie-
Versorgung des Ellenbogengelenks*. A. subclavia. Große Arterie mit Ursprung rechts renkapsel ins Nebennierenmark* ziehend wer-
Arteria renalis f: engl. renal artery; syn. A. rena- aus dem Truncus brachiocephalicus und links den die Arterien dort zu sinusoiden Kapillaren*.
lis. Paarig angelegte Nierenarterie, die ca. auf aus dem Aortenbogen. Die A. subclavia verläuft Arteria suprarenalis superior: engl. superior
Höhe des 1. Lendenwirbels aus der Pars abdomi- durch die Skalenus-Lücke und geht auf Höhe suprarenal arteries; syn. A. suprarenalis superior.
nalis aortae entspringt. Die A. renalis dextra der 1. Rippe in die A. axillaris über. Sie versorgt Ast aus der A. phrenica inferior. Die A. suprare-
und die deutlich kürzere A. renalis sinistra tei- Teile von Kopf, Gehirn, Hals, Rückenmark, Arm nalis superior zieht zur Nebenniere* und ver-
len sich beim Eintritt ins Nierenhilum in 5 Äste, und Brust. sorgt diese.
die jeweils ein Nierensegment versorgen. Vari- Arteria subcostalis f: engl. subcostal artery; Arteria suprascapularis f: engl. suprascapular
anten der Nierenarterie sind häufig. syn. A. subcostalis. Ast aus der Pars thoracica artery; syn. A. suprascapularis. Arterie aus dem
Arteria retroauricularis → Arteria auricularis der Aorta*. Die A. subcostalis verläuft unter der Truncus* thyrocervicalis. Die A. suprascapularis
posterior 12. Rippe und versorgt die Bauchwandmuskeln. zieht oberhalb und hinter der Klavikula* in die
Arteria segmenti anterioris hepatici → Arte- Arteria sublingualis f: engl. sublingual artery; Fossa supraspinata und Fossa infraspinata. Sie
ria hepatica propria syn. Unterzungenschlagader. Ast aus der A. lin- gibt einen R. acromialis [A. suprascapularis] ab
Arteria segmenti lateralis hepatici → Arteria gualis, der zwischen M. mylohyoideus und und versorgt Akromion*, M. supraspinatus und
hepatica propria Glandula sublingualis verläuft. Die A. sublingu- M. infraspinatus. Siehe Abb.
Arteria segmenti medialis hepatici → Arteria alis versorgt Mundbodenmuskeln, Glandula Arteria temporalis anterior f: engl. anterior
hepatica propria sublingualis, Mundbodenschleimhaut und temporal artery; syn. A. temporalis anterior. Ast
Arteria segmenti posterioris hepatici → Ar- Zahnfleisch. Die Arterie bildet schließlich eine aus der Pars sphenoidalis der A. cerebri media.
teria hepatica propria Anastomose* mit der A. submentalis. Die A. temporalis anterior versorgt die Gyri
Arteria sphenopalatina f: engl. sphenopalatine Arteria subscapularis f: engl. subscapular ar- temporales des Gehirns*.
artery. Ast aus der Pars pterygopalatina der A. tery; syn. A. subscapularis. Ast der A. axillaris. Arteria temporalis media f: engl. middle tem-
maxillaris. Die A. sphenopalatina zieht durch Die A. subscapularis zieht am lateralen Rand der poral artery; syn. A. temporalis media. Ast aus
das Foramen sphenopalatinum, gibt die Aa. na- Skapula* nach kaudal und verzweigt sich in die der A. temporalis superficialis, der oberhalb des
sales posteriores laterales sowie die Rr. septales A. thoracodorsalis und die A. circumflexa scapu- Jochbogens unter dem M. temporalis auf der
posteriores ab und versorgt die hintere Nasen- lae. Sie versorgt M. subscapularis, M. latissimus Schläfenbeinschuppe verläuft. Die A. temporalis
höhlenschleimhaut. Bei starkem Nasenbluten dorsi und M. teres major. media versorgt den M. temporalis sowie das Pe-
kann es nötig sein, dieses Gefäß zu unterbinden. Arteria suø lci centralis → Arteria cerebri media riost* der Pars squamosa des Os temporale.
Arteria spinalis anterior f: engl. anterior spinal Arteria suø lci postcentralis → Arteria cerebri Arteria temporalis profunda anterior f: syn.
artery; syn. A. spinalis anterior. Ast aus der Pars media A. temporalis profunda anterior. Ast aus der A.
145 Arteria ulnaris

Angulus Margo Incisura Ligamentum transversum on*, Schultergelenk*, Schlüsselbein, M. deltoi-


superior superior scapulae scapulae superius
Processus coracoideus
deus, M. serratus anterior sowie M. pectoralis
major und M. pectoralis minor zu versorgen.
A
Anastomosen: Mit der A. suprascapularis zur
Acromion Versorgung des Schultergelenks.
Arteria thoracodorsalis: engl. thoracodorsal ar-
Fossa supraspinata tery; syn. A. thoracodorsalis. Ast der A. subsca-
pularis. Die A. thoracodorsalis zieht zusammen
Angulus acromii mit dem N. subscapularis zwischen M. serratus
Spina scapulae
anterior und M. teres major zum M. latissimus
Trigonum spinae Angulus lateralis
dorsi. Sie versorgt die benachbarte Muskulatur,
Cavitas glenoidalis darunter M. serratus anterior, M. teres major
Tuberculum
deltoideum und M. latissimus dorsi.
Arteria thyroidea ima f: engl. thyroid ima ar-
Collum scapulae tery; syn. A. thyroidea ima. Nur in 10 % der Fälle
Ligamentum transversum auftretender Ast aus Truncus* brachiocephali-
Fossa infraspinata scapulae inferius cus oder Arcus aortae*. Die A. thyroidea ima ver-
sorgt die Schilddrüse*.
A. scapularis
Arteria thyroidea inferior f: engl. inferior thy-
Margo medialis roid artery; syn. A. thyroidea inferior. Ast aus
Margo lateralis dem Truncus* thyrocervicalis. Die A. thyroidea
inferior zieht vor dem 6. Halswirbel unter der
A. carotis communis nach medial und abwärts,
kreuzt dabei den N. laryngeus recurrens und
versorgt Schilddrüse*, Kehlkopf, Pharynx*, Öso-
phagus* und Trachea*. Sie gibt in ihrem Verlauf
mehrere Äste ab.
Angulus inferior Arteria thyroidea superior f: engl. superior thy-
roid artery; syn. A. thyroidea superior. Ast aus
Arteria suprascapularis: Rechte Skapula, Facies dorsalis, Verlauf der Arteria suprascapularis.
der A. carotis externa. Die A. thyroidea superior
zieht bogenförmig abwärts zu Oberrand und
Vorderfläche der Schilddrüse* und versorgt die-
maxillaris, der im M. temporalis aufwärts ver- num* zwischen Pleura* und Rippenknorpeln, se sowie Zungenbein, Zungenbeinmuskeln, M.
läuft. Die A. temporalis profunda anterior ver- tritt durch das Zwerchfell* und wird zur A. epi- sternocleidomastoideus und Kehlkopf. Sie gibt
sorgt den M. temporalis und die laterale Augen- gastrica superior. Sie versorgt mit ihren Ästen in ihrem Verlauf mehrere Äste ab.
höhlenwand. angrenzende Strukturen, u. a. Teile der Rumpf- Arteria transversa colli f: engl. transverse cervi-
Arteria temporalis superficialis f: engl. super- und Bauchwand* sowie das Perikard*. cal artery; syn. A. transversa colli. Ast aus dem
ficial temporal artery; syn. A. temporalis superfi- Arteria thoracica lateralis: engl. lateral thorac- Truncus* thyrocervicalis. Häufig zieht die
cialis. Ast der A. carotis externa. Die A. tempora- ic artery; syn. A. thoracica lateralis; Abk. A. tho- A. transversa colli zwischen Primärsträngen des
lis superficialis verläuft in der Glandula* paroti- racica lateralis. Ast der A. axillaris. Die A. thora- Plexus brachialis zum Angulus superior scapu-
dea, vor dem äußeren Gehörgang, über dem cica lateralis verläuft am lateralen Rand des M. lae und versorgt die Muskeln des Schulterblatts
Jochbogen und auf der Fascia temporalis. Sie pectoralis minor und auf dem M. serratus ante- sowie die benachbarten Nackenmuskeln. In ih-
versorgt Glandula parotidea, mimische Mus- rior, welche sie beide versorgt. Neben Ästen rem Verlauf gibt sie mehrere Äste ab.
keln, den vorderen Teil der Ohrmuschel, den zum M. subscapularis und zur Axilla* entlässt Arteria transversa faciei f: engl. transverse fa-
äußeren Gehörgang und Schläfe. sie Rr. mammarii laterales [A. thoracica lateralis] cial artery; syn. A. transversa faciei. Ast aus der A.
Arteria testicularis f: engl. testicular artery; syn. zur Brustdrüse. temporalis superficialis. Die A. transversa faciei
A. testicularis. Ast der Aorta abdominalis. Die Arteria thoracica supeø rior: engl. superior tho- verläuft in der Glandula* parotidea und unter-
A. testicularis zieht im Funiculus* spermaticus racic artery; syn. A. thoracica suprema; Abk. A. halb des Jochbogens. Sie versorgt Glandula pa-
durch den Canalis* inguinalis und versorgt Ure- thoracica supe rior. Ast meist der proximalen A. rotidea und mimische Muskeln.
ter*, Hoden* und Nebenhoden*. In ihrem Ver- axillaris. Sie verläuft unter dem M. subclavius, Arteria tympanica superior f: engl. superior
lauf gibt sie die Rr. ureterici [A. testicularis] und wird bisweilen durch die Rami pectorales [A. tympanic artery; syn. A. tympanica superior. Ast
die Rr. epididymales ab. thoracoacromialis] ersetzt und versorgt M. sub- aus der A. meningea media. Die A. tympanica
Arteria thalami perforans → Arteria cerebri clavius, teilweise M. pectoralis major und M. superior zieht durch den Hiatus canalis nervi
posterior pectoralis minor sowie M. serratus anterior und petrosi minoris in die Paukenhöhle* und ver-
Arteria thalamogeniculata → Arteria cerebri Mm. intercostales I und II. sorgt diese.
posterior Arteria thoracoacromialis: engl. thoraco-acro- Arteria ulnaris f: syn. A. ulnaris. Ast aus der
Arteria thoracica inteø rna f: engl. internal tho- mial artery; syn. A. thoracoacromialis. Ast des A. brachialis unterhalb des Ellenbogengelenks*.
racic artery; syn. A. mammaria interna (Abk. mittleren Teils der A. axillaris. Die A. thoracoac- Die A. ulnaris verläuft unter M. pronator teres
IMA). Großer Ast aus der A. subclavia. Die A. romialis verläuft im Trigonum deltopectorale und M. flexor digitorum profundus und zieht
thoracica interna verläuft parallel zum Ster- und teilt sich in mehrere Äste auf, um Akromi- dann entlang des M. flexor carpi ulnaris zur
Arteria umbilicalis 146

Hohlhand. Sie mündet in den oberflächlichen Arteriengeräusch → Gefäßgeräusch


A Hohlhandbogen und versorgt Unterarm*,
Hand* und Finger.
Arterienklemme → Gefäßklemme
Arterienpunktion f: engl. arterial puncture. Ein-
Arteria umbilicalis f: engl. umbilical artery; syn. stechen in eine Arterie, z. B. diagnostisch zur
Nabelarterie. Paarig angelegte Arterie, die im Blutentnahme und invasiven Blutdruckmes-
pränatalen Blutkreislauf* fetales (sauerstoffar- sung, für diagnostische und therapeutische In-
mes) Blut zur Plazenta* führt. Die A. umbilicalis terventionen im Bereich der Radiologie (z. B.
entspringt aus der A. iliaca interna. Nach der Embolisation*) oder zur Injektion von Medika-
Geburt* obliteriert der distale Teil (Pars occlusa) menten. Bevorzugte Punktionsorte sind A. radi-
und wird zum Lig. umbilicale mediale (Chorda* alis im Handgelenkbereich oder A. femoralis in
arteriae umbilicalis). Der proximale Teil (Pars der Leistengegend.
patens) bleibt arteriell durchströmt. Arterienverkalkung → Arteriosklerose
Arteria vertebralis f: engl. vertebral artery; syn. Arterienverschluss, akuter m: engl. acute arte-
A. vertebralis. Ast aus der A. subclavia. Die rial occlusion. Plötzliche Verlegung eines Arteri-
A. vertebralis unterteilt sich auf ihrem Weg von enlumens mit konsekutiver Ischämie* im Ver-
der Brusthöhle zum Schädel in 4 Abschnitte: sorgungsgebiet (Gewebe bzw. Organbezirk) der
Pars prevertebralis, Pars transversaria, Pars at- betroffenen Arterie und akuter arterieller Ver-
lantica und Pars intracranialis. Sie gibt mehrere schlusskrankheit. Die Klinik ist abhängig von
Äste ab und versorgt Halsmuskeln, Spinalka- der Lokalisation der Stenose, so kommt es bei-
nal* und Anteile von Rückenmark* und Cerebel- spielsweise bei einem zerebralen Arterienver-
lum. schluss zum Schlaganfall. Zur Diagnosefindung
Arteria-vertebralis-Dissektion f: syn. Verteb- dienen bildgebende Verfahren.
ralis-Dissektion. Einblutung in die Gefäßwand
der A. vertebralis mit etwa 80%igem Risiko ei-
nes Hirninfarkts. Die Diagnose gelingt mit Arterienverschluss, akuter:
kontrastmittelgestützter MR-Angiografie sowie Klinische Symptomatik (sog. 6P-Regel nach Pratt).
fettsupprimierten Sequenzen. Eine Akutthera- 1. Pain (Schmerz)
pie erfolgt innerhalb der Zulassungskriterien
mit systemischer Lysetherapie, Sekundärpro- 2. Palor (Blässe)
phylaxe mit oralen Antikoagulanzien oder 3. Pulselessness (Pulsverlust)
Thrombozytenaggregationshemmern. Die Arte- 4. Paresthesia (Sensibilitätsstörung)
ria-vertebralis-Dissektion ist häufige Ursache Arterienverschluss, akuter Abb. 2 [78]
juveniler Hirninfarkte. 5. Paralysis (Bewegungsunfähigkeit)
Ursache: Unterschieden werden spontane Dis- 6. Prostration (Schock)
sektionen (ohne sicheren Auslöser mit gehäuf- Ätiologie:
tem Auftreten nach Infektionen, nach Bagatell- – Embolie*, v. a. Thromboembolie*
traumen sowie bei vorbestehenden Bindege- – Thrombose*
websstörungen wie z. B. Marfan*-Syndrom, Eh- – selten: 1. Aneurysma dissecans 2. Gerin-
ler-Danlos-Syndrom, fibromuskulärer Dyspla- nungsstörungen mit Thrombophilie*, z. B.
sie*) von traumatischen Dissektionen (häufig heparininduzierte Thrombozytopenie* Typ II
durch Verkehrs- oder Sportunfälle). Bilaterale 3. Vasospasmus 4. Trauma.
Dissektionen sind möglich. Meist ist die A. ver- Klinik: Abhängig von der Lokalisation:
tebralis in Höhe der Atlasschlinge betroffen. Bei – Zerebral: Schlaganfall*
Fortsetzung des Dissekats nach intradural kann – Gefäßverzweigungen (v. a. Femoralis-, Iliaka-
sich ein dissezierendes Aneurysma mit Gefahr und Aortenbifurkation), Extremitätenarteri-
einer Subarachnoidalblutung* bilden. en (v. a. A. poplitea und A. brachialis):
Klinik: 1. plötzlich heftige Schmerzen, Blässe, Ab-
– Einseitige Nackenschmerzen ggf. mit Aus- kühlung und Verfärbung (Marmorierung)
strahlung der Haut distal des Gefäßverschlusses, Taub-
– ischämische Symptome des vertebrobasilären heitsgefühl, Ruheschmerzen infolge Mangel-
Strombahngebiets. durchblutung der Muskulatur 2. fehlende
Arteria-vertebralis-Stenose → Durchblu- periphere Arterienpulse 3. bei kompletter Is-
tungsstörung, vertebrobasiläre chämie sensomotorisches Defizit 4. Schock
Arteria vesicae felleae → Arteria cystica durch Hypovolämie (sog. 6P-Regel nach
Arteriektasie f: engl. arteriectasia. Diffuse Arte- Pratt, siehe Tab.) 5. Azidose und Einschwem-
rienerweiterung im Gegensatz zur lokalisierten mung von Proteinzerfallsprodukten bei Re-
Ausweitung (Aneurysma*). perfusion
Arterien → Arteriae Arterienverschluss, akuter Abb. 1: A. poplitea bei – viszeral (besonders A. mesenterica superior,
Arterienchirurgie → Gefäßchirurgie akutem embolischem Verschluss mit Kuppelphäno- Truncus coeliacus, A. renalis): 1. Mesenterial-
Arteriendissektion → Dissektion [Chirurgie] men (konventionelle Röntgenangiografie). [136] gefäßverschluss* 2. Nierenembolie.
147 Arteriosklerose

Diagnostik: Kreislaufperipherie im terminalen, präkapillä-


– Klinischer Befund
– Doppler-Sonografie mit Bestimmung des
ren Gefäßabschnitt der Arterien.
Arteriolae mediales retinae f pl: engl. medial
A
Knöchel*-Arm-Index arterioles of retina. Kleine Äste der A. centralis
– Farbcodierte* Duplexsonografie retinae. Die Arteriolae mediales retinae verso-
– CT- oder MR-Angiografie, Angiografie (sie- gen den Teil der Retina*, der zwischen dem Dis-
he Abb. 1 und Abb. 2). cus nervi optici und der Makula* lokalisiert ist.
Therapie: Arteriolae reø ctae renis f pl: engl. straight arteri-
– Embolektomie* bzw. Thrombendarteriekto- oles of kidney. Äste der Aa. arcuatae und der Vasa
mie* oder Bypass*-Operation efferentia, die aus den marknahen Glomeruli
– Heparinisierung kommend ins Nierenmark* ziehen und dieses
– Analgesie versorgen.
– Hämodilution Arteriola glomerularis aø fferens renis f: engl.
– Fibrinolyse afferent glomerular arteriole of kidney. Ast der A.
– postoperative Embolieprophylaxe*. interlobularis. Die Arteriola glomerularis affe-
Prognose: Abhängig von Ischämietoleranz*, rens ist das zuführende Gefäß des Nierenglome-
Kollateralkreislauf* und Dauer (bei Extremitä- rulums.
tenembolie Amputationsrate innerhalb 6 Stun- Arteriole → Arteriola Arteriosklerose Abb. 1: ausgedehnte Plaquebildung
den ca. 4 %, innerhalb 48 Stunden ca. 25 %). Arteriolosklerose f: engl. arteriolosclerosis. in der abdominalen Aortenwand (MRT). [136]
Arterienverschluss, aortoiliakaler → pAVK Atherosklerose* (Hyalinisierung) der Arteriolen
Arterienverschluss, supraaortaler → Aorten- mit Verdickung der Intima im Rahmen ver-
bogensyndrom schiedener Grunderkrankungen wie arterielle
Arterienverschluss, supraaortaler → pAVK Hypertonie, Diabetes* mellitus, subkortikale ar- Pathogenese:
Arteriitis f: engl. arteritis. Entzündung einer teriosklerotische Enzephalopathie* und arteri- – Endotheliale Schädigung der arteriellen Inti-
Arterie. elle genuine arteriolosklerotische Schrumpfnie- ma mit endothelialer Dysfunktion*
Arteriitis brachiocephalica → Aortenbogen- re. Betroffen sind die Arteriolen, also kleinste – monozytäre Zelladhäsion, Einwanderung in
syndrom Arterien in Niere, Pankreas, Milz, Retina, Ge- Intima und Differenzierung zu ortsständigen
Arteriitis cranialis → Riesenzellarteriitis hirn oder der Peripherie. Makrophagen
Arteriitis temporalis → Riesenzellarteriitis Arteriosklerose f: engl. arteriosclerosis; syn. – Aufnahme von LDL über transmembranäre
Arteriografie f: engl. arteriography; syn. Arterio- Atherosklerose. Wichtigste und häufigste pa- LDL-Rezeptoren und von oxidiertem LDL
graphie. Bezeichnung für die röntgenologische thologische Veränderung der Arterien mit Ver- über Scavenger-Rezeptoren der Makropha-
Darstellung der Arterien nach Injektion eines härtung, Verdickung, Elastizitätsverlust und gen mit intimaler Entzündungsreaktion,
Röntgenkontrastmittels. Die Injektion des Lumeneinengung. In der Folge kommt es zu nachfolgend auch Myozyten der Media be-
Kontrastmittels erfolgt meist über einen Kathe- Durchblutungsstörungen im betroffenen Ge- troffen
ter, der nach perkutaner Gefäßpunktion unter biet. Die wichtigsten Maßnahmen sind präven- – Umwandlung der mit Cholesterol überlade-
Anwendung der Seldinger*-Methode selektiv in tiv, z. B. Nikotinkarenz und Behandlung eines nen Makrophagen zu Schaumzellen (Xan-
das interessierende Gefäß mithilfe eines Füh- Bluthochdrucks. thomzellen*) als Bestandteil der entstehen-
rungsdrahts vorgeschoben wird (z. B. Pigtail- Ätiologie: Zahlreiche exogene und endogene den arteriosklerotischen Plaques (Atherome)
Katheter). Noxen bzw. Erkrankungen als auslösende bzw. mit Einwanderung von Fibroblasten, Fibro-
Indikationen: aktivierende (atherogene) Faktoren (Risikofak- sierung und myozytärer Proliferation
– pAVK toren*), u. a. – konsekutiv: Verdickung der Arterienwand
– Mesenterialarterienverschluss – Arterielle Hypertonie, Hyperlipidämie*, Al- und Stenose (siehe Abb. 1).
– Aortenaneurysma ter, Diabetes* mellitus, Nikotin Theorien der Histogenese:
– Karotisstenose (Karotisarteriografie*) – Hyperfibrinogenämie*, Antigen-Antikörper- – Veränderungen des Gefäßinhalts (Druck,
– Nierentumor Komplexe Wirbel, Hyperlipidämie usw.) bewirken Läsi-
– Darstellung der Beckenarterien (Beckenarte- – Hypoxie* onen des Endothels, gesteigerten Stoffein-
riografie*) – Wirbelbildungen der Blutströmung strom (Infiltrationstheorie; Perfusionstheo-
– Darstellung extra- und intrakranieller Hirn- – psychische Stressoren (z. B. familiäre Belas- rie) und dadurch ausgelöste metabolische
gefäße (vgl. Angiografie*, Abb. dort) tung) und zelluläre Reaktionen der Gefäßwand:
– vor oder während einer Intervention an den – Entzündungsprozesse, Entzündungsmedia- 1. Intimaödem 2. Synthesesteigerung von
zerebralen (Gefäß-)Prozessen toren (u. a. CRP, Interleukin-6, -18, TNF-α, 5- Glykosaminoglykanen 3. Ausfällung von Li-
– (selten) zur Feststellung des Hirntods Lipoxygenase, bestimmte Zelladhäsionsmo- poproteinen*, Fibrinogen und Albumin*
– thorakale Arteriografie v. a. bei angeborenen leküle, z. B. sICAM-1, sVCAM-1, P-Selektin) 4. Proliferation von Bindegewebe- und Mus-
oder erworbenen Anomalien: 1. des Herzens – oxidative Stressoren (z. B. oxidiertes LDL) kelzellen mit gesteigerter Kollagen- und
2. der Herzklappen 3. der Koronararterien – Faktoren der Hämostase, z. B. D*-Dimere, Elastinsynthese (Fibrose, Elastose) 5. evtl.
(Koronarangiografie*) 4. des Aortenbogens PAI-1; Plasminogenaktivator-Inhibitoren Hyalinose 6. zunehmende Lipidose 7. oft
5. der brachiozephalen Gefäße 6. der Herz- – Stoffwechselfaktoren, z. B. Lipoprotein* (a), Nekrose*, Ulzeration und Verkalkung
ventrikel* (Ventrikulografie*). Homocystein* – primäre Veränderungen der Intima (Endo-
Arteriola f: engl. arteriole. Den Blutfluss regu- – vaskuläre Faktoren, z. B. vascular* endotheli- thelläsion) mit Ablagerungen von Blutplätt-
lierendes Blutgefäß (Widerstandsgefäß) der al growth factor (VEGF). chen und Fibrin sowie Bindegewebeprolife-
arteriosus 148

Arthritis:
A Ursachen (Auswahl).
monoartikulär oligoartikulär (2–5 Gelenke) polyartikulär (> 5 Gelenke)
infektiöse Arthritis seronegative Spondylarthritis rheumatoide Arthritis
(reaktive Arthritis)
Lyme-Arthritis juvenile idiopathische Arthritis Kollagenose (systemischer Lupus
erythematodes)
aktivierte Arthrose Löfgren-Syndrom Vaskulitis
Gicht, Pseudogicht Hämochromatose Polyarthrose
(meist asymmetrisch)
aseptische Knochennekrose Psoriasis-Arthritis
Tumor

Arteriosklerose Abb. 2: Stadieneinteilung nach WHO.


Arthritis f: Entzündliche Gelenkerkrankung. matose* 4. Arthritis bei Gelenkblutung infol-
Typische Symptome sind Gelenkschmerzen ge einer Störung der Blutgerinnung, z. B. bei
ration in der Folge, sklerotische Plaque als und -schwellungen sowie Funktionsverlust. Koagulopathie (Blutergelenk* bei Hämophi-
organisierte parietale Thromben, Lipidose Therapiert wird durch Gabe von Antirheumati- lie) und Antikoagulanzientherapie
der Gefäßwand usw. als sekundäre Verände- ka oder operativ durch Gelenksspülungen oder – Arthritis bei Erkrankungen des rheumati-
rungen Synovektomie*. Unterstützend wird Physiothe- schen Formenkreises (meist chronische Ar-
– Arteriosklerose als Folge einer primären rapie empfohlen. Pathologie: Synovialitis*. Ur- thritis): rheumatoide Arthritis*, juvenile idio-
krankhaften Veränderung der Gefäßwand sachen: siehe Tab. Formen: pathische Arthritis*, Spondylarthritis* (v. a.
(Disposition), Blutdruckerhöhung und Hy- – Infektiöse Arthritis: 1. direkte Infektion Spondylitis ankylosans und Arthritis psoria-
perlipidämie können den Prozess intensivie- durch penetrierende Wunde (septische Ar- tica), Arthritis bei Kollagenose* (v. a. bei sys-
ren, die intimalen Myozyten bzw. Bindege- thritis, Gelenkempyem), z. B. Trauma oder temischem Lupus* erythematodes) oder Vas-
webezellen proliferieren aus unbekannter iatrogen durch Punktion oder Injektion; häu- kulitis (z. B. Purpura* Schoenlein-Henoch,
Ursache und bilden vermehrt kollagene Fa- figste Erreger: Staphylokokken 2. septisch- Polyarteriitis* nodosa, Behçet*-Krankheit)
sern, Glykosaminoglykane sowie Lipide mit metastatisch (hämatogen) bei verschiedenen – enteropathische Arthritis (meist als Spon-
sog. fatty* streaks Infektionskrankheiten (Gonorrhö, Tuberku- dylarthritis) bei entzündlichen Darmerkran-
– Wechselwirkung zwischen Thrombozyten lose, Infektion mit Pilzen, Brucellen, Parasi- kungen, z. B. Enteritis* regionalis Crohn, Co-
(Hyperaktivität) und Gefäßwand ten), bei Sepsis: Streuung von infektiösen litis* ulcerosa, Whipple*-Krankheit; auch
– Infektion mit Chlamydophila* pneumoniae. Herden nach intestinaler Bypass-Operation und Ma-
Histologie: Einteilung in Stadien (WHO) – parainfektiöse Arthritis: 1. zeitgleich mit ei- genteilresektion nach Billroth II (Polyarthri-
siehe Abb. 2. ner Allgemeininfektion auftretende, durch tis, episodisches Fieber, Hautläsionen ähn-
Klinik: Arterielle Durchblutungsstörung*. Je Immunkomplexe bzw. Zytokine bedingte lich dem Sweet*-Syndrom).
nach Lokalisation z. B. koronar (KHK, zereb- Begleitarthritis ohne Nachweis lebender Er- Einteilung
rale Durchblutungsstörung*, vertebrobasiläre reger im Gelenk 2. Vorkommen im Rahmen – Nach Anzahl betroffener Gelenke (siehe
Durchblutungsstörung*) oder pAVK*. bakterieller Infektionen (meist akute Mon- Abb.): Monarthritis*, Oligoarthritis*, Poly-
Komplikation: Akuter Arterienverschluss (z. B. oder Oligoarthritis, z. B. bei Yersinien- oder arthritis*
Herzinfarkt*) durch Plaqueruptur oder -erosion Chlamydieninfektion), bei Virusinfektionen – nach Lokalisation: z. B. Gonarthritis*, Spon-
und Thrombosierung in der Folge. (oft eher subakute Polyarthritiden, insbeson- dylarthritis*, Sakroiliitis*
Prävention: Frühzeitiges Ausschalten bzw. Re- dere bei Hepatitis B) oder bei Infektion mit – nach Verlauf: 1. akute Arthritis (v. a. septi-
duktion atherogener Noxen und Risikofaktoren Parasiten (v. a. Filarien) sche Arthritis, kristallinduzierte Arthritis, re-
(evtl. Rückbildung der Frühstadien). – postinfektiöse Arthritis: reaktive Arthritis* aktive Arthritis*, akute Sarkoidose) 2. sub-
arteriosus: engl. arterial. Reich an Arterien, zur infolge persistierender Immunaktivierung akute Arthritis (v. a. bei Kollagenose und Vas-
Arterie gehörend bzw. arteriell. – Arthritis bei lokaler Störung innerhalb des kulitis) 3. chronische Arthritis (v. a. rheuma-
Arteriotomie f: engl. arteriotomy. Operative Er- betroffenen Gelenkes: 1. Arthritis bei Er- toide Arthritis*, seronegative Spondylarthri-
öffnung einer Arterie, z. B. zur Embolektomie*. krankung des Gelenkknorpels: sog. aktivierte tis*).
arteriovens: syn. arteriovenös.; Abk. a.-v. Arte- Arthrose, Chondropathia* patellae, freier Ge- Klinik:
rien und Venen betreffend; auch Verbindung lenkkörper (v. a. Osteochondrosis* dissecans), – Akute Formen: Schmerzen, Schwellung,
zwischen einer Arterie und Vene, z. B. arteriove- rezidivierende Polychondritis* 2. (post-)trau- Überwärmung und Bewegungseinschrän-
nöse Fistel*. matische Arthritis (auch postoperative Syno- kung der betroffenen Gelenke in Ruhe, Ent-
Arthralgie f: engl. joint pain. Gelenkschmerz, vialitis) 3. neoplastische Arthritis durch pri- lastungsschonhaltung, Gelenkerguss* (seröse
z. B. bei Arthrose* oder Arthritis*. mären Gelenktumor: benignes (villonoduläre Formen), Gelenkempyem (eitrige Formen),
Arthrektomie f: engl. arthrectomy. Vollständige pigmentierte Synovialitis*) oder malignes Sy- Rötung, Fieber
oder teilweise Resektion eines Gelenks. novialom* (Synovialsarkom) oder Chondro-
149 Arthritis, reaktive

– Seronegative (ohne Rheumafaktor) Polyarth-


ritis (10–15 % der Fälle): 1. Erkrankungsbe-
ginn ab frühem Kleinkindalter 2. symmetri-
A
sche Arthritis* unter möglicher Beteiligung
sämtlicher Extremitätengelenke (mindestens
5 Gelenke in den ersten 6 Erkrankungsmona-
ten), der Kiefergelenke und der HWS; unter-
schiedlich stark ausgeprägte radiologische
Veränderungen 3. keine Beteiligung innerer
Organe
– seropositive Polyarthritis (ca. 3–5 %): 1. Er-
krankungsbeginn im 2. Lebensjahrzehnt,
v. a. Mädchen betroffen 2. klinische Ähnlich-
keit mit rheumatoider Arthritis* des Erwach-
senen 3. oft erosiver Verlauf mit funktionell
ungünstiger Prognose
– systemische Arthritis (ca. 10–15 %): 1. mit
oder nach mindestens 2 Wochen Fieber 2. so-
Arthritis: Befallmuster. wie mit mindestens einem der nachfolgen-
den Nebenkriterien: flüchtiges rötliches Ex-
anthem, generalisierte Lymphknotenschwel-
lung, Hepato- oder Splenomegalie, Serositis;
– bei allergischer Arthritis: zusätzlich Tachy- Still*-Syndrom
kardie, Kopfschmerz, Übelkeit, Bauch- – Oligoarthritis*: 1. mit Entzündung von 1–4 Arthritis, juvenile idiopathische: mutilierende
schmerzen, Lymphadenopathie, Exanthem Gelenken während der ersten 6 Erkrankungs- Arthritis der Metatarsokarpalgelenke 3 und 4 bei
– bei chronischem Verlauf: v. a. Funktionsver- monate (bei > 6 Monate anhaltender Arthritis juveniler Psoriasis-Arthritis (Röntgenaufnahme). [87]

lust des betroffenen Gelenks. auch Befall von > 4 Gelenken möglich)
Arthritis, Aø kne-assoziierte f: engl. acne associ- 2. Rheumafaktor-negativ, ANA in ca. 70 %
ated arthritis. Mit hohem Fieber einhergehende positiv 3. Auftreten einer Iridozyklitis* ver-
Arthritis bei entzündlichen Formen der Acne* schlechtert die Prognose – undifferenzierte Arthritis: keiner oder meh-
vulgaris (Acne papulopustulosa, Acne congloba- – Enthesitis-assoziierte Arthritis (15 %): 1. Er- rerer der vorhergehenden Kategorien ent-
ta oder Acne fulminans). Labordiagnostisch be- krankungsbeginn um das 10. Lj., v. a. Jungen sprechend.
stehen eine Leukozytose und eine beschleunigte betroffen 2. mit Befall v. a. der unteren Extre- Diagnostik: Ausschlussdiagnostik: Anamnese,
BSG. mitäten, häufig enthesiopathische Sympto- klinische Symptomatik, Labordiagnostik, bild-
Klinik: Asymmetrische, selten erosiv verlaufen- me (Tarsitis, Achillodynie* u. a.) Sakroiliitis*; gebende Verfahren.
de Oligoarthritis* (besonders der Kniegelenke), häufig Nachweis von HLA-B27 3. oft akute Therapie:
daneben Sakroiliitis sowie entzündliche Beteili- Iridozyklitis* (meist Abheilung ohne Dauer- – Physiotherapie mit physikalischer Therapie,
gung von Wirbelsäule (Spondylitis, Spondylo- schäden) Ergotherapie
diszitis) und sterno-kosto-klavikulären Kno- – juvenile Psoriasis*-Arthritis (5–10 %): 1. Kom- – Pharmakotherapie: 1. nichtsteroidale Anti-
chenverbindungen. Mit Besserung der Akne bination von Psoriasis* und Arthritis oder Ar- phlogistika 2. Glukokortikoide u. a. (langwir-
kommt es zur Rückbildung. thritis in Kombination mit mindestens 2 der kende) Antirheumatika 3. bei hoher Krank-
Arthritis, chlamydieninduzierte → Arthritis, folgenden 3 Kriterien: Daktylitis*, Nagelbe- heitsintensität Methotrexat* 4. bei polyarti-
reaktive fall (Tüpfel oder Onycholyse; mindestens kulärer JIA mit unzureichendem Therapieer-
Arthritis, chlamydieninduzierte → Chlamy- 2 Tüpfel an 1 oder mehr Nägeln) oder Psoria- folg unter Methotrexat zusammen mit TNF*-
dien sis bei erstgradig Verwandten (Diagnosekrite- Blocker
Arthritis dysenterica → Arthritis, reaktive rien der International League of Associations – bei Bedarf rheumachirurgischer Eingriff
Arthritis gonorrhoica → Gonorrhö for Rheumatology, ILAR) 2. in 50 % tritt zu- – rehabilitative Maßnahmen.
Arthritis, juvenile idiopathische f: engl. juve- erst Arthritis auf, in 50 % zuerst Psoriasis; Arthritis mutilans f: Arthritis mehrerer klei-
nile idiopathic arthritis. Sammelbezeichnung für Rheumafaktor negativ, z. T. Beginn im frü- ner Gelenke mit schweren Schädigungen, die zu
chronische Gelenkentzündung im Kindes- und hen Kindesalter als Poylarthritis, bei älteren Deformierung und Mutilation* der Hände und
Jugendalter mit mindestens 6 Wochen anhal- Kindern oftmals zunächst nur wenige Gelen- Füße führen, z. B. infolge rheumatoider Arthri-
tender Entzündung eines oder mehrerer Gelen- ke betroffen, insbesondere Kniegelenk; vari- tis*, Psoriasis*-Arthritis oder Arthropathia* neu-
ke vor dem 17. Lj. Behandelt wird physiothera- ables, unsymmetrisches Gelenkbefallsmus- ropathica.
peutisch und medikamentös. Bei begleitender ter; auch Befall distaler Interphalangealge- Arthritis psoriatica → Psoriasis-Arthritis
Uveitis droht Erblindung, daher ist eine engma- lenke, Sakroiliitis oder Enthesiopathien mög- Arthritis psoriatica im Kindesalter → Arthri-
schige augenärztliche Kontrolle auch bei Symp- lich 3. in Einzelfällen rasche Gelenkdestruk- tis, juvenile idiopathische
tomfreiheit obligat. tion, typischerweise auch Nebeneinander von Arthritis, reaktive f: engl. reactive arthritis; syn.
Einteilung: Nach Art und Umfang des Gelenk- Knochenabbau und Knochenaufbau, z. T. postinfektiöse Arthritis. Durch extraartikuläre
befalls und des Vorhandenseins extraartikulärer mutilierende Arthritis (siehe Abb.) Infektion ausgelöste nichtseptische Arthritis*
Organmanifestationen in 7 Kategorien: ohne nachweisbaren Erreger im Gelenk. Neben
Arthritis, rheumatoide 150

dem Gelenkbefall manifestiert sich häufig das


A Reiter-Syndrom mit Arthritis, Urethritis und
Konjunktivitis. Therapiert wird die ursächliche
Infektion, außerdem mit nichtsteroidalen Anti-
phlogistika*. Oft kommt es zu Spontanheilun-
gen, teilweise aber auch zu chronischen Verläu-
fen.
Hintergrund:
– HLA-B27-assoziiert (bei 60–90 % der Patien-
ten)
– Androtropie. Arthritis, reaktive: Keratoma blennorrhagicum
Pathogenese bei Reiter-Krankheit. [49]
– Molekulare Mimikry* durch Erregerpersis-
tenz: Synovialflüssigkeit enthält gegen Bak-
terienantigen, HLA-B27 und Autoantigene, – Antikörper gegen Hitzeschockproteine
z. B. Hitzeschockproteine, gerichtete T-Zel- (Stressproteine)
len – ggf. Synoviaanalyse (Ausschluss bakterieller
– bei epidemischer Dysenterie (Arthritis dysen- Arthritis) Arthritis, rheumatoide Abb. 1: Verteilungsmuster
terica) infolge enteraler Infektion mit: – ggf. Ultraschalldiagnostik u. a. je nach klini- des Gelenkbefalls.
1. gramnegativen Bakterien (z. B. Yersinia, scher Manifestation.
Salmonella, Shigella) 2. endemisch sexuell Therapie:
übertragbarer Infektion, z. B. mit Chlamydia – Ggf. Sanierung der ursächlichen Infektion
trachomatis (Arthritis durch sexuell über- (z. B. Tetracyclin bei Chlamydiennachweis in
tragbare Erreger; SARA für sexually acquired Urethra)
reactive arthritis). – symptomatisch: z. B. physikalisch (Kälte oder Arthritis, rheumatoide: Tab. 1
Klinik: Wärme) Diagnostische Kriterien des American College of
– 1–4 Wochen nach Infektion, z. T. nach symp- – pharmakologisch (v. a. nichtsteroidale Anti- Rheumatology und der European League Against
tomfreiem Intervall, akute bis subakute Ar- phlogistika*, evtl. Sulfasalazin, Methotrexat, Rheumatism (ACR/EULAR-Kriterien, 2010).
thritis mit steriler Synovialitis Ciclosporin, TNF-Blocker o. a.). Kriterium Punkte
– meist asymmetrischer Gelenkbefall v. a. der Prognose:
unteren Extremitäten und Iliosakralgelenke – Oft günstig, häufig Spontanheilung Synovialitis
– bei HLA-B27-positiven Patienten häufig Be- – unter Umständen chronischer Verlauf. (Anzahl betroffener Gelenke)
teiligung des Achsenskeletts Prävention: Für die Chlamydien-induzierte re- 1 mittelgroßes oder großes Gelenk 0
– häufig Insertionstendopathie aktive Arthritis ist eine Primärprävention durch
2–10 mittelgroße oder große Gelenke 1
– häufig extraartikuläre Begleitmanifestation, antibiotische Sanierung bei Infektion durch
[1]
z. B. als Reiter-Krankheit (auch Fiessinger-Le- Chlamydia* trachomatis (nichtgonorrhoische 1–3 kleine Gelenke 2
roy-Syndrom, urethro-okulo-synoviales Syn- Urethritis*) möglich. 4–10 kleine Gelenke[1] 3
drom): 1. mit sog. Reiter-Trias aus steriler Arthritis, rheumatoide f: engl. rheumatoid
Arthritis, unspezifischer (nicht gonorrhoi- arthritis; syn. chronische Polyarthritis. Entzünd- > 10 kleine Gelenke[1] 5
scher) Urethritis oder Zervizitis (eingetrübter liche Allgemeinerkrankung mesenchymaler Ge- Synovialitis (Dauer)
Ausfluss, gelegentlich milde Prostatitis und webe, Manifestationen meist als Synovialitis*.
≤ 6 Wochen 0
Zystitis) sowie bilateraler Konjunktivitis (Be- Leitsymptome sind Gelenkschmerzen. Die Di-
teiligung der Uvea sowie Iridozyklitis mög- agnose wird anhand festgelegter Kriterien ge- > 6 Wochen 1
lich) 2. Beginn häufig mit hohem Fieber stellt. Behandelt wird physiotherapeutisch, laborchemischer Test auf Rheuma-
3. Leitsymptom: Balanitis erosiva circinata pharmakologisch und in schweren Fällen opera- faktor und Anti-CCP-Antikörper
4. papulopustulöses parakeratotisches Exan- tiv. Ein früher Therapiebeginn verbessert die
negativ 0
them besonders an Fußsohlen und Handin- Prognose deutlich.
nenflächen (Keratoma blennorrhagicum, sie- Ätiologie: ≥ 1 Test positiv, Titer < 3 UL 2
he Abb.) 5. subunguale Keratose 6. Onycholy- – Ungeklärt (evtl. Autoimmunkrankheit) ≥ 1 Test positiv, Titer ≥ 3 UL 3
se, Onychodystrophie. – bei 50–80 % genetische Prädisposition mit
Akute-Phase-Reaktion
Diagnostik: HLA-DR4-Expression u. a. immungeneti-
– Labordiagnostische Entzündungsparameter schen Merkmalen. BSG und CRP normwertig 0
im Blut (BSG-Beschleunigung, CRP-Erhö- Häufigkeit: BSG und CRP erhöht 1
hung u. a.) – Punktprävalenz 0,5–1,0 %
– Rheumafaktor negativ – jährliche Inzidenz: 1 : 2000, w : m = 3 : 1; Ma- Gesamtpunkwert ≥ 6 spricht für das Vorliegen
– serologisch (IgG und IgM; IgA als Zeichen der nifestationsgipfel im 4. Lebensjahrzehnt. einer rheumatoiden Arthritis.
[1]
unter Ausschluss der Finger- und Zehenend-
mukös persistierenden Immunaktivierung) Klinik: Leitsymptome sind Arthralgien, Mor-
gelenke, Großzehengrundgelenke und Daumen-
oder mikrobiologischer Nachweis der ursäch- gensteifigkeit, Inappetenz, Abgeschlagenheit
sattelgelenke (tyische Lokalisationen aktivierter
lichen Infektion (unter Ausschluss von aku- und Myalgien. Charakteristisch ist eine sym- Arthrose)
tem rheumatischem Fieber u. a. DD) metrische Arthritis* kleiner stammferner Gelen-
151 Arthrodeseschuh

Arthritis, rheumatoide: Tab. 2


Stadieneinteilung nach Steinbrocker et al. A
Stadium Klinik Funktion Röntgenbefund
I geringe Schwellungen keine Beeinträchtigung bei alltäglichen Anforderungen höchstens gelenknahe Entkalkung
II konstante Synovitiden, keine leichte Behinderung durch Bewegungseinschränkung eines gelenknahe Entkalkung, beginnende Knorpel- und
Gelenkdeformierungen oder mehrerer Gelenke, jedoch ausreichende Funktions- Knochendestruktion
kapazität bei normalen Tätigkeiten
III Gelenkdeformierungen, Mus- eingeschränkte Funktionskapazität mit erheblicher Behinde- Knochendestruktionen, Osteoporose, Subluxationen
kelatrophien, Tendinitiden rung bei den Tätigkeiten in Beruf, Haushalt und bei der
(Rheumaknoten) Selbstversorgung
IV ausgeprägte Gelenkdeformie- hochgradige Einschränkung der Funktionskapazität, Roll- fortgeschrittene Gelenkzerstörungen und
rungen, Gelenkinstabilität, stuhlabhängigkeit oder Bettlägerigkeit; geringe Selbst- -deformierungen, Gelenkluxationen, -instabilitäten,
Ankylosen versorgungsmöglichkeiten, ständiges Angewiesensein auf Ankylose (bindegewebig oder knöchern)
fremde Hilfe
Eine Progression muss nicht zeitgleich alle 3 genannten Ebenen betreffen.

lin-Antikörper (v. a. Anti-CCP-Antikörper) – relatives Mortalitätsrisiko ca. 3 %


und Rheumafaktor – frühzeitige Therapie (3–6 Monate nach Be-
– röntgenologisch: gelenknahe Osteoporose, schwerdebeginn unter Kontrolle von DAS 28
Gelenkspaltverschmälerung, Arrosionen, als Aktivitätsparameter) kann Verlaufschwere
Erosionen (siehe Tab. 2) substantiell vermindern und ggf. zu Totalre-
– histologisch: Synovialis, selten (pathognomo- mission führen.
nisch) Granulome, sonst Fibrinexsudation, Arthritis siøcca → Arthritis tuberculosa
Hyperplasie der Synovialdeckzellschicht Arthritis syphilitica f: engl. syphilitic arthritis.
(Pannusformation), Rundzellinfiltrate, Vas- Arthritis bei Syphilis*.
kulitis, villöse Hyperplasie, Proliferation un- Arthritis tuberculosa f: engl. tuberculous arthri-
reifer Zellverbände (pannöse Destruktion). tis. Arthritis* als sekundäre Organmanifestation
Therapie: einer Tuberkulose*, ausgehend von einer ge-
Arthritis, rheumatoide Abb. 2: typische Schwellung – Physiotherapie (dosierte Bewegung, Kryothe- lenknahen Knochentuberkulose* oder hämato-
der Fingergelenke. [38] rapie), Ergotherapie gen entstanden. Lokalisiert ist sie bei Erwachse-
– pharmakologisch: 1. kurzfristig Analgetika nen meist als Einzelläsion im Bereich der Wir-
(z. B. Paracetamol), nichtsteroidale Antiphlo- belsäule und an den unteren Extremitäten (be-
ke (v. a. Fingergrund- und -mittelgelenke, Ze- gistika (z. B. Diclofenac, Ibuprofen), selektive sonders Hüft- und Kniegelenke). Bei Kindern
hengrundgelenke; im Alter evtl. auch asymmet- Cyclooxygenase-2-Inhibitoren, Glukokortiko- sind häufig Hände und Füße (Daktylitis) betrof-
risches Gelenkbefallmuster unter Einbeziehung id 2. möglichst frühzeitig und langfristig klas- fen.
großer Gelenke; siehe Abb. 1) mit weichen fluk- sische DMARD (in Kombination mit Gluko- Arthritis urica → Gicht
tuierenden, oft spindelförmigen Gelenkschwel- kortikoid): bei aktiver rheumatoider Arthritis Arthrodeø rma f: Pilzgattung, die zu den Derma-
lungen (siehe Abb. 2). Extraartikuläre Organma- primär Methotrexat (alternativ z. B. Lefluno- tophyten* gezählt wird.
nifestationen sind Pleuritis, Lungenfibrose, Pe- mid, Sulfasalazin), ggf. DMARD-Kombination Arthrodese f: engl. arthrodesis. Operative Ge-
rimyokarditis, Polyneuropathie, Hepatitis, Ke- (z. B. Methotrexat mit Leflunomid oder Me- lenkversteifung in funktionell günstiger Posi-
ratoconjunctivitis sicca, Lymphadenopathie, thotrexat mit Hydroxychloroquin und Sulfa- tion.
Rheumaknoten* (hochspezifisch) sowie genera- salazin); bei unzureichendem therapeutischen Anwendung:
lisierte Vaskulitis (evtl. lebensbedrohlich). Ansprechen zusätzlich DCART (meist in Kom- – Bei fortgeschrittener Gelenkzerstörung zum
Komplikationen: bination mit Methotrexat): v. a. TNF*-Blocker, Erhalt einer belastungsfähigen Extremität
– Zervikale Myelopathie Tocilizumab, Abatacept, Rituximab; unter – Ausschaltung der Ursache für chronische
– Osteoporose Umständen Gold (parenteral), Azathioprin, Schmerzen
– Sepsis Ciclosporin A, Cyclophosphamid – Achsenkorrektur (sog. Korrekturarthrodese)
– AA-Amyloidose – prophylaktisch und rekonstruktive OP (Syno- – Ultima Ratio z. B. bei Schlottergelenk*,
– gastrointestinale Ulzera vektomie*, Gelenkflächenersatz, Arthro- schmerzhafter Gelenkreizung infolge post-
– mutilierende Sonderform. dese*). traumatischer Veränderungen, Entzündung
Diagnostik: ACR/EULAR-Klassifikation: siehe Prognose: oder schwerer Arthrose*, falls andere Maß-
Tab. 1. – Unvorhersehbarer Verlauf, meist chronisch- nahmen zur Gelenkwiederherstellung (z. B.
– Anamnestisch-klinisch progredient, z. T. mit ausgeprägten Schüben, Endoprothese*) erfolglos oder nicht (mehr)
– labordiagnostisch: beschleunigte BSG und selten Totalremission möglich (siehe Abb.).
erhöhte Akute-Phase-Proteine, Anämie, – in 10–15 % stark destruierender Verlauf mit Arthrodeseschuh m: engl. arthrodesis footwear.
Thrombozytose; Nachweis von Anti*-Citrul- rascher Invalidität Schuh mit Abrollhilfe*.
Arthrofibrose 152

– Rotatorenmanschettenruptur* – vorwiegend entzündlicher Typ: 1. chronisch-


A – Gelenkchondromatose*
– Baker*-Zyste.
proliferierende Synovialitis* mit Pannusbil-
dung, oft Nebeneinander von erosiven und
Arthrogryposis f: Abnorme Krümmung eines proliferativen Veränderungen, Periostitis
Gelenks. 2. Vorkommen v. a. bei Hämophilie* (sog.
Arthrolith → Gelenkkörper, freier Blutergelenk*).
Arthrolyse f: engl. arthrolysis. Operative Wie- Arthroplaø stik f: engl. arthroplasty. Gelenker-
derherstellung der Gelenkbeweglichkeit bei satz durch Schaffung eines künstlichen Ge-
Arthrofibrose durch Entfernung von Narben in- lenks. Mögliche Formen sind die Alloarthro-
nerhalb oder außerhalb des Gelenkes. Evtl. wird plastik mit Endoprothese*, die Resektions-
zusätzlich ein Gelenkkapsel-, Muskel- oder Seh- arthroplastik* oder die Autoarthroplastik
neneingriff durchgeführt. Im Anschluss ist eine mit körpereigenen Geweben wie Faszie, Fett
intensive physio- und schmerztherapeutische oder Haut als Interponat zwischen neugebilde-
Nachbehandlung (z. B. continuous* passive mo- ten Gelenkflächen, z. B. Resektionsarthroplas-
tion) zwingend notwendig. tik bei Akromioklavikulargelenkarthrose*.
Formen: Arthropode-Borne Diseases pl: Durch Arthro-
– Arthroskopische Arthrolyse zur Adhäsio- poden* übertragene Erkrankung aufgrund ei-
lyse ner Infektion mit Viren (Arbovirosen*) oder
– offene Arthrolyse, z. B. bei ausgeprägter Bakterien (z. B. Lyme*-Borreliose).
Fibrose oder zur Entfernung periartikulärer Arthropoden m pl: engl. arthropods. Formen-
Ossifikationen. reichster Tierstamm bestehend aus wechselwar-
Arthrometer → Knie-Arthrometer men Bewohnern von Land und Wasser, v. a.
Arthro-Ophthalmopathie, erbliche progres- warmer und feuchter Regionen. Arthropoden
sive → Stickler-Syndrom sind wichtige Parasiten, Zwischenwirte oder
Arthropathiøa → Arthropathie Krankheitsüberträger für den Menschen.
Arthropathiøa alcaptonurica f: engl. alcaptonu- Arthrose f: engl. arthrosis; syn. Arthrosis defor-
ric arthropathy. Arthropathie* mit Ablagerung mans. Degenerative Gelenkerkrankung, die vor-
von Oxidationsprodukten der Homogentisin- wiegend bei einem Missverhältnis zwischen Be-
säure* infolge Störung des Phenylalanin-Tyro- anspruchung und Belastbarkeit der einzelnen
sin-Stoffwechsels bei Alkaptonurie. Gelenkanteile und -gewebe entsteht (Form-
Arthropathiøa neuropathica f: engl. neuropathic Funktions-Störung). Epidemiologie: Arthrose
arthropathy. Arthropathie* mit schwerster atro- ist die häufigste Gelenkerkrankung und zeigt
phischer oder hypertrophischer Gelenkverfor- eine altersabhängige Prävalenz (bei 20-Jährigen
mung aufgrund mechanischer Gelenkschädi- ca. 9 %, bei 34-Jährigen bis 17 %, bei über 65-
Arthrodese: 1: schwere postinfektiöse Arthrose des gung durch rezidivierende Traumatisierung bei Jährigen bis über 90 %). Lokalisation: Am häu-
rechten Kniegelenks; 2: präoperative Röntgen- Verlust der schützenden Schmerzempfindung figsten sind die Hüft- (Koxarthrose*), Knie-
aufnahme in 2 Ebenen; 3: Kniegelenkarthrodese mit und Propriozeption, unter Umständen mit tro- (Gonarthrose*) und Fingergelenke (Heberden*-
Doppelplattenosteosynthese. [117] phischen Störungen. Polyarthrose und Bouchard*-Arthrose) betrof-
Arthropathiøa ovaripriva f: engl. ovariprival ar- fen. siehe Tab. 1Formen: Primäre Arthrose
thropathy. Vermutlich hormonal bedingte Arth- – Ätiologie und Pathogenese unbekannt
ropathie der Iliosakralgelenke bei Ausfall der – Prädispositionsfaktoren: körperliche Schwer-
Arthrofibrose f: Durch pathologische Bindege- Ovarialfunktion, meist im Klimakterium* oder arbeit, hohes Körpergewicht oder Verminde-
webevermehrung bedingte Bewegungsein- nach Ovarektomie*, mit Gefahr der Ausbildung rung der Leistungsfähigkeit der bradytro-
schränkung eines Gelenkes bis zur subtotalen einer Ankylose. phen Gewebe durch endogene Veränderun-
Einsteifung, z. B. postoperativ oder posttrauma- Arthropathiøa psoriatica → Psoriasis-Arthritis gen wie Alterung und Stoffwechselstörung
tisch bei Verdickung der Gelenkkapsel sowie in- Arthropathie f: engl. arthropathy. Gelenker- oder durch Überbeanspruchungsschäden.
folge Ausbildung von Narbenzügen im Gelenk krankung mit heterogenen entzündlichen und Sekundäre Arthrose
und Verlötung von Gleitflächen (z. B. Recessus nichtentzündlichen Komponenten, v. a. bei me- – Bei kongenitalen Dysplasien: 1. flache Pfan-
subpopliteus am Kniegelenk). tabolischen, hämostaseologischen, hämatopoe- nenbildung (Coxa valga luxans) 2. Subluxati-
Arthrografie f: engl. arthrography; syn. Arthro- tischen und neuropathischen Störungen (z. B. on (Hüfte, Knie) 3. Luxation (verschiedene
graphie. Verfahren der Röntgenkontrastunter- Arthritis* bei Neuropathien). Gelenke, v. a. Hüfte) 4. Folge einer Wachs-
suchung einer Gelenkhöhle durch Injektion von Formen: tumsstörung im Epiphysenbereich (z. B. Os-
negativem (z. B. Luft) oder positivem (wasserlös- – Vorwiegend nichtentzündlicher Typ: 1. zu- teochondrosis deformans juvenilis coxae,
lichem) Röntgenkontrastmittel bzw. durch nehmende Knorpel- und Knochendestrukti- Scheuermann*-Krankheit; Osteochondrosis*
Doppelkontrastmethode*. Die Methode ist heu- on, osteophytäre Randanbauten, wie bei de- dissecans, Epiphyseolyse*)
te weitgehend durch MRT ersetzt. struierenden Formen der Arthrose* 2. Vor- – bei erworbener Gelenkdeformierung: 1. Fol-
Indikationen: U. a.: kommen bei Tabes* dorsalis, Syringomyelie*, ge von entzündlichen Gelenkkrankheiten
– Verdacht auf Meniskusschaden Diabetes* mellitus mit auffallender Diskre- 2. Folge rheumatischer Gelenkerkrankung
– Bandverletzung (v. a. des oberen Sprungge- panz zwischen ausgedehnter Destruktion 3. posttraumatisch nach Verletzung von Ge-
lenks) und Schmerzlosigkeit lenkweichteilstrukturen (z. B. Menisci), des
153 Arthroskopie

Arthrose: Tab. 1 Arthrose: Tab. 2


Häufige Lokalisationen. Einteilung in Schweregrade nach radiologischem A
Befund (Kellgren-Lawrence-Klassifikation).
Wirbelsäule Bandscheiben (Chondrose,
Osteochondrose, Spondylose) Schwe- Röntgenbefund
regrad
kleine Wirbelgelenke
(Spondylarthrose) 0 keine Arthrosezeichen
Hüfte Koxarthrose (in 80 % 1 fraglicher Nachweis von Osteophyten
sekundär)
2 sicherer Nachweis von Osteophyten,
Knie Femoropatellararthrose unauffälliger Gelenkspalt
Valgusgonarthrose 3 mäßige Gelenkspaltverschmälerung
Varusgonarthrose 4 starke Gelenkspaltverschmälerung
Pangonarthrose oder kein Gelenkspalt erkennbar
Hand Daumensattelgelenk (Rhizarth-
rose; primär v. a. bei Frauen)
Einteilung: Radiologisch (siehe Tab. 2).
Fingerendgelenke Klinik:
(Heberden-Arthrose)
– Anfangs Spannungsgefühl und Steifigkeit in
Radiocarpal den Gelenken, typischerweise morgens auf-
(nach Scaphoidfraktur) tretend
Fingermittelgelenke – später Einlauf-, Belastungs- und Dauer-
(Bouchard-Arthrose) schmerz Arthrose: 1: Gonarthrose links; 2: Omarthrose links;
– schließlich schmerzhafte Bewegungsein- 3: Koxarthrose rechts; 4: Handgelenkarthrose
Großzehen- Hallux rigidus (Hallux valgus)
schränkung bis zur Kontraktur, mit: 1. Fehl- rechts. [116]
grundgelenk
stellung 2. Muskelatrophie 3. Gelenkinstabi-
Schulter Omarthrose lität 4. Gelenkgeräuschen.
(selten, posttraumatisch) Diagnostik: Die Diagnosesicherung erfolgt Spülung (sog. Gelenktoilette), Cheilotomie,
Ellenbogen posttraumatisch röntgenologisch anhand der Kriterien der Kell- Pridie*-Bohrung, Abrasionsarthroplastik
(Fraktur, Pressluftschaden) gren-Lawrence-Klassifikation (siehe Tab. 2) 3. bei umschriebenen Läsionen und jüngeren
durch den Nachweis von Patienten ggf. Knorpeltransplantation (Knor-
Fingergelenke Polyarthrose
– Gelenkspaltverschmälerung pelersatz*), dreidimensionale autogene
– Inkongruenz der Gelenkflächen Chondrozytentransplantation*, AMIC*-Ver-
– subchondralen Sklerosierungen fahren 4. ggf. anteiliger oder vollständiger
Gelenkknorpels oder nach intraartikulärer – Zystenbildungen endoprothetischer Oberflächenersatz (Endo-
Fraktur 4. nach Gelenkachsenverschiebung – Osteophyten (siehe Abb.). prothese*) 5. Röntgenreizbestrahlung*
(Skoliose*, Beckenschiefstand, Coxa vara, Ge- Therapie: Die Therapie ist möglichst lange kon- 6. Arthrodese* als Ultima Ratio.
nu valgum, Pes valgus, Pes planus) 5. Folge servativ, bei Beschwerdezunahme nach Aus- Prävention: Vermeidung bzw. Beseitigung be-
chronischer nichtentzündlicher Arthropa- schöpfung der konservativen Möglichkeiten einflussbarer Risikofaktoren, z. B. durch
thie*. operativ. – Frühzeitige Diagnostik und Therapie konge-
Pathophysiologie: Es besteht ein veränderter – Konservative Therapie: 1. Gewichtsreduktion nitaler Dysplasien (z. B. der Hüftdysplasie*
Chondrozytenmetabolismus (verstärkter Pro- 2. Vermeidung gelenkschädigender Belas- durch Hüftgelenksonografie der Säuglings-
teoglykanabbau, erhöhte Aktivität der Matrix- tungen (Spielsportarten, Skifahren) 3. Bewe- hüften)
metalloproteinasen) durch mechanischen gungsübungen (Physiotherapie, Radfahren, – Prävention und Therapie der Adipositas*
Stress. Infolge von Mikrofrakturen und Erosion Schwimmen, Wandern) 4. Massage 5. ggf. – Vermeidung artikulärer Über- und Fehlbelas-
des degenerierten Gelenkknorpels werden Wärmeanwendung (z. B. Balneotherapie, tungen (z. B. beruflich).
Knorpelpartikel durch Druck und Reibung bei Elektrothermotherapie) 6. Kryotherapie nur Arthrosis defoø rmans → Arthrose
Gelenkbewegung abgeschert und führen zu bei aktiver Arthrose 7. pharmakologisch Arthroskopie f: engl. arthroscopy. Minimal-in-
schmerzhafter Synovialitis*. Pathologie: durch Analgetika bzw. (nichtsteroidale) Anti- vasive Untersuchung eines Gelenkraums mit ei-
– Auffaserung und Demarkierung der Knorpel- phlogistika 8. Glukokortikoide (intraartiku- nem speziellen Endoskop (Arthroskop), das
substanz lär) nur bei strenger Indikationsstellung nach Auffüllen des Gelenks mit Flüssigkeit
– Hyalinisierung 9. unter Umständen zentrale Muskelrelaxan- (Ringer-Lösung), selten auch Gas (CO2), über ei-
– Abrieb bis vollständiger Abschliff des Knor- zien, Superoxiddismutase oder ggf. Chond- ne Stichinzision eingeführt wird.
pels roprotektiva 10. orthopädische Hilfsmittel Indikation:
– Sklerosierungen und Zystenbildungen im (Gehstock, Schuhzurichtung, Orthese) – Therapeutisch: arthroskopische OP mit Ver-
subchondralen Knochengewebe 11. symptomatisch: Radiosynoviothese fahren der minimal-invasiven Chirurgie*
– reaktiv bilden sich Osteophyten und degene- – operative Therapie: 1. gelenknahe Korrektur- durch Einführung spezieller Instrumente in
rative Kapselveränderungen (Atrophie, Hya- osteotomie* (bei Achsenfehler* der Extremi- das Gelenk über zusätzliche Stichinzision
linose, obliterierende Gefäßprozesse) aus. täten auch frühzeitig) 2. Arthroskopie* mit (siehe Tab., siehe Abb.)
Arthrosonografie 154

Arthroskopie:
Beschreibung: Immunkomplexvaskulitis mit
A Therapeutische Arthroskopien (Auswahl). lokalen Entzündungsreaktionen (max. Ausprä-
gung nach 4–10 Stunden), hervorgerufen durch
Kniegelenk Gelenkknorpelläsion Refixation oder Entfernung eines Knorpel- Injektion ausreichender Mengen eines Antigens
dissekats in die Haut eines spezifischen, sensibilisierten
Meniskusriss Meniskusteilresektion oder -naht, Einbrin- Organismus. Intravasal bilden sich Immun-
gen eines Meniskustransplantates oder komplexe* zwischen den Antigenen und zirku-
Meniskusersatzes (z. B. Kollagenmatrix) lierenden, präzipitierenden Antikörpern (IgG
und IgM), Komplement* wird aktiviert und che-
Kreuzbandruptur Kreuzbandplastik
motaktisch eine paravaskuläre Infiltration in-
posttraumatisches Entlastung, Spülung duziert mit neutrophilen Granulozyten und
Hämarthros Mastzellen, die bei Phagozytose der Immun-
Gonarthrose[1] Abrasionsarthroplastik, Plicaresektion, komplexe lysosomale Enzyme und Entzün-
Synovektomie dungsmediatoren freisetzen.
Kniegelenkinfektion Synovektomie, Spülung Articulatio caø pitis coø stae f: engl. joint of head
of rib; syn. Art. capitis costae. Rippenkopfge-
Fraktur (z. B. Tibiakopffraktur) arthroskopisch assistierte Osteosynthese lenk, welches mit den Articulationes costotrans-
Schultergelenk Impingement-Syndrom Akromioplastik, Bursektomie versaria die Kostovertebralgelenke bildet. Caput
costae und Fovea costalis superior sowie Fovea
Bankart-Läsion Labrumrefixation, Kapsuloraphie
costalis inferior des nachfolgenden Wirbelkör-
Rotatorenmanschettenruptur arthroskopische Naht pers artikulieren funktionell als Scharniergelen-
Bankart-Fraktur arthroskopisch assistierte Osteosynthese ke miteinander und ermöglichen ein Heben
und Senken der Rippen. Das 1., 11. und 12. Ge-
oberes Osteochondrosis dissecans Entfernung des Dissekats lenk ist nicht zweigeteilt.
Sprunggelenk
Synovialitis, Arthrose Synovektomie Funktion:
Exostosen an Talus und Tibia Abtragung – Verbindung von Rippen und Wirbelsäule*
– Drehung um die Achse des Rippenhalses und
Ellenbogen Exostosen, Synovialitis Synovektomie, Abtragung damit Heben und Senken der Rippen (At-
Handgelenk Arthrose, Diskusläsion Synovektomie, Naht mung*).
Obwohl die Rippenkopfgelenke der Form nach
Hüftgelenk Impingement Synovektomie, Arthroplastik
Kugelgelenke sind, sorgt die Kopplung mit den
[1]
restriktive Indikationsstellung;kritische Nutzenbewertung im Abschlussbericht des Instituts für Sternokostalgelenken und dem Rippenquer-
Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) 2014 fortsatzgelenk dafür, dass sie zur Brustwirbel-
säule nur zu Bewegungen um eine Achse fähig
sind. Eine Drehung ist nur um 15–20° möglich.
Articulatio carpometacaø rpalis poø llicis f: engl.
Arthrosonografie f: engl. arthrosonography; carpometacarpal joint of thumb. Verbindung zwi-
syn. Arthrosonographie. Ultraschalldiagnostik* schen Os trapezium und erstem Mittelhand-
von Gelenken zur Diagnose von Gelenkerkran- knochen (Os metacarpale I). Das Daumensattel-
kungen wie Pannus*, Bursitis, Verkalkung, Seh- gelenk ermöglicht Abduktion (Abspreizen), Ad-
nenruptur, Synovialitis oder Meniskusriss*, zur duktion (Heranführen), Flexion (Beugung), Ex-
Lokalisation von Gelenkergüssen und Weich- tension (Streckung), Opposition (Daumenbewe-
teilprozessen sowie vor Punktion oder Injekti- gung Richtung Kleinfinger) und bei Kombinati-
on. Eingesetzt wird die Arthrosonografie beson- on Zirkumduktion (Kreisen) des Daumens.
ders am Schultergelenk und beim Säugling am Articulatio costotransversaria f: engl. costo-
Hüftgelenk (Hüftgelenksonografie). transverse joint; syn. Art. costotransversaria. Rip-
Arthrotomie f: engl. arthrotomy. Eröffnung ei- penquerfortsatzgelenk, welches zusammen mit
nes Gelenks durch Inzision als Zugang für int- den Articulationes capitis costae die Kostover-
Arthroskopie: Mikrofrakturierung eines Knorpelde- raartikuläre Eingriffe, etwa zur Beseitigung von tebralgelenke bildet. Im Rippenquerfortsatzge-
fekts an der Femurkondyle. [80] Gelenkschäden, Reposition intraartikulärer lenk artikulieren das Tuberculum costae der 1.
Frakturfragmente vor Osteosynthese, Entfer- bis 10. Rippe mit den Querfortsätzen des glei-
nung freier Gelenkkörper, Implantation von chen Brustwirbels als Scharniergelenk und er-
– Diagnostisch: Einzelfall-Entscheidung bei Endoprothesen. möglichen ein Heben und Senken der Rippen.
unklarem Gelenkbefund, auch zur Probeex- Arthus-Reaktion f: engl. Arthus reaction. Form Articulatio cricothyroidea f: engl. cricothyroid
zision aus Synovialis. der Überempfindlichkeitsreaktion nach joint; syn. Art. cricothyroidea. Scharniergelenk
Komplikationen: Coombs und Gell (Allergie*) vom Arthus-Typ zwischen Ringknorpel und dem Cornu inferius
– Knorpelverletzung (Typ III) mit lokalem Ödem und Hämorrhagie des Schildknorpels. Es ermöglicht Kippbewe-
– Infektion sowie evtl. Ulzeration und Nekrose infolge gungen zwischen den beiden Knorpeln, wo-
– Kompartmentsyndrom Thrombosierung von Blutgefäßen. durch die Stimmbänder angespannt oder ent-
– Gasemphysem. spannt werden. Während das Lig. cricothyroide-
155 Artikulationsstörung

Os trapezium
Os capitatum Os trapezium
Os trapezoideum
A
Os hamatum
Os trapezoideum Hamulus
ossis hamati Os metacarpi I
Os metacarpi V

Processus styloideus ossis


Os metacarpi I metacarpi tertii [III]
Articulationes carpometacarpales: Gelenkige Verbindungen zwischen distaler Handwurzelknochenreihe und Mittelhandknochen (Os metacarpi I–V).

um medianum den Ringknorpelbogen mit dem Articulationes interchondrales f pl: engl. in- Articulatio subtalaris f: engl. subtalar joint;
Schildknorpel verbindet, verstärkt das Lig. cera- terchondral joints; syn. Interchondralgelenk. Ge- syn. Talokalkaneus-Gelenk. Hinterer Teil des
tocricoideum die Gelenkkapsel. lenkverbindung v. a. zwischen den Rippenknor- unteren Sprunggelenkes*. Er besteht aus Talus
Articulatio humeroradialis → Ellenbogenge- peln der 6.–9. Rippe. und Kalkaneus*. Die Articulatio subtalaris ist
lenk Articulationes interphalaø ngeae pedis f pl: ein Zapfengelenk und erlaubt bis zu 20° Eversi-
Articulatio humeroulnaris → Ellenbogenge- engl. interphalangeal joints of foot. Mittel- und on und bis zu 35° Inversion.
lenk Endgelenke zwischen den Zehengliedern. Die Hilfsstrukturen:
Articulatio lumbosacralis f: engl. lumbosacral Articulationes interphalangeae pedis werden – Lig. talocalcaneum laterale
joint. Die beidseitige, einem Wirbelgelenk ent- durch Ligg. collateralia und Ligg. plantaria sta- – Lig. talocalcaneum mediale
sprechende Verbindung zwischen dem 5. Len- bilisiert. Die Zehengelenke sind Scharniergelen- – Lig. talofibulare posterius.
denwirbel und dem Os sacrum. Sie erlaubt Rota- ke und erlauben eine Beugung und Streckung. Articulatio tibiofibularis f: engl. tibiofibular
tion, Vor- und Rückwärts- sowie geringfügige Klinisch bedeutsam sind Hammerzehe* und joint. Proximales Tibiofibulargelenk zwischen
Seitwärtsneigung und wird stabilisiert durch Krallenzehe*. Caput fibulae und Condylus lateralis tibiae. Es
das Ligamentum iliolumbale, das von den Seit- Articulationes pedis f pl: engl. joints of foot; wird durch die Ligg. capitis fibulae anterius und
fortsätzen des 5. Lendenwirbelkörpers auf die syn. Fußgelenke. Bezeichnung für alle Gelenke Ligg. capitis fibulae posterius stabilisiert, stellt
Innenseite des Os ilium zieht. des Fußes. Diese beinhalten die Intermetatarsal- eine Amphiarthrose dar und ist nahezu unbe-
Articulatio mediocarpalis → Handgelenk gelenke, die Interphalangealgelenke*, die Inter- weglich.
Articulationes carpometacarpales f pl: engl. tarsalgelenke, die Metatarsophalangealgelenke, Artificial Reproduction Technology: Gesamt-
carpometacarpal joints. Amphiarthrosen (straffe das Talocruralgelenk und die Tarsometatarsal- heit der medizinischen Eingriffe, die unternom-
Gelenke) zwischen distalen Handwurzelkno- gelenke. Sie bilden gemeinsam das Fußskelett*. men werden, um eine Schwangerschaft herbei-
chen II–V und Basen der Mittelhandknochen Articulationes sternocostales f pl: engl. ster- zuführen, sowohl in der Human- als auch in
(Ossa metacarpi) II–V. Die Articulationes carpo- nocostal joints; syn. Sternokostalgelenk. Verbin- der Tiermedizin. Reproduktionsmedizinische
metacarpales werden palmar und dorsal durch dungsgelenk zwischen Rippenknorpel und Techniken werden angewandt bei Paaren mit
Bänder (Ligg. metacarpalia dorsalia, parlmaria Brustbein. Die 1., 6. und 7. Rippen sind durch unerfülltem Kinderwunsch.
und interossea) gestrafft und dienen dazu, die Synchondrosen mit Manubrium* bzw. Corpus Methoden: Übliche Methoden der assistierten
Beweglichkeit des Handgelenks* zu erhöhen. sterni verbunden. Die 2–5. Rippenknorpeln bil- Reproduktion sind:
Siehe Abb. den mit den Incisurae costales des Sternum* – Intrauterine Insemination
Articulationes costochondrales f pl: engl. cos- echte Gelenke, die durch das Lig. sternocostale – In*-vitro-Fertilisation (IVF)
tochondral joints; syn. Art. costochondralis. Ver- intraarticulare zweigeteilt werden. – intrazytoplasmatische Spermieninjektion
bindung von Os costale und Cartilago* costalis Articulatio radiocaø rpalis → Handgelenk (ICS).
der Rippe ohne Gelenkspalt. Articulatio radioulnaris proximalis → Ellen- Artikulation f: engl. articulation; syn. Articula-
Articulationes costovertebrales f pl: engl. cos- bogengelenk tio. Begriff mit mehrfacher Bedeutung: anato-
tovertebral joints; syn. Art. costovertebralis. Articulatio sacrococcyXgea f: engl. sacrococcyg- misch gelenkige Verbindung von Knochen; lo-
Überbegriff für die Articulationes capitis costae eal joint. Verbindung zwischen Kreuz- und gopädisch Lautbildung, die beim Sprechen ent-
und die Articulationes costotransversaria. Die Steißbein, teils auch als Knorpelhaft. Die Arti- stehende Veränderung des Mund-Nasen-Ra-
Gelenke verbinden die Rippen mit den Brust- culatio sacrococcygea wird stabilisiert durch die chen-Raums (sog. Ansatzrohr) unter Beteili-
wirbeln und ermöglichen ein Heben und Sen- folgenden Bänder: Ligg. sacrococcygeum anteri- gung der Zunge und anderer Artikulatoren wie
ken der Rippen. us, laterale, posterius superficiale und pro- Lippen, Zähne, Gaumen, Gaumensegel, Gau-
Articulationes intercarpales f pl: engl. carpal fundum. menzäpfchen, Rachenhöhle und Nasenraum so-
joints; syn. Articulationes carpi (Abk. Artt. ca r- Articulatio sternoclavicularis f: engl. sterno- wie Kehlkopf und Atmungsorganen.
pi). Amphiarthrosen (straffe Gelenke) zwischen clavicular joint. Verbindung zwischen Sternum Artikulationsstörung f: engl. articulation disor-
Handwurzelknochen einer Reihe. Die Articula- (Incisura clavicularis) und Klavikula* (Extremi- der. Funktionelle oder organisch bedingte Aus-
tiones intercarpales sind durch Bänder (Ligg. in- tas sternalis). Die Articulatio sternoclavicularis sprachestörung und Lautbildungsstörung;
tercarpalia interossea) fixiert und dienen dazu, stellt die gelenkige Verbindung der oberen Ext- meist im Kindesalter auftretende Form der
die Verschieblichkeit der Handwurzelknochen remität mit dem Rumpf dar und ermöglicht die Sprechstörung mit verminderter Fähigkeit,
gegeneinander zu gewährleisten und damit die Hebung, Senkung, Vor- und Rückführung so- Phone (Sprachlaute) isoliert und unabhängig
Beweglichkeit des Handgelenks* zu erhöhen. wie Zirkumduktion der Schulter. von der sprachlichen Umgebung sprechmoto-
Artikulator 156

risch korrekt zu bilden. Die Artikulationsfähig- – Homöopathisches Arzneibuch (HAB 2013)


A keiten liegen unterhalb des sonst unauffälligen
Entwicklungsniveaus. Beschreibung: Nach
– Deutscher Arzneimittel-Codex/Neues Rezep-
tur-Formularium (DAC/NRF).
ICD-10 ist Artikulationsstörung die Bezeich- Österreich: Durch Arzneibuchgesetz (BGBl.
nung für eine Entwicklungsstörung des Spre- Nr. 195/1980, in der Fassung 2002) geregelt, be-
chens und der Sprache. Es handelt sich um ei- steht aus dem Europäischen Arzneibuch, öster-
ne phonetische Störung mit peripher-motori- reichische Ausgabe (6. Ausgabe Grundwerk
scher Genese, im Gegensatz zu meist zentral be- 2008, Amtliche Österreichische Ausgabe), und
dingten phonologischen Störungen. Formen: dem Österreichischen Arzneibuch (Pharmaco-
– Entwicklungsbedingt: Dyslalie, häufig sich poea Austriaca) mit homöopathischem Teil
manifestierend als Sigmatismus* (Amtliche Ausgabe 2009).
– erworben: Dysarthrie* oder Dysglossie*. Schweiz: Das Arzneibuch besteht aus der Euro-
Diagnostik: päischen Pharmakopöe und ihren Nachträgen
– Spontansprache sowie der Schweizerischen Pharmakopöe (Phar-
– Screening zur Erfassung der Phone und Fehl- macopoea Helvetica, aktuell 11. Ausgabe).
bildungen. Arzneimittel n sg, pl: engl. medicinal products;
Therapie: Logopädische Behandlung. syn. Pharmaka. Zu in vivo diagnostischen, the-
Artikulator m: engl. articulator. Zahnmedizini- rapeutischen oder prophylaktischen Zwecken
sches Gerät, mit dem anhand individuell mon- eingesetzter Stoff oder Zubereitung aus Stoffen,
tierter Ober- und Unterkiefergipsmodelle die bestehend aus einem oder mehreren aktiven
statische und dynamische Okklusion* nachge- Wirkstoffen* sowie meist einem, seltener meh-
ahmt werden können. Der Artikulator wird bei reren inaktiven Hilfsstoffen. Herstellung, Lage- Arzneimittel
indirekt herzustellendem Zahnersatz und in rung und Vertrieb sind u. a. im Arzneimittelge-
der Kaufunktionsdiagnostik eingesetzt. Siehe setz* (AMG), darauf beruhenden Verordnungen
Abb. und in der Apothekenbetriebsordnung geregelt. men die erforderliche Sachkenntnis vorhanden
Definition: Laut Arzneimittelgesetz sind Arz- ist. Apothekenpflichtige Arzneimittel: dür-
neimittel Stoffe oder Zubereitungen aus Stoffen fen grundsätzlich nur in Apotheken vorrätig
– Die entweder zur Anwendung im oder am gehalten, feilgehalten und abgegeben wer-
menschlichen oder tierischen Körper be- yden (§ 43 Abs. 1 AMG, Apothekenmonopol).
stimmt sind und als Mittel mit Eigenschaften § 45 AMG ermächtigt zu weiteren Ausnahmen
zur Heilung oder Linderung oder zur Verhü- von der Apothekenpflicht, § 46 AMG dagegen
tung menschlicher oder tierischer Krankhei- zur Ausweitung der Apothekenpflicht. Die
ten oder krankhafter Beschwerden bestimmt „Verordnung über apothekenpflichtige und
sind (Arzneimittel nach der Zweckbestim- freiverkäufliche Arzneimittel“ (AMVerkRV) legt
mung) ergänzend entsprechend § 45–46 AMG fest,
– oder die im oder am menschlichen oder tieri- welche Mittel aus der Apothekenpflicht freige-
schen Körper angewendet oder einem Men- geben werden und welche Mittel in die Apothe-
schen oder Tier verabreicht werden können, kenpflicht einbezogen werden. Letztere dürfen
um entweder die physiologischen Funktio- nach § 17 Abs. 3 Apothekenbetriebsordnung
Artikulator
nen durch eine pharmakologische, immuno- nicht im Wege der Selbstbedienung in den Ver-
logische oder metabolische Wirkung wieder- kehr gebracht werden. Nicht verschreibungs-
ARVC: Abk. für engl. arrhythmogenic right herzustellen, zu korrigieren oder zu beein- pflichtige Arzneimittel (syn. Over-The-Coun-
ventricular cardiomyopathy → Dysplasie, ar- flussen oder eine medizinische Diagnose zu ter-Arzneimittel, Kurzbezeichnung OTC-Arz-
rhythmogene rechtsventrikuläre erstellen (Funktionsarzneimittel, § 2 Abs. 1 neimittel): bedürfen keiner ärztlichen, zahn-
Aryknorpel → Cartilago arytenoidea AMG). ärztlichen oder tierärztlichen Verschreibung.
Arytenoidektomie f: engl. arytenoidectomy. Abgrenzung: Abgegrenzt von den Arzneimit- Sie werden als nicht verschreibungspflichtig
Operative Entfernung eines Stellknorpels. Sie teln werden u. a. klassifiziert, wenn deren erwünschte und uner-
wird z. B. bei beidseitiger Stimmlippenläh- – Medizinprodukte* wünschte Wirkungen in der medizinischen
mung zur Glottiserweiterung durchgeführt. – Lebensmittel* Wissenschaft allgemein bekannt sind und eine
Arzneibuch n: engl. pharmacopoeia; syn. Phar- – kosmetische Mittel Gesundheitsgefährdung bei ordnungsgemäßer
makopöe. Amtliche Vorschriftensammlung für – Biozide* Anwendung sowie Missbrauch in erheblichem
die Zubereitung, Qualität, Prüfung, Bezeich- – Organe. Umfang ausgeschlossen werden kann. Seit
nung, Lagerung und Abgabe einer bestimmten Einteilung: Nach den Regelungen zur Abgabe 1.1.2004 sind nach § 34 SGB V alle nicht ver-
Auswahl von Arzneimitteln (sog. offizinelle gemäß AMG (siehe Abb.): Nicht apotheken- schreibungspflichtigen Arzneimittel von der
Mittel). Fast alle Länder haben ein eigenes Arz- pflichtige Arzneimittel (syn. freiverkäufliche Leistungspflicht der GKV ausgeschlossen
neibuch. Arzneimittel, apothekenfreie Arzneimittel): (§ 34 Abs. 1 SGB V), mit Ausnahme solcher, die
Deutschland: In Deutschland sind gültig: dürfen auch außerhalb von Apotheken abgege- bei der Behandlung schwerwiegender Erkran-
– Deutsches Arzneibuch (DAB 2012) ben werden. Der Einzelhandel mit freiverkäuf- kungen als Therapiestandard gelten oder die
– Europäisches Arzneibuch (Pharmacopoea Eu- lichen Arzneimitteln darf nach § 50 Abs. 1 AMG für Kinder bis zum vollendeten 12. Lj. oder Ju-
ropaea, 8. Ausgabe, Ph.Eur.8) nur betrieben werden, wenn in dem Unterneh- gendliche mit Entwicklungsstörungen bis zum
157 Arzneimittelexanthem

vollendeten 18. Lj. verordnet werden. Einzel- eines Abhängigkeitssyndroms* von Arzneistof- Therapie:
heiten legt die Arzneimittel-Richtlinie des Ge-
meinsamen Bundesausschusses fest. Gesetzli-
fen, v. a. aus den Substanzklassen der Sedativa*
und Hypnotika, Analgetika* und Stimulanzi-
– Absetzen des verdächtigen Arzneimittels
– lebenslange strikte Karenz bei gesicherter
A
che Krankenkassen können OTC-Arzneimittel en*. Eine Sonderform ist die Niedrig-Dosis-Ab- Arzneimittelallergie (Allergiepass), ggf. Iden-
als Satzungsleistung in ihren Leistungskatalog hängigkeit, die ohne Dosissteigerung der Sub- tifikation sicherer Alternativen in der Aus-
aufnehmen (§ 11 Abs. 6 SGB V). Verschrei- stanz verläuft. Beachte: Antidepressiva*, Neuro- weichexpositionstestung.
bungspflichtige Arzneimittel: unterliegen leptika und Antidementiva* lösen keine Arznei- Therapie der akuten Reaktion abhängig von der
besonderen Sicherheits- und Überwachungsan- mittelabhängigkeit aus. klinischen Manifestation:
forderungen. Sie dürfen nur nach Vorlage einer Arzneimittelallergie f: engl. drug allergy. Arz- – Bei Typ I wie bei Urtikaria oder Anaphylaxie
ärztlichen, zahnärztlichen oder tierärztlichen neimittelüberempfindlichkeit*, bedingt durch z. B. mit: 1. H1-Antihistaminika 2. ggf. syste-
Verordnung ausschließlich in Apotheken abge- einen definierten immunologischen Mechanis- mischen Glukokortikoiden 3. ggf. Adrenalin
geben werden. Die „Verordnung über die Ver- mus wie arzneimittelspezifische IgE-Antikör- – bei Typ IV wie bei Arzneimittelexanthem
schreibungspflicht von Arzneimitteln“ (Arznei- per oder T-Lymphozyten. Wichtigste Maßnah- z. B. mit: 1. H1-Antihistaminika 2. topischen
mittelverschreibungsverordnung, AMVV) bildet me ist das Meiden des auslösenden Arzneimit- oder ggf. systemischen Glukokortikoiden.
die Rechtsgrundlage für die Verschreibungs- tels. Arzneimittelbezoar → Bezoar
pflichtigkeit von Stoffen und Zubereitungen Einteilung: Arzneimittelexanthem n: engl. Drug rash. Arz-
von Stoffen, die in einem der AMVV als Anlage – Typ I (Soforttyp): z. B. nach Einnahme von neimittelüberempfindlichkeit* (meist Typ IV-
angeschlossenen Verzeichnis aufgeführt sind. Penicillinen mit klinischer Manifestation als Allergie) mit klinischer Manifestation an der
Besteht aufgrund der Erfahrungen mit dem Urtikaria*, Angioödem* und/oder Anaphyla- Haut als Exanthem (makulös, makulopapulös,
Arzneimittel weder die Notwendigkeit einer xie* urtikariell, morbilli-, scarlatini- oder rubeoli-
ärztlichen Überwachung noch eine unmittelba- – Typ II (zytotoxischer Typ): z. B. durch Sulfon- form, ekzematös oder bullös). Bei erstmaliger
re oder mittelbare Gefährdung von Mensch, amide mit klinischer Manifestation als Arzneimitteleinnahme treten die Symptome
Tier oder Umwelt, kann durch das Bundesge- thrombotisch-thrombozytopenische Purpu- meist zwischen dem 7.–14. Tag auf, bei bereits
sundheitsministerium nach § 48 AMG durch ra, hämolytische Anämie, Leukopenie, Agra- stattgehabter Sensibilisierung schon ab dem
Rechtsverordnung die Einordnung als ver- nulozytose 2. Einnahmetag. Siehe Abb. 1, Abb. 2, Abb. 3
schreibungspflichtig frühestens nach 3 Jahren – Typ III (Immunkomplextyp): z. B. durch Pe- und. Abb. 4.
aufgehoben werden. Unwirtschaftliche Arz- nicilline mit klinischer Manifestation u. a. als Klinik: Bei unklaren Exanthemen ist auch an
neimittel sind solche, die für das Therapieziel Serumkrankheit, Vasculitis allergica Arzneimittelexantheme zu denken. Fixe Arz-
oder zur Minderung von Risiken nicht erforder- – Typ IV (verzögerter Typ): z. B. nach Einnah-
liche Bestandteile enthalten, deren Wirkung me von Antibiotika als Arzneimittelexan-
wegen der Vielzahl der enthaltenen Wirkstoffe them*, selten auch als fotoallergische Reak-
nicht mit ausreichender Sicherheit beurteilt tion
werden kann oder deren therapeutischer Nut- – Mischformen (aus Typ I und IV): z. B. Angio-
zen nicht nachgewiesen ist. Nach § 34 Abs. 3 ödem und Exanthem auf Penicillin.
SGB V sind Arzneimittel, die in Anlage 2 Num- Klinik: In mehr als 80 % der Fälle Symptome an
mer 2–6 der „Verordnung über unwirtschaftli- Haut- und Schleimhäuten.
che Arzneimittel in der gesetzlichen Kranken- Diagnostik: Qualifizierte allergologische Abklä-
versicherung“ vom 21.2.1990 (BGBl. I S. 301), rung bei Typ I und Typ IV.
zuletzt geändert durch die Verordnung vom – Typ I: Nachweis der spezifischen IgE-vermit-
9.12.2002 (BGBl. I S. 4554), aufgeführt sind, als telten Sensibilisierung mit Hauttestung
Teil der Arzneimittel-Richtlinie des Gemeinsa- (Prick-, Intrakutantest), spezifischem IgE-
men Bundesausschuss von der Versorgung nach Nachweis im Serum (FEIA, EAST), evtl. zellu-
§ 31 SGB V ausgeschlossen. Der Gemeinsame* lärer In-vitro-Diagnostik (CAST, Basophilen- Arzneimittelexanthem Abb. 1: Morbilliformes
Bundesausschuss kann darüber hinaus Arznei- Aktivierungstest), bei unklarer und nicht Arzneimittelexanthem. [220]
mittel aus der GKV-Versorgung ganz oder teil- schwerwiegender Anamnese sowie fehlen-
weise ausschließen, wenn die Wirtschaftlichkeit dem Nachweis einer Sensibilisierung Provo-
nicht durch einen Festbetrag nach § 35 SGB V kationstest, sonst ggf. Ausweichexpositions-
oder durch die Vereinbarung eines Erstattungs- test*
betrags nach § 130b SGB V hergestellt werden – Typ IV: Nachweis der spezifischen Sensibili-
kann (§ 92 Abs. 2 SGB V). Bei bedenklichen sierung mit Hauttestung (Intrakutantest mit
Arzneimitteln besteht nach dem jeweiligen Spätablesung, Epikutantest), evtl. Lympho-
Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse der zytentransformationstest, bei unklarer und
begründete Verdacht, dass sie bei bestimmungs- nicht schwerwiegender Anamnese sowie feh-
gemäßem Gebrauch schädliche Wirkung haben, lendem Nachweis einer Sensibilisierung ggf.
die über ein vertretbares Maß hinausgehen. Es Provokationstestung, sonst ggf. Ausweichex-
ist verboten, sie in den Verkehr zu bringen oder positionstest*
bei einem anderen Menschen anzuwenden – Typ II: nur im Akutstadium durch Antiglo-
(§ 5 AMG). bulintest möglich
Arzneimittelabhängigkeit f: engl. drug depen- – Typ III: nur im Akutstadium Nachweis von Arzneimittelexanthem Abb. 2: vesikulopapulöses
dence. Form der Substanzstörungen* im Sinne Immunkomplexen möglich. Arzneimittelexanthem. [220]
Arzneimittelgesetz 158

son-Syndrom bzw. toxisch-epidermale Nek- enten mit Leberwerterhöhungen unklarer Ursa-


A rolyse (Lyell*-Syndrom) abzugrenzen.
Arzneimittelgesetz n: engl. German Drugs Act.
che.
Arzneimitteliøkterus m: engl. drug-induced
„Gesetz über den Verkehr mit Arzneimitteln“. jaundice. Ikterus* als Symptom einer durch toxi-
Es enthält insbesondere Vorschriften für Her- sche oder allergische Arzneimittelwirkungen
stellung, Prüfung, Zulassung, Registrierung, (z. B. durch Phenothiazine, Clavulansäure, Öst-
Kontrolle (Arzneimittelprüfung*, Qualität, rogene*) ausgelösten degenerativen oder choles-
Pharmakovigilanz), Verschreibung und Abgabe tatischen Leberparenchymschädigung.
von Arzneimitteln. Geregelt werden außerdem Arzneimittelinterferenz → Interferenz [Viro-
die Verbraucheraufklärung (Packungsbeilage logie]
gemäß § 11) und die (verschuldensunabhängi- Arzneimittel-Nutzenbewertung f: Verfahren
ge) Gefährdungshaftung pharmazeutischer Un- gemäß § 35 a SGV, in dem der Gemeinsame
Arzneimittelexanthem Abb. 3: makulopapulöses ternehmer (§ 84). Bundesausschuss (G-BA) den Nutzen von erstat-
Arzneimittelexanthem. [220] Regelungen: Gesetz vom 12.12.2005 (BGBl. I tungsfähigen Arzneimitteln mit neuen Wirk-
S. 3394), zuletzt geändert am 29. März 2017 stoffen bewertet. Hierzu gehört insbesondere
(BGBl. I S. 626). Erste Fassung: Gesetz zur Neu- die Bewertung des Zusatznutzens gegenüber
ordnung des Arzneimittelrechts vom 24.8.1976, der derzeitigen, zweckmäßigen Vergleichsthe-
das am 1.1.1978 in Kraft trat und das bis dahin rapie, des Ausmaßes des Zusatznutzens und sei-
geltende AMG von 1961 (AMG 61) bis auf wei- ner therapeutischen Bedeutung.
terhin geltende Regelungen in den Übergangs- Arzneimittelprüfung f: engl. drug study. Prü-
vorschriften ablöste. Bis 1961 gab es in Deutsch- fung von Arzneimitteln zu dem Zweck, über
land keine umfassende gesetzliche Regelung den einzelnen Anwendungsfall hinaus Erkennt-
des Verkehrs mit Arzneimitteln, obwohl die nisse über deren therapeutischen Wert, insbe-
meisten Arzneimittel bereits industriell herge- sondere hinsichtlich Wirksamkeit und Unbe-
stellt wurden. Die einschlägigen Vorschriften denklichkeit, zu gewinnen. Eine Arzneimittel-
waren auf eine Vielzahl von Gesetzen und Ver- prüfung durch die zuständige Bundesoberbe-
ordnungen verteilt. Es fehlten Bestimmungen hörde (§ 77 AMG; in der Regel BfArM) ist gesetz-
für die fabrikmäßige Herstellung und deren lich gefordert bei Erst- oder erweiterter Arznei-
Überwachung. Diese Mängel wurden mit dem mittelzulassung*.
Arzneimittelexanthem Abb. 4: makulopapulöses ersten AMG abgestellt. Eingeführt wurde u. a. Durchführung: § 4 Abs. 23 AMG definiert die
Arzneimittelexanthem am Abdomen. [8] eine Registrierungspflicht für Arzneispezialitä- klinische Prüfung am Menschen. Hierbei müs-
ten, die Notwendigkeit einer Herstellungser- sen sowohl die Teilnehmerschutzvorschriften
laubnis und die Beschäftigung eines Herstel- der §§ 40 ff. des Arzneimittelgesetzes* als auch
lungsleiters. Der Contergan-Fall (vgl. Thalido- die Regeln der Verordnung über gute klinische
neimittelexantheme: rundliche, münzen- bis mid) machte 1976 eine grundlegende Neuord- Praxis des Bundesministeriums für Gesundheit
handtellergroße, violette bis tiefrote, leicht öde- nung des Arzneimittelrechts erforderlich. Die („Good-Clinical-Practice-Verordnung“) beachtet
matöse (blasige) Exantheme, die bei erstmaliger folgenden Novellen und Änderungsgesetze werden. Nach Arzneimittelgesetz (§ 40 Abs. 1)
Arzneimitteleinnahme häufig solitär, bei wie- dienten vornehmlich der Umsetzung von euro- darf bei Menschen eine klinische Arzneimittel-
derholter Arzneimitteleinnahme oft an mehre- päischem Recht, der weiteren Verbesserung der prüfung grundsätzlich nur begonnen werden,
ren (und stets gleichen) Körperstellen auftreten Arzneimittelsicherheit, der Eindämmung des wenn diese zuvor von der öffentlich-rechtlichen
(spezifisch sensibilisierte Gewebe) und bei Ab- Arzneimittelmissbrauchs und der Beschleuni- Ethik*-Kommission zustimmend bewertet und
heilung eine schiefergraue Pigmentierung hin- gung der Nachzulassung lediglich registrierter von der zuständigen Bundesoberbehörde ge-
terlassen. Altpräparate. Zweckbestimmung des AMG ist nehmigt worden ist. Nach erfolgreichem Ab-
Diagnostik: es, eine optimale Arzneimittelsicherheit zu ver- schluss der vorklinischen Untersuchungen (In-
– Versuch des Nachweises einer spezifischen wirklichen und insbesonders für Qualität, vitro-Tests, Zellkultur, Versuchstiere) erfolgt
Sensibilisierung mit Hauttestung (Intraku- Wirksamkeit und Unbedenklichkeit der Arznei- die klinische Prüfung in 4 Phasen:
tantest mit Spätablesung, Epikutantest) mittel zu sorgen. In 18 Abschnitten und 147 Pa- – Phase I: 1. erstmalige Anwendung am Men-
– evtl. Lymphozytentransformationstest ragrafen werden u. a. geregelt: Arzneimittelbe- schen bei einer geringen Anzahl gesunder
– bei unklarer und nicht schwerwiegender griff, Herstellung, klinische Prüfung, Abgabe, Versuchspersonen (< 100) 2. umfasst mehrere
Anamnese sowie fehlendem Nachweis einer Sicherung und Kontrolle der Qualität, Beobach- klinische Studien insbesondere zur Verträg-
Sensibilisierung ggf. Provokationstestung, tung, Sammlung und Auswertung von Arznei- lichkeit und zur Pharmakokinetik
sonst ggf. Ausweichexpositionstest*. mittelrisiken, Überwachung des Verkehrs mit – Phase II: 1. Anwendung an Patienten (ca.
Hinweis: Beim fixen Arzneimittelexanthem ist Arzneimitteln, Straf- und Bußgeldvorschriften. 100–500) in ausgesuchten Kliniken 2. im
der Epikutantest nur im Bereich der ausgeheil- Arzneimittelhepatitis f: Leberparenchymschä- Vordergrund steht der Nachweis der Wirk-
ten Herde in einem Teil der Fälle positiv. digung, die in Abgrenzung zur arzneimittelbe- samkeit und einer Überlegenheit gegenüber
Differenzialdiagnosen: dingten Cholestase* meist als akute, aber auch der Standardtherapie
– Exanthem* bei Scharlach*, Syphilis*, Ma- chronische Hepatitis* bis zur Ausbildung einer – Phase III: 1. breit angelegte, bis zu 3 Jahre
sern*, Röteln* u. a. Virusinfektionen Leberzirrhose* verlaufen kann. Häufig sind dauernde Studie in Kliniken und bei nieder-
– b*ei Schleimhautbeteiligung sind schwere auch Mischformen im Sinne einer cholestati- gelassenen Ärzten (> 1000 Patienten) zur Er-
kutane Arzneireaktionen wie Stevens*-John- schen Hepatitis. Betroffen sind ca. 8 % der Pati- fassung von UAW und Interaktionen sowie
159 Arztrolle

Besonderheiten bei Begleiterkrankungen besserung der Wirtschaftlichkeit in der Arznei- Patient und Arzt im Rahmen einer Beratung
(z. B. Niereninsuffizienz) 2. nach erfolgrei-
chem Abschluss der Phase III kann das neue
mittelversorgung“ vom 26.4.2006, in Kraft ge-
treten am 1.5.2006 mit dem Ziel, die Arzneimit-
oder Behandlung. Man unterscheidet 4 Bezie-
hungsmodelle, die allein oder mit einem be-
A
Präparat zur Arzneimittelzulassung* einge- telausgaben zu reduzieren und die Kosten stimmten Anteil vorliegen: das paternalistische,
reicht werden der Arzneimittelversorgung in der gesetzlichen das informative, das interpretative und das deli-
– Phase IV (Drugmonitoring): nach Zulassung Krankenversicherung zu stabilisieren. berative Modell.
weitere Beobachtung zur möglichst frühzei- Arzneimittelzulassung f: engl. market authori- Prinzip: Die Arzt-Patient-Beziehung ist Grund-
tigen Erfassung seltener UAW, die evtl. erst sation of drugs. Durch Verordnung (EG) Nr. 726/ lage jedes medizinischen Handelns. Verbale
nach längerem Gebrauch manifest werden. 2004, Richtlinie 2001/83/EG sowie Arzneimittel- und nonverbale Information werden auf ver-
Das Paul*-Ehrlich-Institut ist zuständig für Se- gesetz* geregeltes Verfahren zur Zulassung von schiedenen Wahrnehmungskanälen ausge-
ra, Impfstoffe, Blutzubereitungen, Knochen- Arzneimitteln. Zuständige Behörden auf natio- tauscht. Die Arzt-Patient-Beziehung lässt sich
markzubereitungen, Gewebezubereitungen, naler Ebene sind das BfArM, das Paul*-Ehrlich- durch Compliance* (Verordnungstreue), Adhä-
Gewebe, Allergene, xenogene Arzneimittel, Institut (Zulassung von Sera und Impfstoffen) renz* (Therapietreue), Empowerment (gestärkte
gentechnisch hergestellte Blutbestandteile und bzw. das Bundesamt* für Verbraucherschutz Eigenverantwortung des Patienten), Shared De-
Arzneimittel für neuartige Therapien (§ 77 und Lebensmittelsicherheit (Zulassung von Tier- cision Making (partizipative Entscheidungsfin-
Abs. 2 AMG). Arzneimittel mit hohem sog. me- arzneimitteln) und auf europäischer Ebene die dung*) oder Informed* Consent (Information
dical need durchlaufen verkürzte Arzneimittel- Europäische* Arzneimittelagentur (EMA). und Entscheidungsspielraum ausschließlich
prüfungen. Dabei geht es um Behandlungsopti- Arzthaftung f: engl. physician’s liability. Einste- beim Patienten) charakterisieren. Jeder Patient
onen für Erkrankungen, für die bisher nur un- henmüssen für Schäden aus dem Arzt- oder hat eine eigene Persönlichkeit und unterschied-
zureichende Therapieansätze vorhanden sind. Krankenhausvertrag (§§ 630 a ff. BGB) und aus liche Bedürfnisse, die die Art der Beziehung be-
Arzneimittel-Toxikologie f: Teilgebiet der To- unerlaubter Handlung (§§ 823 ff. BGB). stimmen. Das paternalistische Modell (pater-
xikologie, das sich mit der Vergiftung durch Hintergrund: Insbesondere Behandlungsfehler, nalistic model). Die Entscheidung über diag-
Medikamente beschäftigt und Folgendes unter- Einwilligungs- und Aufklärungsmängel und nostische und therapeutische Maßnahmen liegt
sucht: das toxikologische Gefährdungspotenzi- Organisationsdefizite führen zur Schadenser- beim Arzt, der mit seinen Kenntnissen über die
al bei Einführung neuer Arzneimittel, die toxi- satzpflicht. Die Schadensersatzpflicht aus Ver- Auswahl der Informationen die Zustimmung
kologischen Konsequenzen einer chronischen trag und Gesetz kann kumulativ oder alternativ des Patienten erwirkt. Grundlage des Modells
Arzneimitteltherapie sowie geeignete Therapie- bestehen. Unterschiede bestehen zwischen ver- ist die Annahme, dass das Beste für den Kran-
maßnahmen bei Vorliegen einer Arzneimittel- traglicher und deliktischer Haftung hinsicht- ken objektivierbar und eindeutig ist. Der Arzt
vergiftung. lich des Einstehenmüssens für Hilfspersonen fungiert als Beschützer des Patienten. Das in-
Arzneimittelüberempfindlichkeit f: engl. (§§ 278, 831 BGB). Früher bestehende Unter- formative Modell (informative model). Der
drug hypersensitivity. Durch Arzneimittel ausge- schiede hinsichtlich der Verjährung und des Arzt stellt dem Patienten alle relevanten Infor-
löste Arzneimittelunverträglichkeit vom Typ B Schmerzensgeldanspruchs gelten durch das mationen zur Verfügung. Dieser wählt dann al-
(„bizarre“), die individuell und nicht vorherseh- „Gesetz zur Modernisierung des Schuldrechts“ lein die medizinischen Interventionen aus, die
bar ist, d. h. nur bei speziell prädisponierten Pa- vom 26.11.2001 nur noch insoweit, als dass im seinen Vorstellungen und Werten entspricht.
tienten auftritt. Unterschieden werden die Arz- Deliktsrecht eine Haftung mittelbar Geschädig- Der Patient hat feststehende Werte, ist autonom
neimittel-Allergie basierend auf einer immuno- ter nach § 844 BGB möglich ist (§§ 199 Absatz 2, und kontrollierend. Der Arzt fungiert als Tech-
logischen Reaktion (Typ I–IV) und die nichtim- 253 Absatz 2 BGB). Regelmäßig ist Verschulden niker. Das interpretative Modell (interpreta-
munologische Arzneimittelüberempfindlich- (Vorsatz oder Fahrlässigkeit) erforderlich. Die tive model). Der Arzt erfasst außer den medizi-
keit basierend auf nicht im Detail geklärtem Schadensersatzpflicht gilt in allen Bereichen nischen Informationen auch die Vorstellungen
Mechanismus. (z. B. auch Unterhaltsbelastung nach misslun- und Werte des Patienten und hilft ihm das pas-
Beispiele: Arzneimittel-Allergie (exemplarisch): gener Sterilisierung). Beweisrechtliche Beson- sende Vorgehen herauszufinden. Bei diesem
– Typ I: Urtikaria* auf Penicillin, Anaphylaxie* derheiten (Erleichterung oder Umkehr der Be- Modell stehen die Vorstellungen des Patienten
auf Amoxicillin weislast* zugunsten des Patienten) sind u. a. bei nicht schon fest, sondern Arzt und Patienten su-
– Typ II: Agranulozytose* auf Metamizol groben Behandlungsfehlern, Dokumentations- chen gemeinsam nach einem passenden Weg.
– Typ III: leukozytoklastische Vaskulitis* auf mängeln, Aufklärungsmängeln, Befunderhe- Der Patient entscheidet aber allein. Das abwä-
Carbamazepin bungsfehlern möglich und seit 2013 mit dem gende Modell (deliberative model). Im Wis-
– Typ IV: makulopapulöses Arzneimittelexan- Patientenrechtegesetz* gesetzlich normiert. sen um die Gesamtsituation des Patienten erar-
them* auf Piperacillin. Arzt, hygienebeauftragter m: engl. hygienist. beitet der Arzt eine Lösung, die er mit dem Pati-
Nichtimmunologische Arzneimittelüberemp- Erfahrener Facharzt mit besonderen Kenntnis- enten bespricht und erörtert. Voraussetzung ist
findlichkeit, Pseudoallergie (exemplarisch): Ur- sen in Hygiene und Mikrobiologie*, der im Ein- Verstehen auf beiden Seiten. Die Entscheidung
tikaria* mit Luftnot auf Acetylsalicylsäure. vernehmen mit dem Krankenhaushygieniker* treffen beide gemeinsam. Das abwägende Mo-
Schwere kutane Arzneimittelreaktionen (ex- u. a. die Hygienestrategien und das Ausbruchs- dell entspricht dem aktuell angestrebten SDM-
emplarisch) mit vesikulobullösen Exanthemen: management* des Krankenhauses im jeweiligen Modell (shared decision model), bei dem auch
– Erythema exdudativum multiforme Bereich vermittelt und umsetzt sowie bereichs- Patient und Arzt die Entscheidung gemeinsam
– Stevens*-Johnson-Syndrom auf Cotrimoxa- spezifische Infektionsrisiken analysiert und den treffen. Die Reflexion der Arzt-Patient-Bezie-
zol Antibiotikagebrauch optimiert. hung kann im Rahmen einer Balint-Gruppe
– toxisch-epidermale Nekrolyse auf Terbina- Arztinformationssystem → Praxisverwal- oder Supervision* erfolgen.
fin. tungssystem Arztrolle f: engl. doctor’s role. Soziale Rolle des
Arzneimittelversorgungs-Wirtschaftlich- Arzt-Patient-Beziehung f: engl. doctor-patient- Arztes. Sie beinhaltet fachliche Kompetenz,
keitsgesetz n: Deutschland: „Gesetz zur Ver- relationship. Das besondere Verhältnis zwischen funktionelle Spezifität seiner Handlungen ge-
Arztstammdaten 160

genüber dem Patienten, affektive Neutralität – seit 1993 besteht in Deutschland für Asbest
A sowie Hilfsbereitschaft ohne Unterschiede der
Person.
ein vollständiges Import- und Verwendungs-
verbot.
Arztstammdaten → Stammdaten Klinische Bedeutung: Asbest verursacht eine
AS: Abk. für → Aortenstenose Reihe von lebensbedrohlichen Erkrankungen:
ASA-Klassifikation f: engl. ASA classification; – Asbestose*
syn. Klassifikation der American Society of An- – Pleuramesotheliom*
esthesiologists. In der Anästhesie verwendetes – Lungenkarzinom*
diagnostisches Instrument zur Abschätzung des – Kehlkopfpräkanzerose*
perioperativen Risikos mit Einteilung von Pati- – Larynxkarzinom*.
enten in 6 Risikogruppen. Die ASA-Klassifikati- Asbeø stkörperchen n: engl. asbestos body. As-
on liefert nur ungenaue Ergebnisse. Siehe Tab. bestfaser mit (insbesondere) polständiger eisen-
haltiger Proteinhülle und aufgereihten Makro- Asbestose Abb. 2: pleurale Asbestose mit
phagen* in Hantel-, Bambusrohr- oder Schasch- Kalkplaques bilateral und diaphragmal
ASA-Klassifikation: likspießform als Indikator einer Asbestexpositi- (Röntgen-Thorax-Aufnahme). [199]
Abschätzung des perioperativen Risikos. on in der Lungenhistologie, bronchoalveolären*
Lavage oder im Sputum*, z. B. bei Asbestose*.
Klasse Definition
Asbestose f: engl. asbestosis; syn. Asbeststaub-
ASA I normale, gesunde Patienten ohne lunge. Heute seltene Form der progredienten
regelmäßige Arzneimitteleinnahme, Pneumokoniose* durch Inhalation von Asbest-
kein extremes Alter fasern. Asbest hat eine kanzerogene (z. B. Bron-
ASA II Patienten mit leichter Allgemeiner- chial- oder Larynxkarzinom) und fibrogene
krankung ohne regelmäßige Arznei- (z. B. Pleuraplaques, Pleurafibrose) Wirkung.
mitteleinnahme; Patienten mit Asbestose-Kranke zeigen Dyspnoe, trockenen
extremem Alter (z. B. Neugeborene, Husten, spärlichen Auswurf (kann Asbestkör-
älter als 60 Jahre) perchen* enthalten) und entwickeln schließlich
ASA III schwere Allgemeinerkrankung mit respiratorische Insuffizienz und Cor* pulmo-
regelmäßiger Arzneimitteleinnahme nale.
Pathologie:
ASA IV lebensbedrohliche Allgemein- – Pulmonale Asbestose: diffuse, interstitielle
erkrankung Lungenfibrose*, v. a. basal (siehe Abb. 1),
ASA V hirntoter Patient zur Organspende meist mit Schrumpfungsneigung
e wird an die Klasse angehängt, wenn – pleurale Asbestose: diffuse Pleuraverdickun- Asbestose Abb. 3: Pleuraplaques bei pleuraler
es sich um einen Notfalleingriff gen, hyaline bzw. verkalkte Plaques (siehe Asbestose (Thorakoskopie). [199]
handelt Abb. 2 und Abb. 3) und rezidivierende Pleu-
raergüsse (sog. Asbestpleuritis) durch Ablage-
rung eingeatmeter Asbestfasern in der Pleura
parietalis (sog. Pleurotropie). Die pleurale As- Peritoneums oder Perikards kommen in Ver-
ASAT: Abk. für → Aspartataminotransferase bestose kann der pulmonalen Asbestose vo- bindung mit Asbestose (95 % ursächlich) ge-
ASB: Abk. für engl. assisted spontaneous rausgehen oder gleichzeitig auftreten. häuft vor.
breathing → Beatmung Komplikationen: Die Asbestose kann als Berufskrankheit (Nr.
ASB: Abk. für engl. assisted spontaneous – Lungenkarzinom* 4103, 4104 und 4105) anerkannt werden. Zur
breathing → Spontanatmung – Larynxkarzinom* und Mesotheliome der Abschätzung von Gesundheitsrisiken werden
Asbeø st m: engl. asbestos. Sammelbezeichnung Pleura (Pleuramesotheliom*, Abb. dort), des die Faserjahre* berechnet.
für 2 Gruppen faserförmiger, silikatischer Mi- Diagnostik:
neralien (Serpentinasbeste und Amphibolasbes- – Röntgen-Thorax-Aufnahme (ILO-Klassifika-
te). Asbest setzt bei Bearbeitungs- und Ver- tion)
schleißvorgängen den fibrinogenen und v. a. – CT
kanzerogenen Asbestfaserstaub frei und löst – Lungenfunktionsprüfung* (restriktive Venti-
beim Einatmen schwere Erkrankungen der lationsstörung*).
Lunge aus. Asbeø stwarze f: engl. asbestos wart. Durch ein-
Hintergrund: gespießte Asbestfasern hervorgerufene Haut-
– Gefährdung besteht bei Abbruch-, Sanie- warze, die nicht zu den Präkanzerosen* zählt.
rungs- und Instandhaltungsarbeiten sowie A-Scan: Abk. für Amplituden-Scan → Ultra-
durch Verschleiß schalldiagnostik
– für Arzneizubereitungen zur parenteralen Aø scaris lumbricoides f: Zu den Nemathelmin-
Anwendung dürfen keine Asbestfilter ver- thes gehörender Spulwurm des Menschen. Die
wendet werden, da die Gefahr der Abgabe Infektion (Askariasis*) erfolgt durch orale Auf-
von Fasern an die Lösung und somit einer Asbestose Abb. 1: pulmonale Asbestose in Mittel- nahme larvenhaltiger Eier (z. B. kontaminierte
kanzerogenen Wirkung besteht und Unterfeldern beidseits. [199] Lebensmittel oder Trinkwasser).
161 Askariasis

– Lebensdauer wenigstens 1 Jahr. verwendet: Reduktion von Methämoglobin,


asceø ndens: engl. ascending. Aufsteigend, z. B.
Aorta ascendens.
Acetaldehyd und Chrom-VI.
ASD: Abk. für → Akutschmerzdienst
A
Aschheim-Zondek-Schwangerschaftsreakti- ASD: Abk. für Atriumseptumdefekt → Vorhof-
on f: engl. Aschheim-Zondek pregnancy test. His- septumdefekt
torisches Verfahren zur Frühdiagnose einer ASE: Abk. für Antistreptolysineinheiten → An-
Schwangerschaft durch die Beobachtung der tistreptolysine
Wirkung von mit dem Urin der Schwanger- Asemie → Aspermie
schaft ausgeschiedenem HCG* auf infantile Aseø psis f: engl. freedom from infection. Resultat
Mäuse. der Herstellung keimfreier (bzw. keimarmer)
Aschner-Dagnigni-Versuch → Reflex, okulo- Bedingungen durch Desinfektion* oder Anti-
Ascaris lumbricoides Abb. 1: Nativpräparat eines kardialer septika zur Prävention mikrobieller Kontami-
befruchteten Eis. [184] Aschoff-Geipel-Knötchen n: engl. Aschoff-Gei- nationen sowie zur Prävention von Infektio-
pel nodule. Granulom* aus großkernigen Riesen- nen*, z. B. Wundinfektionen* bei chirurgischen
zellen mit zentraler fibrinoider Nekrose* und Eingriffen.
umgeben von Infiltraten aus Aschoff- und Aseø ptik → Asepsis
Anitschkow*-Zellen, Lymphozyten*, eosinophi- Aseø ptische Wunde f: Infektionsfreie Wunde*.
len Leukozyten sowie Plasmazellen. Es kommt Eine aseptische Wunde ist keimarm und ent-
zur finalen Narbenbildung. Die Knötchen ent- steht unter sterilen Bedingungen in nicht infi-
wickeln sich als immunpathologische Reaktion ziertem Gewebe (z. B. Operationswunden, Ein-
gegen Streptococcus* (M-Protein). stichstellen von Gefäßzugängen).
Vorkommen: Aschoff-Geipel-Knötchen kom- Asexualität f: Völliges Fehlen sexuellen Inte-
men als perivaskulär gelegene Granulome im resses ohne psychischen Leidensdruck. Als Ursa-
interstitiellen Gewebe des Herzmuskels vor, chen angenommen werden ausgeprägte, präpu-
v. a. bei Myokarditis im Rahmen eines akuten bertär aufgetretene Sexualhormonstörungen,
rheumatischen Fiebers. für die es aber bisher keine Hinweise gibt. Im
Aschoff-Tawara-Knoten → Erregungslei- psychologischen Sinne handelt es sich um die
tungssystem psychische Abwehr eines sexuellen Problems
Ascaris lumbricoides Abb. 2: Ascaris lumbricoi- Ascites → Aszites oder eine bewusst gelebte Lebenshaltung.
des. [213] Ascorbinsäure f: engl. ascorbic acid; syn. Aci- ASH: Abk. für alkoholische Steatohepatitis →
dum ascorbicum. Wasserlösliches, leicht oxi- Fettleberhepatitis
dierbares Vitamin, das L-Ascorbinsäure und de- Asherman-Fritsch-Syndrom → Adhäsionen,
Morphologie: ren Derivate mit gleicher biologischer Wirkung intrauterine
– Männchen 15–17 cm umfasst. Es ist u. a. für die Synthese des Kolla- ASIA Impairment Scale: Klassifikation und
– Weibchen 20–25 cm lang gens (Bestandteil des Bindegewebes) sowie der Verlaufsbeurteilung der Querschnitts-Sympto-
– bleistiftdick, an den Enden zugespitzt. Steroidhormone wichtig und dient als Radikal- matik (neurologische Symptome) bei Wirbelsäu-
Entwicklung: fänger. Mangelzustände führen zu Skorbut*. lenverletzung* bzw. Rückenmarkstrauma an-
– Über Organwechsel Vorkommen: hand des ASIA-Schemas (American Spinal Inju-
– geschlechtsreife Form im Dünndarm des – Besonders in Obst: z. B. Sanddorn, schwarze ry Association), einer Modifikation des FRAN-
Menschen (Hauptorgan), Eier vom begatte- Johannisbeere, Kiwi und Zitrusfrüchte KEL-Schemas (1969).
ten Weibchen (siehe Abb. 1) gelangen ins – Gemüse: z. B. Petersilie, Paprika, Grünkohl, Asialie f: engl. asialia. Fehlende Speichelsekre-
Freie Brokkoli, Kartoffeln tion, siehe Xerostomie*.
– Entwicklung zu infektionsfähigen Larven je – Leber. Askariøasis f: engl. ascariasis. Befall des Men-
nach Außentemperatur in wenigen Wochen, Funktionen: schen mit dem Spulwurm Ascaris* lumbricoi-
unter + 8 °C Stillstand – Radikalfänger des. Er wird fäkal-oral übertragen. Die Larve
– Infektion des Menschen (Askariasis*) oral – Cofactor bei Hydroxylierungen (z. B. in der durchdringt die Dünndarmwand und erreicht
durch larvenhaltige Eier (mit Gartenerde ver- Kollagen-, Carnitin-, Tyrosin-, Katechol- mit dem Blutstrom die Lunge. Von dort wan-
schmutzte Hände, verunreinigtes Trinkwas- amin- und Steroidbiosynthese) dert sie in den Larynx und wird dann ver-
ser, Gemüse usw.; Fliegen übertragen Eier – Beteiligung am mikrosomalen Elektronen- schluckt. Im Dünndarm entwickelt sie sich zum
von Kot auf Lebensmittel; keine Autoinfek- transport adulten Wurm. Die Infektion verläuft in aller
tion) – Förderung der Eisenresorption Regel asymptomatisch.
– Larvenwanderung: Larven verlassen im – Hemmung der Nitrosaminbildung Epidemiologie: Die Askariasis ist weit verbreitet
Dünndarm die Eihüllen, durchbohren die – umstritten: Stärkung des Immunsystems. in der Dritten Welt und in Gebieten mit unge-
Darmwand, wandern auf dem Blutweg durch Bedarf: Erwachsene: 75 mg/d. nügenden sanitären Anlagen.
die Leber in die Lunge und nach Eindringen Klinische Bedeutung: Eine Hypervitaminose ist Klinik:
in das Alveolarlumen über Trachea und Pha- wie bei anderen wasserlöslichen Vitaminen sehr – Löffler-Syndrom mit Husten und Fieber bei
rynx erneut in den Dünndarm unwahrscheinlich, nach lang dauernder Ein- starkem Lungenbefall möglich
– nach mehreren Häutungen Auswachsen zum nahme hoher Dosen (> 1 g/d) ist jedoch eine – meist asymptomatisch bei Darmbefall, selte-
geschlechtsreifen Parasiten (siehe Abb. 2) 6–8 Oxalatsteinbildung in den ableitenden Harnwe- ne Komplikation mechanischer Ileus
Wochen nach Infektion gen möglich. Ascorbinsäure wird als Antidot
Ask-Upmark-Niere 162

– Pankreatitis oder Verschluss-Ikterus bei ent- In den Zellen befindet sich das Enzym vorwie-
A sprechendem Befall der jeweiligen Gänge
– Wachstumshemmung und verzögerte geisti-
gend in den Mitochondrien und zu einem ge-
ringeren Anteil im Zytoplasma. Die AST wird
ge Entwicklung bei starkem Befall im Kin- zur Quantifizierung einer Zellschädigung he-
desalter. rangezogen.
Diagnostik: Nachweis der Eier oder gelegentlich Referenzbereiche: Methodenabhängig. Für
der Würmer im Stuhl. IFCC-Methode:
Therapie: – Männlich: < 35 U/l
– Mebendazol – weiblich: < 31 U/l.
– Albendazol Bewertung: Erhöhte Werte:
– Ivermectin – Herzerkrankungen: 1. Myokardinfarkt,
– Levimasol und Pyrantel sind weniger ge- Herzrhythmusstörungen 2. Myokarditis, Pe-
bräuchlich. rikarditis 3. Herzkatheteruntersuchung Aspergillose [231]

Ask-Upmark-Niere f: engl. Ask-upmark kidney. 4. Lungenarterienembolie


Seltene, gynäkotrope Form der Nierenfehlbil- – Skelettmuskelerkrankungen: 1. progressive
dung* mit segmentaler Hypoplasie einer Niere Muskeldystrophie 2. Myositis 3. Traumata disseminiert; siehe Abb.), des ZNS oder
und arterieller Hypertonie. (durch körperliche Arbeit, bei epileptischen des Gastrointestinaltrakts
ASL: Abk. für → Antistreptolysine Anfällen) – seltener: Herz, Leber und Haut.
Asn: Abk. für → Asparagin – hämolytische Anämien oder Hämolysen. Aspergiøllus m: Gattungsbegriff für weit ver-
Asozialität f: engl. antisociality. Begriff mit in Asperger-Syndrom n: engl. Asperger’s syn- breitete Fungi* imperfecti mit kolbenförmigen
der Regel negativer Konnotation für ein Verhal- drome. Atypische Form einer tief greifenden Anschwellungen der Konidienträger (Gießkan-
ten, das von sozialen Normen abweicht und als Entwicklungsstörung ohne eindeutige allge- nen-Schimmelpilz) und strahlenförmig ange-
gemeinschaftsfeindlich bzw. gesellschaftsschä- meine Entwicklungsverzögerung hinsichtlich ordneten Konidiosporen*. Als Saprophyten* auf
digend gilt. gesprochener oder rezeptiver Sprache oder kog- organischen Stoffen produzieren sie Aflatoxi-
Vorkommen: nitiver Entwicklung, jedoch häufig mit Beein- ne*, einzelne Arten bilden Antibiotika* und an-
– Dissoziale Persönlichkeitsstörung* trächtigung der sozialen Interaktion, intensiven dere dienen zur Produktion von Enzymen, die
– Verwahrlosung umschriebenen Interessen, repetitiven Verhal- als Substitutionstherapeutika (Verdauungsen-
– Deprivation tensmustern und Stereotypien; meist bei Jun- zyme*; Aspergillus* niger) eingesetzt werden.
– u. a. gen vorkommend und wahrscheinlich gene- Klinische Bedeutung: Aspergillus-Arten fungie-
Asp: Abk. für → Asparaginsäure tisch bedingt. Behandelt wird mit Verhaltens- ren als opportunistische Erreger*, z. B. nach Or-
Asparagin n: engl. asparagine; syn. L-Aspara- therapie.* gantransplantationen.
gin; Abk. Asn oder Asp(NH2). Saure, proteinoge- Aspergillom n: engl. aspergilloma. Lokalisierte Aspergiøllus flavus m: Gießkannen-Schimmel-
ne und nicht essenzielle Aminosäure*. Aspara- Infektion mit Schimmelpilzen* unter Ausbil- pilz, der auf Sabouraud-Glukoseagar mit unter-
gin ist das Säureamid der Asparaginsäure*. As- dung eines Hyphengeflechts. Ein Aspergillom schiedlichem Farbton wächst (gelb, gelb-grün
paragin und Asparaginsäure kommen in freier bildet sich in einer präformierten Höhle der bis braun). Aspergillus flavus ruft Dermato-,
Form und als Proteinbausteine im Organismus Lunge (z. B. Kaverne, Zyste, Bronchiektase, Abs- Pneumo- und Keratomykosen hervor. Aflatoxi-
vor. Im Pflanzenreich ist die Aminosäure z. B. zess). Betroffene zeigen rezidivierende Hämop- ne* werden nur von wenigen Isolaten gebildet.
in Spargel zu finden. tysen und einen reduzierten Allgemeinzustand. Aspergiøllus fumigatus m: Rauchgrauer Gieß-
Asparaginase f: syn. L-Asparaginamidohydro- Behandelt wird mit chirurgischer Segment- kannen-Schimmelpilz, der mit rauchgrauer bis
lase. Zytostatikum, das als Enzym die für be- oder Lappenresektion. brauner Koloniefärbung auf Sabouraud-Gluko-
stimmte Tumorzellen essenzielle Aminosäure Diagnostik: seagar bei 37 °C und mit dunkelgrüner Färbung
L-Asparagin verstärkt abbaut. Der entstehende – Lungenkrankheit in der Anamnese bei 28 °C wächst. Aspergillus fumigatus ist der
Asparagin-Mangel hemmt die Proteinsynthese – in Röntgen-Thorax-Aufnahmen typische häufigste opportunistische Erreger von Asper-
in diesen Zellen. Zu den Nebenwirkungen zäh- halbmondförmige Luftsichel über einem gillosen und des Aspergilloms*. Siehe Abb.
len Überempfindlichkeitsreaktionen auf das Rundherd (image en grelot)
Fremdprotein und Störungen von Organsyste- – Aspergillusserologie
men mit hoher Proteinsyntheseleistung, insbe- – in Sputum und Bronchialsekret häufig kein
sondere von Leber und Pankreas. Aspergillus nachweisbar.
Asparaginsäure f: engl. aspartic acid; syn. L-As- Aspergillose f: engl. aspergillosis; syn. Aspergil-
paraginsäure; Abk. Asp. Saure, proteinogene lus-Mykose. Opportunistische Schimmelpilzin-
und glukoplastische Aminosäure*. Asparagin- fektion des stark abwehrgeschwächten Organis-
säure ist als Aminogruppendonor bei Transami- mus (v. a. nach Knochenmarktransplantation).
nierungen wichtig, besonders im Harnstoffzyk- Am häufigsten ist die Lunge befallen. Die As-
lus* und bei der Purin*- und Pyrimidinbiosyn- pergillose wird meist durch Aspergillus* fumi-
these. Physiologisch ist es als exzitatorischer gatus verursacht. Behandelt wird mit Antimy-
Neurotransmitter* dem Glutamat* eng ver- kotika*. Trotz rechtzeitiger Diagnose und The-
wandt (Ligand der Glutamat-Rezeptoren). rapie droht eine Sepsis* mit letalem Ausgang.
Aspartataminotransferase f: syn. ASAT; Abk. Lokalisation:
AST. Im Körper ubiquitär vorkommende Trans- – Am häufigsten: z. T. abszedierender Befall Aspergillus fumigatus: 1: Mikroskopie eines
aminase, vor allem in Herz, Skelett oder Leber. der Lungen (im Gegensatz zum Aspergillom* Konidienträgers mit Konidiosporen; 2: Kultur.
163 Assimilation [Biochemie]

Aspergiøllus niøger m: Schwarzer Gießkannen- – Mendelson-Syndrom – chronische Aspirationspneumonie, z. B. bei:


Schimmelpilz mit schwarz bis schwarzbraun
gefärbten Konidienköpfen, der Infektionen (As-
– Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS).
Aspirationsbiopsie f: engl. aspiration biopsy.
1. Ösophagusachalasie* 2. Ösophagotrache-
alfistel* 3. Bulbärparalyse*.
A
pergillosen*) z. B. der Haut hervorruft. Asper- Biopsie* mit Gewinnung von Zellen oder Ge- Aspirationsprophylaxe f: engl. aspiration pro-
gillus niger wurde früher zur industriellen Her- webeanteilen durch Punktion* und nachfolgen- phylaxis. Präoperative Maßnahmen zur Vermei-
stellung von Zitronensäure und Pektinase ver- de Aspiration* mit Hohlnadel (Feinnadelbi- dung einer Aspiration* bzw. Milderung von de-
wendet, was heute jedoch als obsolet gilt. opsie*) oder durch Saugbiopsie* aus Hohlorga- ren Folgen. Ein erhöhtes Aspirationsrisiko liegt
Aspermie f: engl. aspermia; syn. Asemie. Feh- nen. z. B. vor bei fehlender Nahrungskarenz oder Ab-
lende Ejakulation oder fehlendes Sperma trotz Aspirationsembolektomie, perkutane f: dominal-Erkrankungen. Mögliche Präventions-
Orgasmus. Mögliche Ursachen sind neurofunk- engl. percutaneous aspiration embolectomy. Ka- maßnahmen beinhalten die Wahl eines sicheren
tionelle oder organische Störungen (z. B. bei Lä- theterverfahren, bei dem Anteile eines Gefäß- Zeitpunkts für einen Eingriff, Patientenaufklä-
sion der sympathischen Innervation des Genita- thrombus durch großlumige Katheter abge- rung zur Nahrungskarenz sowie Absaugen des
les durch radikale Tumorchirurgie im kleinen saugt werden. Die Anwendung erfolgt meist in Mageninhalts vor der Anästhesie.
Becken, abdominoperineale Rektumexstirpati- Kombination mit einer Thrombolyse*. Mittel:
on, radikale Zystoprostatektomie oder retrope- Aspirationskürettage f: engl. aspiration curett- – Wahl des Anästhesiezeitpunkts: 1. Gewähr-
ritoneale Lymphadenektomie), Verschluss der age. Nach dem Prinzip der Saugkürettage* mit leistung von perioperativer Nüchternheit
distalen Samenwege oder retrograde Ejakula- einer Aspirationskürette durchgeführte Küret- und Karenzzeiten 2. Verschieben elektiver
tion*. tage der Cavitas* uteri zu diagnostischen Zwe- Operationen
Asphyxie f: engl. asphyxia. Atemstillstand* (Ap- cken. Sie wird ohne Narkose und Dilatation des – bei erhöhtem Aspirationsrisiko: 1. Medika-
noe*) mit konsekutivem Herz*-Kreislauf-Still- Zervikalkanals ambulant durchgeführt. Nach- mentengabe: Antazidum, z. B. Natriumcitrat
stand durch Rauchgasintoxikation, bei Ertrin- teile bestehen in der fehlenden Lokalisations- vor Schnittentbindung*, Histamin-H2-Rezep-
ken oder perinatal als fetale (Fetal* Distress; fe- möglichkeit, beispielsweise bei Karzinomen* toren-Blocker, Protonenpumpen-Hemmer,
tale* Azidose) oder neonatale Azidose (Depressi- und unvollständiger Kürettage. Eine vorherige Prokinetika, evtl. Antiemetika 2. Lagerung:
onszustand des Neugeborenen). Lebensrettend Hysteroskopie* erhöht die Treffsicherheit. Anti-Trendelenburg-Lagerung oder Trende-
ist die sofortige Reanimation*. Aspirationspneumonie f: engl. aspiration pneu- lenburg*-Lagerung 3. Absaugen des Magenin-
Aspiration f: Eindringen flüssiger oder fester monia. Pneumonie* durch Aspiration*. Eine halts vor Narkose über Magensonde, (cave:
Stoffe wie Mageninhalt, Blut oder Fremdkörper akute Aspirationspneumonie wird verursacht fungiert möglicherweise als Regurgitations-
in die Atemwege während der Inspiration. Ur- z. B. durch Aspiration von Erbrochenem bei Be- leitschiene, daher vor Narkoseneinleitung ent-
sache sind unzureichende Schutzreflexe (Hus- wusstseinstrübung, eine chronische z. B. durch fernen) 4. Anästhesieverfahren: falls möglich
ten- und Schluckreflex) oder eine Störung der Ösophaguserkrankungen oder neurologische oder nötig Regionalanästhesie*, Einleitung
gastrointestinalen Motilität. Des Weiteren be- Veränderungen. mit fiberoptischer Wachintubation 5. Extuba-
zeichnet Aspiration das Ansaugen von Gasen Formen: tion* nur bei sicheren Schutzreflexen.
oder Flüssigkeiten, beispielsweise mittels einer – Akute Aspirationspneumonie (siehe Abb.), Aspirationszytologie → Punktionszytologie
Injektionsspritze*. z. B.: 1. durch Erbrochenes bei Bewusstseins- Aspiration, transtracheale f: engl. transtra-
Vorkommen: trübung, Bewusstlosigkeit (Intoxikation, cheal aspiration. Selten durchgeführtes diagnos-
– Bewusstseinsstörung* Schlaganfall, Epilepsie u. a.) 2. als Mendel- tisches Verfahren zur Gewinnung von Bronchi-
– Dysphagie* son-Syndrom bei Narkose 3. durch Wasser alsekret*, das nicht kontaminiert ist durch oro-
– Erbrechen* bei Ertrinken 4. durch Petroleum bei Feuer- pharyngeale Keime. Die transtracheale Aspirati-
– als Komplikation einer Anästhesie* v. a. schluckern 5. durch mekoniumhaltiges on ist invasiver als die häufiger durchgeführte
durch Regurgitation* von Mageninhalt wäh- Fruchtwasser (Fruchtwasseraspiration*) bronchoalveoläre* Lavage.
rend der Einleitung einer Narkose* mit er- Asplenie f: engl. asplenia. Fehlen der Milz infol-
höhtem Aspirationsrisiko, z. B. bei: 1. Not- ge angeborener Agenesie* (z. B. Ivemark-Syn-
fall-OP 2. unzureichender präoperativer Nah- drom) oder erworben nach Splenektomie*. Indi-
rungs- und Flüssigkeitskarenz 3. Störung der kationsimpfungen* bei Asplenie sind aktive Im-
gastrointestinalen Motilität: I. Refluxkrank- munisierungen* gegen Haemophilus* influen-
heit II. Hiatushernie III. Ileus IV. Peritonitis zae, Meningokokken (Serogruppen A, C, W135,
V. andere Formen des Akuten* Abdomens Y; Neisseria* meningitidis) und Pneumokokken
4. Erhöhung des intraabdominalen Drucks: (Streptococcus* pneumoniae).
I. Schwangerschaft ab 2. Trimenon II. hoch- ASR: Abk. für Antistreptolysinreaktion → Anti-
gradige Adipositas 5. schwerer Blutung im streptolysine
HNO-Bereich oder oberen Gastrointestinal- ASR: Abk. für Achillessehnenreflex → Reflex
trakt 6. postoperativer Übelkeit und Erbre- ASS: Abk. für → Acetylsalicylsäure
chen (PONV). Assimilation [Biochemie] f: Anaboler Stoff-
Klinik: wechsel*, bei dem aufgenommene, körperfrem-
– Asymptomatisch (stille Aspiration) de Ausgangsstoffe unter Energieverbrauch in
– symptomatisch (Husten, Dyspnoe). körpereigene Substanzen umgewandelt wer-
Komplikationen: den. Im engeren Sinn steht Assimilation für den
– Verlegung der Atemwege (Obstruktion) Aufbau körpereigener Substanzen aus Bestand-
– respiratorische Insuffizienz* Aspirationspneumonie: Röntgen-Thorax-Bild, teilen, die nach der Verdauung* von Nahrungs-
– Aspirationspneumonie* Aspirationspneumonie im Mittellappen. [107] stoffen resorbiert wurden.
Assistent, operationstechnischer 164

Assisteø nt, operationstechnischer m: engl. op- AST: Abk. für Antistreptolysintiter Antistrep-
A erating room assistant; Abk. OTA. Staatlich aner-
kannter Gesundheitsfachberuf. Operationstech-
tolysine → Antistreptolysine
Astasie f: engl. astasia. Völlige Unfähigkeit zu
nische Assistenten übernehmen die Aufgaben stehen oder mangelnde Festigkeit des Stehens
von Operationspflegern und -pflegerinnen in- (geringere Ausprägung: Dysstasie) bei ungestör-
nerhalb des Krankenhauses. Hierzu zählen un- ter Kraft und Sensibilität*, meist kombiniert
ter anderem die Vorbereitung des Operations- mit trippelnder, choreiformer oder paralyti-
raums und die Assistenz bei der Operation. scher* Gehstörung (Abasie*), meist infolge psy-
Empfehlungen der Deutschen Krankenhausge- chogener Störung, Hysterie* oder Neurasthe-
sellschaft und landesrechtliche Vorschriften re- nie*, auch bei Erkrankungen des Thalamus*
geln die 3-jährige Ausbildung. (thalamische Astasie) oder Kleinhirn-Brücken-
Assisteø nt, pharmazeutisch-teø chnischer m: Erkrankungen.
engl. pharmaceutical medical technician. Im „Ge- Assistenzsystem, ventrikuläres Abb. 2: BiVAD: bivent- Asthenopie f: engl. asthenopia. Sehschwäche
setz über den Beruf des pharmazeutisch-techni- rikuläres Assistenzsystem; 1: mit Kanülierung des mit Störungen des Sehens und des Allgemein-
schen Assistenten“ (PharmTAG) und in der ent- linken Vorhofs, a: vom linken Vorhof, b: vom rechten befindens, die bei Entlastung nachlassen. Häu-
sprechenden Ausbildungs- und Prüfungsver- Vorhof, c: zur Aorta, d: zur A. pulmonalis, e: parakor- fige Ursachen sind unkorrigierte Refraktions-
ordnung geregelter Assistenzberuf zur Unter- porale Pumpkammer; 2: mit Kanülierung der links- fehler, Schielen, Heterophorie* sowie eine
stützung der Tätigkeiten eines Apothekers ventrikulären Herzspitze, a: vom rechten Vorhof, schwache Akkommodation. Weitere Ursachen
durch Beratung und Aufklärung von Patienten b: von linksventrikulärer Herzspitze, c: zur Aorta, sind Miotika, Glaukom*, Iritis*, Retrobulbär-
und Kunden in einer Apotheke, Laboruntersu- d: zur A. pulmonalis, e: parakorporale Pumpkammer. neuritis, Augenmuskelspasmen, Blendung und
chungen, Bestellung und Buchhaltung. Neurasthenie*.
Ausbildung: 2-jähriger Lehrgang an einer staat- Asthenozoospermie f: engl. asthenospermia.
lich anerkannten Lehranstalt für PTA, 160 h Prozentanteil der progressiv-motilen Spermien
Praktikum in einer Apotheke, Ausbildung in (PR) unterhalb des unteren Referenzwertes, di-
Erster Hilfe (8 Doppelstunden), praktische Aus- agnostiziert mittels Spermatozoon*-Vitalitäts-
bildung von 6 Mon. in einer Apotheke. test.
Assisteø nzberuf, medizinischer → Gesund- Asthenurie f: Unvermögen zur Harnkonzent-
heitsfachberuf rierung. Asthenurie ist ein häufiges Symptom
Assisteø nzsystem, ventrikuläres n: engl. ven- beim Diabetes* insipidus. Hierbei ist die Fähig-
tricular assist device (Abk. VAD); syn. mechani- keit der Niere, Urin zu konzentrieren, deutlich
sches Kreislaufunterstützungssystem. Extern vermindert. Es kommt zur Polydipsie* und zur
oder intern angetriebenes implantierbares Polyurie* eines verdünnten (hypotonen) Urins.
künstliches Pumpsystem zur mechanischen Un- Aø sthma n: Anfallsweise auftretende hochgradi-
terstützung des in situ belassenen Herzens. ge Atemnot, im engeren Sinne Asthma* bron-
Einteilung: chiale, Näheres siehe dort.
Assistenzsystem, ventrikuläres Abb. 3: pneumatisch
– Nach unterstützter Herzkammer: 1. univent- Aø sthma bronchiale n: engl. bronchial asthma;
angetriebenes, pulsatiles, parakorporales, biventriku-
rikulär: linksventrikulär (LVAD für left ven- syn. Bronchialasthma. Entzündliche obstrukti-
läres Assistenzsystem; a: vom rechten Vorhof; b: zur
tricular assist device; siehe Abb. 1) 2. rechts- ve Atemwegserkrankung mit anfallsweise auf-
A. pulmonalis; c: zur Aorta; d: von linksventrikulärer
ventrikulär (RVAD für right ventricular assist tretender Dyspnoe infolge variabler und rever-
Herzspitze. [41]
device) 3. biventrikulär (BiVAD für biventri- sibler Bronchialverengung und bronchialer Hy-
cular assist device) zur Unterstützung beider perreaktivität*. Vom Asthma bronchiale sind
Ventrikel (siehe Abb. 2 und Abb. 3) mit steigender Inzidenz ≤ 10 % der Kinder und
– nach Antriebsform: 1. pneumatisch 2. elekt- – nach Flussprofil: 1. pulsatil 2. kontinuierlich 4–5 % der Erwachsenen betroffen. Wichtigste
risch – nach Pumpenlage: 1. extrakorporal 2. para- Maßnahme bei allergisch bedingtem Asthma ist
korporal 3. intrakorporal. die Allergenkarenz.
Indikationen: Pathogenese: Die Trias aus Bronchospasmus,
– Herzversagen (Herzinsuffizienz*, kardioge- Schleimhautschwellung und Dyskrinie entsteht
ner Schock*) – Durch verschiedene Mechanismen: 1. Aller-
– passager zur Überbrückung (Bridging*) bis gene 2. Infektionen 3. chemisch-physikali-
zur Herztransplantation* oder bis zur Herz- sche Inhalationsreize
a erholung – auf unterschiedlichen Reaktionswegen:
– permanent als Alternative zur Herztrans- 1. IgE-vermittelte Sofortreaktion 2. Freiset-
plantation. zung von Histamin, Leukotrienen, plättchen-
Assmann-Herd → Frühinfiltrat aktivierendem Faktor (PAF) u. a. Mediatoren
b Assoziationsstörung f: engl. association disor- aus Mastzellen und weiteren Entzündungs-
der. Beeinträchtigung der sinnvollen Verknüp- zellen 3. direkte nervale Wirkung.
Assistenzsystem, ventrikuläres Abb. 1: LVAD: intra- fung psychischer Funktionen wie Wahrneh- Formen: Einteilung nach Ursache:
korporales linksventrikuläres Assistenzsystem; mungen, Gefühle, Gedanken, z. B. als Denkstö- – Allergisches Asthma bronchiale (Synonym:
a: zur Aorta, b: Pumpkammer mit Kanüle an links- rung* bei Schizophrenie* oder als Ich*-Störung extrinsisches Asthma bronchiale): IgE-ver-
ventrikulärer Herzspitze. bei Depersonalisation* und Derealisation*. mittelte Sofortreaktion, ausgelöst durch die
165 Astigmatismus

Inhalation von Allergenen: 1. meist durch: lativem Bronchodilatator (Bronchospasmoly-


I. Pollen sowie Hausstaubmilben II. Tierhaa-
re und -schuppen III. Bettfedern IV. Schim-
setest*): reversible Minderung: 1. des Atem-
flusses in der Fluss*-Volumen-Kurve (rever-
A
melpilzsporen 2. seltener durch: I. Nah- sible Obstruktion: in allen Volumenberei-
rungsmittel II. Arzneimittel III. Insektengif- chen Atemflussreduktion mit Normalisie-
te IV. Hautkontakt mit Allergenen rung nach Inhalation eines Beta-2-Sympatho-
– infektbedingtes Asthma bronchiale (Synony- mimetikums) 2. der Sekundenkapazität*
me: intrinsisches Asthma bronchiale, endo- (FEV1/VK < 70–75 %) 3. der Vitalkapazität
genes Asthma bronchiale): tritt erstmals im 4. des exspiratorischen Peak*-Flows
Anschluss an einen bronchopulmonalen In- – bei allergischem Asthma bronchiale zusätz-
fekt durch die direkte Stimulierung sensibler lich: 1. ausführliche Anamnese 2. Hauttes-
Nervenendigungen durch Viren und Bakteri- tung 3. Bestimmung von Gesamt-IgE und
en auf spezifischem IgE (Enzym-Allergo-Sorbent-
– gemischtförmiges Asthma bronchiale: es Test).
spielen gleichzeitig mehrere Auslöser eine Therapie:
Rolle, z. B. infektbedingte Exazerbation eines – Vermeidung der auslösenden Noxe, Allergen-
allergischen Asthma bronchiale karenz
– analgetikabedingtes Asthma bronchiale: – Akuttherapie des Asthmaanfalls je nach Asthma bronchiale: Pneumothorax beidseits (Ober-
nach Einnahme von Acetylsalicylsäure oder Schweregrad (FEV1, arterielle BGA, Sauer- lappen) nach schwerem Asthmaanfall bei bullösem
anderen in den Prostaglandinstoffwechsel stoffsättigung, Atemfrequenz, Herzfre- Lungenemphysem. [107]
eingreifenden Antiphlogistika quenz): 1. Oberkörperhochlagerung 2. Sauer-
– anstrengungsbedingtes Asthma bronchiale: stoffgabe (Nasensonde, ggf. Intubation und
tritt während oder bis ca. 5 min nach Ende Beatmung) 3. Beta-2-Sympathomimetika in-
einer körperlichen Belastung auf halativ und ggf. parenteral (s. c. oder konti- – bei nachlassenden Beschwerden sollten Diag-
– berufsbedingtes Asthma bronchiale: durch nuierlich i. v.) 4. Glukokortikoid (z. B. Pred- nose und daraus folgende Medikation über-
Inhalation allergisierender, chemisch-irrita- nisolon) systemisch (wiederholt i. v., evtl. prüft werden.
tiv oder toxisch wirkender Substanzen am p. o.) 5. Theophyllin kontinuierlich i. v. (cave: Aø sthma cardiale n: engl. cardiac asthma. An-
Arbeitsplatz (Bäckerasthma*, Pilzasthma*, Dosierung entsprechend Serumspiegel we- fallsweise, besonders nachts auftretende Atem-
Isocyanate). gen geringer therapeutischer Breite) not bei kardial bedingter Stauungslunge* (Stau-
Einteilung nach Klinik unter Berücksichtigung – therapeutisches Drugmonitoring und Volu- ungsbronchitis mit durch Schleimhautschwel-
des Ansprechens auf die Therapie: mentherapie lung verengten Bronchien). Das Asthma cardia-
– Kontrolliertes Asthma bronchiale: 1. keine – pharmakologische Langzeittherapie nach le ist evtl. von einem reflektorischen Broncho-
Symptome 2. uneingeschränkte Belastbarkeit Stufenschema mit Ziel der vollständigen spasmus* begleitet und kommt v. a. bei Links-
3. normale Lungenfunktion Asthmakontrolle: 1. kurzwirksame Beta-2- herzinsuffizienz* oder Mitralklappenstenose*
– teilweise kontrolliertes Asthma bronchiale: Sympathomimetika bei Bedarf 2. Basisthera- vor.
1. Symptome und/oder Einsatz der Bedarfs- pie mit inhalativem Glukokortikoid niedrig Klinik:
medikation häufiger als 2-mal/Woche dosiert oder Leukotrien-Rezeptor-Antagonist – Orthopnoe*
2. FEV1 oder exspiratorischer Peak*-Flow (Montelukast) 3. additiv zur Basistherapie – starker Husten mit dünnflüssigem, manch-
< 80 % 3. Einschränkung der körperlichen der Stufe 2 langwirksame Beta-2-Mimetika mal blutig tingiertem Auswurf
Aktivität 4. nächtliches Erwachen 5. Exazer- oder retardiertes Theophyllin oder inhalati- – verlängerte Ausatmungszeit
bationen > 1-mal pro Jahr ves Glukokortikoid mittlerer Dosierung – bei der Lungenauskultation: 1. trockenes
– unkontrolliertes Asthma bronchiale: 1. ≥ 3 4. hoch dosiertes inhalatives Glukokortikoid Rasselgeräusch (reflektorischer Bronchospas-
Kriterien des teilweise kontrollierten Asthma kombiniert mit langwirksamen Beta-2-Mi- mus) 2. basal überwiegend feuchtes, feinbla-
bronchiale 2. oder Exazerbationen ≥ 1-mal metika und/oder retardiertem Theophyllin siges Rasselgeräusch (interstitielle und intra-
pro Woche. und/oder Leukotrien-Rezeptor-Antagonist alveoläre Flüssigkeitsansammlung durch
Klinik: 5. additiv zu Stufe 4 systemische Glukokorti- Stauung in der Pulmonalstrombahn).
– Rezidivierende Episoden von: 1. Dyspnoe koide, spezifische Immuntherapie*; evtl. An- Differenzialdiagnose: Asthma* bronchiale.
(Atemnot) 2. Husten 3. zähem Auswurf (ent- ti-IgE-Therapie mit Omalizumab in schwe- Astigmatiøsmus m: engl. astigmatism. Stabsich-
hält eosinophile Granulozyten, Curschmann- ren Fällen. tigkeit mit verminderter Sehschärfe. Ursache ist
Spiralen, Charcot-Leyden-Kristalle) Prognose: meist eine angeborene Hornhautverkrüm-
– verlängertes Exspirium – Bei Kindern und Jugendlichen Remission mung, durch die kein Brennpunkt entsteht.
– Tachypnoe möglich Weitere Ursachen sind Keratokonus* und Kera-
– trockenes Rasselgeräusch (Giemen und – bei Erwachsenen meist chronischer Verlauf toglobus, eine nicht sphärische Linse (→ Linsen-
Brummen, evtl. auch auf Distanz zu hören) – unter Umständen Übergang in obstruktives astigmatismus*) oder Hornhautschäden. Die
– hypersonorer Perkussionsschall Lungenemphysem* mit Cor* pulmonale Korrektur erfolgt mit Zylindergläsern in Brillen
– in schweren Fällen Status* asthmaticus. – cave: unter Umständen symptomatischer oder Kontaktlinsen, außerdem mit Laserbe-
Diagnostik: Pneumothorax* als Komplikation eines handlungen der refraktiven Chirurgie*.
– Nachweis einer reversiblen Atemwegsob- schweren Asthmaanfalls bei bullösem Lun- Formen: Man unterscheidet nach dem Winkel
struktion mit Lungenfunktionsprüfung* ein- genemphysem (siehe Abb.) von der maximal zu der minimal brechenden
schließlich Reversibilitätsprüfung mit inha- Ebene:
A-Streifen 166

– Irregulärer Astigmatismus: Winkel ungleich


A 90°
– regulärer Astigmatismus: Winkel gleich 90°.
Beim regulären Astigmatismus wird wiederum
je nach Lage und Brechkraft der von der Ver-
krümmung betroffenen Meridiane unterschie-
den zwischen einem Astigmatismus:
– Rectus (nach der Regel): im vertikalen Meri-
dian stärkere Brechkraft als im horizonta-
len
– inversus (gegen die Regel): im horizontalen
Meridian stärkere Brechkraft als im vertika-
len
– obliquus (schräg): schräge Achslage.
A-Streifen → Myofibrillen
A-Streptokoø kken → Streptococcus Astrozytom Abb. 2: großes A. (WHO-Grad III) der linken Insel bis fronto-temporal; 1: MRT (Flair); 2: MRT
Astroblastom n: engl. astroblastoma. Seltener (T1 mit Kontrastmittel); 3: Kontrollaufnahme nach navigationsgestützter Resektion (MRT, T1 ohne
neuroepithelialer Hirntumor unklaren Ur- Kontrastmittel). [59]
sprungs (WHO Grad IV). Die Therapie besteht
in der möglichst vollständigen operativen Re-
sektion, bei höhermalignen Formen zusätzlich – hochmaligne: 1. Astrozytom WHO-Grad III Astrozytom WHO-Grad II:
mit Bestrahlung und Chemotherapie. (anaplastisches Astrozytom), neigt zu Rezi- – Ggf. operative Resektion (cave: funktionelle
Astrovirus n: Sphärisches, unbehülltes RNA- diven und maligner Progression 2. Astrozy- Limitierung der operativen Radikalität)
Virus (∅ 28–30 nm) der Familie Astroviridae, tom WHO-Grad IV (Glioblastom*, Gliosar- – bei inoperablem Tumor/nur Teilresektion:
welches sowohl bei Vögeln als auch bei Säuge- kom*). 1. zunächst Verlaufsbeobachtung (MRT,
tieren vorkommt. Humane Astroviren sind Er- Pathogenese. u. a. Mutation im p53-Gen (v. a. Spektroskopie, PET-CT/MRT, Biopsie ana-
reger von gastrointestinalen Infektionen. niedrigmalignes Astrozytom) und Amplifikati- plasieverdächtiger Bereiche) und Therapie
Astrozytom n: engl. astrocytoma. Häufigster on des EGFR-Gens (v. a. Glioblastom). Lokalisa- bei Progression zu WHO-Grad III oder IV
Tumor des Gehirns (über 60 %), von astroglialen tion: 2. bei teilreseziertem Astrozytom evtl. auch
Zellen ausgehend. Astrozytome kommen auch – Großhirnhemisphären (siehe Abb. 2, v. a. dif- primär Strahlentherapie (z. T. mit Chemothe-
im Rückenmark vor und stellen dort 15 % der fuses und anaplastisches Astrozytom, Glio- rapie) 3. bei Rezidiv nach Strahlentherapie
Tumoren (hier sind Ependymome häufiger). blastom) operative Resektion sowie unter Umständen
Therapie und Prognose hängen ab von Grading, – Kleinhirn (v. a. pilozytisches Astrozytom) Chemotherapie.
Lokalisation, Ausdehnung und Lebensalter. – Sella-Region (Optikusgliom*) Astrozytom WHO-Grad III:
Formen: – seltener spinal (Rückenmarktumoren*). – Operative Resektion
– Niedrigmaligne: 1. pilozytisches Astrozytom Therapie: Die Behandlung ist abhängig von La- – postoperative Radiochemotherapie
(WHO-Grad I, im Gehirn Vorkommen v. a. im ge, Abgrenzbarkeit und Anaplasietendenz bzw. – bei Lokalrezidiv ≤ 2 cm ggf. Radiochirurgie*
Kindes- und Jugendalter; siehe Abb. 1) -grad (Grading) und erfolgt in der Regel primär – Chemotherapie (insbesondere bei Rezidiv)
2. Astzrozytom WHO-Grad II (synonym dif- operativ unter Anwendung von mit Temozolomid, besonders bei methylier-
fuses Astrozytom), neigt zu Rezidiven und – Neuronavigation* tem MGM-Promoter (DNS-Reparaturaktivi-
maligner Progression 3. diffuse, fibrilläre, ge- – evtl. mikrochirurgischer fluoreszensgestütz- tät reduziert), evtl. PCV-Schema (Procarba-
mischt-zystische und protoplasmatische As- ter Tumorchirurgie* zin, CCNU und Vincristin), evtl. Bevacizum-
trozytome (deskriptive Einteilung) – evtl. intraoperativer MRT. ab-Off-Label-Use (zugelassen derzeit nur für
Früh postoperativ (< 72 h nach Operation, vor Glioblastom-Rezidiv, begrenzte Wirkung).
signifikanter operationsinduzierter Störung der Astrozytom WHO-Grad IV: Resektion so weit
Blut-Hirn-Schranke) erfolgt ein MRT und ggf. wie möglich, ggf. mit Neuronavigation, und
eine Sekundäroperation. Astrozytom WHO- postoperativ Bestrahlung/Radiochemotherapie
Grad I: wie beim Astrozytom III; siehe auch Glioblas-
– Operative Resektion mit kurativer Intention tom*.
– bei inoperablem Astrozytom: 1. zunächst Prognose: Abhängig von Grading, Lokalisation,
Verlaufsbeobachtung (langsames Wachstum) Ausdehnung und Lebensalter
2. bei Symptom- oder Größenzunahme evtl. – Bei WHO-Grad I und II bei günstiger Lage
Strahlentherapie* (fraktionierte stereotakti- (z. B. Kleinhirn) kurative Resektion möglich
sche Strahlentherapie* v. a. bei Kindern – bei Grad II Verlaufskontrolle über mindestens
> 5. Lj.; interstitielle Strahlentherapie, z. B. 5 Jahre, wegen Rezidivgefahr mit maligner
mit Jod-125 bei Tumoren < 4 cm, ggf. kombi- Progression; 2-Jahres-Überlebensrate ca. 70 %
niert mit Mikrochirurgie zur Tumorverklei- – bei nicht resektablem, diffusem Tumor v. a.
Astrozytom Abb. 1: pilozytisches Astrozytom; im nerung) 3. Chemotherapie (z. B. Carboplatin, im Hirnstamm, Zwischenhirn oder Optikus-
Rückenmark ca. 90 % der Astrozytome, histologisch Vincristin), bei subependymalem Riesenzell- bereich nicht heilbar, allerdings oft langsame
zellarmer Tumor mit Rosenthal-Fasern. [46] astrozytom mit Everolimus. Progression
167 Aszites

– bei anaplastischem Astrozytom WHO-Grad chung des kindlichen Kopfes nach vorne oder – Aszites mit AG ≥ 1,1 g/dl: 1. bei vaskulärer
III Nachbestrahlung, ggf. Chemotherapie be-
gleitend (siehe Radiochemotherapie*) oder
hinten durch seitliche Flexion in der Halswir-
belsäule. Die Pfeilnaht ist bei der vaginalen Un-
Genese infolge portaler Hypertension* (syn.
portaler Aszites) 2. bei erniedrigtem onkoti-
A
nach Strahlentherapie, 2-Jahres-Überlebens- tersuchung nach vorne (Naegele-Obliquität) schem Druck infolge Hypalbuminämie*
rate ca. 37–46 % oder nach hinten (Litzmann-Obliquität) abge- (Malabsorption, Malnutrition)
– Grad IV: siehe auch Glioblastom*, 2-Jahres- wichen, die Veränderungen finden sich meist – Aszites mit AG < 1,1 g/dl: 1. maligne Genese,
Überlebensrate ca. ≤ 10 %. bei einem verengten Becken. z. B. bei Peritonealkarzinose*, Pseudomy-
ASV: Abk. für engl. adaptive support ventila- Komplikation: Geburtsmechanisch bedingt xom, Meigs*-Syndrom 2. entzündliche Gene-
tion → Beatmung kommt es häufig zum verzögerten Geburtsver- se, z. B. bei Tuberkulose, Chlamydien- oder
Asymbolie f: engl. asymbolia. Störung des Er- lauf oder auch Geburtsstillstand mit Notwen- Gonokokkeninfektion, eosinophiler Gastro-
kennens oder Gebrauchs von Symbolen bzw. digkeit der operativen Entbindung. enteritis, biliärer Erkrankung, Vaskulitis,
Zeichen, u. a. als Sonderform der Aphasie*. Asystolie f: engl. asystole. Fehlen der elektri- Pankreatitis und eitriger Peritonitis* 3. bei
asymptomatisch: engl. asymptomatic. Ohne schen Herzaktivität und dadurch ausbleibende extremem Eiweißverlust, z. B. nephrotisches
Krankheitserscheinungen oder ohne Symp- Kontraktion des Herzens (Herzstillstand) mit Syndrom*
tome. Kreislaufstillstand in der Folge (siehe Herz*- – Sonderformen: 1. Bakteraszites mit AG
Asymptomatische Bakteriurie f: Nachweis Kreislauf-Stillstand). ≥ 1,1 g/dl und Nachweis bakterieller Koloni-
von Bakterien im Urin ohne Symptome. Eine Ursachen: sation ohne wesentliche Entzündungsreakti-
asymptomatische Bakteriurie bei gesunden, – Kardial, z. B. Herzinfarkt*, Sinusknotenstill- on (< 250 Granulozyten/mm3) als Komplika-
nicht schwangeren Frauen muss in der Regel stand ohne Ersatzrhythmus* tion bei portalem Aszites 2. spontan bakteri-
nicht behandelt werden. – reflektorische Vagusstimulation, z. B. bei Bo- elle Peritonitis* mit AG ≥ 1,1 g/dl und Ent-
Asynchronie, kardiale f: engl. cardiac asynchro- lustod*, Karotissinus*-Syndrom zündungsreaktion (> 250 Granulozyten/
nism; syn. kardiale Dyssynchonie. Gestörter Ab- – Elektrolytstörung, z. B. Hyper- oder Hypoka- mm3) als häufige Komplikation bei portalem
lauf der kardialen elektrischen Erregungsaus- liämie* Aszites 3. Aszites bei Peritonealdialyse*
breitung und mechanischen Kontraktion mit – Hypothermie* 4. chylöser Aszites (siehe Abb. 1), meist infol-
nachfolgender Reduktion der kardialen Aus- – Intoxikation ge einer Lymphfistel oder Trauma 5. Cholas-
wurffraktion*. Diagnostiziert wird echokardio- – respiratorisch durch Hypoxie bedingte Asys- kos* infolge Galleleckage 6. hämorrhagischer
grafisch. Die ventrikuläre Asynchronie gilt als tolie. Aszites durch Einblutung in vorbestehen-
Voraussetzung für eine erfolgreiche kardiale Re- Therapie: den Aszites bei Peritonealkarzinose, Tuber-
synchronisationstherapie*. – Notfallmedizinisch: sofortige Reanimation* kulose, Gerinnungsstörungen oder Verlet-
Formen: mit Korrektur reversibler Ursachen zungen.
– Atrioventrikulär mit Vorhofpfropfung* – klinisch: je nach Ursache ggf. Herzschrittma- Außerdem wird unterschieden zwischen
– interventrikulär mit zeitlicher Verzögerung cher* zur Rezidivprophylaxe. – Entzündlicher Aszites (Exsudat*): 1. bei Pe-
zwischen Austreibungsphasen-Beginn von aszendierend: engl. ascending. Aufsteigend. ritonitis (Bauchfellentzündung) 2. bei gleich-
rechtem und linkem Ventrikel Aszites m: engl. ascites; syn. Hydrops abdomi- zeitiger Polyserositis (Entzündung mehrerer
– intraventrikulär mit zeitlicher Verzögerung nis. Ansammlung von Flüssigkeit in der freien oder aller seröser Häute), z. B. Perikarditis
zwischen erster und letzter systolischer myo- Bauchhöhle aufgrund einer Störung des Gleich- (Herzbeutelentzündung), Pleuritis (Brustfell-
kardialer Kammerwandkontraktion inner- gewichts zwischen portalem Blutdruck und entzündung) und Peritonitis, oft auch mit
halb eines Herzzyklus*, Abb. dort; Abk. Lymphproduktion sowie Lymphabstrom und Entzündung der Leberkapsel
IRVA. kolloidosmotischem Druck*. Therapeutische – nichtentzündlicher Aszites (Transsudat*)
Diagnostik: Massnahmen richten sich nach der Grunder- bei: 1. portaler Hypertension (Pfortaderstau-
– V. a. Echokardiografie: Nachweis der zeitli- krankung. ung) 2. Leberzirrhose 3. Tumoren des Magen-
chen unkoordinierten mechanischen Aktivie- Einteilung: Entsprechend dem Albumingradi- Darm-Trakts 4. Herzinsuffizienz (Herzmus-
rung der betreffenden Herzwandabschnitte, enten (AG), der sich aus der Differenz zwischen kelschwäche) 5. Erniedrigung des kolloidos-
z. B.: 1. verlängerte transmitrale diastolische Serum- und Aszitesalbuminkonzentration er- motischen Drucks bei Hypalbuminämie (Ver-
Füllungszeit bei atrioventrikulärer Asyn- gibt minderung der Albumine* im Blut) 6. Nie-
chronie 2. erhöhte Differenz zwischen aorta- renerkrankung (nephrotischem Syndrom)
ler und pulmonaler Präejektionszeit* bei in- 7. exsudativer Enteropathie (eiweißverlieren-
terventrikulärer Asynchronie 3. SPWMD bei den Darmerkrankungen) 8. Peritonealkarzi-
IRVA nose (Metastasen im Bauchfellbereich)
– max. Sensitivität durch Gewebe-Doppler- 9. Meigs-Syndrom (Kombination aus Ovarial-
Echokardiografie, z. B. verzögertes systoli- tumoren und Aszites).
sches Geschwindigkeitsmaximum septal-la- Diagnostik:
teral bzw. anterior-posterior bei IRVA. – Messung des zunehmenden Bauchumfangs
Asynergie f: engl. asynergy. Bei Kleinhirnschä- (siehe Abb. 2)
digung auftretende Störung der Koordination*, – Perkussion (Dämpfung)
wobei das exakte Zusammenspiel verschiedener – abdominale Ultraschalldiagnostik* (siehe
Muskelgruppen zur Durchführung einer be- Abb. 3; Abdominalsonografie), auch zum
stimmten Bewegung nicht mehr gelingt. Nachweis kleiner Aszitesmengen sowie ätio-
Asynklitiøsmus m: engl. asynclitism. Einstel- Aszites Abb. 1: chylöser Aszites. (Operations- logischer Zuordnung: 1. duplexsonografisch
lungsanomalie im Beckeneingang mit Abwei- situs). [33] z. B. Budd*-Chiari-Syndrom, VOD
Aszitespumpe 168

Aszitespumpe: Darstellung von lateral (1) und anterior (2); Drainage von Aszitesflüssigkeit durch subkutan
in seitlicher Bauchregion implantierte Pumpe (a) über intraperitoneal im Douglas-Raum (e) platzierten
Katheter (b) zur Ableitung (Katheter; c) in die Harnblase (f); Symphyse (d).

Aszites Abb. 2: klinisches Bild bei ausgeprägtem


Aszites. [142] thetisches Kolloid (Plasmaersatzstoffe) 3. in- Atar-Analgesie f: Kombinationsnarkose (Nar-
zwischen verlassene Methode: Anlage eines kose*) unter Anwendung eines Tranquilizers
peritoneovenösen Shunts* (Denver-Shunt) (veraltet Ataraktikum), z. B. aus der Gruppe der
– ggf. Lebertransplantation*. Benzodiazepine, neben dem Narkotikum. Die
Aszitespumpe f: engl. ascites pump. Subkutan Atar-Analgesie ist eine abgewandelte Form der
in die Bauchdecke implantierbare, batteriebe- nicht mehr gebräuchlichen Neuroleptanalgesie.
triebene Mikropumpe zur kontinuierlichen int- Midazolam wird aufgrund besserer Steuerbar-
ravesikalen Aszitesdrainage. Als Alternative zur keit gegenüber Diazepam* oder Lorazepam* be-
repetitiven Parazentese* bei (therapierefraktä- vorzugt eingesetzt.
rem) Aszites* soll die Aszitespumpe zur Ver- Ataraxie f: engl. ataraxia. Zustand der Ausge-
besserung der Lebensqualität beitragen. Siehe glichenheit und inneren Ruhe.
Abb. Ataxiøa teleangiectatica f: engl. ataxia teleangi-
Aszitespunktion f: engl. ascites puncture. ectasia; syn. Louis-Bar-Syndrom. Autosomal-re-
Punktion* zur Entleerung von Flüssigkeit aus zessiv erbliche Erkrankung mit Defekt in der
der Bauchhöhle mit einer Kanüle oder einem Zellzykluskontrolle und DNA*-Reparatur (Dop-
Trokar*. Vorbereitung: pelstrangbruchreparatur) sowie mit erhöhter
Aszites Abb. 3: Nachweis von Aszites im rechten
– Entleerung der Harnblase und ggf. Rasur an Chromosomenbrüchigkeit, Heredo-Ataxien
Oberbauch; abdominale Ultraschalldiagnostik. [142]
der Einstichstelle (siehe Ataxie*) und kombinierten Immundefek-
– Messung, Markierung und Dokumentation ten mit assoziierten Merkmalen. Sie zählt zu
des Bauchumfangs des Patienten den Phakomatosen*. Wichtige Frühsymptome
– evtl. Parazentese* (insbesondere bei neu auf- – Vorbereitung von Material zur Hautdesinfek- sind okulomotorische Apraxie*, internukleäre
getretenem Aszites oder bei Leberzirrhose tion, Lokalanästhesie, Diagnostik und Wund- Ophthalmoplegie und Fixationsnystagmus. Die
mit Komplikationen) zur Bestimmung von verschluss. Diagnosesicherung erfolgt molekulargenetisch,
Zellzahl (evtl. Differenzierung) und Gesamt- Durchführung: Bevorzugter Einstichort ist die Therapie ist symptomatisch. Ätiologie: Mu-
eiweiß sowie zytopathologischer und mikro- der Übergang vom mittleren zum äußeren Drit- tation des ATM-Gens (Ataxia-Teleangiectasia-
biologischer Diagnostik. tel der gedachten Verbindungslinie zwischen Mutated-Gen) auf dem Genlocus 11q22-q23.
Hinweis: Suprapubische Harnblasenpunktio- Bauchnabel und vorderem oberem Darmbein- Häufigkeit: 1 : 40 000 Lebendgeborene.
nen sind bei Aszites kontraindiziert. stachel (Spina iliaca anterior superior) des lin- Klinik:
Therapie: Je nach Form und Klinik ken Beckenknochens. Punktiert wird in leichter – Früh beginnende progrediente zerebellare
– Bei Leberzirrhose Kochsalz- und Flüssig- Linksseitenlage des Patienten unter Kontrolle Symptome* und extrapyramidale Sympto-
keitsrestriktion, eiweißreiche Kost, Spirono- der Vitalzeichen. Nach der Punktion wird eine me*, insbesondere Ataxie und Dysarthrie;
lacton, ggf. in Kombination mit Schleifendiu- Bauchbinde angelegt oder ein Sandsack auf die wichtige Frühsymptome: okulomotorische
retika; cave: Hyponatriämie < 125 mmol/l, Punktionsstelle gelegt. Die Punktatmenge wird Apraxie*, internukleäre Ophthalmoplegie,
Verschlechterung der Nierenfunktion gemessen und das spezifische Gewicht festge- Fixationsnystagmus
– antibiotische Therapie bei spontan-bakteriel- stellt. – im Verlauf okulokutane kapilläre vaskuläre
ler Peritonitis* AT: Abk. für → Adenotomie Malformationen* wie Teleangiektasien* und
– bei therapierefraktärem portalem oder rezi- AT: Abk. für → Antithrombine Pigmentanomalien
divierendem Aszites: 1. Anlage eines transju- AT: Abk. für → Austauschtransfusion – in etwa 1/3 der Fälle kombinierter Immunde-
gulären intrahepatischen portosystemischen AT: Abk. für → Autogenes Training fekt, siehe CID, mit Immunglobulinmangel*
Shunts* 2. ggf. therapeutische großvolumige AT: Abk. für Aortenton → Herztöne aufgrund gestörtem Immunglobulin*-Klas-
Parazentese* (Aszitespunktion) mit Volu- ataø ktisch: engl. ataxic. Unregelmäßig. senwechsel mit erhöhten IgM-Monomeren,
menersatz durch Humanalbumin oder syn- Ataraø ktika → Tranquilizer erniedrigten IgG-Subklassen, IgA und IgE,
169 Atelektase

und somatischer Hypermutation mit spezifi- nese 2. Multisystematrophie* vom zerebellä- Atelektase f: engl. atelectasis. Nicht entfalteter
schem Antikörpermangel
– Störung der zellvermittelten Immunität in-
ren Typ (MSA-C) 3. erworbene Erkrankun-
gen, z. B. alkoholische Kleinhirndegenerati-
oder kollabierter Alveolarraum der Lunge. In
den betroffenen Lungenabschnitten findet kein
A
folge progressiver T-Zell-Lymphopenie on oder paraneoplastische zerebellare Dege- Gasaustausch mehr statt, was bei großflächigem
– lymphoretikuläre Malignome nach Translo- neration*. Befund zum Absinken des Sauerstoffgehalts im
kationen insbesondere der Chromosomen 7 Klinik: Blut führt. Bleibt die Atelektase länger beste-
und 14. – Ataxie der Extremitäten mit Dysmetrie*, Asy- hen, entwickeln sich ödematöse Entzündun-
Ataxie f: engl. ataxia. Störung der Koordinati- nergie*, Dysdiadochokinese*, kinetischem gen, Fibrosierungen und Bronchiektasen.
on* von Bewegungsabläufen, meist infolge ei- Tremor, Greifunsicherheit und Makrografie Formen:
nes gestörten Zusammenspiels verschiedener – Stand-, Gang- und Rumpfataxie* – Primäre (fetale oder angeborene) Atelektase:
Muskelgruppen (Asynergie*) und aufgrund fal- – Störung der Augenbewegungen mit Nystag- 1. Lunge des Neugeborenen vor dem ersten
scher Abmessung von Zielbewegungen (Dys- mus* und sakkadierter Blickfolge Atemzug nicht lufthaltig (Schwimmprobe
metrie*). Klinisch zeigen sich Stand- und Gang- – Dysarthrie. negativ) 2. auch bei Ersticken ante- oder post-
unsicherheit, Störungen der Okulomotorik, Diagnostik: Pathologische Koordinationsprü- natal infolge einer Verlegung der Atemwege,
Dysarthrie*, Dysdiadochokinese und Intenti- fungen (z. B. Finger*-Nase-Versuch, Knie*-Ha- z. B. durch aspirierten Schleim 3. bei Schädi-
onstremor*. Diagnostiziert wird mit Koordina- cken-Versuch und Romberg*-Versuch) bei sen- gung des Atemzentrums (meningeale Blu-
tionsprüfungen wie Finger*-Nase-Versuch, sibler Ataxie insbesondere bei Wegfall der visu- tung) 4. bei Zwerchfellhernie* 5. bei Surfac-
Knie*-Hacken-Versuch und Romberg*-Versuch. ellen Kontrolle (Augenschluss oder Dunkelheit). tantmangel-Syndrom
Einteilung: Nach Lokalisation der Läsion Ataxie, spinozerebellare f: engl. spinocerebellar – sekundäre (erworbene) Atelektase: 1. Re-
– Zerebellare Ataxie (zerebellares Symptom*): ataxia (Abk. SCA). Autosomal-dominant erbliche, sorptionsatelektase: Kollaps der Lunge durch
1. in der Regel unabhängig von visueller progrediente degenerative Ataxie* mit Klein- Resorption der in den Alveolen enthaltenen
Kontrolle (Ausnahme: Läsion des Kleinhirn- hirnatrophie* und ggf. extrazerebellarer Beteili- Luft nach Verschluss der zuführenden Atem-
vorderlappens) 2. z. B. bei Schlaganfall*, gung. Nach Diagnosestellung durch MRT und wege, z. B.: I. durch angesammelten Schleim
Hirntumor*, Intoxikationen oder degenerati- molekulargenetische Untersuchung wird symp- bei Bronchitis* und zystischer Fibrose* II. bei
ven Erkrankungen des Kleinhirns* tomatisch therapiert. Ätiologie: zur Unterdrückung des Hustenreizes führen-
– sensible (afferente) Ataxie: 1. Störung der – Bisher 30 verschiedene Genloci beschrieben den Thoraxschmerzen, z. B. infolge einer
Propriozeption* 2. meist lokomotorische Ata- (SCA 1–8, SCA 10–28) Rippenfraktur oder nach Thorakotomie
xie, insbesondere bei Wegfall der visuellen – bei 17 SCA-Formen verantwortliche Gene lo- III. bei Tumoren oder Fremdkörperaspirati-
Kontrolle 3. Vorkommen als Hinterstrang- kalisiert bzw. Mutationen identifiziert: 1. v. a. on* (siehe Abb. 1 und Abb. 2) 2. Kompressi-
symptom* bei Läsion der Hinterstrangbah- Trinukleotid-Repeat (z. B. bei SCA 3 verlän- onsatelektase infolge eines Drucks von außen
nen des Rückenmarks (spinale Ataxie), z. B. gertes Cytosin-Adenin-Guanin-Repeat > 60- durch: I. Ergüsse II. Tumoren III. große Bul-
bei funikulärer Myelose*, Tabes* dorsalis mal) 2. z. T. auch Ionenkanalerkrankungen lae IV. Pneumothorax* V. starke Herzvergrö-
oder Multipler* Sklerose; außerdem infolge – bei unbekanntem Gendefekt z. T. Verwen- ßerung VI. Zwerchfellhochstand nach Lapa-
Läsion peripherer Nerven bei Polyneuropa- dung der veralteten Bezeichnung ADCA rotomie infolge einer Zwerchfellatonie mit
thie* – häufigste Formen sind SCA 1, 2, 3 und 6. hypostatischer Anschoppung basaler Lun-
– vestibuläre Ataxie infolge Schädigung des Erkrankungsbeginn: genteile 3. Kontraktionsatelektase infolge
Vestibularapparats* (akuter Labyrinthaus- – Bei SCA 1, 2 und 3 meist im 3. Lebensjahr- pulmonaler Fibrosierung (Vernarbung), z. B.
fall*) zehnt
– Ataxie bei Hydrozephalus* oder Läsionen der – bei SCA 6 im 5. Lebensjahrzehnt.
Hirnhemisphären (häufig in Kombination Ataxie, sporadische f: engl. sporadic ataxia.
mit Gangapraxie und Apraxie*) Sporadisch auftretende neurodegenerative Er-
– bei nichtfokalen Erkrankungen häufig krankung unbekannter Ätiologie mit progressi-
Mischformen wie spinozerebellare Degenera- ver zerebellarer Ataxie* im Erwachsenenalter
tion (z. B. bei Friedreich*-Ataxie). und z. T. auch extrazerebellaren Begleitsympto-
Formen: men. Nach Diagnosestellung durch MRT und
– Erblich (Heredo-Ataxien): 1. autosomal-do- Ausschluss anderer Ursachen wird symptoma-
minant, z. B. spinozerebellare Ataxie und tisch therapiert.
episodische Ataxie 2. autosomal-rezessiv, ATC-Klassifikation f: engl. ATC classification;
z. B. Friedreich*-Ataxie, Ataxia* teleangiecta- syn. Anatomisch-Therapeutisch-Chemische
tica, autosomal-rezessive Ataxie mit okulo- Klassifikation. Einteilung von Wirkstoffen in
motorischer Apraxie (AOA) Typ 1 und 2, au- verschiedene Gruppen anhand des Organsys-
tosomal rezessive Ataxie Charlevoix-Saguen- tems, auf das sie einwirken, sowie nach chemi-
ay (ARSACS), Vitamin-E-Mangelataxie, Abe- schen, pharmakologischen und therapeutischen
ta*-Lipoproteinämie, Refsum-Syndrom, ze- Kriterien. Jedem Wirkstoff wird eine definierte
rebrotendinöse Xanthomatose und früh be- Tagesdosis zugeordnet (defined daily dose). Das
ginnende zerebellare Ataxie (EOCA für early DIMDI* veröffentlicht jährlich eine amtliche
onset ataxia) 3. X-chromosomal, z. B. Fragi- deutsche Fassung, um Kostenvergleiche zwi-
les*-X-Tremor-Ataxie-Syndrom schen Arzneimitteln zu erleichtern. Atelektase Abb. 1: Mittellappenatelektase nach
– nicht erblich: 1. im Erwachsenenalter auftre- ATD: Abk. für abdominaler Transversaldurch- Speiserest-Aspiration; Zustand nach therapeutischer
tende sporadische Ataxie* unbekannter Ge- messer → Fetometrie Speiserest-Entfernung: siehe Abb. 2. [107]
Atemäquivalent 170

Einteilung:
A – Rückgekoppelte Atemantriebe wirken über
zentrale oder periphere Chemosensoren* und
werden durch Zunahme der Ventilation wie-
der vermindert; Beispiele: 1. Erhöhung des
arteriellen und zentralen CO2-Partialdrucks*,
vermittelt über Veränderung des Liquor-pH-
Werts 2. Erhöhung der arteriellen Wasser-
stoffionenkonzentration, z. B. bei nicht respi-
ratorischer Azidose 3. Verminderung des ar-
teriellen Sauerstoffpartialdrucks*
– nicht rückgekoppelte Atemantriebe werden
von der Zunahme der Ventilation nicht be-
einflusst; Beispiele: 1. Schmerz 2. Emotion Atemarbeit: Die Fläche zwischen statischer (linearer)
3. Mitinnervation des respiratorischen Netz- Druck-Volumen-Beziehung (gestrichelte Linie) und
werks bei körperlicher Arbeit. der Ordinate gibt die Atemarbeit zur Überwindung
Atemarbeit f: engl. respiratory work. Maß für der elastischen Widerstände bei Einatmung (Inspirati-
Atelektase Abb. 2: nach bronchoskopischer Speise- geleistete Druck-Volumen-Arbeit, die während on) wieder (rotes Dreieck). Die Fläche innerhalb der
rest-Entfernung (bei Mittellappenatelektase nach der Atmung* von den Atemmuskeln gegen vis- dynamischen Druck-Volumen-Kurve (Atemschleife)
Speiserest-Aspiration; siehe Abb. 1) röntgenologisch köse (Strömungs-, nichtelastische Gewebe- und repräsentiert die Atemarbeit gegen visköse Wider-
keine Mittellappenatelektase mehr darstellbar. [107] Trägheitswiderstände) und elastische Wider- stände. Bei Ruheatmung liegt die Fläche der exspira-
stände (von Lunge und Thorax) überwiegend torischen Atemarbeit gegen visköse Atemwider-
bei der Inspiration erbracht wird. Die physiolo- stände vollständig in der Fläche der während der
gischerweise passive Exspiration benötigt nur vorangegangenen Inspiration zur Überwindung der
bei: I. Tuberkulose II. Sarkoidose III. Pneu- bei forcierter Exspiration aktive Atemarbeit. elastischen Atemwiderstände gespeicherten Energie,
mokoniosen. Bestimmung: Die Atemarbeit wird berechnet die Ausatmung (Exspiration) kann daher passiv erfol-
Diagnostik: als Produkt aus intrapleuralem Druck und re- gen. Bei forcierter Atmung reicht die gespeicherte
– Perkussion: gedämpfter Perkussionsschall spiratorischer Volumenänderung. Mit der Lun- Energie nicht mehr aus, auch bei der Exspiration
– Auskultation: abgeschwächtes Atemgeräusch genfunktionsprüfung kann Atemarbeit durch wird nun Atemarbeit geleistet (blaue Fläche links
im betroffenen Lungenbereich (ggf. initiale Flächenberechnung aus einem Druck*-Volu- der Ordinate).
Knistergeräusche) men-Diagramm (siehe Abb.) ermittelt werden.
– Röntgen verdichteter, nicht transparenter Atembeutel → Handbeatmungsbeutel
Bezirk mit verringertem Volumen, z. B. als Atembewegungen f pl: engl. respiratory move- – Erhöhung des pH-Werts des Bluts (metaboli-
Plattenatelektase ments; syn. Atemexkursionen. Sichtbare und sche Alkalose*).
– je nach vermuteter Ursache HR-CT oder tastbare Hebe- und Senkbewegungen von Komplikationen:
Bronchoskopie. Brustkorb (Brustatmung) und Bauchraum – Sauerstoffmangel
Therapie: (Zwerchfellatmung*) bei Ein- und Ausatmung. – Atelektasen*
– Physiotherapie Atembewegungen erfolgen durch die Atem- – Lungeninfekte.
– Sekretolytika muskeln* und werden bei Bedarf durch at- Atemdepression, zentrale f: engl. central respi-
– ggf. Antibiotika mungsunterstützende Mechanismen (Atem- ratory depression. Verminderte Ansprechbarkeit
– bei Resorptionsatelektase bronchoskopische hilfsmuskeln) verstärkt. des Atemzentrums*. Eine zentrale Atemdepres-
Absaugung (Fremdkörper). Atemdepression f: engl. respiratory depression. sion ist UAW verschiedener Medikamente und
Prophylaxe: Verminderung der Atemtätigkeit (Atemfre- kommt vor bei neurologischen Erkrankungen.
– Atemphysiotherapie quenz* und Atemtiefe*) durch gestörte Atemre- Ursachen: V. a.
– Schmerzbehandlung gulation* mit mangelhafter Belüftung der Lun- – Pharmakologisch, z. B.: 1. Benzodiazepine
– Mukolyse. ge und möglicher Hyperkapnie und Hypoxie als 2. Barbiturate 3. Opioide* (siehe auch Über-
Atemäquivalent n: engl. ventilatory equivalent; Folgen. Eine Atemdepression kann zum Atem- hang*)
syn. Ventilationsäquivalent. Leistungsdiagnos- stillstand* führen und erfordert in diesem Falle – neurologisch, z. B.: 1. Schädigung des Atem-
tisches Kriterium der Spiroergometrie* und eine sofortige Reanimation*. zentrums* bei Basilaristhrombose* 2. Tumor
Maß für die Atemökonomie. Es gibt die Menge Ursachen: oder Blutung im Bereich der Medulla* oblon-
an Luft an, die notwendig ist, um 1 l Sauerstoff – Bewusstseinsstörungen*, verursacht durch: gata 3. Schädelhirntrauma* (SHT) oder ande-
ins Blut aufzunehmen bzw. Kohlendioxid ab- 1. Medikamente (Sedativa*, Narkotika) 2. er- re Erkrankung des ZNS.
zugeben. höhten Hirndruck bei Schädelhirntraumata, Atemfrequeø nz f: engl. respiratory rate. Anzahl
Atemantrieb → Atemreize intrazerebralen und subarachnoidalen Blu- der Atemzüge pro Zeiteinheit. Die Atemfre-
Atemantriebe m pl: engl. respiratory stimuli. tungen oder raumfordernden Hirntumoren quenz nimmt beim gesunden Menschen mit
Faktoren, die über ihre Wirkung auf das Atem- (Hirnerkrankungen) steigendem Alter ab. Sie wird unwillkürlich
zentrum in der Medulla oblongata zur Zunah- – zentraler Sauerstoffmangel über das Atemzentrum gesteuert und durch
me der Ventilation führen. Unterschieden wer- – massiver Kohlendioxidüberschuss (Hyper- Atemreize* beeinflusst. Das Verhältnis von Puls-
den rückgekoppelte und nicht rückgekoppelte kapnie*; CO2-Narkose) frequenz* zu Atemfrequenz beträgt vom 3. Lj.
Atemantriebe. – Unterkühlung des Körpers an ca. 4 : 1. Siehe Tab.
171 Atemhilfsmuskulatur

se, tieffrequent 2. über der Lungenperipherie quentes Geräusch infolge flottierender


Atemfrequenz:
Ruhe-Atemfrequenz in Abhängigkeit vom hörbar bei Inspiration und zu Beginn der Ex-
spiration
Schleimfäden 2. Pfeifen oder Giemen (engl.
wheezing): höherfrequentes Geräusch bei hö-
A
Lebensalter.
– pueriles Atmen: normales Atmen v. a. bei hergradiger Obstruktion, COPD und Asthma
Lebensalter Ruhe-Atemfrequenz schlanken Kindern mit deutlich hörbarem bronchiale
Frühgeborenes 50–60/min Exspirium infolge geringer Dicke der Tho- – diskontinuierliche Nebengeräusche (frühere
raxwand. Bezeichnung: feuchte Rasselgeräusche), die
Neugeborenes 30–50/min Pathologische Atemgeräusche: bei Infiltration klingend sind; Einteilung
(reif geboren) – Mit freiem Ohr hörbar: 1. Stertor (Schnar- nach: 1. Entstehungsort in grob- (Luftröhre
Säugling 20–40/min chen): niederfrequente Vibration, durch Ein- und große Bronchien) sowie mittel- und fein-
Kleinkind 20–30/min engung auf Höhe der Nase, des Nasopharynx blasige (Alveolen und Bronchiolen) Rasselge-
und des Oropharynx 2. Stridor*: Einengung räusche 2. Zeitpunkt des Auftretens in früh-,
6 Jahre 18–24/min der großen Atemwege: I. v. a. inspiratorisch: mittel-, spätinspiratorisch bzw. -exspirato-
Erwachsene 12–16/min extrathorakale Einengung, bei Laryngomala- risch.
zie, Laryngitis subglottica, Laryngotracheitis, Atemgifte n pl: engl. respiratory poisons. Subs-
Epiglottitis II. v. a. exspiratorisch: intratho- tanzen mit hemmender Wirkung auf Atemzen-
rakale Einengung der Trachea oder der gro- trum, Gasaustausch in der Lunge, Sauerstoff-
AtemgasanalyXse f: engl. analysis of respiratory ßen Bronchien III. in- und exspiratorisch (bi- transport oder Sauerstoffverwertung in den Zel-
gases. Messung der Partialdrücke von Kohlendi- phasisch): starke oder fixierte Einengung der len. Atemgifte können über die Lunge, oral,
oxid, Sauerstoff und Stickstoff in der Ausatem- großen Atemwege 3. Stöhnen oder anstoßen- parenteral oder perkutan aufgenommen wer-
luft, deren endexspiratorischer Anteil der Alve- de Atmung: Erhöhung des endexspiratori- den. Inhalative Atemgifte können die oberen
olarluft* entspricht. Formen der Atemgasanaly- schen Drucks um einen Alveolarkollaps zu Atemwege reizen sowie das Lungenparenchym
se sind die Mikrogasanalyse nach Scholander, verhindern, z. B. bei Pneumonie direkt schädigen (Gefahr des toxischen Lungen-
Wärmeleitverfahren (meist mit Helium als Test- – in der Auskultation hörbar: 1. verstärktes ödems).
gas), Ultrarotabsorption und die Massenspekt- Atemgeräusch: I. zentrales Atemgeräusch in Beispiele:
ralanalyse. Die Atemgasanalyse wird u. a. in der der Peripherie II. Vorkommen bei verminder- – Kohlenmonoxid
Leistungsdiagnostik (Spiroergometrie*) verwen- ter Dämpfung, v. a. bei Pneumonie oder Ate- – Schwefelwasserstoff
det. lektase im Oberlappen 2. abgeschwächtes – Schwefeldioxid
Atemgase n pl: engl. respiratory gases. Für die Atemgeräusch: I. durch vergrößerte Übertra- – Stickoxide
Atmung* relevante Gase wie Sauerstoff (O2), gungsdistanz, z. B. bei Asthma bronchiale – Blausäure
Kohlendioxid (CO2), Stickstoff (N2) und Edelga- oder Emphysem II. durch verstärkte Dämp- – Ammoniak
se. Die Atemgase in der Atemluft* werden mit fung, z. B. bei Bronchopneumonie, Pneumo- – nitrose Gase
Atemgasanalyse in der Spiroergometrie gemes- thorax, Pleuraerguss, Atelektase im Unter- – Phosgen
sen. Der Atemgasgehalt des arteriellen und ve- lappen 3. verlängertes Exspirium: intrathora- – Chlor
nösen Blutes wird mithilfe der Blutgasanalyse* kale Obstruktion mit und ohne Nebengeräu- – Ozon
bestimmt. sche 4. fortgeleitete Atemgeräusche: häufig – Isocyanate
Atemgasfraktionen f pl: engl. fractions of respi- bei kleinen Kindern mit Verlegung der obe- – Lost.
ratory gases. Volumenanteile von Gasen (Sauer- ren Atemwege 5. Pleurareiben: I. Knistern, Atemgrenzwert m: engl. maximum voluntary
stoff, Kohlendioxid, Stickstoff und Edelgase) Knirschen, Knarren infolge einer Aufrau- ventilation. Durch willkürliche Mehrventilation
am inspiratorischen, alveolären und exspirato- hung der Pleurablätter durch Fibrinauflage- theoretisch maximal erreichbares Atemminu-
rischen Gasgemisch. rungen oder Infiltration II. in- und exspira- tenvolumen*, das durch Spirometrie ermittelt
Referenzbereich: Unter STPD*-Standardbedin- torisch III. verschwindet bei Pleuraerguss wird. Der Parameter dient zur Verlaufskontrolle
gung betragen die Atemgasfraktionen inspira- 6. Bronchophonie* 7. sakkadiertes Atmen: bei Erkrankungen der Atemmuskeln*. Der
torisch ca. 20,9 % O2, 0,03 % CO2, 78,1 % N2, 1 % abgehacktes Atmen, häufig harmlos, manch- Atemgrenzwert ist abhängig von Alter, Größe,
Edelgase (v. a. Ar), alveolär ca. 14 % O2, 5,6 % mal bei Pleuritis (sicca) oder Bronchitis 8. am- Geschlecht und Ethnizität.
CO2 sowie exspiratorisch ca. 16 % O2 und 4 % phorisches Atmen (sog. Höhlenatmen, Krug- Bestimmung: Der Patient ventiliert maximal
CO2. atmen): I. sausendes, metallisch klingendes für 6, 10 oder 12 s und das Ergebnis wird auf
Atemgeräusch n: engl. breath sound. Mit frei- Atemgeräusch (ähnlich dem Geräusch, das 1 min hochgerechnet. Dadurch steigern sich
em Ohr oder bei der Lungenauskultation* hör- entsteht, wenn man über die Öffnung einer Atemzugvolumen und Atemfrequenz* bei Er-
bare Atemgeräusche. großen Flasche bläst) II. pathognomonisch wachsenen normalerweise auf ein maximales
Einteilung: Physiologische Atemgeräusche für glattwandige Kavernen. Atemminutenvolumen von 100–180 l/min (bei
bei der Auskultation: Pathologische Nebengeräusche (frühere Be- jungen, gesunden Männern). Der Sollwert er-
– Zentrales Atemgeräusch (frühere Bezeich- zeichnung: Rasselgeräusche): rechnet sich aus Alter und Körperoberfläche,
nung: Bronchialatmen): 1. scharf, laut, mit- – Kontinuierliche Nebengeräusche (frühere Be- Sollvitalkapazität oder absoluter Einsekunden-
tel- bis hochfrequent 2. bei In- und Exspirati- zeichnung: trockene Rasselgeräusche): musi- kapazität. Erniedrigte Werte werden bei Venti-
on über zentralen Atemwegen hörbar 3. bei kalisch, v. a. im Exspirium; entstehen durch lationsstörungen* der Lunge gemessen.
Kindern auch über der Peripherie hörbar Obstruktion im Bronchiallumen, z. B. bei Atemhilfsmuskulatur f: engl. auxiliary respira-
– peripheres Atemgeräusch (frühere Bezeich- Asthma, Bronchitis, Fremdkörper, Malazie; tory muscles; syn. Atemhilfsmuskeln. Muskeln,
nung: Vesikuläratmen, Bläschenatmen): können bei stärkster Obstruktion auch fehlen die bei forcierter Atmung (Auxiliaratmung) als
1. durch Lungengewebe gedämpft, weich, lei- (sog. silent chest): 1. Brummen: niederfre- Atemmuskeln* im weiteren Sinn aktiviert wer-
Ateminsuffizienz 172

den. Sie werden v. a. aktiviert bei Dyspnoe* oder Zusammensetzung: Der Sauerstoffanteil (O2)
A bei Lähmung eines Teils der Atemmuskeln (im
engeren Sinn), z. B. bei neuromuskulären Er-
der Umgebungsluft macht ca. ⅕ der Atemluft
aus, der Rest besteht vorwiegend aus Stickstoff
krankungen (Zwerchfellparese*, Guillain*-Bar- (N2) mit Spuren von Edelgasen. Der Kohlendi-
ré-Syndrom, amyotrophische Lateralsklerose*) oxidgehalt (CO2) liegt weit unter 1 %. Schadstof-
oder Querschnittläsion. fe beeinflussen die Atemluftqualität und führen
Einteilung: zu Atemnot, Lungenschäden und Allergien.
– Inspiratorische Atemhilfsmuskeln: Mm. sca- Atemluftbefeuchter m: engl. respiratory humid-
leni, Mm. sternocleidomastoidei und Mm. ifier. Technische Vorrichtung an Beatmungsge-
pectorales; evolutionär (klinisch ohne Bedeu- räten, welche bei intubierten Patienten die phy-
tung) auch die Muskulatur der Alae nasi (Na- siologische Anfeuchtung der Atemluft über-
senflügeln*) nimmt (vgl. Atemgaskonditionierung). Atem-
Atemmaske Abb. 1: Mund-Nasen-Maske; für NIV
– exspiratorische Atemhilfsmuskeln: äußere luftbefeuchter gibt es in verschiedenen Ausfüh-
geeignet.
Bauchmuskulatur. rungen, z. B. HME*-Filter, Verdampfer* und
Ateminsuffizieø nz f: engl. respiratory insufficien- Vernebler*.
cy. Versagen der Atmung mit Störung des Gas- Anwendung: Beispielsweise bei länger dauern-
austauschs im Organismus. Unterschieden wer- der Beatmung* zur Vermeidung der Austrock-
den einerseits Störungen der inneren Atmung* nung der oberen und unteren Atemwege
(Zellatmung) bei Anämie oder bei Intoxikation (siehe Abb.).
des Sauerstofftransportsystems (Kohlenmo-
noxidintoxikation*) sowie der Enzyme der At-
mungskette (z. B. Blausäureintoxikation). Stö-
rungen der äußeren Atmung andererseits wer-
den als respiratorische Insuffizienz* bezeichnet.
Atemlähmung f: engl. respiratory paralysis. Le-
bensbedrohlicher Ausfall der Atemtätigkeit,
welcher sofortige Reanimationsmaßnahmen er-
fordert. Eine Atemlähmung führt zu Atemstill-
Atemmaske Abb. 2: Nasenmaske; vorwiegend bei
stand* (Apnoe*) und ohne unverzügliche Reani-
Heim-CPAP bei COPD oder Schlafapnoesyndrom, für
mation* und Beatmung* zu Hirnschäden (be-
NIV mit hoher Druckunterstützung nur im Einzelfall.
dingt durch Sauerstoffmangel) oder Tod. Be-
handelt wird wie beim Atemstillstand*.
Formen:
– Zentrale Atemlähmung: infolge Atemdepres- Maske, auch als Ganzgesichtsmaske) aus Kunst-
sion* und Schädigung des Atemzentrums, stoff (Silikon) oder Gummi unterschiedlicher
z. B. durch: 1. Tumoren, Thrombosen* oder Größe und Form (z. B. Rendell*-Baker-Maske)
Blutungen im Bereich des verlängerten Rü- mit eingearbeitetem Anschlussstück für Hand-
ckenmarks (Medulla* oblongata) sowie Pa- beatmungsbeutel* oder Faltenschlauch (für
thologien im Bereich des Großhirns (ICB, Narkoseapparat bzw. Respirator*) bzw. speziel-
SAB, EDH, SDH ect.) 2. Arzneimittel (u. a. lem Adapter zur fiberoptischen Intubation* in
Anästhetika*, Opioide*): Hemmung der An- Narkose.
sprechbarkeit des Atemzentrums auf chemi- Anwendung:
sche Atemreize* (Liquor pH, paCO2) – Zur Atemtherapie* (z. B. CPAP*) bzw. Beat-
– periphere Atemlähmung: Lähmung der mung*, z. B. Nasenmaske für nichtinvasive*
Atemmuskeln*, z. B. bei: 1. Rückenmarkver- Beatmung (NIV; siehe Biphasic* Positive Air-
letzungen oberhalb des 4. Halswirbels (vgl. way Pressure, Abb. dort) oder Maskenbeat-
Querschnittläsion*) 2. neurologischen Er- mung* im Notfall: 1. Mund-Nasen-Maske
krankungen (z. B. Myasthenia* gravis pseu- (siehe Abb. 1): insbesondere für Patienten mit
doparalytica, Polyneuropathie*, Poliomyeli- vorwiegender Mundatmung* (z. B. bei ausge-
tis*) 3. pharmakologischer Muskelrelaxa- prägter Dyspnoe* oder Ventilationsstörung*)
tion*. 2. NIV über Nasenmaske (siehe Abb. 2) 3. bei
Atemluft f: engl. respiration air. Gasgemisch, Kontraindikation für Mund-Nasen-Maske
das geatmet wird. Der Volumenanteil jedes ein- (z. B. Hautläsion, für Passform schwierige
zelnen Gases am Gesamtvolumen bestimmt sei- Anatomie) ggf. Ganzgesichtsmaske (siehe
nen Teildruck (Partialdruck*). Die Anteile der Abb. 3) 4. Mundmaske (für NIV nicht geeig-
Atemluftbefeuchter
Atemgase* bleiben in der Erdatmosphäre bis in net; siehe Abb. 4)
eine Höhe von 100 km nahezu unverändert, die – im Rahmen einer Narkose* zur Präoxygenie-
Anzahl der Gasmoleküle pro Volumen nimmt Atemmaske f: engl. respiratory mask; syn. Beat- rung*; Maskenbeatmung während Einlei-
mit der Höhe stetig ab. mungsmaske. Nasen- und Mundöffnung dicht tung (sog. Zwischenbeatmung; cave: nicht
umschließende Gesichtsmaske (Mund-Nasen- bei RSII) und bei Maskennarkose.
173 Atemregulation

quenz, Atemtiefe und Atemrhythmus insbeson- – exspiratorisches Stöhnen, wenige Minuten


dere bei Patienten, die maschinell beatmet wer-
den. Die Atembewegungen werden über die am
bis zu 6 h nach Geburt
– ohne Therapie rasche Verschlechterung.
A
Brustkorb des Patienten befestigten EKG-Elekt- Diagnostik: Siehe Abb. Differenzialdiagnosen:
roden abgeleitet und über den Monitor (z. B. – Erkrankungen des Respirationstrakt, z. B.
Respirationseinschub) umgewandelt, gemessen Transiente Tachypnoe des Neugeborenen,
und optisch als Atemkurve dargestellt oder als Wet*-lung-Syndrom, Fruchtwasser- oder Me-
Zahlenwert angegeben. koniumaspiration, Pneumothorax, Pneumo-
Atemmuskeln m pl: engl. respiratory muscles; nie, persistierende pulmonale Hypertonie
syn. Atemmuskulatur. Muskeln, die bei Inspira- des Neugeborenen
tion* eine aktive Vergrößerung und bei Exspira- – Zwerchfellhernie, Phrenikusparese
tion* eine Verkleinerung des Innenraums des – Choanalatresie
Atemmaske Abb. 3: Ganzgesichtsmaske; das gesam- Thorax* bewirken. Neben den Musculi thoracis – angeborene Herzfehler
te Gesicht abdeckend; durch große Auflagefläche umfassen sie das Zwerchfell* und die Atemhilfs- – zerebrale Störungen u. a.
der Silikonlippen kaum Luftleckage; Alternative bei muskeln. Therapie: In Perinatalzentrum:
Leckageproblem mit Mund-Nasen-Maske oder Haut- Beteiligte Muskeln: – Minimierung der neonatalen Belastung
läsion. – Musculi thoracis: 1. Mm. intercostales exter- – frühzeitig Bolusapplikation von Surfactant*
ni 2. Mm. intercostales interni 3. M. transver- in den Bronchialbaum*: 1. cave: pulmonales
sus thoracis 4. Mm. subcostales Barotrauma durch abrupte Erhöhung der
– Atemhilfsmuskeln: 1. Mm. scaleni 2. Mm. funktionellen Residualkapazität nach Surfac-
sternocleidomastoidei 3. Mm. pectorales tant-Applikation, daher Beatmungsdruck*,
4. äußere Bauchmuskulatur PEEP, Atemphasenzeit*-Verhältnis u. a. Beat-
– Zwerchfell. mungsparameter anpassen
Atemnotsyndrom beim Neugeborenen n: – Atemtherapie* mit CPAP je nach Schwere-
Abk. ANS. Typisches klinisches Erscheinungs- grad, ggf. endotracheale Intubation und
bild meist beim Frühgeborenen mit Tachy- kontrollierte Beatmung mit erhöhtem inspi-
und/oder Dyspnoe, d. h. Einziehungen und Na- ratorischem Beatmungsdruck* und PEEP
senflügeln, Zyanose* und exspiratorischem oder Hochfrequenzbeatmung
Stöhnen. Ursache ist die verminderte Surfac- – häufig Langzeitbeatmung* erforderlich:
tantsynthese oder selten die verminderte Sur- 1. cave: Risiko für bronchopulmonale Dyspla-
factantaktivität. Die Röntgenuntersuchung be- sie*, insbes. bei hohem inspiratorischem Sau-
Atemmaske Abb. 4: Mundstück und Mundmaske für stätigt die klinische Verdachtsdiagnose. Surfac- erstoffpartialdruck* 2. Komplikationen: Ent-
Anwendung im ambulanten Bereich bei Heim-CPAP tantgabe, ggf. CPAP* und kontrollierte Beat- stehung einer bronchopulmonalen Dyspla-
oder in der Atemtherapie, für NIV ungeeignet. mung sind notwendige Therapiemaßnahmen. sie*, Pneumothorax, intraventrikuläre Hä-
Häufigkeit: morhagie u. a.
– Ca. 1 % aller Neugeborenen Prävention:
Atemmechanik f: engl. breathing mechanics. – < 28 SSW ca. 60 % – Vermeidung der Frühgeburtlichkeit
Zentral regulierte Tätigkeit der Atemmuskeln* – 28–34 SSW ca. 30 % – bei drohender Frühgeburt antenatale Stero-
im Zusammenspiel mit den Druckverhältnissen – > 34 SSW ca. 5 %. idtherapie für Schwangere ab 24 SSW zur be-
und dem elastischen Zustand der Lunge und Ursache: schleunigten Lungenreifung.
des Brustkorbs. Atemmechanik dient der Lun- – Verminderte Surfactantsynthese, respira- Atemphasenzeit-Verhältnis n: engl. inspira-
genbelüftung und -entlüftung (Ventilation) tory distress syndrom (RDS): aufgrund der tory-expiratory time ratio (Abk. I:E ratio); syn. I:E
zum Zweck des Gasaustauschs. Treibende Kraft Lungenunreife, als Hauptursache, oder bei ratio. Verhältnis von Inspirationszeit (Tinsp) zur
ist der Luftdruckunterschied zwischen Lungen- Neugeborenen diabetischer Mütter Exspirationszeit (Texp). Bei Spontanatmung in
bläschen (Alveolardruck, intrapulmonaler – verminderte Surfactantaktivität (selten): Ruhe beträgt das Atemphasenzeit-Verhältnis ca.
Druck) und der Umwelt. durch Infektion, Mekoniumaspiration oder 1 : 2, bei obstruktiver Ventilationsstörung* ist
Atemminutenvolumen n: engl. minute volume; Fehlbildung, z. B. Zwerchfellhernie*, Lun- Texp verlängert, bei maschineller Beatmung*
Abk. AMV. Luftvolumen, das in einer Minute genhypoplasie. verwendet man nach Bedarf meist 1 : 2, bei Nar-
ein- bzw. ausgeatmet wird. Das Atemminuten- Pathologie: Entfaltungsstörung der Mehrzahl kosebeatmung 1 : 1 bis 1 : 2.
volumen entspricht rechnerisch dem Produkt von Alveolen, d. h. Atelektasen, mit intraalveo- Atemregulation f: engl. respiratory control.
aus Atemzugvolumen und Atemfrequenz. Siehe lären hyalinen Membranen. Bestandteile sind Komplexes Zusammenspiel von nervalen Steue-
Lungenvolumina*, Abb. dort. Mukopolysaccharide und Muko- oder Glyko- rungsmechanismen zur Anpassung der At-
Referenzbereich: proteine aus dem Blutplasma. Pathophysiolo- mung* an die wechselnden Bedürfnisse des Kör-
– Erwachsene: 1. in Ruhe ca. 7 l/min 2. unter gie: u. a. herabgesetzte pulmonale Compliance* pers. Die Atemregulation geschieht größtenteils
50 Watt Belastung 20–25 l/min 3. unter und funktionelle Residualkapazität. unwillkürlich, aber die Atmung kann auch will-
100 Watt Belastung 40–45 l/min Klinik: kürlich beeinflusst werden (z. B. beim Sprechen
– Kinder: ca. 150 ml/kg KG. – Tachypnoe mit einer Atemfrequenz > 60/min und Singen).
Atemmittellage → Atemruhelage – Dyspnoe mit Einziehungen des Thorax und Regulation: Bei der unwillkürlichen Atemregu-
Atemmonitoring n: engl. respiratory monitor- Abdomens und Nasenflügeln lation wirken zusammen:
ing. Automatische Überwachung von Atemfre- – Zyanose
Atemreize 174

Atemnotsyndrom beim Neugeborenen: radiologische Einteilung;


1: Stadium I, feingranuläre Zeichnung der gesamten Lunge; Atemspende: Mund-zu-Mund-Beatmung.
2: Stadium II, zusätzlich positives Aerobronchogramm;
3: Stadium III, zusätzlich Unschärfe der Herz- und Zwerchfellkonturen;
4: Stadium IV, verdichtetes Lungenparenchym, Auslöschen der Herz- und Zwerchfellkontur, positives – Beatmungsfrequenz 8–10/min (cave: Hyper-
Aerobronchogramm, sog. weiße Lunge. [210] ventilation vermeiden)
– bei Wirksamkeit der Atemspende gerade
noch sichtbares Heben (während Insufflati-
on) und anschließendes Senken des Thorax
– Atemzentrum in der Medulla* oblongata: Atemruhelage f: engl. resting expiratory posi- – Atemspende auch unter Verwendung eines
Nervenfeld mit 2 Zellgruppen, die die Ein- tion; syn. Atemmittellage. Zustand des Atemap- Pharyngealtubus* möglich
bzw. Ausatmung einleiten und abwechselnd parats am Ende einer normalen Exspiration, da- – Atemspende bei Säuglingen (meist Mund-zu-
tätig werden; sie bilden den sog. Rhythmus- bei befinden sich die elastischen Rückstellkräfte Mund-Nase-Beatmung) und Kleinkindern
generator von Lunge und Thorax im Gleichgewicht. In über Mund und Nase mit verringertem Ti-
– Sensoren* und Rezeptoren*, die Atemreize* Atemruhelage entspricht das intrapulmonale dalvolumen und erhöhter Frequenz
wahrnehmen und an das Atemzentrum wei- Luftvolumen der funktionellen Residualkapazi- – initiale Atemspende mit 1–1,5 s pro Tidalvo-
terleiten: 1. Chemosensoren in Aorta, Hirn- tät, der intrapulmonale Druck ist gegenüber lumen, bei Neugeborenen mit 2–3 s pro Ti-
stamm und Aufgabelungen der Halsschlag- dem Umgebungsdruck gleich Null, der intra- dalvolumen (zur ausreichenden Blähung der
adern (Karotissinus) 2. Mechanosensoren der pleurale Druck ist negativ. neonatalen Lunge).
Lunge und Atemmuskeln* 3. Sensoren für die Atemschutzmaske f: engl. respirator. Halb- Komplikation: Überblähung des Magens bei zu
Tiefensensibilität des Bewegungssystems maske nach EN 149 mit Filterfunktion. Die hohem Insufflationsdruck (≥ 15 cm H2O).
4. Thermosensoren der Haut 5. Hormon-Re- Atemschutzmaske schließt Mund und Nase Eigenschutz:
zeptoren dicht ab und schützt den Träger (persönliche – Zum Schutz des Helfers vor möglichen Infek-
– Einflüsse aus höheren Arealen des Zentral- Schutzausrüstung) vor dem Einatmen von tionskrankheiten und zur Überwindung der
nervensystems bei Emotionen* oder Reflexen Schwebepartikeln einschließlich aerogen über- natürlichen Abneigung gegen direkten
wie Husten, Niesen, Gähnen und Schlucken. tragenen Erregern (Tröpfcheninfektion). Mund-/Nasenkontakt Atemspende auch über
Atemreize m pl: engl. respiratory stimuli; syn. Atemspende f: engl. rescue breathing. Notfall- spezielle Erste-Hilfe-Beatmungsmasken
Atemantrieb. Faktoren, die eine Zunahme der mäßige Beatmung im Rahmen einer Reanimati- möglich
Belüftung der Lungen (Ventilation*) bewirken. on bei unzureichender oder vollständig fehlen- – cave: bei Vorliegen von Kontaktgiftintoxika-
Die Atemregulation* erfolgt unwillkürlich über der Spontanatmung (siehe auch Atemstill- tionen oder Infektionskrankheiten auf Ei-
das Atemzentrum und wird durch Atemreize stand*, Schnappatmung*) oder bei Herz*-Kreis- genschutz achten.
beeinflusst (moduliert). Unterschieden werden lauf-Stillstand. Atemstillstand m: engl. respiratory arrest. Voll-
rückgekoppelte und nicht rückgekoppelte Vorgehen: ständiges Sistieren der äußeren Atmung* (Ven-
Atemreize. – Ggf. Säubern der Mundhöhle (Blut, Erbro- tilation). Ursachen reichen von mechanischer
Formen: chenes, Fremdkörper), herausnehmbaren Verlegung der Atemwege bis zur zentralen
– Rückgekoppelte Atemreize: 1. wirken über Zahnersatz entfernen Atemlähmung. Behandelt wird je nach Ursache
zentrale und periphere Sensoren und werden – Freimachen der Atemwege durch Überstre- z. B. durch Freimachen der Atemwege oder
durch die Zunahme der Belüftung selbst wie- cken des Kopfes und Anheben des Kinns (sie- künstliche Beatmung.
der vermindert (negative Rückkopplung) he Esmarch*-Heiberg-Handgriff) Ursachen:
2. Sensoren führen eine Gasanalyse von Blut – 1 s lang Insufflation der eigenen Ausatem- – Obstruktiv: Verlegung der Atemwege (z. B.
und Liquor cerebrospinalis durch 3. wichtigs- luft, ohne vorher zu tief einzuatmen, bis zur Fremdkörperaspiration)
ter Atemreiz ist der Anstieg des Partial- sichtbaren Thoraxhebung – periphere oder zentrale Atemlähmung*
drucks* von Kohlendioxid, registriert wird – beim Erwachsenen (ca. 600 ml Tidalvolumen) – häufig auch kombiniert
auch der Abfall des Sauerstoffpartialdrucks über den Mund bei zugehaltener Nase des Pa- – Vorkommen auch im Rahmen der postnata-
sowie der pH*-Wert tienten (Mund-zu-Mund-Beatmung, siehe len Adaptation* als Zeichen neonataler Un-
– nicht rückgekoppelte Atemreize wie Schmerz Abb.) oder über die Nase (Mund-zu-Nase-Be- reife.
wirken nach Zunahme der Ventilation wei- atmung; dabei Mund zuhalten) Klinik:
ter. – ggf. über ein Tracheostoma* – Kein rhythmisches Heben und Senken von
Atemreserve f: engl. respiratory reserve. Diffe- – anschließend Entweichenlassen der Luft vor Brustkorb und Bauchdecke
renz zwischen Atemgrenzwert* und Atemmi- der nächsten Insufflation – Atemgeräusche und Luftstrom an Mund und
nutenvolumen* in Ruhe. Nase weder fühl- noch hörbar
175 Atemwege

– apparativ (bzw. pharmakologisch): 1. Aero- Einteilung:


soltherapie* 2. CPAP* (continuous positive
airway pressure) 3. kontrollierte Beatmung*.
– Obere Atemwege (oberer Respirationstrakt):
umfassen Nasenhöhle (Cavitas nasi), die paa-
A
Atemtiefe f: engl. tidal air; syn. Atemzugvolu- rig angeordneten Nasennebenhöhlen (Sinus
men. Atemqualität, die dem Volumen eines paranasales), zu denen die Stirnhöhlen (Si-
Atemzugs entspricht. Die Luftmenge, die pro nus* frontales), die Kieferhöhlen (Sinus ma-
Atemzug eingeatmet wird (Atemzugvolumen), xillares), die Keilbeinhöhlen (Sinus* sphenoi-
beträgt in Ruhe beim Erwachsenen 400–600 ml. dales) und die Siebbeinzellen (Cellulae eth-
Abweichungen von der Norm sind Hyperpnoe* moidales) gehören, und den Rachen (Pha-
und Hypopnoe*. rynx)
Atemstillstand: Atmungskontrolle; Ohr des Ersthel- Atemtrainer m: engl. respiratory trainer. Gerät – untere Atemwege (unterer Respirations-
fers über Mund-Nase-Bereich des Patienten mit Blick- zur Einübung einer anhaltenden maximaltie- trakt): beginnen mit dem Kehlkopf (Larynx),
richtung des Ersthelfers tangential auf Thorax zur fen, langen und gleichmäßigen Einatmung es folgt die Luftröhre (Trachea), im Anschluss
Sichtkontrolle (Detektion thorakaler Atembewegung (Inspiration). Der Atemtrainer wird zur Ventila- daran die Aufzweigung (Bifurcatio tracheae)
des Patienten), während der Ersthelfer zeitgleich die tionssteigerung und Atelektasenprophylaxe in 2 Hauptbronchien (Bronchi principales),
ausströmende Luft des Patienten hören und fühlen (Pneumonieprophylaxe*) eingesetzt. die sich bis in kleinste Bronchiolen (Bronchi-
kann. Vorgehen: Patient sitzt in aufrechter Position oli) verästeln und sich zu halbkugeligen Aus-
und atmet durch das Mundstück des Gerätes stülpungen, den Lungenbläschen (Alveolen*),
ein und aus. Bei atemflussorientierten Geräten ausweiten.
müssen je nach Modell 1–3 Bälle mehrere Se- Funktion:
– Hypoxie* kunden lang in der Schwebe gehalten werden – Nase: Riechfunktion, Erwärmung, Befeuch-
– Hyperkapnie* (siehe Abb.). Bei volumenorientierten Geräten tung, Säuberung der Atemluft (Vorteile der
– Zyanose* (kann bei Massivblutung* oder muss der Indikator mehrere Sekunden im vor- Atmung* durch die Nase gegenüber der At-
Kohlenmonoxidintoxikation* fehlen). gegebenen Grenzbereich schweben. Das Atem- mung durch den Mund)
Diagnostik: Atmungskontrolle (Dauer < 10 s; training ist mehrmals täglich zu wiederholen. – Nasennebenhöhlen: Beitrag zur Leichtbau-
sog. sehen, hören, fühlen; siehe Abb.) nach Frei- weise der Schädels, Ersetzen funktionsloser
machen und unter Freihalten der Atemwege Knochen im Nebenschluss der Atemwege
(überstreckter Kopf, angehobenes Kinn, engl. – Rachen: Verbindung von Nasenraum, Mund-
chin lift). raum sowie dem gemeinsamen Luft- und
Therapie: Speiseweg (Kreuzung von Luft- und Speise-
– Sofortiges Freimachen und Freihalten der weg)
Atemwege – Kehlkopf: Verschluss der unteren Atemwege
– bei anhaltendem Atemstillstand Beatmung* beim Schlucken* und Regelung der Belüf-
(assistierte oder kontrollierte Beatmung; bei tung, Stimmbildung
fehlenden Hilfsmitteln als Atemspende*) – Luftröhre: Offenhalten des Luftwegs durch
– ggf. Atemantriebsstimulation durch taktile Knorpelspangen, Reinigung durch Flimmer-
Reizung (v. a. Fußsohlen, Rücken) bei Säug- epithel*
lingen und Frühgeborenen (in Bauchlage mit – Bronchien: luftleitendes Röhrensystem, Re-
15° Oberkörperhochlagerung, Koffein syste- gulation des Atemwegswiderstands* durch
misch und CPAP* nasal) Atemtrainer [171] die Bronchialmuskulatur, Reinigung durch
– ggf. Reanimation* (BLS bzw. ACLS*). Flimmerepithel
Atemstoßtest → Tiffeneau-Test – Alveolen (über 300 Mio.): funktionelle Ein-
Atemtest → Alkoholbestimmung Atemübungen f pl: engl. respiratory exercise. heiten der Lunge, Atmungsoberfläche
Atemtest → Kohlenstoff-13-Atemtest Übungen zur Verbesserung der Wahrnehmung (100 m2) zum Gasaustausch* (Während der
Atemtest → Wasserstoff-Exhalationstest des körperlichen Empfindens während des At- Passage durch die Kapillare* an der Alveole
Atemtherapie f: engl. respiratory therapy. Kon- mens und zur gezielten Beeinflussung der vorbei erfolgt die Beladung des Blutes* mit
servative und apparative Verfahren zur Besse- Atemtätigkeit. Atemübungen sind Bestandteil Sauerstoff und die Abgabe von Kohlendioxid,
rung oder Aufrechterhaltung der Atemfunkti- verschiedener körperorientierter Verfahren, siehe Blut-Luft-Schranke).
on. Wichtigste Indikationen sind bronchopul- z. B. Autogenes* Training, Achtsamkeitsübun- Klinische Bedeutung:
monale Erkrankungen wie chronische Bronchi- gen* und Atemtherapie*. – Schwierige Atemwege*
tis, Bronchiektasen, zystische Fibrose, ferner Atemventil → PEEP-Ventil – Atemwegsinfektion*
Thorax- und Wirbelsäulendeformitäten sowie Atemwege: engl. airways; syn. Respirations- – Atemwegssicherung*
respiratorische Insuffizienz im Rahmen der trakt. Sammelbezeichnung für die anatomi- – Atemwegserkrankung.
kontrollierten Beatmung. schen Strukturen des Respiraktionstrakts von Stimmbildung: Insgesamt sind Mund-, Nasen-
Formen: der Nase* bis zu den Alveolen*. Der Atmungs- und Rachenhöhle Resonanzräume zur Stimm-
– Konservativ im Rahmen der Physiotherapie: trakt lässt sich weiter unterteilen in die oberen bildung, auch Ansatzrohr genannt. Durch For-
1. Atemschulung 2. Bewegungstherapie Atemwege mit äußerer Nase, Nasennebenhöh- mänderung bekommt die Luftsäule unter-
3. physikalische Therapie: Klopfmassage, len* und Rachen sowie in die unteren Atemwe- schiedliche Eigenfrequenzen und charakteristi-
Vibration, PEP (positive expiratory pressure), ge mit Larynx*, Trachea* und Bronchialbaum*. sche Resonanzen, wodurch die verschiedenen
Mobilisation bzw. Lagerung Siehe Bronchialbaum* (Abb. dort). Klangbilder entstehen.
Atemwege, schwierige 176

Atemwege, schwierige m pl: engl. difficult air- – bei (unerwartet) schwieriger Intubation ne- – im Vorfeld geübte Strategie zur Bewältigung
A way. Bezeichnung für erschwerte (oder unmög-
liche) Maskenbeatmung*, pharyngeale Atem-
ben optimierter Jackson*-Lagerung, ggf. Vi-
deolaryngoskop* oder Intubationsendoskop*
der Extubation*
– Nachbereitung: Aufklärung des Patienten
wegssicherung (Pharyngealtubus*) oder Intuba- (z. B. Bonfils-Endoskop) mit schwierigem Atemweg über Art und Um-
tion* (Laryngoskopie). Es handelt sich um die – evtl. alternative Verfahren zur Atemwegssi- fang sowie Problemlösung und entsprechen-
häufigste Ursache für Morbidität und Mortali- cherung (z. B. ösophagotrachealer Kombina- de Dokumentation in Patientenakte und An-
tät im Rahmen der Anästhesiologie. tionstubus) ästhesie*-Ausweis
Häufigkeit: – in sog. Cannot-ventilate-and-cannot-intuba- – Algorithmen zum Atemwegsmanagement:
– Inzidenz präklinisch und auf Notaufnahme te-Situation notfallmäßige Etablierung eines siehe Abb.
0,9–5 %, OP und Intensivstation 0,3–2 % chirurgischen Atemwegs (Koniotomie*, Tra- Atemwegssicherung f: engl. maintainance of
– cave: vital bedrohliche Situation bei kombi- cheotomie*) airway patency. Gewährleistung einer suffizien-
nierter Konstellation (schwierige Intubation – cave: schwierige Extubation* bei schwierigen ten Oxygenierung und Respiration als eine der
bei nicht möglicher Maskenbeatmung; sog. Atemwegen. Kernkompetenzen der Anästhesiologie. Die
Cannot-ventilate-and-cannot-intubate-Situa- Atemwegsdruck → Beatmungsdruck Atemwegssicherung erfolgt durch das Freima-
tion); Inzidenz 0,2–0,7 ‰, v. a. bei Kindern Atemwegserkrankungen, obstruktive f pl: chen und Freihalten der Atemwege. Je nach Si-
< 1 Jahr. engl. obstructive airways diseases. Sammelbe- tuation wird dafür ein entsprechender Algorith-
Formen: zeichnung für Erkrankungen des bronchopul- mus zum Atemwegmanagement durchgeführt.
– Schwierige Maskenbeatmung monalen Systems mit obstruktiver Ventilations- Das Vorgehen erfolgt nach Eskalationsstufen
– schwierige Laryngoskopie (siehe Cormack*- störung*. Am wichtigsten sind das Asthma* und Rückfallebenen.
Lehane-Klassifikation, Tab. dort) bronchiale als reversible obstruktive Atemwegs- Durchführung:
– schwierige Intubation (3 bzw. präklinisch 2 erkrankung und die COPD als nicht vollständig – Optimierte Lagerung des Patienten mit Re-
frustrane Intubationsversuche durch erfahre- reversible obstruktive Atemwegserkrankung. klination des Kopfes durch Jackson*-Lage-
nen, im Atemwegsmanagement* sicheren Atemwegshilfsmittel n: engl. airway aid. Sam- rung, Esmarch*-Heiberg-Handgriff zur ggf.
Facharzt). melbezeichnung für Hilfsmittel zum Freihalten nichtinvasiven Beatmung* bzw. ggf. stabile
Risikofaktoren: Risikofaktoren der Atemwege im Rahmen der Atemwegssiche- Seitenlagerung* bei bewusstlosem Patienten
– Funktionell: 1. Einschränkung der atlan- rung* (Atemwegsmanagement*). mit suffizienter Spontanatmung und nicht
tookzipitalen Extension und HWS-Beweg- Formen: verfügbarem Atemwegshilfsmittel*
lichkeit 2. eingeschränkte Mundöffnung – Endotracheal: Endotrachealtubus* (Gold- – Fremdkörperentfernung, z. B. einer Zahn-
3. reduzierte oropharyngeale Sicht bei maxi- standard) prothese, ggf. mittels Heimlich*-Handgriff,
maler Mundöffnung und herausgestreckter – extraglottisch: 1. Larynxmaske* 2. Larynxtu- oropharyngeale Absaugung, z. B. von Erbro-
Zunge bus* 3. Kombinationstubus. chenem
– anatomisch: 1. kurzer, dicker Hals 2. Dysgna- Atemwegsinfektion f: engl. respiratory tract in- – Anwendung von manueller Maskenbeat-
thie* (z. B. Mikrogenie*, maxilläre Progna- fection. Sammelbezeichnung für Infektionen der mung* und Atemwegshilfsmitteln
thie*) 3. Makroglossie* 4. Zahnlosigkeit, Voll- oberen und unteren Atemwege* wie Rhinitis, Si- – Intubation: 1. Pharyngealtubus nach Guedel
bart (erschwerte Maskenbeatmung) nusitis, Nasopharyngitis oder Bronchitis und oder Wendl 2. Endotrachealtubus* als Gold-
– anamnestische Intubationsschwierigkeit. Pneumonie. Vgl. Kinderanästhesie* (Tab. dort). standard zur Atemwegssicherung, Anwen-
Diagnostik: Atemwegsmanagement n: engl. management dung in der Regel durch konventionelle la-
– Prädiktive Ermittlung der Risikofaktoren* of the airway; syn. Airwaymanagement. Algo- ryngoskopische Intubation, ggf. fiberoptisch
im Rahmen der präoperativen Visite (Präme- rithmus zur Sicherung der Vitalfunktion* At- oder mit Videolaryngoskop 3. alternativ ggf.
dikation*) mung. Dies geschieht durch Freimachen und supraglottisch (auch als extraglottisch be-
– Erhöhung der Sensitivität und Spezifität der Freihalten der Atemwege (Atemwegssiche- zeichnet) durch Larynxmaske*, Intubations-
Prädiktion durch Kombination mehrerer Ri- rung*) zur Gewährleistung einer suffizienten larynxmaske, Larynxtubus (ohne oder mit
sikofaktoren mit unterschiedlichen Scores Spontanatmung* und ggf. auch durch Beat- ösophagealem Drainagekanal) oder anderes
(v. a. Airway*-Risk-Index, Wilson*-Index, mung* des Patienten. Die (präoperative) Evalua- – unter Umständen Koniotomie* bzw. Tra-
Multifaktor*-Risiko-Index, LEMON-Me- tion der oberen Atemwege ist für das Manage- cheotomie* im Rahmen des Atemwegmana-
thode) ment des schwierigen Atemwegs* von herausra- gements als ultima Ratio bei erfolgloser Intu-
– ggf. präoperativ fiberoptische Inspektion zur gender Relevanz. bation.
Beurteilung der oberen Atemwege (Laryngo- Vorgehen: Atemwegswiderstand m: engl. airway resist-
skopie*). – Basismaßnahmen im Sinne einer adäquaten ance; syn. Resistance. Strömungswiderstand in
Vorgehen: Vorbereitung: 1. Gewährleistung von Voll- den Atemwegen, den der Luftstrom bei der At-
– Bei schwieriger Maskenbeatmung zusätzli- ständigkeit und Funktionstüchtigkeit des be- mung überwinden muss. Bei obstruktiven
che Anwendung eines Pharyngealtubus* nötigten Materials vor dem Einsatz der mobi- Atemwegserkrankungen* ist der Atemwegswi-
(Guedel) len Einheit (sog. Airway-Wagen) u. a. mit ver- derstand erhöht. Bestimmt wird er mittels-
– obligate ausreichende Präoxygenierung* vor schiedenen Atemwegshilfsmitteln (airway Ganzkörperplethysmografie* oder Oszillome-
Intubation oder Einführen eines alternativen devices) 2. ggf. Patientenaufklärung über ver- trie*. Referenzwerte liegen bei < 3,0 cm H2O/l/s
Hilfsmittels zur Atemwegssicherung (siehe mutete schwierige Atemwegssicherung ein- (0,3 kPa/l/s), abhängig von Alter und Körperge-
Atemwegshilfsmittel*) schließlich damit verbundener Risiken 3. suf- wicht.
– ggf. Larynxmaske* statt Endotrachealtubus* fiziente Präoxygenierung* Atemzeitvolumen n: engl. breathing time vol-
– bei erforderlicher Intubation fiberoptische – im Vorfeld geübte Strategie zur Bewältigung ume. Luftvolumen, das pro Zeiteinheit (Atem-
Wachintubation (auch in Narkose möglich) der Atemwegssicherung minutenvolumen*) geatmet wird.
177 Atlantoaxialgelenk

– Gesicht
– Rücken
– Skrotum.
A
Atherom [Angiologie] n: engl. atheroma. Be-
zeichnung für atherosklerotische Plaque*.
Atheromatose f: engl. atheromatosis. Intima-
veränderungen bei Arteriosklerose*.
Atherosklerose f: engl. atherosclerosis. Synony-
me Bezeichnung für Arteriosklerose* mit Beto-
nung der histopathologischen Veränderungen
(Atherom*).
Athetose f: engl. athetosis. Funktionsbeein-
trächtigung des extrapyramidalen Systems mit
langsamen, bizarr geschraubten Bewegungen
v. a. an den distalen Extremitätenabschnitten
(Abbildung), evtl. mit Hyperextension oder
Subluxation*. Athetose tritt sowohl auf bei will-
kürlichen als auch bei unwillkürlichen Bewe-
gungen. Siehe Abb. Vorkommen: häufig in
Kombination mit anderen (auch iatrogenen)
extrapyramidalen Bewegungsstörungen (extra-
pyramidale Symptome*), z. B. als Choreoatheto-
se*, Athétose* double oder Spätdyskinesie*.
Ätiologie: Schädigung von Putamen*, Nucleus*
caudatus oder Globus* pallidus, z. B. infolge
Kernikterus* bei prolongiertem Icterus neona-
torum, nach intrazerebraler Blutung*, Hypo-
xie* oder ischämischem Schlaganfall* (häufig
einseitig als Hemiathetose) oder infolge Intoxi-
kation.

Atemwegsmanagement: Algorithmus zum präklinischen Management bei respiratorischer Insuffizienz in Athetose


Anlehnung an Handlungsempfehlung des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Notfallmedizin und der
Kommission Atemwegsmanagement der Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V.
(DGAI) (2012).
Athétose double f: engl. double athetosis; syn.
Hammond-Syndrom. Beidseitig auftretende
Athetose*, v. a. bei frühkindlichem Hirnscha-
den, z. B. durch Kernikterus*.
Atemzentrum n: engl. respiratory center. In der einer Ballonangioplastie* und/oder Implantati- ATL: Abk. für → Aktivitäten des täglichen Le-
Formatio reticularis der Medulla oblongata ge- on eines Stents*. bens
legenes Netzwerk von Neuronen, deren oszillie- atherogen: engl. atherogenic. Arterioskleroti- Atlantoaxialgelenk: engl. atlanto-axial joint.
rendes Aktivitätsniveau bei retrograder Hem- sche Gefäßveränderungen fördernd. Unteres Kopfgelenk, das den Atlas* mit dem
mung und anterograder Aktivierung oder Dis- Atherom [Dermatologie] n: syn. Talgzyste. Be- Axis* verbindet. Das Atlantoaxialgelenk ermög-
inhibition zu einer rekurrent kreisenden Erre- zeichnung verschiedener benigner Zysten* der licht das Drehen des Kopfes. Die Densspitze
gung führt, die Rhythmus und Automatie der Haarfollikel (Follikelretentionszysten) und der wird durch verschiedene Bänder in der Grube
Atmung* bestimmt. Talgdrüsen, die durch eine Verstopfung des des vorderen Atlasbogens zentriert.
Atemzugvolumen → Atemtiefe Ausführungsganges entstehen. Unterschieden Einteilung:
Atemzugvolumen → Lungenvolumina werden infundibuläre Zysten (Epidermiszysten, – Mittlerer, unpaariger Anteil: 1. Articulatio
ATG: Abk. für → Antithymozytenglobulin Milien*, Steatokystome) und Isthmus-Zysten atlantoaxialis mediana zwischen Dens axis
Athelie → Amastie (Tricholemmalzysten). Bei Entzündung oder und Fovea dentis des vorderen Atlasbogens
Atherektomie f: engl. atherectomy. Exzision bakterieller Superinfektion werden Atherome 2. Hilfsstrukturen: Ligg. alaria, Lig. apicis
atheromatösen Materials aus Arterien. Eine inklusive Atheromhülle chirurgisch exzidiert. dentis, Lig. cruciforme atlantis, Membrana
Atherektomie kann offen als gefäßchirurgischer Vorkommen: tectoria
Eingriff oder interventionell durchgeführt wer- – Kopfhaut (Tricholemmalzysten) – seitlicher, paariger Anteil: Articulatio at-
den, je nach Indikation ggf. in Kombination mit – Ohren lantoaxialis lateralis zwischen den unteren
Atlantookzipitalgelenk 178

Gelenkflächen des Atlas und oberen Gelenk- – Frakturen Typ III (Jefferson) mit seitlicher Beschreibung: Beim Versuch einzuatmen, wölbt
A flächen des Corpus axis.
Atlantookzipitalgelenk n: engl. atlantooccipi-
Verschiebung immer operativ, z. B.: 1. tran-
sorale Reposition 2. Osteosynthese nach
sich der Bauch vor und der Brustkorb senkt
sich, ohne dass die Lunge belüftet werden kann.
tal joint; syn. Articulatio atlantooccipitalis. Paa- HARMS 3. Fusion vom Hinterhaupt bis zum Beim Versuch auszuatmen, wird der Bauch ein-
rige gelenkige Verbindung zwischen dem 2. Halswirbel. gezogen und der Brustkorb hebt sich. Dieser
1. Halswirbel (Atlas*) und dem Hinterhaupts- Atmen, amphorisches → Atemgeräusch Zustand, bei dem keine Atemgeräusche fest-
bein (Os occipitale). Das Atlantookzipitalgelenk Atmen, meningitisches → Biot-Atmung stellbar sind, wird als funktioneller Atemstill-
ist ein Teil des Kopfgelenks und ist als Eigelenk Atmen, pueriles → Atemgeräusch stand* bezeichnet. Der Patient hat Panik und
an Extension (Streckung) und Flexion (Beu- Atmung f: engl. respiration. Biologischer Pro- akute Todesangst, ist agitiert, unternimmt ma-
gung) sowie Seitneigungen beteiligt. zess, bei dem Sauerstoff (O2) aufgenommen, zu ximale Atemanstrengungen und die Haut ist
Hilfsstrukturen: Die Gelenkkapsel wird durch jeder Körperzelle transportiert und anschlie- blau-rot gefärbt (Zyanose*).
bandartige Faserzüge verstärkt: ßend für sauerstoffabhängige Stoffwechselpro- Ursachen:
– Membrana atlantooccipitalis anterior (Lig. at- zesse verbraucht wird. Dabei wird Energie in – Maximale Zwerchfellkontraktion bei hoch-
lantooccipitalis anterius) Form von ATP gespeichert. Im Gegenzug ent- gradiger Ermüdung der Atemmuskulatur
– Membrana atlantooccipitalis posterior stehen Wasser (H2O) und Kohlendioxid (CO2) oder Atemwegsobstruktion im Bereich von
(Lig. atlantooccipitalis posterius). als Abbauprodukte, wobei CO2 aus dem Körper Larynx oder Trachea, z. B. durch: 1. Fremd-
Zusätzliche Stabilität gewährleistet das Lig. cru- entfernt werden muss. körper (Fremdkörperaspiration*, Bolusob-
ciforme atlantis. Einteilung: Äußere und innere Atmung: struktion*) 2. Ödem 3. Laryngospasmus
Funktion: – Äußere Atmung (Lungenatmung, Respirati- – reine Zwerchfellatmung bei peripherer
– Seitneigung des Kopfes on): Gastransport und Gasaustausch von Sau- (Teil-)Atemlähmung* durch hochthorakale
– Nickbewegungen (Extension und Flexion). erstoff und Kohlendioxid zwischen Organis- bis tiefzervikale Querschnittläsion*.
Aø tlas m: Oberster Halswirbel (HWK 1). Der mus und Umwelt: 1. Ventilation: Belüftung Atmung, paradoø xe f: engl. paradoxical respira-
ringförmige Atlas besitzt im Gegensatz zu den der Lungenalveolen im Wechsel von Inspira- tion. Störung der physiologischen (synchronen
übrigen Wirbeln keinen Wirbelkörper. Er be- tion* und Exspiration*; Steuerung durch und symmetrischen) Atembewegungen* von
steht aus Arcus anterior und Arcus posterior so- Atemzentrum und Sensoren in den großen Thorax* und Abdomen* im Sinne gegensinni-
wie der beidseits diese Bögen verbindenden Gefäßen 2. Perfusion: der Ventilation regio- ger (widersprüchlicher, asynchroner, asymmet-
Massa lateralis. Der Atlas verbindet die Schädel- nal angepasste Durchblutung der Alveolarka- rischer) Atemexkursionen.
basis mit dem zweiten Halswirbelkörper pillaren; Euler*-Liljestrand-Reflex 3. Diffusi- Formen:
(Axis*). on: Sauerstoffaufnahme und Kohlendioxid- – Thorakale paradoxe Atmung (sog. Brust-
Aø tlasfraktur f: engl. fracture of the atlas. Frak- abgabe über die alveolokapilläre Membran*; wandflattern, Flatterbrust, engl. flail chest):
tur des 1. Halswirbels (Atlas*), oft kombiniert Gasaustausch durch Konzentrationsgefälle inspiratorische Einwärts- und exspiratori-
mit Verletzung des 2. Halswirbels (Axis), z. B. 4. Konvektion (Strömungsbewegung): Sau- sche Auswärtsbewegung eines pathologisch
mit einer Dens*-axis-Fraktur (Instablilität zwi- erstoff-Transport im Blutstrom des arteriel- beweglichen Thoraxwandanteils durch
schen 1. und 2. Halswirbel, Gefahr der Atlas- len Kreislaufsystems zu jeder Körperzelle (meist mehrfragmentäre) Rippenserienfrak-
Luxation). Betroffene zeigen schmerzhafte Be- – innere Atmung (Zellatmung, Gewebeat- turen* mit Pendelluft* (siehe Abb.) und damit
wegungseinschränkung, Schiefhals, Verletzung mung): sauerstoffabhängige Stoffwechsel- respiratorischer Insuffizienz* (entsteht pri-
der A. vertebralis (30%) und hohe Rückenmarks- prozesse in der Zelle, die der Bereitstellung mär durch eine vermehrte Atemarbeit und
schädigung bis zum Querschnitt (mit Atemlä- von Energie in Form von ATP dienen: 1. Um- meist schmerzbedingt eingeschränkter Se-
hung!). wandlung von Eiweißen, Fetten und Kohlen- kretmobilisation erst im Verlauf von 2-3 Ta-
Ursachen: Vor allem durch axiale Kräfte, z. B. hydraten 2. Energiegenerierung durch Re- gen)
beim Kopfsprung, dabei wirken die Hinter- doxreaktionen und oxidative Phosphorylie- – diaphragmale paradoxe Atmung: inspiratori-
haupt-Kondylen (Gelenkmassive des Hinter- rung* in den Mitochondrien* (Atmungsket- sche Senkung der gesunden und Hebung der
hauptbeins) direkt auf den knöchernen Atlas. te*) 3. Wasser und Kohlendioxid als Abbau- kranken Zwerchfellhälfte bei Phrenikuspare-
Einteilung: (Gehweiler-Klassifikation) produkte; Abgabe von CO2 aus dem Gewebe se* im Rahmen einer perioperativen Verlet-
– Typ I: isolierte Fraktur des vorderen Atlasbo- ins Blut 4. unter Verbrauch von 6 Mol O2: zung, z. B. bei Herzoperationen, oder eines
gens Entstehung von 6 Mol CO2, 6 Mol H2O und hohen Querschnitts (Tetraplegie*)
– Typ II: isolierte Fraktur des hinteren Atlasbo- 38 Mol ATP aus 1 Mol Glukose.
gens Atmung, inveø rse f: engl. inverted breathing; syn.
– Typ III: kombinierte Fraktur von hinterem thorakoabdominale paradoxe Atmung. Passive
und vorderem Atlasbogen (Jefferson*-Frak- paradoxe maximale Brustkorbbewegungen oh-
tur) ne (ausreichende) Lungenbelüftung (Ventila-
– Typ IV: Fraktur der Massa lateralis tion*). Betroffene zeigen eine Bauch-Vorwöl-
– Typ V: Fraktur des Processus transversus. bung bei Senkung des Brustkorbs während der
Weiteres Therapiekriterium: Riss des Lig. trans- (ineffektiven) Einatmung sowie ein Einziehen
versum atlantis mit Instabilität. des Bauchs mit Brustkorb-Hebung während der
Einatmung Ausatmung
Therapie: (ineffektiven) Ausatmung. Bei paradoxer At-
– Stabile unverschobene Frakturen (Typ I, II): mung besteht ein funktioneller Atemstill- Atmung, paradoxe: thorakale paradoxe Atmung mit
1. konservativ mit spezieller Orthese 2. bei stand*, Atemgeräusche fehlen. Der Patient zeigt Mediastinalflattern und Pendelluft bei thorakaler
Ruptur des Lig. transversum Halo Fixateur Todesangst. Instabilität durch einseitige, mehrfragmentäre
externe oder operative Stabiliserung Rippenserienfraktur.
179 Atopie-Patch-Test

– thorakoabdominale paradoxe Atmung: siehe den Komplexen I, III und IV jeweils 4 Protonen zesse zwischen energiereicher Strahlung und
inverse Atmung*
– Wechsel von Zwerchfellatmung und thoraka-
in den Intermembranraum transportiert. Auf
diese Weise wird an der inneren Mitochondrien-
Materie sowie mit der Strahlenwirkung auf
biologische und biochemische Vorgänge.
A
ler Atmung (sog. respiratorischer Alternans) membran ein Protonengradient (pH- und elekt- Atommasse, relative → Atom
meist bei zentralnervöser Störung. rischer Gradient) aufgebaut, dessen Ausgleich Atonia uø teri → Uterusatonie
Atmung, periodische f: engl. periodic respira- zur Phosphorylierung von ADP (30,5 kJ/mol) Atonie f: engl. atonia. Schlaffheit, Erschlaffung
tion. Atmung mit abwechselnd auftretenden mittels ATPasen* genutzt wird. Einige Substan- infolge fehlender Gewebespannung.
mehreren tiefen Atemzügen und darauf folgen- zen (z. B. 2,4-Dinitrophenol, Thyroxin, Trijod- Atonische Nachblutung f: syn. atonische post-
der kurzer apnoischer Pause als Zeichen einer thyronin) führen zur Entkopplung von Elektro- partale Blutung. Verstärkte Blutung nach der
Regelabweichung des bulbären Atemzent- nentransport und ATP-Bildung; es entsteht nur Geburt aufgrund mangelnder Kontraktion der
rums*. Diese Form der Atmung ist meist patho- Wärme (physiologische Entkopplung in neona- Gebärmutter. Zu Ursachen und Vorgehen siehe
logisch (Biot*-Atmung oder Cheyne*-Stokes-At- talem braunem Fettgewebe sowie bei Winter- peripartale Blutung*.
mung). Beim Neugeborenen findet sie sich auch schläfern über membranären Einbau eines Ent- Atopie f: engl. atopy. Polygen vererbte geneti-
als normale Atmung im Schlaf. kopplungsproteins, engl. uncoupling protein). sche Prädisposition* für verschiedene klinische
Atmungsinhibitoren m pl: Verbindungen, die Atmungsketteninhibitoren → Atmungsinhi- Manifestationen der Überempfindlichkeitsre-
blockierend in die Atmungskette* eingreifen. bitoren aktion (wie atopisches Ekzem*, exogen-allergi-
Atmungsinhibitoren geben Hinweise auf die Atmungskettenphoø sphorylierung → Phos- sches Asthma* bronchiale und Urtikaria*) vom
Reihenfolge der Elektronenüberträger in der phorylierung, oxidative Soforttyp (Typ I der Allergie*). Betroffen sind ca.
Atmungskette. ATNR: Abk. für → Nackenreflex, asymmetrisch 10–15 % der Bevölkerung in unterschiedlich
Atmungskette f: engl. respiratory chain. In Mi- tonischer starker Ausprägung.
tochondrien* lokalisiertes Multienzymsystem Atom n: Aus Elektronen, Neutronen und Pro- Pathogenese:
mit verschiedenen Redoxsystemen, das die tonen bestehender Baustein der Materie. Das – Dominieren einer über TH2-Zellen (T*-Hel-
Übertragung von Reduktionsäquivalenten und Atom besitzt die typischen chemischen Eigen- ferzellen) gesteuerten Immunantwort mit
Elektronen auf Sauerstoff mit Energiegewinn in schaften des betreffenden Elements* und ist mit entsprechend verstärkter IL-4/IL-13-Produk-
Form von ATP koppelt (siehe oxidative Phos- physikalischen Methoden weiter in Elementar- tion und Überreaktion des IgE-abhängigen
phorylierung*). Toxische Hemmstoffe der At- teilchen zerlegbar. Dabei gehen die elementty- Immunsystems mit Mediatorenfreisetzung
mungskette sind Rotenon, Amytal, Antimy- pischen Eigenschaften verloren. aus Mastzellen nach Bindung von Allergen-
cin A, Cyanide (Blausäureintoxikation), Kohlen- Hintergrund: Nach Rutherford und Bohr be- spezifischen IgE-Molekülen an deren FcεR I-
monoxid (Kohlenmonoxidintoxikation*) und steht das Atom aus einem positiv geladenen Rezeptoren
Azid. Kern, der fast die gesamte Masse enthält, und – chronische Entzündung mit Infiltration von
Reaktionsgleichung: NADH + H+ + 1/2 O2 → einer negativ geladenen Elektronenhülle. Der TH1-Zellen und Makrophagen.
H2O + NAD+, ΔG° = -220 kJ/mol. Durchmesser des Atoms liegt in der Größenord- Atopie-Patch-Test m: engl. atopy patch-test;
Aufbau und Funktion: Die Atmungskette be- nung von 10–10 m, der des Kerns bei 10–14 m. syn. Aeroallergen-Patch-Test. Bei Säuglingen
steht aus verschiedenen Komponenten: Die Masse eines Atoms wird durch die relative und Kleinkindern angewandter nichtinvasiver
– Komplex I: Transmembrankomplex NADH- Atommasse Ar (früher Atomgewicht) beschrie- Epikutantest*. Getestet werden in Vaseline ge-
Ubichinon-Oxidoreduktase, der die Redukti- ben. Sie gibt an, um welchen Faktor ein Atom löste Allergene, die zu Typ I- Überempfindlich-
on des löslichen Elektronen-Carriers Ubichi- eines Elements schwerer ist als 1/12 der Masse keitsreaktionen führen (Tierhaar- und Haus-
non zu Ubichinol unter Oxidation von eines Kohlenstoff-12-Atoms.
NADH (Pyridinnukleotid-Coenzyme) kataly- Aufbau:
siert; Cofaktoren sind FMN und proteinge- – Atomkern: 1. besteht aus Protonen und
bundene Eisen-Schwefel-Zentren (FeS) Neutronen* 2. die Anzahl der Protonen
– Komplex II: Membranenzymkomplex Succi- (Kernladungszahl*) ist bestimmend für die
nat-Ubichinon-Oxidoreduktase, der die Ubi- chemischen Eigenschaften und die Stellung
chinon-Reduktion mit Succinat als Redukti- im Periodensystem der Elemente 3. Atome
onsmittel katalysiert; Cofaktoren sind u. a. mit gleicher Protonen-, aber unterschiedli-
FAD cher Neutronenzahl gehören zum gleichen
– Komplex III: Transmembrankomplex Ubi- Element und werden als Isotope bezeichnet
chinon-Cytochrom-c-Oxidoreduktase, der – Atomhülle (Elektronenhülle des Atoms):
die Ubichinol-Oxidation unter Reduktion 1. in ihr befinden sich beim neutralen Atom
des löslichen Elektronen-Carriers Cyto- genauso viele Elektronen wie Protonen im
chrom* c katalysiert; Cofaktoren sind u. a. Cy- Kern, sodass sich die Ladungen gegenseitig
tochrom b und c1 kompensieren 2. die Elektronen können nach
– Komplex IV: Transmembrankomplex Cyto- dem Bohr-Sommerfeld-Atommodell und
chrom-c-Oxidase (Cytochrom-c-O2-Oxidore- dem Bändermodell verschiedene Energieni-
duktase, Cytochromoxidase), der die Reduk- veaus einnehmen 3. in der Atomhülle finden
tion von Sauerstoff zu Wasser unter Cyto- u. a. die Vorgänge statt, die zusammenhän-
chrom-c-Oxidation katalysiert; Cofaktoren gen mit chemischer Bindung, Emission und
sind u. a. Cytochrom a. Absorption* von Licht, Emission von charak- Atopie-Patch-Test: Ekzemreaktion 72 h nach
Während des horizontalen Elektronentrans- teristischer Röntgenstrahlung, Anregung Atopie-Patch-Test mit Hausstaubmilben- bzw.
ports in der Membran werden vertikal dazu in und Ionisierung durch Wechselwirkungspro- Birkenpollenallergenen bei einem Kleinkind. [220]
Atopobium vaginae 180

stauballergie, Heuschnupfen, Nahrungsmittel- wird AMP, z. B. bei Aktivierung von Amino- der embryonalen Keimanlage (fetal, postnatal*
A allergie). Der Test gilt als positiv, wenn sich 48–
72 h später ein Ekzem bildet. Die Reproduzier-
säuren, Fettsäuren und Ribose, übertragen.
Unter Standardbedingungen werden pro Bin-
oder während der Menarche*).
Atresie [Embryologie] f: engl. atresia. Angebo-
barkeit der Ergebnisse ist strittig. Siehe Abb. dung ca. 30–35 kJ/mol frei. Die Energiemenge rener Verschluss von Hohlorganen oder natürli-
Atopobium vaginae n: Grampositives kokkoi- hängt von pH, Temperatur, Ionenstärke, der chen Körperöffnungen, z. B. Gynatresie*, Darm-
des unbewegliches sporenloses und obligat an- Konzentration an Mg2+ sowie den Reaktanten atresie*, Ösophagusatresie*, Choanalatresie*
aerobes Stäbchenbakterium (vgl. Bakterienklas- ab und beträgt unter physiologischen Bedin- und Gallengangatresie*.
sifikation*), welches kein Bestandteil der phy- gungen ca. ΔG = 50 kJ/mol. Atresie, hymenale → Fehlbildung, vaginale
siologischen Scheidenflora* ist. Bei bakterieller ATPasen f pl: engl. adenosine triphosphatases; atrialis: engl. atrial. Den Vorhof (im engeren
Vaginose* hingegen wird es oftmals im Vaginal- syn. Adenosintriphosphatasen. Enzyme, die Sinn des Herzens) betreffend, atrial.
sekret gefunden und ist aufgrund einer natürli- ATP zu ADP und anorganischem Phosphat (Pi) Atrialisation → Ebstein-Anomalie
chen Resistenz gegen Metronidazol* ein häufi- spalten (energieliefernde Reaktion), z. B. Natri- Atrichie f: engl. atrichia. Angeborenes Fehlen
ger Grund für Therapieversagen. um-Kalium-ATPase, Dynein, Myosin* der Haare.
Atorvastatin n: engl. atorvastatine. Lipidsenker und Phosphofruktokinase. Membranständige Atrioseptektomie → Blalock-Hanlon-Opera-
aus der Gruppe der HMG-CoA-Reduktase-Hem- ATPasen katalysieren den Auf- oder Abbau von tion
mer (Statine), der bei Hypercholesterolämie das ATP und transportieren gleichzeitig Teilchen Atrioventricular Node → Erregungsleitungs-
Risiko eines kardiovaskulären Ereignisses, z. B. (Ionen, kleine Moleküle, Proteine) von einer Sei- system
eines Herzinfarkts*, senken kann. Atorvastatin te der Zell- oder Organellmembran zur anderen. atrioventrikular: engl. atrioventricular. Zwi-
senkt die Konzentration an Gesamtcholesterol, ATP-Synthasen f pl: engl. adenosine triphos- schen Herzvorhof und Herzkammer gelegen
LDL*-Cholesterol und Triglyceriden* im Blut- phate synthases; syn. ATP-S. Enzyme, die aus bzw. beide betreffend.
plasma. Es kann Leberfunktionsstörungen und ADP und Pi mit der protonenmotorischen Kraft Atrioventrikularbündel → Erregungslei-
Muskelschmerzen auslösen, selten bis hin zur ATP (Adenosinphosphate *) synthetisieren tungssystem
Rhabdomyolyse*. (Energiebereitstellung). ATP-Synthasen sind Atrioventrikularklappen f pl: engl. atrioven-
aø toxisch: Nicht giftig. Transmembranproteine und kommen in der tricular valves; syn. AV-Klappen. Herzklappen
ATP: Abk. für antitachykardes Pacing → Over- Plasmamembran von Prokaryoten, in der inne- zwischen Vorhöfen und Kammern (Mitralklap-
drive Pacing ren Mitochondrienmembran von Eukaryoten pe* im linken und Trikuspidalklappe* im rech-
ATP n: syn. Adenosintriphosphat. Adenosin- sowie in der Thylakoidmembran der Chloro- ten Herzen), die während der Kammerkontrak-
phosphat* mit 3 Phosphatgruppen in energie- plasten von Pflanzenzellen vor. tion einen Blutrückstrom aus den Kammern in
reicher Bindung. Das Ribonukleotid ist Be- ATRA: Abk. für engl. all-trans retinoid acid → die Vorhöfe verhindern. Durch den Schluss der
standteil der Nukleinsäuren* (DNA*, RNA*). Retinoide AV-Klappen zu Beginn der Systole entsteht der
ATP ist der wichtigste Energieüberträger und Atracuriumbesilat n: engl. atracurium besilate. 1.* Herzton.
-speicher der Zelle. ATP wird für zahlreiche Mittellang wirkendes, neuromuskulär blockie- Aufbau und Lokalisation:
Stoffwechselprozesse, u. a. Fettsäurebiosynthe- rendes, nicht depolarisierendes, peripheres – Trikuspidalklappe (Valva atrioventricularis
se* und Fettsäureabbau*, Harnstoff-, Nukleotid- Muskelrelaxans (Benzylisochinolon) mit Stereo- dextra) im rechten Herzen, bestehend aus 3
und Phospholipidsynthese benötigt. isomerie zu Cisatracuriumbesilat. Verwendet Klappensegeln: 1. Cuspis septalis 2. Cuspis
Synthese und Abbau: Im ATP ist die α-Phos- wird Atracuriumbesilat bei endotrachealer Intu- anterior 3. Cuspis posterior
phatgruppe über eine Phosphorsäureester-Bin- bation und Beatmung, um die Toleranz für den – Mitralklappe (Valva atrioventricularis sinistra)
dung, das β- und γ-Phosphat über energiereiche Endotracheltubus zu erhöhen, weiterhin wäh- im linken Herzen, bestehend aus 2 Klappense-
Phosphorsäureanhydrid-Bindungen verknüpft. rend der Narkose bei Operationen (z. B. im geln (daher auch der Name Bikuspidalklappe):
Die ATP-Synthese durch die ATP-Synthasen fin- Bauchraum), insbesondere bei Nieren- oder Le- 1. Cuspis anterior 2. Cuspis posterior.
det an der inneren Membran der Mitochondrien berinsuffizienz. Die AV-Klappen liegen im Ostium atrioventri-
durch oxidative Phosphorylierung* in der At- Atransferrinämie f: engl. atransferrinemia. Er- culare zwischen Vorhof (Atrium) und Herzkam-
mungskette* oder durch Substratstufenphos- worbener oder angeborener (dominant erbli- mer (Ventrikel):
phorylierung z. B. in der Glykolyse* statt. Die in cher) Mangel an oder Fehlen von Transferrin* – Klappenbasis an einem bindegewebigem
ATP gespeicherte chemische Energie wird bei im Serum. In der Folge kommt es durch eine Ring (Anulus fibrosus) im Ostium atrioven-
hydrolytischer Spaltung frei (ATPasen*). ATP Eisentransportstörung zu einer normo- bis hy- triculare befestigt
wird für zahlreiche Stoffwechselprozesse benö- pochromen Anämie (Eisenmangelanämie*) und – freie Ränder der Klappensegel über Sehnen-
tigt: zu einer vermehrten Eisenablagerung (Hämosi- züge (Chordae tendineae) der Papillarmus-
– ATP → ADP + Phosphat (Pi); ΔG = 30,5 kJ/ derose*) in Leber, Milz, Pankreas, Nieren und keln an der Ventrikelwand befestigt.
mol; das Phosphat wird bei Phosphorylierun- Herzmuskel. Die Befestigung über die Chordae tendineae
gen im Kohlenhydrat-, Lipid- und Protein- Atraumatisches Nahtmaterial n: syn. atrau- verhindert, dass die Klappensegel während der
stoffwechsel, bei Regenerierung von Triphos- matische Nadel. Chirurgische Nadeln und Fä- Systole* in den Vorhof umschlagen und es zu
phaten aus Diphosphaten und bei Regenerie- den, die das Gewebe beim Nähen maximal scho- einem Blutrückstrom aus dem Ventrikel in den
rung von anderen energiereichen Verbindun- nen. Die Nadeln sind fest mit dem Faden (ohne Vorhof kommt.
gen wie Kreatinphosphat direkt auf ein Subs- Öse) verbunden (armiert), der Faden besitzt eine Funktion: Regulation des Blutflusses im Herzen
trat übertragen (Phosphokinasen) glatte Oberfläche (monofil, einfädig) und ist während unterschiedlicher Phasen der Herzak-
– ATP → AMP + Pyrophosphat (PPi); ΔG = nicht geflochten (polyfil). tion:
32,2 kJ/mol; mit anschließender Hydrolyse Atresiøa auris congeø nita → Gehörgangatresie – Systole: in der Anspannungsphase Schluss
von PPi zu 2 Pi (ΔG° = 33,5 kJ/mol); dabei Atresie [Ovar] f: syn. Follikelatresie. Physiolo- der AV-Klappen, sobald der Kammerdruck
gischer Untergang von Follikeln im Ovar oder höher ist als der Druck in den Vorhöfen
181 ATS

– Diastole: in der Füllungsphase Öffnung der oder endokrin bedingt (Hypophysenvorder-


AV-Klappen, sobald der Druck in der Herz-
kammer geringer ist als der Druck in den
lappen*-Insuffizienz) II. lokalisiert, z. B. in-
folge Ischämie*, Kompression (Druckatro-
A
Vorhöfen. phie), als Inaktivitätsatrophie* oder Innerva-
Klinische Bedeutung: Herzklappenfehler*: tionsatrophie bei zerebralen bzw. nervalen
– Mitralklappenstenose*, Mitralklappeninsuf- Schäden.
fizienz Atrophie, horizontale f: engl. horizontal atro-
– Trikuspidalklappenstenose*, Trikuspidal- phy; syn. Höhenabbau. Gleichmäßiger horizon-
klappeninsuffizienz*. taler Abbau der Alveolenwand an allen Zähnen.
Atrioventrikularknoten → Erregungslei- Ursache sind Zahnbetterkrankungen. Röntge-
tungssystem nologisch sind auf einer Ebene, die mehr oder
Atrioventrikular-Reentry-Tachykardie → Re- weniger senkrecht zu den Zahnachsen verläuft,
entry-Tachykardie, permanente junktionale Kuppen aller interdentalen Knochensepten
Atrioventrikular-Reentry-Tachykardie → sichtbar. Siehe Abb.
WPW-Syndrom
Atriumseptumdefekt → Vorhofseptumdefekt
Atropa belladonna → Tollkirsche
Atrophiøa gyraø ta f: engl. gyrate atrophy. Seltene Atrophie, vertikale: distaler vertikaler Knochen-
chorioretinale Dystrophie mit Nachtblindheit, defekt (Markierung); Prämolar des Unterkiefers. [47]
konzentrischer Gesichtsfeldeinengung und
Sehschärfeminderung. Die Diagnose wird ge-
stellt bei charakteristischem Augenhintergrund Indikationen:
und Hyperornithinämie. Therapiert wird durch – Narkoseprämedikation
Reduktion der Plasmaornithinkonzentration – Kurzzeittherapie bradykarder Herzrhyth-
im Rahmen einer argininarmen Diät, in Einzel- musstörungen und Erregungsleitungsstö-
fällen auch durch Pyridoxin. Siehe Abb. rungen (z. B. AV-Block)
Ätiologie: Autosomal-rezessiv erbliche Mutati- – Antidot bei Vergiftungen (Alkylphosphat,
on im Gen für das mitochondriale Matrixenzym Carbamat oder Muscarin)
Ornithin-delta-Aminotransferase (OAT) mit – Spasmolyse gastrointestinaler, Harn- oder
Genlocus 10q26. Gallenwegskoliken (heute selten, Alternative
ist Butylscopolamin)
Atrophie, horizontale: Ober- und Unterkieferzähne – diagnostisches und therapeutisches Mydria-
mit Knochenhöhenverlust (Markierung) des tikum (Augentropfen)
Alveolarkamms. [47] – Sick*-Sinus-Syndrom, Stressechokardiogra-
fie* (diagnostischer Off-Label-Use).
Atropinintoxikation f: engl. atropine poisoning;
syn. Atropinvergiftung. Intoxikation durch At-
Atrophie, olivopontozerebellare f: engl. olivo- ropin* in toxischer Dosierung (individuell; bei
pontocerebellar atrophy. Veraltete Bezeichnung Kindern niedriger als bei Erwachsenen). Eine
für Multisystematrophie* mit zerebellarer Ata- Atropinintoxikation kommt akzidentell v. a. bei
xie* und autonomer Dysregulation bei Degene- Kindern vor, z. B. durch Verzehr von Früchten
ration von unterer Olive, Pons* und Kleinhirn*. der Tollkirsche* oder orale Einnahme von lokal
Atrophie, spinozerebellare → Ataxie, spino- anzuwendenden, atropinhaltigen Tropfen. The-
Atrophia gyrata: Augenhintergrund mit girlandenför-
zerebellare rapiert wird mit Magenspülung und Physostig-
migen Atrophiearealen. [143]
Atrophie, vertikale f: engl. vertical atrophy. min.
Trichterförmiger Abbau der Alveolenwand bei Klinik:
Atrophiøa neø rvi oø ptici → Optikusatrophie marginalen Zahnbetterkrankungen. Röntgeno- – Trockene Schleimhäute (Sprech- und
Atrophie f: engl. atrophy. Rückbildung eines logisch sichtbar sind dreieckige durchscheinen- Schluckstörung)
Organs oder Gewebes. de Abbaubereiche, die apikalwärts gerichtet – weite starre Pupillen (Akkommodationsläh-
Einteilung: sind. Siehe Abb. mung, Lichtempfindlichkeit)
– Pathologisch-anatomisch: 1. Hypotrophie: Atrophodermiøa idiopathica Pasini-Pierini → – trockene, gerötete Haut
einfache Atrophie mit reversibler Verkleine- Sclerodermia circumscripta – Hyperthermie
rung der Zellen 2. numerische (hypoplasti- Atropin n: engl. atropine; syn. DL-Hyoscyamin. – Tachykardie
sche) Atrophie: mit Abnahme der Zellzahl Giftiges, in Nachtschattengewächsen wie Toll- – Blasen- und Darmatonie
– klinisch: 1. physiologische Atrophie: z. B. Al- kirsche, Stechapfel und Bilsenkraut vorkom- – zunächst zentralnervöse Erregung (u. a. Ru-
tersatrophie, puberale Thymusinvolution mendes Alkaloid mit parasympatholytischer helosigkeit, Halluzinationen und Krämpfe),
2. pathologische Atrophie: I. generalisiert, Wirkung. Atropin wird zur Narkoseprämedika- später Somnolenz bis Koma
z. B. metabolisch (Kachexie*, schwere Ver- tion, bei Herzrhythmus- und Erregungslei- – Atemstillstand.
laufsform der chronischen Ernährungsstö- tungsstörungen sowie als Antidot bei Vergif- ATS: Abk. für Antithrombosestrumpf →
rung des Säuglings o. a. Mangelernährung) tungen eingesetzt. Thromboseprophylaxestrumpf, medizinischer
ATS 182

ATS: engl. australasian triage scale. Standardi- den (meistens < 1 Stunde). In der Bildgebung Gelbfieber-Impfstoff, BCG-Stamm zur Tu-
A siertes Verfahren zur Triagierung von Patienten
in der Notaufnahme des Krankenhauses. Die
wird kein ischämischer Hirninfarkt nachgewie-
sen. Mit dem ABCD2*-Score wird das Risiko ei-
berkuloseschutzimpfung u. a.
– wird erreicht durch häufige Kulturpassagen,
Triagierung erfolgt in 5 Stufen. Die ATS ist nes Schlaganfalls* in den ersten 48 Stunden ab- Tierpassagen oder chemisch.
weltweit verbreitet und für alle medizinischen geschätzt. Atteø st n: engl. certificate. Bescheinigung eines
Fachgebiete anwendbar. Reliabilität und Validi- Ursache: Arztes oder Psychotherapeuten über den Ge-
tät sind im Allgemeinen mäßig bis gut. – Embolie: 1. arterioarteriell u. a. bei Stenosen* sundheitszustand eines Menschen, insbesonde-
Prinzip: Einschätzung der Behandlungsdring- der extra- und intrakraniellen Gefäße, Dis- re über den Untersuchungsbefund eines Patien-
lichkeit auf Basis von Erscheinungsbild und Si- sektion*, Aortensklerose*, Vaskulitis* 2. kar- ten im Krankheitsfall.
tuationsbeschreibung (descriptors), die die Ein- dial z. B. bei Vorhofflimmern*, Herzklappen- Hinweis: Nach § 25 der (Muster-)Berufsordnung
schätzung in Abwägung mit möglichen Ver- fehlern, Herzklappenersatz*, Wandbewe- hat der Arzt bei Ausstellung eines Attests mit
dachtsdiagnosen noch verändern kann. Hier- gungsstörungen (z. B. bei Myokardinfarkt, der notwendigen Sorgfalt zu verfahren und
durch entsteht höherer Zeitbedarf als z. B. beim Kardiomyopathie* u. a.) 3. paradoxe Embolie nach bestem Wissen seine ärztliche Überzeu-
Manchester Triage System (MTS). bei persistierendem Foramen* ovale gung innerhalb einer angemessenen Frist aus-
Hintergrund: In Australien und Neuseeland ist – zerebrale Mikroangiopathie zusprechen. Das Ausstellen unrichtiger Atteste
die ATS verpflichtender Standard, seit 2000 als – hämodynamisch bei vorgeschalteten Gefäß- oder von Gefälligkeitsattesten ist gemäß
Überarbeitung der National Triage Scale (NTS) Stenosen* § 278 StGB strafbar.
zur ATS Version 2. Weltweit sind zahlreiche lo- – Gerinnungsstörungen Attikoantrotomie → Cholesteatom
kale Anpassungen und Variationen verfügbar, – hämatologische Erkrankungen. Attrition f: Form der Abrasio* dentium. Der
zum Teil selbstständige nationale Systeme wie Klinik: Die Symptome sind abhängig vom be- Verlust der Zahnhartsubstanz bei Attrition
das Mobile Emergency Triage (MET) in Andorra troffenen Gefäßgebiet. kommt meist durch reflektorischen Kontakt
oder das Spanish Triage System (SET) in Spa- Diagnostik: mit anderen Zähnen zustande.
nien. – Notfalldiagnostik: 1. Labor mit Gerinnung, AT-Winkel: Abk. für → Antetorsionswinkel
Attachmentverlust m: engl. loss of attachment. Blutbild, Blutzucker 2. CCT* zum Blutungs- Atypie f: engl. atypia. Zustand, der vom Nor-
Rückgang aller Strukturen des Parodontiums ausschluss 3. ggf. Gefäßbildgebung mit CT- malen abweicht oder nicht der typischen Form
(Zahnhalteapparates) einschließlich der dento- Angiografie der intrakraniellen Gefäße oder entspricht; im engeren Sinne zelluläre Atypie
gingivalen Verbindung. Er ist definiert als Dis- Ultraschall 4. bei rascher Verfügbarkeit ggf. mit zytologischen Veränderungen von Zellkern
tanz zwischen dem Boden der Zahnfleischta- cMRT mit Gefäßdarstellung statt CT (Kernatypie*) und Zytoplasma (beispielsweise
sche und der Schmelz-Zement-Grenze. – weitere Diagnostik: 1. Labor: Nierenretenti- pathologische intrazelluläre Einlagerung von
Diagnostik: Vermessung mittels skalierter Paro- onsparameter, Leberwerte, Elektrolyte, CRP, Pigmenten) oder epitheliale Atypie mit Verän-
dontalsonde. Blutzuckertagesprofil, HbA1c, Lipide, ggf. derungen im Aufbau des Zellverbandes (z. B. bei
Ursache: erweiterte Diagnostik mit Vaskulitisparame- maligner Entartung).
– Z. B. chronische Parodontiti*s (siehe Abb.) tern und erweiterte Gerinnungsdiagnostik, Atyø pika → Antipsychotika
– aggressive Parodontitis* Blutsenkungsgeschwindigkeit, TSH 2. Dopp- Aø typische Leberresektion: syn. nichtanatomi-
– nekrotisierende ulzerierende Parodontitis*. ler-/Duplexsonografie der extra- und trans- sche Leberresektion. Technisch einfacheres und
Therapie: kraniellen Gefäße 3. EKG*, ggf. LZ-EKG schnelleres Verfahren der Leberresektion, z. B.
– Systematische Parodontalbehandlung* 4. transthorakale, ggf. auch transösophageale in Form der Keilresektion oder der wedge resec-
– ggf. gesteuerte Geweberegeneration*. Echokardiografie* 5. ggf. LZ-Blutdruckmes- tion. Der pathologische Befund wird im Gesun-
sung. den mit einem Parenchymsaum reseziert. Somit
Therapie: ist keine präliminare Präparation der betroffe-
– Sekundärprophylaxe mit einem Thrombozy- nen Gefäße und Gallengänge notwendig.
tenaggregationshemmerund Statin Aø typische Mykobakterien-Infektion f: engl.
– ggf. alternativ orale Antikoagulation, z. B. bei mycobacteria other than tuberculosis infection; syn.
Vorhofflimmern* Infektionen durch atypische Mykobakterien.
– Überwachung von neurologischem Status Infektion mit nichttuberkulösen, fakultativ pa-
und Vitalfunktionen (z. B. auf einer Stroke thogenen Mykobakterien. Die säurefesten,
Unit) grampositiven Stäbchen kommen ubiquitär vor
– Blutdruckeinstellung < 140/90 mmHg und verursachen meist opportunistische Haut-
– Frühmobilisierung zur Vermeidung von und Atemwegsinfektionen. Betroffene infizie-
Komplikationen. ren sich über Schmier- und Kontaktinfektionen
Attenuierung f: engl. attenuation. Abschwä- aus der Umwelt. Diagnostiziert wird mikrosko-
Attachmentverlust: generalisierte, chronische chung der krankmachenden Fähigkeiten (Pa- pisch und kulturell, therapiert aufgrund häufi-
Parodontitis. [47] thogenität) eines Erregers im Wirtsorganismus, ger Multiresistenz mit einer Kombination von
ohne dass die antigenen Eigenschaften des Erre- (Reserve)-Antibiotika.
gers oder seine Vermehrungsfähigkeit verloren AU: Abk. für → Arbeitsunfähigkeit
Attaø cke, transitorische ischämische → gehen. Attenuierte Erreger werden in Lebend- AU: Abk. für Abdomenumfang → Fetometrie
Schlaganfall impfstoffen verwendet. Au → Gold
Attaø cke, transitorische ischämische f: Abk. Prozedere: Attenuierung Aua: Dominant erbliches Blutgruppenantigen.
TIA. Passagere Durchblutungsstörung des Ge- – Wird eingesetzt bei der Herstellung von Le- Audimutitas → Sprachstörung, zentrale
hirns. Die Symptome dauern maximal 24 Stun- bendimpfstoffen: Masern-, Röteln-, Mumps-,
183 Aufbissbehelf

Audiograø mm n: engl. audiogram. Grafische


Darstellung der Hörschwelle* in Abhängigkeit
von der Frequenz.
A
Audiologie f: engl. audiology. Teilgebiet der
Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Es befasst sich
mit der Erforschung der Funktion (auditive
Wahrnehmung) sowie der Störungen des Ge-
hörorgans (Dysakusis*). Die Audiologie nutzt
die Methoden der Audiometrie*.
Audiometrie f: engl. audiometry. Verfahren zur
Prüfung der Gehörfunktion mit elektroakusti-
schen Ton- oder Klickgeneratoren, die Testsig-
nale erzeugen. Bei den Testsignalen handelt es
sich um Einzelfrequenzen oder Klickreize von
definierter Lautstärke. Die Tongeneratoren wer-
den Audiometer genannt. Tonaudiometrie,
Tonschwellenaudiometrie:
– Vorgehen: Bei bestimmten Frequenzen im
Bereich von 0,125–10 kHz werden die Laut-
stärkepegel in Dezibel (dB) bestimmt, die
beim Untersuchten gerade noch eine Hör-
empfindung hervorrufen. Die nötigen Laut-
stärken bei Luft- bzw. Knochenleitung wer-
den getrennt ermittelt, im Audiogramm ein-
getragen und mit einer Nulllinie (Normal-
schwelle) verglichen
– Ergebnis: Die Hörschwelle bei Knochenlei-
tung (Schallempfindung) erlaubt eine Beur-
teilung der Innenohrleistung, die Kurve der
Luftleitung (Schallleitung) Aussagen über Audiometrie: 1: normales Gehör; Knochen- und Luftleitungskurve liegen im Bereich der Nulllinie; 2: Mittelohr-
Mittelohrveränderungen (siehe Abb.) schwerhörigkeit (Schall-Leitungsschwerhörigkeit); die Luftleitungskurve liegt unter der Knochenleitungskurve
– Überschwellige tonaudiometrische Prüfun- (Otosklerose); 3: Innenohrschwerhörigkeit (Schallempfindungsschwerhörigkeit); Luft- und Knochenleitungs-
gen ermöglichen bei Schallempfindungs- kurve verlaufen in Deckung (z. B. Altersschwerhörigkeit, Hörsturz, Lärmtrauma); 4: kombinierte Schwer-
schwerhörigkeit die Differenzierung zwi- hörigkeit.
schen einer Schädigung der Haarzellen des
Labyrinths (Knalltrauma, Lärmschwerhörig-
keit) oder des Hörnervs und der Hörbahn Objektive Hörprüfungen: audiometrische enterischen Nervensystems. Zusammen mit
(retrocochleäre Schwerhörigkeit, z. B. beim Verfahren, die ohne Mitwirkung des Untersuch- dem Meissner*-Plexus reguliert er die Darmpe-
Vestibularisschwannom): 1. Fowler-Test: ten Informationen über die Hörschwelle erlau- ristaltik und die Drüsensekretion. Bei einer feh-
Lautstärkevergleich bei einseitiger Schwerhö- ben: lenden Anlage des enterischen Nervensystems
rigkeit 2. Geräuschaudiometrie nach Lan- – Impedanzaudiometrie* mit Stapediusreflex- drohen Erkrankungen wie Morbus* Hirsch-
genbeck bei Schallempfindungsstörung mit messung* sprung oder die Ösophagusachalasie*.
überwiegendem Hochtonverlust 3. SISI-Test – Ableitung otoakustischer Emissionen* Auer-Stäbchen n pl: engl. Auer rods. Stäbchen-
(Abk. für short increment sensitivity index): – Ableitung akustisch evozierter Potenziale* förmige, bei Pappenheim-Färbung rotviolette
Lautstärkeschwankungen werden von Innen- durch ERA (Elektrische Reaktionsaudiomet- Zellorganellen, die aus azurophilen Granula ge-
ohrgeschädigten scheinbar deutlicher wahr- rie*). bildet werden. Der Enzymgehalt und die Struk-
genommen als von Normalhörenden. Simulationsproben, besonders bei Begutach- tur der Auer-Stäbchen gleichen Lysosomen. Sie
Sprachaudiometrie tungsfällen; haben durch objektive Hörprüfun- treten bei AML und refraktärer Anämie mit Ex-
– Über Kopfhörer werden Gruppen (je 10) von gen an Bedeutung verloren: zess von Blasten-2 auf sowie in Bündeln bei
mehrsilbigen Zahlen oder einsilbigen Wör- – Lombard-Test zur Überprüfung einer be- akuter Promyelozytenleukämie*.
tern von definiertem Sprachschallpegel ange- haupteten beidseitigen Taubheit* Aufbaukost f: engl. convalescent diet. Ausgewo-
boten (meist Freiburger Sprachverständlich- – Lee-Test zur Überprüfung bzw. zum Nach- gene Kostform mit hoher Nährstoffdichte, die
keitstest) weis einer beidseitigen Taubheit leicht verdaulich ist. Bei der Aufbaukost wird
– gewählter Lautstärkepegel und Prozentsatz – Stenger-Versuch zur Überprüfung bzw. die Nahrungsvariabilität allmählich gesteigert
der verstandenen Testwörter werden in ein zum Nachweis einer einseitigen Taubheit bis zum Normbereich des individuellen Nah-
entsprechendes Diagramm eingetragen oder Schwerhörigkeit. rungsbedarfs, z. B. nach Nahrungskarenz oder
– dB-Wert wird bestimmt, bei dem 50%iges Auditus m: engl. audition. Gehör. bei Mangelernährung* aufgrund konsumieren-
Zahlenverständnis erreicht wird Auerbach-Pleø xus m: engl. Auerbach’s plexus. der Erkrankungen oder Anorexia* nervosa.
– Einsilbenverständnis wird geprüft bei 60, 80 Zwischen Längs- und Ringmuskulatur der Tu- Aufbissbehelf m: engl. splint; syn. Bissplatte.
und 100 dB. nica* muscularis gelegenes Nervengeflecht des Apparatur, meist aus Kunststoffen, die tempo-
Aufdecktest 184

rär auf die Zähne des Ober- oder Unterkiefers ligung* zum Eingriff, von deren Vorliegen die tes zur Information und Aufklärung* des Pati-
A aufgesetzt wird. Durch die Gestaltung der Ok-
klusionsflächen kann eine therapeutische Biss-
Rechtmäßigkeit des Eingriffs abhängt (Körper-
verletzung). Ohne ausreichende Aufklärung ist
enten über alle relevanten Umstände seiner Er-
krankung und ihrer Behandlung aus therapeu-
lage eingestellt und ausprobiert werden. ein Eingriff auch bei Einwilligung des Patienten tischen und rechtlichen Gründen.
Formen: rechtswidrig, weil dieser eine sinnvolle Ent- Recht:
– Fixierungsschiene zur Stabilisierung gelo- scheidung nur treffen kann, wenn er über deren – Die Pflicht zur Aufklärung über therapeu-
ckerter Zähne bei Parodontalerkrankung* Bedeutung und Tragweite hinreichend aufge- tische Maßnahmen und diagnostische
oder nach therapeutischer kieferorthopädi- klärt worden ist. Ein sog. therapeutisches Privi- Verfahren (oder Sicherungsaufklärung) er-
scher Zahnbewegung* leg hat die Rechtsprechung bislang nicht aner- gibt sich aus der ärztlichen Fürsorgepflicht.
– Relaxationsschiene/Bissführungsschiene: kannt. Ein Unterlassen der Aufklärung wird Der Arzt muss dem Patienten erläutern, wel-
1. zur therapeutischen Korrektur der Bisslage nur dann für zulässig gehalten, wenn die ernste che Besonderheiten mit seiner Erkrankung
(Zahnkontakte) bei Kieferschluss 2. zur Re- Gefahr eines schweren psychischen oder körper- verbunden sind und welche Maßnahmen zu
duktion des Tonus der Kaumuskulatur bei lichen Schadens besteht. Besondere Maßgaben ihrer Beseitigung ärztlicherseits und seitens
Parafunktionen (z. B. Bruxismus*) gelten im Bereich der sog. Neuland-Medizin, des Patienten erforderlich sind, um drohende
– Pivot-Schiene zur Entlastung des Kieferge- z. B. einer Therapiestudie: Schäden von ihm abzuwenden.
lenks bei kraniomandibulärer Dysfunktion*. – Wirtschaftliche Aufklärung: Der Arzt muss – Von der therapeutischen Aufklärung zu un-
Aufdecktest → Abdecktest über vom Patienten nicht vorhersehbare Fol- terscheiden ist die im Interesse der verfas-
Auffrischimpfung f: engl. booster vaccination. gekosten informieren, z. B. Zuzahlung bei sungsrechtlich gewährleisteten Entschluss-
Wiederholte aktive Immunisierung zur Auf- Arzneimittelkosten oberhalb des Festbetrags freiheit des Patienten liegende Selbstbe-
rechterhaltung des Impfschutzes. Auffri- oder andere Eigenanteile an Kassenleistun- stimmungsaufklärung.: 1. Einwilligung
schimpfungen werden im Rahmen des Impfka- gen. in einen Eingriff: Die Erfüllung der Aufklä-
lenders angewendet. Sie finden entweder statt – Aufklärung von Studienteilnehmern: Stu- rungspflicht ist Voraussetzung für die Wirk-
in festem Zeitabstand oder bei abfallendem An- dienleiter sind verpflichtet, Teilnehmer über samkeit der Einwilligung* in den ärztlichen
tikörpertiter und sie nutzen den Booster*-Ef- Zweck und Risiken der geplanten Studie zu Eingriff, von deren Vorliegen die Rechtmä-
fekt. Siehe Impfkalender*, Tab. dort. informieren. Die Aufklärung muss vollstän- ßigkeit des Eingriffs abhängt (Körperverlet-
Aufklärung f: engl. information. Ärztliche oder dig, verständlich und beeinflussungsneutral zung). Ohne ausreichende Aufklärung ist ein
psychotherapeutische Information des Patien- sein. Maßnahmen zum Datenschutz müssen Eingriff auch bei Einwilligung des Patienten
ten über alle relevanten Umstände seiner Er- eindeutig dargelegt werden. Die Aufklärung rechtswidrig, weil dieser eine sinnvolle Ent-
krankung und ihrer Behandlung. wird durch eine unterschriftlich zu bestäti- scheidung nur treffen kann, wenn er über de-
Formen: Therapeutische Aufklärung (Siche- gende Einwilligung vervollständigt. Für den ren Bedeutung und Tragweite hinreichend
rungsaufklärung): aus der ärztlichen und psy- Fall einer Ablehnung der Teilnahme an der aufgeklärt worden ist. Ein sog. therapeuti-
chotherapeutischen Fürsorgepflicht ergibt sich Studie muss Patienten eine vollständig sches Privileg hat die Rechtsprechung bislang
die Pflicht den Patienten aufzuklären über: gleichwertige Behandlung zugesichert wer- nicht anerkannt. Ein Unterlassen der Aufklä-
– Besonderheiten seiner Erkrankung den. Material für genetische Untersuchungen rung wird vielmehr nur dann für zulässig ge-
– erforderliche Maßnahmen seitens des Thera- muss anonymisiert oder nach der eingewil- halten, wenn die ernste Gefahr eines schwe-
peuten und des Patienten, um drohende ligten Studie vernichtet werden, damit zu ei- ren seelischen oder körperlichen Schadens
Schäden von ihm abzuwenden (Aufklärung nem späteren Zeitpunkt nicht weitere mole- besteht. 2. Umfang der Aufklärung: Der
über Indikation und Art der Behandlung, kulargenetische Untersuchungen durchge- Umfang der Aufklärungspflicht richtet sich
ggf. Behandlungsalternativen und -risiken) führt werden können, deren Implikationen nach deren Zweck, dem Patienten eine abwä-
– Information des Patienten über therapierich- nicht absehbar sind. gende Wahrnehmung seines Selbstbestim-
tiges Verhalten zur Sicherung des Heilerfol- Rechtlicher Hintergrund: Die Aufklärung steht mungsrechts* zu ermöglichen. Die Aufklä-
ges, zum Schutz vor Unverträglichkeitsrisi- in der Verantwortung des Arztes, eine Delegati- rungspflicht bezieht sich mithin nicht nur
ken, vor Nachteilen einer Überschätzung der on der Aufklärung an Dritte ist bei entsprechen- auf die Risiken des „Ob“, sondern auch auf
Therapie der Qualifikation möglich. Der Arzt ist ver- das „Wie“ des Eingriffs: Sie muss z. B. den
– Unterrichtung der nachbehandelnden Ärzte, pflichtet, in der Patientenakte Einwilligungen Hinweis auf erhebliche Schmerzen einschlie-
Psychotherapeuten und des Patienten selbst und Aufklärungen aufzuzeichnen. Der Arzt ßen. Der Patienten muss ggf. über mehrere,
über Befunde und Zwischenfälle zur recht- trägt im Haftpflichtprozess die Beweislast für konkret zur Wahl stehende Behandlungs-
zeitigen Einleitung einer sachgerechten die ausreichende Selbstbestimmungsaufklä- möglichkeiten und deren Für und Wider un-
Nachbehandlung. rung des Patienten. Versäumnisse bei der thera- terrichtet werden. Generell ergibt sich die In-
Die Aufklärung muss vor Beginn einer Behand- peutischen Aufklärung hat grundsätzlich der tensität der Aufklärungspflicht aus den Um-
lung (und ggf. wiederholt bei im Behandlungs- Patient nachzuweisen. Bei begründetem Ver- ständen des Einzelfalls. Maßgebend sind da-
verlauf nötigen Änderungen) in einer auf die dacht eigener Fehler trifft den Arzt auf Nachfra- bei die Schwere der Auswirkungen, ferner die
Befindlichkeit und Aufnahmefähigkeit des Pati- ge oder zur Abwendung gesundheitlicher Ge- sachliche und zeitliche Notwendigkeit des
enten abgestimmten Form erfolgen. Selbstbe- fahren eine Offenbarungspflicht. Die Informati- Eingriffs, die allgemeine Bekanntheit der
stimmungsaufklärung: Der Arzt muss die für on darf aber zu Beweiszwecken in einem gegen Eingriffsumstände und -folgen, der Bil-
die Entscheidung über einen Heileingriff not- ihn geführten Strafverfahren oder in einem dungs- und Erfahrungsstand sowie die
wendigen Informationen vermitteln, die der Ordnungswidrigkeitsverfahren nur mit seiner Sprachkenntnisse des Patienten (ggf. Dolmet-
verfassungsrechtlichen gewährleisteten Ent- Zustimmung verwendet oder verwertet werden. scher). Die Vermittlung eines im Großen und
schlussfreiheit des Patienten dienen. Dies ist Aufklärungspflicht f: engl. obligation to inform. Ganzen zutreffenden Bildes von Schwere und
Voraussetzung für die Wirksamkeit der Einwil- Ethische und rechtliche Verpflichtung des Arz- Risiko reicht aus, wenn der Patient dadurch
185 Auge

in die Lage versetzt wird, weitere Informatio- Behandlungsfehler: Bei begründetem Ver- – Angststörung*
nen gezielt abzufragen. 3. Risikoaufklä-
rung: Nicht die prozentuale Komplikations-
dacht eigener Fehler mit nicht nur unwesent-
lichen Folgen trifft den Arzt eine Offenba-
– Schizophrenie*
– Substanzstörungen*.
A
dichte eines mit einer Therapie verbundenen rungspflicht*, die in der Regel mit dem Ende Aufmerksamkeitstraining n: engl. attention
Risikos entscheidet letztlich über das Aus- des Vertragsverhältnisses entfällt. Nachträg- training. Sammelbezeichnung für Verfahren, die
maß der Aufklärungspflicht, sondern die Be- lich hat er dagegen nur dann zu informieren, zur Verbesserung der Aufmerksamkeit oder de-
deutung, die dieses Risiko für den Patienten wenn dem unwissenden Patienten schwere ren gezielter Lenkung auf einen bestimmten
haben kann, wenn es sich verwirklicht. Auch Gesundheitsgefahren drohen. Nach dem Pa- Wahrnehmungsbereich eingesetzt werden, z. B.
bei einer vital indizierten Therapie, bei der tientenrechtegesetz gilt: „Sind für den Be- das Attentional-Control-Training. Indikationen
ein Risiko selten ist und sich bei Nichtanwen- handelnden Umstände erkennbar, die die sind z. B. ADHS, Schizophrenie, Angststörun-
dung der Therapie krankheitsbedingt vo- Annahme eines Behandlungsfehlers begrün- gen, Schmerzstörungen und körperliche Be-
raussichtlich mit höherer Wahrscheinlichkeit den, hat er den Patienten über diese auf schwerden.
verwirklichen wird, kann daher eine Aufklä- Nachfrage oder zur Abwendung gesundheit- Aufrichter → Patientenaufrichter
rungspflicht bestehen, wenn das Risiko im licher Gefahren zu informieren.“ Diese Infor- Aufrichtungsreflex m: engl. righting reflex.
Falle seiner Verwirklichung den Patienten mation darf jedoch nur mit Zustimmung des Frühkindlicher Reflex (bis 6. Lebensmonat):
schwer belastet und trotz seiner Seltenheit Behandelnden in einem Straf- oder Bußgeld- durch plötzlichen Druck auf Fußsohle oder Be-
für den Eingriff spezifisch, für den Laien verfahren gegen ihn verwendet werden. rührung in ihrer gesamten Fläche wird die Stre-
überraschend ist. 4. Diagnostische und kos- Auflichtmikroskopie f: engl. dermoscopy; syn. ckung aller Gelenke des entsprechenden Beins
metische Eingriffe: Eine erhöhte Aufklä- Epilumineszenzmikroskopie. Einsatz eines (Stehbereitschaft) ausgelöst bei gleichzeitiger
rungspflicht gilt insbesondere bei diagnosti- Auflichtmikroskops zur diagnostischen Beur- Knie- und Hüftbeugung des anderen. Der Auf-
schen Eingriffen ohne therapeutischen Ei- teilung von Hautveränderungen. Der Einsatz richtungsreflex bedingt das Schreitphänomen*.
genwert und medizinisch nicht indizierten erfolgt deshalb vor allem in der Dermatologie. Aufschiebeverhalten → Prokrastination
kosmetischen Eingriffen („Schönheitsopera- Indikation: Bei der Untersuchung der Haut Aufstoßen → Ruktus
tion“). 5. Neue Maßnahmen: Besondere wird die Auflichtmikroskopie eingesetzt zur Aufwachepilepsie f: engl. awakening epilepsy.
Maßgaben gelten im Bereich der sog. Neu- Unterscheidung von benignen, semimalignen Durch das Auftreten epileptischer Anfälle bis
landmedizin. Will der Arzt keine allseits an- und malignen (pigmentierten) Hauttumoren max. 2 h nach dem Aufwachen charakterisierte
erkannte Standardmethode, sondern eine re- (ABCD*-Regel). Darüber hinaus hilft die Auf- Epilepsie. Sie tritt meist auf im Rahmen einer
lativ neue und noch nicht allgemein einge- lichtmikroskopie auch bei der Differenzialdiag- Epilepsie mit generalisierten tonisch-kloni-
führte Methode mit neuen, noch nicht ab- nose anderer Hautveränderungen. Hilfreich ist schen Anfällen. Aufwachepilepsien sind prog-
schließend geklärten Risiken anwenden, so sie z. B. beim Erkennen von Krätzmilben (Sca- nostisch günstig mit weitgehend normaler kog-
hat er den Patienten auch darüber aufzuklä- bies*). nitiver Entwicklung und sie sprechen meist gut
ren und darauf hinzuweisen, dass unbekann- Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts- an auf Antiepileptika.
te Risiken zurzeit nicht auszuschließen sind. störung → ADHS Aufwachraum m: engl. recovery room. Überwa-
– Weitere Regelungen: 1. Beweislast: Den Aufmerksamkeitseinengung f: engl. cognitive chungsraum für Frischoperierte zur postopera-
Arzt trifft im Haftpflichtprozess die Beweis- tunneling. Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf tiven Überwachung (Monitoring), bei Bedarf
last, dass der Patient genügend aufgeklärt einen einzigen Wahrnehmungsgegenstand oder mit Sauerstoffgabe* und weiteren erforderli-
worden ist. Versäumnisse bei der therapeuti- auf einzelne Teilaspekte komplexer Wahrneh- chen Maßnahmen. Dabei ist das Ziel die Präven-
schen Aufklärung hat indessen grundsätzlich mungsgegenstände mit Störung der simultanen tion bzw. frühzeitige Detektion akut postopera-
der Patient nachzuweisen, da sie rechtlich zu Wahrnehmung mehrerer Reize. Dadurch wird tiv möglicher Anästhesie- oder operationsbe-
den Behandlungsfehlern gezählt werden. das Erkennen von Situationszusammenhängen dingter Störungen (respiratorisch, Übelkeit und
2. Unterlagen: Nach dem Patientenrechtege- erschwert oder verhindert. Erbrechen, kardiovaskulär). Die übliche erfor-
setz* sind dem Patienten Abschriften von Un- Vorkommen: derliche Überwachungszeit beträgt 2–4 h.
terlagen, die er im Zusammenhang mit der – Starke emotionale Reaktionen Aufgaben:
Aufklärung oder Einwilligung unterzeichnet – Halluzinationen* – Postoperative Analgesie*
hat, auszuhändigen. 3. Zeitlicher Abstand: – Wahn* – Volumenersatz*
Der Arzt hat so frühzeitig wie möglich und – neurologische Störungen (z. B. dorsale Simul- – bei Bedarf Nachbeatmung
(außer in Not- und Sonderfällen) jedenfalls tanagnosie, siehe Agnosie*) – Beurteilung des klinischen Zustandes
so rechtzeitig aufzuklären, dass der Patient – u. a. – Verlegungskriterien: 1. suffiziente Schutzre-
noch im Besitz seiner Erkenntnisfähigkeit ist Aufmerksamkeitsstörung f: engl. attentional flexe 2. Spontanatmung 3. ausreichende
und ihm bis zum Eingriff eine unter Berück- disorder. Eingeschränkte Fähigkeit, sich mental Analgesie.
sichtigung der konkreten Umstände ausrei- längere Zeit einem bestimmten Gegenstand zu- Aufwachtemperatur → Basaltemperatur
chende Bedenkzeit zur Abwägung der für zuwenden (Unaufmerksamkeit), sowie Einen- Augapfelprellung → Contusio bulbi
und gegen den Eingriff sprechenden Gründe gung und Schwankungen der Aufmerksamkeit. Auge n: engl. eye; syn. Oculus. In der knöcher-
und zur Wahrung seiner Entscheidungsfrei- Vorkommen: nen Orbita gelegenes paariges Organ, das zu-
heit bleibt. 4. Weitere besondere Informa- – Schlaganfall* sammen mit dem Sehnerv (N. opticus) das Seh-
tions- und Auskunftspflichten ergeben – Schädelhirntrauma und andere neurologi- organ bildet und visuelle Reize* an die Sehzent-
sich für den Arzt unter Umständen im Hin- schen Erkrankungen mit Beteiligung des ren* weiterleitet. Zum Auge zählen neben dem
blick auf wirtschaftliche Bewandtnisse und ZNS (z. B. hirnorganisches Psychosyndrom*) Augapfel auch Hilfseinrichtungen, die das Auge
in Zusammenhang mit der Datenverarbei- – ADHS* schützen und bewegen, z. B. Augenmuskeln*
tung (Auskunftsanspruch*). 5. Verdacht auf – Depression* und Augenlider.
Augenabstand 186

Augenbad n: engl. eye bath. Spülung der Augen he Abb.): 1. Betroffene haben Defizite bei der
A in einer mit Arzneimittellösung gefüllten Au-
genbadewanne*, die für 10 min bei geöffnetem
Verfolgung sehr schneller Zielobjekte (v. a.
bei vorhersagbarer Geschwindigkeit) 2. da
Auge an die Augenpartie gepresst wird. Die An- diese Defizite auch außerhalb florider Phasen
wendung erfolgt nach ärztlicher Anordnung sowie bei Angehörigen 1. Grades auftreten,
z. B. bei Konjunktivitis*. wird eine Rolle als Marker für mit Schizo-
Augenbadewanne f: engl. eye cup. Ovales Ge- phrenie assoziierte Genotypen diskutiert
fäß aus Glas oder Kunststoff zur Anwendung – Störungen der Augenbewegungen finden
beim Augenbad*. Das Auge wird von dem scha- sich auch bei Autismus und posttraumati-
lenförmigen Gefäß umschlossen und in ausrei- scher* Belastungsstörung.
chend Flüssigkeit gespült. Siehe Abb. Augendruckversuch → Reflex, okulokardialer
Augendurchleuchtung, diasklerale → Dia-
phanoskopie
Augenfundus → Augenhintergrund
Augenhintergrund m: engl. ocular fundus; syn.
Fundus oculi. Innenseite des Augapfels, beste-
hend aus Retina*, Chorioidea, Lederhaut, Papil-
le, Makula* sowie deren Blutgefäßen. Der Au-
genhintergrund wird mittels Augenhinter-
grundspiegelung untersucht.
Augeninnendruck m: engl. intraocular pressure;
Auge syn. intraokularer Druck. Druck im Augeninne-
ren, der mit der Menge des Kammerwassers,
Augenbadewanne [171]
aber nicht mit dem Blutdruck korreliert. Ein
dauerhaft erhöhter Augeninnendruck schädigt
Aufbau: Das Auge (siehe Abb.) setzt sich zusam- Augenbewegungen f pl: engl. eye movements; meistens den Sehnerven und führt zu typischen
men aus dem syn. Okulomotorik. Willkürliche oder unwill- Gesichtsfeldausfällen bis hin zur Erblindung.
– Augapfel: dient der eigentlichen Aufnahme kürliche Bewegungen der Augen. Physiologi- Der Augeninnendruck wird mittels Tonomet-
visueller Informationen; diese werden über sche Augenbewegungen erfolgen in der Regel rie* gemessen.
Sinneszellen der Retina* aufgenommen, in gleichsinnig in linkem und rechtem Auge, um Referenzbereich: Der Normwert beträgt 15 +/
elektrische Reize umgewandelt und an die Gegenstände zu fixieren. Pathologische Augen- ⴚ 3 mmHg (bzw. 1,995 kPa +/ⴚ 0,399 kPa). Bei
Sehzentren des Gehirns weitergeleitet (vgl. bewegungen wie ein pathologischer Nystag- dünnen Hornhäuten liegt er um 1 mmHg hö-
hierzu Sehbahn* und Sehen) mus* kommen bei Augenmuskellähmungen so- her, bei dicken um 1 mmHg niedriger. Der Au-
– Hilfsstrukturen: sorgen für eine mechanische wie zerebellaren und Hirnstammsyndromen geninnendruck unterliegt einer zirkadianen
Ausrichtung des Auges auf Objekte und den vor. Rhythmik und ist morgens nach dem Aufwa-
Schutz vor schädigenden Umwelteinflüssen; Klinische Bedeutung: chen am höchsten.
dazu zählen: 1. äußere Augenmuskeln (Mm. – Ruckartige Augenbewegungen werden bei Regulation: Das Kammerwasser wird vom Zili-
externi bulbi oculi) 2. Augenbrauen (Superci- der psychotherapeutischen Therapiemethode arkörper produziert und in die hintere Augen-
lia) 3. Augenlider (Palpebrae*) 4. Bindehaut EMDR (Eye* Movement Desensitization and kammer sezerniert. Von dort fließt es durch die
(Conjunctiva) 5. Tränenapparat (Apparatus Reprocessing) angewendet Pupille in die vordere Augenkammer, die es
lacrimalis). – Störungen der smooth pursuit eye move- über den Schlemm-Kanal im Kammerwinkel
Klinischer Hinweis: Zahlreiche Erkrankungen ments (SPEM) bei sich bewegenden Zielob- verlässt. Bei Abflussstörungen (z. B. beim Glau-
des Auges führen zu Einschränkungen des Seh- jekten sind bei Schizophrenie gut belegt (sie- kom*, Abb. 2 dort) ist der Augendruck erhöht.
vermögens. Zu den häufigsten zählen:
– Kurzsichtigkeit
– Weitsichtigkeit
– Katarakt*
– Glaukom*
– Diabetische Retinopathie*.
Augenabstand: engl. interpupillary distance;
syn. Pupillendistanz. Abstand zwischen den
Augen. Er wird anhand des Abstands zwischen
den Pupillenmittelpunkten (sogenannter Pupil-
lenabstand) gemessen. Der Normwert beträgt
bei Erwachsenen 63 +/ⴚ 3 mm, bei Neugebore-
nen 39 +/ⴚ 3 mm. Der Pupillenabstand ist wich-
tig für eine korrekte Brillenanpassung.
Beurteilung: Ein sehr großer Abstand wird als
Hypertelorismus*, ein sehr kleiner als Hypote-
lorismus bezeichnet. Augenbewegungen: Augenbewegungen (SPEM) bei Kontrollperson und Person mit Schizophrenie.
187 Aura

Weitere Ursachen für einen erhöhten Augenin- – innere Augenmuskeln: 1. M. ciliaris im Zili- wendet). Bei höherer Konzentration sind irre-
nendruck sind z. B. intraokulare Tumoren, Con-
tusio bulbi sowie das Sturge-Weber-Syndrom.
arkörper*: Er vollzieht über den Mechanis-
mus der Linsenkrümmungsänderung die Ak-
versible Augenschädigungen möglich.
Augenspiegel m: engl. ophthalmoscopy. Instru-
A
Mögliche Ursachen für einen erniedrigten Au- kommodation. 2. M. sphincter pupillae in ment zur Untersuchung des Augenhinter-
geninnendruck sind Netzhautablösung, Contu- der Iris*: Er verengt die Pupille. 3. M. dilata- grunds*. Zur direkten Ophthalmoskopie* ist
sio bulbi oder osmotische Hypotonie, z. B. tor pupillae zwischen Iris und Pigmentepi- der Augenspiegel (Ophthalmoskop) in der Regel
durch Urämie. thel: Er erweitert die Pupille und ist zu einem ausgestattet mit elektrischer Lichtquelle, evtl.
Augenkammern f pl: engl. chambers of eyeball; kleinen Teil auch an der Akkommodation be- mit vorschaltbaren Lochmasken oder Filtern.
syn. Camerae bulbi. Mit Kammerwasser* gefüll- teiligt. Zum Ausgleich von Refraktionsfehlern des Pati-
te Räume zwischen der Rückseite der Hornhaut Augenpflege f: engl. ophthalmic care. Maßnah- enten oder des Arztes ist die Vorschaltung von
(Cornea*) und der Vorderfläche des Glaskörpers men zur Prophylaxe und Therapie von Augen- Linsen vor die Sichtöffnung möglich.
(Corpus vitreum) des Auges. Man unterscheidet erkrankungen oder zur Minimierung der Ge- Augenverätzung f: Verätzung des Auges durch
eine vordere Augenkammer von einer hinteren fahren für die Augen. Sie unterteilt sich in die Laugen oder Säuren. Die wichtigste Erste-Hilfe-
Augenkammer. Abflussstörungen des Kammer- allgemeine Augenpflege beim gesunden Auge Maßnahme ist die sofortige Spülung des Auges
wassers führen zu einer Erhöhung des Augenin- und die spezielle Augenpflege bei Augenerkran- mit Wasser, außer bei Branntkalk oder Zement
nendrucks* und Schädigungen der Netzhaut. kungen, fehlendem Lidschlag* (z. B. bei Be- (hier darf keine Spülung erfolgen).
Augenlid → Palpebrae wusstlosigkeit*, Fazialislähmung), Austrock- Augenzittern → Nystagmus
Augenmuskellähmung f: engl. ocular muscle nung des Auges sowie nach Operationen. Auge, trockenes n: syn. Keratoconjunctivitis
paralysis; syn. Ophthalmoplegie. Lähmung eines Allgemeine Augenpflege: sicca. Unzureichende Benetzung der Augen
oder mehrerer Augenmuskeln, meist infolge – Waschen des Gesichts mit klarem Wasser mit durch eine gestörte Tränenproduktion. Dies
von Unfällen oder Krankheiten. Durch die ein- Wischrichtung vom äußeren Augenwinkel führt zu einer Entzündung der Augenoberflä-
geschränkte Beweglichkeit des Auges resultiert zur Nase che mit Augenbrennen und Sehstörungen. Ur-
ein Lähmungsschielen (Strabismus* paralyticus) – bei Überanstrengung der Augen (z. B. durch sachen sind Sjögren*-Syndrom, Dysfunktion
mit Diplopie*. stundenlange Bildschirmarbeit) Augenent- der Meibom-Drüsen, Rosazea, Diabetes sowie
Ursachen: lastungstraining überlanges Kontaktlinsentragen. Therapiert
– Hirntumor* – vitaminreiche Ernährung (besonders Vitamin wird mit Tränenersatzmitteln.
– Schlaganfall* A, C und E) Formen:
– Polyneuropathie* – Schutz vor Infektionen der Bindehaut (z. B. – Hyposekretorische Form durch Störungen
– Multiple* Sklerose durch gründliches Händewaschen vor dem der wässrig-muzinösen Tränenfilmanteile
– Enzephalitis*, Meningitis*, Myositis* Einsetzen von Kontaktlinsen) und Verletzun- – hyperevaporative Form durch Störungen der
– endokrine Ophthalmopathie*. gen (z. B. durch Verwendung von Schutzbril- Lipidanteile der Tränen
Angeborene Ursachen sind selten (z. B. Stilling- len) – kombinierte Störungen.
Türk-Duane-Syndrom beiAplasie* der Augen- – Reinigen von Brille oder Kontaktlinsen. Augmentation f: Begriff mit mehreren Bedeu-
muskelkerne). Spezielle Augenpflege: Ziele: tungen. Meist wird unter Augmentation die
Einteilung: Nach Lokalisation der Störung: – Anfeuchten der Hornhaut verstärkte Wirkung eines Arzneimittels durch
– Periphere Augenmuskellähmung: Störung – Verhindern von Infektionen der Bindehaut zusätzliche Gabe einer anderen Substanz ver-
von Augenmuskeln oder Nerven der Augen- des Auges (Konjunktiva) standen, ein Phänomen, das therapeutisch ein-
muskeln – Applikation von Arzneimitteln. gesetzt wird. Zum anderen meint Augmentati-
– faszikuläre Augenmuskellähmung: Störung Durchführung: on bei Restless*-Legs-Syndrom die rasche Zu-
des Fasciculus longitudinalis medialis, der – Steril arbeiten nahme der Beschwerden unter Medikation trotz
im Mittelhirn die Augenmuskelkerne koor- – Patient liegt oder legt den Kopf in den Na- Dosissteigerung.
diniert cken, Blickrichtung nach oben Augmentationsplastik f: engl. augmentation.
– zentrale Augenmuskellähmung: Störung – ggf. Reinigung der Augen (bei geschlossenen Plastische Operation zur Defektfüllung oder
von Augenmuskelkernen. Augen): 1. Reinigen der Augenlider von au- Verstärkung einer anatomischen Struktur. Sie
Augenmuskeln m pl: engl. ocular muscles; syn. ßen nach innen zur Ablösung vorhandener wird angewendet u. a. zur Verstärkung von Bän-
Augenmuskulatur. Muskeln im Bereich des Au- Verkrustungen mit einer mit destilliertem dern oder Sehnen (z. B. Achillessehne, Lig. pa-
ges. Sie lassen sich unterteilen in innere, glatte Wasser oder physiologischer Kochsalzlösung tellae), im Gesichtsbereich zum Aufbau eines
und äußere, quergestreifte Augenmuskeln. Die getränkten sterilen Kompresse 2. für jede atrophierten Kiefers und zur Mammaaugmen-
inneren Augenmuskeln dienen der Akkommo- Wischbewegung eine neue Kompresse benut- tation*.
dation* der Linse* und Anpassung der Pupillen- zen 3. evtl. Auge trockentupfen Augmentationszystoplastik → Blasenerwei-
weite. Die äußeren Augenmuskeln sorgen für – verordnete Augentropfen oder Augensalben terungsplastik
die willkürliche Ausrichtung des Augapfels in in den Bindehautsack applizieren AUL: Abk. für akute undifferenzierte Leukämie
Blickrichtung. – ggf. einen Augenverband anlegen. → Stammzellenleukämie
Einteilung: Augenreizstoffe m pl: engl. eye irritants. Flüssi- Aura f: Wahrnehmungen unmittelbar vor ei-
– Äußere Augenmuskeln: 1. gerade Augenmus- ge oder feste Substanzen, die im Auge sofort nem epileptischen Anfall* oder vor einer Migrä-
keln mit: I. M. rectus superior bulbi II. M. Tränenfluss, Brennen, Lidkrampf und Lid- ne: sensibel (z. B. Taubheitsgefühl, Kribbeln),
rectus inferior bulbi III. M. rectus medialis schluss verursachen, wie Bromaceton, Benzyl- sensorisch (z. B. Geruchs- oder Geschmacksau-
bulbi IV. M. rectus lateralis bulbi 2. schräge bromid, Cyanide, Chlor- oder Bromacetophe- ra), vegetativ (epigastrische Aura) oder psy-
Augenmuskeln mit: I. M. obliquus superior non, Chlorpikrin sowie Bromessigester, Xylyl- chisch (Glücks-, Angstgefühl, Déjà-vu-Erlebnis),
bulbi II. M. obliquus inferior bulbi bromid und Acrolein (z. T. als Tränengas ver- außerdem neurologische Symptome (z. B. Seh-
Aura continua 188

oder Sensibilitätsstörungen, Paresen oder Apha- cher* Signale ausblendet (ignoriert), um Wahr- tozoen (z. B. Trichomonaden) 2. mechanische
A sie).
Aura continua f: Stunden bis Tage anhalten-
nehmung ferner Signale (fare field sensing, z. B.
atriale Detektion ventrikulärer Erregung oder
Reizungen durch Fremdkörper wie Tampons
oder Pessare 3. chemische Reizungen durch
der, im EEG* nachweisbarer fokaler epilepti- ventrikuläre Detektion atrialer Signale) und Scheidenspülungen mit Seifenlösungen oder
scher Anfall* ohne Einschränkung von Bewusst- Crosstalk zu verhindern. desinfizierenden Substanzen 4. Schmierblu-
sein oder Aufmerksamkeit, entspricht einem Ausbruch m: engl. outbreak. Meist synonym tungen bei Hormonspiegelveränderungen
nonkonvulsiven Status* epilepticus. mit Epidemie*, teilweise aber auch für kleinere unterschiedlicher Ursachen
aural: Zum Ohr gehörend, auf das Ohr bezo- Populationen (z. B. Patienten* in einem Kran- – zervikaler Ausfluss (aus dem Gebärmutter-
gen. Die Wortherkunft ist lateinisch von auris, kenhaus*) verwendete Bezeichnung für eine be- hals, der Zervix): 1. anatomische Veränderun-
Ohr. grenzte Zunahme des Vorkommens einer Infek- gen 2. erhöhte Drüsensekretion bei psychoso-
Aurantiasis cuø tis → Carotinikterus tionskrankheit*, in zeitlichem und räumlichem matischen Reaktionen 3. Infektionen (Gono-
Aurantii amari epicarpium et mesocarpium Zusammenhang über das erwartete Maß hi- kokken, Chlamydien) 4. Tumoren 5. Polypen
→ Pomeranzenschale nausgehend. – korporaler Ausfluss (aus dem Gebärmutter-
Auricula f: engl. auricle; syn. Auricula auris. Ausbruchsmanagement n: engl. outbreak ma- körper, dem Corpus uteri): 1. Entzündungen
Trichterförmiger Teil des äußeren Ohres aus nagement. Planung und Koordination von Maß- 2. Tumoren (Myom, Karzinom) 3. Gewebe-
elastischem Knorpel. Die Auricula umschließt nahmen zur Aufklärung und Beseitigung der reste nach Fehlgeburt
den Porus acusticus externus des äußeren Ge- Ursachen eines Ausbruchs* infektiöser Erkran- – tubarer Ausfluss (aus den Eileitern, den Tu-
hörgangs und trägt zur Weiterleitung des kungen mit dem Ziel, eine weitere Verbreitung ben): 1. sehr selten 2. bei Eileiterkarzinom
Schalls* sowie dem Richtungshören* bei. Abste- dieser Infektionen* wirkungsvoll und zügig zu (große Mengen dünnflüssigen Ausflusses).
hende Ohren sind häufig, haben aber medizi- verhindern und den Ausbruch zu beenden. Maßnahmen:
nisch gesehen keinen Krankheitswert. Hintergrund: Zum Ausbruchmanagement bei – Einhaltung allgemeiner hygienischer Regeln
Aurikularanhänge m pl: engl. auricular append- nosokomialen Infektionen gibt es Empfehlun- – sorgfältige Selbstbeobachtung
ages. Angeborene Fehlbildung des äußeren gen der Kommission für Krankenhaushygiene – gynäkologische Kontrolle bei krankhaften
Ohrs im Bereich des Tragus durch meist einsei- und Infektionsprävention (KRINKO*) beim Ro- Veränderungen
tige Hautduplikaturen, z. T. mit Knorpeleinla- bert Koch-Institut. – Therapie der Grunderkrankung
gerungen, evtl. in Kombination mit Ohrfistel* Ausdauertraining n: engl. endurance training. – ggf. Paartherapie
oder Dysplasie der Ohrmuschel. Siehe Abb. Trainingsform mit dem Ziel, eine bestimmte – keine Scheidenspülungen mit schädigenden
Vorkommen: Bei 0,2–0,5 % aller Neugeborenen; Leistung über einen ausgedehnten Zeitraum zu Substanzen
häufig bei kraniomandibulofazialen Dysmor- erbringen. Dabei unterscheidet man zwischen – keine Vaginaltampons bis zur Ausheilung
phien, z. B. Dysostosis mandibulofacialis und der Dauermethode mit konstanter Belastungs- – Scheidenzäpfchen zum Wiederaufbau eines
Goldenhar*-Symptomenkomplex. intensität und der Intervallmethode mit einem natürlichen sauren Scheidenmilieus.
Wechsel von Belastungen und Pausen. Ausflusstrakttachykardie → Tachykardie,
Anwendung: In der Präventivmedizin, kurati- idiopathische ventrikuläre
ven Medizin und Rehabilitation Ausgleichszeit → Sterilisationskinetik
– Zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit von Ausgussstein m: engl. staghorn calculus. Ein
Herz-Kreislauf-System, Atmungssystem, das Nierenbecken und die Nierenkelche ausfül-
Stoffwechsel und psychischer Verfassung lender großer Nierenstein mit korallenförmiger
(z. B. bei somatoformer Störung und Depres- Gestalt. Symptome bei großen Ausgusssteinen
sion) sind oft nur trüber Harn und Fieber. Sie können
– bei chronischen Gelenk- und Wirbelsäulen- komplett schmerzfrei bleiben. Behandelt wird
schmerzen. primär durch perkutane Nephrolitholapaxie,
Ausfluss → Fluor vaginalis evtl. in Kombination mit Stoßwellenlithotrip-
Ausfluss m: engl. vaginal discharge. Bezeich- sie. Siehe Abb.
nung für meist unblutigen Fluor* genitalis aus
dem Bereich der äußeren weiblichen Ge-
schlechtsorgane, der zyklisch oder im Zusam-
menhang mit sexueller Aktivität auftritt. Klare
weißlich-helle Absonderungen sind im Norm-
bereich. Auffällig sind Veränderungen in Kon-
sistenz, Farbe oder Geruch sowie eitriger Aus-
Aurikularanhänge: mit Haut überzogenenes fluss oder blutige Beimischungen.
Knorpelstück am Vorderrand des Tragus. [218] Ursache:
– Vestibulärer Ausfluss (aus dem Scheidenvor-
Aurikulotemporalpunkt m: engl. auriculotem- hof, dem Vestibulum): physiologische Trans-
poral point. Diagnostischer Druckpunkt (vor sudation der sog. Gleitsubstanz durch das Va-
Ausgussstein: Struvit-Ausgussstein aus dem linken
dem Ohr in Höhe des Jochbogens) bei Trigemi- ginalepithel während der sexuellen Erre-
Nierenbecken. [8]
nusneuralgie*. gungsphase
Auris → Ohr – vaginaler Ausfluss (aus der Scheide, der Va- Aushusten → Abhusten
Ausblendzeit f: engl. gating time; syn. Blan- gina): 1. Infektionen durch Bakterien (z. B. Auskultation f: engl. auscultation. Abhorchen
kingzeit. Zeitdauer, in der der Herzschrittma- Chlamydien), Pilze (Candida), Viren oder Pro- der im Körper entstehenden Geräusche und Tö-
189 Austauschtransfusion

ne mit einem Stethoskop. Routinemäßig durch- die Ampulle und entfernt unter drehenden Be- Aussprachestörung f: engl. articulation disor-
geführt werden die Herzauskultation*, die vas-
kuläre Auskultation, d. h. die Erfassung von
wegungen den verhärteten Kot.
Einsatz: Die digitale Ausräumung ist eine Aus-
der. Oberbegriff für kindliche Sprachentwick-
lungsstörungen im phonetisch-phonologischen
A
Strömungs- und Gefäßgeräuschen*, die Lun- nahmebehandlung, wenn alle anderen Maß- Bereich, s. a. Dyslalie*, Artikulationsstörung*.
genauskultation* und die abdominale Auskul- nahmen zur Darmentleerung erfolglos waren, Ausstrichpräparat → Blutausstrich
tation. also Obstipationsprophylaxe (Ernährung, Be- Außenbandruptur f: engl. lateral ligament rup-
Auskunftsanspruch m: engl. right to demand wegung, medikamentöse Unterstützung), ture. Ruptur der Außenbänder eines Gelenks
information. Recht des Patienten auf Auskunft Darmreinigung*, Miniklistier* und Zäpfchen (z. B. Knie, Finger), im engeren Sinn Außen-
über Inhalte ihn betreffender Krankenunterla- zur Stuhlerweichung. Patienten mit Quer- bandriss des oberen Sprunggelenks. Ursache ist
gen, einhergehend mit Einsichtsrecht* in die schnittläsion können zur selbstständigen digi- das Umknicken mit dem Fuß (Supination und
ihn betreffenden Krankenunterlagen. Behan- talen Ausräumung angeleitet werden. Inversion). Symptome sind Schwellung, Häma-
delnde: Rechtsgrundlage ist das verfassungs- Kontraindikationen: Relative tom und Druckschmerz am Außenknöchel. Di-
rechtlich anerkannte Selbstbestimmungsrecht* – Hämorrhoiden und Analfissuren agnostiziert wird klinisch und bildgebend, be-
des Patienten sowie eine vertragliche Neben- – Schwangerschaft handelt wird überwiegend konservativ.
pflicht aus dem Behandlungsvertrag*. Das Ein- – entzündliche Darmerkrankungen Diagnostik:
sichtsrecht* folgt zudem berufsrechtlich aus – akute Unterbauchschmerzen – Körperliche Untersuchung: Verschiebbarkeit
den landesrechtlichen Umsetzungen der Mus- – akute Divertikulitis des Talus nach ventral, sog. Talusvorschub,
ter-Berufsordnungen (§ 11 MBO-PP/KJP, § 10 – angeborene Fehlbildungen des Darmes (z. B. laterale Aufklappbarkeit, Druckschmerz der
MBO-Ä), außerdem aus dem Patientenrechtege- Megakolon). Syndesmose
setz*. Der Auskunftsanspruch reicht jedoch in- Hier ist das ärztliche Einverständnis unabding- – Röntgen: Frakturausschluss, evtl gehaltene
haltlich nur so weit, wie sich angefertigte Un- bar. Röntgenaufnahme
terlagen im Rahmen der Dokumentations- Aussatz → Lepra – MRT: Prüfung auf Syndesmosenbeteiligung.
pflicht* bewegen. Bei EDV-gestützter und auch Ausschabung → Kürettage Therapie:
bei manueller Patientendokumentation, sofern Ausscheider m: engl. carrier; syn. Daueraus- – Bei frischer Außenbandruptur fast aus-
die Patientendaten auf einheitlichen und scheider. Laut Infektionsschutzgesetz* (§ 2 schließlich konservativ-funktionell: ab-
gleichartig aufgebauten Karteikarten erfasst Nr. 6) Bezeichnung für eine Person, die durch schwellende Maßnahmen bei gleichzeitiger
werden, besteht nach den geltenden Daten- Ausscheidung von Krankheitserregern eine In- Sicherung durch Sprunggelenkorthese über
schutzgesetzen eine Auskunftspflicht der spei- fektionsquelle sein kann, ohne selbst krank 6–8 Wochen bei Vollbelastung und physio-
chernden Stelle gegenüber dem Patienten, die oder krankheitsverdächtig zu sein. therapeutischer Behandlung
insbesondere die Tatsache der Datenspeiche- Einteilung: Ausscheider von Krankheitserregern – bei chronischer Instabilität: kontinuierliche
rung und den Inhalt der gespeicherten Daten, werden eingeteilt in orthetische Sicherung oder operativer Ein-
Herkunft und Empfänger der Daten sowie den – Inkubationsausscheider: Ausscheiden der satz einer Bandplastik.
Zweck der Speicherung umfasst. Sozialversi- Erreger bereits vor dem Auftreten klinischer Außenknöchelfraktur → Knöchelfraktur
cherung: Es besteht eine Verpflichtung der Erkrankungen (z. B. Hepatitis* A, AIDS*) Außenranderhöhung → Sohlenerhöhung
Träger der Sozialversicherung* und der Sozial- – Rekonvaleszentenausscheider*: Ausschei- Außenrotation f: engl. Lateral rotation. Drehbe-
hilfeträger gemäß § 15 SGB I, Auskunft über die dung noch nach klinischer Heilung (z. B. wegung einer Extremität um die Längsachse in
sozialen Angelegenheiten nach dem SGB zu er- Ruhr, Diphtherie*) einem Kugel- oder Radgelenk. Die Drehrich-
teilen. Die Auskunftspflicht erstreckt sich auf – Dauerausscheider*: Ausscheidung noch tung weist von vorne gesehen nach außen.
die Benennung der für die Sozialleistungen zu- nach mehr als 3 Monaten nach einer klini- Außenrotationsgang → Gangstörung
ständigen Leistungsträger sowie auf alle Sach- schen Heilung, häufig lebenslang (z. B. Ty- Außenrotationstest der Schulter → Schulter-
und Rechtsfragen, die für die Auskunftssuchen- phus* abdominalis). gelenkuntersuchung, funktionelle
den von Bedeutung sein können und zu deren Schutzmaßnahmen: Die zuständigen Behörden Austastung f: engl. palpation. Palpation* des
Beantwortung die Auskunftsstellen imstande treffen notwendige Schutzmaßnahmen zur Ver- Abdomens oder von Körperhöhlen ohne Sicht-
sind. hinderung der Verbreitung von übertragbaren kontrolle, z. B. rektale oder vaginale Untersu-
Auskunftspflicht → Auskunftsanspruch Krankheiten*. Hierzu gehören z. B. die Be- chung.
Auskunftspflicht → Offenbarungspflicht obachtung, berufliche* Tätigkeitsverbote und Austauschtransfusion f: engl. exchange trans-
Auslegungsstörfall → Unfall, größter anzu- das Verbot bestimmte Orte zu betreten oder zu fusion. Bluttransfusion* mit dem Ziel der Ent-
nehmender verlassen, bis die notwendigen Schutzmaßnah- fernung schädigender Bestandteile im Blut
Ausnutzungskoeffizieø nt m: engl. absorption men getroffen wurden. durch dessen weitgehenden Ersatz mit Spen-
ratio. Verhältnis der im Darm resorbierten Ausscheidersystem → Sekretorsystem derblut. Unterschieden werden die Einwegme-
Nährstoffe zur Gesamtmenge der mit der Nah- Ausschlag → Exanthem thode mit Blutzufuhr und -entnahme im Wech-
rung aufgenommenen Nährstoffe. Ausschuss für biologische Arbeitsstoffe m: sel aus dem gleichen, meist venösen Gefäß und
Auspitz-Phänomen → Psoriasis Gremium, welches auf der Grundlage der die Zweiwegmethode mit kontinuierlicher
Ausräumung, digitale f: engl. curage. Entlee- Biostoffverordnung* das Bundesministerium Blutentnahme aus einem anderen Blutgefäß.
rung der Rektumampulle mit dem Finger bei für Arbeit und Soziales in allen Fragen des Ar- Indikationen:
chronischer Obstipation*, Kotsteinen* oder Ent- beitsschutzes* zu biologischen Arbeitsstoffen* – V. a. perinatal: 1. Morbus* haemolyticus feta-
leerungsstörungen z. B. infolge Querschnittslä- berät. Gemäß § 19 Abs. 6 der Biostoffverord- lis mit Hydrops 2. pathologische Hyperbili-
sion. Bei dem links seitlich liegenden Patienten nung führt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz rubinämie* des Neugeborenen (meist bei
führt die Pflegeperson den durch Handschuh und Arbeitsmedizin die Geschäfte des Aus- Morbus* haemolyticus neonatorum) mit Zei-
geschützten sowie eingefetteten Zeigefinger in schusses. chen einer progredienten akuten Bilirubin-
Austin-Flint-Geräusch 190

enzephalopathie (Kernikterus*) oder bei wird Autismus als tief greifende Entwicklungs-
Autismus-Spektrum-Störung:
A Überschreiten der Fototherapiegrenze um
10 mg/dl bzw. bei Überschreiten der Fotothe-
störung klassifiziert.
Autiøsmus, frühkindlicher m: engl. early infan-
Klinische Diagnosekriterien.
rapiegrenze um 5 mg/dl nach unzureichen- tile autism. Tief greifende Entwicklungsstörung, Beeinträchtigung der sozialen Interaktion
dem Therapieerfolg einer Fototherapie*; ca- die sich vor dem 3. Lj. manifestiert und mit in mindestens 2 der folgenden Bereiche:
ve: sehr untergewichtige Frühgeborene (very schweren Kontakt- und Kommunikationsstö- Beeinträchtigung von Blickkontakt, Mimik,
low birth weight, Abk. VLBW) rungen, aufgehobener oder verzögerter Sprach- Gestik
– evtl. auch bei schwerer Intoxikation, Infekti- entwicklung, Stereotypien, häufig Intelligenz- Unfähigkeit, entwicklungsgemäße
on, Transfusionszwischenfall, hepatischem minderung* sowie unspezifischen Symptomen Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen
Koma oder Hyperleukozytose*. (Angst, Wut, Aggressivität, Selbstverletzung) Mangel an Freude oder Interesse, Erfolge
Austin-Flint-Geräusch → Flint-Geräusch einhergeht. Behandelt wird mit Frühförderung mit anderen zu teilen
Australia-Antigen → HBsAg kommunikativen Verhaltens und sozialer Integ- Mangel an sozio-emotionaler Gegenseitigkeit
Austreibungsperiode → Geburt ration durch Verhaltenstherapie und Elternbe-
Austreibungsphase → Geburt ratung. Vorkommen: qualitative Beeinträchtigung der Kommunika-
tion in mindestens einem der folgenden
Austreibungsphase → Systole – V. a. bei Jungen
Bereiche:
Austreibungswehen → Wehen – männlich : weiblich = 3–6 : 1.
Ausweichexpositionstest m: Expositionstest Ätiologie: verzögertes Einsetzen oder völliges Ausbleiben
der Entwicklung gesprochener Sprache
unter kontrollierten Bedingungen mit (struktu- – Meist genetisch (Heredität > 70–90 %)
rell) nicht verwandten Substanz(en) bei diag- – in genomweiter Assoziationsstudie (GWAS) deutliche Beeinträchtigung der Fähigkeit,
nostizierter Überempfindlichkeit oder Allergie, und Kopplungsanalysen bestätigte Suszepti- ein Gespräch zu beginnen oder fortzuführen
z. B. gegenüber einem Arzneimittel, zur Emp- bilitätsgene (MACROD2-Gen und CDH-Gen) Stereotype oder repetitiver Gebrauch
fehlung einer sicheren Alternative. und seltene, aber assoziationsstarke copy der Sprache
Auswurf → Sputum number variation (CNV): Neurorexin-Gen, fehlende Übernahme von entwicklungs-
Auswurffraktion f: engl. ejection fraction; syn. Neuroligin-Gen und Shank3-Gen gemäßen Rollen
Ejektionsfraktion (Abk. EF). Anteil des Schlag- – Risikofaktoren: höheres väterliches, z. T. beschränkte Verhaltensweisen, Interessen und
volumens (SV) an der Blutmenge, die sich am auch mütterliches Alter. Aktivitäten in mindestens einem der folgenden
Ende der Diastole in der Herzkammer befindet Autiøsmus-Spektrum-Störung f: engl. autism Bereiche:
(enddiastolisches Volumen, EDV). Sie wird er- spectrum disorders (Abk. ASD). Bezeichnung für umfassende Beschäftigung mit einer oder
mittelt durch Echokardiografie*, Herzkathete- Autismus*-Störungen mit unterschiedlicher mehreren Interessen von abnormalem Inhalt
risierung* sowie CT*-Angiografie. Der Refe- Ausprägung von qualitativen Beeinträchtigun- und Intensität
renzbereich liegt beim Erwachsenen in Ruhe bei gen der sozialen Interaktion, der Sprache und auffälliges starres Festhalten an bestimmten
≥ 55 % (55–70 %). Kommunikation sowie eingeschränkten und nicht funktionalen Gewohnheiten
Bestimmung: Auswurffraktion = SV/EDV stereotypen* Verhaltensmustern, Interessen motorische Manierismen
und Aktivitäten. Nach umfangreicher Diagnos-
ständige Beschäftigung mit Teilen von
tik anhand klinischer Kriterien, psychologi-
Objekten
scher Testverfahren und nach Ausschluss ande-
rer Erkrankungen wird mit Verhaltenstherapie*
und ggf. Psychopharmaka* behandelt. Epide-
miologie: Syndrom, Williams*-Beuren-Syndrom, An-
– Vor allem bei Jungen (4–6 : 1) gelman-Syndrom, Prader-Willi-Syndrom,
– Prävalenz* ca. 1 % der Bevölkerung im Kin- Down*-Syndrom, Joubert-Syndrom, Lujan-
LV-EF (linksventrikuläre Ejektionsfraktion): ist desalter. Fryns-Syndrom, Möbius-Kernaplasie und So-
der Kardinalparameter für die systolische links- Formen: tos-Syndrom
ventrikuläre Pumpfunktion. – Der Begriff Autismus-Spektrum-Störung er- – Störung der Neurotransmittersysteme: 1. im
Klinische Bedeutung: Vermindert bei verschie- setzt in der DSM-V die Begriffe frühkindli- serotoninergem System mit erhöhtem Sero-
denen Erkrankungen des Herzens. cher Autismus*, Asperger*-Syndrom, tief tonin* im Blut und erhöhter Aktivität des Se-
Auswurfvolumen → Schlagvolumen greifende Entwicklungsstörung und sog. rotonintransporters 2. Hinweise für Störun-
Autakoide n pl: engl. autacoids. Sammelbe- childhood disintegrative disorder gen des dopaminergen* Systems ergeben sich
zeichnung für endothelial gebildete, vasoaktive – Einteilung in: 1. frühkindlicher Autismus aus der Wirkung von atypischen Neurolepti-
Gewebehormone* mit v. a. parakriner oder au- 2. Asperger-Syndrom 3. atypischer Autismus ka sowie der klinischen Symptomatik (Dopa-
tokriner Wirkung. Dazu gehören z. B. EDRF, 4. sonstige und nicht näher bezeichnete tief min vermitteltes repetitives und stereotypes
Prostazyklin*, EDHF, Endothelin*, Histamin*, greifende Entwicklungsstörung. Verhalten).
Serotonin*, Angiotensin* II und Bradykinin*. Ätiologie: Klinik:
Autiøsmus m: engl. autism. Störung der Wahr- – Genetisch: 1. 36–96 % Konkordanz* bei einei- – Beeinträchtigung der sozialen Interaktion,
nehmung und Informationsverarbeitung mit igen Zwillingen (0–30 % bei zweieiigen) qualitative Beeinträchtigung der Kommuni-
resultierenden Problemen in den Bereichen In- 2. Suszeptibilitätsloci 2q, 3q25–27, 3p25, kation und beschränkte Verhaltensweisen,
teraktion, Kommunikation und Verhalten. Die 6q14–21, 7q31–36, 17q11–21, 7q22–32 Interessen und Aktivitäten (siehe Tab.)
Bezeichnung geht auf Bleuler (1914) zurück 3. Vorkommen bei monogenen Erkrankun- – die Kommunikationsdefizite führen dazu,
und deutet auf die Unfähigkeit hin, eine Bezie- gen wie Fragiles*-X-Syndrom, Neurofibro- dass Betroffene bei Konversationen inad-
hung zu Menschen einzugehen. Von der WHO matose* (Typ 1), tuberöse Sklerose*, Rett*- äquat reagieren, non-verbale Kommunikati-
191 AutoFlow

on fehlinterpretieren und Schwierigkeiten Selbstschädigung*, Selbstverletzung* oder Au- gekoppelt. Episoden von großer Bedeutung für
haben, adäquate gleichaltrige Freundschaf-
ten zu finden
tomutilation*.
Vorkommen: Häufig im Rahmen schwerer psy-
das Individuum können durch Selbstreflexion
wieder aufgerufen werden.
A
– Betroffene zeigen eine starke Abhängigkeit chischer Störungen: Inhalte: Das autobiografische Gedächtnis ent-
von Alltagsroutinen, reagieren empfindlich – Borderline*-Persönlichkeitsstörung hält Informationen über:
auf Veränderungen ihrer Umwelt oder fokus- – dissoziale Persönlichkeitsstörung* – Länger andauernde Lebensabschnitte (z. B.
sieren auf inadäquate Items – dissoziative* Störung Kindheit)
– Symptome müssen seit früher Kindheit be- – Schizophrenie*. – allgemeine Ereignisse des öffentlichen Le-
stehen, auch wenn sie häufig erst später er- Autoantikörper m sg, pl: engl. autoantibodies. bens, die mit dem persönlichen Leben in Ver-
kannt werden, z. B. wenn die sozialen Anfor- Gegen körpereigene Antigene gerichtete Anti- bindung standen
derungen die kommunikativen Fähigkeiten körper*, beispielsweise gegen Oberflächenanti- – ereignisspezifisches Wissen, das u. a. Sinnes-
der Patienten übersteigen. gene, Rezeptoren*, Nukleinsäuren* oder Protei- eindrücke, Emotionen, Ort und Zeit konkre-
Diagnostik: ne*. Die Genese ist genetisch (z. B. HLA-Typ), ter persönlicher Erlebnisse beinhaltet.
– Klinische Kriterien (siehe Tab.) immunologisch (z. B. Kreuzreaktivität oder de- Klinische Bedeutung: Das autobiografische Ge-
– psychologische Testverfahren: 1. allgemeine fekte Apoptose) oder exogen bedingt (z. B. In- dächtnis ist für das Selbstbild, soziale Beziehun-
standardisierte Entwicklungs- und Intelli- fektion, molekulare Mimikry*, Arzneimittel). gen und die Handlungsplanung unerlässlich.
genztests 2. spezifische standardisierte Inter- Autoantikörper sind v. a. bei Autoimmuner- Beeinträchtigungen des autobiografischen Ge-
views, Skalen und Beobachtungsverfahren, z. krankungen nachweisbar. dächtnisses sind:
B. Autismus-Diagnostik-Interview Reviced Formen: Bei Diabetes mellitus Typ 1 lassen sich – Infantile Amnesie/frühkindlicher Gedächt-
(ADI-R) oder autism diagnostic observations Insulin-Autoantikörper gegen verschiedene An- nisverlust: entwicklungsbedingte Unfähig-
schedule-generic (ADOS-G) teile der Inselzellen des Pankreas* nachweisen keit, sich an Ereignisse der sehr frühen Kind-
– EEG* (siehe Abb.). heit zu erinnern
– Seh- und Hörtestung – retrograde Amnesie*: Störung des Altge-
– Chromosomenanalyse, array comparative ge- dächtnisses mit Verlust oder Verminderung
nomic hybridization (Array-CGH) und mole- autobiografischer Erinnerungen
kulargenetische Diagnostik bezüglich Fragi- – Symptom bei bestimmten psychischen Stö-
les-X-Syndrom rungen (z. B. Overgeneral* memory, False-
– metabolische Untersuchung memory-Syndrom) und im Alter (z. B. AAMI).
– MRT: möglicherweise überdurchschnittliche Untersuchungsmethoden:
Vergrößerung des Gehirnvolumens bereits – Galton-Cuing-Technik: Präsentation eines
mit 6 Monaten. Wortes als Hinweisreiz für persönliche, mit
Ein fehlendes pathognomonisches* Verhaltens- dem Hinweisreiz in Verbindung stehende Er-
merkmal und die große phänotypische Variabi- lebnisse
lität sind mitverantwortlich für die verzögerte – Autobiographic Memory Interview: semi-
Früherkennung. strukturiertes Interview zu bestimmten Le-
Therapie: bensabschnitten
– Multimodale Behandlungsprogramme, v. a. – Tagebuchstudie
verhaltensorientierte, direkte und struktu- – eigene Datierung von Erlebnissen anhand
rierte Behandlungsmethoden von Hinweisreizen oder gezielter Fragestel-
– die verhaltenstherapeutischen Ansätze soll- Autoantikörper: Inselzell-Autoantikörper (ICA); Pank- lung
ten Sprachanbahnung, Förderung der reasinsel im Kryostatschnitt eines frischen humanen – Life-Chart-Methode.
sprachlichen Kommunikation, Förderung Pankreas. Fluoreszeinmarkierte zytoplasmatische ICA Autocapture: syn. Automatic capture. Auto-
der sozialen Interaktion und Kommunikati- binden an Zytoplasmabestandteile der Inselzellen; matische Bestimmung der Reizschwelle und
on beinhalten (Aufbau von Verhaltensweisen) die Kerne sind ausgespart. [178] Einstellung der Impulsenergie als program-
– die Reduktion von Selbststimulation, Stereo- mierbare Funktionalität des Herzschrittma-
typen und selbstverletzendem Verhalten so- Autoaugmentation → Blasenerweiterungs- chers. Dadurch verlängert sich die Batterieleis-
wie die Reduktion von Wutausbrüchen und plastik tung bei Sicherung einer effektiven Stimula-
aggressivem Verhalten (Abbau von Verhal- Autobiografisches Gedächtnis n: engl. auto- tion.
tensweisen) sollten berücksichtigt werden biographical memory. Gedächtnis für das gelebte autochthon: engl. autochthonous. An Ort und
– Psychopharmaka können symptomatisch Leben der eigenen Person, die mentale Reprä- Stelle bzw. ohne äußere Einwirkung entstan-
ausgerichtet eingesetzt werden, z. B. flankie- sentation der eigenen Biografie. den.
rende Stimulanzientherapie zur Verbesse- Speicherung: Autobiografische Gedächtnisin- Autoeroø tik f: engl. autoerotism. Eine auf den
rung der Selbststeuerung oder Einsatz atypi- halte werden im Langzeitgedächtnis gespei- eigenen Körper gerichtete sexuelle Aktivität, bei
scher Neuroleptika zur Reduktion aggressi- chert, wobei im episodischen Gedächtnis per- der sexuelle Stimulation und Befriedigung oh-
ven Verhaltens. sönliche Erlebnisse und im semantischen Ge- ne Beteiligung anderer Personen erfolgen, z. B.
Autoagglutinine → Autohämagglutinine dächtnis autobiografische Fakten abgelegt wer- Masturbation*.
Autoaggression → Aggression den. Die langfristig gespeicherten autobiografi- AutoFlow: Optionale Zusatzfunktion eines Ge-
Autoaggression → Autoimmunkrankheit schen Gedächtnisinhalte werden vom emotio- räteherstellers (eingetragenes Warenzeichen)
Autoaggression f: Aggression*, die sich gegen nalen Zustand zum Zeitpunkt des Erlebnisses für einen volumengesteuerten Beatmungsmo-
die eigene Person richtet, z. B. in Form von beeinflusst und sind eng an das Bewusstsein* dus bei der Beatmung.
Autofluoreszenzbronchoskopie 192

Autogenes Training n: engl. autogenous train- Autoimmunität f: engl. autoimmunity; syn. Au-
A ing. Autosuggestive Entspannungsmethode zur
Beeinflussung autonomer, zentralnervöser und
tosensibilität. Gegen körpereigene antigene
Substanzen (Autoantigene) gerichtete Immun-
psychischer Funktionen, die von J. H. Schultz reaktion (Verlust der Toleranz) mit Bildung von
aus der Hypnose* entwickelt wurde und bei ver- Autoantikörpern und spezifischen autoreakti-
schiedenen Erkrankungen eingesetzt wird. ven B- und T*-Lymphozyten. Autoimmunität
Prinzip: kann Organsysteme und den Gesamtorganis-
– Konzentration auf autosuggestive Formeln mus schädigen (Autoimmunkrankheit*).
(Suggestion) Ursachen:
AutoFlow: dezelerierender Inspirationsflow, dagegen – Beeinflussung psychovegetativer Funktionen – Aufhebung der normalerweise gegenüber
konstanter inspiratorischer Flow bei volumen- durch verbale Affirmation körpereigenen Geweben bestehenden Im-
gesteuerter Beatmung. – geübtes Empfinden von Schwere, Wärme, muntoleranz* (sog. Selbsttoleranz) infolge
Kühle, Atmung, Herztätigkeit u. a. führt zu von Störungen der Selbsterkennung oder der
einer Wahrnehmungseinengung mit Beruhi- Kontroll- und Regulationsmechanismen des
Technik: gung der vegetativen Funktionen und damit Immunsystems zur Begrenzung von Autoim-
– Automatische Regulation des Inspirations- zu einer ruhigeren Atem- und Herzfrequenz munreaktionen (v. a. durch regulatorische T-
flow als dezelerierender Inspirationsflow im sowie zu muskulärer Entspannung Zellen)
Gegensatz zum sonst üblichen konstanten – Durchführung in 3 Stufen: 1. Grundstufe mit – Kontakt mit körpereigenen antigenen Subs-
inspiratorischen Flow bei volumengesteuer- Induktion von Empfindungen wie Schwere, tanzen (z. B. bei Verletzung, Entzündung),
ter Beatmung (siehe Abb.) Kühle, Wärme u. ä. 2. Mittelstufe mit Ein- gegen die keine Selbsttoleranz besteht, da sie
– automatische Regulation des Inspirations- übung individuell bedeutsamer Kernsätze normalerweise vom Kontakt mit dem Im-
drucks. (z. B. „Ich bin gelassen.“) 3. Oberstufe mit munsystem ausgeschlossen sind (Augenlin-
Ziel ist die Applikation des voreingestellten Imagination von symbolträchtigen Bildern senproteine, Gehirnbestandteile) oder erst
Atemzugvolumens (Tidalvolumen) mit mög- (katathym-imaginative Psychotherapie*), nach der Embryonalentwicklung entstehen
lichst niedrigem Inspirationsdruck und somit Konzentration auf Selbsterkenntnis fördern- (z. B. Spermien)
Reduktion des Atemwegsspitzendrucks. Wäh- de Fragen, das Selbst akzeptierende Instruk- – Veränderung körpereigener Substanzen
rend des gesamten Atemzyklus ist die ungehin- tionen (z. B. eigene Stärken und Schwächen durch Arzneimittel oder Mikroorganismen
derte Spontanatmung des Patienten möglich. annehmen) und sinnstiftende Kontemplatio- im Sinne von Autoantigenen oder Bildung
Auch bei Spontanatmung mit individueller Va- nen abstrakter Werte neuer Proteine im Rahmen von Neoplasien
riation des Atemzugvolumens wird unter Auto- – kann nach Einübung auch ohne Arzt oder – Kontakt mit körperfremden Antigenen (z. B.
Flow im zeitlichen Verlauf ein konstantes Therapeuten durchgeführt werden. Mikroorganismen) und molekulare Mimi-
Atemzugvolumen erreicht, ebenso bei Ände- Indikationen: kry* mit Kreuzreaktion*.
rung der pulmonalen Compliance. – Verschiedene psychische Störungen, z. B.: Autoimmunkrankheit f: engl. autoimmune dis-
Autofluoreszeø nzbronchoskopie f: engl. auto- 1. Schlafstörungen* 2. Somatisierungsstö- ease; syn. Autoaggressionskrankheit. Erkran-
fluorescence bronchoscopy. Bronchoskopisches rung* 3. Angststörung* kung durch Autoimmunreaktion. Unterschie-
Verfahren zur Früherkennung des Lungenkarzi- – Regulierung psychophysiologischer Dys- den werden organspezifische (z. B. Diabetes
noms*. Die Bronchialschleimhaut wird mit La- funktionen, z. B. im Rahmen von: 1. Asthma* mellitus Typ I) und nicht organspezifische (z. B.
serlicht bestrahlt. Je nach Oberflächenbeschaf- bronchiale 2. Erkrankungen des rheumati- rheumatoide Arthritis) Autoimmunkrankhei-
fenheit der Schleimhaut wird Autofluoreszenz- schen Formenkreises 3. Obstipation* 4. Hy- ten sowie Mischformen (z. B. Sjögren-Syndrom).
licht unterschiedlicher Wellenlänge bzw. Farbe pertonie 5. Schmerzen 6. Nachbehandlung Diagnostisch wichtig ist der Nachweis von Au-
emittiert und so verdickte Schleimhaut (Meta- nach Herzinfarkt* 7. Geburtshilfe 8. Sexual- toantikörpern, Behandlung und Prognose hän-
plasien, Carcinoma in situ) sichtbar gemacht. psychotherapie* gen ab von der Ursache.
Autofluoreszeø nzendoskopie f: engl. autofluo- – Stimmtherapie bei Dysphonie*. Hintergrund: Vorkommen
rescence endoscopy. Laserlichtbestrahlung der Kontraindikationen: – Familiär gehäuft
Ösophagusschleimhaut, die je nach Oberflä- – Neigung zu hypochondrischer Selbstbeob- – oft mit HLA*-System assoziiert.
chenbeschaffenheit Autofluoreszenzlicht unter- achtung Einteilung
schiedlicher Wellenlänge bzw. Farbe emittiert. – Depression ohne äußere Ursache – Organspezifische Autoimmunkrankheit
Das Verfahren dient der Früherkennung und – Zwangsstörung mit Immunreaktion ausschließlich gegen
Überwachung der intraepithelialen Neoplasie – sonstige schwere psychische Störung. spezifische Antigene eines Organs oder Or-
bei Barrett*-Ösophagus. Der klinische Stellen- Autohämagglutinine n pl: engl. autohemagglu- gansystems, v. a. von: 1. Schilddrüse (Thyroi-
wert der Autofluoreszenzendoskopie ist noch tinins. Autoantikörper*, die körpereigene Eryth- ditis) 2. Magen (z. B. perniziöse Anämie,
nicht hinreichend evaluiert. rozyten agglutinieren (z. B. Kältehämagglutini- chronische Gastritis) 3. Pankreas (z. B. Diabe-
Indikation: Die Autofluoreszenzendoskopie ne*). Sie verursachen eine (erworbene) hämolyti- tes mellitus Typ 1) 4. Nebenniere (z. B. Addi-
macht neoplastisch veränderte Schleimhaut ab- sche Anämie. son-Krankheit)
grenzbar für eine gezielte Biopsie und andere Autohämolysine n pl: engl. autohemolysins. – nicht organspezifische Autoimmunkrank-
bildgebende Verfahren mit erweiterten Auflö- Hämolysierende Autoantikörper*. heit (Erkrankungen des rheumatischen For-
sungs- und Darstellungseigenschaften. Autohypnose → Selbsthypnose menkreises) mit Immunreaktion gegen Auto-
autogen: engl. autogenous. Vom gleichen Indi- Autoimmunadrenalitis → Addison-Krankheit antigene verschiedener Körpergewebe und
viduum stammend; z. B. autogene Transplanta- Autoimmunhepatitis → Hepatitis, autoim- systemische Ablagerung der Immunkomple-
tion (Empfänger und Spender identisch). mune xe* v. a. in: 1. Gelenken (z. B. bei rheumatoi-
193 Autolyse

der Arthritis) 2. Niere (z. B. systemischer Lu-


Autoimmunsyndrom, polyglanduläres:
pus erythematodes) 3. Haut (z. B. Skleroder-
mie) 4. Muskel (z. B. Dermatomyositis)
Formen. A
– Misch- oder Übergangsformen, z. B. Good- Form Gen Erbgang Manifesta- Klinik
pasture-Syndrom, Myasthenia gravis pseudo- tionsalter
paralytica, Pemphigus vulgaris, bullöses APS 1 (APE- AIRE-Gen AR Kindesalter Hypoparathyreoidismus, Nebennieren-
Pemphigoid, Ophthalmia sympathica, pha- CED-Syndrom) rindeninsuffizienz und chronische mukoku-
kogene Uveitis, autoimmunhämolytische tane Candidose; im Verlauf multiple endo-
Anämie, ITP, primäre biliäre Zirrhose, chro- krine und nicht endokrine Autoimmuner-
nisch-aggressive Hepatitis, Colitis ulcerosa, krankungen
Sjögren-Syndrom, evtl. Multiple Sklerose.
APS 2 vermutlich Erwachsenen- Addison*-Krankheit; im Verlauf weitere
Diagnostik: Immunologischer Nachweis von (Schmidt- polygenetisch alter Autoimmunerkrankungen, z. B. Auto-
Autoantikörpern, z. B. mit Immunfluoreszenz- Syndrom) determiniert immunthyroiditis, Diabetes mellitus Typ 1,
test*, oder von Immunkomplexen. Erkrankungen des rheumatischen Formen-
Therapie: kreises
– Organspezifische Autoimmunkrankheit:
APS 3 (IPEX- FOXP3-Gen XR frühes Säug- Diarrhö und Gedeihstörung; im Verlauf
1. häufig pharmakologisch durch Substituti-
Syndrom) lingsalter Diabetes mellitus Typ 1, Autoimmunthyroi-
onsbehandlung, nichtsteroidale Antiphlogis-
ditis, autoimmunhämolytische Anämie und
tika 2. ggf. operativ: Implantation (z. B. En- Thrombozytopenie, Ekzem; erhöhte
doprothese) oder Transplantation (z. B. Infektanfälligkeit
Niere)
– systemische Autoimmunkrankheit: Immun- APS: Abk. für engl. autoimmune polyglandular syndrome; AR: autosomal-rezessiv; XR: X-chromosomal-
suppressiva*. rezessiv
Autoimmunneutropenie f: engl. autoimmune
neutropenia. Verminderung der neutrophilen
Granulozyten durch Autoantikörper gegen ver- Gallengängen mit Ausbildung von Strikturen. Körper vorhandene Mikroorganismen mit Aus-
schiedene mono- und polymorphe Antigene der Das klinische Bild entspricht der chronischen breitung des Keims und Krankheitserscheinun-
Granulozytenoberfläche. Häufigstes Antigen: Pankreatitis* mit Ikterus*. Differenzialdiagnos- gen. Auslöser einer Autoinfektion sind Orts-
CD16, beispielsweise HNA-1a. Klinisch treten tisch muss stets ein Pankreaskarzinom* ausge- wechsel des Keims (z. B. von der Haut der Hand
gelegentlich gehäuft bakterielle Infektionen schlossen werden. Behandelt wird mit Gluko- zur Nasenschleimhaut), Resistenzminderung,
auf. Granulozytopenie*, möglicherweise gestei- kortikoiden*, die Prognose ist gut. Immunitätsschwäche des Wirtsorganismus
gerte Hämatopoese und Autoantikörpernach- Autoimmun-Polyendokrinopathie → Auto- oder Virulenzsteigerung der Erreger.
weis führen zur Diagnose. Bei komplizierender immunsyndrom, polyglanduläres Autoinflammation → Autoinflammatorische
Infektion sind G-CSF oder hochdosiert IgG in- Autoimmun-Polyendokrinopathie-Candidia- Erkrankungen
diziert. sis-Ektodermaldystrophie-Syndrom → APE- Autoinflammatorische Erkrankungen f pl:
Vorkommen: CED-Syndrom engl. autoinflammatory disease. Seltene, meist
– Als sog. primäre AIN am häufigsten bei Autoimmunsyndrom, polyendokrines → Au- genetisch bedingte Erkrankungen mit systemi-
Kleinkindern im Alter von 1–2 a und spontan toimmunsyndrom, polyglanduläres scher Entzündungsreaktion ohne Anhalt für
nach 1,5–52 Mon. ausheilend Autoimmunsyndrom, polyglanduläres n: zugrundeliegenden Infekt, Allergie oder Auto-
– seltener chronisch in höherem Lebensalter, engl. autoimmune polyglandular syndrome; syn. immunkrankheit. Bei fast allen Formen kommt
meist als sekundäre Autoimmunneutropenie Autoimmun-Polyendokrinopathie. Autoimmu- es zu rezidivierenden Fieberschüben, häufig
bei Grunderkrankungen wie kombiniertem nologisch bedingte Insuffizienz mehrerer endo- Haut- und Augenmanifestationen, Arthritis,
Immundefekt, Kollagenose, Virusinfektion kriner Drüsen und Organe oder -systeme. Sie Abgeschlagenheit, Kopf- und Bauchschmerzen
oder Leukämie. tritt in 3 Formen in Erscheinung, die sich in sowie z. T. schwerwiegenden Folgeschäden wie
Klinik: Häufig Hautinfektion, Otitis media, Gen, Erbgang, Manifestationsalter und Klinik Taubheit, Blindheit oder Niereninsuffizienz.
Mastoiditis, Infektion der oberen Atemwege, unterscheiden. Autointoxikation f: engl. autointoxication.
selten Pneumonie oder Sepsis. Formen: Siehe Tab. Selbstvergiftung durch Stoffwechselprodukte
Therapie: – APS-1, syn. Autoimmun-Polyendokrinopa- des eigenen Körpers, z. B. bei schwerer Leberin-
– Ggf. G-CSF oder hochdosiert IgG, wenn eine thie-Candidiasis-Ektodermaldystrophie-Syn- suffizienz* und Niereninsuffizienz* oder bei
Infektion eine Grunderkrankung oder einen drom: siehe APECED*-Syndrom diabetischem Koma*.
operativen Eingriff kompliziert – APS-2: siehe Schmidt-Syndrom Autoklav m: engl. autoclave. Druckkessel, also
– häufig engmaschige Beobachtung und ggf. – APS-3, syn. X-chromosomales Immundysre- ein gasdicht verschließbarer Druckbehälter, zur
Antibiotikaprophylaxe oder -therapie erfor- gulation-Polyendokrinopathie-Enteropathie- Sterilisation* im gespannten und gesättigten
derlich Syndrom: siehe IPEX*-Syndrom (vgl. MEN*- Wasserdampf. Die Dampfsterilisation* (Auto-
– keine Granulozytentransfusion. Syndrome). klavierung) ist die wirksamste Maßnahme der
Autoimmunpankreatitis f: engl. autoimmune Autoimmunthrombozytopenie → Morbus Sterilisation*.
pancreatitis; syn. autoimmune Pankreatitis; Werlhof autolog → autogen
Abk. AIP. Durch autoimmunologische Prozesse Autoimmunthyroiditis → Thyreoiditis Autolyse f: engl. autolysis. Abbau von Protei-
bedingte chronische Pankreatitis* mit Manifes- Autoinfektion n: engl. autoinfection; syn. nen und lokale Gewebeeinschmelzung durch
tation an Pankreas und häufig an Leber und Selbstansteckung. Infektion* durch bereits im zelleigene Enzyme, die beim Zellzerfall freiwer-
Autolysine 194

den. Autolyse erfolgt ohne Bakerienhilfe. Phy- – im Rahmen jeder AED-Anwendung ist eine
A siologischerweise lösen sich nicht mehr vermeh-
rungsfähige Zellen durch selbstverdauende En-
Rettungsdienst-Alarmierung obligat
– AED-Einsatz darf zu keiner Verzögerung
zyme (Autolysine) auf. Zu einer pathologischen oder Unterbrechung der Herzdruckmassage*
Autolyse kommt es z. B. bei autodigestiver führen
Pankreatitis*. – Auswertung (Analyse und Qualitätsmessung)
Autolysine → Antikörper, zytotoxische nach AED-Anwendung über integrierten Da-
Automatic Tube Compensation: engl. airway tenspeicher des AED.
resistance compensation (ARC); Abk. ATC. Zusatz- Automatiøsmen m pl: engl. automatisms. Un-
funktion am Respirator*. Die ATC dient zur dy- kontrollierte, unbeabsichtigte, z. T. auf einen
namischen Kompensation des erhöhten Atem- auslösenden Reiz hin automatisch ablaufende
wegswiderstands*, der durch den Tubus* (En- Bewegungen oder Sprachäußerungen. Sie tre-
dotrachealtubus* oder Trachealkanüle*) bei ten auf bei Schizophrenie* (z. B. katatone Form),
Spontanatmung* des beatmeten Patienten ent- hirnorganischen Störungen, Verhaltensstörun-
steht (sog. elektronische Extubation). Ohne Automatisierter Externer Defibrillator Abb. 2: Elektro- gen, Tic-Störung (z. B. Tourette-Syndrom) und
ATC müsste zur Überwindung des erhöhten denplatzierung. Querschnittläsion* (spinale Automatismen).
Widerstandes vom Patienten zusätzliche Atem- Formen:
arbeit* geleistet werden. – Störungen der Psychomotorik*
Prinzip: durch intuitive Bedienbarkeit, automatische – Bewegungsautomatismen (Bewegungsstereo-
– Rechnerische Ermittlung des Druckabfalls EKG-Analyse, Piktogramm und sprachgesteuer- typien), z. B. Schlucken, Kauen, Grimassie-
über dem Tubus (abhängig von Tubuslänge te Anweisungen. Siehe Reanimation* Abb. 1 ren, Gehen, Weglaufen, Nachahmen von Be-
und Tubusinnendurchmesser sowie Flow*; dort. wegungen (Echopraxie*), Ausführen befohle-
vgl. Hagen-Poiseuille-Gesetz) und entspre- Indikation: ner Handlungen, auch gegen den eigenen
chende Druckunterstützung – Herzrhythmus mit Defibrillationsindikation Willen (Befehlsautomatismen)
– durch ATC inspiratorische Erhöhung und ex- (Detektion durch AED), konkrete Aufforde- – Sprachautomatismen (Sprachstereotypien),
spiratorische Senkung des Atemwegsdrucks rung zur Defibrillation (Knopfdruck) z. B. häufige Wiederholung von Silben, Wör-
(paw; vgl. Beatmungsdruck*) proximal des – Ziel: Verkürzung des therapiefreien (defibril- tern oder Sätzen (Echolalie*)
Tubus (Druck distal des Tubus in Trachea un- lationsfreien) Zeitintervalls. – Tics: plötzlich einsetzende, unwillkürliche
abhängig vom Tubuswiderstand) Verfügbarkeit: Bewegungen (auch Vokalisationen) von z. T.
– Anwendung bei Weaning* und unterstützten – Als Public Access Defibrillation (PAD) z. B. in komplexer Qualität
Spontanatmungsmodi (siehe Beatmung*). öffentlichen Gebäuden, Bahnhöfen, Flughä- – spinale Automatismen: reflexartige, durch
Automatie → Autorhythmie fen Hautreize oder Muskeldehnung ausgelöste
Automatie → Herzautomatie – Hinweise auf Standorte vorhandener AED Bewegungen nach Querschnittläsion*.
Automatiezentrum → Autorhythmie durch einheitliches Piktogramm (siehe Automatiøsmus m: engl. automatism. Unkont-
Automatiezentrum → Herzautomatie Abb. 1). rollierte, nicht bewusst intendierte, z. T. auf
Automatisierter Externer Defibrillator m: Ablauf: auslösenden Reiz hin automatisch ablaufende
engl. automated external defibrillator; Abk. – Aufforderung zur Elektrodenplatzierung Handlung oder Sprachäußerung. Man unter-
AED. Gerät zur Defibrillation* durch geschulte (Klebeelektroden, siehe Abb. 2), bei Kindern scheidet Bewegungsautomatismus, Sprachauto-
Ersthelfer oder Laien im Rahmen der Reanima- sind ggf. altersentsprechend kleinere Elekt- matismus und spinalen Automatismus.
tion bei Herz*-Kreislauf-Stillstand. Der AED ist roden zu verwenden Formen:
im Vergleich zum herkömmlichen Defibrillator – automatische EKG-Analyse – Bewegungsautomatismus (auch Bewe-
hinsichtlich Handhabung stark vereinfacht – Ergebnis der EKG-Analyse gungs-Stereotypie*), z. B.: 1. oral: Schlucken,
– Ansage der (dem Ergebnis der EKG-Analyse Kauen, Schlecken, Schnalzen 2. mimisch-ges-
entsprechenden) Empfehlung für (Schock tisch: Wischen, Nesteln, Grimassieren 3. am-
empfohlen) oder gegen (Schock nicht emp- bulatorisch: (Gehen oder Weglaufen) 4. Vor-
fohlen) Defibrillation kommen z. B. bei fokalem epileptischem An-
– Führung (konkrete Aufforderungen) des An- fall*, als Tic oder Befehlsautomatismus*
wenders durch den Prozess zur Defibrillation – Sprachautomatismus: 1. mehrfach wieder-
(Patienten nicht berühren, Taste zur Schock- kehrende, formstarre, nicht kontextadäquate
auslösung betätigen) bzw. (bei nicht empfoh- sprachliche Äußerungen (Worte, Phrasen
lener Defibrillation) zur (Fortführung der) oder Neologismen), z. B. Echolalie*, Stereoty-
Herzdruckmassage pie oder Recurring* utterances 2. Vorkom-
– Defibrillationsschock-Auslösung durch AED men z. B. bei Schizophrenie* oder Aphasie*
ausschließlich bei Kammerflimmern oder – spinaler Automatismus als reflexartige Be-
pulsloser ventrikulärer Tachykardie (siehe wegungsphänomene nach Querschnittlä-
Automatisierter Externer Defibrillator Abb. 1: univer- Herz*-Kreislauf-Stillstand) möglich. sion*.
selles Hinweisschild der International Liaison Com- Hinweise: Automutilation f: engl. self-mutilation; syn.
mittee on Resuscitation, um die Position eines AED – Anwendung durch Laien im Rahmen der Ers- Selbstverstümmelung. Form der Autoaggressi-
anzuzeigen. Dieses Zeichen kann mit Richtungspfei- ten Hilfe* auch ohne Schulung rechtlich un- on* (meist) ohne Suizidabsicht mit massiver
len zum nächstgelegenen AED kombiniert werden. problematisch Schädigung (z. B. tiefe Unterarm-Ritzverletzun-
195 AV-Block

gen) bis hin zur Selbstverstümmelung (z. B. Fin- Autorhythmie sind z. B. die Neuronen des Auxiliaratmung f: engl. auxiliary breathing. For-
gerabtrennung, Augenausstechung), um Vorteile
(z.B. Ausmusterung, seltener Rentenbegehren)
Atemzentrums* und die spezifischen Herzmus-
kelzellen des Erregungsleitungssystems des
cierte Atmung mit Aktivierung der Atemhilfs-
muskeln bei schwerer Dyspnoe* und Ortho-
A
zu erlangen, religiöse Opfer zu erbringen oder Herzens (Herzautomatie*) befähigt. pnoe*.
imperativen psychischen Zwängen (z.B. zur ge- Autoskopie → Laryngoskopie auxotroph: engl. auxotrophic. Beschreibender
nitalen Selbstverstümmelung) zu gehorchen. Autosomal-dominaø nte polyzyø stische Niere f: Begriff für Mikroorganismen, bei denen durch
Autonome Refleø x-Blase f: syn. spinale Reflex- engl. autosomal dominant polycystic kidney dia- Genmutation bestimmte, für die Synthese von
Blase. Neurogene* Blasenentleerungsstörung, sease; syn. autosomal-dominante polyzystische Körperbausteinen notwendige Enzyme nicht
die durch eine Unterbrechung des spinalen Re- Nephropathie. Siehe Polyzystische* Nieren-Er- mehr gebildet werden. Dadurch müssen ent-
flexbogens entsteht. Die Reflexblase ist zu un- krankung. sprechende Stoffwechselzwischenprodukte mit
terscheiden von der autonomen Blase (Blasen- Autosomal-rezessive polyzystische Niere: der Nahrung zugeführt werden. Beispielsweise
autonomie). Zum Schutz der Niere vor Harn- engl. Autosomal Recessive Polycystic Kidney; syn. sind bei Histidin-a-Bakterienmutanten eines
stau und Infektion muss therapeutisch der Ab- autosomal-rezessive poly-zystische Nieren- oder mehrere Gene mutiert, die Enzyme für die
fluss des Urins sichergestellt werden, z. B. durch krankheit. Siehe zystische Nierenerkankung. Histidin-Produktion bilden.
Selbstkatheterismus. Autosomen n pl: engl. autosomes. Alle Chromo- AV-Angiom: Abk. für Angiom, arteriovenöses
Erkrankung: somen*, die keine Geschlechtschromosomen → Malformation, arteriovenöse
– Die spinale, komplette Läsion befindet sich (Gonosomen*) sind und in somatischen Zellen AVB: Abk. für → AV-Block
oberhalb des sakralen Miktionszentrums in 2 Kopien vorliegen (jeweils von der Mutter AV-Block m: engl. atrioventricular block; syn. at-
– typische urodynamische Befunde sind die und vom Vater). Beim Menschen existieren rioventrikulärer Block. Bradykarde Herzrhyth-
Detrusorhyperaktivität* und eine Detrusor*- 22 homologe Autosomenpaare, die sich durch musstörung* aufgrund einer Erregungslei-
Sphinkter-Dyssynergie Lage des Zentromers und Vorhandensein oder tungsstörung* zwischen Vorhöfen und Kam-
– klinisch besteht eine reflexartige, nicht Fehlen von Satelliten unterscheiden lassen. Vgl. mern des Herzens. Je nach Ausprägung zeigen
hemmbare Blasenentleerung, in der Regel Karyogramm* Abb. dort. sich keine oder bradykardiebedingte Symptome
mit: 1. rezidivierenden Harnwegsinfekten Autosplenektomie f: engl. autosplenectomy. wie Schwindel und Palpitationen, manchmal
2. Restharn* 3. vesikoureteralem Reflux*. Bezeichnung für funktionelle Selbstzerstörung kommt es zur Synkope. Diagnostiziert wird
Diagnostik: der Milz (funktionelle Asplenie) durch Infarkte, mittels EKG. Therapeutisch ist in manchen Fäl-
– Abklären einer neurologischen Grunderkran- Blutungen, Fibrosierung, maligne Tumoren len die Implantation eines künstlichen Herz-
kung (spinale Erkrankung) und Involution, v. a. bei Patienten mit Sichelzel- schrittmachers erforderlich.
– bakteriologische Urinuntersuchung (Harn- lenanämie* mit rezidivierenden Milzinfarkten Ursachen: U. a.
wegsinfektion) (im amerikanischen Schrifttum „functional au- – KHK (z. B. inferiorer Herzinfarkt)
– urodynamische Untersuchung: 1. mit Nach- tosplenectomy“). – nicht ischämische Kardiomyopathie*
weis eines hyperreflexiven Detrusors 2. bei Autostereotyp → Stereotyp – angeborene* Herzfehler (z. B. ASD; siehe Vor-
kompletten Läsionen zeigen sich Detrusor- Autotopagnosie → Agnosie hofseptumdefekt*)
kontraktionen ohne Harndrang 3. meist Autotransfusion f: Blutumverteilung (ca. 300– – Myokarditis*
zeigt sich eine Detrusor-Sphinkter-Dyssyner- 450 ml beim Erwachsenen) von peripheren zu – Herzglykoside* oder Beta-Rezeptoren-Blo-
gie zentralen venösen Blutgefäßen durch spezielle cker
– Miktionszystourethrogramm (vesikoureter- Lagerung (Anheben der Beine oder Kopftiefla- – Intoxikation
orenaler Reflux). gerung; Trendelenburg*-Lagerung) bei ortho- – Sarkoidose
Therapie: Oberstes Ziel ist der Schutz der Nieren statischer arterieller Hypotonie* oder hypovolä- – Vorkommen auch bei Herzgesunden in Ruhe
vor Reflux, Harnwegsinfektion und Harnstau- mischem Schock*. Blutumverteilung. Das (nicht unter körperlicher Belastung) infolge
ung: Schlagvolumen (Volumenreagibilität) und da- Vagotonie* oder Sportlerherz* (AVB I. Grades
– Medikamentöse Therapie des hyperreflexi- mit die arterielle Blutdruckamplitude steigen oder II. Grades Typ Wenckebach, siehe unter
ven Detrusors durch Anticholinergika durch lagerungsbedingte Vorlast*-Erhöhung. Einteilung).
– intermittierender Selbstkatheterismus Klinisch wird die Autotransfusion auch prädik- Einteilung:
– externe Sphinkterotomie tiv angewendet als sog. PLR-Manöver (PLR für – AV-Block I. Grades (AVB I°): 1. Leitungsverzö-
– Harnableitung durch: 1. Dauerkatheter passive leg raising), wobei die Kontraindikatio- gerung 2. PQ*-Zeit > 0,2 s, alle P*-Wellen sind
2. Kondomurinal 3. supravesikale Harnablei- nen zu beachten sind (erhöhtes Aspirationsrisi- erkennbar 3. evtl. Überlagerung von T- und
tung, z. B. Ileum-conduit. ko, kardiogener Schock, Hirndrucksteigerung). P-Welle
Auto-PEEP → Intrinsic-PEEP Der Effekt ist positiv bei Anstieg des Schlagvo- – AV-Block II. Grades (AVB II°): 1. intermittie-
Autophonie f: engl. autophony. Widerhall der lumens um ≥ 8–15 % bzw. bei Basismonitoring rende Leitungsunterbrechung 2. Typ Wen-
eigenen Stimme bei geöffener Ohrtrompete. Ur- der arteriellen Blutdruckamplitude (Pulsdruck) ckebach (früher Mobitz Typ 1): progredient
sache ist ein Schwund des Fettkörpers, der die um ≥ 9–12 %. zunehmende PQ*-Zeit bis zum Ausfall einer
Ohrtrompete umgibt. Die Autophonie tritt auf Autotransplantation → Transplantation Herzaktion (Wenckebach*-Periodik) 3. Typ
bei extremer Gewichtsabnahme, wie bei Anore- autotroph: Beschreibende Bezeichnung für Mobitz (früher Mobitz Typ 2): meist regelmä-
xia nervosa oder Tumorkachexie. Organismen, die sich von anorganischen Stof- ßige intermittierende Blockierung der AV-
Autoplaø stik → Plastik fen (z. B. CO2) ernähren, z. B. durch Fotosyn- Überleitung; Überleitung nur jeder zweiten
Autopsie → Sektion these. (2 : 1-Block), dritten (3 : 1-Block) oder vierten
Autorhythmie f: engl. automatic rhythmicity. auxiliar: engl. auxiliary. Helfend oder unter- (4 : 1-Block) Erregung
Fähigkeit, ohne Einwirkung eines äußeren Rei- stützend, z. B. Unterstützung eines funktions- – AV-Block III. Grades (AVB III°, syn. totaler
zes rhythmische Erregungen auszulösen. Zur kranken Organs. AVB): 1. vollständige Leitungsunterbrechung
AV-Bündel 196

2. P-Wellen ohne Beziehung zu QRS*-Kom- schen Konditionierung bzw. operanten Kondi- AV-Knotentachykardie f: engl. atrioventricular
A plexen 3. klinisch resultiert (bei fehlendem
Ersatzrhythmus*) pulslose elektrische Aktivi-
tionierung.
Beispiel: Gleichzeitige Gabe eines Emetikums
nodal tachycardia; syn. Atrioventrikularknoten-
tachykardie. Im Bereich des AV-Knotens (siehe
tät (Herz*-Kreislauf-Stillstand) 4. nach Ein- und Alkohol bei Alkoholabhängigkeit: Die Erregungsleitungssystem*) entstehende Form
setzen eines Ersatzrhythmus (junktional durch das Emetikum ausgelöste Übelkeit soll der supraventrikulären Tachykardie* (SVT). Kli-
oder ventrikulär) Dissoziation zwischen Vor- mit dem Geruch und Geschmack von Alkohol nische Zeichen sind Palpitationen und selten
hof- und Kammeraktionen (voneinander un- im Sinne von klassischer Konditionierung asso- das sog. Froschzeichen (unangenehmes puls-
abhängig und nicht konkurrierend; meist ziiert werden. Damit sinkt die Wahrscheinlich- synchrones Klopfen im Hals mit deutlich pro-
schenkelblockartig deformierte QRS-Kom- keit, dass Alkohol künftig getrunken wird. minentem Jugularvenenpuls) bei Vorhofkon-
plexe). Hinweis: Aufgrund mangelnder langfristiger traktion gegen geschlossene AV-Klappen (Vor-
Klinik: Erfolge und ethischer Bedenken wird das Ver- hofpfropfung*). Behandelt wird pharmakolo-
– AVB I°: asymptomatisch fahren klinisch nicht mehr angewendet. gisch oder durch Katheterablation (kurative Fo-
– höhergradiger AVB: 1. Palpitationen, Aversionsverfahren → Aversionstherapie kusablation).
Schwindel, Präsynkope 2. Herzinsuffizienz AV-Fiøstel: Abk. für arteriovenöse Fistel → Fis- Formen: AV-Knoten-Reentry-Tachykardie
(bei lang anhaltender Herzfrequenz < 40/ tel, arteriovenöse (AVNRT für atrioventrikuläre nodale Reentry-
min) 3. Synkope (Adams*-Stokes-Anfall bei AV-Frequeø nzdissoziation: Abk. für atriovent- Tachykardie): häufigste Form der paroxysmalen
langer Latenz bis zum Einspringen eines tie- rikuläre Frequenzdissoziation → AV-Dissozia- SVT. Ursache ist ein Reentry*-Mechanismus
fergelegenen Automatiezentrums). tion durch funktionell getrennte Anteile des AV-
Diagnostik: Ruhe-EKG und Langzeit*-EKG. AVI: Abk. für akute viszerale Ischämie → Mes- Knotens mit unterschiedlichen Erregungslei-
Therapie: Je nach AVB-Grad und Klinik enterialgefäßverschluss tungsgeschwindigkeiten und Refraktärzeiten
– Akut (symptomatisch): Atropin i. v., passage- Aviäre Influenza → Geflügelpest, klassische (elektrophysiologische Längsdissoziation)
re Schrittmacherstimulation (temporäre Avidität f: engl. avidity. Die Stärke, mit der po- – Typische AVNRT (Slow-fast-Form): 1. häu-
ventrikuläre Stimulation; selten transthora- lyklonale Antikörper (Antiserum) ein multiva- figste Form 2. anterograde Erregungsleitung
kale Elektrostimulation) lentes Antigen binden. Die Avidität von Anti- (orthodrom; atrioventrikulär) über die lang-
– Implantation eines künstlichen Herzschritt- körpern gegen einen Erreger nimmt mit der same Leitungsbahn (slow pathway) mit kur-
machers Dauer der Infektion zu. Je höher die Avidität zer Refraktärzeit und retrograd (antidrom;
– Therapie der Grunderkrankung. (speziell Antikörper der Klasse Ig), desto älter ventrikuloatrial) über die schnelle (fast path-
AV-Bündel: Abk. für atrioventrikuläres Bündel die Infektion (Aviditätsbestimmung). way) mit langer Refraktärzeit 3. daher zeit-
→ Erregungsleitungssystem AV-Intervaø ll: Abk. für atrioventrikuläres Inter- gleiche Erregung von Vorhöfen und Kam-
AV-Defeø kt: Abk. für atrioventrikulärer Sep- vall → AV-Überleitungszeit mern 4. EKG: meist nicht sichtbare P*-Wellen
tumdefekt → Septumdefekt, atrioventrikulärer Avitaminose f: engl. avitaminosis. Heute selte- (Überlagerung durch QRS*-Komplex) oder P-
AV-Dissoziation f: engl. AV dissociation; syn. at- ne, schwere Form des Vitaminmangels* mit Wellen kurz vor bzw. hinter QRS-Komplex
rioventrikuläre Dissoziation. Form der Para- vollständigem Fehlen eines Vitamins* bei feh- mit Drehung der P-Wellenachse (retrograde
rhythmie*, bei der die Vorhöfe und Kammern lender Zufuhr, schwerer Malabsorption des Vi- Vorhoferregung)
des Herzens mit ähnlich niedriger Frequenz für tamins oder fehlender Transformation von Vor- – atypische AVNRT (Fast-slow-Form): 1. selten
einige Herzaktionen (konkurrierend) voneinan- stufen im Körper. Siehe Vitamine* Tab. dort. (< 10 % aller AVNRT) 2. anterograde Erre-
der unabhängig schlagen. Dabei wird die Vor- Avitaminose, tropische f: engl. tropical avita- gungsleitung über den schnellen Leitungs-
hoffrequenz vom (langsamen) Sinusknoten be- minosis. Mangelerscheinungen durch ungenü- weg mit kürzerer Refraktärzeit (als im lang-
stimmt und die Kammerfrequenz vom hetero- genden Vitamingehalt der Ernährung in tropi- samen) und retrograde über den langsamen
topen junktionalen oder ventrikulären Erre- schen und subtropischen Ländern. Die tropi- 3. damit atriale Erregung zeitlich nach vent-
gungsbildungszentrum. sche Avitaminose kommt häufiger bei Kindern rikulärer Erregung 4. EKG: P-Welle deutlich
Vorkommen: vor. Beispiele für mangelnde Vitamine und ent- nach QRS-Komplex (RP > PR) und Drehung
– Bei Vagotonie* oder Sportlerherz* (in der Re- sprechende Erkrankungen sind Vitamin* A (sie- der P-Wellenachse.
gel nicht behandlungsbedürftig) he Xerophthalmie*), Vitamin B1 (siehe Beriberi*) AV-junktionale ektope Tachykardie:
– bei Hirndrucksteigerung*. und Niacin (siehe Pellagra*). – Sehr selten
av-ECLA: Abk. für engl. arteriovenous extracor- AVK: Abk. für → Verschlusskrankheiten, arte- – nichtparoxysmale (chronisch-permanente)
poral lungassist → Extrakorporale Membran- rielle SVT (Herzfrequenz 100–130/min)
oxygenierung AV-Kanal: Abk. für Canalis atrioventricularis – Ursache: gesteigerte Automatie (Erregungs-
Avellis-Stellung f: engl. Avellis position. Kopf- → Septumdefekt, atrioventrikulärer bildungsstörungen*), Herzglykosid-indu-
stellung des Patienten bei der indirekten Laryn- AV-Knoten: Abk. für Atrioventrikularknoten ziert durch getriggerte Aktivität (späte Nach-
goskopie*. Der Kopf wird zur Inspektion des → Erregungsleitungssystem potenziale)
subglottischen Raums und seitlicher Kehlkopf- AV-Knoten-Ablation: Abk. für Atrioventriku- – hiervon abzugrenzen (auf akzessorischer Lei-
anteile seitlich geneigt. larknotenablation → Katheterablation tungsbahn beruhend; siehe Präexzitations-
Aversionstherapie f: engl. aversion therapy. AV-Knoten-Ablation → Vorhofflimmern syndrom*): AV-Reentry-Tachykardie (AVRT).
Verhaltenstherapeutische Methode, bei der AV-Knoten-Reentry-Tachykardie: Abk. für Therapie:
durch zeitnahe Kopplung eines aversiven Reizes Atrioventrikularknoten-Reentry-Tachykardie – AVNRT: 1. akut: Vagusreizung (z. B. Valsalva-
mit einem ungewünschten Verhalten die Häu- → AV-Knotentachykardie Versuch, Karotissinus-Druckversuch), phar-
figkeit des Auftretens dieses Verhaltens redu- AV-Knotenrhyø thmus: Abk. für Atrioventriku- makologisch (v. a. Adenosin oder Verapamil;
ziert oder eliminiert werden soll. Die Aversions- larknotenrhythmus → AV-Rhythmus auch Beta-Rezeptoren-Blocker, Ajmalin u. a.),
therapie basiert auf den Konzepten der klassi- ggf. elektrische Kardioversion* 2. Dauerthe-
197 Axillarlinien

rapie zur Prophylaxe bei rezidivierender AVRT: Abk. für AV-Reentry-Tachykardie → mittel 5. Anwendung von Observer's Assess-
symptomatischer AVNRT: pharmakologisch
(Verapamil oder Beta-Rezeptoren-Blocker),
WPW-Syndrom
AVSD: Abk. für atrioventricular septal defect →
ment of Alertness/Sedation Scale (OAAS), iso-
lierter Unterarmtechnik* und apparativ häu-
A
Katheterablation* (in der Regel Modulation Septumdefekt, atrioventrikulärer fig EEG*-basiertem Neuromonitoring mit
oder Ablation der langsamen AV-Knoten-Lei- AV-Synchronität: Abk. für Atrioventrikular- Quantifizierung der Hypnosetiefe, z. B.
tung) synchronität → Schrittmacher, sequentieller durch Bispectralen Index (BIS), Narcotrend
– AV-junktionale ektope Tachykardie: 1. akut: AV-Überleitungszeit f: engl. atrioventricular Index (NI), Cerebral State Index (CSI) oder
pharmakologisch (Verapamil, Beta-Rezepto- conduction time; syn. atrioventrikuläre Überlei- Entropie 6. Steuerung der Narkosetiefe u. a.
ren-Blocker, Adenosin) 2. Dauertherapie: Ka- tungszeit. Zeit zwischen Erregungsbeginn der MAC-basiert (mit Einstellung der Alarmgren-
theterablation (kurative Fokusablation). Vorhöfe und der Kammern. Die AV-Überlei- zen für inspiratorische und endexspiratori-
AVM: Abk. für → Malformation, arteriovenöse tungszeit entspricht der PQ*-Zeit im EKG*. sche Konzentration von Inhalationsanästhe-
AVN: Abk. für engl. atrioventricular node → Avuø lsio buø lbi f: Gewaltsamer Ausriss des Aug- tika; unterer MAC-Grenzwert: 0,7) bzw. für
Erregungsleitungssystem apfels aus der Augenhöhle, auch als „loses Au- Injektionsnarkotika EC50-basiert 7. Narkose-
AVNRT: Abk. für atrioventrikuläre nodale Re- ge“ bezeichnet. führung immer unter optimaler Analgesie*
entry-Tachykardie → AV-Knotentachykardie Avuø lsio neø rvi oø ptici f: Partieller oder komplet- zur Vermeidung von Weckreaktionen (Arou-
AVP: Abk. für Argininvasopressin → Hormon, ter Ausriss des Sehnerven. Ein kompletter Seh- sal-Effekt).
antidiuretisches nervabriss führt zur sofortigen Erblindung. Kli- A-Welle → E/A-Verhältnis
AVPU-Schema n: engl. alert, verbal (voice, vocal), nisch zeigt sich eine amaurotische Pupillen- A-Welle → Venenpuls
pain, unresponsive (Abk. AVPU); syn. wach, ant- starre*. Axenfeld-Schürenberg-Syndrom → Okulo-
wortet, Schmerzreaktion, bewusstlos (Abk. AVWG: Abk. für → Arzneimittelversorgungs- motoriuslähmung
WASB). Insbesondere im Rahmen der takti- Wirtschaftlichkeitsgesetz Axiale Hiatushernie f: syn. axiale Gleit-Hernie.
schen Medizin angewendetes Verfahren zur Awareness: syn. intraoperative Wachheit. Kli- Mit 80 % häufigste Form der Hiatushernie*.
schnell-orientierenden Beurteilung des Be- nische Bezeichnung für unerwünschte intra- Aufgrund einer Erhöhung des intraabdominel-
wusstseinszustands eines Patienten. operative Wachheit während der Narkose* mit len Drucks gegenüber dem Brustkorb (begüns-
Beschreibung: bewusster (expliziter) Erinnerung daran (ohne tigt durch Adipositas, Schwangerschaft, Locke-
– A (alert): Patient wach und ansprechbar Amnesie). Bei Awareness kann eine posttrauma- rung des Bandapparates im Alter) gleitet die
– V (verbal, vocal stimuli): Patient reagiert auf tische* Belastungsstörung resultieren. Die Kardia in den Mediastinalraum, wobei in 20 %
Ansprache American Society of Anesthesiologists empfiehlt der Fälle eine Refluxkrankheit resultiert.
– P (painful stimuli): Patient reagiert auf daher eine Aufklärung über Awareness bei Pati- Axiølla f: syn. Achsel. Im klinischen Sprachge-
Schmerzreiz enten mit erhöhtem Risiko. brauch wird darunter die Achselhöhle (Fossa
– U (unresponsive): keine Reaktion des Patien- Hintergrund: Der Begriff beinhaltet im weites- axillaris) verstanden.
ten (Bewusstlosigkeit). ten Sinne die Wahrnehmung der Umwelt oder axillar: engl. axillary. Zur Achsel oder Achsel-
AV-Reentry-Tachykardie: Abk. für Atriovent- aktives Befolgen einer Aufforderung (teilweise höhle gehörend bzw. in der Achselhöhle.
rikular-Reentry-Tachykardie → Reentry-Tachy- oder vollständig). Awareness kann auch mit Axillarisblock → Armplexusanästhesie
kardie, permanente junktionale Amnesie und Speicherung von Gedächtnisin- Axillarisparese f: engl. axillary nerve palsy. Läh-
AV-Rhyø thmus m: engl. atrioventricular rhythm; halten im Unterbewusstsein einhergehen, im mung* des Nervus* axillaris mit Ausfall des
syn. Atrioventrikularrhythmus. Vom AV-Kno- Sinner einer impliziten Erinnerung, und ist Musculus* deltoideus sowie des Musculus* teres
ten als sekundäres Automatiezentrum gesteuer- dann klinisch kaum erfassbar. minor und Sensibilitätsstörungen* an der Au-
ter Ersatzrhythmus* (z. B. bei Sinusknotenaus- Häufigkeit: Geschätzte Inzidenz je nach Risiko- ßenseite des Oberarms. Nach Diagnosestellung
fall) mit einer Frequenz von meist 40–60/min. faktor 0,1–1 %, bei Kindern höher als bei Er- durch körperliche Untersuchung, EMG und
Ein AV-Rhythmus tritt beispielsweise bei Sport- wachsenen. ENG wird konservativ* oder ggf. mit Neurolyse*
lerherz*, kardialen Erkrankungen sowie als Prävention: oder Nervenersatzoperation therapiert.
UAW (Herzglykoside*) auf. – Präoperativ: standardisierte Anamnese im Vorkommen:
Hinweis: Bei gesteigerter junktionaler Automa- Rahmen der (Prämedikations-)Visite zur – Schädigung des N. axillaris z. B. bei Schulter-
tie (Erregungsbildungsstörung*) kann die Fre- Identifikation und ggf. Minimierung von Ri- gelenkluxation* oder proximaler Humerus-
quenz höher sein (> 100/min: tachykarder Atrio- sikofaktoren fraktur*
ventrikularrhythmus; 60–100/min: relative – Prävention bzw. frühzeitige Awareness-De- – iatrogen* bei Arthroskopie* des Schulterge-
AV*-Knotentachykardie). Die Erregungsleitung tektion intraoperativ: 1. Auswahl der Narko- lenks.
erfolgt anterograd in die Kammern und retro- semittel: Verzicht auf volatile Anästhetika Axillarlinien: engl. axillary lines. Orientierungs-
grad in die Vorhöfe des Herzens. Das EKG* zeigt und Anwendung von Muskelrelaxanzien er- linien an der seitlichen Brustwand.
einen schmalen QRS*-Komplex, während die höhen das Awareness-Risiko 2. anästhesiolo- Einteilung:
P*-Welle in den QRS-Komplex fällt und daher gisches Monitoring der Narkosetiefe (Narko- – Mittlere Axillarlinie (Linea axillaris media):
nicht sichtbar ist (mittlerer Atrioventrikular- sestadien*) 3. klinische Zeichen: Bewegung Senkrechte vom höchsten Punkt der Achsel-
rhythmus) oder auf den Kopf gestellt erscheint von Augen, Augenlidern, Kopf, Extremitä- grube nach kaudal
(Drehung der P-Wellenachse; retrograde P-Wel- ten, Schlucken, Husten, Grimassieren, Ände- – vordere (Linea axillaris anterior) und hintere
le) kurz vor (oberer Atrioventrikularrhythmus) rung von Herzfrequenz, Blutdruck oder (Linea axillaris posterior) Axillarlinie: Senk-
bzw. nach dem QRS-Komplex in der ST*-Stre- Atmungstyp, Schwitzen, Tränenfluss rechte durch die Punkte, an denen sich der M.
cke (unterer Atrioventrikularrhythmus). Die 4. Schmerzerfassung*; cave: unter Umstän- pectoralis major bzw. der M. latissimus dorsi
Störung ist meist asymptomatisch, selten treten den Maskierung vegetativer Parameter durch bei abduziertem Arm von der Brustwand ab-
Palpitationen auf. Beta-Rezeptorenblocker oder andere Arznei- heben.
Axis 198

Aø xis m: syn. Epistropheus. Zweiter Halswirbel


A (HWK 2). Der Axis besteht aus Corpus axis und
dem nach kranial aus dem Corpus axis ragen-
den Dens* axis. Er besitzt am Dens sowie am
Wirbelkörper Gelenkflächen für das untere
Kopfgelenk. Der Dens axis ragt in den vorderen
Abschnitt des Wirbellochs des Atlas*.
Aø xisfraktur f: engl. axis fracture. Fraktur des
2. Halswirbels (Axis*). Stabile Frakturen werden
mit Halo-Fixateur externe ruhiggestellt, bei in-
stabiler Fraktur wird häufig operiert. Azidose: respiratorische Azidose durch Erhöhung des CO2-Partialdrucks: Gleichgewicht verschiebt sich in
Formen: Richtung HCO3– und H+, entstehende Protonen werden ausschließlich durch Nicht-Bicarbonat-Pufferbasen
– Fraktur des Dens* axis mit Untertypen (nach (Abk. NBP) gepuffert, sodass die Gesamtpufferbasen (Abk. GPB) gleich bleiben; Protonen nichtflüchtiger
Anderson und D’Alonso): 1. Typ I: Spitze Säuren bei nicht respiratorischer Azidose werden von beiden Puffersystemen abgefangen, sodass die GPB
oberhalb des Lig. transversum atlantis gebro- sinken.
chen 2. Typ II: Fraktur nahe der Densbasis,
häufigste Form mit Gefahr der Pseudarthrose
(keine knöchere Heilung, bindegewebige Überschreiten einer Synapse. Der Axonreflex ist (Gegenregulation). Zur Feststellung des Säure*-
Überbrückung) 3. Typ III: Bruch reicht bis in kein Reflex im engeren Sinn. Basen-Status dient die arterielle Blutgasanalyse
den Axiskörper (Flexionsverletzung) Axoplaø sma → Axon (BGA). Nicht respiratorische (metabolische)
– Fraktur des Axiskörpers: Verletzung durch Ayre-T-Stück n: engl. Ayre’s T-piece. Ventilloses Azidose: negative Basenabweichung* mit Ab-
Kompression, selten als isolierter Bruch Verbindungsstück (Faltenschlauch) im halboffe- fall von Pufferbasen* und Standardbicarbonat*
– Axisbogenfraktur (z. B. Hanged*-Man-Frak- nen Narkosesystem (Kuhn*-System) zur flussge- (und aktuellem Bicarbonat)
tur: Abriss des Axisbogens, Axiskörper nach steuerten Verhinderung der Rückatmung – Formen: 1. Additionsazidose: vermehrte
vorne luxiert). (Nichtrückatmungsventil*). Zufuhr oder Produktion von Säuren (nicht
Therapie: Von der Art und insbesondere Stabili- Azathioprin n: engl. azathioprine; syn. Azothio- respiratorische Azidose im engeren Sinne),
tät der Fraktur abhängig. prin. Immunsuppressivum und Zytostatikum z. B. Ketoazidose*, Laktatazidose*; Anionen-
– Stabile Fraktur: externe Ruhigstellung durch aus der Gruppe der Purinanaloga. Azathioprin lücke* erhöht 2. Subtraktionsazidose: ver-
Halo-Fixateur externe (Kopfring, mit Schrau- wird nach Organtransplantationen und bei Au- mehrter Basenverlust (Verlust von Bicarbonat
ben-Pins im Schädel befestigt und über Läng- toimmunerkrankungen oder als Medikament u. a. durch Galle- oder Pankreasfisteln, Diar-
sträger stabil mit Haloweste am Brustkorb 2. Wahl bei chronisch-entzündlichen Erkran- rhö*, Ileus*); Anionenlücke* normal (hyper-
verbunden) kungen eingesetzt. Klinisches Ansprechen zeigt chlorämische nicht respiratorische Azidose)
– Densfraktur Typ I mit Ausriss der Lig. Alaria: sich nach mehreren Wochen. Nebenwirkungen 3. renale Azidose (Retentionsazidose): Ein-
operative Stabilisierung sind Infektanfälligkeit, Knochenmarkdepressi- schränkung der renalen Protonenelimination
– Typ II: operativ durch ventrale Densver- on*, schwere Überempfindlichkeitsreaktionen (akutes* Nierenversagen, renale tubuläre Azi-
schraubung (BÖHLER) oder Fusion C1/2 von und Hepatotoxizität*. Wechselwirkungen be- dose*) 4. pharmakologisch (u. a. Salicylate,
ventral oder dorsal stehen mit Allopurinol*. Diuretika), Drogen (Alkohol, Methanol, Gly-
– Typ III: meist Halo-Fixateur. Azelastin n: engl. azelastine. Antiallergikum, kol) 5. Verteilungsazidose: hyperkaliämische
Aø xis pelvis → Führungslinie des Beckens das bei allergischer Rhinitis und allergischer Azidose durch Austausch von Protonen aus
Axoleø mm → Axon Konjunktivitis* eingesetzt wird. Es ist ein Hista- dem intrazellulären Raum gegen K+-Katio-
Aø xon n: engl. axone; syn. Neurit. Zylindrischer min*-H1-Rezeptoren-Blocker der 2. Generation. nen infolge von extrazellulärem Kaliumüber-
Fortsatz der Nervenzelle* (Neuron), der Nerven- Es wird oral, als Nasenspray oder Augentropfen schuss 6. hyponatriämische Azidose durch
impulse zu anderen Zellen weiterleitet. Eine angewendet. Selten kommt es zu Reizungen der Hyperhydratation; hyperphosphatämische
Nervenzelle kann mehrere Dendriten* aufwei- Nasenschleimhaut und bei oraler Anwendung Azidose; Stewart*-Modell 7. Verdünnungs-
sen, besitzt jedoch immer nur ein Axon*. Axone zu Müdigkeit und Mundtrockenheit. azidose (Dilutionsazidose) durch unphysiolo-
transportieren Erregungen in Form von Akti- Azidämie → Azidose gisch hohe Zufuhr an neutralen Lösungen
onspotenzialen* und geben diese über Synap- Azidität f: engl. acidity; syn. Acidität. Maß für und damit relative Verminderung der Bicar-
sen* an nachgeschaltete Nervenzellen* oder Er- die Fähigkeit einer Verbindung, sich als Säure* bonatkonzentration im Blut 8. Transfusions-
folgsorgane (z. B. Muskelzellen) weiter. zu verhalten, oder die Protonenkonzentration azidose durch Bluttransfusion* (v. a. Massiv-
Axonotmesis f: Schwere Schädigung eines einer Lösung (pH*-Wert). Da Brønstedt-Säuren transfusion bei reduzierter hepatischer Meta-
Nervs durch Kontinuitätsunterbrechung endo- Protonen abspalten können, wird die Azidität bolisierungskapazität) mit Erythrozytenkon-
neuraler Strukturen und der Axone* bei erhalte- dort mittels der Säurekonstante ausgedrückt. zentrat*
ner Nervenhülle. Distal der Schädigung unter- Bei Lewis-Säuren beschreibt die Azidität die Fä- – respiratorische Kompensation (schnell): Hy-
liegen die Nervenfasern einer Waller*-Degene- higkeit Elektronenpaare zu akzeptieren. perventilation* zur Begrenzung der pH-Ab-
ration, die Bedingungen für eine Regeneration Aziditätsbestimmung → Magensaftuntersu- weichung über vermehrte pulmonale CO2-
sind jedoch wegen der erhaltenen Hüllstruktu- chung Elimination und Reduktion des arteriellen
ren günstig. Azidose f: engl. acidosis; syn. Azidämie. Stö- pCO2 (siehe Abb.)
Aø xonreflex m: engl. axon reflex. Antidrome Im- rung im Säure*-Basen-Haushalt mit Abfall des – klinisch: u. a. vertiefte Atmung (Kussmaul*-
pulsübertragung innerhalb eines Nerven über arteriellen pH-Wertes auf < 7,37. Das Ausmaß Atmung), Blutdruckabfall, Schock.
dessen Verzweigungen nach peripher, ohne ist abhängig von der Kompensationskapazität
199 azyklisch

Respiratorische Azidose: Hyperkapnie* durch Azidose, kongenitale → Azidose, renale tubu- Erreger (auch Chlamydien* und Mykoplasmen)
Hypoventilation*
– Nicht respiratorische Kompensation (lang-
läre
Azidose, renale tubuläre f: engl. renal tubular
aufweist. Appliziert wird Azithromycin oral,
intravenös oder als Augentropfen. Einmal tägli-
A
sam): vermehrte renale Bicarbonatresorption acidosis (Abk. RTA); syn. nephrogene Azidose. He- che Verabreichung ist aufgrund der langen Ver-
bei chronisch respiratorischer Azidose (1–2 terogene Erkrankungsgruppe mit Entwicklung weildauer im Gewebe ausreichend. Nebenwir-
Tage bis maximale Wirksamkeit) und damit einer chronischen metabolischen Azidose infol- kungen sind gastrointestinale Symptome sowie
positive Basenabweichung* ge Störung der renalen Säureausscheidung. Ab- Kardio-, Nephro- und Hepatotoxizität*.
– klinisch: u. a. Zyanose*, Dyspnoe*, Tachykar- hängig von der Ätiologie werden 4 verschiedene Azoospermie f: engl. azoospermia. Fehlen von
die*. Typen mit zum Teil sehr unterschiedlicher kli- Spermatozoen im Ejakulat, zu verstehen als die
Kombinierte Azidose: Kombination von respi- nischer Symptomatik unterschieden. Therapeu- Grenze der Quantifizierung für die jeweilige
ratorischer und nicht respiratorischer Azidose tisch stehen die Alkalisierung sowie die Be- Bestimmungsmethode.
(z. B. Hypoventilation und Nierenversagen); ar- handlung von Komplikationen im Vorder- Azothioprin → Azathioprin
terieller pCO2 erhöht, Basenüberschuss negativ. grund. Azoturie f: engl. azoturia. Vermehrte Stickstoff-
Therapie: Azidose wird kausal behandelt, also Ätiologie: ausscheidung im Urin, v. a. in Form von Harn-
durch Beseitigung der Grundstörung. Bei nicht – Primär erbliche Erkrankung stoff. Ursächlich ist meist ein Hyperkatabo-
respiratorischer Azidose werden Natriumbicar- – sekundär erworbene Störungen, z. B. bei Au- lismus (z. B. beim Postaggressionssyndrom*)
bonat oder Tris-Puffer i. v. verabreicht (cave: toimmunerkrankungen, Hyperkalziämie, mit überschießender Harnstoffausscheidung
(Rebound-)Alkalose*, daher nur teilweise pH- multiples Myelom*, tubulointerstitiellen (> 20 g/Tag).
Korrektur). Zur Behandlung einer respiratori- Nierenerkrankungen. azyklisch: engl. acyclic. Nicht kreisförmig; in
schen Azidose wird die Ventilation gesteigert. Azinuszellkarzinom n: engl. acinus-cell tumor. der Chemie organische Verbindungen, die in
Bei akuter respiratorischer Azidose wird bei Be- Typischer, von den speichelbildenden Zellen verzweigten oder unverzweigten Ketten vorlie-
darf kontrolliert beatmet. Chronische Störun- der Endstücke von Drüsengängen ausgehender gen und keine Ringe aufweisen. In der Medizin
gen (z. B. infolge obstruktiver Ventilationsstö- Speicheldrüsentumor*, der selten auch in Mam- bezeichnet „azyklisch“ Vorgänge, die zeitlich
rung) werden v. a. mittels Bronchospasmolyse ma, exokrinem Pankreas und Lunge auftritt. außerhalb ihres periodischen Zyklus auftreten
und Sekretolyse therapiert. Azithromycin n: engl. azithromycine. Makrolid- (z. B. azyklische Blutung = außerhalb der
Azidoseatmung → Azidose Antibiotikum, das eine breite bakteriostatische Menstruation auftretende vaginale Blutung).
Azidoseatmung → Kussmaul-Atmung Wirkung gegen grampositive und gramnegative
B

B
Ba → Barium den intrazellulären Parasiten Babesia*. Die Baciøllus m: Gattung grampositiver, in der
BAA: Abk. für Bradyarrhythmia absoluta → Ar- meisten beschriebenen Fälle kommen aus Euro- Mehrzahl beweglicher, aerob oder fakultativ an-
rhythmia absoluta pa (Babesia divergens) und Nordamerika (Babe- aerob wachsender Sporenbildner der Familie
Baastrup-Syndrom n: engl. kissing syndesmo- sia microti). Zecken der Gattung Ixodes übertra- Bacillaceae* mit 48 Spezies. Die verschiedenen
phytes; syn. Diarthrosis interspinalis. Rücken- gen den Parasiten von Mäusen oder Huftieren Arten haben wichtige Funktionen bei der Um-
schmerzen durch sich stark annähernde Dorn- auf den Menschen. Infektionen durch Blut- setzung organischer Substanzen in der Mikro-
fortsätze (Processus spinosus), besonders der transfusion kommen vor. biologie des Bodens.
Lendenwirbelsäule, mit Irritation der Bänder Klinik: Klinische Bedeutung: Medizinisch relevante
und Muskeln mit reaktiver Sklerose und Ne- – Ansteigendes Fieber Vertreter:
arthrosen. Als möglicher Risikofaktor für die – Muskelschmerzen – Bacillus* anthracis: Erreger des Milzbrandes*
Erkrankung gilt schwere körperliche Arbeit, – Ikterus – Bacillus cereus: Bildung der Bacillustoxine
Männer sind häufiger betroffen. – schwerer bis tödlicher Verlauf bei immun- – Bacillus subtilis: zum Nachweis von Hemm-
Diagnostik: supprimierten oder splenektomierten Patien- stoffen und Antibiotika in Körperflüssigkei-
– Körperliche Untersuchung: Druck- und ten. ten; Bildung der Bacillustoxine und Bacitra-
Klopfschmerz, verstärkt bei Extension Diagnostik: cin
– Röntgendiagnostik mit Funktionsaufnah- – Parasitennachweis im Blutausstrich (Ver- – Bacillus polymyxa: Bildung von Polymyxin-
men in Reklination: Kontakt der Dornfortsät- wechslung mit Plasmodium möglich) Antibiotika (Polymyxine)
ze (sog. „kissing spine“), lumbale Dornfort- – PCR*. – Bacillus licheniformis: Bildung von Bacitra-
sätze oft verbreitert (siehe Osteochondrose*) Die Serologie ist auch bei infizierten, aber cin
– diagnostische Infiltration mit Lokalanästhe- asymptomatischen Patienten positiv. – Bacillus maceraus.
sie, Besserung bestätigt Diagnose. Therapie: Baciøllus aø nthracis m: syn. Milzbrandbazillus.
Therapie: – Chinin mit: 1. Clindamycin 2. Atovaquon Erreger des Milzbrands*. Erkrankungen beim
– Konservativ: Physiotherapie zur Entlordosie- 3. Azithromycin Menschen kommen vor im Zusammenhang mit
rung (Reduktion des Hohlkreuzes), physika- – in schweren Fällen Austauschtransfusion. Behandlung, Beförderung, Lagerung und Verar-
lische Therapie, interspinöse Infiltration mit Babes-Knötchen n: engl. Babes’ nodules. An- beitung erkrankter Tiere oder von Tierproduk-
Lokalanästhetika oder Glukokortikoiden, sammlung von Gliazellen um degenerierende ten. Der Nachweis erfolgt insbesondere im Zu-
nichtsteroidale Antiphlogistika Ganglienzellen im Rückenmark bei Tollwut* sammenhang mit Bioterrorismus nur mit PCR*,
– bei therapierefraktären Beschwerden ggf. u. a. Virusenzephalitiden. wobei der direkte oder indirekte Nachweis mel-
keilförmige operative Verkleinerung der ge- Babinski-Zeichen n: engl. Babinski sign. Be- depflichtig ist nach § 7 IfSG.
genüberliegenden Dornfortsätze (evtl. in Lo- fund, der als frühkindlicher Reflex oder bei Stö- Baciøllus Calmette-Guérin f: syn. Bacille-Cal-
kalanästhesie). rung bzw. Verletzung des ersten motorischen mette-Guérin; Abk. BCG. Bezeichnung für ei-
Babcock-Methode → Varizenstripping Neurons auftritt. Bei Bestreichen des seitlichen nen durch Kulturpassagen attenuierten Lebend-
Babesia f: Durch Zecken* übertragene intra- Fußrandes wird die Großzehe Richtung Fußrü- impfstoff aus Mycobacterium* bovis. Die Imp-
erythrozytäre Parasiten, die zur Gattung der cken gestreckt, die anderen Zehen werden ge- fung ist obsolet, BCG wird aber in der adjuvan-
Sporozoa (siehe Protozoen*) gehören und bei beugt und auseinandergespreizt. Bei zentraler ten Therapie des Blasenkrebses eingesetzt. Ent-
Tieren Babesiose* hervorrufen können. Eine Er- Lähmung* ist das Babinski-Zeichen positiv, bei wickelt wurde es durch die französischen Wis-
krankung beim Menschen kommt nur in Aus- peripherer Lähmung negativ. senschaftler Albert Calmette und Camille Gué-
nahmefällen vor, z. B. bei immunsupprimierten Babkin-Reflex → Hand-Mund-Reflex rin Anfang des 20. Jahrhunderts.
oder splenektomierten Patienten nach Infektion Baby Blues → Dysphorie, postpartale Anwendung:
mit Babesia microti oder Babesia divergens. Bacillaceae f pl: Familie grampositiver, sporen- – Zur lokalen und adjuvanten Therapie z. B.
Babesiose f: engl. babesiosis; syn. Piroplasmose. bildender Stäbchenbakterien u. a. mit der medi- bei Blasenkarzinom*, Applikation über intra-
Fieberhafte Erkrankung, hervorgerufen durch zinisch bedeutsamen Gattung Bacillus*. vesikale Instillation*
Bacillus stearothermophilus 202

– (früher) zur Schutzimpfung* gegen Tuberku- um, das Namensgeber der Bacteroides-fragilis- Bäckerasthma n: engl. baker’s asthma; syn. Bä-
lose*: Aufgrund begrenzter Wirksamkeit und Gruppe (Bacteroides*) ist. Bacteroides fragilis ist ckerkrankheit. Allergisches Asthma durch Inha-
Häufigkeit von Impfkomplikationen wird ein wichtiger Bestandteil der Dickdarmflora des lation von Mehl- und Kleiestaub, Backhilfsstof-
B die Impfung in Deutschland nicht mehr
empfohlen. Sie verursacht einen tuberkulö-
Menschen und auch auf der Gingiva u. a.
Schleimhäuten nachweisbar. Das Bakterium re-
fen, Schimmelpilzen oder Verunreinigungen,
z. B. durch Insekten. Bäckerasthma beginnt
sen Primärkomplex am Ort der Impfung, je- agiert sensitiv u. a. gegenüber Clindamycin so- meist als Rhinitis* allergica (Bäckerrhinitis) und
doch keine fortschreitende Tuberkulose. wie Metronidazol und ist resistent gegen Peni- geht ins Asthma* bronchiale über (sog. Etagen-
Baciøllus stearothermophilus m: Thermophi- cilline. wechsel). Häufig entwickelt sich eine unspezifi-
les Bakterium (Wachstumsoptimum bei 55 °C, Klinische Bedeutung: Außerhalb seines physio- sche bronchiale Hyperreaktivität*.
unter 30 °C kein Wachstum) mit sehr hitzeresis- logischen Standorts ist Bacteroides fragilis ein Berufskrankheit: Bäckerasthma wird – bei Vor-
tenten Sporen, die zur Prüfung von Sterilisato- echter oder opportunistischer Erreger*. Er wird liegen der Voraussetzungen – als Berufskrank-
ren dienen. isoliert aus Blut, Eiterproben von Hirnabszes- heit (Nr. 4301) anerkannt.
Bacitracin-Test m: engl. bacitracin test. Verfah- sen, Pleuraempyemen, Adnexitiden und Osteo- Bäckerekzem n: engl. baker’s eczema; syn. Bä-
ren zur diagnostischen Differenzierung von be- myelitiden, meist in Mischkultur. ckerdermatitis. Kontaktekzem* bei Bäckern
tahämolysierenden Streptokokken der serologi- Bacteroides melaninogenicus m: Unbewegli- durch Kontakt mit Berufsstoffen wie Mehlen,
schen Gruppe A (sensitiv gegenüber Bacitracin) che, zarte Kurzstäbchen (oft mit deutlicher Pol- Vorratsmilben, Aroma-, Backhilfs- und Konser-
und Streptococcus agalactiae (Gruppe B) oder färbung und möglicher Fadenbildung), die sen- vierungsstoffen. Das Bäckerekzem kann als Be-
anderen betahämolysierenden Streptokokken sitiv gegenüber Penicillinen und Cephalospori- rufskrankheit Nr. 5101 anerkannt werden. Eine
(resistent gegenüber Bacitracin). nen reagieren. Umschulung wird angeraten.
Backenzahn m: engl. buccal back tooth. Sam- Vorkommen und klinische Bedeutung: Bäckerkaries f: engl. baker’s caries; syn. Zucker-
melbezeichnung für Prämolar* (vorderer Ba- – Beim Menschen in Mundhöhle, Dickdarm, bäckerkaries. Sonderform der Zahnkaries* an
ckenzahn; Vormahlzahn) und Molar* (hinterer äußerem Genitale und Zwischenzehenraum Front- und Schneidezähnen bei Bäckern und
Backenzahl; Mahlzahn). – verursacht Aspirationspneumonie*, Lungen- Konditoren infolge von Gärungsprozessen in
Back-up-Schrittmacher m: engl. back up pace- und Hirnabszesse, Pleuraempyem der Mundhöhle, wobei durch berufsbedingte
maker. Künstlicher Herzschrittmacher*, der aus- – beteiligt an Pathologie der Parodontitis. Zucker- und Mehlstaubablagerungen kariesin-
schließlich dann mit (programmierter konstan- Kultur: duzierende Milch-, Butter- und Brenztrauben-
ter) Impulsabgabe reagiert, wenn die herzeige- – Hohe Nährstoffansprüche (Hämin- und Vita- säure* entstehen.
ne Frequenz den programmierten unteren min-K-Zusatz) Bändelungsoperation → Pulmonalis-Banding
Grenzwert unterschreitet. Er dient zum Schutz – glatte, konvexe, runde Kolonien verfärben Bänderriss → Bandruptur
vor Asystolie und Bradykardie und wird bei ge- sich auf Blutagar braun-schwarz Bänderriss [oberes Sprunggelenk] m: Meist
ringem vorgesehenem Stimulationsanteil ange- – übel riechend Supinationstrauma im Sport (Fußball, Basket-
wandt, z. B. als VVI*-Back-up. – starke Betahämolyse und große Enzymakti- ball, Skifahren) oder im Alltag mit Außenband-
Baclofen n: Zentral wirkendes Muskelrelaxans, vität. ruptur, seltener Innenbandruptur. Die Diagno-
das v. a. bei Spasmen infolge Multipler* Sklero- Badedermatitis [Tropenerkrankung] f: Jucken- se erfolgt klinisch und mittels MRT, behandelt
se und Rückenmarkschädigungen angewandt de Hautreaktion auf Zerkarien der Gattung Tri- wird in der Regel konservativ.
wird, nicht jedoch bei rheumatischen Spasti- chobilharzia nach dem Baden in stehenden Ge- Einteilung:
ken. Es wird oral oder intrathekal verabreicht. wässern. Wasservögel sind Endwirte für Tricho- – Außenbandruptur (häufigste Bandruptur):
Die dämpfende Wirkung führt zur Schmerzre- bilharzia, einen Saugwurm (Schistosoma). Im 1. Lig. fibutalare anterius (90 %) 2. Lig. fibulo-
duktion, jedoch auch zu Müdigkeit und Hypo- Menschen können sich die Zerkarien nicht wei- calcaneare 3. Lig. fibutalare posterius
tonie*. Baclofen ist nicht anzuwenden bei Nie- ter entwickeln und lösen eine lokale allergische – Innenbandruptur: Lig. deltoideum
reninsuffizienz*. Reaktion aus. – Syndesmosenruptur: 1. vordere Syndesmose
Bacterium → Bakterien Badedermatitis [Heilbäder] f: engl. swimmer’s 2. hintere Syndesmose.
Bacteroidaceae f pl: Familie gramnegativer, itch. Veraltete Bezeichung für entzündliche Klinik:
sporenloser, obligat anaerober Stäbchenbakteri- Hautreaktion nach einer Serie von Heilbädern, – Akut einsetzender Schmerz
en (siehe auch Bakterienklassifikation*), die or- insbesondere Sole- und Schwefelbädern ab 1 h – Schwellung, Hämatom
ganische Säuren (Succinat, Lactat, Format, Pro- Dauer, als Zeichen einer Überdosierung, evtl. – eingeschränkte Beweglichkeit, keine Belas-
pionat, Buttersäure) produzieren. Eine beson- Zeichen zu langen und zu häufigen Badens. In tung möglich.
dere Bedeutung für die klinische Medizin hat der traditionellen Medizin ist sie eine wün- Diagnostik:
die Gattung Bacteroides*. schenswerte Form der Badereaktion. – Anamnese: Ablauf des Traumas
Bacteroides f: Gattung gramnegativer, unbe- Therapie: Rückfettende Körperpflege kann das – klinische Untersuchung: Druckschmerz, ver-
weglicher, sporenloser, obligat anaerober Stäb- Auftreten einer Badedermatitis verhindern. mehrte Aufklappbarkeit, Talusvorschub (Ge-
chenbakterien der Familie Bacteroidaceae*. Die- Badeotitis → Otitis externa genseite zum Vergleich)
se gliedert sich in 39 Spezies, die in die Bacteroi- Badetod m: engl. sudden death in water. Tod im – Röntgen bei Verdacht auf Sprunggelenkfrak-
des-fragilis-Gruppe und die der pigmentbilden- Wasser aus innerer Ursache, v. a. bei plötzli- tur (Weber-Fraktur)
den Bacteroides-Arten unterteilt werden (Bakte- chem Herz*-Kreislauf-Stillstand oder Bewusst- – MRT zur Diagnosesicherung und zum Aus-
rienklassifikation*). Sie kommen vor in der Kör- seinsstörung*. Meist gibt es keinen Hinweis auf schluss einer Knochenabsplitterung bzw.
perflora von Mensch und Tier, in Insekten und Ertrinken*. Syndesmosenruptur.
Abwasser. Bado-Klassifikation → Monteggia-Luxations- Therapie: Ist abhängig von den Begleitverlet-
Bacteroides fraø gilis m: engl. Bacillus fragilis. fraktur zungen, v. a. davon, ob die Syndesmosen betrof-
Kleines, nicht pleomorphes Stäbchenbakteri- fen sind. Konservativ (meist):
203 Bainbridge-Reflex

– Aircastschiene, zunächst kurze Immobilisie- rollierten Zug an der Nabelschnur (cord tracti-
rung (Heparinisierung) on) weitgehend ersetzt worden.
– Kältetherapie, Schmerzmedikation mit Bärlauch → Allium ursinum
nichtsteroidalen Antiphlogistika
– frühe Physiotherapie, ggf. Lymphdrainage
Bagassose f: engl. bagassosis; syn. Zuckerrohr-
lunge. Form der exogen-allergischen Alveolitis*
B
und abschwellende Maßnahmen bei Zuckerrohrarbeitern. Die Bagassose entwi-
– Muskelaufbautraining, Stabilisierungstrai- ckelt sich infolge Inhalation* von Sporen* der
ning Thermoaktinomyzeten*, die in feuchtem Zu-
– schrittweise Wiedereingliederung in den Sport ckerrohrstroh (Bagasse) wachsen (Berufskrank-
– Sportpause, abhängig von Sportart und Fit- heit Nr. 4201).
ness, 4–6 Wochen. Bagatellisierung f: In der Medizin Verharmlo-
Operativ (bei knöchernem Ausriss, massivem sung einer Erkrankung oder einer bestimmten
Hämatom; Syndesmosenruptur): Bärentatzen [143] Symptomatik, im forensisch-psychiatrischen
– End-zu-End-Naht der betroffenen Bänder Kontext Verharmlosung einer Straftat. Bagatel-
– ggf. transossäre Fixation. lisierungstendenzen sind bei Straftätern prog-
Bänderzerrung [oberes Sprunggelenk] f: Meist nostisch ungünstig.
durch Supinationstrauma Zerrung des Bandap- Bag-in-Bottle-System n: engl. bag-in-bottle
parates des oberen Sprunggelenks ohne Band- system. Aus einer druckfesten Kammer (bottle)
ruptur. Es kommt zu akutem Schmerz sowie und einem darin befindlichen Beatmungsbalg
Schwellung und Hämatom. Die Diagnose zeigt (bag) bestehender Teil des Respirators* mit voll-
sich in der klinischen Untersuchung sowie zum ständiger Trennung von Antriebs- (Druckluft)
Ausschluss weiterer Verletzungen mittels MRT. und Beatmungseinheit.
Behandelt wird konservativ, die Prognose ist Vorgehen: Inspiratorische Zuführung des Beat-
günstig. mungsgasgemischs zum Patienten durch Ent-
Diagnostik: leerung des mit Beatmungsgasgemisch gefüll-
– Anamnese ten Beatmungsbalgs über inspiratorische Zu-
– klinische Untersuchung, Druckschmerz, Ta- Bärentraube: Frucht. [179]
fuhr von Druckluft (pneumatischer Antrieb) in
lusvorschub die Kammer (Druckanstieg).
– Sonografie und MRT zur Diagnosesicherung Bag-Teø chnik f: engl. bag method. Verfahren zur
und zum Ausschluss eines Bänderrisses. Bergung von Tumoren mithilfe eines Kunst-
Therapie: Konservativ: lie der Heidekrautgewächse (Ericaceae), der in stoffbeutels bei laparoskopischen Operationen,
– Schienenversorgung den Alpen, Heide- und Gebirgsgegenden des um eine Streuung von Tumorzellen zu vermei-
– Sportpause meist 2–3 Wochen, abhängig von nördlichen Europas, Spaniens, Asiens und Ame- den. Die Bag-Technik wird v. a. bei Ovarialtu-
Sportart und Fitness rikas vorkommt. Bärentraube wirkt antimikro- moren* unklarer Dignität angewendet.
– Kältetherapie, antiphlogistische Therapie, biell (Arbutin, Hydrochinon), diuretisch und BAHA: Abk. für bone anchored hearing aid →
Arnikatherapie adstringierend. Sie wird bei leichten Harnwegs- Hörgerät
– Physiotherapie. infekten eingesetzt. Siehe Abb. Bahn, motorische f: engl. motor tract. Pyrami-
Bänderzerrung [Knie] f: Zerrung des Bandap- Verwendung: Bärentraubenblätter fein ge- dale und extrapyramidale Leitungsbahnen mit
parates des Knies ohne Bandruptur, durch schnitten oder grob gepulvert bei unkompli- Verlauf vom motorischen Zentrum im Groß-
Trauma (z. B. Distorsion). Es kommt zu akutem zierten, entzündlichen Erkrankungen der ablei- hirn bis zu den Erfolgsorganen in der periphe-
Schmerz sowie Schwellung. Die Diagnose er- tenden Harnwege (European Scientific Coopera- ren Muskulatur.
folgt durch klinische Untersuchung sowie zum tive on Phytotherapy, Kommission E). Die Euro- Bahnung f: engl. Priming. Die Erhöhung der
Ausschluss weiterer Verletzungen mittels MRT. pean Scientific Cooperative on Phytotherapy- Wirkung von Reizen gleicher Stärke bei wieder-
Behandelt wird konservativ, die Prognose ist Monografie weist darauf hin, dass die Behand- holter Darbietung (Priming). Nach dem ersten
günstig. lung nur angezeigt ist, wenn Antibiotika nicht Reiz wird eine gleich hohe Erregung der betei-
Klinik: erforderlich sind. Hinweis: Wild lebende Popu- ligten Nervenbahn schon bei schwächeren Rei-
– Schmerz lationen sind besonders geschützt (§ 1 Satz 1 zen möglich. Bei Angststörungen wurden stö-
– Schwellung Bundesartenschutzverordnung). rungsspezifische Priming-Effekte nachgewie-
– Hämatom Baer-Handgriff m: engl. Baer’s method. Ge- sen, die z. T. durch Verhaltenstherapie* norma-
– Bewegungseinschränkung. burtshilflicher Handgriff zur Ausstoßung der lisiert werden konnten. Semantisches Pri-
Bärenlauch → Allium ursinum Plazenta. Durch manuelle Raffung der mütterli- ming: Die Verarbeitung eines Wortes beein-
Bärentatzen f pl: engl. grouped congenital hyper- chen Bauchdecke in der Mittellinie mit beiden flusst die Verarbeitung des nachfolgenden Wor-
trophy of the retinal pigment epithelium. Durch Händen wird die Rektusdiastase zusammenge- tes, wenn eine semantische Beziehung zwischen
Hypertrophie entstandene, multiple kleine zogen, der Bauchraum verkleinert und die Ex- den Wörtern vorliegt. Affektives (auch emoti-
schwarze Flecken auf der Netzhaut des Auges, pulsion der Plazenta unterstützt. Der Baer- onales) Priming: Die Verarbeitung von Reizen
die wie eine Tierspur aussehen können. Typisch Handgriff wurde durch den kontrollierten Zug wird durch deren emotionale Bewertung beein-
sind sie bei kongenitaler Hypertrophie des reti- an der Nabelschnur (cord* traction) weitgehend flusst.
nalen Pigmentepithels (CHRPE). Siehe Abb. ersetzt. Bainbridge-Refleø x m: engl. Bainbridge reflex.
Bärentraube f: syn. Arctostaphylos uva-ursi. Vorgehen: Der Baer-Handgriff wird heute nur Kardialer Reflex bei Volumensubstitution oder
Immergrüner, niedriger Strauch aus der Fami- noch selten angewendet und ist durch den kont- Bluttransfusion. Er wird ausgelöst durch die
Bajonettstellung 204

Stimulation atrialer Dehnungssensoren bei


Stauung und damit Druckerhöhung in den
herznahen Venen und dem rechten Vorhof, wo-
B durch der Vagotonus vermindert wird und es zu
einer Erhöhung der Herzfrequenz (Sinustachy-
kardie) kommt.
Bajoneø ttstellung n: engl. bayonet deformity.
Begriff mit mehreren Bedeutungen, verwendet
sowohl für orthopädische als auch neurologi-
sche Erscheinungen.
Formen:
– Stellungsanomalie der Finger mit Überstre-
ckung im Grund- und Mittelgelenk bei leich-
Baker-Zyste: Transversalschnitt durch das Knie-
ter Beugung der übrigen Gelenke als häufi-
gelenk mit einer Baker-Zyste, die sich lateral des Bakterien Abb. 1: typische Formen.
ges Zeichen einer Hirnstammschädigung
M. semimembranosus und M. semitendinosus
– durch Schlag oder Stoß auf die gestreckten
entwickelt.
Finger bedingte Luxation* meist in den In-
terphalangealgelenken mit federnder Fixa-
tion
– bajonettartige Abknickung der Hand nach
volar bei Madelung*-Deformität wenn möglich Beseitigung einer Kniegelenk-
– bei distaler Radiusfraktur* klinisch und in binnenläsion.
der Röntgenaufnahme erkennbare Abwinke- Bakteraszites → Aszites
lung und stufenförmige Verschiebung des Bakteriämie f: engl. bacteremia. Zeitweiliges
distalen Fragments nach (dorso-)radial Vorhandensein von Bakterien im Blut, mögli-
(siehe Abb.). cherweise nach bestimmten diagnostischen und
therapeutischen Eingriffen, wobei es definiti-
onsgemäß weder zur Vermehrung der Bakteri-
en im Blut noch zur Absiedelung der Infektion Bakterien Abb. 2: Schema des Aufbaus
in andere Organe kommt. Unter bestimmten gramnegativer Stäbchenbakterien.
Voraussetzungen ist der Übergang in eine septi-
sche Infektion möglich.
Bakterien n pl: engl. bacteria. Einzellige Klein- – ∅ meist unter 0,001 mm (größte Dicke: Milz-
lebewesen ohne echten Zellkern, die das Orga- brandbakterien 0,002 mm, Tuberkelbakteri-
nismenreich der Procaryotae bilden (Prokary- en 0,0015 mm)
ot*). Bakterien kommen einzeln sowie in faden- – morphologisch: Kugeln, Stäbchen und
förmigen, flächigen oder würfelförmigen Kolo- Schrauben (siehe Abb. 1) mit äußerer Memb-
nien vor und sind meist farblos und unsichtbar. ran (bei gramnegativen Bakterien), Murein,
Zahlreiche Arten sind außerdem durch Geißel- Zytoplasmamembran, Zytoplasma und Kern-
Bajonettstellung: Winkelbildung und stufenförmige bildung zeitweise aktiv beweglich. äquivalenten (Nucleoid)
Verschiebung nach dorso-radial bei distaler Radius- Einteilung: Das Reich der Procaryotae wird seit – z. T. mit Geißeln und Kapseln (siehe Abb. 2).
fraktur. [80] 1984 in 4 Divisiones eingeteilt: Eigenschaften: Die Fortpflanzung erfolgt nach
– Gracilicutes: gramnegative Bakterien, u. a. Längenwachstum ungeschlechtlich durch Zwei-
die medizinisch wichtigen Familien Entero- teilung (Spaltung), z. T. bilden Bakterien äu-
bacteriaceae, Pseudomonadaceae, Neisseria- ßerst widerstandsfähige Sporen. Prokaryoten
BAK: Abk. für Blutalkoholkonzentration → Al- ceae, Bacteroidaceae, Rickettsiaceae und verfügen über einen autotrophen oder hetero-
koholbestimmung Chlamydiaceae trophen Stoffwechsel und sind teils Aerobier*,
Baker-Zyø ste f: engl. Baker’s cyst. Ausstülpung – Firmicutes: grampositive Bakterien, u. a. die teils fakultative oder obligatorische Anaero-
der dorsalen Gelenkkapsel am Kniegelenk (Sy- Familien Micrococcaceae und Mycobacteria- bier*. Aufgrund der vielfältigen Enzymsysteme
novialhernie) zwischen M. gastrocnemius und ceae sowie die Gattungen Clostridium, Acti- lassen sich Bakterien auf künstlichen unbeleb-
M. semimembranosus. Ursache ist ein rezidivie- nomyces und Nocardia ten Nährböden züchten und je nach Zellwand-
render Gelenkerguss aufgrund Kniegelenkbin- – Tenericutes: zellwandlose bakterienähnli- stärke nach Gram unterschiedlich anfärben
nenläsion, z. B. Meniskusriss oder Knorpelscha- che Einzeller, u. a. Mycoplasma- und Urea- (Gram*-Verhalten).
den. Hauptsymptome sind Schwellung und plasma-Arten Bakterien-Antagoniøsmen m pl: engl. bacterial
Fluktuation. Siehe Abb. – Mendosicutes: neu abgegrenzte Klasse der antagonisms. Gegenseitige Entwicklungshem-
Therapie: Archaeobacteriae (thermophile Bakterien mit mung von Bakterien durch deren Stoffwechsel-
– Beseitigung der ursächlichen Läsion, danach atypischem Zellwandaufbau). produkte (ggf. Toxine), z. B. Bakteriozine oder
häufig Zystenremission Aufbau: Antibiotika* zur Regulation der Bakterienflora.
– ggf. Zystenresektion, aber cave: keine Zysten- – Zelle von Zellwand umgeben, Zytoplasma Bakterienembolie → Embolie
operation ohne vorherige Abklärung und enthält DNA und RNA Bakterienembolie → Sepsis
205 Balanitis

Bakterienenzyme n pl: engl. bacterial enzymes. ken Entfärbungsmitteln (Salz-Schwefelsäure, Keimen der physiologischen Bakterienflora der
Von Bakterien* gebildete Enzyme, die ihrem Salzsäure-Alkohol) kaum wieder abgeben Urethra oder des äußeren Genitales kontami-
Stoffwechsel dienen. Vorkommen oder Fehlen (Ziehl*-Neelsen-Färbung). Säurefestigkeit wird niert. Eine symptomatische Bakteriurie mit ty-
bestimmter Enzyme gestattet eine Unterschei-
dung verschiedener Bakteriengruppen: z. B.
bei Spezies der Gattungen Mycobacterium*, No-
cardia* und Rhodococcus nachgewiesen.
pischen Symptomen des Harnwegsinfekts wird
antibiotisch behandelt.
B
laktosespaltende und nichtspaltende, Urease- Bakteriologie f: engl. bacteriology. Lehre von Vorkommen: Typischer Befund der Harnwegs-
positive und -negative, indolbildende, Plasma- den Bakterien*. infektion.
koagulase-positive, Oxidase-positive Bakterien Bakteriolysine n pl: engl. bacteriolysins. Spezifi- Diagnostik:
(Bunte* Reihe). Bestimmte Antibiotika* wie z. B. sche Antikörper*, die Bakterien unter Aktivie- – Urinkultur: Keimnachweis aus: 1. spontanem
Chinolone können Bakterienenzyme hemmen. rung von Komplement* lysieren. Mittelstrahlurin* (Methode der Wahl): wegen
Bakterienflora f: engl. bacterial flora. Physiolo- Bakteriophagen m pl: engl. bacteriophages; syn. Kontamination gilt erst eine Keimzahl von
gische Besiedlung der Körperoberfläche (Stand- Phagen. Viren*, die sich in Bakterien* vermeh- ≥ 105 Keime/ml Urin (Kass-Zahl) als signifi-
ort- und Anflugflora der Haut) sowie bestimm- ren. Mithilfe bestimmter Bakteriophagen kön- kant, jedoch bei typischer Klinik bzw. Vorbe-
ter Körperhöhlen (Mundhöhle, Nasen-Rachen- nen die zugehörigen Wirtsbakterien (Wirts- handlung mit Antibiotika gelten niedrigere
Raum) bzw. Hohlorgane (Jejunum, Ileum, Ko- spektrum beschränkt) erkannt werden (Bakteri- Keimzahlen von ≥ 103–104 Keime/ml Urin
lon, Urethra, Vagina) des gesunden Makroorga- endiagnostik; Lysotypie). Hierzu ist ein speziel- 2. Katheterurin*: signifikant ab einer Keim-
nismus mit verschiedenen Mikroorganismen. ler Rezeptor erforderlich, der durch Mutation* zahl von ≥ 103–104 Keime/ml Urin 3. Blasen-
Meist handelt es sich um apathogene Bakterien, verloren gehen kann. Eine therapeutische An- punktionsurin: jeder Keimnachweis ist pa-
aber auch pathogene Keime können unter be- wendung zur Behandlung bakterieller Infekti- thologisch
stimmten Voraussetzungen selektiert werden. on befindet sich noch im Versuchsstadium. – makroskopischer Aspekt: Trübung, häufig
Bedeutung: Schutz- und Barrierefunktion (sog. Hintergrund: unangenehmer Geruch (scharf, fade) infolge
Kolonisationsresistenz) sowie Stimulierung un- – Nach der Anhaftung wird die Nukleinsäure bakterieller Zersetzung des Harns
spezifischer Abwehrfaktoren. (DNA oder RNA) in das Bakterieninnere ein- – Eintauchverfahren*: Alternative ungefähre
Bakterienklassifikation f: engl. bacteriological geschleust, die Phagenhülle (das Phagenpro- Keimzahlbestimmung mit Eintauchnährbo-
classification. Teilgebiet der systematischen Bak- tein) verbleibt an der Zellwand (siehe Abb.). den möglich
teriologie, das Nomenklatur, Identifizierung, – Die Phagennukleinsäure führt zur Produkti- – Antibiogramm*.
Beschreibung und Ordnung der Bakterien um- on phageneigener Proteine und Nukleinsäu- Therapie:
fasst. Die Klassifikation erfolgt in einem hierar- ren als Phagenbestandteile (pro Zelle 100– – Behandlung bei asymptomatischer Bakteri-
chischen System nach Verwandtschaftsbezie- 300). urie: Steigerung der Diurese durch erhöhte
hungen, beruhend auf morphologischen, färbe- – Unter dem Einfluss von Lysozym platzt die Trinkmenge, keine Antibiose; Ausnahmen:
rischen, physiologischen, biochemischen (Bun- Bakterienzelle, die reifen Phagenpartikel 1. Schwangerschaft 2. geplante schleimhaut-
te* Reihe), antigenen und genetischen Merkma- werden frei und können sich an eine neue traumatisierende Intervention im Harntrakt
len (DNA-Homologie u. a.). Bakterienzelle anheften (virulenter Zyklus). (z. B. Urethrozystoskopie) wegen Gefahr as-
Bedeutung: Medizinisch wichtig, weil auf einer zendierender Infektion (v. a. Pyelonephritis)
genauen Bakterienklassifikation die Genauig- 3. Immunsuppression 4. nach Organtrans-
keit der Erregeridentifizierung beruht. plantation
Beispiel: Salmonella enterica: Reich (Bacteria), – Behandlung bei symptomatischer Bakteri-
Phylum (Proteobacteria), Klasse (Gammapro- urie: Antibiose (siehe Harnwegsinfektion*).
teobacteria), Ordnung (Enterobacteriales), Fa- Bakterizidie n pl: engl. bacteriocidity. Fähigkeit
milie (Enterobacteriaceae), Gattung (Salmonel- einer chemischen Substanz (Bakterizid) Bakteri-
la), Spezies (enterica). Eine Spezies (Art) ist in en abzutöten. Antibiotika gelten als bakterizid
Serovarianten (z. B. Salmonella enterica Sero- wirksam, wenn sie in therapeutisch erreichbarer
var Typhi) oder in Biovare (z. B. Vibrio cholerae Konzentration Bakterien ihres Wirkungsspekt-
Biovar eltor) unterteilbar. Die Benennung folgt rums abtöten. Messungen der Bakterizidie die-
dem International Code of Nomenclature of Bakteriophagen: Schema des Anheftens eines nen zur Beurteilung der Wirksamkeit antibak-
Bacteria. Phagen (hier T2-Phage) auf einer Bakterienkapsel; terieller Substanzen.
Bakterien, mesophile → Mesothermobakte- durch Kontraktion der Scheide wird die DNA in die Formen:
rien Bakterienzelle eingeschleust. – Primäre Bakterizidie: Abtötung auch ruhen-
Bakterienpolysaccharide n pl: engl. bacterial der Bakterien
polysaccharides. Bauelement vieler Bakterien- – sekundäre Bakterizidie: Abtötung sich in
kapseln, das die Spezifität der Bakterientypen Bakteriostase f: engl. bacteriostasis. Konzent- Vermehrung befindlicher Bakterien.
bedingt. rationsabhängige Fähigkeit einer chemischen BAL: Abk. für balanced anesthesia → Anästhe-
Bakterien, psychrophile → Psychrobakterien Substanz (Bakteriostatikum), die Keimvermeh- sie, balancierte
Bakterienruhr → Shigellose rung ohne Abtötung zu verhindern, wodurch BAL: Abk. für → Bronchoalveoläre Lavage
Bakterien, säurefeste n pl: engl. acid-fast bac- ihre Elimination durch das körpereigene Ab- Balanitis f: syn. Eichelentzündung. Entzün-
teria. Von einer dicken Lipidschicht (Mykolsäu- wehrsystem erleichtert wird. Die geschädigten dung der Glans penis. Es handelt sich um eine
ren, Wachse) umhüllte Bakterien, die die übli- Keime vermehren sich wieder nach Einbringen häufige Erkrankung, insbesondere im Kindesal-
chen Farblösungen wie Gentianaviolett schlecht in frische Nährmedien. ter. Eine Phimose begünstigt das Auftreten. Di-
oder langsam annehmen bzw. einmal angenom- Bakteriurie f: engl. bacteriuria. Nachweis von agnostiziert wird v. a. klinisch. In leichten Fäl-
mene Farblösungen bei Behandlung mit star- Bakterien im Harn. Spontanurin ist häufig mit len genügt eine konservative Therapie, bei rezi-
Balanitis plasmacellularis Zoon 206

divierender Balanitis wird zirkumzidiert. Unter – bei apparentem Smegmaverhalt notfallmäßi-


adäquater Therapie heilt eine Balanitis folgen- ge Evakuation des Verhalts, bei Vorhautver-
los ab. schluss notfallmäßige dorsale Inzision des
B Hintergrund: Meist ist gleichzeitig auch das in-
nere Vorhautblatt entzündet (Balanoposthitis).
Präputiums
– bei sekundärer Balanitis Therapie der Grund-
Prädisponierende Faktoren: u. a. erkrankung.
– Phimose (mit oder ohne Vorhautadhärenz) Balanitis plasmacellularis Zoon f: engl. Zoon
– mechanische Reizung plasma cell balanitis. Vorwiegend im 5.–8. Le-
– mangelnde Hygiene bensjahrzehnt auftretende rotbraune, lackartig
– sehr häufiges Reinigen (sog. Reinlichkeitsba- glänzende, glatte Herde an der Glans penis bzw.
lanitis) am inneren Vorhautblatt. Histologisch zeigen
– Diabetes mellitus (Balanitis diabetica, meist sich eine atrophierte, ödematöse Epidermis und
durch Candida albicans) milde plasmazelluläre Infiltrate mit kleinen
– Adipositas Blutungen sowie Hämosiderinablagerungen.
– genitale Infektionen. Die Ätiologie ist unklar, chronische Reizfakto-
Formen: ren werden diskutiert.
– Infektiöse Balanitis: 1. bakteriell 2. myko- Balanitis xerotica obliøterans → Lichen sclero-
tisch (Candida* albicans) 3. viral (Herpes* sus Baldrian: Pflanze. [159]
simplex; Condylomata* acuminata) 4. selten Balanoposthitis → Balanitis
parasitär Balantidiose f: engl. balantidiosis; syn. Balanti-
– nichtinfektiöse Balanitis: 1. Kontaktallergie diasis. Akute oder chronische Kolitis, hervorge-
(z. B. gegen Präservative) 2. Balanitis* plas- rufen durch Balantidium* coli. Der Erreger oder Kombinationen von Baldriankraut und
macellularis Zoon 3. fixes Arzneimittelexan- kommt weltweit vor, vor allem in Lateinameri- Hopfenzapfen (Hopfen) und/oder Passions-
them* (Balanitis medicamentosa; v. a. nach ka, Philippinen und Papua. Schweine sind ein blumenkraut (Passionsblume).
Anwendung von Tetracyclinen und Sulfona- wichtiges Reservoir. Verwendung:
miden) 4. bei Reiter-Krankheit (Balanitis ero- Klinik: Der Verlauf ist meist asymptomatisch. – Medizinisch: 1. bei Unruhezuständen, nervös
siva circinata; reaktive Arthritis*) 5. sekundär Die Kolitis äußert sich durch bedingten Einschlafstörungen (European Sci-
im Rahmen systemischer Erkrankungen – Durchfall entific Cooperative on Phytotherapy, Kom-
(z. B. Psoriasis*, Lichen ruber planus, Ste- – Tenesmen mission E) 2. zur Besserung leichter nervöser
vens*-Johnson-Syndrom) – schleimig-blutige Stühle. Beschwerden und Einschlafstörungen (Her-
Klinik: Diagnostik: Die Diagnose erfolgt durch einen bal Medicinal Products Committee)
– Penile Schmerzen, Rötung, Schwellung, Näs- mikroskopischen Nachweis der Trophozoiten – traditionell zur Behandlung leichter stressbe-
sen, Pruritus oder Zysten im Stuhl. dingter Symptome sowie als Schlafhilfe (Her-
– präputiales oder glanduläres Ödem und/oder Therapie: bal Medicinal Products Committee)
Erythem, meataler oder präputialer Ausfluss – Tetracycline – volkstümlich: 1. auch bei überaktiver Harn-
– Ulzeration der Glans penis, penile oder glan- – Metronidazol blase, funktionellen Herzbeschwerden und
duläre Plaquebildung – Paromomycin. Spasmen im Magen-Darm-Trakt, Gastritis
– Vorhautretraktion nicht möglich Balantidium coli n: Dickdarmkommensale des und Reizmagen 2. die Wirksamkeit der Dro-
– Harnwegsinfektionen, suprapubische Schweins, der beim Menschen Balantidiose* ge bei den volkstümlichen Anwendungsge-
Schmerzen, inguinale Lymphknotenvergrö- hervorrufen kann. Von Infektionen sind haupt- bieten ist derzeit nicht belegt.
ßerung sächlich Schweinezüchter und Schlachter be- Balint-Syndrom n: engl. Balint’s syndrome. Stö-
– bei ausgeprägter Balanitis (selten) Meatusste- troffen, allerdings werden die Erreger auch rung der visuellen, räumlichen Aufmerksam-
nose mit Miktionsbeschwerden. durch den Verzehr zystenkontaminierter Nah- keit und Orientierung* mit optischer Ataxie*,
Diagnostik: rungsmittel auf den Menschen übertragen. okularer Apraxie* (Danebengreifen) und Simul-
– Harnuntersuchung* (mit mikrobiologischer Balbuties → Stottern tanagnosie infolge Läsion parieto-okzipitaler
Urinkultur und Urinmikroskopie) Baldrian m: syn. Valeriana officinalis. Mehrjäh- Leitungsbahnen v. a. der rechten Hemisphäre,
– Serumglukosetest rige Staude aus der Familie der Baldriange- häufig assoziiert mit Alexie (Dyslexie*), Agrafie
– serologischer Syphilistest wächse (Valerianaceae), die in Europa sowie dem (Dysgrafie*) und (Hemi-)Neglect*.
– Candida-Abstrich gemäßigten Asien bis Japan vorkommt und in Balkan-Grippe → Q-Fieber
– HIV- und Humanpapillomaviren-Titerbe- Deutschland kultiviert wird. Baldrian wirkt be- Balkan-Nephropathie f: engl. Balkan nephritis;
stimmung. ruhigend, zentral dämpfend, antikonvulsiv und syn. chronisch endemische Nephropathie. Lang-
Therapie: muskelentspannend. Er wird bei Schlafstörun- sam progrediente, chronisch interstitielle
– Bei unauffälliger Miktion Sitzbäder, evtl. an- gen eingesetzt. Siehe Abb. Nephropathie, endemisch in einzelnen Balkan-
tibiotische bzw. antimykotische topische Wirkung: regionen (Flusstäler der Donau, Save, Morave).
Therapie – Wirksamkeitsnachweise für Besserung der Häufig bestehen Beschwerden wie bei Nieren-
– Genitalhygiene (cave: bei Kindern keine for- Tagesbefindlichkeit und der Schlafqualität steinkoliken, die Krankheit schreitet fort bis zur
cierte Retraktion der Vorhaut) liegen vor terminalen Niereninsuffizienz.
– bei rezidivierender Balanitis evtl. Zirkumzi- – ähnliches gilt auch für Kombinationspräpa- Ätiologie: Bisher unbekannt; vermutet wird ei-
sion* im symptomfreien Intervall rate aus Baldrian-Extrakt (640 mg/d) und Me- ne chronische Intoxikation mit dem Mykotoxin
lissen-Extrakt (320 mg/d; Zitronenmelisse*) Ochratoxin* A (v. a. in Getreideprodukten).
207 Ballaststoffe

Pathologie: Fehlbildungen des Gehirns vor, z. B. bei Menin-


– Fibrose der äußeren Nierenrinde mit Hyali- gomyelozele*, im Rahmen einer septooptischen
nisierung der Glomeruli Dysplasie* oder eines Aicardi-Syndroms.
– Nekrose der Tubulusepithelien
– im Interstitium Narben und Rundzellenin-
Klinik:
– Epileptische Anfälle
B
filtrate. – Koordinationsstörungen
Klinik: – geistige Retardierung
– Langsamer Beginn nach dem 20. Lebensjahr – die isolierte Balkenagenesie ist häufig symp-
mit Müdigkeit, Kopf- und Oberbauch- tomlos.
schmerzen Diagnostik:
– meist geringe Hämaturie* und tubuläre Pro- – MRT, siehe Abb.
teinurie* (Alpha-1- und Beta-2-Mikroglobu- – Schädelsonografie.
lin) Prognose: Die isolierte Balkenagenesie ist
– selten arterielle Hypertonie und Ödeme* durchaus mit einer normalen Entwicklung ver-
– hochgradige normochrome Anämie*, die einbar. Begleitende Fehlbildungen schränken
nicht mit dem Grad der Niereninsuffizienz* die Prognose in höherem Maße ein. Balkenblase Abb. 2: endoskopischer Befund mit
(ab 30. Lj.) korreliert Balkenarterien f pl: engl. trabecular branches of deutlicher Trabekulierung der Blasenwand
– häufig zusätzlich Tumoren der ableitenden splenic artery; syn. Trabekelarterien. Äste der A. (Zystoskopie). [183]
Harnwege. splenica, die innerhalb der bindegewebigen
Balkenagenesie f: engl. callosal agenesis; syn. Milzbalken (Milztrabekel) verlaufen.
Agenesis corporis callosi. Angeborenes, voll- Balkenblase f: engl. trabeculated bladder; syn.
ständiges oder teilweises Fehlen des Corpus cal- Trabekelblase. Stark erweiterte, nicht mehr Pathologie: Netzartige, sich in das Blaseninnere
losum. Die Balkenagenesie ist eine der häufigs- vollständig kontraktionsfähige Harnblase* mit vorwölbende Muskelbündel (Bälkchen) mit da-
ten angeborenen Hirnfehlbildungen. Sie hat kompensatorischer Hypertrophie der Blasen- zwischenliegenden Schleimhautmulden (Pseu-
keine pathognomonischen Symptome; die Di- muskulatur. Ursache ist eine lang bestehende dodivertikel, siehe Abb. 2).
agnostik erfolgt durch bildgebende Verfahren. mechanische Harnabflussbehinderung, z. B. im Balkenvenen f pl: engl. trabecular veins; syn.
Im Vordergrund steht die Klinik der Epilepsie Rahmen von benignem Prostatasyndrom*, Trabekelvenen. Innerhalb der Milztrabekel ge-
oder der Begleitfehlbildungen. Eine kausale Sphinktersklerose*, Harnröhrenstriktur* oder meinsam mit den Balkenarterien* verlaufende
Therapie ist nicht möglich. Blasendysfunktion. Venen, die keine muskuläre Tunica* media auf-
Vorkommen: Das Auftreten ist meist spora- Ursache: Lang bestehende mechanische Harn- weisen und in die Äste der V. splenica münden.
disch, manchmal autosomal-dominant oder X- abflussbehinderung, z. B. benignes Prostatasyn- Ballance-Zeichen n: engl. Ballance’s sign. Nach
chromosomal-rezessiv erblich. Die Balkenage- drom* (siehe Abb. 1). Sir Charles A. Balance (1856–1936, Chirurg, Lon-
nesie kommt isoliert oder im Rahmen von kon- don) benanntes klinisches Zeichen nach Milz-
genitalen Syndromen assoziiert mit weiteren ruptur*. Bei der Perkussion des Abdomens stellt
der Untersucher eine lageunabhängige Dämp-
fung in der linken Flanke sowie unterhalb des
linken Zwerchfells fest. Ursächlich hierfür ist ge-
ronnenes Blut, das die Milzloge ausfüllt.
Ballaststoffe m pl: engl. dietary fibres. Überhol-
ter, aber weiterhin üblicher Begriff für die un-
verdaulichen Nahrungsbestandteile aus Stütz-
und Strukturelementen pflanzlicher Lebens-
mittel. Ballaststoffe werden zwar weitgehend
unverdaut wieder ausgeschieden, sind aber not-
wendig für die Darmperistaltik (sie steigern das
Darminhaltsvolumen) und den Weitertransport
des Darminhalts. Die empfohlene Mindestzu-
fuhr beträgt 30 g/d.
Einteilung:
– Wasserlösliche Ballaststoffe senken die post-
prandiale Konzentration von Blutzucker* so-
wie die Konzentration von Gesamt- und LDL-
Cholesterol im Blut, ohne das Risiko für Dia-
betes mellitus Typ 2 oder kardiovaskuläre Er-
krankung zu reduzieren: 1. Inulin* 2. Pektin
3. Guar 4. Flohsamen
– wasserunlösliche Ballaststoffe mit hoher
Balkenblase Abb. 1: angehobener Blasenboden und Wasserbindungskapazität (Quellung oder
beginnende Harnstauung beidseits bei histologisch Gelbildung) sind assoziiert mit reduziertem
Balkenagenesie: MRT: 1: koronar, 2: sagittal. [76] benigner Prostatahyperplasie. Risiko für Diabetes mellitus Typ 2 oder kar-
Ballen, dorsaler 208

diovaskuläre Erkrankung: 1. Zellulose 2. He- rechten Vorhof durch Foramen ovale in lin- Balloø nkoagulation f: engl. balloon coagulation.
mizellulosen (z. B. in Kleie) 3. Lignin*. ken Vorhof unter echokardiografischer oder Verfahren zur Endometriumablation* durch
Im Dickdarm fermentieren Bakterien v. a. was- angiografischer Kontrolle intrauterines Einbringen eines ballonförmigen
B serlösliche Ballaststoffe und bilden kurzkettige
Fettsäuren (v. a. Butyrat, Acetat und Propionat),
– anschließend ruckartiges Zurückziehen der
Katheterspitze mit dem Ballon in flüssig-
Einmalkatheters, der über Wärmeentwicklung
zur Koagulation des Endometriums führt. Vor-
die nahezu vollständig resorbiert werden. Was- keitsgefülltem Zustand durch das Septum teil gegenüber der Endometriumresektion* ist
serunlösliche Ballaststoffe werden weitgehend – Ziel: Verbesserung der arteriellen Sauerstoff- die Durchführung ohne Narkose. Nachteil sind
unverändert mit den Fäzes* ausgeschieden. sättigung durch Vergrößerung des interatria- die hohen Kosten der Einmalkatheter. Bei Ute-
Klinische Bedeutung: Ein Mangel an Ballast- len Blutaustauschs. rusfehlbildung ist die Ballonkoagulation nicht
stoffen erhöht die Darmpassagezeit und be- Balloø ndilatation f: engl. balloon dilatation. Ver- einsetzbar.
günstigt Obstipation, Divertikulose und Karzi- fahren zur Erweiterung einer Stenose eines Ge- Balloø nsonde f: engl. balloon probe. Sonde* mit
nom des Dickdarms, Gallensteinbildung, Fett- fäßes oder Hohlorgans mittels Ballonkatheter*. endständigem Ballonsegment, das aufgeblasen
stoffwechselstörungen sowie Diabetes mellitus. Der Ballon wird nach Einführung in die Stenose oder mit Flüssigkeit gefüllt wird (als Ein- oder
Ballen, dorsaler m: Exostose auf der Dorsalsei- gefüllt und so das Gefäß oder Hohlorgan aufge- Doppelballonsonde).
te des ersten Mittelfußkopfs bei Hallux* rigi- dehnt. Zum Offenhalten des Gefäßes werden Einsatz: Akute Ösophagusvarizenblutung: Es
dus, meist verbunden mit Bewegungsein- Stents implantiert. erfolgt eine notfallmäßige Ballontamponade
schränkung im Großzehengrundgelenk. Behan- Indikationen: mit temporärer Blutstillung für 24–28 h bei li-
delt wird in der Regel konservativ mit Entlas- – Interventionell bei Herzklappen- oder Gefäß- mitiertem Kompressionsdruck von 35–
tung durch Anpassung des Schuhwerks und stenose im Rahmen einer Herzkatheterisie- 40 mmHg. Sonst besteht die Gefahr der Ulzera-
ggf. operativer Resektion (Cheilotomie*). rung*: 1. Ballonvalvuloplastie* 2. Ballonan- tion oder Perforation. Verwendet wird eine
Ballenhohlfuß → Pes cavus gioplastie Doppelballonsonde (Sengstaken-Blakemore-
Ballen, medialer m: Bezeichnung für Hervor- – bei Stenose des Gastrointestinaltrakts Sonde) mit unterem Ballon zur Sondenfixie-
treten des ersten Mittelfußköpfchens am medi- – Ureterstenose*. rung im Magen und oberem Ballon zur Kom-
alen Fußrand infolge Abspreizung des Metatar- Balloø nenteroskopie → Dünndarmendoskopie pression oder eine birnenförmige Einballonson-
sale I (Pseudoexostose ohne Knochenneubil- Balloø ngegenpulsation, intraaortale f: engl. de (Linton-Nachlas-Sonde) zur gleichzeitigen
dung). Ein medialer Ballen tritt in der Regel in intra-aortic balloon counterpulsation. Verfahren Kompression und Fixierung in der Kardiaregi-
Kombination mit Hallux* valgus auf. der Intensivmedizin*, zur Behandlung z. B. des on insbesondere bei Blutungen im Bereich des
Therapie: kardiogenen Schocks oder akuten Herzversa- Fundus ventriculi. Beide Sondentypen werden
– Entlastung durch Anpassung des Schuh- gens. Dabei wird ein Ballon am distalen Ende zusätzlich fixiert durch kontinuierlichen Ge-
werks eines Katheters über die A. femoralis in der Aor- wichtzug von außen (siehe Abb.). Über die Ma-
– symptomatisch: Antiphlogistika ta descendens platziert und anschließend EKG- gensonde kann zusätzlich (blutiger) Magenin-
– bei Hallux* valgus ggf. operative Korrektur getriggert in der Diastole aufgeblasen und in halt zur Prophylaxe eines hepatischen Komas
des Intermetatarsalwinkels*. der Systole entleert. abgesaugt werden, außerdem können Thera-
Ballenrolle → Abrollhilfe Wirkung: peutika zugeführt werden und per Sonden er-
Ballenzeh → Hallux valgus – Diastolisch Anstieg des arteriellen Blut- nährt werden. Weitere Einsatzbereiche für eine
Ball-Falten → Valvulae anales drucks und verbesserte Durchblutung der Ballonsonde sind
Balliøsmus m: engl. ballism. Meist einseitige Koronararterien, systolisch Senkung der – Blockierung bestimmter Intestinalabschnitte
(Hemiballismus), selten beidseitige (Paraballis- Nachlast – Gewinnung von Darminhalt (z. B. Duodenal-
mus) Hyperkinese* vorwiegend der proximalen – insgesamt verbesserte Entleerung der linken sonde)
Extremitätenmuskulatur durch Schädigung im Herzkammer und Erhöhung des Herzminu- – Ablaufsonde.
Bereich des Nucleus subthalamicus infolge tenvolumens um 10–20 %.
Schlaganfall*, Enzephalitis* oder Kernikterus*, Indikationen:
seltener bei Hirntumoren*. Klinisch zeigen sich – Mit anderen Mitteln nicht beeinflussbarer
plötzlich einsetzende und mit großer Kraft ab- kardiogener Schock*
laufende Schleuderbewegungen der Arme oder – akute hochgradige Herzinsuffizienz.
Beine sowie extrapyramidale Symptome*. Kontraindikationen:
Balloø nangioplastie f: engl. balloon angioplasty. – Hochgradige Aortendissektion*
Form der Ballondilatation*. – relativ: pAVK*.
Balloø natrioseptostomie f: engl. balloon atrio- Ballonkatheter m: engl. balloon catheter. Ka-
septostomy; syn. Rashkind-Manöver. Interventi- theter aus Kunststoff mit (meist endständigem)
onelle Herstellung eines Defekts im Vorhofsep- füllbarem Ballonsegment, verwendet bei Herz-
tum im Rahmen einer Herzkatheterisierung, katheterisierung* (Ballondilatation*, Ballonval-
Ballonsonde: 1: Sengstaken-Blakemore-Sonde;
v. a. palliativ bei Neugeborenen mit Transposi- vuloplastie*, transcatheter aortic valve implan-
2: Linton-Nachlas-Sonde.
tion* der großen Arterien, Trikuspidalatresie*, tation, Abk. TAVI), außerdem als Pulmonaliska-
totaler Lungenvenenfehlmündung* oder bei theter*, Blasenkatheter* oder zur Einlungen-
fortgeschrittener pulmonaler Hypertonie* mit ventilation (ELV). Unterschieden werden z. B. Balloø nvaginoskop n: engl. balloon vaginoscope.
Hämoptysen und Synkopen*. Fogarty*-Ballonkatheter, Grüntzig*-Katheter, Vor allem in der Kindergynäkologie zur Darstel-
Prinzip: Bronchusblocker* und Foley-Katheter (v. a. für lung der Portio oder Entfernung intravaginaler
– Vorschieben eines (leeren) Ballonkatheters Urogenitalbereich). Fremdkörper verwendetes Vaginoskop, über
über V. cava inferior (oder V. umbilicalis) und das eine aufblasbare Manschette gezogen ist.
209 Bandruptur

Balloø nvalvuloplastie f: engl. balloon valvulo-


plasty; syn. perkutane transluminale Ballondila-
tation. Sprengung oder Dilatation einer valvulä-
ren Aortenstenose* ohne Klappenverkalkung,
einer Pulmonalstenose* oder einer Mitralklap-
B
penstenose* durch einen Ballonkatheter im
Rahmen der therapeutischen Herzkatheterisie-
rung*.
Balneum n: Bad.
Baló-Krankheit f: engl. Baló’s disease; syn. Leu-
coencephalitis periaxialis concentrica. Entmar-
kungskrankheit mit schichtförmig-konzentri-
schen Entmarkungsherden um Blutgefäße im
zentralen Marklager beider Großhirnhemisphä-
ren. Wahrscheinlich handelt es sich um eine
Sonderform der chronisch progredienten Multi-
Baltimore-Schema [147]
plen* Sklerose. Klinisch zeigen sich zunächst fo-
kale Anfälle, später entwickeln sich rasch pro-
grediente Paresen und Demenz. Die Prognose
ist infaust. nes Gelenks mit Neigung zu uni- bis multidi-
Balsambaum m: syn. Myroxylon balsamum. In rektionaler Gelenkinstabilität, (Sub-)Luxation
Mittelamerika beheimateter Baum aus der Fa- und sekundärer Arthrose*. Behandelt wird mit
milie der Schmetterlingsblütler (Fabaceae), der externer Schienung (Orthese*) oder ggf. Band-
in 2 Varianten vorkommt: als Perubalsambaum plastik*. Als Ultima Ratio wird eine Arthrodese*
(Myroxylon balsamum var. pereirae) und als To- durchgeführt.
lubalsambaum (Myroxylon balsamum var. bal- Ursachen:
samum). Aus den beiden Balsambaumarten Bamberger-Divergenzzange – Posttraumatisch: unzureichende Adaptation
wird das Perubalsam (Balsamum peruvianum) des gerissenen Bandes infolge mangelhafter
und das Tolubalsam (Balsamum tolutanum) ge- Ruhigstellung oder inadäquater operativer
wonnen. hilfliches Instrument zur Zangengeburt, mit Rekonstruktion
Perubalsam: Begrenzung des Anpressdrucks an den kindli- – chronische Überdehnung durch unphysiolo-
– Antibakteriell, antiseptisch, antiparasitär (be- chen Kopf. Die Bamberger Divergenzzange gische Beanspruchung, z. B. des Außenbands
sonders gegen Krätzmilben) wird heute kaum noch verwendet. Siehe Abb. des Kniegelenks bei Genu varum
– granulationsfördernd und antiphlogistisch. Bambusstabwirbelsäule → Spondylitis anky- – angeboren (z. B. Ehlers-Danlos-Syndrom).
Verwendung: losans Bandlaxität → Bandinsuffizienz
– Zur äußeren Anwendung in Form ethanoli- Bambusstabwirbelsäule → Wirbelankylose Bandl-Kontraktionsring m: engl. Bandl’s ring.
scher Lösungen, Salben und Salbenkompres- Bancroft-Filarie → Wuchereria bancrofti Tastbarer, ringförmiger Muskel-Wulst an der
sen Bandage f: engl. dressing. Schutz- oder Stütz- Grenze zwischen oberem und unterem Uterin-
– medizinisch bei infizierten und schlecht hei- verband zum Fixieren, zum Ausüben von segment. Der Bandl-Kontraktionsring entsteht
lenden Wunden, Verbrennungen, Dekubitus, Druck oder zur Bewegungseinschränkung eines durch starke Kontraktionen des oberen Uterin-
Frostbeulen, Ulcus cruris, Prothesendruck- Körperteils. Sie besteht aus Stoff oder elasti- segmentes. Ein Aufsteigen (also Bewegung
stellen, Hämorrhoiden (Kommission E); cave: schem, z. T. selbstklebendem Material. Richtung Bauchnabel) der Bandl-Furche kann
Allergisierungsrisiko. Bandbreite f: syn. Oszillationsamplitude. Un- eine drohende Uterusruptur* anzeigen.
Tolubalsam: Antimikrobiell und expektorie- terschied zwischen höchster und niedrigster Bandplaø stik f: engl. ligament reconstruction.
rend. Verwendung: Zubereitungen zum Ein- Herzfrequenz des Ungeborenen als eines der Plastische OP am Bandapparat unter Verwen-
nehmen und medizinisch bei Katarrhen der Beurteilungskriterien im CTG*. Physiologisch dung auto- oder allogenen, selten auch xenoge-
Atemwege (Kommission E). ist eine Bandbreite zwischen 5 und 25 Schlägen nen Materials. Indikationen sind chronische Ge-
Baltimore-Schema n: engl. Baltimore classifica- pro Minute (Abk. bpm für beats per minute). lenkinstabilität bei Bandinsuffizienz* oder
tion. Schema zur molekularbiologischen Eintei- Banding → Magenband Bandruptur* (z. B. Außenbandruptur* des Knie-
lung der Virusfamilien in 7 Klassen entspre- Banding → Zuggurtungsosteosynthese oder Sprunggelenks und Skidaumen*, wenn
chend ihres Genoms (DNA oder RNA) und Re- Banding n: Medizinisches Verfahren, bei dem keine nahtfähigen Bandstümpfe mehr vorhan-
plikationsmodus. Zur Translation viraler Prote- mittels elastischer Ringe der Blutfluss unter- den sind).
ine wird immer Einzelstrang-RNA in Positiv- bunden (z. B. Ösophagus-Banding, Hämorrhoi- Bandruptur f: engl. ligament rupture; syn. Bän-
strangorientierung (mRNA) synthetisiert. Das den-Banding), eingeschränkt (Pulmonalis*-Ban- derriss. Komplette oder teilweise Zerreißung ei-
Baltimore-Schema wird zunehmend abgelöst ding) oder ein Organ in seiner Funktion einge- ner oder (oft) mehrerer Bandstrukturen infolge
von der universalen Virus-Taxonomie des Inter- schränkt wird (z. B. Magenband* zur chirurgi- indirekter Gewalteinwirkung auf ein Gelenk
national Committee on Taxonomy of Viruses. schen Behandlung der Adipositas). mit charakteristischen Untersuchungsbefunden
Siehe Abb. Bandinsuffizienz f: engl. ligament insufficiency; bei Gelenkinstabilität. Formen sind z. B. Au-
Bamberger-Divergeø nzzange f: engl. Bamber- syn. Bandlaxität. Bandschlaffheit mit patholo- ßenbandruptur*, Kreuzbandruptur* oder Ski-
ger’s forceps; syn. Bamberger-Zange. Geburts- gischer Zunahme des Bewegungsspielraums ei- daumen*.
Bandscheibe 210

Bandscheibe: engl. intervertebral disc; syn. Zwi-


schenwirbelscheibe. Knorpelige Verbindung
zwischen 2 Wirbelkörpern, bestehend aus dem
B Anulus* fibrosus (faserknorpeliger Ring) und
dem Nucleus* pulposus (innerer Gallertkern).
Histologisch-anatomisch ist die Bandscheibe ei-
ne (Wirbel-) Synchondrose und gehört zu den
knorpelhaften Verbindungen. In der Klinik ist
die Bezeichnung Discus intervertebralis ge-
bräuchlich.
Funktion: Durch die Elastizität der Gallertmas-
se wirkt die Bandscheibe einerseits als Puffer;
durch ihre gewisse Verformbarkeit ermöglicht Bandscheibenvorfall Abb. 2: lumbale MRT (T2);
sie andererseits zusammen mit den Wirbelge- sequestrierter großer Bandscheibenprolaps (Pfeil)
lenken Bewegungen zwischen den einzelnen links mediolateral. [59]
Wirbelkörpern und damit der Wirbelsäule ins-
gesamt.
Bandscheibenerkrankung → Bandscheiben- Tractus iliotibialis. Es kommt häufig bei Läu-
vorfall fern und Radsportlern vor.
Bandscheibenoperation → Bandscheibenvor- Bandscheibenvorfall Abb. 1: Ansicht von lateral (1–4) Ursachen:
fall und dorsal (5–6); 1: Normbefund; 2: Protrusion; – Überlastung des Musculus tensor fasciae la-
Bandscheibenoperation → Nukleotomie 3: pendelnder (mobiler) Prolaps, subligamentär; tae mit Reizung des Ansatzpunktes des Trac-
Bandscheibenschaden m: engl. intervertebral 4: Sequestration, perforiert; 5: medialer (dorsomedia- tus iliotibialis
disc lesion; syn. Diskopathie. Bandscheibener- ler) B.; 6: (medio-)lateraler B.; intraspinal (bis intra- – nicht korrigierte Beinlängendifferenz
krankung. Der Begriff ist eine Sammelbezeich- foraminal) oder extraforaminal-extraspinal; ggf. in – Genu* varum
nung für meist degenerative, selten traumati- Kombination. – Schwäche der Glutealmuskulatur
sche Veränderungen im Bereich von Bandschei- – falsche Lauftechnik
be und Zwischenwirbelraum, z. B. Bandschei- – falsche Laufschuhnutzung.
benvorfall* oder Bandscheibenvorwölbung – Prolaps: 1. in der Regel noch vom ausgezoge- Klinik: Druckdolenz an Knieaußenseite und am
(Bandscheibenprotrusion). Ein Bandscheiben- nen Längsband (Lig. longitudinale posterius) Ansatzpunkt des Tractus iliotibialis.
schaden ist oft verbunden mit Knochen- und gedeckter raumfordernder Vorfall 2. meist Therapie:
Knorpeldegeneration (Osteochondrose*). nach mediolateral unter den Wurzelabgang – Korrektur von Fehlstellungen
Bandscheibensequeø ster m: Herausgerutschter der Spinalnerven* 3. ggf. bis in die Foramina – Kryotherapie
Bandscheibenteil bei degeneriertem Gallertkern intervertebralia (selten bis extraspinal) bzw. – Entspannung und Dehnung des M. tensor
(Nucleus* pulposus) der Bandscheibe. Der Band- (seltener) nach medial in den Spinalkanal* fasciae latae
scheibensequester tritt durch Risse des umge- nach Perforation des Lig. longitudinale pos- – ggf. Physiotherapie mit gezielter Kräftigung
benden Faserrings (Anulus fibrosus) aus und terius abgeschwächter Muskelgruppen, sowie Fas-
hat keine direkte Verbindung mehr zur Band- – Sequestration: 1. sequestrierter Prolaps oh- zientherapie und physikalische Therapie-
scheibe. ne Verbindung der prolabierten Anteile maßnahmen.
Klinik: Der Sequester kann das hintere Längs- (Bandscheiben-Sequester) mit der Bandschei- Bandwürmer → Cestodes
band vorwölben oder in den Spinalkanal durch- be 2. ggf. perforiert durch Längsband. Bandwurmanämie → Diphyllobothriose
brechen. Dann können Wurzelschmerz und Lokalisation: Bandwurmbefall → Taeniasis
neurologische Ausfälle (Radikulopathie) bei – Am häufigsten (97 %) lumbal/lumbosakral Bandwurmmittel → Anthelminthika
Nervenwurzelkompression auftreten oder es (L IV/L V, L V/S I und L III/L IV) Bang-Krankheit → Brucellose
kommt zu Beschwerden durch Rückenmarks- – in > 2 % der Fälle HWS (C V/C VI oder C VI/ Bankart-Fragmeø nt n: engl. Bankart’s fragment.
kompression. C VII) Ausbruch eines knöchernen Fragments aus dem
Bandscheibenvorfall m: engl. intervertebral disc – betroffene Spinalnerven(wurzel) je nach Lo- vorderen unteren Pfannenanteil des Glenoids
prolapse; syn. Diskushernie. Verlagerung bzw. kalisation des Bandscheibenvorfalls in der bei vorderer Schultergelenkluxation*. Die Diag-
Austritt von Gewebe des Nucleus* pulposus der Horizontalebene (z. B. medial, mediolateral). nosesicherung erfolgt durch Röntgen oder CT.
Bandscheibe* durch meist degenerative oder Diagnostik: Wegen der Gelenkbeteiligung wird regelhaft
selten traumatisch entstandene Risse im Anu- – Bei lumbalem Bandscheibenvorfall meist La- das Fragment offen oder arthroskopisch assis-
lus* fibrosus mit Schmerzen, Bewegungsein- sègue*-Zeichen und Schober*-Zeichen positiv tiert refixiert (bei Fragmenten > 1/5 der Gelenk-
schränkung, Sensibilitätsstörungen* und evtl. – Valleix*-Punkte druckschmerzhaft fläche Refixation durch Osteosynthese*).
Lähmungen*. Nach Diagnosestellung mit MRT – radiologischer Nachweis v. a. mit MRT Siehe Abb.
oder CT* wird konservativ mit Physiotherapie* (siehe Abb. 2) oder alternativ CT Bankart-Läsion f: engl. Bankart’s lesion. Abriss
und Analgetika* oder ggf. chirurgisch thera- – sehr selten Myelografie* mit CT (Myelo-CT), des Labrum glenoidale des Schulterblatts (unte-
piert. Einteilung in Schweregrade (siehe v. a. bei Rezidiv oder zur Differenzierung ge- rer vorderer Pfannenrand), bei Schultergelenk-
Abb. 1): genüber narbigen Veränderungen. luxation*. Die Bankart-Läsion ist der bedeu-
– Protrusion mit Vorwölbung des Anulus fib- Bandsyndrom, iliotibiales n: syn. Tractussyn- tendste Risikofaktor für eine Rezidivluxation.
rosus drom. Schmerzsyndrom durch Überlastung des Diagnostiziert wird mit MRT, behandelt meist
211 Barotrauma

galie, Hypersplenismus und portale Hyperten- – Diabetes mellitus


sion ohne Vorliegen einer Lebererkrankung. Da- – Kleinwuchs
bei ist die Splenomegalie Folge einer Behinde- – mentale Retardierung
rung des Blutabflusses aus der Milz (z. B. Milz-
venenthrombose, Pfortaderthrombose*, portale
– terminale Niereninsuffizienz in 9 % der Fäl-
le.
B
Hypertension*) aufgrund unterschiedlicher Bare Metal Stent: Abk. BMS. Konventioneller
nicht hepatischer Ursachen (z. B. Gefäßfehlbil- Koronarstent (Stent* [Angiologie]) aus Metall
dung, Gerinnungsstörung, Trauma, Myelopro- zur intrakoronaren Implantation im Rahmen
liferation). der Percutaneous Coronary Intervention (PCI)
Klinik: Aszites, Anämie, Leuko- und Thrombo- ohne zusätzliche Beschichtung.
zytopenie sowie gastrointestinale Blutung. Barium n: Chemisches Element aus der Gruppe
BAO: Abk. für engl. basal acid output → Basal- der Erdalkalimetalle*. Es ist ein silberweißes, 2-
sekretion [Magen] wertiges Leichtmetall (Härte 2 der Härteskala),
BAP: Abk. für Beatmungs-assoziierte Pneumo- das an der Luft grauschwarz anläuft. Wasserlös-
nie → Langzeitbeatmung liche Bariumsalze sind giftig. Das nahezu was-
BAP: Abk. für Beatmungs-assoziierte Pneumo- serunlösliche Bariumsulfat wird als Röntgen-
nie → Pneumonie kontrastmittel eingesetzt und findet als Weiß-
Bankart-Fragment: Ausbruch eines knöchernen BAP: Abk. für Beatmungs-assoziierte Pneumo- pigment in Malerfarbe Anwendung.
Fragments aus der unteren Zirkumferenz nie → Pneumonie, nosokomiale Anwendung: Medizinisch wichtigste Barium-
des Glenoids (Röntgenaufnahme). [116] Barbiturat-Intoxikation f: engl. Barbiturate in- verbindung: Bariumsulfat (BaSO4), Barium sul-
toxication; syn. Barbiturat-Vergiftung. Vergif- furicum (purissimum). Bariumsulfat wird als
tung mit Barbituraten (z. B. Phenobarbital)*, Röntgenkontrastmittel verwendet und dient
häufig suizidal. Es kommt zu Bewusstseinsstö- zur Untersuchung des Ösophagus und Gastro-
operativ. Differenzialdiagnostisch sollte eine rungen, tiefem Koma (Narkose), zentraler intestinaltrakts in Doppelkontrastmethode*
habituelle Schultergelenkluxation bedacht wer- Atemlähmung, Hypoxie des Gehirns und nach oraler, rektaler oder intestinaler (über Son-
den; möglich ist auch eine knöcherne Bankart- schließlich Tod durch Ersticken. Betroffene de) Applikation (Nebenwirkung: Obstipation).
Läsion. werden beatmet, zur Giftentfernung werden Das Bariumsulfat muss chemisch rein und frei
Therapie: Die Therapie ist meist operativ mit z. B. Diuretika und Aktivkohle eingesetzt. von löslichen Bariumverbindungen sein.
arthroskopischer oder offener Refixation und Barbotage f: Injektionstechnik bei der Spinal- Barizität → Lokalanästhetika
abhängig von evtl. Begleitverletzungen (Hill- anästhesie* mit wiederholter Aspiration von Li- Barkan-Membran f: engl. Barkan’s membrane.
Sachs-Delle, Rotatorenmanschettenruptur*). quor und isobarem Lokalanästhetikum zur Angeborene, wie eine Membran erscheinende
Konservative Therapie durch Ruhigstellung schnelleren und höheren Ausbreitung bei Fehlbildung infolge unvollständiger Ausdiffe-
und Analgetika führt zu hoher Rezidivrate der kleinstmöglicher Dosierung. renzierung von Kammerwinkel und Trabekel-
Luxation. Bardenheuer-Bogenschnitt f: engl. Bardenheu- werk. Die Barkan-Membran ist Ursache für ein
Bannwarth-Syndrom n: engl. Bannwarth’s syn- er’s incision. Halbkreisförmiger Hautschnitt et- angeborenes Glaukom. Sie behindert den Ab-
drome. Nichteitrige, lymphozytäre Meningora- was oberhalb der submammären Falte zur Frei- fluss des Kammerwassers und führt somit zu
dikulitis mit Beteiligung des peripheren Ner- legung eines durch Mastitis* bedingten retro- einem vergrößerten Augapfel, der Buphthal-
vensystems und besonders schmerzhaftem und mammären Abszesses mit postoperativ kosme- mus (Ochsenauge) oder Hydrophthalmus (Was-
langwierigem Verlauf als Manifestation einer tisch günstigen Narben. serauge) genannt wird.
Infektion mit Borrelia* burgdorferi nach Ze- Bardet-Biedl-Syndrom n: engl. Bardet-Biedl Barker-Hypothese f: engl. Barker’s hypothesis.
ckenstich (Lyme*-Borreliose). Siehe Abb. syndrome. Komplexes, autosomal-rezessiv erbli- Vermutung, dass durch mütterliches Verhalten
ches Fehlbildungssyndrom mit Polydaktylie*, in der Schwangerschaft (z. B. Mangelernährung)
Adipositas, Hypogonadismus* und Retinopa- eine Disposition des Feten (sog. fetale Program-
thia* pigmentosa als Leitsymptomen. Es ist ge- mierung, englisch: fetal programming) für das
netisch heterogen. spätere Auftreten von bestimmten Erkrankun-
Ätiologie: gen (z. B. Metabolisches Syndrom*) entsteht.
– Bekannt sind 18 verschiedene Genloci, u. a. Die Annahme beruht im Wesentlichen auf epi-
2q31.1, 3q11.2, 4q27, 11q13.2, 14q31.3, demiologischen Studien.
15q24.1, 16q12.2, 20p12.2 Barlow-Syndrom → Mitralklappenprolaps-
– für die klinische Manifestation sind mindes- syndrom
tens 2 Mutationen der BBS-Gene erforder- Barlow-Syndrom → Möller-Barlow-Krankheit
lich. Barorezeptoren → Pressosensoren
Klinik: Barosensoren → Pressosensoren
– Postaxiale, d. h. ulnare Polydaktylie* Barotrauma n: Durch plötzliche Druckverän-
Bannwarth-Syndrom: Mikroskopischer Liquorbefund – Adipositas* derung in gasgefülltem Hohlraum (Körperhöh-
mit lymphoplasmazellulärer Pleozytose, einzelnen – Hypogonadismus* le) bei mangelndem Druckausgleich verursachte
Granulozyten und Monozyten. [46] – Retinopathia pigmentosa, bis zum 5. Lj. in Verletzung. Barotrauma und dadurch ausgelös-
15 % der Fälle retinale Dystrophie, im 20. Lj. te Erkrankungen wie Aerootitis* oder Aerosinu-
Banti-Syndrom n: engl. Banti’s syndrome. In- in 73 % Blindheit sitis* sind beispielsweise bei Tauchern und Be-
zwischen obsolete Bezeichnung für Splenome- – arterielle Hypertonie
Barrett-Karzinom 212

schäftigten im Tunnelbau anerkannte Berufs- – endoskopische Mukosaresektion (EMR) Klinische Bedeutung:


krankheiten (Berufskrankheit Nr. 2201). – fotodynamische* Therapie – Bartholinitis
Vorkommen: Z. B. – Ösophagusresektion. – Bartholinischer Abszess.
B – Tauchen (Barotrauma des Ohres)
– Beatmung* mit hohem Druck (pulmonales
Barrett-Uø lkus n: engl. Barrett’s ulcer. Geschwür
(Ulkus*), das als Komplikation im Rahmen des
Bartholinitis f: Hauptsächlich Frauen zwi-
schen dem 20. und 30. Lj. betreffende, meist
Barotrauma) Barrett*-Ösophagus auftritt. Es entsteht im einseitige Entzündung der Bartholin-Drüsen
– im Rahmen eines akuten akustischen Trau- Übergangsbereich zwischen Ösophagus und und ihrer Ausführungsgänge mit lokalen
mas* bzw. primären Explosionstraumas*. Magen durch gastroösophagealen Reflux oder Schmerzen, Schwellung und Rötung sowie Aus-
Formen: lokale Säureproduktion von dislozierten Parie- bildung eines Empyems bzw. Abszesses. Behan-
– Barotrauma des Ohres: z. B. Trommelfellrup- talzellen. Mögliche Komplikationen sind Blu- delt wird mittels Marsupialisation*. Eine Anti-
tur* tungen und Strikturen. biose ist nur bei Gonokokken-Nachweis ange-
– pulmonales Barotrauma: 1. Schädigung der Barré-Syndrom → Guillain-Barré-Syndrom zeigt. Differenzialdiagnostisch abzugrenzen
Lungenstrukturen, Störung des Gasaus- Barrieremaßnahmen f pl: engl. barrier precau- sind Furunkel*.
tauschs, pulmonale Dekompensation mit tions. Anwendung mechanischer Barrieren zur Erreger:
Notwendigkeit der (Langzeit-)Beatmung Verhinderung einer Kontaktinfektion bei über- – Meist polymikrobiell (Staphylococcus* aure-
2. Komplikation: acute* respiratory distress tragbaren Krankheiten*. Zu den Barrieremaß- us, Escherichia* coli, Chlamydia* trachoma-
syndrome (ARDS) nahmen gehören Schutzkleidung*, Einweg- tis, Anaerobier*)
– Barotrauma als mukosale Läsion (tracheal bei handschuhe und Abdecktücher sowie sorgfälti- – selten primäre Infektion mit Neisseria* go-
Endotrachealtubus) durch Cuffexpansion ge Händehygiene* (Händewaschen*, Händedes- norrhoeae.
– Aerodontalgie: Zahnschmerz in Höhe (Flug, infektion*) nach Kontakt mit infektiösen Pati- Klinik:
Gebirge) z. B. nach Füllungstherapie* durch enten oder kontaminierten Materialien und Flä- – Lokale Schmerzen, Schwellung, Rötung, sel-
Luft unter der Füllung chen. Bei Gefahr einer Tröpfcheninfektion* ten Fieber
– Ebullismus-bedingte klinische Manifestation muss auch Augenschutz und Mund-Nasen- – Ausbildung eines bis hühnereigroßen Empy-
bei Tauchunfall: Caisson*-Krankheit Schutz getragen werden. ems (Eiteransammlung im Drüsengang) bzw.
– abdominales Barotrauma (primäres Explosi- Barrierepflege f: Maßnahmen zur Verhinde- Bartholin-Abszesses (Ausbreitung in die Um-
onstrauma*): 1. Darmperforation, -blutung, rung einer Übertragung von Erregern, insbe- gebung) im unteren Drittel der großen oder
-ischämie, Gasembolie 2. häufig zunächst un- sondere bei Ausbruch von MRSA. Bei Nachweis kleinen Schamlippe durch entzündliche Ver-
spezifische Symptomatik (Hypovolämie, von MRSA werden betroffene Patienten bis zum klebung des Ausführungsgangs
Akutes Abdomen, Übelkeit, Erbrechen, Fie- Abschluss der Sanierung oder bis zur Entlas- – bei chronisch-rezidivierender Bartholinitis
ber, Schock) sung isoliert. Hauptmaßnahmen sind Hände- Entwicklung einer Bartholin*-Zyste.
– zerebrales Barotrauma (primäres Explosions- hygiene, Distanzierung sowie patientengebun- Bartholin-Zyø ste f: engl. Bartholin’s cyst. Reten-
trauma*): Schädelhirntrauma, Hirnblutung, dener Gebrauch von erregerdichten Schutzkit- tionszyste* infolge Sekretansammlung im Aus-
Hirnödem, axonale Schädigung, Schlagan- teln, Handschuhen und Mund-Nasen-Schutz. führungsgang der Bartholin-Drüse (Pseudozys-
fall, Gasembolie, fokales neurologisches Defi- Bartflechte → Folliculitis barbae te) als Endzustand einer Bartholinitis*. Klinisch
zit, Bewusstseinsstörung bis Koma. Bartflechte → Trichophytie zeigt sich eine meist einseitige kugelige, mobi-
Barrett-Karzinom → Ösophaguskarzinom Barthel-Iøndex m: engl. Barthel index. Score* zur le, prallelastische und nicht druckdolente
Barrett-Ösophagus m: engl. Barrett’s esopha- Erfassung grundlegender physischer Alltags- Schwellung bis zu Hühnereigröße. In der Post-
gus. Bezeichnung für die Defektheilung des funktionen nach einer standardisierten Skala menopause muss ein Karzinom ausgeschlossen
Ösophagus bei chronischer Refluxösophagitis*. mit Wertung in 0-, 5-, 10- oder 15-Punkte- werden. Therapiert wird durch Inzision oder
Das Plattenepithel der Schleimhaut wandelt Schritten. Der Barthel-Index wurde 1965 in den Marsupialisation*.
sich um in spezialisiertes intestinales metaplas- USA von der Ärztin F. Mahoney und der Physio- Lokalisation: Unteres Drittel der großen, vor-
tisches Zylinderepithel bei unauffälliger Z-Linie therapeutin D. W. Barthel entwickelt. wiegend aber der kleinen Labien.
(Grenzlinie von ösophagealem Plattenepithel Prinzip: Der Score dient der Beurteilung, in wel- Therapie:
zu Zylinderepithel). Der Barrett-Ösophagus gilt chem Umfang Aktivitäten* des täglichen Lebens – Einfache Inzision (hohe Rezidivquote)
als Präkanzerose* für das Adenokarzinom des (ATL) eingeschränkt sind). – Inzision und Einlage eines kurzen Ballonka-
distalen Ösophagus (Barrett-Karzinom). Bartholin-Abszeø ss → Bartholinitis theters
Klinik: Symptomatik der assoziierten gastroöso- Bartholinische Drüsen f pl: engl. Bartholin’s – klassische chirurgische Therapie (Marsupiali-
phagealen Refluxkrankheit (GERD): glands; syn. Glandulae vestibulares majores. sation*).
– Retrosternales Brennen Paarige, erbsengroße akzessorische Ge- Bartoneø lla f: Gattung gramnegativer, kugel-,
– Regurgitation schlechtsdrüsen im unteren Drittel der großen stäbchen- oder diskusförmiger Bakterien der
– gelegentlich Dysphagie Schamlippen der Frau, die bei sexueller Erre- Familie Bartonellaceae (Ordnung Rickettsiales;
– häufig auch asymptomatisch. gung das Vestibulum* vaginae befeuchten. Ihre Bakterienklassifikation*), die in Giemsa-Fär-
Therapie: Je nach Schweregrad: Ausführungsgänge münden zwischen unterem bung rot-violett und in Kultur monotrich begei-
– Protonenpumpen-Hemmer (zur Symptom- und mittlerem Drittel auf der Innenseite der ßelt erscheinen. Bartonella vermehren sich im
kontrolle und Schleimhautrestitution, keine kleinen Schamlippen. Erkrankungen der Bar- Innern von Erythrozyten sowie Endothelzellen
Verhinderung einer Entwicklung eines Ade- tholin-Drüsen (Bartholinitis*) sind häufig und und reagieren sensitiv gegenüber Penicillin,
nokarzinoms und keine Rückbildung des sehr schmerzhaft. Oxytetracyclin und Streptomycin.
Barrett-Ösophagus) Entsprechung beim Mann: Die Bartholin-Drü- Bartonellosen f pl: engl. bartonelloses. Verschie-
– ggf. Radiofrequenzablation (RFA, Thermo- sen entsprechen den Glandulae* bulbourethra- dene Infektionskrankheiten, meist Zoonosen,
therapie) les beim Mann.
213 Basalzellen

durch Bakterien der Gattung Bartonella* her- mal-dominant (Typ V) vererbte Funktionsstö-
vorgerufen. Behandelt wird mit Antibiotika. rung der Nieren. Sie manifestiert sich als hypo-
Erkrankung: chlorämisch-alkalotische Salzverlust-Tubulopa-
– Bartonella bacilliformis: Carrión-Krank-
heit (Oroya-Fieber), übertragen durch Sand-
thie mit Hyponatriämie, sekundärem Hyperal-
dosteronismus und Hypokaliämie. Histologisch
B
fliegen in den Anden von Ecuador, Kolumbi- zeigt sich eine Hyperplasie des juxtaglomerulä-
en und Peru ren Apparats. Behandelt wird supportiv und
– Bartonella henselae: Katzenkratzkrank- mit Indometacin zur Suppression der gesteiger-
heit*, übertragen durch Katzen, weltweit ten Prostaglandinsynthese.
– Bartonella quintana: bazilläre Angiomato- Barytose f: engl. barytosis; syn. Barytstaublun-
se*, übertragen durch Läuse, vorwiegend in ge. Form der persistierenden, nicht kollagenö-
einkommensschwachen Ländern. sen Pneumokoniosen* durch Inhalation* von
Barton-Fraktur f: engl. Barton’s fracture. Distale Barytstaub (BaSO4). In der Thorax-Röntgen-
Radiusfraktur* mit Abscherung des dorsalen Aufnahme zeigen sich kleine, strahlendichte
(Barton-I-Fraktur) bzw. palmaren (Barton-II- Fleckschatten ohne Beeinträchtigung der Lun-
Fraktur, reverse Barton-Fraktur) Randes des dis- genfunktion.
talen Radius mit Gelenkbeteiligung, (Sub-)Lu- Barytrauma n: Klinisch nicht übliche Bezeich-
xation und Dislokation der Handwurzel nach nung für organisch-funktionelle, vital bedrohli-
dorsal bzw. palmar und proximal. Siehe Distale che Einzelverletzung. Die Therapie erfolgt wie
Radiusfraktur* (Abb. 1 dort). beim Polytrauma*.
Basaltemperatur: 1: normaler Verlauf, 2: Verlauf bei
Therapie: Geschlossene oder offene (meist bei Basalfibroid → Nasenrachen-Angiofibrom Schwangerschaft.
instabiler Barton-Fraktur) Reposition und Plat- Basalfrequenz f: engl. baseline rhythm. Mittel-
tenosteosynthese (siehe Abb.). wert der fetalen Herzfrequenz. Sie ist eines
der Beurteilungskriterien im CTG*. Der Norm-
bereich liegt bei 110–150 Schlägen pro Minu- vor dem Aufstehen vaginal*, rektal* oder oral*
te. gemessene Körpertemperatur der Frau, die ab-
Basalganglien n pl: engl. basal ganglia; syn. hängig vom Menstruationszyklus* schwankt.
Stammganglien. Zusammenfassende Bezeich- Im Rahmen der Kontrazeption wird die Basal-
nung für die subkortikalen Kerne Nucleus* cau- temperatur bei der Temperaturmethode be-
datus, Putamen*, Nucleus accumbens, Globus* stimmt. Ihr Verlauf kann außerdem Hinweise
pallidus, Nucleus subthalamicus und Substan- auf Zyklusstörungen geben. Temperaturver-
tia nigra. lauf:
Basaliom → Basalzellkarzinom – Anstieg um ca. 0,4–0,6 °C etwa einen Tag
Basalis → Endometrium nach der Ovulation als Zeichen des sog. ther-
Basalkörperchen → Kinetosomen mogenetischen Effekts des Progesterons* (bei
Basalmembran f: engl. basement membrane. 10–15 % der Frauen nicht nachweisbar)
Lichtmikroskopisch homogenes Häutchen als – gleichbleibende Erhöhung in der Sekretions-
Grenzfläche zwischen Epithelien oder Endothe- phase des Menstruationszyklus
lien und Bindegewebe (Grundhäutchen). Die – Abfall kurz vor der Menstruation* mit niedri-
Basalmembran lässt sich elektronenmikrosko- gem Niveau in der Proliferationsphase (bi-
pisch in 2–3 Schichten aufteilen und besteht phasischer Zyklus; siehe Abb.).
v. a. aus Kollagen (Typ IV), Glykoproteinen (La- Bedeutung:
minin, Fibronektin, Entaktin) und sauren Pro- – Globaler, unsicherer Parameter zur Diagnos-
teoglykanen (Heparansulfat). tik und Therapie von Zyklusstörungen* und
Sonderformen: Spezialisierte, besonders dicke Sterilität* (siehe anovulatorischer Zyklus*,
Membranen im Bulbus oculi. Abb. dort)
– Descemet-Membran (12 μm dick) als Basal- – Voraussetzung für die Temperaturmethode*
membran des Hornhautendothels zur Konzeptionsverhütung (als alleinige Me-
Barton-Fraktur: 1: dorsale Barton-Fraktur mit
– Linsenkapsel (15–20 μm) als Basalmembran thode zum Zyklusmonitoring ungeeignet)
Lunatumluxation (CT, sagittale Rekonstruktion);
des Linsenepithels – bei Ausfall der Menstruation und fehlendem
a: Os capitatum, b: Radius, c: Os lunatum, d: dorsales
– Teile der Bruch-Membran (Choroidea*). Temperaturabfall liegt mit großer Wahr-
Radiusfragment; 2: postoperative Röntgenaufnahme
Basalplatte → Plazenta scheinlichkeit eine Schwangerschaft vor.
nach Reposition und ORIF (open reduction internal
Basalsekretion [Magen] f: engl. basal acid out- Basalzellen f pl: engl. basal cells. Zellen in
fixation) des Radius mit dorsaler winkelstabiler
put (Abk. BAO); syn. Nüchternsekretion. Nichtsti- mehrschichtigen Epithelien, die auf oder in der
Platte. [116]
mulierte Säureabsonderung der Magendrüsen Nähe der Basalmembran liegen. Die Basalzellen
bei nüchternem Zustand des Magens. Die Basal- bilden das Stratum basale und sind Reservezel-
Bartter-Schwartz-Syndrom → Syndrom der sekretion wird z. B. im Rahmen der Magensaft- len, die der Regeneration des Epithels dienen.
inadäquaten ADH-Sekretion untersuchung* bestimmt. Von den Basalzellen können sowohl benigne
Bartter-Syndrom n: engl. Bartter syndrome. Sel- Basaltemperatur f: engl. basal temperature; (z. B. Basalzellpapillome) als auch maligne (z. B.
tene, autosomal-rezessiv (Typ I–IV) bzw. autoso- syn. Aufwachtemperatur. Nach dem Erwachen Basaliome) Tumoren ausgehen.
Basalzellkarzinom 214

Basalzellkarzinom n: engl. basal cell carcinoma feinknotigem Saum begrenzt 2. Auftreten am Prognose:
(Abk. BCC). Von Zellen des Stratum basale der Rumpf auch schon im jungen Erwachsenen- – Bei chronischem Verlauf Spontanremissio-
Epidermis* und der äußeren epithelialen Wur- alter nen und häufig Rezidive (Langzeitremissio-
B zelscheide der Haarfollikel* ausgehende, lang-
sam-infiltrierende und lokal destruierende epi-
– pigmentiertes Basalzellkarzinom: 1. stark
pigmentiertes knotiges oder oberflächliches
nen bis zu 50 %)
– gelegentlicher Übergang in Hashimoto*-Thy-
theliale Neoplasie der Haut an chronisch UV- Basalzellkarzinom 2. Differenzialdiagnose: reoiditis mit Hypothyreose (sog. Hashitoxi-
Strahlen-exponierten Arealen (Gesichtshaut, malignes Melanom kose).
Kopf, Hals und Dekolleté) mit basaloider Diffe- – sklerosierend wachsendes Basalzellkarzi- Base Excess → Basenabweichung
renzierung, in der Regel ohne Metastasierung nom (Basalioma cicatricans): narbenähnli- Basen f pl: engl. bases; syn. Laugen. Anorgani-
(sog. semimaligner Tumor). Häufigkeit: jährli- che, häufig rezidivierende Herde mit kleinen sche oder organische Verbindungen, die in
che Inzidenz in Deutschland ca. 170 : 100 000 Knoten im Randbereich wässriger Lösung Protonen aufnehmen können
Vorkommen: – exulzerierend wachsendes Basalzellkarzi- (Brønsted-Basen). Die Protonen stammen von
– Lebensalter durchschnittlich 60 Jahre nom (Ulcus rodens): oberflächlich exulze- der konjugierten Säure. Im Fall von Wasser ent-
– Risikofaktoren: 1. chronische UV-B-Strahlen- rierende Ausbreitung ohne Infiltration tiefe- stehen dabei Hydroxidionen. Je nach Dissoziati-
Exposition (kumulative Wirkung) 2. gene- rer Strukturen onsgrad unterscheidet man schwache und star-
tisch determinierte Prädisposition, z. B. – destruierend wachsendes Basalzellkarzi- ke Basen.
Typ 1: Genlocus 1p36, allgemein geringe nom (Ulcus terebrans): 1. in die Tiefe ein- Basenabweichung f: engl. base excess (Abk. BE);
Hautpigmentierung brechend 2. Zerstörung von Knorpel, Kno- syn. Basenüberschuss. Überschüssiger Basenge-
– im Rahmen von Basalzellnävussyndrom o. a. chen, Dura mater halt der Extrazellulärflüssigkeit in mmol/l, wo-
erblichen Erkrankungen – Sonderform: Pinkus-Tumor. bei der Referenzbereich bei G3 mmol/l liegt.
– chronische Immunsuppression Diagnostik: Die Basenabweichung ist ein wichtiger Parame-
– Arsenintoxikation – Anamnese (Risikofaktor) und körperliche ter zur Bestimmung nicht respiratorischer Fak-
– Naevus sebaceus. Untersuchung durch Inspektion, Auflicht- toren bei Störungen im Säure*-Basen-Haushalt
Klinik: Vielgestaltige Ausprägungen (siehe mikroskopie und Dermatoskopie (Alkalose*; Azidose*).
Abb.), z. B. – histopathologische Sicherung Bestimmung: Die Basenabweichung wird rech-
– Knotiges, solides Basalzellkarzinom: – im Einzelfall evtl. bildgebendes Verfahren nerisch aus aktuellem Bicarbonat (Bicarbonat*-
1. durchscheinende, wachsgelbe bis grauröt- (v. a. bei Metastasierung sowie ausgeprägter Ion-Konzentration in mmol/l; Standardbicarbo-
liche, halbkugelige Tumoren, überzogen von Progression). nat*) automatisiert ermittelt (BGA).
Teleangiektasien und umgeben von perl- Therapie: Das Basalzellkarzinom wird chirur- Basenpaarung f: engl. base pairing. Ausbildung
schnurartig aufgereihten kleinen Knoten gisch im Gesunden entfernt (histopathologisch von Wasserstoffbrückenbindungen zwischen
2. evtl. zentrale Ulzeration gesichert). Alternativ kommen ggf. in Betracht: 2 komplementären Purinbasen* und Pyrimidin-
– oberflächliches Basalzellkarzinom – Strahlentherapie basen*. Aufgrund der festen Basenpaarung folgt
(Rumpfhautbasaliom): 1. erythematöse, – Vismodegib bei der Nukleinsäuresynthese die Basensequenz
mit Schüppchen bedeckte Oberfläche, von – Imiquimod des einen DNA-Strangs aus der des anderen. Die
– fotodynamische* Therapie o. a. Verfahren je Basenpaarung stabilisiert die sekundäre, räum-
nach Operabilität, Lebensalter u. a. Faktoren. liche Struktur der Nukleinsäuren*.
Baseballellenbogen → Epikondylitis Basensequenz f: engl. base sequence; syn. Nuk-
Baseballfinger → Hammerfinger leotidsequenz. Aufeinanderfolge von Purinba-
Basedow-Koma → Koma, thyreotoxisches sen* und Pyrimidinbasen* in DNA* und RNA*.
Basedow-Krankheit f: engl. Basedow’s disease; Die Basensequenz wird als Primärstruktur* der
syn. Morbus Basedow. Autoimmun bedingte, Nukleinsäuren* bezeichnet und codiert die spe-
chronische Thyreoiditis* mit klinischen Zeichen zifische Information eines Gens.
der Hyperthyreose* bei unterschiedlich ausge- Basentripel → Basenpaarung
prägter Struma* diffusa parenchymatosa. Die Basentriplett → Codon
Basedow-Krankheit tritt häufig in Kombination Basenüberschuss → Basenabweichung
mit Tachykardie und endokriner Ophthalmopa- Basic Life Support: Abk. BLS. Basismaßnah-
thie* (sog. Merseburger Trias) auf. Behandelt men der Reanimation. Diese sind nach Priorität
wird mit Thyreostatika*, bei Rezidivhyperthy- geordnet und von Laien durchführbar. Ist ein
reose ggf. mit ablativen Therapieverfahren (ope- Automatisierter Externer Defibrillator (AED)
rativ, Radiojodtherapie*). verfügbar, erfolgt die Reanimation ggf. ein-
Vorkommen: Häufig Assoziation mit anderen schließlich Defibrillation nach dem Algorith-
Autoimmunkrankheiten (z. B. Vitiligo, rheuma- mus der Reanimation*. Bei erwachsenen Patien-
Basalzellkarzinom: Formen: 1: Knoten mit kleinen toide Arthritis, Enteritis regionalis Crohn, Dia- ten erfolgt die Reanimation meist nach Circula-
hämorrhagischen Krusten auf der behaarten Kopf- betes mellitus Typ 1). tion-Airway-Breathing-Schema (CAB*-Schema).
haut, 2: an der Nase mit zentraler Einschmelzung Diagnostik: Prinzip: Prinzip zur Vereinfachung und damit
und Verkrustung sowie perligem Randsaum, 3: typi- – Serologisch Schilddrüsenantikörper* (TR-AK Erhöhung der Laienreanimation: sog. Prüfen,
sches Rumpfhautbasalzell-Karzinom mit zentraler bei ca. 60–80 % der unbehandelten Patienten, Rufen, Drücken.
Abheilung und Vernarbung sowie feinen perlschnur- oft auch TPO-AK und TG-AK) – Schnelle Prüfung von Bewusstsein (akus-
artigen Erhebungen im Randbereich, 4: stark – sonografisch diffuse Echoarmut bei verstärk- tisch, taktil) und bei Bewusstlosigkeit (feh-
pigmentiertes Basalzellkarzinom am Unterlid. [144] ter Perfusion.
215 Bauchdeckenfistel

lende Reaktion) von Atmung falls insuffizi- Basketballferse → Black Heel der Pumpleistung des Herzens. Wegen des ho-
ente Atmung oder Atemstillstand basophil: engl. basophilic. Mit basischen Farb- hen perioperativen Risikos und postoperativer
– sofort Notruf (veranlassen) und stoffen anfärbbar. Dies trifft vor allem auf anio- Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen
– sofort Herzdruckmassage*.
Die Überlebensrate und das Outcome werden
nische Gewebe, Zellen* oder Zellbestandteile
wie etwa DNA* oder sulfatierte Glykosamino-
hat sich das Verfahren nicht etabliert.
Batroxobinzeit → Reptilasezeit
B
durch den früheren Beginn der Reanimation glykane zu. Battered Child Syndrome → Kindesmiss-
durch Laien signifikant gesteigert. Gleicher Ef- Basophilenleukämie f: engl. acute basophilic handlung
fekt wird ggf. auch bei compression-only leukemia; syn. akute basophile Leukämie. Selte- Bauch → Abdomen
(hands-only bzw. Herzdruckmassage ohne ne Form der akuten myeloischen Leukämie* mit Bauch, akuter → Akutes Abdomen
Atemspende) erzielt. Cave: Die Übernahme Dominanz der basophilen Granulozyten. Kli- Bauchaoø rta → Aorta
durch den eingetroffenenRettungsdienst muss nisch imponieren Symptome der Knochen- Bauchaoø rtenaneurysma → Aortenaneurysma
ohne Unterbrechung der Reanimationsmaß- marksinsuffizienz, nach Diagnosestellung soll- Bauchaoø rtenaneurysma → Aortenaneurysma,
nahmen erfolgen. te umgehend mit einer Polychemotherapie be- abdominales
Basidiomyzeten m pl: engl. basidiomycetes. gonnen werden. Die Prognose ohne Therapie ist Bauchatmung → Zwerchfellatmung
Klasse der Basidiomycota, zu der viele Speisepil- infaust. Bauchdeckenabszeø ss m: engl. abdominal wall
ze, Giftpilze und Antibiotikaproduzenten gehö- Basophilie [Histologie]: Anfärbbarkeit von abscess. Subkutan, subfaszial oder präperitone-
ren. Basidiomyzeten bilden in Basidien Sporen Zellen oder Gewebe mit basischen Farbstoffen. al gelegener Abszess* der Bauchwand, der meh-
(Basidiosporen). Basophilie bezeichnet auch die Vermehrung der rere Wandschichten betreffen kann. Bauchde-
basilaris: Zur Basis gehörend. basophilen Granulozyten im peripheren Blut ckenabszesse treten nach chirurgischen Eingrif-
Basilarisstenose → Durchblutungsstörung, z. B. bei CML oder, meist diskreter, Morbus fen oder Injektionen auf, selten auch nach In-
vertebrobasiläre Hodgkin. sektenstichen. Behandelt wird durch Abszess-
Basilaristhrombose f sg.: engl. basilar artery Basophilie [Hämatologie] f: engl. basophilia. ausräumung und Debridement von nekroti-
thrombosis; syn. Arteria-basilaris-Thrombose. Vermehrung der basophilen Leukozyten im schem Gewebe. Bei größeren Abszessen wird
Verschluss der A. basilaris durch Thrombose*, Blut. Eine Basophilie kann im Rahmen verschie- anschließend ein Vakuumverband angelegt.
führt zu vertebrobasilären Infarkten mit initial dener Erkrankungen auftreten, u. a. bei CML Ursachen:
häufig fluktuierender Symptomatik bis hin und Polycythaemia* vera, Diabetes mellitus, Co- – Infektion von Wunden oder Injektionsstellen
zum Koma. Nach Bildgebung und Ausschluss litis ulcerosa, Myxödem, Nephrose oder Baso- – bakteriell besiedelte Serome und Hämatome,
von Kontraindikationen erfolgt eine systemi- philenleukämie* (stark erhöhte Werte). speziell nach Notfalloperationen im Bauch-
sche Lysetherapie mit rtPA als Bridging kombi- Bassen-Kornzweig-Syndrom → Abeta-Lipo- raum, z. B. bei Perforation von Hohlorganen,
niert mit mechanischer Thrombektomie. Ohne proteinämie Darmverschluss (Ileus), intraabdominellen
Rekanalisation der A. basilaris besteht eine hohe Batavia-Fieber n: syn. Reisfeldfieber. Form der Abszessen, Bauchfellentzündung (Peritoni-
Mortalitätsrate. Leptospirose* mit meist mittelschwerem, grip- tis) oder Untergang von Darm durch Minder-
Ursachen: peähnlichem Verlauf durch den Serotyp Batavi- durchblutung (Darmgangrän).
– Kardioembolisch ae der Bakterien-Gattung Leptospira*. Betroffe- Bauchdeckendesmoid n: engl. abdominal des-
– Thrombose auf arteriosklerotischen Wand- ne infizieren sich über Hautverletzungen oder moid. Semimaligner, rasch wachsender Bindege-
veränderungen. Schleimhäute durch Aufnahme leptospirenhal- webstumor im Bereich der Aponeurose* der
Basilarmembran f: engl. basilar membrane; syn. tigen Urins infizierter Tiere. Sie leiden u. a. an Bauchmuskulatur, v. a. des M. rectus abdomi-
Lamina basilaris ductus cochlearis. Bindegewe- einer nichteitrigen Meningitis mit Fieber, Myal- nis. Ein Bauchdeckendesmoid kommt v. a. bei
beplatte im Innenohr*, die zwischen Scala vesti- gie und Kopfschmerzen. Behandelt wird mit Mehrgebärenden zwischen dem 30. und 50. Le-
buli und Ductus cochlearis verläuft. Die Basilar- Antibiotika. bensjahr vor.
membran trägt mit dem Corti-Organ das ei- Bath Ankylosing Spondylitis Disease Activity Bauchdeckenfiøstel f: engl. abdominal wall fistu-
gentliche Gehörorgan*. Index: Abk. BASDAI. Kennzahl zur Einschät- la; syn. Bauchwandfistel. Verbindung zwischen
Basis ceø rebri → Gehirn zung der Krankheitsaktivität und Funktions- einer Körperhöhle bzw. einem Hohlorgan und
Basisdokumentation → Psychotherapie-Ba- einschränkung bei Spondylitis* ankylosans. Der der Bauchdecke (sog. äußere Fistel*). Bauchde-
sisdokumentation Patientenfragebogen besteht aus 6 Fragen zur ckenfisteln werden bei entsprechender Indikati-
Basisfrequenz → Basalfrequenz klinischen Symptomatik. on chirurgisch interventionell angelegt, können
Basishygiene → Standard-Präventionsmaß- bathmotrop: engl. bathmotropic. Die Reiz- aber auch spontan bzw. als postoperative Kom-
nahmen schwelle des Herzens verändernd. Ein positiv plikation auftreten.
Basisimmunität f: engl. basic immunity. Emp- bathmotroper Effekt hat eine die Reizschwelle Formen:
fänglichkeit bzw. Unempfänglichkeit des Mak- herabsetzende und somit die Erregbarkeit stei- – Künstlich angelegt, z. B. als: 1. PEG-Sonde
roorganismus gegenüber antigenen Reizen. gernde Wirkung. Ein negativ bathmotroper Ef- 2. perkutane endoskopische Jejunostomie*
Basis mandiøbulae f: engl. base of mandible. Un- fekt hat eine die Reizschwelle heraufsetzende (PEJ) 3. Witzel*-Fistel 4. suprapubische Bla-
terer Teil des Corpus* mandibulae. und somit die Erregbarkeit mindernde Wir- senfistel* 5. Kotfistel (Zökalfistel)
Basismonitoring → Monitoring [Klinische kung. – spontan entstehende Bauchdeckenfistel:
Überwachung] Bathophobie → Akrophobie 1. durch intraabdominelle Entzündungen,
Basis pulmonis f: engl. base of lung; syn. Lun- Batista-Operation f: engl. Batista procedure. z. B. des Darms (sog. enterokutane Fisteln)
genbasis. Konkav geformter, distaler Anteil der Partielle linksventrikuläre Ventrikulektomie 2. u. a. bei chronisch-entzündlichen Darmer-
Lunge*. Die Basis pulmonis liegt dem Zwerch- (Myokardresektion) mit Volumenreduktion des krankungen, Tbc des Bauchraumes, Bauch-
fell* auf und wird deswegen auch als Facies dia- linken Ventrikels (Masse und Durchmesser) bei deckenabszessen, fortgeschrittenem Tumor-
phragmatica bezeichnet. dilatativer Kardiomyopathie* zur Verbesserung leiden
Bauchdeckenhaken 216

– im Rahmen einer sekundären Wundheilung Bauchwandheø rnie → Narbenhernie


nach: 1. direkter Verletzung, z. B. Schuss- Bauchwassersucht → Aszites
oder Stichverletzung 2. operativen Eingrif- Baudelocque-Durchmesser m: engl. Baude-
B fen, z. B. bei Anastomoseninsuffizienz* oder
Implantation von Fremdmaterial.
locque’s diameter; syn. Conjugata externa. Be-
ckenmaß, das die Distanz zwischen Symphyse*
Bauchdeckenhaken → Fritsch-Bauchdecken- und Dornfortsatz des 5. Lendenwirbels dar-
haken stellt. Der Baudelocque-Durchmesser des weib-
Bauchdeckenhaken → Roux-Bauchdeckenha- lichen Beckens beträgt 19–21 cm und ist in der
ken Geburtshilfe klinisch relevant.
Bauchdeckenhalter m: engl. abdominal retrac- Bauhin-Klappe f: engl. Bauhin’s valve; syn. Val-
tor. Chirurgisches Instrumentarium zum Auf- va ileocaecalis. Eine aus Schleimhautfalten be-
halten der Bauchhöhle, Auseinanderspreizen stehende, ventilartige Klappe am Übergang
der Bauchdecke und Einstellen des Operations- vom terminalen Ileum in das Zäkum*. Die Bau-
situs bei konventioneller Laparotomie*. hin-Klappe wird gebildet durch die Einstül-
Bauchdeckenspannung → Abwehrspannung pung der Mukosa, Submukosa und Ringmus-
Bauchfell → Peritoneum kulatur des Ileums und formt im Lumen des
Bauchfellentzündung → Peritonitis Zäkums die Papilla* ilealis mit dem Ostium* ile-
Bauchglatze f: Klinische Bezeichnung für Ver- Bauchwand: a: M. obliquus externus abdominis; ale.
lust der Behaarung an Bauch, Brust und ggf. b: Nn. intercostales IX, X, XI; c: N. intercostalis XII Klinische Bedeutung: Die Bauhin-Klappe dient
Genitalorganen beim Mann bei erhöhtem Öst- (N. subcostalis); d: N. iliohypogastricus; e: N. als funktioneller Verschluss des terminalen Ile-
rogenspiegel bei Leberzirrhose*. ilioinguinalis; f: R. femoralis u. R. genitalis des N. ums, um einen Reflux des bakterienreichen
Bauchhautrefleø xe m pl: Durch Hautreizung genitofemoralis; g: N. cutaneus femoris lateralis; Darminhalts des Kolons in den keimarmen
verursachte polysynaptische Reflexe. Am Bauch h: Rr. cutanei anteriores des N. femoralis; i: R. Dünndarm zu verhindern. An diesem Engpass
kommt es auf der Seite und im Bereich der Rei- cutaneuslateralis eines N. intercostalis; k: Vasa können verschluckte Fremdkörper oder größere
zung zu einer kurzen Muskelkontraktion (Th6– epigastrica superiora; l: Rr. cutanei anteriores; m: V. Gallensteine stecken bleiben, die dann zum Ile-
Th12). Bauchhautreflexe sind hilfreich in der epigastrica superficialis; n: R. cutaneus des N. us des Dünndarms führen können.
Querschnittdiagnostik. Bei schlaffer Bauchde- iliohypogastricus; o: Vasa epigastrica inferiora; Baumgarten-Syndrom → Cruveilhier-Baum-
cke, adipösen Menschen und nach Bauchopera- p: Vasa circumflexa ilium superficialia; q: Nodi garten-Syndrom
tionen fehlen Bauchhautreflexe ganz oder lokal. lymphatici inguinales superficiales; r: Vasa pudenda Baumgartner-Amputation f: Verfahren zur
Bauchhoden → Maldescensus testis externa; s: V. saphena magna. [5] Fußamputation mit (Teil-)Resektion von Mit-
Bauchhöhle → Cavitas abdominis telfuß- und Fußwurzelknochen unter Belassen
Bauchhöhlenschwangerschaft → Extraute- der Zehen (sog. innere Amputation). Indikation:
ringravidität operativ behandlungsbedürftiges diabetisches
Bauchhöhlenspülung → Peritoneallavage – Oberflächlichen Bauchmuskeln: 1. M. obli- Fußsyndrom mit Malum perforans. Siehe Abb.
Bauchpresse f: engl. abdominal press. Zusam- quus externus abdominis 2. M. obliquus in-
mendrücken des Bauchinhalts durch Kontrakti- ternus abdominis 3. M. transversus abdomi-
on der Bauchwandmuskulatur bei festgestell- nis 4. M. rectus abdominis
tem Zwerchfell (inspiratorisch geblähte Lunge, – tiefen Bauchmuskeln: 1. M. quadratus lum-
Schluss der Stimmritze). Die Bauchpresse unter- borum 2. M. psoas major.
stützt die Austreibung des Inhalts von Darm, Weiter innen schließen sich Fascia transversalis
Harnblase und Gebärmutter. und Peritoneum parietale an.
Bauchschnitt → Laparotomie Funktion: Die Bauchwand umschließt Bauch-
Bauchspeicheldrüse → Pankreas höhle und Beckenhöhle. Die ihr zugrunde lie-
Bauchspiegelung → Laparoskopie gende Muskulatur ist an Rumpfbewegungen
Bauchtrauma → Abdominaltrauma beteiligt und erhöht durch Kontraktion (Bauch-
Bauchwand f: engl. abdominal wall. Struktur, presse) gleichzeitig den Druck im Bauchraum
die die Bauchhöhle und Beckenhöhle sowie de- z. B. beim Stuhlgang oder während der Geburt.
ren Organe umgibt. Ihre Grenzen bilden Rip- Klinische Bedeutung: Die bindegewebigen An-
penbogen, Crista* iliaca, Lig. inguinale und teile der Bauchwand sind bei länger anhalten-
Symphyse*. Grundlage der Bauchwand ist die dem erhöhtem intraabdominalen Druck (bei-
Bauchmuskulatur. Schwachstellen in der spielsweise nach häufigen Geburten oder Obsti-
Baumgartner-Amputation: 1: Schnittführung
Bauchwand können zur Ausbildung von Herni- pation*) prädisponiert für die Ausbildung von
(Beispiel; auch proximalere Resektion möglich);
en* führen. Siehe Abb. Hernien*. Mögliche Komplikationen sind In-
2: Zustand 6 Monate postoperativ.
Anatomischer Aufbau: Die äußersten Schichten karzerationen* von Gefäßen oder Darmbestand-
der Bauchwand stellen Cutis, Subkutis*, subku- teilen.
tanes Fettgewebe und Fascia* abdominis super- Bauchwanddefekt → Gastroschisis
ficialis dar. Darunter befindet sich die Bauch- Bauchwanddefekt → Omphalozele Baumm-Handgriff m: engl. Baumm’s maneuvre.
muskulatur als eigentliche Grundlage. Diese be- Bauchwandfiøstel → Bauchdeckenfistel Heute nicht mehr verwendeter klinischer Hand-
steht aus: Bauchwandheø rnie → Hernia ventralis griff zur Abschätzung der geburtshilflich rele-
Bauchwandheø rnie → Hernie vanten Beckenmaße*. Nach beidhändigem Um-
217 Beatmung

greifen der Darmbeinschaufeln wird die Dis- Einsatz: Kaltes oder warmes Wasser wird in den samkeit der BCG-Impfung und der oft schwer-
tanz der Zeigefinger zueinander beurteilt. äußeren Gehörgang eingebracht: wiegenden UAW des BCG-Impfstoffs empfiehlt
Baunscheidtieren: Verfahren der Reizkörper- – Bei warmem Wasser bewegen sich beide Au- die Ständige* Impfkommission (STIKO) diese
therapie, wobei durch ein besonderes Nadelins-
trument eine örtliche Hautreizung hervorgeru-
gen zum kontralateralen Ohr mit einem hori-
zontalen Nystagmus zur ipsilateralen Seite
Impfung nicht mehr.
Empfehlungen:
B
fen und anschließend mit einem Hautreizmittel – bei kaltem Wasser bewegen sich beide Augen – Länder mit hohem Infektionsrisiko für Tu-
behandelt wird. zum ipsilateralen Ohr mit einem horizonta- berkulose: 1. Säuglinge sollen möglichst
Bauxiøtfibrose → Korundschmelzerlunge len Nystagmus zur kontralateralen Seite. rasch nach der Geburt eine einzelne BCG-
Baux-Score: syn. Baux-Index. Prognostischer Fehlende Augenbewegungen können einen Ves- Impfung erhalten 2. Säuglinge und Kinder
Score für das Überleben von Verbrennungsop- tibularis-Schaden der untersuchten Seite anzei- mit einer bekannten HIV-Infektion sollen
fern. Der Baux-Score ergibt sich aus der Summe gen. keine BCG-Impfung erhalten
des Patientenalters in Jahren und dem Anteil Bárány-Zeigeversuch m: engl. Bárány’s point- – Länder mit geringem Infektionsrisiko für Tu-
der verbrannten Körperoberfläche* in Prozent. ing test. Test zur Prüfung der vestibulo-spinalen berkulose: 1. BCG-Impfung kann beschränkt
Prinzip: Ermittlung der Überlebenswahrschein- Funktion und Koordination*. Der Patient werden auf Säuglinge und Kinder mit hohem
lichkeit anhand des Baux-Score streckt bei offenen Augen den Arm senkrecht Infektionsrisiko oder ältere Kinder mit nega-
– Nach der sog. Hunderterregel (ursprünglich nach oben, senkt ihn dann nach vorn in die Ho- tivem Tuberkulin-Hauttest 2. BCG-Impfung
nach Baux: Überlebenswahrscheinlichkeit rizontale. Wiederholung mit geschlossenen Au- kann ersetzt werden durch intensivierte
< 10 % bei Baux-Score > 100): Differenz zwi- gen führt bei einseitiger akuter vestibulärer Früherkennung und frühe Behandlung von
schen 100 und Baux-Score ergibt die Überle- oder zerebellärer Störung zur Abweichung zur Tuberkulose
benswahrscheinlichkeit betroffenen Seite. – Erwachsene: 1. BCG-Impfung wird nicht rou-
– zunehmend ersetzt durch 110er-Regel: Diffe- Bársony-Teschendorf-Syndrom → Ösopha- tinemäßig empfohlen 2. BCG-Impfung kann
renz zwischen 110 und Baux-Score ergibt die gospasmus, diffuser durchgeführt werden bei Tuberkulin-negati-
Überlebenswahrscheinlichkeit. B-Bild-Methode f: engl. B-mode; syn. B-Scan. ven Personen mit unvermeidlichem und en-
Baxter-Parkland-Formel → Parkland-Formel Verfahren der Ultraschalldiagnostik* zur Dar- gem Kontakt zu Patienten, die mit multire-
Baxter-Regel → Parkland-Formel stellung zweidimensionaler Ultraschallbilder. sistenten Tuberkuloseerregern infiziert sind.
Bayes-Methode f: Mathematischer Lehrsatz Andere Bezeichnungen sind B-Scan, Brightness- BCR-ABL: Abk. für engl. breakpoint cluster re-
zur Berechnung der bedingten Wahrscheinlich- Scan, Helligkeits-Scan, B-Mode, Ultraschallto- gion-Abelson oncogene → Philadelphia-Chro-
keit eines Ereignisses B unter der Bedingung A, mografie. Das zweidimensionale Bild entsteht mosom
wenn die bedingte Wahrscheinlichkeit von A durch das Bewegen des ausgesandten Schall- BDD: Abk. für → Diversion, biliodigestive
unter B und die unbedingten Wahrscheinlich- strahls entlang einer Linie (Abtasten einer BE: Abk. für base excess → Basenabweichung
keiten von A und B bekannt sind. Der Name Schnittfläche). Die Bildpunkte werden in einer BE: Abk. für → Beckenendlage
stammt vom englischen Pastor und Mathemati- Grauwert-Skala dargestellt (umso heller, je stär- BE: Abk. für → Broteinheit
ker Thomas Bayes (1701–1761). ker das Echo). Siehe Abb. Beam’s-Eye-View: engl. Beam’s eye view. Dar-
Bayliss-Effeø kt m: engl. Bayliss effect. Reaktive Einsatz: Bei periodischem Abtasten mit Fre- stellung des Bestrahlungsfelds im durchstrahl-
Kontraktion der glatten Muskulatur der Gefäß- quenz oberhalb der Flimmergrenze des Auges ten Gewebe des Patienten aus der Perspektive
wände bei intravasaler Druckerhöhung. Der Ef- (schnelles B-Bild, Real*-time-Verfahren) werden des Strahlenquellpunkts zur Vorbereitung oder
fekt gehört zur Autoregulation des Blutkreis- Bewegungsabläufe sichtbar. Kontrolle einer Strahlentherapie*.
laufs*. Bean-Syndrom → Blue-rubber-bleb-nevus-
Bazett-Formel f: engl. Bazett formula. Formel Syndrom
zur Berechnung der frequenzkorrigierten QT*- Beatmung f: engl. artificial ventilation. Verfah-
Zeit: QTc-Zeit = QT-Zeit/√RR-Intervall. Die ma- ren zur pulmonalen Belüftung (Ventilation)
thematisch korrekte Einheit der QTc-Zeit lau- und Sauerstoffgabe* bei fehlender oder insuffi-
tet: s0,5 (oder ms0,5), welche klinisch in der Regel zienter Spontanatmung*.
(mathematisch falsch) ohne die Potenz 0,5 (als s Einteilung:
oder ms) angegeben wird (z. B. 450 ms für 450 – Mit oder ohne Hilfsmittel (Atemspende*)
ms0,5). – manuelle Beatmung*: mit Handbeatmungs-
Baziøllen → Bacillaceae beutel*; meist Maskenbeatmung*; auch kurz-
Baziøllenruhr → Shigellose fristig bei invasiver Beatmung mit Schwierig-
Bazin-Krankheit → Tuberkulid keit bei maschineller Beatmung
Bárány-Lärmtrommel f: engl. Bárány’s noise – maschinelle Beatmung mit Respirator*; nach
box. Historischer Apparat zur Erzeugung von B-Bild-Methode: B-Bild-Methode, Querschnitt rechts Zugang zu Atemwegen: 1. nichtinvasive* Be-
Lärm im Rahmen von Hörprüfungen*. Durch zervikal, a: V. jugularis, b: A. carotis communis, atmung (NIV) ohne künstlichen Luftweg in
Ausschalten der akustischen Wahrnehmung ei- c: Schilddrüse, d: Trachea. [76] die Trachea über Atemmaske* 2. invasive Be-
nes Ohrs ist die isolierte Prüfung des Gegenohrs atmung über Endotrachealtubus* bzw. Tra-
möglich. chealkanüle*
Bárány-Versuch m: engl. Bárány’s test. Thermi- BCG-Impfung f: Impfung gegen Tuberkulose* – nach Dauer der Beatmung: 1. Kurzzeitbeat-
sche Untersuchung der Labyrinthfunktion zur mit gefriergetrocknetem BCG-Impfstoff. BCG mung (Dauer ≤ 48 h) 2. Langzeitbeatmung*
Prüfung des vestibulookularen Reflexes. Der steht für Bacille Calmette-Guérin. In Anbe- (Dauer > 48 h)
Bárány-Test dient der Diagnostik von vestibulä- tracht der epidemiologischen Situation in – in unterschiedliche Beatmungsformen
ren oder neurologischen Störungen. Deutschland, der nicht sicher belegbaren Wirk-
Beatmung, ambulante 218

– cave: keine international einheitliche Termi- Öffnung (Überdehnung) und endexspiratori-


nologie für einzelne Beatmungsformen sowie schem Kollaps der Alveolen während der Be-
unterschiedliche herstellerspezifische ge- atmung
B schützte Bezeichnung für Beatmungsmodi;
Einteilung nach Anteil der vom Respirator
– maschinelle Beatmung druckkontrolliert
(nichtinvasiv oder ggf. invasiv) z. B. mit bi-
übernommenen Atemarbeit. phasic positive airway pressure (BIPAP) oder
Indikationen: ggf. pressure controlled continuous mechani-
– V. a. respiratorische Insuffizienz*, z. B. im cal ventilation (PC-CMV)
Rahmen der Atemtherapie* bei schwerer pul- – Inspiration/Exspiration-Verhältnis 1 : 1 (vgl.
monaler Erkrankung oder Atemlähmung* Atemphasenzeit*-Verhältnis)
– ggf. als Notfallmaßnahme bei Reanimation* – möglichst niedrige inspiratorische Sauer-
– Narkose* (Narkosebeatmung) stofffraktion (FiO2) für minimal erforderliche
– ggf. zur Reduktion der Atemarbeit* nach OP Oxygenierung (arterieller Sauerstoffpartial-
(Nachbeatmung), schwerem Trauma (z. B. druck* ≥ 60 mmHg und Sauerstoffsättigung*
Thoraxtrauma) oder bei schwerer neurologi- ≥ 90 %) zur Vermeidung der Sauerstofftoxizi-
scher Erkrankung (z. B. amyotrophische Late- tät
ralsklerose* oder Guillain*-Barré-Syndrom). – kontrollierte Toleranz der ggf. konsekutiven
Nebenwirkungen: Beatmung, ambulante: Beatmung mit Hyperkapnie (pH-Wert > 7,25; siehe auch
– Hämodynamisch: Reduktion der Vorlast* Atemmaske. [3] permissive Hyperkapnie*, ECMO) im Rah-
und Nachlast* mit konsekutiv reduzierter men der lungenprotektiven Beatmung.
Organperfusion; mit mittlerem Beatmungs- Indikationen:
druck*, Inspirationsdauer und PEEP zuneh- – amyotrophische Lateralsklerose* (ALS) – V. a. bei ARDS (evidenzbasiert, Outcome-rele-
mend – rheumatisch bedingte Deformationen des vant)
– pulmonal: 1. Pneumothorax, Emphysem Thorax (z. B. Kyphose*) – aktuell zunehmende Ausweitung der lun-
oder andere mechanische Schäden, v. a. bei – erfolgloses Entwöhnen vom Respirator. genprotektiven Beatmung auch bei acute*
hohem endinspiratorischem Beatmungs- Beatmung, lungenprotektive f: engl. lung pro- lung injury (ALI) sowie im Bereich periopera-
druck oder Volumen (vgl. Barotrauma*, VALI) tective ventilation. Beatmungsstrategie mit tiver und intensivmedizinischer Beatmung
2. toxische O2-Wirkung (siehe Sauerstofftoxi- Druck- und Volumenbegrenzung (und ggf. als präventive Maßnahme
kose*), v. a. bei Langzeitbeatmung. gleichzeitig erhöhter Beatmungsfrequenz) zur – Anwendung auch bei (z. B. thermischem oder
Komplikationen: Minimierung von beatmungsassoziierter Lun- toxischem) Inhalationstrauma oder anderer
– Nosokomialinfektion*, z. B. nosokomiale genschädigung (pulmonale Nebenwirkung der pulmonaler Schädigung.
Ventilator-assoziierte Pneumonie (VAP) bei Beatmung durch mechanischen Stress; ventila- Beatmungsbeutel → Handbeatmungsbeutel
Langzeitbeatmung* (vgl. VALI) tor-associated lung injuries) bei erforderlicher Beatmungsdruck m: engl. airway pressure.
– Aspiration* maschineller Beatmung mit dem Ziel der Si- Atemwegsdruck (Formelzeichen paw) bei Beat-
– Verlegung der Atemwege durch Schleim cherstellung des pulmonalen Gasaustauschs. mung*. Die Messung des Beatmungsdrucks er-
(Trachealsekret) Vorgehen: folgt am oralen Ende des Endotrachealtubus*
– Tubusfehllage – Limitierung von Atemzugvolumen und Beat- (bei geschlossenem Inspirations- und Exspirati-
– Pneumothorax* durch mechanische Schädi- mungsdruck* auf minimal erforderliche Wer- onsventil des Respiratorkreissystems). Siehe
gung des Gewebes bei hohem Beatmungs- te: 1. niedriges Tidalvolumen: Limitierung Abb.
druck. des Tidalvolumens auf < 6 ml/kg ideales Kör- Beatmungsgerät → Respirator
Beatmung, ambulante f: engl. home respira- pergewicht (KG-Berechnung: siehe BPW; Beatmungshelm m: engl. noninvasive ventila-
tion; syn. Heimbeatmung. Versorgung eines be- Outcome-relevanter Faktor bei acute respira- tion helmet. Den gesamten Kopf umschließen-
atmungspflichtigen Patienten außerhalb des tory distress syndrome, Abk. ARDS) zur Ver- der, luftdicht abdichtbarer, transparenter Zylin-
Krankenhauses, z. B. in einer allgemeinen Pfle- meidung eines pulmonalen Volumentraumas der (Volumen ca. 8–15 l) aus weichem PVC (mit
geeinrichtung oder im eigenen Wohnumfeld (strain) 2. minimal erforderlicher inspiratori- Anschluss für inspiratorischen und exspiratori-
mit einem Beatmungsgerät (Heimrespirator). scher Beatmungsdruck* (kleinstmögliche schen Beatmungsschlauch) zur nichtinvasiven*
Technik: Heimrespiratoren sind in Größe und Druckamplitude): Limitierung von pplateau Beatmung (NIV).
einzelnen Funktionen minimiert und damit der (für Plateaudruck) bzw. ppeak (für Spitzen- Anwendung:
häuslichen Situation (Pflege durch Angehörige druck) auf < 30 cm H2O (bzw. unter Umstän- – Bei Kontraindikation für Mund-Nasen-Mas-
oder im Rahmen der häuslichen Krankenpfle- den bei erhöhtem intraabdominalem Druck* ke, z. B. Hautläsion, für Passform konventio-
ge*) angepasst. Die Patienten werden über eine auf < 35 cm H2O) sowie ppeak-Limitierung auf neller Atemmasken* schwierige Anatomie
Maske (nichtinvasive Beatmung: siehe Abb.) < UIP (für upper inflection point, oberer Um- oder fehlende Toleranz gegenüber anderen
oder über eine Trachealkanüle* (invasive Beat- schlagpunkt in Druck-Volumen-Kurve; vgl Atemmasken
mung) beatmet. Best*-PEEP) zur Vermeidung eines pulmona- – v. a. bei Störung der Oxygenierung* (pulmo-
Indikationen: len Barotraumas (infolge erhöhten transpul- nale Diffusionsstörung, hypoxämisches Lun-
– Pneumonie* monalen Drucks) genversagen)
– chronisch-obstruktive Lungenerkrankung – adäquat hoher individueller PEEP (vgl. Best*- – Vorteile: 1. gute Toleranz v. a. bei Langzeit-
(COPD) PEEP) zur Vermeidung von Atelektrauma, anwendung 2. einfache Kommunikation mit
– Lungenemphysem* Scherkräften und Atelektasenbildung durch Patienten möglich 3. keine (faziale) Druckul-
– Mukoviszidose Minimierung zyklischer endinspiratorischer zeration 4. keine Konjunktivitis* 5. vermut-
219 Beckenanomalie

mungsmuster bei acute respiratory distress syn- fahren für Jugendliche und Erwachsene mit
drome (ARDS) mit besonders geringem Tidalvo- phobischen Ängsten zur Quantifizierung des
lumen (meist 3–4 ml/kg KG) bei Best*-PEEP und Schweregrads der Angst*. Das Beck-Angstinven-
Limitierung des Plateaudrucks auf < 30 cm H2O.
Aufgrund resultierender Hyperkapnie* ist das
tar umfasst 21 Merkmale, z. B. Schwitzen, wei-
che Knie, Schwächegefühl und Palpitation. Die
B
Verfahren oft nur zusammen mit extrakorpora- Testdauer beträgt 5 min.
lem Dekarboxylierungsverfahren (z. B. av- Beck-Depressionsinventar n: engl. Beck’s de-
ECLA, ECMO) anwendbar. pression inventory. Psychologisches Selbstbeur-
Beau-Reil-Querfurchen f pl: engl. Beau’s lines. teilungsverfahren zur Quantifizierung des
Rissartige Vertiefungen, von einem zum ande- Schweregrads des depressiven Syndroms*, ge-
ren Rand über alle Nägel hinweg verlaufend. Sie eignet für Jugendliche ab 16 Jahren und Er-
treten auf nach schweren Infektionen (Pneumo- wachsene, umfasst 21 Merkmale (Kurzform
nie, Typhus), Intoxikationen (Thallium, Arsen, 13 Merkmale), z. B. traurige Stimmung, Versa-
Zytostatika) oder akuten Schüben einer Haut- gen, Weinen, Reizbarkeit, Schuldgefühle,
krankheit infolge Unterbrechung des Nagel- Schlafstörungen und Pessimismus. Die aktuelle
wachstums. Die Erscheinung ist normal bei Version ist BDI-II, die Testdauer beträgt 5–
Säuglingen gegen Ende des ersten Monats. 10 min.
Becherfütterung f: engl. cup feeding. Fütte- Becken n: engl. pelvis. Knochenring aus unpaa-
rungsmethode bei Neu- und Frühgeborenen* rigem Os* sacrum und paarigem Os* coxae. Das
mit kleinem Becher, der halbgefüllt an die Un- Becken besteht aus einer Verbindung zwischen
terlippe des Kindes geführt und geneigt wird, Os sacrum und Os coxae über das nahezu unbe-
bis es einzelne Tropfen ablecken und schließ- wegliche Iliosakralgelenk* und der beiden Ossa
lich einen eigenen Trinkrhythmus finden kann. coxae über die Symphysis pubica.
Becher-Zahl f: engl. Becher’s number. Veraltetes Anatomie: Nach kranial ist das Becken über die
Maß zur Abschätzung der Nierenfunktion. Die Apertura* pelvis superior zur Bauchhöhle offen,
Becher-Zahl wurde inzwischen ersetzt durch nach kaudal über die Apertura* pelvis inferior
Formeln (z. B. MDRD-Formel) zur genaueren durch den muskulären Beckenboden* verschlos-
Bestimmung der endogenen Kreatinin*-Clea- sen.
rance. Einteilung:
Vorgehen: Die Becherzahl wird aus dem 24- – Pelvis major (großes Becken): begrenzt von
Beatmungsdruck: typischer Kurvenverlauf des
Stunden-Sammelurin bestimmt. Das gesamte der oberhalb der am Promontorium* ossis
Atemwegsdrucks (paw) bei Spontanatmung, PEEP,
Urintagesvolumen wird durch 100 dividiert sacri beginnenden und nach vorn zum Tu-
CPAP sowie volumenkontrollierter Beatmung (CPPV)
und die letzten beiden Ziffern der Harndichte berculum pubicum der Symphyse* verlaufen-
ohne und mit Drucklimitierung (PL-CPPV; PL für
addiert. Bei 1200 ml Urin mit einer Dichte von den Linea terminalis
engl. pressure limited) bei Überschreiten des oberen
1,018 g/ml beträgt die Becherzahl 30 (Referenz- – Pelvis minor (kleines Becken): nach kranial
Grenzwerts pmax; Atemphasenzeit-Verhältnis
bereich ≥ 30). Bei oligurischem, akutem Nieren- begrenzt durch die Linea terminalis, nach
(zwischen inspiratorischer Zeitdauer Tinsp und
versagen liegt die Becherzahl < 30, noch vor ein- kaudal durch die Apertura* pelvis inferior.
exspiratorischer Zeitdauer Texsp) ca. 1 : 2.
deutigem Anstieg von Kreatinin im Plasma. Klinische Bedeutung:
Becherzellen f pl: engl. goblet cells. Schleimbil- – Geburtshilflich: 1. siehe Beckenmaße*
lich weniger Aerophagie* (und damit gerin- dende Drüsenzellen im Epithel des Darmka- (Abb. 3 dort) 2. Beckenanomalien*
gere Aspirationsgefahr) nals, der respiratorischen Mukosa der Atemwe- – orthopädisch: Beckenschiefstand*
– Nachteile: 1. hohe Compliance des Beat- ge* und der Konjunktiva. Becherzellen produ- – unfallchirurgisch: Beckenfrakturen*.
mungshelms und großes Innenvolumen, da- zieren Muzine*, die über Exozytose* aus Spei- Beckenachse → Führungslinie des Beckens
durch großer Totraum mit Gefahr der CO2- chervakuolen im Zytoplasma* auf das Oberflä- Beckenanomalie f: engl. pelvic anomaly. Von
Rückatmung (cave: COPD*) bei unzureichend chenepithel gelangen und für eine erhöhte Vis- der Norm abweichende Form des (weiblichen)
hohem inspiratorischem Flow 2. Monitoring kosität* sorgen. Sie treten entweder einzeln Beckens. Siehe Abb.
(Atemvolumina, exspiratorische CO2-Mes- oder in Gruppen auf. Formen:
sung) nur eingeschränkt möglich 3. in Not- Becherzellkarzinoid n: engl. goblet cell carcin- – Allgemein verengtes Becken: 1. infantiles
fallsituation zeitaufwändige Entfernung oid. Subtyp eines gemischt adenoneuroendokri- bzw. juveniles Becken 2. Zwergbecken bei
4. Triggerempfindlichkeit (insbesondere bei nen Karzinoms der Appendix (Abk. MANEC für Kleinwuchs 3. viriles, androides Becken
PEEP < 6 mmHg) herabgesetzt mit möglicher mixed adeno-neuroendocrine carcinoma). Das 4. hohes Assimilationsbecken
Desynchronisation von Patient und Respira- Becherzellkarzinoid kommt sehr selten vor, in – gerade verengtes Becken: 1. plattes Becken
tor 5. Geräuschbelastung für Patienten 6. Be- 60–70 % wird es zufällig im Rahmen eines visze- bei Rachitis oder Osteomalazie 2. Wirbel-
atmungsdruck ≤ 20 mbar (> 20 mbar meist ralchirurgischen Eingriffes diagnostiziert. Die gleitbecken, sog. spondylolisthetisches Be-
nicht tolerabel) 7. unter Umständen Angst Therapie ist vergleichbar mit der des kolorekta- cken
bei nicht sofortiger Insufflation nach Hel- len Karzinoms. – allgemein verengtes und plattrachitisches Be-
manlage. Bechterew-Strümpell-Marie-Krankheit → cken: Kombination aus 1 und 2
Beatmungsmaske → Atemmaske Spondylitis ankylosans – schräg verengtes Becken: 1. Koxitis 2. Skolio-
Beatmung, ultraprotektive f: engl. ultrapro- Beck-Angstinventar n: engl. Beck’s anxiety in- se 3. Rachitis 4. Luxation 5. Naegele*-Becken
tective ventilation. Lungenprotektives Beat- ventory. Psychologisches Selbstbeurteilungsver-
Beckenarteriografie 220

rien mituntersucht werden. Der Zugang erfolgt nis*. Zur Verstärkung des Diaphragma uroge-
häufig transfemoral nach der Seldinger*-Metho- nitale ist der M. ischiocavernosus an der Un-
de. Indikationen sind pAVK, arterielle Embolie, terseite von Schambein und Sitzbein fixiert.
B perkutane transluminale Angioplastie, Stentim-
plantation und Tumor-Embolisation.
Im Bereich des Beckenbodens sind 3 Räume lo-
kalisiert, die sich dem Beckenraum kaudal an-
Beckenausgang → Apertura pelvis inferior schließen. Der oberflächliche (Spatium superfi-
Beckenaustastung f: engl. pelvis exploration. ciale perinei, Compartimentum superficiale pe-
Klinische, vaginale Untersuchung, die geburts- rinei) und der tiefe Dammraum (Spatium pro-
hilflich angewendet wird zum Ausschluss me- fundum perinei, syn. Saccus profundus perinei)
chanischer Geburtshindernisse oder gynäkolo- werden bei Mann und Frau von unterschiedli-
gisch-onkologisch verwendet wird zur Bestim- chen Strukturen durchzogen. Der subkutane
mung von Größe und Ausbreitung von Tumo- Dammraum (Saccus subcutaneus perinei) ent-
ren. hält hauptsächlich Fettgewebe.
Anwendung: Funktion:
– Geburtshilflich: Hier steht das knöcherne Be- – Lagesicherung von Bauch- und Beckenorga-
Beckenanomalie: 1: normales Becken; 2: allgemein
cken im Fokus, um eine geburtsmechanisch nen
verengt; 3: gerade verengt; 4: allgemein verengt und
relevante Verengung oder Fehlbildung aus- – Durchtritt des unteren Endes des Verdau-
plattrachitisch; 5: unregelmäßig verengt.
zuschließen. Hierzu werden die Erreichbar- ungskanals sowie der Harn- und Geschlechts-
keit des Promontoriums, die Anatomie des wege sowie Beeinflussung von deren Funk-
Steißbeines, der Symphyse und die Spinae tion
6. Klaudikationsbecken 7. (einseitig) ankylo- oissis ischii palpatorisch geprüft. – Befestigung des Damms.
tisch oder ostitisch-synostotisches Becken – gynäkologisch-onkologisch: Die Beckenaus- Klinische Bedeutung: Schwere Geburten, Mehr-
– quer verengtes Becken: 1. Robert-Becken tastung erfolgt in der Regel in Narkose und fachgeburten oder gynäkologische Operationen
(beidseitige Ankylose der Iliosakralgelenke) als vagino-rektale Untersuchung. Es geht um führen zur Beckenbodenschwäche bis hin zur
2. Protrusionsbecken die Bestimmung der Tumorgröße und -aus- Beckenbodeninsuffizienz. Mögliche Folgen
– unregelmäßig verengtes Becken: 1. Osteoma- breitung, z. B. beim Zervixkarzinom durch sind Inkontinenz und Vorfall (Prolaps) von
lazie* 2. Osteodystrophie 3. Exostose 4. Frak- das Abtasten der Parametrien. Mastdarm (Rektum) und Gebärmutter (Ute-
turen 5. Rachitis* Beckenboden m: engl. pelvic floor. Muskulöser rus*).
– Trichterbecken*: Verengung im Beckenaus- und bindegewebiger Verschluss des Beckens Beckenboden-Heø rnie f: syn. Hernia perinealis.
gang bei infantilem Becken oder virilem Be- und des Bauchraums, der vom Diaphragma* Hernie* im Bereich der Fossa ischiorectalis, häu-
cken, Kyphose*. pelvis, dem Diaphragma* urogenitale sowie der fig bei älteren Frauen aufgrund von Geburten,
Beckenarteriografie f: engl. pelvic arteriography; Sphinkter- und Schwellkörpermuskulatur ge- Beckenbodensenkung und Descensus uteri, au-
syn. Beckenarteriographie. Röntgenkontrastun- bildet wird. Klinisch kann eine Schwächung des ßerdem nach abdominoperinealer Rektumex-
tersuchung Siehe Abb.der Beckenarterien. Sie Beckenbodens zu einem Prolaps uteri oder einer stirpation und Prostatektomie. Auffällig sind
wird meist als Becken-Bein-Arteriografie (siehe Harninkontinenz* führen. Vorwölbungen am Damm, unter der Glutaeus-
Angiografie*) durchgeführt, bei der die Beinarte- Anatomischer Aufbau: Muskulatur oder der großen Schamlippe. Be-
– Diaphragma pelvis: breite Muskelplatte, ckenbodenhernien werden evtl. kombiniert la-
die hauptsächlich von dem trichterförmigen paroskopisch abdominell und perineal versorgt.
M. levator ani gebildet wird. Ein Teil des M. Beckendurchmesser → Beckenmaße
levator ani, der M. puborectalis, bildet eine Beckendystokie → Beckenmaße
Muskelschlinge um den Mastdarm (Rek- Beckendystokie → Dystokie
tum*). Der hohe Ruhetonus dieses Muskels Beckenebenen f pl: engl. pelvic planes. Geburts-
trägt zur Stuhlkontinenz bei, indem er den hilflich relevante Einteilung der Ebenen des
Analkanal* nach vorn zieht. weiblichen Beckens zur Bestimmung des Hö-
– Diaphragma urogenitale: Muskelplatte, henstandes des vorangehenden Teiles unter der
die unterhalb des Diaphragma pelvis liegt Geburt. Es gibt mehrere gebräuchliche Klassifi-
und die Grundlage des Damms (Perineum*) kationssysteme. Klassifikation nach Levret (die
bildet. Der M. transversus perinei profundus Ebenen laufen divergent, nicht parallel):
bedeckt einen Teil des Levatortors und wird – Beckeneingang
von der Urethra* (bei der Frau auch Vagina*) – Beckenmitte: 1. Beckenweite 2. Beckenenge
durchzogen. Dorsal von diesem ist der M. – Beckenausgang.
transversus perinei superficialis aufzufinden. Klassifikation nach Hodge (parallel verlaufende
Oberhalb des Diaphragma urogenitale liegt Ebenen; siehe Abb.):
beim Mann die Prostata* (Vorsteherdrüse). – Beckeneingangsebene
– Sphinkter- und Schwellkörpermuskula- – parallele Beckenweite
tur: oberflächlichste Schicht des Beckenbo- – parallele Beckenenge
Beckenarteriografie: DSA (Subtraktionsbild); dens. Der M. sphincter ani externus umgibt – Beckenausgang.
Normbefund; a: Aorta abdominalis; b: Arteriae den Analkanal, der M. bulbospongiosus um- Klassifikation nach de Lee: Das Becken wird da-
lumbales; c: Arteria iliaca communis; d: Arteria iliaca schließt bei der Frau den Scheideneingang, bei in 9 jeweils 1 cm voneinander entfernte Ebe-
externa; e: Arteriae iliacae internae. [76] beim Mann den Corpus spongiosus des Pe- nen eingeteilt, mit der Interspinalebene in der
221 Beckenmaße

Articulatio sacroiliaca Promntorium

Diameter obliqua II

Beckenebenen: Parallelebenen nach Hodge.


Diameter transversa

Linea arcuata
Mitte als Null-Punkt. Ausgehend von der Inter-
spinalebene erfolgen die Höhenangaben ober- Diameter obliqua I
halb (z. B. I-2) oder unterhalb (z. B. I+3) in cm.
Beckeneingang → Apertura pelvis superior
Conjugata vera
Beckeneingang → Beckenebenen
Beckeneingangsebene f: Kranialer Punkt des Symphysis pubica
Geburtskanals in der Klassifikation nach Levret
(divergente Ebenen). Zur Höhenstandsbeurtei- Beckenmaße Abb. 1: Weibliches Becken von ventrokranial gesehen mit Maßen des Beckeneinganges.
lung sollte besser die Nomenklatur nach de Lee Rot: Linea terminalis.
verwendet werden (siehe Beckenebenen*).
Beckenendlage f: engl. breech presentation. Int-
rauterine Lage des Kindes, bei der das Becken – Entbindungsmodus: 1. heute meist primäre Beckenkammlappen m: engl. iliac bone flap.
des Kindes führt. Dies betrifft 3–4 % aller Ge- Sectio caesarea 2. vaginale Geburt nach Auf- Knöchernes, auch osteokutanes Gewebetrans-
burten am Termin und ist bei Frühgeburten klärung und Ausschluss von Risiken (z. B. fe- plantat aus der Beckenkammregion. Ein Be-
häufiger. Diagnostiziert wird sonografisch. tale Makrosomie, Fehlbildungen, Wachs- ckenkammlappen wird eingesetzt als Augmen-
Teilweise gelingt eine Wendung des Kindes tumsretardierung, Fußlage) möglich. tationsplastik* oder Lappenplastik*.
durch äußere Manipulation, häufig wird per Becken, enges n: engl. narrow pelvis; syn. Pelvis Einsatz:
Sectio entbunden. angusta. In Relation zur Größe des kindlichen – Bei rein knöcherner Zusammensetzung und
Einteilung: Je nach vorangehendem Kindsteil Kopfes relativ enges mütterliches Becken, insbe- kleiner Knochenmasse als freies Transplantat
unterscheidet man sondere enger Beckeneingang. Ein enges Be- ohne Gefäßversorgung (Augmentationsplas-
– Reine oder komplette Steißlage cken ist eine häufige Ursache von Haltungsano- tik*)
– Steiß-Fuß-Lage malien und damit verbunden verlängerten Ge- – als osteokutaner Lappen oder bei größerer
– Fußlage burtsverläufen. Knochenmasse durch mikrochirurgische Ge-
– Knielage. Formen: fäßanastomose mit der A. und V. circumflexa
Ätiologie: Die fehlende Drehung des Kindes in – Funktionell verengtes Becken: Größe und/ ilium profunda zur Lappenplastik* in der
Schädellage findet sich gehäuft bei oder Form des kindlichen Kopfes passen plastischen Gesichtschirurgie.
– Frühgeburten nicht gut in den Beckeneingang Beckenkammpunktion → Knochenmark-
– Uterusanomalien (Uteris duplex, Uterus bi- – anatomisch enges Becken: Beckendeformität punktion
cornis) der Mutter, entweder angeboren (z. B. allge- Beckenkammspan m: engl. iliac crest bone
– Beckenanomalien mein verengtes Becken) oder erworben (z. B. graft. Bei der Knochenspanplastik* aus der (vor-
– Mehrlingsschwangerschaften durch Trauma oder das platt-rachitische Be- deren oder hinteren) Crista iliaca entnommener
– tief sitzender Plazenta (Plazenta* praevia). cken). kortikospongiöser Knochenspan.
Diagnostik: Beckenform f: Beschreibung der Anatomie des Beckenkippung f: engl. pelvic tilt. Stellung des
– Ultraschall weiblichen Beckens. Normal sind ein querovaler Beckens zur Wirbelsäule. Fehlstellungen des
– bei klinischer Untersuchung (Leopold-Hand- Beckeneingang und ein längsovaler Beckenaus- Beckens (siehe auch Haltungsstörung*) können
griffe) Kopf im Fundusbereich des Uterus gang. Formvarianten, wie z. B. ein allgemein sich beispielsweise aufgrund einer muskulären*
tastbar verengtes Becken oder eine Asymmetrie (ange- Dysbalance entwickeln.
– bei vaginaler Untersuchung je nach Öffnung boren oder posttraumatisch), können zu Verzö- Beckenmaße n pl: engl. pelvic measurements.
des Muttermundes und Lage des Kindes gerungen im Geburtsverlauf oder zur Notwen- Maße des mütterlichen Beckens, die im Zuge
Steiß oder alternativ Fuß oder Knie tastbar. digkeit einer Kaiserschnittentbindung führen. einer Schwangerschaft erhoben werden und ab-
Therapie: Beckenfraktur f: engl. pelvic fracture. Fraktur hängig vom Verhältnis zu den Kopfmaßen* des
– Versuch der äußeren Wendung*: 1. Manipu- im Bereich des Beckens. Fetus eine Aussage über einen möglicherweise
lation am wehenlosen Uterus durch die müt- Formen: komplizierten Geburtsverlauf aufgrund einer
terlichen Bauchdecken mit dem Ziel der Dre- – Beckenringfraktur* mechanischen Störung (sog. Beckendystokie) er-
hung („Purzelbaum“) des Kindes 2. Erfolgs- – Acetabulumfraktur* lauben. Siehe Abb. 1 und. Abb. 2.
rate: etwa 30 % bei Erstgebärenden, bis zu – selten: Apophysenabriss durch Muskelkont- Einteilung: Man unterscheidet äußere und inne-
75 % bei Mehrgebärenden raktion bei Jugendlichen und Sportlern. re Beckenmaße (siehe Abb. 3):
Beckenmitte 222

– innere Beckenmaße: 1. Conjugata anatomi-


ca (Promontorium bis Symphysenoberrand);
11–12 cm 2. Conjugata vera (engste Stelle
B zwischen Promontorium und Symphyse);
11 cm 3. Conjugata diagonalis (Verbindungs-
linie vom untersten Rand der Symphyse und
Promontorium); ca. 13 cm 4. Diameter obli-
qua (schräger Beckendurchmesser) zwischen
Iliosakralgelenk und Eminentia iliopubica
der Gegenseite; 12,5 cm; Diameter obliqua
prima (I) von rechts hinten nach links vorn,
Diameter obliqua secunda (II) von links hin-
1,5

ten nach rechts vorn 5. Diameter transversa Beckenringfraktur Abb. 1: Beckenringfraktur Typ C
11–1

(mit linksseitig liegendem Gefäßzugang);


13 cm

(größter Abstand zwischen beiden Lineae ter-


minales); 13,5 cm 6. Diameter transversa der CT-3D-Rekonstruktion. [116]
Beckenenge (Interspinallinie); 10,5 cm 7. ge-
5 rader Durchmesser (Interspinalebene zwi-
11, schen Steißbeinspitze und Schambogenwin-
0
9,5 –1 11,5 kel); 9,5 cm; bei Elevation des Os* coccygis bis
11,5 cm.
Bestimmung:
Beckenmaße Abb. 2: Praktisch wichtige Bereiche des – Äußere Beckenmaße mithilfe des Beckenzir-
Beckens. Grün: Inclinatio pelvis, rot: Conjugata vera, kels
orange: Conjugata diagonales, violett: Conjugata – innere Beckenmaße mittels MRT.
mediana, blau: Conjugata recta, schwarz: Axis pelvis. Klinische Bedeutung: Abhängig vom Verhältnis
zu Kopfmaßen* des Fetus evtl. mechanische
Störung des Geburtsverlaufs (Beckendystokie),
bei Conjugata vera < 8,5 cm in der Regel Vorlie-
gen eines absoluten Missverhältnisses von Fetus Beckenringfraktur Abb. 2: Typ-C-Verletzung rechts
zu Becken und Indikation zur primären mit Schambeinfraktur, Symphysensprengung und
Schnittentbindung. Sprengung der Iliosakralgelenkfuge (Übersichts-
Beckenmitte f: Die Mitte des Geburtskanals in aufnahme anterior-posterior). [116]
der Klassifikation nach Levret (divergente Ebe-
nen). Zur Höhenstandsbeurteilung sollte besser
die Nomenklatur nach de Lee verwendet wer- – Typ A: dorsaler Ring stabil, z. B.: 1. Abriss
den (siehe Beckenebenen*). Beckenrand 2. Querfraktur von Beckenschau-
Beckenneigung → Inclinatio pelvis fel, Os pubis oder Os sacrum
Beckenniere f: engl. pelvic kidney. Im Becken – Typ B: dorsaler Ring partiell verletzt und ho-
lokalisierte Niere. Eine Beckenniere kann ein- rizontale Rotationsinstabilität: 1. Typ B1,
seitig oder doppelseitig auftreten und bildet sog. Open-book-Verletzung: Symphysen-
sich, wenn der physiologische Aszensus aus- sprengung bei Außenrotationstrauma (Sym-
bleibt. Ihre Funktion ist meist ausreichend, das physensprengung*, Abb. dort) 2. Typ B2: In-
Risiko eines Harnstaus oder aufsteigender In- nenrotationstrauma mit Fraktur des vorde-
fektionen ist jedoch erhöht. Gehäuft finden sich ren Beckenrings, ggf. auch des ventralen Os
Kombinationen mit genitalen Fehlbildungen. sacrum 3. Typ B3: bilaterale Innen- und/oder
Beckenosteotomie → Chiari-Operation Außenrotationsverletzung
Beckenmaße Abb. 3 Beckenosteotomie → Pemberton-Operation – Typ C: vollständig (vertikale und horizonta-
Beckenosteotomie → Salter-Operation le) dorsale Instabilität (sog. Vertical-shear-
Beckenringfraktur f: engl. fracture of the pelvic Verletzung, siehe Abb. 1).
ring. Beckenfraktur* mit Unterbrechung der Klinik:
– Äußere Beckenmaße: Maße des großen Be- Kontinuität des knöchernen Beckenrings durch – Prellmarken
ckens; geben Hinweise auf die Verhältnisse indirekte oder direkte Krafteinwirkung (Ver- – Hämatome im Schambereich
im geburtshilflich wichtigen kleinen Becken: kehrsunfall, Sturz aus großer Höhe oder Über- – Beinlängenunterschied oder -fehlstellung
1. Distantia interspinosa (Abstand der beiden rolltrauma). – Blutung aus den Körperöffnungen
Spinae iliacae posteriores superiores); 25– Einteilung: Die AO-Klassifikation ermöglicht ei- – Störung der Perfusion, Motorik oder Sensibi-
26 cm 2. Distantia intercristarum (größter ne Modifizierung durch Lokalisation der Verlet- lität beider Beine
Abstand der Cristae iliacae); 28–29 cm 3. Dis- zungsregion in transsymphysär, transpubisch, – Beckenkamminstabilität.
tantia intertrochanterica (Abstand der Tro- transazetabulär, transiliakal, transiliosakral Diagnostik:
chanteren); ca. 31 cm 4. Conjugata externa: und transsakral: – Röntgendiagnostik: Beckenübersicht, ggf. er-
Baudelocque*-Durchmesser; 18–21 cm gänzt um weitere Aufnahmen (siehe Abb. 2)
223 Bedarfsgerechtigkeit

communis sinistra aufgrund chronischer, puls- ckenringfraktur* mit massiver Blutung. Siehe
synchroner Reizung der Venenwand durch Ein- Beckenringfraktur*, Abb. 3 dort.
klemmung zwischen der kreuzenden A. iliaca Becker-Melanose f: engl. Becker’s nevus; syn.
communis dextra und Lendenwirbeln. Es kommt
zur Behinderung des Blutflusses mit Gefahr ei-
Becker-Nävus. Oft mehr als handtellergroßer,
einseitig im Bereich der Schulter lokalisierter,
B
ner linksseitigen Beckenvenenthrombose*. Die behaarter Pigmentfleck, meist bei Männern
Therapie eines Beckenvenensporns erfolgt durch zwischen dem 10. und 20. Lj., mit deutlichem
Gefäßdilatation und Stentimplantation. Hervortreten nach Sonnenbestrahlung. Siehe
Beckenvenenthrombose f: engl. iliac vein Abb.
thrombosis. Ein- oder seltener beidseitige
Thrombose* der großen Beckenvenen (Vv. ilia-
cae). Drohende Komplikationen sind deszendie-
Beckenringfraktur Abb. 3: Beckenzwinge zur rendes Thrombenwachstum, Lungenembolie*
temporären Stabilisierung. durch abschießende Thromben und später die
Entwicklung eines postthrombotischen Syn-
– CT in der Regel mit Kontrastmittel, selten droms*. Die Therapie erfolgt durch Heparin
MRT i. v., ggf. Thrombolyse* mit rTPA.
– Ausschluss von Begleitverletzungen von Ge- Ätiologie:
fäßen, Harnsystem und Darm (z. B. rektale – Aszendierende Oberschenkelvenenthrom-
Untersuchung, retrograde Zysto- und Ureth- bose
rografie). – Kompression oder Wandinfiltration durch
Therapie: Tumor (z. B. Lymphknotenmetastase)
Becker-Melanose: großer behaarter Pigmentfleck
– Typ A: 1. meist frühfunktionell-konservativ – paraneoplastisch
rechts neben dem Brustbein, kleine Flecke unter
2. selten Osteosynthese, z. B. bei Abrissfrak- – Beckenvenensporn*
der rechten Brust. [77]
tur oder großer Schaufelfraktur – Vena*-cava-inferior-Syndrom
– Typ B und C: 1. Notfallversorgung mit Be- – Einschwemmung thromboplastinhaltigen
ckenzwinge (siehe Abb. 3), Beckenschlaufe, Materials bei Entbindung (aus Plazenta und Becker-Muskeldystrophie f: engl. Becker’s
Beckentuch, Fixateur* externe zur Blutungs- Dezidua). muscular dystrophy. X-chromosomal-rezessiv
kontrolle Klinik: erbliche Form der progressiven Muskeldystro-
– Mitversorgung von Begleitverletzungen: – Leichte Blaufärbung und Schwellung des phien* infolge Mangel an Dystrophin (Genlocus
Hohlorganversorgung, Packing* als Eingriff Oberschenkels, bei einseitiger Thrombose Xp21.2) mit langsam progredienter, proximal
im Sinne des damage* control Umfangsdifferenz betonter Muskelschwäche (beginnend zwischen
– operativ: perkutane Verschraubung, spino- – mäßiger Spontan- und Druckschmerz des be- dem 5. und 20. Lj.) und Verlust der Gehfähig-
pelvine Abstützosteosynthese oder offene troffenen Beins keit zwischen dem 20. und 40. Lj. sowie evtl.
Verfahren (z. B. Plattenosteosynthese). – evtl. Druck- und Völlegefühl im Unterbauch, schwerer Kardiomyopathie*. Die Lebenserwar-
Prognose: Miktions- und Defäkationsstörungen tung ist leicht verkürzt.
– Komplikationen, Komorbidität und Letalität: – Mahler*-Zeichen Beck-Trias f: engl. Beck’s triad. Symptomentrias
abhängig von Begleitverletzungen – erhöhte Temperatur. bei Perikardtamponade* und Pericarditis con-
– insbesondere bei Typ C: Gefahr lebensbe- Komplikationen: strictiva (Perikarditis*) mit leisen Herztönen, er-
drohlicher Blutung. – Schnelles Thrombenwachstum deszendie- niedrigtem arteriellem und erhöhtem venösem
Beckenringlockerung f: engl. widening of pelvic rend in die V. femoralis (bis zur Phlegmasia* Blutdruck.
ligaments. Hormonell bedingte Auflockerung coerulea dolens) und (weniger häufig) aszen- Beclometason n: Glukokortikoid* zur inhala-
der Bandstrukturen im Beckenbereich (vorwie- dierend in die V. cava inferior tiven und topischen Anwendung, das bei Asth-
gend der Symphyse* und der Iliosakralgelenke). – oft tödliche Lungenembolie* ma* bronchiale, Rhinitis* allergica, COPD* und
Zur Vorbereitung auf die Geburt kommt es zu – postthrombotisches Syndrom*. dem toxischen Lungenödem (antiödematöse
vermehrter Wassereinlagerung. Bei zu starker Diagnostik: und antiexsudative Wirkung) nach Rauchgasin-
Auflockerung kann es zur Symphysenspren- – Serologische Bestimmung der D*-Dimere halation angewandt wird. Zu den Nebenwir-
gung* und Instabilität des Beckens kommen. – farbcodierte* Duplexsonografie kungen zählen Übelkeit, Laryngitis* und Pha-
Beckenschiefstand m: engl. pelvis obliquity. – Phlebografie (selten indiziert) ryngitis*. Der Mund sollte daher nach Inhalati-
Fehlstellung des Beckens infolge angeborener – CT. on mit Wasser ausgespült werden.
Hypoplasie* einer Beckenhälfte und einseitiger Therapie: BED: Abk. für engl. binge eating disorder →
Beinverkürzung (z. B. angeborene Hüftgelenk- – Bettruhe Binge-Eating-Störung
luxation, Coxa* vara) oder erworbener (Krank- – sofortige intravenöse Heparinisierung*, bei Bedarfsgegenständegesetzbuch → Lebens-
heit, Verletzung) oder scheinbarer einseitiger Vorliegen der Voraussetzungen Thromboly- mittel-Bedarfsgegenstände- und Futtermittel-
Beinverkürzung (z. B. Poliomyelitis* mit Ver- se* mit rTPA gesetzbuch
kürzung oder Achsenfehlstellung, verheilte – bei erfolgloser Lyse oder Kontraindikation Bedarfsgerechtigkeit f: engl. meeting the
Fraktur, Koxitis*). Im Verlauf kann sich eine sta- venöse Thrombektomie*, evtl. mit Korbhen- needs. Nach dem Sachverständigenrat zur Be-
tisch bedingte Skoliose* entwickeln. kel-Shunt (Palma*-Operation). gutachtung der Entwicklung im Gesundheits-
Beckenvenensporn m: engl. iliac vein prolifera- Beckenzwinge f: engl. pelvic clamp. Instrument wesen 2014 ein normatives Konzept, nach dem
tion. Fibröse Intimaproliferation der V. iliaca zur temporären Reposition einer instabilen Be- jedes Individuum die Gesundheitsversorgung
Bedarfsmedikation 224

erhalten soll, die in qualitativer und quantitati- Blutprodukte (Erythrozytenkonzentrate, Granu- Genitaltrakt der Frau (meist in die Gebär-
ver Hinsicht seinem oder ihrem objektiven Be- lozytenkonzentrate). Der Test ist vom transfun- mutter): 1. homologe Insemination: künstli-
darf entspricht. dierenden Arzt oder unter seiner direkten Auf- che Befruchtung der Eizelle mit dem Sperma
B Bedarfsmedikation f: engl. relievers. Verschrei-
bung oder Verordnung von Arzneimitteln zur
sicht am Empfänger durchzuführen. Er dient
der Identitätssicherung des Empfängers und so-
des Ehemanns (oder Lebenspartners); juris-
tisch unbedenklich, fällt gemäß § 27 a, 121 a
Einnahme bei entsprechenden Symptomen, mit der Vermeidung von Verwechslungen. Er er- SGB V bei Begrenzung auf 3 durchgeführte
z. B. Schmerzen oder Übelkeit, zusätzlich zur setzt nicht die Blutgruppenbestimmung! Maßnahmen unter die Leistungspflicht der
regulären Medikation. Im Pflegebereich ist Prinzip: Agglutinationsnachweis (iehe Abb.; sie- gesetzlichen Krankenversicherung* 2. hete-
durch Pflegepersonen verabreichte Bedarfsme- he Blutgruppenbestimmung*, Abb. dort) vorlie- rologe Insemination: künstliche Befruch-
dikation verordnungs- und dokumentations- gender Blutgruppenantigene. Der Bedside-Test tung mit dem Sperma eines Spenders (Do-
pflichtig, auch bei nicht verschreibungspflichti- wird meist mit einem kommerziell erhältlichen nor). Nicht verboten oder eingeschränkt, je-
gen Arzneimitteln. Testkit durchgeführt (sog. Identitätskarte). Das doch berufsethisch und juristisch problema-
Bedeutungserlebnis, wahnhaftes n: engl. in- Ergebnis wird in der Patientenakte dokumen- tisch (z. B. Persönlichkeitsrechte und famili-
terpretative delusion. Wahnphänomen, bei dem tiert. Es gilt das Vieraugenprinzip. enrechtlicher Status des Kindes)
Gegenständen und Ereignissen eine neue, meist Richtlinien: Richtlinien zur Gewinnung von – In-vitro-Fertilisation (IVF): 1. Befruchtung
auf die eigene Person bezogene Bedeutung bei- Blut und Blutbestandteilen und zur Anwen- einer aus den Ovarien entnommenen Eizelle
gemessen wird (Wahnwahrnehmung*). Wahn- dung von Blutprodukten (Hämotherapie), Ge- mit Spermazellen außerhalb des weiblichen
hafte Bedeutungserlebnisse treten u. a. zu Be- samtnovelle 2005, Richtlinienanpassung 2010; Körpers (extrakorporal) 2. die befruchteten Ei-
ginn einer Schizophrenie* im Rahmen der Apo- Bundesärztekammer, Köln 2010 (Anmerkung: zellen (Zygoten) werden in die Gebärmutter
phänie auf. Neubearbeitung befindet sich im Abstim- oder Eileiter eingebracht 3. dabei ist die Über-
Bedside Teaching: Klinischer Unterricht am mungsprozess). tragung von mehr als 3 Embryonen innerhalb
Krankenbett als Bestandteil der Ausbildung von Bedsonien → Chlamydien eines Menstruationszyklus strafbar 4. das Ver-
Medizinstudierenden, Pflegeschülerinnen und BEE: Abk. für engl. basal energy expenditure → fahren darf in Deutschland im Regelfall nur
Angehörigen anderer Heilberufe. Er dient der Grundumsatz bei Ehepaaren angewendet werden 5. die Ver-
Einübung der Krankenbeobachtung, der Ver- BEE: Abk. für engl. basal energy expenditure → wendung eines Spenderspermas ist von der
mittlung praktischer Fähigkeiten, z. B. bei der Harris-Benedict-Gleichung Entscheidung einer bei der Ärztekammer ein-
Krankenuntersuchung und der Behandlung, so- Beeinflussbarkeit → Suggestibilität gerichteten Kommission abhängig.
wie der Übung angemessener Kommunikation Beeinträchtigungswahn m: engl. delusion of Klinische Bedeutung:
mit dem Patienten. injury. Form des Wahns*, gekennzeichnet durch – Starke psychische Belastung für Paare mit
Bedside-Test m: Bestätigung der zuvor ermit- die Überzeugung des Betroffenen, dass andere unerfülltem Kinderwunsch nachgewiesen
telten ABNull-Blutgruppenmerkmales des Emp- ihm Schaden zufügen möchten (z. B. Wohnung – psychologische Faktoren jedoch vermutlich
fängers einer Transfusion erythrozytenhaltiger und Post durchsuchen, Möbel verstellen oder mit geringem Einfluss auf das Ergebnis
beschädigen, giftiges Gas in die Wohnung lei- künstlicher Befruchtungen
ten, das Essen vergiften). Zu Beeinträchtigungs- – Gegenstand psychologischer Beratung:
wahn kommt es bei Schizophrenie*, wahnhafter 1. subjektives Leiden 2. Hilflosigkeitsgefühle
Störung* und beginnender Demenz*. 3. Stigmatisierungsängste 4. geringe Erfolgs-
Befehlsautomatiøsmus m: engl. command au- wahrscheinlichkeit 5. ggf. alternative Lebens-
tomatism. Unkritisches, automatenhaftes Aus- planungen
führen befohlener Handlungen (auch gegen den – die meisten Ängste bei künstlicher Befruch-
eigenen Willen). tung sind realistisch, eventuell auftretende
Vorkommen: Wie andere Automatismen* (z. B. psychische Störungen müssen in Abhängig-
Echolalie*, Echopraxie*) u. a. bei: keit von der Art der Störung spezifisch be-
– Katatoner Schizophrenie handelt werden.
– organischen psychischen Störungen. Begasung [Desinfektion] f: Dekontamination*
Befruchtung, extrakorporale → Embryo- (Desinfektion*) komplexer Oberflächen eines
transfer Raumes mit gasförmigen Desinfektionsmitteln,
Befruchtung, extrakorporale → Intracyto- vor allem mit gasförmigem Formaldehyd, Was-
plasmatic Spermia Injection serstoffperoxid und Peressigsäure.
Befruchtung, extrakorporale → In-vitro-Fer- Formen: Die Begasung mit Formaldehyd ist
tilisation ein anerkanntes, standardisiertes Verfahren für
Befruchtung, extrakorporale → Zygote Intra- vegetative Bakterien, Pilze und Viren*. Nachtei-
fallopian (Tube) Transfer le sind unter anderem das giftige, kanzerogene*
Befruchtung, künstliche f: engl. artificial in- und sensibilisierende Potenzial des Aldehyds
semination. Prozedur für die Kinderwunschbe- und die für die sporozide Wirksamkeit erforder-
handlung. Dabei wird die Ei- oder Samenzelle lichen hohen Temperaturen (über 65 °C) und
außerhalb des Körpers aufbereitet. Die Zusam- Luftfeuchten (100 %). Außerdem ist eine auf-
menführung erfolgt im Rahmen eines medizi- wändige manuelle Nachreinigung nach Neutra-
nischen Eingriffs. lisation des Gases erforderlich und die potenzi-
Bedside-Test: Nachweis der Blutgruppenantigene – Insemination: künstliches Einbringen des ell schädigende Wirkung von Formaldehyd auf
durch Agglutination. männlichen Samens (Sperma) in den oberen elektronische Bauteile ist zu beachten. Es be-
225 Behandlungsfehler

steht eine Erlaubnispflicht gemäß TRGS 522. Prinzip: Eine Wurzelkanalbehandlung umfasst Betreffend Ärzte geht es um diejenige Sorgfalt,
Die Begasung* mit Wasserstoffperoxid hat ein mehrere Schritte, von denen mehrere zeitgleich die der Verkehr von einem ordentlichen,
breites Wirkungsspektrum und ist bei Raum- oder (je nach Indikation) getrennt durchgeführt pflichtgetreuen Facharzt in der konkreten Situ-
temperatur realisierbar. Es besteht ein gesund-
heitsschädliches bzw. reizendes Potenzial. Die-
werden:
– Klinischer und radiologischer Befund
ation erwartet.
– Die übliche Sorgfalt hingegen reicht nicht
B
ses Verfahren ist für stark poröse Oberflächen – Lokalanästhesie (falls notwendig) aus, wenn sie den geforderten Facharztstan-
und absorbierende Materialien ungeeignet. Die – Exkavation von Karies, ggf. mit Aufbaufül- dard nicht erreicht. Verfügt der Arzt über den
Verträglichkeit mit elektronischen Geräten ist lung, um eine suffiziente Behandlung ge- zu verlangenden Facharztstandard hinaus
gut. Die Raumvernebelung mit Peressigsäure währleisten zu können über Spezialkenntnisse, so hat er diese einzu-
(PES) hat den Vorteil eines breiten antimikrobi- – Trepanation*: Schaffung einer Zugangskavi- setzen. Soweit allgemein anerkannte Regeln
ellen Spektrums bis zur chemischen Sterilisati- tät der medizinischen Wissenschaft gelten, hat
on* und einer kurzen Einwirkzeit (ca. 30 min) – Aufsuchen der Kanaleingänge der Arzt grundsätzlich danach zu handeln.
sowie der Temperaturunabhängigkeit. Nachtei- – Längenbestimmung (radiologisch und ggf. – Handlungsempfehlungen und Hilfen für den
le sind Reizungen der Bronchialschleimhaut elektrometrisch) sorgfältig handelnden Arzt geben die Leitli-
und der Konjunktiven bei höheren Konzentrati- – Aufbereiten der Kanäle mittels spezieller Fei- nien für Diagnostik und Therapie der Wis-
onen und eine hohe Korrosionswirkung. Peres- len und Reamer mit zusätzlichem Einsatz senschaftlichen Medizinischen Fachgesell-
sigsäure ist für Heißvernebelung bzw. Ver- von Spüllösungen schaften, sofern sie an den medizinischen
dampfung geeignet. Sie ist nur etwa ein Jahr – ggf. medikamentöse Einlage und provisori- Fortschritt angepasst sind und den aktuellen
lagerfähig. scher Verschluss der Zugangskavität Stand ärztlichen Wissens widerspiegeln. Leit-
Begasung [Sterilisation] f: Sterilisationsverfah- – Wurzelkanalfüllung linien besitzen keinen Gesetzescharakter, so-
ren mit mikrobiziden Gasen wie Ethylenoxid- – radiologische Kontrolle dass sie weder haftungsbefreiend noch -be-
gas oder Formaldehyddampf in Sterilisations- – provisorische oder definitive Füllung der Ka- gründend wirken. Vielmehr kommt ihnen
apparaten. vität, ggf. mit nachfolgender Kronenversor- bei der Frage, ob eine vorgenommene Be-
Begattung f: engl. copulation; syn. Kopulation. gung. handlung einen Behandlungsfehler darstellt,
Klinisch ungebräuchliche Bezeichnung für die Behandlung, gnotobiotische f: engl. gnotobi- lediglich eine indizielle Bedeutung zu. Wäh-
geschlechtliche Vereinigung verschiedenge- otic treatment. Behandlung in kompletter Isola- rend ihre Befolgung ein pflichtgemäßes,
schlechtlicher Menschen oder Tiere, die zur Be- tion, bei der die (noch) vorhandenen Krank- sorgfältiges Verhalten indiziert, liegt bei ei-
fruchtung und damit zur Fortpflanzung führen heitserreger bekannt sind. Der Begriff wird nem Verstoß gegen die Leitlinie umgekehrt
kann. meist in Bezug auf Labortiere benutzt. In weite- die Annahme einer Verletzung der erforderli-
Begleitarthritis → Arthritis rem Sinne handelt es sich z. B. um die Life-Is- chen Sorgfalt nahe.
Begleithepatitis → Hepatitis land-Therapie von Patienten mit angeborenem – Methodenfreiheit besteht nur innerhalb en-
Begleitotitis f: engl. accompanying otitis. Häu- Immundefekt, Knochenmarktransplantation ger Grenzen. Die Anwendung neuer Behand-
fig symptomarme Otitis* media im Säuglings- und Hochdosischemotherapie. lungsmethoden verpflichtet zu gesteigerter
und Kleinkindalter. Sie tritt auf bei anderen Behandlung, palliative f: engl. palliative treat- Sorgfalt und intensiver und umfassender
umschriebenen Infektionskrankheiten (z. B. ment; syn. palliative Therapie. Behandlung zur Aufklärung.
Masern*, Influenza*), aber auch bei unkompli- Linderung oder Beherrschung von Symptomen, – Eine Sorgfaltspflichtverletzung begeht der
zierten viralen Atemwegsinfektionen. wenn eine Heilung unmöglich ist. Sie umfasst Arzt, der eine Behandlung übernimmt, die
Begriffszerfall m: engl. item decomposition. die Behandlung von Atemnot, Schmerzen, Übel- sein Können überfordert (sog. Übernahme-
Formale Denkstörung*, bei der ein Begriff die keit, Verstopfung und psychischen Symptomen verschulden).
exakte Bedeutung verliert und daraufhin un- (z. B. Depression) durch Medikamente, psycholo- – Der Arzt schuldet Sorgfalt auch beim arbeits-
scharf von anderen Begriffen abzugrenzen ist gische Behandlung und Beistand, seltener auch teiligen Dienst. Soweit es sich um die Zusam-
bzw. sich bis zur vollständigen Begriffsauflö- Strahlen-, Chemo- und operative Therapien zum menarbeit gleichrangiger Ärzte handelt (ho-
sung steigert. Zum Begriffszerfall kommt es ty- Erhalt lebenswichtiger Funktionen. rizontale Arbeitsteilung, z. B. zwischen Anäs-
pischwerweise bei Schizophrenie*. Behandlungsabbruch → Sterbehilfe thesist und Chirurg), gilt der Vertrauens-
Behaarung, abnoø rme → Alopezie Behandlungsfehler m: engl. treatment error. Ju- grundsatz. Danach darf jeder Beteiligte da-
Behaarung, abnoø rme → Hypertrichose ristischer Begriff für eine Situation, in der ein rauf vertrauen, dass der Partner seine Aufga-
Behandlung, endodoø ntische f: engl. endodon- Behandelnder bei Diagnostik, Therapie oder ei- ben mit der gebotenen Sorgfalt erfüllt, solan-
tic therapy; syn. Wurzelkanalbehandlung. The- ner sonstigen medizinischen Maßnahme die ge nicht konkrete Umstände Anlass zu Zwei-
rapeutisches Verfahren zur Behandlung des er- nach den Erkenntnissen der medizinischen feln geben. Bei der vertikalen Arbeitsteilung,
krankten Endodonts (Pulpa* dentis). Eine Wur- Wissenschaft unter den jeweiligen Umständen die durch das hierarchische Prinzip der fach-
zelkanalbehandlung umfasst Aufbereitung und objektiv erforderliche Sorgfalt außer Acht lässt. lichen Über- und Unterordnung geprägt ist,
Füllung des Wurzelkanalsystems. Das Ziel ist Hintergrund: Vermeidbare Behandlungsfehler gilt der Vertrauensgrundsatz nur einge-
ein sauberer und bakterienfreier Wurzelkanal, entstehen durch: schränkt: Der leitende Arzt hat Überwa-
der mit einer dichten Füllung vor erneutem – Organisatorische Unzulänglichkeiten (z. B. chungs- und Weisungspflichten gegenüber
Eindringen von Mikroorganismen geschützt Verfahren, Institution, Schnittstellen, Ab- seinen nachgeordneten ärztlichen und nicht-
werden soll. lauf, Kommunikation) ärztlichen Mitarbeitern wahrzunehmen.
Indikationen: – technische Unzulänglichkeiten (von Verfah- – Zu den Sorgfaltspflichten des Arztes gehört
– Irreversible Schädigung der Pulpa dentis in- ren, Geräten, Wirksubstanzen) auch die berufliche Fortbildung.
folge Zahnkaries* oder Trauma – unzureichende Sorgfalt von Ärzten oder The- Ein Behandlungsfehler, der durch Tun oder Un-
– Pulpitis*. rapeuten. terlassen zum Tod führt, ist eine nichtnatürli-
Behandlungsfreiheit 226

che Todesart*. Seit 2006 wurden in Deutschland freiheit* des Arztes, die ihn in bestimmten Fäl- gionalen und überregionalen) Einsatz als (mobi-
Schlichtungsstellen bei den Landesärztekam- len zu Diagnostik und Behandlung verpflichtet. ler) Behandlungsplatz.
mern eingerichtet, die Fälle von Behandlungs- Beispiele: Behandlungsprognose f: Im allgemeinen Sin-
B fehlern untersuchen.
Behandlungsfreiheit f: engl. therapeutic free-
– Verpflichtung, gemäß § 323 c StGB in Notfäl-
len zu helfen
ne die Vorhersage, inwiefern eine Erkrankung
oder ihre bestimmten Symptome durch thera-
dom. Rechtsgrundsatz, nach dem der Arzt oder – Verpflichtung, aufgrund besonderer gesetzli- peutische Maßnahmen gemildert werden kön-
Psychotherapeut auf Grund der Vertragsfreiheit cher Bestimmungen Maßnahmen im Interes- nen; in der forensischen Psychiatrie* die Vorher-
und seiner Berufsfreiheit berechtigt ist, eine se der Allgemeinheit durchzuführen, z. B.: sage, ob die Therapie das Risiko für eine erneute
ärztliche bzw. psychotherapeutische Behand- 1. diagnostische Maßnahmen zur Bekämp- Straffälligkeit eines Täters maßgeblich verrin-
lung abzulehnen, insbesondere, wenn er der fung übertragbarer Krankheiten (nach § 26 gern kann.
Überzeugung ist, dass das notwendige Vertrau- Infektionsschutzgesetz) 2. Entnahme einer Behandlungsvertrag m: engl. contract govern-
ensverhältnis zwischen ihm und dem Patienten Blutprobe (nach § 81 a StPO oder § 372 a ing medical treatment. Zivilrechtlicher Vertrag
nicht besteht. ZPO) (§ 630 a BGB) zwischen Patient und Arzt, Zahn-
Einschränkung: Die Behandlungsfreiheit wird – Behandlungspflicht von Personen, die ge- arzt, Psychotherapeut oder Krankenhausträger,
durch die Behandlungspflicht* eingeschränkt. setzlich krankenversichert sind, nach der Zu- in der Regel bei gesetzlich Versicherten nicht
Diese kann sich beispielsweise aus dem mit der lassung des Arztes zur Teilnahme an der ver- schriftlich.
vertragsärztlichen oder vertragspsychothera- tragsärztlichen Versorgung; diese Verpflich- Recht: Der Vertrag
peutischen Zulassung erteilten Versorgungsauf- tung betrifft nicht alle gesetzlich Versicher- – Begründet wechselseitige Pflichten: 1. des
trag zur Behandlung gesetzlich Krankenversi- ten, die zu ihm kommen; eine gewünschte Arztes zur Vornahme einer Behandlung ent-
cherter ergeben. Behandlung kann er jedoch nur in begründe- sprechend dem Stand der medizinischen Er-
Behandlungsgruppe → Interventionsgruppe ten Fällen ablehnen, etwa bei Überlastung kenntnisse und Grundsatz der Nichtschä-
Behandlungsindikatoren f pl: Indikatoren, (Bundesmantelvertrag – Ärzte § 13) digung (ärztliche Sorgfaltspflicht) sowie In-
welche in Sterilisatoren durch Farbänderung – Pflicht zur Weiterbehandlung: nach Behand- formations- und Dokumentationspflichten
sterilisiertes von nicht sterilisiertem Gut unter- lungsübernahme (eine telefonische Konsulta- 2. des Patienten zur Beachtung und Mitwir-
scheiden. Beispielsweise werden Farbindikato- tion ist hierfür unter Umständen bereits aus- kung am ärztlichen Bemühen sowie Entgelt
ren* auf Papierstreifen, Papierbögen und Klebe- reichend) kann den Arzt eine Besuchspflicht – regelt Art und Umfang der Behandlung
streifen aufgebracht oder befinden sich als Flüs- treffen – kann als Bestandteil auch eine schriftliche
sigkeit in Röhrchen und zeigen durch einen – für Krankenhäuser besteht nach den Kran- Aufklärung* über die Risiken der Behand-
chemisch-physikalischen Farbumschlag oder ei- kenhausgesetzen der Bundesländer eine all- lung umfassen
ne erscheinende Schrift „sterilisiert“ die Hitze- gemeine Aufnahme- und Versorgungspflicht, – kann nur von einem geschäftsfähigen Patien-
einwirkung an. sofern bei einem Patienten stationäre Be- ten geschlossen werden (§ 104 BGB); ist der
Hintergrund: Behandlungsindikatoren erlau- handlungsbedürftigkeit vorliegt Betroffene nicht geschäftsfähig, kann ein ge-
ben keine Aussage darüber, ob die Sterilisation* – in der stationären Allgemeinpsychiatrie re- setzlicher Vertreter (sorgeberechtigte Eltern,
ausreichend war. Zur Überprüfung, ob alle geln die Unterbringungsgesetze der Länder, Betreuer, Vormund) oder ein Bevollmächtig-
maßgeblichen Parameter der Sterilisation er- dass bei entsprechenden Voraussetzungen ter für die Gesundheitssorge des Betroffenen
reicht wurden, sind Sterilisationsindikatoren Patienten von den jeweilig von den Landes- den Vertrag wirksam schließen
erforderlich. behörden zugelassenen Kliniken aufzuneh- – ist jederzeit von beiden Parteien kündbar;
Behandlungskonzeø pt, störungsspezifisches men sind (Unterbringungsrecht) der Behandler darf lediglich nicht zur Unzeit
n: engl. disorder-specific treatment concept. Teil – für Kliniken für Forensische Psychiatrie be- kündigen und damit nicht dann, wenn der
des Behandlungskonzepts, der die spezifischen steht Aufnahmepflicht, wenn durch ein Ge- Patient nicht in der Lage ist, sich die ärztliche
Behandlungselemente einer Einrichtung für ei- richt die Voraussetzungen der §§ 63 f. StGB Behandlung in der notwendigen Zeit ander-
ne bestimmte Erkrankung beschreibt. Häufig oder § 126 a StPO erkannt wurden. weitig zu beschaffen, z. B. in Notfällen
drückt sich darin aus, ob und wie stark eine Ein- Behandlungsplatz m: syn. (Österreich, – beinhaltet im Vertragsarztrecht: 1. den glei-
richtung auf die spezifische Krankheit speziali- Schweiz) Sanitätshilfsstelle (Abk. SanHist); Abk. chen Sorgfaltsmaßstab wegen § 76 Absatz 4
siert ist. Ein spezifisches Behandlungskonzept BHP. Notfallmedizinische Bezeichnung für ret- SGB V 2. aber der Patient ist nicht selbst ver-
wird gewöhnlich von Kliniken formuliert, selte- tungsdienstliche räumliche Einrichtung (Zelt, pflichtet, ein Entgelt für die Behandlung zu
ner von (spezialisierten) ambulanten Einrich- Turnhalle, Lokal oder anderes strategisch geeig- entrichten, da der Vertragsarzt die Vergü-
tungen. netes Gebäude). Der Behandlungsplatz soll sich tung von der für ihn zuständigen KV erhält.
Behandlungspflege f: engl. nursing treatment; außerhalb des Gefahrenbereichs befinden und Behandlungswandern → Doktor-Shopping
syn. Spezielle Pflege. Nach Einzelanordnung ausgestattet sein mit Witterungsschutz, unge- Behavioral Pain Scale - Non Intubated: Abk.
oder regelmäßig an Pflegepersonen delegierte hindertem Zugang zum Abtransport und einem BPS-NI. Nach Chanques et al. modifizierter Be-
diagnostische und therapeutische Maßnahmen, Halteplatz für Rettungsmittel. Die Struktur ist havior* Pain Scale (BPS) für nicht beatmete in-
um Krankheiten zu heilen, ihre Verschlimme- definiert nach DIN 13050. tensivmedizinische Patienten. Die Skala dient
rung zu verhüten oder Krankheitsbeschwerden Behandlungsplatz, mobiler m: engl. mobile der Entscheidungsfindung über eine analgeti-
zu lindern. Dazu gehören Verbandwechsel, treatment center; syn. (Österreich, Schweiz) mo- sche Behandlung.
Wundpflege, Medikamentengabe, Blutdruck- bile Sanitätshilfsstelle (Abk. mobile SanHist). Behaviorismus m: engl. behaviorism. In den
und Blutzuckermessung und im weiteren Sinne Spezielles Fahrzeug, z. B. Großraumfahrzeug USA gegründete psychologische Schule (Wat-
die ärztliche Assistenz. mit Transporter für Zelte und Container ein- son, Skinner), die davon ausgeht, dass Verhalten
Behandlungspflicht f: engl. obligation to treat. schließließlich Ausstattung (Licht, Behand- von Menschen und Tieren mit Methoden der
Ausnahme vom Grundsatz der Behandlungs- lungsmaterial u. a.), für besonders schnellen (re- Naturwissenschaft untersucht werden kann.
227 Beintest

Behaviorismus rückt die Bedeutung des Lernens (meist Beine, seltener Arme und Beine). Kommt geboren: z. B. bei partiellem Riesenwuchs,
in den Mittelpunkt. häufig vor bei Restless-Legs-Syndrom, periodic Dysmelie einer Extremität 2. erworben: am
Behavior Pain Scale: Abk. BPS. Punktebewer- limb movement disorder, Schlafapnoesyndrom wachsenden Skelett z. B. infolge Parese (u. a.
tungssystem zur Quantifizierung der (iatroge-
nen) Analgesie* (auch tief) sedierter Patienten.
und Narkolepsie, bei Gesunden als Nebenbe-
fund in der Polysomnografie ohne Krankheits-
bei Poliomyelitis), nach Epiphysenfraktur*,
bei Gelenkerkrankung (z. B. Hüftgelenkluxa-
B
Behinderung f: engl. disability. Abweichung der wert, wenn nicht mit Schlafstörung assoziiert. tion, Perthes*-Calvé-Legg-Krankheit, Koxi-
körperlichen Funktion, geistigen Fähigkeit Hintergrund: tis*, Epiphyseolyse*, Femurkopfnekrose*);
oder seelischen Gesundheit eines Menschen von – Auftreten während des Schlafs, z. T. auch im beim Erwachsenen v. a. nach Hüftgelenkpro-
dem für das Lebensalter typischen Zustand. ruhigen Wachzustand, alle 5–90 s in stereoty- thesenimplantation
Nach § 2 SGB IX muss dieser Zustand mit hoher pem Muster von 0,5–10 s Dauer und in Serien – funktionelle Beinlängendifferenz: 1. schein-
Wahrscheinlichkeit länger als 6 Monate andau- von mindestens 4 Bewegungen bare Beinverlängerung oder -verkürzung
ern und daher die Teilhabe am Leben in der Ge- – Ausmaß sehr variabel von Anspannung des durch Funktionsstörung im Bereich von Wir-
sellschaft beeinträchtigen. M. tibialis anterior ohne Bewegungseffekt bis belsäule, Becken, Muskulatur oder Gelenken,
Behinderung, geistige → Intelligenzminde- zu abrupter Beugung von Sprung-, Knie- und z. B. bei Hüft- und Kniebeugekontraktur, Ad-
rung Hüftgelenk mit Streckung und Spreizung duktionskontraktur der Hüfte, Genu recur-
Behinderung, intellektueø lle → Intelligenz- der Zehen vatum 2. bei Hüftgelenkluxation durch Ver-
minderung – führen teilweise zu kurzem Arousal-Effekt kürzung des Abstands zwischen Femurkopf
Behinderung, psychische f: engl. psychogenic – Messung in der Polysomnografie*. und Beckenkamm.
disability; syn. seelische Behinderung. Durch ei- Beinexoprothese f: engl. lower limb prosthesis. Diagnostik:
ne psychische Störung bedingte chronische Be- Abnehmbarer Ersatz oder Teilersatz der unte- – Körperliche Untersuchung: z. B. Becken-
einträchtigung der Teilhabe an der Gesellschaft ren Extremität zur Gewährleistung der Steh- schiefstand, Skoliose
(u. a. hinsichtlich Erwerbstätigkeit, Alltagsbe- und Gehfähigkeit von Patienten mit Amputati- – Beinlängenmessung: 1. gesamt: Spina iliaca
wältigung, sozialer Integration). Sie ist recht- onen im Bereich des Beckens, Ober- und Unter- anterior superior bis Malleolus lateralis
lich der körperlichen und geistigen Behinde- schenkels, Knies und Fußes. Patienten erhalten 2. Oberschenkel: Spina iliaca anterior superi-
rung* (Intelligenzminderung*) gleichgestellt eine Schulung durch Physio- oder Ergothera- or bis medialer Kniegelenksspalt 3. Unter-
und kann zur Inanspruchnahme von Sozialleis- peuten. schenkel: medialer Kniegelenkspalt bis Mal-
tungen (z. B. nach SGB IX) berechtigen. Formen: leolus medialis
Behinderung, seelische → Behinderung, psy- – Kosmetische Beinprothese: Wiederherstel- – Röntgen: 1. Ganzaufnahme des Beins mit Be-
chische lung des äußeren Erscheinungsbilds stimmung des Abstands zwischen Femur-
Behçet-Krankheit f: engl. Behçet’s disease; syn. – funktionelle Beinprothese: 1. Erreichen stati- kopfmitte und Mitte des oberen Sprungge-
(franz.) Grande Aphthose Touraine. Schubartig scher und dynamischer Sicherheit beim lenks 2. Becken-, Hüft-, Knie und Sprungge-
verlaufende systemische Vaskulitis* mit Befall Gehen und Stehen und Ermöglichen eines lenkaufnahmen
venöser und arterieller Gefäße besonders von weitgehend natürlichen Bewegungsablaufs – CT.
Haut, Schleimhaut und Auge. Betroffene entwi- beim Gehen 2. modular aufgebaute Beinpro- Therapie: Abhängig von Ausmaß der Beinlän-
ckeln z. B. rezidivierende Aphten, Arthritis und these besteht abhängig von Amputationsni- gendifferenz und Alter des Patienten
Uveitis. Diagnostiziert wird klinisch, behandelt veau aus Fuß-, Kniegelenk-, Hüftgelenk- und – Konservativ: 1. Beinlängenausgleich, z. B.
mit Immunsuppressiva. Bei jungen männlichen Strukturkomponenten (einschließlich Dämp- durch orthopädische Schuheinlage, Sohlen-
Patienten ist die Prognose schlecht, ansonsten fungs- und Funktionselementen, oft compu- erhöhung oder orthopädischen Schuh 2. bei
sind Spontanheilungen möglich. tergesteuert) sowie Prothesenschaft, der den funktioneller Beinlängendifferenz v. a. Phy-
Beieierstock → Paroophoron Stumpf aufnimmt und Prothese an Patienten siotherapie
Beihilfe zum Suizid → Sterbehilfe ankoppelt 3. Exo-Endo-Prothese (Fixierung – operativ (nur echte Beinlängendifferenz):
Beikonsum m: syn. Beigebrauch. Zusätzliche der Exoprothese über Kopplung mit einem 1. unter Umständen Beinverlängerung (Kal-
Einnahme von Drogen*, Alkohol* oder nicht intramedullär fixierten Metallstift, Verfahren lusdistraktion* mittels Fixateur oder Verlän-
verschriebenen Medikamenten neben einem wird nur in wenigen Zentren in geringer gerungsnagel) oder (selten) Verkürzungsos-
stetigen Gebrauch von einem anderen Sucht- Zahl durchgeführt). teotomie.
mittel, insbesondere bei einer Substitutionsthe- Beingeschwür → Ulcus cruris Beinlängenmessung → Beinlängendifferenz
rapie*. Beinlängenausgleich → Beinlängendifferenz Beinorthese → Orthese
Gesundheitliches Risiko: Ein Beikonsum ist mit Beinlängendiffereø nz f: engl. limb length dis- Beinpleø xuslähmung f: engl. lumbosacral plexus
einem erheblichen gesundheitlichen Risiko ver- crepancy. Unterschied der Beinlänge, evtl. mit paralysis. Lähmung* infolge Schädigung des Ple-
bunden, u. a. aufgrund von unterschiedlichen Beckenschiefstand*, Skoliose*, oder Spitzfuß- xus lumbosacralis, z. B. bei Beckentrauma mit
Rezeptoraffinitäten* und Halbwertszeiten* der stellung des gesunden Beins. Man unterschei- Schädigung der Nervenwurzeln. Nach Diagnose-
kombinierten Substanzen. So entfaltet z. B. He- det zwischen echter und funktioneller Beinlän- stellung durch körperliche Untersuchung, EMG
roin verstärkt seine Wirkung, wenn die Rezep- gendifferenz. Die Diagnostik beinhaltet neben und ENG wird meist konservativ* therapiert.
torbindung des schwächeren Substitutions-Opi- der körperlichen Untersuchung die Beinlängen- Beintest m: engl. leg sign. Methode zum Nach-
ats* nachlässt. Dies kann zum Atemstillstand* messung und bildgebende Verfahren. Behan- weis der psychogenen Lähmung eines Beins.
führen. delt wird konservativ, bei echter Beinlängendif- Wenn der liegende Patient das gesunde Bein ge-
Beinbewegungen, periodische f pl: engl. peri- ferenz unter Umständen auch operativ. gen Widerstand hochhält, drückt er das angeb-
odic limb movements (Abk. PLM). Serien von uni- Formen: lich paretische Bein unwillkürlich und unwis-
oder bilateralen, unwillkürlichen Bewegungen – Echte Beinlängendifferenz (reelle einseitige sentlich mit Kraft gegen die Unterlage, um den
der Extremitäten unterschiedlicher Intensität Beinverkürzung oder -verlängerung): 1. an- Rumpf stabil zu halten.
Beinvenenthrombose 228

Beinvenenthrombose f: engl. phlebothrombosis Belastungsinkontinenz:


of the leg. (Oberflächliche) Thrombophlebitis* Klinische Einteilung in Schweregrade.
oder (tiefe) Phlebothrombose* der Beinvene(n).
B Beinverkürzung → Beinlängendifferenz Grad Klinik
Beinverlängerung → Beinlängendifferenz I Harnverlust bei schwerer Belastung,
Beinverlängerung → Verlängerungsosteoto- z. B. Husten und Niesen
mie II Harnverlust bei leichter Belastung,
Beinwell m: engl. comfrey; syn. Symphytum of- z. B. Aufstehen und Gehen
ficinale. Staude aus der Familie der Rauhblatt- III Harnverlust in Ruhe
gewächse (Boraginaceae), die in Europa vor-
kommt und über entzündungshemmende, an- Belastungs-EKG: 1: unauffällige Erregungs-
timitotische, granulationsfördernde und wund- rückbildung; 2: aszendierende ST-Streckensenkung
heilende Wirkungen verfügt. Ihre Wurzel (Sym- von gesenktem Abgang (unspezifischer Befund); lumuntersuchung (Descensus) 3. Windel-
phyti radix) enthält Allantoin, Gerbstoffe, Ros- pathologische Befunde (Hinweis auf myokardiale test*, Bonney*-Probe
marinsäure, Triterpene und Pyrrolizidinalkalo- Ischämie): 3: präterminale T-Negativierung; – Harnuntersuchung, sonografische Restharn-
ide. Beinwell wird bei Prellung, Zerrung und 4: horizontale ST-Streckensenkung; bestimmung
Verstauchung äußerlich angewendet. 5: deszendierende ST-Streckensenkung – urodynamische Untersuchung mit: 1. Zysto-
Hinweis: mit präterminal negativer T-Welle; 6: wie 5, manometrie* (Ausschluss einer Urge)
– Pyrrolizidinalkaloide wirken hepatotoxisch nur ausgeprägtere ST-Streckensenkung. 2. Urethradruckprofil* (urethraler Ver-
und kanzerogen, daher strenge Dosiseinhal- schlussdruck, hypotone Urethra) 3. Uroflow-
tung metrie* (infravesikale Obstruktion).
– bei Schwangerschaft kontraindiziert. Therapie:
Beißzangen-Impingement → Pincer-Im- nehmender und reproduzierbarer körperlicher – Primär konservativ (außer bei Kombination
pingement Belastung (Ziel: Erreichen der submaximalen mit ausgeprägtem Descensus* uteri et vagi-
Bejel → Syphilis, endemische Herzfrequenz) zur Steigerung des myokardia- nae): 1. Beckenbodentraining, Vaginalkonen
BEL: Abk. für → Beckenendlage len Sauerstoffverbrauchs unter Beachtung von 2. Elektrostimulation 3. ggf. Gewichtsreduk-
Belastung [Toxikologie] f: engl. maximum per- Abbruchkriterien (z. B. Angina* pectoris). Wich- tion; 4. medikamentös (Duloxetin*) 5. lokale
missible load. Kurz- oder längerfristiger Kontakt tigste Zeichen einer KHK sind Auslösung von Östrogentherapie
des Organismus mit Schadstoffen oder Strah- Angina pectoris und pathologische Senkung der – operativ: 1. Schlingenoperation* 2. Kolposus-
lung. Man unterscheidet äußere und innere Be- ST*-Strecke im EKG (siehe Abb.). Horizontale pension 3. urethrale Injektion von bulking
lastung. oder deszendierende ST-Streckensenkungen agents bewirkt nur kurzfristige Besserung
Belastungsaufnahme → Röntgenaufnahme, von gesenktem Abgang > 0,1 mV (60–80 ms und soll Frauen, die eine langfristige Heilung
gehaltene nach J*-Punkt), ≥ 0,2 mV gelten als hochpatho- ihrer Belastungsinkontinenz anstreben,
Belastungsblutdruck m: engl. exercise blood logisch (Abbruchkriterium). Fehlinterpretatio- NICHT angeboten werden 4. Implantation
pressure. Systolischer und diastolischer Blut- nen treten auf unter Einfluss von Arzneimit- eines artifiziellen Sphinkters.
druck während körperlicher Arbeit. Der Belas- teln, z. B. falsch positives Belastungs-EKG bei Belastungsreaktion, akute f: engl. acute stress
tungsblutdruck wird auf dem Fahrradergome- Erregungsrückbildungsstörung durch Herzgly- reaction. Kurz andauernde (bis zu einem Mo-
ter mit dosierter Belastung (Ergometrie*) ge- koside*, ggf. bei autonomer Neuropathie (meist nat), schwerwiegende psychische Störung, die
messen. Ein relativ zu hoher systolischer Belas- im Rahmen von Diabetes mellitus; kardiovasku- sich in emotionaler Betäubung, Angst*, Depres-
tungsblutdruck ist oft ein erster Hinweis auf ei- läre autonome diabetische Neuropathie, Abk. sion*, Verwirrtheit (Desorientiertheit), Ver-
ne später zu erwartende Ruhehypertonie. Werte KADN) oder wenn maximale bzw. submaxima- zweiflung oder Rückzug äußert als Folge extre-
> 200 mmHg deuten auf (spätere) kardiovasku- le Ausbelastung (Herzfrequenzanstieg; chrono- mer psychischer Belastung innerhalb des ersten
läre Erkrankungen. trope Inkompetenz*) nicht erreichbar sind. Monats nach Trauma.
Belastungsdyspnoe f: engl. functional dyspnea. Belastungsinkontineø nz f: engl. stress inconti- Ursache: Außergewöhnliche körperliche bzw.
Kurzatmigkeit bei körperlicher Aktivität, ver- nence. Unwillkürlicher Harnabgang bei intraab- psychische Belastung, die in der Regel eine
bunden mit Atemnot. dominaler Druckerhöhung (z. B. körperliche ernsthafte Bedrohung der eigenen Sicherheit
Belastungsechokardiografie → Stressecho- Anstrengung) ohne spürbaren Harndrang bei oder der einer nahestehenden Person darstellt
kardiografie insuffizientem Beckenbodenverschluss. (z. B. Gewalttat, Unfall, Naturkatastrophe,
Belastungs-EKG n: engl. stress electrocardio- Ursachen: Kriegserlebnis).
gram. Form der Ergometrie* (meist Fahrrader- – Insuffizienz des Verschlussmechanismus der Klinik: Bewusstseinseinengung*, Intrusionen*,
gometrie im Sitzen oder Liegen) zur nichtinva- weiblichen Urethra infolge Muskelschwäche emotionale Taubheit (besonders Teilnahms-
siven, kardiologischen Diagnostik zur Provoka- des Beckenbodens und Hormonmangels und Freudlosigkeit, Gleichgültigkeit), Überer-
tion myokardialer Ischämien bei (Verdacht auf) – postoperative Inkontinenz des Mannes (z. B. regbarkeit, Vermeiden von Erinnerungsreizen,
KHK oder (Verdacht auf) Herzrhythmusstörun- nach radikaler Prostatektomie). dissoziative Amnesie, Derealisation, Depersona-
gen*. Einteilung: In Schweregradesiehe Tab. lisation.
Prinzip: Aufzeichnung von (Oberflächen-)EKG* Diagnostik: Differenzialdiagnose: Ggf. Übergang nach
sowie (nichtinvasive) Blutdruckmessungen mit – Anamnese: 1. Miktionstagebuch 2. Leidens- 1 Monat in posttraumatische* Belastungsstö-
Beurteilung von Symptomen, Erregungsrück- druck rung.
bildung und Herzrhythmus sowie Blutdruck- – körperliche Untersuchung: 1. Provokations- Therapie: Psychosoziale Unterstützung (z. B.
verhalten vor, während und nach dosierter, zu- test (Husten, Pressen, Lagewechsel) 2. Speku- Begleitungsangebot).
229 Benachteiligungsverbot

Prognose: Nach Abklingen der akuten Belas- tung übertragbarer Krankheiten* durch das Ge- bei geschlossenen Augen als Teil eines physiolo-
tungsreaktion kann sich ein partieller Gedächt- sundheitsamt. gischen Schutzreflexes. Bei peripherer Fazialis-
nisverlust (dissoziative Amnesie) ausbilden. Hintergrund: Personen, dürfen nur dann ge- parese kann häufig das Auge der betroffenen
Belastungsschmerz m: engl. exercise pain. Bei
körperlicher Belastung auftretender Schmerz.
werbsmäßig eine Tätigkeit im Lebensmittelver-
kehr ausüben, wenn sie keine Krankheitserre-
Gesichtshälfte nicht völlig geschlossen werden,
durch die offene Lidspalte ist das Bell-Phäno-
B
Belastungsstörung, akute → Belastungsreak- ger* auf Lebensmittel übertragen können und men sichtbar (Abb.). Bei etwa 15 % der Gesun-
tion, akute durch eine nicht mehr als 3 Monate alte Beschei- den fehlt das Bell-Phänomen.
Belegarzt m: engl. visiting consultant. Ein als nigung nachgewiesen ist, dass sie von einem Hinweis: Da sowohl der Lidschluss als auch das
Vertragsarzt* tätiger niedergelassener Facharzt, vom Gesundheitsamt beauftragten Arzt über Bell-Phänomen die Augen besonders im Schlaf
dem ein Krankenhausträger mit zugelassener Tätigkeitsverbote bei einer möglichen Übertra- (kein Blinzeln) vor Austrocknung schützen, ist
Belegabteilung auf vertraglicher Basis Belegbet- gung* von Krankheitserregern belehrt wurden der Schutz der Kornea durch Salben und Uhr-
ten zur stationären Behandlung von eigenen Pa- und schriftlich erklärt haben, dass ihnen keine glasverband bei inkomplettem Lidschluss und
tienten (Belegpatienten) zur Verfügung stellt, Tatsachen für ein Tätigkeitsverbot bei ihnen be- fehlendem Bell-Phänomen besonders wichtig.
§ 121 SGB V. kannt sind. Tätigkeits- und Beschäftigungsver- Cave: irreparable Kornea-Erosionen.
Abrechnung: bote betreffen nach § 42 des Infektionsschutzge- Belmont-Repoø rt m: engl. Belmont report. Publi-
– Belegarzt: 1. rechnet in der Regel direkt mit setzes Personen, die kation zu den Grundprinzipien einer medizini-
Patienten oder der Kassenärztlichen* Vereini- – An Typhus* abdominalis, Paratyphus*, Cho- schen Forschung, 1978 im Belmont Conference
gung ab 2. rechnet ausnahmsweise gegen- lera*, Shigellenruhr, Salmonellose*, einer an- Center in Elkridge, Maryland (USA) entwickelt
über dem Krankenhausträger auf der Grund- deren infektiösen Gastroenteritis* oder Virus- und am 18.4.1979 veröffentlicht.
lage der mit ihm vereinbarten Vergütungsre- hepatitis* A oder E erkrankt oder dessen ver- Inhalte:
gelungen ab, falls er als Honorar-Belegarzt dächtig sind – Prinzip des Respekts und der Autonomie des
tätig wird 3. ist hinsichtlich der ärztlichen – an infizierten Wunden* oder an Hautkrank- Patienten, welches sich in der Einholung des
Leistungen (außer beim Honorar-Belegarzt) heiten erkrankt sind, bei denen die Möglich- informed* consent realisiert
alleiniger Vertragspartner des Patienten keit besteht, dass deren Krankheitserreger – Prinzip der Fürsorge und Benefizienz (Nut-
– Krankenhaus: 1. schuldet die sonstigen statio- über Lebensmittel übertragen werden kön- zen-Risiko-Abwägung)
nären Leistungen, insbesondere Krankenpfle- nen – Prinzip der Gerechtigkeit, welches Fairness
ge, Unterkunft und Verpflegung 2. schuldet – die Krankheitserreger Shigellen, Salmonel- bei der Auswahl von Forschungsprobanden
bei einer Versorgung durch den Honorar-Be- len, enterohämorrhagische Escherichia* coli postuliert, vor allem den Schutz besonders
legarzt auch die ärztlichen Leistungen 3. rech- oder Choleravibrionen ausscheiden. schutzbedürftiger Personengruppen (z. B.
net seine eigenen Leistungen gegenüber dem Belladonna → Tollkirsche Menschen in Haft oder mit psychischen Stö-
Patienten oder der Krankenkasse ab. Bell-Lähmung f: engl. Bell’s palsy. Idiopathi- rungen).
Für eine belegärztliche Tätigkeit benötigt der sche* periphere Fazialisparese*. Hintergrund: Ergebnis einer Kommission, die
Vertragsarzt eine Anerkennung als Belegarzt Bellmann-Vorfußprothese → Fußprothese durch den National Research Act (1974) mit der
durch die jeweilige Kassenärztliche Vereini- Bellocq-Tamponade f: engl. Bellocq’s technique. Ausarbeitung ethischer Prinzipien rund um die
gung, die auch für mehrere Krankenhäuser er- Hintere Nasentamponade* bei Epistaxis* mit klinische Arzneimittelprüfung beauftragt wor-
teilt werden kann, § 39 BMV-Ä. Blutungsquelle in den hinteren Nasenabschnit- den war. Der National Research Act führte nach
Belehrung [Infektionsschutz] f: Informations- ten. Die Bellocq-Tamponade wird mit einer vor- mehreren Forschungsskandalen in den 60er-
vermittlung an epidemiologisch relevante Per- deren Nasentamponade kombiniert. Alternativ Jahren des 20. Jahrhunderts in den USA die ob-
sonen bzw. Personengruppen, insbesondere aus kann einfacher und für den Patienten weniger ligatorische Begutachtung klinischer Studien
Gemeinschaftseinrichtungen und im Lebens- belastend mit einem speziellen Ballonkatheter* durch Ethikkommissionen ein und schrieb die
mittelverkehr, über Maßnahmen zur Vermei- oder im Notfall mit einem Blasenkatheter* tam- adäquate Patienteninformation verbindlich vor.
dung der Weiterverbreitung übertragbarer poniert werden. National Research Act und Belmont-Report
Krankheiten* gemäß Infektionsschutzgesetz*. Vorgehen: Einführen eines Gaze- oder Schaum- können als Vorläufer der good clinical practice
Hintergrund: Die Belehrung im Infektions- stofftampons vom Mund aus bevorzugt in Intu- angesehen werden.
schutz betrifft insbesondere folgende Personen- bationsnarkose (siehe Abb.). Benachteiligungsverbot n: engl. prohibition of
gruppen: discrimination. In der Verfassung verbrieftes
– Personen, die eine regelmäßige Tätigkeit in Recht, nicht wegen seines Geschlechts, seiner
Gemeinschaftseinrichtungen ausüben und Abstammung, seiner Sprache, seiner Heimat
Kontakt mit den Betreuten haben oder Herkunft, seines Glaubens, seiner religiö-
– Personen, die gewerbsmäßig eine Tätigkeit sen oder politischen Anschauungen oder seiner
im Lebensmittelverkehr ausüben Behinderung benachteiligt zu werden.
– Infektiöse Personen sind generell von dem sie Rechtsgrundlagen:
behandelnden Arzt über Maßnahmen zur – Art. 3 Abs. 3 Grundgesetz
Verhütung der Weiterverbreitung von – Art. 14 Europäische Menschenrechtskonven-
Krankheitserregern zu belehren. tion (EMRK)
Belehrung [Lebensmittelverkehr] f: Informati- Bellocq-Tamponade – § 7 Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz
onen an epidemiologisch relevante Personen – § 35 Bundesbeamtengesetz
bzw. Personengruppen im Lebensmittelverkehr – § 81 Abs. 2 S. 1 SGB IX.
gemäß § 43 Infektionsschutzgesetz* über Maß- Bell-Phänomen n: engl. Bell’s phenomenon. Si- Inhalt: Das subjektive Abwehrrecht des Art. 3
nahmen zur Vermeidung der Weiterverbrei- multane Aufwärtsbewegung der Augenbulbi Abs. 3 GG bindet unmittelbar die Träger öffent-
Bence-Jones-Proteine 230

licher Gewalt. Im Privatrechtsverhältnis entfal- Beniøgne Nephrosklerose f: syn. gutartige


tet es keine unmittelbare Wirkung, bindet aber Nephrosklerose. Schleichend verlaufende Nie-
den Gesetzgeber, der für eine diskriminierungs- renfunktionsverschlechterung. Zunehmende
B freie Rechtsordnung zu sorgen hat.
Bence-Jones-Proteine n pl: Niedermolekulare
Albuminurie* und Entwicklung
Schrumpfniere* charakterisieren den Verlauf.
einer

Paraproteine* (ca. 22 500 Da), die mit dem Urin Im Endstadium der Erkrankung besteht meist
ausgeschieden werden (Bence*-Jones-Protein- eine Dialysepflicht. Eine optimale Blutdruck-
urie). Es handelt sich um Immunglobuline*, die einstellung beeinflusst die Erkrankung günstig
nur aus freien Leichtketten bestehen und un- und verzögert den Zeitpunkt einer Dialysebe-
kontrolliert von entarteten Plasmazellen gebil- dürftigkeit.
det werden. Bence-Jones-Proteine wirken neph- Erkrankung: Die langsame, meist über mehrere
rotoxisch und werden v. a. beim multiplen Mye- Jahre zunehmende Niereninsuffizienz* wird
lom nachgewiesen. ausgelöst durch Veränderungen im Nierenge-
Referenzbereich: Im Urin: webe:
– Qualitativer Nachweis von Bence-Jones-Pro- – Fibrosierung
teinen: negativ – Vernarbung (Sklerosierung)
– quantitativer Nachweis von Bence-Jones-Pro- – Einlagerung verschiedener Substanzen (z. B.
teinen im Spontan-Urin: < 50 mg/l Hyalin*).
– quantitativer Nachweis freier Kappa- und Benjamin-Osteotomie f: engl. Benjamin double
Lambda-Leichtketten im Serum: Kappa/ osteotomy. Gleichzeitige Osteotomie von Gleno-
Lambda-Quotient 0,26–1,65. id und proximalem Humerus, z. B. bei ausge-
Bewertung: Erhöhte Werte oder qualitativer prägter Omarthritis im Rahmen einer juvenilen
Nachweis im Urin: idiopathischen Arthritis.
– Monoklonale Gammopathie unklarer Signifi- Bennet-Bewegung f: engl. Bennet’s movement.
kanz (MGUS) Körperlicher Seitversatz des Unterkiefers bei
– Plasmozytom* und andere Non*-Hodgkin- Seitwärtsbewegungen (physiologisch), bei de-
Lymphome nen der Gelenkkopf auf der Mediotrusionsseite
– Morbus Waldenström (Okklusion*) nach innen unten und vorn und
– passager im Rahmen von (chronischen) Infek- gleichzeitig der Gelenkkopf der Laterotrusions-
tionen seite nach außen geht.
– Amyloidose*. Bennett-Luxationsfraktur f: engl. Bennett’s
Bence-Jones-Proteinurie f: engl. Bence-Jones fracture-dislocation. Luxationsfraktur an der Ba-
proteinuria. Ausscheidung niedermolekularer, sis des Metakarpale I (MC I) durch Stauchung
nephrotoxischer Paraproteine* (Bence*-Jones- des adduzierten Daumens in seiner Längsachse.
Proteine) im Urin (Leichtketten der Immunglo- Behandelt wird meist operativ. Bennett-Luxationsfraktur: 1: Luxationsfraktur des
buline* vom κ- und/oder λ-Typ). Eine Bence- Ursache: Bei dieser Form der Mittelhandfrak- linken Daumens, Röntgenaufnahme a.-p.; 2: CT,
Jones-Proteinurie kommt vor bei 60–70 % der tur* wird der Schaft durch Zug des M. abductor 2 Schichten; Pfeile zeigen auf das in Position
Patienten mit multiplem Myelom*, Makroglo- pollicis longus nach proximal-radial disloziert, verbleibende ulnare Fragment und das dislozierte
bulinämie* und AL-Amyloidose. während ein Fragment mit ligamentärem An- MetakarpaleI; 3. postoperative Röntgenaufnahme
Diagnostik: Nachweis über Elektrophorese (Zel- schluss an die Mittelhand an seiner normalen nach Versorgung mit Miniplatten. [116]
luloseacetatfolie) bzw. Urin-Immunfixation Stelle am ulnaren Rand der Basis bleibt (siehe
oder -Immunelektrophorese*. Abb.).
Komplikationen: Differenzialdiagnose: Rolando*-Fraktur.
– Leichtketten-Nephropathie mit: 1. progre- Therapie: Wegen dynamischer Instabilität wird Benserazid n: DOPA-Decarboxylase-Hemmer,
dienter Niereninsuffizienz* infolge Glomeru- in der Regel eine offene (ORIF = Open* Reducti- der in Kombination mit Levodopa* zur Behand-
losklerose 2. Verlegung der distalen Tubuli on Internal Fixation mit Miniplatten) oder ge- lung des Parkinson*-Syndroms eingesetzt wird.
durch präzipitierte Proteinkomplexe aus schlossene (perkutane Spickdrahtosteosynthese Die Einnahme vermindert den Abbau von DO-
Leichtketten-Polypeptiden und Tamm*- mit temporärer Transfixation des MC I auf MC PA* außerhalb des Gehirns und führt somit zu
Horsfall-Mukoprotein II nach Moberg) Stabilisierung erforderlich. höheren Blutkonzentrationen. Eine Anwen-
– Entstehung einer Myelomniere (interstitielle Benommenheit f: engl. numbness. Leichteste dung beim Restless*-Legs-Syndrom ist ebenfalls
Nephropathie) Form der quantitativen Bewusstseinsstörung* möglich. Nebenwirkungen sind Übelkeit und
– akutes Nierenversagen durch intrarenale Ob- mit verlangsamtem Denken, Handeln und er- Tachykardien*.
struktion schwerter Orientierung, aber erhaltener Kom- Bentall-deBono-Operation f: engl. Bentall de-
– sekundäres Debré*-Toni-Fanconi-Syndrom, munikationsfähigkeit; Vorkommen bei Flüssig- Bono operation; syn. Bentall-Operation. Operati-
verursacht durch chronische proximal-tubu- keitsmangel, Sonnenstich, Fieber, Migräne, Al- ves Verfahren mit Ersatz von Aorta ascendens
läre Schädigung kohol, Drogen, UAW, Intoxikationen, Enzepha- und Aortenklappe durch klappentragende Ge-
– erhöhte Empfindlichkeit der Nierenfunktion litis*, metabolischen Störungen (etwa Diabetes* fäßprothese* und End-zu-Seit-Anastomosie-
gegenüber Hypovolämie u. a. nephrotoxi- mellitus) und Schlafentzug. Physiologisch ist rung der Koronararterien in die Prothese. Indi-
schen Einflüssen. Benommenheit beim Aufwachen, unter Hypno- kationen für den Eingriff sind Aortenaneurys-
beniøgne: engl. benign. Gutartig. se, bei Meditation und Entspannungsübungen. ma* oder Aortendissektion* der proximalen
231 Beratung, genetische

der Farbfotochemie 5. Herstellung von Ku-


gelschreibertinte 6. Abbeizmittel 7. Lebens-
mittelzusatzstoff (E 1519)
– Medizin: 1. Desinfektionsmittel zur Haut-
desinfektion (Hände) 2. Arzneimittel gegen
B
Kopfläuse 3. Konservierungsmittel für Injek-
tionslösungen und Kosmetika.
Benzylbromid → Augenreizstoffe
Benzylpenicillin n: syn. Penicillin G. Halbsyn-
thetisches, nicht Betalaktamase-festes Betalak-
tam-Antibiotikum; wirksamstes Penicillin mit
bakterizider Wirkung insbesondere auf prolife-
rierende grampositive Bakterien wie Strepto-,
Bentall-deBono-Operation: Operationssitus; 1: native Aortenwurzel (a) nach Resektion der Aortenklappen-
Meningo-, Gonokokken, Diphtheriebakterien
taschen am Anulus fibrosus (b); 2: Verankerung der klappentragenden Gefäßprothese (c; d: mechanische
und Spirochäten. Benzylpenicillin ist säurelabil
Aortenklappe) in den nativen aortalen Anulus fibrosus (e) durch Polytetrafluorethylen-Filz (Teflonfilz) unter-
und daher nur zur parenteralen Anwendung
legte U-Nähte; 3: Reimplantation der Koronarostien (f) in die Dacronprothese (g) nach Ausschneiden passen-
geeignet. Im Handel ist auch eine Depotformu-
der Öffnungen (h) in die Prothese. [138]
lierung (Benzylpenicillin*-Benzathin) erhält-
lich.
Benzylpenicillin-Benzathin n: engl. benzathine
Aorta ascendens mit Aortenklappeninsuffizienz Benzolintoxikation f: engl. benzene poisoning; benzylpenicillin; syn. Benzathin-Penicillin G.
durch Dilatation des Aortenrings. Siehe Abb. syn. Benzolvergiftung. Intoxikation mit Benzol Halbsynthetisches, nicht Betalaktamase-festes
Bentley-Filter → Bluttransfusionsfilter durch Inhalation, Hautresorption oder Ingesti- Betalaktam-Antibiotikum; Salz des Benzylpeni-
B-Enzephalitis → Enzephalitis, japanische on. Bei akuter Benzolintoxikation gibt man zur cillins* mit bakterizider, lang anhaltender Wir-
Benznidazol n: Antiprotozoenmittel* (Imida- Verminderung der Resorption Aktivkohle oder kung (Depotpenicillin). Benzylpenicillin-Benza-
zolderivat), das zur Behandlung der Chagas- Paraffinöl. Bei chronischer Benzolintoxikation thin darf nur intramuskulär verabreicht wer-
krankheit (amerikanische Trypanosomiasis) auf handelt es sich meist um eine Berufskrankheit, den. Im Gewebedepot wird es langsam zu Ben-
der WHO-Liste der unentbehrlichen Arzneimit- die mit Kopfschmerz, Schwindel und Erbrechen zylpenicillin* hydrolysiert und anschließend re-
tel aufgeführt ist. Benznidazol führt durch die einhergeht. sorbiert. Handelspräparate enthalten Lidocain,
Bildung von Nitrosoradikalen zu DNA-Strang- Benzoylperoxid n: engl. benzoyl peroxide; syn. da auch bei sachgerechter Anwendung Schmer-
brüchen und Zelltod. Es ist in Deutschland Benzoylsuperoxid. Keratolytikum und Akne- zen an der Injektionsstelle auftreten können.
nicht im Handel, kann aber über internationale mittel, das antimikrobiell, antiseptisch und se- Benzylpenicillin-Procain n: engl. benzathine
Apotheken bezogen werden. bostatisch wirkt. Es wird als Lokaltherapeuti- procaine. Salz des Benzylpenicillins* (Penicil-
DANI und DALI: Vorsichtige Anwendung bei Le- kum bei (milden Formen von) Acne* vulgaris lin G) mit Procain. Es zählt wie Benzylpenicil-
ber- und/oder Nierenfunktionsstörungen. eingesetzt. Benzoylperoxid darf nicht mit lin*-Benzathin zu den Depotpenicillinen und
Benzodiazepin-Rezeptoren m pl: Rezeptoren Schleimhäuten und der Augenbindehaut in wird ausschließlich intramuskulär verabreicht.
des ZNS, an denen Benzodiazepine als Agonis- Kontakt kommen. Zu den Nebenwirkungen Das Wirkspektrum entspricht dem des Benzyl-
ten wirken. zählt die irritative Dermatitis. penicillins. Benzylpenicillin-Procain steht auf
Klinische Bedeutung: Pharmakologische Beein- Benzylalkohol m: engl. benzyl alcohol; syn. Phe- der WHO-Liste der unentbehrlichen Arzneimit-
flussung durch nylcarbinol. Farblose, ölige Flüssigkeit von an- tel, ist In Deutschland aber nur noch als Tierarz-
– Benzodiazepin-Rezeptor-Antagonisten: genehmem Duft mit bitterem Geschmack. Ben- neimittel erhältlich.
können die pharmakologischen Effekte der zylalkohol wird durch Luftsauerstoff zu Benzal- Beobachtungsstudie f: engl. observational
Benzodiazepine aufheben und finden deswe- dehyd oxidiert. Ester des Benzylalkohols mit study. Epidemiologische Studie ohne Interventi-
gen Anwendung bei Benzodiazepinintoxika- verschiedenen Monocarbonsäuren sind Riech- on zur Beschreibung von Zuständen oder Häu-
tion, z. B. Flumazenil stoffe (Essigsäurebenzylester, Benzoesäureben- figkeiten von Ereignissen. Personen werden be-
– Benzodiazepin-Rezeptor-Agonisten: finden zylester). Benzylalkohol gilt als unbedenklich, obachtet oder zu Risikofaktoren*, Symptomen
Anwendung bei Schlafstörungen, z. B. Zolpi- ist jedoch ein Allergen. und Krankheiten befragt. Beispiele sind desk-
dem*, Zopiclon*, Zaleplon, Eszopiclon, In- Löslichkeit: Benzylalkohol ist leicht löslich in riptive Studien wie Surveys* (Ermittlung der
diplon (aktuell in klinischer Entwicklung als den meisten organischen Lösungsmitteln und Prävalenz* einer interessierenden Variable) so-
Wirkstoff gegen Insomnien). löslich auch in Wasser. wie analytische Studien (z. B. Kohortenstudien*
Benzodiazepin-Vergiftung f: syn. Benzodiaze- Vorkommen: zur Ermittlung von Inzidenzen*).
pin-Intoxikation. Intoxikation mit Benzodiaze- – Jasminblütenöl BERA: Abk. für engl. brainstem evoked respon-
pinen (Schlafmitteln). Benzodiazepin-Vergif- – Styrax (flüssiges Amber) se audiometry → Reaktionsaudiometrie, elektri-
tungen treten zunehmend häufiger auf, sind – Perubalsam sche
aber aufgrund der großen therapeutischen Brei- – Nelkenöl Beratung, genetische f: engl. genetic counsel-
te mit einer geringen Sterblichkeit belastet. Die – Goldlacköl. ling. Beratungsprozess zwischen Eltern und ei-
letale Dosis von Diazepam liegt weit über 10 g, Anwendung: nem Arzt für Humangenetik (oder einem ande-
evtl. über 30 g. Todesfälle kommen fast nie al- – Industrie: 1. Duft- und Aromastoff 2. Lö- ren speziell qualifizierten Arzt) oder einem Arzt
lein durch die Benzodiazepin-Überdosierung sungsmittel in der Lack- und Farbenindustrie für Humangenetik (oder einem anderen speziell
vor. 3. Zusatzstoff in Färbereien 4. Entwickler in qualifizierten Arzt) und einer Person, in deren
Beratungseinsatz [Pflege] 232

Verwandtschaft genetisch bedingte Krankhei- Beriberi f: Thiamin-Mangelkrankheit v. a. in


ten bekannt sind oder vermutet werden. Südostasien, insbesondere infolge ausschließli-
Ziele: cher Ernährung mit maschinell geschältem und
B – Eltern sollen eine individuelle Hilfe bei der
Entscheidung erhalten, bei einem Risiko für
poliertem Reis, in Industrieländern bei chroni-
scher Alkoholabhängigkeit beobachtet. Behan-
das gewünschte Kind: 1. entweder auf eigene delt wird durch Gabe von Vitamin B1.
Kinder zu verzichten (eine heterologe Inse- Klinik:
mination* vornehmen zu lassen oder ein – Allgemein: 1. Gewichtsverlust, Appetitlosig-
Kind zu adoptieren) 2. oder das Risiko zu ak- keit, Übelkeit, Erbrechen 2. Müdigkeit
zeptieren 3. psychische Veränderung (Depression,
– es soll herausgefunden werden, ob Personen Angstzustände, Reizbarkeit) 4. Muskelläh-
mit familiären Auffälligkeiten selbst eine ge- mung und -atrophie
netisch bedingte Krankheit bekommen kön- – akute Säuglingsberiberi bei brustgestillten
Bereitschaftspotenzial
nen. Kindern von Müttern mit Thiaminmangel:
Beratungseinsatz [Pflege] m: engl. compulsory in der Folge akute Herzinsuffizienz* (häufig
nursing care assignment. Bei Bezug von Pflege- letal)
geld nach § 37 SGB XI gesetzlich vorgeschriebe- kontralateral zur Körperhälfte, welche die Be- – chronische Beriberi: Ödeme, periphere Ner-
ne Beratung des Pflegebedürftigen und der Pfle- wegung ausführt. Die maximale Negativierung venlähmung und Herzinsuffizienz (Shô-
gepersonen in der eigenen Häuslichkeit durch fällt ungefähr mit dem Zeitpunkt zusammen, shin*)
eine zugelassene Pflegeeinrichtung. Ziel ist die zu dem die Bewegung ausgeführt wird – zerebrale Beriberi: neurologische Symptome,
Sicherung der Qualität der ambulanten Pflege* (siehe Abb.). Wernicke*-Enzephalopathie, häufig auch als
sowie regelmäßige Hilfestellung und praktische Berger-Effeø kt m: engl. Berger’s effect. Unter- Komplikation der chronischen Alkoholab-
pflegefachliche Unterstützung der häuslich drückung des okzipitalen Alpha*-Rhythmus im hängigkeit*.
Pflegenden. EEG* beim Öffnen der Augen (On-Effekt) und Berlin-Definition f: engl. Berlin definition of
Hintergrund: Pflegebedürftige, die Pflegegeld Aktivierung der okzipitalen Alpha-Wellen beim ARDS. Bezeichnung für aktuelle Definition des
beziehen, haben eine Beratung in der eigenen Schließen der Augen (Off-Effekt). acute* respiratory distress syndrome (ARDS).
Häuslichkeit durch eine zugelassene Pflegeein- Berger-Nephritis → IgA-Nephropathie Die Berlin-Definition (2011) korreliert besser
richtung, eine anerkannte Beratungsstelle mit Berger-Rhyø thmus m: engl. Berger’s rhythm. Ok- mit der ARDS-Mortalität erwachsener Patienten
nachgewiesener pflegefachlicher Kompetenz zipitaler Alpha*-Rhythmus (ca. 10 Hz) im EEG*. als die Definition der North American European
oder, sofern dies durch eine zugelassene Pflege- Der Berger-Rhythmus ist die Hauptkomponen- Consensus Conference (NAECC) von 1994.
einrichtung vor Ort oder eine von den Landes- te des EEG bei wachen, entspannten, gesunden Berliner-Blau-Reaktion f: engl. Berlin-blue reac-
verbänden der Pflegekassen anerkannte Bera- Personen. tion. Zytochemische Methode zum Nachweis
tungsstelle mit nachgewiesener pflegefachli- Bergkrankheit → Höhenkrankheit von Eisen in Makrophagen und zur Darstellung
cher Kompetenz nicht gewährleistet werden Bergonié-Tribondeau-Gesetz n: engl. law of von Sideroblasten* und Siderozyten. Mit der
kann, durch eine von der Pflegekasse beauftrag- Bergonié-Tribondeau. Regel, die aussagt, dass die gleichen Reaktion (andere Technik) ist auch ein
te, jedoch von ihr nicht beschäftigte Pflegefach- Strahlensensibilität von Zellen mit dem Grad Eisennachweis in Herzfehlerzellen* möglich.
kraft abzurufen: der reproduktiven Aktivität steigt und mit dem Berlin-Ödem n: engl. Berlin’s edema. Schwel-
– Bei Pflegegrad 2 und 3 halbjährlich einmal Grad der Differenzierung sinkt. Heute nicht lung und weißliche Trübung der Retina* nach
– bei Pflegegrad 4 und 5 vierteljährlich einmal. mehr als allgemeingültig angesehen. einer Augenprellung (Contusio bulbi). Das Ber-
Die Pflegebedürftigen und die häuslich Pflegen- Bergrettung f: engl. mountain rescue service. lin-Ödem führt zu vorübergehenden Sehstö-
den sind bei der Beratung auch auf die Aus- Rettungsdienstliche Patientenversorgung in rungen, kann aber auch bleibende Schäden wie
kunfts-, Beratungs- und Unterstützungsange- Berggebieten. Die Bergrettung geschieht mög- Netzhautlöcher und Ablatio retinae verursa-
bote des für sie zuständigen Pflegestützpunktes lichst durch medizinisches und paramedizini- chen. Siehe Abb.
sowie auf die Pflegeberatung hinzuweisen. Die sches Personal, das eine spezielle Ausbildung im Berloque-Dermatitis → Lichtdermatose
Vergütung für die Beratung ist von der zustän- Bereich Gebirgsmedizin und Bergungstechnik Bernard-Soulier-Syndrom → Thrombozyto-
digen Pflegekasse zu tragen. besitzt, in Zusammenarbeit mit Personal mit pathie, makrothrombozytäre
Bereitschaftspotenzial n: engl. readiness po- speziellen Kenntnissen zu Topografie und me- Berührungssensibilität f: engl. touch sensitivi-
tential; syn. Bereitschaftspotential. Vor Ausfüh- teorologischen Bedingungen, z. B. Bergführern. ty. Empfindungen bei Berührung, die abhängig
rung einer willentlichen Bewegung ableitbares, Beschreibung: sind aufseiten des Berührten von der psychi-
langsam (ca. 2 s) ansteigendes negatives EEG*- – Notfallmedizinische Rettung und Transport schen und physischen Verfassung (Sensibilitäts-
Potenzial, das mit der Vorbereitung der Bewe- von Patienten bodengebunden oder durch störungen*), z. B. der Leitfähigkeit und Dichte
gung in Zusammenhang steht. Es wird zu den Rettungstransporthubschrauber je nach Lage der Nervenendigungen in der Haut (Sensoren),
kognitiven Potenzialen gerechnet, da kognitive mit Landung, Abseilung, Windenbergung sowie aufseiten des Berührenden von der empa-
Prozesse wie das Planen der Bewegung ebenso oder Rettung am Fix-Seil thischen Sensibilität und dem Tastsinn*.
wie motorische Prozesse zur Entstehung beitra- – Beachtung allgemeingültiger Regeln der Berufliches Tätigkeitsverbot n: Ganz oder
gen. Notfallmedizin, angewandt auf spezielle Er- teilweise untersagte Ausübung bestimmter be-
Vorgehen: Das Bereitschaftspotenzial wird fordernisse der Topografie ruflicher Tätigkeiten nach § 31 des Infektions-
durch Mittelung zahlreicher (> 30) EEG-Ab- – regional deutliche Unterschiede in der Orga- schutzgesetzes* für Kranke, Krankheitsverdäch-
schnitte errechnet. Es hat die höchste Amplitu- nisation, häufig ehrenamtliche Tätigkeit. tige*, Ansteckungsverdächtige und Ausschei-
de über prämotorischen kortikalen Arealen Bergstrand-Syndrom → Osteoidosteom der* zur Verhütung der Weiterverbreitung
233 Berufsgericht

auf Unterlassung z. B. durch Wettbewerber be- – Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst


gründet, §§ 5 Abs. 1; 8 Abs. 1 des Gesetzes gegen und Wohlfahrtspflege (BGW).
den unlauteren Wettbewerb (UWG). Sie sind zusammen mit den Unfallversiche-
Voraussetzungen: Die Voraussetzungen für Zu-
gang zu den akademischen Heilberufen ergeben
rungsträgern der öffentlichen Hand (Unfallkas-
sen, Gemeindeunfallversicherungsverbände) in
B
sich z. B. aus der Bundesärzteordnung, dem der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung
Psychotherapeutengesetz oder dem Zahnheil- (DGUV) zusammengeschlossen. Die landwirt-
kundegesetz. Für die sonstigen Heilberufe bzw. schaftliche Berufsgenossenschaft ist in die Sozi-
Heilhilfsberufe und Gesundheitshandwerker ist alversicherung für Landwirtschaft, Forsten und
der Berufszugang z. B. im Altenpflegegesetz, im Gartenbau (SVLFG) eingegliedert.
Gesetz über die Berufe in der Physiotherapie, Aufgaben:
der Hörgeräteakustikermeisterverordnung und – Verhütung von Arbeitsunfällen, Berufs-
dem Gesetz über die technischen Assistenten in krankheiten und arbeitsbedingten Gesund-
der Medizin geregelt. heitsgefahren
Berufsethik f: engl. professional standards. Mo- – Wiederherstellen der Gesundheit und Leis-
ralischer Kodex, an dem sich die Mitglieder ei- tungsfähigkeit bei Eintritt eines Arbeitsun-
Berlin-Ödem: Ausgedehntes Berlin-Ödem nach ner Berufsgruppe in ihrem Verhalten orientie- falls oder einer Berufskrankheit
Contusio bulbi. [230] ren sollen. Die Menschenrechte als eine der – finanzielle Entschädigung bei verbleibenden
grundlegenden ethischen Vereinbarungen stel- Folgen durch den Arbeitsunfall oder die Be-
len auch die Basis einer Berufsethik dar. rufskrankheit.
Berufsförderungswerk n: Rehabilitationsein- Zur Behandlung der Unfallverletzten betreiben
übertragbarer Krankheiten*. Eine besondere richtung für Erwachsene. Die Leistungen um- die Berufgenossenschaften 9 berufsgenossen-
Gefahr geht insbesondere von Mitarbeitern fassen Maßnahmen zur Eignungsfeststellung, schaftliche Unfallkliniken, 7 Sonderstationen
im Lebensmittelverkehr sowie in Gemein- Rehabilitations-Vorbereitungslehrgänge, vor- und 3 Unfallbehandlungsstellen. Für an einer
schaftseinrichtungen für Kinder und Jugendli- rangig Ausbildung oder Weiterbildung in aner- Berufskrankheit erkrankte Personen unterhal-
che aus. kannten Ausbildungsberufen mit Abschluss ten die Berufsgenossenschaften 2 Kliniken für
Berufsbezeichnung, geschützte f: Offizielle (sog. Umschulung), Vermittlung aller notwen- Berufskrankheiten.
Benennung eines Berufs, die nur unter be- digen Kenntnisse und Fertigkeiten sowie Ein- Berufsgericht → Ärztekammer
stimmten Voraussetzungen verwendet werden übung des sozialen Verhaltens für das künftige Berufsgericht n: engl. professional court. Ge-
darf. Die unbefugte Führung bestimmter Be- Arbeitsleben. richt, welches das Verhalten von Angehörigen
rufsbezeichnungen ist unter Strafe gestellt bzw. Alternativen: Weitere ausbildungsbegleitende bestimmter Berufsstände (z. B. Ärzte, Psycho-
kann ein Bußgeld auslösen. Dies bezweckt den Dienste sind z. B. psychologischer Dienst, ärztli- therapeuten oder Apotheker) bei Verstoß gegen
Schutz der Verkehrskreise (z. B. Patienten) vor cher und sozialer Dienst. deren berufsrechtliche Vorgaben ahnden oder
Irreführung durch nicht entsprechend qualifi- Berufsgeheimnis → Schweigepflicht berufsrechtliche Maßnahmen der Kammer ge-
zierte Personen. Berufsgenossenschaften f pl: engl. employers’ genüber einem Mitglied überprüfen kann.
Rechtsgrundlagen: Gemäß § 132a Strafgesetz- liability insurance fund. Die für Unternehmen Rechtsgrundlagen: Die Berufsgerichtsbarkeit
buch (StGB) wird bestraft, wer unbefugt u. a. die (Betriebe, Verwaltungen, Einrichtungen und der Heilberufe ist in den Heilberufsgesetzen der
Berufsbezeichnung Arzt, Zahnarzt, Psychologi- definierte Tätigkeiten) zuständigen Träger der Bundesländer normiert (z. B.: §§ 59 ff. Heilbe-
scher Psychotherapeut, Kinder- und Jugendli- gesetzlichen Unfallversicherung* (GUV), soweit rufsgesetz NRW; Art. 66 ff. Heilberufe-Kam-
chenpsychotherapeut, Psychotherapeut, Tier- nicht durch Gesetz die Zuständigkeit der land- mergesetz Bayern; §§ 16 ff. Berliner Kammerge-
arzt oder Apotheker führt. Spezialgesetzlicher wirtschaftlichen Berufsgenossenschaft oder der setz).
Schutz weiterer Berufsbezeichnungen im Ge- Träger der GUV der öffentlichen Hand gegeben Inhalt: In den Heilberufsgesetzen ist zum be-
sundheitswesen durch Bußgeldvorschriften, ist. rufsgerichtlichen Verfahren u. a. geregelt:
z. B.: Organisation: Die 9 gewerblichen Berufsgenos- – An welchen Gerichten die Berufsgerichte an-
– Altenpflegerin/Altenpfleger (§ 27 Altenpfle- senschaften sind nach Branchen gegliedert: gesiedelt sind (z. B. gemäß § 61 Heilberufsge-
gegesetz) – Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemi- setz NRW bei den Verwaltungsgerichten
– Hebamme/Entbindungshelfer (§ 25 Hebam- sche Industrie (BG RCI) Köln und Münster)
mengesetz) – Berufsgenossenschaft Holz und Metall – die Besetzung der Kammern (z. B.: gemäß
– Notfallsanitäterin/Notfallsanitäter (§ 28 Not- (BGHM) § 62 Heilberufsgesetz NRW mit 1 Berufsrich-
fallsanitätergesetz) – Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro terin bzw. 1 Berufsrichter und 2 Berufsange-
– Ergotherapeutin/Ergotherapeut (§ 7 des Ge- Medienerzeugnisse (BG ETEM) hörigen als Beisitzer)
setzes über den Beruf des Ergotherapeuten) – Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und – der Gang des Verfahrens
– Logopädin/Logopäde (§ 7 des Gesetzes über Gastgewerbe (BGN) – die möglichen Sanktionen (z. B.: § 60 Heilbe-
den Beruf des Logopäden). – Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft rufsgesetz NRW: Warnung, Verweis, Entzie-
In zivilrechtlicher Hinsicht begründen die Vor- (BG BAU) hung des passiven Berufswahlrechts, Geldbu-
schriften des Gesetzes über den unlauteren – Berufsgenossenschaft Handel und Warenlo- ße bis zu 50 000 EUR, Feststellung der Un-
Wettbewerb (UWG) einen Schutz dieser und gistik (BGHW) würdigkeit zur Ausübung des Berufs).
weiterer Berufsbezeichnungen, da bei unbefug- – Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) Das berufsgerichtliche Verfahren wird in der
ter Führung regelmäßig eine Irreführung der – Berufsgenossenschaft für Transport und Ver- Regel auf Antrag der Berufskammer (Landesärz-
Verkehrskreise gegeben ist, was einen Anspruch kehrswirtschaft (BG Verkehr) tekammer, Landespsychotherapeutenkammer)
Berufskrankheiten-Verordnung 234

eingeleitet, z. B. gemäß § 71 Abs. 1 Heilberufs- der Berufsunfähigkeit. Berufsunfähigkeit im men sind grundsätzlich Urteile, gegen die in
gesetz NRW. Darüber hinaus sehen viele Heil- Sinne der GRV bestand nach der bis zum der Regel die ordentlichen Rechtsmittel (Beru-
berufsgesetze ein sogenanntes Rügenachprü- 31.12.2000 gültigen Fassung des § 43 SGB VI fung, Revision) zulässig sind.
B fungsverfahren vor, in dem das Kammermit-
glied die gerichtliche Nachprüfung einer seitens
bei einem Versicherten, wenn dessen Erwerbsfä-
higkeit durch Krankheit oder Behinderung auf
Rechtsgrundlagen:
– Regelung des zivilprozessualen Beschwerde-
der Berufskammer erteilten Rüge beantragen weniger als die Hälfte der Erwerbsfähigkeit ei- rechts in §§ 567–577 Zivilprozessordnung
kann. nes gesunden Versicherten mit ähnlicher Aus- (ZPO)
Berufskrankheiten-Verordnung f: engl. ordin- bildung und gleichwertigen Kenntnissen und – im Strafverfahren in §§ 304–311a Strafpro-
ance on occupational diseases. Verordnung vom Fähigkeiten abgesunken war. Ein Anspruch auf zessordnung (StPO)
31.10.1997 (Bundesgesetzblatt I S. 2623), zu- Rente wegen Berufsunfähigkeit aus der GRV be- – im verwaltungsgerichtlichen Verfahren in
letzt geändert am 22.12.2014 (Bundesgesetz- steht unter dieser Voraussetzung seit 2001 nur §§ 146–152a Verwaltungsgerichtsordnung
blatt I S. 2397), die das Berufskrankheitenver- noch für Versicherte, die vor 1961 geboren wur- (VwGO)
fahren regelt und in einer Anlage ein Verzeich- den. Nach der seit 1.1.2001 gültigen Fassung – im sozialgerichtlichen Verfahren in §§ 172–
nis der Berufskrankheiten enthält. des § 43 SGB VI ist ein Versicherter der GRV: 176 Sozialgerichtsgesetz (SGG).
Regelungen: In der BK-Liste sind die Erkran- – Teilweise erwerbsgemindert, wenn dieser Beschwerdeproben f pl: Von Verbrauchern bei
kungen bezeichnet, die zurzeit von den Trägern wegen Krankheit oder Behinderung* auf den zuständigen Behörden (Lebensmittelüber-
der GUV anerkannt werden. Im Einzelfall wer- nicht absehbare Zeit außerstande ist, unter wachung*) abgegebene Proben von Lebensmit-
den auch weitere Erkrankungen entschädigt, den üblichen Bedingungen mindestens teln, von denen sie annehmen, dass sie nicht
wenn neue wissenschaftliche Erkenntnisse ei- 6 Stunden täglich erwerbstätig zu sein den gesetzlichen Anforderungen entsprechen.
nen direkten Zusammenhang zwischen berufli- – voll erwerbsgemindert, wenn dieser unter Die Probe soll wegen der Gefahr eines nachträg-
cher Tätigkeit und Erkrankung belegen. In die- den gleichen Voraussetzungen außerstande lichen Verderbens möglichst schnell und ggf.
sem Fall wird die Erkrankung wie eine Berufs- ist, mindestens 3 Stunden täglich erwerbstä- gekühlt übergeben werden.
krankheit (sog. Wie-BK) gemäß § 9 Abs. 2 tig zu sein. Hintergrund: Die Untersuchung der Proben ist
SGB VII anerkannt. Für die Aufnahme in die BES: Abk. für → Binge-Eating-Störung in der Regel kostenlos, da sie im öffentlichen
BK-Liste müssen gesicherte medizinische Er- Beschäftigungsneuritis f: engl. occupational Interesse liegt (mögliche bestehende Gefähr-
kenntnisse vorliegen, nach denen bestimmte neuritis. Durch bestimmte repetitive Tätigkeiten dung auch anderer Verbraucher). Untersuchun-
Personengruppen besonderen, die Krankheit auftretende mechanische Irritation oder Läsion gen der vom Verbraucher selbst produzierten
verursachenden Einwirkungen durch ihre Ar- peripherer Nerven, z. B. Ulnarislähmung*, Ra- Lebensmittel (z. B. Schwermetall*gehalt des Ge-
beit in erheblich höherem Grad als die übrige dialislähmung* oder Karpaltunnelsyndrom*. müses aus dem eigenen Garten) muss der Bür-
Bevölkerung ausgesetzt sind. Der Ärztliche Beschäftigungsneuropathie → Beschäfti- ger selbst bezahlen (kein öffentliches Interesse).
Sachverständigenbeirat „Berufskrankheiten“ gungsneuritis Besenreiservarizen f pl: engl. spider veins. Dicht
beim Bundesministerium für Arbeit und Sozia- Bescheid m: engl. notice. Häufig verwendete unter der Haut fast parallel verlaufende, erwei-
les prüft die sog. Berufskrankheitenreife einer Bezeichnung für einen Verwaltungsakt, d. h. je- terte kleinste Venen, besonders am Oberschen-
Erkrankung und empfiehlt ggf. die Aufnahme de Verfügung, Entscheidung oder andere ho- kel. Betroffen sind v. a. Frauen. Die Behandlung
in die BK-Liste. Die BKV enthält die Grundlagen heitliche Maßnahme, die eine Behörde zur Re- erfolgt mit Farbstofflaser oder Sklerotherapie*.
für sog. § 3 BKV-Maßnahmen zur Vorbeugung gelung eines Einzelfalles auf dem Gebiet des öf- Des Weiteren werden dünne Gefäße im Bereich
von Berufskrankheiten sowie Regelungen über fentlichen Rechts trifft und die auf unmittelba- intrazerebraler Raumforderungen, die patho-
die Mitwirkung der für den medizinischen Ar- re Rechtswirkung nach außen gerichtet ist. gnomonisch für ein malignes Gliom* sind, als
beitsschutz zuständigen staatlichen Stellen (Ar- Rechtsgrundlagen: Legaldefinitionen des Ver- Besenreiservarizen bezeichnet. Siehe Abb.
beitsschutzbehörden der Bundesländer) bei der waltungsaktes finden sich in § 35 Verwaltungs-
Feststellung von Berufskrankheiten. verfahrensgesetz (VwVfG) und § 31 Sozialge-
Berufskrebs m: engl. occupational cancer. Be- setzbuch X (SGB X).
zeichnung für eine als Berufskrankheit aner- Inhalt: Der Bescheid bzw. Verwaltungsakt ist im
kannte maligne* Neubildung. Berufskrebs wird Verwaltungs- und Sozialrecht das wichtigste
v. a. durch kanzerogene* Stäube (z. B. Asbesto- Handlungsinstrument. Er entfaltet Bindungs-
se* mit ca. 70 % aller entschädigten Fälle von wirkung und soll damit Rechtssicherheit schaf-
Berufskrebs), Gefahrstoffe (z. B. Aminokrebs*) fen. Darüber hinaus ist er Grundlage für Voll-
oder ionisierende Strahlung (z. B. Schneeber- streckungshandlungen durch die Behörde. Der
ger* Lungenkrebs) verursacht. Bescheid kann mit Nebenbestimmungen verse-
Berufsrecht → Ärztekammer hen werden, § 36 VwVfG § 32 SGB X. Gegen den
Berufsunfähigkeit f: engl. occupational disabil- Bescheid kann in der Regel Widerspruch erho-
ity. Zustand eines Versicherten, der infolge ben werden, § 68 Verwaltungsgerichtsordnung
Krankheit oder Behinderung nicht mehr in der (VwGO); § 84 Sozialgerichtsgesetz (SGG).
Lage ist, seinen Beruf oder eine nach der bisheri- Beschleunigungstrauma der Halswirbelsäule
gen Ausbildungs- und Berufserfahrung gleich- → HWS-Distorsion
wertige Tätigkeit auszuüben. In der GRV wurde Beschneidung → Klitoridektomie
der Begriff der Berufsunfähigkeit zum 1.1.2001 Beschneidung → Zirkumzision
durch den der Erwerbsminderung* ersetzt. Beschwerde f: engl. appeal complaint. Rechtsbe- Besenreiservarizen: Typische, von einem zentralen
Voraussetzungen: In der Sozialversicherung helf gegen Entscheidungen und Maßnahmen Punkt ausgehende, oberflächliche Venenbildung
existieren trägerunterschiedliche Definitionen einer Behörde oder eines Gerichts. Ausgenom- am Bein. [35]
235 Betablocker

Besnier-Boeck-Schaumann-Krankheit → lagerungen; Spätstadium mit Atrophie der Bestrahlungschimäriøsmus m: engl. radiation


Sarkoidose Makula, Übergang in Narbenstadium chimerism. Toleranz allo- oder xenogener Kno-
Besonderungsprinzip n: engl. principle of spe- – Elektrookulografie mit pathognomonisch chenmarkzellen nach Bestrahlung und Zerstö-
cial treatment. Grundsatz für den Umgang mit
Behinderten. Er fordert, die besondere Situati- –
herabgesetztem Arden-Koeffizienten
optische Kohärenztomografie
rung des körpereigenen Immunsystems. Die
transplantierten Knochenmarkzellen rekolonia-
B
on von Behinderten zu berücksichtigen und Be- – Fluoreszenzangiografie* lisieren Milz, Lymphknoten und Knochenmark.
hinderten ein weitestgehend normales Leben zu – molekulargenetischer Mutationsnachweis. Bestrahlungsplanung f: engl. radiation therapy
ermöglichen. Individuelle Lernprozesse sollen Therapie: planning. Planungsschritte vor einer radiothera-
ermöglicht sowie die Isolation in Familie, Schu- – Keine kausale Therapie bekannt peutischen Maßnahme. Die Bestrahlungspla-
len und Heimen aufgehoben werden, um die – bei Neovaskularisation evtl. Laserchirugie, nung ist Voraussetzung für die Durchführung
Entwicklung normaler Fähigkeiten zu ermögli- intravitreale Gabe von anti-VEGF-Antikör- einer Bestrahlung in der Strahlentherapie*. Bei
chen. pern, z. B. Ranibizumab inverser Bestrahlungsplanung erfolgt die Be-
Best-Krankheit f: engl. Best macular dystrophy; – symptomatisch vergrößernde Sehhilfen wie rechnung der erforderlichen Dosisprofile der in-
syn. vitelliforme Makuladystrophie. Autoso- Kantenfiltergläser. tensitätsmodulierten Bestrahlungsfelder nach
mal-dominant erbliche Form der Makulady- Prognose: Variabel für den Visus Vorgabe der Dosisverteilung im Planungsziel-
strophie*. Zentralskotom, Visusminderung, – In den meisten Fällen (80–90 %) langfristig volumen* und den Risikoorganen.
Farbsinnstörung und Blendungsempfindlich- gut, d. h. mit einem Visus von 0,5 oder besser Vorgehen:
keit manifestieren sich meist zwischen dem 10. – selten starker Sehverlust, d. h. Visus von 0,1 – Rechtfertigende Indikationsstellung zur Be-
und 20. Lj. Die Diagnostik erfolgt durch Oph- und geringer strahlung
thalmoskopie, Elektrookulografie, bildgebende – Verschlechterung langsam über Jahre. – Festlegung der Zielvolumina und Risikoor-
Verfahren und Molekulargenetik. Eine kausale Best-PEEP: Positiver endexpiratorischer Atem- gane anhand klinischer Befunde und bildge-
Therapie existiert nicht. Die Prognose ist varia- wegsdruck (PEEP), der bei max. Sauerstofftrans- bender Verfahren
bel mit meist langsamer Verschlechterung über portkapazität ermittelt wurde. Der Best-PEEP – Auswahl geeigneter Bestrahlungstechniken
Jahre. dient bei der Beatmungstherapie der Optimie- unter Nutzung eines 3-D-Bestrahlungspla-
Ätiologie: rung von Parametereinstellungen. nungssystems
– Mutation im BEST1-Gen, das Bestrophin 1 Bestrafung, operaø nte f: engl. operant punish- – Bewertung und Auswahl der Bestrahlungs-
codiert, auf dem Genlocus 11q13, mit Anhäu- ment. Methode der Verhaltenstherapie* mit dem technik anhand der Dosisverteilung, der the-
fung von Abbauprodukten in Form von Lipo- Ziel, unerwünschtes Verhalten durch Setzen rapeutischen Zielstellung und der techni-
fuszin aversiver Reize oder Wegnahme von Belohnun- schen Möglichkeiten
– Erwachsenenform mit ähnlicher, später ein- gen zu unterdrücken. Abzugrenzen ist die klas- – Dokumentation der Anweisung zu Dosisver-
setzender Klinik infolge PRPH2-Genmutati- sische Konditionierung, bei der die Probleme teilung und Durchführung der Strahlenthe-
on (RDS-Gen) mit Genlocus 6p21.1-cen verursachenden Reize mit negativen Reizen ver- rapie (Bestrahlungsplan).
– atypische Form infolge Mutation im VMD1- knüpft werden (z. B. Kopplung von Suchtmitteln Betablocker sg, pl: engl. beta blockers; syn. Beta-
Gen auf dem Genlocus 8q24. mit elektrischen oder chemischen Strafreizen). Rezeptoren-Blocker. Sympatholytika*, welche
Diagnostik: Formen: die sympathomimetisch wirkenden Neuro-
– Familienanamnese – Bestrafungstyp I: Angebot von Strafreizen, transmitter Noradrenalin* und Adrenalin an
– in der Ophthalmoskopie (siehe Abb.) zu- um unerwünschtes Verhalten zu unterdrü- den zellulären Beta*-Rezeptoren kompetitiv
nächst sog. eidotterförmige Läsionen durch cken: 1. gilt in der Verhaltenstherapie als we- hemmen.
Lipofuszioneinlagerung am hinteren Augen- nig hilfreich, da Verhalten nicht verlernt Wirkungen:
pol, im Verlauf Spiegelbildung in der Läsion, wird 2. wird bei Methoden der Selbstkontrol- – Am Herzen (überwiegend Beta-1-Rezepto-
sog. Pseudohypopion, multiple gelbliche Ab- le in der Verhaltenstherapie als Selbstbestra- ren): 1. Verminderung der Kontraktilität: ne-
fung angewandt im Sinne von selbst gesetz- gative Inotropie 2. Abnahme der Herzfre-
ten Rückmeldungen in Kombination mit an- quenz: Hemmung der Reizbildung, negative
deren Techniken (z. B. Selbstbelohnung, Chronotropie 3. Verlangsamung von Sinus-
Selbstbeobachtung) knotenrhythmus und Überleitungsge-
– Bestrafungstyp II (sog. time out): Entzug von schwindigkeit im AV-Knoten: negative Dro-
Belohnungen (Aufmerksamkeit, Verstär- motropie sowie Abnahme der Erregbarkeit
kung), Dämpfung von Erregung; insbesonde- des Myokards, negative Bathmotropie
re zur Veränderung von externalisierenden – an der Niere (Beta-1-Rezeptoren): verminder-
Verhaltensproblemen bei Kindern und Ju- te Freisetzung von Renin* aus dem juxtaglo-
gendlichen. merulären Apparat
Bestrahlung → Strahlentherapie – an der glatten Muskulatur (überwiegend Be-
Bestrahlung, fraktionierte → Fraktionierung ta-2-Rezeptoren): Erhöhung des Muskelto-
[Strahlentherapie] nus, z. B. als Konstriktion von Bronchien, pe-
Bestrahlung, isozeø ntrische f: engl. isocentric ripheren Gefäßen und Uteruskontraktion
radiation. Form der Strahlentherapie* unter Ver- – an Leber und Skelettmuskel (Beta-2-Rezepto-
wendung mehrerer Einstrahlrichtungen mit ren): Verminderung der Glykogenolyse*
konstantem Abstand zwischen Strahlenfokus – im Fettgewebe: Hemmung der katechola-
Best-Krankheit: Makulopathie mit zentraler und festem Punkt im Patienten, der bei Teil- minabhängigen Lipolyse
gelblicher Läsion (Ophthalmoskopie). [175] chenbeschleunigern in der Regel 1 m beträgt.
Betablocker-Vergiftung 236

– am Auge: Senkung der Kammerwasserpro- teln. Die Bewilligungserteilung obliegt dem schreitungen der festgelegten Höchstmenge lie-
duktion Schweizerischen Heilmittelinstitut Swissmedic. gen in der Verantwortung des Arztes und sind
– am ZNS: diskrete anxiolytische und sedative Dieses veröffentlicht auch ein Verzeichnis aller hinsichtlich der therapeutischen Notwendig-
B Wirkung.
Eine längere Therapie mit Beta-Rezeptoren-Blo-
betäubungsmittelhaltigen Stoffe und Präparate
mit den entsprechenden Nummerierungen
keit zu begründen. Auch wird ein spezifisches
Betäubungsmittelrezept* vorgeschrieben (§ 8
cker führt zur Up*-Regulation von Beta-Rezep- nach der GTIN (global trade item number). Die BtMVV). Für das Verschreiben von Substituti-
toren und dadurch bei plötzlichem Absetzen Kantone bewilligen die für die Abgabe berech- onsmitteln durch den Arzt gelten besondere
zum sog. Rebound*-Phänomen. tigten Medizinalpersonen, z. B. Ärzte und Apo- Maßgaben (§ 5 BtMVV).
Indikationen: theker, und üben die Marktkontrolle aus. Beta-Fehler m: Fehler zweiter Art bei statisti-
– Kardiovaskulär: KHK, arterielle Hypertonie* Betäubungsmittelgesetz n: engl. Narcotics schen Testverfahren. Ein Beta-Fehler kommt
(Antihypertensiva*; blutdrucksenkende Wir- Act. „Gesetz über den Verkehr mit Betäubungs- zustande, wenn nach Abschluss eines Tests zu
kung durch Verminderung des Herzminu- mitteln“. Das BtMG stellt den ungesetzlichen Gunsten der Nullhypothese entschieden wird,
tenvolumens und Hemmung der Reninsekre- Gebrauch der dort abschließend aufgezählten obwohl tatsächlich die Alternativhypothese gilt,
tion), tachykarde Herzrhythmusstörung, hy- Betäubungsmittel* unter Strafe und regelt zu- also z. B. auf die fehlende Wirksamkeit einer Be-
perkinetisches Herzsyndrom, chronische sammen mit der Betäubungsmittel*-Verschrei- handlung geschlossen wird, obwohl sie in Wirk-
Herzinsuffizienz zusätzlich zur Standardthe- bungsverordnung die ärztlich indizierte An- lichkeit wirksam ist.
rapie, zur Prävention des plötzlichen Herz- wendung von Betäubungsmitteln. Betagalaktosidase → Disaccharidasen
tods durch Kammerflimmern Regelungen: Das BtMG unterscheidet zwischen Betaglobuline → Serumelektrophorese
– weitere Indikationen: 1. Hyperthyreose, – Nicht verkehrsfähigen Stoffen (Anlage I) Betahämolyse → Hämolysereaktionen
Phäochromozytom* 2. Tremor, z. B. beim – verkehrs-, aber nicht verschreibungsfähigen Betahistin n: engl. betahistine. Antiemetikum,
Parkinson-Syndrom 3. prophylaktisch bei Stoffen (Anlage II) das bei Übelkeit und Schwindel durch Morbus
Migräne* 4. lokal bei Glaukom* 5. selten bei – verkehrs- und verschreibungsfähigen Stoffen Menière* eingesetzt wird. Es wirkt als Diamin-
primären Angstsyndromen* wie objekt- und (Anlage III). oxidase-Hemmer und an Histamin-Rezeptoren.
situationsbezogene Angst (soziale Phobie*, Österreich: „Bundesgesetz über Suchtgifte, psy- Betahistin vermindert somit die Wirkung ande-
Ausbildungs- und Berufsängste, Prüfungs- chotrope Stoffe und Vorläuferstoffe“ (Suchtmit- rer Antihistaminika. Durch die Wirkung als Va-
angst). telgesetz, SMG) regelt, welche Substanzen ver- sodilatator* kann es zu Tachykardien* und Hit-
Betablocker-Vergiftung f: syn. Betablocker- kehrs- und verschreibungsfähig sind. zegefühlen kommen. Weitere Nebenwirkungen
Intoxikation. Suizidale oder (bei Kindern) akzi- Schweiz: „Bundesgesetz über die Betäubungs- sind Benommenheit und gastrointestinale Be-
dentelle Vergiftung mit β-Blockern, die auf- mittel und die psychotropen Stoffe“ (Betäu- schwerden.
grund der hohen Lipophilie der Substanzen, der bungsmittelgesetz, BetmG) regelt, welche Subs- Beta-humanes Choriongonadotropin n: Abk.
großen Verteilungsvolumina und der hochgra- tanzen verkehrs- und verschreibungsfähig sind. Beta-HCG. Spezifische Untereinheit des HCG*
digen Proteinbindung nur schwer therapierbar Betäubungsmittelrezeø pt n: engl. prescription aus 145 Aminosäuren*. Das im Trophoblasten
ist. Es ist keine eindeutige Zuordnung der Ver- form for controlled drugs. Dreiteiliges amtliches gebildete Peptidhormon HCG wird pulsatil se-
giftungssymptomatik zu den einzelnen Beta- Formblatt zum Verschreiben von Betäubungs- zerniert und besteht aus einer unspezifischen α-
blockern möglich. mitteln, das vom Bundesinstitut für Arzneimit- und einer spezifischen β-Untereinheit. Es erhält
Betäubung → Lokalanästhesie tel und Medizinprodukte ausgegeben sowie die Schwangerschaft* durch Stimulation der
Betäubung → Narkose fortlaufend nummeriert wird und mit der BtM- Progesteronsekretion des Corpus* luteum und
Betäubungsmittel n sg, pl: engl. narcotics. Sam- Nummer des Arztes und dem Ausgabedatum wird als Schwangerschaftsnachweis und Tu-
melbezeichnung für die in den Anlagen I, II und versehen ist. mormarker* bestimmt.
III des Betäubungsmittelgesetzes* (BtMG) ab- Regelungen: Hintergrund:
schließend aufgezählten Wirkstoffe mit psycho- – Teil I und II des BtM-Rezepts: Vorlage beim – Das in der Plazenta vom Synzytiotrophoblas-
tropen, bewusstseins- und stimmungsverän- Apotheker ten* gebildete Glykoprotein*-Heterodimer
dernden Wirkungen. Bei diesen Wirkstoffen – Teil III des BtM-Rezepts: Verbleib beim Arzt HCG besteht regulär aus nichtkovalent mitei-
droht physische und psychische Abhängigkeit, – 3-jährige Aufbewahrungsfrist: 1. für Teil III nander verbundener unspezifischer α- und
daher unterliegen sie Anwendungsverboten 2. für Teile I–III von fehlerhaft ausgefertig- spezifischer β-Untereinheit
oder -beschränkungen. ten Betäubungsmittelrezepten – die α-Untereinheit ist identisch mit der
Österreich: Es gilt der Begriff Suchtgift, gere- – auf Verlangen der nach Betäubungsmittelge- α-Untereinheit von FSH, LH und TSH
gelt durch das Bundesgesetz über Suchtgifte, setz* zuständigen Landesbehörde vorzulegen. – darüber hinaus existieren verschiedene
psychotrope Stoffe und Vorläuferstoffe (Sucht- Betäubungsmittel-Verschreibungsverord- Formvarianten
mittelgesetz). Dem Suchtmittelgesetz unterlie- nung f: engl. Narcotics-Prescription Regulation. – die biologische Halbwertzeit beträgt 8 h
gen sämtliche in den Anhängen I–V der Sucht- „Verordnung über das Verschreiben, die Abgabe – HCG wird v. a. über den Harn eliminiert
giftverordnung angeführten Stoffe und Zube- und den Nachweis des Verbleibs von Betäu- – das terminale Abbauprodukt im Harn ist das
reitungen. bungsmitteln (BtMVV)“, zuletzt geändert mit β-Core-Fragment (Dipeptid aus Aminosäure
Schweiz: Die Kontrolle von Betäubungsmitteln Gesetz vom 29.03.2017 (BGBl. I S. 626). Sie re- 6–40 und 55–92).
richtet sich nach dem Betäubungsmittelgesetz gelt zusammen mit dem Betäubungsmittelge- Referenzbereich: Im Blut:
(BetmG). Eine Bewilligung ist erforderlich für setz* (BtMG) die Verschreibungsmodalitäten – Nichtschwangere prämenopausale Frauen,
den Anbau von Pflanzen zur Gewinnung von von Betäubungsmitteln durch einen Arzt oder Männer und Kinder < 5 IU/l
Betäubungsmitteln, für Betäubungsmittelher- Zahnarzt. – postmenopausale Frauen < 10 IU/l
stellung, -verarbeitung und -handel sowie für Hinweis: Insbesondere sind für die jeweiligen – Schwangere je nach Schwangerschaftswoche
Ein-, Durch- und Ausfuhr von Betäubungsmit- Substanzen Höchstmengen festgesetzt. Über- (SSW): 1. Anstieg ab 3. SSW 2. Maximum um
237 Betazellen

die 10. SSW von bis zu 230 000 IU/l 3. Abfall geben wird Betamethason oral, parenteral, rek- in-Gαi-vermittelte Hemmung der Adenylat-
auf 20 000–80 000 IU/l in der 16. SSW. tal oder topisch. Seine glukokortikoide Aktivi- cyclase 3. glattmuskuläre Relaxation über
Im Urin: frei verkäufliche Tests meist positiv bei tät ist 25-fach höher als bei Kortisol. Das Risiko Senkung der intrazellulären Kalzium-Kon-
> 20 IU/l.
Indikationen:
für gastroduodenale Ulcera ist erhöht, beson-
ders in Kombination mit NSAR.
zentration durch vermehrten Einstrom in
das sarkoplasmatische Retikulum
B
– Schwangerschaftsnachweis BetamethyXldigoxin → Herzglykoside – Beta-3-Rezeptor: 1. Wirkung in braunem
– Tumormarker* v. a. zur Verlaufskontrolle Beta-2-Mikroglobulin n: engl. beta-2 micro- Fettgewebe über cAMP-Erhöhung 2. Struk-
von Keimzelltumoren (z. B. Chorionkarzi- globulin. Auf der Zelloberfläche befindliches tur und Funktion noch nicht abschließend
nom* oder Hodentumor*) bei Männern, Kin- Protein. Beim Abbau von humanem Leuko- geklärt.
dern und nichtschwangeren Frauen zyten-Antigen wird es sezerniert und ist in Kör- Wirkung: funktioneller Antagonismus* durch
– im Rahmen der Pränataldiagnostik* (z. B. perflüssigkeiten wie Serum oder Harn nach- gleichzeitiges Vorkommen unterschiedlicher
Ersttrimester*-Screening und Früherken- weisbar. Freies Beta-2-Mikroglobulin wird glo- Rezeptoren und Rezeptor-Subtypen an einem
nung des Down*-Syndroms) merulär filtriert und tubulär rückresorbiert. Erfolgsorgan.
– Verdacht auf Schwangerschaftskomplikatio- Referenzbereiche: Klinische Bedeutung:
nen (z. B. Abort). – Alter < 60 Jahre: 0,8–2,4 mg/l – Beta-Rezeptoren-Blocker
Erhöhte Werte im Blut und Urin: Deutliche Er- – Alter > 60 Jahre: < 3,0 mg/l. – Betasympathomimetika*.
höhung: Bewertung: Erhöhte Werte: Beta-Rhyø thmus [EEG] m: Frequenzband des
– Schwangerschaft v. a. bei Down-Syndrom des – Vermehrtes Wachstum oder Vermehrung von EEG* im Bereich 14–30 Hz. Der Beta-Rhythmus
Kindes und Mehrlingsschwangerschaft Lymphozyten (Morbus Hodgkin, Non-Hodg- ist meist ein Zeichen konzentrierter Aktivität.
– Keimzelltumoren einschließlich Chorionkar- kin-Lymphome, Plasmozytom, Multiples Betasympatholytika → Betablocker
zinomen. Myelom, Leukosen) Betasympatholytika → Sympatholytika
Geringe Erhöhung: – Nierenfunktionsstörungen, Erkrankungen Betasympathomimetika n pl: engl. beta sym-
– Maligne Tumoren, v. a. des Magen-Darm- des renalen Filtrationsapparates pathomimetics. Sympathomimetika mit über-
Traktes – im Verlauf nach Nierentransplantation wiegender Wirkung auf die Beta*-Rezeptoren.
– Frauen nach der Menopause* – bei Abstoßungsreaktionen nach Knochen- Betasympathomimetika wie Adrenalin werden
– hochgradige Nierenfunktionseinschränkun- marktransplantationen bei einer bradykarden Herzrhythmusstörung*
gen. – erhöhte Produktion durch lymphozytäre T- verabreicht. Beta-2-selektive Sympathomimeti-
Erniedrigte Werte im Blut und Urin während Zellen im Rahmen von HIV-Infektion ka (Fenoterol, Salbutamol, Terbutalin, Vilante-
der Schwangerschaft: Schwangerschaftskom- – andere Ursachen: chronische Polyarthritis, rol) werden als Bronchospasmolytika sowie als
plikationen, z. B. Extrauteringravidität und Sjögren-Syndrom, Pankreaskarzinome. Wehen-Hemmer (Tokolyse*) angewendet.
Abort. Beta-Rezeptoren m pl: engl. beta receptors. Betathalassämie → Thalassämie
Betahydroxybuttersäure f: engl. beta-hydroxy- Form adrenerger Rezeptoren. Es werden 3 Ty- Betatron n: syn. Kreisbeschleuniger. Teilchen-
butyric acid. Ketonkörper*, der als physiologi- pen unterschieden, Beta-1-Rezeptor, Beta-2-Re- beschleuniger zur Erzeugung hochenergeti-
scher und pathologischer Metabolit besonders zeptor und Beta-3-Rezeptor, mit unterschiedli- scher Elektronen und (mit Streufolien) von
beim Abbau von Fett und ketoplastischen Ami- chen Zielgeweben und Wirkungen. Gammastrahlen. Das Betatron wurde u. a. auf-
nosäuren entsteht (im Rahmen der Betaoxidati- Einteilung: grund zu geringer Gammadosisleistung in der
on oder durch Reduktion von Acetessigsäure*). – Beta-1-Rezeptor: 1. v. a. kardial und renal Strahlentherapie* durch Linearbeschleuniger
Betalactamasen f pl: Bakterielles Enzym (EC (juxtaglomerulärer Apparat) 2. Signal- ersetzt. Siehe Abb.
3., Hydrolase), Genom- oder Plasmid-codiert, transduktion (siehe Abb.): G*-Protein-Gαs-
das den Betalactamring hydrolytisch spaltet vermittelte Aktivierung der Adenylatcyclase;
und dadurch Bakterien Resistenz gegen Betalac- dadurch über cAMP* als second* messenger
tam-Antibiotika (Penicilline, Cephalosporine*) Aktivierung von PKA und vemehrter Ca2+-
verleiht. Einstrom in die Zelle über zellmembranäre
Betalaktam-Antibiotika n pl: engl. beta-lactam Kalziumkanäle (positiv ino-, chrono- und
antibiotics. Antibiotika* mit Betalaktamring. Zu dromotrop) sowie in sarkoplasmatisches Re-
den Betalaktam-Antibiotika zählen im engeren tikulum* (positiv lusitrop)
Sinn Penicilline, Cephalosporine*, Monobacta- – Beta-2-Rezeptor: 1. unter anderem auf glat-
me und Carbapeneme. Diese sind durch selekti- ten Muskelzellen 2. Signaltransduktion v. a.
ve Hemmung der Mureinbiosynthese sekundär wie Beta-1-Rezeptor, auch geringe G*-Prote-
bakterizid. Des Weiteren werden Betalaktama-
sen-Inhibitoren dazugezählt, wobei diese kaum
antibakterielle Aktivität aufweisen.
Betalipoproteine n pl: engl. beta-lipoproteins.
Lipoproteine*, die in der Elektrophorese im Be-
reich der Betaglobuline wandern und zu den
low-density lipoproteins (LDL) zählen. Betatron
Betamethason n: Langwirksames Glukokorti-
koid* ohne relevante mineralokortikoide Wir- Beta-Wellen → EEG
kung. Es wird bei zahlreichen entzündlichen Betazellen f pl: engl. beta cells; syn. B-Zellen.
und allergischen Erkrankungen eingesetzt. Ge- Beta-Rezeptoren: Signaltransduktion. Insulinproduzierende Zellen der Langerhans*-
Betelnuss 238

Inseln des Pankreas. Nicht mehr gebräuchlich nen Entscheidungen und nur seinem ärztlichen Beugesehnennaht → Fingerbeugesehnenrup-
ist die frühere Verwendung des Begriffs zur Be- Beruf verpflichtet. tur
zeichnung sowohl für B*-Lymphozyten als auch Aufgabe: Beugesehnenplaø stik → Fingerbeugesehnen-
B für eine Untergruppe der basophilen Zellen des
Hypophysenvorderlappens (HVL; siehe Hypo-
– Beratung des Arbeitgebers und der zuständi-
gen Personen zu Arbeitsschutz*, Unfallver-
ruptur
Beugung → Flexion
physe*). hütung* und Gesundheitsschutz Beulenpest → Pest
Betelnuss f: engl. betel nut; syn. Semen arecae. – Untersuchung, Beurteilung und Beratung Beurteilung von Schmerzen bei Demeø nz f:
Samen der Betelnusspalme (Areca catechu, Süd- der Arbeitnehmer Abk. BESD. Punktebewertungssystem (Score*)
ostasien). Die Betelnuss enthält das Hauptalka- – Unterstützung der Durchführung von Ar- zum Analgesiemonitoring bei Demenz* (deutsche
loid Arekolin, das beim Kauen der Nuss zusam- beitsschutzmaßnahmen und Unfallverhü- Fassung der ursprünglichen Version PAINAID
men mit Betelblättern und Kalk zu Arekaidin tung durch regelmäßige Begehungen der Ar- für pain assessment in advanced dementia).
mit zentral stimulierender Wirkung verseift beitsstätten Bewegungen, unwillkürliche f pl: engl. invol-
wird. Bei langfristigem Gebrauch entwickelt ein – Zusammenarbeit mit der Fachkraft für Ar- untary movements. Bewegungsmuster, die nicht
Teil der Anwender ein Oropharynxkarzinom*. beitssicherheit unter bewusster Kontrolle stehen und oft ohne
Bethesda-Test m: Quantitative Bestimmung – Einhaltung der ärztlichen Schweigepflicht* Auslösung im motorischen Kortex erfolgen.
des Faktor-VIII- oder Faktor-IX-Hemmkörpers auch gegenüber dem Arbeitgeber. Unwillkürliche Bewegungen kommen physio-
zur Diagnostik und Verlaufskontrolle bei BET-Schema n: engl. BET scheme; syn. Bolus- logisch vor, manche Muster sind aber Sympto-
Hemmkörperhämophilie*, meist modifiziert als Elimination-Transfer-Schema. Infusionsre- me von Erkrankungen.
Nijmegen-Bethesda-Test. gime, um zügig eine Wirkstoffkonzentration Formen:
Referenzbereich: ≤ 0,6 BE/ml. im Blutplasma zu erreichen und aufrechtzuer- – Reflexbewegung nach Aktivierung von Re-
Betreuung → Zuwendung halten. Das BET-Schema beinhaltet den initia- flexmustern im Rückenmark oder in höheren
Betreuung, häusliche f: engl. home care sup- len Bolus sowie die Infusionsrate zum Aus- ZNS-Abschnitten (Reflexe*)
port. Leistungen als Übergangsregelung nach gleich von Elimination und Umverteilung (vgl. – automatische Bewegungen, wie Bewegungs-
§ 124 SGB XI bis zum Inkrafttreten des 2. Pfle- Dreikompartimentmodell*). Beim computeras- stereotypien (Stereotypie*) bei Gesunden, ver-
gestärkungsgesetzes, das die Leistungsgewäh- sistierten Infusionssystem (TCI) wird die Infusi- stärkt u. a. bei hirnorganischen Störungen
rung aufgrund eines neuen Pflegebedürftig- onsrate automatisch berechnet und kontinuier- oder Schizophrenie*
keitsbegriffs und eines entsprechenden Begut- lich angepasst. – als Folge extrapyramidaler Erkrankungen bei
achtungsverfahrens regelte. Bett → Krankenbett hyperkinetischen Syndromen, denen eine Er-
Hintergrund: Anspruch hatten Pflegebedürftige Bettbügel → Patientenaufrichter krankung der Basalganglien* oder des Cere-
der Pflegestufen* I–III sowie Versicherte mit er- Bettgitter → Seitenhalterung bellums zugrunde liegt (extrapyramidale
heblich eingeschränkter Alltagskompetenz Bettnässen → Enuresis Symptome*), z. B. Chorea* Huntington, He-
nach § 45 a SGB XI. Leistungen umfassten Un- Bettpfanne → Steckbecken miballismus (Ballismus*), Ataxie*
terstützung und sonstige Hilfen im häuslichen Bettverlängerung → Krankenbett – die Mimik* des menschlichen Gesichts stellt
Umfeld, v. a.: Bettwaage f: engl. bed scale. Elektronische einen Sonderfall dar, da sie schon bei Gesun-
– Unterstützung von Aktivitäten im häusli- Waage zur digitalen Gewichtserfassung bei den manchmal, aber nicht immer der willent-
chen Umfeld, die dem Zweck der Kommuni- bettlägerigen Patienten. Sie besteht aus einzel- lichen Kontrolle unterliegt; bei der Pseudo-
kation und der Aufrechterhaltung sozialer nen Messplattformen, die mit einem integrier- bulbärparalyse* fehlt diese Kontrolle weitge-
Kontakte dienen ten Hebesystem unter die Räder des Kranken- hend (Zwangslachen, Zwangsweinen).
– Unterstützung bei der Gestaltung des häusli- bettes* geschoben werden. Um das exakte Pati- Im weiteren Sinn sind auch der Herzschlag, die
chen Alltags, v. a. Hilfen zur Entwicklung entengewicht ermitteln zu können, muss zuvor Peristaltik der Eingeweide und alle Bewegun-
und Aufrechterhaltung einer Tagesstruktur, das Gewicht des Bettes bestimmt werden. Bett- gen im Schlaf unwillkürliche Bewegungen.
zur Durchführung bedürfnisgerechter Be- waagen müssen geeicht werden. Bewegungsautomatiøsmus → Automatismus
schäftigungen und zur Einhaltung eines be- Indikation: V. a. bei Dialysebehandlung und in Bewegungsbestrahlung f: engl. moving field ir-
dürfnisgerechten Tag-/Nacht-Rhythmus. der Intensivmedizin, z. B. bei großflächigen radiation. Strahlentherapie* mit beweglichen
Betreuungsverfügung f: Erklärung einer Per- Verbrennungen zur Langzeitmessung des Flüs- Strahlenquellen, deren emittierte Strahlenbün-
son für den Fall, dass sie zukünftig selbst nicht sigkeitsverlustes. del sich im Tumorgebiet treffen, unter Scho-
mehr in der Lage ist, eigene Angelegenheiten zu Bettwanzen → Wanzen nung des umgebenden Gewebes. Hierzu zählen
erledigen und die Voraussetzungen der Anord- Betula → Birke z. B. Pendel- oder Rotationsbestrahlung.
nung einer Betreuung gegeben sind, mit Aussa- Beturie → Chromurie Bewegungsdrang m: Gesteigertes, nicht zu un-
gen beispielsweise zur Frage der Person des Be- Beugekontraktur → Kontraktur terdrückendes Bedürfnis nach (oft ungezielter)
treuers oder Art der Versorgung im Pflegefall. Beugerefleø x m: engl. flexor reflex. Physiologi- Bewegung, meist im Rahmen psychischer oder
Betriebsarzt m: engl. company physician. Arzt scher Schutzreflex. Eine Aktivierung von neurologischer Störungen. Bewegungsdrang
mit Gebietsbezeichnung Arbeitsmedizin* oder Schmerzsensoren im Fuß erregt über spinale tritt häufig in Kombination mit innerer Ange-
Zusatzbezeichnung Betriebsmedizin, der auf Verschaltung der Afferenzen die Motoneuronen spanntheit und Konzentrationsstörungen auf.
der Grundlage des Arbeitssicherheitsgesetzes* ipsilateraler Beugemuskeln sowie kontralatera- Bei alten, verwirrten Menschen sowie auch bei
sowie staatlicher und berufsgenossenschaftli- ler Streckmuskeln (gekreuzter Streckreflex) und hyperaktiven Kindern besteht Sturz- und Ver-
cher Vorschriften (Unfallverhütungsvorschrif- hemmt die Motoneuronen der ipsilateralen letzungsgefahr.
ten*) arbeitsmedizinische Aufgaben für ein Un- Streckmuskeln und der kontralateralen Beuge- Vorkommen:
ternehmen ausführt. Er wird durch das Unter- muskeln des Beins. Ergebnis ist eine Entlastung – Manie*
nehmen bestellt, ist jedoch weisungsfrei in sei- des betroffenen Fußes. – agitierte Depression*
239 Bewertungsmaßstab, einheitlicher

– hyperkinetisches Syndrom Bewegungsstörungen, stereotyXpe f pl: engl. – § 630 Abs. 1 BGB: Ein Fehler des Behandeln-
– Tic*-Störung steretypic movement disorders; syn. stereotype den wird vermutet, wenn sich ein allgemei-
– hirnorganische Störungen (z. B. Demenz*) motorische Störungen. Willkürliche, dysfunkti- nes Behandlungsrisiko verwirklicht hat, das
– neurologische Störungen (z. B. Restless*-Legs
Syndrom).
onale und oft rhythmische Bewegungen (Stereo-
typien*), die nicht selbstbeschädigend und
für den Behandelnden voll beherrschbar war
und das zur Verletzung des Lebens, des Kör-
B
Beschreibung: Primäre Maßnahme ist immer (nach ICD-10) nicht Teil einer anderen Erkran- pers oder der Gesundheit des Patienten ge-
soweit möglich die gezielte Behandlung der kung sind. Sie werden als zwanghaft erlebt und führt hat.
Grunderkrankung, u. U. auch symptomatisch sind kaum zu unterdrücken. Sie sind häufig bei – § 630 Abs. 3 BGB: Hat der Behandelnde eine
(z. B. mit Sedativa, cave: Sturzgefahr). Darüber Intelligenzminderung, aber auch bei vielen an- medizinisch gebotene wesentliche Maßnah-
hinaus sollte dem Bewegungsdrang möglichst deren psychischen oder neurologischen Erkran- me und ihr Ergebnis entgegen § 630f Abs. 1
Raum gegeben und die Umgebung gesichert kungen. oder Abs. 2 BGB nicht in der Patientenakte
werden, ggf. sind Helm sowie Arm- oder Knie- Beispiele: aufgezeichnet oder hat er die Patientenakte
schoner einzusetzen, bei alten Menschen auch – Körperschaukeln, Kopfschaukeln, Kopfan- entgegen § 630f Abs. 3 BGB nicht aufbe-
Hüftprotektoren* (Gefahr des Oberschenkel- schlagen, Haarezupfen, Haaredrehen, Fin- wahrt, wird vermutet, dass er diese Maßnah-
halsbruches). Bei Kindern sollte für gezieltes Be- gerschnipsgewohnheiten und Händeklat- me nicht getroffen hat.
wegungstraining (Sport- und Physiotherapie*) schen. – § 630 Abs. 4 BGB: War ein Behandelnder für
gesorgt werden. Freiheitsentziehende Maßnah- – Der Übergang zu sozial akzeptierten „Ange- die von ihm vorgenommene Behandlung
men (Fixierung) sind nur bei lebensbedrohli- wohnheiten“ wie Nägelkauen und Naseboh- nicht befähigt, wird vermutet, dass die man-
chen Zuständen (Selbstgefährdung*) indiziert. ren ist fließend. gelnde Befähigung für den Eintritt der Ver-
Bewegungsfixateur → Fixateur externe Bewegungsumfang eines Gelenks → Neut- letzung des Lebens, des Körpers oder der Ge-
Bewegungshalluzination → Halluzination, ral-Null-Methode sundheit ursächlich war.
zönästhetische Beweislast f: engl. burden of proof; syn. Beweis- – § 630h Abs. 5 BGB: Liegt ein grober Behand-
Bewegungskrankheit → Kinetose pflicht. Die Beweislast legt fest, zu Lasten wel- lungsfehler vor und ist dieser grundsätzlich
Bewegungsrefleø xe → Labyrinthreflexe cher Partei eines Rechtsstreits die Nichterweis- geeignet, eine Verletzung des Lebens, des
Bewegungsschiene f: engl. dynamic splint. Mo- lichkeit einer entscheidungserheblichen Tatsa- Körpers oder der Gesundheit der tatsächlich
torbetriebene Schiene mit Halterungsgestell chenbehauptung (sog. non liquet) geht. Sie ist eingetretenen Art herbeizuführen, wird ver-
zur postoperativen frühfunktionellen Übungs- abzugrenzen von der Beweisführungslast, die mutet, dass der Behandlungsfehler für diese
behandlung und Kontrakturenprophylaxe, v. a. bestimmt, welcher Partei es obliegt, Beweise für Verletzung ursächlich war.
nach Knie- und Hüftoperationen. Über Hand- ihre Behauptung anzubieten. Darüber hinaus wird eine Beweislastumkehr für
schalter kann der Patient die Anwendung star- Rechtsgrundlagen: § 286 Abs. 1 S. 1 Zivilpro- bestimmte Fallgestaltungen, insbesondere im
ten und beenden. Siehe Abb. zessordnung (ZPO) regelt den Grundsatz der Sozialrecht, anerkannt, in denen etwa der Geg-
Hinweis: Bewegungsschienen sind als orthopä- freien Beweiswürdigung im Zivilprozess. Die ner der beweisbelasteten Partei den Beweis ver-
disches Hilfsmittel verordnungsfähig. Frage der Beweislastverteilung stellt sich erst, eitelt oder erschwert oder die Beweisführung
wenn es dem Gericht nach Ausschöpfung aller unmöglich ist, weil die zu beweisenden Tatsa-
Möglichkeiten zur Aufklärung des Sachverhalts chen sich im Bereich des Gegners abgespielt ha-
nicht gelungen ist, eine bestehende Ungewiss- ben und dieser an der ihm möglichen Sachver-
heit zu beseitigen. Trotz Geltung des Amtser- haltsaufklärung nicht oder nicht rechtzeitig
mittlungsgrundsatzes im sozialgerichtlichen mitgewirkt hat. Dies gilt etwa in Konstellatio-
Verfahren (§ 103 SGG) gelten die Grundsätze nen, in denen in der persönlichen Sphäre oder
der freien Beweiswürdigung (§ 128 SGG) und in der Verantwortungssphäre des Arbeitslosen
der objektiven Beweislast auch hier. wurzelnde Vorgänge nicht mehr aufklärbar
Inhalt: Die Beweislast kann sich direkt aus dem sind, d. h. wenn eine besondere Beweisnähe des
Gesetz ergeben, z. B. §§ 179 Abs. 1, 280 Abs. 1 Betroffenen vorliegt (vgl. Bundessozialgericht,
S. 2 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB); § 630h Urteil vom 08.09.10, B 11 AL 4/09 R).
Abs. 2 S. 1 BGB. Fehlt eine gesetzliche Rege- Bewertungsmaßstab, einheitlicher m: engl.
lung, gilt im Grundsatz, dass jede Partei die Vo- standard schedule of fees; Abk. EBM. Zwischen
Bewegungsschiene [80]
raussetzungen der ihr günstigen Norm zu be- Kassenärztlicher Bundesvereinigung und GKV-
weisen hat. Spitzenverband vereinbartes System zur Bewer-
Beweislastumkehr f: engl. shifting of the burden tung ärztlicher Leistungen für Abrechnungs-
Bewegungsstörungen, schlafbezogene f: of proof. Ausnahme von dem rechtlichen Grund- zwecke zulasten der GKV. Der EBM ist Bestand-
engl. sleep related movement disorders. Form der satz, dass jede Partei die Beweislast für die tat- teil des Bundesmantelvertrags – Ärzte. Er defi-
Schlafstörungen* mit relativ einfachen, in der sächlichen Voraussetzungen der ihr günstigen niert den Inhalt berechnungsfähiger Leistungen
Regel stereotypen Bewegungen (Stereotypie*), Rechtsnorm trägt. im Rahmen der vertragsärztlichen Versorgung
die den Schlafablauf stören, oder anderen mo- Rechtsgrundlagen: Gesetzliche Anordnungen und ihr wertmäßiges, in Punkten ausgedrück-
nophasischen Bewegungsstörungen wie Rest- einer Beweislastumkehr enthalten z. B.: tes Verhältnis zueinander.
less*-Legs-Syndrom, periodic* limb movement – § 476 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) ordnet Bedeutung: Der EBM gilt für alle Kassenarten
disorder, Beinkrämpfe im Schlaf, Bruxismus*, eine Beweislastumkehr für den Fall an, dass in der GKV, wird in bestimmten Abständen
stereotype rhythmische Bewegungsstörungen sich binnen 6 Monaten nach Gefahrübergabe grundsätzlich überprüft und laufend weiterent-
(z. B. Jactatio* capitis nocturna, Jactatio corporis ein Mangel an der veräußerten Sache zeigt. wickelt. Bei der Ermittlung der Bewertung wer-
nocturna). den die ärztliche Arbeitszeit und der jeweilige
Bewertungsskala 240

Ressourcenverbrauch (Technikeinsatz) berück- Identität über die Zeit und der darin begrün- men: z. B. bei intrakraniellen Prozessen (u. a.
sichtigt. deten Autonomie bei der Gestaltung des bei Schädelhirntrauma*, Schlaganfall*, intra-
Rechtliche Grundlage: § 87 SGB V. mentalen und sozialen Raumes, z. B. bei Ent- kranieller Blutung oder Tumor, Epilepsie*)
B Bewertungsskala → Ratingskala scheidungen) 3. Gerichtetheit des bewussten oder infolge Stoffwechsel- (z. B. bei Diabetes*
Bewusstlosigkeit f: engl. unconsciousness. Erlebens auf etwas (im engeren Sinn Intentio- mellitus) oder Regulationsstörungen, kardia-
Schwere Form der quantitativen Bewusstseins- nalität) ler Arrhythmie oder Intoxikation 4. Eintei-
störung* mit Fehlen bewussten psychischen Ge- – geistiges Vermögen des Menschen, das zu ab- lung (nach zunehmender Ausprägung): I. Be-
schehens und aufgehobener Kontakt- sowie er- sichtsvoll zielverfolgendem Handeln bei nommenheit* II. Somnolenz* III. Sopor*
heblich eingeschränkter bis aufgehobener Reak- gleichzeitiger Selbstwahrnehmung und IV. Bewusstlosigkeit* (Synkope*, Koma*)
tionsfähigkeit bei initial erhaltener somati- Selbstkontrolle* befähigt und durch Komple- – qualitative Bewusstseinsstörung: die Quali-
scher* Funktion. Mit zunehmender Tiefe der xität und Differenziertheit ausgezeichnet ist tät des Erlebens ist insgesamt verändert, was
Bewusstlosigkeit kommt es zur Störung von – umfasst das Wahrnehmen der Sinneseindrü- subjektiv negativ oder positiv erlebt werden
Schutzreflexen, Atem- und Kreislauffunktion cke und der darin repräsentierten Gegenstän- kann: 1. Bewusstseinstrübung* 2. Bewusst-
sowie Temperaturerhalt. Therapiert wird inten- de und Ereignisse sowie deren Verknüpfung seinseinengung* 3. Bewusstseinserweite-
sivmedizinisch. Ätiologie: mit Gedächtnisinhalten, Erinnerungen und rung*.
– Kardiovaskulär Stimmungen. Bewusstseinstrübung f: engl. clouding of con-
– metabolisch (Hypoglykämie* oder Hypergly- Bewusstseinseinengung f: engl. narrowed con- sciousness. Qualitative Bewusstseinsstörung*
kämie*) sciousness. Qualitative Bewusstseinsstörung* mit Beeinträchtigung der Klarheit des Bewusst-
– traumatisch (Schädelhirntrauma*) mit Fokussierung des gesamten Erlebens und seins* (Luzidität*) und damit der Fähigkeit, ver-
– iatrogen* im Rahmen der Narkose* Verhaltens auf wenige Themen und verminder- schiedene Aspekte der eigenen Person und der
– zerebral bei Schlaganfall*, generalisiertem ter Ansprechbarkeit auf Außenreize. Umwelt zu erfassen, sie sinnvoll miteinander zu
epileptischem Anfall*, entzündlich-infektiö- Vorkommen: verbinden, entsprechend zu handeln und sich
ser zerebraler Erkrankung, Enzephalopathie* – Dämmerzustand* mitzuteilen. Klinisches Bild: Betroffene wir-
oder Hirndrucksteigerung* – akute Belastungsstörung ken häufig verlangsamt, umständlich, konzent-
– Intoxikation mit Alkohol, Schlafmittel, Opi- – posttraumatische* Belastungsstörung rationsgestört und wie abgekoppelt von der
at* o. a. – akute Psychose* Umgebung. Vorkommen:
– Elektrolytstörung* u. a. – im Kontext von meditativen Verfahren und – Delir*
Formen: intensiver Konzentration (einschließlich – andere organisch bedingte Psychosen
– Synkope* (kurz dauernd) Hypnose*). – Oneirismus*
– Koma* (länger andauernd). Bewusstseinserweiterung f: engl. expanded – Dämmerzustand*
Einteilung: (notfallmedizinisch, intensivmedi- consciousness. Qualitative Bewusstseinsstö- – Intoxikation.
zinisch) durch Quantifizierung mit Glasgow* rung*, bei der die Betroffenen eine gesteigerte Beziehungsstörung f: engl. relation disorder.
Coma Scale (Tab. dort). Wachheit, Präsenz und Offenheit sowie eine in- Bezeichnung von Störungen der sozialen Inter-
Therapie: tensivierte Emotionalität* erleben (Bewusst- aktion, z. B. bei gestörten Therapeut-Patient-In-
– Stabile Seitenlagerung* im Rahmen der ers- seinsverschiebung). teraktionen, bei der Definition des Autismus*
ten Hilfe Beschreibung: Vorkommen: und im psychoanalytischen Übertragungs-/Ge-
– Indikation zur Beatmung* (Intubation) in der – Meist substanzinduziert (z. B. Halluzino- genübertragungskonzept (siehe Übertragung*).
Regel bei Glasgow Coma Scale < 8 gene*) Beziehungswahn m: engl. delusion of reference.
– Sicherung der Vitalfunktionen mit Wärmeer- – akute Schizophrenie* Form des Wahns*, bei der objektiv belanglose
halt (Hypothermie*-Prävention) sowie symp- – Manie* Äußerungen und Verhaltensweisen anderer
tomatische und kausale Therapie – im Rahmen meditativer Verfahren und inten- Menschen sowie Ereignisse in der Umwelt auf
– intensivmedizinische Überwachung (Inten- siver Konzentration (einschließlich Hyp- die eigene Person bezogen werden und ihnen
sivpflege) und ggf. Reanimation*. nose*) eine besondere Bedeutung beigemessen wird,
Bewusstsein n: engl. consciousness; syn. Senso- Bewertung. Die Bewusstseinserweiterung wird meist im Sinne einer Beeinträchtigung (Beein-
rium. Gesamtheit von Bewusstseinsinhalten meist positiv bewertet im Sinne einer Erweite- trächtigungswahn*) oder Beeinflussung.
(z. B. Wahrnehmungen und Gedanken) im Sin- rung des für die Person zugänglichen psychi- Vorkommen:
ne von Wissen um die umgebende Welt sowie schen Raumes. Sie erschließt sich fast aus- – Schizophrenie*
um das Selbst als Träger der Bewusstseinsinhal- schließlich über subjektive Erlebnisberichte, – organisch bedingte Psychose
te. Zu den Qualitäten des Bewusstseins zählen kaum über objektivierbare Verhaltensweisen. – psychotische Depression*.
z. B. Wachheit, Orientierung*, Zielgerichtet- Bewusstseinsstörung f: engl. disorder of con- Beziehung, therapeutische f: engl. therapeutic
heit, Aktivität, Aufmerksamkeit, Auffassung, sciousness. Störung des Bewusstseins*, d. h. der relationship. Alle Verhaltensweisen, Emotionen
Denkablauf und Merkfähigkeit. Gesamtheit von Bewusstseinsinhalten wie und Kognitionen, die das Verhältnis zwischen
Hintergrund: Wahrnehmungen und Gedanken. Unterschie- Therapeut und Patient kennzeichnen. Im weite-
– Bezeichnung in der Psychiatrie, Psychologie den werden qualitative und quantitative Be- ren Sinn ist es ein Oberbegriff für die Arzt*-Pati-
und Psychotherapie für: 1. Bewusstsein als wusstseinsstörungen. ent-Beziehung und im engeren Sinn spezifisch
solches, unabhängig vom Inhalt (im engeren Formen: für die psychotherapeutische Beziehung. Eine
Sinn die Fähigkeit, einen mentalen Vorgang – Quantitative Bewusstseinsstörung: 1. gra- positive therapeutische Beziehung begünstigt
bewusst zu erleben) 2. Bewusstsein des eige- duelle Verminderung des bewussten Erle- den Therapieerfolg.
nen Erlebens (im engeren Sinn Selbstbe- bens und der Vigilanz* 2. quantifizierbar Klinische Bedeutung: Die Bedeutung der thera-
wusstsein als Erleben der eigenen personalen nach der Glasgow* Coma Scale 3. Vorkom- peutischen Beziehung ist durch empirische Stu-
241 Békésy-Hörtheorie

dien belegt, die eine (bereits frühe) positive hilf- sung der Beteiligten ab. Maßnahmen zur Schaf- – bei Trichobezoar endoskopische Fragmentie-
reiche Beziehung oder ein Arbeitsbündnis mit fung bzw. Verbesserung einer erfolgverspre- rung oder chirurgische Therapie
einem günstigen Ergebnis der Therapie in Ver- chenden therapeutischen Beziehung umfassen – bei Ileus* laparoskopische oder offene Ente-
bindung bringen. Dieser Befund ist unabhängig
davon, ob der therapeutischen Beziehung bei ei-
u. a.:
– Glaubwürdiges Erklärungsmodell für Stö-
rotomie mit Extraktion des Bezoars, Absau-
gen des Darmes mit oraler Dekompression
B
nem bestimmten Therapieansatz konzeptuell rung und Intervention und querem Nahtverschluss der Enteroto-
ein hoher Stellenwert zugeordnet wird. Gele- – adäquate Vorbereitung auf therapeutische mie.
gentlich ist in der Literatur eine Überschätzung Übungen und Aufgaben Bezold-Jarisch-Refleø x m: Reflektorische arteri-
der therapeutischen Beziehung als wichtigstem – intensive soziale Verstärkung elle Hypotonie* infolge Vasodilatation (vermin-
oder einzig empirisch belegtem Wirkfaktor von – häufige Zusammenfassungen und Rückmel- derter peripherer Widerstand) und Bradykardie
Psychotherapien beobachtet worden. Die thera- dungen und komplementäre Beziehungsge- bei Erregung von Dehnungs- und Chemosenso-
peutische Beziehung ist aber nicht der wichtigs- staltung ren des ventrikulären Myokards. Der Reflex
te oder einzige empirisch belegte Wirkfaktor. – besonders bei kritischen Situationen (Reak- wird aktiviert durch Hypoxie, Nikotin, Seroto-
Dies belegen u. a. die Befunde zu therapeuti- tanz, Widerstand) Anerkennung des Patien- nin, Phenylbiguanid sowie Dehnung durch Vo-
schen Maßnahmen ohne interpersonelle Kon- ten in seinem Erfahrungszustand und Ver- lumenzunahme oder andere Reize.
takte (z. B. Bibliotherapie*, Internettherapie). meidung von Überforderung. Klinische Bedeutung: Der Bezold-Jarisch-Reflex
Die Psychotherapieforschung zeigt konsistent Erfassung: Zur Erfassung verschiedener Aspek- führt in manchen Fällen zum Herzversagen bei
mittelstarke Korrelationen zwischen der Quali- te der therapeutischen Beziehung wurde eine Herzinfarkt oder Myokarditis.
tät der therapeutischen Beziehung und dem Vielzahl von Fragebögen, Ratingskalen und Be- Bezold-Mastoiditis f: engl. Bezold’s mastoiditis.
Therapieerfolg. Sie ist demnach wichtig, aber obachtungsverfahren entwickelt (z. B. Stunden- Komplikation der akuten Mastoiditis* mit Ei-
weder hinreichend noch notwendig für den bogen für die allgemeine und differenzielle Ein- terdurchbruch im Bereich der Mastoidspitze
Therapieerfolg. Die Bedeutung der therapeuti- zelpsychotherapie). (Ansatz des M. sternocleidomastoideus). Die Be-
schen Beziehung und die Auffassung, was eine Bezoar m: syn. Gastrolith. Faserige Verklum- zold-Mastoiditis tritt bei älteren Jugendlichen
positive therapeutische Beziehung konstituiert, pung aus unverdaubaren Materialien, die sich und Erwachsenen nach Pneumatisation der
variiert zwischen therapeutischen Ansätzen: nach oraler Zufuhr im Magen und seltener im Mastoidspitze auf. Betroffene entwickeln einen
– In den psychodynamischen Therapieverfah- Darmtrakt zu einem Knäuel formen und zu ei- entzündlichen Schiefhals aufgrund einer
ren gilt eine positive Beziehung als zentrale nem Darmverschluss führen. Durch den langen Schonkontraktur sowie eine Schwellung und
Voraussetzung für das Gelingen der Therapie Kontakt mit den Verdauungssäften härten die Druckschmerz im oberen seitlichen Halsbe-
und als unspezifischer Wirkfaktor, während äußeren Schichten des Klumpens aus. Diese Ge- reich.
das Verstehen und Transformieren von Über- bilde nennt man Bezoarsteine. Bezugspflege f: syn. Primary nursing. Patien-
tragung* und Gegenübertragung* als metho- Formen: tenorientierte Arbeitsorganisation in der Pflege.
denspezifischer Wirkfaktor gilt. – Phytobezoar aus ungenügend gekauten Dabei übernimmt eine Pflegeperson die Pflege-
– In der Gesprächspsychotherapie* gelten die oder sehr faserreichen Pflanzenresten, z. B. verantwortung für einen Patienten während sei-
in der dort formulierten Grundhaltung ent- bei insuffizientem Gebiss nes gesamten stationären Aufenthalts sowie
haltenen Elemente (Wertschätzung, Kongru- – Trichobezoar aus verschluckten Haaren im während der Betreuung und Begleitung im am-
enz und Empathie*) als essenzielle Elemente Rahmen psychischer Störungen, häufig bei bulanten Bereich mit allen dazugehörigen pfle-
der therapeutischen Beziehung. jungen Frauen mit Trichotillomanie* (Haare gerischen Tätigkeiten. Das Gegenmodell ist die
– In der kognitiven Verhaltenstherapie* wird ausreißen) und Trichophagie (Haare essen) Funktionspflege*.
darauf geachtet, die Beziehung bewusst sup- – Laktobezoar aus geronnener, eingedickter Organisation: Die Bezugspflege umfasst die
portiv und strukturierend zu gestalten. Das Milch (bei Säuglingen) kontinuierliche Betreuung des Patienten, die
Interesse an der therapeutischen Beziehung – Arzneimittelbezoar: besonders im Rahmen Anpassung der Pflege an die Individualität des
basiert hier auf der Erkenntnis, Therapieer- einer Therapie mit Antazida*. Patienten und hat die achtsame Beziehung zum
folge nicht ausschließlich durch Technik- Klinik: Patienten zum Ziel. Die Arbeitsorganisation
oder Störungsvariablen bei der Anwendung – Häufig jahrelang asymptomatisch folgt bestimmten Qualitätsregeln:
verhaltenstherapeutischer Maßnahmen in – Bauchschmerz, Übelkeit, Erbrechen, rasches – Die Bezugspflegeperson (primary nurse) ist
der Praxis erklären zu können. Sättigungsgefühl, Anorexie, Gewichtsver- für die Planung, Durchführung und Evalua-
Formation: Die therapeutische Beziehung wird lust, Ileussymptomatik, gastrointestinale tion der Pflege eines Patienten zuständig
von zahlreichen störungs-, individual- und kul- Blutung. – während der Abwesenheit der Bezugspflege-
turspezifischen Faktoren geprägt. Interpersona- Komplikationen: person führen Begleitpflegende (associate
le und kommunikative Stile ebenso wie unter- – Selten Blutung aufgrund peptischer Ulzera nurses) oder eine andere fachlich erfahrene
bewusste Beziehungsmuster bestimmen die oder Drucknekrosen Pflegeperson die Pflege entsprechend der Pla-
therapeutische Beziehung. Sie sollte individuell – Ileus nung der primary nurse fort.
auf den jeweiligen Patienten, seine Persönlich- – ggf. Arzneimittelüberdosierung bei Arznei- Békésy-Hörtheorie f: engl. Békésy’s theory.
keit und sein Störungsbild abgestimmt sein. mittelbezoar. Theorie zur Erklärung der beim Hören im In-
Dabei muss sie nicht immer supportiv und posi- Diagnostik: Häufig Zufallsbefund bei Gastro- nenohr* ablaufenden hydromechanischen Pro-
tiv sein. Unter Umständen können auch provo- skopie, CT- oder Röntgenuntersuchungen. zesse.
kative Therapieansätze zum Therapieerfolg bei- Therapie: Je nach Art der Zusammensetzung: Hintergrund: Vom Schall ausgelöste Wellen
tragen. Die Beziehungsgestaltung kann nicht – Bei Phytobezoar Auflösung mit Zellulase, (sog. Wanderwellen) in der Endolymphe wan-
allein auf Patientenmerkmale zurückgeführt Acetylcystein und Cola in Kombination mit dern vom Stapes in Richtung Helicotrema* und
werden, sondern hängt wesentlich von der Pas- Metoclopramid lenken die Basilarmembran des Corti-Organs
B-Fasern 242

aus. Entsprechend ihrer Frequenz wird an einer Wirksamkeit: Evidenzbasierte Wirksamkeit kann. Es setzt sich zusammen aus Proteinen
bestimmten Stelle ein Amplitudenmaximum nachgewiesen (Metaanalysen; Marrs, 1995; Al- (z. B. Phospholipase A2), Peptiden (insbesondere
aufgebaut (Dispersionstheorie). Dieses erregt koholabhängigkeit: Apodaca und Miller, 2003; Melittin; Apamin), Histamin und Dopamin so-
B die Sinneszellen an diesem Ort (Einorttheorie).
Schallwellen hoher Frequenzen haben dieses
Depression: Cuijpers, 1997; Gregory et al.,
2004; sexuelle Dysfunktion: Van Lank-
wie Lipidmediatoren (Leukotriene B4 und C4).
Bier-Block m: engl. Bier’s local anesthesia; syn.
Maximum in der Nähe des Stapes, Schallwellen veld, 1998). intravenöse Regionalanästhesie (Abk. IVRA).
niedriger Frequenzen im Bereich des Helicotre- Bicarbonat-Ion n: engl. bicarbonate ion. Haupt- Form der Regionalanästhesie* mit Injektion des
mas*. transportform des im Gewebe anfallenden Lokalanästhetikums in eine distale Vene einer
B-Fasern → Nervenfaser CO2 (chemische Formel HCO3–). Bicarbonat- Extremität in Esmarch*-Blutleere.
BFNE: Abk. für benigne familiäre neonatale Ionen bilden als Basen mit H+-Ionen die Säure Bierhefe f: engl. brewers’ yeast; syn. Faex medi-
Epilepsie → Neugeborenenkrämpfe H2CO3. cinalis. Ausgewaschene, entbitterte untergärige
Bh [Blutgruppensysteme]: Blutgruppe Bh, sie- Bicarbonatpuffer m: engl. bicarbonate buffer. Back- oder Bierhefe von Saccharomyces* cerevi-
he Para*-Bombay-Blutgruppen. Wichtiges Puffersystem aus Kohlensäure siae bzw. carlsbergensis, die v. a. Vitamine der
B I: Abk. für Billroth I → Magenteilresektion (H2CO3), Bicarbonat (HCO3–) und H+ mit B-Gruppe (Thiamin*, Riboflavin, Pantothensäu-
Bias n: Einseitige Verzerrung von Studienergeb- pK 6,1. Im arteriellen Blut werden durch Abat- re*) enthält.
nissen vom theoretischen Wert, der Ergebnis ei- mung von CO2 Abweichungen des pH-Wertes Einsatz in der Medizin:
ner perfekten Messung wäre (wahrer Wert). Ein vom Normalwert (7,35–7,45) stark gedämpft. – (medikamentös) bei Appetitlosigkeit
Bias wird verursacht durch Störgrößen oder feh- Die Bicarbonatkonzentration (24 mmol/l) wird – getrocknet bei Akne und Furunkulose (anti-
lerhafte Messtechnik, beispielsweise Selektions- durch Sekretion und Resorption in Niere und bakterielle und phagozytosestimulierende
bias: systematische Verzerrung durch Selektion Leber reguliert. Wirkung)
von besonders gesunden oder gesundheitsbe- Bichel-Bing-Harboe-Syndrom → Bing-Neel- – schwaches Laxans
wussten Personen, die sich freiwillig zur Teil- Syndrom – als Lyophilisat mit lebenden Zellen zur Be-
nahme an Präventionsstudien melden. Bickenbach-Armlösung f: engl. Bickenbach’s handlung akuter Diarrhö* (Wachstumshem-
Bias-Flow → Hochfrequenzbeatmung arm delivery. Geburtshilflicher Handgriff zur Lö- mung fakultativ pathogener Mikroorganis-
Bibernelle, große f: syn. Pimpinella major. sung der neben den Kopf hochgeschlagenen Ar- men, Regenerationsförderung der natürli-
Ausdauernde Staude aus der Familie der Dol- me bei einer Geburt aus Beckenendlage. Bei der chen Darmflora).
dengewächse (Apiaceae), die in Europa sowie Armlösung nach Bickenbach wird zunächst der Biermer-Anämie → Anämie, perniziöse
West-Asien vorkommt. Sie wirkt sekretomoto- hintere Arm aus der Kreuzbeinhöhle und da- Bifidobacterium n: syn. Bifidusbakterien. Gat-
risch und -lytisch. Zusammen mit der Kleinen nach der vordere Arm unter der Symphyse ge- tung grampositiver, unbeweglicher, sporenlo-
Bibernelle bildet die Große Bibernelle die löst. ser, überwiegend anaerober Stäbchenbakterien
Stammpflanze der Droge. Medizinisch wird sie Bickerstaff-Enzephalitis f: engl. Bickerstaff der Familie Bifidobacteriaceae, die in 11 nicht
innerlich bei Katarrhen der oberen Atemwege brainstem encephalitis; syn. benigne Hirnstam- humanpathogene Spezies untergliedert wer-
verwendet (Kommission E). menzephalitis. Umschriebene Enzephalitis* des den. Bifidobakterien weisen Ähnlichkeit zu Co-
Verwendung: Volkstümlich: Hirnstamms meist unklarer, oft postinfektiöser rynebakterien auf und spalten Kohlenhydrate
– Als Stomachikum in Bitterschnäpsen und Ge- Ätiologie mit günstiger Prognose. Klinisch äu- unter Bildung von Essig- und Milchsäure im
würzextrakten ßert sie sich durch Ophthalmoplegie und Ata- Verhältnis 3 : 2.
– Anwendung innerlich bei Erkrankungen der xie*. Differenzialdiagnostisch kommen Fisher*- bifidus: Zweigeteilt.
Harnorgane, Nieren- und Harnblasensteinen Syndrom oder Hirnstammenzephalitiden infek- Bifidusflora f: engl. bifidus flora. Traditioneller
– äußerlich zum Gurgeln und Spülen bei Ent- tiöser Genese infrage. Name für intestinale Arten von Bifidobacteri-
zündungen der Mund- und Rachenschleim- bicuspidalis: engl. bicuspidal. Zweizipfelig; um*, die in allen Altersstufen des Menschen ei-
haut auch bikuspidal, bikuspid; z. B. Valva bicuspi- nen quantitativ großen Anteil der bakteriellen
– als Badezusatz bei schlecht heilenden Wun- dalis (Mitralklappe*) oder bikuspide Aorten- Darmflora bilden. Bei muttermilchernährten
den. klappe als angeborener Herzfehler (siehe auch Säuglingen ist Bifidobacterium infantis neben
Die Wirksamkeit bei den volkstümlichen An- Aortenklappeninsuffizienz*). Bifidobacterium bifidum vorherrschend. Der
wendungsgebieten ist derzeit nicht belegt. Biedl-Syndrom → Bardet-Biedl-Syndrom Stuhl von mischkosternährten Kindern und Er-
Bibliotherapie f: engl. bibliotherapy. Form der Biegungsfraktur → Fraktur wachsenen enthält vorwiegend Bifidobacterium
Psychotherapie*, bei welcher der Patient durch Bielschowsky-Körper m sg, pl: engl. Bielschow- longum.
Lektüre einer gezielten Auswahl geeigneter Li- sky’s bodies. Zytoplasmatische neuronale Poly- Bifokalgläser → Brillengläser
teratur oder die Produktion von Texten darin glukosaneinschlüsse*, die bei degenerativen Er- Bifurcatio aoø rtae → Aorta
unterstützt werden soll, Kenntnisse bezüglich krankungen der Basalganglien* histologisch Bifurcatio carotidis f: engl. carotid bifurcation;
des Ausdrucks von Gefühlen und Erlebnissen nachweisbar sind. syn. Karotisgabel. Teilungsstelle der A. carotis
zu erwerben, um seine Probleme besser zu erle- Bielschowsky-Zeichen n: engl. Bielschowsky communis. Die Bifurcatio carotidis befindet
ben, zu verstehen und zu bewältigen. head-tilt phenomenon. Neigen des Kopfes zur ge- sich auf Höhe des 4. Halswirbels. Hier ist das
Prinzip: sunden Seite und leichtes Senken des Kopfes als Gefäß zum Sinus* caroticus erweitert, in dem
– Trainingsverfahren mit psychoanalytischem, Zeichen einer Trochlearislähmung* zur Vermei- Barorezeptoren liegen, die bei einem Anstieg
patientenzentriertem, v. a. aber lerntheoreti- dung sonst auftretender schräg stehender Dop- des Blutdrucks stimuliert werden. Auch das
schem Hintergrund pelbilder. Glomus* caroticum mit Sauerstoffrezeptoren ist
– psychoanalytische und patientenzentrierte Bienengift n: engl. bee venom. Gift der Honig- dort lokalisiert.
Formen gehen u. a. spieltherapeutisch vor biene (Apis mellifera), das eine Allergie* vom Bifurkationsprothese f: syn. Y-Stück. Y-förmi-
(siehe Spieltherapie*). Typ I (Hymenopterengiftallergie*) auslösen te- ge Prothese zur künstlichen Umgehung eines
243 Bilirubin

verengten Gefäßes, in der Regel modular und – MR*-Cholangiopankreatikografie (MRCP) (wasserlösliches, konjugiertes) und indirektes
aus 2 Teilen bestehend. – ERCP*. (wasserunlösliches, unkonjugiertes) Bilirubin.
Bifurkationssyndrom → Leriche-Syndrom Therapie: Je nach Befund operative oder endo- Hintergrund: Im Körper werden ca. 250–350 mg
Bigeminie f: engl. bigeminy. Herzrhythmusstö-
rung*, bei der mehrmals hintereinander auf ei-
skopisch interventionelle Sanierung (z. B. Sten-
ting).
Bilirubin pro Tag gebildet. Zunächst werden
der Protoporphyrinring des Hämoglobins und
B
ne normale Herzaktion regelmäßig eine (meist Bilhaø rzia f: Nach dem Entdecker des Erregers Globin abgespalten. Durch Oxidoreduktion
ventrikuläre) Extrasystole* folgt. Diese fällt der ägyptischen Hämaturie (Distomum haema- entsteht Biliverdin, das weiter zum indirekten,
zeitlich vor der zu erwartenden nächsten regu- tobium) benannte Parasitengattung, die heute unkonjugierten Bilirubin reduziert wird. Bili-
lären Systole ein, sodass auf je 2 dicht aufeinan- als Schistosoma* bezeichnet wird. rubin wird v. a. aus dem Hämoglobin alter
derfolgende Herzaktionen (v. a. bei ventriku- Bilharziose → Schistosomiasis Erythrozyten, in Knochenmark, Milz und Leber
lären Extrasystolen) eine postextrasystolische biliär: engl. biliary. Gallig, die Galle betreffend gebildet. Bei perniziöser Anämie entsteht es
kompensatorische Pause* folgt. oder durch eine Gallenwegserkrankung be- auch durch den Abbau von Myoglobin* und Cy-
BIG-Score: Für Kinder validierter, mit Mortali- dingt. tochromen*. Bilirubin wird an Serumalbumin
tät bei Polytrauma* korrelierender, rechnerisch bilifer: Galle leitend. gebunden in die Leber transportiert. Es ist in
auf Grundlage von Basenabweichung, INR (für Biliom n: engl. bilioma. Durch spontane oder freier Form hochtoxisch. In der Leber wird es
engl. international normalized ratio, vgl. verletzungsbedingte Gallengangseröffnung freigesetzt, in den Leberzellen konzentriert,
Thromboplastinzeit*) und Glasgow Coma Scale (Gallefistel oder -leckage) entstehende, außer- durch die mikrosomale UDP-Glukuronyltrans-
ermittelter prognostischer Parameter. halb des Gallengangsystems intra- oder extrahe- ferase mit 2 Glucuronsäureresten zum wasser-
bikuspidal → bicuspidalis patisch lokalisierte, zystische Raumforderung löslichen, direkten Bilirubin konjugiert und in
Bikuspidalklappe → bicuspidalis mit Galle als Inhalt. Biliome treten vorwiegend dieser Form mit der Galle ausgeschieden. In der
Bikuspidalklappe → Mitralklappe als postoperative Komplikation auf, z. B. nach Galle wird es z. T. an Lecithin oder Gallenprote-
Bilanzierung f: engl. equilibration; syn. Flüssig- Cholezystektomie*, Leberresektion* und Opera- ine gebunden. Im Darm erfolgen durch Darm-
keitsbilanzierung. Sicherstellung eines ausge- tionen am Ductus hepatocholedochus mit Anla- bakterien die Dekonjugierung und der Abbau
glichenen Wasserhaushalts* und Elektrolyt- ge von biliodigestiven Anastomosen*. u. a. zu Urobilinogen, Stercobilinogen* und Me-
haushalts* durch Erstellen eines individuellen Pathogenese: Durch den Austritt von Galle aus sobilirubinogen. Ca. 20 % des Bilirubins bzw.
Einfuhrplans (bzw. Infusionsplans) für jeweils dem Gallengangsystem entsteht eine Fistelung seiner Metabolite werden im Darm rückresor-
24 h. Einfuhr (Gesamtwasseraufnahme ein- (Gallefistel) mit konsekutiver Ansammlung von biert und gelangen in den enterohepatischen
schließlich parenterale Applikation) und Aus- Galle, die als zystische Raumforderung in der Kreislauf*.
fuhr (Gesamtwasserabgabe einschließlich Aus- Bildgebung (Sonografie, CT, MRT) imponiert. Referenzbereich bei Erwachsenen:
fuhr über Drainage*) werden einander rechne- Am häufigsten treten Biliome postoperativ oder – Gesamt-Bilirubin im Blut: 0,1–1,2 mg/dl (2–
risch gegenübergestellt. in Folge einer traumatischen Leberruptur (z. B. 21 μmol/l)
Bilaø nzsuizid m: engl. balance suicide. Form des durch stumpfes Bauchtrauma) auf. – direktes Bilirubin im Blut: ≤ 0,1 mg/dl
Suizids*, der als bewusst vollzogene Willens- Klinik: (≤ 2 μmol/l)
handlung ausgeführt wird, nachdem die Bilanz – Häufig inapparent verlaufend – indirektes Bilirubin wird aus der Differenz
des bisherigen Lebens in Zusammenhang mit – Symptome treten meist erst nach Größenzu- des Gesamt-Bilirubins und des direkten Bili-
der gegenwärtigen Lebenssituation so negativ nahme mit konsekutivem Druckgefühl oder rubins berechnet.
ausfällt, dass ein Weiterleben nicht sinnvoll er- durch eine Infektion des Bilioms auf. Indikation: Differenzialdiagnose und Verlaufs-
scheint. Diagnostik: Nachweis durch Sonografie, CT kontrolle des Ikterus.
Bewertung: Es wird diskutiert wird, ob der Bi- oder MRT. Bestimmung: Als Untersuchungsmaterial dient
lanzsuizid tatsächlich aus freiem Willen began- Therapie: Bei Größenprogredienz und Sympto- aus dem venösen Blut gewonnenes EDTA- oder
gen wird oder ob situative Bedingungen bzw. men je nach Ursache und Lokalisation: Heparin-Plasma sowie Serum. Bei der Bestim-
psychische Störungen ausschlaggebend sind. – Punktion mung unterscheidet man u. a.: Im Blut:
bilateral: Beidseits, zweiseitig oder disymmet- – Drainage – Direkt durch Spektrofotometrie bei 2 Wellen-
risch. – endoskopische Papillotomie und Stenteinla- längen (um evtl. vorhandenes Hämoglobin
Bilderleben, katathymes → Psychotherapie, ge in den Ductus hepatocholedochus nach auszuschließen) bei Neugeborenen (Bilime-
katathym-imaginative Cholezystektomie und Zystikusstumpfinsuf- ter)
Bildverstärker → Röntgenbildverstärker fizienz – Diazoreaktion (Bilirubin ergibt mit diazo-
Bilhämie f: engl. bilemia. Seltenes Krankheits- – Revisionslaparoskopie oder -laparotomie mit tierter Sulfanilsäure einen Azofarbstoff mit
bild nach Leberverletzung mit Übertritt von Absaugen und Ausspülen, je nach Befund Indikatoreigenschaften): 1. konjugiertes Bili-
Galle aus dem verletzten Gallengangsystem in Übernähung eines Luschka'schen Ganges; rubin und Deltabilirubin reagieren sofort
Lebervenen. Laborchemisch zeigt sich typi- Revision einer biliodigestiven Anastomose (daher als direktes Bilirubin bezeichnet)
scherweise eine massive Hyperbilirubinämie* ggf. mit Voelker-Drainage 2. unkonjugiertes Bilirubin reagiert nach Zu-
und eine Erhöhung der Gallensäuren. Die Diag- – bei systemischer Entzündungsreaktion Anti- satz eines Akzelerators (z. B. Koffein-Rea-
nose erfolgt mittels bildgebender Verfahren. Be- biotikagabe. genz) und wird berechnet aus der Differenz
handelt wird durch operative oder endosko- Bilirubin n: Häm-Abbauprodukt. Es entsteht des Gesamtbilirubins (mit Akzelerator) und
pisch interventionelle Sanierung (z. B. Sten- zu 80 % durch Abbau erythrozytären Hämoglo- des konjugierten Bilirubins
ting). bins* in Knochenmark und Leber, zu 20 % aus – enzymatische Bestimmung.
Diagnostik: anderen Hämproteinen, wird in der Leber mit Transkutan: direkte Fotometrie* zur Bestim-
– Sonografie Glucuronsäure konjugiert und über die Galle mung von unkonjugiertem und konjugiertem
– Computertomografie ausgeschieden. Man unterscheidet direktes Bilirubin.
Bilirubinenzephalopathie 244

Erhöhte Werte im Blut: minale Gastroduodenostomie* erfolgt der phy- Interzellulärsubstanz:


– V. a. indirektes Bilirubin: 1. hämolytische siologische Wiederanschluss des Magens an das – Grundsubstanz (gelegentlich auch als amor-
Anämie (z. B. bei Thalassämie oder Autoim- Duodenum. Am häufigsten wird das Verfahren phe Grundsubstanz bezeichnet, da sie sich al-
B munhämolyse) 2. Neugeborenenikterus (bis
zu einem gewissen Grad physiologisch)
bei gutartigen Erkrankungen des gastroduode-
nalen Übergangs angewendet.
len Räumen anpassen kann): enthält wasser-
bindende Moleküle wie Glykosaminoglykane
– indirektes und direktes Bilirubin: Leberer- Billroth-Magenteilresektion → Magenteilre- und Proteoglykane, Glykoproteine sowie
krankungen, z. B. Hepatitis, Leberzirrhose sektion Wachstumsfaktoren
– v. a. direktes Bilirubin: Cholestase (z. B. Tu- Bilobektomie f: engl. bilobectomy. Resektion – kollagene, retikuläre und elastische Fasern,
mor, Gallensteine) zweier benachbarter Lungenlappen. Die Bilob- Mikrofibrillen.
– angeborene Bilirubinausscheidungsstörun- ektomie ist nur rechtsseitig möglich, da der lin- Einteilung:
gen (z. B. Rotor- oder Gilbert-Syndrom). ke Lungenflügel lediglich aus 2 Lappen besteht. – Embryonales Bindegewebe (Mesenchym*):
Bilirubinenzephalopathie → Kernikterus Die Operation kann als Obere Bilobektomie Vorläufer aller Bindegewebe
Bilirubinurie f: engl. bilirubinuria. Ausschei- (Ober- und Mittellappen) oder Untere Bilobek- – gallertiges Bindegewebe: Wharton-Sulze der
dung von Bilirubin im Urin. Makroskopisch tomie (Mittel- und Unterlappen) durchgeführt Nabelschnur, Zahnpulpa; reich an Grund-
führt eine Bilirubinurie zu einer dunkelbrau- werden. substanz (Hyaluronan)
nen bzw. „bierbraunen“ Färbung des Harns. Indikationen: Indikationen für eine Bilobekto- – retikuläres Bindegewebe: Grundgerüst von
Beim Schütteln entsteht gelblicher Schaum. Zur mie stellen das lappenüberschreitende Bronchi- lymphatischen Organen und Knochenmark
Bestätigung kann Bilirubin im Urin bestimmt alkarzinom oder ein weitreichender Tumorbe- – Fettgewebe
werden (Schnelltestverfahren, Diazoreaktion). fall im Bronchus dar, sodass für eine radikale – spinozelluläres Bindegewebe: im Ovar, aus
Die Therapie richtet sich nach der zugrunde lie- Resektion der zweite Lappen geopfert werden fischzugartig angeordneten spindelförmigen
genden Erkrankung. muss. Die Bilobektomie ist neben der Lobekto- Fibrozyten, wenig Fasern
Ursachen: Eine Bilirubinurie tritt auf, wenn Bi- mie* ein Standardeingriff der Lungenresek- – kollagenes Bindegewebe: 1. lockeres (intersti-
lirubin* im Blut auf > 34 μmol/l (2 mg/dl) erhöht tion*. tielles) Bindegewebe 2. straffes Bindegewebe:
ist, z. B. bei bilocularis: Zweikammerig, z. B. Cor bilocu- geflechtartig als Faszien und Organkapseln
– Cholestatischem Ikterus* z. B. bei: 1. Tumor lare. oder parallelfaserig als Bänder, Aponeurosen,
2. Gallensteinen Bimatoproø st n: Antiglaukomatosum aus der Sehnen
– Dubin*-Johnson-Syndrom Gruppe der Prostaglandin-Derivate, das als – elastisches Bindegewebe: im deutschsprachi-
– Rotor*-Syndrom. Tropfen zur Behandlung des chronischen Of- gen Raum klassischerweise Ligamenta* flava
Biliverdin → Bilirubin fenwinkelglaukoms und der okulären Hyper- und einige andere Bänder (Lig. nuchae, Lig.
Billings-Ovulationsmethode f: engl. Billings’ tension eingesetzt wird. Es verstärkt den Kam- stylohyoideum). Allerdings sind elastische
method; syn. Zervixschleimmethode. Methode merwasserabfluss. Wichtige Nebenwirkungen Fasern auch im elastischen Knorpel, oft im
der natürlichen Kontrazeption*, bei der die sind Augenjucken und verstärktes Wachstum lockeren Bindegewebe (z. B. Haut, Atemwe-
Konsistenz des Zervixschleims* zur Bestim- der Augenwimpern. In der Schwangerschaft ge) und als „Membranen“ in Arterien des
mung fruchtbarer und unfruchtbarer Tage be- darf Bimatoprost nicht angewendet werden. elastischen Typs zu finden.
urteilt wird. Die Methode ist bei alleiniger An- Bindegewebe n: engl. connective tissue. Wäh- Bindegewebenävus m: engl. connective tissue
wendung unzuverlässig. rend der Embryonalentwicklung aus dem Meso- nevus; syn. Pflastersteinnävus. Angeborene oder
Prinzip: Die Frau nimmt täglich Zervixsekret derm* bzw. dem sich daraus entwickelnden Me- im Kindesalter auftretende, beschwerdefreie,
zwischen Daumen und Zeigefinger und öffnet senchym entstandenes Gewebe. Bindegewebe einzeln oder gruppiert stehende Papeln oder
die beiden Finger. Kurz vor dem Eisprung und kommt fast überall im Körper vor, befindet sich Plaques der Dermis. Eine Therapie ist in der Re-
bis 4 Tage danach ist der Schleim dünnflüssig zwischen Zellen und Organen, ist relativ zellarm gel nicht notwendig; wenn kosmetisch störend,
und zieht 6–12 cm lange Fäden zwischen den und erfüllt z. T. sehr spezifische Aufgaben (Sta- ist die Exzision möglich. Epidemiologie: iso-
Fingern (sog. Spinnbarkeit des Zervixsekrets). bilität, Wasserbindung). Bindegewebe ist zu- liert oder im Rahmen von hereditären Syn-
Während der unfruchtbaren Tage ist der gleich Ausgangspunkt vieler Entzündungen. dromen, z. B. Buschke*-Ollendorff-Syndrom,
Schleim zähflüssig und für Spermien schwer Bestandteile: Pringle-Bournevillesche Phakomatose. For-
durchgängig. – Ortsständige, nicht bewegliche Zellen, die
Billroth-II-Resektion f: syn. Billroth-Magen- die extrazellulären Bestandteile (faserige An-
Resektion. Distale Magenteilresektion mit teile, Mikrofibrillen und Grundsubstanz) des
Blindverschluss des Duodenums und Wieder- Bindegewebes bilden
herstellung der gastrointestinalen Passage – freie, mobile Zellen, die spontan oder z. B. im
durch eine ante- oder retrokolisch zum Restma- Rahmen von Entzündungsprozessen in das
gen hochgezogene Jejunumschlinge, die in Bindegewebe einwandern.
Form der Seit-zu-Seit-Gastrojejunostomie anas- Zellen des Bindegewebes:
tomosiert wird. Zur Verhinderung des Gallere- – Ortsständige Zellen: 1. Fibroblasten 2. Fibro-
fluxes in den Restmagen wird eine Braun*-Fuß- zyten 3. Myofibroblasten 4. Retikulumzellen
punktanastomose zwischen dem zu- und ab- 5. Sehnenzellen 6. mit Fibrozyten verwandte
führenden Dünndarmschenkel angelegt. Zellen wie Chondrozyten und Osteozyten,
Billroth-I-Resektion f: syn. Billroth-I-Rekons- Fettzellen
truktion. Operatives Verfahren zur Rekonstruk- – mobile Zellen: 1. Makrophagen 2. Histiozy-
tion der gastrointestinalen Passage nach distaler ten 3. Mastzellen 4. Granulozyten 5. Lym- Bindegewebenävus: Befund an der Ulnarseite
Magenteilresektion*. Durch eine termino-ter- phozyten 6. Plasmazellen. der Handinnenfläche. [4]
245 Bioakkumulation

men: Je nach vorrangiger Gewebsvertretung sich z. B. Furchtsamkeit, Mangel an Ansprech- Bing-Neel-Syndrom n: Veraltete Bezeichnung
Unterscheidung klinisch und histologisch in barkeit und sozialer Rückzug. Behandelt wird für neurologische Veränderungen bei Makro-
Naevus elasticus und Kollagenome. mit Psychotherapie*, Milieutherapie* und Sozi- globulinämie*.
Klinik:
– Mäßig derbe, ovale bis polygonale, weißliche,
alarbeit.
Ätiologie: Vermutlich Vernachlässigung und
Binoculus m: engl. binocular occlusion. Verband
über beide Augen. Dieser Verband dient meist
B
gelbliche oder hautfarbene Papeln oder Misshandlung durch Bezugspersonen (z. B. El- der Ruhigstellung des gesunden Auges, um
Plaques; konfluieren zu pflasterartigen Her- tern). Mitbewegungen des kranken Auges zu vermei-
den (siehe Abb.) Binet-Klassifikation f: engl. Binet classification. den.
– häufig Anordnung entlang der Spaltlinien Klinische Stadieneinteilung der chronisch lym- Binokularsehen → Sehen, binokulares
– keine Beschwerdesymptomatik. phatischen Leukämie (CLL). Berücksichtigt wer- Binomialverteilung f: Verteilung, welche die
Bindehautblutung → Hyposphagma den die Anzahl der befallenen Lymphknoten- Wahrscheinlichkeit des vielfachen Eintretens ei-
Bindehautchemose → Chemosis areale und Blutbild-Werte. Siehe Tab. ner von 2 Alternativen beschreibt. Wenn p die
Bindehautentzündung → Konjunktivitis Wahrscheinlichkeit für das Eintreten einer Al-
Bindehautphlyktäne → Keratoconjunctivitis ternative ist (z. B. fehlerbehaftet), dann ist 1 – p
phlyktaenulosa Binet-Klassifikation: die Wahrscheinlichkeit für die andere Alternati-
Bindung → Eltern-Kind-Beziehung Stadieneinteilung nach Binet. ve (z. B. fehlerfrei).
Bindung, energiereiche f: engl. high-energy Binswanger-Krankheit → Enzephalopathie,
Sta- Charakteristika[1] medianes
bond. Bindung z. B. in Phosphorsäureestern, bei dium Überleben
subkortikale arteriosklerotische
deren hydrolytischer Spaltung Energie (mindes- (Jahre) Bioäquivaleø nz f: engl. bioequivalence. Biophar-
tens 30 kJ/mol) frei wird, z. B.: ATP → ADP + mazeutische Gleichwertigkeit zweier Arznei-
Phosphat + 30,5 kJ/mol (bzw. 7,3 kcal/mol). Binet präparate, die den gleichen Wirkstoff* in glei-
Bindungsstörung f: engl. attachment disorder. A < 3 befallene Areale[1], > 10 cher Dosierung und Arzneiform enthalten. Bio-
Abnormes Beziehungsmuster eines Kindes zu äquivalenz schließt den Begriff der pharmazeu-
Betreuungs- bzw. Bezugspersonen innerhalb Hämoglobin > 10 g/dl, tischen Äquivalenz ein und erfordert zusätzlich
der ersten 5 Lebensjahre. In der Bindungstheo-
Thrombozyten > 100 000/μl eine gleiche Bioverfügbarkeit*. Die Ermittlung
rie wird sie charakterisiert als frühe Antwort des B ≥ 3 befallene Areale[1], 7 der gesetzlich geforderten Bioäquivalenz ist nur
Kindes auf die Unfähigkeit der Eltern, seinen Hämoglobin > 10 g/dl, durch eine klinische Studie* möglich.
Bedürfnissen nachzukommen. Im weiteren Thrombozyten > 100 000/μl Bedeutung: Die Bioäquivalenzentscheidung hat
Sinn versteht man darunter auch eine allgemei- große Bedeutung für die Hersteller von Generi-
ne Störung der Beziehungsfähigkeit. Formen: C ≥ 3 befallene Areale[1], 5 ka*, da diese bei nachgewiesener Bioäquivalenz
– Reaktive Bindungsstörung* des Kindesalters: Hämoglobin < 10 g/dl, für die Zulassung auf die Unterlagen des Origi-
1. ambivalente und variierende Reaktionen Thrombozyten < 100 000/μl nalherstellers Bezug nehmen können, d. h.
in sozialen Interaktionen 2. in Kombination [1]
Areale: Lymphknoten axillär, zervikal, inguinal; nicht alle klinischen Tests für den Wirkstoff
u. a. mit emotionaler Störung, sozialem Leber, Milz; wiederholen müssen.
Rückzug, Furchtsamkeit 3. evtl. Selbst- oder Bioakkumulation f: engl. bioaccumulation. An-
Fremdaggression 4. ggf. Wachstumsstörung reicherung chemischer Substanzen in belebten
– Bindungsstörung mit Enthemmung: 1. dif- Komponenten des Ökosystems, wobei steigende
fuse Bindungen und relatives Fehlen selekti- Binge Eating → Essattacke Konzentrationen der Substanzen resultieren.
ver sozialer Bindungen 2. wenig modulierte Binge-Eating-Störung f: engl. binge eating dis- Dabei werden meist unphysiologische oder to-
soziale Interaktionen mit unvertrauten Per- order (Abk. BED); Abk. BES. Essstörung* mit Ess- xische Elemente oder chemische Verbindungen
sonen 3. ggf. Kombination mit emotionalen attacken* an mindestens 2 Tagen pro Woche aus der unbelebten Natur selektiv aufgenom-
und Verhaltensstörungen. über 6 Monate. Im Gegensatz zu Bulimia* ner- men und über die Nahrungskette* weitergege-
Ätiologie: vosa erfolgen keine regelmäßigen, einer Ge- ben (Pflanze, Tier, Mensch).
– Vernachlässigung, Misshandlung oder Miss- wichtszunahme entgegensteuernden Maßnah- Voraussetzung: Relativ lange Verweildauer der
brauch durch Bezugspersonen men. Nach den Essattacken treten häufig Substanzen im Organismus (lange biologische
– ggf. Institutionalisierung (Heimaufenthalt) Schuld- oder Ekelgefühle auf. Behandelt wird Halbwertzeit) bzw. insgesamt geringe oder se-
im Kleinkindalter. mit Psychotherapie*. Übergang in Bulimia ner- lektive Elimination, z. B. Speicherung in be-
Therapie: vosa ist möglich. Vorkommen: stimmten Organen oder Elimination über die
– Kindzentrierte Psychotherapie* – Gesamtbevölkerung ca. 2 % (Männer) bzw. Milch.
– Milieutherapie* 3,5 % (Frauen) Klinische Bedeutung:
– Sozialarbeit – bis zu 30 % bei Patienten mit Adipositas* in – Relevante chemische Substanzen: 1. Cadmi-
– ggf. Unterbringung in Pflegefamilie oder gewichtsreduzierender Behandlung um (Itai-Itai-Krankheit) 2. Quecksilber (Mi-
Heim (häufig Persistenz trotz Milieuwech- – häufig in Kombination mit Übergewicht oder namata*-Krankheit) u. a. Schwermetalle
sels). Adipositas und depressiver Episode*. 3. polychlorierte Biphenyle (Yusho-Krank-
Bindungsstörung, reaktive f: engl. reactive at- Ätiologie: heit) u. a. halogenierte Kohlenwasserstoffe
tachment disorder. Störungen der sozialen Funk- – Komplex und multifaktoriell (z. B. Dichlordiphenyltrichlorethan DDT),
tionen, insbesondere abnormes Beziehungs- – ggf. gestörte Emotionsregulation oder belas- die z. T. über Muttermilch in konzentrierter
muster zu Bezugs- und Betreuungspersonen tende Lebensereignisse. Form ausgeschieden werden
und emotionale Auffälligkeiten, die sich vor Bing-Horton-Syndrom → Cluster-Kopf- – Bioakkumulation von Radionukliden führt
dem 5. Lebensjahr entwickeln. Klinisch zeigen schmerz über Nahrungsketten unter Umständen zu
Biochemie 246

deutlicher Steigerung der inkorporierten Ak- erwarten lassen, sondern einen Vorteil für ande- Biogenese f: Entstehungsgeschichte von Lebe-
tivität und entsprechend hoher Strahlenex- re Personen derselben Altersgruppe oder mit wesen (aus anderen Lebewesen). Als Biogenese
position*, z. B.: 1. durch Jod, das in der derselben Erkrankung, sog. Gruppennutzen). wird auch die Entstehung von Stoffen und
B Schilddrüse selektiv gespeichert wird (Organ-
dosis*) 2. durch knochenaffine Radioisotope
Biofeedback n: Verfahren, mit dem körperli-
che Prozesse, die normalerweise bewusster
Strukturen in oder durch Lebewesen bezeich-
net.
(knochenaffine Elemente*) 3. durch Radioiso- Wahrnehmung unzugänglich sind, mit techni- Bioindikatoren m pl: syn. Bioindikator. Biolo-
tope von Caesium, die besonders in Muskel- schen Hilfsmitteln in visueller oder akustischer gische Indikatoren zur Routineüberwachung
gewebe gespeichert werden 4. durch Cadmi- Form kontinuierlich rückgemeldet werden. Bei- und Verifizierung der keimabtötenden Wirk-
um, das besonders in Nieren- und Leberge- spiele sind Herz- und Atemfrequenz, Blut- samkeit eines Sterilisationsprozesses. Bestimm-
webe gespeichert wird. druck, EEG-, EMG-, EKG-Signale, Hauttempe- te, gegen das zu prüfende Verfahren getestete
Biochemie f: engl. biochemistry. Naturwissen- ratur und -widerstand. Das Ziel ist deren ver- Resistenzstufen* werden als Bakteriensporen
schaft, die als Physiologische Chemie aus der besserte Wahrnehmung und Beeinflussung. oder als geeignete sporenhaltige Erde nach fest-
Physiologie hervorging. Sie analysiert die che- Indikation: gelegten Bedingungen für die Dauer einer Steri-
mischen Abläufe der Lebensvorgänge in vitro, – Unterstützendes Verfahren in der Verhal- lisation* in den Innenraum eines Sterilisators
in Zellen, Geweben sowie Organismen und un- tenstherapie* und Verhaltensmedizin, v. a. eingebracht.
tersucht die daran beteiligten Biomoleküle (Pro- als unterstützendes Verfahren bei der Be- Keime: Für die Dampf- und Formaldehyd*-
teine, Kohlenhydrate, Nukleinsäuren und Lipi- handlung von Schmerzstörungen (besonders Wasserdampf-Sterilisation wird als Prüfkeim
de), deren Bau und Funktion, deren Stoffwech- Migräne*, Spannungskopfschmerz*, chroni- der Geobacillus stearothermophilus eingesetzt,
sel sowie dessen Regulation. sche Rückenschmerzen) für die Ethylenoxid-Gas-Sterilisation der Bacil-
Biochirurgie f: engl. biosurgery; syn. Madenthe- – Demonstration psychophysiologischer Zu- lus atrophens.
rapie. Einsatz von Fliegenmaden, z. B. der Spe- sammenhänge im Rahmen verhaltensthera- Bioklimatologie f: engl. bioclimatology. Wis-
zies Lucilia sericata, zur Reinigung von Wun- peutischer Konzepte anhand von Mehrkana- senschaft, die sich mit der Wirkung des Klimas
den. Das Speichelsekret der Maden löst Nekro- lableitungen (simultane Erfassung verschie- und Wetters auf Menschen, Tiere und Pflanzen
sen und Wundbeläge und frischt die Wund- dener Biosignale) befasst.
oberfläche an. Indikationen sind Dekubitus* – Bewältigung von Stressreaktion und körper- Biological Exposure Indices pl: Abk. BEI. In
mit Gewebedefekt, Ulkus am diabetischen Fuß* lichen Beschwerden den USA angewendete Richtwerte analog
sowie arteriell oder venös bedingte Ulzeratio- – Entspannungskontrolle und -förderung zum biologischen* Arbeitsplatz-Toleranz-Wert
nen der Haut. – Behandlung von Stuhl- und Harninkonti- (BAT) in Deutschland.
Bioethik f: engl. bioethics. Teilgebiet der Ethik, nenz*. Biologie f: engl. biology. Wissenschaft von den
das sich mit Überlegungen zum Umgang mit Biofilm m: Gemeinschaft von Mikroorganis- Lebewesen (z. B. Mensch, Tier, Pflanze, Mikro-
Lebewesen und deren Umwelt beschäftigt. Bio- men an Grenzflächen (z. B. zwischen Fest- und organismus), ihrem Bau und ihren Funktionen,
ethik umfasst dabei auch biomedizinische und Flüssigphase), in einer Matrix (aus Exopolysac- den Lebensvorgängen sowie den Beziehungen
biotechnische Fragestellungen, z. B. im Rahmen chariden, DNA, Protein) auf Fremdkörpern und der Lebewesen zueinander und zur Außenwelt.
der Präimplantationsdiagnostik. Von besonde- belebten Oberflächen. Die Mikroorganismen Biologischer Arbeitsplatz-Toleranz-Wert m:
rer Bedeutung sind ökologische Gesichtspunk- können dabei untereinander kommunizieren syn. biologischer Arbeitsstoff-Toleranz-Wert;
te, Interessenkonflikte zwischen verschiedenen (Quorum sensing) und genetisches Material aus- Abk. BAT. Mit der Novellierung der Gefahr-
Spezies, globale Umweltaspekte und interkul- tauschen. stoffverordnung* 2005 durch biologischen
turelle Unterschiede. Klinische Bedeutung: Grenzwert* (BGW) abgelöste Bezeichnung für
Bioethik-Konvention f: engl. Bioethics Conven- – Durch Ablösung metastatische Verbreitung höchstzulässige, die Gesundheit nicht beein-
tion. Am 4.4.1997 vom Europarat verabschiede- in geschütztem Verband und septische Me- trächtigende, durch Berufseinfluss entstehende
te rechtsverbindliche Konvention, vollständiger tastasen bei bakterieller Endokarditis* Konzentration eines Arbeitsstoffs, seiner Meta-
Titel: „Übereinkommen zum Schutz der Men- – Fremdkörper-assoziierte Infektion (Biofilm- boliten* oder eines durch die Exposition geän-
schenrechte und der Menschenwürde im Hin- assoziierte Implantatinfektion) durch mikro- derten körpereigenen biochemischen Parame-
blick auf die Anwendung von Biologie und Me- bielle Kontamination und Besiedlung von ters (z. B. intermediäre Stoffwechselprodukte)
dizin: Übereinkommen über Menschenrechte Kathetern, Implantaten und medizinischen im Menschen.
und Biomedizin“. Sie beinhaltet beispielsweise Instrumenten wegen Affinität verschiedener Biomarker m: Objektiv erkenn- und bestimm-
ein Verbot jeglicher Diskriminierung aufgrund Mikroorganismen zu Oberflächen von Bio- bares biologisches Merkmal (Protein*, Enzym,
genetischer Anlagen. materialien, z. B. bei Venenkathetern, künst- Hormon*), dessen Vorhandensein oder ver-
Wirkung: Am 1.12.1999 in Kraft getreten, wur- lichen Herzklappen, Gelenkprothesen und mehrtes Vorkommen in Geweben und Körper-
de die Konvention bisher nicht von allen Län- Endotrachealtubus flüssigkeiten ein unverwechselbares, physiolo-
dern Europas unterzeichnet und ratifiziert, u. a. – 50 % der Nosokomialinfektionen* auf chirur- gisches (z. B. Blutgruppe*) oder auf einen
hat Deutschland nicht unterzeichnet. Umstrit- gische Implantate zurückführbar (häufig Sta- Krankheitszustand hindeutendes (z. B. Tumor-
ten sind z. B. die Bestimmungen zum Schutz phylococcus* epidermidis und Staphylococ- marker) Kennzeichen ist.
nicht einwilligungsfähiger Patienten und Pro- cus* aureus, auch Pseudomonas* aeruginosa, Anwendung:
banden, deren Anwendung in Deutschland ei- Enterobakterien, Anaerobier und Candida al- – Indikator für physiologische oder pathologi-
nen erheblichen Rückschritt beim Schutz z. B. bicans) sche Prozesse
von Kindern, an Demenz Leidenden und geistig – im Gegensatz zur Wachstumsphase geringe- – zu prognostischen oder diagnostischen und
Behinderten bedeuten würde (mögliche Einbe- re metabolische Aktivität des Biofilms, wo- differenzialdiagnostischen Zwecken
ziehung in Forschungsvorhaben, die für die durch Vermehrung und Empfindlichkeit ge- – zur Überwachung des klinischen Anspre-
Teilnehmenden keinen unmittelbaren Nutzen genüber Antibiotika geringer sind. chens einer therapeutischen Maßnahme
247 Bioterrorismus

– als Risikoindikator für spätere Krankheit Schlingen u. a.) oder operativ mit dem Skal- Regelung einer Anzeige- und Aufzeichnungs-
– Bezeichnung als Surrogat-Endpunkt in klini- pell (Probeexzision*, Inzisionsbiopsie*) pflicht sowie arbeitsmedizinischer Vorsorge
schen Studien, wenn dieser als valider Ersatz – Durchführung ungezielt (Blindpunktion) nach Maßgabe der „Verordnung zur arbeitsme-
für einen klinischen Endpunkt herangezo-
gen werden kann (Surrogatmarker*).
oder gezielt unter Ultraschall- oder Röntgen-
kontrolle (CT) bzw. im Rahmen einer Endo-
dizinischen Vorsorge d ArbMedVV“ vom
23.10.2013 (BGBl. I S. 3882), insbesondere Un-
B
Biomathematiøk f: engl. biomathematics. Wis- skopie* oder Laparoskopie* (Vorteil: makro- tersuchungen, ggf. Schutzimpfungen. Betroffe-
senschaft von Theorie und Anwendung mathe- skopische Organbeurteilung mit Auffinden ne Anwendungsbereiche sind auch Tätigkeiten,
matischer Methoden in Biologie und Medizin. verdächtiger Bereiche und geringeres Blu- die dem Gentechnikrecht (Gentechnikgesetz)
Verwandte Begriffe sind Biometrie* und Biosta- tungsrisiko) unterliegen, sofern dort keine gleichwertigen
tistik. – Untersuchung des gewonnenen bioptischen oder strengeren Regelungen zum Schutz der
Biometrie f: engl. biometry. Anwendung ma- Materials mit histologischen, zytologischen Beschäftigten bestehen (§ 1 Absatz 2 BioStoffV).
thematisch-statistischer Messmethoden auf (Punktionszytologie*), immunhistologischen Ziele:
physische und verhaltenstypische Merkmale (bei Nieren*- oder Mammabiopsie*), histo- – Schutz der Beschäftigten vor der Gefährdung
von Lebewesen und ihrer Einzelteile. In der Me- chemischen (bei Muskelbiopsie*) oder gen- ihrer Sicherheit und Gesundheit bei Tätigkei-
dizin ist die Biometrie bedeutsam für Planung, technologischen (bei Chorionbiopsie*) Ver- ten mit biologischen Arbeitsstoffen
Durchführung und Auswertung klinischer und fahren. – Schutz anderer Personen, soweit diese auf-
epidemiologischer Studien*. Biometrie wird Biorhyø thmus m: Schwankungen von Körper- grund des Verwendens von Biostoffen durch
auch bei der Identifikation von Personen ange- funktionen und psychischer Befindlichkeit in Beschäftigte oder durch Unternehmer ohne
wendet. Verwandte Begriffe sind Biomathema- verschiedenen Perioden, z. B. Minuten, Tagen Beschäftigte gefährdet werden können (§ 1
tik* und Biostatistik. oder Monaten. Biorhythmen werden durch äu- Absatz 1 BioStoffV).
Biomonitoring n: Überwachung biologischer ßere Faktoren wie Licht und innere Faktoren Biosynthese → Biogenese
Prozesse, insbesondere Messung von Schadstof- wie Hormone gesteuert und stehen meist unter Biosynthese f: engl. biosynthesis; syn. Biogene-
fen oder deren Metaboliten in biologischen Pro- Einfluss des ZNS. se. Aufbau organischer Verbindungen durch le-
ben (Blut, Serum, Muttermilch, Harn, Haare, Klinische Bedeutung: Beispiele sind Schwan- bende Zellen zur Aufrechterhaltung der physio-
Ausatmungsluft u. a.). Die Untersuchung kann kungen des Spontan-EEG, der Herzfrequenz logischen Funktionen des Gesamtorganismus.
sich auf Einzelpersonen mit erhöhtem Expositi- (respiratorische Sinus-Arrhythmie), Schlaf*- Biot-Atmung f: engl. Biot’s respiration. Form
onsrisiko beschränken oder im Rahmen epide- Wach-Rhythmus, zirkadianer Rhythmus*, der periodischen Atmung* mit kräftigen Atem-
miologischer Studien ganze Bevölkerungsgrup- Schlafphasen* (ultradianer Rhythmus) und zügen gleicher Tiefe, die von plötzlich auftre-
pen erfassen (z. B. bei Lärmbelastung). Menstruationszyklus (lunarer Rhythmus). Zahl- tenden Atempausen unterbrochen werden. Die-
Biomphalaria → Schistosoma reiche somatische und psychische Störungen ge- se Atmung tritt auf bei Störungen des Atem-
Bionator m: Herausnehmbare, v. a. bei Kindern hen mit Änderungen der biologischen Rhyth- zentrums durch direkte Hirnverletzung oder
und Jugendlichen angewendete funktionskie- men einher. durch erhöhten intrakraniellen Druck (wie bei
ferorthopädische Apparatur* aus einer bimaxil- Biostent → Drug Eluting Stent Hirnblutungen, Meningoenzephalitis*, Hirn-
lären Kunststoffbasis und Drahtelementen Biostoffverordnung f: „Verordnung über Si- ödem), aber auch bei gesunden Neugeborenen,
(Gaumenbogen, intermaxillärer Labialbogen). cherheit und Gesundheitsschutz bei Tätigkei- insbesondere Frühgeborenen.
Sie wurde in den 50er-Jahren des 20. Jahrhun- ten mit Biologischen Arbeitsstoffen“ vom Bioterroriøsmus m: engl. bioterrorism. Bedro-
derts von Wilhelm Balters (1893–1973) entwi- 27.1.1999 (BGBl. I S. 50), erneuert durch die hung mit oder Einsatz von pathogenen biologi-
ckelt. „Verordnung zur Neufassung der Verordnung schen Agenzien aus politischen, ökonomischen,
Prinzip: Sagittale, vertikale und transversale über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei Tä- religiösen oder ideologischen Beweggründen
Korrektur der Bisslage* und -höhe durch Unter- tigkeiten mit Biologischen Arbeitsstoffen und mit terroristischen Zielen, z. B. der Tötung von
stützung der eigenen Muskelkraft (orofaziale zur Änderung der Gefahrstoffverordnung“ am Menschen, Schaffung eines Klimas allgemeiner
Muskulatur) und Weichteilfunktion von Wan- 15.07.2013 (BGBl. I S. 2514). Unsicherheit oder Destabilisierung politischer
gen, Lippen und Zunge. Heute existieren grazi- Bestimmungen: Einteilung von Tätigkeiten Verhältnisse.
lere Modifikationen des Aktivators* mit deut- – Sog. gezielte Tätigkeiten mit biologischen Hintergrund: Internationales Aufsehen haben
lich erhöhtem Tragekomfort und geringerer In- Arbeitsstoffen: 1. Arbeitsstoff ist bekannt die Briefe mit Milzbranderregern (Anthrax) her-
terferenz beim Sprechen. 2. Tätigkeit ist unmittelbar darauf ausgerich- vorgerufen, welche 2001 an Politiker in den
Biopsie f: engl. biopsy. Entnahme einer Gewe- tet 3. Exposition ist abschätzbar USA verschickt wurden. Bioterroristisch rele-
beprobe am Lebenden beispielsweise durch – sog. nicht gezielte Tätigkeiten mit biologi- vant können z. B. Pockenviren, Pestbakterien,
Punktion mit einer Hohlnadel oder Ausschnei- schen Arbeitsstoffen: mindestens eine der Be- Milzbrandbazillen aber auch verschiedene To-
den (Exzision) mit Skalpell zur Gewebe- (histo- dingungen ist nicht erfüllt (§ 2 Absatz 8 Bio- xine* sein. Trotz der geringen Wahrscheinlich-
logischen), Zell- (zytologischen) oder gentech- StoffV). keit von bioterroristischen Anschlägen werden
nologischen Untersuchung. Zu den Biopsie- Einstufung biologischer Arbeitsstoffe in 4 Risi- in vielen Ländern der Welt, auch in der Bundes-
Formen gehören Feinnadelbiopsie*, Knipsbiop- kostufen republik Deutschland, Vorsorgemaßnahmen
sie*, Stanzbiopsie*, Aspirationsbiopsie*, Bürs- – Entsprechende Zuordnung von Schutzstufen hierzu getroffen. Die Maßnahmen beziehen
tenbiopsie*, transbronchiale Zangenbiopsie* mit zu ergreifenden Sicherheitsmaßnahmen sich auf die Prophylaxe*, eine schnelle mikro-
und endoskopische Polypektomie*. für „gezielte“ Tätigkeiten biologische Diagnose und Therapie* sowie anti-
Prinzip: – nach Möglichkeit analoge Maßnahmen für epidemische Maßnahmen. Für den Fall eines
– Punktion* mit einer Hohlnadel und Anwen- „nicht gezielte“ Tätigkeiten, mindestens aber Anschlages mit Pockenviren wurden Impfstoff-
dung spezieller Instrumente (Zangen, Stan- allgemeine Hygienemaßnahmen. vorräte für einen Großteil der Bevölkerung ein-
zinstrumente, Biopsiesonden, Bürsten, gelagert. Durch eine internationale Kooperation
biotisch 248

werden Erfahrungen ausgetauscht und gemein- Bioverfügbarkeit (Ausmaß) wird durch die Para- – auch in Kombination mit pressure support
same Abwehrstrategien entwickelt. meter AUC (Fläche unter der Plasmakonzentra- ventilation (PSV) zur zusätzlichen Augmen-
biotisch: Das Leben betreffend bzw. zum Le- tionskurve) und Cmax (Maximum der Plasma- tierung (inspiratorische Druckunterstüt-
B ben gehörend.
Biotop m, n: engl. biotope. Im weiteren Sinn Le-
konzentration), der zeitliche Aspekt (Geschwin-
digkeit) durch Cmax und tmax (Zeitpunkt des
zung) der Spontanatmung
– insbesondere bei: 1. restriktiver Ventilations-
bensraum, im engeren Sinn Bezeichnung für Auftretens von Cmax) wiedergegeben (siehe störung 2. acute respiratory distress syndro-
den Lebensbereich oder Standort von Mikro- Abb.). Die Bioverfügbarkeit kann sowohl nach me (ARDS) 3. postoperativer Nachbeatmung
und Makroorganismen. Letzterer ist durch spe- Einfach- als auch (z. T. vorteilhaft) nach Mehr- 4. Weaning
zifische, relativ konstante physikalisch-chemi- fachapplikation bestimmt werden. – über Endotrachealtubus
sche Bedingungen charakterisiert (u. a. Klima, Biozide n pl: engl. biocide. Wirkstoffe oder Zu- – auch über Atemmaske
Terrain und Lichtverhältnisse). bereitungen mehrerer Wirkstoffe, die Organis- – als nBIPAP (Abk. für engl. nasal BIPAP; sie-
Grundlagen: Die Mikro- und Makroorganismen men wie Viren, Bakterien, Pilze, Schädlinge u. a. he Abb.) über Nasenmaske (Atemmaske*).
sind an die im Biotop herrschenden Bedingun- Lebewesen zerstören, abschrecken, unschädlich Cave: BIPAP ist ein eingetragenes Warenzei-
gen evolutiv angepasst (unter Umständen hoch- machen oder in anderer Weise bekämpfen. So chen.
spezialisiert) und bilden eine Lebensgemein- verhindern sie Infektionskrankheiten, Lebens- biphasisch: engl. biphasic. Form der elektri-
schaft (Biozönose) aus Produzenten, Konsu- mittel- oder Materialschädigungen. Die meisten schen Impulsabgabe bei Defibrillation. Im Ver-
menten und Destruenten. Störungen des dyna- Desinfektionsmittel haben in ausreichender gleich zur monophasischen Impulsabgabe
mischen Gleichgewichts solcher Ökosysteme Konzentration biozide Wirkung. kommt es bei gleicher Effektivität zu geringerer
haben meist nachteilige Auswirkungen auf alle Biozönose f: engl. biocoenosis. Lebensgemein- Gewebeschädigung.
Mitglieder des Systems. schaft von Organismen innerhalb eines Bio- Bi-Plane-Fraktur f: Form der Epiphysenfrak-
Biotransformation f: Enzymatische Metaboli- tops*. tur* bei teilverschlossener Epiphysenfuge
sierung lipophiler Xenobiotika* (Pharmaka, BIP: Abk. für → Durchmesser, biparietaler (Übergangsfraktur). Es handelt sich um eine
Konservierungsstoffe, Pestizide), endogener bipartitus: In 2 Teile geteilt. rein epiphysäre Verletzung mit horizontaler
Substanzen (z. B. Steroidhormone) und intesti- Biphasic Positive Airway Pressure: Abk. und sagittaler Frakturebene. Die Diagnose er-
naler mikrobieller Abbauprodukte (Eiweißfäul- BIPAP. Form der maschinellen Beatmung. Es folgt durch Röntgen, CT, MRT, die Therapie
nis) v. a. in der Leber zur anschließenden rena- handelt sich um eine druckkontrollierte Beat- durch stufenfreie Osteosynthese, z. B. Schrau-
len oder biliären Elimination. Biotransformati- mung* mit zeitgesteuertem Wechsel (einstell- benosteosynthese mit kanülierten Schrauben.
on bewirkt eine Wirkungsabschwächung oder bar) zwischen oberem (inspiratorischem) und bipolar: Mit 2 Polen oder Fortsätzen, klinisch
Entgiftung* bzw. eine Aktivierung oder Gif- unterem (exspiratoischem) Druckniveau bei je- meist in Zusammenhang mit rezidivierenden
tung (z. B. Epoxide). derzeit (Unterschied zu anderen partiellen Beat- affektiven Erkrankungen gebraucht, in deren
Bioverfügbarkeit f: engl. bioavailability. Ge- mungsformen) möglicher Spontanatmung*. Verlauf sowohl Depressionen* (depressiver Pol)
schwindigkeit und Ausmaß, mit denen ein Durch Erwartungszeitfenster ist auch eine pati- als auch Manien* (manischer Pol) auftreten. Der
Wirkstoff* aus der Arzneiform resorbiert wird entengetriggerte Druckunterstützung nach Ab- gegensätzliche Begriff zu bipolar lautet unipo-
und an den Wirkungsort oder in den systemi- lauf der Phasendauer möglich. lar*.
schen Kreislauf gelangt. Indikationen: BIPAP wird im Rahmen der In- Birdshot-Retinopathie f: engl. birdshot retinop-
Hintergrund: Da die Bestimmung der Konzen- tensivmedizin häufig eingesetzt athy. HLA-A29-assoziierte Erkrankung mit
tration am Wirkungsort in der Regel nicht mög- – Wegen variabler Einstellung der Parameter multifokaler Entzündung von Retina, Pigment-
lich ist, geht man meist von Plasmakonzentrati- (phoch, ptief, thoch, ttief) und damit Modulier- epithel und Choroidea. Klinisch resultieren eine
onskurven aus. Dabei wird angenommen, dass barkeit der verschiedenen druckkontrollier- Sehminderung unterschiedlichen Ausmaßes so-
zwischen Plasmakonzentration und Wirkung ten Beatmungsformen: 1. mit jederzeit mög- wie z. T. ausgedehnte narbige Fundusverände-
ein enger Zusammenhang besteht, was nicht licher Spontanatmung von rein kontrollier- rungen. Die Diagnose ergibt sich aus klini-
immer der Fall ist. Der quantitative Aspekt der ter BIPAP bis zu kompletter Spontanatmung schem Bild, HLA-Typisierung und Fluoreszenz-
(CPAP*) 2. sowie mit synchronisiertem angiografie. Behandelt wird antiinflammato-
Druckwechsel (Triggerschwelle regulierbar)

Bioverfügbarkeit: Vergleich zweier Zubereitungen


A und B hinsichtlich der ParameterAUC (Fläche unter
der Plasmakonzentrationskurve), Cmax (Maximum
der Plasmakonzentration) und tmax (Zeitpunkt Biphasic Positive Airway Pressure: nichtinvasive
des Auftretens von Cmax). Beatmung (nBIPAP). [12] Birdshot-Retinopathie Abb. 1 [143]
249 Bissanomalie

Harnwege bei leichten Harnwegsbeschwer-


Bishop-Score:
den (Herbal Medicinal Products Committee) Kriterien und Beurteilung.
– volkstümlich auch bei Gicht, Ödemen, Haut-
erkrankungen und zur Stoffwechselanre-
gung
Kriterium Punkte
B
Länge der Portio
– in der Anthroposophischen Medizin: 1. äu-
≥2 cm 0
ßerlich bei degenerativen Hauterkrankungen
und Ekzemen 2. innerlich unterstützend bei 1 cm 1,5
rheumatischen Erkrankungen. 0 cm 3
Birkhäuser-Tafeln → Sehprobentafeln Konsistenz der Portio
BISAP-Score: Abk. für Score mit Berücksichti- rigide 0
gung von BUN, Somnolenz (engl. impaired
mittel
mental status), SIRS, Alter und Pleuraerguss →
1,5
Score weich 3
Bisexualität f: engl. bisexuality. Bezeichnung Stellung der Portio
für die sexuelle Orientierung* auf sowohl weit hinten
Birdshot-Retinopathie Abb. 2 [143] 0
männliche als auch weibliche Partner sowie ent- gering hinten 1
sprechende sexuelle Aktivität ohne deutliche
zentral 2
Präferenz eines Geschlechts. Wahrscheinlich
risch, was die Progredienz häufig vermindert. entsteht Bisexualität biografisch früh. Sie wird Muttermundweite
Siehe Abb. 1 und Abb. 2. nach der Pubertät bewusst. geschlossen 0
Birke f: syn. Betula. Bäume aus der Familie der Häufigkeit: Im Vergleich zu heterosexueller 1 cm geöffnet 1
Birkengewächse (Betulaceae). Die Laubblätter oder homosexueller Orientierung ist die Bise- 2 cm geöffnet 2
der Birke wirken diuretisch und antipyretrisch. xualität eher selten.
≥3 cm geöffnet 3
Sie werden zur Behandlung von Erkrankungen Ätiologie:
des Harntrakts eingesetzt. Hängebirke (Betula – Unklar Höhe der kindlichen Leitstelle
pendula) und Moorbirke (Betula pubescens) – genetische Faktoren sind sehr wahrschein- 2 cm über Interspinalebene 0
sind Stammpflanzen der Droge. Siehe Abb. lich von Bedeutung. 1 cm über oder in Interspinalebene 1
Verwendung: Bisgaard-Zeichen → Thrombose 2 cm unter Interspinalebene 2
– Medizinisch: 1. zur Durchspülungstherapie Bishop-Koop-Anastomose f: engl. Bishop-Koop
der ableitenden Harnwege, insbesondere bei anastomosis. Verfahren zur Wiederherstellung
Entzündungen und Nierengrieß (European der Darmpassage, z. B. nach Mekoniumileus*
Scientific Cooperative on Phytotherapy, mit ausgeprägtem Kalibersprung zwischen pro-
Kommission E) 2. adjuvant zur Therapie bak- ximal und distal des Pfropfes gelegenem Ileum. Bisoprolol n: Antihypertensivum aus der Grup-
terieller Infekte der ableitenden Harnwege Prinzip: Resektion und End-zu-Seit-Anastomo- pe der Beta-Rezeptoren-Blocker. Bisoprolol
und bei rheumatischen Beschwerden (Euro- se* mit Ileostoma zur Dekompression und Er- wird auch bei KHK, Herzinsuffizienz* und kör-
pean Scientific Cooperative on Phytotherapy) möglichung von Spülungen (siehe Abb.). perlicher Angstsymptomatik mit Tremor* und
– traditionell zur Erhöhung der Harnmenge Tachykardie* eingesetzt. Es wird oral einge-
und somit zur Durchspülungstherapie der nommen. Wechselwirkungen bestehen mit an-
deren Antihypertensiva* und Antiarrhythmi-
ka*, hauptsächlich Kalzium*-Antagonisten. Ne-
benwirkungen sind Durchblutungsstörungen,
Bradykardie* und Schlafstörungen*. Kontrain-
dikation ist akut dekompensierte Herzinsuffizi-
enz*.
Bisoprololhemifumerat → Bisoprolol
Bishop-Koop-Anastomose Bispectral Index Scale: Abk. BIS. EEG-basier-
ter Parameter zur Quantifizierung der Narkose-
tiefe (Hypnosetiefe). Die Skala reicht von 0 bis
Bishop-Score → Cervix-Score nach Insler 100, wobei dem isoelektrischen EEG die Zahl 0,
Bishop-Score m: engl. Bishop’s score. Indexwert der absoluten Wachheit die Zahl 100 zugeord-
zur Beurteilung des Geburtsverlaufes. Bei der net wird.
vaginalen Untersuchung werden folgende Para- Bissanomalie f: engl. malocclusion. Angeborene
meter bestimmt: Länge, Konsistenz und Stel- oder erworbene Fehlstellung der Zähne oder
lung der Portio, Muttermundweite sowie Höhe des Kiefers.
des vorangehenden Kindsteiles. Jedes Kriterium Formen:
kann mit 0–3 Punkten beurteilt werden, die – Transversale Bissanomalie: Formen (nach Ab-
Summe der Punkte ergibt den Bishop-Score. weichung des antagonistischen Molaren im
Prinzip: Siehe Tab. 4. Quadranten bei Bukkal- bzw. Lingualbe-
Birke: Blütenstand. [159] Bisoprolol → Betablocker wegung, ausgehend von Fixposition der
Bisshöhe 250

Bitterorange → Pomeranzenbaum
BiVAD: Abk. für engl. biventricular assist devi-
ce → Assistenzsystem, ventrikuläres
B Bizeps m: engl. biceps; syn. Musculus biceps
brachii. Musculus biceps brachii, zweiköpfiger
Oberarmmuskel, im klinischen Sprachgebrauch
meist nur Bizeps genannt, bewirkt Flexion und
Supination des Unterarms sowie Innenrotation,
Bissanomalie: Formen transversaler Bissfehler; links: Anteversion, Abduktion und Adduktion im
Abweichung bei Bukkalbewegung des antagonisti- Schultergelenk. Er entspringt am Tuberculum
schen Molaren: 1: doppelter Höckerbiss (syn. Kopf- supraglenoidale und Processus coracoideus,
biss); 2: voller Kreuzbiss; 3: gekreuzter, einfacher setzt an der Tuberositas radii an und wird vom
Höckerbiss; 4: gekreuzter seitlicher Scherenbiss (syn. Bissverletzung: Hundebissverletzung im Gesicht N. musculocutaneus innerviert.
gekreuzte Nonokklusion, bukkale Nonokklusion); nach Primärversorgung mit Adaptationsnähten. [80]
Bizepssehnenreflex (BSR) m: syn. Bizepsseh-
rechts: Abweichung bei Lingualbewegung; nenreflex (Abk. BSR). Durch Schlag auf die Seh-
5: einfacher Höckerbiss; 6: seitlicher Scherenbiss. ne des Musculus biceps brachii bei leicht ange-
– ggf. i. v. Antibiotikatherapie, bei Gifttier ggf. winkeltem Unterarm auslösbare Beugung des
Antiserum Arms im Ellenbogengelenk (C5–C6). Der BSR ist
Oberkiefermolaren im 1. Quadranten): – Postexpositionsprophylaxe bei HIV-Infek- ein Eigenreflex.
siehe Abb. tion Bizepssehnenruptur f: engl. biceps tendon rup-
– vertikale Bissanomalie – engmaschige klinische Kontrolle. ture. Ruptur der langen, seltener der kurzen
– sagittale Bissanomalie: z. B. Distalbiss*, Mesi- Bitot-Flecke m pl: engl. Bitot’s spots. Schaumi- Sehne des Musculus biceps* brachii, die meist
albiss*. ge weißliche Flecken der Bindehaut am korneo- spontan aufgrund degenerativer Vorschädi-
Bisshöhe f: engl. vertical dimension. Entfernung skleralen Limbus, primär temporal gelegen. Sie gung, selten traumatisch auftritt. Diagnosti-
des Unterkiefers zum Oberkiefer bei habitueller sind ein typisches Symptom bei Xerophthalmie* ziert wird mittels klinischer Untersuchung und
Interkuspidation*. Die Bisshöhe kann durch durch Vitamin-A-Mangel oder Mukoviszidose. ggf. sonografisch. Die Therapie ist abhängig
Zahnverlust oder Abnutzung der Zähne deut- Bitterfenchel → Fenchel, gewöhnlicher vom Verletzungsort der Sehne und ist bei dista-
lich absinken. Bitterklee m: syn. Menyanthes trifoliata. ler Ruptur gewöhnlich operativ.
Bisslage f: engl. occlusion. Verhältnis der Zahn- Sumpfpflanze aus der Familie der Fieberkleege- Klinik:
bögen zueinander in sagittaler, transversaler wächse (Menyanthaceae), die in Europa bis Asi- – Schmerzen im Rupturbereich
und vertikaler Ebene. en und Nordamerika vorkommt. Bitterklee – bei Ruptur der langen Bizepssehne: 1. proxi-
Biss, offener m: engl. open bite; syn. Hiatodon- wirkt stimulierend auf die Speichel- und Ma- mal: Verlagerung des Muskelbauchs des Ca-
tie. Lückenbildung zwischen den Zahnreihen. gensaftsekretion und wird bei Störungen des put longum nach distal (siehe Abb.); geringer
Unterschieden werden der dentale offene Biss Verdauungstraktes eingesetzt. Wild lebende Po- Kraftverlust (weil eine Kompensation durch
aufgrund von Zungenlage oder Lutschgewohn- pulationen sind besonders geschützt (§ 1 Satz 1 die kurze Bizepssehne und den M. coracobra-
heiten sowie der skelettale offene Biss infolge Bundesartenschutzverordnung). Siehe Abb.
Divergenz der Kieferbasen oder rachitischer De- Verwendung:
formierung der Kiefer (selten). – Medizinisch: 1. bei Appetitlosigkeit, dyspep-
Bissplatte → Aufbissbehelf tischen Beschwerden (European Scientific
Bissverletzung f: engl. bite injury. Durch Men- Cooperative on Phytotherapy, Kommission E)
schen- oder Tierbiss zugefügte Körperverlet- 2. bei Störungen der Gallenblase und des Gal-
zung mit obligater Kontamination der Wunde leflusses (European Scientific Cooperative on
durch die orale Bakterienflora*. Phytotherapy)
Klinik: – volkstümlich auch bei Erkrankungen der Le-
– Kombination aus Riss- und Quetschverlet- ber, Gicht sowie Migräne.
zung mit unregelmäßigen Wundrändern
(siehe Abb.)
– große Variabilität der Wundformen mit ho-
her Infektionsrate.
Diagnostik:
– Großzügige operative Wundexploration
– mikrobiologischer Abstrich
– ggf. Röntgen
– Ausschluss von Tollwut, Hepatitis, HIV u. a.
– Kontrolle des Tetanus-Impfstatus.
Therapie:
– Wundreinigung und Débridement* (Wund-
management*), Drainage, kein primärer Ver- Bizepssehnenruptur: charakteristische Verlagerung
schluss, Ruhigstellung, häufig Second-Look- des Muskelbauchs nach distal bei Ruptur der langen
Operation notwendig Bitterklee: Pflanze und Blüte. [179] Bizepssehne. [80]
251 Blasendivertikel

chialis möglich ist) 2. distal: sichtbarer Mus- tiven Fistelverschluss. Bläschendrüsenfisteln Bland-White-Garland-Syndrom n: engl.
kelbauch am proximalen Oberarm und zu- können beispielsweise nach operativen Eingrif- Bland-White-Garland syndrome. Seltener angebo-
sätzlich eingeschränkte Kraft für die Supina- fen, Pfählungsverletzung oder Beckenfraktur rener* Herzfehler mit Ursprung der A. corona-
tion.
Therapie:
auftreten.
Diagnostik:
ria sinistra aus der A. pulmonalis. Folgen sind
Herzinsuffizienz und rezidivierende Herzin-
B
– Bei der Ruptur der langen Bizepssehne in der – Ejakulat- und Harnuntersuchung farkte. Ohne operative Korrektur durch Reim-
Regel konservativ-symptomatisch, nur unter – transrektale Ultraschalluntersuchung plantation der Koronararterien in die Aorta
besonderen Umständen operativ (Tenodese* – MRT sterben Betroffene meist im 2. Lebenshalbjahr.
im Sulcus bicipitalis) – Koloskopie Bei ausreichender Kollateralentwicklung ist
– bei der distalen Bizepssehnenruptur meist – Zystoskopie. jahrzehntelange Symptomfreiheit möglich.
operativ. Bläschendrüsentumor m: engl. tumor of the Klinik: Nach 1- bis 2-monatigem unauffälligem
Bizepssyndrom n: engl. biceps muscle syndrome. seminal vesicle. Neubildung im Bereich der Bläs- Verlauf entwickeln sich ischämisch bedingte
Schmerzsyndrom im Bereich der Sehne des chendrüsen. Meist handelt es sich um eine In- Herzinsuffizienz, Mitralklappeninsuffizienz,
Musculus biceps* brachii. filtration eines Blasen- oder Prostatakarzinoms, z. T. Angina* pectoris und rezidivierende ante-
Formen: selten um ein primäres Karzinom bzw. Sarkom roseptale Herzinfarkte*.
– Bizeps-longus-Syndrom: 1. Schmerzen bei oder eine Metastase. Blanking, postatriales ventrikuläres n: Abk.
Beugung und Supination des Unterarms ggf. Blässe, periorale → Erythema infectiosum PAVB. Temporäre Ausblendung durch den
gegen Widerstand sowie bei Druck im Be- acutum Herzschrittmacher von ventrikulär detektierten
reich der Sehne im Sulcus intertubercularis Blässe, periorale → Scharlach Signalen mit Beginn der atrialen Erregung. Mit
2. sonografisch und im MRT verdickte Seh- Blakemore-Sonde → Ballonsonde Zunahme der ventrikulären Ausblendzeit*
nenscheide, Flüssigkeitssaum und ggf. Bi- Blalock-Hanlon-Operation f: engl. Blalock- kommt es zur Abnahme von AV-Crosstalk und
zepssehnenruptur darstellbar. Hanlon operation. Nicht mehr übliches Verfahren Detektion ventrikulärer Arrhythmie.
– Bizeps-brevis-Syndrom: Schmerzen bei Ad- zur operativen Herstellung eines Defekts im Blankingzeit → Ausblendzeit
duktion und Anteversion im Schultergelenk Vorhofseptum. Die Blalock-Hanlon-Operation Blaschko-Linien f pl: engl. Blaschko lines. Ge-
ggf. gegen Widerstand sowie bei Druck auf wurde früher als palliative Methode bei Trans- dachte Linien der Haut, die durch embryonale
den Ursprung am Processus coracoideus. position* der großen Arterien, Trikuspidalatre- Auswanderung des Ektoderms entstehen. Ih-
Bjerrum-Skotom n: engl. Bjerrum’s scotoma; sie* und hypoplastischem Linksherzsyndrom* rem Verlauf folgen viele kongenitale Dermato-
syn. Bjerrum-Zeichen. Ring- oder bogenförmi- angewendet (siehe auch Ballonatrioseptosto- sen, z. B. epidermaler Nävus*, Ichthyosen*, IL-
ges Skotom*, das durch eine Druckschädigung mie*). VEN, KID*-Syndrom, Incontinentia pigmenti,
von Nervenfaserbündeln am Papillenrand im Blalock-Taussig-Operation f: engl. Blalock- Goltz-Gorlin-Syndrom, Porokeratosis Mibelli.
Rahmen einer Glaukomerkrankung (siehe Taussig operation. Operatives Verfahren mit End- Es besteht kein Zusammenhang mit den Lan-
Glaukom*) entsteht. zu-Seit-Anastomosierung einer A. subclavia mit ger-Linien oder Meridianen.
Björk-Shiley-Klappe → Herzklappe, künstli- dem gleichseitigen Hauptast der A. pulmonalis Blasenatonie f: engl. atonic bladder. Veraltete
che jenseits der Stenose bei angeborenem zyanoti- Bezeichnung für unterschiedliche urodynami-
BKV: Abk. für → Berufskrankheiten-Verord- schem Herzfehler mit verminderter Lungen- sche Funktionsstörungen, die mit herabgesetz-
nung durchblutung (beispielsweise Fallot*-Tetralogie tem Blasenmuskeltonus einhergehen. Hierzu
BK-Virus → Polyomavirus oder Trikuspidalatresie*). Ziel ist, einen Teil des zählen Detrusorareflexie* und Harnverhalt im
Black Heel f: syn. Basketballferse. Intrakoriales hypoxämischen Aortenbluts erneut der Lunge akuten Stadium einer Blasenlähmung*. Dabei
Hämatom*, das bei bestimmten Sportarten zuzuführen, zur Verbesserung der pulmonalen verliert der M. detrusor vesicae die Fähigkeit
(Tennis, Basketball) nach wiederholten kleinen Perfusion. Siehe Abb. zur reflektorischen Kontraktion infolge Schädi-
Traumen an den Fersen auftreten kann. Prinzip: Meist modifiziert durch Implantation gung des sakralen Miktionszentrums bzw. des
Blackout n, m: Plötzlich einsetzendes, kurzfris- eines Interponats* zwischen A. subclavia bzw. Reflexbogens.
tiges Aussetzen der Gedächtnis-, Sprach- und Truncus* brachiocephalicus und A. pulmonalis Blasenauslassobstruktion f: engl. bladder out-
Denkfunktion bis zur Bewusstlosigkeit* bei oder durch zentralen aortopulmonalen Shunt let obstruction (Abk. BOO). Behinderung des Urin-
starker psychischer Anspannung. (Waterston-Shunt) zwischen Aorta ascendens flusses am Übergang von Harnblase zur Urethra
Blähhals → Laryngozele und A. pulmonalis. (sog. Blasenauslass). Ursachen sind Veränderun-
Blähungen → Flatulenz gen von Blasenhals (Blasenhalsstenose*),
Bläschenatmen → Atemgeräusch Schließmuskel (Detrusor*-Sphinkter-Dyssyner-
Bläschendrüsenaplasie f: engl. aplasia of the gie) oder Prostata, v. a. im Rahmen des benig-
seminal vesicle. Ein- oder beidseitiges Fehlen der nen Prostatasyndroms* als BPO (Benign Prosta-
Bläschendrüsen, oft mit gleichzeitigem Fehlen tic Obstruction). Folge ist eine Blasenentlee-
des Ductus deferens (Duktusaplasie). rungsstörung*.
Bläschendrüsenentzündung → Vesikulitis Blasenautomatie → Reflexblase
Bläschendrüsenfiøstel f: engl. cysto-seminal fis- Blasenautonomie → Blasenlähmung
tula. Von den Bläschendrüsen ausgehende Fistel Blasendivertiøkel n: engl. bladder diverticulum.
mit variabler Endung, häufig in Rektum oder Sackartige Ausstülpung der Harnblasenwand.
Harnblase. Es kommt zu chronisch-rezidivie- Echte Divertikel entstehen bei schwachem M.
renden Vesikulitiden und zur Entleerung von detrusor vesicae. Stülpt sich nur die Harnbla-
Bläschendrüsensekret in Harn oder Stuhl. Be- Blalock-Taussig-Operation: Blalock-Taussig-Shunt senschleimhaut nach außen, entstehen Pseudo-
handelt wird durch Antibiotikagabe oder opera- (Kurzbezeichnung BT-Shunt). divertikel. Bei Beschwerden wird das Divertikel
Blasendrainage 252

Differenzialdiagnose. Durch die bildgebende entsprechenden Position, meist als Dünndarm-


Diagnostik abzugrenzen ist die Balkenblase mit ersatzblase*. Ziel ist ein niedriger Reservoir-In-
divertikelähnlichen Veränderungen der Harn- nendruck und Erhaltung der Kontinenz (im Ge-
B blasenwand.
Therapie:
gensatz zum Conduit*).
Blasenerweiterungsplaø stik f: engl. bladder
– Kleine, asymptomatische Divertikel: keine augmentation; syn. Augmentationszystoplastik.
Therapie Operatives Verfahren zur Erweiterung der
– bei klinisch relevanten Befunden bestehen Harnblase bei Erkrankungen mit verminderter
verschiedene operative Therapiemöglichkei- Blasenkapazität und/oder reduzierter Dehnbar-
ten: 1. endoskopische Destruktion der Diver- keit wie z. B. Blasenekstrophie (angeboren),
tikelschleimhaut 2. laparoskopische Diverti- Schrumpfblase* (erworben) und Multiple Skle-
kulotomie 3. offen-chirurgische Divertikelre- rose oder Meningomyelozele (neurogen). Ziele
sektion (intravesikal, extravesikal oder kom- sind der langfristige Erhalt der Nierenfunktion
biniert). und die Harninkontinenzbehandlung.
Blasendrainage f: engl. bladder drainage. Künst- Formen:
liche Harnableitung mit transurethralem oder – Erweiterung mit detubularisierten (an der
suprapubischem Blasenkatheter* bei persistie- von der Gefäßversorgung abgewandten Seite
Blasendivertikel: Blasendivertikel der linken Seiten- render oder passagerer Blasenentleerungsstö- eröffneten und zu einer Platte geformten)
wand (retrograde Zystografie). [183] rung*. Darmsegmenten oder Magenwand
Blasendruck m: engl. bladder pressure. Innen- – Autoaugmentation (Schaffung eines Diverti-
druck der Harnblase. Der Blasendruck entsteht kels nach teilweiser Entfernung der fibrosier-
durch den Abdominaldruck und den Druck des ten Muskulatur am Blasendach).
operativ entfernt. Davon abzugrenzen ist die M. detrusor vesicae. Der Blasendruck wird Blasenfehlbildung f: engl. malformation of the
Balkenblase* mit divertikelähnlichen Verände- durch Zystomanometrie* bestimmt und stellt urinary bladder. Angeborene Fehlbildung der
rungen der Harnblasenwand. einen der basalen Parameter der funktionellen Harnblase. Dazu gehören Blasenekstrophie,
Ursachen: Untersuchung des Harntraktes dar. Blasenektopie, Blasenfistel*, Doppel- oder Sand-
– Idiopathisch Blasendruckmessung → Druck, intraabdomi- uhrblase (Vesica duplex oder Vesica partita),
– Harnblasenwandschwäche (führt zur Entste- naler Harnblase mit vollkommener oder unvollkom-
hung von echten Divertikeln) Blasenendometriose f: engl. endometriosis of mener Scheidewand sowie Aplasie oder Agene-
– Blasenentleerungsstörung* (führt zur Entste- the bladder. Endometriose* der Harnblase* mit sie der Harnblase (sehr selten).
hung von Pseudodivertikeln) bei: 1. Striktur zyklischer Hämaturie und Dysurie. Die Diagno- Blasenfiøstel f: engl. bladder fistula. Pathologi-
der Urethra 2. Blasenhalsstarre 3. chroni- se erfolgt durch Zystoskopie* mit Biopsie, trans- sche oder therapeutisch angelegte Verbindung
scher Prostatitis 4. benignem Prostatasyn- vaginale oder transabdominale Sonografie zum zwischen Harnblase und Körperoberfläche (äu-
drom* Ausschluss eines Harnstaus und selten MRT. ßere Blasenfistel) oder anderen Hohlorganen
– postoperativ oder posttraumatisch: 1. durch Behandelt wird operativ (Exzision der Endo- (innere Blasenfistel), mit entsprechend unter-
ungenügenden Verschluss der Harnblasen- metrioseherde, ggf. Teilzystekomie) und/oder schiedlichen Beschwerden. Je nach Lokalisation
muskulatur 2. durch narbigen Zug benach- pharmakotherapeutisch. und Ursache der Fistel wird meist zunächst der
barter Organe Blasenentleerungsstörung f: engl. voiding dys- Blasendruck gemindert, möglicherweise auch
– kongenital, z. B. Blasenscheiteldivertikel function. Sammelbezeichnung für Miktionsstö- operativ eingegriffen.
(Reste des Urachus). rungen bezüglich Blasendruckentwicklung, Ko- Vorkommen:
Klinik: ordination, Sensorik und/oder Effektivität der – (Selten) angeboren, z. B. als Urachusfistel
– Oft asymptomatisch Entleerung bei gestörter Funktion des unteren oder Fissura vesicalis superficialis
– evtl. Harnwegsinfektionen* Harntrakts mit Dysurie*, Harnverhalt* und Bil- – erworben infolge Trauma, Entzündung, Tu-
– selten Harnstrahlabschwächung dung von Restharn*. mor oder nach Operationen
– zweizeitige Miktion – Detrusor-vesicae-bedingte Blasenentlee- – therapeutisch im Rahmen künstlicher Harn-
– Kombination mit vesikoureterorenalem Re- rungsstörung: infolge myogener, neuroge- ableitung.
flux* oft bei Uretermündungsdivertikel* ner, psychogener oder idiopathischer Detru- Klinik: In Abhängigkeit von der Fistellokalisa-
(Abb. dort) sorhypokontraktilität* tion.
– bei paraureteralen Divertikeln: 1. mögliche – blasenauslassbedingte Blasenentlee- – Oft unspezifische Beschwerden
unilaterale Harntransportstörung 2. Diverti- rungsstörung: z. B. bei mechanischer (z. B. – Diarrhö*
kelsteinbildung 3. Refluxuropathie 4. Infek- Harnröhrenenge) oder funktioneller (z. B. – Harnwegsinfekte
tionen des oberen Harntraktes Detrusor*-Sphinkter-Dyssynergie) Obstrukti- – Hämaturie*
– bei dorsolateralen und subtrigonalen Diverti- on oder benignem Prostatasyndrom* (Blasen- – Pneumaturie*
keln mögliche infravesikale Obstruktion. auslassobstruktion*) – Koprourie
Diagnostik: – Mischformen. – vaginaler Urinabgang.
– Palpation Blasenentzündung → Zystitis Diagnostik:
– Sonografie Blaseneröffnung → Amniotomie – Schnittbildverfahren*
– Zystoskopie Blasenersatz, orthotoper m: engl. orthotopic – Zystoskopie
– Miktionszystourethrografie* bladder substitution. Bildung einer Ersatzblase – Miktionszystourethrografie*/Zystogramm
– retrograde Zystografie (siehe Abb.). zur Harnspeicherung in einer der Harnblase
253 Blasenkatheter

– vesikoenterale Fisteln: zusätzlich Kolosko- offen-chirurgische Versorgung im Rahmen ei-


pie, rektale Füllung mit Kontrastmittel ner Hernienoperation.
– vesikovaginale Fisteln: zusätzlich Vaginosko- Diagnostik: Primär Sonografie des Unterbauchs
pie.
Therapie: Zunächst werden zur Unterstützung
und Schnittbildverfahren* (CT*, MRT).
Blase, nichtneurogene neurogene → Hin-
B
des Heilungsprozesses Niederdruckbedingun- man-Syndrom
gen hergestellt. Gelegentlich verschließen sich Blaseniønkontinenz → Harninkontinenz
Fisteln dadurch spontan. Die weitere Behand- Blaseninstabilität f: engl. unstable bladder. Un-
lung richtet sich nach Ursache und Lokalisation gewollte, nicht unterdrückbare Kontraktionen
der Fistel. Meistens werden interdisziplinäre des M. detrusor vesicae in der Füllungsphase
Behandlungskonzepte eingesetzt (z. B. Darm- der Harnblase (idiopathische Detrusorhyperak-
und Harnblasenresektion durch Allgemeinchi- tivität*).
rurgen und Urologen). Das Ziel ist die Wieder- Blaseninstillation f: engl. bladder instillation.
herstellung korrekter anatomischer Verhält- Therapeutisches Einbringen von Flüssigkeit in
nisse. die Harnblase mit Katheter, Spritze oder Instil-
Blasengeschwür → Ulcus vesicae lationsbehälter. Angewandt wird sie z. B. zur lo-
Blasenhals m: engl. bladder neck; syn. cervix ve- kalen Chemotherapie bei Blasenkarzinom*, zur
sicae. Sich trichterförmig verjüngender Teil der Antibiotikatherapie oder bei unstillbarer Bla-
Harnblase*, aus dem die Urethra* hervorgeht. senblutung (intravesikale Formalininstilla-
Der Blasenhals beinhaltet den inneren Blasen- tion*).
schließmuskel (Musculus sphincter urethrae in- Blasenkarzinogene n pl: engl. bladder carcino-
ternus) und die innere Harnröhrenmündung gen. Auf das Urothel krebserregend wirkende
(Ostium urethrae internum). Substanzen, u. a. aromatische Amine (Tabak-
Blasenhalssklerose → Blasenhalsstenose rauch). Entsprechend der Oberflächenvertei- Blasenkarzinom: 1: Karzinom der linken Seitenwand
Blasenhalsstenose f: engl. bladder neck steno- lung wirken sie v. a. auf die Harnblase ein. im Infusionsurogramm, 2: im CT. [8]
sis; syn. Blasenhalsobstruktion. Mechanische Blasenkarzinom n: engl. bladder carcinoma.
oder funktionelle Verengung des Blasenhalses Karzinom* der Harnblase, unter anderem verur-
mit Behinderung des Harnflusses. Klinisch sacht durch Einwirkung aromatischer Amine
kommt es häufig zu Blasenentleerungsstörun- (Tabakrauch) oder infolge chronischer Zystitis mette-Guérin (BCG) zur Senkung der Rezi-
gen* mit zunehmendem Restharn* und Harn- (z. B. bei Schistosomiasis*). Betroffen sind meist divrate
wegsinfekten. Behandelt wird durch Harnablei- Männer > 60. Lj. Wichtigstes Leitsymptom ist – in der mittleren Risikogruppe Blaseninstilla-
tung, chirurgische Resektion oder Blasenhalsre- die schmerzlose Makrohämaturie. Nach radika- tion von Zytostatika (z. B. Mitomycin, Doxo-
konstruktion. ler Zystektomie beträgt die 5-Jahres-Überle- rubicin, Epirubicin)
Ursachen: bensrate ca. 45 %. – im fortgeschrittenen Stadium oder als Alter-
– Angeborene Fehlbildung (Klappen oder En- Klinik: native zur radikalen Zystektomie bei selek-
gen) – Leitsymptom: schmerzlose Makrohämaturie tierten Patienten Radiochemotherapie.
– vernarbende Entzündung (z. B. Blasenhals- – evtl. Dysurie* und Pollakisurie* Prognose: Je nach Stadium, Eindringtiefe, Dif-
sklerose infolge chronischer Prostatitis) – Pyurie ferenzierung der Karzinomzellen und Therapie
– postoperative Narbenkontraktur (z. B. nach – Schmerzen in der Lendengegend beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate bei infiltrie-
radikaler Prostatektomie oder transurethra- – Harnstauung bei Verlegung eines Ureterosti- rendem Blasenkarzinom ohne Fernmetastasen
len Eingriffen an der Prostata). ums. nach radikaler Zystektomie ca. 45 %.
Diagnostik: Diagnostik: Meist Zystoskopie, ergänzend: Blasenkatheter m: engl. urinary catheter. Ins-
– Anamnese – Harnzytologie trument zur künstlichen Harnableitung* aus
– Uroflowmetrie* – bildgebende Verfahren (siehe Abb.) der Harnblase.
– Urethrografie/Miktionszystourethrografie* – fotodynamische Diagnostik Indikationen:
– Urethrozystoskopie. – transurethrale Biopsie. – Therapeutisch: Harnretention, Spülbehand-
Therapie: Histologisch handelt es sich meist um ein papil- lung (über zusätzlichen Kanal des Blasenka-
– Transurethrale Narbenresektion im Stenose- läres Urothelkarzinom*, seltener sind anaplasti- theters)
bereich sches Karzinom, Plattenepithel- oder Adenokar- – diagnostisch: z. B. Restharnbestimmung oder
– bei Rezidiven: offen-chirurgische Blasenhals- zinom. Die Metastasierung erfolgt in regionäre perioperative bzw. intensivmedizinische
rekonstruktion, ggf. vesikokutane Harnablei- Lymphknoten sowie hämatogen in Leber, Lun- Flüssigkeitsbilanzierung.
tung. ge, Skelett und Peritoneum. Einsatz: Siehe Abb.
Blasenheø rnie f: engl. hernia of the bladder. Her- Therapie: Je nach Stadium: – Transurethraler Blasenkatheter: 1. Kathe-
nie* mit Harnblasenanteilen im Bruchsack, v. a. – Bei oberflächlichem Blasenkarzinom trans- ter zum Einmal- bzw. intermittierenden Ka-
bei direkter Leistenhernie des Mannes und urethrale Resektion theterismus* mit abgerundeter, gerader oder
Schenkelhernie der Frau. Ein asymptomatischer – bei muskelinfiltrierendem Blasenkarzinom gebogener Spitze aus Gummi oder PVC, mit
Verlauf ist möglich, häufig kommt es zu Rest- radikale Zystektomie* mit Lymphadenekto- oder ohne Hydrogelbeschichtung 2. Katheter
harngefühl, Restharnbildung und rezidivieren- mie zur temporären oder permanenten Ableitung
den Harnwegsinfekten. Behandelt wird durch – bei oberflächlichem Tumor bei Hochrisiko- (sog. Dauerkatheter, Blasenverweilkatheter)
patienten Immuntherapie mit Bacillus Cal- mit selbsthaltendem, aufblasbarem Ballon
Blasenlähmung 254

Infolge der gestörten Entleerung kommt es zu – bei kompletter Blasenmole Fehlen kindlicher
Restharnbildung mit Gefahr einer Infektion. Herztöne und Kindsbewegungen
Diagnostik: – uterine Blutungen, evtl. Abgang von Bläs-
B – In der Akutphase: 1. Anamnese 2. Sonografie
– im Verlauf Videourodynamik* zur Objekti-
chen
– evtl. Zeichen hypertensiver Schwanger-
vierung der Miktionsverhältnisse. schaftserkrankung*
Therapie: – bei etwa 1/3 Ausbildung von Luteinzysten*.
– (Bei Querschnittläsion) akut suprapubische Diagnostik:
Harnableitung – Sonografisch poröse, meist vergrößerte Pla-
– im weiteren Verlauf wiederholter Katheteris- zenta
mus 4- bis 5-mal/24 h mit Einzelvolumen – fehlende (komplette Blasenmole) oder unter-
< 500 ml schiedlich schwer fehlgebildete (partielle Bla-
– Regulierung der Diurese (1,5 l/24 h), ggf. An- senmole) Embryonalanlage
Blasenkatheter: Katheterspitzenform: für den Mann: ticholinergika nach ärztlicher Anordnung. – begleitende Ovarialzysten*
1: Tiemann-Katheter; 2: Mercier-Katheter; für die Die Bauchpresse* darf zur Entleerung nur aus- – Metastasen in Leber und Nieren
Frau: 3: Nélaton-Katheter; 4: Ballonkatheter; Katheter- nahmsweise bei Blasendruck < 60 cmH2O ein- – laborchemisch evtl. erhöhte Konzentration
länge entsprechend Verwendungszweck; Katheter- gesetzt werden. Bei Reflux* sollte sie vermieden von Beta*-HCG in Serum und Harn (abhän-
stärken: 6–26 Charrière. werden. gig von der Menge des Molengewebes; bei
Blasenmole f: engl. cystic mole; syn. Mola hyda- kompletter Blasenmole hohe persistierende
tiformis. Partielle oder komplette hydropisch- Werte).
ödematöse Degeneration der Chorionzotten der Therapie: Partielle Blasenmole:
(Foley-Katheter) aus Latex (meist beschichtet; Plazenta* unter Umwandlung in traubenförmig – Kürettage und sequentielle Beta-HCG-Kont-
cave: Latexallergie*) oder Silikon angeordnete, mit heller Flüssigkeit gefüllte rolle alle 2–3 Wochen für 3–6 Monate
– suprapubischer Blasenkatheter: 1. zur Bläschen bis Traubengröße, bei gleichzeitiger – bei persistierender HCG-Erhöhung ggf. er-
temporären oder permanenten Ableitung Proliferation des Zyto- und Synzytiotrophoblas- neute Kürettage unter sonografischer Kont-
(suprapubischer Fistelkatheter) mit oder oh- ten (Form der Trophoblasttumoren*). Blasen- rolle.
ne selbsthaltendem Ballon aus Polyurethan, molen gehen manchmal in gestationsbedingte Komplette Blasenmole:
Silikon oder Latex 2. auch selbstaufrollender trophoblastäre Neoplasien (GTN) über. Siehe – Vollständige Uterusentleerung, z. B. durch
Pigtail*-Katheter 3. Einführung in die Harn- Abb. Ätiologie: prostaglandininduzierte Ausstoßung und
blase über suprapubische Blasenpunktion*. – Komplette Blasenmole: 1. Befruchtungsstö- nachfolgende Aspirationskürettage* oder Kü-
Komplikationen: U. a. Katheterfieber*. Präven- rung infolge kernloser Eizelle und Verdoppe- rettage unter sonografischer Kontrolle; cave:
tion: Um möglichen Komplikationen vorzu- lung des eingedrungenen Chromosomensat- Risiko von Uterusperforation oder Nachblu-
beugen, müssen neben der Intimpflege* und zes oder durch Eindringen von 2 Spermien tungen
der Beachtung eines aseptischen bzw. antisepti- 2. Fetus und Plazenta entsprechen komplett – bei starker Nachblutung i. v. Gabe von Oxy-
schen Vorgehens auch Wechselintervalle und väterlichem Transplantat mit entsprechen- tocin und Erythrozytenkonzentrat*
Regeln der Harnableitung (Verwendung von ge- den immunologischen Reaktionen des müt- – bei lebensbedrohlicher Blutung Hysterekto-
schlossenen Schlauch-Beutel-Systemen mit terlichen Organismus 3. zytogenetisch meist mie als Ultima Ratio.
Rückschlagventil und Bodenablass) eingehalten 46,XX-Chromosomensatz, selten 46,XY Nachsorge: Kontrazeption* (z. B. hormonal) für
werden. – partielle Blasenmole (Partialmole): 1. in über 1 Jahr und regelmäßige Beta-HCG-Kontrollen.
Blasenlähmung f: engl. vesical paralysis. Parti- 90 % Triploidie (Karyotyp 69,XXX, 69,XXY, Blasenpapillom n: engl. bladder papilloma; syn.
elle oder vollständige Lähmung der Harnbla- selten 69,XYY) 2. 2/3 des Genoms stammen Papilloma vesicae. Benigner papillärer Tumor*
senmuskulatur infolge einer Querschnittläsion* vom Vater (sog. androgenetischer Ursprung). der Harnblase, der vom Urothel ausgeht.
des Rückenmarks im sakralen Miktionszent- Klinik: Leitsymptom ist die schmerzlose Hämaturie*.
rum (S2–S4), in der Cauda equina oder dem Ple- – Gegenüber der Norm vergrößerter Uterus Therapeutisch erfolgt die transurethrale Resek-
xus hypogastricus inferior. Eine Blasenläh- (Fundusstand*) tion. Die Diagnostik entspricht dem Blasentu-
mung tritt infolge von Trauma, Bandscheiben- mor*.
vorfall*, Rückenmarktumor*, Querschnittmye- Formen:
litis oder nach radikaler Tumorchirurgie im – Invertiertes Blasenpapillom: 1. v. a. im Be-
kleinen Becken auf. reich von Trigonum und Blasenhals lokali-
Klinik: siert 2. histologische Unterscheidung in tra-
– Im akuten Stadium (spinaler Schock*): bekuläre (von der Basalzellschicht ausge-
Schockblase mit Harnverhalt* (veraltet Bla- hend) und glanduläre Formen (vom Zylin-
senatonie) derepithel, z. T. auch von Becherzellen ausge-
– nach 6–12 Wochen je nach Höhe der Quer- hend) 3. geringes Entartungsrisiko
schnittläsion: 1. Reflexblase (sog. obere Läsi- – exophytisches Blasenpapillom: schmalblasi-
on oberhalb S2) 2. persistierende Blasenare- ger papillärer Tumor aus regelhaft geschich-
flexie (sog. untere Läsion im sakralen Mikti- tetem Urothel mit typischen oberflächlichen
onszentrum in S2–S4) 3. bei inkomplettem Deckzellen (sog. Umbrellazellen).
Querschnitt teilweise Blasenlähmung mit Blasenmole: 1: normales Zottenbäumchen; Blasenpunktion, suprapubische f: engl. supra-
Detrusorhypokontraktilität*. 2: entartetes Zottenbäumchen bei Blasenmole. pubic bladder puncture. Punktion der Harnblase
255 Blasensprung

durch die Bauchdecke. Nach Ermittlung des


Blasensprung:
Blasenstands (palpable Harnblase, unter Um- Maßnahmen bei vorzeitigem Blasensprung.
ständen Ultraschallkontrolle), Desinfektion
und ggf. Lokalanästhesie der Einstichstelle wird
die Harnblase senkrecht zur Bauchdecke mithil-
Zeitpunkt (SSW) Maßnahmen
B
< 20 + 0 ggf. Schwangerschaftsabbruch; Abwarten, wenn von Patientin ausdrücklich
fe einer Kanüle oder eines Trokars (10–12 gewünscht; bei Oligo- oder Anhydramnion Aufklärung über schlechte Prognose
Charr) punktiert.
Indikationen: 20 + 0 bis 23 + 6 abwartendes Verhalten unter engmaschiger Kontrolle der Infektionsparameter;
– Diagnostisch: zur (sterilen) Harngewinnung ggf. Antibiotikatherapie; bei manifestem Amnioninfektionssyndrom Entbindung
ab der 23. SSW
– therapeutisch: 1. als Entlastungspunktion
bei Harnverhalt, zur künstlichen Harnablei- 24 + 0 bis 33 + 6 engmaschige Kontrolle der Infektionsparameter; Antibiotikaprophylaxe; ggf.
tung* (Dauerdrainage mit über das Lumen Tokolyse*; Lungenreifeinduktion* und Entbindung
der Hohlnadel eingeführtem Blasenkathe- 34 + 0 bis 37 + 0 Geburtseinleitung und Antibiotikaprophylaxe
ter*) bei Harnabflussbehinderung unterhalb
der Harnblase 2. zur Harnblasenspülung > 37 + 0 Geburtseinleitung und Antibiotikaprophylaxe, wenn der Blasensprung > 12 h
zurückliegt
3. ggf. postoperativ (z. B. nach erweiterter
Hysterektomie oder Blasenteilresektion).
Blasenruptur f: engl. bladder rupture. Riss der
Harnblasenwand infolge stumpfer Gewaltein- deren Fremdkörpern (Pfählung, Stich, Schuss) gen der Harnblasenspeicherfunktion infolge
wirkung auf die gefüllte Harnblase, Eindringen sowie spontan bei Cystitis necroticans. Es Veränderungen der Harnblase.
von Knochensplittern (bei Frakturen) oder an- kommt zu Hämaturie. Je nach Lokalisation Ursachen:
kann eine Katheterisierung ausreichen oder ein – Hypersensitivität (überaktive Blase*)
operativer Verschluss notwendig sein. – Detrusorhyperaktivitität (autonome Detru-
Einteilung: soraktionen)
– Intraperitoneale Blasenruptur, meist in – Hypokapazität (Schrumpfblase*)
Kombination mit Unterbauchtrauma – insuffizienter Kontinenzapparat infolge me-
– extraperitoneale Blasenruptur (siehe Abb.). chanischer Schädigung des M. sphincter
Klinik: urethrae externus
– Hämaturie* (> 80 % der Fälle) – funktionelle oder neurogene Störung
– Miktions- und Unterbauchschmerz – Descensus* uteri et vaginae
– Anurie – (selten) extraurethrale Inkontinenz, z. B. bei
– Genitalödem möglich vesikovaginaler Fistel (Urogenitalfistel*).
– bei intraperitonealer Blasenruptur evtl.: Blasenspiegelung → Zystoskopie
1. Urinaszites mit Peritonitis* 2. akutes* Ab- Blasensprengung → Amniotomie
intakte Harnblase domen 3. Anstieg der Serumharnstoffkon- Blasenspritze f: engl. bladder syringe. Sterile
zentration durch Resorption. Spritze mit ca. 50–100 ml Fassungsvolumen zur
Da die Blase bei Kindern höher im Becken steht, Instillation von Flüssigkeiten bei einer Blasen-
kommt es bei ihnen häufiger zu Verletzungen spülung*.
von Blasenhals, Prostata und Vagina. Blasensprung m: engl. rupture of the fetal mem-
Diagnostik: branes. Einreißen der Eihäute (Amnion* und
– Retrograde oder antegrade Urethrozystogra- Chorion*) mit vaginalem Abgang von Frucht-
fie* wasser. Risiken bei einem vorzeitigen Blasen-
– Notfall-CT mit Kontrastmittel-Ausschei- sprung sind Nabelschnurvorfall, Entwicklung
dungsphase (auch zur Objektivierung ande- eines Amnioninfektionssyndroms* sowie bei
rer Verletzungen) längerem Oligo- oder Anhydramnion eine fetale
– Sonografie und Ausscheidungsurografie sind Lungenhypoplasie und Entwicklung von Kon-
intraperitoneale Blasenruptur nicht sensitiv genug. trakturen. Situationsabhängig wird eine Anti-
Therapie: biotikaprophylaxe vorgenommen und/oder die
– Bei Blasenkontusion (ohne Wandruptur) vor- Geburt eingeleitet.
sichtiges Abwarten, ggf. Blasenirrigation Einteilung:
über Spülkatheter – Vorzeitiger Blasensprung: vor Beginn der
– bei isolierter extraperitonealer Blasenruptur Wehentätigkeit
evtl. Katheterismus über 10–21 Tage ausrei- – frühzeitiger Blasensprung: während der Er-
chend öffnungsperiode
– bei intraperitonealer Blasenruptur operativer – rechtzeitiger Blasensprung: am Ende der Er-
Verschluss, Harnableitung und Wunddrai- öffnungsperiode/Anfang der Austreibungs-
nage. periode
extraperitoneale Blasenruptur
Blasenscheidenfiøstel → Urogenitalfistel – verspäteter Blasensprung: während oder so-
Blasenspeicherstörungen f pl: engl. urine stor- gar nach der Austreibungsperiode (Geburt
Blasenruptur: Einteilung. age disorders. Sammelbezeichnung für Störun- des Fetus in der Fruchtblase).
Blasenspülung 256

Diagnostik: – Dranginkontinenz* bei Blasenentzündung


– Sichtbarer Abgang von Fruchtwasser aus dem oder -dysfunktion
Muttermund bei der Spiegeleinstellung – kindliche Enuresis* nocturna et diurna.
B – pH-Kontrolle des Scheidensekretes mit Lack-
mus-Papier (normalerweise sauer, Frucht-
Erforderlich sind kognitive Fähigkeiten und aus-
reichende Motivation auf Seiten des Patienten.
wasser ist alkalisch) Methoden:
– Nachweis von IGFBP-1 (Insulin-like growth – Miktionsplan mit etwa 5 bis 7 Miktionen pro
factor-binding protein 1) im Scheidensekret Tag
durch einen Schnelltest. – Erlernen der entspannten Sitzhaltung (Frau-
Differenzialdiagnosen: en und Männer) oder Stehhaltung (Männer)
– Vermehrte vaginale Sekretion bei Miktion
– Abgang von Urin – Behavioraltraining der Wahrnehmung des
– sog. falscher Blasensprung mit Einreißen des Blasenstein: endoskopischer Befund. [183]
Harndrangs (autosuggestive „Beruhigung“
Chorions ohne Ruptur des Amnions. der Harnblase)
Vorgehen: Siehe Tab. – Erfassen und Dokumentieren der körperli-
Blasenspülung f: engl. bladder irrigation. Thera- Diagnostik: chen Zeichen des Blasenfüllzustandes (z. B.
peutisches Durchspülen der Harnblase zur Rei- – Ultraschalldiagnostik Schwitzen, Kopfschmerz, Spastik)
nigung oder Arzneimittelverabreichung (Bla- – Röntgen – Stimulation der Blasenentleerung (Valsalva-
seninstillation*). – Zystoskopie (siehe Abb.). technik, reflektorische Miktionsauslösung)
Formen: Therapie: – oft in Kombination mit Beckenbodentrai-
– Permanente Spülung nach urologischer – Transurethrale Lithotripsie* ning (z. B. bei Enuresis oder Belastungsin-
Operation mit 3-lumigem Verweilkatheter, – Zystotomie. kontinenz)
z. B. nach Entfernung der Prostata Blasensteinlithotripsie f: syn. Blasensteinzer- – wegen Infektionsgefahr umstritten ist das in-
– einmalige oder wiederholte (intermittie- trümmerung. Zertrümmerung von Harnstei- termittierende Abklemmen des Blasenver-
rende) Spülung, z. B. bei Bildung von Blutge- nen in der Blase. Sie erfolgt meistens endosko- weilkatheters zur Vergrößerung des Blasen-
rinnseln oder eitrig-fibröser Blasenentzün- pisch-transurethral. Zum Einsatz kommen me- volumens.
dung mit Geweberückständen: 1. offene chanische (Steinpunch), ballistische, Ultra- Blasentumor m: engl. bladder tumor. Ge-
Spülung: Einbringen kleinerer Mengen ste- schall-, und Laser-basierte Verfahren. schwulst der Harnblase* mit einem Häufig-
riler Lösung mit Blasenspritze* oder fertiger Blasenstottern → Miktion, intermittierende keitsmaximum zwischen 60. und 70. Lebens-
Lösungen mit Einmalkatheter* (auf Blasen- Blasentamponade f: engl. vesical tamponade. jahr. Multiples Vorkommen ist möglich. Häufi-
druck achten!) 2. geschlossene Spülung bei Vollständige Ausfüllung der Harnblase durch ge Formen sind Blasenpapillom* und Blasen-
Verweilkatheter, sie ist der offenen Spülung geronnenes Blut mit Verstopfung des Blasen- karzinom*. Seltener sind Fibrom, Myom, Neu-
aus hygienischen Gründen vorzuziehen. ausgangs und akutem Harnverhalt als Folge. rofibrom oder embryonales Rhabdomyosar-
Hinweise: Ursache: Blutung aus Harnblase, oberen Harn- kom. Das wichtigste Leitsymptom ist Hämatu-
– Nicht zur Keimreduktion in der Harnblase wegen oder Prostata. rie*. Das therapeutische Vorgehen hängt vom
bei Katheterpflege geeignet Therapie: Absaugen der Blutgerinnsel durch histopathologischen Befund ab.
– Hygiene beachten weitlumigen Katheter oder Resektoskopschaft. Klinik:
– Spülflüssigkeit auf Körpertemperatur brin- Blasenteilresektion f: engl. partial cystectomy. – In der ersten Phase oft asymptomatisch
gen Partielle Exzision veränderter Harnblasenab- – Leitsymptom: Hämaturie*
– nicht zu schnell spülen (Blasendruck) schnitte über einen trans- oder extraperitonea- – Harnwegsinfektionen* (bis Pyurie*)
– Verweildauer der Arzneimittel entsprechend len Zugang (Sectio* alta). Blasenboden, Sphink- – Pollakisurie*
der Packungsbeilage ter und Trigonum mit Ostien werden belassen. – evtl. Schmerzen oder Druckgefühl.
– Bilanzierung des Spülvolumens. Die Indikation besteht bei Tumoren, umschrie- Diagnostik: Primär Urethrozystoskopie (sie-
Blasenstein m: engl. bladder stone; syn. Calcu- benen ulzerösen Prozessen und Fisteln. he Abb.), mit Probenentnahme, ggf. auch kom-
lus vesicae. Konkrement in der Harnblase. Blasentraining n: engl. bladder training. Verhal- pletter Resektion des Tumors.
Einteilung: Nach Entstehung tenstherapie zur Unterstützung oder Wieder-
– Primär: z. B. bei subvesikaler Harnabflussbe- herstellung der kontrollierten Blasenentlee-
hinderung* mit Restharnbildung, in Diverti- rung. Blasentraining wird bei Kindern und Er-
keln (mit Begleitinfektion), als Fremdkörper- wachsenen allein oder ergänzend zur medika-
stein (nicht resorbierbare Fäden, abgerissenes mentösen oder chirurgischen Therapie ange-
Katheterstück) wandt. Das Training korrigiert die falsche
– (meist) sekundär nach Bildung in der Niere Wahrnehmung des Harndranges und die Aus-
(vgl. Nephrolithiasis*) und Abgang in die scheidungsgewohnheiten, verbessert damit die
Harnblase. Blasenkapazität und die Fähigkeit, die Miktion
Klinik: aufzuschieben.
– Pollakisurie* Indikationen:
– Hämaturie* – Belastungsinkontinenz* bei Gebärmuttersen-
– intermittierende Miktion* kung, nach Unfällen oder radikaler Prostat-
– Schmerzen. ektomie, dann in Kombination mit Becken- Blasentumor: breitbasig aufsitzender infiltrativer
bodentraining Blasentumor (Zystoskopie). [183]
257 Blauanomalie

– Harnzytologie dem sich in der Embryonalentwicklung oder bei phytären Myzelphase und bei 37 °C in der para-
– Sonografie Regenerationsvorgängen differenziertes Gewe- sitären Hefephase wächst.
– transurethrale Biopsie be bildet. Blastomykose f: engl. blastomycosis. Chronisch


Schnittbildverfahren* (CT*, MRT)
bimanuelle Untersuchung (wird heute nur
Blaø sten m pl: engl. blasts. Vor allem in der Hä-
matoonkologie verwendete Bezeichnung für
und häufig schwer verlaufende systemische My-
kose durch den primär pathogenen dimorphen
B
noch selten durchgeführt). unreife, nicht näher charakterisierte Zellen der Pilz Blastomyces* dermatitidis mit Haut- und
Therapie: Das weitere Vorgehen hängt vom his- Hämatopoese*. Blasten treten physiologischer- Lungenbefall (Husten, Dyspnoe*). Diagnosti-
topathologischen Befund ab. Generell gilt: weise im Knochenmark auf, im peripheren Blut ziert wird mit direktem Erregernachweis (z. B.
– Bei nicht muskelinvasiven Tumoren: trans- bei hämatologischen Erkrankungen und passa- mikroskopisch), behandelt wird mit Antimyko-
urethrale Resektion ger bei Infektionen oder im Rahmen der häma- tika (z. B. Amphotericin B). Nur bei adäquater
– bei aggressiven, nicht muskelinvasiven Tu- topoetischen Regeneration nach Chemothera- und frühzeitiger Therapie ist die Prognose gut.
moren: 1. transurethrale Resektion 2. darauf- pie, Strahlentherapie oder einer Sepsis. Blastopathie f: engl. blastopathy. Intrauterine
folgend intravesikale Behandlung mit Bacil- Blaø stenkrise, terminale f: engl. terminal blast Entwicklungsstörung der Frucht in den ersten
lus Calmette-Guérin (BCG) crisis (Abk. BC); syn. Blastenschub. Zunahme des 2 Entwicklungswochen. Sie führt in der Regel
– bei nicht muskelinvasiven Tumoren aus der Anteils zirkulierender Blasten* im peripheren zu tiefgreifenden Fehlbildungen des Keims
mittleren Risikogruppe: 1. transurethrale Re- Blut und/oder im Knochenmark ≥ 20 % oder/ durch unvollständige Teilungen (z. B. Doppel-
sektion 2. darauffolgend intravesikale Be- und zytologisch oder histologisch gesicherte fehlbildung*) oder Frühabort. Eine Restitutio*
handlung mit Zytostatika (z. B. Mitomycin C, blastäre Infiltrate außerhalb von Knochen- ad integrum ist durch ein hohes Reparations-
Doxorubin) mark, Milz oder Lymphknoten im fortgeschrit- vermögen möglich.
– bei muskelinvasiven Tumoren: 1. radikale tenen Stadium der chronisch* myeloischen Leu- Blastosporen f pl: engl. blastospores. Asexuell
Zysto(prostatek)tomie mit pelviner Lymph- kämie. aus vegetativen Pilzhyphen (Fungi*) durch
adenektomie 2. mit oder ohne neoadjuvanter Blaø stenschub → Blastenkrise, terminale Knospung entstandene Sporen*.
Chemotherapie, ggf. Radiochemotherapie Blaø stenschub → Myeloblastenschub Blastozyø ste f: engl. blastocyst; syn. Blastula.
– bei fortgeschrittenen, metastasierten Tumo- Blast Lung → Explosionstrauma Keimblase, die sich etwa am 4. Tag nach der
ren: 1. Chemotherapie 2. ggf. mit palliativen Blastocyø stis hoø minis f: Strikt anaerobes Proto- Befruchtung aus der Morula* bildet. Sie besteht
Maßnahmen. zoon, kommensal im Darm des Menschen vor- aus einer äußeren Zona* pellucida, einer darun-
Nachsorge: kommend oder fakultativ pathogen (Blastozys- ter liegenden Zellschicht (Trophoblast), einer
– Regelmäßige Zystoskopie, ggf. mit Zytolo- tose*). Zu beachten ist eine mögliche Verwechs- inneren Zellmasse (Embryoblast*) und der Blas-
giekontrollen lung mit Zysten von Flagellaten (v. a. Trichomo- tozystenhöhle. Siehe Abb.
– regelmäßige Kontrolle durch Schnittbildver- nas, Giardia lamblia) und Amöben.
fahren* bei Patienten nach radikaler Zystek- Blastogenese f: engl. blastogenesis. Zeitraum
tomie. von der Bildung der Zygote* über die Morula*
Blase, überaktive f: engl. overactive bladder bis zur Blastozyste* zwischen dem 1. und
(Abk. OAB); syn. überaktive Harnblase. Form der 15. Gestationstag des Menschen, d. h. bis zum
Harnblasendysfunktion mit Symptomenkom- Beginn der Embryogenese*.
plex aus Pollakisurie*, imperativem Harndrang Blastom n: engl. blastoma. Echte Geschwulst
und Nykturie* mit oder ohne Dranginkonti- im Sinne eines eigenständigen, ungehemmten
nenz* bei Abwesenheit von Harnwegsinfektion Wachstums von körpereigenem Gewebe oder
und lokalen pathologischen Faktoren. Ursache organismusfremdem, parasitärem Gewebe.
ist eine Detrusorhyperaktivität mit spontanen Blastomatose f: engl. blastomatosis. Krank-
Kontraktionen in der Füllungsphase. Abzu- heitsbild mit Auftreten zahlreicher echter Ge- Blastozyste: Struktur etwa am 4. Tag
grenzen sind Zystitis, Blasenstein, Descensus* schwülste, z. B. Geschwulsterkrankung eines der Entwicklung.
uteri et vaginae und Blasenkarzinom. Organsystems (Hämoblastose*, Hodgkin*-Lym-
Diagnostik: phom).
– Anamnese mit Miktionsprotokoll* Blastomeren f pl: engl. blastomeres. Durch Fur- Blastozystose f: engl. blastocystosis. Meist
– Zystomanometrie chung der Zygote* entstehende Zellen. Die Zel- gastro-intestinale Infektion mit Blastocystis*
– Ausschluss der Differenzialdiagnosen. len teilen sich äquatorial und meridional ohne hominis. Der Erreger wird fäkal-oral durch ver-
Therapie: Wachstum und werden so bei jeder Teilung unreinigtes Wasser übertragen. Er findet sich
– Blasentraining* kleiner. Das Plasma/Kern-Verhältnis verschiebt weltweit, mit höherer Prävalenz in Ländern mit
– Beckenbodentraining in Kombination mit sich zugunsten der Kerne. geringem Einkommen. Es ist umstritten, ob der
Elektrostimulation Omni- und Pluripotenz: Die Zellen sind bis zum Parasit tatsächlichen Krankheitswert besitzt
– Biofeedback* 8-Zellstadium omnipotent und mit dem Ein- und ursächlich zu Durchfall, Übelkeit, Abdomi-
– Pharmakotherapie: 1. Parasympatholytikum tritt der Compaction nur noch pluripotent, wo- nalkrämpfen und Blähungen führt. Zur Be-
(Darifenacin, Fesoterodin, Oxybutynin, Pro- bei die äußeren Zellen einen epitheloiden Cha- handlung werden Metronidazol, Cotrimoxazol
piverin, Solifenacin*, Tolterodin, Trospium- rakter zeigen. und Nitazoxanid empfohlen.
chlorid*) 2. Östrogen (topisch) 3. bei Thera- Blastomyces dermatitidis m: Primär pathoge- Blattern → Variola
pieresistenz Botulinumtoxin*-A (transureth- ner, dimorpher Pilz, der der Erreger der nord- Blattfilmkamera f: engl. recording camera. Bei
rale Injektion in Musculus detrusor vesicae). amerikanischen Blastomykose* ist. Blastomyces der Röntgendurchleuchtung* verwendetes Auf-
Blastem n: engl. blastema. Indifferentes Keim- dermatitidis ist eine Nebenfruchtform von Ajel- nahmegerät zur Dokumentation von Befunden.
gewebe aus teilungsfähigen Stammzellen, aus lomyces dermatitidis, die bei 22 °C in der sapro- Blauanomalie → Farbenfehlsichtigkeit
Blaubeere 258

Blaubeere → Heidelbeere Diagnostik: gewonnen wird. Seine spezifische Bindung an


Blausehen → Zyanopsie – Schwarzblauer bis schiefergrauer Bleisaum DNS hemmt die DNS-Synthese in Säugerzellen,
Blausucht → Zyanose des Zahnfleischs (Bleisulfid) als Expositions- Viren und Bakterien. Als Zytostatikum wird
B Blau-Syndrom → Sarkoidose zeichen Bleomycin u. a. bei Plattenepithelkarzinomen
Blau-Syndrom → Sarkoidose, infantile – Anämie (Bleianämie) und Hodentumoren eingesetzt. Bedeutendste
Bleeding Academic Research Consortium: – erhöhte Delta-Aminolävulinsäure-Ausschei- Nebenwirkungen sind die interstitielle plasma-
Abk. BARC. Standardisierte Definition und Gra- dung im Harn: obere Normgrenze 6 mg/l, zelluläre Pneumonie und Überempfindlich-
duierung einer Blutung für kardiovaskuläre kli- BAT 400 μg/l Blut (Frauen < 45 Jahre 100 μg/l keitsreaktionen, z. T. mit Todesfolge.
nische Studien. Blut). Blepharitis f: engl. palpebritis. Lidrandentzün-
Bleianämie f: engl. lead poisoning anemia. Nor- Therapie: dung mit brennenden und juckenden Augen so-
mo- oder evtl. hypochrome Anämie* bei Blei- – Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA) wie morgens verklebten Lidrändern. Die häu-
Intoxikation infolge partieller Blockierung der – Penicillamin figsten Ursachen sind Infektionen mit Staphy-
Synthese von Häm*. – Dimercaptopropansulfonsäure. lokokken oder Sekrete der Meibom- und Zeis-
Klinik: Bleilähmung → Bleipolyneuropathie Drüsen. Begünstigend wirken Staub, Wind,
– Labordiagnostik: 1. verstärkte Hämolyse Bleipolyneuropathie f: engl. lead neuropathy; Rauch, Hitze und Kälte, Übermüdung der Au-
2. Anhäufung von Protoporphyrin in den syn. Bleilähmung. Polyneuropathie* infolge gen sowie diverse Grunderkrankungen.
Erythrozyten 3. basophile Tüpfelung* der Blei-Intoxikation mit charakteristischem Ver- Siehe Abb. 1 und Abb. 2.
Erythrozyten 4. Polychromasie* 5. Anisozyto- lauf der Lähmung von den Händen zu Oberar- Ursachen: Weitere Ursachen sind:
se* 6. Nachweis von Siderozyten 7. stark er- men und Schultern. Meist ist die führende – Hautkrankheiten wie Rosazea und atopische
höhte Ausscheidung von Deltaaminolävulin- Hand zuerst betroffen. Bei Jugendlichen zeigt Dermatitis
säure im Harn sich häufig auch eine einseitige Beinlähmung. – Hautexantheme bei Infektionen mit z. B. Ma-
– gefäßassoziierte Symptome: 1. blass-fahles Bleistiftkot m: engl. ribbon stool; syn. Bleistift- sern, Windpocken und Influenza
Hautkolorit (Bleikolorit) infolge Gefäßspas- stuhl. Durch Stenose* im Rektumbereich (z. B. – Infektionen mit z. B. Milben, Filzläusen oder
men 2. Encephalopathia saturnina bei Befall bei kolorektalem Karzinom) entstehende band- Candida.
der Meningealgefäße 3. Amblyopia saturnina artige Formung des Stuhls. Therapie: Basis ist die regelmäßige Reinigung
bei Beteiligung der Netzhaut. Blende f: engl. diaphragm. Konstruktive Kom- und Pflege der Lidränder, ergänzt um die The-
Bleienzephalopathie → Enzephalopathie ponente radiologischer Apparaturen zur variab- rapie der auslösenden Ursache. Ggf. erfolgt zu-
Bleiintoxikation f: engl. lead poisoning. Vergif- len Eingrenzung des Strahlenbündels auf die sätzlich eine:
tung v. a. durch chronische Inhalation von blei- erforderliche sog. Feldgröße. Unerwünschte – Mitbehandlung einer parallelen Konjunktivi-
haltigem Staub, Rauch oder Dampf (Schmelz- Strahlenanteile werden von Metalllamellen der tis oder Keratitis oder eines Sicca-Syndroms
temperatur 327,4 °C). Betroffene zeigen im An- Blende absorbiert. Zur Blendeneinstellung wird – Kortisongabe bei schweren Verläufen.
fangsstadium unspezifische Symptome, später die gewünschte Feldgröße durch ein entspre-
zusätzlich Anämie und gastrointestinale Be- chendes Lichtbündel simuliert. Feste, nicht ver-
schwerden sowie im Spätstadium häufig neuro- stellbare Blenden werden als Tubus* oder Kolli-
logische Störungen. Behandelt wird mit Chelat- mator* bezeichnet.
bildnern. Blennorrhö f: engl. blennorrhea. Eiterabsonde-
Klinik: rung durch Schleimhäute. Der Begriff Ophthal-
– Vorstadium (Bleiträger): klinisch stumm moblennorrhö wird für eine eitrige Bindehaut-
– kritisches Anfangsstadium (Präsaturnismus): entzündung verwendet. Von Gonoblennorrhö
Müdigkeit, Inappetenz, Magendruck, Kopf- spricht man bei akuter Konjunktivitis* durch
und Gliederschmerzen Gonokokken. Siehe Abb.
– ausgeprägte Bleiintoxikation: zusätzlich
Obstipation, gastrointestinale Koliken und
blass-fahles Hautkolorit (Bleikolorit)
– Spätkrankheiten: 1. Schrumpfnieren 2. Angi-
na pectoris, Gangrän der Akren 3. chronische Blepharitis Abb. 1 [143]
Encephalopathia saturnina (Enzephalopa-
thie*) 4. oft auch Lähmungen peripherer Ner-
ven, insbesondere Radialis-, selten Peroneus-
lähmung (Bleipolyneuropathie, Polyneuro-
pathie*) 5. am wachsenden Skelett Spongio-
saverdichtung an den Schaftenden der langen
Röhrenknochen (Bleibänder, Bleilinien),
beim Erwachsenen Bleiosteosklerose mit
Blennorrhö: Ophthalmoblennorrhö. [143]
Gelenkschmerzen (sog. Bleigicht) und Blei-
saum am Zahnfleisch 6. Porphyrie und Ka- Blepharitis Abb. 2 [132]
chexie Blennorrhoea neonatorum → Gonoblennor-
– bei Resorption von Bleitetraethyl auch akuter rhö
Verlauf. Bleomycin n: engl. bleomycine. Gemisch von Blepharochaø lasis f: engl. dermatolysis palpebra-
Glykopeptiden, das aus Streptomyces verticillus rum. Atrophie und Erschlaffung der Lidhaut,
259 Blindversuch

die über den Lidrand hängt und die Pupillen – Drift: Auge verliert ungewollt seinen Fixati- im akuten Stadium 2. vertikale Blickläh-
verdecken kann. Eine Blepharochalasis tritt onspunkt mung bei Läsion des Mesenzephalons*, z. B.
meist im Senium auf, kann aber auch idiopa- – Mikrosakkade: Drift-Ausgleich und damit im Rahmen des Steele*-Richardson-Olszew-
thisch vorkommen, sekundär nach entzündli-
cher Hauterkrankung oder im Rahmen des
Wiedereinstellung des Auges auf den Fixati-
onspunkt durch ruckhafte Mikrobewegun-
ski-Syndroms oder beim Parinaud-Syndrom.
Blicklähmung, progressive supranukleäre →
B
Ascher-Syndroms. Behandelt wird durch Ble- gen des Augapfels Steele-Richardson-Olszewski-Syndrom
pharoplastik. – Vergenz: Gegeneinanderneigen der Blick- Blickrichtungsnystaø gmus → Nystagmus
Blepharophimose f: engl. blepharophimosis. achsen, um Objekte unterschiedlicher Entfer- Blinddarm → Zäkum
Verengung der Lidspalte in horizontaler Rich- nung zu fixieren Blinddarmentzündung f: engl. appendicitis. Ei-
tung. Eine Blepharophimose kann angeboren – vestibuläre Augenbewegungen: Halten ei- gentlich Entzündung des Zäkums, auch Typhi-
(z. B. Waardenburg-Syndrom) oder erworben nes Fixationspunkts selbst bei Bewegung des litis (griechisch: typhlos = blind) genannt. In der
(z. B. bei Trachom* und Pemphigoid durch Nar- Kopfs und/oder Körpers Umgangssprache wird die Appendizitis*, die
benzug) sein. – Sakkade (Sakkadensprung): schnelle und Entzündung des Wurmfortsatzes, fälschlicher-
Blepharophimose-Ptosis-Epikaø nthus-inveø r- ruckartige Augenbewegung, z. B. beim Blick- weise mit diesem Begriff belegt.
sus-Syndrom n: engl. blepharophimosis ptosis wechsel von einem Objekt auf ein anderes Blinddarm-Karzinoid n: syn. Appendix-Karzi-
epicanthus inverse syndrome. Autosomal-domi- (Blickzielbewegung) und bei Nystagmus noid. In der Appendix* vermiformis lokalisier-
nant erbliche Erkrankung mit Augenlidanoma- – Verfolgung (Folgebewegung): Kette von ab- tes Karzinoid*. Mit ca. 50 % ist dies der häufigs-
lien wie Ptosis*, Blepharophimose* und Epikan- wechselnd Fixationen und Sakkaden, wenn te Manifestationsort gastrointestinaler Karzino-
thus inversus. Sie manifestiert sich kombiniert der Blick einem beweglichen Objekt folgt. ide. Fälschlicherweise wird die Appendix in der
mit Fertilitätsstörung bei Frauen infolge Ovari- Blickfolgebewegungen machen den größten deutschen Sprache häufig als Blinddarm be-
alinsuffizienz als BPE-Syndrom Typ 1 oder bei Teil der bewussten Augenbewegungen aus. zeichnet.
isolierten Lidanomalien als Typ 2. Zugrunde lie- Blickfeld n: engl. field of gaze. Der bei unbeweg- Blindheit f: engl. blindness; syn. Caecitas. Ange-
gen Mutationen im FOXL2-Gen auf dem Genlo- tem Kopf durch Blickbewegungen optisch ma- borene oder erworbene starke Sehschwäche auf
cus 3q23. ximal erfassbare Teil des Raums. Unterschieden einem oder beiden Augen bis hin zum komplet-
Blepharorrhaphie → Tarsorrhaphie werden monokulares und binokulares Blickfeld ten (Amaurose*) Sehverlust. Häufige Ursachen
Blepharospaø smus m: engl. blepharospasm. mit dem im Überlagerungsbereich gelegenen für eine erworbene Blindheit sind altersbeding-
Krampfhafte Lidkontraktion mit Lidschluss. Er gemeinsamen Blickfeld, in dem stereoskopi- te Makuladegeneration*, Diabetes mellitus, Er-
kann als essenzieller oder sekundärer Blepharo- sches Sehen* möglich ist. krankungen des Sehnervs, Glaukom* (grüner
spasmus auftreten, oder als Symptom bei neuro- Blickfolgebewegung → Blickbewegungen Star) sowie Katarakt* (grauer Star).
logischen Erkrankungen. Behandelt wird durch Blickkrampf m: engl. oculogyric crisis; syn. oku- Blindheit, funktioneø lle f: engl. functional blind-
Injektion von Botulinumtoxin in den M. orbi- logyre Krise. Minuten bis Stunden andauerndes ness. Nach ICD-10 dissoziative Sensibilitätsstö-
cularis oculi oder eventuell durch eine Suspensi- unwillkürliches Verdrehen der Augen im Sinne rung mit psychogen bedingter, meist reversib-
onsoperation. einer krampfartigen tonischen* Blickdeviation, ler Sehstörung oder Erblindung ohne objekti-
Formen: Der essenzielle Blepharospasmus meist nach oben (déviation verticale) oder nach vierbaren pathologischen Befund an Auge oder
tritt anfallsweise und beidseitig auf; er betrifft einer Seite. Mögliche Ursachen sind UAW be- Sehbahn. Funktionelle Blindheit kommt meist
meist ältere Frauen. Vermutlich ist er Folge ei- stimmter Neuroleptika (z. B. neuroleptikaindu- nach schweren Traumen vor.
ner supranukleären Läsion. Der sekundäre zierte Frühdyskinesie), Erkrankungen der Ba- Diagnostik: Hinweise in neurophysiologischen
Blepharospasmus ist eine Reaktion auf Rei- salganglien* und des extrapyramidalen Systems Untersuchungen durch visuell evozierte Poten-
zungen, z. B. durch UV-Strahlung oder Fremd- oder postenzephalitisches Parkinson*-Syndrom. ziale* (nicht beweisend), aus Neuroimaging-Be-
körper, oder tritt auf Erkrankungen der vorde- Blicklähmung f: engl. gaze palsy. Beeinträchti- funden auf neuronale Aktivierungsmuster.
ren Augenschnitte, z. B. Keratitis. Als Symptom gung oder Verlangsamung konjugierter Augen- Nach DSM-IV wird funktionelle Blindheit klas-
kommt der Blepharospasmus vor beim Morbus bewegungen durch Schädigung supranukleärer sifiziert als Konversionsstörung* (sensibler bzw.
Parkinson*, beim Meige*-Syndrom sowie bei Strukturen, meist infolge von Durchblutungs- sensorischer Subtypus).
Apraxie. störungen*, entzündlichen Prozessen (z. B. Blindheit, kortikale → Rindenblindheit
Bleuler-Krankheit → Schizophrenie Multiple* Sklerose) oder Tumoren*. Blindheit, psychogene → Blindheit, funktio-
Blickbewegungen f pl: engl. eye movements. Formen: nelle
Wahrnehmungsabhängige Augenbewegungen* – Diskonjugierte Blicklähmung: 1. Konver- Blindschlingensyndrom → Syndrom der blin-
in Verbindung mit visuellen Wahrnehmungs- genzlähmung (Konvergenzschwäche*) mit den Schlinge
prozessen. Unterschieden werden Fixation, Störung der Konvergenzbewegungen der Au- Blindversuch m: engl. blind trial. Versuchsan-
Nystagmus, Drift, Mikrokaskade, Vergenz, ves- gen infolge Ungleichgewicht zwischen Ak- ordnung, z. B. bei klinischer Therapiestudie (In-
tibuläre Augenbewegungen, Sakkade und Ver- kommodation* und Konvergenz* mit rascher terventionsstudie*), bei der zur Vermeidung un-
folgung. Ermüdung beim Nahsehen 2. Divergenzläh- bewusster und ungewollter Verfälschungen der
Formen: mung* als seltene Form der Blicklähmung, Ergebnisse die Probanden oder Patienten sowie
– Fixation: Betrachtung eines Objekts ohne bei der beim Blick in die Ferne die Augen teilweise auch Ärzte und Auswerter nicht wis-
Augenbewegung nicht parallel stehen, sondern konvergent, sen, welche der getesteten Mittel (z. B. Wirk-
– physiologischer Nystagmus*: unwillkürli- sodass Doppelbilder* entstehen substanz oder Placebo) bei wem angewendet
ches rhythmisches Augenzittern, um das auf – konjugierte Blicklähmung: 1. horizontale werden.
die Netzhaut projizierte Bild konstant zu Blicklähmung bei ipsilateraler* Läsion der Formen:
halten Pons* (paramediane Formatio* reticularis) – Einfachverblindung: Die Patienten kennen
mit Déviation* conjuguée nach kontralateral* ihre Gruppenzuordnung nicht.
B-Linien 260

– Doppelverblindung: Auch der Prüfarzt kennt Bewegungsrichtungen betrifft und nicht durch rend). Es besteht die Gefahr der Augenschädi-
die Zuordnung nicht, um eine psychologi- eine Kontraktur* bedingt ist. Dadurch kommt gung. Behandelt wird operativ mittels Dekom-
sche Beeinflussung der Patienten auszu- es zur segmentalen oder artikulären Hypomobi- pression der Augenhöhle und Reposition der
B schließen.
– Dreifachverblindung: Zusätzlich ist auch
lität. Behandelt wird manuell oder mit Chiro-
therapie.
Fraktur. Häufiger ist die Blow*-out-Fraktur.
Blow Out: Bezeichnung für die Aussackung
dem statistischen Auswerter die Zuordnung Block, intraventrikulärer → Erregungslei- des Abgangsbereiches einer insuffizienten Per-
unbekannt. tungsstörung foransvene (siehe Venae perforantes) durch
Nicht verblindete Studien werden als offen be- Blockresektion → En-bloc-Resektion Blutfluss vom tiefen ins oberflächliche Venen-
zeichnet. Block, sinuatrialer → SA-Block system. Siehe Varizen* (Abb. dort).
B-Linien → Lung Ultrasound Block, sinuaurikulärer → SA-Block Blow-out-Fraktur f: engl. blow-out fracture.
Blinkrefleø x → Glabellareflex Block, trifaszikulärer → Schenkelblock Häufige Form einer Fraktur* im Bereich der Au-
Blitzeinleitung → Rapid Sequence Induction Block, unifaszikulärer → Schenkelblock genhöhle (Orbita) mit Verlagerung des Orbita-
and Intubation Blockwirbel m: engl. fused vertebrae. Unvoll- bodens oder der Obitawand nach außen. Es
Blitzintubation → Rapid Sequence Induction ständige oder vollständige Verschmelzung droht die Einklemmung von Orbitainhalten
and Intubation zweier Wirbelkörper unter entsprechendem (besonders der unteren Augenmuskeln) und das
Blitzschlag m: engl. lightning stroke. Klinische Verlust der Bandscheibe. Blockwirbel treten an- Absinken des Orbitabodens in die Kieferhöhle.
Bezeichnung für Form des Elektrounfalls durch geboren oder erworben auf. Sie verursachen Be- Bei länger anhaltenden Begleitsymptomen wird
Blitzeinschlag (Hochenergietrauma; bis 109 wegungseinschränkungen und neurologische operativ behandelt.
kW). Es kommt zu Verbrennungen und Beein- Läsionen. Meist sind regelmässige klinische Ursache: Meist direkte Gewalteinwirkung (z. B.
trächtigung von Atemfunktion, Herz, Kreislauf Kontrollen bis zum Wachstumsabschluss aus- Squash- oder Tennisball, Faustschlag; siehe
und ZNS. Behandelt wird je nach Schwere der reichend und keine weitere Therapie erforder- Abb. 1).
Beeinträchtigungen, ggf. auch intensivmedizi- lich.
nisch. Bloom-Syndrom n: engl. Bloom’s syndrome. Sel-
Bloch-Zeichen n: engl. Bloch’s sign. Unwillkür- tene, autosomal-rezessiv erbliche Erkrankung
liches Emporziehen der Patella* beim Stehen auf dem Genlocus 15q26.1 mit Störung der
mit geschlossenen Augen bei Ataxie*. DNA*-Reparatur. Neben der verstärkten Infekt-
Block → Erregungsleitungsstörung anfälligkeit und zahlreichen Symptomen er-
Block m: engl. blockade. Unterbrechung einer scheint das teleangiektatische Erythem als
Leitung bzw. einer Leitungsfunktion. Schmetterlingserythem im Gesicht bereits im
Beispiele: 1. Lj. Blow-out-Fraktur Abb. 1: Frakturmechanismus.
– Herzblock (siehe auch Erregungsleitungsstö- Genetik: Mutation im BLM-Gen, das für das
rung*) RecQ-Protein-like-3 codiert. Chromosomenano-
– Strömungshindernis in einem Gefäß, im en- malien finden sich in peripheren Leukozyten
geren Sinn Behinderung des venösen Blut- mit Austauschfiguren homologer Chromoso-
stroms im Leberkreislauf (siehe auch portale men und erhöhter Schwesterchromatid-Aus-
Hypertension*) tauschrate.
– Unterbrechung einer Nervenleitung (Lei- Klinik:
tungsblock, -blockade), z. B. bei Leitungsan- – Teleangiektatisches Erythem im Gesicht be-
ästhesie*. reits im 1. Lj.
Blockade → Leitungsanästhesie – Lichtempfindlichkeit
Blockade, iliosakrale → Iliosakralgelenkblo- – proportionierter Kleinwuchs mit Mikroze-
ckade phalie*
Blockade, kognitive f: engl. cognitive blockage. – verstärkte Anfälligkeit gegenüber Infekten
Beeinträchtigung des aufgabenbezogenen Den- durch partiellen Immunglobulinmangel*
kens (z. B. bei der Beantwortung von Sachfragen – häufig Entwicklung von Karzinomen, Lym-
oder beim Lösen von Prüfungsfragen) durch stö- phomen oder Leukämie in ungewöhnlich
rende Gedanken (z. B. Fokussieren auf Defizite, frühem Lebensalter
Antizipation von Versagen und möglichem An- – ichthyosiforme Hautbeschaffenheit, Naevi
erkennungsverlust, Katastrophenerwartung in- spili
folge des Scheiterns). – Knochenanomalien
Beschreibung: Kann von körperlichen Angst- – charakterisische Gesichtszüge
korrelaten begleitet werden (z. B. erhöhte – Infertilität, Hypogonadismus
Schweißproduktion und Herzfrequenz*). Vor- – 90 % der bekannten Fälle finden sich unter
kommen: häufig bei Angst, die durch Bedro- aschkenasischen Juden.
hungssituationen ausgelöst ist, z. B. soziale Be- Blount-Schlinge → Cuff-and-Collar-Verband
wertungsangst bei Prüfungen. Blow-in-Fraktur f: Seltene Form der Orbita-
Block, bifaszikulärer → Schenkelblock fraktur mit Verlagerung des Orbitabodens in
Blockierung [Orthopädie] f: engl. block. Rever- die Orbita, meist verbunden mit Exophthal- Blow-out-Fraktur Abb. 2: eingeschränkte
sible schmerzhafte Einschränkung des Bewe- mus* (Proptosis), Einschränkung der Augenbe- Blickhebung und -senkung links nach
gungsablaufes im Gelenk, die eine oder mehrere wegung und Doppelbildern (evtl. persistie- Blow-out-Fraktur. [143]
261 Blutbild, leukoerythroblastisches

Klinik: rer Zehen. Das Blue-toe-Phänomen kann z. B. – korpuskuläre Bestandteile: Blutkörper-


– Einsinken des Augapfels in die Augenhöhle bei Embolie* (kardiale, arterio-arterielle, Cho- chen wie Erythrozyten, Leukozyten und
(Enophthalmus*) lesterolkristall-Embolie), pAVK*, im Rahmen ei- Thrombozyten (vgl. Blutbild*, Tab. dort), ca.
– Doppelbilder
– eingeschränkte Augenbeweglichkeit (siehe
nes paraneoplastischen Geschehens (durch ge-
störte Hämorrheologie) oder als UAW (z. B. bei
45 % des Gesamtblutvolumens (sog. Hämato-
krit*).
B
Abb. 2) Einnahame von Ciclosporin*) auftreten. Siehe Blutarmut → Anämie
– Monokelhämatom durch Einklemmung des Abb. Blutausstrich m: engl. blood smear. Gleichmä-
M. rectus inferior Blumberg-Zeichen n: engl. Blumberg’s sign. ßige dünne Verteilung von Blut mit einem ge-
– Mitverletzung des Auges möglich. Klinisches Zeichen der lokalen Peritonitis* im schliffenen Deckglas auf einem Objektträger
Diagnostik: rechten Unterbauch, vorwiegend bei akuter Ap- zur mikroskopischen Beurteilung. Siehe Abb.
– CT pendizitis*. Durch Eindrücken der Bauchdecke
– MRT im linken Unterbauch und anschließendes
– ggf. Röntgen-Spezialaufnahmen von Ge- schnelles Loslassen kommt es zu einer heftigen
sichtsschädel und Nasennebenhöhlen. Schmerzempfindung im rechten Unterbauch,
Therapie: dem sog. kontralateralen Loslassschmerz* oder
– Bei persistierenden Doppelbildern oder ein- Erschütterungsschmerz.
geschränkter Augenbeweglichkeit sowie bei Blumenkohlohr → Othämatom
Irritation des N. infraorbitalis operatvie Re- Blumensaat-Linie f: engl. Blumensaat’s line. Im
position bzw. Rekonstruktion, z. B. mit Folie seitlichen Röntgenbild des Kniegelenks sichtba-
oder Titannetz re linienartige Sklerosierung, die durch die Fos-
– (selten) Stabilisierung mit lyophilisierter Du- sa intercondylaris bedingt ist. Bei 30° Kniege-
ra oder durch Platzieren eines Kunststoff- lenkbeugung schneidet deren Verlängerung
stempels in die Kieferhöhle. normalerweise den unteren Patellapol, nicht
BLTx: Abk. für bilateral lung transplantation aber bei Patellahochstand. Siehe Abb.
→ Lungentransplantation
Blue Baby → Zyanose Blutausstrich
Blue Bloater: Klinisches Erscheinungsbild
vom bronchitischen Typ bei COPD* und Lun- Blutaustausch → Austauschtransfusion
genemphysem*. Betroffene zeigen Zyanose, Blutbestrahlung f: engl. blood radiation. Be-
Dyspnoe, Hypoxämie, Hyperkapnie, erhöhten strahlung von Blutprodukten* (nach Leukozy-
Hämatokrit und Polyglobulie* aufgrund Atem- tendepletion) mit Gammastrahlen (30 Gy) zur
wegsobstruktion und respiratorischer Globalin- Verhinderung einer mit einer Bluttransfusion*
suffizienz infolge chronischer Bronchitis*. assoziierten Graft*-versus-Host-Reaktion. Die
Blue Dot Sign → Hydatidentorsion Wirkung beruht auf einer Teilungs- bzw. Proli-
Blue-rubber-bleb-nevus-Syndrom n: syn. ferationsunfähigkeit immunkompetenter Spen-
Blaue-Gummiblasen-Nävus-Syndrom. Seltene, Blumensaat-Linie derlymphozyten im Blutprodukt durch DNA-
sporadisch auftretende oder autosomal-domi- Schädigung.
nant erbliche Erkrankung mit unterschiedlich Blut n: engl. blood; syn. Sanguis. In den Blutge- Anwendung:
großen, an blaue Gummiblasen erinnernden, fäßen zirkulierende Körperflüssigkeit. Blut ver- – Bei fehlender Immunkompetenz, z. B.: 1. Fe-
ausdrückbaren, kavernösen Hämangiomen* der sorgt die Gewebe mit Sauerstoff und Nährstof- tus bei intrauteriner Transfusion 2. Frühge-
Haut und des Gastrointestinaltrakts, selten von fen, transportiert Kohlendioxid und Stoffwech- borene 3. im Rahmen einer Hochdosis-Che-
ZNS, Lungen, Leber, Milz, Harntrakt und Bewe- selprodukte ab, ist an der Wärmeregulation be- motherapie oder Knochenmarktransplanta-
gungsapparat. teiligt sowie an der Verteilung von Enzymen tion
Blue-Toe-Phänomen n: engl. blue toe phenom- und Hormonen. Die normale Blutmenge des Er- – bei gerichteten Blutspenden von genetisch
enon. Durch akrale Durchblutungsstörung her- wachsenen beträgt ca. 1/12 des Körpergewichts. Verwandten.
vorgerufene Blauverfärbung einer oder mehre- Bestandteile: Blutbild n: engl. blood count. Aus einer Blutpro-
– Blutplasma (55 % des Gesamtblutvolumens) be ermittelte hämatologische Parameter zu kor-
enthält: 1. Proteine (7–8 %; bekannt sind puskulären Bestandteilen des Blutes*. Man un-
> 4000 zirkulierende Proteine mit z. T. noch terscheidet das kleine Blutbild (mit Leuko-
nicht geklärter Funktion), v. a. Albumine zyten-, Erythrozyten-, Thrombozytenzahl, Hä-
(60–80 %), Globuline (20–40 %) und Fibrino- moglobinkonzentration, Hämatokrit* und
gen (ca. 4 %); Blutplasma ohne Fibrinogen Erythrozytenindizes*) und das große* Blutbild
wird als Blutserum bezeichnet; Aufgaben: (zusätzlich mit Differenzialblutbild* und Reti-
Wasserbindung, Transport-, Puffer- und Im- kulozytenzahl).
munfunktionen 2. Wasser 3. Plasmaelektro- Referenzbereich: Siehe Tab.
lyte: Kationen Na+, K+, Ca2+, Mg2+; Anionen Blutbilddifferenzierung → Differenzialblut-
Cl–, HCO3–, HPO42–/H2PO4– 4. Transport- bild
stoffe: Nahrungsstoffe (Aminosäuren, Koh- Blutbild, leukoerythroblastisches n: engl.
lenhydrate, Fette), Rest-N, Hormone, En- leukoerythroblastic blood count. Auftreten unrei-
Blue-Toe-Phänomen [35] zyme fer granulopoetischer (Myeloblasten bis Myelo-
Blutbild, pseudoregeneratives 262

Blutbild:
Referenzbereiche für Erwachsene.

B Parameter SI-Einheit konventionelle Einheit


Erythrozyten
Männer 4,6–6,2 Tpt/l 4,6–6,2 Mio./μl
Frauen 4,1–5,4 Tpt/l 4,1–5,4 Mio./μl
Retikulozyten 5–21 Gpt/l 5–24 ‰
Thrombozyten 150–400 Gpt/l 150 000–400 000/μl
Leukozyten 4,8–10 Gpt/l 4800–10 000/μl
stabkernige neutrophile Granulozyten 0,03–0,05 3–5 %
0–0,7 Gpt/l <700/μl
Blutdruckmessgerät: elektronisches
segmentkernige neutrophile Granulozyten 0,5–0,7 50–70 % Handmessgerät. [171]
1,8–7,8 Gpt/l 1800–7800/μl
eosinophile Granulozyten 0,01–0,05 1–5 % – Anwendung v. a. während Narkose und in
0–0,45 Gpt/l <450/μl der Intensivmedizin.
basophile Granulozyten <0,01 <1 % indirekte Blutdruckmessung:
0–0,2 Gpt/l <200/μl – Auskultatorisch (halbautomatisch) nach Ri-
Lymphozyten 25–40 % va-Rocci: Das Gerät erfasst den ersten (Systo-
1–4,8 Gpt/l 1000–4800/μl le) und letzten Ton (Diastole) des distal der
Manschette auftretenden pulssynchronen
Monozyten 3–7 %
Geräuschs (Korotkow*-Ton)
0–0,8 Gpt/l <800/μl – oszillatorisch (vollautomatisch): 1. Erfassung
Hämoglobin der Werte aus den Manometerpulsationen
Männer 8,7–11,2 mmol/l 14–18 g/dl 2. Ausführungen mit Display, Speicher zur
Frauen 7,5–10 mmol/l 12–16 g/dl Aufzeichnung und Mittelwertbildung und
mit Manschetten für Arm- oder Handge-
MCH 1,7–2,0 fmol/Zelle 28–32 pg/Zelle lenksdirektmessung (siehe Abb.).
MCHC 20–22 mmol/l 32–36 g/dl Moderne Geräte ermöglichen die Anzeige von
MCV 80–96 fl 80–96 μm3 Arrhythmien* und eine 24-Stunden-Aufzeich-
nung, verbunden mit computerunterstützten
Hämatokrit
Datenmanagementsystemen.
Männer 40–52 %
0,4–0,52
Blutdruckmessung, direkte → Blutdruck-
Frauen 0,35–0,47 37–47 % messung, invasive
pt: Partikel Blutdruckmessung, indirekte → Blutdruck-
messung, nichtinvasive
Blutdruckmessung, invasive f: engl. invasive
blood pressure monitoring; syn. blutige Blut-
zyten) und erythropoetischer (Erythroblasten) erstoffbindungsfähigkeit des Blutes infolge Ver- druckmessung. Intravasale Druckmessung, im
Zellen im Blut bei extramedullärer Hämatopoe- wendung von eigenem, homologem oder hete- engeren Sinn des (peripheren arteriellen) Blut-
se*, z. B. infolge Knochenmarkkarzinose*. rologem Blut oder Erythrozytenpräparationen. drucks über einen intraarteriell liegenden Ka-
Blutbild, pseudoregeneratives n: engl. pseu- Siehe Doping* (Tab. dort). theter im Rahmen der (invasiven) kardiovasku-
doregeneration. Blutbild bei der Pelger*-Huët- Blutdruckamplitude f: engl. amplitude of blood lären Überwachung (Monitoring), z. B. während
Kernanomalie. pressure. Differenz zwischen systolischem und Narkose*, Herzkatheterisierung oder im Rah-
Blutbildung → Hämatopoese diastolischem Blutdruck. Die Blutdruckampli- men der Intensivmedizin*. Vorteil gegenüber
Blutchimärismus m: engl. blood chimerism. tude in peripheren Arterien entspricht der nichtinvasiver Blutdruckmessung* ist die grö-
Vorkommen von 2 verschiedenen Blutgruppen Puls(druck)amplitude und beträgt physiologi- ßere Messgenauigkeit unter kontinuierlicher
bei einem Menschen durch den Austausch von scherweise < 50 mmHg. Damit liegt sie höher Messung.
erythropoetischen Stammzellen bzw. Primordi- als in zentralen Arterien infolge stärker ausge- Blutdruckmessung, nichtinvasive f: engl.
alerythrozyten zwischen zweieiigen Zwillingen prägter Membrana elastica interna. noninvasive blood pressure measurement (Abk.
über Gefäßanastomosen der gemeinsamen Pla- Blutdruckkrise → Krise, hypertensive NIBP); syn. unblutige Blutdruckmessung. Äu-
zenta. Es fehlen gegen die aufgenommenen Blutdruckmessgerät n: Instrument zum Fest- ßerliche, ohne Verwendung von Messsonden im
Erythrozyten gerichtete Isoagglutinine*. stellen des arteriellen Blutdrucks in den Blutge- Körper- bzw. Gefäßinneren auskommende Mes-
Blutdoping n: engl. blood doping. Methode zur fäßen. sung des peripheren arteriellen Blutdrucks. Sie
unphysiologischen Steigerung der Leistungsfä- Formen: Direkte Blutdruckmessung: ist die häufigste Art der Blutdruckbestimmung
higkeit (insbesondere Ausdauerleistungsfähig- – Ins Blutgefäß (meist A. radialis) eingeführtes und Teil einer jeden internistischen Kranken-
keit) eines Sportlers durch Steigerung der Sau- elektronisches Manometer untersuchung.
263 Blutgasanalyse

Formen: kontrollierten Blutdrucksenkung eingesetzt Aufbereitung der Proben: Je nach Laboranforde-


– Klinisch in der Regel manuell mit Stauungs- werden. rung wird das Blut in farbig gekennzeichnete
manschette nach Riva Rocci (RR): 1. eine um Vorgehen: Röhrchen mit entsprechenden Zusätzen abge-
den Oberarm in Herzhöhe angelegte aufblas-
bare Gummimanschette, deren Breite dem
– Senkung des arteriellen mittleren Blutdrucks
auf ca. 50 mmHg
nommen. Die farbige Markierung der Röhrchen
richtet sich nach der Farbcodierungsnorm EN
B
Umfang des Messarmes entspricht und die – kardiovaskuläres Monitoring mit invasiver 14820 und DIN/ISO 6710:
mit einem Manometer verbunden ist, wird Blutdruckmessung* – Serumröhrchen für z. B. Elektrolyte: weiß
aufgepumpt, bis Puls der A. radialis nicht – Überwachung von Diurese und Körpertem- oder rot
mehr tastbar ist 2. bei langsamer Verminde- peratur – Citratröhrchen für z. B. BSG (1+4): violett
rung des Manschettendrucks durch Ablassen – Aufrechterhaltung von Normovolämie. oder schwarz
von Luft Messung des systolischen Blut- Cave: Bei arterieller Hypertonie* soll der Blut- – Citratröhrchen für z. B. Gerinnung (1+9):
drucks durch Palpation des Radialispulses, druck höchstens um 1/3 des Ausgangswertes ge- grün oder hellblau
erster Pulsschlag tastbar, wenn der arterielle senkt werden. – EDTA-Röhrchen für z. B. Blutbild: rot oder
Blutdruck den Manschettendruck gerade Kontraindikationen: violett.
überwindet 3. analog RR-Methode: Bestim- – Zerebrovaskuläre Insuffizienz Blutentnahmesystem n: System aus Venen-
mung des systolischen und diastolischen – KHK punktionskanüle, Blutstoppsystem und Vaku-
Blutdrucks durch Auskultation (Standardme- – Hypovolämie umblutröhrchen zur Entnahme mehrerer Blut-
thode) des Korotkow*-Tons an der A. cubita- – Anämie. proben bei einmaliger Venenpunktion. Die
lis bzw. oszillometrisch oder dopplersono- Blutdruckwellen f pl: engl. blood pressure Blutröhrchen enthalten evtl. Trennmittel oder
grafisch waves. Rhythmische Schwankungen des arteri- Gerinnungshemmer (z. B. Citrat) und unter-
– Selbstmessung durch Patienten durch semi- ellen Blutdrucks. Der Blutdruck unterliegt scheiden sich durch die Farbcodierung.
automatisches oszillometrisches Messgerät Schwankungen durch Herzaktion, Atmung und Bluterbrechen → Hämatemesis
mit unter Umständen ≤ 10 mmHg Abwei- Vasomotorik. Blutergelenk n: engl. hemophilic arthropathy;
chung zu konventionell auskultatorischer Einteilung: syn. hämophile Arthropathie. Allmähliche Zer-
Messung – 1. Ordnung: pulsatorisch (systolisch-diasto- störung von Knorpel und Knochen mit Gefahr
– automatisch diskontinuierliche Messung lisch), synchron mit der Herzaktion der Gelenkversteifung in Fehlstellung (Beuge-
über längeren Zeitraum (Monitoring) im – 2. Ordnung: respiratorisch (inspiratorisch- kontraktur) infolge rezidivierender intraartiku-
Rahmen der Anästhesiologie und Intensiv- exspiratorisch), synchron mit der Atmung, lärer Blutungen bei Hämophilie*. Betroffen
medizin cave: bei nichtinvasiver Blutdruckmessung* sind v. a. Knie und Ellenbogen. Der Verlauf ist
– ambulante Langzeit-Blutdruckmessung mit als mögliche Ursache von Fehlmessung zu meist chronisch-destruierend mit rezidivieren-
diskontinuierlicher Registrierung über 24 h berücksichtigen den entzündlichen Schüben.
zur Beurteilung des Blutdruckverlaufs unter – 3. Ordnung: vasomotorisch im Rhythmus von Bluterguss → Hämatom
für den Patienten nahezu normalen Alltags- ca. 10 s (sog. Hering-Traube-Mayer-Wellen). Bluterkrankheit → Hämophilie
bedingungen. Blutegel → Hirudinea Blutersatz → Hämotherapie
Cave: Eine Blutdruckdifferenz zwischen den Blutegel → Hirudo medicinalis Blutfarbstoff → Hämoglobin
Extremitäten kommt vor bei arterieller Hyper- Blutentnahme f: engl. blood sampling. Blutge- Blutflussmessung → Doppler-Sonografie
tonie*, Subclavian*-steal-Syndrom oder Aorten- winnung zu diagnostischen, selten therapeuti- Blutgasanalyse f: engl. arterial blood gas; Abk.
isthmusstenose*. schen Zwecken, zur Verlaufsbeobachtung oder BGA. Messung von Partialdrücken der Atemga-
Blutdruckregelung → Blutdruckregulation für Blutspenden. Sie erfolgt kapillär, venös oder se (O2- und CO2-Partialdruck), pH-Wert und Pa-
Blutdruckregulation f: engl. blood pressure arteriell. Die Blutabnahme aus Venen erfolgt in rametern des Säure-Basen-Haushaltes im arteri-
regulation; syn. Blutdruckregelung. Komplexes standardisierte, farblich gekennzeichnete Blut- ellen Blut. Mit der BGA werden die respiratori-
Regelsystem (Regelkreis*) zur Einstellung des abnahmeröhrchen. sche Funktion sowie der Säure-Basen-Haushalt
arteriellen Blutdrucks. Pressosensoren* in den Indikationen: Die Blut-Labordiagnostik gehört beurteilt und intensivmedizinische Therapien
Gefäßwänden vermitteln akute Änderungen an in Industrieländern zum Standard der primär- überwacht.
Kreislaufzentren im der Medulla oblongata, die ärztlichen Diagnostik. Blutentnahmen erfolgen Hintergrund: Zu den regelmäßig im Rahmen
wiederum Gefäßwiderstand, Herzfrequenz und aber auch bei der Erfolgs- und Verlaufskontrolle der BGA bestimmten Parametern zählen:
Herzkraft entsprechend beeinflussen. Beteiligt vieler Behandlungen (z. B. Entzündungspara- – Sauerstoffsättigung: Anteil des mit O2 bela-
sind die Volumenregulation (atriale Dehnungs- meter, Medikamentenspiegel, Tumormarker, denen Hämoglobins
Sensoren; Gauer*-Henry-Reflex), das Renin*- Kennwerte des Blutbilds), zur Früherkennung – Basenabweichung: 1. Angabe der Menge an
Angiotensin-Aldosteron-System sowie das Kalli- von Tumoren und als Blutspende. Säuren oder Basen in mmol/l, die zum Blut
krein*-Kinin-System. Arten: hinzugefügt oder weggenommen werden
Blutdrucksenkung, kontrollierte f: engl. con- – Kapilläre Blutabnahme: Mit den geringen muss, um bei 37 °C einen pH-Wert von 7,4
trolled lowering of the blood pressure. Gezielte Blutmengen werden Blutzucker, BGA und zu erhalten 2. sind zu viele Säuren vorhan-
pharmakologische Senkung des arteriellen Sauerstoffsättigung des Blutes bestimmt den, ist der Basenüberschuss negativ; sind zu
Blutdrucks. Das Verfahren dient gewöhnlich – venöse Blutabnahme: meist V. mediana cubi- wenige Säuren vorhanden, ist der Basenüber-
dazu, den Blutverlust während operativer Ein- ti oder V. cephalica am Unterarm (siehe Ve- schuss positiv
griffe zu verringern, z. B. in der Neurochirurgie, nenpunktion*) – Standardbicarbonat: 1. auf Standardbedin-
plastischen Chirurgie oder der Mikrochirurgie. – arterielle Blutabnahme: v. a. in der Intensiv- gungen bezogener, errechneter Wert (pCO2
Nitroprussidnatrium, Glyceroltrinitrat, Inhala- medizin durchgeführt, meist Punktion der A. und pO2 sind herausgerechnet) 2. wichtig zur
tionsanästhetika u. a. Medikamente können zur radialis oder A. femoralis.
Blutgase 264

Beurteilung metabolisch bedingter Störun-


gen des Säure-Basen-Haushaltes
– Hämoglobinkonzentration.
B Referenzbereich: Im arteriellen Blut:
– pO2: 71–104 mmHg (9,5–13,9 kPa)
– pCO2: 1. Männer: 35–46 mmHg (4,7–6,1 kPa)
2. Frauen: 32–43 mmHg (4,3–5,7 kPa)
– pH: 7,37–7,45
– Sauerstoffsättigung (sO2): 95–98,5 %
– Standardbicarbonat: 21–26 mmol/l
– Basenabweichung (BA): -2 bis +3 mmol/l.
Indikationen:
– Schwere Lungenerkrankungen
– Sepsis, Schock, Kreislaufinsuffizienz
– Nierenversagen
– Verlaufskontrolle bei Stoffwechselentglei-
sungen, z. B. dekompensierter Diabetes mel-
litus
– unklare komatöse Zustände
– gastrointestinale Erkrankungen, z. B. Erbre-
chen, Fisteln
– Hyper- und Hypokaliämie
– (intensivmedizinische) Überwachung, z. B.
bei Beatmung, Dialyse, künstlicher Ernäh- Blutgerinnung Abb. 1: Aktivierung der Gerinnungsfaktoren bis zur Bildung des (unlöslichen) quervernetzten
rung. Fibrins sowie Fibrinolyse mit D-Dimer-Bildung; physiologische Hemmung der Blutgerinnung über APC;
Blutgase n pl: engl. blood gases. Im zirkulieren- miteinander gekoppelte, vielfach rückgekoppelte, zeitgleich ablaufende Reaktionen; Trennung in exogen und
den Blut in gebundener oder physikalisch gelös- endogen in vivo nicht möglich (zellbasiertes Modell der Blutgerinnung).
ter Form vorhandene Gase (hauptsächlich O2
und CO2), die mittels Blutgasanalyse* bestimmt
werden.
Blutgefäße → Arteriae Blutgerinnung f: engl. secondary hemostasis.
Blutgefäße → Arteriola Bezeichnung für die sekundäre Hämostase*. Bei
Blutgefäße → Blutkapillaren der Blutgerinnung kommt es zu komplexen
Blutgefäße → Venae plasmatischen Reaktionen, die durch physiolo-
Blutgerinnsel n: engl. blood clot; syn. Blutkoa- gische und pathologische Prozesse ausgelöst
gulum. Geronnenes Blut, das aus einem Fibrin- werden und der Blutstillung dienen. Siehe
netz mit eingelagerten Blutkörperchen* be- Abb. 1.
steht. Blutgerinnungsfaktoren: Siehe Tab. 1.
Formen: Verlauf:
– Thrombus* – Aktivierungsphase (Initiationsphase):
– Cruor sanguinis (Blutkuchen): 1. rotes, über- 1. Durch spontane Hydrolyse liegt ca. 1 % von
wiegend Erythrozyten enthaltendes Blutge- Faktor VII ständig in aktiver Form (VIIa) im
rinnsel 2. entsteht in vitro oder direkt post- Plasma vor. 2. Nach Gewebeverletzung oder
mortal Aktivierung von Endothelzellen (bzw. von Blutgerinnung Abb. 2: Amplifikation auf Zell-
– Cruor phlogisticus (Speckhautgerinnsel, Monozyten bei Verbrauchskoagulopathie* membran aktivierter Thrombozyten (Komplex aus
Leichengerinnsel): 1. gelblich weißes, über- bei Sepsis) bindet Faktor VIIa unter Beteili- Faktoren IXa und VIIIa sowie Prothrombinaktivator)
wiegend Thrombozyten und Leukozyten ent- gung von Kalzium an den membranständi- in der Verstärkungsphase; Aktivierung von
haltendes Blutgerinnsel 2. entsteht im Rah- gen Gewebefaktor*. 3. Der entstandene Kom- Prothrombin zu Thrombin durch (sub-)endothelial
men der langsamen postmortalen Blutgerin- plex aktiviert durch limitierte Proteolyse lokalisierten Prothrombinaktivator; initiale Thrombo-
nung. Faktor VII und Faktor X (exogener Weg, tis- zytenaktivierung durch in der Aktivierungsphase
Blutgerinnselretraktion f: engl. blood clot re- sue factor pathway; Beurteilung durch gebildetes Thrombin.
traction. In der Nachphase der Blutgerinnung* Thromboplastinzeit*) sowie Faktor IX (Josso-
erfolgende Zusammenziehung eines Blutge- Schleife), der ebenfalls Faktor X aktiviert.
rinnsels* unter Auspressung von Serum*, ausge- 4. Die Aktivierungsphase wird durch den tis-
löst durch Thrombasthenin*. Die Retraktion ist sue factor pathway inhibitor (TFPI) beendet. tor IX (endogener Weg). Weil dieser Weg in
hauptsächlich abhängig von der Anzahl und 5. In vitro (unter pathophysiologischen Be- vitro isoliert aktivierbar ist, spielt er für die
Funktion der Thrombozyten sowie der Fibrin- dingungen auch in vivo) kann die Blutgerin- Labordiagnostik eine Rolle (aPTT).
Polymerisation und wird durch Thrombin und nung alternativ durch Kontaktaktivierung – Verstärkungsphase (syn. Amplifikations-
Adrenalin verstärkt sowie durch Antithrombi- von Faktor XII gestartet werden. Faktor XIIa phase; siehe Abb. 2): 1. Aktivierter Faktor X
ne* gehemmt. aktiviert Faktor XI, Faktor XIa aktiviert Fak- bildet mit Faktor V, Phospholipiden bzw.
265 Blutgruppen

– pharmakologische Hemmung durch Anti-


Blutgerinnung: Tab. 1 Blutgerinnung: Tab. 2
Blutgerinnungsfaktoren. Referenzbereiche. koagulanzien* und Fibrinolytika*.
Diagnostik der Blutgerinnung:
I
II
Fibrinogen
Prothrombin
Parameter Referenzbereich – Labordiagnostische Verfahren und Parameter
der Blutgerinnung: 1. D*-Dimere 2. Heptest*
B
Anti-Faktor-Xa- <0,1 IE/ml
Aktivitätstest 3. Thromboplastinzeit*, aktivierte partielle
III Gewebefaktor Thromboplastinzeit* 4. Anti*-Faktor-Xa-Ak-
IV Kalziumionen (Ca2+) Antithrombin III 80–120 % tivitätstest 5. Reptilasezeit* 6. Blutungszeit*,
V Proakzelerin, Plasma-Akzelerator- Reptilasezeit <22 s in* vitro Blutungszeit 7. Thrombinzeit*,
Globulin, labiler Faktor Thrombinkoagulasezeit*
Blutungszeit (nach Ivy) 120–360 s
– Referenzbereichsiehe Tab. 2.
VI Akzelerin (syn. Faktor Va) Blutungszeit, in vitro Blutgifte → Hämotoxine
VII Prokonvertin, stabiler Faktor, Prothrombi- Kollagen/Epinephrin <165 s Blutgruppen f pl: engl. blood groups. Erbliche,
nogen, serum prothrombin conversion Kollagen/ADP <118 s meist stabile strukturelle Eigenschaften (antige-
accelerator (Abk. SPCA) ne Determinanten) von Blutbestandteilen. Blut-
D-Dimer <0,5 mg/l
VIII antihämophiles Globulin (Abk. AHG), gruppen werden aufgrund eines genetischen
antihämophiler Faktor (Abk. AHF) Faktoren II–XIII >60–70 % Polymorphismus* bei Individuen und Gruppen
Fibrinogen 2–4 g/l (Familien, ethnische Gruppen) unterschieden
IX Christmas-Faktor, plasma thromboplas- und mithilfe spezifischer Antikörper nachge-
tin component (Abk. PTC), antihämophi- Protein C 70–120 % wiesen (Blutgruppenbestimmung*).
les Globulin B, antihämophiler Faktor B
(Abk. AHB) Protein S Formen:
gesamt 70–120 % – Im engeren Sinn Blutgruppenantigene* auf
X Stuart-Prower-Faktor der Oberfläche von Erythrozyten
frei 30–60 %
XI Rosenthal-Faktor, plasma thromboplas- – im weiteren Sinn auch erbliche polymorphe
tin antecedent (Abk. PTA), antihämophi- Thrombinzeit 18–22 s Serumproteine (Serumgruppen), intrazellu-
ler Faktor C (Abk. AHC) aPTT 25–38 s läre Komponenten (v. a. Enzymgruppen) und
XII Hageman-Faktor Membran-assoziierte Glykoproteine (HLA*-
Thromboplastinzeit 12 s
System)
XIII fibrinstabilisierender Faktor (Abk. FSF), Quick-Wert – unter 300 verschiedenen Blutgruppensyste-
Laki-Lorand-Faktor, Fibrinoligase normal 70–125 % men sind ABNull- und Rhesus-Blutgruppen
PF 3 Plättchenfaktor 3 (Phospholipide) bei Cumarintherapie 13–35 % die gebräuchlichsten Klassifikationssysteme
INR – weitere Beispiele sind Kell-Blutgruppen,
Die Faktoren II, VII, IX, X, XI, XII, XIII und Plasma-
präkallikrein sind Proenzyme, die (in Gegenwart normal um 1 Duffy-Blutgruppen und MNSs-Blutgruppen
von HMW-Kininogen) zu den enzymatischen bei Cumarintherapie 2,0–4,0 (siehe Tab.).
Faktoren IIa, VIIa, IXa, Xa, XIa, XIIa, XIIIa und Wichtigste Vertreter:
von-Willebrand-Faktor 50–160 % – ABNull-Blutgruppen (AB0-Blutgruppen):
Plasmakallikrein aktiviert werden können. I, III,
V, VI, VIII, PF 3 sind Substratfaktoren (Proteine 1. System der klassischen Blutgruppen, das
oder Lipide). Enzymatische Faktoren und Sub- durch das Vorhandensein regulärer Antikör-
stratfaktoren bilden in Gegenwart von Ca2+ per gegen diejenigen Blutgruppenantigene A
gerinnungsaktive Komplexe. dient, sowie (nach Bindung an Thrombomo- oder B, die dem Individuum selbst fehlen, ge-
dulin*) Thrombin Aktivierter Fibrinolyse In- kennzeichnet ist 2. Vererbung erfolgt autoso-
hibitor (TAFI). mal, A und B verhalten sich dabei zueinander
– Propagationsphase: 1. Unter Abspaltung kodominant und gegenüber dem stummen
Zellmembranen und Kalziumionen einen der Fibrinopeptide A und B führt Thrombin Allel 0 dominant 3. Häufigkeit in Mitteleuro-
Komplex (Prothrombinaktivator), der Pro- Fibrinogen in Fibrinmonomere über, die pa: 0 ca. 40 %, A ca. 44,5 %, B ca. 10,5 %, AB
thrombin zu Thrombin aktiviert (1. Phase spontan über Wasserstoffbrücken Fibrinpo- ca. 4,5 %
der Thrombinbildung). 2. Thrombin spaltet lymere bilden. 2. Thrombin aktiviert – Rhesus-Blutgruppen (Symbol Rh oder CDE):
Faktor V zu Va (und verstärkt so den Pro- Faktor XIII, der die (in Monochloressigsäure 1. umfangreiches Blutgruppensystem, die
thrombinaktivator) sowie Faktor VIII zu noch löslichen) Fibrinpolymere durch Bil- wichtigsten Rh-Blutgruppenantigene sind D,
VIIIa und aktiviert Faktor XI zu XIa (Aktiva- dung kovalenter Bindungen in das unlösliche C,c und E,e sowie weak D 2. Individuen mit
tor des Faktor IX, siehe oben). 3. Die Fakto- (quervernetzte) Fibrin umwandelt. Rh-Antigen D (stärkstes Rh-Antigen; Häufig-
ren IXa und VIIIa bilden vermittelt von Kalzi- – Nachphase: Blutgerinnselretraktion*. keit: ca. 85 % in Europa) werden als Rh-posi-
umionen auf Zellmembranen einen Kom- Klinische Bedeutung: Hemmung der Blutgerin- tiv, Individuen mit fehlendem Antigen D als
plex, der Faktor X aktiviert. Die dadurch er- nung: Rh-negativ bezeichnet.
höhte Aktivität des Prothrombinaktivators – Physiologische Hemmung durch intaktes Klinische Bedeutung:
führt zu weiterer Thrombinbildung (2. Phase Gefäßendothel, tissue factor pathway inhibi- – Transfusions- und Transplantationsmedizin:
der Thrombinbildung). 4. Zusätzlich akti- tor (TFPI), Thrombomodulin zusammen mit zur Vermeidung von Transfusionszwischen-
viert Thrombin Thrombozyten, die weitere Protein C und S, Antithrombin, Fibrinspalt- fällen bzw. primärer Transplantatabstoßung
Gerinnungsfaktoren freisetzen und deren produkte, Heparin bzw. Heparansulfate, α2- Prüfung der Kompatibilität der Blutgruppen
Membran als Matrix für die Reaktionen Makroglobulin sowie C1-Esterase-Inhibitor des Spenders mit der des Empfängers vor je-
Blutgruppenantigene 266

Blutgruppen:
Funktion: Blutgruppenantigen tragende Mole- korrespondierenden Isoagglutinine* Anti-A
Übersicht. küle haben physiologisch unterschiedliche bzw. Anti-B im Serum mithilfe von Test-
Funktionen, z. B. Rezeptoren* für die Bindung erythrozyten der Blutgruppe A1, A2 und B
B ABNull-Blutgruppen
Bombay-Blutgruppen
von Viren*, Bakterien* oder Parasiten*, Zellad-
häsionsmoleküle* oder Transportproteine.
(sog. Serumkontrolle oder umgekehrte Typi-
sierung; Negativkontrollen mit 0-Testeryth-
Blutgruppenantikörper m sg, pl: engl. blood rozyten bzw. AB-Testserum obligat)
Cartwright-Blutgruppen groups antibodies. Gegen Blutgruppenantigene* – Nachweis irregulärer Blutgruppenantikör-
Colton-Blutgruppen gerichtete Alloantikörper*, durch die Transfusi- per* im Serum durch Antikörpersuchtest*.
Diego-Blutgruppen onszwischenfälle und Morbus haemolyticus Blutgruppeninkompatibilität f: engl. blood
neonatorum verursacht werden können. Vor ei- group incompatibility. Unverträglichkeit von
Dombrock-Blutgruppen ner Bluttransfusion müssen v. a. irreguläre Spender- und Empfängerblutgruppe. Dabei
Duffy-Blutgruppen Blutgruppenantikörper durch Kreuzprobe* er- richten sich vom Empfänger gebildete Antikör-
fasst bzw. durch Antikörpersuchtest* nachge- per gegen Antigene der Spendererythrozyten.
Gerbich-Blutgruppe
wiesen werden. Bei Schwangerschaft erfolgt ei- Beispiele sind ABNull*-Inkompatibilität und
Kell-Blutgruppen ne serologische Schwangerenvorsorge. Rhesus*-Inkompatibilität.
Kidd-Blutgruppen Vorkommen: Blutgruppenserologie f: engl. blood group se-
– Als reguläre Antikörper* des ABNull-Blut- rology. Teilgebiet der Serologie*, das sich mit
Lewis-Blutgruppen gruppensystems: die sog. natürlichen Isoag- den immunologischen Eigenschaften der ver-
Lutheran-Blutgruppen glutinine* Anti-A und Anti-B schiedenen Blutgruppen*, im weiteren Sinn
MNSs-Blutgruppen – als irreguläre Antikörper*, die infolge Im- auch mit erblichen Serumgruppen und Enzym-
munisierung v. a. durch Blutgruppen-in- gruppen befasst.
P-Blutgruppen kompatible Bluttransfusionen und in der Blutgruppensubstanzen f pl: engl. blood group
Rhesus-Blutgruppen Schwangerschaft gebildet werden: 1. z. B. An- substances. Im weiteren Sinn Blutgruppenanti-
ti-D, Anti-M, Anti-N, Anti-K, Anti-IK(a), An- gene*, im engeren Sinn H*-Substanz.
Scianna-Blutgruppen
ti-Fy(a) 2. als irreguläre ABNull-Blutgrup- Blut-Hirn-Schranke f: engl. blood-brain barrier.
Vel-Blutgruppe penantikörper: auch Anti-A1 (relativ häufig Selektiv durchlässige Schranke zwischen Blut
Wright-Blutgruppen im Serum bei Blutgruppe A2 und A2B) und und Hirnsubstanz, durch die der Stoffaustausch
Anti-H (selten bei Blutgruppe A1, A1B und B). mit dem ZNS aktiv kontrolliert wird. Als mor-
Xg-Blutgruppe Blutgruppenbestimmung f: engl. blood typing. phologisches Äquivalent werden Kapillarendo-
Dokumentationspflichtige Bestimmung von thel und perivaskuläre Gliastrukturen (Memb-
Blutgruppen* durch serologischen Nachweis rana limitans gliae perivascularis) angesehen.
der Blutgruppenantigene* mittels spezifischer Das Endothel ist nicht fenestriert und durch
der Bluttransfusion und Transplantation (in Testseren oder Testreagenzien (z. B. Lektine, tight junctions abgedichtet.
abnehmender Bedeutung insbesondere AB- Phythämagglutinine). Funktion: Die Blut-Hirn-Schranke dient als
Null-, Rhesus-, Kell-, Kidd- und Duffy-Blut- Prinzip: Schutzeinrichtung, die schädliche Stoffe von
gruppen) – ABNull-Blutgruppensystem: meist Aggluti- den Nervenzellen abhält.
– Geburtshilfe: Morbus haemolyticus fetalis nationsreaktion im Milieu physiologischer Klinische Bedeutung: Wirkstoffe, die im ZNS
bzw. Morbus haemolyticus neonatorum bei Kochsalzlösung (siehe Abb.) unter gleichzei- wirken sollen, müssen die Blut-Hirn-Schranke
Blutgruppeninkompatibilität zwischen einer tiger Prüfung auf Vorhandensein der nicht überwinden. Die Durchlässigkeit wird durch
Schwangeren und ihrem ungeborenen Kind Bakterientoxine (siehe Toxine*), Fieber*, chro-
(ABNull*-Inkompatibilität; Rhesus*-Inkom- nischen Alkohol- und Nikotinmissbrauch, Hy-
patibilität) poxie* sowie bei manchen Hirntumoren gestei-
– Autoantikörper gegen eigene Blutgruppen- gert.
antigene (Autohämagglutinine, Autohämoly- Bluthochdruck → Hypertonie, arterielle
sine) als pathogenetischer Faktor autoimmu- Blut-Hoden-Schranke f: engl. testicular-blood
nologisch bedingter hämolytischer Anämien* barrier. Barriere zwischen Blutgefäßen und Lu-
– für genetische und anthropologische Unter- mina der Hodenkanälchen, gebildet durch die
suchungen tight junctions der Sertoli*-Zellen untereinan-
– früher: forensisches Blutgruppengutachten der. Die Blut-Hoden-Schranke bildet eine Bar-
zur Abstammungsbegutachtung und Spu- riere zwischen Keimzellen und Immunsystem,
renanalyse. verhindert die Bildung von Autoantikörpern
Blutgruppenantigene n pl: engl. blood group gegen Spermien und führt zu einer Sonderstel-
antigens. Genetisch determinierte, auf der Zell- lung der Hoden aus immunologischer Sicht.
membran von Erythrozyten (häufig auch ande- Bluthusten m: engl. hemoptysis; syn. Hämop-
ren Blut- und Gewebezellen) lokalisierte makro- toe. Aushusten von blutig tingiertem Sputum
molekulare Substanzen (Proteine*, Glykolipide* oder Blut aus Rachen, Bronchien oder Lunge. Bei
und Glykoproteine*) mit spezifischen antigenen Blutmengen < 50 ml spricht man von Hämopty-
Eigenschaften, die durch serologische Metho- se (häufig), bei > 50 ml von Hämoptoe (selten).
den nachweisbar und für die einzelnen Blut- Blutgruppenbestimmung: Bestimmung Die Ursachen sind vielfältig. Akut bedrohlich ist
gruppen* charakteristisch sind. der ABNull-Blutgruppen mit Testseren. die Erstickungsgefahr durch aspiriertes Blut.
267 Blutkreislauf

Ursachen: Blutkapillaren f pl: engl. capillaries; syn. Vasa – Anomalie der Erythrozytenform
– Infektionen, z. B. Bronchitis, Pneumonie, capillaria. Haargefäße mit einem Durchmesser – Einnahme von Antiphlogistika, z. B. Korti-
Lungenabszess, Tuberkulose von 4–30 μm und dünner (für Erythrozyten son.
– Bronchial- und Lungentumoren sowie -me-
tastasen
noch permeabler) Gefäßwand.
Blutkoaø gulum → Blutgerinnsel
Blutkompartimeø nt n: engl. blood compartment.
Definierter Verteilungsraum der zirkulierenden
B
– Bronchiektasen Blutkörperchen n sg, pl: engl. blood cell. Ge- Blutmenge (Intravasalraum) für Arzneimittel
– Lungenhämosiderose formte Bestandteile des Blutes*. Folgende Zell- oder Stoffwechselmetaboliten. Der Ausdruck
– Fremdkörper und Traumata der Atemwege typen sind zu unterscheiden: Erythrozyten, beschreibt auch einen Teil des Dialysators*.
und -organe Leukozyten (Granulozyten, Lymphozyten, Mo- Blutkreislauf m: engl. circulation. Physiologisch
– vaskuläre Ursachen: Lungenembolie und -in- nozyten) und Thrombozyten. aus Blutgefäßen (Arterien, Venen und Blutka-
farkt, arteriovenöse Malformationen, pulmo- Blutkörperchensenkung → Blutkörperchen- pillaren) bestehendes Strömungssystem für das
nale Hypertonie, z. B. bei Herzvitien senkungsgeschwindigkeit Blut zur Versorgung der Körpergewebe. Der
– hämorrhagische Diathese und Antikoagulan- Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit f: Blutkreislauf wird durch eine effiziente Herz-
zientherapie Abk. BSG. Sedimentationsgeschwindigkeit von funktion aufrechterhalten. Siehe Abb.
– System- und Autoimmunerkrankungen, z. B. Erythrozyten in Citratblut* (ungerinnbar) mit Formen: Postnataler Blutkreislauf
Goodpasture-Syndrom, Granulomatose mit einem Volumen-Verhältnis von Blut zu – Kleiner Kreislauf, Lungenkreislauf: 1. Vom
Polyangiitis 3,8%iger Natriumcitratlösung von 4 : 1. Die rechten Vorhof des Herzens fließt das Blut
– Endometriose der Lunge. Messung der BSG dient als unspezifischer Such- durch die Trikuspidalklappe in die rechte
Diagnostik: test auf Entzündungen. Sie ist u. a. beschleunigt Herzkammer. 2. Diese pumpt das Blut in den
– Anamnese und körperliche Untersuchung bei Infektionen, Autoimmunerkrankungen so- Truncus pulmonalis mit seinen rechten und
– Laboruntersuchung: Entzündungszeichen, wie malignen Tumoren und verlangsamt bei linken Ästen (Aa. pulmonales). 3. In den Lun-
Tumormarker Polyglobulie. genkapillaren erfolgt der Gasaustausch (Arte-
– Röntgen-Thorax, CT der Lunge Hintergrund: Die erhöhte BSG im Rahmen von rialisation). 4. Das oxygenierte Blut fließt
– ggf. Bronchoskopie und andere weiterfüh- Entzündungen beruht auf der Veränderung der dann durch die Vv. pulmonales zum linken
rende Untersuchungen wie Lungenszintigra- Plasmaprotein-Zusammensetzung. Aufgrund Vorhof.
fie und Echokardiografie. der Zunahme von Akute-Phase-Proteinen und – großer Kreislauf, Körperkreislauf: 1. Vom lin-
Grundsätzlich sind Blutungen aus Nase oder Immunglobulinen wird die Bildung von Eryth- ken Vorhof gelangt das Blut durch die Mitral-
Gastrointestinaltrakt (Hämatemesis*) auszu- rozyten-Aggregaten gefördert, die aufgrund ih- klappe in die linke Herzkammer. 2. Diese
schließen. rer größeren Masse schneller sedimentieren. Im pumpt das Blut in die Aorta und ihre Ver-
Behandlungsindikation: Die Hämoptoe erfor- Rahmen der Diagnostik und Verlaufskontrolle zweigungen. 3. Nach Sauerstoffabgabe und
dert die sofortige stationäre Einweisung, die akuter Entzündungen ist die BSG durch die Be- Kohlendioxidaufnahme im Kapillargebiet
Hämoptyse die zeitnahe pneumologische Ab- stimmung des CRP ersetzt worden, sie wird le- der Organe und Gewebe fließt das Blut durch
klärung. Oft sind Hämoptysen Vorboten einer diglich ergänzend zu anderen Labor- und klini- die Venen zurück zum Herzen und gelangt
späteren stärkeren Blutung. schen Befunden beurteilt. Bei chronisch-ent- über die Vv. cavae in den rechten Herzvorhof.
Erstmaßnahmen bei akuter Hämoptoe: Unter zündlichen Erkrankungen wie Arteriitis tempo- Pränataler Blutkreislauf
Intensivbedingungen ist die Blutungsquelle ralis oder Polymyalgia rheumatica ist die BSG – Verhältnisse im Mutterleib: 1. Das in der Pla-
bronchoskopisch zu lokalisieren und das blu- zur Verlaufkontrolle jedoch besser geeignet als zenta oxygenierte Blut gelangt über die
tende Segment mittels Ballonkatheter oder das CRP. BSG-Werte über 120 mm/h werden als V. umbilicalis und den Ductus venosus (Aran-
Tamponade zu blocken. Dabei ist der andere Sturzsenkung bezeichnet. Dies tritt u. a. bei tii), z. T. durch den Pfortaderkreislauf, in die
Lungenflügel zu beatmen. Nach Beseitigung Plasmozytom* und Arteriitis temporalis auf. V. cava inferior, zum rechten Vorhof (hier Zu-
der akuten Gefahr wird kausal behandelt, z. B. Referenzbereich: 1-Stunden-Wert: sammenfluss mit Blut aus der V. cava superi-
mittels Bronchialarterienembolisation oder – Männer < 50 Jahre ≤ 15 mm or aus der Kopfgegend) und weiter zum
Notfallresektion. – Männer > 50 Jahre ≤ 20 mm größten Teil durch das offene Foramen* ova-
Blut im Stuhl, okkuø ltes n: engl. occult blood in – Frauen < 50 Jahre ≤ 20 mm le in den linken Vorhof und die linke Kam-
faeces. Bezeichnung für nicht sichtbare Blutbei- – Frauen > 50 Jahre ≤ 30 mm. mer zur Aorta, um sich über die Karotiden
mengungen im Stuhl. Der Nachweis erfolgt v. a. Indikation: Unspezifischer Suchtest auf ent- zum Kopf, die Aorta descendens zur unteren
mit einem fäkalen okkulten Bluttest (FOBT), zündliche Prozesse. Körperhälfte und die Nabelarterien (Aa. um-
häufig im Rahmen der Screeninguntersuchung Bewertung: Beschleunigte BSG: bilicales) zurück zur Plazenta zu verteilen.
des kolorektalen Karzinoms (siehe auch Krebs- – (bakterielle) Infektionen 2. Das in die rechte Herzkammer gelangte
früherkennungsuntersuchungen*). Die weiter- – maligne Tumoren Blut fließt über den Truncus pulmonalis zu
führende Diagnostik bei Vorliegen einer okkul- – Paraproteinämie* (häufig Sturzsenkung) einem kleinen Teil in die Lungen und zum
ten Blutung erfolgt endoskopisch (Koloskopie, – Anämie* größten Teil durch den Ductus* arteriosus
Gastroduodenoskopie). – nephrotisches Syndrom (Botalli) ebenfalls in die Aorta.
Vorkommen: Manifest in der Regel lange vor – rheumatische Erkrankungen, z. B. Polymyal- – Anpassungen unmittelbar postnatal: 1. Duc-
sichtbarer Blutbeimengung oder Anämie gia rheumatica, Arteriitis temporalis tus arteriosus und Foramen ovale schließen
– V. a. bei Blutungsquelle im Kolon, z. B: – Schwangerschaft sich innerhalb weniger Stunden postnatal,
1. Darmpolypen 2. kolorektales Karzinom – unspezifische Ursachen. wodurch Lungen- und Körperkreislauf ge-
– auch Blutung bei gastroduodenalem Ulkus*, Verlangsamte BSG: trennt werden. 2. Unter pathologischen Be-
Zahnfleischbluten u. a. – Polyglobulie* dingungen (O2-Mangel) können die pränata-
– Polycythaemia* vera len Kreislaufverhältnisse für mehrere Tage
Blutkreislauf, pränataler 268

Blutleere f: Minderdurchblutung eines Gewe-


bes. Kann zur Verminderung intraoperativer
Blutverluste auch iatrogen* induziert sein (siehe
B Esmarch*-Blutleere).
Blut-Liøquor-Schranke f: engl. blood-cerebrospi-
nal fluid barrier. Barriere zwischen Blut und Li-
quor cerebrospinalis, die für die Liquorzusam-
mensetzung mitbestimmend ist und in den Ple-
xus choroidei und den Blutgefäßen des ZNS lo-
kalisiert ist. In der Blutbahn befindliche Arznei-
mittel überwinden die Schranke nur zum Teil.
Erkrankungen können die Durchlässigkeit ver-
ändern.
Blut-Luft-Schranke → Lungen-Alveolen
Blut-Luft-Schranke → Membran, alveoloka-
pilläre
Blutmole f: engl. blood mole. Heute nicht mehr
verwendete Bezeichnung für ein Abortivei* mit
Einblutung.
Blutpatch, epiduraler: engl. epidural blood
patch. Verfahren zur Vermeidung postpunktio-
neller Kopfschmerzen (postpunktionelles Syn-
drom bzw. Liquorunterdrucksyndrom* nach
Spinalanästhesie*, diagnostischer Lumbalpunk-
tion* oder akzidenteller Duraperforation).
Durch epidurale Injektion und die folgende Ge-
rinnung von ca. 20 ml Eigenblut des Patienten
kann ein rasches Verkleben und Abdichten der
Duraperforation erreicht werden.
Blutplättchenmangel → Thrombozytopenie
Blutplaø sma → Blut
Blutkreislauf: schematische Darstellung; 1: postnataler Blutkreislauf; 2: pränataler Blutkreislauf. Blutpoolphase f: engl. bloodpool phase; syn.
Weichteilphase. Szintigrafie* in der Regel des
Skeletts (2. Phase der Dreiphasen-Skelettszinti-
nach der Geburt bestehen bleiben und eine über die V. cava superior ebenfalls in den grafie* bzw. 1. Phase der Zweiphasen-Skelett-
persistierende pulmonale Hypertonie des rechten Vorhof, wo es sich mit dem sauer- szintigrafie) 2–5 Minuten nach i. v. Injektion
Neugeborenen (PPHN) verursachen. stoffreichen Blut aus der V. cava inferior aber des Radiopharmakons zur Darstellung einer
Blutkreislauf, pränataler m: engl. prenatal kaum vermischt. Hyperämie bei ossären Prozessen beispielsweise
blood circulation. Intrauteriner Blutkreislauf des Lungenkreislauf: das aus dem rechten Vorhof in als Ausdruck einer entzündlichen Komponente
Fetus. Besonderheiten sind die Minderperfusi- die rechte Herzkammer gelangte Blut läuft (z.B. bei aktivierter Arthrose, rheumatoider Ar-
on der nicht entfalteten Lunge sowie 2 Kurz- – Zu einem kleinen Teil über den Truncus pul- thritis, Osteomyelitis).
schlüsse zwischen venösem und arteriellem monalis in die Lungen Zusätzliche Anwendung: Darstellung der frü-
Kreislauf: zum einen das Foramen ovale (zwi- – zum größten Teil durch den Ductus* arterio- hen Verteilung eines Radiopharmakons im Rah-
schen rechtem und linken Vorhof) und zum an- sus (Botalli) ebenfalls in die Aorta. men biokinetischer Studien.
deren der Ductus arteriosus Botalli (zwischen Blutkuchen → Blutgerinnsel Blutpoolszintigrafie f: engl. bloodpool szintig-
der Pulmonalarterie und der Aorta descendens). Blutkultur f: engl. blood culture. Keimanzüch- raphy; syn. Blutpoolszintigraphie. Szintigrafie*,
Prinzip: Körperkreislauf: tungsversuch aus venöser Blutprobe nach peri- bei der nach radioaktiver Markierung patien-
– In der Plazenta oxygeniertes Blut gelangt pherer Venenpunktion unter sterilen Bedin- teneigener Erythrozyten (gewöhlich In vivo mit
99m
über die V. umbilicalis und den Ductus* ve- gungen zum Nachweis einer Bakteriämie* oder Technetium) eine intravasale Gleichvertei-
nosus Arantii, z. T. auch durch den Pfortader- Sepsis*. Das aufgrund schubweisen Auftretens lung der Aktivität erzielt wird und damit der
kreislauf, in die V. cava inferior und schließ- der Erreger evtl. mehrfach und möglichst bei Blutpool dargestellt werden kann. Sie wird ein-
lich in den rechten Vorhof Fieberanstieg und Schüttelfrost entnommene gesetzt zur Bestimmung der kardialen Pump-
– von dort fließt der größte Teil des Blutes Blut wird in flüssigem Nährmedium jeweils ae- funktion (Radionuklidventrikulografie) und Lo-
durch das offene Foramen* ovale über den rob und anaerob bei 37 °C inkubiert. kalisation einer (okkulten) gastrointestinalen
linken Vorhof und die linke Kammer zur Hinweis: Eine Blutkultur von Blut, das während Blutung. Siehe Abb.
Aorta und verteilt sich: 1. über die Aorta des- einer Antibiotikatherapie entnommen wurde, Blutprodukte n pl: engl. blood products. Im Sin-
cendens zur unteren Körperhälfte und über führt meist nicht zum Bakteriennachweis, da ne des Arzneimittelgesetzes* Blutzubereitun-
die Nabelarterien (Aa. umbilicales) zurück die mit Aktivkohle oder Kunstharz versehenen gen (aus Blut gewonnene Blut-, Plasma- oder Se-
zur Plazenta 2. über die Karotiden zum Kopf; Blutkulturmedien Antibiotika nur unzurei- rumkonserven, Blutbestandteile oder Zuberei-
das sauerstoffarme Blut vom Kopf gelangt chend absorbieren. tungen aus Blutbestandteilen mit arzneilich
269 Bluttransfusionsfilter

gisch wirksame Apherese mit Elimination – Entzündung der Magenschleimhaut, des


rheologisch wirksamer Plasmakomponenten, Dickdarms oder des Mastdarms.
z. B. Fibrinogen zur Verbesserung der Mikro- Hinweis: Eine rötliche bis schwärzliche Stuhl-
zirkulation (wichtigste Indikation ist die tro-
ckene Form der altersabhängigen Makulade-
verfärbung kann auch durch pflanzliche Farb-
stoffe auftreten (z. B. in Roter Bete, Spinat, Hei-
B
generation) 5. Immunadsorption zur Elimi- delbeeren, Rotkohl) sowie nach Einnahme be-
nation von Antikörpern bei Autoimmuner- stimmter Arzneimittel (z. B. eisen- und wismut-
krankungen (z. B. Goodpasture-Syndrom haltige Präparate oder Aktivkohle).
oder Myasthenia gravis) Blutsturz m: engl. hemorrhage; syn. Hämator-
– Hämoperfusion* zur Elimination von Toxi- rhö. Starke, meist plötzlich auftretende Blu-
nen bei akuten Vergiftungen, wenn diese tung.
durch eine Hämodialyse bzw. Hämofiltration Bluttransfusion f: engl. blood transfusion.
Blutpoolszintigrafie: Blutung im terminalen nicht in ausreichendem Maße aus dem Kör- Übertragung von Blutbestandteilen, die aus
Ileum. [56] per entfernt werden können Vollblut eines menschlichen Blutspenders prä-
– Leberdialyse zur extrakorporalen Eliminati- pariert und konserviert wurden, auf einen ande-
on toxischer Substanzen bei Leberversagen. ren Menschen (Empfänger) durch i. v. Infusion.
wirksamen Bestandteilen) und Sera aus Blut mit Blutschwamm → Hämangiom, infantiles Voraussetzung ist die Blutgruppenkompatibili-
spezifischen, therapeutisch einzusetzenden An- Blutschwamm → Hämangiom, kapilläres tät zwischen Spender und Empfänger (siehe
tikörpern. Blutschwamm → Hämangiom, kavernöses Blutgruppenbestimmung* und Kreuzprobe*).
Blutreinigungsverfahren n: engl. blood purifi- Blutsenkung → Blutkörperchensenkungsge- Indikationen:
cation method. Sammelbezeichnung für Verfah- schwindigkeit – Akuter und chronischer Blutverlust (v. a. mit
ren zur Entfernung harnpflichtiger, toxischer Blutserum → Blut Hypovolämie und hämorrhagischem Schock)
oder pathogener Substanzen aus dem Blut. Zu Blut-Sludge → Sludge-Phänomen – Anämie
den häufigsten Verfahren in der klinischen Pra- Blutsperre f: Verfahren zur Erzielung vermin- – Hämoblastose
xis zählen die Hämodialyse, Hämofiltration, derter Blutfülle in einer Extremität durch An- – Blutgerinnungsstörung (Substitution von
der unselektive Plasmaaustausch und die Hä- heben und Ausstreichen der Extremität und an- Blutgerinnungsfaktoren).
moperfusion bei akuten Intoxikationen. schließendes Aufpumpen einer Manschette zur Komplikationen:
Einteilung: Nierenersatzverfahren zur Behand- Unterbrechung des arteriellen Blutflusses. Ziel – Transfusionszwischenfälle
lung eines therapieresistenten akuten Nieren- ist die Optimierung der intraoperativen Sicht – pulmonale Transfusionsreaktionen, z. B.
versagens oder der terminalen Niereninsuffizi- und die Minimierung von operativem Blutver- transfusionsassoziierte Lungeninsuffizienz,
enz: lust. transfusion related acute lung injury (TRA-
– Extrakorporale Blutreinigungsverfahren: Indikation: Z. B. bei Arthroskopie oder OP bei LI), transfusionsbedingte Herzinsuffizienz
1. Hämodialyse* 2. Hämofiltration* 3. Hämo- Infektion oder Tumor (unter Einhaltung der Is- infolge Volumenüberladung, transfusion-as-
diafiltration* chämietoleranz*). sociated circulatory overload (TACO), trans-
– intrakorporale Blutreinigungsverfahren: Pe- Blutspucken → Bluthusten fusionsassoziierter Asthma-bronchiale-Anfall
ritonealdialyse*. Blutspucken → Hämatemesis – Hämosiderose* (vermehrte Eisenablagerung)
Aphereseverfahren zur extrakorporalen Elimi- Blutstillung f: engl. haemostasis; syn. Stypsis. bei häufigen Bluttransfusionen
nation und Modulation verschiedener pathoge- Beendigung einer Blutung*. Dies geschieht phy- – Übertragung von Krankheitserregern, z. B.
ner Blutbestandteile wie Antikörper, Kryoglo- siologisch durch körpereigene Hämostase-Me- Hepatitis-Viren (sog. Transfusionshepatitis
buline oder rheologisch wirksame Plasmaprote- chanismen und wird medizinisch unterstützt durch Hepatitis-C- oder -B-Virus), Trepone-
ine: durch Hochlagerung, Kompression, Druckver- ma pallidum, Malariaplasmodien, HIV
– Unselektiver Plasmaaustausch zum Aus- band oder chirurgisch durch Gefäßligatur, Koa- – Sensibilisierung des Empfängers gegen Allo-
tausch von Patientenplasma gegen Frisch- gulation*, therapeutischer Embolisation* und antigene (v. a. Blutgruppenantigene) des
plasma, Humanalbumin und/oder Kristalloi- pharmakologisch (lokal oder endoskopisch so- Spenders
de, z. B. bei ANCA-assoziierter rasch-progre- wie mittels Sklerotherapie). – allergische Reaktionen auf Plasmaproteine.
dienter Glomerulonephritis oder Goodpastu- Blutstuhl m: engl. bloody stool. Makroskopisch Bluttransfusion, fetale f: engl. intrauterine
re-Syndrom sichtbare Blutbeimengung im Stuhl mit roter blood transfusion. Intrauterine Bluttransfusion
– spezifische Verfahren: 1. Kryopräzipitat- Färbung bei Blutungen aus unteren bzw. star- beim Feten durch Punktion der Nabelschnur
Apherese zur Elimination von Kryoglobuli- ken Blutungen in höheren Darmabschnitten (Chordozentese) oder der fetalen freien Bauch-
nen bei schwerer Organmanifestation einer oder Stuhl mit schwärzlicher Färbung (sog. höhle unter Ultraschallkontrolle. Indikationen
kryoglobulinämischen Vaskulitis 2. LDL*- Teerstuhl*) bei Blutungen in oberen Abschnit- sind fetale Anämie, z. B. bei Morbus* haemolyti-
Apherese zur Elimination von LDL-Choleste- ten des Verdauungstrakts*. Unterschieden wer- cus fetalis, oder Infektion mit Parvovirus B19.
rin bei homozygoter familiärer Hypercholes- den Hämatochezie* und Meläna*. Verwendet wird in der Regel Blut der Blutgrup-
terinämie oder schwerer, therapieresistenter Ursachen: pe 0 Rhesus-negativ.
Hypercholesterinämie 3. Leukapherese/Gra- – Ösophagusvarizen (Erweiterung der Speise- Bluttransfusionsfilter m: engl. transfusion fil-
nulozytapherese zur selektiven Entfernung röhrenvenen) ter. Begriff mit mehreren Bedeutungen: Filter
von Leuko-, Lympho- und Granulozyten bei – Ulcus ventriculi oder Ulcus duodeni (Magen- im Transfusionsbesteck zur Verhinderung der
schweren Systemerkrankungen (chronisch oder Zwölffingerdarmgeschwüre) Transfusion größerer Zellaggregate oder Ge-
entzündliche Darmerkrankungen, SLE oder – Polypen, Karzinome rinnsel (Porengröße von Standardfiltern 170–
ANCA-assoziierte Vaskulitiden) 4. rheolo- – Hämorrhoiden, Analfissur 230 μm); außerdem Bezeichnung für einen Spe-
Blutung 270

zialfilter, der zur Leukozytendepletion* dient meist durch endoskopische Blutstillung, unter rale, subarachnoidale, intraventrikuläre oder
und während der Herstellung der Blutkonserve Umständen wird radiologisch interveniert (coil- intrazerebrale Blutung bei Neugeborenen, v. a.
(sog. In-line-Filtration) verwendet wird. ing; siehe therapeutische Embolisation*). Frühgeborenen*, als Geburtsfolge. Sie manifes-
B Blutung f: engl. bleeding; syn. Hämorrhagie.
Austritt von Blut aus einem Blutgefäß in das
Formen: Nach Lokalisation der Blutungsquelle:
– Obere gastrointestinale Blutung*: Blutungs-
tiert sich v. a. als Atemstörung mit pathologi-
schen Atmungstypen, unter Umständen Atem-
umgebende Gewebe (innere Blutung, z. B. gast- quelle oberhalb der Flexura duodenojejuna- stillstand*oder Asphyxie* und mit Zeichen der
rointestinale Blutung*) oder durch eine Körper- lis im Ösophagus, Magen, Duodenum, im Hirndrucksteigerung*.
öffnung oder Hautwunde an die Körperoberflä- weiteren Sinn auch Pharynx; Ursachen: Ursachen:
che (äußere Blutung). 1. v. a. peptisches Ulkus 2. Ösophagus- und – Frühgeburtlichkeit: unreife Gefäße der ger-
Einteilung: Magenvarizen 3. gastrale oder duodenale minalen Matrix mit hoher Empfindlichkeit
– Pathogenetisch: 1. Rhexisblutung (Zerrei- Erosionen 4. Mallory-Weiss-Syndrom gegenüber Blutdruckschwankungen, Azido-
ßungsblutung) als Folge eines Gefäßeinrisses – mittlere gastrointestinale Blutung*: Blu- se, Hypokapnie
(Hämorrhagie im eigentlichen Sinne), be- tungsquelle aboral der Flexura duodenojeju- – Geburtstrauma
dingt durch Trauma (Wunde*; Polytrauma*), nalis bis zum terminalen Ileum; Ursachen: – maternale Medikamente mit Störung der
Arrosion*, Gefäßwanderkrankung (z. B. Arte- 1. v. a. Angiodysplasie 2. Ulkus plasmatischen Gerinnung als Ursache für
riosklerose*), Ruptur infolge starker Druck- – untere gastrointestinale Blutung*: Blutungs- frühe Vitamin-K-Mangelblutungen.
unterschiede (z. B. bei arterieller Hyperto- quelle im Dickdarm; Ursachen: 1. v. a. Diver- Einteilung:
nie*) 2. Diapedeseblutung (sog. Durchtritts- tikulose 2. Kolitis 3. anorektale Erkrankun- – ICH I subependymal
blutung): Austritt von Blutbestandteilen gen, z. B. Hämorrhoiden 4. intestinale Ischä- – ICH II intraventrikulär, < 50 % des Seiten-
durch die äußerlich intakte Gefäßwand infol- mie 5. Neoplasie (Polyp, Karzinome). ventrikels
ge Hämostase* bzw. bei hämorrhagischer Klinik: Je nach Lokalisation und Schweregrad: – ICH III > 50 % des Seitenventrikels, ggf. mit
Diathese* – Anämie* hämorrhagischer Infarzierung von Hirnpa-
– nach Lokalisation: 1. venöse Blutung 2. arte- – okkultes Blut* im Stuhl, Hämatochezie*, Me- renchym.
rielle Blutung 3. parenchymatöse Blutung läna* Diagnostik: Wichtigstes Diagnoseverfahren ist
bei flächenhafter Schnitt- oder Risswunde – Hämatemesis* die Sonografie.
mit Blutung aus allen eröffneten Blutgefä- – arterielle Hypotonie*, hypovolämischer Differenzialdiagnose: Abgegrenzt werden muss
ßen. Schock*. eine pränatale Hirnblutung in Verbindung mit
Klinik: Diagnostik: Hirnschaden, z. B. infolge intrauteriner Infekti-
– Bei äußerer Blutung sichtbar als helles, puls- – Angiografie on oder fetaler Alloimmunthrombozytopenie.
synchron spritzendes Blut (arterielle Blu- – Szintigrafie Therapie: Frühzeitige Diagnostik und Therapie
tung) oder dunkelrotes, fließendes Blut (ve- – selten Laparotomie von Folgeschäden und engmaschige neurologi-
nöse Blutung) – Nachweis der Blutungsquelle meist durch sche Kontrolluntersuchungen sind notwendig.
– kardiovaskulär: Blässe, Kreislaufzentralisati- Endoskopie (siehe Forrest*-Klassifikation, Prognose: Abhängig vom Ausmaß der Blutung.
on, Blutdruckabfall infolge Volumenverlusts, Tab. dort). Blutung, intraventrikuläre → Ventrikelblu-
Tachykardie*, Hypoxie mit Desorientiertheit, Blutung, intestinale → Blutung, gastrointes- tung
Anämie* (Eisenmangelanämie als Leitsymp- tinale Blutung, intrazerebrale f: engl. intracerebral
tom bei chronischer Blutung), hämorrhagi- Blutung, intraabdominale f: engl. intra-ab- hemorrhage. Intraparenchymatöse Blutung in
scher Schock. dominal bleeding. Blutung in die freie Bauchhöh- das Gehirn mit der Folge einer direkten Gewe-
Therapie: le. Ursachen sind Abdominaltraumata (z. B. Le- bezerstörung und Ischämie durch kompressive
– Lokale Blutstillung*, ggf. chirurgisch (Liga- ber*- oder Milzruptur*, ruptiertes Blutge- Wirkung auf das Gehirngewebe, ggf. mit Hirn-
tur, Hämatomausräumung, Tamponade) fäß), Beckenringfraktur*, Bauchaortenaneu- ödem. Nach Diagnosestellung mit bildgeben-
– klinische Stabilisierung rysma, Extrauteringravidität*, Endometriose* den Verfahren sowie Gerinnungsdiagnostik fol-
– Behandlung der zugrunde liegenden Stö- und Gerinnungsstörungen (z. B. nach Therapie gen in der Regel eine intensivmedizinische
rung. mit Cumarinderivaten*). Überwachung, ggf. Anlage einer Ventrikeldrai-
Blutung, anovulatorische → Abbruchblutung Klinik: nage, operative Hämatomausräumung/Krani-
Blutung, atonische → Blutung, peripartale – Hämorrhagischer Schock* ektomie.
Blutung, atonische → Uterusatonie – Tachykardie* Ursachen:
Blutung, azyklische → Metrorrhagie – arterielle Hypotonie* – AV-Malformation, intrakranielles Aneu-
Blutung, dysfunktioneø lle f: engl. dysfunctional – Übelkeit* rysma*
bleeding. Durch hormonale Störungen (in Hypo- – Akutes* Abdomen. – Kavernom
thalamus*, Hypophyse* oder Ovarien) verur- Diagnostik: – Durafistel
sachte uterine Blutung, v. a. bei Follikelpersis- – Körperliche Untersuchung – Hirntumor*
tenz*, im Klimakterium* oder als sog. juvenile – abdominale Ultraschalldiagnostik* – arterielle Hypertonie*
Blutung*. – Angio-CT – zerebrale Amyloidangiopathie*
Blutung, epidurale → Epiduralhämatom – ggf. diagnostische Laparoskopie* oder explo- – Vaskulitis*
Blutung, funktioneø lle → Eumenorrhö rative Laparotomie*. – Sinusvenenthrombose, ischämischer* Hirn-
Blutung, funktioneø lle → Menstruation Blutung, intrakranieø lle → Hämatom, intra- infarkt
Blutung, gastrointestinale f: engl. gastrointes- kranielles – Gerinnungsstörungen*, Therapie mit Anti-
tinal bleeding. Okkulter bis massiver Blutabgang Blutung, intrakranieø lle geburtstraumatische koagulanzien*
aus dem Verdauungstrakt. Behandelt wird f: engl. perinatal intracranial hemorrhage. Subdu- – Trauma.
271 Blutung, peripartale

Klinik: In Abhängigkeit von Lokalisation und Blutung, obere gastrointestinale:


Größe Ursachen (Boonpongmanee et al.).
– Meist akut einsetzende fokal-neurologische
Ausfälle wie beim ischämischen Hirninfarkt
– Kopfschmerz
Ursache Häufigkeit (%)
B
peptisches Ulkus 31,8
– epileptischer Anfall
Magen 19,8
– Bewusstseinsstörung.
Blutung, juvenile f: engl. juvenile bleeding. Un- Duodenum 11,9
regelmäßig auftretende, häufig lang andauern- Varizen 19,8
de und sehr starke uterine Blutung bei jungen
Mädchen infolge ovarieller Dysfunktion (Folli- Ösophagus 13,5
kelpersistenz*) in den ersten Jahren nach der Magen (inklusive portal- 6,3
Menarche*. Blutung, obere gastrointestinale Abb. 2: subkardia- hypertensiver Gastropathie)
Blutung, klimakterische f: engl. climacteric les Ulkus mit Blutkoagel (Forrest II b). [69] Erosionen 7,2
bleeding. Während der Wechseljahre (Klimakte-
rium)* auftretende uterine Blutung, in der Prä- Magen 4,0
und frühen Postmenopause oft als dysfunktio- Duodenum 3,2
nelle Blutung* bei anovulatorischem Zyklus*
Ösophagitis (peptisch, infek- 3,2
infolge einfacher Hyperplasie. Differenzialdiag-
tiös, arzneimittelbedingt)
nostisch sollte besonders bei Wiederauftreten
nach der Menopause eine organische Ursache Mallory-Weiss-Läsion 8,7
ausgeschlossen werden (u. a. Zervixkarzinom*, andere[1] 15,1
Endometriumkarzinom*, Myom*, Polyp*, En-
keine Ursache nachweisbar 14,3
dometritis*).
[1]
Blutung, mittlere gastrointestinale f: engl. Angiodysplasien inklusive GAVE, Neoplasien,
middle gastrointestinal bleeding. Okkulter bis Ösophagusulkus, Exulceratio simplex, Epistaxis,
massiver Blutabgang aus dem Verdauungstrakt diffuse Blutung
mit Blutungsquelle aboral der Flexura duode-
nojejunalis bis zum terminalen Ileum. Die Häu-
figkeit beträgt 3–5 % aller gastrointestinalen Blutung, obere gastrointestinale Abb. 3: subkardia- pander 2. Protonenpumpen-Hemmer und
Blutungen. Zunächst versucht man, die Blu- les Ulkus ohne Blutungszeichen (Forrest III). [69] Erythromycin i. v. vor Endoskopie 3. bei be-
tung endoskopisch zu stillen. Ansonsten behan- kannter Leberzirrhose Antibiotika, z. B. Cef-
delt man interventionell oder operativ. triaxon i. v.
Blutung, obere gastrointestinale f: engl. up- endoskopischer Blutstillung. 10 % der Betroffe- – ggf. Bluttransfusion
per gastrointestinal bleeding. Okkulter bis massi- nen versterben. Siehe Abb. 1, Abb. 2 und Abb. 3. – primär endoskopische Blutstillung
ver Blutabgang aus dem Verdauungstrakt mit Epidemiologie: – pharmakologische Sekundärprophylaxe.
Blutungsquelle oberhalb der Flexura duodeno- – 80 % aller gastrointestinalen Blutungen Prognose:
jejunalis (Ösophagus, Magen oder Duodenum, – Indikation für 10–15 % aller Ösophagoga- – Spontaner Blutungsstillstand bei 80 %
im weiteren Sinn auch Pharynx). Eine obere stroduodenoskopien (Abk. ÖGD) – Rezidivblutung 14–20 %
gastrointestinale Blutung ist der häufigste gast- – Männer sind häufiger betroffen (m : w = – Mortalität der Blutung 10 % (bei Begleiter-
roenterologische Notfall. Behandelt wird mit- 1,94 : 1). krankungen bis zu 40 %)
tels i. v. Flüssigkeitsgabe, Bluttransfusion und Ätiologie: siehe Tab. – bei Ulkusblutung unter Berücksichtigung
Diagnostik: der Forrest-Klassifikation.
– Anamnese: 1. Arzneimittelanamnese (nicht- Blutung, peripartale f: engl. peripartal hemor-
steroidale Antiphlogistika*, Antikoagulanzi- rhage (Abk. PPH). Blutung unter der Geburt (sehr
en, Thrombozytenaggregations-Hemmer) selten) oder verstärkte, über das normale Maß
2. Alkoholkrankheit 3. Hepatopathie 4. frü- der Nachgeburtsblutung hinausgehende, post-
here gastrointestinale Blutung partale Blutung. Die peripartale Blutung ist die
– klinischer Befund: 1. Kreislaufparameter häufigste Ursache der mütterlichen perinatalen
2. rektal-digitaler Befund 3. Hinweis auf Mortalität. Behandelt wird entsprechend der
Akutes Abdomen Ursache.
– Labor: Hämoglobin, Thrombozyten, aPTT, Ursachen:
INR, Leberenzyme – Unter der Geburt: 1. vorzeitige Plazentalö-
– Ösophagogastroduodenoskopie, ggf. mit na- sung 2. Plazenta praevia 3. Blutungen bei Er-
sogastraler Lavage vor Durchführung der En- öffnung der Zervix (sog. Zeichnungsblutun-
doskopie. gen)
Therapie: – postpartal stehen im Vordergrund: 1. Ge-
– Überwachung der Vitalparameter burtsverletzungen (Scheidenriss, Zervixriss,
Blutung, obere gastrointestinale Abb. 1: subkardia- – Infusionstherapie: 1. Bolusinfusion von phy- Uterusruptur) 2. postpartale Atonie 3. Plazen-
les Ulkus mit Sickerblutung (Forrest I b). [69] siologischer Kochsalzlösung, ggf. Plasmaex- talösungsstörungen 4. Gerinnungsstörungen.
Blutung, periventrikuläre 272

Diagnostik: Blutung, prämenstrueø lle f: engl. premenstrual Blutung, untere gastrointestinale:


– Wichtig: Messen oder Abschätzen des Blut- bleeding. Bis zu 10 Tage vor Beginn der eigentli- Ursachen (Strate, 2005).
verlustes, bei vaginalen Blutungen wird die- chen Menstruation* einsetzende, meist leichte
B ser in der Regel deutlich unterschätzt
– Tasten des Fundusstandes und der Konsis-
Blutung (Schmierblutung) aus den Spiralarteri-
en des Endometriums als Form der Zusatzblu-
Ursache Häufigkeit (%)
Divertikulose 5–42
tenz der Gebärmutter zur Feststellung einer tung* (Darstellung im Kaltenbach*-Schema). Bei
Atonie Verdacht auf eine organische Ursache wird mit Kolitis (Antibiotika-assoziiert, 3–29
– Ultraschall zum Ausschluss intrauteriner Pla- fraktionierter Kürettage* diagnostiziert. infektiös)
zentareste Ätiologie: anorektale Erkrankung (Hämor- 6–16
– vaginale Spiegeleinstellung zur Erkennung – Meist Corpus*-luteum-Insuffizienz im Prä- rhoiden, Fissur, Rektumulkus)
und Therapie von Geburtsverletzungen menstruum* intestinale Ischämie 6–18
– Blutentnahme zur Gerinnungsdiagnostik. – vorzeitiger Rückgang der Östrogenbildung.
Blutung, periventrikuläre f: engl. periventricu- Blutungsanamnese f: engl. bleeding history. Neoplasie (Polyp, Karzinom) 3–11
lar hemorrhage; syn. subependymale Blutung. Anamnese* zur Erfassung von Störungen der entzündliche Darmerkrankung 2–4
Neonatale intrakranielle Blutung in die Subs- Hämostase* (insbesondere präoperativ oder -in-
Postpolypektomie 0–13
tantia alba im Bereich um die Hirnventrikel* terventionell), einschließlich Erfragen von Arz-
(germinale Matrix) infolge funktioneller Unrei- neimitteln (sog. Arzneimittelanamnese). Angiodysplasie 0–3
fe und Fragilität subependymaler Blutgefäße Blutungskrankheiten → Diathese, hämorrha- Strahlenkolitis 0–3
bei Frühgeborenen*. gische
Klinik: Blutung, spinale f: engl. spinal bleeding. Blu- keine Ursache nachweisbar 6–23
– Asymptomatisch (Abbau über sonografisch tung im Spinalkanal, die sich intramedullär*
darstellbare periventrikuläre Zyste) oder extramedullär* (subdural*, epidural* oder
– bei Komplikationen je nach Schweregrad Zei- subarachnoidal*) befinden kann. Mögliche Ur- quelle im Dickdarm. Klinisch zeigen sich Hä-
chen einer Hirndrucksteigerung*. sachen sind u. a. ein Trauma, eine spinale vas- matochezie oder Blutbeimengungen zum Stuhl
Komplikationen: kuläre Malformation, Tumoren oder iatrogene (auch okkulte) sowie Kreislaufstörungen, ggf.
– Sekundärer Einbruch in Hirnventrikel (Vent- Maßnahmen wie Punktionen und gerinnungs- mit Orthostase oder Kollaps. Bei chronischem
rikelblutung*) und parenchymatöse Hirn- hemmende Medikation. Blutverlust entwickelt sich eine hypochrome Ei-
substanz Blutungsschock → Schock, hypovolämischer senmangelanämie. Es handelt sich nur selten
– hämorrhagischer Infarkt Blutung, subdurale → Subduralhämatom um einen klinischen Notfall. Häufigkeit: 10–
– Hydrozephalus. Blutung, subkonjunktivale → Hyposphagma 15 % aller gastrointestinalen Blutungen. Ätiolo-
Diagnostik: Zerebrale Ultraschalldiagnostik mit Blutungszeit f: engl. bleeding time. Zeit zwi- gie: siehe Tab.
Graduierung schen Stichinzision und Blutungsstillstand (pri- Diagnostik:
– Grad I: periventikuläre Blutung ohne Blut märe Hämostase*). Die Erhebung der Blutungs- – Stuhlbeurteilung durch Inspektion (sog.
intraventrikulär zeit dient als globaler Suchtest bei V. a. auf eine Stuhlvisite)
– Grad II: Blutvolumen intraventrikulär hämorrhagische Diathese*. – Ösophago-Gastro-Duodenoskopie zum Aus-
< 50 % des Ventrikelvolumens Bestimmung: schluss einer massiven oberen gastrointesti-
– Grad III: Blutvolumen intraventrikulär – Blutungszeit nach Ivy: 1. querer Schnitt an nalen Blutung bei instabilem Patienten mit
≥ 50 % des Ventrikelvolumens und zusätzlich der Innenseite des Unterarms (ca. 1 mm tief, Hämatochezie
morphologische Befundbeschreibung (Echo- 5 mm lang) bei Stauung am Oberarm mit 40– – Koloskopie, auch notfallmäßig ohne perorale
genitätsvermehrung der parenchymatösen 50 mmHg (Gummimanschette) 2. Abtupfen Vorbereitung
Hirnsubstanz mit Angabe von Lokalisation des Bluts mit Filterpapier (seitlich, ohne den – ggf. Multidetektor-CT-Angiografie bei anhal-
und Größe; unter Umständen Ventrikeler- Wundrand zu berühren) bis die Blutung sis- tender, trotz Koloskopie ungeklärter Blu-
weiterung u. a.). tiert und Fibrinfäden auftreten (Referenzbe- tung: 1. minimale Blutungsvolumina von
Blutung, postmenstrueø lle f: engl. postmen- reich bis 6 min bei Erwachsenen) 0,3–0,5 ml/min 2. bei aktiver Blutung Sensi-
strual bleeding. Hormonell oder organisch be- – Blutungszeit nach Duke: Abtupfen des blu- tivität 85 %, Spezifität 92 %
dingte Form der vaginalen Zusatzblutung* tenden Ohrläppchens bis zum Auftreten von – selektive Angiografie: 1. minimale Blutungs-
(Darstellung im Kaltenbach*-Schema) im An- Fibrinfäden (Referenzbereich 3–4 min) volumina von 1,0–1,5 ml/min 2. keine Darm-
schluss an die eigentliche Menstruation*. – subaquale Blutungszeit nach Marx: Eintau- vorbereitung erforderlich 3. präzise Lokalisa-
Ätiologie: chen des blutenden Ohrläppchens bzw. Fin- tion der Blutungsquelle und therapeutische
– Hormonal, z. B.: 1. Östrogenmangel bei Zyk- gers in eine Wasserschale, bis der sich bilden- Intervention möglich
lusbeginn 2. verzögerte Rückbildung des de Blutfaden abreißt (Referenzbereich bis – Szintigrafie mit 99mTechnetium-markierten
Corpus* luteum 6 min bzw. 2 min). Erythrozyten: 1. minimale Blutungsvolumi-
– organisch, z. B. bei: 1. Myoma* uteri 2. Endo- Klinische Bedeutung: Verlängert bei Störung na von 0,1–0,5 ml/min 2. Spätaufnahmen
metritis* 3. Endometriose* 4. Endometrium- der primären Hämostase*, v. a. bei Thrombozy- nach 24 Stunden möglich, deshalb besonders
karzinom* 5. Corpuspolyp* 6. mangelhafte topathie*, Thrombozytopenie* und von*-Wille- zur Abklärung einer intermittierenden unte-
Regeneration des Endometriums (z. B. nach brand-Jürgens-Syndrom. ren gastrointestinalen Blutung 3. die Darm-
wiederholter Kürettage*) 7. Muskelschwäche Blutungszyø ste → Geröllzyste motilität kann die Lokalisierung der Blu-
mit ungenügender Blutstillung bei Uterus- Blutung, untere gastrointestinale f: engl. tungsquelle behindern.
hypoplasie*. lower gastrointestinal bleeding. Okkulter bis mas- Differenzialdiagnose. starke obere gastroin-
siver peranaler Blutabgang mit einer Blutungs- testinale Blutung.
273 Bobath-Konzept

Therapie: Sensormethode. Moderne Geräte mit Vakuum-


– Endoskopische Blutstillung blutentnahme sind an jeder Körperstelle ein-
– interventionell-radiologisch: superselektive setzbar und auch als Kombinationsgeräte zur
Embolisierung mittels Microcoils oder Gel-
schaum, falls endoskopische Intervention
Bestimmung von Blutfetten erhältlich.
B-lymphoblaø stisches Lymphom n: Abk. B-LB.
B
nicht möglich oder erfolglos Lymphom der Vorläufer-B-Zellen mit sehr ag-
– sehr selten chirurgisch: Operation (vorzugs- gressivem klinischem Verlauf. Die Abgrenzung
weise Segmentresektion nach Blutungsloka- zur akuten lymphatischen Leukämie* (ALL) ist
lisierung) als Ultima Ratio bei Kreislaufinsta- schwierig. Die Therapie erfolgt analog der ALL,
bilität trotz Transfusionsbehandlung, Trans- mit kurativem Ansatz, der jedoch aufgrund der
fusionsbedarf > 6 Erythrozytenkonzentraten Toxizität oft nur bei jüngeren Patienten an-
oder rezidivierender schwerer Blutung. wendbar ist.
Prognose: B-Lymphozyten m pl: engl. B lymphocytes; syn.
– Spontaner Blutungsstillstand bei 85–90 % Bursa-abgeleitete Lymphozyten bzw. bone-
– Mortalität 2–4 %. marrow-derived lymphocytes (engl. für Kno-
Blutung, zerebrale → Blutung, intrakranielle chenmark, das Bursaäquivalent der Säugetiere).
geburtstraumatische Lymphozyten*, die sich ab der 8.–9. Entwick-
Blutung, zerebrale → Blutung, intrazerebrale lungswoche im hämatopoetischen Gewebe der
Blutung, zerebrale → Ventrikelblutung fetalen Leber sowie später im Knochenmark ent-
Blutvergiftung → Lymphangitis wickeln und sich danach in den sekundären Or-
Blutvergiftung → Sepsis ganen des lymphatischen Systems ansiedeln.
Blutvolumen n: engl. blood volume. Gesamt- Charakteristische Zellmarker* auf der Zellober-
menge zirkulierenden Bluts*, bestehend aus fläche sind CD19 und CD20.
Plasmavolumen* und Volumen korpuskulärer Funktion: B-Lymphozyten entwickeln sich bei
Blutbestandteile (entspricht annähernd Eryth- Stimulation durch das entsprechende Antigen
rozytenvolumen*). über klonale Expansion zu antikörperbilden-
Referenzbereich: den Plasmazellen* oder Gedächtniszellen (me-
– Frauen 57–64 ml/kg KG mory cells).
– Männer 69–70 ml/kg KG. B-Lynch-Naht f: engl. B-Lynch’s suture. Speziel-
Blutwäsche → Hämodialyse le Nahttechnik zur Kompression des Uterus bei B-Lynch-Naht: 1: Hysterotomie und Fadenverlauf auf
Blutwarze → Angiokeratom postpartaler Atonie. Über die eröffnete Bauch- der Vorderwand des Uterus; 2: Fadenverlauf auf der
Blutzucker m: engl. blood sugar; Abk. BZ. Glu- höhle wird am Uterus eine sog. „Hosenträger- Hinterwand; 3: Ansicht von ventral mit liegender
kose* im (venösen) Vollblut, Kapillarblut, Blut- Naht“ gelegt und die Fäden zur Blutstillung Naht und verschlossener Hysterotomie. [165]
plasma oder -serum. Die Konzentration der fest angezogen und verknotet.
Glukose im Blut wird als Blutzuckerspiegel be- Prinzip: Siehe Abb.
zeichnet und ist im Normalfall relativ konstant. BLyS: Abk. für engl. B-lymphocyte stimulator
Deutlich erhöhte oder erniedrigte Werte führen → B-Zell-aktivierender Faktor der TNF-Familie Boas-Zeichen n: engl. Boas’ sign. Hyperästheti-
unter Umständen zu komatösen Zuständen. Er- BMC: Abk. für engl. bone marrow cells → scher Bereich paravertebral rechts, z. B. bei Cho-
höhte Blutzuckerwerte sind bei Diabetes melli- Stammzelltherapie, kardiale lezystitis*. Die Höhe ist abhängig von der Leber-
tus nachweisbar. BM-MNC: Abk. für engl. bone marrow mono- größe und liegt meist zwischen dem 10. Brust-
Hintergrund: Der Blutzuckerspiegel wird v. a. nuclear cells → Stammzelltherapie, kardiale und dem 1. Lendenwirbel.
durch die Pankreashormone reguliert. Insulin* B-Mode: Abk. für Brightness mode → Ultra- Bobath-Konzeø pt n: engl. Bobath concept. Von
senkt und Glukagon* erhöht den Blutzucker- schalldiagnostik K. und B. Bobath in den 40er-Jahren des 20. Jh.
spiegel. Bis zu einer Blutglukosekonzentration BMR: Abk. für engl. basal metabolic rate → entwickeltes interdisziplinäres therapeutisches
von ca. 160 mg/dl wird die in der Niere glome- Grundumsatz Verfahren als problemlösender Ansatz zur Be-
rulär filtrierte Glukose tubulär wieder rückre- BMS: Abk. für → Bare Metal Stent fundaufnahme und Behandlung von Menschen
sorbiert, sodass beim Gesunden der Urin nahe- BMS: Abk. für → Burning-Mouth-Syndrom mit Störungen der Funktion, Bewegung und
zu glukosefrei ist. BNP: Abk. für engl. brain natriuretic peptide Haltungskontrolle bei Schädigung des Zentral-
Referenzbereich: Bei Erwachsenen → Brain Natriuretic Peptide nervensystems. Siehe Bobath*-Lagerung, Abb.
– Nüchternglukose im kapillären Blut, venö- BNP: Abk. für engl. brain natriuretic peptide dort.
sen oder kapillären Plasma: 60–95 mg/dl → Peptide, kardiale natriuretische Prinzip: Das Ausführen einer Handlung wird
(3,3–5,3 mmol/l) Boari-Plaø stik f: engl. Boari’s operation. Ersatz beobachtet, analysiert und interpretiert. Durch
– im Spontanurin: < 165 mg/l (0,92 mmol/l) des distalen Ureters durch einen gestielten röh- clinical reasoning und Einbeziehung der indivi-
– im Liquor: 74–106 mg/dl (4,1–5,9 mmol/l). renförmigen Lappen aus der Blasenvorderwand. duellen Ziele des Patienten wird eine angemes-
Blutzucker-Belastungsprobe → Glukosetole- Die Boari-Plastik wird eingesetzt bei bei lang- sene Therapie geplant und durchgeführt. Der
ranztest streckigen, prävesikalen Ureterdefekten oder Fokus liegt auf der ICF-Ebene „Partizipation“
Blutzuckermessgerät n: Gerät zur exakten, se- -stenosen sowie nach Verletzungen. Komplika- (ICF für International Classification of Functio-
kundenschnellen Bestimmung der Glukosekon- tionen sind Harnleiterstriktur mit/ohne konse- ning, Disability and Health). Meist werden für
zentration aus Kapillarblut (Ohr, Fingerkuppe). kutivem Harnstau, vesikoureterorenaler Reflux die optimale Therapie Familie oder Betreuungs-
Heutige Geräte arbeiten mit elektrochemischer und Harnblasenentleerungsstörung. Siehe Abb. personen mit einbezogen. Die Therapie basiert
Bobath-Lagerung 274

rung in sich und in der Umgebung sowie für


das Nutzen der individuellen Alltagsfähigkei-
ten geschaffen. Zur Förderung der Stabilität
B (z. B. in Seitenlage oder im Rollstuhl) und der
Annahme der unterstützenden Fläche (Umge-
bung) wird Lagerungsmaterial eingesetzt. Um
Bewegungen im Schwerkraftfeld für den Pati-
enten wie auch für die Pflegenden zu erleich-
tern, werden die Körperabschnitte zueinander
eingestellt und Aktivitäten möglichst über Ro-
tation durchgeführt.
Boari-Plastik: 1: Anzeichnen und Präparation des Boari-Lappens aus der Harnblase; 2: Hochschlagen
Bocavirus, humanes n: engl. human Bocavirus.
Unbehülltes Virus mit einzelsträngiger DNA
des Boari-Lappens und Einnähen des Harnleiterendes; 3: Verschluss der Harnblase und des Boari-Lappens
(ssDNA) aus der Familie der Parvoviridae*. Es
zu einem Rohr.
wird übertragen durch Schmier- oder Tröpf-
cheninfektion über die Atemwege. Das Virus
verursacht Rhinitis*, Pharyngitis*, Husten und
auf der Behandlung der zugrunde liegenden Be- – Bewegungserleichterung obstruktive Bronchitis*, Bronchiolitis*, Pneu-
einträchtigungen auf Körperfunktions- und – Verhinderung weiterer Sekundärschäden monie* sowie Fieber > 39 °C.
-strukturebene, um die größtmögliche Aktivität (z. B. Dekubitus*, Pneumonie, Kontrakturen). Bochdalek-Dreieck n: engl. Bochdalek’s trian-
und Partizipation zu erreichen. Dabei wird auf Vorgehen: Das Positionieren beginnt mit akti- gle; syn. Trigonum lumbocostale. Dreieckige
den Ressourcen des Patienten aufgebaut. Vonei- vierendem, ressourcenorientiertem und inter- Lücke zwischen der Pars lumbalis und der Pars
nander abhängig für die optimale motorische aktivem Bewegen des Patienten. Damit für den costalis des muskulösen Anteils des Zwerch-
Wiederherstellung und Funktionsfähigkeit Patienten Bewegung erfahrbar wird, steht die fells* (Diaphragma). Verschließt sich das
sind die Integration von posturaler Kontrolle Gestaltung von Bewegungsübergängen und Po- Zwerchfell bei der embryonalen Entwicklung
und Handlungsausführung, die selektive Bewe- sitionen innerhalb und außerhalb des Bettes im nicht vollständig, entsteht hier die häufigste al-
gungskontrolle für koordinierte Bewegungsse- Vordergrund. Durch die Stabilität im eigenen ler angeborenen Zwerchfellhernien*, die Boch-
quenzen und der sensorische Input. Körper wird die Voraussetzung für die Orientie- dalek*-Hernie. Siehe Abb.
Bobath-Lagerung f: engl. Bobath positioning.
Positionierung und Positionsunterstützung
nach den Prinzipien des Bobath*-Konzepts bei
Patienten mit verändertem Bewegungsverhal- Pars sternalis
ten nach Erkrankungen des ZNS. Siehe Abb. Pars costalis
Sternum
Ziele:
Centrum tendineum
– Wohlbefinden des Patienten, Schmerzfrei-
heit Foramen venae cavae
Oesophagus im
Hiatus oesophagus
Aorta im Hiatus aorticus

Arcus lumbocostalis
medialis (Psoasarkade)

Trigonum lumbocostale
(Bochdalek)

Arcus lumbocostalis
lateralis
(Quadratusarkade)

Costa XII
M. psoas major
M. quadratus lumborum

Crus laterale Crus intermedium Crus mediale Pars lumbalis


Bochdalek-Dreieck: Ansicht der Pars lumbalis, Crus sinistrum und Anteile des Pars costalis des Zwerchfells
Bobath-Lagerung: Bobath-Lagerung; die gelähmte von kaudal und ventral. Die Psoas- und die Quadratusarkade sind Sehnenbögen am posterioren Zwerchfell-
Körperhälfte (magenta) wird durch Lagerungskissen rand, welche den M. psoas major bzw. den M. quadratus lumborum bogenförmig umspannen. Das
unterstützt; der Tisch steht neben der gelähmten Bochdalek- Dreieck ist eine muskuläre Schwachstelle des Zwerchfells zwischen der Pars lumbalis und
Körperseite. der Pars costalis.
275 Böhler-Aufrichtungsbehandlung

Bochdalek-Foramen → Bochdalek-Dreieck
Bochdalek-Heø rnie f: engl. Bochdalek’s hernia.
Vorwiegend neonatal auftretende Zwerchfell-
hernie* mit Bruchpforte im Bochdalek*-Drei-
eck. Bereits intrauterin kommt es zur Verlage-
B
rung von Darm-, Milz- und Leberteilen in den
Thorax mit resultierender Kompressionsatelek-
tase und pulmonaler Entwicklungsstörung
(Lungenhypoplasie), die sich postnatal als
Atemnotsyndrom* des Neugeborenen manifes-
tiert.
Vorkommen:
– Insbesondere neonatal Bochdalek-Hernie Abb. 3: diaphragmale Bruchpforte
– im Erwachsenenalter selten. im Transversalschnitt (pränatale Ultraschalldiagnos-
Klinik: tik); Magen (1) und Herz (2) in einer Ebene sichtbar
– Bereits intrauterin Verlagerung von Darm-, wegen gastraler Verlagerung nach kranial (oberhalb
Milz- und Leberteilen in den Thorax des Zwerchfells). [180]
– Kompressionsatelektase
– Verdrängung von Herz und Mediastinum auf
die Gegenseite – pulmonale Entwicklungsstörung (Lungenhy-
Body-Mass-Index Abb. 1: Nomogramm zur Ermitt-
poplasie) in der Folge
lung des BMI durch Verlängerung der Geraden,
– postnatal symptomatisch als Atemnotsyn-
die sich durch Körperlänge und -gewicht ergibt.
drom* des Neugeborenen.
Diagnostik:
– Klinisch, Auskultation Body-Mass-Index:
– Röntgendiagnostik: siehe Abb. 1 und Abb. 2 Einteilung in Unter-, Normal- und Übergewicht
– pränatal sonografisch siehe Abb. 3. bei Erwachsenen (WHO-Klassifikation).
Therapie:
– Intensivmedizinisch symptomatisch, u. a.: Kategorie BMI (kg/m2)
1. Beatmung 2. pharmakologische Kreislauf- Untergewicht <18,5
stabilisierung
Normalgewicht 18,5 – <25
– bei klinischer Stabilisierung operative Kor-
rektur: Zwerchfellverschluss, ggf. mit Patch. Übergewicht ≥25
Bochdalek-Hernie Abb. 1: Röntgen-Thorax-Aufnahme Bochdalek-Zyø ste f: engl. Bochdalek’s cyst. Präadipositas 25 – <30
im seitlichen Strahlengang. [76] Nicht zurückgebildeter Teil des Ductus thyro-
glossalis (Schilddrüsenzungengang) im Bereich Adipositas ≥30
des Foramen caecum linguae. Mögliche Folgen Grad I 30 – <35
sind Atem- und Schluckbeschwerden. Grad II 35 – <40
Bockhart-Krankheit → Folliculitis staphylo- Grad III ≥40
genes superficialis
Bocksbeutelform f: Herzform* bei ausgepräg-
tem Perikarderguss* oder hochgradiger Herzdi-
latation*. Werte < 20 kg/m2 in diesem Alter prognos-
Body-Mass-Iøndex m: syn. Körper-Gewichts-In- tisch ungünstig sind und als Untergewicht
dex; Abk. BMI. Verhältniszahl zur Beurteilung gewertet werden
des Körpergewichts und Ermittlung des Nor- – Kinder und Jugendliche: BMI-Werte über der
malgewichts. Der BMI berechnet sich aus dem 10. und unter der 90. Perzentile* (siehe
Körpergewicht in Kilogramm dividiert durch Abb. 2).
die Körperlänge in Metern zum Quadrat. Die Body-Plethysmografie → Ganzkörperplethys-
schnelle Ermittlung erfolgt mithilfe eines No- mografie
mogramms. Body Temperature Pressure Saturated: engl.
saturated body temperature pressure; Abk. BTPS.
Volumenmessbedingungen, die für das Gasge-
misch in der Lunge gelten: T= 37 °C (310,15 K),
Nomogramm: Siehe Abb. 1. P = aktueller Barometerdruck, Wasserdampf-
Bochdalek-Hernie Abb. 2: linksseitige Bruchpforte Referenzbereich: Alters- und geschlechtsabhän- partialdruck = 47 mmHg (6,25 kPa).
mit Verlagerung von Darmschlingen in den Thorax gig Boeck-Krankheit → Sarkoidose
sowie Verdrängung von Trachea und Herz nach – Erwachsene: Normalgewicht zwischen 18,5 Böhler-Aufrichtungsbehandlung f: engl. Böhl-
rechts; Röntgen-Thorax-Aufnahme im anterior- und < 25 kg/m2 (siehe Tab.): im hohen Le- er’s traction. Kaum noch angewendete Schwebe-
posteriorem Strahlengang. [94] bensalter steigen die Grenzwerte an, da BMI- behandlung auf einem Gurt mit ventralem bzw.
Böhler-Dreipunktkorsett 276

– im weiteren Verlauf als unspezifische Zei-


chen von Infektion bzw. Sepsis: 1. Tachykar-
die 2. Schwitzen 3. Fieber 4. arterielle Hypo-
B tonie.
Diagnostik:
– Röntgen-Thorax- und Abdomenübersichts-
aufnahme (meist ösophageale Perforation
nach intrathorakal, selten intraabdominal
– Ösophagografie mit wasserlöslichem Kont-
rastmittel
– Thorax-CT
– ggf. Ösophagoskopie.
Therapie:
– Intravenöse Flüssigkeitssubstitution, frühe
parenterale Ernährung, nachfolgend enterale
Ernährungssonde, Breitband-Antibiotikum
(zusätzlich ggf. Fluconazol), Thoraxdraina-
Body-Mass-Index Abb. 2: alters- und geschlechtsspezifische Perzentile. ge, nasogastrale Ableitung
– bei Diagnosestellung innerhalb 48 Stunden
nach Ruptur und fehlenden Zeichen der Sep-
dorsalem Durchhang zur Aufrichtung eines sation, z. B. bei Unterarm- oder Unterschenkel- sis: endoskopische Stent-Einlage
komprimierten Wirbels, heute meist durch fraktur. – bei Diagnosestellung > 48 Stunden nach Rup-
funktionelle Übungsbehandlung ersetzt. Böhler-Winkel → Tubergelenkwinkel tur und fehlenden Zeichen der Sepsis: kon-
Böhler-Dreipunktkorseø tt → Gipskorsett Böhler-Zeichen n: engl. Böhler’s meniscus sign. servative Behandlung
Böhler-Gehbügel m: engl. Böhler’s stirrup. U- Klinisch-diagnostisches Zeichen zur Untersu- – bei Sepsiszeichen unabhängig vom Diagnose-
förmiges Bandeisen zum Schutz des Gehgips- chung des Kniegelenks auf Basis einer Schmerz- zeitpunkt: 1. Thorakotomie 2. Naht des Ein-
verbandes. provokation bei gestrecktem Kniegelenk durch risses 3. Hemifundoplicatio und Drainage
Böhler-Hüftgelenkreposition f: engl. Böhler’s Anspannung der Kollateralbänder mit Druck von Mediastinum und Pleurahöhle 4. bei int-
manœuvre. Manöver zur Reposition* einer trau- auf den kontralateralen Gelenkspalt. Schmerz raabdominaler Perforation Laparotomie,
matischen Hüftgelenkluxation oder Luxation bei Adduktion des Unterschenkels weist auf ei- Naht der Leckage.
einer Totalendoprothese* des Hüftgelenks. ne Innenmeniskus- oder Außenbandläsion hin, Prognose:
Prinzip: Der Patient liegt angegurtet unter Anal- eine schmerzhafte Abduktion auf eine Außen- – Letalität insgesamt ca. 35 %
gosedierung oder (bei traumatischer Hüftge- meniskus- oder Innenbandläsion. – späte Komplikation nach chirurgischer Inter-
lenkluxation) in Narkose relaxiert auf einer fes- Boenninghaus-Syndrom n: Schwerhörigkeit* vention: Empyem, ösogotracheale/-bronchia-
ten Unterlage. Ein Tuch oder Gurt dient als (Innenohrschwerhörigkeit) durch Lärmeinwir- le Fistel.
Schlinge, die achterförmig den Hals des Arztes kung von > 90 dB(A) bei gleichzeitiger Minder- Bogaert-Enzephalitis → Panenzephalitis, sub-
und das Knie des luxierten Oberschenkels um- durchblutung des Ohrs durch Torsion der Hals- akute sklerosierende
fasst (siehe Abb.). Das Aufrichten des Oberkör- wirbelsäule. Das Boenninghaus-Syndrom kann Bogengangapparat m: engl. semicircular canals
pers des Arztes bewirkt bei rechtwinklig ge- z. B. auftreten bei Tätigkeiten, die mit Lärm und and ducts; syn. Bogengangsystem. Zum Vestibu-
beugtem Hüft- und Kniegelenk des Patienten ungünstiger Körperhaltung verbunden sind. larapparat*des Innenohrs* gehörendes System
einen gleichmäßigen Zug, der bei gleichzeitiger Boerhaave-Syndrom n: engl. Boerhaave’s syn- zur Wahrnehmung von Winkelbeschleunigun-
Rotation im Hüftgelenk die Reposition ermög- drome. Spontane transmurale Ösophagusrup- gen. Das Grundgerüst des Bogengangapparats
licht. tur* meist links posterolateral im unteren Öso- bilden die 3 senkrecht aufeinander stehenden
phagusdrittel 2–3 cm proximal des ösophago- knöchernen Bogengänge (Canales semicircula-
gastralen Übergangs, seltener subdiaphragmal res). Innerhalb dieser befinden sich die häutigen
oder in der oberen Ösophagusregion. Ätiolo- Bogengänge (Ductus semicirculares) mit den
gie: plötzlicher, häufig massiver intraösophage- Cristae ampullares und dem eigentlichen Sin-
aler Druckanstieg (bis zu 200–400 mmHg) wäh- nesepithel.
rend explosionsartigem Erbrechen. Vorkom- Funktion: Bei der Rotation* des Kopfes bewegen
men: sich die Bogengänge gleichsinnig, während die
– Ca. 15 % aller traumatischen Ösophagusrup- Endolymphe aufgrund ihrer Trägheit an Ort
turen und Stelle verbleibt. Der so entstehende Druck-
– Männer sind 2–5 mal häufiger betroffen. unterschied im Bogengang führt zu einer Aus-
Böhler-Hüftgelenkreposition: Prinzip: gleichmäßiger Klinik: lenkung der Crista ampullaris und der aufsit-
Zug durch Aufrichten des Oberkörpers des Arztes. – Plötzliches Erbrechen, lokalisationsabhängi- zenden Sinneszellen in die Gegenrichtung. Da
ge Schmerzen (ggf. retrosternaler Vernich- die 3 Bogengänge senkrecht zueinanderstehen,
tungsschmerz), Dyspnoe kann die Rotation sinnlich in jede Richtung er-
Böhler-Mieder → Gipskorsett – seltener periphere Zyanose, Schock, Abwehr- fasst werden.
Böhler-Schiene f: engl. Böhler’s splint. Gepols- spannung, Haut- und Mediastinalemphysem Bogenschnitt m: engl. curved incision. Bogen-
terte Drahtschiene zur präklinischen Immobili- – typischerweise keine Hämatemesis förmiger Hautschnitt, z. B. Kocher*-Kragen-
277 Boost

schnitt, Bardenheuer*-Bogenschnitt und Radi- Klinik: Blitzartiges Zusammenbrechen während – therapeutisch: rekombinantes BMP (Diboter-
ärschnitt*. Nahrungsaufnahme. min alpha), z. B. zur Wundbehandlung.
Bohr-Effeø kt m: engl. Bohr effect. Abhängigkeit Vorkommen: Bone Splitting: Verfahren der Osteotomie* zur
des Verlaufs der Sauerstoff*-Dissoziationskurve
von pH-Wert und CO2-Partialdruck des Blutes.
– Bei Nahrungsaufnahme während Fortbewe-
gung
Verbreiterung des Kieferknochens. Bone Split-
ting dient meist als Vorbereitung zum Einbrin-
B
Sinkt der pH-Wert oder steigt der CO2-Partial- – unter Alkoholeinfluss gen eines dentalen Implantats.
druck, nimmt die Affinität des Sauerstoffs zum – bei Dysphagie* (z. B. Parkinson*-Syndrom). Bonfils-Endoskop → Intubationsendoskop
Hämoglobin (prozentuale Sättigung) ab und Bolustokolyse → Tokolyse Bonner Schmerztagebuch n: Computerge-
umgekehrt. Bombay-Blutgruppe f: engl. Bombay blood stütztes, standardisiertes Selbstbeurteilungs-
Bedeutung: Der Bohr-Effekt trägt wesentlich group. Seltene Blutgruppe, die durch das rezes- verfahren zur Schmerzdiagnostik für Erwachse-
zum gezielten O2- und CO2-Transport im Blut sive Allel h am H/h-Genlocus gesteuert wird. In- ne zur individuellen Verlaufsbeobachtung v. a.
sowie zum effizienten Gasaustausch bei, indem dividuen mit Blutgruppe 0h (Genotyp h/h) fehlt chronischer Schmerzen*.
er die Sauerstoffbindung im Lungenkreislauf, nicht nur das H-Antigen, sondern auch die Blut- Prinzip:
die Sauerstoffabgabe im Gewebe sowie die Sau- gruppenantigene A und B (siehe H*-Substanz; – Umfasst 23 Items
erstoffaufnahme des Fetus über die Plazenta er- ABNull-Blutgruppensystem) im gesamten Or- – Erfassung der täglichen Schmerzattacken
leichtert. ganismus, es sind sog. Non-Sekretoren (Geno- morgens und abends: u. a. Lokalisation, Uhr-
BOLD-Imaging: Abk. für engl. blood oxygen typ se/se; siehe Sekretorsystem*). zeit, Persistenz, Intensität, Gefühl, Empfin-
level dependent imaging → Magnetresonanzto- Hinweis: Im Serum kommen die regulären Iso- dungsart, dagegen unternommene Maßnah-
mografie agglutinine* Anti-A und Anti-B sowie Anti-H men
Bolus m: Bissen; im medizinischen Sinn eine als komplementbindende Wärmeantikörper – Beurteilung anhand der Dimensionen Inten-
schnellwirkende Anfangsdosis, (große) Wirk- vor. Die exakte Blutgruppenbestimmung und sität, sensorisch-diskriminative Schmerzqua-
stoffmenge, die (schnell) appliziert wird (z. B. Auswahl geeigneter Blutkonserven ist proble- lität und affektiv-motivationale Schmerzqua-
Bolusinjektion). matisch (cave: akute intravasale Hämolyse bei lität.
Bolusinjektion f: engl. bolus injection; syn. inkompatibler Transfusion). Bonnet-Dechaume-Blanc-Syndrom n: engl.
Schnellinjektion. Injektion einer definierten Bona-Jäger-Amputation → Fußamputation Bonnet’s syndrome; syn. Wyburn-Mason-Syn-
Arzneistoffmenge innerhalb kurzer Zeit (weni- Bonding: Bindungsverhalten zwischen Men- drom. Sehr seltene angeborene Gefäßanomalie
ge Sekunden). Ziele sind die schnell eintretende schen, außerdem Therapieausrichtung, welche mit intrakranieller und retinaler Aneurysmabil-
Wirkung und der Aufbau einer effektiven Plas- emotionale Offenheit und das Aushalten kör- dung. Symptome sind unilateraler, evtl. pulsie-
makonzentration von Medikamenten. perlicher Nähe beim Patienten fördert, um eine render Exophthalmus, variable neurologische
Anwendung: Die rasche Injektion einer defi- ausgeglichenere psychische Verfassung zu errei- Symptomatik wie Hemianopsie, Paresen der
nierten Arzneimenge dient: chen. In speziellen Übungen werden Ängste Hirnnerven III, VI, VII und VIII, im Gesichtsbe-
– Dem zügigen oder sogar unmittelbaren Wir- und negative Erfahrungen (z. B. körperliche reich Angiome, Teleangiektasien sowie subku-
kungseintritt, z. B. zur Einleitung einer Nar- Misshandlung, emotionale Vernachlässigung) tane arteriovenöse Aneurysmen. Differenzialdi-
kose oder bei Gabe von Adrenalin im Rahmen gemeinsam und vorwiegend in der Gruppe be- agnostisch abzugrenzen sind das Von*-Hippel-
einer Reanimation arbeitet. Lindau-Syndrom und das Sturge*-Weber-Krab-
– dem Aufbau einer effektiven Plasmakonzent- Bone Bruise: Traumabedingte Mikrofraktur be-Syndrom.
ration bei Medikamenten mit sehr kurzer des spongiösen Knochens mit Einblutung, Bonnet-Zeichen → Ischialgie
Halbwertszeit. Beispiel ist die Terminierung Ödem und Reparaturprozessen. Ein bone bruise Bonney-Probe f: engl. Bonney’s test; syn. Mar-
einer symptomatischen paroxysmalen supra- ist noch lange nach Trauma durch MRT nach- shall-Bonney-Test. Klinischer Test bei Belas-
ventrikulären Tachykardie mit Adenosin. weisbar (hohes Signal in T2-Wichtung und er- tungsinkontinenz* zur Abschätzung des Risi-
Bolusobstruktion f: engl. bolus obstruction. niedrigtes Knochensignal in T1-Wichtung). Be- kos einer larvierten Harninkontinenz vor und
Verlegung der Speise- oder Luftröhre durch ei- handelt werden die Begleitverletzungen (z. B. nach operativer Therapie bei Descensus* uteri et
nen großen Fremdkörper. Symptome sind hef- Bandruptur). Die Ausheilung erfolgt ohne Resi- vaginae und Indikationsstellung einer Kolpo-
tige retrosternale und epigastrische Schmerzen, duum. suspension*.
übermäßige Speichelabsonderung bzw. Luft- Bone Morphogenetic Proteins pl: Abk. BMP. Prinzip: Anheben der Blasenhalsregion mit in
not. Ohne Intervention droht der Bolustod*. Der TGF-β-Superfamilie angehörende Wachs- die Fornix vaginae eingeführten gespreizten
Therapie: tumsfaktoren*. Aktuell sind ca. 20 verschiedene Fingern oder gestieltem Tupfer. Der Test ist po-
– Manuelle (ggf. mit Magill-Zange als Hilfs- Formen bekannt. BMP induzieren u. a. die Os- sitiv, wenn auf diese Weise unwillkürlicher
mittel) oder endoskopische Bolusentfernung teogenese (BMP3), Knorpelentwicklung (BMP5), Harnabgang unter Provokation (z. B. Husten)
– evtl. Heimlich-Handgriff (siehe Fremdkörper- Osteoblastendifferenzierung (BMP2, BMP7) verhindert wird.
aspiration, intraösophagealer Fremdkörper). und Neurogenese. Bonus-Malus-Regelung → Arzneimittelver-
Bolustod m: engl. bolus death. Reflektorisch Klinische Bedeutung: sorgungs-Wirtschaftlichkeitsgesetz
verursachter Tod bei Bolusobstruktion*, in der – Diagnostisch: 1. Nachweis einer Überexpres- BOO: Abk. für engl. bladder outlet obstruction
Regel bei einem Nahrungsbissen oder Fremd- sion z. B. bei Marfan-Syndrom, Hodgkin- → Blasenauslassobstruktion
körper in der Speiseröhre (intraösophagealer Lymphom, Glioblastom, T-Zell-Leukämie, Boost: Lokale Strahlendosiserhöhung, die sich
Fremdkörper*). Der Fremdkörper verursacht ei- AIDS, rheumatoider Arthritis*, progressiver hochkonformal auf Tumor oder Tumorbett
ne vagale Reizung (N. laryngeus superior und systemischer Sklerose* 2. Mutation des BMP- konzentriert. Ziel ist eine Erhöhung der Tu-
N. vagus). Dadurch wird reflektorisch ein Rezeptor-Gens z. B. bei juvenilem Polyposis- morkontrollraten. Ein Boost wird eingesetzt bei
Herz*-Kreislauf-Stillstand ausgelöst, der zu syndrom sowie bei bestimmten Formen der perkutaner Strahlentherapie, Brachytherapie
Atemstillstand und Tod führt. pulmonalen Hypertonie und Brachydaktylie und stereotaktischer Strahlentherapie. Man un-
Booster-Effekt 278

terscheidet u. a. Elektronen-, Protonen- und Misshandlungen, Vernachlässigung und/ siven Tumor mit potenzieller Malignität wie
Schwerionen-Boost. oder sexueller Missbrauch das Kystadenom*, das von atypischem Epithel
Booster-Effeø kt m: engl. booster effect. Verstärk- – Suchterkrankungen sind wichtigster Prädik- ausgekleidet ist, welches jedoch einer (noch) in-
B te und im Vergleich zur ersten Reaktion des Im-
munsystems beschleunigte zweite (sekundäre)
tor für Chronifizierung.
Klinik:
takten Basalmembran aufsitzt.
Bordeteø lla f: Gattung gramnegativer, in der
Immunantwort*. Der Booster-Effekt tritt auf – Affektinstabilität* Regel unbeweglicher, kokkoider Kurzstäbchen
bei wiederholtem Antigenkontakt nach einer – Impulsivität* der Familie Alcaligenaceae (siehe auch Bakteri-
gewissen Verzögerungszeit (Latenzzeit). Dabei – Angst vor Verlassenwerden enklassifikation*).
erkennen die für das immunologische Gedächt- – häufig scheiternde Beziehungen, die durch Klinische Bedeutung:
nis verantwortlichen memory cells das Antigen den Wechsel von Idealisierung und Entwer- – Bordetella pertussis (syn. Haemophilus per-
wieder. tung gekennzeichnet sind tussis, Pertussis-Bacillus): Erreger der Pertus-
Klinische Bedeutung: Der Booster-Effekt wird – Selbstverletzung* sis*; Impfstoffe: 1. azellulärer Pertussis-Ad-
bei der wiederholten Gabe von Impfstoffen – Parasuizid* sorbat-Impfstoff aus Komponenten 2. azellu-
(Auffrischungsimpfungen) gezielt genutzt, um – Wutanfälle lärer, co-gereinigter Pertussis-Adsorbat-
den bestehenden Impfschutz zu verbessern. Da- – dissoziative Symptome (Dissoziation) Impfstoff 3. Ganzzell-Pertussis-Adsorbat-
bei ist das Einhalten des erforderlichen Min- – Identitätsstörung. Impfstoff
destabstands für eine optimale Impfantwort Diagnostik: – Bordetella parapertussis: Erreger der Para-
wichtig. – Psychiatrische Exploration gemäß den Kriteri- pertussis*
Booster-Sitzung f: engl. booster session. Thera- en von DSM-5 bzw. ICD-10 (emotional-insta- – Bordetella bronchiseptica und Bordetella hol-
peutische Sitzung zur Verstärkung und Wieder- bile Persönlichkeitsstörung, Borderline-Typ) mesii: Erreger von Infektionen des tiefen Re-
auffrischung des in der vorangegangenen The- – Ausschluss organischer Erkrankungen spirationstrakts.
rapie Erlernten. Eine Booster-Sitzung findet in – psychologische Testdiagnostik: halbstruktu- Bordeteø lla parapertuø ssis f: syn. Haemophilus
der Regel 3–6 Monate nach Therapieabschluss riertes Interview, IPDE, strukturiertes klini- parapertussis. Erreger der Parapertussis*. Ein
statt. Dadurch kommt es zu einer geringen Stei- sches Interview für DSM-IV, DSM-basierte direkter oder indirekter Nachweis ist melde-
gerung der Effektivität bei Schmerzstörungen Fremdrating-Skala (ZAN-SCALE), Borderline pflichtig nach § 7 IfSG.
in randomisierten kontrollierten Studien (Man- Personality Disorder Severity Index (BPDSI), Bordeteø lla pertuø ssis f: syn. Haemophilus per-
gels et al., 2009). Borderline Symptom List (BSL). tussis. Kokkoide, unbewegliche, gramnegative
Borboryø gmus m: Veraltete Bezeichnung für ein Differenzialdiagnosen: Stäbchen, die Ähnlichkeiten mit Haemophilus*
kollerndes und gurrendes Darmgeräusch. Es – Bipolare affektive Störung* influenzae aufweisen und Erreger der Pertussis*
entsteht durch die Bewegungen des aus Gas und – organisch bedingte Persönlichkeitsstörung. sind. Der Nachweis erfolgt mittels ELISA*, PCR*
Flüssigkeit gemischten Darminhalts und ist Therapie: Störungsspezifische Psychotherapie: oder direkt-mikroskopisch mit fluoreszieren-
v. a. bei Verdauungsstörungen zu auskultieren. – Empirische Evidenz für Wirksamkeit der dia- den Antikörpern. Ein direkter oder indirekter
Borderline: Grenzlinie; Bereich zwischen nor- lektisch-behavioralen Therapie* (DBT) Nachweis ist meldepflichtig nach § 7 IfSG.
mal und pathologisch, im engeren Sinne Gewe- – Hinweise auf Wirksamkeit der Schemathera- Bordet-Gengou-Bakterien → Bordetella per-
be an der Grenze zum Malignen, z. B. Border- pie*, der übertragungsfokussierten Psycho- tussis
line*-Tumor des Ovars; auch Kurzform für Bor- therapie und der mentalisierungsbasierten Boreout-Syndrom n: engl. boreout syndrome.
derline*-Persönlichkeitsstörung (emotional in- Therapie. Zustand beruflicher Unterforderung und Unzu-
stabile Persönlichkeitsstörung auf der „Grenze“ Allen Psychotherapien gemeinsam ist friedenheit mit Arbeitsaufgaben bei gleichzeiti-
zwischen Neurose und Psychose). – Eine sorgfältige Beachtung der therapeuti- ger Vortäuschung von hoher Geschäftigkeit und
Borderline-Hypertonie → Grenzwerthyperto- schen Beziehung mit Einhaltung eines dia- Arbeitsbelastung. Es besteht reduzierte Leis-
nie lektischen Gleichgewichts zwischen Sicher- tungsfähigkeit und emotionale Erschöpfung
Borderline-Lepra → Lepra heit (durch Komplementarität, d. h. bedürf- mit ähnlicher Symptomatik wie beim Burnout*-
Borderline-Persönlichkeitsstörung f: engl. nisbefriedigende Erfahrungen) und Heraus- Syndrom. Bisher existieren keine etablierten
borderline personality disorder; syn. Borderline- forderung (Konfrontation mit pathologi- Verfahren zu Diagnostik oder Therapie und kei-
Syndrom. Form der spezifischen Persönlich- schen Erlebens- und Beziehungsmustern) ne Aufnahme in DSM oder ICD.
keitsstörung (DSM-5) mit Störung der Affektre- – eine hohe Behandlungsstrukturierung mit Borgruppe n pl: engl. triels; syn. Triele.
gulation, d. h. im sozialen Kontext rasch auf- detaillierter Problemanalyse und Hierarchi- Gruppenbezeichnung für die Elemente der
schießenden und verzögert abklingenden Af- sierung von Behandlungszielen III. Hauptgruppe des Periodensystems der Ele-
fekten*, die mit quälenden, rasch einschießen- – die Verbesserung intrapsychischer Regulati- mente: Bor, Aluminium, Gallium, Indium,
den Anspannungszuständen einhergehen. onsprozesse Thallium und Ununtrium.
Häufigkeit: Prävalenz 1,5–3 % (Allgemeinbe- – sowie die Veränderung dysfunktionaler Be- Borg-Skala → Dyspnoe
völkerung), bis zu 20 % aller psychiatrischen Pa- ziehungs- und Erlebensmuster. Borkenpinzeø tte f: Kniegebogene Pinzette* aus
tienten, besonders solche mit affektiven Störun- Syndromspezifische Pharmakotherapie: Edelstahl mit stumpfen Enden zum Entfernen
gen, posttraumatischen* Belastungsstörungen – Ggf. Antidepressiva, v. a. selektive Serotonin- von wasserunlöslichen, verkrusteten Sekret-
oder Essstörungen*. Ätiologie: Wiederaufnahme-Hemmer (Off-Label-Use) rückständen an der Trachealkanüle eines Tra-
– Die zentrale Störung der Affektregulation ist – atypische Neuroleptika. cheostomas*.
multikausal und geht mit fronto-limbischer Borderline-Syndrom → Borderline-Persön- Borneol n: Monoterpenalkohol mit dem
Dysfunktion einher lichkeitsstörung Grundgerüst von Bornan (Alkohol der Cam-
– in der Vorgeschichte mehrheitlich schwere Borderline-Tumor m: engl. borderline carcino- phenreihe). Borneol ist Bestandteil verschiede-
und andauernde Traumata wie körperliche ma. Klinische Bezeichnung für einen nichtinva- ner ätherischer Öle* und wird verwendet in der
279 Bouffée delirante

Parfümerie. Natürlich kommt es beispielsweise Borrowing-Lending-Phänomen n: Durch ge- Ätiologie: Intoxikation mit Botulinumtoxin*
vor in Rosmarin-, Thuja-, Schafgarben-, Baldri- fäßerweiternde Arzneimittel (Vasodilatanzien) A, B, E, F oder Wundinfektion mit Clostridium
an-, Lavendel-, Cardamom-, Muskat- sowie ausgelöste Gefäßweitstellung von Arterien, die botulinum. Formen:
Fichtennadelöl. Borneocampher (Dryobalanops
aromatica) ist fast reines D(+)-Borneol.
den Perfusionsdruck in Richtung verengter Ar-
terien absinken lässt mit der Folge noch stärke-
– Lebensmittelbedingter Botulismus (foodbor-
ne botulism): 1. häufigste Form 2. durch to-
B
Bornholm-Krankheit → Pleurodynie, epide- rer Minderperfusion in bereits durchblutungs- xinhaltige, unzureichend erhitzte Fleisch-
mische gestörten Bereichen. Das Borrowing-lending- und Gemüsekonserven als Lebensmittelver-
Borrelia f: Gattung großer, gramnegativer, be- Phänomen ist klinisch relevant bei kritischen giftung*
weglicher, schraubenförmiger Bakterien der Fa- arteriellen Durchblutungsstörungen wie KHK – Wundbotulismus: 1. selten 2. durch Besied-
milie Spirochaetaceae mit relativ breiten, unre- und pAVK*. lung von Wunden mit Clostridium botuli-
gelmäßigen Windungen. Borrelia sind Erreger Boston-Korseø tt n: engl. Boston brace. Nur noch num
der Borreliosen*, nach Giemsa gut anfärbbar selten gebräuchliche wachstumslenkende Or- – Säuglingsbotulismus, syn. infantiler Botulis-
und wachsen nur auf speziellen Nährmedien. these* in Modulbauweise mit individuellen mus: durch Aufnahme von Sporen mit der
Vertreter: Druckpelotten zur Derotation einer lumbal be- Nahrung (z. B. Honig), die nach Auskeimung
– Borrelia recurrentis (syn. Spirochaeta ober- tonten Thorakolumbalskoliose. Ein Boston- im Darm Toxin produzieren
meieri): 1. Erreger des epidemischen Rück- Korsett muss Tag und Nacht getragen werden, – Inhalationsbotulismus durch Inhalation des
fallfiebers, das durch Läuse übertragen wird hochthorakale Fehlkrümmungen bleiben unbe- reinen Toxins.
2. Morphologie: 4–10 flache Windungen einflusst. Klinik:
3. im Nativpräparat (Dunkelfelduntersu- Botallo-Band → Ligamentum arteriosum – 18–36 h nach Ingestion und < 1–36 h nach
chung) lebhafte, schlangenartige Bewegung Botallo-Foramen → Foramen ovale Inhalation zunächst gastroenteritische
4. Nachweis: durch Agglutinationsreaktion, Bothriozephalose → Diphyllobothriose Symptome: 1. Übelkeit und Erbrechen 2. ab-
eine direkte Züchtung in Kultur gelingt sel- Botryomykom → Granuloma pyogenicum dominale Krämpfe 3. frühzeitig Diarrhö und
ten, indirektes Verfahren durch Vermehrung Botryomykose f: engl. botryomycosis. Veraltete typischerweise später im Verlauf Obstipation
entsprechend dem Läusetest (Xenodiagnose) Bezeichnung für eine chronische granulomatö- – darauf folgt Entwicklung von: 1. okulomoto-
bei Rickettsiosen; direkter oder indirekter se Reaktion der Haut und anderer Organe nach rischen und bulbären Paresen mit Ptose und
Nachweis ist meldepflichtig nach § 7 IfSG bakterieller Infektion (z. B. mit Staphylococcus* Doppelbildern 2. Dysarthrie und Dysphagie
5. Epidemiologie: globale Verbreitung, Über- aureus) bei Störung der zellvermittelten Immu- 3. autonomen Symptomen wie Mydriasis*
tragung durch Läuse, Epidemien v. a. in Not- nität. und Mundtrockenheit 4. keine sensiblen
zeiten Botulinum-Antiserum n: syn. Botulinus-Anti- Ausfälle
– Borrelia duttoni (syn. Spirochaeta duttoni): toxin. Mischung von 7 verschiedenen Botuli- – später folgt schlaffe symmetrische, meist ab-
1. Erreger des endemischen Zeckenrückfall- num-Antikörpern, bezeichnet als Heptavalent steigende Tetraparese
fiebers, das durch Zecken übertragen wird Botulism Antitoxin (H-BAT). Mit H-BAT wer- – hohe Letalität infolge peripherer Atemläh-
2. Morphologie, Kultur und Serologie wie den Vergiftungen mit Botulinumtoxin (Typ A mung (meist nach ca. 8 d).
Borrelia recurrentis 3. statt Läusetest Ver- bis G) im Sinne einer passiven Immunisierung Therapie:
mehrung in Zecken 4. Tierversuch: intraperi- behandelt. Das Antiserum wird von immuni- – Bereits bei klinischem Verdacht sofort Botu-
toneale Injektion von Patientenblut in junge sierten Pferden gewonnen. lismus-Antiserum und intensivmedizinische
Ratten oder Mäuse 5. Epidemiologie: Über- Botulinumtoxine n pl: engl. botulinum toxins. (symptomatische) Therapie ggf. mit Cholin-
tragung des Erregers durch zahlreiche Ze- Neurotoxine, die v. a. von Clostridium* botuli- esterase-Hemmer
ckenarten, Vorkommen auf wärmere Länder num (Erreger des Botulismus*), selten auch von – bei Wundbotulismus Wundmanagement mit
beschränkt Clostridium butyricum, Clostridium baratii chirurgischer Sanierung sowie Antibiotika
– Borrelia burgdorferi (sensu lato): 1. Borrelia oder Clostridium argentinense gebildet werden. (Penicillin G).
burgdorferi (sensu stricto), Borrelia afzelii, Botulinumtoxine können zu Lähmungserschei- Bouchard-Arthrose f: engl. Bouchard’s nodes.
Borrelia garinii, Borrelia valeisiana, Borrelia nungen und bis zum Tod führen. Sie werden Arthrose* der proximalen Interphalangealge-
lusitaniea, Borrelia spielmanii 2. Erreger der therapeutisch eingesetzt, z. B. bei spastischen lenke unbekannter Ätiologie mit diffuser, knö-
Lyme*-Borreliose, die durch Zeckenstiche Paresen und Torticollis spasmodicus. cherner Auftreibung des Fingers (Osteophyten)
übertragen wird Botuliøsmus m: engl. botulism. Durch bestimm- und evtl. Gelenkkapselschwellung (Begleitsyno-
– Borrelia vincenti (syn. Treponema vincen- te Neurotoxine von Clostridium* botulinum vitis). Die Bouchard-Arthrose tritt häufig zu-
tii): Treponema* verursachte Intoxikation. Klinisch zeigen sich sammen mit der Heberden*-Polyarthrose auf.
– zahlreiche weitere ortsständige Borrelia-Spe- zunächst gastrointestinale Symptome, Augen- Eine wichtige Differenzialdiagnose ist die rheu-
zies (in allen Erdteilen), die Rückfallfieber muskel-Paresen*, Dysphagie* und Dysarthrie*, matoide Arthritis*.
auslösen können. gefolgt von schlaffer Tetraparese* und häufig Bouchet-Gsell-Krankheit → Schweinehüter-
Borreliosen f pl: engl. borrelioses. Durch Bakte- tödlich endender Atemlähmung*. Bei Verdacht krankheit
rien der Gattung Borrelia* verursachte Infektio- wird sofort mit Botulismus-Antiserum und in- Bouffée delirante f: Bezeichnung für abrupt
nen. Diese umfassen die Lyme*-Borreliose sowie tensivmedizinischer Betreuung sowie bei einsetzende vielgestaltige psychotische Störun-
das Zecken- und Läuse-Rückfallfieber*. Übertra- Wundinfektion zusätzlich antibiotisch behan- gen mit besonders nächtlich akzentuierter
gen werden die Zoonosen abhängig vom Erre- delt. Epidemiologie: Wahnsymptomatik und qualitativer Bewusst-
ger durch Zecken (z. B. Borrelia burgdorferi- – Weltweit verbreitet seinsstörung* und in der Regel rascher Rückbil-
Komplex, Borrelia duttoni) oder Läuse (z. B. – in Deutschland (2014) 6 gemeldete Infektio- dung. Nach ICD-10 gehört diese zur Gruppe der
Borrelia recurrentis). Behandelt wird mit Anti- nen* (nach Referenzdefinition des Robert* „akuten vorübergehenden psychotischen Stö-
biotika (meist Doxycyclin). Koch-Instituts). rungen“ bzw. entspricht einer „akuten poly-
Bougie 280

morphen psychotischen Störung ohne Sympto- Therapie: Entfernung oder Zertrümmerung des dungstälern der Kortexfaltung konstant stärker
me einer Schizophrenie“. Steins durch Endoskopie, extrakorporale Stoß- ausgeprägt sind als in den Windungskuppen.
Vorkommen: wellentherapie, Enterolithotomie* mit oder oh- Pathologie:
B – Nach Intoxikation mit psychotropen Sub-
stanzen
ne Cholezystektomie und Fistelsanierung.
bovin: Zum Rind gehörend, aus dem Rind
– Zerebrale Einblutung
– diffuse axonale Verletzungen
– bei akuter Psychose*. stammend. – Amyloidplaques.
Bougie f: Weicher Katheter* ohne Öffnung Bovine spongiforme Enzephalopathie f: engl. Boxer-Muskel → Musculus serratus anterior
zum Aufdehnen narbiger oder tumorbedingter bovine spongiform encephalopathy; Abk. BSE. Boxerstellung f: engl. left anterior oblique posi-
Verengungen oder Verlegungen von Hohlorga- Früher verbreitete tödliche Prionenkrankheit tion; syn. Fechterstellung. Position, die der
nen wie Harn- oder Speiseröhre. von Rindern mit schwammartiger Degeneration Patient bei einer linksschrägen Röntgenaufnah-
Bougierung f: engl. bougienage. Aufdehnen des Gehirns. Ursächlich sind fehlgefaltete zellu- me des Thorax* einnimmt (Strahlengang im
und Weiten narbiger Strikturen und tumorbe- läre Proteine (PrPC). Durch Rinderschlachtpro- 2. schrägen Durchmesser; von rechts hinten
dingter Verengungen bzw. Verlegungen von dukte wurde BSE auf den Menschen übertragen nach links vorn). In dieser Stellung kann der
Hohlorganen unter Verwendung von konisch und eine ebenfalls tödliche Variante der Creutz- linke Ventrikel des Herzens gut beurteilt wer-
zulaufenden, flexiblen Kunststoffstäben, von feldt-Jakob-Krankheit (vCJK) ausgelöst. BSE gilt den. Siehe Abb., vgl. Koronarangiografie* (Abb.
Ballonkathetern (sog. pneumatische Bougie- durch Verbot der Tiermehlfütterung inzwi- dort).
rung) oder starren Metallstäben. schen als eliminiert.
Bourgery-Band → Ligamentum popliteum ob- Bowditch-Effeø kt m: engl. (Bowditch) staircase
liquum phenomenon; syn. Treppe-Phänomen. Erhöhung
Bourneville-Pringle-Syndrom → Sklerose, tu- der myokardialen Kontraktilität bei Steigerung
beröse der Herzfrequenz durch Verkürzung der Dias-
Boutonneuse-Fieber n: engl. boutonneuse fever; tolendauer und konsekutiver Erhöhung der int-
syn. Mittelmeer-Zeckenbissfieber. Fiebrige razellulären Kalziumkonzentration. Bei Herz-
Krankheit mit Exanthem, verursacht durch Ri- insuffizienz* ist der Bowditch-Effekt abge-
ckettsia conorii. Diese werden übertragen durch schwächt oder fehlend, vermutlich infolge Ab-
Schildzecken (Rhipicephalus, Haemophysalis) nahme der Kontraktionsfähigkeit.
im Mittelmeerraum, in Afrika, Südasien und Bowen-Karzinom n: engl. Bowen’s carcinoma. Boxerstellung: Strahlengang bei LAO-Projektion;
Gebieten Russlands. Die Diagnose gelingt sero- Aus der Bowen-Krankheit hervorgegangenes Patient um 60° gedreht, linke Schulter röntgen-
logisch oder durch PCR*, die Therapie erfolgt Karzinom* mit infiltrierendem, destruieren- filmnah.
mit Doxycyclin. dem Wachstum und Potenzial zu lymphogener
Klinik: Metastasierung.
– Akutes Fieber mit Kopf- und Gliederschmer- Bowie-Dick-Test m: engl. Bowie-Dick test. Prüf- Box-Läsion f: Elektrische Isolierung des poste-
zen verfahren mit Testpaketen zum Nachweis der rioren linken Vorhofs.
– makulopapulöses Exanthem vollständigen Luftentfernung und gleichmäßi- BPD: Abk. für → Durchmesser, biparietaler
– regionale Lymphadenopathie gen Dampfdurchdringung des Sterilisiergutes* BPD: Abk. für → Dysplasie, bronchopulmonale
– an der Stichstelle kann eine dunkle Nekrose bei medizinischen Dampfsterilisationen* mit BPES: Abk. für → Blepharophimose-Ptosis-Epi-
entstehen (Eschar/Tache noire). fraktioniertem Vorvakuum. kanthus-inversus-Syndrom
Boutonniere → Knopflochdeformität Bowman-Kapsel f: engl. Bowman’s capsule; syn. BPH: Abk. für → Prostatahyperplasie, benigne
Bouveret-Syndrom n: engl. Bouveret’s syn- Capsula glomeruli. Becherförmiger Anfang des BPO: Abk. für engl. benign prostatic obstructi-
drome. Gallensteinileus* mit Einklemmung des Harnkanälchens, der den Glomerulus* der Nie- on → Blasenauslassobstruktion
Gallensteins* intra- oder postpylorisch mit den re umgibt. Die Bowman-Kapsel hat ein äußeres BPP: Abk. für → Profil, biophysikalisches
klinischen Zeichen der Magenausgangsstenose. und ein inneres Blatt. Das innere Blatt schmiegt BPS: Abk. für → Prostatasyndrom, benignes
Durch eine Cholezystitis bei Cholelithiasis mit sich direkt an die Basallamina des Glomerulus. BPtK: Abk. für Bundespsychotherapeutenkam-
penetrierender Entzündung zum gastroduode- Zwischen äußerem und innerem Blatt der Bow- mer → Psychotherapeutenkammer
nalen Übergang kommt es zur Ausbildung ei- man-Kapsel befindet sich das Glomerulusfilt- brace → Schiene
ner Fistel und zur Penetration eines großen Gal- rat*, der sog. Primärharn. Brachialgiøa paraesthetica noctuø rna f: Be-
lensteins mit Verlegung des gastroduodenalen Boxerenzephalopathie f: engl. punch drunk en- schwerdebild, das in seiner typischen Ausprä-
Übergangs. cephalopathy; syn. Dementia pugilistica. Chroni- gung pathognomonisch ist für ein Karpaltun-
Vorkommen: sche Enzephalopathie* mit neuraler Degenerati- nelsyndrom*. Nach dem Erwachen aus dem
– 1–3 % aller Gallensteinilei on infolge traumatischer Hirnschädigung Nachtschlaf zeigen sich diffuses Schwellungsge-
– Risikofaktoren: weibliches Geschlecht, Alter durch häufige Kopftreffer bei Boxern und evtl. fühl und Parästhesien* der Hand (evtl. ausstrah-
> 70 Jahre, Gallensteingröße > 2,5 cm. auch nach einem schweren Schädel-Hirn-Trau- lend in den gesamten Arm) sowie Steifigkeit der
Klinik: ma. Ein Auftreten bei anderen Sportarten wie Finger, wobei Ausschütteln der Hand Erleichte-
– Übelkeit, rezidivierendes Erbrechen American Football, Rugby oder Fußball wird rung verschafft.
– Oberbauchschmerzen diskutiert. Klinisch zeigt sich eine langsam pro- Brachialgie f: engl. brachialgia. Schmerz im
– Fieber. grediente Gedächtnisminderung bis zur De- Arm, im engeren Sinn als Bezeichnung für neu-
Diagnostik: menz*. Ätiologie: Hinweise auf Beteiligung ralgiforme Schmerzen, verursacht durch eine Ir-
– Sonografie mit Nachweis des Steines und Ae- von Scherkräften an der Pathogenese ergeben ritation der zervikalen Spinalnervenwurzeln im
robilie* sich aus dem Verteilungsmuster der Tau*-Prote- Rahmen von degenerativen Halswirbelsäulen-
– CT-Abdomen. ine, die in betroffenen Gehirnen in den Win- veränderungen, zervikalem Bandscheibenvor-
281 Bradykardie

fall* (Zervikobrachialsyndrom*) oder bei Er- Brachyphalangie f: engl. brachyphalangia. Ver-


krankungen des Plexus brachialis (z. B. neural- kürzung der Phalangen der Finger, die bei bei
gische Schulteramyotrophie*) bzw. durch Schä- verschiedenen erblichen Fehlbildungssyndro-
digung eines peripheren Nerven.
Brachialislähmung → Armplexusparese
men vorkommt.
Brachytherapie f: engl. brachytherapy. Verfah-
B
Braø chium n: engl. Upper arm; syn. Oberarm. ren der Strahlentherapie* mit präziser gezielter
Oberer Teil der oberen freien Extremität. Er ist Applikation von ionisierender Strahlung auf
über das Schultergelenk* mit dem Oberkörper kurze Entfernung bei optimaler Schonung um-
und über das Ellenbogengelenk* mit dem Un- liegender Gewebe. Brachytherapie wird ange-
terarm* verbunden. wendet bei Tumoren (kurativ oder palliativ) als
Bracht-Handgriff m: engl. Bracht’s maneuver. interstitielle oder intrakavitäre Strahlenthera-
Geburtshilflicher Handgriff zur Entwicklung pie, meist mit temporären oder permanenten
des Kindes bei Beckenendlage*. Nach Geburt Implantaten (Seeds), oder kardiologisch bei der
des Steißes und des Rumpfes kann mit Sichtbar- In-Stent-Restenose.
werden des unteren Winkels des vorderen Einteilung:
Schulterblattes die Manualhilfe* angewendet – Nach Dosisleistung in: 1. LDR (low dose rate;
werden. 0,4–2 Gy/h) 2. MDR (middle dose rate; 2–
Vorgehen: Brachydaktylie: Seitensymmetrische Verkürzung 12 Gy/h) 3. HDR (high dose rate; > 12 Gy/h)
– Der Rumpf des Kindes wird umfasst, sodass aller Ossa metacarpi im Röntgenbild. [76] – nach Strahlungsart und verwendeten Radio-
die Handflächen auf dem Rücken des Kindes nukliden (125I, 103Pd, 192Ir, 133Cs, 60Co).
und die Daumen auf den Oberschenkeln zu Brachyzeø phalus m: engl. brachycephaly. Kurz-
liegen kommen. meist seitensymmetrisch. Sie tritt isoliert oder oder Rundkopf mit abgeflachtem Hinterkopf
– Das Kind wir dann mit einer rotierenden Be- in Kombination mit Fehlbildungen anderer Or- mit und ohne Koronarnahtsynostose. Er tritt
wegung um die mütterliche Symphyse he- gane auf. Siehe Abb. primär auf bei vielen genetischen Erkrankun-
rum auf den Bauch der Mutter entwickelt Brachygnathie → Mikrognathie gen (z. B. Down*-Syndrom) sowie sekundär bei
(siehe Abb.). Brachymenorrhö f: engl. brachymenorrhea. Ver- Kindern mit Bewegungsstörungen, die in den
– Durch direkten Druck oberhalb der Symphy- kürzte und meist schwache Menstruation* über ersten Lebensjahren häufig auf dem Rücken lie-
se wird die Entwicklung des Kopfes unter- wenige Stunden bis 1,5 Tage. gen.
stützt. Brachymetapodie f: engl. brachymetapody. An- Brackets n pl: Kieferorthopädisches Behand-
Wird der Handgriff zu früh eingesetzt besteht geborene Verkürzung eines oder mehrerer Mit- lungsmittel aus Stahl, Keramik oder Kunststoff
die Gefahr des Hochschlagens der Arme, die telhand- oder Mittelfußknochen. Sie tritt spora- zum Aufkleben auf die Zähne, das mit Schlitzen
dann separat durch entsprechende Handgriffe disch oder familiär auf. versehen ist, durch welche die Drahtbögen zur
gelöst werden müssen. Brachyösoø phagus m: engl. short esophagus. Ab- Korrektur von Zahnfehlstellungen geführt wer-
norm verkürzter Ösophagus* mit Verlagerung den.
des gastroösophagealen Übergangs ins untere Formen:
Mediastinum und Verlust des His-Winkels. Ein – Selbstligierende Brackets mit integriertem
Brachyösophagus geht häufig einher mit einer Drahtbogenhaltemechanismus
Kardiainsuffizienz*. Differenzialdiagnostisch – linguale Brackets mit Befestigung an der lin-
sind Endobrachyösophagus und Hiatushernie gualen Seite eines Zahns.
auszuschließen. Siehe Abb. Braden-Skala f: engl. Braden scale. Instrument
Ätiologie: zur Einschätzung des Dekubitusrisikos bei im-
– In der Regel sekundär nach chronisch-ent- mobilen und bewegungseingeschränkten Pati-
zündlicher Längsschrumpfung des Ösopha- enten. Die 6 Bewertungskriterien sensorisches
gus Empfindungsvermögen, Feuchtigkeit, Aktivi-
– selten angeboren: 1. mit fehlendem Peritone- tät, Mobilität, Ernährung, Reibungs- und
alüberzug des oberhalb des Zwerchfells gele- Scherkräfte beurteilt man mit jeweils 1–4 Punk-
genen Magenanteils 2. mit arterieller Versor- ten. Dekubitusgefährdung besteht bei ≤ 18
gung durch Segmentarterien aus der Aorta. Punkten.
Bradyarrhythmie f: engl. bradyarrhythmia. Ar-
Bracht-Handgriff: Druck von oben und rotierendes rhythmische Bradykardie*, meist als Bradyar-
Führen des Kindkörpers um die Symphyse. [43] rhythmia absoluta (vgl. Arrhythmia* absoluta)
unteres
bei Vorhofflimmern*.
Mediastinum
Zwerchfell Bradydiadochokinese f: engl. bradydiadochoki-
Brachybasie f: engl. brachybasia. Trippelnder, nesia. Verlangsamte Diadochokinese*.
kleinschrittiger Gang, z. B. beim Parkinson*- Peritoneum Bradykardie f: engl. bradycardia. Herzrhyth-
Syndrom. Magen musstörung* mit niedriger Herzfrequenz* (Er-
Brachydaktylie f: engl. brachydactyly; syn. wachsene < 60/min). Klinische Zeichen sind
Kurzfingrigkeit. Oberbegriff für genetisch be- Müdigkeit, Leistungsschwäche, Herzinsuffizi-
dingte (autosomal-dominant) Verkürzungen enz, Schwindel oder Synkope (Adams*-Stokes-
einzelner oder mehrerer Finger oder Zehen, Brachyösophagus Anfall). Diagnostiziert wird mittels EKG bzw.
Bradykardie, fetale 282

Langzeit*-EKG. Bei therapierefraktärer sympto- Bradykardie-Tachykardie-Syndrom → Sick- – andere Genese: 1. chronische Niereninsuffizi-
matischer Bradykardie ist ggf. die Implantation Sinus-Syndrom enz 2. Leberfunktionsstörungen.
eines Herzschrittmachers erforderlich. Bradykinese f: engl. bradykinesia. Allgemeine Brain-Sparing-Effect: syn. fetales Brain spa-
B Formen:
– Sinusbradykardie*
Verlangsamung der Bewegungsabläufe.
Bradykinin n: syn. Kallidin I. Zu den Kininen*
ring. Umverteilung des fetalen Blutes bei beste-
hender Plazentainsuffizienz* zur maximalen
– AV*-Rhythmus gehörendes Nonapeptid (Sequenz Arg-Pro-Pro- Versorgung des zentralen Nervensystems mit
– Bradyarrhythmie* Gly-Phe-Ser-Pro-Phe-Arg), das im Plasma durch sauerstoffreichem Blut. Bei intrauteriner
– idioventrikulärer Rhythmus* proteolytische Spaltung entsteht. Dabei wird es Wachstumsretardierung aufgrund plazentarer
– Blockierung der intrakardialen Erregungslei- aus Bradikininogen durch Kallikrein freige- Mangelversorgung (beispielsweise bei Plazenta-
tung (Erregungsleitungsstörung*). setzt. Bradykinin wird proteolytisch durch Ki- tionsstörungen* oder hypertensiven Schwan-
Vorkommen: ninase II (Angiotensin*-converting-Enzym) ab- gerschaftserkrankungen) werden die zerebralen
– Sportlerherz* (physiologisch) gebaut. Es ist beteiligt an Entzündungsprozes- Gefäße weitgestellt, um trotzdem für das Ge-
– als UAW (negativ chrono- und dromotrope sen und ähnelt dabei dem Histamin. hirn eine möglichst hohe Sauerstoffversorgung
Wirkung), z. B. durch Herzglykoside*, Kalzi- Bradypnoe f: engl. bradypnea. Erniedrigte zu erreichen.
um*-Antagonisten (Nicht-Dihydropyridine, Atemfrequenz (bei Erwachsenen 4–8/min). Eine Diagnostik: In der Doppler*-Sonografie ist dies
z. B. Verapamil) oder Beta-Rezeptoren-Blo- Bradypnoe tritt z. B. im Schlaf und bei Opiatin- durch einen erniedrigten Pulsatilitätsindex (PI)
cker toxikation (Überhang*) auf. der zerebralen Gefäße bei gleichzeitig erhöhtem
– Elektrolytstörung (z. B. Hyperkaliämie*) Bradyteleokinese f: engl. bradyteleokinesia. Un- Pulsatilitätsindex der Nabelschnurgefäße als
– kardiale Grunderkrankung (Herzinfarkt*, willkürliche vorzeitige Verlangsamung einer Ausdruck der Plazentainsuffizienz messbar.
Sick*-Sinus-Syndrom u. a.) beabsichtigten Bewegung bei Kleinhirnerkran- Branchialbögen → Kiemenbögen
– neurologische Grunderkrankung (z. B. Hirn- kungen. Diagnostiziert wird durch den Finger- Branchiata → Arthropoden
drucksteigerung*) Finger-Versuch oder Finger*-Nase-Versuch. Brand → Gangrän
– Schlafapnoesyndrom* u. a. bradytroph → Gewebe, bradytrophes Brandblase f: engl. blister; syn. Verbrennung.
Therapie: Bei symptomatischer Bradykardie: Bradyzoiøten → Toxoplasma gondii Schmerzhafte Verbrennung 2. Grades (Combus-
– Akut: Atropin*, ggf. Herzschrittmacher* (pas- Bragard-Gowers-Zeichen → Ischialgie tio bullosa). Durch direkte Flammeneinwir-
sager) Bragard-Gowers-Zeichen → Lasègue-Zeichen kung, explodierende Gase, heiße Metalle oder
– Herzschrittmacherimplantation (permanent) Bragard-Zeichen n: Teil der neurologischen Flüssigkeiten kommt es zu toxischer Schädi-
bei bleibender symptomatischer Bradykardie Untersuchung, ähnlich dem klinisch relevante- gung von Haut und Schleimhaut. Zunächst ent-
trotz Beseitigung der zugrunde liegenden ren Lasègue*-Zeichen. Das Bragard-Zeichen ist wickelt sich ein Erythem mit nachfolgender
Ursache. positiv v. a. bei lumbalem Bandscheibenvorfall. subepidermaler Blasenbildung, nach Einreißen
Bradykardie, fetale f: engl. fetal bradycardia. Vorgehen: Die untersuchte Person liegt mit aus- der Blasendecke treten dann Erosion und Ver-
Niedrige fetale Herzfrequenz von unter gestreckten Beinen flach auf dem Rücken, der krustung auf.
110 Schlägen pro Minute über einen Zeitraum Untersuchende hebt das Bein passiv im Hüftge- Brandes-Operation → Keller-Brandes-Opera-
von mindesten 3 Minuten. Behandelt wird mit- lenk um bis zu 70° an und beugt das Fußgelenk tion
tels intrauteriner Reanimation durch Gabe von passiv nach dorsal (Mittelfuß und Zehen wer- Brandpilze m pl: engl. smuts. Getreideschädlin-
Sauerstoff, außerdem durch medikamentöse den in Richtung Kopf angehoben). Bei positi- ge, die schwarze Sporen bilden (Klasse Ustomy-
Wehenhemmung, bei Persistenz der Bradykar- vem Bragard-Zeichen verstärkt dies den cetes). Brandpilze produzieren Mykotoxine*
die mittels umgehender Geburt, oft als operati- Schmerz, der im untersuchten Bein bis in das und verursachen Pilzekzeme sowie Pilzasthma
ve Entbindung. Gesäß ausstrahlt. bei Erntearbeitern (speziell Malassezia).
Ursachen: Zu unterscheiden sind mütterliche Brainmapping: engl. brain mapping. Bildliche Brandstiftung, pathologische → Pyromanie
und fetale Gründe für eine Bradykardie. Müt- Darstellung meist physiologischer Messwerte, Brandverletzung → Verbrennung [Verletzung]
terliche Ursachen: die bestimmten Gehirnregionen zugeordnet Brauneisenstein → Eisen
– Vena-cava-Syndrom werden (z. B. EEG*, kognitive Potenziale*, mo- Braun-Fußpunktanastomose f: engl. Braun’s
– Hypotension, Hypoglykämie torische evozierte Potenziale*). Die unterschied- entero-anastomosis; syn. Braun-Enteroanasto-
– Bindegewebserkrankung liche Größe der Messwerte wird z. B. über ver- mose. Seit-zu-Seit-Anastomose* zwischen zu-
– Arzneimittel. schiedene Farben codiert. und abführendem Schenkel einer Jejunum-
Fetale Ursachen: Brain Natriuretic Peptide: Abk. BNP. Be- schlinge, u. a. bei Gastroenterostomie* und Ma-
– Nabelschnurvorfall*, Nabelschnurkompressi- standteil des kardial-natriuretischen Systems, genteilresektion* nach Billroth II. Die Braun-
on, Nabelschnurknoten dessen Hormone u. a. vasodilatatorisch und diu- Fußpunktanastomose dient der Vermeidung
– fetale Hypoxie mit Dekompensation retisch wirken. Das biologisch aktive Molekül duodenogastralen Refluxes und des Schlingen*-
– kardiale Fehlbildungen ist BNP, dessen Nachweis unabhängig von chro- Syndroms. Die Länge der beiden Schenkel sollte
– Unreife des parasympathischen Nervensys- nischen Nierenleiden Veränderungen gut er- mehr als 40 cm betragen.
tems fasst. BNP ist ein Produkt der Ventrikel und bes- Braun-Schiene f: engl. Braun’s frame. Schiene
– andauernde parasympathische (vagale) Stim- ser geeignet, den Grad einer Herzinsuffizienz (meist aus Schaumstoff) zur Lagerung der unte-
ulation (z. B. bei Kompression des Kopfes un- anzuzeigen, als ANP. ren Extremität mit funktionsgerechter Stellung
ter der Geburt). Bewertung: Erhöhte Werte: des Kniegelenks (20° Flexion) und Neutralstel-
Bradykardiereaktion → Karotissinus-Druck- – Kardiale Genese: 1. Funktionsstörungen des lung im oberen Sprunggelenk zur Vermeidung
versuch linken Ventrikels 2. Vorhofflimmern 3. Hy- einer Spitzfußstellung. Eine Braun-Schiene
Bradykardiereaktion → Nicoladoni-Israel- pertonie wird eingesetzt u. a. bei Entzündung der ober-
Branham-Zeichen flächlichen Venen (Thrombophlebitis) und
283 Brennnesselkraut

Beinödemen, perioperativ oder bei konservati- und dem Auftreten erster unerwünschter Wir-
ver Therapie. kungen (UAW). UAW bei der Anwendung oder
Vorgehen: gelegentlichen Überdosierung eines Arzneimit-
– Seitliche Fixierung des Unterschenkels in der
sog. Schienenkammer mit kleinen Sand-,
tels drohen umso weniger, je größer die thera-
peutische Breite ist.
B
Spreu- oder Hirsesäcken oder auch Schaum- Prinzip: In der Grafik (siehe Abb.) stellt Kurve a
stoffkeilen die Dosis-Wirkungs-Beziehung für eine er-
– zur Dekubitusprophylaxe (Dekubitus*) Ferse wünschte, aⴕ für eine nicht erwünschte Wir-
mit Wattebinden frei lagern kung desselben Pharmakons dar. Bei Dosen, die
– zur Spitzfußprophylaxe* Handtuch zwi- gerade zur maximalen erwünschten Wirkung
schen Fuß- und Schienenende einlegen. führen, tritt die nicht erwünschte Wirkung
Braxton-Hicks-Kontraktionen → Schwanger- noch nicht ein. Analoge, flacher verlaufende
schaftswehen Kurven einer anderen Substanz (b, bⴕ) zeigen,
Breakpoint-Methode → Antibiogramm dass bereits eine unerwünschte Wirkung in Er-
Breast Cancer Gene n: Abk. BRCA-Gen. Tu- scheinung tritt, noch bevor das erwünschte Wir-
morsuppressorgene BRCA1 und BRCA2, deren kungsmaximum erreicht ist. Eine exakte Beur-
Mutation mit erhöhtem Erkrankungsrisiko v. a. teilung des Sicherheitsabstandes ist nur mög-
für Mammakarzinom, aber auch für Ovarialkar- lich, wenn der gesamte Kurvenverlauf betrach- Brennnessel: Blüte. [179]
zinom assoziiert ist. tet wird.
Brechdurchfall → Gastroenteritis, infektiöse Bremer Liste f: Liste mit minimaler Antidot*-
Brechmittel → Emetika Auswahl nach Empfehlung des Giftinformati-
Brechungsfehler → Ametropie onszentrum-Nord (GIZ-Nord) in Kooperation pean Scientific Cooperative on Phytotherapy,
Brechzentrum n: engl. vomiting center. Zen- u. a. mit der Asklepios Klinik Barmbek in Ham- Kommission E) 2. Durchspülungstherapie
trum des ZNS, das in der Formatio* reticularis burg und der Arbeitsgemeinschaft in Nord- zur Prophylaxe und Therapie von Nieren-
der Medulla oblongata nahe dem Atemzentrum deutschland tätiger Notärzte (AGNN). Die Liste grieß (Kommission E)
liegt und das Erbrechen* koordiniert. wurde entwickelt für den Rettungsdienst zur – traditionell: Brennnesselblätter und -kraut
Breite, therapeutische f: engl. therapeutic in- Anwendung im Rahmen der präklinischen Not- zur Erhöhung der Harnmenge bei leichten
dex; syn. therapeutischer Index. Begriff der kli- fallmedizin. Harnwegsbeschwerden sowie zur Linderung
nischen Pharmakologie für die Differenz zwi- Liste: Enthält die Substanzen Aktivkohle, Atro- von leichten rheumatischen Gliederschmer-
schen den Dosen bei Erreichen des Maximums pin (100 mg), Dimethylaminophenol (4-DMAP), zen (Herbal Medicinal Products Committee)
der erwünschten Wirkung eines Arzneimittels Naloxon und Toloniumchlorid. – volkstümlich: 1. bei Leber- und Gallenbe-
Bremsen → Fliegen schwerden, zur Anregung des Stoffwechsels,
Brenner-Tumor m: engl. Brenner tumor. Ovarial- bei rheumatischen Beschwerden, Gicht und
tumor, der meist einseitig auftritt. Er ist dem Hauterkrankungen, als Haarwuchs- und
Granulosazelltumor* verwandt und in der Re- Schuppenmittel 2. Blätter als lokale Auflage
gel benigne (95 %). Teilweise ist der Brenner-Tu- bei rheumatischen Beschwerden 3. Wirksam-
mor endokrin aktiv und bildet Östrogene. Er keitsnachweise liegen vor bei Osteoarthrose,
besteht aus urothelähnlichen Zellen und Walt- rheumatoider Arthritis, aktivierter Gonarth-
hard-Zellinseln gemischt mit faserreichem rose und Coxarthritis.
Stroma. Brennnesselwurzel: Antiinflammatorisch,
Brennnessel f: syn. Urtica. Pflanzen aus der Fa- Hemmeffekte auf die Prostata-Aromatase (Urti-
milie der Brennnesselgewächse (Urticaceae), die ca dioica-Agglutinin) und die 5-α-Reduktase.
in Europa, Nordamerika, Asien und Nordafrika Verwendung:
vorkommt. Große Brennnessel (Urtica dioica), – Zur symptomatischen Therapie von Mikti-
Kleine Brennnessel (Urtica urens) und deren onsbeschwerden bei benignem Prostatasyn-
Hybride (Kreuzungen) sind Stammpflanzen der drom Stadium I und II nach Alken (Kommis-
Drogen. Verwendet werden Blätter, Kraut und sion E, European Scientific Cooperative on
Wurzel (Urticae radix) bei Harnwegs- und Ske- Phytotherapy)
letterkrankungen. Siehe Abb. – bei nächtlichem Harndrang, Störung der
Wirkung: Harnblasenentleerung mit Restharnbildung,
– Diuretisch schmerzhaftem und erschwertem Wasserlas-
– analgetisch, lokalanästhetisch sen sowie Harnverhalt (European Scientific
– dosisabhängige Hemmung der Sekretion von Cooperative on Phytotherapy).
TNF-α (TNF für Tumor-Nekrose-Faktor) und Brennnesselkraut n: engl. nettle herbage; syn.
Interleukin-1β. Urticae herba. Bezeichnung für die oberirdi-
Breite, therapeutische: 1 und 2: erwünschte Verwendung: schen Teile von Urtica dioica, Urtica urens und
Wirkungen (a, b) und unerwünschte Wirkungen – Medizinsch: 1. zur unterstützenden Therapie deren Hybriden. Sie enthalten Mineralsalze
(aⴕ, bⴕ) von 2 Pharmaka (s. Text); 1: a hat die größere rheumatischer Beschwerden, Arthrosen und (v. a. Kalium- und Kalziumsalze, Kieselsäure)
therap. Breite; 2: a hat den günstigeren Arthritis sowie zur Durchspülung bei ent- sowie Kaffeoyläpfelsäuren und sind in Europa,
therapeutischen Index. zündlichen Harnwegserkrankungen (Euro- Nordamerika, Asien und Nordafrika verbreitet.
Brennwert 284

Verwendung: Als Aufguss oder in anderer Zube- Bridge to Decision → Extrakorporale Memb- – Prismengläser: bei Stellungsfehlern, z. B.
reitung zusammen mit reichlicher Flüssigkeits- ranoxygenierung beim Schielen.
zufuhr: Bridge to Recovery → Assistenzsystem, vent- Brillenhämatom n: engl. bilateral periorbital he-
B – Bei entzündlichen Erkrankungen der ablei-
tenden Harnwege
rikuläres
Bridging [Transplantationsmedizin]: engl.
matoma. Beidseitiges periorbitales Hämatom*
im Bereich der Ober- und Unterlider, das vor-
– zur Prophylaxe und Therapie von Nieren- bridge to transplantation. Technisches Verfahren, kommt bei Blow*-out-Fraktur, Nasenbeinfrak-
grieß das angewendet wird zur Überbrückung der tur*, zentraler Mittelgesichtsfraktur und bei
– zur unterstützenden Behandlung bei rheu- Zeit bis zur Transplantation*. retrobulbärem Neuroblastom*. Nach Trauma
matischen Beschwerden. Bridging [Pharmakotherapie]: Überbrückende ist ein Brillenhämatom pathognomonisch für
Brennwert m: engl. caloric value. Für den Orga- intermittierende Umstellung einer Pharmako- eine Schädelbasisfraktur*. Untersucht wird mit
nismus verwertbarer Energiegehalt der Nähr- therapie. Häufiges Beispiel ist eine Änderung Röntgen, CT und MRT. Besonders bei Blow-
stoffe bei vollständiger Reaktion mit Sauerstoff der antithrombotischen Therapie (Verwendung out-Fraktur droht die Einklemmung von Au-
zu Kohlendioxid und Wasser. Bei Fetten und eines Antithrombotikums mit kurzer Halbwert- genhöhlen-Inhalten.
Kohlenhydraten ist der Brennwert identisch mit zeit) bei Operationen. Brill-Symmers-Krankheit → Lymphom, folli-
dem physiologischen Brennwert, bei Proteinen Brille f: engl. glasses. Hilfsmittel, um Sehfehler kuläres
geringer, da das Endprodukt des Proteinstoff- zu korrigieren (z. B. Lesebrille), die Augen zu Brill-Zinsser-Krankheit f: engl. Brill-Zinsser dis-
wechsels (Harnstoff) selbst noch einen physika- schützen (z. B. Sonnenbrille), Tests durchzufüh- ease. Spätrezidiv des epidemischen Fleckfiebers.
lischen Brennwert besitzt. ren (z. B. Frenzel*-Brille) oder besondere Sehef- Durch Persistenz der Erreger (Rickettsia* pro-
Referenzwerte: Die Einheit des Brennwertes ist fekte (z. B. 3D-Brille) zu erzielen. Die Korrektur wazekii) nach Primärinfektion kommt es bei
das Joule (Abk. J, 1000 Joule sind 1 Kilojoule, von Sehfehlern kann alternativ mittels Kontakt- nachlassender Immunität zur endogenen Rein-
Abk. kJ) oder Kalorie (Abk. cal, 1000 Kalorien linsen* oder Eingriffen der refraktiven Chirur- fektion mit mildem Verlauf (Latenzzeit bis
sind 1 Kilokalorie, Abk. kcal; 1 cal entspricht ca. gie* erfolgen. 40 Jahre). Patienten zeigen u. a. remittierendes
4,2 J). Formen: Zur Korrektur von Refraktionsfeh- Fieber. Diagnostiziert wird mittels Antikörper-
– 1 g Protein entsprechen 17,5 kJ (4,2 kcal) lern werden unterschiedliche Brillengläser* nachweis (z. B. ELISA*), therapiert meist mit
– 1 g Kohlenhydrate entsprechen 17,5 kJ verwendet. Durch die im Alter nachlassende Fä- Doxycyclin.
(4,2 kcal) higkeit zur Akkommodation* sind für unter- Bringprinzip → Intensivtransport
– 1 g Fett entsprechen 38,5 kJ (9,2 kcal). schiedliche Entfernungen unterschiedliche Glä- Brinzolamid n: Antiglaukomatosum aus der
Brenztraubensäure f: engl. pyruvic acid; syn. 2- serstärken notwendig. Daher gibt es Bifokalbril- Gruppe der Carboanhydrase-Hemmer, das als
Oxopropionsäure. Einfachste α-Ketocarbonsäu- len mit 2 Stärken und Trifokalbrillen mit 3 Stär- Tropfen zur Behandlung des chronischen Of-
re. Brenztraubensäure ist Bindeglied im Stoff- ken oder Gleitsichtbrillen mit kontinuierlichem fenwinkelglaukoms und der okulären Hyper-
wechsel der Kohlenhydrate, Fettsäuren sowie ei- Übergang. Wenn trotz Brille Beschwerden bei tension eingesetzt wird. Es senkt die Kammer-
niger Aminosäuren. Es wird als Endprodukt der der Bildschirmarbeit auftreten, kann eine spezi- wasserproduktion. Wichtige Nebenwirkungen
Glykolyse durch Pyruvatdehydrogenase* in Ace- elle Bildschirmbrille erforderlich sein. Dem sind Augenirritationen und durch die hohe sys-
tyl*-Coenzym A umgewandelt und zur vollstän- Schutz der Augen dienen: temische Resorption* gelegentlich Geschmacks-
digen Oxidation in den Citratzyklus einge- – Sonnenbrillen störungen. Oft wird es zusammen mit anderen
schleust. – Schutzbrillen bei Arbeiten z. B. mit Chemika- Antiglaukomatosa verabreicht.
Brescia-Cimino-Fiøstel → Dialyseshunt lien, Staub, Splittern, Strahlung: mit Seiten- Brisement forcé: engl. brisement; syn. Narko-
Brettharter Uterus m: syn. Holzuterus. Maxi- schutz oder umlaufender Dichtung, bei Seh- semobilisation. Geschlossene Mobilisation eines
mal tonisierte, meist schmerzhafte Gebärmut- fehlern mit korrigierenden Gläsern. (teil-)eingesteiften Gelenks in Narkose durch
ter bei Palpation durch die Bauchdecke. Ursa- Eine Ruhigstellung der Augen, z. B. bei Netz- passiv erzwungene Bewegung der Extremität
chen sind vorzeitige Plazentalösung mit intra- hautablösung, erfolgt mittels Lochbrillen. Zur (cave: Fraktur- und Fettemboliegefahr).
uteriner Einblutung, Couvelaire-Syndrom bei Diagnostik von Gleichgewichtsstörungen wird Brissaud-Skoliose f: engl. Brissaud’s scoliosis.
vorzeitiger Plazentalösung mit Einblutung ins die Frenzel*-Brille verwendet. Einer vergrößer- Schonhaltung der Wirbelsäule beim Ischiassyn-
Myometrium oder Dauerkontraktion des Myo- ten Darstellung bei bestimmten Arbeiten sowie drom durch reflektorisches Ausweichen zur
metriums. Bei vorzeitiger Plazentalösung wird bei starker Sehschwäche dienen Lupenbrillen. Entspannung der gereizten Nervenwurzel.
eine sofortige Notsectio durchgeführt, bei Dau- Brillengläser n pl: engl. lenses. Für die optische Brittle-Diabetes m: engl. brittle diabetes. Veral-
erkontraktionen ggf. Tokolytika i. v. gegeben. Korrektur verantwortlicher Bestandteil der Bril- tete Bezeichnung für seltene Form von Diabe-
breø vis: Kurz. le. Die meisten Brillengläser bestehen nicht tes* mellitus Typ 1 mit Wechsel zwischen Hy-
BRIC: Abk. für benign recurrent intrahepatic mehr aus Glas, sondern aus Kunststoff. Es gibt per- und Hypoglykämie, die therapeutisch nur
cholestasis → Cholestase, benigne rezidivieren- Brillen* mit Ein-, Zwei- oder Dreifachstärken- schwer beeinflussbar ist (kann auch als schwer
de intrahepatische gläser sowie Gleitsichtgläser. Je nach Sehfehler einstellbarer Diabetes mellitus Typ 1 aufgefasst
Bricker-Blase → Ileum-Conduit werden Konvex- oder Konkav- sowie Zylinder- werden).
Bride f: Bindegewebiger Verwachsungsstrang, und Prismengläser verwendet. Broca-Aphasie → Aphasie
z. B. an Darmschlingen (siehe auch Adhäsion*). Einteilung: Broca-Formel f: engl. Broca’s formula; syn. Bro-
Bridenileus m: engl. adhesive ileus; syn. Adhäsi- – Konvexgläser (Sammel- oder Plusgläser): bei ca-Index. Veraltete Formel zur orientierenden
onsileus. Mechanischer, häufig nach Voropera- Hypermetropie und Presbyopie* Bestimmung des Normalgewichts* bei Erwach-
tionen im Bauchraum auftretender Ileus* auf- – Konkavgläser (Zerstreuungs- oder Minus- senen. Der Wert (in kg) ergibt sich rechnerisch
grund eines oder mehrerer narbiger Stränge, die gläser): bei Myopie* aus der Differenz von Körperlänge (in cm) mi-
zu einer inneren Hernierung und zur Strangu- – Zylindergläser* (torische Gläser): bei Astig- nus 100. Heute ist der Body*-mass-Index (BMI)
lation meistens des Dünndarms führen können. matismus* gebräuchlicher, da die Broca-Formel nur bei
285 Bronchiallavage

mittlerer Größe und mittlerem Fettanteil geeig-


net ist.
Broca-Iøndex → Broca-Formel
Broca-Zentrum n: engl. Broca’s area. Motori-
sche Sprachregion*. Das Broca-Zentrum befin-
B
det sich in der dominanten Hemisphäre des Ge-
hirns* im Bereich des Gyrus frontalis inferior
(Brodmann*-Areale 44 und 45). Beim Sprechen
aktiviert es die Bereiche im motorischen Kortex
für den Mund und die Zunge*. Ein Ausfall ver-
ursacht Sprachstörungen* (vgl. Broca-Aphasie*).
Siehe Abb.
Bromoderma tuberosum: Bromoderma tuberosum
auf der linken Wange. [197]
Brodmann-Areale

tätenstreckseiten. Diagnostiziert wird anhand


Bromage-Score der Medikamentenanamnese und des klini-
schen Erscheinungsbilds sowie mittels Harn-
Bromage- Kriterium analyse (Bromausscheidung). Bromhaltige Arz-
Score neimittel müssen abgesetzt werden. Siehe Abb.
0 keine motorische Nervenblockade Brompton-Tuø bus → Endobronchialtubus
(Beugung beider Kniegelenke und Bronchialasthma → Asthma bronchiale
Fußbewegungen ohne Einschrän- Bronchialatmen → Atemgeräusch
kung möglich) Bronchialbaum: engl. bronchial tree; syn. Arbor
bronchialis. Gesamtheit der sich verzweigenden
1 Unfähigkeit zur Anhebung
Bronchialäste. Der Bronchialbaum lässt sich un-
Broca-Zentrum der gestreckten Beine
terteilen in einen konduktiven (luftleitenden)
2 Unfähigkeit zur aktiven Beugung Abschnitt mit den Bronchi principales, Bronchi
Brodie-Knochenabszeø ss m: engl. Brodie’s ab- im Kniegelenk lobares, Bronchi segmentales, Bronchioli und
scess. Chronisch verlaufender, umschriebener 3 Unfähigkeit zur aktiven Fußgelenk- Bronchioli terminales sowie in einen respirato-
Herd einer hämatogenen Osteomyelitis* in der bewegung rischen (gasaustauschenden) Abschnitt mit den
Metaphyse eines langen Röhrenknochens, meist Bronchioli respiratorii, Ductus alveolares und
bei jungen Patienten mit gutem Immunsystem. Alveolen*. Siehe Abb.
Therapie: Abszessentlastung über Kortikotomie Bronchiales Atemgeräusch n: syn. Bronchial-
sowie nach Abklingen des Infekts Auffüllen mit 20 h und unterliegt dem Betäubungsmittelge- atmen. Über den großen Bronchien auskultier-
(antibiotikahaltigem) Knochenzement (Masque- setz*, da es zur Abhängigkeit* kommen kann. bares Atemgeräusch*. Es klingt wie das Trache-
let*-Technik) oder Einlegen einer Antibiotika- Kontraindikation ist eine Abhängigkeitsanam- alatmen lauter und schärfer als das Vesikulärat-
kette. Ggf. erfolgt eine Versorgung mit Spongi- nese. men. Außerhalb von Trachea und Bronchien ist
osaplastik* oder Kallusdistraktion* über Fixa- Bromfenac → Antiphlogistika, nichtsteroidale es pathologisch und weist auf eine Pneumonie*
teur externe. Bromiøsmus m: engl. bromism. Zustand akuter hin.
Brodmann-Areale n pl: engl. Brodmann’s areas. oder (häufig) chronischer Überdosierung brom- Bronchialkarzinom → Lungenkarzinom
Fortlaufend nummerierte Gebiete der Groß- haltiger Pharmaka bei einer Plasmabromidkon- Bronchialkatarrh m: engl. bronchial catarrh.
hirnrinde*, die entsprechend einer unterschied- zentration von > 6 mmol/L, Referenzwert Veraltete Bezeichnung für akute Bronchitis*.
lichen Zytoarchitektur eingeteilt sind. Beispiele 0,125 mmol/L (früher oft Schlafmittel, z. B. Ka- Bronchialkollaps m: engl. bronchiolar collapse.
sind Brodmann-Areal 3 für die sensible Rinde, liumbromid; Antiepileptika*). Kompression der Bronchien bei forcierter Ex-
Brodmann-Areale 4 und 6 für die motorische Klinik: spiration, hervorgerufen durch intrapulmonale
Rinde, Brodmann-Areal 17 für die Sehrinde so- – In leichten Fällen: 1. Nachlassen der Merkfä- Drucksteigerung. Beim Bronchialkollaps
wie Brodmann-Areale 41 und 42 für die Hör- higkeit 2. Konzentrationsabnahme 3. Insom- kommt es zum kompletten Bronchialverschluss
rinde. nie 4. Dermatitiden (Bromakne) 5. Konjunk- mit behinderter Ausatmung.
Zuordnung: Die Zuordnung bestimmter Hirn- tivitis Bronchiallavage f: engl. bronchial lavage. Spü-
funktionen (Rindenfelder) zu Brodmann-Area- – in schweren Fällen: 1. Verwirrtheitszustände lung der Bronchien mit physiologischer Koch-
len ist nur begrenzt möglich (siehe Abb.). 2. Delir 3. Halluzinationen 4. Tremor 5. Stot- salzlösung im Rahmen einer Bronchoskopie*,
Bromage-Score: Score zur Erfassung der mo- tern 6. Gangunsicherheit. evtl. unter Zusatz von Sekretolytika. Eine Bron-
torischen Nervenblockade nach (zentraler) Lei- Bromodeø rma tuberosum n: syn. Bromoderm. chiallavage wird therapeutisch eingesetzt bei
tungsanästhesie*. Siehe Tab. Seltene akneiforme Arzneimittelreaktion auf Alveolarproteinose, Aspiration größerer Men-
Bromazepam n: Beruhigungsmittel (Tranqui- bromhaltige Medikamente wie Antiepileptika gen ätzender Flüssigkeiten, mucoid impaction
lizer*) aus der Gruppe der Benzodiazepine, das und Zytostatika. Betroffene zeigen akneähnli- sowie unter Umständen bei Status* asthmati-
als Sedativum und Schlafmittel eingesetzt wird. che Hautveränderungen, typischerweise im Ge- cus. Als diagnostisches Mittel dient sie bei bron-
Es hat eine mittellange Halbwertszeit von 10– sicht, auf Brust und Rücken sowie den Extremi- chialer Infektion.
Bronchiallymphknotentuberkulose 286

Bronchien → Bronchus
Bronchiolen f pl: engl. bronchioles; syn. Bron-
chiolus. Teile des Bronchialbaums* der Lunge*.
B Aus den Segmentbronchien abzweigend lassen
sie sich unterteilen in die Bronchioli lobulares,
Bronchioli terminales und Bronchioli respirato-
rii. Sie dienen dem Transport der Atemluft* so-
wie dem Gasaustausch* (Bronchioli respirato-
rii). Ein erhöhter Tonus ihrer kontinuierlich
ausgebildeten Tunica* muscularis führt zu Lun-
genobstruktionen.
Bronchiolitis f: Entzündung der kleinsten
Bronchien und Bronchiolen, infektiös akut
meist bei jungen Säuglingen durch das Respira-
tory*-syncytial-virus ausgelöst, toxisch bedingt
oder als Bronchiolitis obliterans verlaufend. Kli-
nisch treten je nach Fortem v. a. Dyspnoe und
Tachypnoe auf. Bei Ateminsuffizienz sind Hos-
pitalisierung und ggf. Beatmung notwendig.
Formen:
– Akute* Bronchiolitis
Bronchialbaum: 1: Abgänge; 2: zugehörige Lungensegmente. – toxische Bronchiolitis: 4–6 Wochen nach In-
halation toxischer Dämpfe (z. B. Chlor,
Chlorwasserstoff) auftretende Bronchiolitis
mit oft letalem Verlauf
Bronchiallymphknotentuberkulose f: engl. Muskelzelle erhöhen: 1. Betasympathomime- – Bronchiolitis obliterans: chronische Entzün-
hilar tuberculosis; syn. Hilustuberkulose. Tuber- tika* 2. Adenosin-A1-Rezeptor-Antagonisten dung und fibrotischer Umbau im Bereich der
kulosebefall der Lymphknoten, die um die 3. Phosphodiesterase-Hemmer Bronchiolen mit Obstruktion und Sekret-
Bronchien an der Lungenpforte (Hilus) liegen. – Erhöhung des Bronchialmuskeltonus durch stau: 1. im Kindesalter meist viral ausgelöst,
Symptomarme Einbrüche der Bronchiallymph- Substanzen, die den Gehalt an cAMP senken postinfektiös (häufigste Erreger: Adenoviren;
knotentuberkulose in den Bronchus sind mög- bzw. die intrazelluläre Ca2+-Konzentration seltener Mykoplasmen, Influenza- und Para-
lich. Die Lymphknoten können spontan abhei- erhöhen wie Parasympathomimetika*. influenzaviren, RSV, Masern, Varizellen); v. a.
len und sind später als Narbe bronchoskopisch Bronchialsekret n: engl. bronchial secretion. Kinder im Vorschulalter; klinisches Bild:
nachweisbar, häufig mit Kohlestaub pigmen- Schleimiges Produkt sezernierender Zellen der schwerer Infekt der unteren Atemwege, der
tiert. Siehe Abb. unteren Atemwege (Clara-Zellen, Becherzellen, nicht vollständig ausheilt, persistierende Ta-
submuköse Bronchialdrüsen). Bronchialsekret chypnoe und Hypoxämie bei kaum beein-
reinigt das Bronchialsystem von inhalierten flussbarer Atemwegsobstruktion; Auskultati-
Partikeln (mukoziliäre Clearance*), schützt die on: verlängertes Exspirium, Giemen, Knister-
Bronchialschleimhaut vor Austrocknung und rasseln; Lungenfunktion: hochgradige Ob-
enthält Effektorstoffe der Immun- und Infekt- struktion, kein Ansprechen auf Betamimeti-
abwehr (IgA, Lysozym, Laktoferrin, Rhodani- ka; Röntgen-Thorax: Überblähung, evtl. in-
dionen). terstitielle Zeichnungsvermehrung; HR-CT:
Bronchialtoilette → Absaugen pathognomonische landkartenähnliche Über-
Bronchialtoilette f: engl. bronchial toilet. Tra- blähungszonen 2. im Rahmen interstitieller
Bronchiallymphknotentuberkulose: 1: frischer cheobronchiales Absaugen (Bronchialsekret*
Durchbruch eines tuberkulösen Lymphknotens; bzw. Trachealsekret) bei Störung der bronchia-
2: narbige Abheilung mit typischer Kohlestaub- len Selbstreinigung bzw. bei invasiver Beat-
einlagerung (Bronchoskopie). [103] mung*. Die Bronchialtoilette kann blind über
Trachealtubus, Tracheostoma* oder gezielt un-
ter bronchoskopischer Sichtkontrolle durchge-
Bronchialmuskeltonus m: engl. bronchial tone. führt werden.
Spannungszustand der Bronchialmuskulatur, Bronchiektasen f pl: engl. bronchiectases. Irre-
der neben dem Schwellungszustand der versible Erweiterungen der Bronchien durch
Schleimhaut den Durchmesser des Bronchuslu- Zerstörung des Knorpelskeletts, der glatten
mens bestimmt und sich aus dem Zusammen- Muskulatur und des elastischen Bindegewebes
wirken bronchokonstriktorischer und -dilatato- der Bronchialwand. Betroffene leiden unter
rischer Kräfte ergibt. chronischem Husten mit Auswurf. Behandelt
Beeinflussung: wird je nach Ausprägung operativ oder konser-
– Senkung des Bronchialmuskeltonus durch vativ mit Medikamenten und physikalischen Bronchiolitis: Bronchiolitis obliterans
Substanzen, die den Gehalt an cAMP in der Maßnahmen. mit organisierender Pneumonie (CT). [103]
287 Bronchoalveoläre Lavage

Lungenkrankheiten 3. als Abstoßungsreakti- Therapie: – Therapie: vor allem Behandlung der Sinusi-
on* nach Lungentransplantation* oder – Bei unkomplizierter, viraler Bronchitis meist tis, sonst wie bei akuter Bronchitis bzw. ent-
Graft*-versus-Host-Reaktion nach Knochen- keine Therapie erforderlich, ggf. symptoma- sprechend der Grunderkrankung.
marktransplantation 4. im Rahmen eines Ste-
vens*-Johnson-Syndroms 5. Bronchiolitis ob-
tisch: 1. abschwellende Nasentropfen 2. Flüs-
sigkeitszufuhr 3. NaCl-Inhalationen 4. evtl.
Obstruktive Bronchitis im Kindesalter (frü-
here Bezeichnungen: asthmatische Bronchitis,
B
literans mit organisierender Pneumonie, Bronchospasmolytika bei zusätzlicher Ob- spastische Bronchitis):
Abk. BOOP: Bronchiolitis mit Epithelde- struktion 5. bei Erwachsenen ggf. Expekto- – V. a. im Kleinkinder- bis zum Vorschulalter
struktion und fibrinreichem Exsudat in ranzien episodisch oder rezidivierende Bronchitis
Bronchiolen und angrenzenden Alveolen – bei Wiederanstieg des Fiebers oder Verdacht mit Obstruktion durch Schleimhautschwel-
(siehe Abb.) 6. chronische Aspiration 7. rheu- auf bakterielle Superinfektion ggf. Antibio- lung, Hypersekretion und weniger ausge-
matische Erkrankungen 8. Schadgasinhalati- tika prägt auch Bronchospasmen
on, z. B. NO2, NH3, Drogen wie Kokain, Me- – bei Fortbestehen über 2–3 Wochen weitere – virusinduziert (meist Rhinovirus, auch RSV,
dikamente, z. B. Penicillamin. Diagnostik erforderlich: 1. bei Erwachsenen Corona-, Influenza-, Parainfluenza-, Adeno-
Bronchitis f: Durch verschiedene exogene Rei- v. a. Röntgen-Thorax-Aufnahme und Bron- und das humane Metapneumovirus)
ze (infektiös, allergisch, chemisch-irritativ, to- choskopie* zum Ausschluss von Lungenkar- – gehäuft in den Herbst- und Wintermonaten
xisch) ausgelöste Entzündung der Bronchial- zinom* oder Tuberkulose* 2. bei Kindern auftretend
schleimhaut. Akute Bronchitiden sind meist in- Fortbestehen einer bronchialen Überemp- – Klinik: 1. 1–2 Tage nach Infektbeginn exspi-
fektionsbedingt, chronische häufig Folge von findlichkeit mit Husten für 4–6 Wochen ratorisch pfeifendes Atemgeräusch (sog.
Zigarettenrauchen. Die Therapie richtet sich möglich. wheezing) 2. teilweise erhebliche Atemnot
nach Form und Ursache. Akute Bronchitis: Chronische Bronchitis beim Erwachsenen: 3. je nach Schweregrad O2-Sättigungsabfall
– Infektiös: 1. meist in Verbindung mit: I. Rhi- nach WHO (1966) Husten und Auswurf an den 4. Dauer 7–14 Tage 5. anschließend symp-
nitis* II. Laryngitis* III. Tracheitis 2. im Rah- meisten Tagen während mindestens je 3 Mona- tomfreies Intervall (wichtiges Unterschei-
men einer viralen Infektion mit: I. Myxovi- ten in 2 aufeinander folgenden Jahren. dungsmerkmal zum Asthma bronchiale)
ren und Paramyxoviren II. humanen Meta- – Ursachen: insbesondere: 1. Rauchen 2. be- – Differenzialdiagnosen: 1. Asthma bronchi-
pneumoviren III. Influenza- und Parainflu- rufliche oder umweltbedingte Noxen ale (Abgrenzung schwierig, Risiko bei Hin-
enzaviren IV. ECHO*-Viren V. Adenoviridae* – Pathologie: 1. Zunahme der Becherzellen weisen auf Atopie oder Allergie erhöht)
VI. Respiratory-Syncytial-Virus (RSV) VII. Bo- mit Hyperkrinie, Abnahme der Anzahl und 2. Fremdkörperaspiration 3. zystische Fibro-
caviren VIII. Rhinoviren 3. bakterielle Bron- Beweglichkeit der Zilien sowie erhöhte Vis- se 4. primäre ziliäre Dyskinesie 5. gastroöso-
chitis häufig infolge bakterieller Superinfek- kosität des Sputums (Dyskrinie) 2. durch Stö- phagealer Reflux 6. Erkrankungen der obe-
tion einer vorbestehenden Bronchitis v. a. rung von Sekretschichtung und -transport ren Atemwege
mit: I. Streptococcus* pneumoniae II. Staphy- (mukoziliäre Clearance*) werden bakterielle – Therapie: 1. symptomatisch 2. Therapiever-
lococcus aureus III. Haemophilus* influen- Superinfektionen begünstigt 3. durch die im such mit Betamimetika 3. bei schweren Epi-
zae IV. Moraxella catarrhalis V. selten primär Rahmen der entzündlichen Vorgänge freige- soden frühzeitig systemische Glukokortikoi-
(dann am ehesten Mykoplasmen, Chlamydi- setzten Mediatoren ggf. obstruktive Ventila- de 4. O2-Gabe bei Bedarf
en) 4. Vorkommen auch im Rahmen von: tionsstörung, die zu respiratorischer Partial- – Prävention: 1. tabakrauchfreie Umgebung
I. Masern* II. Pertussis* III. Varizellen* oder Globalinsuffizienz führt (blue* bloater, 2. ggf. probatorisch vorbeugende Therapie
IV. Scharlach* V. Diphtherie* VI. Typhus* ab- Lungenemphysem*) mit inhalativen Glukokortikoiden oder Leu-
dominalis 5. Bronchitiden durch Pilze (z. B. – Formen: 1. einfache (nichtobstruktive) chro- kotrien-Rezeptor-Antagonisten, vor allem
Candida*) v. a. bei Immunsuppression nische Bronchitis: Husten mit und ohne Aus- bei Verdacht auf frühkindliches Asthma
– nichtinfektiös: 1. allergisch (Asthma* bron- wurf (weißlich schleimig), normale Lungen- bronchiale.
chiale) 2. toxisch bedingt durch die Inhalati- funktion 2. chronisch-obstruktive Bronchi- Bronchoalveoläre Lavage f: engl. bronchoalveo-
on von z. B.: I. Schwefeldioxid II. nitrosen tis: unter COPD* zusammengefasst 3. muko- lar lavage; Abk. BAL. Spülverfahren im Rahmen
Gasen III. Ozon IV. Kohlenwasserstoffen purulente chronische Bronchitis: rezidivie- der Bronchoskopie* zur Gewinnung von Sekret
3. akute Linksherzinsuffizienz (Stauungs- render eitrig-schleimiger Auswurf, auskulta- und Zellen aus Alveolen und terminalen Bron-
bronchitis). torisch trockenes und feuchtes Rasselge- chiolen. Vorteil gegenüber der Bronchiallavage*
Klinik: räusch. mit Zielort Trachea und Bronchien ist die gerin-
– Anfangs trockener, nächtlicher Husten Chronische Bronchitis im Kindesalter: gere Kontaminationsrate durch die oropharyn-
– später produktiver Husten mit Auswurf (ca- – Länger als 3 Monate anhaltende Bronchitis geale Flora.
ve: wird von kleinen Kindern meist ge- – häufig sind die Nasennebenhöhlen mitbe- Vorgehen:
schluckt), Sputum zäh: 1. zunächst weißlich troffen (Sinubronchitis) – Vorschieben des Endoskops (meist Fiberendo-
schleimig 2. später gelblich (Granulozyten, – abzugrenzen sind gehäufte akute Bronchiti- skop) gezielt in einen Segment- oder Subseg-
Eosinophile) oder grünlich (Bakterien) 3. evtl. den mit zeitlichem Abstand im Sinne norma- mentbronchus, bevorzugt im Mittellappen
bräunlich durch Blutbeimengung (hämor- ler Infekthäufigkeit, z. B. bei Kindergarten- – bei verschossenem Lumen fraktionierte Spü-
rhagische Bronchitis) kindern lung mit isotoner Kochsalzlösung definierten
– leichte Erhöhung der Körpertemperatur – Differenzialdiagnosen: 1. Asthma bronchi- Volumens
– Thoraxschmerzen retrosternal bei begleiten- ale 2. Bronchiektasen 3. zystische Fibrose – Aspiration von ca. 150 ml Flüssigkeit, von de-
der Tracheitis 4. Aspiration 5. Immundefekte 6. primäre zi- nen die erste Portion (sog. Recovery-Portion)
– auskultatorisch mittel- bis grobblasige Ras- liäre Dyskinesie 7. Passivrauchexposition, verworfen oder zur bronchialen mikrobiolo-
selgeräusche. Luftverschmutzung gischen Untersuchung verwendet wird
Bronchografie 288

– der Großteil des Aspirates kann dann zytolo- Indikation: Differenzialdiagnostische Abgren-
gisch, immunzytologisch und mikrobiolo- zung von reversiblen Obstruktionen (Broncho-
gisch untersucht werden. spasmus*, Asthma* bronchiale) von partiell re-
B Eine Massiv-BAL wird therapeutisch eingesetzt
bei Alveolarproteinose. Bei der Mini-BAL wird
versiblen (COPD*) und irreversiblen Atemwegs-
obstruktionen (Lungenemphysem*). Es sind
Sekret nichtbronchoskopisch gewonnen durch auch Mischformen möglich.
bronchoalveoläre Lavage (mit deutlich geringe- Bronchospaø smus m: engl. bronchospasm.
rem Volumen als bei BAL) und Aspiration durch Krampf der Bronchialmuskeln, der meist bei
einen Ballard-Katheter (Doppelkatheter), der Asthma* bronchiale und obstruktiver Bronchi-
über einen Trachealtubus eingeführt wurde. tis* auftritt. Bronchospasmen kommen eben-
Indikationen: falls vor während der Anästhesie bei operativen
– Generalisierte parenchymatöse Lungenverän- o. a. Manipulationen der Atemwege in zu fla-
derung (z. B. Sarkoidose*, Lungenfibrose*, Bronchoskopie Abb. 1: Metastase eines Nierenzell- cher Narkose (z. B. endotracheale Intubation),
exogen-allergische Alveolitis*) karzinoms mit Verlegung des rechten Haupt- des Weiteren auch bei anaphylaktischen Reakti-
– lokalisiertes (lappenbegrenztes) Lungenin- bronchus. [231] onen oder bei Aspiration.
filtrat (z. B. Pneumonie*). Bronchotomie f: engl. bronchotomy. Operative
Nebenwirkungen: Eröffnung oder Durchtrennung eines Bron-
– Abfall des arteriellen Sauerstoffpartialdrucks chus*, z. B. zur Entfernung eines festsitzenden
nach BAL (transient) Fremdkörpers.
– Fieber. Broø nchus m: Teil der Atemwege* distal der
Bronchografie f: engl. bronchography; syn. Trachea*. Bronchien sind ausgekleidet mit
Bronchographie. Röntgenologische Darstellung Flimmerepithel* mit Becherzellen auf dicker
des Bronchialsystems in mindestens 2 Ebenen. Basalmembran und besitzen glatte, zirkuläre,
Dabei wird ein jodhaltiges Kontrastmittel in die in kleinen Bronchien schraubig angeordnete
zu untersuchenden Bronchialabschnitte inji- Muskulatur, außerdem Knorpelplatten sowie
ziert zum Nachweis von Bronchiektasen*. Die zahlreiche gemischte Drüsen.
Bronchografie wurde weitgehend durch hoch- Broø nchusblockade f: engl. bronchial block. Iso-
auflösende CT* (HRCT) ersetzt. lierte Blockade eines Bronchus mit einem Bal-
Bronchokonstriktionstest → Provokations- lonkatheter* (z. B. Fogarty*-Ballonkatheter). Die
test, bronchialer Bronchusblockade wird z. B. zur Blutstillung
Bronchophonie f: engl. bronchophony. Auskul- angewandt.
tatorisch deutlich feststellbare Fortleitung der Broø nchusblocker m: Unter bronchoskopischer
Bronchoskopie Abb. 2: Möglichkeiten der Gewebe-
Sprache des Patienten über die Brustwand, v. a. Sichtkontrolle in einem Hauptbronchus zu
entnahme.
bei höheren Frequenzen wie beim Flüstern von platzierender, dünner Ballonkatheter* (Kathe-
„66“. Die Bronchophonie entsteht bei Verdich- ter mit Cuff*) in einem Endotrachealtubus.
tungen des zwischenliegenden Lungengewebes Bronchusblocker dienen der Ein-Lungen-Belüf-
(z. B. Infiltrat bei Pneumonie*). mithilfe von Spezialzangen, -nadeln, -bürs- tung (ELV) oder zur selektiven Blockade eines
Bronchoplaø stik f: engl. bronchoplastic. Operati- ten oder -absaugkathetern (siehe Abb. 2) Lungenlappenbronchus bei thoraxchirurgi-
ve Rekonstruktion der Kontinuität des Bronchi- 4. zur perbronchialen Lymphknoten- oder schen Eingriffen.
albaums durch broncho-bronchiale Anasto- Tumorpunktion ggf. unter Durchleuchtung, Formen:
mose. sonografischer Kontrolle (endobronchialer – Bronchusblocker in Endotrachealtubus in-
Bronchopneumonie → Pneumonie Ultraschall*) oder CT-gestützt 5. zur Instilla- tegriert: 1. Blockercuff 2. Tubuscuff 3. Endo-
Bronchoskopie f: engl. bronchoscopy. Endosko- tion eines Röntgenkontrastmittels zur Bron- trachealtubus (mit integriertem Bronchus-
pische Untersuchung des Tracheobronchialsys- chografie*, v. a. bei Verdacht auf Bronchiekta- blocker) 4. Konnektor 5. Lumen zum Tubus-
tems mit starrem oder flexiblem Endoskop (Fi- sen* cuff 6. Lumen zum Blockercuff 7. Bronchus-
berbronchoskopie) in Lokalanästhesie oder Voll- – therapeutisch: z. B.: 1. zur Fremdkörperent- blocker (integriert in Endotrachealtubus)
narkose (Beatmungsbronchoskopie). Die Bron- fernung 2. Blutstillung (Ballonkatheter) – Bronchusblocker zur bronchoskopischen
choskopie dient der Diagnostik, z. B. von Lun- 3. Stenteinlage bei Stenosen 4. Abtragung Platzierung bei bereits intubiertem Patien-
gentumoren oder -infektionen, und wird thera- von Tumoren (mechanisch oder mit Laser) ten: 1. Endotrachealtubus 2. Adapter 3. Bron-
peutisch eingesezt, z. B. zur Fremdkörperent- 5. zur bronchoskopischen Lungenvolumen- choskop (distal in distale Führungsschlaufe
fernung oder Abtragung von Tumoren. reduktion* 6. zur endobronchialen Bestrah- des Bronchusblockers) 4. Bronchusblocker
Indikationen: lung (Afterloading*-Verfahren) 7. zum Ab- 5. Blockercuff (ungeblockt).
– Diagnostisch: 1. z. B. bei: I. Tumor saugen von Sekret, z. B. bei beatmeten Inten- Siehe Abb. 1 und Abb. 2.
(siehe Abb. 1) II. unklarer interstitieller Lun- sivpatienten. Broø nchusfistel f: engl. bronchial fistula. Krank-
genkrankheit* III. Infektionen IV. obstrukti- Bronchospasmolysetest m: Bestimmung von hafte Verbindung von Bronchien mit Nachbar-
ver oder restriktiver Lungenkrankheit V. Ver- Sekundenkapazität* (FEV1) und Atemwider- organen der Lunge oder der Körperoberfläche.
letzung 2. zur direkten Betrachtung (als stand vor und ca. 10 Minuten nach Inhalation Ursachen sind Thoraxtraumen oder Tumoren.
Weißlichtbronchoskopie oder ggf. als Auto- von Bronchospasmolytika. Der Bronchospasmo- Betroffene husten insbesondere nach dem Trin-
fluoreszenzbronchoskopie*, u. a. zur Tumor- lysetest ist positiv, wenn die FEV1 um mindes- ken. Die Diagnostik sichern bildgebende Ver-
früherkennung) 3. zur Materialgewinnung tens 15 % und 200 ml erhöht ist. fahren und eine Bronchoskopie. Behandelt wird
289 Brooke-Formel, modifizierte

Bronchusblocker Abb. 1: 1: in Endotrachealtubus integriert; a: Blockercuff, b: Tubuscuff, c: Endotrachealtubus


(mit integriertem Bronchusblocker), d: Konnektor, e: Lumen zum Tubuscuff, f: Lumen zum Blockercuff,
g: Bronchusblocker (integriert in Endotrachealtubus); 2: Bronchusblocker zur bronchoskopischen Platzierung Bronchusfistel: bronchopleurale Fistel (a) bei
bei bereits intubiertem Patienten; a: Endotrachealtubus, b: Adapter, c: Bronchoskop (distal in distale perforierter Lungenmetastase (b, nekrotisch)
Führungsschlaufe des Bronchusblockers), d: Bronchusblocker, e: Blockercuff (ungeblockt); 3: (Prinzip) distales mit liegender Thoraxdrainage (c) im Bereich des
Bronchusblocker-Ende in linken Hauptbronchus nach Platzierung (mit integriertem oder durch liegenden Weichteilemphysems (d); thorakale CT; palliative
Endotrachealtubus) und Blocken unter bronchoskopischer Sicht. Resektion zur Therapie der Fistel und
des konsekutiven Empyems. [207]

– bei kleinem Bronchusriss (< 1/3 der Zirkum-


ferenz) ggf. zunächst nur Verlaufsbeobach-
tung.(1) / (3.)
Broø nchusstenose f: engl. bronchostenosis. Ver-
engung eines Bronchus durch Tumor, Fremd-
körper, narbige Schrumpfung bei Infektionen
oder postoperativ.
Broø nchusstumpfinsuffizienz f: engl. bronchial
stump insufficiency. Mangelnder Verschluss eines
per Naht geschlossenen Bronchus nach Lungen-
resektion*. Eine Bronchusstumpfinsuffizienz
ist eine schwere postoperative Komplikation,
meist entwickelt sich nachfolgend ein Pleura-
empyem*. In der frühen postoperativen Phase
nach Pneumektomie* ist eine unverzügliche Re-
Bronchusblocker Abb. 2: 1: Y-förmiges distales Ende mit 2 Cuffs; 2: bronchoskopisch kontrollierte
operation erforderlich, mit ausreichender Drai-
Platzierung bei bereits intubiertem Patienten über spezifischen Multiport-Adapter (a: Port für Beatmung;
nage der Pleurahöhle.
b: Bronchusblocker; c: fiberoptisches Bronchoskop); 3: distales Ende nach Platzierung und Blockade
Komplikation: Unbehandelt kann sich als Spät-
des linken Hauptbronchus.
komplikation eine broncho-pleurale Fistel aus-
bilden, die oft durch Fibrinkleber verschlossen
werden kann.
je nach Befund mittels Drainage, operativ oder auf, meist ist der linke Hauptbronchus betrof- Bronzediabetes m: engl. bronze diabetes. Spät-
interventionell. fen. Diagnostiziert wird mittels Bronchoskopie, symptom der Hämochromatose* mit Bronzefär-
Formen: die Behandlung erfolgt operativ (ggf. abwarten- bung der Haut. Aufgrund der Eisenablagerung
– Innere Bronchusfistel, bei intakter Wand des des Verhalten gerechtfertigt bei kleinem Riss). im Pankreas entwickelt sich eine Pankreasfibro-
Thorax z. B.: 1. bronchopleural (in die Pleura- Klinik: se und ein pankreopriver Diabetes* mellitus,
höhle einmündend, siehe Abb.) 2. broncho- – Mediastinalemphysem* der sich meist schwer mit Insulin einstellen
ösophageal 3. bronchomediastinal 4. bron- – Hautemphysem* oder Pneumothorax* lässt.
choperikardial – bei inkomplettem Abriss oft narbige Stenose Bronzehautkrankheit → Addison-Krankheit
– äußere Bronchusfistel mit Kommunikation mit Atelektase* des nachgeschalteten Lun- Brooke-Formel, modifizierte f: engl. modified
zur Körperoberfläche (sehr selten). genlappens in der Folge. Brooke’s formula. Formel zur rechnerischen Ab-
Broø nchusmanschette → Bronchoplastik Therapie: schätzung des Volumenbedarfs in den ersten
Broø nchusriss m: engl. bronchial rupture. Ein- – Sicherung der Atemwege (bronchoskopisch 24 h nach Verbrennung (Grad 2 oder 3). Verab-
oder Abriss eines Bronchus, z. B. durch stump- gestützte Intubation*, Bronchusblockade*) reicht werden 2 ml Ringer-Laktat-Lösung je kg
fes Thoraxtrauma, v. a. bei Verschüttungstrau- und schnellstmögliche operative Versorgung Körpergewicht und je Prozent verbrannter Kör-
ma. Bronchusrisse treten häufig im Kindesalter innerhalb von 8 h peroberfläche.
Brooker-Klassifikation 290

Hinweis: Die Volumengabe erfolgt nach der bensmittel und erleichtert den Austausch blut- Unterbrechung auf der Seite der Läsion sowie
Baxter-Regel (siehe Parkland*-Formel), wegen zuckerwirksamer und energiezuführender Koh- Herabsetzung oder Aufhebung der Schmerz-
ungünstiger Laktateffekte (Ringer-Lösung) ggf. lenhydrate bei Diabetes* mellitus. Entspre- und Temperaturempfindung (dissoziierte Sen-
B als balancierte (Vollelektrolyt-)Lösung (Acetat,
Malat).
chend ihrem Broteinheit-Wert werden Nah-
rungsmittel in Tabellen aufgeführt (siehe Tab.).
sibilitätsstörung*) auf der Gegenseite. Die Be-
rührungsempfindung ist meist beiderseits un-
Brooker-Klassifikation → Ossifikation, peri- Ballaststoffe sind dabei nicht berücksichtigt. gestört.
artikuläre Die Höhe des individuellen Broteinheit-Bedarfs Bruceø lla f: Weltweit verbreitete Gattung gram-
Brooke-Spiegler-Syndrom → Epithelioma ist u. a. abhängig von Alter und Geschlecht, kör- negativer, aerober, unbeweglicher, ellipsoider
adenoides cysticum Brooke perlicher Tätigkeit und Diabetestyp. oder kokkoider Stäbchen der Familie Brucella-
Broteinheit f: engl. bread exchange unit; syn. Be- Brotizolam n: Beruhigungsmittel (Tranquili- ceae. Brucella-Spezies (insbesondere Brucella*
rechnungseinheit. Maßeinheit zur Darstellung zer*) aus der Gruppe der Benzodiazepine, das abortus, Brucella* melitensis und Brucella suis)
des Kohlenhydratgehalts in Lebensmitteln. Ei- als Schlafmittel eingesetzt wird. Es verstärkt die sind Erreger von Zoonosen*, die vom erkrank-
ne Broteinheit entspricht der Menge eines Nah- GABAerge Hemmung über spezifische Benzo- ten Tier auf den Menschen übertragen werden
rungsmittels, die 10–12 g (Deutschland 12 g, diazepin*-Rezeptoren. Brotizolam hat eine kur- (Brucellosen*). Das wichtigste Erregerreservoir
Österreich 10–12 g, Schweiz 10 g) an Kohlen- ze Halbwertszeit von 4–7 h und unterliegt dem bilden landwirtschaftliche Nutztiere.
hydraten (Monosaccharide, verdauliche Oligo- Betäubungsmittelgesetz*, da es zur Abhängig- Hinweis: Ein direkter oder indirekter Nachweis
und Polysaccharide) oder Zuckeralkoholen ent- keit kommen kann. Kontraindikationen sind ist nach § 7 IfSG meldepflichtig.
hält. Dabei wird der glykämische Index* der Le- Schlafapnoe oder Abhängigkeitsanamnese. Bruceø lla aboø rtus f: engl. Bang’s bacillus; syn.
bensmittel nicht berücksichtigt. Broviac-Katheter m: engl. Broviac catheter. Bang-Bakterium. Brucella*-Spezies, die eine
Anwendung: Die Broteinheit dient als Hilfsmit- Dünner, venöser Langzeitkatheter. Broviac-Ka- Brucellose* hervorruft. Menschen infizieren
tel zur Portionierung kohlenhydrathaltiger Le- theter werden nahezu ausschließlich bei Kin- sich durch direkten Kontakt mit kranken Tieren
dern verwendet, v. a. zur langfristigen (wieder- oder deren Ausscheidungen (ggf. auch über
holten) Applikation von (im Gegensatz zum kontaminierte Lebensmittel), ein Erregernach-
Broteinheit: Hickman*-Katheter) dünnflüssigen Infusionslö- weis ist meist nur serologisch möglich.
1 Broteinheit entspricht. sungen bzw. Arzneimittelzubereitungen. Bruceø lla meliteø nsis f: syn. Bacterium meliten-
Beschreibung: se. Brucella*-Spezies, deren wichtigstes Erreger-
Backwaren
– ZVK meist aus Silikon (auch aus Polyurethan reservoir Schaf und Ziege im Mittelmeerraum
15 g Knäckebrot verfügbar) mit Außendurchmesser ≤ 5 Char- sind und die beim Menschen Maltafieber (siehe
15 g Zwieback rière Brucellosen*) hervorruft.
15 g Salzstangen – zur langfristigen Anwendung durch partielle Brucellose f: engl. brucellosis. Weltweit vor-
25 g aller handelsüblichen Brotsorten Implantation mit subkutaner Tunnelung kommende, langwierige, fieberhafte Erkran-
(auch Weißbrot, Toast, Brötchen)
(TCVAD für tunneled central venous access kung hervorgerufen durch Brucella* melitensis,
Gemüse device) Brucella* abortus und Brucella suis. Die Über-
60 g Zuckermais – im Gegensatz zum Portkathetersystem* (IC- tragung auf den Menschen erfolgt durch den
90 g dicken Bohnen (Nasskonserve) VIP für implanted central venous infusion Verzehr nicht pasteurisierter Milch sowie durch
100 g grünen Erbsen port) nach extern ausgeleitetes zentralvenö- engen Kontakt mit infizierten Tieren (Ziegen,
140 g Karotten ses Kathetersystem (siehe Abb.) Schafe, Schweine). Behandelt wird mit Antibio-
200 g grünen Bohnen – eingetragenes Warenzeichen. tika (Doxycyclin und Rifampicin für mehrere
Wochen).
Obst
Bruce-Septikämie → Brucellose
50 g Banane ohne Schale Bruch m: engl. fracture. Bezeichnung für Kno-
80 g Banane mit Schale chenbruch (Fraktur*), Eingeweidebruch (Her-
70 g Weintrauben nie*) oder Muskelbruch (Muskelhernie*).
110 g Apfel mit Schale Brucheinklemmung → Inkarzeration
140 g Apfelsine mit Schale
Bruch-Entzündung f: syn. Hernien-Entzün-
Kartoffeln/Hülsenfrüchte dung. Entzündliche Reaktion im Bruchsack bei
15 g Kartoffelpulver bestehender Inkarzertion des Bruchinhalts auf-
65 g Kartoffeln grund der bestehenden Mangeldurchblutung
45 g Sojabohnen des Inkarzerates.
25 g Kartoffelchips Bruchoperation → Hernioplastik
20 g Linsen Bruchoperation → Herniotomie
35 g Pommes frites Bruchpforte → Hernie
Broviac-Katheter: partiell implantierter ZVK; Bruchsack → Hernie
Milch/Milchprodukte a: externer Katheteranteil; b: Cuff mit subkutaner Bruchspaltanästhesie f: engl. local anaesthesia
250 g Vollmilch Tunnelung. in the fracture gap. Lokalanästhesie* durch per-
250 g fettarmer Milch kutane Injektion eines Lokalanästhetikums in
250 g Joghurt, alle Sorten
Brown-Séquard-Syndrom n: engl. Brown-Sé- den Bruchspalt einer Fraktur, häufig bei Radi-
300 g Buttermilch
100 g Kondensmilch (10 % Fett)
quard syndrome. Halbseitige Querschnittläsion* usfraktur.
120 g Kondensmilch (7,5 % Fett) des Rückenmarks mit spastischen Lähmungen* Brudzinski-Nackenzeichen n: engl. Brudzin-
und Störung der Tiefensensibilität distal der ski’s sign; syn. Nackenzeichen. Reflektorische
291 Brustkrebs

Beugung der Beine in den Knie- und Hüftgelen- Brunneriom n: engl. Brunner’s gland hyperplasia.
ken bei raschem passivem Vorbeugen des Kopfs Noduläre oder diffuse hyperplastische Prolifera-
am liegenden Patienten. Das Brudzinski-Na- tion der Brunner-Drüsen im Bulbus duodeni.
ckenzeichen ist positiv bei Meningitis*, Sub-
arachnoidalblutung* und anderen Erkrankun-
Sehr selten entwickelt sich ein Brunneriom zu
einem Adenom* (ca. 10 % aller benignen Duode-
B
gen mit Reizung der Hirnhäute. naltumoren*). Bei Beschwerden wird das Brun-
Brücke → Brückenzahnersatz neriom operativ entfernt.
Brücke → Pons Brunschwig-Operation f: engl. Brunschwigs op-
Brückenkaø llus m: engl. bridging callus. Mit eration. Operatives Verfahren bei stark fortge-
Funktionseinschränkung verbundene Ausbil- schrittenem Genitalkarzinom mit Exenterati-
dung einer Synostose* zwischen 2 nebeneinan- on* des kleinen Beckens, Implantation der Ure-
der liegenden Knochen nach Fraktur* im Be- teren in den Darm und Anlage eines Enterosto-
reich des Unterarms oder -schenkels. Ursache ist mas.
eine überschießende Kallusbildung mit Verknö- Brückner-Test: 1: physiologischer Befund mit rötlich Brustbein → Sternum
cherung der Membrana interossea. leuchtenden Pupillen; 2: gräulicher Reflex und zentra- Brustbeinpunktion → Knochenmarkpunk-
Therapie: le Trübungen bei beidseitiger Katarakt; 3: Leukokorie tion
– Bei eingeschränkter Unterarmdrehung früh- bei Retinoblastom des linken Auges. [175] Brustdrüse → Mamma
zeitige Resektion (durch Schrumpfung der Brustdrüse, akzessorische → Mamma, akzes-
Membrana schlechtes funktionelles Ergebnis sorische
bei später OP) Brustdrüsenentzündung → Mastitis
– zur Rezidivprophylaxe Interpositionsplastik Brustdrüsenschwellung, initiale f: engl.
mit antiadhäsiven Folien, z. B. aus Hyaluron- – Physiologischer Befund: rötlich-orange breast engorgement. Anschwellen der Brustdrü-
säurederivaten. leuchtende Pupillen sen am 2. oder 3. postpartalen Tag über etwa
Brückenkolobom n: engl. bridge coloboma. Von – pathologischer Befund: 1. weißer Reflex, 24 h, verursacht durch verstärkte Durchblutung
normal gebildetem Gewebe unterbrochenes Ko- sog. Leukokorie*, z. B. beim Retinoblastom* und Beginn der Laktation. Im Wesentlichen
lobom* (angeborene oder erworbene Spaltbil- 2. gräulicher oder fehlender Reflex bei Trü- handelt es sich um ein Ödem aufgrund der Ab-
dung) der Netz- bzw. Aderhaut, meist lokali- bung der brechenden Medien, z. B. infolge flussbehinderung in den Venen und Lymphbah-
siert im nasalen unteren Quadranten. Kolobo- Hornhauttrübung, Glaskörpertrübung, Ka- nen. Der Begriff Milcheinschuss ist daher irre-
me können zu Sehstörungen führen. Eine kau- tarakt* (siehe Abb.) 3. hellerer Fundusrotre- führend.
sale Therapie existiert nicht, eine Korrektur von flex beim manifesten Schielen. Therapie:
Sehfehlern mit Brille oder speziellen Kontakt- Brueghel-Syndrom → Meige-Syndrom – Regelmäßiges Anlegen des Kindes
linsen ist möglich. Brugada-Syndrom n: engl. Brugada syndrome. – anschließend Kühlen der Brust
Brückenlappen → Hautlappen Seltene, erbliche Erkrankung mit charakteristi- – Ausstreichen der Brust.
Brückenzahnersatz m: engl. fixed partial den- schen EKG-Veränderungen und plötzlichen To- Brusternährungsset n: Flasche mit dünnem
ture. An angrenzenden Zähnen, Zahnwurzeln desfällen bei unauffälliger kardialer Morpholo- Schlauch, der an die Brustwarze reicht und das
oder dentalen Implantaten* verankerter Zahn- gie. Behandelt wird symptomatisch, durch Mei- Verabreichen von Zusatznahrung während des
ersatz (in der Regel festsitzend). den auslösender Faktoren (z. B. bei Fieber früh- Stillens ermöglicht.
Varianten: zeitig Antipyretika) und in Fällen mit hohem Brustfell → Pleura
– Zirkuläre Präparation der Zahnhartsubstanz Risiko durch Implantierbaren Kardioverter-De- Brustfellentzündung → Pleuritis
der Pfeilerzähne zur Aufnahme eines Brü- fibrillator (ICD*) zur Prophylaxe des plötzlichen Brusthöhle → Cavea thoracis
ckenkörpers aus einer Metall-Legierung, ke- Herztods. Brustimplantat → Mammaimplantat
ramischen Massen oder Kunststoffen; Aus- Klinik: Brustkorb → Cavea thoracis
führung als vollanatomische Gestaltung aus – Erhöhtes Risiko für ventrikuläre Tachyar- Brustkorbprellung f: engl. chest contusion; syn.
den genannten Werkstoffen oder als Gerüst- rhythmie Contusio thoracis. Stumpfes Thoraxtrauma*
struktur, die final zahnfarben verblendet – plötzlicher Herztod* infolge Kammerflim- mit Atemnot und evtl. Herzrhythmusstörungen
wird (Keramik, Komposit) merns. (bei Herzkontusion*). Plötzliche Druckerhö-
– Klebebrücke (auch Marylandbrücke) mit mi- Diagnostik: hung im Thorax bei reflektorischem Verschluss
nimalem Zahnhartsubstanzabtrag (lingual – Anamnese: z. B. Synkope, familienanamnes- der Glottis kann zum akuten Blutrückstau in
oder palatinal) und adhäsiver Fixation des tisch gehäuft plötzlicher Herztod die Hals- und Kopfvenen führen und es kommt
Brückengerüsts an 1 (einflügelige Klebebrü- – EKG mit charakteristischen Veränderungen zu petechialen Hautblutungen, subkonjunkti-
cke) oder 2 (zweiflügelige Klebebrücke) oder der ST*-Strecke in Brustwandableitungen* valen Blutungen, intraokularen Einblutungen
mehr angrenzenden Zähnen. V1–V3 besonders unter pharmakologischer und beim Hochenergietrauma auch zur Lun-
Brückner-Test m: engl. Brückner test. Orientie- Natriumkanalblockade genkontusion*.
rendes Untersuchungsverfahren zur Prüfung – elektrophysiologische Untersuchung* (EPU) Therapie:
der Klarheit der brechenden Medien des Auges Bruit de rappel → Mitralöffnungston – Symptomatisch: Analgetika
und eines Strabismus* mittels eines Ophthal- Brummen: Niederfrequentes Atemgeräusch – Behandlung vorhandener Begleitverletzun-
moskops. bei der Lungenauskultation*. Es geht auf gen
Vorgehen: Der Untersucher blickt aus 1–2 m Schwingungen des Sekrets zurück und verän- – ggf. Sauerstoffzufuhr und intensivmedizini-
Entfernung durch ein direktes Ophthalmoskop, dert sich nach kräftigem Husten. sche Überwachung.
dessen Lichtkreis beide Augen einschließt. Brunhilde-Stamm → Poliomyelitis-Viren Brustkrebs → Mammakarzinom
Brustlattich 292

Brustlattich → Huflattich Brustwandableitungen:


Brustmilchgang → Ductus thoracicus Elektrodenlokalisationen für die Wilson-
Brustpflege f: engl. breast care. Pflege der Brust Ableitungen V1–6. D
Projektionspunkt des
B und der Brustwarzen während der Stillzeit so-
wie in der postoperativen Versorgung nach Ein- Wilson-Ablei- Lokalisation A Spitzenstoßes in die
hintere Axillarlinie
tungen horizontal vertikal I
griffen oder Bestrahlung der Brust.
Vorgehen: Nach Brustoperationen, insbesonde- V1 rechts parasternal 4. ICR
re während und nach Bestrahlung bei Mamma- Spitzenstoß
karzinom: V2 links parasternal
Brustwandableitungen Abb. 2: bipolare Brustwand-
– Verwendung eines pH-neutralen Waschgels V3 zwischen V2 und V4 5. Rippe
ableitungen nach Nehb; D: dorsal; A: anterior;
und ureahaltiger Lotion V4 linke MCL 5. ICR I: inferior.
– Vermeidung von Entzündungsreizen wie
mechanische Reibung durch Pflaster, BH und V5 vordere linke
Wäsche, anhaltende Feuchtigkeit und direk- Axillarlinie
tes Sonnenlicht. V6 mittlere linke Linie auf der posterioren Thoraxwand), VR
In der Stillzeit: Axillarlinie (rechtsthorakale Brustwandableitungen:
– Reinigung nur mit klarem Wasser ICR: Interkostalraum; MCL: Medioklavikularlinie V3R–4R, ggf. bis V9R) sowie z. B. 2 ICR höher
– wichtig ist eine gute Händehygiene (V'', auch VC2–3 für kraniale Ableitung zwi-
– nach dem Stillen einen Tropfen Muttermilch schen 2. und 3. Rippe, z. B. V2C2–3 entspre-
auf die Brustwarzen geben chend Brustwandableitung V2; siehe Abb. 1)
– Still-BH (evtl. mit Brustwarzenschutz) aus – Nehb-Ableitungen: bipolare Ableitungen (D,
Baumwolle tragen und Stilleinlagen regelmä- A, I; siehe Abb. 2); bilden das sog. kleine
ßig wechseln Herzdreieck; zusätzliche EKG-Ableitungen
– bei Hohl- oder Flachwarzen Stillhütchen v. a. zur Beurteilung der Herzhinterwand.
(Brustwarzenformer) anwenden Brustwandflattern → Atmung, paradoxe
– bei rissigen und wunden Brustwarzen: Brustwandtumoren m pl: engl. chest wall tu-
1. Rotlichtanwendung (5 min pro Seite) mors. Im Bereich der Brustwand lokalisierte Tu-
2. Honig aufstreichen 3. Schwarzteebeutel moren, die in ca. 60 % der Fälle maligne sind.
auflegen 4. Hebamme befragen Einteilung:
– bei Milchstau mit verhärtetem Brustgewebe – Von den Weichteilen ausgehende Brustwand-
die Brust vor dem Stillen z. B. durch einen tumoren: 1. benigne: Adenom* (z. B. Haut,
feuchtwarmen Waschlappen oder eine war- Mamma), Lipom*, Rhabdomyom, Fibrom*,
me Dusche erwärmen Neurinom*, Angiom* 2. maligne: malignes
– bei Mastitis* mit grippeähnlichen Begleit- Melanom*, Sarkom*, Metastasen
symptomen: 1. lokale kühlende Auflage mit – von Lunge und Pleura ausgehende Brust-
Quark oder essigsaurer Tonerde 2. häufigeres wandtumoren: peripheres Lungenkarzinom*
Stillen, dabei den Säugling so anlegen, dass (sog. Ausbrechertumor, Pancoast*-Tumor),
sich das Kinn des Kindes im Bereich der ent- Mesotheliom*
zündeten Stelle befindet (führt zum Ausmas- – vom Skelett ausgehende Brustwandtumoren:
sieren des gestauten Bereiches); Ausstreichen 1. benigne: Chondrom*, Osteochondrom*,
3. Hebamme oder Arzt befragen. Riesenzelltumor*, Knochenzyste*, benigne
Brustschmerz → Mastodynie Knochentumoren* 2. maligne: osteogenes
Brustschmerz → Thoraxschmerz Sarkom, Ewing*-Sarkom, Myelom*, Metasta-
Brustschmerzambulanz f: Spezialisierte am- sen.
bulante oder nichtinvasiv-klinische Einrich- Brustwandableitungen Abb. 1: unipolare Diagnostik:
tung zur Versorgung von Patienten mit akutem Brustwandableitungen nach Wilson; V1–6 im Rahmen – Palpation
oder neu aufgetretenem Thoraxschmerz, mit eines Standard-Oberflächen-EKG; ggf. zusätzlich – Radiologie (speziell CT, MRT)
definierten räumlichen, apparativen und perso- posteriore (V7 in hinterer Axillarlinie, V8 in – Biopsie und histologische Untersuchung.
nellen Voraussetzungen und Kooperation mit Skapularlinie, V9 in linker Paravertebrallinie), Brustwarze → Mamma
invasiv-klinischer Einrichtung bzw. Chest* Pain rechtsthorakale (z. B. V3R–4R) sowie kraniale Brustwarze f: engl. mamilla; syn. Mamille.
Unit. Dies ermöglicht eine rasche Diagnostik Ableitungen, hier gezeigt im 2. ICR entsprechend V2 Stark pigmentierter, runder Gewebebezirk in
und Therapie von kardial und thorakal-vasku- (V2C2–3) und im 3. ICR entsprechend V4 (V4C3–4). der Brustregion, der von einem Warzenhof
lär bedingtem Thoraxschmerz. (Areola* mammae) umgeben ist. In die Brust-
Brustsuchrefleø x → Suchreflex warze münden die 12–20 Ausführungsgänge
Brustwandableitungen f pl: engl. precordial (Ductus lactiferi) der Milchdrüsen. Gefäßfül-
leads. Registrierung eines EKG* durch Ablei- Einteilung: lung und Kontraktion glatter Muskelzellen un-
tung des Erregungsablaufs (Potenzialdifferen- – Wilson-Ableitungen: unipolare Ableitun- ter der Brustwarze und dem Warzenhof führen
zen) in der Horizontalebene mithilfe von typi- gen; Standardableitungen* im Rahmen eines zur Erektion der Brustwarze.
scherweise 6 auf die Brustwand aufgesetzten Oberflächen-12-Kanal-EKG: V1–6 (siehe Tab.); Brustwarzenhof → Areola mammae
Elektroden (meist Saugelektroden). ggf. zusätzlich V7–9 (Verlängerung der V4–6- Brustwarzenplaø stik → Mamillenplastik
293 Bucca

Brustwirbelsäulenverletzung f: syn. BWS- Bruton-Syndrom kann mit Diabetes mellitus und einer Senkrechten von der Spina auf diese
Verletzung. Verletzung der Brustwirbelsäule Typ 1 einhergehen. Dies zeigt, dass die für Dia- Linie. Siehe Abb.
(an Wirbelköpern, Bögen, Dornfortsätzen, Ge- betes mellitus Typ 1 spezifischen Autoantikör- Klinische Bedeutung: Ermöglicht Abschätzung
lenken und/oder Bandscheiben). Bei Brustwir-
belsäulenverletzungen können als Besonderheit
per* nicht oder nicht wesentlich an der Auslö-
sung der Erkrankung beteiligt sind.
des Trochanterstands. Bei Trochanterhochstand
(z. B. bei Hüftgelenkluxation) ist die durch die
B
vorkommen: Mitverletzungen der Lunge (mit Bruxiøsmus m: engl. bruxism; syn. Zähneknir- Femurachse gebildete Kathete verkürzt.
Pneumothorax), der Aorta* und der (oberen und schen. Nichtfunktionelle Kontakte der Ober- Bryce-Smith-Salt-Tuø bus → Doppellumentu-
unteren) Hohlvene (Vena* cava). und Unterkieferzähne, welche sich in Form bus
Bruton-Agammaglobulinämie f: engl. Bruton’s von Pressen oder Knirschen äußern, entweder BSA: Abk. für → Serumalbumin, bovines
agammaglobulinemia; syn. BTK-Defizienz. X- als Schlafstörung (sleep bruxism) oder am Tage BSE: Abk. für → Bovine spongiforme Enzepha-
chromosomal-rezessiv erbliches primäres Anti- (awake bruxism). Beschwerden umfassen Attri- lopathie
körpermangelsyndrom mit Fehlen von B-Lym- tion (Abrieb) der Zahnhartsubstanz, Abplatzun- BSR: Abk. für engl. Burst-Suppression-Ratio →
phozyten, Plasmazellen und spezifischen Anti- gen von Zähnen oder Zahnersatz sowie Schmer- Burst-Suppression
körpern aller Immunglobulinklassen in Blut zen in beteiligten Muskeln und Gelenken. Ätio- B-Streptokoø kken → Streptococcus agalactiae
und Organen. Es manifestiert sich durch rezidi- logie: Die hergebrachte Ansicht, dass eine feh- B-Symptomatik f: engl. B-symptoms. Symp-
vierende bakterielle und (entero)virale Infektio- lerhafte Okklusion im Sinne einer peripheren tomkonstellation mit Fieber > 38 °C, Nacht-
nen. Die Diagnose erfolgt u. a. laborchemisch Störung zum Bruxismus führt, wird zuneh- schweiß und Gewichtsverlust von > 10 % des
durchflusszytometrisch oder molekulargene- mend durch die Vorstellung einer Störung in Körpergewichts in den letzten 6 Monaten als
tisch, die Therapie durch Immunglobulinsubs- Zentren des motorischen Cortex abgelöst. Vor- Parameter für die Stadieneinteilung maligner
titution. kommen: Lymphome. Im weiteren Sinne steht der Begriff
Ätiologie: Amorphe bis hypomorphe Mutatio- – Bei psychischen Belastungssituationen (z. B. für eine unspezifische Begleitsymptomatik bei
nen im BTK-Gen auf dem Genlocus Xq21.3– Stress*) konsumierenden Erkrankungen wie malignen
q22, das die Bruton-Agammaglobulinämie-Ty- – gehäuft bei Kindern mit mentaler Retardie- Tumoren sowie schweren subakuten oder chro-
rosinkinase codiert, eine präferentiell in B-Lym- rung* oder Enzephalopathie* nischen Entzündungen.
phozyten exprimierte intrazelluläre Tyrosinki- – selten aufgrund lokaler anatomischer Fakto- Einsatz: Bei der Stadieneinteilung von Hodg-
nase. ren (z. B. kaufunktionell durch Okklusions- kin- und Non-Hodgkin-Lymphomen wird in
Häufigkeit: Ca. 1 : 379 000 Neugeborene. hindernisse) der Ann-Arbor-Klassifikation das Vorliegen ei-
Klinik: – selten im Rahmen orthopädischer (z. B. zu ner B-Symptomatik berücksichtigt.
– Rezidivierende, überwiegend bakterielle In- Schiefhaltungen führende Skeletterkrankun- BSZT: Abk. für Blutstammzelltransplantation
fektionen wie Otitis media, Sinusitis, eitrige gen) oder neurologischer (z. B. Multiple Skle- → Stammzelltransplantation
Bronchitis, Pneumonie, Meningitis u. a. rose) Erkrankungen. BT: Abk. für → Basaltemperatur
meist erst im 6.–9. Lebensmonat; vorher be- Klinik: BTB-Transplantat: Abk. für Bone-tendon-bo-
steht immunologischer Schutz durch diapla- – Attrition* der Zahnhartsubstanz ne-Transplantat → Kreuzbandruptur
zentar übertragene mütterliche Antikörper – Abplatzungen oder gar Frakturen von Zäh- BTK-Defizieø nz: Abk. für Bruton-Agammaglo-
– trotz intakter Funktion der T-Lymphozyten nen und Restaurationen bulinämie-Tyrosinkinase-Defizienz → Bruton-
z. T. schwer verlaufende (entero)virale Infek- – Schmerzen in den beteiligten Muskeln und Agammaglobulinämie
tionen, cave: Schutzimpfung gegen Poliomy- Gelenken. BtM: Abk. für → Betäubungsmittel
elitis mit Lebendvakzine kontraindiziert Diagnostik: BtMG: Abk. für → Betäubungsmittelgesetz
– insbesondere bei hypomorpher Mutation va- – Zahnärztliche Untersuchung (Funktionssta- BtMVV: Abk. für → Betäubungsmittel-Ver-
riable humorale Autoimmunerkrankungen, tus) schreibungsverordnung
z. B. ITP. – Polysomnografie*. BT-Shunt: Abk. für Blalock-Taussig-Shunt →
Diagnostik: Therapie: Blalock-Taussig-Operation
– Laborchemisch starke Verminderung oder – Aufbissbehelf* BU: Abk. für → Berufsunfähigkeit
Fehlen aller Immunglobulin-Isotypen sowie – Physiotherapie Bubble-Oxygenator → Oxygenator
der B-Lymphozyten im peripheren Blut – unter Umständen Psychotherapie. Bubo m: Lymphknotenschwellung in der Leis-
– Arrest der medullären B-Lymphozytenent- Bryant-Dreieck n: engl. Bryant’s triangle. Nahe- tenbeuge, fast immer infektiös-entzündlich be-
wicklung im Stadium der pro-B-Lymphozy- zu gleichschenkliges Dreieck aus der Verbin- dingt, z. B. bei Syphilis* (Bubo indolens, nicht
ten, nachgewiesen durch Knochenmark- dungslinie zwischen Spina iliaca anterior supe- schmerzhaft), Ulcus* molle, Lymphogranulo-
spunktion und Durchflussytometrie der Vor- rior und Trochanterspitze, Verlängerungslinie ma* venereum, (Bubonen-) Pest*.
stufen der Femurachse über den Trochanter hinaus Bubonenpest → Pest
– durchflusszytometrisch starke Verminde- Buø cca f: engl. cheek; syn. Wange. Teil des Ge-
rung oder Fehlen der BTK in Monozyten sichts, der sich von Mundwinkel und Ohr zu
– molekulargenisch Mutationsnachweis. Jochbogen und Unterrand der Mandibula er-
Therapie: Regelmäßige i. v. oder s. c. Immunglo- streckt und seitlich vom Vestibulum oris be-
bulinsubstitution. grenzt wird.
Bruton-Syndrom n: engl. X-Linked infantile Anatomie: Passiv und aktiv beweglich durch
agammaglobulinemia. X-chromosomal rezessiv den zur mimischen Muskulatur gehörigen
erbliches Antikörpermangelsyndrom (Agamma- Musculus buccinator*. Durch Erhöhung des
globulinämie) ohne Lymphozytopenie, das sich Luftdrucks in der Mundhöhle kann die Wange
ausschließlich bei Knaben manifestiert. Das Bryant-Dreieck stark gedehnt werden (sog. Pausbacken). Aus
Buccinator 294

dieser Stellung kann durch Kontraktion des M. Budesonid n: Glukokortikoid* zur inhalativen aus Hohlorganen (Bronchien, Ösophagus, Ma-
buccinator ein gut dosierbarer Luftstrom er- Anwendung bei Asthma* bronchiale und gen, Gallengang, Ureter, Nierenbecken u. a.)
zeugt werden (sog. Trompetermuskel). COPD*. Nebenwirkungen sind oropharyngeale zur zytologischen Untersuchung unter Anwen-
B Buccinator m: syn. Musculus buccinator. Mus-
kuläre Grundlage der Wange, „Trompetermus-
Candida-Infektionen und Pharyngitis*. Der
Mund sollte daher nach Inhalation mit Wasser
dung kleiner Kunststoff- oder Stahlbürsten, die
über einen Führungskatheter bzw. den Instru-
kel“ genannt, weil er beim Blechinstrumentbla- ausgespült werden. Bei oraler Gabe bei Morbus mentenkanal eines Endoskops in das Organ ein-
sen sichtbar wird. Er zieht bei einseitiger Kon- Crohn und Colitis* ulcerosa sind durch den aus- geführt werden.
traktion den gleichseitigen Mundwinkel nach geprägten First*-Pass-Effekt kaum systemische Bürstensaum m: engl. brush border. An der frei-
lateral, verbreitert bei beidseitiger Kontraktion Nebenwirkungen zu erwarten. en Oberfläche resorbierender Epithelzellen z. B.
die Mundspalte, zieht die Wangen nach innen Bülau-Drainage f: engl. siphon drainage. Mit von Darm, Gallenblase oder Nierentubuli rasen-
und drückt sie an die Zähne (Innervation durch oder ohne Sog anwendbare Thoraxdrainage* artig angeordnete Mikrovilli*. Diese dienen der
N. facialis). mit lateralem Zugangsweg zum fortlaufenden Oberflächenvergrößerung und sind mit Enzy-
Buchinger-Fasten f: Gemüsesaftfasten begin- Entfernen von Luft oder Flüssigkeit aus der men und Mikrofilamenten ausgestattet.
nend mit Obst-, Reis- oder Rohkosttagen mit Pleurahöhle, z. B. bei Pneumothorax* oder Hä- Bürstenschädel m: engl. hair-on-end appear-
stufenweiser Energiereduktion, danach nur matothorax*. Auch nach thoraxchirurgischen ance. Verbreiterung der Schädelkalotte mit Ver-
Aufnahme geringer Mengen von Kohlenhydra- Eingriffen (bzw. Thorakotomie*) erfolgt die An- schmälerung der Substantia corticalis (vgl. Kno-
ten (Obst-, Gemüsesäfte, warme Gemüsebrühe, lage einer Bülau-Drainage. chengewebe) und erheblicher Erweiterung der
Kräutertee mit Honig). Durch eine nur geringe Prinzip: Diploe v. a. bei Thalassaemia major (siehe Tha-
Kalorienaufnahme (150–500 kcal täglich) wird – Einführen eines Drainageschlauchs mittels lassämie*) sowie seltener bei hereditärer Sphäro-
eine schnelle Gewichtsreduktion erreicht. stumpfer Minithorakotomie, ggf. durch eine zytose* und Sichelzellenanämie*.
Buday-Krankheit f: engl. Buday’s disease; syn. Hohlnadel Buffy Coat: Schicht aus Leukozyten und
Bogdan-Buday-Erkrankung. Obsolete Bezeich- – bei Ansammlung von Luft im Pleuraspalt Thrombozyten zwischen Plasma und (sedimen-
nung für septisches Krankheitsbild mit Leber-, (Pneumothorax*) meist im 2. oder 3. Intercos- tierten) Erythrozyten, z. B. in einer frischen
Lungen-, Milz- und Muskelabszessen. Es ent- talraum (ICR) medioklavikular (Monaldi- Vollblutkonserve. Sie bildet sich nach längerem
steht durch Eindringen von Bacterium pyoge- Drainage), bei eiweiß- und fibrinreichem Stehen oder Zentrifugieren von ungerinnbar
nes anaerobium über Verletzungen, entzündete Pleuraerguss (Serothorax) sowie bei An- gemachtem Blut.
Tonsillen oder den Uterus im Wochenbett. Die sammlung von Blut bzw. Eiter (Hämato- buø kkal: engl. buccal. In Richtung der Wange,
Erkrankung verläuft akut mit häufig tödlichem bzw. Pyothorax) im 4. oder 5. ICR in der vor- wagenwärts, zur Wange gehörend.
Ausgang, behandelt wird mit Penicillin. deren Axillarlinie (Bülau-Drainage) Bulbärhirnsyndrom, akutes n: engl. acute bul-
Budd-Chiari-Syndrom n: engl. Budd Chiari syn- – Anlage der Drainage mit permanentem Sog bar syndrome; Abk. BHS. Zu den Dezerebrations-
drome. Sog. posthepatischer Block bei struktu- von 5–20 cm H2O (siehe Abb.). syndromen* gehörendes Krankheitsbild infolge
reller Abflussstörung der abführenden Leberge- schwerer diffuser Schädigung der Medulla* ob-
fäße mit nachfolgender portaler Hypertension*. longata, das sich aus einem akuten Mittelhirn-
Auslöser ist z. B. eine Thrombose in den Vv. He- syndrom* entwickeln kann. Klinische Sympto-
paticae. Ein akutes Budd-Chiari-Syndrom ver- me sind tiefes Koma*, Pupillenerweiterung und
ursacht Übelkeit, Erbrechen, Hämatemesis, zunehmende Atemstörungen.
Oberbauchschmerz, Aszites* und Lebervergrö- Einteilung:
ßerung, ein chronisches Zirrhose und Ösopha- – BHS I: 1. tiefes Koma bei erloschener Spon-
gusvarizen(-Blutung). tanmotorik und fehlender Reaktion auf
Ursachen: Z. B. Schmerzreize 2. abnehmender Muskeltonus,
– Thrombophilie (z. B. Myeloproliferatives zunehmende Pupillenerweiterung, flache
Syndrom) unregelmäßige Atmung und erloschener
– Schwangerschaft okulozephaler Reflex
– Tumor – BHS II: 1. völlige Reglosigkeit bei allgemei-
– Vaskulitis ner muskulärer Atonie 2. Pupillen maximal
– Trauma erweitert, Areflexie und Atemstillstand 3. ra-
– Infektionen (z. B. Pertussis, Peritonitis) scher Übergang in den Hirntod*.
– Arzneimittel (z. B. Chemotherapeutika, Thio- Bulbärparalyse f: engl. bulbar paralysis. Sam-
guanin, Azathioprin, pflanzliche Alkaloide) melbezeichnung für neurologische Krankheits-
– Strahlentherapie. bilder, die durch umschriebene bilaterale Schä-
Diagnostik: digung motorischer Hirnnervenkerne in der
Bülau-Drainage
– Doppler*-Sonografie Medulla* oblongata entstehen. Klinisch zeigen
– MRT sich Dysarthrie*, Aphonie* Störung der Schluck-
– diagnostische Parazentese*. Buerger-Syndrom → Thrombangiitis oblite- und Kaubewegungen sowie Zungenatrophie.
Therapie: rans Formen:
– Antikoagulanzien Bürger-Zeichen n: engl. Burger’s sign. Schmerz- – Akute Bulbärparalyse, z. B. infolge Blutung
– Thrombolyse hafte Schwellung des Ductus parotideus, z. B. bzw. Embolie* (apoplektische Bulbärparaly-
– transjugulärer intrahepatischer portosyste- bei Virusinfektionen. se), bei Entzündung, neurogener Muskel-
mischer Shunt* (TIPS) Bürstenbiopsie f: engl. brush biopsy. Biopsie* atrophie*, amyotrophischer Lateralsklerose*,
– Lebertransplantation. mit Gewinnung von Zellmaterial insbesondere
295 Bulimia nervosa

Poliomyelitis*, Medullatumoren, Neurosy- – Glaskörpertrübung (Mouches* volantes):


philis* oder Botulismus* schwebende dunkle Flecken oder Fäden im
– familiäre infantile Bulbärparalyse: 1. im All- Gesichtsfeld beim Blick gegen einen hellen
gemeinen zwischen 2. und 12. Lj. beginnen-
de progressive Bulbärparalyse 2. selten,
Hintergrund, meist harmlose Veränderung
bedingt durch Kondensation von Kollagenfa-
B
wahrscheinlich autosomal-rezessiv erblich sern im Glaskörper
– progressive Bulbärparalyse (Duchenne- – verschiedene systemische Erkrankungen,
Krankheit) als Erkrankung des höheren Le- z. B. Diabetes* mellitus, führen zu typischen
bensalters durch degenerative Veränderung Veränderungen der A. centralis retinae.
im Kerngebiet des Nervus* hypoglossus, Ner- Buø lbus olfactorius m: engl. olfactory bulb; syn.
vus* glossopharyngeus, Nervus* vagus, Ner- Riechkolben. Kolbenförmige Erweiterung des
vus* facialis und des motorischen Nervus* tri- Tractus olfactorius. Der Bulbus olfactorius ist
geminus. Bulbus oculi: a: Zentralgefäße; b: Sehnerven- eine Ausstülpung des Telenzephalons* und be-
Differenzialdiagnose: Myasthenia gravis pseu- scheiden; c: Zonulafasern; d: Bindehaut; findet sich an der Lamina cribrosa des Sieb-
doparalytica. e: Iridokornealwinkel; f: Ora serrata retinae. beins. Hier enden die Nervenfasern der Nn. ol-
bulbifoø rmis: Zwiebelförmig; gleichbedeutend factorii, ihre Impulse werden auf ein 2. Neuron
mit bulboides oder bulboideus. umgeschaltet. Der Bulbus olfactorius ist Teil
Bulbokavernosusrefleø x m: engl. bulbocaverno- der Riechbahn*.
sus reflex. Durch sensorische Reizung der Glans haut (Sklera*), in der vorn die uhrglasförmige, Bulimarexie → Anorexia nervosa
penis oder der Clitoris ausgelöste Muskelkont- lichtdurchlässige Hornhaut (Cornea*) eingelas- Bulimia nervosa f: Essstörung*, bei der Essat-
raktion des M. bulbospongiosus und des M. sen ist. Die mittlere Augenhaut (Tunica vascu- tacken* mindestens 3 Monate lang an mindes-
ischiocavernosus (S2–S4). Es handelt sich um ei- losa bulbi, Uvea*) besteht aus tens 2 Tagen pro Woche vorkommen und unan-
nen Fremdreflex. Nach spinalem Schock* (Ko- – Regenbogenhaut (Iris*): bildet verschieden gemessene, einer Gewichtszunahme entgegen-
ma-Diagnostik) ist der Bulbokavernosus-Reflex gefärbt eine zentrale, kreisrunde Öffnung steuernde Maßnahmen eingesetzt werden. Be-
einer der ersten Reflexe, die wieder auftreten. (Sehloch, Pupille*) und regelt durch glatte handelt wird mit Psychotherapie*, ggf. in Kom-
Bulbospongiosusreflex m: engl. bulbospongio- Muskeln die Pupillenweite und damit den bination mit Antidepressiva*. Der Langzeitver-
sus reflex. Fremdreflex mit an der Peniswurzel Lichteinfall auf die Netzhaut lauf geht mit einer Letalität* von 2 % einher.
tastbarer Kontraktion des Musculus bulbospon- – Strahlenkörper (Ziliarkörper*, Corpus cilia- Einteilung (nach DSM-IV):
giosus durch Reizung der Penishaut über affe- re): 1. befindet sich seitlich hinter der Iris – Purging-Typ: 1. auch Ess-Brech-Sucht 2. Bu-
rente* sensible Fasern des Nervus dorsalis penis und enthält Fortsätze, die das Kammerwasser limia nervosa mit Gewichtskontrolle durch
und efferente* motorische Fasern des Nervus* produzieren 2. über sich kreuzende Zonula- Purging*
pudendus zur Differenzialdiagnose von neuro- fasern ist der Ziliarkörper mit der Linse ver- – Nicht-Purging-Typ: 1. Bulimia nervosa ohne
logischen und urologischen Blasenstörungen. bunden 3. der M. ciliaris reguliert die Span- Erbrechen 2. Gewichtskontrolle durch Fasten
Diagnostik: Ausfall des Reflexes bei Läsion der nung der Zonulafasern und ist somit maß- und exzessive körperliche Betätigung.
1.–4. sakralen Rückenmarksegmente (S 1–S 4). geblich an der Regulation der Linsendicke Ätiologie:
Bulbourethraldrüsen → Glandulae bulbou- (Akkomodation) beteiligt – Multifaktoriell
rethrales – Aderhaut (Choroidea*): die gefäß- und pig- – Interaktion soziokultureller (z. B. Schlank-
Buø lbus aoø rtae → Aorta mentreiche Aderhaut versorgt die Schichten heitsideal), genetischer, biologischer (Stö-
Bulbusdruckversuch → Reflex, okulokardia- des Augapfels mit Sauerstoff und Nährstof- rung von Peptiden mit Relevanz für das Hun-
ler fen, insbesondere die äußeren Abschnitte der ger- und Sättigungsgefühl wie Corticotro-
Buø lbus duodeni m: engl. duodenal cap; syn. Netzhaut. pin*-Releasing-Hormon, Neuropeptid Y,
Ampulla duodeni. Der kurze erste Abschnitt Die innere Augenhaut (Netzhaut, Retina) ent- Leptin*; gezügeltes Essverhalten), familiärer
(Pars superior) des Duodenums*. Der Bulbus hält die Sinneszellen (Fotosensoren). Die Stäb- (Interaktionsstil oder entwicklungsbedingte
duodeni stellt eine ampullenartige Erweiterung chen* (ca. 110–125 Mio.) unterscheiden hell und Konflikte) und psychischer Faktoren (niedri-
am Beginn der Pars superior dar und ist die häu- dunkel, die Zapfen* (ca. 6,6–7 Mio.) sind für das ges Selbstwertgefühl*).
figste Lokalisation gastroduodenaler Ulcera (sie- Farbensehen zuständig. Der gelbe Fleck (Macu- Klinik:
he Ulcus* duodeni). la* lutea) liegt in der Sehachse und ist die Stelle – Körperschemastörung*
Buø lbus-jugularis-Oxymetrie → SvjO2 des schärfsten Sehens (Fovea centralis), die nur – übermäßig von Figur und Gewicht abhängi-
Buø lbus oø culi → Auge Zapfen enthält. Etwas nach medial versetzt liegt ges Selbstwertgefühl
Buø lbus oø culi m: engl. eyeball; syn. Augapfel. der Sehnervenkopf (Papilla nervi optici). Hier – häufig Verheimlichung der Symptome
Kugelförmiger Teil des Auges aus 3 Schichten, treffen sich die Nervenfasern des Sehnervs, be- – z. T. vorausgehendes Übergewicht* oder An-
der die Augenkammern* mit dem Kammerwas- vor sie den Augapfel verlassen. Die Papille ent- orexia* nervosa
ser*, die Linse* und den Glaskörper enthält. Der hält keine Fotosensoren. An der Papille tritt die – mögliche Komplikationen beim Purging-
Augapfel wird durch die äußeren Augenmus- zentrale Netzhautarterie (A. centralis retinae) an Typ: 1. Elektrolytstörungen (Hypokaliämie*
keln* bewegt. Unter anderem dient er der Ak- die innere Oberfläche der Retina und verzweigt und Hyponatriämie*) 2. ggf. Herzrhythmus-
kommodation* der Linse, der Produktion des sich nach einem relativ konstanten Muster. störungen* 3. epileptische Anfälle 4. Ileus*
Kammerwassers und der Regulation des Licht- Klinische Bedeutung: 5. schwere Zahnschäden bei häufigem Erbre-
einfalls. Siehe Abb. – Linsentrübung (Katarakt*, grauer Star): Zer- chen 6. ggf. Zyklusstörungen* (anovulatori-
Aufbau: Die äußere Augenhaut (Tunica fibro- fall der Linsenfasern, meist im höheren Le- sche Zyklen oder Störungen der Lutealphase).
sa bulbi) besteht aus der harten, weißen Leder- bensalter
Bulimie 296

Bulimie f: engl. bulimia. Anfallartig auftreten- tritt Bullying im schulischen Kontext auf und Codierung der Reaktionsausfälle und compu-
des Bedürfnis, eine bestimmte Form von Nah- ist eine der möglichen Ursachen für Schul- tergestützte Auswertung ermöglichen.
rung sofort zu sich zu nehmen (Heißhunger). angst*. Bunyamwera-Fieber n: engl. Bunyamwera fever.
B Bulimie ist ein vieldeutiges Symptom mit orga- Bumetanid → Diuretika Durch das Bunyamwera-Virus bedingte Erkran-
nischen (z. B. Hypoglykämie*) oder psychischen Bundesärztekammer → Ärztekammer kung mit benignem Verlauf. Mücken (Culici-
Ursachen (z. B. Leitsymptom der Bulimia* ner- Bundesinstitut für gesundheitlichen Ver- nae) übertragen diese v. a. in Afrika vorkom-
vosa). braucherschutz und Veterinärmedizin: Abk. mende Arbovirose*. Nach einer Inkubationszeit
Ursachen: Bulimie kann sich äußern als Aus- BgVV. Im Rahmen der Neuordnung des gesund- von wenigen Tagen leiden Betroffene unter
druck echten Bedarfs an einer Substanz, die heitl. Verbraucherschutzes und der Lebensmit- akutem Fieber, Myalgien, Kopfschmerz,
vom Körper benötigt wird, oder als Kennzei- telsicherheit mit Wirkung vom 1.11.2002 auf- Lymphadenopathie und Exanthem (selten Hä-
chen von Veränderungen des Stoffwechsels, gelöstes Institut, dessen Aufgaben nun vom morrhagie, ZNS-Beteiligung). Therapiert wird
z. B. als Bundesamt* für Verbraucherschutz und Lebens- symptomatisch.
– Heißhunger von Schwangeren mittelsicherheit, dem Bundesforschungsinsti- Bunyaviridae f pl: Familie kubischer RNA-Vi-
– Heißhunger bei Unterzuckerung tut für Tiergesundheit und dem BfR wahrge- ren mit Membranhülle (∅ 90–100 nm, zyklisch,
– Essattacken von Bulimiekranken. nommen werden. segmentierte einzelsträngige RNA, hexagonal
Psychopathologisch kann Heißhunger als Er- Bundesinstitut für Infektionskrankheiten angeordnete Oberflächenprojektionen). Bisher
satz für ein anderes, nicht stillbares Bedürfnis und nicht übertragbare Krankheiten → Ro- werden den Bunyaviridae ca. 350 Virustypen
dienen. bert Koch-Institut zugeordnet.
Bulinus → Schistosoma Bundespsychotherapeutenkammer → Psy- Vorkommen: Bunyaviridae sind weltweit ver-
Bulky-Disease: syn. Kartoffel-Sack. Vorliegen chotherapeutenkammer breitet (v. a. in den Tropen und Subtropen). Sie
eines massiven Lymphombefalls eines Lymph- Bundesseuchengesetz → Infektionsschutzge- werden in erster Linie in Wirbeltieren und Arth-
knotens mit einer Ausdehnung ≥ 5 cm im größ- setz ropoden (v. a. Mücken, Zecken) nachgewiesen,
ten Durchmesser oder eines Konglomerattu- Bunnell-Reaktion → Paul-Bunnell-Reaktion da diese die hauptsächlichen Vektoren sind.
mors ≥ 5 cm im größten Durchmesser. Die exak- Bunnell-Sehnennaht → Sehnennaht Einteilung: Bunyaviridae werden in 5 Genera
te Zentimetermindestgröße ist derzeit umstrit- Bunte Reihe f: Laborchemische Methode zur eingeteilt:
ten und variiert von 5–10 cm. Identifizierung von Bakterien anhand bioche- – Orthobunyavirus (ca. 145 Viren unterteilt in
Buø lla → Lungenemphysem mischer Leistungen wie Kohlenhydratspaltung 16 serologische Untergruppen)
Buø lla f: syn. Blase. Primäre Effloreszenz als unter Säurebildung, Aminosäurenabbau (Indol- – Phlebovirus (ca. 36 Viren)
über das Hautniveau erhabener, mit Flüssigkeit bildung aus Tryptophan), Hydrolaseaktivität – Nairovirus (8 Viren)
gefüllter Hohlraum. Eine Bulla entsteht durch usw. – Hantavirus*
einfache Spaltung der Hautschichten, ist meist Prinzip: Indikatoren als Zusatz in den meist – Tospovirus (pflanzenspezifisch).
einkammerig und mindestens 5 mm groß. flüssigen Nährböden reagieren durch Farbum- Klinische Bedeutung: Zu den humanpathoge-
Einteilung: Nach Lokalisation: schlag (infolge pH-Verschiebung) oder durch nen Bunyaviridae gehören u. a. Bunyamwera-,
– Subkorneale Bulla: unter der Hornschicht Farbreaktion (siehe Abb.). Neben konventionell California-Enzephalitis-, Hantaan-, Krim-Kon-
– intraepidermale Bulla: in der Epidermis hergestellten Nährsubstraten sind im Handel go-hämorrhagisches-Fieber-, Oropouche-, Puu-
– subepidermale Bulla: zwischen Epidermis sog. miniaturisierte Systeme erhältlich, die eine mala-, Rift-Tal-Fieber-, Sandmücken-Fieber-,
und Dermis Seoul- und Sin-Nombre-Virus. Sie verursachen
– akantholytische Bulla: in der Epidermis beim Menschen fiebrige Infekte, z. T. mit Hä-
durch Auflösung der Zellverbindungen. morrhagien und Beteiligung des ZNS.
Nach Ursache: Buphthaø lmus → Hydrophthalmus
– Bulla inflammatoris: entzündliche Blase, Buprenorphin n: engl. buprenorphine. Opioid-
z. B. durch toxische Noxen, Infektionen und Analgetikum, das dem Betäubungsmittelge-
allergische Reaktionen setz* unterliegt. Buprenorphin wird transder-
– Bulla mechanica: durch mechanisches Trau- mal, parenteral und sublingual bei starken
ma bei Epidermolysis Schmerzen und zur Substitutionstherapie bei
– Bulla actinica: durch Sonnenstrahlen, z. B. Opioidabhängigkeit verabreicht. Das Abhängig-
bei Hydroa vacciniformia. keitspotenzial ist geringer als bei Morphin*, die
Buø lla repens f: syn. Bulla rodens. Sonderform analgetische Wirkstärke 30-fach höher. Kombi-
der großblasigen Impetigo* contagiosa an der nation mit anderen Opioiden und MAO-Hem-
Leistenhaut mit eitrig gefüllten Blasen unter mern ist kontraindiziert.
stark verhornter Leistenhaut, ausgelöst durch Bunte Reihe: Typisierung von Salmonella enterica Burch-Cowan-Operation → Kolposuspension
koagulasepositiven Staphylococcus* aureus, sel- durch biochemische Reaktionen; a: Laktose- Burdach-Strang → Hinterstrang
tener durch Streptokokken. Die Diagnose wird Vergärung (–); b: Glukose-Vergärung (+) und CO2- Burgess-Amputation → Unterschenkelampu-
klinisch gestellt, therapiert wird lokal antisep- Bildung (+); c: Saccharose-Vergärung (–); d: Indol- tation
tisch und evtl. systemisch antibiotisch. Bildung aus Tryptophan (–); e: Malonat-Abbau (–); Buried-Bumper-Syndrom → Gastrostomie
Bulldogklemme → Gefäßklemme f: Lysindecarboxylase (+); g: Ornithindecarboxylase Burkholderia maø llei f: Unbewegliches, pleo-
Bullying: Ausgrenzen, Terrorisieren oder Schi- (+); h: Mannit-Abbau und Beweglichkeit (–/+); morphes, gramnegatives Stäbchen, das Erreger
kanieren einzelner Kinder oder Jugendlicher i: Citratverwertung (+); j: Dextrose-Harnstoff-Agar des Malleus* ist. Burkholderia mallei ist obligat
durch eine (größere) Gruppe unter Androhung (+/–); k: Kligler-Medium (Laktose –, Glukose +, parasitär und nur schwach Oxidase positiv. Na-
oder Ausführung körperlicher Gewalt. Meist H2S +). [199] türliches Erregerreservoir sind erkrankte Ein-
297 Bursitis

hufer wie Pferde, Esel oder Maultiere. Die Erre- – erhöhte Suchtgefahr
ger werden durch Kontakt mit erkrankten Tie- – generalisierte Angst
ren auf den Menschen übertragen. – reduzierte Leistungsfähigkeit und evtl. De-
Burkitt-Lymphom n: engl. Burkitt’s lymphoma;
syn. Burkitt-Tumor. Blastäres Non*-Hodgkin-
personalisation*
– Distanzierung von anderen Menschen (sozia-
B
Lymphom, endemisch bei Kindern in Afrika und ler Rückzug)
häufig unter HIV-Infektion. Klinisch zeigt sich – Gefühl, der beruflichen Aufgabe nicht mehr
oft ein extranodales Wachstum, die Diagnose er- gewachsen zu sein, und geringe Selbstwirk-
folgt durch Immunphänotypisierung aus einer samkeitswahrnehmung (Erleben von Macht-
Gewebepunktion. Das Lymphom* zeigt ein ag- und Kraftlosigkeit)
gressives Wachstumsmuster mit unbehandelt – Endzustand eines Prozesses von idealisti- Bursa omentalis: anatomische Verhältnisse. [5]

infauster Prognose, jedoch potenzieller Heilung scher Begeisterung über Desillusionierung,


durch hochdosierte Chemotherapie*. Frustration, Apathie* und Zynismus.
Burned-out-Tumor m: engl. burned-out tumor. Diagnostik: Standardisierter Fragebogen: Mas- – unten: Mesocolon* und Colon transversum
Bezeichnung für die Zerstörung bzw. Regressi- lach Burnout Inventory (MBI). Das Krankheits- – oben: Lobus caudatus der Leber*
on von primärem Tumorgewebe, z. B. infolge bild ist aktuell nicht in ICD-10 und DSM-IV ent- – links: Lig. gastrosplenicum und Milz*.
reaktiver Entzündung oder fehlender Vaskula- halten, weswegen das Burnout-Syndrom ggf. als Siehe Abb.
risation. Das Phänomen kann beispielsweise ge- Anpassungsstörung oder depressives Syn- Buø rsa synovialis f: engl. synovial bursa. Spaltar-
legentlich bei germinativen Hodentumoren* drom zu diagnostizieren ist. tiger, Gelenkschmiere (Synovia) enthaltender
beobachtet werden. Differenzialdiagnose: Nicht direkt von der Ar- Bindegewebssack (Schleimbeutel), der insbeson-
Burnett-Syndrom n: engl. Burnett’s syndrome; beit abhängige psychosomatische und psychiat- dere an druckbelasteten Stellen liegt, also zwi-
syn. Milch-Alkali-Syndrom. Hyperkalzämie, rische Erkrankungen, z. B. chronisches Müdig- schen Knochen und Muskeln oder Sehnen sowie
Hyperphosphatämie und metabolische Alkalose keitssyndrom*, Depressionen, Angststörungen zwischen Gelenkkapseln und Sehnen. Die Bursa
infolge längerer Zufuhr von Antazida* sowie oder Substanzstörungen. synovialis dient der gleichmäßigen Druckver-
größerer Mengen Milch. Klinische Symptome Therapie: teilung und dem reibungsfreien Gleiten der ver-
sind Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Ataxie, – Entspannungsmethoden schiedenen Strukturen.
Stupor, Gelenkschmerzen und Polydipsie. Ein – im fortgeschrittenen Stadium oder bei Sucht- Klinische Bedeutung: Bursen können auch mit
unbehandeltes Burnett-Syndrom führt zu pro- problematik Psychotherapie* Gelenkhöhlen kommunizieren, wodurch grö-
gredienter Niereninsuffizienz. – bei komorbider Depression Antidepressiva. ßere Ausstülpungen entstehen (z. B. Recessus
Burning-Feet-Syndrom n: engl. burning feet Burow-Dreieck → Hautlappen suprapatellaris der Kniegelenkskapsel). Durch
syndrome. Anfallsweise, meist nachts auftreten- BURP: engl. upward and rightward pressure back- Überbeanspruchung, Infektion oder Verletzung
de schmerzhafte Parästhesie* (Brennen) der Fü- ward. Manuelles Manöver während der Laryngo- kann es zur schmerzhaften Entzündung von
ße infolge Polyneuropathie*. skopie zur Erleichterung einer schwierigen In- Schleimbeuteln (Bursitiden) kommen.
Burning-Mouth-Syndrom n: engl. burning tubation (Grad ≥ 3 nach Cormack und Lehane). Bursektomie f: syn. Schleimbeutel-Entfer-
mouth syndrome. Komplexe, multifaktoriell be- Dabei wird mit Daumen und Zeigefinger Druck nung. Vollständige chirurgische Schleimbeutel-
dingte Erkrankung unbekannter Pathogenese auf die Cartilago thyroidea nach hinten (back), Entfernung, z. B. nach traumatischer Eröffnung
mit unangenehmen, brennenden Parästhesien* oben (up) und rechts (right) gerichtet ausgeübt (durch Sturz u. a.), Infektion oder bei chroni-
an der Mundschleimhaut und insbesondere der zur besseren laryngoskopischen Sicht auf die scher Entzündung (Dauerreizung) insbesondere
Zunge. Ursachen sind endokrine Veränderun- Stimmlippen. Siehe Cormack*-Lehane-Klassifi- subkutan gelegener Schleimbeutel.
gen (z. B. klimakterisches Syndrom*), Vitamin- kation, Tab. dort. Anwendung: Häufig bei:
mangel, gastroösophagealer Reflux* und psy- Weitere Techniken: – Bursa subcutanea olecrani (Ellenbogen)
chosomatische Störungen*. Therapiert wird – Optimal External Laryngeal Manipulation – Bursa subcutanea praepatellaris (Knie)
durch Behandlung der zugrunde liegenden Ur- (OELM) – Bursa infrapatellaris (Kniescheibe)
sache und ggf. symptomatisch mit Alpha-Li- – Sellick*-Handgriff – Bursa subcutanea tuberositatis tibiae (Unter-
ponsäure. – Rapid Sequence Induction and Intubation schenkel).
Burnout-Syndrom n: engl. burnout syndrome. (RSII). Bursitis f: Akute (seröse oder eitrige) bzw. chro-
Zustand emotionaler Erschöpfung mit Interes- Buø rsa omentalis f: engl. omental bursa; syn. nische (Wandverdickung, Fibrinstränge, Hyg-
sen- und Antriebsarmut sowie Gefühl von Über- Bauchfelltasche. Größter der intraperitonealen rom) Schleimbeutelentzündung mit druck-
forderung bei reduzierter Leistungszufrieden- Recessus*. Die Bursa omentalis unterteilt sich schmerzhafter Schwellung, evtl. Hautrötung
heit und evtl. Depersonalisation* infolge Dis- in ein Vestibulum* bursae omentalis und einen und palpabler Fluktuation. Diagnostiziert wird
krepanz zwischen Erwartung und Realität. Hauptraum mit 3 weiteren Räumen. Das Fora- klinisch und durch Ultraschall, behandelt mit
Burnout ist häufig eine Erschöpfungsreaktion men* omentale zwischen Lig. hepatogastricum antiphlogistischen Maßnahmen und bei chroni-
bei permanenter Überforderung, häufig auch und Pars superior duodeni ist der einzige Zu- schen Prozessen operativ (Bursektomie). Eine
verbunden mit mangelnder Anerkennung und gang zur Bursa omentalis. beruflich bedingte chronische Bursitis kann als
Mangel an Erholungspausen. Begrenzung: Berufskrankheit anerkannt werden. Siehe Abb.
Klinik: – Vorn: kleines Netz und hintere Fläche des Ursachen:
– Psychosomatische Störung, z. B. Weichteil- Magens – Stumpfes Trauma
rheumatismus, Kopfschmerz, Schmerzsyn- – hinten: Zwerchfell*, links Nebenniere*, obe- – mechanische Überbelastung (z. B. bei Fliesen-
drome u. a. rer Pol der linken Niere*, Pankreas* (bedeckt leger, Reinigungsfachkraft oder bei überwie-
– Depressivität oder Aggressivität von Peritoneum parietale) gend sitzender Bürotätigkeit)
Bursitis pharyngealis 298

vorliegende Burst-Supression ein Hinweis z. B. in Schweiß, Fäzes (Kot), ranziger Butter,


auf eine global ausgeprägte Hirnfunktionsstö- Sauerkraut und faulendem Eiweiß. Sie entsteht
rung. durch Buttersäuregärung, z. B. durch Darmbak-
B Buruli-Ulkus n: engl. Buruli ulcer. Chronisches
Ulkus der Haut, meist bei Kindern, hervorgeru-
terien. Als iso-Buttersäure ((CH3)2CHdCOOH)
kommt sie z. B. in Kamillenöl vor. Salze der But-
fen durch Mycobacterium* ulcerans. Es kommt tersäure werden als Butyrate bezeichnet.
vor in West- und Zentralafrika, seltener in La- Buttersäuregärung → Gärung
teinamerika, Papua-Neu-Guinea und im Nor- Button-PEG: Spezielle, kurze PEG-Sonde, de-
den Australiens. Mycobacterium ulcerans wird ren Gesamtlänge dem Abstand Magenschleim-
wahrscheinlich durch kleine Hautverletzungen haut – Bauchdecke entspricht und die durch ei-
oder Insekten übertragen. Es heilt aus unter Bil- nen Ballon (ähnlich einem Cuff) im Magen si-
dung von Narbenkontrakturen. cher gehalten wird. Der Ballon wird über ein
Bursitis: Klinisches Bild bei Bursitis olecrani. [226]
Buschfleckfieber → Tsutsugamushi-Fieber seitliches Ventil mit 5–7,5 ml sterilem Wasser
Busch-Fraktur → Fingerfraktur oder isotoner Kochsalzlösung gefüllt.
Busch-Fraktur → Fingerstrecksehnenabriss Butyrylcholinesterase → Cholinesterasen
– sekundäre Infektion bei penetrierender Ver- Buschke-Löwenstein-Tumoren → Condylo- BV: Abk. für → Blutvolumen
letzung mata gigantea BVL: Abk. für → Bundesamt für Verbraucher-
– degenerative Prozesse Buschke-Ollendorff-Syndrom n: engl. Busch- schutz und Lebensmittelsicherheit
– Gicht ke-Ollendorff syndrome; syn. Osteopoikilose. Sel- BWG-Syndrom: Abk. für → Bland-White-Gar-
– Arthritiden tene, autosomal-dominant erbliche Erkrankung land-Syndrom
– selten Infektionskrankheit (Tuberkulose, Go- mit Veränderungen an Haut und Skelett. Die Byler-Krankheit → Familiäre intrahepatische
norrhö, Arthritis). Häufigkeit liegt bei 1 : 20 000, wobei Männer Cholestase
Diagnostik: häufiger betroffen sind als Frauen. Eine Thera- Bypass m: Kurzschlussverbindung zur Umge-
– Klinische Untersuchung: Schwellung, Rö- pie ist in der Regel nicht erforderlich. hung von Anteilen eines Hohlorgans (z. B. bei
tung, Druckschmerz Klinik: Stenose, inoperablem Tumor mit Verschluss ei-
– Ultraschall – Bis ca. 5 mm große Bindegewebenävi an nes Hohlorgans) oder einer Gefäßstenose bzw.
– Röntgen zum Ausschluss knöcherner Verlet- Stamm und Extremitäten (Dermatofibrosis eines -verschlusses.
zungen lenticularis disseminata) Formen:
– ggfs. Punktion und bakteriologische Unter- – Skelettveränderungen oft asymptomatisch – Gefäßbypass mit: 1. autogener Gefäßpro-
suchung v. a. bei infektiöser Bursitis; cave: – Zufallsbefund. these, z. B.: I. A. thoracica interna II. V. sa-
keine Steroidinstillation bei infektiöser Ge- Diagnostik: phena magna 2. alloplastischer Gefäßprothe-
nese. – Radiologisch: unregelmäßige, ovale oder se* (aus Kunststoff).
Bursitis pharyngealis f: engl. pharyngeal bursi- runde Knochenverdichtungen (Sklerosierun- – Hohlorganbypass: z. B. als Seit-zu-Seit-Ver-
tis; syn. Tornwaldt-Krankheit. Selten vorkom- gen) von wenigen mm bis cm Ausdehnung, bindung (siehe Anastomose*) zwischen ei-
mende Entzündung der Bursa pharyngea mit die besonders im Schultergürtel- und Be- nem oberhalb einer tumorösen Darmstenose
fötider Sekretion und möglicher Zystenbil- ckenbereich, den Epi- und Metaphysen der gelegenen Darmanteil und einem unterhalb
dung. langen Röhrenknochen, Tarsalia und Karpa- davon gelegenen, tumorfreien Darmanteil.
Burst → Overdrive Pacing lia auftreten Bypass, aortokoronarer m: engl. coronary ar-
Burst-Neurone, exzitatorische n pl: engl. ex- – symmetrisches Verteilungsmuster. tery bypass grafting (Abk. CABG); syn. koronarer
citatory burst neurons; Abk. EBN. Im Colliculus Prognose: Es handelt sich um eine gutartige Er- Bypass. Operative Bypass-Anlage zwischen Aor-
superior gelegene Neurone, die 10 ms vor Sak- krankung. Extrem selten kommt es zur malig- ta (bzw. Arteria thoracica interna) und Koronar-
kadenbeginn bis 10 ms vor Sakkadenende nen Entartung. arterie zur Umgehung einer Koronarstenose*
(Blickbewegungen*) eine Erregungsweiterlei- Differenzialdiagnosen: bzw. eines -verschlusses. Siehe Koronararterien*
tung ins kontralaterale Gesichtsfeld* auslösen. – Pseudoxanthoma elasticum (Abb. 1 dort).
EBN sind wichtig für die Sakkadengenerierung. – Metastasen Einteilung: Nach verwendetem Bypassgefäß
Sog. Onmipauseneurone hemmen die EBN, um – Melorheostose* (siehe Abb. 1, Abb. 2):
eine Sakkadengenerierung während des Fixati- – Osteopathia striata. – Arteriell (arteriokoronarer Bypass): meist Ar-
onsvorgangs zu unterdrücken. Busse-Buschke-Krankheit → Kryptokokkose teria* thoracica interna (LIMA bzw. RIMA für
Burst-Neurone, inhibitorische n pl: engl. in- Butanolgärung → Gärung left bzw. right internal mammary artery), sel-
hibitory burst neurons; Abk. IBN. In der Formatio Butler-Albright-Lightwood-Syndrom n: Ver- ten A. radialis oder A. gastroepiploica
reticularis gelegene Neurone, die den kontrala- altete Bezeichnung für eine heterogene Erkran- – venös (ACVB für aortocoronary venous by-
teralen Nucleus abducens hemmen und die Sak- kungsgruppe bzw. Form der renalen tubulären pass): v. a. V. saphena magna, seltener V. sa-
kadengenerierung (Blickbewegungen*) steuern. Azidose*. Betroffene entwickeln eine chronische phena parva.
Burst-Suppression: Wechsel von normalen metabolische Azidose infolge einer Störung der Prinzip:
EEG*-Mustern (Bursts) der Großhirnrinde* und renalen Säureausscheidung. Anhand der Ätiolo- – OP unter Einsatz der Herz*-Lungen-Maschi-
niedrigamplitudigen EEG-Mustern bis isoelekt- gie werden 4 Typen mit teilweise sehr unter- ne (HLM) im induzierten Herzstillstand,
rischem EEG (Suppression) als Ausdruck einer schiedlicher klinischer Symptomatik unter- auch ohne HLM am schlagenden Herzen (OP-
tiefgreifenden Unterdrückung der Hirnrinden- schieden. Behandelt wird mittels Alkalisierung. CAB für off-pump coronary artery bypass)
aktivität. Bei Ausschluss von Hypothermie und Buttersäure f: engl. butyric acid; syn. Butansäu- – operativer Zugangsweg in der Regel über me-
einer Narkotika-induzierten Genese ist eine re. Gesättigte Fettsäure* mit typischem Geruch, diane Sternotomie*
299 B-Zell-Wachstumsfaktor

B
Bypass-Operation: Formen bei Verschluss der Aorta
abdominalis bzw. der A. femoralis; 1: aorto-bifemo-
ral (Y-Bypass); 2: aorto-femoral; 3: femoro-femoral
(Crossover-Bypass).

– Anlage einer Kurzschlussverbindung bei


Hohlorgan, das durch inoperablen Tumor
stenosiert oder verschlossen ist (z. B. Gastro-
enterostomie* bei fortgeschrittenem Pankre-
askopfkarzinom).
Bypass, aortokoronarer Abb. 1: schemat. B-Zell-aktivierender Faø ktor der TNF-Familie
Darstellung; 1–4: ACVB (Abk. für engl. aortocoronary Bypass, aortokoronarer Abb. 2: Operationssitus; m: engl. B-lymphocyte stimulator (Abk. BLyS); syn.
venous bypass; venöser Bypass), 1: auf RCX (Abk. für a: ACVB (Abk. für engl. aortocoronary venous bypass) TALL-1; Abk. BAFF. Von neutrophilen Granulo-
Ramus circumflexus arteriae coronariae sinistrae), auf RCX (Abk. für Ramus circumflexus arteriae zyten, Monozyten und Makrophagen produzier-
2: auf Ramus marginalis, 3: auf RIVA (Abk. für Ramus coronariae sinistrae); b: ACVB auf Ramus diagonalis; tes Zytokin aus der TNF-Superfamilie mit spezi-
interventricularis anterior), 4: auf RCA (Abk. für engl. c: ACVB auf RCA (Abk. für engl. right coronary fischer Wirkung auf die B-Lymphozyten-Überle-
right coronary artery); 5: arterieller Bypass mit LIMA artery). [219] bensdauer und -Differenzierung. Das lösliche
(Abk. für engl. leftinternal mammary artery) auf 17-kD-Protein ist in erhöhter Konzentration as-
Ramus diagonalis; 6: arterieller Bypass mit LIMA auf soziiert mit einigen Autoimmunkrankheiten,
RIVA. z. B. SLE. Belimumab (monoklonaler Antikörper)
Bypass-Operation f: Verfahren zur operativen wirkt immunsuppressiv über Bindung an BAFF
Umgehung oder Überbrückung eines Ver- und wird zur Therapie des SLE eingesetzt.
– sind isoliert Koronararterien der Herzvorder- schlusses oder einer Stenose*. Bypass-Operatio- B-Zellen: Abk. für → B-Lymphozyten
wand betroffen, Durchführung ggf. auch als nen werden häufig bei Gefäßkrankheiten oder B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphom n: syn. B-
minimal-invasive Chirurgie* über anterolate- im Verdauungssystem durchgeführt. Zell-NHL. Sammelbegriff maligner Erkrankun-
rale (Interkostalraum der linken Thoraxhälf- Formen: gen, die sich von B-Lymphozyten ableiten. Die
te über dem Herzen) Minithorakotomie* – Gefäßtransplantation* mit autogener Vene Erkrankung tritt meist im Lymphknoten, aber
(MIDCAB für minimally invasive direct coro- oder alloplastischem Material zur proxima- auch in Knochenmark und Milz auf. Unter-
nary artery bypass). len und distalen seitlichen Anastomosierung schieden werden zahlreiche verschiedene Subty-
Indikationen: KHK mit Dreigefäßerkrankung, bei Gefäßstenose oder -verschluss (funktio- pen, die sich bezüglich Krankheitsverlauf, ge-
reduzierter Kammerfunktion, Stenosierung des nelle Rekonstruktion durch Schaffung eines wählter Therapiemodalität und Prognose
Hauptstammes der linken Koronararterie oder künstlichen Kollateralkreislaufs); z. B. aorto- grundsätzlich unterscheiden.
pharmakologisch therapierefraktäre Angina* koronarer Bypass* bei Koronarstenose* oder Epidemiologie: Die Neuerkrankungsrate liegt
pectoris (in diesen Fällen bessere Ergebnisse ge- Umgehungsplastik bei peripherer arterieller derzeit bei 7/100 000 Einwohnern pro Jahr –
genüber PCI). Verschlusskrankheit (pAVK) der unteren Ext- Tendenz steigend. Männer erkranken etwas
Komplikationen: remität (siehe Abb.) durch: 1. anatomischen häufiger als Frauen.
– Durchschnittliches Operationsrisiko < 3 % Bypass: dem normalen Gefäßverlauf entspre- B-Zell-Wachstumsfaktor m: engl. B-cell
– perioperativ Herzinfarkt oder neurologische chend, z. B. aorto-bifemoral, durch Anasto- growth factor (Abk. BCGF). Klinisch ungebräuchli-
Komplikationen in 2–3 % mosierung einer Y-förmigen Gefäßprothese che Bezeichnung für Substanzen, welche die
– Wundinfektion oder akutes Nierenversagen aus Kunststoff oberhalb der Aortenbifurkati- Proliferation und Differenzierung von B*-Lym-
in 2–6 % on und den Aa. femorales (z. B. bei Leriche*- phozyten stimulieren, z. B. Interleukine (IL-1,
– Graftstenosen. Syndrom) 2. Crossover*-Bypass -2, -4, -5, -6) sowie TNF und Interferon-γ.
C C

C: Abk. für → Clearance fäßprothese* und Implantation der Koronarar- Caeruloplasmin n: engl. ceruloplasmin; syn.
C: Abk. für → Cystein terien über zusätzlichen Prothesenarm, der die Ferroxidase I; Abk. Cp. In der Leber syntheti-
C: Abk. für → Cytosin Koronararterien über End-zu-End-Anastomo- siertes, kupferbindendes Alpha-2-Globulin. Bis
C: Abk. für → Kohlenstoff sierung miteinander verbindet und durch Seit- zu 95 % des im Körper vorhandenen Kupfers
C: Abk. für → Komplement zu-Seit-Anastomose mit der Aortenprothese liegt an Caeruloplasmin gebunden vor. Caerulo-
C: Abk. für ein Hauptantigen des Rhesus-Blut- verbunden wird. plasmin ist im Rahmen von Akute-Phase-Reak-
gruppensystems → Rhesus-Blutgruppensystem Prinzip: Siehe Abb. tionen verändert und diagnostisch wichtig für
Ca → Kalzium Indikation: Aortenaneurysma* oder Aortendis- Morbus Wilson oder Morbus Menkes.
CA: Abk. für cancer antigens → Tumorantigene sektion* mit Aortenklappeninsuffizienz durch Referenzbereiche: Erwachsene:
CABG: Abk. für engl. coronary artery bypass Dilatation des Aortenrings, wenn direkte Anas- – Männer (13–19 Jahre): 15–37 mg/dl
grafting → Bypass, aortokoronarer tomosierung der Koronarostien (Bentall*-deBo- – Frauen (13–19 Jahre): 22–50 mg/dl.
Cabot-Ringe m pl: engl. Cabot’s bodies. Bei no-Operation) nicht möglich ist (Alternative ins- Kinder:
schwerer Anämie mikroskopisch sichtbare (in besondere bei schwierigen anatomischen Ver- – 0–4 Monate: 15–56 mg/dl
Giemsa-Färbung rotviolette) Ringe oder Schlei- hältnissen). – 5–6 Monate: 26–83 mg/dl
fen in Erythrozyten. Vermutlich handelt es sich CAB-Schema n: engl. CAB of resuscitation; syn. – 7–18 Monate: 31–91 mg/dl
um Reste der Erythrozyten-Kernmembran. Compression-Airway-Breathing. Nach Priorität – 19–36 Monate: 32–90 mg/dl
Cabrera-Kreis m: engl. Cabrera’s circle. Didakti- geordnete 3 Schritte der Basismaßnahmen der – 4–12 Jahre: 25–46 mg/dl
sches Hilfsmittel zur Bestimmung des Lagetyps Reanimation* bei Erwachsenen, nach American – ab 20 Jahre: 20–60 mg/dl.
des Herzens im EKG. Der Cabrera-Kreis berück- Heart Association auch bei Kindern, ausgenom- Bewertung: Diagnostisch bedeutsam sind er-
sichtigt im Vergleich zum Einthoven*-Dreieck men Neugeborene* (hier: ABC*-Schema). niedrigte Werte!
alle Ableitungen der Frontalebene. Siehe Lage- Durchführung: – Erniedrigte Werte: 1. Morbus Wilson (hepa-
typ* des Herzens (Abb. dort). – Circulation (Kreislauf): Herzdruckmassage* tolentikuläre Degeneration) 2. Morbus Men-
Cabrol-Operation f: engl. Cabrol’s operation. – Airway: Freimachen der Atemwege ke (Kinky-Hair-Syndrom)
Verfahren mit Ersatz von Aorta ascendens und – Breathing (Belüftung der Lungen): Beat- – erhöhte Werte: 1. Schwangerschaft 2. Östro-
Aortenklappe durch eine klappentragende Ge- mung* durch Atemspende*. gentherapie (Pille) 3. Entzündungen 4. Ge-
CACN: Abk. für engl. glycerol-3-phosphate de- websnekrosen, Trauma.
hydrogenase-1-like codierendes Gen → Bruga- Cäsarenhals → Diphtherie
da-Syndrom Café-au-lait-Fleck m: engl. café-au-lait spot;
CACN: Abk. für engl. glycerol-3-phosphate de- syn. Milchkaffeeflecken. Meist in früher Kind-
hydrogenase-1-like codierendes Gen → Long- heit auftretende, gutartige, hellbraune Pigmen-
QT-Syndrom tierung aufgrund benigner Melanozytenhyper-
CAD/CAM-Verfahren n: syn. Computer Aided plasie. Bei 6 oder mehr Flecken ist eine Neuro-
Design/Computer Aided Manufacturing Ver- fibromatose differenzialdiagnostisch auszu-
fahren. Computergestützte Verfahren zur Her- schließen. Eine Therapie ist nicht notwendig;
stellung von zahnärztlichen Modellen und wenn kosmetisch störend, kommt ggf. beim Er-
Zahnersatz (Krone*, Brückenzahnersatz*) aus wachsenen der Rubinlaser zum Einsatz.
Dentallegierung*, Dentalkeramik* oder denta- Epidemiologie:
len Kunststoffen. – Häufig (10–20 % der Normalbevölkerung)
Caecitas → Blindheit – Neugeborene ca. 3 %
Caecum → Zäkum – Schulkinder 10–28 %.
caeruleus: Blau, dunkelblau, himmelblau, Klinik: Hell-blassbraune, homogene, scharf ab-
Cabrol-Operation: Schematische Darstellung. bläulich. gegrenzte, nicht erhabene und nicht palpable
Caffey-Silverman-Syndrom 302

– intervertebrale Ausräumung bzw. (Teil-) – Calcinosis metastatica: durch Störungen des


Spondylektomie Kalzium-Phosphat-Stoffwechsels (Hyper-
– Operation des Bandscheibenvorfalls* von kalzämie* infolge vermehrten Abbaus von
ventral (Cloward- bzw. Smith-Robinson-Ope- Knochen, Ablagerungen auch in Nieren, Ma-
ration; Nukleotomie*) gen und Lunge) bei: 1. Hyperparathyroidis-
– Spondylolisthesis* mus 2. D3-Hypervitaminose 3. Dihydrota-
C – zur Stellungskorrektur, Verhinderung einer chysterol-Dauermedikation 4. Knochenme-
kyphotischen Fehlstellung. tastasen
CAIS: Abk. für complete androgen insensitivity – Calcinosis metabolica: 1. universale Form (Li-
syndrome → Androgenresistenz pokalzinogranulomatose) 2. umschriebene
Caisson-Krankheit f: engl. decompression ill- Form (besonders an den Akren) bei periphe-
ness (Abk. DCI); syn. Aeroembolismus. Bei zu ra- ren Durchblutungsstörungen (Raynaud*-
Café-au-lait-Fleck Abb. 1: multiple Café-au-lait- schem Druckabfall (Dekompression) nach Auf- Syndrom, Akrozyanose*) und diffusen Er-
Flecke bei Neurofibromatose. [81] enthalt in Überdruck (Gefährdung bei > 10 kPa krankungen des Bindegewebes
über normal) auftretendes Krankheitsbild. In – Calcinosis dystrophica.
schweren Fällen kann es zu Querschnittsläsio- Calcinosis intervertebralis f: engl. chondritis
nen kommen. Behandelt wird durch Sauerstoff- intervertebralis calcanea. Kalkablagerungen in
gabe und Rekompression. Die Caisson-Krank- den Disci intervertebrales infolge degenerativer
heit kann als Berufskrankheit anerkannt wer- oder (bei Kindern) entzündlicher Erkrankungen
den (BK Nr. 2201). Vorkommen: u. a. des rheumatischen Formenkreises sowie (meist)
– Bei zu raschem Auftauchen von Tauchern aus bei Ochronose*. Die Ablagerungen betreffen
großer Tiefe ohne Einhaltung bestimmter meist den Gallertkern, seltener den Faserring.
Dekompressionszeiten (sog. Taucherkrank- Calcinosis intervertebralis ist häufig kombiniert
heit) mit Spondylosis* deformans oder Lipokalzino-
– nach Aufenthalt in Caisson-Senkkasten oder granulomatose.
Druckkammer. Calcinosis metabolica → Calcinosis cutis
Cajal-Zellen f: engl. interstitial cells of Cajal (Abk. Calcinosis metastaø tica → Calcinosis cutis
ICC). Spindelförmige Zellen* in der Tunica* Calcipotriol n: Vitamin-D3-Derivat, das bei
Café-au-lait-Fleck Abb. 2: multiple Café-au-lait- muscularis des Magen-Darm-Trakts sowie an- Psoriasis* vulgaris topisch angewendet wird. Es
Flecke. [31] derer, extraintestinaler Organe. Spontanaktiv hemmt die Proliferation von Keratinozyten.
ermöglichen sie Aktionspotenziale*, die Kon- Insgesamt dürfen nur 30 % der Hautfläche ein-
traktionswellen auslösen und somit die Organ- gerieben werden, keinesfalls Kopf und Gesicht.
motorik steuern. Die Cajal-Zellen werden vom Eine Kombination mit UV*-B-Therapie ist mög-
Hyperpigmentierung variierender Größe und enterischen Nervensystem* innerviert. lich. Kontraindikationen sind Schwangerschaft,
Form, ohne Hypertrichose oder Follikelkerato- Klinische Bedeutung: Stillzeit sowie schwere Nieren- und Leberer-
sen (siehe Abb. 1 und Abb. 2). – Verminderte Anzahl bei diabetischer neuro- krankungen.
Caffey-Silverman-Syndrom n: engl. Caffey’s gener Magenatonie* und Obstipation* mit Calcitonin → Kalzitonin
disease; syn. Hyperostosis corticalis infantilis. langsamem Kolontransit (engl. slow-transit Calcitonin-Stimulationstest → Pentagastrin-
Autosomal-dominant erbliche, bereits im Säug- constipation) test
lingsalter (vor 6. Lebensmonat) auftretende Er- – vermutlich Ausgangszellen für die Entste- Calcium → Kalzium
krankung mit Veränderungen des Skeletts und hung gastrointestinaler Stromatumoren*. Caø lcium-Blocker → Kalzium-Antagonisten
Allgemeinsymptomen. Calabar-Schwellung → Kalabar-Beule Caø lciumfolinat n: engl. calcium folinate; syn.
Cage m: Platzhalter für eine entfernte Band- Calcaneus → Kalkaneus Kalziumfolinat. Kalziumsalz der 5-Formyltetra-
scheibe, evtl. auch als Wirbelköperersatz (etwa Calcaneus → Ossa tarsi hydrofolsäure. Calciumfolinat ist der aktive Me-
nach Sinterung, Entfernung eines Tumors), der Calciferol → Vitamin D tabolit der Folsäure und ein essenzielles Koen-
der Stabilisierung in korrekter Wirbelsäulenpo- Calcificatio → Kalziphylaxie zym in der Nukleinsäuresynthese. Die Gabe von
sition dient. Verwendet werden Körbchen oder Calcificatio → Mikroverkalkungen Calciumfolinat verringert die zytotoxische Wir-
Ringe, z. B. aus Metall (meist Titan, evtl. distra- Calcificatio → Ossifikation kung von Folsäure-Antagonisten und verstärkt
hierbar), Polyetheretherketon, Carbonfasern Calcineurin n: engl. calcineurine. Ca2+-Calmo- die zytostatische Wirkung von Fluorouracil bei
zur intervertebralen Implantation und Stabili- dulin-aktivierte Protein-Phosphatase, die Nu- der Behandlung von Dickdarmkrebs.
sierung der Wirbelsäule. clear Factor of Activated T Cells (NF-AT) de- Caø lciumkanal → Kalziumkanal
Technik: phosphoryliert und dadurch aktiviert. Calcium-L-Methylfolat → Folsäure
– Anwendung ggf. zusammen mit Knochen- Calcinosis → Kalzinose Caø lciumoxalatstein m: engl. oxalate calculus;
material (autogen, zur knöchernen Durch- Calcinosis cutis f: Lokalisierte oder generali- syn. Oxalatstein. Grauer bis schwarzer Harn-
bauung, z. B. aus entfernten Knochenteilen, sierte Kalksalzablagerungen (amorphes Hydro- stein aus Calciumoxalat mit höckeriger oder sta-
oder aus dem Beckenkamm) xylapatit, seltener kristallines Calciumphosphat cheliger Oberfläche. Ursachen für die Steinbil-
– evtl. zusätzliche Stabilisierung durch Osteo- oder -pyrophosphat) in Haut- und darunter lie- dung sind v. a. eine Übersättigung des Harns
synthese mit Platte oder Fixateur* interne. gendem Gewebe. mit Oxalsäure (Hyperoxalurie), Ca2+ (Kalziurie)
Indikationen: Formen: Klinisch und pathophysiologisch wer- oder Phosphat (Hyperphosphaturie) sowie ein
– Instabile Wirbelfraktur den 3 Formen unterschieden: verminderter Citratgehalt des Urins (Hypocitra-
303 Campylobacter

turie), da Citrat Ca2+ komplexiert und in Lö- Die Kieferhöhle wird vom Mundvorhof (Fossa Calviøties → Alopezie
sung hält. canina) aus unter Lokalanästhesie oder Intubati- Camellia sinensis → Teestrauch
Epidemiologie: Calciumoxalatsteine sind mit ei- onsnarkose operativ eröffnet. Die erkrankte Caø merae buø lbi → Augenkammern
nem Anteil von 75 % die häufigste Steinart in Schleimhaut wird ausgeräumt und ein Fenster Cam-Impingement n: syn. Nockenwellenim-
den Harnwegen. zum unteren Nasengang in der lateralen Nasen- pingement. Überwiegend bei Männern auftre-
Therapie: wand angelegt. tendes, femorales Impingement*-Syndrom.
– Therapie der Grunderkrankung, z. B. Beseiti- Caliciviridae f pl: Familie kubischer RNA-Viren Siehe Abb. C
gung eines primären Hyperparathyreodis- ohne Membranhülle (∅ 30–40 nm, ikosaedri-
mus sches Kapsid aus 180 Einheiten eines einzigen
– reichliche Flüssigkeitszufuhr, auch vor dem Proteins, einzelsträngige RNA mit 20–30 Ge-
Zubettgehen nen). Caliciviridae werden in 2 humanpathogene
– Verzicht auf oxalsäurereiche Lebensmittel Genera eingeteilt: Norovirus* und Sapovirus*.
wie: 1. Spinat 2. Mangold 3. rote Beete Caliculi gustatorii → Geschmacksknospen
4. Rhabarber California-Enzephalitis f: engl. California en-
– Begrenzung der Ca2+-Zufuhr auf 800– cephalitis. In ländlichen Gebieten der USA auf-
1000 mg täglich tretende Infektion des ZNS durch Viren der Fa-
– Thiazide zur Förderung der renalen Ca2+-Eli- milie Bunyaviridae* mit meist symptomlosem
mination Verlauf oder milder Enzephalitis bzw. Meningi- Cam-Impingement: durch knöcherne Verdickung
– Substitution von Mg2+ oder Citrat zur Ver- tis. des Schenkelhalses kommt es zum Anschlagen an
minderung der Ca2+-Ausfällung durch Kom- Caø lix m: Kelch, Becher. die Gelenklippe des Hüftgelenks.
plexbildung Caø lix renalis → Nierenkelche
– Allopurinol zur Verminderung der Ca2+-Aus- Call-Exner-Körperchen n sg, pl: engl. Call-Exner
fällung, da Urat-Kerne Ca2+-Kristalle anla- bodies. Mit PAS-positivem Material gefüllte cAMP n: syn. Cyclo-Adenosinmonophosphat.
gern. Hohlräume, die von radiär angeordneten Gra- Zyklisches Derivat von Adenosinmonophosphat
Caø lcium/Phoø sphor-Quotieø nt → Kalzium/ nulosazellen umgeben sind und häufig abgelös- (siehe Adenosinphosphate*). Die Biosynthese
Phosphor-Quotient te Granulosazellen enthalten. Call-Exner-Kör- von cAMP erfolgt mithilfe von G*-Protein ge-
Calcium-trinatrium-pentetat n: syn. Calcii perchen kommen in der Membrana granulosa koppelten Rezeptoren (GPCR), die die Adenylyl-
trinatrii pentetas. Chelatbildner, der als Antidot reifer Follikel im Ovar* und in Granulosa-The- cyclase aktivieren. Das Enzym katalysiert die
eingesetzt wird bei Intoxikationen mit Metallen kazelltumoren* vor. Bildung von cAMP aus Adenosintriphosphat
wie z. B. Blei, Plutonium und anderen radioak- Calliphora → Fliegen (ATP*). Das zyklische AMP wird durch spezifi-
tiven Metallen. callosus: Schwielig. sche Phosphodiesterase* zu AMP abgebaut.
Wechselwirkungen: Mit essenziellen Schwer- Callotaø sis → Kallusdistraktion Funktion: cAMP ist wichtiger second messenger
metallen wie Zink und Eisen (gegenseitiges Caø llus → Kallus [Knochen] bei der Signalübertragung von Hormonen wie
Aufheben der Wirksamkeit). Calmette-Reaktion → Tuberkulinreaktion z. B. Adrenalin.
Nebenwirkungen: Caø lor m: Wärme, Hitze, z. B. als Zeichen einer Campylobaø cter m: Früher den Vibrionen zuge-
– Allergische Reaktionen lokalen Entzündungsreaktion. ordnete Gattung von mono- oder bipolar begei-
– Parästhesien Calprotectin n: Heterodimeres Protein, das ßelten, spiralig gewundenen, mikroaerophilen,
– Rhinitis vasomotorica Kalzium und Zink bindet. Es kommt vor im Zy- gramnegativen Stäbchenbakterien der Familie
– thrombophlebitische Reaktionen toplasma neutrophiler Granulozyten, Monozy- Campylobacteriaceae (siehe Bakterienklassifika-
– Mangel an Spurenelementen (v. a. Zink) ten und Keratinozyten. Calprotectin wird tion*). Erregerreservoir sind Nutz- und Haustie-
– Nierenschädigung bestimmt zur Differenzialdiagnose zwischen re. Menschen infizieren sich durch tierische
– Darmstörungen Reizdarmsyndrom und entzündlicher Darmer- Nahrungsmittel und Trinkwasser, Kontakt mit
– Knochenmarkschäden krankung (Enteritis* regionalis Crohn, Colitis* erkrankten Tieren oder direkt von Mensch zu
– bei wiederholter Gabe von Calcium-trinatri- ulcerosa, bakterielle Infektion oder Karzinom). Mensch.
um-pentetat mit zu kurzen Regenerationsin- Vorgehen: Labordiagnostisch bestimmt man die Klinische Bedeutung: Campylobacter-Enteritis:
tervallen: 1. Übelkeit 2. Erbrechen 3. Diarrhö Konzentration von Calprotectin im Stuhl (siehe – Befall von Dünn- und/oder Dickdarm, meist
4. Fieber 5. Frösteln 6. Kopfschmerz 7. Pruri- Stuhluntersuchungen*) durch durch Campylobacter jejuni (80–90 %)
tus 8. Muskelkrämpfe. – ELISA – Pathogenese: nicht eindeutig geklärt, ggf.
Caø lculus m: Steinchen, Konkrement. – oder immunologischen qualitativen Schnell- Enterotoxin (immunologisch verwandt mit
Caø lculus feø lleus → Gallenstein test (engl. fecal rapid test). Cholera- und E.-coli-Enterotoxin), Zytotoxin
Caø lculus salivalis → Sialolithiasis Referenzbereich: < 50 mg/kg Stuhl. oder Enteroinvasion
Caø lculus vesicae → Blasenstein Calvé-Krankheit f: engl. Calvé’s disease; syn. – Klinik: initial Fieber, Kopf- und Glieder-
Caldesmon n: Protein v. a. der glatten Musku- Vertebra plana osteonecrotica. Aseptische Apo- schmerzen, nachfolgend Diarrhö (teilweise
latur, das an Aktin*, Calmodulin, Tropomyosin* physennekrose eines Wirbelkörpers, die akut blutig), Bauchkrämpfe, zumeist selbstlimi-
sowie Myosin* bindet und funktionell z. T. dem oder schleichend und gehäuft bei Jungen auf- tierender Verlauf
Troponin* der quergestreiften Muskulatur ent- tritt. Sie heilt meist mit einer mehr oder weni- – Komplikationen: extraintestinale Manifesta-
spricht. ger starken Kyphosierung der Wirbelsäule in tionen (selten, besonders bei Immundefekt),
Caldwell-Luc-Operation f: engl. Caldwell-Luc diesem Bereich (Keilwirbel*) aus. Erythema nodosum, postinfektiöse Arthritis,
operation. Radikaloperation bei Tumoren der Calvé-Legg-Perthes-Krankheit → Perthes- Guillain-Barré-Syndrom (10–30 % nach Cam-
Kieferhöhle (invertiertes Papillom, Karzinome). Calvé-Legg-Krankheit pylobacter-jejuni-Enteritis)
Campylobacter pylori 304

– Therapie: ggf. Antibiotika (selten indiziert: nalis opticus ziehen der N. opticus und die A.
Eryrhromycin bei Immundefekt, hohem Fie- ophthalmica.
ber und blutiger Diarrhö, > 8 Stühle/d, Canalis sacralis m: engl. sacral canal. Fortset-
Krankheitsdauer > 1 Woche, Symptomzu- zung des Spinalkanals im Kreuzbein. Klinisch
nahme; Imipenem, ggf. Gentamycin bei sys- wird er für die Kaudalanästhesie* genutzt, eine
temischer Infektion). spezielle Form der Periduralanästhesie.
C Campylobaø cter pylori → Helicobacter pylori Klinische Bedeutung: Das Lokalanästhetikum
CA-MRSA: Abk. für engl. community acquired wird über den Hiatus sacralis appliziert. Bei
MRSA → Methicillin-resistenter Staphylococcus Kindern reicht die Anästhesie durch tiefstehen-
aureus den Conus bis ca. zum Nabel, bei Erwachsenen
Canadian Triage and Acuity Scale: Abk. wird sie als sakrale Umflutung in der Schmerz-
CTAS. Fünfstufiges, standardisiertes Verfahren therapie bei Beteiligung der Cauda-Nervenwur-
zur Auswahl (Triagierung) von Patienten in der zeln eingesetzt.
Notaufnahme des Krankenhauses. Durch Ge- Canalis vertebralis → Spinalkanal
fahrenzeichen ist eine Priorisierung einzelner Cancer m: Krebs*, z. B. Karzinom*.
Patienten möglich (modificators). Reliabilität Candesartan n: Antihypertensivum aus der
und Validität sind gut bis sehr gut. Eine Delega- Gruppe der AT1-Rezeptor-Antagonisten (Sarta-
tion der Triage vom ärztlichen Dienst auf ande- ne), das auch bei Herzinsuffizienz* eingesetzt
re Berufsgruppen ist nicht möglich. Canalis inguinalis: a: N. cutaneus femoris lateralis; werden kann. Die blutdrucksenkende Wirkung
Canales alveolares m pl: engl. alveolar canals. b: R. genitalis des N. genitofemoralis; c: N. ilioingui- kann durch NSAR wie Ibuprofen vermindert
Oberkiefer: Knochenkanäle für Aa. und Nn. al- nalis; d: R. femoralis des N. genitofemoralis; e: R. werden, da eine Kombination zu Nierenfunkti-
veolares superiores zu den Zähnen. Unterkiefer: cutaneus anterior des N. femoralis; f: M. obliquus onsstörungen führen kann. Es besteht ein er-
Knochenkanal (Canalis alveolaris inferior; Man- internus abdominis; g: Fascia transversalis; h: Funicu- höhtes Risiko einer Hyperkaliämie*, besonders
dibularkanal), in welchem die sensiblen Äste lus spermaticus und M. cremaster; i: Ligamentum in Kombination mit kaliumsparenden Diure-
(Rami dentales) des N. alveolaris inferior verlau- inguinale; k: V. femoralis; l: M. sartorius; m: V. tika*.
fen. Diese treten am Foramen mentale wieder saphena magna; n: V. saphena accessoria. [5] Caø ndida f: Gattungsbegriff für Sprosspilze der
aus und innervieren das Weichgewebe im Kinn- Fungi* imperfecti, die den Endomycetes nahe-
und Lippenbereich. stehen. Die Gattung umfasst zahlreiche Arten,
Canalis analis → Analkanal von denen einige medizinisch relevant sind. Die
Canalis atrioventricularis → Septumdefekt, – Vordere Wand: Aponeurose des M. obliquus wichtigste fakultativ pathogene Art ist Candi-
atrioventrikulärer externus abdominis da* albicans. Einige Arten bilden auf Reisagar
Canalis caø rpi → Karpaltunnel – Boden: Lig. inguinale charakteristisches Pseudomyzel (bei Candida al-
Canalis centralis meduø llae spinalis m: engl. – Hinderwand: Fascia* transversalis bicans Chlamydosporen terminal am Pseudo-
central canal of spinal cord. Zentralkanal des Rü- – Dach: kaudaler Rand des M. transversus ab- myzel).
ckenmarks* in der Substantia intermedia cen- dominis. Caø ndida aø lbicans f: Grampositive, kapsellose,
tralis, beim Erwachsenen meist verödet. Beim Mann enthält der Leistenkanal den Funi- sprossende Hefe von ovaler bis rundlicher
Canalis ceø rvicis uø teri → Cervix uteri culus* spermaticus (siehe Abb.), bei der Frau das Form, teils mit grampositiven Pseudohyphen.
Canalis infraorbitalis m: engl. infra-orbital ca- Lig. teres uteri und den Imlach-Fettpfropf. Candida albicans ist fakultativ pathogen u. a.
nal. Kanal im Oberkiefer zwischen Augenhöh- Canalis mandibulae m: engl. mandibular canal. für Mensch, Meerschweinchen, Maus, Ratte
lenboden und Dach des Sinus maxillaris. Kanal im Unterkiefer, welcher A., V. und N. al- und Geflügel und ist der häufigste Erreger der
Klinische Bedeutung: Im Canalis infraorbitalis veolaris inferior enthält. Diese versorgen alle Candidose*. In Kultur vermehrt sich Candida al-
verlaufen A. und N. infraorbitalis, deren Äste Zähne und den größten Teil der vestibulären bicans durch Sprossung (Blastosporen, Spross-
die Schleimhaut der Kieferhöhle erreichen, un- Gingiva des Unterkiefers. zellen).
ter dieser zum Processus alveolaris ziehen, um Canalis nasolacrimalis → Tränenwege Candida-Granulom n: engl. candida granuloma;
die Incisivi, den Caninus und die Prämolaren Canalis nutricius m: engl. nutrient canal; syn. syn. Soorgranulom. Granulomentwicklung in
des Oberkiefers sowie die vestibuläre Gingiva Canalis nutriens. In der Kompakta der langen der Haut oder Schleimhaut im Rahmen einer
des Bereiches dieser Zähne zu versorgen. Der im Röhrenknochen liegender Kanal für die Blutge- Candidainfektion durch Störung der zellulären
Kanal verlaufende N. infraorbitalis ist Ziel der fäße des Knochens. Die äußere Öffnung des Ka- Immunität. Candidagranulome treten gehäuft
Infraorbitalanaesthesie. nals, das Foramen nutricium, liegt im Periost, auf bei chronischer mukokutaner Candidose
Canalis inguinalis m: engl. inguinal canal. 4– die innere Öffnung in der Markhöhle. oder Immundefizienz. Die Diagnosestellung er-
5 cm langer Kanal, der die Bauchwand der Leis- Canalis obturatorius m: engl. obturator canal. folgt klinisch und anamnestisch, therapiert
tengegend an einem muskelfreien Dreieck ober- Kanal lateral oben im Foramen* obturatum des wird mittels antimykotischer Lokaltherapie.
halb des Lig. inguinale von der Bauchhöhle zur Os* coxae. Er enthält die A. obturatoria, die V. Caø ndida-Mykose → Candidose
Schamgegend von lateral-oben-innen nach me- obturatoria und den N. obturatorius. Klinisch Caø ndida-Mykose, vulvovaginale → Vulvova-
dial-vorn-außen durchdringt. Der Anulus ingu- relevant ist die Hernia* obturatoria. ginalcandidose
inalis superficialis und der Anulus inguinalis Canalis oø pticus m: engl. optic canal; syn. Seh- Caø ndidavulvitis → Vulvovaginalcandidose
profundus als seine Öffnungen sind häufig nervkanal. Knochenkanal im kleinen Keilbein- Candidose f: engl. candidiasis; syn. Kandidose.
Bruchpforten bei Leistenhernien*. flügel (Ala minor ossis sphenoidalis), der die Au- Infektionen durch Sprosspilze der Gattung
Anatomischer Aufbau: Der Leistenkanal wird genhöhle (Orbita) mit der mittleren Schädelgru- Candida*, die meist bei geschwächtem Immun-
durch folgende Strukturen begrenzt be (Fossa cranii media) verbindet. Durch den Ca- system auftreten. Erreger ist zu > 90 % der Hefe-
305 Canyon-Varizen

pilz Candida* albicans. Klinisch zeigen sich am Candidose, intertriginöse f: engl. candida in-
häufigsten Vaginalmykose und Mundsoor. Di- tertrigo. Hautinfektion durch humanpathogene
agnostiziert wird u. a. mittels direktem mikro- Candida*-Arten, die im Bereich großer Hautfal-
skopischem Erregernachweis im Nativpräparat, ten, besonders inguinal, perianal, perigenital,
therapiert mit Antimykotika (Azolderivate). Pa- axillär und submammär auftritt. Die Diagnose-
thogenese: Meist handelt es sich um endogene stellung erfolgt klinisch und mikrobiologisch,
Infektionen aufgrund saprophytärer Besied- seltener histologisch. Therapiert wird mittels C
lung der Haut und Schleimhäute (z. B. äußere topischer und systemischer Antimykotika.
Genitalien, Nasen-Rachen-Raum, Gastrointesti- Candidose, konnatale f: engl. congenital cuta-
naltrakt). neous candidiasis. Mykose* des Fetus durch Am-
– Begünstigend wirken: 1. feuchtes, okklusives nioninfektion mit Candida* albicans. Initial zei-
Milieu (Körperfalten, Windeldermatitis*) gen sich Maculae, miliare Papeln, kleinste Pus-
2. Schwangerschaft 3. Diabetes mellitus Candidose: Pseudomyzel von Candida albicans aus teln, Erythrodermie* sowie ein typisch süßli-
– ein zusätzliches Risiko für eine systemische bronchoalveolärer Lavage, Calcofluor-white- cher hefeartiger Geruch (in der Regel kein
Candidose besteht bei: 1. Immundefekt/Im- Färbung. [199] Mundsoor). Differenzialdiagnotisch abzuklären
munsuppression 2. schwerer Erkrankung, sind neonatale Erythrodermien.
Trauma und nach ausgedehnten Operationen Canicolakrankheit → Kanikolafieber
3. Zytostatika- und Antibiotikatherapie 4. Al- caninus: engl. caniine. Hunds-, Hunde-, z. B.
koholabhängigkeit. Diagnostik: Dens caninus: Eckzahn* (Reißzahn).
Erreger: meist Candida albicans, seltener Can- – Mikroskopischer Nachweis im Nativpräparat Canities f: Ergrauen der Haare.
dida tropicalis, Candida krusei, Candida glabra- und kulturell (z. B. mithilfe Sabouraud-Glu- Cannabinoid-Rezeptoren m pl: engl. cannabi-
ta und weitere Candida-Arten. koseagar) noid receptors. Rezeptoren, die durch endogene
Klinik: Es existieren verschiedene Formen: In- – bei Nachweis aus physiologischen sterilen (Endocannabinoide*) und exogene Cannabinoi-
fektion der Haut und Hautanhangsgebilde Körperflüssigkeiten (z. B. Blut, Blasenpunk- de aktiviert werden.
mit Papeln und Pusteln im Randbereich des tat, Liquor) zusätzlich serologische, mög- Cannabinoid-Vergiftung f: syn. Cannabis-In-
Herds, begünstigt durch feuchtes, okklusives lichst auch histologische Untersuchung (Pilz- toxikation. Intoxikation mit Phytocannabinoi-
Milieu: diagnostik*). den aus der Hanfpflanze (Cannabis sativa), mit
– Im Bereich von Körperfalten (intertriginöse Therapie: deren Metaboliten bzw. mit synthetischen Ana-
Candidose*), auch im Windelbereich – Bei Candidose der Haut: 1. topische Therapie loga, meist im Rahmen einer Substanzabhän-
– Mundwinkel (Angulus* infectiosus oris) mit Nystatin*, Amphotericin B oder Natamy- gigkeit. Betroffene erleiden z. B. Halluzinatio-
– Nägel (Onychomykose*, meist sekundär bei cin 2. ggf. systemische Therapie mit Flucona- nen und Krämpfe. Die Vergiftung ist meist
Paronychie*) zol nicht lebensbedrohlich, daher ist eine Behand-
– Haarfollikel (Folliculitis barbae candidomy- – bei Candidose der Schleimhäute: 1. lokale lung meist nicht notwendig.
cetica). Therapie mit Nystatin, Amphotericin* B oder Cannabiose f: engl. hemp fever; syn. Hanffieber.
Infektion der Schleimhäute mit leicht abstreif- Miconazol* 2. ggf. systemische Therapie, z. B. Durch Hanfstaub ausgelöste Sonderform der
baren weißlichen Belägen: mit 50 mg Fluconazol p. o. 1 x täglich Byssinose (Lungenerkrankung durch Staubin-
– Gastrointestinal (meist im Zusammenhang – bei akuter vulvovaginaler Candidose: 1. syste- halation).
mit Grunderkrankungen wie z. B. HIV* oder misch Fluconazol für 1 d 2. oder lokal mit Caø nnabis f: Psychotrope Substanz aus der
Leukämie* oder durch iatrogene Immunsup- Imidazolderivaten (Clotrimazol*, Econazol, Gruppe der Psychedelika*, die aus harzhaltigen
ression): 1. Mundsoor 2. Soorösophagitis (sie- Miconazol) oder Polyenen für 1 bis 7 d Triebspitzen der weiblichen Pflanzen des Indi-
he Soorösophagitis*, Abb. dort) – bei durch Candida verursachter Systemmyko- schen Hanfs* (Cannabis sativa) gewonnen wird
– urogenital: 1. bei der Frau z. B. Vulvovaginal- se: 1. (liposomales) Amphotericin B 2. Fluco- und zahlreiche psychotrop wirkende Cannabi-
candidose* 2. beim Mann z. B. Balanitis* nazol 3. Reserveoption u. a. Voriconazol und noide enthält (v. a. Tetrahydrocannabinol/
3. Urethritis* (Sekundärinfektion bei primär Echinocandine (z. B. Caspofungin). THC). (Synthetische) Cannabinoide haben zu-
durch Bakterien, Trichomonaden oder Viren Candidose der Körperfalten → Candidose, in- dem analgetische, muskelrelaxierende sowie
irritierter Schleimhaut, begünstigt durch tertriginöse appetitanregende Wirkung und senken den Au-
wiederholten Geschlechtsverkehr mit infi- Candidose der Mundschleimhaut f: engl. oral geninnendruck.
zierten Personen oder Fremdkörper, z. B. Ka- candidiasis; syn. Stomatitis candidomycetica. In- Formen:
theter). fektion der Mundschleimhaut durch Candida* – Haschisch*: Harz der weiblichen Pflanzen
Systemmykose mit Dissemination des Erregers albicans oder andere humanpathogene Candi- – Marihuana*: getrocknete, zerkleinerte Blü-
und Organbefall, v. a. bei Störung der (zellver- da*-Arten. Die Diagnosestellung erfolgt kli- tentrauben und Blätter.
mittelten) Immunität*, z. B. bei Neutropenie nisch oder mikroskopisch, therapiert wird mit- Cannabis sativa → Hanf, Indischer
nach Chemotherapie tels topischer und systemischer Antimykotika- Cannot-Ventilate-and-Cannot-Intubate-Si-
– Lunge und Atemwege (siehe Abb.) gabe. tuation → Atemwege, schwierige
– Leber Candidose der Nägel f: engl. candida onychia. Cannot-Ventilate-and-Cannot-Intubate-Si-
– Peritoneum Durch Candida* albicans verursachte Onycho- tuation → Atemwegsmanagement
– seltener Candida-Endokarditis, -Meningitis, mykose*, meist sekundär im Rahmen einer Pa- Canyon-Varizen f pl: engl. canyon varicose veins.
-Nephritis oder -Endophthalmitis ronychie*. Bezeichnung für unter dem Hautniveau liegen-
– cave: hohe Letalität; in Abhängigkeit von der Candidose der Scheide → Vulvovaginalcandi- de Krampfadern in der stark sklerosierten Un-
Spezies bis zu 90 %. dose
CAP 306

terhaut. Die operative Entfernung bzw. Sklero- Caplan-Syndrom → Silikoarthritis stoffe) mit initial lokal hyperämisierender, ge-
sierung ist problematisch. Capping → mRNA-Reifung folgt von anästhetischer Wirkung beim Verzehr.
CAP: Abk. für engl. community acquired pneu- Capronsäure f: engl. caproic acid; syn. Hexan- Capsicum wird äußerlich bei Muskelverspan-
monia → Pneumonie säure. Gesättigte Fettsäure* mit ranzigem Ge- nungen im Schulter-Arm- und Wirbelsäulenbe-
CAPD: Abk. für engl. continuous ambulatory ruch. Die farblose, ölige Capronsäure entsteht reich sowie bei Neuropathie, Pruritus und Zos-
peritoneal dialysis → Peritonealdialyse bei der Buttersäuregärung, z. B. durch Darm- ter-Schmerz angewandt.
C Capdepont-Syndrom → Dentinogenesis im- bakterien, und ist als Glycerinester in Butter Formen: Je nach Aussehen, Verwendungszweck,
perfecta und anderen Fetten enthalten. Geschmack u. a. Unterscheidung in:
Capgras-Syndrom n: engl. Capgras’ syndrome; CAPS n: engl. cold-induced autoinflammatory syn- – Gemüsepaprika und Tomatenpaprika: flei-
syn. Doppelgängersyndrom. Wahnhafte Perso- drome 1 (Abk. CIAS-1-Syndrom); syn. Cryopyrin- schig, vitaminreich (Vitamin C), fast frei von
nenverkennung, bei welcher der Betroffene eine assoziiertes periodisches Syndrom. Sammelbe- Capsaicin (kein scharfer Geschmack)
ihm bekannte Person nicht identifizieren kann, zeichnung für autosomal-dominant erbliche au- – Gewürzpaprika: edelsüßer Paprika, halbsü-
sondern für einen Doppelgänger hält. Nahe ste- toinflammatorische* Erkrankungen infolge ßer Paprika (Gulyas), Rosenpaprika, scharfer
hende Personen erscheinen wie durch Schau- Gendefekt im CIAS1-Gen (codiert Cryopyrin, Paprika, Merkantilpaprika (aus Abfällen).
spieler ersetzt. Die Verkennung kann sich auch Genlocus 1q44). Capsid → Kapsid
auf Tiere oder Gegenstände beziehen. Pathogenese: Gendefektbedingte Funktions- Caø psula → Kapsel [Begriffsklärung]
Vorkommen: steigerung (Gain-of-Function-Mutation) des Caø psula glomeruli → Bowman-Kapsel
– Paranoides Syndrom* Proteins NALP-3; bewirkt verstärkte Entzün- Caø psula inteø rna f: engl. internal capsule. Mark-
– hirnorganische Erkrankungen, z. B. De- dungsreaktion des Inflammasoms und aktiviert schicht des Großhirns (Telenzephalon*) zwi-
menz*, Delir*. Caspase-1, resultierend in vermehrter Freiset- schen Nucleus* caudatus und Thalamus* sowie
capillaris: Haarförmig, haarfein. zung von Interleukin-1. Putamen* und Pallidum, welche die Großhirn-
Capillaritis aø lba f: engl. atrophie blanche. Ober- Klinik: Bei allen Formen Hautausschlag, rezidi- rinde über somatotop gegliederte Faserverbin-
flächliche Arteriolitis bzw. Kapillaritis. Es ent- vierendes Fieber (hereditäres periodisches Fie- dungen mit subkortikalen Zentren verbindet.
stehen weiße atrophische Herde. Sie sind teil- bersyndrom), Kopfschmerzen, Gelenkschmer- Anatomie: Makroskopische Unterteilung:
weise klein und rundlich-oval, teilweise bis zen, Konjunktivitis; je nach Form weitere Mani- – Crus anterius capsulae internae (vorderer
handtellergroß und sehr schmerzhaft, bizarr festationen (siehe unten). Kapselschenkel): zwischen Nucleus caudatus
gestaltet, oft netzförmig und leicht eingesun- Einteilung: Nach Schweregrad, z. T. Genotyp- und Putamen gelegen; enthält den absteigen-
ken. Begleitet werden sie von Teleangiektasien Phänotyp-Korrelation den Tractus frontopontinus sowie den auf-
bzw. bis zu stecknadelkopfgroßen, randständi- – Familiäre Kälteurtikaria (Abk. FCU): leichte steigenden vorderen Thalamusstiel (Fasern
gen Kapillaren. Siehe Abb. Verlaufsform mit (kurzen) Fieberschüben vom Thalamus zum Frontallappen)
Histologie: Hyalinisierung von dermalem Bin- und Urtikaria; Auslösung der Symptome – Genu capsulae internae (Kapselknie): zwi-
degewebe und Gefäßen. durch Kälte schen Crus anterius und Crus posterius gele-
Lokalisation: – Muckle-Wells-Syndrom: mittelschwere Form gen; enthält den Tractus corticonuclearis
– Meist Knöchelregion, Fußrücken mit Hörverlust, neurologischer Symptomatik – Crus posteriurs capsulae internae (hinterer
– besondere Manifestation im Stadium II der und inkonstant auftretender systemischer Kapselschenkel): zwischen Thalamus und Pu-
chronisch-venösen Insuffizienz*. Amyloidose (Typ AA-Amyloidose) tamen gelegen; enthält den Tractus cortico-
– NOMID (Abk. für neonatal onset multisyste- spinalis (Pyramidenbahn*), den Tractus tem-
mic inflammatory disease; Syn.: CINCA, Abk. poropontinus, den oberen und hinteren Tha-
für chronic infantile neurological cutaneous lamusstiel sowie Teile der Hör-und Sehbahn.
and articular syndrome): schwere Verlaufs- Siehe Abb.
form mit oft konnatal bestehender, kontinu- Gefäßversorgung: Das Crus anterius wird durch
ierlicher Entzündungsaktivität; typischer- die Aa. centrales anteromediales (aus A. cerebri
weise meist bei der Geburt oder in der Neuge- anterior) und durch die A. centralis longa ver-
borenenzeit beginnender Hautausschlag; sorgt. Das Genu wird durch die Aa. centrales an-
z. T. Frühgeburtlichkeit; chronische asepti- terolaterales (aus A. cerebri media) versorgt. Das
sche Meningitis, Uveitis, Papillenödem; Kno- Crus posterius wird durch die A. choroidea ante-
chen- und Gelenkbeteiligung mit hypertro- rior (aus A. carotis interna) versorgt.
phen Knochen, vergrößerten Kniescheiben; Klinische Bedeutung: Die Capsula interna ist
progressiver Hörverlust, neurologische Symp- ein häufiger Manifestationsort von Schlaganfäl-
Capillaritis alba [77]
tomatik und inkonstant auftretende systemi- len oder intrazerebralen Blutungen, bei denen
sche Amyloidose (Typ AA-Amyloidose). eine kontralaterale spastische Hemiparese
Capillitium n: Behaarte Kopfhaut. Prognose: Bei FCU keine bleibenden Beein- droht.
Capiøstrum n: engl. bandage. Kopfbindenver- trächtigungen, durchschnittliche Lebenserwar- Capture Beat → Kammertachykardie
band mit senkrechten Wangentouren und waa- tung. Caø put femoris m: engl. femoral head; syn. Ober-
gerechten Hals- und Stirntouren (Capistrum Differenzialdiagnose: Chronische Urtikaria*. schenkelkopf. Kugelförmiger Gelenkkopf des
duplex). Beim Capistrum simplex bleiben Ohr Capsella bursa-pastoris → Hirtentäschel Femurs*, der medial auf dem Schenkelhals*
und Wange der einen Seite frei. Caø psicum n: Pflanzen aus der Familie der sitzt. Bis auf die medial gelegene Fovea capitis
capitatus: Mit einem Kopf versehen. Nachtschattengewächse (Solanaceae). Ihre femoris ist er großflächig überknorpelt. Er arti-
Capitulum n: Köpfchen; z. B. Capitulum hume- Früchte (Capsici fructus) enthalten unterschied- kuliert mit dem Acetabulum* und dem Lig.
ri (Humerusköpfchen für Art. humeroradialis). lich große Mengen an Capsaicinoiden (Scharf- transversum acetabuli.
307 Carey-Coombs-Geräusch

Carabelli-Höcker → Tuberculum anomale


dentis
Carate → Pinta
Carb-: syn. Karb-. Wortteil mit der Bedeutung
Kohlenstoff oder Kohle.
Carbacholtest [Urologie] m: Differenzialdiag-
nostisches Verfahren bei neurogener Blasenent- C
leerungsstörung* mit Denervierung des Detru-
sor vesicae infolge infranukleärer, neuromotori-
scher Läsion. Nach der Gabe von Carbachol
kommt es bei Denervierung zu einem intravesi-
kalen Druckanstieg ≥ 20 cmH2O. Die noch in-
takte Detrusormuskulatur zeigt vermutlich ei- Carcinoma in situ: Befund der Portio; erhebliche
ne Denervierungsüberempfindlichkeit auf cho- Architekturstörung des Plattenepithels, atypische
linerge Substanzen. Zellkerne, zahlreiche Mitosen (Pfeile) und scharfe
Carbacholtest [Pulmologie] m: engl. carbachol Begrenzung durch die erhaltene Basal-
test. Unspezifischer bronchialer Provokations- membran (a). [37]
test* zur Ermittlung bronchialer Hyperreaktivi-
tät*.
Carbamazepin n: engl. carbamazepine. Mit den
trizyklischen Antidepressiva strukturverwand- die Basalmembran* noch nicht durchbrochen
tes Antiepileptikum (Caboxamidderivat). Car- hat. Es findet sich überwiegend an Zervix,
bamazepin reduziert u. a. die Fortleitung kon- Harnblase, Schleimhäuten des Kopfes, Ösopha-
Capsula interna: Horizontalschnitt durch das Gehirn
vulsiver Entladungen und hemmt die synapti- gus, Trachea und Haut. Im Verdauungstrakt
in Höhe der Kerne mit schematisch eingezeichneten
sche Reizübertragung im spinalen Trigeminus- wird die nichtinvasive Karzinomvorstufe als
Projektionsbahnen; a: Crus anterius capsulae
kern. Carbamazepin wird zur Behandlung von high-grade intraepitheliale Neoplasie und im
internae; b: Genu capsulae internae; c: Crus posterius
Epilepsien und der Trigeminus-Neuralgie ein- Uterus als komplexe Hyperplasie mit Atypien
capsulae internae; d: Radiatio acustica; e: Fibrae
gesetzt. (Endometriumhyperplasie*) bezeichnet. Siehe
temporopontinae; f: Radiatio optica, Fibrae occipito-
Carbamid → Harnstoff Abb.
pontinae; g: Radiatio thalami posterior; h: Tractus
Carbo m: Kohle. Histologie: Intraepitheliale Neubildung mit
corticospinalis (Bein); i: Tractus corticospinalis (Arm);
Carbogeø n n: engl. carbon dioxide and oxygen. hochgradigen architekturellen, zellulären und
k: Tractus corticonuclearis; l: Tractus frontopontinus
Atemstimulierendes Gemisch aus 95 % O2 und nukleären Atypien, die einem Karzinom ent-
(Querschnitt); m: Radiatio thalami anterior
5 % CO2. Man verwendet Carbogen bei Intoxika- sprechen. Das Carcinoma in situ ist noch nicht
(Querschnitt); n: Tractus frontopontinus; o: Radiatio
tionen mit Atemgiften*. metastasierungsfähig, da die Basalmembran
thalami anterior. [5]
Carboneum → Kohlenstoff noch nicht infiltriert ist. Es gilt als obligates An-
Carboplatin n: Zytostatikum (Alkylans), das fangsstadium eines Karzinoms und ist vom
durch Vernetzung von DNA-Strängen diese Mikro- bzw. Frühkarzinom (Basalmembran be-
Caø put galeatum n: Eihaut-Anteile, die bei der funktionsunfähig macht. Carboplatin wird zur reits durchbrochen) histologisch abzugrenzen.
Geburt des Kindes den Kopf wie eine Haube be- Behandlung von malignen Tumoren wie Ovari- Cardiac Index → Herzindex
decken. al-, Bronchial-, Plattenepithel- und Zervixkarzi- Cardiac Output → Herzminutenvolumen
Caø put medusae n: engl. Medusa’s head. Venen- nomen eingesetzt. Häufige UAW sind Myelo- Cardiac Power Index: Parameter der myokar-
erweiterung mit zentral zusammenlaufenden suppression, gastrointestinale Beschwerden dialen Kontraktilität (Nachlast).
gestauten, geschlängelten Venen. Der Begriff und Ototoxizität mit Hörstörungen und Tinni- Cardiac Power Output: Abk. CPO. Parameter
wird sowohl für Gefäßveränderungen an der tus. der myokardialen Leistungsfähigkeit (Nach-
Bauchdecke als auch an den Hirngefäßen ver- Carboxyhämoglobin → Hämoglobin last). Er gilt als Prädiktor für die Krankenhaus-
wendet. Carboxyhämoglobin → Kohlenmonoxidinto- mortalität bei kardiogenem Schock*. Der Refe-
Vorkommen: xikation renzbereich liegt in Ruhe bei 0,6–0,8 W.
– Als klinischer Befund: paraumbilikal mit Carboxylierung f: Im biochemischen Sinne die Cardiac Resynchronization Therapy → Re-
deutlicher Venenzeichnung in der Bauchde- enzymatische Übertragung einer Carboxylgrup- synchronisationstherapie, kardiale
cke bei Behinderung des Blutabflusses inner- pe durch eine Carboxylase von einer prostheti- cardiøacus: engl. cardiac. Zum Herzen oder Ma-
halb der Bauchhöhle, v. a. als Umgehungs- schen Gruppe, meist Biotin, auf ein organisches genmund gehörend.
kreislauf von der Pfortader über die Venae pa- Substrat. Beispiel ist die Übertragung der Carb- cardialis: engl. cardiac. Zum Herzen gehörend,
raumbilicales zur V. cava inferior bei portaler oxylgruppe von Carboxybiotin auf Pyruvat, wo- das Herz betreffend.
Hypertension* bei Oxalacetat im Rahmen einer anapleroti- Cardiogreen: engl. indocyanine green; syn. In-
– als radiologischer Befund: im zerebralen MRT schen Sequenz für den Citratzyklus* entsteht. docyanin. Grüner Farbstoff, der früher zur Be-
mit Kontrastmittel bei venöser vaskulärer Carbuø nculus → Karbunkel stimmung des Herzminutenvolumens mit
Malformation* (erweiterte Sammelvene mit Carcinoma → Karzinom Farbstoffverdünnungsmethode* verwendet
radiärer Einmündung geschlängelter Venen). Carcinoma embryonale → Teratokarzinom wurde.
Caø put oø bstipum → Torticollis Carcinoma in situ n: engl. preinvasive carcino- Carey-Coombs-Geräusch → Coombs-Ge-
Caø put succedaneum → Geburtsgeschwulst ma; syn. präinvasives Karzinom. Karzinom*, das räusch
Carhart-Test 308

Carhart-Test m: engl. tone decay test. Audio- Caø ro luxurians f: engl. proud flesh. Überschie- – Typ D (Kombination von Typ B und C, venöse
metrisches Testverfahren, um eine Hörermü- ßendes Granulationsgewebe*. Drainage über den Sinus cavernosus).
dung* festzustellen. Dabei werden unter Ein- Carotine → Carotinoide Klinik:
wirkung eines knapp überschwelligen Dauer- Carotinikterus m: engl. xanthoderma; syn. Ca- – Erweiterung von Venen der Sklera
tons Veränderungen der Hörschwelle* im zeitli- rotinodermie. Gelbfärbung der Haut ohne – Bindehautschwellung (Chemosis*)
chen Verlauf erfasst. Schleimhäute und Konjunktivae. Ursache ist ei- – (pulsierender) Exophthalmus*
C Caø ries siøcca f: engl. dry caries. Form der Gelenk- ne Hypercarotinämie aufgrund übermäßigen – pulssynchrones Ohrgeräusch
tuberkulose (Arthritis* tuberculosa), v. a. am Genusses carotinhaltiger Nahrungsmittel oder – evtl. Störungen von hier liegenden Hirnner-
Schulter- und Hüftgelenk. der Einnahme von Provitamin A. Ebenfalls zu- ven (II, IV, VI) mit Beeinträchtigung der Au-
Carina tracheae f: engl. carina of trachea. In grunde liegen können ein nephrotisches Syn- genbewegung (Doppelbilder, Ophthalmople-
das Lumen der Trachea* ragende Leiste auf der drom*, eine Hypothyreose* oder der ungenü- gie)
Höhe der Bifurcatio tracheae. Die Carina trachea gende Abbau von Carotinoiden* mit Ablage- – Sehstörungen
ist von unverhorntem Plattenepithel* bedeckt. rung in der Haut. – Glaukom*
Carlens-Tuø bus → Doppellumentubus Therapie: Bei Nahrungsmittelumstellung bzw. – Gefahr von zerebralen Thrombosen.
Carleton-Flecken m pl: engl. Carleton’s spots. Behandlung der Grunderkrankung ist der Caro- Diagnostik:
Auf Röntgenaufnahmen als Flecken sichtbare, tinikterus selbstlimitierend. – CT
herdförmige Osteoperiostitis im Rahmen einer Carotinoide n pl: engl. carotenoids. Zu den Li- – MRT
Gonorrhö* als Zeichen einer septischen Absied- pochromen* gehörende, im Pflanzen- und Tier- – Hirngefäß-Angiografie.
lung. reich weit verbreitete Klasse gelber und roter Therapie: Embolisation:
Carnett-Test m: Klinische Untersuchungsme- Farbstoffe. Carotinoide sind beteiligt an der – Über Katheterisierung zuführender Arterien
thode zur Einschätzung und Differenzialdiag- Energieübertragung bei der Fotosynthese*, (A. carotis interna, externa)
nose von Bauchschmerzen. Der Carnett-Test ist schützen Zellen vor schädigendem Lichtein- – venös über Mikrokatheter (V. ophthalmica).
negativ, wenn Anwinkeln der Beine oder Anhe- fluss, fungieren als Provitamin A und insbeson- Carotissinus-Syndrom → Karotissinus-Syn-
ben des Kopfes Schmerzlinderung bewirkt. Er dere Betacarotin besitzt eine antioxidative Wir- drom
ist positiv, wenn Anspannung der Bauchmus- kung. Carpenter-Effekt → Ideomotorik
kulatur persistierende oder vermehrte Schmer- Vorkommen: In Pflanzen zu über 90 % in den Carpus → Ossa carpi
zen bewirkt (beispielsweise bei Bauchwandher- Blättern. Im tierischen Organismus vorkom- Carrier [Immunsystem] m: Hochmolekulare
nie, Interkostalneuralgie, Rippenfraktur, Ent- mende Carotinoide sind pflanzlichen Ur- Substanz (häufig ein Protein), an die Haptene
rapmentsyndrom eines Nervus cutaneus abdo- sprungs, da Tiere diese nicht de-novo syntheti- gekoppelt werden. Die niedermolekularen Hap-
minalis). sieren können. Carotinoide kommen v. a. in gel- tene sind als Antigene zu klein, weshalb sie ei-
caø rneus: Fleischig. bem und orangefarbenem Gemüse und Obst nen Carrier benötigen, um eine Immunant-
Carnitin n: engl. carnitine; syn. 3-Hydroxy-4- vor, Xanthophylle neben Chlorophyll* in grü- wort* auszulösen.
(trimethylammonium)butanoat. Vitaminähn- nen Pflanzen. Carrier [Mikrobiologie] m: Krankheitsüberträ-
liche Verbindung aus der Gruppe der Betaine. Carotis-Sinus-cavernosus-Fiøstel n: engl. ca- ger.
Carnitin wird im tierischen und menschlichen rotid-cavernous aneurysm; syn. Carotis-Sinus-ca- Carrión-Krankheit → Bartonellosen
Organismus synthestisiert und dient als Carrier vernosus-Aneurysma. Bezeichnung für unter- Carter-Robbins-Test m: Veraltetes Verfahren
beim Transport aktivierter Acetyl- und Acyl- schiedliche Formen von arteriovenösen Fisteln zur Differenzialdiagnose von psychogener Poly-
Gruppen durch die innere Mitochondrien- zwischen A. carotis und Sinus cavernosus. Es dipsie und Diabetes* insipidus. Beim Carter-
membran zur Betaoxidation. Hohe Konzentra- gibt direkte und indirekte Fisteln. Betroffene Robbins-Test wird eine hypertone Kochsalzlö-
tionen liegen im Nebenhoden, eine diagnosti- zeigen Bindehautschwellung, pulsierenden Ex- sung zur Stimulation der Osmosensoren infun-
sche Bestimmung erfolgt im Rahmen einer ophthalmus, pulssynchrones Ohrgeräusch so- diert. Anschließend werden die Plasmakonzent-
Spermauntersuchung*. wie gelegentlich Hirnnervenstörungen. ration von ADH und die Harnosmolarität be-
Bedarf: Das natürlich vorkommende Carnitin Einteilung: stimmt.
ist L-konfiguriert (Levocarnitin). Die Eigensyn- – Direkte Fisteln: meist traumatisch zwischen Cartilagines laryø ngis f pl: engl. laryngeal carti-
these erfolgt aus Methionin und Lysin, zusätz- A. carotis interna und Sinus cavernosus infol- lages. Kehlkopfknorpel aus hyalinem und/oder
lich wird Carnitin über fleischhaltige Nahrung, ge: 1. frontobasaler Schädelfrakur mit Caro- elastischem Knorpel, die das knorplige Skelett
Milch(produkte), Obst, Gemüse und Vollkor- tisverletzung 2. spontaner Ruptur eines Ca- des Kehlkopfes bilden. Sie bestehen aus den un-
nerzeugnisse aufgenommen. Der errechnete Be- rotis-Aneurysmas* in den Sinus cavernosus paarigen Cartilago thyroidea, Cartilago cricoi-
darf für einen 70 kg schweren Erwachsenen be- – indirekte (durale) Fisteln: Gefäßanastomosen dea und Cartilago epiglottica sowie den paari-
trägt 0,23 mg/kg KG; die tägliche Aufnahme zwischen Carotis-Ästen und Sinus caverno- gen Cartilagines arytenoideae, Cartilagines cu-
mit der Nahrung entspricht ca. 32 mg. sus: 1. spontan 2. nach Sinusitis oder Sinus- neiformes und Cartilagines corniculatae.
Anwendung: L-Carnitin wird therapeutisch an- cavernosus-Thrombose. Cartilagines tracheales f pl: engl. tracheal carti-
gewendet zur Substitution dialysebedingter Einteilung nach Barrow: lages; syn. Trachealknorpel. Hyaline spangen-
Carnitinverluste, bei Kardiomyopathie und bei – Typ A (Verletzung der A. carotis interna im förmige Knorpel, die das Grundgerüst der Tra-
Carnitin-Defizit. Als Schlankheitsmittel oder intrakavernösem Segment) nach Trauma, chea* bilden. Die 16 bis 20 Knorpel sind zur
zum Fettabbau bei Übergewicht wird es als z. B. Schädelbasisverletzung Rückwand hin offen und seitlich über die Ligg.
Nahrungsergänzungsmittel angeboten (fehlen- – Typ B (arteriovenöse Fisteln, spontan oder anularia trachealia miteinander verbunden.
der klinischer Wirksamkeitsnachweis). traumatisch) cartilagineus: engl. cartilaginous. Knorpelig,
Carnivora m pl: syn. Karnivoren. Ordnung der – Typ C (durale arteriovenöse Fisteln in der Si- z. B. Meatus acusticus externus cartilagineus
Säugetiere. nuswand) (knorpeliger Anteil des äußeren Gehörgangs).
309 Cast

Cartilago articularis f: engl. articular cartilage. on), die später unter Bildung einer Synostose* Anwendung: Casein ist Hauptbestandteil von
Gelenkknorpel, der Inkongruenzen der Gelenk- verknöchert. Käse und wird mithilfe von Labessenz (Lab;
körper ausgleicht und das abriebfreie Gleiten Cartilago thyroidea f: engl. thyroid cartilage; Chymosin als Labcasein oder Essigsäure als Säu-
der Gelenkbestandteile gegeneinander ermög- syn. Schildknorpel. Aus hyalinem Knorpel be- recasein) aus der Kuhmilch abgeschieden. Des
licht. Er besteht aus hyalinem Knorpel, selten stehender Anteil des Kehlkopfes. Die hinteren Weiteren wird das Milchprotein als Bindemittel
(Kiefergelenk, Sternoklavikulargelenk) auch aus Kanten ihrer Lamina dextra und ihrer Lamina für Farben, als pharmazeutischer Hilfsstoff
Faserknorpel, besitzt kein Perichondrium und sinistra tragen jeweils ein Cornu superius und (Zerfallshilfsmittel für Tabletten) sowie zur C
wird über die Synovia und benachbarte Gefäße ein Cornu inferius. Am unteren Horn artiku- Herstellung von Klebstoffen (u. a. zum Leimen
des Knochens und des Periosts ernährt. liert der Schildknorpel mit dem Ringknorpel. von Papier) verwendet. Früher diente es zur
Cartilago arytenoidea f: engl. arytenoid carti- Außen setzt die Kehlkopfmuskulatur* an. Herstellung von Kunststoffen (CS, Galalith, La-
lage; syn. Cartilagines arytaenoideae. Paariger, Cartwright-Blutgruppensystem n: engl. Cart- nital). Casein wird auch zur Bestimmung der
größtenteils aus hyalinem Knorpel bestehender, wright’s blood group system; syn. Yt-Blutgrup- proteolytischen Aktivität von Pankreaspulver
pyramidenförmiger Anteil des Kehlkopfs. Seine pensystem. Seit 1956 bekanntes Blutgruppen- und Pepsin* nach Ph.Eur.7 angewendet. Außer-
Basis trägt 2 Fortsätze: den Processus muscula- system (Symbol Yt) mit autosomal-kodominan- dem sind Casein und sein Natriumsalz (aus
ris cartilaginis arytenoideae für die Kehlkopf- ter (3 Phänotypen) Vererbung der Allele Yta Casein und Natriumhydrogencarbonat) gute
muskeln und den Processus vocalis für die (Häufigkeit bei Weißen und bei Schwarzen in Emulgatoren (z. B. für Caseinsalben) und Gel-
Stimmbänder. Gelenkig mit der Ringknorpel- den USA fast 100 %) und Ytb. bildner, wobei die Empfindlichkeit gegen Säu-
platte verbunden (Art. cricoarytenoidea) regu- Caruø ncula f: engl. caruncle. Im Allgemeinen ren und Kalziumsalze zu beachten ist.
liert er Spannung und Stellung der Stimmbän- Knötchen aus lockerem Bindegewebe, das ein Case Report Forms → Studie, klinische
der. gewundenes und erweitertes Gefäß enthält. CAS-Nummer f: engl. CAS-number; syn. Chemi-
Cartilago costalis f: engl. costal cartilage. Rip- Beispiele: cal Abstracts Service-Nummer. International
penknorpel, welcher zusammen mit dem Os – Caruncula lacrimalis (Tränenwärzchen): verbindliche numerische Kennzeichnung für
costale die Rippe bildet. Sich ventral an das Cor- Schleimhauthöcker im medialen Augenwin- chemische Stoffe. Die für jeden bekannten Stoff
pus costae anschließend krümmt sich das knor- kel eindeutige CAS-Nummer besteht aus 3 durch
pelige Endstück nach kranial Richtung Ster- – Caruncula sublingualis: beidseits des Fren- Bindestriche getrennte Zahlen. Isomere eines
num* und findet im Rippenbogen indirekt an ulum linguae liegende Schleimhauthöcker, Moleküls haben z. B. verschiedene CAS-Num-
dieses Anschluss oder endet frei. Verkalkt der jeweils mit gemeinsamer Mündung von Duc- mern.
Knorpel altersbedingt, wird die Bewegungsfrei- tus submandibularis und Ductus sublingua- Caspari-Operation f: Arthroskopisches Verfah-
heit eingeschränkt. lis ren zur Refixation der anteroinferioren Liga-
Cartilago cricoidea f: engl. cricoid cartilage. – Caruncula hymenalis: nach einer Geburt an menta glenohumeralia und des Labrum gleoni-
Größtenteils aus hyalinem Knorpel bestehender der Vaginalwand verbleibender Rest des Hy- dale (sog. AIGHL-Labrum-Komplex) nach vor-
siegelringförmiger Anteil des Kehlkopfes auf mens derer Schultergelenkluxation*. Die Nachbe-
Höhe des 6. Halswirbels. Er setzt sich aus der – Caruncula urethralis: weiche, leicht blutende handlung besteht aus postoperativer Ruhigstel-
dorsalen Lamina cartilaginis cricoideae und Schleimhautwucherung (polypöses Adenom) lung im Gilchrist-Verband für mindestens
dem ventralen Arcus cartilaginis cricoideae zu- an der äußeren Harnröhrenöffnung der Frau. 4 Wochen sowie Physiotherapie mit limitierter
sammen und ist mit Schildknorpel und Ary- Carvajal-Syndrom n: engl. Carvajal syndrome. Bewegung.
knorpel gelenkig verbunden. Hereditäre, autosomal-rezessiv erbliche, dilata- Vorgehen:
Bestandteile: tive Kardiomyopathie* mit Haaranomalie (sog. – Durchstechen des AIGHL-Labrum-Komple-
– Dorsale Lamina cartilaginis cricoideae mit woolly hair) und Palmoplantarkeratose. xes mit nichtresorbierbarem Nahtmaterial
den Facies articulares arytenoideae für die Ätiologie: DSP-Genmutation (Genlocus 6p24.3), – Ausleitung der Fäden transglenoidal-transos-
Verbindung mit dem Aryknorpel allelisch zu Typ 8. sär von anterior nach posterior
– ventraler Arcus cartilaginis cricoideae Carvedilol n: Antihypertensivum aus der Grup- – Verknotung auf der Faszie des M. infraspina-
– Facies articularis thyroidea an der Verbin- pe der Beta-Rezeptoren-Blocker, das auch als Al- tus.
dung von Ringknorpelplatte und Ringknor- pha*-Rezeptoren-Blocker wirkt. Es wird bei Casper-Regel f: engl. Casper’s rule. Regel zur
pelbogen für das Gelenk mit dem Schild- Herzinsuffizienz*, KHK und arterieller Hyper- Abschätzung der Todeszeit bzw. Leichenliege-
knorpel. tonie* eingesetzt. Häufige Nebenwirkungen zeit. Die Casper-Regel besagt, dass vergleichba-
Cartilago epigloø ttica f: engl. epiglottic carti- sind Schwindel und Müdigkeit. Es darf nicht re Fäulnisveränderungen eintreten an der Luft
lage; syn. Kehldeckelknorpel. Blattförmiger An- bei dekompensierter Herzinsuffizienz und ob- nach 1, im Wasser nach 2 und im Erdgrab nach
teil des Kehlkopfes aus elastischem Knorpel. Die struktiven Atemwegserkrankungen* verwendet 8 Wochen.
Epiglottis* bildend ist er über den Stiel (Petio- werden. Wechselwirkungen bestehen mit Vera- Casserio-Muskel → Musculus brachialis
lus*) am Schildknorpel befestigt und legt sich pamil, Herzglykosiden* und Antidiabetika*. Cassia angustifolia → Sennesblätter
beim Schluckakt über den Larynx. Caryophylli aetheroleum → Nelkenöl Cassia senna → Sennespflanze, Alexandriner
Cartilago epiphysialis f: engl. epiphysial carti- Casal-Halsband → Pellagra Cassirer-Syndrom n: engl. Cassirer’s syndrome;
lage; syn. Wachstumsfuge. Epiphysenfugen- Casein n: engl. casein(ogen). Phosphorhaltiges syn. Acroasphyxia chronica hypertrophica. Ak-
knorpel, oft Wachstumsfuge genannt, eine Milchprotein (25 g/l Milch), das sich elektropho- rozyanose* mit vasomotorisch-trophischer Stö-
Form der Synchondrose*, die verschiedene An- retisch in α-, β-, γ- und δ-Casein trennen lässt rung der Haut und Sensibilitätsstörungen* in-
lagen eines Knochens miteinander verbindet. (Elektrophorese). Casein besitzt als Eiweiß am- folge Dysregulation des vegetativen Nervensys-
Die Cartilago epiphysialis ist im embryonalen pholytischen Charakter, der isoelektrische tems.
und kindlichen Wachstumsalter eine Zone des Punkt liegt bei pH 4,7. Cast → Inhalationstrauma, thermisches
chondralen Wachstums (enchondrale Ossifikati- Cast → Kunststoffverband
Castillo-Syndrom 310

Castillo-Syndrom n: engl. Castillo’s syndrome; Cavafilter n: engl. inferior vena cava filter (Abk. Unterteilung:
syn. Sertoli-cell-only-Syndrom. Histopathologi- IVC filter); syn. Vena-cava-Filter. Zur Vena*-cava- – Vestibulum laryngis: vom Aditus laryngis bis
sches Erscheinungsbild mit einem fokalen oder Blockade eingesetzter Metallfilter, um das Ab- zu den Plicae* vestibulares reichend
kompletten Verlust des Keimepithels des Ho- schießen von Thromben aus den unteren Extre- – Cavitas laryngis intermedia: von den Plicae
dens, das erstmals 1947 von Del Castillo et al. mitäten und dem Beckenraum Richtung große vestibulares bis zu den Stimmfalten rei-
beschrieben wurde. Klinische Zeichen sind In- Lungenarterien zu verhindern. Indikationen chend, beiderseits flankiert von einer blind
C fertilität, z. T. auch Störung der testikulären sind Beckenvenen- und tiefe Beinvenenthrom- im Sacculus laryngis endenden Schleimhaut-
und hypophysären Hormone. bose, rezidivierende Lungenembolien* und bucht (Ventriculus* laryngis)
Castle-Faø ktor → Intrinsic-Faktor sonst nicht beherrschbare Risikosituationen für – Cavitas infraglottica: von den Stimmfalten
Castleman-Krankheit f: engl. Castleman’s dis- eine Lungenembolie. bis zum unteren Rand des Schildknorpels rei-
ease; syn. Morbus Castleman. Pathologische Hy- Cava-inferior-Syndrom → Vena-cava-Kom- chend.
pertrophie der Lymphknoten mit angiofolliku- pressionssyndrom Caø vitas medullaris f: engl. medullary cavity;
lärer Lymphknotenhyperplasie, uni- oder mul- Cavakatheter → Venenkatheter, zentraler syn. Knochenmarkhöhle. Einheitlicher Raum
tizentrisch. Die Patienten präsentieren sich mit Cava-supeø rior-Syndrom: Abk. für → Vena-ca- im Schaft von Röhrenknochen, der mit Kno-
Lymphadenopathie* oder unspezifischen Symp- va-superior-Syndrom chenmark ausgefüllt ist.
tomen, diagnostiziert wird mittels Lymphkno- caø ve: Vermeide! Hüte dich vor …! Vorsicht! Be- Caø vitas peø lvis f: engl. pelvic cavity; syn. Becken-
tenbiopsie. Bei der lokalisierten Form ist die achte! höhle. Körperhöhle, in der sich die Beckenorga-
chirurgische Resektion anzustreben, bei multi- Caø vea thoracis f: engl. thoracic cage; syn. Brust- ne befinden. Man unterscheidet zwischen gro-
zentrischem Befall ist eine systemische Therapie korbhöhle. Durch den Thorax* begrenzte Kör- ßem Becken (Pelvis major, oberhalb der Linea
mit Immunmodulatoren vorzuziehen. perhöhle. Sie lässt sich topografisch unterteilen terminalis) und dem für den Geburtsvorgang
Einteilung: Man unterscheidet 2 Formen der in die 2 serösen Pleurahöhlen*, die seröse Herz- maßgeblichen kleinen Becken (Pelvis minor,
Castleman-Krankheit: eine unizentrische (loka- beutelhöhle und das Mediastinum*. Die Brust- unterhalb der Linea terminalis).
lisierte) Form, mit dem Befall eines einzelnen höhle beherbergt wichtige Organe wie Herz* Caø vitas pericardiaca f: engl. pericardial cavity;
Lymphknotens, und eine multizentrische und Lunge* und wird von zahlreichen Leitungs- syn. Perikardhöhle. Spalt zwischen Lamina vis-
Form, bei der sich der Befall multipler Lymph- strukturen durchzogen. ceralis (Epikard*) und Lamina parietalis des Pe-
knoten zeigt. Abgrenzung: rikards* (Herzbeutel). Die mit Flüssigkeit (10–
Cataraø cta → Katarakt – Knöcherner Thorax mit Apertura thoracis su- 20 ml) gefüllte Herzbeutelhöhle dient als rei-
Cataraø cta brunescens f: engl. brunescent cata- perior und Apertura thoracis inferior: 1. 1. bungsarmer Verschieberaum für die Volumen-
ract. V. a. beim Altersstar (Katarakt*, Cataracta bis 12. Brustwirbel 2. 1. bis 12. Rippe 3. Ster- änderungen während der Systole* und Diasto-
senilis) vorkommender bräunlich schwärzlicher num* le*. Entzündungen oder Einblutungen in die
Kernstar. – Zwerchfell* als kaudale Grenze zur Bauch- Herzbeutelhöhle führen zum Perikarderguss*
Cataraø cta senilis → Katarakt höhle mit Gefahr der Perikardtamponade*.
Catecholaminergic Polymorphic Ventricular – Bindegewebe des Halses mit Leitungsstruk- Caø vitas pleuralis → Pleurahöhle
Tachycardia: Abk. CPVT. Katecholaminerge turen als kraniale Grenze. Caø vitas thoracis → Cavea thoracis
polymorphe ventrikuläre Tachykardie*. Es han- Caø vitas abdominis f: engl. abdominal cavity; Caø vitas uø teri n: engl. uterine cavity; syn. Gebär-
delt sich um eine Form des primären hereditä- syn. Cavitas abdominalis. Körperhöhle, in der mutterhöhle. Kegelförmiger, 7–8 cm langer
ren Arrhythmiesyndroms (kardiale Ionenkanal- sich die Bauchorgane befinden. Sie wird vorne Hohlraum innerhalb des Corpus uteri. Er ist
erkrankung*). Auslösender Faktor ist Stress und seitlich von den Bauchwandmuskeln ver- mit dem Eileiter* sowie der Vagina* verbunden
bzw. eine körperliche oder emotionale Belas- schlossen, hinten von der Rückenmuskulatur. und nimmt im Fall der Schwangerschaft den
tung. Mögliche Symptome sind Palpitationen*, Nach oben wird sie durch das Zwerchfell*, nach kindlichen Organismus auf. Er vergrößert dabei
Synkopen* und kardial bedingte epileptische unten durch den Beckenboden* begrenzt. sein Volumen etwa um das Hundertfache auf
Anfälle. Es droht die Gefahr des plötzlichen Einteilung: Die Bauchhöhle wird untergliedert rund 5 Liter. Auch zur Verhütung genutzte Int-
Herztods. in: rauterinpessare werden in die Cavitas uteri ein-
Catgut n: Chirurgisches Nahtmaterial* aus – Peritonealhöhle (Cavitas peritonealis): mit geführt.
Darmsaiten (Kollagenfasern) von Säugetieren, Peritoneum* ausgekleidet Caø vum Douglasi → Douglas-Raum
das während der Wundheilung* resorbiert wird. – Extraperitonealraum (Spatium extraperito- Caø vum epidurale → Epiduralraum
Die Verwendung von Catgut ist in der Human- neale): mit Spatium retroperitoneale (Retro- Cayennepfeffer → Capsicum
medizin obsolet wegen der Gefahr von BSE-Ri- peritonealraum*), Spatium* retropubicum C-Bogen m: engl. C-shaped frame. Röntgengerät
sikomaterial. Stattdessen werden heutzutage und Spatium retroinguinale. mit bogenförmiger, fester Verbindung zwischen
synthetisch-resorbierbare Materialien einge- Caø vitas deø ntis → Zahn Röntgenröhre und Röntgenbildverstärker*. Es
setzt. Caø vitas laryø ngis f: engl. laryngeal cavity. Innen- ist fahrbar oder an Decke bzw. Fußboden mon-
Cat Scratch Disease → Katzenkratzkrankheit raum des Kehlkopfes vom Aditus laryngis bis tiert und wird für die Durchleuchtung* verwen-
Caudasyndrom → Kaudasyndrom zum Unterrand des Schildknorpels. Er lässt sich det. Der C-Bogen wird eingesetzt bei unfallchi-
caudatus: engl. caudate. Geschwänzt, z. B. in eine obere Etage (Vestibulum* laryngis), eine rurgischen oder orthopädischen Operationen so-
Nucleus* caudatus. mittlere Etage (Cavitas laryngis intermedia) und wie zur Platzierung von Kathetern bei Herzka-
Causa f: Ursache, Grund. eine untere Etage (Cavitas infraglottica) unter- theterisierung* und Interventionsradiologie.
CAV: Abk. für Caveolin codierendes Gen → teilen und wird bis auf die Stimmfalten von re- CBRNE: Abk. für chemisch, biologisch, radiolo-
Kardiomyopathie spiratorischem Epithel ausgekleidet. Larynx* gisch bzw. nukleär oder explosiv → Katastrophe
CAV: Abk. für Caveolin codierendes Gen → (Abb. dort). CCA: Abk. für engl. choriocarcinoma → Chori-
Long-QT-Syndrom onkarzinom
311 CEE-Virus

Fovea capitis (CDAD) schwerste Erkrankungen wie die pseu-


domembranöse Enterocolitis und das häufig
Fossa Caput
tödliche toxische Megakolon*. Mit der Surveil-
trochanterica Trochanter lance sollen Daten gewonnen und CDAD-Aus-
major
Collum brüche früher entdeckt werden.
Crista CD4/CD8-Quotient m: engl. CD4/CD8 ratio.
intertrochanterica CCD CCD
Verhältnis der T*-Helferzellen (CD4+-T-Lym- C
Trochanter minor Trochanter phozyten) zu zytotoxischen T*-Lymphozyten
minor (CD8+-T-Lymphozyten). Der Quotient dient als
Linea pectinea
immunologischer Verlaufsparameter bei HIV*-
Tuberositas glutea
Erkrankung und hat prognostische Bedeutung.
CCD-Winkel: Der Winkel, den die Längsachse des Schenkelhalses mit der Hauptachse des Schaftes bildet, Er wird mittels Durchflusszytometrie bestimmt.
wird als Schenkelhalswinkel oder CCD- Winkel bezeichnet. Beträgt dieser beim Erwachsenen etwa Der Referenzbereich liegt bei 2,13 G 0,92.
126° handelt es sich um eine Coxa norma. Auswertung:
– Erhöhung: 1. bei CD4-positiver T-Zell-Leu-
kämie (CLL) 2. bei Multipler* Sklerose (im
akuten Schub) 3. in der bronchoalveolären
CCD-Winkel m: engl. femoral neck-shaft angle; 1α), CCL4 (MIP-1β), CCL5 (RANTES) und CCL8 Lavage bei Sarkoidose, Berylliose oder Asbes-
syn. Centrum-Collum-Diaphysen-Winkel (auch (MCP-2) aktiviert. tose
Kollodiaphysenwinkel). Der von der Schenkel- Klinische Bedeutung: Der CCR5-Rezeptor ist – Erniedrigung: 1. bei CD8-positiver T-Zellleu-
halsachse (ausgehend vom Femurkopfzentrum) ein essenzieller Co-Rezeptor (für R5-Viren) bei kämie 2. bei akuter Virusinfektion 3. in der
und der Achse der Femurdiaphyse gebildete der Infektion von T-Lymphozyten mit HIV. Ne- bronchoalveolären Lavage bei chronisch eosi-
Winkel (sog. projizierter Schenkelhalsneigungs- ben CCR5 ist CXCR4 der wichtigste Co-Rezep- nophiler Pneumonie oder Alveolitis.
winkel). Die Bestimmung des reellen CCD-Win- tor (für X4-Viren) bei einer HIV-Infektion. Die CDE-System → Rhesus-Blutgruppensystem
kels erfolgt durch Beckenübersichtsaufnahme Blockade beider Rezeptoren stellt einen thera- CDI: Abk. für Clostridium-difficile-Infektion
anterior-posterior sowie Rippstein-Aufnahme peutischen Ansatzpunkt in der Behandlung ei- → Clostridium difficile
der Antetorsion und Abgleich mit einer Korrek- ner HIV-Infektion dar (Entry-Inhibitoren; Ma- CDI: Abk. für Clostridium-difficile-Infektion
turtabelle. Der CCD-Winkel beträgt altersab- raviroc). → Kolitis, Antibiotika-assoziierte
hängig 125°–150°. Siehe Abb. Siehe Tab. CCT: Abk. für craniale Computertomografie → CDLE: Abk. für chronic discoid lupus erythe-
Klinische Bedeutung: CT matosus → Lupus erythematodes, kutaner
– Vergrößerung bei Coxa* valga CD152 → Cytotoxic T-Lymphocyte-Associated cDNA f: engl. complementary DNA bzw. copy DNA.
– Verringerung bei Coxa* vara. Protein 4 Einzel- oder doppelsträngige DNA-Kopie einer
CD133 → Stammzelltherapie, kardiale RNA, die in vitro durch reverse Transkription
CD28: CD80- und CD86-Rezeptor für das kos- (mit Reverser Transkriptase) erhalten wird.
timulatorische Signal auf einigen T*-Lympho- RNA wird schnell degradiert, das Umschreiben
CCD-Winkel:
Altersabhängigkeit. zyten. in stabile cDNA wird zur DNA*-Klonierung so-
CD30: engl. lymphoid activation antigen CD30. wie Herstellung einer Genbibliothek* verwen-
Altersklasse Winkel Zellmembranärer Zytokin-Rezeptor, der bei Ak- det und ermöglicht die Analyse der RNA-Ex-
Neugeborenes 140°–150° tivierung über Trimerisierung, TNF-Rezeptor- pression und -Sequenz.
assoziierte-Proteine (TRAF) und NF*-κB an der CD-Nomenklatur f: engl. CD nomenclature. In-
Kleinkind 135°–140° Apoptose beteiligt ist. CD30 ist Mitglied der ternationales System für die Bezeichnung von
Schulkind 130°–140° TNF-Rezeptor-Superfamilie. Differenzierungsantigenen (cluster of differen-
Klinische Bedeutung: Expression und therapeu- tiation bzw. cluster determinants) auf der Zell-
Jugendlicher 130°
tischer Angriffspunkt z. B. bei Hodgkin-Lym- oberfläche von Leukozyten und Zellen, deren
Erwachsener 125° phom. Zellmembran-Antigene mit denen von Immun-
CD80: Ligand zur Vermittlung des kostimula- zellen identisch sind. Die Antigene werden dif-
torischen Signals über CD28 und CTLA-4 an T*- ferenziert durch monoklonale Antikörper in der
Lymphozyten. CD80 wird auf B-Lymphozyten, Durchflusszytometrie.
CCHF: Abk. für Crimean-Congo hemorrhagic Monozyten, Makrophagen, dendritischen Zel- CDSS: Abk. für → Clinical Decision Support
fever → Krim-Kongo-Fieber, hämorrhagisches len sowie T-Lymphozyten exprimiert. System
CCK: Abk. für → Cholecystokinin CD86: Ligand zur Vermittlung des kostimula- CEA: Abk. für carcinoembryonales Antigen →
CCM: Abk. für engl. cardiac contractility modu- torischen Signals über CD28 und CTLA-4 an T*- Antigen, carcinoembryonales
lation → Kontraktilitätsmodulation, kardiale Lymphozyten. CD86 wird neben T-Zellen auch CED: Abk. für chronisch-entzündliche Darmer-
CCR5-Rezeø ptor m: syn. CC-Motiv-Chemokin- auf B-Lymphozyten, Monozyten, Makrophagen krankungen → Colitis ulcerosa
Rezeptor 5. Chemokin-Rezeptor auf Makropha- und dendritischen Zellen exprimiert. CED: Abk. für chronisch-entzündliche Darmer-
gen, CD4+-Zellen, CD8+-Zellen und natürlichen CDAD-KISS: Surveillance* des häufigsten anae- krankungen → Enteritis regionalis Crohn
Killerzellen*, der zur Signalübertragung mit roben Erregers nosokomialer Infektionen Clost- Ceelen-Gellerstedt-Krankheit → Lungenhä-
Chemokinen* (z. B. Interleukine) im Rahmen ei- ridium difficile (CD), Modul im Krankenhaus- mosiderose
ner Immunreaktion wichtig ist. Der CCR5-Re- Infektions-Surveillance-System (KISS). CD ver- CEE-Virus n: engl. central european encephalitis.
zeptor wird durch seine Liganden CCL3 (MIP- ursacht neben der CD-assoziierten Diarrhö* Flavivirus, europäischer Subtyp des Erregers
Cefaclor 312

der durch Zecken übertragenen Enzephalitis ne*, das bei Infektionen der Atemwege einge- vorkommt. Eine Behandlung ist nicht möglich,
(Frühsommer*-Meningoenzephalitis) und eng setzt wird. Es ist gut wirksam gegen gramposi- der Prophylaxe dienen Gewichtsreduktion und
verwandt mit dem russisch-asiatischen Erreger- tive und gramnegative Bakterien, jedoch nicht körperliches Training.
typ der Erkrankung. gegen MRSA und Pseudomonaden. Kontraindi- Klinik:
Cefaclor n: Orales Antibiotikum aus der Grup- kationen sind Penicillinallergie, Schwanger- – Matratzenphänomen (durch Bindegewebe-
pe 1 der Cephalosporine*, das bei Atemwegs-, schaft, Stillzeit und Asthma* bronchiale. Ne- septen netzartig eingezogene Oberfläche)
C Harnwegs- und Hautinfektionen durch gram- benwirkungen betreffen hauptsächlich den – Orangenschalenhaut* (trichterförmige Folli-
positive Bakterien* wie Staphylo- und Strepto- Gastrointestinaltrakt*. keleinziehungen).
kokken oder gramnegativen Stäbchen wie E. co- Ceftazidim n: Betalaktam-Antibiotikum; Ce- Celsius → Temperatur
li eingesetzt wird. Es gibt nur geringe Resis- phalosporin* der 3. Generation mit hauptsächli- Celsus-Entzündungszeichen → Entzündung
tenzerscheinungen. Kontraindikation ist eine cher Wirkung gegen aerobe gramnegative Kei- Cemeø ntum → Zahn
schwere Penicillinallergie, Nebenwirkungen be- me, insbesondere auch gegen Pseudomonas ae- Centaurium erythraea → Tausendgülden-
treffen hauptsächlich den Gastrointestinal- ruginosa. Gegen grampositive Keime wie Strep- kraut
trakt*. to- und Staphylokokken besteht eine nur Ceø ntrum tendineum diaphragmatis n: engl.
Cefalexin n: Betalaktam-Antibiotikum; bakte- schwache Wirksamkeit. Ceftazidim ist nur für central tendon of diaphragm. Kleeblattförmige
rizid wirkendes Cephalosporin der 1. Generati- die Behandlung schwerwiegender Infektionen Sehnenplatte im Zentrum des Zwerchfells* und
on zur oralen Anwendung. Eine gute Empfind- zur intravenösen oder intramuskulären Verab- umgeben von seinen muskulösen Anteilen. Kra-
lichkeit zeigen grampositive und gramnegative reichung zugelassen. nial ist sie mit dem Herzbeutel verwachsen.
Kokken wie Staphylo-, Strepto-, Meningo- und Ceftriaxon n: Betalaktam-Antibiotikum; Ce- Durch das Foramen* venae cavae im Centrum
Gonokokken. Gegen gramnegative Stäbchen phalosporin* der 3. Generation zur parenteralen tendineum treten die V. cava inferior und ein
wie Escherichia coli, Proteus und Klebsiellen be- Anwendung mit hoher Stabilität gegenüber Be- Ast des rechten N. phrenicus. Siehe Zwerchfell*
steht eine eingeschränkte Wirksamkeit. talaktamasen. Ceftriaxon besitzt eine breite bak- Abb. dort.
Cefazolin n: Betalaktam-Antibiotikum; Peni- terizide Wirkung gegen zahlreiche gramnegati- Funktion: Das Centrum tendineum bildet die
cillinase-festes Cephalosporin* der 1. Generati- ve und grampositive Erreger. Bei gleichzeitiger Kuppel des Zwerchfells. Bei der Inspiration*
on zur parenteralen Anwendung. Cefazolin Anwendung kalziumhaltiger Lösungen besteht wird diese nach unten gezogen, wodurch sich
wirkt bakterizid auf grampositive Keime wie die Gefahr von Präzipitationen, insbesondere in das Volumen des Thorax* vergrößert.
Streptokokken, Staphylokokken, Diphtherie- Lunge und Nieren bei Neugeborenen. Cephalgiøa → Kopfschmerz
bakterien und Bacillus anthracis sowie auf Cefuroxim n: engl. cefuroxime. Antibiotikum Cephalocele → Enzephalozele
gramnegative Erreger wie Escherichia coli, aus der Gruppe 2 der Cephalosporine*, das oral Cephalosporine n pl: engl. cephalosporins.
Klebsiellen, Proteus, Gono- und Meningokok- oder parenteral angewendet wird. Es wird bei Gruppe von Breitband-Antibiotika, die auf
ken. Nach peroraler Applikation wird Cefazolin Pneumonien*, Gonorrhö*, Harnwegs- und Ge- Stoffwechselprodukte des Schimmelpilzes Ce-
nicht resorbiert. webeinfektionen, schweren Infektionen mit phalosporium acremonium zurückzuführen
Cefixim n: engl. cefixime. Betalaktam-Antibioti- Staphylokokken und resistenten gramnegati- sind; chemische Abkömmlinge der 7-Aminoce-
kum; weitgehend Betalaktamase-festes Cepha- ven Stäbchen sowie bei einer Sepsis* eingesetzt. phalosporansäure mit naher Verwandtschaft zu
losporin* der 3. Generation zur peroralen An- Kontraindikation ist eine bekannte Allergie* ge- Penicillinen. Sie wirken sekundär bakterizid
wendung. Cefixim besitzt eine breite bakterizi- gen Cephalosporine. durch Hemmung der Zellwandbiosynthese der
de Wirkung sowohl gegen grampositive als ceø ler: engl. quick. Schnell; z. B. Pulsus celer. Erreger in der Proliferationsphase. Das Wir-
auch insbesondere gegen gramnegative Bakteri- Celestin-Tubus m: engl. Celestin tube. Weitest- kungsspektrum umfasst grampositive und
en. Eine hohe Empfindlichkeit zeigen z. B. eini- gehend durch selbstexpandierende Stents ver- gramnegative Keime einschließlich penicillinre-
ge Streptokokken-Spezies, Hämophilus, Mora- drängter Tubus, der endoskopisch platziert zur sistenter Staphylokokken.
xella, Neisseria und Proteus. Staphylokokken Wiederherstellung der Passage im Ösophagus CERA: Abk. für engl. cortical evoked response
und Enterokokken sind resistent gegen Cefi- diente. Celestin-Tuben wurden in der palliati- audiometry → Reaktionsaudiometrie, elektri-
xim. ven, supportiven Behandlung inoperabler Tu- sche
Indikationen: Infektionen durch Cefixim-emp- moren oder zur Überbrückung von Fisteln ein- Ceramid n: engl. ceramides; syn. N-Acylsphin-
findliche Erreger, insbesondere gesetzt. gosin. Säureamid aus Sphingosin und einer
– Infektionen der unteren Atemwege Celiprolol → Betablocker langkettigen Fettsäure. Es dient als Vorstufe für
– Infektionen des HNO-Bereichs Ceø lla f: engl. cell. Hohlraum, Zelle. Ganglioside* und Sphingolipide*.
– Harnwegsinfektionen Cellano-Faø ktor m: engl. Cellano factor. Haupt- Ceratonia siliqua → Johannisbrotbaum
– Gonorrhö. antigen (Symbol k) des Kell-Blutgruppensys- Cerclage f: Operative Stabilisierung der Zervix
Cefotaxim n: engl. cefotaxime. Betalaktam-An- tems. Die Häufigkeit bei Weißen beträgt > 99 %. uteri bei drohender oder bestehender Zervixin-
tibiotikum; Cephalosporin* der 3. Generation Die Beschaffung kompatibler Blutkonserven bei suffizienz* durch Anlegen einer die Portio um-
zur parenteralen Anwendung. Cefotaxim be- Vorhandensein von Anti-k ist problematisch. schlingenden Naht.
sitzt eine breite bakterizide Wirkung, u. a. ge- Cell Saver → Transfusion, autogene Formen:
gen Staphylococcus aureus, Streptokokken, Bor- Ceø llula f: engl. cellule. (Kleine) Zelle. – Zervixumschlingung durch Tabakbeutelnaht
relien, Haemophilus influenzae und Proteus. Cellulite f: engl. cellulitis. Umgangssprachliche ohne Kolpotomie (McDonald-Operation,
Nach der WHO-Liste der unentbehrlichen Arz- Bezeichnung für eine nichtentzündliche, kons- siehe Abb.)
neimittel ist Cefotaxim Mittel der Wahl zur Be- titutionell bedingte umschriebene Degenerati- – Zervixumschlingung mit Kolpotomie (Shi-
handlung von Neugeborenen im Krankenhaus. on der kollagenen und elastischen Fasern des rodkar-Operation): Präparation der Blase bis
Cefpodoxim n: engl. cefpodoxime. Orales Anti- subkutanen Bindegewebes, die besonders bei in Höhe des inneren Muttermunds und Anle-
biotikum aus der Gruppe 3 der Cephalospori- Frauen in der Oberschenkel- und Glutealregion gen einer zirkulären Naht.
313 Cervix uteri

Certoparin-Natrium n: Chemisch verändertes,


niedermolekulares Heparin, das subkutan zur
Therapie tiefer Venenthrombosen und Prophy-
laxe von Thromboembolien* gespritzt wird. Es
erhöht die Blutungsneigung und darf nicht ein-
gesetzt werden bei gleichzeitiger Gabe anderer
Heparine, gastroduodenalen Ulzera und kurz C
zurückliegenden Blutungen. Blutbildkontrol-
len sind aufgrund vorübergehender Thrombo-
Cerclage: McDonald-Operation (Zervixumschlingung zytopenie* Typ I sinnvoll.
durch Tabakbeutelnaht). Cerumen obturans → Zerumen
Cervicitis → Zervizitis
Ceø rvix f: syn. Zervix. Nacken, Hals, z. B. Cer-
vix* uteri.
Indikationen: Ceø rvix deø ntis → Zahnhals
– Prophylaktisch: bei Mehrlingsschwanger- Ceø rvix-Score nach Insler: engl. Cervix-Score;
schaft, Zustand nach gynäkologischen Ein- syn. Insler-Score. Bewertung der funktionellen
griffen der Zervix (z. B. Konisation, Trache- Cerebral State Index: 1: Elektroden-Positionierung; Veränderungen an Zervix und Zervixschleim*
lektomie*), bei Zustand nach Spätabort oder 2: Monitorbild mit Darstellung von CSI (rechts; aktu- (siehe Zervixfaktor*) zur indirekten Erfassung
habituellen Aborten eller Wert, auch Trend darstellbar) und Signalqualität des Ovulationszeitpunkts. Beurteilt werden
– therapeutisch: bei bestehender Zervixinsuffi- (Abk. SQI für Signalqualitätsindex; minimal 0, Menge und Spinnbarkeit des Zervixschleims,
zienz maximal 100), EMG als zusätzlicher Signalqualitäts- Farnkrautphänomen* und Weite des Mutter-
– Notfallcerclage: bei eröffnetem Muttermund indikator (optimal: keine Aktivität), zusätzlich munds. Siehe Tab.
mit Fruchtblasenprolaps in den Zervikalka- Suppression-Ratio (Abk. BS für Burst-Suppression). Ceø rvix uø teri f: engl. cervix of uterus; syn. Zervix.
nal oder die Vagina. Ca. 3 cm langer unterster Abschnitt des Uterus*,
Komplikationen: der in die Vagina* hineinragt. Er wird in die
– Abortgeschehen, ausgelöst z. B. durch opera- – ist im Vergleich zu länger verfügbaren Para- Portio supravaginalis und die Portio vaginalis
tiv bedingte Induktion von Wehen metern, z. B. Bispektraler Index (BIS) und uteri unterteilt. In seiner Mitte verläuft der Zer-
– Verletzung der Fruchtblase Narcotrend Index (NI), bisher in geringerem vikalkanal*, mit dem inneren Muttermund als
– Amnioninfektionssyndrom* Maße wissenschaftlich bewertet worden. Öffnung zur Gebärmutter und dem äußeren
– Hämatom. Cerebroside n pl: engl. cerebrosides. Glykolipi- Muttermund als zur Vagina zeigende Öffnung.
Cerebr-: syn. Cerebro-. Wortteil mit der Bedeu- de* aus Sphingosin, Fettsäuren und Zucker. Ce- Anatomie: Die Cervix uteri ist Ansatzpunkt der
tung Gehirn. rebroside bilden ca. 11 % der Trockenmasse der Retinacula* uteri, die den Uterus* in ihrer Posi-
Cerebrale autosomal-dominaø nte Arteriopa- weißen Hirnsubstanz. Sie kommen ferner in tion halten. Sie ziehen auch durch das die Zer-
thie mit subkortikalen Infaø rkten und Leu- Erythrozyten und Leukozyten vor. Je nach ver- vix umgebende Parametrium* und die Para-Zer-
kenzephalopathie f: Abk. CADASIL. Autoso- esterter Fettsäure werden Cerasin (Lignocerin- vix.
mal-dominant erbliche Erkrankung des mittle- säure), Phrenosin (Cerebronsäure), Nervon (Ner- Histologie: Die Cervix* uteri ist von Zylinder-
ren Lebensalters mit wiederholten zerebralen vonsäure) und Oxynervon (Oxynervonsäure) epithel bedeckt. Dieses reicht bis zur Epithel-
Durchblutungsstörungen*, migräneartigen unterschieden. grenze* und geht dort in das Plattenepithel* der
Kopfschmerzen und im Verlauf kognitiven De- Ceroid n: Dem Lipofuszin ähnliche Verbin- Portio vaginalis uteri über. In der Schleimhaut
fiziten bis zur subcorticalen Demenz, psychiat- dung, die bei der Peroxidierung ungesättigter der Zervix befinden sich die Glandulae* cervica-
rischen Störungen wie Depression und ma- Fette entsteht. les, die den Zervixschleim produzieren.
nisch-depressiven Psychosen sowie im Verlauf
Pseudobulbärparalyse und spastische Tetrapa-
rese. Cervix-Score nach Insler
cerebralis: engl. cerebral. Das Gehirn betref-
fend. Kriterium Punkte
Cerebral State Index m: Abk. CSI. EEG-basier- 0 1 2 3
ter dimensionsloser numerischer Zahlenwert Menge des Schleims keiner sehr wenig sichtbarer viel, ständig
(0–100) als Parameter zur Quantifizierung der Schleimtropfen fließend
Narkosetiefe. Der CSI dient der Vermeidung
Spinnbarkeit nicht spinnbar 1–4 cm 5–8 cm 9–15 cm
von intraoperativer Wachheit (Awareness*). Bei
isoelektrischem EEG wird die Zahl 0, bei abso- Arborisation amorpher Schleim linear, wenig partiale Arborisa- komplettes Farn-
luter Wachheit die Zahl 100 angesetzt. Siehe (Farnkrauttest) Kristallisation tion, wenige krautphänomen*
Abb. Verzweigungen
Hintergrund: Der CSI Muttermundweite geschlossen langsame 1–2 mm klaffend
– Wird aus verschiedenen EEG-Subparametern Öffnung
(Burst-Suppression-, Alpha-, Beta- und Beta-
Beurteilung: Vergabe von jeweils 3 Bewertungspunkten (maximal 12 Punkte); höchster Wert kurz vor
Alpha-Ratio mit sog. Fuzzylogic-Technolo- Ovulation
gie) zusammengesetzt
Cervix vesicae 314

Klinische Hinweise: Aufgrund ständiger dyna- C-Griff → Maskenbeatmung und Netzhautablagerungen. Je nach Größe er-
mischer Umbauvorgänge durch Monatszyklus CHA2DS2-VASc-Score: engl. congestive heart folgt die rasche Erblindung oder eine langsame
und Schwangerschaft im Bereich der Epithel- failure, hypertension, age ≥75 (doppelt), diabetes Intoxikation der Retina* mit Erlöschen des
grenze entstehen häufig epitheliale Atypien. mellitus, stroke (doppelt), vascular disease, age 65– Elektroretinogramms (Elektroretinografie).
Über 90 % der Zervixkarzinome* beginnen an 74, sex category (female) score. Zur initialen Risi- Chalone n pl: engl. chalones. Endogene zellspe-
dieser zerviko-portalen Epithelgrenze. Die sexu- kobeurteilung bei Vorhofflimmern* bestimm- zifische Mitosehemmstoffe, die die normale
C ell übertragene Kontaktinfektion durch humane ter, auf Grundlage des CHADS2-Scores* entwi- Zellteilung regeln und u. a. in der Epidermis
Papillomaviren spielt dabei eine Schlüsselrolle. ckelter Score. Klinisch relevant ist v. a. die Ein- nachgewiesen wurden. Chalone werden in dem
Die Zervix ist gut zugänglich für die Kolposko- schätzung des Schlaganfallrisikos. Früher er- Gewebe gebildet, auf das sie einwirken und
pie* und die Kolpozytologie*, die zur Früherken- folgte die Bestimmung auch bei initial ermittel- stoppen das Zellwachstum nach Erreichen der
nung des Zervixkarzinoms und dessen Vorstu- tem CHADS2-Score ≤ 1. vorgegebenen Organform. Eine Verminderung
fen genutzt wird (Papanicolaou*-Abstrich). Chagas-Krankheit f: engl. Chagas’ disease; syn. der Chalone führt zu gesteigerter Zellteilung.
Ceø rvix vesicae → Blasenhals südamerikanische Trypanosomiasis. In Latein- Chance-Fraktur → Magerl-Klassifikation
Cestodes f pl: Zur Klasse der Plathelminthes* amerika verbreitete Infektion mit Trypanoso- Charaø kterneurose → Persönlichkeitsstörung
gehörende Bandwürmer. Medizinisch relevante ma* cruzi (auch amerikanische Trypanosomiasis Charcot-Gelenk n: engl. Charcot’s joint; syn.
Gattungen sind Taenia* (Taeniasis*), Echinococ- genannt), die zu Myokarditis und Dilatation im Charcot-Arthropathie. Sekundäre Gelenkzerstö-
cus* (Echinokokkose*), Diphyllobothrium (Di- Gastrointestinaltrakt führen kann. Der Einzel- rung infolge peripherer Sensibilitätsstörung
phyllobothriose*), Multiceps, Dipylidium, Hy- ler Trypanosoma cruzi ist nach der Übertragung (neuropathische Osteoarthropathie) v. a. bei dia-
menolepis, Spirometra, Bertiella, Inermicapsi- im Blut zu finden und befällt nach der akuten betischer Neuropathie (meist Articulationes tar-
fer und Railletina. Phase Skelett- und Herzmuskelzellen sowie pe- sometatarsales, sog. Charcot-Fuß), Polyneuro-
CE-Winkel m: engl. center-edge angle; syn. Cent- riphere Nervenzellen. pathie infolge Alkoholmissbrauch und Cobala-
rum-Ecken-Winkel nach Wiberg. Winkel zwi- Chagom → Chagas-Krankheit minmangel (funikuläre Myelose*), Syringomye-
schen einer Parallelen der Körperlängsachse Chalasie f: engl. chalasia. Insuffizienz oder Ent- lie, Multipler Sklerose sowie als Spätfolge der
durch das Femurkopfzentrum und einer Gera- spannung eines Sphinkters. Als vorübergehen- Syphilis (Tabes* dorsalis).
den vom äußeren Pfannenerker zum Femur- de Chalasie der Kardia kommt sie häufig vor bei Einteilung:
kopfzentrum zur genauen (röntgenologischen) Neugeborenen und jungen Säuglingen. Dabei – Nach klinischen und radiologischen Krite-
Beurteilung der Pfannendachentwicklung bei besteht Neigung zu Regurgitation, besonders rien
Hüftgelenkluxation oder Hüftdysplasie*. Der im Liegen oder bei Palpation des Abdomens. – nach Lokalisation (Sanders-Klassifikation):
CE-Winkel beträgt bei Kindern normalerweise Die unkomplizierte Form ist nicht behand- 1. Typ I: Inter- und Metatarsalgelenk
mindestens 15° und nimmt mit steigendem Al- lungsbedürftig. 2. Typ II: Articulationes tarsometatarsales
ter zu. Siehe Abb. Chalazion n: Granulomatöses, nicht druck- (sog. Lisfranc-Gelenklinie) 3. Typ III: Articu-
empfindliches Knötchen im oberen Augenlid. latio tarsi transversa (sog. Chopart-Gelenkli-
Es wird verursacht durch eine chronische Ent- nie) 4. Typ IV: oberes Sprunggelenk 5. Typ V:
zündung mit Sekretstauung, meist der Mei- unteres Sprunggelenk.
bom-Drüsen, und kann erbsengroß werden. Die Charcot-Krankheit f: Alte Bezeichnung für
Therapie erfolgt mittels entzündungshemmen- amyotrophische Lateralsklerose* und Multiple*
der Augentropfen und ggf. operativer Entfer- Sklerose.
nung. Siehe Abb. Charcot-Marie-Tooth-Hoffmann-Krankheit
→ Neuropathie, hereditäre motorisch-sensible
Charcot-Trias f: engl. Charcot’s triad. In der
Neurologie kombiniertes Auftreten von Nystag-
CE-Winkel mus*, Intentionstremor* und skandierender
Sprache* (galt früher als charakteristisch für
C-Fasern → Nervenfaser Multiple* Sklerose, betrifft jedoch nur etwa
CFI: Abk. für engl. cardiac function index → 15 % der Fälle); in der Inneren Medizin kombi-
PiCCO-System niertes Auftreten von rechtsseitigem Ober-
CFS: Abk. für engl. chronic fatigue syndrome bauchschmerz, Fieber* mit Schüttelfrost und
→ Müdigkeitssyndrom, chronisches passagerem Ikterus* bei akuter Cholangitis*.
cGMP n: syn. cyclisches 3ⴕ,5ⴕ-Guanosinmono- Charcot-Weiss-Baker-Syndrom → Sick-Si-
phosphat. Zyklisches Guanosinmonophosphat* nus-Syndrom
aus GTP, durch membranständige oder intra- Chargenzeit f: Gesamter zeitlicher Ablauf ei-
zelluläre Guanylatcyclasen gebildet. cGMP ist ner Sterilisation* vom Beladen der Sterilisati-
second* messenger bei der Signalübertragung Chalazion [143]
onskammer über die Betriebszeit bis zum Entla-
von Hormonen und Neurotransmittern, z. B. den des Sterilgutes.
Acetylcholin, Histamin* und Prostaglandinen*, Charles-Bonnet-Syndrom n: engl. Charles Bon-
in der Zelle. Außerdem ist cGMP bei Stickstoff- Chalkose f: engl. chalcosis. Intraokuläre Kup- net syndrome. Bei normalem Bewusstsein* auf-
monoxid* vermittelten Wirkungen und bioche- ferablagerungen durch intraokulare kupferhal- tretende visuelle Trugwahrnehmungen (Illusio-
mischen Sehprozessen beteiligt. tige Fremdkörper. Es entwickelt sich ein Kay- nen, Pseudohalluzinationen, z. T. mit Verzer-
Abbau: CGMP wird durch Phosphodiesterasen ser*-Fleischer-Ring, eine olivgrüne bis bräunli- rungen) ohne nachweisbare neurologische oder
zu GMP abgebaut. che Linsentrübung (sog. Sonnenblumenstar) psychiatrische Grunderkrankung. Ein reduzier-
315 Chemoembolisation, transarterielle

tes Vigilanzniveau begünstigt offenbar das Auf-


treten von Halluzinationen*. Betroffene haben
häufig nur eine partielle Einsicht in die halluzi-
natorische Natur der Sinneseindrücke.
Vorkommen:
– Bei älteren Menschen mit Visuseinschrän-
kung (Sehstörung) C
– analoge Wahrnehmungsstörung auch bei Le-
wy*-Körperchen-Demenz.
Charlin-Neuralgie → Nasoziliarisneuralgie
Charlson-Komorbiditätsindex m: engl. Charl-
son co-morbidity index (Abk. CCI). Test zur Ab-
schätzung der Morbidität und Mortalität von Cheilitis actinica: mit Plattenepithelkarzinom. [197]
Cheiroarthropathie Abb. 1: typische diabetische
(geriatrischen) Patienten anhand von 19 prog- Cheiroarthropathie mit Streckhemmung der Finger
nostisch relevanten Erkrankungen, die mit ei- im Mittelgelenk. [178]
ner standardisierten Punktebewertung erfasst Cheilitis angularis → Angulus infectiosus oris
werden. Zu diesen Erkrankungen gehören u. a. Cheilitis glandularis siømplex f: engl. glandular
Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, pAVK, zerebro- cystic cheilitis; syn. Cheilitis glandularis cystica.
vaskuläre Erkrankung, Demenz, Lungen- oder Hyperplasie labialer Schleim- und Speicheldrü-
Lebererkrankung sowie maligne Erkrankun- sen (Glandulae labiales) meist im Bereich der
gen. Unterlippe, häufiger bei Männern. Es bilden
Charnley-Fixateur → Fixateur externe sich Pseudozysten mit Retention visköser Flüs-
Chassaignac-Verrenkung f: engl. pulled elbow; sigkeit, die sich auf Druck entleeren. Durch Se-
syn. Pronatio dolorosa. Pseudoparese des Unter- kundärinfektion entsteht selten eine Cheilitis
arms kleiner Kinder infolge Subluxation des Ra- glandularis apostematosa mit Schwellung, Abs-
diuskopfs durch das Lig. anulare radii beim zedierung und Ulzeration.
plötzlichem Hochreißen am Arm. Der Unter- Cheilitis granulomatosa f: engl. granuloma-
arm ist schmerzhaft in Pronation fixiert; Beu- tous cheilitis; syn. Orofaziale Granulomatose.
gung und Streckung im Ellenbogengelenk sind Seltene, chronische, granulomatöse Entzün- Cheiroarthropathie Abb. 2: Ausmaß der Streckhem-
aufgehoben. Durch kombinierte Beugung und dung der Lippe (meist Oberlippe) unbekannter mung mithilfe eines Handabdrucks (sog. palm print
Supination wird reponiert und danach funktio- Ätiologie, entweder isoliert oder im Rahmen ei- test) dokumentiert. [178]
nell weiterbehandelt. ner granulomatösen Systemerkrankung wie
ChE: Abk. für → Cholinesterasen Melkersson*-Rosenthal-Syndrom (zusätzlich
Chediak-Higashi-Syndrom n: engl. Chediak-Hi- Lingua plicata, Fazialisparese), Enteritis* regio-
gashi syndrome. Autosomal-rezessiv erbliche Er- nalis Crohn (häufig zusätzlich orale Apthen, Erkrankung gibt einen (anästhesiologischen)
krankung mit Immundefekt* und dermatologi- insbesondere bei Kindern) oder Sarkoidose*. Hinweis auf schwierige Atemwege* (erschwerte
schen, neurologischen und hämatologischen Cheilitis siømplex f: engl. common cheilitis; syn. Laryngoskopie durch eingeschränkte Halswir-
Manifestationen infolge Funktionsstörung der Cheilitis vulgaris. Häufigste Cheilitis*, mit ent- belsäulen-Reklination und Mundöffnung).
Lysosomen*. Die Diagnose erfolgt durch Blut- zündlicher Schwellung, Schuppung und Rhaga- Siehe Abb. 1 Abb. 2.
ausstrich, Knochenmarkpunktion, Haarmikro- den der Lippen als Folge von häufigem Able- Cheiropoø mpholyx → Dyshidrotisches Hand-
skopie und Hautbiopsie sowie molekulargene- cken (Lippenleckekzem*), trockenem Klima, Fuß-Ekzem
tisch. Eine kausale Therapie existiert nicht. Die Wind, Kontaktekzem* durch Lippenstift oder Chelatbildner m pl: engl. chelating agents. Be-
Prognose ist schlecht. Zahnpasta, sowie hohen Dosen von Vitamin A, zeichnung für organische Verbindungen, die
Cheilektomie → Cheilotomie Retinoiden (Isotretinoin) oder lokaler Vitamin- mit (meist 2-wertigen) Metallen Chelate bilden.
Cheilitis f: engl. ch(e)ilitis. Lippenentzündung A-Säure. Weitere Ursachen sind Riboflavinman- Sie werden bei Metallintoxikation als Antidot*
unterschiedlicher Pathogenese. Mögliche Ursa- gel und Eisenmangel (Plummer-Vinson-Syn- verwendet z. B. EDTA, DTPA, BAL, Calcium*-
chen sind Lippenlecken, Schädigung durch UV- drom). trinatrium-pentetat, Deferoxamin*, Deferipron,
Licht, Infektionen, Allergien, Eisenmangel, Prä- Cheilognathopalatoschisis → Lippen-Kiefer- Deferasirox, Dimercaptopropansulfonsäure*,
kanzerosen oder Medikamente. Gaumen-Segelspalte Tiopronin und Penicillamin.
Cheilitis actinica f: engl. actinic cheilitis; syn. Cheiloplaø stik → Lippenplastik Chemerin n: engl. retinoic acid receptor responder
Aktinische Cheilitis. Entzündung des Lippenro- Cheiloschiøsis → Lippenspalte 2. Zu den Adipokinen* gehörendes Protein.
tes (insbesondere Unterlippe) durch akute oder Cheilose → Cheilitis simplex Chemie, analyXtische f: Teilgebiet der Chemie,
chronische Lichtschädigung. Die akute Cheilitis Cheilotomie f: engl. cheilotomy; syn. Cheilekto- das sich mit der Bestimmung von Art (qualitati-
actinica ist eine Dermatitis solaris (Sonnen- mie. Operative Entfernung von Osteophyten*, ve Analyse) und Menge (quantitative Analyse)
brand), die chronische mit Atrophie und Hyper- z. B. bei Arthrose oder Hallux* valgus. eines Stoffes oder Gemisches befasst. Die Be-
keratosen eine Präkanzerose* mit möglichem Cheiroarthropathie f: engl. cheiroarthropathy. stimmung erfolgt mit chemischen, physikali-
Übergang zum Plattenepithelkarzinom* mit In- Pathologische Veränderung v. a. der Finger- schen oder biochemischen Methoden.
filtration. Vorbeugend wirken Fettstifte mit und Handgelenke* mit Einschränkung der Be- Chemodektom → Paragangliom
Sonnenschutz, bei Hyperkeratose wird exzi- weglichkeit (limited* joint mobility) und Chemoembolisation, transarterieø lle f: engl.
diert (Vermillonektomie). Siehe Abb. Streckfähigkeit, v. a. bei Diabetes* mellitus. Die transarterial chemoembolization; Abk. TACE. Mi-
Chemokine 316

nimal-invasives, radiologisch-interventionelles tion und Ätzung mit Trichloressigsäure und Chemotaø xis f: Einfluss chemischer Reize auf
Verfahren zur Behandlung von Lebertumoren zur Verödung von Besenreiser-Varizen mit ei- die Bewegung einzelner Zellen (z. B. Bakterien,
mittels therapeutischer Embolisation* durch se- nem Durchmesser von < 1 mm oder gastro-oeso- Gameten, Phagozyten*, Lymphozyten*) oder
lektive regionale Applikation eines Zytostati- phagealer Varizen (Ösophagusvarizen*) unter nicht ortsgebundener pflanzlicher Organismen
kums und anschließender Okklusion der ver- Verwendung von Polidecanol (Aethoxysklerol). (z. B. Algen). Ein Chemotaktikum (chemotak-
sorgenden Gefäße. Ziel ist die maximale Tu- ChemolitholyXse → Cholelitholyse tisch wirkende Substanz) mit positivem Ein-
C mornekrose durch Kombination von Chemo- ChemolitholyXse → Urolitholyse fluss wird als Attraktant, ein solches mit nega-
therapie und Ischämie innerhalb des Tumors. Chemoprophylaø xe f: engl. chemoprophylaxis. tivem als Repellent bezeichnet.
Vorgehen: Prophylaktische Anwendung von Chemothera- Hintergrund: Die Chemotaxis setzt einen an den
– Über Katheterangiografie der A. hepatica ge- peutika* (Antiinfektiva) vor einer erfolgten In- Bewegungsapparat gekoppelten sensorischen
zielte Applikation einer hohen Zytostatika- fektion. Die unkritische und meist sinnlose Mechanismus (Rezeptoren) voraus. Bewegen
dosis (je nach Tumortyp u. a. Doxorubicin*, Routineprophylaxe gilt als wichtigste Ursache sich Zellen dem chemischen Reiz, d. h. der hö-
Cisplatin, Mitomycin) in Kombination mit für die Resistenzentwicklung. heren Konzentration einer chemischen Subs-
jodhaltigem Kontrastmittel (z. B. Imeron) di- Anwendung: tanz entgegen, spricht man von positiver, im
rekt an die Tumorzellen – Gegen bakterielle Infektionen in Risikositua- anderen Fall von negativer Chemotaxie. Die
– lange Kontaktzeit zwischen Zytostatika und tionen (Antibiotikaprophylaxe*), z. B zum chemotaktisch wirkenden Moleküle werden an
Tumorzellen bei Schonung des gesunden Le- Schutz vor postoperativer Wundinfektion als Chemorezeptoren wirkende Proteinmolekü-
berparenchyms – zur viralen Postexpositionsprophylaxe* und le der Zelle gebunden, was über eine Art Ketten-
– auch unter Anwendung von Mikrosphären*, Malariaprophylaxe*. reaktion eine entsprechende Bewegung der Zel-
welche die Zytostatika verzögert freisetzen Chemoresisteø nz f: engl. chemoresistance; syn. le oder von Anhangsorganen (Geißeln) auslöst.
(DEB-TACE, DEB für engl. drug eluting Chemotherapeutika-Resistenz. Resistenz* von Als Chemotaktika wirken z. B. Zucker, Amino-
beats) Erregern gegenüber Chemotherapeutika*. säuren oder spezifische Sexuallockstoffe. Bei-
– Induktion der Ischämie durch passagere Em- Chemorezeptoren → Chemosensoren spiel für Chemotaxis ist die zielgerichtete Be-
bolisation mit öliger Substanz (TOCE, engl. Chemosensoren m pl: engl. chemosensors. Spe- wegung von Phagozyten und Lymphozyten ent-
transarterial oil chemoembolization; z. B. Li- zialisierte Zellen und Nervenendigungen, die lang eines Gradienten aus chemotaktischen
piodol) oder Stärke- oder Gelantinepartikeln chemische Reize in elektrische Erregungen um- Faktoren (Chemotaxine, z. B. das Komplement-
definierter Größe. wandeln. Dazu gehören Geruchssensoren in der spaltprodukt C5a, Leukotrien B4 oder Chemoki-
Indikationen: Riechschleimhaut, Geschmacksknospen* auf ne*) in das Gebiet mit deren höchster Konzen-
– Primäres Leberzellkarzinom* der Zunge und die peripheren oder zentralen tration.
– Lebermetastasen. Chemosensoren zur Atmungsregulation. Klinische Bedeutung: Die Chemotaxis spielt
Komplikationen: Chemosis f: Ödem der Bulbusbindehaut mit u. a. eine Rolle bei der Wundheilung*, der
– Postembolisationssyndrom (PES) mit Übel- blasenartiger Abhebung von der Lederhaut, Transplantatabstoßung, der Abwehr von Bakte-
keit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Fieber, Le- z. B. bei allergischer Konjunktivitis*. Siehe Abb. rien, Pilzen, Parasiten sowie bei der Tumorab-
berfunktionsstörung bis hin zum Leberversa- wehr.
gen Chemotherapeutika n pl: engl. chemotherapeu-
– Fehlembolisation und Embolisatverschlep- tic substances. Sammelbezeichnung für natür-
pung in Nachbarorgane (Gallenblase, Pankre- lich vorkommende oder synthetisch hergestell-
as, Duodenum). te niedermolekulare Substanzen mit (weitge-
Chemokine n pl: engl. chemokines. Vornehm- hend) selektiv schädigender Wirkung auf
lich auf Phagozyten und T-Lymphozyten che- Krankheitserreger oder Tumorzellen durch Blo-
motaktisch wirkende Zytokine*, die von Makro- ckade des Stoffwechsels. Antiinfektive Chemo-
phagen und Gewebezellen als Reaktion auf In- therapeutika (Antiinfektiva) umfassen Antibio-
fektion oder Verletzung gebildet werden. Che- tika*, Virostatika*, Antimykotika*, Antiparasiti-
mokine steuern über spezifische Chemokin*- ka und Desinfektionsmittel*. Antineoplastische
Rezeptoren der Zellmembran das Migrations- Chemotherapeutika (Antineoplastika) werden
verhalten einzelner Immunzellen (Chemota- als Zytostatika bezeichnet.
xis*) und wirken auf diese Weise z. T. proin- Chemosis [143] Chemotherapie f: engl. chemotherapy. Pharma-
flammatorisch oder homöostatisch. kotherapie mit Chemotherapeutika* zur Hem-
Chemokin-Rezeø ptor m: engl. chemocine recep- mung von Infektionserregern oder Tumorzel-
tor. G*-Protein-gekoppelter Rezeptor (GPCR) Chemosterilisation f: Sterilisationsverfahren len im Organismus, klinisch meist syn. verwen-
mit 7 Transmembran-Domänen. Die Bindung mithilfe von chemischen Substanzen, z. B. det für antineoplastische Therapie mit Zytosta-
von Liganden (Chemokine*) löst die Aktivie- Formaldehyd, Wasserstoffperoxid, Ethylenoxid tika.
rung des Rezeptors und nachfolgend die Wan- und Peressigsäure. Formen: Einteilung der onkologischen Chemo-
derung der Zelle aus. Chemokin-Rezeptoren Chemosuppression f: Anwendung von Che- therapie nach Zielsetzung:
werden entsprechend der Chemokine in 4 Ty- motherapeutika* kurzfristig nach der Infektion – Kurative Chemotherapie: auf Heilung aus-
pen eingeteilt, z. B. CXCR1 bis 5, CCR1 bis 8, und noch während der Inkubationszeit*. Sie gerichtete Behandlung
CX3CR. kann den Ausbruch der Erkrankung verhindern – adjuvante Chemotherapie: Elimination von
Chemokoagulation f: engl. chemical coagula- oder abschwächen, z. B. bei Laborinfektionen potenziell vorhandenen Mikrometastasen im
tion. Koagulation* von Gewebe mit chemischen wie Typhus, Tularämie, Brucellosen oder Tu- Anschluss an eine OP oder Strahlentherapie*
Mitteln, z. B. bei Blasentumoren durch Instilla- berkulose. mit dem Ziel, die Heilungsrate zu erhöhen
317 Chiasma opticum

– neoadjuvante Chemotherapie: Größenre- von Th V. Abstützung erfolgt an den Becken- Cheyne-Stokes-Atmung f: engl. Cheyne-Stokes
duktion des Tumors oder der Metastasen vor kämmen sowie individuell eingearbeiteten respiration. Form der periodischen Atmung* mit
einer geplanten Operation oder Strahlenthe- Druckpelotten im Hauptscheitelpunkt der rhythmisch wechselnder, zu- und abnehmender
rapie Fehlkrümmung. Ein Cheneau-Korsett besitzt Atemfrequenz und -tiefe sowie mit Atempau-
– palliative Chemotherapie: Einschränkung keine Kinn-Hinterhaupt-Stütze (gute Compli- sen. Cheyne-Stokes-Atmung kommt z. B. vor
des Tumor- oder Metastasenwachstums mit ance). Eine Weiterentwicklung ist das Cheneau- bei Störungen des Atemzentrums, bei bestimm-
dem Ziel, die Lebensqualität zu verbessern Toulouse-Münster-Korsett (CTM-Korsett). ten Medikamenten und im Schlaf. C
und evtl. die Lebenszeit zu verlängern. Cherubiøsmus m: engl. cherubism; syn. familiäre Ursachen:
Einteilung nach Phasen: fibröse Kieferschwellung. Autosomal-dominant – Enzephalitis und zerebrale Durchblutungs-
– Induktionstherapie: 1. Therapiephase mit vererbte Erkrankung mit beidseitigen, meist störungen als Ausdruck einer Schädigung des
dem Ziel, eine komplette Remission durch 1 symmetrischen Auftreibungen des Unter- und bulbären Atemzentrums (Unterbrechung
oder 2 (Doppelinduktion) Chemotherapie- evtl. auch Oberkiefers mit Wangenverdickung, hemmender Nervenbahnen)
zyklen zu erreichen progressivem Exophthalmus und Prognathie. – pharmakologische Sedierung mit Hemmung
– Konsolidierungstherapie: 2. Therapiepha- Zur Namensgebung kam es durch die Verfor- des Atemzentrums* (zentrale Atemdepres-
se nach Erreichen einer Remission mit dem mung des Gesichtes mit nach oben gerichteten sion*)
Ziel einer weiteren Reduzierung bzw. Elimi- Augen, was an Engelsgesichter (Cherubim) aus – kardiale Erkrankung mit verlangsamter Blut-
nation der malignen Zellen, Verlängerung der Kunst erinnert. zirkulation
der Remission und Verbesserung der Hei- Ätiologie: Mutation im SH3BP2-Gen (Genlocus – auch bei Gesunden: 1. nach kurzfristigem
lungschance 4p16.3), variable Expressivität und unvollstän- Aufstieg in große Höhe 2. im Schlaf (Abnah-
– Erhaltungstherapie: 3. Therapiephase mit dige Penetranz bei weiblichen Patienten. me des pO2 bei gleichzeitiger Dämpfung des
dem Ziel der Verbesserung des Therapieergeb- Klinik: Beginn im 1.–4. Lj., Höhepunkt in der Atemantriebs im Schlaf).
nisses durch weitere Chemotherapiezyklen. Pubertät: CHFV: Abk. für engl. combined high frequency
Chemotherapie, adjuvaø nte f: engl. Adjuvant – Auftreibung der Kiefer ventilation → Beatmung
Chemotherapy; syn. unterstützende Chemo-The- – umschriebene, multilokulare, seifenblasen- CHFV: Abk. für engl. combined high frequency
rapie. Chemotherapie, die nach der operativen ähnliche Aufhellungen an den Zahnwurzeln ventilation → Hochfrequenzbeatmung
Sanierung einer soliden Tumorerkrankung – Zahnfehlbildungen Chiari-Frommel-Syndrom n: engl. Chiari-From-
durchgeführt wird. Ziel der adjuvanten Thera- – unvollständige Entwicklung oder Resorption mel syndrome; syn. Laktationsatrophie des Geni-
pie ist die Eradikation von nicht sichtbaren der Wurzeln, Zahnagenesie. tale. Laktationshyperinvolution* des Uterus
Mikrometastasen und die damit verbundene Im 3. Lebensjahrzehnt Reossifikation: granulä- und sekundäre Amenorrhö bei postpartal ver-
Senkung des Rezidivrisikos. re oder sklerotische Veränderungen am Mani- längerter oder (evtl. monate- oder jahrelang)
Chemotherapie, hypertheø rme intraperitone- festationsort. persistierender Laktation* mit klinischen Zei-
ale f: Abk. HIPEC. Im Kontext mit der zytore- Chest Pain Unit: Abk. CPU. Spezialisierte kli- chen des Östrogenmangels.
duktiven Chirurgie intraoperativ eingesetztes nische Einrichtung zur medizinischen Versor- Chiari-Operation f: engl. Chiari’s operation. Be-
regionäres Tumor-Therapieregime. Bei diffuser gung von Patienten mit akutem oder neu aufge- ckenosteotomie (Os ileum) direkt kranial der
peritonealer Tumorbesiedelung wird durch die tretenem Thoraxschmerz mit definierten räum- Gelenkpfanne (extraartikulär) mit Verschie-
komplette Durchspülung des Bauchraumes lichen, apparativen und personellen Vorausset- bung des kaudalen Anteils nach medial zur
(intraperitoneale Perfusion bzw. Lavage) mit auf zungen wie Schockraum, Überwachungskapa- Überdachung des Femurkopfes bei angeborener
41–43 °C erwärmten zytotoxischen Chemothe- zität, Herzkatheterlabor, transthorakaler und Hüftgelenkluxation. Die Chiari-Operation ist
rapeutika* die komplette Abtötung von Tumor- transösophagealer Echokardiografie, CT und durchführbar ab dem 4.–6. Lj., wird aber wegen
zellen angestrebt. MRT. knöcherner, nicht gelenkknorpeliger Überda-
Indikationen: Das Verfahren ist ausschließlich Chevassu-Katheter m: engl. Chevassu’s cath- chung mit hohem Arthrosepotenzial kaum
nach kompletter zytoreduktiver Chirurgie ohne eter. Katheter zur retrograden Kontrastmittel- noch durchgeführt.
Nachweis einer extraperitonealen Tumormani- darstellung des Harnleiters (Ureterkatheter*). Prinzip: Siehe Abb.
festation durchzuführen. Der röntgendichte Katheter wird unter zysto-
– Pseudomyxoma peritonei skopischer Kontrolle in den Harnleiter einge-
– malignes peritoneales Mesotheliom führt. Die olivenartige Spitze dichtet das Urete-
– peritoneal metastasiertes Kolorektalkarzi- rostium ab, damit Kontrastmittel nicht in die
nom (Peritoneal* Cancer Index < 20); resek- Harnblase zurückfließen kann. Seltener werden
table Lebermetastasen (bis zu 3) stellen kein mit dem Chevassu-Katheter Fistelgänge darge-
Ausschlusskriterium dar stellt, z. B. vesiko-vaginale Fisteln.
– Peritonealkarzinose* bei Magenkarzinom Chevron-Austin-Operation f: engl. Chevron-
(Peritoneal Cancer Index < 12); Siegelring- Austin osteotomy. Verfahren zur Korrekturosteo-
Zell-Karzinome sind prognostisch ungünstig tomie bei Hallux valgus mit leichter bis mittel-
Chiari-Operation: Osteotomie des Os ileum und
– Ovarialkarzinom. schwerer Deformität bei erhaltener Kongruenz
Verschiebung des kaudalen Anteils nach medial.
Prognose: Bessere Überlebensrate als bei alleini- der Gelenkflächen. Durchgeführt wird eine V-
ger adjuvanter i. v. Chemotherapie. förmige intrakapitale Korrekturosteotomie des
Cheneau-Korseø tt n: engl. Cheneau brace. Metatarsale I mit Lateralverschiebung des dista- Chiaø sma oø pticum n: engl. optic chiasm. Teil
Wachstumslenkende individuell gefertigte Or- len Fragments nach Abtragung der medialen der Sehbahn*. Das Chiasma opticum liegt rost-
these* zur Derotation thorakaler und thorako- Pseudoexostose, meist mit Schraubenfixierung. ral des Infundibulums im Bereich der Sella* tur-
lumbaler Skoliosen mit Scheitelwirbel distal Hallux* valgus (Abb. 5 dort). cica. An dieser Stelle treffen die Nervenfasern
Chiasma-opticum-Tumoren 318

der beiden Sehnerven aufeinander und ziehen


Child-Pugh-Klassifikation:
dann als Tractus opticus weiter. Dabei kreuzen Einteilung nach erreichter Punktzahl.
sich die Nervenfasern aus den nasalen Hälften
der Retina*. Sehbahn* (Abb. dort). Beurteilungskriterium Bewertung
Chiaø sma-oø pticum-Tumoren → Hirntumoren 1 Punkt 2 Punkte 3 Punkte
Chiaø smasyndrom n: engl. chiasmal syndrome.
C Bitemporale Hemianopsie* und beidseitige (un-
INR im Serum <1,7 1,7–2,3 >2,3
ter Umständen anfangs einseitige) einfache Op- Albumin im Serum (g/l) >35 28–35 <28
tikusatrophie* infolge von Hirntumoren*, Hy- Bilirubin im Serum (μmol/l) <34 34–52 >52
pophysen*(gang)tumoren (Rathke-Tasche), sup- bei primärer biliärer Zirrhose <68 68–170 >170
rasellären und Chiasmatumoren (intraselläre
Tumoren häufig ohne Chiasmasyndrom), Me- Aszites nein mäßig viel
ningeom im Bereich des vorderen Chiasmawin- Enzephalopathie (Grad) nein I–II III–IV
kels, Hydrocephalus* internus, intrakranieller Child-Pugh A (5–6): gute Leberfunktion;
Blutung, Meningitis* oder Arachnoiditis* in Child-Pugh B (7–9): mäßige Leberfunktion;
dieser Region. Child-Pugh C (≥10): schlechte Leberfunktion
Chiaø smata n: syn. Chiasma. Überkreuzung von
Nicht-Schwesterchromatiden, die im Pachytän
der ersten Reifeteilung (Meiose*) auftreten. Chi-
asmata sind die morphologische Grundlage des Chilaiditi-Syndrom n: engl. Chilaiditi syndrome; zeichnung für Hitze- und Engegefühl sowie
Crossing*-over. Ihre Häufigkeit ist abhängig syn. Interpositio coli hepato-diaphragmatica. Missempfindungen (Kribbeln) im Halsbereich
von der Länge der Chromosomen, Umweltein- Seltener klinischer Symptomenkomplex bei In- und vegetative Symptome v. a. nach Genuss von
flüssen (Temperatur, Wassergehalt, bestimmte terposition von Darmabschnitten zwischen Le- chinesischen Gerichten. Mögliche Auslöser sind
Chemikalien) und genetischen Faktoren. ber und Zwerchfell. Die Symptome sind meist hoher L-Mononatriumglutamat-, Natrium-
Chiba-Nadel → Perkutane transhepatische mild, allerdings können Komplikationen (z. B. oder Histamingehalt der Nahrungsmittel. Ab-
Cholangiografie Perforation des Zäkums) auftreten. Die Thera- zugrenzen sind Nahrungsmittelallergie* und
Chicago-Klassifikation → Ösophagusmano- pie erfolgt je nach Symptomatik konservativ Lebensmittelvergiftung*.
metrie oder chirurgisch. Chinarinde f: engl. cinchona bark. Getrocknete
Chiclero-Ulkus → Leishmaniasen Childhood Health Assesment Questionare n: Rinde von Cinchona pubescens (syn. Cinchona
Chien-De-Fusil-Stellung f: engl. meningitic Abk. CHAQ. Fragebogen für Kinder verschiede- succirubra) oder deren Varietäten und Hybri-
posture. Streckstellung des Nackens und Rü- ner Alterstufen zur Erfassung der funktionellen den. Sie enthält ca. 30 Alkaloide (besonders Cin-
ckens bei angezogenen Beinen, v. a. bei Menin- Beeinträchtigung des täglichen Lebens durch chonidin, Cinchonin, Chinin, Chinidin), Bitter-
gitis* und Enzephalitis*. Erkrankungen des rheumatischen Formenkrei- sowie Gerbstoffe und wird als Bittermittel, To-
Chikungunya-Fieber n: engl. Chikungunya fe- ses. nikum und Adstringens v. a. zur Appetitanre-
ver. Akute fiebrige Erkrankung mit starken Child Neglect → Kindesmissbrauch gung angewandt.
Glieder- und Gelenkschmerzen, ausgelöst Child-Pugh-Klassifikation f: engl. Child-Pugh Chinesische Minze → Minze, Japanische
durch das Chikungunya-Virus, ein Alphavirus score. Bewertungssystem zur Beurteilung des Chinesischer Rhabarber → Rhabarber, Hand-
der Togaviridae. Die Therapie erfolgt sympto- Schweregrads einer Leberzirrhose* mit portaler lappiger
matisch. Verbreitung: Die Krankheit ist in Af- Hypertension* sowie zur Beurteilung präopera- Chinin n: engl. quinine; syn. Quinin. Antimala-
rika und Asien verbreitet, wo sie zu Ausbrüchen tiver Risiken. Beurteilungskriterien sind die Se- riamittel und Muskelrelaxans, das in Deutsch-
führen kann (Gabun, 2007). Sie wurde seit 2013 rumkonzentrationen von Albumin und Biliru- land nur als Muskelrelaxans zugelassen und er-
auch in der Karibik und in Zentralamerika bin, die Thromboplastinzeit sowie das Ausmaß hältlich ist. Es wird zur Behandlung nächtlicher
nachgewiesen. 2007 wurde sie in Italien, 2014 von Aszites und hepatischer Enzephalopathie. Wadenkrämpfe eingesetzt. Zu den Nebenwir-
in Südfrankreich beobachtet. Übertragung: Siehe Tab. kungen zählen allergische Reaktionen, gastro-
Die Mücken Aedes aegypti and Aedes albopictus Chilomaø stix mesniøli f: Birnenförmiger, apa- intestinale Symptome, Ototoxizität* und
übertragen das Virus von warmblütigen Tieren thogener parasitär im Dickdarm des Menschen Thrombozytopenie*.
und infizierten so Menschen. vorkommender Flagellat. Abb. Chinone n pl: engl. quinones. Carbozyklische
Klinik: aromatische Verbindungen mit 2 Ketogruppen
– Rascher Fieberanstieg in o- (Orthochinone) oder p-Stellung (Parachi-
– Kopfschmerzen none). Chinone entstehen z. B. durch Oxidation
– Gliederschmerzen von Hydrochinon oder Brenzkatechin. Natürli-
– starke Arthralgien, meist für einige Tage, ge- che Chinone sind Vitamin* K (Phyllochinone)
legentlich über Wochen. und Ubichinon.
Diagnostik: Chiragra f: engl. cheiragra. Schmerzen in den
– Nachweis von Antikörpern im Serum Chilomastix mesnili: 1: vegetative Form; 2: Zyste. Gelenken der Hände und Finger bei Gicht* (v. a.
– Virusnachweis (RT-PCR). Daumengrundgelenk).
Prävention: Chiralität f: engl. chirality; syn. Händigkeit. Iso-
– Individuell mit Schutz vor Mückenstichen merieform, die die Eigenschaft von Molekülen
– auf Bevölkerungsebene Maßnahmen gegen China-Restaurant-Syndrom n: engl. Chinese beschreibt, deren Spiegelbildisomere sich wie
stehendes Wasser, wo sich Mücken vermehren. restaurant syndrome. Umgangssprachliche Be- rechte und linke Hand nicht zur Deckung brin-
319 Chirurgische Endoskopie

gen lassen. Sie tritt bei Molekülen auf, bei de- rechnergestützten Operationsplanung und Dadurch werden im Vergleich zu konventionel-
nen Spiegelebene, Drehspiegelachse oder Sym- -durchführung. ler (offen-chirurgischer) Operationstechnik fol-
metriezentrum fehlen. Chiralität ist Vorausset- Prinzip: gende Vorteile erzielt:
zung für das Auftreten von Enantiomeren und – Simulation und Planung von Operationsab- – Verkürzung von: 1. Klinikaufenthalt 2. Re-
optischer Aktivität. läufen durch begleitende dreidimensionale konvaleszenz 3. Arbeitsunfähigkeit
Chirogymnastik f: engl. chirogymnastics. Spezi- Visualisierung präoperativer Befunde (CT, – kosmetische Verbesserung bei Narben.
elle funktionelle Wirbelsäulengymnastik zur MRT u. a.) Formen: C
muskulären Kräftigung, Koordinierung und – Reduktion operationstechnischer Fehler so- – Laparoskopische Chirurgie: Laparoskopie*,
Stabilisierung des muskulären Gleichgewichtes wie verbesserte Genauigkeit durch Annähe- SPL
und zur Dehnung bindegewebiger Strukturen. rung des Operationsergebnisses an rechner- – Natural Orifices Transluminal Endoscopic
Der entlastete Rumpf wird über von den Extre- gestützte präoperative Planung im Sinne der Surgery (NOTES*)
mitäten initiierte fortgeleitete Bewegungsim- Qualitätssicherung (z. B. größtmögliche – endoskopische Chirurgie im Kopf- und Hals-
pulse schmerzfrei mobilisiert. Im Gegensatz zu Schonung von Nachbarstrukturen bei intra- bereich: 1. endotransnasal bei Operation der
Chirotherapie* erfolgt keine gezielte Manipula- zerebraler oder spinaler OP). Nase, Nebenhöhlen oder Schädelbasis 2. tran-
tion. Navigationschirurgie: Unterstützung des soral bei Stenosen und Tumoren in Pharynx,
Indikationen: Funktionelle, degenerative oder Operateurs durch Navigationssystem, mit des- Larynx und Trachea 3. transkutan an Schild-
posttraumatische Erkrankungen von Wirbel- sen Hilfe Eingriffe präziser durchgeführt wer- drüse und Nebenschilddrüse 4. neurochirur-
säule und großen Extremitätengelenken. den können, z. B. bei gisch, z. B. an Wirbelsäule (Mikrotherapie*)
Chiropraø ktik f: engl. chiropractic. Therapieme- – Implantation von Endoprothesen* oder Gehirn (Neuronavigation*)
thode zur Behandlung von schmerzhaften – Osteosynthese* – thorakoskopische Chirurgie: Thorakosko-
Funktionsstörungen (u. a. von Blockierungen*) – Osteotomie* pie*, Video-Assisted Thoracic Surgery (VATS)
der Wirbel- und Extremitätengelenke. Dabei – Eingriff an Nasennebenhöhlen und Schädel- – arthroskopische Chirurgie.
sollen Blockierungen und Subluxationen ma- basis Chirurgie, refraktive f: engl. refractive surgery.
nuell gelöst werden. Cave: Bei unsachgemäßer – Leberresektion* Eingriffe an Hornhaut oder Augenlinse zur
Ausführung besteht Gefahr der Verletzung ner- – Verfahren der Herz- bzw. Neurochirurgie Korrektur von Refraktionsfehlern (Astigmatis-
valer, knöcherner, muskulärer und ligamentä- (Neuronavigation*). mus*, Hyperopie* und Myopie*). Hierzu zählen
rer Strukturen. Roboterchirurgie: primär die Laserbehandlungen der Linse (z. B.
Chirotherapie f: engl. chirotherapy; syn. manu- – In klinischer Anwendung als semiautonome LASIK und LASEK), aber auch die Implantation
elle Medizin. Handgrifftechnik zur Diagnostik Roboterchirurgie mit computergestütztem von intraokularen Kontaktlinsen* sowie der
und Therapie reversibler Funktionsstörungen Führen chirurgischer Instrumente (Roboter Austausch einer klaren Linse gegen eine Kunst-
der Wirbel- und Extremitätengelenke. Chiro- übernimmt unter Beobachtung eines Opera- linse („clear lens exchange“).
therapie ist eine Zusatzqualifikation, die in teurs Teile der OP), z. B. in der: 1. Herzchirur- Laserbehandlungen der Linse: Ältere Methoden
physiotherapeutischer (Mobilisation) bzw. ärzt- gie 2. Orthopädie 3. Unfallchirurgie (z. B. Im- sind:
licher (Mobilisation und Manipulation) Weiter- plantation einer Totalendoprothese der Hüf- – PRK: fotorefraktive Keratektomie*
bildung erlangt werden kann. te, adjuvant bei Kreuzbandplastik) 4. Neuro- – PTK: fototherapeutische Keratektomie*.
Prinzip: chirurgie (stereotaktische Gehirnbiopsie Neuere Methoden sind:
– Mobilisation (sog. weiche Technik): beein- bzw. Elektrodenimplantation) – LASIK: laserassistierte intrastromale in-situ-
flusst reflektorische Fehlspannungen von – aktuell keine klinische Anwendung vollauto- Keratomileusis
Muskulatur (und Weichteilen) und damit ge- nomer Roboterchirurgie u. a. wegen fehlen- – LASEK: laserassistierte epitheliale Keratomi-
störtes Gelenkspiel der taktiler Rückkopplung sowie Gefahr leusis.
– Manipulation (manipulative Therapie; sog. durch destruktive Computerfehlfunktion Chirurgie, zahnärztliche f: engl. oral surgery;
harte Technik, Impulsstoß): 1. Dehnung der (sog. run away). syn. Oralchirurgie. Teilgebiet der Zahnmedizin.
Propriosensoren zur Verbesserung der ge- Chirurgie, intrauterine → Fetalchirurgie Die zahnärztliche Chirurgie beschäftigt sich
störten Gelenkbewegung 2. cave: Durchfüh- Chirurgie, kieferorthopädische f: engl. or- u. a. mit operativer Behandlung von entzündli-
rung nur unter Beachtung strenger Ein- thognatic surgery. Aufgabengebiet der Mund*- chen Erkrankungen des Kieferknochens (Zahn-
schlusskriterien (u. a. Vorhandensein eines Kiefer-Gesichtschirurgie zusammen mit der und Kieferzystenentfernung, Abszesseröff-
aktuellen Röntgenbefunds) und Ausschluss- Kieferorthopädie zur operativen Behandlung nung), Implantologie und Weichteilplastik zur
kriterien (z. B. Osteoporose, Knochentumor funktioneller und ästhetischer Störungen des Optimierung des Lagers für Zahnprothesen.
oder -fehlbildung). stomatognathen Systems und des Gesichts (Kor- Chiruø rgische Diagnoø stik f: Untersuchungsme-
Chirurgie f: engl. surgery. Medizinisches Fach- rekturosteotomien* der zahntragenden Kiefer- thoden eines chirurgisch zu behandelnden
gebiet zur Erkennung und Behandlung von knochensegmente). Krankheitsbildes. Chirurgische Diagnostik um-
Erkrankungen, das neben konservativen (me- Chirurgie, miønimal-invasive f: engl. minimally fasst neben der klinischen bzw. körperlichen
chanische, physikalische, pharmakologische) invasive surgery. Chirurgie* mit minimal-invasi- Untersuchung auch Labordiagnostik und bild-
besonders operative Verfahren zur kausalen vem Operationszugang. Kennzeichnend ist die gebende Verfahren wie Ultraschall, CT, MRT
Therapie organischer Erkrankungen oder zur Anwendung spezieller Apparate und entspre- oder Endoskopie.
Verkürzung des Heilungsverlaufs bzw. Ver- chender Instrumentarien (Endoskop). Chiruø rgische Endoskopie f: syn. interventio-
besserung des funktionellen Ergebnisses um- Operationszugänge: nelle Endoskopie. Hohlorganspiegelung zur Di-
fasst. – Punktion agnostik oder Kontrolle eines prä-, intra- oder
Chirurgie, computerassistierte f: engl. com- – Inzision mit minimaler Schnittlänge postoperativen Befundes, z. B. intraoperative
puter aided surgery; Abk. CAS. Verfahren zur – Zugang über physiologische Körperöffnung.
Chirurgische Naht 320

Spiegelung vor Resektion* eines bestimmten handelt sich um die häufigste sexuell übertrage- Makrolid-Antibiotika und zeigt einen hohen
Organabschnittes. ne Infektion. Resultierende Erkrankungen sind Durchseuchungsgrad ab dem Schulkindalter.
Chiruø rgische Naht f: Ein- oder mehrreihige z. B. Urethritis, Salpingitis und Lymphogranu- Chlamydophila psiøttaci f: Erreger der Orni-
Naht, mittels derer bei chirurgischen Eingriffen loma* venereum. those*. Infektionen führen zu fieberhaften Er-
eine Gewebevereinigung Stoß-auf-Stoß erreicht Einteilung: krankungen mit interstitieller (atypischer)
wird. – Serovare A–C: Erreger des Trachoms* Pneumonie*, selten mit systemischer Manifesta-
C Formen: – Serovare D–K: 1. häufigste Erreger der nicht- tion, z. B. Myokarditis*, Hepatitis, Enzephalitis
– Einzelnähte: 1. einfache überwendliche gonorrhoischen Urethritis* und Zervizitis* und lymphozytären Infiltrationen im Bereich
Knopfnaht (z. B. Haut, Faszie, Darm (Albert- 2. Erreger der Salpingitis*, Perihepatitis*, der Konjunktiven (MALT*-Lymphom). Chlamy-
Naht), Gallengang 2. Einzelmatratzennaht Epididymitis*, Einschlusskonjunktivitis* dophila psittaci ist sensitiv gegenüber Tetracyc-
(horizontale U-Naht, z. B. Haut) 3. vertikale – Serovare L1–L3: Erreger des Lymphogranulo- linen (Doxycyclin), alternativ auch gegenüber
Rückstichnaht nach Donati (z. B. Haut) ma* venereum. Makroliden oder Chinolonen.
4. vertikale Rückstichnaht nach Allgöwer Diagnostik: Epidemiologie: Weltweit verbreitet bei Vögeln
(z. B. Haut) 5. Rückstichnaht nach Jobert, – Zellkultur (z. B. McCoy-Zellen) (Papageien, Geflügel, Enten, Tauben) und fast
Gambee oder Herzog (Darm) – Nachweis der Einschlüsse mit monoklonalen allen Haustieren (Katzen, Hunde, Ziegen, Scha-
– fortlaufende Nähte: 1. Intrakutannaht Antikörpern oder mit chemischen Färbeme- fe, Kühe). Chlamydophila psittaci kann in Staub
(Haut, plastische Chirurgie) 2. fortlaufende thoden (z. B. mit Lugol-Lösung oder nach und Sekreten selbst bei Austrocknung ca. 4 Wo-
überwendliche Naht (Kürschnernaht) Giemsa) chen infektiös bleiben und ist empfindlich ge-
3. durchschlungene überwendliche Naht – in Sepharosephosphat-Transportmedium bei genüber Hitze, Formalin, Phenol und Ether. Ei-
4. fortlaufende Naht nach Schmieden (Ma- 4 °C 1–2 Tage haltbar ne Übertragung erfolgt durch Inhalation von
gen-Darm-Trakt) 5. fortlaufende Knüpfnaht – Direktnachweis im Abstrichpräparat mit Im- getrocknetem Kot und respiratorischen Sekre-
nach Block (Knotensicherung nach jeder munfluoreszenz oder Enzymimmunoassay ten von mit Chlamydophila psittaci infizierten,
Schlinge) 6. Matratzennaht (z. B. einstülpend möglich oft asymptomatischen Tieren, aber auch durch
nach Pribram, Magen-Darm-Trakt) 7. all- – Nachweis in Abstrichen oder Harn mit PCR unmittelbare Berührung der Vögel. Es erfolgt
schichtige Naht (z. B. Magen-Darm-Trakt, – Komplementbindungsreaktion* (KBR) nur keine Übertragung von Mensch zu Mensch.
Faszien) bei Lymphogranuloma venereum sinnvoll Chloaø sma n: engl. melasma. Meist symmetrisch
– Sonderformen: 1. Sehnenausziehnaht nach – in diesen Fällen sowie bei chronischen und auftretende, scharf begrenzte, unregelmäßig
Lengemann oder Bunell (Sehnenvereinigung schweren Infektionen mit Serovaren D–K gestaltete gelblich braune Flecke an Stirn, Wan-
nach Durchtrennung) 2. Tabaksbeutelnaht vielfach Antikörper im Serum mit ELISA* gen und Kinn, besonders bei Frauen. Die Hy-
(Kreisnaht, Verschluss von Hohlorganen, nachweisbar perpigmentierung verstärkt sich durch Sonnen-
z. B. Appendixstumpf) 3. Patellanaht (Kreis- – speziesspezifische Antikörper nur mit Mikro- bestrahlung. Behandelt wird mit Azelainsäure,
naht, nach Patellafraktur) 4. Cervixnaht nach immunfluoreszenztest (Kurzbezeichnung evtl. in Kombination mit Tretinoin. Siehe Abb.
Shirodkar, McDonald oder Wurm-Hefner MIF) oder speziesspezifischem ELISA nach-
(bei Cervixinsuffizienz). weisbar.
Chiruø rgische Pinzeø tte f: Chirurgisches, Chlamydien f pl: engl. chlamydiae. Gramnegati-
schmales, zangenartiges Greif- und Halteinstru- ve, unbewegliche, kokkoide, pleomorphe Bakte-
ment mit Zähnchen an der Spitze. Der Vorteil rien der Familie Chlamydiaceae (Ordnung Chla-
dieser Zähnchen ist, dass erfasstes Gewebe sehr mydiales*; Bakterienklassifikation*). Clamydien
gut fixiert wird und ein stärkerer Zug ausgeübt vermehren sich als obligate Zellparasiten nur in
werden kann. Dadurch wird die Gewebequet- zytoplasmatischen Vakuolen der Wirtszelle (be-
schung minimiert. nötigen energieliefernde Enzyme) und können
Chitin n: syn. [N-Acetyl-D-glukosamin]n. Na- im Dottersack des Hühnerembryos oder in Ver-
türlich vorkommendes N-haltiges Polysaccha- suchstieren kultiviert werden.
rid mit β-1,4-glykosidischer Bindung. Chitin ist Einteilung: Genera:
Chloasma: unregelmäßige Pigmentierungen
Bestandteil der Zellwand von Pilzen und Flech- – Chlamydia (Chlamydia* trachomatis, Chla-
der Stirn. [77]
ten sowie des Außenskeletts von Insekten, Wür- mydia suis)
mern und Krebstieren. Chitin wird durch starke – Chlamydophila (Chlamydophila* pneumoni-
Säuren vollkommen in Glukosamin* und Essig- ae, Chlamydophila* psittaci).
säure gespalten. Chlamydiosen f pl: engl. chlamydial infection. Chloaø sma gravidarum n: syn. Chloasma uteri-
Chlamydia f: engl. chlamydiae. Gattung kokkoi- Durch Bakterien der Ordnung Chlamydiales* num. Schwangerschaftsbedingte flächenhafte
der Bakterien der Familie Chlamydiaceae. ausgelöste Infektionskrankheiten. Wichtige Er- Hautveränderung mit Hyperpigmentierung im
Chlamydiales pl: Ordnung von Bakterien mit reger sind Chlamydia* trachomatis, Chlamydo- Gesicht, vorwiegend im Bereich der Wangen,
den Familien Chlamydiaceae (Gattungen Chla- phila* pneumoniae, Chlamydophila* psittaci der Stirn und der Schläfen. Die Veränderungen
mydia, Chlamydophila; Chlamydien*), Simka- und Simkaniaceae*. bilden sich nach der Geburt spontan zurück,
niaceae* und Waddliaceae. Chlamydophila pneumoniae f: Humanpatho- wobei die komplette Rückbildung manchmal
Chlamydia trachomatis f: Chlamydienspezies gene Spezies der Familie Chlamydiaceae, die mehrere Jahre dauern kann.
mit mehreren, in ihrer Pathogenität deutlich u. a. chronische Infektionen der Atemwege bis Chlor n: engl. chlorine. Chemisches Element aus
verschiedenen Serovaren. Der Mensch fungiert zur Pneumonie* verursacht. Chlamydophila der Gruppe der Halogene*. Es gehört zu den
als Erregerreservoir. Chlamydia trachomatis pneumoniae wird durch Tröpfcheninfektion reaktionsfähigsten Elementen. Molekulares Cl2
wird übertragen durch Kontaktinfektion. Es übertragen, ist sensitiv für Tetracycline sowie ist es ein gelbgrünes, erstickend riechendes,
321 Chlorzehrung

sehr giftiges Gas, das 2.5-mal schwerer als Luft Referenzbereich: stoff, Papier und Textilien. Chlorkalk riecht ste-
ist. Es wird zur Sterilisation von Trinkwasser – Im Blut Erwachsener: 95–105 mmol/l chend und chlorähnlich. Bei Anwendung von
oder Desinfektion von Bade- und Abwässern – im 24-Stunden-Sammelurin: 110–260 mmol/ Chlorkalk besteht die Gefahr der Hautschädi-
eingesetzt. 24 h gung und von Metallkorrosion.
Chlorakne f: engl. chloric acne. Hauterkran- – im Schweiß nach Stimulation (Pilocarpin- Chlormadinon n: engl. chlormadinone. Antian-
kung mit follikulären Hyperkeratosen, Kome- Iontophorese): < 40 mmol/l. drogenes und ausgeprägt antiöstrogenes Gesta-
donen, Knoten, Abszessen und Zysten, beson- Indikationen: Bestimmung im Blut: gen, das zur hormonalen Kontrazeption* (in C
ders im Gesicht, an den Ohren und anderen ex- – Störungen des Säure-Basen-Haushaltes Kombination mit Ethinylestradiol*), bei Endo-
ponierten Hautstellen. – Störungen des Na+- und Wasserhaushaltes metriose*, bei Poly- und bei Dysmenorrhö* ein-
Ursachen: Häufige Auslöser sind – Überwachung während intensivmedizini- gesetzt wird. Kontraindikationen sind Mamma-
– Chlorphenol (TCDD) scher Therapie karzinome* und stattgehabte Thrombosen*.
– Perchlornaphthalin (sog. Pernakrankheit) – Berechnung der Anionenlücke*. Das Thromboserisiko steigt durch die Einnah-
– polychlorierte Biphenyle (Yusho-Krankheit) Bestimmung im Urin: auffällige Na+- oder Cl–- me von Chlormadinon.
– andere chlorhaltige organische Chemikalien. Spiegel im Blut. Bestimmung im Schweiß: Ver- Chlorodontie f: engl. chlorodontia. Grün-gelbli-
Exposition v. a. durch berufliche Tätigkeit (Be- dacht auf zystische Fibrose* (Mukoviszidose). che Verfärbung des Milchzahns* durch Einlage-
rufskrankheit Nr. 1310), z. B. in der Elektro- Bestimmung: Als Untersuchungsmaterial dient rung von Bilirubin* nach Morbus* haemolyticus
und Chemieindustrie, bei Industrieunfällen so- aus dem venösen Blut gewonnenes Serum oder neonatorum. Die Chlorodontie ist teilweise mit
wie im Haushalt (Holzschutzmittel). Heparinplasma, 24-Stunden-Sammelurin oder Schmelzhypoplasie* und -defekt kombiniert.
Chlorambucil n: Zytostatikum (Alkylans, Stick- Schweiß. Die Bestimmung erfolgt u. a. mittels: Das bleibende Gebiss ist nicht betroffen.
stofflost-Analogon), das durch Alkylierung zu – Coulometrischer (amperometrische) Titra- Chlorom n: engl. chloroma; syn. Myelosarkom.
abnormer Basenpaarung und Vernetzung von tion in saurer Pufferlösung mit elektrolytisch Seltene, einer akuten Leukämie vorangehende
DNA- und RNA-Strängen führt. Die Hemmung freigesetzten Silberionen, die mit Chloridio- oder gleichzeitig auftretende, tumoröse, extra-
der DNA-Replikation wird in der Krebstherapie nen als schwerlösliches AgCl ausfallen; Dauer medulläre Infiltration aus Myeloblasten und
bei chronischer lymphatischer Leukämie, Non- des Stromflusses ist proportional zur Cl–- selten Lymphoblasten. Häufig betroffen sind
Hodgkin-Lymphomen und der Waldenström- Konzentration in der Probe Haut, Gingiva, Periost und Gastrointestinal-
Makroglobulinämie genutzt. Zu den UAW ge- – merkurimetrischer Titration mit Quecksil- trakt. Das Chlorom tritt in < 10 % der Fälle mul-
hören Knochenmarkdepression, gastrointesti- ber-II-Nitrat bis zur Bildung eines violetten tipel auf und kann die blastische Transformati-
nale Beschwerden und eine sekundäre Leukä- Farbkomplexes mit dem Indikator Diphenyl- on eines myelodysplastischen Syndroms reprä-
mie. carbazon sentieren.
Chloramphenicol n: Synthetisch hergestelltes – fotometrischer Bestimmung von: 1. Chlora- Chlorophyceae → Algen
Breitband-Antibiotikum mit bakteriostatischer nilsäure nach Reaktion von Cl– mit Quecksil- Chlorophyø ll n: syn. Blattgrün. Grüne fotosyn-
Wirkung auf intra- und extrazelluläre Bakteri- berchloranilat 2. Eisen-III-Thiocyanat nach thetische Pigmente, die bei allen höheren Pflan-
en durch Hemmung der bakteriellen Eiweiß- Reaktion von Cl– mit Quecksilberthiocyanat zen in den Chloroplasten vorkommen. Chloro-
synthese. Gefürchtete Nebenwirkungen sind und Eisen phylle sind eine Gruppe von verschiedenen
aplastische Blutschäden und das Grey*-Syn- – potentiometrischer Bestimmung mit chlorid- Chromoproteinen mit Porphyrin-Magnesium-
drom. Die systemische Therapie kommt wegen selektiver Elektrode. komplex als Chromophor (chemisch dem Häm*
starker Toxizität nur noch extrem selten in Fra- Erhöhte Werte im Blut: ähnlich), die in der Fotosynthese* Lichtenergie
ge. Lokal wird Chloramphenicol am Auge ange- – Metabolische Azidose in chemische Energie umwandeln.
wendet. – renal* tubuläre Azidosen Chlorophyllin n: engl. chlorophylline. Durch Es-
Chlorhexidin n: Antiplaquemittel und Antisep- – chronische Hyperventilation terverseifung aus Chlorophyll* gewonnener
tikum mit breitem Wirkungsspektrum. Es wird – vorgetäuscht hohe Werte durch bromid- oder wasserlöslicher Porphyrinkörper (Na- oder K-
zur Desinfektion von Haut und Schleimhäuten jodidhaltige Medikamente. Salz). Chlorophyllin dient in der Kosmetik als
sowie zur Karies- und Parodontalprophylaxe, Erniedrigte Werte im Blut: Mittel gegen Mund- und Körpergeruch, außer-
z. B. nach Operationen, eingesetzt. Zu den Ne- – Metabolische Alkalose dem als natürlicher grüner Farbstoff (Lebens-
benwirkungen zählen reversible Geschmacksir- – Erbrechen mittelzusatzstoff* E 141).
ritationen und Verfärbungen von Zunge und – Diuretika (z. B. Furosemid) Chloroquin n: Antimalariamittel und Anti-
Zahnfleisch. Bei Neugeborenen kann es zu star- – Hyperaldosteronismus. rheumatikum (4-Aminochinolinderivat). Chlo-
ken Hautverätzungen führen. Erhöhte Werte im Schweiß: Zystische Fibrose* roquin ist wirksam gegen alle 4 humanpathoge-
Chlorid n: engl. chloride. Mineralstoff. Das Mak- (Mukoviszidose). nen Malariaerreger (Ausnahme: Chloroquin-re-
roelement* ist ein wichtiger Elektrolyt*, es Erhöhung im Urin: sistente Stämme). Es wird zur Malariatherapie
macht 2/3 der Anionen des Extrazellulärraums – Diuretikaeinnahme und -prophylaxe, bei rheumatoider Arthritis
aus und dient zusammen mit dem Natrium-Ion – Nebennierenrindenunterfunktion mit Aldo- und bei systemischem Lupus erythematodes
v. a. der Aufrechterhaltung des Wasser- und steronmangel. eingesetzt. Eine kumulative Gesamtdosis von
Säure*-Basen-Haushaltes sowie der gastralen Erniedrigung im Urin: 50 g sollte nicht überschritten werden (Gefahr
Bildung von Salzsäure. Die Chloridkonzentrati- – Sehr geringe Aufnahme über die Nahrung einer irreversiblen Retinaschädigung).
on verändert sich meist gleichsinnig zur Natri- – Hyperaldosteronismus*. Chlorphenon → Augenreizstoffe
um-Konzentration im Blut. Chlorkalk m: engl. chlorinated lime; syn. Calca- Chlorphenotan → Dichlor-Diphenyl-Trichlo-
Hintergrund: Salz der Salzsäure. Es wird in ria chlorata. Mittel zur Desinfektion* von Flä- rethan
Form von Kochsalz (Natriumchlorid) über die chen und Fäkalien, zur behelfsmäßigen Trink- Chlorzehrung f: Verringerung der Menge des
Nahrung aufgenommen. wasserdesinfektion sowie Bleichmittel für Zell- dem Trinkwasser zur Desinfektion* zugesetz-
Choana 322

ten freien Chlors* durch Oxidation oder Chlo- gallengängigem (jodhaltigem) Röntgenkont-
rierung organischer Verunreinigungen ein- rastmittel (wird biliär sezerniert), Verfahren
schließlich Chlorierung von Mikroorganismen. veraltet wegen häufiger UAW des Kontrast-
Von organischer Substanz gebundene Anteile mittels
des Chlors wirken nicht mehr desinfizierend. – invasiv: direkte Cholangiografie durch un-
Hintergrund: Zum Ausgleich der Chlorzehrung mittelbares Einbringen von Kontrastmittel
C ist die zugesetzte Chlorkonzentration so hoch in das Gallenwegssystem über verschiedene
zu wählen, dass auch während der Trinkwasser- Zugangswege: 1. endoskopische aszendieren-
verteilung im Leitungsnetz bis zum Verbrau- de Cholangiografie mit transpapillärem Zu-
cher eine ausreichende Restkonzentration an gang (ERCP*), Anwendung bei Cholangitis*
Chlor vorliegt, um einer Wiederverkeimung des 2. perkutane transhepatische Cholangiogra-
Trinkwassers im Leitungsnetz vorzubeugen (Si- fie (PTC) 3. intraoperative Cholangiografie,
cherheits- oder Transportchlorung). Choanalpolyp: postrhinoskopischer Befund. [218]
z. B. während Cholezystektomie* zur Über-
Choana f: engl. posterior nasal aperture; syn. prüfung der freien Gallenpassage nach Ent-
Apertura nasalis posterior. Hintere Öffnungen fernen eines Hindernisses. Auch zum Nach-
der Nasenhöhle in den Nasenrachenraum. Klinik: weis einer Choledochuszyste*, Gallengang-
Choanalatresie f: engl. choanal atresia. Angebo- – Behinderung der Nasenatmung atresie* oder eines Gallepfropfsyndroms*.
rener knöcherner (30 %) oder membranöser – Epiphora* Cholangiokarzinom → Gallengangkarzinom
(70 %), ein- oder beidseitiger (2 : 1) Verschluss – Rhinolalia clausa, siehe Rhinolalie*. Cholangiolithiasis → Cholelithiasis
der hinteren Nasenöffnung. Symptome sind eit- Diagnostik: Cholangiolitis f: Entzündung der Gallen-
rige Schleimsekretion bis zum Atemnotsyn- – Rhinoskopie (siehe Abb.), Nasenendoskopie kapillaren und kleinsten Gallengänge in der Le-
drom des Neugeborenen bei beidseitiger Cho- – CT. ber.
analatresie. Die Diagnostik erfolgt durch Na- Therapie: Operative Abtragung im Rahmen ei- Cholangiom n: engl. cholangioma. Vom Epithel
sensondierung, Spiegelprobe, Endoskopie und ner endonasalen Nasennebenhöhlenoperation*. der Gallengänge ausgehender Tumor. Man un-
MRT. Intubation, operative Eröffnung und Ein- Choanaltamponade → Bellocq-Tamponade terscheidet das maligne Cholangiom (Gallen-
legen von Platzhaltern sind Therapiemaßnah- Cholämie f: engl. cholemia. Übertritt von Gal- gangkarzinom*, syn. Cholangiokarzinom) und
men. Häufigkeit: lenbestandteilen in das Blut mit Gelbfärbung das seltenere benigne Cholangiom (intrahepati-
– Inzidenz ca. 8 : 100 000 Neugeborene des Serums bei Cholestase*. sches Gallengangadenom*).
– m : w= 2:1 Cholangiodrainage, perkutane transhepati- Cholangiomanometrie f: engl. cholangioma-
– in rund 50 % Assoziation mit dem CHARGE- sche f: Abk. PTCD. Künstliche Galleableitung nometry. Diagnostisches Verfahren zur Druck-
Syndrom. in den Gallenwegen bei intrahepatischem oder messung in den extrahepatischen Gallenwegen
Ursache: Persistenz der Membrana nasobucca- im Leberhilus lokalisiertem Prozess mit Galle- sowie zur Registrierung von Kontraktionen des
lis. stauung und geweiteten Gallengängen. Die Sphinkter Oddi. Dabei wird ein Messkatheter
Klinik: Drainage erfolgt meist nach außen durch Drai- entweder mithilfe eines Endoskops oder opera-
– Bei beidseitiger Choanalatresie schweres nagekatheter (z. B. Pigtail*-Katheter). tiv in die Gallenwege eingeführt. Die Cholangi-
Atemnotsyndrom* des Neugeborenen, da Vorgehen: omanometrie wird selten angewendet.
Spontanatmung durch den Mund nicht mög- – Sonografisch oder röntgenologisch kontrol- Cholangiopathie f: engl. cholangiopathy. Sam-
lich, spätestens Atemnot beim Trinkversuch. lierte Leberpunktion und Vorschieben eines melbezeichnung für Erkrankungen der Gallen-
– bei einseitiger Choanalatresie, die oft erst Führungsdrahtes in geweiteten Gallengang wege ohne nosologische Zuordnung.
verspätet diagnostiziert wird, zähe, eitrige – Einführen des Drainagekatheters über lie- Sonderformen:
Schleimsekretion aus der betroffenen Seite genden Draht, ggf. nach Bougierung des – Transplantat-Cholangiopathie: ischämische
und livide Verfärbung der Nasenmuscheln. Drainagekanals. Gallengangsläsion nach End-zu-End-Gallen-
Therapie: Indikationen: ganganastomose infolge unterschiedlicher
– Bei beidseitiger Choanalatresie in der Regel – Extra- oder intrahepatische Cholestase*, z. B. Vaskularisation von Empfänger- und Spen-
Intubation, dann operative Eröffnung in den bei: 1. Cholelithiasis 2. primär sklerosie- dergallengang
ersten Lebenstagen, hierbei Einlegen von render Cholangitis 3. ischämischen Gallen- – Critical-illness-Cholangiopathie: Gallengang-
Platzhaltern, um eine Restenosierung zu ver- gangsveränderungen nach Lebertransplanta- läsionen nach überstandenen Schockzustän-
meiden tion den, die zu sekundär sklerosierender Cholan-
– bei einseitiger Choanalatresie: Operation – Galleleckage (siehe Gallenfistel*) gitis führen.
möglichst erst nach Abschluss des Gesichts- – palliativ bei inoperablem Gallenblasenkarzi- Cholangiophytiøasis f: Ansammlung unverdau-
schädelwachstums. nom* oder Gallengangkarzinom* mit Chole- licher (pflanzlicher) Nahrungsbestandteile im
Choanalpolyp m: engl. choanal polyp. Häufig dochusverschluss. Ductus choledochus mit Gefahr der Entwick-
bei Kindern vorkommender, meist von einer Cholangiografie f: engl. cholangiography; syn. lung einer Cholangitis oder eines Leberabszes-
Kieferhöhle ausgehender, lang gestielter Nasen- Cholangiographie. Sammelbezeichnung für ses. Mögliche Ursachen sind Papillotomie* im
polyp im mittleren Nasengang, der zur Verle- Verfahren zur bildlichen Darstellung der Gal- juxtapapillären Divertikel und Choledochoduo-
gung einer Choane führen kann. Er führt v. a. lenwege. denostomie*.
zur Behinderung der Nasenatmung. Endosko- Vorgehen: Therapie:
pie und CT sichern die Diagnose. Die Therapie – Nichtinvasiv: 1. MRCP 2. MRC 3. deszendie- – Nach Papillotomie: je nach Befund Blindver-
ist operativ. rende Cholangiografie: Röntgen der Gallen- schluss des Duodenums mit Gastrojejunosto-
wege nach oraler oder intravenöser Gabe von mie (siehe Roux*-Operation)
323 Choledochotomie

– nach Choledochoduodenostomie: operative Formen: – ggf. Lebertransplantation (Rezidiv in 10–


Wiederherstellung der Gallenwege oder Cho- – Akute eitrige Cholangitis: bakteriell beding- 30 % der Fälle).
ledochojejunostomie*. te Infektion, v. a. durch: 1. Escherichia coli Sekundär sklerosierende Cholangitis:
Cholangioskopie f: engl. cholangioscopy. Endo- 2. Klebsiellen 3. Enterokokken – Endoskopische Extraktion der Ausgüsse
skopie* der größeren Gallenwege insbesondere – chronisch-sklerosierende Cholangitis (sel- – Antibiotika bei bakterieller Cholangitis
des Ductus hepaticus communis und des Duc- ten): 1. primär sklerosierende Cholangitis – ggf. Lebertransplantation.
tus choledochus bis zur Papilla duodeni major. (PSC): in ca. 75 % der Fälle als extraintestinale Neonatale Cholangitits: ggf. Lebertransplanta- C
Man verwendet ein flexibles Endoskop, z. B. bei Manifestation bei chronisch entzündlichen tion.
einer Steinextraktion oder Cholelithotripsie*. Darmerkrankungen (v. a. Colitis* ulcerosa). Cholangitis, nicht eitrige destruierende →
Vorgehen: Es besteht ein erhöhtes Risiko für die Ent- Zirrhose, biliäre
– Endoskopische retrograde Cholangioskopie wicklung eines Gallengangkarzinoms* 2. se- Cholaø skos n: engl. cholascos; syn. Choleperito-
(ERCS): sog. Mother-Baby-Endoskopie, dabei kundär sklerosierende Cholangitis bei ver- neum. Übertritt von Galle in die Bauchhöhle,
wird das Cholangioskop durch den Instru- schiedenen Erkrankungen und Zuständen, z. B. bei perforierter Cholezystitis*, Trauma
mentierkanal des Seitblick-Duodenoskops die weitere Destruktionen und Narben-be- oder iatrogen (Leberblindpunktion) mit Gefahr
vorgeschoben dingte Abflusshindernisse begünstigen, z. B. der galligen Peritonitis*.
– perkutane transhepatische Cholangioskopie Langerhans*-Zell-Histiozytose, Immunde- Cholate → Gallensalze
(siehe PTC) fekt*, chirurgische Eingriffe, chronische Ent- Cholecalciferol n: syn. Colecalciferol. Fettlösli-
– intraoperative Cholangioskopie im Rahmen zündungen, Parasitenbefall oder rezidivie- ches steroidähnliches Vitamin* aus der Vitamin-
einer Choledochusrevision*. rende bakterielle Schübe einer Cholangitis D-Gruppe. Es wird bei Vitamin-D-Mangel und
Cholangitis f: Entzündung der Gallenwege 3. sekundär sklerosierende Cholangitis bei aufgrund seines Einflusses auf den Kalzium-
meist wegen Gallengangobstruktion durch Gal- kritisch Kranken (engl. critical illness cholan- haushalt in der Kombinationstherapie der Os-
lengangsteine. Weitere Ursachen sind Gallen- giopathy), typischerweise nach überstande- teoporose* eingesetzt. Säuglinge erhalten Cho-
gangstriktur, Papillenstenose, Tumorkompres- nem (septischem) Schock, mit Ausgüssen lecalciferol zur Vorbeugung von Vitamin-D-
sion, Parasitenbefall, autoimmune Genese u. a. (casts) der Gallengänge durch nekrotische Mangelerkrankungen wie Rachitis*.
Die Behandlung hängt ab von der Ursache. Gallengangepithelien und eingedickte Galle Cholecystokinin n: syn. Cholezystokinin; Abk.
4. neonatale sklerosierende Cholangitis, oft CCK. Von Duodenum und Jejunum in speziel-
vergesellschaftet mit Ichthyose* (NISCH-Syn- len endokrinen Zellen (I-Zellen) gebildetes gast-
drom). rointestinales Hormon* (Polypeptid, 33 AS), ein
– Primär biliäre Cholangitis (PBC) ist die ak- Spaltprodukt aus Präprocholecystokinin. Es
tuelle Bezeichnung der früher als primär bili- wird hauptsächlich durch Lipide und Proteine
äre Zirrhose (PBC) bezeichneten Erkrankung, freigesetzt. Cholezystokinin stimuliert die Se-
siehe biliäre Zirrhose*. kretion von Pankreasenzymen und fördert die
Klinik: Akute Cholangitis: Gallenblasenkontraktion. Es wird diagnostisch
– Sog. Charcot-Trias: 1. rechtsseitiger Ober- beim Sekretin-Pankreozymin-Test eingesetzt.
bauchschmerz 2. Fieber mit Schüttelfrost Choledochoduodenostomie f: engl. choledo-
3. passagerer Ikterus choduodenostomy. Aufgrund häufiger postope-
– acholische Stühle. rativer Spätfolgen nur noch sehr selten angeleg-
Sekundär sklerosierende Cholangitis: te biliodigestive Anastomose* zwischen Ductus
– Zu Beginn häufig asymptomatisch choledochus und Duodenum unter Umgehung
– rezidivierende Fieberschübe der Papilla duodeni major. Die postoperativen
– später schmerzloser Verschlussikterus (Diffe- Folgen reichen von Cholangiophytiasis* über
renzialdiagnose maligne Tumoren). aufsteigende Cholangitiden bis hin zum Sump-
Diagnostik: syndrom.
– Cholangiografie* (siehe Abb.) Choledochojejunostomie f: engl. choledochoje-
– Cholangioskopie junostomy. Chirurgische Rekonstruktion zwi-
– Leberbiopsie schen Ductus choledochus und nach Roux-Y
– Anti-Neutrophilen-Cytoplasma-Antikörper (siehe Roux*-Operation) ausgeschalteter Jeju-
(siehe ANCA). numschlinge als Form der biliodigestiven Anas-
Therapie: Akute Cholangitis: tomose*.
– Antibiotika Indikationen:
– umgehende Ableitung der Galle und Beseiti- – Zur Sicherung des Galleablaufes bei tumorö-
gung des Hindernisses (in der Regel endosko- sen Prozessen, die den physiologischen Weg
pisch durch ERCP* oder auch PTCD, selten mit Einmündung des Gallengangs in den
chirurgisch). Zwölffingerdarm verlegen
Primär biliäre Cholangitis: – nach onkochirurgischer Exstirpation* eines
– Ursodesoxycholsäure. Pankreaskopf- oder Papillenkarzinoms.
Primär sklerosierende Cholangitis: Choledocholithiasis → Cholelithiasis
Cholangitis: primär sklerosierende Cholangitis mit – Ursodesoxycholsäure (wenig evidente Daten- Choledochoskopie → Cholangioskopie
multiplen intrahepatischen Strikturen und dilatatier- lage) Choledochotomie f: Häufig im Rahmen einer
ten Segmenten; ERCP. [176] – endoskopische Ballondilatation Choledochusrevision* durchgeführte (Längs-)
Choledochozele 324

Eröffnung des Ductus choledochus zur Entfer-


nung oder zum Nachweis von Gallengangsstei-
nen bei Choledocho-Cholezystolithiasis.
Choledochozele f: engl. choledochocele. Zysti-
sche Erweiterung des Ductus choledochus ins
Duodenallumen als Choledochuszyste* Typ III
C nach der Todani-Klassifikation. Symptome sind
Cholestase*, aszendierende Cholangitis*, Ober-
bauchschmerz und Pankreatitis*. Die Diagnos-
tik erfolgt mittels Ultraschalldiagnostik, MRCP,
ERCP und CT. Die therapeutisch indizierte Pa-
pillotomie ist meist endoskopisch möglich. Cholelithiasis Abb. 3: großer Gallenstein in der
Choledoø chuskarzinom → Gallengangkarzi- Gallenblase (Cholezystolithiasis) mit Schallschatten
nom Cholelithiasis Abb. 1: mögliche Lokalisation. (dorsale Schallauslöschung); Ultraschall-
Choledoø chusrevision f: engl. bile duct revision. diagnostik. [142]
Überprüfung des Ductus hepatocholedochus
(DHC) auf pathologische Veränderungen, v. a.
durch direkte Cholangiografie* oder Cholangio-
skopie*. Eine Choledochusrevision wird haupt-
sächlich zur Diagnostik und Entfernung von
Gallengangssteinen (Choledocholithiasis) im
Rahmen einer Cholezystektomie* durchge-
führt.
Indikationen:
– Nach frustraner präoperativer Steinextrakti-
on im Rahmen einer ERC (siehe ERCP*) bei
Cholelithiasis*
– Gallenwegsverletzung
– Tumordiagnostik bei Cholangiokarzinom.
Choledoø chuszyste f: engl. choledochus cyst.
Angeborene Fehlbildung mit zystischer Erwei-
terung des Ductus choledochus und anderer
Cholelithiasis Abb. 2: Komplikationen; 1: Zystikusver-
Gallengänge unklarer Ätiologie. Die Choledo-
schluss mit a: Gallenblasenhydrops oder b: Schrumpf-
chuszyste manifestiert sich in 50 % der Fälle in
gallenblase; 2: Mirizzi-Syndrom; 3: Papillenstein mit
den ersten 2 Lebensjahren mit Verschlussikte-
Schrumpfgallenblase; 4: Hepatikusgabelstein;
rus, Erbrechen, Bauchschmerzen, Fieber und
5: Perforation ins Duodenum, Gefahr eines
Hepatomegalie. Die Therapie ist operativ.
Gallensteinileus; 6: Perforation in die Flexura coli
Cholegrafie → Cholangiografie dextra.
Cholekinetika n pl: engl. cholekinetics. Substan-
zen, die eine Kontraktion der Gallenblase und Cholelithiasis Abb. 4: 2 große, impaktierte
der Gallengänge bewirken und damit die Ent- Konkremente im Ductus choledochus; ERCP. [176]
leerung der Galle fördern. Physiologisch wird
Cholezystokinin freigesetzt u. a. durch Fettsäu- Klinik:
ren im Bulbus duodeni. Eine Reihe von pharma- – 75 % asymptomatisch (stummer Gallenstein*)
kologischen Cholekinetika wird zur Diagnostik – Gallenkolik* (Leitsymptom) – Ultraschalldiagnostik* (siehe Abb. 3) mit
eingesetzt. – bei Cholangiolithiasis mit (passagerer) Ab- Nachweis von Steinen bereits ab 3 mm Grö-
Cholelith → Gallenstein flussbehinderung evtl. Ikterus*. ße, ggf. auch Zeichen der Cholezystitis*
Cholelithiasis f: Häufigste Erkrankung der Komplikationen: – endoskopische retrograde Cholangiografie
Gallenblase und der Gallengänge hervorgerufen – Bei Cholezystolithiasis: 1. Gallenblasenhy- (ERC, ERCP*; siehe Abb. 4)
durch Gallensteine*. Man unterscheidet die drops* 2. Cholezystitis 3. Gallenblasenperfo- – bei Verdacht auf Cholangiolithiasis MRT der
Cholezystolithiasis, die Cholangiolithiasis und ration* 4. Gallenblasenempyem 5. Schrumpf- Gallenwege und des Ductus pancreaticus
die Choledocholithiasis. Behandelt wird medi- gallenblase* 6. Gallensteinileus* (MRCP = Magnetresonanz-Cholangiopank-
kamentös, operativ oder interventionell, je nach – bei Cholangiolithiasis: 1. biliäre Pankreatitis* reatikografie)
Form und Stadium der Erkrankung. 2. eitrige Cholangitis* (v. a. bei Stein – labordiagnostisch evtl. Transaminasenan-
Erkrankung: Häufigkeit ∅ < 5 mm) 3. posthepatischer Ikterus 4. Gal- stieg (ALT = Alanin-Aminotransferase, AST =
– Ca. 15 % in Deutschland lenblasenhydrops. Aspartat-Aminotransferase), ggf. später auch
– Frauen sind häufiger betroffen (m : w = 1 : 2) (siehe Abb. 2). der Cholestase-anzeigenden Parameter
– linear zunehmend mit steigendem Lebensal- Diagnostik: (GGT = Gamma-Glutamyl-Transferase, AP=
ter. – Palpatorisch Murphy*-Zeichen, evtl. Druck- alkalische Phosphatase, Bilirubin) bei extra-
Lokalisationen siehe Abb. 1. schmerz im rechten Oberbauch hepatischer Cholestase*.
325 Choleretika

lelithotripsie). Sie kann als mechanische Litho- Therapie:


tripsie nach Fassen des Konkrements mittels Li- – Orale Rehydratation
thotripsiekörbchen erfolgen oder als Kontakt- – intravenöse Rehydratation in schweren Fäl-
Lithotripsie unter cholangioskopischer Sicht. len
Technik: – Antibiotika können die Dauer der Symptome
– Mechanisch verkürzen: 1. Tetracyclin 2. Chinolone.
– elektrohydraulisch (EHL = elektrohydrauli- Prävention: C
sche Lithotripsie) – Individuell durch orale Cholera-Impfung: die
– mit Laser (intrakorporale Laserlithotripsie). Impfung kann auch während Epidemien ein-
Einsatz: gesetzt werden
– Mechanische Cholelithotripsie: wird ange- – auf Bevölkerungsebene durch Verbesserung
wandt, wenn ein in einem Korb gefasster des Trink- und Abwassersystems.
Stein nicht extrahiert werden kann. Der Stein Cholera noø stras f: engl. salmonellosis; syn. ein-
wird mit sog. Lithotripter-Körbchen gefasst heimische Cholera. Brechdurchfall, der durch
und durch Anspannen (Verkleinerung des Viren oder Bakterien hervorgerufen wird. Bei
Körbchendurchmessers) im Gallengang zer- Kleinkindern spricht man auch von Cholera in-
Cholelithiasis Abb. 5: Bergung eines kleinen trümmert fantum.
Konkrementes mittels Dormia-Körbchen. [176] – elektrohydraulische Cholelithotripsie und Cholera, pankreatische → Verner-Morrison-
Laser-Cholelithotripsie unter Sicht: wird an- Syndrom
gewandt, wenn sich der Stein oberhalb einer Cholera siøcca → Cholera
Stenose befindet oder zu groß ist, um mit Choleratoxin n: engl. cholera toxin. Aus einer
Therapie: Korb eingefangen zu werden enzymatischen Untereinheit (A) und einer pen-
– Bei Gallenkolik: 1. symptomatische Therapie – Cholelithotripsie durch ESWL: Alternative tameren Bindungsuntereinheit (B) bestehendes
mit Spasmolytika (Butylscopolaminiumbro- zur elektrohydraulischen und Laser-Choleli- Enterotoxin des Bakteriums Vibrio* cholerae,
mid) und Analgetika (Metamizol u. a.) 2. bei thotripsie, wenn der Stein radiologisch oder das beim Menschen eine schwere Durchfaller-
Infektion (und ggf. als präoperative Chemo- mit Ultraschall sichtbar gemacht werden krankung (Cholera*) auslöst.
prophylaxe*) Antibiotika kann. Wirkungsmechanismus:
– bei symptomatischer Cholezystolithiasis in Choleperitoneum → Cholaskos – Enzymatische Untereinheit wird in Entero-
der Regel laparoskopische Cholezystektomie* Cholera f: Akute, schwere Durchfallkrankheit, zyten eingeschleust, führt über Zwischen-
– bei Cholangiolithiasis ERCP mit endoskopi- hervorgerufen durch das Cholera-Bakterium schritte nach einer Aktivierung der Adenylat-
scher Papillotomie* und Steinextraktion (Vibrio* cholerae). Epidemien treten unter zyklase zu intrazellulärer Akkumulation von
(siehe Abb. 5) schlechten hygienischen Bedingungen auf. Bei cAMP
– bei Cholezystocholangiolithiasis therapeuti- rechtzeitiger Behandlung beträgt die Letalität – in der Folge Steigerung der Permeabilität des
sches Splitting (präoperativ ERC, anschlie- < 1 %. Epidemiologie: Die sogenannte „siebte überwiegend in der Kryptenregion gelegenen
ßend laparoskopische Cholezystektomie) Pandemie“ betrifft warme Regionen mit apikalen Cl–-Kanals
– (selten) unter Umständen bei symptomati- schlechten sanitären Verhältnissen in Afrika – gleichzeitig erfolgt eine Hemmung des eine
schem Cholesterolstein < 5 mm und Kontra- und Südostasien und seit 1991 auch in Latein- Cl–-Resorption vermittelnden Na+-Cl–-Ko-
indikation zur Operation Cholelitholyse* amerika. Vibrio cholera überlebt im Wasser und transportes (lokalisiert in der luminalen
oder Cholelithotripsie*. wird fäkal-oral übertragen. 2 Serogruppen, O1 Membran des Oberflächenepithels) und eine
Cholelitholyse f: engl. cholelitholysis. Pharma- und O136, führen zu Epidemien, letztere in Hemmung des absorptiven Natriumtrans-
kologische Auflösung (Chemolitholyse) von Ostasien. Serogruppe O1 hat 2 Biotypen, Chole- portsystems
Gallensteinen* durch Ursodesoxycholsäure oder ra und El Tor, die jeweils in 2 Serotypen einge- – der extrazellulären Akkumulation von Na+-
Chenodesoxycholsäure. Behandelt wird bis teilt sind, Inaba und Ogawa. Pathogenese: Bei- und Cl–-Ionen folgt Wasser entsprechend
mindestens 3 Monate nach dokumentierter de Biogruppen, O1 und O136, produzieren das dem osmotischen Gradienten nach
Steinfreiheit. Choleratoxin*. In der Dünndarmzelle verur- – natriumabhängige Glukoseresorption und
Indikationen: sacht es über eine Zunahme des zyklischen Ade- die Schleimhautarchitektur bleiben erhal-
– Überwiegend cholesterolhaltige, kleine nosinmonophosphats (AMP) eine vermehrte Ex- ten.
(< 5 mm) Gallenblasensteine kretion von Chloridionen und verminderte Re- Choleratyphoid n: Veraltete Bezeichnung für
– Patienten mit erhöhtem Operationsrisiko sorption von Natrium. Dadurch entsteht eine ein Spätstadium der Cholera*, das durch Fieber,
oder Inoperabilität und funktionstüchtiger starke Diarrhö mit Wasserverlust. Benommenheit, Schock und Koma gekenn-
Gallenblase Klinik: Starker, wässriger Durchfall und Erbre- zeichnet ist.
– als Rezidivprophylaxe nach operativer Be- chen, dadurch Dehydratation, die rasch zum hy- Choleravibrionen → Vibrio cholerae
handlung einer Cholelithiasis*. povolämischen Schock und Tod führen kann. Choleretika n pl: engl. choleretics. Substanzen,
Cholelithotripsie f: engl. cholelithotrypsy. Zer- Viele Infektionen sind asymptomatisch. die die Leberzellen zu vermehrter Sekretion von
trümmerung (Lithotripsie*) von Gallengang- Diagnostik: Gallensäuren* (Cholerese) anregen, z. B. Dehyd-
steinen, die nach endoskopischer Papillotomie – Nachweis von Vibrio cholerae in Stuhlproben rocholsäure und Ursodeoxycholsäure. Dadurch
mittels Dormia-Korbes oder Steinballons nicht mit Antiserum vermindert sich die Cholesterolsättigung der
extrahiert werden können. Der Zugang erfolgt – Bestätigung durch Bakterienkultur. Galle, was bei 30–40 % der Betroffenen zur all-
endoskopisch retrograd oder perkutan transhe- Es besteht Meldepflicht nach § 7 Infektions- mählichen Auflösung cholesterolhaltiger Gal-
patisch (PTCL = perkutane transhepatische Cho- schutzgesetz. lensteine* führt.
Cholestase 326

Cholestase f: engl. cholestasis. Gestörter Ab- Grunderkrankung. Häufigkeit: ca. 1 : 2500.


fluss von Galle* in den Darm mit Retention* von Ätiologie: sehr viele Ursachen, aber 95 % aller
Bilirubin*, Gallensäuren* u. a. Gallenbestand- neonatalen Cholestasen sind durch 10 Krank-
teilen wie Cholesterol und AP mit nachfolgen- heiten verursacht. Häufige Ursachen sind
der Cholämie*. Klinisch zeigen sich Ikterus*, – Gallengangatresie*
Pruritus* und Steatorrhö*. Nach Diagnostik mit – idiopathische neonatale Hepatitis*
C Labor- und Ultraschalluntersuchung sowie ggf. – Alpha1-Antitrypsinmangel
MRT, Endoskopie* und Leberbiopsie* wird kau- – Alagille*-Syndrom
sal therapiert. – Galaktosämie*
Einteilung: Nach Lokalisation der Abflussstö- – Tyrosinämie
rung: – zystische Fibrose*
– Extrahepatische Cholestase: 1. obstruktive – Choledochuszysten.
Störung durch mechanisches Abflusshinder- Klinik:
nis in ableitenden Gallenwegen (häufig Duc- Cholestase Abb. 1: intrahepatische Cholestase mit – Ikterus mit direkter Hyperbilirubinämie
tus hepaticus communis oder Ductus chole- typischem sog. Doppelflintenphänomen (Ultraschall- – Hepatomegalie
dochus) 2. Vorkommen bei Gallenstein*, Gal- diagnostik). [201] – im Verlauf Koagulopathie und Gedeihstö-
lengangtumor (z. B. Gallengangadenom* rung, siehe Cholestase*.
oder Gallengangkarzinom*), Papillensteno- Cholestasesyndrome, familiäre n pl: Gene-
se* (z. B. durch Pankreastumor*), Entzün- tisch bedingte Erkrankungen mit reduzierter
dung (Cholangitis*), Gallengangatresie* u. a. Ausscheidung gallepflichtiger Substanzen, ein-
– intrahepatische Cholestase: 1. nichtob- hergehend mit Ikterus*, Pruritus* und Leber-
struktiv durch Störung der Gallebildung veränderungen. Nach Lokalisation der Störung
bzw. -exkretion 2. Vorkommen bei Hepati- erfolgt die Einteilung in intrahepatische, extra-
tis*, UAW, totaler* parenteraler Ernährung, hepatische und gemischte familiäre Cholestase-
Sepsis*, Schwangerschaft (intrahepatische syndrome.
Schwangerschaftscholestase*), als intrahepa- Cholesteatom n: engl. cholesteatoma. Form der
tisches familiäres Cholestasesyndrom* u. a. chronischen Otitis* media mit entzündlicher
3. als obstruktive Cholestase z. B. bei Leber- Proliferation von verhornendem Plattenepithel
metastasen*. im Mittelohr mit sog. Matrix (desquamiertes
Klinik: Plattenepithel, Retention von Hornlamellen,
– Ikterus* Cholestase Abb. 2: histologisches Bild der Leber begleitende Entzündungsreaktion und evtl. Ge-
– dunkler Harn (infolge Bilirubinurie*) bei ausgeprägter Cholestase (HE-Färbung). [33] webedestruktion).
– grauer bis kalkfarbener Stuhl bei Acholie* Formen:
– generalisierter Pruritus* – Genuines Cholesteatom: 1. Epidermoidzyste
– Vitaminmangel (A, D, E, K) 2. kommt selten vor 3. entwickelt sich im
– Steatorrhö* infolge Fettmalabsorption. Umgehung durch biliodigestive Anastomo- pneumatisierten Schläfenbeinbereich und
Diagnostik: se* bzw. Kasai*-Operation Mittelohr als Folge von Epithelverlagerun-
– Labordiagnostik: 1. Hyperbilirubinämie* – intrahepatische* Cholestase je nach Ursa- gen im Rahmen der Ontogenese 4. besitzt
2. Enzymdiagnostik* (v. a. Anstieg von Alka- che: 1. symptomatisch choleretisch (z. B. Ur- keine Verbindung zu Bereichen, die mit ver-
lischer Phosphatase* und GGT als Cholestase- sodesoxycholsäure) 2. ggf. kausal (beispiels- hornendem Plattenepithel ausgekleidet sind
parameter) 3. ggf. verlängerte Thromboplas- weise Karenz bei cholestatischer Arzneimit- – erworbenes Cholesteatom des Mittelohrs:
tinzeit* (International Normalized Ratio, telhepatitis). 1. primäres Cholesteatom (syn. epitympana-
Abk. INR) bzw. erniedrigter Quick-Wert Cholestase, benigne rezidivierende intrahe- les Cholesteatom, Flaccida- Cholesteatom):
4. bei intrahepatischer Cholestase zusätzlich patische f: engl. benign recurrent intrahepatic I. entwickelt sich infolge Epithelproliferation
Urobilinogenurie* 5. ggf. Lipoprotein*-X cholestasis; Abk. BRIC. Angeborene intrahepati- im Bereich der Pars flaccida des Trommelfells
und erhöhte Gallensäurenkonzentration im sche Cholestase* ohne Obstruktion der extrahe- (siehe Abb.) II. begünstigend wirken Reste
Blut patischen Gallenwege und meist ohne Über- von embryonalem Bindegewebe und chroni-
– abdominale Ultraschalldiagnostik* (z. B. gang in eine Leberzirrhose. Die Erkrankung sche Störungen der Tubenventilation 2. se-
Nachweis einer Dilatation der Gallenwege bei verläuft schubweise mit Ikterus*, starkem, quä- kundäres Cholesteatom (syn. Tensa-Choles-
Abflusshindernis; siehe Abb. 1) lendem Pruritus*, Inappetenz, Diarrhö (Steator- teatom): verhornendes Gehörgangepithel
– MR*-Cholangiopankreatikografie (MRCP) rhö*) und teilweise Cholelithiasis* im Wechsel wächst durch randständigen Trommelfellde-
und ggf. Endoskopische Retrograde Cholan- mit beschwerdefreien Intervallen. Die Lebenser- fekt oder -vernarbung in die Mittelohrräume
giopankreatikografie (ERCP) wartung ist normal. ein, nachfolgend verbleiben die abgeschilfer-
– ggf. Leberbiopsie* (siehe Abb. 2). Cholestase, neonatale f: Aufstau von Gallen- ten Hornlamellen dort und es kommt zur
Therapie: flüssigkeit in den Gallengängen und Retention entzündlichen Proliferation 3. posttraumati-
– Extrahepatische Cholestase je nach Ursa- der Bestandteile beim Neugeborenen im Rah- sches Cholesteatom: Gehörgangepithel
che, z. B.: 1. endoskopische Steinextraktion men von Fehlbildungen, Entzündungen und wächst ein oder wird eingeklemmt in einen
2. Einlage einer Gallengangendoprothese Stoffwechselstörungen. Ikterus und Hyperbili- Frakturspalt (Felsenbeinlängsfraktur, Schä-
oder perkutanen transhepatischen Cholan- rubinämie sind richtungsweisende Symptome. delbasisfraktur*), der bis in den Gehörgang
giodrainage* (PTCD) 3. Tumorresektion oder Diagnostik und Therapie richten sich nach der hineinreicht 4. Cholesteatom als Komplikati-
327 Cholezystektomie

aufgenommen und teilweise in der Leber syn-


thetisiert wird. Es dient der Herstellung von
Steroidhormonen, Vitamin D sowie Gallensäu-
ren und ist Bestandteil der Zellmembranen und
Lipoproteine. Cholesterin wird über die Galle
ausgeschieden. Gesamtcholesterin dient der Di-
agnostik von Fettstoffwechselstörungen. C
Referenzbereich: Zielwert: ≤ 190 mg/dl.
Bewertung: Erhöhte Werte:
– Primäre Fettstoffwechselstörungen: 1. fami-
liäre Hypercholesterinämie (FH) 2. familiärer
Apolipoprotein-B-Defekt (FDB) 3. familiär
kombinierte Hyperlipidämie 4. polygeneti-
sche Hypercholesterinämie
– sekundäre Fettstoffwechselstörungen: 1. Dia-
betes mellitus 2. Hypothyreose 3. nephroti-
sches Syndrom 4. chronische Niereninsuffizi-
Cholesteatom: epitympanales Cholesteatom; enz 5. Cholestase 6. Adipositas 7. Morbus Cu-
Otoskopie. [218] shing 8. Medikamente (orale Kontrazeptiva,
Betablocker, Diuretika, Glukokortikoide, Re-
on nach Tympanoplastik*: verhornendes tinoide).
Plattenepithel wird eingeschlossen bei un- Erniedrigte Werte:
vollständiger Entepithelisierung des Trom- – Hyperthyreose
melfelldefektrands oder des Hammergriffs – Tumorerkrankungen
5. Gehörgangcholesteatom: im Gehörgang – Lebererkrankungen
abgeschilferte Epithelmassen werden reti- – schwere Infektionen
niert, meist begünstigt durch Gehörgangste- – Kachexie.
nosen. Cholesterol → Gallenstein
Symptome: Cholesterolkristall-Embolie f: engl. cholesterol
– Permanente, meist fötide Otorrhö embolism. Prognostisch ungünstige, dissemi-
– progrediente Schallleitungsstörung. nierte Verlegung von Arteriolen durch große
Diagnostik: Kristalle, die sich spontan von der Gefäßwand
– Anamnese lösen oder iatrogen durch Katheter abgelöst
– HNO-Status mit nasopharyngealer Inspek- werden (z. B. als Komplikation einer Arterien-
tion punktion).
– Ohrmikroskopie* Cholesterolmessgerät n: Gerät zur reflexions-
– Hörprüfung fotometrischen Selbstbestimmung des Gesamt-
– Gleichgewichtsprüfung cholesterols (nach enzymatischer Oxidation zu
– ggf. bildgebende Verfahren. Cholestenon) aus Kapillarblut. Es ist als Kombi-
Therapie: Vollständige operative Entfernung: nationsgerät zur Messung von Blutglukose und
– Bei ausgedehntem Cholesteatom radikale Triglyceriden verfügbar.
chirurgische Sanierung der Mittelohrräume Cholezystatonie f: engl. cholecystatony. Primä-
(sog. Radikaloperation des Mittelohrs) unter re Atonie der Gallenblase mit Ektasie und ver-
Schaffung einer weiten Verbindung zwischen minderter Kontraktilität, meist in Kombination
Mastoid und äußerem Gehörgang (sog. Radi- mit Hypotonie von Gallenwegen und Sphinkte-
kalhöhle) ren.
– operative Entfernung pathologischer Verän- Cholezystektomie f: engl. cholecystectomy; Cholezystektomie: 1: Gallenblase und Calot-Dreieck;
derungen sowie (Erhalt bzw.) Wiederherstel- syn. CHE; Abk. CCE. Chirurgische Entfernung 2: Präparation der Arteria cystica (a) und des Ductus
lung des Hörvermögens, z. B. durch Tympa- der Gallenblase, laparoskopisch (ca. 95 %) oder cysticus (b); 3: Abklemmen der Arteria cystica;
noplastik mit Verschluss der Paukenhöhle konventionell über einen Rippenbogenrand- 4: nach Abklemmen und Absetzen von Ductus
zur funktionellen Rekonstruktion schnitt. Bei Komplikationen wie z. B. dem Über- cysticus und der Arteria cystica laparoskopische
– ggf. Second-Look-Operation zur Kontrolle greifen einer schweren Entzündung auf das Ca- Entfernung der Gallenblase aus dem Leberbett. [141]
des Mittelohrs (nach 1–1,5 Jahren). lot-Dreieck, Verwachsungen, einer Verletzung
Cholesteatose f: engl. cholesteatosis. (mikro- des Ductus hepatocholedochus oder einer Blu-
skopische) Cholesterolspeicherung in Makro- tung wird der primär laparoskopische Eingriff
phagen, die sich in der Gallenblasenschleim- zur konventionellen (offen-chirurgischen) Cho- – laparoskopische Techniken: 1. konventionel-
haut subepithelial herdförmig ansammeln (sog. lezystektomie erweitert. Siehe Abb. le laparoskopische Technik über 3–4 kleine
Lipoidflecke). Formen: Hautschnitte 2. Single* Port Technik 3. Natu-
Cholesterin n: engl. cholesterole; syn. Choleste- – Offen-chirurgisches Verfahren (konventio- ral Orifices Transluminal Endoscopic Surgery
rol. Sterol, das über Chylomikronen vom Darm nelle Cholezystektomie) (NOTES*).
Cholezystitis 328

Technik: – Übelkeit operativer Eingriff ein zu hohes Risiko darstel-


– Retrograde Cholezystektomie: 1. Präparati- – Erbrechen len würde.
on des Calot-Dreiecks 2. Darstellen des Duc- – Fieber cholineø rg: engl. cholinergic. Auf die Wirkung
tus cysticus und der A. cystica, anschließend – Hyperalgesie im Bereich des 6.–9. Brustwir- des Acetylcholins bezogen.
Unterbinden bzw. Verschluss durch Clips belkörpers paravertebral rechts (sog. Macken- Cholineø rgika → Parasympathomimetika
(sog. Clippen) und Durchtrennen zie-Zeichen) Cholinesterasen f pl: engl. cholinesterases; syn.
C – anterograde Cholezystektomie: 1. vom Fun- – positives Murphy*-Zeichen Serumcholinesterase; Abk. ChE. Acetylcholin
dus aus 2. insbesondere bei stark entzündli- – positives Boas*-Zeichen. hydrolysierende Cholinesterase. Es sind 2 For-
cher oder narbiger Veränderung im Calot- Chronische Cholezystitis men vorhanden, Acetylcholin-Acetylhydrolase
Dreieck 3. Unterbinden und Durchtrennen – Häufig symptomlos (spezifische Cholinesterase) und Acylcholin-
des Ductus cysticus erst bei einwandfreier – dyspeptische Beschwerden oder dumpfer Acylhydrolase (unspezifische Cholinesterase,
Übersicht 4. ggf. Choledochusrevision*. Oberbauchschmerz. Pseudocholinesterase). Der Laborparameter be-
Komplikationen: Komplikationen: zieht sich auf die Enzymaktivität der Acylcho-
– Vorwiegend schwere Entzündungen und – Gallenblasenhydrops* lin-Acylhydrolase. Verminderte CHE-Aktivitä-
Verschwielung im Bereich des Calot-Dreiecks – Perforation ten haben klinisch Bedeutung bei der Verwen-
– Verletzung bzw. Einengung des Ductus he- – Cholangitis dung des neuromuskulären Blockers Succinyl-
patocholedochus (< 0,2 %) – biliäre Pankreatitis cholin.
– unzureichender Verschluss des Ductus cysti- – biliäre Sepsis Referenzbereiche: Siehe Tab.
cus (sogenannte Stumpfinsuffizienz) vorwie- – Gallensteinileus. Bewertung: Erniedrigte Werte:
gend bei Choledocholithiasis mit konsekuti- Diagnostik: – Leberschädigungen durch Hepatitiden, Le-
ver Druckerhöhung im Gallenwegssystem – Ultraschalldiagnostik (z. B. verdichtete Gal- berzirrhose, Stauungsleber, Tumoren der Le-
– Verletzung von Leber, Duodenum, Magen lenblasenwand) ber oder Metastasen
oder Querkolon – CT – Colitis ulcerosa und Morbus Crohn
– Biliom* – Laborwerte (positive Entzündungszeichen). – progressive Muskeldystrophie
– subhepatischer Abszess* Therapie: Akute Cholezystitis – akuter Myokardinfarkt, Vitamin-B12-Man-
– Nachblutung aus der A. cystica. – Orale Nahrungskarenz in Abhängigkeit von gelanämie
Cholezystitis f: engl. cholecystitis. Entzündung der Klinik – CHE-Varianten
der Gallenblase, meist sekundär infolge Choleli- – Antibiotika – Vergiftungen durch Insektizide und Organo-
thiasis*. Vaskuläre, infektiöse oder chemisch-to- – Cholezystektomie* (Frühcholezystektomie). phosphate, chronische Pestizidexposition.
xische Ursachen sind selten. Abzugrenzen ist Akalkulöse Cholezystitis: je nach Befund
ein akutes* Abdomen anderer Ursache. Behan- – Primär konservativ mit anschließender früh-
delt wird abhängig von Stadium und Befund elektiver Operation Cholinesterasen:
konservativ oder operativ. – bei schwerer Verlaufsform dringliche Opera- Referenzbereiche.
Formen: tion.
Butyrylthiocholin Benzoylcholin
– Akute Cholezystitis (siehe akute Galle) v. a. Chronische Cholezystitis: Cholezystektomie.
durch Steineinklemmung im Ductus cysticus Cholezystocholangiografie f: engl. cholecysto- Männlich 4,62–11,5 U/l 0,66–1,62 U/l
– zunächst abakterielle Entzündung der über- cholangiography; syn. Cholezystocholangiogra- Weiblich 3,93–10,8 U/l 0,66–1,62 U/l
dehnten Gallenblase phie. Röntgenkontrastuntersuchung der Gal-
– in der Regel nachfolgende bakterielle Infekti- lenblase und der Gallengänge. Diese Methode
on infolge Keimaszension aus dem Duode- wurde durch Ultraschalldiagnostik* ersetzt.
num, hämatogene oder lymphogene Infektion Cholezystografie f: engl. cholecystography; syn. Cholinesterase-Reaktivatoren m pl: engl. cho-
(besonders durch Echerichia coli sowie Ente- Cholezystographie. Röntgenologische Darstel- linesterase reactivators. Antidote (z. B. Obidoxim-
rokokken, Proteus-Arten oder Klebsiellen) lung der Gallenblase nach oraler Kontrastmit- chlorid*) bei Intoxikation mit organischen
– pathologisch-anatomisch zeigt sich eine sero- telgabe. Diese Methode wurde durch Ultra- Phosphorsäureestern (Alkylphosphaten, z. B.
fibrinöse, serös-eitrige, phlegmonöse, ulze- schalldiagnostik* ersetzt. Parathion; Phosphorsäureesterintoxikation).
rös-nekrotisierende oder empyematöse Cho- Cholezystokinin → Cholecystokinin Eingesetzt werden z. B. Obidoxim und Pralid-
lezystitis Cholezystolithiasis → Cholelithiasis oximjodid.
– Sonderform akalkulöse Cholezystitis: akute Cholezystopathie f: engl. cholecystopathy. Zu- Cholinozeptoren → Rezeptoren, cholinerge
Entzündung der steinfreien Gallenblase bei sammenfassende klinische Bezeichnung für Cholsäure → Gallensäuren
lebensbedrohlicher Erkrankung als Folge hä- nicht näher definierte Erkrankungen der Gal- Cholsäure f: engl. cholic acid; syn. Acidum cho-
modynamischer Instabilität (Gallenblase als lenblase, z. B. Cholezystolithiasis (siehe Choleli- lalicum. Primäre Gallensäure, die beim Umbau
Schockorgan; siehe Schock) bzw. als Fokus ei- thiasis*) oder Cholezystitis*. von Cholesterin in der Leber gebildet wird. Sie
ner Sepsis Cholezystostomie f: engl. cholecystostomy. Sel- wirkt als Emulgator bei der Fettverdauung.
– chronische Cholezystitis: durch andauernde ten durchgeführtes operatives Verfahren mit Chondritis f: Knorpelentzündung, z. B.
mechanische Irritation bei Cholelithiasis als Bildung einer äußeren Gallenfistel, das nur im Chondritis typhosa (Entzündung der Rippen-
Vor- oder Folgezustand der akuten Cholezys- Notfall und bei akut lebensbedrohlichen Er- knorpel bei Typhus oder Paratyphus).
titis. krankungen mit Ausbildung einer sog. Stress- Chondroblastom, epiphysäres n: engl. epiphy-
Klinik: Akute Cholezystitis Gallenblase bei schwerstkranken intensivmedi- seal chondroblastoma. In der Epiphyse auftreten-
– Schmerzen im rechten Oberbauch mit Aus- zinisch behandelten und langzeitbeatmeten Pa- de Sonderform des Chondroms*. Es ist meist in
strahlung in rechte Schulter tienten durchgeführt wird, für die ein größerer der proximalen Humerus-, distalen Femur-
329 Chondropathia patellae

oder proximalen Tibiaepiphyse lokalisiert. Die grundgelenke; oft chronischer Verlauf mit Chondromalacia patellae f: engl. patellar chon-
Diagnose erfolgt durch CT und Knochenszinti- Proliferation und Hyperplasie der Synovialis, dromalacia. Nachgewiesene Erweichung des Pa-
grafie (Mehrspeicherung am Rand der Läsion). nichterosiven Gelenkdestruktionen, -fehl- tellaknorpels, als degenerative Veränderung
Behandelt wird mit Kürettage, Resektion der stellungen und Beugekontrakturen (beson- (Chondropathia* patellae) oder als aseptische
Randsklerose und autogener Spongiosaplastik*. ders Hand-, Ellenbogengelenke und Knie); Knochennekrose (Büdinger-Ludloff-Läwen-Syn-
Chondrodiastase f: engl. chondrodiastasis; syn. häufig bei Frauen drom). Oft wird der Begriff Chondromalacia pa-
Epiphysenfugendistraktion. Operatives Verfah- – Pseudoarthrose (ca. 50–70 %): gewöhnlich bi- tellae fälschlich für das femoropatellare C
ren zur Extremitätenverlängerung im Wachs- lateral-symmetrischer Gelenkbefall, haupt- Schmerzsyndrom* verwendet.
tumsalter durch schrittweise Distraktion der sächlich der Kniegelenke, seltener der Hand- Chondromalazie f: engl. chondromalacia. Belas-
Epiphysenfuge mit einem Fixateur externe bei und Fingergelenke, Hüft-, Schulter-, Ellen- tungsinduzierte Knorpelerweichung mit Knor-
ausgeprägter Beinlängendifferenz. bogen- und Sprunggelenke; oft Beugekon- pelverlust, z. B. im Bereich der Patella (Chond-
Chondrodysplasiøa metaphysaria f: engl. me- trakturen; überwiegend bei Frauen romalacia* patellae), u. a. durch Überbelastung,
taphyseal chondrodysplasia. Fehlbildungssyndro- – pseudoneuropathische Arthropathie (selten): posttraumatische Gelenkinkongruenz oder
me mit Störung der metaphysären enchondra- stark destruierende, chronische Arthropathie Achsenfehler des Beines.
len Ossifikation*. Gemeinsame Symptome sind mit schneller Zerstörung großer Knochen- Chondromatose f: engl. chondromatosis. Multi-
Knochendeformitäten und Kleinwuchs. Sie er- partien (Charcot*-Gelenk). ple Bildung von Chondromen* in Knochen oder
scheinen in mindestens 7 Typen mit verschiede- Therapie: Gelenken (Gelenkchondromatose*).
nen Erbgängen und zusätzlichen Veränderun- – Behandlung der Grunderkrankung Chondron n: engl. isogenous chondrocytes; syn.
gen anderer Organsysteme. – symptomatisch: nichtsteroidale Antiphlogis- Territorium. Funktionelle Baueinheit des Knor-
Chondrodysplasie → Achondroplasie tika, lokale Glukokortikoidinjektion pels, die aus einer isogenen Gruppe von Chond-
Chondrodystrophiøa fetalis → Achondroplasie – ggf. Colchicin oder Magnesiumcarbonat. rozyten innerhalb einer Knorpelhöhle und der
Chondroitinpolysulfat → Heparinoide Chondrokalzinose-Spondylopathie f: engl. umgebenden fibrillenarmen, proteoglykanrei-
Chondrokalzinose f: engl. chondrocalcinosis. chondrocalcinosis spondylopathy; syn. de Sèze- chen extrazellulären Matrix*, dem sogenannten
Ablagerung von Kalziumpyrophosphat in Knor- Syndrom. Wirbelsäulenmanifestation der Knorpelhof, besteht. Zwischen den Chondro-
pelgeweben, vor allem in den Menisken, Band- Chondrokalzinose-Krankheit. Sie nimmt mit nen findet sich zellfreie, faserreiche und grund-
scheiben, sowie im hyalinen Gelenkknorpel. dem Lebensalter zu, betrifft überwiegend die substanzreiche interterritoriale Substanz.
Klinisch äußern sich gichtähnliche monarthriti- untere Halswirbelsäule und gesamte Lenden- Chondropathiøa pateø llae f: Erkrankung des Pa-
sche Beschwerden („Pseudogicht“) im Knie und wirbelsäule und zeigt sich klinisch durch chro- tellaknorpels mit daraus resultierenden degene-
anderen größeren Gelenken (Details siehe nische Rückenschmerzen. Therapiemöglichkei- rativen Veränderungen der Patella.
Chondrokalzinose*-Arthropathie). Grunder- ten sind Analgetika und physikalische Thera- Ursache:
krankungen wie Diabetes mellitus, Gicht sowie pie. Zu den Differenzialdiagnosen gehören – Angeborene Fehlbildung der Patella oder des
Gelenkfehlstellungen disponieren die Chondro- Spondylarthrose, hyperostotische Spondylosen Gleitlagers, Abweichungen der Beinachse mit
kalzinose oder sind assoziiert. und selten ankylosierende Spondylitis. ungleicher Druckverteilung im Patellofemo-
Chondrokalzinose-Arthropathie f: engl. chon- Chondroklaø sten m pl: engl. chondroclasts. ralgelenk
drocalcinosis arthropathy. Artikuläre Manifestati- Knorpelmatrix abbauende, mehrkernige Zellen, – mechanische oder enzymatische Eröffnung
on der Chondrokalzinose-Krankheit, infolge die bei der enchondralen Ossifikation* Teile der der Gelenkflächen setzt Enzyme für weitere
angeborener oder erworbener Kristallarthropa- vom Blasenknorpel produzierten mineralisier- Knorpelzellzerstörung frei.
thie* mit Calciumpyrophosphat-Ablagerung in ten Knorpelmatrix durch Phagozytose abbauen, Klinik:
Faserknorpeln (Menisken) und oberflächlich während die Chondrozyten durch Apoptose* – Schmerzen beim Aufrichten aus der Hocke
hyalinen Knorpelschichten. sterben. Chondroklasten sind den Osteoklasten – Patellaverschiebeschmerz
Erkrankung: Pathogenese: sehr ähnlich, die durch Fusion von Monozyten- – positives Zohlen*-Zeichen
– Auslösen akuter arthritischer Attacken durch Vorläuferzellen entstehen. – Kapselschwellung und Gelenkerguss.
Freisetzung abgelagerter Calciumpyrophos- Herkunft: Chondroklasten gehören zu den Pha- Diagnostik:
phat-Kristalle nach frustaner Phagozytose gozyten. Wahrscheinlich sind Chondroklasten – MRT
und Ausschüttung lysosomaler Enzyme Knorpelmatrix-abbauende Osteoklasten, da – Röntgen: axiale Patellaaufnahmen
– entzündliche Reaktion und Proliferation der zwischen beiden bisher keine molekularen Un- – Arthroskopie: pathologischer Knorpelbe-
Synovialis nach Phagozytose durch synoviale terschiede gefunden wurden. fund.
Deckzellen (auch freies Ca2+ wirkt mitogen). Chondrokostal-Präkordialsyndrom → Prä- Therapie:
Klinische Einteilung (nach McCarty): kordialsyndrom, chondrokostales – Konservativ: 1. Bewegung mit reduzierter
– Sog. Pseudogicht (ca. 25–30 %): plötzliche, Chondrom n: engl. chondroma; syn. Chondro- Belastung 2. Antiphlogistika 3. Physiothera-
selbstlimitierende, meist monarthritische At- blastom. Meist benigne Geschwulst aus Knor- pie 4. im Frühstadium evtl. Chondroprotek-
tacke von durchschnittlich 10 (1–31) Tagen pelgewebe, die von Knorpel, Knochen oder tiva, z. B. Hyaluronsäure
Dauer, vorwiegend im Kniegelenk und in knorpelfreiem Gewebe (heterotopes Chondrom) – operativ: 1. arthroskopisches Shaving und
stammnahen Gelenken (selten in Zehen- ausgeht. Das Chondrom neigt zu schleimiger Gelenkspülung 2. laterale Retinakulumspal-
grundgelenken), Fieber; v. a. Männer betrof- oder fettiger Erweichung, Zystenbildung, Ver- tung und Ventralisation der Tuberositas tibi-
fen kalkung und Verknöcherung (Mischformen: ae 3. reparative Verfahren: Pridie*-Bohrung
– pseudochronische Polyarthritis (ca. 5–10 %): Chondrofibrom, -myxom, -angiom, -osteom). 4. regenerative Verfahren: Transplantation
subakute, der rheumatoiden Arthritis* äh- Der Übergang in ein Chondrosarkom* ist mög- von Knorpel- und Knochengewebe (Knorpel-
nelnde Entzündung zahlreicher Gelenke mit lich. ersatz*) und In-vitro-Züchtung autogener
häufiger Beteiligung der Hand- und Finger- Knorpelzellen mit anschließender Replanta-
Chondrosamin 330

tion oder lokale Stammzellanreicherung mit tanz bildet. Chondrozyten liegen einzeln oder
dem AMIC*-Verfahren. als isogene Gruppe vor und sind von einem
Chondrosamin → Galaktosamin Knorpelhof aus fibrillenarmer, proteoglykanrei-
Chondrosarkom n: engl. chondrosarcoma; syn. cher Matrix umgeben (Chondron, Territorium).
Knorpelsarkom. Zweithäufigster maligner Kno- Herkunft und Funktion: Chondrozyten enthal-
chentumor*, der sich aus embryonalem oder ten reichlich raues endoplasmatisches Retiku-
C ausgereiftem knorpeligem Gewebe entwickelt. lum, einen großen Golgi-Apparat, viele Vesikel,
Die Behandlung besteht in der radikalen kom- Glykogen und Fetttropfen. Sie entstehen direkt
partmentgerechten radikalen Resektion* aus Mesenchymzellen oder aus Chondroblasten.
(schlechtes Ansprechen auf Chemotherapie*), Chondroblasten sind teilungsfähig, organellen-
bei Inoperabilität besteht die Indikation zur ste- ärmer und kleiner als Chondrozyten. Mit Be-
Chopart-Gelenklinie: Das Fußskelett aus der Sicht
reotaktischen Strahlentherapie*. Die Prognose ginn der Bildung von Kollagenfibrillen und ext-
von dorsal. Der Fuß wird in 3 hintereinander liegen-
hängt vom histologischen Differenzierungs- razellulärer Matrix wie Proteoglykanen (Aggre-
de Abschnitte gegliedert: Tarsus, Mittelfuß und Vor-
grad (Grading*) des Tumors ab. can) und Glykosaminoglykanen (z. B. Hyaluro-
fuß. Die Chopart-Gelenklinie verläuft quer zur Längs-
Hintergrund: Epidemiologie: nan) erfolgt die Differenzierung zu Chondrozy-
achse des Fußes und liegt zwischen Talus und
– Altersgipfel zwischen 50. und 70. Lj. ten. Chondroblasten bilden den Reserveknorpel
Kalkaneus (Calcaneus) auf der einen und Os
– Männer häufiger betroffen. bei der enchondralen Ossifikation.
naviculare und Os cuboideum auf der anderen Seite.
Formen: Begriffsklärung: Häufig wird keine Unterschei- Weiter proximal bildet das Lisfranc-Gelenk
– Primäres Chondrosarkom: keine benigne dung zwischen Chondrozyten und Chondro-
die Verbindung zwischen der Fußwurzel und
Chondromvorstufe blasten vorgenommen. Die gängigere Bezeich-
den Mittelfußknochen.
– sekundäres Chondrosarkom: entwickelt sich nung ist Chondrozyt.
aus solitären oder multiplen Chondromen*. ChondrozyXtentransplantation, autogene f:
Lokalisation: Vor allem hüftgelenknahe knö- engl. autogenous chondrocyte transplantation; Chopart-Luxationsfraktur f: engl. Chopart’s
cherne Epiphysen, distaler Femur, Os coxae Abk. ACT. Form des Knorpelersatzes* durch dislocation fracture. Schwere Verletzung des Me-
(siehe Abb.), Os sacrum sowie auch Schulterregi- Transplantation autogener Chondrozyten*. Es tatarsus durch Kombination eines Supinations-
on (Humerus, Scapula) und Rippen. handelt sich um ein zweizeitiges Verfahren, das traumas des Mittelfußes gegenüber dem Rück-
bei umschriebenem Knorpeldefekt angewendet fuß und zusätzlich axialer Stauchung, z. B.
wird, z. B. nach Trauma oder Osteochondrosis* beim Autounfall durch Einklemmen des Fußes
dissecans. Die autogene Chondrozytentrans- zwischen den Pedalen. Sie ist eine häufig über-
plantation ist nicht geeignet bei generalisiertem sehene Verletzung bei Patienten mit Polytrau-
Knorpelschaden im Rahmen einer Arthrose. ma*. Siehe Abb.
Prinzip: Komplikationen:
– Ersteingriff: arthroskopische Entnahme von – Kompartmentsyndrom* des Fußes
gesunden Chondrozyten – posttraumatische Arthrose.
– Zweiteingriff: Reimplantation der extrakor- Diagnostik:
poral proliferierten autogenen Chondrozy- – Röntgen in 3 Ebenen
ten. – CT.
Die Reimplantation der Chondrozyten erfolgt Therapie:
mit oder ohne Matrix, teilweise mit Deckung – Geschlossene oder offene Reposition
durch Periostlappen oder spezieller Kollagen- – Retention meist durch Spickdrahtosteosyn-
membran und Fibrinkleber. these
Chopart-Amputation f: engl. Chopart’s ampu- – Schrauben und Gipsverband
tation. Amputation des Fußes mit Exartikulati- – ggf. Fixateur externe
Chondrosarkom: knorpelig-graublaue, glasige on* in der sog. Chopart-Gelenklinie (Articulatio – nach Heilung orthopädische Schuhversor-
Schnittfläche eines in das Fett- und Muskelgewebe tarsi transversa zwischen Taluskopf und Kalka- gung.
des M. gluteus eingebrochenen Chondrosarkoms neus einerseits und Os naviculare und Os cuboi-
der Beckenschaufel. [195] deum andererseits) nach Trauma oder bei peri-
pherer arterieller Verschlusskrankheit. Häufige
Komplikation ist eine postoperative Fußfehl-
Chondrose f: Degenerative Knorpelverände- stellung (Supinationsstellung, Pes equinus)
rung. durch veränderten Muskelzug.
Chondrosis intervertebralis f: Beginnender Chopart-Gelenklinie f: engl. Chopart’s line; syn.
Bandscheibenschaden* mit degenerativer Ver- Chopartsche Gelenklinie. Bewegungsachse des
änderung der Wirbelsynchondrose (Bandschei- Fußes. Sie verläuft zwischen Talus und Kalka-
be*) infolge von Gewebealterung. Der Alte- neus* sowie Os naviculare und Os cuboideum.
rungsprozess betrifft speziell die Kollagenfaser- Bei der Chopart*-Amputation wird die Chopart-
fibrillen durch Verlust des Wasserbindungsver- Gelenklinie durch die Durchtrennung des Lig.
mögens. bifurcatum eröffnet. Siehe Abb. Siehe Lisfranc*-
ChondrozyXt: engl. chondroblasts; syn. Chond- Gelenklinie (Abb. dort). Chopart-Luxationsfraktur: Einteilung
roblasten. Knorpelzelle, welche die Grundsubs- (u. a. nach Zwipp).
331 Chorea

Chorangiom n: engl. chorangioma. Gutartiger ist allen die Chorda dorsalis (elastischer Stütz- – Blasen-Darmstörungen (v. a. bei beidseitigem
Tumor der Blutgefäße in der Plazenta (Häman- stab ventral vom Neuralrohr). Eingriff)
giom, Hamartom*). Wenn man kleine Befunde Chorda tympani f: syn. Paukensaite. Ast des – Missempfindungen (Dysästhesie)
in die Inzidenz mit einbezieht, finden sich Cho- N. facialis, der diesen im Canalis facialis kurz – Ataxie
rangiome bei etwa 1 von 300 Plazenten. Bei gro- vor dem Foramen stylomastoideum verlässt – bei zervikalem Eingriff auch Horner*-Syn-
ßen Chorangiomen drohen kreislaufbedingte und zwischen Malleus* und Incus* durch die drom.
Schädigungen des Feten bis zum intrauterinen Paukenhöhle* und die Fissura petrotympanica Chordozentese f: engl. chordocentesis; syn. Na- C
Fruchttod. zur Fossa infratemporalis verläuft. Hier legt sie belschnurpunktion. Ultraschallgesteuerte Punk-
Klinik: Bei größeren Befunden (ab ca. 5 cm sich dem N. lingualis an und zieht zum Gangli- tion der fetalen Nabelschnur durch die mütter-
Durchmesser) kommt es durch arterio-venöse on submandibulare. liche Bauchdecke. Der Eingriff kann etwa ab der
Shunts zur zunehmenden Herzinsuffizienz des Versorgungsgebiet: 20. SSW durchgeführt werden. Gründe für eine
Feten. Dies zeigt sich klinisch durch: – Parasympathisch (nach Umschaltung der prä- Nabelschnurpunktion können diagnostisch
– Polyhydramnion auf postganglionäre Fasern hauptsächlich im oder therapeutisch sein.
– Hydrops* fetalis Ganglion submandibulare): Glandulae sub- Indikationen:
– Frühgeburtlichkeit mandibularis und sublingualis, Zungendrü- – Bestimmung der Blutgruppe
– intrauterinen Fruchttod sen – Abklärung einer Anämie*
– Anämie und Thrombozytopenie beim Neu- – sensorisch: Geschmacksfasern der vorderen – Gewinnen von Zellmaterial für eine geneti-
geborenen. 2/3 der Zunge. sche Untersuchung
Diagnostik: Chordektomie → Kehlkopfoperation – Bestimmung von Antikörpern (Blutgruppe,
– Doppler-Sonografie Chordom n: engl. chordoma. Von den Resten Infektionen)
– postpartal durch histopathologische Unter- der embryonalen Chorda* dorsalis ausgehender, – Nachweis von Virus-DNA
suchung der Plazenta. destruktiv wachsender und selten metastasie- – intrauterine Transfusion
Chorangiosis placeø ntae → Plazentationsstö- render Tumor. Chordome sind meist an der – Gabe von Antiarrhythmika bei fetalen Herz-
rung Schädelbasis (am Clivus Blumenbachii) und am rhythmusstörungen
Choø rda arteriae umbilicalis f: engl. cord of um- Steißbein lokalisiert. Histologisch erscheinen – selektiver Fetozid*, z. B. bei höhergradigen
bilical artery; syn. Chorda a. umbilicalis. Binde- sie als pflanzenartige Zellen in gallertiger Mat- Mehrlingen.
gewebsstrang zum Nabel, der aus der Pars oc- rix. Chorea f: Distal betonte Bewegungsstörungen
clusa der A. umbilicalis entsteht. Die Chorda ar- Chordotomie f: engl. cordotomy; syn. Cordoto- mit unwillkürlichen, unregelmäßigen (nicht-
teriae umbilicalis liegt in der Plica umbilicalis mie. Neurochirurgische Durchtrennung des rhythmischen, nichtrepetitiven), kurz dauern-
medialis. Tracturs spinothalamicus im Vorderseiten- den, raschen, häufig asymmetrischen Bewegun-
Choø rda dorsalis f: engl. notochord. Erstes pri- strang des Rückenmarks zur Schmerzbehand- gen, die gestischen Charakter annehmen kön-
mitives Stützskelett in der Entwicklungsphase lung. Die Chordotomie wird nur noch selten nen und im Schlaf sistieren, Als hyperkinetisch-
von der 2- zur 3-blättrigen Keimscheibe*, zwi- palliativ angewandt bei tumorbedingten hypotone Form der extrapyramidalen Sympto-
schen Entoderm* und Ektoderm*. Sie entsteht Schmerzen auf der kontralateralen Köperseite. me* gehen sie mit Hyperkinese* und allgemei-
aus Zellen im Dach des Chorda(kopf)fortsatzes Eine initiale Besserung oder Beseitigung der ner Hypotonie* der Muskulatur einher. Thera-
und reicht im ausdifferenzierten Zustand vom Schmerzen gelingt bei 90 %, nach einem Jahr piert wird symptomatisch mit Antihyperkine-
Primitivknoten bis zur Rachenmembran. Ab- noch bei 50–60 % der Betroffenen. tika.
kömmlinge sind der Nucleus* pulposus und das Formen: Die Schmerzbesserung beginnt meist Vorkommen: U. a.
Ligamentum apicis dentis. 3–5 Segmente unterhalb der Durchtrennung. – Chorea* Huntington (sog. Chorea major)
Choø rdae tendineae coø rdis f pl: engl. chordae Daher verwendet man z. B. die – benigne familiäre Chorea: 1. autosomal-do-
tendinae; syn. Sehnenfäden. Sehnenfäden zwi- – Offene, direkte thorakale Chordotomie mik- minant erbliche Erkrankung 2. TITTF1-Gen-
schen der Innenwand der Herzkammern und rochirurgisch nach Rückenmarksfreilegung mutation (Genlocus 14q13) ohne Progredi-
den Segelklappen. an der oberen Brustwirbelsäule Th2/3 bei enz und ohne Entwicklung einer Demenz
Choø rdafortsatz m: engl. chordal process; syn. Schmerzen in Beinen, Becken, Bauch 3. Manifestation im Kindesalter
Kopffortsatz. Mesodermstreifen, der als Vertie- – perkutane Chordotomie an der Halswirbel- – Chorea* minor Sydenham
fung der Primitivgrube bis zur Prächordalplatte säule (zervikale Thermokoagulation*) in Hö- – Wilson*-Krankheit
der Keimscheibe nach vorn reicht. he C1/2 bei Schmerzen in Brust und Armen, – Neuroakanthozytose*
Aufbau: Am Boden des Chordafortsatzes befind- Vorgehen: 1. Punktion unter Impedanzmes- – dentatorubro-pallidolysische Atrophie
liche Zellen verschmelzen mit darunter liegen- sung, CT-geführt 2. dann zervikale Chordo- – Chorea senilis: 1. im Alter auftretendes cho-
den Entodermzellen und degenerieren mit die- tomie mit Thermokoagulation* ca. 65–70 °C reatisches Syndrom mit Beteiligung der Ge-
sen. Dadurch entstehen Perforationen und eine für 20–30 s. sichtsmuskulatur 2. auch als Hemichorea*
offene Verbindung zwischen Amnionhöhle und Indikation: Nur noch selten bei konservativ the- 3. Ursache z. B. ischämischer Schlaganfall*
sekundärem Dottersack (siehe Canalis neurente- rapieresistenten, tumorbedingten Schmerzen – im Rahmen einer Schwangerschaft als Chorea
ricus). Die Zellen am Dach dieses Kanals bilden (eingeschränkte Lebenserwartung) in der kont- gravidarum: 1. meist zwischen 3. und 5. Mo-
die Chordaplatte, aus der sich die Chorda* dor- ralateralen Körperhälfte unterhalb des Ein- nat v. a. der ersten Schwangerschaft auftre-
salis entwickelt. griffs, z. B. bei Opiod-Intoleranz. tend 2. wahrscheinlich Erwachsenenform
Chordata f pl: syn. Chordatiere. Tierstamm be- Komplikationen: von Chorea minor Sydenham
stehend aus Kopelaten (kleine marine Arten), – Ödem des Rückenmarks mit Hemiparese – Chorea electrica: 1. Form der Encephalitis* le-
Akraniern (Schädellose), Tunikaten (Manteltie- – Atemstörungen thargica 2. mit synchronen Myoklonien* v. a.
re) und Vertebraten (Wirbeltiere). Gemeinsam der Nacken- und Schultergürtelmuskulatur
Chorea Huntington 332

– Chorea im Rahmen internistischer Erkran- – zur Metastasensuche Röntgenuntersuchung


kungen, z. B.: 1. Hyperthyreose* 2. AIDS* von Lunge, Leber, Genitale.
– als UAW (z. B. Neuroleptika, Phenytoin, Car- Therapie:
bamazepin* und Isoniazid). – Chemotherapie (Methotrexat, Actinomycine)
Chorea Huntington f: engl. Huntington’s cho- – bei abgeschlossener Familienplanung Hys-
rea; syn. Chorea major. Autosomal-dominant terektomie* (ohne Adnexektomie).
C erbliche neurodegenerative Erkrankung, die Chorioamnionitis → Amnioninfektionssyn-
sich meist zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr drom
manifestiert mit Chorea*, Dystonie* und pro- Choriomeningitis f: Meningitis* unter Beteili-
gressiver Demenz. Ursächlich ist eine CAG-Ex- gung der Plexus choroidei.
pansion auf dem kurzen Arm des Chromo- Choriomeningitis, lymphozytäre f: engl. lym-
soms 4, die zu progressivem Neuronenverlust phocytary choriomeningitis; syn. Armstrong-
in Basalganglien (insbesondere im Corpus stria- Krankheit. Durch das LCM-Virus hervorgerufe-
tum) und Kortex führt. ne und durch Nagetiere übertragene Viruser-
Chorea miønor Sydenham f: engl. Sydenham’s krankung. Zunächst zeigen sich grippeähnliche
dancing chorea. Nach einer Infektion mit β-hä- Symptome wie Schnupfen, Fieber und Kopf-
molysierenden Streptokokken der Gruppe A als schmerzen. Im Verlauf entwickelt sich eine Me-
Form des akuten rheumatischen Fiebers auftre- ningitis* mit Übergang in eine Meningoenze-
tende Autoimmunerkrankung mit charakteris- phalitis* oder (seltener) Enzephalomyelitis*. Chorionbiopsie: transzervikale Punktion.
tischen Bewegungsstörungen (Chorea*). Behan- Therapiert wird symptomatisch und ggf. antivi-
delt wird mit Penicillin zur Eradikation verblei- ral mit Ribavirin.
bender Streptokokken und Rezidivprophylaxe Chorion n: Mittlere Eihaut, die sich aus Tro-
sowie symptomatisch mit Sedativa oder Neuro- phoblast und dem ihm innen anliegenden ext- Chorionepitheliose → Chorioadenoma destru-
leptika, in manchen Fällen außerdem mit Glu- raembryonalen Mesenchym* entwickelt. Im ens
kokortikoiden. Chorion werden HCG*, Östrogene* und Proges- Choriongonadotropin → HCG
Klinik: teron* gebildet. Choriongonadotropin, humanes → HCG
– Meist schleichender, selten akuter Beginn Einteilung: Chorionizität f: Bezeichnung für die Anzahl
mit Verhaltensauffälligkeit, Koordinations- – Chorion villosum: vollständig und gleichmä- der Plazenten, die zusammen mit der Amniozi-
störung, z. B. Schwierigkeiten beim Schrei- ßig mit Zotten besetzt (ca. 1.–8. SSW) tät den Typ der Plazentation bei Mehrlingen be-
ben – Chorion laeve: 1. entwickelt sich durch Atro- stimmt. Das ohnehin bei Mehrlingen deutlich
– nach Tagen bis Wochen: 1. meist generalisier- phie von der Decidua capsularis zugewand- erhöhte Schwangerschafts- und Geburtsrisiko
te, seltener (ca. 20 % der Fälle) einseitige Cho- ten Zotten gegen Ende des 2. Schwanger- steigt bei monochorialen Zwillingen, also Feten
rea, teilweise mit ausgeprägter muskulärer schaftsmonats 2. wird Teil der künftigen Ei- mit gemeinsamer Plazenta, nochmal extrem an.
Hypotonie einhergehend (cave: Verwechs- häute* Formen: Da die Fruchtblase aus 2 Eihäuten
lung mit Parese) 2. Hyporeflexie, Dysarthrie – Chorion frondosum: 1. bildet sich durch Hy- (Chorion außen, Amnion innen) besteht, sind
(15–20 %) 3. in ca. 75 % assoziiert mit Kardi- pertrophie der in der Decidua basalis wur- bei Zwillingen folgende Konstellationen mög-
tis. zelnden Zotten 2. durch enge Verbindung lich:
Choreoathetose f: engl. choreoathetosis. Kom- der einzelnen Zottenbäume mit darunter lie- – Dichorial-diamnial: jeder Embryo in einer ei-
bination von choreatischer und athetotischer gender Decidua basalis Entstehung der Pla- genen, kompletten Fruchtblase, 72 %
Hyperkinese*, z. B. bei Status* marmoratus oder zenta*. – monochorial-diamnial: gemeinsames Chori-
fortgeschrittener Chorea* Huntington bzw. als Chorionbiopsie f: engl. chorion villus sampling on, aber getrennte Amnionhöhlen, 26 %
paroxysmale Dyskinesie*. (Abk. CVS). Pränataldiagnostisches Verfahren zur – monochorial-monoamnial: eine gemeinsame
Chorioadenoma destruens n: engl. invasive Gewinnung von Chorionzotten (aus der Plazen- Fruchtblase, 1 %.
mole; syn. destruierende invasive Blasenmole. ta) durch transvaginale oder transabdominale Monochoriale Zwillinge teilen sich eine Plazen-
Trophoblasttumor*, der aus einer kompletten Punktion in der 10.–12. SSW. ta und sind monozygot (eineiig), dichoriale
Blasenmole* durch Invasion des Zyto- und Syn- Indikationen: Dient der Abklärung bzw. dem Zwillinge haben getrennte Plazenten und kön-
zytiotrophoblasten in das Myometrium ent- Ausschluss von chromosomalen Störungen, nen dizygot (zweieiig) oder monozygot sein.
steht, häufig unter Zerstörung des Myometri- z. B. bei auffälligen Ultraschallbefunden, gene- Klinische Bedeutung: Wegen der erhöhten Risi-
ums bis unter den Serosaüberzug des Uterus. tischen Erkrankungen in der Familie oder ei- ken bei monochorialer Situation (fetofetales
Selten kommt es zur Metastasierung (vaskulär nem erhöhten berechneten Risiko im Ersttri- Transfusionssyndrom, Verknoten der Nabel-
beispielsweise in Vagina, Leber, Lunge). Der mester-Screening oder der nichtinvasiven Prä- schnüre intrauterin, perinatale Mortalität bis zu
Übergang zum Chorionkarzinom* ist fließend. nataldiagnostik (siehe Abb.). 70 %) ist eine genaue Bestimmung der Chorion-
Diagnostik: Komplikationen: izität vor der 14. SSW extrem wichtig. Dies ge-
– Persistierende oder ansteigende Beta-HCG- – Im Vergleich zur Amniozentese* findet sich lingt am besten durch einen sehr frühen Ultra-
Werte nach Blasenmole mit 1–2 % ein etwas erhöhtes Abortrisiko. schall (ab der 5. SSW) mit Nachweis von 2 ge-
– vaginalsonografisch echodichte Bezirke im – Durch möglicherweise bestehende chromo- trennten Fruchtblasen oder alternativ bis zur
Myometrium und ovarielle Thekaluteinzys- somale Mosaike in der Plazenta sind Fehldi- 14. SSW sonografisch durch Feststellen des
ten agnosen möglich. Lambda*-Zeichens (bei Dichorioniziät) oder des
– histomorphologischer Nachweis von Molen- Chorionepitheliom, malignes → Chorionkar- T-Zeichens (bei Monochorionizität) am Abgang
zotten im Myometrium zinom der Eihäute von der Gebärmutterwand. Bei mo-
333 Choroideasklerose

noamnialen Zwillingen wird die stationäre Auf-


nahme ab der 24. SSW mit engmaschiger Über-
wachung (CTG*, Doppler-Sonografie) und die
primäre Sectio in der 33. SSW empfohlen.
Chorionkarzinom n: engl. choriocarcinoma
(Abk. CCA). Maligne Form der Trophoblasttumo-
ren* mit ausgeprägter Blutungsneigung durch C
Angioinvasion. Behandelt wird mittels Küretta-
ge oder Chemotherapie, mittels Hysterektomie
nur bei therapierefraktärer uteriner Blutung
(cave: hämatogene Dissemination von Tumor-
zellen). Unbehandelt beträgt die 1-Jahres-Mor-
talität > 90 %, mit Behandlung steigt die 5-Jah-
res-Überlebensrate auf 50–90 %.
Erkrankung: Inzidenz des gestationsbedingten
Chorionkarzinoms: Chorionkarzinom: Tumor mit soliden und zystischen
– 1 : 20 000–40 000 Schwangerschaften in Anteilen in der Cavitas uteri (Vaginal- Chorioretinitis Abb. 1: Narbe und neuer Herd
Nordamerika und Europa sonografie). [200] (Ophthalmoskopie). [230]
– in Asien 2 : 1000 Schwangerschaften.
Formen:
– Meist gestationsbedingtes Chorionkarzinom – Hysterektomie* nur bei therapierefraktärer
des Uterus: 1. bei > 50 % nach kompletter Bla- uteriner Blutung (cave: hämatogene Dissemi-
senmole*, Geburt oder Abort 2. aus extra- nation von Tumorzellen)
embryonalen fetalen Zellen hervorgehend – Chemotherapie (z. B. Monotherapie mit Me-
3. wächst invasiv und destruierend in das thotrexat*; ggf. Polychemotherapie), stadien-
Myometrium ein 4. Metastasierung: häufig adaptierte Chemotherapie nach FIGO-Risiko-
und frühzeitige in Lunge und Vagina, selten Score und HCG-Wert , nach Normalisierung
(fortgeleitet oder metastatisch) in Eileiter der HCG-Werte Durchführung von 3 weite-
oder Ovar ren Zyklen zur Konsolidierung.
– sehr selten als nichtgestationsbedingter Tu- Nachsorge:
mor trophoblastärer Differenzierung: 1. pri- – HCG-Kontrolle alle 2–3 Wochen, bei Norm-
mär in Ovar, Hoden (0,3 % aller Hodenkarzi- werten monatlich für 1 Jahr, danach alle 4
nome, häufiger als Teilhistologie bei ge- Monate
mischtem Hodenkarzinom; Klinik und Diag- – im ersten Jahr zusätzlich Kontrolle auf pul-
nostik: siehe Hodentumoren*) 2. extragenital monale Metastasen (Röntgen, CT, MRT; ggf.
(Mediastinum). PET) Chorioretinitis Abb. 2: Ophthalmoskopie. [143]

Pathologie: – (hormonale) Kontrazeption* für 1 Jahr.


– Ausgedehnte Hämorrhagien und Nekrosen Chorionsomatomammotropin → Human
– histologische Proliferation von Zyto- und Placental Lactogen Choroidea ist neben der Iris und dem Corpus
Synzytiotrophoblasten Chorionsomatotropin, humanes → Human ciliare ein Teil der mittleren Augenhaut (Tunica
– ausgedehnte Angioinvasion. Placental Lactogen vasculosa bulbi, Uvea*).
Klinik: Chorionzottenbiopsie → Chorionbiopsie Anatomie: Von außen nach innen:
– Dysfunktionelle uterine Blutungen Chorioretinitis f: syn. Chororetinitis. Primäre – Lamina suprachoroidea: 1. lamelläres Binde-
– evtl. Symptome durch Fernmetastasen bzw. Aderhautentzündung (Choroiditis*) mit nach- gewebe mit Lymphspalten (Spatium pericho-
nichtuterine Primärlokalisation. folgender Netzhautentzündung (Retinitis*). Ur- roideum) 2. reichlich Pigmentzellen
Diagnostik: sache sind häufig Erreger (Bakterien, Viren, Pil- – Lamina vasculosa: 1. dichtes arterielles und
– Gynäkologische Untersuchung, Kürettage, ze oder Parasiten), eine Chorioretinitis kommt venöses Gefäßnetz (Aa. ciliares posteriores
evtl. Hysteroskopie auch vor bei Autoimmunerkrankungen wie Sar- breves et longae) 2. die Venen sammeln sich
– Beta-HCG* im Serum (in der Regel koidosen. Siehe Abb. 1. strahlenförmig am Bulbusäquator und bil-
> 100 000 IU/l) Beschreibung: Retinochoroiditis mit umgekehr- den die 4 Vv. vorticosae
– Ultraschalldiagnostik von Uterus tem Verlauf (meist infolge einer Toxoplasmo- – Lamina choroidocapillaris dient als Kapillar-
(siehe Abb.), Becken, Abdomen, Leber se*). Oft entwickelt sich eine zellige Infiltration netz der Ernährung der angrenzenden Netz-
– Beckenangiografie, Laparoskopie, CT, MRT des Glaskörpers (siehe Abb. 2). hautschichten
(Abdomen, Schädel), PET, Röntgen-Thorax- Choristom n: engl. choristoma. Dysontogeneti- – Lamina basalis: Basalmembran (Bruch-
Aufnahme, Knochenszintigrafie sche Geschwulst, die durch tumorartige Prolife- Membran) an der Grenze zum Pigmentepi-
– histologische Sicherung im Abrasiomaterial ration versprengten ortsfremden Gewebes (Cho- thel der Netzhaut.
– immunhistochemisch starke Reaktion mit ristie) entsteht. Choroideasklerose f: engl. choroidal sclerosis.
Beta-HCG-Antikörpern. Choroidea f: engl. choroid. Gefäß- und pigmen- Aderhautsklerose. Unterschieden werden die al-
Therapie: treiche Aderhaut des Auges, die vom Sehnerv- tersbedingte Choroideasklerose sowie die pri-
– Kürettage unter sonografischer Kontrolle austritt bis zur Ora serrata retinae reicht. Die märe und sekundäre Choroideasklerose.
Choroidepitheliom 334

Formen: rechnet anhand IE = KG (kg) × gewünschter Fak- fen zur verbesserten Darstellung von Karzino-
– Altersbedingte Choroideasklerose: 1. v. a. tor-IX-Anstieg (%) × 1,1. men, intraepithelialen Neoplasien (IEN) und
durch Atrophie des Kapillarnetzes der Choro- Einteilung: Blutgerinnung* (Tab. 1 dort). Metaplasien im oberen und unteren Gastroin-
idea* bedingte bessere Sichtbarkeit der gro- Chrobak-Zeichen n: engl. Chrobak’s sign; syn. testinaltrakt.
ßen Aderhautgefäße ohne wesentliche Wand- Chrobak-Sondenversuch. Tiefes Einsinken einer chromogen: engl. chromogenic. Farbstoff bil-
veränderungen 2. selten Abnahme der zent- dünnen Sonde in nekrotisches Gewebe bei Vor- dend, z. B. chromogene Bakterien.
C ralen Sehschärfe liegen eines Zervixkarzinoms*. Chromomere n pl: engl. chromomeres. Hetero-
– primäre Choroideasklerose: 1. diffuse oder Chrom n: engl. chromium. Chemisches Element chromatische Verdickungen in Chromatiden*
fokale, genetisch bedingte Atrophie des Ka- aus der Chromgruppe. Es ist ein essenzielles mit erhöhtem DNA-Gehalt.
pillarnetzes und der kleinen Aderhautgefäße Spurenelement*. Als Metall ist es silberglän- Chromomykose f: engl. chromomycosis; syn.
2. schwere Sehschärfenminderung bei Befall zend, zäh, dehn- und schmierbar sowie außer- Chromoblastomykose. Hauptsächlich in Tropen
der Macula lutea ordentlich widerstandsfähig. Chrom(III)-Ver- und Subtropen vorkommende Pilzinfektion der
– sekundäre Choroideasklerose: Folge schwerer bindungen gelten als notwendiges Spurenele- Haut durch Chromomyzeten (Schwärzepilze).
entzündlicher, traumatischer oder degenera- ment, auf der anderen Seite sind Chrom(IV)- Eintrittspforten sind meist kleinste Hautverlet-
tiver Vorgänge in der Choroidea. und Chrom(VI)-Verbindungen stark giftig. zungen. Die Erkrankung verläuft chronisch-
Choroidepitheliom → Plexuspapillom Chromatiden n pl: engl. chromatids. Die aus progressiv, langwierig und mitunter therapiere-
Choroiditis f: Entzündung der Choroidea* mit Chromatin* bestehenden 2 identischen Hälften sistent. Die Diagnosestellung erfolgt durch his-
Sehschärfenverlust bei zentraler Lage in Rich- eines Chromosoms, die durch das Zentromer* tologischen und kulturellen Erregernachweis,
tung Macula lutea. Die Diagnose erfolgt durch zusammengehalten werden. Sie werden auch eine systemische antimykotische Langzeitthera-
Ophthalmoskopie. Die Therapie besteht in der Schwesterchromatiden genannt. pie ist erforderlich, häufig auch chirurgische
Behandlung der Grunderkrankung und evtl. Vi- Chromatin n: Mit spezifischen Farbstoffen an- Eingriffe.
trektomie*. färbbare Substanz im Karyoplasma. Der nicht Chromopertubation → Pertubation
Einteilung: Nach anfärbbare Teil wird als Achromatin (Linin) be- chromophob: engl. chromophobic. Ohne Affini-
– Lokalisation: zentral, juxtapapillär, dissemi- zeichnet. Aus Chromatin gehen die in der Zell- tät zu Farbstoffen, schwer färbbar, farbabwei-
niert teilungsphase (siehe Zellzyklus*) sichtbaren send.
– Erreger: z. B. bei Toxoplasmose, Tuberkulo- Chromosomen* hervor. Chromopsie f: engl. chromopsia; syn. Chroma-
se, Syphilis, Borreliose, Candida-Mykose Chromatografie f: engl. chromatography; syn. topsie. Sehstörung, bei der alles in einem be-
– Entstehungsart: Choroiditis metastatica bei Chromatographie. Am häufigsten angewende- stimmten Farbton gesehen wird, beispielsweise
Sepsis oder generalisierter Infektion. tes physikalisch-chemisches Verfahren zur gelb (Xanthopsie*), rot (Erythropsie*), grün
Diagnostik: In der Ophthalmoskopie gelblich Trennung von Substanzen in komplexen Stoff- (Chloropsie) oder blau (Zyanopsie*). Ursachen
weißes, unscharfes Infiltrat (frische Entzün- gemischen durch Aufteilung der zu trennenden sind Kunstlinsen, Aphakie, Medikamente, Ver-
dung) oder scharf begrenzter pigmentierter Substanzen in eine stationäre und eine mobile giftungen, Glaskörper- und Netzhautblutun-
Herd (alte Entzündung) am Augenhintergrund, Phase. Zur Identifizierung oder Quantifizie- gen, Optikusatrophie* bei Tabes* dorsalis,
oft in Kombination mit Befall der Retina als rung der getrennten Stoffe sind weitere Analy- Schneeblindheit, Makulopathie* durch Lichtbo-
Chororetinitis. Rezidive entstehen häufig am seschritte erforderlich (Fotometrie, Radioaktivi- gen beim Schweißen sowie Arbeiten an mono-
Rand alter Narben. tätsmessung). chromen Videodisplay-Terminals.
Chororetinopathiøa centralis serosa f: Maku- chromatophil: engl. chromatophilic. Leicht Chromosomen n pl: engl. chromosomes. Mikro-
lopathie unklarer Ätiologie infolge subretinaler färbbar. skopisch sichtbare, gefärbte Körperchen, die die
Flüssigkeitsansammlung mit plötzlich einset- Chromatophoren n pl: engl. chromatophores. genetische Information* tragen. Chromosomen
zendem, mäßigem Sehschärfeverlust, zentra- Begriff mit mehreren Bedeutungen: zum einen erscheinen faden- oder schleifenförmig und
lem Skotom* und Metamorphopsie*. Die Er- Ausdruck für pigmenthaltige Zellen bei Wirbel- sind Bestandteile des Zellkerns.
krankung mit hoher Selbstheilungsrate betrifft tieren und Krebstieren (z. B. Melanozyten beim Vorkommen: In einer befruchteten Eizelle (Zy-
v. a. Männer zwischen dem 20. und 45. Lj. In Menschen), zum anderen Bezeichnung für pig- gote) und in allen Körperzellen sind die Chro-
manchen Fällen ist eine Laserkoagulation erfor- menttragende Organellen von Pflanzenzellen mosomen doppelt vorhanden, man spricht von
derlich. (farbige Plastiden, insbesondere Chloroplasten einem diploiden Chromosomensatz. Eine
Prognose: und Chromoplasten) und fototrophen Bakteri- Ausnahme bilden die Geschlechtschromosomen
– Spontanheilung in 80–90 % der Fälle en (von einer einfachen Membran umgebene Ve- des heterogametischen Geschlechts, beim Men-
– Wiederherstellung der ursprünglichen Seh- sikel mit Fotosynthesepigmenten). schen der Mann. In Keimzellen ist nach der Rei-
schärfe meist innerhalb von 1–6 Monaten Chromatopsie → Chromopsie feteilung (Meiose*) nur ein einfacher, haploi-
– hohe Rezidivrate (ca. 40 %). Chromintoxikation f: engl. chromium poison- der Chromosomensatz vorhanden. Die An-
Christian-Schüller-Krankheit → Hand-Schül- ing. Intoxikation mit Chrom, meist bei berufli- zahl der Chromosomen ist artspezifisch ver-
ler-Christian-Krankheit chem Kontakt (BK Nr. 1103) mit Chromaten (re- schieden. Beim Menschen gibt es insgesamt 46
Christmas Disease → Hämophilie sorbierbare Chrom(VI)-Verbindungen) in Galva- Chromosomen (siehe Karyogramm*, Abb. dort):
Christmas-Faø ktor m: engl. christmas factor. nik, Gerbereien oder Färbereien. Dabei treten Neben 22 Paaren von Autosomen (homologe
Faktor IX der Blutgerinnung*. Mangel an Fak- Reizungen, Verätzungen und Ulzerationen der Chromosomen) sind als Gonosomen (Ge-
tor IX führt zu Hämophilie* B. Bei dieser Erkran- Haut und Schleimhäute auf (insbesondere ein schlechtschromosomen) das relativ große X-
kung und bei allen anderen Formen erworbener perforierendes Nasenscheidewandulkus). Chromosom und das sehr viel kleinere Y-Chro-
Faktor-IX-Mangelzustände wird Faktor IX i. v. Chromoblastomykose → Chromomykose mosom vorhanden. Diese bestimmen das Ge-
verabreicht. Die erforderliche Menge wird be- Chromoendoskopie f: engl. chromoendoscopy. schlecht:
Endoskopie* mit Aufsprühen von Vitalfarbstof-
335 Chronische eosinophile Pneumonie

– Weiblich: von Mutter und Vater je ein X- von diagnostischen oder therapeutischen
Chromosomenaberration:
Chromosom Abkürzungen (Beispiele) nach International Farbstoffen (z. B. Methylenblau, Arzneimittel)
– männlich: von der Mutter ein X- und vom System of Cytogenetic Nomenclature (Abk. – Vitamine: 1. B-Komplex 2. Flavine.
Vater ein Y-Chromosom. ISCN). Chronaxie f: engl. chronaxy; syn. Kennzeit. Mi-
Einteilung: Nach Größe und Zentromerposi- nimale Reizdauer, die bei doppelter Rheobase
tion: Abkürzung Bedeutung noch einen Nervenimpuls hervorruft. Als Rheo-
– Metazentrisch t Transversion base wird die Mindeststromstärke bezeichnet, C
– submetazentrisch die bei lang andauernder Reizung mit galvani-
– akrozentrisch. inv Inversion schem Strom zum Auslösen eines Nervenimpul-
Siehe Denver-Klassifikation. i Isochromosom ses notwendig ist. Chronaxie ist ein Maß für die
Aufbau: Chromosomen bestehen hauptsächlich ter Terminal Erregbarkeit eines Nerven. Siehe Abb.
aus Chromatin*, v. a. DNA*, Histonen und
Nichthistonen. Die Gene sind überwiegend li- f Fragment
near angeordnet, mit Ausnahmen wie etwa bei r Ring
einem im Intron* eines anderen Gens lokalisier-
m Markerchromosom
ten Gen. Das Chromosom wird durch das Zent-
romer* in einen kurzen (p-) und einen langen – fehlend
(q-) Arm unterteilt (vgl. Genlocus*, Abb. dort). + zu viel
Die Endstrukturen werden als Telomere be-
zeichnet.
Chronaxie: Reizzeit-Intensitätskurve.
Chromosomenaberration f: engl. chromosome
aberration. Abweichung von der normalen podiploid (monosom) sind. Beim Ausreifen die-
Struktur (strukturelle Chromosomenaberrati- ser meist nicht lebensfähigen (Letalfaktor) aber- chronisch: engl. chronic. Langsam sich entwi-
on) oder der normalen Anzahl (numerische ranten Zellen kommt es zum Übergang des um ckelnd, langsam verlaufend; im klinischen
Chromosomenaberration) der Chromosomen*. ein Chromosom vermehrten oder verminderten Sprachgebrauch ein (psychopathologischer) Zu-
Das Risiko für chromosomale Abweichungen Chromosomensatzes in alle Zellen des neu ent- stand, der sich durch eine persistierende Symp-
beim Kind steigt mit dem Alter der Mutter. standenen Organismus. Das Risiko für Chromo- tomatik auszeichnet. Der gegensätzliche Begriff
Formen: somenaberrationen steigt mit zunehmendem zu chronisch lautet akut.
– Strukturelle Chromosomenaberration: Alter der Mutter an: Chronische Appendizitis f: syn. chronisch re-
1. bei Verlust (Deletion*) oder Vermehrung – Alter 35 J.: 1 % der Schwangerschaften zidivierende Appendizitis. Nicht mehr ge-
(Duplikation, Insertion) von genetischem – Alter 40 J.: 2,3 % der Schwangerschaften bräuchliche Bezeichnung für eine mild verlau-
Material 2. als sog. balancierte Chromoso- – Alter 45 J.: 6,2 % der Schwangerschaften. fende Form der Appendizitis*. Intraoperativ
menaberration bei Mutation* mit unverän- Chromosomenanalyse → Molekulargenetik finden sich makroskopisch keine Anzeichen ei-
derter Menge des genetischen Materials (ba- Chromosomenanalyse → Zytogenetik ner Appendizitis, jedoch findet sich in > 50 %
lancierte Translokation*, Inversion*) Chromosomendeletion → Deletion der pathohistologisch aufgearbeiteten Präpara-
– numerische Chromosomenaberration: An- Chromosomenmutation → Mutation [Biolo- te eine neurogene Appendikopathie.
euploidie (v. a. Trisomie*; Monosomie*): gie] Chronische eosinophile Pneumonie f: syn. eo-
1. autosomal: z. B. Trisomie 21 (Down*-Syn- Chromosomenzählung → Karyogramm sinophiles Lungeninfiltrat. Chronische Pneu-
drom), Trisomie* 18, Trisomie 13, Trisomie 8 Chromosomenzählung → Zytogenetik monie* unbekannter Ursache mit charakteristi-
2. gonosomal: z. B. Klinefelter*-Syndrom, Chromosom-5p–-Syndrom → Katzenschrei-
Trisomie* X, XYY*-Syndrom, Turner*-Syn- Syndrom
drom. Chromozeø ntren n pl: engl. chromocenters. Gut
Diagnostik: Im Rahmen der zytogenetischen anfärbbare Strukturen im Ruhekern (siehe Zell-
Chromosomenanalyse z. B. mit Fluoreszenz-in- zyklus*), die mit heterochromatischen Chromo-
situ-Hybridisierung. Angabe entsprechend defi- somenabschnitten identisch sein sollen.
nierter Nomenklatur (Tab.), z. B. Chromsäure → Chrom
– Karyotyp* 46,XY, del(5) (pter–p.15.1) für Chromurie f: engl. chromaturia. Färbung des
männliches Individuum mit diploidem Urins. Eine Chromurie hat nicht immer eine
Chromosomensatz und Deletion am kurzen krankhafte Ursache wie z.B. nach dem Genuss
Arm von Chromosom 5 von terminal bis 15.1 bestimmter Lebensmittel wie Rote Bete. Eine
(siehe Genlocus*, Abb. dort) Chromurie als Symptom einer Erkrankung
– Karyotyp* (47,XX,+18) für weibliches Indivi- kommt beispielsweise vor bei Gelbsucht (Ikte-
duum mit Trisomie 18. rus), Porphyrie oder Hämolyse.
Ursache: Wahrscheinlich sind Chromosomen- Ursachen:
aberrationen häufig durch Störung der Meiose* – Endogene Farbstoffe: 1. Urochrome 2. Urobi-
bedingt, auch nach Störungen in den Fur- linogen* 3. Bilirubin 4. Porphyrin 5. Trypto-
chungsteilungen der Zygote treten sie auf. Bei phan 6. Homogentisinsäure 7. Hämoglobin
numerischen Chromosomenaberrationen ent- (Hämolyse*) 8. Myoglobin
steht nach der Befruchtung ein Embryo, dessen – exogene harnfähige Farbstoffe, z. B. bei: Chronische eosinophile Pneumonie: typische peri-
Zellen entweder hyperdiploid (trisom) oder hy- 1. Verzehr von Roter Bete 2. Verabreichung pher und apikal betonte Infiltration der Lunge. [103]
Chronische Glomerulonephritis 336

scher diagnostischer Trias aus peripheren Infilt-


Chronische Niereninsuffizienz:
raten im Röntgen, ausgeprägter pulmonaler Eo- Stadien der chronischen Niereninsuffizienz.
sinophilie* in der bronchoalveolären* Lavage
und restriktiver Ventilationsstörung* in der Stadium Beschreibung GFR (ml/min/1,73 m2)
Lungenfunktionsprüfung*. Siehe Abb.
1 Nierenschaden mit normaler oder erhöhter GFR > 90
Chronische Glomerulonephritis f: syn. chro-
C nische GN. Abakterielle Entzündung der Glo-
2
3
Nierenschaden mit leicht verminderter GFR
Nierenschaden mit mäßig verminderter GFR
60–89
30–59
meruli. Spezifische Beschwerden fehlen meist. 4 Nierenschaden mit stark verminderter GFR 15–29
Diagnostisch hinweisend sind ein arterieller 5 Terminale Niereninsuffizienz < 15
Hypertonus und ein auffälliger Urinstatus (Pro- 5D Terminale Niereninsuffizienz Dialyse
teinurie*, Mikrohämaturie). Die Biopsie sichert
die Diagnose. Therapiert wird je nach der Ursa-
che mit Korticosteroiden und/oder Immunsup-
pressiva*. der Nieren zur ausreichenden Harnausschei- – Schrumpfniere*: Im Verlauf gehen die Neph-
Chronische Infektion m: syn. chronische In- dung. Folgen sind die Urämie durch Akkumu- rone durch den erhöhten Druck zugrunde
fektionskrankheit. Lang andauernde Infekti- lation harnpflichtiger Substanzen im Blut, Stö- und im Tubulointerstitium entwickelt sich
onserkrankung, über mehrere Monate oder rungen im Elektrolyt-, Wasser- und Säure-Ba- eine zunehmende Fibrose.
auch lebenslang persistierend. sen-Haushalt sowie renale Anämie, Osteopathie Stadieneinteilung: Siehe Tab.
Chronische interstitieø lle Nephritis f: syn. und Hypertonie. Behandelt wird zunächst Klinik: Die Klinik der chronischen Niereninsuf-
chronisch interstitielle Nierenentzündung. Ent- nephroprotektiv, bei terminaler Niereninsuffi- fizienz lässt sich auf die Störungen der exkreto-
zündliche Erkrankung des Nierenparenchyms. zienz mit Dialyseverfahren und ggf. Nieren- rischen und inkretorischen Nierenfunktion zu-
Die Behandlung richtet sich nach der zugrunde transplantation. rückführen. Dabei treten die meisten Sympto-
liegenden Ursache, welche auch die Prognose Definition: Eine chronische Niereninsuffizienz me erst im Stadium 4 bei Abnahme der GFR
bestimmt. Ursachen: liegt vor, wenn über einen Zeitraum von 3 Mo- unter < 30 ml/min auf. Störungen der exkre-
– Medikamente (z. B. NSAR) naten eine torischen Nierenfunktion:
– Infektionen (z. B. chronische Pyleonephritis) – Anhaltende Verminderung der glomerulären – Typische Symptome der Urämie* infolge Ak-
– Systemerkrankungen, z. B.: 1. systemischer Filtrationsrate* (GFR) auf < 60 ml/min/ kumulation harnpflichtiger Substanzen im
Lupus* erythematodes 2. Sjögren*-Syndrom. 1,73 m2 besteht oder Blut, z. B.: 1. Abgeschlagenheit 2. Appetitlo-
Pathologie: – eine strukturelle (Biopsie) oder funktionelle sigkeit 3. Erbrechen 4. Juckreiz 5. urämischer
– Tubuläre Atrophie (Hämaturie*, Proteinurie*) Nierenverände- Fötor 6. gelbliches Hautkolorit 7. Sensibilitäts-
– glomeruläre Veränderungen. rung mit/ohne GFR-Einschränkung nachge- störungen 8. Muskelschwäche und Apathie
Klinik: Verlauf variabel wiesen wird. – Störungen des Volumenhaushaltes mit initia-
– Asymptomatisch Terminale Niereninsuffizienz: Endstadium ei- ler osmotischer Diurese und Isosthenurie*.
– in fortgeschrittenen Stadien akutes bzw. ner chronischen Niereninsuffizienz mit Unfä- Im Verlauf droht die Überwässerung des Kör-
chronisches Nierenversagen. higkeit der Nieren zu nennenswerter Ausschei- pers mit Ödembildung und Entwicklung ei-
Diagnostik: dung harnpflichtiger Substanzen mit einer GFR nes renalen Hypertonus
– Sonografie: echoreiches und verbreitertes < 15 ml/min. – Elektrolytstörungen mit: 1. Hyperkaliämie*
Nierenparenchym Ätiologie: Die chronische Niereninsuffizienz ist (Herzrhythmusstörungen) 2. Hypernatriä-
– Labor: 1. Harnstoff 2. Kreatinin 3. Urindiag- das Endstadium vieler renaler Erkrankungen. mie* (Hypervolämie) 3. Hyperphosphatämie*
nostik. Zu den 5 häufigsten zählen: 4. Hypokalzämie* (renale Osteopathie)
Chronische Intoxikation f: syn. chronische – Diabetische Nephropathie* (35 %) – Störungen im Säure*-Basen-Haushalt mit
Vergiftung. Wirkungsverstärkung des Giftes – hypertensive* Nephropathie (24 %) metabolischer Azidose.
bzw. Arzneimittels durch lang anhaltende Ex- – Glomerulonephritis* (15 %) Störungen der inkretorischen Niereninsuf-
position gegenüber Giftstoffen bzw. durch lang – tubulointerstitielle Nierenerkrankungen fizienz:
andauernde Zufuhr von Arzneimitteln. Eine (8 %) – Renale Anämie* infolge verminderte Erythro-
chronische Intoxikation kann zu Schädigungen – polyzystische* Nierenerkrankungen (4 %). poetinbildung in der Niere
des Organismus führen. Pathogenese: Der Progress der Nierenschädi- – sekundärer Hyperparathyreodismus mit:
Chronische Leukämie f: Sammelbegriff für gung verläuft unabhängig von der renalen 1. renaler Osteopathie* 2. akzelerierter Athe-
maligne Erkrankungen des blutbildenden Sys- Grunderkrankung stadienhaft: rosklerose* 3. Calciphylaxie*.
tems mit vermehrter Bildung funktionsuntüch- – Stadium der initialen Hyperfiltration: Zu Be- Erhöhte kardiovaskuläre Mortalität: Die
tiger Leukozytenvorstufen. Man unterscheidet ginn kann die Niere über einen kompensato- meisten Patienten mit chronischer Niereninsuf-
chronische myeloische (CML) und chronische rischen intraglomerulären Druckanstieg in fizienz versterben nicht an ihrer Grunderkran-
lymphatische Leukämie (CLL). Sie werden oft den noch gesunden Nephronen mit konseku- kung, sondern an kardiovaskulären Komplika-
zufällig bei Routineuntersuchungen festgestellt tiver Hyperfiltration die GFR eine gewisse tionen wie dem Myokardinfarkt. Dabei ist die
und beginnen meist schleichend mit allgemei- Zeit aufrechterhalten. kardiovaskuläre Mortalität bei Patienten mit
nen Krankheitssymptomen. Therapie und Prog- – Entwicklung einer zunehmenden Protein- terminaler Niereninsuffizienz im Vergleich zur
nose richten sich nach dem Subtyp. urie* infolge des steigenden intraglomerulä- Allgemeinbevölkerung um das 10- bis 20-Fache
Chronische Niereninsuffizieø nz f: syn. chroni- ren Drucks. Proteinurie gilt als wichtiger Pro- erhöht.
sches Nierenversagen; Abk. CNI. Endstadium gressionsfaktor einer weiteren Nierenschädi- Therapie: Nephroprotektion: Entscheidendes
chronischer Nephropathien mit Unfähigkeit gung. Therapieziel ist die Verlangsamung bzw. das
337 Chronisch-lymphatische Leukämie

Aufhalten einer weiteren Nierenschädigung. – Darmstörung (Colon irritabile, Stuhlunregel-


Chronisch-lymphatische Leukämie:
Die zu diesem Zweck eingesetzten Maßnahmen mäßigkeit) Stadieneinteilung nach Binet und Rai.
werden unter dem Begriff der Nephroprotekti- – gynäkologische Dysfunktion: 1. Schmerz des
on zusammengefasst. Hierzu zählen: äußeren Genitale 2. zyklischer Schmerzver- Stadium Charakteristika medianes
– Blutdruckeinstellung (Ziel nach KDIGO: 130/ lauf 3. Dysmenorrhö Überleben
80 mmHg, bei Proteinurie > 1g/d < 125/ – Störungen des Beckenbodens (Verspannung, (Jahre)
75 mmHg), in erster Linie mit ACE-Hem- Inkontinenz) Binet
C
mern oder AT1-Antagonisten – Beschwerden des knöchernen Beckens.
– Blutzuckereinstellung Diagnostik: A < 3 befallene Areale[1], > 10
– Steigerung der Trinkmenge (mind. 1,5–
Hb > 10 g/dl,
– Differenzialdiagnostik, um mögliche Ursa-
Thr > 100 000/μl
2,5 l/d) chen auszuschließen: 1. umfangreiche mik-
– Eiweiß-Restriktion (max. 0,8 g/kgKG/d) robiologische Untersuchungen 2. Endosko- B ≥ 3 befallene Areale[1], 7
– Vermeidung phosphatreicher Nahrungsmit- pie* 3. Röntgen 4. urodynamische Untersu- Hb > 10 g/dl,
tel chung 5. neurologische und orthopädische Thr > 100 000/μl
– Nikotinabstinenz Untersuchung C ≥ 3 befallene Areale[1], 5
– Vermeidung nephrotoxischer Substanzen, – Fragebogen, Miktionsprotokoll. Hb < 10 g/dl,
z. B. NSAR, nephrotoxische Antibiotika wie Therapie: Thr < 100 000/μl
Aminoglykoside oder Immunsuppressiva wie – Behandlung zugrunde liegender Ursachen Rai
Metothrexat (MTX) – Psychosomatik*, Psychotherapie
– adäquate Behandlung von Harnwegsinfekten – Entspannungsverfahren. 0 Lymphozytose Blut/ > 15
– Gabe von Statinen bei Hypercholesterin- Chronische vaskuläre Myelopathie f: Durch- Knochenmark
ämie*. blutungsstörung des Rückenmarks über einen I + Lymphadenopathie 9
Nierenersatzverfahren: Indikationen für eine längeren Zeitraum, z. B. bei spinaler duraler
II + Hepato- und/oder 7
Nierenersatztherapie bei chronischer Nierenin- AV-Fistel. Klinisch zeigen sich meist langsam Splenomegalie
suffizienz sind eine Abnahme der glomerulären progrediente, seltener schubförmige aufstei-
Filtrationsfraktion auf < 10 ml/min mit Auftre- gende Querschnittsymptome. III + Anämie 5
ten leichter Symptome einer Urämie wie Juck- Chronische Wunde f: Nach 4 Wochen nicht ab- (Hb < 11 g/dl)
reiz, Inappetenz oder Übelkeit: geheilte Wunde* z. B. bei Diabetes mellitus oder IV + Thrombozytopenie 5
– Dialyse* immunsupprimierten Patienten. Chronische (Thr < 100 000/μl)
– Nierentransplantation*. Wunden werden durch Débridement* versorgt. [1]
Areale: Lymphknoten axillär, zervikal, inguinal;
Chronische Pyelonephritis f: syn. chronische Vorkommen: Leber, Milz;
Nierenbeckenentzündung. Eine durch Bakteri- – Diabetes* mellitus Hb: Hämoglobin; Thr: Thrombozyten
en ausgelöste chronische Entzündung des Nie- – pAVK*
renparenchyms, meist verursacht durch eine – chronisch venöse Insuffizienz*
Harnabflussbehinderung*. – Immunsuppression*
Therapie: – Tumorpatienten
– Konsequente antibiotische Therapie von – Mangelernährung* Epidemiologie: Die CLL ist die häufigste Leukä-
Harnwegsinfektionen – angeborene Störung der Gewebeneubildung. mieform in Europa und Nordamerika. Die Inzi-
– Therapie oder Beseitigung von Risikofakto- Prozedere: Entfernung von abgestorbenen Zel- denz liegt bei 6 je 100 000 pro Jahr. Männer
ren wie vesikourethraler Reflux, neurogene len oder entzündetem Gewebe: sind häufiger betroffen als Frauen. Der Erkran-
Blasenfunktionsstörung – Chirurgisches Débridement* (Abtragen mit kungsmedian liegt bei über 70 Jahren.
– evtl. niedrigdosierte Langzeitantibiose oder Skalpell oder Schere und Pinzette) Klassifikation: Abhängig vom klinischen Sta-
Standby-Antibiose durch den Patienten mit – mechanisches Débridement (z. B. Reinigung dium.siehe Tab.
Nitrofurantoin, Trimethoprim oder einem mit Wasserstrahl, sog. Jet-Lavage) Klinik: Im peripheren Blut zeigt sich eine Lym-
oralen Cephalosporin – enzymatisches Débridement (Auftragen von phozytose, diese wird häufig zufällig festge-
– ggf. Nephrektomie bei einseitigem Befall lytischen Enzymen) stellt. Mit Progression der Erkrankung treten
und fehlender Nierenfunktion. – biochirurgisches Débridement (z. B. Fliegen- eine zunehmende Lymphknotenschwellung,
Chronisches Beckenschmerz-Syndrom n: larven). Spleno- und Hepatomegalie sowie Symptome
syn. CPPS. Chronischer oder persistierender Chronisch-lymphatische Leukämie: syn. der Knochenmarkinsuffizienz und eventuell
Schmerz, der von Männern oder Frauen im Be- chronische lymphatische Leukämie; Abk. CLL. Autoimmunzytopenien auf. Die Patienten be-
reich des Beckens erfahren wird (Schmerzsyn- B-Zell-Neoplasie mit leukämischem Verlauf. klagen außerdem eine erhöhte Infektneigung
drom). Die Behandlung richtet sich nach den Die CLL ist oft ein Zufallsbefund, spezifisch be- sowie eine unspezifische B-Symptomatik:
Ursachen. handelt wird erst im fortgeschrittenen Krank- – Fieber
Ursachen: heitsstadium. Allgemeinzustand und Komorbi- – Nachtschweiß
– Beschwerden des unteren Harntraktes: ditäten der Patienten bestimmen die Wahl der – Gewichtsverlust.
1. Miktionsstörung* 2. benignes Prostatasyn- Therapie. Monoklonale Antikörper in Kombi- Therapie: Obwohl gut therapierbar, ist die CLL
drom 3. Lower Urinary Tract Symptoms nation mit Chemotherapeutika haben das The- derzeit mit Antikörpern und Chemotherapie
(LUTS) 4. chronische Prostatitis 5. interstiti- rapieansprechen und die Prognose der CLL-Pa- nicht heilbar. Nur die allogene Stammzelltrans-
elle Zystitis* tienten enorm verbessert. plantation kann bei ausgewählten Patienten ei-
– Sexualstörung ne Kuration bringen. Eine Indikation zum The-
Chronisch-myeloische Leukämie 338

rapiestart besteht bei Vorliegen eines Stadium – Chronisch stabile Phase (Dauer: 6 Monate bis Prognose: Seit Verfügbarkeit der Tyrosinkinase-
Binet C sowie in früheren Stadien bei Vorliegen 20 Jahre) inhibitoren beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate
weiterer Parameter für eine Therapiepflichtig- – Akzelerationsphase: Dauer einige Monate 90 %.
keit: – Blastenschub oder Blastenkrise: unbehandelt Chronobiologie f: engl. chronobiology. Wissen-
– Neuauftreten/Progression von Anämie und/ innerhalb weniger Wochen letal. schaft von zeitlichem Ablauf und biologischen
oder Thrombozytopenie Die Blastenkrise ist mit einer akuten* Leukämie Rhythmen der Körperfunktionen, z. B. zirkadi-
C – fortgeschrittene (> 6 cm unter dem Rippen- gleichzusetzen. Im Gegensatz zur chronischen ane Rhythmen wie Schlaf-Wach-Rhythmus,
bogen), zunehmende und/oder symptomati- Phase zeigt sich hier häufig eine Therapieresis- Menstruationszyklus bei der Frau im gebärfähi-
sche Splenomegalie tenz und eine rasche Progression der Knochen- gen Lebensalter sowie Rhythmus von Atmung
– ausgeprägte (> 10 cm im Durchmesser), pro- markinsuffizienz (Blutungen, Anämie, Infekti- und Herzschlag.
grediente und/oder symptomatische Lymph- onen) mit tödlichem Ausgang. Chronotherapie f: engl. chronotherapeutics.
adenopathie Klinik: Bei Diagnosestellung liegt die CML Oberbegriff für Therapieformen, bei denen in
– Autoimmunzytopenie ohne Ansprechen auf meist in der chronischen Phase vor und wird Anlehnung an den zirkadianen Rhythmus* der
Standardtherapie oft als Zufallsbefund im Rahmen einer Routine- optimale Zeitpunkt für eine therapeutische In-
– Auftreten eines der folgenden Symptome: Blutabnahme entdeckt. Ohne Therapie kommt tervention gewählt wird.
1. ungewollter Gewichtsverlust 2. Fieber un- es zum Fortschreiten der Erkrankung mit Einsatz:
klarer Genese 3. Nachtschweiß 4. schwerwie- schlussendlicher terminaler Blastenkrise, die – In der Onkologie werden häufig die individu-
gende Fatigue. ohne Therapie rasch letal endet. Bei symptoma- ellen zirkadianen Schwankungen der Abbau-
Zeigen die Patienten abgesehen von der CLL we- tischen Patienten zeigen sich als Symptome: vorgänge in der Leber bei der Gabe von Zyto-
nig bis keine Komorbiditäten und ist die Nie- – Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Leistungs- statika berücksichtigt.
renfunktion normal, ist Therapie der ersten schwäche – In der Psychiatrie sind chronotherapeutische
Wahl die Gabe von Fludarabin, Cyclophospha- – Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust Interventionen Lichttherapie und therapeuti-
mid und Rituximab. Alternativ kann die Kom- – Knochenschmerzen scher* Schlafentzug.
bination Bendamustin mit Rituximab einge- – Oberbauchbeschwerden (Milzvergrößerung). chronotrop: engl. chronotropic. Den Zeitablauf,
setzt werden. Letzteres stellt auch bei komorbi- Diagnostik: im engeren Sinn die Schlagfrequenz des Her-
den Patienten eine gute Therapiemöglichkeit – Laborchemisch: in der chronischen Phase der zens beeinflussend. Ein positiv chronotroper
dar, ebenso wie Chlorambucil. Durch die Zuga- CML Leukozytose mit pathologischer Links- (z. B. Sympathikus) Effekt steigert die Herzfre-
be des monoklonalen CD20-Antikörpers konnte verschiebung im Differenzialblutbild; außer- quenz*. Ein negativ chronotroper (z. B. Para-
der Erfolg der Standardtherapie signifikant ver- dem auffallend ist das vermehrte Auftreten sympathikus) Effekt mindert die Herzfrequenz.
bessert werden. Aktuell rücken zahlreiche wei- von Basophilen und/oder Eosinophilen; häu- Churg-Strauss-Syndrom n: engl. Churg-Strauss
tere Substanzen, sogenannte „targeted thera- fig zeigt sich auch eine Anämie und/oder syndrome; syn. allergische Granulomatose. Eosi-
pies“, in den Fokus der CLL-Therapie, so Ibruti- Thrombozytose nophilenreiche und granulomatöse Entzün-
nib, Idelalisib und Venetoclax. – klinisch: unterschiedlich ausgeprägte Sple- dung des Respirations- und Gastrointestinal-
Prognose: Ungünstige prognostische Faktoren nomegalie trakts mit nekrotisierender, ANCA-assoziierter,
sind: – molekulargenetisch: Bei einem Großteil der systemischer Vaskulitis der kleinen bis mittel-
– Stadien RAI III/IV oder Binet B/C CML-Patienten liegt die spezifische Translo- großen Gefäße (Kleingefäßvaskulitis). Die auch
– initiale Lymphozytenzahl im Blut > 50 000/ kation t(9; 22)(q34; q11) mit der Ausbildung als allergische Granulomatose bezeichnete Er-
μl des pathognomonischen Philadelphia-Chro- krankung ist mit Asthma bronchiale und Eosi-
– Lactatdehydrogenase > 240 U/l mosoms (22q-) vor. Dadurch kommt es zu ei- nophilie* assoziiert. Diagnostiziert wird biop-
– beta2-Mikroglobulin > 3,5 mg/l ner Fusion der Gene der Abelson-Tyrosinki- tisch und laborchemisch, behandelt mit Im-
– komplexe zytogenetische Aberrationen: nase (ABL-Tyrosinkinase) mit dem Gen der munsuppressiva.
1. p53-Mutation 2. del 11q 3. del 17p. Breakpoint Cluster Region (BCR). Dabei ent- Chutta-Karzinom → Oropharynxkarzinom
Chronisch-myeloische Leukämie: syn. chro- steht BCR-ABL, welches konstitutive Tyro- Chvostek-Zeichen n: engl. Chvostek’s sign; syn.
nische myeloische Leukämie; Abk. CML. Klona- sinkinase-Aktivität ausübt und zur onkoge- Fazialiszeichen. Kontraktion der gleichseitigen
le, myeloproliferative Erkrankung der pluripo- nen Transformation führt. Gesichtsmuskulatur bei Beklopfen des Fazialis-
tenten hämatopoetischen Stammzelle. Eine Therapie: Die CML ist eine chronische Erkran- stamms vor dem Ohr als klinisches Zeichen neu-
CML äußert sich häufig mit Splenomegalie und kung, die medikamentös derzeit nicht geheilt romuskulärer Übererregbarkeit bei Tetanie*.
Blutbildveränderungen, die Diagnose wird werden kann. Einziger kurativer Therapiean- Chylaø skos → Chyloperitoneum
durch den Nachweis der bcr-abl-Translokation satz für einzelne ausgewählte Patienten ist die Chylaszites → Chyloperitoneum
gestellt. Durch die Therapie mit einem oralen allogene Stammzelltransplantation. Aktuelle Chylomediastinum n: Ansammlung von Chy-
Tyrosinkinasehemmer werden ausgezeichnete Therapien zielen darauf ab, die Erkrankung lus* im Mediastinum*, die v. a. im Rahmen ei-
Überlebensraten erreicht. weitestgehend zurückzudrängen und eine Pro- nes Chylothorax* (Ansammlung von Lymphe
Epidemiologie: gression zu verhindern. im Pleuraspalt), nach thoraxchirurgischen (v. a.
– Die Inzidenz liegt bei etwa 1,5 pro 100 000 – Erstlinientherapie mit Tyrosinkinaseinhibi- Ösophagektomie*) oder kardiochirurgischen
Einwohner pro Jahr. toren (TKI) wie Imatinib, Nilotinib und Dasa- Eingriffen, selten bei Thoraxtrauma und sehr
– Männer erkranken häufiger als Frauen. tinib. TKI hemmen das BCR-ABL-Protein selten nichttraumatisch auftritt.
– Die CML kann in allen Altersgruppen vor- und blockieren somit deren Aktivität Chyloperikard n: engl. chylopericardium. Herz-
kommen, ein Gipfel liegt bei 55–60 Jahren. – bei TKI-Unverträglichkeit ggf. Einsatz von beutelerguss mit Ansammlung von Chylus* im
Krankheitsphasen: Die CML wird in 3 Krank- Interferon-alpha. Herzbeutel. Das Chyloperikard tritt idiopa-
heitsphasen unterteilt: thisch auf, außerdem infolge Trauma (OP), Ent-
339 Circuli arteriosi irides

zündung oder Tumoren mit Beteiligung des sin ist bei einer exokrinen Pankreasinsuffizienz, Cilia → Zilien
Ductus* thoracicus sowie bei angeborener Fehl- z. B. bei chronischer Pankreatitis, im Stuhl er- Ciliata → Protozoen
bildung des Lymphgefäßsystems (lymphogra- niedrigt. Cilien → Zilien
fisch nachweisbar). Referenzbereich: > 6 U/g Stuhl. Cimex lectularius → Wanzen
Chyloperitoneum n: syn. Chylaskos. Ansamm- Chymotrypsintest m: engl. chymotrypsin test. CIMF: Abk. für → Myelofibrose, chronische
lung von Chylus* in der Bauchhöhle, z. B. infol- Veralteter Suchtest bei Verdacht auf exokrine idiopathische
ge Ruptur einer chylösen Zyste (angeboren), Pankreasinsuffizienz*, mittlerweile ersetzt Cimicosis f: syn. Cimikose. Befall durch Bett- C
durch Verletzung chylöser Gefäße oder auf- durch den Elastase*-1-Test. wanzen (vgl. Wanzen*) mit heftig juckenden In-
grund eines Chylusstaus, bedingt durch Hernia- ChyXmus m: engl. chyme. Mit den Verdauungs- sektenstichen, hauptsächlich an unbekleideten
tion und Inkarzeration. säften vermischter Speisebrei, der über Mund, Hautarealen. Bettwanzen sind nachtaktive Ek-
Chylothorax m: Intrapleurale Ansammlung Ösophagus und Magen in den Darm gelangt. toparasiten*, die ihren Wirt (Menschen, Haus-
von Chylus* (chylöser Pleuraerguss*). CI: Abk. für → Cochlear Implant tiere) nur zum Blutsaugen aufsuchen und sich
Ursachen: CI: Abk. für engl. cardiac index → Herzindex tagsüber in trockenen, dunklen Verstecken auf-
– Traumatisch CIAS-1-Syndrom: Abk. für cold-induced auto- halten. Die Diagnosestellung erfolgt klinisch
– Perforation des Ductus* thoracicus: 1. iatro- inflammatory syndrome 1 → CAPS und anamnestisch, therapiert wird symptoma-
gen (z. B. bei Thorakotomie*) 2. durch Verle- CIC: Abk. für engl. clean intermittent catheteri- tisch.
gung ableitender Lymphgefäße (z. B. bei zation → Katheterismus, intermittierender Cimino-Fiøstel → Dialyseshunt
Lymphangioleiomyomatose*, Non*-Hodg- Cicatrix → Narbe Cinchocain n: engl. cinchocaine. Langwirksa-
kin-Lymphom o. a. Tumor). Ciclopirox n: syn. Ciclopiroxum (PH.EUR.8). mes Lokalanästhetikum, das aufgrund seiner
Therapie: Antimykotikum, das bei Pilzinfektionen der Toxizität hauptsächlich als Oberflächenanäs-
– Konservativ durch parenterale Ernährung Haut und Nägel, bei Vaginalmykosen und se- thetikum eingesetzt wird. Es ist in schmerzlin-
und Thoraxdrainage* borrhoischer Dermatitis als Salbe aufgetragen dernden Hämorrhoidensalben und -zäpfchen
– bei Persistenz operativ: 1. videoassistierte wird. Es wirkt gegen Candida* und Dermato- sowie in fixer Kombination mit Dexamethason*
thorakoskopische Chirurgie (VATS) rechts phyten*. Selten kommt es zu Juckreiz oder in Ohrentropfen zur Behandlung der Otitis* ex-
zur Ligatur des Ductus thoracicus 2. bei Er- Brennen, von einer Anwendung am Auge oder terna enthalten. Zu den Nebenwirkungen zäh-
krankung des Lymphsystems ist zusätzlich auf offenen Wundflächen ist abzusehen. len Juckreiz, Brennen und Kontaktekzeme.
partielle Pleurektomie erforderlich. Ciclopiroxolamin → Ciclopirox Cincinnati Prehospital Stroke Scale → Focu-
Chylozele f: engl. chylocele. Ansammlung von Ciclosporin n: engl. ciclosporine. Zyklisches Po- sed Assessment with Sonography for Trauma
Flüssigkeit aus den Darmlymphgefäßen (Chy- lypeptid, das als Calcineurin-Inhibitor wirkt. Cine-MRT → Magnetresonanztomografie
lus*) zwischen viszeralem und parietalem Anteil Als hochwirksames Immunsuppressivum wird Cinnarizin n: Kalzium*-Antagonist und Hista-
der Tunica vaginalis testis (Hydrozele*). Eine Ciclosporin bei Organ- und Knochenmarks- min-Rezeptoren-Blocker, der bei peripheren
Chylozele kommt vor im Rahmen einer Ele- transplantationen sowie bei Autoimmuner- und zentralen Durchblutungsstörungen sowie
phantiasis*. krankungen eingesetzt, häufig in Kombination Schwindel unbekannter Genese verwendet
Chylurie f: engl. chyluria. Milchige Trübung des mit Azathioprin und Glukokortikoiden als wird. Cinnarizin verlängert die QT*-Zeit und
Harns durch Beimengung von Chylus bei Chy- Triple-Drug-Therapie. Nephro- und Hepatoto- darf nicht bei Epilepsie* oder Asthma* bronchi-
lusfistel mit Anschluss an den Harntrakt. xizität gehören zu den Nebenwirkungen. ale eingesetzt werden. Wechselwirkungen be-
Chylus m: engl. chyle. Milchig-trüber Inhalt der Indikationen: stehen mit verschiedenen Antidepressiva* und
Darmlymphgefäße. Chylus enthält einen hohen – Unterdrückung der Transplantatabstoßung Aminoglykosid*-Antibiotika. Cinnarizin wird
Anteil an Chylomikronen, die in der Darmmu- nach Organ- und Knochenmarkstransplanta- oft in Kombination mit Dimenhydrinat* einge-
kosa synthetisiert werden und die aus der Nah- tionen (Mittel der Wahl) setzt.
rung aufgenommene Fette binden. Von den – Graft-versus-Host-Reaktion CIPO: Abk. für chronic intestinal pseudoob-
Dünndarmzotten wird der Chylus über den – schwere endogene Uveitis struction → Pseudoobstruktion, chronische in-
Ductus* thoracicus in den Angulus venosus si- – schwerste therapieresistente Formen der Pso- testinale
nister geleitet. riasis Ciprofloxacin n: Breitband-Antibiotikum aus
Chylusfistel f: engl. chyle fistula. Verbindung – steroidabhängiges und steroidresistentes der Gruppe der Fluorchinolone mit topischer,
zwischen chylushaltigen Lymphgefäßen (v. a. nephrotisches Syndrom intravenöser und oraler Anwendung, das insbe-
Darmlymphgefäße und Ductus* thoracicus) – schwere aktive rheumatoide Arthritis sondere gegen aerobe gramnegative Keime so-
und anderen Organen. – schwere atopische Dermatitis wie Chlamydien* und Mycoplasmen wirkt.
Formen: – als Augentropfen bei schwerer Keratitis. Während der Therapie sind kalziumhaltige
– Chylurie* bei Anschluss an den Harntrakt CIDP: Abk. für engl. chronic inflammatory de- Nahrungsmittel und UV-Strahlung zu meiden.
– chylöse Kolporrhö bei Anschluss an Vagina myelinating polyneuropathy → Guillain-Barré- Zu den Nebenwirkungen zählen gastrointesti-
oder Uterus Syndrom nale und muskuloskelettale Beschwerden sowie
– Chylothorax* bei Fistelverbindung im Tho- Ciguatera f: Intoxikation durch Verzehr von psychiatrische Störungen.
raxbereich. Meerestieren, die das Nervengift Ciguatoxin circinatus: engl. circinate; syn. zirzinär. Kreis-
Chymotrypsin n: syn. Alpha-Chymotrypsin, (hemmt Na+-Kanäle) und Maitotoxin enthalten. förmig.
Chymotrypsin A, Chymotrypsin B. Verdauungs- Betroffene zeigen z. B. Krämpfe und Lähmungs- Ciørculi arteriosi irides m: engl. circulus arterio-
enzym aus der Gruppe der Serinproteasen. Die erscheinungen, 7 von 100 sterben. Eine voll- sus of iris; syn. Circulus arteriosus iridis. Gefäß-
inaktive Vorstufe, Chymotrypsinogen, wird im ständige Genesung kann jahrelang dauern. Spe- ringe (Circulus arteriosus iridis major und Cir-
Pankreas gebildet, im Darmlumen durch Tryp- zifische Antidote gibt es nicht. culus arteriosus iridis minor) an der Wurzel und
sin gespalten und damit aktiviert. Chymotryp- Ciguatoxin → Ciguatera am Pupillarrand der Regenbogenhaut des Au-
Circulus 340

ges. Die Circuli arteriosi irides werden von den die Verschlimmerung einer Störung durch die sammen mit Faktor Va; Substrat: Faktor II). Sie-
Aa. ciliares posteriores longae und den Aa. cilia- zweckmäßige Behandlung einer anderen Stö- he Blutgerinnung*. Abb. 1 dort.
res posteriores breves versorgt. rung. Klinische Bedeutung: Regionale Citratantikoa-
Ciørculus m: engl. circle. Kreis. Beispiel: Der chronische Gebrauch von Laxanzi- gulation insbesondere im Rahmen von kontinu-
Ciørculus arteriosus ceø rebri m: engl. cerebral ar- en* führt zu Elektrolytstoffwechselstörungen, ierlichen Nierenersatzerfahren auf der Intensiv-
terial circle. Arterieller Gefäßring um die Sella* insbesondere zum Kaliumverlust, der seiner- station*.
C turcica an der Hirnbasis, der das Gehirn* mit seits wiederum die Obstipation* verstärkt. Citratblut n: engl. citrated blood. Durch Zugabe
Blut* versorgt. Er entsteht durch die Verbin- Circumcisio → Zirkumzision von 3,8%iger Natriumcitratlösung ungerinnbar
dung von A. carotis interna und A. basilaris. Der Circumfereø ntia fronto-occipitalis: syn. Hut- (Kalziumbindung) gemachtes Blut. Es dient zur
Zusammenschluss kann bis zu einem gewissen maß. Umfang des fetalen Kopfes als geburtsme- Bestimmung der Blutkörperchensenkungsge-
Grad eine Minderperfusion des Gehirns durch chanisch wirksame Größe (vgl. Fetometrie*). schwindigkeit (BSG), zur Messung verschiede-
Gefäßverschlüsse kompensieren. Aneurysmen Circumfereø ntia mento-occipitalis f: Großer ner Schritte der Blutgerinnung* und zur Kont-
mit Subarachnoidalblutungen* treten hier häu- schräger Kopfumfang, einer der drei geburts- rolle der Thrombozytenwerte bei EDTA-assozi-
fig auf. Siehe Abb. mechanisch wichtigen Kopfumfänge, gemessen ierter Pseudothrombozytopenie.
Anatomie: Die am Circulus arteriosus cerebri von Kinnspitze bis zum Hinterhaupt. Die Cir- Citratzyklus m: engl. citric-acid cycle; syn. Zit-
beteiligten Gefäße sind interindividuell sehr cumferentia mento-occipitalis beträgt beim rei- ronensäurezyklus. Wichtigste zyklische Reakti-
unterschiedlich. In den meisten Fällen (40 %) fen Neugeborenen ca. 39 cm. onsfolge für den oxidativen Endabbau der Koh-
sind folgende Gefäße beteiligt: Circumfereø ntia suboccipito-bregmatica f: lenhydrate, Fette* und Proteine*. Der Citratzyk-
– A. communicans anterior Kleiner schräger Kopfumfang, einer der drei ge- lus läuft bei Eukaryoten* in den Mitochondri-
– Aa. cerebri anteriores burtsmechanisch wichtigen Kopfumfänge, ge- en* ab, in enger struktureller Beziehung zur At-
– A. carotis interna messen vom Nacken über die Mitte der großen mungskette und zum Fettsäureabbau*. Bei den
– Aa. communicantes posteriores Fontanelle. Die Circumferentia suboccipito- Prokaryoten* ist der Citratzyklus im Zytoplas-
– Aa. cerebri posteriores aus der A. basilaris. bregmatica beträgt beim reifen Neugeborenen ma lokalisiert.
Klinische Bedeutung: ca. 33 cm. Ablauf: Die biologische Bedeutung des Citrat-
– Aneurysma Cirrhose cardiaque: engl. cardiac cirrhosis. Ver- zyklus liegt in der Oxidation und Spaltung der
– Subarachnoidalblutung breiterung der Periportalsepten der Leber als Acetylgruppe (oxidative Decarboxylierung) des
– Subclavian*-Steal-Syndrom. Folge lang anhaltender venöser Stauung bei Acetyl*-Coenzyms A in 2 Moleküle CO2. Bei der
Rechtsherzinsuffizienz* mit Pulmonalstenose* Dehydrierung von Zwischenprodukten (Isoci-
oder Pericarditis constrictiva (sog. perikarditi- trat, α-Ketoglutarat, Succinat, Malat) entstehen
sche Pseudoleberzirrhose). Eine Cirrhose cardia- 8 Wasserstoffatome, die auf NAD+ oder FAD
que ist keine Zirrhose* im engeren Sinne. übertragen werden. Die Regeneration dieser Co-
Cisatracuriumbesilat n: engl. cisatracurium be- enzyme wird über die Atmungskette mit der
silate. Mittellangwirkendes neuromuskulär blo- Energiegewinnung durch oxidative Phosphory-
ckierendes nichtdepolarisierendes peripheres lierung gekoppelt, dabei werden die Wasser-
Muskelrelaxans (Benzylisochinolon; in Atracu- stoffatome zu Wasser oxidiert. Die Oxidationen
riumbesilat enthaltenes Stereoisomer) mit hö- im Citratzyklus erfolgen durch Wasseranlage-
herer neuromuskulär blockierender Potenz als rung und anschließende Dehydrierung. Sauer-
Atracuriumbesilat*. stoff spielt keine direkte Rolle: CH3CO~
Cisgender: Übereinstimmung des angebore- SCoA + 3 H2O → 2 CO2 + 8 [H] + HSCoA. Die Ini-
nen biologischen Geschlechts und der Ge- tialreaktion des Citratzyklus ist die Kondensati-
schlechtsidentität*. on des Acetyl-Coenzyms A mit Oxalacetat, die
cis/trans-Isomerie → Isomerie durch die Citratsynthase katalysiert wird. Unter
Citalopram n: Antidepressivum, das zu den se- Wasseraufnahme entstehen Citrat und freies
lektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern Coenzym A. Aus dem Citrat wird über 7 weitere
(SSRI) gehört. Es wird auch bei Panikstörungen* enzymatische katalysierte Reaktionsschritte das
und im Off-Label-Use bei Zwangsstörungen* Oxalacetat regeneriert. Reaktionen 3 und 4 sind
eingesetzt. Kontraindikation ist unter anderem mit Decarboxylierungen verbunden.
eine Kombination mit Monoaminoxidase-Hem- Energiebilanz: Insgesamt werden 900 kJ
mern (cave: Serotoninsyndrom*). Häufig beste- (215 kcal) an chemischer Energie generiert, da-
Circulus arteriosus cerebri: Zuflüsse und Äste; hen Wechselwirkungen mit anderen Medika- von 810 kJ (193,4 kcal) über die Atmungskette.
II: N. opticus; III: N. oculomotorius; VI: N. abducens. menten wie Metoprolol sowie zahlreichen Anti- Ein Teil dieser Energie wird zur Synthese von
depressiva* und Neuroleptika. 12 Molekülen ATP verbraucht, was ca. 40 % der
Citratantikoagulation f: engl. citrate anticoag- gesamten freien Energie entspricht.
Ciørculus vitiosus m: engl. vicious circle; syn. ulation; syn. Zitratantikoagulation. Hemmung Funktion:
Teufelskreis. In der Medizin gleichzeitiges Vor- der Blutgerinnung* durch Chelat-Bildung zwi- – Der oxidative Endabbau von Acetyl-CoA (ka-
handensein zweier oder mehrerer krankhafter schen Citrat (Salz der Zitronensäure) und Kalzi- tabole Funktion) dient der Energielieferung
Zustände, die sich gegenseitig ungünstig beein- um*, dem Faktor IV der Blutgerinnung und Be- in Form von GTP und Reduktionsäquivalen-
flussen, z. B. Hyperventilation* und Hypokalzä- standteil von Tenasekomplex (Faktor VII/VIIa ten (NADH + H+ und FADH2). Acetyl-CoA
mie* bei der Pathophysiologie der Hyperventila- zusammen mit Faktor III; Substrat: Faktor X) entsteht dabei aus dem Abbau von Kohlen-
tionstetanie*. Der Begriff bezeichnet außerdem und Prothrombinasekomplex (Faktor Xa zu- hydraten, Amino- und Fettsäuren. Des Weite-
341 Citrullinämie

setzt. Außerdem findet es Anwendung als Ge-


ruchskorrigens.
Citrullin n: engl. citrulline; syn. α-Amino-δ-urei-
dovaleriansäure. Basische, nicht proteinogene
Aminosäure*. Als Intermediärprodukt im Harn-
stoffzyklus* wird Citrullin in der Leber aus Car-
bamylphosphat und Ornithin* durch das En- C
zym Ornithintranscarbamylase gebildet. Citrul-
lin kommt in freier Form in Tieren und Pflan-
zen vor (in großen Mengen v. a. im Birkensaft)
und wird therapeutisch bei Asthenie verwendet.
Citrullinämie f: engl. citrullinemia. Seltene au-
tosomal-rezessiv erbliche Erkrankung mit er-
höhter Citrullinkonzentration in Plasma und
Harn, d. h. Citrullinurie, sowie Hyperammon-
ämie*. Je nach Form treten neurologische und
psychische Auffälligkeiten beim Neugeborenen
oder erst beim Erwachsenen mit variablem Ver-
lauf und gastroenterologischer Beteiligung auf.
Die Therapie ist diätetisch.
Formen: Citrullinämie Typ I auf dem Genlocus
9q34.11: Störung des Harnstoffzyklus* auf-
grund eines Argininosuccinatsynthetase-Man-
gels mit konsekutiver Vermehrung von Orot-
säure.
– Das akkumulierte Carbamoylphosphat stei-
gert die Pyrimidinbiosynthese
– Symptome sind Lethargie, Koma, epilepti-
sche Anfälle, ggf. Hirnödem, Ataxie und
muskuläre Hypotonie bereits bei Neugebore-
nen
– Therapie: Vermeidung oder Therapie der Hy-
perammonämie durch proteinarme Diät,
Substitution von Arginin, Natriumbenzoat
und/oder Natriumphenylbutyrat.
Citrullinämie Typ II durch Mutationen im
Citratzyklus: vereinfachtes Schema der biosynthetischen Funktionen. [189] SLC25A13-Gen auf dem Genlocus 7q21.3: De-
fekt des mitochondrialen Aspartat-Glutamat-
Transporters Citrin, fast ausschließlich in Ost-
asien, v. a. in China, Japan und Korea, zu unter-
ren ist der Citratzyklus das biochemische werden, solche Nebenwege des Citratzyklus scheiden sind nach Manifestationsbeginn:
Bindeglied zwischen Substratabbau (Kohlen- sind der Gamma-Aminobutyrat-Weg, der – Erwachsenenform mit psychiatrisch-neurolo-
hydrate, Proteine, Fette; Produkte: v. a. Pyru- Glyoxylatzyklus und der Succinat-Glycin- gischer Symptomatik wie Verhaltensauffäl-
vat, Acetyl-CoA, Oxalacetat, α-Ketoglutarat) Zyklus. 5. Bei den dem Citratzyklus analogen ligkeiten, Desorientierung, Schlafstörungen,
und Atmungskette*. Reaktionen werden Schritte des Citratzyklus Tremor, Erbrechen insbesondere nachts,
– Aus den Zwischenprodukten des Citratzyk- für die Biosynthese anderer wichtiger Verbin- Krampfanfällen und Koma sowie gastroente-
lus (anabole Funktion) können zahlreiche dungen (z. B. Leucin*, Lysin*) genutzt. rologischer Symptomatik wie Leberverfet-
Substanzgruppen entstehen. Zudem treten Citroneø llöl n: engl. citronella oil. Aus den ge- tung, Fibrose, hepatozellulärem Karzinom,
verschiedene Stoffwechselzyklen in Wechsel- trockneten oberirdischen Teilen (Cymbopogo- Diarrhö und Pankreatitis, Tod durch Hirn-
beziehungen (siehe Abb.): 1. Der Citratzyklus nis winteriani herba) von Citronellgras (Cymbo- ödem
steht über Oxalacetat mit der Gluconeogene- pogon winterianus) gewonnenes ätherisches Öl. – neonatale Form (NICCD) mit intrahepati-
se* in Verbindung. 2. Der Citratzyklus ist fer- Es enthält u. a. Citronellal (geruchsbestim- scher Cholestase, Dyslipidämie und Gedeih-
ner Ausgangspunkt für die Synthese mehre- mend), Geraniol, Eugenol, Citral, Borneol*, Ne- störung: 1. Verlauf variabel von spontaner
rer Aminosäuren*, besonders für die Synthese rol und Farnesol. Besserung im 1. Lebensjahr bis hin zum chro-
von Asparaginsäure* und Glutaminsäure*. Anwendung: Bei innerer Unruhe, nervösen Be- nischen Leberversagen 2. Diagnostik: I. Gal-
3. Succinyl-Coenzym A ist eine Ausgangsver- findlichkeitsstörungen nach Ausschluss organi- lensäuren und Bilirubin erhöht II. stark er-
bindung für die Biosynthese der Porphyrine* scher Ursachen. Dabei werden Einreibungen höhtes alpha-1-Fetoprotein (AFP) III. Galak-
(z. B. Häm*, Chlorophyll* und Vitamin B12). mit verdünntem Öl verwendet. Citronellöl ist tose, Citrullin, Methionin und Tyrosin im
4. Unter Einbeziehung weiterer Zwischen- ebenfalls in Beruhigungsbädern und Kosmetika Blut erhöht IV. im Urin erhöhte Werte für 4-
produkte kann der Citratzyklus abgewandelt enthalten und wird in der Aromatherapie einge- Hydroxyphenylpyruvat, 4-Hydroxyphenyl-
Citrus aurantium ssp. aurantium 342

laktat und 4-Hydroxy-Phenylacetat bei nor- Claudicatio intermiøttens spinalis f: engl. cere- Clavus m: engl. corn; syn. Druckschwiele.
malem Succinylaceton bral claudication. Passager auftretende neurolo- Durch Fehlbelastung entstandene umschriebe-
– Therapie für die neonatale und adulte Citrul- gische Symptome (Schmerzen, Lähmungen*, ne, schmerzhafte Druckschwiele (Hyperkerato-
linämie Typ II: kohlenhydratarme, laktose- Sensibilitätsstörungen*) in den Beinen beim Ge- se), bevorzugt unter den Metatarsale-Köpfchen,
freie und proteinreiche Diät, evtl. Substituti- hen und Stehen, die sich erst beim Liegen oder am Großzehenballen und bei Krallen- und
on von Arginin sowie Lebertransplantation. Sitzen bessern. Ursache ist ein oft konstitutio- Hammerzehen dorsalseitig über den Mittel-
C Differenzialdiagnose: Bei neonataler Form ins- nell bedingter enger lumbaler Spinalkanal* und Endgelenken sowie an der Zehenspitze. Be-
besondere Tyrosinämie. (Spinalkanalstenose*) in Verbindung mit dege- handelt wird durch Aufweichen mit Salicylsäu-
Citrus aurantium ssp. aurantium → Pome- nerativen Veränderungen der Lendenwirbelsäu- re oder Hühneraugenpflaster und vorsichtiges
ranzenbaum le und verstärkter Lordose* bei Belastung. chirurgisches Entfernen der Hornschicht sowie
CJD: Abk. für Creutzfeldt-Jakob disease → Claudicatio masticatoria → Riesenzellarterii- Druckentlastung.
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit tis Clayton-Operation f: Resektionsarthroplastik*
CJK: Abk. für → Creutzfeldt-Jakob-Krankheit Claudicatio venosa f: engl. venous claudication. im Bereich des Zehengrundgelenks* mit Resek-
CK: Abk. für Cervikalkanal Cervix uteri → Cer- Belastungsinduzierter mäßiger (und keinesfalls tion des metatarsalen Köpfchens und der
vix uteri einschießender) Beinschmerz infolge einer ve- Grundphalanxbasis.
CK: Abk. für Creatinkinase → Kreatinkinase nösen Druckerhöhung z. B. beim kräftigen Auf- Cldn: Abk. für → Claudin
Cl → Chlor treten und beim Treppensteigen. Leitsymptom Clearance: Diejenige Blutplasmamenge, die
Cladophialophora f: Zu den Dematiaceae gehö- der tiefen Beinvenen- und der Beckenvenen- pro Zeiteinheit beim Durchfluss durch die Nie-
rende Gattung von Schwärzepilzen (melanin- thrombose*. Hochlagerung der Beine und Hin- ren (im weiteren Sinn auch durch eine Dialyse-
haltig). Cladophialophora bantiana ist neuro- legen führen zum Abklingen der Beschwerden. membran) vollständig von einer bestimmten
trop mit Vorkommen in intrazerabralen Abszes- Claudin n: Abk. Cldn. An Bildung der tight* Substanz gereinigt wird. Im klinischen Ge-
sen. junction beteiligtes, transmembranäres Protein brauch ist die renale Clearance in ml/min ein
Clamping: Abklemmen großer arterieller Gefä- (Mr 20–36 000) in der lateralen Zellmembran Maß für die Nierenleistung.
ße, meist der Aorta oder deren Äste. von Epithel und Endothel. Die Grundstruktur Einteilung: Siehe Abb.
Clarithromycin n: syn. Clarithromycinum besteht aus 4 transmembranären Domänen und – Exogene Clearance: Clearance körperfrem-
(PH.EUR.8). Makrolid-Antibiotikum mit breiter 2 extrazellulären Schleifen; der C- sowie der N- der Substanzen (u. a. Inulin*, p-Aminohip-
bakteriostatischer Wirksamkeit, das peroral Terminus befinden sich im Zytoplasma. pursäure)
oder intravenös bei zahlreichen Infektionen ver- Klinische Bedeutung: – endogene Clearance: Clearance körpereige-
abreicht wird, auch in der Tripeltherapie zur – Leckflux-Diarrhö (Diarrhö*): vermehrte Auf- ner Substanzen (u. a. Harnstoff*, Kreatinin*,
Eradikation von Helicobacter* pylori. Zu den nahme von Toxinen* und verstärkte Abgabe Glukose, Cystatin* C, Phosphat).
Nebenwirkungen zählen Hautausschläge, von Soluten und Wasser infolge veränderter Bestimmung: Rechnerisch: C = (U × V)/P.
Schwindel und gastrointestinale Beschwerden. Claudin-Genexpression (Cldn2 erhöht, inter- – U: Konzentration der Substanz im Harn in
Weiterhin ist es hepato-, nephro- und kardioto- zellular abdichtende Claudiene vermindert) mmol/l
xisch. Kontraindikation ist u. a. Statinein- – primäre Hypomagnesiämie Typ 3 (renal) in- – V: Harnzeitvolumen in ml/min
nahme. folge autosomal-rezessiv erblicher CLDN16- – P: Konzentration der Substanz im Blutplas-
Claudicatio f: engl. claudication. Hinken. Mutation (Genlocus 3q28). ma in mmol/l.
Claudicatio intermiøttens f: engl. intermittent Claustrum n: In die weiße Substanz des Ge- Klinische Bedeutung: Klinisch wird die Clea-
claudication. Auftreten heftiger, krampfartiger hirns* eingelagerter Nucleus*. Das Claustrum rance verwendet als quantitative Funktionsprü-
Schmerzen* nach dem Gehen einer bestimmten liegt zwischen Putamen* und Inselrinde; es fung (Nierendiagnostik*) mit Messung der (ab-
Wegstrecke (die sich verkürzt bei schnellem und zählt nicht zu den Basalganglien*. Seine Funk- nehmenden) Substanzkonzentration im Blut-
Bergauf-Gehen), die zum „intermittierenden“ tion ist bisher ungeklärt, wird aber im Zusam- plasma, bei exogener Clearance nach einmaliger
Stehenbleiben zwingen und wegen der in Ruhe menhang mit Sexualität* vermutet. i. v. Injektion der Substanz; seitengetrennt
noch ausreichenden Durchblutung der Musku- Clavicula → Klavikula durch Radioisotopennephrografie*.
latur nach einigen Minuten verschwinden. Leit-
symptom der pAVK.
Abgrenzung: Claudicatio-ähnliche Beschwerden
treten auch auf als Claudicatio intermittens
abdominalis (Angina abdominalis bei arteriel-
ler Verschlusskrankheit der Abdominalarterien)
sowie als Claudicatio* intermittens spinalis
(schmerzbedingtes Hinken bei einer Spinalka-
nalstenose der Lendenwirbelsäule). 480 ml/min 40 ml/min 120 ml/min
Klinik im Rahmen der pAVK:
– Bei > 85 % Wadenschmerz, seltener gluteal
oder Oberschenkel
– auch als Schaufensterkrankheit bezeichnet, da
die Betroffenen das Abklingen der Schmerzen
häufig vor Schaufenstern abwarten.
Claudicatio intermiøttens abdominalis → An-
gina abdominalis Clearance: Verhalten einiger exogener und endogener Substanzen.
343 Closed-Loop-System

– Schätzung der glomerulären Filtrationsrate* Wirkung oraler Kontrazeptiva wird beeinträch- rer Funktionsstörungen. In der Gynäkologie
durch Clearance von Substanzen, die aus- tigt. wird mit dem Clomifentest die Stimulierbarkeit
schließlich durch Glomerulusfiltration aus- Clinical Decision Support System: Entschei- der Ovarien geprüft.
geschieden und weder rückresorbiert noch dungsunterstützungssystem (EUS) für Angehö- Prinzip:
tubulär sezerniert oder metabolisiert werden: rige medizinischer Berufe zur computerunter- – Durch die Gabe eines Antiöstrogens kommt
1. in der Regel (endogene) Kreatinin*-Clea- stützten Hilfestellung bei der Auswahl von Di- es zu vermehrter GnRH-Sekretion.
rance 2. Cystatin-C-Clearance durch Bestim- agnose- oder Behandlungsalternativen, auch – In der Folge ist die Ausschüttung von FSH C
mung der Konzentration im Blut: konzipiert für die parallele oder explizite An- und LH aus der Hypophyse erhöht.
wendung durch Patienten. – Dies führt zu Follikulogenese und Estradiol-
Formen: produktion im Ovar (cave: Überstimulation
– Wissensbasiertes Konsultationssystem: verar- der Ovarien).
beitet Daten und zieht daraus Schlussfolge- Clon → Klon
rungen Clonidin n: engl. clonidine. Antisympathotoni-
– Bestimmung des renalen Plasmaflusses: Clea- – algorithmisches Konsultationssystem: arbei- kum mit blutdrucksenkender und sedierender
rance von Substanzen, die sowohl durch glo- tet mit Entscheidungsbäumen oder Flussdia- Wirkung, das bei hypertensiven Krisen*, beim
meruläre Filtration als auch durch tubuläre grammen Entzugssyndrom* und zur Migräneprophylaxe
Sekretion ausgeschieden werden – statistisches Konsultationssystem: berechnet angewendet wird. Gegeben wird es oral oder
– Bestimmung der Filtrationsfraktion. über den Zugriff auf eine Datenbank Wahr- parenteral, beim Glaukom als Augentropfen.
Clearance, mukoziliäre f: engl. mucociliary scheinlichkeiten. Clonidin sollte nicht mit Alkohol kombiniert
clearance; syn. mukoziliäre Klärfunktion. Me- Clinical Pathways pl: Systematisch entwickelte oder plötzlich abgesetzt werden. Kontraindika-
chanismus zum Abtransport von inhalierten berufsgruppen- und abteilungsübergreifende tionen sind Sick*-Sinus-Syndrom und AV-
Partikeln durch Schleimsekretion und wellen- Darstellung der üblichen Vorgehensweise bei Block II und III.
förmig koordinierten adoralen Zilienschlag des (Krankenhaus-)Gesamtbehandlung von Patien- Clonidin-Hemmtest m: engl. clonidin inhibition
bronchialen Flimmerepithels. Die mukoziliäre ten mit ähnlicher klinischer Konstellation unter test. Pharmakologischer Test zum Nachweis
Clearance ist der wichtigste Selbstreinigungs- Berücksichtigung festgelegter Qualität, not- oder Ausschluss einer autonomen Katechola-
mechanismus der Atemwege neben dem Hus- wendiger und verfügbarer Ressourcen sowie minproduktion bei klinischem Verdacht auf
ten*. Siehe Abb. unter Festlegung der Aufgaben und der Durch- Phäochromozytom*. Der Test wird eingesetzt,
führungs- sowie Ergebnisverantwortlichkeiten. wenn die Katecholaminkonzentration in Urin
Funktionen: (24-Stunden-Sammelurin) und Serum bei wie-
– Steuern Behandlungsprozess derholter Messung nur mäßig erhöht ist.
– dienen als behandlungsbegleitendes Doku- Clonoø rchis sinensis m: Chinesischer Leberegel
mentationsinstrument mit einer Größe von ca. 5 mm × 25 mm, der zur
– ermöglichen Kommentierung von Normab- Klasse der Trematodes* gehört und Erreger der
weichungen zur Evaluation und Verbesse- Opisthorchiasis* des Menschen ist. Clonorchis
rung. sinensis ist in Russland, China, Korea, Taiwan
Clinitronbett → Air-Fluidised-Bett und Japan verbreitet. Als Endwirt fungieren
Clip m: Klammer, z. B. zur Tubensterilisation, Katze, Hund, Schwein und Mensch.
Ligatur des Ductus cysticus, Ligatur von Gefä- Clopidogrel n: Thrombozytenaggregations-
ßen (offene oder endoskopische Blutstillung) Hemmer zur oralen Anwendung. Er hemmt die
oder Ausschaltung eines intrakraniellen Aneu- Blutgerinnung und dient der Prophylaxe einer
Clearance, mukoziliäre: Zilien eines Bronchus von rysmas. Intrakranielles Aneurysma* (Abb. 2 Thrombose* oder Embolie* bei Arteriosklerose*
der Luftseite aus (Bild des wogenden Ährenfeldes); dort). bzw. arterieller Verschlusskrankheit. Clopido-
Elektronenmikroskopie. [103] Clipping → Aneurysma, intrakranielles grel wird in Kombination mit ASS nach Herzin-
Clipping → Cholezystektomie farkt gegeben. Wechselwirkungen mit Proto-
Clipping → Clip nenpumpen-Hemmern sind zu beachten.
Clérambault-Syndrom → Erotomanie Clivus m: Hügel, Abhang, z. B. Clivus Blumen- Cloquet-Heø rnie → Schenkelhernie
Click → Klick, systolischer bachii. Closed-Loop-System → Insulininfusionssys-
Click-Phänomen n: engl. click phenomenon. Clivuskantensyndrom → Klivuskantensyn- teme
Fühl- und evtl. hörbarer Durchtritt der Nadel- drom Closed-Loop-System n: engl. closed loop sys-
spitze durch eine Faszie. Das Click-Phänomen Clobetasol n: Stark wirksames Glukokortikoid, tem. Geschlossene Schleife im Sinne eines
kann z. B. als Orientierungshilfe bei Plexusan- das topisch bei schweren lokalen Dermatosen Teams aus anordnenden und anderen, die An-
ästhesie* genutzt werden. wie Psoriasis* eingesetzt wird. Diverse Hauter- ordnung ausführenden Teammitgliedern. Der
Clindamycin n: engl. clindamycine. Gut gewebe- krankungen, z. B. Lupus vulgaris oder infektiö- Begriff steht sinnbildlich für eine spezielle
und knochengängiges Antibiotikum aus der se Erkrankungen, sind Kontraindikationen. Kommunikationsform zwischen ≥ 2 Teammit-
Gruppe der Lincosamide. Clindamycin wird Clobetasol darf nicht im Gesicht und während gliedern zur Fehlerelimination während einer
oral oder parenteral angewendet, intravenös je- einer Schwangerschaft angewendet werden. Lo- potenziell gefährlichen Tätigkeit wie z. B. der
doch nur langsam und verdünnt gegeben. Vor- kal kann es zu Hautirritationen kommen. Notfallbehandlung eines Patienten, Narkose-
teile sind gute Wirksamkeit im Abszess und Clockwise Atrial Flutter → Vorhofflattern einleitung oder Arzneimitteldosierung unter
langsame Resistenzentwicklung. Eine Kombi- Clomifentest m: engl. clomifen test. Verfahren Reanimation.
nation mit Makroliden ist kontraindiziert, die zur Untersuchung hypothalamisch-hypophysä-
Closing Volume 344

Closing Volume: Lungenvolumen, bei dem bei ter Erreger- oder Toxinnachweis ist melde-
aktiver Exspiration Bronchiolen infolge Kom- pflichtig nach § 7 IfSG.
pression kollabieren und damit eine vollständi- Clostridium difficile n: Obligat anaerobes,
ge Ausatmung des exspiratorischen Reservevo- grampositives Stäbchenbakterium der Gattung
lumens verhindern. Das Closing Volume nimmt Clostridium und Erreger der Antibiotika-asso-
im Kindesalter ab, steigt mit zunehmendem Al- ziierten pseudomembranösen Kolitis. Pathoge-
C ter wieder an und erreicht in der 7. Lebensdeka- ne Stämme besitzen die Fähigkeit zur Toxinbil-
de im Stehen bereits die funktionelle Residual- dung (Enterotoxin A führt zur Elektrolytsekre-
kapazität. tion, Cytotoxin B zur Kolonepithelschädigung).
Clostridien n pl: engl. Clostridium. Gattung Schwer verlaufende Clostridium-difficile-Infek-
grampositiver, streng anaerob wachsender tionen (CDI) oder ein Nachweis von Ribotyp-
Sporenbildner der Familie Clostridiaceae mit 027-Isolat sind meldepflichtig nach § 6 IfSG. Clostridium tetani: Kulturpräparat von endständig
zahlreichen menschen- und tierpathogenen Ar- Clostridium-difficile-Toxine n: Enterozyten- sporenbildenden Clostridien (tetanomorphe
ten. Die Sporen* werden zentral, subterminal schädigende Giftstoffe, gebildet durch das Clostridien). [227]
oder terminal gebildet, meist unter spindelför- grampositive, obligat anaerobe, sporenbildende
miger Auftreibung des Zellleibes (Plectridium- Stäbchenbakterium Clostridium* difficile. Die
form). Clostridien bilden hauptsächlich Enterotoxin A Clot Formation Time → Rotationsthrombelas-
Verbreitung: und Zytotoxin B (selten noch das binäre Toxin), tografie
– Ubiquitär in Boden, Straßen- und Hausstaub, welche als Virulenzfaktoren für die Symptoma- Clotrimazol n: engl. clotrimazole. Antimykoti-
Meer- und Süßwasser tik (Diarrhö und Colitis unterschiedlicher kum aus der Gruppe der Imidazolderivate mit
– als apathogene Saprophyten Schweregrade bis hin zur pseudomembranösen breitem Wirkungsspektrum zur topischen An-
– im Intestinaltrakt von Mensch und Tier. Colitis*) verantwortlich sind. wendung. Es wird bei Haut- und Genitalmyko-
Klinische Bedeutung: Klinisch bedeutsame Spe- Clostridium perfriøngens n: engl. Clostridium sen durch Candida* angewendet. Die Genital-
zies v. a. durch Bildung von Exotoxinen und/ welchii; syn. Emphysembazillus. Große, häufig creme kann die Sicherheit von Kondomen be-
oder Exoenzymen: in der Mitte oder am Ende aufgetriebene Stäb- einträchtigen. Lokale Hautirritationen, Juckreiz
– Clostridium difficile: Erreger der Antibioti- chen mit meistens ovalen, mittel- bis endständi- und Brennen gehören zu den Nebenwirkungen.
ka-assoziierten pseudomembranösen Koli- gen Sporen*. Clostridium perfringens bildet mit Clotting Time → Activated Clotting Time
tis*; natürliches Vorkommen im Darm Clostridium novyi (Novy-Bazillus des malignen Clotting Time → Ecarin Clotting Time
– Clostridium tetani: Toxine verursachen Ödems), Clostridium septicum (veraltet Para- Cloward-Operation f: engl. Cloward’s procedure.
Wundstarrkrampf (Tetanus*); Vorkommen rauschbrandbazillus) und Clostridium histoly- Spondylodese* im Bereich der HWS mit ventra-
im Boden ticum (Bacillus histolyticus) die Gasödem- ler Verblockung und Stabilisierung mit metalli-
– Clostridium botulinum: Toxine verursachen gruppe. schem Alloimplantat (Cage*) oder autogenem
Botulismus* Klinische Bedeutung: Klinisch lassen sich 3 Ma- Beckenkammdübel nach mikrochirurgischer
– Clostridium perfringens (Clostridium septi- nifestationsformen unterscheiden: Ausfräsung und Ausräumung der Bandscheibe
cum, Clostridium novyi, Clostridium histoly- – Besiedlung von Wundflächen (Dekubitus) und des Intervertebralraums (Nukleotomie*).
ticum): Gasbrandbazillen; Toxine verursa- – Zellulitis ohne Ausbreitung in gesundes Ge- Indikationen:
chen Gasbrand*. webe – Zervikaler Bandscheibenvorfall*
Clostridien-Infektion f: Infektion mit gram- – Myonekrose mit Toxinämie (Gasbrand*). – Degeneration und Instabilität der HWS (z. B.
positiven, obligat anaeroben, sporenbildenden Clostridium teø tani n: syn. Tetanusbazillus. Pe- Wirbelfraktur).
Stäbchenbakterien. Diese kommen in der Um- ritrich begeißelte, schlanke Stäbchen mit Fa- Cloxacillin n: Penicillinase-festes Betalaktam-
welt ubiquitär vor und sind Erreger des Gas- denbildung in Kultur und kugelförmigen Spo- Antibiotikum (Isoxazolyl-Penicillin) mit bakte-
brandes*, Tetanus*, Botulismus*, eitriger ren*, die zu endständiger Anschwellung führen rizider Wirkung gegen grampositive Bakterien,
(Wund)infektionen und intestinaler Toxinin- (Trommelschlägelform). Clostridium tetani ist insbesondere gegen Betalaktamase-produzie-
fektionen (beispielsweise antibiotikaassoziierte ubiquitär verbreitet und bildet die Toxine Teta- rende Staphylokokken. Eine intravenöse, intra-
pseudomembranöse Kolitis*). Diagnostiziert nospasmin (neurotoxisch) und Tetanolysin (hä- muskuläre oder perorale Verabreichung ist
wird mittels Mikroskopie und Toxinnachweis, molytisch), welche als zweitstärkstes bakteriel- möglich. Cloxacillin steht auf der WHO-Liste
therapiert je nach Erkrankung mit Antibiotika* les Gift den Wundstarrkrampf (Tetanus*) auslö- der unentbehrlichen Arzneimittel, ist in
oder Antitoxin*. sen. Siehe Abb. Deutschland aber nur noch als Tierarzneimittel
Clostridien-Tumorphänomen n: engl. clostrid- Hintergrund: Clostridium tetani und dessen erhältlich.
ium tumor phenomenon. Selektive Auskeimung Sporen sind v. a. im Boden und im Darm von Indikationen: Infektionen durch Cloxacillin-
und Vermehrung von Clostridien (z. B. Clostri- Mensch und Tier zu finden. Jede verschmutzte empfindliche Erreger. Nach Angaben der WHO
dium* tetani, Clostridium butyricum) in malig- oder infizierte Wunde kann zu Tetanus führen. wird Cloxacillin (alternativ auch Doxacillin,
nem Tumorgewebe. Die Bakterien verbleiben im Infektionsgebiet, Flucloxacillin, Nafcillin oder Oxaxillin) bei fol-
Clostridium botulinum n: Obligat anaerobes, ihre Toxine wandern entlang der motorischen, genden Indikationen angewendet:
peritrich begeißeltes Stäbchen, das ovale, mit- sensiblen und vegetativen Nervenbahnen zu – Atemwegsinfektionen
tel- bis endständige Sporen bildet. Clostridium den Vorderhörnern des Rückenmarks und wer- – Haut- und Weichteilinfektionen, Impetigo,
botulinum produziert Botulinumtoxine* und den dort oder im Hirnstamm gebunden. Clost- Pyomyositis
ist der Erreger des Botulismus*. Das Bakterium ridium tetani benötigt anaerobe Wundverhält- – septische Arthritis, Osteomyelitis
kommt ubiquitär vor (cave: mangelhaft konser- nisse, Fremdkörper und Mischinfektionen be- – Septikämie
vierte Lebensmittel). Ein direkter oder indirek- günstigen die Toxinproduktion. – Endokarditis.
345 Cobalamin

Die WHO empfiehlt bei einigen Indikationen Ätiologie: Coalitio calcaneonavicularis f: engl. calcaneo-
die Kombination mit zusätzlichen Antibiotika, – Unklar (evtl. ähnlich wie bei Migräne*) navicular coalition. Synostose* zwischen Kalka-
u. a. mit Ceftriaxon, Cefotaxim, Ciprofloxacin, – gelegentlich auch im Rahmen einer Sluder*- neus* und Os naviculare des Fußes, die oft Ursa-
Benzylpenicillin, Amoxicillin + Clavulansäure, Neuralgie oder Nasoziliarisneuralgie*. che für den schmerzhaften Pes* planus ist.
Gentamicin, Metronidazol oder Sulfamethoxa- CM: Abk. für engl. cardiomyopathy → Kardio- Coarctatio aoø rtae f: engl. coarctation of aorta.
zol + Trimethoprim. myopathie Angeborene Verengung der Aorta* von unter-
Anwendung und Dosierung: Intravenöse, intra- CME: Abk. für engl. continuing medical educa- schiedlicher Ausprägung und Längenausdeh- C
muskuläre oder perorale Anwendung. Dosie- tion → Ärztekammer nung. Meist befindet sich die Verengung in
rung, Behandlungsdauer und Gabe zusätzlicher CMP n: syn. Cytidinmonophosphat. Cytidin- Form einer Aortenisthmusstenose* am Über-
Antibiotika sind abhängig von der Indikation. phosphat mit einer Phosphatgruppe. Das Ribo- gang von Aortenbogen zur Aorta descendens
Im Allgemeinen gelten folgende Dosierungen: nukleotid leitet sich von Cytosin* ab. CMP ist (Isthmus aortae), seltener an der Aorta abdomi-
– Erwachsene: (1–)2 g alle 4–6 h i. v./i. m. oder Bestandteil von Coenzymen* der Biosynthese, nalis als Coarctatio aortae abdominalis (midaor-
250–500(–1000) mg alle 6 h p. o. von Phospholipiden und tRNA*. tic syndrome). Siehe Abb.
– Kinder: (12,5–)25–50 mg/kg KG, max. 2 g, al- CMTC: Abk. für → Cutis marmorata teleangiec-
le 4–6 h i. v./i. m. oder p. o. tatica congenita
Praxishinweise: Schnelle intravenöse Injektion CMV: Abk. für controlled mechanical ventila-
einer hohen Cloxacillin-Dosis kann insbesonde- tion → Beatmung
re bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen CMV: Abk. für Cytomegalie-Virus → Herpesvi-
zu Hyperkaliämie, Herzrhythmusstörungen ridae
und Herzstillstand führen. CMV: Abk. für Cytomegalie-Virus → Zytome-
Nebenwirkungen: galie
– Überempfindlichkeitsreaktionen unter- CMV: Abk. für → Zytomegalie-Virus
schiedlicher Schweregrade CNP: Abk. für engl. C-type natriuretic peptide
– gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit, → Peptide, kardiale natriuretische
Erbrechen und Durchfall CNV: Abk. für engl. contingent negative varia-
– interstitielle Nephritis tion → Erwartungspotenzial
– selten Neutropenie und Thrombozytopenie. CNV: Abk. für chorioidale Neovaskularisation
Kontraindikationen: Überempfindlichkeit ge- → Neovaskularisation
genüber dem Wirkstoff oder gegenüber anderen CO: Abk. für cardiac output → Herzminuten-
Betalaktam-Antibiotika. volumen
Clozapin n: Sedierendes atypisches Neurolepti- CO2: Chemische Formel für Kohlendioxid.
kum, das bei therapieresistenten Schizophreni- CoA: Abk. für → Coenzym A
en* und bei Psychosen* im Verlauf eines Parkin- COACH-Syndrom n: engl. cerebellar vermis hy-
son*-Syndroms eingesetzt wird. Wegen der Ge- poplasia/aplasia, oligophrenia, congenital ataxia,
fahr einer Agranulozytose* ist das Blutbild re- ocular coloboma, and hepatic fibrosis syndrome.
gelmäßig zu kontrollieren. Bei Kombination Seltene autosomal-rezessive, familiäre Erkran- Coarctatio aortae: 1: Aortenisthmusstenose vom
mit Benzodiazepinen droht eine Atemdepressi- kung mit Hypo- oder Aplasie des Vermis cere- präduktalen (a) und postduktalen Typ (b); 2: Coarcta-
on. Im Gegensatz zu anderen Neuroleptika be- bellaris, kongenitaler Ataxie, mentaler Retar- tio aortae abdominalis; Hauptsymptome und
sitzt Clozapin keine extrapyramidalen Begleit- dierung, Kolobom, kongenitaler hepatischer diagnostische Kriterien.
wirkungen. Fibrose*, Nierenzysten, Nystagmus und Ptosis
Clumping-Faø ktor m: engl. clumping factor. Vi- als Form des Joubert-Syndroms.
rulenzfaktor von Staphylococcus* aureus. Ätiologie: Mutationen Coating Effect: Unspezifische Thrombozyten-
Cluster: Zeitliche und örtliche Aggregation ei- – In 80 % im TMEM67-Gen, das für ein trans- aggregations-Hemmung durch pharmakologi-
nes Merkmals, z. B. maligner Erkrankungen. membranäres Protein codiert, Genlocus sche Beschichtung der Thrombozyten und kon-
Cluster-Kopfschmerz m: engl. cluster head- 8q21.13–q22.1 sekutive Sekretionshemmung von Plättchenfak-
ache; syn. Bing-Horton-Syndrom. Primärer – im CC2D2A-Gen auf dem Genlocus 4p15.3 toren*, v. a. bei Verabreichung von Plasmaer-
Kopfschmerz mit besonders bei Männern auf- – im RPGRIP1L-Gen auf dem Genlocus satzstoffen wie z. B. Dextran oder Hydroxy-
tretenden schwersten halbseitigen Schmerzatta- 16q12.2, das für Nephrocystin 8 codiert ethylstärke.
cken im Augen-Schläfenbereich (engl. bout) von – im INPP5E-Gen auf dem Genlocus 9q34.3, Coats-Krankheit f: engl. Coats disease. Angebo-
15–180 min Dauer bis zu 8-mal pro Tag (häufig codiert für die Inositolpolyphosphat-5-Phos- rene Anomalie des Gefäßendothels der periphe-
nachts). Therapiert wird mit Sauerstoffinhalati- phatase. ren Netzhautgefäße des Auges, insbesondere
on und Triptanen* sowie prophylaktisch mit COAD: Abk. für engl. chronic obstructive air- bei Jungen im 1. und 2. Lebensjahrzehnt. Es
Verapamil und Prednisolon*. Einteilung: ways disease → Atemwegserkrankungen, ob- handelt sich meist um eine einseitige Erkran-
– Episodischer Cluster-Kopfschmerz mit struktive kung mit exsudativer Ablatio retinae mit Lipid-
Schmerzattacken über Wochen bis Monate COAD: Abk. für engl. chronic obstructive air- exsudaten. Behandelt wird mit Laser- oder
mit monate- bis jahrelangen beschwerdefrei- ways disease → COPD Kryokoagulation. Abb.
en Intervallen (80 % der Fälle) Coalitio f: engl. coalition. Verschmelzung von Cobalamin n: syn. Vitamin B12. Gruppe wasser-
– chronischer Cluster-Kopfschmerz mit bout Knochenkernen der Hand- und Fußwurzel (sie- löslicher Corrinoide. Sie gehören zum Vitamin*-
> 1 Jahr ohne Spontanremission oder symp- he auch Synostose*). B-Komplex, werden v. a. im Ileum mithilfe des
tomfreie Phase < 2 Wochen. Intrinsic*-Faktors resorbiert und sind für die
Cobb-Skoliosewinkel 346

Bedarf: wirbels* (oberer Wendepunkt der Skoliose) und


– Vitamin-B12-Bedarf bei Erwachsenen: der Grundplatte des unteren Neutralwirbels
3,0 μg/d (unterer Wendepunkt der Skoliose), siehe Neut-
– Schwangere und Stillende: 3,5 μg/d bzw. ralwirbel.
4,0 μg/d. Einsatz: Der Cobb-Winkel dient zur Objektivie-
Klinische Bedeutung: Vitamin-B12-Mangeler- rung der Diagnose sowie zur Therapieentschei-
C scheinungen umfassen u. a.: dung und Verlaufskontrolle bei Skoliose*; z. B.
– Funikuläre Myelose* ist erforderlich
– perniziöse Anämie.* – Bei einem Cobb-Winkel < 20° im Wachstums-
Die Resorption von Vitamin B12 kann durch alter meist Krankengymnastik
zahlreiche Arzneimittel reduziert sein, z. B. – zwischen 20° bis ca. 50° ein Korsett
Antazida* und Protonenpumpen-Hemmer, p- – > 50° in der Regel operative Korrektur und
Aminosalicylsäure, Antiepileptika* und Anti- Stabilisierung.
biotika*, Cholchicin, Colestyramin und Bigua- Coca-Cola-Effeø kt → Kapnografie
nide. Cocaine Amphetamine Related Transcript n:
Hintergrund: Ein weiterer Vitamin-B12-Marker Abk. CART. Neuropeptid* mit anorexigener
Coats-Krankheit [143] ist das Holotranscobalamin II, das bei einem Vi- und psychostimulierender Wirkung. CART
tamin-B12-Mangel bereits vermindert ist, wenn wird v. a. im Hypothalamus*, aber auch im übri-
die Vitamin-B12-Spiegel noch im Graubereich gen ZNS und peripheren Nervensystem, in Hy-
Zellteilung, Erythrozytensynthese und Funkti- liegen. Es handelt sich um einen Komplex aus pophyse, Nebennierenmark und Langerhans*-
on des Nervensystems wichtig. Mangelzustände dem Transportprotein Transcobalamin* und Inseln exprimiert. Die Synthese wird aktiviert
führen u. a. zur perniziösen Anämie*. Vitamin B12. Nur in dieser biologisch aktiven durch Cholecystokinin* und inhibiert durch
Vorkommen: Vitamin B12 wird ausschließlich Form kann Vitamin B12 von den Körperzellen Ghrelin*. CART wirkt auf Hunger*, Belohnung
von Prokaryoten synthetisiert. Es kommt daher aufgenommen werden. und Stress*.
v. a. in tierischen Lebensmitteln (Leber, Niere, Referenzbereich im Blut: Der genannte Bereich Coccaceae → Kokken
Muskelfleisch, Fisch, Eier, Milch und Milchpro- ist stark methodenabhängig. Orientierend gilt Coccidia → Kokzidien
dukte) vor, in geringen Mengen auch durch bak- für Erwachsene: Coccidioides øimmitis m: Dimorpher Pilz aus
terielle Gärung in pflanzlichen Lebensmitteln – Vitamin B12 : 211–911 ng/l (156–672 pmol/l) der Gruppe der Fungi imperfecti, der im Süden
(z. B. Sauerkraut und Bier) und in Pflanzen, die – Holotranscobalamin II: 35–171 pmol/l. und Westen der USA, in Mittel- und Südameri-
mit Bakterien in Symbiose leben (z. B. Hülsen- Indikation: ka sowie in China endemisch vorkommt. Cocci-
früchte*). Alimentär aufgenommenes Vitamin – Risikogruppen für Vitamin-B12-Mangel: dioides immitis ist ein primär-pathogener Erre-
B12 kann in freier Form im Darm nicht resorbiert 1. Veganer 2. Alkoholabusus 3. alte Men- ger der Coccidioides-Mykose bei Mensch und
werden. Dazu braucht es ein Glykoprotein aus schen 4. Erkrankungen des terminalen Ile- Tier.
dem Magensaft, den Intrinsic*-Faktor, der Vita- ums, chronische Gastritis Coø ccus → Kokken
min B12 bindet. Der Cobalamin-Intrinsic-Faktor- – makrozytäre Anämie Coø chlea f: syn. Schnecke. Teil des Innenohrs*.
Komplex wird ins Ileum transportiert und erst – unklare Polyneuropathie Die Cochlea bildet das knöcherne Gehäuse des
dort von den Darmzellen resorbiert. Über das – Hyperhomocysteinämie. Gehörorgans* und umgibt den häutigen Ductus
Blut erreicht es gebunden an andere Proteine Bestimmung: Als Untersuchungsmaterial dient cochlearis. Sie besteht aus 3 schneckenartig ge-
(Transcobalamine*) die peripheren Gewebe. v. a. aus dem venösen Blut gewonnenes EDTA- wundenen Gängen, der Scala vestibuli, Scala
Funktionen: Man unterscheidet verschiedene Plasma oder Serum, der Nachweis erfolgt u. a. media und Scala tympani. Die Basis cochleae
Formen des Vitamin B12, die nach dem Rest am mittels Immunoassays (z. B. Enzymimmunoas- grenzt an das Mittelohr*.
zentralen Cobaltatoms bezeichnet werden und say oder Chemilumineszenzimmunoassay). Er- Cochlear Implant: syn. Cochlea-Implantat. In-
unterschiedliche Funktionen haben: gänzend ist die Bestimmung des Folsäurespie- nenohrprothese in Form eines elektronischen
– 5'-Desoxyadenosyl-Cobalamin: Coenzym der gels sinnvoll. Gerätes zur Höreindruckvermittlung über ei-
Methylmalonyl-CoA-Mutase bei intramole- Erniedrigte Werte im Blut: nen Sprachprozessor und ein am Ohr sitzendes
kularen Umlagerungsreaktionen von Alkyl- – Langzeiteinnahme z. B. von Protonenpum- Mikrofon. Cochlea-Implantate werden einge-
resten beim Abbau ungeradzahliger Fettsäu- pen-Hemmern, Antiepileptika* setzt bei Innenohrschwerhörigkeit mit intak-
ren oder der Aminosäuren Methionin, Threo- – Fehl- und Mangelernährung z. B. bei Vega- tem Hörnerv, also erhaltenen, stimulierbaren
nin und Isoleucin nern Neuronen im Ganglion cochleare.
– Methylcobalamin*: Coenzym der Methionin- – Resorptionsstörungen bei Mangel an Intrin- Einsatz:
synthase bei der Methylierung von Homocys- sic-Faktor oder Magensäure (z. B. bei chro- – Prinzip: Überbrückung der Haarzellfunktion
tein zu Methionin, u. a. wichtig für Biosyn- nisch athrophischer Gastritis, im Alter) sowie mit Umwandlung des mechanischen Reizes,
these der Folsäure* im Zytosol chronischen Darmerkrankungen (z. B. Mor- der aus der Schwingung der Basilarmembran
– Cyanocobalamin: synthetisches Cobalamin, bus Crohn, Fischbandwurmbefall) resultiert, in einen Nervenreiz durch direkte
das im Organismus in die biologisch aktive – chronische Niereninsuffizienz elektrische Reizung der Ganglienzellen im
Form (Austausch des Cyano-Rests durch 5'- – Schwangerschaft. Ganglion cochleare über eine in die Scala
Desoxyadenosyl-Rest) umgewandelt wird Cobb-Skoliosewinkel → Skoliose tympani implantierte mehrkanalige Elekt-
– Hydroxo-, Aquo-, Nitrocobalamin: natürlich Cobb-Winkel m: syn. Cobb-Winkel-Messung. rode
vorkommende Speicherformen im Organis- Maß für eine Skoliose*, Winkel zwischen der – Ablauf: 1. Aufnahme des aus der Umwelt auf
mus. Tangente an der Deckplatte des oberen Neutral- das Ohr einwirkenden Signals über ein Mik-
347 Codon

rofon 2. Frequenzanalyse des Signals im Pro-


zessor 3. Weiterleitung des Signals an die
Elektrode
– Technik: induktive Übertragung des Reiz-
musters und der für die Erregung der Neuro-
ne erforderlichen Energie vom außen plat-
zierten Prozessor auf eine implantierte Emp- C
fängerspule nach dem Sender-Empfänger-
Prinzip.
Indikationen: Ausfall oder Einschränkung der
Leistung der cochleären Sinneszellen
– Ohne verbleibende nutzbare Hörreste für die
Kommunikation (auch mit Hörgerät)
– mit erhaltenen, stimulierbaren Neuronen im
Ganglion cochleare (die versuchsweise elekt-
rische Reizung löst einen Höreindruck aus),
z. B. bei: 1. angeborener Innenohrschwerhö-
rigkeit 2. postlingual erworbener Innenohr-
schwerhörigkeit (z. B. durch Meningitis).
Cochrane Collaboration: Internationales
(Non-profit-)Netzwerk von Wissenschaftlern
und Ärzten, das auf Grundlage wissenschaftli-
cher Daten aus Studien mit hohem Evidenzgrad
die beste verfügbare Evidenz für diagnostische
und v. a. therapeutische Entscheidungen zur
Verfügung stellt. Systematische Reviews wer-
den von meist international zusammengesetz-
ten Arbeitsgruppen erstellt und veröffentlicht
(Cochrane Library online).
Cochrane Library → Cochrane Collaboration Code, genetischer: Decodierung der RNA-Tripletts von innen nach außen; Beispiel: Triplett AGG codiert die
Cockcroft-Gault-Formel → Kreatinin-Clea- Aminosäure Arginin, Triplett AUG (Startcodon) die Aminosäure Methionin, Triplett UAA ein Stop-Codon;
rance A: Adenin; G: Guanin; C: Cytosin; U: Uracil.
Cockcroft-Gault-Formel f: Näherungsformel
zur Berechnung der glomerulären Filtrationsra-
te*. Bestandteile der Formel sind Patientenalter
und Körpergewicht. Damit wird einerseits be- Code, genetischer m: engl. genetic code. Bezie- Codein n: engl. codeine; syn. Methylmorphin.
rücksichtigt, dass mit zunehmendem Alter die hung zwischen der Nukleotidfolge (Basense- Schwaches Analgetikum aus der Gruppe der
Nierenfunktion abnimmt, andererseits wird quenz*) in der DNA* oder in der mRNA* und Opioide*. Es wird zur symptomatischen Kurz-
über das Körpergewicht annähernd die Muskel- der Aminosäurenfolge in den durch Proteinbio- zeittherapie des unproduktiven Hustens (Anti-
masse berücksichtigt. Bei Frauen muss noch ein synthese* am Ribosom* gebildeten Polypepti- tussiva*) und bei Schmerzen eingesetzt. Codein
Korrekturfaktor berücksichtigt werden. den und Proteinen*. Siehe Abb. besitzt ein Abhängigkeitspotenzial, daher un-
Berechnung: Männer: GFR = ((140 ⴚ Alter) × Prinzip: Der genetische Code erklärt die Über- terliegt es dem Betäubungsmittelgesetz*. Zahl-
Körpergewicht) / (72 × Kreatinin). Frauen: setzung der 4 Basen (Adenin*, Guanin*, Cyto- reiche Kontraindikationen müssen beachtet
GFR = (((140 ⴚ Alter) × Körpergewicht) / (72 × sin* sowie Thymin* in der DNA bzw. Uracil* in werden. Bei gleichzeitiger Gabe von Sekretolyti-
Kreatinin)) × 0,85. der RNA*) aus den Nukleinsäuren* in die ka droht ein Sekretstau.
Cockett-Vene f: engl. Cockett vein. Bezeich- 20 Aminosäuren* der Proteine. Der Code ist ein Codon n: Abfolge von 3 Basen (Basentriplett)
nung für Venen innen am distalen Unterschen- Triplettcode: 3 Nukleotide* enthalten die Infor- in der DNA*, mRNA* und tRNA*. Ein Codon
kel*. Die Cockett-Venen zählen zu den Vv. per- mation für den Einbau einer Aminosäure in die codiert in der Regel für eine Aminosäure* oder
forantes der Waden und verbinden somit ober- Polypeptidkette (Translation*). In der Natur enthält das Signal für die Initiation oder Termi-
flächliche und tiefe Venen der unteren Extremi- können 43 = 64 Codeeinheiten (Codons*, Basen- nation der Translation* von Proteinen* (Protein-
täten*. Bei Insuffizienz der Cockett-Venen tripletts) gebildet werden. Der genetische Code biosynthese*).
kommt es zur Entwicklung einer Varikose*. wird kollinear, kommafrei und nicht überlap- Bedeutung: Von den 64 möglichen Codons co-
Cocktail, lyXtischer m: engl. lytic cocktail. Frü- pend (Codons folgen lückenlos aufeinander) ge- dieren 61 die 20 proteinogenen Aminosäuren,
her bei (febrilen*) Zentralisationszuständen üb- lesen. Er ist universell (bei allen Lebewesen da für dieselbe Aminosäure bis zu 6 verschiede-
liche Kombination verschiedener Substanzen gleich) und degeneriert, d. h., die meisten Ami- ne Codons bestehen. 3 Codons dienen zur Ter-
mit starker Wirkung auf das vegetative Nerven- nosäuren werden durch 2 oder mehr Codons mination der Translation (Stop*-Codons). Ei-
system* (meist Neuroleptikum, Antihistamini- festgelegt. Der genetische Code enthält spezielle nem Codon auf der mRNA entspricht ein
kum und Opioid, ggf. mit Vasodilatator*; cave: Signale für Initiation (Start-Codon AUG, codiert komplementäres Codon auf der DNA, wobei
Serotoninsyndrom*). für Methionin) und Termination (3 Stop*-Co- dort nur Uracil* gegen Thymin* ausgetauscht
Cocktailparty-Effeø kt → Presbyakusis dons) der Proteinbiosynthese. ist.
Coecum 348

Coecum → Zäkum Keratitis* parenchymatosa, Innenohrschwerhö-


Coeliakie → Zöliakie rigkeit, Schwindel, Tinnitus und teilweise syste-
Coeliakografie → Zöliakografie mischen Manifestationen wie Fieber, Splenome-
Coeliakographie → Zöliakografie galie, Lymphadenopathie, Aortitis und Befall
Coeloma → Zölom der A. carotis. Behandelt wird mit Glukokorti-
Coenästhesie → Zönästhesie koiden, ggf. Immunsuppressiva (Azathioprin,
C Coenzym A n: engl. coenzyme A. Coenzym* der Cyclophosphamid, Methotrexat) und Cochlea-
Acylgruppenübertragung, z. B. verschiedene Implantat. Siehe Abb.
Acyl-CoAs als Zwischenprodukte bei der Beta- CO-Hb: Abk. für Carboxyhämoglobin (chem.
oxidation. Acetyl-CoA besitzt eine Schlüsselstel- Formel CO für Kohlenmonoxid) → Hämoglobin
lung im Metabolismus, es verbindet Citratzyk- Coil-Embolisation → Embolisation, therapeu-
lus*, Glykolyse* und Fettstoffwechsel*. Coen- tische
zym A ist die Wirkungsform des Vitamins Pan- Coiling: Verfahren zur therapeutischen Embo-
tothensäure* (praktisch die gesamte Menge ist lisation*. Außerdem ist Coiling eine Bezeich-
an CoA gebunden). nung für die Schlingenbildung von Arterien
Coenzyme n pl: engl. coenzymes. Nichtprotei- (z. B. im Bereich der A. carotis interna). Colitis ulcerosa Abb. 1: Lokalisation, Manifestation
nogene Moleküle, die zusammen mit dem En- Coitus → Koitus bei ca. 40–50 % ausschließlich auf Rektum und
zymprotein, dem Apoenzym, das enzymatisch Coitus interruø ptus m: engl. withdrawal method. Sigmoid beschränkt, bei 30–40 % als linksseitige
aktive Holoenzym bilden. Coenzyme leiten sich Traditionelle Methode der natürlichen Kontra- Kolitis und bei 20 % als Pancolitis (v. a. im Kindes-
strukturell meist von Vitaminen* ab, sie neh- zeption*, wobei der Penis beim Koitus* kurz vor alter).
men stöchiometrisch an der Reaktion teil. Es der Ejakulation aus der Vagina gezogen wird.
gibt nichtkovalent (Cosubstrate) und kovalent Die Zuverlässigkeit ist gering.
gebundene Coenzyme (prosthetische Gruppen). COLD: Abk. für engl. chronic obstructive lung ierlich nach proximal ausdehnt. Die Colitis ul-
Coenzym I → Nicotinamid-Adenin-Dinucleo- disease → COPD cerosa (CU) befällt selten auch diffus das termi-
tid Cold-Pressure-Test m: engl. cold pressure test; nale Ileum. Sie ist neben der Enteritis regionalis
Coenzym II → Nicotinamid-Adenin-Dinucleo- syn. Hines-Brown-Test; Abk. CP-Test. Kälte- Crohn eine der beiden Hauptformen chronisch-
tid-Phosphat Druck-Test zur Beurteilung der individuellen entzündlicher Darmerkrankungen.
Coeruloplasmin → Caeruloplasmin Kreislaufregulation (u. a. endotheliale Funkti- Epidemiologie:
Cofaktoren m pl: engl. cofactors. Nicht protei- on) durch Blutdruckmessung vor, während und – Inzidenz in Deutschland 3–3,9 : 100 000
nogene Substanzen, die für Enzymwirkung nach Eintauchen einer Hand in Eiswasser – Gipfel der alterspezifischen Inzidenz: 16–25
notwendig sind. Zu ihnen gehören Coenzyme, (1 min). Der Test dient v. a. wissenschaftlichen Jahre, bei 15–25 % der Patienten erste Symp-
Metallionen, z. B. Fe2+, Fe3+ (Peroxidasen, Cyto- Zwecken. tome vor dem 20. Lj., vereinzelt im Säug-
chromoxidase), Mg2+ (Kinasen), Zn2+ (Alkohol- Cole-Rezeø ssus m: engl. Cole recess. Röntgeno- lingsalter
dehydrogenase, Carboanhydrase), Mn2+ (Ami- logisch kaum gebräuchliche Bezeichnung für – geringe Androtropie.
nopeptidasen) sowie Gallensäuren (z. B. Pankre- den Raum, der bei der Magen*-Darm-Passage Einteilung:
aslipase). unterhalb des Bulbus duodeni sichtbar wird. – Nach Ausdehnung der Erkrankung (siehe
Coffea → Kaffeestrauch Cole-Tuø bus → Endotrachealtubus Abb. 1) durch Montreal-Klassifikation: 1. E1:
Coffey-Mayo-Operation f: engl. Coffey’s opera- Colica → Kolik Proktitis limitiert auf das Rektum (distal des
tion. Operation zur künstlichen Harnableitung* Colica gaø strica → Kolik rektosigmoidalen Übergangs) 2. E2: Linkssei-
mit Implantation der Ureteren in das Colon sig- Colica hepatica → Cholelithiasis tenkolitis (Befall bis zur linken Flexur)
moideum. Colica hepatica → Kolik 3. E3: ausgedehnte Kolitis (über die linke Fle-
Cogan-Syndrom I n: engl. Cogan’s syndrome I. Colica renalis → Nierenkolik xur hinaus bis zur Pancolitis) 4. in wenigen
Seltene Autoimmunkrankheit* der Blutgefäße Colinet-Syndrom → Silikoarthritis Fällen auch diffuse Entzündung des termina-
v. a. von Augen und Ohren mit rezidivierender Colitis → Kolitis len Ileums (sog. backwash ileitis) 5. Erfassung
Colitis cyø stica f: engl. cystic colitis. Kolitis* mit des gleichzeitigen Vorliegens einer primär
Auftreten von schleimhaltigen Zysten in der sklerosierenden Cholangitis, da dies die
Wand von Kolon und Rektum. Bei der Colitis Überwachungsstrategie beeinflusst
cystica superficialis liegen die Zysten im – nach Erkrankungsaktivität in S0-3.
Schleimhautniveau und können unter die Sero- Ätiologie: Unklar, vermutlich multifaktoriell:
sa reichen. – Inadäquate Immunantwort auf gestörte
Colitis haemorrhagica f: Entzündung des kommensale mikrobielle Flora bei geneti-
Dickdarms mit Blutentleerung, z. B. bei Colitis* scher Prädisposition
ulcerosa. – Systemerkrankung des Immunsystems, Ma-
Colitis ischaemica → Kolitis, ischämische nifestation v. a. im Gastrointestinaltrakt,
Colitis pseudomembranacea → Kolitis, pseu- auch extraintestinale Manifestationen oder
domembranöse assoziierte Autoimmunerkrankungen in an-
Colitis ulcerosa f: engl. ulcerative colitis. Meist deren Organsystemen
in Schüben verlaufende, nicht transmurale, – eine psychische Beteiligung an der Ätiopa-
chronische Entzündung der Dickdarmschleim- thogenese wurde bisher nicht nachgewiesen,
Cogan-Syndrom I: Keratitis parenchymatosa. [143] haut, die sich vom Rektum ausgehend kontinu- allerdings wirken Umweltfaktoren und Be-
349 Colliculus seminalis

lastungen an der Exazerbation eines Krank- roidmedikation: Substitution mit Kalzium


heitsschubes mit, Psychotherapie* (jede und Calciferol.
Form) kann die Remissionserhaltung stüt- Chirurgische Verfahren:
zen. – Koloproktomukosektomie mit ileoanaler
Pathohistologie: J-Pouch-Anal-Anastomose
– Kontinuierliche Verteilung der entzündli- – subtotale Kolektomie mit ileorektaler Anas-
chen und strukturellen Schleimhautverände- tomose C
rungen – kontinente Ileostomie mit Pouch-Bildung
– von distal nach proximal nach Kock.
– typisches Vorkommen von Kryptenabszessen Prognose:
– diffuse panmukosale chronische Entzün- – Häufig Wochen bis Monate anhaltende Schü-
dung in Kombination mit Störung der Kryp- be im Wechsel mit Phasen z. T. langanhalten-
tenarchitektur/Kryptenatrophie: 1. Plasmo- der Remission (chronisch rezidivierend)
zytose im basalen Schleimhautstroma 2. Re- – gelegentlich kommt es zur Remission nur
duktion der Anzahl von Becherzellen bzw. unter Dauertherapie mit Steroiden (chro-
des Muzingehalts der Einzelzelle Colitis ulcerosa Abb. 2: typische Abdomenübersicht nisch aktiv)
Klinik: (Kolonkontrasteinlauf) mit fehlender Haustrierung – in seltenen Fällen lange Krankheitsaktivität
– Im akuten Schub: 1. häufige, kleinvolumige, des gesamten Kolons, herabgesetzter Elastizität ohne Remission trotz Steroiden (chronisch
schleimig-blutige Diarrhö mit schmerzhafter der Darmwand und fehlender regulärer Schleimhaut- aggressiv)
Defäkation, Tenesmen 2. imperativer Stuhl- zeichnung; an einzelnen Abschnitten pseudo- – bei 65–70 % der Patienten mindestens 1 er-
drang 3. krampfartige Schmerzen im linken polypöse Veränderungen. [57] neuter Schub innerhalb von 10 Jahren nach
Unterbauch Diagnosestellung
– in Abhängigkeit von Krankheitsaktivität und – bei bis zu 20 % der Patienten Ausweitung des
-ausdehnung: 1. Fieber 2. Dehydratation, Ge- ggf. Antibiotika i. v.bei fehlendem Anspre- Kolonbefalls innerhalb von 5 Jahren
wichtsverlust, Abgeschlagenheit 3. Blässe, ar- chen Ciclosporin* oder Infliximab – bei 20–30 % der Patienten Kolektomie im
terielle Hypotension, Tachykardie, Anämie – bei Schub mit fulminant schwerer CU: Verlauf der Erkrankung erforderlich
4. allgemeine Entzündungszeichen 1. Nahrungskarenz, parenterale Flüssigkeits- – erhöhtes Risiko für kolorektales Karzinom
– extraintestinale Manifestation: 1. primär und Elektrolytsubstitution, Antibiotika und (KRK)
sklerosierende Cholangitis 2. Erythema no- Glukokortikoide i. v., bei fehlendem Anspre- – normale Lebenserwartung
dosum 3. Pyoderma gangraenosum 4. Epi- chen innerhalb der folgenden 3 Tage Ciclo- – bei Patienten mit Pankolitis im Alter > 50
skleritis und Uveitis 5. Stomatitis aphthosa sporin oder Infliximab 2. bei Versagen der Jahre geringe Übersterblichkeit.
6. Arthritis, ankylosierende Spondylitis Therapie der schweren/fulminanten CU mit Colles-Fraktur → Radiusfraktur, distale
(meist HLA-B27 positiv), Osteoporose, Osteo- Ciclosporin oder Infliximab in den folgenden Colles-Fraktur f: Distale Radiusfraktur durch
penie 7. Hyperkoagulabilität mit thrombo- 4–7 Tagen oder bei Zustandsverschlechterung Sturz auf die dorsalflektierte, ausgestreckte
embolischen Ereignissen, autoimmunhämo- unter dieser Therapie: Proktokolektomie Hand mit Dislokation des distalen Fragments
lytische Anämie 8. selten pulmonale Beteili- – langjähriger Remissionserhalt: 1. durch Me- nach radial und dorsal. Die Diagnose wird
gung. salazin p. o. 2. bei distaler CU topisch 3. bei durch Anamnese, klinische Untersuchung und
Komplikationen: Unverträglichkeit von Aminosalizylaten Pro- Röntgen gestellt. Die Therapie erfolgt nur bei
– Akut biotika Komplikationen operativ.
– Blutung – bei häufig rezidivierenden akuten Schüben Klinik:
– toxisches Megakolon* und/oder steroidrefraktärem bzw. -resisten- – Weichteilschwellung
– Kolonperforation (auch ohne toxisches Mega- tem Verlauf: 1. Immunmodulatoren (Azathi- – Druckschmerz
kolon) oprin* oder 6-Mercaptopurin p. o.) 2. ggf. In- – eingeschränkte Beweglichkeit im Handgelenk.
– chronisch: 1. narbige Striktur 2. Verlust der fliximab Therapie: Konservativ:
Haustrierung (siehe Abb. 2) 3. Atrophie der – bei extraintestinaler Manifestation Sulfasala- – Geschlossene Reposition in Lokalanästhesie
Schleimhaut, Funktionsverlust des Kolons, zin p. o. – Stellungskontrolle
Inkontinenz – bei Zytomegalie: 1. antivirale Therapie bis – dorsale Unterarmgipsschiene für 4–6 Wo-
– kolorektales Karzinom. zum Nachweis einer negativen CMV-PCR im chen, darunter Röntgenkontrollen
Therapie: pharmakologisch: in Abhängigkeit Blut, jedoch für mindestens 14 Tage 2. an- – anschließend Physiotherapie.
von Krankheitsaktivität und -ausdehnung. schließend bei Wiedereinführung, Fortfüh- Operativ bei offenen oder Trümmerfrakturen,
– Schub leichter bis mittlerer Aktivität: 1. bei rung oder Intensivierung der immunsup- bei Gelenkbeteiligung:
ausschließlich distaler Manifestation (Prokti- pressiven Therapie Rezidivprophylaxe für – Reposition in Narkose und volare winkelsta-
tis): topisches Mesalazin* 2. bei Versagen to- 4–8 Wochen bile Platte
pisches Glukokortikoid 3. bei Linksseitenko- – bei Eisenmangelanämie infolge chronischen – ggf. Spickdrahtosteosynthese
litis oder Pankolitis: zusätzlich Mesalazin Blutverlusts: 1. Substitution von Eisen 2. ggf. – postoperativ Physiotherapie.
oder Sulfasalazin p. o. 4. bei fehlendem An- zusätzlich Erythropoetin s. c. 3-mal pro Wo- Colliculus seminalis m: engl. seminal colliculus.
sprechen: systemisches Glukokortikoid p. o. che, bis zum Anstieg der Retikulozyten und Erhebung in der dorsalen Wand der Pars prosta-
– Schub mit schwerer Erkrankungsaktivität des Hb-Werts tica der männlichenHarnröhre, auch Samenhü-
– systemisches Glukokortikoid i. v., zusätzlich – bei Nachweis einer Osteopenie oder Osteopo- gel genannt. Der Colliculus seminalis ist die
topisches Glukokortikoid und Mesalazin, rose und im Rahmen einer systemischen Ste- Mündungsstelle des Ductus* ejaculatorius und
Collins-Test 350

der Mehrzahl der Prostataausführungsgänge in Coluø mna grisea posteø rior meduø llae spinalis Prognose: Unbehandelt chronisch progredien-
die Harnröhre. Er befindet sich ungefähr in der → Rückenmark ter Verlauf mit zunehmenden, insbesondere in-
Mitte der Crista urethralis. Coluø mna vertebralis → Wirbelsäule fektionsbedingten Endorganschäden; bei früh-
Collins-Test → Toluidinblau-Probe Coma → Koma zeitiger symptomatischer oder kurativer Thera-
Collodium n: engl. collodion. Dickflüssige Lö- Coma vigile → Status, vegetativer pie wesentlich günstiger.
sung von Zellulosedinitrat (Colloxylinum) in ei- Combined Immunodeficiency: syn. kombi- Combined Test → Ersttrimester-Screening
C nem Alkohol-Ether-Gemisch, das beim Ver- nierter Immundefekt; Abk. CID. Primärer erbli- Combuø stio → Verbrennung [Verletzung]
dunsten einen dünnen Film hinterlässt. Es wird cher Immundefekt* mit kombinierter Insuffizi- Comedo → Komedonen
zum Wundverschluss kleiner Wunden und zur enz der zellvermittelten und humoralen adapti- Commiphora molmol → Myrrhenbaum
Herstellung von Hühneraugen- und Warzen- ven Immunität* infolge gestörter Entwicklung Common Cold Virus → Rhinovirus
tinkturen verwendet. und/oder Funktion der T*-Lymphozyten, B- Common Type Atrial Flutter → Vorhofflat-
Collodium-Baby → Ichthyosis congenita Lymphozyten und/oder der natürlichen Killer- tern
Coø llum n: engl. neck; syn. Cervix. Lateinisch zellen. Jenseits des 1. Lj. treten u. a. schwere In- Common Variable Immunodeficiency: syn.
Hals. Der Begriff wird in der Anatomie auch bei fektionen auf. Die Diagnose erfolgt laborche- variabler Immundefekt gewöhnlicher; Abk.
Knochen und Organen verwendet, z. B. Collum misch, durch Durchflusszytometrie, Immun- CVID. Heterogene Gruppe primärer Immunde-
anatomicum humeri. funktionsdiagnostik und molekulargenetisch. fekte* mit Immunglobulinmangel* von IgG so-
Coø llum deø ntis → Zahnhals Genetik: Vererbung wie IgA und/oder IgM, Manifestation jenseits
Coø llum feø moris n: engl. neck of femur; syn. Fe- – Autosomal-rezessiv des 4. Lj., schwacher Bildung spezifischer
murhals. Hals des Femurs* zwischen Caput* fe- – X-chromosomal-rezessiv (Impf-)Antikörper und Ausschluss anderer defi-
moris und Corpus* femoris. Am Übergang vom – selten autosomal-dominant. nierter Immundefekte. Die Diagnose erfolgt la-
Collum femoris zum Corpus femoris befinden Ursache: borchemisch, mit Durchflusszytometrie und
sich 2 Apophysen*, lateral der Trochanter major – Gestörte Expression von: 1. HLA-Klasse-I/II- ggf. molekulargenetisch, die Therapie durch
und dorso-medial der Trochanter minor. Eine Molekülen 2. co-stimulierenden Molekülen, Immunglobulinsubstitution und antibakteriel-
der häufigsten Frakturen des älteren Menschen z. B. CD40L 3. signaltransduzierenden Mole- le Behandlung.
ist die Schenkelhalsfraktur*. külen, z. B. Lymphozyten-spezifische Prote- Ätiologie: In ca. 80 % der Fälle keine definierte
Klinische Bedeutung: Der Schenkelhals ist ge- intyrosinkinase (Abk. LCK), second-messen- molekulargenetische Ursache nachweisbar. In
genüber der Femurdiaphyse beim Erwachsenen ger-generierenden Molekülen, z. B. CTPS1 etwa 20 % Assoziation mit autosomal-dominant
um den Centrum-Collum-Diaphysen-Winkel (cytidine triphospate synthase 1) 4. Adapter- oder autosomal-rezessiv erblichen Mutationen
(CCD*-Winkel) von ca. 126° nach medial abge- Molekülen, z. B. DOCK8 (dedicator of cytoki- in verschiedenen Genen.
winkelt. Zwischen Collum femoris und den Fe- nesis 8) Epidemiologie:
murkondylen besteht eine Antetorsion von 12° – hypomorphe Mutationen in verschiedenen – Häufigster symptomatischer Immundefekt
(Antetorsionswinkel*). SCID-verursachenden Genen. – geschätzte Inzidenz von 1 : 10 000 bis
Coø llum uø teri → Cervix uteri CID verläuft generell weniger schwer als SCID. 1 : 50 000
Colombo radix → Kolombowurzel Klinik: – Manifestationsgipfel i. d. R. zwischen 4. und
Colon → Kolon – Manifestation jenseits des 1. Lj. mit schwe- 20. Lj.
Colon irritabile → Reizdarmsyndrom ren, häufig systemisch verlaufenden, auch Klinik:
Colon spasticum → Reizdarmsyndrom opportunistischen, viralen, fungalen und – Chronisch rezidivierende respiratorische und
Coloø strum → Kolostrum bakteriellen Infektionen gastrointestinale v. a. bakterielle Infektionen
Colpitis senilis → Kolpitis – Impfkomplikationen nach Lebendimpfung – Autoimmunerkrankungen, insbesondere au-
Coltivirus n: Genus der Familie Reoviridae* wie z. B. hämorrhagische Impfvarizellen toimmun bedingte Zytopenie
(∅ 60–80 nm, Innenkörper mit 32 ringförmig – chronische mukokutane Candidose* – Lymphoproliferation, Neoplasien lymphore-
ikosaedrisch angeordneten Kapsomeren, Ge- – therapieresistente Diarrhö und Malabsorp- tikulärer Organe.
nom in 10 Segmenten doppelsträngiger RNA). tion Diagnostik:
Coltiviren werden durch Zecken (v. a. Derma- – Immundysregulation mit Autoimmuner- – Laborchemisch Immunglobulinmangel mit
centor) verbreitet. krankungen und schwerer Atopie < 2 Standardabweichungen vom altersadap-
Einteilung: Humanpathogene Vertreter: – erhöhtes Risiko für Leukämie und Lym- tierten Mittelwert; fehlende Bildung spezifi-
– Serotypen des Colorado-tick-fever-Virus: phome. scher Antikörper nach Schutzimpfung
1. Vorkommen in den USA 2. akutes Fieber, Diagnostik: – reduzierter oder fehlender Immunglobulin*-
Kopfschmerz und Myalgie als Folgen einer – Laborchemisch: Hypo- bis Agammaglobulin- Klassenwechsel der B-Lymphozyten und an-
Infektion; häufig verbunden mit Exanthem, ämie, inkonstante Lymphopenie dere immunphänotypische Auffälligkeiten,
Arthralgie und Lymphadenopathie; nur sel- – in der Durchflusszytometrie aberranter Lym- Nachweis mithilfe der Durchflusszytometrie
ten mit Hämorrhagie oder ZNS-Beteiligung phozytenphänotyp (T-Zell-Naivitätsverlust) – Ausschluss anderer definierter Immunde-
– Eyach-Virus: mehrere Isolate aus Deutsch- – im Lymphozytentransformationstest patho- fekte
land und Frankreich. logische In-vitro-Lymphozytenproliferation – ggf. molekulargenetischer Mutationsnach-
Columella-Effeø kt → Tympanoplastik – molekulargenetischer Mutationsnachweis. weis.
Coluø mna grisea → Rückenmark Therapie: Therapie:
Coluø mna grisea anteø rior meduø llae spinalis – Intensive antiinfektive Behandlung – Immunglobulinsubstitution, z. B. IVIG, SCIG
→ Rückenmark – ggf. immunsupressive Therapie – intensive antibakterielle Therapie und Pro-
Coluø mna grisea intermedia meduø llae spina- – Immunglobulinsubstitution durch IVIG, SCIG phylaxe
lis → Rückenmark – hämatopoetische Stammzelltransplantation*. – Schutzimpfungen.
351 Condylomata acuminata

Prognose: Gute Langzeitprognose bei engma- klappentragende Rohrprothese (siehe auch (sog. Urostoma) aus ausgeschaltetem Darmseg-
schigem Monitoring zur Früherkennung und Gefäßprothese*). ment, z. B. Ileum*-Conduit, Kolon*-Conduit
Therapie der klinischen Manifestationen. compositus: Zusammengesetzt. und Sigma*-Conduit.
Commotio f: Erschütterung von Organen Compound Imaging → Neurosonografie Conduplicato-coø rpore-Geburt f: engl. condu-
durch stumpfe Gewalteinwirkung mit der Folge Comprehensive-Stage-II-Operation → Links- plicato corpore evolution; syn. Roederer-Selbst-
evtl. vorübergehender funktioneller Störungen herzsyndrom, hypoplastisches entwicklung. Vaginale Geburt eines Kindes aus
ohne morphologische Veränderungen, z. B. Compreø ssio f: syn. Kompression. Druck, Quet- Querlage, durch Abknickung der Wirbelsäule C
Commotio* cerebri. schung. im Bereich des Thorax. Dies kommt heute
Commotio ceø rebri f: engl. concussion of the Compreø ssio ceø rebri f: engl. cerebral compres- durch die Geburt per Sectio caesarea bei Querla-
brain. Leichtes Schädel-Hirn-Trauma (SHT I) mit sion; syn. Gehirnkompression. Schädigung des ge* eigentlich nicht mehr vor.
traumatisch bedingter, reversibler, funktioneller Gehirns* durch Hirndrucksteigerung* (z. B. int- Condurangostrauch m: syn. Marsdenia condu-
Schädigung des Gehirns* ohne morphologisch rakranieller Druck chronisch > 30 mmHg), u. a. rango. Liane aus der Familie der Immergrünge-
fassbares Substrat. Klinisch zeigen sich Bewusst- bei intrakraniellem Hämatom*, Liquorstopp*, wächse (Apocynaceae), die die Speichel- und Ma-
seinsstörung*, Benommenheit*, Amnesie*, Kopf- Hirnödem*, Schlaganfall*, Enzephalitis* oder gensaftsekretion anregt und den Brechreiz min-
schmerz, Schwindel*, Kreislaufstörung, Übel- Hydrozephalus*. dert. Sie wird medizinisch eingesetzt bei Appe-
keit* und Erbrechen*. Therapiert wird sympto- Concern Level: syn. level of concern (Abk. titlosigkeit, insbesondere in der Geriatrie und
matisch und mit kurzfristiger Bettruhe. LOC). Konzentration einer Umweltchemikalie in Pädiatrie (Kommission E) sowie volkstümlich
Diagnostik: Luft, Wasser oder Boden, bei der mit einer Schä- auch bei funktioneller Dyspepsie*.
– Körperliche Untersuchung digung von z. B. Bienen oder Fischen (durch Condylomata acuminata n pl: engl. acuminate
– EEG* nur im Kindesalter verändert Pflanzenschutzmittel) bzw. Menschen (durch warts; syn. Genitalwarzen. Sexuell übertragene
– ggf. radiologischer Ausschluss einer Schädel- 5 nmol/l Cadmium im Vollblut) zu rechnen ist. Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV),
fraktur* (CCT) oder zerebraler Schäden Concha auriculae → Ohr, äußeres die zur Ausbildung primär benigner Papillome*
(MRT). Coø ncha nasalis f: engl. nasal concha. Nasenmu- im Anogenitalbereich führt. Eine Spontanhei-
Commotio retinae f: engl. concussion of the ret- schel. In der Regel gibt es in jeder Nasenhöhle lung ist unwahrscheinlich, Rezidive häufig und
ina. Ischämie* umschriebener Netzhautbezirke 3 Nasenmuscheln: die Concha nasalis superior maligne Entartung möglich. Die Diagnosestel-
als Folge einer prellungsbedingten spastischen et media sind Bestandteile des Os ethmoidale, lung erfolgt klinisch, therapiert wird mittels
Kontraktur der Netzhautarterien mit Ausbil- die Concha nasalis inferior ist ein eigenständi- Abtragung oder Lokaltherapeutika.
dung eines Berlin*-Ödems. ger Knochen. Klinik: Aus stecknadelkopfgroßen Knötchen,
Commotio spinalis f: engl. spinal cord concus- Bemerkung: Die Concha nasalis inferior wird in v. a. an äußeren Genitalien, Vagina, Zervix, int-
sion. Traumatische Schädigung des Rücken- der Klinik auch als Os turbinale bezeichnet. Zu- raurethral und -anal (siehe Abb. 1) entstehen
marks mit reversibler Symptomatik einer Quer- sätzlich zu den 3 üblichen Nasenmuscheln blumenkohl- oder hahnenkammartige, papillä-
schnittläsion*. kann eine Concha nasalis suprema, welche re Wucherungen (siehe Abb. 2). Im Verlauf kann
Community Acquired: Abk. CA. Ambulant, ebenfalls Bestandteil des Os ethmoidale ist, aus- es zu invasivem Wachstum mit Fistelbildung
d. h. außerhalb des Krankenhauses oder einer gebildet sein. (Condylomata* gigantea) oder zu Mazeration
anderen Einrichtung des Gesundheitswesens Coø ncha nasalis suprema f: engl. supreme nasal und übelriechendem Zerfall kommen.
erworben; z. B. ambulant erworbene Pneumo- concha. Oberste Nasenmuschel. Die Concha na- Diagnostik:
nie (Community Acquired Pneumonia; CAP) salis suprema ist Bestandteil des Os ethmoidale – Klinisches Erscheinungsbild
oder CA-MRSA (siehe Methicillin*-resistenter und kommt bei Neugeborenen in 88 % der Fälle – Histologie
Staphylococcus aureus). vor. Sie bildet sich aber während der postnata- – ggf. Proktoskopie*, Anoskopie*
compactus: Zusammengedrängt, fest. len Entwicklung zurück. Bei Erwachsenen tritt – gynäkologische Untersuchung (Kolposko-
completus: Vollständig. die oberste Nasenmuschel noch in ca. 18 % der pie*) zum Ausschluss eines intravaginalen
Compliance [Physiologie]: syn. Dehnbarkeit. Fälle auf. Befalls
Maß für die Dehnbarkeit von Körperstrukturen, concomitans: Begleitend. – evtl. molekularbiologischer HPV-DNA-Nach-
z. B. pulmonale Compliance für Dehnbarkeit Concretio pericaø rdii f: engl. concretion of the weis (nicht routinemäßig).
der Lunge, vaskuläre oder kardiale Compliance heart. Partielle oder totale (Obliteratio pericar-
für Dehnbarkeit von Blutgefäßen und Herz- dii) schwielige Verwachsung der Perikardblätter
wand sowie Blasencompliance für Dehnungsfä- als Folge einer chronischen Perikarditis* mit
higkeit der Harnblasenwand. Atemnot, Zyanose sowie hochgradiger Einfluss-
Composite Graft: Aus mehreren verschiede- stauung* mit sichtbar gestauten Halsvenen
nen Materialien zusammengesetztes Transplan- auch bei aufrechter Körperhaltung, Leberstau-
tat. ung und Stauungsniere sowie peripheren Öde-
Formen: men und arterieller Hypotonie. Der Herzbe-
– Rein autogen, z. B. aus der Ohrmuschel ent- fund ist oft unauffällig.
nommenes Haut-Knorpel-Transplantat zur Concuø ssio f: Erschütterung.
rekonstruktiven Rhinoplastik Conduit [Herzchirurgie] n: Interponat*. In der
– Kombination aus autogenem und alloplasti- Herzchirurgie steht die Bezeichnung Conduit
schem Material, z. B. aus Vene und Kunst- für eine klappentragende Gefäßprothese* (Com-
stoffprothese zusammengesetzter gefäßchi- posite* Graft). Condylomata acuminata Abb. 1: typischer Befund
rurgischer Bypass oder in der Herzchirurgie Conduit [Urologie] n: Operative Bildung einer am Anus mit multiplen aufrecht stehenden,
inkontinenten künstlichen Harnableitung* warzenförmigen Wucherungen. [36]
Condylomata gigantea 352

schnellen objektiven Delirmonitoring (Scree-


ning*) im Rahmen der Intensivmedizin*.
Prinzip: siehe Abb.
Congelatio → Erfrierung
congeø nitus → angeboren
Congeø stio → Kongestion
C Conidia → Konidiosporen
conjugalis: Ehelich.
Conjugata → Beckenmaße
Conjunctivitis → Konjunktivitis
Conjunctivitis diphtherica → Conjunctivitis
pseudomembranosa
Condylomata acuminata Abb. 2: warzige Papeln Conjunctivitis follicularis f: engl. follicular
primär am inneren Vorhautblatt. [4] conjunctivitis. Akute oder chronische Bindehaut-
entzündung mit Bildung subepithelialer
Lymphfollikel auf der Lidinnenseite. Ursachen
Therapie: Condylomata gigantea Abb. 2: intraurethrale
sind chemikalische oder physikalische Reize so-
– Prophylaxe mittels quadrivalenter oder no- wie Infektionen (z. B. mit Moraxella, Chlamy-
Lokalisation. [8]
navalenter HPV Vakzine und Safer Sex dia, Adeno- oder Herpesviridae, Molluscum-
– Zirkumzision* reduziert die Rezidivrate bei contagiosum-Virus).
wiederholtem Penisbefall nisch und histologisch, therapiert wird mittels Conjunctivitis gonorrhoica → Gonoblennor-
– lokale Anwendung von Immunmodulatoren chirurgischer Exzision. Siehe Abb. 1 und Abb. 2. rhö
(z. B. Imiquimod), Podophyllotoxin und Ätz- Vorkommen: V. a. bei Männern zwischen dem Conjunctivitis lignosa f: Bindehautentzün-
mitteln 20. und 40. Lebensjahr vorkommend, meist as- dung mit gelbweißen Pseudomembranen auf
– Elektrokoagulation* (bei ausgedehntem Be- soziiert mit HPV-Typ 6, 11, 56. der Rückseite der Oberlider. Die Ablagerungen
fall auch unter Vollnarkose) Diagnostik: entstehen bei Verletzungen und Infektionen
– Kürettage* mit scharfem Löffel und anschlie- – Klinisches Erscheinungsbild, Anamnese aufgrund eines Plasminogen-Mangels. Die Erst-
ßender Elektrokoagulation* – Histologie manifestation erfolgt meist im Kindesalter. Die
– Abtragung mittels Diathermieschlinge – evtl. molekularbiologischer HPV-DNA-Nach- Therapie besteht in der Gabe von Plasminogen
– Abtragung mittels CO2-, YAG- oder Dioden- weis (nicht routinemäßig). oder Plasma sowie lokaler Applikation von He-
lasersystemen (nur mit Schutzbrille, Maske Differenzialdiagnose: Nichtvirale pigmentier- parin und Immunsuppressiva.
und Rauchabsaugung) te Papillome*. Conjunctivitis pseudomembranosa f: engl.
– Partnerbehandlung Therapie: pseudomembranous conjunctivitis. Akute Binde-
– evtl. Prophylaxe mit Interferon-β bei häufi- – Prophylaxe mittels quadrivalenter oder no- hautentzündung, bei der sich die stark infilt-
gen Rezidiven. navalenter HPV-Vakzine* und Safer Sex rierten Lider bretthart anfühlen und die Binde-
Condylomata gigaø ntea n pl: engl. giant condy- – großzügige chirurgische Exzision* im Ge- haut des unteren Lids mit einer grau-gelblichen
loma; syn. Buschke-Löwenstein-Tumoren. Aus- sunden (histologisch randschnittkontrol- Membran überzogen ist. Ursache sind Infektio-
gedehnte, lange Zeit persistierende Condyloma- liert), evtl. Penisamputation nötig nen, v. a. mit dem Corynebacterium* diphtheri-
ta* acuminata im Anogentialbereich mit invasi- – bei Inoperabilität Therapie mit 5 % Imiqui- ae. Siehe Abb.
vem, destruierendem Wachstum und Fistelbil- mod-Salbe und oder CO2-Laser-Behandlung.
dung, klinisch imponierend als exophytisch Condylomata lata n pl: engl. flat condylomata.
wachsende blumenkohlartige Tumoren. Condy- Breitbasig aufsitzende, wuchernde, nässende,
lomata gigantea werden aufgrund ihres infiltri- treponemenreiche und daher hochinfektiöse
enden Wachstums zu den verrukösen Karzino- Papeln im späten Stadium der Frühsyphilis (sie-
men gerechnet. Die Diagnosestellung erfolgt kli- he Syphilis*). Condylomata lata treten vorwie-
gend an Stellen mit starker Schweißbildung
auf, z. B. Vulva, Analtrichter oder Axillen.
Condylomata plana n pl: Flache Sonderform
der Condylomata* acuminata. Prädilektionsstel-
len sind die Cervix* uteri sowie das Präputium,
grundsätzlich ist das Vorkommen im gesamten
Anogenitalbereich möglich. Die Diagnosestel-
lung erfolgt klinisch und histologisch, thera-
piert wird mittels Abtragung oder ätzender Lo-
Conjunctivitis pseudomembranosa [143]
kaltherapeutika.
Cone-Operation → Ebstein-Anomalie
coø nfluens: Zusammenfließend. Conjunctivitis trachomatosa → Trachom
Confusion Assessment Method for the In- Conjunctivitis vernalis f: engl. vernal catarrh.
tensive Care Unit: Abk. CAM-ICU. Valides Exsudativ-allergische Bindehautentzündung,
Condylomata gigantea Abb. 1 [36] und verlässliches, sensitives Verfahren zum teils mit zusätzlicher Entzündung der Horn-
353 Conn-Syndrom

Conjunctivitis vernalis: tarsale Form mit


pflastersteinartigen Riesenpapillen. [143]

Vorkommen: bei
– Beidseitiger idiopathischer Nebennierenrin-
denhyperplasie* (ca. 60 %)
– Nebennierenrindenadenom* (ca. 30 %)
– makronodulärer Nebennierenrindenhyper-
plasie (< 5 %)
– Aldosteron produzierendem Karzinom (adre-
nal* oder ektop; < 1 %).
Klinik:
– Leitsymptom arterielle Hypertonie* (v. a.
durch Zunahme des intravasalen Flüssig-
keitsvolumens infolge Hypernatriämie* und
direkter Vasokonstriktion*)
– infolge Hypokaliämie (Spätsymptom, bei ca.
10–20 %), Hypomagnesiämie* und nicht re-
spiratorischer Alkalose v. a.: 1. Obstipation
2. Muskelschmerzen und -schwäche 3. paro-
xysmale Lähmungen 4. Tetanie* 5. Parästhe-
sien* 6. Herzrhythmusstörungen
– häufig zusätzlich Kopfschmerz und Sehstö-
rungen.
Diagnostik:
– Labordiagnostik: 1. Hyporeninämie, Aldoste-
ron/Renin-Quotient erhöht (für Screening ge-
Confusion Assessment Method for the Intensive Care Unit: diagnostischer Stufenplan; nach Prüfung der eignet, da auch bei normokaliämischem
beiden bei Delir obligat positiven Merkmale (in der Abb. gekennzeicht durch *) Prüfung der beiden übrigen Conn-Syndrom erhöht) 2. Kochsalzinfusions-
Merkmale (Bewusstseinsstörung, unorganisiertes Denken; bei Delir mindestens 1 positiv). test (fehlende Suppression des Aldosterons
unter Kochsalzbelastung) 3. Renin-Aldoste-
ron-Orthostasetest zur Differenzialdiagnose
haut → Keratoconjuctivitis vernalis. Sie verläuft Conn-Syndrom n: engl. Conn’s syndrome; syn. zwischen Adenom und Nebennierenrinden-
oftmals chronisch mit saisonalen Exazerbatio- primärer Hyperaldosteronismus. Pathologisch hyperplasie 4. seitengetrennte Aldosteronbe-
nen, teils mit Hornhautkomplikationen, meist gesteigerte autonome Sekretion von Aldoste- stimmung im Nebennierenvenenblut nach
jedoch spontan abklingend. Behandelt wird mit ron*. Betroffene erleiden typischerweise eine ar- kathetergestützter Blutentnahme
Mastzellstabilisatoren (z. B. Cromoglicinsäure) terielle Hypertonie*. Die Diagnose erfolgt labor- – Lokalisationsdiagnostik: 1. bei Nebennieren-
oder Antihistaminika, unter Umständen mit medizinisch, bei zugrunde liegendem Aldostero- rindenadenomen oft problematisch (∅ < 1 cm
Glukokortikoidsalbe bzw. -tropfen sowie Ciclo- nom* werden zur Lokalisationsdiagnostik bild- bei ca. 20 %) 2. Ultraschalldiagnostik (Scree-
sporin-A-Augentropfen. gebende Verfahren eingesetzt. Behandelt wird ning-Untersuchung, evtl. Endosonografie)
Formen: chirurgisch und pharmakologisch. Ätiologie: 3. CT (siehe Abb.) 4. MRT.
– Palpebrale Form mit pflastersteinartigen – Idiopathisch Differenzialdiagnose: V. a. mit Diuretika* be-
Wucherungen der Lidinnenseite (siehe Abb.) – selten familiärer Hyperaldosteronismus* handelte primäre Hypertonie bei sekundärem
– bulbäre (limbale) Form mit grauweißen Wu- (< 5 %), z. B.: 1. Typ I: durch Glukokortikoid Hyperaldosteronismus*.
cherungen der perilimbären Bindehaut. supprimierbarer Hyperaldosteronismus, Therapie:
connatus → angeboren CYPB11B1-Mutation, Genlocus 8q24.3 – Bei Nebennierenrindentumor operative Ent-
connatus: engl. congenital. Angeboren*. 2. Typ II: FHII-Mutation, Genlocus 7p22. fernung der Nebenniere
contagiosus 354

nendruckerhöhung, Schädigung des Trabekel-


werks, Rissen im Irissphinkter, Abriss der Iris
von ihrer Basis (Iridodialysis), Katarakt, Glas-
körperblutungen, Berlin-Ödem sowie Netz-
haut- und Aderhautrissen. Mögliche Spätfolgen
sind auch Jahre nach einer Verletzung auftre-
C tender Augendruckanstieg, Netzhautablösung
und Katarakt*. Berlin*-Ödem (Abb. dort).
Contusio ceø rebri f: engl. brain contusion. Veral-
tete Bezeichnung für gedecktes mittelschweres
oder schweres Schädel-Hirn-Trauma (SHT II
oder III ohne Perforation der Dura mater). Kli-
Conn-Syndrom: Adenom der Nebenniere (Pfeil), nisch zeigen sich u. a. Bewusstseinsstörung*,
CT. [146] Pupillenstarre*, Atmungsstörung, zentrales Fie-
Continuous Passive Motion: Motorschiene zur ber* sowie Symptome eines Hirnödems. Nach
– bei Nebennierenrindenhyperplasie Dauer- passiven Bewegung des Beins. [80] Diagnosestellung mit CT* oder MRT und EEG*
therapie mit Aldosteron-Antagonisten (z. B. ist intensivmedizinische Behandlung erforder-
Spironolacton*). lich.
contagiosus: Ansteckend, kontagiös. contoø rtus: Gewunden, verschlungen. Pathologie:
Contergan-Syndrom → Thalidomid-Embryo- coø ntra: Gegen. – Petechien, Zerreißung intrazerebraler Gefäße
pathie contractilis: syn. kontraktil. Zur Kontraktion und (multiple) Gewebeschäden als sog. Rin-
Continueous Arterial Spin Labelling: Abk. fähig, z. B. kontraktiles Gewebe. denprellungsherde (v. a. an Stirnhirn, Schlä-
CASL. Bildgebendes Verfahren zur Messung der contraø ctus: syn. kontrakt. Zusammengezo- fen- und Okzipitallappen*) am Ort der Ge-
zerebralen Perfusion mit Magnetresonanz über gen, gekrümmt. walteinwirkung (Stoßherd, Coup-Verlet-
magnetische Markierung im arteriellen Blut. Contrast-Enhanced Ultrasound m: syn. kont- zung) und meist stärker an der Gegenseite
Vorteile gegenüber der PET-Messung sind feh- rastmittelgestützter Ultraschall (Abk. KUS); (Contrecoup*-Verletzung)
lende Strahlenbelastung und die Möglichkeit Abk. CEUS. Ultraschalldiagnostik* unter An- – z. T. auch Gewebeläsionen mit Einblutungen
der Mehrfachmessung bei derselben Person in wendung von Ultraschallkontrastmitteln. Sie im Hirnstamm (Hirnstammkontusion).
kurzen Zeitabständen. CASL findet Anwendung wird kardiologisch eingesetzt in der Echokar- Contusio coø rdis → Herzkontusion
in der psychologischen, neurologischen und diografie (Kontrastechokardiografie), gastroen- Contusio spinalis f: engl. spinal cord contusion.
neurowissenschaftlichen Forschung. terologisch v. a. im Rahmen der Abdominalso- Mechanische Schädigung des Rückenmarks
Continuous Arterio-Venous Hemofiltration f: nografie und neurologisch bei der transkraniel- durch Prellung oder Quetschung, evtl. mit Hä-
Abk. CAVH. Veraltetes Verfahren der kontinu- len zerebralen Blutflussmessung (kontrastver- matomyelie*. Klinisch zeigen sich spinaler
ierlichen arteriovenösen Hämofiltration* mit stärkte transkranielle FKDS, Doppler-Sonogra- Schock* und (ggf. reversible) Symptome einer
Zwischenschaltung des Hämofilters zwischen fie) nach i. v. Applikation des Ultraschallkont- Querschnittläsion*.
einer großen Körperarterie und -vene. Inzwi- rastmittels. Contusio thoracis → Brustkorbprellung
schen wurde die CAVH ersetzt durch CVVH Prinzip: Verstärkung der von zirkulierenden Conus medullaris → Rückenmark
(continuous veno-venous hemofiltration) oder Kontrastmittel-Gasbläschen reflektierten Schall- Convallaria majalis → Maiglöckchen
CVVHDF (continuous veno-venous hemodiafilt- wellen bei gleichzeitiger Unterdrückung der Converting-EnzyXm → Angiotensin-Convert-
ration) mit volumengesteuerten Pumpensyste- vom Organparenchym reflektierten Schallwel- ing-Enzym
men (Hämofiltration*). len und Beurteilung der Kontrastmittel-Dyna- Convolutum n: syn. Konvolut. Verschlungene
Continuous Passive Motion: Abk. CPM. mik in unterschiedlichen Phasen der Organper- Masse, z. B. Venen, Darmschlingen.
Frühfunktionelle Behandlung mit passiver Be- fusion. Cooley-Anämie → Thalassämie
wegung von Extremitäten(abschnitten) durch Contrast Induced Nephropathy: Abk. CIN. Cooling Down: Abnehmende Tachykardiefre-
eine einstellbare Bewegungsschiene*. Continu- Akutes* Nierenversagen als Komplikation bei quenz zum Ende einer (in der Regel ektopen)
ous Passive Motion wird nach Trauma oder OP Gabe jodhaltiger Kontrastmittel beim CT*. Tachykardie*, z. B. bei Vorhoftachykardie*.
angewendet, wenn eine (evtl. primär limitierte) Contrecoup-Verletzung f: engl. countrecoup in- Coombs-Geräusch n: engl. Coombs’ murmur;
Bewegungstherapie zur Kontrakturprophylaxe jury. Verletzung an der der Gewalteinwirkung syn. Carey-Coombs-Geräusch. Ursprünglich
notwendig ist, z. B. bei übungsstabiler gelenk- gegenüberliegenden Lokalisation bei okzipita- mesodiastolisches Herzgeräusch* über der
naher Osteosynthese* mit zunächst notwendi- lem oder parietalem stumpfem Schädel-Hirn- Herzspitze bei rheumatischer Endokarditis* der
ger Entlastung. Siehe Abb. Trauma, typischerweise ausgeprägter als die Mitralklappe. Heute bezeichnet Coombs-Ge-
Continuous Positive Airway Pressure → Verletzung auf der Stoßseite (Coup-Verletzung). räusch ein mesodiastolisches funktionelles
CPAP-Beatmung Möglich sind z. B. Contusio* cerebri mit sog. Herzgeräusch bei relativer (funktioneller) Mit-
Continuous Positive Pressure Ventilation: Rindenprellungsherden* und evtl. davon ausge- ralklappenstenose*. Das Coombs-Geräusch ist
Abk. CPPV. Kontinuierliche Überdruckbeat- hend Subarachnoidal- oder Subduralblutung auskultatorisch kurz, niederfrequent, meist
mung, eine Form der kontrollierten Beatmung*. und Augenhöhlen-Fraktur (Orbitazeichen*). spindelförmig um den 3. Herzton mit Punctum
Beschreibung: Inspiratorisch wie intermittent Contusio → Kontusion maximum in der Medioklavikularlinie über der
positive pressure ventilation (IPPV), exspirato- Contusio buø lbi f: engl. ocular contusion. Nicht Herzspitze.
risch zusätzlich positive endexpiratory pressure perforierende Augenverletzung mit Einblutun- Vorkommen: Das Coombs-Geräusch tritt auf bei
(PEEP). gen in die Vorderkammer, erheblicher Augenin- großem Links-Rechts-Shunt bei Ventrikelsep-
355 COPD

tumdefekt oder persistierendem Ductus* arte-


COPD: Tab. 1
riosus. Einteilung in Schweregrade
Cooper-Heø rnie → Schenkelhernie (Deutsche Atemwegsliga und Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, 2007).
Cooper-Schere f: engl. Cooper’s scissors. Über
die Fläche gebogene, eher kräftige chirurgische Schweregrad FEV1 (% Soll) FEV1/VK (%) Klinik
Schere. Sie wird verwendet zur Durchtrennung
von Nahtmaterial (Fäden), Drainagen, Ver-
0 (Risiko-
gruppe)
normal normal chronische Symptome (Husten, Auswurf) C
bandsmaterialien und kräftigem bzw. festem
Gewebe, wie z. B. Faszien (Faszienspaltung). I (leicht) ≥ 80 < 70 mit oder ohne chronische Symptome (Husten, Auswurf)
CO2-Partialdruck m: engl. CO2 partial pressure. II (mittel) ≥ 50 bis < 70 mit oder ohne chronische Symptome (Husten, Auswurf,
Teildruck der Kohlendioxid-Komponente < 80 Dyspnoe)
(pCO2) in einem Gasgemisch wie der Ein- oder III (schwer) ≥ 30 bis < 70 mit oder ohne chronische Symptome (Husten, Auswurf,
Ausatemluft entsprechend dem Produkt aus sei- < 50 Dyspnoe)
nem Volumenanteil am Gesamtvolumen des
Gasgemischs und dem Gesamtgasdruck. Der ar- IV (sehr schwer) < 30[1] < 70
terielle pCO2 wird mit einer Glaselektrodenket- FEV1: forciertes exspiratorisches Volumen in einer Sekunde (Einsekundenkapazität); VK: inspiratorische
te oder transkutan bestimmt, der alveoläre Vitalkapazität;
[1]
pCO2 durch Kapnografie*. < 50 % Soll mit chronischer respiratorischer Insuffizienz, häufig mit Komplikationen (Exazerbation,
Referenzbereich: Alveolen: entspricht bei nor- Cor pulmonale)
maler Lungenfunktion dem arteriellen CO2-Par-
tialdruck (paCO2). Blut:
– Arteriell: 40 mmHg = 5,3 kPa
COPD: Tab. 2
– venöses Mischblut: 45 mmHg = 6 kPa.
Differenzialdiagnose COPD und Asthma bronchiale
COPD: engl. chronic obstructive pulmonary (Deutsche Atemwegsliga und Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, 2007).
disease; syn. COLD. Sammelbezeichnung für
nicht vollständig reversible, progrediente ob- Kriterium COPD Asthma bronchiale
struktive Atemwegserkrankungen*, assoziiert
Alter bei Erstdiagnose meist 6. Lebensdekade meist Kindheit, Jugend
mit abnormer Entzündung der Bronchial-
schleimhaut. Chronisch obstruktive Lungener- Tabakrauchen direkter Kausalzusammenhang kein direkter Kausalzusammenhang
krankungen sind weltweit die vierthäufigste (Verschlechterung durch Tabak-
Todesursache. rauchen möglich)
Epidemiologie: Atemnot bei Belastung anfallartig auftretend
– Prävalenz geschätzt 10–15 % der Erwachse-
Allergie selten häufig
nen in Deutschland
– zunehmende Tendenz weltweit. klinischer Verlauf progredient variabel, episodisch
Ätiologie: Obstruktion persistierend variabel
– Auslöser in Europa zu 90 % Zigarettenrauch, nicht voll reversibel (Bronchospas- reversibel (Bronchospasmolysetest:
Gase und Stäube (berufsbedingt, allgemeine molysetest: FEV1-Anstieg um FEV1-Anstieg um > 20 %)
Luftverschmutzung) < 15 %)
– Risikofaktoren: genetische Prädisposition bronchiale Hyperreaktivität möglich regelhaft vorhanden
(z. B. Alpha-1-Antitrypsinmangel), bronchia-
le Hyperreagibilität, Störung des Lungen- Ansprechen auf Kortikoide gelegentlich regelhaft vorhanden
wachstums.
Pathogenese: Circulus* vitiosus aus chronischer
Entzündungsreaktion (chronische Bronchitis*),
bronchokonstriktiv wirksamen Reizen (z. B. Ta- pression und kardiovaskuläre Manifestation – Röntgen-Thorax-Aufnahme in 2 Ebenen (im
bakrauch, Kaltluft) und Zerstörung des Lungen- (pulmonale Hypertonie). Rahmen der differenzialdiagnostischen Ab-
gewebes (Lungenemphysem*) mit konsekutiver Einteilung: In Schweregrade, nach Atemwegs- klärung) und ggf. HRCT
Verschlechterung der Lungenfunktion. obstruktion (siehe Tab. 1) oder multidimensio- – Lungenfunktionsprüfung*: Spirometrie* mit
Klinik: nal mit BODE-Index. Bestimmung von FEV1, VK (Lungenvolumi-
– Zu Beginn chronisch produktiver Husten (ca- Diagnostik: na*) und relativer Sekundenkapazität* zur
ve: häufig protrahierter Verlauf, da als sog. – Anamnese (einschließlich Risikofaktoren, Einteilung in Schweregrade (siehe Tab. 1); ca-
Raucherhusten verkannt) v. a. Tabakrauch-Inhalation) und körperliche ve: dagegen Schweregrad-Unterschätzung
– im Verlauf zusätzlich Dyspnoe* (zu Beginn Untersuchung: u. a.: 1. Fassthorax* mit ein- durch Peak*-Flow (Abb. dort); vgl. Fluss*-Vo-
v. a. belastungsabhängig, später auch Ruhe- geschränkter maximal möglicher Thoraxex- lumen-Kurve (Abb. dort)
dyspnoe) und Entwicklung eines Cor* pul- kursion 2. hypersonorer Perkussionsschall – evtl. zusätzlich Ganzkörperplethysmogra-
monale bei tiefstehenden, kaum atemverschieblichen fie*, CO2-Diffusionskapazität (pulmonale
– Exazerbation v. a. bei Atemwegsinfektion Lungengrenzen 3. auskultatorisch abge- Diffusionskapazität*) sowie ggf. 6-Minuten-
– extrapulmonale Auswirkungen: Gewichts- schwächtes Atemgeräusch und obstruktive Gehtest und BGA
verlust, Muskelschwäche, Osteoporose, De- Nebengeräusche
Cope-Zeichen 356

COPD: Tab. 3
Langzeittherapie nach den Leitlinien zur COPD der Deutschen Atemwegsliga und der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie, 2007.
Schweregrad Pharmakotherapie sonstige Maßnahmen
(Therapiestufe)

C I kurzwirksame inhalative Bronchodilatatoren bei Bedarf (Beta-2-Sympa- Vermeidung inhalativer Schadstoffexposition (insbesondere Tabak-
thomimetika und/oder Anticholinergika; Arzneimittel der 3. Wahl ist rauch), Schutzimpfungen (Influenza, Pneumokokken)[1]
Theophyllin)
II wie Stufe I; zusätzlich langwirksame Bronchodilatatoren als Dauer- wie Stufe I; zusätzlich ambulante oder stationäre Rehabilitation und/
therapie (einzeln oder in Kombination) oder körperliches Training, Atemphysiotherapie und Patienten-
schulung
III wie Stufe II; zusätzlich inhalatives Glukokortikoid (bei wiederholter wie Stufe II
Exazerbation, Therapieeffekt vorausgesetzt)
IV wie Stufe III wie Stufe II; zusätzlich Sauerstoff-Langzeittherapie; ggf. chirurgische
oder bronchoskopische Lungenvolumenreduktion, Lungen-
transplantation
[1]
auch für Stadium 0 (Risikogruppe) empfohlen

– weitere klinische Quantifizierung durch – ggf. operative Therapie (Lungenvolumenre- Herzform*. Diese tritt v. a. bei schwerer Herzin-
BODE-Index duktion*, Lungentransplantation*). suffizienz, Kardiomyopathie oder kombinier-
– Reversibilitätsprüfung der Obstruktion Cope-Zeichen → Psoaszeichen tem Herzklappenfehler auf. Die genaue Diag-
durch Bronchospasmolysetest* (korreliert coracoideus: engl. coracoid. Rabenschnabel- nostik erfolgt im Rahmen der Echokardiogra-
mit Langzeitprognose) und ggf. inhalative ähnlich, z. B. Processus* coracoideus (Raben- fie*. Siehe Abb.
Glukokortikoide schnabelfortsatz) der Scapula. Corda-Silvestrini-Syndrom → Silvestrini-Cor-
– labordiagnostisch: 1. Alpha*-1-Antitrypsin Coø r adiposum → Fettherz da-Syndrom
im Rahmen der Erstdiagnose 2. Entzün- Coø r asthenicum → Tropfenherz Cordon sanitaire m: engl. sanitary cordon. Sys-
dungsparameter (BSG, CRP, Blutbild, bei Po- Coø r bilaterale n: engl. bilateral cor. Bezeich- tematische Regelungen des Zugangs in ein Land
lyglobulie* BGA) bei Exazerbation nung für eine auf dem Röntgen sichtbare Ver- oder ein bestimmtes Isolationsgebiet während
– Echokardiografie* zur Beurteilung der kar- größerung der Herzsilhouette, die sich bis auf einer Epidemie* zur Eindämmung der Verbrei-
diovaskulären Manifestation. die rechte Thoraxseite erstreckt. Das Cor bilate- tung übertragbarer Krankheiten*. Ein Cordon
Aufgrund des progredienten Verlaufs sind re- rale findet sich z. B. bei Herzhypertrophie* oder sanitaire wird insbesondere bei gefährlichen In-
gelmäßige Verlaufskontrollen erforderlich (oh- Herzinsuffizienz*. Eine genaue Diagnostik, in fektionskrankheiten* (Seuchen) angewandt.
ne Komplikationen mindestens jährlich) mit deren Verlauf auch ein Perikarderguss* ausge- Cordotomie → Chordotomie
Reevaluation der Diagnose. schlossen werden kann, erfolgt durch Echokar- Cord Traction: Dosierter, vorsichtiger Zug an
Differenzialdiagnose: Vor allem Asthma bron- diografie*. der Nabelschnur nach Geburt und Abnabeln des
chiale (Tab. 2). Coø r bovinum n: engl. cor taurinum. Selten be- Kindes zur Lösung der Plazenta*. Bei festsitzen-
Therapie: nutzte Bezeichnung für eine stark vergrößerte der Plazenta besteht die Gefahr des Abreißens
– Als Langzeittherapie Stufentherapie nach der Nabelschnur mit anschließender stärkerer
Schweregrad: siehe Tab. 3 Blutung.
– bei Obstruktion: inhalative Anticholinergika*, Core: Der Nukleinsäuren enthaltende, aus vira-
Betasympathomimetika*, Gukokortikoide len Proteinen bestehende Innenkörper eines Vi-
– bei Exazerbation: Antibiotika und orale Glu- rus.
kokortikoide Coriandrum sativum → Koriander
– Patientenschulung und Physiotherapie mit Coø rium → Dermis
Atemtherapie* zur Senkung der Atemarbeit Cormack-Lehane-Klassifikation f: engl. Cor-
(z. B. durch Lippenbremse*) mack-Lehane classification. Graduierung der la-
– körperliches Training ryngoskopischen Sicht nach Cormack und Leha-
– Ernährungsberatung bei Gewichtsverlust ne (1984).
(≥ 10 % innerhalb der letzten 6 Monate oder Kriterien: Siehe Tab. und Abb.
≥ 5 % im letzten Monat prognostisch ungüns- Cornea → Kornea
tig) Coø rnu cutaneum n: engl. cutaneous horn. Tier-
– ggf. Sauerstoff*-Langzeittherapie hornartige Hyperkeratose*, evtl. assoziiert mit
– Beatmung* (cave: Atemantrieb bei pCO2 Verrucae vulgares, Keratosis* actinica oder Plat-
> 60–70 mmHg nur noch durch Sauerstoff- tenepithelkarzinom*. Siehe Abb.
mangel im Blut; Sauerstoffgabe kann somit Corona phlebectatica paraplantaris f: Varikö-
unter Umständen intubationspflichtige ser Venenkranz an den Fußrändern (sog. Cock-
Ateminsuffizienz verursachen) Cor bovinum [217] pit-Varizen) bei Abflussstörung im Bereich der
357 Cor pulmonale

C
Cormack-Lehane-Klassifikation: Graduierung der Sicht bei laryngoskopischer Inspektion; a: Epiglottis;
b: Rima glottidis; c: Cartilago arytenoidea.
Cor pulmonale: Formwandel des Herzens; Hyper-
trophie der rechten Kammerwand, Verlängerung
erstmals 2003 2. Herkunft vermutlich aus der Herzachse, Verbreiterung der rechten Kammer,
Cormack-Lehane-Klassifikation:
Graduierung der Sicht bei laryngoskopischer dem Tierreich (Fledermäuse, Larvenroller) Linksdrehung und Querlagerung des Herzens.
Inspektion. – Kombination von schwerem Atemnotsyn-
drom und akutem Nierenversagen durch In-
Grad Kriterium fektion mit neuartigem Coronavirus (Middle
I Sicht vollständig East Respiratory Syndrome Coronavirus, kreislauf durch idiopathische oder familiäre
Abk. MERS-CoV): 1. Nachweis erstmals 2012 pulmonalarterielle Hypertonie 2. chronische
II Cartilago arytenoidea und hinterer 2. Vorkommen v. a. in Saudi-Arabien, Jorda- interstitielle Lungenkrankheit (z. B. chroni-
Anteil von Rima glottidis sichtbar nien, Katar. sche Bronchitis*, COPD*, Lungenemphy-
III nur Epiglottis sichtbar Coø r peø ndulum → Tropfenherz sem*, Schlafapnoesyndrom*, zystische Fibro-
IV auch Epiglottis nicht sichtbar Coø rpora amylacea n pl: engl. amylaceous bod- se*, Sarkoidose*, Alveolitis*, Lungenfibrose*)
ies; syn. Amyloidkörperchen. Lamellär geschich- 3. chronische Hypoventilation* durch Stö-
tete, meist verkalkte Ausfällungen von Glyko- rung der Thoraxwandbewegung (u. a. schwe-
protein. Corpora amylacea ohne Krankheitswert re Skoliose*, neuromuskuläre Erkrankun-
treten auf in Schilddrüse, Prostata, Ovar, Lunge, gen), rezidivierende Lungenembolien u. a.
Pleura und Gelenken. Sie kommen außerdem Diagnostik:
vor bei degenerativen Erkrankungen des Ge- – Herzauskultation*: u. a. verlängerte, fixe Spal-
hirns und im Altersgehirn*, v. a. an den Zellfort- tung des 2. Herztons mit Akzentuierung des
sätzen von Astrozyten perivasal, subpial und Pulmonaltons; palpatorisch Harzer-Zeichen
subependymal. – EKG: Zeichen der Rechtsherzbelastung
Coø rpora oryzoidea n pl: engl. rice bodies. Fib- (Rechtsherzhypertrophie bei chronischem
rinablagerungen in Gelenken, Sehnenscheiden CP): 1. P-pulmonale (P*-Welle) 2. Steiltyp bis
und Schleimbeuteln. Rechtstyp oder Sagittaltyp (Lagetyp* des Her-
Coø r pulmonale n: engl. pulmonary heart; Abk. zens) 3. langsamer R-Zuwachs mit Verschie-
CP. Veränderungen am Herzen, v. a. am rechten bung des R/S-Umschlags nach links 4. positi-
Vorhof und rechten Ventrikel bei erhöhtem ve rechtsventrikuläre Hypertrophieindizes
Cornu cutaneum [4] Druck im Lungenkreislauf (pulmonale Hyperto- (z. B. Sokolow-Index II) 5. Rechtsverspätung
nie*). Symptome variieren abhängig vom bis Rechtsschenkelblock* 6. Vorhofflimmern*
Schweregrad der Rechtsherzbelastung und des (chronisches CP) 7. McGinn*-White-Syndrom
pulmonalen Rechts-Links-Shunts. Betroffene (akutes CP) 8. deszendierende Senkung der
tiefen Unterschenkelvenen infolge chronisch- entwickeln Tachykardie, Dyspnoe, Thorax- ST*-Strecke mit präterminal (später terminal)
venöser Insuffizienz*. schmerz, Zyanose, gestaute Halsvenen, Stau- negativen T*-Wellen in II, III, aVF und V1–3
Coronaviridae f pl: Familie pleomorpher RNA- ungsleber* und Ödeme. bei chronischem CP
Viren mit Hüllmembran (∅ 70–160 nm, einzel- Formen: – Echokardiografie*: 1. Erweiterung von rech-
strängige RNA, 3–4 Polypeptide; elektronen- – Akutes CP: akute rechtsventrikuläre Dilatati- tem Vorhof und Kammer, bei akutem CP
mikroskopischer schütterer Kranz 15–29 nm on und Rechtsherzinsuffizienz* (unter Um- auch der Pulmonalarterie (Stamm), bei chro-
langer, keulen- bzw. blütenförmiger Projektio- ständen lebensbedrohliches akutes Rechts- nischem CP auch rechtsventrikuläre Myo-
nen). Coronaviridae werden durch Schmier- herzversagen) bei akuter Drucksteigerung im kardhypertrophie 2. Graduierung der pul-
und Tröpfcheninfektion übertragen. Lungenkreislauf, meist infolge einer massi- monalen Hypertonie durch Bestimmung der
Klinische Bedeutung: ven Lungenembolie*, auch infolge Status* rechtskardialen Druckgradienten (relative
– In der Regel milde Erkrankung der oberen asthmaticus, Spannungspneumothorax (Pneu- Trikuspidalklappeninsuffizienz*)
Atemwege durch Infektion mit Coronaviri- mothorax*) oder bei thorakalem chirurgi- – Rechtsherzkatheterisierung mit Ein-
dae der Stämme 229E (hCoV-229E) und OC43 schem Eingriff (v. a. Pneumektomie*) schwemmkatheter* zur intrakardialen und
(hCoV-OC43) sowie der Stämme NL63 und – chronisches CP: Rechtsherzhypertrophie, pulmonalarteriellen Druckmessung (siehe
HKU1 später auch rechtsventrikuläre Dilatation Pulmonaliskatheter*)
– SARS* durch Infektion mit SARS-assoziiertem und evtl. Rechtsherzinsuffizienz; Ursachen: – Röntgen- und CT-Thorax: 1. Änderung der
Coronavirus (SARS-CoV): 1. Beschreibung 1. chronische Drucksteigerung im Lungen- Herzform* (linker Ventrikel nach dorsal ver-
Corpus adiposum infrapatellare 358

drängt, rechter Ventrikel spitzenbildend; sie- Corpus* luteum auf der Oberfläche des Ovars*. – Corpus luteum menstruationis: 1. bildet sich
he Abb.) 2. starke Prominenz des Pulmonal- Es entsteht durch das Zugrundegehen des Cor- bei fehlender Befruchtung des Eis zurück
arterienbogens 3. Kalibersprung von zentra- pus* luteum (Luteolyse). Die Weißkörper persis- 2. infolge der abfallenden Hormonprodukti-
len Lappenarterien zu stark verengten Seg- tieren und sind für die narbige Oberfläche des on setzt die Menstruation ein.
mentarterien 4. Rarefizierung der vaskulären senilen Eierstocks verantwortlich. Coø rpus-luteum-Insuffizieø nz f: engl. insuffi-
Lungenperipherie. Coø rpus alienum → Fremdkörper ciency of the luteal corpus; syn. Lutealphasenin-
C Therapie: Wie bei pulmonaler Hypertonie*. Coø rpus atreticum n: engl. atretic ovarian folli- suffizienz. Funktionsschwäche des Corpus* lu-
Coø rpus adiposum infrapatellare n: engl. infra- cle; syn. atretischer Follikel. Follikel im Ovar, teum mit erniedrigter Estradiol*- und Progeste-
patellar fat pad. Unterhalb der Patella vor dem der in die Entwicklung eingetreten ist (Follikel- ron*-Konzentration im Plasma als eine der häu-
Kniegelenksspalt gelegener, von einer Synovial- reifung*), aber nicht zur Ovulation gelangt und figsten Ursachen weiblicher Sterilität*. Bei Be-
haut, der Membrana fibrosa, überzogener Fett- untergeht (siehe Atresie*). troffenen ist beispielsweise der Menstruations-
körper. Entzündungen im Kniegelenk führen Coø rpus cavernosum penis n: engl. cavernous zyklus* verkürzt und sie haben prämenstruelle
zu einer Hypertrophie* des Corpus adiposum body of penis; syn. Corpora cavernosa penis. Paa- Schmierblutungen*. Behandelt wird mit Pro-
infrapatellare, auch Hoffa-Körper genannt. Kli- riger, Y-förmiger Schwellkörper* des Penis* mit gesteron-Analoga.
nisch relevant ist das Hoffa*-Kastert-Syndrom. Hohlräumen aus glatter Muskulatur und Bin- Klinik:
Siehe Abb. degewebe (Sinusoide), die sich bei der Erektion* – Verkürzter Menstruationszyklus*
mit arteriellem Blut füllen und den Penis an- – Corpus-luteum-Phase (hypertherme Phase)
schwellen lassen und aufrichten. Die Penis- unter 12 Tage und/oder mit langsamem
schwellkörper sind dabei gegenüber dem Ruhe- (treppenförmigem) Anstieg der Basaltempe-
zustand bis zu 40-fach vergrößert und nicht ratur*
M. articularis genus mehr kompressibel. – Polymenorrhö
Details: vgl. Penis*, Abb. dort – prämenstruelle Schmierblutung
Klinischer Hinweis: Häufige Erkrankungen sind – keine zyklusgerechte sekretorische Umwand-
Femur die traumatische Penisruptur* und die entzünd- lung des Endometriums*.
Grenzfalte zwischen
liche Kavernitis*. Coø rpus-luteum-Zyø ste f: engl. lutein cyst. Zys-
Cavum articulare und Coø rpus coccyXgeum n: engl. coccygeal body; syn. tisch vergrößertes Corpus* luteum, das durch
Bursa suprapatellaris Glomus coccygeum. Knötchen vor der Steißbein- Einblutungen entsteht. Es besteht aus einer
spitze, das arteriovenöse Anastomosen enthält. Schicht hyperplastischer, später druckatrophi-
Tendo m. quadri- Corpusculum renis → Malpighi-Körperchen scher Granulosaluteinzellen* und klarem gelbli-
cipitis femoris Coø rpus feø moris n: engl. shaft of femur; syn. Fe- chem Inhalt (nach Resorption der Blutbestand-
murschaft. Ventral gebogener Schaft des Fe- teile). Infolge verlangsamter Abnahme der Pro-
Patella murs*. Das Corpus femoris hat 3 Flächen: Facies gesteronbildung kommt es zu einer Verzöge-
anterior, Facies lateralis und Facies medialis. rung der Menstruation*.
Dorsal zwischen Facies lateralis und Facies me- Coø rpus mandibulae n: engl. body of mandible.
Corpus adiposum
dialis befindet sich eine zweilippige Verdickung Unterkieferkörper. Dieser ist hufeisenförmig
infrapatellare
der Corticalis, die Linea* aspera. Der Centrum- gebogen. Sein Unterrand ist zur Basis mandibu-
Lig. patellae Collum-Diaphysen-Winkel (CCD*-Winkel) zwi- lae verstärkt. Er bildet gemeinsam mit dem am
Lig. cruciatum anterius schen Femurschaft und Femurhals beträgt 126°. Kieferwinkel beginnenden Ramus mandibulae
Coø rpus liberum → Gelenkkörper, freier die Mandibula. Der Unterkieferkörper besteht
Coø rpus liønguae n: engl. body of tongue; syn. bis zum Ende des 1. Lj. aus 2 Hälften, die medi-
Zungenkörper. Aus der Zungenwurzel hervor- an über die Unterkiefersymphyse miteinander
Tibia gehender, vorderer, beweglicher Abschnitt der verbunden werden.
Tuberositas tibiae Zunge*. Der Zungenkörper reicht vom v-förmi- Coø rpus maxiøllae n: engl. body of maxilla. Ober-
gen Sulcus terminalis bis zur Zungenspitze kieferkörper. Das Corpus maxillae enthält den
Corpus adiposum infrapatellare: Kniescheibe als (Apex linguae) und wird durch die innere Zun- Sinus maxillaris. Vom Oberkieferkörper gehen
Sesambein für die Quadratussehne im Sagittal- genmuskulatur gebildet. die Processus frontalis, zygomaticus, palatinus
schnitt. Der untere Pol der Patella wird von dem Coø rpus luteum n: syn. Gelbkörper. Hormon- und alveolaris ab.
sogenannten Hoffa-Fettkörper umrahmt. Dieser produzierende Zellansammlung, die im Ovar Coø rpus medullare cerebeø lli → Kleinhirn
befindet sich zwischen dem Tibiakopf und nach der Ovulation* aus dem gesprungenen Fol- Coø rpus penis n: engl. body of penis; syn. Penis-
der Kniescheibe, dorsal vom Ligamentum patellae likel (gelegentlich auch aus einem nicht geplatz- schaft. Länglicher Schaft des männlichen
und liegt in der Synovialhaut. Proximal der ten Follikel) entsteht. Im Corpus luteum wer- Glieds. Er enthält die Corpora cavernosa penis
Kniescheibe liegt die Bursa suprapatellaris zwischen den Östrogene* und Corpus-luteum-Hormon und das die Harnröhre umgebende Corpus*
Femur und Sehne des M. quadriceps femoris. (Progesteron*) gebildet. spongiosum penis.
Der Schleimbeutel (Recessus suprapatellaris) Formen: Coø rpus rubrum n: syn. Corpus haemorrhagi-
kommuniziert mit der Gelenkhöhle des Knies. – Corpus luteum graviditatis: 1. sezerniert bis cum. Der unmittelbar nach dem Eisprung mit
zur 8.–10. SSW Östrogene und Progesteron frischem Blut gefüllte, leere Ovarialfollikel, der
2. danach wird die Produktion der Sexual- sich durch Resorption des Blutes sowie Luteini-
hormone von Plazenta bzw. fetoplazentarer sierung der Granulosazellen zum Corpus* lute-
Coø rpus aø lbicans n: engl. whitening body; syn. Einheit übernommen (sog. luteoplazentarer um weiterentwickelt.
Weißkörper. Narbiger, bindegewebiger Rest des Shift)
359 Cotton-Wool-Herde

Coø rpus spongiosum penis n: engl. spongy body – Corynebacterium pseudodiphtheriticum ihre Organe verloren oder seien verfault, bis hin
of the penis. Unpaariger kompressibler Schwell- – Corynebacterium xerosis. zur Negation der eigenen Existenz und Exis-
körper* an der Unterseite des Penis*. Die Glans Corynebacterium diphtheriae n: syn. Bacteri- tenz der Welt (nihilistischer Wahn). Es besteht
penis ist das vordere, der Bulbus penis das hin- um diphtheriae. Grampositives, in Neisser-Pol- erhöhte Suizidgefahr.
tere Ende des Corpus spongiosum, das dem Dia- körnchenfärbung gelb-braunes, keulenförmiges Vorkommen: Schwere wahnhafte Depression*,
phragma* urogenitale anliegt. In die Mitte des Stäbchenbakterium, das zahlreiche schwarz- v. a. bei älteren Menschen, oft in Verbindung
Corpus spongiosum ist die Urethra* eingebet- blaue Polkörperchen enthält (Volutin-Körn- mit ausgeprägtem Schuld- oder Versündigungs- C
tet, die es bei der Erektion* polstert. chen). Corynebacterium diphtheriae zeigt häu- wahn.
Struktur: Vgl. Penis*, Abb. dort. fig eine charakteristische V- oder Y-förmige La- Co-Therapeut m: engl. co-therapist. Psychosozi-
Funktion: Das Corpus spongiosum penis gerung (sog. chinesische Schriftzeichen) und ist ale Ressource, die in den psychotherapeutischen
schwillt bei der Erektion* schwach an und führt Erreger der Diphtherie*. Der Erreger wird Prozess eingebunden wird. Hierzu zählen Psy-
zu vermehrter Perfusion der Glans penis, da es durch direkten Kontakt oder Tröpfcheninfekti- chotherapeuten (v. a. bei Paarpsychotherapie*
die versorgenden Blutgefäße enthält. on übertragen. Abb. und Gruppenpsychotherapie*), Laientherapeu-
Coø rpus uø teri → Uterus Klinische Bedeutung: Diphtherie wird durch ten (z. B. Partner oder Eltern von Patienten) und
Coø rtex cerebeø lli → Kleinhirn ein Exotoxin ausgelöst, das nur Stämme mit Tiere (z. B. Pferde). Bei stationärer Behandlung
Coø rtex ceø rebri → Großhirnrinde spezieller Phagen-DNA (temperenter Phage) bil- fungiert meist Pflegepersonal mit spezieller
Cortexolon → Desoxycortisol den. Es besteht aus stabilem Fragment A, wel- Fort- und Weiterbildung als Co-Therapeut.
Cortexon → Desoxycorticosteron ches seine toxische Aktivität durch Blockierung Aufgaben:
corticalis: Rinden-, die Rinde (eines Organs) der Translation in der Proteinsynthese entfaltet, – Organisatorische und inhaltliche Mitarbeit
betreffend. und labilem Fragment B, das für die Rezeptor- bei der Durchführung der Therapie, z. B. Be-
Corticosteroid-Binding-Globulin → Trans- bindung an Zielzellen verantwortlich ist und gleitung des Psychotherapeuten bei Einzel-,
cortin Toxin A den Weg ins Zytoplasma vermittelt. Partner- und Familiengesprächen
Corticosteron → Glukokortikoide Dieses Toxin kann durch Formaldehyd in ein – Unterstützung des Patienten bei der Durch-
Corticotropin → Hormon, adrenocorticotro- Toxoid umgewandelt werden, das zur Impfung führung von Verhaltensübungen und der
pes (z. B. mit Diphtherie-Adsorbat-Impfstoff) und Umsetzung therapeutischer Hausaufgaben.
Corticotropin-Releasing-Hormon: Abk. CRH. Herstellung von antitoxischem Serum (Diph- Co-Transmiøtter m: Substanzen, welche die
Im Nucleus paraventricularis des Hypothala- therie-Antitoxin) verwendet wird. Wirkung eines Neurotransmitters auf eine Ner-
mus gebildetes Peptidhormon (41 Aminosäu- venzelle beeinflussen und teilweise an eigene
ren). Es stimuliert im Hypophysenvorderlappen spezifische Rezeptoren binden. Beispiele sind
die Synthese und Freisetzung von ACTH sowie Substanz P mit Wirkung über Neurokinin-Re-
die Freisetzung von β-Endorphin. zeptoren (Schmerzwahrnehmung) und Neuro-
Corti-Gaø nglion → Ganglion cochleare peptid Y mit Wirkung über NPY-Rezeptoren
Corti-Membran f: engl. tectorial membrane of (emotionale Verarbeitung).
cochlear duct; syn. Membrana tectoria. Memb- Funktion: Co-Transmitter reagieren wesentlich
ran, die das Corti-Organ des Innenohrs* be- langsamer als klassische Neurotransmitter
deckt. Die Corti-Membran ist am Labium limbi (Neuromodulatoren*), wirken langanhaltend
vestibulare des Limbus spiralis fixiert. und mit großer Reichweite über verschiedene
Cortisol → Hydrocortison Areale des ZNS bis in die Peripherie und tragen
Coø r villosum → Perikarditis u. a. bei zu Regulation von Aufmerksamkeit,
Corynebacterium n: Gattung grampositiver, Verhalten, Wach- und Schlaf-Rhythmus, vegeta-
Corynebacterium diphtheriae [92]
nicht sporenbildender, pleomorpher, unbeweg- tiven Reaktionen, Durst, Hunger, Sexualverhal-
licher Stäbchenbakterien der Familie Coryne- ten.
bacteriaceae (Bakterienklassifikation*), häufig Corynebacterium minutiøssimum n: Erreger Cotransport → Antiport
mit ein- oder beidseitigen keulenförmigen An- des Erythrasmas*, der häufig auch bei bakteriel- Cotransport → Symport
schwellungen. Corynebacterium ist ein ubiqui- ler Vulvitis oder Vaginitis vorkommt. Cotrel-Dubousset-Operation f: engl. Cotrel-
tärer Boden- und Wasserkeim und kommt in Coø ryza → Rhinitis Dubousset operation. Derotationsspondylodese
der Normalflora der menschlichen und tieri- Coø ryza syphilitica → Syphilis mit Doppelstabstabilisierung bei Skoliose.
schen Haut sowie der Schleimhäute vor. Coø sta: engl. rib; syn. Rippenpaar. Aus einem Cotrimoxazol n: engl. co-trimoxazole. Antibioti-
Klinische Bedeutung: Ca. 40 bekannte Spezies Os costale und Cartilago* costalis bestehender kum, das bei Harnwegsinfektionen, chronischer
(meist pflanzenpathogen oder apathogen), me- Anteil des Brustkorbs. Die 12 Rippenpaare ver- Bronchitis und zur Prophylaxe und Therapie
dizinisch relevant sind: binden sich dorsal gelenkig mit den Wirbeln von Pneumocystis* jirovecii eingesetzt wird. Es
– Corynebacterium* diphtheriae und Coryne- und finden ventral Anschluss an Sternum*, Ar- ist eine Kombination von Trimethoprim* mit
bacterium ulcerans (Diphtherie*) cus* costalis oder enden frei. Durch ihre Beweg- dem SulfonamidSulfamethoxazol und wird oral
– Corynebacterium jeikeium (schwere kathet- lichkeit ermöglichen sie eine Volumenänderung oder parenteral verabreicht. Nebenwirkungen
erassoziierte Infektion bei abwehrgeschwäch- im Thorax bei der Atmung*. sind Durchfälle und Hautreaktionen, in selte-
ten Patienten) Costello-Syndrom → Cutis laxa nen Fällen entwickelt sich ein Stevens*-John-
– Corynebacterium minutissimum (Eryth- Cosubstrate → Coenzyme son-Syndrom.
rasma*) Cotard-Syndrom n: engl. Cotard’s syndrome. Cotton-Wool-Herde m pl: engl. cotton wool
– Corynebacterium acnes (Propionibacterium Form des Wahns*, bei dem die Betroffenen an- spots. Augenhintergrundveränderungen mit
acnes, Aknebakterien) nehmen, sie hätten keinen Körper mehr, hätten weißen, unscharf begrenzten Flecken aufgrund
Councilman-Körperchen 360

Coxa valga: 1: physiologischer CCD-Winkel; Coxa vara Abb. 2: 1: physiologischer CCD-Winkel;


Cotton-Wool-Herde: HIV-Retinopathie. [230]
2: vergrößerter CCD-Winkel bei Coxa valga. 2: verkleinerter CCD-Winkel bei Coxa vara.

valga antetorta) 2. später fortschreitende Fe-


von Kapillarverschlüssen der Retina mit ischä- murkopfwanderung nach kranial (Coxa valga Formen:
mischem Axoplasmastau, z. B. bei diabetischer luxans) – Angeboren (ein- oder beidseitig): 1. oft alle
Retinopathie*, hypertensiver Retinopathie*, – erworben: 1. bei Lähmungen der Hüft- und Übergangsformen zu angeborenen partiellen
Kollagenose, Zentralvenenverschluss oder HIV- Beinmuskeln (infolge Poliomyelitis* oder (proximalen) Femurdefekten 2. bei Belastung
Retinopathie. Siehe Abb. Myopathie*) und bei Verminderung der auf Ausbildung von sog. Hirtenstabfemora und
Councilman-Körperchen n sg, pl: engl. Council- das Hüftgelenk einwirkenden statisch-dyna- Schenkelhalspseudarthrosen
man bodies. Kleine, hyaline, azidophile, runde mischen Kräfte (z. B. bei Tragen einer Orthese – erworben z. B.: 1. infolge Rachitis* oder Epi-
oder ovale Körperchen aus degenerierten oder als Entlastungs-Coxa valga) 2. bei Überwie- physeolysis* capitis femoris 2. verschiedene
nekrotischen, aus dem Verband gelösten Leber- gen der Hüftadduktoren (spastische Läh- Verformungen oder Zerstörungen des Fe-
epithelien. Sie kommen bei Hepatitis* und mung, Little-Krankheit, Lähmung der klei- murkopfs, z. B. infolge Koxitis*, Perthes*-
Gelbfieber* vor. nen Glutealmuskeln) infolge traumatischer Calvé-Legg-Krankheit, Tumor, Trauma.
Counter-Clockwise Atrial Flutter → Vorhof- Veränderung oder Gelenkinfektion mit Schä- Klinik:
flattern digung der Epiphysenfuge. – Belastungsbeschwerden
Couperose → Rosazea Klinik: Meist nur geringe Symptomatik – Gelenkinstabilität
Couplet n: Bezeichnung für 2 (meist ventriku- – Leistenschmerzen, vorzeitige Ermüdung, – ggf. Beinlängendifferenz
läre) Extrasystolen* hintereinander. Hinken – bei zusätzlicher mechanischer Insuffizienz
Courvoisier-Zeichen n: engl. Courvoisier’s sign. – unter Umständen frühzeitige Ausbildung ei- des Schenkelhalses gelegentlich Ermüdungs-
Schmerzlos vergrößerte, palpable Gallenblase ner Koxarthrose* (präarthrotische Deformi- fraktur.
bei gleichzeitig bestehendem Ikterus* aufgrund tät). Therapie:
eines chronischen Verschlusses des Ductus cho- Therapie: – Valgisierung
ledochus infolge Tumorkompression (z. B. bei – Bei asymptomatischer Coxa valga: keine The- – bei erworbener Coxa vara Behandlung der
Gallenblasenkarzinom* oder Pankreaskarzi- rapie erforderlich Grunderkrankung
nom*). – bei symptomatischer Coxa valga: Physiothe- – ggf. Korrekturosteotomie*.
Couvelaire-Syndrom n: engl. Couvelaire’s syn- rapie, röntgenologische Verlaufskontrollen Coxibe → Cyclooxygenase-2-Inhibitoren
drome; syn. uteroplazentare Apoplexie. Massive zur Indikationsstellung für Derotationsvari- Coxieø lla f: Gattung gramnegativer, unbegeißel-
Einblutung ins Myometrium bei vorzeitiger sierungsosteotomie* im Kindesalter bzw. Va- ter, kurzer, kokkoider Stäbchenbakterien der
Plazentalösung*, mit Untergang der Muskula- risierungsosteotomie im Erwachsenenalter. Familie Coxiellaceae (siehe auch Bakterienklas-
tur. Coø xa vara f: engl. coxa adducta. Schenkelhals- sifikation*). Die einzige bekannte Spezies ist Co-
Cover-Test → Abdecktest verbiegung im Sinne der Adduktion mit einem xiella burnetii, der Erreger des aerogen übertra-
Cowper-Drüsen → Glandulae bulbourethrales CCD*-Winkel < 120° beim Erwachsenen und genen Q*-Fiebers. Die Bakterien vermehren sich
COX: Abk. für → Cyclooxygenase Kind. Siehe Abb. 1Und. Abb. 2. als obligate Zellparasiten durch Querteilung in
Coø xa f: engl. hip; syn. Hüfte. Körperregion, die den Vakuolen der Wirtszelle (sehr umweltresis-
das obere Ende des Oberschenkelknochens (Fe- tent).
mur*) und das Hüftbein (Os* coxae) bezeichnet. Cox-III-Operation → Maze-Operation
Die Hüfte enthält das Hüftgelenk* (Articulatio COX-2-Inhibitoren: Abk. für → Cyclooxygena-
coxae). se-2-Inhibitoren
Coø xa vaø lga f: Abnorm steile Aufrichtung des Coxitis fuø gax → Koxitis
Schenkelhalses im Sinne der Abduktion mit Cox-Maze-Operation → Maze-Operation
Vergrößerung des CCD*-Winkels auf > 130° Coxsackie-B-Virus-Infektion f: Durch ver-
beim Erwachsenen oder > 140° beim Kleinkind. schiedene Serotypen von Enteroviren der Sub-
Siehe Abb. gruppe Coxsackie-B verursachte erregerbeding-
Formen: te Erkrankung. Betroffene infizieren sich mit
– Angeboren (beidseitig als Coxa valga conge- den RNA-Viren von Mensch zu Mensch fäkal-
nita): 1. bei angeborener Hüftdysplasie* oral oder über Tröpfcheninfektion. Sie leiden an
meist mit gleichzeitiger Antetorsion (Coxa Coxa vara Abb. 1: beidseitig; Röntgenaufnahme. [76] Fieber, epidemischer Pleurodynie* (Bornholm-
361 Craurosis

Krankheit), Myokarditis* und grippalen Infek- Cozymase → Nicotinamid-Adenin-Dinucleo- CPK: Abk. für Creatinphosphokinase → Krea-
ten („Sommergrippe“). Diagnostiziert wird mit- tid tinkinase
tels PCR, therapiert symptomatisch. Erreger. cP: Abk. für Polyarthritis, chronische → Arthri- CPM: Abk. für → Continuous Passive Motion
Das Virus ist weltweit verbreitet. Infektionen tis, rheumatoide CPP: Abk. für engl. cerebral perfusion pressure
finden besonders häufig in Regionen mit nied- Cp: Abk. für → Caeruloplasmin → Perfusionsdruck, zerebraler
rigem hygienischem Standard statt. Erregerre- CP: Abk. für → Cor pulmonale CPR: Abk. für engl. cardiopulmonary resuscita-
servoir ist der Mensch. Es existieren 6 Serotypen CP: Abk. für Cerebralparese → Infantile Zereb- tion → Reanimation C
des Coxsackie-B-Virus, welche alle zur Gruppe B ralparesen CPSS: Abk. für engl. Cincinnati Prehospital
der humanen Enteroviren (HEV-B) zählen. In- CP: Abk. für Creatinphosphat → Kreatin Stroke Scale → Focused Assessment with Sono-
kubationszeit: im Durchschnitt 7–14 (2–35) CPA: Abk. für c(k)avopulmonale Anastomose → graphy for Trauma
Tage. Fontan-Operation CP-Test: Abk. für → Cold-Pressure-Test
Klinik: CPA: Abk. für c(k)avopulmonale Anastomose → CPU: Abk. für → Chest Pain Unit
– Häufig asymptomatischer Verlauf Glenn-Operation CPZi: Abk. für Chlorpromazin-Index → Po-
– Sommergrippe: 1. Fieber 2. Pharyngitis cPAN: Abk. für classic polyarteriitis nodosa → tenz, neuroleptische
3. Schnupfen 4. Reizhusten 5. begleitend Polyarteriitis nodosa Cr → Chrom
häufig leichte Gastroenteritis CPAP-Beatmung f: engl. CPAP ventilation; syn. Crack: Bezeichnung für rauchbare Base des Ko-
– Myalgia epidemica: 1. plötzlich auftretendes continuous positive airway pressure (Abk. kains. Es handelt sich um eine psychotrope
Fieber mit Schüttelfrost 2. Diarrhö, Erbre- CPAP). Form der Beatmung* mit kontinuierli- Substanz, deren Konsum wie bei Kokain beson-
chen, Übelkeit 3. thorakale (Pleurodynie) und chem positivem Atemwegsdruck. Es handelt ders schnell zu psychischer und physischer Ab-
abdominale stechende Schmerzen 4. Kom- sich um eine assistierte Spontanatmung* mit hängigkeit* führt.
plikation: Meningitis myalgica druckunterstützter Ein- und Ausatmung gegen Klinik:
– Myokarditis mit Gefahr der Chronifizierung einen positiven Ausatmungsdruck. Bei physio- – Appetitmangel
und Entwicklung einer dilatativen Kardio- logischer Spontanatmung ist der Druck inner- – rapide Gewichtsabnahme
myopathie halb der Alveolen bei der Einatmung negativ – Herzrhythmusstörung
– Perikarditis und bei der Ausatmung null bis leicht positiv. – schwere Depressionen
– cave: v. a. bei Kindern Gefahr der Sepsis, Vorgehen: – Halluzinationen, Paranoia
Myokarditis und Enzephalitis – Aufrechterhaltung eines positiven Drucks – irreparable Schäden an: 1. Lunge 2. Gefäßen
– Pankreatitis (ggf. Ursache akuter Erkrankun- während des gesamten Atemzyklus, um ei- 3. Nieren 4. Hirn.
gen an Typ-1-Diabetes). nen vorzeitigen Alveolenkollaps bei der Aus- Cramer-Schiene f: engl. Cramer’s splint. Biegsa-
Diagnostik: Als Untersuchungsmaterial dienen atmung zu vermeiden oder ggf. verlegte me, mit Schaumstoff abgepolsterte Drahtschie-
z. B. Stuhl, Liquor oder Rachenspülwasser Atemwege wieder zu eröffnen ne zur Ruhigstellung von Extremitäten bzw.
– Nachweis des Erregers mittels PCR – dadurch stehen dem Gasaustausch mehr Al- Extremitätenabschnitten, angewendet zur prä-
– Erregeranzucht in der Zellkultur mit Typi- veolen zur Verfügung und es kommt zur bes- klinischen Immobilisation z. B. bei Fraktur*.
sierung durch Neutralisationstest. seren Sauerstoffsättigung des Bluts. Siehe Abb.
Therapie: Symptomatische Therapie, z. B. mit Indikationen:
Analgetika und Antipyretika. – Atemnotsyndrom des Neugeborenen
Coxsackie-Viren n pl: engl. coxsackie viruses. – Atemtherapie*
Nach dem amerikanischen Ort Coxsackie be- – Beatmungsentwöhnung
nannte, zum Genus Enterovirus* gehörende – Schlafatemstörung.
RNA-Viren der Familie Picornaviridae*. Coxsa- CPD-Stabilisator m: engl. CPD solution; syn. Ci-
ckie-Viren sind weltweit verbreitet. Sie werden trate-Phosphate-Dextrose-Stabilisator. Stabili-
in 2 Subgruppen eingeteilt: A (Serotypen 1–22, sator für Blutkonserven aus Natriumcitrat, Zit- Cramer-Schiene
24) und B (Serotypen 1–6) und verursachen eine ronensäure, Natriumbiphosphat, Glukose und
Reihe unterschiedlicher Infektionskrankheiten. Wasser. Durch Zusatz von Purinbasen (z. B. Craø mpus → Muskelkrampf
Klinische Bedeutung: Cocksackie-Viren verursa- Adenin) wird die Lagerungsfähigkeit der Blut- Cranium n: syn. Kranium. Der (knöcherne)
chen konserven erhöht. Schädel. Das Cranium wird in den Gehirnschä-
– Fieberhafte Allgemeininfektionen CPEO: Abk. für chronic progressive external del (Neurocranium) und den Gesichtsschädel
– abakterielle Meningitis* (gelegentliche Enze- ophthalmoplegia → Ophthalmoplegia chronica (Viscerocranium) unterteilt.
phalitis und Paralyse, v. a. durch Typ A9) progressiva Einteilung:
– Sommergrippe* C-Peptid n: syn. Connecting-Peptid (Abk. C- – Neurocranium: Gehirnschädel, besteht aus
– Myokarditis* und Perikarditis (v. a. bei Neu- Peptid). Bei der Umwandlung von Proinsulin zu Schädeldach (Kalotte) und Schädelbasis*
geborenen und Kleinkindern) Insulin* proteolytisch abgespaltenes Peptid. – Viscerocranium: Gesichtsschädel, besteht aus
– Herpangina* (A-Serotypen) Steigende Blutzuckerkonzentrationen induzie- Augen-, Nasen- und Mundhöhle, Zungen-
– epidemische Pleurodynie* (B-Serotypen) ren die Spaltung durch Stimulation der Gluko- bein und Gehörknöchelchen.
– Hand*-Fuß-Mund-Krankheit (v. a. Typ A16) serezeptoren der B-Zellen des Pankreas. C-Pep- Crataegus laevigata → Weißdorn, Gemeiner
– der Poliomyelitis ähnliche Lähmungen (Pseu- tid wird zusammen mit Insulin ins Blut ausge- Craurosis f: engl. kraurosis. Veraltete Bezeich-
dopoliomyelitis) durch Typ A7 schüttet und v. a. zur Abklärung von Hypogly- nung für atrophisch-sklerosierende Dystrophie
– Pankreatitis (Typ B4 wurde mehrfach in Zu- kämien bestimmt. (Schrumpfungszustand) der Übergangsschleim-
sammenhang mit Diabetes mellitus Typ 1 CPK: Abk. für Carotispulskurve → Karotispuls- häute, besonders im Genitalbereich (Craurosis
nachgewiesen) sowie Hepatitis*. kurve vulvae bzw. Craurosis penis). Dabei kommt es
Craurosis penis 362

zu starkem Juckreiz. Therapie siehe Lichen scle- Creutzfeldt-Jakob-Krankheit f: engl. Creutz-


rosus et atrophicans. Die Craurosis gilt als fa- feldt-Jakob disease (Abk. CJD); syn. Creutzfeldt-Ja-
kultative Präkanzerose*, daher wird eine regel- kob Disease; Abk. CJK. Subakute spongiforme
mäßige Kontrolle auf maligne Entartung emp- Enzephalopathie*, die den Prionkrankhei-
fohlen. ten*zugerechnet wird und durch umfangreiche
Craurosis penis → Lichen sclerosus progrediente* neurologische Ausfallerscheinun-
C Craving n: Extrem starker Wunsch, psychotro- gen auffällt. Bereits bei Krankheitsverdacht be-
pe Substanzen zu konsumieren, mit zwanghaf- steht Meldepflicht. Die Prognose ist infaust.
tem Ausführungsverlangen. Craving ist ein Vorkommen:
wichtiges diagnostisches Kriterium für ein Ab- – Meist sporadisch; molekulare Klassifikation
hängigkeitssyndrom* im Rahmen der Substanz- u. a. nach Codon-129-Genotyp des Prionpro-
störungen*. Es kann reduziert werden durch teingens (Homozygotie für Methionin* oder
pharmakologische (Anticraving-Substanzen) Valin* an Position 129 oder Heterozygotie)
und psychotherapeutische Verfahren. – durchschnittliches Lebensalter der Patienten
CRB-65 m: engl. confusion, respiratory rate, blood 65 Jahre
pressure, age >65 years. Einfach zu erhebender, Credé-Handgriff: manuelle Kompression – in 5–14 % der Fälle familiär; autosomal-do-
4 klinische Parameter umfassender Score, der des Uterus. [43] minant erblich; pathogene Mutation im Pri-
zur Beurteilung des Letalitätsrisikos bei ambu- onproteingen (Kurzbezeichnung PRNP-Gen,
lant erworbener Pneumonie (CAP = community Genlocus 20p13; allelisch z. B. zu Gerst-
acquired pneumonia) entwickelt wurde und die Hoden* umhüllender Muskel, der durch Ab- mann-Sträussler-Scheinker-Krankheit und
Entscheidung für stationäre gegenüber ambu- spaltung von Fasern der M. transversus und M. tödlicher familiärer Insomnie)
lanter Pneumotherapie erleichtert. Erfasst wer- obliquus internus abdominis gebildet wird. Er – sehr selten auch übertragen als iatrogene In-
den Verwirrung, Atemfrequenz, Blutdruck und wird von der Fascia cremasterica umhüllt. Vgl. fektion im Rahmen von neurochirurgischer
das Alter (> 65 Lj.). Hoden*. Abb. 1 dort. Operation (z. B. Duraplastik* mit lyophili-
Erläuterung: Kremasterreflex: Er wird durch den Ramus ge- sierter Dura*), Korneatransplantation o. a.
– Erhebung folgender Parameter und Vergabe nitalis des N. genitofemoralis innerviert und – Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit
von je 1 Punkt pro festgestelltem Kriterium: hebt den Hoden*. Durch Bestreichen der Haut (vCJK für variant Creutzfeldt-Jakob disease)
1. confusion (Verwirrtheit, Bewusstseinsein- an der Innenseite des ipsilateralen Oberschen- erstmals 1995 in Großbritannien dokumen-
trübung) 2. respiratory rate (Atemfrequenz) kels (L1–L2) kann der Kremasterreflex* ausge- tiert mit von der klassischen Form verschie-
> 30/min 3. blood pressure (Blutdruck) systo- löst werden. denen Kennzeichen: 1. Durchschnittsalter
lisch < 90 mmHg oder diastolisch < 60 mmHg Cremaø sterreflex → Reflex der Patienten ca. 30 Lj. 2. durchschnittliche
4. 65: Patientenalter ≥ 65 Jahre Crepitatio [Orthopädie] f: engl. crepitation; Krankheitsdauer länger (ca. 14 Monate) 3. zu
– vereinfachte Variante des CURB-65-Scores syn. Krepitation. Knisterndes Geräusch infolge Krankheitsbeginn vorwiegend psychiatrische
(zusätzlicher Parameter: U für Urea; Harn- Aneinanderreibens von Knochenfragmenten als Symptomatik (Depression) 4. Fehlen typi-
stoff-Stickstoff bzw. BUN > 7 mmol/l) sicheres Frakturzeichen. scher EEG-Veränderungen 5. MRT: symmet-
– Anwendung als Entscheidungshilfe (meist Crepitatio [Pulmologie] f: syn. Krepitation. rische Veränderungen im hinteren Thalamus
im ambulanten Bereich) für Indikationsstel- Auskultationsgeräusch, das als Knistern oder beidseitig (sog. pulvinar sign); Basalganglien
lung zur stationären (gegenüber ambulan- feines knisterndes Rasseln (Knisterrasseln) und Thalamus neuropathologisch am stärks-
ten) Pneumonietherapie ergänzend zur klini- wahrgenommen wird. Das Geräusch entsteht ten betroffen, floride Amyloidplaques im ge-
schen Einschätzung. bei Pneumonie während des Atmens durch die samten Gehirn 6. Zusammenhang mit BSE
Creatin → Kreatin Trennung von Bronchiolenverklebungen, und höchstwahrscheinlich (Übertragung über
Creatinin → Kreatinin zwar als Crepitatio indux bei Bildung und kontaminierte Rinderprodukte; auch durch
Creatinphosphokinase → Kreatinkinase Crepitatio redux bei Lösung der Entzündung. Bluttransfusion* möglich), da vCJK-Fälle fast
CREB-bindendes Protein n: engl. CREB-binding Cresceø ndo n: engl. crescendo murmur. In der ausschließlich in Großbritannien auftraten
protein; syn. p300; Abk. CBP. Coaktivator (bin- Medizin Bezeichnung für das Anschwellen der (dem Land mit den meisten BSE-Fällen) und
det an durch PKA phosphoryliertes CREB) zur Lautstärke von Herzgeräuschen*. v. a. die Übertragung von BSE verursachen-
Regulation der Transkription durch Acetylie- Cresceø ndo-AP: Abk. für Crescendo Angina den Prionen auf Rhesusaffen ähnliche neuro-
rung von Histonen* und Transkriptionsfakto- pectoris → Angina pectoris pathologische Veränderungen erzeugt
ren* (z. B. p53) mit der assoziierten Histonace- Crescent-Zeichen n: Radiologisches Zeichen 7. Häufigkeit: weltweit (bis 2012) insgesamt
tyltransferase PCAF. Klinische Bedeutung: Ru- einer fortgeschrittenen Femurkopfnekrose* (ab 226 Fälle, davon 176 in Großbritannien.
binstein-Taybi-Syndrom. ARCO-Stadium III), das sich im Röntgenbild Häufigkeit:
Credé-Handgriff m: engl. Credé’s maneuver. oder MRT als sichelförmige Aufhellungszone – Deutschland (2014): 85 gemeldete Infektio-
Handgriff zur Unterstützung der Plazentalö- parallel zur Femurkopfkontur darstellt. nen (nach Referenzdefinition des RKI)
sung oder zur Kompression des Uterus bei post- CREST-Syndrom n: engl. CREST syndrome; syn. – Inzidenz 0,11 : 100 000.
partaler Atonie. Der Fundus uteri wird durch Akrosklerodermie. Sonderform der progressi- Epidemiologie:
die Bauchdecke mit der Hand umfasst und ven systemischen Sklerose* mit Calcinosis cutis, – Verbreitung weltweit
komprimiert. Siehe Abb. Raynaud-Syndrom, ösophagealer (esophageal) – Altersgipfel im 7. Lebensjahrzehnt.
Creeping Eruption → Larva migrans Motilitätsstörung, Sklerodaktylie und Telean- Pathologie:
Cremaø ster m: syn. Musculus cremaster. Den giektasien. In rund 80 % der Fälle werden Anti*- – Status spongiosus der grauen Substanz (bei
Funiculus* spermaticus (Samenstrang) und die Zentromer-Antikörper nachgewiesen. ausgeprägtester Form)
363 Crosseninsuffizienz

– neuronale Vakuolisierung – Typ II, syn. Arias-Syndrom: UGT-Aktivitäts- or. Sie verknöchert während des kindlichen
– Untergang von Neuronen verminderung < 10 %, aber noch erhaltene Wachstums von außen nach innen. Klinisch re-
– Astrogliose v. a. des zerebralen Kortex Restfunktion, infolgedessen niedrigere Bili- levant ist das Risser*-Zeichen.
– immunhistologischer Nachweis von prion- rubinkonzentration als beim Typ I, zwischen Criøsta intertrochanterica f: engl. intertrochan-
proteinhaltigen Ablagerungen (PrPSc; Prio- 5–25 mg/dl. teric crest. Knochenleiste dorsal zwischen Tro-
nen*) Klinik: chanter major und Trochanter minor des Fe-
– gelegentlich Kleinhirnatrophie*. – Schwerer Ikterus bei Neugeborenen, der le- murs. An der Grenze zwischen mittlerem und C
Inkubationszeit: 6 Monate bis 30 Jahre. benslang anhält proximalem Drittel befindet sich das Tubercu-
Klinik: – zentralnervöse Störungen als Zeichen einer lum quadratum als Ansatz des M. quadratus fe-
– Zu Beginn: 1. Gedächtnis-, Konzentrations- Bilirubinenzephalopathie, siehe Kernikte- moris.
und Merkfähigkeitsstörungen 2. erhöhte rus* CRL: Abk. für engl. crown-rump length → Fe-
Reizbarkeit 3. Sehstörungen 4. Insomnie* – beim leichter verlaufenden Typ II motorische tometrie
– im weiteren Verlauf: 1. progrediente* De- und Sprachstörungen, Choreoathetose, Crohn’s Disease Activity Index: Abk. CDAI.
menz* 2. Tetraparese* mit Spastik* oder Ri- Taubheit Index zur Beurteilung der klinischen Aktivität
gor* 3. Ataxie* 4. Myoklonien* 5. Epilepsie* – Anstieg der Bilirubinkonzentration insbe- der Enteritis* regionalis Crohn. Berücksichtigt
6. akinetischer Mutismus 7. Dezerebrations- sondere bei kataboler Stoffwechsellage durch werden dabei die Anzahl ungeformter Stühle,
starre* 8. Koma*. rekurrierende Infekte und Fasten. abdominale Schmerzen, Allgemeinbefinden,
Diagnostik: Diagnostik: extraintestinale Symptome, Antidiarrhoika-
– Radermecker*-Komplexe im EEG – Ausgeprägte Hyperbilirubinämie* mit vor- Konsum und medizinische Befunde wie Resis-
– erhöhte Konzentration neuronaler und astro- wiegender Erhöhung des unkonjugierten Bi- tenz im rechten Unterbauch, Hämatokrit, Kör-
zytärer Proteine, z. B. 14-3-3-Protein, Tau*- lirubins* bei sonst normalen Leberfunktions- pergewicht und Körpertemperatur.
Protein, S100-Protein und der neuronenspe- werten Crohn-Krankheit → Enteritis regionalis
zifischen Enolase – Gentest auf Mutation im UGT1A-Gen mög- Crohn
– MRT: hyperintense Basalganglien oder/und lich. Cronkhite-Canada-Syndrom n: engl. Cronk-
kortikale Hyperintensität, bei der neuen Va- Therapie: hite-Canada syndrome. Sehr seltenes, sporadi-
riante der CJK mit Hyperintensität im poste- – Symptomatisch Fototherapie > 12 Stunden sches, nicht familiäres Polyposissyndrom, das
rioren Thalamus täglich hauptsächlich in Japan auftritt. Das Cronkhite-
– ggf. molekulargenetische Diagnostik – ggf. Austauschtransfusion Canada-Syndrom geht mit gastroenteralen, der-
– neuropathologische Sicherung der Diagnose – bei Typ II Versuch einer Enzyminduktion mit matologischen und neurologischen Symptomen
– meldepflichtige Krankheit bei Krankheits- Phenobarbital einher. Die Letalität liegt bei 50 % bei einer
verdacht, Erkrankung oder Tod. – Lebertransplantation bei Typ I, ggf. auch bei durchschnittlichen Überlebenszeit von 18 Mo-
Differenzialdiagnosen: Typ II. naten nach Beginn der Diarrhö, es gibt aber
– Alzheimer*-Krankheit Prognose: Bei Typ I sehr ungünstig, bei Typ II auch Langzeitüberlebende.
– Lewy*-Körperchen-Demenz relativ gut. Cross Check → Double Check
– entzündliche Erkrankungen. Crisis Resource Management: Abk. CRM. Crossektomie f: engl. crossectomy. Präparation
Prognose: Tod wenige Wochen bis zu 2 Jahre Konzept zur Erhöhung der Prozesssicherheit und Ligatur der Crosse, einschließlich aller vor-
(durchschnittlich 4 Monate) nach Auftreten der (und damit der Patientensicherheit) durch Prä- findbaren Nebenäste. Bei der Crossektomie han-
ersten Symptome. vention und Management kritischer Ereignisse. delt es sich um die Standardoperation bei
CRF: Abk. für engl. case report forms → Studie, CRM wurde ursprünglich von der Luftfahrt ent- Stammvarikosis zur Verhinderung einer erneu-
klinische wickelt als Crew bzw. Cockpit Resource Man- ten Varikose* nach Varizenstripping*.
cribrifoø rmis: engl. cribriform; syn. kribriform. agement zur Vermeidung (zwischen-)menschli- Croø sseninsuffizienz f: Klappeninsuffizienz
Siebförmig, z. B. Lamina cribriformis. cher Fehler (human factor; 70–80 % aller Fehler, der Schleusenklappen der V. saphena magna. Es
Cri-du-chat-Syndrom → Katzenschrei-Syn- davon ca. 80 % vermeidbar). resultiert ein Rückfluss von venösem Blut aus
drom Criøstae cuø tis → Hautleisten
Crigler-Najjar-Syndrom n: engl. Crigler-Najjar Criøstae mitochondriales f pl: engl. mitochon-
syndrome. Autosomal-rezessiv vererbte Hyperbi- drial cristae. Einstülpungen der Innenmembran
lirubinämie mit schwerem neonatalem Ikterus in die Matrix der Mitochondrien*.
und zentralnervösen Folgestörungen je nach Criøstae sacrales f pl: engl. sacral crests; syn.
Typ. Laborchemie und Gentest sichern die Di- Crista sacralis. Knochenleisten an der Dorsalflä-
agnose. Symptomatische Therapie der Hyperbi- che des Os* sacrum: Crista sacralis mediana,
lirubinämie, ggf. Austauschtransfusion und Le- Crista sacralis intermedia und Crista sacralis la-
bertransplantation sind therapeutische Optio- teralis. Sie entstehen aus den Rudimenten der
nen. Bei Typ I ist die Prognose sehr ungünstig. durch Synostose* verschmolzenen Gelenk-,
Ätiologie: Aufgrund von Mutationen in der Quer- und Dornfortsätze der Kreuzwirbel.
UDP-Glukuronyltransferase UGT1A1 auf dem Criøsta iliaca f: engl. iliac crest; syn. Darmbein-
Genlocus 2q37.1, allelisch zum Gilbert*-Syn- kamm. Verbreiteter, nach innen gewölbter
drom. Formen: Rand der Darmbeinschaufeln, aus 3 Knochen-
– Typ I: vollständiges Fehlen der UDP-Gluku- leisten bestehend: Labium internum, Linea in- Crosseninsuffizienz: Farbcodierte Duplexsonografie
ronyltransferase (UGT), mit Bilirubinwerten termedia und Labium externum. Lateraler Aus- des Refluxes aus der V. femoralis in die V. saphena
zwischen 15–46 mg/dl gangspunkt ist die Spina iliaca anterior superi- magna. [35]
Crossing-over 364

der V. femoralis in die V. saphena magna bzw. Crosstalk → Ausblendzeit Crushed Chest → Brustkorbprellung
V. saphena parva. Siehe Abb. Crotonöl n: engl. croton oil; syn. Crotonis aethe- Crush Fracture → Fraktur
Crossing-over: syn. Chiasmabildung. Mecha- roleum. Öl aus Samen der tropischen Pflanze Crush-Syndrom n: engl. crush syndrome. Nie-
nismus in der Prophase der ersten Reifeteilung Croton tiglium, das früher innerlich als stark renversagen (Crush-Niere) auf dem Boden einer
(Meiose*), führt zum Austausch von Chromoso- wirkendes Abführmittel, äußerlich als lokales Rhabdomyolyse. Weiterhin kann es im Rahmen
menabschnitten zwischen homologen Chromo- Reizmittel zur Therapie bei Erkrankungen des eines Crush-Syndroms zu Leberzellnekrosen
C somen*. Crossing-over dient der intrachromoso- rheumatischen Formenkreises eingesetzt wur- mit Gelbsucht kommen. Behandelt wird meist
malen Rekombination*, indem in einem Chro- de. Crotonöl enthält den Tumorpromotor (Ko- intensivmedizinisch, z. B. mittels Dialyse.
mosom liegende Allele gekoppelter Gene (gene- kanzerogene*) 12-O-Tetradecanoyl-phorbol-13- Ursachen:
tische Kopplung*) nicht immer gemeinsam an acetat. – Freisetzung von Myoglobin durch: 1. schwe-
die Nachkommenschaft weitergegeben werden. Intoxikation: Symptome einer Intoxikation re Verletzung der Extremitätenmuskulatur
Cross-match: Test auf das Vorhandensein von sind u. a. Brennen in Rachen, Speiseröhre und 2. Kompartmentsyndrom 3. kritische Min-
zytotoxischen Antikörpern, wobei Serum des Magen, außerdem Diarrhö und Kollaps. LD für derperfusion (z. B. bei pAVK*) 4. Arzneimit-
Empfängers gegen Lymphozyten des Spenders Erwachsene: 0,5–1 ml. tel, die den Energiestoffwechsel des Muskels
getestet wird. Ein Cross-match erfolgt vor allo- CRPS: Abk. für engl. complex regional pain beeinträchtigen (z. B. PPAR-γ-Aktivatoren,
gener Organtransplantation, insbesondere Kno- syndromes → Schmerzsyndrom, komplexes re- Lipidsenker) 5. Elektrounfall 6. maligne Hy-
chenmark- und Nierentransplantation. gionales pertonie
Crossover-Bypass m: Extraanatomischer allo- CRT: Abk. für engl. cardiac resynchronization – als weitere Ursache wird eine verminderte
plastischer oder autogener (Vene) Bypass* mit therapy → Resynchronisationstherapie, kardi- Nierendurchblutung bei Schock (hypoxische
subkutanem Verlauf und Anschluss an ein kont- ale Nierenschädigung) diskutiert.
ralaterales Gefäß. Crus n: engl. leg; syn. Schenkel. Schenkel, Un- Klinik:
Formen: terschenkel*. – Arterielle Hypotonie durch Flüssigkeitsse-
– Meist femoro-femoral oder iliaco-femoral CRUSADE Score: syn. Can Rapid risk stratifica- questration in traumatisiertes Gewebe
(sog. Cross-Leg-Bypass): 1. Verbindung der tion of unstable angina patients Suppress AD- – evtl. Schmerzen
A. femoralis der erkrankten Seite distal der verse outcomes with Early implementation of – weitere Beschwerden als Folge der zuneh-
Stenose mit der kontralateralen, gesunden the ACC/AHA guidelines (Abk. CRUSADE). Vali- menden Nieren- und evtl. Leberinsuffizienz.
Femoral- oder Iliakalarterie durch eine allo- dierter Score zur Risikokalkulation einer Blu- Therapie: (Intensivmedizinisch) kalkulierte Vo-
gene Gefäßprothese (siehe Bypass*-Operati- tung (bleeding score) bei NSTE-ACS (non-ST lumensubstitution mit physiologischer Koch-
on, Abb. dort) 2. Indikation: Risikopatient elevation acute coronary syndrome; siehe Aku- salzlösung, Dialysebehandlung*, forcierte Diu-
mit pAVK* vom Becken- oder Oberschenkel- tes* Koronarsyndrom) auf Grundlage von 8 pati- rese, Alkalisierung des Urins, chirurgische The-
typ nach vorausgegangener Gefäßoperation entenindividuellen Parametern (Hämatokrit, rapie des Kompartmentsyndroms*.
oder als primäre OP (siehe auch Palma*-Ope- Kreatinin-Clearance, Herzfrequenz, Geschlecht, Crus intermeø dium → Zwerchfell
ration) Zeichen der Herzinsuffizienz, anamnestisch Crus laterale et mediale → Anulus inguinalis
– axillo-bifemoral: 1. Verbindung zwischen der vaskuläre Erkrankung, Diabetes mellitus, systo- Crus laterale et mediale → Zwerchfell
A. axillaris und der A. femoralis der erkrank- lischer Blutdruck). Crus posteø rius caø psulae inteø rnae → Capsula
ten Seite distal der Stenose mit kontralatera- Crus ampullare → Bogengangapparat interna
ler gesunder Femoralarterie durch allogene Crus anteø rius caø psulae inteø rnae → Capsula Cruø sta f: engl. crust. Auflagerung auf der Haut
Gefäßprothese 2. Indikation: bei Gefäßinfek- interna aus eingetrocknetem, gelblichem (Wund-)Se-
tion oder funktioneller Inoperabilität Crus curvatum n: Unterschenkelverbiegung in kret. Sie ist meist leicht abkratzbar und durch-
– subklavio-subklavial bei Subclavian*-Steal- Frontal-, Sagittal- bzw. Längsachse. setzt mit weißen und roten Blutkörperchen und
Syndrom. Formen: zählt zu den sekundären Effloreszenzen*.
Cross-over-Design → Cross-over-Studie – Crus recurvatum: kongenitale oder sich im Cruø sta laø ctea f: engl. milk crust; syn. Milch-
Crossover-Design n: engl. crossover design. Stu- 1. Lj. entwickelnde Verkrümmung in der Sa- schorf. Überwiegend am Kapillitium des Säug-
diendesign mit 2 Behandlungsphasen. Nach der gittalebene (Tibia recurvata) lings festhaftende, gelbliche, fettige Haut-
1. Phase werden Test- und Kontrollgruppe ver- – Crus valgum (X-förmige Verbiegung) schuppung. Sie tritt häufig bereits vor der 6. Le-
tauscht. Die Methode eignet sich eher für Studi- – angeboren: sehr selten, meist einseitig, häu- benswoche auf und ist selten noch im Kleinkin-
en mit chronisch Kranken, (z. B. Schmerzpati- fig in Zusammenhang mit Systemerkran- desalter vorhanden. Die Therapie ist symptoma-
enten). Zu beachten ist, dass der Effekt der kung des Skeletts tisch. Im weiteren Verlauf entwickelt sich mög-
1. Therapie in eine 2. Behandlungsphase hi- – erworben: im Rahmen einer Rachitis*, infol- licherweise ein seborrhoisches Säuglings- oder
neinreichen kann (sog. Carry-over-Effekt). ge einer Störung der normalen Wachstums- atopisches Ekzem*.
Crossover-Plaø stik → Palma-Operation richtung durch epiphysennahe oder epiphy- Pathogenese: Multiätiologisch, genetische Fak-
Cross-over-Studie f: Studiendesign, das die säre Prozesse (z. B. Osteomyelitis, Tumor, toren.
Wirksamkeit zweier Behandlungsformen ver- Verletzung) sowie nach in Fehlstellung ver- Klinik:
gleicht, indem diese zeitlich versetzt denselben heilter Fraktur – Gelbliche, fettige, festhaftende, groblamellä-
Probanden verabreicht werden. Voraussetzun- – Crus* varum (O-förmige Verbiegung). re bis krustige Hautschuppung am behaarten
gen sind ein rasch messbarer und rasch abklin- Therapie: Säuglingskopf
gender Behandlungseffekt sowie ein stabiles Er- – Orthese bis zum 4. Lj. – isoliert auftretend oder im Zusammenhang
krankungsbild. Gegenüber dem Parallelgrup- – bei ausbleibender Spontankorrektur: operati- mit seborrhoischem Säuglingsekzem*, nicht
pendesign werden Versuchsfehler verringert (je- ve Korrektur nach Resektion der Pseudarth- obligat assoziiert mit atopischem Ekzem*.
der Proband ist seine eigene Kontrolle). rose, oft Mehrfacheingriffe erforderlich.
365 CT

Therapie: Symptomatisch: Baumgarten-Syndrom. Behandelt wird mit Le-


– Topische Therapie mit pflegenden Externa bertransplantation.
– fettlösende Gels oder Ölbäder zur Schuppen- Cruveilhier-Baumgarten-Syndrom n: engl.
ablösung patent umbilical vein in liver cirrhosis. Venöse Kol-
– Vermeidung von Okklusion. laterale vom linken Pfortaderast zu paraumbili-
Prognose: kalen Venen (sog. wiedereröffnete Umbilikalve-
– Milde Formen selbstlimitierend ne). Das Cruveilhier-Baumgarten-Syndrom C
– unter adäquater topischer Therapie folgenlo- kommt vor bei portaler Hypertension*. In den
se Abheilung. venösen Kollateralen der Bauchwand bei Leber-
Crus varum n: O-förmige Verbiegung des Un- zirrhose* lässt sich evtl. das Cruveilhier-Baum-
terschenkels, die angeboren oder erworben auf- garten-Geräusch (sog. CvB-Geräusch, engl. CvB
tritt. murmur) auskultieren.
Vorkommen: Cryø pta → Krypten
– Angeboren (Crus varum congenitum, konge- Cryptococcose → Kryptokokkose
nitale Tibiapseudarthrose): 1. meist im unte- Cryptocoø ccus m: Gattungsbegriff für ubiquitä- CT Abb. 1: Prinzip der Bilderzeugung.
ren Drittel lokalisiert und einseitig 2. häufig re Hefen aus der Gruppe der Fungi imperfecti,
zystische und dysplastische Knochenverän- die morphologisch grampositive, rundliche und
derungen und Übergang zur Tibiapseudarth- ovale 3–6 μm große Sprosszellen mit Polysac- rungsfreien Darstellung von Weichteilen und
rose 3. meist assoziiert mit Neurofibromato- charid-Kapsel bilden. Cryptococcus* neofor- inneren Organen (allerdings mit deutlich höhe-
se* Typ I mans und Cryptococcus bacillisporus sind Erre- rer Strahlenbelastung).
– erworben tritt sie meist zusammen mit Ante- ger der tiefen Kryptokokkose* mit Befall von Prinzip:
kurvation* und Torsion auf, sog. Korkenzie- Lungen, Meningen und Hirnparenchym bei Ab- – Erzeugung eines schmalen Fächerstrahls mit
herbeine. wehrschwäche. einer Röntgenröhre und einem speziellen
Crutchfield-Klammer f: engl. Crutchfield tongs. Cryptocoø ccus neofoø rmans m: syn. Torula neo- Blendensystem (siehe Abb. 1), der innerhalb
Extensionsklammer zur Behandlung von Hals- formans. Ubiquitärer opportunistischer Erreger der durchstrahlten Körperschicht des Patien-
wirbelfrakturen oder deren intraoperative Lage- der Kryptokokkose* mit Polysaccharidkapsel. ten in Abhängigkeit von den vorhandenen
rung durch Zugsystem über 2 in die Schädelka- Cryptococcus neoformans kommt in organi- Strukturen verschieden stark geschwächt
lotte eingebrachte Haltestifte zur Durchfüh- schen Substanzen vor (speziell in Vogelmist). wird
rung einer Crutchfield-Extension. Dieses Ver- Cryptosporidium n: Gattung ubiquitärer, v. a. – Detektion der abgeschwächten Röntgen-
fahren ist heute weitgehend abgelöst von der tierpathogener Protozoen* (Sporozoa) mit einer strahlung als Signal mit einem mit einer Viel-
Haloextension*. Siehe Abb. Größe von 4–6 μm. Beim Menschen verursacht zahl von Detektoren bestückten Detektor-
Cryptosporidium parvum die Kryptosporidio- kranz, elektronische Aufbereitung und Be-
se*. Diagnostisch ist ein Nachweis von Oozysten rechnung durch Rechner
im Stuhl mittels modifizierter Ziehl-Neelsen- – während Signalakquisition dreht sich das
Färbung möglich, ggf. wird zusätzlich eine System aus Röhre und Detektoren gemein-
Dünndarmbiopsie durchgeführt. sam um die Mitte des kreisförmigen Messfel-
Hinweis: Ein direkter oder indirekter Nachweis des, dadurch Erzeugung verschiedener Pro-
von Cryptosporidium parvum ist meldepflich- jektionen derselben Schicht (Dicke 0,5–
tig nach § 7 IfSG. 10 mm)
CS: Abk. für engl. complete stroke → Schlagan- – im Rechner Verarbeitung zu einem Bild
fall (Schnittbild, 3D-Bild) mit Darstellung der
CSC: Abk. für engl. cardiac stem cells → Verteilung der (auf Wasser bezogenen)
Stammzelltherapie, kardiale Schwächungswerte (Dichtewerte; in Houns-
CSE: Abk. für engl. combined spinal and epidu- field-Einheiten, Abk. HE, bzw. Hounsfield
ral anesthesia → Leitungsanästhesie Units, Abk. HU; als Grautonskala jedem Bild
CS-Katheter: Abk. für Coronary-Sinus-Kathe- beigeordnet) in der durchstrahlten Körper-
ter → Resynchronisationstherapie, kardiale schicht
Crutchfield-Klammer: In der Tabula externa CS-Katheter: Abk. für Coronary-Sinus-Kathe- – Hounsfield-Werte bestimmter Stoffe bzw.
der Schädelkalotte verankerte Extensionsklammer. ter → Untersuchung, elektrophysiologische Gewebe: 1. Wasser: 0 HE 2. Luft ⴚ1000 HE
CT: Abk. für Clotting Time → Rotationsthrom- 3. Fett: ⴚ100 HE 4. koaguliertes Blut: 20–
belastografie 30 HE 5. kalzifizierter Knochen: bis 1500 HE
Cruveilhier-Baumgarten-Krankheit f: engl. CT f: syn. Computertomografie. Röntgendiag- – durch Auswahl bestimmter Anteile des ge-
Cruveilhier-Baumgarten disease. Sehr seltene kon- nostisches, computergestütztes bildgebendes samten HE-Bereichs für die Bilddarstellung
genitale Anomalie unbekannter Ätiologie mit Verfahren (Schnittbildverfahren*) zum Nach- (Fensterung) Optimierung von Kontrast und
klinisch portaler Hypertension und persistie- weis umschriebener und diffuser morphologi- Helligkeit zur Beurteilung einzelner Gewe-
render offener Vena umbilicalis, Hypoplasie der scher Veränderungen (z. B. Fraktur, Tumor, bearten, z. B. Knochenfenster (siehe Schädel-
intrahepatischen Pfortaderverzweigungen und Abszess, Gefäßveränderungen, interstitielle fraktur*, Abb. 2 dort), Lungen- oder Weich-
Leberatrophie bei minimalen oder fehlenden Lungenkrankheiten). Vorteil der Computerto- teilfenster
histologischen Zirrhosezeichen. Differenzialdi- mografie gegenüber dem konventionellen – im Vergleich zur konventionellen Röntgendi-
agnostisch auszuschließen ist das Cruveilhier*- Röntgen ist die Möglichkeit einer überlage- agnostik* wesentlich höhere Kontrast-, je-
CTA 366

CTG:
Beurteilung nach FIGO-Kriterien.
Parameter normal suspekt pathologisch
Basalfrequenz (Herz- 110–150 100–109 < 100
C schläge pro Minute) oder
151–170
oder
> 170 (sinusoidal[3])
Bandbreite der Oszilla- ≥5 < 5 (≥ 40 min anhaltend) < 5 (≥ 90 min anhaltend)
tionen (Herzschläge oder
pro Minute) > 25
Dezeleration keine[1] frühe, variable Dezelera- atypische variable Dezelera-
CT Abb. 2: Perfusionsverzögerung im Stromgebiet tionen; einzelne verlängerte tionen, späte Dezelerationen,
der rechten A. cerebri media bei ischämischem Dezelerationen bis 3 min einzelne verlängerte
Schlaganfall; Time-to-Peak-Parameterbild einer Dezelerationen bis 3 min
zerebralen Perfusions-CT. [2] Akzeleration vorhanden, vorhanden, periodisch Fehlen über > 40 min
sporadisch[2] (mit jeder Wehe)
normaler CTG-Befund: alle 4 Parameter normal; suspekter CTG-Befund: ein suspekter Parameter, die an-
doch geringere Struktur- und Formauflö- deren normal; pathologischer CTG-Befund: ≥ 2 suspekte oder mindestens ein pathologischer Parameter;
sung [1]
Dezelerationsamplitude der fetalen Herzfrequenz ≥ 15/min über ≥ 10 Sek.;
– Quantifizierung der Strahlenexposition* [2]
Akzelerationsamplitude der fetalen Herzfrequenz ≥ 15/min über ≥ 15 Sek.;
durch Dosislängenprodukt* und Computed [3]
sinusoidale fetale Herzfrequenz ≥ 10/min über ≥ 20 min
Tomography Dose Index (CTDI)
– Anwendung auch als Low*-dose-CT
– Anwendung ggf. in Ergänzung zu Ultra- tel beurteilbar: z. B. Lungenstruktur, Harn- CTA: Abk. für → CT-Angiografie
schalldiagnostik, Szintigrafie, konventionel- konkremente 3. (bessere) Beurteilbarkeit CT-Angiografie f: engl. CT angiography; syn.
ler Röntgendiagnostik und MRT. durch Kontrastmittel: Raumforderung (z. B. CT-Angiographie; Abk. Angio-CT. Verfahren
Formen: Einteilung nach Datenakquisition: räumliche Ausdehnung, Vaskularisation, Dif- zur Beurteilung von Blutgefäßen im Spiral*-CT
– Einzelschicht-CT (syn. sequentielles CT): ferenzierung von Zyste und Tumor) sowie unter Einsatz von Kontrastmittel. Dieses Ver-
1. Röhrenrotation und Tischvorschub dis- vaskuläre Veränderungen (z. B. Aneurysma, fahren ermöglicht die Verwendung geringerer
kontinuierlich 2. pro Röhrenrotation Unter- Dissektion) Mengen an Kontrastmittel. Die Injektionsge-
suchung einer einzelnen Schicht, Patient – High Resolution Computerized Tomo- schwindigkeit sowie die Zeit zwischen Kont-
wird für Untersuchung der nächsten Schicht graphy (HRCT; syn. Dünnschicht-CT): CT rastmittelgabe und Datenakquisition können
verschoben und eingestellt in sehr dünnen Schichten mit hoher Ortsauf- der Fragestellung angepasst und optimiert wer-
– Spiral*-CT. lösung; Indikationen: 1. pulmonale HRCT, den. Weiterhin ist eine 3D*-Rekonstruktion der
Einteilung nach Lokalisation bzw. Indikation: u. a. DD von Erkrankungen des Lungenge- Gefäße möglich.
– Kraniale CT (CCT): 1. in weiten Bereichen rüsts, z. B. Lungenfibrose*, Alveolitis* (Abb. CT-Enteroklyø sma: Abk. für computertomo-
von der kranialen MRT abgelöst 2. Ausnah- dort), interstitielle Pneumonie oder Pneumo- grafisches Enteroklysma → CT
men (Indikation für CCT): frische Subarach- koniosen* 2. Darstellung kleiner Knochen, CTG n: syn. Kardiotokografie. Simultane appa-
noidalblutung* oder Subduralhämatom* z. B. Felsenbein (Schädelbasisfraktur*) oder rative Aufzeichnung von kindlichen Herztönen
(nicht älter als 10 h) 3. Primärdiagnostik von Handwurzelknochen und der Wehentätigkeit. Ein CTG wird in der
Schlaganfall* und Schädelhirntrauma*, Schä- – Kardio-CT bzw. CT-Koronarangiografie: Regel über die Bauchdecken der Mutter durch
delbasisfraktur* (Abb. 1 dort) 4. Schädelbasis- 1. nichtinvasive CT des Herzens und/oder der spezielle Aufnehmer (Transducer) abgenommen
tumor mit knöchernem Defekt Koronararterien (CT*-Angiografie) mit Mehr- und dann grafisch auf einem Papierstreifen dar-
– Wirbelsäulen-CT: 1. u. a. zur Beurteilung zeilen-CT (> 16 Zeilen, besser ≥ 64 Zeilen) gestellt. Das Kardiotokogramm ist ein wichtiges
von Frakturen oder Luxationen sowie der oder Dual*-Source-CT 2. Indikation: Aus- Instrument zur Beurteilung des fetalen Wohl-
knöchernen Stabilität z. B. bei Tumoren oder schluss von Koronararterienanomalie oder befindens. Siehe Tab.
osteodestruktiven Entzündungen 2. alterna- ggf. signifikanter Koronarstenose* CT-Kolonografie: Abk. für computertomogra-
tiv zur MRT (1. Wahl), z. B. bei MRT-Kontra- – CT-Kolonografie und CT-Enteroklysma fische Kolonografie → CT
indikation 3. Bandscheibendiagnostik (Band- (syn. CT-Sellink): Formen der virtuellen En- CT-Koronarangiografie → CT
scheibenvorfall*) 4. Myelo-CT (Kurzbezeich- doskopie * mit Untersuchung des Dick- oder CTP n: syn. Cytidintriphosphat. Cytidinphos-
nung für CT-Myelografie): Wirbelsäulen-CT Dünndarms phat mit 3 Phosphatgruppen. Das Ribonukleo-
nach intrathekaler Kontrastmittelinjektion – dynamische CT: mehrfache CT-Untersu- tid leitet sich von Cytosin ab. CTP ist Bestand-
zur Beurteilung von Stenosen bzw. Raumfor- chung einzelner Schichten oder Körperregio- teil von Coenzymen der Biosynthese, von Phos-
derungen des Spinalkanals nen innerhalb eines definierten Zeitraumes pholipiden und tRNA.
– Ganzkörper-CT: 1. fester Bestandteil der zur Gewinnung einer Aussage über dynami- CtW: Abk. für chemo-therm. Desinfektions-
Röntgendiagnostik im Thorakal- und Abdo- sche Prozesse, z. B.: 1. dynamische CCT zur waschverfahren → Desinfektion
minalbereich, besonders bei Suche und Ver- Beurteilung der Hirnperfusion (siehe Abb. 2) Cu → Kupfer
laufsbeurteilung von Tumoren bzw. Metasta- 2. dynamische CT zur Differenzialdiagnose Cuø bitus m: engl. elbow; syn. Ellenbogen. Ellen-
sen und bei Polytrauma 2. ohne Kontrastmit- von Tumoren anhand der Tumorperfusion. bogen; gelenkige Verbindung von Oberarm und
367 Cumarin-Embryopathie

Unterarm bestehend aus dem Ellenbogenge- des Weanings* vor geplanter Extubation zur nungsfaktoren II, VII, IX, X sowie von Protein C
lenk* und der Fossa* cubitalis. Prädikation eines Postextubations-Stridors*. und S hemmen. Der resultierende Mangel an
Cuø bitus vaø lgus m: Radialabweichung des Un- Die Risikoeinschätzung erfolgt durch Ermitt- Gerinnungsfaktoren führt zu einer Verlangsa-
terarms gegenüber dem Oberarm, die bei Supi- lung der rechnerischen Differenz zwischen Ti- mung der Blutgerinnung*, die sich über den
nation des Unterarmes auftritt. dalvolumen bei geblocktem und ungeblocktem INR- und Quick-Wert quantifizieren lässt. Die
Vorkommen: Cuff. Wirkung der Cumarinderivate setzt erst nach
– Physiologisch bei Frauen: in geringerem Culdoskopie f: engl. culdoscopy; syn. Douglas- 36–48 h ein, bis die vorhandenen Faktoren des C
Grad und mit gleichzeitiger Überstreckbar- skopie. Endoskopie* der Organe im Bereich des Prothrombinkomplexes aufgebraucht sind. In
keit Douglas*-Raums von vaginal*. Aufgrund der der Zwischenzeit kommt es aufgrund eines Pro-
– als posttraumatische Wachstumsstörung schwierigen Lagerung und schlechten Übersicht tein-C- und Protein-S-Mangels zur Hyperkoa-
oder Verletzungsfolge: Olekranonfraktur*, wurde dieses Verfahren weitgehend durch die gulabilität*. Cumarinderivate werden enteral
suprakondyläre Humerusfraktur* Laparoskopie* ersetzt. Angewandt wird die fast vollständig resorbiert und erreichen eine
– bei Achsenfehlstellung. Culdoskopie noch als transvaginale Hydrolapa- Plasmaproteinbindung von ca. 99 %. Sie werden
Cuø bitus varus m: engl. gun stock deformity. roskopie* im Rahmen der Fertilitätsdiagnostik. hepatisch metabolisiert, zu 70 % renal ausge-
Posttraumatisch verstärkte Ulnarabweichung Cuø lex m: Stechmückengattung (siehe Mü- schieden als Glucuronide und zu 30 % biliär un-
des Unterarms gegenüber dem Oberarm. cken*). Culex molestus wird als sog. Hausmücke ter Passage des enterohepatischen Kreislaufs.
Cuff: syn. Tubusmanschette. Aufblasbare Man- lästig, die v. a. nachts sticht. Die wichtigste Art Nach Absetzen ist wegen der unterschiedlichen
schette am distalen Ende eines blockbaren Tu- in warmen Ländern ist Culex quinquefasciatus Eliminationsgeschwindigkeit erst nach 3–10 d
bus* (z. B. Endotrachealtubus* oder Trachealka- als Überträger von Wuchereria bancrofti, Rift- eine Normalisierung der Gerinnung zu erwar-
nüle*). Zur Aspirationsprophylaxe dichtet der Tal-Fieber-Virus und verschiedenen Enzephali- ten. Therapiebegleitend ist die Thromboplas-
Cuff den Raum ab zwischen Tubus und Trache- tis-Viren. tinzeit zu kontrollieren. Angestrebt wird meist
alwand (bzw. Bronchialwand bei bronchialem Hintergrund: ein Ziel-INR von 2–3, bei alloprothetischen
Cuff des Doppellumentubus* oder Endobron- – Überwinterung in Kellern künstlichen Herzklappen von 2–3,5. Zur zu-
chialtubus*). Nach der Intubation* wird der – Larvenentwicklung z. B. in Gartenteichen sätzlichen Sicherheit führen die Patienten regel-
Cuff mit Luft gefüllt (geblockt). und Regentonnen. mäßig Selbstkontrollen durch und tragen einen
Komplikationen: Cuffs verursachen tracheale Culicidae → Mücken Antikoagulanzien-Ausweis mit sich.
oder bronchiale Schleimhautschäden. Präventiv Cullen-Phänomen n: engl. Cullen’s phenom- Wirkstoffe: Siehe Tab.
werden sie nur mit dem minimal erforderlichen enon. Periumbilikale und netzförmige Zyanose Indikationen:
Volumen gefüllt und manometrisch kontrol- der übrigen Bauchhaut als Spätsymptom einer – Prophylaxe und (Langzeit-)Therapie venöser
liert. Blutung in die Bauchhöhle, z. B. bei rupturier- und arterieller Thrombosen und Embolien
Cuff-and-Collar-Verband m: engl. cuff and col- ten blutenden Ovarialzysten oder ektoper bei Vorhofflimmern, Kardiomyopathie,
lar bandage; syn. Blount-Schlinge. Konservative Schwangerschaft. Seltener tritt das Cullen-Phä- Herzklappenersatz
Methode zur Ruhigstellung einer reponierten nomen bei akuter Pankreasnekrose* auf. – Rezidivprophylaxe bei Herzinfarkt.
stabilen suprakondylären Humerusfraktur* Cumarinderivate n: engl. coumarin derivate. Anwendung und Dosierung: Einmal täglich
durch maximale spitzwinklige Flexion im El- Orale Antikoagulanzien zur langfristigen Pro- oral, wobei die erforderliche Dosis sich nach
lenbogengelenk und Fixation des Arms in Höhe phylaxe und Therapie thromboembolischer Er- dem Ziel-INR richtet.
des Handgelenks an einer Halsschlinge. Der krankungen. Cumarinderivate unterbinden als Nebenwirkungen:
Cuff-and-Collar-Verband wird v. a. im Kindesal- Vitamin-K-Antagonisten die γ-Carboxylierung – Blutung
ter angewandt. Siehe Abb. der Gerinnungsfaktoren II, VII, IX, X sowie von – gastrointestinale Störung
Protein C und S. Nachteilig sind ihr hohes – Haarausfall
Wechselwirkungspotenzial und die lange HWZ. – Cumarinnekrose
Antidot ist Vitamin K. – Leberparenchymschäden
Wirkung: Cumarinderivate leiten sich vom 4- – Urtikaria.
Hydroxycumarin ab. Sie unterbrechen den Vita- Cumarin-Embryopathie → Warfarin-Embryo-
min-K-Zyklus, indem sie Vitamin-K-abhängig pathie
die hepatische !-Carboxylierung der Gerin-

Cumarinderivate
Phenprocoumon Warfarin
Halbwertszeit 130–150 h 37–50 h
Bioverfügbarkeit 79–100 %
Applikation oral oral
Cuff-and-Collar-Verband
Indikation Thrombosen Thrombosen
Thrombosegefahr Thrombosegefahr
Lungenembolie Lungenembolie
Cuff-Leak-Test m: engl. cuff-leak test. Verfah-
Herzinfarkt Herzinfarkt
ren zur Messung der Luftleckage nach Ent-
Besonderheit Bis zum Wirkungseintritt vergehen 2–3 Aufgrund der etwas kürzeren HWZ
blockung des Endotrachealtubus-Cuffs. Indika- Tage besser steuerbar
tion für den Cuff-Leak-Test besteht im Rahmen
Cumulus oophorus 368

Cuø mulus ooø phorus m: engl. proligerous disc; Cushing-Schwelle f: engl. Cushing threshold – Dexamethason-Hemmtest als Kurzzeit-
syn. Cumulus oviger. Anhäufung von Granulo- dose. Interindividuell stark variierende Grenz- (Screening) oder Langzeittest (Bestätigung
sazellen* des Ovars*. Die umschließen die Eizel- dosis für Glukokortikoide* (ca. 7 mg Predniso- und Differenzierung zwischen hypophysär-
le* im Stadium des Tertiärfollikels und des lon-Äquivalent pro Tag), ab der bei lang dauern- hypothalamischer oder adrenaler bzw. para-
Graaf*-Follikels radiär. Die Granulosazellen* der systemischer Anwendung klinische Zeichen neoplastischer Ursache)
synthetisieren eine hyaluronsäurereiche Flüs- des Hyperkortisolismus (Cushing*-Syndrom) – Funktionstests wie Metyrapontest, Lysin-Va-
C sigkeit, die den Tertiärfollikel ausfüllt und sind ausgelöst werden. sopressintest, ACTH*-Stimulationstest,
somit an der Follikelreifung* beteiligt. Cushing-Syndrom n: engl. Cushing’s disease. CRH*-Test und ACTH-RIA
Cunniliøngus m: Genitaler Sexualkontakt* mit Durch erhöhte Konzentration von Kortisol* – Tumorsuche mit CT*, Röntgen-Thorax-Auf-
einer Stimulation der Vulva mit dem Mund. bzw. synthetischem Glukokortikoid* im Plasma nahme, Octreotid-Szintigrafie* und Tumor-
Cuprum → Kupfer gekennzeichnetes Krankheitsbild. Man unter- markern (neuronenspezifische Enolase und
CUP-Syndrom n: engl. cancer of unknown prima- scheidet das weitaus häufiger auftretende exo- Chromogranin A)
ry; syn. Cancer of Unknown Primary [Tumorpa- gene (infolge einer Glukokortikoid*-Überdosie- – bei kleinen Hypophysenvorderlappen-Ade-
thologie]. Vorhandensein von Metastasen* ohne rung bei Langzeittherapie) vom endogenen Cu- nomen Angiografie* des Sinus petrosus infe-
Nachweis eines Primärtumors, v. a. als Hals- shing-Syndrom. Unter dem sog. Morbus Cu- rior (mit ggf. seitengetrennter ACTH-Bestim-
lymphknotenmetastasen eines Plattenepithel- shing versteht man ein endogen bedingtes Cu- mung).
karzinoms* und Knochenmetastasen eines Ade- shing-Syndrom aufgrund eines ACTH-produ- Therapie:
nokarzinoms*. Behandelt wird in der Regel mit zierenden Tumors des Hypophysenvorderlap- – Beim exogenen Cushing-Syndrom Überprü-
Systemtherapie (Radiotherapie, Chemothera- pens. Exogen: fung und Reduktion der zur Behandlung der
pie), bei Halslymphknotenmetastasen auch – Iatrogenes Cushing-Syndrom bei zu hoher Grunderkrankung zugeführten Glukokorti-
neck* dissection. Dosierung von Glukokortikoiden oder ACTH koid*- bzw. ACTH-Dosis
Diagnostik: Die Diagnose kann erst gestellt wer- (z. B. Tetracosactid) – endogenes Cushing-Syndrom: 1. chirurgi-
den, wenn durch entsprechende Untersuchun- – häufigste Form. sche Entfernung des Primärherds 2. ggf. Mi-
gen (bei Halslymphknotenmetastasen z. B. Pan- Endogen: totan 3. bei Hypophysenvorderlappen-Tu-
endoskopie* mit Tonsillektomie, Zungen- – Hypophysär-hypothalamisch mit bilateraler mor und Inoperabilität Strahlentherapie*, bi-
grund- und Nasopharynxbiopsie, PET) kein Pri- Hyperplasie* der Nebennierenrinde (NNR): laterale Adrenalektomie* oder pharmakologi-
märtumor festgestellt wurde. 1. ca. 2/3 aller endogen bedingten Cushing- sche Suppression der Kortisolsynthese (indi-
Cuø pula pleurae → Pleurakuppel Syndrome 2. bei Frauen 4- bis 5-mal häufiger vidueller Heilversuch* mit Metyrapon oder
curabilis: Heilbar. als bei Männern 3. meist 30.–50. Lj. 4. Ursa- Ketoconazol p. o.) unter gleichzeitiger Hyd-
CURB-65: engl. confusion, urea, respiratory rate, chen: I. Störung der Regulation des Hypo- rocortison-Substitution 4. Pasireotid*.
blood pressure, age >65 years. Aus 5 klinischen thalamus-Hypophysen-Systems mit Erhö- Prognose: Abhängig von der Ursache:
Parametern gebildeter, mit dem Mortalitätsrisi- hung der ACTH-Sekretion II. ACTH-produ- – Exogenes bzw. iatrogenes Cushing-Syndrom
ko bei ambulant erworbener Pneumonie* korre- zierender Tumor des HVL, sog. Morbus Cu- mit guter Prognose nach Reduktion der zu-
lierender Score. Erfasst werden Verwirrung, shing geführten Glukokortikoid*- bzw. ACTH-Do-
Harnstoff (> 7 mmol/l), Atemfrequenz (> 30/ – adrenal durch ein primäres NNR-Adenom sis
min), Blutdruck (systolisch < 90 mmHg oder oder -Karzinom (sog. autonome Tumoren der – endogenes Cushing-Syndrom verläuft unbe-
diastolisch < 60 mmHg) und das Alter (> 65 Lj.). NNR) handelt möglicherweise tödlich innerhalb
Erläuterung: Erhebung folgender Parameter – paraneoplastisch durch ACTH- und CRH-bil- von Monaten bis wenigen Jahren.
und Vergabe von je 1 Punkt pro festgestelltem denden Tumor (z. B. kleinzelliges Lungen- Cuø tis → Haut
Kriterium: karzinom; siehe auch paraneoplastisches Cuø tis hyperelaø stica f: engl. hyperelastic skin.
– Confussion (Verwirrtheit, Bewusstseinsein- Syndrom*). Angeborene, abnorme Dehnbarkeit der Haut.
trübung) Klinik: Sie entsteht durch die Verminderung der kolla-
– urea (Harnstoff-Stickstoff bzw. BUN) – Facies* lunata (Vollmondgesicht) genen Fasern. Typisches Beispiel ist das Ehlers*-
> 7 mmol/l – Stammfettsucht Danlos-Syndrom.
– respiratory rate (Atemfrequenz) > 30/min – nuchales Fettpolster (sog. Büffelhöcker) Cuø tis laø xa f: engl. lax skin; syn. generalisierte
– blood pressure (Blutdruck) systolisch – Hirsutismus* Elastolyse. Zumeist erbliche oder erworbene Er-
< 90 mmHg oder diastolisch < 60 mmHg – arterielle Hypertonie* (in 90 %) krankung unterschiedlichen Schweregrads und
– 65: Patientenalter ≥ 65 Jahre. – Lympho- und Eosinopenie unterschiedlicher Prognose mit abnormer Fal-
Curcuma longa → Gelbwurz – blaurote Striae (häufig außerhalb der typi- tenbildung der Haut durch Verminderung und
Curschmann-Steinert-Batten-Syndrom → schen Hautdehnungsstellen) strukturelle Veränderung der elastischen Fasern
Dystrophie, myotonische – Osteoporose* in der Dermis. Die Klinik liefert Hinweise auf
Curtius-Syndrom n: engl. Curtius’ syndrome. – Muskelschwäche die Diagnose, die durch umfangreiche Untersu-
Erkrankung unklarer Ätiologie, evtl. infolge di- – herabgesetzte Glukosetoleranz chungen inklusive Molekulargenetik gesichert
enzephal-hypophysärer Regulationsstörungen. – bei Kindern Wachstumshemmung wird. Eine Kausaltherapie fehlt.
Klinische Symptome sind Vasolabilität (peri- – bei Frauen häufig Amenorrhö* Cuø tis marmorata f: engl. marble skin; syn. Live-
phere Durchblutungsstörungen, Kreislaufregu- – bei Männern Erektionsstörung*. do reticularis. Regelmäßiges Netzwerk blauro-
lationsstörungen mit Kollapsneigung), Ovarial- Diagnostik: ter Streifen der Haut. Die Cutis marmorata ent-
insuffizienz* (Menstruationsstörungen) und ha- – Kortisol (endogenes Cushing-Syndrom) in steht durch eine spastische Dysregulation der
bituelle Obstipation. Plasma und Harn erhöht Endstrombahn bei Abkühlung besonders an
– ACTH je nach Ursache erhöht oder erniedrigt den Extremitäten. Sie ist zumeist ein physiolo-
369 Cyclopyrrolone

gisches Phänomen und tritt zusammen auf mit Cyberstalking n: Stalking* mithilfe von Infor- Inhibitoren bei langfristiger Einnahme ein sig-
einer Akrozyanose* v. a. bei jungen Frauen. mationstechniken, vor allem des Internets. Es nifikant erhöhtes kardiovaskuläres Risiko, ins-
Cuø tis marmorata pigmentosa → Hitzemela- kann sich dabei u. a. um Überwachung, Belästi- besondere für Herzinfarkt und Schlaganfall,
nose gung, Bedrohung, Identitätsdiebstahl sowie Da- auf. Einzelnen Cyclooxygenase-2-Inhibitoren
Cuø tis marmorata teleangiectatica congeø nita tenvernichtung und -manipulation handeln. lässt sich eine Wirkung als Gamma-Sekretase-
f: engl. congenital telangiectatic mottled skin; syn. Cyclamate n pl: engl. cyclamates. Natrium- und Modulator nachweisen. Aktuelle Studien zur
van-Lohuizen-Syndrom; Abk. CMTC. Kongeni- Kalziumsalze der N-Cyclohexylsulfaminsäure. Anwendung von Cyclooxygenase-2-Inhibitoren C
tale, netzförmige, durch Teleangiektasien* und Es handelt sich um hitzebeständige, kalorien- in der Alzheimer-Therapie belegen positive Ef-
Phlebektasien* hervorgerufene Hautzeichnung freie synthetische Süßstoffe* mit 35- bis 70-fach fekte, liefern aber noch keinen Wirksamkeits-
unklarer Ätiologie, die unilateral, isoliert (seg- stärkerer Süßkraft als Saccharose. Der Großteil nachweis, z. B. Flurbiprofen. Darüber hinaus
mental oder Blaschko*-Linien folgend) oder sel- der Cyclamate wird unverändert renal elimi- existieren Hinweise auf einen antipsychoti-
ten generalisiert ohne Geschlechtsbevorzugung niert, z. T. erfolgt ein bakterieller Metabolismus schen Effekt bei Schizophrenie. Auch hier liegt
auftritt. Diagnostiziert wird anhand der Klinik im Darm. bislang noch kein Wirksamkeitsnachweis vor.
und histologisch. Eine Kausaltherapie fehlt. Bei Cyclooxygenase f: syn. Prostaglandinendoper- Wirkstoffe: Siehe Tab.
der Hälfte der Betroffenen bilden sich die Ver- oxid-Synthase; Abk. COX. Zu den Oxygenasen* Nebenwirkungen:
änderungen spontan zurück. (Dioxygenase und Peroxidase) gehörendes – Ödeme
Cuø tis rhomboidalis nuchae → Elastose, akti- Schlüsselenzym der Biosynthese von Prosta- – Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie
nische glandin*, Prostazyklin*, Thromboxan* u. a. Ei- Herzinfarkt und Schlaganfall
Cut-off-Score m: engl. cut off score; syn. Cut- kosanoiden* aus Arachidonsäure* im endoplas- – Asthma bronchiale
off-Wert. Toleranzgrenze oder Trennwert, ab matischen Retikulum. Das Abschalten der Pros- – geringes Risiko für gastrointestinale Ulzera
dem ein Testergebnis als positiv oder negativ zu taglandinsynthese erfolgt durch selbstkataly- – geringer Einfluss auf die Hämatopoese
bewerten ist. Ein Cut-off-Score teilt Datenmen- sierte Zerstörung der COX (Suizidenzym). – Depression und Suizidgedanken.
gen in 2 unterschiedliche Gruppen. Überschrei- Cyclooxygenase-2-Inhibitoren m pl: engl. cyc- Kontraindikationen:
tet beispielsweise eine Person in einem Testver- looxygenase-2 inhibitors; syn. Coxibe; Abk. COX- – Absolute Kontraindikationen: 1. Überemp-
fahren den Cut-off-Score, besteht V. a. eine be- 2-Inhibitoren. Gruppe nichtsteroidaler Anti- findlichkeit gegenüber NSAR 2. aktive gastro-
stimmte Diagnose (Hamilton-Depressionsskala phlogistika* mit selektiver Wirkung auf die intestinale Ulzerationen und Blutungen
> X: V. a. depressive Störung). Cyclooxygenase 2. Coxibe gelten als magen- 3. Herzinsuffizienz* (NYHA-Klassifikation II–
CVCI: Abk. für engl. cannot ventilate and can- und nierenschonend, jedoch mit erhöhtem Risi- IV) 4. schwere Leber- und Niereninsuffizienz
not intubate → Atemwege, schwierige ko für kardiovaskuläre Ereignisse. Sie dienen 5. pAVK* 6. zerebrovaskuläre Erkrankungen
CVCI: Abk. für engl. cannot ventilate and can- v. a. der oralen Therapie von Arthrose und rheu- – relative Kontraindikationen: 1. gastrointesti-
not intubate → Atemwegsmanagement matoider Arthritis sowie Dysmenorrhö. Beispie- nale Ulzera in der Anamnese 2. Diabetes, Hy-
CVI: Abk. für → Insuffizienz, chronisch-venöse le sind Etoricoxib*, Celecoxib und Parecoxib. pertonie, Hyperlipidämie, Raucher und an-
CVI: Abk. für chronische viszerale Ischämie → Wirkung: Cyclooxygenase-2-Inhibitoren wirken dere Risiken für kardiovaskuläre Ereignisse.
Mesenterialgefäßverschluss analgetisch und antiphlogistisch. Im Gegensatz Cyclophosphamid n: engl. cyclophosphamide.
CVS: Abk. für engl. chorion villus sampling → zu anderen Analgetika aus der Gruppe der Zytostatikum (Alkylans, Stickstofflost-Analo-
Chorionbiopsie NSAR hemmen sie selektiv das Cyclooxygenase- gon), das zu Vernetzungen der DNA-Stränge
CVVH: Abk. für continuous veno-venous hemo- Isoenzym Cyclooxygenase 2, das vermehrt im bzw. DNA-Proteinvernetzungen und zu Strang-
filtration → Hämofiltration entzündeten und verletzten Gewebe entsteht brüchen führt. Cyclophosphamid wird zur Be-
CW: Abk. für engl. continuous wave → Dopp- und für die Bildung entzündungsfördernder handlung verschiedener Krebserkrankungen
ler-Sonografie Prostaglandine und Leukotriene aus Arachidon- und schwerer Autoimmunkrankheiten sowie
CXCR4-Rezeptor → CCR5-Rezeptor säure verantwortlich ist. Das am Nieren- und vor allogenen Knochenmarkstransplantationen
Cyanhämiglobinmethode → Hämoglobin Magenschleimhautschutz beteiligte, konstitu- eingesetzt. Häufige Nebenwirkungen sind Mye-
Cyankalium n: engl. potassium cyanide; syn. Zy- tiv gebildete Isoenzym Cyclooxygenase 1 beein- losuppression, Immunsuppression und Organ-
ankali. KCN, Kaliumsalz der Blausäure, das mit trächtigen sie hingegen kaum, weshalb sie als toxizität.
Säuren (auch Magensäure) Blausäure freisetzt magen- und nierenschonend gelten. Verglichen Cyclopyrrolone n pl: engl. cyclopyrrolones; syn.
und dadurch stark giftig wirkt. Als eines der mit anderen NSAR weisen Cyclooxygenase-2- Zyklopyrrolone. Klasse von Schlafmitteln, die
stärksten Gifte kann es zum Tod durch innere
Erstickung führen. Behandelt wird medika-
mentös und mit künstlicher Beatmung.
Cyber Knife: Hochpräzisionsbestrahlungsge- Cyclooxygenase-2-Inhibitoren:
rät, das aus einem auf einen Roboterarm mon- Beispiele.
tierten Linearbeschleuniger und einem compu- Etoricoxib Celecoxib Parecoxib
tergesteuerten Bildortungssystem besteht. Es
ermöglicht einen flexiblen Einstrahlwinkel HWZ 22 h 8–12 h 22 min
durch schwenkbaren Roboterarm und compu- Bioverfügbarkeit 100 % 70 %
tergesteuerten Ausgleich von Patientenbewe- Indikation Arthrose, rheumatoide Ar- Arthrose, rheumatoide Ar- Kurzzeittherapie des post-
thritis, akuter Gichtanfall thritis operativen Schmerzes
gungen durch permanente Ortung des Zielvolu-
Applikation oral oral parenteral
mens. Anwendungsgebiete sind Radiochirur-
Besonderheiten NSAR mit der höchsten Sulfonamidderivat Prodrug von Valdecoxib
gie* und stereotaktische Strahlentherapie*. kardiovaskulären Toxizität Sulfonamidderivat
Cyclosporiasis 370

strukturell weder mit Benzodiazepinen noch felstoffwechsel. In Proteinen ist die Thiolgrup- – Brand-Meyer-Test
mit Barbituraten verwandt sind. Wie bei Benzo- pe des CysteinsdSH und die Disulfidbindung – Harnuntersuchung: vermehrte Ausschei-
diazepinen wird die GABA-Hemmwirkung am dSdSd durch Oxidation zu Cystin wichtig für dung von Cystin (> 400 mg/d), Lysin, Arginin
GABA-Rezeptor-Komplex im ZNS mit sedieren- die Proteinstruktur. Es wird als Bestandteil von und Ornithin, Nachweis hexagonaler Cystin-
der Wirkung verstärkt. Ein Vertreter der Cyclo- Infusionslösungen und zur Prophylaxe von kristalle und dibasischer Aminosäuren, ggf.
pyrrolone ist beispielsweise der Wirkstoff Zopi- Strahlenschäden eingesetzt. Diaminurie*.
C clon*. Cysteine-rich Proteine with EGF-like Domain Therapie: Steinmetaphylaxe* durch Alkalisie-
Cyclosporiasis f: syn. Cyclospora-cayetanensis- codierendes Gen n: Abk. CRELD. Gen, das für rung und Verdünnung des Harns, Cystinurin-
Infektion. Länger bestehende Durchfallerkran- ein Protein mit Cystein-reichem Bereich codiert, konzentration sollte unter 200 mg/g Kreatinin
kung, verursacht durch Cyclospora cayetanen- der dem EGF ähnelt. Das Protein spielt mögli- gesenkt werden:
sis. Fäkal-orale Übertragung kommt in Ameri- cherweise eine Rolle in der Zelladhäsion. Muta- – Flüssigkeitszufuhr
ka, Afrika, Südostasien und Europa vor. Die Di- tionen des CRELD verursachen einen atriovent- – Gabe von Kaliumcitrat
agnose erfolgt durch mikroskopischen Nach- rikulären Septumdefekt (AVSD). – methionin- und cystinarme Diät
weis des Parasiten oder PCR im Stuhl, die Be- Cysticercus → Zystizerkus – Pharmakotherapie mit Mercaptopropionyl-
handlung mit Co-Trimoxazol. Cysticeø rcus boø vis m: Finne von Taenia* sagi- glycin und Captopril als Lösungsvermittler.
Cyclosporin → Ciclosporin nata. Cystitis → Zystitis
Cymbopogon citratus → Lemongras Cysticeø rcus cellulosae m: Finne von Taenia* Cystitis gravidarum f: engl. cystitis of pregnan-
CyXnips tinctoria → Gallen [Phytotherapie] solium. cy. Infektion der Harnblase in der Schwanger-
CYP: Abk. für → Cytochrom-P-450-Isoenzyme Cystin-Stein m: syn. Zystin-Stein. Harnstein, schaft. Eine Entzündung der Harnblase sollte
CyXriax-Kapselmuster → Kapselmuster aus der Aminosäure Cystin bestehend. Ursache in der Schwangerschaft auch bei geringer Be-
Cys: Abk. für → Cystein für die Steinbildung ist die schlechte Löslichkeit schwerdesymptomatik therapiert werden, da
Cystathionin n: engl. cystathionine; syn. L-Cys- von Cystin im sauren Urin. Der Cystinstein ist die Gefahr einer aufsteigenden Infektion der
tathionin. Zwischenprodukt in der Biosynthese selten (bis zu 3 % der Harnkonkremente). Be- Harnwege deutlich größer ist.
von Cystein* und beim Abbau von Methionin*. handelt wird häufig operativ. Cystocele → Zystozele
Cystathionin kommt besonders in der weißen Prozedere: Cystosarcoma phylloides n pl: engl. phylloid
Hirnsubstanz vor; seine Funktion ist unbe- – Die Diagnose des Cystinsteins wird durch die sarcoma; syn. phylloide Tumoren. Seltene Son-
kannt. Die Störung der Cystathioninsynthese Steinanalyse gestellt. derform des Mammasarkoms mit strukturell
führt zu Homocystinurie*. – Der Cystinstein ist röntgendicht (Abdomen- und histogenetisch enger Beziehung zum Fib-
Cystathioninurie f: engl. cystathioninuria. Au- übersichtsaufnahme). roadenom*. Es kommt zu keulenförmigen Wu-
tosomal-rezessiv vererbte Störung im Stoff- – Die Steinsanierung erfolgt operativ: 1. extra- cherungen des Tumorstromas. Cystosarcoma
wechsel der schwefelhaltigen Aminosäuren korporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL) phylloides sind zu 27 % maligne, 31 % fraglich
durch einen Mangel an Cystathioninase (Genlo- 2. Uretherorenoskopie 3. Nephrolitholapa- benigne und 42 % benigne. Behandelt wird
cus 1p31.1). Folgen sind gelegentliche psycho- xie. meist mittels einfacher Mastektomie* bzw.
motorische Retardierung und vermehrte Aus- – Die Steinprophylaxe erfolgt durch: 1. diäteti- brusterhaltender Chirurgie.
scheidung von Cystathionin im Urin. Thera- sche Einschränkung der Proteinzufuhr Cytarabin n: engl. cytarabine; syn. Cytosin-Ara-
piert wird mit Pyridoxin. 2. Harnalkalisierung 3. Harndilution. binosid. Zytostatikum aus der Gruppe der Anti-
Formen: Eine sekundäre Cystathioninurie gibt Cystinurie f: engl. cystinuria. Autosomal-rezes- metaboliten* (Pyrimidinanalogon), das als fal-
es auch bei Neu- und Frühgeborenen infolge ei- siv vererbte Stoffwechselerkrankung mit Trans- scher DNA-Baustein die Nukleinsäuresynthese
ner allgemeinen Leberunreife, anderer Leber- portstörung dibasischer Aminosäuren im proxi- hemmt und DNA-Reparaturmechanismen blo-
stoffwechselstörungen (z. B. bei Neuroblastom, malem Nierentubulus und Darmepithel, häufig ckiert. Cytarabin wird bei akuter Leukämie,
Hepatom, Nephroblastom, Galaktosämie) sowie assoziiert mit zerebraler Dysfunktion (z. B. Ata- Non-Hodgkin-Lymphomen und Meningeosis
wegen Pyridoxinmangels. xie, Tremor, Apraxie, kognitive Störung). Be- lymphomatosa eingesetzt. Nebenwirkungen
Cystatin C n: Cystein-Protease-Inhibitor. Cys- troffene leiden unter Nierensteinen, deren Ent- sind Knochenmarksdepression, gastrointestina-
tatin C wird aufgrund seines geringen Moleku- stehung man diätetisch und medikamentös zu le Beschwerden sowie Leber- und Nierenfunkti-
largewichtes primär glomerulär filtriert, wo- verhindern versucht. Häufigkeit: 1 : 7000. Ein- onsstörungen, bei Hochdosistherapie schwere
durch die Serumkonzentration von der glomu- teilung: zentralnervöse, gastrointestinale und pulmona-
lären Filtrationsleistung der Niere abhängt. – Typ A: Mutation des SLC3A1-Gens (Genlocus le Toxizität.
Cystatin ist nicht durch eine Akute-Phase-Reak- 2p21; codiert die schwere Untereinheit des Cytochrome n pl: engl. cytochromes; syn. Zyto-
tion beeinflusst. Es dient insbesondere der Be- renalen Aminosäuretransporters) chrome. Hämoproteine* (Häm als prosthetische
stimmung der glomerulären Filtrationsrate. – Typ B: Mutation des SLC7A9-Gens (Genlocus Gruppe) der inneren Mitochondrienmembran,
Referenzbereiche: Methodenabhängig unter- 19q13.11; codiert die leichte Untereinheit die hintereinandergeschaltet in der Atmungs-
schiedliche Bereiche möglich. Erwachsene: des renalen Aminosäuretransporters) kette* den Elektronentransport vom Ubichinon
– Alter < 50 Jahre: 0,53–0,92 mg/l – Typ AB: Mutation beider Gene (SLC7A9 und zum molekularen Sauerstoff bewerkstelligen.
– Alter > 50 Jahre: 0,58–1,02 mg/l. SLC3A1). Sie fungieren auch als Redoxkatalysatoren bei
Bewertung: Erhöhte Werte deuten auf eine ein- Klinik: Nephrolithiasis* (Cystinsteine; Entste- der Fotosynthese*. Die Elektronenübertragung
geschränkte Nierenfunktion. hung ab Cystinkonzentration > 300 mg/l im erfolgt durch den reversiblen Valenzwechsel des
Cystein n: engl. cysteine; syn. α-Amino-β-mer- Harn) mit Pyelonephritis und Niereninsuffizi- zentralen Eisenatoms von Fe(II) zu Fe(III).
captopropionsäure; Abk. Cys. Schwefelhaltige, enz. Cytochrom-P-450-Isoenzyme n pl: engl. cyto-
proteinogene, glukoplastische Aminosäure*. Diagnostik: chrome P450 isoenzymes; syn. Zytochrom-P-450-
Cystein ist die zentrale Verbindung im Schwe- – Familienanamnese Isoenzyme; Abk. CYP. Konstitutionelle oder in-
371 Cœur en sabot

duzierbare Monooxygenasen. Sie spielen v. a. Cytotoxic T-Lymphocyte-Associated Protein C-Zellen f pl: engl. C-cells. Sog. (wasser-)helle
bei Biotransformationen*, Interaktionen* und 4: syn. CD152; Abk. CTLA-4. Auf aktivierten Zellen, die parafollikulär in der Schilddrüse*
Wechselwirkungen* von Arzneimitteln (u. a. T*-Lymphozyten exprimierter Ligand, der (wie liegen und Kalzitonin* produzieren.
Xenobiotika) eine entscheidende Rolle. Es gibt CD28) über Bindung an CD80 bzw. CD86 anti- Czermak-Spiegelprobe f: engl. Czermak’s spe-
ca. 20 verschiedene Hämoproteine* mit Cyto- genpräsentierender Zellen* eine kostimulatori- culum experiment. Versuch zur Differenzialdiag-
chrom-P-450 (Cytochrome*). sche Wirkung ausübt (im Gegensatz zu CD28 nose der Rhinolalie*. Es besteht ein Hinweis auf
Cytochrom-P450-Oxidoreduktasemangel → inhibitorisch) und auf diese Weise die T-Zell- Rhinolalia aperta, wenn ein unter die Nasenlö- C
Syndrom, adrenogenitales Aktivierung reguliert. CTLA-4 ist ein Rezeptor cher gehaltener Spiegel beim Aussprechen z. B.
Cytosin n: engl. cytosine; syn. Cyt. Pyrimidin- der Immunglobulin*-Superfamilie. von Vokalen beschlägt.
base* und Baustein von Cytidin und Cytidin- Klinische Bedeutung: Zu therapeutischen Zwe- Czermak-Versuch → Karotissinus-Druckver-
phosphaten, somit Bestandteil der Nukleinsäu- cken kann eine pharmakologische Hemmung such
ren DNA und RNA. Derivate von Cytosin wie 5- der Kostimulation durch CTLA-4-Fusionsprote- Czerny-Pfeilernaht → Pfeilernaht
Methylcytosin und 5-Hydroxymethylcytosin ine mit Ig (Abatacept, Belatacept) oder durch Cœur en sabot → Holzschuhherz
sind Bausteine entsprechender Nukleoside* (5- monoklonale Antikörper (Ipilimumab) erzielt
Methylcytidin und 5-Hydroxymethylcytidin). werden.
D D

D: Abk. für → Asparaginsäure von rumpffern (distal) nach rumpfnah (proxi- Desorientierung) und Bewusstseinseinengung*,
D: Abk. für Deuterium u. D-Form → Isomerie mal) angelegten Heftpflasterstreifen zur Be- mit nachfolgender totaler oder partieller Amne-
D → Rhesus-Blutgruppensystem handlung einer Zehenfraktur bzw. -luxation. sie*. Betroffene befinden sich in einem schläfri-
d’Acosta-Syndrom → Höhenkrankheit Außerdem Bezeichnung für veraltetes Verfah- gen Zustand, aus dem sie aber durch äußere
Dabigatran n: Oral angewendetes Antikoagu- ren zur Therapie unkomplizierter Rippenfrak- Reize noch zu wecken sind.
lans, das als direkter Thrombininhibitor wirkt. turen mit 5–6 langen, sich dachziegelartig über- Vorkommen:
Es wird zur Prophylaxe und Therapie verschie- lagernden Pflasterstreifen, die Sternum und – Als post- bzw. anteparoxysmaler Dämmerzu-
dener thromboembolischer Ereignisse einge- Wirbelsäule einbeziehen. Siehe Abb. stand ohne Orientierungsstörung bei Epilep-
setzt. Dabigatran besitzt zahlreiche Kontraindi- Dactinomycin n: syn. Actinomycin D. Zytosta- sie*
kationen und Wechselwirkungen, u. a. mit wei- tikum und hochtoxisches Antibiotikum, das – posttraumatisch (sog. organischer Dämmer-
teren Antikoagulanzien*. Nebenwirkungen aus Streptomyces-Stämmen gewonnen wird. zustand) nach Schädelhirntrauma*
sind Blutungskomplikationen und Magen- Dactinomycin beeinträchtigt das Wachstum – bei Intoxikation oder Fieber.
Darm-Beschwerden. Die Einnahme verlängert proliferierender Zellen durch Hemmung der Differenzialdiagnose: Psychogener Dämmerzu-
die partielle Thromboplastinzeit. Eine Antago- RNA-Polymerase. Seine antineoplastische Wir- stand nach Psychotraumatisierung, u. a. mit
nisierung ist möglich. kung wird bei der Behandlung maligner Tumo- Stupor* oder Fugue, tranceartigem Verhalten,
Dacarbacin n: engl. dacarbazine; syn. Dacarba- re genutzt. Häufige Nebenwirkungen sind eine Desorientierung und Amnesie.
zin. Zytostatikum (Alkylans) mit antineoplasti- Lebervenenverschlusskrankheit und gastroin- Dämpfung f: engl. dullness. Abklingen der
scher Wirkung. Seine reaktiven Metaboliten testinale Beschwerden. Dactinomycin wirkt ext- Schwingungsamplitude mit der Zeit und in Ab-
hemmen die DNA-Synthese und damit das Zell- rem ätzend auf Weichteilgewebe. hängigkeit vom Medium, in dem sich die
wachstum. Dacarbazin wird bei der Behand- DAD: Abk. für engl. delayed afterdepolarizati- Schwingung ausbreitet. In der Medizin ermög-
lung von Hodgkin-Lymphomen, von malignen on → Erregungsleitungsstörung licht die Dämpfung des Klopfschalls über dem
Melanomen und von Weichteilsarkomen einge- DAEC: Abk. für diffus adhärente Escherichia Herzen (Herzdämpfung*) dem Untersucher bei
setzt. Häufige Nebenwirkungen sind Myelosup- coli → Escherichia coli der Perkussion des Brustkorbs, die Herzgröße
pression und Blutbildungsstörungen. Selten Dämmerungssehen → Duplizitätstheorie des abzuschätzen.
entwickelt sich eine venookklusive Erkrankung Sehens Dämpfung, absolute → Herzdämpfung
mit tödlichem Verlauf. Dämmerungssehen n: engl. scotopic vision; DAH: Abk. für diffus alveoläre Hämorrhagie
Dachziegelverband m: engl. imbricated ban- syn. skotopisches Sehen. Sehvermögen bei Dun- → Syndrom, pulmorenales
dage. Stützverband aus sich überkreuzenden, kelheit, das mit der Kontrastempfindlichkeit Dakryoadenitis f: engl. dacryoadenitis; syn.
der Zapfen korreliert. Es nimmt mit zunehmen- Tränendrüsenentzündung. Entzündung der
dem Alter schneller ab als die Sehschärfe* bei
Tageslicht, vor allem bei zusätzlichen Blendef-
fekten. Dämmerungssehen wird an bestimmten
Geräten geprüft (z. B. Nyktometer), die zusätz-
lich die Blendempfindlichkeit prüfen können.
Vorgehen: Die Beurteilung des Dämmerungs-
sehvermögens durch eine Prüfung des Kontrast-
sehens bei Helladaptation wird seit Ende 2015
nicht mehr als ausreichend angesehen.
Dachziegelverband: bei Rippenfraktur; 1: Anbringung Dämmerzustand m: engl. twilight state. Form
von Pflastertapete, kaudaler Beginn mit Pflaster- der akuten organischen Psychose* mit Bewusst-
streifen; 2: Fortsetzung der Pflasterstreifen nach seinstrübung*, Wahrnehmungs- und ggf. auch Dakryoadenitis: typischer Befund: sog.
kranial mit abschließendem Sicherungsstreifen. Orientierungsstörungen (unter Umständen Paragrafenform der Lidspalte. [143]
Dakryocystitis congenita 374

Tränendrüse. Die akute Form ist Folge einer lo- Daktyl-: Wortteil mit der Bedeutung Finger, Dammriss* oder Scheidendammschnitt (Episio-
kalen oder systemischen Infektion, verbunden Zehe. tomie).
mit einer berührungsempfindlichen Schwel- Daktylitis f: engl. dactylitis. Entzündung an Maßnahmen:
lung des Oberlides (→ Paragrafenform des Finger oder Zehe mit Befall mehrerer Gelenke, – Vor der Geburt: Massage mit Körperöl zur
Oberlidrandes). Die chronische Form ist Folge oft ist der gesamte Finger bzw. Zeh betroffen. Förderung der Durchblutung und Gewebe-
von granulomatösen Entzündungen (z. B. Tu- Ursachen sind Infektionen, Erkrankungen des elastizität
berkulose*, Syphilis*, Lepra*, Sarkoidose*) oder rheumatischen Formenkreises oder Gicht (klas- – nach der Geburt: 1. für weichen Stuhlgang
der Mikulicz-Krankheit. Siehe Abb. sischerweise mit Daktylitis der Großzehen). sorgen 2. weitere Maßnahmen: siehe Damm-
D Dakryocystitis congeø nita f: syn. Tränensack- Dalrymple-Zeichen n: engl. Dalrymple’s sign; riss* oder Scheidendammschnitt.
entzündung. Angeborene Entzündung des Trä- syn. Abadie-Zeichen. Oberlidretraktion beim Dammriss m: engl. perineal laceration. Geburts-
nensacks. Meist wird sie durch einen häutigen Blick geradeaus, wodurch die weiße Sklera verletzung am mütterlichen Damm mit Einriss
Verschluss im Bereich des Ausgangs des Tränen- oberhalb der Iris sichtbar ist. Dieses Symptom von Dammhaut, Scheidenhaut, evtl. Beckenbo-
Nasen-Gangs (Ductus nasolacrimalis) verur- ist typisch für eine endokrine Orbitopathie. denmuskulatur und Musculus sphincter ani ex-
sacht. Damage Control: Bezeichnung für verlet- ternus (Schließmuskel des Afters). Dies betrifft
Dakryolith m: engl. dacryolith; syn. Tränen- zungsadaptierte Behandlungsstrategie zur ab- bis zu 30 % aller vaginalen Geburten. Der Riss
stein. Konkrement* in den ableitenden Tränen- gestuften Primärversorgung polytraumatisier- wird vernäht. Mögliche Folgen eines Dammris-
wegen, das bei einer chronischen Dakryozysti- ter Patienten (siehe auch Polytrauma*). ses sind schmerzhafte Narben, Fistelbildung
tis* entstehen kann. Prinzip: und Stuhlinkontinenz.
Dakryorrhö → Epiphora – Verzicht auf ausgedehnte Primäreingriffe am Einteilung: Siehe Tab. und Abb.
Dakryostenose f: engl. dacryostenosis. Angebo- Tag der Verletzung (sog. day one surgery), Komplikationen:
rene oder erworbene Verengung des Tränen-Na- um zusätzliche Belastung des Patienten (sog. – Narbenbildung mit Schmerzen, Dyspareunie
sen-Gangs, führt zu Stauung der Tränenflüssig- second hit) zu vermeiden – Infektion, Abszessbildung
keit (siehe Epiphora*) mit Risiko der Dakryozys- – endgültige Versorgung im Rahmen weiterer – Ausbildung von Rektovaginalfisteln
titis*. Eingriffe nach initialer Stabilisierung. – Stuhlinkontinenz.
Dakryozystitis f: engl. dacryocystitis; syn. Trä- Anwendung: Z. B. bei Dammschnitt → Episiotomie
nensackentzündung. Entzündung des Tränen- – Leberruptur* (Abb. 2 dort): abdominale Blut- Dammschutz m: engl. perineal support. Kombi-
sacks. Die akute Form wird durch lokale oder stillung durch Packing* und nachfolgende nation verschiedener geburtshilflicher Hand-
systemische Infektionen hervorgerufen und ver- Second*-Look-Operation zur chirurgischen griffe zur Verhinderung eines Dammrisses un-
ursacht eine ausgedehnte, druckempfindliche Blutstillung ter der Geburt. Eine Hand stabilisiert den
und gerötete Schwellung (Dacryocystitis phleg- – Frakturen: temporäre Stabilisierung (z. B. Damm von außen durch mäßigen Druck, die
monosa). Die chronische Form (Dacryocystitis durch Fixateur externe) und nachfolgende andere Hand auf dem kindlichen Köpfchen
catarrhalis sive purulenta) verursacht eine definitive Osteosynthese. bremst die Durchtrittgeschwindigkeit des Kop-
schmerzfreie und schleimig-eitrige Entzün- Damm → Perineum fes, damit der Damm sich entsprechend mit
dung (Dakryozystoblennorrhö) und entsteht Damminfiltration f: Form der Lokalanästhesie dehnen kann.
durch eine Abflussbehinderung. unter der Geburt mit Injektion eines Lokalanäs- Damoiseau-Linie → Ellis-Damoiseau-Linie
Therapie: thetikums in das Perineum, z. B. vor einem ge- Dampfdesinfektion f: engl. steam disinfection.
– Konservativ: Antibiotika und Wärmeapplika- planten Dammschnitt oder postpartal zur ope- Physikalische Desinfektion* durch Wasser-
tion rativen Versorgung von Rissverletzungen. dampf in speziellen Apparaten. Hierbei ist si-
– operativ: bei akuter Dakryozystitis ist unter Dammpflege f: engl. perineum care. Pflege des cherzustellen, dass zum ungehinderten Ein-
Umständen eine Inzision, bei chronischer Damms (Perineum), d. h. aller Strukturen des dringen des Wasserdampfes die Luft aus der
Dakryozystitis ggf. eine Dakryorhinostomie Beckenbodens zwischen After und äußeren Ge- Desinfektionskammer und dem Desinfektions-
erforderlich. schlechtsteilen (Vorderdamm) sowie zwischen gut entfernt wird oder das Dampf-Luft-Ge-
Dakryozystografie f: engl. dacryocystography; Steißbein und After (Hinterdamm) zur Vorbe- misch in der Kammer umgewälzt wird.
syn. Dakryozystographie. Röntgenkontrastun- reitung auf die Geburt oder nach Geburten mit
tersuchung der ableitenden Tränenwege* mit-
tels Injektion eines Farbstoffes in den unteren
Tränenkanal (Canaliculus lacrimalis inferior). Dammriss:
Die Dakryozystografie wird eingesetzt bei Stö- Einteilung nach Schweregrad.
rung des Tränenabflusses.
Grad Klinik Therapie
Dakryozystotomie f: engl. dacryocystotomy.
Eröffnung des Tränensacks bei ausgeprägter I Riss der Vaginalhaut, ggf. oberflächlicher Riss
Naht der Scheidenhaut und ggf. der
akuter Dakryozystitis* (Dakryocystitis phleg- der Dammhaut Dammhaut durch fortlaufende Naht oder
monosa) oder zur Entfernung eines Dakryoli- Einzelknopfnähte
then*. II Riss des Dammgewebes ohne Verletzung Zusätzlich zum Dammriss Grad I Naht
Dakryozyten m pl: engl. dacryocytes; syn. Trä- der Sphinktermuskulatur der Muskulatur und des Gewebes am Damm
nenzellen. Tropfenförmige Erythrozyten, die durch Einzelknopfnähte
III Verletzung des Spincter ani ohne Verletzung Rekonstruktion des Sphincter ani, ggf. Naht
im Rahmen verschiedener Erkrankungen auf-
der Rektumschleimhaut des Rektums, dann wie bei Dammriss Grad II;
treten können. So sind Dakryozyten im Blutaus-
IV Verletzung oder Durchtrennung des Sphincter Laxantien, Antibiotika über 5 Tage
strich beispielsweise ein typischer Befund bei ani und der Rektumschleimhaut
chronischer idiopathischer Myelofibrose*.
375 Darier-Krankheit

fahren: einmaliges Evakuieren bis zu einem


Druck von ≤ 70 mbar, bei gleichzeitigem Ein-
strömen geringer Dampfmengen und an-
schließendem Dampfeinlassen bis zum Errei-
chen des Arbeitsdruckes 3. Hochvakuum-
verfahren: einmaliges Evakuieren auf einen
Druck von ≤ 20 mbar und anschließendes
Dampfeinlassen bis zum Erreichen des Ar-
beitsdruckes 4. Fraktioniertes Vakuumver- D
fahren: mehrfach wiederholtes Evakuieren
im Wechsel mit Dampfeinströmung (auch
Pulsen genannt) und anschließendem
Dampfeinlassen bis zum Erreichen des Ar-
beitsdruckes. Dieses Verfahren hat in der Pra-
xis eine große Bedeutung.
Dampfströmungsverfahren → Dampfdesin-
fektion
Dammriss: 1: Episiotomienaht, Scheidennaht; 2: Episiotomienaht, tiefe Dammnaht; 3: Episiotomienaht,
Hautnaht mit Einzelknopfnähten; H: Abk. für Hymenalrand. [43]
Damus-Kaye-Stansel-Operation f: engl. Da-
mus-Kaye-Stansel operation. Operatives Verfah-
ren bei angeborenem* Herzfehler zur Gewähr-
leistung der aortalen Perfusion durch End-zu-
Formen: Folgende Verfahren kommen zum Ein- figsten eingesetztes und sicherstes Verfahren Seit-Anastomosierung der A. pulmonalis mit
satz: zur Sterilisation* thermostabiler Materialien der Aorta ascendens. Indikationen für den Ein-
– Dampf-Strömungsverfahren: Hierbei ver- mit gesättigtem Wasserdampf im Autoklav*. griff sind Trikuspidalatresie* mit Transpositi-
drängt strömender gesättigter Wasserdampf Prinzip: Die Richtwerte der Einwirkungszeit on* der großen Arterien und restriktivem (klei-
von mindestens 100 °C die Luft aus der Kam- (Abtötungszeit* und Sicherheitszuschlag) der nem, drucktrennendem) Ventrikelseptumde-
mer und dem Desinfektionsgut. Der erreich- Dampfsterilisation nach Erreichen der vorge- fekt* sowie Formen des singulären Ventrikels*
te Wirkungsbereich der Desinfektionsmittel- schriebenen Temperatur in sämtlichen Teilen mit subvalvulärer Aortenstenose*.
liste* (RKI-Liste) ist AB bei 5 Minuten Einwir- des Sterilisiergutes* sind: Dandy-Operation → Neurotomie
kungszeit, sowie ABC bei 15 Minuten Einwir- – 15 Minuten bei 121 °C (= 2 bar Überdruck) Dane-Partikel → Hepatitis-B-Virus
kungszeit. oder Daniels-Biopsie f: engl. Daniels’ biopsy. Von
– Dampf-Kreislauf-Verfahren: Das Desinfek- – 3 Minuten bei 134 °C (= 3 bar Überdruck). A.C. Daniels (1949) beschriebene Methode
tionsgut wird einem mechanisch umgewälz- Grundsätzlich gilt bei der Autoklavierung: Je der Biopsie* von präskalenischen Halslymph-
ten Gemisch aus Luft und Dampf ausgesetzt. höher Temperatur und Druck sind, desto gerin- knoten zur Abklärung intrathorakaler Erkran-
Bei einer Temperatur von 95–105 °C sowie ei- ger ist die Sterilisierzeit. kungen (siehe Skalenus-Biopsie) oder Lymph-
ner Einwirkungszeit von 15 Minuten werden Verfahren: Bei der Dampfsterilisation kommen knotenmetastasen von z. B. gynäkologischen
Desinfektionsaufgaben des Wirkungsberei- folgende Verfahren zum Einsatz: Tumoren.
ches AB erreicht. – Gravitationsverfahren und Strömungs- Danlos-Syndrom → Ehlers-Danlos-Syndrom
– Fraktioniertes Vakuum-Verfahren (Vaku- verfahren: Der Sattdampf wird von oben in Dapagliflozin n: Orales Antidiabetikum, das
um-Dampf-Vakuum-Verfahren, VDV-Verfah- die Sterilisierkammer geleitet und verdrängt die renal-tubuläre Glukose-Reabsorption rever-
ren): Nach einer abwechselnden Entfernung so die Luft nach unten aus der Kammer. Beim sibel hemmt und zur Glukosurie* führt. Dapa-
von Luft aus der Desinfektionskammer und fraktionierten Strömungsverfahren erfolgt gliflozin wird zur Monotherapie oder Kombina-
dem Desinfektionsgut durch mehrmaliges diese Verdrängung durch mehrere Dampfstö- tionstherapie des Diabetes* mellitus Typ 2 Er-
Evakuieren im Wechsel mit dem einströmen- ße. Die Behälter mit dem Sterilisiergut* müs- wachsener eingesetzt. Kontraindikationen be-
den gesättigten Wasserdampf werden je nach sen Lochungen im Deckel und Boden haben stehen bei bekannter Überempfindlichkeit,
Temperatur und Einwirkungszeit Desinfek- und die OP-Wäsche ist längs zur Strömungs- Schwangerschaft und in der Stillzeit. Nebenwir-
tionsaufgaben der Stufen A, AB bzw. ABC er- richtung so zu lagern, dass die Luft gut ver- kungen sind Hypoglykämie*, Infektionen im
reicht. Das Trocknen des Desinfektionsgutes drängt werden kann. Genitalbereich, Dysurie* und Dyslipidämie*.
wird durch Evakuieren durchgeführt. – Vakuumverfahren: Vor der Dampfeinlei- Daø phnienallergie → Fischfutterallergie
Dampf-Kreislauf-Verfahren → Dampfdesin- tung wird die Sterilisierkammer mittels einer Darier-Krankheit f: engl. Darier’s disease; syn.
fektion Pumpe evakuiert. Die Sterilisierkammer und Dyskeratosis follicularis. Seltene autosomal-do-
Dampfresisteø nz f: engl. steam resistance. Wi- die mit ihr unmittelbar in Verbindung ste- minant vererbte Erkrankung mit Haut- und
derstandsfähigkeit von Mikroorganismen, ein- henden Ventile und Rohrleitungen müssen Schleimhautveränderungen (Dyskeratose* und
schließlich Sporen*, gegen Wasserdampf bei der vakuumdicht sein. Der Dampf muss frei von Akantholyse*), vermehrtem Auftreten von Her-
Sterilisation*. Besonders resistent sind Sporen Fremdgasen sein, insbesondere frei von Luft: pes*-simplex- und bakteriellen Superinfektio-
von Geobacillus stearothermophilus. Um sie ab- 1. Vorvakuumverfahren: einmaliges Eva- nen sowie in einigen Fällen Intelligenzminde-
zutöten, wird mit gespanntem Dampf bei kuieren des Sterilisierdruckbehälters auf ei- rung. Diagnostiziert wird klinisch, histologisch
121 °C 15 Minuten lang sterilisiert. nen Druck von 20–70 mbar und anschließen- und molekulargenetisch. Behandelt wird extern
Dampfsterilisation f: engl. steam sterilization; des Dampfeinlassen bis zum Erreichen des keratolytisch, in schweren Fällen systemisch
syn. Autoklavierung. Im Krankenhaus* am häu- Arbeitsdruckes 2. Dampfinjektionsver- mit Retinoiden sowie operativ.
Darier-Zeichen 376

Darier-Zeichen n: engl. Darier’s sign. Bildung Darmblutung → Blutung, gastrointestinale


rötlich-brauner Quaddeln nach starkem Reiben Darmbrand → Enteritis necroticans
der Haut. Es tritt auf bei Mastozytom und (ku- Darmdekontamination, selektive f: engl. in-
taner) Mastozytose. Siehe Abb. testinal decontamination; Abk. SDD. Gezielte in-
testinale Dekontamination* des Darms, in der
Regel durch nicht bzw. kaum gastrointestinal
resorbierbare Antiinfektiva (Polymyxine, Neo-
mycin, Tobramycin, Amphotericin B) via Ma-
D gensonde in Kombination mit i. v. Applikation
eines Antibiotikums (z. B. Cephalosporin*). Bei
rein oropharyngealer Anwendung als selektive
orale Darmdekontamination (SOD).
Darmatresie Abb. 2: dilatierte Darmanteile bei Vorgehen: 2- bis 4-tägige intravenöse Antibioti-
Kolonatresie (pränatale Ultraschalldiagnostik). [181]
kagabe und topische Applikation nicht resor-
bierbarer Antibiotika in Mund-Rachenraum als
SOD oder via Magensonde* als SDD während
Darier-Zeichen: Quaddelbildung nach scherendem der gesamten Intubationszeit.
Druck. [81] Indikation:
– Infektionsprophylaxe vor Stammzell- oder
Organtransplantationen
Darmamöben → Dientamoeba fragilis – bei Leberinsuffizienz
Darmamöben → Entamoeba histolytica – als Teil der gnotobiotischen Behandlung bei
Darmatonie f: engl. intestinal atony. Paralyse Immunsuppression
des Darmes mit fehlendem Tonus der glatten – SOD als selektive Dekontamination des Dar-
Muskulatur bzw. fehlender Darmperistaltik mes zur Verhinderung postoperativer Kom-
durch Störungen des vegetativen Nervensys- plikationen, speziell der Anastomoseninsuf-
tems. In der Folge kommt es zu einer Weitstel- fizienz (derzeit geprüft in Studien)
lung der betroffenen Darmabschnitte mit kon- – präventiv zur Senkung nosokomialer Infekti-
sekutiver Entwicklung eines paralytischen onen – v. a. Pneumonien und Bakteriämien
Ileus. bei Intensivpatienten
Darmatresie f: engl. intestinal atresia. Angebo- – zur Senkung der Letalitätsrate von beatme-
rener Verschluss des Darmlumens, besonders ten Intensivpatienten.
im Bereich des Duodenums (Duodenalatresie*) Risiken:
und des Rektums (siehe anorektale Fehlbil- – Resistenzentwicklung der Krankheitserreger
Darmatresie Abb. 3: Rektumatresie (Abdomen-
dung)*. Die Diagnose erfolgt prä- oder postnatal gegen Antiinfektiva
übersichtsaufnahme). [16]
durch bildgebende Verfahren. Je nach Lokalisa- – eine Verbesserung des Langzeitüberlebens ist
tion entwickelt sich ein hoher oder tiefer Ileus*. nicht gesichert.
Die Therapie besteht in der chirurgischen Wie- Darm-Distension f: Erweiterung des Darm-
derherstellung der Darmpassage. Diagnostik: durchmessers durch Überdehnung der Darm-
Klinik: Postnatal in Abhängigkeit von der Loka- – Pränatal: Ultraschall: 1. Abdomenerweite- wand aufgrund eines Ileus*.
lisation hoher oder tiefer Ileus* mit Erbrechen rung, Polyhydramnion 2. bei Duodenalatre- Darmegel m sg, pl: engl. intestinal flukes. Im
und fehlendem Abgang von Mekonium. sie* Double-Bubble-Zeichen, siehe Abb. 1 Darm parasitierende Saugwürmer (Tremato-
3. bei tieferem Sitz dilatierte Darmschlingen, des*) der Gattungen Fasciolopsis, Gastrodiscoi-
siehe Abb. 2 und siehe Abb. 3 des, Metagonimus, Echinostoma und Hetero-
– postnatal: Röntgen, MRT. phyes. Eine Infektion des Menschen ist nur bei
Therapie: Resektion des betroffenen Darman- starkem Befall klinisch relevant (Fasciolopsias-
teils und Wiederherstellung der Darmpassage is*, Echinostomiasis*). Die Diagnose wird bei
durch End-zu-End-Anastomose oder passageres Nachweis von Wurmeiern im Stuhl gestellt.
Enterostoma proximal der Atresie. Darmeinklemmung → Inkarzeration
Darmbakterien n pl: engl. intestinal bacteria. Darmeinlauf → Darmreinigung
Sammelbezeichnung für alle aeroben und anae- Darmentzündung → Enteritis
roben intestinalen Bakterienspezies. Darmerkrankung, chronisch-entzündliche
Darmbein → Os ilium → Colitis ulcerosa
Darm-Bilharziose f: syn. hepato-lienale Schis- Darmerkrankung, chronisch-entzündliche
tosomiasis. Befall des Darmes durch Schistoso- → Enteritis regionalis Crohn
ma mansoni, Schistosoma intercalatum, Schis- Darmfiøstel f: engl. intestinal fistula. Pathologi-
Darmatresie Abb. 1: Double-Bubble-Zeichen tosoma guineensis, Schistosoma japonicum sche oder iatrogen (durch Operation) angelegte
(Magenblase und dilatiertes Duodenum) bei oder Schistosoma mekongi. Die Krankheit Verbindung zwischen dem Darmlumen und an-
Duodenalatresie (pränatale Ultraschall- kommt in Afrika, Gegenden Lateinamerikas deren Hohlorganen oder Geweben. Man unter-
diagnostik). [181] und Südostasiens vor. scheidet innere (Verbindung zu anderen Orga-
377 Darmresektion

nen) und äußere Darmfisteln (unphysiologische Darmgrippe → Gastroenteritis, infektiöse lus oder inkarzerierte Hernie, Meckel-Diver-
Verbindung zwischen Darmlumen und der Kör- Darminfektion → Enteritis tikel, Dünndarmtumor 8. intestinale Infekti-
peroberfläche). Darminfektion → Enterokolitis on durch Parasiten u. a.
Formen: Darminfektion → Gastroenteritis, infektiöse – Dickdarmperforation: 1. Divertikulitis, Ap-
– Innere Darmfisteln, z. B.: 1. gastrokolische Darminfusion → Darmreinigung pendizitis 2. kolorektales Karzinom 3. toxi-
Fistel: zwischen Magen und Dickdarm 2. bi- Darminkontineø nz → Stuhlinkontinenz sches Megakolon 4. Ogilvie-Syndrom 5. me-
liodigestive Fistel: zwischen Gallenblase oder Darmkarzinom n: engl. intestinal carcinoma. chanischer Ileus 6. Fremdkörper (v. a. im
Gallengang und dem Verdauungstrakt (meist Häufigster maligner Darmtumor (v. a. als kolo- Rektum) 7. auch iatrogen (bei Koloskopie)
Duodenum oder Colon transversum) 3. inter- rektales Karzinom*, seltener als Analkarzinom* o. a. Trauma. D
enterische (entero-enterale) Fistel: zwischen oder maligner Dünndarmtumor*). Klinik:
einzelnen Darmschlingen 4. rektovesikale Darmklemme f: engl. intestinal clamp. Federn- – Gedeckte Darmperforation: 1. B-Symptoma-
Fistel: zwischen Mastdarm und Harnblase de Klemmzange zum Ausklemmen von Darm- tik 2. ggf. umschriebener geringer Druck-
– äußere Darmfisteln, z. B.: 1. rektovaginale teilen bei Darmresektion. Das Ansetzen der oder Klopfschmerz
Fistel: zwischen Mastdarm und Vagina Darmklemme (D) verhindert den Austritt von – freie Darmperforation: 1. Akutes Abdomen
2. rektoperineale Fistel: zwischen Mastdarm Fäzes aus dem eröffneten Darmlumen in die 2. Peritonitis 3. septischer Schock.
und Damm 3. enterokutane Fistel: zwischen Bauchhöhle. Diagnostik:
Darm und Körperoberfläche und als Sonder- Formen: – Körperliche Untersuchung
form das operativ angelegte Enterostoma*. – Weiche Darmklemme: weitestgehend atrau- – Ultraschalldiagnostik
Ursachen: matisch zur Vermeidung einer Schädigung – CT-Abdomen.
– Tumorös bedingte oder schwere floride bzw. der gesunden Darmwand Therapie:
chronisch-entzündliche Penetration u. a. bei – harte Darmklemme: zum Ausklemmen des – Gedeckte Darmperforation: 1. ggf. konserva-
Divertikulitis*, Enteritis* regionalis Crohn, dem Präparat zugeschlagenen Darmanteils. tiv mit Überwachung, Antibiotika 2. bei Ag-
Cholezystitis* Darmkrampf → Enterospasmus gravation operativ
– postoperative Komplikation: Folge einer Darmlähmung → Ileus – freie Darmperforation: notfallmäßig opera-
Anastomoseninsuffizienz* bei Operationen Darmmotilität f: engl. intestinal motility; syn. tiv, je nach Lokalisation Übernähung, Darm-
am Gastrointestinaltrakt Darmperistaltik. Bewegungsfähigkeit des resektion.
– operativ indiziert: als Enterostoma*. Darms, im engeren Sinne Aktivität der intesti- DarmpolyXp → Polyp, kolorektaler
Therapie: nalen Ring- und Längsmuskulatur, die den Darmreinigung f: engl. enema. Verfahren zur
– Operative Korrektur durch Aufhebung der Transport des Chymus* bzw. der Fäzes* be- Entleerung des Kolons oder Rektums, ortho-
Fistel wirkt. Bei intestinaler Motilitätsstörung* dro- grad oder retrograd. Indiziert ist die Darmreini-
– ggf. Teilresektion der betroffenen Hohlorga- hen Obstipation*, Darmatonie* und Ileus*. gung bei schwerer Obstipation, vor Röntgen-
ne bzw. plastische Deckung. Darmnaht → Nahtmethoden oder endoskopischen Untersuchungen, vor der
Darmflagellaten → Chilomastix mesnili Darmparasiten → Balantidium coli Entbindung und vor Operationen.
Darmflagellaten → Giardia lamblia Darmparasiten → Cryptosporidium Formen:
Darmflagellaten → Trichomonas hominis Darmparasiten → Entamoeba – Orthograd als Kolonlavage* (Darmspülung)
Darmflora f: engl. intestinal flora. Intestinale Darmparasiten → Helminthes durch Trinken von bis zu 3 l einer Lösung
Bakterienflora*. Ihre Zusammensetzung und Darmparasiten → Trichomonas aus Polyethylenglykol, selten auch über eine
Gesamtkeinzahl ist entwicklungsabhängig, in- Darmperforation f: engl. intestinal perforation. Duodenalsonde mit Einleitung von bis zu
dividuell und in den einzelnen Magen-Darm- Perforation* der Darmwand. Es wird zwischen 10 l physiologischer Kochsalzlösung
Abschnitten unterschiedlich. Die physiologi- gedeckter und offener Perforation unterschie- – retrograde Instillation von geringeren Men-
sche Darmflora ist gestört bei Colitis* ulcerosa, den. Bei Letzterer besteht eine Verbindung zur gen Flüssigkeit in das Rektum (Darmeinlauf,
Enteritis* regionalis Crohn sowie bei Anwen- Bauchhöhle, die Symptomatik entspricht dem Einlauf) mit Darmrohr* und Irrigator* oder
dung von Antibiotika (Antibiotika-assoziierte Akuten Abdomen und eine Notoperation ist an- durch gebrauchsfertige Instillationsflüssig-
Kolitis*). gezeigt. keiten (Klistier*, Mikroklistier, Klysma), z. B.
Klinische Bedeutung: Einteilung: vor: 1. Darmspiegelungen 2. Röntgendiag-
– Metabolisierung exogener Sustanzen durch – Gedeckte Darmperforation: abgedichtet nostik 3. Entbindung 4. bei Obstipation
die Darmflora, z. B. Digoxin zu Dihydrodigo- durch Gewebe, das die Perforationsstelle um- – früher retrograd unter Verwendung mehre-
xin gibt (Dünndarm, Omentum majus u. a.) rer Liter Spülflüssigkeit zur Reinigung grö-
– mögliche veränderte Metabolisierung endo- – freie Darmperforation mit Anschluss an die ßerer Darmabschnitte vor Operationen (ho-
gener Substanzen durch antibiotikabedingte Bauchhöhle. her Schwenkeinlauf)
Hemmung der Darmflora: 1. etwa 60 % des Vorkommen: – subaquales Darmbad in der Naturheilkunde:
zirkulierenden Östrogens wird physiologi- – Dünndarmperforation: 1. Ulkusperforation 1. als Teil der ausleitenden Therapien 2. zu
scherweise in konjugierter Form mit der Gal- (Duodenalperforation bei gastroduodenalem Beginn von Fastenkuren 3. im Rahmen von
le ausgeschieden und nach Dekonjugation Ulkus*) 2. iatrogen (z. B. Duodenalperforati- darmentlastenden Diäten 4. bei „Entschla-
durch bakterielle Enzyme reabsorbiert 2. un- on bei endoskopischer retrograder Cholan- ckungstherapien“, z. B. der Colon-Hydro-
ter Antibiotikatherapie bis zu 60-fach erhöh- giopankreatikografie; 0,3–1,3 %) o. a. Trauma Therapie (CHT, Wirksamkeit umstritten).
te fäkale Östrogenausscheidung 3. daher ist 3. akute oder chronisch-entzündliche Darm- Darmresektion f: engl. intestinal resection. Chi-
Schwangerschaft bei Kontrazeption und An- erkrankung 4. Glukokortikoid-Langzeitthe- rurgische Entfernung eines erkrankten oder
tibiotika-Einnahme möglich. rapie 5. mechanischer Ileus* 6. Gangrän bei verletzten Darmabschnitts. Dies kann sowohl
Darmgeräusch → Borborygmus mesenterialer Ischämie 7. Dünndarmvolvu- konventionell offen chirurgisch durch Laparo-
Darmrohr 378

tomie* erfolgen oder minimalinvasiv in laparo- Darmstimulation f: engl. bowel stimulation. – Laxanzien als stärkste stuhlgangfördernde
skopischer Operationstechnik. Anregung der Darmperistaltik durch Ernäh- Arzneimittel für den Anfang, dauerhaft
Formen: rung, mechanische Dickdarmmassage oder als leichtere Methoden wie Stuhlweichmacher
– Dünndarmresektion*: meist Segmentresekti- gewünschte oder unerwünschte Arzneimittel- und stuhlformende Arzneimittel
onen, unter anderem Jejunumteilresektion, wirkung. – viel Bewegung.
Ileumteilresektion Maßnahmen: Darmtransplantation f: Orthotope Dünn-
– Kolonteilresektion: wie bei Hemikolektomie, – Ernährung: 1. hoher Anteil von Quellstoffen bzw. Dickdarmtransplantation bei Kurzdarm-
Transversumresektion, Sigmaresektion (z. B. Weizenkleie, Flohsamen, Leinsamen, syndrom, chronischem Darmversagen oder ei-
D – Kolektomie* Trockenpflaumen) 2. vermehrte Flüssigkeits- nem angeboren zu kurzen Darm.
– Proktokolektomie* aufnahme Darmtrichine → Trichinella spiralis
– Rektumresektion*. – als gezielte Arzneimittelwirkung, z. B. durch: Darmtuberkulose f: engl. intestinal tuberculo-
Indikationen: Unter anderem bei Karzinomen, 1. Bisacodyl 2. Natriumpicosulfat 3. Sennes- sis. Tuberkulose* des Darms, die über Lebens-
Darmgangrän, mechanischem Ileus, Invaginati- blätter* 4. Rhizinusöl 5. osmotisch durch mittel übertragen wird oder sich aus einer akti-
on, Darmperforation, Darmfistel. Darmeinlauf (z. B. mit Sorbitol, Lactulose) ven Lungentuberkulose* oder Miliartuberkulo-
Darmrohr n: engl. intestinal tube. Katheterähn- – mechanische Kolonmassage. se* entwickelt (1–3 % aller Fälle von Tuberkulo-
liches, großlumiges weiches Rohr zum Einfüh- Hinweis: Keine Darmstimulation bei mecha- se). Es kommt zu Granulomen und Ulzeration
ren in den Mastdarm für hohe Einläufe oder zur nisch bedingtem Ileus*, da die Gefahr einer der Peyer-Plaques mit chronischen gastroente-
Kontrastmittelgabe (Kolon-Kontrasteinlauf*) Darmruptur durch Anregung der Darmperistal- rologischen Symptomen und progressiver
sowie zum Ableiten von Darmgasen z. B. nach tik besteht. Darmstenose. Die Therapie entspricht der Tu-
Operationen. Ein geschlossenes, abgerundetes Darm-Strangulation f: syn. Intestinal-Stran- berkulose*-Behandlung.
Ende vermeidet Verletzungen, die Öffnung gulation. Minderdurchblutung bis zur vollstän- Formen:
liegt seitlich. Es wird, mit Gleitmittel versehen, digen Unterbrechung der Blutzufuhr des Dar- – Primäre Darmtuberkulose nach Ingestion
unter Drehung vorsichtig eingeführt. mes mit konsekutivem Ileus* und Darmgan- von kontaminierter Nahrung und Milch infi-
Material: Als Material kommen Kunststoff, La- grän, verursacht durch Briden*, Volvulus*, Inva- zierter Kühe
tex oder Silikon zum Einsatz. gination* und Inkarzeration* in einer Hernie*. – sekundäre Darmtuberkulose als Folge einer
Hinweis: Verletzungen und Veränderungen im Darmträgheit → Obstipation aktiven Lungentuberkulose* oder Miliartu-
äußeren Genital sowie Passagehindernisse beim Darmtraining n: engl. bowel training. In regel- berkulose* (durch Verschlucken von Sputum
Einführen sind sorgfältig zu beachten. mäßigen Zeitabständen durchgeführte Maß- bzw. hämatogene Aussaat von Mykobakteri-
Darmsanierung → Symbioselenkung nahmen zur Darmentleerung bei verlangsamter en oder per continuitatem aus benachbarten
Darmspiegelung → Koloskopie oder inaktiver Darmtätigkeit nach Rücken- Organbereichen).
Darmspülung → Darmreinigung markverletzung. Stuhldrang wird weder ver- Darmtumor → Dünndarmtumor
Darmsteifung f: engl. spastic intestinal convolu- spürt noch kann Stuhl willkürlich zurückgehal- Darmtumor → Karzinom, kolorektales
tion. Durch spastische Dauerkontraktionen be- ten werden. Es besteht Bedarf an Laxanzien*. Darmtumor → Polyp, kolorektaler
dingte Verhärtung und Verdickung einzelner Maßnahmen: Darmverschlingung → Volvulus
Darmschlingen oberhalb einer Darmstenose, – Regelmäßiges Abführen: 1. Vermeidung Darmverschluss → Ileus
z. B. bei Obstruktion des Darmlumens. Die der Bildung von Kotsteinen (mit u. U. resul- Darm-Voø lvulus m: engl. Intestinal Volvulus;
Darmsteife ist bei dünnen Menschen häufig als tierender lebensbedrohlicher autonomer syn. Volvulus intestini. Stiel- oder Achsendre-
Wulst durch die Bauchdecke sichtbar und pal- Dysreflexie)* und unkontrollierter Stuhlent- hung eines Teils des Dünn- bzw. Dickdarmes
pabel. leerungen (Gefahr von Druckstellen) 2. im- um die eigene mesenteriale Achse mit der Ge-
Darmstein → Kotstein mer zur gleichen Tageszeit in gleichen Inter- fahr des Strangulationsileus bis hin zu Darm-
Darmstenose f: engl. intestinal stenosis; syn. vallen 3. Ziel ist die systematische Darment- gangrän. Therapeutisches Ziel ist die operative
Enterostenose. Angeborene oder erworbene leerung in regelmäßigen Abständen, dies zu Derotation und Fixierung in anatomisch kor-
Einengung des Darmlumens durch Obstruktion erreichen kann etwa 2 Wochen bis 1 Monat rekter Position.
von innen oder Kompression von außen, z. B. oder sogar länger dauern. 4. die beste Zeit ist Formen: Man unterscheidet nach der Lokalisa-
infolge von Tumor* oder Bride*. Eine Darmste- etwa eine halbe bis 1 Stunde postprandial, tion:
nose kann zum Ileus* führen. um vom Verdauungsreflex zu profitieren – Dünndarmvolvulus: bei Säuglingen auftre-
Darmsterilisation f: engl. bowel sterilisation. – Ernährung: 1. ausgewogene Ernährung für tend, häufig in Kombination mit Darmlage-
Notwendige Reduktion der Darmkeime durch normale Konsistenz des Stuhls 2. ballaststoff- anomalien, z. B. einer Malrotation*
Arzneimittel bei bestimmten Erkrankungen. reich: Getreide und Vollkornprodukte, Hül- – Dickdarmtorsion: (selten bei Kleinkindern)
Einsatz: senfrüchte, frische, rohe Früchte und Gemü- meist als Ileozäkalvolvulus* oder Sigmavol-
– Bei Leberzirrhose oder zur Operationsvorbe- se und in Maßen Nüsse 3. viel Flüssigkeit, da vulus.
reitung Gabe von Antibiotika* und Lactulose der Stuhl im Darm nur dann optimal weiter- Darmwandbruch → Littré-Hernie
kombiniert mit einem hohen Reinigungsein- transportiert werden kann (besonders wich- Darmwandnervensystem → Nervensystem,
lauf* zur Reduktion der ammoniakproduzie- tig bei heißem Wetter oder Fieber) 4. ein hei- enterisches
renden Bakterien im Darm ßes Getränk vor dem Abführen kann den Ver- Darmwürmer → Helminthes
– bei Agranulozytose: Gabe von Antibiotika dauungsvorgang begünstigen Darwinismus → Evolutionstheorie
und Antimykotika*, um Bakterien und Pilze – Kolonmassage beginnend am rechten Un- Dashboard Injury f: Bei Auffahrunfall über
im Darm abzutöten und den Patienten vor terbauch, dann nach oben in Kreisbewegung fortgeleitete Gewalteinwirkung durch das Ar-
schweren Infektionen durch die eigenen zur linken Leiste entlang dem Verlauf des maturenbrett entstehende Verletzung, häufig
Darmkeime zu schützen. Dickdarms in Form einer Ketten- oder Etagenfraktur (siehe
379 Dawn-Phänomen

Dauerdrainage → Redon-Saugdrainage Klinik:


Dauerdrainage → Ventrikeldrainage – Schwellung, Hämatom, Druckschmerz
Dauerkatheter → Blasenkatheter – Funktionsverlust
Dauerkopfschmerz, arzneimittelinduzierter – Gelenkinstabilität
m: engl. drug-induced headache. Chronisches – Fehlstellung.
Schmerzsyndrom* mit toxisch bedingtem, dif- Therapie:
fusem sekundärem Kopfschmerz* an mindes- – Reposition und anschließende Prüfung der
tens 15 Tagen pro Monat nach langfristiger Kollateralbandstabilität
(mindestens 3-monatiger) Einnahme von Anal- – bei Bandriss Naht, bei älterer Verletzung D
getika*, Ergotamin oder anderen Arzneimit- Bandplastik
teln. Therapiert wird durch Entwöhnung. – im Anschluss jeweils Ruhigstellung durch
Dashboard Injury: Übertragung der kinetischen
Dauerleistungsgrenze f: engl. endurance limit. palmare Gipsschiene mit Daumeneinschluss.
Energie bei Hinderniskollision.
Von individuellen Faktoren (Trainingszustand, Daumensattelgelenk → Articulatio carpome-
Gesundheitszustand) abhängige Beanspru- tacarpalis pollicis
chung, bis zu der statische oder dynamische Ar- Daumensattelgelenksarthrose → Rhizarth-
Fraktur*) der unteren Extremitäten mit gehäuf- beit ohne zunehmende muskuläre Ermüdung rose
tem Auftreten von ipsilateraler Tibiakopf- und erbracht werden kann. Die Arbeitsmedizin defi- Daumen, schnappender → Pollex flexus
Patellafraktur, hinterer Kreuzbandruptur, dis- niert Dauerleistungsgrenze als höchste körper- Daumenzeichen → Marfan-Syndrom
taler Femurfraktur und Hüftgelenkluxation in liche Arbeit, die über 8 h/d ohne zunehmende Daunorubicin n: engl. daunorubicine. Zytostati-
das Becken mit Acetabulumfraktur* (Pfannen- physische Ermüdung durchgeführt werden kum (Anthracyclin), ein aus Streptomyces peu-
dachsprengung) sowie Wirbelsäulentrauma. kann. cetius und Streptomyces coeruleorubidus iso-
Kinematik: Pathologie bzw. Kinematik des typi- Bestimmung: Mögliche Messgrößen sind: liertes Antibiotikum. Seine antineoplastischen
schen Verletzungsmusters bei Fahrer und Bei- – Energieumsatz* Eigenschaften beruhen auf einer Hemmung der
fahrer: indirekte oder direkte Übertragung der – Pulsfrequenz (z. B. 110–120/min bei untrai- DNA- und RNA-Synthese. Daunorubicin wird
kinetischen Energie bei Hinderniskollision nierter 30-jähriger Testperson im Rahmen ei- zur Remissionsinduktion bei akuten Leukämi-
(konsekutiv Deformierung der Fahrgastzelle, ner Fahrradergometrie) en verwendet. Häufige Nebenwirkungen sind
Kollision der Insassen mit Armaturenbrett und – maximale Sauerstoffaufnahme*. eine Myelosuppression und Kardiomyopathien.
Lenkrad als nächstgelegene Fahrzeugteile), über Daumen m: engl. pollex; syn. Digitus manus I. David-Operation f: engl. David’s operation.
die, meist infolge verformter Fahrgastzelle mit Radialseitig gelegener erster Finger. Der Dau- Klappenerhaltendes Verfahren mit Ersatz der
Platzmangel, fixierten Extremitäten der Insas- men besteht im Gegensatz zu den anderen Fin- Aorta ascendens durch Gefäßprothese* und
sen auf Knie, Oberschenkel, Hüftgelenkpfanne, gern nur aus 2 Phalangen (Phalanx proximalis Reimplantation von autologer Aortenklappe
Becken (siehe Abb.). und Phalanx distalis). 2 Gelenke (Art. carpome- und Koronararterien in die Prothese. Indikatio-
DAT: Abk. für Demenz vom Alzheimer-Typ → tacarpalis pollicis und Art. metacarpophalange- nen für den Eingriff sind Aortenaneurysma*
Alzheimer-Krankheit alis pollicis) und eine Vielzahl von Muskeln er- oder Aortendissektion* der proximalen Aorta
Data Mining n: syn. Daten-Bergbau. Zusam- möglichen die große Beweglichkeit des Dau- ascendens mit Aortenklappeninsuffizienz
menfassender Begriff für Methoden und Algo- mens. durch Dilatation des Aortenrings bei morpholo-
rithmen zur möglichst automatischen Extrakti- Daumenballenatrophie → Abductor-Oppo- gisch intakter Aortenklappe. Siehe Abb.
on empirischer Zusammenhänge. Das umfasst nens-Atrophie
nicht nur die Verknüpfung und Gewinnung Daumenballenatrophie → Karpaltunnelsyn-
von zuvor unerkannten Informationen, son- drom
dern auch Verfahren zur Datenreduktion, Da- Daumengrundgelenk → Fingergrundgelenk
tenauffindung (Retrieval) und Sortierung. Daumengrundgelenkluxation f: engl. disloca-
Dauerausscheider m: engl. chronic carrier. Per- tion of the first metacarpophalangeal joint. Verren-
son, die nach überstandener Infektionskrank- kung des Daumens im Grundgelenk mit blei-
heit noch längere Zeit (> 3 Monate, evtl. lebens- bender Fehlstellung oder Spontanreposition,
lang) Krankheitserreger* ausscheidet, ohne meist mit Ruptur des ulnaren Kollateralbands.
selbst krank zu sein, und dadurch andere Perso- Röntgenaufnahmen erfolgen zur Abklärung der David-Operation: 1: Aortenwurzel nach Resektion;
nen gefährden kann. Relevant sind v. a. Aus- Stellung oder knöcherner Bandausrisse, bei 2: Gefäßprothese nach Überstülpen der Aorten-
scheider* von Salmonella enterica Serovar Typhi Bandüberdehnung mit gehaltener Aufnahme. klappe und Fixierung (Nähte); 3: Gefäßprothese nach
und Paratyphi sowie Shigella. Behandelt wird durch Ruhigstellung mit Dau- Reimplantation von Aortenklappe und Korona-
Dauerbeatmung → Langzeitbeatmung meneinschluss, Bandnaht oder Bandplastik des rostien; Sinus aortae durch Prothese ersetzt.
Dauerblutung f: engl. continuous uterine bleed- Kollateralbandes.
ing. Über 10 Tage andauernde uterine Blutung. Ursache: Meist Sturz beim Skifahren mit Hän-
DauerdialyXse f: engl. long-term dialysis. Form genbleiben des Daumens am Skistock (Skidau- Dawn-Phänomen n: engl. dawn phenomenon.
der Nierenersatztherapie*, die sich über Jahre men*). Unterschieden werden: Frühmorgendlicher Anstieg der Nüchtern-Blut-
erstreckt. Nach Beginn einer dauerhaften Nie- – Subluxation zuckerkonzentration (Hyperglykämie*) bzw. er-
renersatztherapie beträgt die durchschnittliche – Luxation mit senkrechter Stellung der Grund- höhter Insulinbedarf durch vermehrte Sekreti-
Lebenserwartung bei Patienten im Alter zwi- phalanx auf dem 1. Mittelhandknochen on von STH und Kortisol*. Das Dawn-Phäno-
schen 40 und 44 Jahren ca. 8 Jahre, bei 60- bis – Bajonettstellung durch Stoß oder Schlag auf men tritt insbesondere bei Diabetes* mellitus
64-jährigen Patienten nur ca. 4,5 Jahre. den gestreckten Daumen (selten). Typ 1 auf.
Dawson-Einschlusskörperchenenzephalitis 380

Dawson-Einschlusskörperchenenzephalitis Debré-Fibiger-Syndrom → Syndrom, adreno- boxyliert, wobei Thiamindiphosphat (Vita-


→ Panenzephalitis, subakute sklerosierende genitales min B1) als Coenzym* wirkt, außerdem die DO-
dB: syn. Dezibel. Einheitenzeichen für Dezi- Debré-Toni-Fanconi-Syndrom n: engl. Fanco- PA-Decarboxylase.
bel, SI-fremde Einheit des Schallpegels. ni renotubular syndrome; syn. renotubuläres Syn- Deceleration Time: Abk. DT. Echokardiogra-
dB(A) → Schallpegel drom Fanconi. Tubulopathie* mit generalisier- fisch ermittelte Zeitdauer der Dezeleration in
DBS: Abk. für engl. deep brain stimulation → ter Hyperaminoazidurie*, Glukosurie* und der Regel der E-Welle (früher transmitraler
Tiefenhirnstimulation Phosphaturie*. Das Debré-Toni-Fanconi-Syn- Fluss; E/A*-Verhältnis). Bei hochgradiger dias-
DBT: Abk. für → Therapie, dialektisch-behavi- drom ist eine autosomal erbliche oder sekundä- tolischer myokardialer Dysfunktion (z. B. dias-
D orale re Störung einzelner oder mehrerer Partialfunk- tolischer Herzinsuffizienz, restriktive Kardio-
DCB: Abk. für engl. drug coated balloon → tionen der (proximalen) Nierentubuli und geht myopathie) bestehen deutlich (< 140 ms) ver-
Drug Eluting Balloon häufig mit chronischer metabolischer Azidose*, minderte E-Wellen-DT.
DCI: Abk. für engl. decompression illness → Hypokaliämie*, Kleinwuchs und Niereninsuffi- Deckbiss m: engl. closed bite. Sonderform des
Caisson-Krankheit zienz einher. Distalbisses (Angle-Klasse II/2), bei dem die
DCI: Abk. für engl. direct coupled interface → Débridement m: engl. debridement. Abtragung Frontzähne des Oberkiefers stark zurückge-
Intubation von nekrotischem Gewebe und ggf. Schmutz- kippt stehen und die Frontzähne des Unterkie-
DCI: Abk. für engl. direct coupled interface → partikeln in einer Wunde* im Rahmen des fers evtl. vollständig verdeckt werden können.
Intubationsendoskop Wundmanagements*. Je nach Wundsituation Siehe Abb.
DCIS: Abk. für duktales Carcinoma in situ → wird es auch als serielles Débridement (second
Mammatumoren look) mit temporärer Wundabdeckung durch-
DCM: Abk. für engl. dilated cardiomyopathy geführt.
→ Kardiomyopathie Debriefing: Unmittelbar nach traumatischem
DCS: Abk. für engl. dorsal column stimulation Ereignis (siehe Trauma*) eingesetzte Interventi-
→ Hinterstrangstimulation on in Form eines halbstrukturierten Gesprächs
DDD: Am häufigsten (ca. 70 %) eingesetzter mit dem Ziel der Initiierung und Förderung ge-
künstlicher Herzschrittmacher, der als Zwei- sunder psychischer Verarbeitungsprozesse so-
kammerschrittmacher nach Bedarf sowohl im wie der Prävention psychischer Störungen (cave:
Vorhof als auch in der Kammer Erregungen ab- mögliche Retraumatisierung; bei Manifestation
leiten (2. D des NBG-Codes) und (3. D des NBG- von bzw. klinischem Verdacht auf psychische
Codes) durch Inhibierung oder Triggerung av- Störung Indikation zur Psychotherapie).
sequentiell stimulieren (1. D des NBG-Codes) Formen:
Deckbiss [154]
kann. Herzschrittmacher* (Tab. dort). – Peer-Debriefing durch Personen der gleichen
D-Dimere n pl: engl. D-dimers. Fibrinspaltpro- Berufsgruppe (z. B. Einsatzkräfte im Ret-
dukte, die bei intravasaler Fibrinbildung mit re- tungsdienst) Deckplatteneinbruch: Wirbelfraktur* im Be-
aktiver Fibrinolyse oder sekundärer Hyperfibri- – Psychological Debriefing (Psy-Debriefing) reich der Deckplatte (Einbruch der oberen Flä-
nolyse* aus kovalent quervernetzten Fibrinmo- durch psychotherapeutisches Fachpersonal che) eines Wirbelkörpers (Impressionsfraktur*)
lekülen entstehen. D-Dimere sind hochsensitive mit Zusatzausbildung (Psychologen, Ärzte). siehe auch Grundplatteneinbruch (Einbruch
laborchemische Parameter der Gerinnungsakti- Prinzip: Vermittlung von Informationen über der unteren Fläche des Wirbelkörpers), sowie
vierung und bei Thrombose, (Lungen-)Embolie Stressreaktionen und Traumaverarbeitung, Fischwirbel* (Einbruch von Grund-und Deck-
oder Verbrauchskoagulopathie nachweisbar. Strategien zur Reduzierung der posttraumati- platte).
Referenzbereich: Der genannte Bereich ist stark schen Symptome, Verhinderung der Emotions- Deckprothese → Hybridprothese [Orthopä-
methodenabhängig. Orientierend gilt für D-Di- und Gedankenunterdrückung durch Auseinan- die]
mere im Plasma: 20–150 μg/l. dersetzung mit dem Trauma. Declamping: Wiedereröffnen großer arteriel-
Dead-Fetus-Syndrom n: engl. dead fetus syn- DEB-TACE: Abk. für drug eluting beats trans- ler Gefäße, z. B. Aorta oder deren Äste.
drome. Schwere Gerinnungsstörung im Sinne ei- arterial chemoembolization → Chemoembolisa- Décollement n: Flächenhafte Ablederung der
ner Verbrauchskoagulopathie* bei intrauteri- tion, transarterielle Haut infolge von Rotation und Quetschung.
nem Fruchttod*. Fibrinolytische Enzyme kön- Debulking f: Chirurgische Bezeichnung für Durch Lösung der Haut von der Faszie kommt
nen diaplazentar vom Feten in den mütterli- palliativ intendierte Tumorreduktion. Es han- es zur Unterbrechung der Blutzufuhr.
chen Kreislauf gelangen. Die Behandlung be- delt sich um eine chirurgische Tumormassenre- Decremeø ntum n: engl. decrement. Abnahme,
steht in der Therapie der Verbrauchskoagulopa- duktion zur Verbesserung der Funktion von Or- Abklingen; z. B. Stadium decrementi: Stadium
thie (u. a. Gabe von Blutplasma und Heparin) gansystemen (z. B. bei Ileus-Symptomatik) oder der Abnahme einer Krankheit.
und der Induktion von Wehen zur Ausstoßung der Lebensqualität des Tumorpatienten. De- decreø pitus: syn. dekrepide. Schwach, herun-
des Feten. bulking dient auch der Wirkungsoptimierung tergekommen.
DeBakey-Klassifikation → Aortendissektion z. B. einer geplanten Antikörpertherapie. Decresceø ndo n: engl. decrescendo murmur. In
Debilität → Intelligenzminderung Decarboxylasen f pl: engl. decarboxylases. Lya- der Medizin Bezeichnung für das Abschwellen
Debilität f: Frühere Bezeichnung für eine sen, die CO2 aus der COOH-Gruppe von Car- der Lautstärke von Herzgeräuschen*.
leichte Intelligenzminderung* (ICD-10: F70). bonsäuren abspalten. Als Coenzyme bei der De- Decurarisierung f: engl. decurarisation. Phar-
Debilität entsprach einem Intelligenzquotien- carboxylierung dienen v. a. Thiamindiphosphat makologische Antagonisierung nichtdepolari-
ten zwischen 50 und 69. bei Alphaketosäuren und Pyridoxalphosphat sierender peripherer Muskelrelaxanzien durch
deBono-Operation → Bentall-deBono-Opera- bei Aminosäuren*. Beispiele sind die Pyruvatde- Cholinesterase-Hemmer bei Narkosemittel-
tion carboxylase, die Pyruvat zu Acetaldehyd decar- überhang.
381 Defibrillation

Decussatio pyramidum → Pyramidenbahn fern keine Hinweise auf eine maligne Erkran-
Defäkation f: engl. defecation; syn. Stuhlaus- kung bestehen 2. bei Beckenbodeninsuffizi-
scheidung. Natürliche Darmentleerung, die re- enz Beckenbodengymnastik und Biofeedback
flektorisch über Dehnungssensoren im Rektum, – operativ (entsprechend zugrunde liegender
N. splanchnicus pelvinus und Sakralmark und Erkrankung): 1. bei ventraler Rektozele bzw.
willkürlich über kortikale Strukturen kontrol- rektaler Intussuszeption STARR (= stapled
liert wird. Art, Menge und Häufigkeit sind von transanal rectal resection), alternativ laparo-
Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten ab- skopische (Resektions-)Rektopexie 2. bei Be-
hängig. Seltenere oder häufigere Ausscheidung ckenbodeninsuffizienz gemeinsame Operati-
Defibrillation: sternal-apikale Platzierung der
D
ist kein sicherer Hinweis auf das Vorliegen einer on mit Gynäkologie und Urologie.
Krankheit. Defeø kt m: engl. defect. Fehlen, Verlust, Scha- Elektroden.
Defäkationsstörung f: syn. Stuhlentleerungs- den oder Fehler, z. B. eines Organs oder einer
störungen. Überbegriff für Störungen der nor- Funktion.
malen Stuhlentleerung. Unterschieden wird Defeø ktfraktur → Fraktur flimmern* oder pulsloser ventrikulärer Tachy-
zwischen Obstipation und obstruktiver Defäka- Defeø ktheilung f: engl. partial recovery. Unvoll- kardie* (PVT) im Rahmen der Reanimation*.
tionsstörung. Bei der Obstipation steht meist ei- ständige Wiederherstellung der Gesundheit Prinzip: Simultane Entladung aller zu diesem
ne Verzögerung des Stuhltransportes im Vor- (oder des Ausgangszustands) nach Erkrankung Zeitpunkt nicht refraktären Herzmuskelfasern
dergrund. Ursache der obstruktiven Defäkati- oder Trauma. Es bleibt ein Defekt, z. B. eine und damit Induktion einer rhythmischen Herz-
onsstörung ist eine unvollständige Entleerung schmerzhafte Bewegungseinschränkung oder aktion (angeführt vom Sinusknoten als Schritt-
des Enddarmes, z. B. aufgrund einer Beckenbo- eine Narbe, zurück. Das Gegenteil ist die Resti- macherzentrum). Der optimale Therapieerfolg
densenkung oder einer Rektozele. tutio* ad integrum. besteht in der Wiederherstellung eines geordne-
Defäkationssyndrom, obstruktives n: engl. Defeø ktproteinämie f: engl. defective proteine- ten Herzrhythmus mit suffizienter Auswurf-
obstructive defecation syndrome. Obstruktive Ent- mia. Meist angeborene pathologische Zusam- leistung bei ausreichender myokardialer Oxyge-
leerungsstörung des Enddarms bei ventraler mensetzung der Plasmaproteine* mit fehlender nierung. Erster Schritt: 2 großflächige Elektro-
Rektozele* oder innerem Rektumprolaps* (rek- bzw. zu geringer Bildung bestimmter Kompo- den (Klebeelektroden oder mit Gel bestrichene
toanale Invagination), häufig kombiniert mit nenten (z. B. Agammaglobulinämie*, Analbu- Plattenelektroden) werden auf dem Brustkorb
Descensus* uteri et vaginae. Ursächlich abzu- minämie). Unüblich. platziert. Lokalisation in der Regel entspr.
grenzen sind chronische Obstipation* und ver- Defeø ktprothese f: engl. maxillo-facial-prosthe- Herzachse* sternal-apikal (syn. anterior-lateral)
langsamter Kolontransit. Symptome sind stän- sis. Prothetische Rekonstruktion von Kieferde- – Rechts parasternal unter Klavikula (Herzba-
diger Stuhldrang, unvollständiges Entleerungs- fekten durch Zahnersatz, Verschluss von Kno- sis)
gefühl und anales Druckgefühl. Behandelt wird chenhöhlen oder Abschluss der Mund- zur Na- – links unterer Rippenbogenrand in vorderer
je nach Schweregrad konservativ oder operativ. senhöhle durch Obturator. Axillarlinie (lateral Herzspitze, siehe Abb.).
Ätiologie: Defeø ktpseudarthrose → Pseudarthrose Zweiter Schritt: Anschließend Entladung des
– Ventrale Rektozele Defeminisierung f: engl. defeminization. Re- sehr kurzen Gleichstromimpulses sehr hoher
– Enterozele, Sigmoidozele gression weiblicher Geschlechtsmerkmale infol- Spannung (1000–2000 V, 20–30 A; sog. Elektro-
– rektale Intussuszeption ge Androgenisierung*. Eine Defeminisierung schock) aus Kondensatoren ohne Berührung des
– Beckenbodeninsuffizienz geht einher mit Atrophie* von Mamma* und Patienten. Hierzu müssen die Basismaßnahmen
– Beckenbodendyssynergien. Uterus*, Amenorrhö*, Sterilität* und anovulato- der Reanimation kurzfristig unterbrochen und
Klinik: rischem Zyklus*. nach erfolgter Abgabe des Elektroschocks un-
– Unvollständiges Entleerungsgefühl Defensine n pl: engl. defensins. In allen tieri- verzüglich wieder aufgenommen werden. Die
– imperativer Stuhldrang schen Organismen und höheren Pflanzen natür- Gleichstrom-Energie wird vor Abgabe des
– verlängerte oder erfolglose Defäkation* lich vorkommende, antimikrobiell wirksame Schocks eingestellt:
– anales Druckgefühl Peptide. Defensine sind ein Teil der unspezifi- – Richtwerte für Erwachsene: 150–200 J bei bi-
– Schmerzen schen Immunabwehr* des Menschen und wer- phasischer, 360 J bei monophasischer Defib-
– Stuhlschmieren den v. a. von Epithelzellen von Darm, Lunge rillation
– Inkontinenz und Haut und neutrophilen Granulozyten pro- – Richtwerte für Kinder: 2(ⴚ4) J/kg KG.
– Blut- und Schleimabgang. duziert und sezerniert. Im Gegensatz zur elektrischen Kardioversion*
Diagnostik: Funktion: Wirksam gegen ein breites Spektrum erfolgt eine Defibrillation nicht R-Zacken-syn-
– Anamnese von Bakterien, Pilzen, Viren und Protozoen. Ei- chron. Des Weiteren sind biphasische Defibril-
– digital-rektale Untersuchung, Prokto-Rekto- ne Störung der Defensinbildung liegt u. a. bei latoren monophasischen vorzuziehen. Ggf. er-
skopie chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen neute Defibrillation nach jeweils 2 min Basis-
– Defäkografie, entweder konventionell oder vor. maßnahmen (entspricht 5 Zyklen Herzdruck-
als dynamisches Beckenboden-MRT Deferoxamin: engl. deferoxamine; syn. Desfer- massage* und Beatmung im Verhältnis von
– Kolposkopie, insbesondere zum Ausschluss rioxamin. Komplexbildner (Chelatbildner*) für 30 : 2 bei Erwachsenen):
anderer Erkrankungen trivalente Kationen, der aus Kulturen von Strep- – Erwachsene: 150–360 J bei biphasischer,
– ggf. gynäkologische Untersuchung tomyces pilosus gewonnen wird. Deferoxamin 360 J bei monophasischer Defibrillation
– ggf. urologische Untersuchung. wird eingesetzt z. B. bei Eisenvergiftungen. – Kinder: 4 J/kg KG.
Therapie: Deferveszeø nz → Fieber Zusätzliche Option: Stabilisierung des Herz-
– Konservativ: 1. stuhlregulierende Maßnah- Defibrillation f: Verfahren zur Durchbrechung rhythmus durch geeignete Antiarrhythmika*
men z. B. mit Flohsamen (Metamucil®), so- eines Herz*-Kreislauf-Stillstands bei Kammer- (v. a. Amiodaron).
Defibrillation-Threshold-Testung 382

Formen: Extern: neben der Defibrillation mit ei- mige) Erkrankung, Zerstörung oder Durchblu- Formen:
nem manuellen Defibrillator als ärztliche Not- tungsstörung bedingter Ausfall eines umschrie- – Hydropische Degeneration*: pathologische
fallmaßnahme auch halbautomatisch durch benen Hirnareals mit konsekutiver Herdsymp- Veränderung des Zellwasserhaushalts, vor al-
nichtärztliches Fachpersonal sowie durch nicht- tomatik wie Sprachstörung*, Sehstörung und lem bei Ödemen
medizinische, geschulte Ersthelfer (First Re- Störung von Motorik oder Sensorik. Bei Ausfall – fettige Degeneration: Ansammlung von Fet-
sponder Defibrillation, z. B. Flugzeugpersonal) mehrerer koordinierter Zentren kommt es zum ten in Zellen, die normalerweise keine Lipide
mit AED (Automatisierter Externer Defibrilla- sog. verwaschenen Herdsymptom. enthalten
tor) und zur zusätzlichen Verkürzung der Zeit- Formen: – hyaline Degeneration: Zenker*-Muskeldege-
D spanne bis zur Defibrillation ggf. Defibrillation – Supratentoriell, z. B. Hemiparese bei Schlag- neration
durch Laien (Public Access Defibrillation, PAD). anfall* – amyloide Degeneration: Amyloidose*
Intern: automatisch (implantierbarer Kardio- – infratentoriell, z. B. zerebellare Symptome*. – Degeneration von Nervenzellen: 1. retrogra-
verter-Defibrillator, siehe ICD*). Defizit, postoperatives kognitives → Delir, de Degeneration des Axons, die von distal
Defibrillation-Threshold-Testung f: Abk. postoperatives nach zentral in Richtung Corpus neuroni
DFT-Testung. Intraoperativ im Rahmen der Deflexionslage f: engl. deflexed position. Regel- fortschreitet (sog. dying back) 2. neuronale
ICD-Implantation durchgeführter Funktions- widrige Haltung des kindlichen Kopfes unter Degeneration nach Neurotmesis* (Waller*-
test zur Bestimmung der Defibrillationsschwel- der Geburt. Anstatt der üblichen Flexion („Kinn Degeneration) 3. transneuronale Degenerati-
le durch Induktion von Kammerflimmern* über auf die Brust“) kommt es zur zunehmenden De- on von intakten Neuronen bei Schädigung
implantierten ICD und Überprüfung des Sen- flexion, wodurch sich der geburtsmechanisch vorgeschalteter Neurone.
sing niedriger Amplituden mit gleichzeitiger relevante Durchmesser vergrößert. Bei Deflexi- Degeneration, hepatolentikuläre → Wilson-
Terminierung meist mit 21 J (mindestens 10 J onslagen ist der Geburtsverlauf oft verzögert. Krankheit
weniger als maximal mögliche ICD-Energie ei- Gesichts- oder Kinnlagen sind eine Indikation Degeneration, hyaloideoretinale → Wagner-
nes Defibrillatorschocks; siehe auch Defibrilla- zum Kaiserschnitt. Syndrom
tion*). Vorkommen: Deflexionslagen treten fast immer Degeneration, hydropische f: engl. hydropic
Defibrillator m: Elektrisches Gerät zur notfall- bei dorso-posteriorer Stellung des Rückens auf, degeneration; syn. vakuoläre Degeneration. Re-
mäßigen oder geplanten Verabreichung elektri- man spricht dann auch von den sog. „Sternen- versible, insbesondere im Zusammenhang mit
scher Impulse mit Plattenelektroden zur Durch- guckern“, da das Gesicht des Kindes bei der Ge- Ödemen* vorkommende pathologische Verän-
brechung eines Herz-Kreislauf-Stillstands (De- burt nach vorne zeigt. derung des Wasserhaushalts* der Zelle.
fibrillation*) und Wiederherstellung eines Einteilung: Je nach Grad der Deflexion unter- Ursache: Wenn durch Anoxie oder toxische
normfrequenten Sinusrhythmus (Kardioversi- scheidet man Substanzen die Permeabilität der Zelle erhöht
on*) bei Arrhythmie. Meist ist ein EKG-Monitor – Vorderhauptslagen oder die die Zelle umgebende Flüssigkeit osmo-
zur EKG-Analyse integriert. Tragbare Defibril- – Stirnlagen tisch-hypotonisch wird, kommt es zu intrazel-
latoren gehören zunehmend zur Standard-Not- – Gesichtslagen lulärer Zunahme an Wasser mit einer Schwel-
fallausrüstung von Rettungswagen, Flugzeu- – Kinnlagen. lung der Zelle. Das Wasser bildet im Zytoplas-
gen und Fernzügen. Defloration f: syn. Entjungferung. Zerreißen ma Vakuolen.
Defibrinationssyndrome n pl: engl. defibrina- des intakten Hymens beim ersten Koitus (Koha- Degeneration, kortikobasalganglionäre f:
tion syndromes. Bezeichnung für Blutungen bitarche*), selten infolge Trauma oder instru- engl. cortical-basal ganglionic degeneration. Selte-
durch Hyperfibrinolyse* oder Afibrinogen- menteller Manipulation (medizinisch meist ne, langsam progressive neurodegenerative Er-
ämie*. Als orientierende Untersuchung gilt der komplikationslos). krankung* als Form der Multisystemdegenera-
Clot-Observation-Test. Deformation f: Mechanisch bedingte Form- tion* mit verschiedenen Bewegungsstörungen,
Defibrinogenierung f: engl. defibrogenation. veränderung von Organen, Organteilen oder Sprach- und Gedächtnisstörung und einer mitt-
Fibrinogen-abbauende Wirkung, insbesondere Körperregionen. Man unterscheidet angeborene leren Überlebenszeit von 5–10 Jahren. Patholo-
von Schlangengiften (siehe auch Ancrod und und erworbene Deformationen. gie: Asymmetrische kortikale Atrophie im Be-
Batroxobin). Ätiologie: reich von
Defibulation f: Im Rahmen genitaler Verstüm- – Angeborene Deformation: pränatale Kraft- – Vorderem Parietallappen
melung vorgenommene operative Eröffnung einwirkung oder intrauteriner Platzmangel – Temporallappen
des durch Infibulation* verschlossenen Ostium (bei Mehrlingsschwangerschaft, Uterusfehl- – hinterem Frontallappen
vaginae. bildung*, Myoma uteri u. a.): 1. Pes* equino- – Substantia nigra.
Formen: varus 2. Genu* varum 3. Skoliose 4. Plagioze- Pathohistologie:
– Partielle Defibulation (um Vaginalverkehr phalus – Nervenzellverlust und Entzündungsreaktion
möglich zu machen) – erworbene Deformation: 1. posttraumatisch (Gliosis)
– komplette Defibulation (vor Geburten). 2. postoperativ 3. im Rahmen neurologischer – Substantia nigra meist stark entfärbt
Defilé-Aufnahmen f pl: Axiale Röntgenauf- Erkrankungen (z. B. Pes* equinovarus bei ge- – Fehlgestaltung der Nervenzellen nach neuro-
nahmen des Kniegelenks in 30°, 60° und 90° störter Innervation der unteren Extremitäten) pathologischer Färbung sichtbar: 1. ge-
Flexion zur Beurteilung der Patellaposition im 4. Stoffwechselstörungen (z. B. Osteoporose). schwollene sog. ballooned neurons 2. fehl-
Gleitlager, z. B. zur Diagnostik bei Chondropa- Deformität, präarthrotische → Präarthrose platzierte Kerne (sog. eccentrically located
thia* patellae. Degeneratio → Degeneration nuclei) 3. Nachweis von Neurofibrillen* und
Defizit n: engl. deficit. Ausfall, Ausfallerschei- Degeneration f: syn. Entartung. Rückbildung, ggf. Tau-positiven und Ubiquitin-negativen
nung; z. B. neurologisches Defizit. Verfall und Entartung von Zellen, Geweben, Or- Einschlusskörperchen.
Defizit, fokal-neurologisches n: engl. cerebral ganen oder des Organismus mit Funktionsver- Degeneration, paraneoplaø stische zerebellare
focal disorder. Durch örtlich begrenzte (herdför- lust und morphologischen Veränderungen. f: engl. paraneoplastic cerebellar degeneration. In
383 Dehydratation

Zusammenhang mit einer Neoplasie auftreten- gerungen (v. a. Leichtketten) bei Patienten 2 angrenzenden Strukturen, z. B. von Wund-
de autoimmun bedingte diffuse Kleinhirnrin- mit multiplem Myelom oder monoklonale rändern oder Nähten. Ursachen hierfür sind
dendegeneration mit zerebellaren Sympto- Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) Wundheilungsstörungen, Entzündungen,
men*. Vorkommen: – fibrilläre Glomerulopathie unklarer Genese Nachblutungen im Wundbereich oder man-
– Häufiger bei Frauen – immunotaktive Glomerulopathie durch Ab- gelnde Ruhigstellung.
– v. a. im Rahmen von: 1. Bronchialkarzinom lagerungen monoklonaler Immunglobuline, Dehnungslähmung f: engl. hyperextension pa-
2. Ovarialkarzinom 3. Kolonkarzinom gehäuft bei Patienten mit B-Zell-Lympho- ralysis. Lähmung* durch Dehnung peripherer
4. Mammakarzinom 5. Lymphom. men. Nerven oder Nervengeflechte, z. B. Armplexus-
Pathologie: Durch Autoantikörper* vermittelte Angeboren: parese*. D
isolierte Degeneration der Purkinje-Zellen u. a. – Glomerulopathie im Rahmen des Alport*- Dehnungs-Sensoren, atriale → Bainbridge-
– Anti-Yo-Ak Syndroms Reflex
– Anti-Hu-Ak – familiäre benigne Hämaturie*. Dehnungs-Sensoren, atriale → Gauer-Hen-
– Anti-Ri-Ak. Klinik: Glomerulopathien zeigen einen äußerst ry-Reflex
Degeneration, striatonigrale m: engl. stria- variablen Verlauf. Er hängt ab von der Lokalisa- Dehydratation f: engl. dehydration; syn. Hypo-
tonigral degeneration. Veraltete Bezeichnung für tion und dem Ausmaß der Schädigung und hydratation. Abnahme des Körperwassers durch
Multisystematrophie* mit Parkinson*-Syndrom kann von einer asymptomatischen Proteinurie gesteigerte renale, gastrointestinale, pulmonale
und/oder vegetativen Störungen, zerebellaren und/oder Hämaturie über das nephritische und oder perkutane Wasserabgabe ohne entspre-
Symptomen* und Pyramidenbahnzeichen*. nephrotische Syndrom bis hin zum akuten Nie- chende Zufuhr oder iatrogen verursacht, als
Degeneration, tapetoretinale f: engl. tapetor- renversagen führen. Unbehandelt droht im Ver- therapeutische Maßnahme oder falsche Infusi-
etinal degeneration. Erbliche progressive Netz- lauf immer der Übergang in eine chronische onstherapie.
hautdystrophien, die möglicherweise zur Er- Niereninsuffizienz. Formen: siehe Abb.
blindung führen. Sie kommen isoliert oder im Diagnostik: – Isotone Dehydratation: Verlust von Wasser
Rahmen von Syndromen oder Speicherkrank- – Labor: 1. Blutbild 2. Retentionsparameter und Na+ in einem Verhältnis, das der osmola-
heiten* vor. 3. geschätzte (estimated) glomeruläre Filtra- ren Zusammensetzung des Extrazellulär-
Vorkommen: tionsrate (eGFR) 4. Elektrolyte 5. BGA raums entspricht (d. h. Verlust isotonischer
– Periphere retinale Dystrophie, siehe Retino- – Urindiagnostik: 1. quantitative Erfassung Flüssigkeit); Vorkommen bei Erbrechen, for-
pathia* pigmentosa der Urinbestandteile 2. Urinsediment cierter Diurese, Diarrhö, Flüssigkeitssequest-
– zentralretinale Dystrophie, siehe Makuladys- – Serologie: 1. Komplement 2. Autoantikörper ration (third* space), Blutverlusten und un-
trophie* 3. Blutzuckerbestimmung zureichender Wasser- und Na+-Zufuhr
– zentral-periphere retinale Dystrophie (Zap- – ggf. Nierenbiopsie. – hypertone Dehydratation (Exsikkose):
fen-Stäbchen-Dystrophie) Therapie: Die Glomerulopathie wird in erster Verlust von hypotoner Flüssigkeit (Schweiß,
– chorioretinale Dystrophie, siehe Choroidere- Linie supportiv und symptomatisch behandelt. hypotoner Urin) und unzureichende Wasser-
mie Entscheidend sind nephroprotektive Maßnah- zufuhr; Anstieg der Plasma-Na+-Konzentrati-
– frühe, diffuse retinale Dystrophie, siehe kon- men wie Eiweiß- und Kochsalzrestriktion, Ni- on; Vorkommen bei Fieber, Diabetes* melli-
genitale* Leber-Amaurose. kotinkarenz und Einsatz von ACE-Hemmern tus, Diabetes* insipidus, hyperosmolarem
Degenerative Glomerulopathie f: Abk. Dege- oder AT1-Antagonisten bei Hypertonie bzw. Koma (diabetisches Koma*), Verdursten*
nerative GP. Heterogene Gruppe nichtentzünd- Proteinurie. Die weitere Therapie hängt ent- – hypotone Dehydratation: Verlust von hy-
licher Glomerulopathien*. Am häufigsten sind scheidend vom Typ der Glomerulopathie und pertoner Flüssigkeit, Salzverlust (v. a. Na+
die diabetische und hypertensive Glomerulopa- deren Ursachen ab. und Cl–); Vorkommen bei gestörter Osmore-
thie. Die Klinik reicht von langer Beschwerde- Degos-Syndrom → Papulosis maligna atro- gulation, ungenügender NaCl-Zufuhr bzw.
freiheit bis zum Vollbild des nephritischen oder phicans überwiegender Zufuhr von freiem Wasser,
nephrotischen Syndroms*. Unbehandelt droht Dehiszeø nz f: engl. dehiscence. Klaffen, Ausei- z. B. Trinken von salzarmer Flüssigkeit bei
der Übergang in die terminale Niereninsuffizi- nanderweichen, z. B. von Geweben bzw. von starkem Schwitzen, Nebennierenrindenin-
enz. Die Therapie besteht aus supportiv-symp-
tomatischen Maßnahmen und Behandlung der
Grunderkrankung.
Einteilung: Erworben:
– Hypertensive* Glomerulopathie durch Schä-
digung der Glomerula infolge einer langjäh-
rigen Hypertonie
– diabetische Glomerulopathie als Spätkompli-
kation eines Diabetes mellitus mit Schädi-
gung der glomerulären Kapillaren
– Glomerulopathie bei systemischer Amyloido-
se durch eine glomeruläre Schädigung infol-
ge irreversibler Ablagerungen von Amyloid-
Fibrillen: tritt am häufigsten im Rahmen der
AL-Amyloidose und AA-Amyloidose auf
– Glomerulopathie durch Paraproteinablage- Dehydratation: Serum-Osmolalität (v. a. Na+-Konzentration) und Volumen der extrazellulären (VE) und
rung infolge glomerulärer Paraproteinabla- intrazellulären Flüssigkeit (VI) im Vergleich zur physiologischen isotonen Euhydratation.
Dehydroepiandrosteron 384

suffizienz*, zentralem Salzverlustsyndrom*, des Weltärztebundes zur Wahrung der Rechte und Absaugen von Flüssigkeiten aus dem Gast-
Verbrennungen, Laxanzienmissbrauch*. des Individuums bei medizinischer Forschung rointestinaltrakt. Dekompressionssonden wer-
Klinik: Allen Formen gemeinsam sind Zeichen am Menschen, einschließlich identifizierbarer den verwendet bei Ileus und Paralyse in Form
des Volumenmangels (Abnahme von Herzzeit- menschlichen Materialien und Daten. Wesentli- einer Magensonde oder Ileusdekompressions-
volumen und Blutdruck, unter Umständen hy- che Inhalte sind Einwilligung des Patienten, sonde.
povolämischer Schock*). Bei isotoner und hy- Schutz Einwilligungsunfähiger sowie Geneh- Dekompression, subakromiale → Akromio-
pertoner Dehydratation bestehen trockene migung durch Ethikkommissionen; verabschie- plastik
Schleimhäute, halonierte Augen, verringerter det 1964 (Helsinki), revidiert beispielsweise Dekompressive Kraniektomie f: engl. Decom-
D Hautturgor, Oligurie und Durst, der jedoch in- 1975 (Tokio) und 2013 (Fortaleza). pressive Craniectomy; syn. Dekompressions-Kra-
folge häufig gleichzeitig bestehender zentral- Deklaration von Madrid f: engl. Madrid Decla- niotomie. Eröffnung des Schädels (Trepanati-
nervöser Störungen und Bewusstseinstrübun- ration. Modifikation der Deklaration* von Ha- on*) zur Druckentlastung bei Hirnschwellung
gen nicht wahrgenommen wird. waii (1977) der World Psychiatric Association und Hirnödem*: Ein Teil des Schädeldachs wird
Dehydroepiandrosteron n: engl. dehydroan- (WPA) aus dem Jahr 1996 mit den zentralen einseitig (meist) oder beidseits entfernt, anato-
drosterone; syn. 3β-Hydroxy-5-androsten-17-on Themen Sterbehilfe, Folter, Todesstrafe, Organ- misch angepasst an die Schwellung und meist
(C19H28O2); Abk. DHEA. V. a. von der Nebennie- handel, Genetik u. a. Zuletzt wurde die Deklara- zur Wiedereinsetzung (Reimplantation) konser-
renrinde gebildetes Steroid* mit schwacher An- tion von Madrid 2002 in Yokohama (Japan) er- viert (tiefgefroren oder unter der Bauchhaut).
drogenwirkung und langer Halbwertszeit. Es gänzt. Zusätzlich wird die harte Hirnhaut eröffnet
dient als Vorstufe für die Testosteron- und Öst- Deklaration von Tokio f: engl. Tokyo Declara- und erweitert.
rogensynthese. Der DHEA-Spiegel steigt ab tion. Arztethische Leitsätze, Empfehlungen und Indikationen:
dem 7. Lj. und fällt um das 30. Lj. langsam ab. Richtlinien des Weltärztebundes (1975) über – Bei konservativ nicht beherrschbarer Hirn-
Sulfatiertes DHEA wird als Anabolikum miss- das Verhalten von Ärzten bei Folterungen und drucksteigerung durch Hirnschwellung und
braucht. Misshandlungen von Gefangenen sowie über Hirnödem nach Verletzung
Referenzbereich: Die Werte für sulfatiertes den Gebrauch und Missbrauch psychotroper – Durchblutungsstörung bei Infarkt bzw.
DHEA (DHEAS-Werte) sind stark alters- (mit Arzneimittel. Enthalten ist außerdem die revi- Schlaganfall (hier auch ggf. Dekompression
zunehmendem Lebensalter niedriger) und ge- dierte Deklaration* von Helsinki. über der hinteren Schädelgrupe bei Klein-
schlechtsabhängig: Dekolonisation f: engl. decolonization. Elimi- hirninfarkt)
– Männer: 0,27–16,7 μmol/l nation oder zahlenmäßige Verringerung eines – bei Hirnentzündung (Enzephalitis).
– Frauen vor dem Klimakterium: < 14,3 μmol/l fakultativ pathogenen Mikroorganismus, der Die Indikation ergibt sich bei entsprechender
– Frauen nach dem Klimakterium: < 3,2 μmol/l. den Körper besiedelt (Kolonisation*), mithilfe nicht beherrschbarer klinischer Symptomatik
Dehydrogenasen f pl: engl. dehydrogenases. Zu therapeutischer Maßnahmen (z. B. Antibiotika*, (Koma, drohende Einklemmung, ggf. auch pro-
den Oxidoreduktasen gehörende Enzyme, z. B. Antiseptika oder Desinfektionsmittel*). phylaktisch bei zu erwartender Progredienz, be-
Flavinenzyme und Alkoholdehydrogenase*. De- Dekompensation f: engl. decompensation. sonders bei Kindern und Jugendlichen) und ori-
hydrogenasen katalysieren die Übertragung von Nicht mehr ausreichender Ausgleich (Kompen- entiert sich an der Bildgebung mit CT oder
Wasserstoff (2 H+, 2 e–) auf Akzeptormoleküle. sation) einer verminderten (organischen) Funk- MRT, wonach die Lage und Ausdehnung der
Coenzyme sind häufig NAD+, NADP+ und FAD. tion oder Leistung und die daraus resultieren- Kraniektomie bestimmt wird. Nach Erholung
Déjerine-Klumpke-Lähmung → Armplexus- den Folgen, z. B. bei Herzinsuffizienz* oder des Patienten und normalisierter Bildgebung
parese Schock*. kann der entnommene Schädelteil wieder ein-
Déjerine-Sottas-Krankheit → Neuropathie, Dekompression f: engl. decompression. Druck- gesetzt oder der Schädel plastisch gedeckt wer-
hereditäre motorisch-sensible abfall oder Druckentlastung, z. B. von Organen. den.
Déjerine-Thomas-Krankheit → Atrophie, oli- Formen: Dekontamination f: engl. decontamination. Be-
vopontozerebellare – Operative Dekompression: z. B. bei: 1. Ileus seitigung einer Kontamination*, also Verunrei-
Dejour-Klassifikation → Trochleadysplasie (durch doppelläufiges Stoma) 2. Kompart- nigung, durch verschiedene Verfahren und Me-
Dekalzifizierungssyndrom → Milkman-Syn- mentsyndrom* (Dermatofasziotomie) 3. Ste- thoden, z. B. hygienisch-mikrobiologisch, toxi-
drom nose des Spinalkanals durch Tumor, knöcher- kologisch oder nuklearmedizinisch.
Dekapsulation f: engl. decapsulation. Operati- nes Fragment oder degenerative Veränderun- Verfahren:
ves Spalten und Abziehen einer Organkapsel, gen (Laminektomie*, Hemilaminektomie*) – Hygienisch-mikrobiologisch: Reduktion
insbesondere bei der Niere, aber auch in der Le- – Dekompression des oberen oder unteren bis zur weitgehenden Beseitigung einer Kon-
berchirurgie. Gastrointestinaltrakts durch Drainagen und tamination von Makroorganismen, Oberflä-
Deklaration von Hawaii f: engl. Hawai Declara- Sonden oder koloskopisches Absaugen von chen, Boden, Gewässern, Gegenständen, Le-
tion; syn. Deklaration von Hawai. 1977 von der Kot und Darmgasen, z. B. bei: 1. Atonie bensmitteln oder Luft mit Mikroorganismen
Generalversammlung der World Psychiatric As- 2. Stase 3. Ileus* oder unerwünschten Substanzen, insbeson-
sociation (WPA) verabschiedete und 1983 modi- – pharmakologische Dekompression, z. B. os- dere Schadstoffen*; die Dekontamination er-
fizierte Leitlinien zu ethischem Verhalten und motisch wirksame Infusion bei Hirndruck- folgt u. a. bei infektionsgefährdeten Personen
Standards für die psychiatrische Praxis in der steigerung. oder vor bestimmten operativen Eingriffen,
Berufsausübung. Zentrale Themen sind Diskri- Dekompressionskrankheit → Caisson- z. B. durch Reinigung, Antiseptika bzw. Des-
minierung, Sterbehilfe und Folter. Die Deklara- Krankheit infektionsmittel*, und in der Umwelt durch
tion von Hawaii wurde in der Deklaration* von Dekompressionssonde → Ileusdekompressi- Reinigung, Desinfektion*, Sterilisation* und
Madrid erweitert. onssonde keimfreie Filtration*.
Deklaration von Helsinki f: engl. Helsinki Dec- Dekompressionssonde f: engl. decompression – toxikologisch: Entfernen einer innerlichen
laration. Ethische Leitsätze und Empfehlungen tube. Sonde* zur Druckentlastung, zum Ablauf oder äußerlichen Kontamination des Körpers
385 Dekubitus, innerer

mit chemischen (Schad-)Stoffen (siehe Deto- der Organhüllen. Allgemein wird unter einer
xikation*) Dekortikation die Entfernung krankhaft verän-
– nuklearmedizinisch: Entfernung oder Ver- derter Organhüllen verstanden (beispielsweise
ringerung einer oberflächlichen radioaktiven Perikardektomie bei konstriktiver Perikardi-
Kontamination von Boden, Raum, Gegen- tis*). Auch eine Dezerebration* wird als Dekorti-
ständen, Lebensmitteln oder Personen: 1. bei kation bezeichnet.
Gegenständen in der Regel mit Wasser und Indikationen: In der Thoraxchirurgie: Entfer-
milden, reinigungsaktiven Tensiden, unter nung der viszeralen und parietalen Pleura
Umständen auch mit Komplexbildnern oder (Pleurektomie*) bei Pleuramesotheliom*, Pleu- D
schwachen Säuren, ggf. durch mechanische ratuberkulose und chronischem Pleuraem-
Abtragung der Oberflächen oder Beschichten pyem*.
mit Farben, die Alphastrahlung oder weiche Dekortikationsstarre → Dezerebrationsstarre
Betastrahlung absorbieren 2. bei kontami- Dekubitus m: engl. decubitus. Wundliegen mit
nierten Personen nach Messung und Lokali- Haut- und Unterhautnekrosen, -mazeration
sation der Kontamination, Entfernung und und -infektionsgefahr bei lokaler Ischämie Dekubitus Abb. 2: an der Ferse; Einteilung in 4 Grade.
Entsorgung kontaminierter Kleidung mit (Minderdurchblutung) durch länger einwirken-
lauwarmem Wasser, milder Seife und wei- den äußeren Druck. Betroffen sind vor allem tion, örtliche Durchblutungsstörungen und
cher Bürste sowie Überprüfung auf evtl. In- bettlägerige Patienten. Die Behandlung ist Vorschädigungen der Haut.
korporation* von Radionukliden, z. B. durch langwierig und schwierig. Hohe Bedeutung hat Einteilung:
Messung der Aktivität in Nasensekret und deshalb die Dekubitus-Prophylaxe. – 1. Grad: umschriebene Rötung, noch intakte
Sputum*, bei gammastrahlenden Nukliden Vorkommen: Vom Wundliegen bedroht sind Haut, Fingertest* positiv
mit Ganzkörperzähler; cave: Vermeidung ei- – Alle Körperstellen bettlägeriger Patienten, an – 2. Grad: Hautdefekt, Blasenbildung
ner Schädigung der Haut zur Prävention ei- denen die Haut dem Knochen anliegt (Prädi- – 3. Grad: tiefer Hautdefekt mit sichtbaren und
ner Inkorporation von Radionukliden. lektionsstellen*, siehe Abb. 1), wie: 1. Steiß- evtl. betroffenen Muskeln, Sehnen und Bän-
Dekontaminationsanlage f: engl. decontami- und Kreuzbein 2. Trochanter major des Ober- dern
nation unit. Einrichtung zur Beseitigung der ra- schenkels sowie 3. Fersen – 4. Grad: tiefer Hautdefekt mit Knochenbetei-
dioaktiven Verunreinigungen von radioaktiv – die Hautpartien unter schlecht sitzenden ligung (Osteomyelitis), siehe Abb. 2.
belasteten Abwässern, Gegenständen oder Per- Prothesen Therapie: Anzustreben ist die mindestens zwei-
sonen, z. B. Abwasser-Abklinganlage zur De- – Hautpartien unter zu engen Gipsverbänden stündliche Positionsveränderung zur Druckent-
kontamination radioaktiver Abwässer mit – Fußsohlen in zu engen (orthopädischen) lastung. Wundbehandlung:
langlebigen Radionukliden (Halbwertszeit* Schuhen. – Dekubitus 1. Grades: intensive Hautpflege
> 100 Tage). Die Gefahr des Wundliegens erhöht sich durch und Befundbeobachtung
Dekorporation f: engl. decorporation. Entfer- hohes Lebensalter, Diabetes mellitus, Dehydra- – Dekubitus 2. Grades: 1. sorgfältige Säube-
nung von Stoffen (Gifte*, Radionuklide) aus rung der Wunde und der Wundränder 2. Auf-
dem Körper, um Intoxikationen bzw. Strahlen- tragung oder Einbringung von reinigenden
schäden* zu vermindern oder zu verhindern. und granulationsfördernden Substanzen
– Mechanisch: zur unspezifischen Verhinde- 3. Schutz der Wundränder und -umgebung
rung der Resorption (z. B. Lungenspülung, vor Wundsekret
Gewebeexzision) – Dekubitus 3. und 4. Grades: 1. Wundexzisi-
– chemisch: zur spezifischen Verminderung on* mit Wundreinigung und Wundverband,
der Resorption und Beschleunigung der Eli- z. B. durch Vakuumversiegelung oder spezi-
mination; dabei ist unter Umständen durch elle stadiengerecht angewendete Wundaufla-
die Bereitstellung eines Überangebots inakti- gen
ver Isotope die Exkretion der Radionuklide – Nekrose* bzw. Gangrän*: 1. chirurgische Ab-
zu beschleunigen (Schilddrüsenblockade*); tragung 2. evtl. anschließend plastische De-
eingesetzt werden u. a.: 1. Adsorbenzien (z. B. ckung.
Bariumsulfat oder Alginsäure bei Radiost- Ein Wechsel der Therapeutika erfolgt erst,
rontium-Ingestion) 2. Komplexbildner (z. B. wenn nach 3–4 Tagen keine Verbesserung ein-
Ferrihexacyanoferrat bei Radiocaesium-In- getreten ist.
gestion) 3. Chelatbildner* (z. B. Ca-DTPA und Prophylaxe:
Deferoxamin bei Plutonium-Inkorporation) – Risikoeinschätzung mithilfe von Dekubitus-
– biologisch: zur Verhinderung der Akkumu- skalen (z. B. Braden*-Skala, Norton*-Skala)
lation in einzelnen Organen (z. B. thyreostati- – regelmäßige Hautbeobachtung und -pflege
sche Behandlung zur Verhinderung der Ak- – Minimierung von Risikofaktoren, wie Feuch-
kumulation von Radioiod). tigkeit, Druck, Scher- und Reibekräfte
Dekortikation f: engl. decortication. In der – Maßnahmen zur Dekubitusprophylaxe*.
Thoraxchirurgie operative Entfernung von Dekuø bitus, innerer m: Bezeichnung für
krankhaften Veränderungen der Pleura*, zu- Weichteilnekrose infolge Drucks von innen
meist von entzündungsbedingten Vernarbun- durch auftragendes Implantat oder nach langer
gen (Pleuraschwarte*) mit Verlust der Elastizität Dekubitus Abb. 1: Dekubitus-Prädilektionsstellen. Luxationsstellung eines Gelenks.
Dekubitusprophylaxe 386

Dekuø bitusprophylaxe f: engl. pressure sore pre- tern. Delinquenzmuster können u. a. aus der – Ausschaltung/Entzug der Noxe* (Suchtmit-
vention. Gesamtheit der pflegerischen Maßnah- psychischen Störung resultieren. Ein impulsi- tel, Arzneimittel bei Intoxikation bzw. Über-
men zur Vorbeugung eines Dekubitus*, beste- ver Charakter der Straftaten kommt z. B. häufi- dosierung).
hend aus Mobilisation, Hautpflege und bei ger bei einer Impulskontrollstörung* vor. Prognose: Meist völlige Remission*, unbehan-
Bettlägerigkeit regelmäßiger Umlagerung so- Delinqueø nzrisiko n: Gefahr für das Begehen delt hohe Mortalität*.
wie kontinuierlicher Beobachtung gefährdeter von Straftaten. Das Risiko für Gewaltstraftaten Delirium → Verwirrtheit, akute
Körperstellen. liegt in der Allgemeinbevölkerung bei Delirium acutum n: engl. acute delirium. Plötz-
Maßnahmen: 1 : 10 000. Beim Vorliegen von mehreren kri- lich einsetzendes Delir*, z. B. bei (hohem) Fie-
D – Einschätzung des Dekubitusrisikos (z. B. Bra- minogenen Faktoren* kann es deutlich höher ber*, Infektionskrankheiten*, Hyperthyreose*,
den*-Skala, Norton*-Skala) sein. Intoxikationen und nach Operationen (vgl.
– Mobilisation des Patienten und Vermeidung Delir n: engl. delirium; syn. delirantes Syndrom. postoperatives Delir*).
von Bettlägerigkeit Akute organisch bedingte Psychose mit qualita- Delirium Detection Score: Abk. DDS. Score
– Hautpflege, Hautschutz und Hautbeobach- tiver Bewusstseinsstörung* in Form von Be- zum postoperativen Delirmonitoring im Auf-
tung wusstseinstrübung*, Aufmerksamkeits-, Orien- wachraum bzw. auf der Intensivstation. Entwi-
– ausgewogene Ernährung und Flüssigkeitszu- tierungs*- und Wahrnehmungsstörungen* so- ckelt wurde der DDS auf Basis der CIWA-Ar (für
fuhr wie affektiven und vegetativen Symptomen. Clinical Institute Withdrawal Assessment of Al-
– regelmäßige Positionswechsel nach Plan Vorkommen: cohol Scale, Revised; Alkoholdelir*). Erfasst wer-
(z. B. Rückenlage, Seitenlage 30° rechts, evtl. – Organische Störungen: 1. zerebrale Läsionen den 8 klinischen Merkmale (Orientierung, Hal-
Bauchlage, Seitenlage 30° links, Rückenlage) (z. B. Schädelhirntrauma*) 2. zerebrovaskulä- luzination, Agitiertheit, Angst, paroxysmales
in individuell an den Patienten angepassten re Störungen 3. Demenz*, hohes Lebensalter Schwitzen, Schlaf-Wach-Rhythmus, Tremor
Zeitintervallen (Hilfe durch den Fingertest* (Verwirrtheitssyndrom) 4. postoperativ und Myoklonien/epileptische Anfälle).
und Hautinspektion) (Durchgangsyndrom) Delirium treø mens → Alkoholdelir
– Vermeidung von Hautfeuchtigkeit durch In- – Alkoholabhängigkeit* (Delirium tremens, Delir, postoperatives n: engl. postoperative de-
kontinenz oder Schwitzen meist Entzugsdelir*, auch Kontinuitätsdelir) lirium. Nach einer OP auftretendes Delir*, das
– Antidekubitusmatratze oder Luftkammer- – Intoxikationen: anticholinerg wirksame mit erhöhter postoperativer Letalität einher-
bzw. Wechseldrucksystem zur Druckreduk- Substanzen (z. B. trizyklische Antidepressiva) geht und mit langfristiger kognitiver Funkti-
tion. – Infektionen: Enzephalitis* onsstörung (postoperatives kognitives Defizit,
Delaire-Maske → Gesichtsmaske, kieferortho- – andere somatische Störungen: 1. Hypoxie* Kurzbezeichnung POCD für postoperative cog-
pädische 2. Hypovolämie* 3. Elektrolytstörungen* nitive deficit) assoziiert ist.
Delayed Afterdepolarization → Erregungs- 4. Diabetes* mellitus. Vorkommen:
leitungsstörung Klinik: Typisch ist ein fluktuierender Verlauf – Häufigste psychiatrische Erkrankung im
Delayed-blanch-Phänomen → Dermografis- mit u. a.: Aufwachraum* bzw. auf der Intensivstation*
mus – Bewusstseinsstörungen* (von leichter Be- – Delir-assoziierte (Risiko-)Faktoren: u. a.: 1. Le-
De-Lee-Handgriff m: engl. Lee’s maneuver; wusstseinsminderung bis Koma*) bensalter (< 5 oder > 65 Jahre) 2. Komorbidität
syn. Lee-Handgriff. Heute kaum noch angewen- – kognitiven Störungen (z. B. Gedächtnis- und (z. B. arterielle Hypertonie*, Depression*)
deter geburtshilflicher Handgriff zur Feststel- Konzentrationsstörungen*) 3. Demenz* 4. Alkoholabhängigkeit* 5. Niko-
lung des Höhenstandes des kindlichen Kopfes. – Desorientiertheit (zeitlich, örtlich, situativ, tinkonsum 6. Hypoxie* 7. Elektrolytstörung*
Ist der Kopf auf dem Beckenboden angekom- zur Person) 8. Hypovolämie* 9. Stress im Sinne von
men, so lässt sich dieser von außen bei einer – Wahrnehmungsstörungen* (z. B. Illusionen*, Schmerz 10. Größe des chirurgischen Ein-
Tastuntersuchung neben der großen Schamlip- meist optische Halluzinationen*) griffs 11. Postaggressionssyndrom* 12. Immo-
pe spüren. – psychomotorischen Störungen (z. B. Hypo- bilisierung 13. Beatmung* 14. Infektionen*
Deletion f: Genetische Variante mit Verlust ei- oder Hyperaktiviät im Wechsel, Schreckhaf- 15. Transfusion 16. fehlender Schlaf 17. deli-
nes interstitiellen oder terminalen Chromoso- tigkeit) rogene Arzneimittel (z. B. Benzodiazepine).
menstücks (siehe strukturelle Chromosomen- – Schlafstörungen* (z. B. völlige Schlaflosig- Diagnostik: Frühzeitig entsprechendes Monito-
aberration*) bzw. eines DNA-Abschnitts oder keit, Umkehr des Schlaf*-Wach-Rhythmus, ring, v. a. durch Nursing* Delirium Screening
weniger bzw. einzelner Nucleotide infolge Mu- Alpträume) Scale (Tab. dort) bzw. CAM-ICU, oder DDS bzw.
tation* oder auch experimentell herbeigeführt – affektiven Störungen* (z. B. Angst*, Furcht, ICDSC.
durch gentechnologische Verfahren. Der funkti- Reizbarkeit*, Ratlosigkeit) Therapie:
onsfähige Originalzustand kann in der Regel – vegetativen Störungen (z. B. Tachykardie*, – Wie bei Delir* im Rahmen der Intensivmedi-
durch erneute Mutation* nicht wiederherge- Schwitzen*). zin möglichst kausal, z. B.: 1. Ausgleich von
stellt werden. Therapie: Elektrolyt- und Wasserhaushalt bei Elektro-
Delinqueø nz f: engl. delinquency. Straffälligkeit – Symptomatisch: 1. Überwachung (ggf. inten- lytstörung* und Hypovolämie* 2. Absetzen
sowie Missachtung gesellschaftlicher Gebote. sivmedizinisch) 2. medikamentös (u. a. Car- anticholinerg wirksamer Substanzen bei an-
Zu delinquenten Verhaltensweisen zählen ne- bamazepin*, Clomethiazol, Diazepam* oder ticholinergem zentralem Syndrom* 3. Anti-
ben Taten, die strafrechtlich geahndet werden, dämpfende Neuroleptika, z. B. Melperon*, biotikatherapie bei bakterieller Infektion
auch andere, die gesetzte Normen durchbre- evtl. Clonidin*, Thiamin* und Folsäure*) – sowie frühzeitig symptomatisch: 1. bei hypo-
chen, wie z. B. das Schulschwänzen. 3. Orientierungshilfen (u. a. Bezugspersonen, aktivem postoperativem Delir oder Positiv-
Delinqueø nzmuster n sg, pl: Gemeinsamkeiten Belassen in gewohnter Umgebung) symptomatik*: I. Haloperidol* II. Risperi-
in der Art, Straftaten zu begehen – bei einer Per- – Behandlung der Grunderkrankung (z. B. an- don* III. Olanzapin* 2. bei hyperaktivem
son oder bei einem bestimmten Typus von Tä- tibiotisch) postoperativem Delir oder Angst: I. Levetira-
387 Demenz

cetam II. Propofol* III. (kurzwirksames) Ben- Prävention: mindert sich der Anteil deutlich. Der Delta-
zodiazepin 3. bei vegetativen Symptomen im – Allgemeine Maßnahmen: 1. minimale Dauer Schlaf wird als Korrelat der Schlaftiefe und
Sinne einer sympathischen Hyperaktivität: I. von präoperativer Nüchternheit (insbesonde- Schlafintensität angesehen. Sein Anteil nimmt
Clonidin* II. Beta-Rezeptoren-Blocker. re Flüssigkeitskarenz) und OP bzw. Narkose* unabhängig vom Zeitpunkt des Schlafbeginns
Siehe Tab. 1, siehe Tab. 2. 2. frühzeitig postoperative Reorientierung über die Schlafzyklen ab (siehe Schlafstadien*,
(z. B. im Aufwachraum* Uhr in Sichtweite) Abb. dort). Kennzeichen:
Delir, postoperatives: Tab. 1 3. kognitive Stimulation (z. B. Gespräch) – Aufwachen: hohe Weckschwelle; dem We-
Merkhilfe für mögliche Ursachen. 4. Mobilisation und autonome Ernährung cken folgt in der Regel eine Phase der Schlaf-

I watch death[1]: Beispiel (Auswahl)


5. Stressreduktion (u. a. adäquate Analgesie*, trunkenheit, mangelnder Orientierung und D
Sedierung*, Oxygenierung*, ausgeglichene eingeschränkter Erinnerungsfähigkeit
Akronym für Elektrolyt- und Flüssigkeitsbilanz, normaler – physische Aktivität: sehr gering
(englisch) Blutzucker, frühzeitiges Entfernen von Drai- – psychische Aktivität: findet statt und kann
infection Enzephalitis nagen) 6. physiologischer Schlaf*-Wach- erinnert werden, inhaltlich handelt es sich in
Rhythmus 7. psychosozial, z. B. durch Anwe- der Regel um Erlebnisse des vergangenen Ta-
withdrawal Alkoholentzug, Entzug senheit der Familie, persönliche Gegenstände ges
acute metabolic Azidose, Alkalose, Urämie (Foto, Spielzeug o. a. von zu Hause) – Gedächtnis: Konsolidierung von Gedächtnis-
trauma Schädel-Hirn-Trauma, – pharmakologisch: 1. möglichst keine anti- inhalten, der Delta-Schlaf unterstützt insbe-
postoperativ cholinerg wirksame Pharmakotherapie bzw. sondere die vom Hippocampus abhängige
Benzodiazepine 2. präoperativ evtl. Neuro- Bildung des deklarativen Gedächtnisses.
CNS pathology Epilepsie, zerebrale leptika 3. lang dauernde Analgosedierung Deø lta-Wellen → EEG
Raumforderung
ausschleichend beenden (wegen Gefahr eines Deø lta-Wellen → WPW-Syndrom
hypoxia Hypoxie bei respiratorischer Entzugssyndroms*). Deø ltazellen → D-Zellen
Insuffizienz Dellwarze → Molluscum contagiosum Demand-Schrittmacher m: engl. demand
deficiencies Mangel an Cobalamin, Deltaaminolävulinsäure f: engl. delta-aminole- pacemaker. Herzschrittmacher, der nur dann ei-
Beriberi vulic acid (Abk. delta-ALA); syn. 5-Aminolävulin- nen Impuls abgibt, wenn innerhalb eines pro-
säure. Entsteht durch Kondensation aus Succi- grammierten Zeitintervalls kein kardiales Akti-
endocrinopathies Hypothyreose,
nyl-CoA und Glycin als Zwischenprodukt der onspotenzial entsteht bzw. die herzeigene Fre-
Hyperthyreose
Porphyrinsynthese (Porphyrine*). ALS wird ver- quenz den programmierten unteren Grenzwert
acute vascular hypertensive Krise mehrt im Urin und Stuhl ausgeschieden bei unterschreitet (z. B. VVI*, AAI). Die Demand-
toxins, drugs Rauschmittel, Porphyrie* oder Blei-Intoxikation. Es wird als Funktion wird bei Herzschrittmachern zur Un-
Arzneimittel[2] Fotosensibilisator verwendet bei fotodynami- terstützung der physiologischen Herzfre-
scher* Therapie oder fluoreszenzgestützter ope- quenz*-Variabilität bevorzugt. Herzschrittma-
heavy metals Blei-Intoxikation
rativer Entfernung eines Hirntumors*. cher* (Tab. dort).
[1]
Merkhilfe; Referenzbereich: Der Referenzbereich (im Sam- Demarkation f: engl. demarcation. Abgren-
[2]
z. B. Anticholinergika, Benzodiazepine, Analge- melurin) liegt bei 2–49 μmol/24 h (250– zung, z. B. entzündliche Trennung von krank-
tika, Antiepileptika, Glukokortikoide, Antibioti- 6400 μg/24 h). haft verändertem und gesundem Gewebe.
ka, trizyklische Antidepressiva, Metoclopramid, Deø ltaknochen m: engl. longitudinal epiphyseal Demastikation f: engl. demastication. Form
Theophyllin, Dopamin, Antihistaminika bracket bone. Angeborener, dreieckähnlich ge- der Abrasio* dentium. Durch abschleifende
formter, kleiner Röhrenknochen. Die Ursache Nahrungsmittel kommt es während des Kau-
ist eine abnorm von proximal nach distal ver- vorgangs zu Zahnhartsubstanzverlust an den
laufende Epiphyse, die sich durch abgewinkel- Kauflächen.
Delir, postoperatives: Tab. 2 ten Finger infolge schräg gestellter, distaler Ge- DeMeester-Score m: Score zur Quantifizie-
Merkhilfe für mögliche Ursachen. lenkfläche zeigt. rung gastroösophagealer Refluxepisoden durch
Achte diese[1]: Akronym für Deltarad → Gehwagen 24-Stunden-Langzeit-pH-Metrie (Ösophagus*-
Delta-Rhythmus m: engl. delta rhythm; syn. pH-Metrie). Der Score bezieht sich auf den pH-
Alkohol, Rauschmittel, Arzneimittel EEG-Delta-Wellen. Frequenzband der EEG im Wert im Magen sowie die Häufigkeit und die
c(k)ardial, zerebrovaskulär Bereich 0,5–3,5 Hz. Der Delta-Rhythmus ist bei Dauer des Refluxes.
Hypoxie, pulmonisch gesunden Erwachsenen nur im tiefen Schlaf zu Prinzip: Der Wert wird gebildet aus
finden. – Dem prozentualen Anteil der Zeit mit pH-
Trauma, zerebrale Läsion Deø lta-Schlaf m: engl. delta sleep. Abschnitt des Wert < 4 (der gesamten Messdauer sowie der
endokrinologisch, metabolisch Schlafs* in den Schlafstadien* III und IV des Messung in aufrechter und liegender Posi-
Non*-REM-Schlafs. Kennzeichen ist ein Anteil tion)
degenerativ
an Delta-Wellen im Schlaf-EEG von 20–50 % – der Anzahl der Refluxepisoden > 5 Minuten
Infektion, Entzündung (Schlafstadium III) bzw. > 50 % (Schlafstadi- – der Dauer der längsten Refluxepisode insge-
Ernährung um IV). Benzodiazepine unterdrücken ihn und samt
reduzieren die Schlafqualität. Störungen sind – der Anzahl der Refluxepisoden insgesamt.
Schwermetall, Toxin Somnambulismus und Pavor nocturnus. Demeø ntia praecox → Schizophrenie
Epilepsie Hintergrund: Der Delta-Schlaf beträgt beim jun- Demeø ntia pugiliøstica → Boxerenzephalopa-
[1]
Merkhilfe gen, gesunden Erwachsenen etwa 20 % der Ge- thie
samtschlafdauer, mit zunehmendem Alter ver- Demeø nz → Verwirrtheit, chronische
Demenz 388

Demeø nz f: engl. dementia; syn. Chronische Ver- – Sozialverhaltensstörung und unter Umstän- – MAPT-Gen-Mutationen verursachen Tau-po-
wirrtheit. Alltagsaktivitäten beeinträchtigende, den psychotische Symptome (z. B. Halluzina- sitive, Ubiquitin-negative Einschlusskörper-
erworbene, in der Regel chronisch-progrediente tionen* oder Wahnideen*) chen
Störung des Gedächtnisses und weiterer kogni- – in der Regel ohne quantitative Bewusstseins- – Progranulin-Gen-Mutationen verursachen
tiver Funktionen, die über mindestens 6 Mona- störung*. TDP-43-positive Einschlusskörperchen (Ubi-
te und nicht im Rahmen eines Delirs* besteht. Diagnostik: quitin-negativ)
Diagnostiziert wird klinisch-neurologisch, psy- – Neurologische, psychiatrische und neuropsy- – FUS-Gen-Mutationen verursachen FUS-Ein-
chiatrisch, mit CT* und MRT sowie spezifischen chologische Untersuchung schlusskörperchen (Ubiquitin-negativ).
D Demenz-Tests. Therapiert wird mit Antidemen- – CT und MRT Demeø nz, vaskuläre f: engl. vascular dementia.
tiva* und symptomatisch. Häufigkeit: Ca. – Demenz-Tests (z. B. Mini*-Mental-State- Durch Durchblutungsstörungen im Gehirn ver-
1,3 Mio Fälle (Deutschland, 2013). Einteilung: Test). ursachte Demenz mit je nach Lokalisation vari-
– Primäre Demenz (80–90 %): 1. degenerativ Differenzialdiagnosen: abler Klinik. Die Diagnostik beinhaltet kogniti-
v. a. als Alzheimer*-Krankheit, frontotempo- – Depression* (v. a. als sog. Pseudodemenz*) ve Testungen, zerebrale Bildgebung und vasku-
rale Demenz*, Lewy*-Körperchen-Demenz – Delir* läre Ursachenabklärung sowie Ausschluss ande-
und bei neurodegenerativen Erkrankungen* – organische Psychose* rer Demenzformen. Es erfolgt eine Behandlung
2. vaskulär v. a. als Multiinfarktdemenz* und – Intelligenzminderung* u. a. der Grunderkrankung mit Sekundärprophylaxe
subkortikale arteriosklerotische Enzephalo- Therapie: und Minimierung der vaskulären Risikofakto-
pathie* oder als seltene Syndrome wie CADA- – Nichtmedikamentöse Therapie: Gedächtnis- ren. Antidementiva sind nur als Off-Label-Use
SIL (cerebral autosomal dominant arteriopa- training, Biografiearbeit, adäquate Beschäfti- möglich.
thy with subcortical infarcts and leukoence- gung (Kochen, Spielen, Musik) Ursachen:
phalopathy) 3. Mischformen – adäquater Umgang: Strukturierung des All- – Multiinfarktsyndrom
– sekundäre Demenz als symptomatische De- tags, Geduld, minimale Bevormundng, Ver- – strategische Infarkte mit Durchbrechung von
menz bei: 1. anderen zerebralen Erkrankun- meidung überfordernder Situationen Leitungsbahnen
gen (z. B. Normaldruckhydrozephalus*, Cho- – Pharmakotherapie (Antidementiva) – subcorticale arteriosklerotische Enzephalo-
rea* Huntington, Parkinson*-Syndrom, – symptomatische Therapie (z. B. Antidepressi- pathie
Friedreich*-Ataxie, Multiple* Sklerose, va, Neuroleptika) – seltener Amyloidangiopathie*, zerebrale Vas-
Creutzfeldt*-Jakob-Krankheit, Epilepsie*, – Behandlung der Grunderkrankung. kulitis*, CADASIL, Subarachnoidalblutung*,
Hirntumoren*) 2. metabolisch-toxischen Stö- Demeø nz, frontotemporale f: engl. frontotem- Sinusvenenthrombose u. a.
rungen (z. B. Hyperthyreose*, Hypothyreo- poral dementia; syn. Stirnhirndemenz. Zweit- Klinik:
se*, Wilson*-Krankheit oder Alkoholabhän- häufigste Form der degenerativen Demenz* mit – Psychomotorische Verlangsamung
gigkeit*) 3. infektiösen Erkrankungen (z. B. umschriebener progressiver Hirnatrophie* und – Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstö-
HIV*-Erkrankung, Toxoplasmose*, Zytome- Frontalhirnsyndrom. Klinisch stehen progre- rung
galie* oder Syphillis) diente Veränderungen der Persönlichkeit und – Antriebsstörung
– Demenz im Kindesalter: 1. isoliert als Heller- des Sozialverhaltens im Vordergrund. Vorkom- – Affektlabilität
Syndrom 2. als Symptom neurodegenerativer men: – länger erhalten sind häufig Werkzeugleis-
Erkrankungen, z. B. bei infantiler Verlaufs- – Prävalenz sehr variabel tungen (z. B. Uhrenlesen, Wiedererkennung
form der Gaucher*-Krankheit, bei unbehan- – bei 45–70-Jährigen in Italien, England und von Gedächtnisinhalten)
delter Phenylketonurie*, metachromatischer Niederlande 10–20 : 100 000 – häufig begleitende somatische Symptome
Leukodystrophie, Gangliosidose GM1, Panto- – bei 85-Jährigen in Schweden 3 : 100 wie Gangstörung, Blasenstörung, Pseudobul-
thenatkinase-assoziierter Neurodegeneration – bei 45–60-Jährigen etwa gleich häufig wie bärparalyse* u. a.
(PKAN), Epilepsie*, progressiver Rötelnpan- Alzheimer*-Krankheit Demers-Katheter m: engl. Demers’ catheter.
enzephalitis, Rett*-Syndrom oder psychoso- – auch in Kombination mit Parkinson*-Syn- Ein- oder zweilumiger Katheter zur langfristi-
zialer Deprivation. drom und amyotrophischer Lateralsklerose*. gen Hämodialyse*. Er wird operativ oder trans-
Klinik: Ätiologie: kutan in die V. jugularis externa oder V. subcla-
– Abhängig von Form der Demenz – Heterogen via implantiert mit Seldinger*-Methode und
– Störungen von Neugedächtnis (v. a. bei – 30–50 % familiär subkutaner Tunnelung.
Alzheimer-Krankheit und vaskulärer De- – davon ca. 30–50 % dominant erblich Demineralisation f: engl. demineralization. Ver-
menz) – u. a. Mutationen des MAPT-Gens (Tau*-Pro- lust von Mineralstoffen.
– zunehmende Störungen von Kognition, abs- tein) auf Chromosom 17 (FTDP-17) und Pro- Vorkommen: U. a.
traktem Denken und Urteilsfähigkeit granulin-Gens (TDP-43). – Demineralisation des Knochens durch Phos-
– Intelligenzstörungen* und Orientierungsstö- Pathologie: phat- und Kalziumverlust z. B. bei Rachitis*
rungen (Desorientierung*) in Bezug auf Zeit, – Variabel oder Ruhigstellung/fehlender Belastung
Ort, Person oder Situation – v. a. frontale und/oder temporale Hirnatro- – Demineralisation des Zahns bei Zahnkaries*
– Persönlichkeitsveränderungen (meist bei phie – Demineralisation des Körpers durch Koch-
frontotemporaler Demenz), verminderte Af- – z. T. Vorkommen spezifischer Einschusskör- salzverlust bei Pylorusstenose*, Erbrechen*;
fektkontrolle (Ängstlichkeit, Depressivität, per (Pick*-Krankheit) ferner bei mineralienarmer Ernährung (vgl.
Reizbarkeit, Aggressivität) und Antriebsstö- – konsistente Genotypus-Phänotypus-Bezie- Nährstoffzufuhr*, empfohlene, Tab. dort).
rung (Unruhe, Getriebenheit, Impulskont- hung in Bezug auf Phänotypus Einschluss- Deming-Tuø bus m: engl. Deming’s tube. Beat-
rollstörungen*, Übergriffigkeit, Apathie) körperchen in zerebralen Nervenzellen mungsschlauch ohne Cuff zum Einlegen in die
389 Denken, beschleunigtes

Luftröhre, geeignet für Säuglinge und Kleinkin- chen, z. B. zu Ethanol Pyridin oder Methanol, – Morbilli- oder skarlatiniformes Exanthem
der. zu Kochsalz Eisensalze zugeben. – hämorrhagische und hypotensive Komplika-
Demodex → Milben Dendrit m: engl. dendrite. Kurzer, zellleibnah tionen nach dem Sinken des Fiebers (hämor-
Demodikose f: engl. demodicosis; syn. Demo- verzweigter Zytoplasmafortsatz einer Nerven- rhagisches oder schweres Dengue-Fieber).
dex-Follikulitis. Durch Haarbalgmilben (Demo- zelle*, der der Aufnahme von elektrischen Sig- Verdacht und Krankheit sind meldepflichtig
dex folliculorum) hervorgerufene entzündliche nalen und deren Weiterleitung zum Zellkörper (§ 6 Infektionsschutzgesetz).
Hauterkrankung mit Besiedelung von Talgdrü- (Soma bzw. Perikaryon) dient. Ausläufer, die Diagnostik:
senfollikeln unter Ausbildung von erythematö- Signale vom Zellkörper wegleiten, werden als – Nachweis des Virus im Blut mit RT-PCR (Re-
sen Papeln, besonders bei Frauen im höheren Axone* bezeichnet. Eine Nervenzelle kann verse Transkriptase-Polymerase-Kettenreak- D
Erwachsenenalter, außerdem häufig bei Im- mehrere Dendriten* aufweisen, besitzt jedoch tion)
munsupprimierten. Die Diagnosestellung er- immer nur ein Axon*. Siehe Abb. – serologischer Nachweis vom spezifischen IgG
folgt zumeist klinisch, therapiert wird lokal im Serum bei Krankheitsbeginn spricht für
und mittels systemischer Antibiose, Glukokor- eine Wiederinfektion.
tikoide sind kontraindiziert. Therapie:
Klinik: Vor allem im Gesicht, besonders im Be- – Symptomatisch
reich der Wangen, Lider und Lidränder lokali- – beim schweren Dengue-Fieber Behandlung
sierte chronische, über Monate persistente, des hypovolämischen Schocks
meist einseitige Follikelentzündung mit disse- – eventuell Bluttransfusion.
miniert auftretenden, 1 bis 2 mm großen, roten Prävention:
bis bräunlichen Papeln mit Schuppung und – Bekämpfung der Mücken
Krustenbildung. Typisch ist ein mangelndes – Impfstoff seit Anfang 2016 in Brasilien.
Ansprechen auf eine meist vorausgegangene Dengue-Fieber, hämorrhagisches n: engl.
Rosazea-Therapie. Lidrandverkrustungen und dengue hemorrhagic fever (Abk. DHF). Hämorrhagi-
-ekzeme bei Befall der Augenlider. Dendrit: motorische Vorderwurzelzelle. sche Komplikation des Dengue*-Fiebers.
Diagnostik: Dengue-Schocksyndrom n: engl. dengue shock
– Klinisches Erscheinungsbild syndrome (Abk. DSS). Schwerste Form des hämor-
– Histologie: Milben im Follikel nachweis- Denecke-Zeichen → Thrombose rhagischen Dengue*-Fiebers mit erhöhter Per-
bar. Denervation → Denervierung meabilität der Blutgefäße und Austritt von Plas-
Differenzialdiagnosen: Denervationssyndrom → Postvagotomiesyn- ma. Daraus resultiert ein hypovolämischer
– Rosazea*: die Rolle der Haarbalgmilben bei drom Schock*. Das Dengue-Schocksyndrom ist melde-
der Pathogenese der Rosazea ist unklar und Denervierung f: engl. denervation; syn. Ener- pflichtig nach § 6 IfSG.
wird diskutiert vierung. Allgemeine Bezeichnung für eine Un- Dengue-Virus n: engl. dengue virus. Humanpa-
– bakterielle Follikulitis* terbrechung der Verbindung zwischen Nerv thogenes Virus der Gattung Flavivirus* der Fa-
– Acne* conglobata und zugehörigem Organ bzw. Organsystem mit milie Flaviviridae, welches das Dengue*-Fieber
– Tinea faciei konsekutivem* Funktionsausfall. Sie tritt iatro- sowie das hämorrhagische Dengue*-Fieber ver-
– seborrhoisches Ekzem*. gen als operative oder interventionelle (funktio- ursacht. Es sind 4 Serotypen bekannt: DEN-1
Therapie: Glukokortikoide* sind kontraindi- nell) nervale Durchtrennung auf (z. B. zur bis -4. Dengue-Viren werden v. a. durch Mücken
ziert! Lokaltherapie: Schmerztherapie, bei Organtransplantation, (Stegomyia aegypti und andere Culicinae) über-
– Crotamiton 10 % Emulsion für 2 Tage und Nierendenervation oder Vagotomie) oder patho- tragen.
nach einer einwöchigen Therapiepause für logisch infolge Degeneration oder Trauma. Denitrogenisierung f: engl. denitrogenation.
weitere 2 Tage oder Denervierungspotenziale n pl: engl. denerva- Respiratorische Elimination von Stickstoff aus
– Externa mit Permethrin, Benzylbenzoat, Al- tion potentials; syn. Denervierungspotentiale. der Lunge (funktionelle Residualkapazität;
lethrin oder Ivermectin oder Fibrillationspotenziale, positive scharfe Wellen Lungenvolumina*) mit Senkung des Stickstoff-
– Metronidazol*-Creme 1–2 % und verlängerte Einstichaktivität im EMG als partialdrucks bei der Präoxygenierung*.
– evtl. mechanische Exprimierung von Milben Hinweis auf die neurogene Schädigung eines Denken, beschleunigtes n: engl. acceleratic
am Lidrand möglich. Muskels. Denervierungspotenziale entwickeln thinking. Formale Denkstörung* mit erhöhtem
Bei lokalem Therapieversagen systemische The- sich 10–20 Tage nach der Schädigung. Tempo des Ablaufens von Gedanken, das sich
rapie: Dengue-Fieber n: engl. dengue fever; syn. Sie- auf sprachlicher Ebene manifestiert.
– Tetracycline über einige Wochen p. o., z. B. bentagefieber. Schwere, akut fiebrige Infektion Beschreibung: Bei Steigerung des Denktempos
Doxycyclin* 100 mg 2-mal täglich durch das Dengue*-Virus (4 Serotypen) in tropi- können sich Ideenflucht* und assoziative Locke-
– Metronidazol* p. o. für eine Woche schen und subtropischen Gebieten. Übertragen rungen einstellen. Vom Patienten wird dies sub-
– bei schweren Verlaufsformen evtl. Therapie- durch Stechmücken (Aedes aegypti, Aedes albo- jektiv häufig auch als Gedankendrängen* er-
versuch mit systemischen Retinoiden* oder pictus), breitet sich die Infektion in den letzten lebt. Folge ist häufig ein unstillbarer Rededrang
Ivermectin. Jahrzehnten aus. Bei rechtzeitiger Behandlung (Logorrhö*). Assoziationen und Ideenflucht
Demyelinisierung → Erkrankungen, demyeli- liegt die Letalität unter 1 %. können sich so weit steigern, dass das Denkziel
nisierende Klinik: nicht mehr festgehalten wird und dem Untersu-
Denaturierung f: engl. to denature; syn. Dena- – Fieberanstieg auf 39–40 °C chenden das Denken als zerfahren oder inkohä-
turieren. Vergällen, d. h. ein Genussmittel – Gliederschmerzen rent (mit nicht mehr erkennbarem Zusammen-
durch Zusatz eines schwer abtrennbaren, gifti- – Myalgien hang) erscheint. Im Gegensatz zum zerfahrenen
gen Stoffes für den Genuss unbrauchbar ma- – starke Gelenkschmerzen Denken und inkohärenten Denken kann man
Denken, dissoziiertes 390

beim beschleunigten und ideenflüchtigen Den- Denken, verlangsamtes n: engl. slow thinking. Densaplasie f: engl. odontoid aplasia. Angebo-
ken den Betroffenen meist noch folgen. Formale Denkstörung mit vom Beobachter als rene Fehlbildung des Axis* (2. Halswirbel). Ein
Denken, dissoziiertes n: engl. dissociative schleppend und verlangsamt erlebtem Denken, Fehlen des Dens axis führt zu abnormer Beweg-
thinking. Denken, das durch den Zerfall assozia- das meist zu einem zähen Gesprächsverlauf lichkeit im Atlantoaxialgelenk* bis zu Subluxa-
tiver Verbindungen bis hin zum Verlust der In- führt. tionen. Sie tritt u. a. bei der Dysplasia spondylo-
tegration von Bewusstsein*, Gedächtnis, Identi- Denkhemmung f: engl. inhibited thinking. For- epiphysaria congenita auf. Bei Instabilität sollte
tät und Wahrnehmung gekennzeichnet ist; in male Denkstörung*, bei der das Denken subjek- eventuell eine operative Fusion mit dem Atlas*
der Traumaforschung Bezeichnung für desin- tiv als gebremst oder blockiert erlebt wird und (1. Halswirbel) erfolgen.
D tegrative Denkprozesse, mit denen traumati- das Gefühl auftritt, gegen einen inneren Wider- Deø ns aø xis m: engl. dens of axis; syn. Dens epis-
sche Erinnerungsinhalte kognitiv abgespalten stand angehen zu müssen. Sie kommt vor bei trophei. Eckzahnförmiger Fortsatz vom Corpus
werden, um die zurückliegenden Erlebnisse Depression*, Schizophrenie* und hirnorgani- axis* (2. Halswirbelkörper) nach kranial. Das al-
subjektiv besser ertragen zu können. schen Störungen. te Synonym Dens epistrophei wird heute in der
Denken, eingeengtes n: engl. restricted think- Beschreibung: Auch bei starker Bemühung um Klinik kaum noch verwendet. Der Dens axis ar-
ing. Formale Denkstörung mit Einschränkung einen flüssigen Gedankengang ist es nicht mög- tikuliert mit der Vorderfläche seiner Spitze mit
des Denkumfangs auf ein oder wenige Themen lich, diese Hemmung aufzuheben. Sie kann bei einer Gelenkmulde im vorderen Atlasbogen, in
bzw. Fixierung auf wenige Zielvorstellungen schwerer Ausprägung bis zur vollständigen Blo- der er durch Bänder gehalten wird.
(sog. Haften). ckade führen. Dem Untersucher zeigt sich die Deø ns-aø xis-Fraktur f: engl. odontoid fracture.
Beschreibung: Der Betroffene kommt im Ge- Denkhemmung als Erschwerung der sprachli- Fraktur des Zahnfortsatzes (Dens* axis) des
spräch immer wieder unaufgefordert auf ein für chen Kommunikation bis hin zum völligen Aus- 2. Halswirbels (Axis*), der nach oben in den da-
ihn wichtiges und zentrales Thema zurück (z. B. bleiben. rüber liegenden Atlas* (1. Halswirbel) reicht,
ernsthaft körperlich krank zu sein). Für den Un- Denkstörung f: engl. thought disorder. Störung den Axis damit fixiert und gleichzeitig Drehbe-
tersucher ist es erkennbar durch verminderte des Denkprozesses, der Verknüpfung der ein- wegungen ermöglicht. Eine Fraktur führt daher
geistige Beweglichkeit, mangelnden Überblick zelnen Denkakte (z. B. einzelne Gedanken, Prä- zu Instabilität. Behandelt wird abhängig vom
bzw. mangelndes Einbeziehen verschiedener missen und Konklusionen) oder des Denkin- Frakturtyp konservativ mit Orthese oder opera-
Gesichtspunkte und Schwierigkeiten beim The- halts. Formen: tiv.
menwechsel. Subjektiv kann die Einengung als – Formale Denkstörungen: 1. in Bezug auf Ge- Ursache: Meist durch Flexion, z. B. durch
Gedankenkreisen und Grübeln erlebt werden. schwindigkeit (z. B. beschleunigtes Denken, Schleudertrauma* der Halswirbelsäule (häufigs-
Vorkommen: U. a. bei Depression*. verlangsamtes Denken, Denkhemmung*) te Fraktur der oberen Halswirbelsäule).
Denken, gehemmtes → Denkhemmung 2. in Bezug auf Ablauf (z. B. umständliches Einteilung: (nach Anderson und D'Alonzo)
Denken, magisches n: engl. magical thinking. Denken*, Perseveration*, Einengung, Sper- – Typ I: Fraktur der Densspitze
Denken, bei dem unrealistische Gedankenin- rung*) 3. in Bezug auf logische Struktur – Typ II: Fraktur der Densmitte oder -basis
halte mit nicht im Zusammenhang stehenden (z. B. Lockerung der Assoziation, Vorbeire- (häufigster Typ)
realen Faktoren verbunden werden in dem den, Ideenflucht*, Paralogik, Zerfahrenheit, – Typ III: in den Wirbelkörper hineinreichende
Wunsch oder Glauben, dadurch auf magische Inkohärenz*, Neologismen) Fraktur.
Weise Ereignisse herbeiführen oder verhindern – inhaltliche Denkstörungen: 1. mit Urteilsstö- Diagnostik:
zu können. rung über die Realität (z. B. überwertige – Röntgen in 2 Ebenen
Vorkommen: Magisches Denken ist Teil der Idee*, Wahn*) 2. nicht wahnhaft (z. B. – Dens-Zielaufnahme (durch den geöffneten
kindlichen Entwicklung (2.–3. Lebensjahr), Zwangsgedanken*, Hypochondrie, Pho- Mund)
kommt aber auch häufig im Erwachsenenalter bien*). – CT (siehe Abb. 1)
vor (z. B. in Form von Glauben an gute oder bö- Vorkommen: – ggf. sehr vorsichtige Röntgenfunktionsauf-
se Vorzeichen). Psychopathologisch kann es als – Schizophrenie* nahme.
Zwangssymptom oder bei Steigerung des Glau- – organische Psychose Differenzialdiagnose: Os* odontoideum.
benscharakters bis zur unkorrigierbaren Über- – Bewusstseinsstörung*
zeugung als Wahn* vorkommen, z. B. bei: – Intoxikationen
– Zwangsstörung* – Depression*.
– schizotyper Persönlichkeitsstörung Denman-Selbstentwicklung f: engl. Denman’s
– Schizophrenie* spontaneous development. Vaginale Geburt eines
– in geringerem Umfang auch bei Panikstö- Kindes aus Querlage*, durch Abknickung und
rung*. Fraktur der Wirbelsäule im unteren Teil. Eine
Denken, umständliches n: engl. circumstantial Denmann-Selbstentwicklung kommt heute
thinking. Formale Denkstörung*, bei der bezo- durch die Geburt per Sectio caesarea bei Querla-
gen auf den Gesprächsinhalt Nebensächliches ge eigentlich nicht mehr vor.
nicht vom Wesentlichen getrennt werden kann Dennis-Sonde f: Dreilumige, 2,4 m lange Ile-
und alle bei einem Thema entstehenden Assozi- usdekompressionssonde* aus Silikon, mit intes-
ationen als gleichwertig berücksichtigt werden. tinalem Schenkel zur Dekompression und als
Der inhaltliche Zusammenhang bleibt dabei Ablauf sowie mit Belüftungskanal bei an der
stets gewahrt. Umständliches Denken tritt auf Darmwand anliegender Sonde und einem Bal-
bei Schizophrenie*, Manie* und der bipolar-af- lonschenkel zur Insufflation und Desufflation. Dens-axis-Fraktur Abb. 1: Anderson Typ II;
fektiven Störung*. de-novo-AP: Abk. für de novo Angina pectoris 1: Dens-Zielaufnahme (a.-p., transoral);
→ Angina pectoris 2: CT (dreidimensionale Reformation, sagittal). [116]
391 Dentikel

poplastischer) Zahn. Meist handelt es sich dabei – dentales Implantat*, Abutment* (Zirkonium-
um den unteren mittleren Schneidezahn* als dioxid).
Folge einer Zahnkeimverlagerung. Dentallegierung f: engl. dental alloy. Metalli-
Deø ns neonatalis m: engl. neonatal dentition. scher Werkstoff in der zahnärztlichen Prothetik
Zahn, der verfrüht beim Neugeborenen durch- zur Herstellung permanenter Restaurationen
bricht. Häufig ist eine Hyperodontie* in Form (z. B. Krone*, Brückenzahnersatz*) und Gerüste
von wurzellosem Frontzahn (ohne Alveole). herausnehmbaren Zahnersatzes. Unterteilt
Deø ns permaneø ns m: engl. permanent tooth. wird nach Edelmetall und Nichtedelmetall.
Bleibender Zahn. Dies betrifft sowohl die Zäh- Einteilung: D
ne, welche einen Milchzahn als Vorläufer ha- – Edelmetall: 1. hochgoldhaltig: Goldanteil
ben, als auch die Zähne, welche ohne Milchvor- > 75 Massenprozent 2. goldreduziert: Gold-
läufer gebildet werden (Dentes molares). anteil 50–75 Massenprozent 3. Palladium-
Dens-axis-Fraktur Abb. 2: Schraubenosteosynthese; Deø ns premolaris → Prämolar Silber: Palladiumanteil > 50–55 Massenpro-
CT (dreidimensionale Rekonstruktion); Deø ns serotinus → Weisheitszahn zent 4. früher auch Palladium-Kupfer
1: anterior-posterior; 2: sagittal. [116] densus: Dicht. – Nichtedelmetall: 1. Cobalt-Chrom-Molyb-
dental: Die Zähne betreffend. dän: Cobaltanteil 65 Massenprozent 2. Ni-
Therapie: Dentalfluorose f: engl. dental fluorosis. Farb- ckel-Chrom-Molybdän: Nickelanteil 64 Mas-
– Typ I: konservativ (Zervikalorthese*, z. B. und Strukturveränderungen des Zahnschmel- senprozent 3. Stahl: Eisenanteil > 70 Massen-
Philadelphia-Halskrawatte) zes durch Fluoride, infolge Überdosierung oder prozent 4. Titan.
– Typ II: hohe Pseudarthroserate (> 50 %) bei chronischer Fluorintoxikation. Hinweis:
konservativer Therapie (z. B. mit Halo-Fixa- Ursache: – Titan kann im Gegensatz zu den anderen ge-
teur externe), daher meist operativ: 1. entwe- – Überdosierung von Fluoriden, chronische nannten Legierungen nicht gegossen werden,
der von ventral direkte Kompressiosschrau- Fluoridzufuhr (> 1,5 mg/Tag) während der sondern wird gefräst.
ben-Osteosynthese durch den Hals mit Mineralisation der Zähne von Geburt bis – Das oftmals als allergen wirkende Nickel fin-
2 Schrauben, um Lockerungen durch Dreh- zum 8. Lebensjahr det sich in Spuren selbst in hochgoldhaltigen
bewegung zu vermeiden, siehe Abb. 2 2. oder – chronische Fluorintoxikation, z. B. berufsbe- Legierungen. Hier empfiehlt sich Titan oder
von dorsal mittels transartikulärer atlanto- dingt (beruflicher Zahnschaden*). (soweit möglich) ein keramischer Werkstoff.
axialer Verschraubung (nach Magerl); hif- Klinik: dentatus: Gezähnt, mit Zähnen versehen,
reich ist dabei computergestützte spinale Na- – Kalkig-weiße Zahngrundfarbe, befallene z. B. Gyrus* dentatus.
vigation Zähne weiß gesprenkelt Dent-Erkrankungskompleø x m: engl. dent dis-
– Typ III: je nach Frakturbiomechanik: 1. kon- – in schweren Fällen sekundäre Braunfärbung eases. X-chromosomal-rezessiv erbliche Neph-
servativ (z. B. Halo-Fixateur externe) 2. ope- der Schmelzporositäten und Defektbildung. rolithiasis*. Betroffene zeigen eine progressive
rative Verfahren: Reposition und (gedeckte) Dentalkeramik f: engl. dental ceramics. Nicht- proximale renale Tubulopathie* mit Hyperkalz-
Densverschraubung von ventral. metallischer, anorganischer Werkstoff zur Her- urie, tubulärer Proteinurie* und Nephrokalzi-
Deø ns caninus → Eckzahn stellung von Restaurationen und Gerüsten in nose*, ggf. entwickelt sich eine Niereninsuffizi-
Deø ns deciøduus → Milchzahn der prothetischen und konservierenden Zahn- enz*. Eine mögliche Differenzialdiagnose ist
Dense Deposit Disease → Glomerulonephri- medizin. Die Vorteile keramischer Werkstoffe das Debré*-Toni-Fanconi-Syndrom.
tis, membranoproliferative liegen in ihrer Biokompatibilität und der guten Deø ntes supplementarii m pl: engl. supplemen-
Dens embolifoø rmis m: engl. peg-shaped tooth. Ästhetik, nachteilig sind geringere Biegefestig- tal teeth. Form der Hyperodontie* mit normal
Missgebildete Zahnform, besondere Form der keit und höhere Sprödigkeit im Vergleich zu ausgebildeten überzähligen Zähnen. Vorkom-
genetisch bedingten Hypoplasie. Die Zahnkro- metallischen Materialien. mend als doppelte seitliche Schneidezähne oder
ne ist verkümmert ausgebildet mit rundem Einteilung: Klassifikation nach Herstellungsver- hinter (Distomolar) bzw. neben und zwischen
Querschnitt und spitz auslaufender Krone. fahren (Sintern, Gießen, Pressen, Fräsen) oder den Molaren* (Paramolar) liegende zusätzliche
Auch Umwelteinflüsse werden als mögliche Ur- werkstoffkundlicher Zusammensetzung: Zähne.
sache diskutiert. – Silikatkeramik: 1. Gläser (amorphes SiO2) denticulatus: Feinzähnig, mit kleinen Zäh-
Vorkommen: Betrifft am häufigsten die oberen 2. Feldspatkeramik (Quarz, Feldspat, Kaolin) nen versehen, z. B. Ligamentum denticulatum.
seitlichen Schneidezähne oder in der Form als 3. Leucite-verstärkte Keramik (KAISi2O6) Dentikel m: engl. denticle. Rundlicher bis ova-
akzessorischer Zahn den Bereich der oberen 4. Glaskeramik (amorphes SiO2 und kristalli- ler, unterschiedlich großer Hartgewebekörper
Weisheitszähne. ne Strukturen) in oder am Rande der Zahnpulpa, meist als re-
Therapie: Die gerade im Frontzahnbereich als – Oxidkeramik: 1. Aluminiumoxid (Al2O3) gressive Veränderung. Betroffen sind bis zu
unästhetisch wahrgenommenen Zähne können 2. Spinell (MgAl2O4) 3. Zirkoniumdioxid 90 % aller Zähne von über fünfzigjährigen Er-
in der Regel mittels Kompositmaterialien oder (ZrO2) sog. Hochleistungskeramik. wachsenen.
durch Veneers bzw. Kronen optisch angepasst Verwendung: Ursachen:
werden. – Zahnfarbene Umkleidung z. B. von Metallge- – Altersbedingt
Deø ns epistrophei → Dens axis rüsten für Kronen oder Brücken (sog. Ver- – Folge von Heilungsvorgängen nach Trauma
Deø ns incisivus → Schneidezahn blendkeramik); meist Verwendung von Feld- oder therapeutischem Eingriff (z. B. Beschlei-
Deø ns molaris → Molar spat- oder Glaskeramik fen der Zahnhartsubstanz vor Füllungsthera-
Deø ns molaris teø rtius → Weisheitszahn – Herstellung zahnfarbener Gerüste für Kro- pie*).
Deø ns natalis m: engl. premature dentition. Zum nen oder Brücken (Aluminiumoxid, Zirkoni- Formen:
Zeitpunkt der Geburt vorhandener (häufig hy- umdioxid), meist mit CAD/CAM*-Verfahren – Frei: isoliert im Pulpagewebe auftretend
Dentin 392

– adhärent: mit der pulpalen Dentinwand ver- – bei fortschreitender Entzündung Abszess*, Abhebung des Zahnsäckchen*s von der Krone
wachsen Ostitis*, Osteomyelitis. des betroffenen (meist Milch-)Zahns.
– interstitiell: in die pulpale Dentinwand ein- Therapie: Dentitio praecox f: engl. premature dentition.
gebettet. – Lokalbehandlung durch Spreizung oder Inzi- Verfrühter Zahndurchbruch beim Neugebore-
Klinische Bedeutung: Evtl. neuralgiforme Be- sion, Spülung und ggf. Einlage von Medika- nen, siehe Dens* neonatalis.
schwerden oder Hindernis bei endodontischer menten oder Jodoform-Streifen Dentitio senilis f: engl. senile dentition. Zahn-
Behandlung*. – Antibiotika durchbruch in höherem Alter. Häufig erweckt
Dentin n: engl. dentine; syn. Dentinum. Kno- – sekundäre Zahnentfernung oder operative der altersbedingte Knochenabbau um einen
D chenähnliches Gewebe, welches den größten Freilegung im entzündungsfreien Intervall. Zahn herum den Eindruck eines neu durchbre-
Teil der Zahnhartsubstanz bildet. Das Dentin Dentition f: syn. Zahnen. Durchbruch der chenden Zahns.
umschließt die Pulpahöhle und wird von Den- Zähne aus Ober- und Unterkiefer. Der Durch- Dentitio taø rda f: engl. delayed dentition. Verzö-
tintubuli (Tubuli* dentinales) mit darin enthal- bruch der Milchzähne (1. Dentition) erfolgt re- gerter Zahndurchbruch, z. B. bei Achondropla-
tenen Tomes*-Fasern und Nerven durchzogen. gulär vom 6.–30. Monat, der Durchbruch des sie*, Dysostosis acrofacialis, Hyalinosis cutis et
Man unterscheidet Kronendentin, das von bleibenden Gebisses (2. Dentition) vom 6.– mucosae, Incontinentia pigmenti, Kretinis-
Zahnschmelz überzogen ist, von zementüber- 12. Lj., mit Ausnahme der 3. Molaren (Weis- mus*, Rachitis*, Rothmund-Thomson-Syndrom
zogenem Wurzeldentin. heitszähne), die vom 16. Lj. an durchbrechen oder Thymuspersistenz.
Dentinkanälchen → Tubuli dentinales können. Siehe Abb. dentogen: engl. odontogenic. Durch Zähne
Dentinoblaø sten → Odontoblasten Klinische Bedeutung: verursacht, besser odontogen.
Dentinogeø nesis imperfeø cta f: Sammelbe- – Dentitio* praecox Denudierung f: engl. denudation. Möglichst
zeichnung für genetisch bedingte Erkrankun- – Dentitio* tarda schonende Freipräparierung anatomischer
gen mit gestörter und unvollständiger Bildung – Dentitio* difficilis Strukturen während einer Operation zum Er-
des Zahnbeins (Dentin*). – Dentitio* senilis. halt der Blutversorgung und Innervation der
Vorkommen: Komplikationen: betroffenen Gewebe.
– Im Rahmen anderer Erkrankungen, z. B. bei – Bei Durchbruch der Milchzähne: evtl. Dependeø nz → Abhängigkeit
Osteogenesis* imperfecta Schmerzen und Fieber (bei Durchbruch der Depersonalisation f: engl. depersonalization.
– isoliert: 1. Typ I (syn.: Capdepont-Syndrom, bleibenden Zähne geringere Beschwerden) Ich*-Störung, bei der das Erleben der persönli-
Stainton-Syndrom): hereditäre Zahndysplasie – bei Durchbruch der dritten Mahlzähne (Mo- chen Einheit im Augenblick oder der Identität
aus dem Formenkreis der Ektodermaldyspla- laren): evtl. lokale entzündliche Komplikatio- über den Lebenszeitlauf gestört ist. Betroffene
sie*-Syndrome, autosomal-dominant erblich nen wie Druckschmerz, Kieferklemme*, evtl. kommen sich selbst verändert, fremd, unwirk-
2. Typ II: Spontanmutation (selten). Ansammlung von Eiter und Abszedierung lich oder wie eine andere Person vor. Sie ist häu-
Klinik: (Dentitio difficilis) fig mit der Derealisation* verbunden bzw. bil-
– Transparente Bernstein- oder Graublaufär- – bei Durchbruch der bleibenden Zähne, u. U.: det mit dieser ein Kontinuum.
bung der Milchzähne und der bleibenden 1. Verlagerung: Durchbruchstörung verbun- Vorkommen:
Zähne (sog. Glaszähne) den mit Abweichung von der physiologi- – Ausnahmesituationen (z. B. bei Übermü-
– verminderte Kalzifikation und dadurch vor- schen Durchbruchrichtung des Zahnes 2. Re- dung, sensorischer Deprivation*)
zeitiger Verfall des Gebisses infolge Abnut- tention: Durchbruchstörung bei potenzieller – psychische Störungen (z. B. Phobien*, De-
zung des Kronenanteils beim Kauen physiologischer Durchbruchrichtung des pression*, Zwangsstörungen*, Borderline*-
– starke Pulpaobliteration Zahnes. Persönlichkeitsstörung)
– oft verkürzte Wurzeln mit Hyperzementose Maßnahmen: – somatische Störungen (z. B. epileptische Au-
– fakultative Begleitsymptome (Knochenbrü- – Bei Bedarf schmerzlindernde Mittel ra*, Migräne*, Substanzgebrauch, Intoxikati-
chigkeit, Polydaktylie etc.). – für Kleinkinder: Süßholzwurzel zum Kauen. onen, Entzugssyndrom*)
Diagnostik: – selten als eigenständiges klinisches Syndrom
– Klinisches Bild (Verfärbung, Abnutzung) (z. B. als Form der dissoziativen* Störung
– röntgenologisch transparentes Dentin, Pul- nach DSM-5 oder eigenes Störungbild nach
paobliteration, Wurzelverkürzung ICD-10).
– ggf. Familienanamnese. Dephosphorylierung f: engl. dephosphoryla-
Therapie: Frühzeitige Überkronung von Milch- tion. Chemische oder enzymatische Abspaltung
und permanenten Zähnen. eines Phosphatrests. Die Dephosphorylierung
Dentitio diffiøcilis f: engl. difficult dentition. Er- besitzt zusammen mit der Phosphorylierung*
schwerter Zahndurchbruch. Bei Erwachsenen von Proteinen (Enzyme, Transkriptionsfaktoren)
sind meist die Weisheitszähne infolge Platz- eine regulatorische Funktion im Stoffwechsel.
mangels und oft ungenügender Mundhygiene Depigmentierung f: engl. depigmentation. Lo-
betroffen. Milchgebiss: Bei gleichzeitiger kal begrenzte, generalisierte Verminderung
Allgemeininfektion meist mit Schwellung, oder Fehlen der normalen Hautfarbe als Albi-
Schmerzen und erhöhtem Speichelfluss. Blei- Dentition: zeitliche Abfolge. nismus*, Vitiligo*, Naevus achromicus, Leuko-
bendes Gebiss: derm* bei Syphilis*, Psoriasis* oder Pityriasis*
– Schmerzen versicolor sowie bei erblichen Stoffwechselstö-
– perikoronare Schwellung und Rötung Dentitionszyste f: engl. dentition cyst; syn. rungen (z. B. Ahornsirupkrankheit oder Phenyl-
– evtl. Schluckbeschwerden Eruptionszyste. Odontogene Kieferzyste*. Sie ketonurie*), Arzneimitteleinnahme (z. B. Chlo-
– Kieferklemme entsteht während des Zahndurchbruchs durch roquin).
393 Depression

Depilation f: engl. epilation. Enthaarung durch peutische Indikationen sind Endometriose*


Entfernen der sichtbaren Anteile oberhalb der und prämenstruelles* Syndrom. Häufige Ne-
Hautoberfläche (im Unterschied zur Epila- benwirkungen sind Zwischenblutung* oder Zu-
tion*). satzblutung*.
Depletion f: Verminderung oder Verlust kör- Depotpräparat n: engl. sustained release medi-
pereigener Stoffe, z. B. Zustand nach Wasser- cations; syn. Depotpräparate. Arzneimittel*,
oder Blutverlust. welches einen konstanten Medikamentenspie-
Depletionstest m: engl. depletion test. Mes- gel über einen längeren Zeitraum erzeugt. De-
sung der Aufnahme von radioaktivem Jod*-123 potpräparate im engeren Sinne werden parente- D
durch die Schilddrüse unter Gabe des Organifi- ral verabreicht. Am Injektionsort entsteht ein
kations-Hemmers Perchlorat (siehe Thyreostati- Speicher, aus welchem das Arzneimittel* all-
ka*) zum Nachweis einer Jodfehlverwertung*. mählich resorbiert wird. Depotpräparate ver-
Depolarisation → Aktionspotenzial bessern die Medikamenten-Compliance. In De-
Depolarisation f: engl. depolarization. Im phy- pot-Form sind u. a. einige Neuroleptika und
siologischen Sinne Abnahme des (intrazellulär Kontrazeptiva* erhältlich.
negativen) Ruhemembranpotenzials*. In der Depression f: engl. dejection. Affektive Stö-
Neurologie typische Sequenz von Membranpo- rung*, die insbesondere durch gedrückte Stim-
tenzialänderungen zentraler Neurone während mung, Interessenverlust, Antriebslosigkeit und
eines epileptischen Anfalls* (sog. paroxysmale verminderte Leistungsfähigkeit gekennzeich-
Depolarisation); im Oberflächen-EEG werden net ist. Diagnostiziert wird anhand störungs-
die Summenpotenziale der einzelnen zellulären spezifischer Fragebögen, behandelt mit Antide-
Depolarisationen als Spikes erfasst. pressiva und Psychotherapie. Die Rückfallhäu-
Depolarisationsblock → Muskelrelaxation figkeit nach der ersten Episode liegt über 50 %.
Depot n: Ablagerung, Speicher. Epidemiologie:
Depotarzneiformen → Depotpräparat – Lebenszeitprävalenz: 5–12 % (Männer), 10–
Depotfett n: engl. depot fat; syn. Fettreserve. 25 % (Frauen)
Besonders subkutan und intraabdominal (aber – Depressionen treten in jedem Lebensalter
nahezu am gesamten Körper) zu findendes Fett- auf, Erstmanifestation gehäuft zwischen 18.
gewebe*. Der Fettanteil am Gesamtkörperge- und 25. Lebensjahr, Häufigkeitsgipfel im
wicht beträgt bei normalgewichtigen Männern 3. Lebensjahrzehnt.
ca. 10 % und bei Frauen ca. 12 %, während er bei Ätiologie: Je nach Form verschieden, multifak-
Adipositas* bis auf 50 % ansteigen kann. toriell bedingt, Kombination genetischer Fakto-
Funktion: Depotfett dient ren, kritischer Lebensereignisse und weiterer
– Der Speicherung und Freisetzung von Ener- neurochemischer, psychologischer und sozialer
gie v. a. durch intraabdominales Fettgewebe Faktoren wird angenommen (Störungsmodell:
– der Speicherung von Wasser und Wärme siehe Abb. 1).
– der Wärmeisolierung durch subkutanes Fett- Einteilung:
gewebe – Aktuell: 1. primäre Depression: Einteilung
– dem Schutz tieferliegender Strukturen vor deskriptiv nach Phänomenologie und Verlauf
mechanischem Trauma (uni- oder bipolar, einmalig oder rezidivie-
– der Synthese verschiedener Hormone, z. B. rend), Schweregrad (leicht, mittelgradig, Depression Abb. 1: Störungsmodell.
Leptin und Adiponectin. schwer) und der Ausprägung der Symptome
Biochemie: Die Energiespeicherung im Fettge- (somatisch, psychotisch) 2. sekundäre De- Person, die Vergangenheit und Zukunft, logi-
webe geschieht in Form von Lipiden, die im pression als Folge eines medizinischen sche Fehler (siehe Tab.), Suizidgedanken u. a.
Rahmen der Lipogenese aus Fettsäuren synthe- Krankheitsfaktors oder einer anderen psychi- – somatische Symptome: verminderter oder ge-
tisiert werden. Der Fettabbau geschieht durch schen Störung (z. B. organische oder pharma- steigerter Appetit, Libidoverlust, Einschlaf-
Lipolyse. Beide Vorgänge werden durch Hormo- kogene Depression*, schizoaffektive Psy- und Durchschlafstörungen*, Früherwachen*,
ne reguliert. So fördert z. B. Insulin die Lipoge- chose) leichte Ermüdbarkeit, unspezifische Schmer-
nese und Adrenalin die Lipolyse. Fettzellen syn- – traditionell (veraltet, aber klinisch noch ver- zen u. a.
thetisieren auch eine Reihe von Hormonen oder wendet): nach angenommener Ursache (z. B. – psychomotorische Symptome: allgemeine
hormonähnlichen Substanzen, z. B die Adipoki- somatogene Depression*, endogene Depressi- Aktivitätsminderung bis zum Stupor*, Agi-
ne Leptin, Resistin und Adiponectin. Ein Un- on* und neurotische Depression sowie An- tiertheit* u. a.
gleichgewicht dieser Hormone kann eine Adi- passungsstörung*). – motivationale Symptome: Antriebslosigkeit,
positas begünstigen. Klinik: Interessenlosigkeit, Entschlussunfähigkeit,
Depotgestagen n: engl. deposit gestagen. Ges- – Emotionale Symptome: gedrückte Stim- Vermeidungsverhalten*, Rückzug bis zum
tagen mit lang anhaltender Wirkung (Norethis- mung, Anhedonie, Niedergeschlagenheit*, Suizid u. a.
teron, Medroxyprogesteron) zur hormonalen Hilflosigkeit, Traurigkeit, Hoffnungslosig- Der Verlauf ist meist episodisch (depressive Epi-
Kontrazeption* (Zuverlässigkeit siehe Pearl*-In- keit, Schuldgefühle, Angst* u. a. sode*), einmalig oder rezidivierend, saisonal
dex) als sog. Dreimonatsspritze (i. m. Injektion) – kognitive Symptome: Grübeln, Konzentrati- (saisonal-affektive Störung*) oder aber chro-
oder zur Implantation (Etonogestrel). Thera- onsstörungen, negative Sicht auf die eigene nisch (Dysthymie*).
Depression, agitierte 394

phetaminen, Anabolika, bestimmten Antiepi-


Depression:
Typische logische Fehler. leptika wie Vigabatrin, Benzodiazepinen wie
Clobazam, bei Interferon, Isotretinoin, Kontra-
Fehler klinisches Beispiel zeptiva und Kortikoiden), die zumeist nach Ab-
setzen der Pharmakotherapie abklingt.
Generalisierung Wenn es einmal so war, wird es immer so sein.
Depression, postpartale → Wochenbettde-
selektive Abstraktion Wenn mir A nicht gelingt, kann ich auch B nicht schaffen. pression
übersteigertes Verantwortungs- Ich bin für jedes Problem verantwortlich. Depression, postschizophrene f: engl. post-
D bewusstsein psychotic depression; syn. postpsychotische De-
pression. Depression*, die im Anschluss an eine
Personifizierung Alles Negative hat mit mir zu tun.
Schizophrenie* auftritt und bei der einzelne
Katastrophisieren Es wird etwas ganz Schreckliches passieren. Symptome der Positivsymptomatik* oder Nega-
dichotomes Denken Es gibt nur gut oder schlecht, schwarz oder weiß. tivsymptomatik* (noch) vorhanden sind, das
klinische Bild aber nicht (mehr) dominieren. Ca-
ve: Es besteht erhöhte Suizidgefahr.
schwerdebesserung durch Yoga-Kurse bei Pa- Depression, psychotische f: engl. psychotic
tienten mit moderater Depression 6. Sozio- depression; syn. wahnhafte Depression. In der
therapie* 7. Vorbereitung der Rehabilitation Regel schwere Form der Depression* mit ausge-
(stufenweise in Abstimmung mit Angehöri- prägt depressiver und wahnhafter Symptoma-
gen, Hausarzt, ggf. Arbeitgeber). tik, z. T. akustischen Halluzinationen*, Wahn-
Prognose: 50–60 % Rückfallhäufigkeit nach der ideen* (v. a. Versündigungswahn oder Verar-
1. Episode, mit jeder weiteren Episode zuneh- mungswahn) und psychomotorischer Hem-
mend. mung bis zum Stupor*. Behandelt wird mit An-
Depression, agitierte f: engl. agitated depres- tidepressiva*, Neuroleptika sowie Psycho- bzw.
sion. Form der Depression*, bei der psychomo- Soziotherapie*.
torische Erregung, Angst und Unruhe im Vor- Vorkommen: Z. B.
dergrund stehen. Agitierte Depression geht – Als depressive Episode*
häufig einher mit rastlosen Bewegungen, aus- – im Rahmen einer bipolaren affektiven Stö-
Depression Abb. 2: Behandlung der Depression in
drucksstark klagender Schilderung von Be- rung* oder schizoaffektiven Psychose.
definierten Therapiephasen; Akuttherapie:
schwerden, ständigem Wiederholen der glei- Depression, reaktive → Anpassungsstörung
6–12 Wochen, Langzeittherapie: 4–9 Monate,
chen Fragen und Sichanklammern. Depression, rezidivierende → Störung, rezi-
Erhaltungstherapie: mindestens 1 Jahr, ggf.
Depression, endogene f: engl. endogenous de- divierende depressive
mehrere Jahre.
pression. Veraltete Bezeichnung für eine „von in- Depression, saisonal abhängige → Störung,
nen heraus entstandene“, weder durch erkenn- saisonal-affektive
bare körperliche Erkrankung noch äußere Ursa- Depression, senile f: syn. Altersdepression.
Diagnostik: chen begründbare Depression*. Veraltete Bezeichnung für eine Depression*, die
– Anamnese, Exploration Depression, larvierte f: engl. larvate depres- erstmalig im hohen Lebensalter auftritt.
– internistisch-neurologische Untersuchung sion; syn. maskierte Depression. Veraltete Be- Depression, somatogene f: engl. somatogenic
– störungsspezifische Fragebögen, z. B. Beck- zeichnung für eine Form der Depression*, bei depression. Veraltete Bezeichnung für eine kör-
Depressionsinventar, Hamilton-Depressions- der somatische Symptome (z. B. Herz- und Ver- perlich begründbare Depression*. Der Begriff
skala, allgemeine Depressionsskala dauungsbeschwerden, Kopf- und Rücken- wird aktuell ersetzt durch Komorbidität* von
– strukturierte Interviews: diagnostisches In- schmerzen, Appetit- und Schlafstörungen, gy- somatischer Krankheit und Depression.
terview bei psychischen Störungen (DIPS), näkologische Beschwerden, Störungen der Se- Formen:
strukturiertes klinisches Interview für DSM- xualfunktion) im Vordergrund stehen. Bei Kin- – Symptomatische Depression (syn. exogene
IV (SKID). dern und Jugendlichen kann sie sich auch in Depression): z. B. Begleitdepression bei kör-
Therapie: Lernschwierigkeiten, Schulangst oder Verhal- perlichen (v. a. extrazerebralen) Erkrankun-
– Antidepressiva*, ggf. in Kombination mit tensauffälligkeiten äußern. gen: postinfektiös, postoperativ, hämodyna-
Neuroleptika (v. a. bei Depression mit psy- Einordnung: Entsprechend der vorherrschenden misch, toxisch, endokrin (biologische Krisen-
chotischer Symptomatik); Therapiephasen: Symptomatik als (Major) Depression*, Somati- zeiten: Pubertät, Prämenstruum, Schwanger-
siehe Abb. 2 sierungsstörung* oder somatoforme* Störung schaft, Wochenbett, Klimakterium oder bei
– Psychotherapie*, v. a. Verhaltenstherapie* klassifiziert. endokrinen Erkrankungen), pharmakolo-
und interpersonelle Psychotherapie* Depression, peripartale f: engl. peripartal de- gisch (pharmakogene Depression*)
– bei schwerer Depression mit Suizidgefahr pression. Im letzten Trimenon der Schwanger- – organische Depression: altersbedingte Ver-
oder psychotischen Symptomen stationäre schaft bis etwa 2 Monate nach der Geburt auf- änderungen (Involutionspsychose) mit oder
Therapie tretende Depression*. ohne Demenz, posttraumatisch bei Hirntu-
– nichtmedikamentöse somatische Verfahren: Depression, pharmakogene f: engl. drug-in- moren*, Intelligenzminderung*, Epilepsie*,
1. Elektrokrampftherapie* (bei therapieresis- duced depression. Durch Medikamente ausgelös- Meningitis* und Enzephalitis*.
tenter Depression) 2. Schlafentzugstherapie te Depression* (besonders nach Abklingen der Depressionszustand des Neugeborenen m:
(Wachtherapie) 3. Lichttherapie 4. Sport- und psychotischen Phase bei Behandlung mit Neu- Klinischer Zustand eines Neugeborenen nach
Bewegungstherapie 5. Yoga: langfristige Be- roleptika, aber auch bei Anwendung von Am- der Geburt mit herabgesetzter oder fehlender
395 Dermatitis, periorale

Atmung, Beeinträchtigung des Kreislaufs oder – somatische Störungen (z. B. epileptische Au- kung, in 80–90 % der Fälle assoziiert mit HLA-
Störungen des zentralen Nervensystems (Apgar- ra*, Migräne*, Substanzgebrauch, Intoxikati- B8/DR3 (HLA für human leukocyte antigen; sie-
Index < 7 Punkte; Apgar*-Schema). onen, Entzugssyndrom*) he HLA*-System) und fast immer mit glutensen-
Depression, wahnhafte → Depression, psy- – selten als eigenständiges klinisches Syndrom sitiver Enteropathie mit Zottenatrophie (wie bei
chotische (z. B. als eine Form der dissoziativen* Stö- Zöliakie*). Es kommt zu granulären Ablagerun-
depressiv: engl. depressive. Tieftraurig, nieder- rung nach DSM-5 oder eigenes Störungbild gen von IgA-Antikörpern im Papillarkörper,
geschlagen, schwermütig, an depressiver Stö- nach ICD-10). Komplementaktivierung und Spaltbildung an
rung leidend. De-Ritis-Quotieø nt m: engl. de Ritis ratio. Ver- der Basalmembran mit neutrophilen und eosi-
Depressivität f: engl. depressive moods. Seeli- hältnis der Konzentration der Transaminasen nophilen Infiltraten (Mikroabszesse). Prädilek- D
sche Verstimmung, Sammelbegriff für Übergang Aspartat-Aminotransferase (AST) zu Alanin- tionsstellen:
von subklinischen zu klinischen Formen eines Aminotransferase (ALT) im Serum. Anhand des – Sakralregion
depressiven Syndroms* mit u. a. Traurigkeit, de-Ritis-Quotienten lassen sich schwere von – Knie
psychischer Hemmung und Antriebsarmut*. leichten Leberparenchymschäden unterschei- – Ellenbogen
Depressoren → Pressosensoren den. Der Referenzbereich liegt bei 0,6–0,8. – behaarter Kopf.
Depreø ssorreflex → Bezold-Jarisch-Reflex Bewertung: Wenn die Serumkonzentration von Diagnostik: Biopsie von frischen Herden mit
Deprivationsamblyopie → Amblyopie AST und ALT erhöht ist, Nachweis von IgA-Ablagerungen in Papillen-
Deprivation, sensorische f: engl. sensory depri- – Weist ein de-Ritis-Quotient < 1 hin auf einen spitzen.
vation. Ausschaltung oder weitgehende Reduk- leichten (v. a. akut entzündlichen) Leberpa- Therapie:
tion von Sinneseindrücken, z. B. durch extreme renchymschaden, da ALT im Gegensatz zu – Glutenfreie Diät
Isolation. Langfristige Folgen sind Persönlich- AST ausschließlich zytosolisch lokalisiert ist – Dapson
keitsänderung, Halluzinationen, psychische – weist ein de-Ritis-Quotient > 2 hin auf eine – alternativ Sulfapyridin, Salicylpyrimidin.
Störungen und Verhaltensstörungen sowie Ver- schwere nekrotische Leberparenchymschädi- Dermatitis hidrotica → Miliaria
änderung biologischer Prozesse wie Schlafver- gung (v. a. alkoholbedingt oder chronisch ak- Dermatitis intertriginosa → Intertrigo
halten. tiv). Dermatitis lichenoides purpuø rica et pigmen-
Folgen: Deø rma → Haut tosa f: engl. pigmented purpuric lichenoid derma-
– Kurzfristig veränderter Wachbewusstseins- Dermabrasion f: Abschleifen der Epidermis* titis; syn. Gougerot-Blum-Krankheit. Häufig bei
zustand (nach Beendigung des Reizentzuges mit hochtourigen Schleifgeräten, vereinzelt ma- Frauen auftretende hämorrhagische Pigment-
reversibel), Halluzinationen* nuell mit Glas- oder Sandpapier. Eine Dermab- dermatose mit rot-braunen, teilweise purpuri-
– langfristig Persönlichkeitsänderungen, psy- rasion wird eingesetzt bei Narben nach Verlet- schen (punktförmige Einblutungen) und tele-
chische Störungen und Verhaltensstörun- zungen, Akne, Varizellen und Zoster sowie bei angiektatischen Papeln an den Beinen.
gen*, Veränderung biologischer Prozesse epidermalem Nävus, Rhinophym und kleinen, Dermatitis, periorale f: engl. perioral dermati-
(z. B. Schlafverhalten, Stoffwechselprozesse) oberflächlichen Tätowierungen. tis; syn. Stewardessen-Krankheit. Besonders bei
– Entwicklung eines Deprivationssyndroms Dermalsinus → Sinus dermalis Frauen im 20.–45. Lj. auftretende, häufig chro-
(z. B. bei Isolationshaft mit chronischer sen- Dermatitis f: syn. Ekzem. Synonym zu Ek- nische Dermatitis* im Gesichtsbereich unter
sorischer Deprivation, bei Kaspar-Hauser- zem* verwendeter Oberbegriff für Entzün- Aussparung eines perioralen Saums (durch Feh-
Syndrom mit chronischer sensorischer in dungsreaktionen der Haut (Epidermis und obe- len von Vellushaaren). Wahrscheinliche Ursa-
Kombination mit sozialer Deprivation). re Dermis) auf chemische, physikalische, mikro- chen sind exzessiver Gebrauch von Pflegekos-
De-Quervain-Krankheit → Tendovaginitis bielle oder parasitäre Noxen sowie im Rahmen metika oder Kortikoidexterna, seborrhoische
stenosans anderer Hauterkrankungen. Unterschieden
De-Quervain-Krankheit → Thyreoiditis de werden akute und chronische Dermatitis. Die
Quervain Klassifikation ist möglich nach Lokalisation,
De-Quervain-Luxationsfraktur f: engl. dislo- Morphologie, Kinetik, Lebensalter oder Ätiolo-
cation fracture de Quervain. Kombinationsverlet- gie.
zung von Skaphoidfraktur* und perilunärer Lu- Dermatitis artefaø cta → Artefakt, kutaner
xation*. Sie ist ein handchirurgischer Notfall, Dermatitis, atopische → Ekzem, atopisches
der eine operative Versorgung erfordert. Dermatitis chronica atrophicans → Akroder-
Derealisation f: Ich*-Störung mit Gefühl der matitis chronica atrophicans
Entfremdung gegenüber der Umwelt (Umge- Dermatitis exfoliativa neonatorum → Sta-
bung, Personen und Gegenstände) mit dem Ein- phylococcal Scalded Skin Syndrome
druck, diese habe sich verändert, sei fremd und Dermatitis factitia → Artefakt, kutaner
unwirklich bei gleichzeitig erhaltenem Reali- Dermatitis herpetifoø rmis f: engl. Duhring’s
tätsurteil. Sie ist häufig mit der Depersonalisati- disease; syn. Duhring-Brocq-Krankheit. Chro-
on* verbunden bzw. bildet mit dieser ein Konti- nisch-rezidivierende Hauterkrankung mit sub-
nuum. epidermaler Blasenbildung. Sie zeigt ein poly-
Vorkommen: morphes Bild mit herpesähnlich gruppierten,
– Ausnahmesituationen (z. B. bei Übermü- selten erkennbaren Bläschen, die sich durch
dung, sensorische Deprivation*) Aufkratzen infolge des starken Juckreizes zu Pa-
– psychische Störungen (z. B. Phobien*, De- peln mit blutigen Krusten entwickeln. Selten Dermatitis, periorale: Rötung im Gesicht, meist
pression*, Zwangsstörungen*, Borderline*- bestehen größere Blasen wie beim bullösem perioral mit typischer Aussparung eines Saums
Persönlichkeitsstörung) Pemphigoid. Ätiologie: Autoimmunerkran- direkt um den Mund. [4]
Dermatitis, periorbitale 396

Konstitution, gastrointestinale Störungen, Son- fasst. Zu den Gebieten der Dermatologie gehö-
nenlicht, Kontrazeptiva. Es existiert eine lupoi- ren auch Venerologie*, Andrologie* und Aller-
de Sonderform. gologie*, die auch von anderen Fachgebieten
Klinik: Juckende, brennende flächige Erytheme versorgt werden, z. B. Urologie, Gynäkologie
und rote, disseminierte, follikuläre Papeln, teils und HNO.
mit gelblicher Spitze (Pseudopusteln) und Pus- Dermatom [Chirurgie] n: syn. Dermatom [chi-
teln, siehe Abb. Lokalisation auch periorbital rurgisches Instrument]. Instrument zur Gewin-
und im übrigen Gesicht möglich. nung von Hautschichten in unterschiedlich ein-
D Diagnostik: Typisches klinisches Bild. Diffe- stellbarer Schichtdicke als Hauttransplantat*.
renzialdiagnosen sind Kontaktekzem und Ro- Dermatom [Neuroanatomie] n: engl. derma-
sazea. tome. Hautareal, das von einem Rückenmark-
Therapie: segment und dem zugehörigen Spinalnerven*
– Nulltherapie. D. h. Absetzen aller Kosmetika Dermatofasziotomie Abb. 1: an Hand und Unterarm sensibel innerviert ist. Siehe Abb.
und bisheriger Salben sowie aller Glukokorti- rechts mit Karpaltunnelspaltung. [80] Klinischer Hinweis: Wegen der Überlappung
koidexterna (ggf. Ausschleichen) der Dermatone führt erst der Ausfall zweier be-
– ggf. austrocknende feuchte Aufschläge mit nachbarter Segmente zu einem merklichen Sen-
Schwarztee oder Gerbstoffen sibilitätsausfall (Hypästhesie*).
– ggf. blande, duftstofffreie, feuchtigkeitsspen-
dende Pflege (Gel, Creme)
– in schweren Fällen Tetracycline oral (z. B. Do-
xycyclin).
Dermatitis, periorbitale f: engl. periocular der-
matitis; syn. Periokuläre Dermatitis. Entzün-
dung der Haut (Dermatitis*) um die Augen nach
Anwendung von halogenierten Glukokorti-
koidexterna, meist im Rahmen der Therapie ei-
ner Rosazea* oder eines Kontaktekzems.
Siehe Abb.

Dermatofasziotomie Abb. 2: 1: am Unterschenkel


bei vorgelegter Dermatotraktion (schrittweise
Dermatitis, periorbitale: Rötung am Ober- und Adaptation der Wundränder durch Gummizügel);
Unterlid des Auges. [81] 2: sekundäre Weichteildeckung mit Polyalkohol-
schwamm. [80]
Dermatitis prateø nsis → Lichtdermatose
Dermatitis, Rosazea-artige → Dermatitis,
periorale Faszienloge der Extremitäten. Siehe Abb. 1 und
Dermatitis, seborrhoische → Ekzem, sebor- Abb. 2
rhoisches DermatoglyXphen → Hautleisten
Dermatitis solaris → Lichtdermatose Dermatoliposklerose f: engl. dermatosclerosis.
Dermatitis ulcerosa → Pyoderma gangraeno- Tastbare Konsistenzvermehrung von Kutis und
sum Subkutis am Unterschenkel. Sie entsteht auf-
Dermatochalaø sis → Cutis laxa grund einer Fibrosierung bei chronisch-venöser
Dermatofasziosklerose → Dermatoliposkle- Insuffizienz*. Bei Einbeziehung der Faszie Dermatom [Neuroanatomie]: sensible Versorgung
rose spricht man von einer Dermato(lipo)faszioskle- der Körperoberfläche (radikuläre Innervation);
Dermatofasziotomie f: engl. dermatofascioto- rose. zervikale (C), thorakale (Th), lumbale (L) und sakrale
my. Notfalleingriff zur Dekompression bei Dermatologie f: engl. dermatology. Fachgebiet (S) Spinalnervenwurzeln.
Kompartmentsyndrom* im Rahmen von dam- der Medizin, das sich mit den Erkrankungen
age* control mit vollständiger Spaltung der der Haut und Schleimhäute und deren An- Dermatomykose f: engl. dermatomycosis; syn.
Haut und der Kompartimentfaszien über einer hangsgebilden sowie mit deren Therapie be- Hautmykose. Infektion der Haut, Haare und
397 Dermografismus

Nägel durch Pilze, v. a. Dermatophyten*, aber Therapie: Mittels lokaler und/oder systemischer wahnhafte Vorstellung einer Besiedelung ihrer
auch durch Hefen* und Schimmelpilze*. Die antimykotischer Therapie – vor allem mit Azol- Haut durch Dermatozoen haben.
Ansteckung erfolgt von Mensch zu Mensch, von derivaten oder Terbinafin – über einen ausrei- Formen:
Tier zu Mensch oder durch kontaminierte Ge- chend langen Zeitraum, vor allem bei schweren – Befall durch Flöhe* (Pulikose)
genstände. Prädispositionierende Faktoren für Verlaufsformen nach kulturellem Erregernach- – Befall durch Läuse* (Pedikulose*)
eine Infektion sind Immunsuppression*, Diabe- weis. – Befall durch Wanzen* (vgl. Cimicosis*)
tes* mellitus und Adipositas*. Dermatose f: engl. dermatosis; syn. Haut- – Befall durch Milben* (vgl. Skabies, Demodi-
Formen: Häufigste Formen von Dermatomyko- krankheit. Allgemeine Bezeichnung für eine kose*, Trombidiose*)
sen: Hautkrankheit. Eingeschlossen sind Erkran- – Befall durch Zecken* (vgl. Borreliose*, FSME) D
– Favus* kungen der Haut und Hautanhangsgebilde wie – Befall durch Zerkarien*
– Mikrosporie* Nägel, Haare, Schweiß- und Talgdrüsen. – Befall durch Helminthen*.
– Trichophytie* Dermatose, akute febrile neutrophile → Deø rmis f: engl. corium. Kollagenfaserreiche
– Candidose* Sweet-Syndrom Hautschicht zwischen Epidermis* und Subku-
– Tinea* Dermatose, schwangerschaftsspezifische tis*. Die Dermis wird in das Stratum reticulare
– Onychomykosen*. → Schwangerschaftsdermatose und das Stratum papillare unterteilt und dient
Therapie: Lokale und/oder systemische antimy- Dermatoskopie f: engl. dermatoscopy. Diag- der Verankerung und Ernährung der Epider-
kotische Therapie über einen ausreichend lan- nostisches Verfahren zur differenzialdiagnosti- mis. Haut* (Abb. dort).
gen Zeitraum, vor allem bei schweren Verlaufs- schen Beurteilung pigmentierter Hautverände- Aufbau:
formen nach kulturellem Erregernachweis. rungen (z. B. Verruca* seborrhoicae, melanozy- – Stratum papillare (Papillarschicht an der
Dermatomyositis-Polymyositis-Kompleø x m: tärer Nävus*, Melanom*) oder von Milbengän- Grenze zum Stratum basale der Epidermis):
engl. dermatomyositis/polymyositis complex. Au- gen bei Scabies*. Betrachtet wird das mit Im- 1. verzahnt Dermis und Epidermis durch Pa-
toimmunkrankheit mit Haut- und Muskelbe- mersionsöl bedeckte Areal durch das aufgesetz- pillen, die in Längsreihen angeordnet sind
teiligung, die häufig assoziiert ist mit Maligno- te Dermatoskop (Handgerät mit achromatischer (Hautleisten*) 2. feinfaserig, reich an elasti-
men, insbesondere bei an Dermatomyositis er- Linse und Halogenlampe) in 10-facher Vergrö- schen und retikulären Fasern, Zellen, Blutka-
krankten Patienten > 40 Jahre. ßerung. pillaren und Nervenendorganen
Dermatophagoides → Milben Dermatostomatitis Baader → Stevens-John- – Stratum reticulare (Netzschicht an der Gren-
Dermatophyten m pl: engl. dermatophytes. son-Syndrom ze zur Subkutis): 1. besteht aus geflechtarti-
Sammelbezeichnung für keratinophile, hy- Dermatozoen → Parasit [Mikrobiologie] gem straffem Bindegewebe und elastischen
phenbildende Fungi* imperfecti, die sich in den Dermatozoenwahn m: engl. dermatozoic delu- Fasern 2. enthält größere Nerven und Blutge-
äußeren Schichten der Epidermis, in Haaren so- sion; syn. taktile Halluzinose. Organische Hallu- fäße, Schweißdrüsen und Haarfollikel.
wie Nägeln ansiedeln und Hauterkrankungen zinose* mit taktilen (haptischen) Halluzinatio- Dermografiøsmus m: engl. dermatographism;
verursachen können. nen und der wahnhaften Überzeugung, eine syn. Dermographismus. Wenige Sekunden bis
Einteilung: schwere Hautkrankheit zu haben, bei der sich Minuten nach mittelstarker mechanischer Rei-
– Gattungen: Trichophyton*, Microsporum*, Parasiten, Insekten oder Würmer unter der zung sichtbare Hautreaktion. Sie wird ausgelöst
Epidermophyton Haut befinden und bewegen, was bei den Be- z. B. mittels Druck durch einen Stift, Spatel oder
– einige Spezies sind anthropophil, andere troffenen zu Angst und Kratzen führt. Er Fingernagel. Die weitere Differenzierung er-
zoophil kommt meist bei älteren Menschen vor. Klini- folgt anhand von Färbung und Qualität der Re-
– asexuelle Stadien sind krankheitserregend sches Bild: Die Betroffenen leiden unter Miss- aktion.
(Dermatophytose*). empfindungen der Haut (Jucken und Brennen)
Dermatophytose f: engl. dermatophytosis. mit Kratzartefakten. Häufig werden Haut-
Sammelbezeichnung für Infektionen der Haut, schuppen gesammelt und als Beweis für den
Nägel und Haare durch Dermatophyten* (Fa- Hautbefall vorgelegt. Durch negative medizini-
denpilze*). Die Infektion erfolgt durch direkten sche Befunde sind sie nicht vom Gegenteil zu
oder indirekten Kontakt mit Sporen*. Unter- überzeugen. Abgesehen vom Wahnthema beste-
schieden wird zwischen anthropophilen, zoo- hen keine kognitiven Beeinträchtigungen oder
philen und geophilen Erregern. Die Therapie auffälige Störungen der Stimmmung, das Den-
besteht meist aus einer Kombination lokaler ken ist geordnet. Differenzialdiagnostisch
und systemischer Antimykotika. sind taktile Halluzinationen mit zusätzlichen
Formen: Es gibt 3 Gattungen von Dermatophy- kognitiven Beeinträchtigungen bei organisch
ten*: bedingten Psychosen (z. B. Demenz), Intoxikati-
– Trichophyton* onen (z. B. Kokain, Ampthetamin) oder Ent-
– Microsporium zugsdelir* abzugrenzen.
– Epidermophyton. Ursache: Hirnorganische Störung.
Diagnostik: Dermatozoonosen f pl: engl. dermatozoonoses.
– Klinisches Erscheinungsbild, Anamnese Hauterkrankungen durch parasitäre tierische
– direkter mikroskopischer Erregernachweis Erreger (Dermatozoen), die sich entweder kurz-
– kultureller Erregernachweis fristig oder permanent auf bzw. in der Haut ih-
– Inspektion unter Wood*-Licht res Wirts aufhalten. Hiervon abzugrenzen ist
– evtl. Histologie. die psychiatrische Diagnose Dermatozoen- Dermografismus: weißer Dermografismus
wahn*, bei der Patienten die nicht zutreffende auf der Rückenhaut. [77]
Dermoid 398

Formen: im Rahmen von PCI bei strenger Indikations- – Polsterung der Achsel an der verletzten Seite
– Weißer Dermografismus (syn. Delayed- stellung implantiert (v. a. bei Diabetes mellitus) – Hochschlagen des unteren Schlauchendes
blanch-Phänomen): 1. Abblassen infolge Va- und erfordern eine verlängerte Einnahmedauer – Schlauchverband längs für die Hand ein-
sokonstriktion 2. wenig krankheitsspezi- (> 1 Jahr) von ASS mit Clopidogrel. schneiden.
fisch, z. B. bei atopischem Ekzem und Son- Komplikationen: Descemetozele f: engl. descemetocele; syn. Ke-
nenbrand aufgrund einer neurovegetativen – Rate an Restenosen* und erforderlichen Rein- ratozele. Vorwölbung bzw. Herniation der Des-
Dysregulation (siehe Abb.) 3. nach kräftigem terventionen niedriger cemet-Membran in einen entzündlichen, trau-
Streichen über die Haut kommt es zu vorü- – dagegen Risiko für Stentthrombose durch matisch und trophisch entstandenen Substanz-
D bergehender Weißfärbung (anämischer Be- verspätete oder unzureichende Stentepitheli- defekt des Hornhautstromas infolge intraokula-
reich mit fakultativem schmalem, erythema- alisierung höher als bei bare metal stent ren Drucks. Bei Ruptur resultiert ein Abfließen
tösem Saum) 4. beim Acetylcholintest erfolgt (BMS, konventioneller Koronarstent). der Vorderkammer mit chronischer Fistelbil-
eine ähnliche Reaktion Desantigenisierung f: engl. deantigenation. Ab- dung oder eine Tamponade des Defekts durch
– urtikarieller Dermografismus: 1. Bildung schwächung oder Beseitigung der antigenen Einlagerung von Iris. Siehe Abb.
einer Quaddel*leiste 2. je nach Stärke des Wirksamkeit von Proteinen durch Denaturieren.
scherenden Drucks bei ca. 50 % der Bevölke- Desault-Verband m: engl. Desault’s bandage.
rung ohne Krankheitswert 3. zusätzlich mit Verband zur kurzfristigen Ruhigstellung von
Juckreiz als symptomatischer urtikarieller Schulter, Oberarm und Ellbogengelenk bei (re-
Dermografismus, synonym mit Urticaria* ponierter) Schultergelenkluxation* sowie Hu-
factitia meruskopf- oder -schaftfraktur. Heute werden
– roter Dermografismus: physiologische Re- zumeist vorgefertigte Desault-Westen ange-
aktion (Rötung infolge Vasodilatation) wandt. Wegen der Gefahr der Schultergelenks-
– schwarzer Dermografismus: durch feinste versteifung ist die Anwendungsdauer auf 3 Wo-
Metallteilchen von Ringen, Armbändern chen begrenzt.
usw. verursachte umschriebene Dunkelfär- Technik: Steht kein vorgefertigter Verband zur
bung der Haut. Verfügung, wird ein Körperschlauchverband
Dermoid n: engl. dermoid cyst. Benignes, reifes (siehe Abb.) in folgenden Schritten angelegt:
Teratom*, das Abkömmlinge der Keimblätter – Länge des Körperschlauchverbands vom Na-
enthalten kann. Das Dermoid gehört zu den cken bis unter das Gesäß abmessen und zu- Descemetozele [143]
Keimzelltumoren* und kommt hauptsächlich schneiden
im Ovar (Ovarialtumoren*), Gehirn (Mittellinie – Anziehen des Körperschlauchs von oben oder
oder Kleinhirnbrückenwinkel), Hoden und in unten Descensus genitalis → Descensus uteri et va-
der Haut vor. Zu malignen Entartungen kommt ginae
es in ca. 3–5 % der Fälle. Descensus teø stis m: engl. descent of testis; syn.
Pathologie: Meist Dermoidzyste, die von Epi- Hodenabstieg. Physiologische Verlagerung der
dermis ausgekleidet ist und eine mit Haaren Hoden aus der Bauchhöhle (Lendengegend)
vermengte talgartige Masse und einen Kopfhö- durch den Canalis* inguinalis in das Skrotum
cker mit Zähnen, Knorpel-, Knochen- und Ner- während der Fetogenese*. Er beginnt im
vengewebe enthält. 3. Embryonalmonat und ist etwa bei der Geburt
Dermojet m: Druckinjektor zur subkutanen abgeschlossen.
(s. c.) oder intrakutanen (i. c.) Applikation von Descensus uø teri et vaginae m: engl. uterine-
Arzneimitteln. Die Anwendung erfolgt v. a. in vaginal descensus; syn. Descensus genitalis der
der Neuraltherapie und zum Quaddeln. Frau. Tiefertreten der Vagina und des Uterus, in
Derotation f: Operative Beseitigung einer engerem Sinne Senkung bis zum Hymenalsaum
Drehfehlstellung, z. B. eines Röhrenknochens (darüber hinausgehende Senkung: Prolapsus*
mit Derotationsosteotomie (Drehosteotomie*). uteri et vaginae) infolge Beckenbodeninsuffizi-
Derotationsvarisierungsosteotomie f: engl. enz (z. B. nach Geburten) sowie Erschlaffung
derotational varisation osteotomy. Intertrochantä- des Band- und Haltesystems. Symptome sind
re Osteotomie* am proximalen Femurende zur Schmerzen, Miktionsstörungen und evtl. Defä-
Varisierung und Derotation von Schenkelhals kationsbeschwerden. Behandelt wird konserva-
und Femurkopf mit anschließender Osteosyn- tiv oder operativ. Risikofaktoren: U. a.
these. Indikation für eine Derotationsvarisie- – Zunehmendes Lebensalter
rungsosteotomie besteht bei Coxa* valga und – Schwangerschaften und Geburten (insbeson-
Coxa valga et antetorta, bei Hüftdysplasie* und dere Zangenextraktion oder Episiotomie, ho-
bei Coxa plana im Rahmen der Perthes*-Calvé- hes Geburtsgewicht)
Legg-Krankheit. Desault-Verband: 1: Länge des Körperschlauchs vom – Menopause
DES [Kardiologie]: engl. drug eluting stent. Ko- Nacken bis unter das Gesäß; 2: Anziehen des Körper- – Östrogenmangel
ronarstent mit Polymerbeschichtung, aus der schlauchs von oben oder unten, Polsterung der – Zustand nach Hysterektomie
ein proliferationshemmender und/oder im- Achsel der verletzten Seite und anschließendes – Übergewicht
munsupprimierender Wirkstoff (z. B. Siroli- Hochschlagen des unteren Endes; 3: Längsschnitt für – Nikotinabusus
mus, Paclitaxel) freigesetzt wird. DES werden die Hand; 4: fertiger Verband. – genetische Faktoren.
399 Desinfektionsmittel

Descensus uteri et vaginae:


Diagnostik: Durch systematische Desensibilisierung findet
Einteilung in Schweregrade – Körperliche Untersuchung einschließlich di- eine Gegenkonditionierung* statt.
(nach International Continence Society). gitaler rektaler und vaginaler Untersuchung Ziel: Angstfreie Begegnung mit der ehemals
und Spekulumeinstellung Angst auslösenden Situation.
Grad Tiefe – bildgebende Verfahren (Nachweis von Rest- Indikation: Phobie u. a. Angststörung.
I bis maximal 2 cm oberhalb harn, Harnstauung, Zysto- oder Rektozele) Durchführung: Der Patient wird angeleitet, sich
des Hymenalsaums – Urodynamik u. a. der Angst auslösenden Situation (primär Kon-
Therapie: frontation* in sensu, nachfolgend in vivo) ge-
II bis maximal 1 cm vor
den Hymenalsaum
– Konservativ: Reduktion von Risikofaktoren, mäß der individuellen Angsthierarchie unter D
Beckenbodentraining, Elektrostimulation, Anwendung zuvor erlernter Entspannungsme-
III mehr als 1 cm vor den Hymenalsaum Pessarbehandlung* thoden (z. B. mit progressiver Muskelrelaxati-
IV Totalprolaps – operativ: nach Lokalisation: 1. vordere Schei- on) schrittweise anzunähern, bis die Angst mi-
denwand: bei Pulsionszystozele (Zystozele*) nimal spürbar wird, um dann solange zu ver-
vaginale Hysterektomie mit Zystozelenver- harren und gleichzeitig zu entspannen, bis die
senkung und Kolpoperineoplastik*, bei Trak- Angst nicht mehr spürbar ist. Die unerwünsch-
tionszystozele (sog. Lateraldefekt; siehe Zys- ten Angstreaktionen werden durch Kombinati-
tozele*) Anheftung der Fascia endopelvina an on der aversiven Reize mit einer Reaktion, die
Arcus tendineus (sog. paravaginal repair) mit diesen unvereinbar ist (Entspannung), sys-
2. hintere Scheidenwand: hintere Scheiden- tematisch abgebaut.
I
plastik* mit medianer Faszienraffung 3. Zer- Desferrioxamin → Deferoxamin
vix oder Scheidenabschluss: abdominale oder Desinfektion f: engl. disinfection. Maßnahme
II laparoskopische Sakrokolpopexie; vaginale zur weitgehenden oder vollständigen Elimina-
III sakrospinale Fixation (auch uteruserhaltend). tion von potenziell pathogenen Mikroorganis-
Bei Belastungsinkontinenz erfolgt ggf. die men durch Desinfektionsmittel* und Desinfek-
gleichzeitige Einlage eines TVT-Bands (siehe tionsverfahren* gemäß Desinfektionsmittellis-
Schlingenoperation*). te*, um totes oder lebendes Material in einen
Deschamps-Nadel f: engl. Deschamps’ needle. Zustand zu versetzen, dass es nicht mehr infi-
Instrument mit einem Öhr an der Spitze zur zieren kann (Dekontamination*).
Descensus uteri et vaginae: anatomische Positionierung von Fäden in schwer zugängli- Hintergrund: Die Desinfektion* wird im Allge-
Zuordnung unterschiedlicher Deszensusformen nach chen anatomischen Regionen (z. B. zum Unter- meinen mit einer Keimzahlreduktion um
De-Lancey (Level I–III); Enterozele, Zystozele, binden von Gefäßen in der Tiefe oder Vorlegen 5 log10 -Stufen erreicht. Bakterielle Sporen* wer-
Rektozele. von Cerclagen). Abb. den mit einer Desinfektion nicht immer abgetö-
tet. Die Desinfektion kann chemisch oder physi-
kalisch erfolgen. Die Desinfektion mit verschie-
Einteilung: In Schweregrade, siehe Tab. For- denen Desinfektionsverfahren* ist eine wichtige
men: Z. T. besteht eine Aussackung der vorde- Maßnahme der Krankenhaushygiene*.
ren Scheidenwand mit Ausbildung einer Zysto- Deschamps-Nadel Formen:
zele* bzw. der hinteren Scheidenwand mit Aus- – Wichtige Einsatzbereiche: 1. Händedesinfek-
bildung einer oft weniger ausgeprägten Rekto- tion*, Hautdesinfektion* 2. Instrumenten-
zele*, häufig einhergehend mit Elongatio cervi- Desensibilisierung, paø ssive f: engl. passive de- desinfektion 3. Flächendesinfektion*, Raum-
cis (Ausziehung des Halsteils der Gebärmutter). sensitization. Reduktion oder Elimination einer desinfektion* 4. Desinfektion* von Ausschei-
Deszensusformen nach De-Lancey (siehe Abb.): konditionierten Reaktion durch die wiederholte dungen und Desinfektionswaschverfahren*
– Level I (oberes Scheidendrittel): ggf. mit En- Präsentation konditionierter Reize (Habituati- – spezielle Formen der Desinfektion: 1. Sprüh-
terozele, Scheidenstumpfprolaps on). Passive Desensibilisierung wurde als Alter- desinfektion* 2. Scheuerdesinfektion* 3. lau-
– Level II (mittleres Scheidendrittel): ggf. mit native zur systematischen Desensibilisierung* fende Desinfektion* 4. Schlussdesinfektion*.
Zystozele oder Rektozele entwickelt, bei welcher der Einsatz von Ent- Desinfektion, laufende f: engl. continuous dis-
– Level III (unteres Scheidendrittel): ggf. mit spannungsmethoden eine zentrale Stellung ein- infection. Prophylaktische, routinemäßige Des-
Urethrozystozele. nimmt. Die klinische Anwendung erfolgt durch infektion* am Krankenbett, in der Regel von
Klinik: ausgeprägt graduierte Reizkonfrontation ohne vermutlich kontaminierten Flächen, bei Bedarf
– Druck- und Fremdkörpergefühl, ziehender Einsatz einer Entspannungsmethode. auch aller potenziell durch den Patienten kon-
Unterleibsschmerz Desensibilisierung, systematische f: engl. taminierten Gegenstände. Die laufende Desin-
– Miktionsstörungen, v. a. Belastungsinkonti- systematic desensitisation. Von J. Wolpe in Anleh- fektion schränkt die Erregerverbreitung ein im
nenz*, Pollakisurie*, evtl. obstruktiv beding- nung an die Lerntheorien entwickeltes Verfah- Rahmen von Pflege und medizinischer Versor-
te unvollständige Blasenentleerung bis zum ren, das die Patienten bei gleichzeitiger aktiver gung.
Harnverhalt Entspannung graduell mit Angst auslösenden Desinfektionsmittel f pl: engl. disinfectants;
– Defäkationsbeschwerden (Obstipation, un- Reizen konfrontiert. syn. Desinfizienzien. Zur Desinfektion* geeig-
vollständige Darmentleerung) Theorie: Die Grundannahme ist, dass die Angst- nete Substanzen verschiedener Wirkungsberei-
– bei stärkerer Senkung Vorfall von Teilen des reaktion mit der Entspannungsreaktion inkom- che. Im Gesundheitswesen sind nur Mittel der
Genitales aus der Vulva (Prolapsus* uteri et patibel ist und durch die systematische Desensi- Desinfektionsmittellisten* (RKI- und VAH-Lis-
vaginae). bilisierung vermindert bzw. aufgehoben wird. te) anzuwenden. Die Wirkstoffgruppen gehören
Desinfektionsmittel-Kommission 400

meist zu den Alkoholen*, Aldehyden, Pheno- rung der Desinfektion*. Für Desinfektionen in tionsverfahren: Bei der Dampfdesinfektion
len*, Antioxidanzien, Halogenen*, Metallen Gesundheitseinrichtungen wird die VAH-Liste wird das Desinfektionsgut in speziellen Appara-
und ihren Salzen*, Guanidinen*, quartären Ver- (VAH für Verbund für Angewandte Hygiene ten Wasserdampf ausgesetzt. Zum ungehinder-
bindungen sowie anionischen und amphoteren e. V.) veröffentlicht, die RKI-Liste bei behördlich ten Eindringen des Wasserdampfes muss die
Tensiden. angeordneten Desinfektionen*. Luft aus der Desinfektionskammer und dem
Anforderungen: Desinfektionsverfahren f: Physikalische, phy- Desinfektionsgut entfernt oder das Dampf-
– Sichere Abtötung bzw. irreversible* Inakti- sikalisch-chemische und chemische Verfahren Luft-Gemisch in der Kammer umgewälzt wer-
vierung von Mikroorganismen (sichere Des- zur Desinfektion*. Das Desinfektionsverfahren den. Desinfektionsanlagen sind regelmäßig auf
D infektionswirkung) bei breitem Wirkungs- richtet sich sowohl nach den zu desinfizieren- Funktionstüchtigkeit zu prüfen.
spektrum (Bakterien*, Pilze, Viren*) den Erregern (vegetative Keime, Sporen*, Vi- Chemo-thermisches Desinfektionswaschver-
– kurze Einwirkungszeit, je nach Desinfekti- ren*) als auch nach dem Desinfektionsgut fahren: Das Verfahren ist für thermolabile* Ma-
onsaufgabe, z. B. hygienische Händedesin- (Raum, Wäsche, Ausscheidungen, Geräte, Hän- terialien wie Wolle oder Mischgewebe mit Syn-
fektion* 30 s, Flächendesinfektion* 5 min bis de, Haut*). thesefasern geeignet. In Trommelwaschmaschi-
1h Thermische Desinfektion: Pasteurisieren: Das nen erfolgt die Zugabe von Desinfektionsmit-
– Materialverträglichkeit: geringe Aggressivi- Verfahren erfolgt zur Haltbarmachung hitze- teln. Das Waschen wird bei 60–75 °C und
tät gegenüber den zu desinfizierenden Mate- empfindlicher Flüssigkeiten, insbesondere in Waschzeiten von 10–20 Minuten unter Zuga-
rialien; so wirkt z. B. Chlor auf Metall korro- der Lebensmittelindustrie zum Abtöten patho- ben von Perverbindungen oder Chlor* als Wirk-
dierend und Alkohol löst Weichmacher aus gener Mikroorganismen (z. B. Staphylokokken, stoff durchgeführt. Es erfolgt eine gleichzeitige
Weich-PVC Streptokokken, Salmonellen, Mykobakterien, Reinigung und Desinfektion*. Die Wärme stei-
– leichte Löslichkeit in Wasser und gutes Brucellen in der Milch). Bei der Ultrahocherhit- gert die Desinfektionswirkung. Die Verfahren
Schmutzlösevermögen zung wirkt eine Temperatur von 135–150 °C sind nicht für stark verschmutzte und auch
– gute Stabilität, d. h. Haltbarkeit und Bestän- wenige Sekunden ein. Die Inaktivierung* ther- nicht für merklich mit Blut* behaftete Wäsche
digkeit gegenüber Umwelteinflüssen (Luft, molabiler* Viren*, z. B. von HIV*, in Gerin- geeignet.
Licht, Kälte, Hitze) nungsfaktorpräparaten wird durch Erhitzung UV-Desinfektion: Da UV-Strahlen nur eine ge-
– kein Eiweißfehler*, d. h. keinen Aktivitäts- bei 60 °C über einen Zeitraum von 10 h durch- ringe Eindringtiefe besitzen und deshalb ledig-
verlust durch organische Substanzen geführt. Abflammen, Ausglühen: Diese Ver- lich direkt der Strahlung ausgesetzte Mikroor-
– kein Seifenfehler*, d. h. keinen Aktivitätsver- fahren sind unsicher, da sie nicht standardisier- ganismen (z. B. auf glatten Flächen) abgetötet
lust durch Seife bar sind. Ausglühen wird in mikrobiologischen werden, werden UV-Strahlen nicht mehr in der
– möglichst keine oder nur geringe Geruchsbe- Laboratorien zur thermischen Desinfektion* Krankenhaushygiene* als Desinfektionsverfah-
lästigung von Platinösen eingesetzt. Abflammen von Was- ren eingesetzt. Auch bei der Luftdesinfektion ist
– gesundheitliche Aspekte: Unschädlichkeit serhähnen wird im Rahmen der Probenahme ihr Einsatz nicht zu empfehlen. Ein Einsatzge-
für Menschen und Tiere, z. B. kein Auftreten zur Überprüfung der mikrobiologischen Trink- biet haben diese Strahlen jedoch bei der Desin-
von Haut- und Schleimhautreizungen; wasserqualität u. a. des Hausinstallationswas- fektion von Trinkwasser, Schwimmbeckenwas-
„Hautverträglichkeit“ zumindest in der Ge- sers durchgeführt. Verbrennen: Verbrennen ser und anderen Flüssigkeiten.
brauchsverdünnung; keine allergisierende wird zur Beseitigung von infektiösen Tierkada- Chemische Desinfektion: Die chemische Desin-
Wirkung; keine mutagene*/kanzerogene* vern und Krankenhausabfällen (sowie von Müll fektion erfolgt mit Desinfektionsmitteln.
Wirkung und anderen wertlosen Materialien) angewandt. Effektivität: Die Effektivität einer Desinfekti-
– gute Umweltverträglichkeit: keine Belastung Es entspricht dem Wirkungsbereich der RKI- on* und Sterilisation* hängt von folgenden Fak-
der Umweltmedien Wasser, Abwasser, Bo- Liste: ABCD. Kochen mit Wasser: Durch ko- toren ab:
den, Luft; gute biologische Abbaubarkeit; chendes Wassers können innerhalb von mindes- – Art des angewendeten Verfahrens (physika-
keine schädlichen Wirkungen auf das Öko- tens 3 Minuten die meisten vegetativen Krank- lisch, chemisch)
system (ökotoxikologische Prüfung) heitserreger abgetötet werden (Wirkungsbe- – Höhe der Temperaturen bzw. Konzentratio-
– Wirtschaftlichkeit (spielt vor dem Hinter- reich der RKI-Liste: AB). Bacillus-anthracis-Spo- nen
grund knapper Ressourcen eine zunehmende ren benötigen 15 Minuten Einwirkungszeit – Zeitdauer der Anwendung des wirksamen
Rolle). (Wirkungsbereich: ABC). Da die Desinfektions- Mediums
Desinfektionsmittel-Kommission f: Kom- wirkung bei Verunreinigungen des Desinfekti- – Art der zu desinfizierenden oder zu sterilisie-
mission im Verbund für Angewandte Hygiene onsgutes, z. B. mit Blut*, Eiter*, Fäzes*, verrin- renden Materialien
e. V. (VAH), die die Standardmethoden zur gert wird, ist zur Reinigungswirkung ein Zu- – Vorhandensein von Verunreinigungen (ins-
Wirksamkeitsprüfung chemischer Desinfekti- satz von ca. 1 % Soda erforderlich. Die Anwen- besondere Eiweiß), an denen Mikroorganis-
onsverfahren* sowie den Anforderungskatalog dung erfolgt u. a. zur Desinfektion* von Instru- men haften bzw. in denen sie eingehüllt sind
für deren Zertifizierung* und Listung erarbei- menten und kochfester Wäsche. Spülen mit – Zahl der Mikroorganismen auf bzw. in den
tet. Sie veröffentlicht im 2-jährigen Rhythmus heißem Wasser: Dieses Verfahren wird in Rei- Materialien.
die Liste der zertifizierten Präparate für die pro- nigungsdesinfektionsgeräten* zur Entkei- Die physikalische Desinfektion* ist wirksamer
phylaktische Desinfektion (VAH-Desinfektions- mung* von Instrumenten u. a. Utensilien und als die chemische Desinfektion*. Durch thermi-
mittelliste*). von Wäsche in Desinfektions-Waschmaschinen sche Einwirkung erfolgt eine Koagulation des
Desinfektionsmittelliste f: engl. disinfectant durchgeführt. Die Desinfektionstemperatur be- Plasmas*, insbesondere eine Eiweißdenaturie-
agent list. Zusammenstellung geprüfter und an- trägt 85–95 °C, die Einwirkungszeit 7–20 Mi- rung der Mikroorganismen, welche zu einer ir-
erkannter zertifizierter Desinfektionsmittel* als nuten. Zur Abtötung der Mikroorganismen reversiblen Veränderung führt.
Grundlage zur Auswahl des geeigneten Desin- nach Gruppe A und B der RKI-Liste sind 93 °C Resistenzstufen: Maß zur Quantifizierung der
fektionsmittels und damit zur Qualitätssiche- für 10 Minuten erforderlich. Dampfdesinfek- unterschiedlichen Widerstandsfähigkeit von
401 DET

Mikroorganismen gegenüber feuchter Hitze. Es Desminopathie f: engl. desminopathy. Autoso- Desoxycorticosteron n: engl. deoxycorticoster-
werden 6 Stufen der Resistenz* gegen feuchte mal-dominant (Typ I, II) oder -rezessiv (Typ III) one; syn. Cortexon. Precursor in der Biosynthese
Hitze unterschieden. erbliche Myopathie*, gekennzeichnet durch ver- des Mineralokortikoids* Aldosteron* mit 10-
Desinfektionswaschverfahren n: Waschver- mehrte Einlagerung von Desmin* in Muskelzel- mal schwächerer biologischer Wirksamkeit.
fahren bei gleichzeitiger Einwirkung von höhe- len. Desoxycortisol n: engl. deoxycortisol; syn. Cor-
ren Temperaturen und Desinfektionsmittel*. Desmodoø nt n: syn. Ligamentum periodontale. texolon. Vorstufe von Kortisol*, die vermehrt
Das Chemo-Thermo-Desinfektionswaschver- Zum Zahnhalteapparat (Parodontium) gehören- beim adrenogenitalen Syndrom* mit 11β-Hyd-
fahren ist für thermolabile Materialien wie Wol- des, vaskularisiertes, faserreiches Bindegewebe. roxylasemangel auftritt.
le oder Mischgewebe mit Synthesefasern geeig- Das Desmodont füllt den Spalt zwischen Wur- Desoxyhämoglobin n: engl. desoxyhemoglobin. D
net. In Trommelwaschmaschinen werden Des- zelzement und der Innenseite des Alveolarkno- Desoxygeniertes (sauerstoffarmes) Hämoglo-
infektionsmittel zugegeben, gewaschen wird chens aus. Die spezielle Anordnung der Kolla- bin*.
bei 60–70 °C für 10–20 min unter Zugabe von genfasern (Sharpey-Fasern) ermöglicht das fe- Desoxyribonukleinsäure → DNA
Perverbindungen oder Chlor*. dernde Abfangen der Kräfte, die auf den Zahn Desoxyribonukleoside n pl: engl. deoxyribonu-
Desinfektionswischpflege f: Dekontaminati- wirken. cleosides. Nukleoside* mit einem Purin- (Ade-
on*smaßnahme in Gesundheitseinrichtungen Funktion: nin, Guanin) oder Pyrimidinbaseanteil (Cytosin,
für Flächen, zusammengesetzt aus einer desin- – Hält den Zahn in der Alveole Thymin, Uracil) und D-2*-Desoxyribose als Pen-
fizierenden, reinigenden und einer pflegenden – federndes Auffangen des Kaudrucks und toseanteil. Die Reduktion von Ribose* zu D-2-
Komponente. Dies ermöglicht Desinfektion*, Übertragung auf den Knochen, dessen Rege- Desoxyribose erfolgt durch Ribonukleotidre-
Reinigung und Pflege in einem Arbeitsgang. neration hierdurch angeregt wird duktase. Mit Phosphatgruppen veresterte Des-
Optisch stark verschmutzte Flächen mit hoher – beinhaltet Nerven und Gefäße oxyribonukleoside* (Desoxyribonukleotide*)
Keimbelastung werden vorher gereinigt. – spielt eine regulatorische Rolle bei der kiefer- sind DNA*-Bausteine.
Desinfektion von Ausscheidungen f: Be- orthopädischen Zahnbewegung. Desoxyribonukleotide n pl: engl. deoxyribonu-
handlung von Stuhl, Urin und Sputum* zur Ab- Desmosom n pl: engl. desmosome; syn. Macula cleotides. Nukleotide* mit einem Purin- (Ade-
tötung von pathogenen Mikroorganismen, ent- adhaerens. Bestandteil des Schlussleistenkom- nin, Guanin) oder Pyrimidinbaseanteil (Cytosin,
weder durch chemische oder thermische Desin- plexes* besonders von Epithel- oder Herzmus- Thymin, Uracil), einem Phosphatanteil und 2*-
fektion. kelzellen. Die punktförmigen Haftverbindun- Desoxyribose als Pentoseanteil. Sie sind Grund-
Methoden: gen bestehen aus desmosomalen Cadherinen. bausteine der DNA*. Die Reduktion von Ribose
– Chemische Desinfektion*: Phenol* ist we- Desmosomen verbinden mechanisch stabil die zu D-2-Desoxyribose erfolgt durch Ribonukleo-
gen des geringen Eiweißfehlers für die Desin- Intermediärfilament-Systeme benachbarter Zel- tidreduktase. Desoxyribonukleotide* liegen
fektion* von Fäkalien besonders geeignet. Fä- len. Bei Enteritis regionalis Crohn spielen Des- mono-, di- oder triphosphoryliert vor.
zes* werden mit der doppelten Menge der mosomen eine Rolle bei einem schädlichen Desquamatio → Desquamation
Gebrauchsverdünnung des Desinfektions- Leckflux. Autoantikörper gegen Desmosom- Desquamatio furfuracea → Schuppung, pity-
mittels* bei einer Einwirkungszeit von komponenten verursachen Pemphigus* vulga- riasiforme
6 h desinfiziert (geformte Anteile homogen ris und Pemphigus foliaceus. Desquamatio membranacea → Schuppung,
suspendieren). Desobliteration f: engl. disobliteration. Verfah- membranöse
– Thermische Desinfektion*: Das Abwasser ren der Gefäßchirurgie* zur Rekanalisierung Desquamation f: engl. exfoliation. Bildung
wird auf 100 °C erhitzt mit einer anschlie- verschlossener Gefäßabschnitte durch operativ- größerer Schuppen als Zeichen der Abstoßung
ßenden Einwirkungszeit von 15 min (Wir- instrumentelle Gefäßausräumung. Man unter- der obersten Hornschicht der Haut.
kungsbereich nach RKI-Liste ABC). scheidet zwischen intraluminaler Desobliterati- Desquamationsphase → Menstruationszyk-
Desinfestation → Entwesung on (Embolektomie*, Thrombektomie*) und int- lus
Desinfiziens → Desinfektionsmittel ramuraler Desobliteration (Thrombendarteriek- Destination Therapy → Assistenzsystem,
Desinsektion → Entwesung tomie*). ventrikuläres
desmal: Bandartig, ein Band betreffend; im Desogestrel n: Synthetisches Gestagen, das Destroyed Lobe: Zerstörter Lungenlappen im
weiteren Sinn bindegewebig, aus Bindegewebe zur hormonalen Kontrazeption* eingesetzt Rahmen der destroyd lung. Die Ausräumung er-
bestehend, z. B. desmale Ossifikation. wird. Es wird häufig mit einem Östrogenpräpa- folgt mittels Lobektomie*.
Desmarres-Lidhalter m: engl. Desmarres’ rat kombiniert, kann jedoch auch als alleiniger Destroyed Lung: Zerstörtes pulmonales Par-
blepharostat; syn. Lidhalter. Instrument zum Wirkstoff eingenommen werden (östrogenfreie enchym* bei (rezidivierender) Pneumonie*,
Ektropionieren des Oberlides und zum Ausei- „Minipille“). Die Einnahme der Minipille er- Bronchitis, Lungenabszess*, Tuberkulose* oder
nanderhalten der Augenlider. Siehe Abb. folgt ohne Einnahmepause. Desogestrel unter- Bronchiektasen*. Behandelt wird mittels extra-
drückt den Eisprung. Das Thromboserisiko pleuraler Pneumektomie*. Siehe Abb.
kann durch die Einnahme steigen. Destruktionsluxation f: engl. pathologic dislo-
Desorientierung f: engl. disorientation; syn. cation. Nichttraumatische Luxation* infolge pa-
Desorientiertheit. Ausgeprägte Orientierungs- thologischer Veränderung der Gelenkanteile.
Desmarres-Lidhalter störung hinsichtlich Zeit, Ort, Situation oder Sie tritt häufig bei Arthritis* auf.
zur eigenen Person. Deszendeø nz f: engl. descendants. Nachkom-
Desmin n: engl. desmine. Intermediärfilament Desoxy-: Wortteil, der das Fehlen von Sauer- menschaft.
des Zytoskeletts*. Desmin ist ein akzessorisches stoffatomen oder Hydroxylgruppen in chemi- deszendierend: Absteigend, sich nach unten
Protein der Muskelzellen, das an der Längsseite schen Verbindungen in Bezug auf die Stamm- hin ausbreitend.
der Aktinfilamente liegt und an der Zellmemb- verbindung bezeichnet. DET: Abk. für Double-Embryo-Transfer →
ran befestigt ist. Desoxycholsäure → Gallensäuren Embryotransfer
Detection Bias 402

durch Gabe von Gegengiften (Antidot*; Anti- Detrusorakontraktilität mit fließendem


toxine*), Hämodialyse*. Übergang hin zur hyperaktiven Blase)
Detritus m: Zerfallene Zellen. – psychogen.
Detrituszyste → Geröllzyste Detrusor-Sphiønkter-Dyssynergie f: engl. det-
Detrusorakontraktilität → Detrusorhypo- rusor-sphincter dyssynergia. Harnblasendysfunk-
kontraktilität tion mit neurogener Hyperaktivität des M. det-
Detrusorareflexie f: engl. detrusor areflexia. rusor vesicae und gleichzeitiger Hyperaktivität
Unvermögen des M. detrusor vesicae zur reflek- des äußeren Harnblasenschließmuskels sowie
D torischen Kontraktion infolge von Läsionen im der Beckenbodenmuskulatur nach Schädigung
Bereich der Cauda equina und des Conus me- des Rückenmarks oberhalb des sakralen Mikti-
dullaris. Die Miktion ist erschwert und erfolgt onszentrums, z. B. bei fortgeschrittener Multi-
mittels Bauchpresse. Oft kommt es zum Harn- pler* Sklerose, Tumoren und spinalen Verlet-
verhalt. zungen, Bandscheibenvorfällen und zervikaler
Detrusorhyperaktivität f: engl. detrusor hyper- Myelopathie.
activity. Befund der Zystomanometrie* mit un- Klinik:
gewollten Detrusorkontraktionen in der Fül- – Harninkontinenz* mit Abgang kleiner Urin-
lungsphase der Harnblase, die spontan oder mengen
durch Provokation auftreten können. Klinisch – Restharnbildung
besteht meist eine Assoziation mit imperativem – rezidivierende Harnwegsinfektionen.
Harndrang*, Dranginkontinenz oder überakti- Detumeszeø nz f: engl. detumescence. Abschwel-
ver Blase*. len, z. B. Zurückgehen einer Schwellung, (vor-
Einteilung: zeitiges) Erschlaffen des erigierten Penis (feh-
– Nach Zeitpunkt des Auftretens im Rahmen lende bzw. ausbleibende penile Detumeszenz:
der Zystomanometrie: 1. phasische Detru- siehe Priapismus*).
sorhyperaktivität: wellenförmiger Anstieg Deuteranomalie → Farbenfehlsichtigkeit
des Detrusordrucks, ggf. mit ununterdrück- Deuteranopie → Farbenfehlsichtigkeit
barem Urinabgang 2. terminale Detrusor- Deuteromycetes → Fungi imperfecti
hyperaktivität: Detrusordruckerhöhung am Deutsche Horizontale → Frankfurter Hori-
Ende der Füllungsphase mit unwillkürli- zontalebene
Destroyed Lung: zerstörte linke Lunge (CT und chem Harnabgang Deutsche Horizontale → Krönlein-Linien-
Röntgen-Thorax-Aufnahme). [207] – nach Ursachen: 1. neurogene Detrusorhyper- schema
aktivität 2. idiopathische Detrusorhyperakti- Deutscher Ärztetag → Ärztekammer
vität (Blaseninstabilität). Deutsches Arzneibuch → Arzneibuch
Detection Bias: engl. overdiagnosis bias; syn. Therapie: Therapieformen: Deutsches Institut für Medizinische Doku-
Überdiagnose-Bias. Stichprobenverzerrung – Antimuscarinergika bzw. Antimuscarinika mentation und Information n: Abk. DIMDI.
durch nicht erfolgte Randomisierung* des Stu- (Blockade des M3-Rezeptors) Zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums
dienpersonals. – intravesikale Pharmakotherapie (Applikation für Gesundheit gehörende Behörde mit Sitz in
Determann-Syndrom n: engl. Determann’s von Oxybutynin, Trospium oder Vanilloidre- Köln. Das DIMDI gibt amtliche Klassifikationen
syndrome; syn. Dyskinesia intermittens angio- zeptoragonisten in die Harnblase) zur Codierung von Diagnosen und Operationen
sclerotica. Intermittierendes Versagen von Mus- – Medikamente zur Dämpfung einer Spastik heraus. Außerdem betreibt es Informationssys-
kelgruppen verschiedener Körperteile (z. B. Ext- der quergestreiften Muskulatur (z. B. Baclofe- teme für Arzneimittel, Medizinprodukte und
remitäten, Zunge) infolge von Durchblutungs- nac) Versorgungsdaten sowie zur Bewertung ge-
störungen durch organische (Arteriosklerose*) – in therapierefraktären Fällen permanente sundheitsrelevanter Verfahren (health technolo-
oder funktionelle Gefäßerkrankungen (Vaso- perkutane Harnableitung. gy assessment, HTA).
spasmus*). Detrusorhypokontraktilität f: engl. impaired Deutschländer-Fraktur → Marschfraktur
Determinaø nte, antigene → Epitop detrusor hypocontractility. Verminderte Kontrak- Devagination → Invagination
Detoxifikation → Detoxikation tionsfähigkeit des M. detrusor vesicae mit resul- Deviaø nz, sexueø lle → Paraphilie
Detoxikation f: engl. detoxication; syn. Entgif- tierender verminderter Druckamplitude oder Deviaø nz, sexueø lle → Sexualverhalten, abwei-
tung [Verfahren]. Verfahren zur Entfernung -dauer. Detrusorakontraktilität bezeichnet ein chendes
aufgenommener Gifte. komplett fehlendes Kontraktionsvermögen des Deviation f: Abknickung im Verlauf, z. B. De-
Formen: M. detrusor vesicae. viation arthritischer Gelenke (Ulnardeviation
– Primäre Detoxikation: Minderung der Ursachen: der Fingergelenke, Bajonettstellung des Karpo-
Giftresorption durch Entfernung von Gift – Neurogen: Schädigung der parasympathi- antebrachialgelenks) oder Deviation des Nasen-
auf (innerer oder äußerer) Körperoberfläche; schen Nerven (Plexus hypogastricus inferior), septums (Septumdeviation*).
z. B. bei Intoxikation durch: 1. Ingestion: Ma- z. B. durch Neuropathie oder Operation Déviation conjuguée f: engl. conjugate de-
genspülung*, induziertes Erbrechen*, Aktiv- – myogen: direkte Schädigung der Harnblasen- viation. Konjugierte Bulbusabweichung nach ei-
kohle 2. perkutane Giftaufnahme: Hautde- muskulatur, z. B. Blasenüberdehnung oder ner Seite. Bei akuten Großhirnprozessen schaut
kontamination kollagener Umbau der Blasenwand der Patient in Richtung Herd-Seite (der Patient
– sekundäre Detoxikation: Beschleunigung – spinale Schockphase nach traumatischer spi- „sieht den Herd an“), bei fokalen epileptischen
der Giftelimination (nach Resorption*); z. B. naler Querschnittläsion (zeitlich begrenzte Anfällen oder einseitiger akuter Läsion des hori-
403 Dezerebration

zontalen Blickzentrums (paramediane pontine Dextroveø rsio → Dextrokardie – Dezeleration Typ I (frühe Dezeleration oder
Formatio* reticularis) schaut der Patient vom Dextroveø rsio → Versio uteri Dip I): 1. tiefster Punkt der Dezeleration ist
Herd weg zur Gegenseite. Dezeleration f: engl. deceleration. Verminde- zeitgleich mit dem Höhepunkt der Wehen
Deviation, sexueø lle → Paraphilie rung der fetalen Herzfrequenz um mindestens 2. meist vagal ausgelöste Reaktion, oft infol-
DEVICE-KISS Numerus: Surveillance* Device-as- 20 Schläge/min unter die Baseline über einen ge einer stärkeren Kompression des Kopfes in
soziierter Infektionen, also Infektionen durch Zeitraum von mehr als 30 s. Die klinische Be- der Austreibungsperiode 3. in der Regel nicht
Medizinprodukt*e und Hilfsmittel. Die Surveil- deutung einer Dezeleration hängt vom Dezele- mit fetaler Hypoxie bzw. Azidose verbunden,
lance dient der Prophylaxe nosokomialer Infek- rations-Typ ab. bei sonst unauffälligem Herzfrequenzmuster
tionen als Modul im Krankenhaus-Infektions- Formen: Folgende Formen der Dezeleration sind keine weiteren Maßnahmen erforderlich D
Surveillance-System (KISS). werden unterschieden: – Dezeleration Typ II (späte Dezeleration
devital: Leblos. oder Dip II): 1. Auftreten 20–90 s nach dem
Devitalisierung f: engl. devitalisation. Abtöten Wehenhöhepunkt 2. gilt als Hinweis auf eine
(erkrankter) Pulpa* dentis als Notfallbehand- unzureichende uteroplazentare Sauerstoff-
lung durch lokal applizierte Arzneimittel, die versorgung, z. B. bei Plazentareifungsstö-
zur Proteingerinnung führen (z. B. Paraformal- rung, vorzeitiger Plazentalösung* oder bei fe-
dehyd). Das Verfahren ist heute wegen mögli- talem Blutverlust 3. Vorgehen: antenatal:
cher Schädigung des parodontalen oder periapi- Doppler-Sonografie der fetalen Gefäße; sub
kalen Gewebes meist durch Vitalexstirpation* partu ggf. Fetalblutuntersuchung* und evtl.
ersetzt. Anschließend ist eine endodontische operative Entbindung
Behandlung* erforderlich. – variable Dezeleration: 1. wechselnd hin-
Dexamethason n: Langwirksames Glukokorti- sichtlich Form, Dauer und Zusammenhang
koid* ohne relevante mineralokortikoide Wir- mit dem Wehenverlauf 2. variable Dezelerati-
kung. Es wird bei zahlreichen entzündlichen onen treten vor allem bei Nabelschnurkom-
und allergischen Erkrankungen sowie bei Auto- plikationen* auf 3. prognostisch ungünstige
immun- und Tumorerkrankungen eingesetzt. Zusatzkriterien: siehe Abb. 4. Vorgehen: La-
Gegeben wird Dexamethason oral, parenteral gewechsel, Tokolyse bei hypoxiesuspektem
oder topisch. Seine glukokortikoide Aktivität ist Herzfrequenzmuster, ggf. Fetalblutuntersu-
25-fach höher als die des Kortisols. chung* mit Entscheidung über den weiteren
Dexamethason-Hemmtest m: engl. dexam- Geburtsverlauf
ethasone suppression test. Funktionstest zur Di- – Dezeleration Typ 0 (Spike oder Dip 0): Ab-
agnose und Differenzialdiagnose des Cushing*- sinken der Herzfrequenz über eine Dauer
Syndroms. Dabei vermindert die Gabe von De- von unter 30 s.
xamethason* die Kortisolsekretion infolge Dezelerationszeit → Deceleration Time
Hemmung der hypophysären Ausschüttung Dezerebration f: engl. decerebration. Ausfall
(Suppression) von ACTH. der Großhirnfunktionen in unterschiedlichem
deø xter: Rechts, rechter, z. B. Ductus lymphati- Ausmaß infolge funktioneller Entkopplung des
cus dexter. Hirnmantels vom Hirnstamm (auch sog. Dekor-
Dextrokardie f: engl. dextrocardia. Verlagerung tikation) bzw. des oberen vom unteren Hirn-
des Herzens nach rechts. Unterschieden werden stamm oder des Großhirns vom Rückenmark*.
Spiegelbilddextrokardie, Dextroversio cordis In der Folge kommt es zu Dezerebrationssyn-
und Dextropositio cordis. dromen* (akutes Mittelhirnsyndrom*, akutes
Formen: Bulbärhirnsyndrom*; Sonderform: Syndrom re-
– Spiegelbilddextrokardie: 1. bei totalem Si- aktionsloser Wachheit).
tus* inversus viscerum 2. beim Fehlen zusätz- Ursachen:
licher Anomalien ohne pathologische Bedeu- – V. a. Hirndrucksteigerung* und Einklem-
tung mung* des Hirnstamms infolge Trauma, Tu-
– Dextroversio cordis: 1. infolge unvollstän- mor, Entzündung, intrakranieller Blutung
diger Rechtsdrehung v. a. der Herzkammern, – diffuse hypoxische Schädigung des Hirn-
häufig mit Situs solitus viscerum (normaler mantels, z. B. durch Schock*, vorübergehen-
Lage der Organe) und normaler viszeroatria- den Herz*-Kreislauf-Stillstand.
ler Konkordanz* 2. meist mit anderen Herz- Klinik:
fehlbildungen kombiniert – Tiefe Bewusstlosigkeit*
– Dextropositio cordis: infolge von Verdrän- – erhöhter Muskeltonus*
gung oder Verziehung des Mediastinums – Opisthotonus*
nach rechts bei extrakardialer Erkrankung – Beugung der Finger- und Handgelenke
ohne Drehungsanomalie. – Mittelhirnsyndrom
Dextrokardiografie → Angiokardiografie – lebenswichtige Körperfunktionen werden
Dextrose → Glukose vom Hirnstamm gesteuert und weiterhin
dextro-TGA → Transposition der großen Arte- Dezeleration: prognostisch ungünstige aufrechterhalten
rien Zusatzkriterien variabler Dezelerationen. – Zustand kann über Jahre andauern.
Dezerebrationsstarre 404

Dezerebrationsstarre f: engl. decerebrate rigidi- mal-dominant erblicher Defekt des AVP- – Bestimmung der ADH-Konzentration im Se-
ty. Nach Dezerebration* auftretende spastische Gens (Genlocus 20p13); DIDMOAD*-Syn- rum (Radio-Immunoassay).
Streckhaltung des Rumpfs und der Extremitä- drom 3. sekundär: Hirntumoren, v. a. Kranio- Therapie:
ten mit Innenrotation der Arme. Im weiteren pharyngeom*, Langerhans*-Zell-Histiozyto- – Diabetes insipidus centralis: Behandlung der
Sinne wird auch das klinische Bild des akuten se, Sarkoidose*, Schädelhirntrauma*, Menin- Grunderkrankung, Substitution eines syn-
Mittelhirnsyndroms* als Dezerebrationsstarre gitis*, Enzephalitis*, Erkrankungen mit thetischen ADH-Analogons (Desmopressin),
bezeichnet. Ursache der Dezerebrationsstarre Schädigung der Osmosensoren im Hypotha- Korrektur der Wasserbilanz
ist die Aufhebung zentraler, hemmender Pro- lamus (z. B. bei Vaskulitis), iatrogen (operati- – Diabetes insipidus renalis: Behandlung der
D jektionen auf niedere Reflexbögen infolge Ein- ve Hypophysenausschaltung); akzidentell bei Grunderkrankung, natriumarme Kost, Kor-
klemmung* des Mesenzephalons*. einer neurochirurgischen OP. rektur der Wasserbilanz, Hydrochlorothiazid
Sonderform: Dezerebrationsstarre mit über- Diabetes insipidus renalis: zur Natriumreduktion im distalen Tubulus,
streckten Beinen und im Ellenbogengelenk ge- – Ätiologie: Defekt der ADH-sensitiven Rezep- Indometacin zur Reduktion der glomerulä-
beugten Armen bei diffuser (hypoxischer) Schä- toren mit ineffizienter Ausbildung der Was- ren Filtrationsrate.
digung des Großhirns (Syndrom* reaktionsloser serkanäle (Aquaporine*) in den Sammelroh- Differenzialdiagnosen:
Wachheit). ren: 1. erblich: autosomal-dominant oder au- – Tubulopathie*
Dezerebrationssyndrome n pl: engl. decere- tosomal-rezessiv mit Mutationen im Aquapo- – psychogene Polydipsie*
bration syndromes. Neurologische Veränderun- rin-2-Gen (AQP-2-Gen, Genlocus 12q13); – Diabetes* mellitus
gen nach Unterbrechung der Verbindung zwi- X-chromosomal (90 %) mit Mutationen im – Hyperkalzämie*
schen Hirnstamm und darüber liegender Groß- Vasopressin-Rezeptor-V2-Gen (AVPR2-Gen, – Polyurie bei chronischer Niereninsuffizienz*.
hirnrinde. Genlocus Xq28) 2. sekundär: akutes* Nieren- Diabetes, juveniler m: engl. juvenile diabetes.
Einteilung: Entsprechend anatomischer Region versagen in der polyurischen Phase, Destruk- Veraltete Bezeichnung für Diabetes* mellitus
und Ausmaß der Schädigung: tion der ADH-Rezeptoren bei chronischen Typ 1 mit Erstmanifestation im Jugendalter.
– Akutes Mittelhirnsyndrom* Nierenerkrankungen, metabolisch (Hypoka- Diabeteskost f: engl. diabetic diet. Spezielle Di-
– akutes Bulbärhirnsyndrom* liämie, Hyperkalzämie), toxisch, z. B. durch ät* als Teil der Behandlung des Diabetes melli-
– Hirntod*. Einnahme von Lithium, Foscarnet, Cisplatin tus mit Fokus auf den Kohlenhydratanteil der
Sonderformen: – Diabetes insipidus in der Schwanger- Nahrung. Das Maß für die Kohlenhydratmenge
– Vegetativer Status* schaft infolge eines vermehrten ADH-Ab- ist die Broteinheit* (entspricht 12 g blutzucker-
– Locked*-in-Syndrom baus durch Produktion einer Vasopressinase steigernden Kohlenhydraten). Der Nutzen der
– akinetischer Mutismus. in der Plazenta Orientierung an Broteinheiten ist umstritten
Dezibel → Schallpegel – dipsogener Diabetes insipidus infolge ei- und abhängig von den Therapiezielen.
D-Form → Isomerie ner übermäßigen Flüssigkeitszufuhr ohne Diabetes meø llitus m: Abk. DM. Sammelbe-
DGI: Abk. für disseminierte Gonokokkenin- Nachweis pathologischer Veränderungen in zeichnung für Glukosestoffwechselstörungen
fektion → Gonokokkensepsis der Hypothalamus-/Hypophysenregion, z. B. unterschiedlicher Ätiologie und Symptomatik
DHEA: Abk. für → Dehydroepiandrosteron bei Schizophrenie*, Neurosarkoidose. mit relativem oder absolutem Insulinmangel
DHEA-S: Abk. für Dehydroepiandrosteronsul- Klinik: Zu den Leitsymptomen zählen: und Hyperglykämie* als gemeinsamem Kenn-
fat → Dehydroepiandrosteron – Polyurie*, ggf. mit Dehydratation* zeichen. Es handelt sich weltweit um die häu-
DHS: Abk. für → Hüftschraube, dynamische – starker Durst und Polydipsie* figste endokrine Erkrankung mit kontinuier-
DHZ: Abk. für Druckabfall-HWZ → Pressure – Asthenurie* lich zunehmender Tendenz. Die Prävalenz in
Half Time – bei Kleinkindern evtl. Diarrhö* statt Poly- Deutschland beträgt 12 % (Alter 25–79 Jahre;
DI50 % → Dosis infectiosa urie. International Diabetes Federation).
Diabetes, infantiler m: engl. infantile diabetes. Zusätzlich können neurologische Symptome Einteilung: Ätiologische Klassifikation nach von
Diabetes* mellitus Typ 1 (Insulinmangeldiabe- wie Verwirrtheit, Muskelschwäche und Lethar- American Diabetes Association (ADA) revidier-
tes) bei Kleinkindern. Unterschieden werden gie infolge der Hypernatriämie auftreten. Hin- ten Kriterien (siehe Tab.).
verschiedene Formen von angeborenem Diabe- weis: Durchschlafen ohne nächtliches Wasser- – DM Typ 1 (5–10 %): zunehmender absoluter
tes mellitus bei genetischen Defekten in der Re- lassen und Trinken schließt einen Diabetes insi- Insulinmangel infolge Zerstörung der B-Zel-
gel der Insulinsekretion. pidus aus. len des Pankreas*; absolute Insulinabhängig-
Diabetes insiøpidus m: engl. insipid diabetes; Diagnostik: keit; 2 Untertypen: 1. Typ 1A: I. immunolo-
Abk. DI. Diuresestörung mit Verminderung der – Sammelurin (Polyurie) gisch (T-Lymphozyten-)vermittelt II. patho-
Wasserreabsorption in den renalen Sammelroh- – Hypernatriämie und Plasmaosmolarität er- gnomonischer Nachweis von Autoantikör-
ren infolge ADH-Mangel oder fehlendem An- höht pern gegen meist mehrere der folgenden An-
sprechen der Niere auf ADH. Zu den Folgen – Harnosmolarität < 300 mosmol/l, Osmolali- tigene: Insulin, Glutamatdecarboxylase, Ty-
zählen Polyurie mit Ausscheidung von > 3 l/d tät und spezifisches Harngewicht herabge- rosinphosphatase IA-2, Zink-Transporter-8
hypotonem Urin, Polydipsie und Asthenurie. setzt sowie zytoplasmatische Inselzellantikörper
Einteilung: Diabetes insipidus centralis (syn. – Urin-/Plasma-Osmolalität-Ratio < 2 III. Erstmanifestation meist im Kindes-, Ju-
DI neurohormonalis): – Hinweis: Eine Urin-/Plasma-Ratio von > 2 : 1 gend- oder frühen Erwachsenenalter IV. z. T.
– Ätiologie: ADH-Mangel infolge ungenügen- schließt einen Diabetes insipidus praktisch Assoziation mit weiteren Autoimmunerkran-
der Sekretion oder fehlender Produktion: aus kungen (v. a. Autoimmunthyroiditis, seltener
1. idiopathisch (am häufigsten): z. B. autoim- – ggf. Durstversuch* und ADH*-Test zur Diffe- Addison*-Krankheit, primärer Hypogonadis-
munologisch bedingte lymphozytäre Infun- renzierung zwischen renalem, zentralem mus*, Hypophyseninsuffizienz*), bei Koinzi-
dibuloneurohypophysitis 2. erblich: autoso- und dipsinogenem Diabetes insipidus denz von 2 oder mehr endokrinen Autoim-
405 Diabetes mellitus

Diabetes mellitus: G seltene, immunologisch vermittelte


Ätiologische Klassifikation (Expert Committee on Formen
the Diagnosis and Classification of Diabetes 1. Stiff-Man-Syndrom
Mellitus). 2. Anti-Insulin-Rezeptor-Antikörper
I Diabetes mellitus Typ 1 (zerstörte B-Zellen) 3. andere
A immunologisch H andere genetische Syndrome
B idiopathisch 1. Down-Syndrom
II Diabetes mellitus Typ 2 (Insulinresistenz 2. Klinefelter-Syndrom D
und/oder Insulinmangel) 3. Turner-Syndrom
III andere spezifische Diabetestypen 4. DIDMOAD-Syndrom
A genetische Defekte der B-Zellfunktion 5. Friedreich-Ataxie
1. Chromosom 12 (HNF-1α) 6. Chorea Huntington
2. Chromosom 7 (Glukokinase) 7. Bardet-Biedl-Syndrom
3. Chromosom 20 (HNF-4α) 8. myotonische Dystrophie
4. mitochondriale DNA 9. Porphyrie
5. andere 10.Prader-Willi-Syndrom Diabetes mellitus: diabetische Retinopathie mit
B genetische Defekte der Insulinwirkung 11.andere Netzhautblutungen und Exsudaten. [143]
1. Insulinresistenz Typ A IV Gestationsdiabetes
2. Leprechaunismus
3. Rabson-Mendenhall-Syndrom
4. lipatrophischer Diabetes – verminderte Glykolyse* als direkte Folge der
5. andere munerkrankungen als polyglanduläres Auto- Hyperglykämie.
C Erkrankungen des exokrinen Pankreas immunsyndrom* bezeichnet V. Sonderform Klinik:
1. Pankreatitis LADA (für engl. latent autoimmune diabetes – Hyperglykämie, bei Überschreiten der rena-
2. Trauma, Pankreatektomie in adults): initial nicht insulinpflichtig, des- len Rückresorptionsrate mit Glukosurie*, Po-
3. Neoplasma halb klinisches Erscheinungsbild zunächst lyurie und Polydipsie*
4. zystische Fibrose wie DM Typ 2; frühes Sekundärversagen auf – evtl. transitorische Refraktionsanomalie in-
5. Hämochromatose orale Antidiabetika; Ketoazidoseneigung ge- folge Dehydratation und Anstieg der Serum-
6. fibrosierend verkalkende Pankreatitis ring 2. Typ 1B: ätiopathogenetischer Mecha- osmolarität
7. andere nismus unbekannt (idiopathisch) – Gewichtsabnahme infolge kataboler Stoff-
D Endokrinopathien – DM Typ 2: 1. Folge von Insulinresistenz* wechsellage und Dehydratation
1. Akromegalie und Insulinsekretionsstörung mit Erhöhung – allgemeine Schwäche und Adynamie von
2. Cushing-Syndrom der Blutglukose über eine definierte Grenze, leichter Ausprägung bis hyperosmolares oder
3. Glukagonom ohne autoimmunologische Beeinträchtigung ketoazidotisches Koma mit Kussmaul*-At-
4. Phäochromozytom der Inselzellen 2. relative Insulinresistenz* mung bei absolutem Insulinmangel.
5. Hyperthyreose bei Manifestation, im Krankheitsverlauf Er- Komplikationen:
6. Somatostatinom schöpfung der Inselzellfunktion (B-Zellen) – Diabetische Retinopathie* (siehe Abb.)
7. Aldosteronom und Übergang in absoluten Insulinmangel – diabetische Nephropathie*
8. andere möglich 3. Ketoazidoseneigung gering 4. po- – diabetische Neuropathie*
E arzneimittel- oder chemikalieninduziert lygenetische Prädisposition mit hoher Penet- – diabetischer Fuß*
1. Neuroleptika (insbesondere Clozapin, ranz 5. Manifestation im höheren Lebensal- – Cheiroarthropathie*
Olanzapin) ter 6. bei Adipositas und Bewegungsmangel – Arteriosklerose* und damit erhöhtes Risiko
2. Pentamidin häufig frühere Manifestation 7. oft assoziiert für Herzinfarkt*, Schlaganfall* und pAVK*
3. Nikotinsäure mit metabolischem Syndrom* 8. hohe Assozi- – diabetischeAngiopathie.
4. Glukokortikoide ation mit frühen makrovaskulären Erkran- Diagnostik:
5. Schilddrüsenhormone kungen schon vor Manifestation der chroni- – Anamnestisch, klinisch, labordiagnostisch
6. Diazoxid schen Hyperglykämie – Konzentration der venösen Nüchtern-Plas-
7. β-adrenerge Agonisten
– andere spezifische Diabetestypen maglukose ≥ 7,0 mmol/l (≥ 126 mg/dl)
8. Thiazide
– Gestationsdiabetes*. – venöse Plasmaglukosekonzentration oder im
9. Phenytoin
10. Interferon-α Pathobiochemie: kapillären Vollblut zu 2 verschiedenen Zeit-
11. andere – Verminderte Glukoseaufnahme in peripheres punkten ≥ 11,1 mmol/l (≥ 200 mg/dl) bei ge-
Muskel- und Fettgewebe legentlicher Messung
F Infektionen – gesteigerte Glukoneogenese* und verminder- – Plasmaglukose 2 h nach oraler Belastung mit
1. kongenitale Röteln
te Glykogenese* mit Hyperglykämie* 75 g Glukose ≥ 11,1 mmol/l (≥ 200 mg/dl):
2. Zytomegalie
– gesteigerte Lipolyse* und erhöhter kataboler siehe gestörte Glukosetoleranz* (Tab. dort)
3. andere
Proteinabbau mit Anstieg von Triglyceriden, – HbA*1C ≥ 6,5 % (≥ 48 mmol/mol): 1. bei HbA1C
freien Fettsäuren und Aminosäuren 5,7–6,4 % (39–47 mmol/mol) oraler Glukose-
– verminderte Verwertung von Brenztrauben- toleranztest (oder Nüchternblutglukose-Be-
säure* stimmung) indiziert 2. bei HbA1C < 5,7 %
Diabetes, renaler 406

(< 39 mmol/mol) Diabetes mellitus diagnos- Diabetische Neuro-Osteoarthropathie f: vem Kostaufbau) 2. Diät bei speziellen Sys-
tisch ausgeschlossen. Abk. DNOAP. Sonderform des diabetischen Fu- temerkrankungen (z. B. Erkrankungen des
Therapie: Möglichst normnahe Einstellung von ßes* mit Destruktion von Knochen und Gelen- rheumatischen Formenkreises) 3. seltene Di-
Blutglukose und HbA*1c ohne (schwere) Hy- ken. ät (z. B. mit definiertem Gehalt an Aminosäu-
poglykämie durch folgende Maßnahmen: Einteilung: Siehe Tab. ren bei Phenylketonurie*) 4. diagnostische
– Lebensstiländerung (strukturelles Schu- Diät (Eliminationsdiät, z. B. bei Verdacht auf
lungsprogramm) durch: 1. Ernährungsschu- Nahrungsmittelallergie*).
lung 2. normales Körpergewicht 3. körperli- Diabetische Neuro-Osteoarthropathie: Diätberatung → Diätetik
D che Aktivität 4. regelmäßige Untersuchun- Stadien (Levin-Klassifikation). Diätetik f: engl. dietetics. Praxisorientierte Be-
gen zur frühzeitigen Diagnostik und Thera- Stadium Befund ratung und Versorgung von Kranken hinsicht-
pie diabetischer Spätkomplikationen bzw. lich aller Fragen der Ernährung zur Förderung
Folgeerkrankungen I Fußrötung, -schwellung, der Behandlung und Heilung von Krankheiten.
– DM Typ 1: individualisierter, möglichst Phy- -überwärmung Die individuelle Diätberatung und Ernährungs-
siologie-naher Ersatz des fehlenden Insulins* II Knochen- und Gelenkveränderungen, therapie liegt, nach ärztlicher Verordnung, in
durch: 1. intensivierte konventionelle Insu- Fraktur der Verantwortung der Berufsgruppe der Diät-
lintherapie* (Abk. ICT) 2. alternativ: subkuta-
III Fußdeformität (z. B. Pes planus) durch assistenten.
Fraktur und Gelenkzerstörung
ne Insulininfusionstherapie (Abk. CSII, siehe
IV zusätzliche plantare Fußläsion
Diagnose f: engl. diagnosis. Benennung einer
auch Insulininfusionssysteme*) 3. ggf. kon- Erkrankung und Endpunkt des diagnostischen
ventionelle Insulintherapie Prozesses, in dem aus der Konstellation von
– DM Typ 2 (Stufentherapie): 1. 1. Stufe (Basis- Symptomen sowie erhobenen Untersuchungs-
therapie): Schulung, Diät, Lebensstilände- diabetogen: engl. diabetogenic. Eine diabeti- befunden eine Zuordnung zu einem bekannten
rung und/oder Bewegung 2. 2. Stufe: zusätz- sche Stoffwechsellage begünstigend oder auslö- Krankheitsbild bzw. einer Störungskategorie
lich ggf. orales Antidiabetikum 3. 3. Stufe: send. Diabetogene Substanzen sind z. B. Gluka- gelingt. Aus der Diagnose ergeben sich die The-
ggf. zusätzlich anderes Antidiabetikum, z. B. gon*, STH, TSH, Adrenalin, Glukokortikoide*, rapie sowie der zu erwartende Ausgang der Er-
(in alphabetischer Reihenfolge) Acarbose, ACTH oder Thiazide (siehe Diuretika*). krankung.
Dapagliflozin*, DPP-4-Inhibitor, Glinid, Diadochokinese f: Fähigkeit, rasch aufeinan- Formen: Das Vorgehen, eine Diagnose zu stel-
GLP-1-Rezeptoragonist, Pioglitazon*, Sulfo- derfolgende Bewegungen auszuführen. Die len, ist die Diagnostik. Sie umfasst im klassi-
nylharnstoff oder ggf. zusätzlich supportive Diadochokinese ist beeinträchtigt v. a. bei Er- schen Fall Anamnese*, körperliche Untersu-
Insulintherapie bzw. alleinige Insulinthera- krankungen des Kleinhirns und der Basalgang- chung*, Labor- und apparative Untersuchun-
pie 4. 4. Stufe: ggf. z. B. (intensivierte) Insu- lien. gen. Ein eindeutiger Befund führt zu einer kla-
lintherapie* zusammen mit Metformin Beurteilung: ren Diagnose. Ist dies nicht der Fall, sind fol-
5. Modifikation der Stufentherapie je nach – Prüfung über Beobachtung rasch abwech- gende Diagnoseformen möglich:
Kontraindikationen. selnder Pronation und Supination beider Ar- – Differenzialdiagnose: Der aktuelle Befund
Diabetes, renaler → Glukosurie, renale me („Glühbirne einschrauben“) lässt mehrere mögliche Erkrankungen zu,
Diabetes salinus renalis → Salzverlustsyn- – alternative Prüfung durch abwechselndes die gegeneinander abzugrenzen und durch
drom, renales Klatschen mit der palmaren und dorsalen weitere diagnostische Maßnahmen auf die
Diabetikerschulung f: engl. diabetic education. Seite der Hand in die Fläche der anderen tatsächlich vorliegende Erkrankung einzu-
Anleitung von Patienten mit Diabetes* mellitus Hand grenzen sind, z. B. Differenzialdiagnose des
zum Umgang mit der Krankheit und daraus re- – Einteilung in: 1. normal (Eudiadochokinese) akuten Abdomens.
sultierenden Problemen. Ziel ist die Aufrechter- 2. verlangsamt (Bradydiadochokinese) 3. un- – Verdachtsdiagnose: Die Ergebnisse lassen ei-
haltung eines möglichst normalen Blutzucker- geschickt (Dysdiadochokinese). ne Erkrankung vermuten, die durch weitere
spiegels und die Vermeidung oder Verminde- Diät f: engl. diet. Diagnostisch, therapeutisch Diagnostik zu erhärten ist, z. B. Verdacht auf
rung von Langzeitfolgeschäden. Besonders bei oder präventiv indizierte Kostform, die vorü- Knochenfraktur bei entsprechender, äußer-
Kindern und älteren Patienten ist das Einbezie- bergehend oder zeitlebens eingehalten werden lich erkennbarer Fehlstellung.
hen von Angehörigen und Betreuungspersonen soll und auf die Bedürfnisse des Patienten und – Verlegenheitsdiagnose: Nach Abschluss der
wichtig. die Therapie der Erkrankung abgestimmt ist. Diagnostik gelingt keine eindeutige Zuord-
Inhalt: Formen: nung, sodass man das Krankheitsbild be-
– Selbstkontrolle und Protokollieren der Stoff- – Adaptierte Vollkost*, z. B. reduzierter Purin- schreibt, das am ehesten passt, z. B. „nicht nä-
wechselsituation bzw. Harnsäuregehalt bei Gicht* oder Koch- her diagnostizierbare Unterleibsschmerzen“.
– Insulinwirkung, Umgang mit Insulin, salzrestriktion bei arterieller Hypertonie* – Arbeitsdiagnose: Die Arbeitsdiagnose ermög-
Durchführung der Insulininjektion, Injekti- – energiedefinierte Diät, z. B. Reduktionsdiät* licht den Beginn der Behandlung, wenn aus
onshilfen, Dosisberechnung zur Senkung des Körpergewichts bei Adiposi- unterschiedlichen Gründen (Notfall, Kosten-
– Ernährungsberatung* (Diabeteskost*, Brot- tas*, Diabetes* mellitus Typ 2, polyzysti- Nutzen-Relation, verweigertes Patienten-
einheit*) schem Ovarialsyndrom* Einverständnis zu weiterer Diagnostik) die
– Erkennen und Verhüten von akuten Kompli- – protein- und elektrolytdefinierte Diät, z. B. Diagnose nicht weiter gesichert werden
kationen (Unterzuckerung, Überzuckerung) bei Niereninsuffizienz* (proteinarm) oder kann, z. B. bei der Arbeitsdiagsnose allgemei-
– Erkennen und Verhüten von Spätkomplikati- Protein*-Energie-Mangelsyndrom (protein- ne Entwicklungsverzögerung bei Kleinkind:
onen (diabetischer Fuß, Erkrankungen von reich) Behandlung durch Frühförderung.
Gefäßen, Nieren und Netzhaut, Nervenschä- – Sonderdiäten: 1. gastroenterologische Diät – Scheindiagnose: Eine Erkrankung ist nicht
digungen). (z. B. bei Malassimilation* oder postoperati- nachweisbar, in Abwägung aller Umstände
407 Dialysator

ordnet der Behandler aber unklare oder nicht der Klassifikation psychischer Störungen (DSM- sche Einsichtsprozess beim Patienten sowie des-
pathologische Symptome bewusst einem IV, ICD-10) nach festgelegten obligaten und fa- sen Autonomie und Selbstwirksamkeit geför-
Krankheitsbild zu, um den Patienten vor wei- kultativen Symptom-, Zeit- und Verlaufskriteri- dert werden. Dabei wird ihm die Veränderbar-
teren Risiken zu bewahren, z. B. Patient mit en sowie Algorithmen mit hoher Reliabilität di- keit des Denkens aufgezeigt („ich habe die
beginnender Demenz ist überzeugt davon, agnostischer Entscheidungen, besonders in Ver- Wahl, so oder anders zu denken“).
einen Darmtumor zu haben: In Zusammen- bindung mit strukturierten oder standardisier- Indikation: Der sokratische Dialog ist geeignet
arbeit mit dem Psychiater übermittelt der ten diagnostischen Interviews*. für alle Patientengruppen zur Formulierung
Hausarzt als Ergebnis einer ergebnislosen Diagnoø stik, psychologische: engl. psychodi- der Bedeutung von Ereignissen für den Patien-
Koloskopie die Scheindiagnose schmerzhaf- agnostics; syn. Psychodiagnostik. Prozess, mit ten und zum Hinterfragen und Verändern dys- D
ter, aber harmloser Darmpolypen. dem unter Einsatz verschiedener Verfahren sys- funktionaler Denk- und Verhaltensmuster. Da-
– Fehldiagnose: Falsch gedeutete oder unter- tematische Informationen über psychische (psy- bei bewertet der Patient selbst die Alternativen.
bliebene Untersuchungen führen zu einer chologische) Merkmale einer Person ermittelt Es handelt sich um ein nichtautoritäres Verfah-
falschen Diagnose und möglicherweise auch werden. Eingesetzt werden v. a. psychologische ren mit partnerschaftlicher Grundhaltung und
zu einer fehlerhaften Therapie, z. B. unter- Tests, Erhebung der Anamnese*, diagnostisches führt häufig zur Vereinbarung von Verhaltens-
bliebene Malaria-Diagnostik bei Fieberschü- Interview*, Exploration* und Verhaltensbeob- experimenten (A. T. Beck: „collaborative empi-
ben und länger zurückliegender Fernreise. achtung. ricism“, kollaborativer Empirismus). Die Tech-
– Ausschlussdiagnose: Sie ergibt sich, nachdem Formen: nik ist wichtig zur Vorbeugung von Widerstand
man die anderen infrage kommenden Er- – Dimensionale Diagnostik: Prozess mit dem und zur Stärkung der Eigenverantwortung des
krankungen nicht festgestellt hat, z. B. soma- Ziel der Beschreibung einer Person anhand Patienten. Bei inkompetenter Anwendung be-
toforme Erkrankung nach Ausschluss kör- der Ausprägung eines kontinuierlichen steht die Gefahr zu vieler aneinandergereihter
perlicher Ursachen. Merkmals, z. B. Neurotizismus Fragen vom Therapeuten an den Patienten, ver-
– Diagnosis ex* juvantibus: Man stellt die – kategoriale Diagnostik: Prozess mit dem bunden mit mangelndem Rapport mit dem Pa-
Diagnose nicht anhand von Untersuchungs- Ziel der Zuordnung einer Person zu einer de- tienten.
befunden, sondern schließt auf sie, nachdem finierten (Störungs-)Kategorie (z. B. Major* Anwendung:
eine ihr zuzuordnende Therapie geholfen Depression nach DSM-IV) nach Prüfung von – In der Verhaltenstherapie als geleitetes Ent-
hat. Kriterien, welche die entsprechende Katego- decken
Klassifizierung: Diagnosen werden verschlüs- rie kennzeichnen – in der kognitiven Therapie* nach A. T. und J.
selt, um für medizinstatistische Zwecke Ver- – klassifikatorische Diagnostik: Prozess mit Beck oder A. Ellis
gleichbarkeit zu schaffen. Die bekannteste Klas- dem Ziel der Einordnung oder Beschreibung – in der Tiefenpsychologie nach A. Adler.
sifikation ist der von der WHO herausgegebene einer Person im Rahmen eines Klassifikati- Dialysance f: Messgröße für die Leistungsfä-
ICD-10-Code (International Classification of onssystems, z. B. Diagnose einer mittelgradi- higkeit eines Dialysators in der Nierenersatz-
Diseases, 10. Revision). Das DRG-System (diag- gen depressiven Episode nach ICD*-10; kann therapie. Dialysance bezeichnet dasjenige Blut-
nosis-related groups) ist ein diagnosebasiertes kategorial, dimensional, mehrdimensional volumen, das bei Durchfluss durch den Dialysa-
Abrechnungssystem für die stationäre Kranken- und multiaxial erfolgen tor pro Zeiteinheit von der untersuchten Subs-
hausversorgung. Dabei sind die Behandlungs- – mehrdimensionale Diagnostik: Prozess mit tanz gereinigt wird.
fälle zu Gruppen zusammengefasst und ge- dem Ziel der Beschreibung einer Person an- Beschreibung:
wichtet. Die Verweildauer des Patienten im Ein- hand der Ausprägung mehrerer kontinuierli-
zelfall spielt bei der Berechnung nur bei Son- cher Merkmale
derleistungen oder -diagnosen eine Rolle. – multiaxiale Diagnostik: Prozess mit dem
Diagnostik f: engl. diagnostic investigation. Me- Ziel der Beurteilung einer Person nach ver- – QB = Blutdurchfluss in ml/min
dizinisches Verfahren, an dessen Endpunkt die schiedenen Informationsbereichen (Achsen), – A = Konzentration im arteriellen Blut
Diagnose* steht. Die Diagnostik umfasst die Er- z. B. bei der Diagnostik nach DSM-IV. – V = Konzentration im venösen Blut
hebung der Anamnese*, die körperliche Unter- Diagnoø stische Punktion f: Punktion* von pa- – W = Konzentration im Dialysat.
suchung*, Labor- und mikrobiologische Diag- thologischen Körperhohlräumen, Hohlorga- Größenordnung der Dialysance für verschiede-
nostik, apparative Verfahren sowie differenzial- nen, parenchymatösen Organen oder Tumoren ne endogene Substanzen: Harnstoff > Kreatinin
diagnostische Überlegungen. zur Entnahme von Flüssigkeiten, Zellen oder > Phosphat > Vitamin B12 > Beta-2-Mikroglobu-
Diagnoø stik, bildgebende → Verfahren, bild- Gewebe zu diagnostischen Zwecken (evtl. unter lin. Die Dialysance hängt ab vom Diffusionsko-
gebende Ultraschall-, Röntgen- oder endoskopischer effizienten der Membran, der wiederum eine
Diagnoø stik, neuropsychologische f: engl. Kontrolle). Funktion von Molekülradius und -ladung ist.
neuropsychological diagnostics. Untersuchung Dialog, innerer m: engl. internal dialogue. Inne- Dialysat n: engl. permeate; syn. Permeat. Spül-
von kognitiven Funktionen (z. B. Aufmerksam- res Selbstgespräch, das bei vielen Menschen un- lösung für die Hämodialyse* und die Peritoneal-
keit, Lernen und Gedächtnis, Wahrnehmung), bewusst abläuft. In verschiedenen psychothera- dialyse*. Es handelt sich um eine sterile, stan-
emotionaler Befindlichkeit (z. B. depressive Ver- peutischen Techniken (kognitive Therapie*, dardisierte, gepufferte Dialysierlösung, in der
stimmung, Angst) sowie Verhalten unter beson- neurolinguistisches Programmieren) wird der sich beim Dialysevorgang die auszuscheiden-
derer Bezugnahme auf die Art und (wo möglich) innere Dialog durch Bewusstmachung genutzt den, im Blut gelösten Substanzen anreichern.
die Lokalisation einer vermuteten zugrunde lie- als Steuerungsfunktion menschlichen Handelns Dialysata [Pharmazie] f pl: Durch Dialyse ge-
genden Gehirnerkrankung (z. B. Schlaganfall, (Selbstinstruktion, Selbst-Coaching). wonnene flüssige Extrakte (Fluidextrakte, Ext-
Depression). Dialog, sokratischer m: engl. Socratic method. racta) aus frischen Pflanzen.
Diagnoø stik, operationalisierte f: engl. opera- Technik der Gesprächsführung, bei der mit of- Dialysator m: engl. dialyzer. Zentraler Teil des
tionalized diagnostics. Diagnostik im Rahmen fenen, nicht wertenden Fragen der therapeuti- Dialysegeräts, durch den das Blut und das Per-
Dialyse 408

meat fließen. In 2 durch eine dünne (ca. 10– – Ultrafiltration*: Aufbau eines hydrostati- 2. bei Peritonealdialyse*: 1,2–1,5 g/kg Kör-
15 μm) semipermeable Membran* getrennten schen Druckgefälles über die semipermeable pergewicht.
Kompartimenten des Dialysators findet der Membran zum Entzug überschüssiger Flüs- Dialyseosteopathie f: engl. dialysis-related os-
Stoff- und Flüssigkeitsaustausch (Dialyse* und sigkeit. teopathy. Unter Dauerdialyse auftretende Kno-
Ultrafiltration*) statt. Aufbau: Das Blutkom- Dialysearthropathie f: engl. dialysis-related ar- chenveränderungen im Sinne einer renalen Os-
partiment besteht meist aus 10 000–15 000 Ein- thropathy; syn. Dialyse-assoziierte Amyloidose. teopathie*. Unterschieden werden 3 Typen un-
zelkapillaren (∅ 180, 200 μm), die vom Permeat Unter Langzeit-Hämodialyse auftretendes arth- terschiedlicher Ätiologie mit Funktionsstörung
umspült werden (Kapillar- oder Hohlfaserdialy- ritisähnliches Krankheitsbild mit Gelenk- der Nebenschilddrüsen und/oder des Vitamin-
D sator). Eigenschaften: Insbesondere die Ultra- schmerzen. Ursache ist ein dialysebedingter D-Metabolismus. Die Therapie richtet sich nach
filtrationsleistung und Permeabilität für sog. Proteinabbau mit Bildung von Amyloid-Präzi- der bestehenden Form. Pathogenese:
Mittelmoleküle mit einer relativen Molekül- pitaten in Gelenkkapseln und subchondralem – Insbesondere Folge des Nierenparenchym-
masse von 500–5000 sind abhängig von Gewebe. Es kommt zu rezidivierenden arthriti- verlusts bei terminaler Niereninsuffizienz*
– Aufbau schen Schüben und bei einem Teil der Patienten und dadurch gestörter Aktivierung von Calci-
– Membranmaterial: 1. modifizierte Zellulose zu fortschreitender Gelenkdestruktion, beson- ferolen in der Niere
2. Zelluloseacetat 3. Cuprophan 4. Hemo- ders an den großen stammnahen Gelenken. – unter Umständen auch Verstärkung durch
phan 5. Polyacrylnitril 6. Polysulfon 7. Poly- Pathogenese: Proteolyse von Beta*-2-Mikroglo- die bei der Dialyse notwendige Heparinisie-
methylmethacrylat 8. Polyamid 9. Polycarbo- bulin, dessen Bruchstücke in Form der Betafalt- rung und die Akkumulation von Aluminium
nat 10. Ethylenvinylalkohol blattstruktur in bradytrophem Gewebe Amylo- im Knochengewebe (Aluminiumosteopa-
– Membranoberfläche (0,7–2,3 m²) id* (Typ B) präzipitieren. Dabei kommt es zur thie*).
– Strömungs- und Druckverhältnissen im Dia- Stimulation der Zytokine TNF-α und IL-1 in Formen: (nach Delling)
lysator. den Makrophagen. Sonderform: Destruieren- – Typ I: Fibroosteoklasie* infolge sekundären
Durchfluss von Blut und Permeat erfolgen de Dialyse-Spondylopathie, hierbei sind mögli- Hyperparathyroidismus
meist im Gegenstromprinzip. che Kristallablagerungen (Hydroxylapatit) pa- – Typ II: Osteoidose* aufgrund einer Störung
Formen: Abhängig vom Filtrationskoeffizient thologisch wichtig. des Vitamin-D-Metabolismus
(Kf): Dialysebehandlung f: Behandlungsmethode – Typ III: gemischter Typ mit Fibroosteoklasie
– High-flux-Dialysator (Kf > 10 ml/h × mmHg, zur Elimination von harnpflichtigen Substan- und Osteoidose.
> 75 ml/h × kPa): bessere Elimination des zen, anderen Stoffwechsel(end)produkten und Diagnostik:
amyloidogenen Beta*-2-Mikroglobulins Wasser aus dem Organismus sowie zur Equilib- – Laborchemisch: Anstieg von osteoblastenspe-
– Low-flux-Dialysator (Kf < 10 ml/h × mmHg, rierung des Säure*-Basen-Haushalts mittels zifischer Phosphatase (Ostase) und Parathor-
< 75 ml/h × kPa): geringere Verluste bei den Blutreinigungsverfahren* wie Hämodialyse* mon* (sekundärer Hyperparathyroidismus)
niedermolekularen Proteinen (Mr < 80 000). und Peritonealdialyse*. Die Dialysebehandlung und/oder Verminderung der D-Provitamine
Ferner unterscheidet man einen Kapillar- oder kann trotz Flüssigkeits- und Elektrolytbilanzie- – ggf. Knochenbiopsie mit histologischer Un-
Hohlfaserdialysator und einen Plattendialysa- rung nur annähernd eine physiologische Ho- tersuchung zur genauen Typisierung.
tor. Dialysatoren sind zum Einmalgebrauch möostase* erreichen und die Niere nicht voll- Therapie:
vorgesehen. ständig ersetzen. – Typ I: Suppression der Nebenschilddrüsen
DialyXse f: engl. dialysis. Oberbegriff für ver- DialyXsediät: engl. dialysis diet; syn. Dialyse- durch Kalzium und Cholecalciferol
schiedene Blutreinigungsverfahren zur Abtren- kost. Eiweiß- und kalorienreiche Ernährung bei – Typ II: Substitution von aktiven Vitamin-D-
nung gelöster Teilchen mithilfe einer semiper- dialysepflichtigen Patienten mit chronischer Metaboliten (Alphacalcidol) und/oder Chole-
meablen Membran* und Regulation des Flüs- Niereninsuffizienz. Die Flüssigkeitszufuhr calciferol
sigkeitshaushaltes. Ihr wichtigstes Einsatzge- wird streng bilanziert und die Phosphataufnah- – Typ III: Substitution von Cholecalciferol und
biet sind die Blutreinigungsverfahren bei aku- me reduziert durch Einnahme von Phosphat- Suppression mit Calcitriol und Kalziumsal-
ter oder chronischer Niereninsuffizienz. bindern und Vermeidung stark phosphathalti- zen
Einteilung: ger Lebensmittel. Bei guter Selbstpflege können – Typ I und III mit Hyperkalzämie: Parathyro-
– Hämodialyse* die Patienten zusätzliche Komplikationen posi- idektomie.
– Hämofiltration* tiv beeinflussen. Dialyseshunt m: engl. hemodialysis shunt. Ope-
– Hämodiafiltration* Vorgehen: rativ als subkutane arteriovenöse Fistel* ange-
– Sonderform: Peritonealdialyse. – Anpassung der Menge an Phosphatbindern legte Verbindung. Dabei wird eine gut zugäng-
Prinzipien: Den verschiedenen Dialyseverfahren an den Phosphatgehalt der jeweiligen Mahl- liche Extremitätenarterie mit einer benachbar-
liegen folgende physikalische Prinzipien zu- zeit (hoher Phosphatgehalt bei proteinhalti- ten Vene kurzgeschlossen. Ziel ist, eine ausrei-
grunde: gen Lebensmitteln) chende Blutentnahme für den extrakorporalen
– Diffusion*/Osmose*: 1. die treibende Kraft – Beschränkung der Kaliumaufnahme je nach Blutkreislauf zu ermöglichen, der bei einer Hä-
des Stofftransports ist ein Konzentrationsge- Restausscheidung auf 2000–3000 mg/d modialyse* erforderlich ist.
fälle zwischen den durch die semipermeable – maximale Trinkmenge 500–800 ml/d (ein- Formen:
Membran* getrennten Flüssigkeitskomparti- schließlich der Flüssigkeit in der Nahrung) – Native Shuntanlage (siehe Abb.): gefäßchirur-
menten (Patientenblut und Dialysat) 2. für plus Harnausscheidungsmenge des Vortages gische Anastomosierung der A. radialis mit
den Erhalt eines möglichst großen osmoti- (Kurzformel: 500–800 ml/d + Harn bzw. 3– der V. cephalica am distalen Unterarm (Bre-
schen Gradienten werden die beiden Flüssig- 5 % des Körpergewichts) scia-Cimino-Fistel); ein analoges operatives
keitskompartimente in entgegengesetzter – Eiweißmenge je nach Dialyseverfahren: 1. bei Vorgehen ist in der Ellenbeuge (Vena-cephali-
Richtung durch den Dialysator* geleitet (Ge- Hämodialyse*: 1,0–1,2 g/kg Körpergewicht ca-, Vena-basilica-Fistel) und am Oberschen-
genstromprinzip) kel möglich (Saphenaschlinge)
409 Diarrhö

mie; Abk. DBA. Seltene, angeborene Form der trichterförmigen M. levator ani, der Fascia su-
pure* red cell aplasia (Störung der Erythrozyto- perior diaphragmatis pelvis und der Fascia infe-
poese*) infolge einer Mutation im Gen für das rior diaphragmatis pelvis besteht. Sie bildet ge-
ribosomale Protein S19 (RPS19) mit autosomal- meinsam mit dem Diaphragma* urogenitale
rezessivem (Genlocus 19q13.2) bzw. autosomal- und der Schließ- und Schwellkörpermuskulatur
dominantem (Genlocus 8p23.3–p22) Erbgang. von Urogenital- und Darmtrakt den Beckenbo-
Bei der Mehrzahl der Patienten wird die Diag- den*.
nose bereits im Säuglingsalter gestellt. Diaphraø gma urogenitale n: engl. urogenital di-
Diamond-Shwachman-Syndrom → Shwach- aphragm. Vorderder Beckenbodenteil, der zu- D
man-Diamond-Syndrom sammen mit dem Diaphragma* pelvis den
Diapedese f: engl. diapedesis. Austritt von Blut- Rumpf nach unten hin abschließt. Es setzt sich
zellen aus kleinen Blutgefäßen. Die Migration zusammen aus M. transversus perinei profun-
von Leukozyten (Leukodiapedese), insbesondere dus, M. transversus perinei superficialis und
neutrophilen Granulozyten, durch die unver- Centrum perinei und wird von der Fascia dia-
letzte Kapillarwand bei Entzündung wird che- phragmatis urogenitalis superior und Fascia
motaktisch vermittelt durch Zelladhäsionsmo- diaphragmatis urogenitalis inferior bedeckt.
leküle* auf der Oberfläche der Leukozyten und DiaphyXse f: engl. diaphysis. Von Metaphyse
Dialyseshunt: native Shuntanlage
Endothelzellen. Bei starker Blutstauung (Hae- und Epiphyse abzugrenzendes Mittelstück der
(Operationssitus). [113]
morrhagia per diapedesem) kommt es zur Dia- Röhrenknochen, das auch als Schaft bezeichnet
pedese von Erythrozyten. wird.
Diaphanoskopie f: engl. diaphanoscopy. diaplazentar: engl. transplacental; syn. trans-
– Shuntanlage unter Verwendung von Kunst- Durchleuchtung eines Körperteils mit einer plazentar. Durch die Plazenta* hindurch, also
stoff-Gefäßprothesen mit Polytetrafluorethy- Lichtquelle zur Beurteilung der Transparenz. die Plazentaschranke überwindend. Der Begriff
len zur Gefäßüberbrückung bei schlecht aus- Das Verfahren wird in der Ophthalmologie* ein- wird verwendet, wenn es zum Übertritt von
gebildeten oder thrombosierten Gefäßen. gesetzt als diasklerale Augendurchleuchtung, Substanzen aus dem mütterlichen in den kind-
Komplikationen: z. B. zur Diagnostik eines Aderhautmelanoms, lichen Kreislauf oder umgekehrt kommt.
– Blutung und in der Pädiatrie als Durchleuchtung des Diarrhö f: engl. diarrhea. Bezeichnung für
– thrombotischer Shuntverschluss Schädels, meist zur Hydrozephalus*-Diagnos- Stuhlgang mit mehr als 3 ungeformten Stühlen
– Shuntinfektion* tik. pro Tag oder eine Stuhlmasse > 200 g/d (bzw.
– Steal-Phänomen: 1. kalte Hände 2. Hautver- Formen: > 10 ml/kg KG/d) oder einen Wassergehalt des
änderungen 3. Gefühlsstörungen 4. Infekti- – Ophthalmologisch als Diaphanoskopie der Stuhls ≥ 75 %. Die Therapie richtet sich nach der
on 5. Fingernekrosen Sklera: 1. diasklerale Augendurchleuchtung Ursache.
– Aneurysmabildung. durch Aufsetzen einer Lichtquelle auf die Klinischer Verlauf:
Ein Steal-Phänomen kann behandelt werden Sklera 2. Pupille leuchtet rot auf 3. Verschat- – Akute Diarrhö: z. B. Reisediarrhö*, Lebens-
mittels DRIL (distal revascularization interval tung bzw. Verdunklung z. B. bei Blutung mittelvergiftung*: 1. meist wenige Tage an-
ligation) oder PAI (proximalization of the arteri- oder malignem* Melanom der Aderhaut dauernd 2. häufig selbstlimitierend 3. Thera-
al inflow). – pädiatrisch als Diaphanoskopie des Schädels pie in der Regel symptomatisch
Diameter → Beckenmaße beim Säugling: 1. Durchleuchtung der Schä- – chronische Diarrhö (auch chronisch-rezidi-
Diameter → Kopfmaße deldecke als orientierende Untersuchung zur vierend), z. B. Zöliakie*: 1. Dauer > 14 Tage
Diameter frontooccipitalis m: syn. gerader Diagnostik von Hydrozephalus* oder Hyd- 2. erfordert in der Regel spezifische Diagnos-
Durchmesser. Schädeldurchmesser von Stirn bis ranenzephalie 2. rötliches Aufleuchten der tik und Therapie.
Hinterhaupt, eines der sonografisch zu erfas- Schädeldecke über Hohlräumen 3. Aufleuch- Pathophysiologie: Osmotische Diarrhö
senden Maße am fetalen Schädel. Er wird auch ten fehlt über Arealen mit Hirngewebe – Infolge osmotisch wirksamer Substanzen im
als fronto-okzipitaler Diameter oder Durchmes- – urologisch als Diaphanoskopie des Skro- Darmlumen
ser (FOD) bezeichnet. tums: 1. Transparenz (sog. positive Diapha- – im engeren Sinn durch Lactulose, Mannitol,
Diamine n pl: engl. diamines. Organische Ver- noskopie) bei Hydrozele* 2. keine Transpa- Sorbit, Süßstoffe u. a. luminal verbleibende,
bindungen mit 2 Aminogruppen, die durch De- renz (negative Diaphanoskopie) bei Hodentu- primär nicht resorbierbare Substanzen
carboxylierung von Diaminosäuren als biogene moren* 3. weitgehend durch Ultraschalldiag- – im weiteren Sinn infolge Maldigestion* bzw.
Amine* (z. B. Histamin) oder bei Eiweißfäulnis nostik ersetzt Malabsorption* (malabsorptive Diarrhö)
(z. B. Cadaverin [Pentamethylendiamin], Putre- – in der HNO als Diaphanoskopie der Kiefer- durch (funktionell) reduzierte intestinale epi-
scin [Tetramethylendiamin], Hexamethylendia- höhle: 1. nicht mehr angewendete Durch- theliale Resorptionsfläche (z. B. Zöliakie,
min) entstehen. leuchtung des Sinus* maxillaris vom Mund Kurzdarmsyndrom) oder durch primär mu-
Diaminosäuren f pl: engl. diaminoacids. Basi- aus 2. Schleimhautschwellungen, Sinusitis* kosalen Mangel bzw. Defekt eines resorpti-
sche Aminosäuren* mit einer zweiten Amino- oder unterschiedliche Pneumatisation* erge- ven Transporters (z. B. Kohlenhydratmalab-
gruppe (NH2), z. B. Lysin* und Ornithin*. ben seitendifferenten Befund. sorption*, familiäre Chloriddiarrhö)
Diaminurie f: engl. diaminuria. Ausscheidung Diaphorese → Schweißsekretion – im Kleinkindalter z. B. als sog. Toddler’s di-
von Diaminen (z. B. Cadaverin und Putrescin) Diaphraø gma → Scheidendiaphragma arrhea oder unspezifische Diarrhö des Klein-
im Urin. Diaphraø gma → Zwerchfell kindes durch verringerte Transportkapazität
Diamond-Blackfan-Anämie f: engl. Blackfan- Diaphraø gma peø lvis n: engl. pelvic diaphragm. für Fruktose
Diamond anemia; syn. Blackfan-Diamond-Anä- Breite Muskelplatte, die hauptsächlich aus dem – nachlassend bei Nahrungskarenz.
Diarrhoea 410

Sekretorische Diarrhö Diarrhoea stercoralis → Diarrhö, paradoxe Diathese, atopische f: engl. atopic diathesis;
– Infolge gesteigerter Wasser- und Ionensekre- Diarrhö, chologene → Gallensäurenverlust- syn. allergische Diathese. Genetisch bedingte
tion syndrom, enterales Veranlagung zu atopischen Erkrankungen, zu
– parazelluläre Wasser- und Ionenverluste bei Diarrhö, paradoø xe f: engl. paradoxic diarrhea; denen allergische Rhinokonjunktivitis, allergi-
Leckflux-Diarrhö durch interepitheliale Bar- syn. Verstopfungsdurchfall. Bezeichnung für sches Asthma bronchiale, atopisches Ekzem
rierestörung des Darms (HIV-Enteropathie, die Entleerung eines Gemischs aus festem Kot und Nahrungsmittelallergie gehören. Eine ato-
Colitis ulcerosa u. a. entzündliche Diarrhöen) und dünnflüssigen Massen. Ursache sind Steno- pische Diathese liegt vor, ohne dass sich diese
bzw. Exsudat-Durchtritt durch Zelldefekt sen des Kolons etwa durch einen Tumor mit Be- Erkrankungen bereits klinisch manifest haben.
D (z. B. Ulkus, bakterielle invasive Enteritis) hinderung der Stuhlpassage, die den „stehen- Diathese, hämorrhagische f: engl. hemor-
– Vorkommen der sekretorischen Diarrhö den“ Stuhl teils verflüssigen. rhagic diathesis. Vermehrte Blutungsneigung,
durch gesteigerte Chlorid-Ionensekretion Diaø schisis f: Der Begriff bezeichnet zum einen die sich klinisch beispielsweise durch eine ge-
u. a. bei infektiöser Gastroenteritis* durch eine Funktionsminderung funktionell zusam- störte Blutstillung nach Punktionen* und Ver-
Enterotoxin* mit v. a. spritzend-wässriger menhängender Hirnregionen nach Schädigung letzungen äußert. Ätiologie:
Diarrhö (z. B. Salmonellose*, Cholera*, Infek- eines Anteils, z. B. eine Beeinträchtigung der – Angeboren bzw. primär
tion mit Rotavirus*, Brechdurchfall des Säug- linken Kleinhirnhemisphäre bei Schädigung – erworben bzw. sekundär (auch iatrogen*,
lings), auch bei neuroendokrinem Tumor der rechten Zentralregion; zum anderen wird z. B. durch Antikoagulanzien* oder Throm-
(z. B. Verner-Morrison-Syndrom) Diaschisis synonym für den Begriff spinaler bozytenaggregations*-Hemmer).
– Persistenz bei Nahrungskarenz (Ausnahme: Schock* verwendet. Pathogenese:
sekretorische Diarrhö bei Nahrungsmittelal- Diastase → Diastole – Thrombozytär: 1. Thrombozytopenie*
lergie* oder enteralem Gallensäurenverlust- Diaster m: engl. amphiaster. Sternförmige Kon- 2. Thrombozytopathie*
syndrom*). figuration der Chromosomenpaare in der Ana- – plasmatisch: 1. Hypokoagulabilität* infolge
Entzündliche Diarrhö phase der Meiose* und Mitose*. Koagulopathie* (Minuskoagulopathie) 2. Hy-
– Häufig Mischform von osmotischer und se- Diastereomerie → Isomerie perfibrinolyse*
kretorischer Diarrhö Diastereomerie f: engl. diastereomerism. Un- – vaskulär: durch lokale oder generalisierte Ge-
– mukosale Läsion mit Exsudation von Protei- terform der Stereoisomerie. Sie bezeichnet das fäßläsion (Vasopathie*) bedingte Blutungs-
nen und Blut, z. B. bei infektiöser invasiver Phänomen, dass sich 2 Moleküle in der Ver- neigung mit gesteigerter Gefäßfragilität und
Enteritis mit v. a. blutig-schleimiger Diarrhö knüpfung gleichen, sich aber nicht wie Bild und Gefäßpermeabilität, z. B. bei Purpura*
und Tenesmen (Shigellose*, Amöbiasis, Ente- Spiegelbild zueinander verhalten. Die beiden Schoenlein-Henoch oder Osler-Rendu-We-
rokolitis durch Infektion mit Campylobac- Moleküle nennt man Diastereomere. Sie kön- ber-Krankheit.
ter*, enterohämorrhagischer Escherichia* coli nen mehrere Chiralitätszentren haben und Klinik:
u. a.) zeigen chemische und physikalische Unter- – Menorrhagie, Hypermenorrhö, gestörte Blut-
– bei Antibiotika-assoziierter Kolitis* schiede. stillung nach Punktionen oder Verletzungen
– nichtinfektiös u. a. bei Enteritis regionalis Diastole f: Erschlaffung des Herzmuskels (im – z. T. spontan auftretende, nur schwer stillba-
Crohn und Colitis ulcerosa. engeren Sinn der Kammer) nach der Systole*. re Blutungen*
Diarrhö bei gestörter Motilität Die Vorhofdiastole findet gleichzeitig mit der – Hautblutungen* (bei thrombozytärer oder
– Verminderte Kontaktzeit durch Hypermotili- Kammersystole statt. Siehe Herzzyklus* (Abb. vaskulärer hämorrhagischer Diathese v. a.
tät dort). punktförmig bis kleinfleckig mit Schleim-
– Vorkommen u. a. bei: 1. Reizdarmsyndrom Einteilung: hautblutung, bei plasmatischer hämorrhagi-
2. Hyperthyreose 3. als Postvagotomiesyn- – Entspannungsphase: isovolumetrische Er- scher Diathese v. a. flächig).
drom 4. UAW (z. B. Parasympathomimetika). schlaffung der Herzkammern nach Schluss Diathese, thrombophile → Thrombophilie
Diagnostik: der Taschenklappen und damit verbundener Diatomeenprobe f: engl. diatom test. Untersu-
– Anamnese Druckabfall in den Herzkammern; Dauer ca. chung zum Nachweis von Kieselalgen in Orga-
– Klinik 50 ms nen des großen und kleinen Kreislaufs, mit
– mikrobiologische Stuhluntersuchung*, falls – Füllungsphase: Bluteinstrom in die Herz- Übereinstimmung zwischen Befund und loka-
nötig. kammern nach Öffnung der Segelklappen: len Planktonarten. Die Diatomeenprobe zur Di-
Therapie: 1. frühdiastolisch schnelle Füllung (entspre- agnostik des Todes durch Ertrinken* ist um-
– Symptomatisch (meist p. o.): Substitution chend E-Welle; Echokardiografie*) 2. dann stritten wegen möglicher enteraler und inhalat-
von Elektrolyten (Elektrolyttherapie*) und langsame Füllung (Diastase) und Vorhofkon- ver Aufnahme in vivo, postmortalem Eindrin-
Flüssigkeit (Volumenersatz*) traktion (spätdiastolische Füllung, entspricht gen in die Lunge und Artefakten bei der Aufbe-
– ggf. kausal (Therapie bei infektiös bedingter A-Welle) 3. Dauer abhängig von der Herzfre- reitung.
Diarrhö unter Einhaltung von Hygienemaß- quenz 4. entspricht im EKG etwa der Zeit Diatrigerie → Altern
nahmen) vom Ende der T-Welle bis zum Ende der P- Diazepam n: syn. Diazepam [Mittel gegen
– evtl. Probiotika Welle. Angst- u. Zwangsstör.]. Benzodiazepin mit sehr
– je nach Ätiologie unter Umständen Antidiar- Diastolikum → Herzgeräusch langer Halbwertzeit (20–50 h) zur vorüberge-
rhoika*. Diathese, angiospaø stische f: engl. angiospas- henden Behandlung von schweren Angstzu-
Diarrhoea → Diarrhö tic diathesis. Neigung zur Vasomotorenhyperak- ständen, Schlafstörungen, Muskelverspannun-
Diarrhoea chylosa f: engl. diarrhea chylosa. Di- tivität, u. a. bei vegetativer Labilität mit Blut- gen und epileptischen Anfällen. Diazepam
arrhö* mit Entleerung von Schleim und Eiter. druckschwankung, schnellem Erröten, Ohn- kann nach längerer Einnahme zur Abhängig-
Diarrhoea noctuø rna f: engl. nocturnal diarrhea. macht und Migräne. keit führen und beim plötzlichen Absetzen Ent-
Nächtliche Diarrhö* bei Darmtuberkulose*. zugssymptome hervorrufen.
411 Dienste und Einrichtungen, komplementäre

Indikationen: ben sind die Wasserrückresorption sowie die eingesetzt. Kontraindikationen sind beispiels-
– Zur Prämedikation vor operativen oder diag- Eindickung und der Weitertransport des Stuhls. weise Asthma bronchiale und Herzinsuffizi-
nostischen Eingriffen und zur postoperati- Siehe Abb. enz*. Gastrointestinale Beschwerden sind häu-
ven Behandlung Abschnitte: fig, in Kombination mit Glukokortikoiden tre-
– bei akuten Angst-, Erregungs-, Spannungs- – Blinddarm (Zäkum, Caecum) mit Wurmfort- ten gehäuft gastroduodenale Ulzera auf.
und Unruhezuständen satz (Appendix* vermiformis) DIDMOAD-Syndrom n: engl. diabetes insipidus,
– beim Status epilepticus – Grimmdarm (Kolon*, Colon): aufsteigender diabetes mellitus, optic atrophy, deafness (Abk. DID-
– bei Tetanus und anderen Formen eines aku- Dickdarm (Colon ascendens), Querkolon (Co- MOAD-Syndrom); syn. Wolfram-Syndrom. Auto-
ten Muskelspasmus. lon transversum), absteigender Dickdarm somal-rezessiv erbliche Erkrankung mit Mani- D
Dibucain-Zahl → Cholinesterasen (Colon descendens) und Sigmadarm (Colon festation im Schul- bis frühen Erwachsenenalter
Dichlor-Diphenyl-Trichlorethan n: engl. DDT; sigmoideum) und progredientem Verlauf. Die Erkrankung
syn. Chlorphenotan; Abk. DDT. Kontaktinsekti- – Mastdarm (Rektum*, Rectum): 1. Ende des beginnt meist mit Diabetes mellitus, dann ent-
zid, das zu den Kokanzerogenen* zählt. In Verdauungstrakts 2. besteht aus einer Am- wickelt sich eine Optikusatrophie, weitere
Deutschland darf DDT nicht verwendet werden pulla* recti zur Kotaufnahme und einem Symptome wie Taubheit folgen Jahre später;
wegen starker Persistenz in der Umwelt und ho- Analkanal* zur Defäkation* 3. der Analkanal* häufig sind neurologisch-psychiatrische Er-
her Bioakkumulation* in der Nahrungskette. ist über einen inneren, unwillkürlich gesteu- krankungen (wie gestörter Farbsinn, Polyneu-
Die maximale Arbeitsplatzkonzentration erten und einen willkürlich gesteuerten ropathie)* sowie ein Katarakt assoziiert.
(MAK) beträgt 1 mg/m3. Sphinktermuskel ständig geschlossen. Formen:
Dichotomie f: engl. dichotomy. Zweiteilung, Aufbau: Die Wand des Dickdarms ist wie im ge- – DIDMOAD-Syndrom 1: Genlocus 4p16.1
z. B. Verzweigung von Drüsengängen oder der samten Gastrointestinaltrakt* vierschichtig auf- – DIDMOAD-Syndrom 2: Genlocus 4q22–q24
Bronchien. gebaut (Tunica mucosa, Tunica submucosa, Tu- – mitochondriale Form des DIDMOAD-Syn-
Dichromasie → Farbenfehlsichtigkeit nica muscularis und Tunica adventitia/Tunica droms
Dichromatopsie → Farbenfehlsichtigkeit serosa). Besonderheiten des Dickdarms: – das klinische Erscheinungsbild der verschie-
Dickdarm → Verdauungstrakt – Keine Zotten, dafür tiefe Schleimhauteinsen- denen Formen unterscheidet sich nicht.
Dickdarm m: engl. large intestine; syn. Intesti- kungen (Krypten*) Didymitis → Orchitis
num crassum. Terminaler Abschnitt des Darms – viele Lymphfollikel in Tunica submucosa Diødymus m: engl. twin. Zwilling, Hoden.
zwischen Ileozäkalklappe (Bauhin*-Klappe) – ringförmige Einziehungen (Plicae* semiluna- Dieffenbach-Plaø stik f: engl. Dieffenbach’s op-
und Anus*. Der Dickdarm ist ca. 150 cm lang res coli) in Tunica muscularis mit dazwi- eration. Verschiebelappenplastik zur operativen
und besteht aus mehreren Abschnitten (Zä- schenliegenden Ausbuchtungen (Haustren; Deckung eines Dekubitus bzw. von Defekten an
kum*, Kolon* und Rektum*), die rahmenförmig siehe Haustra coli) und verdickte äußere Lippe, Nasenflügel und Ohrläppchen.
um den Dünndarm* liegen. Seine Hauptaufga- Längsmuskelschicht (Tänien mit Appendi- Diego-Blutgruppensystem n: engl. Diego
ces* epiploicae). blood group system. Blutgruppensystem (Symbol
Dickdarmentzündung → Kolitis Di) mit den autosomal-kodominant erblichen
Colon transversum
Dickdarmentzündung → Proktitis Allelen Dia und Dib. Je Erythrozyt werden ca.
Dickdarmflora f: syn. Kolon-Flora. Besiedlung 1000 entsprechende Antigenkopien exprimiert.
des Dickdarms mit Bakterien. Der Begriff Flora Es besteht eine physiologische Funktion bei der
ist hier strenggenommen inkorrekt, korrekter- Chloridverschiebung (Aufnahme von Chlorid-
weise spricht man vom intestinalen Mikrobiom, im Austausch mit Bicarbonat-Ionen) des Eryth-
siehe Darmflora*. rozyten.
Dickdarm-Iøleus m: syn. tiefer Ileus. Obstrukti- Vorkommen: Dia v. a. bei indigenen Einwoh-
ver mechanischer oder pseudoobstruktiver nern des amerikanischen Kontinents, Japanern
funktioneller Ileus* des Dickdarms. Beim me- und Chinesen.
chanischen Ileus kommt es zur intraluminalen, Klinische Bedeutung:
Colon
teils massiven Druckerhöhung mit teils monst- – Auftreten spezifischer Antikörper nach Blut-
descendens
rös aufgetriebenem Kolonrahmen, insbesonde- transfusion und während der Schwanger-
Colon
ascendens re des rechten Hemikolons mit konsekutiven schaft
Serosaeinrissen und Minderdurchblutung der – sehr selten Ursache von Transfusionszwi-
terminales
Ileum
Darmwand. Ein funktioneller Ileus wird verur- schenfällen bzw. Morbus* haemolyticus neo-
sacht durch Paralyse oder Ogilvie-Syndrom. natorum.
Dickdarmkarzinom → Karzinom, kolorekta- Dienogest n: syn. Dienogestum. Antiandroge-
Caecum les nes und antiöstrogenes Gestagen, das bei Endo-
(Blinddarm) Colon DickdarmpolyXp → Polyp, kolorektaler metriose*, bei Akne, zur hormonalen Kontra-
sigmoideum Dickdarmpolypose → Polyposis intestinalis zeption* (in Kombination mit Ethinylestradi-
Rektum (Sigma)
Dickdarmtumor → Karzinom, kolorektales ol*), und bei Poly- und Dysmenorrhö* einge-
Dickdarm: Abbildung des Dickdarmes mit seinen Dickdarmtumor → Polyp, kolorektaler setzt wird. Kontraindikationen sind akute und
verschiedenen Anteilen. Vom Blinddarm (Caecum) Diclofenac n: Analgetikum aus der Gruppe der stattgehabte Thrombosen*. Das Thromboserisi-
geht er in das Colon ascendes über, dann in das nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR). Es ko steigt durch die Einnahme von Dienogest.
Colon transversum, das in das Colon descendens wirkt als Cyclooxygenase-Hemmer auch anti- Dienste und Einrichtungen, komplementäre
übergeht. Darauf folgen Colon sigmoideum und phlogistisch und wird bei muskuloskelettalen m,f pl: engl. complementary services and facilities.
Rektum. Schmerzen oral, topisch oder intramuskulär Dienste und Einrichtungen zur Ergänzung und
Dientamoeba fragilis 412

Unterstützung der fachpflegerische Versorgung den Leukozyten unterscheidet man Granulozy- 2. chronische myeloische Leukämie 3. Post-
in den Bereichen Körperpflege, Ernährung und ten, Lymphozyten und Monozyten. Ein Diffe- splenektomie-Syndrom
Mobilität. Sie sollen mögliche Versorgungslü- renzialblutbild dient der Diagnose und Ver- – Monozyten: chronische Entzündungen und
cken zwischen stationärer und poststationärer laufskontrolle von Infektionen, Leukämien und Nekrosen.
Versorgung schließen. Gemeint sind auch Hil- Anämien. Erniedrigte Werte im Blut Erwachsener:
fen, die neben den pflegerischen und hauswirt- Klinische Bedeutung: – Segment- und stabkernige neutrophile Gra-
schaftlichen Versorgungsleistungen nach dem – Fallen im Differenzialblutbild viele stabker- nulozyten: 1. Verdacht auf virale Infektionen
Pflege*-Versicherungsgesetz erbracht werden. nige, junge Granulozyten auf, so wird dies 2. Folsäure oder Vitamin-B12-Mangel 3. Kno-
D Dientamoeba fragilis f: Taxonomisch den Fla- als Linksverschiebung* bezeichnet. Sie be- chenmarkschädigung, z. B. durch Medika-
gellaten zugehöriges, fakultativ pathogenes, 4– ruht auf einer raschen Freisetzung von Gra- mente 4. Autoimmunerkrankungen
12 μm großes und in dreiviertel der Stadien 2- nulozyten und ist ein Zeichen für Infektio- – Lymphozyten: 1. Immundefekte, z. B. HIV
kerniges amöbenartiges Darmprotozoon des nen sowie andere akute, auch (noch) nicht 2. Chemo- oder Strahlentherapie 3. systemi-
Menschen. Siehe Abb. klinisch apparente, Erkrankungen. scher Lupus erythematodes
– Fallen viele segmentkernige Granulozyten – eosinophile Granulozyten: 1. Kortisonein-
auf (Rechtsverschiebung*), weist das auf eine nahme 2. schwerste akute Infektionen
Granulozytenbildungsstörung hin. – Monozyten: Knochenmarkschädigung.
– Sind im peripheren Blut unreife Vorstufen Differenzialdiagnostik: engl. differential diag-
der Leukozyten (Blasten) nachweisbar, deutet nosis; syn. Differentialdiagnostik. Ausschluss
dies auf eine Leukämie hin. von Erkrankungen mit ähnlicher oder sogar
Referenzbereich: Die genannten Werte sind identischer Symptomatik vor Beginn einer Be-
stark methodenabhängig. Orientierend gilt bei handlungsmaßnahme. Diese Differenzialdiag-
Erwachsenen: nosen müssen vom Arzt neben seiner Verdachts-
– Gesamt-Leukozyten: 4800–10 000/μl diagnose als Auslöser der Patientenbeschwer-
– segmentkernige neutrophile Granulozyten: den in Betracht gezogen werden. Für ihren ra-
1800–7800/μl (50–70 % der Leukozyten) schen Ausschluss sind Anamnese und Kranken-
– stabkernige neutrophile Granulozyten: untersuchung von überragender Bedeutung.
Dientamoeba fragilis: Trophozoiten im Stuhlaus-
< 700/μl (3–5 % der Leukozyten) Differenzielle Psychologie: engl. differential
strich (Heidenhain-Färbung). [190]
– Lymphozyten: 1000–4800/μl (25–40 % der psychology; syn. differentielle Psychologie. Teil-
Leukozyten) gebiet der Psychologie*, das psychische Eigenar-
DIEP-Lappen: Abk. für Deep-Inferior-Epigast- – eosinophile Granulozyten: < 450/μl (1–5 % ten und Unterschiede hinsichtlich Typ, Alter,
ric-Perforator-Lappen → Mammaplastik der Leukozyten) Gruppe und Geschlecht untersucht.
Dies f: Tag; pro die: täglich (Angabe auf Rezep- – basophile Granulozyten: < 200/μl (0–1 % der Differenzierungsstörung, sexueø lle f: engl.
ten). Leukozyten) disorder of sexual differentiation (Abk. DSD). Stö-
Diesterasen → Phosphodiesterasen – Monozyten: < 800/μl (2–8 % der Leukozyten). rungen oder Varianten der Geschlechtsdifferen-
Dietary Reference Intakes pl: Abk. DRI. Vom Indikationen: zierung mit nicht eindeutig männlichem oder
Food and Nutrition Board des Institute of Medi- – Leukozytose oder Leukopenie weiblichem Genitale oder Unstimmigkeit zwi-
cine (USA) entwickelte Referenzwerte für die – Diagnose und Verlaufskontrolle von Immun- schen chromosomalem Geschlecht und Ge-
Nährstoffzufuhr mit dem Ziel des Erhalts und defekten und Infektionen schlechtsmerkmalen. Je nach Form und Ausprä-
der Förderung der Gesundheit. Eine Zufuhr in – Diagnose und Verlaufskontrolle von Erkran- gung Manifestierung bei Geburt oder im Rah-
Höhe der DRI soll nährstoffspezifischen Man- kungen des hämatopoetischen Systems (z. B. men der Pubertätsentwicklung. Die Diagnostik
gelkrankheiten sowie der Überversorgung mit Anämie oder Leukämie) umfasst Laborchemie, bildgebende Verfahren,
Energie, Fett und Alkohol vorbeugen. – Kontrolle bei Gabe von hämatotoxischen Me- Karyogramm und evtl. Gonadenbiopsie.
Dieterich-Krankheit f: engl. Dieterich’s disease. dikamenten oder bei Bestrahlung. Siehe Abb.
Aseptische Knochennekrose* der Metakarpalia Erhöhte Werte im Blut Erwachsener: Einteilung: Nach vorhandenem Gonadenge-
in der Wachstumszeit mit röntgenologisch – Segment- und stabkernige neutrophile Gra- webe
deutlicher Deformierung der Metakarpalköpf- nulozyten: 1. akute und chronische (v. a. bak- – Sexuelle Differenzierungsstörung mit Ova-
chen (II, III, IV) bei meist nur geringen klini- terielle) Infektionen 2. Nikotinabusus rien
schen Symptomen. 3. Stress 4. bestimmte Leukämieformen (z. B. – Sexuelle Differenzierungsstörung mit Testes
Diethylentriaminpentaacetat n: Abk. DTPA. chronische myeloische Leukämie) 5. Medika- – Ovotestikuläre Differenzierungsstörung (frü-
Chelatbildner* zur Bindung von Metallkatio- mente, z. B. Kortison her: echter Hermaphroditismus) mit gleich-
nen, z. B. in der Nuklearmedizin 111In-DTPA – Lymphozyten: 1. Virusinfektionen 2. Pertus- zeitigem Vorkommen von Ovar- und Testis-
oder 99mTc-DTPA (siehe Leberszintigrafie*, sisinfektion 3. bestimmte Leukämie- und gewebe (Ovar und Testes oder Ovotestis*); Ka-
Lungenventilationsszintigrafie*, Nierendiag- Lymphomformen (z. B. akute lymphatische ryotyp 46,XX, 46,XY oder Mosaik, Phänotyp
nostik* und Radioisotopennephrografie*). Leukämie) 4. Autoimmunerkrankungen variabel (männlich, weiblich oder intersexu-
Dieulafoy-Uø lkus → Exulceratio simplex – eosinophile Granulozyten: 1. Allergien 2. Pa- ell)
Differenzialblutbild n: engl. differential blood rasitosen 3. chronische (Pilz-)Infektionen – Sexuelle Differenzierungsstörungohne nach-
count; syn. Differentialblutbild. Verfahren zur 4. maligne Erkrankungen, z. B. Mastzelltu- weisbare Gonaden (siehe Agonadismus*).
Differenzierung und Quantifizierung der Leu- moren Ursachen: Siehe Tab.
kozyten im Blut sowie zur Beurteilung der Mor- – basophile Granulozyten: 1. allergische Ent- – Gonosomale numerische Chromosomenaber-
phologie korpuskulärer Blutbestandteile. Bei zündungen (z. B. Nahrungsmittelintoleranz) ration* oder Mosaik, z. B. Klinefelter*-Syn-
413 Diffusion

Differenzierungsstörung, sexuelle: andere


Ursachen. syndromale Formen
DSD durch numerische Aberrationen Kloakenfehlbildung
der Geschlechtschromosomen Agenesie/Hypoplasie der Müllerschen
47,XXY (Klinefelter*-Syndrom) Strukturen
45,X0 oder Mosaik-Formen (Turner*-Syndrom) Vaginalatresie
45,X0/46,XY-Mosaik (gemischte Gonaden-
dysgenesie)
Labiensynechie D
46,XX/46,XY (Chimärismus)
DSD mit 46,XY-Karyotyp
Störung der Gonaden-/Hodenentwicklung – laborchemische Bestimmung der Hormon-
ovotestikuläre Störung der Geschlechts- konzentration, z. B. Steroidhormone, Anti-
entwicklung Müller-Hormon
komplette oder partielle Gonadendysgenesie* – Karyogramm
Gonadenregression – evtl. Gonadenbiopsie.
Störung der Androgenbiosynthese oder
diffus: Ausgebreitet, zerstreut, ohne bestimm-
-wirkung te Grenze.
Diffuse endokapilläre Glomerulonephritis f:
mit Nebennierenrindeninsuffizienz
syn. diffuse endokapilläre GN. Akute Poststrep-
STAR-Mangel tokokkennephritis, der eine subepitheliale Im-
P450-scc-Defekt munkomplexablagerung zugrunde liegt. Die
3ß-Hydroxysteroid-Dehydrogenase-2-Mangel Erkrankung wird meist nach Haut- oder Ra-
17α-Monooxygenasemangel cheninfektion mit hämolytischen Streptokok-
Cytochrom-P450-Oxidoreduktase-Mangel ken der Serogruppe A beobachtet.
Differenzierungsstörung, sexuelle: physiologische Diffuse Glomerulonephritis f: syn. diffuse
Geschlechtsdifferenzierung. ohne Nebennierenrindeninsuffizienz
Glomerulopathie. Form der Glomerulonephri-
Smith-Lemli-Opitz Syndrom
tis*. Die Klinik der membranoproliferativen
Leydigzellhypoplasie (LH-Rezeptordefekt) Glomerulonephritis (MPGN) ist abhängig vom
17ß-Hydroxysteroid-Dehydrogenase-3-Mangel Ausmaß der glomerulären Schädigung. Unter-
drom, Turner*-Syndrom, gemischte Gona- 5α-Reduktase-Mangel schieden werden die fokale Glomerulonephritis
dendysgenesie* komplette oder partielle Androgenresistenz* (5–10 % Hämaturie, 20–30 % asymptomatische
– Störung der Gonadenentwicklung bei nor- endokrine Disruptoren* Proteinurie) von der diffusen Glomerulonephri-
malem männlichem oder weiblichem Chro- tis (20 % arterielle Hypertonie, 10–20 % nephri-
andere
mosomensatz, z. B. ovotestikuläre Differen- tisches Syndrom*, 10–20 % asymptomatische
zierungsstörung, Gonadendysgenesie infolge syndromale Formen Kreatininerhöhung).
Mutation des SRY-, SOX9-, SF1-, WT1-, Kloakenfehlbildung Diffuse interstitieø lle Pneumonie f: Abk. DIP.
DHH-, WNT4- oder DAX1-Gens (Genotyp Aarskog-Syndorm Form der interstitiellen Lungenkrankheit, die
46,XY) oder FSH-Rezeptor-Mutation (Geno- Testesaplasie, Vanishing-Testis-Syndrom in bildgebenden Verfahren Milchglas-artige
typ 46,XX, siehe XX*-Gonadendysgenesie), Syndrom der persistierenden Müller-Gänge Veränderungen zeigt und subakut verläuft.
testikuläres Regressionssyndrom (Genotyp Diffuses großzelliges B-Zell-Lymphom n:
46,XY) DSD mit 46,XX-Karyotyp engl. diffuse large B-cell lymphoma; syn. Diffuses
– Störung des Androgenstoffwechsels: 1. prä- Störung der Gonaden-/Ovarentwicklung großzelliges Lymphom. Lymphatische Neopla-
natale Hyperandrogenämie (Genotyp 46,XX), Gonadendysgenesie sie, ausgehend von reifen B-Zellen, die ohne
z. B. fetal bedingt beim kongenitalen virili- ovotestikuläre Störung Therapie letal endet. Rasch progrediente
sierenden adrenogenitalen Syndrom* oder Androgenüberschuss Lymphknotenvergrößerungen und/oder extra-
maternal bei Androgen produzierendem Tu- nodale Manifestationen sowie B-Symptomatik
fetaler Androgenexzess
mor oder Arzneimitteleinnahme 2. gestörte zählen zu den häufigsten Symptomen. Bei kura-
3ß-Hydroxysteroid-Dehydrogenase-2-Mangel
Androgenbiosynthese (Genotyp 46,XY), z. B. tiver Zielsetzung werden 6–8 Zyklen des R-
infolge Mutation im LH-Rezeptor-Gen oder 21-Hydroxylasemangel CHOP-Protokolls verabreicht. Damit liegt die
bei 5-alpha-Reduktase-Mangel oder Andro- Cytochrom-P450-Oxidoreduktase-Mangel Heilungsrate bei 60–70 %.
genresistenz* 11β-Monooxygenasemangel Diffusion f: Bewegung eines Stoffs zum Ort
– andere Ursachen, z. B. kloakale Ekstrophie; Glukokortikoidresistenz seiner niedrigeren Konzentration infolge
Testesaplasie, isolierte Hypospadie, Kryptor- fetoplazentarer Androgenexzess Brown-Molekularbewegung. Die Menge des pro
chismus (Genotyp 46,XY); Vaginalatresie, La- Zeiteinheit diffundierten Stoffes ist abhängig
Aromatasemangel
biensynechie (Genotyp 46,XX). vom Konzentrationsgradienten, der Distanz
Diagnostik: virilisierender Tumor zwischen den Messpunkten, Größe und Be-
– Bildgebende Verfahren mit Darstellung des Einnahme androgen wirksamer Substanzen schaffenheit (Permeabilität*) der Austauschflä-
inneren Genitales che, an der Diffusion stattfindet (1. Fick-Diffu-
Diffusion, erleichterte 414

sionsgesetz), bei Ionen auch von der Ladungs- – später Sehstörungen (Gelbsehen)
verteilung. – Mydriasis
Diffusion, erleichterte → Transport – Halluzinationen
Diffusionshypoxie f: engl. diffusion hypoxia. – Delir
Sauerstoffmangel durch Anstieg der alveolären – Herzrhythmusstörungen.
Konzentration von Lachgas infolge der Lachgas- Therapie:
Rückdiffusion aus dem Blut bei Ausleitung ei- – Schaf-Antikörper-Fab-Fragment (Digitalis*-
ner Narkose*. Zur Prävention beatmet man mit Antitoxin)
D FiO2 = 1 zur Narkoseausleitung und für mehre- Digitale Subtraktionsangiografie – Colestyramin
re Minuten nach Beendigung der Lachgas-Zu- – Kalium (kontraindiziert bei AV-Block)
fuhr. eine mit Kontrastmittel und eine ohne. Die Auf- – Atropin*.
Diffusionskapazität, pulmonale f: engl. pul- nahme ohne Kontrastmittel wird von der Auf- Digitalis lanatae foø lium n: engl. leaves of Digi-
monary diffusion capacity. Maß für die Gasaus- nahme mit Kontrastmittel abgezogen. So wer- talis lanata. Blätter von Digitalis lanata.
tauschfähigkeit der Lunge für spezielle Atemga- den alle Strukturen bis auf die kontrastmittel- Digitaloide n pl: engl. digitaloids. Bezeichnung
se. Die Diffusionskapazität ergibt sich aus der haltigen Gefäße entfernt (digitale Subtraktions- für nicht in Fingerhut*, sondern in anderen
Diffusionsleitfähigkeit der Alveolarmembran methode*, siehe Abb.). Mit dieser Methode kön- Pflanzen (z. B. Adonis* vernalis, Maiglöckchen*,
für dieses Gas multipliziert mit dem Quotien- nen auch geringgradige Veränderungen der Ge- Oleander, Meerzwiebel) vorkommende Herz-
ten aus Gasaustauschfläche geteilt durch Dicke fäße erkannt werden. Nach Art der Applikation glykoside* mit digitalisähnlicher Wirkung.
der Alveolarmembran. Sie entspricht dem Quo- lassen sich 2 Formen der DSA unterscheiden: Diøgiti hippocratici → Trommelschlägelfinger
tienten aus Diffusionsstrom pro alveolokapillä- – Intraarterielle DSA. Sie findet häufig An- Digitoxigenin → Fingerhut
rer Partialdruckdifferenz (1. Fick-Diffusionsge- wendung. Das Kontrastmittel wird intraarte- Digitoxin n: Langwirkendes Herzglykosid* zur
setz). riell verabreicht, entweder über einen Kathe- oralen oder parenteralen Anwendung. Digito-
Diffusionsstörung, pulmonale f: engl. pulmo- ter, der in die Arterie eingebracht wurde, xin wird bei Herzinsuffizienz* und Vorhofflim-
nary diffusing disorder. Abnahme des Verhältnis- oder aber nach Direktpunktion einer zentra- mern* eingesetzt. Es bestehen zahlreiche Wech-
ses von pulmonaler Diffusionskapazität* (DL) len oder auch peripheren Arterie. Ziel ist die selwirkungen mit der Gefahr einer Intoxikati-
zur Lungenperfusion (QL). Das Verhältnis von Darstellung der Arterien (Arteriografie*) on, daher sind regelmäßige Kontrollen des Plas-
DL zu QL ist die entscheidende Größe zur Erfas- – intravenöse DSA. Die Kontrastmittelappli- maspiegels erforderlich. Die Halbwertszeit liegt
sung der Effektivität des Gasaustauschs in den kation über die Venen wird selten verwendet. deutlich über der des verwandten Digoxin, was
Lungen. Sie kann aber genutzt werden zur Darstel- die Dosierung erschwert.
Diffusionstheorie → Strahlenbiologie lung der: 1. Venen durch direkte intravenöse Diøgitus m: Finger (digitus manus) bzw. Zehe
DIG: Abk. für Gerinnung, disseminierte intra- Kontrastmittelapplikation in eine punktierte (digitus pedis).
vasale → Verbrauchskoagulopathie periphere Vene oder über einen eingebrach- Diøgitus maø lleus → Hammerzehe
Digestion → Verdauung ten Katheter 2. Arterien nach als Bolus verab- Diøgitus moø rtuus m: engl. dead finger. „Toter
digital: Den Finger betreffend, mit dem Fin- reichtem Kontrastmittel, das entweder zent- Finger“, Ischämie eines oder mehrerer Finger
ger erfolgend (z. B. digitale rektale Untersu- ralvenös oder in den rechten Herzvorhof ge- (außer Daumen) nach Kälteeinwirkung. Zu-
chung*); in mehrere Schritte aufgeteilt; durch geben wird. Nach Lungenpassage des Bolus grunde liegen Fingerarterienspasmen unbe-
Ziffern dargestellt bzw. darstellbar. können die Körper- und die proximalen Ext- kannter Genese vergleichbar mit dem Ray-
Digitale Raø diografie f: engl. digital radiogra- remitätenarterien dargestellt werden. Ob- naud*-Syndrom; vor allem junge Mädchen sind
phy; syn. digitale Radiographie. Erzeugen von wohl dieses Verfahren weniger invasiv als die betroffen.
Röntgenbildern durch Digitalisierung der intraarterielle DAS ist, wird es seltener ge- Diøgitus quiøntus varus m: Angeborene oder
Strahlungsverteilung hinter einem Objekt. Die nutzt, weil insbesondere bei Herzinsuffizi- erworbene Fehlstellung des Kleinzehenstrahls
digital gespeicherten Bilder können bezüglich enz bzw. Lungenperfusionsstörung eine ge- mit Divergenz der Phalangenachse nach medial
Kontrast, Helligkeit u. a. nachbearbeitet, an ei- ringe Kontrastierung besteht und somit die und Hervortreten des Metatarsaleköpfchens la-
nem geeigneten Monitor betrachtet und auf Aussagekraft eingeschränkt ist. teral (Metatarsus quintus valgus). Beim Digitus
Film oder Papier dokumentiert sowie in einem Digitalis → Herzglykoside quintus varus superductus, (sog. Flötenklap-
medizinischen Bildarchivierungs- und Kommu- Digitalis-Antitoxin n: engl. digitalis antitoxin. penzeh) liegt der Kleinzeh dem 4. Zeh auf. Es
nikationssystem (PACS) gespeichert werden. Fab-Fragment gegen Cardenolid von Schafen, liegt eine flexible oder kontrakte Deformität
Technik: Neben der Digitalisierung des Signals die gegen Digoxin immunisiert wurden. Es vor.
einer Bildverstärker-Fernsehkette und der CT dient als Antidot bei Digitalis-Intoxikation. Klinik:
werden zur Bilddetektion Verstärkerfolien* mit Digitalisintoxikation f: engl. digitalis intoxica- – Schmerzen durch Druck der Zehen gegen ei-
Speicherleuchtstoffen und digitale Festkörper- tion. Bezeichnung für Intoxikation durch Herz- nander oder den Schuh
detektoren eingesetzt. glykoside*, die vorkommt bei 10–15 % aller the- – bei Metatarsus quintus valgus Kleinzehen-
Digitale Subtraktionsangiografie: syn. digi- rapeutischen Herzglykosid-Anwendungen (we- ballen am Metatarsaleköpfchen.
tale Subtraktionsangiographie (Abk. DSA). Ver- gen geringer therapeutischer Breite). Es kann zu Therapie:
fahren, mit dem nur die Gefäße dargestellt wer- Herzrhythmusstörungen kommen, bis zum – Konservativ: Nachtschiene, Pflasterverband
den. Im Vergleich zur konventionellen Angio- Kammerflimmern. Behandelt wird medika- – operativ: Weichteilverfahren (z. B. Butler-
grafie entstehen kontrastreichere Bilder bei ge- mentös, z. B. mit Antikörpern. Operation), ggf. gleichzeitige Korrekturos-
ringerem Kontrastmittelverbrauch. Klinik: teotomie* des Metatarsale V.
Verfahren: Um die Gefäße darstellen zu kön- – Anfangs meist Appetitlosigkeit und Erbre- Diøgitus vaø lgus m: Verbiegung eines Fingers
nen, werden 2 Röntgenaufnahmen angefertigt, chen oder einer Zehe vom Körper weg infolge Klino-
415 Diphtherie

daktylie*, Wachstumsstörung oder fehlverheil- Dilute Russel Viper Venom Time: engl. dilut-
ter Fraktur. ed Russel Viper Venom Time; Abk. dRVVT. Funkti-
Diøgitus varus m: Verbiegung eines Fingers onelles Screening zum Nachweis von Lupusan-
oder einer Zehe zum Körper hin. tikoagulans* (spezifischer als Lupus-sensitive
Dignität f: engl. valency. Biologische Wertig- aPTT*).
keit, z. B. eines Tumors* im Sinne von benigne Dilution → Homöopathie
oder maligne. Dilutionsazidose → Azidose
Digoxigenin → Fingerhut DILV: Abk. für Double-inlet-left-Ventrikel →
Di-Guglielmo-Krankheit → Erythroleukämie Double-Inlet-Ventrikel D
Dihydralazin n: Antihypertensivum, das vaso- DIMDI: Abk. für → Deutsches Institut für Me-
dilatativ wirkt. Zur Verringerung der Neben- dizinische Dokumentation und Information
wirkungen wird es in Kombination mit anderen Dimenhydrinat n: Antiemetikum, das bei
Antihypertensiva eingesetzt. Kontraindikatio- Schwindel, Übelkeit und Kinetosen* (Reiseübel-
nen sind Herzklappenstenosen und Lupus* ery- keit) eingesetzt wird. Es wirkt über Blockade
thematodes, da Dihydralazin Lupus-erythema- der Histamin*-H1-Rezeptoren* auch als Antial-
todes-ähnliche Symptome und Hautausschläge lergikum. Dimenhydrinat kann als (Kau-)Tab-
auslösen kann. Eine Anwendung in der Schwan- lette, Zäpfchen, Saft oder intravenös verabreicht
gerschaft bei Eklampsie* ist möglich. werden. Eine Anwendung in der Schwanger-
Dihydrocodein n: Schwaches Analgetikum aus schaft ist möglich. Nebenwirkungen sind u. a. Dip, frühdiastolischer: intraventrikuläre Druckkurve
der Gruppe der Opioide*. Es wird zur symptoma- Benommenheit und Müdigkeit. mit Dip-Plateau-Phänomen: früdiastolischer Dip (a)
tischen Kurzzeittherapie des unproduktiven Dimercaptopropansulfonsäure f: engl. dimer- mit anschließendem Plateau (b).
Hustens (Antitussiva*) eingesetzt. Dihydrocodein captopropane sulfonate; Abk. DMPS. Derivat von
besitzt ein geringes Abhängigkeitspotenzial, da- BAL (British anti-Lewisite); Chelatbildner* mit
her unterliegt es dem Betäubungsmittelgesetz*. hoher Affinität zu vielen Schwermetallen. teau-Phänomens (syn. Square-Root-Phänomen).
Kontraindikationen sind Asthma* bronchiale DMPS ist das wichtigste Antidot und wird bei Letzteres bezeichnet den auf den frühdiastoli-
und Ateminsuffizienz*. Bei gleichzeitiger Gabe vielen Vergiftungen eingesetzt. schen Dip folgenden mesodiastolischen steilen
von Sekretolytika kann ein Sekretstau entstehen. Anwendung: Mittel der Wahl (i. v. Applikation) Wiederanstieg auf hohe enddiastolische Druck-
Dihydroergosterol → Vitamin D bei akuten und chronischen Intoxikationen mit: werte (spätdiastolisches Plateau) und dessen
Dihydroxycholansäuren → Gallensäuren – Quecksilber (Hg) Kurvenverlauf an das mathematische Quadrat-
Dijodthyronin: engl. diiodo-thyronine; syn. Di- – Blei (Pb) wurzelzeichen (square root) erinnert. Siehe
iodthyronin. Jodiertes Nebenprodukt der Bio- – Arsen (As) Abb.; vgl. Herzzyklus* (Abb. dort).
synthese von Thyroxin aus Tyrosin (siehe – Antimon (Sb) Ursache: Der frühdiastolische Dip entsteht
Schilddrüsenhormone*) mit 1/10 000 der Thy- – Chrom (Cr) durch Begrenzung (Stopp) des frühdiastoli-
roxinwirkung. Dijodthyronin trägt zum Jodge- – Cobalt (Co) schen Bluteinstroms in den Ventrikel infolge ei-
halt von Thyreoglobulin* bei. – Wismut (Bi) ner kardialen Restriktion.
Dikrotie f: engl. dicrotism. Doppelschlägigkeit – Gold (Au) Vorkommen: U. a.
des Pulses* durch eine von dem Schluss der Aor- – Kupfer (Cu). – Pericarditis constrictiva (Perikarditis*)
tenklappe reflektierte 2. Welle mit typischer In- DIN: Abk. für → Neoplasie, duktale intraepi- – restriktive Kardiomyopathie*
zisur im absteigenden (katakroten) Schenkel der theliale – Endokardfibroelastose.
arteriellen Blutdruckkurve. Dinoflagellaten → Ciguatera Diphosphopyridinnucleotid → Nicotinamid-
Diktyosom → Golgi-Apparat Dioxine n pl: engl. dioxins. Toxikologische Be- Adenin-Dinucleotid
Dilatation f: engl. dilation. Erweiterung, z. B. zeichnung für eine Gruppe hochgiftiger Subs- Diphtherie f: engl. diphtheria. Akute Infekti-
eines Hohlorgans (Ösophagusdilatation, Herz- tanzen, die bei Verbrennungsprozessen (z. B. onskrankheit durch Corynebacterium* diphthe-
dilatation*) oder der Pupille (Mydriasis*); auch Müllverbrennung) und industrieller Herstel- riae oder Corynebacterium ulcerans, meist als
als therapeutisches Verfahren, z. B. Bougie- lung von Trichlorphenol und -benzol (Aus- Tröpfchen-, selten Schmierinfektion. Sympto-
rung*, Angioplastie* oder Ballondilatation*. gangsstoffe bestimmter Herbizide und Desin- me betreffen vor allem Rachen und Kehlkopf;
Dilatation, anuloaortale → Ektasie, anuloa- fektionsmittel, Hauptvertreter 2,4,5-Trichlor- der Verlauf ist benigne oder toxisch maligne.
ortale phenoxyessigsäure; Abk. 2,4,5-T) entstehen Behandelt wird antibiotisch und antitoxisch.
Dilatation, poststenotische f: engl. post-ste- können. Der bekannteste Vertreter ist das sog. Prophylaktisch wird mit Toxoid-Impfstoff nach
notic dilation. Umschriebene Erweiterung direkt Seveso-Gift 2,3,7,8-Tetrachlordibenzdioxin Impfkalender aktiv immunisiert.
hinter einer Stenose*, beispielsweise bei einer (Abk. TCDD). Pathogenese:
Herzklappenstenose oder arteriellen Stenose. Dip → Dezeleration – Entzündung der oberen Atemwege mit Nek-
Dilatationsmethode → Angioplastie Dip → Dip, frühdiastolischer rose und Bildung einer Pseudomembran aus
Dill m: syn. Anethum graveolens. Pflanze aus Dipeptidasen → Proteasen Bakterien, nekrotischem Gewebe und Fibrin
der Familie der Doldengewächse (Apiaceae), die Dipeptide n pl: engl. dipeptides. Peptide* aus – Schädigung von Herz, Nerven, Nieren und
im Orient und in Mittelmeerländern heimisch 2 Aminosäuren*. Sie sind durch eine Peptidbin- Gefäßen durch im Blut zirkulierendes bakte-
ist sowie in vielen Ländern kultiviert ist. Dill dung miteinander verknüpft. rielles Exotoxin.
wirkt spasmolytisch und bakteriostatisch. Als Dip, frühdiastolischer m: engl. early diastolic Klinik: Uncharakteristische Prodromalerschei-
Infuse wird Dill z. B. medizinisch bei dyspepti- dip. Kurzzeitiger, protodiastolischer Druckab- nungen: Fieber, Abgeschlagenheit, Kopf-
schen Beschwerden eingsetzt (Kommission E). fall intraventrikulär im Rahmen des Dip-Pla- schmerz und Schluckbeschwerden.
Diphtheriebakterium 416

– Nasendiphtherie (Rhinitis pseudomembra- 1. Standardimpfung entsprechend Impfka- rusöffnung, durch die Eier ins Darmlumen
nacea): blutig-seröser Schnupfen und krusti- lender; Impfschutz: ca. 10 Jahre 2. Indikati- des Wirts gelangen
ge Beläge; Vorkommen v. a. bei Säuglingen onsimpfung bei engem Kontakt zu Erkrank- – Gesamtlänge des Wurms 2–8 m, max. 10–
und Kleinkindern tem und letzter Impfung vor ≥ 5 Jahren 12 m.
– Rachendiphtherie: starke Rachenrötung mit – Isolierung von Erkrankten Prophylaxe:
flächenhafter, grau-weißlicher Pseudomemb- – postexpositionell: Indikationsimpfung (siehe – Vermeidung nicht ausreichend gekochter
ran, die von den Tonsillen auf die Umgebung oben); unabhängig vom Impfstatus Chemo- Fischgerichte
übergreift; kloßige Sprache, typischer süß- prophylaxe, z. B. mit Penicillin oder Erythro- – Tiefgefrieren für 24 h bei ⴚ18 °C.
D lich-fauliger Mundgeruch und zervikale mycin*. Diphyodontie f: engl. diphyodonty. Bildung
Lymphknotenschwellung; Blutungen in die Diphtheriebakterium → Corynebacterium von 2 Zahngenerationen (Milch- und Dauerge-
membranösen Beläge aufgrund toxischer Ge- diphtheriae biss) im Gegensatz zu Monophyodontie*.
fäßschäden (sog. Halsbräune) Diphtherietoxin → Corynebacterium diph- DIPI: Abk. für direkte intraperitoneale Insemi-
– Kehlkopfdiphtherie (sog. echter Krupp): Hei- theriae nation → Insemination
serkeit, bellender Husten, Dyspnoe und diphtheroid: Beschreibender Begriff für Diplakusis f: engl. diplacusis. Form der fal-
schwerste Erstickungsanfälle; Ausdehnung Krankheiten oder Symptome, die Ähnlichkeit schen akustischen Wahrnehmung (Parakusis*).
der Pseudomembranen auf Trachea und mit einer Diphtherie* haben, d. h. mit Bildung Ein Ton wird auf dem gesunden Ohr in norma-
Bronchien möglich (in manchen Fällen Intu- von Pseudomembranen einhergehen. Als diph- ler Höhe und zeitgerecht gehört, auf dem er-
bation* oder Tracheotomie* als lebensretten- teroid gelten z. B. bestimmte Scharlachverläufe. krankten Gegenohr dagegen höher bzw. zeit-
de Notfallmaßnahme erforderlich) Diphtheroide n pl: engl. diphtheroids. Sammel- verzögert (z. B. bei Menière*-Krankheit).
– Hautdiphtherie: meist Sekundärinfektion bezeichnung für Corynebacterien, die den Erre- Diplegiøa facialis f: engl. facial diplegia. Läh-
bestehender Wunden oder Hauterkrankun- gern der Diphtherie ähneln und zu mikrobiolo- mung* beider Gesichtshälften, z. B. infolge
gen; Wunddiphtherie* gisch-diagnostischen Verwechslungen führen beidseitiger Fazialisparese*.
– seltene Lokalisationen: Konjunktiven, Vulva, können. Die meisten Bakterien dieser Gruppe Diplegiøa masticatoria f: engl. masticatory di-
Penis, Nabeldiphtherie* wurden bisher als apathogen betrachtet. Einige plegia. Beidseitige Lähmung* der Kaumuskula-
– toxische (maligne) Diphtherie (Gravissima- Spezies, z. B. Corynebacterium pseudodiphthe- tur durch Schädigung des motorischen* Anteils
Diphtherie): schwere systemische Form (meist ricum und Corynebacterium xerosis, gelten des Nervus* trigeminus, meist infolge Schädel-
sekundärtoxisch bei Rachen- und Tonsillen- heute jedoch als opportunistische Erreger*. fraktur.
diphtherie, auch primärtoxisch) mit Zeichen Diphyllobothriose f: engl. diphyllobothriasis; Diplegiøa spaø stica infantilis → Infantile Ze-
einer schweren Allgemeinerkrankung (Über- syn. Bothriozephalose. Befall des Menschen rebralparesen
oder Untertemperatur, ausgeprägter Blässe, durch den Fischbandwurm Diphyllobothrium* Diplegie f: engl. diplegia. Doppelseitige Läh-
Apathie und kardiovaskulärer Dysregulation latum. Ungekochtes Fischfleisch kann das in- mung*.
bis hin zum kardiogenen Schock); beidseitige fektiöse Finnenstadium (Plerozerkoid) des Diplobakterienkonjunktivitis f: engl. diplo-
teigige Ödeme, ausgehend von Lymphknoten Wurms enthalten; durch Verzehr wird der bacterial conjunctivitis. Chronische Bindehaut-
des Kieferwinkels, die auf Ohr, Kinn, Hals Fischbandwurm übertragen. Behandelt wird entzündung durch Diplobakterien (gramnega-
und Nacken übergreifen (mumpsartiges Aus- mit Anthelminthika*. tive plumpe Doppelstäbchen), z. B. Moraxella
sehen; sog. Cäsarenhals). Diphylloboø thrium latum n: engl. broad tape- lacunata. Die Diplobakterienkonjunktivitis ver-
Diagnostik: worm; syn. Bothriocephalus latus. Dünndarm- ursacht im Lidwinkel ein typisches nässendes
– Klinisches Bild parasit des Menschen und fischfressender Säu- Ekzem der Lidränder mit einem zähen, weißli-
– Abstriche zur Bestätigung durch mikroskopi- getiere. Der Mensch infiziert sich durch den chen Sekret (Blepharitis* angularis).
sche Untersuchung oder Bakterienkultur Verzehr von ungekochtem, finnenhaltigem Diplocoø ccus m: Paarweise auftretende Kugel-
– im Blutbild Leukozytose mit Linksverschie- Fisch (Fischbandwurminfektion, syn. Diphyllo- bakterien. Heute wird diese Bezeichnung v. a.
bung und Lymphopenie bothriose*). Klinische Symptome einer Infekti- den Gattungen Moraxella, Neisseria*, Veillonel-
– meldepflichtige Krankheit bei Krankheits- on sind Diarrhö und Appetitlosigkeit, unter la, Streptococcus*, Peptostreptococcus*, Micro-
verdacht, Erkrankung oder Tod. Umständen begleitet von Abdominalschmer- coccus* und Peptococcus* zugeordnet.
Therapie: Stationäre Behandlung empfohlen, zen. Behandelt wird mit Niclosamid oder alter- Diplocoø ccus pneumoniøae → Streptococcus
bereits bei klinisch begründetem Verdacht so- nativ mit Praziquantel. pneumoniae
fortige Gabe von Diphtherie-Antiserum und Vorkommen: Diploidie → Ploidiegrad
Antibiotika: – Binnenseegebiete Mitteleuropas, Donaudel- Diplokoø kken → Diplococcus
– Vorher Sensibilisierung testen mit Serumver- ta, Ostseeländer, Sibirien und Wolgabecken, Diplopie f: engl. diplopia. Sehen von Doppelbil-
dünnung von 1 : 1000 (1 Tropfen in den Kon- Japan, Nordamerika dern. Ursachen einer Diplopie sind z. B. Schie-
junktivalsack oder 0,1 ml i. c.) – Diphyllobothrium pacificum (2. Zwischen- len durch Augenmuskellähmung (Strabismus
– Antibiotika der Wahl: Penicillin und Erythro- wirt Meeresfische) an der Westküste Südame- paralyticus), dekompensierte Heterophorie*,
mycin* (nicht vor Nasen- und Rachenab- rikas, v. a. Peru. Veränderungen von Hornhaut (z. B. Keratoko-
strich) Morphologie: nus) oder Linse (z. B. Katarakt) sowie uner-
– Bettruhe (cave: Myokarditis). – Spatelförmiger, lateral abgeplatteter Kopf, 1– wünschte Arzneimittelwirkungen (z. B. Lamot-
Prophylaxe: 5 mm lang, mit dorsaler und ventraler Saug- rigin).
– Aktive Immunisierung mit Diphtherie-Toxo- grube, kein Hakenkranz Formen:
id, hochgereinigt, durch Formaldehyd inak- – reife Proglottiden, breiter als lang – Monokulare Diplopie durch unregelmäßige
tiviert, an Aluminiumhydroxid adsorbiert – rosettenförmiger Uterus, ventral gelegene Brechung im Auge (z. B. Linsenluxation oder
(sog. Aluminium-Formol-Toxoid); Impfung: Geschlechtsöffnungen und zusätzliche Ute- -trübung)
417 Disaccharidasen

– binokulare Diplopie durch Abweichung der dialis der Bauchwand im sog. Hesselbach-Drei-
Direkte orale Antikoagulanzien: Tab. 1
Sehachse eines Auges vom Fixationspunkt, eck zur äußeren Bruchpforte (Anulus inguinalis Antikoagulanzien zur peroralen Anwendung.
v. a. bei Augenmuskellähmung*, dekompen- externus).
sierender Heterophorie* und Strabismus*. Direø kte orale Antikoagulaø nzien n pl: syn. OAK Wirkungsmechanismus
Diplornaviren → Reoviridae neue orale Antikoagulanzien (Abk. NOAK); bzw. Substanzgruppe
Diplosom → Zentriol Abk. DOAK. Sammelbezeichnung für Antiko- DOAK
Dip-Plateau-Phänomen → Dip, frühdiastoli- agulanzien* zur oralen Anwendung. Im Gegen-
scher satz zu Cumarinderivaten* wirken diese über ei- Dabigatranetexilat direkter Thrombin-Inhibitor
Dipropylessigsäure → Valproinsäure ne direkte Interaktion mit der sekundären Hä- (direkte unabhängig von
Antithrombin* III wirksame
D
Dipsomanie f: engl. dipsomania. Form der Al- mostase*. Siehe Blutgerinnung*, Tab. 1 dort.
reversible Thrombin-
koholabhängigkeit* mit wiederholt auftreten- Vertreter: Entsprechend zeitlicher Reihenfolge Hemmung)
dem, exzessivem Alkoholkonsum bei zwischen- der Zulassung (siehe Tab. 1):
zeitlicher Abstinenz* (episodisches Trinken, – Dabigatranetexilat Rivaroxaban* Hemmung des Faktors Xa
Quartalstrinken, Gamma-Trinken nach Jellinek). – Rivaroxaban* der Blutgerinnung*
Dipylidiasis f: Infektion durch den Darmpara- – Apixaban* Apixaban* Hemmung des Faktors Xa
siten Dipylidium caninum. Dieser befällt nor- – Edoxaban. der Blutgerinnung*
malerweise Hunde oder Katzen, Menschen (v. a. Klinische Bedeutung:
Kinder) erkranken nur selten. Nach fäkal-oraler – Risiko für zerebrale Blutung (UAW) von Da- OAK: Abk. für orales Antikoagulans;
Übertragung meist symptomloser Verlauf, sel- bigatranetexilat im Vergleich zu Cumarinde- DOAK: Abk. für direktes orales Antikoagulans
tener zeigen sich Diarrhö oder Abdominalbe- rivat geringer, auch bei Lebensalter des Pati-
schwerden. Diagnostiziert wird mittels Nach- enten ≥ 75 Jahre
weis von Bandwurmeiern oder -gliedern im – Option bei Überdosierung je nach Wirkstoff
Stuhl, therapiert mit Antihelminthika. und nach individueller Nutzen-Risiko-Abwä- DIRV: Abk. für Double-inlet-right-Ventrikel →
DIRA f: engl. deficiency of IL-1 receptor antago- gung: 1. Antidot (Idarucizumab) bisher (Mit- Double-Inlet-Ventrikel
nist; syn. Defizienz des Interleukin-1-Rezeptor- te 2016) nur verfügbar für Dabigatran 2. Hä- Disaccharidasen f pl: engl. disaccharidases. Zu
Antagonisten. Sehr seltene, autosomal-rezessiv modialyse (Dabigatranetexilat) 3. ggf. Aktiv- den Glykosidasen gehörende Enzyme, die Di-
erbliche autoinflammatorische* Erkrankung kohle 4. ggf. Prothrombinkomplex-Konzent- saccharide* zu Monosacchariden hydrolysieren.
mit Fehlen des Interleukin 1-Rezeptor-Antago- rat 5. evtl. rekombinanter Gerinnungsfaktor Sie spielen eine wichtige Rolle im Verdauungs-
nisten (Abk. IL-1RA) infolge Mutation des IL- VIIa 6. evtl. Tranexamsäure prozess und kommen in den Mukosazellen und
1RA-Gens. Klinisch treten v. a. schwere Haut- – cave: patientenindividuell zu adaptieren, im Lumen des Dünndarms vor. Erblicher Disac-
und Knochenentzündungen auf. Therapeutisch z. B. nach Nierenfunktion charidasenmangel führt zu Disaccharidmalab-
erfolgt die Substitution von IL-1RA mit Ana- – Regionalanästhesie bei DOAK in Kombinati- sorption (Kohlenhydratmalabsorption*).
kinra. on mit Thrombozytenaggregations*-Hem- Physiologisch wichtige Vertreter:
Direø kte Leisten-Heø rnie f: syn. mediale Leis- mer kontraindiziert – Α-1,4-Glukosidasen (z. B. Maltase, Isomal-
ten-Hernie. Form der Leistenhernie*, auch me- – wenig evidente Datenlage zur perioperativ tase, Saccharase): hydrolysieren α-D-Glukosi-
diale Leistenhernie genannt. Die Bruchlücke erforderlichen Dauer einer Unterbrechung de*, Maltose*, Saccharose* und Turanose
liegt medial der Vasa epigastrica inferiora und bei DOAK-Anwendung. – β-Galaktosidasen (z. B. Laktase): hydrolysie-
zieht senkrecht durch die Fossa inguinalis me- Siehe Tab. 2. ren Laktose*.

Direkte orale Antikoagulanzien: Tab. 2


Klinisch relevante pharmakokinetische Spezifika.
DOAK Bioverfügbarkeit maximale Konzentration im Blut Plasmaproteinbindung terminale Elimination
(Zeitdauer nach Applikation) HWZ
Dabigatranetexilat 6,5 % (cave: Blutungsrisiko 0,5–2 h (um ca. 2 h länger bei ca. 34 % (dialysabel) 12–14 h v. a. renal unverändert
(Prodrug; biologische bei nicht intakter Kapselhülle Applikation zusammen mit
Aktivierung) durch deutlich erhöhte Nahrungsaufnahme)
Bioverfügbarkeit)
Rivaroxaban 80–100 % (je nach Dosis 2–4 h 92–95 % 5–9 h (bzw. renal (ca. 66 %; unverän-
zusammen mit (nicht dialysabel) bei jungen dert und metabolisiert
Nahrungsaufnahme) Patienten zu je 50 %) und fäkal
11–13 h) (metabolisiert); Bio-
transformation ca. 66 %
Apixaban ca. 50 % 3–4 h ca. 87 % 12–14 h fäkal (v. a. metabolisiert)
(nicht dialysabel) und renal (ca. 27 %);
Biotransformation
ca. 25 %
DOAK: Abk. für direkte orale Antikoagulanzien
Disaccharide 418

nur z. B. in reifenden Früchten und Mikroorga- zierbar, was ebenfalls die damit einhergehende Diskotomie → Nukleotomie
nismen vorkommende Disaccharidasen: Invalidität mindert. Diskrimination f: engl. discrimination; syn.
– Β-D-Fruktofuranosidasen (Invertase) der Disease Modifying Antirheumatic Drugs pl: Reizdifferenzierung. Fähigkeit, gleichzeitig an
Hefe Abk. DMARD. Langwirksame Antirheumatika verschiedenen Punkten oder zu verschiedenen
– β-1,4-Glukosidasen (z. B. Gentiobiase, Zel- mit krankheitsmodulierender Wirkung (sog. Zeiten gesetzte Reize* oder Signale unterschei-
lobiasen): hydrolysieren Gentiobiose und Zel- Basistherapeutika) wie Sulfasalazin, (Hydro- den zu können. Die Diskrimination ist einge-
lobiose. xy-)Chloroquin*, Methotrexat*, Leflunomid, schränkt bei sensiblem Funktionswandel* (Sen-
Disaccharide n pl: engl. disaccharides. Kohlen- Goldpräparate, Penicillamin, Azathioprin, Ci- sibilitätsstörungen*), bei Ablenkung, geringer
D hydrate aus 2 gleich- oder verschiedenartigen, closporin und Cyclophosphamid. Die Wir- Motivation und Intelligenzminderung. Diskri-
glykosidisch verbundenen Monosacchariden. kungsmechanismen dieser chemisch heteroge- mination bezeichnet ebenfalls die Fähigkeit,
Physiologisch wichtige Disaccharide sind Sac- nen Arzneimittelgruppe sind z. T. ungeklärt, Wörter (Einsilber) bei der Sprachaudiometrie
charose*, Maltose* und Laktose*. gemeinsam ist ihnen der langsame Wirkungein- (Audiometrie*) zu erkennen.
Disaccharidintoleranz → Kohlenhydratmal- tritt erst nach Wochen bis Monaten. Diskriminationsschwelle f: engl. discrimina-
absorption Diskektomie → Nukleotomie tion threshold. Geringste Reizintensität, bei der
Disaccharidurie f: engl. disacchariduria. Renale Disklusion f: engl. disclusion. Sofortiges Ausei- ein Sinnesorgan noch qualitative Differenzen
Ausscheidung von Disacchariden*. Eine Disac- nanderklaffen der Zähne bei Bewegungen des zwischen Sinneseindrücken erkennt. Die Dis-
charidurie kommt vor z. B. bei kongenitaler Unterkiefers. kriminationsschwelle liegt bis zu 10-fach höher
oder erworbener Laktoseintoleranz (Kohlen- Diskografie f: engl. discography; syn. Diskogra- als die Reizschwelle*.
hydratmalabsorption*). Diese Zweifachzucker phie. Nur noch selten angewendetes invasives Diøskushernie → Bandscheibenvorfall
werden nach enteraler Resorption vermehrt Verfahren zur Darstellung des Nucleus* pulpo- Diøskusniere f: engl. disc-shaped kidney.
ausgeschieden. Um die Diagnose stellen zu kön- sus durch direkte Injektion eines Röntgenkont- Formanomalie der Niere mit Verschmelzung
nen, darf nicht gleichzeitig ein Diabetes melli- rastmittels bei Verdacht auf Bandscheibenvor- beider Nierenanlagen zu einer einzigen schei-
tus bestehen. fall*. Zur Primärdiagnostik ist es heute meist benförmigen Niere. Meist sind die Betroffenen
Discisio → Diszision ersetzt durch MRT (ggf. einschließlich Upright- beschwerdefrei, das Risiko von Harnstau, Harn-
Discitis → Diszitis MRT in vertikaler Sitz-und Standposition zur wegsinfektionen oder Nierensteinen ist jedoch
Disconnection Syndromes pl: Auf Unterbre- Darstellung der belastungsabhängigen Bewe- erhöht. Eine Operation wird notwendig bei be-
chung der Verbindungen zwischen kortikalen gungsdynamik der Bandscheibe). einträchtigtem Harnabfluss oder Durchblu-
Assoziationszentren (Assoziations- und Kom- diskontinuierlich: engl. discontinuous. Unter- tungsstörungen.
missurenfasern) beruhende neurologische Stö- brochen. Diøskusprolaps → Bandscheibenvorfall
rungen, z. B. Dyslexie* bei Schädigung im Be- Diskontinuitätsresektion → Hartmann-Ope- Dislokation f: engl. dislocation. Lageverände-
reich des Corpus callosum oder nach Split*- ration rung im engeren Sinn der Bruchenden gegenei-
brain-Operation. Diskopathie → Bandscheibenschaden nander bei Fraktur*, auch im Sinne einer Luxa-
Diøscus m: engl. disc. Scheibe bzw. scheibenför- diskoø rdant: engl. discordant. Nicht überein- tion*.
mige anatomische Struktur, z. B. Discus* articu- stimmend. In der Medizin wird der Begriff in Formen: Maßgeblich für die Benennung ist die
laris (knorpelige Zwischenscheibe in echten Ge- mehreren Bereichen verwendet, z. B. für nicht Lageveränderung des peripheren Fragments:
lenken), Discus intervertebralis (Bandscheibe), übereinstimmende anatomische Lokalisation – Dislocatio ad axim: Abknickung in vertikaler
Discus nervi optici (Austrittstelle der Sehner- von Organsystemen, für entgegengesetzte Aus- Achse
venfasern aus der Retina und dem Bulbus). schlagrichtung im EKG* oder für die Transplan- – Dislocatio ad latus: seitliche Verschiebung
Diøscus articularis m: engl. articular disc. Aus tation* von vom Schwein stammenden Organen – Dislocatio ad longitudinem: Längsverschie-
Faserknorpel und straffem Bindegewebe beste- auf den Menschen (Heterotransplantation). bung mit Verkürzung (cum contractione)
hende Zwischenscheibe in einem Gelenk, die Diskordanz [Anatomie] f: engl. discordance. oder Verlängerung (cum distractione)
dem Ausgleich von Unebenheiten der Gelenk- Lateinisch „fehlende Übereinstimmung“, in der
flächen dient. Anatomie die dysfunktionale Lokalisation ana-
Diøscus intervertebralis → Bandscheibe tomischer Strukturen bis hin zu ganzen Organ-
Discus oophorus → Cumulus oophorus systemen infolge einer Störung in der Embryo-
Disease Activity Score: Abk. DAS. Instru- nalentwicklung. Ein Beispiel ist die Transpositi-
ment zur Beurteilung der Krankheitsaktivität on* der großen Arterien.
und zum Therapiemonitoring bei rheumatoi- Diskordanz [EKG] f: Fehlende Übereinstim-
der Arthritis*. Untersucht wird die artikuläre mung der Ausschlagshöhe und -richtung von
Schwellung und Schmerzhaftigkeit einer be- z. B. QRS-Komplex und T-Welle – im Gegensatz
stimmten Anzahl von Gelenken (DAS 28, zur physiologischerweise bestehenden Konkor-
DAS 44), teilweise auch Entzündungsparameter danz, also Übereinstimmung von Ausschlags-
wie CRP oder BSG. höhe und -richtung zwischen den diversen Ab-
Disease Controlling Antirheumatic Therapy: leitungen oder innerhalb der gleichen Ablei-
Abk. DCART. Einsatz von Biologika (insbeson- tung.
dere TNF-Blocker, Anakinra, Rituximab, Abata- Diskordaø nz [Transplantationsmedizin] f:
cept) bei Erkrankungen des rheumatischen For- Mangelnde Übereinstimmung zwischen Spen- Dislokation: 1: Dislocatio ad axim; 2: Dislocatio ad
menkreises. Radiologisch ist eine deutliche der und Empfänger bei einer Transplantation, latus; 3: Dislocatio ad longitudinem cum
Minderung der Progredienz der Knochenerosio- z. B. bei Xenotransplantation eines Schweine- contractione (a) et cum distractione (b); 4: Dislocatio
nen und der Gelenkspaltverschmälerung verifi- herzens auf einen Menschen. ad peripheriam.
419 Dissozialität

– Dislocatio ad peripheriam: Verdrehung der bung der Menarche, Menopause). Möglicher- – zeitliche Dissemination: kontrastmittelauf-
Fragmente um die Längsachse. weise verursachen sie Krebserkrankungen und nehmende Läsion ≥ 3 Monate nach klini-
Siehe Abb. eine Verminderung der Spermienqualität sowie schem Schub an anderer Lokalisation als bei
Disparität [Physiologie] f: engl. disparity. Ab- Impotentia generandi beim Menschen. vorangegangenem Schub bzw. neue kont-
weichung der beiden Netzhautbilder eines Ge- Vertreter: rastmittelaufnehmende oder T2-hyperin-
genstands voneinander. – Bisphenol A als Komponente für Epoxide tense Läsion in zweitem MRT nach ≥ 3 Mona-
Klinische Bedeutung: – Estradiol* bzw. Ethinylestradiol* ten.
– Querdisparität: ab einem bestimmten Grad – Phthalate (Weichmacher) Dissimilation f: Kataboler Stoffwechsel, bei
der Disparität in der Frontalebene werden – Tributylzinn (metallorganische toxische dem der durch Assimilation* gewonnene Ener- D
Doppelbilder* wahrgenommen Zinnverbindung) giespeicher (Fette, Amylum, Glykogen*) unter
– Längendisparität: Disparität in der Sagittal- – polychlorierte Biphenyle. Freisetzung von Energie abgebaut wird. Die
ebene ist für die nebeneinander stehenden diøssecans: Trennend, spaltend, durchschnei- freigesetzte Energie wird wiederum für die Syn-
Augen beim Menschen physiologisch bedeu- dend; z. B. Aneurysma dissecans (siehe Aneu- these von ATP* und/oder die Wärmeproduktion
tungslos, soweit sie nicht bei Abweichung ei- rysma*). genutzt. Endprodukte der Dissimilation sind
nes Auges nach oben oder unten vertikaldis- Dissektion [Arterie] f: engl. arterial dissection; Kohlenstoffdioxid, Wasser, Harnstoff* und Am-
tante Doppelbilder vermittelt (Diplopie*). syn. Arteriendissektion. Aufspaltung der Wand- moniak*.
Dispersion f: Zerstreuung, Verteilung. schichten einer Arterie durch Einriss der Intima Formen:
Dispersionstheorie → Békésy-Hörtheorie und Eindringen von Blut in tiefere Wandschich- – Aerobe (innere) Atmung*
Dispirem n: engl. dispireme. Doppelknäuel der ten mit drohender Ausbildung eines Pseudoge- – anaerobe Atmung (nur bei Prokaryoten*)
Chromosomen, das sich nach dem Diaster* am fäßlumens (vgl. Aneurysma* und Aortendissek- – Gärung*.
Ende der Anaphase (siehe Mitose*) bildet. tion*) und Ischämie* im betroffenen Versor- Dissimulation f: Absichtliches Verbergen vor-
Disposition f: Organisatorische Bezeichnung gungsgebiet, akutem Arterienverschluss*, Rup- handener körperlicher oder psychischer Krank-
für die Auftragsannahme und -weitergabe zur tur und Rhexisblutung (Blutung durch Zerrei- heitssymptome oder Beeinträchtigungen (im
situationsgerechten Versorgung, z. B. in Not- ßen des Blutgefäßes). Gegensatz zu Aggravation*).
dienstleitstellen. Abzugrenzen ist die angebore- Dissektion [Chirurgie] f: engl. dissection. Ent- Beschreibung: Dissimulation ist meist intrapsy-
ne oder erworbene Disposition im Sinn einer er- fernen von Weichteilgewebe oder Lymphknoten chisch oder interpersonell motiviert (Verleug-
höhten Krankheitsanfälligkeit (siehe Krank- (Lymphadenektomie*). nung*, Angst, Scham), wird gelegentlich aber
heitsdisposition*). Dissemination [Medizin] f: syn. HDissemina- auch wie Simulation*, Aggravation* oder andere
Dispositionsprophylaxe f: engl. disposition tion. Lat. „Streuung“ oder „Aussaat“, in der Me- klinische Täuschungsphänomene* zweckge-
prophylaxis. Verringerung des Erkrankungsrisi- dizin die weiträumige Ausbreitung von Krank- richtet eingesetzt, z. B. im Kontext von Gutach-
kos durch Erhöhung von Resistenz* und Immu- heitserregern oder Krankheitserscheinungen ten zur Kraftfahrereignung. Sie ist abzugrenzen
nität* des Organismus. (z. B. Tumorzellen = Metastasierung*) in Kör- von verminderter Wahrnehmungsfähigkeit von
Prinzip: Maßnahmen zur Verbesserung der Dis- per, Organsystem oder Körperregion. Ein Bei- Körperbeschwerden, z. B. durch eine autonome
positionsprophylaxe sind: spiel ist die Tuberkulose, die sich über einen Polyneuropathie* bei Diabetes* mellitus oder
– Abhärtung und körperliches Training (z. B. lokalen Lungenherd über viele Jahre auf große bei einer Psychose*.
Wechselduschen, Trockenbürsten, Saunabä- Teile des Körpers ausbreitet. Dissociation albumino-cytologique → Dis-
der, Luftbäder, körperliche Aktivität, sportli- Dissemination [Neurologie] f: Diagnostische soziation, albumino-zytologische
che Betätigung) MRT-Kriterien bei Multipler* Sklerose. Man un- Dissolutio f: Auflösung.
– gesunde Ernährung (z. B. ausreichendes An- terscheidet räumliche und zeitliche Dissemina- Dissozialität f: engl. dissocial behavior; syn. dis-
gebot an Vitaminen* und Mineralien, keine tion. soziales Verhalten. Konflikthafter, aggressiver
schleimhautreizenden Speisen und Getränke) Prinzip: oder egoistischer Verhaltensstil (z. B. Betrügen,
– geregelte Lebensführung (ausreichender – Räumliche Dissemination nach Barkhof und Stehlen, Ausüben von Gewalt, Vernachlässigen
Schlaf*, Vermeiden physischer und psychi- Tintoré: siehe Tab.; Unterschied zu den 2005 der Verantwortung gegenüber anderen), durch
scher Überforderungen u. a.) revidierten Mc-Donald-Kriterien den Betroffene in Konflikt mit der Gesellschaft
– Vermeiden von Genuss- und Arzneimittel- geraten.
missbrauch (z. B. Vermeiden des Rauchens, Hintergrund: Dissozialität ist nicht per se Aus-
Einschränken des Alkoholkonsums und der Dissemination [Neurologie]: druck einer psychischen Störung, sondern zu-
Einnahme von Medikamenten ohne ärztliche Räumliche Dissemination nächst Abweichung von sozialen Normen. Sie
Kontrolle) (MRT-Kriterien nach Barkhof und Tintoré). gewinnt psychiatrische oder psychotherapeuti-
– Vermeiden sonstiger Einflüsse, welche die eine Gadolinium-positive oder sche Relevanz durch das vermehrte Auftreten
Abwehrkraft des Körpers verringern können 9 T2-hyperintense Läsionen bei Sozialverhaltensstörung und dissozialer
(z. B. Vermeiden von Unterkühlungen) Persönlichkeitsstörung*. Einteilung:
mindestens eine infratentorielle Läsion[1]
– Teilnahme an Schutzimpfungen* zum Er- – Instrumentell-dissoziales Verhalten mit dem
werb einer Immunität*. mindestens eine juxtakortikale Läsion[1] Ziel, sich dadurch einen persönlichen, sozia-
Disruptoren, endokrine m pl: engl. endocrine ≥ 3 periventrikuläre Läsionen[1] len oder materiellen Vorteil zu verschaffen
disruptors (Abk. EDCs). Natürliche oder syntheti- [1]
– impulsiv-feindseliges Verhalten als Reaktion
Jede zerebrale Läsion kann durch eine spinale
sche Substanzen mit Hormonwirkung, die das auf eine wahrgenommene Bedrohung oder
Läsion ersetzt werden.
hormonbildende endokrine System von Tier Provokation bei hoher emotionaler Beteili-
Räumliche Dissemination liegt vor, wenn
und Mensch stören und insbesondere zu Stö- mindestens 3 der 4 Kriterien erfüllt werden. gung
rungen der Fortpflanzung führen (Verschie-
Dissoziation, albumino-zytologische 420

– ängstlich-aggressives Verhalten, das eher bei gegenüber den Zähnen des Oberkieferzahnbo- rung*, bauliche Abgrenzung von Risikoberei-
ängstlich-gehemmten Personen in extremen gens nach distal (retral) versetzt stehen (Angle- chen (z. B. OP-Schleuse), hygienische Abfallent-
Belastungssituationen auftritt. Klasse II). Siehe Abb. sorgung, Vermeiden der Keimübertragung
Dissoziation, albumino-zytologische f: engl. Beschreibung: durch kontaminiertes Trinkwasser, Badewasser
albumino-cellular dissociation; syn. zytoalbumi- – Im Molarenbereich: um 1, 1/2 oder 1/4 Prä- und Abwasser sowie Einhalten der Prinzipien
näre Dissoziation. Starke Proteinerhöhung bei molarenbreiten (Abk. Pb) versetzte Höcker des hygienischen Arbeitens (Standardhygiene).
geringer oder fehlender Zellvermehrung im Li- – im Frontzahnbereich: vergrößerte sagittale Distensionsluxation f: engl. hyperdistention
quor cerebrospinalis. Eine albumino-zytologi- Stufe, oft mit protrudierten Oberkieferfront- dislocation. Luxation* durch Erweiterung der
D sche Dissoziation kommt vor z. B. bei Guillain*- zähnen (Angle-Klasse II/1) und häufig verlän- Gelenkhöhle infolge Kapselüberdehnung bei
Barré-Syndrom oder Rückenmarktumoren. gerten Unterkieferfrontzähnen, oder Deck- Gelenkerguss* oder Empyem*, gelegentlich bei
Dissoziative Störungen f: engl. dissociative biss* (Angle-Klasse II/2) mit retrudierten Säuglingskoxitis (Koxitis*).
disorder; syn. Konversionsstörung (ICD-10). Oberkieferfrontzähnen. Distomolar m: Hinter den permanenten Mola-
Oberbegriff für verschiedene Störungen der in- Ursache: ren* durchbrechender, zusätzlicher Zahn (Dens
tegrativen Funktionen von Bewusstsein, Ge- – Insbesondere Wachstumsdefizit des Unter- supplementarius). Er kann klinisch bedeutsam
dächtnis und Identität und/oder Wahrneh- kiefers (Mikrogenie*) werden durch Verdrängung regulärer Zähne,
mung der Umwelt und/oder Kontrolle von Kör- – Vorstehen des Oberkiefers (maxilläre Progna- Okklusionsstörung und Zystenbildung.
perbewegungen infolge Dissoziation. Der Ver- thie*) oder rein dental bei korrekter Relation Distorsion f: engl. sprain. Häufig durch indi-
lauf ist akut oder chronisch, häufig besteht aus- der skelettalen Basen rekte Gewalteinwirkung (z. B. Supinationstrau-
geprägte psychiatrische Komorbidität. Die – meist erblich bedingt oder aufgrund von ma des Fußes, Verdrehung von Knie-, Hand-
Prognose ist günstig bei akutem Beginn sowie Daumenlutschen, Weichteileinfluss (beson- oder Fingergelenk) entstehende Mikro- bis
raschem Behandlungsbeginn. ders der Lippen) und mangelndem transver- Makroläsionen im Bandapparat mit Schwel-
Formen: salen Wachstum des Oberkiefers (bei Mund- lung, Hämatom, Funktionseinschränkung und
– Dissoziative Amnesie* atmung). Schmerzen. Komplikationen sind traumatische
– dissoziative Fugue* Distale Pankreatikojejunostomie f: Form der Synovialitis* mit rezidivierenden Gelenkergüs-
– dissoziativer Stupor* operativen Rekonstruktion des Pankreassekret- sen sowie chronische Instabilität. Abzugrenzen
– dissoziativer Trancezustand (Trance*) ablaufs im Rahmen einer Drainageoperation bei ist die Bandruptur*.
– dissoziative Bewegungsstörungen Veränderungen des Pankreasgangsystems bei Diagnostik:
– dissoziativer Anfall* chronischer Pankreatitis*. – Klinische Untersuchung
– dissoziative Sensibilitätsstörung Distale Revaskularisation und Intervall-Liga- – Röntgen (Frakturausschluss)
– dissoziative Identitätsstörung* tur f: engl. distal revascularization and internal – ggf. MRT.
– Ganser*-Syndrom ligation; syn. DRIL-Manöver; Abk. DRIL. Ver- Therapie:
– ggf. Amok* (nicht regelhaft) fahren in der Shuntchirurgie zur Beseitigung ei- – Kühlung
– in DSM-IV: Depersonalisation (in ICD-10 al- ner übermäßigen Durchblutungsminderung – Hochlagerung
lerdings nicht als dissoziative, sondern als (Steal*-Phänomen) des Armes distal eines Dialy- – Entlastung
neurotische Störung klassifiziert). seshunts. Um die Minderdurchblutung zu besei- – nichtsteroidale Antiphlogistika
Ätiologie: Multifaktoriell, häufig nach Trauma. tigen, wird bei der DRIL-Operation die A. brachi- – bei ausgeprägtem Befund vorübergehende
Diagnostik: Diagnostische Abgrenzung zwi- alis distal des Shunt-Zuflusses ligiert und ein By- Ruhigstellung
schen Konversion* und Dissoziation unscharf pass* aus einer proximaleren Arterie gelegt. – ggf. Kompressions- oder Tape-Verband.
bzw. überlappend. In DSM-IV wird die Konver- Distales Interphalangealgelenk n: Abk. DIP. Distorsionstrauma der HWS → Schleuder-
sionsstörung* zur Gruppe der somatoformen* Finger- oder Zehengelenk zwischen Mittelpha- trauma
Störungen gezählt und die dazugehörigen lanx (Phalanx media), also mittlerem Finger- Distraktion f: engl. distraction. Verfahren zur
Symptome auf körperliche Beschwerden be- oder Zehenglied und Endphalanx (Phalanx dis- offenen oder geschlossenen Reposition* von dis-
grenzt. talis), also Finger- oder Zehenendglied. lozierten, ineinander verschobenen oder ver-
Distalbiss m: engl. distal bite. Bissanomalie*, Distantia intercristarum → Beckenmaße keilten Knochenfragmenten bei Fraktur*. Dies
bei der die Zähne des Unterkieferzahnbogens Distantia interspinosa → Beckenmaße geschieht durch manuelles oder instrumentel-
Distantia intertrochanterica → Beckenmaße les Auseinanderziehen, z. B. mittels Distraktor,
Distaø nzgeräusch n: engl. distant cardiac mur- Fixateur* externe oder Extension, meist mit an-
mur. Besonders lautes, ohne aufgesetztes Ste- schließender definitiver Osteosynthese*.
thoskop hörbares Herzgeräusch* (Lautstärke- Distraktionsverlängerung → Kallusdistrak-
grad 6 nach Levine). tion
Distanzierung [Hygiene] f: engl. separation. Disulfiraø m-Syndrom n: engl. antabuse syn-
Sammelbezeichnung für die präventive Tren- drome; syn. Antabus-Syndrom. Infolge der
nung infizierter oder ansteckungsverdächtiger Einnahme von Disulfiram (Handelsname
Personen, Körperregionen und kontaminierter Antabus®) bei gleichzeitigem oder nachfolgen-
Gegenstände oder Bereiche von nicht infizier- dem Genuss von Alkohol auftretendes Acetalde-
ten oder kontaminierten Personen, Bereichen hydsyndrom*. Disulfiram wurde zur Alkohol-
etc. (sog. Schwarz*-Weiß-Trennung, Noninfek- entwöhnung eingesetzt. Wegen schwerwiegen-
tion*). der UAW ist es in Deutschland nicht mehr zuge-
Maßnahmen: Maßnahmen zur Distanzierung lassen.
Distalbiss [154] sind unter anderem Hygienekleidung, Isolie-
421 Diversion, biliopankreatische

Diszision f: engl. discission. Operative Spaltung Vorgehen: – Herzinsuffizienz*, arterielle Hypertonie*:


eines Organs oder Gewebe. In der Augenheil- – Steigerung der Diurese durch Anwendung Antihypertensiva*
kunde wird damit eine Methode zur Entfer- stark wirksamer Diuretika (meist Furosemid) – Hyperaldosteronismus*: Aldosteron-Antago-
nung eines Nachstars nach einer Kataraktopera- – Volumen- und Elektrolytsubstitution durch nist
tion bezeichnet. Diszision war früher die Be- (kristalloide) Infusionstherapie – zur Prävention einer Hypokaliämie*: kalium-
zeichnung für eine historische Form der Star- – intensivmedizinische Kontrolle sparende Diuretika in (fixer) Kombination
operation mit Eröffnung der Linsenkapsel zur – engmaschige Überwachung des Kreislaufs mit Saluretika
anschließenden Absaugung (Phakoemulsifika- (hämodynamisches Monitoring) – Osmotherapie* und Darmentleerung: osmo-
tion) bzw. Kernexpression. – Flüssigkeitsbilanzierung (zur exakten Be- tisch wirkende Diuretika D
Diszitis f: engl. discitis. Alleinige Entzündung stimmung der Ausfuhr ist ein Blasenkathe- – Glaukom: Carboanhydrase-Hemmer
der Bandscheibe* der Wirbelsäule ohne Verän- ter* notwendig). – forcierte Ausscheidung von Giften.
derung der angrenzenden Wirbel; selten. Meist Indikationen: Ggf. bei diuø rnus: Am Tage.
sind die benachbarten Wirbelkörper-Endplat- – Intoxikation z. B. mit: 1. Acetylsalicylsäure DIV: Abk. für Double-inlet-Ventrikel →
ten (Spondylodiszitis*) beteiligt, man spricht 2. Lithium Double-Inlet-Ventrikel
von der Osteomyelitis* der Wirbelsäule. Unter- – Therapie der Rhabdomyolyse* (zur Präventi- divergeø nt: syn. divergens. Auseinanderge-
sucht wird vor allem mittels MRT, behandelt on eines Nierenversagens) z. B. bei: 1. malig- hend, z. B. Strabismus* divergens (Auswärts-
mittels Antibiose. ner Hyperthermie* 2. Crush*-Syndrom. schielen).
Ursache: Meist bakterielle Infektion Diurese, osmotische f: engl. osmotic diuresis. Divergeø nzlähmung f: engl. divergence palsy.
– Erreger: 1. Staphylokokken (ca. 40%, davon Vermehrung der Harnausscheidung durch Seltene Form der diskonjugierten Blickläh-
36% Staphylococcus aureus, 3 % Staphylococ- nicht ausreichende Resorption* filtrierter Subs- mung* bei Hirnstammsyndromen*. Beim Blick
cus epidermidis) 2. Streptokokken (< 20%) tanzen und deren Ausscheidung zusammen mit in die Ferne stehen die Augen nicht parallel,
gramnegative Bakterien (ca. 40%) einem osmotisch äquivalenten Volumen Was- sondern konvergent, sodass Doppelbilder ent-
– Übertragungsweg: 1. meist exogene Infekti- ser. Die Osmolalität des Harns* unterschreitet stehen.
on von außen, z. B. nach Bandscheiben-OP hierbei nicht die des Blutplasmas (290 mosmol/ Divergeø nzzange f: engl. divergence forceps.
oder Diskografie 2. endogen (z. B. Tuberkulo- kg). Spezielle Bauart einer Geburtszange, bei der
se, spezifische Spondylodiszitis) Ursachen: mithilfe einer Schraube der Abstand zwischen
– Prädisposition z. B.: 1. Alter 2. Diabetes mel- – Anwesenheit nicht resorbierbarer Solute den Zangenlöffeln eingestellt werden kann, um
litus 3. Tuberkulose 4. systemische Infektio- (z. B. Mannitol) unnötigen Druck auf den kindlichen Kopf zu
nen 5. Steroideinnahme 6. HIV. – Überschreitung des Resorptionsmaximums verhindern. Ein Beispiel für Divergenzzangen
Diagnostik: von generell resorbierbaren Soluten auf- ist die Bamberger Zange.
– Klinik: 1. Schonhaltung 2. Stauchungs- grund erhöhter Konzentration (z. B. Glukose Diversion, biliodigestive f: Abk. BDD. Be-
schmerz > 11 mmol/l bei Diabetes* mellitus) zeichnung für operative Verfahren, bei denen
– Labor: 1. erhöhte BSG 2. erhöhtes CRP – Hemmung der tubulären Ionenresorption Teile des Dünndarms aus der Verdauung ausge-
3. mikrobiologische Diagnostik (Blutkultur) durch Diuretika*. schaltet werden. Dies wird nach distaler Magen-
nach CT-gesteuerter Punktion Diuresereflex → Gauer-Henry-Reflex teilresektion* notwendig, auch im Rahmen ei-
– Bildgebung: MRT wichtigstes Diagnostikum. Diuresestörung f: engl. diuresis impairment. nes bariatrischen Eingriffes, um die Absorpti-
Therapie: Störung der Harnausscheidung. Ursache sind onsstrecke des Dünndarms zu verkürzen.
– Antibiotisch möglichst orientiert an mikro- entweder Veränderungen der Zusammenset- Formen:
biologischer Diagnostik zung der extrazellulären Flüssigkeit (prärenal), – Endoluminale BDD: 1. endoskopische Plat-
– Ruhigstellung des Wirbelsäulenbereichs im Bereich der Nieren (renal) oder der ableiten- zierung eines flexiblen, ca. 60 cm langen
– ggf. operative Ausräumung und Stabilisie- den Harnwege (postrenal). Schlauch-Stent-Systems im proximalen
rung (Spondylodese*). Diuretika n pl: engl. diuretics. Wirkstoffe, die Dünndarm zur funktionellen Ausschaltung
DITRA f: engl. deficiency of interleukin-36 (thirty- zu einer erhöhten Diurese* führen. Sie hemmen (physische Resorptionsbarriere) als temporä-
six)–receptor-antagonist; syn. Defizienz des Inter- die Wiederaufnahme von Natrium-, Chlorid- res, reversibles malabsorptives Verfahren
leukin-36-Rezeptor-Antagonisten. Autoinflam- und Bicarbonat-Ionen in der Niere und erhöhen 2. zur Behandlung eines therapierefraktären,
matorische* Erkrankung infolge Mutation im so die Ausscheidung dieser Ionen sowie (indi- Adipositas-assoziierten Diabetes mellitus
IL-36RA-Gen, das den Interleukin 36-Rezeptor- rekt) von Wasser. Dadurch werden das Blutplas- Typ 2 und dem gleichzeitigen Effekt einer
Antagonist codiert. Interleukin 36 ist als proin- mavolumen gesenkt und Stauungssymptome unterstützenden Gewichtsreduktion (excess
flammatorisches Interleukin Mitglied der IL-1- verbessert. weight loss, Abk. EWL, 12–25 %)
Familie. Klinisch treten v. a. generalisierte pus- – Aquaretika: Wirkstoffe, die lediglich die – operative BDD: 1. Magen*-Bypass 2. bilio-
tuläre Psoriasis und Fieber auf. Wasserausscheidung erhöhen pankreatische Diversion mit oder ohne Duo-
Ditripentat → Calcium-trinatrium-pentetat – Natriuretika: Wirkstoffe, welche die renale denal switch.
Diurese f: engl. diuresis. Physiologische Aus- Ausscheidung von Na+-Ionen erhöhen Diversion, biliopankreatische f: engl. bilio-
scheidung von Harn* (0,5–1,0 ml/min). – Saluretika: Wirkstoffe, welche die renale pancreatic diversion; Abk. BPD. Chirurgisches
Diurese, forcierte f: engl. forced diuresis. Im Ausscheidung von Salzen (Elektrolyten) erhö- Verfahren bei extremer Adipositas mit distaler
Einzelfall durchgeführtes Verfahren der sekun- hen. Magenteilresektion und funktioneller Verkür-
dären Detoxikation* zur beschleunigten rena- Indikationen: zung des Dünndarms. Dabei wird das Ileum per
len Elimination nierengängiger toxischer Subs- – Ödeme jeder Art, bei Niereninsuffizienz: End-zu-Seit-Anastomose mit dem Magenrest
tanzen, ggf. zusammen mit Harnalkalisierung* Schleifendiuretikum verbunden. Das Duodenum wird blind ver-
oder -ansäuerung. schlossen und das Jejunum mit dem terminalen
Diverticulum ilei 422

cularis (z. B. an Gefäßdurchtrittsstellen); Vor- – Obstipation (50 %)


kommen v. a. an Ösophagus (Ösophagusdi- – Diarrhö (25–35 %)
vertikel), Dünndarm (Duodenaldivertikel*), – palpable walzenförmige druckdolente Resis-
Dickdarm (Divertikulose*), Harnblase (Bla- tenz (20 %)
sendivertikel*). – evtl. Abwehrspannung
Divertiøkel-Blutung f: Blutung durch Ruptur – Fieber, Übelkeit, Erbrechen
der Vasa recta am Divertikelrand (5–15 %) als – Blasenentleerungsstörung.
Komplikation einer Divertikulose*. Komplikationen:
D Divertiøkel, juxtapapilläres n: engl. juxtapapil- – Gedeckte Perforation (parakolischer Abszess
lary diverticulum. Duodenaldivertikel* in unmit- oder Phlegmone)
telbarer Nachbarschaft der Papilla duodeni ma- – freie Abszess- oder Divertikelperforation (mit
jor. diffuser Peritonitis, 1–2 % der Fälle)
Divertiøkelkrankheit → Divertikulose – Fistel zu Blase, innerem Genitale, anderen
Divertikel, paraureterales → Blasendiverti- Darmabschnitten oder Bauchwand
kel – Ileus bei akuter obturierender Entzündung
Divertikulitis f: engl. diverticulitis. Hauptkom- – Stenose durch chronische narbige Stenosie-
plikation einer Divertikulose* mit akuter Ent- rung (schwierig gegenüber Karzinomstenose
zündung der Wand eines Divertikels*, meist abzugrenzen)
auch von dessen Umgebung (Peridivertikulitis). – Blutung.
Diversion, biliopankreatische: Verkürzung der
Die Symptome reichen von leichten Schmerzen Diagnostik:
bis zum akuten Abdomen. Dementsprechend – Ultraschalldiagnostik
Strecke gemeinsamer Dünndarm-Passage von
wird konservativ oder chirurgisch therapiert. Es – Abdomen-Spiral-CT mit Kontrastmittel i. v.
Nahrung aus der alimentären Schlinge und den
drohen ernste Komplikationen wie Darmperfo- in portalvenöser Kontrastmittelphase sowie
Verdauungssekreten aus der biliopankreatischen
ration, Stenosen und Ileus. oral und rektal
(biliodigestiven) Schlinge auf ca. 60 cm. [36]
Vorkommen: Als Hauptkomplikation einer Di- – Koloskopie
vertikulose. Differenzialdiagnosen:
– Lebensalter bei 80 % der Patienten ≥ 50 Jahre, – Enteritis regionalis Crohn
Ileum per End-zu-Seit-Anastomose verbunden. Inzidenz zunehmend insbesondere in der Al- – ischämische Kolitis
So verbleibt lediglich eine kurze Verdauungs- tersgruppe < 45 Jahre – Appendizitis (bei suprapubischer Lage im
strecke. Siehe Abb. – Risikofaktoren: 1. Immunkompromittie- rechten Unterbauch), Appendicitis epiploica,
Komplikationen: rung (Steroidmedikation, nach Organtrans- Adnexitis
– Perioperativ: 1. Anastomoseninsuffizienz plantation, HIV-Infektion, Leberzirrhose, Al- – ektope Schwangerschaft, Ovarialzyste, Ovari-
2. Nachblutung, Wundheilungsstörungen ter) 2. nichtsteroidale Antiphlogistika. altorsion
3. Thrombose, Lungenembolie Lokalisation: – Zystitis
– mögliche Langzeitfolgen: 1. Dumpingsyn- – In westlichen Industrienation meist linkssei- – Kolonkarzinom
drom 2. Übelkeit und Schweißausbrüche tig im Colon sigmoideum (Sigmadivertikuli- – infektiöse Kolitis.
3. Flatulenz, Diarrhö, Steatorrhö 4. Eisen- tis) und nur in 1,5 % der Fälle rechtsseitig Therapie:
mangel mit Anämie 5. Anastomosenulzera – dagegen in Japan überwiegend (75 %) rechts- – Konservativ bei Hinchey I: 1. 2–3 Tage flüssi-
(Geschwüre an den Neuverbindungen) 6. Os- seitig. ge Ernährung 2. bei symptomatischer Besse-
teoporose aufgrund der Aufnahmestörung Einteilung: rung schrittweise ballaststoffarme Kost für
für Kalzium und Eiweiß; cave: lebenslange – International nach Hinchey: siehe Tab. 4–6 Wochen 3. Bettruhe 4. Antibiotika: 7–
ärztliche Kontrollen und bei Bedarf Substitu- – entsprechend der Leitlinienkonferenz. 10 Tage oral (Ciprofloxacin mit Metronida-
tion von Vitaminen, Hormonen etc. erforder- Klinik: zol, Amoxicillin plus Clavulansäure mit Met-
lich. – Schmerzen im linken Unterbauch (70 %) ronidazol) 5. ambulant oder bei starken
Divertiøculum ilei → Meckel-Divertikel Schmerzen stationär mit Analgetika (Paracet-
Divertiøkel n sg, pl: engl. diverticulum. Angebore- amol, Metamizol, Pethidin)
ne oder erworbene pilz-, birnen- oder sackför- – konservativ bei Hinchey II: 1. orale Nah-
Divertikulitis
mige Ausstülpung umschriebener Wandteile ei- rungskarenz, nasogastrale Sonde, parenterale
nes Hohlorgans, die sich eindeutig vom Lumen Stadium Kriterium Ernährung bis zur Symptomfreiheit (bzw.
absetzen. Divertikel kommen v. a. im Verdau- OP) 2. Antibiotika: parenteral, Wirkstoffe wie
ungstrakt vor (Ösophagus bis distales Kolon).
I perikolischer oder mesenterialer bei Hinchey I, alternativ bei schwerer Kom-
Abszess
Formen: plikation Piperacillin mit Tazobactam oder
– Echtes Divertikel mit Ausstülpung aller II abgekapselter Abszess im Imipenem mit Cilastatin
Wandschichten, erworben z. B. als Traktions- Unterbauch, Retroperitoneum oder – ggf. CT-gesteuerte Abszessdrainage
divertikel und Pulsionsdivertikel (Ösopha- kleinen Becken – Ggf. Notfall-Operation: 1. bei Hinchey III–IV
gusdivertikel*) oder angeboren (Meckel*-Di- III freie Abszessperforation mit diffuser 2. Hinchey II mit nicht drainierbarem Abs-
vertikel) eitriger Peritonitis zess 3. bei fehlender Befundbesserung nach
– falsches Divertikel (auch Pseudodivertikel) initial konservativer Therapie innerhalb von
IV freie Divertikelperforation mit
mit Ausstülpung ausschließlich von Mukosa diffuser kotiger Peritonitis 2–3 Tagen (Fieber, Schmerzen, Leukozytose,
und ggf. Submukosa durch Lücken der Mus- CT-Befund) oder Ileus 4. v. a. einseitige
423 DNA

Darmresektion mit primärer End-zu-End- nuität durch Descendo-Rektostomie, vorwie-


Anastomose 5. in Abhängigkeit von individu- gend angewendet bei tiefsitzenden Rektumkar-
eller Konstellation evtl. Inkontinenzresekti- zinomen.
on (Hartmann-Operation) 6. elektiv mög- dizygot → Zwillinge
lichst als laparoskopische Kolonresektion. DLCO: Abk. für Diffusionskapazität der Lunge
Divertikulose f: engl. diverticulosis. Auftreten für CO → Diffusionskapazität, pulmonale
zahlreicher Ausstülpungen, sog. Divertikel*, im DL-Form → Racemat
Kolon (v. a. im Colon sigmoideum). Die Thera- DL-Hyoscyamin → Atropin
pieoptionen umfassen ballaststoffreichere Er- DLP: Abk. für → Dosislängenprodukt D
nährung und Verbesserung der Stuhlkonsis- DLT: Abk. für Doppellumentubus → Kombina-
tenz, bei schwerwiegenden Komplikationen im tionstubus, ösophagotrachealer
Rahmen einer Divertikulitis* (10–25 %) auch die DLTx: Abk. für double lung transplantation →
chirurgische Intervention. Divertikulose Abb. 3: Koloskopie. [36]
Lungentransplantation
Risikofaktoren: DM: Abk. für → Diabetes mellitus
– Hohes Lebensalter DMPS: Abk. für → Dimercaptopropansulfon-
– Obstipation säure
– ballaststoffarme, fettreiche Ernährung DMSA: Abk. für engl. Dimercaptosuccinic acid
– Bewegungsmangel, Adipositas → Nierenszintigrafie
– Alkoholkonsum DNA f: engl. deoxyribonucleic acid. Aus Desoxy-
– Hypothyreose ribonukleotiden (siehe Nukleotide*) aufgebau-
– bestimmte Arzneimittel (z. B. nichtsteroidale tes Biopolymer (Nukleinsäure*), das in allen le-
Antiphlogistika, Glukokortikoide, Opioide). benden Zellen und in einigen Viren als Speicher
Pathogenese und Diagnose: für die genetische Information dient (geneti-
– Entwicklung falscher Divertikel (da nicht die sches Material). DNA verschiedener Spezies un-
ganze Darmwand ausgestülpt ist, siehe terscheiden sich in Basenzusammensetzung,
Abb. 1) mit sackartigen Ausstülpungen (siehe -sequenz und Länge. Das menschliche Genom*
Abb. 2) von Mukosa und Submukosa durch enthält etwa 3 Mrd. Basenpaare.
die verdickte Tunica muscularis an den Aufbau: Ein Mononukleotid der DNA besteht
Durchtrittstellen von Arteriolen aus einem Phosphatrest und 2-Desoxyribose,
die mit einer der 4 Basen Adenin, Guanin, Cyto-
sin und Thymin N-glykosidisch verknüpft ist.
Die Reihenfolge der Basen bestimmt den geneti-
schen Code* und enthält somit die Information
für das Genprodukt. Die Verknüpfung der Mo-
nonukleotide zu einer unverzweigten Polynuk-
leotidkette erfolgt über 3',5'-Phosphodiester-
brücken. 2 rechtsdrehende Polynukleotidketten
sind aufgrund der Basenpaarung* zwischen Pu-
rinbasen* und Pyrimidinbasen* (A]T; G^C) in
Form einer Doppelhelix (Duplex) um eine ima-
ginäre Achse gewunden, die unter physiologi-
Divertikulose Abb. 4: zahlreiche Divertikel im schen Bedingungen in der B-Form (Watson-
Colondescendens (Pfeile), Röntgenbefund. [141] Crick-Form; siehe Abb.) vorliegt. Aufgrund der
Basenpaarung ist die Anzahl der Purinbasen
Divertikulose Abb. 1: zahlreiche Divertikel (Pfeile) gleich der Anzahl der Pyrimidinbasen. Die bei-
im Colon descendens. [141] den Stränge der doppelhelikalen DNA (dsDNA:
– bei Beschwerden ist die Koloskopie bewei- double stranded DNA), der (+)-Strang (codoge-
send (siehe Abb. 3) ner Strang, Leserichtung, 3' → 5') und der
– häufig aber Zufallsbefund der Koloskopie oh- (-)-Strang (codierender Strang, 5' → 3') sind
ne jegliche Symptomatik; in diesem Fall be- komplementär zueinander angeordnet. Die
steht kein Therapiebedarf. DNA kommt in einigen Viren auch als einsträn-
Diagnostik: In der Regel Zufallsbefund, z. B. bei giges, gewundenes Molekül vor. Sowohl ein- als
– Koloskopie auch doppelsträngige DNA kann ringförmig
– Kontrasteinlauf (siehe Abb. 4). ausgebildet sein (zirkuläre DNA in Bakterien,
Darmlumen Dix-Hallpike-Test → Hallpike-Test Mitochondrien). Ringförmige DNA liegt auch
Dixon-Operation f: engl. Dixon’s operation. verdrillt (super coiled) oder überspiralisiert als
Nach dem Erstbeschreiber benannte und heute Superhelix (super coil) vor. Da sich (einfacher)
eher unter „kontinenzerhaltende anteriore Rek- Ring und Superhelix nur topologisch unter-
tumresektion*“ bekannte Entfernung des Mast- scheiden, werden sie als Topoisomere bezeich-
Divertikulose Abb. 2 darmes mit Wiederherstellung der Darmkonti- net.
DNA-Addukte 424

DNA-Diagnoø stik → DNA-Sequenzierung


DNA-Diagnoø stik → Molekulargenetik
DNA-Diagnoø stik → Zytogenetik
DNA-Fingerprint-Methode f: engl. DNA finger-
print analysis. Gentechnologische Methode zum
Nachweis spezifischer, unveränderbarer, indivi-
dueller DNA-Muster. Der sog. genetische Fin-
gerabdruck entspricht dem charakteristischen
D DNA-Profil eines Individuums. Die Methode
darf in Deutschland nur nach richterlichem Be-
schluss eingesetzt werden.
Anwendung:
– Abstammungsbegutachtung (siehe Abb.)
– Zwillingsforschung und Stammzelltrans-
plantationen: Prüfung des Chimärismus
– Rechtsmedizin und Kriminalistik: Isolierung
und Typisierung der DNA aus Spuren (ge-
trocknetes Blut, Haare, Sperma).

DNA: Modell der DNA-Doppelhelix.

Lokalisation: Ca. 95 % der DNA einer eukaryoti- ner Nukleotidsequenz von 100-200 Basenpaa-
schen Zelle sind im Zellkern lokalisiert und an ren, der von spezifischen Zellproteinen erkannt
spezifische Proteine, Histone und Nichthistone, wird und den Replikationszyklus an diesem
gebunden. Proteine, DNA und kleinere Mengen Punkt initiiert. Die biologische DNA-Synthese
RNA bilden die Chromosomen*. DNA kommt ist ein enzymatischer Prozess, in dem die vier
auch in zytoplasmatischen Zellorganellen vor, 5'-Nukleosidtriphosphate linear miteinander
d. h. in Mitochondrien und bei Pflanzen in Plas- verknüpft werden. Der Energiebedarf für diesen
tiden (extrachromosomale DNA). Mitochondri- Polymerisationsvorgang wird durch Diphos-
DNA-Fingerprint-Methode: Abstammungsbegut-
ale DNA (mtDNA, mitochondriales Genom*) phatabspaltung gedeckt. An der Reaktion sind
achtung mit STR-System: Das Kind (KD) hat die
macht ca. 1-2 % der Gesamt-DNA der Zelle aus, DNA-Polymerasen, DNA-Ligasen und Nuklea-
Allele 9,3 sowie 8 und 11 in den Systemen A, B und
Chloroplasten-DNA bis zu 5 %. Keimzellen ent- sen* beteiligt.
C von der Kindsmutter (KM) geerbt; die DNA des
halten nur 50 % der DNA (haploider Chromoso- DNA-Reparatur: Zur Wiederherstellung von
Putativvaters (PV) weist alle bei der Mutter fehlen-
mensatz) von Körperzellen. In prokaryotischen DNA, die durch chemische und physikalische
den Allele (9, 12, 9) auf, die Vaterschaft gilt somit
Zellen, die keinen Zellkern enthalten, ist ring- Faktoren oder durch Fehler bei der Replikation
als erwiesen. [156]
förmige DNA in Kernäquivalenten lokalisiert geschädigt worden ist, verfügt die Zelle über ein
und darüber hinaus in extrachromosomalen Enzymsystem, das die defekte Position entfernt
Komponenten, den Plasmiden bzw. Episomen. (Nuklease), die richtige Polynukleotidfolge syn-
DNA-Replikation: Die DNA reproduziert sich thetisiert (DNA-Polymerase) und in die entspre- DNA-Klonierung f: engl. DNA cloning. Stan-
selbst identisch (Replikation*). In der Natur chende Position der DNA einfügt (Ligase). dardverfahren der Gentechnologie* zur Herstel-
kommt ausschließlich die semikonservative Re- Abbau: In vitalen Zellen wird DNA in der Regel lung und Vermehrung identischer DNA*-Frag-
plikation vor. Der semikonservative Replikati- nicht abgebaut, sie ist stabil und unterliegt kei- mente über Selektion und Züchtung von Zell-
onsmechanismus erklärt die Weitergabe der un- nem Umsatz. In Geweben kommen jedoch ver- klonen mit eingefügter fremder DNA (rekombi-
veränderten Information an neu entstehende schiedene DNA-abbauende Enzyme vor, die nante DNA).
Zellen. Jeder Strang der doppelhelikalen Eltern- beim Zelltod oder beim Zellaufschluss zur De- DNA-Methylierung f: Epigenetische Modifi-
DNA dient als Matrize für die Replikation kom- gradation der DNA führen, z. B. Nukleasen, kation der im DNA-Strang festgelegten Erb-
plementärer Tochterstränge. Auf diese Weise Desoxyribonuklease, Phosphodiesterasen*. substanz durch Übertragung von Methylgrup-
werden 2 Tochterstränge gebildet, die mit der DNA-Addukte n pl: engl. DNA adducts. DNA- pen auf bestimmte Nukleotidbasen (CpG-In-
Eltern-DNA identisch sind und von denen jeder Veränderungen. Sie entstehen, wenn elektro- seln, also Cytosine, auf die direkt ein Guanosin
einen Strang aus der Eltern-DNA enthält. Die phile Moleküle kovalent binden mit freien folgt) durch DNA-Methyltransferase. Die Modi-
DNA eukaryotischer Chromosomen besteht aus Elektronenpaaren der Basen, die in DNA vor- fikation lässt die DNA-Sequenz unverändert
mehreren Replikationseinheiten: die Replikati- handenen sind (Lewis-Komplex). Dadurch kön- und bleibt bei Zellteilung erhalten. Die Methy-
on beginnt also an mehreren Punkten eines nen Mutationen ausgelöst und die Zellteilung lierungsmuster können von Zelle zu Zelle vari-
DNA-Moleküls. Der Startbereich besteht aus ei- verhindert werden. ieren.
425 Dolor

Funktion: Im Allgemeinen führt die Methylie- DNA-Strangbruch m: engl. DNA strand break. und Verwalten von medizinischen Daten, Auf-
rung zur Repression der Genexpression*. Am Läsion einer Phosphodiesterbindung eines bau und Pflege von Datenbeständen.
deutlichsten ist die unterschiedliche Methylie- sonst intakten DNA-Doppelstrangs in einem Ausbildung: 2–3-jährige, landesrechtlich gere-
rung an Genen zu erkennen, die nur in be- (Einzelstrangbruch) oder beiden DNA-Strängen gelte schulische Ausbildung an Berufsfachschu-
stimmten Gewebetypen exprimiert werden. (Doppelstrangbruch). len.
DNA-Methylierung dient auch als Schutz vor DNA-Synthesephase → Zellzyklus Dokumentationspflicht f: engl. obligation to
fremder DNA* und ist beim genomischen Im- DNA-Viren → Viren record. Pflicht des Behandelnden zur Aufzeich-
printing* von Bedeutung. DNA-Viren → Virusklassifikation nung sämtlicher aus fachlicher Sicht für die der-
DNA-Mikroarray n: engl. DNA microarray; syn. DNP: Abk. für engl. D-type natriuretic peptide zeitige und künftige Behandlung wesentlichen D
Mikro-Array-Untersuchung. Etwa fingernagel- → Peptide, kardiale natriuretische Maßnahmen und deren Ergebnisse in einer Pa-
große feste Trägeroberfläche (Glas, Kunststoff), Do: Abk. für → Dombrock-Blutgruppensys- tientenakte.
auf der mehrere Zehntausend verschiedene tem Rechtsgrundlagen:
DNA-Sonden fixiert sind, mit denen zu unter- Dobrava-Virus n: engl. Dobrava virus. Virus des – § 630f BGB
suchende RNA-Proben hybridisiert und gleich- Genus Hantavirus*, welches eine milde Form – § 10 Abs. 1 der Musterberufsordnung für die
zeitig analysiert werden. Die Auswertung er- des hämorrhagischen Fiebers mit renalem Syn- in Deutschland tätigen Ärztinnen und Ärzte
folgt mit einem automatisierten Lesegerät. drom verursacht. Dobrava-Viren kommen vor in – § 57 Bundesmantelvertrag – Ärzte.
Anwendung: Untersuchung hochkomplexer ge- Mittel- und Nordosteuropa (Erregerreservoir: Rechtliche Anforderungen:
netischer Mechanismen, z. B. der Genexpressi- Apodemus agrarius, Brandmaus) sowie im Bal- – Die Dokumentation ist in unmittelbarem
on* bestimmter Gewebe und deren pathologi- kan (Erregerreservoir: Apodemus flavicollis, zeitlichen Zusammenhang zu der Behand-
scher Veränderungen (z. B. Expressionsmuster Gelbhalsmaus). lung zu fertigen.
von Tumoren), sowie zur Genkartierung* oder DOC: Abk. für → Desoxycorticosteron – Wesentliche Maßnahmen und deren Ergeb-
Mutationsanalyse. DNA-Mikroarray ist die tech- Docetaxel n: Zytostatikum (Taxan), das semi- nisse sind insbesondere die Anamnese, Diag-
nische Grundlage für die genomweite Assozia- synthetisch aus der europäischen Eibe gewon- nosen, Untersuchungen, Untersuchungser-
tionsstudie (GWAS). nen wird. Durch Bindung an den Mikrotubuli- gebnisse, Befunde, Therapien und ihre Wir-
DNA-Polymerasen f pl: engl. DNA polymerases; Apparat blockiert es die Mitose. Docetaxel wird kungen, Eingriffe und ihre Wirkungen, Ein-
syn. DNA-abhängige DNA-Polymerasen. Trans- bei verschiedenen Krebserkrankungen wie willigungen und Aufklärungen.
ferasen*, die mit einzelsträngiger DNA* als Mat- Mammakarzinom, Bronchialkarzinom und – Berichtigungen und Änderungen von Eintra-
rize dazu komplementäre DNA synthetisieren, Prostatakarzinom eingesetzt. Häufige Neben- gungen in der Patientenakte sind nur zuläs-
indem sie Desoxyribonukleotide (dATP, dTTP, wirkungen sind Überempfindlichkeitsreaktio- sig, wenn neben dem ursprünglichen Inhalt
dCTP, dGTP) unter Pyrophosphatabspaltung an nen, Neutropenie, gastrointestinale Beschwer- erkennbar bleibt, wann sie vorgenommen
ein freies 3'-Hydroxyende der wachsenden Kette den, Flüssigkeitsretention, periphere Neuropa- worden sind.
(siehe Primer*) in 5'→ 3' Richtung anlagern. Die thien sowie Alopezie und Nagelveränderungen. – Der Behandelnde hat die Patientenakte für
verschiedenen zellulären DNA-Polymerasen sind Docosahexaensäure → Essenzielle Fettsäuren die Dauer von 10 Jahren nach Abschluss der
an Replikation* und DNA*-Reparatur beteiligt. Döderlein-Bakterien → Lactobacillus Behandlung aufzubewahren, soweit nicht
DNA-Reparatur f: engl. DNA repair. Zelluläre, Dörges-Spatel → Laryngoskop nach anderen Vorschriften andere Aufbewah-
enzymatisch gesteuerte Reparaturmechanismen Doktor-Hopping → Doktor-Shopping rungsfristen bestehen.
zur Behebung von DNA*-Schäden, die durch Doktor-Shopping n: engl. doctor shopping; syn. Zweck der Dokumentation ist:
Fehler bei der Replikation* oder durch Strahlen- Hospital-Hopper-Syndrom. Aufsuchen vieler – Die Therapiesicherung (sachgerechte Be-
wirkung auf Zellen (UV*-Schaden, Strahlen- Ärzte oder Spezialisten auf dem Gebiet der Heil- handlung und Weiterbehandlung)
schaden) entstehen. kunde, um Klarheit über Diagnosen oder Be- – die Rechenschaftslegung gegenüber dem Pa-
Klinische Bedeutung: Genetische Defekte der handlungsmöglichkeiten körperlicher Be- tienten und Aufsichtsbehörden (z. B. Ärzte-
DNA-Reparatur kommen bei verschiedenen au- schwerden zu erreichen. Doktor-Shopping gilt kammer)
tosomal-rezessiv erblichen Krankheiten vor, bei als inadäquates Krankheitsverhalten. – sowie die faktische Beweissicherung (siehe
denen vermehrt Hautveränderungen und Tu- Beschreibung: Aufgesucht werden Ärzte aller dazu die Gesetzesbegründung zu § 630f
moren auftreten, z. B. HNPCC, Ataxia* teleangi- Fachrichtungen, aber auch aus der Alternativ- BGB: BT-Drs. 17/10488 S. 25 f.).
ectatica, Bloom*-Syndrom, Cockayne-Syndrom, medizin, z. B. Akupunktur, chinesische Medi- doleø nt: engl. painful. Schmerzhaft.
Fanconi*-Anämie und Xeroderma* pigmento- zin, oder sogar nichtärztliche Heiler. Vorkom- Dolichokolie f: engl. dolichocolon. Abnorme
sum. Schäden korrespondierender Basen (Dop- men: Länge des Kolons* oder einzelner Kolonab-
pelbasenschäden) und DNA-Strangbrüche be- – Somatoforme* Störungen schnitte.
nachbarter Abschnitte (Doppelstrangbrüche) – artifizielle Störung* (Münchhausen*-Syn- Dolichoösophagus m: engl. dolicho-esophagus.
sind beim Menschen weitgehend irreparable drom). Verlängerter und geschlängelter Ösophagus.
Schäden der DNA. Dokumentationsassistent, medizinischer m: Ein Dolichoösophagus kann auftreten als Folge
DNA-Replikation, ideø ntische → Mitose Abk. MDA. Assistenzberuf im Bereich Informa- einer Ösophagusachalasie*.
DNasen: Abk. für Desoxyribonukleasen → tion, Dokumentation und Statistik in der Medi- Dolichostenomelie f: engl. dolichostenomelia.
Nukleasen zin mit Tätigkeit in Krankenhäusern, Gesund- Auffallend lange und grazile Extremitätenkno-
DNA-Sequenzierung f: Ermittlung der Pri- heitsämtern, medizinischen Instituten, Biblio- chen, z. B. beim Marfan*-Syndrom.
märstruktur (Basensequenz) von DNA*. Die theken und Forschungseinrichtungen, im Sozi- Dolichozephalie f: engl. dolichocephaly. Ver-
DNA-Sequenzierung wird zur Identifizierung alversicherungsbereich sowie in der pharma- größerung des Längendurchmessers des Schä-
von Genen (Genanalyse*) und genetischen Ver- zeutischen Industrie. Das Aufgabenfeld umfasst dels mit und ohne Sagittalnahtsynostose.
änderungen (z. B. Mutationen) verwendet. Erheben, Ordnen, Dokumentieren, Archivieren Doø lor → Schmerz
Dolores osteocopi 426

Dolores osteocopi m pl: engl. osteocope. – O:Obstruktion des Tubus, z. B. durch Sekret,
Nachts auftretende bohrende Knochenschmer- Abknicken, Kompression, an Trachealwand
zen bei Syphilis* mehrere Monate post infectio- anliegende Position
nem. – P:pulmonale Störung, z. B. Pneumothorax,
DOLV: Abk. für Double-outlet-left-Ventrikel Bronchospasmus, Lungenödem, Lungenem-
→ Double-Outlet-Ventrikel bolie
Dombrock-Blutgruppensystem n: engl. Dom- – E:Equipmentversagen, z. B. des Respirators,
brock’s blood group system. V. a. in der Abstam- Donnan-Verteilung der Beatmungsschläuche (z. B. Diskonnekti-
D mungsbegutachtung bedeutsames Blutgrup- on, Abknicken), der Ventile, der Sauerstoff-
pensystem (Symbol Do) mit autosomal-kodomi- zufuhr
nanter Vererbung der auf Chromosom 1 lokali- im Außenraum K+- und Cl–-Ionen, so diffundie- – S:Magenblähung (stomach), Atelektase,
sierten Allele Doa und Dob (3 Phänotypen). Die ren Cl–-Ionen wegen des Konzentrationsgefälles Rechts-Links-Shunt, pulmonale Hypertonie
Bildung spezifischer Antikörper nach Blut- in die Zelle und nehmen aus Gründen der oder andere spezielle Ursachen.
transfusion ist möglich. Elektroneutralität K+-Ionen gegen ein Konzent- Doping n: Verwendung von Substanzen aus
dominaø nt → Erbgang, dominanter rationsgefälle mit. Bei dem sich einstellenden verbotenen Wirkstoffgruppen und Anwendung
Domino-Lebertransplantation f: Selten ange- Donnan-Gleichgewicht ist im Außenraum die verbotener Methoden zur unphysiologischen
wendete Form der Lebertransplantation*, bei Konzentration der K+- und Cl–-Ionen gleich, in Steigerung der Leistungsfähigkeit eines Sport-
der der Empfänger einer neuen Leber seine eige- der Zelle dagegen die Konzentration der K+-Io- lers. Mögliche Komplikationen sind Überwin-
ne eingeschränkt funktionsfähige Leber eben- nen gleich der Summe der Konzentration der dung physiologischer Leistungsgrenzen mit
falls spendet, da diese bis auf einen bestimmten Cl–- und Protein–-Ionen: siehe Abb., die Ver- nachfolgenden schweren Zusammenbrüchen,
Stoffwechseldefekt vollständig normal funktio- schiebung der Ladungen führt zur Ausbildung Gesundheitsbeeinträchtigung bis zum Tod in-
niert. eines Donnan-Potenzials. folge UAW der eingenommenen Substanzen so-
Beispiel: Beispiel hierfür ist die Amyloidose*, Donné-Körperchen → Kolostrum wie Risiko der Entwicklung von Substanzstö-
bei der es durch eine langfristige Ablagerung Donor m: Spender. rungen*.
von Amyloid nach ca. 20–30 Jahren zu Schädi- Donovan-Körperchen → Klebsiella granulo- Einteilung: Tab.
gungen des Herzens, Gastrointestinaltrakts so- matis Recht:
wie des peripheren Nervensystems kommt. Die Donovanosis → Granuloma inguinale – Deutschland: 1. nach § 6 a Arzneimittelge-
Leber dieser meist jungen Patienten, die auf- DOPA n: syn. 3,4-Dihydroxyphenylalanin. setz (AMG) ist es verboten, dort aufgeführte
grund fortgeschrittener Organ-Dysfunktionen Nicht proteinogene, aromatische Aminosäure, Arzneimittel zu Dopingzwecken im Sport in
zu sterben drohen, kann als Spenderorgan für die durch Hydroxylierung von Tyrosin entsteht. den Verkehr zu bringen, zu verschreiben, bei
ältere Patienten verwendet werden, da mit dem DOPA ist Vorstufe bei der Pigmentbildung (Me- anderen anzuwenden oder in nicht geringen
zu erwartenden Organbefall durch die Dysfunk- lanine) der Haut und wichtiges Zwischenpro- Mengen zu Dopingzwecken bei Menschen zu
tion erst in 20–30 Jahren zu rechnen ist. dukt der Adrenalinbiosynthese. Es wird durch besitzen; die „Verordnung zur Festlegung
Dominotransplantation f: Transplantation* die DOPA-Decarboxylase zu Dopamin. der nicht geringen Menge von Dopingmit-
mehrerer Organe unter Beteiligung mehrerer Klinische Bedeutung: DOPA kann die Blut- teln (Dopingmittel-Mengen-Verordnung –
Empfänger. Dabei wird z. B. das eigentlich ge- Hirn-Schranke passieren und wird bei Parkin- DmMV)“ vom 24.06.2013 (BGBl. I S. 1687)
sunde, aber aus operationstechnischen (oder an- son-Krankheit therapeutisch eingesetzt. definiert nicht geringe Mengen 2. Regelun-
deren Gründen) Gründen entnommene Organ DOPA-Decarboxylase f: engl. dopa decarboxy- gen im Übereinkommen gegen Doping (Ge-
eines Transplantatempfängers auf einen weite- lase. Enzym, das die Reaktionen von DOPA* zu setz vom 2.3.1994 zu dem Übereinkommen
ren Empfänger übertragen. Dopamin, aber auch von L-5-Hydroxytrypto- vom 16.11.1989 gegen Doping)
Häufigkeit: Die Häufigkeit (Deutschland, 2013) phan zu Serotonin und L-Tryptophan zu Tryp- – Österreich: 1. „Bundesgesetz über die Be-
beträgt 0,1 % der transplantierten Organe (3 Do- tamin katalysiert, wobei eine Carboxylgruppe kämpfung von Doping im Sport“ (Anti-Do-
minospenden). Die Dominotransplantation abgespalten wird. ping-Bundesgesetz 2007), zuletzt geändert
wird selten in Deutschland durchgeführt (3 in dopamineø rg: engl. dopaminergic. Die Wirkung durch Gesetz vom 30.12.2009 2. „Verord-
2015 und 12 in 2016). des Dopamins betreffend. nung des Bundesministers für Landesvertei-
Beispiel: Domino-Lebertransplantation der im Dopamin-Rezeptoren m pl: engl. dopamine re- digung und Sport über die Grenzmengen
Rahmen der Lebertransplantation* bei ATTR- ceptors. Zellmembranständige G-Protein-gekop- verbotener Wirkstoffe nach dem Anti-Do-
Amyloidose explantierten Leber. pelte Rezeptoren des zentralen und peripheren ping-Bundesgesetz 2007“ (Anti-Doping-
Domosteotomie → Pendelosteotomie Nervensystems mit Dopamin als natürlichem Grenzmengenverordnung 2010)
Donati-Rückstichnaht → Hautnaht Liganden. Bei Morbus Parkinson, Schizophre- – Schweiz: 1. „Bundesgesetz über die Förde-
Donders-Druck → Druck, intrapleuraler nie und Erbrechen werden Dopamin-Rezeptor- rung von Turnen und Sport“ (SR 415.0)
Donders-Raum → Pleurahöhle Agonisten und -Antagonisten eingesetzt, die 2. Verordnungen über die verbotenen Mittel
Donnan-Verteilung f: engl. Donnan’s equilibri- vor allem am D2-Rezeptor agieren. und Methoden (Dopingmittelverordnung,
um. Ionenverteilung, die sich zwischen ver- DOPES: Akronym zur strukturierten Ursa- SR 415.052.1) bzw. über die Mindestanforde-
schiedenen, durch eine semipermeable Memb- chendetektion bei intubiertem Patienten mit rungen bei der Durchführung von Doping-
ran* getrennten Elektrolytlösungen einstellt, persistierender oder progredienter Hypoxämie. kontrollen (Dopingkontrollverordnung,
wenn eine der Lösungen nicht diffusible Teil- Der Begriff wird im Zusammenhang mit dem SR 415.052.2).
chen enthält. Atemwegsmanagement verwendet. Doppelballonsonde → Ballonsonde
Beispiel: Befinden sich in einer membranum- Parameter: Doppelbild n: engl. double image. Gleichzeitige
schlossenen Zelle K+- und Protein–-Ionen und – D:Dislokation des Tubus visuelle Wahrnehmung zweier differierender
427 Doppelkontrastmethode

Doping:
Einteilung verbotener Substanzen und Methoden nach Welt-Anti-Doping-Agentur (Abk. WADA) und
Nationale-Anti-Doping-Agentur (Abk. NADA).
Kategorie Beispiel
zu allen Zeiten (in und außerhalb von Wettkämpfen) verboten
S0 Substanzen, die in den folgenden Abschnitten nicht aufgeführt werden und aktuell nicht
zur therapeutischen Anwendung beim Menschen zugelassen sind, z. B. Arzneimittel in
(prä-)klinischer Entwicklung, zurückgezogene Arzneimittel, Designerdrogen, Tierarzneimittel
D
S1 anabole Substanzen, z. B. anabole androgene Steroide und andere Anabolika
(z. B. Clenbuterol, selektive Androgen-Rezeptor-Modulatoren)
S2 Peptidhormone, Wachstumsfaktoren und verwandte Substanzen, z. B. Erythropoetin,
Insuline, STH
S3 Beta-2-Agonisten[1] (Sympathomimetika, Betasympathomimetika)
S4 Hormone und Stoffwechselmodulatoren, z. B. Aromatase-Hemmer, SERM
Doppelfehlbildung: an Thorax und Bauch mit-
(selektive Östrogen-Rezeptor-Modulatoren)
einander verbundene sog. siamesische Zwillinge;
S5 Diuretika und andere Substanzen, die den Nachweis von Doping-Substanzen oder ihre hier mit getrennten Anlagen von Herz, Lunge,
Ausscheidung beeinflussen können (sog. Maskierungsmittel) Magen und Kolon, aber nur einer gemeinsamen
M1 Manipulation von Blut und Blutbestandteilen Leber- und Dünndarmanlage. [195]
M2 chemische und physikalische Manipulation
M3 Gendoping
linge) und in einem Teil der Fälle gemeinsame
im Wettkampf zusätzlich verboten Organanlagen haben. Ursache ist eine unvoll-
S6 Stimulanzien ständige Durchschnürung des Embryoblasten
im späten Entwicklungsstadium der Blastozys-
S7 Narkotika
te* (bei vollständiger Durchschnürung entste-
S8 Cannabinoide (Indischer Hanf) hen eineiige Zwillinge*). Behandelt wird, sofern
S9 Glukokortikoide möglich, durch operative Trennung.
Diagnostik: Pränatal durch Ultraschalldiagnos-
bei bestimmten Sportarten [2] zusätzlich verboten
tik (abhängig von Ausprägung und Wunsch der
P1 Alkohole Schwangeren Schwangerschaftsabbruch oder
P2 Beta-Rezeptoren-Blocker Erhalt der Schwangerschaft mit primärer
Schnittentbindung).
S: Substanz; M: Methode; P: (engl.) Particular Sports; Einteilung: Nach Art und Ausmaß der Verbin-
[1]
ausgenommen therapeutische Anwendung von Salbutamol, Formoterol oder Salmeterol; dung, z. B.
[2]
z. B. Motorsport
– Kephalothorakopagus*
– Omphalopagus (siehe Abb.)
– Pygopagus (Steißbein)
– Kraniopagus*.
Bilder eines Gegenstandes. Ab einem bestimm- genseitig. Die Verbindungen sind meist farbig Doppelgängersyndrom → Capgras-Syndrom
ten Grad an Disparität* werden Doppelbilder (z. B. Carotinoide) und zeigen charakteristische Doppelkontraø stmethode f: engl. double-con-
wahrgenommen. Ein physiologisches Doppel- Absorption im ultravioletten Licht. Isolierte trast radiography; syn. Bikontrastmethode. Ver-
bild entsteht beim binokularen Sehen*, wenn Doppelbindungen sind durch mehr als eine fahren zur Darstellung der intraluminären
das Objekt außerhalb der sog. Panum*-Areale Einfachbindung getrennt und beeinflussen sich Wandstruktur von Hohlorganen (Ösophagus,
abgebildet wird. Pathologische Doppelbilder gegenseitig nicht. Gastrointestinaltrakt, Harnblase, Bronchial-
werden als Diplopie* bezeichnet. Darstellung: In Lewis-Formeln werden Doppel- baum u. a.). Auf der Schleimhaut wird ein mög-
Doppelbindung f: engl. double-bond. Bindung bindungen durch 2 identische Valenzstriche lichst gleichmäßiger Beschlag von röntgendich-
zwischen 2 Atomen, die aus dem Elektronen- symbolisiert, obwohl beide Bindungen, die σ- tem Kontrastmittel (sog. positives Kontrastmit-
paar der σ- und dem Elektronenpaar der π-Bin- und die π-Bindung, nicht gleichwertig sind tel) erzeugt bei gleichzeitiger Entfaltung der
dung besteht. Verbindungen mit Doppelbin- (C]C). Die π-Bindung ist räumlich ausgedehn- darzustellenden Abschnitte des Hohlorgans
dungen zeigen ein charakteristisches Reaktions- ter, besitzt eine geringere Elektronendichte und durch ein zweites negatives Kontrastmittel.
verhalten. ist reaktionsfreudiger als die σ-Bindung. Technik: Beispiel: Doppelkontrastierung des
Formen: Kumulierte Doppelbindungen befin- Doppelblindstudie → Studie, klinische Dünndarms
den sich in unmittelbarer Nachbarschaft (C] Doppelblindversuch → Blindversuch – Applikation eines positiven Kontrastmittels
C]C), konjugierte (alternierende) Doppelbin- Doppelfehlbildung f: engl. duplication malfor- (Bariumsulfat) über eine nasojejunale Sonde
dungen sind durch eine Einfachbindung ge- mation. Fehlbildung, bei der 2 Embryonen mit- – Verdrängung des positiven Kontrastmittels
trennt (C]CdC]C) und beeinflussen sich ge- einander verbunden bleiben (siamesische Zwil- mittels eines zweiten, wässrigen, negativen
Doppelkontrolle 428

Kontrastmittels (Methylzellulose) bis auf ei- ist der mögliche Blutfluss verdoppelt und die
nen schleimhautnahen Restsaum. Verweildauer am Dialysegerät entsprechend an-
Beim Doppelkontrast liegt das röntgendichte nähernd halbiert.
positive Kontrastmittel an den Organwänden Doppelniere f: engl. duplex kidney; syn. Ren
an. Gleichzeitig stellt sich das Lumen des Hohl- elongatus. Doppelte Anlage der Niere, ein- oder
organs transparent dar durch Einbringen eines beidseitig doppelt, mit 2 getrennten Nierenbe-
negativen Kontrastmittels wie Methylzellulose cken und ggf. 2 Ureteren. In der häufigen Kom-
oder insuffliertes Gas (in der Regel Luft oder bination mit Ureterfehlbildungen ist das Risiko
D CO2). Eine Erhöhung der diagnostischen Aussa- für Harnwegsinfekte erhöht, ansonsten bleibt
ge (Darstellung auch sehr kleiner pathologi- die Doppelniere in der Regel asymptomatisch.
scher Veränderungen) wird durch Pharmakora- Doppellumentubus: Robertshaw-Tubus; Siehe Abb.
diografie* möglich durch Methylzellulose oder 1: linksendobronchial; 2: rechtsendobronchial. Klinische Bedeutung: Bei Vereinigung beider
insuffliertes Gas (sog. negatives Kontrastmittel, Nierenbecken mit Abgang eines gemeinsamen
in der Regel Luft oder CO2). Harnleiters bleibt die Doppelniere in der Regel
Doppelkontrolle → Double Check bensalter, Geschlecht, Körpergröße, röntgeno- asymptomatisch und wird meist zufällig ent-
Doppelkrone f: engl. telescopic crown. Veranke- logischem, bronchoskopischem oder CT-Be- deckt. Probleme treten aber auf bei 2 völlig ge-
rungssystem für kombinierten festsitzend-he- fund. trennten Harnleitern, die einzeln in die Harn-
rausnehmbaren Zahnersatz (Teilprothese*). Sie Vorgehen: Der Doppelumentubus wird in der blase einmünden (Ureter duplex) oder bei
besteht aus einer Primärkrone, die auf den be- Regel konventionell eingelegt mit nach ventral 2 Harnleitern mit einer gemeinsamen Endstre-
schliffenen Zahnstumpf aufzementiert wird zeigender endobronchialer Tubusspitze und cke (Ureter fissus). Hier droht die Ausbildung
und einer aufschiebbaren Sekundärkrone, an Drehung des DLT nach links (linksendobron- eines Megaureters oder einer Ureterstenose mit
der der Prothesenkörper fixiert ist. chialer) bzw. rechts (rechtsendobronchialer Harnreflux und wiederkehrenden Harnwegsin-
– Konuskrone: konisch geformte Primärkro- DLT) nach Passage der Simmbandebene bis zum fekten.
ne, Haftkraft durch Aufpressen einer passge- Aufteten eines federnden Widerstandes. Die Diagnostik:
nauen Sekundärkrone korrekte Lage wird anschließend bronchosko- – Sonografie
– Teleskopkrone: Haftkraft durch Friktion pisch überprüft. Das Bronchoskop bleibt wäh- – Miktionszysturogramm
durch parallelwandige, zylindrische Flächen rend des gesamten Eingriffs einsatzbereit – not- – dynamische Nierenszintigrafie
des Innen- und Außenteleskops wendig ist sie etwa bei Hypoxie und unklarem – statische Nierenszintigrafie
– Mischformen mit unterschiedlichen Win- Anstieg des Atemwegsdrucks. – MRT.
keln an den fazialen, lingualen bzw. mesialen Komplikationen: Therapie: Bei einer symptomlosen Doppelniere
und distalen Kronenwänden, z. T. mit Spiel- – Hypoxämie bei: 1. rechts- oder linksseitiger ist meist keine Therapie erforderlich. Sollten
passung ohne Friktion für Hybridprothesen. Intubation durch Verlegung v. a. des rechten Harnwegsinfekte oder Harnabflussbehinderun-
Doppellippe f: engl. double lip; syn. Labium du- Oberlappenbronchus 2. Fehlplatzierung gen auftreten, besteht ggf. die Indikation zu ei-
plex. Schleimhautfalte im Lippenrot der Ober- 3. Herniation des bronchialen Cuffs in die ner antibakteriellen Infektionsprophylaxe oder
lippe. Diese Schleimhautfalte lässt die Oberlip- Trachea mit Verlegung des Lumens chirurgischen Korrektur.
pe wie verdoppelt erscheinen. Sie tritt auf als – Verletzung von Larynx, Trachea und Bron-
ein Symptom des Ascher-Syndroms; falls not- chus.
wendig, wird sie chirurgisch entfernt (siehe Doppellumentubus, ösophagotrachealer →
Makrocheilie*, Tapirlippe*). Kombinationstubus, ösophagotrachealer
Doppellumentubus m: engl. double-lumen Doppellungentransplantation f: syn. Doppel-
tube. Doppelläufiger Beatmungsschlauch zum LTX. Orthotope, meist sequenzielle Transplan-
seitengetrennten Beatmen und Absaugen der tation beider Lungenflügel bei Patienten mit
Lunge bei der Einlungenventilation. Der Dop- chronischer, terminaler Lungenerkrankung
pellumentubus (DLT) ist eine Kombination aus nach Ausschöpfung aller Möglichkeiten der
Endotrachealtubus* und Endobronchialtubus*. konservativen und invasiven Therapie, z. B. bei
Technik: Ein Doppellumentubus zystischer Fibrose*. Die 5-Jahres-Überlebensrate
– Besitzt meist keinen Karinasporn der Doppel-LTX beträgt ca. 40 %.
– besteht aus PVC Indikation:
– ist ausgestattet mit einem Niederdruckcuff – Lungenemphysem (COPD, Antitrypsinman-
tracheal und bronchial gel)
– besitzt einen relativ großen Außendurchmes- – zystische Fibrose
ser aufgrund des Platzbedarfs für 2 Kanäle – idiopathische Lungenfibrose
(siehe Abb.) – idiopathische pulmonalarterielle Hyperto-
Doppelniere: doppeltes Nierenbecken rechts
– wird bezüglich seiner korrekten Position nie.
(Ausscheidungsurografie). [70]
mittels fiberoptischer Bronchoskopie* kont- Doppelmanscheø tte → Bronchoplastik
rolliert. Doppelmundtuø bus → Safar-Tubus
Heute werden v. a. Robertshaw-, Mallinckrodt- Doppelnadel-DialyXse: Hämodialyse* über Doppelstrangbruch → DNA-Strangbruch
oder Rüsch-DLT (eingetragene Warenzeichen) 2 Zugänge: Blutentnahme und Blutrückfüh- Doppelthören → Diplakusis
verwendet. Die Auswahl der individuell geeig- rung erfolgen über je eine Kanüle. Gegenüber Doppelton → Traube-Doppelton
neten DLT-Größe geschieht anhand von Le- der alternativ möglichen Single-Needle-Dialyse Doppeltsehen → Diplopie
429 dorso-plantar

Doppler-Iøndex → Knöchel-Arm-Index Dorsaldislokation f: engl. posterior dislocation.


Doppler-Sonografie f: engl. Doppler sonogra- Wirbelverschiebung nach dorsal durch degene-
phy; syn. Doppler-Sonographie. Verfahren der rative Prozesse, z. B. bei Osteochondrose*, Spon-
Ultraschalldiagnostik*, welches das Prinzip des dylarthrose oder Bandscheibenschaden (Voraus-
Doppler-Effekts nutzt. Die Doppler-Sonografie setzung: dorsale Ruptur des Anulus* fibrosus).
ermöglicht die Bestimmung von Flussprofil Nur in schweren Fällen muss operiert werden.
und Flussgeschwindigkeit in arteriellen und ve- Klinik: Dorsaldislokationen ereignen sich be-
nösen Blutgefäßen sowie im Herzen. CW- sonders im Bereich der Lendenwirbelsäule,
Doppler (CW für engl. continuous wave, denn Halswirbelsäule und Brustwirbelsäule be- D
Dauerschallverfahren): sitzen mehr querstehende Gelenke:
– Kontinuierliches Aussenden von Schallwel- – Lokale Beschwerden (Lumbalgie)
len konstanter Frequenz (Dauerschall) durch – radikuläre Symptome (Wurzelreizung und
piezoelektrischen Quarzkristall und Regist- Wurzelkompression) durch Einengung des
rierung der Frequenz der reflektierten Schall- Foramen intervertebrale (Zwischenwirbel-
welle durch einen anderen Piezokristall loch).
– akustische oder visuelle Darstellung der Fre- Therapie:
quenzänderung, die mit mit der Bewegungs- – Lagerungstherapie
geschwindigkeit der reflektierenden Struk- – Physiotherapie
tur korreliert. – manuelle Reposition durch Chirotherapie*
PW-Doppler (PW für engl. pulsed wave, ge- (cave: Zunahme der Dorsaldislokation, Band-
pulste Doppler-Sonografie, Puls-Doppler- scheibenperforation)
Verfahren): Doppler-Sonografie Abb. 2: Blutfluss in Arteria – an der Halswirbelsäule gewichtskontrollier-
– Aussenden einzelner Schallimpulspakete (ge- umbilicalis (PW-Doppler). [181] ter Zug am Hals (z. B. Haloextension*,
pulste Schallemission) durch piezoelektri- Crutchfield*-Klammer)
schen Quarzkristall und Registrierung der re- – bei ausgeprägten Formen operative Repositi-
flektierten Schallwelle durch denselben Pie- Thrombendarteriektomie*, Bypass der Extre- on und Stabilisierung, siehe Spondylolisthe-
zokristall (alternierend Sende- und Aufnah- mitätenarterien) 4. zur Beurteilung einer sis*.
mefunktion) chronisch-venösen Insuffizienz* in Kombina- Dorsalflexion f: engl. dorsiflexion. Beugung
– Tiefenzuordnung des empfangenen Echosig- tion mit anderen diagnostischen Untersu- (Flexion*) der Hand, des Fußes, des Kopfes oder
nals nach Vorgabe einer Empfangszeit (Aus- chungen (Venenverschlussplethysmografie*, der Halswirbelsäule in Richtung ihrer Rückseite
wertung nur der Signale, die einer bestimm- Lichtreflexplethysmografie) bzw. nach rückwärts. Funktionell betrachtet
ten Entfernung im Gewebe entsprechen) – Gynäkologisch: Blutflussmessung in Uterus, handelt es sich bei einer Dorsalflexion eigent-
– Anwendung: 1. Flussdiagnostik z. B. in A. ca- Endometrium und Ovar im Rahmen der Di- lich um eine Hyperextension.
rotis (siehe Abb. 1) 2. auch in B-Bild-Metho- agnostik gynäkologischer Tumoren Dorsalganglion → Spinalganglion
de, als Duplexsonografie* bzw. FKDS. – Pränataldiagnostik*: 1. Blutflussmessung Dorsalgie → Ischialgie
Indikationen: u. a. in uteroplazentaren Arterien, Nabel- Dorsalgie → Kreuzschmerz
– Angiologisch und kardiologisch: 1. Screening schnurgefäßen (siehe Abb. 2), A. cerebri me- Dorsalgie → Lumbalsyndrom
bei peripherer arterieller Verschlusskrank- dia, Aorta, Ductus venosus Arantii 2. im Her- Dorsalgie → Lumboischialgie
heit (pAVK*) 2. im Rahmen der Echokardio- zen im Rahmen der fetalen* Echokardiogra- Dorsalluxation, perilunäre → Luxation, peri-
grafie* zur Diagnostik von Herzklappenfeh- fie. lunäre
lern sowie Blutfluss- und Druckverhältnissen – Neurochirugisch: In der Intensivmedizin Dorsal Route Entry Zone Lesion f: engl. Nas-
im Herzen 3. zur Erfolgs- und Verlaufskont- transkraniell (TCD für engl. transcranial hold-Operation; syn. DREZ-Läsion; Abk. DREZ-
rolle nach vaskulär-chirurgischem Eingriff doppler) zur Messung der zerebralen Blut- Läsion. Durchtrennung der Schmerzafferenzen
(z. B. Ballonangioplastie, Stentangioplastie, flussgeschwindigkeiten (Hirndrucksteige- der Hinterwurzel (Dorsal Root) im seitlichen
rung*; Subarachnoidalblutung*). Teil des Hinterhorns des Rückenmarks* (Nas-
Dormant Cells: Zellen eines therapeutisch hold-OP, 1975, 1981), durch Thermokoagulati-
(meist chirurgisch) nicht vollständig beseitigten on (Radiofrequenzläsion) oder mikrochirurgisch.
malignen Tumors, die zu lokalen Spätrezidi- Dorsalzyø sten f pl: engl. digital mucous pseudo-
ven* führen können. cysts. Mit gallertiger Substanz gefüllte, paraarti-
Dormia-Körbchen n: engl. Dormia small basket. kuläre Pseudozysten an Finger- und Zehen-
Modifikation der Zeiss*-Schlinge in Form einer streckseiten. Die bis haselnussgroßen derben
körbchenartigen Drahtschlinge zur Extraktion Vorwölbungen erscheinen oft transparent. Sie
von Harnleitersteinen (vgl. Nephrolithiasis*) entstehen infolge mechanischer Dauerreize und
oder zur endoskopischen Therapie der Choledo- zeigen eine schleimige Bindegewebedegenerati-
cholithiasis (vgl. Cholelithiasis*). on. Zu unterscheiden sind Fibrome*, traumati-
Dornfingerspinne → Spinnen sche Epidermiszysten sowie Fingerknöchelpols-
Dornwarze → Verrucae plantares ter. Siehe Abb.
dorsal: syn. dorsalis. Zum Rücken gehörig, doø rso-plantar: Abk. d.-pl. In der Radiologie
Doppler-Sonografie Abb. 1: PW-Doppler zum Rücken hin, rückseitig. Das Gegenteil von Bezeichnung für eine Ausrichtung des Strahlen-
der A. carotis communis. [76] dorsal lautet ventral. gangs vom Fußrücken zur Fußsohle.
dorso-volar 430

objekte bzw. -systeme, z. B. Zellkulturen (ZK)


oder Gewebekulturen (GK) oder Ei (E), einen Ef-
fekt hervorruft. Je nach Testsystem wird sie als
ZKID50 %, GKID50 % bzw. EID50 % bezeichnet.
Dosis, kumulierte f: engl. cumulative dose. Die
in Teilen und zu verschiedenen Zeitpunkten ap-
plizierte Gesamtdosis*.
Dosislängenprodukt n: engl. dose length prod-
D uct. Maß zur Bewertung der Intensität und Län-
genausdehnung der integralen Strahlenexposi-
tion bei einer CT-Untersuchung, Einheit
mGy x cm. Formel: DLP = CTDIvol × L (L: Scan-
Dorsalzysten: glasige Papel über dem distalen länge, CTDIvol: CTDI). CTDI steht für computed
Interphalangealgelenk. [197] tomography dose index.
Dosis letalis → Dosis [Pharmakologie]
Dosis-Volumen-Histograø mm n: engl. dose-
doø rso-volar: Abk. d.-v. In der Radiologie Be- volume histogram; Abk. DVH. (Strahlentherapeu-
zeichnung für eine Ausrichtung des Strahlen- tische) Darstellung der Häufigkeitsverteilung
gangs vom Handrücken zur Handinnenfläche. der Dosiswerte in Organ- oder Zielvolumina
Doø rsum n: engl. back; syn. Rücken. Rückseite (differenzielles DVH) bzw. der Volumenanteile,
des Oberkörpers. Die Grenzen des Rückens wer- die mindestens eine bestimmte Dosis erhalten
den von bestimmten Strukturen gebildet: kra- haben (kumulatives DVH). Das Dosis/Volumen-
nial die horizontale Linie durch die Protuberan- Histogramm dient der Bewertung der Dosisver-
tia occipitalis externa, lateral der Rand des M. teilung und, bei Kenntnis der Dosis/Wirkungs-
trapezius, die Ausdehnung des Schulterblatts Dorsum: a: Ligamentum nuchae; b: M. trapezius; beziehung, der Einschätzung der Strahlenwir-
und die Lendengegend und kaudal die Steiß- c: Vertebra prominens; d: M. latissimus dorsi; kung auf das betreffende Organ.
beinspitze, die Gesäßmuskulatur und der e: M. semispinalis capitis; f: M. splenius capitis; Dottergang → Ductus omphaloentericus
Darmbeinkamm. Siehe Abb. g: M. sternocleidomastoideus; h: M. levator scapulae; Dottersack m: engl. yolk sac; syn. Saccus vitel-
DORV: Abk. für Double-outlet-right-Ventrikel i: M. supraspinatus; k: M. trapezius (abgeschnitten); linus. Mit Embryotrophe gefüllter Raum, wel-
→ Double-Outlet-Ventrikel l: Fascia musculi infraspinati; m: M. deltoideus; cher von Zellen des Entoderms bzw. der Heu-
Dose Painting: Bezeichnung für eine gezielt n: M. teres major; o: M. serratus anterior; ser-Membran ausgekleidet ist (siehe primitiver
vorgegebene Dosisverteilung im Zielvolumen p: M. rhomboideus major; q: M. serratus posterior Dottersack). Der primitive Dottersack erscheint
bei Strahlentherapie*. Dose Painting bewirkt ei- inferior; r: M. obliquus externus abdominis; am 8. Tag und differenziert sich um den 13. Tag
ne Dosisentlastung für kritische Organe und er- s: Trigonum lumbale inferius; t: M. gluteus medius; zum sekundären Dottersack (umgeben vom ext-
höht die therapeutische Wirksamkeit durch u: Fascia thoracolumbalis; v: M. gluteus maximus; raembryonalen Mesoderm).
umschriebene Dosiserhöhung in Teilen des 1: N. occipitalis major (R. cutaneus dorsalis C II); Dottersacktumor → Sinustumor, endoder-
Zielvolumens. 2: N. occipitalis minor (Plexuscervicalis); 3: C VIII; maler
Dosieraerosol → Aerosoltherapie 4: Th I; 5: Th VII; 6: Rr. cutanei thoracales laterales Dotter-Techniøk → Angioplastie
Dosis [Pharmakologie] f: engl. dose. Verab- (abgeschnitten); 7: R. dorsalis Th XII; 8: N. iliohypo- Double-Bubble-Zeichen n: engl. double bubble
reichte Menge eines Arzneimittels*, in der Regel gastricus; 9: Nn. clunium superiores. [5] sign. Radiologisch darstellbare Doppelblase in
angegeben in Gewichtseinheiten oder Internati- Magen und Bulbus duodeni als charakteristi-
onalen Einheiten (IE) der Wirksubstanz. scher Befund bei Duodenalatresie oder hochgra-
Hintergrund: Die Wirkdosis (WD), auch Effek- im Tierversuch ermittelte Letaldosis (LD, Dosis diger Duodenalstenose*. Distal der Atresie gele-
tivdosis (ED) oder Dosis effectiva (DE), hängt letalis) ist diejenige Dosis, bei der innerhalb ei- gene Darmanteile bleiben luftleer.
ab von der Konzentration des Pharmakons am nes bestimmten Zeitraums der Tod eintritt; double burst → Train of Four
Wirkort, d. h. von der verabreichten Dosis bezo- meist spezifiziert als LD100, LD50 usw. angege- Double Check: Doppelte Kontrolle bei kriti-
gen auf das Körpergewicht unter Berücksichti- ben. schen Maßnahmen bzw. kritischen Arbeitsab-
gung der Biokinetik des Wirkstoffs, und von der Dosis eø ffectiva → Dosis [Pharmakologie] läufen zur Erhöhung der Prozess- und Patien-
individuell unterschiedlichen Empfindlichkeit Dosisfaktoren m pl: engl. dose factors; syn. Do- tensicherheit. Ursprünglich wurde der double
gegenüber dem Wirkstoff. Als WD50 (ED50) wird siskoeffizienten. Nuklidspezifische Umrech- check in der Luftfahrt als Standardprozedur für
z. B. diejenige Dosis bezeichnet, bei der inner- nungsfaktoren für die Berechnung der zu er- die Sicherheitskontrolle vor Abflug entwickelt.
halb eines bestimmten Zeitraums bei 50 % der wartenden Äquivalentdosisleistung, entweder Vorgehen:
Individuen eine Wirkung eintritt. Als toxische für ein (kritisches) Organ oder den Ganzkörper. – Anwendung z. B. vor Bluttransfusion* oder
Dosis (TD) wird diejenige Dosis bezeichnet, bei Für die Berechnung wird die (bekannte) Aktivi- in der Anästhesologie vor Arzneimittelappli-
der es meist zu erheblichen schädlichen Neben- tät des jeweiligen Radionuklids herangezogen, kation
wirkungen kommt. Die TD50 (Dosis, bei der in- das während einer bestimmten Zeit auf Men- – erneute Kontrolle durch dieselbe Person
nerhalb eines bestimmten Zeitraums bei 50 % schen von außen einwirkt oder von ihnen aufge- – erneute Kontrolle durch eine andere Person
der Individuen eine toxische Wirkung eintritt) nommenen wird. als bei der ersten Kontrolle (2 unabhängige
ist ein wichtiges Kriterium zur Abschätzung der Dosis infectiosa f: syn. DI50 %; Abk. DI. Infekti- Kontrollen jeweils durch unterschiedliche
therapeutischen Breite* eines Arzneimittels. Die öse Dosis (ID) eines Virus, die bei 50 % der Test- Personen zeitgleich oder nacheinander; Dop-
431 Down-Syndrom

pelkontrolle im eigentlichen Sinne; sog. cross Diagnostik: ta*-Rezeptoren nach lang dauernder Anwen-
check bzw. cross monitoring) – Rekto-digitale oder vaginale Palpation dung von Betasympathomimetika*). Down-Re-
– Vier*-Augen-Prinzip und verbale Kommuni- – CT-Abdomen gulation führt zur pharmakologischen Tole-
kation (akustische Wiedergabe einer ärztli- – Ultraschalluntersuchung, rektale oder vagi- ranz*.
chen Anordnung, sog. read back, im closed* nale Endosonografie* Downstaging: Nach erfolgter Intervention
loop system) als Teil von Crisis* Resource – MRT. weniger ausgeprägter Tumorbefall hinsichtlich
Management (CRM). Therapie: Je nach Lage und Befund: Größe und Organbefall. Mögliche Therapiemo-
Double-Crush-Syndrom n: engl. double crush – Ultraschall oder CT-gestützte transrektale, dalitäten dieses neoadjuvanten* Ansatzes sind:
syndrome. Zwei oder mehrere Kompressions- transvaginale oder transabdominale Punkti- Chemotherapie, Radiatio, Embolisation und D
schäden im Verlauf eines Nerven (z. B. Karpal- on und Drainage Hormontherapie. Vielfach kann dadurch die
tunnelsyndrom* und Nervenwurzelirritation – laparoskopisch gestützte oder offen chirurgi- operative Ausgangssituation verbessert werden.
bei Spondylosis* deformans); im weiteren Sinn sche Abszessausräumung und -drainage. Down-Syndrom n: engl. Down syndrome; syn.
gleichzeitige Schädigung verschiedener Nerven Douglas-Lagerung → Fowler-Lagerung Morbus Langdon-Down. Numerische, autoso-
durch Kompression oder zusätzlich prädispo- Douglasozele → Rektozele male Chromosomenaberration*, meist als klas-
nierende Erkrankung mit Polyneuropathie* Douglas-Punktion f: engl. culdocentesis. Punk- sische Trisomie* (3-faches Chromosom 21 infol-
(z. B. bei Diabetes* mellitus). tion des Douglas-Raums, die entweder sonogra- ge Non*-disjunction), selten als Translokations-
Double-Inlet-Ventriøkel m: engl. double inlet fisch oder CT-gestützt, diagnostisch oder thera- trisomie* 21. Bereits im Mutterleib bestehen
ventricle. Seltener komplexer angeborener* peutisch, transvaginal oder transrektal durch- zahlreiche Fehlentwicklungen, intrauterine Di-
Herzfehler mit Füllung eines funktionellen geführt wird. Sie wird eingesetzt z. B. bei Doug- agnostik geschieht sonografisch, interventionell
oder anatomisch singulären Ventrikels über las*-Abszess (v. a. bei chronisch-entzündlichen und laborchemisch. Betroffene sind intelligenz-
2 AV-Klappen und meist Rudimenten eines Darmerkrankungen oder intensivpflichtigen gemindert und haben häufig Herzfehler. Die
rechten (Double-Inlet-Left-Ventrikel; DILV) Patienten). Lebenserwartung ist eingeschränkt. Siehe
bzw. (selten) linken Ventrikels (Double-Inlet- Douglas-Raum m: engl. pouch of Douglas; syn. Abb. 1.
Right-Ventrikel; DIRV). Douglas̀scher Raum. Klinische Bezeichnung für Klinik: Intra- und extrauterine Fehlentwick-
Double-Outlet-Ventrikel m: engl. double out- die zwischen Uterus* und Rektum* gelegene lung fast sämtlicher Gewebe und Organe, die
let ventricle; Abk. DOV. Komplexer angeborener* Excavatio rectouterina, die bei der Frau der langsam wachsen, unreif bleiben, schneller al-
Herzfehler mit überwiegendem Ursprung von tiefste Punkt der Bauchhöhle ist. Transvaginal tern und Fehlbildungen aufweisen:
Aorta und A. pulmonalis aus der rechten bzw. werden hier per Ultraschall* Flüssigkeitsan- – Unterschiedlich ausgeprägte, typische Dys-
linken Herzkammer; meist mit Transposition* sammlungen (Blut*, Eiter*, Aszites*) dargestellt. morphie: 1. rundlicher Kopf, Kleinwuchs,
der großen Arterien. Die Hämodynamik (Herz- Beim Mann liegt der Douglas-Raum zwischen Brachyzephalus, Mikrozephalie 2. lateral-
insuffizienz) und Zyanose* sind abhängig von Harnblase* und Rektum und heißt Excavatio kranial ansteigende Lidachsen und Epikan-
Lokalisation des Ventrikelseptumdefekts* und rectovesicalis. thus (siehe Abb. 2), Hypertelorismus, breite
Vorhandensein und Schweregrad einer Pulmo- Douglas-Schmerz m: Bei der rektodigitalen Nasenwurzel, tiefsitzende Ohren, meist offe-
nalstenose*. Behandelt wird operativ. Untersuchung im rechten Unterbauch auszulö-
Formen: sender Schmerz bei Appendizitis*.
– Double-Outlet-Right-Ventrikel (DORV): Douglas-Selbstentwicklung f: engl. Douglas’
Ursprung von Aorta und A. pulmonalis aus spontaneous evolution. Vaginale Geburt eines
rechtem Ventrikel Kindes aus Querlage, durch Abknickung und
– Double-Outlet-Left-Ventrikel (DOLV): dem Fraktur der Wirbelsäule im oberen Teil. Eine
DORV seitenverkehrt entsprechender, we- Douglas-Selbstentwicklung kommt heute
sentlich weniger häufig vorkommender durch die Geburt per Sectio caesarea bei Querla-
DOV. ge* eigentlich nicht mehr vor.
Klinik: Hämodynamik (Herzinsuffizienz) und DOV: Abk. für → Double-Outlet-Ventrikel
Zyanose* je nach Lokalisation des Ventrikelsep- Downey-Zellen f pl: engl. Downey’s cells. Im
tumdefekts und Fehlen oder Vorhandensein peripheren Blut bei Mononucleosis* infectiosa
und Schweregrad einer Pulmonalstenose*. auftretende mononukleäre Lymphoidzellen*
Diagnostik: Nachweis durch Echokardiografie* mit polymorph geformtem Kern mit aufgelo-
und ggf. Herzkatheterisierung* mit Angiokar- ckerter Chromatinstruktur und basophilem
diografie. Protoplasma mit zahlreichen Vakuolen. Down-Syndrom Abb. 1: Karyogramm bei
Therapie: Operativ. Downhill-Varizen f pl: engl. downhill esophage- Trisomie 21. [181]
Douglas-Abszeø ss m: engl. Douglas abscess. al varices. Ösophagusvarizen* im oberen Öso-
Durch Entzündungen in der Bauchhöhle vor- phagusdrittel, verursacht durch eine Obstrukti-
wiegend bei Appendizitis* und Adnexitis ent- on der Vena cava superior und ggf. der Vena
stehende Eiteransammlung am tiefsten Punkt azygos mit Umkehr des Blutflusses in den obe-
der Bauchhöhle, dem sogenannten Douglas*- ren Venenplexus des Ösophagus.
Raum. Down-Regulation f: Verminderung der An-
Klinik: zahl von Rezeptoren einer Zelle durch vermin-
– Fieber, Schüttelfrost derte Genexpression* oder gesteigerten Abbau
– Miktionsbeschwerden nach anhaltender Rezeptor-Stimulation bei Down-Syndrom Abb. 2: charakteristische lateral-
– Tenesmen, Stuhldrang. Therapie mit Rezeptor-Agonisten (z. B. von Be- kranial ansteigende Lidachsen und Epikanthus. [181]
Doxazosin 432

ner Mund mit vermehrter Speichelsekretion lich bildet es reaktive Sauerstoffspezies. Seine Drainageoperationen f pl: engl. drainage op-
und großer, gefurchter Zunge 3. Vierfinger- antineoplastische Wirkung wird bei der Thera- eration; syn. Drainageoperation. Spezielle chi-
furche in den Handflächen (in 40–75 % der pie zahlreicher Krebserkrankungen genutzt. rurgische Verfahren zur Behandlung therapie-
Fälle), Einwärtskrümmung (Klinodaktylie) Häufige Nebenwirkungen sind u. a. Kardiotoxi- refraktärer Schmerzsymptomatik oder von
der Endglieder des 5. Fingers; Fußdeformitä- zität, Knochenmarksdepression und gastroin- Komplikationen bei chronischer Pankreatitis*.
ten (sog. Sandalenlücke) 4. Unterentwick- testinale Beschwerden. Resistenzentwicklung Man unterscheidet zwischen resezierenden
lung der Kiefer und Zähne sowie verspäteter führt zum Therapieversagen. Techniken und reinen Gangdrainagetechniken
knöcherner Schluss der Schädelnähte und der Doxycyclin n: engl. doxycycline. Antibiotikum sowie Verfahren zur Drainage einer Pankreas-
D Fontanelle ohne Verzögerung der Knochen- mit breitem Wirkspektrum (auch intrazellulär) pseudozyste.
kernentwicklung und Antiprotozoenmittel* aus der Klasse der Draize-Test m: engl. Draize test. Tierversuch
– meist erhebliche, aber individuell verschieden Tetracycline zur oralen und parenteralen An- an Kaninchen, der aus Tierschutzgründen heu-
entwicklungsfähige Intelligenzminderung wendung. UV-Strahlung soll während der Ein- te selten durchgeführt wird. Er dient der Haut-
– Muskelhypotonie, Cutis* laxa, tiefstehender nahme vermieden werden. Gastrointestinale verträglichkeitsprüfung als Referenztest inzwi-
Nabel (oft mit Hernie) Nebenwirkungen werden durch Einnahme schen nur noch für jene Substanzen, die bei In-
– angeborener Herzfehler in 40–60 % der Fälle während einer Mahlzeit gemindert. Doxycyclin vitro-Testungen an humanen Corneaepithelzel-
(meist atrioventrikulärer Septumdefekt*) wird nicht angewendet bei Kindern wegen Kno- len keine Effekte zeigen.
– mit zunehmendem Lebensalter überdurch- chenwachstumsstörungen und Zahnschmelz- Vorgehen: Bewertung der Reaktion nach Auf-
schnittlich häufig ALL und Alzheimer- defekten. tragen auf die Haut oder Einbringen in den Bin-
Krankheit. DPN: Abk. für Diphosphopyridinnucleotid → dehautsack des Auges. Alternativ wird der sog.
Diagnostik: Nicotinamid-Adenin-Dinucleotid Hühnerei-Test an der Chorion-Allantois-Memb-
– Charakteristischer Phänotyp bereits bei Ge- Dracontiøasis → Drakunkulose ran (Abk. HET-CAM) durchgeführt.
burt, Brushfield-Flecken in der hellen Iris Dracunculiasis → Drakunkulose Drakunkulose f: engl. dracunculiasis; syn. Dra-
junger Säuglinge, die sich mit zunehmen- Drahtextension f: engl. skeletal traction. Ex- contiasis. Inzwischen sehr seltene tropische In-
dem Lebensalter und Pigmenteinlagerungen tensionsmethode* (Extremitäten) mit Zugwir- fektion mit dem Medinawurm Dracunculus me-
verlieren kung über einen transossär quer eingebrachten dinensis. Betroffene leiden unter allergischen
– pränatal durch Amniozentese* oder Chorion- Draht (Kirschner-Draht), über den mit einem Reaktionen, Ulcera und Abszessen. Der adulte
biopsie*; Screening: im ersten Schwanger- Bügel Längszug in einer Extensionsvorrichtung Wurm kann extrahiert werden. Trinkwasserhy-
schaftstrimester mit Berechnung der Wahr- ausgeübt werden kann. Indikationen sind tem- gienemaßnahmen wirken prophylaktisch und
scheinlichkeit für Down-Syndrom anhand: poräre Reposition und Retention bei nicht pri- haben den Wurm weitgehend ausgerottet.
1. sonografischer Bestimmung der Nacken- mär operabler Fraktur der unteren Extremität Prävention:
transparenz (Nackenödem) 2. Konzentration oder Acetabulumfraktur. – Filtrieren oder Abkochen des Trinkwassers
von Beta*-HCG und PAPP*-A im Blut 3. Le- Drahtnaht f: engl. stainless steel wire suture. – baulicher Schutz von Brunnen gegen fäkale
bensalter der Schwangeren und Anamnese Naht mit rostfreiem Stahldraht, z. B. bei Osteo- Kontamination.
4. zusätzlicher Parameter (zweites Schwan- synthese* und Sehnennaht* (Lengemann*- Dranginkontineø nz f: engl. urge incontinence.
gerschaftstrimester): Inhibin A, Estriol* und Drahtnaht). Form der Harninkontinenz* mit unwillkürli-
Alphafetoprotein*. Drahtosteosynthese → Osteosynthese chem Harnverlust mit gleichzeitigem oder vo-
Prognose: Drahtpuls m: engl. wiry pulse. Sehr harter Puls rausgegangenem plötzlichem Drangempfin-
– Mittlere Lebenserwartung > 50 Jahre durch gleichzeitigen Anstieg des systolischen den. Früher wurde nach dem Befund der Zysto-
– bei frühzeitig begonnener und individuell und diastolischen Blutdrucks, u. a. bei fixierter tonometrie in eine sensorische und motorische
angepasster Förderung gute soziale Integra- renaler Hypertonie und Eklampsie*. Form unterschieden. Die Therapie ist schwierig,
tion und teilweise Selbstständigkeit möglich. Drainage f: Therapeutische Ableitung einer eine Heilung selten.
Doxazosin n: Antihypertensivum aus der pathologischen Ansammlung von Flüssigkeit Ursachen:
Gruppe der selektiven Alpha*-Rezeptoren-Blo- (Wundsekret, Blut oder Eiter, Galle, Pankreasse- – Harnwegsinfektion*
cker. Es wird bei arterieller Hypertonie* und kret, Harn, Liquor, Lymphe) oder von Gas. Die – interstitielle Zystitis*
beim benignen Prostatasyndrom* eingesetzt. Einlage des Drains (Latex-, Silikondrain, Gaze) – intravesikale Obstruktionen, z. B. benigne
Wechselwirkungen mit Phosphodiesterase- erfolgt als geschlossenes, halbgeschlossenes Prostatavergrößerung bei Männern oder Fol-
Hemmern (z. B. Sildenafil*) sind möglich. oder offenes System mit und ohne Sog. ge der TVT-Operation bei Frauen (TVT = ten-
Doxepin n: engl. doxepine. Trizyklisches Anti- Formen: sionfree vaginal tape)
depressivum mit ausgeprägten sedierenden und – Blasendrainage* – Fremdkörper
anxiolytischen Eigenschaften. Es wird auch beim – Thoraxdrainage* – Tumor
chronischen Schmerzsyndrom*, Angstzuständen – Ventrikeldrainage* – Östrogenmangel im Klimakterium
und Entzugssyndromen* eingesetzt. Wechsel- – prophylaktische postoperative Drainage (Re- – Störungen der Innervation oder Sensorik
wirkungen treten in Kombination mit anderen don*-Saugdrainage) zur: 1. Verminderung – (häufig) psychosomatisch.
Antidepressiva und Tranquilizern auf. Gewichts- von Wundinfektionen 2. Kontrolle von Nach- Klinik:
zunahme, Mundtrockenheit und Müdigkeit ge- blutung, Ergussbildung und Anastomosen- – Unwillkürlicher Verlust mehrerer kleiner
hören zu den häufigen Nebenwirkungen. insuffizienz Harnvolumina am Tag
Doxorubicin n: engl. doxorubicine; syn. Hydro- – bei Spülung* von Wundhöhlen und infizier- – imperativer Harndrang mit Einsatz von Hal-
xydaunorubicin. Zytostatikum (Anthracyclin). ten Arealen, z. B. intrathorakale oder intraab- temanövern, oft assoziiert mit perigenitaler
Doxorubicin hemmt RNA- und DNA-Polymera- dominale Abszesse, Pankreasnekrose. Dermatitis
sen sowie das Enzym Topoisomerase II, zusätz- Drainageoperation → Ventrikeldrainage – Enuresis nocturna
433 Dreikompartimentmodell

– evtl. komorbide psychische Störungen, meist 4 Stunden auf 62° in Abhängigkeit von der – Urinproben können unterschiedlich ausge-
infolge der Harninkontinenz Kreislaufsituation und dem intrathorakalen* wertet werden, z. B.: 1. bakteriologisch 2. zy-
– zerebrale und neuropathische Veränderungen Druck tologisch
– Altersveränderungen des Detrusors. – Dauer mindestens 18 Stunden am Tag – Aussagekraft der Dreigläserprobe eher ge-
Diagnostik: – stufenweise Verringerung des Drehwinkels ring, gibt nur einen groben Überblick.
– Anamnese einschließlich Miktionsprotokoll* zur Entwöhnung. Indikationen:
– symptomorientierte Evaluation mittels spe- Indikation: Einsatz insbesondere in der Inten- – Urethritis
zieller Fragebögen sivmedizin zur gleichmäßigen Durchblutung – Zystitis
– körperliche Untersuchung (einschließlich Va- und Funktionsanregung der inneren Organe – Prostatitis. D
ginoskopie bei Frauen) (Pneumonie- und Atelektaseprophylaxe und Dreikammer-Saugsystem n: Geschlossenes
– Urinstatus und -kultur Vermeidung von Lungenversagen). System zur Ableitung und zum Auffangen von
– Sonografie mit Restharnbestimmung Drehmann-Zeichen → Epiphyseolysis capitis krankhaften Flüssigkeitsansammlungen (Blut,
– Urethrozystoskopie femoris Sekret) und evtl. Luft aus der Pleurahöhle bei
– weiterführend ggf. Videourodynamik*, Drehnystaø gmus → Nystagmus Thoraxdrainage.
Schnittbildverfahren* oder neurophysiologi- Drehosteotomie f: engl. rotation osteotomy. Vorgehen:
sche Untersuchungen. Osteotomie* zur Beseitigung einer Torsion in- – Die Entleerung der Pleurahöhle erfolgt durch
Therapie: nerhalb eines Röhrenknochens, beispielsweise einen kontinuierlichen Sog von 10–20 cm
– Kausal bei organischer Ursache zur Korrektur einer Schenkelhalsfehlstellung. Wassersäule.
– symptomatisch durch Blasentraining* Drehprüfung → Gleichgewichtsprüfungen – Das Sekret wird über ein in den Pleuraspalt
– medikamentös: 1. Muscarinrezeptorantago- Drehschwindel → Schwindel eingelegtes Drainagerohr aufgefangen und in
nisten (Parasympatholytika*) 2. Antidepressi- Dreiblättrige Keimscheibe f: engl. germ disk; eine oder mehrere skalierte Sammelkam-
va* 3. Antispasmodika (Spasmolytika*) 4. α*- syn. Keimschild. Entwicklungsabschnitt in der mern eingeleitet.
Rezeptoren-Blocker 5. Vasopressinanaloga Embryogenese. Sie besteht aus einem oberen – Unterdruck und Luft gelangen über eine
– interventionell: 1. steriler intermittierender Ektoderm*, einem mittleren Mesoderm* und Überleitung in eine mit destilliertem Wasser
(Selbst-)Katheterismus 2. intravesikale Appli- unterem Entoderm*. Durch auswandernde Ek- gefüllte zweite Kammer (Wasserschloss*), die
kation von Botulinumtoxin 3. Elektrostimu- todermzellen der zweiblättrigen Keimscheibe das Eindringen von Außenluft verhindert
lation des Beckenbodens und der Blasenregi- zwischen Epiblast und Hypoblast entstehen das und das Vakuum im Fall einer Trennung
on 4. permanente (sakrale) Neuromodulati- Mesoderm und damit die dreiblättrige Keim- vom aktiven Saugsystem erhält.
on* 5. selektive Sakralnervenblockade scheibe. – Das Vakuum wird in die dritte Kammer, ein
– operativ: 1. Sphinkterotomie zur Senkung Dreiecklappenplaø stik f: engl. triangular falp mit Wasser gefülltes Manometer, weitergelei-
des intravesikalen Drucks 2. selektive Rhizo- plasty. Chirurgische Technik zur Verhinderung tet, an dem der vorhandene Unterdruck im
tomie der sakralen Hinterwurzeln 3. Ver- einer Anastomosenstenose bei Anlage einer bi- Thorax des Patienten ablesbar (entspricht et-
schluss des Blasenhalses mit vesikokutaner liodigestiven Anastomose*. Eine antimesenteri- wa der Summe aus der eingestellten Sogstär-
Harnableitung 4. Augmentationsverfahren al gelegene und nach Roux-Y (siehe Roux*-Ope- ke und der Höhe der Wassersäule im Wasser-
der Harnblase 5. suprabubische Harnablei- ration) ausgeschaltete Jejunumschlinge wird in schloss) und über ein Ventil regulierbar ist.
tung (als ultima ratio). Form eines Dreiecks inzidiert und mit dem – Über ein Entlastungsventil kann ein plötzli-
Draw-Over-Verdampfer → Verdampfer längs eingeschnittenen Gallengang anastomo- cher Druckanstieg (z. B. bei Husten) ausgegli-
Dreamy State: Z. B. zu Beginn eines fokalen siert. Das Verfahren wird heute nur noch selten chen werden.
epileptischen Anfalls* auftretende, kurz dau- angewendet. Dreikammerschrittmacher → Resynchroni-
ernde traumähnliche Bewusstseinsveränderung Dreiecksbein → Ossa carpi sationstherapie, kardiale
mit Illusionen oder Halluzinationen und affek- Dreieck, schwarzes → Arzneimittelzulassung Dreikompartimeø ntmodell n: engl. three com-
tiver Tönung (meist Angst). Währenddessen Dreifachblindstudie → Studie, klinische partment model. Pharmakokinetisches Modells
scheinen Gegenstände der Umgebung weit ent- Dreifußzeichen n: engl. Amoss’ sign; syn. mit Unterscheidung von 3 Kompartimenten*.
rückt (Mikroteleopsie) und oft besteht das Ge- Amoss-Zeichen. Auf Meningitis* hinweisende Beschrieben werden 1 zentrales und 2 periphe-
fühl einer Vertrautheit mit einer sonst fremden Unmöglichkeit zu sitzen, ohne dass die Arme re, über das zentrale Kompartiment verbundene
Umgebung (Déjà-vu-Erlebnis). hinter dem Gesäß dreifußartig aufgestützt wer- Verteilungskompartimente. Das Dreikomparti-
Drehanode → Röntgenröhre den. mentmodell wird eingesetzt bei der target con-
Drehbett → Sandwich-Bett Dreigefäßerkrankung → Herzkrankheit, ko- trolled infusion (TCI) zur Beschreibung der
Drehbett n: engl. patient rotation bed; syn. ronare Pharmakokinetik lipophiler Arzneimittel, z. B.
Egerton-Stoke-Mandeville-Bett. Spezialbett zur Dreigläserprobe f: engl. three-glass test. Frakti- Umverteilung von Injektionsnarkotika oder
kinetischen Therapie, d. h. gezielten und auto- onierte Harngewinnung zur orientierenden Lo- Opioiden*.
matischen Lageveränderung des Körpers durch kalisation eines pathologischen Prozesses, ins- Einteilung:
kontinuierliche Drehung des Patienten um die besondere einer Hämaturie in Harnröhre und – Zentrales Kompartiment (zentraler Vertei-
Längsachse zu beiden Seiten. Dabei ist Rotation Prostata, Harnblase oder oberem Harntrakt. lungsraum V1: Blutplasma, Lunge, Herz, Nie-
um 360° möglich. Eine Wirkung setzt erst ab Vorgehen: ren, Gehirn
40° ein. – Gewinnung von 3 verschiedene Harnfraktio- – peripheres schnell äquilibrierendes Kompar-
Vorgehen: nen: 1. Erststrahlurin aus Harnröhre und tement (V2): Muskulatur, innere Organe
– Möglichst frühzeitiger, stufenweiser Beginn Prostata 2. Mittelstrahlurin aus der Harnbla- – peripheres langsam äquilibrierendes Kom-
der kinetischen Therapie mit einer Steige- se 3. Terminalstrahlurin (3. Portion) nach partiment (V3, sog. tiefes Kompartiment):
rung des Rotationswinkels innerhalb von 3– Prostatamassage mit nachgelaufenem Urin Fettgewebe, Knochen.
Dreimonatsspritze 434

Dreistufenpille → Kontrazeption, hormonale Droge [Arzneidroge] f: engl. drug. Ursprüng-


Dreitagefieber → Exanthema subitum lich Bezeichnung für getrocknete Arzneipflan-
Dreitagefieber → Malaria tertiana zen oder deren Teile, die direkt oder in verschie-
Dreiwegehahn [Instrumente, Geräte, Materi- denen Zubereitungen als Heilmittel verwendet
al] m: engl. triple valve. Spezialzubehör zum oder aus denen Tee und Extrakte* hergestellt
Infusionsgerät zur Gabe zusätzlicher intravenö- oder die Wirkstoffe isoliert werden.
ser Arzneimittel oder zur Verabreichung mehre- Droge [Rauschmittel] f: Bezeichnung für ver-
rer Infusionen*. Er ermöglicht einen Durchfluss schiedene Klassen psychotroper Substanzen, de-
D in 3 Richtungen. Über die Stellung des sog. ren Besitz nach dem Betäubungsmittelgesetz
Hahnkükens wird die Durchflussrichtung be- (BtMG) entweder verboten ist (z. B. Opioide,
stimmt. Der nicht benutzte Weg bleibt mit ei- Cannabinoide oder Amphetamine) oder die in
ner Verschlusskappe gesichert. einer nicht bestimmungsgemäßen Form ver-
Dreikompartimentmodell: Plasmakonzentration Hinweis: Mehrere hintereinanderliegende Drei- wendet werden (z. B. Benzodiazepine).
(halblogarithmisch) nach Wirkstoffapplikation; lncp: wegehähne werden als Hahnbank bezeichnet. Drogenabhängigkeit f: engl. drug dependence.
natürlicher Logarithmus der Plasmakonzentration; Drepanozytose → Sichelzellenanämie Abhängigkeit* von illegal bzw. nicht bestim-
t: Zeit; a: Einkompartimentmodell; b: Zweikomparti- Drescherkrankheit → Farmerlunge mungsgemäß verwendeten Substanzen mit psy-
mentmodell; c: Dreikompartimentmodell (triphasi- Dressler-Syndrom → Kältehämoglobinurie, chotroper Wirkung (z. B. Amphetamine, Hallu-
scher Verlauf: α-Phase i. S. schnelle Verteilung, paroxysmale zinogene, Opioide).
β-Phase i. S. langsame Verteilung, Rückverteilung, Dressler-Syndrom → Postmyokardinfarkt- Drogenikterus m: engl. drug icterus. Arznei-
γ-Phase i. S. terminale Elimination). syndrom mittelikterus* infolge einer intrahepatischen
DRI: Abk. für → Dietary Reference Intakes Cholestase*.
Drift → Blickbewegungen Drogen-Intoxikation f: syn. Drogen-Vergif-
Vorgehen: In der halblogarithmischen Plasma- Drift, genetische f: engl. genetic drift. Verände- tung. Vergiftung mit Rauschmitteln und ande-
konzentrationskurve werden die 3 pharmakoki- rung der Genhäufigkeiten in einer Bevölkerung ren Drogen, die zu akut lebensbedrohlichen Zu-
netischen Phasen mit linearem Verlauf darge- von Generation zu Generation infolge von Zu- ständen sowie zu schweren chronischen Vergif-
stellt (siehe Abb.). Analog zu Hybridkonstanten fallsabweichungen, was sich besonders bei klei- tungssymptomen führen. Die Symptomatik
werden sie bezeichnet als ner Populationsgröße bemerkbar macht. hängt von der jeweiligen Droge ab.
– α-Phase mit schneller Verteilung Drillinge → Mehrlinge Drogenmissbrauch → Substanzgebrauch,
– β-Phase mit langsamer Verteilung und Rück- Dringliche Operation f: syn. zweite Operati- schädlicher
verteilung onsphase. Innerhalb von 24 Stunden durchzu- Drogenmissbrauch → Substanzmissbrauch
– γ-Phase mit terminaler Elimination. führende Operation. Die chirurgische Maßnah- Drogennotfall m: engl. drug emergency. Le-
Die Clearance aus den unterschiedlichen Kom- me soll eine Verschlechterung oder ein Fort- bensbedrohlicher psychomotorischer oder kar-
partimenten ist durch die jeweilige Geschwin- schreiten des Krankheitsbildes bzw. eine weite- diopulmonaler Zustand, der durch eine Über-
digkeitskonstante (k; Verteilung, Elimination) re Beeinträchtigung des Allgemeinzustandes dosierung von Drogen* ausgelöst wird und ggf.
definiert. des Patienten verhindern. Dringliche Operatio- sofortige Reanimationsmaßnahmen erfordert.
Dreimonatsspritze → Kontrazeption, hormo- nen sind z. B. indiziert bei blutendem Ulkus, Klinik:
nale Ileus* und instabiler Fraktur. – Bewusstlosigkeit*
Dreipunktkorseø tt n: engl. three point corset. Drittelzellen f pl: Früher übliche Angabe der – Atem- und/oder Herzstillstand (siehe Herz*-
Abnehmbares Stützkorsett zur Ruhigstellung Zellzahl des Liquor cerebrospinalis in Zellen Kreislauf-Stillstand)
einer stabilen Wirbelkörperfraktur (Wirbelfrak- pro 3 Mikroliter (μl), wogegen die Angabe heute – Opioide*, Benzodiazepine, Barbiturate und
tur*) im Bereich des unteren BWS-Drittels bzw. in Zellen pro Mikroliter erfolgt. Alkohol* wirken (besonders bei gleichzeiti-
der LWS mit Abstützungspunkten über Ster- Dritter Raum → Third Space gem Konsum) dämpfend auf das Atemzen-
num, Symphyse und mittlerer LWS zur Lordo- Dritter-Ton-Galoø pp m: engl. S3 gallop; syn. trum* und können zu einer lebensbedrohli-
sierung* der Wirbelsäule. Siehe Abb. protodiastolischer Galopp. Kräftiges Hervortre- chen Einschränkung der Atmung führen
ten des 3. Herztons zu Beginn der Diastole (ca. – bei Intoxikation mit Amphetaminen, Me-
0,12–0,16 Sekunden nach dem Aortenanteil des tamphetaminen, Kokain ausgeprägter Sym-
2. Herztons) mit Punctum maximum über der pathikotonus u. a. mit Hypertonie, Tachykar-
Herzspitze in Linksseitenlage. Ursache sind die*, Hyperthermie* und Dehydratation*.
muskuläre Vibrationen der Ventrikelwand beim Therapie:
raschen Einströmen des Bluts aus den Vorhöfen – Sofortige Reanimation*
in die Kammern. – bei Verdacht auf Opioidintoxikation Gabe
Vorkommen: von Naloxon* (Opioid*-Antagonist).
– Physiologisch: Kinder, Jugendliche, Schwan- Drogenscreening n: Laborchemisches Verfah-
gerschaft (3. Trimenon) ren zum Nachweis vom Drogenkonsum. Vor-
– pathologisch: Erkrankungen, die mit einer wiegend Urin, aber auch Blut* oder Haare* wer-
beschleunigten oder erhöhten Ventrikelfül- den auf das Vorhandensein von Drogen* und
lung (Volumenbelastung) einhergehen, z. B. deren Abbauprodukten untersucht.
Herzinsuffizienz*, Hyperthyreose*, Myokar- Dromedartypus m: engl. double-peaked fever
ditis* oder Vorhofseptumdefekt*. curve. Zweigipfeliger Verlauf einer Fieberkurve,
Dreipunktkorsett charakteristisch für Virusinfektionen wie z. B.
435 Druckrezeptoren

Poliomyelitis*, Masern* und Variola*. Dabei – ein Druckschmerz über dem rechten Ober- Druck, intraventrikulärer → Herzkatheteri-
folgt einer ersten Fieberphase (mit unspezifi- bauch kann auf eine Lebererkrankung hin- sierung
schen Infektsymptomen) nach kurzem Intervall weisen Druck, intraventrikulärer → Ventrikeldruck
eine zweite Fieberphase (Relaps), begleitet von – die Druckschmerzhaftigkeit zweier Tast- Druck, kolloidosmotischer m: engl. colloid os-
spezifischen Organmanifestationen (Exanthem, punkte im rechten Unterbauch (McBurney*- motic pressure; syn. onkodynamischer Druck;
Parese, Pneumonie, Enzephalitis). Punkt und Lanz*-Punkt) sind typisch bei ei- Abk. KOD. Osmotischer Druck gelöster Kolloi-
Dromomanie → Poriomanie ner akuten Appendizitis. de. Der KOD wird im Blutplasma hauptsächlich
dromotrop: engl. dromotropic. Die Leitungsge- Druckfallkrankheit → Caisson-Krankheit durch die Albuminkonzentration bestimmt
schwindigkeit der Erregung im Herzmuskel be- Druckfiltration f: Filtration mit speziellen Fil- und beträgt bei einem Proteingehalt von 75 g/l D
einflussend, wobei ein positiv dromotroper Ef- tern (Papierfilter, Membranfilter, Glasfaserfilter 3,2 kPa (24 mmHg), im Interstitium 0,7 kPa
fekt die Erregungsleitungsfähigkeit des Her- etc.) und Überdruck zwischen Rohmedium und (5 mmHg). Er beeinflusst den konvektiven Aus-
zens steigert und ein negativ dromotroper Ef- Reinmedium bei schwer filtrierbaren Flüssig- tausch von Flüssigkeit zwischen Kapillarbett
fekt die Erregungsleitungsfähigkeit senkt. keiten, z. B. zur sterilen Filtration von Gewebe- und umgebendem Gewebe.
Drop Attack: Plötzlicher Sturz unklarer Ursa- kulturlösungen. Druckkonus m: engl. pressure cone. Verände-
che ohne Bewusstlosigkeit mit Einknicken der Druckgradient, hepatisch-portalvenöser → rung der Form des Kleinhirns* oder Schläfen-
Beine. Ausgeschlossen werden sollten ursächli- Lebervenen-Verschlussdruck lappens infolge hirndruckbedingter Verlage-
che Herzrhythmusstörungen* und vertebroba- Druckinfusion → Schnellinfusion rung nach unten (Hirndrucksteigerung*) mit
siläre Durchblutungsstörungen*. Druck, intraabdominaler m: engl. intraabdom- Einklemmung* der Kleinhirntonsillen* in das
Drosera rotundifolia → Sonnentau inal pressure; Abk. IAP. Druck innerhalb des Ab- Foramen magnum bzw. von basalen Anteilen
Drosophila melanogaø ster f: engl. black-bellied domens. Bei Normalgewicht liegt der IAP bei des Schläfenlappens oder des Mesenzephalons*
dew-lover. Modellorganismus der klassischen ca. 0 mmHg, z. T. subatmosphärisch, unter Be- im Tentoriumschlitz*. Klinisch besteht die Ge-
Genetik, wurde von dem amerikanischen Zoo- atmung evtl. höher (< 5 mmHg). Bei intraabdo- fahr einer zentralen Atemlähmung* bzw. eines
logen Thomas Hunt Morgan als Versuchstier mineller Druckerhöhung sind hämodynami- akuten Mittelhirnsyndroms*.
eingeführt. sche Konsequenzen möglich, da bei IAP ≥ 15– Drucklähmung f: engl. pressure paralysis. Läh-
Drosselmarke → Strangulation 16 mmHg der venöse Rückstrom zum Herzen mung, die durch Druck auf einen peripheren
Drosselungshochdruck → Goldblatt-Mecha- vermindert wird. Nerv verursacht wird, z. B. Peroneuslähmung*,
nismus Bestimmung: Radialislähmung*, Serratuslähmung*, Ulnaris-
Drosselvene → Vena jugularis interna – Endexspiratorisch in flacher Rückenlage lähmung* oder Rucksacklähmung*. Druckläh-
Drosselvene f: engl. jugular. In der medizini- – indirekt (wenig invasiv) durch standardisier- mung kann ggf. anerkannt werden als Berufs-
schen Fachsprache Bezeichnung für Sperrvene, te Druckmessung meist intravesikal mittels krankheit Nr. 2106.
in der Umgangssprache zugleich Bezeichnung Blasenkatheter. Druckluftkrankheit → Barotrauma
für die 3 Halsvenen Vena jugularis anterior, Ve- – Physiologisch erhöht: z. B.: 1. bei Adiposi- Druckluftkrankheit → Caisson-Krankheit
na jugularis externa und Vena* jugularis in- tas* 2. während Schwangerschaft (wegen Druckluftverordnung f: „Verordnung über
terna. langsam kontinuierlichen Anstiegs mit Arbeiten in Druckluft“ vom 4.10.1972
DRU: Abk. für → Untersuchung, digitale rek- Adaptation der Organfunktionen) (BGBl. I S. 1909), zuletzt geändert am
tale – pathologisch erhöht: : 1. bei (abdominalem) 23.10.2013 (BGBl I S. 3882) als Arbeitsschutz-
Druckabfall-HWZ → Pressure Half Time Kompartmentsyndrom*. vorschrift für Arbeiten unter Überdruck von
Druck, atrialer → Herzzyklus Druck, intraatrialer → Herzzyklus mehr als 0,1 bar. Die Druckluftverordnung
Druck, atrialer → Wedge-Druck Druck, intraatrialer → Wedge-Druck schreibt u. a. arbeitsmedizinische Untersuchun-
Druckaufnehmer m: engl. pressure transformer; Druck, intrakranieø ller → Hirndruck gen vor.
syn. Druckwandler. Messaufnehmer zur träg- Druck, intraokularer → Augeninnendruck Drucknekrose f: engl. pressure necrosis. Durch
heitslosen, schnellen Registrierung von Drü- Druck, intrapleuraler m: engl. intrapleural pres- Druckeinwirkung abgestorbener Gewebebe-
cken, z. B. bei invasiver Blutdruckmessung*. sure; syn. Donders-Druck. Differenz zwischen zirk.
Das Prinzip beruht auf einer Widerstandsände- dem im Pleuraspalt herrschenden Druck und Druck, onkotischer → Druck, kolloidosmoti-
rung von Halbleitermaterialien bei Zug oder dem Atmosphärendruck. Infolge der hiluswärts scher
Druck. gerichteten Retraktionskraft des Lungengewe- Druck, osmotischer → Osmose
Druckdolenz f: engl. tenderness to palpation; bes und dem entgegengerichteten Bestreben des Druckosteosynthese → Osteosynthese
syn. Druckschmerz. Eigenschaft eines nerven- Thorax, sich auszudehnen, entsteht ein atem- Druck, periphervenöser → Venendruck, peri-
versorgten Gewebes oder Organs, durch die bei phasenabhängiger Unterdruck in der Pleura- pherer
Ausübung von mechanischem Druck, z. B. bei höhle*. Bei forcierter Exspiration nimmt der Druckphosphen → Phosphen
der Palpation, ein Druckschmerz entsteht und intrapleurale Druck positive Werte an. Druckpuls m: engl. pressure pulse. Pulsverlang-
wahrgenommen wird. Im Rahmen der Kran- Druck, intrapulmonaler m: engl. intrapulmo- samung auf bis zu 20/min infolge Reizung des
kenuntersuchung interessiert besonders, wenn nary pressure. Differenz von Alveolardruck zu at- N. vagus bei Hirndrucksteigerung*.
die Druckschmerzhaft nur bei krankhaften Pro- mosphärischem Druck, gemessen mit Ganzkör- Druckpunkte m pl: engl. pressure points. Typi-
zessen besteht. perplethysmografie*. Der intrapulmonale sche, bei bestimmten Erkrankungen druckemp-
Beispiele: Druck ist der atemphasenabhängige Druck in findliche Körperstellen, z. B. Valleix*-Punkte
– Ein Druckschmerz über den Schläfen ist cha- den Alveolen und Atemwegen der Lunge. Die bei Ischiassyndrom, McBurney*-Punkt bei Ap-
rakteristisch für eine Entzündung der dort Werte in Ruhe liegen zwischen 0,2 kPa bei Ex- pendizitis, Aurikulotemporalpunkt* bei Trige-
oberflächlich verlaufenden A. temporalis (Ar- spiration, 0 kPa in Atemruhelage und -0,2 kPa minusneuralgie.
teriitis temporalis) bei Inspiration. Druckrezeptoren → Drucksensoren
Drucksensor 436

Drucksensor → Druckaufnehmer Drüsen, paraprostatische f pl: engl. peripro- eine Assoziation mit kleinen Papillen bzw. Reti-
Drucksensoren m pl: Mechanosensoren* der static glands. Histologisch unterscheidbare, pe- nopathia* pigmentosa.
Haut, die auf Druckstärke (Merkel-Zellen, Tast- riurethral gelegene Anteile der Prostata ober- DSCT: Abk. für → Dual-source-CT
scheiben), Druckveränderung bei Berührung halb des Colliculus* seminalis, die Ausgangs- DSD: Abk. für disorder of sexual differentiati-
(Meissner-Tastkörperchen, Sensoren in der punkt der histologisch benignen Prostatahyper- on → Differenzierungsstörung, sexuelle
Haarwurzel) und Vibrationen (Vater-Pacini-La- plasie* sind. DSMRT: Abk. für Dobutamin-Stress-Magnet-
mellenkörperchen) reagieren. Drüsen, periurethrale → Drüsen, paraprosta- resonanztomografie → Herzkrankheit, koro-
Druck, sinusoidaler → Lebervenen-Ver- tische nare
D schlussdruck DRUG: Abk. für distales Radioulnargelenk → DSP: Abk. für Desmoplakin codierendes Gen
Drucksteigerung, intrakranieø lle → Hirn- Radioulnargelenk ARVD Carvajal-Syndrom → Carvajal-Syndrom
drucksteigerung Drug Coated Balloon → Drug Eluting Balloon DTA: Abk. für duldbare tägliche Aufnahme-
Druck-Strömungsdiagramm n: engl. pressure- Drug Eluting Balloon: engl. drug coated bal- menge → Acceptable Daily Intake
flow diagram; syn. Resistancekurve. Grafische loon (Abk. DCB); Abk. DEB. Bezeichnung für DTaP: Kombinationsimpfstoff* aus Diphthe-
Darstellung von Atemstromstärke gegen Alveo- (analog Drug Eluting Stent DES*) pharmakolo- rie-, Tetanus- und azellulärem Pertussis-Impf-
lardruckänderung in der Ganzkörperplethys- gisch (Paclitaxel) beschichteten Ballon(kathe- stoff. Von der Ständigen Impfkommission
mografie* zur Beurteilung des Atemwegswider- ter). Eine Zulassung besteht u. a. zur koronaren (STIKO) werden Kombinationsimpfstoffe gene-
stands* bei obstruktiven Ventilationsstörun- Ballondilatation* (PCI) bei In-Stent-Restenose rell empfohlen. Sie sind normalerweise genauso
gen*. Die Steigung der Kurve im Druck-Strö- (Restenose*). Weitere Prüfungen zur klinischen gut verträglich wie Einzelimpfstoffe und sorgen
mungsdiagramm gibt den Atemwegswider- Nutzenbewertung und Indikation sind bisher für eine geringere Anzahl von Injektionen und
stand wieder. nicht abgeschlossen. damit verbundenen unerwünschten Wirkun-
Druck, transpulmonaler m: engl. transpulmo- Drug Eluting Stent: syn. DES [Kardiologie]; gen.
nary pressure; Abk. TPD. Differenz zwischen Al- Abk. DES. Koronarstent mit Polymerbeschich- Prozedere: Nach den Empfehlungen des Robert
veolardruck* und intrapleuralem Druck*. Der tung, aus der ein proliferationshemmendes Koch-Instituts ist bei Verletzungen der Impfsta-
TPD bestimmt Dehnung und Volumen der Al- und/oder immunsupprimierendes Arzneimittel tus betreffend Tetanus zu prüfen. Dies betrifft
veolen: Aveolarkollaps tritt ein bei negativem (z. B. Everolimus) freigesetzt wird. DES werden auch Bagatellverletzungen, da hier ebenfalls Te-
TPD und alveoläre Überdehnung (VALI) bei zu implantiert zur Therapie der KHK im Rahmen tanus-Erreger eindringen können. Bei mangeln-
hohem TPD (z. B. bei invasiver Beatmung). Die der perkutanen Koronarintervention (PCI). Die dem Impfschutz ist sofort eine Tetanus-Im-
respiratorische Änderung des TPD bewirkt Ein- Nutzenbewertung im Vergleich zum unbe- munprophylaxe durchzuführen. Außerdem
und Ausstrom der Atemluft. schichteten Stent hängt von diversen Faktoren sind fehlende Impfungen der Grundimmunisie-
Druckurtikaria f: engl. pressure urticaria; syn. ab und ist umstritten. rung nachzuholen.
Verzögerte Druckurtikaria. Chronische indu- Drusen [Begriffsklärung] f pl: Begriff mit meh- DTI: Abk. für engl. diffusion tensor imaging
zierbare Urtikaria (CINDU) mit einer Latenz reren Bedeutungen in der Medizin, hauptsäch- → Magnetresonanztomografie
von 3–8 h nach kurzzeitig (10–20 min) appli- lich verwendet zur Beschreibung stecknadel- Dualblock → Muskelrelaxation
ziertem statischem Druck auf die Haut. Sie tritt kopfgroßer, gelblich rötlicher Gebilde, die im Dual-Röntgen-Absorptiometrie-Verfahren n:
häufiger auf bei Männern im mittleren Lebens- Eiter einer Aktinomykose* auftreten und aus engl. DXA; syn. DEXA; Abk. DXA. Verfahren der
alter. Meist kommt es zur Spontanremission von Leukozyten umgebenen Mikrokolonien digitalen Röntgendiagnostik* zur Osteodensito-
nach mehreren Jahren. von Actinomyces und begleitenden Bakterien metrie* und Körperfettbestimmung*. Dazu
Druck, venöser → Venendruck, peripherer bestehen. werden 2 energetisch leicht unterschiedliche
Druck, venöser → zentralvenöser Druck Weitere Bedeutungen: Röntgenquellen eingesetzt, sodass man
Druck, ventrikulärer → Ventrikeldruck – Drusen des retinalen Pigmentepithels: siehe 2 Schwächungswerte für jeden Messpunkt er-
Druckverband → Kompressionsverband Drusen* [Retina] hält. Die Absorption von Röntgenstrahlen ist
Druck-Volumen-Diagraø mm [Blutkreislauf] n: – senile Drusen (interstitielle Ablagerungen abhängig von der Dichte unterschiedlicher Ge-
engl. pressure-volume diagram. Grafische Darstel- von Beta-Amyloid im ZNS): siehe senile webe. DXA ist Standardverfahren zur Bestim-
lung des Blutdrucks in Abhängigkeit vom Blut- Plaques*. mung der Knochendichte bei Osteoporose*.
volumen in einzelnen Abschnitten des Herz- Drusen [Retina] f pl: Hyaline Ablagerungen in Dual-source-CT f: engl. dual sorce computerized
Kreislaufsystems (Volumenelastizitätskoeffi- der Bruch-Membran zwischen retinalem Pig- tomography; Abk. DSCT. Mehrzeilen-CT mit 2
zient*). Vgl. Herzzyklus* (Abb. dort). mentepithel und Chorocapillaris vorwiegend (um 90° zueinander versetzt angeordneten) ro-
Druckwandler → Druckaufnehmer am hinteren Augenpol (ophthalmoskopisch tierenden Röntgenstrahlern (Röntgenröhren).
Drüsen → Glandulae kleine weißlich gelbe Flecke). Retinale Drusen Sie ermöglicht eine kürzere Untersuchungsdau-
Drüsenfieber → Mononucleosis infectiosa können zu altersabhängiger Makuladegenerati- er und/oder höhere Bildauflösung als bei kon-
Drüsenkörperzyø sten f pl: engl. cysts of the on* mit Sehschärfenverlust führen. ventioneller (Single-source-)Mehrzeilen-CT. In-
gland body. Zystische Ausweitungen von Haupt- Drusenpapille f: engl. drusen of the optic nerve dikationen sind insbesondere kardiale Diagnos-
drüsen bzw. Foveolae gastricae im Corpus-Fun- head. Erbliche, meist bilaterale, extrazelluläre tik (Kardio-CT bzw. CT-Koronarangiografie,
dus-Bereich des Magens, wahrscheinlich infolge Ablagerung von Muzinen und Glykosaminogly- CT*).
eines gestörten Abflusses von Drüsensekret. kanen im Bereich des Discus nervi optici. Neben Dual-Use-Spezialtransportfahrzeug n: Be-
Drüsenkörperzysten sind oft ein (Neben-)Be- symptomlosem Verlauf sind auch Einschrän- zeichnung für Rettungsmittel mit variablem
fund der Magenspiegelung. Sie haben keinen kung des Gesichtsfelds, Blutungen und plötzli- Einsatzspektrum, meist im Sinne eines Wech-
Krankheitswert, können aber mit anderen Er- che Sehminderung möglich. Eine Drusenpapil- sels zwischen Primär- und Sekundäreinsatz.
krankungen des Magen-Darm-Trakts einherge- le manifestiert sich im Kindesalter, evtl. besteht Dubin-Johnson-Syndrom n: engl. Dubin-John-
ben. son syndrome; syn. Sprinz-Nelson-Syndrom. Au-
437 Ductus deferens

tosomal-rezessiv erbliche Störung des Trans- Duø ctuli effereø ntes teø stis m pl: engl. efferent
ports von konjugiertem Bilirubin in die Gallen- ductules. Kanälchen, die das Rete* testis mit dem
gänge mit Ablagerung eines braun-schwarzen Ductus* epididymidis verbinden und aus 10–
Pigments in der häufig vergrößerten Leber. 20 geschlängelten Einzelkanälen bestehen.
Symptome sind ein milder Ikterus und ggf. un- Durch ihre Auskleidung mit Flimmerepithel
charakteristische Oberbauchbeschwerden mit dienen sie dem Transport der unreifen Spermi-
Nachweis einer direkten Hyperbilirubinämie. en* in den Nebenhoden*. Vgl. Hoden*, Abb. 2
Therapie ist nicht erforderlich, die Prognose ist dort.
sehr gut. Epidemiologie: sehr selten; Manifes- Duø ctuli prostatici m pl: engl. prostatic ducts. D
tation im Jugendlichen- und Erwachsenenalter, Die 15–20 Ausführungsgänge der Prostata*, die
sehr selten neonatal. Ätiologie: Mutationen im in die Crista urethralis münden.
CMOAT-Gen (syn. ABCC2, MRP2) auf dem Gen- Ductuli transversi epoophori → Parovarium
locus 10q24 mit Fehlen des kanalikulären orga- Duø ctus arteriosus m: engl. arterial duct; syn.
nischen Anionentransporters. Ductus (arteriosus) Botallo (Abk. DAB). Verbin- Ductus arteriosus, persistierender: Links-Rechts-
Klinik: dung zwischen Aortenbogen und Truncus pul- Shunt mit pulmonaler Hyperperfusion in der Folge.
– Chronischer oder intermittierender Ikterus* monalis als physiologischer pränataler Rechts-
ohne Pruritus Links-Shunt zur Umgehung der noch funkti-
– Verlauf asymptomatisch oder mit uncharak- onsunfähigen Lunge. Postnatal verschließt sich und diastolischem Decrescendo (Lokomotiv-
teristischen Oberbauchbeschwerden v. a. bei der Ductus funktionell nach 10–15 h infolge geräusch*)
interkurrierenden Infekten, Schwangerschaft Oxygenierung des Bluts und degeneriert inner- – Palpation: häufig Schwirren, Pulsus celer et
und hormonaler Kontrazeption*. halb 2–3 Wo. zum Ligamentum* arteriosum. altus und große Blutdruckamplitude* wegen
dubiosus: Zweifelhaft, dubiös. Klinische Bedeutung: des plötzlichen Abströmens des aus dem lin-
Dubreuilh-Krankheit → Lentigo maligna – Bei bestimmten angeborenen* Herzfehlern ken Ventrikel ausgeworfenen Bluts durch
Duchenne-Erb-Lähmung → Armplexuspa- (z. B. schwere Aortenisthmusstenose*, hypo- den persistierenden Ductus arteriosus
rese plastisches Linksherzsyndrom*, Pulmonalat- – EKG: Zeichen einer Links-, später einer
Duchenne-Hinken n: Gangstörung* mit Ab- resie*, schwere Pulmonalstenose*) vorüberge- Rechtsherzüberlastung
sinken des Beckens zur Spielbeinseite und kom- hend pharmakologisches Offenhalten durch – Nachweis und Graduierung durch Echokar-
pensatorischer Verlagerung des Oberkörpers Infusion von Prostaglandin* E1 (Alprostadil) diografie*
zur Standbeinseite. Duchenne-Hinken tritt u. a. erforderlich – Herzkatheterisierung zum interventionellen
auf bei Hüftgelenkluxation, Parese der Mm. – persistierender Ductus* arteriosus. Verschluss, siehe Therapie
glutei, progressiver Muskeldystrophie, Sym- Duø ctus arteriosus apeø rtus → Ductus arterio- – in manchen Fällen MR-Angiografie
physensprengung, Rachitis, Ostitis deformans sus, persistierender – Hinweis in Röntgen-Thorax-Aufnahme: Kar-
Paget oder Coxa vara. Diagnostisch erfolgen kli- Duø ctus arteriosus, persistierender m: engl. diomegalie (Herzformen*) abhängig von der
nische Untersuchung (Trendelenburg*-Zeichen patent ductus arteriosus; syn. Ductus arteriosus Größe des Links-Rechts-Shunts: 1. mit Beto-
positiv) und Ganganalyse. persistens. Angeborenes Offenbleiben der feta- nung des Pulmonalbogens sowie verstärkte
Duchenne-Krankheit → Bulbärparalyse len Verbindung zwischen Aorta und Pulmonal- Hilus- und Lungengefäßzeichnung 2. nach
Duchenne-Muskeldystrophie f: engl. arterie (Ductus* arteriosus) von unterschiedli- Entwicklung einer Eisenmenger-Reaktion
Duchenne muscular dystrophy. X-chromosomal- cher Weite. Es kommt zum Rückfluss von Blut helle periphere Lungenfelder mit Kaliber-
rezessiv erbliche, häufigste Form der progressi- in den Lungenkreislauf. Häufig entwickeln Be- sprung zwischen den erweiterten zentralen
ven Muskeldystrophien* mit nahezu vollständi- troffene keine Beschwerden. Diagnostiziert und den verengten peripheren Gefäßen.
gem Fehlen von Dystrophin (Genlocus Xp21.2– wird sonografisch, bei großer Öffnung wird in- Therapie:
p21.1). Die rasch fortschreitende Muskelschwä- terventionell behandelt. Siehe Abb. – Bei hämodynamischer Relevanz interventio-
che beginnt im Kindesalter und kann bis zur Pathophysiologie: neller Verschluss (Coil, Schirm) im Rahmen
Atemlähmung* führen. Betroffene haben eine – Rückfluss des Bluts aus der Aorta über die der Herzkatheterisierung als Methode der
eingeschränkte Lebenserwartung (20–25 Jahre). Pulmonalarterie in den Lungenkreislauf Wahl
Therapiert wird symptomatisch. Glukokortiko- (Links-Rechts-Shunt) mit starker Volumenbe- – oder bei Frühgeborenen und Säuglingen ope-
ide* verzögern den Verlauf. Vorkommen: aus- lastung des kleinen Kreislaufs rativ (Ligatur oder Durchtrennung).
schließlich Männer sind betroffen. Häufigkeit: – in schweren Fällen bei längerer Dauer Wider- Duø ctus-Bellini-Karzinom n: syn. Sammel-
1 : 3500. standserhöhung und Eisenmenger*-Reaktion rohrkarzinom. Seltene Form des Nierenkarzi-
Klinik: mit Shuntumkehr (Rechts-Links-Shunt mit nom mit Befall des medullären Sammeltubulus
– Beginn in den ersten Lebensjahren mit einer Mischungszyanose). und papillär-sarkomatoidem Wachstum.
rasch progredienten, proximal betonten Klinik: Duø ctus Botalli → Ductus arteriosus
Muskelschwäche – Oft asymptomatisch und normale Entwick- Duø ctus Botallo → Ductus arteriosus
– Verlust der Gehfähigkeit im 10.–12. Lj. lung Duø ctus deferens m: engl. vas deferens. 50–
– zunehmende Atemlähmung, Skoliose* und – bei weit offenem Ductus arteriosus mäßige 60 cm lange, geschlängelte Fortsetzung des Ne-
Gelenkkontrakturen Entwicklungsverzögerung. benhodengangs, der den Nebenhoden* mit der
– häufig Kardiomyopathie Diagnostik: Harnröhre verbindet. Die dreischichtige Mus-
– evtl. mit leichter mentaler Retardierung. – Herzauskultation*: lautes kontinuierliches kulatur des Ductus deferens erzeugt peristalti-
Ducrey-Streptobakterien → Haemophilus Herzgeräusch* mit systolischem Crescendo sche Bewegungen, die die Spermien* bei der
ducreyi Ejakulation* weiterleiten.
Ductus ejaculatorius 438

Duø ctus ejaculatorius → Ductus deferens mediastinalis sinister auf und mündet in den
Duø ctus epididymidis m: engl. duct of epididy- Angulus venosus sinister.
mis; syn. Nebenhodengang. Aufgeknäuelter, 5– Duø ctus venosus Arantii m: engl. duct of Aran-
6 m langer Gang des Nebenhodens, der im Ca- tius; syn. Ductus venosus. Im pränatalen Blut-
put epididymidis beginnt, die Ductuli efferen- kreislauf* bestehende Verbindung zwischen V.
tes des Hodens aufnimmt und sich am Ende der umbilicalis und V. cava inferior unter Umge-
Cauda epididymidis in den Ductus* deferens hung der Leber. Er obliteriert nach der Geburt
fortsetzt. Er ist der Hauptbestandteil des Ne- zum Lig. venosum der Leber.
D benhodens und formt dessen Körper (Corpus Ductus vitellinus → Ductus omphaloenteri-
epididymidis). Ductus omphaloentericus: Rückbildungsstörung: cus
Funktion: Der Ductus epididymidis steuert den 1: vollständige Nabelfistel; 2: unvollständige Ductus wirsungianus → Ductus pancreaticus
Reifeprozess der Spermien*, während er sie in- Nabelfistel; 3: Meckel-Divertikel; 4: Nabelzyste; Ducuing-Zeichen → Thrombose
nerhalb von 12–14 Tagen vom Hoden* in die 5: Ligamentumterminale. Dührssen-Schuchardt-Schnitt → Schu-
Cauda epididymidis transportiert. Dort werden chardt-Schnitt
die Spermien* bis zur Ejakulation* gespeichert. Dünndarm → Verdauungstrakt
Klinischer Hinweis: Entzündungen des Neben- Dünndarm m: engl. small bowel; syn. Intesti-
hodens sind häufig (Epididymitis*). Klinische Bedeutung: Rückbildungsstörung num tenue. Ca. 4–5 m langer Darmabschnitt
Duø ctus excretorius glaø ndulae vesiculosae m: (siehe Abb.), z. B. Fistula* omphaloenterica, Me- zwischen Magenausgang (Pylorus) und Ileozä-
engl. excretory duct of seminal glands. Ausfüh- ckel*-Divertikel. kalklappe (Bauhin*-Klappe). Der Dünndarm be-
rungsgang der Samenblase*, der sich mit dem Duø ctus pancreaticus m: engl. pancreatic duct; steht aus 3 Abschnitten (Duodenum*, Jejunum*
Ductus* deferens des Nebenhodens verbindet. syn. Pankreasgang. Hauptausführungsgang des und Ileum*) und liegt in gefalteten Schlingen in
Gemeinsam münden sie als Ductus* ejaculatori- Pankreas*. Der rund 2 mm weite Ductus panc- der Bauchhöhle. Er ist wichtig für die enzymati-
us innerhalb der Prostata* auf den Colliculus* reaticus verläuft oberflächlich durch das Organ sche Verdauung von Nahrungsbestandteilen so-
seminalis in die Harnröhre. und mündet zusammen mit dem Ductus chole- wie deren Resorption.
Ductus glandulae bulbourethralis → Glan- dochus auf der Papilla duodeni major in die Aufbau: Die Wand des Dünndarms ist wie im
dulae bulbourethrales Pars descendens duodeni. Gallensteine* können gesamten Gastointestinaltrakt vierschichtig
Duø ctus longitudinalis epoophori m: engl. den gemeinsamen Ausgang verlegen und durch aufgebaut (Tunica mucosa, Tunica submucosa,
Gartner’s duct; syn. Gartner-Gang. Erhaltener Sekretrückstau eine Pankreatitis* verursachen. Tunica muscularis und Tunica adventitia/Tuni-
Endabschnitt des Wolff*-Gangs aus glatter Mus- Duø ctus pancreaticus accessorius m: engl. ac- ca serosa). Besonderheiten des Dünndarms:
kulatur und mit Flimmerepithel ausgekleidet. cessory pancreatic duct; syn. Pankreasnebengang. – Zahlreiche Falten (Kerckring-Falten)
Er liegt seitlich im Bindegewebe der Gebärmut- Gelegentlich vorhandener zusätzlicher Ausfüh- – Zotten (Villi intestinales)
ter (insbesondere im Zervixbereich) und der rungsgang des Pankreas*. Dieser mündet in – tubuläre Einsenkungen (Lieberkühn-Kypten)
Scheidenwand, selten auch im Parametrium* 70 % der Fälle auf der Papilla duodeni minor in in der Dünndarmschleimhaut sowie ausge-
und Hymen*. Er wird als Teil des Epoophorons* das Duodenum*. In 30 % der Fälle jedoch verei- prägte Lymphfollikelansammlungen (Peyer*-
gesehen. nigt er sich kurz vor seiner Mündung mit dem Plaques) im terminalen Ileum.
Klinische Bedeutung: Der Gartner-Gang kann Ductus* pancreaticus und tritt gemeinsam mit Funktionen:
als Zyste erhalten bleiben (siehe Abb.). Die Ent- diesem aus. – Enzymatische Spaltung und Resorption von
wicklung gut- und bösartiger Tumoren ist mög- Ductus paramesonephricus → Müller-Gang Nahrungsbestandteilen (siehe Verdauung*)
lich (Adenome und Adenokarzinome). Ductus paraurethrales → Paraurethraldrüsen – peristaltischer Weitertransport des Darmin-
Ductus Santorini → Ductus pancreaticus ac- haltes (siehe auch Dünndarmmotilität*)
cessorius – Immunabwehr: Peyer*-Plaques, MALT (mu-
Duø ctus semicirculares → Bogengangapparat cosa* associated lymphoid tissue).
Duø ctus thoracicus m: engl. thoracic duct. Dünndarmdivertiøkel n: engl. small bowel diver-
Größtes Lymphgefäß des Körpers. Der Ductus tiulum. Angeborenes oder erworbenes Diverti-
thoracicus verläuft von der Cisterna chyli auf kel* des Dünndarms, das meist asymptomatisch
Höhe des 2. Lendenwirbelkörpers bis zum lin- bleibt, in seltenen Fällen jedoch mit teils
ken Venenwinkel und sammelt die Lymphe* der schwerwiegenden Komplikationen wie Ileus
gesamten unteren und der linken oberen Kör- oder Darmperforation verbunden sein kann
Ductus longitudinalis epoophori: Gartner-Gangzyste perhälfte. und dann einer dringlichen operativen Behand-
in der lateralen Scheidenwand. Verlauf: lung bedarf.
– Entsteht zwischen dem 2. Lendenwirbelkör- Dünndarmendoskopie f: engl. small bowel en-
Ductus mesonephricus → Wolff-Gang per und der Aorta* aus dem Zusammenfluss doscopy. Endoskopie* des Dünndarms mit fle-
Duø ctus nasolacrimalis → Tränenwege von Truncus lumbalis dexter, Truncus lum- xiblem Endoskop als Duodenoskopie*, Duode-
Duø ctus omphaloentericus m: engl. ompha- balis sinister und Truncus intestinalis nojejunoskopie* oder Enteroskopie (Jejuno-
lomesenteric duct; syn. Ductus vitellinus. Embry- – verläuft durch den Hiatus* aorticus des und Ileoskopie*). Im Gegensatz zur Kapselendo-
onale Verbindung zwischen Mitteldarm* (Ile- Zwerchfells* ins hintere Mediastinum skopie sind auch diagnostische Biopsien und
um*) und Dottersack*. Er entsteht bei der Abfal- – auf den Brustwirbelkörpern zwischen Aorta therapeutische Maßnahmen wie Blutstillung,
tung der 3-blättrigen Keimscheibe zum Emb- thoracica und V. azygos nach kranial Verödung von Gefäßfehlbildungen sowie die
ryo* und bildet sich ab der 6. SSW zurück (Obli- – nimmt den Truncus jugularis sinister, Trun- Abtragung von Polypen möglich.
teration). cus subclavius sinister und Truncus broncho-
439 Duffy-Blutgruppensystem

Vorgehen: mose mittels Klammernahtgerät* oder durch End-zu-End-Anastomose zur Wiederherstel-


– Push-Enteroskopie (Abk. PE): alleiniges Vor- Handnaht erfolgt. lung der Darmpassage.
schieben (engl. push) des Endoskops Indikationen: Klinik:
– Push-and-Pull-Enteroskopie (Abk. PPE): – Briden und Adhäsionsileus – Anämie
durch Vorschieben des Endoskops werden – Darmwandnekrose, z. B. bei Volvulus, Inkar- – Meteorismus, kolikartige Schmerzen, Erbre-
durchfahrene Dünndarmsegmente durch zeration* von Dünndarmanteilen (Leisten- chen
Rückzug (engl. pull) eines (an der Tubusspit- oder Bauchwandhernien) oder mesenterialer – tastbarer Tumor
ze) oder zweier aufblasbarer Ballons (an der Ischämie – mechanischer Ileus* durch Obstruktion oder
Endoskopspitze) zieharmonikaartig auf En- – Enteritis* regionalis Crohn Invagination. D
doskopschaft bzw. Tubus aufgeschoben: – traumatische Schädigung durch direktes Diagnostik:
1. mehrfache Wiederholung dieser Schritte oder durch stumpfes Abdominaltrauma. – MR*-Enteroklysma
bis zum Erreichen von Jejunum und Ileum Komplikation: Bei ausgedehnten Resektionen – Angiografie*
2. Inspektion der Darmabschnitte beim kont- kann eine Malabsorption* mit Kurzdarmsyn- – diagnostische Laparoskopie
rollierten Rückzug 3. Vorteil gegenüber PE: drom* resultieren. – Probelaparotomie*.
besser steuerbar und tieferes Vordringen Dünndarm-Soø nde f: Im Dünndarm platzierte, Dünndarmtumor, benigner m: engl. benign
möglich. häufig endoskopisch gelegte und transnasal small intestinal tumor. Seltene benigne Neubil-
Dünndarmersatzblase f: engl. intestine artifi- ausgeleitete Sonde. Sonderformen sind die per- dung im Dünndarm. Es kommen Adenome, Li-
cial bladder; syn. Neoblase. Orthotoper Blasener- kutane endoskopische Gastrostomie (PEG) und pome, Leiomyome, Fibrome und sehr selten Hä-
satz* aus 40–60 cm ausgeschaltetem, aufge- die perkutane endoskopische Jejunostomie mangiome oder Hamartome vor. Die Therapie
schnittenem Dünndarm zur Wiederherstellung (PEJ), über die zusätzlich eine Sonde tiefer im hängt ab von Tumorentität, histologischem
der Harnableitung nach Zystektomie*. Nach Dünndarm zu platzieren ist, sowie die Ileusde- Typ, Lokalisation, Größe und Ausbreitung.
Bildung eines kugeligen Harnreservoirs aus ei- kompressionssonde*. Beim Leiomyom wird stets chirurgisch reseziert
nem Ileum-, seltener Jejunumsegment werden Dünndarm-Striktur f: syn. Darmstriktur. aufgrund unsicherer differenzialdiagnostischer
die Ureteren neu eingepflanzt und die Urethra Hochgradige, meist narbige Verengung des Abgrenzung gegenüber einem Leiomyosarkom.
oder ein Enterostoma* zur Harnableitung ange- Dünndarmes, häufig im Rahmen eines Morbus Dünndarmtumor, maliøgner m: engl. malig-
schlossen. Crohn bzw. durch Anastomosenstenose nach nant small intestinal tumor. Maligne Neubildung
Dünndarmersatzmagen → Ersatzmagenbil- Dünndarmteilresektion. Behandelt wird mittels im Dünndarm. Es kommen Adenokarzinome,
dung Strikturoplastik oder aber Dünndarmteilresek- neuroendokrine Tumoren, Lymphome sowie
Dünndarm-Fiøstel f: syn. Dünndarm-Fisteln. tion. Sarkome vor. Klinische Symptome treten recht
Darmfistel*, die vom Dünndarm ausgeht und Dünndarmtransplantation f: engl. transplan- spät auf und die Symptomatik ist oft unspezi-
sowohl als innere als auch als äußere Darmfistel tation of the small intestine. Orthotope Trans- fisch. Die Therapie hängt ab von Tumorentität,
imponieren kann. plantation* des Dünndarms nach postmortaler histologischem Typ, Lokalisation, Größe und
Dünndarm-Ileus m: syn. hoher Ileus. Ileus* Organspende oder (selten) Lebendspende. Ausbreitung. Meist wird der Darm reseziert.
des Dünndarms infolge mechanischer oder Hauptindikation ist ein Kurzdarmsyndrom*. Dünndarmuø lkus → Ulcus duodeni
funktioneller Störungen. Nach der Lokalisation Im Jahre 2015 wurde in Deutschland nur eine Düsenvernebler → Vernebler
wird der Dünndarm-Ileus eingeteilt in hohen, Dünndarmtransplantation durchgeführt, im Duffy-Blutgruppensystem n: engl. Duffy’s
Duodenum und Jejunum betreffenden und tie- Jahre 2014 insgesamt 6. blood group system. Blutgruppensystem (Symbol
fen, das Ileum betreffenden Ileus (siehe Ileus*). Prinzip: Fy), dessen antithetische Hauptantigene Fya
Dünndarm-Karzinoid n: Karzinoid* des – Operatives Vorgehen: 1. Entfernung des Rest- bzw. Fy 1 und Fyb bzw. Fy 2 durch kodominan-
Dünndarmes. Die häufigste Lokalisation ist im darmes und Wiederanschluss der venösen te Allele determiniert werden. Je Erythrozyt
terminalen Ileum. Ca. 30 % aller sich gastroin- Gefäße des Transplantates in die V. cava infe- werden ca. 17 000 Antigenkopien exprimiert.
testinal manifestierenden Karzinoide befinden rior oder V. portae hepatis, arterielle Perfusi- Klinische Bedeutung:
sich im Dünndarm. on via Interponat* auf die infrarenale Aorta – Beim Genotyp Fy 0/Fy 0 tragen die Erythro-
Dünndarm-Lymphom → Non-Hodgkin-Lym- abdominalis 2. enterale Kontinuitätswieder- zyten weder Fya- noch Fyb-Antigene; diese
phom, gastrointestinales herstellung meist über eine proximale Jeju- Erythrozyten werden von Plasmodium* vivax
Dünndarm-Lymphom → T-Zell-Lymphom, no-Jejunostomie und eine distale Ileokolosto- nicht befallen, was das häufige Vorkommen
Enteropathie-assoziiertes mie* 3. Anlage eines temporären diagnosti- des homozygoten Phänotyps Fy(a–b–) in Afri-
Dünndarmmotilität f: engl. small intestinal schen Ileostomas zur Kontrolle des Trans- ka (ca. 68 %) erklären könnte (Selektionsvor-
motility; syn. Dünndarmperistaltik. Bewegungs- plantates temporär notwendig teil)
fähigkeit des Dünndarms*, im engeren Sinn Ak- – postoperativ: Basisimmunsuppression mit – 3 weitere Duffy-Antigene (Fy 3, Fy 4, Fy 5)
tivität der intestinalen Ring- und Längsmusku- Tacrolimus in Kombination mit weiteren Im- werden möglicherweise durch Allele eines
latur des Dünndarms, deren Funktion die munsuppressiva zur Prophylaxe oder Thera- zweiten sog. Duffy-Sublokus determiniert
Durchmischung und der Weitertransport des pie einer Abstoßungsreaktion*. (klinisch ohne Bedeutung)
Chymus* ist. Dünndarmtumor m: engl. small intestinal tu- – Antikörper (Anti-Fya häufiger als Anti-Fyb;
Dünndarmresektion f: engl. intestinal resec- mor. Meist benigne Neubildung im Bereich des Nachweis durch indirekten Antiglobulintest,
tion. Operative Entfernung von Dünndarman- Dünndarms (5 % der Tumoren im Verdauungs- Enzymtest ist ungeeignet) werden selten ge-
teilen (meist Segmentresektion), wobei die Kon- trakt). Die Therapie besteht in der Resektion des funden, können aber schwere Transfusions-
tinuität der Darmpassage durch eine maschinell tumorösen Darmabschnitts (bei Malignität mit zwischenfälle und einen Morbus* haemolyti-
hergestellte funktionelle End-zu-End-Anasto- Lymphknotendissektion) und der Anlage einer cus neonatorum verursachen.
Duftdrüsen 440

Duftdrüsen f pl: engl. apocrine sweat glands. Duldungspflicht f: engl. duty of acquiescence.
Große apokrine Schweißdrüsen* (Glandulae su- Verpflichtung des Versicherten oder Anspruchs-
doriferae) im Bereich von Achselhöhlen, Mons tellers, sich sozialversicherungs-, fürsorge-, ver-
pubis, großer Schamlippe und perianal sowie sorgungs- oder schadensrechtlich indizierten
im Bereich von Areola mammae und äußerem ärztlichen Maßnahmen zu unterziehen, um
Gehörgang, die Pheromone* abgeben. nicht seine Ansprüche gegenüber dem Leis-
Duhring-Brocq-Krankheit → Dermatitis her- tungsträger, z. B. der Kranken- oder Rentenver-
petiformis sicherung, zu verlieren.
D Duke-Kriterien n pl: engl. Duke diagnostic crite- Rechtliche Grundlagen: Duldungspflicht kann
ria. Kriterien zur Diagnostik einer infektiösen sich ergeben aus unterschiedlichen Gesetzes-
Endokarditis*. Die Diagnose infektiöse Endo- grundlagen
karditis gilt als gesichert, wenn 2 Hauptkriteri- – SGB I (§§ 62 f.)
en oder 1 Haupt- und 3 Nebenkriterien oder – Beamtenversorgungsgesetz
5 Nebenkriterien erfüllt sind. Die Diagnose ist – Soldatengesetz
möglich, wenn 1 Haupt- und 1 Nebenkriterium – Zivildienstgesetz
oder 3 Nebenkriterien erfüllt sind. – im Rahmen der allgemeinen Schadensminde-
Duke-Methode → Blutungszeit rungspflicht nach § 254 Absatz 2 BGB
Dukes-Klassifikation f: engl. Dukes’ classifica- – Regelungen betreffend Privatversicherungen.
tion. Frühere Einteilung des kolorektalen Karzi- Duloxetin n: Antidepressivum aus der Gruppe
noms* nach Infiltrationstiefe in die Darmwand der kombinierten Serotonin- und Noradrenalin-
und nach regionaler lymphogener Metastasie- Wiederaufnahme-Hemmer (SNRI). Es wird Duncan-Modus: Laterale Plazentalösung.
rung. Mittlerweile wurde die Dukes-Klassifika- auch bei diabetischer Polyneuropathie* sowie
tion durch die TNM*-Klassifikation ersetzt. Belastungsinkontinenz* bei Frauen eingesetzt.
duktal: engl. ductal. Innerhalb eines Gangs, Kontraindikation ist unter anderem eine Kom-
von einem Gang ausgehend; z. B. duktales bination mit Monoaminoxidase-Hemmern (ca-
Mammakarzinom*. ve: Serotonin-Syndrom). Oft bestehen Wechsel-
Duktektasie f: engl. ductectasis. Erweiterung wirkungen mit anderen Medikamenten. Übel-
eines Gangs, im engeren Sinne eines Milch- keit und Schlaflosigkeit sind häufige Nebenwir-
gangs (Ductus lactiferus) der weiblichen Brust kungen.
(Befund im Rahmen der Galaktografie*). Dumping-Syndrom n: engl. dumping syn-
Duktografie → Galaktografie drome. Kombination verschiedener gastrointes-
Duktoskopie f: engl. ductoscopy; syn. Galakto- tinaler Beschwerden mit Störung der Kreislauf-
skopie. Mikroendoskopische Darstellung der funktion und Hauterscheinungen, bei der es zu
Milchgänge der weiblichen Brust zur Abklä- einer Sturzentleerung von flüssiger und fester
rung einer pathologischen Sekretion aus der Nahrung in den Dünndarm kommt (siehe
Brustdrüse bzw. zur Tumordiagnostik. Die Früh*-Dumping und Spät*-Dumping).
Durchführung erfolgt unter Verwendung eines Dunbar-Syndrom → Truncus-coeliacus-Kom-
Duktoskops mit oder ohne zusätzlichen Ar- pressionssyndrom
beitskanal, bestehend aus Lichtquelle, 1-mm- Duncan-Klassifikation → Fraktur, peripro-
Geradeausoptik und Untersuchungsschaft (Au- thetische
ßendurchmesser max. 1,3 mm) mit Spülkanal. Duncan-Moø dus m: engl. Duncan mechanism; Duodenalatresie: Double-Bubble-Zeichen
Siehe Abb. syn. Plazentalösung nach Duncan. Form der (Abdomenübersichtsaufnahme). [94]
Duø ktuszyste → Kieferzyste Plazentalösung*, bei der sich der untere Rand
der Plazenta zuerst von der Uteruswand löst.
Eine Plazentalösung im Duncan-Modus geht eines hohen Ileus* (galliges Erbrechen) ab dem
mit einer erkennbaren Lösungsblutung einher. 1. Lebenstag. Ein Mekoniumabgang ist jedoch
Vergleiche die Plazentalösung nach Schultze oftmals vorhanden. Die Diagnosestellung er-
(Schultze*-Modus). Siehe Abb. folgt pränatal mittels Ultraschalluntersuchung
Duncan-Syndrom → Syndrom, lymphoproli- bzw. postnatal klinisch und durch Röntgen (Ab-
feratives X-chromosomales Typ 1 domenübersichtsaufnahme). Behandelt wird
Dunkeladaptation f: engl. dark adaptation. operativ. Häufigkeit: 1 : 6000 Neugeborene.
Übergang zum Dämmerungssehen (skotopi- Vorkommen: häufig bei Frühgeburt oder in
sches Sehen) und Anpassung des Auges an Dun- Kombination (>50 %) mit anderen Erkrankun-
kelheit. Eine optimale Dunkeladaptation wird gen oder angeborenen Fehlbildungen wie z. B.
frühestens nach 25 min erreicht. Sie geht einher Down*-Syndrom, Fanconi-Anämie, Feingold-
Duktoskopie: 1: physiologischer Befund: weißlich mit dem Verlust des Farbensehens, einer Ver- Syndrom, kongenitale kardiale Fehlbildung,
rosa schimmernder Milchgang mit glatter Wand; minderung der Sehschärfe sowie einem physio- Pancreas* anulare.
2: peripher gelegene, multipel polypöse, rötliche Pro- logischen Zentralskotom. Diagnostik:
liferation mit zerklüfteter Oberfläche und atypischen Duodenalatresie f: engl. duodenal atresia. Häu- – Pränatal: Ultraschalldiagnostik (Polyhydram-
Gefäßen (Histologie: Milchgangpapillom). [131] figste Form der Darmatresie* mit Symptomatik nion, Double*-Bubble-Zeichen)
441 Duodenal-Switch-Operation

– postnatal: viel Magensekret, röntgenologi- Divertikulitis, Obstruktion, Speiseimpakti- rungssonde aus Silikon. Man unterscheidet ein-
sche Auffälligkeiten Double-Bubble-Zeichen on, Perforation, Blutung; gehäuft aszendie- lumige und mehrlumige Sonden, die neben der
(siehe Abb.), selten auch das Triple-Bubble- rende Gallenwegsinfektion und Gallenstein- Ernährungsfunktion gleichzeitig den Ablauf
Zeichen (über die Gallenwege aufgestiegene bildung; selten Pankreatitis des Magensekrets garantieren. Eingesetzt wer-
Luft) – intraluminales Duodenaldivertikel: 1. selten den Duodenalsonden z. B. bei intubierten in-
– Ausschluss von Begleitfehlbildungen u. a. 2. kongenital 3. meist asymptomatisch 4. ggf. tensivpflichtigen Patienten oder bei Mangeler-
durch Echokardiografie, Sonografie der Nie- Bauchschmerz, Obstruktion. nährung.
ren und der ableitenden Harnwege. Duodenalkarzinom n: engl. duodenal carcino- Duodenalstenose f: engl. duodenal stenosis.
Differenzialdiagnosen: ma. Karzinom* des Zwölffingerdarms, das häu- Einengung des Duodenallumens durch Ob- D
– Volvulus* fig (55–65 %) an der Pars descendens duodeni struktion von innen oder Kompression von au-
– Malrotation*. lokalisiert ist. Als Risikofaktoren gelten u. a. be- ßen. Ursachen sind u. a. Tumoren oder angebo-
Therapie: Duodenoduodenostomie, evtl. Duo- stimmte Ernährungsgewohnheiten und der rene Fehlbildungen. Die Symptomatik ist ab-
denojejunostomie nach Resektion des betroffe- Konsum von Alkohol. Behandelt wird je nach hängig vom Grad der Einengung. Häufig tritt
nen Darmabschnitts. Stadium operativ, mit Chemotherapie und/oder galliges Erbrechen als Frühsymptom auf. Ultra-
Duodenaldivertikel n: engl. duodenal diverticu- Bestrahlung. Die mittlere 5-Jahres-Überlebens- schalldiagnostik, Abdomenübersichtsaufnah-
lum. Meist asymptomatisches, häufig im Be- rate beträgt 20–30 %. men und Magen-Darm-Passage mit Kontrast-
reich der Pars descendens lokalisiertes Diverti- Klinik: mittelapplikation führen zur Diagnose.
kel* des Duodenums. Bei Blutung oder Perfora- – Bauchschmerz, Übelkeit und Erbrechen (gal- Ursachen:
tion erfolgt die operative Entfernung. Eintei- liges Erbrechen bei Duodenalstenose jenseits – Tumoren: Duodenaltumor*, Pankreaskarzi-
lung: der Papille) nom*
– Extraluminales Duodenaldivertikel: 1. Loka- – Anämie (bei intestinaler Blutung) – Ulcera duodeni
lisation meist nahe Papilla duodeni major – Verschlussikterus bei Lokalisation im Bereich – angeborene Fehlbildung (1 : 7000 Geburten;
(juxtapapilläres Divertikel, siehe Abb. 1 und der Papilla duodeni major. häufig in Kombination mit anderen Fehlbil-
Abb. 2) 2. selten (< 10 %) symptomatisch mit Diagnostik: dungen): 1. Obturation infolge eines memb-
– Duodenoskopie mit Biopsie, Magen-Darm- ranösen Septums oder einer Duodenalwand-
Passage, Ultraschalldiagnostik hypoplasie mit geringem Restlumen 2. Kom-
– CT. pression durch Volvulus*, Pancreas* anulare
Therapie: In Abhängigkeit vom Stadium ggf. oder konnatale Briden*, z. B. bei Non- und
chirurgisch (kurativ z. B. Duodenopankreatek- Malrotation*, Mesenterium ileocolicum com-
tomie oder Segmentresektion), Chemotherapie mune
oder Strahlentherapie (palliativ ggf. Gastroente- – Gallensteinileus, wie bei Bouveret*-Syndrom.
rostomie, biliodigestive Anastomose, Stentein- Duodenalstumpf m: engl. duodenal stump. Be-
lage). zeichnung für das in der Pars I bzw. II abgesetzte
Prognose: blindverschlossene Ende des Duodenums nach
– Mittlere 5-Jahres-Überlebensrate 20–30 % Magenresektion und Wiederherstellung der
– mittlere Überlebenszeit: ca. 20 Monate gastrointestinalen Passage nach Y-Roux oder
– angepasste tumorspezifische 5-Jahres-Über- Billroth II. Die Komplikation einer Duodenal-
lebensrate (bei R0-Resektion mit Beurteilung stumpfinsuffizienz ist selten, aber gefürchtet.
von ≥ 8 Lymphknoten): ca. 80/70/44 % für Duodenal-Switch-Operation f: engl. duodenal
Stadium I/II/III. switch operation. Verkürzt für biliopankreatische
Duodenaldivertikel Abb. 1: juxtapapilläres Duodenalkompression, arteriomesenteriale Diversion* mit duodenal switch (BPD-DS), in
Divertikel. [36] f: engl. mesenteric artery compression syndrome; der Adipositaschirurgie* angewendete, meist la-
syn. Wilkie-Syndrom. Zeitweilige Behinderung paroskopisch ausgeführte Weiterentwicklung
der Darmpassage im Bereich der Pars inferior der biliopankreatischen Diversion*. Es handelt
duodeni, die von den über ihr verlaufenden Me- sich um ein kombiniert restriktiv-malabsorpti-
senterialgefäßen gegen die Aorta gepresst wird. ves Verfahren zur drastischen Gewichtsabnah-
Die Duodenalkompression führt zu Druck- und me bei Patienten mit einem BMI > 50 mit Be-
Völlegefühl nach der Nahrungsaufnahme, das gleiterkrankungen (Excess Weight Loss EWL
sich in Knie-Ellenbogen-Lage bessert. Bei star- 60–80 %).
ken Beschwerden wird ggf. operiert. Vorteile: Durch die verkürzte Resorptionsstre-
Duodenalsaft m: engl. duodenal juice. Mit Duo- cke kommt es zur deutlich reduzierten Kalori-
denalsonde* gewonnene Flüssigkeit, die für ver- en- und Fettaufnahme von nur noch ca. 20 %
schiedene Untersuchungen verwendet wird: der Norm. Hieraus ergibt sich eine deutliche
Prüfung auf Erreger (Lamblien, Trematoden), Gewichtsreduktion (EWL 60–80 %) und Remis-
Bestandteile von Galle und Pankreassekret (Li- sion des metabolischen Syndroms*. (Typ-2-Dia-
pase, Amylase, Trypsin, Bicarbonate) sowie Tu- betes 99 %, Hyperlipidämie 99 %, Schlafapnoe-
mormarker (z. B. CEA). Syndrom 92 % und Hypertonus 83 %).
Duodenalsonde f: engl. duodenal tube. Nasal Nachteile:
Duodenaldivertikel Abb. 2: juxtapapilläres oder seltener oral eingebrachte, häufig endosko- – Flatulenz, übelriechende Ausdünstung
Divertikel. [36] pisch im tiefen Duodenum platzierte Ernäh- – Diarrhö, Steatorrhö
Duodenaltumor 442

– metabolische Entgleisungen – 7–10 cm kaudal des Pylorus gemeinsame


– langfristig Proteinmangelernährung, Eisen- Mündung von Ductus choledochus und Duc-
mangelanämie, Mangel der fettlöslichen Vi- tus* pancreaticus (Ductus* wirsungianus)
tamine A und D, Osteoporose, Nierensteine. dorsomedial auf der Papilla duodeni major,
Duodenaltumor m: engl. duodenal tumor. Im kranial davon auf der Papilla duodeni minor
Duodenum lokalisierter, seltener Tumor. Als Mündung des Ductus* pancreaticus accesso-
benigne Duodenaltumoren kommen vor z. B. rius (Ductus Santorini)
(villöse) Darmpolypen, Brunneriome* oder Leio- – Oberflächenvergrößerung durch Kerckring-
D myome*, als maligne Formen z. B. Duodenal- Falten (Plicae circulares, fehlen im Bulbus*
karzinom*, neuroendokriner Tumor* oder Me- duodeni), Zotten (Villi intestinales) und
tastase* besonders eines Choledochus- oder Krypten (Lieberkühn-Krypten)
Pankreaskarzinoms. – tubuloazinöse Drüsen (Brunner-Drüsen) im
Duodenalulkus → Ulcus duodeni Duodenopankreatektomie: 1: Resektionsausmaß; oberen Duodenum.
Duodenitis f: Entzündung des Zwölffinger- 2: Rekonstruktion nach Traverso-Longmire. [36] Gefäßversorgung:
darms, am häufigsten im Zusammenhang mit – Arteriell kranial über die A. gastroduodenalis
einem Ulkus* duodeni auftretend. Sonderfor- – arteriell kaudal über Äste der A. mesenterica
men sind die infektiöse Duodenitis oder durch Indikationen: superior
chemische Noxen (z. B. Alkohol, nichtsteroidale – Pankreaskopf- und -korpuskarzinom – die Venen verlaufen parallel zu den Arterien
Antiphlogistika) verursachte Duodenitis. – Papillenkarzinom als dorsale und ventrale Venenarkade und
Duodenojejunoskopie f: engl. duodenojejunos- – ggf. Duodenalkarzinom und chronische münden in die V. portae
copy. Endoskopie* des oberen Dünndarms mit Pankreatitis. – Lymphabfluss: über Nodi lymphatici gastro-
gesamtem Duodenum und oberem Jejunum. Duodenoskopie f: engl. duodenoscopy. Endo- duodenalis, Nodi lymphatici hepatici, Nodi
Duodenojejunostomie f: engl. duodenojejunos- skopie* des Duodenums. lymphatici gastrici, Nodi lymphatici coeliaci,
tomy. Operative Anlage einer Verbindung zwi- Duodenostomie → Enterostomie Nodi lymphatici pancreaticoduodenales, No-
schen Duodenum und Jejunum, entweder ante- Duodenum n: syn. Zwölffingerdarm. Erster di lymphatici mesenterici.
oder retrokolisch. Indikationen sind Pylorus-er- Abschnitt des Dünndarms*. Er beginnt nach Innervation:
haltende Duodenopankreatektomie*, Verlet- dem Pylorus und mündet an der Flexura duode- – Plexus coeliacus
zung des Zwölffingerdarmes nach Trauma oder nojejunalis in das Jejunum*. Das Duodenum – Plexus mesentericus.
iatrogen bei ERCP, selten palliativ bei Inopera- umgibt c-förmig das Pankreas*. Es neutralisiert- Duokopfprothese → Hemiendoprothese
bilität einer malignen Duodenalstenose. Auf- den sauren Magenbrei, außerdem spaltet und duø plex: Doppelt.
grund der besseren Zugänglichkeit wird im resorbiert es Nährstoffe. Von klinischer Bedeu- Duø plexsonografie f: engl. duplex sonography;
letzteren Fall gewöhnlich die Gastro-Jejunosto- tung ist das Ulcus* duodeni. syn. Duplexsonographie. Kombination aus Im-
mie präferiert. Anatomie: pulsechoverfahren (B-Bild) und Dauerschallver-
Duodenopankreatektomie f: engl. duodeno- – Lage im rechten Oberbauch fahren (Doppler*-Sonografie) der Ultraschalldi-
pancreatectomy. Operative Teilentfernung des – mit Ausnahme der Pars superior, die intrape- agnostik* zur gleichzeitigen Untersuchung der
Duodenums und des proximalen Pankreas ritoneal liegt und vom Peritoneum* überzo- Weichteilstrukturen (Gefäßmorphologie) und
(Kopf, Processus uncinatus, Corpus) mit Gallen- gen ist, an der hinteren Leibeswand angehef- des Blutstroms. Die Duplexsonografie wird bei-
blase und Ductus choledochus. Das Verfahren tet (sekundär retroperitoneal*) spielsweise zur nicht invasiven Darstellung ei-
wird entweder mit Erhaltung des Magenaus- – Breite von ca. 12 Fingern (25–30 cm; daher ner Stenose der Arteria carotis interna verwen-
gangs (Pylorus) als sog. pyloruserhaltende Duo- auch „Zwölffingerdarm“) det. Siehe Abb., siehe Arteria*-carotis-interna-
dendopankreatektomie nach Traverso-Longmi- – Form eines C, in dessen Konkavität der Kopf Stenose (Abb. dort)
re durchgeführt oder mit Resektion des distalen des Pankreas* liegt (siehe Abb.)
Magens nach Kausch-Whipple. – Pars superior (ca. 5 cm) mit Erweiterung (Bul-
Technik: bus duodeni, Ampulla)
– Partielle Duodenopankreatektomie: 1. pylo-
ruserhaltend nach Traverso-Longmire (1978):
En-bloc-Resektion von Pankreaskopf, Duode-
num, Gallenblase und Ductus choledochus
unter Erhalt von Magen und Pylorus
(siehe Abb.) mit radikaler Lymphknotenaus-
räumung 2. selten nach Kausch-Whipple: Re-
sektionsausmaß wie bei Verfahren nach Tra-
verso-Longmire, zusätzlich Resektion des
distalen Magens; anschließend Rekonstrukti-
on meist durch Choledocho-, Gastro- und Duplexsonografie: A. carotis interna rechts
Pankreatikojejunostomie (Normbefund). [130]
– totale Duodenopankreatektomie: 1. Entfer-
nung des gesamten Pankreas (Pankreatekto-
mie*) und Splenektomie 2. Indikation: Pank- Duodenum: Abschnitte und Einmündungsstellen Duplikationszyste, kongenitale f: engl. con-
reaskorpuskarzinom. des Duodenums und Flexurae duodeni. genital duplication cyst. Seltene, benigne, konge-
443 Durchblutungsstörung

nitale Anomalie im Ösophagus (Häufigkeit ca. Epidemiologie: gang) offenen Dura-Läsionen, evtl. ohne mani-
1 : 8000 Lebendgeburten). Die Zyste entsteht – V. a. Männer (m : w = 5 : 1) > 60 Jahre festen Liquorfluss (okkulte Dura-Läsion). Es be-
während der Embryonalentwicklung aus den – bei Lebererkrankung, Diabetes mellitus, Epi- steht die Gefahr der Infektion und Meningitis,
hinteren Anteilen des Vorderdarms. Meist han- lepsie, Nikotin- oder Alkoholabhängigkeit oft mit erheblicher zeitlicher Latenz.
delt es sich um einen Zufallsbefund in CT oder häufiger (ca. 30 %) als in der Gesamtbevölke- Diagnostik:
MRT. Bei symptomatischem Verlauf erfolgt die rung (ca. 2 %). – Klinik: 1. Liquorfistel teilweise klinisch er-
chirurgische Exzision. Ätiologie: kennbar 2. bei Schädelbasisfraktur wässriger
Duplikatur f: Verdoppelung. – Unklar, wahrscheinlich Kombination von Nasenfluss, ggf. nach Provokation (vorsichti-
Duplizitätstheorie des Sehens f: engl. theory erblicher Disposition und äußeren Faktoren ges Pressen, vornüber Neigen) D
of retinal rods and cones. Erklärung der 2 Wahr- wie Mikrotraumen, Störung der Kollagen- – Labor: 1. wässrige Flüssigkeit (z. B. bei Na-
nehmungsbereiche des Sehsinns, die von der synthese und vermehrte Bildung von Kolla- senfluss) auf ß-Trace-Protein untersuchen
Funktionsweise und Lokalisation der Rezepto- gen III (Liquor 30-mal höhere Konzentration als
ren der Retina (Stäbchen* und Zapfen*) sowie – z. T. auch Zusammenhang mit rheumati- Blutserum) 2. wässrige Flüssigkeit (z. B. bei
von deren Verschaltung bestimmt sind. schen, Autoimmun- und fibroblastischen Er- Nasenfluss) auf De-Sialotransferrin untersu-
Beschreibung: krankungen (z. B. Induratio* penis plastica, chen (aufwändiger)
– Zapfen (höhere Reizschwelle): vermitteln Fingerknöchelpolster, Ledderhose-Syndrom – Bildgebung: Liquorfistel an Schädel und Wir-
Farbsehen mit max. Sehschärfe, aber kleinem I). belsäule evtl. erkennbar, besonders im MRT
Gesichtsfeld (Tagessehen oder fotopisches Se- Therapie: oder CT nach intrathekaler Kontrasmittelga-
hen) – (Nadel-)Fasziotomie mit Durchtrennung des be, z. B.: 1. durch Lumbalpunktion wie zur
– Stäbchen (niedrigere Reizschwelle): vermit- Kontrakturstrangs bei schlechtem Allge- Myelografie* 2. am Schädel durch CT-Zister-
teln Hell-Dunkel-Sehen mit großem Ge- meinzustand und hohem Alter (hohe Rezi- nografie
sichtsfeld, aber niedriger Sehschärfe (Däm- divrate) – Endoskopie: bei fronto-rhinobasaler Verlet-
merungssehen oder skotopisches Sehen). – operativ: 1. partielle Fasziektomie mit Resek- zung evtl. Fluoreszein-Nasenendoskopie.
Dupuytren-Krankheit f: engl. Dupuytren’s dis- tion der befallenen Bezirke (hohe Rezidivra- Therapie:
ease; syn. Morbus Dupuytren. Symptomenkom- te) 2. Totalentfernung der Palmaraponeurose – Bei nicht nach außen offener Liquorfistel ggf.
plex mit typischer Beugekontraktur der Finger mit Resektion von Bindegewebesträngen (ge- konservativ, oft erfolgreich bei otogoner Li-
(besonders IV. und V.) infolge bindegewebig- ringe Rezidivrate, jedoch aufwändige OP, quorfistel (Lagerung und ggf. temporäre
derber Verhärtung und Schrumpfung der Pal- ggf. mit anschließendem Quengeln* und lan- Lumbaldrainage zur Liquordrucksenkung)
maraponeurose mit Ausbildung derber Stränge ger Nachbehandlung) – ansonsten Verschluß der Liquorfistel (mikro-
und Knoten. In 70–80 % der Fälle sind beide – lokale Applikation von Clostridium-histolyti- chirurgisch, ggf. endoskopisch).
Hände betroffen. Die Therapie erfolgt operativ cum-Kollagenase in die Stränge mit anschlie- Dura, lyophilisierte f: engl. lyophilized dura.
oder durch lokale Injektion von Clostridium- ßendem Quengeln* der betroffenen Finger Gefriergetrocknete, homologe Dura* mater zum
histolyticum-Kollagenase. Siehe Abb. Eintei- für 24 h post injectionem. plastischen Ersatz bei Duradefekten, Orbitabo-
lung: Entsprechend der Summe der Streckdefi- Duraerweiterungsplastik f: engl. dura aug- denfrakturen, auch für die Lungen- und Bron-
zite der einzelnen Gelenke (Tubiana-Klassifika- mentation. Form der Duraplastik*, bei der die chuschirurgie sowie als Band-, Kapsel- und Seh-
tion): harte Hirn- oder Rückenmarkshaut (Dura* ma- nenersatz. Als Hirnhautersatz wird heute auto-
– N: Strang oder Knoten in der Hohlhand ohne ter) erweitert wird (z. B. durch Einsatz von Fas- loge Faszie (z. B. Faszia lata), Galea-Periost oder
Streckdefizit zie, lyophilisierter Dura*, Kunststoffmaterial Kunststoffmaterial (z. B. Goretex) bevorzugt,
– 1: Streckdefizit 0–45° wie GORE-TEX®), um wegen fehlender Dehn- u. a. wegen möglicher Prionenübertragung (sie-
– 2: Streckdefizit 45–90° barkeit der Dura den Druck im intraduralen he Creutzfeldt*-Jacob-Krankheit).
– 3: Streckdefizit 90–135° Raum zur vermindern. Dura mater f: syn. Dura. Harte Hirn- bzw. Rü-
– 4: Streckdefizit > 135°. Indikationen: ckenmarkshaut. Topografisch unterscheidet
– Bei Hirndrucksteigerung* zusätzlich zur man zwischen Dura mater cranialis (im Schädel-
knöchernen Dekompression durch osteoklas- inneren) und Dura mater spinalis (im Spinalka-
tische Trepanation*, z. B. bei Hirnödem* nal*), welche sich im Foramen magnum vereini-
– bei einem Hirnprolaps* zur Deckung gen.
– nach Erweiterung einer Spinalkanalstenose Duraplastik f: engl. duraplasty. Liquordichter
im Wirbelkanal Verschluss einer Duralücke bzw. eines Durade-
– bei Syringomyelie* zur ungestörten Liquor- fekts durch freies Transplantat (v. a. alloplas-
zirkulation tisch aus Kunststoff wie z. B. Goretex, aber auch
– bei Arnold-Chiari-Malformation am kranio- autogene Faszie, Galea-Periost) oder gestieltes
spinalen Übergang. Transplantat* (z. B. Faszien- oder Galeaperiost-
Durafistel, arteriovenöse → Malformation, Lappen). Lyophilisierte Dura* wird heute kaum
arteriovenöse mehr verwendet wegen möglicher Übertragung
Dura-Läsion f: syn. Dura-mater-Läsion. Verlet- einer Creutzfeldt*-Jacob-Krankheit.
zung der harten Hirn- oder Rückenmarkshaut Durchblutungsstörung f: engl. vascular disor-
(Dura* mater), meist mit Arachnoidea-Beteili- der. Mangelnde Durchblutung eines bestimm-
gung, somit ggf. Nervenwasserleck (Liquorfis- ten Gefäßbezirks (beispielsweise koronar, ze-
Dupuytren-Krankheit: Beugekontraktur tel). Schädelbasisverletzungen führen oft zu na- rebral, peripher) mit Ischämie*. Am häufigsten
der Finger. [80] sal (Nase, Nebenhöhlen) oder otogen (Gehör- sind Arterien der unteren Extremität und die
Durchblutungsstörung, intestinale 444

Herzkranzarterien betroffen. Ursachen sind Ar- Durchgängigkeitsrate → Patency Rate über den großen Extremitätenarterien hörbares
teriosklerose*, Angiopathien, Angioneuropathi- Durchgangssyndrom n: engl. symptomatic Gefäßgeräusch, das aus dem Traube*-Doppel-
en (z. B. bei Diabetes* mellitus), Thrombose und transitory psychotic syndrome. Akute (reversible) ton hervorgeht. Es entsteht durch kurzzeitigen
Embolie, Gefäßspasmus und Tumoren. Zur hirnorganisch bedingte Störung im Sinne eines Blutrückfluss infolge starken, schnellen Druck-
Therapie siehe Arteriosklerose*. deliranten Syndroms u. a. mit Orientierungs- abfalls in der Diastole proximal der Kompressi-
Durchblutungsstörung, intestinale → Angi- und/oder Aufmerksamkeitsstörungen im Rah- onsstelle. Das Duroziez-Doppelgeräusch tritt
na abdominalis men organischer Störungen (z. B. Infektionen, u. a. bei Aortenklappeninsuffizienz und persis-
Durchblutungsstörung, intestinale → Mes- Schädelhirntrauma*, Demenz*) oder auch nach tierendem Ductus arteriosus auf.
D enterialgefäßverschluss operativen Eingriffen, besonders bei älteren Durst m: engl. thirst. Appetitiver Mechanismus
Durchblutungsstörung, vertebrobasiläre f: Menschen. Es wird dem akuten exogenen Reak- zur Regulation der Flüssigkeitsaufnahme ent-
engl. vertebrobasilar occlusive disease. Durchblu- tionstyp zugerechnet. sprechend dem Wasserbedarf des Organismus.
tungsstörung im Versorgungsgebiet der A. ver- Durchleuchtung f: engl. fluoroscopy. Kurzbe- Durstgefühl wird ausgelöst zum einen durch
tebralis, A. basilaris, A. cerebri posterior und ih- zeichnung für Röntgendurchleuchtung*. Reizung von Osmosensoren* im Hypothalamus
rer Äste. Therapie siehe ischämischer Hirnin- Durchmesser, biparietaler m: engl. biparietal bei Zunahme der Salzkonzentration im Blut-
farkt. diameter. Abstand zwischen beiden Scheitelbei- plasma, zum anderen durch Volumen*-Senso-
Durchblutungsstörung, zerebrale f: engl. im- nen (entspricht dem größten queren Schädel- ren in herznahen Gefäßen, Vorhöfen und Nie-
paired cerebral blood flow; syn. zerebrovaskuläre durchmesser), wichtiges Maß bei der sonografi- ren bei Blutvolumenmangel.
Insuffizienz. Durchblutungsstörung des Ge- schen Fetometrie. Klinische Bedeutung: Durstgefühl ist bei Schä-
hirns. Unterschieden werden die transitorisch Durchmesser, bitemporaler m: engl. bitempo- digung des Hypothalamus und häufig im Alter
ischämische Attacke* bei rückläufiger Sympto- ral diameter. Abstand der äußersten Punkte der vermindert oder aufgehoben (Adipsie). Ein ge-
matik innerhalb von 24 Stunden und fehlen- beiden Schläfenbeine und somit kleiner querer steigertes Durstgefühl (Polydipsie) wird be-
dem Infarktnachweis im MRT sowie der ischä- Durchmesser des Schädels, der beim Neugebo- obachtet bei endokrinen Erkrankungen wie
mische* Hirninfarkt. Die Penumbra ist der renen ca. 8 cm beträgt. Diabetes* mellitus, Diabetes* insipidus, Hyper-
mangeldurchblutete Randbereich eines ischä- Durchschlafinsomnie → Durchschlafstörung thyreose*, Hyperparathyroidismus, Hyperkalz-
mischen* Hirninfarktes, der sich bei Wiederher- Durchschlafstörung f: engl. difficulties in main- ämie*, Hyperaldosteronismus* und bei extrare-
stellung des Blutflusses vollständig erholen taining sleep; syn. Durchschlafinsomnie. Stö- nalem Wasserverlust durch Erbrechen, Diarrhö,
kann. rung der Schlafkontinuität. Bei Durchschlafstö- Hyperhidrose*, nach starkem Blutverlust sowie
Durchbruchblutung f: engl. breakthrough rungen kommt es zum Aufwachen nach (subjek- Verbrennungen.
bleeding. Von der Menstruation* bzw. Abbruch- tiv zu) kurzem Schlaf und anschließendem län- Durstversuch m: engl. concentration test. Auf-
blutung* abzugrenzende uterine Blutung in gerem Wachliegen. Ursächlich sind psychische wändige Untersuchung zum Nachweis und zur
unterschiedlicher Stärke. Ursache ist ein relati- Belastungen (Sorgen, ungelöste Konflikte) und weiteren Differenzierung eines Diabetes* insipi-
ver Hormonmangel aufgrund der Diskrepanz Erkrankungen (typisch bei Depression), körperli- dus. Dafür spricht die anhaltende Ausschei-
zwischen steigendem Östrogenbedarf des Endo- che Erkrankungen (Fieber, Herz-Kreislauf, dung eines unkonzentrierten Urins mit einer
metriums* und dem endogenen oder exogenen Schilddrüse), Lärm, Medikamente sowie hohes Osmolalität < 300 mosmol/kg trotz Einhaltens
Angebot (z. B. bei hormonaler Kontrazeption*). Alter und ungesunde Schlafgewohnheiten. einer definierten Durstperiode. Plasmatische
Schwächere Blutungen werden als Schmierblu- Durchschneiden des Kopfes n: syn. Durch- ADH-Konzentrations-Bestimmung bzw. ADH-
tung* bezeichnet. schneiden des kindlichen Kopfes. Zeitpunkt der Test nach der Durstperiode differenzieren zwi-
Durchbruchschmerz m: engl. breakthrough Geburt des Kopfes bei einer vaginalen Geburt schen renalem und zentralem Diabetes insipi-
pain. Bezeichnung für intermittierende aus Schädellage. Die eigentliche Geburt des dus.
Schmerz-Exazerbation bei chronischem (Tu- Kopfes ist weniger ein weiteres Tiefertreten als durus: Hart, z. B. Pulsus* durus.
mor-)Schmerz. Behandelt wird bei Opioid-Er- vielmehr die Deflektion des kindlichen Kopfes, Dutasteriid n: engl. dutasteride; syn. Dutaste-
haltungstherapie im Rahmen einer multimoda- wobei das Hinterhaupt sich an der mütterlichen rid (INN). Inhibitor der Testosteron-5α-Reduk-
len Schmerztherapie* mit rasch wirkenden Opi- Symphyse abstützt. tase, der zur Behandlung des benignen Prosta-
oiden. Durchschnitt m: engl. average. Mittelwert, tasyndroms* eingesetzt wird. Sowohl Wirkung
Therapie: umgangssprachlich oft für arithmetisches Mit- als auch Nebenwirkungen sind stärker ausge-
– Transmucosal resorbierbares schnellwirksa- tel verwendet. prägt als bei Finasterid. Dutasteriid führt unter
mes Opioid* (ROO für engl. rapid-onset opi- Durchwanderungsperitonitis f: engl. migrato- anderem zu Impotenz* sowie Gynäkomastie*
oid) ry peritonitis. Peritonitis* durch Übergreifen ei- und ist nicht für Frauen und Kinder zugelassen.
– alternativ (traditionell) nichtretardiertes ner Entzündung von abdominalen Organen auf DVA: Abk. für engl. developmental venous
kurzwirksames Opioid (SAO für engl. short- das Peritoneum. Die Durchwanderungsperito- anomaly → Malformation, venöse vaskuläre
acting opioid). nitis tritt auf, wenn die Entzündung die Organ- DVO: Abk. für → Derotationsvarisierungsos-
Durchfall → Diarrhö wand durchwandert, bei einer Translokation teotomie
Durchfallkrankheit → Enteritis von Darmflora oder bei lymphogener Ausbrei- Dw → Rhesus-Blutgruppensystem
Durchfallkrankheit → Enterokolitis tung, z. B. bei Appendizitis, Divertikulitis, Cho- Dwyer-Operation f: Form der Closed-Wedge-
Durchfluss-Refraktometer → Refraktometer lezystitis, Ileus, Darmischämie sowie schwerer Osteotomie (zuklappend) mit valgisierender Os-
[Pharmakologie] akuter Pankreatitis. teotomie der Ferse um eine behandlungsbe-
Durchflusszytometrie f: engl. flowcytometry. Durchzugverfahren → Hochenegg-Durch- dürftige Varusdeformität von Ferse oder Rück-
Automatisiertes Verfahren zur Zählung und zugverfahren fuß zu korrigieren.
Differenzierung von Zellen (v. a. Blutkörper- Duroziez-Doppelgeräusch n: engl. Duroziez’ Dyke-Young-Anämie → Anämie Typ Dyke-
chen) und Zellbestandteilen. double murmur. Bei stärkerem Stethoskopdruck Young
445 Dysfibrinogenämie

Dynamic Compression Plate: Abk. DCP. Zur – im weiteren Sinn verwendeter Begriff für mal-rezessiv erbliche, langsam progrediente
Plattenosteosynthese* angewendetes Implantat akustische Halluzination* bei Delir* und Psy- Störung des sensiblen und vegetativen Nerven-
aus Stahl oder Titan, das durch spezielle Loch- chose* oder als akustische Aura* bei Epilep- systems mit fehlender Tränensekretion,
konfiguration eine Druckosteosynthese ermög- sie*. Schluckstörungen, Kreislauflabilität (ortho-
licht. Dysarthrie f: engl. dysarthria; syn. Dysarthro- statische Hypotension, hypertone Krisen), fleck-
Dynamic Hyperinflation → Intrinsic-PEEP phonie. Kombination aus Sprechstörung* und förmigen Erythemen, Hyperhidrose, anfallswei-
Dynamometrie → Phlebodynamometrie Dysphonie* infolge Schädigungen der an der sem Erbrechen und verminderter Schmerz- und
Dynorphine → Endorphine Sprechmotorik beteiligten neuromuskulären Temperaturempfindung. Betroffen sind fast
Dysäquilibrium n: engl. disequilibrium. Stö- Strukturen. Dysarthrie äußert sich durch Stö- ausschließlich aschkenasische Juden (1 : 3700). D
rung des Gleichgewichts, unstabiler Zustand. rung der Artikulation, Atmung und Phonation Die Lebenserwartung ist herabgesetzt.
Dysäquilibriumsyndrom n: engl. disequilibri- mit vermehrter Sprechanstrengung sowie Ver- Ätiologie: Mutationen im IKBKAP-Gen (Genlo-
um syndrome. Während oder nach einer Hämo- änderungen der Lautstärke und Sprechge- cus 9q31–q33).
dialyse auftretender neurologischer Sympto- schwindigkeit. Bei Anarthrie ist keine laut- Dysbakterie f: engl. dysbacteria. Unspezifische
menkomplex mit Kopfschmerz, Übelkeit und sprachliche Äußerung möglich. Behandelt wird und nicht mehr gebräuchliche Bezeichnung für
Erbrechen, Bewusstseinsstörung (evtl. epilepti- mit Logopädie*. ein Ungleichgewicht der physiologischen Bak-
schem Anfall), Pulsbeschleunigung und Blut- Einteilung: Nach Lokalisation der Schädigung: terienflora*, das zu Erkrankungen führt.
druckanstieg. Auslöser sind vermutlich Osmo- – Kortikale Dysarthrie: 1. bei Schädigung Dysbasie f: engl. dysbasia. Gangstörung* ohne
lalitätsverschiebungen bei zu rascher Entfer- zentraler Projektionsbahnen, z. B. zerebrale ätiologische Spezifizierung. Im weiteren Sinn
nung des Harnstoffs aus dem Blut. Risikofakto- Durchblutungsstörung*, Schlaganfall* oder bezeichnet der Begriff auch gestörte Organ-
ren sind eine begleitende arterielle Hypertonie* Hirntumor* 2. mit verwaschener Artikulati- funktionen, z. B. Dysbasia intestinalis (Angina*
und eine starke Azotämie. on*, Heiserkeit, erhöhtem Tonus und evtl. abdominalis).
Ursache: Wahrscheinlich führt die schnelle Sen- Spastik* der Sprechmuskulatur 3. Vorkom- Dyschezie f: engl. dyschezia. Form der chroni-
kung der Plasmaosmolarität in den Gehirnzel- men häufig in Kombination mit schen Obstipation* mit Stuhlverhalt im End-
len zu einer im Vergleich zur extrazellulären (Broca-)Aphasie* darm bei gleichzeitigem Stuhldrang. Es liegt ei-
Flüssigkeit erhöhten Osmolarität, die zu einem – pyramidale (spastische) Dysarthrie: 1. bei ne Koordinationsstörung zwischen Beckenbo-
osmotisch bedingten Hirnödem* führt. Schädigung der Pyramidenbahn*, z. B. Pseu- denmuskulatur und Analsphinkter zugrunde.
Prophylaxe: dobulbärparalyse* 2. mit Störung mimischer Die Dyschezie kommt vor bei Rektumprolaps,
– Langsame Senkung der Plasmaosmolarität Bewegungen, häufig Stimmstörungen und Reizdarmsyndrom, häufiger Unterdrückung
durch ausreichend häufige, aber kurze Dialy- Rhinolalie* der Stuhlentleerung, (entzündeten) Hämorrhoi-
sebehandlungen* – extrapyramidale Dysarthrie: 1. mit monoto- den oder Analfissur sowie bei kongenitalem Me-
– ggf. Infusion osmotisch wirksamer Lösungen ner Sprache und Dysprosodie* 2. Vorkom- gakolon.
(z. B. Sorbitol 15%ig) men meist in Zusammenhang mit Erkran- Dyscholie f: engl. dyscholia. Sammelbegriff für
– Blutdruckkontrollen in den behandlungs- kung des extrapyramidalen Systems, z. B. nicht näher bezeichnete pathologische Verände-
freien Intervallen (Kochsalzreduktion, ggf. Parkinson*-Syndrom rungen der Gallenzusammensetzung.
schnell wirkende Antihypertensiva) – zerebellare Dysarthrie: 1. bei Kleinhirnschä- Dyschylie f: engl. dyschylia. Störung der Sekre-
– evtl. Verwendung eines bicarbonathaltigen digung, z. B. Multiple* Sklerose, Intoxikati- tion und Veränderung der Zusammensetzung
Permeats. on oder Atrophie cérébelleuse tardive 2. mit und Menge des Sekrets von Speichel- und
Dysästhesie f: engl. dysesthesia. Form der Sen- unscharfer Artikulation, skandierender Spra- Schleimdrüsen, z. B. bei zystischer Fibrose*.
sibilitätsstörung* mit (spontanen oder provo- che* und gestörtem Sprechtempo 3. meist in Dysdiadochokinese f: engl. dysdiadochokine-
zierten) abnormen, unangenehmen Sinnes- Kombination mit anderen zerebellaren sia. Störung der Diadochokinese*, also der Fä-
wahrnehmungen, die meist auf taktile Wahr- Symptomen* higkeit, rasch aufeinanderfolgende Bewegun-
nehmungen bezogen sind (Oberflächensensibi- – bulbäre oder pseudobulbäre Dysarthrie: gen auszuführen.
lität) und z. B. bei Polyneuropathie*, außerdem 1. bei Schädigung der Hirnnervenkerne IX– Dysenterie f: engl. dysenteria. Durchfallerkran-
bei Schizophrenie*, somatoformen* Störungen XII, z. B. Bulbärparalyse*, amyotrophische kung aufgrund einer Infektion des Darmes,
und larvierter Depression* auftreten können. Lateralsklerose*, Myasthenia* gravis pseudo- meist durch Shigellen (Shigellen-Dysenterie,
Dysakusis f: engl. disacusis. Hörstörung. Sie paralytica 2. mit Hypotonie der Muskulatur, Shigellose*).
zeigt sich als verminderte, gesteigerte oder ver- Heiserkeit bis zur Aphonie*, offenem Näseln Dysenteriebakterien → Shigella
änderte Hörwahrnehmung. infolge Gaumensegellähmung* und verwa- Dysfibrinogenämie f: engl. dysfibrinogenemia.
Formen: schener Artikulation Unphysiologisches (funktionsgestörtes) Fibri-
– Verminderte Hörwahrnehmung (Hypakusis) – Mischformen mit unterschiedlichen Symp- nogen im Blut. Neben asymptomatischen Fäl-
bei: 1. Schwerhörigkeit*, Altersschwerhörig- tomen je nach Läsion. len in ca. 50 % zeigen sich klinisch Thrombophi-
keit (Presbyakusis) 2. kortikaler Hörschädi- Nach klinischer Manifestation: schlaffe, spasti- lie*, hämorrhagische Diathese* und Wundhei-
gung (syn. zentrale/zerebrale Hörschädi- sche, spastisch-schlaffe, ataktische, hypokineti- lungsstörungen. Abzugrenzen ist die Afibrino-
gung), wobei eine akustische* Agnosie ent- sche oder hyperkinetische Dysarthrie. genämie*. Behandelt wird ggf. mit Fibrinogen
steht oder eine Hörminderung bis hin zur Therapie: Logopädische Übungsbehandlung als (Konzentrat).
Taubheit* infolge einer Schädigung des Hör- Atem-, Stimm-, Artikulations- und Sprechthera- Ätiologie:
zentrums im Gehirn pie. – Kongenital: 1. autosomal-dominant erbliche
– gesteigerte Hörwahrnehmung: Hyperakusis* Dysarthrophonie → Dysarthrie Mutation (Genlocus 4q28) im FGA-, FGB-
– veränderte Hörwahrnehmung: z. B. Diplaku- Dysautonomie, familiäre f: engl. familial dys- oder FGG-Gen mit Strukturdefekt der Al-
sis* oder Parakusis* autonomia; syn. Riley-Day-Syndrom. Autoso- pha-, Beta- oder Gamma-Untereinheit des
Dysfunktion 446

Fibrinogenmoleküls 2. Charakterisierung Dysfunktion, orofaziale f: engl. oral motor


der verschiedenen Varianten (analog Hämo- dysfunction; syn. orale myofunktionelle Störung.
globinopathien*) durch Städtenamen (z. B. Myofunktionelle Störung der Orofazialregion
Zürich, Paris, Baltimore, Homburg) mit unphysiologischer Kopf- und Körperhal-
– erworben: Lebererkrankung: 1. Hepatom* tung, Störung des Lippenschlusses, der Unter-
2. Virushepatitis* 3. Leberzirrhose* 4. Intoxi- kieferbewegungen und der Artikulation (z. B.
kation. Sigmatismus), der Mundatmung, Zungenpro-
Diagnostik: trusion, interdentalen Zungenlage, vermehr-
D – Verlängerte Thrombinzeit*, Thromboplas- tem Speichelfluss, Schluckstörung, Grimassie-
tinzeit* und Reptilasezeit* ren beim Schlucken. Klinische und logopädi-
– verminderte Fibrinogenkonzentration (nach sche Untersuchung sichern die Diagnose. Logo-
Clauss) im Plasma pädische orofaziale Therapie ist notwendig. Dysgerminom: große uniforme, polyedrische
– Diskrepanz zwischen funktioneller und im- Pathogenese: Persistieren frühkindlicher Klarzellen, reich an zytoplasmatischem Glykogen
munologisch gemessener Fibrinogenkon- Schluckbewegungen oder/und organischer (Histologie). [32]
zentration Fehlentwicklungen, z. B. Tonsillenhyperplasie,
– Analyse mit Elektrophorese und Protein*-Se- Kiefer- und Gaumenanomalien, Dysgnathie.
quenzierung. Diagnostik:
Dysfunktion f: engl. dysfunction. Gestörte, un- – Klinische Untersuchung – Schnell wachsender, makroskopisch solider,
physiologische oder mangelhafte Funktionsfä- – logopädisch: 1. Untersuchung der orofazia- mäßig weicher Tumor
higkeit, z. B. eines Organs. len Bewegungsmuster (Primärfunktion) – mikroskopisch uniforme, polyedrische Klar-
Dysfunktion, endotheliale f: engl. endothelial 2. Prüfung der Artikulation und Phonation zellen (siehe Abb.).
dysfunction. Funktionsstörung des Gefäßendo- (Sekundärfunktion) 3. myofunktioneller Sta- Einteilung: TNM-Klassifikation und FIGO-Sta-
thels mit gestörtem Gleichgewicht zwischen tus von Zunge, Lippen, Gesicht. dien: siehe Ovarialkarzinom*.
überproportional vorliegenden endothelial se- Therapie: Logopädische orofaziale Therapie be- Klinik:
zernierten vasodilatatorisch (EDRF für engl. en- treffend Mundmotorik, Schluckfunktion und – Häufig subakute Abdominalschmerzen
dothelium derived relaxing factor) und vaso- Artikulation im Vorschul- und Schulalter. – in 10–20 % der Fälle Akutes* Abdomen we-
konstriktorisch (Endothelin*) wirksamen Auta- Dysfunktion, sexuelle → Sexuelle Funktions- gen Kapselruptur, Torsion oder Blutung
koiden*. Die endotheliale Dysfunktion gilt als störung – in fortgeschrittenen Fällen Aszites
Frühstadium der Arteriosklerose*. Dysgenesie f: engl. dysgenesis. Anlagebedingte – wegen der hormonalen Veränderungen oft
Dysfunktion, hepatische paraneoplaø stische Fehlentwicklung eines Organs oder Organteils, Zyklusstörungen*
→ Stauffer-Syndrom z. B. Dysgenesie des Vermis (Kleinhirnwurm). – in ca. 25 % asymptomatisch (häufig Zufallsbe-
Dysfunktion, kraniomandibuläre f: engl. cra- Dysgenesie, retikuläre f: engl. reticular dysgen- fund).
niomandibular dysfunction (Abk. CMD). Sammelbe- esis; syn. Vaal-Seynhaeve-Syndrom. Autosomal- Diagnostik:
zeichnung für Beschwerden im Kopf-Hals-Be- rezessiv erbliche, schwerwiegendste Form des – Palpation
reich, bei denen besonders Kaumuskulatur und schweren kombinierten Immundefekts (SCID) – Sonografie
Kiefergelenke betroffen sind. Mögliche Sympto- mit Frühgeburtlichkeit, intrauteriner Wachs- – evtl. erhöhte HCG-Werte
me sind Schmerzen, muskuläre Verspannungen tumsverzögerung, schwerster Lymphopenie, – Diagnosesicherung histologisch.
sowie Knack- und Reibegeräusche. Behandelt d. h. fehlenden T-Lymphozyten, B-Lymphozy- Therapie:
wird mit Analgetika, Antiphlogistika, Physio- ten und natürlichen Killerzellen, Agranulozyto- – Operation: 1. in der Regel Hysterektomie,
therapie, Aufbissbehelf oder kieferorthopädi- se, variabler Anämie, Thrombozytopenie, hoher Adnexektomie und Omentektomie 2. bei
schen Maßnahmen. Zellularität im Knochenmark durch Stammzell- Kinderwunsch und FIGO-Stadium I A ggf.
Ursachen: Multifaktoriell (z. T. unklar): defekt und sensoneurinaler Taubheit. uteruserhaltendes Vorgehen und nur einsei-
– Trauma Ätiologie: Mutation der mitochondrialen Ade- tige Adnexektomie zum Fertilitätserhalt
– Verlagerung des Discus articularis nylatkinase 2 (Abk. AK2). möglich
– fehlerhafter Zahnkontakt bei Kieferschluss Prognose: In der Neonatalperiode häufig letale – postoperative Strahlentherapie
– Parafunktion*, z. B. Bruxismus* systemische Infektionen. – ggf. Chemotherapie.
– Stress Dysgerminom n: engl. dysgerminoma. Von den Prognose:
– psychische Störung. Urkeimzellen abstammender, zur Gruppe der – Von allen malignen Keimzelltumoren Prog-
Klinik: U. a. Keimzelltumoren* gehörender maligner Ovari- nose am besten
– Kieferklemme altumor*, der meist bei jugendlichen Patienten – 10-Jahres-Überlebensrate bei intakter Kapsel,
– Verspannungen und Schmerzen der Kau- vorkommt. Behandelt wird mittels (bei Kinder- Tumordurchmesser < 10 cm und Fehlen von
und Halsmuskulatur wunsch möglicherweise einseitiger) Hysterekto- Verwachsungen mit benachbarten Struktu-
– Kiefergelenkschmerzen mie, Adnexektomie, Omentektomie, postopera- ren oder Aszites: 75–90 %.
– Knack- und Reibegeräusche tiver Strahlentherapie und Chemotherapie. Die Dysgeusie → Schmeckstörung
– ungleichmäßiger Abrieb (Attrition) an den Prognose ist relativ gut bei einer 10-Jahres- Dysglossie f: engl. dysglossia. Artikulationsstö-
Zähnen Überlebensrate von 75–90 %. Vorkommen: Vor rung infolge einer peripheren Schädigung der
– Kopfschmerz allem im Jugendalter (ca. 50 % der Patienten Sprechorgane oder deren Innervation, tritt häu-
– Ohrenschmerzen < 20 Jahre), später selten. Die Lokalisation ist fig in Kombination mit Dysphagie* auf. Ent-
– Tinnitus aurium meist unilateral. Pathologie: sprechend dem Ort und Ausmaß der organi-
– evtl. Schädigung der Kiefergelenke. schen Veränderungen kommt es zu verwasche-
447 Dyskeratosis congenita

ner Aussprache, Sprechanstrengung und Sensi- Diagnostik: Differenzialdiagnose verschiedener


bilitätsstörungen. Logopädische Übungsbe- Schreibstörungen auf der Grundlage des
handlungen verbessern die Beweglichkeit und Sprachverarbeitungsmodells (Logogen-Modell).
Koordination der Sprechorgane. Therapie: Gezielte therapeutische Maßnahmen
Formen: zur Phonem-Graphem-Korrespondenz und
– Labiale Dysglossie mit Beeinträchtigung der zum ganzheitlichen Schreiben.
Bildung von Lippenlauten und evtl. gestörter Dysgrammatiøsmus m: engl. dysgrammatism;
Vokalbildung; z. B. bei Gesichtsspalten und syn. Entwicklungsdysphasie. Im Kindesalter
Fazialisparese vorkommende Störung der Fähigkeit, Sprache D
– dentale Dysglossie mit interdentaler Bil- den Regeln der Grammatik entsprechend zu
dung von Lauten (bei der Lautbildung befin- produzieren als Leitsymptom einer umschriebe-
det sich die Zunge zwischen den Zähnen); nen Sprachentwicklungsstörung. Es treten Feh- Dyshidrosis lamellosa sicca: subakut-chronische
z. B. bei Anomalien der Zahnstellung ler bei der Bildung von Wörtern, im Satzbau, Dyshidrosis lamellosa sicca. [4]
– linguale Dysglossie mit gestörter Bildung bei der Verwendung von Wortendungen und
von Lauten, die mit Beteiligung der Zunge beim Gebrauch von Funktionswörtern auf. Be-
gebildet werden (z. B. des R-Lautes); bei- handelt wird mit Logopädie*.
spielsweise bei Makroglossie oder Ankylo- Klinik: Fehler bei der Bildung von Wörtern Dyshormonogenese, hereditäre thyreoidale
glossum. (Morphologie, z. B. Verbflexion), im Satzbau f: Sammelbezeichnung für angeborene Störun-
Dysgnathie f: engl. dysgnathia. Sammelbe- (Syntax, z. B. Wortstellung), bei der Verwen- gen der Schilddrüsenhormonsynthese wie z. B.
zeichnung für morphologische und funktionel- dung von Wortendungen und beim Gebrauch Thyreoglobulinsynthese-Defekt oder Jodfehl-
le Kieferfehlentwicklung, die häufig mit fehler- von Funktionswörtern (Artikel, Präpositionen verwertung*.
hafter Okklusion* und Artikulation* einher- und Konjunktionen). Dyskalkulie f: engl. dyscalculia. Störung beim
geht. Diagnostik: Umgang mit Zahlen und Mengen sowie beim
Dysgrafie f: engl. dysgraphia; syn. Dysgraphie. – Spontansprachanalyse Rechnen infolge umschriebener Entwicklungs-
Störung der (zuvor intakten) Schreibfähigkeit – Stimulierung grammatischer Strukturen störung der Rechenfertigkeiten bei normaler
bei ungestörter Handmotorik (totaler Verlust: – patholinguistische Diagnostik (Normdaten Gesamtintelligenz. Nach Diagnosestellung mit
Agrafie), meist kombiniert mit anderen fokal be- für 4- bis 6-Jährige). einem standardisierten Rechentest wird mit
dingten Hirnleistungsstörungen, insbesondere Therapie: Logopädie mit Lerntherapie und Elternberatung behandelt.
mit Aphasie*. Die Lese*-Rechtschreib-Störung – Entwicklungsproximaler Therapie und The- Ursachen sind unklar; psychologische und bio-
gilt als Entwicklungsdysgrafie. Behandelt wird rapie der Kontextoptimierung zur Stimulie- logische Ansätze werden diskutiert.
mit Logopädie* (Schreibtraining). Ätiologie: rung grammatischer Strukturen (z. B. Sub- Häufigkeit: Prävalenz ca. 5 %.
– Störung der Sprachverarbeitung jekt-Verb-Kongruenz) in unterschiedlichen Dyskaryose → Kernatypie
– neurologische Grunderkrankungen, z. B. Kontexten (Rollenspiel oder Übungssequen- Dyskeratose f: engl. dyskeratosis. Verhor-
Schlaganfall*, Parkinson*-Krankheit, Multi- zen) nungsstörung der Haut mit frühzeitiger Ver-
ple* Sklerose oder Schädelhirntrauma*. – patholinguistischer Therapie zum: 1. Aufbau hornung einzelner Keratinozyten. Unterhalb
Einteilung: Nach dem Ort der Schädigung und von Wortkombinationen in Zwei- und Mehr- des Stratum corneum wandeln sie sich um in
resultierendem Schwerpunkt der Störung in wortäußerungen 2. Aufbau, Erweiterung, von einer lichtbrechenden Membran umgebene
– Lexikalische Dysgrafie: 1. schwer unter- Korrektur und Flexibilisierung von Satz- Mantelzellen (corps ronds) sowie runde, memb-
scheidbare Wörter können nicht ausgespro- strukturen (Verbzweitstellung im Aussage- ranlose Gebilde (grains); typischer Befund z. B.
chen werden 2. visuelle Wortbilder entstehen satz, Fragestrukturen, Verbstellung, Topika- bei Darier*-Krankheit, Paget*-Krankheit, Bo-
eher aus visuellen und weniger aus phonolo- lisierung von Satzteilen usw.) 3. Ausbau von wen-Krankheit, Keratosis* actinica und Platten-
gischen Engrammen* 3. Vorkommen bei Lä- Satzteilen (Konstituenten) z. B. durch Ver- epithelkarzinom*.
sion im linken Gyrus angularis (Area 39 nach wendung obligatorischer Artikel Dyskeratosis congeø nita f: engl. congenital dys-
Brodmann); Angularissyndrom* – Erweiterung der Hör-Gedächtnis-Spanne keratosis; syn. Zinsser-Cole-Engman-Syndrom.
– phonologische Dysgrafie: 1. korrekte schrift- – psycholinguistischer Methode Seltene hereditäre Genodermatosen mit Haut-,
liche Wiedergabe seltener und vertrauter – Diskriminationsübungen. Schleimhautbeteiligung, angeborenen Blutbil-
Wörter, aber Unfähigkeit, sie auszusprechen Dyshidrosis lamellosa siøcca f: syn. Exfoliatio dungsstörungen und/oder Lungen- oder Leber-
2. Vorkommen bei Läsion im Gyrus supra- areata manuum. Subakut-chronische oder fibrose. Typisch sind die mukokutanen Trias
marginalis oder der persylvanischen Region minimal ausgeprägte Form der Dyshidrose mit mit Onychodystrophie, Pigmentationsstörung
– semantische Dysgrafie (Leitungsagrafie): halskrausenartiger, konfluierender Schuppung und Leukoplakien*. Die Therapie ist symptoma-
1. bedeutungshaltiges Material kann nicht nach Abklingen der Bläschen. Siehe Abb. tisch mit engmaschiger Überwachung, die
ausgesprochen und geschrieben werden Dyshidrotisches Hand-Fuß-Ekzem f: engl. Prognose ungünstig.
2. Vorkommen bei Störung der Informations- dyshidrosis; syn. Dyshidrose. Akute Dermatitis Klinik:
weiterleitung von der semantischen Region mit Bildung juckender, sagokornartiger, praller – Mukokutane Trias: Onychodystrophie, Pig-
zum Wernicke-Areal und Gyrus angularis Bläschen (Pompholyx) an Fingerseitenkanten, mentationsstörung und Leukoplakien mit
– apraktische Dysgrafie (Agrafie). Handflächen (Cheiropompholyx), seltener an Entwicklung von Plattenepithelkarzinomen
Klinik: U. a. Paragrafien*, Ganzwortersetzun- Fußsohlen (Podopompholyx), bevorzugt bei – angeborene Blutbildungsstörung, d. h. aplas-
gen, Phonem-Graphem-Zuordnungsfehler, Stö- Frauen (m : w = 1 : 4). Die Therapie ist antient- tische Anämie
rung der Fähigkeit zum Buchstabieren und zündlich und austrocknend, siehe Ekzem*. – schwere systemische Beteiligung mit pulmo-
zum Schreiben von Neologismen. logischen, skelettalen, neurologischen, gast-
Dyskeratosis follicularis 448

rointestinalen, dentalen und ophthalmologi- sondern spontan auftretend bzw. durch Feststellung des Phon-/Phoneminventars
schen Veränderungen Stress, Ermüdung oder Koffein ausgelöst und der phonologischen Prozesse (Prozess-
– weitere mögliche dermale Zeichen: palmo- 2. dystoner oder dyston-athetoider Charakter analyse).
plantare Hyperkeratose und Hyperhidrose, 3. Minuten bis Tage andauernd 4. familiär, Therapie: Logopädische Übungsbehandlung,
Tränengangstenose, teleangiektatische Ery- sporadisch oder symptomatisch auftretend z. B.
theme im Gesicht, Blasenbildung im Mund- 5. EEG* unauffällig 6. mäßiges Ansprechen – Patholinguistische Therapie
und Hautbereich auf Clonazepam. – Minimalpaartherapie
– Manifestation im 5.–10. Lj. Dyskinesie, primäre ziliäre f: engl. primary – Metaphonansatz.
D Therapie: ciliary dyskinesia (Abk. PCD). Angeborener, meist Dyslexie f: engl. dyslexia. Störung der Lesefä-
– Symptomatisch insbesondere Behandlung autosomal-rezessiver Strukturdefekt motiler Zi- higkeit nach weitgehend abgeschlossenem
der Komplikationen lien und Geißeln mit variabler Störung ver- Schriftspracherwerb (totale Lesestörung: Ale-
– engmaschige Überwachung schiedener Organfunktionen, insbesondere der xie), wobei Wörter (verbale Dyslexie) oder Ein-
– ggf. allogene Stammzelltransplantation. mukoziliaren Clearance durch die betroffenen zelbuchstaben (literale Dyslexie) nicht gelesen
Prognose: Ungünstig, Verlauf progredient, respiratorischen Zilien. Klinische Symptome werden können. Ursächlich sind Sprachverar-
durchschnittliche Lebenserwartung 24 Jahre; sind v. a. die chronische Bronchitis kurz nach beitungsstörungen infolge einer neurologi-
abhängig von frühzeitiger Diagnosestellung der Geburt und rezidivierende Infekte der obe- schen Störung, z. B. Schlaganfall*. Hiervon zu
und Vermeidung von Malignomen, v. a. Platten- ren und unteren Atemwege. unterscheiden ist die Entwicklungsdyslexie (sie-
epithelkarzinomen und Infektionen; häufig Dyskinesie, transitorische anteroapikale → he Lese*-Rechtschreib-Störung).
Versterben an progressivem Knochenmarkver- Tako-Tsubo-Kardiomyopathie Formen: Zu unterscheiden sind verschiedene
sagen. Dyskorie f: engl. dyscoria. Zum einen versteht Lesestörungen auf der Grundlage eines Sprach-
Dyskeratosis follicularis → Darier-Krankheit man darunter eine Verlagerung und Entrun- verarbeitungsmodells (Logogen-Modell), das
Dyskinästhesie f: engl. dyskinesthesia. Gestör- dung der Pupille*, zum anderen wird Dyskorie verschiedene Verarbeitungsrouten annimmt:
te Wahrnehmung von Bewegungen, Körperver- als Oberbegriff für pathologische Pupillenreak- – Tiefendyslexie: 1. semantische Fehler 2. Neo-
lagerungen und von Raum-Lage-Verhältnissen. tionen* verwendet. logismen können nicht gelesen werden
Dyskinesiøa intermiøttens angioscleroø tica → Dyskranie → Dyszephalie – direkte Dyslexie: 1. Lesen ohne Lesesinnver-
Determann-Syndrom Dyskrinie f: engl. dyscrinism. Bildung eines von stehen 2. Neologismen können nicht gelesen
Dyskinesiøa tarda → Spätdyskinesie der Norm abweichenden (z. B. zu zähflüssigen) werden
Dyskinesie [Kardiologie] f: engl. dyskinesia. Drüsensekrets, v. a. des exokrinen Systems. Dys- – phonologische Dyslexie: 1. gutes Lesesinn-
Form der myokardialen (regionalen) Wandbe- krinie kommt vor bei Asthma* bronchiale, verstehen 2. keine semantischen Fehler
wegungsstörung mit paradoxer (gegenläufiger) Bronchitis* und zystischer Fibrose*. 3. Neologismen können nicht gelesen werden
systolischer Bewegung in der Herzwand, z. B. Dyslalie f: engl. dyslalia; syn. Entwicklungsbe- – Oberflächendyslexie mit buchstabierendem
bei Herzwandaneurysma* oder nach Herzin- dingte Aussprachestörung. Kombinierte Lesen.
farkt*. Eine Dyskinesie ist nachweisbar in der Sprach- und Sprechstörung* mit Störung des Klinik:
Echokardiografie*. Lauterwerbs und/oder der Lautbildung, bei der – Verschiedene Arten von Fehlern (Paralexien)
Dyskinesie [Neurologie] f: Bewegungsstörun- die Anordnung oder Realisierung der Laute in beim lauten Lesen: 1. Ganzwortersetzungen
gen, die häufig hyperkinetisch (z. B. Chorea* einem Wort nicht den Regeln der Standardspra- (verbale Paralexie oder semantische Parale-
und Athetose*) und meist pharmakologisch in- che entspricht (phonologische Störung) oder bei xie) 2. Graphem-Phonem-Zuordnungsfehler
duziert sind (z. B. durch Levodopa* oder Neuro- der einzelne Laute oder Lautverbindungen mit Phonemersetzungen, -auslassungen,
leptika). Man unterscheidet Frühdyskinesie nicht normgerecht artikuliert werden (phone- -hinzufügungen oder -umstellungen (phone-
und Spätdyskinesie*. Differenzialdiagnostisch tisch-artikulatorische Störung). Ursachen: u. a. matische Paralexie bis hin zu phonemati-
müssen dissoziative Bewegungsstörungen ab- – Sprachentwicklungsstörung schen Neolexien)
gegrenzt werden. – psychische Faktoren – ggf. auch Beeinträchtigung des Lesesinnver-
Dyskinesien, paroxysmale f pl: engl. paroxys- – Hörstörung stehens.
mal dyskinesia. Heterogene Gruppe von anfallar- – zentrale Sprachstörung*. Therapie: Je nach Störungsschwerpunkt Übung
tig auftretenden Hyperkinesen* wie Chorea*, Einteilung: des einzelheitlichen (Graphem-Phonem-Kon-
Athetose* oder Torsionsdystonie. – Nach Anzahl der fehlerhaft gebildeten bzw. vertierung) oder des ganzheitlich-lexikalischen
Formen: verwendeten Laute: 1. partielle, multiple und Verarbeitens.
– Paroxysmale kinesiogene Dystonie: 1. Auslö- universelle Dyslalie 2. Vokalsprache Dyslipidämie f: engl. dyslipidemia; syn. Dysli-
sung durch plötzliche Willkürbewegung – nach dem betreffenden Phon: 1. Sigmatis- poproteinämie. Fettstoffwechselstörung mit
2. Dauer < 5 min 3. familiär oder sporadisch mus* 2. Schetismus Verschiebung der Zusammensetzung der Lipide
auftretend 4. selten symptomatisch 5. gutes – nach Beschreibung der phonetisch-artikula- im Plasma (siehe Hyperlipoproteinämie*, Hypo-
Ansprechen auf Carbamazepin* torischen Auffälligkeiten bzw. phonologi- lipoproteinämie*), im engeren Sinn Hypertri-
– paroxysmale anstrengungsinduzierte Dyski- schen Abweichungen, z. B. Alveolarisierung glyceridämie* mit verminderter HDL- und er-
nesie: 1. nach körperlicher Anstrengung auf- von [g, k] zu [d, t]. höhter LDL-Konzentration bei Insulinresistenz
tretend 2. Sekunden bis Stunden andauernd Diagnostik: im Rahmen des metabolischen Syndroms*.
3. evtl. Ansprechen auf Carbamazepin oder – Spontanspracheanalyse Dyslipoproteinämie → Dyslipidämie
Levodopa* – Screeningverfahren, z. B.: 1. patholinguisti- Dysmelie f: engl. dysmelia. Störung in der Ext-
– paroxysmale nichtkinesiogene Dystonie, syn. sche Diagnostik bei Sprachentwicklungsstö- remitätenentwicklung während der sensiblen
dystone Choreoathetose*: 1. nicht durch Be- rungen (PDSS) 2. psycholinguistische Analyse Phase (29.–46. Tag der Schwangerschaft) durch
wegung oder Anstrengung provozierbar, kindlicher Sprechstörungen (PLAKSS) zur exogene Noxen (Sauerstoffmangel, Pharmaka).
449 Dysphagie

ger*-Nase-Versuch, Fingerversuch* bzw. Knie*- chogen, z. B. unbewusste Ablehnung des Se-


Hacken-Versuch oder durch Sakkadentestung. xualpartners, Angst nach einem als unange-
Dysmorphie f: engl. dysmorphism. Sammelbe- nehm empfundenen sexuellen Erlebnis,
zeichnung für kleine und große Strukturauffäl- Angst vor Schwangerschaft, Kontakt- und
ligkeiten (Fehlbildungen und Anomalien) des Bindungsangst oder Erwartungsangst bei se-
Menschen. xuell Unerfahrenen 4. häufig multifaktoriell
Dysmorphophobie f: engl. dysmorphophobia; – bei Männern somatisch (z. B. Verletzungen
syn. Körperdysmorphophobie. Übertriebene oder Entzündung des Penis) oder psychisch
und anhaltende Angst vor körperlicher Entstel- bedingt. D
lung. Dyspepsie f: engl. dyspepsia. Bezeichnung für
Dysontogenie f: engl. dysontogeny. Störung Verdauungsstörungen unterschiedlicher Gene-
der Ontogenese, die zu einer Embryopathie* se. Unterschieden werden Abstilldyspepsie,
oder Fetopathie* führen kann. funktionelle Dyspepsie*, Fäulnisdyspepsie*, Gä-
Dysosmie → Riechstörung rungsdyspepsie* und bei Säuglingen die Über-
Dysmelie: Formen.
Dysostosis f: Störung der Knochenbildung fütterungsdyspepsie.
oder des Knochenwachstums (siehe Ossifikati- Dyspepsie, funktioneø lle f: engl. functional dys-
onsstörung*) infolge einer pränatal bedingten pepsia; syn. nichtulzeröse Dyspepsie (Abk.
Die Ausbildung der Störung hängt ab vom Zeit- Entwicklungsstörung. NUD). Symptomenkomplex aus unangeneh-
punkt des Einwirkens und der Wirkungsdauer Einteilung: mem postprandialem Völlegefühl, früher Sätti-
der Noxen. Siehe Abb. – Nach ihrer Lokalisation an bestimmten Kno- gung und/oder epigastrischem Schmerz bei feh-
– Amelie: Fehlen einer ganzen Extremität: chenbildungszentren sowie in Abhängigkeit lendem Hinweis für organische Erkrankung
1. meist auch angrenzender Schulter- oder vom Stadium der Ossifikation, in dem es zur (kontinuierlich oder intermittierend über min-
(seltener) Beckenteil hypoplastisch 2. manch- Entwicklungsstörung kommt: 1. desmale destens 3 Monate). Die Therapie gestaltet sich
mal bürzelförmige Weichteilknospen am Dysostose: bei Dysostosis cleidocranialis meist schwierig und orientiert sich an den je-
Schulter- oder Hüftgelenk; Determinations- (Fehlen der Knochenbildung) oder Dysostosis weiligen Leitsymptomen.
zeit: 29.–38. Tag craniofacialis (verfrühte Nahtsynostose der Klinik:
– Phokomelie: Fehlbildung, bei der Hände Schädelknochen) 2. enchondrale Dysostose: – Postprandiales Völlegefühl
bzw. Füße unmittelbar an Schultern bzw. tritt vorwiegend epiphysär (multiple epiphy- – Aufstoßen, Sodbrennen, Magenschmerzen
Hüften ansetzen; Determinationszeit: 29.– säre Dysplasie) oder metaphysär (Chondro- – Übelkeit, Erbrechen
32. Tag dysplasia* metaphysaria) auf, kann wie bei – häufig auch komorbide psychische Sympto-
– Peromelie: intrauterine Stumpfbildung ei- der Dysostosis multiplex auch mit periostaler me: 1. Depression* 2. Angst*.
ner Extremität Ossifikationsstörung kombiniert sein Dyspepsie-Kolibakterien f pl: Enteropathoge-
– Ektromelie: Sammelbezeichnung für Hypo- – nach ihrer hauptsächlichen Lokalisation im ne Stämme von Escherichia* coli.
und Aplasien einzelner oder mehrerer Röh- Skelett, z. B. überwiegend am Schädel bei Ak- Dysphagiøa → Dysphagie
renknochen mit konsekutiver Fehlstellung rozephalopolysyndaktylie-Syndromen, als Dysphagiøa amyotaø ctica f: Dysphagie* bei
der Extremitäten. Dysostosis acrofacialis, Dysostosis craniofaci- Schlucklähmung*.
Dysmenorrhö f: engl. dysmenorrhea. Primär alis, Dysostosis mandibulofacialis und bei Dysphagiøa inflammatoria f: Dysphagie* bei
(seit der Menarche*) oder sekundär schmerzhaf- Gesichtsspalten*. Entzündungen.
te Menstruation* (z. T. kolik- bzw. wehenartig). Dyspareunie f: engl. dyspareunia; syn. Algopa- Dysphagiøa lusoria f: Dysphagie* (Schluckstö-
Eine Dysmenorrhö tritt in der Regel nur bei reunie. Seit mindestens 6 Monaten bestehende rung) infolge einer Ösophagusstenose*, die her-
ovulatorischen Zyklen auf und kann organische ständige oder sehr häufige Schmerzen unter- vorgerufen wird durch eine Arteria* lusoria (aty-
oder funktionelle Ursachen haben. schiedlicher Genese bei Frauen oder Männern pisch verlaufende Arterie), evtl. auch einen Ar-
Ätiologie: während des Koitus* im Bereich des Genitales* cus aortae circumflexus, selten durch eine links
– Organisch, z. B.: 1. Endometriose* 2. Tumor* und im kleinen Becken*. Behandelt wird die von der A. subclavia sinistra entspringende A.
3. Entzündung 4. Zervixstenose 5. Uterus- Grunderkrankung, ggf. werden Lubrikanzien subclavia dextra. Neben Schluckstörungen lei-
fehlbildung 6. genitale Hypoplasie 7. Intra- eingesetzt oder Sexualpsychotherapie* durch- den die Betroffenen auch unter retrosternalen
uterinpessar geführt. Häufigkeit: geschätzte Prävalenz bei Schmerzen und Erbrechen. Vgl. Aortenbogen-
– funktionell: 1. v. a. hormonale und vegetative Frauen 8–23 %, bei Männern 0,2–8 %. Ätiolo- anomalien* (Abb. dort).
Störungen 2. Pelvipathia* vegetativa. gie: Dysphagie f: engl. dysphagia. Veränderung
Dysmenorrhoea membranacea f: engl. mem- – Bei Frauen häufig gynäkologische Erkran- oder Störung der Schluckfähigkeit vom Mund
branous dysmenorrhea. Schmerzhafter Abgang kung (ca. 50 % der Betroffenen), z. B.: bis zum Mageneingang. Mögliche Komplikati-
von Gebärmutterschleimhaut (als zusammen- 1. Harnwegsinfektion* 2. seltener Kolpitis*, on ist die Aspiration*. Abzugrenzen sind psy-
hängende Schleimhaut oder in größeren Gewe- Adnexitis*, Bartholinitis*, Trichomoniasis*, chogen bedingte Schluckstörungen wie idiopa-
bestücken) während der Menstruation*. Gonorrhö*, Endometriose*, Myom*, Tuber- thisches Globussymptom* und psychogenes Er-
Dysmetrie f: engl. dysmetria. Falsche Abmes- kulose*, Narben (z. B. postpartal*, v. a. bei brechen. Auch in leichtester Form ist die Dys-
sung von Zielbewegungen in Form überschie- Dammschnitt und -riss) oder genitale Ver- phagie ein alarmierendes Symptom und muss
ßender (Hypermetrie*) oder schon vor Erreichen stümmelung, hormonal bedingte Vaginal- umgehend diagnostisch geklärt werden.
ihres Ziels im Tempo verlangsamter, insgesamt hautatrophie, Fehlbildungen oder sexuelle Klinik: Oropharyngeale Dysphagie:
zu kurz bemessener Bewegungen (Hypomet- Appetenz- oder sexuelle* Erregungsstörung – Patient zeigt bei Beschreibung der Symptome
rie*). Die Diagnostik erfolgt klinisch durch Fin- mit Ausbleiben der Lubrikation* 3. auch psy- auf den Hals
Dysphagie, sideropenische 450

rapie (Stimmtherapie), ggf. Stimmruhe, ggf. be-


gleitender Psychotherapie, ggf. pharmakolo-
gisch, operativ oder mikrochirurgisch.
Vorkommen:
– Bei Kindern (juvenile Dysphonie) und Ju-
gendlichen
– bei Erwachsenen und alten Menschen (Alters-
Dysphonie oder Presbyphonie).
D Formen:
– Organisch bedingte Dysphonie, nach Ätiolo-
gie: 1. Entzündung, z. B. Laryngitis* 2. se-
kundär-organische Veränderungen (z. B.
Stimmlippenknötchen*, Verdickungen)
3. morphologische Veränderungen (z. B.
Reinke* Ödem, Polyp*, Zyste*, Granu-
lom* oder Larynxkarzinom*) 4. zentral oder
peripher bedingte Stimmlippenlähmung
5. dysplastische Formanomalien des Larynx
(z. B. Hypoplasie des Kehlkopfs oder Stimm-
lippenfurche (Sulcus glottidis)) 6. endokrin
Dysphagie: Abgrenzung der Ursachen der ösophagealen Dysphagie aufgrund anamnestischer Angaben. bedingt (z. B. bei Hypothyreose*, Hypogona-
dismus* oder Hormontherapie) 7. trauma-
tisch nach Gewalteinwirkung auf den Larynx
8. nach endotrachealer Intubation (Intubati-
– bei Störung in der oralen Phase Schluckbe- – langfristig Anpassung der Nahrungskonsis- onsgranulom*)
schwerden zu Beginn der Nahrungsaufnah- tenz und interdisziplinäre Behandlung der – funktionelle Dysphonie: 1. funktionelle
me mit Speichelfluss, Dysarthrie, Essensaus- Grunderkrankung Veränderungen (z. B. unregelmäßige Stimm-
tritt aus dem Mund – Logopädie* mit funktionellen Übungen zur lippenschwingungen oder unvollständiger
– bei Störung in der pharyngealen (reflektori- Restitution (z. B. Verbesserung der Zungen- Glottisschluss) ohne morphologische Verän-
schen) Phase: 1. vorzeitiges Abfließen der motorik), Kompensation (z. B. Schluckmanö- derungen des Stimmapparats 2. als hypo-
Nahrung vor Auslösung des Schluckreflexes ver) und Adaptation (Einsatz von Esshilfen) oder hyperfunktionelle Dysphonie oder mit
(sog. Leaking) 2. Residuen im Recessus piri- – operative Therapie: 1. in seltenen Fällen sinn- gemischter Symptomatik unterschiedlicher
formis mit Husten oder Erstickungsanfall voll 2. z. B. bei Tumoren der Schädelbasis so- Genese durch unphysiologischen Stimmge-
während der Nahrungsaufnahme (Aspirati- wie im Rahmen neurologischer Schluckstö- brauch, Stimmüberlastung vor allem bei Be-
on, Penetration) und nasaler Regurgitation rungen 3. z. B. Tracheotomie* zur Verhinde- rufen mit hoher Sprechbelastung (Berufs-
3. Patient beschreibt Gefühl, dass das Essen rung einer Aspiration und Anlage einer Er- stimmstörung), bei Sprechen gegen hohen
unmittelbar nach dem Schlucken stecken nährungssonde (z. B. Magensonde*, perkuta- Lärmpegel, bei Zustand nach Kehlkopfent-
bleibt. ne endoskopische Gastrostomie*, Abk. PEG) zündungen, bei allgemeiner körperlicher An-
Ösophageale Dysphagie: – Psychotherapie*: 1. bei psychogenen Schluck- spannung oder Schwäche (Phonasthenie)
– Steckenbleiben der Nahrung im Ösophagus störungen (z. B. aus Angst vor einem Ver- – psychogene Dysphonie ohne morphologi-
– Hochwürgen der Nahrung schlucken, Phagophobie) 2. Verhaltensthera- sche Veränderungen des Stimmapparates,
– Symptome wenige Sekunden nach Beginn pie* in Kombination mit logopädischen Be- funktionelle Beeinträchtigungen aufgrund:
des Schluckaktes handlungen. 1. psychischer Belastungen (z. B. Stress*,
– Patient zeigt bei Beschreibung der Symptome Dysphagie, sideropenische → Paterson-Kel- Trauma*) oder psychischer Erkrankungen
auf Punkt hinter dem Sternum. ly-Syndrom (z. B. Depression*) 2. mit hyper- oder hypo-
Diagnostik: Dysphasie f: engl. dysphasia. Begriff mit ver- funktioneller oder gemischter Symptomatik
– Anamnestisch (ösophageale Dysphagie; schiedenen Bedeutungen. Dsyphasie wird syno- möglich.
siehe Abb.) und klinisch nym für Dysgrammatismus* (Entwicklungsdys- – spasmodische Dysphonie
– bei Hinweis auf oropharyngeale Dysphagie: phasie) verwendet. Außerdem handelt es sich – Mutationsstimmstörung*
1. Labordiagnostik, z. B. bei metabolisch be- um eine klinisch nicht mehr gebräuchliche Be- – Singstimmstörung (Dysodie)
dingter Dysphagie 2. bildgebende Verfahren zeichnung für (leichte) Aphasie*. Weiterhin ver- – neurogen (Dysarthrie*, Dysarthrophonie).
des ZNS (CT* und MRT) 3. HNO-Endosko- steht man darunter die Beeinträchtigung der Klinik: Klinisch zeigen sich Heiserkeit (Rauci-
pie* 4. Videofluoroskopie des Schluckaktes normalen kindlichen Sprachentwicklung als tas), rauer, gepresster, belegter, brüchiger oder
– bei Hinweis auf ösophageale Dysphagie auch: Rückstand gegenüber der Altersnorm oder behauchter Stimmklang und angestrengte oder
1. Ösophagoskopie* 2. Ösophagusmanomet- strukturell inhaltliche Störung. kraftlose Stimmgebung, evtl. teilweise aphone
rie* 3. Ösophagus-Barium-Breischluck. Dysphonie f: engl. dysphonia; syn. Stimmstö- oder diplophone Anteile. Schmerzen und oder
Therapie: rung. Störung der Phonation mit Veränderung Globusgefühl können auftreten.
– Entfernung des (impaktierten) Speisebolus des Stimmklangs und Einschränkung der Diagnostik:
bei akuter Dysphagie infolge Lumeneinen- Stimmleistungsfähigkeit. Behandelt wird je – HNO-ärztliche Untersuchung (Laryngosko-
gung nach Grunderkrankung mit logopädischer The- pie*, Stroboskopie*)
451 Dysplasie, bronchopulmonale

– Stimmstatus (auditive, perzeptive Einschät- Dysplasiøa → Dysplasie Ventrikels sowie der rechtsventrikulären
zung, aerodynamische Messung, Hz- und db- Dysplasiøa coø xae congeø nita → Hüftdysplasie Dysfunktion (Dyskinesie, reduzierte Aus-
Messung, PC-gestützte Verfahren), Dyspho- Dysplasie f: engl. dysplasia. Prä- oder postnatal wurffraktion) mit erhöhten rechtsventrikulä-
nia Severity Index (DSI), Heiserkeitsgradbe- sich manifestierende, morphologische, funktio- ren enddiastolischen Volumina
stimmung (RBH-System), Stimmstörungsin- nelle oder histologische Anomalien aufgrund – unter Umständen histopathologisch (Fibro-
dex (SSI), Voice Handicap Index (VHI), Dys- fehlerhafter Organisation, Proliferation, Diffe- sierung)
phonie Index (DI) renzierung, Funktion oder Degeneration be- – ggf. molekulargenetisch.
– ggf. psychosomatische Abklärung stimmter Zelltypen oder Gewebe. Therapie:
– ggf. neurologische Abklärung. Formen: Z. B. – Pharmakologisch: z. B. Sotalol, Amiodaron, D
Therapie: Entsprechend der Ätiologie auszu- – Skelettdysplasien: u. a. Osteochondrodyspla- Beta-Rezeptoren-Blocker
wählende Intervention sie*, Chondrodysplasie, Dysostosen – elektrisch: Katheterablation, ggf. ICD*.
– Beratung – Hüftdysplasie* Dysplasie, arteriohepatische → Alagille-Syn-
– ggf. Stimmruhe – metabolische Dysplasie-Syndrome: z. B. Wie- drom
– ggf. pharmakologisch, operativ, mikrochi- demann*-Beckwith-Syndrom Dysplasie, bronchopulmonale f: engl. bron-
rurgisch – vaskuläre Malformation* chopulmonary dysplasia. Chronische, potenziell
– ggf. begleitend Psychotherapie. – Ektodermaldysplasie*-Syndrome reversible Lungenerkrankung von Frühgebore-
Dysphonie-Index m: Abk. DI. Index zur Beur- – Lymphangiome nen, die über mindestens 28 Tage zusätzlich
teilung der Ausprägung einer Dysphonie* nach – Neurofibrome Sauerstoff benötigen. Typische Symptome sind
Friedrich (1998). Je höher der Index, desto stär- – präneoplastische Zellatypien in Verbindung Tachypnoe und Dyspnoe, Zyanosezustände, Ap-
ker ausgeprägt ist die Stimmstörung. mit gestörtem Epithelaufbau. noen und Ernährungsprobleme. Zunehmender
Prinzip: Dysplasie, arrhythmogene rechtsventrikulä- Sauerstoffbedarf und radiologische Diagnostik
– Beurteilung von 5 Merkmalen: 1. Heiser- re f: engl. arrhythmogenic right ventricular cardio- sichern die Diagnose. Die Therapie besteht v. a.
keitsgrad 2. Stimmumfang in Halbtönen myopathy (Abk. ARVC); syn. ARVC. Seltene Form aus Sauerstoffgabe und Infektionsprophylaxe.
3. Stimmdynamik in db 4. Tonhaltedauer der rechtsventrikulären Kardiomyopathie*. Die Häufigkeit. Inzidenz abhängig von neonataler
auf /a:/ in Sekunden 5. Selbsteinschätzung Bezeichnung Erkrankung des Desmosoms be- Reife, 15–30 % bei < 28 Wochen Schwanger-
der kommunikativen Beeinträchtigung zieht sich auf die pathogenetisch konsekutive schaftsdauer* oder Geburtsgewicht < 1000 g;
– Bewertungsskala von 0–3 desmosomale Dysfunktion. Klinische Sympto- selten bei Frühgeborenen > 32 SSW. Formen:
– Index wird aus der Summe der 5 Einzelbe- me sind tachykarde ventrikuläre Herzrhyth- – Klassische BPD oder schwere Form der BPD:
wertungen geteilt durch 5 ermittelt musstörungen*. Diagnostiziert wird anhand 1. vor Einführung der Surfactant-Therapie
– je höher der Index, desto stärker ausgeprägt des EKGs und echokardiografisch, behandelt v. a. bei Frühgeborenen mit schwerem Atem-
die Stimmstörung. wird medikamentös oder mit Katheterablation. notsyndrom 2. anamnestisch mehrere Wo-
Dysphorie f: engl. dysphoria. Störung der Af- Komplikation ist der plötzliche Herztod. chen hohe Beatmungsdrücke und hohe Sau-
fektivität* mit misslauniger, gereizter Stim- Vorkommen: erstoffkonzentrationen 3. Entwicklung eines
mung, z. B. als Alltagsverstimmung ohne pa- – Androtrop interstitiellen Emphysems oder Pneumotho-
thologische Bedeutung, bei dysthymer Störung – Manifestation meist im Jugendalter rax 4. typische radiologische Zeichen mit fib-
(Dysthymie*), Intoxikation oder organisch be- – in mindestens 1/3 der Fälle als familiäre rotisch verdichteten neben überblähten Area-
dingten psychischen Störungen. ARVD (autosomal-dominant erblich) len 5. pathologische Veränderungen: Verlust
Dysphorie, postpartale f: engl. post partum – Prävalenz: ca. 1 : 1000. des respiratorischen Epithels, glanduläre Hy-
dysphoria. Depressive Verstimmung nach der Pathologie: Progressiver, segmentaler Ersatz perplasien, Hypertrophie der Bronchialmus-
Geburt, typischerweise von kurzer Dauer und rechtsventrikulären Myokards durch Fett- und kulatur, interstitielle Fibrose, emphysema-
mit Beginn am dritten Tag postpartal. Betroffen Bindegewebe im Bereich der freien rechtsventri- tös, Alveolen vermindert, Verdickungen im
sind bis zu 50 % aller Wöchnerinnen in unter- kulären Herzwand zwischen Conus arteriosus, arteriellen Gefäßsystem 6. diese Form heute
schiedlich starker Ausprägung. Ursache ist ver- rechtsventrikulärem Ausflusstrakt und apika- durch pränatale Steroidtherapie, Surfactant-
mutlich die Hormonumstellung nach der Ge- lem rechtem Ventrikel (lateral) mit nachfolgen- gabe und differenzierte Beatmungsformen
burt, insbesondere der rapide Abfall der Östro- den regionalen Dyskinesien*. Im Verlauf ist selten
gene und Gestagene. auch eine linksventrikuläre Beteiligung mög- – neue BPD oder milde Form der BPD: 1. meis-
Klinik: lich. tens sehr kleine Frühgeborene, milder Beat-
– Im Vordergrund stehen Antriebslosigkeit, Klinik: Betroffene zeigen tachykarde ventrikulä- mungsverlauf und geringer Sauerstoffbedarf
Weinerlichkeit und Ängstlichkeit re Herzrhythmusstörungen* wie eine mono- 2. nach Beendigung der Beatmung um den
– Stimmungslabilität, Appetit- und Schlaflo- morphe Kammertachykardie* mit typischen 7.–10. Lebenstag progrediente Verschlechte-
sigkeit, aber auch Schlafstörungen z. B. Linksschenkelblock*-konfigurierten QRS-Kom- rung mit steigendem Sauerstoffbedarf 3. ra-
durch das Neugeborene können die Be- plexen im EKG. Auslöser ist häufig eine Sympa- diologisch: diffuse Eintrübung 4. pathologi-
schwerden verschlimmern. thikusaktivierung. sche Veränderungen: Rarefizierung des pul-
Prognose: Die Symptome klingen in der Regel Diagnostik: monalen mikrovaskulären Netzes, Simplifi-
innerhalb weniger Tage ohne Therapie ab. Ein – (Familien-)Anamnese und körperliche Unter- zierung und Vergrößerung der Alveolen, ge-
Hinweis auf die Häufigkeit und die Harmlosig- suchung ringe interstitielle Fibrose 5. Wilson-Mikity-
keit der Symptome an Mutter und Angehörige – 12-Kanal-EKG Syndrom, am ehesten als eine mögliche Ver-
ist sinnvoll. Bei Persistenz der Probleme über – Echokardiografie laufsform: betrifft v. a. nicht beatmete Früh-
10 Tage hinaus ist der Übergang in eine Wo- – Kardio-MRT (MRT): Nachweis der Wandver- geborene < 30 SSW und < 1500 g Geburtsge-
chenbettdepression* möglich. dünnung im betroffenen Bereich des rechten wicht; erste Lebenstage keine oder milde
Dysplasiedreieck 452

Therapie: Phalangen, Gelenkversteifung und Abflachung


– Sauerstoffgabe, hochkalorische Ernährung der Wirbelkörper führen in Zusammenhang
bei Flüssigkeitsrestriktion; evtl. inhalativ mit Röntgen und Genetik zur Diagnose.
Bronchodilatatoren, Diuretika, ggf. Kortiko- Differenzialdiagnose: JIA.
id, dann systemisch niedrigdosiert und kurz- Dysplasie Reese, retinale f: engl. Reese retinal
zeitig, nicht vor dem 8. Lebenstag mit stren- dysplasia; syn. Krause-Reese-Syndrom. Fehlbil-
ger Indikationsstellung; ggf. zusätzlich The- dungskomplex, der oft im Rahmen einer Triso-
rapie einer pulmonalen Hypertonie mie*13, aber auch monogen autosomal-rezessiv
D – Infektionsprophylaxe: 1. Schutzimpfungen* oder selten autosomal-dominant auftritt. Symp-
nach STIKO-Empfehlung; vor Entlassung aus tome sind angeborene Netzhautdysplasie mit
stationärer Therapie Impfung gegen Pneu- Persistenz des primären Glaskörpers, bilaterale
mokokken sowie erste Sechsfachimpfung Fehlbildungen des Gehirns u. a. Organe wie
(siehe Kombinationsimpfstoff*), ab 6. Lebens- Lungen, Gastrointestinaltrakt, Skelett, Herz,
monat gegen Influenza 2. Palivizumab zur Urogenitaltrakt.
Prophylaxe einer Respiratory-syncytial-Vi- Dyspnoe f: engl. dyspnea; syn. Atemnot. Sub-
rus-Infektion. jektiv erschwerte Atmung mit Anstrengung,
Prognose: Nach der Neonatalzeit bei den meis- Kurzatmigkeit oder Atemnot bis hin zur Ersti-
Dysplasie, bronchopulmonale: Lungenüberblähung ten Kindern Verbesserung der Lungenfunktion. ckungsangst und Erschöpfung. Hinweisend
und Transparenzminderung mit Pneumobroncho- Die Prognose für später ist schwierig, da noch sind Einsatz der Atemhilfsmuskulatur und Ein-
gramm; Röntgen-Thorax-Aufnahme im p.-a. Strahlen- nicht genug Zeit seit Einführung der Surfac- ziehungen an den Nasenflügeln. Häufige Ursa-
gang. [45] tant-Therapie vergangen ist. chen sind Ateminsuffizienz*, kardiale, metabo-
Prävention: lische und zentrale Störungen. Die Therapie er-
– Pränatal: siehe Lungenreifeinduktion* folgt kausal und symptomatisch (Sauerstoffga-
– postnatal: 1. Surfactantsubstitution bei Früh- be, Beatmung).
geborenen prophylaktisch oder bei Surfac- Klinik:
Atemnotsymptomatik; 10.–14. Lebenstag zu- tantmangel-Syndrom frühzeitig 2. Koffein ab – Wahrgenommene Anstrengung und Unruhe
nehmende Tachydyspnoe, oft Sauerstoffbe- 3. Lebenstag 3. strenge Indikationsstellung des Patienten, die sich zur schieren Angst
darf; radiologisch streifige Verdichtungen zur invasiven Beatmung und lungenprotekti- steigern kann
und bilaterale kleinzystische Veränderungen; ve Beatmung*, vgl. Atemnotsyndrom* des – hör- und sichtbar verstärkte Atemarbeit, z. B.
in der Regel ohne Folgen. Neugeborenen. durch Einsatz der Atemhilfsmuskeln
Pathogenese: Dysplasiedreieck → Dysplasie, arrhythmoge- – Einziehungen an den Nasenflügeln*
– Anatomisch-strukturelle Unreife und bioche- ne rechtsventrikuläre – Tachypnoe* (initial, später bei Erschöpfung
mische Unreife, betreffend v. a. das Surfac- Dysplasie, ektodermale → Ektodermaldys- Bradypnoe*)
tantsystem und Enzyme zur Sauerstoffdeto- plasie-Syndrom – Hyperpnoe*
xifikation und zur Epithelregeneration Dysplasie, epitheliale f: engl. epithelial dyspla- – Orthopnoe*
– Lungenvorschädigung durch Chorioamnio- sia. Reversible Atypie* der Epithelzellen mit – Atemgeräusche, z. B. Stridor*.
nitis und maternales Amnioninfektionssyn- Differenzierungsstörungen des Epithelgewebes Funktionelle Zuordnung:
drom (v. a. Plattenepithel). Die Einteilung erfolgt in – Belastung als Ruhe- oder Belastungsdysp-
– postnatale Schädigung der unreifen Lungen 3 Schweregrade: gesteigerte Regeneration, irre- noe*, etwa nach Treppensteigen
durch Barotrauma/Volutrauma, erhöhte Sau- versible Reifungsstörung und Entdifferenzie- – Lage als Platy- oder Orthopnoe*
erstoffkonzentration, pulmonale und syste- rung. Unterschieden werden koilozytäre (ausge- – Entwicklung als sich langsam oder schnell
mische Infektionen löst durch Infektion mit humanen Papillomavi- entwickelnde Dyspnoe.
– weitere Risikofaktoren: intrauterine Wachs- ren) und nicht koilozytäre Formen. Einteilung: Klassifizierungen nach Schweregrad
tumsretardierung, persistierender Ductus* Dysplasie, fibromuskuläre f: engl. fibromuscu- sind:
arteriosus. lar dysplasia. Proliferation der glatten Muskula- – Subjektive Quantifizierung durch Borg-Skala
Diagnostik: tur sowie des fibrösen Gewebes der Media und in 1–10 (1: keine oder gerade wahrnehmbare
– Klinische Diagnose nach therapeutischer Intima mit arterieller Stenose bzw. Verschluss Dyspnoe, 10: stärkste, maximale Dyspnoe)
Sauerstoffgabe* über mindestens 28 Tage. beispielsweise im Bereich der A. carotis, A. ver- – modifizierter MRC-Score (Score des Medical
Einteilung in Schweregrade (im Alter von tebralis, A. renalis (renovaskuläre Hypertonie) Research Council) bei COPD
36 postmenstruellen Wochen oder, falls frü- oder A. mesenterica. Die fibromuskuläre Dys- – NYHA (New York Heart Association)-Klassifi-
herer Entlassung aus der stationären Behand- plasie tritt meist bei jungen Frauen auf. kation bei Herzinsuffizienz*.
lung, zum Zeitpunkt der Entlassung): 1. mil- Dysplasie, immunoossäre → Chondrodyspla- Ursachen:
de BPD: FiO2 21 % 2. moderate BPD: FiO2 sia metaphysaria – Respiratorische Insuffizienz (Diffusions-
> 21 % und < 30 % 3. schwere BPD: FiO2 Dysplasie, oø kulo-auriøkulo-vertebrale → oder Verteilungsstörung), z. B. bei Pneumo-
≥ 30 % und/oder Beatmung bzw. CPAP Goldenhar-Symptomenkomplex nie*, Lungenembolie*, Lungenödem*, COPD*
– radiologische Veränderungen (Röntgen- Dysplasie, pseudorheumatoide progressive f: – bronchiale, tracheale oder laryngeale Ob-
Thorax-Aufnahme, siehe Abb.): abhängig von Autosomal-rezessiv erbliche Arthropathie im struktion z. B. bei Asthma*, Krupp*, Fremd-
der Verlaufsform, z. B. Zeichen der Minder- Kindesalter mit histologisch gestörter Architek- körper*, großer Struma*, Traumata
belüftung und Überblähung sowie interstiti- tur des Knorpels in der Wachstumszone. Ossäre – Hypoxie infolge kardialer Beeinträchtigung
elle Zeichnungsvermehrung. Schwellungen der proximalen und mittleren oder Anämie*
453 Dyssomnie

– metabolische Störung, z. B. mit Kussmaulat- cus 11p11–q12). Klinisch zeigen sich von der und damit eine Erhöhung des Blutdrucks. Zent-
mung Molekularstruktur abhängige unterschiedliche rale Signale, die die Gefäßweite regulieren, kön-
– zerebrale bzw. psychische Störung, z. B. Ausprägungen einer hämorrhagischen Diathe- nen die Rückenmarksverletzung nicht passie-
Atemdepression*, Angststörung se* (v. a. posttraumatische Blutungen). ren, sodass die Blutdruckerhöhung unterhalb
– muskuloskelettale Störung, z. B. periphere Dysraphiesyndrom n: engl. dysrhaphic syn- der Läsion weiter besteht, während es oberhalb
Atemlähmung, Rippenfraktur drome; syn. Status dysrhaphicus. Sammelbe- der Läsion zur Erweiterung der Blutgefäße und
– Schock*, Schmerzen. zeichnung für Fehlbildungen aufgrund gestör- Verlangsamung des Herzschlags kommt. Hin-
Diagnostik: Anamnese und klinische Untersu- ten Verschlusses des Neuralrohrs (= deutscher weis. Der normale Blutdruck eines Quer-
chung von Herz und Lunge mit Inspektion, Per- Name Neuralrohrdefekt) entlang der Wirbel- schnittsgelähmten kann deutlich niedriger sein D
kussion* und Auskultation* führen zur Ver- säule oder im Bereich des Schädels wie Spina* als bei Gesunden (z. B. 90/60 mmHg). Daher
dachtsdiagnose mit weiterführenden gezielten bifida, Meningo(myelo)zele, Rachischisis u. a. können Werte von 120/80 mmHg bereits eine
Untersuchungen. Nachgeburtlich imponieren Lähmungen, Erhöhung darstellen. Auch dramatische Anstie-
Therapie: Abhängig von Ursache, Ausprägung Schmerzen, Spastik und Blasen-/Darmentlee- ge mit anschließend extrem niedrigem Blut-
und Verlauf erfolgt die Therapie kausal und rungsstörungen. Therapiert wird durch (mehr- druck sind möglich.
symptomatisch mit Sauerstoffgabe und Beat- fache) operative Eingriffe, oft verbleiben lebens- Therapie:
mung. lange Behinderungen. – Beseitigung der auslösenden Faktoren (z. B.
Dyspraxie → Apraxie Ätiologie: Dysraphien sind häufig, aber nicht durch Blasenentleerung, Behandlung der
Dysprosodie f: engl. dysprosodia. Störung der immer genetisch bedingt. Weitere Ursachen Bauchdeckenspastik)
Prosodie* infolge funktioneller, organischer umfassen Folsäuremangel und Medikamenten- – Blutdrucksenkung (z. B. Nifedipin, Nitrogly-
oder zentraler Dysphonie*, gekennzeichnet einnahme in der Schwangerschaft (z. B. Val- cerin).
durch eingeschränkte Modulationsbreite (siehe proat). Prävention: Wichtig ist die regelmäßige Blut-
Stimmumfang) und fehlerhaftem Wort- und Einteilung: druckkontrolle. Auf blutdrucksenkende bzw.
Satzakzent, der die sprachliche Verständlichkeit – Schädelweichteildefekt mit Lückenbildung -steigernde Nebenwirkungen von (z. B.
einschränkt. Nach Diagnosestellung durch in der vorderen Mittellinie des Gesichts; sie- schmerzstillenden) Arzneimitteln muss geach-
Spontansprachanalyse, Stimmfeldmessung und he Gesichtsspalten* tet werden.
Textvorlesen wird mit Logopädie* behandelt. – Schädeldachdefekt mit sog. Lücken- oder – Angestrebt werden Blutdruckwerte zwischen
Therapie: Logopädische Behandlung mit dem Wolkenschädel 100 mmHg und 120 mmHg (ohne Spitzen)
Ziel der Erweiterung des Stimmumfangs und – Verschlussstörung des Schädels oder der Wir- – Vermeidung von Stress
des Einsatzes von Wort- und Satzakzent zur belsäule mit sehr unterschiedlichen Schwere- – Blasentraining*
Verbesserung der sprachlichen Verständlich- graden wie Akranie*, Anenzephalie*, Kranio- – Darmtraining*.
keit. schisis*, Rachischisis, Enzephalozele*, Spina Dysrhythmie → Arrhythmie
Dysproteinämie f: engl. dysproteinemia. Quan- bifida, Diastematomyelie, Dermalsinus, Me- Dysrhythmie → Herzrhythmusstörungen
titative Verschiebung in der Zusammensetzung ningozele und Meningomyelozele* Dysrhythmie → Sinusarrhythmie
physiologischer Plasmaproteine*. Dysproteinä- – Fistel- oder Zystenbildung mit verschiedenen Dysrhythmie f: engl. dysrhythmia. Rhythmus-
mie kommt vor bei akuter Entzündung mit Ver- klinischen Symptomen in abhängigen Berei- störung.
mehrung der Alphaglobuline, bei Leberzirrhose chen; Haarwuchs- und Pigmentanomalien Beispiele:
mit Vermehrung der Gammaglobuline sowie sowie Gefäßveränderungen in der dorsalen – Neurologisch: diffuse bzw. paroxysmale Dys-
bei Dyslipoproteinämie. Mittellinie; selten auch primäres Tethered* rhythmie (siehe auch EEG*)
Formen: Siehe Tab. Cord (ohne Verschlussstörung der lumbosak- – biologisch: Störung des zirkadianen Rhyth-
ralen Wirbelbögen). mus* von Körperfunktionen (insbesondere
Diagnostik: Nachweis von Alphafetoprotein Schlaf-Wach-Rhythmus), z. B. nach Flugrei-
Dysproteinämie: und Acetylcholinesterase im Fruchtwasser in sen über mehrere Zeitzonen hinweg (Jetlag*-
Plasmaeiweißveränderungen bei ausgewählten Kombination mit Ultraschall zur pränatalen Di- Syndrom) oder bei Nacht- bzw. Schichtarbeit
Krankheitsbildern. agnosestellung. – gynäkologisch: Zyklusstörungen* der Frau
Dysreflexie, autonome f: engl. autonomic dys- – kardiologisch: nicht gebräuchliche Bezeich-
Krankheit Albu- α-Glo- β-Glo- γ-Glo- reflexia. Starke sympathische Überreaktion auf nung für Arrhythmie (siehe auch Herzrhyth-
min bulin bulin bulin
vesikale oder rektale Reizungen bei Patienten musstörungen*).
nephrotisches –– + ++ – mit Querschnittläsion* oberhalb Th6, besonders Dyssomnie f: engl. dyssomnia. In der Interna-
Syndrom bei Tetraplegie*. Symptome sind Blutdruckstei- tional Classification of Sleep Disorders (ICSD-
Leberzirrhose –– ++ gerung und zunächst Tachy-, später Bradykar- 2) nicht mehr verwendete Sammelbezeichnung
die sowie Schweißausbruch und Kopfschmer- für primäre Schlafstörungen*, die durch Insom-
Entzündung – + + zen, z. B. bei Blasenüberdehnung, analen Deh- nie* oder Hypersomnie* oder eine Kombination
–: vermindert; +: vermehrt nungen und endoskopischen Eingriffen. Mögli- beider gekennzeichnet sind.
che Komplikationen sind Krampf- und Schlag- Ätiologie:
anfälle. Pathogenese. Bei einer Schädigung des – Intrinsisch bedingt, z. B. Narkolepsie*, ob-
Rückenmarks oberhalb Th6 ist u. a. die zentrale struktives Schlafapnoesyndrom*
Dysprothrombinämie f: engl. dysprothrombin- Regulation des Blutdrucks unterhalb der Verlet- – extrinsisch bedingt, z. B. durch Höhe oder
emia. Unphysiologisches (funktionsgestörtes) zung (Läsion) gestört. Reize (Schmerzreiz, volle Toxine
Prothrombin* im Blut infolge einer autosomal- Blase, voller Darm) unterhalb der Läsion bewir- – zirkadian bedingt, z. B. chronisches Schicht-
dominant erblichen Synthesestörung (Genlo- ken eine reflexartige Verengung der Blutgefäße arbeiter-Syndrom, Jetlag*-Syndrom.
Dyssynchronie, kardiale 454

Dyssynchronie, kardiale → Asynchronie, kar- bis zum freien Nagelrand reichend. Sie tritt be- Formen:
diale sonders auf am Daumen aufgrund einer vorü- – V. a. Duchenne*-Muskeldystrophie und Be-
Dyssynergie f: engl. dyssynergia. Störung der bergehenden Wachstumsstörung in der Nagel- cker*-Muskeldystrophie
Koordination*. matrix, die idiopathisch oder traumatisch be- – atypische Formen wie Quadrizepsmyopathie,
Dysthermie f: engl. dysthermia. Fehlregulation dingt sein kann. Myopathie mit Schmerzen bei Belastung, di-
der Körpertemperatur mit anhaltender Über- Dystrophie f: engl. dystrophy. Mit schweren latative Kardiomyopathie sowie Rhabdomyo-
oder Untertemperatur, z. B. bei Störungen im Funktionsstörungen einhergehende pathologi- lyse.
Hypothalamus*. sche Veränderungen von Zellen, Geweben und Dysurie f: engl. dysuria. Erschwerte Harnbla-
D Dysthymie f: engl. dysthymia. Affektive Stö- Organen unterschiedlicher Ätiologie. Hunger- senentleerung, oft in Kombination mit Pollakis-
rung* mit chronischer oder konstant wieder- dystrophie ist Folge lang andauernder Unterer- urie* und Miktionsschmerzen mit brennender
kehrender Depression* ohne hypomanische nährung, oft mit Protein-, Fett-, Vitamin- und Missempfindung in der Urethra (vgl. Algurie*).
Episoden (Dauer mindestens 2 Jahre, 1 Jahr für Mineralmangel und tritt als leichte Verlaufs- Ursachen: V. a.
Kinder und Jugendliche; Beginn häufig in der form chronischer Ernährungsstörungen (Man- – Miktionsstörung*
Adoleszenz), deren Schweregrad die Kriterien gelernährung*, Fehlernährung, Nahrungsver- – Harnwegsinfektion*
der depressiven Episode* nicht erfüllt. Zwi- wertungsstörung) beim Säugling auf mit flie- – funktionell
schenzeitliche Perioden normaler Stimmung ßendem Übergang zur Atrophie*. – psychogen (Dysuria psychica)
halten selten mehrere Wochen an. Formen: – selten neurogen.
Dystokie f: engl. dystocia. Überbegriff für alle – Feuchte Dystrophie mit Ödemen* (Hunger- Dyszephalie f: engl. dyscephaly; syn. Dyskra-
Formen des gestörten oder verzögerten Ge- ödem): vorwiegend bei plötzlich einsetzen- nie. Schädeldysostose mit pathologischer Konfi-
burtsverlaufes. Dies betrifft ca. 10 % aller Gebur- der Unterernährung bisher ausreichend Er- guration des Gehirnschädels (siehe Cranium*).
ten. In der Literatur wird Dystokie manchmal nährter
als Bezeichnung für die Wehendystokie (We- – trockene Dystrophie: bei langanhaltender
henschwäche) verwendet. Unterernährung
Formen: Nach den Ursachen werden folgende – lipophile Dystrophie: Hunger-, Mangel- oder
Formen unterschieden: paradoxe Adipositas, oft nach Überwindung
– Wehendystokie* (Wehenschwäche) der feuchten oder trockenen Dystrophie in
– Zervixdystokie* (mangelnde Eröffnung des der Erholungsphase; Ähnlichkeit mit Fröh-
Muttermundes) lich-Syndrom (bei jungen Frauen unter Um-
– Schulterdystokie* (Hängenbleiben der vorde- ständen erste und einzige Form des Hunger-
ren Schulter unter der Symphyse) schadens).
– Beckendystokie (Deformität des mütterlichen Klinik:
Beckens). – Gewichtsabnahme mit zunehmender Abma-
Dystonie f: syn. dystones Syndrom. Allgemei- gerung und Reduktion des Unterhautfettge-
ne Bezeichnung für fehlerhaften Spannungszu- webes
stand (Tonus*), z. B. von Muskeln und Gefäßen, – längsstehende Hautfalten (Tabakbeutelge-
im engeren Sinn extrapyramidale* Bewegungs- säß), Haarausfall, gealtertes Aussehen
störung mit lang anhaltenden, unwillkürlichen – ausgeprägte Neigung zu Infektion und Stoff-
tonischen Muskelkontraktionen, die zu verzer- wechselstörung
renden Bewegungen, abnormer Körperhaltung – Libidoverlust, Menstruationsanomalie
oder Fehlstellungen von Körperteilen führen. – oft hochgradig entstellende Ödeme, die unter
Therapiert wird je nach Ursache. Umständen die Gewichtsabnahme verde-
Dystonie, neurovegetative → Funktionsstö- cken.
rung, somatoforme autonome Dystrophie, myotonische f: engl. myotonic
Dystonie, oromandibuläre f: engl. oromandib- dystrophy; syn. Curschmann-Steinert-Batten-
ular dystonia. Tonische Hyperkinesen von mimi- Syndrom. Häufigste autosomal-dominant erbli-
scher, Kiefer- und Zungenmuskulatur, insbe- che degenerative Muskelerkrankung des Er-
sondere als fokale Dystonie*. Eine oromandibu- wachsenenalters mit Myotonie*, Muskelschwä-
läre Dystonie tritt in 60 % der Fälle als Meige*- che, endokrinen und psychischen Störungen.
Syndrom auf, kombiniert mit Blepharospas- Die Häufigkeit beträgt 1 : 7500, selten treten
mus*. kongenitale, kindliche und juvenile Formen
Dystonie, paroxysmale → Dyskinesien, paro- auf. Ursachen sind Mutationen im DMPK-Gen Dyszephalie: Lage der Synostosen bestimmt
xysmale (Genlocus 19q13.3). Diagnostiziert wird mole- entstehende Dyszephalie: 1: Skaphozephalus
Dystonie, zervikale → Torticollis spasmodi- kulargenetisch und mit EMG. (Langschädel) bei Synostose der Sagittalnaht;
cus Dystrophie, pränatale → Wachstumsretardie- 2: Brachyzephalus (Breitschädel) bei symmetrischen
Dystrophiøa musculorum progressiva → rung, intrauterine Synostosen der Koronarnähte; 3: Plagiozephalus
Muskeldystrophien, progressive Dystrophinopathien f pl: engl. dystrophinopa- (Schiefschädel) bei einseitiger Synostose der
Dystrophiøa uø nguium mediana canalifoø rmis f: thies. Durch Mutationen im Dystrophin-Gen Koronarnähte; 4: Oxyzephalus (Spitzschädel) bei
engl. dystrophia unguis mediana canaliformis. hervorgerufene Erkrankungen, die mit einer Synostosen der Koronar- und Sagittalnähte sowie
(Meist) in der Mitte des Nagels lokalisierte Spal- Muskeldystrophie oder anderen muskulären der Lambdanaht; 5: Sphenozephalus (Kiel- oder
tung oder Kanalbildung, vom Nagelhäutchen Schäden einhergehen. Kahnschädel) bei Synostose der Frontalnaht. [223]
455 ḊO2

Formen: DZ: Abk. für → Depressionszustand des Neu- ḊO2: Abk. für engl. oxygen delivery → Sauer-
– Veränderung v. a. der Schädelform: siehe geborenen stoffangebot
Abb. D-Zellen f pl: engl. D cells. Endokrine Zellen
– Veränderungen v. a. des Schädelumfangs: der Langerhans*-Inseln, die Somatostatin* pro-
Makrozephalie*, Mikrozephalie*, Stenoze- duzieren.
phalie.

D
E E

E: Abk. für → Emmetropie Indikationen:


E: Abk. für → Glutaminsäure – Patient in ausreichendem klinischen Zustand
E: Abk. für E-Nummer → Lebensmittelzusatz- ohne zu erwartende signifikante zusätzliche
stoff Belastung durch die chirurgische Interventi-
E: Abk. für ein Hauptantigen des Rhesus-Blut- on (sog. second hit)
gruppensystems → Rhesus-Blutgruppensystem – Einschätzung z. B. nach sog. 6er-Regel:
E 605: engl. parathion. Parathion und wirksa- 1. Hämoglobin-Konzentration im Blut ≥ 6 g/
mer Metabolit (Paraoxon), welcher durch Gif- dl 2. INR ≤ 1,6 3. Basenabweichung ≥ -6
tung im Organismus entsteht. E 605 wirkt als 4. Thrombozytenkonzentration im Blut
Cholinesterase-Inhibitor (Parasympathomime- ≥ 60 000/μl 5. Lebensalter ≤ 60 Jahre 6. Trau-
tika*). Die maximale Arbeitsplatzkonzentration ma vor < 6 h.
(MAK) beträgt 0,1 mg/m3. E 605 wird als Insek- Bisher liegt noch keine abschließende Bewer-
tizid verwendet. tung hinsichtlich der Überlegegenheit von Ear-
Anwendung: ly* Total Care bzw. Damage* Control vor.
– Insektizid* und Akarizid mit breitem Wir- EAT: Abk. für ektope atriale Tachykardie →
kungsspektrum (Kontakt-, Fraß- und Atem- Vorhoftachykardie
gift) EATCL-Lymphom → T-Zell-Lymphom, Ente-
– LD50 (Ratte; oral, akut): 6,4 mg/kg KG. ropathie-assoziiertes
EAA: Abk. für → Alveolitis, exogen-allergische Eaton Agent → Mycoplasma pneumoniae
EAD: Abk. für engl. early afterdepolarization E/A-Verhältnis n: engl. e wave/a wave ratio;
→ Erregungsleitungsstörung syn. E/A-Ratio. Integralverhältnis von E-Welle
EAEC: Abk. für enteroaggregative Escherichia (max. Geschwindigkeit des passiven schnellen
E/A-Verhältnis: dopplersonografischer transmitraler
coli → Escherichia coli frühdiastolischen Bluteinstroms aus linkem
Fluss mit physiologischem E/A-Verhältnis und DT.
Early Lesions pl: Flache Lipideinlagerungen in Vorhof durch Mitralklappe in linken Ventrikel,
der Intima bei Jugendlichen. Early Lesions wer- entspricht auskultatorisch 3. Herzton) und A-
den als Erstmanifestation einer Arteriosklerose* Welle (transmitrale spätdiastolische max. Fluss-
angesehen. geschwindigkeit infolge aktiver Vorhofkontrak- EBN: Abk. für → Burst-Neurone, exzitatori-
Early Pregnancy Factor m: syn. Early-preg- tion, fehlend bei Vorhofflimmern, entspricht sche
nancy-Faktor (Abk. EPF). Schwangerschaftspro- auskultatorisch 4. Herzton). Das E/A-Verhältnis Ebola-Viruskrankheit f: engl. Ebola virus dis-
tein* (Polypeptid), nachweisbar im mütterli- wird dopplersonografisch bestimmt. Siehe Abb. ease. Hämorrhagisches* Fieber, hervorgerufen
chen Serum bereits 48 h nach der Konzeption*. Referenzbereich: 0,75–1,5. durch das Ebola-Virus. Die Krankheit kommt in
Die Synthese erfolgt vermutlich zuerst mütterli- Klinische Bedeutung: Pathologisch transmitra- kleinen Epidemien in der demokratischen Re-
cherseits und nach Implantation auch embryo- les Flussprofil, z. B. bei diastolischer Dysfunkti- publik Kongo, Gabun und Uganda vor. Von De-
nal. Nach einem Abort* ist es innerhalb von on im Rahmen von Herzinsuffizienz* oder rest- zember 2013 bis Juni 2016 wurden 28 616 Fälle
Stunden nicht mehr nachweisbar. riktiver Kardiomyopathie*. in Guinea, Liberia and Sierra Leone registriert,
Early Total Care: Abk. ETC. Bezeichnung für EBK: Abk. für → Eisenbindungskapazität mit 11 310 Verstorbenen. Die Letalität beträgt
chirurgisches Konzept bei Polytrauma* mit dem EBLV: Abk. für European Bat Lyssa Virus → 50–80 %. Erreger. RNA-Virus aus der Familie
Ziel, chirurgisch erforderliche Interventionen Tollwut der Filoviridae. Fledermäuse (Pteropodidae) gel-
frühzeitig (primär) durchzuführen. Im Gegen- EBM: Abk. für → Bewertungsmaßstab, einheit- ten als Reservoir. Auch Primaten können das Vi-
satz zum Konzept des Damage* Control ist ETC licher rus beherbergen. Übertragung. Kontakt mit
initial nicht auf ausschließlich vital dringlich EbM: Abk. für evidenzbasierte Medizin → Me- Körperflüssigkeiten und Gewebe infizierter
erforderliche Interventionen beschränkt. dizin, evidenzbasierte und verstorbener Menschen oder Tiere, selten
EBST 458

sexuelle Übertragung. Inkubation: 2–21 Tage. – Nachweis durch Echokardiografie*. Echinocoø ccus granulosus m: Weltweit vor-
Klinik: Therapie: Bei signifikanter Trikuspidalklappen- kommender Hundebandwurm, der zur Klasse
– Fieber insuffizienz chirurgisch. Cestoda gehört (in Nord- und Mitteleuropa auf-
– Muskelschmerzen Ebstein-Fieber → Pel-Ebstein-Fieber grund gesetzlicher Fleischbeschau und Hygiene
– Diarrhö Ebulliøsmus m: engl. ebullism. Ausperlen von selten). Es existieren verschiedene Stämme, von
– Erbrechen Gasen (v. a. Stickstoff) in Blut und Gewebe. Un- denen der sich in einem Zyklus aus Hund und
– Blutungen ter üblichen Druckbedingungen ist Stickstoff in Schaf entwickelnde sog. Schafstamm beim Men-
– hypovolämischer Schock Körperflüssigkeiten gelöst. Bei raschem Druck- schen vorwiegend Erreger der zystischen* Echi-
– Multiorganversagen. abfall wird der Stickstoff freigesetzt, z. B. bei nokokkose ist.
Diagnostik: Virusnachweis im Serum mit RT- schnellem Auftauchen aus großer Wassertiefe Entwicklung:
E PCR (Reverse Transkriptase-Polymerase-Ketten-
reaktion). Es besteht Meldepflicht nach § 7 In-
(siehe Caisson*-Krankheit).
Eburneation f: engl. eburnation. Verhärtung
– Endwirt: Hund und andere Caniden
– Zwischenwirt: Wiederkäuer, Schweine (selte-
fektionsschutzgesetz. des Knochengewebes. Es handelt sich um eine ner Pferde u. a. Pflanzenfresser)
Therapie: Form der Hyperostose* mit elfenbeinartiger, lo- – Mensch ist Fehlzwischenwirt.
– Symptomatische Therapie kaler, übermäßiger Knochenbildung. Die Finne* ist der zystische Echinococcus, beste-
– Volumenersatz EBV: Abk. für → Epstein-Barr-Virus hend aus einer flüssigkeitsgefüllten Blase, de-
– Antibiotika/Antimalariamittel gegen Misch- EBV: Abk. für Epstein-Barr-Virus → Herpesvi- ren Wand aus der Keimschicht des Parasiten
infektionen ridae und der multilamellären Membran (Cuticula)
– experimentell im Einsatz: 1. Antikörper ge- EC: Abk. für engl. effective concentration → besteht und außen von der bindegewebigen Pe-
nesener Personen (ZMapp®) 2. Favipiravir. Konzentration [Chemie] rizyste (Finnenbalg) des Wirts umgeben ist. Die
Prävention: Ecarin Clotting Time f: syn. Ecarinzeit; Abk. Keimschicht bildet manchmal durch endogene
– Primäre Prophylaxe durch Vermeiden von ECT. Parameter zur Bestimmung der Konzen- Sprossung Tochterblasen und in diesen Enkel-
Buschfleisch tration therapeutischer direkter Thrombin-In- blasen. Daneben kann die Keimschicht von
– Expositionsschutz für Familienmitglieder hibitoren im Blut zur Therapiekontrolle. Mutter-, Tochter- und Enkelblasen Brutkapseln
und Gesundheitspersonal Referenzbereich: mit Kopfanlagen (Protoscolices) erzeugen (sog.
– Safer-Sex-Maßnahmen bei sexuellen Kontak- – Z. B. bei Hirudin* 50–100 s (bzw. 0,5–1,5 μg/ fertile Zysten). Im Blaseninnern befindet sich
ten mit Überlebenden ml) oft wasserklare Hydatidenflüssigkeit.
– experimentelle Impfungen (VSV-EBOV, – cave: abhängig von Prothrombin- und Fibri- Echinocoø ccus multilocularis m: Kleiner
ChAd3-EBO-Z) erscheinen sicher und wirk- nogenkonzentration der Probe. Fuchsbandwurm, Erreger der alveolären Echi-
sam. Ecarinzeit → Ecarin Clotting Time nokokkose*. Die Finne* (Larvenstadium) ist der
EBST: Abk. für Elektronisches Bonner Eccema → Ekzem alveoläre Echinococcus, der aus zahlreichen
Schmerztagebuch → Bonner Schmerztagebuch ECCO2R: Abk. für engl. extracorporal CO2 re- kleinen, von Bindegewebe umgebenen Bläschen
Ebstein-Anomalie f: engl. Ebstein’s anomaly; moval → Extrakorporale Membranoxygenie- besteht und meist auf die Leber beschränkt ist.
syn. Ebstein-Syndrom. Angeborene Verlage- rung Er wächst infiltrierend durch exogene Spros-
rung eines oder mehrerer fehlgebildeter Trikus- ECCO2R: Abk. für engl. extracorporal CO2 re- sung.
pidalklappensegel in die häufig dünnwandige moval → Low Frequency Positive Pressure Ven- Erreger:
und vermindert kontraktile rechte Herzkam- tilation – Gattung Cestodes*
mer, wodurch deren oberer Anteil funktionell ECE: Abk. für engl. Endothelin-converting en- – Länge 1,2–4,0 mm
zum rechten Vorhof gehört (Atrialisation). Die zyme → Endotheline – meist 5 (2–6) Proglottiden
Symptome sind abhängig vom Ausmaß der Ver- Echinacea pallida → Sonnenhut, Blasser – 16–30 Testes, sackförmiger Uterus.
änderungen, behandelt wird chirurgisch. Häu- Echinocandine → Antimykotika Vorkommen: Nördliche Hemisphäre mit Ende-
figkeit: Selten (< 1 % der angeborenen* Herz- Echinocoø ccus m: Gattung der Cestodes*. Die miegebieten in
fehler). Pathophysiologie: Adultwürmer sind Parasiten im Dünndarm von – Europa
– Trikuspidalklappeninsuffizienz* mit Pendel- Karnivoren (Hund und Fuchs). Die Infektion – Asien (Türkei, Iran, Japan)
blut zwischen rechtem Vorhof und Ventrikel des Menschen (Echinokokkose*) erfolgt durch – Nordamerika (Alaska, Kanada, nördliche und
– evtl. zusätzlicher Rechts-Links-Shunt auf perorale Aufnahme von Bandwurmeiern (z. B. zentrale USA).
Vorhofebene mit Mischungszyanose bei auf- enger Kontakt mit Hunden, Verstäubung von Endwirte sind Fuchs, Wildkarnivoren, selten
gedehntem Foramen* ovale (in ca. 75 % der Hundekot, Verschleppung durch Fliegen). Hund und Hauskatze; Zwischenwirte sind
Fälle) bzw. Vorhofseptumdefekt* (in ca. 5 %). Klinische Bedeutung: Feldmäuse und verwandte Nagetiere. Der
Klinik: Je nach Ausmaß asymptomatisch oder – Erreger beider Formen der Echinokokkose* Mensch ist ein Fehlwirt.
Herzinsuffizienz* sowie paroxysmale supra- sind die in Europa vorkommenden Arten Echinokokkose f: engl. echinococcosis; syn.
ventrikuläre Tachykardie* (WPW*-Syndrom). Echinococcus granulosus (Hundebandwurm) Echinokokkeninfektion. Erkrankung durch
Diagnostik: und Echinococcus multilocularis (Fuchs- Finnen des Hunde- (Echinococcus* granulosus)
– Herzauskultation*: pathognomonischer bandwurm) oder Fuchsbandwurms (Echinococcus* multilo-
Galopprhythmus* durch Extratöne (Herztö- – direkter oder indirekter Nachweis melde- cularis), meist in der Leber. Es besteht Melde-
ne*), Herzgeräusch* uncharakteristisch pflichtig nach § 7 IfSG. pflicht nach § 7 Infektionsschutzgesetz.
– EKG: Schenkelblock* (ausgeprägt) Echinocoø ccus alveolaris m: Finne des Echino- Siehe Abb. 1, Abb. 2 und Abb. 3.
– röntgenologisch Kardiomegalie (vergrößer- coccus* multilocularis. Formen:
te Herzsilhouette durch großen rechten Vor- Echinocoø ccus cyø sticus m: syn. Hydatide. Fin- – Zystische Echinokokkose: abgekapselte Hy-
hof bei Herzinsuffizienz) ne des Echinococcus* granulosus. datiden-Zyste, Larven des Hundebandwurms
459 Echokardiografie

Echinokokkose Abb. 1: riesige Hydatidenzyste im


E
rechten Leberlappen; Darstellung und Berechnung
des Zystendurchmessers (rechts unten im Bild
Anteile von Milz und Magen); CT. [7]

Echokardiografie Abb. 1: parasternal lange Achse im B- und M-Mode mit Platzierung des M-Mode-Strahls
durch die Spitzen der beiden Mitralklappensegel.

Diese werden meist durch den Verzehr roher


Schnecken (Zwischenwirt) übertragen. Normal
ist ein asymptomatischer Verlauf bei massivem
Befall von Diarrhö über Bauchschmerzen bis
hin zu Anämie und Anorexie. Diagnostiziert
wird mittels Nachweis von Bandwurmeiern im
Stuhl, therapiert mit Antihelminthika.
Eø choenzephalografie f: engl. echoencephalog-
raphy; syn. Echoenzephalographie. Verfahren
zum Nachweis intrakranieller Prozesse mittels
Ultraschalldiagnostik. Im Gegensatz zum EEG*
Echinokokkose Abb. 2: CT-Befund. [141] ist die Echoenzephalografie kein Routinever-
fahren. Bei Morbus Parkinson liefert die Echo-
enzephalografie Hinweise zur Differenzialdiag-
nose anhand der Echogenität der Substantia
nigra.
Vorgehen:
– Aufsetzen des Schallkopfes über der rechten
und linken Parietotemporalregion
– transtemporale Beschallung.
Indikationen:
– Differenzialdiagnostik bei Morbus Parkinson
– früher Einsatz der Echoenzephalografie zur
Diagnostik von Hirnblutungen und -tumo- Echokardiografie Abb. 2: 1: apikaler Vierkammerblick
ren (hier Mittellinienverschiebung erkenn- im B-Mode; 2: transmitraler Fluss im
bar), in diesen Indikationen wurde die Echo- PW-Doppler. [14]
enzephalografie inzwischen durch CT* und
Echinokokkose Abb. 3: Echinokokkuszyste der Lunge MRT abgelöst.
(sog. weißer Tumor). [103] Eø chokardiografie f: engl. echocardiography; kulären Ausflusstrakten (links: Aortenwurzel;
syn. Echokardiographie. Ultraschalldiagnostik* rechts: Pulmonalarterie) in definierten Schnitt-
am Herzen mit gleichzeitiger Aufzeichnung ei- ebenen hinsichtlich (herzzyklusabhängiger)
– alveoläre Echinokokkose: invasiv wachsende nes EKG unter Anwendung des Impulsechover- Morphologie und Funktion, wobei dopplerso-
Hydatiden-Zyste, Larven des Fuchsband- fahrens als Real-time- (B-Mode) und Time-moti- nografisch zusätzlich Blutflussrichtung (z. B.
wurms. on-Verfahren (M-Mode) sowie des Dauerschall- Shunt), -geschwindigkeit und Druckgradient
Echinokoø kkuszyste f: engl. echinococcus cyst; verfahrens (CW-Doppler, auch farbcodiert) und (z. B. Stenose) bestimmt werden (siehe Abb. 1
syn. Hydatidenzyste. Meist in der Leber lokali- der gepulsten Doppler*-Sonografie (PW-Dopp- und Abb. 2). Morphologie. u. a. Messung von
sierte Zyste von Finnen des Echinococcus* gra- ler) einschließlich Kombinationen aus B-Mode Septum- und Herzwanddicken (z. B. Durchmes-
nulosus. und CW-Doppler (Duplexsonografie*). ser der anteroseptalen und posterioren links-
Echinostomiøasis f: Infektion des Dünndarms Prinzip: Beurteilung von Herzwänden, Septum, ventrikulären Wand) sowie enddiastolischem
durch Trematoden der Gattung Echinostoma. Herzbinnenräumen, Herzklappen und ventri- und endsystolischem Durchmesser (Diameter)
Echokinesie 460

von Herzbinnenräumen (atrial, ventrikulär; grafie (TTE oder TEE): Echokardiografie nach zeln, die im Oberkiefer fast bis zur knöchernen
z. B. LVEDD und LVESD: linksventrikulärer i. v. Applikation eines Ultraschallkontrast- Augenhöhle reichen.
enddiastolischer und endsystolischer Durch- mittels (je nach Lungengängigkeit: Rechts- ECLA: Abk. für engl. extracorporal lung assist
messer), Aorta und Pulmonalarterie sowie Volu- herz- bzw. Linksherzkontrastmittel) zur Di- → Extrakorporale Membranoxygenierung
mina (z. B. linksatrial oder LVEDV und LVESV: agnostik intra- und extrakardialer Shunts, Eclampsiøa → Eklampsie
linksventrikuläres enddiastolisches und endsys- wobei durch das Kontrastmittel eine Verstär- Eclampsiøa → Schwangerschaftserkrankung,
tolisches Volumen), auf die Körperoberfläche kung des Doppler-Signals und die bessere hypertensive
bezogen als Index (Volumenindex, Diameterin- Darstellung der Endokardkontur erreicht ECLS: Abk. für engl. extracorporeal life sup-
dex; z. B. LVEDDI), zur wird. port → Extrakorporale Membranoxygenierung
– Diagnostik von Hypertrophie, Dilatation, Eø chokinesie → Echopraxie E. coli → Escherichia coli
E Hypoplasie, Herzwandaneurysma* u. a.
– Herzklappenmorphologie (u. a. Echodichte):
Eø cholalie f: engl. echolalia. Sprachautomatis-
mus (Automatismus*) mit zwanghaftem Wie-
Economo-Enzephalitis → Encephalitis lethar-
gica
Herzklappensklerose (kalkdicht und ver- derholen von Wörtern oder Sätzen anderer Per- Economy-Class-Syndrom n: syn. Reisevenen-
dickt), Endokarditis* (Vegetationen) sonen in wörtlicher oder leicht abgewandelter thrombose. Bezeichnung für akute Beinvenen-
– Mitralklappenprolapssyndrom* Form ohne Rücksicht auf Inhalt und Situation. thrombose* nach längeren Reisen mit wenig Be-
– ggf. Nachweis bzw. Verlaufskontrolle eines Vorkommen: wegungsfreiheit für die Beine (meist mit dem
Perikardergusses. – Physiologisch in der kindlichen Sprachent- Flugzeug oder Reisebus, seltener mit dem Au-
Bewegungsabläufe: wicklung zwischen 1. und 2. Lj. to). Mögliche Ursachen sind fehlende Muskel-
– Herzwand (Wandbewegungsstörungen: Aki- – pathologisch z. B. bei Aphasie*, Schizophre- pumpe, Abknickung der V. poplitea bei langem
nesie*, Hypokinesie*, Dyskinesie*) nie*, Intelligenzminderung* oder Tourette*- Sitzen sowie zu wenig Flüssigkeitszufuhr.
– Herzklappen: Störung von Klappenseparati- Syndrom mit Übergang zur Zwangsstörung*. ECS: Abk. für → Eppendorf Cologne Score
on und -schluss bei Insuffizienz (Regurgitati- Eø chopraxie f: engl. echopraxia; syn. Echokine- Ecstasy: Bezeichnung für eine Gruppe von
on, Regurgitationsfraktion*) und Stenose sie. Zwanghaftes Nachahmen von Bewegungen Methylendioxyamphetaminen (sog. Designer-
(verminderte Klappenöffnungsfläche*) oder Gesten anderer Personen, z. B. der Mimik drogen) wie 3,4-Methylendioxyamphetamin
– pathologische Bewegung (z. B. SAM, parado- als Echomimie, vorkommend z. B. beim Touret- (MDA), 3,4-Methylendioxy-N-methylampheta-
xe Septumbewegung*); kardiale Asynchro- te*-Syndrom mit Übergang zur Zwangsstö- min (MDMA), 3,4-Methylendioxy-N-ethylam-
nie*. rung*. phetamin (MDE). Ecstasy führt zur Suchtent-
ventrikuläre Funktion: Echo-Score → Wilkins-Score wicklung und kann z. B. Psychosen induzieren.
– Linksventrikulär systolisch: Auswurffrakti- ECHO-Viren n pl: engl. enteric cytopathogenic Der Konsum ist vor allem gefährlich, weil illegal
on*, Herzminutenvolumen* u. a. humanorphan. Kleine (∅ 24–40 nm), v. a. darm- hergestelltes Ecstasy in seiner Zusammenset-
– linksventrikulär diastolisch: dopplersonogra- zellschädigende RNA-Viren des Genus Entero- zung und Konzentration stark schwankt.
fische Beurteilung u. a. des transmitralen virus* aus der Familie der Picornaviridae*, die Wirkungen:
Flusses mit E/A*-Verhältnis anfangs nicht klassifiziert werden konnten (des- – Psychotrope Substanz mit Suchtpotenzial
– Gewebe-Doppler-Echokardiografie (TDE für wegen orphan, Waise). Bisher sind 31 Serotypen (sog. Aufputschmittel)
tissue doppler echocardiography bzw. TDI isoliert: ECHO 1–9, 11–27 und 29–33. – unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz*
für tissue doppler imaging) zur Erfassung Vorkommen: ECHO-Viren kommen im Darm, – wirkt stimulierend und enthemmend wahr-
kardialer Bewegungen (analog der dopplerso- Blut und Rachensekret vor. scheinlich durch Freisetzung von Serotonin
nografischen Blutflussbeurteilung anhand Klinische Bedeutung: ECHO-Infektionen ver- und Noradrenalin* im Gehirn
erythrozytärer Bewegungen), z. B. diastoli- laufen sehr häufig asymptomatisch. Klinisch – wirkt ähnlich wie Amphetamin.
sche Funktionsprüfung bei Herzinsuffizi- manifestiert sich eine ECHO-Infektion u. a. als Nebenwirkungen:
enz*-Diagnostik. – Unspezifischer grippaler Infekt, Bronchitis* – Tachykardie
Formen: – Gastroenteritis, Ernährungsstörung des – Mundtrockenheit
– Transthorakale Echokardiografie (TTE): Säuglings – Schweißausbrüche
nichtinvasive Form – Konjunktivitis – Tremor
– transösophageale Echokardiografie (TEE): in- – Meningitis* – Hyperthermie
vasive Form, bei der mithilfe eines in die – Virusmyokarditis* – Leberschäden
Speiseröhre eingeführten Endoskops, an des- – Hepatitis – Rhabdomyolyse
sen Spitze sich der Schallkopf befindet (Intra- – Meningoenzephalitis oder Enzephalomyelitis – drogeninduzierte Psychosen
vascular Ultrasound, Abk. IVUS), durch die – neonatale Infektionen, die als generalisierte – Herzstillstand bei entsprechender Vorschädi-
räumliche Nähe und den Wegfall anatomi- Infektionen verlaufen können. gung
scher Hindernisse (Rippen, Lungengewebe) Echte Wehenschwäche f: syn. echte Wehen- – Apoplexie durch Überdosierung
eine bessere Darstellung insbesondere der Insuffizienz. Bezeichnung für eine hypotone – gefährlich insbesondere wegen extremer
Vorhöfe und des Klappenapparats ermöglicht oder normotone Wehenschwäche im Gegensatz Schwankung hinsichtlich Zusammensetzung
wird zur hypertonen* Wehenschwäche. und/oder Konzentration illegal hergestellter
– Sonderformen: 1. Stressechokardiografie* Eckzahn m: engl. canine tooth; syn. Dens cani- Substanz.
(TTE) zur Beurteilung von unter Frequenz- nus. Einhöckeriger, kegelförmiger Zahn am Ecstasy-Intoxikation f: Vergiftung mit einer
und Kontraktilitätsstimulation des Herzens Übergang der Frontzähne zu den Seitenzähnen. Partydroge aus der Gruppe der Amphetamine.
evtl. auftretender ischämiebedingter Wand- Der Eckzahn folgt beim Menschen auf den late- Wegen hoher missbräuchlicher Anwendung
bewegungsstörung in Abhängigkeit vom ralen Schneidezahn* und befindet sich vor den von Ecstasy kommt es häufig zu Vergiftungen,
Grad der Belastung 2. Kontrastechokardio- Prämolaren*. Die Eckzähne haben lange Wur- die in den meisten Fällen nicht tödlich enden
461 EEG

(3 Todesfälle 2013 in Deutschland). Gefährlich Isotretinoin, Indinavir, Bevacicumab). Behan- EE-Formen f pl: syn. exoerythrozytäre Formen.
sind Verunreinigungen der Droge und ein un- delt wird insbesondere mit rückfettenden Maß- Exoerythrozytäre Vermehrungsstadien (Gewe-
kalkulierbarer Mischkonsum von Drogen. nahmen. beformen) der Malariaerreger.
Klinik: Klinik: Betroffen sind vor allem Unterschenkel EEG f: engl. electroencephalogram; syn. Elektro-
– Psychische Erregung (insbesondere prätibial), Streckseiten der Arme enzephalografie. Diagnostische elektrophysio-
– Hyperthermie mit Schweißausbruch und der Stamm. Es kommt zu Einrissen in der logische Methode zur Registrierung von Poten-
– Blässe Haut mit roten Fissuren, sodass das Bild an ein zialschwankungen, die aus Gehirnaktivität re-
– Mydriasis* Kopfsteinpflaster oder ein ausgetrocknetes sultieren (sog. Hirnströme). Die Potenzial-
– Krämpfe Flussbett erinnert, siehe Abb. Auf der Haut- schwankungen ergeben sich aus den Summen-
– Hyperventilation bis Atemstillstand oberfläche findet sich eine pudrige feinlamellä- potenzialen von Neuronenverbänden. Sie wer-
– Herz-Kreislauf: 1. Hypertonie 2. Tachykardie
3. Herzstillstand.
re, teils auch groblamelläre Schuppung. Das Ec-
zéma craquelé ist abzugrenzen von der Ichthyo-
den mit an der Kopfoberfläche befestigten
Elektroden registriert, apparativ verstärkt und
E
Therapie: Vergifteten in Schocklagerung/stabile sis acquisita. kontinuierlich aufgezeichnet.
Seitenlage bringen, beruhigen und vor Stress Eczema vaccinatum n: syn. Ekzema vaccina- Vorgehen: Abgeleitet wird in unipolarer (gegen
abschirmen, kühlen, Flüssigkeit zuführen oder tum. Ekzem als Komplikation nach einer Po- eine indifferente Elektrode) oder bipolarer
ggf. Reanimationsmaßnahmen durchführen. ckenimpfung mit Vacciniavirus* bei Patienten Schaltung (Messung der Potenzialdifferenz zwi-
ECT: Abk. für → Ecarin Clotting Time mit atopischem Ekzem*. Die Ausbreitung er- schen 2 Elektroden) oder als sog. Quellenablei-
ECT: Abk. für → Emissionscomputertomogra- folgt durch hämatogen disseminierte Aussaat. tung (gegen das Summenpotenzial der die diffe-
fie Das Ekzem hinterlässt sog. Pockennarben. Die rente Elektrode umgebenden Elektroden als Re-
Ecthyma n: Infektiöse Hauterkrankung unter- Letalität beträgt bis zu 30 %. ferenzpotenzial). Beurteilungskriterien:
schiedlicher Ätiologie*, gekennzeichnet durch ED: Abk. für Effektivdosis → Dosis [Pharmako- – Grundrhythmus
die Ausbildung charakteristischer, wie ausge- logie] – Amplitude
stanzt wirkender Ulzera, welche unter Narben- ED: Abk. für Encephalomyelitis disseminata → – Steilheit
bildung abheilen. Die Diagnose wird klinisch Multiple Sklerose – Lokalisation von Potenzialschwankungen
und mikrobiologisch gestellt, therapiert wird Edelgase n pl: engl. noble gases. Gruppenbe- – vorherrschende Wellenform
chirurgisch, lokal antiseptisch und antibiotisch. zeichnung für die Elemente Helium, Neon, Ar- – Homogenität des Wellenverlaufs über einan-
Ecthyma gangraenosum teø rebrans n: Hä- gon, Krypton, Xenon, Radon* und Ununoctium der entsprechenden Arealen der Großhirnhe-
morrhagische, nekrotisierende Vaskulitis mit (VIII. Hauptgruppe des Periodensystems der misphären
über den ganzen Körper verteilten Blasen und Elemente) mit auffälliger Reaktionsträgheit, – evtl. Provokation pathologischer EEG-Verän-
Ulzerationen im Rahmen einer Sepsis mit Pseu- verursacht durch die mit Elektronen vollstän- derungen durch Hyperventilation, Fotosti-
domonas* aeruginosa, besonders bei Patienten dig gefüllte äußere Elektronenschale (Edelgas- mulation und Schlafentzug.
mit Immundefekten bzw. Tumorerkrankung. konfiguration). Befunde: Physiologisches EEG
Ectropium uveae n: Anomalie der Iris, wobei Hintergrund: Krypton, Xenon und Radon bil- – Physiologisches EEG im Wachzustand: 1. re-
sich das bräunliche Pigmentepithel der Iris über den mit den elektronegativsten Elementen (Flu- gelmäßige Potenzialschwankungen in Ab-
den Pupillarsaum hinweg auf der Irisvorderflä- or, Chlor, Brom, Sauerstoff, Stickstoff) chemi- hängigkeit von der Frequenz, bei Erwachse-
che fortsetzt. sche Verbindungen. nen: I. Alpha-Wellen (8–13 Hz, entspannte
EC-Zellen: Abk. für enterochromaffine Zellen Vorkommen: Die Atmosphäre besteht zu ca. 1 % Wachheit) II. Beta-Wellen (14–30 Hz, bei
→ Zellen, enterochromaffine aus Argon. Erdgase können bis zu 16 % Helium Aufmerksamkeit, Erregung) III. Theta-Wel-
Eczéma craquelé m: engl. eczema craquelé; syn. enthalten. In geringen Mengen sind Edelgase in len (4–7 Hz, leichte Schlafphasen) IV. Delta-
Eczéma canalé. Chronisches Ekzem* bei starker Mineralien zu finden. Wellen (0,5–3,5 Hz, traumlose Tiefschlafpha-
Austrocknung der Haut (Xerosis*, Asteatose, Se- Anwendung: se) V. Gamma-Wellen (31–70 Hz, starke Kon-
bostase) und Lipidmangel, vor allem bei Alters- – Zur Füllung von Glühlampen und Leucht- zentration, siehe Abb.) 2. im Neugeborenen-
haut oder überbeanspruchter Haut (z. B. durch stoffröhren alter v. a. extrem langsame unregelmäßige
übertriebenes Waschen) oder als UAW (z. B. bei – He in der Tieftemperaturtechnik Wellen 3. 7. Lj. Stabilisierung eines okzipita-
– He und Ar als inerte Schutz- und Trägergase len Alpha-Rhythmus 4. ab 18.–20. Lj. regel-
– Ar als Schutzgas beim elektrischen Schwei- mäßiger Alpha-Grundrhythmus, der bei psy-
ßen chosensorischen Reizen (z. B. Augenöffnen)
– Xe als Narkosegas. im Sinne eines On-off-Effekts (Berger*-Ef-
EDP: Abk. für engl. enddiastolic pressure → fekt) blockiert wird 5. hereditäre Normvari-
Herzzyklus ante: Beta-EEG (sog. flaches EEG), 4–5 Hz-
EDP: Abk. für engl. enddiastolic pressure → Grundrhythmusvariante
Ventrikeldruck – physiologisches Schlaf-EEG: Einteilung in
EDP: Abk. für engl. enddiastolic pressure → Non-REM-Schlafstadien N1–N3 und REM-
Wedge-Druck Schlafstadium nach den AASM-Kriterien (sie-
EDV: Abk. für enddiastolisches Volumen → he Tab.): 1. Einschlafphase: zunächst im
Auswurffraktion Schlafstadium N1 Zerfall des Alpha-Rhyth-
Edwards-Syndrom → Trisomie 18 mus, Auftreten unregelmäßiger Theta-Akti-
EE: Abk. für → Ernährung, enterale vität und hoher, steiler Wellen über den Ver-
Eczéma craquelé: unregelmäßige Risse und EEA-Stapler: Abk. für engl. enteroenteric anas- tex (Vertexzacken) 2. Schlafstadien N2 und
Schuppungen am Arm. [81] tomosis stapler → Klammernahtgerät N3: Auftreten von K-Komplexen (hohe, bi-
EEG-Analyse 462

laufenden Überwachung der Gehirnfunktion


EEG:
Schlafstadien nach AASM-Manual zum Scoring von Schlaf und assoziierten Ereignissen. (EEG-Monitoring) eingesetzt.
EEG-AnalyXse f: syn. EEG-Auswertung. Aus-
Schlafstadium Grundaktivität Grafo-Elemente wertung des EEG* in Hinblick auf Grundrhyth-
mus, Amplitude, Steilheit, Lokalisation von Po-
N1 Theta-Wellen (4–7 Hz) Vertexzacken
tenzialschwankungen, Homogenität des Wel-
N2 Theta-Wellen (4–7 Hz) K-Komplexe, Schlafspindeln lenverlaufs über sich entsprechenden Arealen
N3 Theta-Wellen (4–7 Hz) und > 20 % breite K-Komplexe, Schlafspindeln der Großhirnhemisphären (EEG-Asymmetrie),
Delta-Wellen (0,5–3 Hz), > 75 μV evtl. zusätzlich Provokation pathologischer
EEG-Veränderungen durch Hyperventilation*,
REM Alpha-, Beta-, Theta-Wellen mit Sägezahnwellen, in der EOG rasche Augen-
E dominierender Theta-Aktivität bewegungen, in der EMG (Kinn) Atonie Fotostimulation* und Schlafentzug*.
EEG-Biofeedback → Neurofeedback
EOG: Elektrookulografie EEG-Desynchronisation f: Aufhebung der
EMG: Elektromyografie synchronen, rhythmischen elektrischen Aktivi-
tät kortikaler Zellpopulationen. Eine EEG-De-
synchronisation ist physiologisch bei geistiger
Aktivität, z. B. bei Reaktionen auf Reize (ereig-
gen; diffuses, unregelmäßiges Auftreten niskorrelierte Desynchronisierung), hingegen
langsamer Wellen (kontinuierliche Verlang- pathologisch bei Erkrankungen des Gehirns.
samung) 2. intermittierende bilaterale Verän- Beschreibung: Durch die Aktivität thalamischer
derungen (aus der Hintergrundaktivität Schrittmacher kommt es bei Gesunden in Ruhe
plötzlich hervortretende Gruppen von Wel- zu synchroner Aktivität (Polarisierung und De-
len unterschiedlicher Frequenz) polarisierung) kortikaler Zellpopulationen. Die-
– Herdbefund: 1. als unspezifischer Verlangsa- se synchrone Ruheaktivität wird bei erhöhten
mungsherd v. a. bei lokaler Hirnerkrankung Anforderungen an die Informationsverarbei-
(z. B. Schlaganfall, Hämatom, Tumor, lokale tung aufgehoben. Sie ist auch in Ruhe vermin-
Entzündung, nach Schädelhirntrauma) dert bei Erkrankungen, welche die Integrität
2. mit epilepsiespezifischen Potenzialen (sog. des Gehirns beeinträchtigen.
Krampffokus) EEG-Herd-Befund m: Lokale Veränderung im
– epilepsietypische Potenziale (fokal bei parti- EEG außerhalb der Norm, der nicht immer ein
ellen epileptischen Anfällen, generalisiert bei klinisch fassbares Symptom zuzuordnen ist.
generalisierter Epilepsie*; siehe Abb.): Herdbefunde lassen keine Rückschlüsse auf die
1. spikes: spitze Potenziale mit steil anstei- Ursache der Störung zu. Bei hinreichendem
gender und abfallender erhöhter Amplitude Verdacht sollten Herdbefunde aber klinisch und
von weniger als 80 ms Dauer 2. sharp waves: mittels anderer Verfahren (insbesondere Bildge-
steil ansteigende und langsam abfallende bung, MRT oder CCT) abgeklärt werden.
Wellen von 80–200 ms Dauer 3. spikes and Formen: Herdbefunde können ohne fassbare
waves: spikes in Kombination mit einer lang- Ursache oder im Rahmen vorübergehender
samen Welle in einer Frequenz von 3 Hz; v. a. funktioneller Störungen (z. B. bei Migräne) auf-
bei idiopathischer generalisierter Epilepsie, treten. Sie können aber auch Ausdruck einer Ge-
insbesondere bei Absencen* 4. polyspikes and hirnläsion sein (z. B. Schlaganfall, Zyste).
waves: Komplex von mehreren spikes mit ei- EEG-Mapping: engl. electroencephalography
EEG: Normalbefund und pathologische Wellen. ner langsamen Welle 5. slow spikes and wa- mapping. Methode des Brainmappings* zur
ves: spikes in Kombination mit einer langsa- bildlichen Darstellung der Hirnrindenaktivität,
men Welle in einer Frequenz von 3 Hz, ty- die aus EEG*-Daten errechnet und auf die Kopf-
phasische langsame Welle, die spontan oder pisch für Epilepsie mit myoklonisch-astati- oberfläche projiziert wird. EEG-Mapping ist
als Reaktion auf Reize auftritt) und Schlaf- schen Anfällen 6. sog. Hypsarrhythmie: in kein Routineverfahren und wird in der For-
spindeln (11–15 Hz) 3. Schlafstadium N3: zu- unregelmäßige hohe Wellen eingestreute schung verwendet, z. B. zur Darstellung korti-
sätzlich mindestens 20 % hochgespannte spikes und/oder sharp waves mit wechseln- kaler Reaktionen auf kognitive oder emotionale
(> 75 μV) Delta-Wellen je 30-Sekunden-Epo- der Lokalisation, typisch für West-Syndrom Reize in der experimentellen Psychologie.
che 4. REM-Schlafstadium: Dominanz von 7. Hirntod*: keine Potenzialschwankungen EET: Abk. für engl. epitheloid trophoblastic tu-
Theta-Aktivität und Sägezahnwellen, beglei- nachweisbar (sog. Nulllinie, isoelektrisches mor → Trophoblasttumor, epitheloider
tet von Atonie der Skelettmuskulatur im EEG). EF: Abk. für Ejektionsfraktion → Auswurffrak-
Kinn-Elektromyogramm und namensgeben- Indikationen: Das EEG ist von überragender Be- tion
der Gruppen rascher Augenbewegungen. deutung in der Diagnostik der Epilepsie, der eFA: Abk. für → Fallakte, elektronische
Pathologisches EEG Koma-Diagnostik (Hirntod-Diagnostik) und der Effeø ktor m: engl. effector. Erfolgsorgan, bei-
– Diffuse zerebrale Funktionsstörung (z. B. bei Untersuchung von Schlafstörungen. Es wird au- spielsweise glatte Muskulatur und Drüsen, die
entzündlichen Erkrankungen, Hirnatrophie, ßerdem zur Abklärung zahlreicher anderer Er- durch Impulse efferenter Nerven (motorisch
erhöhtem Hirndruck, endokriner oder meta- krankungen des ZNS (z. B. Kopfschmerz, De- oder sekretorisch) erregt oder gehemmt werden.
bolischer Störung): 1. Allgemeinveränderun- menz, Synkope) und intensivmedizinisch zur Als Effektoren werden auch Substanzen be-
463 Effluvium, telogenes

zeichnet, die eine Enzymaktivität durch Kon- sekundäre Effloreszenzen nach und aus den pri- hafter tieferer Knoten bis etwa Haselnussgrö-
formationsänderung regulieren oder die Bin- mären. ße; kleiner: Nodulus, größer: Tumor)
dungsfähigkeit eines Regulatorproteins an die Einteilung: 4. Quaddel (Urtica*) 5. Vesicula* 6. Bulla*
DNA verändern oder beeinflussen. – Primäre Effloreszenzen (siehe Abb. 1 und 7. Pustula (Pustel*)
Effeø ktorzellen f pl: engl. effector cells. Immun- Abb. 2): 1. Macula (Makula) 2. Papula (Papel*; – sekundäre Effloreszenzen: 1. Squama
kompetente Zellen, die während einer Immun- konfluierend als Plaque*) 3. Nodus (dauer- (Schuppen) 2. Crusta* 3. Erosio (Erosion*)
antwort* die Effektorfunktionen des Immun- 4. Excoriatio (Exkoriation*) 5. Fissura (Fis-
systems ausüben. Zu den Effektorzellen gehö- sur*) 6. Rhagade* 7. Ulcus (Ulkus*) 8. Cicatrix
ren aktivierte CD4+-T*-Lymphozyten (TH1- und (Narbe*) 9. Atrophia (Hautatrophie, Haut-
TH2-Zellen; T*-Helferzellen), CD8+- und natür- schwund, Atrophie*).
liche Killerzellen*, Plasmazellen* (Antikörper-
bildung) und Makrophagen* (Lyse von Mikroor-
Effluvium n: Erguss, Ausfall.
Effluvium capillorum n: Haarausfall, im enge-
E
ganismen). ren Sinn v. a. der Kopfhaare.
Effeø ktstärke f: engl. effect size. Statistisches Effluvium, telogenes n: engl. telogen effluvi-
Vergleichsmaß zur Angabe der Größe eines Ef- um. Diffuser Haarausfall. Das telogene Effluvi-
fekts einer Einflussgröße. In Metaanalysen wer- um ist gekennzeichnet durch den gleichzeiti-
den häufig per Mittelwertbildung integrierte gen Übergang vieler Haare von der Anagen- in
Effektstärken (Gesamteffektstärke) ermittelt. die Telogenphase. Es beginnt 2–4 Monate nach
Effendi-Klassifikation → Hanged-Man-Frak- einem ursächlichen Ereignis, bei schwerer Schä-
tur digung bereits nach 1–3 Wochen. Siehe Abb.
effereø nt: syn. efferens. Hinausführend, weg- Vorkommen:
führend, Bezeichnung für eine Leitungsrich- – Physiologisch: 1. bei Neugeborenen 2. bei
tung im Nerven- oder Blutsystem, z. B. für Ner- Frauen nach der Geburt und in den Wechsel-
ven, die Erregungen vom ZNS zur Peripherie jahren (Alopecia postpartualis bzw. Alopecia
leiten. Der gegensätzliche Begriff zu efferent climacteria) 3. bei Frauen: nach Absetzen hor-
lautet afferent*. monaler Kontrazeptiva 4. bei Männern: Alo-
Effizieø nz f: engl. efficiency. Wirkung oder Nut- pecia* androgenetica 5. altersbedingt
zen im Verhältnis zum dazu benötigten Auf- – in akuten Stresssituationen: 1. operativer
wand. Als effizient bezeichnet man eine mit Eingriff 2. massiver Blutverlust 3. psychi-
dem geringstmöglichen Mitteleinsatz erstellte scher Stress
Leistung (Minimierungsprinzip) oder eine bei – Fehl- und Unterernährung: 1. Proteinmangel
festgelegtem Mitteleinsatz maximale Leistung 2. Vitaminmangel 3. Zinkmangel
(Maximierungsprinzip). – fieberhafte Infektionskrankheiten: 1. Influ-
Efflation → Ruktus enza 2. Typhus
Effloreszeø nzen f pl: engl. skin lesions. Eintei- – chronische Erkrankungen: 1. Neoplasien
lung von pathologischen Hautveränderungen 2. Hepatopathien 3. Kollagenosen 4. Leukä-
zur standardisierten Beschreibung und damit mien 5. Eisenmangelanämie 6. Erythroder-
Diagnoseerleichterung. Primäre Effloreszenzen mie
entstehen unmittelbar durch die Erkrankung,

Effluvium, telogenes: Befund nach schwerer


Effloreszenzen Abb. 1 Effloreszenzen Abb. 2 [197] ipInfektion. [197]
Effort-Thrombose 464

– endokrine Erkrankungen: 1. Hyperthyreose


2. Hypothyreose 3. Hypopituitarismus
– Erkrankungen des ZNS und Psychosen
– als UAW (Alopecia* medicamentosa)
– Intoxikation mit Schwermetallen
– aufgrund ionisierender Strahlung.
Prognose: Das Wachstum der Haare kann nach
Ursachenbeseitigung wieder einsetzen.
Effort-Thrombose → Paget-von-Schrötter-
Syndrom
E Effusion → Erguss
Eflornithiøn n: engl. eflornithine. Antiprotozo-
enmittel* zur systemischen Behandlung einer Ehlers-Danlos-Syndrom Abb. 1: Hyperelastizität der
Trypanosoma-brucei-gambiense-Infektion (sie- Haut. [87]
he WHO-Liste der unentbehrlichen Arzneimit-
tel) sowie Dermatikum mit haarwuchshemmen-
der Wirkung zur äußerlichen Anwendung. In Ehlers-Danlos-Syndrom Abb. 3: gefäßähnliche Strei-
Deutschland ist Eflornithin nur zur Behand- fen von der Papille aus und nach peripher ziehend
lung des Hirsutismus erhältlich. Seine überwie- (sog. angioid streaks); Ophthalsmoskopie. [143]
gend zytostatische Wirkung beruht auf einer ir-
reversiblen Hemmung der Ornithin-Decarboxy-
lase.
EFT: Abk. für → Therapie, emotionsfokussierte – verstärkte Nachblutungen bei operativen
EG: Abk. für Elektrogramm → EKG, intrakar- Eingriffen, je nach Typ strenge Indikations-
diales stellung
eGA: Abk. für → Gesundheitsakte, elektroni- – erhöhte Frühgeborenenrate.
sche Therapie:
Egel m sg, pl: engl. leech. Bezeichnung für Wür- – Nicht kausal möglich
mer, die 2 verschiedenen Tierstämmen angehö- Ehlers-Danlos-Syndrom Abb. 2: Überstreckbarkeit – symptomatisch und prophylaktisch
ren; einmal Hirudinea* (Blutegel), zum anderen der Gelenke. [87] – Physiotherapie
Trematodes* (Saugwürmer), je nach Ansied- – ggf. orthopädische Versorgung.
lungsort z. B. Darmegel*, Leberegel* und Lun- Ehrlich-Fingerversuch m: engl. Ehrlich’s finger
genegel (Paragonimus*). Die Diagnostik erfolgt durch biochemischen test. Veralteter in-vivo-Test zum Nachweis einer
Egerton-Stoke-Mandeville-Bett → Drehbett Nachweis spezifischer Enzymdefekte. Eine Prä- durch biphasische Kältehämolysine (Donath-
EGF: Abk. für → Epidermal Growth Factor nataldiagnostik ist bei einigen Typen durch Landsteiner-Antikörper) verursachten Hämo-
EGF-Rezeptor m: engl. epidermal growth factor Chorionbiopsie* oder Amniozentese* möglich. lyse*.
receptor; syn. ERBB (erbB); Abk. EGFR. Mono- Epidemiologie: 1 : 20 000 beim klassischen Prinzip: Eintauchen der venös gestauten Finger
meres integrales Membranprotein mit Tyrosin- EDS-Typ 1/2. Formen: Derzeit 6 definierte des Patienten jeweils 10 Minuten erst in Eiswas-
kinaseaktivität (siehe Tyrosinkinase*-Rezepto- Haupt-Typen, modifiziert nach Böhm 2002, des ser und anschließend in ca. 40 °C warmes Was-
ren) und einer Bindungsstelle für Epidermal* Weiteren zusätzlich seltenere Sonderformen. ser. Anschließend wird aus der Fingerbeere Ka-
Growth Factor (EGF). Pathogenese: Je nach Typ, autosomal-domi- pillarblut entnommen. Bei nachweisbarer Hä-
Klinische Bedeutung: nanter, -rezessiver oder X-chromosomaler Erb- molyse im Serum ist der Ehrlich-Fingerversuch
– Pathogenetisch: siehe Onkogene* (Tab. dort) modus; entsprechend unterschiedliche patho- positiv. Des Weiteren ist bei positivem Test im
– pharmakologisch: Hemmung von EGFR biochemische Mechanismen der gestörten Kol- Blutausstrich häufig eine Erythrozytenphago-
durch Zytostatika im weiteren Sinn (Panitu- lagenfibrillogenese. zytose zu beobachten.
mumab, Erlotinib, Cetuximab, Lapatinib, Klinik: Je nach Typ unterschiedliche Symptom- Ehrlich-Innenkörper → Heinz-Innenkörper-
Trastuzumab*, Afatinib). konstellation und -schwere: chen
eGK: Abk. für → Gesundheitskarte, elektroni- – Hyperelastizität (siehe Abb. 1) Ehrlichiose f: engl. ehrlichiosis. Durch Zecken-
sche – erhöhte Vulnerabilität sowie Wundheilungs- stich übertragene Infektion mit Bakterien der
EHEC: Abk. für enterohämorrhagische Escheri- störungen der Haut Gattungen Ehrlichia, Anaplasma und Neori-
chia coli → Escherichia coli – Überstreckbarkeit der Gelenke (siehe Abb. 2) ckettsia. Die Klinik ist zumeist unspezifisch mit
EHL: Abk. für elektrohydraulische Lithotripsie mit Luxationsneigung Fieber, Abgeschlagenheit, Kopf-, Gelenk- und
→ Cholelithotripsie – Augenanomalien, z. B. Myopie, Linsenekto- Muskelschmerzen. Behandelt wird mit Antibio-
Ehlers-Danlos-Syndrom n: engl. Ehlers-Danlos pie, blaue Skleren, Neigung zu Netzhautblu- tika, die Infektion heilt meist innerhalb einer
disease; syn. Fibrodsysplasia elastica generalisa- tungen (siehe Abb. 3) Woche folgenlos ab.
ta. Erbliche Krankheitsbilder mit Kollagendys- – Disposition zu vasogener Hämorrhagie, Ehrlich-Mastzellen → Mastzellen
plasie und Mutationen in diversen Kollagen-Ge- Aneurysma dissecans und Arterienrupturen, EIA: Abk. für → Enzym-Immunoassay
nen sowie klinischer Manifestation in der Kind- cave: Angiografie Eibisch m: syn. Althaea officinalis. Staude aus
heit. Typische Symptome sind Hyperelastizität – Mitralklappenprolaps der Familie der Malvengewächse (Malvaceae),
der Haut und Überstreckbarkeit der Gelenke. – Darm- und Harnblasendivertikel die in Mitteleuropa und Westasien vorkommt
465 Einklemmung [Neurologie]

Eigenanamnese f: engl. autoanamnesis. Teil bei Rechtsherzinsuffizienz*, Vena*-cava-superi-


der zu erhebenden Krankengeschichte (Anam- or-Syndrom und fortgeschrittenem Lungenkar-
nese*), die die Vorgeschichte aus der Sicht des zinom* mit massivem Einbruch in das Mediasti-
Patienten wiedergibt. num*.
Eigenbluttransfusion → Transfusion, auto- Einteilung: Nach Lokalisation:
gene – Obere Einflussstauung mit Erweiterung der
Eigenrefleø x → Reflex Venen in der oberen Körperhälfte und Erhö-
Eigenschutz m: syn. Selbst-Schutz. Notwen- hung des ZVD (sichtbar v. a. am Hals durch
digkeit, sich bei Behandlungen und Hilfeleis- Stauung der Jugularvenen und bei Stokes*-
tungen selbst vor möglichen Schäden zu schüt- Kragen)
zen, z. B. vor Infektionen durch entsprechendes
Verhalten, also Tragen von Handschuhen,
– untere Einflussstauung mit erweiterten Ve-
nen in der unteren Körperhälfte (z. B. Stau-
E
Eibisch: Blüte. [159]
Mundschutz und ggf. Schutzanzug. ungsleber*).
Eignung f: engl. suitability. Vorhandensein der Eingeweidewürmer → Helminthes
notwendigen physischen und psychischen Ei- Einheit, fetoplazentare f: engl. fetoplacental
sowie in Nordbayern, Belgien, Frankreich, Un- genschaften für die Anforderungen einer be- unit. Zusammenfassender Begriff, der Fet (Fe-
garn und Bulgarien kultiviert wird. Verwendet stimmten Tätigkeit und Fehlen von Krankheits- tus*, Ungeborenes nach Ausbildung innerer Or-
werden Wurzel, Blüten und Blätter. Wild leben- oder Behinderungs-bedingten Gefährdungs- gane, ab SSW 9) und Plazenta* einschließt. Feto-
de Populationen sind besonders geschützt (§ 1 und Belastungsfaktoren. plazentare Einheit wird meistens im Zusam-
Satz 1 Bundesartenschutzverordnung). Siehe Eihäute f pl: engl. extraembryonic membranes; menhang mit der Synthese von Hormonen (Öst-
Abb. syn. Fruchthüllen. Sekundäre Eihüllen, die am rogene*, Gestagene) gebraucht, da sich hier bei-
Wirkung: Reizlindernd bei Husten durch Bil- Rand der Plazenta* ansetzen. Sie bestehen aus de Anteile ergänzen.
dung einer schützenden Schicht im Pharynxbe- 2 fetalen Anteilen (Amnion*, Chorion*) und ei- Einheit, motorische f: engl. motor unit. Moto-
reich. ner mütterlichen Schicht (Dezidua). risches Neuron (Motoneuron, Alphamotoneuro-
Verwendung: Wässrige Kaltauszüge Eikosanoide n pl: engl. eicosanoids. Sammelbe- ne*) und die von ihm innervierten Muskelfa-
– Medizinisch: bei Schleimhautentzündungen zeichnung für sauerstoffhaltige Derivate der sern. Die Anzahl der Muskelfasern pro motori-
im Mund- und Rachenraum, trockenem mehrfach ungesättigten C20-Fettsäure Arachi- scher Einheit variiert und ist am geringsten bei
Reizhusten, leichter Entzündung der Magen- donsäure*, die meist als Mediatoren und Gewe- motorischen Einheiten für fein abgestufte Be-
schleimhaut (European Scientific Cooperati- behormone bei entzündlichen Prozessen wir- wegungen, z. B. bei den äußeren Augenmus-
ve on Phytotherapy, Kommission E) ken und in Sekunden bis Minuten wieder inak- keln.
– traditionell: bei Schleimhautentzündungen tiviert werden. Einhorn-Soø nde f: engl. Einhorn tube. Typ der
im Mund- und Rachenraum, trockenem Eileiter m: engl. uterine tube; syn. Salpinx. Ca. Duodenalsonde* mit einer sogenannten Olive
Reizhusten, leichter Entzündung der Magen- 10 cm langer, röhrenförmiger, paariger Anhang aus Metall an ihrem Ende.
schleimhaut (Herbal Medicinal Products des Uterus* ausgehend vom Fundus uteri und Einklemmung [Chirurgie] f: engl. incarceration.
Committee) reichend bis zu den Eierstöcken (Ovarien). Die Siehe Inkarzeration*.
– volkstümlich: bei Pertussis, Harnblasener- Eileiter sind Teil der Adnexe*, über das Meso- Einklemmung [Neurologie] f: Einklemmung
krankungen, Diarrhö und (äußerlich) als salpinx* am Ligamentum* latum uteri aufge- von Hirngewebe (sog. innerer Hirnprolaps) un-
Wundheilmittel; die Wirksamkeit bei den hängt und liegen intraperitoneal*. ter Ausbildung eines temporalen bzw. zerebel-
volkstümlichen Anwendungsgebieten ist Funktion: Kurz vor dem Eisprung legen sich die laren Druckkonus* im Gegensatz zur zerebralen
derzeit nicht ausreichend belegt. Fimbrien auf den reifen Follikel und fangen die Herniation* mit Gewebedefekt. Klinisch zeigen
EIC: Abk. für endometriales intraepitheliales Eizelle* nach dem Eisprung ein. Der Eileiter sich Kopfschmerz, Schwindel, Erbrechen, Be-
K(C)arzinom → Endometriumkarzinom transportiert die Eizelle innerhalb von 5 Tagen wusstseins- und Sensibilitätsstörungen*, Läh-
Eichäpfel → Gallen [Phytotherapie] durch Zilien* und Muskelkontraktionen zum mungen* und Pupillenveränderungen. Ein-
Eichengallen → Gallen [Phytotherapie] Uterus*. Die Befruchtung der Eizelle findet klemmung ist ein lebensbedrohlicher Notfall,
Eicosapentaensäure → Essenzielle Fettsäuren meist in der Ampulla tubae uterinae statt.
EID50 % → Dosis infectiosa Eileiterdurchgängigkeitsprüfung → Pertu-
Eidotter → Embryotrophe bation
EIEC: Abk. für enteroinvasive Escherichia coli Eileiterentzündung → Salpingitis
→ Escherichia coli Eileiterschwangerschaft → Tubargravidität
Eierstock → Ovar Eileiterspiegelung → Falloposkopie
Eierstockentzündung → Oophoritis Eimeria f: Gattungsbegriff wirtsspezifischer,
Eifersuchtswahn m: engl. delusional jealousy; obligat intrazellulärer Darmparasiten verschie-
syn. Othello-Syndrom. Form des Wahns*, bei dener Tiere (Klasse Sporozoa; siehe Protozoen*),
dem die Betroffenen der Überzeugung sind, z. B. Eimeria tenella bei Geflügel und Eimeria
vom Lebenspartner betrogen oder hintergangen bovis beim Rind. Eimeria-Spezies gehören zu
zu werden. Er kommt v. a. bei Alkoholpsychose* den Erregern der Kokzidiose.
oder auch als wahnhafte Störung* vor. EindrittelelektrolyXtlösung → Elektrolytthe-
EIFT: Abk. für engl. embryo intrafallopian rapie
transfer → Embryotransfer Einflussstauung f: Behinderter Bluteinstrom Einklemmung [Neurologie]: Hirntumor mit oberer
Eigenanamnese → Anamnese in das Herz mit Rückstauung in die Venen, u. a. und unterer Einklemmung.
Einlage 466

der rasch entsprechend der Ursache behandelt – h-IBM Typ 3: 1. autosomal-dominant erbli-
wird. Siehe Abb. Formen: che (Genlocus 17p13.1) nichtprogressive in-
– Obere Einklemmung des Temporallappens fantile und progressive adulte Form 2. mit
in den Tentoriumschlitz* mit Kompression Muskelschwäche, Ptosis und Kontrakturen.
des Mesenzephalons* Einschlusskörperchenmyositis f: engl. inclu-
– untere Einklemmung der Kleinhirntonsil- sion body myositis (Abk. IBM). Seltene, primär de-
len* im Foramen magnum und Kompression generative Myopathie unbekannter Ätiologie
der Medulla* oblongata. Einmalkatheter mit gemischt degenerativer und entzündlicher
Ätiologie: intrakranielle Massenverschiebung Reaktion. Eine Einschlusskörperchenmyositis
infolge Hirndrucksteigerung* insbesondere bei äußert sich durch Muskelschwäche und wird
E Hirnödem*, Hirntumor*, intrakraniellem Hä-
matom* oder Hirnabszess*. lon. Eingesetzt wird er zur Gewinnung von
durch Muskelbiopsie diagnostiziert. Therapiert
wird versuchsweise mit Immunsuppressiva*
Klinik: Urinproben bzw. therapeutischen Harnablei- (IFN-α). Differenzialdiagnostisch kommen My-
– Kopfschmerz, Erbrechen, Schwindel und Be- tung, Restharnbestimmung, für Kontrastmit- ositis* sowie Rhabdomyolyse* infrage.
wusstseinsstörung* (bis Koma*) telgaben oder Blasenspülungen. Siehe Abb. Einschlusskonjunktivitis f: engl. inclusion
– Stauungspapille*, lichtstarre und erweiterte Einnässen → Enuresis conjunctivitis of the newborn. Konjunktivitis* bei
Pupillen (z. B. Klivuskantensyndrom*) Einreibemittel n: engl. liniment. Mittel unter- Neugeborenen mit Nachweis von Einschluss-
– Lähmungen durch Schädigung der Pyrami- schiedlicher Konsistenz zum Auftragen auf die körperchen*, die denjenigen des Trachoms*
denbahn*, Hirnnervenausfälle und Parästhe- Haut wie Öle, Lotionen oder Cremes. Beispiele gleichen (sog. Paratrachom) ohne Hornhautbe-
sien* sind Körperpflegemittel in der Kosmetik oder teiligung. Die Übertragung von Chlamydia* tra-
– mögliche Komplikationen: Dezerebration* mit verschiedenen Wirkstoffen angereicherte, chomatis vom Serotyp D-K erfolgt intrapartal
und zentrale Atemlähmung*. schmerzlindernde, durchblutungsfördernde bei bestehender Infektion der Mutter. Antibioti-
Therapie: Die Vitalfunktionen sind zu sichern oder kühlende Arzneimittel* zur äußerlichen sche Therapie mit Erythromycin* oder Chinolo-
und entsprechend der Ursache der Hirndruck Anwendung. nen führt meist zur narbenlosen Heilung.
zu senken; medikamentös, interventionell und Einschlafhalluzination → Halluzination, Siehe Abb.
operativ. hypnagoge Inkubationszeit: 6–10 Tage.
Einlage → Schuheinlage, orthopädische Einschlafstörung f: engl. sleep onset disorder. Differenzialdiagnose: Gonoblennorrhö* mit ei-
Einlauf → Darmreinigung Bezeichnung für subjektiv und objektiv verzö- ner Inkubationszeit von 1–3 Tagen.
Einleitung, schnelle → Rapid Sequence In- gertes Einschlafen mit Einschlaflatenz (Dauer
duction and Intubation vom Vorsatz, einschlafen zu wollen, bis zum
Einlungenventilation f: Abk. ELV. Seitenge- tatsächlichen Einschlafen) von > 30 Minuten.
trennte kontrollierte Beatmung* über Doppel- Einschlafstörungen treten in Verbindung mit
lumentubus* oder mit Bronchusblocker* wäh- Insomnie* u. a. Schlafstörungen* auf.
rend Narkose (mit Muskelrelaxans) bei thorako- Einschlussblennorrhö → Einschlusskonjunk-
skopischen oder offen-chirurgischen pulmona- tivitis
len oder pulmonal-nahen Eingriffen (sog. Lun- Einschlusskörperchen n sg, pl: engl. inclusion
genseparation). Ziel ist die Ruhigstellung des bodies. Im Rahmen bestimmter Virusinfektio-
Operationsgebiets sowie Vermeidung von Ver- nen intrazellulär im Kern oder Zytoplasma
schleppung infektiösen Materials. lichtmikroskopisch nachweisbare Partikel.
Indikationen: Einschlusskörperchenenzephalitis Dawson
– Einlungenanästhesie und Narkose für lun- → Panenzephalitis, subakute sklerosierende
genchirurgische oder thorakoskopische Ein- Einschlusskörperchenkrankheit → Zytome-
griffe, z. B. bei: 1. Lungenabszess 2. Bronchi- galie Einschlusskonjunktivitis: follikuläre Konjunktivitis
ektasen 3. bronchopulmonaler Fistel 4. ein- Einschlusskörperchenmyopathie, hereditäre bei Chlamydieninfektion. [143]
seitiger Hämoptyse 5. videoassistierter Tho- f: engl. hereditary inclusion body myopathy (Abk.
rakoskopie (VATS) 6. Lungentransplantation h-IBM). Erbliche Myopathie, die histologisch Einschlusskonjunktivitis, trachomatöse →
7. tracheobronchialer Verletzung 8. traumati- durch sog. rimmed vacuoles (Einschlusskörper- Trachom
scher Lungenparenchymzerstörung chenmyositis*) ohne Nachweis entzündlicher Einschneiden → Geburt
– Ösophagus-Magen-, thorakale Gefäß- oder Zellen gekennzeichnet ist und klinisch mit Einschwemmkatheter m: engl. flow-directed
Wirbelsäulen-Chirurgie (Th1–L2) Gangstörungen durch Muskelschwäche einher- catheter. Dünnwandiger Mehrlumenkatheter
– beim Neugeborenen zur Therapie des unila- geht. (äußerer ∅ 0,8 mm) aus flexiblem, röntgenposi-
teralen pulmonalen interstitiellen Emphy- Formen: tivem Kunststoff, der nach Punktion einer Vene
sems (mögl. neonatale Beatmungskomplika- – H-IBM Typ 2: 1. autosomal-rezessiv erblich durch Aufblasen eines am distalen Ende gelege-
tion) i. d. R. durch einseitige Intubation der (Gen GNE, Genlocus 9p13.3) 2. distale aszen- nen Ballons mit dem Blutstrom über die rechte
gesunden Seite. dierende Muskelschwäche und -atrophie des Herzkammer in die A. pulmonalis geschwemmt
Einmalkatheter m: engl. single use catheter. M. tibialis anterior (mit Ausnahme des wird. Einschwemmkatheter werden eingesetzt
Steril verpackter Katheter* zur einmaligen Ver- M. quadriceps femoris) mit Gangstörung bei Herzkatheterisierung* sowie als Pulmona-
wendung (Einwegprodukt) als transurethraler 3. Beginn im Erwachsenenalter 4. schwere liskatheter*.
Blasenkatheter*, vorwiegend aus Polyvinylchlo- Behinderung nach 10–20 Jahren 5. Augen- Einsichtsfähigkeit f: engl. ability for insight.
rid (PVC). Er hat meist keinen Blockierungsbal- muskeln nicht betroffen Vom vollen Wachbewusstsein und geistiger Ge-
467 Eintauchverfahren

sundheit abhängige Fähigkeit, Sinnzusammen- Formen: läufig untergebracht werden, wenn die Maß-
hänge richtig zu erfassen und nach dieser Ein- – Hoher Geradstand* (fehlende Rotation des nahme sofort durchgeführt werden muss
sicht zu handeln. Einsichtsfähigkeit wird in Kindes im Beckeneingang; die Pfeilnaht ist (§ 1906 BGB).
Kindheit und Jugend erworben und beruht auf gerade zu tasten) Eintauchverfahren n: engl. immersion test.
der Intaktheit von Wahrnehmung, Vorstellung, – tiefer Querstand* (fehlende Rotation des Kin- Eintauchen von vorgefertigten Nährböden in
Denkvermögen und Gedächtnis. Forensisch des am Beckenausgang; die Pfeilnaht ist quer Urin zum Nachweis eines bakteriellen Wachs-
wichtig ist aufgehobene bzw. erheblich vermin- zu tasten) tums. Mit Nährmedien beschichtete Träger
derte Einsichtsfähigkeit. – hintere Hinterhauptslage* (Rotation des Kin- werden in frischen Harn getaucht und 24 h bei
Formen: Juristisch ist Einsichtsfähigkeit unter- des unter der Geburt, sodass der Rücken nach 37 °C inkubiert. Siehe Abb. 1 Abb. 2.
schiedlich definiert: hinten zeigt) Einsatz: Das Eintauchverfahren eignet sich:
– Strafrechtlich: Fähigkeit, das Unrecht einer
Tat zu erkennen ist notwendige Vorausset-
– vorderer Asynklitismus* (Abweichen der
Pfeilnaht im Beckeneingang nach vorne)
– Zur abschätzenden Keimzahlbestimmung*
– zur Differenzierung in grampositive (Entero-
E
zung schuldhafter Tatbegehung; fehlt diese – hinterer Asynklitismus (Abweichen der Pfeil- kokken*) und gramnegative Erreger
(Einsichtsunfähigkeit), handelt der Täter oh- naht im Beckeneingang nach hinten). – bei Keimwachstum zur anschließenden Bak-
ne Schuld Einstich-Aktivität f: Durch Einstechen oder teriendifferenzierung und Resistenzbestim-
– zivilrechtlich: 1. Fähigkeit, die eigene Ver- Bewegen der Nadel bei der EMG hervorgerufe- mung (Antibiogramm)
antwortlichkeit für eine schädigende Hand- ne Aktivität, die bei Gesunden 200–500 ms an-
lung zu erkennen; fehlt diese beim Minder- dauert. Haben die Muskelfasern ihre Erregbar-
jährigen, entfällt die Verantwortlichkeit keit verloren, so ist keine Einstichaktivität
2. Fähigkeit, die Bedeutung einer Willenser- nachweisbar (z. B. Kompartment-Syndrom). Bei
klärung zu erkennen; Voraussetzung, um ein Steigerung der Erregbarkeit ist die Einstichakti-
Testament errichten zu können. vität verlängert (z. B. nach Denervierung).
Einsichtsrecht n: engl. right to inspect records. Einstweilige Unterbringung f: syn. Unter-
Recht des Patienten, die vollständige, ihn be- bringung nach § 126a StPO. Vorläufige Unter-
treffende Patientenakte einzusehen oder Ab- bringung eines Tatverdächtigten in einer Klinik
schriften zu verlangen. für forensische Psychiatrie*. Die Unterbringung
Rechtsgrundlagen: wird vom Ermittlungsrichter angeordnet, wenn
– § 630g BGB eine verminderte oder aufgehobene Schuldfä-
– § 10 Abs. 2 der Musterberufsordnung für die higkeit* sowie eine zukünftige Unterbringung
in Deutschland tätigen Ärztinnen und Ärzte in einer Maßregelvollzugseinrichtung anzu- Eintauchverfahren Abb. 1: quantitative Bewertung
– Ableitung aus dem Recht des Patienten auf nehmen sind. In der Regel wird im Vorfeld der der Koloniezahl auf den Nährbodenflächen
informationelle Selbstbestimmung (Art. 2 Unterbringung ein psychiatrisches Gutachten (+: vereinzelt; ++: zahlreich; +++: massenhaft);
Abs. 1 in Verbindung mit Art. 1 Abs. 1 erstellt. 1: Cetrimidagar (negativ); 2: MacConkey-Agar
Grundgesetz). Rechtsgrundlage: § 126a StPO. (positiv, ++); 3: CLED-Agar, Cystein-Laktose-Elektro-
Voraussetzungen: Grundsätzlich umfasst der Dauer: lyt-defizienter Agar mit Andrade-Indikator (positiv,
Anspruch des Patienten die Einsicht in seine – Die Dauer der einstweiligen Unterbringung +++); Cetrimidagar lässt vorwiegend grampositive
vollständige Patientenakte bzw. Übersendung ist zunächst auf 6 Monate beschränkt, kann Bakterien, die beiden anderen Agarsorten vor-
entsprechender Kopien gegen Kostenerstat- aber durch ein Oberlandesgericht verlängert wiegend gramnegative Bakterien wachsen. [186]
tung. Dem Anspruch auf Einsichtnahme kann werden.
ein Verweigerungsrecht entgegengehalten wer- – In der Regel dauert die einstweilige Unter-
den, soweit der Einsichtnahme erhebliche the- bringung bis zur Verurteilung bzw. bis zum
rapeutische Gründe oder sonstige erhebliche Freispruch.
Rechte Dritter entgegenstehen. Die Ablehnung – Eine vorzeitige Entlassung ist nach einer ge-
der Einsichtnahme ist zu begründen. richtlichen Überprüfung möglich. Diese er-
Einstellreflex, oraler → Suchreflex folgt auf Antrag.
Einstellung [Geburtskanal] f: engl. presenta- Verwandte Bestimmungen:
tion. Lagebeziehung des vorangehenden Kinds- – Im Strafrecht: Eine Person, bei der die Aus-
teiles (in der Regel der Kopf) zum mütterlichen setzung einer Strafe oder einer Maßregel zur
Geburtskanal. Zu berücksichtigen sind ferner Bewährung zu erwarten ist, kann bis zur
Kindslage*, Geburtshaltung* sowie Pol-Einstel- endgültiger Entscheidung bereits vorläufig
lung. untergebracht werden (§ 453c StPO).
Einstellung [Pharmazie] f: engl. adjustment. – Im Jugendstrafrecht: Ein jugendlicher Ange-
Festlegung der individuell effektivsten Arznei- klagter, bei dem eine Jugendstrafe zu erwar-
mitteldosis im Rahmen einer Langzeitbehand- ten ist, kann in einem Heim der Jugendhilfe
lung. einstweilig untergebracht werden (§ 71 JGG).
Einstellungsanomalie f: engl. anomaly of pre- – Im Zivilrecht: Eine Person, bei der eine Un-
sentation. Bezeichnung für pathologische Ein- terbringung in einem psychiatrischen Kran-
stellungen des Feten im mütterlichen Becken. kenhaus oder einer sozialtherapeutischen Eintauchverfahren Abb. 2: Nährböden mit
Betroffen sind etwa 10 % der Geburten. Einrichtung zu erwarten ist, kann mit einer verschiedenen Agarsorten, bewachsen mit
einstweiligen Anordnung dort zunächst vor- Escherichia coli, Keimzahl größer 105/ml. [199]
Einthoven-Ableitungen 468

– als Transportmedium in ein bakteriologi- Kontakt, z. B. als venerische Infektion oder wurde. Auch bei medizinischer Notwendigkeit
sches Labor. indirekt als Wundinfektion* darf der Arzt somit einen Eingriff ausschließ-
Einthoven-Ableitungen → Extremitätenab- – Inokulation, Aufnahme durch verschiedenar- lich in den Grenzen ausführen, die ihm die Ein-
leitungen tiges Durchdringen der Haut, trans- und per- willigung des Patienten setzt.
Einthoven-Dreieck n: engl. Einthoven’s trian- cutan, z. B. Tollwut* bei Bissverletzungen*, Einwilligungsfähigkeit f: engl. ability to con-
gle. Gleichseitiges Dreieck, dessen Ecken durch Malaria* und Schlafkrankheit* durch Stiche sent. Für die rechtsverbindliche Einwilligung*
die Punkte des Körpers gebildet werden, an de- von Arthropoden*, gelegentlich iatrogen*, notwendige Fähigkeit eines Patienten, welche
nen die Extremitätenableitungen* (EKG*) klas- z. B. Hepatitis* B durch Injektionen* oder von der natürlichen Einsichts- und Entschluss-
sisch erfolgen (rechter Arm, linker Arm, linker Transplantationen* fähigkeit abhängig ist. Für dessen Beurteilung
Fuß; Frontalebene, Herz in der Mitte). Die Sei- – diaplazentare*, vertikale Infektion*, z. B. bei ist dabei nicht auf die Geschäftsfähigkeit* des
E ten des Einthoven-Dreiecks entsprechen den bi-
polaren Extremitätenableitungen nach Eint-
AIDS*, Toxoplasmose* und Röteln.
Einverständnis n: engl. compliance. Zustim-
Erklärenden abzustellen.
Voraussetzung:
hoven (I, II, III) im EKG. mung zu Handlungen, im engeren Sinn Hand- – Die kognitiven Fähigkeiten, die erforderlich
Klinische Bedeutung: Didaktisches Hilfsmittel lungen der Gesundheitssorge. Das Einverständ- sind, um den infrage kommenden Sachver-
zur Ermittlung des Herzsummenvektors nis wird vom Patienten verbal, nonverbal oder halt, dessen Ursachen und Konsequenzen für
(Hauptrichtung der Erregungsausbreitung aus schriftlich erklärt. Wenn Personen nicht durch die eigene Person zu verstehen
den 3 projizierten Vektoren der Ableitungen I, Betreuung (Betreuungsrecht) oder Unterbrin- – ein inneres Wertesystem, um die Bedeutung
II, III) und Bestimmung des Lagetyps* des Her- gung* in der Durchsetzung ihres freien Willens des Eingriffs vor dem Hintergrund der eige-
zens (siehe Abb.). eingeschränkt sind, können sie im Rahmen ih- nen Interessenlage abzuwägen und sich in
res Selbstbestimmungsrechts* jederzeit Maß- Konfliktlagen zu entscheiden
nahmen ablehnen. – die Fähigkeit zu einer eigenständigen Wil-
Einweisungsgutachten n: Psychiatrisches lensbildung und die Fähigkeit, diesen Willen
Gutachten, das zu einer Grundlage für die ge- kundzutun.
richtliche Anordnung einer Unterbringung* ei- Einwilligungsunfähigkeit: Einwilligungsunfä-
nes Straftäters in einer Maßregelvollzugsanstalt higkeit besteht, wenn Menschen wegen Min-
wurde. derjährigkeit oder psychischer Störungen nicht
Einweisungsprognose f: Legalprognose* im in der Lage sind:
erkennenden Verfahren, welche die Anordnung – Den relevanten Sachverhalt zu erfassen
der Unterbringung* eines Straftäters bedingt. – ihren eigenen Erfahrungshintergrund zu
III Die Einweisungsprognose bezieht sich auf ei- verstehen
nen längeren Zeitraum und erläutert, ob erneut – ihn gemäß eigener Wertvorstellungen zu ge-
eine Straffälligkeit zu erwarten ist. wichten
Einwilligung f: engl. informed consent. Prinzi- – aufgrund von Erfassung, Verständnis und
piell erforderliche vorherige Zustimmung eines Gewichtung einen eigenen Willen zu bilden
Menschen, durch die z. B. ein ärztlicher Heilein- und diesen zu artikulieren.
Einthoven-Dreieck: Der Vektor der Erregungsaus-
griff oder eine bestimmte Maßnahme juristisch Einwilligung durch Minderjährige: Minderjähri-
breitung projiziert sich unterschiedlich auf jede der
gerechtfertigt wird. Einwilligungen sind im Ge- ge sind für gewisse Handlungen durchaus ein-
3 Extremitätenableitungen. Im Beispiel verläuft der
gensatz zu Rechtsgeschäften widerruflich. willigungsfähig, z. B.
Herzsummenvektor fast parallel zu Ableitung II, in
Voraussetzung: Die rechtswirksame Einwilli- – 14-jährige Jungen und 16-jährige Mädchen
der folglich die R-Zacke die größte Amplitude hat.
gung erfordert die in heterosexuelle Handlungen
Die QRS-Achse beträgt +58°.
– Einwilligungsfähigkeit* des Betroffenen – 18-Jährige in Arzneimittelstudien und in ei-
– Kenntnis aller erheblichen Umstände (sog. ne Sterilisation
Eintrittspforten f pl: Mechanismen der Auf- Informed Consent), die eine umfassende und – 14-Jährige in ärztliche Behandlungen, die
nahme und des Eindringens der Erreger infekti- verständliche Aufklärung voraussetzt. keine gravierenden Eingriffe bedeuten
öser Erkrankungen in den Makroorganismus Einwilligungsunfähigkeit: Siehe Einwilligungs- und keine gravierenden Folgen nach sich zie-
über natürliche Eintrittspforten oder durch Bar- fähigkeit. hen.
rieren. Der gleiche Infektionserreger kann durch Einwilligung durch Minderjährige: Siehe Einwil- In eine Kastration zur Dämpfung des Sexu-
unterschiedliche Eintrittspforten in den Makro- ligungsfähigkeit. altriebes können aber erst 25-Jährige einwilli-
organismus gelangen (z. B. Milzbrand* durch In- Ärztlicher Heileingriff: Insbesondere bedarf jede gen.
gestion*, Inhalation* und Inokulation*). ärztliche oder psychotherapeutische Behand- Rechtliche Bedeutung: Einwilligungsfähigkeit
Hintergrund: Es gibt 5 Mechanismen der Auf- lung der Einwilligung nach § 8 (Muster-)Berufs- unterscheidet sich von der Geschäftsfähigkeit*
nahme von Erregern infektiöser Erkrankungen: ordnung für Ärzte (MBO-Ä), § 7 (Muster-)Be- u. a. dadurch, dass sie relativiert werden kann.
– Ingestion, perorale* Aufnahme, z. B. bei rufsordnung für psychologische Psychothera- Sie wird in verschiedenen Gesetzen unter-
Ruhr, Typhus* und Salmonellenenteritis peuten und Kinder- und Jugendpsychothera- schiedlich aufgefasst und in der Rechtspre-
– Inhalation, aerogene Aufnahme, Tröpfchen- peuten (MBO-PP/KJP). Jeder vorgenommene chung uneinheitlich ausgelegt, z. B.
infektion*, z. B. bei Röteln*, Masern*, Keuch- Heileingriff, ohne wirksame Einwilligung, – Arzneimittelgesetz
husten, Tuberkulose* sowie Meningokok- stellt eine Verletzung des Behandlungsvertra- – Unterbringungsgesetz bzw. Psychisch-Kran-
kenmeningitis ges* dar und erfüllt den Tatbestand der Körper- ken-Gesetz
– Kontaktinfektion, Aufnahme über Haut*, verletzung, auch dann, wenn der Eingriff medi- – Kastrationsgesetz
Schleimhaut und Wunden* durch direkten zinisch indiziert und lege artis durchgeführt – Transsexuellengesetz
469 Eisenmangelanämie

Allgemein gilt: Je komplexer und schwerwie- Therapie: senen beträgt ca. 1–5 mg Fe. Die tägliche Zu-
gender ein Eingriff ist, in den eingewilligt wer- – Abhängig von der Funktion der Einzelniere fuhr an Gesamt-Fe soll 10–15 mg betragen, da
den soll, und je nachhaltiger die Folgen sind, reicht Beobachtung mittels Labor- und Ultra- nur ein Bruchteil resorbiert wird (Resorption als
desto höher sind die juristischen Anforderun- schallkontrollen Fe2+; Fe3+ wird im Darm zu Fe2+ reduziert). Der
gen, die an die Einwilligungsfähigkeit gestellt – bei Funktionseinschränkung der Einzelniere Eisenverlust des Körpers durch Abschilferung
werden. ggf. Dialysebehandlung. des Darmepithels und der Haut beträgt ca.
Einwilligungsvorbehalt m: Anordnung des Einzelpsychotherapie f: engl. individual thera- 1 mg/d. Bei jeder Blutung geht mit dem Hämo-
Betreuungsgerichts, wonach zur Abwendung py. Setting der Psychotherapie*, bei dem sich globin Fe verloren (1 ml Blut enthält 0,5 mg Fe).
einer erheblichen Gefahr für die Person oder das Therapeut und Patient während der meisten Die bei der Menstruation ausgeschiedene Eisen-
Vermögen des Betreuten für dessen Willenser- therapeutischen Sitzungen allein im Raum be- menge wurde mit 10–30 mg Fe/Monat be-
klärung eine Einwilligung des Betreuers erfor-
derlich ist, soweit sie den Aufgabenkreis des Be-
finden. Wichtige Personen aus dem Umfeld des
Patienten (Partner, Elternteil) können ggf. stun-
stimmt. Der Eisenverlust durch Schwanger-
schaft und Geburt beträgt ca. 500 mg; durch
E
treuers betrifft. denweise einbezogen werden. Einzelpsychothe- Stillen gehen 0,5 g/d verloren. Eine gesteigerte
Rechtsgrundlage: Der in § 1903 BGB geregelte rapie ist der Regelfall in der ambulanten Psy- Eisenresorption sorgt in diesen Fällen für Aus-
Einwilligungsvorbehalt setzt das Bestehen ei- chotherapie. gleich.
ner Betreuung (§ 1896 BGB) voraus. Auch wenn Durchführung: Referenzbereich: Serum-Eisen. Werte abhängig
der Aufgabenkreis des Betreuers betroffen ist, – Einzelpsychotherapie erfordert eine qualita- vom Alter und Labor:
ist dessen Einwilligung nicht erforderlich bei ei- tiv hochwertige professionelle psychothera- – Männer: 55–156 μg/dl (10–28 μmol/l)
nem Rechtsgeschäft, welches dem Betreuten le- peutische Ausbildung des Therapeuten mit – Frauen: 33–145 μg/dl (6–26 μmol/l).
diglich einen rechtlichen Vorteil bringt sowie Supervision. Indikationen:
bei geringfügigen Angelegenheiten des tägli- – Einzelpsychotherapie hat den Aufbau einer – Eisenmangelanämie
chen Lebens. intensiven, von Vertrauen und sukzessiver – große Blutverluste
Einwirkungszeit → Sterilisationskinetik Selbstöffnung beim Patienten gekennzeich- – in der Schwangerschaft.
Einzeilen-CT → CT neten therapeutischen Beziehung* zum Ziel. Zur p. o. Zufuhr werden hauptsächlich Ei-
Einzeitige Milzruptur f: syn. akute Milz-Rup- – Zugleich unterliegt diese Therapieform der sen(II)-Salze verwendet, da sie rasch resorbiert
tur. Einriss oder Zerreißung der Milz (siehe Gefahr der Abhängigkeit des Patienten vom werden; i. v. sind Eisen(III)-Komplexe wirksa-
Milzruptur*). Durch Kapsel- oder Parenchym- Therapeuten und der Gefahr des Missbrauchs mer.
riss bzw. Organzertrümmerung kommt es zu der therapeutischen Beziehung durch den Eisenbindungskapazität f: engl. iron binding
einer akuten und lebensbedrohlichen massiven Therapeuten, z. B. zur Befriedigung eines capacity. Kapazität des Bluts zur Bindung von
Blutung in die freie Bauchhöhle. privaten Kontaktbedürfnisses, etwa in Form Eisen* (siehe Transferrin*). Der Laborparameter
Einzelfaser-EMG n,f: engl. single fibre electro- sexueller Übergriffe. wurde inzwischen durch die Transferrinsätti-
myography; syn. Einzelfaserelektromyografie. Einzelschicht-CT → CT gung* ersetzt.
Elektromyografie* mit einer Nadelelektrode, Einzelstrangbruch → DNA-Strangbruch Eisenlunge → Lungenhämosiderose
die am normalen Muskel die elektrische Aktivi- Einziehungen f pl: engl. retractions. Deutliches Eisenlunge → Lungensiderose
tät von maximal 3 Muskelfasern als Einzelspi- Einsinken bestimmter Körperpartien während Eisenmangel m: engl. iron deficiency; syn. Side-
kes ableitet. Die Einzelfaserelektromyografie der Inspiration als Zeichen einer Dyspnoe* oder ropenie. Verminderung des Gesamtkörperei-
dient der Differenzialdiagnose bei Myasthenie einer verstärkten Aktivierung der Atemmus- sens unter die Norm (siehe Eisen*). Eisenmangel
und verschiedenen Myopathien. Es existieren keln, insbesondere im Säuglings- und Klein- kann latent, manifest oder funktionell sein.
Normwerte für verschiedene Muskeln. kindalter. Sie erscheinen als epigastrische, ster- Formen:
Vorgehen: Es werden Potenziale von mindes- nale, jugulare, interkostale Einziehungen bei – Latenter Eisenmangel: Verminderung des
tens 2 verschiedenen Fasern einer motorischen respiratorischer Insuffizienz*, z. B. bei Pneumo- Speichereisens ohne Blutbildveränderungen:
Einheit* abgeleitet. Besonders bei Erkrankun- nie* oder Surfactantmangel-Syndrom. 1. physiologisch nach Schwangerschaft 2. pa-
gen der neuromuskulären Übertragung kann E/I-Quotieø nt m: syn. Exspiration-/Inspiration- thologisch nach Blutverlust
der Jitter* (zeitlicher Abstand der beiden Einzel- Quotient. Standardisiert (Atemfrequenz u. a.) – manifester Eisenmangel: Mikro-, Poikilo-
potenziale) vergrößert sein. Außerdem sind während tiefer Atmung ermittelter (rechneri- und Anisozytose der Erythrozyten bei nor-
Aussagen über die Faserdichte pro motorischer scher) Quotient aus exspiratorisch maximalem maler oder verminderter Hämoglobinkon-
Einheit möglich. RR-Intervall und inspiratorisch minimalem RR- zentration (Eisenmangelanämie*)
Einzelknopfnaht → Nahtmethoden Intervall des Atemzyklus mit der größten RR- – funktioneller Eisenmangel: unabhängig von
Einzelniere f: Funktionell oder anatomisch be- Intervall-Differenz als quantitatives Maß der der Menge des Speichereisens Mangel an Ei-
dingtes Vorhandensein nur einer Niere, z. B. Herzfrequenzvariabilität. sen für die Aufnahme in Erythroblasten*,
nach einseitigem totalem Niereninfarkt, bei un- Eisen n: syn. Ferrum. Essenzielles Element für z. B. unter Erythropoetinbehandlung bei re-
behandelter und hämodynamisch relevanter alle Lebewesen aufgrund seiner Mitwirkung bei naler Anämie*.
Nierenarterienstenose oder einseitiger Nieren- Elektronenübertragungsreaktionen (Atmungs- Eisenmangelanämie f: engl. iron-deficiency
agenesie. Eine Behandlung ist bei guter Funkti- kette). Bei den höher entwickelten vielzelligen anemia; syn. sideropenische Anämie. Hypochro-
on der Einzelniere nicht notwendig. Lebewesen wird ferner die Fähigkeit des kom- me mikrozytäre Anämie* durch Eisenmangel*.
Diagnostik: plexgebundenen Fe zur reversiblen Bindung Mit einer Prävalenz von ca. 5–10 % handelt es
– Sonografie molekularen Sauerstoffs ausgenutzt. sich um die häufigste Form (ca. 80 %) der Anä-
– CT Hintergrund: Der Eisenbestand beim Erwachse- mie in Europa. Pathophysiologisch ist die Häm-
– MRT nen beträgt insgesamt 3–5 g, davon ca. 65 % im biosynthese verzögert. Dadurch resultiert ein
– Nierenszintigrafie. Hämoglobin. Der tägliche Bedarf eines Erwach- niedriger Gehalt an Hämoglobin* in (aufgrund
Eisenmenger-Komplex 470

gestörter Erythrozytopoese*) mikrozytären (VSD) mit reitender Aorta, pulmonaler Hyperto- – Carbo activatus
Erythrozyten. nie* und Hypertrophie des rechten Ventrikels – Antidot: Deferoxamin (initial 8–12 g oral so-
Ätiologie: (Herzhypertrophie*) sowie Rechts-Links-Shunt; wie über einige Tage 6 g/Tag parenteral)
– Akuter oder chronischer Blutverlust: 1. phy- heute als Eisenmenger-Syndrom Bezeich- – Schocktherapie.
siologisch (Menstruation*) 2. pathologisch, nung für die inoperable Spätform eines angebo- Eisprung → Ovulation
am häufigsten aufgrund gastrointestinaler renen* Herzfehlers (großer VSD, Ductus* arte- Eiswassertest → Cold-Pressure-Test
Blutungen (z. B. bei Ulcus* duodeni, erosiver riosus apertus o. a.), der anfänglich mit Links- Eiswassertest m: engl. ice water test. Urodyna-
Gastritis, evtl. bei Therapie mit Antiphlogis- Rechts-Shunt einhergeht (Eisenmenger*-Reak- mischer Provokationstest bei Verdacht auf sup-
tika, Antirheumatika, Antikoagulanzien) so- tion). ranukleäre ZNS-Läsion (z. B. durch Schlagan-
wie infolge Zahnfleischbluten, Epistaxis, re- Klinik: Zyanose* mit Polyglobulie, Trommel- fall, Multiple Sklerose, hohe Querschnittläsion)
E gelmäßiger Blutspende
– ungenügende Nahrungseisenzufuhr (bei ve-
schlegelfingern und Uhrglasnägeln.
Diagnostik:
bei intaktem spinalem Reflexbogen. Der Eis-
wassertest hat geringe Spezifität und Sensitivi-
getarischer Ernährung oder Einnahme eisen- – Herzauskultation*: betonter Pulmonalklap- tät, daher soll er nur ergänzend zu anderen di-
komplexierender Arzneimittel) penschlusston (P2; Herztöne*), oft Steel*-Ge- agnostischen Maßnahmen eingesetzt werden.
– erhöhter Eisenbedarf (v. a. im Wachstum, bei räusch Prinzip: Manuelles, schnelles Auffüllen der
Schwangerschaft und Stillen) – Röntgen-Thorax-Aufnahme: geringe Kardio- Harnblase mit 100–200 ml 4 °C kalter NaCl
– Eisenresorptionsstörung (u. a. bei Magener- megalie mit starker Dilatation des Pulmonal- 0,9 % Lösung. Kommt es nach der Instillation
krankung, z. B. Faber*-Anämie, Malabsorpti- arterienhauptstamms bei reduzierter peri- zu unwillkürlichen Kontraktionen des Detru-
onssyndrom*, Diarrhö, nach Magen- und pherer Lungendurchblutung sors ist der Eiswassertest positiv.
Darmresektion) – Nachweis und Quantifizierung durch Echo- Eiter m: engl. pus. Flüssigkeit, die bei eitriger
– Eisenverteilungsstörung (Anämie* bei chro- kardiografie und Herzkatheterisierung. Entzündung* abgesondert wird. Sie enthält
nischer Erkrankung) Therapie: neutrophile polymorphkernige Leukozyten
– Eisentransport- (Atransferrinämie*) und -ver- – Evtl. Herz*-Lungen-Transplantation (sog. Eiterkörperchen) und eingeschmolzenes
wertungsstörung (sideroachrestische Anä- – palliativ pharmakologisch (z. B. Endothelin- Gewebe, das durch proteolytische Enzyme der
mie). Rezeptor-Antagonisten, Phosphodiesterase- Leukozyten und Mikroorganismen entsteht.
Klinik: Häufig ohne wesentliche Beschwerden 5-Hemmer, Prostanoidecyclin). Eiterausschlag → Pyodermie
infolge Adaptation an chronischen Eisenman- Eisenmenger-Reaktion f: engl. Eisenmenger’s Eitersackniere → Pyonephrose
gel. Die Manifestation typischer klinischer reaction. Bezeichnung für die Erhöhung des Eitrige Infektion f: syn. putride Infektion.
Symptome der Anämie (Müdigkeit, Blässe) und Lungengefäßwiderstands bei angeborenem* Bakterielle Infektion mit Eiterbildung, die einer
ggf. der Grunderkrankung erfolgt in der Regel Herzfehler mit primärem Links-Rechts-Shunt. antibiotischen Behandlung und ggf. zusätzlich
erst nach Verbrauch des als Hämosiderin* und Großes Shuntvolumen und pulmonale Hyper- einer chirurgischen Sanierung des Infektions-
Ferritin* gespeicherten Eisens (ca. 20 % des Ge- tonie* verursachen Wandveränderungen der herdes bedarf. Wichtig ist der Keimnachweis,
samteisens): kleinen Arterien und Arteriolen im Lungen- um gezielt antibiotisch behandeln zu können.
– Kopfschmerz kreislauf, durch die zunächst ein gekreuzter Ursachen:
– Appetitlosigkeit Shunt (Pendel-Shunt) und dann ein reiner – Pneumonie*, Bronchtitis
– Diarrhö Rechts-Links-Shunt (Shuntumkehr) entstehen – Nasennebenhöhlenentzündung
– Obstipation und Flatulenz können. – Otitis* media
– trockene und spröde Haut Eisenmeteorit → Eisen – Zahnfleischentzündung
– brüchige Haare und Nägel (selten Koilony- Eisenoxidstaublunge → Lungensiderose – Zystitis*, Urethritis*
chie*) Eisenspeicherkrankheiten → Hämochroma- – Phlegmone* an der Körperoberfläche (Unter-
– Nasenschleimhautatrophie tose schenkel, Arm, Bauchdecke, etc.)
– Mundwinkelrhagaden Eisenspeicherkrankheiten → Hämosiderose – Cholezystitis*, Gallenblasenempyem*
– Zungenbrennen Eisen-Vergiftung f: syn. Eisen-Intoxikation. – Sigmadivertikulitis
– Glossitis mit Papillenatrophie Übermäßige orale oder parenterale Zufuhr von – Pleuraempyem*.
– Schluckbeschwerden (selten Paterson*-Kelly- Eisen über das physiologisch notwendige (es- Prozedere:
Syndrom) senzielle) Maß hinaus. Bei schweren Vergiftun- – Antibiotika
– atrophische Gastritis gen kann es zu Hirnödem und Schock kommen. – Atemtherapie*, Inhalationen
– leichte Vitiligo. Behandelt wird u. a. mittels Antidot. – Sekretolytika, auf ausreichende Trinkmen-
Therapie: Ursachen: gen achten
– Ausschaltung der Ursache des Eisenmangels – Iatrogen: 1. parenterale Eisensubstitution – abschwellende Maßnahmen (Kühlung, Anti-
– Ausgleich des Eisendefizits: 1. möglichst oral 2. unkontrollierte orale Einnahme von Eisen- phlogistika)
(2-wertige Eisenverbindungen) 2. bei Unver- präparaten 3. Anreicherung infolge wieder- – Ruhigstellung, z. B. einer Extremität (z. B. in
träglichkeit der oralen Therapie (z. T. bei Er- holter Bluttransfusionen einer Schiene)
brechen oder Verdauungsstörungen) parente- – hämolytische Anämie. – Punktion*, ggf. zur Entlastung und Keimge-
rale Eisenzufuhr (3-wertige Eisenverbindun- Therapie: winnung, wenn möglich, oder Abstrich-
gen i. v. oder i. m.) – Ausreichende Flüssigkeitszufuhr nahme
– in Ausnahmenfällen Bluttransfusionen. – Gabe von Milch oder rohen Eiern (Komplex- – Schmerzmittelgabe
Eisenmenger-Kompleø x m: engl. Eisenmenger’s bildung verzögert Resorption von Eisen) – Flüssigkeits- und Elektrolytinfusionen
complex. Ursprünglich eigenständiges Herzfehl- – Magenspülung mit Natriumhydrogenkarbo- – Thromboseprophylaxe* (physikalische und
bildungssyndrom aus Ventrikelseptumdefekt* nat medikamentöse Maßnahmen)
471 Ejakulation, retrograde

– temporäre Nahrungskarenz bzw. Ernäh- Eizelle f: engl. ovum; syn. Oozyte. Weibliche äußerst selten. Neben Erektionsstörungen* ist
rungsumstellung. Keimzelle. Sie entwickelt sich aus diploiden Ur- die Ejaculatio praecox die häufigste Form sexu-
Eiwanderung f: syn. Eitransport. Fortbewe- keimzellen im Ovar durch Ovogenese und Folli- eller Funktionsstörungen des Mannes.
gung der Zygote* oder des unbefruchteten Eis kelreifung* zur befruchtungsfähigen Gamete Prozedere:
im Eileiter* durch Tubenbewegung, -sekretion mit einfachem Chromosomensatz. Siehe Abb. – Sexualpsychotherapie* mit geeigneten Zu-
und Flimmerschlag in Richtung Cavitas* uteri, Hintergrund: Die nach Ovulation* vom Infundi- satzverfahren, z. B.: 1. Stopp*-Start-Therapie
gesteuert von Ovarialhormonen. Die Zygote bulum des Eileiters aufgenommene Eizelle ist 2. Squeeze*-Technik
wandert etwa 3–4 Tage unter mehrfacher Zell- von einer Zellmembran, einer Grundsubstanz- – Versuch einer (zusätzlichen) Pharmakothera-
teilung (Furchung), die Nidation* erfolgt im schicht (Zona* pellucida) und einer Zellschicht pie mit: 1. Thioridazin 2. Clomipramin 3. Da-
Stadium der Blastozyste* etwa 6 Tage nach Ovu- (Corona radiata) umgeben. Findet eine Befruch- poxetin (selektiver Serotoninwiederaufnah-
lation*.
Eiweißbindung → Proteinbindung
tung statt, beendet die Eizelle ihre zweite Rei-
fungsteilung und wird als befruchtete Eizelle
me-Hemmer).
Ejaculatio retardata f: engl. delayed ejacula-
E
Eiweiße → Proteine (Zygote*) in die Uterushöhle (Cavitas* uteri) tion. Seltene sexuelle* Funktionsstörung des
Eiweißfehler m: engl. protein deficiency. Aktivi- transportiert. Ohne Befruchtung geht die Eizelle Mannes, bei der Ejakulation* und Orgasmus*
tätsverlust von Desinfektionsmitteln durch or- etwa 24 Stunden nach der Ovulation zugrunde. subjektiv als zu spät oder verzögert empfunden
ganische, eiweißhaltige Substanzen wie Stuhl, werden. Die Störung muss seit mindestens
Sputum*, Blut* und Eiter*. Durch Koagulation* 6 Monaten ständig oder sehr häufig bestehen.
der Proteine* um Mikroorganismen entsteht ei- Sie kann psychogen oder medikamentös verur-
ne Schutzhülle, die besonders im angetrockne- sacht sein. Die Behandlung richtet sich nach der
ten Zustand die Einwirkung des Desinfektions- Ursache.
mittels erschwert. Ejakulat → Sperma
Beispiele: Ein hoher Eiweißfehler besteht bei Ejakulat → Spermauntersuchung
Alkoholen*, Aldehyden und Halogenen*. Im Ejakulation f: engl. ejaculation. Samenerguss
Gegensatz hierzu zeigen Phenole* einen gerin- beim Orgasmus* des Mannes. Beim Ejakulati-
gen Eiweißfehler und sind damit zur Desinfek- onsvorgang geht der eigentlichen Ejakulation
tion von Sekreten* und Exkreten geeignet. die Bereitstellung des Ejakulates voraus.
Eiweißmangelanämie f: engl. protein deficien- Ablauf: Der Ejakulationsvorgang unterteilt sich
cy anemia. Anämie* durch Störung der Hämo- in:
globinbildung bei schwerem Proteinmangel, Eizelle: histologischer Schnitt; Tertiärfollikel mit – Emission (Bereitstellung der Samenflüssig-
z. B. bei allgemeiner Unterernährung oder nach Cumulus oophorus und in diesem gelegener keit in die hintere Harnröhre)
Gastrektomie*. Häufig besteht gleichzeitig auch Eizelle. [195] – Ejakulation: 1. nervale Steuerung durch das
ein Mangel an Cobalamin, Folsäure oder Eisen, Ejakulationszentrum im Sakralmark S2–S4
weshalb uneinheitliche hämatologische Befun- Ejaculatio → Ejakulation 2. Verschluss des adrenerg innervierten Bla-
de resultieren. Ejaculatio defiøciens f: engl. deficient ejacula- senhalses 3. klonische Kontraktionen der Be-
Eiweißmangeldystrophie → Protein-Energie- tion. Sexuelle* Funktionsstörung mit ausblei- ckenbodenmuskulatur 4. prograde, meist
Mangelsyndrome bender (bei Anorgasmie*, Aspermie*) oder ver- fraktionierte Ejakulation des Spermas.
Eiweißmiønimum n: engl. protein minimum. meintlich ausbleibender Ejakulation (bei retro- Ejakulation, retrograde f: engl. retrograde ejac-
Tägliche Mindestzufuhr an Proteinen* zur De- grader Ejakulation* in die Harnblase). Für die ulation. Ejakulation in die Harnblase durch feh-
ckung des physiologischen Eiweißbedarfs des Diagnose muss die Ejakulationsstörung seit lenden Verschluss des internen Blasensphink-
Körpers. mindestens 6 Monaten ständig oder sehr häufig ters (M. spincter vesicae internus) beim Orgas-
Einteilung: bestehen. Die Therapie richtet sich nach der Ur- mus, wird heute überwiegend durch Medika-
– Absolutes Eiweißminimum: anfallender sache. mente verursacht.
Stickstoffverlust des Organismus (sog. Ab- Therapie: Ursachen:
nutzungsquote*) bei proteinfreier (aber ener- – Bei ausbleibender Ejakulation Psychothera- – Neurogen: 1. Multiple* Sklerose 2. diabeti-
getisch ausreichender) Nahrung, ca. 13– pie der Orgasmusstörung* sche Neuropathie 3. lumbale Sympathekto-
17 g/d bei 70 kg KG – bei vermeintlich ausbleibender Ejakulation mie 4. Querschnittläsion 5. operative Eingrif-
– physiologisches Eiweißminimum (syn. Bi- Versuch einer Behandlung der verursachen- fe im Retroperitoneum mit Läsion der den
lanzminimum): zum Ausgleich der Stick- den neurologischen Störung (z. B. bei Diabe- M. sphincter vesicae internus versorgenden
stoffbilanz* notwendige Proteinmenge (re- tes* mellitus). sympathischen Fasern
sorptions- und stoffwechselbedingt) auf- Ejaculatio praecox f: engl. premature ejacula- – mechanisch: 1. Fehlbildungen der Urethra
grund der nicht vollständigen Verwertbar- tion. Sexuelle* Funktionsstörung des Mannes, 2. Urethrastriktur 3. nach OP am Blasenhals
keit der Nahrungsproteine ca. 0,5 g/kg KG/d bei der Ejakulation* und Orgasmus* zu früh mit Zerstörung des M. sphincter vesicae in-
– funktionelles Eiweißminimum: Proteinmenge eintreten. Entscheidend ist die fehlende Kont- ternus (z. B. transurethrale Resektion der
zur Gewährleistung der normalen Leistungs- rolle des Betroffenen über seinen Orgasmus- Prostata) 4. Trauma
fähigkeit des Körpers (ca. 0,8 g/kg KG/d). und Ejakulationszeitpunkt. Die Störung muss – medikamentös: Alpha-Rezeptorenblocker
Eiweißstoffwechsel → Proteinstoffwechsel seit mindestens 6 Monaten ständig oder sehr (z. B. Tamsulosin*, Alfuzosin) zur Behand-
Eiweißverlustsyndrom → Enteropathie, ex- häufig bestehen. Die Behandlung ist psychothe- lung der obstruktiven Uropathie*.
sudative rapeutisch und ggf. medikamentös. Diagnostik: Nachweis von Spermien im Urin
Eiweißverlustsyndrom → Ménétrier-Syn- Beschreibung: Die Entstehung ist nicht geklärt. nach Masturbation bzw. Geschlechtsverkehr.
drom Organische Ursachen (z. B. Entzündung) sind
Ejakulationsstörung 472

EKG: Tab. 1
Phasen des Herzzyklus.
Merkmal Breite (s) Amplitude (mV) Vorgang Definition
P-Welle 0,05–1 0,1–0,25 in Extremitätenableitung Erregungsausbreitung in den Vorhöfen
PQ-Strecke 0 vollständige Erregung der Vorhöfe Ende der P-Welle bis Beginn des
QRS-Komplexes
PQ-Zeit 0,12–0,2[1] Zeit zwischen dem Erregungsbeginn der Beginn der P-Welle bis Beginn des
Vorhöfe und der Kammern QRS-Komplexes
E Q-Zacke 0,03 1/4 der zugehörigen R-Zacke Erregungsausbreitung des Kammerseptums
QRS-Komplex 0,06–0,1 > 0,5 Erregungsausbreitung in den Kammern
ST-Strecke 0 vollständige Erregung der Kammern Ende des QRS-Komplexes bis Beginn
der T-Welle
T-Welle 1/8–2/3 der zugehörigen R- bzw. Erregungsrückbildung der Kammern
S-Zacke (Hauptzacke)
QT-Zeit 0,25–0,45[1] gesamte elektrische Kammeraktion Beginn des QRS-Komplexes bis Ende
der T-Welle
U-Welle Bedeutung nicht vollständig geklärt;
akzentuiert bei Hypokaliämie
[1]
u. a. von Herzfrequenz abhängig

Therapie: chondrom*, welches auf den Spongiosaraum


EKG: Tab. 2
– Ggf. kausale Therapie der Grunderkrankung des Knochens begrenzt ist. Repräsentation der Herzwandbereiche durch die
– Alphasympathomimetika zur Kontraktion Ekchymose → Hautblutungen Ableitungen.
des internen Sphinkters (Blasenhals) EKG n: engl. electrocardiography; syn. Elektro-
– Insemination mit Spermien, die aus der kardiografie (bzw. Elektrokardiogramm). Diag- Herzwand Standardableitungen
Harnblase über einen Katheter entnomme- nostisches Verfahren zur Registrierung der (zusätzliche Ableitungen)
nen wurden (Artificial* Reproduction Tech- Herzaktivität. Die kardialen Aktionspotenziale Vorderwand
nology) werden als Kurven aufgezeichnet (Elektrokar-
– alloplastische Spermatozele. diogramm). Nach Position der Elektroden zur anterior V1–6
Ejakulationsstörung f pl: engl. ejaculatory dis- EKG-Ableitung unterscheidet man Oberflä- supraapikal V2–3
orders; syn. Ejakulationsstörungen. Sexuelle* chen-EKG (transthorakal von der Körperober- anteroseptal V2–4
Funktionsstörung, welche die Ejakulation* be- fläche), intrakardiales EKG und Ösophagus-
trifft. Die Therapie richtet sich nach der Ursa- EKG (früher). Die Aufzeichnung erfolgt als Ru- anterolateral V2–6, I, aVL
che. he-EKG, Belastungs*-EKG oder Langzeit*-EKG. linke Seitenwand
Formen: Prinzip: Den Schwankungen in den EKG-Kur-
linkslateral I, aVL, V5–6 (V7)
– Störungen mit Veränderung des Ejakulati- ven (siehe Abb.) entsprechen einzelne Phasen
onsprozesses, fast ausschließlich körperlich inferolateral I, II, III, aVF, aVL, V5–6 (V7)
verursacht: 1. retrograde Ejakulation* (als Hinterwand
Ejaculatio* deficiens) 2. Spermatorrhö* (He-
rausträufeln des Samens ohne Orgasmus) inferior II, III, aVF
– Störungen mit Veränderung des Ejakulati- posterior spiegelbildlich/indirekt:
onszeitpunkts (Orgasmusstörungen*): 1. Eja- V1–2 (V7–9)
culatio* praecox 2. Ejaculatio* retardata linksventrikulär I, aVL, V4–6
3. Anorgasmie* (mit Ejaculatio* deficiens).
Ejektionsfraktion → Auswurffraktion rechtsventrikulär (V3R–4R)
Ejektionsklick → Klick, systolischer
EK: Abk. für → Erythrozytenkonzentrat
Ekbom-Willis-Syndrom → Restless-Legs-Syn-
drom des Herzzyklus* (siehe Tab. 1). Die Kurven ent-
Ekchondrom n: engl. ecchondroma. Benigner stehen als Summation der Stärken und Richtun-
Tumor aus Knorpelgewebe an Periost, Peri- gen der elektrischen Erregungsleitungen (Vek-
chondrium oder Epiphysenfuge. Ein Ekchond- toren). Ihre Ableitung erfolgt:
rom drängt das Periost in das umgebende – Unipolar: Messung von Potenzialschwan-
Weichteilgewebe vor, im Gegensatz zum En- EKG: normaler Erregungsablauf. kungen zwischen einer einzelnen Elektrode
473 Ekstrophie, kloakale

und einem neutralen Pol, erzeugt durch Zu- Rahmen der elektrophysiologischen Untersu- Schnittentbindung ist nur bei einer vitalen
sammenschluss der übrigen Elektroden chung (EPU). Ein intrakardiales EKG dient der kindlichen Gefährdung notwendig.
– bipolar: Potenzialdifferenzregistrierung zwi- diagnostischen Differenzierung komplexer Er- Prophylaxe: Engmaschige Überwachung der
schen 2 vom Herzen entfernten Elektroden. regungsleitungsblockierungen und anderer Schwangerschaft, konsequente medikamentöse
Zur Registrierung eines Standard-Oberflächen- Herzrhythmusstörungen* mit intrakardialem Einstellung eines Hypertonus.
EKGs (12-Kanal-EKG) gehören 12 Ableitungen elektrophysiologischem Mapping*. Differenzialdiagnose: Epileptische Anfälle.
(Standardableitungen*), die ggf. um zusätzliche Formen: Je nach Lage der Elektrodenkatheter Ekliøpse → Stupor, dissoziativer
Ableitungen ergänzt werden (z. B. Nebh-Ablei- Ableitung und Aufzeichnung von Ventrikel- Eknoia f: engl. ecnoea. Veraltete Bezeichnung
tungen). Das EKG wird auf kalibriertem EKG- EKG, His-Bündel-EKG (siehe Abb.), Sinus-coro- für übersteigerte emotionale Erregbarkeit, z. B.
Papier mit definierter Geschwindigkeit (meist narius- oder Vorhof-EKG. in der Pubertät.
50 mm/s) geschrieben und liefert Informationen
über:
ekkrin → merokrin
Eklampsie f: engl. eclampsia. Schwere Form
EKP: Abk. für Ereigniskorrelierte Potenziale →
Potenziale, ereigniskorrelierte
E
– Herzrhythmus und Herzfrequenz* der hypertensiven Schwangerschaftserkran- Ekstase f: engl. ecstasy. Psychischer Ausnah-
– Lagetyp* des Herzens kung mit tonisch-klonischen Krampfanfällen mezustand mit rauschartiger Bewusstseinsver-
– Störungen der Erregungsbildung, -ausbrei- (eklamptischer Anfall). Eine Eklampsie tritt zu änderung und dem Gefühl, die Grenzen des Ich
tung und -rückbildung im Erregungslei- 80 % bei Erstgebärenden auf, bei Mehrlings- zu überschreiten, verbunden mit gestörter
tungssystem* und im Myokard schwangerschaften ist die Inzidenz 6-mal höher Selbst- und Fremdwahrnehmung und einge-
– damit auch indirekt über morphologische als bei Einlingsschwangerschaften. Der Anfall schränkter Selbstkontrolle infolge gesteigerter
Veränderungen des Herzens. muss behandelt und die Schwangerschaft been- Affekte. Formen: Neben den Formen aufgrund
Anhand der Ableitungen, in denen sie sichtbar det werden. endogener Ursachen (z. B. Psychosen*) ist Eksta-
werden, können sie auch lokalisiert werden (sie- Pathogenese: Die Pathogenese ist nicht kom- se oft in komplexe Rituale eingebunden, z. T.
he Tab. 2). Analysen der einzelnen EKG-Ele- plett erforscht, wahrscheinlich handelt es sich auch durch berauschende Substanzen gefördert
mente: um zerebrale Gefäßveränderungen und -veren- und somit durch die kulturellen Umstände sehr
– P*-Welle gungen mit einer akuten ischämischen Schädi- stark geprägt. Es kommen völlig unterschiedli-
– PQ*-Zeit gung des Gehirns. che äußere Erscheinungen (z. B. starke Erre-
– Q*-Zacke Klinik: gung, Trance* oder die bewegungslose Versun-
– QRS*-Komplex – Dem eigentlichen Anfall vorausgehend (sog. kenheit der Kontemplation bzw. Meditation*)
– QT*-Zeit Prodromalsymptome): 1. rascher Blutdruck- zustande. Psychopatholgisch werden diese
– ST*-Strecke anstieg und starke Kopfschmerzen (meist Zustände als Dissoziation, Depersonalisation*
– T*-Welle. frontal) 2. ebenfalls möglich: Augenflim- oder Derealisation* gedeutet. Vorkommen:
EKG, intrakardiales n: engl. intracardial electro- mern, Doppelbilder, Übelkeit und Brechreiz – Endogen: 1. Psychosen* 2. Manie*
cardiography; syn. intrakardiale EKG. Aufzeich- – eklamptischer Anfall: tritt dann blitzartig – exogen: 1. Arzneimittel- bzw. Drogenkon-
nung kardialer Aktionspotenziale (EKG*) über mit tonisch-klonischen Muskelzuckungen sum (z. B. Alkohol, Halluzinogene* wie LSD,
transvenös in das Herz vorgeschobenen Elektro- auf (Eclampsia convulsiva) und kann mit Psilocybin, Meskalin) 2. bewusste Herbeifüh-
denkatheter (intrakardiale EKG-Ableitung) im oder ohne Bewusstseinsverlust einhergehen rung mittels verschiedener Techniken (meist
– weitere mögliche Komplikationen: akutes* im Kontext kultureller oder religiöser Ritua-
Nierenversagen, Hirnödem*, Thrombosen* le, z. B. Schamanismus, Sufismus, Chassidis-
und Blutungen (z. B. mit Gefahr einer intra- mus) 3. u. a.
zerebralen Blutung). Ekstrophie f: engl. exstrophy. Verlagerung ei-
Der Fet ist durch die gleichzeitig bestehende nes Organs nach außen bei angeborenem De-
akute Plazentainsuffizienz* massiv gefährdet. fekt, z. B. Blasenekstrophie. Die Blasenekstro-
Diagnostik: phie beruht auf einem fehlerhaften Bauchwand-
– Blutdruck-Monitoring schluss und ist oft mit Epispadie* bzw. geteilter
– CTG-Kontrollen Clitoris und einer gespaltenen Symphysis pubis
– Laborkontrolle (Entwicklung eines HELLP*- assoziiert. Die Häufigkeit beträgt ca. 1 : 40 000
Syndroms) bis 50 000.
– im anfallsfreien Intervall EEG und MRT zum Ekstrophie, kloakale f: engl. cloacal exstrophy.
Ausschluss einer anderen Ursache der Schwerste Kombinationsfehlbildung des Epis-
Krämpfe. padie*-Ekstrophie-Komplexes aus Blasenekstro-
Therapie: phie, Fehlbildung des Darms, Analatresie, häu-
– Akuttherapie des Anfalls: intravenöse Gabe fig auch Spina* bifida und Omphalozele*. Die
von Magnesiumsulfat, Antihypertensiva (hier- Diagnostik erfolgt pränatal sonografisch. Die
bei sollte der Blutdruck allerdings nur lang- operative, ggf. mehrzeitig erfolgende Rekons-
sam bis auf < 160/110 mmHg gesenkt werden) truktion erfordert ein spezialisiertes Team.
– einzig mögliche kausale Therapie: Entbin- Häufigkeit:
EKG, intrakardiales: (unten) His-Bündel-Elektro- dung nach Stabilisierung der Mutter. Diese – Inzidenz: 1 : 300 000 Lebendgeburten
gramm (HBE, auch His-Bündel-EG) im Vergleich zum muss auch trotz einer eventuell bestehenden – männlich : weiblich 6 : 1.
(oben) Elektrokardiogramm durch konventionelle Unreife des Kindes umgehend erfolgen, da Komponenten:
transthorakale Ableitung (EKG); Abk. A für atrial, ein erhebliches Risiko für weitere mütterli- – Zentrale ekstrophe Darmplatte zwischen
H für His-Bündel, V für ventrikulär. che Anfälle besteht. Eine notfallmäßige 2 ekstrophen Hemiblasen
EKT 474

– in die zentrale Darmplatte münden das ter- Ektoderms. Sie können auch mesodermale Dys- Ektopiøa coø rdis f: Sehr seltene Verlagerung des
minale Ileum, die Appendix und ein blind plasien umfassen. Die Einteilung erfolgt nach Herzens aus dem Brustkorb bei Thorakoschi-
endendes Kolonsegment der Veränderung der Schweißsekretion in 3 For- sis*.
– Anus nicht angelegt, Sakrum hypoplastisch men. Ektopiøa leø ntis congeø nita → Linsenektopie
– häufige Inzidenz von Spina bifida und Om- Ätiologie: Uneinheitlicher Vererbungsmodus Ektopiøa pupiøllae → Korektopie
phalozele mit autosomal- sowie X-chromosomal-domi- Ektopiøa renis → Nierenfehlbildung
– ausgeprägte Diastase der Schambeine, sodass nanten und -rezessiven Erbgängen; embryonal- Ektopiøa teø stis → Hodenektopie
der Penis extrem verkürzt ist pathogenetisch vermutlich Entwicklungsstö- Ektopie f: engl. ectopia; syn. Heterotopie. Vor-
– weitere assoziierte Fehlbildungen an Herz, rung in der 12. Embryonalwoche entsprechend kommen von Gewebe oder Organen außerhalb
Nieren und unteren Extremitäten möglich. der Determinationsperiode der ektodermalen ihrer physiologischen Lokalisation, z. B. Hoden-
E Therapie:
– Trennung der Darmplatte von den Hemibla-
Abkömmlinge.
Einteilung: Nach Veränderung der Schweißse-
ektopie, Ektopia* cordis, Ektopia cervicis oder
ektope kardiale Erregungsbildung (siehe Erre-
sen, Tubularisierung der Darmplatte und kretion: gungsbildungsstörung*).
Ausleitung als Kolostomie – An-/hypohidrotisch: z. B. Christ-Siemens- Formen:
– Vereinigung der Hemiblasen und Blasenver- Touraine-Syndrom, Nemo-Defekt, EEC-Syn- – Angeboren als lokale Störung der Differen-
schluss, Blasenhalsplastik, Beckenverschluss, drom zierung eines Gewebes (Heterogenese), z. B.
ggf. nach Beckenosteotomie, Bauchdecken- – hyperhidrotisch: z. B. Papillon-Lefèvre-Syn- der Magenschleimhaut in einem Meckel*-Di-
verschluss drom, Pachyonychia congenita vertikel
– Korrektur der Epispadie und Penisrekons- – normhidrotisch: z. B. Ellis-van-Creveld-Syn- – Verlagerung von Organen oder Organteilen
truktion. drom, Waardenburg-Syndrom. (meist nach außen als Ekstrophie*, seltener
EKT: Abk. für → Elektrokrampftherapie Ektomie f: engl. ectomy. Totale operative Ent- innerhalb des Körpers)
Ektasie f: engl. ectasia. Erweiterung, z. B. An- fernung eines Organs. Der Begriff wird meist als – iatrogen verursacht bei Transplantation von
giektasie*. Wortzusammensetzung (-ektomie) gebraucht, Organen außerhalb ihrer ursprünglichen Lo-
Ektasie, anuloaortale f: engl. anuloaortic ecta- z. B. Cholezystektomie. kalisation
sia; syn. aortoanuläre Ektasie. Aneurysmatische Ektoparasit m: engl. ectoparasite. Temporär – ektope Hormonbildung, z. B. durch ektopes
Erweiterung der gesamten Aortenwurzel (Bul- oder stationär auf der Körperoberfläche einer Schilddrüsengewebe oder Tumoren
bus aortae der Aorta* ascendens) einschließlich anderen Spezies lebender Schmarotzer, beson- – ektope kardiale Erregungsbildung.
Anulus* fibrosus der Aortenklappe (Ringdilata- ders blutsaugende Arthropoden*. Ektoplaø sma n: engl. ectoplasm. Äußere Zyto-
tion). Eine anuloaortale Ektasie ist die häufigste Ektoparasiten-Befall m: engl. Ectoparasitic In- plasmaschicht. Bei Protozoen* liegt z. T. eine
Ursache für Aortenklappeninsuffizienz* und festations; syn. Ekto-Parasitosen. Befall mit Pa- deutliche Unterteilung des Zytoplasmas in Ek-
kommt vor bei arterieller Hypertonie, Kardio- rasiten*, die außerhalb des Wirtsorganismus le- toplasma und Endoplasma* vor.
myopathie, Takayasu-Arteriitis und Marfan- ben und nur mit ihren Versorgungsorganen in Ektosporen → Sporen
Syndrom. Vgl. Herzskelett* (Abb. dort). den Wirt eindringen. Man unterscheidet zwi- Ektotoxine → Toxine
Eø kthym → Ecthyma schen permanenten Parasiten, die auf der Ober- Ektozeø rvix → Cervix uteri
Ektoblaø st → Ektoderm fläche ihres Wirtes leben, und temporären Para- Ektromelie → Dysmelie
Ektoblaø sttumoren m pl: engl. ectodermal tu- siten, die den Wirt nur zur Nahrungsaufnahme Ektropionierung [Augenheilkunde] f: syn.
mors. Tumoren des Ektoderms*, z. B. Epithe- aufsuchen. Ektropionieren. Nachaußenwenden der Innen-
liom*. Klinik: Ektoparasiten können Hautveränderun- seite des Augenlides zur Inspektion oder
Ektodeø rm n: engl. ectoderm; syn. Ektoblast. gen (Dermatitiden) verursachen, die sich biswei- Fremdkörperentfernung. Das Unterlid wird da-
Oberes und erstes Keimblatt des Embryoblas- len durch Sekundärinfektionen mit Bakterien für einfach nach unten gezogen. Beim Oberlid
ten* (Epiblast). Es befindet sich nach der Gastru- oder Pilzen verschlimmern. Des Weiteren dro- wird zwischen einfacher Ektropionierung mit-
lation außen. Aus dem Ektoderm entwickeln hen immunpathologische Reaktionen: vor al- tels einfacher Hilfsmittel (z. B. Wattebausch)
sich das Oberflächenektoderm und das Neuro- lem die durch den Speichel der Ektoparasiten
ektoderm* mit den jeweiligen Abkömmlingen. verursachte Immunantwort kann allergische
Abkömmlinge: Reaktionen auslösen. Ektoparasiten sind häufig
– Oberflächenektoderm: u. a. die Epidermis, auch Krankheitsüberträger für schwerwiegende
Haare, Fingernägel, Schweiß-, Talg- und vektorübertragene Krankheiten, z. B. Malaria*,
Duftdrüsen, Milchleiste und spätere Brust- Denguefieber, Gelbfieber*, Borreliose* oder
drüse sowie Zahnschmelz, Augenlider und FSME. Für Menschen und Säugetiere relevant
-linsen sind vor allem blutsaugende Insekten oder
– Neuroektoderm: bildet u. a. das Zentralner- Spinnenartige, z. B. Stechmücken, Bremsen,
vensystem (als Neuralrohr), periphere Nerven Fliegen, Sandmücken, Läuse, Flöhe, Wanzen,
(Neuralleiste) und Kopfstrukturen (siehe Zecken, Milben sowie Haarlinge, die sich von
Kopfmesektoderm). Hautschüppchen befallener Tiere ernähren.
Ektodermaldysplasie-Syndrom n: engl. ecto- Auch Blutegel, Vampirfledermäuse oder Fische
dermal dysplasia. Verschiedene erbliche Syndro- wie Schmerlenwelse und Neunaugen sind Ekto-
me variabler Ausprägung mit den Kernsympto- parasiten.
men Dyshidrose sowie Dysplasie der Haare, Nä- ektophyXtisch: engl. ectophytic. Herauswach-
gel und Zähne als Zeichen einer systemhaften send. Ektropionierung [Augenheilkunde]: einfache
Entwicklungsstörung der Abkömmlinge des Ektropionierung. [143]
475 Ekzema herpeticatum

und doppelter Ektropionierung mittels Lidhal- gefolgt von seborrhoischem Ekzem* und num- v. a. bei Hand-/Fußekzemen 4. bei chroni-
ter unterschieden. Bei der letzteren ist die obere mulärem Ekzem*. Behandelt wird durch Ver- schem Ekzem ggf. Schulungsmaßnahmen
Übergangsfalte einsehbar. Siehe Abb. meiden bzw. Behandeln der Ursachen und 5. ggf. psychosomatische Mitbehandlung
Ektropionierung [Gynäkologie] f: engl. ectro- symptomatisch. – topische Therapie: 1. antientzündlich, im-
pionisation. Verlagerung von Zervixschleimhaut Klinik: Ekzeme betreffen bis zu 10 % der Bevöl- munsuppressiv (z. B. Glukokortikosteroide,
aus dem Zervikalkanal auf die Oberfläche der kerung. Hinsichtlich der typischen Effloreszen- Calcineurininhibitoren wie Pimecrolimus
Portio. zen dominieren bei einem akuten Ekzem ju- und Tacrolimus) 2. antipruriginös (z. B. Poli-
Ektropium n: engl. ectropion; syn. Ektropion. ckende Papulovesikeln als Primäreffloreszen- docanol) 3. hydratisierend (z. B. Harnstoff,
Umstülpung des Lidrandes nach außen. Es zen, während beim chronischen Ekzem Sekun- Glycerin) 4. keratolytisch (z. B. Salicylsäure)
kommt zum Tränenträufeln (Epiphora*). Ggf. däreffloreszenzen wie Schuppung, Lichenifika- 5. antiproliferativ (z. B. Retinoide, gereinigte
ist eine Operation notwendig, um Schäden der
Hornhaut zu verhindern. Das Ectropium* uveae
tion, Hyperkeratose vorherrschen. Die Morpho-
logie ist abhängig von der Lokalisation: Bei Ek-
Teerauszüge) 6. antimikrobiell (z. B. antibio-
tisch) 7. antimykotisch (z. B. Azole, Clotrim-
E
hingegen ist eine Anomalie der Iris. zemen im Gesichtsbereich kommt es häufig zu azol, Ciclopiroxolamin) 8. austrocknend/ad-
Formen: Je nach Ursache werden unterschieden: ödematösen Schwellungen der Lider, palmo- stringierend (z. B. Gerbstoffe)
– Ectropium cicatriceum: Narbenzug plantar entstehen nicht selten große Blasen – Ultraviolett-Strahlen-Therapie
(siehe Abb. 1 und Abb. 2) (Cheiropodopompholyx) und an den Unter- – systemische Therapie: 1. antientzündlich,
– Ectropium paralyticum: Fazialisparese schenkeln kommt es nach Pflanzenkontakt zu immunsuppressiv (z. B. Glukokortikoide, Ci-
– Ectropium senile: Gewebeerschlaffung im Al- „streifigen“ Ekzemmorphen. closporin, evtl. Azathioprin, Methotrexat,
ter Diagnostik: Die gezielte Anamnese und das ty- Mycophenolatmofetil) 2. antipruriginös (z. B.
– Ectropium spasticum: Spasmus des M. orbi- pische klinische Bild bestimmen die weitere Di- H1-Antihistaminika) 3. normalisierend auf
cularis oculi bei Blepharitis. agnostik. Sie dient dazu, den Ekzemtyp zu si- Zellproliferation/-differenzierung und -ver-
chern, potenzielle Auslöser zu identifizieren hornung (z. B. Alitretinoin bei chronischem
oder Differenzialdiagnosen abzugrenzen. Handekzem).
– Allergologische Abklärung (Atopiediagnos- Prognose: Der Verlauf ist häufig chronisch rezi-
tik, Epikutantest*, ggf. Expositions-/Provo- divierend.
kationstestung, Fotopatchtest), ggf. unter be- Hinweis: Bei begründetem Verdacht auf das
sonderer Berücksichtigung von Berufsstoffen Vorliegen einer Berufskrankheit (v. a. bei Hand-
und patienteneigenen Substanzen ekzemen) ist jeder Arzt verpflichtet, diese dem
– bei Proteinkontaktdermatitis zusätzlich Unfallversicherungsträger zu melden (BK-An-
Pricktestungen und Bestimmung spezifi- zeige). Das Hautarztverfahren kann durch
scher IgE-Antikörper auf die Proteinquellen Hautärzte, Arbeitsmediziner oder Ärzte mit der
– Histologie (zum Ausschluss häufiger Diffe- Zusatzbezeichnung „Betriebsmedizin“ unter
renzialdiagnosen wie Psoriasis vulgaris, Pso- Verwendung des Formtextes F 6050 „Hautarzt-
riasis palmoplantaris und Lichen planus oder bericht – Einleitung Hautarztverfahren/Stel-
Ektropium Abb. 1: Narbenektropium des seltenerer Differenzialdiagnosen wie Para- lungnahme Prävention“ eingeleitet werden.
Unterlids. [132] psoriasis en plaque oder Lymphome) inklusi- Ärzte anderer Fachrichtungen müssen Erkrank-
ve PAS-Färbung te bei Verdacht auf eine berufsbedingte Hauter-
– mykologische Untersuchung (v. a. bei rand- krankung bei einem Hautarzt vorstellen.
betonten Plaques, bei Ekzemen an Händen Ekzema herpeticatum n: engl. eczema herpeti-
oder Füßen) cum. Herpes* simplex Infektion vorgeschädigter
– ggf. Untersuchung auf Fokalinfekte, inter- ekzematisierter Haut (z. B. bei atopischem Ek-
nistische Grunderkrankungen und Maligno- zem*). Die Diagnosestellung erfolgt klinisch
me (z. B. Lymphome). und mittels Erregernachweis. Eine antivirale
Histologie von Ekzemen: Therapie ist unerlässlich, da schwere Komplika-
– Fokale Spongiose bis zur Bildung intraepi- tionen wie Sepsis* durch Virämie*, Multiorgan-
dermaler Vesikel versagen* sowie ZNS-Beteiligung (aseptische
– Akanthose, Parakeratose, Hyperkeratose Meningitis* oder Enzephalitis*) mit evtl. leta-
– lymphozytäre Infiltrate in der Dermis sowie lem Verlauf möglich sind.
Epidermotropismus von T-Lymphozyten Klinik:
Ektropium Abb. 2: Ectropium senile beidseits (Einwanderung einzelner T-Lymphozyten in – Meist akut auftretendes Fieber und schweres
bei 85-jähriger Patientin. [143] die Epidermis, syn. Exozytose). Krankheitsgefühl mit Kopfschmerzen und
Therapie: Im Vordergrund stehen das Vermei- evtl. regionärer Lymphadenopathie*
EKZ: Abk. für Zirkulation, extrakorporale → den/Behandeln der Ursache(n) und die sympto- – regionär oder generalisiert auftretende 1–
Kreislauf, extrakorporaler matische Therapie. 2 mm große Bläschen, welche sich zu Pusteln
Ekzem n: engl. eczema; syn. Dermatitis. Sehr – Allgemeine Maßnahmen: 1. konsequentes entwickeln, die in Folge rasch aufplatzen und
häufige Dermatitis aufgrund endogener oder Meiden von Irritantien und Kontaktallerge- Erosionen hinterlassen
exogener Reize, mit polymorpher Klinik und nen sowie von hautbelastenden Tätigkeiten – Hauptlokalisationen sind Gesicht, Hals,
Histologie mit epidermal eingewanderten T- (insbesondere Feuchtarbeiten) 2. Unterzie- Brust und Arme
Lymphozyten und Spongiose. Am häufigsten hen von Baumwollhandschuhen unter Gum- – UV-Exposition als begünstigender Faktor.
sind Kontaktekzeme und atopisches Ekzem*, mi-, Einmalhandschuhen 3. Nikotinkarenz,
Ekzema infantum 476

Diagnostik:
– Klinisches Erscheinungsbild und Anamnese
(atopisches Ekzem*, Biologika-Therapie)
– kultureller Erregernachweis aus dem Sekret
– Tzanck-Test.
Differenzialdiagnosen:
– Akute Exazerbation* eines atopischen Ek-
zems
– Pyodermie*.
Therapie:
E – Austrocknende antiseptische und evtl. antivi-
rale Externa, keine Salben oder Fettsalben
kombiniert mit Ekzem, atopisches Abb. 3: Kniekehle. [220]

– systemischer antiviraler Therapie, z. B. mit-


tels Aciclovir* i. v., gewichtsadaptiert bei aus-
gedehntem Befall oder
– evtl. Aciclovir* oder Famciclovir p. o. bei mil-
der Symptomatik für 5 bis 8 Tage Ekzem, atopisches Abb. 1: nässende Wangen
– evtl. Foscarnet-Natrium i. v. bei immunsup- eines Kleinkinds. [220]
primierten Patienten
– Antibiose* bei bakteriellen Superinfektionen.
Ekzema infaø ntum n: engl. infantile eczema.
Überbegriff für Ekzem in den ersten 3 Lebens-
monaten. Es kann sich um ein seborrhoisches
Ekzem*, eine Windeldermatitis*, ein atopisches
Ekzem*, ein mikrobielles Ekzem* oder eine Pso-
riasis* handeln.
Ekzem, atopisches n: engl. atopic eczema; syn. Ekzem, atopisches Abb. 4: flächige Rötung und
Neurodermitis. Chronische, schubhaft ent- Schuppung des Gesichts. [220]
zündliche Hauterkrankung mit variabler, al-
tersabhängiger Manifestation aufgrund geneti-
scher Veranlagung und Umweltfaktoren. Die Ekzem, atopisches Abb. 2: Eczema flexurarum der Bei Chronifizierung Lichenifikation* (Abb.
Erstmanifestation liegt meist vor dem 5. Le- Ellenbeuge mit Schuppung. [220] dort). Häufig finden sich Atopie-Stigmata:
bensjahr. Leitsymptome sind quälender Juck- – Trockene, juckende Haut (Xerosis cutis), Tro-
reiz und trockene Haut. Es besteht eine Assozia- ckenheit der Kopfhaut, zentrofaziale Blässe
tion mit anderen atopischen Erkrankungen und – doppelte Unterlidfalte (Dennie-Morgan-Fal-
Ichthyosis* vulgaris. Behandelt wird mit leitli- der Haut 4. neuroimmunologische Faktoren te), dunkle Haut um die Augen (Halonie-
niengerechter Stufentherapie. Ätiologie: 5. hautirritierende Kleidung (Unverträglich- rung)
– Multifaktoriell keit von Wolle) 6. trockenes, kühles Klima. – pelzmützenartiger Haaransatz, Ausdünnung
– chronische Entzündungsreaktion in der Klinik: der lateralen Augenbrauen (Hertoghe*-Zei-
Haut – Stark juckende, unscharf begrenzte, infilt- chen)
– genetische Prädisposition: 1. Erkrankungsri- rierte Erytheme mit Schuppung, Papulovesi- – Ekzematisierung der Finger- und Zehenkup-
siko eines Kindes beträgt 50 %, wenn ein El- keln, nässenden, teils verkrusteten Arealen pen (Pulpitis sicca)
ternteil an Asthma, atopischem Ekzem oder und Exkoriationen – weißer Dermografismus*, Keratosis pila-
Rhinitis allergica leidet, 75 %, wenn beide El- – bei chronischem Verlauf durch wiederholte ris,Pityriasis* alba (trockene, feinschuppige
tern betroffen sind 2. Identifikation von bis- mechanische Irritation (Kratzen) und chroni- helle Flecken)
lang mehr als 30 Suszeptibilitätsloci 3. häufig sche Entzündung Lichenifikation vor allem – Hyperlinearität der Leistenhaut, insbesonde-
Mutation des Filaggrin-Gens (FLG-Gens), das der Beugen, Befund altersabhängig unter- re palmar
für ein epidermales Schlüssel-Strukturprote- schiedlich: 1. ab dem 2.–3. Lebensmonat Be- – Ohrläppchenrhagade, Perlèche (eingerissene
in codiert, es resultiert eine erhebliche epi- ginn an Streckseiten der Extremitäten, Mundwinkel).
dermale Barrierestörung Rumpf, Gesicht (siehe Abb. 1) und Kopf, hier Durch den quälenden Juckreiz, Schlaflosigkeit
– Auslösung und Beeinflussung durch exogene als Milchschorf, Windelbereich meist frei und Stigmatisierung kommt es zu einer starken
und endogene Triggerfaktoren, z. B.: 1. im- (Windelzeichen) 2. mit zunehmendem Le- Beeinträchtigung der Lebensqualität.
munologische Faktoren: Reaktionen gegen bensalter Betonung an den Beugeseiten der Diagnostik:
exogene oder endogene Allergene, insbeson- Extremitäten, als Ekzema flexurarum, – Eigenanamnese: 1. Ekzemanamnese 2. Rhi-
dere gegen Milbenproteine in Hausstaub und (siehe Abb. 2 und Abb. 3), intertriginösen nitis allergica 3. Asthma bronchiale 4. Nah-
Tierepithelien 2. mikrobielle Faktoren: Arealen, Gesicht (siehe Abb. 4), Händen; aus- rungsmittelallergien 5. virale und bakterielle
durch Verminderung antimikrobieller Lipide geprägte Xerodermie*, Schuppung mit Ery- Infektneigung 6. psychosomatische, ernäh-
und Peptide erhöhtes Risiko für mikrobielle them, Ekzeme verschiedener Schweregrade rungsbedingte oder durch andere Umge-
Besiedelung 3. Fettstoffwechselstörungen bis hin zu nässenden Arealen. bungsfaktoren bedingte Auslöser
477 Ekzem, nummuläres

– Familienanamnese fohlen 5. keine Kombination mit Fotothera- – Rehabilitationsmaßnahme bei chronischer


– klinische Untersuchung: 1. Nachweis der Ek- pie Neurodermitis für Patienten und deren Sor-
zeme an altersabhängigen Prädilektionsstel- – in manchen Fällen zusätzliche antimikrobi- geberechtigte (in der Regel Eltern)
len 2. häufig weißer Dermografismus* aus- elle Therapie: 1. topisch antiseptisch, silber- – Neurodermitis-Schulung (für Eltern, Kinder
lösbar nitrathaltige Wäsche 2. systemische Antibio- und Jugendliche nach AGNES-Curriculum
– laborchemisch: 1. häufig starke Erhöhung tika bei deutlichen klinischen Zeichen der oder Erwachsene) im ambulanten Setting
der IgE-Konzentration und Eosinophilie im bakteriellen Superinfektion oder im Rahmen einer stationären Rehabili-
Blut (weiterer Marker: Eosinophiles-cationi- – bei Bedarf zusätzliche antimykotische The- tation wird empfohlen
sches Protein, ECP) 2. bei extrinsischem ato- rapie, insbesondere bei Head-Neck-Shoulder- – Anwendung komplementärmedizinischer
pischem Ekzem auch Nachweis spezifischer Dermatitis und deutlicher Sensibilisierung Verfahren nur bei gezeigter Wirksamkeit in
IgE-vermittelter Sensibilisierungen (gegen-
über Inhalations-, Nahrungsmittelallerge- –
gegen Malassezia-Spezies
bei Bedarf Kurzzeittherapie mit oralen
kontrollierten Studien.
Prognose:
E
nen, Malassezia spp., Staphylokokkenentero- Glukokortikosteroiden zur Unterbrechung – Verlauf wechselhaft mit Krankheitsschüben
toxinen) des akuten Schubes unterschiedlicher Dauer und Schwere, ab
– bei entsprechender Anamnese: 1. Allergietes- – bei chronischem, schwerem atopischen Ek- dem 30. Lebensjahr Intensität häufig abneh-
tung (Prick-, Intrakutantest) auf Inhalations- zem Ciclosporin (Anfangsdosis 2,5–3,5 mg/ mend
allergene und/oder Nahrungsmittelallergene kg/d) – Spontanheilung jederzeit möglich
2. Eliminationsdiät und Nahrungsmittelpro- – Azathioprin, Mycophenolatmofetil, Me- – mindestens 30 % aller Kinder mit Neuroder-
vokationstestung 3. bei Verdacht auf zusätz- thotrexat können (off-label) erwogen wer- mitis entwickeln zumindest zeitweilig auch
liche Kontaktallergie Epikutantest den, wenn Ciclosporin nicht wirksam oder im Erwachsenenalter Ekzeme.
– bei Verdacht auf bakterielle oder mykotische kontraindiziert ist Ekzem, diskoides → Ekzem, nummuläres
Superinfektion Abstriche – Fototherapie (UVA-1-Therapie, UVB- Ekzem, dyshidrotisches → Dyshidrotisches
– Probebiopsie zur dermatohistopathologi- Schmalband-Therapie, UVB Breitband, Bal- Hand-Fuß-Ekzem
schen Abgrenzung von Differenzialdiagno- neo-Fototherapie) Ekzem, endogenes → Ekzem, atopisches
sen – Immunabsorption und extrakorporale Ekzem, nummuläres n: engl. nummular ecze-
– Objektivierung der Erkrankungsschwere Fotopherese: 1. führten in kleineren publi- ma; syn. Mikrobielles Ekzem. Häufigeres, thera-
mittels klinischer Scores (Eczema Area and zierten Fallserien zur Besserung 2. können in pieresistentes Ekzem mit charakteristischen
Severity Index, Abk. EASI; Severity Scoring Ausnahmefällen bei sehr schwerer Neuroder- münzförmigen, scharf begrenzten, roten,
of Atopic Dermatitis, Abk. SCORAD). mitis erwogen werden, wenn Ciclosporin schuppenden, juckenden disseminierten
Therapie: Je nach Schweregrad des atopischen und andere Immunsuppressiva nicht wirk- Plaques, insbesondere bei Männern über 50. Lj.
Ekzems werden äußerliche Therapieverfahren sam oder kontraindiziert sind Möglicherweise handelt es sich um eine immu-
und/oder Systemtherapien im Rahmen einer – bei Kindern bei eindeutiger Anamnese für ei- nologische Antwort auf Bakterienantigene und
Stufentherapie empfohlen. ne Soforttypreaktion oder eindeutig positi- chronische Entzündungen. Es besteht eine As-
– Besondere Bedeutung hat eine dem Hautzu- vem oralem Provokationstest wird eine auf soziation zu atopischer oder psoriatischer Dia-
stand angepasste Basistherapie auch bei feh- 1–2 Jahre befristete gezielte Eliminationsdi- these, Kontaktallergie und Stauungsekzem.
lenden Entzündungszeichen: 1. z. B. fette ät (z. B. hinsichtlich Kuhmilch, Hühnerei, Klinik: Typisch sind münz- oder scheibenförmi-
Salbengrundlagen auf trockener Haut oder Weizenmehl) empfohlen (siehe auch Leitlinie ge, eher scharf begrenzte entzündlich gerötete,
hydratisierende Öl-in-Wasser-Emulsionen zur Allergieprävention) schuppende, exsudative Plaques (initial ca. 1 cm
bei weniger trockener Haut 2. idealerweise – bei sensibilisierten Patienten wird Encasing groß, später mehrere cm groß) mit gelblichen
ohne häufige Kontaktallergene wie Duftstof- zur Reduktion des Kontakts zu Hausstaub- Krusten oder Schuppenkrusten (siehe Abb. 1),
fe, günstig sind Zusätze von Glycerin und milben empfohlen die sich meist an den distalen Extremitäten
Harnstoff (letzteres aber nicht bei Säuglin- – subkutane spezifische Immuntherapie im (siehe Abb. 2), aber auch am Stamm befinden.
gen) Rahmen der zugelassenen Indikation (Rhini- Oft kommt es sekundär zu einer Keimbesiede-
– topische Glukokortikosteroide: 1. unter tis allergica, allergisches Asthma bronchiale,
Berücksichtigung des Nutzen-/Nebenwir- Insektengiftallergie) bei gleichzeitig beste-
kungsprofils, der Lokalisation und des Alters hender Neurodermitis wird empfohlen (siehe
zur antiinflammatorischen Therapie bis zur auch Leitlinie zur Allergen-spezifischen Im-
Abheilung 2. bei Bedarf proaktive Therapie muntherapie bei IgE vermittelten allergi-
mit intermittierender Nachbehandlung schen Erkrankungen)
– topische Calcineurininhibitoren: 1. insbe- – psychologische Therapie (v. a. verhaltens-
sondere, wenn topische Glukokortikosteroi- therapeutische Interventionen), wenn eine
de nicht einsetzbar sind (z. B. in steroidsensi- klare Indikation vorliegt: 1. psychologische
tiven Problemarealen wie Gesicht, Intertrigi- Faktoren als individuelle Triggerfaktoren der
nes, Genitalbereich, Capillitium bei Säuglin- Neurodermitis 2. sekundäre psychosoziale
gen) 2. Altersbeschränkungen gemäß der Zu- Folgen für Patient und Familie durch die
lassung sind zu beachten (Einsatz erst ab dem Neurodermitis
3. Lebensjahr, Einsatz von 0,1%igem Tacroli- – reguläre Impfungen: 1. in der Regel nach
mus erst ab dem 17. Lebensjahr) 3. bei Bedarf STIKO Empfehlungen 2. bei akuter Exazer- Ekzem, nummuläres Abb. 1: scharf begrenzte,
proaktive Therapie mit intermittierender bation Verschieben der Impfung bis zur Sta- intensiv gerötete, schuppende Ekzemherde
Nachbehandlung 4. Sonnenschutz wird emp- bilisierung des Hautbefundes am Arm. [4]
Ekzem, seborrhoisches 478

– Seborrhö (vermehrte Talgdrüsenproduktion, und im Lumen des Dünndarmes von Trypsin


Fettfilm) durch limitierte Proteolyse* aktiviert.
– mikrobielle Einflüsse (Malassezia-Hefen, Sta- Elastase-1-Test m: engl. elastase-1 test. Labor-
phylokokken) diagnostische Konzentrations-Bestimmung von
– eingeschränktes Immunsystem (ausgeprägte Elastase 1 im Stuhl. Das Verdauungsenzym* ist
Formen von seborrhoischem Ekzem bei HIV- eine Endopeptidase. Sie wird als inaktive Vor-
Infektion) stufe (Proelastase) im Pankreas* gebildet und
– Veränderungen im Nervensystem (Trigemi- durch Trypsin im Darm aktiviert. Das Tester-
nusschädigung, Syringomyelitis, Apoplex) gebnis im Stuhl ist bei einer exokrinen Pankre-
– Stress. asinsuffizienz*, z. B. bei chronischer Pankreati-
E Ekzem, nummuläres Abb. 2 [4]
In den Sommermonaten häufig Besserung. Es
gibt Überlappungen und Mischformen mit Pso-
tis*, erniedrigt.
Normwerte: 175–2500 μg/g Stuhl.
riasis, die sich in Begriffen wie psoriasisformes Elaø stica: Abk. für Membrana elastica → Arte-
seborrhoisches Ekzem, seborrhoische Psoriasis, riae
lung mit Nässen. Alkoholkonsum wird als Trig- Sebopsoriasis oder Seborrhiasis widerspiegeln. Elastin n: Alkaliresistentes Skleroprotein, wel-
ger angesehen. Diagnostik: ches das Hauptprotein der elastischen Fasern,
Ekzem, seborrhoisches n: engl. seborrheic ec- – Typisches klinisches Bild und fehlender Juck- Sehnen, Bänder, Bronchien und Arterienwände
zema. Chronisch oder subakut-rezidivierendes, reiz sind pathognomonisch ist und diesen Geweben ihre hohe Elastizität
häufiges (Prävalenz Europa 3–10 %) Ekzem in – Labor- oder sonstige Parameter einschließ- verleiht.
talgdrüsenreichen, seborrhoischen Arealen bei lich histologischer Untersuchungsresultate Elastoidosis cutanea nodularis f: engl. nodu-
Erwachsenen (Typ I) im 3.–6. Lebensjahrzehnt. sind nicht spezifisch lar elastoidosis; syn. (franz.) Elastoïdose cutanée
Säuglinge (Typ II) erleiden oft in den ersten – eine mykologische Diagnostik sollte bezüg- à kystes et comédons (Favre-Racouchot). Chro-
3 Lebensmonaten ein seborrhoisches Säuglings- lich Malassezia spp. und zum Ausschluss ei- nisch lichtinduzierte, nichtentzündliche
ekzem* im Beuge- und Windelbereich mit ner Tinea erfolgen schwarze Komedonen und gelbliche Follikel-
scharf begrenzten, symmetrischen, feinschup- Therapie: Das Behandlungsprinzip ist entzün- zysten mit Elastose auf gelblich verdickter Al-
penden, erythematösen Plaques. dungshemmend und antimikrobiell. tershaut*, besonders bei Männern > 50 Jahren
Klinik: Das kaum juckende seborrhoische Ek- – Meiden fettiger okklusiver Grundlagen und in der Jochbeinregion. Siehe Abb.
zem des Erwachsenen ist vorwiegend lokali- von Irritantien
siert: – Zinkpyrithion- oder Selendisulfid- oder teer-
– In den seborrhoischen Zonen im Gesicht (Au- haltige Shampoos
genbrauen, nasolabial; siehe Abb.) – Metronidazol-haltige Gele oder Cremes
– am Stamm (vordere und hintere Schweiß- – bei stark entzündlicher Komponente kurz-
rinne) fristig topische Glukokortikoide (Vorsicht in
– am behaarten Kopf steroidsensiblen Arealen wie Gesicht und
– bei Männern gelegentlich auch genital. Hals) oder Calcineurininhibitoren (off-label,
Typischerweise finden sich die eher scharf be- Pimecrolimus, Tacrolimus)
grenzten, teilweise randbetonten Ekzeme mit – topische Antimykotika, z. B. Ciclopiroxola-
fein- oder groblamellärer Schuppung auf gerö- min, Clotrimazol, Ketokanazol
teter Haut betont in den Hautfalten. Die Schup- – ggf. Fototherapie
pung ist teilweise gelblich-fettig und feucht. – bei disseminierten, schweren Formen ggf.
Für die Klinik bei Säuglingen siehe seborrhoi- orale Glukokortikosteroide in mittelhoher
sches Säuglingsekzem*. Dosierung
Ursachen: Hinsichtlich der Ätiopathogenese – bei wiederholten Rezidiven ggf. orale Tetra-
werden unterschiedliche Faktoren diskutiert: cycline.
Behandlung von Säuglingen siehe seborrhoi-
sches Säuglingsekzem*. Elastoidosis cutanea nodularis: faltige
Prognose: Aufwerfungen der Gesichtshaut mit gelblichen
– Chronisch rezidivierender Verlauf mit Ver- Papeln. [4]
stärkung in den Wintermonaten
– häufig komplette Abheilung in sommerli-
chem, maritimem Klima.
Elastance: Maß für die zur Dehnung eines Elastolyse, generalisierte → Cutis laxa
Stoffs oder Gewebes benötigte Kraft. Bezogen Elastose, aktinische f: engl. actinic elastosis;
auf die Lunge (pulmonale Elastance) handelt es syn. Elastosis actinica. Durch chronische Son-
sich um den Reziprokwert der Compliance*. nenexposition verursachte Degeneration kolla-
Elastase f: Enzyme (EC 3., Hydrolase), Endo- gener und elastischer Fasern der Haut sowie
proteasen mit Serin* im aktiven Zentrum, die Einlagerung elastoiden Materials in die Dermis.
u. a. Peptidbindungen im Elastin* hydrolysie- Die Haut ist verdickt, gelblich-weiß und das
Ekzem, seborrhoisches: beidseitige nasolabiale ren. Die Pankreas-Elastase wird aus Azinuszel- Hautrelief vergröbert, meist im Gesicht (Elastoi-
Rötung mit Schuppung. [81] len als inaktive Vorstufe (Zymogen) sezerniert dosis* cutanea nodularis) und Nacken (Cutis
479 Elektrokrampftherapie

rhomboidalis nuchae), besonders bei Männern Elektrogustometrie f: engl. electrogustometry. Bei endolymphatischem Hydrops (Menière*-
und im Alter. Elektrische Untersuchung des Schmecksinns Krankheit) ist der Quotient SP/CAP erhöht (nor-
Komplikationen: Vermehrtes Auftreten von durch Gleichstromreizung der Zungenoberflä- mal: 0,3).
– Benignen Tumoren (Verrucae* seborrhoicae) che. Für jede Zungenhälfte getrennt wird jene Elektrokortikografie f: engl. electrocorticogra-
– in-situ-Karzinomen (Keratosis* actinica) Schwellenstromstärke bestimmt, die beim Pati- phy; syn. Elektrokortikographie. Direkte Ablei-
– malignen Tumoren (Lentigo*-maligna-Mela- enten zu einer sauren oder metallischen tung der Hirnstromwellen von der Oberfläche
nom, Basalzellkarzinom*, Plattenepithelkar- Schmeckempfindung führt. Der Referenzwert des Gehirns. Die Elektrokortikografie dient der
zinom*). liegt bei ca. 30 μA (Mikroampere). präzisen Lokalisation umschriebener Störungen
ELBW: Abk. für engl. extremly low birth- Elektrohydrothermosonde f: engl. electrohy- (genauer als EEG*), z. B. vor neurochirurgischen
weight → Neugeborenes drothermoelectrode. Elektrokoagulationssonde Eingriffen oder in der Epilepsie-Diagnostik.
Electron Beam Computed Tomography:
Abk. EBCT. Elektronenstrahltomografie.
zur endoskopischen Blutstillung im Gastroin-
testinaltrakt. Mit einem Wasserstrahl spült sie
Elektrokrampftherapie f: engl. electroconvul-
sive therapy; syn. Elektrokonvulsionstherapie.
E
elektiv: engl. elective. Auswählend (z. B. zu ei- die Blutungsquelle frei und kühlt gleichzeitig Methode zur Behandlung bestimmter psychiat-
nem ausgewählten Zeitpunkt durchgeführte die Koagulationstemperatur auf 100 °C. rischer Krankheitsbilder durch Auslösung eines
geplante OP), nur bestimmte Teile ergreifend Elektrokardiografie → EKG generalisierten epileptischen Anfalls* mittels
oder hervorhebend (z. B. durch Färbung). Elektrokardiografie, fetale → Fetales EKG elektrischer Reizung des Gehirns.
Elektivoperation → Operation Eleø ktrokardiogramm → EKG Vorgehen: Unter intensivmedizinischen Bedin-
Elektra-Komplex → Komplex [Chemie] Elektrokauterisation → Elektrokoagulation gungen in Kurznarkose und unter Muskelrela-
Elektro-: Auf Elektrizität beruhend. Elektrokoagulation f: engl. electrocoagulation; xation. 2 Elektroden werden am Kopf des Pati-
Elektrochirurgie f: engl. electrosurgery. Sam- syn. Elektrokauterisation. Operative Gewebede- enten (in der Regel unilateral über der nichtdo-
melbezeichnung für chirurgische Eingriffe mit struktion durch mono- oder bipolaren Diather- minanten Gehirnhälfte) platziert. Eine bilatera-
Hochfrequenzstrom, z. B. Elektrokoagulation* miestrom. Sie wird u. a. zur Blutstillung, zum le Platzierung ist unter bestimmten Umständen
oder Elektroresektion*. Abtragen von Tumoren oder bei endoskopi- wirksamer, aber auch nebenwirkungsreicher.
Elektrode → Defibrillation schen Eingriffen (z. B. Zystenentfernung, Po- Die bilaterale Elektrodenplatzierung (bitempo-
Elektrode → EKG lypektomie) eingesetzt. ral oder bifrontal) wird z. B. bei fehlendem Er-
Elektrodiagnoø stik f: engl. electrodiagnosis. Ver- Elektrokoagulationstherapie, stereotaø kti- folg unilateraler Behandlungen eingesetzt. Mit
fahren zur Messung der elektrischen Aktivität sche f: engl. stereotactic electro-coagulation. Kurzpulsströmen wird ein generalisierter epi-
in Gehirn, Nerven oder Muskeln oder alternativ Neurochirurgisches Therapieverfahren mit leptischer Anfall* von mindestens 30 s Dauer in-
der Antworten, die Nerven und Muskeln auf thermischer Zerstörung von Hirngewebe (z. B. duziert. Insgesamt finden ca. 10 Behandlungen
elektrische Reize zeigen. Zur Elektrodiagnostik bei Epilepsie) oder eines Nervenknotens (z. B. im Abstand von jeweils 3 Tagen statt.
gehören z. B. EEG*, Nervenleitgeschwindig- Trigeminus-Ganglion bei Trigeminusneural- Wirkprinzip: Der epileptische Anfall führt über
keitsmessung (NLG), EMG, die transkranielle gie*). Dabei wird eine Mikroelektrode mithilfe eine De- und Repolarisierung der Nervenzellen
Magnetstimulation sowie im weiteren Sinne eines Zielgeräts stereotaktisch eingebracht. zu erheblichen neurochemischen Folgewirkun-
auch das EKG*. Einsatz: Heute ist die stereotaktische Elektroko- gen im Gehirn, z. B. endokrinologischen Verän-
Elektrogastrografie f: engl. electrogastrogra- agulationstherapie als destruktiver Eingriff derungen, Steigerung der Affinität von Neuro-
phy; syn. Elektrogastrographie. Nichtinvasive weitgehend verlassen. Besonders bei früheren transmittern zu ihren Rezeptoren sowie Verän-
Methode zur Messung der myoelektrischen Ak- psychiatrischen Indikationen wurde sie durch derung der Rezeptorendichte in bestimmten
tivität des Magens mithilfe von Hautelektroden Thermokoagulation oder nicht destruktive Sti- Arealen des Gehirns.
nach dem Prinzip des EKGs. Die Elektrogastro- mulationsverfahren ersetzt. Auch bei neurologi- Indikationen: Therapie der ersten Wahl bei:
grafie zeigt Veränderungen in Frequenz und schen Erkrankungen wie einer Trigeminusneu- – Lebensbedrohlicher (perniziöser) Katatonie*
Amplitude der elektrischen Signale, z. B. bei ralgie* wurde sie ersetzt z. B. durch Thermokoa- – wahnhafter Depression* mit Stupor*
idiopathischer und diabetischer Magenatonie gulation*, Glycerolininjektion oder Ballonkom- – Depression* mit hohem Suizidrisiko.
und funktioneller Dyspepsie. pression. Therapie der zweiten Wahl bei therapie- und
Elektroglottografie f: syn. Elektroglottogra- Elektrokochleografie f: engl. electrocochleogra- pharmakoresistenter
phie. Indirektes Verfahren zur Aufzeichnung phy; syn. Elektrokochleographie (Abk. ECochG). – Depression*
von Schwingungsbewegungen der Stimmlip- Verfahren zur objektiven Funktionsprüfung – Manie*
pen. Die diagnostische Wertigkeit des Verfah- des Innenohrs. Dabei werden verschiedene – Katatonie*.
rens ist geringer als bei endoskopischen Unter- elektrische Potenziale abgeleitet, die ausgehen Kontraindikationen:
suchungsmethoden. von Haarzellen, Basilarmembran und Hörnerv. – Herzinfarkt* (vor weniger als 3 Monaten)
Prinzip: Hierzu müssen auf den Schildknorpel- Vorgehen: Über eine transtympanal auf dem – Schlaganfall* (vor weniger als 3 Monaten)
seitenflächen 2 Elektroden aufgeklebt werden. Promontorium platzierte Nadelelektrode wer- – schwere kardiopulmonale Einschränkungen
Während der Stimmbildung (Phonation) wird den abgeleitet: – Hirndrucksteigerung*
die elektrische Impedanz für Hochfrequenz- – Mikrofonpotenziale (CM für cochlear micro- – schwere arterielle Hypertonie*.
strom zwischen diesen beiden Elektroden ge- phonics) als reizsynchrone elektrische Ant- Keine Kontraindikationen sind Schwanger-
messen. Aus den entstandenen Messkurven las- wort der Haarzellen (Mikrofoneffekt) schaft*, Herzschrittmacher* oder höheres Le-
sen sich Aussagen über verschiedene Phasen der – Summationspotenzial (SP) durch asymmetri- bensalter.
Stimmlippenschwingungen machen: Öffnungs- sche Auslenkung der Basilarmembran wäh- Nebenwirkungen:
und Offen-Phase werden dabei von Schlie- rend des akustischen Reizvorgangs – Häufig Übelkeit*, Erbrechen* und Kopf-
ßungs- und Schluss-Phase unterschieden. – Summenaktionspotenzial des Hörnervs (CAP schmerz*
Eleø ktrogramm → EKG, intrakardiales für compound action potential).
Elektrolyse [Therapie] 480

– relativ häufig vorübergehende kognitive Stö- Indikationen: Elektronenstrahlung f: engl. electron radiation.
rungen, bei unilateraler elektrischer Stimula- – Korrektur eines Volumenmangels oder einer Beschleunigte und zu einem Strahl gebündelte
tion deutlich geringer als bei bilateraler Elektrolytstörung* mit entsprechender Basis- Elektronen. Elektronenstrahlung wird im Rah-
– selten neuropsychologische Symptome (vorü- lösung oder Elektrolytkonzentrat (als Zusatz men der Strahlentherapie* angewendet (Vorteil:
bergehend), z. B. Aphasie*, Apraxie*, Agno- zur Infusionslösung) Gewebe*-Eindringtiefe über Energie regelbar,
sie* – bei geringem Elektrolyt- und Flüssigkeitsver- z. B. 5 cm bei 10 MeV, 10 cm bei 20 MeV; steiler
– bleibende strukturelle Schäden des Gehirns lust (z. B. bei Reisediarrhö*) ggf. durch orale Dosisabfall hinter der therapeutischen Reich-
konnten bislang nicht nachgewiesen werden. Substitution. weite). Die Maximalenergie beträgt ca. 50 MeV.
ElektrolyXse [Therapie] f: Therapeutisches Ver- Elektrolyt-Verlust m: Verlust von Blutsalzen Elektronentherapie → Elektronenstrahlung
fahren mit elektrischer Verkochung der Haarpa- (v. a. Kalium und Natrium). Ursachen sind bei- Elektronentherapie → Strahlentherapie
E pillen zum Entfernen von Körper- und Barthaa-
ren oder von Wimpern bei unerwünschtem
spielsweise starkes Schwitzen oder Diuretikaga-
be. Häufig verbunden mit dem Elektrolytverlust
Elektroneurografie f: engl. electroneurography;
syn. Elektroneurographie; Abk. ENG. Methode
Haarwuchs oder Trichiasis*. ist ein Flüssigkeitsverlust bzw. eine Exsikkose. zur Bestimmung der Nervenleitgeschwindig-
Elektrolyte m pl: engl. electrolytes. Verbindun- Elektromanometrie f: engl. electromanometry. keit (NLG) peripherer Nerven durch elektrische
gen wie Säuren, Basen oder Salze, die in wässri- Druckmessverfahren, bei dem ein auf eine Stimulation und anschließende Ableitung und
ger Lösung in Ionen* zerfallen. Der konzentrati- Membran einwirkender Druck proportional in Registrierung des Nervenaktions- bzw. Muskel-
ons- und pH-abhängige Dissoziationsgrad ist eine elektrische Spannung umgewandelt wird, antwortpotenzials. Siehe Abb.
umso größer, je verdünnter die Lösung ist. z. B. bei invasiver Blutdruckmessung*. Prinzip:
Elektrolyt-Entgleisung f: syn. Elektrolyt- Elektromedizin f: engl. electromedicine. Teilge- – Motorische NLG: 1. Reizung des Nerven
Haushalt-Entgleisung. Störung des Elektrolyt- biet der Medizintechnik, das sich v. a. mit elekt- nacheinander an 2 Stellen und Ableitung des
haushaltes. Entweder liegt ein Zuviel an Blut- rischen Geräten sowie deren diagnostischem Muskelantwortpotenzials mit Oberflächen-
salzen (z. B. Hyperkaliämie*, Hypernatriämie*) und therapeutischem Einsatz beschäftigt. oder Nadelelektroden 2. Berechnung der NLG
oder ein Mangel (Hyponatriämie*, Hypokali- Elektromyografie f: syn. Elektromyographie; aus der Differenz der Latenzzeiten und dem
ämie*) vor. Abk. EMG. Methode zur Registrierung der will- Abstand zwischen proximalem und distalem
Elektrolythaushalt m: engl. electrolyte metabo- kürlich oder unwillkürlich ausgelösten oder Reizpunkt 3. Werte bei den langen Nerven der
lism. Bestand und Verteilung von Elektrolyten durch elektrische Stimulation provozierten Ak- oberen Extremitäten ca. 50–65 m/s, an den
im Organismus sowie deren Regulation durch tionsströme im Muskelgewebe bzw. einzelner unteren Extremitäten 40–60 m/s
Aufnahme und Ausscheidung. Der Elektrolyt- Muskelaktionspotenziale* (MAP) zur Differen- – sensible NLG: 1. elektrische Stimulation des
haushalt steht in engem Zusammenhang mit zialdiagnostik von Lähmungserscheinungen, sensiblen oder gemischten Nerven bei der or-
dem Wasserhaushalt* und hat die Aufrechter- um eine Muskelschädigung, Nervenschädigung thodromen Methode distal des Ableitungs-
haltung von Isotonie* und Isovolämie* zum oder psychische Störung als Lähmungsursache orts mit bipolaren Oberflächen-, an Fingern
Ziel. Konzentrationsmaße für den Elektrolytbe- abzugrenzen. und Zehen mit Ringelektroden, bei der anti-
stand sind Osmolalität* oder Osmolarität*. Prinzip: Die Ableitung erfolgt mithilfe von in dromen Methode proximal des Ableitungs-
Elektrolytkoma n: engl. electrolyte coma. Kli- Muskel eingestochenen Nadelelektroden oder orts 2. Ableitung des sensiblen Nervenakti-
nisch unübliche Bezeichnug für Bewusstseins- über Muskel platzierten Oberflächenelektro- onspotenzials (SNAP) weist bei Anwendung
störung* bei Elektrolytstörung*. den; Potenziale werden verstärkt, optisch und der antidromen Methode meist eine höhere
Elektrolytstörungen f: Klinische Bezeichnung akustisch wiedergegeben und aufgezeichnet Amplitude auf und erfolgt ggf. auch mit Na-
für Veränderungen der Elektrolytkonzentratio- (siehe Abb.). delelektroden.
nen im Blut bei Störungen im Elektrolythaus- Indikationen:
halt*. Elektrolytstörungen gehören zu den – Zur genauen Lokalisation umschriebener
möglichen Komplikationen einer operativen Nervenläsionen durch Nachweis einer loka-
Hysteroskopie* mit elekrolytfreier Lösung, z. B.
Sorbitol-Mannitol-Lösung (TUR*-Syndrom).
Formen: Bei Störungen im Elektrolythaushalt
weichen die Elektrolytkonzentrationen vom Re-
ferenzbereich ab. Zu den Formen gehören u. a.
Hypokaliämie*, Hyperkaliämie*, Hypokalzä-
mie*, Hyperkalzämie*, Hyponatriämie*, Hyper-
natriämie*.
Elektrolyttherapie f: engl. electrolyte therapy.
Volumenersatz* mit oral oder parenteral verab-
reichter Elektrolytlösung (kristalloider Volu-
menersatz). Bei der Anwendung ist zu berück-
sichtigen, dass ohne gleichzeitige Gabe kolloid- ] ]
[

osmotisch wirksamer Komponenten wie Albu-


min oder Hydroxyethylstärke ein Großteil des Elektromyografie: Potenzialformen im
applizierten Volumens nur kurz im Intravasal- Elektromyogramm. Elektroneurografie: Messung der Nervenleit-
raum verbleibt und dann im Interstitium „ver- geschwindigkeit; 1: motorisch; 2: orthodrom
sackt“ (cave: interstitielles Ödem). Elektronenbeschleuniger → Betatron sensibel; A: Ableitelektrode; S: Stimulations-
Elektronenhülle → Atom elektrode.
481 Elevatorium

len Verzögerung der NLG oder einer Verlän- Elektroschock → Kardioversion


gerung der distalen Latenzzeit (Überlei- Elektroschock m: syn. Schock. Kurzzeitige
tungszeit vom distalen Reizpunkt auf den Stromwirkung(en) auf einen Organismus, z. B.
Muskel) bei Stromunfall* oder therapeutisch eingesetzt
– zur Unterscheidung zwischen supra- und in- bei Kardioversion* und Defibrillation* in der
fraganglionärer Nervenschädigung, z. B. Dif- Kardiologie und als Elektrokrampftherapie* in
ferenzialdiagnose zwischen Nervenwurzel- der Psychiatrie.
und Plexusläsion durch Anwendung der sen- Elektrostimulation f: engl. electrostimulation.
siblen Elektroneurografie (ENG): bei infra- Elektrische Stimulation eines Muskels, eines
ganglionärer Schädigung fehlendes sensori- Nerven oder des Gehirns zu therapeutischen
sches Nervenaktionspotenzial (SNAP) auf-
grund von Faserdegeneration
Zwecken. Elektrostimulation dient der Behand-
lung von muskulären Erkrankungen, Schmerz-
E
– zur Beurteilung des Schädigungsgrads eines zuständen und schweren zentralnervösen Er-
Nerven oder zum Nachweis einer Reinnerva- krankungen.
tion unter Berücksichtigung von Amplitude, Elektrostimulation des Herzens → Ventri-
Dauer und Form des Antwortpotenzials: die kelstimulation
Amplitude des mit Oberflächenelektroden Elektrostimulation des Herzens → Vorhof-
abgeleiteten evozierten Muskelaktionspoten- stimulation Elephantiasis: Elephantiasis tropica. [97]
zials (MAP) hängt u. a. ab von Anzahl und Elektrotonus m: engl. electrotonus. Der bei
Dichte der aktivierten Muskelfasern, die des Durchströmung mit Gleichstrom sich verän-
SNAP u. a. von der Reizintensität und der An- dernde Zustand erregbarer Strukturen (Nerven,
zahl der aktivierten Nervenfasern. Muskeln). grund chronischer Lymphstauung (Lymph-
Elektronystagmografie f: engl. electronystag- Formen: ödem*) mit anfangs eindrückbarer, später infol-
mography; syn. Elektronystagmographie; Abk. – Physikalischer Elektrotonus: der zwischen ge zunehmender Kollagenfaserbildung derber
ENG. Verfahren zur elektrischen Aufzeichnung den Polen fließende Strom breitet sich auch Hautschwellung. Klinisch imponieren zusätz-
von spontanen und experimentell ausgelösten in der Umgebung der Pole aus lich Schuppung, Hyperkeratosen und grau-
Augenbewegungen. Die Elektronystagmografie – physiologischer Elektrotonus: die Erregbar- gelbliche Hautverfärbung sowie papillomatöse
dient der Differenzialdiagnostik bei Schwindel* keit und Erregungsausbreitung unter der Ka- warzige Wucherungen (Pachydermia vegetans).
und Augenbewegungsstörungen. thode ist gesteigert bzw. beschleunigt (Kate- Komplikation ist die Entwicklung des Stewart-
Elektrophorese → Serumelektrophorese lektrotonus), unter der Anode dagegen ver- Treves-Syndrom.
Elektrophysiologie f: engl. electrophysiology. mindert bzw. verzögert (Anelektrotonus). Erkrankung: Formen:
Teilgebiet der Physiologie, das sich mit der Elektrounfall → Stromunfall – Elephantiasis genitoanorectalis: An-
elektrischen Aktivität von Herz, Muskeln, Ner- Elemeø nt n: Bezeichnung für den „Grundstoff“ schwellen von Teilen des Genitales oder der
ven und Sinnesorganen befasst. der Materie, der mit chemischen Methoden Anus- und Rektumschleimhaut durch Ob-
Elektroresektion f: engl. electroresection. Ab- nicht weiter zerlegt werden kann (im Unter- struktion des Lymphabflusses bei Lympho-
tragen von Gewebe unter Zuhilfenahme von schied zu einer chemischen Verbindung) und granuloma* venereum und Granuloma* in-
elektrischem Strom. Es handelt sich um ein Ver- nur durch kernphysikalische Reaktionen in ein guinale
fahren der Elektrochirurgie bzw. der Hochfre- anderes Element umzuwandeln ist. – Elephantiasis tropica: Anschwellen der un-
quenzchirurgie. Hintergrund: Die chemischen Elemente (zurzeit teren Extremitäten (siehe Abb.), des Skro-
Indikationen: sind 118 bekannt) sind charakterisiert durch ih- tums, der Arme, seltener der Vulva, Mammae
– Transurethrale Resektion* von Blasentumoren re Kernladungszahl (Anzahl der Protonen im und umschriebener Teile des Rumpfes als
– transurethrale Resektion der Prostata Kern) und die Elektronenkonfiguration ihrer Folge lang dauernder lymphatischer Filario-
– offen-chirurgische Eingriffe: Gewebeentfer- Atomhülle. Atomkerne mit gleicher Protonen- sen* mit intermittierenden Lymphangitiden.
nung z. B. an: 1. Magen 2. Darm 3. Leber zahl gehören zum gleichen Element. Gleichzei- Ursachen:
4. Niere 5. Lunge tig gibt es von fast allen chemischen Elementen – Hereditäres Lymphödem* (Elephantiasis con-
– oberflächliche Abtragungen, z. B. Kondy- Kerne mit unterschiedlicher Neutronenzahl genita hereditaria)
lome*. (Isotope) mit im Allgemeinen gleichen chemi- – Lymphgefäßverschluss durch rezidivierendes
Elektroretinograø mm n: engl. electroretinogra- schen Eigenschaften. Erysipel (Elephantiasis nostras), z. B. Throm-
phy; syn. Elektroretinografie (Abk. ERG). Regist- Elementarhalluzination → Halluzination bophlebitis mit Periphlebitis, durch rezidi-
rierung der elektrischen Antwort der Netzhaut Elemeø nte, knochenaffine n pl: engl. bone- vierenden Herpes simplex der Lippen (Mak-
auf Lichtblitze. Dabei werden die Zapfen unter seeking elements. Elemente wie Fluor, Blei oder rocheilie), Lymphogranuloma venereum, Le-
fotopischen (Tageslicht), die Stäbchen unter Strontium, die wegen ihrer chemischen Ähn- pra oder Filariosen
skotopischen (Dunkelheit) Bedingungen getes- lichkeit mit Kalzium* nach Inkorporation* v. a. – Ausschalten der Lymphknoten durch Tumo-
tet. Die Untersuchung erfolgt zur Abklärung im wachsenden Knochengewebe und in der ren, Operation oder ionisierende Strahlung.
von Netzhauterkrankungen, unklaren Sehstö- Zahnsubstanz angereichert oder abgelagert Elevation f: Anhebung, Hebung, z. B. des
rungen und Dunkelanpassungsstörungen sowie werden. Bei Knochenmetastasen dienen sie dem Arms im Schultergelenk über die Horizontale
zur Funktionsprüfung der Netzhaut bei Medi- Nachweis (18F-Natriumfluorid) oder der pallia- hinaus.
entrübungen. tiven Schmerztherapie (89Sr-Strontiumchlorid). Elevatio uø teri → Positio uteri
Elektroschlingenkonisation → Konisation Elephantiøasis f: Unförmiges Anschwellen von Elevatorium n: engl. elevator. Bezeichnung
Elektroschock → Defibrillation Körperteilen, besonders der Extremitäten auf- verschiedener chirurgischer Instrumente, die
Elfenbeinwirbel 482

dazu dienen, etwas an- oder abzuheben bzw. – evtl. bleibende Bewegungseinschränkung, fizienz*, z. B. infolge chronischer Überbelas-
aufzurichten. Es handelt sich meistens um fla- Reluxation tung (z. B. Wurfsportarten), postoperativ, post-
che, hebelartige Instrumente ähnlich einem – Radiusköpfchennekrose. traumatisch (Ellenbogengelenkluxation*) oder
Raspatorium, die aber stumpfrandig sind. Elle → Ulna angeboren. Dabei kommt es zu schmerzhafter
Einsatz: Elle, federnde f: engl. snapping ulna. Pathologi- Überbeweglichkeit und sog. Gelenkschnappen
– Aufrichtung eingedrückter Knochenteile sche Schlaffheit des distalen Radioulnargelenks. bei Subluxation. Behandelt wird symptoma-
– Abhebung des Periosts Die Ulna neigt zur Verschiebung nach dorsal ge- tisch (Analgetika, Physiotherapie) und ggf. ope-
– Aufrichtung der Gebärmutter. genüber dem Radius, lässt sich leicht herunter- rativ (Bandplastik). Abzugrenzen sind Epikon-
Elfenbeinwirbel m: engl. ivory vertebra. Osteo- drücken und federt dann zurück. Eine federnde dylitis*, Sulcus*-nervi-ulnaris-Syndrom und
sklerotische Veränderung einzelner Wirbelkör- Elle ist meist konstitutionell bedingt (Hyper- Arthrose.
E per, diese sind diffus verdichtet. Elfenbeinwir-
bel kommen vor z. B. bei osteoplastischer Kno-
mobilität), besonders bei jungen Mädchen (evtl.
von Schmerzen begleitet).
Ellenbogengelenkluxation f: engl. elbow dislo-
cation; syn. Ellbogengelenkluxation. Luxation*
chenmetastase, Ostitis deformans Paget, Mor- Hinweis: Auch als mögliches Symptom bei der Unterarmknochen gegenüber den Condylen
bus Hodgkin* oder nach Strahlentherapie. Das Sprengung des distalen Radioulnargelenkes. des Humerus durch Sturz auf den gestreckten
Bild ähnelt der Marmorknochenkrankheit (Os- Ellenbogen m: engl. elbow; syn. Ellbogen. Be- Arm. Häufig bestehen Begleitverletzungen wie
teopetrose), dort betreffen die Veränderungen wegliche Verbindung zwischen Humerus* Kollateralbandruptur (selten ein knöcherner
jedoch alle Wirbelkörper. (Oberarmknochen) und den beiden Unterarm- Bandausriss), Fraktur (Abbruch des Processus
Eliminationsdiät → Diät knochen Elle (Ulna*) und Speiche (Radius*). coronoideus ulnae, Radiuskopffraktur), Gefäß-
ELISA: engl. enzyme-linked immuno sorbent as- Ellenbogenfraktur → Olekranonfraktur und Nervenverletzungen (v. a. N. ulnaris).
say. Immunologische Methode, bei der spezifi- Ellenbogengelenk n: engl. elbow joint; syn. Ar- Formen:
sche Antikörper* (oder Antigene) gegen das zu ticulatio cubiti. Aus 3 Teilgelenken zusammen- – Hintere Luxation (Trochlea sitzt auf oder vor
bestimmende Antigen (oder Antikörper) an ei- gesetztes Gelenk zwischen Humerus*, Radius* dem Processus coronoideus ulnae, siehe
nen Träger gebunden sind. Nach der Antigen*- und Ulna*. Das Ellenbogengelenk beugt und Abb.), häufigste Ellenbogenluxation
Antikörper-Reaktion werden Immunkomplexe streckt den Unterarm gegen den Oberarm (Ex- – seitliche Luxation
durch einen weiteren Antikörper detektiert. tension bzw. Flexion) und ermöglicht die Um- – vordere Luxation (selten), nur in Kombinati-
Dieser ist Enzym-gekoppelt und wird nach Re- wendbewegung der Hand (Pronation bzw. Su- on mit Olekranonfraktur*
aktion mit einem chromogenen Substrat foto- pination). – Radiuskopfluxation mit Ruptur des Lig. anu-
metrisch bestimmt. Anatomie: Aus 3 Teilen zusammengesetztes Ge- lare radii bzw. Lig. quadratum, häufig in
Ellbogenluxation f: syn. Ellenbogenluxation. lenk: Kombination mit proximaler Ulnaschaftfrak-
Luxation im Humero-Ulnar- (häufiger) oder Ra- – Humeroradialgelenk (Art. humeroradialis tur (Monteggia*-Luxationsfraktur).
dio-Ulnar-Humero-Gelenk, meist nach indirek- zwischen Capitulum humeri und Fovea arti- Klinik:
tem Trauma. Die Diagnose erfolgt klinisch und cularis radii) – Fehlstellung, federnde Fixation, schmerzhaf-
im Röntgenbild. Behandelt wird, je nach Be- – Humeroulnargelenk (Art. humeroulnaris te Bewegungseinschränkung
gleitverletzungen, konservativ oder operativ. Es zwischen Trochlea humeri und Incisura – Minderdurchblutung von Unterarm und
besteht die Gefahr einer Reluxation. Eine Be- trochlearis ulnae) und Hand sowie Nervenschädigung insbesondere
sonderheit ist die Chassaignac*-Verrenkung bei – proximales Radioulnargelenk (Art. radioul- bei vorderer Luxation.
Kindern. naris proximalis zwischen Circumferentia ar- Diagnostik:
Klinik: ticularis radii und Incisura radialis ulnae). – Röntgen (zu beachten ist die Aufhebung der
– Schmerzen Hilfsstrukturen: Lig. collaterale ulnare, Lig. col- Hueter*-Linie und des Hueter-Dreiecks)
– federnde Fixation im Gelenk laterale radiale, Lig. anulare radii und Recessus – bei komplexer Verletzung CT.
– schmerzhafte Bewegungseinschränkung. sacciformis (Reservefalte am Radiuskopf). Therapie:
Therapie: Konservativ: Funktionen: – Reposition in Analgesie (mit anschließender
– Geschlossene Reposition in Plexusanästhesie – Extension (Streckung) und Flexion (Beu- Stabilitätsprüfung unter Bildwandler, cave:
durch Zug am Unterarm bei fixiertem Ober- gung) Begleitläsionen)
arm – Supination (Auswärtsdrehung der Hand) und
– anschließend Röntgenkontrolle und Bewe- Pronation (Einwärtsdrehung der Hand).
gungsorthese Ellenbogengelenkankylose f: syn. Ellbogen-
– Physiotherapie. gelenkankylose. Ankylose* des Ellenbogenge-
Operativ bei Luxationsfrakturen/Repositions- lenks* oder eines seiner Teilgelenke (Art. hume-
hindernis: roulnaris, Art. radioulnaris proximalis), die
– Reposition in Narkose häufig posttraumatisch bedingt ist. Die Thera-
– ggf. Bandrekonstruktion pie beinhaltet ggf. eine Arthrodese* oder Endo-
– ggf. Osteosynthese bei Frakturen prothese, evtl. auch eine Korrekturosteotomie*.
– postoperativ: Ruhigstellung im Armgips Ellenbogengelenkexartikulation f: engl. el-
oder Fixateur bow disarticulation; syn. Ellbogengelenkexarti-
– Physiotherapie. kulation. Amputation* des Unterarms durch
Komplikationen: Absetzen im Ellenbogengelenk.
– Verletzung des N. radiais oder der A. radialis, Ellenbogengelenkinstabilität f: engl. elbow
A. brachialis radialis instability; syn. Ellbogengelenkinstabilität. In- Ellenbogengelenkluxation: hintere Luxation
stabilität des Ellenbogengelenks bei Bandinsuf- (Röntgenaufnahmen). [116]
483 Eltern-Kind-Beziehung

– operative Versorgung bei zusätzlicher Frak- von aus, dass sie auf den eigenen Kindheitser- xiblen Planung kann für Kinder, die ab dem
tur oder Bandruptur bzw. -instabilität mit: fahrungen sowie der Bewertung dieser basiert. 1.7.2015 zur Welt kommen, Elterngeld Plus
1. Osteosynthese oder 2. Bandnaht 3. ggf. Be- Bei Sorgerechtsentscheidungen ist wichtig, wel- beantragt werden. Hierbei gibt es dann statt bis-
wegungsfixateur externe oder Ruhigstellung ches Elternteil die größere Bindung zum Kind her 14 Monate für 28 Monate Unterstützung,
im Oberarmgipsverband. aufgebaut hat (oftmals das Elternteil, das sich jedoch nur die Hälfte des Betrages.
Elliptozytose, hereditäre f: engl. hereditary el- mehr ums Kind gekümmert hat). Eltern-Kind-Beziehung f: engl. child-parent re-
liptocytosis; syn. Ovalozytose. Meist autosomal- Elterngeld n: Als Entgeltersatzleistung ausge- lationship. Beziehung der Eltern zu ihren Kin-
dominant erbliche Erythrozytenanomalie mit staltete einkommensabhängige Zahlung an El- dern und wichtige Voraussetzung für eine posi-
ovaler oder elliptischer Verformung (Ovalo-, El- tern, die während der Betreuung eines Kindes tive sozial-emotionale Entwicklung des Kindes.
liptozyten) noch runder, kernhaltiger Erythro- nicht erwerbstätig sind. Rechtsgrundlage ist das – Mutter-Kind-Beziehung: Der Aufbau einer
zytenvorstufen. Die Therapie richtet sich nach
dem Schweregrad der Erkrankung. Bei schwe-
Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz
(BEEG); Elterngeld ersetzt das Erziehungsgeld.
Bindung zwischen Mutter und Kind beginnt
bereits während der Schwangerschaft und in-
E
rem Verlauf mit hämolytischer Anämie bessert Voraussetzung: Anspruch auf Elterngeld hat, tensiviert sich nach der Geburt, z. B. durch
sich nach erfolgter Splenektomie die Sympto- wer (§ 1 BEEG): Blickkontakt mit dem Säugling, Berührung,
matik. Siehe Abb. – Einen Wohnsitz oder seinen gewöhnlichen Wahrnehmung des Körpergeruchs der El-
Aufenthalt in Deutschland hat tern. Die Mutter-Kind-Beziehung nach der
– mit seinem Kind in einem Haushalt lebt Geburt wird gefördert durch Rooming*-In.
– dieses Kind selbst betreut und erzieht – Vater-Kind-Beziehung: abhängig vom Aus-
– und keine oder keine volle Erwerbstätigkeit maß des Kontaktes. Sie kann sich ebenfalls
(Teilzeitbeschäftigung von max. 30 Wochen- bereits während der Schwangerschaft entwi-
stunden im Monatsdurchschnitt möglich) ckeln und verstärkt sich bei adäquatem Kon-
ausübt. takt deutlich nach Geburt.
Leistungshöhe: Das Elterngeld wird mindestens Unterschiede zwischen Mutter-Kind- und
in Höhe von 300 EUR (§ 2 Abs. 4 BEEG), ansons- Vater-Kind-Beziehungen: Mütter sind häufi-
ten grundsätzlich in Höhe von 67 % des Ein- ger und länger mit ihren Kindern zusammen,
kommens aus Erwerbstätigkeit vor der Geburt da Väter nach wie vor weniger Betreuungsfunk-
des Kindes und bis zu einem Höchstbetrag von tionen übernehmen und umso mehr mit Kin-
Elliptozytose, hereditäre: ovale Verformung der 1800 EUR monatlich für volle Monate gezahlt, dern interagieren, je angenehmer die Tätigkeit
Erythrozyten; Blutausstrich (Nativpräparat). [92] in denen die berechtigte Person kein Einkom- ist. Der relative Anteil spielerischer Aktivitäten
men aus Erwerbstätigkeit hat. Das Einkommen in der Vater-Kind-Interaktion ist größer. Väter
Ellis-Damoiseau-Linie f: engl. Damoiseau’s aus Erwerbstätigkeit errechnet sich nach Maß- interagieren häufiger in der Eltern-Kind-Triade
curve. Obere Begrenzung eines Pleuraergusses gabe der §§ 2 c–f BEEG aus der um die Abzüge mit ihren Kindern, Mütter dagegen häufiger in
in Form einer nach oben konvexen, parabelför- für Steuern und Sozialabgaben verminderten der Mutter-Kind-Dyade. Der Erziehungsstil der
migen Linie. Der höchste Punkt der Kurve liegt Summe der positiven Einkünfte aus nichtselbst- Väter ist weniger restriktiv als derjenige der
in der mittleren Axillarlinie. Siehe Abb. ständiger Arbeit sowie Land- und Forstwirt- Mütter und sie sind in der Regel risikofreudi-
schaft, Gewerbebetrieb und selbstständiger Ar- ger, fordernder und stärker sachbezogen. Väter
beit, die im Inland zu versteuern sind und die beschäftigen sich mehr mit ihren Söhnen als
die berechtigte Person durchschnittlich monat- mit ihren Töchtern, Mütter beschäftigen sich
lich im Bemessungszeitraum nach § 2 b BEEG dagegen etwa gleich viel mit Söhnen und Töch-
oder in Monaten der Bezugszeit nach § 2 Abs. 3 tern. Gemeinsamkeiten von Mutter-Kind-
BEEG hat (§ 2 Abs. 1 BEEG). und Vater-Kind-Beziehungen: Mutter und
Leistungsdauer: Grundsätzlich kann Elterngeld Vater sind dem Kind typischerweise genetisch
bei leiblichen Eltern in der Zeit vom Tag der gleich ähnlich und unterstützen es in der Regel
Geburt bis zur Vollendung des 14. Lebensmo- mehr als alle anderen Erwachsenen (biologische
Ellis-Damoiseau-Linie nats des Kindes bezogen werden. Bei adoptier- Prädisposition, moralische und juristische Ver-
ten Kindern ab der Aufnahme bei der berechtig- pflichtung). In den meisten Familien hat das
ten Person für die Dauer von bis zu 14 Monaten, Kind den längsten und bis zum Jugendalter
Ellison-Syndrom → Zollinger-Ellison-Syn- längstens bis zur Vollendung des 8. Lebensjah- auch intensivsten Kontakt unter allen erwachse-
drom res des Kindes (§ 4 Abs. 1 BEEG). Elterngeld nen Personen mit Mutter und Vater, zu denen
Elongatio f: engl. elongation. Verlängerung, wird in Monatsbeträgen für Lebensmonate des es auch eine engere Bindung entwickelt als zu
z. B. als Elongatio colli bei Descensus* uteri et Kindes gezahlt. Die Eltern haben insgesamt An- allen anderen Erwachsenen. Das traditionelle
vaginae. spruch auf 12 Monatsbeträge. Sie haben An- Mutterideal negiert weitestgehend die Bedeu-
Elongatio ceø rvicis → Descensus uteri et vagi- spruch auf 2 weitere Monatsbeträge, wenn für tung des Vaters, obwohl Väter grundsätzlich
nae 2 Monate eine Minderung des Einkommens aus Unterstützungsfunktionen genauso ausüben
ELS: Abk. für → Erregungsleitungssystem Erwerbstätigkeit erfolgt. Die Eltern können die können wie Mütter. Kinder entwickeln in der
ELT: Abk. für engl. endless loop tachycardia → jeweiligen Monatsbeträge abwechselnd oder Regel enge, z. T. unabhängige Bindungen an
Pacemaker mediated tachycardia gleichzeitig beziehen (§ 4 Abs. 2 BEEG), wobei beide Elternteile und gegebenenfalls weitere
Elternbindung f: engl. parental attachment. ein Elternteil mindestens für 2 und höchstens wichtige Bezugspersonen. Entwicklungsver-
Bindung zwischen Eltern und Kind (Eltern*- für 12 Monate Elterngeld beziehen kann lauf: Die Bindung des Kindes an die Eltern er-
Kind-Beziehung). Bindungsmodelle gehen da- (§ 4 Abs. 3 BEEG). Zur Ermöglichung einer fle- reicht im 2. Lebensjahr ihre maximale Stärke,
Eltern-Kind-Interaktion 484

wobei es keine sensitive Periode für die Bin- hung den sachlich-objektiven Pol dar, die Mut- für die Vorstellungsinhalte, welche die Eltern
dungsentwicklung gibt und die Eltern-Kind- ter dagegen den emotional-warmen Pol. In der einer Person zu einem Gegenstand haben und
Beziehung meist auch im Verlauf des Jugendal- Psychoanalyse wurde darauf hingewiesen, dass wesentlich aus deren wahrgenommenen Hand-
ters eng bleibt. Während der Pubertät* kommt beide Pole für die kindliche Entwicklung wich- lungen resultieren. Als Repräsentanzen (Objekt-
es u. a. aufgrund des Reifeprozesses häufig zu tig seien. Neue Untersuchungen zu Familienbe- und Selbstrepräsentanzen) werden Vorstel-
starken Konflikten mit den Eltern. Im späteren ziehungen widerlegen die klassische Psychoana- lungsinhalte bezeichnet, deren Organisation
Entwicklungsverlauf werden weitere Entwick- lyse ebenso wie die ursprüngliche Bindungs- Freud mit dem Begriff Topik (Verortung inner-
lungsaufgaben als wesentliche Elemente der El- theorie, die beide dem Vater in den ersten Le- halb der Psyche) bezeichnete.
tern-Kind-Beziehung angesehen (Entwicklung bensjahren keine wesentliche Rolle für die kind- Elterntraining n: engl. parent training. Maß-
von Identität, Autonomie, Ablösung). Eltern liche Entwicklung zuschrieben. Trotz dieser zu- nahmen zur Vermittlung von Erziehungsprin-
E übernehmen eine der wichtigsten Unterstüt-
zungsfunktionen, die auch bei erwachsenen
nehmenden Flexibilität stellen traditionelle Ge-
schlechtermuster noch immer die Mehrheit der
zipien, zum Abbau belastender Eltern-Kind-In-
teraktionen und zum Aufbau einer Wachstum
Kindern erhalten bleibt. Im mittleren Erwach- Fälle dar. Erziehungsverhalten: Grundsätz- und Entwicklung fördernden Erziehungs- und
senenalter erleben die Kinder häufig eine sog. lich gilt, dass kompetente Eltern kompetente Familienatmosphäre. Elterntrainings werden
filiale Krise (wandelndes Rollenverständnis, Er- Kinder haben. Ein Erziehungsstil mit emotio- zu Hause, in Schulen oder klinischen Einrich-
kenntnis, dass die Eltern keine Unterstützungs- naler Wärme, klaren Regeln, entwicklungsange- tungen angeboten und können von allen Eltern
funktionen mehr übernehmen können). Bei er- messenen Anregungsbedingungen und Gewäh- in Anspruch genommen werden.
folgreicher Bewältigung dieser Entwicklungs- rung von Handlungsspielräumen bietet Kin- El-Tor-Choø lera f: engl. El Tor cholera. Häufigste,
aufgabe folgt die filiale Reife, die zur Übernah- dern gute Chancen, selbstbewusste, emotional meist mild verlaufende, Cholera*-Form verur-
me von Verantwortung für die Eltern befähigt. stabile, sozial kompetente, selbstverantwortli- sacht durch das Biovar El Tor der Serogruppe
Klinische Bedeutung: Die Qualität der Eltern- che, leistungsfähige Personen zu werden. Ein O1 von Vibrio* cholerae. Nach fäkal-oraler
Kind-Beziehung hat einen Einfluss auf die wei- geringes Ausmaß an Autonomiegewährung Übertragung zeigen sich Reiswasserstühle so-
tere Beziehungsgestaltung. Von Bedeutung und exzessives emotionales Überengagement wie ggf. Azidose und Hypokaliämie bis zum
sind auch die Beziehungserfahrungen in der fördert die Entstehung von internalisierenden Schock. Diagnostiziert wird mittels direktem
Herkunftsfamilie (negative Erfahrungen mit ei- Störungen. Häufige und harte Bestrafung, Un- Erregernachweis, therapiert symptomatisch
genen Eltern schwächen, positive stärken Erzie- vorhersagbarkeit oder auch hohe Nachlässigkeit und mit Antibiotika*. Eine Impfung ist verfüg-
hungskompetenz). Negative Einflüsse auf die fördert die Entwicklung externalisierender Stö- bar.
Eltern-Kind-Beziehung und das Erziehungsver- rungen. Allerdings sind Familienbeziehungen Embden-Meyerhof-Weg → Glykolyse
halten sind nachgewiesen für Partnerschafts- keine Einbahnstraße, sondern transaktionale Embolektomie f: engl. embolectomy. Intralu-
probleme, psychische Störungen, mangelnde el- (zirkuläre) Prozesse, bei denen auch die Kinder minale Desobliteration* zur operativen Entfer-
terliche Übereinstimmung, negative Erfahrun- die Eltern beeinflussen. nung eines arteriellen Embolus.
gen am Arbeitsplatz, mangelnde soziale Unter- Eltern-Kind-Interaktion f: engl. parent-child Formen:
stützung und ökonomische Probleme (Armut, interaction. Soziale Interaktion* zwischen Eltern – Direkte (offene) Embolektomie unter Sicht
Arbeitslosigkeit, gelegentlich auch Überfluss). und ihrem Kind, die wichtig für die sozial-emo- nach Arteriotomie*, z. B. bei Lungenembolie*
Ein Entwicklungsrisiko für Kinder und Jugend- tionale Entwicklung des Kindes ist. Man unter- – indirekte Embolektomie (siehe Abb.) mit
liche ist die Scheidung der Eltern, zudem gibt scheidet Mutter-Kind-Interaktionen und Vater- Spezialinstrumenten (z. B. Ringstripper*, Fo-
es immer mehr alleinerziehende Eltern (meist Kind-Interaktionen. garty*-Ballonkatheter), durch Absaugen (per-
Mütter, früher eher Witwen, heute eher Ge- Bedeutung: In der Mutter-Kind-Interaktion kutane Aspirationsembolektomie*) oder ret-
schiedene), die finanziell häufig benachteiligt spielt v. a. die mütterliche Sensitivität eine rogrades Ausspülen nach Gefäßeröffnung
sind. Psychische Störungen beeinflussen Bezie- wichtige Rolle bei emotionalen Belastungen des zentral oder distal des Arterienverschlusses.
hungsvariablen u. a. im Hinblick auf Ambiva- Kindes. Sie ermöglicht Vertrauen in die Zuwen-
lenz, Stresserleben, mangelnde elterliche Sensi- dungsbereitschaft Anderer, durch die das Kind
tivität. Der Entwicklungspsychologe Kagan kri- eine wirksame Entspannung erfährt. Beide El-
tisiert die Ansicht vieler Wissenschaftler, dass tern tragen zur psychischen Sicherheit und dem
Erfahrungen in der frühen Kindheit, vorwie- Vertrauen des Kindes in Andere und sich selbst
gend in den ersten beiden Lebensjahren, nicht bei. Vater-Kind-Interaktionen sind weniger
mehr reversibel seien (z. B. Unsicherheit der gut erforscht als Mutter-Kind-Interaktionen.
Mutter-Kind-Bindung), als nicht empirisch ge- Sie sind häufiger auf gemeinsames Spiel und
stützten Glauben. Er verweist auf die methodi- Lernen ausgerichtet, wobei väterliche Spielfein-
schen Mängel der Erfassung der Mutter-Kind- fühligkeit u. a. wichtig für die Entwicklung si-
Bindung. In Familien mit einem behinderten cherer Explorationsstrategien ist. Bei ungünsti-
Kind oder mit hohen psychosozialen Risiken ist gen Interaktionsmustern (z. B. bei herabgesetz-
die Eltern-Kind-Beziehung häufig gefährdet ter mütterlicher Sensitivität im Zusammenhang
oder besonders belastet, sodass Frühförderung mit Wochenbettdepression*) ist die Förderung
als indiziert angesehen wird. der Mutter-Kind-Interaktion besonders wichtig.
Geschichte: Mutter- und Vater-Rollen haben Dabei lernen Mütter, adäquat auf die Bedürfnis- Embolektomie: indirekte Embolektomie mit Ballon-
sich im Rahmen des Wandels der Geschlechter- se ihres Kindes einzugehen und zugleich eigene katheter; 1: Einführen des Katheters (Ballon leer);
verhältnisse und der Arbeitsbedingungen seit Bedürfnisse mit zu berücksichtigen. 2: Füllen des Ballons hinter dem Verschluss;
Mitte des 20. Jahrhunderts stark verändert. Frü- Eltern-Repräsentaø nz f: engl. parent representa- 3: Extraktion des Embolus durch Zurückziehen des
her stellte der Vater in der Eltern-Kind-Bezie- tion. Bezeichnung der Objektbeziehungstheorie Katheters mit gefülltem Ballon.
485 Embryogenese

Emboliøa cuø tis medicamentosa f: engl. Nicol- Embolieprophylaxe f: engl. prophylaxis of em- Bifurkation eines Gefäßes aufgelagerter Embo-
au’s syndrome; syn. Nicolau-Syndrom. Arznei- bolism. Maßnahmen zur Verhinderung einer lus wird als reitender Embolus, ein (bakteriell)
mittelembolie durch Übertritt von Arzneimit- Embolie* (insbesondere Thromboembolie*) nach infizierter Embolus als septischer Embolus
teln (etwa Phenylbutazon, Penicillin, Chloram- Operation, Geburt, längerer Immobilisierung bezeichnet.
phenicol* und kolloidale Substanzen) in arteri- oder Bettlägrigkeit z. B. durch Low-dose-Hepari- Eø mbryo m, n: Bezeichnung für die Frucht im
elle Gefäße bei fehlerhafter intramuskulärer In- nisierung. Sie wird besonders bei Thrombosen Uterus während der Embryogenese* vom 16. bis
jektion*. Die Folgen sind lokale livedoartige oder Embolien in der Vorgeschichte, bei Vari- 60. Entwicklungstag. Siehe Abb.
Veränderungen, Ischämie, evtl. infarktähnliche zen, Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflim-
Nekrosen peripher der Injektionsstelle, mögli- mern oder Thrombophlebitis (oberflächlicher
cherweise Schock und Verbrauchskoagulopa- Venenentzündung) sowie vor Risikoeingriffen
thie*.
Prophylaxe: Aspiration vor i. m. Injektion, die
angewendet, ggf. auch längerfristig.
Formen:
E
außerdem unter möglichst geringem Druck er- – Mechanische/physikalische Emboliepro-
folgen sollte. phylaxe: siehe Thromboseprophylaxe*
Embolie f: engl. embolism. Akuter, partieller – pharmakologische Embolieprophylaxe:
oder vollständiger Verschluss eines Gefäßlu- subkutane Applikation von Heparin meist in
mens (im engeren Sinn: eines Blutgefäßes) niedriger Dosierung (sog. Low-dose-Hepari-
durch einen Embolus* (z. B. Thrombus*, Fett, nisierung), bei chronisch-rezidivierender
Zellen, Luft, Fremdkörper). Embolie mit Antikoagulanzien* (z. B. Cuma-
Formen: rinderivate) oder Thrombozytenaggregati- Embryo: Plazenta mit anhängender Fruchtblase, in
– Thromboembolie* ons*-Hemmern (v. a. Acetylsalicylsäure*) dieser sichtbar ein 4 cm langer menschlicher Embryo
– Parenchymembolie* – operative Embolieprophylaxe: evtl. bei wie- in der 8. Schwangerschaftswoche. [195]
– Bakterienembolie mit Verschleppung von derholt auftretender Lungenembolie*, z. B.
Bakterien bei infektiöser Endokarditis* bzw. durch Verschluss der unteren Hohlvene (Ve-
Sepsis* na*-cava-Blockade; siehe auch Cavafilter*). Embryoblaø st m: Teil der Blastozyste* (anima-
– Gasembolie: meist Luftembolie* oder Stick- Emboliesyndrom, pseudoarterieø lles n: engl. ler Pol), aus dem sich über das Stadium der 2-
stoffembolie (Caisson*-Krankheit) pseudoembolism; syn. Pseudoembolie. Klinisches blättrigen Keimscheibe und 3-blättrigen Keim-
– Fettembolie* Bild einer arteriellen Embolie* nach chemi- scheibe der Embryo* entwickelt. Er stellt einen
– Fruchtwasserembolie* scher, mechanischer oder entzündlicher Rei- Zellhaufen dar, welcher anfangs seitlich in eine
– Fremdkörperembolie* zung einer Venenwand. Aufgrund eines sympa- Trophoblastzellschicht übergeht.
– Cholesterolkristall*-Embolie. thisch-vegetativen Reflexes kommt es zu einer Embryofetopathiøa alcoholica → Alkohol-
Pathophysiologie: reaktiven Kontraktion der zugehörigen Arterie. embryofetopathie
– Venöse Embolie: 1. Ursprungsort in einer embolifoø rmis: Pfropfenförmig. Embryofetopathie f: engl. embryofetopathy.
Vene des großen Blutkreislaufs*, v. a. im Be- Embolisation, therapeutische f: engl. thera- Sammelbezeichnung für Embryopathie* und
reich der unteren Extremität 2. Embolus ge- peutic embolization; syn. Katheterembolisation. Fetopathie*. Angeborene Erkrankungen oder
langt über rechtes Herz in Truncus pulmona- Künstlicher Gefäßverschluss (iatrogene Throm- Fehlbildungen durch Störungen während der
lis und A. pulmonalis und führt zu einer Lun- bosierung, meist arteriell: transarterielle Embo- Embryogenese* bzw. Fetogenese*.
genembolie* lisation, TAE) durch intraluminale Applikation Embryogenese f: engl. embryogenesis. Biologi-
– arterielle Embolie: 1. Ursprungsort v. a. lin- von flüssigen (polymerisierenden) Kunststoffen, scher Prozess der Bildung des Embryos und sei-
kes Herz (Vorhofthrombus*, Endokarditis*), Kunststoffkügelchen, metallischen Spiralen ner inneren Organe. Danach beginnt die Fetoge-
seltener Aorta oder große Arterien 2. häufigs- (siehe auch Coil-Embolisation*, Coiling*), Fib- nese*.
te Lokalisation: extra- und intrakranielle Ge- rinschwamm oder Zytostatika (transarterielle
fäße, Gefäße der unteren Extremität und vis- Chemoembolisation*) über einen Gefäßkathe-
zerale Gefäße 3. klinische Folgen: ischämi- ter.
scher Schlaganfall*, akuter Arterienver- Indikationen:
schluss*, Mesenterialgefäßverschluss*, Nie- – Schwer stillbare, lebensbedrohliche Blutung
renembolie (z. B. aus arteriellem Gefäß bei Beckenverlet-
– paradoxe (gekreuzte) Embolie: 1. Ur- zung, aus intrakraniellem Aneurysma*, Nie-
sprungsort in einer Vene des großen Blut- ren- und Harnblasengefäß, Arrosionsblutung
kreislaufs 2. Embolus gelangt im Gegensatz bei septischer Amputation*, nach Leberrup-
zur venösen Embolie z. B. durch ein offenes tur*)
Foramen ovale (z. B. bei Vorhofseptumde- – Gefäßfehlbildung
fekt*) in Arterien des großen Blutkreislaufs – Tumorbehandlung (z. B. Lebertumoren*)
und führt zur Klinik der arteriellen Embolie – interventionell zum Verschluss arteriovenö- Embryogenese: Schema der anatomischen
– retrograde Embolie: 1. Ursprungsort ist eine ser Fisteln Verhältnisse 3 Wochen nach Konzeption; das
große Vene 2. Embolus führt zu einer Embo- – präoperativ bei geplanter Leberteilresektion Entoderm bildet den sekundären Dottersack und die
lie in einer kleinen (retrograden) Vene 3. Ur- zur Wachstumsstimulation des gesunden Le- Allantois (embryonale Harnblase), die Innenseite des
sache: wahrscheinlich partielle Strömungs- beranteils. Randmesoderms bildet das Chorion (die Außenhülle
umkehr des Bluts (z. B. bei intraabdominaler Eø mbolus m: In die Blutbahn verschlepptes Ge- des Embroys) und das Hüllenmesoderm umschließt
Druckerhöhung). bilde, das eine Embolie* verursacht. Ein auf der die Amnionhöhle. [43]
Embryologie 486

Hintergrund: Als Embryo im Sinne des Embryonenschutzge- Embryotransfer m: engl. embryo transfer; syn.
– Die Embryogenese beginnt im weiteren Sin- setzes gilt bereits die befruchtete, entwick- Embryonenübertragung. Verfahren der assis-
ne mit der Zygote über verschiedene Stadien lungsfähige menschliche Eizelle vom Zeitpunkt tierten Reproduktion* bei primärer und sekun-
(Morula*, Blastozyste*, Embryoblast*, Keim- der Kernverschmelzung an, ferner jede einem därer Sterilität* mit gegebener Funktionsfähig-
scheiben*) und führt zur Bildung des Embry- Embryo entnommene totipotente Zelle, die sich keit von Ovarien und Uterus. Die Schwanger-
os sowie zur Ausbildung der inneren Organe zu teilen und zu einem Individuum zu entwi- schaftsrate beträgt ca. 28–32 %. Dabei werden
– im engeren (anatomisch-morphologischen) ckeln vermag. meist 2 Embryonen in die Gebärmutter übertra-
Sinne versteht man darunter die Bildung des Embryopathiøa rubeolosa → Rötelnembryofe- gen.
Embryos nach der Abfaltung der 3-blättrigen topathie Prinzip: Übertragung einer nach In*-vitro-Ferti-
Keimscheibe vom 16. bis zum 60. Gestations- Embryopathie f: engl. embryopathy. Intrauteri- lisation oder ICSI (intrazytoplasmatische Sper-
E tag. Danach beginnt die Fetogenese*.
Anatomische Verhältnisse: Beginn der Organo-
ne Entwicklungsstörung in der Embryonalpha-
se (bis zur 9. SSW). Für die Art und Schwere der
mieninjektion) für ca. 48 h in einer speziellen
Kultur gehaltenen Zygote (meist im 4- bis 8-Zel-
genese* (siehe Abb. und vgl. Embryo*, Abb. Schädigung ist weniger die Noxe an sich, son- lenstadium) in den zuvor hormonal für die Ni-
dort). dern vielmehr der Zeitpunkt der Einwirkung dation vorbereiteten Uterus mittels Katheter
Embryologie f: engl. embryology. Lehre von der entscheidend. oder transvaginal in den Eileiter (intratubarer
pränatalen Entwicklung von der Gametogene- Ursache: ET, Abk. IT-ET).
se* über die Befruchtung bis zur Geburt*. – Infektionen: z. B. Röteln (Rubeola-Virus), Zy- Einteilung: Nach Anzahl der Embryonen:
Embryonalmole f: engl. embryonal mole. tomegalie*-Virus (CMV), Toxoplasmose (To- – Double-Embryo-Transfer (DET); häufigstes
Ältere, heute nicht mehr verwendete Bezeich- xoplasma* gondii), Syphilis/Lues (Trepone- Verfahren in Deutschland; ca. 70 %
nung für ein Abortivei*, auch einfach Mole ge- ma* pallidum) – Triple-Embryo-Transfer (TET); ca. 25 %
nannt. – Stoffwechselerkrankungen: z. B. Diabetes – (elektiver) Single-Embryo-Transfer ((e)SET);
Embryonenbank f: engl. embryonic bank. Ein- mellitus (diabetische Embryopathie*), Phe- ca. 5 %.
richtung zur Kryokonservierung von Embryo- nylketonurie* Embryotrophe m, n: engl. yolk; syn. Vitellus.
nen im Frühstadium. – chemisch: v. a. Alkohol (Alkoholembryofeto- Inhalt des Dottersackes. Er dient als Nährmasse
Embryonenschutzgesetz n: „Gesetz zum pathie*) und Medikamente, z. B. Thalidomid dem Embryoblasten* und frühen Embryo* und
Schutz von Embryonen“ vom 13.12.1990 (Thalidomid*-Embryopathie), Retinoide (Re- gelangt als Histiotrophe oder Hämotrophe über
(BGBl. I S. 2746), zuletzt geändert am tinoid*-Embryopathie), Cumarinderivate Endozytoseaktivität des Trophoblasten zum
21.11.2011 (BGBl. I S. 2228). Es sucht mit den (Warfarin*-Embryopathie), Zytostatika, Ami- Keimling.
Mitteln des Strafrechts besonders schwerwie- nopterin (Aminopterin-Embryopathie), Anti- EMC-Syndrom: Abk. für Enzephalomyo(c)kar-
genden Missbräuchen medizinisch unterstütz- epileptika (Hydantoin, Barbiturate, Carbam- ditis-Syndrom → Enzephalomyokarditis
ter Fortpflanzung entgegenzuwirken. Ein Fort- azepin, Valproinsäure; Antiepileptika-Emb- EMD: Abk. für elektromechanische Dissoziati-
pflanzungsmedizingesetz wird seit langem dis- ryofetopathie) on → Herz-Kreislauf-Stillstand
kutiert. Ein Teilergebnis ist das Stammzellge- – physikalisch: ionisierende Strahlen (z. B. Emergency Severity Index: Abk. ESI. 1999 in
setz. Röntgen, CT). Boston entwickeltes, fünfstufiges, standardi-
Regelungen: Verboten sind insbesondere: Embryopathie, diabetische f: engl. diabetic siertes Verfahren zur Triagierung von Patienten
– Nahezu alle Formen der sog. gespaltenen embryopathy. Embryopathie* durch mütterliche in der Notaufnahme des Krankenhauses. Das
Mutterschaft Hyperglykämie bei nicht oder unzureichend System ist international etabliert und aktuell in
– die gezielte Erzeugung oder die Verwendung eingestelltem Diabetes* mellitus (Fehlbildun- Version 4.
menschlicher Embryonen zu Forschungs- gen 4-mal so häufig wie bei Kindern von gesun- Beschreibung:
oder anderen fremdnützigen Zwecken den Frauen), auch bei frühem Gestationsdiabe- – Kombination eines dreistufigen Dringlich-
– die Gewinnung von mehr Embryonen, als ei- tes*. Es entstehen schwere Fehlbildungen an keitssystems mit einem dreistufigen Strea-
ner Frau innerhalb eines Menstruationszyk- Auge, Herz, Niere und Skelett. Bis 50 % der Kin- mingtool in einem einzigen Diagramm
lus übertragen werden sollen der sterben intrauterin oder postpartal. – nach Ausschluss einer akuten (Stufe 1) oder
– die intratubare Befruchtung oder Übertra- Klinik: potenziellen (Stufe 2) Gefährdung des Patien-
gung von mehr als 3 Eizellen oder Embryo- – Kardiale, renale und neurale Störungen, z. B.: ten Einteilung nach Behandlungsaufwand in
nen innerhalb eines Zyklus. 1. kaudale Regression 2. Holoprosenzephalie Stufe 3–5
Außerdem bestraft das ESchG: 3. hypoplastisches linkes Kolon (Small-Left- – Zeitfenster für Behandlungsbeginn nur fest-
– Die gezielte Geschlechtswahl Kolon-Syndrom) gelegt für Stufe 1 und 2
– den Gentransfer in menschliche Keimbahn- – skelettale Fehlbildungen (Radiusaplasie). – Ergebnisse abhängig von Versorgungsange-
zellen Embryotomie f: engl. embryotomy. Heute na- boten des jeweiligen Krankenhauses und mit
– das Klonen* hezu nicht mehr angewendete operative Zerstü- anderen Krankenhäusern nur eingeschränkt
– die Erzeugung von Chimären (Chimärismus) ckelung eines intrauterin abgestorbenen Feten vergleichbar
und Hybriden. zur Erleichterung der vaginalen Geburt. – anwendbar nur für erfahrene Pflegekräfte
Künstliche Befruchtung, Embryotransfer* und Embryotoxizität f: engl. embryotoxicity. Fähig- – im Allgemeinen gute Reliabilität und Validi-
die Konservierung von Embryonen oder sog. keit einer Substanz in der Embryonalperiode tät
imprägnierten Eizellen, d. h. von Eizellen, in (bis zur 9. SSW) Schäden beim Ungeborenen zu – lokale Anpassungen erforderlich.
die bereits eine menschliche Samenzelle einge- induzieren. Die Ausprägung des Schadens kann Emery-Dreifuß-Muskeldystrophie f: engl.
bracht oder eingedrungen ist, sind dem Arzt letal, teratogen (Fehlbildungen) oder in Form Emery-Dreifuß muscular dystrophy. Erbliche Form
vorbehalten. Eine Mitwirkungspflicht an diesen einer Wachstumsretardierung auftreten. der progressiven Muskeldystrophien* mit pro-
Maßnahmen besteht für ihn allerdings nicht. Beispiele: Tab. gredienter Muskelschwäche, beginnend zwi-
487 Emissionscomputertomografie

antiemetische Prophylaxe zu erbrechen. Die


Embryotoxizität:
Embryotoxische Substanzen. Emetogenität ist entscheidend bei der Wahl der
geeigneten antiemetischen Prophylaxe vor einer
Substanz Schädigung Chemotherapie.
EMF: Abk. für → Endomyokardfibrose
Antikoagulanzien Hämorrhagien EMG-Syndrom: Abk. für Exomphalos-Makro-
Aminoglykoside Ototoxizität glossie-Gigantismus-Syndrom → Wiedemann-
Beckwith-Syndrom
Beta-Rezeptoren-Blocker Bradykardie des Fetus, Hypoglykämie Emigration → Diapedese
Cotrimoxazol Fehlbildungen, Fruchttod Emissarien n pl: engl. emissaries; syn. Venae
Diethylstilbestrol Adenokarzinome der Vagina bei weiblichen Nachkommen emissariae. Venöse Anastomosen* zwischen den
Sinus der Dura* mater, den Diploevenen und
E
Ethanol Fehlbildungen (Herz, Brustkorb, Extremitäten, Genitale, Mikrozephalie) den oberflächlichen Schädelvenen. Über die
Glukokortikoide Nebenniereninsuffizienz Emissarien stehen die Sinus der Dura mater mit
extrakraniellen Venen in Verbindung. Bei Kopf-
Iodide, Lithium Struma
hautentzündungen können Bakterien in die
Lidocain Atemdepression, Bradykardie postpartal Hirnsinus verschleppt werden und eine septi-
Östrogene Feminisierung männlicher Feten sche Sinusthrombose verursachen.
Emissionen, otoakuø stische f pl: engl. oto-
Opiate Atemdepression; Kinder abhängiger Mütter entwickeln Entzugssymp-
acoustic emissions; Abk. OAE. Vom Ohr ausge-
tome
hende Geräusche, die nach akustischen Reizen
Sexualhormone, orale hormo- Herzfehler auftreten und in aktiven Kontraktionen äußerer
nale Kontrazeptiva Haarzellen ihren Ursprung haben. Die Intensi-
Sulfonamide Kernikterus tät von otoakustischen Emissionen liegt in der
Regel unterhalb der Hörschwelle.
Sulfonylharnstoff multiple Fehlbildungen
Vorkommen:
Tetracycline Störung des Knochen- und Zahnwachstums – Durch Töne im mittleren Frequenzbereich
Thyreostatika Struma, Kretinismus evozierte OAE (EOAE)
– bei ca. 1/3 der normal Hörenden können OA-
Vitamin K Kernikterus Es registriert werden, ohne dass von außen
Zigarettenrauch (Nikotin) Abortrate erhöht, Geburtsgewicht erniedrigt akustische Reize einwirken (SOAE, spontane
OAE); bei einem Teil der Patienten mit Tinni-
Zytostatika Wachstumsstörungen, Fehlbildungen, intrauteriner Fruchttod
tuswahrnehmung korreliert
– OAEs fehlen schon bei mittelgradi-
ger Schwerhörigkeit* > 30–50 dB, woraus
schen dem 6. und 19. Lebensjahr, mit frühen – zusätzliche psychovegetative Komponente ist sich ihre Eignung zur Früherkennung von
Kontrakturen (besonders des Ellenbogens), Kar- zu vermuten. Hörschäden ergibt.
diomyopathie und Hypoventilation. Die Le- Emetika n pl: engl. emetics; syn. Vomitiva. Diagnostischer Einsatz: Die Aufzeichnung von
benserwartung ist häufig verkürzt. Substanzen, die Erbrechen* hervorrufen, ohne OAEs erfordert ultrasensible Mikrofone, die in
Ätiologie: wesentliche allgemeine Vergiftungssymptome einer Sonde integriert in den äußeren Gehör-
– X-chromosomal-rezessiv erbliche Form: oder Stoffwechselveränderungen zu bewirken. gang eingehängt werden. Man nutzt v. a. transi-
Mangel an Emerin (Protein der nukleären Sie können verwendet werden zum Auslösen torisch evozierte OAE (TEOAE) und Distorsi-
Membran, insbesondere in Muskelzellen; von induziertem Erbrechen*, d. h. zur Magen- onsprodukte OAE (DPOAE), die durch Klickrei-
Genlocus Xq28) entleerung bei Intoxikationen, wenn eine Ma- ze ausgelöst werden
– selten auch als autosomal-dominant oder -re- genspülung nicht möglich ist. – Beim Hör-Screening bei Neugeborenen
zessiv erbliche (phänotypisch identische) Va- Vertreter: – bei der Früherfassung ototoxischer (pharma-
riante: Mutation im Lamin-A/C-Gen (Genlo- – Periphere oder Reflexemetika: beeinflussen kologischer) Schädigung
cus 1q21.2). afferente, in der Magenschleimhaut liegende – zum Ausschluss von Simulation
Eø mesis → Erbrechen Fasern des Nervus vagus; z. B. Ipecacuanha- – zur Feststellung von Aggravation oder psy-
Eø mesis gravidarum f: engl. vomiting of preg- Sirup (enthält Emetin) chogener Schwerhörigkeit bei Begutachtung
nancy. Meist im ersten Trimenon und morgend- – zentrale Emetika: 1. früher Apomorphin: – zur differenzialdiagnostischen Abklärung
lich auftretendes Erbrechen der Schwangeren. Wirkungsmechanismus über Stimulation zwischen cochleärem und retrocochleärem
Etwa 50 % der Schwangeren sind betroffen. zentralnervöser D2-Rezeptoren (Dopamin*- Schaden.
Schwangerschaftserbrechen beginnt in der 3.– Rezeptoren) der Area postrema (chemorezep- Emissionscomputertomografie f: engl. emis-
4. und endet meist nach der 12.–14. Schwanger- tive Trigger-Zone der Medulla oblongata) sion computed tomography; syn. Emissionscom-
schaftswoche. 2. herzwirksame Glykoside (in toxischer Do- putertomographie; Abk. ECT. Schnittbildver-
Ursachen: sis). fahren* auf Basis der Szintigrafie* mit rechner-
– Korreliert mit dem Anstieg des ß-HCG und Emetogenität f: engl. emetogeneity. Kategori- gestützter Registrierung und Abbildung der
ist bei Mehrlingen und Blasenmole oft stär- sierung von Zytostatika nach ihrem emetoge- Strahlung, die vom inkorporierten Radionuklid
ker ausgeprägt nen Potenzial, also dem Risiko, ohne wirksame ausgeht. Unterschieden werden Single-Photon-
Emmert-Nagelplastik 488

Emissionscomputertomografie (SPECT*; rotie- – stark ausgeprägte Emotionalität (Hyperemo- ten Gesagte wiederholen, das halb Bewusste,
rende Detektoren) bei Einsatz von gammastrah- tionalität, siehe Neurotizismus) geht mit ei- Mitgemeinte aufgreifen und/oder einen Bezug
lenden Radionukliden und Positronenemissi- ner erhöhten Reaktivität bzw. Labilität*, zum körperlich Erlebten und zum Selbstbild
onstomografie (PET; spezielle Ringdetektoren) Ängstlichkeit, Depressivität* und Anspan- herstellen. Ziel ist die Verbesserung und Stabili-
bei Einsatz von positronenstrahlenden Radio- nung einher. sierung der therapeutischen Beziehung*, die
nukliden. Emotionsstupor m: engl. emotional stupor. Vo- Förderung der Selbstexploration* und der akti-
Anwendung: V. a. in der Tumorszintigrafie, rübergehender Ausfall aller psychischen Funk- ven therapeutischen Mitarbeit des Patienten.
Myokardszintigrafie und Hirnszintigrafie. Ver- tionen (affektive Lähmung) nach kritischem Le- Reduzierte Empathie ist festzustellen bei Perso-
wendet werden zunehmend Hybridgeräte aus bensereignis (z. B. Unfall, Katastrophe), evtl. nen mit:
ECT und CT* (SPECT-CT bzw. PET-CT). verbunden mit dem Versagen motorischer Fä- – Autismus
E Emmert-Nagelplaø stik f: engl. Emmert’s plasty.
Seitliche Weichteilresektion mit Nagelver-
higkeiten (dissoziativer Stupor*).
Beschreibung: Schutzmechanismus des eigenen
– Autismus-Spektrum-Störung
– dissozialer Persönlichkeitsstörung
schmälerung unter Mitnahme von Anteilen der Ichs gegen Überreizung (phylogenetisch veran- – Schizophrenie
Nagelmatrix bei eingewachsenem Großzehen- kertes psychobiologisches Reaktionsmuster), – Frontalhirnsyndrom.
nagel (siehe auch eingewachsener Nagel*). evtl. Ausdruck einer peritraumatischen Dissozi- Formation: Empathie besteht aus mehreren
Emmet-Operation f: engl. Emmet’s operation. ation. Der Emotionsstupor kann in Depression* Komponenten (unterschiedlich bewertet):
Operative Rekonstruktion der Zervix nach einer oder emotionale Erregung mit vermehrter Nei- – Interpersonelle Wahrnehmung
meist unter der Geburt entstandenen Rissverlet- gung zu psychogenen Reaktionen übergehen. – Motivation
zung. Abzugrenzen sind der katatone Stupor und der – Affektregulation
Emmet-Riss m: engl. Emmet’s tear. Unter der depressive Stupor, die in der Regel mit weiteren – affektives Arousal.
Geburt entstandener, narbig verheilter Zervix- psychopathologischen Phänomenen einherge- Entsprechend gibt es unterschiedliche Entwick-
riss. Ein Emmet-Riss zeichnet sich klinisch oft hen bzw. sich über längere Zeit entwickeln. lungsprozesse für verschiedene Komponenten,
durch stark vermehrten vaginalen Fluor aus, die Empagliflozin n: Orales Antidiabetikum, das z. B. frühzeitige Entwicklung von altruisti-
Therapie besteht in der operativen Revision. die renal-tubuläre Glukose-Reabsorption schem Verhalten ab 1. Lebensjahr, interperso-
Emmetropie f: engl. emmetropia; Abk. E. Medi- hemmt. Es wird zur Monotherapie oder Kombi- nelle Wahrnehmung ab 2.–3. Lebensjahr. Das
zinischer Fachausdruck für Normalsichtigkeit. nationstherapie des Diabetes* mellitus Typ 2 Entwickeln von Empathie ist die Grundlage für
Achsenlänge und Brechwert des Auges stehen Erwachsener eingesetzt. Kontraindikation be- die Moralentwicklung und zielgerichtetes sozi-
zueinander im richtigen Verhältnis, sodass die steht bei Überempfindlichkeit gegen Empagli- ales Verhalten. Neurophysiologisch basiert Em-
aus dem Unendlichen parallel ins Auge einfal- flozin, Schwangerschaft und in der Stillzeit. pathie auf neuronalen Netzwerken (im fMRT
lenden Strahlen in einem auf der Netzhaut lie- Nebenwirkungen sind Hypoglykämie* (bei darstellbar) in folgenden Hirnarealen:
genden Brennpunkt vereinigt werden. Kombination mit Sulfonylharnstoff oder Insu- – Sulcus temporalis superior
Emodine n pl: engl. emodins. Hydroxymethy- lin), Vulvovaginalcandidose, Pollakisurie und – insulärem Kortex
lanthrachinon-Derivate. Emodine sind Bestand- Polyurie. – anteriorem Cingulum
teil vieler pflanzlicher Abführmittel (u. a. Sen- Empathie f: engl. empathy. Vorgang, bei dem – medialem Präfrontalkortex
na, Frangula, Aloe oder Rheum). Nach Spaltung eine Person versucht, die Aussagen, Verhaltens- – orbitofrontalem Kortex und Amygdala.
der Glykosidbindung kommt es zur eigentli- weisen oder Empfindungen einer anderen Per- Emperipolesis f: Fähigkeit bestimmter Zellen
chen abführenden Wirkung der Anthrachinone son aus ihrem inneren Bezugsrahmen zu erken- (wie Lymphozyten, Plasmazellen) in andere Zel-
durch antiabsorptive und sekretagoge Effekte. nen und nachzuvollziehen. Die klinische Empa- len (beispielsweise Epithel- oder Endothelzel-
EMO-Syndrom: Abk. für Exophthalmus-Myx- thie bezeichnet die ausgebildete, reflektierte Fä- len) einzudringen, sie zu durchwandern und
ödem-Osteoarthropathie-Syndrom → Myx- higkeit zur Einfühlung in den therapeutischen wieder zu verlassen. Das Phänomen der Emperi-
ödem Kontext. Sie ist wesentlich für eine tragfähige polesis spielt beispielsweise eine Rolle bei der
Emotion f: Evolutionär geformte Reaktion des therapeutische Beziehung*. Emigration von Zellen aus dem Blutstrom
Individuums, die durch Vorbereitung von Klinische Bedeutung: Empathie gilt als wesent- durch die Gefäßwand hindurch in das Gewebe.
Handlungsmustern dem Überleben des Indivi- liche Grundlage für den Aufbau einer tragfähi- Empfängnis → Konzeption
duums oder der Art dient, darüber hinaus das gen Arzt*-Patient-Beziehung. Sie dient der Ver- Empfängnisverhütung → Kontrazeption
soziale Zusammenleben regelt und das interna- besserung und Stabilisierung der therapeuti- Empfindung f: engl. sensation. Subjektiver, im
le Milieu anforderungsgerecht reguliert. schen Beziehung*, insbesondere in der Psychiat- Großhirn entstehender Eindruck von Sinnesrei-
Emotionalität f: engl. emotionality. Bezeich- rie und Psychotherapie. Empirische Forschung zen, die aus der Peripherie weitergeleitet wer-
nung für die zeitlich und situativ stabile Dispo- hat Empathie als einen förderlichen, jedoch we- den. Physiologische Empfindungen werden
sition (Persönlichkeitsmerkmal), auf auslösende der notwendigen noch hinreichenden Faktor ausgelöst durch Reizung eines Sensors, die Wei-
interne oder externe Ereignisse von für das In- für einen Therapieerfolg identifiziert. Insbeson- terleitung des Nervenimpulses erfolgt entlang
dividuum signifikanter Bedeutung durch Anre- dere in der Gesprächstherapie* stellt Empathie afferenter Nervenfasern.
gung der organismischen Subsysteme (Emoti- einen zentralen Aspekt der Arbeit des Thera- Empfindungsdissoziation → Sensibilitätsstö-
on*) zu reagieren. peuten dar. Der Therapeut nimmt die Welt mit rungen
Formen: den Augen des Patienten wahr, versteht den in- Emphysem n: engl. emphysema. Ansammlung
– Gering ausgeprägte Emotionalität (Hypoemo- neren Bezugsrahmen des Patienten, versucht, von Gas oder Luft in Organen oder Geweben,
tionalität) kann mit Problemen der emotiona- die aktuellen Gefühle und Erfahrungen zu ver- z. B. als Lungenemphysem oder Hautemphy-
len Aktivierbarkeit und z. B. mangelnder em- stehen (empathetic understanding), und teilt sem. Lungenemphysem: Vergrößerung des
pathischer Resonanz- und emotionaler Bin- dies dem Patienten meist verbal und auch non- Luftraums in der Lunge durch Zerstörung von
dungsfähigkeit in Beziehungen einhergehen verbal mit. Der Therapeut kann das vom Patien- Alveolen und Lungensepten.
489 Enchondrom

– Klinik: 1. Atemnot 2. abgeschwächte Atem- Empyema mediastinale → Mediastinalem- zen an der Bettkante. Die Technik kann vom
geräusche physem Patienten erlernt und selbstständig durchge-
– Ursachen: 1. chronische Bronchitis 2. En- Empyema pulmonum → Lungenemphysem führt werden.
zymmangel. Empyema subcutaneum → Hautemphysem Vorgehen:
Hautemphysem: Gasansammlung im Unter- Empyemresthöhle f: engl. empyemic residual – Bett niedrig stellen, sodass die Füße des Pati-
hautzellgewebe cavity. Nach Entfernen des Eiters nicht aushei- enten anschließend auf dem Boden stehen
– Klinik: sichtbar als Schwellung, die sich un- lende Empyemhöhle. – Patient liegt mit angezogenen Beinen nahe
ter sog. Schneeballknirschen wegdrücken Empyem, subdurales n: engl. subdural empy- der Bettkante auf der Seite
lässt ema. Intrakranielle oder spinale Eiteransamm- – die Pflegeperson umfasst die untere Schulter
– Ursachen: z. B.: 1. gasbildende Bakterien bei lung (Empyem*) zwischen Dura* mater und und die Unterschenkel
Infektion mit Gasbranderregern 2. Verlet-
zung lufthaltiger Organe (z. B. Bronchusriss).
Arachnoidea mater. Subdurale Empyeme sind
meist iatrogen verursacht, z. B. durch eine In-
– der Patient rutscht mit den Unterschenkeln
aus dem Bett heraus und unterstützt das Auf-
E
Emphysemchirurgie f: engl. emphysema sur- fektion nach Lumbalpunktion*. Diagnostiziert richten des Oberkörpers durch Abstützen
gery. Thoraxchirurgische Verfahren zur Be- wird mittels MRT, die Therapie besteht aus und Abdrücken mit dem oberen Arm von der
handlung des fortgeschrittenen Lungenemphy- neurochirurgischer Ausräumung und Antibio- Unterlage
sems (COPD*) nach erfolgloser medikamentöser se. Ohne adäquate Therapie verläuft die Erkran- – die Pflegeperson unterstützt und leitet die
Therapie. Dabei wird eine Verringerung des kung häufig letal. Bewegung in die entsprechende Richtung.
Lungenvolumens durch Resektion oder Aus- Klinik: En-bloc-Drehen n: engl. en-bloc turning. Tech-
schaltung besonders geschädigter Anteile des – Akuter Beginn mit Fieber, Kopfschmerz, Be- nik des Bewegens eines Patienten in die Seiten-
Lungengewebes angestrebt. wusstseinsstörung lage ohne Verdrehen der Körperachse zur größt-
Emphysem, kongenitales lobäres n: engl. – spinales subdurales Empyem: lokale Schmer- möglichen Schonung der Wirbelsäule v. a. nach
congenital lobar emphysema (Abk. CLE). Seltene an- zen, Bewegungsstörung, radikuläre und me- Operationen oder Verletzungen an der Wirbel-
geborene Lungenfehlbildung, meist im Bereich dulläre Symptomatik, cave: Querschnittläsi- säule.
des linken Oberlappens mit zunehmender on* (Myelitis* per continuitatem). Vorgehen: In Rückenlage werden die Arme des
Überblähung der Lunge durch einen Ventilme- Emulgierung f: engl. emulsification; syn. Emul- Patienten vor der Brust verschränkt und beide
chanismus. In den ersten Lebenswochen treten gieren. Herstellung einer Emulsion. Z. B. im Beine angebeugt. Unter leichtem Anheben des
zunehmende Dyspnoe und Zyanose sowie ex- Rahmen der Fettverdauung wirken die Gallen- Kopfes kann der Patient nun im Ganzen auf die
spiratorisches Keuchen, später rezidivierende säuren als Emulgatoren, indem sie die Oberflä- Seite gedreht werden.
Pneumonien auf. Die Diagnostik erfolgt röntge- chenspannung herabsetzen. Sie bilden gemisch- En-bloc-Resektion f: engl. en bloc resection. Er-
nologisch, die Therapie durch Resektion des te Mizellen mit Triglyceriden, Monoacylglyceri- weiterte Radikaloperation eines malignen Tu-
emphysematischen Lungenteils. Häufigkeit. den, langkettigen Fettsäuren, Cholesterin und mors, bei der neben dem Primärtumor zur Ein-
Knaben : Mädchen 3 : 1, in 10 % der Fälle zusätz- Phospholipiden. Durch das verbesserte Oberflä- haltung der onkologisch notwendigen Radikali-
liche Fehlbildungen. Selten mehrere Lungen- chen-Volumen-Verhältnis haben die Pankreasli- tät gleichzeitig auch evtl. mitbefallene Nachbar-
lappen betroffen. Pathogenese. Irreversible Er- pasen Zugang. organe und -strukturen entfernt werden.
weiterung der Lufträume jenseits der Bronchio- Enalapril n: Antihypertensivum aus der Grup- Encephalitis japonica → Enzephalitis, japani-
li terminales, Knorpelhypoplasie des afferenten pe der ACE-Hemmer. Es wird bei arterieller Hy- sche
Bronchus. Häufig wird der Begriff auch im er- pertonie* (auch in der Schwangerschaft), chroni- Encephalitis lethargica f: engl. lethargic en-
weiterten Sinn eines lobären Emphysems ver- scher Herzinsuffizienz*, zur Sekundärprophy- cephalitis; syn. Economo-Enzephalitis. Seltene
standen, das sich postpartal oder im ersten Le- laxe nach Herzinfarkt* und bei diabetischer Hirnstammenzephalitis* unklarer Ätiologie,
bensjahr zeigt. Ätiologisch: Nephropathie* eingesetzt. Als Nebenwirkung vermutlich durch neurotropes Virus bedingt.
– Störung im Aufbau der Bronchialwand durch treten u. a. Schwindel, Mundtrockenheit, Kopf- Klinisch imponieren Schlafattacken oder schwe-
Knorpelhypoplasie oder -dysplasie schmerzen und für ACE-Hemmer typischer re Somnolenz. 30 % der Fälle verlaufen akut le-
– intraluminale Bronchusobstruktion durch Reizhusten auf. ACE-Hemmer können ein An- tal. Postenzephalitisch führt die Erkrankung
z. B. Schleimpfropf, Schleimhautfalte gioödem* auslösen. mit varibler Latenz zum schweren Parkinson*-
– extraluminale Bronchusobstruktion durch Enameloblaø sten m pl: engl. enameloblasts; syn. Syndrom.
z. B. Gefäße, Lymphknoten, Teratom. Adamantoblasten. Zahnschmelzbildende Zel- Encephalomyelitis disseminata → Multiple
Emphysem, unilaterales → Swyer-James-Syn- len. Sie befinden sich im Schmelzorgan in der Sklerose
drom inneren Schicht des inneren Schmelzepithels. Encephalopathiøa saturnina f: engl. lead en-
Empirische Antibiotikatherapie f: syn. kalku- Nach Abschluss der Schmelzbildung wandeln cephalopathy. Nichtentzündliche diffuse Schädi-
lierte Antibiotika-Therapie. Gabe von antibak- sich die Enameloblasten in Plattenepithelzellen gung des Gehirns durch Blei-Intoxikation.
teriellen Medikamenten aufgrund klinischer um, die das Saumepithel bilden. Encheiresis f: Handgriff, Operation.
Erfahrungswerte, wenn kein Antibiogramm* Enamelum → Zahnschmelz Enchondrom n: engl. enchondroma. Chond-
verfügbar oder kein Erreger isolierbar ist. Enanthem n: engl. enanthema. Ausschlag im rom* innerhalb eines Knochens infolge ver-
Empyem n: engl. empyema. Eiteransammlung Bereich der Schleimhäute. Das Enanthem ist sprengter Knorpelzellen. Häufiges Erstsymp-
in einem Hohlorgan oder einer Körperhöhle entzündlich bedingt, z. B. infektiös. tom ist eine pathologische Fraktur*. Ein weite-
durch direkte oder fortgeleitete Infektion*, z. B. En-bloc-Aufsetzen n: Technik des Aufsetzens res klinisches Zeichen ist die Schwellung der
als Gallenblasenempyem (Cholezystitis*), Ge- eines Patienten nach kinästhetischen Prinzipien Phalangen. Die Therapie besteht aus Kürettage
lenkempyem* oder Pleuraempyem*. Behandelt zur größtmöglichen Schonung der Wirbelsäule und Auffüllen mit Spongiosa sowie ggf. Resek-
wird durch operative Eröffnung, Drainage* und des Patienten. Der Patient kommt dabei in einer tion. Abzugrenzen ist ein Knochentumor*.
Spülung sowie Gabe von Antibiotika*. durchgehenden Bewegung vom Liegen zum Sit-
Encircling Endocardial Ventriculotomy 490

Prinzip: Elektrische Isolation der die Arrhyth- – Immunitätslage: hoher Anteil immuner oder
mie auslösenden Myokardbezirke (mit dort sub- aus anderen Gründen nicht infizierbarer und
und endokardial gelegenen Purkinje-Zellen) daher nicht infektiöser Individuen.
durch tiefen zirkulären Schnitt durch Endo- Ender-Nagelung f: engl. Ender’s operation. We-
und Myokard (Ventrikulotomie). gen hoher Komplikationsrate (Materialdisloka-
Encodierung f: engl. encoding. Transformation tion, Perforation, Entwicklung einer Pseudarth-
der zunächst sensorisch präsenten Information rose) weitgehend verlassenes Verfahren der Os-
in speicherfähige Einheiten und deren Integra- teosynthese bei Schenkelhalsfraktur* und per-
tion in eine bestehende kognitive Struktur (ers- trochantärer Femurfraktur*.
ter Informationsverarbeitungsprozess, Ge- Endhirn → Gehirn
E dächtnis). Die Encodierung ist beeinträchtigt
bei anterograder Amnesie, z. B. bei Schädigun-
Endless-Loop-Tachykardie → Pacemaker me-
diated tachycardia
gen im mittleren Temporallappen oder Alzhei- Endoblaø sttumor → Endotheliom
mer*-Krankheit. Endobrachyösophagus m: engl. endobrachye-
Endangiitis obliøterans → Thrombangiitis ob- sophagus. Auskleidung des distalen Ösophagus
literans mit Zylinderepithel. Dadurch entsteht eine kra-
Endaortitis f: Entzündung der Intima der Aor- niale Verlagerung der Schleimhautgrenze zwi-
Enchondrom Abb. 1: Grundphalanx Digitus III (Fuß); ta (Endarteriitis*), oft im Rahmen von Erkran- schen Ösophagus und Magen. Siehe Abb.
Röntgenaufnahme. [116] kungen des rheumatischen Formenkreises oder
bei Infektionen (z. B. Endaortitis syphilitica).
Endarterien f pl: engl. end arteries. Terminale
Arterienzweige, die das Ende größerer Arterien
bilden und im engeren Sinn (anatomische End-
arterien) nicht unter sich oder mit anderen Arte-
rien anastomosieren. Bei Verschluss einer End-
arterie, z. B. durch Embolie oder Thrombose,
und fehlendem Kollateralkreislauf* kommt es
zum ischämischen Infarkt*. Endobrachyösophagus
Vorkommen:
– Äste der A. cerebri media und A. centralis re- Endobronchialtubus m: engl. endobronchial
tinae tube. Tubus zur selektiven Intubation* des rech-
– funktionelle Endarterien (z. B. Äste der Koro- ten oder linken Hauptbronchus. Die Tubus-La-
nararterien*) mit (präkapillärer) Anastomo- ge wird mittels fiberoptischer Bronchoskopie*
sierung, die allerdings bei akutem Verschluss kontrolliert. Endobronchialtuben werden ein-
der Endarterien als Kollateralkreislauf* zur gesetzt zur selektiven Beatmung* eines Lungen-
Versorgung nicht ausreichend ist, bei langsa- flügels bei lungenchirurgischen Eingriffen,
mer Stenosierung dagegen durch Anpassung meist wird hierfür jedoch ein Doppellumentu-
Enchondrom Abb. 2: Fingerknochen zunächst ausreichend sein kann. bus* oder Bronchusblocker* verwendet.
(Röntgenaufnahme). [223] Endarteriitis f: engl. endarteritis. Entzündung Formen:
der innersten Arterienwand, z. B. Endaortitis*. – Gordon-Gree
Endarteriitis obliøterans → Thrombangiitis – Brompton (auch Pallister-Tubus)
obliterans – Macintosh-Leatherdal
Vorkommen: Häufigster Tumor der kleinen Enddarm m: engl. rectum. Etwa 20 cm langer – Machray.
Röhrenknochen an Hand und Fuß (siehe Abb. 1 Endabschnitt des Dickdarms, der am Anus* en- Endocannabinoide n pl: engl. endocannabi-
und Abb. 2), auch an großen Röhrenknochen det. Der Enddarm ist nochmals in 2 Abschnitte noids. Derivate der Arachidonsäure*. Die kör-
und am Becken, meist lokalisiert in der Diaphy- unterteilt, in den Mastdarm (Rektum*) und in pereigenen, dem Δ9-Tetrahydrocannabinol* aus
se, selten in der Metaphyse. Multiples Auftreten den Analkanal*. Die Grenze bildet der innere Indischem Hanf* ähnlichen Stoffe sind über
mit maligner Entartung (20 %) ist möglich Schließmuskel (M. sphincter ani internus). membranständige G-Protein-gekoppelte Can-
(Chondrosarkom*). Endemie f: engl. endemic disease. Ständiges nabinoid-Rezeptoren (GPCR, z. B. CB1 und
Encircling Endocardial Ventriculotomy: Vorkommen einer Erkrankung in einem be- CB2) an der Regulation vieler physiologischer
Abk. EEV. Verfahren der Herzchirurgie* zur Be- grenzten Gebiet, wobei nur ein Anteil der Be- Reaktionen beteiligt, v. a. in Gehirn und Im-
handlung insbesondere therapierefraktärer völkerung manifest erkrankt. munzellen.
ventrikulärer Tachykardie* nach Herzinfarkt Voraussetzungen: Wirkung:
und Bildung eines Herzwandaneurysmas*. Auf- – Infektionsquelle: 1. entweder ein für die Wei- – Orexigene Wirkung von Anandamid und 2-
grund umfangreicher Myokardschädigung mit tergabe an Nichtinfizierte permanent ausrei- Arachidonylglycerol via CB1-Rezeptor, wobei
Auswirkungen auf die Pumpfunktion wurde chend hoher Anteil von Infizierten 2. oder Rezeptor- und Agonist-Konzentration im Ge-
die EEV weitestgehend durch Verfahren der La- ein nicht menschlicher Wirtsorganismus, der hirn durch Leptin, Ghrelin und Glukokorti-
serchirurgie* und Kryochirurgie* bzw. durch regelmäßig Menschen infiziert (z. B. Lyme*- koide kontrolliert wird
die Katheterablation* oder ICD*-Implantation Borreliose, durch Zeckenstich auf den Men- – Einfluss auf Wahrnehmung und Gedanken-
ersetzt. schen übertragen) verarbeitung
491 Endokarditis

– endorphinunabhängige stressinduzierte – Endokardbiopsie zur histologischen Abgren-


Analgesie sowie Entzündungshemmung zung von anderen Formen der Kardiomyopa-
durch Endocannabinoid-Abbauprodukte. thie*
Endocarditis lenta → Endokarditis – röntgenologisch Kardiomegalie
Endocarditis parietalis fibroplaø stica → Löff- – im EKG: Zeichen der Linksherzhypertrophie
ler-Endokarditis mit schwerer Erregungsrückbildungsstö-
Endocarditis verrucosa rheumatica → Endo- rung.
karditis Endokarditis f: engl. endocarditis. Infektiös
Endocrine Disruptor Chemical: Abk. EDC. oder immunologisch vermittelte Entzündung
Endokrin wirksame exogene Substanz, die am des Endokards*. Im Rahmen der Erkrankung
intakten Organismus oder seinen Nachkommen
gesundheitliche Störungen verursacht.
können schwerwiegende und z. T. lebensbe-
drohliche Komplikationen wie z. B. akutes
E
Endogene Infektion f: syn. Körpereigene In- Herzversagen, Sepsis* oder Schlaganfall* auftre- Endokarditis Abb. 1: infektiöse Endokarditis mit
fektion. Infektion durch Erreger der körperei- ten. Die Behandlung erfolgt je nach Ursache thrombotisch belegten Endokardulzerationen
genen physiologischen Flora, entweder durch bzw. der zugrunde liegenden Erkrankung. (Endocarditis thromboulcerosa) im Bereich von
Standortwechsel (z. B. Darm- oder Hautbakteri- Formen: Schrittmacherelektrode und Trikuspidalklappe. [37]
en im Blut oder in anderen Organen) oder durch – Infektiöse Endokarditis: Infektion des En-
Ungleichgewicht der bakteriellen Zusammen- dokards (insbesondere bei angeborenem oder
setzung (z. B. nach Antibiotikagabe). erworbenem Herzfehler* oder Fremdmateri-
Endokaø rd n: engl. endocardium. Innerste al, z. B. Schrittmacherelektrode oder künstli-
Wandschicht (seröse Haut), die die gesamte in- che Herzklappe) infolge Bakteriämie* (durch
nere Oberfläche des Herzens auskleidet. Das En- Abszess, mangelnde Mundhygiene oder iat-
dokard verfügt über ein glattes Endothel, das rogen) : 1. akute infektiöse Endokarditis:
für einen reibungsarmen Blutstrom sorgt und I. akuter bis foudroyanter septischer Verlauf
so der Bildung von Thromben entgegenwirkt. II. Klinik: Fieber meist > 39 °C, Herzgeräusch
Duplikaturen des Endokards bilden die Herz- evtl. fehlend, arterielle Embolie v. a. in Ge-
klappen*. hirn (Bewusstseinsstörung*, fokal neurologi-
Endokaø rdfibrose → Endomyokardfibrose sche Ausfälle), Niere, Milz, Lunge (Rechtsher-
Endokaø rdfibrose f: engl. endocardial fibroelas- zendokarditis) III. Erreger: häufig Staphylo-
tosis; syn. Fibroelastosis endocardiaca. Haupt- coccus (i. v. Drogenabhängigkeit, Hämodialy-
sächlich linksventrikuläre Verdickung des En- se, Diabetes mellitus, Immunsuppression), Endokarditis Abb. 2: transösophageale Echokardio-
dokards* mit vermehrt elastischen und kollage- weniger häufig Enterokokken, gramnegative grafie; (hochgradiger Verdacht auf bakterielle)
nen Fasern bei Kindern < 1 Jahr. Hypertrophie Bakterien, Pilze (z. B. Candida-Spezies) Vegetation an Aortenklappe flottierend im links-
auch des Myokards verengt den linken Ventri- 2. subakute infektiöse Endokarditis: ventrikulären Ausflusstrakt bei akuter infektiöser
kel, häufig mit Beteiligung von Mitral- bzw. I. schleichende Form der infektiösen Endo- Endokarditis (ein diagnostisches Hauptkriterium
Aortenklappe. Diagnostiziert wird bildgebend, karditis mit subklinisch protrahiertem Ver- der Duke-Kriterien). [106]
mit Herzkatheter, Biopsie und EKG. Behandelt lauf II. Klinik: Fieber ≤ 38 °C bzw. subfebril,
wird symptomatisch (Herzglykoside, Diuretika, unspezifische Symptome (Appetitmangel,
ACE-Hemmer), ggf. Herztransplantation. Gewichtsverlust, Kopfschmerz, Nacht- Angina tonsillaris 2. seltene Formen: I. En-
Formen: schweiß, Myalgie, Arthralgie; B*-Symptoma- dokarditis bei Libman*-Sacks-Syndrom, En-
– Angeborene (familiäre) Endokardfibroelasto- tik), arterielle Embolien und Hautzei- domyokardfibrose* II. Löffler*-Endokarditis
se unklarer Ätiologie chen (Osler*-Knötchen, Janeway*-Läsion), re- III. Endokardbeteiligung bei Verbrauchskoa-
– entzündliche (infektiöse) Endokardfibroelas- tinale Einblutung (Roth*-Flecke), häufig gulopathie*, Karzinoidsyndrom*, Spondyli-
tose, oft nach intrauteriner Virusmyokarditis frühzeitig Herzgeräusch, evtl. Zeichen der tis* ankylosans, rheumatoider Arthritis*.
(Coxsackie-B-Viren, Paramyxoviren) Herzinsuffizienz, Anämie, chronische Infek- Häufigkeit:
– sekundäre Endokardfibroelastose z. B. bei tionszeichen III. Vorkommen: v. a. assoziiert – Infektiöse Form zunehmend (Inzidenz
Herzfehler mit erhöhter Druckbelastung, mit künstlicher Herzklappe (meist < 1 Jahr 1–3 : 100 000) durch Zunahme invasiver The-
Myokarditis*, Myokardose* oder degenerati- postoperativ oder als Rezidiv nach vorausge- rapien (künstliche Herzklappe, Gefäßprothe-
ver neuromuskulärer Erkrankung. gangener infektiöser Endokarditis) IV. Erre- se, Herzschrittmacher u. a.) bei zunehmen-
Klinik: Meist akuter (bzw. fulminanter) Verlauf ger: meist vergrünende Streptokokken, Sta- dem Patientenalter
mit irreversibler kardialer Dekompensation, phylococcus* aureus, Enterokokken, HACEK- – nichtinfektiöse Form bei akutem rheumati-
Dyspnoe, Zyanose und Hepatomegalie inner- Gruppe, auch Streptococcus* bovis, Coxiella* schem Fieber abnehmend (durch frühzeitige
halb der ersten Lebenswochen oder -monate. burnetii u. a. sowie zunehmend nosokomiale Antibiotikatherapie bei Infektion mit betahä-
Bei 25 % der Kinder kommt es zu chronischem Infektion mit multiresistenten Erregern molysierenden Streptokokken der Gruppe A).
Verlauf mit Herzinsuffizienz und Dystrophie. – nichtinfektiöse Endokarditis: 1. rheuma- Komplikationen: Unter Umständen vital be-
Diagnostik: tische Endokarditis: immunologische Be- drohlich: u. a.
– Echokardiografie* teiligung der Herzklappen (meist Mitral-, – Sepsis*
– Herzkatheterisierung* (charakteristischer Be- Aortenklappe) bei akutem rheumatischen – Herzklappenfehler*
fund bei intrakardialer Druckmessung: früh- Fieber nach Infektion mit betahämolysieren- – Herzinsuffizienz*
diastolischer Dip*, Abb. dort) den Streptokokken der Gruppe A, z. B. nach – kardiogene Embolie*.
Endokoagulation 492

Endokarditis:
Prävention: Infektiöse Endokarditis: Durchblutung, nach Traumen und operati-
Indikation nur noch bei Hochrisikopatienten zur – Allgemein: Mundhygiene und regelmäßige ver Entfernung der Drüse
vorsorglichen Antibiotikagabe zur Verhinde- zahnärztliche Untersuchung (Zahn- und Pa- – Störung regulatorischer Vorgänge
rung einer infektiösen Endokarditis (European rodontalstatus); Verzicht auf Piercing oder – Hormonbildungsstörungen infolge patholo-
Society of Cardiology, Deutsche Gesellschaft für Tätowierung gischer Enzymsysteme, z. B. bei adrenogeni-
Kardiologie). – Antibiotika nur noch für Hochrisikopatien- talem Syndrom
ten (siehe Tab.): Durchführung nach aktuel- – veränderte Ansprechbarkeit der peripheren
Endokarditis in Eigenanamnese ler, der jeweiligen Resistenzlage angepasster Erfolgsorgane auf Hormone infolge von Re-
Herzklappenersatz mit künstlichen oder Richtlinie 30–60 min vor (und ggf. 2 Stunden zeptordefekten (Endorganresistenz, z. B. An-
biologischen Klappen nach) bestimmten diagnostischen oder thera- drogenresistenz*)
E Herzklappenrekonstruktion (innerhalb
6 Monaten nach der OP)
peutischen Eingriffen, bei denen es transito-
risch zu Bakteriämie kommen kann.
– paraneoplastisches Syndrom*.
Endoleck n: engl. endoleak. Undichtigkeit nach
Herzfehler Rheumatische Endokarditis: Prävention von endovaskulärer Implantation eines Stents* zur
akutem rheumatischem Fieber* durch frühzei- Aneurysmaausschaltung (Endovascular* Aneu-
angeborener zyanotischer Herzfehler: nicht oder
tige Antibiotikatherapie. rysm Repair). In der Folge kann es zur Vergrö-
palliativ (Shunt oder Conduit) operiert bzw.
residueller Defekt nach Operation Endokoagulation f: engl. endoscopic coagula- ßerung des Aneurysmas und schließlich zur
tion. Bezeichnung für eine endoskopisch durch- Ruptur kommen, da der Aneurysmasack wieder
persistenter residueller Defekt (turbulenter Blut- geführte Koagulation* von Gewebe, z. B. zur unter systemischen Blutdruck gesetzt wird.
fluss) im Prothesenbereich nach Implantation Blutstillung bei Laparoskopie* oder Pelvisko- Einteilung: Nach Lokalisation:
Herztransplantierte mit erworbenen Klappen- pie*. Die Koagulation erfolgt durch Erhitzen – Typ I: Leck an proximaler Verankerung des
fehlern von Körpergewebe auf ca. 100 °C und dadurch Stentgrafts
erzielter Eiweißgerinnung mit optimaler Hä- – Typ II: Rückfluss in ehemaliges Aneurysma
mostase*. aus Seitenästen
Pathologie: Endokranium n: engl. endocranium. Sowohl Be- – Typ III: Fabrikationsfehler oder Modulunter-
– Bei infektiöser Endokarditis charakteristi- zeichnung für das innere Periost der Schädel- brechung im Graft
sches morphologisches Bild: Klappenulzera- knochen als auch für die äußere Schicht der Du- – Typ IV: Porosität des Graftmaterials.
tion und bakteriell besiedelte Thromben mit ra* mater. Endo-loop: Kunststoffschlinge, die endosko-
neutrophilen Granulozyten (Endocarditis ul- endokrin: engl. endocrine. Beschreibender Be- pisch den Stiel eines Polypen okkludiert, um
cerosa oder thromboulcerosa; siehe Abb. 1) griff für einen bestimmten Sekretionsmechanis- nach endoskopischer Polypektomie eine Blu-
– bei nichtinfektiöser Endokarditis fibrinö- mus von Hormondrüsen, bei dem sie ihre Pro- tung aus den häufig kräftigen Gefäßen zu ver-
se Entzündungsreaktion mit thrombotischen dukte direkt in das Blut absondern. meiden.
Auflagerungen (Endokarditis verrucosa). Endokrine Chirurgie f: Spezialisierung inner- Endolymphangiitis proliferans → Lymphan-
Diagnostik: halb der Viszeralchirurgie*, die sich mit der ope- giopathia obliterans
– Infektiöse Endokarditis: 1. anamnestisch rativen Therapie von Erkrankungen endokriner EndolymphhyXdrops → Menière-Krankheit
2. klinisch mit Abnahme von Blutkulturen Organe wie Schilddrüse, Nebenschilddrüse*, Endometriose f: engl. endometriosis. Ätiolo-
3. umgehende Echokardiografie* inklusive Nebenniere* und Pankreas* sowie mit der Be- gisch ungeklärtes Vorkommen von endometria-
transösophagealem Echo (siehe Abb. 2) handlung neuroendokriner Tumoren des Gast- len Drüsen und Stroma außerhalb der Gebär-
– nichtinfektiöse Endokarditis: 1. Echokar- rointestinaltraktes beschäftigt. mutterhöhle. Besonders unter Östrogeneinfluss
diografie 2. labordiagnostisch 3. ggf. MRT, Endokrinologie f: engl. endocrinology. Lehre sind die Endometrioseherde ähnlichen zykli-
Endokardbiopsie u. a. 4. bei rheumatischer von der Morphologie und Funktion endokriner schen Veränderungen unterworfen wie das En-
Endokarditis mit Jones-Kriterien: siehe Fie- Drüsen und von den Hormonen* sowie deren dometrium*. Betroffene leiden an sekundärer
ber*, akutes rheumatisches (Tab. dort). Regelungs- und Wirkungsmechanismen. Dysmenorrhö, ggf. Dyspareunie*, Dysurie und/
Therapie: Endokrinopathien f pl: engl. endocrinopathies. oder Dyschezie je nach Lokalisation der Endo-
– Infektiöse Endokarditis: bereits bei Ver- Krankheiten, bei denen hormonale Störungen metriose sowie Schweregrad sowie evtl. Sterili-
dacht nach Blutkulturentnahme: 1. kalku- ursächlich und krankheitsbestimmend im Vor- tät oder Infertilität. Vorkommen:
lierte parenterale antiinfektive Initialthera- dergrund stehen. Unter sekundären Endokri- – Bei 10–15 % aller Frauen im geschlechtsrei-
pie (Breitspektrum-Kombinationstherapie) nopathien versteht man entgleiste hormonale fen Alter (meist Rückbildung nach Meno-
2. bei Erregernachweis gezielte (erregerspezi- Reaktionen bei ursächlich nicht endokrinen Er- pause)
fische) parenterale Therapie durch Antiinfek- krankungen, z. B. sekundärer Hyperparathyre- – eine der häufigsten gynäkologischen Erkran-
tiva (in der Regel Antibiotika) nach aktueller oidismus bei Calciferolmangel. kungen, jährlich ca. 40 000 Neuerkrankun-
(an jeweilige Erregerresistenz angepasster) Ursachen: gen in Deutschland.
Richtlinie 3. zusätzlich symptomatisch (hä- – Erkrankungen endokriner Drüsen mit: Einteilung:
modynamische Stabilisierung) 4. meist ope- 1. vermehrter Hormonproduktion, z. B. bei – Nach Lokalisation der Endometrioseherde
rative Fokussanierung (Notfall-OP bei rezidi- Hyperplasie des Drüsengewebes oder reifen (in abnehmender Häufigkeit befallen: Be-
vierenden Embolien, großen Vegetationen Adenokarzinomen 2. Hormonmangel oder ckenperitoneum; Ovarien, sog. Schokoladen-
oder akuter hämodynamischer Verschlechte- fehlender Hormonproduktion bei Zerstö- zyste*; Ligg. sacrouterina; Uterus; Septum
rung) rung endokrin aktiven Drüsengewebes, z. B. rectovaginale/Fornix vaginae; extragenitale
– nichtinfektiöse Endokarditis: 1. Therapie infolge von Entzündung, Fibrose, Autoim- Manifestationen, z. B. Rektosigmoid oder
der Grunderkrankung 2. ggf. operative Sa- munkrankheiten, durch Tumorinfiltration Blasenendometriose*): 1. Endometriosis ge-
nierung. oder metastatisch bedingt, bei gestörter nitalis: innerhalb des kleinen Beckens, aber
493 Endometriumablation

2. monophasisches orales Kontrazeptivum – Schmerztherapie


(Langzyklus* oder Langzeiteinnahme) – bei unspezifischer Endometritis niedrige
3. GnRH-Rezeptor-Agonisten (mit Add*- Östrogendosen.
back-Therapie) zur Induktion einer thera- Endometritis tuberculosa f: engl. tuberculous
peutischen Amenorrhö* 4. Dauerbehandlung endometritis. Endometritis* durch Infektion mit
über mindestens 6 Monate. Mycobacterium* tuberculosis mit möglicher As-
Bei Schmerzen*, Kinderlosigkeit, Partner- zension (Salpingitis* tuberculosa). In der Regel
schaftsproblemen und unter Stress* erfolgen handelt es sich um eine hämatogene Infektion
Psychotherapie* und psychosomatische Mitbe- der Funktionalis (mit Abstoßung in der Menst-
treuung als supportive ganzheitliche Behand- ruation) oder der Basalis. Hier besteht die Ge-
lung. In vielen Fällen ist die sexualtherapeuti-
sche Betreuung des Paares empfehlenswert (Se-
fahr einer fortschreitenden Infektion mit Tu-
berkelbildung im Myometrium.
E
Endometriose Abb. 1: Endometrioseherde am xualtherapie*). Endometrium n: syn. Tunica mucosa uteri.
Blasendach. [164] Endometriosezyste f: engl. endometriosis cyst. Schleimhaut* des Corpus uteri aus einschichti-
Bei Endometriose* durch menstruelle Blutung gem, säulenförmigem, stellen- und zeitweise
und Sekretstau entstehende Zyste außerhalb flimmerbesetztem Epithel sowie zell- und ge-
des Endometriums. Betroffen sind v. a. Ovar fäßreicher Lamina* propria aus retikulärem
(Schokoladenzyste*), kleines Becken, Eileiter, Bindegewebe*, das tubuläre Drüsen (Glandulae*
Mesosalpinx und die Umgebung des Uterus. uterinae) enthält.
Die Therapie besteht aus der laparoskopischen Histologie: Es werden ein Stratum basale und
Zystenausschälung, ggf. ist die operative Ovar- ein Stratum functionale (weiter aufgegliedert in
ektomie indiziert. Stratum compactum und Stratum spongiosum)
Endometritis f: Entzündung der Gebärmut- unterschieden:
terschleimhaut (Endometrium*) infolge Infekti- – Das Stratum basale ist ca. 1 mm hoch, dient
on mit unterschiedlichen Erregern. Betroffene der Regeneration des Stratum functionale
erleiden Menstruationsstörungen, (fundusbe- und sitzt ohne zwischengeschaltete Submu-
tonten) Uterusdruckschmerz sowie ggf. Fieber, kosa dem Myometrium* auf.
Endometriose Abb. 2: Endometrioseherde im allgemeine Schwäche und Unterbauchschmer- – Das Stratum functionale ist bis zu 8 mm hoch
Douglas-Raum. [164] zen. Diagnostiziert wird durch Erregernachweis und den zyklischen hormonalen Veränderun-
aus Eiter oder Abrasionsmaterial. Behandelt gen unterworfen. Es wird während der
wird medikamentös. Zum Tumorausschluss ist Menstruation abgestoßen.
außerhalb des Uterus (siehe Abb. 1 und nach Abklingen der akuten Entzündungsphase Funktion: Vor der Menarche* und nach der Me-
Abb. 2) 2. Endometriosis extragenitalis: au- eine Kürettage erforderlich. Ätiologie: nopause* wird das Endometrium nicht von
ßerhalb des kleinen Beckens – Aufsteigende Infektion vom Endozervixka- Hormonen* beeinflusst und verändert sich des-
– in Stadien. nal (Zervizitis*): 1. oft Zwischenstadium für halb nicht. Während des Menstruationszyklus*
Pathologie: Zum Teil wird zusätzliches Östro- Adnexitis* 2. begünstigt durch intrauterine durchläuft das Stratum functionale folgende
gen durch Endometrioseherde gebildet (infolge Manipulation (z. B. Intrauterinpessar) Phasen:
pathologischer Expression der P450-Aromata- – Uteruserkrankung, z. B. Myoma uteri, Endo- – Zunächst befindet es sich in der Proliferati-
se), womit der Wucherungsprozess unterhalten metriumkarzinom, Corpuspolyp onsphase, in der Zellen aus dem Stratum ba-
wird. Es handelt sich um eine benigne Erkran- – post partum (Endometritis puerperalis; siehe sale nachgebildet werden.
kung mit möglicher organübergreifender Aus- Puerperalfieber*) oder post abortum – Es folgt die Sekretionsphase, in der die
breitung durch infiltratives Wachstum. – durch Östrogenmangel bedingte Atrophie Durchblutung steigt, Prädeziduazellen gebil-
Klinik: des Endometriums im Alter (Endometritis se- det werden und das Endometrium sich auf
– Vor allem mit Menstruationszyklus assoziier- nilis). die Implantation der Eizelle* vorbereitet.
te Schmerzen von zunehmender Intensität Erreger: – Bleibt eine Schwangerschaft aus, folgt die
– bei Verwachsung und fibröser Gewebeorga- – Häufig: 1. Chlamydia trachomatis 2. Neisse- prämenstruelle Phase und darauf die Menst-
nisation: 1. evtl. Dauerschmerzen 2. bei ret- ria gonorrhoeae (Gonorrhö*) 3. Streptokok- ruation* durch einen Progesteronabfall.
rozervikaler Endometriose Kreuzschmerzen ken 4. Staphylokokken 5. Escherichia coli – Während der Menstruation* wird das gebil-
und Dyspareunie* 3. Sterilität 4. Infertilität. 6. Anaerobier 7. Mycobacterium hominis dete Gewebe des Stratum functionale abge-
Diagnostik: – selten: Mycobacterium tuberculosis (Endo- stoßen.
– Typische Anamnese, Inspektion, bimanuelle metritis* tuberculosa). – Bei Eintritt einer Schwangerschaft* entwi-
Palpation Einteilung: nach betroffenem Gebärmutteran- ckelt es sich zur Dezidua.
– Sonografie, Laparoskopie, Zysto-, Koloskopie teil Endometriumablation f: engl. endometrial ab-
– Sicherung durch histopathologischen Nach- – Endometritis cervicis uteri (Zervizitis*) lation. Therapeutische Koagulation* des Endo-
weis (in der Regel nach Laparoskopie). – Endometritis corporis metriums. Unterschieden werden verschiedene
Therapie: – Endometritis decidualis (selten). Formen, z. B. bipolare Hochfrequenzkoagulati-
– Bei isolierten Herden: v. a. operative Entfer- Therapie: on, Roller*-Ball-Koagulation und Ballonkoagu-
nung (meist laparoskopisch) – Breitband-Antibiotika, z. B. Ciprofloxacin, lation*. Vor Endometriumablation erfolgt zwin-
– bei Inoperabilität oder als hormonale An- Doxycyclin, Metronidazol gend der hysteroskopische und histologische
schlussbehandlung:1.Gestagenmonotherapie – Bettruhe Ausschluss eines Endometriumkarzinoms.
Endometriumbiopsie 494

Indikation: Uteruserhaltende Therapie rezidi- Diagnostik: – bei hereditary nonpolyposis colorectal carci-
vierender Hypermenorrhö* oder Menorrhagie* – Ultraschalldiagnostik noma syndrome (HNPCC) familiäres Endo-
nach Ausschluss systemischer und lokaler intra- – Hysteroskopie (siehe Abb. 1 und Abb. 2) metriumkarzinom ab 45. Lj.
uteriner Ursachen. – Kürettage und Histologie Formen:
Endometriumbiopsie → Aspirationsküret- – Gestagentest. – Östrogenabhängiges Endometriumkarzinom
tage Therapie: (Typ I, ca. 75–80 %): 1. bei östrogen- (insbeson-
Endometriumbiopsie → Strichkürettage – Gestagene: 1. zyklisch oder kontinuierlich dere estradiol-)bedingter Endometriumhyper-
Endometriumhyperplasie f: engl. endometri- 2. höhere Dosierung bei zunehmendem Ent- plasie* 2. Risikofaktoren: Langzeiteinnahme
um hyperplasia. Übermäßige Proliferation der artungsrisiko von Östrogenen ohne ausreichenden Gesta-
Uterusschleimhaut infolge längerfristiger Öst- – bei atypischer Endometriumhyperplasie ggf. genschutz, metabolisches Syndrom, Diabetes
E rogeneinwirkung bei Abfall des Progesterons.
Eine komplexe Endometriumhyperplasie mit
Hysterektomie.
Endometriumkarzinom n: engl. endometrial
mellitus, polyzystisches Ovarialsyndrom, frü-
he Menarche und späte Menopause, Nullipa-
Atypien ist eine Präkanzerose* des östrogenab- cancer. Von Drüsen der Gebärmutterschleim- rität, Infertilität, Zustand nach Mammakarzi-
hängigen Endometriumkarzinoms*. Klinisch haut ausgehender maligner, epithelialer Ute- nom, Östrogen bzw. Androgen produzieren-
kommt es zu verstärkter und verlängerter rustumor. Symptome sind postmenopausale der Tumor, Tamoxifen-Therapie, HNPCC
Menstruationsblutung (Durchbruchblutung*). uterine Blutung bzw. prämenopausale Zusatz- – östrogenunabhängiges Endometriumkarzi-
Therapiert wird medikamentös-hormonell blutungen. Behandelt wird mittels stadienge- nom (Typ II, ca. 20–25 %): 1. entsteht aus en-
(Gestagene) oder operativ. Vorkommen: U. a. rechter Operation, Strahlentherapie oder Che- dometrialem intraepithelialem Karzinom
bei motherapie. Die 5-Jahres-Überlebensrate be- (Abk. EIC) bei atrophem Endometrium (50 %
– Östrogenmonotherapie trägt je nach Stadium, Pathologie und Therapie ohne Myometriuminvasion) 2. Östrogen- und
– Tamoxifentherapie zwischen 87 und 18 %. Epidemiologie: Progesteron-Rezeptor-negativ 3. Risikofakto-
– Follikelpersistenz* – Häufigstes Genitalkarzinom in westlichen ren: zunehmendes Lebensalter, vorausgegan-
– Östrogen-produzierendem Tumor (z. B. Gra- Industrieländern gene Bestrahlung des Uterus.
nulosazelltumor*, Thekazelltumor*). – in Deutschland vierthäufigstes Malignom Pathologie:
Klinik: Verstärkte und verlängerte Menstruati- der Frau (5,6 % aller Malignome) mit ca. – Exophytisch in Cavitas uteri oder endophy-
onsblutung insbesondere bei Beginn (sog. juve- 11 000 Neuerkrankungen pro Jahr. tisch in Myometrium einwachsend
nile Blutung) und am Ende (sog. klimakterische Vorkommen v. a. in der Postmenopause: – Metastasierung lymphogen in paraaortale
Blutung) der Geschlechtsreife. – 4 % vor 40. Lj. und Beckenlymphknoten, in ca. 10 % der Fäl-

Endometriumkarzinom:
FIGO-Klassifikation 2010 und Vorversion.
FIGO-Stadium Klassifikation 2010
0 Carcinoma in situ
I begrenzt auf Corpus uteri
IA begrenzt auf Endometrium oder infiltriert weniger als die Hälfte des Myometriums
IB infiltriert die Hälfte oder mehr des Myometriums
IC d
II infiltriert Zervixstroma, keine Ausbreitung jenseits des Uterus[1]
Endometriumhyperplasie Abb. 1: einfache
Hyperplasie (Hysteroskopie). [164] II A d
II B d
III lokale und/oder regionale Ausbreitung
III A Ausdehnung auf Serosa bzw. Adnexe[2]
III B Ausdehnung auf Vagina oder Parametrium
III C Metastasen in Becken- bzw. paraaortalen Lymphknoten
III C1 Metastasen in Beckenlymphknoten
III C2 Metastasen in paraaortalen Lymphknoten mit oder ohne Befall der Beckenlymphknoten
IV A infiltriert Harnblasen- und/oder Darmschleimhaut
IV B Fernmetastasen
[1]
nur endozervikaler Drüsenbefall zählt zu FIGO I
[2]
separate Erfassung positiver Zytologie (Nachweis von Tumorzellen in Aszites oder Peritoneallavage)
Endometriumhyperplasie Abb. 2: komplexe ohne Einfluss auf FIGO-Stadium
Hyperplasie (Hysteroskopie). [164]
495 Endopyelotomie

le in Ovarien, hämatogen v. a. in Lunge (über kards und Fibrosierung des Myokards (restrikti- endophyXtisch: engl. endophytic. Nach innen
V. cava inferior), Leber, Skelettsystem und ve Kardiomyopathie*) sowie konsekutiver Herz- wachsend; z. B. in das Lumen von Hohlorganen
Gehirn insuffizienz*. Die Endomyokardfibrose tritt wachsende Tumoren.
– histopathologisch meist Adenokarzinom* v. a. in Afrika und Indien auf. Endoplaø sma n: engl. endoplasm. Innerer Zyto-
– bei östrogenabhängigem Typ v. a. endometri- Endomyokarditis f: engl. endomyocarditis. Sel- plasmaanteil, der von Ektoplasma* umgeben
oides, bei östrogenunabhängigem Typ v. a. tene Kombination von Endokarditis* und Myo- ist.
klarzelliges oder seröses Adenokarzinom. karditis*, v. a. bei akutem rheumatischem Fie- Endoprothese [Gelenke] f: engl. endoprosthe-
Einteilung: Änderungen der FIGO-Klassifika- ber*. sis. (Teil-)Ersatzstück zur Wiederherstellung
tion 2010 im Vergleich zur Vorversion (siehe Endomyometritis f: Von der Gebärmutter- der Gelenkfunktion (Gelenkendoprothese) eines
Tab.). schleimhaut (Endometrium) auf die Muskel- z. B. durch Arthrose oder Fraktur zerstörten Ge-
Klinik: Leitsymptome:
– Postmenopausale uterine Blutung, prämeno-
schicht des Uterus (Myometrium) übergreifende
Endometritis*.
lenks. Häufige Anwendung finden Hüftgelenk-
prothesen und Kniegelenkprothesen*.
E
pausale Zusatzblutungen (Menorrhagie*, endonasal: Innerhalb der Nase. Prinzip:
Metrorrhagie*) Endoneurium → Nervenfaser – Eine Gelenkfläche (Hemiendoprothese*) oder
– später auch eitriger Fluor oder Pyometra*. Endonukleasen → Nukleasen beide (Totalendoprothese*) Gelenkflächen
Diagnostik: Hysteroskopie*, fraktionierte Kü- Endoparasit m: engl. endoparasite; syn. Ento- werden ersetzt
rettage*, Messung der Endometriumdicke zoon. Innerhalb des Organismus einer anderen – Prothesen bestehen meist aus Materialkom-
durch Vaginalsonografie*. Spezies lebender tierischer Schmarotzer, beim binationen, um die Verankerung (zementiert
Therapie: Menschen z. B. Protozoen* und Helminthes*. oder zementfrei) im Knochen zu optimieren
– Operativ: 1. Basistherapie: totale Hysterekto- Endopeptidasen → Proteasen und den Materialabrieb zu minimieren.
mie* mit Entfernung beider Adnexe, stadien- Endophlebitis f: engl. endovenitis. Entzündung Anwendung:
abhängig systematische pelvine (mindestens des Endothels* einer Vene. – Hüftgelenkprothese (z. B. Totalendoprothese
15 Lymphknoten) und paraaortale (mindes- Endophlebitis obliøterans f: Endophlebitis* mit alloplastischem Ersatz von Femurkopf
tens 10 Lymphknoten) Lymphadenektomie mit nachfolgender Thrombose*. und Hüftpfanne bei Koxarthrose)
(auch laparoskopisch im Rahmen laparosko- Endophlebitis portalis → Pylephlebitis – Kniegelenkprothese* (siehe Abb.)
pisch assistierter vaginaler, ggf. radikaler Endophthalmitis f: Entzündung der Augenin- – seltener Schultergelenkprothese, Sprungge-
Hysterektomie) 2. stadienabhängig ggf. Mit- nenräume. Ursachen sind bakterielle oder my- lenkprothese, Zehengelenkprothese (Großze-
resektion der Parametrien 3. bei serösem oder kotische Entzündungen aufgrund von Verlet- he), Fingergelenkprothese, Bandscheiben-
klarzelligem Endometriumkarzinom zusätz- zungen sowie autoimmune Prozesse an der Au- prothese.
lich Omentektomie sowie Entnahme multi- genlinse. Die Behandlung richtet sich nach der
pler Peritonealbiopsien 4. bei fortgeschritte- Ursache. Siehe Abb.
nem Stadium operative Reduktion großer Formen:
Tumormassen zur Verbesserung der Effekti- – Bakterielle oder mykotische Endophthalmi-
vität palliativer Maßnahmen tis: 1. Ursache: perforierende Verletzung,
– ggf. Strahlentherapie (in der Regel kombinier- Hornhautulzeration oder intraokulare OP
te Brachytherapie* und Telestrahlentherapie*) 2. Klinik: mögliche Erblindung innerhalb
– systemische Therapie: Chemotherapie bei von Stunden 3. Therapie: Antibiotika, Vitrek-
Hochrisikokarzinom (klarzelliges und serö- tomie*
ses Adenokarzinom). – phakogene Endophthalmitis: 1. Klinik: ein-
Prognose: 5-Jahres-Überlebensrate je nach Sta- seitige anteriore und posteriore Uveitis* in-
dium, Pathologie (z. B. endometrioides Adeno- folge Autoimmunität* gegen Linsenproteine
karzinom günstiger als seröses Karzinom) und (phakogene Uveitis) 2. Vorkommen: unter
Therapie (OP prognostisch günstiger als Be- Umständen nach extrakapsulärer Katarakt- Endoprothese [Gelenke]: 1: Totalendoprothese des
strahlung) zwischen 87 und 18 %. extraktion mit Verbleib größerer Linsenreste Hüftgelenks rechts; 2: Totalendoprothese des
Endometriumresektion f: engl. endometrium 3. Therapie: Entfernung der Linsenanteile, Kniegelenks rechts (Röntgenaufnahmen). [116]
resection. Hysteroskopisches Abtragen des En- Vitrektomie.
dometriums mithilfe einer Resektionsschlinge
bei therapieresistenter Hypermenorrhö* oder
Menorrhagie*. Endoprothese [Stent] f: Endoskopisch oder
Endometriumsarkom → Uterussarkom transluminal platziertes Implantat, z. B. Kunst-
Endomitose f: engl. endomitosis. Verdoppe- stoffröhrchen, Tubus* oder Stent* zur Überbrü-
lung der DNA und Spaltung der Chromosomen ckung oder Drainage bei Stenose oder Striktur
ohne Auflösung der Kernmembran und ohne von Gefäßen oder Ausführungsgängen sezer-
Ausbildung einer Teilungsspindel, wodurch po- nierender Organe.
lyploide Kerne mit vielfachen Chromosomen- Endopyelotomie f: engl. endopyelotomy. Endo-
sätzen entstehen. skopische Schlitzung des verengten pelvi-urete-
Endomyces dermatitidis → Blastomyces der- ralen Segments bei angeborener oder entzündli-
matitidis cher Harnleiterabgangstenose*. Der Zugang er-
Endomyokardfibrose f: engl. endomyocardial folgt transurethral oder perkutan. Bei Bedarf
fibrosis. Kollagenose* mit Verdickung des Endo- Endophthalmitis [143] wird ein Katheter eingelegt.
Endorphine 496

Formen: des Epithels der Müller-Gänge mit Ausdifferen- Orifices Transluminal Endoscopic Surgery,
– Transurethrale Endopyelotomie: 1. Ureter- zierung zu Tubenepithel, v. a. in der Umgebung Abk. NOTES) 2. mediastinal-thorakal (Me-
orenoskopie einschließlich Aufdehnung des der Eileiter, gelegentlich in Mesosalpinx, diastinoskopie*, Thorakoskopie*, Video*-as-
Harnleiters 2. bei Bedarf mit retrograder Dar- Omentum und Beckenperitoneum. Bei großer sisted Thoracic Surgery, Abk. VATS) 3. arti-
stellung von Ureter und Nierenbecken mit- Ausdehnung kann sich ein Aszites entwickeln. kulär (Arthroskopie*)
tels Kontrastmittel und Durchleuchtung Maligne Entartung ist sehr selten. Abzugrenzen – gynäkologisch, z. B. Hysteroskopie*, Dukto-
3. bei Bedarf transurethrale Kathetereinlage ist eine Endometriose. skopie*
– transkutane Endopyelotomie: 1. Punktion Endosaø lpinx → Eileiter – urologisch, z. B. Ureterorenoskopie*, Ureth-
des Nierenbeckens und Aufdehnung der Nie- Endoscopic Endometriosis Classification roskopie*, Zystoskopie*
renfistel 2. Pyeloskopie, bei Bedarf inklusive Score m: engl. EEC-Score; Abk. EEC-Score. Kli- – neurochirurgisch: Neuronavigation*
E Kontrastmitteluntersuchung in Durchleuch-
tung 3. bei Bedarf Nierenfistelkatheterein-
nisch-endoskopische Stadieneinteilung der En-
dometriose. Die Stadiumklassifikation erfolgt
– vaskulär: Angioskopie*.
Endoskopie, gastrointestinale f: engl. gastro-
lage. nach ausgeprägtestem Einzelbefund. intestinal endoscopy. Ausleuchtung und Inspek-
Endorphine n pl: engl. endorphins; syn. endoge- Endoskopie f: engl. endoscopy. Ausleuchtung tion von gastrointestinalen Körperhohlräumen
ne Morphine. Sammelbezeichnung für körper- und Inspektion von Körperhohlräumen bzw. bzw. Hohlorganen mithilfe eines Endoskops.
eigene Opioid-Rezeptor-Liganden. Endorphine Hohlorganen mithilfe eines Endoskops zu diag- Das Verfahren wird sowohl diagnostisch als
sind Peptide mit stark analgetischer, morphin- nostischen Zwecken oder Durchführung opera- auch therapeutisch eingesetzt.
ähnlicher Wirkung, deren Sekretion im Rah- tiver Eingriffe unter visueller Kontrolle. Formen:
men einer Schmerz- bzw. Stressreaktion erfolgt. Indikationen: – Ösophagogastroduodenoskopie*
Sie wurden erstmals aus porcinem Gehirn (Hy- – Diagnostisch: 1. ggf. mit Biopsie zur histolo- – Dünndarmendoskopie*
pophyse) isoliert. gischen Untersuchung, evtl. in Kombination – Koloskopie*: 1. komplette Koloskopie 2. Sig-
Biosynthese: Die Biosynthese findet in Zellen mit Röntgendiagnostik* (z. B. als ERCP*) moidoskopie* 3. Rektoskopie* 4. Proktosko-
des peripheren und zentralen Nervensystems oder Ultraschalldiagnostik (Endosonografie*) pie*
sowie hypophysär, gastrointenstinal, adrenal 2. auch als Kapselendoskopie* – Cholangioskopie*.
und in Zellen des Immunsystems statt. – therapeutisch: 1. Durchführung operativer Indikationen:
Einteilung: Unter anderem Eingriffe unter visueller Kontrolle (z. B. – Diagnostisch: ggf. mit Biopsie* zur histologi-
– Endorphine, v. a. β-Endorphin: 1. Genlocus Elektro- oder Laserkoagulation endobronchi- schen Untersuchung, evtl. in Kombination
2p23.3 (POMC) 2. Bildung aus Vorläuferpro- aler Tumoren, Clip*-Applikation, Polypekto- mit Röntgendiagnostik (z. B. als ERC; ERCP*)
tein Proopiomelanocortin 3. Bindung insbe- mie, Papillotomie*, Fremdkörperentfernung, oder Endosonografie*, auch als Kapselendo-
sondere an μ1-Rezeptor, auch an andere μ-Re- Sklerosierung bzw. Gummibandligatur von skopie*
zeptorsubtypen sowie δ- und κ1-Rezeptor Ösophagusvarizen*) 2. fiberoptische Intuba- – therapeutisch: Durchführung operativer Ein-
– Enkephaline: Met-Enkephalin, Leu-Enke- tion*. griffe unter visueller Kontrolle, z. B.: 1. Elekt-
phalin: 1. insbesondere adrenal exprimierte Formen: ro- oder Laserkoagulation von Tumoren
Pentapeptide 2. Genlocus 8q12.1 (PENK) – Gastroenterologisch, z. B.: 1. Gastroskopie*, 2. Clipapplikation 3. endoskopische Mukosa-
3. Bildung aus Vorläuferprotein Proenkepha- Duodenoskopie*, Duodenojejunoskopie*, resektion (EMR) 4. Polypektomie 5. Papillo-
lin 4. Bindung insbesondere an δ-Rezeptor, Ileoskopie*, Koloskopie*, Rektoskopie*, Prok- tomie 6. Fremdkörperentfernung 7. Sklero-
auch an μ-Rezeptor toskopie* (siehe Abb.), Sigmoidoskopie* sierung bzw. Gummibandligatur von Öso-
– Dynorphine: 1. Neuropeptid 2. Genlocus 2. Cholangioskopie* 3. Ösophagoskopie* phagusvarizen
20p13 (PDYN) 3. Bildung aus Vorläuferprote- – HNO-Bereich, z. B.: 1. Bronchoskopie* 2. La- – fiberoptische Intubation*.
in Prodynorphin (klinische Bedeutung: spi- ryngoskopie*, Hypopharyngoskopie*, Panen- Endoskopie, virtueø lle f: engl. virtual endosco-
nozerebellare Ataxie Typ 23 infolge autoso- doskopie* 3. Rhinoskopie*, Sinuskopie* 4. Si- py. Dreidimensionale Simulation und Darstel-
mal-dominant erblicher PDYN-Mutation) alendoskopie* lung des Darmlumens (ggf. auch anderer Kör-
4. Bindung insbesondere an κ-Rezeptor. – im Rahmen der minimal-invasiven Chirur- perinnenräume) aus Daten digitaler bildgeben-
Wirkung: Endorphine wirken als Neurotrans- gie*: 1. abdominal (Laparoskopie*, Natural der Verfahren* wie CT* und MRT. Die errechne-
mitter, Neuromodulatoren oder Hormone. Sie ten Bilder entsprechen dem Bildeindruck einer
steuern vegetative Funktionen durch Aktivie- konventionellen Endoskopie*.
rung endorphinerger Neurone, z. B. bei Verar- Endoskopische Hämostase f: engl. Endoscopic
beitung sensorischer Afferenzen (analgetische Hemostasis; syn. endoskopische Blut-Stillung.
Wirkung durch Blockade der Schmerzreizüber- Mittels Endoskop durchgeführte Blutstillung*
tragung im Hinterhorn des Rückenmarks; zent- im oberen (Speiseröhre, Magen oder Duode-
rale Modulation der Schmerzempfindung; cave: num, ggf. noch proximales Jejunum) oder unte-
Berücksichtigung der abnehmenden Endor- ren Gastrointestinaltrakt* (Rektum, Kolonrah-
phinplasmakonzentration im Alter bei men und terminales Ileum), wobei dies je nach
Schmerztherapie). Zudem sind Endorphine ver- Blutungsquelle durch Unterspritzung, Clip,
antwortlich für die Regulation der Körpertem- Gummibandligatur oder Hämospray erfolgen
peratur, die Kontrolle der hypophysären Inkre- kann.
tion, die Steuerung von Antrieb und Verhalten Endoskopische Papillektomie f: syn. endo-
sowie für die Hemmung der Darmmotilität. skopische Papillen-Resektion. Endoskopisch
Endosalpingiose f: engl. endosalpingiosis. Drü- häufig mittels Seitblickendoskop durchgeführ-
senähnliche Proliferation versprengter Reste Endoskopie: gastrointestinale Endoskopie (Auswahl). te Resektion der Papilla vateri, z. B. bei adeno-
497 Endstrecke

matösen Papillentumoren, mit anschließendem fibrillen sitzen. Die Zellen werden bei Bedarf Endovascular Aneurysm Repair: Abk. EVAR.
Stenting des Ductus hepaticus communis (DHC) (z. B. Fraktur) schnell aktiviert. Minimal-invasives Verfahren zur Therapie von
und des Ductus wirsungianus. Endostose f: engl. endostosis. Von der Innen- Aneurysma* verum oder Aneurysma dissecans
Endoskopische Sklerosierung f: syn. endo- seite der Kompakta bzw. Kortikalis nach innen größerer Arterien (Aorta, Iliakalarterien) durch
skopische Obliteration. Endoskopische Behand- in Richtung Markraum gerichtete, überschie- Implantation einer endovaskulären Stentpro-
lungsmethode bei Ösophagus- und Fundusvari- ßende Knochenneubildung. these (Stentgraft).
zen* des Magens, wobei letztere mit Aethoxy- Endothel n: engl. endothelium. Einschichtiges Endozeø rvix → Cervix uteri
sklerol unterspritzt werden. Plattenepithel als Innenauskleidung der Ge- Endozytose f: engl. endocytosis. Aufnahme von
Endoskopische Submukosadissektion f: fäße. Makromolekülen und Partikeln in gelöster (Pi-
Abk. ESD. Verfahren zur kurativen Behandlung Endotheldysfunktion → Dysfunktion, endo- nozytose*) oder fester Form (Phagozytose*) in
von gastrointestinalen Stromatumoren (GIST)
und klar definierten Frühstadien des Ösopha-
theliale
Endotheline n pl: engl. endothelins. Vasoaktive
die Zelle durch einen Vesikulationsvorgang der
Zellmembran unter Bildung von Endosomen*.
E
gus- und Magenkarzinoms mit Beschränkung Polypeptide mit kurzer HWZ und lokal be- Endozytoskopie f: engl. endocytoscopy. Endo-
auf die Mucosa (T1a N0 M0). Nach endoskopi- grenzter Wirkung. Sie werden in arteriellen En- skopisches Verfahren zur hochauflösenden Be-
scher Markierung des Resektionsrands wird die dothelzellen (Autakoid*) aus Proendothelin urteilung oberflächlicher Gewebeschichten der
betroffene Schleimhaut eleviert und in toto dis- (38 Aminosäurereste) durch Konversionsenzy- gastrointestinalen Mukosa im zellulären und
seziert. me (endothelin conversion enzymes, ECE) gebil- subzellulären Bereich. Der klinische Stellenwert
Endosom n: engl. endosome. Durch Endozyto- det. Endotheline wirken auf Blutgefäße und ist noch nicht hinreichend evaluiert.
se* entstandenes intrazelluläres Vesikel. Über verengen die Bronchien. Endplatte, motorische f: engl. motor end plate;
das endosomale Kompartiment aus miteinan- Endotheliom n: engl. endothelioma. Neubil- syn. Muskelendplatte. Neuromuskuläre Synap-
der kommunizierenden Vesikeln wird das endo- dung aus Endothelzellen (siehe Epitheliom*, se als Endigungsbereich einer motorischen Ner-
zytierte Material in die Zelle aufgenommen, Mesotheliom* und Meningeom*). venfaser (präsynaptische Membran) auf einer
durch Verschmelzen mit Lysosomen* eliminiert Endothelium Derived Hyperpolarizing Factor Muskelfaser (postsynaptische Membran).
oder durch die Zelle hindurch transportiert m: Abk. EDHF. Zu den Autakoiden* gehören- Siehe Abb.
(Transzytose*). der Vasodilatator*, der die Aktivierung kalzi- Funktion: Die marklosen Nervenendigungen
Endosonografie → Ultraschall, intravaskulä- umabhängiger Kaliumkanäle und damit die Re- enthalten zahlreiche Vesikel, in denen Acetyl-
rer laxation der glatten Muskulatur von Blutgefä- cholin gespeichert ist, das bei Erregung freige-
Endosonografie f: engl. endoscopic ultrasound; ßen durch Hyperpolarisation* bewirkt. Zu Va- setzt wird (Exozytose*) und zur Erregung der
syn. Endosonographie. Diagnostisches Verfah- sodilatation führen vermutlich Eikosanoide, Muskelmembran (Depolarisation*) und damit
ren zur intraluminalen Ultraschalldiagnostik*. H2O2, Lipoxygenasen, Zytochrom P450, CO, zur Muskelkontraktion führt. Der Abbau des
Formen: kardiale natriuretische Peptide* und direkte in- Acetylcholins durch die Acetylcholinesterase*
– EUS (endoskopischer Ultraschall) zum Aus- terzelluläre Kommunikation über gap juncti- sowie die Diffusion aus dem synaptischen Spalt
schluss bzw. zur Beurteilung pathologischer ons. ermöglichen die Repolarisation der motori-
Veränderungen von Hohlorganen und an- Endothelium Derived Relaxing Factor: Mit schen Endplatte. Sie wird blockiert durch neu-
grenzenden Strukturen: 1. v. a. zur Beurtei- Stickstoffmonoxid* identischer Vasodilatator romuskulär blockierende periphere Muskelrela-
lung auffälliger Wandprozesse des Gastroin- und gleichzeitig Hemmstoff der Thrombozy- xanzien oder durch Curare.
testinaltrakts, besonders Ösophagus, Media- tenadhäsion und -aggregation.
stinum, Magen, Rektum, Anus, im Rahmen Endotoxämie f: engl. endotoxemia. Einstrom
des Stagings* 2. endobronchial zur Beurtei- von Membranbestandteilen gramnegativer Bak-
lung mediastinaler und pulmonaler Erkran- terien (Endotoxinen) aus dem Darm in das Blut.
kungen (endobronchialer Ultraschall*) Ursache ist meist eine minderperfusionsbeding-
3. transrektal und transvaginal (Vaginalsono- te Permeabilitätserhöhung bei extremer Dauer-
grafie*) zur Detektion von Erkrankungen des belastung (Ausdauersport, v. a. untrainierte Per-
Urogenitaltrakts, v. a. der Prostata (transrek- sonen).
tale Prostatasonografie*) und des inneren Klinische Bedeutung: Kann vereinzelt zu Rhab-
weiblichen Genitales, z. B. Myoma* ute- domyolyse* und Nekrosen* (z. B. an Herzmus- Endplatte, motorische [5]
ri oder Extrauteringravidität* (Abb. 3 dort) kel oder Extremitätenmuskulatur) bis hin zu ei-
4. transösophageal auch im Rahmen der TEE nem Kompartmentsyndrom* oder Crush*-Syn- Endplattenpotenziale → Elektromyografie
(Echokardiografie*) drom führen. Endständiges Ileostoma n: syn. terminales
– intravaskulärer Ultraschall* (IVUS) Endotoxine → Toxine Ileostoma. Schaffung eines permanenten Ente-
– intraduktaler Ultraschall* (IDUS). Endotoxinschock → Schock, septischer rostomas* im Bereich des (terminalen) Ileums
Endosporen → Sporen Endotrachealtubus m: engl. endotracheal tube. als Form der definitiven Stuhlableitung nach
Endoø st n: engl. endosteum. Die Knochenbin- Beatmungsschlauch zum Einlegen in die Luft- Proktokolektomie* bei familiärer adenomatöser
nenräume (Markhöhle, Havers-Kanäle, Spongi- röhre, über Mund oder Nase. Der Endotracheal- Polyposis (FAP) oder Colitis ulcerosa.
osa-Trabekel) auskleidende einschichtige Lage tubus sichert die Atemwege und schützt vor As- Endstrecke f: engl. S-T segment. ST*-Strecke
von Bindegewebezellen (bone lining cells). Es piration*. Er besteht meist aus Kunststoff und und T*-Welle im EKG*. Zu Endstreckenverän-
besteht aus mesenchymalen Stammzellen, Os- kann mittels Cuff* blockiert werden, meist Nie- derungen kommt es bei Störung der ventriku-
teoprogenitorzellen, ruhenden Osteoblasten derdruckcuff. Je nach Indikation und Umstand lären Erregungsrückbildung (Repolarisation),
und inaktiven Osteoklasten, die auf einer dün- stehen verschiedene Typen zur Verfügung. z. B. bei Herzinfarkt*, Perikarditis* (bzw. Peri-
nen Schicht von nicht mineralisierten Kollagen- myokarditis) oder Hypokaliämie*.
Endstrombahn 498

Endstrombahn f: engl. terminal vessels; syn.


Energieumsatz:
terminale Strombahn. Abschnitt des Gefäßsys- Energieumsatz beim Ausüben bestimmter Sportarten.
tems (∅ < 30 μm), der aus Arteriolen, Kapillaren
sowie postkapillaren Venen (Venolen) besteht Sportart Energieverbrauch Abbau von Fettgewebe in g
und die Mikrozirkulation bestimmt. Nach hä- pro 1/2 Stunde in kcal
modynamischer Definition entspricht dieser Gehen 3 km/h 88 13
Abschnitt dem neutralen Bereich des termina-
len Kapillarbetts zwischen arteriellem Influx 4,5 km/h 100 14
und venösem Efflux (Wendepunkt des Kreis- Wandern 6 km/h 130 19
laufs).
Dauerlauf km/h
E Endwirt m: engl. definitive host. Lebewesen
(Tiere, Menschen), in welchen die sexuelle Rei-
9
12 km/h
334
356
48
51
fung und Vermehrung von Parasiten* mit Radfahren 9 km/h 125 19
Wirtswechsel stattfindet, z. B. Helminthes oder
15 km/h 190 27
Protozoen mit Zweiwirtzyklus.
End-zu-End-Anastomose → Anastomose 21 km/h 305 44
End-zu-End-Naht f: engl. end-to-end suture. Gymnastik
Wiedervereinigung der Enden durchtrennter Dehnübungen 105 15
Gewebestrukturen mit speziellen, gewebeab-
hängigen Nahtmethoden, z. B. Sehnennaht*, Konditionsgymnastik 235 34
Nervennaht* oder Gefäßnaht*. Schwimmen 20 m/min 155 22
Energieabgabe, basale → Harris-Benedict- Skilanglauf 9 km/h 316 45
Gleichung
Energieäquivalent → Äquivalent, energeti- Rudern 3 km/h 129 18
sches 6 km/h 326 46
Energielosigkeit → Antriebsarmut
Tennis 181 26
Energiequotient m: engl. energy quotient. Quo-
tient (nach Robbers und Traumann) aus Ener-
gie- bzw. Kalorienzufuhr und Körpergewicht
oder -oberfläche zur Abschätzung des Energie-
umsatzes* pro kg KG. Bestimmung: armen Randwall (konzentrisch zur Nische ver-
Referenzwerte: – Rechnerisch: Produkt aus Sauerstoffaufnah- zogenes Schleimhautfaltenrelief). Zur Befundsi-
– Bettruhe 101–109 kJ/kg KG (bzw. 24–26 kcal/ me* und energetischem Äquivalent*, extra- cherung erfolgt zusätzlich die Darstellung im
kg KG) poliert auf 24 h Profil (Kragenknopfulkus).
– leichte körperliche Aktivität 134 kJ/kg KG – Abschätzung des Energieumsatzes: total* ENG: Abk. für → Elektroneurografie
(bzw. 32 kcal/kg KG) energy expenditure ENG: Abk. für → Elektronystagmografie
– mittelschwere körperliche Aktivität 155 kJ/ – in der Regel experimentell: Isotopendiluti- Engelflügelstellung → Scapula alata
kg KG (bzw. 37 kcal/kg KG) onsmethode mit zweifach isotopenmarkier- Engelwurz, echte m: syn. Angelica archangeli-
– schwere körperliche Aktivität 168–208 kJ/ tem Wasser (Kurzbezeichnung DLW-Metho- ca. Pflanze aus der Familie der Doldengewächse
kg KG (bzw. 40–50 kcal/kg KG). de für engl. doubly labelled water method):
Energieumsatz m: engl. metabolic rate. Tägli- 1. nach oraler Gabe von 2H218O Berechnung
cher Energiebedarf (bzw. -verbrauch) zur Auf- des Energieumsatzes aus Verhältnis beider
rechterhaltung aller Körperfunktionen. Er ent- Isotope im Urin oder anderer Körperflüssig-
spricht der Summe aus Grundumsatz*, Leis- keit 2. Prinzip beruht auf der unterschiedli-
tungsumsatz* und nahrungsinduzierter Ther- chen Eliminationskinetik von 2H (Eliminati-
mogenese* und ist u. a. abhängig von Lebensal- on als 2H2O) und 18O (Elimination als H218O
ter und Geschlecht. und C18O 2).
Erläuterung: Der durchschnittliche sog. Nutzef- Energieumsatz eines Erwachsenen pro Tag:
fekt körperlicher Arbeit (Kraft × Weg) bei isoto- – Bei leichter Betätigung 6400–11 000 kJ
nischer Muskelkontraktion (Verkürzung eines (1500–2500 kcal)
Muskels bei gleichbleibender Spannung) ent- – bei schwerer körperlicher Arbeit 15 000–
spricht ca. 20 % des Energieumsatzes, der Rest 17 000 kJ (3500–4000 kcal)
wird als Wärme freigesetzt. Bei isometrischer – beim Sport (Tab.).
Muskelkontraktion (Spannungszunahme eines Enervierung → Denervierung
Muskels bei gleichbleibender Länge) entsteht En-face-Nische f: engl. en face niche. Eindeuti-
ausschließlich Wärme. Auch die Verdauung ist ges morphologisches Kriterium eines Wandde-
eine energieverbrauchende Tätigkeit. Der Ener- fekts von Ösophagus, Magen, Duodenum sowie
gieumsatz bei Ruhe wird als Grundumsatz* be- Jejunum, meist aufgrund eines Ulkus. In der
zeichnet. Aufsicht (en face) erscheint ein rundliches Kont-
rastmitteldepot, umgeben von einem kontrast- Engelwurz, echte: Blütenstand (Dolde). [228]
499 Entbindung, operative

(Apiaceae), deren aromatisches Bittermittel Wirkung: Enhancer stellen relativ große Ele- Enolform f: engl. enol form. Isomer der Keto-
spasmolytisch, cholagog und stimulierend auf mente von oft mehreren 100 Basenpaaren Länge form mit der Gruppe dCOH]CHd. Die Enol-
die Magensaftsekretion wirkt. Siehe Abb. dar, die unabhängig funktionierende, wieder- form steht bei der Keto-Enol-Tautomerie mit
Verwendung: holte Sequenzbereiche enthalten können. Um der Ketoform im Gleichgewicht.
– Medizinisch: 1. bei Appetitlosigkeit (Kom- den Enhancern Wirkung zu verleihen, müssen Enophthaø lmus m: engl. enophthalmos. Zurück-
mission E) 2. bei dyspeptischen Beschwerden Proteinfaktoren vorhanden sein, die mit den sinken des Augapfels in die Orbita. Ursachen
wie Völlegefühl, Blähungen und krampfarti- DNA-Sequenzen spezifische Protein-DNA-In- können sein Dystrophia myotonica, Metastase
gen Magen-Darm-Störungen (European Sci- teraktionen eingehen. Diese Protein-DNA-In- des Mammakarzinoms*, Blow*-out-Fraktur,
entific Cooperative on Phytotherapy, Kom- teraktion erleichtert in der Promotorregion Schwund des orbitalen Fettgewebes durch ho-
mission E) (Promotor*) des regulierten Gens die Bindung hes Alter oder eine auszehrende Krankheit.
– volkstümlich: 1. innerlich auch zur Behand-
lung von Leber- und Gallenwegserkrankun-
anderer Transkriptionsfaktoren oder der DNA-
abhängigen RNA-Polymerase. Enhancer wirken
Beim Horner*-Syndrom kommt es durch die
schmale Lidspalte zu einem scheinbaren
E
gen, bei Husten und Bronchitis, nervöser unabhängig von Orientierung, Richtung oder Enophthalmus.
Schlaflosigkeit und als Tonikum 2. äußerlich Ort des Transkriptionsstarts. Enostose → Hyperostose
zu hautreizenden Einreibungen 3. die Wirk- Enkephaline → Endorphine Enoxaparin n: engl. enoxaparine. Antikoagu-
samkeit bei den volkstümlichen Anwen- Enkephaline n pl: syn. Leucin-Enkephalin. lans aus der Gruppe der niedermolekularen He-
dungsgebieten ist derzeit nicht belegt Peptide, die neben Endorphinen und Dynorphi- parine. Intravenös appliziert dient Enoxaprin
– in der Anthroposophischen Medizin Verwen- nen zur Gruppe der endogenen Opioidpeptide der prophylaktischen oder therapeutischen He-
dung als Tonikum. gehören. Sie binden an die 3 ähnlichen G-Prote- parinisierung im korporalen oder extrakorpora-
Englische Krankheit → Rachitis in-gekoppelten μ-, δ- und κ-Rezeptoren und len Kreislauf. Gegenüber unfraktioniertem He-
Engpasssyndrom → Impingement-Syndrom hemmen die Aktivität von Neuronen. Die bei- parin besitzt es eine längere Wirkdauer und ein
Engpasssyndrom → Nervenkompressionssyn- den Vertreter Leu- und Met-Enkephalin sind geringeres HIT-Risiko. Kontraindikation ist ei-
drom Pentapeptide. ne kurz zurückliegende Blutung.
Engraø mm n: engl. engram. Durch häufige Wie- Enkopresis f: engl. encopresis. Willkürliches Entängstigung f: engl. normalization. Erarbei-
derholung derselben Wahrnehmungs- und Ver- oder unwillkürliches Absetzen von Stuhl an da- ten einer für den Patienten nachvollziehbaren
arbeitungsinhalte entstandene, strukturelle für nicht vorgesehenem Ort (z. T. einhergehend Erklärung für Angst* auslösende Symptome
bzw. physiologische Veränderung im Gehirn, mit Verschmieren) mindestens 1-mal im Monat und Erlebnisse, um deren Angst auslösendes
die als biologische Grundlage des menschlichen ab dem Alter von 4 Jahren. Nach Diagnosestel- Potenzial zu reduzieren.
Gedächtnisses angesehen wird. lung mit körperlicher Untersuchung, Ultra- Entamoeba f: Gattung kommensal oder para-
Prinzip: Die Verarbeitung von Informationen schall* und Fragebögen, wird mit Verhaltens- sitär lebender Rhizopoden (siehe Protozoen*).
geht mit bioelektrischen Erregungen der betei- therapie* und bei ursächlicher Obstipation mit Entamoeba histolytica f: syn. Entamoeba dys-
ligten Neurone einher, die bei anhaltender Akti- Laxanzien* behandelt. Vorkommen: enteriae. Erreger der Amöbiasis*. Die Gewebein-
vierung an den synaptischen Verbindungen – Ca. 1–3 % aller Schulkinder vasion wird u. a. durch von Entamoeba histoly-
elektrochemisch gespeichert und durch wieder- – bei Jugendlichen unbekannt tica gebildete Proteasen ermöglicht. Normaler
holte Erregungszirkulation konsolidiert wer- – auch bei Demenz* und bestimmten psychiat- Kolonschleim wirkt protektiv, eine gestörte
den (Konsolidierung). Aufgrund der Plastizität rischen Erkrankungen (z. B. schizophrene Schleimsekretion begünstigt die Parasiteninva-
der neuronalen Strukturen (neuronale Plastizi- Psychose) sion ins Gewebe.
tät*) entstehen so anatomisch nachweisbare, ge- – männlich : weiblich = 4 : 1 Entartungsreaktion (EaR) f: engl. degeneration
bahnte neuronale Netze (Zellensembles), wobei – als Einzelsymptom (z. B. als Überlaufenko- reaction. Veränderung der normalen elektri-
Synapsen sich verändern, vermehren oder kom- presis bei chronischer Obstipation*) oder als schen Erregbarkeit von Nerven und Muskeln als
plett neu gebildet werden können (LTP). Die Teil einer umfassenden Störung Zeichen einer Schädigung des 2. motorischen
durch neuronale Strukturänderungen entstan- – 40–50 % aller betroffenen Kinder haben in- Neurons. Ein nicht innervierter Muskel besitzt
denen, stabilen und widerstandsfähigen En- ternalisierende (z. B. Angststörungen* oder einen höheren Widerstand und eine höhere Ka-
gramme können zu einem späteren Zeitpunkt Depression*) oder externalisierende (z. B. So- pazität und ist deshalb erst bei einer höheren
wieder abgerufen werden und ermöglichen bei zialverhaltensstörung) psychische Störun- Spannung zu erregen.
erneuter Darbietung bekannter Reize eine gen. Formen:
schnellere Informationsverarbeitung. Einteilung: – Bei der kompletten Entartungsreaktion fehlt
Klinische Bedeutung: – Primäre Enkopresis als abnorme Verlänge- die Muskelerregbarkeit völlig.
– Gestörte Bildung dauerhafter Engramme bei rung der normalen infantilen Inkontinenz – Bei der partiellen Entartungsreaktion ist die
anterograder Amnesie* – sekundäre Enkopresis als Kontinenzverlust Schwelle erhöht, der Muskel bleibt jedoch er-
– gestörte Erinnerung an bestehende Engram- nach bereits erlangter Darmkontrolle regbar.
me bei retrograder Amnesie*. – absichtliches Absetzen trotz normaler phy- Entartung, wachsige f: engl. waxy (amyloid)
Engwinkelglaukom → Glaukom siologischer Darmkontrolle. degeneration. Amyloide Degeneration (siehe
Enhancer m: DNA*-Sequenzabschnitt, an dem Formen: Amyloidose*).
durch Bindung von meist zellspezifischen Tran- – Enkopresis mit Obstipation als Einkoten mit Entbindung, operative f: engl. operative deliv-
skriptionsfaktoren* die Transkription* eines eu- typischen Zeichen einer chronischen Obsti- ery. Überbegriff für eine operative Beendigung
karyotischen oder viralen Gens verstärkt wird pation der Geburt. Dazu gehören Sectio caesarea
und der unter Umständen bis zu Tausende von – Enkopresis ohne Obstipation als Einkoten (Schnittentbindung*, Kaiserschnitt), Vakuum-
Basenpaaren vor oder hinter dem Gen* oder in ohne Nachweis einer Obstipation oder Stuhl- extraktion* (Saugglockenentbindung), Forceps
einem Intron liegen kann. verhalt*. (Zangengeburt), innere Wendung und manuelle
Entdecken, geleitetes 500

Extraktion des Kindes. Im weitesten Sinne zählt tion. Behandelt wird symptomatisch, antibio-
auch die Episiotomie* (Dammschnitt) zu den tisch und ggf. chirurgisch.
operativen Geburten. Ätiologie: Infektion mit Clostridium* perfrin-
Entdecken, geleitetes → Dialog, sokratischer gens Typ C (Alpha- und Betatoxin).
Entdifferenzierung f: engl. anaplasia. Um- Vorkommen:
wandlung normal differenzierter Zellen in aty- – Heute in Europa sehr selten, aktuell fast nur
pische Zellen, entweder als vollständige Entdif- noch in Hochländern Neuguineas
ferenzierung (Anaplasie*) oder partielle Entdif- – im 2. Weltkrieg in Europa
ferenzierung (epitheliale Dysplasie*). – Erregerreservoir: Boden (anaerobe Zonen),
Entengang → Duchenne-Hinken Wasser, Staub, Lebensmittel, Darm von
E Entenschnabelbruch → Kalkaneusfraktur
enteral: In Bezug auf den Darm, die Eingewei-
Mensch und Tier.
Klinik:
de betreffend, z. B. enterale Ernährung*. – Variabler Verlauf von milder Diarrhö bis zu Enteritis regionalis Crohn Abb. 2: Pflasterstein-
Enteritis f: Entzündung der Dünndarm- segmentaler ischämischer Jejunumnekrose relief. [36]
schleimhaut, die meist durch Diarrhö und (Myonekrose) mit Gaszysten
Bauchschmerzen gekennzeichnet ist. Enteriti- – ggf. auch Kolonnekrose.
den kommen auch im Rahmen einer Gastroen- Differenzialdiagnose: Nekrotisierende Ente- pharmakologisch immunsuppressiv und ggf.
teritis (Mitbeteiligung des Magens) oder Entero- rokolitis durch Clostridium perfringens Typ A, chirurgisch.
kolitis* vor. die einer Enteritis necroticans ähnelt. Häufigkeit:
Ätiologie: Meist Infektion mit – Erregerreservoir Mensch, Tier (unzureichend – Inzidenz in Europa 0,7–9,8 : 100 000 pro Jahr
– Viren (Rota-, Noro-, Adeno-, Enteroviren) gegartes Fleisch), Boden – meist zwischen 15. und 35. Lj. sowie 60. und
– Bakterien: 1. oft Schädigung durch deren To- – Pathologie: Enterotoxin (mit zusätzlicher zy- 80. Lj.
xine 2. in gemäßigten Klimazonen am häu- totoxischer Wirkung) Lokalisation: Siehe Abb. 1.
figsten mit Salmonella enterica Serovar Ente- – Klinik: Diarrhö (90 %), Bauchkrämpfe (80 %), – Gastrointestinal: 1. Ileokolitis (50 %) 2. iso-
ritidis, auch Staphylokokken, Streptokok- Übelkeit (25 %), Erbrechen (9 %), Fieber lierte Dünn- und Dickdarmmanifestation (je-
ken, Campylobacter, Escherichia coli, Yersi- (24 %), selbstlimitierender Verlauf weils ca. 25 %; bei Manifestation im Dick-
nien 3. nicht selten als Lebensmittelinfektion – Diagnostik: mikrobiologische Stuhluntersu- darm Rektum meist ausgespart) 3. Ösopha-
4. weitere Erreger: z. B. Shigella, Salmonella chung, Enterotoxin-Nachweis gus und Magen (makroskopisch 1–4 %)
Serovare Typhi und Paratyphi, Vibrio chole- – Therapie: ggf. Penicillin (selten, da meist – nicht gastrointestinal: siehe unten unter
rae; infektiöse Gastroenteritis*. kurzdauernder und klinisch leichter Verlauf). Komplikation.
Klinik: Therapie: Ätiologie: Multifaktoriell.
– Diarrhö (je nach Ätiologie evtl. mit Schleim- – Magensaft absaugen – Genetische Prädisposition (z. B. bei eineiigen
oder Blutbeimengung) – Flüssigkeitsersatz und Benzylpenicillin i. v. Zwillingen Erkrankung beider Zwillinge in
– krampfartige Bauchschmerzen. – Pyrantel p. o. 58 %, NOD2-Polymorphismus prädisponiert
Diagnostik: – bei Darmperforation Resektion des nekroti- zur fibrostenosierenden Ileitis)
– Vor allem klinisch schen Darmanteils. – inadäquate Immunantwort auf kommensale
– bei Verdacht auf infektiöse Enteritis ggf. mit Enteritis regionalis Crohn f: syn. Morbus Bakterien (aktivierte CD4-positive T-Zellen
mikrobiologischer Stuhluntersuchung (Erre- Crohn. Häufig in Schüben verlaufende, chro- der Lamina propria mit Sekretion v. a. in-
gernachweis; z. T. Antikörperbestimmung nisch entzündliche Erkrankung (CED), die alle flammatorischer Zytokine, Aktivierung wei-
mit ELISA und Western-Blot-Methode mög- Abschnitte des Verdauungstrakts erfassen kann. terer Entzündungszellen und Stimulierung
lich) Betroffene zeigen Durchfälle und Fieber, teil- des sog. Homings von Lymphozyten, Granu-
– sehr selten apparativ (v. a. Endoskopie). weise entwickeln sich Fisteln. Behandelt wird lozyten und mononukleären Zellen über Ho-
Differenzialdiagnosen: ming-Rezeptoren in den Darm)
– Enteritis* regionalis Crohn – Mangel an in Paneth-Körnerzellen gebilde-
– Colitis* ulcerosa. ten Defensinen
Therapie: – Einfluss von Umweltfaktoren (z. B. Rauchen,
– Symptomatisch (v. a. Elektrolyt- und Flüssig- Nahrungsmittelallergene, Enteritis-Erreger).
keitssubstitution) Pathologie:
– ggf. kausal (z. B. Antibiotika). – Im Gegensatz zur Colitis* ulcerosa transmu-
Enteritis alleø rgica f: syn. Gastrointestinale Al- rale Erkrankung mit verdickter, fibrotischer
lergie. Nicht gebräuchliche Bezeichnung für ei- Darmwand, z. T. mit Lumeneinengung
ne Enteritis* auf Basis einer gastrointestinalen – charakteristisch sind diskontinuierliche ent-
Nahrungsmittelallergie* (z. B. Milch, Nüsse, zündliche Veränderungen (skip lesions: un-
Fisch). auffällige Schleimhaut zwischen entzündli-
Enteritis necroticans f: Akute nekrotisierende chen Darmabschnitten)
Entzündung des Dünndarms, gelegentlich auch – bei geringer Krankheitsaktivität mit Aph-
des Kolons, ausgelöst durch eine Infektion mit then und oberflächlichen Exulzerationen
Clostridium* perfringens Typ C. Die Symptome – bei höherer Krankheitsaktivität mit teils kon-
reichen von milder Diarrhö bis zu Jejunumnek- fluierenden landkartenförmigen Ulzera, z. T.
rosen. Es besteht das Risiko einer Darmperfora- Enteritis regionalis Crohn Abb. 1: Lokalisationen. unauffällige Schleimhaut umschließend (sog.
501 Enterobacter

– körperliche Untersuchung in Narkose


Enteritis regionalis Crohn:
Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. – anorektale Endoskopie bei perianaler Fiste-
lung (Analfistel*; Darmfistel*).
Symptom Enteritis regionalis Crohn Colitis ulcerosa Therapie: Im Allgemeinen empfiehlt sich eine
multimodale Therapie. Zur Linderung der
Fieber häufig selten
Symptome und Reduktion der Entzündung er-
Bauchschmerz meistens häufig (als Tenesmen) folgt eine Pharmakotherapie:
Diarrhö meistens (selten blutig) meistens (häufig blutig) – Budesonid oder anderes Glukokortikoid:
1. kurzfristig 2. initial systemisch, z. B. bei
Gewichtsverlust häufig selten
hoher Entzündungsaktivität und Manifesta-
Anorexie häufig selten tion ileozäkal oder im rechtsseitigen Kolon
– Aminosalicylate: 1. Sulfasalazin, Mesalazin
E
Wachstumsverzögerung häufig selten
2. auch zur postoperativen Remissionserhal-
perianale Entzündung, Fistel häufig selten tung (ausgenommen komplizierter Verlauf)
– unter Umständen Antibiotika
– ggf. frühzeitig Immunsuppressiva: 1. insbe-
Pflastersteinrelief, siehe Abb. 2) und Fisteln sondere bei erhöhtem Risiko für komplizier-
(in ca. 35 %) ten klinischen Verlauf, z. B. Rauchen, ausge-
– histologisch: Aphthen, Ulzera u. a. Krypten- prägte Dünndarmmanifestation, perianale
abszesse mit Makrophagenansammlungen Manifestation, Lebensalter < 40 Jahre 2. Aza-
und nicht verkäsenden Granulomen (50 %). thioprin (bzw. Mercaptopurin) 3. Methotre-
Klinik: xat 4. TNF*-Blocker (Infliximab, Adali-
– Rechtsseitiger und periumbilikaler Bauch- mumab).
schmerz (90 %) Außerdem erfolgen Maßnahmen wie ggf. früh-
– Diarrhö (90 %, selten blutig) zeitige, chirurgisch sparsame Resektion und
– Gewichtsverlust (60–75 %) zusätzlich supportive (enterale Formuladiät,
– Fieber (33–70 %) Tabakrauchkarenz u. a.) und symptomatische
– perianale Abszesse und Fisteln besonders bei Therapie je nach extraintestinaler Manifestati-
Manifestation im Kolon (15 %) on, z. B. Eisensubstitution bei Eisenmangelanä-
– Subileus (20–35 %) mie.
– Vergleich zu Colitis ulcerosa (siehe Tab.). Enteritis terminalis → Enteritis regionalis
Komplikationen: Crohn
– Fisteln Enteroanastomose f: engl. enteroanastomosis.
– Kurzdarmsyndrom Operativ angelegte Verbindung zwischen 2
– Untergewicht, ggf. Kachexie Darmabschnitten, z. B. nach Darmresektion oder
– kolorektales Karzinom (bis 2,5-fach erhöhtes distal eines inoperablen tumorösen Prozesses.
Risiko) Formen:
– extraintestinale Manifestationen – End-zu-End-Anastomose: von Hand genähte
– Erythema* nodosum oder mit einem zirkulären Stapler angelegte
– Pyoderma gangraenosum Enteritis regionalis Crohn Abb. 3: MRT; T2 gewichtet Anastomose*
– selten Psoriasis, Arthralgie, enterogene Spon- bzw. nach Kontrastmittelgabe deutliches – sogenannte funktionelle End-zu-End-Anas-
dylarthritis, Iritis, Iridozyklitis, Uveitis, Enhancement im terminalen Ileum. [205] tomose: meist maschinell angelegte Seit-zu-
Pankreatitis, primär sklerosierende Cholan- Seit-Verbindung, die nach Darmresektion an-
gitis, Osteoporose. gelegt wird. Hierbei wird das proximale
Diagnostik: Anamnese. Körperliche Untersu- – auch zur Aktivitätsbeurteilung als primäres Darmende mit dem distalen durch einen li-
chung: bildgebendes Verfahren, ggf. mit Ergänzung nearen Stapler in Längsrichtung isoperistal-
– Endoskopisch um weiterführende Verfahren tisch in Form einer Doppelflinte miteinander
– histopathologisch – Steigerung der diagnostischen Sensitivität verbunden und die Absetzungsränder mit ei-
– sonografisch-radiologisch durch p. o. Kontrastmittel-Anwendung nem zweiten Magazin verschlossen
– labordiagnostischer Befund (typische diskon- (CEUS). – Seit-zu-Seit-Anastomose zwischen 2 Darmab-
tinuierliche Entzündung, Granulom). Endoskopie: schnitten: 1. als Kurzschlussverbindung zur
Labordiagnostisch: – Initial Ileokoloskopie: mit Stufenbiopsien Umgehung von Anteilen eines Hohlorgans
– Allgemeine (unspezifische) Entzündungszei- – ggf. auch Ösophagogastroduodenoskopie (z. B. bei Stenose, inoperablem Tumor mit
chen – Dünndarmdiagnostik: MRT, siehe Abb. 3 Verschluss eines Hohlorgans mit Ileussymp-
– unter Umständen Anti*-Saccharomyces-cere- – ggf. Videokapselendoskopie zur Detektion von tomatik) 2. nach Billroth-II-Operation ange-
visiae-Antikörper (ASCA) Dünndarmläsionen mit hoher Sensitivität. legte sogenannte Braunsche Fußpunktanas-
– Stuhluntersuchung. Je nach Manifestation ggf. weiterführende tomose 3. zur Herstellung eines Darmpou-
Ultraschalldiagnostik*: diagnostische Verfahren, z. B. ches.
– Zum Screening auf entzündlich veränderte – MRT Enterobaø cter m: Gattung gramnegativer, pe-
intestinale Segmente (verdickte Darmwand) – transrektale, anorektale Endosonografie* ritrich begeißelter, aerober Stäbchenbakterien
Enterobacteriaceae 502

der Familie Enterobacteriaceae*. Enterobacter enterogen: engl. enterogenous. Im Darm ent-


ist ein ubiquitärer Boden-, Wasser- sowie Pflan- standen, vom Darm ausgehend.
zenkeim und kommt im Intestinaltrakt von Enterohormone → Hormone, gastrointesti-
Mensch und Tier vor. Enterobacter aerogenes, nale
Enterobacter cloacae, Enterobacter agglomerans Enteroklyø sma n: engl. enteroclysis. Antegrader
und Enterobacter sakazakii sind opportunisti- Einlauf von Kontrastmitteln. Ein Enteroklysma
sche Erreger* von Harnwegsinfektionen, Pneu- wird in der Röntgendiagnostik verwendet im
monie, Meningitis und Sepsis. Rahmen der Sellink*-Untersuchung.
Enterobacteriaceae f pl: Familie gramnegati- Enterokoø kken f pl: engl. enterococci. Gattung
ver, meist beweglicher, fakultativ anaerober grampositiver, unbeweglicher, sporenloser
E Stäbchenbakterien (siehe auch Bakterienklassi-
fikation*) mit großer Stoffwechselaktivität und
Kokken der Familie Enterococcaceae. Sie kom-
men im Darm von Mensch und Tier vor und
Invasinen, Endo- und Exotoxinen als Pathoge- verfügen über ein spezielles System zum Ein- Enterokolitis, nekrotisierende Abb. 1: Bauchwand-
nitätsfaktoren. Enterobacteriaceae sind Erreger fangen von Plasmiden* (Sexpheromon-System). erythem u. Zunahme des Bauchumfangs. [45]
von intestinalen Infektionen, v. a. Nosokomial- Außerdem können Enterokokken eine ausge-
infektionen* und kommen ubiquitär vor (v. a. prägte Antibiotikaresistenz besitzen, z. B. Van-
im Intestinaltrakt von Mensch und Tier). comycin-resistente Enterokokken (VRE).
Einteilung: In 43 Gattungen nach Antigenprä- Enterokoø kkenpneumonie f: engl. enterococcal
senz, biochemischen Leistungen und genotypi- pneumonia. Meist lobäre Pneumonie* mit (über-
scher Zuordnung. Zu den Vertretern gehören wiegend) subakutem Verlauf. Erreger sind Ente-
z. B. Escherichia, Shigella, Salmonella, Citrobac- rococcus faecalis und Enterococcus faecium. Be-
ter, Klebsiella, Enterobacter, Erwinia, Serratia, handelt wird mit Ampicillin in Kombination
Hafnia, Edwardsiella, Proteus, Providencia, mit Aminoglykosid-Antibiotika; cave: zuneh-
Morganella und Yersinia. mende Antibiotikaresistenz.
Enterobacteriaceae-Infektion f: engl. Entero- Enterokolitis f: engl. enterocolitis. Entzündung
bacteriaceae Infections; syn. Enterobakterien-In- der Dünn- und Dickdarmschleimhaut, häufig
fektion. Infektion* mit Bakterien der Gattung mit infektiöser Ursache.
Enterobacter*. Am häufigsten verursachen sie Enterokolitis, ischämische → Kolitis, ischä-
Bronchitiden, Lungenabszesse und Lungenent- mische
zündungen, aber auch Weichteilinfektionen, Enterokolitis, nekrotisierende f: engl. necrot-
intraabdominale Infektionen, Osteomyelitiden, izing enterocolitis; syn. Morbus Crohn; Abk.
Arthritiden, Entzündungen der Augen und des NEK. Akute Erkrankung mit nekrotisierender
zentralen Nervensystems. Die Therapie erfolgt ulzeröser Darmentzündung insbesondere bei
Enterokolitis, nekrotisierende Abb. 2: nekrotisieren-
antibiotisch, wobei gegen Aminopenicilline Frühgeborenen. Die Kinder zeigen anfangs un-
de Enterokolitis Stadium III b; Gas in Vena portae
und viele Cephalosporine* Resistenzen beste- spezifische Entzündungszeichen, zunehmend
hepatis u. Pneumoperitoneum (Perforation maximal
hen. abdominelle Symptome und schließlich ein
dilatierter Darmschlingen); röntg. Abdomenüber-
Erreger: Akutes* Abdomen. Bildgebung und Labor si-
sicht. [94]
– Ubiquitär chern die Diagnose. Behandelt wird intensivme-
– leben auch im menschlichen Darm und kön- dizinisch und chirurgisch. Muttermilch wirkt
nen zu exogenen oder endogenen* Infektio- präventiv. Die Letalität beträgt bis zu 30 %. Vor- – akut unspezifische Zeichen einer systemi-
nen führen kommen: Vor allem Neugeborene, meist Früh- schen Entzündung, im Verlauf septischer
– besonders häufig sind nosokomiale Infektio- geborene auf Intensivstation mit Risikofaktoren Schock, mit z. B.: 1. Trinkunlust, Erbrechen
nen wie niedrigem Gestationsalter und Geburtsge- 2. Veränderung von Hautkolorit, Blässe
– durch hämatogene Streuung können Entero- wicht oder intrauteriner Wachstumsretardie- 3. Herzfrequenzänderung wie Bradykardie
bacteriaceae in alle Organe geraten. rung. Lokalisation: Diskontinuierlich-segmen- oder Tachykardie 4. Auffälligkeiten der At-
Enterobius vermicularis m: syn. Oxyuris ver- tal oder kontinuierlich gastrointestinal, insbe- mung, z. B. Tachypnoe, Dyspnoe, Apnoe
micularis. Madenwurm, der im distalen Ileum, sondere Colon ascendens und terminales Ileum, 5. Azidose 6. Kreislaufzentralisation
Zäkum und Kolon lebt. Die Infektion erfolgt selten auch Magen oder Rektum. Pathogenese: – abdominal Druckschmerz, Abwehrspan-
durch orale Aufnahme der Eier über Kontakt multifaktoriell. nung, Zunahme von Magenvolumen und
mit kontaminierter Wäsche oder durch Selbst- – Pathogene Erreger z. B.: 1. Clostridium Bauchumfang (siehe Abb. 1)
infektion bei analem Juckreiz. V. a. Kinder sind 2. Klebsiella 3. Escherichia coli 4. Enterovirus – Mageninhalt blutig oder gallig
betroffen. Adulte Weibchen legen nachts ihre 5. Rotavirus – Bauchwandrötung, -ödem, Ödem der Labien
Eier in der Perianalregion ab. – mukosale Ischämie oder des Skrotums
Enterocoø ccus → Enterokokken – Hypoxie – blutiger Stuhl.
Entero-enterale Fiøstel f: syn. entero-enteri- – immunologische Unreife. Diagnostik:
sche Fistel. Darmfistel*, die zwischen 2 Darm- Einteilung nach klinischen und radiologischen – Labormedizinische Entzündungsparame-
abschnitten besteht und somit zur Ausschal- Befunden, z. B. in Bell-Stadien. ter und Nachweis einer septischen Infektion,
tung von Darmanteilen führt, ggf. mit Malab- Klinik: siehe Sepsis*
sorption und -digestion. – Notfall, häufigste Ursache für Akutes* Abdo- – radiologisch durch Abdomenübersicht
men eines Neugeborenen* (siehe Abb. 2): dilatierte, z. T. fixierte Darm-
503 Enterostoma

in das Darmlumen. Bei der angeborenen Form Enteropeptidase f: Protease* der Duodenal-
muss eine Diät eingehalten werden, bei erwor- mukosa, die nach Sekretion in das Darmlumen
benen Formen richtet sich die Therapie nach Trypsinogen zu Trypsin spaltet.
der Ursache. Enteropexie f: engl. enteropexy. Operative Fi-
Ätiologie: xierung des Darmes durch Annaht, im weiteren
– Angeboren: perlschnurartig angeordnete Er- Sinne auch Fixation anderer intraabdominaler
weiterungen oder Stenosen der intraabdomi- Organe an fixe Stellen, z. B. an der Bauchwand
nalen Lymphgefäße (Enteropathia lymphan- oder am Retroperitoneum. Beispiele sind Gast-
giectatica) ropexie*, Kolopexie* und Rektopexie*.
– erworben: 1. großflächiger (funktioneller) Enteroskopie f: engl. enteroscopy. Endoskopie*
Verlust von Darmepithel (Enteritis regionalis
Crohn, Colitis ulcerosa) 2. gesteigerte gastro-
mit flexiblen Glasfaser-Endoskopen von Jeju-
num und Ileum.
E
Enterokolitis, nekrotisierende Abb. 3: nekrotische intestinale Permeabilität (Ménétrier*-Syn- Enterospaø smus m: engl. enterospasm. Krampf
Darmteile (Operationssitus). [45] drom, einheimische Sprue) 3. Behinderung der Darmmuskulatur.
des intestinalen Lymphabflusses (Whipple- Enterostenose → Darmstenose
Krankheit, intestinale Lymphome und Enterostoma n: engl. artificial anus; syn. Anus
schlingen mit Darmwandverdickung; patho- Lymphknotenvergrößerung) infolge konges- praeter. Temporär oder permanent angelegter,
gnomonisch ist die Darstellung der Pneuma- tiver Herzerkrankung (z. B. Pericarditis con- doppelläufiger oder endständiger künstlicher
tosis intestinalis (Wasserstoff) tangential in strictiva, Trikuspidalklappeninsuffizienz) Darmausgang. Das synonym auch als Anus
der Darmwand sowie unter Umständen Gas- durch erhöhten Venendruck und Lymph- praeter naturalis bezeichnete Enterostoma wird
nachweis in der Vena portae hepatis rückstau in den Ductus thoracicus. aus dem Bauchraum durch die Bauchdecke ge-
– abdominale Ultraschalldiagnostik zur Dar- Klinik: zogen und hier implantiert. Es dient der Stuhl-
stellung von Gas in Vena portae hepatis und – Ödeme (infolge Hypoproteinämie) entleerung im Rahmen der operativen Behand-
dopplersonografische Beurteilung der gast- – Krämpfe (infolge Hypokalzämie) lung von Erkrankungen des Darmes.
rointestinalen Perfusion, z. B. hoher systoli- – Anämie Beispiele: Siehe Abb. 1, Abb. 2 und Abb. 3.
scher und diastolischer Blutfluss bei niedri- – Steatorrhö (ungenügender Übertritt von Einteilung: Je nach Lokalisation unterscheidet
gem Pulsatilitätsindex in der A. mesenterica Chylomikronen aus den Darmepithelzellen man:
superior. in die Lymphwege) – Ileo- oder Jejunostoma: Enterostomata im
Therapie: – Steigerung der Infektanfälligkeit. Bereich des Dünndarmes
– Konservativ: 1. Sicherung der Vitalfunktio- Diagnostik:
nen mit Kreislaufstabilisierung, Beatmung – Blutwerte: Lymphopenie (intestinaler Lym-
u. a., siehe Schock* 2. parenterale Ernährung phozytenverlust) und Hypoproteinämie
bei enteraler Nahrungskarenz, Magenab- – Messung der Alpha-1-Antitrypsin-Clearence:
laufsonde 3. Schmerztherapie 4. kausale Sep- Alpha-1-Antitrypsin in Fäzes und Serum in
sistherapie mit Antiinfektiva, siehe Sepsis* Kombination mit Bestimmung des Stuhlvo-
5. allgemeine Maßnahmen, z. B. Korrektur lumens (nicht anwendbar bei Proteinverlust
von Elektrolytstörungen* über den Magen).
– chirurgisch: meist Laparotomie und Resekti- Therapie:
on nekrotischer Darmteile (siehe Abb. 3); In- – Angeborene Form: fettarme und fettmodifi-
dikation nach Klinik und Progredienz, sofort zierte Kost mit Kohlenhydraten und mittel-
bei freier gastrointestinaler Perforation mit kettigen Triglyceriden (Resorption unter Enterostoma Abb. 1: 1: doppelläufig, v. a. bei
Pneumoperitoneum. Umgehung des Lymphkreislaufes) als Haupt- zeitweise angelegtem Enterostoma; 2: endständig,
Prognose: Letalität je nach Klinik und Gestati- energieträger v. a. bei bleibendem Enterostoma.
onsalter 10–30 %; evtl. narbige Darmstenosen – erworbene Form: Behandlung der Grunder-
als Residuum besonders nach rein konservativer krankung.
Therapie; ggf. Kurzdarmsyndrom*. Enteropathie, gluteninduzierte → Zöliakie
Enterolith → Kotstein Enteropathie, hämorrhagische f: engl. hemor-
Enterolithotomie f: engl. enterolithotomy. Lon- rhagic enteropathy. Krankheitsbild bei alten Pati-
gitudinale Inzision eines Darmabschnitts zur enten, welches morphologisch das Bild des hä-
Entfernung eines in den Darm übergetretenen morrhagischen Darminfarkts bei Fehlen eines
Gallensteins*, der zu einem mechanischen Ileus Gefäßverschlusses zeigt.
geführt hat. Enteropathie, HIV-assoziierte f: engl. HIV-as-
Enteropathiøa lymphangiectatica → Entero- sociated enteropathy. Symptomenkomplex mit
pathie, exsudative Malabsorption, Gewichtsverlust und Diarrhö
Enteropathie f: engl. enteropathy. Allgemeine ohne Erregernachweis bei Patienten mit HIV-
Bezeichnung für Darmerkrankungen. Infektion. Die Ätiologie ist unklar.
Enteropathie, exsudative f: engl. protein-los- Enteropathie, ischämische f: engl. ischemic
ing enteropathy; syn. Eiweißverlustsyndrom. enteropathy. Hypoxie* oder Anoxie* der Darm-
Nichtselektiver, unphysiologisch hoher Protein- wand aufgrund einer arteriellen Minderdurch- Enterostoma Abb. 2: Technik in Abhängigkeit von
verlust durch Übertreten von Plasmaproteinen blutung. der Lokalisation.
Enterostomie 504

Enterotoxine n pl: engl. enterotoxins. Auf den – MRT des kleinen Beckens in Kombination
Verdauungskanal wirkende Exotoxine von Bak- mit einer MR-Defäkografie.
terien verschiedener Gattungen, beispielsweise Therapie: Je nach Befund ist die Behandlung:
Staphylococcus, Vibrio, Shigella, Pseudomonas – Konservativ mit Beckenbodengymnastik, Er-
und Escherichia. Die Enterotoxine (A–E) der nährungsumstellung und Stuhlregulation
Stämme von Staphylococcus* aureus sind relativ – oder operativ, meist laparoskopisch durch
thermostabil, sodass sie bei der üblichen Spei- Rektopexie* oder transanale STARR*-Opera-
senzubereitung nicht zerstört werden. Entero- tion.
toxine werden serologisch nachgewiesen. Enterozeption → Interozeption
Enterovirus n: Zu Picornaviridae* gehörendes Enterozyø ste f: Dottergangzyste, die von einem
E Genus säurestabiler, enteropathogener RNA-Vi-
ren, die weltweit bei Mensch, Nagetier,
persistierenden, intermediären Anteil des Duc-
tus* omphaloentericus ausgeht und mit Magen-
Enterostoma Abb. 3: doppelläufige Ileostomie. [36]
Schwein, Rind und verschiedenen Affenarten oder Darmschleimhaut ausgekleidet ist.
vorkommen. Enteroviren werden v. a. durch fä- Entfaltungsknistern n: engl. atelectatic rales.
kal-orale Schmier- und Tröpfcheninfektion Inspiratorisches Rasselgeräusch über den unte-
– Coekostoma: Enterostoma im Bereich des übertragen. Die Infektion verläuft häufig inap- ren Lungenteilen, die bei bettlägerigen Patien-
Blinddarmes parent oder mit vorwiegend gastrointestinaler ten zusammengedrückt sind. Das Entfaltungs-
– Transversostoma Symptomatik. knistern ist bei den ersten tiefen Atemzügen
– Descendostoma Einteilung: Enteroviren werden eingeteilt in Po- nach dem Aufrichten hörbar und verschwindet
– Sigmoidstoma. liomyelitis*-Viren, Coxsackie*-Viren und im Gegensatz zur Crepitatio* wieder.
Indikationen: Das Anlegen eines künstlichen ECHO*-Viren. Neuere Enterovirusisolate wer- Entgiftung [Biotransformation] f: engl. detoxi-
Darmausganges erfolgt viszeralchirurgisch in den als humane Enteroviren (HEV) klassifiziert fication. Körpereigene Unschädlichmachung
folgenden Konstellationen: (Serotyp 68–71). von toxischen Substanzen durch Umwandlung
– Temporär doppelläufig: meist als vorgeschal- Infektionsprophylaxe: Bisher gibt es nur Imp- in leichter ausscheidbare S toffe. Dies geschieht
tetes Ileostoma, zur Entlastung und Protekti- fungen gegen Poliomyelitis-Viren. Pleconaril v. a. in der Leber durch Abbau, Umbau oder
on einer Anastomose, z. B. bei tiefer anterio- und andere sog. Canyon-Blocker sind antiviral Koppelung an andere Substanzen.
rer kontinenzerhaltender Rektumresektion wirksam. Entgiftung [Verfahren] → Detoxikation
oder bei Darmanastomose im Rahmen einer Enterovirus-Surveillance: engl. enterovirus Enthaarung → Epilation
dringlichen Operation bei Ileus, Darmperfo- surveillance. Überwachung zur Bestätigung ei- Enthemmung → Hemmungsdefizit
ration und Peritonitis ner viralen Meningitis* oder Enzephalitis* in al- Enthemmung f: engl. exaltation. Begriff mit
– temporär endständig: meist mit Ausleitung len Altersklassen, auch angewendet zur Abklä- mehreren Bedeutungen. Neurophysiologisch ist
eines Dickdarmafters im Rahmen einer Dis- rung einer akuten schlaffen Lähmung der Ext- die Steigerung der neuronalen Erregbarkeit in-
kontinuitätsresektion, z. B. nach Hartmann remitäten. Hierbei werden innerhalb der ersten folge Ausfalls des hemmenden Einflusses von
mit der Möglichkeit der späteren Kontinenz- Tage nach Krankheitsbeginn Stuhl- (bevorzugt) Nervenzentren oder Interneuronen gemeint. In
wiederherstellung oder Liquorproben auf Enteroviren untersucht. der Psychologie meint Enthemmung die Auslö-
– permanent: meist als endständiges Stoma zur Enterozele f: engl. enterocele. Tiefertreten von sung von Affekten* bei Wegfall von Hemmungs-
definitiven Stuhlableitung, z. B. nach abdo- Darmanteilen in das kleine Becken mit konse- mechanismen, z. B. bei Intoxikationen, Rausch,
mino-perinealer Rektumexstirpation bei tief- kutiver Ausbildung eines Prolapses im Bereich Psychose, Manie oder Schädelhirntrauma.
sitzendem Rektumkarzinom oder nach Prok- des Beckenbodens. Betroffen sind meist ältere Enthesiopathie → Insertionstendopathie
tokolektomie bei Colitis ulcerosa. Frauen nach gynäkologischen Voroperationen Enthirnung → Dezerebration
Komplikationen: mit gleichzeitig bestehender Beckenbodenin- Enthirnungsstarre → Dezerebrationsstarre
– Frühkomplikationen: allergische Hautreakti- suffizienz. Bildgebend imponiert häufig die Entkeimung f: engl. degermation. Abtöten oder
onen bei unsachgemäßer Stomaversorgung, motilitätsgestörte, vor dem Rektum liegende Abscheiden von Mikroorganismen durch che-
Stomaretraktion, -nekrose, Blutung, Ödem, blindsackartige Darmschlinge, deshalb auch mische oder physikalische Mittel und Verfahren
innere Hernie mit konsekutivem Ileus, Fistel Cul-de-Sac-Syndrom (Sackgassen-Syndrom) ge- wie Desinfektion und Sterilisation.
oder Wundheilungsstörung nannt. Entkeimungsfiltration → Filtration, keim-
– Spätkomplikation: parastomale Hernie, Sto- Klinik: Es besteht die Symptomatik einer ob- freie
maprolaps, Stenose, Striktur, chronische Re- struktiven Defäkationsstörung verbunden mit Entkeimungsfiltration → Keimfiltration
traktion, Stomagranulome. den Zeichen einer Urge-Inkontinenz. In der Re- Entkopplung, elektromechanische → Herz-
Enterostomie f: engl. enterostomy. Operative gel handelt es sich um eine prolabierte Dünn- Kreislauf-Stillstand
Schaffung einer Verbindung zwischen 2 Darm- darmschlinge, die bei der Defäkation auf den Entlassmanagement n: engl. discharge ma-
abschnitten nach Darmresektion oder seltener Enddarm drückt und wie ein Ventil die Stuhl- nagement. Nach § 39 Absatz 1a SGB V Teil der
zur Ausschaltung eines Darmsegmentes im By- entleerung behindert (Obstruktion). Aufgrund Krankenhausbehandlung zur Unterstützung ei-
passverfahren. Hierzu zählen unter anderem der unzureichenden kleinen Stuhlmengen be- ner sektorenübergreifenden Versorgung der
Duodenojejunostomie, Jejuno-Jejunostomie, steht ständiger Stuhldrang und das Gefühl der Versicherten beim Übergang in die Versorgung
Ileo-Ileostomie, Ileoascendo-, Ileotransverso-, unvollständigen Entleerung (Urge) verbunden nach der Krankenhausbehandlung. Details re-
Ileorektostomie und Descendorektostomie. En- mit unwillkürlichem Stuhl- und Windabgang gelt ein zum 1.7.2017 in Kraft tretender Rah-
terostomie meint außerdem die operative Anla- (Inkontinenz). menvertrag zwischen GKV-Spitzenverband,
ge eines künstlichen Darmausganges in der Diagnostik: Kassenärztlicher Bundesvereinigung und Deut-
Bauchdecke (Enterostoma*). – Rektodigitale Untersuchung scher Krankenhausgesellschaft e. V.
505 Entweichung

Inhalte: Umfasst Organisation und Dokumenta- Entmündigung f: engl. incapacitation. Veralte-


tion der notwendigen Maßnahmen und Infor- te Bezeichnung für eine Situation, in der einem
mationen bei anstehender Entlassung aus der Betroffenen gerichtlich die Geschäftsfähigkeit
stationären oder teilstationären Versorgung. abgesprochen wurde und er einen gesetzlichen
Dadurch soll eine bedarfsgerechte, kontinuierli- Vertreter erhielt. Die Entmündigung wurde
che Versorgung der Patienten im Anschluss an 1992 aus dem Zivilrecht entfernt und findet
die Krankenhausbehandlung gewährleistet heute in der Betreuung mit Einwilligungsvor-
werden. Hierzu gehört eine strukturierte und behalt* eine ungefähre Entsprechung.
sichere Weitergabe versorgungsrelevanter In- Entodeø rm n: Inneres der embryonalen Keim-
formationen durch Aushändigung eines zumin- blätter*. Es handelt sich um die untere Schicht
dest vorläufigen Entlassungsberichtes an den
Patienten bei der Entlassung. Soweit dies für die
des Embryoblasten*, welcher sich zum Hypo-
blasten entwickelt, sendet Zellen unter dem
E
Entropium: Entropium des Unterlids. [143]
unmittelbar im Anschluss an die Krankenhaus- Trophoblasten aus und bildet somit den primi-
behandlung folgende Versorgung des Patienten tiven Dottersack (primäres Entoderm).
notwendig ist, kann im Rahmen des Entlassma- Abkömmlinge: Aus dem Entoderm bilden sich
nagements die Verordnung von Arzneimitteln nach Abfaltung der 3-blättrigen Keimscheibe – Entropium congenitale bei angeborener
in Form einer kleinsten Packungsgröße sowie die Epithelien zahlreicher Organe. Fehlbildung
von Verband-, Heil- und Hilfsmitteln, häusli- – Parenchym* von Tonsillen – Entropium spasticum durch Blepharospas-
cher Krankenpflege und Soziotherapie für die – Epithelien des Verdauungstraktes (außer mus oder Fremdkörper.
Versorgung in einem eingeschränkten Zeitraum Mundhöhle und After), Respirationstraktes, Außerdem kann ein Pseudo-Entropium vorlie-
erfolgen. Soweit notwendig, kann auch die Fest- Harnblase*, Harnröhre, Paukenhöhle* und gen bei Dysproportionen, z. B. durch einen zu
stellung und Bescheinigung der Arbeitsunfä- Tuba auditiva (sekundäres Entoderm) kleinen oder eingesunkenen Augapfel.
higkeit durch den Krankenhausarzt erfolgen. – Drüsenepithel von Thryoidea, Nebenschild- Entry → Aneurysma
Entlassungsprognose f: Vorhersage der Wahr- drüsen*, Thymus*, Leber*, Pancreas. Entry → Aortendissektion
scheinlichkeit eines delinquenten Rückfalls bei Entomologie f: engl. entomology. Insektenkun- Entscheidungsfindung, partizipative f: engl.
der Entlassung eines Straftäters aus der Maßre- de, Kerbtierkunde. shared decision making. Interaktion zwischen
geleinrichtung. Eine positive Entlassungsprog- Eø ntomophthoro-Mykosen f pl: engl. ento- Arzt und Patient mit umfassender und trans-
nose ist ausschlaggebend für die Beendigung mophthora mycoses. Chronische Schimmelpilz- parenter Einbeziehung des Patienten in diag-
der Unterbringung. Sie bezieht statische Risiko- infektionen, die auf die Arten Basidiobolus hap- nostische und therapeutische Entscheidungen.
faktoren, die Persönlichkeit des Täters sowie tosporus, Entomophthora coronata und Conidi- Juristisch ist die explizite Einwilligung des Pa-
das geplante Risikomanagement mit ein. obolus incongruus zurückzuführen sind. Die tienten unerlässliche Voraussetzung für eine
Entlastungsnaht → Nahtmethoden Erreger dringen durch Wunden oder über die Behandlung. Tatsächlich wird die dazu stattfin-
Entlastungsorthese f: Orthese* zur Gelenk- Atemwege ein und es bilden sich subkutane, na- dende Arzt-Patient-Kommunikation immer
entlastung an den Extremitäten, etwa Thomas*- sale oder pulmonale Granulome*. Behandelt noch häufig bevormundend und ohne wirkliche
Schiene zur Entlastung von Hüft- und Kniege- wird mit Cotrimoxazol* und Amphotericin* B. Wahlmöglichkeiten erlebt.
lenk oder Allgöwer*-Gehapparat bei Kalkaneus- entotisch: engl. entotic. Im Innern des Ohrs, Entseuchung → Dekontamination
fraktur*. im Ohr gelegen, im Ohr entstehend. Entspannung f: engl. relaxation. Zustand redu-
Entlastungssyndrom n: engl. relief syndrome. Entozoon → Endoparasit zierter metabolischer, zentralnervöser und be-
Physische und psychische Störungen, die nach Ent-Plasmide → Plasmide wusster Aktivität bzw. Anspannung, der kurz-
plötzlichem Einstellen intensiven Trainings Entrainment: Vergrößerung des Tidalvolu- fristig (phasisch) oder länger anhaltend (to-
(v. a. Leistungssport), meist nach beschwerde- mens durch Mitnehmen der umgebenden Luft nisch) eintreten kann und durch Ausbleiben
freiem Intervall von 1–4 Wochen, auftreten. Kli- (Atemgase) bei Hochfrequenzbeatmung*. oder Reduktion von Stressreaktionen* gekenn-
nisch zeigen sich Störungen des Herz-Kreislauf- Entrapment-Syndrom n: engl. entrapment. zeichnet ist. Kognitive Funktionen (Aufmerk-
Systems und vegetative Störungen. Behandelt Kompressionssyndrom einer Arterie (z. B. samkeit, Vigilanz*) und körperliche Leistungs-
wird durch Wiederaufnahme einer reduzierten A. poplitea, A. brachialis) u. a. durch atypischen fähigkeit sind nicht beeinträchtigt.
sportlichen Aktivität. Verlauf des Gefäßes oder atypische Muskelan- Entspannungsphase → Diastole
Klinik: sätze. Entstauungstherapie, kompleø xe physikali-
– Thorakales Druckgefühl Entropium n: engl. entropion. Einwärtsdre- sche f: engl. complex hemostasis therapy. Kom-
– Herzrhythmusstörungen hung des Augenlidrandes, meist des Unterlids. binationsbehandlung aus manueller Lymph-
– Kreislauflabilität Es gibt vielfältige Ursachen. Bei Entropium dro- drainagetherapie, Kompressionsverfahren (Ban-
– Schwindel hen Hornhautschäden (Erosio, Ulcus* oder Pan- dagierung oder Kompressionsstrumpf), Haut-
– Kopfschmerz nus* cornea). Behandelt wird konservativ durch pflege und speziellen Bewegungsübungen zur
– Tinnitus aurium ein Zügelpflaster oder operativ. Siehe Abb. Aktivierung der Muskelpumpe sowie physikali-
– Verdauungs-, Appetit- und Schlafstörungen Ursachen: schen Therapien, die die Vasomotion unterstüt-
– Angstgefühl und Bewegungsdrang. – Entropium cicatriceum durch Narbenbil- zen (Hydrotherapie, Elektrotherapie). Indikati-
Entlausung f: engl. delousing. Entfernen von dung: z. B. nach Trauma, bei Stevens-John- onen sind postoperatives oder traumatisches
Kleider-, Kopf- und/oder Filzläusen (siehe Läu- son-Syndrom, Pemphigoid oder Trachom Ödem oder Lymphödem* und Schwellungen im
se*) einschließlich der Eier (Nissen) vom Körper, – Entropium senile durch altersbedingte Verän- Rahmen phlebologischer Erkrankungen.
aus Kleidung oder Räumen. derungen wie Schwäche der Unterlidretrakto- Entweichung f: Ein nicht genehmigtes Verlas-
ren, Schwund des orbitalen Fettgewebes sen eines richterlich zugewiesenen Aufenthalts-
Entwesung 506

ortes oder Ausbleiben der Rückkehr aus einem Entwicklungsstörungen, motorische f pl: sagens der Blutdruckregulation, insbesondere
genehmigten Ausgang. Entweichung erfüllt engl. developmental coordination disorders; syn. der depressorischen Regulationsmechanismen.
keinen Strafbestand. umschriebene Entwicklungsstörungen der mo- Entzügelungshochdruck kommt v. a. vor bei
Legalprognose: Entweichungen wirken sich in torischen Funktionen. Ausgeprägte Beeinträch- Schädigung der Pressosensoren im Kreislauf-
der Regel negativ auf die Legalprognose* aus. In tigung der motorischen Koordination (Fein- zentrum oder der entsprechenden Leitungsbah-
Einzelfällen kann aber als prognostisch günstig oder Grobmotorik), die schwer genug ist, die nen durch neurovaskuläre Kompression der
gewertet werden, wenn es während der Entwei- Schulleistungen oder die Aktivitäten des tägli- ventrolateralen Medulla bei Schädelbasisfrak-
chung zu keinem delinquenten oder selbstge- chen Lebens zu behindern, und nicht allein tur*, Hirndrucksteigerung*, Hirntumor* und
fährdenden Verhalten kommt. durch eine Intelligenzminderung*, eine Krank- Polyneuritis*.
Entwesung f: engl. deinsectization; syn. Desin- heit oder eine neurologische Störung erklärbar Entzündung f: engl. inflammation. (Ab-
E festation. Maßnahme zur Vernichtung schädli-
cher Kleintiere und Insekten (Desinsektion), die
ist. Behandelt wird mit Physiotherapie*, Moto-
therapie* und Psychotherapie*.
wehr-)Reaktion des Organismus auf Reize mit
dem Ziel, das auslösende Agens und seine Fol-
Gesundheits-, Wohnungs-, Haus-, Lebensmit- Entwicklungsstörungen, tiefgreifende f pl: gen zu beseitigen. Lokale Entzündungszeichen
tel-, Vorrats- und Pflanzenschädlinge sind. Ent- engl. pervasive developmental disorders. Bezeich- (sog. klassische Entzündungszeichen nach Cel-
wesung geschieht insbesondere durch chemi- nung für Gruppe psychischer Störungen mit be- sus) sind Rubor (Rötung), Calor (Hitze), Tumor
sche und physikalische Verfahren. Es erfolgt da- reits in den ersten Lebensjahren deutlicher und (Schwellung), Dolor (Schmerz) und Functio lae-
bei keine Desinfektion*, Entwesung richtet sich lebenslang persistierender abweichender Ent- sa (gestörte Funktion).
gegen höher organisierte Lebewesen. Bakterien wicklung, stereotypen und rigiden Verhaltens- Ursachen:
und Bakteriensporen werden nicht vernichtet. mustern sowie qualitativen Auffälligkeiten in – Physikalische und chemische Reize: Reibung,
Entwicklung, psychosexueø lle f: engl. psycho- sozialer Interaktion* und Kommunikation. Druck, Fremdkörper, zu hohe und zu niedri-
sexual development. Im weiteren Sinn die psychi- Formen: Nach ICD-10 z. B.: ge Temperatur, Strahlung, Säuren, Basen u. a.
schen Prozesse, die zur Ausformung der indivi- – Frühkindlicher Autismus* – Mikroorganismen (Viren, Bakterien, Pilze,
duellen Erwachsenensexualität führen, von der – atypischer Autismus (im Gegensatz zum Parasiten) oder Prionen*
Geburt bis zum Abschluss der Adoleszenz*. Im frühkindlichen Autismus Entwicklung auch – körpereigene (autogene) Reize: Urämie*; Zell-
engeren Sinn sind die psychischen Veränderun- nach dem 3. Lj. und/oder diagnostische Krite- zerfall, z. B. bei Tumor.
gen in der Pubertät gemeint. rien nicht in allen Bereichen erfüllt) Pathogenese: Immunpathologische Mechanis-
Entwicklungsakalkulie → Dyskalkulie – Rett*-Syndrom men bestimmen Verlauf und Schwere der Ent-
Entwicklungsdysgrafie → Lese-Rechtschreib- – andere desintegrative Störungen (z. B. Heller- zündung. Der als Antigen* wirkende Reiz löst
Störung Syndrom) zelluläre und humorale Immunreaktionen aus
Entwicklungsdyslexie → Lese-Rechtschreib- – Asperger*-Syndrom. und aktiviert Komplement* (siehe auch Aller-
Störung Klinik: gie*, Schock*).
Entwicklungsdysphasie → Dysgrammatis- – Fakultativ häufig komorbide Intelligenzmin- – Lokale Entzündungsreaktionen: v. a. di-
mus derung* (30–50 %) rekte Schädigung (Alteration) der Zellen und
Entwicklungsdyspraxie → Entwicklungsstö- – Symptomatik der sozialen Phobie Gewebe (alterative Entzündung); die örtliche
rungen, motorische – hyperkinetisches Verhalten Reaktion des Gefäßbindegewebes führt zu lo-
Entwicklungsdyspraxie, verbale f: Form der – Selbstverletzung kaler Durchblutungsstörung mit erhöhter
Apraxie*, die während der Sprachentwicklung – Aggression Gefäßpermeabilität für Blutplasma (Transsu-
auftritt und mit inkonstanter und inkonse- – Sprachentwicklungsverzögerung dation) und Blutzellen (Transmigration, Ex-
quenter Artikulation* einhergeht. Klinisch – Epilepsie. sudation; siehe Abb.) sowie zur Vermehrung
gleicht die verbale Entwicklungsdyspraxie der Entwicklungsverzögerung, konstitutionelle stark wachsender ortsständiger Zellen (Proli-
Sprechapraxie*, jedoch besteht sie von Beginn f: Normvariante der physiologischen Entwick- feration): 1. Durchblutungsstörung: I. Pha-
der Sprachentwicklung an. Häufig durchlaufen lung von Kindern und Jugendlichen mit verspä- se 1: Verengung der Arteriolen unter Adrena-
betroffene Kinder auch keine normale präverba- tetem Einsatz des Wachstumsspurts und der linausschüttung; Auftreten einer nur wenige
le Lallphase und zeigen extrem verspäteten Pubertät. Familienanamnese und radiologische Sekunden bis Minuten dauernden Minder-
Sprachbeginn. Knochenalterbestimmung sichern die Diagno- durchblutung (Blässe) II. Phase 2: Lösung des
Entwicklungsneuroanatomie → Neuroana- se. Im Allgemeinen ist eine Therapie nicht er- Arteriolenspasmus unter Einfluss des vegeta-
tomie forderlich. tiven Nervensystems; Auftreten lokaler Blut-
Entwicklungsneurophysiologie → Neuro- Entwöhnung → Weaning fülle (Hyperämie; Rötung) III. Phase 3: Initia-
physiologie Entziehungsanstalt f: Begriff mit unter- tion durch Mediatoren*, Verengung der Ve-
Entwicklungspsychologie f: engl. developmen- schiedlichen Bedeutungen: 1. Im Strafrecht eine nolen mit Blutstau (Stase) und den entspre-
tal psychology. Teilgebiet der Psychologie*, das suchtmedizinische Einrichtung. Geht eine chenden Folgen (Sludge*-Phänomen, Throm-
die menschliche Entwicklung im Allgemeinen Straftat nachweislich auf einen Hang zum Kon- bozytenaggregation, Thrombose*, Permeabi-
sowie die Entwicklung spezifischer Funktionen sum berauschender Substanzen zurück, kann litätsstörung, Exsudation, Schwellung)
(z. B. Wahrnehmung, Motorik) und typischer die Unterbringung* in einer Entziehungsan- 2. Permeabilitätsstörung: I. Phase 1: Einlei-
Probleme einzelner Lebensabschnitte und Ent- stalt angeordnet werden (§ 64 StGB). 2. Frühere tung durch Histamin und Serotonin; Dauer
wicklungsphasen beschreibt. Ein Phänomen Bezeichnung für eine suchtmedizinische Kli- von wenigen Minuten II. Phase 2: Beteili-
gilt als entwicklungsbedingt, wenn es regel- nik. gung anderer Mediatoren, z. B. Kinine*, Ana-
oder gesetzmäßig mit dem Alter in Beziehung Entzügelungshochdruck m: engl. neurogenous phylatoxin*, slow reacting substances, Pros-
gesetzt werden kann. hypertension; syn. neurogener Hochdruck. Arte- taglandine* 3. Blutplasmaexsudation:
rielle Hypertonie* mit Tachykardie* infolge Ver- I. Migration v. a. neutrophiler, eosinophiler
507 Entzugssyndrom

sprechend dem Exsudatcharakter Untertei- kaler und allgemeiner Reaktion des Organis-
lung in: I. seröse Entzündung (eiweißreiches, mus, z. B.
zellarmes Exsudat, spezifisches Gewicht – Restitutio ad integrum
> 1,015 g/ml) II. serös-schleimige Entzün- – Narbenbildung bzw. funktionelle Störung
dung (wie seröse Entzündung, aber mit er- – SIRS bzw. Sepsis.
höhter Schleimproduktion) III. fibrinöse Entzündung, interstitieø lle f: engl. interstitial
Entzündung (fibrinogenreiches Exsudat, Po- inflammation. Entzündung*, die v. a. im Binde-
lymerisierung des Fibrins; bei pseudomemb- oder Stützgewebe verläuft und die Parenchym-
ranöser Entzündung Bildung eines flachen zellen ausspart.
Fibringerinnsels auf der Schleimhaut; bei Entzündung, reparative f: engl. reparative in-
membranöser Entzündung Verbindung eines
flächenhaften fibrinösen Exsudats mit einer
flammation. Entzündung* mit Granulationsge-
webebildung zum Ausgleich eines Gewebescha-
E
Nekrose der darunter liegenden Schleim- dens. In der Folge kommt es zur Vernarbung.
haut) IV. eitrige Entzündung (reichlich Gra- Entzündungssyndrom, systemisches → Sys-
nulozyten und Mikroorganismen, ferner temic Inflammatory Response Syndrome
reichlich andere Zellen und Fibrin); Sonder- Entzugsblutung → Abbruchblutung
formen: Abszess*, Empyem*, Phlegmone* Entzugsdelir n: engl. withdrawal delirium. Im
V. hämorrhagische Entzündung (reichlich Rahmen eines Entzugssyndroms* auftretendes
Erythrozyten im Exsudat) 2. granulomatöse Delir*, z. B. Alkoholdelir*.
Entzündung: typisch herdförmige Ansamm- Entzugssyndrom n: engl. withdrawal syndrome.
lung von Zellen (Granulom*) ohne oder mit Zu den Substanzstörungen* gehörendes Stö-
Nekrose; je nach Zellcharakter werden unter- rungsbild mit körperlichen und psychischen
schieden: I. Sarkoidosetyp (Epitheloidzellen, Symptomen, die bei Abhängigkeit* von psycho-
Langhans*-Zellen) II. Tuberkulosetyp (wie tropen Substanzen (Abhängigkeitssyndrom*)
Sarkoidosetyp, jedoch mit zentraler Nekrose) nach plötzlichem Absetzen (therapeutisch,
Entzündung: Ablauf einer Entzündungsreaktion. III. Pseudotuberkulosetyp, retikulär-absze- selbst-initiiert oder umständehalber) auftreten
dierender Typ (neutrophile Granulozyten, können, je nach Suchtmittel, Dosis und persön-
die von Retikulumzellen* umgeben sind) licher psychischer und physischer Disposition.
und basophiler Granulozyten, Makropha- IV. rheumatischer Typ (Histiozyten, Lym- Pathogenese: Hauptsächlich glutamaterge und
gen* (als Blutmonozyten oder als Gewebehis- phozyten, Plasmazellen, wenig Granulozyten dopaminerge Über- und GABAerge Minderakti-
tiozyten) und Lymphozyten* durch Lücken mit zentraler, fibrinoider Nekrose als vität. Symptomatik:
zwischen den Gefäßendothelzellen (exsuda- Aschoff*-Geipel-Knötchen) V. rheumatoider – Psychovegetative Erregung mit Angst und
tive Entzündung) II. Verlauf und Überwin- Typ (Histiozyten, Bindegewebefasern mit Unruhe
dung der Entzündung hängen wesentlich großem Nekrosezentrum, sog. Bang-Granu- – Tachykardie, Hypo- oder Hypertonie
von der Phagozytoseleistung ab, an der pa- lom) VI. Fremdkörpertyp (Makrophagen, – Kopfschmerz*, Hitzegefühl, Schweißaus-
thophysiologisch und chemotaktisch wirken- mehrkernige Riesenzellen) 3. proliferative bruch, Tremor*
de (z. B. Komplementfaktoren) und phagozy- (granulierende) Entzündung: Proliferation – Schlafstörungen*, Halluzinationen*, Dys-
tosefördernde Substanzen (z. B. Opsonine*) ortsständiger und eingewanderter Zellen; phorie*, apathisch-depressive Verstimmung
beteiligt sind Entwicklung von Granulationsgewebe (lo- – evtl. Suizidneigung (z. B. bei Entziehung von
– allgemeine Entzündungsreaktionen: ckeres, gefäßreiches Bindegewebe mit Granu- Amphetaminen)
1. Auslösung von Immunreaktionen 2. be- lozyten, Lymphozyten, Makrophagen), Ab- – akute Psychose*.
schleunigte Bildung von Granulozyten (Gra- grenzung von Abszessen oder Nekrosen; Ver- Schweregrade quantifizierbar durch z. B.
nulozytose, Linksverschiebung) 3. Zunahme mehrung von faserbildenden Zellen mit spä- AWS-Skala, CIWA-Ar-Skala:
der Synthese bestimmter Plasmaproteine terer Bildung von Zwischenzellsubstanz; je – Leicht: leichtes Schwitzen*, Tremor
(Akute*-Phase-Proteine, z. B. CRP) 4. Steige- nach Entstehung sind zu unterscheiden: I. – mittelschwer: Tachykardie, Hypertonie,
rung des Stoffwechsels (Fieber) 5. subjektive reparative Form (repair phase), die bei nahe- Angst
Beschwerden wie Krankheitsgefühl, Abge- zu jeder serös-exsudativen Entzündung zur – schwer: maximale Ausprägung der Entzugs-
schlagenheit. (nicht aggressiven) Vernarbung führt II. repa- symptome einschließlich Erbrechen und
Einteilung: rativ-organisatorische Form, die bei fibrinö- schwerem Tremor.
– Nach zeitlichem Ablauf: 1. perakute Ent- ser Entzündung zur (nicht aggressiven) Ver- Substanzspezifität:
zündung 2. akute Entzündung 3. subakute narbung führt III. proliferative Form als ent- – Bei Entzug von Alkohol*, Opioiden*, Benzo-
Entzündung 4. subchronische Entzündung zündungsbeherrschende Reaktion bei im- diazepinen und Barbituraten möglicherweise
5. chronische Entzündung 6. rezidivierende munpathologischer Genese (fibrinoide Nekro- schwere körperliche Symptomatik
Entzündung se, Umwandlung von Bindegewebezellen zu – bei Cannabinoiden, Amphetaminen und Ko-
– nach Ausbreitung und Lokalisation: 1. lo- faserbildenden Fibroblasten, Vermehrung von kain leichtere Formen.
kalisierte Entzündung 2. generalisierte Ent- Zwischenzellsubstanz), meist progredient-ag- Diagnostik:
zündung 3. metastasierende Entzündung gressiver Verlauf 4. nekrotisierende Entzün- – Nachweis des Absetzens oder der Reduktion
mit Absiedelung entzündlicher Herde dung: Zelluntergang steht im Vordergrund. einer psychotropen Substanz nach langer
– nach Morphologie: 1. exsudative Entzün- Prognose: Abhängig von Ursache, Art, Stärke Konsumdauer (Eigen- und Fremdanamnese)
dung: Exsudat steht im Vordergrund; ent- und Dauer des Entzündungsreizes sowie von lo-
Enukleation 508

– klinisches Bild: Entzugssymptome der jewei- nelle Enuresis, selten auch im Erwachsenenalter – immunologisch bedingt: 1. para- oder postin-
ligen Substanzklasse (siehe Klinik) auftretend. Nach Ausschluss organischer Ursa- fektiöse Enzephalitis, wie Bickerstaff-Enze-
– Ausschluss einer vom Substanzgebrauch un- chen wird mit Miktionstraining, Klingelsys- phalitis 2. postvakzinale Enzephalitis, beson-
abhängigen somatischen, psychischen oder tem* und Familienberatung, bei Therapieresis- ders akute disseminierte Enzephalomyelitis*
Verhaltensstörung. tenz auch mit Desmopressin oder Antidepressi- – paraneoplastische, meist limbische Enzepha-
Komplikationen: va* behandelt. Formen: litis*
– Epileptische Anfälle – Organische Enuresis infolge struktureller – unklar, ca. 50 % aller akuten Enzephalitiden,
– Entwicklung eines Entzugsdelirs* Nieren- oder Harntraktanomalien oder neu- bei denen es sich vermutlich um nicht nach-
– vital bedrohliche Zustände bei Entziehung rogener Läsionen weisbare virale Enzephalitiden handelt.
von Benzodiazepinen. – funktionelle Enuresis: 1. Enuresis nocturna chronische Enzephalitis:
E Therapie:
– Leichtere Formen (fehlende Komorbidität,
(sog. Bettnässen) als unwillkürliche Reflex-
miktion während des Schlafs ohne gleichzei-
– Slow-virus-Infektionen: 1. subakut sklerosie-
rende Panenzephalitis* 2. progressive Röteln-
kein schwerer vegetativer Entzug oder epi- tig vorliegendes Einnässen am Tag als Folge panenzephalitis (siehe Röteln*) 3. HIV*-Enze-
leptische Anfälle in der Vorgeschichte) kön- einer Drangsymptomatik oder rezidivieren- phalopathie
nen ambulant behandelt werden, mittel- den Harnwegsinfektion (Dranginkontinenz*) – chronische bakterielle Infektionen wie bei:
schwere und schwere Formen werden statio- 2. Enuresis diurna als unwillkürlicher Harn- 1. Whipple*-Krankheit 2. Neurosyphilis*
när behandelt abgang tagsüber. 3. chronischer Neuroborreliose (siehe Lyme*-
– Pharmakotherapie: 1. u. a. mit Neuroleptika Einteilung: Borreliose)
(z. B. Haloperidol*), Benzodiazepinen (z. B. – Primäre Enuresis, bei der das Bettnässen im- – systemische entzündliche Erkrankungen
Oxazepam*, Diazepam*), Clomethiazol, Thi- mer bestand wie: 1. systemischer Lupus* erythematodes
amin, Antiepileptika* (z. B. Carbamazepin*), – sekundäre Enuresis mit Wiederauftreten 2. Sarkoidose* 3. Behçet*-Krankheit
Clonidin* 2. bei Opioidentzug u. a. Gabe von nach Trockenperiode von 6 Monaten. – vermutlich immunologisch bedingt: 1. Ras-
Chlorprothixen sowie Baclofen* zur sympto- Ätiologie: mussen-Enzephalitis 2. Multiple* Sklerose.
matischen Behandlung 3. bei Heroinabhän- – Reifungsverzögerung der neurologischen gemeinsame Symptome:
gigkeit* auch ausschleichende Gabe von Me- Harnblasenkontrolle – Fieber, bei akuter Enzephalitis plötzlich ein-
thadon (Methadon-Substitution). – gestörter Tag-Nacht-Rhythmus der Sekretion setzend und hoch
Wegen der hohen Rückfallgefahr muss die von ADH – Bewusstseinsstörung bis zum Koma
Pharmakotherapie immer mit verhaltensthera- – psychosoziale Belastung. – fokal-neurologische Zeichen
peutischen Verfahren (z. B. Rückfallprophyla- Envelope: Äußere Hülle (Lipoproteinmemb- – epileptische Anfälle.
xe*; qualifizierte Entzugsbehandlung) kombi- ran) eines Virions. Komplikation: Postenzephalitisches Syndrom*.
niert werden. Eine anschließende Entwöh- Enzephalitis f: engl. encephalitis. Gehirnent- Diagnostik:
nungsbehandlung ist in der Regel indiziert. zündung, eingeteilt pathologisch-anatomisch – Lumbalpunktion zur Liquordiagnostik
Enukleation f: engl. enucleation. Operative in Polioenzephalitis*, Leukenzephalitis, Panen- – MRT
Entfernung eines Körperteils oder Tumors aus zephalitis*, Meningoenzephalitis* und hämor- – EEG
seiner Kapsel, z. B. des Augapfels aus der Tenon- rhagische Enzephalitis sowie nach dem klini- – Differenzialdiagnosen.
Kapsel (Exenteratio* bulbi) oder des Prostata- schen Verlauf in akute und chronische Enzepha- Therapie:
Adenoms unter Belassung der peripheren Zone litis. Die Symptomatik ist variabel und abhän- – Sofortige stationäre Einweisung und Thera-
und Prostatakapsel (Prostataadenomektomie*). gig von der Ätiologie. Liquordiagnostik, Bildge- piebeginn bereits bei Enzephalitisverdacht
Enulis → Riesenzellgranulom, zentrales bung und EEG führen zur Diagnose. Die Thera- wegen möglicher rascher Progredienz und
E-Nummer f: Von der EU festgelegter Code, pie richtet sich nach der Ursache. Ätiologie: hoher Letalität
der sich aus dem Buchstaben E (für Europa) und akute Enzephalitis: – bei viraler Enzephalitis Virostatika: 1. Nukle-
einer Zahl zusammensetzt. Jede E-Nummer – Infektiös: 1. meist viral, v. a. neurotrope Vi- osidanaloga (Aciclovir, Brivudin, Ganciclovir,
steht für einen einzelnen, zugelassenen Lebens- ren, z. B. Herpes-Viren (Herpes*-simplex-En- Vidarabin) 2. Foscarnet, Amantadin, Ribavi-
mittelzusatzstoff*, der die Eigenschaften von zephalitis), Arboviren (z. B. FSME, japanische rin, Cidofovir, spezifische Therapie, siehe
Lebensmitteln wie Aussehen, Haltbarkeit und Enzephalitis*, Pferdeenzephalitis, Califor- Tab.
Geschmack verbessern oder die technologische nia*-Enzephalitis, z. T. epidemisches Auftre- – Sanierung der Herzklappe bei bakterieller
Verarbeitung erleichtern soll. ten), Rhabdoviren (vgl. Tollwut*), Myxovi- Enzephalitis durch septische Embolie bei En-
Hintergrund: Die Zusatzstoffe werden von der ren, Enteroviren 2. bakteriell: häufig als em- dokarditis (Letalität 50 %)
Europäischen Lebensmittelbehörde streng ge- bolische Herdenzephalitis bei Endokarditis – bei Hirndruckerhöhung oder vitaler Bedro-
prüft. Trotzdem gilt die Empfehlung, dass sich durch Verschleppung septischer Partikel und hung wie bei Ateminsuffizienz intensivmedi-
vor allem empfindliche Personen und kleine Embolie insbesondere kleiner Hirngefäße; zinische Überwachung und Therapie
Kinder möglichst zusatzstoffarm ernähren sol- Auftreten zerebraler Herdsymptome; v. a. – Prophylaxe und Therapie epileptischer An-
len. Für Allergiker ergeben sich aus der E-Num- Staphylococcus aureus und Streptokokken fälle.
mer Informationen über zu vermeidende Pro- als Erreger, bei Immunsuppression evtl. Lis- Enzephalitis, epidemische → Encephalitis le-
dukte. Das Bundesministerium für Ernährung teria oder Nocardia unter Umständen mit thargica
und Landwirtschaft informiert über Art und Ver- Hirnabszess, Gefäßruptur und Einblutung in Enzephalitis, japanische f: engl. Japanese en-
wendung der Zusatzstoffe zu jeder E-Nummer. das Hirnparenchym 3. im Rahmen von My- cephalitis; syn. Encephalitis japonica. Enzephali-
Enuresis f: Unwillkürliches Einnässen, physio- kosen wie Kryptokokkose*, Protozoen-Infek- tis*, die durch ein Flavivirus* in Ostasien her-
logisch auftretend bis zur Vollendung des 5. Lj. tion wie Toxoplasmose* und Wurmerkran- vorgerufen wird. Mücken (Culex*) übertragen
und pathologisch als organische oder funktio- kungen das Virus von Schweinen, Vögeln oder erkrank-
509 Enzephalomyelitis, perivenöse

Enzephalitis:
Pharmakotherapie der viralen Enzephalitis (Auswahl).
Erreger Wirkstoff Dosierung
Herpes-simplex-Virus Aciclovir 3× 10 mg/kg KG/d als Kurzinfusion (100 ml) für 14 Tage
oder
Foscarnet 3× 60 mg/kg KG/d i. v. für 2–3 Wochen
Erhaltungstherapie 1× 5 mg/kg KG/d i. v. an 5–7 Tagen wöchentlich
oder
Ganciclovir 2× 5 mg/kg KG/d i. v. für 2–3 Wochen
Erhaltungstherapie 1× 90 mg/kg KG/d i. v. E
bei bakterieller Superinfektion:
Amoxicillin 3× 2 g/d i. v. für 14 Tage
Zytomegalie-Virus Ganciclovir 2× 5 mg/kg KG/d i. v. für 2 Wochen
Erhaltungstherapie 5 mg/kg KG/d i. v. (Infusionszeit mindestens 60 Minuten!)
Foscarnet 0,15 mg/kg KG/min kontinuierlich i. v. für 10 Tage
oder
3× 60 mg/kg KG i. v. (Infusionszeit 1–2 Stunden) für 2–3 Wochen
Erhaltungstherapie 1× 90 mg/kg KG/d i. v.
oder
Cidofovir 5 mg/kg KG i. v. 1-mal wöchentlich
+ Probenecid 2 g i. v. (3 Stunden vor und 2 sowie 8 Stunden nach der Cidofovir-Infusion)
Varicella-Zoster-Virus Patienten < 60 Jahre:
Aciclovir 3× 5 – 10 mg/kg KG/d als Kurzinfusion (100 ml) für 14 Tage
Patienten > 60 Jahre:
Aciclovir 3× 5 – 10 mg/kg KG/d p. o.
in komplizierten Fällen:
Brivudin 4× 125 mg/d i. v. für 5–10 Tage
oder
Foscarnet

ten Personen. Kinder sind häufiger betroffen als Enzephalitis, postinfektiöse → Enzephalitis Enzephalomyelitis, akute disseminierte f:
Erwachsene. Behandelt wird symptomatisch, Enzephalitis, postvakzinale f: engl. post-vac- engl. acute disseminated encephalomyelitis; Abk.
bei Krampfanfällen mit Antiepileptika. cinal encephalitis. Enzephalitis* als relativ selte- ADEM. Akute, meist fulminant verlaufende
Klinik: ne Komplikation nach einer Schutzimpfung* nichtinfektiöse entzündliche demyelinisierende
– Kopfschmerzen gegen Variola* oder Masern*. Sie tritt mit einer Erkrankung* mit monophasischem Verlauf.
– Fieber Häufigkeit von ca. 1 : 1–2 Mio. Impfungen auf. ADEM ist eine Autoimmunreaktion, die 3–20
– extrapyramidale Symptome* Enzephalitis, zentraleuropäische → Früh- Tage nach einer Virusinfektion oder Impfung
– dauerhafte motorische oder psychische Stö- sommer-Meningoenzephalitis auftritt. Klinische Symptome sind Fieber, Kopf-
rungen. Enzephalografie → EEG schmerz, Bewusstseinsstörung und zerebrale
Diagnostik: Nachweis von spezifischen Antikör- Enzephalomalazie f: engl. encephalomalacia. Herdstörungen. Behandelt wird mit hochdo-
pern im Serum. Erweichung des Gehirngewebes mit Auflösung sierten Glukokortikoiden, evtl. zusätzlich
Prävention: der Gewebestruktur. Ursache ist meist ein ischä- durch Plasmapherese*.
– Mückenschutz mischer Schlaganfall* (Encephalomalacia alba) Ätiologie: Durch Virusinfektion oder Impfung
– Impfung mit inaktiviertem Impfstoff. ohne Blutaustritt, seltener ein hämorrhagischer ausgelöste Autoimmunreaktion (gegen Hirn-
Enzephalitis, liømbische f: engl. limbic encepha- Infarkt (Encephalomalacia rubra) in einem pri- proteine gerichtete T-Lymphozyten) mit disse-
litis. Meist paraneoplastisch bedingte Enzepha- mär ischämisch geschädigten Areal (siehe auch minierten entzündlichen lymphozytär-plasma-
litis* mit isolierter Beteiligung der medialen intrazerebrale Blutung*). In der Folge kommt es zellulären Infiltraten und Demyelinisierungs-
Temporallappen*. Klinisch zeigen sich schwere nach 1–3 Wochen zur Kolliquationsnekrose. herden in der Umgebung von kleinen Hirn-
Gedächtnisstörungen. Symmetrische Verände- Enzephalomeningitis → Meningoenzephali- und Rückenmarkvenen (siehe Abb.).
rungen im medialen Temporallappen im MRT tis Diagnostik: Zerebrale MRT (Marklagerverände-
und häufig auch der Nachweis antineuronaler Enzephalomeningozele → Enzephalozele rungen, oft mit randständiger Kontrastmittel-
nukleärer Autoantikörper (Anti-Hu) sichern die Enzephalomyelitis f: engl. encephalomyelitis. aufnahme).
Diagnose. Therapiert wird durch Behandlung Kombinierte Entzündung von Gehirn und Rü- Enzephalomyelitis, perivenöse → Enzepha-
des zugrunde liegenden Tumors. ckenmark. lomyelitis, akute disseminierte
Enzephalomyelitis, subakute chronische 510

lopathie; Abk. HE. Sammelbezeichnung für Enzephalopathie, urämische f: engl. uremic


neurologische und psychopathologische Symp- encephalopathy; syn. nephrogene Enzephalopa-
tome, die auf der Basis einer Lebererkrankung thie. Meist reversible Hirnschädigung bei einer
variabler Genese auftreten. Therapiert wird je dekompensierten Niereninsuffizienz. Harn-
nach Schweregrad und Form mit Laktulose, pflichtige neurotoxische Substanzen akkumu-
Aminosäuren und Rifaximin oder mittels Le- lieren im Blut und führen zu neurologischen
bertransplantation. Symptomen wie Unruhe, Schlafstörungen, Af-
Einteilung: Nach Schweregrad: Grad I–IV nach fektlabilität und im Spätstadium Somnolenz
West-Haven-Klassifikation. Nach Ursachen: und urämischem Koma*.
– Typ A: 1. akutes Leberversagen mit Ausfall Enzephalorrhagie f: engl. encephalorrhagia.
E Enzephalomyelitis, akute disseminierte: histologi-
der Entgiftungsfunktion 2. Hirnödem durch
Anschwellen der Astrozyten
Blutung in das Gehirn unterschiedlichster Ursa-
che mit der Folge fokal-neurologischer Ausfälle
scher Befund mit Lymphozyten, Gliaproliferation – Typ B: 1. portosystemischer Shunt* 2. ohne entsprechend der Blutungslokalisation.
und Entmarkung um eine kleine Hirnvene. [46] parenchymatöse Lebererkrankung Enzephalozele f: engl. encephalocele. Angebo-
– Typ C: 1. chronisch verlaufende Lebererkran- rener bruchartiger Vorfall von Hirnsubstanz
kung, v. a. bei Leberzirrhose mit portaler Hy- (Hirnprolaps), evtl. einschließlich der Menin-
Enzephalomyelitis, subakute chronische → pertension* und portosystemischem Shunt gen („Hernia cerebri“, Kephalozele) durch
Slow-Virus-Infektionen 2. Subtypen: I. episodische HE II. persistie- (meist medianen) Defekt im knöchernen Schä-
Enzephalomyokarditis f: engl. encephalomyo- rende HE III. minimale HE (MHE). del (z. B. bei Meckel-Gruber-Syndrom). Eine En-
carditis; syn. EMC-Syndrom. Akute fieberhafte Pathogenese von Typ B und C: Störung der zephalozele wird operiert.
Enzephalomyelitis* durch Infektion mit muri- Entgiftungsfunktion der Leber durch aus dem Lokalisation:
nem EMC-Virus (Cardiovirus der Picornaviri- Pfortaderkreislauf anflutende neurotrope Subs- – V. a. am Hinterkopf (okzipital)
dae) mit Bewusstseinsstörung, motorischen tanzen (z. B. Ammoniak*) als Folge – (mediane) Schädellücke an Stirn, Schädelba-
Lähmungen und Myokarditis*. – Einer spontanen Ausbildung oder einer chi- sis, Nasenwurzel.
Enzephalomyopathie, mitochondriale → rurgisch-interventionellen Anlage eines por- Formen:
Mitochondriopathien tosystemischen Shunts bei portaler Hyper- – Enzephalozele (im engeren Sinn): Prolaps
Enzeø phalon → Gehirn tension von Hirnsubstanz ohne Beteiligung von
Enzephalopathie f: engl. encephalopathy. – einer reduzierten Leberzellfunktion und prä- Hirnliquorräumen (Kenenzephalozele)
Nichtentzündliche diffuse Erkrankung oder zipitierender Faktoren wie Infektion (z. B. – Enzephalozele mit Füssigkeitsansammlung
Schädigung des Gehirns vielfältiger Ätiologie spontan-bakterielle Peritonitis), gastrointes- im Bruchsack (Hydroenzephalozele)
mit wechselnden Symptomen wie Kopf- tinale Blutung, Arzneimittel, Azotämie, – Prolaps von Hirnsubstanz mit Hirnhäuten
schmerz, Erbrechen*, Bewusstseinsstörung* Elektrolytimbalance, Obstipation oder diäte- (Enzephalomeningozele, Meningoenze-
und psychischen Veränderungen. tische Eiweißbelastung. phalozele)
Formen: Enzephalopathie, myoneurogastrointestina- – Prolaps mit Hirnventrikelteilen, oft zystisch
– Hypoxische Enzephalopathie: 1. z. B. nach le f: Mitochondriales DNA-Depletionssyndrom und mit Verbindung zum Liquorraum (Enze-
Reanimation* 2. globale zerebrale Ischämie* (Mitochondriopathie*), das sich als progressive phalozystozele; ggf. einschließlich Hirnhaut-
3. vegetativer Status* Multisystemerkrankung zwischen dem 10. und sack, Enzephalozystomeningozele)
– vaskuläre Enzephalopathie bei zerebrovas- 50. Lj. manifestiert, mit progressiver externer – nur liquorgefüllter Hirnhautprolaps, ge-
kulärer Insuffizienz: 1. besonders infolge Augenmuskellähmung*, gastrointestinaler Dys- schlossen oder offen und mit Verbindung
chronischer Blutdruckerhöhung (subkortika- motilität (oft intestinale Pseudoobstruktion*), zum Liquorraum (kraniale Meningozele*).
le arteriosklerotische Enzephalopathie*) diffuser Leukenzephalopathie*, peripherer Diagnostik:
2. oder als hypertensive Enzephalopathie mit Neuropathie* und Myopathie*. – MRT
Hirnödem* bei hypertensiver Krise* 3. neona- Enzephalopathien, transmissible spongifoø r- – CT.
tale hypoxämisch-ischämische Enzephalopa- me → Prionkrankheiten Therapie: Operativ (bei offener Enzephalozele
thie (periventrikuläre Leukomalazie) Enzephalopathie, portokavale → Enzephalo- akute Indikation wegen Infektionsgefahr)
– posttraumatische Enzephalopathie nach pathie, hepatische – Kleine Enzephalozele: Abtragung an der Ba-
Schädelhirntrauma* (Boxerenzephalopathie*) Enzephalopathie, spongifoø rme → Prion- sis und Verschluss durch Duraplastik*, ggf.
– septische (akute) Enzephalopathie bei krankheiten Schädelplastik
schwerer Sepsis* Enzephalopathie, subkortikale arteriosklero- – große Enzephalozele: Rückverlagerung vita-
– metabolische Enzephalopathie bei: 1. Leber- tische f: engl. subcortical arteriosclerotic en- ler nichtinfizierter Hirnanteile und Resekti-
versagen (hepatische Enzephalopathie*) cephalopathy. Arteriosklerose der langen Mark- on restlichen Gewebes der Enzephalozele,
2. Urämie* 3. Dialyse* 4. Thiaminmangel lagerarterien, die zu Mikroangiopathie und La- plastischer Verschluss von Hirnhäuten (Dura-
(Wernicke*-Enzephalopathie) 5. Hyperbiliru- kunen führt. 90 % der Patienten haben eine arte- plastik*) und Schädel.
binämie* (Kernikterus*) rielle Hypertonie. Klinisch zeigen sich je nach Enzephalozystozele → Enzephalozele
– toxische Enzephalopathie z. B. bei Blei-Into- Ausprägung eine subkortikale Demenz, aprak- Enzian, gelber m: syn. Gentiana lutea. Ausdau-
xikation (Encephalopathia* saturnina) tische Gangstörung, Harninkontinenz, fokal- ernde Gebirgspflanze aus der Familie der Enzi-
– angeborene Enzephalopathie z. B. Aicardi- neurologische Defizite, affektive Labilität sowie angewächse (Gentianaceae), die im Gebirge Mit-
Goutieres-Syndrom. Reizbarkeit. Typisch ist eine stufenweise Ver- tel- und Südeuropas sowie in Kleinasien vor-
Enzephalopathie, hepatische f: engl. hepatic schlechterung und Wechselhaftigkeit der Symp- kommt. Gelber Enzian wird medizinisch bei
encephalopathy; syn. portosystemische Enzepha- tomatik. Appetitlosigkeit sowie dyspeptischen Beschwer-
511 Ependymitis

oder Antigene vom gleichen Typ wie das zu be- empfindlichkeitsreaktionen. Die Therapie und
stimmende Antigen verwendet werden. Prognose sind stark abhängig davon, ob eine
Enzyminduktion f: engl. enzyme induction. akute oder chronische Form vorliegt.
Verstärkte Neusynthese von Enzymen (Protei- Eosinophilic Chemotactic Factor of Anaphy-
nen) nach signalinduzierter Transkriptionsini- laxis: Abk. ECF-A. Lipide der Arachidonsäure-
tiation und mRNA-Synthese. Die Zelle reagiert kaskade (v. a. plättchenaktivierender Faktor
durch Änderung ihrer Proteinzusammenset- PAF und Leukotrien B4) in Mastzellen und Gra-
zung auf Signale, Hormone* und andere Media- nulozyten, die neutrophile Granulozyten, Mo-
toren* oder Metabolite bzw. auf physikalische nozyten bzw. Makrophagen und andere Zellen
Einwirkungen, und adaptiert sich dadurch an chemotaktisch anziehen. PAF bewirkt zusam-
die neue Situation. Die Enzyminduktion wird
auch durch Xenobiotika* ausgelöst.
men mit Histamin* und slow reacting sub-
stances (Leukotriene*) die Konstriktion glatter
E
Beispiele: Eine starke Enzyminduktion der Cy- Atemmuskulatur und erhöht die Kapillarper-
tochrom-P-450-abhängigen (Cytochrom*-P- meabilität.
450-Isoenzyme) Monooxygenasen wird z. B. Eosinophilie f: engl. eosinophilia. Vermehrung
durch Phenobarbital* bewirkt. Bei wiederholter der eosinophilen Granulozyten im Blut über
Zufuhr dieser Substanzen kann sich eine Tole- den Referenzbereich. Siehe Blutbild*, Tab. dort.
Enzian, gelber: Pflanze und Blüte. [159] ranz* entwickeln. Die pharmakologische En- Vorkommen: U. a.
zyminduktion von z. B. CYP-Enzymen durch – Bei parasitären Erkrankungen, insbesondere
Johanniskraut kann zu erhöhter Clearance* von bei Trichinellose*, aber auch bei anderen Hel-
Arzneistoffen (z. B. Digoxin oder Ciclosporin*) minthiasitiden
den wie Völlegefühl und Blähungen (European und damit zu vermindertem Therapieerfolg – bei allergischen Reaktionen (Urtikaria*, Asth-
Scientific Cooperative on Phytotherapy, Kom- führen. ma* bronchiale, Arzneimittelexanthem usw.)
mission E) eingesetzt. Siehe Abb. Enzymopathien f pl: engl. enzymopathies. – bei beginnender Heilung von Infektionen
Verwendung: Als Bittermittel (Teeaufguss, Durch Störung der Aktivität von Enzymen oder (eosinophil-lymphozytäre Heilphase)
Tinktur, Extrakt*): Coenzymen* verursachte Erkrankungen. Enzy- – bei den sog. flüchtigen eosinophilen Lungen-
– Traditionell bei leichten dyspeptischen Be- mopathien führen je nach betroffenem Enzym infiltraten* (Löffler-Syndrom), die durch As-
schwerden und vorübergehender Appetitlo- zu unzureichender Synthese biologisch wichti- karidenlarven in der Lunge oder durch Inha-
sigkeit (Herbal Medicinal Products Commit- ger Substanzen, Substratstau, Zellintoxikation, lation von pflanzlichen oder bakteriellen Al-
tee) Akkumulation* von Produkten aus einem Stoff- lergenen ausgelöst werden können
– volkstümlich als Roborans und Tonikum bei wechselnebenweg und zur Intoxikation. – nach Insektenstich und -biss
körperlichen und seelischen Schwächezu- Formen: – bei bestimmten Hauterkrankungen (z. B.
ständen, mangelnder Magensaftsekretion, – Primäre Enzymopathien: angeborene, gene- Pemphigus* vulgaris, Ekzem*)
leichten Sekretionsstörungen der Bauchspei- tisch bedingte Erkrankungen mit sog. En- – häufig bei Hodgkin*-Lymphom, Nebennie-
cheldrüse, Rekonvaleszenz und nach länge- zymdefekt infolge Strukturveränderungen renrindeninsuffizienz* (Addison-Krankheit
ren Infektionskrankheiten eines Enzyms oder Enzymmangel durch ver- u. a.) und CML
– Herstellung von Enzianschnaps durch Destil- minderte oder fehlende Synthese, erhöhte – obligat bei Eosinophilenleukämie*
lation der vergorenen Zucker aus fermentier- Abbaurate u. a. – in geringerer Ausprägung bei Polycythaemia*
ten Wurzeln (enthält keine Bitterstoffe – sekundäre Enzymopathien: exogene Störun- vera u. a. myeloproliferativen Erkrankungen*
mehr). gen der Enzymsynthese oder -aktivität z. B. – selten bei metastasierendem Karzinom und
Wild lebende Populationen sind besonders ge- durch Entzündung, Intoxikation oder als Knochenmarkkarzinose*.
schützt (§ 1 Satz 1 Bundesartenschutzverord- UAW, die zu Hemmung oder Aktivierung EP: Abk. für Ereigniskorrelierte Potenziale →
nung). von Enzymen führen. Potenziale, ereigniskorrelierte
Enzymdiagnostik f: engl. enzyme diagnostics. EnzyXmpolymorphismen → Isoenzyme EP: Abk. für Evozierte Potenziale → Potenzia-
Bestimmung der Enzym-(Protein-)Menge oder EORTC QLQ C30: Fragebogen, der die Lebens- le, evozierte
-Aktivität im Blut oder in Gewebeflüssigkeit für qualität von Tumorpatienten abschätzen soll. ePA: Abk. für elektronische Patientenakte →
diagnostische Zwecke. Erhöhte Aktivität organ- Der EORTC QLQ C30 ist in mehr als 90 Spra- Patientenakte, elektronische
spezifischer Enzyme, Isoenzym*- und Enzym- chen verfügbar und wurde in mehr als 3000 EPAP: Abk. für engl. expiratory positive airway
muster geben Hinweise auf Herkunft und Um- Studien weltweit verwendet. Er umfasst allge- pressure → Beatmung
fang der Schädigung (beispielsweise Kreatinki- meine und krankheitsspezifische Fragen zur Le- EPC: Abk. für engl. endothelial progenitor cells
nase, LDH, Troponin bei Herzinfarkt), vermin- bensqualität. → Stammzelltherapie, kardiale
derte Aktivität auf Synthese- oder Funktionsstö- EOS: Abk. für engl. early-onset sepsis → Neu- EPEC: Abk. für enteropathogene Escherichia
rung eines Enzyms (Phenylketonurie)*. geborenensepsis coli → Escherichia coli
Enzym-Immunoassay m: engl. enzyme immu- Eosin-Nigrosin-Färbung → Spermienfärbung ePEEP: Abk. für → Extrinsic-PEEP
noassay; Abk. EIA. Empfindliche und spezifi- eosinophil: engl. eosinophilic. Mit Affinität zu Ependym n: engl. ependyma. Epithelähnliche,
sche immunologische Methode (Immunoassay*) (sauren) Eosinfarbstoffen. einschichtige Zellauskleidung der Hirnventri-
zur Bestimmung antigener Substanzen (Protei- Eosinophilenleukämie f: engl. eosinophilic leu- kel* und des Zentralkanals des Rückenmarks*.
ne, Hormone, Antikörper, Tumormarker, Vi- kemia. Seltene Leukämieform mit Vermehrung Das Ependym wird der Neuroglia zugerechnet.
ren, Pharmaka) in Flüssigkeiten (z. B. Serum), der eosinophilen Leukozyten. Klinisch impo- Ependymitis f: In 2 Formen auftretende Ent-
wobei enzymmarkierte spezifische Antikörper* nieren oft unspezifische Symptome oder Über- zündung des Ependyms*. Ependymitis callosa
Ependymknötchen 512

bezeichnet eine diffuse chronische Ependymitis Eine Ephapse entsteht z. B. als Folge einer De- Der zeitliche Verlauf einer Epidemie ist abhän-
mit Hydrozephalus*. Als Ependymitis granula- fektheilung nach einer Nervenläsion oder durch gig vom Infektionsweg (Infektion direkt von
ris tritt sie als Ependymitis der inneren Liquor- Druck einer Gefäßschlinge auf einen Nerv. Mensch zu Mensch oder über Zwischenwirt)
räume u. a. bei Toxoplasmose* oder Syphilis* Epheø dra sinica f: engl. Chinese ephedra. Xero- und der Zahl jener Individuen, die ein Kranker
auf. Mögliche Komplikationen sind Aquädukt- morpher Rutenstrauch aus der Familie der Me- in einer gegebenen Zeiteinheit infizieren kann.
stenose* und Hydrozephalus durch Liquorre- erträubelgewächse (Ephedraceae), der in China, Epidemiologie f: engl. epidemiology. Wissen-
sorptionsstörung. Tibet und dem Indomalaiischen Archipel vor- schaftszweig, der sich mit der Verteilung von
Ependymknötchen n sg, pl: engl. ependymal kommt. Seine jungen Rutenzweige (Ephedrae Krankheiten und deren physikalischen, chemi-
nodules. Knötchenförmige Wucherungen der herba) enthalten Alkaloide, insbesondere den schen, psychischen und sozialen Determinanten
Neuroglia nach Ependymitis granularis (siehe Hauptwirkstoff Ephedrin*. und Folgen in der Bevölkerung befasst.
E Ependymitis*).
Ependymom n: engl. ependymoma. Vom Epen-
Ephedrin n: engl. ephedrine; syn. Ephedrinum.
Phenylethylamin-Alkaloid mit sympathomime-
Formen:
– Deskriptive Epidemiologie: beschreibt Inzi-
dym* ausgehender glialer Tumor (6–12 % aller tischer Wirkung zur Soforttherapie des Blut- denzen oder Prävalenzen in bestimmten Po-
intrakraniellen Tumoren im Kindesalter). Typi- druckabfalls bei Spinalanästhesie, Periduralan- pulationen im Zeitverlauf
sches Erkrankungsalter ist bei Kindern bis zum ästhesie oder Narkose. Ephedrin stimuliert das – analytische Epidemiologie: formuliert
16. Lj. und Erwachsenen zwischen 30.–40. Lj. zentrale Nervensystem, das kardiovaskuläre quantitative Aussagen über pathologische
Nach histopathologischer Diagnosesicherung System, das Atmungssystem und die Sphinktere und verlaufsbeeinflussende Faktoren, prüft
wird chirurgisch und je nach WHO-Grad zu- des Verdauungs- und Harntrakts. Ephedrin ist Änderungswahrscheinlichkeit der Inzidenz
sätzlich mit Strahlentherapie* oder Chemothe- ferner ein Grundstoff verbotener Betäubungs- oder der Prävalenz einer Krankheit in Abhän-
rapie* behandelt. Lokalisation: mittel wie N-Methylamphetamin und unter- gigkeit von potenziellem Kausalfaktor (sog.
– In 2/3 der Fälle infratentoriell in der hinteren liegt dem Grundstoffüberwachungsgesetz. Exposition); Beobachtungsschemata (epide-
Schädelgrube Ephelides f pl: syn. Sommersprossen. Hyper- miologische Studie*): 1. experimentelle Epi-
– Wachstum entlang der Ventrikelräume, v. a. pigmentierte Flecke auf lichtexponierter Haut, demiologie (syn. interventive Epidemiologie)
bei Kindern besonders bei rotblonden Menschen. Die Ursa- verändert systematisch und kontrolliert eine
– bei supratentorieller Lokalisation häufiger che ist eine verstärkte Melaninsynthese ohne er- geprüfte Exposition durch Veränderung von
extraventrikulär höhte Melanozytenzahl. Verhalten, Umwelt oder durch Therapie
– auch spinal in Zusammenhang mit dem EPH-Gestose f: engl. EPH gestosis. Heute nicht 2. klinische Epidemiologie: zielt auf Verbes-
Zentralkanal oder als prognostisch günstige- mehr verwendete Bezeichnung für hypertensive serung diagnostischer, präventiver, thera-
res Ependymom des Filum terminale (Rü- Erkrankungen in der Schwangerschaft (SIH, peutischer Entscheidungen durch Einsatz
ckenmarktumoren*). Schwangerschafts-induzierte Hypertonie). EPH epidemiologischer Verfahren bei der Quali-
Diagnostik: Histopathologisch u. a. perivasku- ist ein Akronym aus Ödem (engl. edema), Prote- tätskontrolle: I. Abgrenzung normaler gegen
läre Pseudorosetten (siehe Abb.). inurie und Hypertonie. pathologische Befunde (z. B. Blutdruck, Se-
Epibleø pharon n: Angeborene Fehlbildung, bei rumcholesterol, Übergewicht) II. Vergleich
der eine Hautfalte dem Lidrand vorgelagert ist, der Aussagekraft diagnostischer Tests
häufig in Verbindung mit einem Entropium*. III. Dokumentation des natürlichen Verlaufs
Meistens sind die Unterlider betroffen. Die einer Krankheit IV. Prognose unbehandelter
Fehlbildung ist in Europa selten, in Asien häufi- und nach bester gegenwärtiger Praxis behan-
ger. Behandelt wird chirurgisch durch eine Lid- delter Krankheiten V. Wirksamkeit von Prä-
korrektur. vention (siehe auch evidenzbasierte Medi-
Epicondylitis radialis huø meri → Epikondyli- zin*)
tis – Infektionsepidemiologie: Epidemiologie
Epicondylitis ulnaris huø meri → Epikondyli- von Infektionskrankheiten, insbesondere der
tis Dynamik von Infektionsketten.
Epidemie f: engl. epidemic. Zeitlich und räum- Epidermal Growth Factor: Abk. EGF. Epider-
lich begrenzte starke Zunahme des Vorkom- maler Wachstumsfaktor*. EGF ist ein mitogenes
Ependymom: niedrigmalignes Ependymom; um
mens v. a. von Infektionskrankheiten (zuneh- Polypeptid (Mr 6045) mit wachstumsstimulie-
Gefäße Pseudorosetten mit zellkernfreien
mende Prävalenz*) gefolgt von starkem Rück- render Aktivität auf Epidermis- und Epithelzel-
Manschetten. [46]
gang des Erkrankungsvorkommens. Eine Epi- len, das über einen spezifischen Transmemb-
demie entwickelt sich aufgrund der Zunahme ran-Rezeptor (EGF*-Rezeptor) wirkt und in ei-
Ependymzyste f: engl. ependymal cyst. Zyste einer wesentlichen Exposition, z. B. aufgrund ner Vielzahl von Körperflüssigkeiten nachweis-
mit Wandauskleidung aus Ependym. Klinische einer verstärkten Exposition gegenüber Infekti- bar ist (1–800 ng/ml).
Symptome entstehen durch Raumforderung, onserregern. Epidermalzyste f: engl. epidermal cyst. Intra-
bei Lokalisation in den Hirnventrikeln kommt – Explosivepidemien: steiler Anstieg und Ab- oder subdermal gelegene Zyste*, vom Akroin-
es evtl. zum Verschlusshydrozephalus. In die- fall der Erkrankungsziffer bei zeitgleicher In- fundibulum des Haarfollikels* ausgehend,
sem Fall ist eine operative Fisteleröffnung indi- fektion und Erkrankung eines empfindli- meist mit zentraler, punktförmiger Öffnung.
ziert (nach Möglichkeit endoskopisch durchge- chen Kollektivs; Übertragungsweg z. B. aero- Die Epidermalzyste findet sich häufig am be-
führt). gen oder über Nahrungsmittel und Wasser haarten Kopf und am Rücken. Eine rasche Grö-
Ephaø pse f: Unphysiologische Kontaktstelle – Tardivepidemien: langsames Ansteigen ßenzunahme und bakterielle Infektionen sind
zweier Nervenfasern, an der es zu abnormer Er- und Abfallen (Kontaktepidemien). nicht selten. Die Therapie besteht in der voll-
regungsübertragung (sog. cross talk) kommt. ständigen Exzision.
513 Epididymitis

Epideø rmis f: Gefäß- und nervenfreie, äußerste Typ Herlitz: Wachstumsverzögerung und Le-
Schicht der Haut*, die in intaktem Zustand eine benserwartung < 2 Jahre
wichtige Schutzfunktion erfüllt. Die Epidermis – beim Simplex-Typ meist Besserung im Schul-
wird von einem mehrschichtigen verhornten alter.
Plattenepithel gebildet, das zu 90 % aus Kerati- Differenzialdiagnostik: Bei EBS: Kindler-Syn-
nozyten besteht. Ihre Dicke ist je nach Körperre- drom, zusätzlich mit Poikilodermie.
gion sehr variabel. Epidermophytie → Dermatophytose
Epideø rmiszysten, traumatische → Epithel- Epideø rmophyton floccosum n: Imperfekter,
zysten hyphenbildender, anthropophiler Pilz mit keu-
Epidermoidzyste n: engl. epidermoid cyst. Be- lenförmigen Makrokonidien (Mikrokonidien
nigner, zystischer Fehlbildungstumor mit epi-
dermishaltiger Wand und Hornlamellen als
Epidermolysis bullosa congenita Abb. 1: Epidermoly-
sis bullosa dystrophica; Blasenbildung und
fehlen stets). Er wächst in Kultur rascher als an-
dere Dermatophyten* und ist neben Trichophy-
E
Zysteninhalt. Ähnlich sind das Cholesteatom* verzögerte und unvollständige Wundheilung mit ton- und Microsporum-Arten häufiger Erreger
und das Dermoid*. großflächigen Erosionen. [197] der Dermatophytose (Tinea*). Siehe Abb.
Lokalisation: Lokalisation: Befallen werden die oberen Epi-
– In der Haut thelschichten der Haut und die Nägel, nicht
– im Schädel/zerebral, besonders im Kleinhirn- aber die Haare. Vorzugsweise betroffen sind
Brückenwinkel (75 %) feuchte Areale mit Lücken im Säuremantel, ins-
– in den Hirnventrikeln (meist im 4. Ventrikel), besondere der Inguinal- und Zehenbereich.
parasellär.
Pathologie:
– Aus epidermalen Zellen bestehende gutartige
Zysten, Inhalt Hornlamellen, in der Haut
auch als Verletzungsfolge (aus in die Tiefe
verlagerter Epidermis)
– im Schädel/zerebral: zystisch oder irregulär-
lobuliert.
Klinik:
– In der Haut: Lokalsymptome
– im Schädel: Symptome der lokalen zerebra-
len Raumforderung (Hirntumoren*)
– bei Ruptur ggf. Zeichen einer Meningoenze-
phalitis durch die Hornlamellen Epidermolysis bullosa congenita Abb. 2: Befund bei Epidermophyton floccosum: 1: Makrokonidien;
– Manifestation v. a. im jungen Erwachsenen- Neugeborenem (1. Tag). [92] 2: Kultur. [9]
alter.
Prognose: Epididymektomie f: engl. epididymectomy.
– Langsames Wachstum – Epidermolysis bullosa simplex (EBS): Operative Entfernung des Nebenhodens. Nach
– vollständige operative Entfernung ist meist oberhalb der BM Eröffnung der Tunica vaginalis testis werden
kurativ. – Epidermolysis bullosa junctionalis (EBJ): Funiculus spermaticus und Nebenhoden darge-
EpidermolyXsis f: Spalt- und Blasenbildung im innerhalb der Lamina lucida der BM stellt und schließlich der Nebenhoden stumpf
Bereich der dermoepidermalen Grenzzone, z. B. – Epidermolysis bullosa dystrophica (EBD): oder scharf vom Hoden abgelöst. Indikationen
bei Epidermolysis bullosa acquisita, Formen der unterhalb der BM (siehe Abb. 1). sind Nebenhodentumoren sowie chronisch rezi-
Epidermolysis* bullosa hereditaria und bei bul- Ätiologie. Mutationen in zahlreichen epider- divierende oder abszedierende Epididymitis*.
lösem Pemphigoid, oder intraepidermal, z. B. mal oder dermal exprimierten Genen, z. B. Ke- Epididymis → Nebenhoden
bei Pemphigus* vulgaris. ratine 1–8, 9–13 und 19, Laminin, Integrine Epididymitis f: Entzündung des Nebenho-
EpidermolyXsis acuta toø xica → Lyell-Syndrom und Typ-VII-Kollagen. dens, meist fortgeleitet von einer Prostatitis*
EpidermolyXsis bullosa congeø nita f: syn. Kera- Klinik: oder Urethritis* (bei Dauerkatheterisierung
tolysis bullosa hereditaria. Heterogene Erkran- – Beginn der Erkrankung je nach Form in ute- oder Gonorrhö*), selten hämatogen. Eine trau-
kungsgruppe mit kongenitaler Anlage zu me- ro (EBJ), bei Geburt, in den ersten Lebenswo- matische Epididymitis kann als Folge einer
chanisch induzierter Blasenbildung an Haut- chen (EBS und EBD) oder im Erwachsenenal- Kontusion* mit Hämatombildung auftreten, ei-
und Schleimhaut. Elektronenmikroskopie und ter ne rezidivierende Epididymitis v. a. bei Urinre-
Immunfluoreszenz mit spezifischen Antikör- – unterschiedlich stark ausgeprägte, generali- flux in die Samenwege, chronischer Urethritis
pern sowie Mutationsanalyse sichern die Diag- sierte oder lokalisierte Blasenbildung (Abb. 2) posterior oder bei Vesikulitis*.
nose. Pränataldiagnostik ist möglich. Die The- infolge leichtester mechanischer Traumen, Formen:
rapie besteht in der Vermeidung von Traumen sog. Pemphigus traumaticus – Akute Epididymitis: 1. Klinik: starke
und angemessener Hautpflege. Häufigkeit: – evtl. Nageldystrophie und -verlust, Schleim- Schmerzen im Skrotalfach, Ausstrahlung in
1–2 : 100 000. Formen: Je nach Position der hautbefall, Zahnanomalien und atrophisie- Leistenregion und Unterbauch, Fieber,
Blasenbildung in Bezug auf die dermo-epider- rende Alopezie Schwellung und Rötung des Skrotums
male Basalmembran (BM) – bei der schwersten Form, der Epidermolysis 2. Komplikationen: Abszedierung, Fistelbil-
bullosa atrophicans generalisata gravis dung 3. Therapie: Antibiotika*, Antiphlogis-
Epididymovasostomie 514

tika, Hochlagerung, Kühlung 4. Differenzial-


diagnose: Akutes Skrotum*
– chronische Epididymitis: 1. Ursache: meist
Folge- und Endzustand einer akuten Epidi-
dymitis oder Genitaltuberkulose* mit binde-
gewebiger Induration des Nebenhodens und
leichter Druckempfindlichkeit 2. Therapie:
Antibiotika über längere Zeit bzw. Antitu-
berkulotika oder Epididymektomie*.
Epididymovasostomie f: Mikrochirurgischer
E Anschluss des Samenleiters an einen Samen tra-
genden Nebenhodentubulus bei Verschluss- Epiduralhämatom Abb. 1: temporoparieto-okzipital
azoospermie*. lokalisiertes Epiduralhämatom in der linken
epidural: Auf der Dura* mater (harte Hirn- Hemisphäre mit typischer bikonvexer Form (CCT).
und Rückenmarkshaut) bzw. im Epiduralraum
gelegen.
Epiduralabszess m: engl. epidural abscess. Abs- – spinal: meist traumatisch oder iatrogen (z. B.
zess* zwischen äußerem Blatt der Dura* mater rückenmarksnahe Änästhesie, besonders bei
und Knochen, meist aufgrund einer fortgeleite- hämorrhagischer Diathese*).
ten Infektion mit Streptococcus* oder Staphylo- Klinik: Epiduralhämatom Abb. 2: Hämatomausräumung
coccus* aureus. Typische Symptome sind Kopf- – Intrakraniell: 1. initial z. T. Bewusstseinsstö- (Operationssitus). [80]
schmerzen und Fieber, je nach Lokalisation rung* durch Commotio* cerebri 2. nach Mi-
können Bewusstseinsstörungen bzw. Quer- nuten bis Tagen symptomfreien Intervalls
schnittssymptomatik auftreten. Therapiert (erneute) Bewusstseinsstörung mit oft ra- – spinal: bei progredienter neurologischer
wird durch operative Entlastung und Antibioti- scher Entwicklung eines Komas* durch Hirn- Symptomatik oder Querschnittläsion neuro-
kagabe. Kranieller Epiduralabszess: als Kom- drucksteigerung* und Gefahr der Einklem- chirurgische Hämatomentfernung und Blut-
plikation bei mung*, kontralaterale Hemiparese (Halbsei- stillung, meist mit möglichst stabilitätserhal-
– Osteomyelitis* tenlähmung) sowie ipsilateral (evtl. auch tender OP von dorsal.
– Nasennebenhöhlenentzündung kontralateral) Mydriasis* und Stauungspapil- Epiduralraum m: engl. epidural space; syn. Spa-
– Schädelhirntrauma* u. a. le 3. bei Säuglingen und Kleinkindern auch tium epidurale. Raum zwischen den beiden
Spinaler Epiduralabszess: u. a. infolge Symptome des Blutverlusts bis zum Schock Blättern (Stratum periostale und Stratum me-
– Osteomyelitis der Wirbelkörper – spinal: neurologische Symptome je nach ningeale) der Dura* mater im Spinalkanal*. Im
– offener Verletzungen. raumfordernder Wirkung und Myelonkom- Schädelinneren sind die beiden Durablätter fast
Epiduralanästhesie → Periduralanästhesie pression (cave: Progredienz bis zum komplet- vollständig miteinander verwachsen, weshalb
Epiduralhämatom n: engl. epidural hematoma. ten Querschnitt). physiologischerweise kein Spaltraum zwischen
Blutung entweder im Schädel zwischen der har- Komplikationen: ihnen liegt. Ein solcher Raum entsteht jedoch
ten Hirnhaut und dem Schädelknochen oder – Intrakraniell: Atemstillstand (besonders bei im Rahmen traumatisch bedingter Blutungen
seltener in der Wirbelsäule zwischen der harten Epiduralhämatom in der hinteren Schädel- (Epiduralhämatom*).
Hirnhaut und den Knochenwänden des Spinal- grube, ggf. akut), Compressio* cerebri Anatomie: Der Epiduralraum ist mit Fettgewe-
kanals. Patienten zeigen Bewusstseinsstörun- – spinal: Lähmungen bis zur kompletten Quer- be und Venenplexus ausgefüllt und erstreckt
gen oder neurologische Symptome, es drohen schnittläsion* oder Kaudalähmung. sich vom Foramen magnum bis zum 2.–3. Sak-
Hirndrucksymptomatik oder Querschnittläh- Diagnostik: ralwirbel.
mung. Behandelt wird bei starker Raumforde- – Neurologische Untersuchung mit Glasgow* Epifasziale Nekrektomie f: syn. epifasziale
rung operativ. Coma Scale (Tab. dort) Nekros-Ektomie. Chirurgische Entfernung von
Formen: – Nachweis durch CT* (v. a. frische intrakrani- Epidermis*, Corium und subkutanem Fettge-
– Intrakranielles Hämatom* zwischen harter elle Blutung; bikonvexe Form des Epidural- webe bei Verbrennungen Grad 2b und 3. Der
Hirnhaut (Dura* mater cranialis) und Schä- hämatoms: siehe Abb. 1) Defekt wird nach Möglichkeit definitiv mit
delknochen (Kalotte), d. h. epidural, aus einer – MRT (v. a. spinal) Spalthaut gedeckt oder temporärer Hautersatz
Meningealarterie oder Vene (Säuglinge) – selten Angiografie (digitale Subtraktionsan- wird eingesetzt, z. B. mit Fremdhaut (Xeno-
– in der Wirbelsäule (seltener): spinales Epidu- giografie, DSA) bei unklarer Ursache (z. B. graft), rein synthetischem (z. B. Suprathel®,
ralhämatom im Spinalkanal außerhalb der spontane Blutung, atypische Lokalisation). Epigard®) oder biosynthetischem Hautersatz
harten Rückenmarkshaut (Dura* mater spi- Therapie: Neurochirurgische OP bei signifikan- (Biobrane®).
nalis; siehe spinale Blutung*). ter Raumforderung und neurologischen Symp- Epigaø strium n: engl. epigastric fossa; syn. Regio
Ursachen: tome, oft dringlich (notfallmäßig < 30 min) epigastrica. Oberste Bauchregion zwischen Rip-
– Intrakraniell: 1. meist Schädelhirntrauma* – Intrakraniell: 1. Notfallmaßnahme: sofortige penbögen und Processus* xiphoideus des Brust-
mit Verletzung einer Meningealarterie, be- Entlastung über ein Bohrloch 2. osteoplasti- beins. Kaudal geht das Epigastrium in die Regio
sonders häufig der Arteria* meningea media sche Trepanation* zur Hämatomausräu- umbilicalis über, kranial in die Regio praester-
bei temporobasaler Schädelfraktur* (bei Kin- mung (siehe Abb. 2), Blutstillung (ggf. mit nalis.
dern auch ohne Fraktur) 2. auch spontan bei Entfernen einer AV-Durafistel bzw. endovas- Epigenetik f: engl. epigenetics. Wissenschaft,
duraler arteriovenöser Fistel* (AV-Durafistel) kulärer Embolisation) und Drainage die sich mit selektiver Genexpression* durch
515 Epikondylitis

Regulationsmechanismen befasst, die nicht auf Durchführung nur in Intubations- und Tra- Formen:
Veränderung der DNA-Sequenz beruhen. Epi- cheotomiebereitschaft. Differenzialdiagno- – Epikanthus medialis: 1. physiologisch bei
genetische Veränderungen sind bei verschiede- sen: siehe Tab. ca. 2 % der gesunden Neugeborenen, ver-
nen Erkrankungen nachweisbar (beispielsweise Therapie: schwindet meist mit der Aufrichtung des Na-
abweichendes Methylierungsmuster in Tumor- – Krankenhauseinweisung mit Notarztbeglei- senskeletts bis zum 6. Lj. 2. anthropomor-
zellen) und sind daher Ziel für Diagnostik und tung phes Merkmal bei asiatischen Völkern als
Therapie von Tumoren (Beispiel: Hemmung der – intensivmedizinische Maßnahmen und sog. Mongolenfalte, sie verstreicht bei Lid-
DNA-Methyltransferasen durch Azacitidin). Überwachung schluss 3. Merkmal bei Down*-Syndrom und
Epigloø ttis f: Kehldeckel. – i. v. Antibiotika, Cephalosporin der 3. Gene- Zellweger-Syndrom, es bleibt bei Lidschluss
Klinische Bedeutung: ration, z. B. Cefotaxim, Ceftriaxon. bestehen
– Epiglottitis*
– Beteiligung am Glottisödem*.
Prävention: Immunisierung gegen Haemophi-
lus* influenzae Typ b (Hib) im frühen Säug-
– Epikanthus inversus: größere Falte im un-
teren medialen Augenwinkel als Teil des Ble-
E
Epiglottitis f: syn. Laryngitis supraglottica. lingsalter. pharophimose*-Ptosis-Epikanthus-inversus-
Akut auftretende bakterielle Entzündung der Epignathus m: Asymmetrische Doppelfehlbil- Syndroms.
Epiglottis, v. a. durch Haemophilus* influenzae dung* (Teratom*) am Oberkiefer. Die Fehlbil- Epikaø rd n: engl. epicardium; syn. Lamina visce-
Typ b mit inspiratorischem Stridor, starken dung kann den pharyngealen oder palatinalen* ralis pericardii. Viszerales (dem Myokard* anlie-
Schluckschmerzen, kloßiger Sprache, Hypersa- Bereich und selten das Keilbein* betreffen, die gendes) Blatt des Perikards*.
livation, meist hohem Fieber und Todesangst. Mundhöhle ausfüllen oder aus ihr als behaartes Epikeratophakie → Chirurgie, refraktive
Die diagnostische Laryngoskopie erfolgt in In- Teratom herausragen. EpikondyXlenfraktur f: engl. epicondylar frac-
tubations- und Tracheotomiebereitschaft. The- Epikaø nthus m: engl. epicanthus. Angeborene ture. Abrissfraktur meist des Epikondylus medi-
rapie und Überwachung erfordern intensivme- sichelförmige Hautfalte im inneren Augen- alis humeri, z. B. bei Ellenbogengelenkluxati-
dizinische Maßnahmen. winkel, die sich vom oberen zum unteren on*. Mögliche Komplikationen sind Ulnarisläh-
Vorkommen: V. a. bei Kindern vor dem 5. Lj., Lid spannt und die nasale Lidkommissur ver- mung* und Kompartmentsyndrom*. Bei un-
seit Einführung der Hib-Impfung deutlicher deckt. Sie ist oft mit Lidspaltenschrägstellung vollständiger oder nicht dislozierter Epikondy-
Rückgang der Inzidenz. und Ptosis* verbunden; der Epikanthus ist phy- lenfraktur wird vorübergehend immobilisiert
Diagnostik: Rötliche kirschgroße Auftreibung siologisch oder weist auf bestimmte Syndrome und nachfolgend funktionell behandelt, bei in-
der Epiglottis in der Laryngoskopie, cave: hin. stabiler und dislozierter Epikondylenfraktur re-
poniert und osteosynthetisch versorgt (Platte,
Schrauben oder Kirschner*-Draht).
Epikondylitis f: engl. epicondylitis. Schmerz-
Epiglottitis: syndrom (entzündliche Tendopathie*) der Mus-
Klinische Differenzialdiagnose zwischen Epiglottitis und stenosierender Laryngotracheitis kelursprünge am Epikondylus durch funktio-
(sog. Pseudokrupp). nelle Überbeanspruchung v. a. in Sport und Be-
Kriterium Epiglottitis stenosierende Laryngotracheitis ruf (BK Nr. 2101) oder bei chronischer Muskel-
verkürzung. Diagnostiziert wird durch klini-
Alte 2–6 Jahre erste Episode zwischen 6 Monaten und sche Untersuchung mit typischer Schmerzpro-
3 Jahren vokation (Thomsen*-Zeichen), röntgenologisch
Auslöser Bakterien (meist Haemophilus Viren oder mit MRT. Die Therapie ist gewöhnlich
influenzae Typ b) konservativ, bei Persistenz operativ.
Formen:
Häufigkeit sehr selten 15 %, Jungen > Mädchen
– Epicondylitis radialis humeri (sog. Tennis-
Verlauf foudroyant meist subakut ellenbogen) mit Druckschmerz an der ge-
Allgemeinzustand schwer krank leicht beeinträchtigt meinsamen Ursprungszone des M. extensor
digitorum communis und des M. extensor
Atemnot inspiratorisch inspiratorisch carpi radialis brevis
Fieber hoch gering – Epicondylitis ulnaris humeri (seltener,
Husten selten bellend sog. Werfer-, Baseball- oder Golfspielerellen-
bogen) mit Druckschmerz an der Ursprungs-
inspiratorischer manchmal; zusätzlich oft stets, laut zone der Finger- und Handflexoren.
Stridor exspiratorisches Schnarchen Klinik:
Stimme leise, kloßig; nicht heiser heiser – Lokaler Druckschmerz am Ursprung
– Provokationstests der einzelnen Muskel-
Schluck- stark, Speichelfluss gering
beschwerden gruppen.
Therapie:
Körperhaltung sitzend unauffällig – Tape-Verbände (z. B. Kinesio*-Tape)
Manifestations- Tageszeit unabhängig nächtliches Aufwachen mit bellendem – Epikondylitisbandage/-spange
zeitpunkt Husten, Stridor und Atemnot (am – nichtsteroidale Antiphlogistika
Abend zuvor noch relativ symptomarm) – Verband mit antiphlogistisch wirkenden Sal-
Rezidivneigung keine häufig ben
Epikondylopathie 516

– Infiltrationen mit Lokalanästhetika und/oder


Glukokortikoiden
– Physiotherapie und physikalische Therapie
– Aufklärung von Sportlern bzgl. korrekter
Schlagtechnik
– bei Therapieresistenz unter konservativen
Maßnahmen kommt operativ eine Hoh-
mann*-Operation, evtl. zusammen mit De-
nervierung der Gelenkäste des N. radialis in-
frage. Epikutantest Abb. 2: typische Befunde bei Ablesung nach 72 Stunden: 1: einfach positive Epikutantest-
E Epikondylopathie → Epikondylitis
Epikrise f: engl. epicrisis. Zusammenfassender,
Reaktion (tastbares Infiltrat, Papeln) bei Duftstoff-Mix; 2: zweifach positive Epikutantest-Reaktion
(konfluierende Bläschen) bei Nickel-II-sulfat; 3: dreifach positive Epikutantest-Reaktion (Blasenbildung)
kritischer Abschlussbericht über den Verlauf ei- bei para-Phenylendiamin. [220]
ner Erkrankung im Krankenhaus mit Angaben
über Anamnese*, Diagnostik*, Begründung der – Ergebnis: bei positivem Ergebnis tritt je nach hol- und Drogenkonsum 4. Sauerstoffmangel
Diagnose*, Behandlungsverlauf und Empfeh- Sensibilisierungsgrad ein Erythem mit Infilt- 5. Hypoglykämie 6. sensorische Überreizung
lungen zu weiteren Therapiemaßnahmen. Die rat +, einzelnen Papeln bzw. Papulovesikeln – in der Regel Zusammenwirken von: 1. ätiolo-
Epikrise entspricht häufig dem Arzt- oder Ent- ++ bzw. Blasen +++ auf (siehe Abb. 2); tritt gischen (endogenen) Faktoren 2. exogenen
lassungsbrief. lediglich ein Erythem auf, ist das Ergebnis Faktoren, z. B. Licht 3. polygen determinier-
Epikutantest m: engl. patch-test. Hauttestung fraglich positiv (+). ten prädisponierenden Faktoren.
zum Nachweis einer allergischen Kontaktsensi- Epilation f: Enthaarung durch Entfernen aller Einteilung:
bilisierung. Der Epikutantest darf frühestens Haarstrukturen oberhalb und unterhalb der – Nach Ursprungsort der Anfälle im ZNS: 1. fo-
nach 6 Monaten wiederholt werden, da ein er- Hautoberfläche (im Unterschied zur Depila- kale Epilepsie mit Ursprung der Anfälle in
neuter Epikutantest eine Kontaktallergie indu- tion*). einer umschriebenen Hirnregion 2. generali-
zieren kann. Standardisierte Epikutantestrei- Epilepsie f: engl. epilepsy. Durch wiederholtes sierte Epilepsie mit Beteiligung beider Groß-
hen sind erhältlich. Auftreten von epileptischen Anfällen mit moto- hirnhemisphären zu Beginn bzw. Ausbrei-
Vorgehen: rischen und/oder sensiblen bzw. vegetativen tung auf beide Großhirnhälften im Verlauf
– Fixierung der potenziell allergenen, nicht- Reiz- oder Ausfallerscheinungen gekennzeich- des Anfalls bzw. als sekundär generalisierte
hautirritierenden Substanz verdünnt in ge- nete chronische Erkrankung unterschiedlicher Epilepsie (z. B. Grand-mal-Anfall)
eigneter Trägersubstanz (z. B. Vaseline, Pa- Ursache. EEG und MRT sichern die Diagnose. – nach klinischem Erscheinungsbild: 1. Be-
raffin, Wasser) unter Okklusion für (24 oder) Therapiert wird akut mit Benzodiazepinen, wusstsein erhalten (einfacher Anfall) oder be-
48 h auf gesunder Haut (des Rückens oder prophylaktisch mit Antiepileptika* und ggf. einträchtigt (komplexer Anfall) 2. mit moto-
Oberarms) mit hypoallergenen Pflastern chirurgisch. Epidemiologie: rischen Zeichen (tonisch, atonisch, myoklo-
(siehe Abb. 1) – Prävalenz: ca. 1 % der Bevölkerung nisch) 3. mit sensiblen, somatosensorischen,
– Ablesung der lokalen Hautreaktion erfolgt – bei 10 % der Bevölkerung Zeichen erhöhter vegetativen Zeichen.
einige Minuten nach Abnahme der Testpflas- zerebraler Erregbarkeit (ohne Anfälle) im Formen: Siehe Tab.
ter und obligat 72 h nach Applikation (bei EEG nachweisbar Epilepsiechirurgie f: engl. epilepsy surgery. Be-
fraglichem Ergebnis ggf. nach 96 h): 1. toxi- – Inzidenz: 30–50/100 000 handlung oder Prophylaxe der Epilepsie bzw.
sche Reaktionen haben das Maximum nach – in 70 % der Fälle Erstmanifestation vor dem epileptischer Anfälle durch operative (neurochi-
48 h meist überschritten (sog. Decrescendo- 20. Lebensjahr. rurgische) Eingriffe (Neurochirurgie*). Die Epi-
Reaktion) 2. die Typ-IV-Reaktion der Aller- Ätiologie: lepsiechirurgie umfasst die Enfernung oder
gie* hat einen Gipfel bei 72 h (sog. Crescendo- – Genetisch: 1. meist charakteristisches Mani- Stillegung epileptogener Herde sowie Maßnah-
Reaktion) festationsalter 2. z. B. Dravet-Syndrom men zur Hemmung der Ausbreitung epilepti-
– metabolische oder strukturelle Störung, z. B.: scher Aktivität.
1. Hirnläsionen bei Fehlbildung 2. Phakoma- Indikationen:
tose* 3. Hirntumor* 4. Schlaganfall* 5. Me- – V. a. pharmakoresistente Epilepsie*
ningitis 6. Enzephalitis* 7. Schädelhirntrau- – aber auch Vemeidung der Notwendigkeit
ma* (traumatische Epilepsie*) 8. Arzneimittel bzw. der Nebenwirkungen einer Langzeit-
9. Drogen Pharmakotherapie.
– idiopathisch: 1. ca. 50 % der Fälle 2. kein Hin- Operative Verfahren:
weis auf zugrunde liegende Erkrankung des – Topektomie (Läsionektomie): Entfernung des
Gehirns 3. Neugeborenenkrämpfe 4. Absen- anfallerzeugenden (extratemporalen) Hirn-
cen 5. juvenile myoklonische Epilepsie 6. Im- herdes (epileptogenes Areal), z. B. durch foka-
pulsiv-Petit-mal. le kortikale Resektion; möglich in nicht elo-
Pathogenese: quenten Hirnarealen (in der Nähe eloquenter
– Anfallsweise auftretende Spontanentladun- Areale: Topektomie plus Transsektionen)
gen von Neuronen bzw. Neuronenverbänden – Resektion im Bereich des Temporallappens:
Epikutantest Abb. 1: Durchführung: 1: Abnahme der des ZNS 1. Kortiko-Amygdalohippokampektomie
epikutanen Testpflaster; 2: Markierung der – Risikofaktoren für die Anfallsauslösung u. a.: (CAH) mit anteriorer temporaler Resektion
Felder. [220] 1. Schlafentzug 2. Hyperventilation 3. Alko- (bis zu 2/3 des Temporallappens) einschließ-
517 Epiorchium

– isolierte Lobektomie* oder Multilobektomie


Epilepsie:
Klassifikation (nach Internationaler Liga gegen Epilepsie, 2010). bei: 1. ausgedehnten Hirnläsionen 2. Fehlbil-
dungen 3. Entzündungsfolgen
altersbezogene Epilepsien nach Manifestationsalter – Hemisphärektomie*; meist funktionell bzw.
Neugeborene partiell.
benigne familiäre neonatale Epilepsie Tailored Resection: Die maßgeschneiderte
frühe myoklonische Enzephalopathie Epilepsiechirurgie unter maximaler Schonung
gesunden Gewebes erfordert umfassende prä-
Ohtahara-Syndrom
operative Diagnostik (funktionelles MRT, PET,
Kleinkindalter Magnetenzephalografie*, Wada*-Test u. a.) so-
Epilepsie der frühen Kindheit mit migratorischen fokalen Anfällen
West-Syndrom
wie intraoperative EEG-Ableitungen (ein-
schließlich pharmakologischer Provokation
E
myoklonische Epilepsie der frühen Kindheit z. B. mit Methohexital). Stimulationsverfah-
benigne familiäre frühkindliche Epilepsie ren: kontinuierlich mit verschienenden Fre-
quenzen, oder Stimulation kurz vor Beginn ei-
Dravet-Syndrom
nes Anfalls; es gibt verschiedene, z. T. noch
myoklonische Enzephalopathie bei nicht progredienten Störungen
nicht verbreitet klinisch angewendete Verfah-
Kindheit ren.
komplizierte fiebergebundene Anfälle (sog. Fieberkrämpfe plus; können in früher Kindheit bzw. – Vagus-(Nerv-)Stimulation* (VNS), häufigstes
im Kleinkindalter beginnen) Stimulationsverfahren: Stimulation der N.
Panayiotopoulos-Syndrom Vagus am Hals (einseitig). Palliativ, Anfallsre-
Epilepsie mit myoklonisch-atonischen (früher myoklonisch-astatischen) Anfällen duktion um 50 % bei 20–30 (bis 50 %) der Pa-
benigne Epilepsie mit zentrotemporalen Spikes (Rolando-Epilepsie) tienten. Vorteil: antidepressiver Effekt
– tiefe Hirnstimulation (deep brain stimula-
autosomal-dominante nächtliche Frontallappenepilepsie*
tion, DBS), bei pharmakoresistenen Epilepsi-
spät beginnende kindliche Okzipitallappenepilepsie (Gastaut-Typ)
en: Elektroden im Nucleus thalamicus anteri-
Epilepsie mit myoklonischen Absencen (Jeavons-Syndrom) or, Responder-Rate > 50 %, nach 2 Jahren
Lennox-Gastaut-Syndrom > 10 % >= 6 Monate anfallsfrei.
epileptische Enzephalopathie mit kontinuierlichen Spike-and-wave-Entladungen im Schlaf Epilepsie, juvenile myoklonische f: engl. ju-
(Abk. CSWS) venile myoclonic epilepsy; syn. Herpin-Janz-Syn-
Landau-Kleffner-Syndrom drom. Meist zwischen 12.–20. Lj. auftretende
kindliche Absencenepilepsie* (Abk. KAE) idiopathische generalisierte Form der Epilep-
sie*. Betroffene zeigen bilaterale Myoklonien
Adoleszenz und Erwachsenenalter
(plötzliche Schleuderbewegungen der Extremi-
juvenile Absencenepilepsie täten), meist nach morgendlichem Aufwachen,
juvenile myoklonische Epilepsie* häufig kombiniert mit generalisiertem tonisch-
Epilepsie mit nur generalisierten tonisch-klonischen Anfällen klonischem Anfall. Behandelt wird mit Antiepi-
progressive Myoklonusepilepsien leptika, z. B. Valproinsäure, Topiramat (cave:
autosomal-dominante fokale Epilepsie mit akustischen Merkmalen (Abk. ADFEAM) Lamotrigin kann Myoklonien verstärken).
andere familiäre Temporallappenepilepsien Epilepsie, traumatische f: engl. traumatic epi-
lepsy. Nach Schädelhirntrauma* häufig fokal im
nicht altersbezogene Epilepsien Sinne von Jackson-Anfällen auftretende epilep-
familiäre fokale Epilepsie mit variablen Herden (Manifestation in Kindheit oder Erwachsenenalter) tische Anfälle als Form der symptomatischen
Reflexepilepsie* Epilepsie*. Als sog. traumatische Frühepilepsie
mesiale Temporallappenepilepsie mit Hippocampussklerose (Abk. MTLE mit HS) treten die Anfälle im unmittelbaren zeitlichen
Rasmussen-Enzephalitis Zusammenhang mit dem Trauma auf, bei der
traumatischen Spätepilepsie erst nach einem In-
gelastische Anfälle bei hypothalamischen Hamartomen
tervall von Monaten bis Jahren.
Hemikonvulsions-Hemiplegie-Epilepsie Epiloia → Sklerose, tuberöse
Epilepsie mit strukturell-metabolischer Ursache, z. B. zerebrale Malformation, Tumor, Infektion Epimerie → Isomerie
Epinephrektomie → Adrenalektomie
Epinephritis → Paranephritis
lich Kortex und Corpus amygdaloideum so- ration); Anwendung vor allem bei Sturzanfäl- Epineø phron → Nebenniere
wie des Hippocampus; häufigstes Verfahren len (Lennox-Gastaut-Syndrom) Epineurium → Nervenfaser
der Epilepsiechirurgie (v. a. bei Temporallap- – subpiale Transsektionen: multiple, lokale Epioø rchium n: engl. visceral layer of tunica vagi-
penepilepsie) mit guter Anfallskontrolle mikrochirurgische Unterschneidung von Pia nalis testis; syn. Lamina visceralis tunicae vagi-
(> 80 %) 2. selektive Amygdalohippokampek- mater und oberflächlichem Kortex bei epilep- nalis testis. Hoden* und Nebenhoden* bede-
tomie togenem Herd in funktionell essenzieller ckendes viszerales Blatt des Processus vaginalis
– Kallosotomie, entweder partiell (2/3 Balken- (sog. eloquenter) Region peritonei. Es bildet zusammen mit dem Perior-
durchtrennung) oder total (Split*-Brain-Ope- chium* die Tunica* vaginalis testis.
Epipharyngitis 518

Epipharyngitis f: engl. nasopharyngitis. Ent- physenfuge* mit nachfolgender oft schwerer


zündung des Nasenrachens (Epipharynx*). Wachstumsstörung und Verformung der Kno-
Epipharyngoskopie f: engl. epipharyngoskopy. chen. Ursachen sind Nekrose infolge septischer
Instrumentelle Inspektion des Nasenrachen- Arthritis, Osteomyelitis, Tumor oder Trauma
raums (Epipharynx*), auf direktem oder indi- (Epiphysenfraktur*).
rektem Wege. Zur direkten Epipharyngoskopie Epiphysenfraktur Abb. 1 Epiphysenkern: engl. epiphysial nucleus. Ver-
wird ein starres Endoskop über den unteren Na- knöchertes Zentrum (sekundäres Ossifikations-
sengang eingeführt. Sie ist insbesondere geeig- zentrum) der Epiphyse, von dem der letzte
net zur Untersuchung kindlicher adenoider Ve- Schritt in der Längenentwicklung eines Röhren-
getationen. Für die indirekte Epipharyngosko- knochens ausgeht.
E pie wird ein umgedrehter Kehlkopfspiegel zwi-
schen Gaumensegel und Rachenhinterwand ge-
Epiphysenlösung → Epiphyseolyse
Epiphysennekrose, aseø ptische → Knochen-
schoben. nekrose, aseptische
Epiphaø rynx m: engl. nasopharynx; syn. Pars na- Epiphysenschluss m: engl. epiphysial closure.
salis pharyngis. Obere, nasale Etage des Pha- Verschluss der Epiphysenfuge* durch Knochen-
rynx* zwischen Rachendach und weichem Gau- substanz, wodurch das Skelettwachstum been-
men (Palatum molle). Im Epipharynx befinden det wird. Der physiologische Epiphysenschluss
sich neben den Seitensträngen* und der Cho- mit Abschluss des Längenwachstums tritt bei
anenöffnung (siehe Choana*) auch die Rachen- Mädchen im 16.–18. Lj. ein, bei Jungen im 18.–
mandel* (Tonsilla pharyngea) und die Mün- 21. Lj. Zum vorzeitigen Epiphysenschluss mit
dung der Tuba auditiva im Ostium pharynge- Epiphysenfraktur Abb. 2: Humerus gestörtem Knochenwachstum kommt es bei
um tubae auditivae. (Röntgenaufnahmen in 2 Ebenen). [116] Epiphysenfugenverletzung*.
Epiphaø rynxtumoren → Nasopharynxtumo- Epiphysentumor → Pinealistumoren
ren Epiphysenwachstumsstörung → Wachs-
Epiøphora f: engl. illacrimation. Überlaufen der tumsstörung
Tränen über den Lidrand aufgrund vermehrter Epiphyseodese f: engl. epiphysiodesis. Operati-
Tränenbildung (Dakryorrhö; z. B. durch Fremd- ve Blockierung der Epiphysenfuge an den Ext-
körper oder psychisch bedingt) oder einer Ab- remitäten. Ziele sind die Bremsung des Längen-
flussbehinderung. Letztere kann verursacht wachstums, die Korrektur eines Achsenfehlers
sein z. B. durch das Abstehen des unteren Trä- und die Retention nach einer Läsion der Epi-
nenpunkts, eine Stenose der Tränenkanälchen physe: Sie erfolgt temporär oder permanent so-
oder des Tränen-Nasen-Ganges sowie durch wie offen oder perkutan.
entzündliche Veränderungen. Anwendung:
Therapie: Behandelt wird ursächlich, z. B. durch – Bremsung des Längenwachstums (operativer
Fremdkörperentfernung oder operative Korrek- Längenausgleich am wachsenden Skelett),
tur des Lids oder der Tränenwege, z. B. mittels insbesondere an Femur und Tibia bei Bein-
Dakryorhinostomie. Epiphysenfraktur Abb. 3: Femur, Salter-Harris III, längendifferenz
epiphysär: engl. epiphysial. Zur Epiphyse* ge- Röntgenaufnahme und MRT. [116] – Korrektur eines Achsenfehlers der Extremitä-
hörig, die Epiphyse betreffend. ten
Epiphyse f: engl. pineal gland; syn. Zirbeldrüse. – Retention nach Epiphysenfraktur* oder Epi-
Aus gefäßreichem Bindegewebe, Pinealozyten, physenschädigung.
Astrozyten und noradrenergen Nervenfasern plane-Fraktur oder Tri-plane-Fraktur; Wachs- Formen:
bestehende Ausstülpung des Zwischenhirnda- tumsstörungen sind dabei in der Regel nicht – Temporäre Epiphyseodese: Überbrückung
ches. Pinealozyten bilden neben Polypetiden mehr zu erwarten). und Blockierung der Epiphysenfuge durch
vor allem Melatonin. Das Melatonin wird bei Diagnostik: Röntgen in 2 Ebenen (siehe Abb. 2), Kompression, z. B. mit Blount-Klammern
Dunkelheit gebildet und beeinflusst wahr- CT, MRT (siehe Abb. 3). (krampenähnliche Klammern, die quer über
scheinlich den Rhythmus biologischer Vorgän- Epiphysenfuge: engl. epiphyseal plate. Aus die Fuge gesetzt werden) oder die sog. Eight-
ge wie den Hell-Dunkel- oder den Schlaf-Wach- hyalinem Knorpel bestehende Schicht zwischen Plate (quer über die Fuge eingebrachte Zwei-
Rhythmus. Epiphyse und Metaphyse eines Röhrenkno- lochplatte, die an beiden Seiten mit Schrau-
Epiphysenfraktur f: engl. epiphyseal fracture. chens. Von der Epiphysenfuge geht das en- ben fixiert wird); sie werden so lang belassen,
Fraktur* unter Beteiligung einer noch aktiven chondrale Knochenwachstum aus (Längen- bis die erwünschte Korrektur erreicht ist
Epiphysenfuge*. Es drohen vorzeitige Verknö- wachstum). Die Epiphysenfuge wird daher auch – permanente Epiphyseodese: partielle Re-
cherung der Epiphysenfuge und Wachstums- als Wachstumszone bezeichnet. Das Längen- sektion und ggf. knöcherne Verspannung der
störung. Behandelt wird konservativ oder ope- wachstum erfolgt über einen Zeitraum von 16– Epiphysenfuge, ggf. minimal-invasiv.
rativ, abhängig von der Wahrscheinlichkeit ei- 20 Jahren und endet mit Verknöcherung der Durchführung:
ner Wachstumsstörung und dem Verlauf. Epiphysenfuge. – Offen, z. B. mit Blount-Klammern
Einteilung: Nach Salter-Harris (S-H) und Aitken: Epiphysenfugendistraktion → Chondrodias- – perkutan mit Aufbohren der Epiphysenfugen
siehe Abb. 1; Sonderform: Übergangsfraktur im tase und Zerstörung mit scharfem Löffel.
Adoleszentenalter, wenn der physiologische Fu- Epiphysenfugenverletzung f: engl. injury of Epiphyseolyse f: engl. epiphysiolysis. Ablösung
genschluss bereits partiell eingesetzt hat (Bi*- the epiphyseal cartilagelate. Verletzung der Epi- einer Epiphyse in der Epiphysenfuge, in man-
519 Episode, amnestische

figste Indikation für einen Dammschnitt ist der


Geburtsstillstand im Beckenausgang oder eine
drohende intrauterine Asphyxie. Ein Dammriss
geht meist mit einer geringeren Morbidität ein-
her (z. B. Vernarbung, spätere Schmerzen, Be-
ckenbodeninsuffizienz) als ein Dammschnitt.
Formen:
– Mediane Episiotomie: Verlauf in der Mittelli-
nie des Dammes Richtung After, im Vergleich
zur mediolateralen Episiotomie etwas höhe-
res Risiko zum Weiterreißen bis zum Spinc-
ter ani (Dammriss Grad III)
E
– mediolaterale Episiotomie: von der hinteren
Kommissur aus in Richtung auf das Tuber
ossis ischii, geht mit einem größeren Blutver-
lust und schlechterer Wundheilung als bei
der medianen Episiotomie einher
Epiphyseolysis capitis femoris: Epispadia
– laterale Episiotomie: 1–2 cm von Mittellinie
penis. [198]
entfernt in Richtung auf Tuber ossis ischii,
bringt zwar einen größeren Platzgewinn als
die beiden zuvor genannten Formen, ist aber
– Außenrotationsstellung des Beins, Beinver- auch mit deutlich vermehrten Schmerzen
kürzung postpartal, Narbenbildung, Dyspareunie und
– bei akuter Form Symptome wie bei Schenkel- erhöhtem Blutverlust vergesellschaftet.
halsfraktur*; Beugung im Hüftgelenk nur bei Episkleritis f: engl. episcleritis. Umschriebene
gleichzeitiger Außenrotation des Beines Entzündung der Episklera. Mögliche Ursachen
möglich (Drehmann-Zeichen). sind Erkrankungen des rheumatischen Formen-
Diagnostik: Röntgenologisch: Beckenüber- kreises, Gicht, Borreliose, Syphilis, Tuberkulo-
sichtsaufnahme und Lauenstein*-Technik (Be- se; häufig gibt es jedoch keine erkennbare
stimmung des Abkippwinkels; siehe Abb. und Grunderkrankung. Die Betroffenen leiden un-
Epiphyseolyse: Epiphyseolysis capitis femoris siehe Epiphyseolyse*, Abb. dort). ter Druck- oder Berührungsschmerz am Auge
beidseits; 1: Röntgen-Übersichtsaufnahme ohne Therapie: und blau-roter Verfärbung der Skleren (Leder-
erkennbaren pathologischen Befund; 2 und – Bei akuten Fällen Reposition und Fixation haut). Siehe Abb.
3: Aufnahme der Hüftgelenke in Lauenstein-Technik mit Kirschner-Drähten oder Schrauben
rechts (2) und links (3) mit erkennbarem Abrutschen – bei schleichender Verlaufsform: 1. bis zum
der Epiphyse nach dorsal (links deutlicher als Abkippwinkel von 30° Kirschner-Drähte oder
rechts). [182] Schrauben ohne Reposition 2. bei größerem
Winkel Osteotomie* (z. B. Imhäuser*-Weber-
Operation) 3. bei Abkippwinkel > 60° subka-
pitale Schenkelhalskorrekturosteotomie (mit
chen Fällen mit Verschiebung gegenüber dem chirurgischer Hüftgelenkluxation über sog.
übrigen Knochen. Ursache ist eine Osteochond- Trochanter-Flip-Osteotomie und z-förmige
ritis*, eine Osteomyelitis*, eine aseptische Kno- Kapsulotomie; cave: Femurkopfnekrose).
chennekrose*, ein Trauma (mit oder ohne meta- Wegen Gefahr beidseitiger Abkippung wird im-
physären Knochenkeil) oder eine Parese, z. B. in- mer die Gegenseite mitbehandelt (Fixation mit
folge einer Meningomyelozele*. Siehe Abb. Kirschner-Drähten).
Epiphyseolysis caø pitis feø moris f: engl. slipped Epiphyseolysis caø pitis feø moris acuta → Epi- Episkleritis [143]

capital femoral epiphysis; syn. Coxa vara adoles- physeolysis capitis femoris
centium. Zwischen 12.–16. Lj., v. a. bei männli- Epiphyseolysis caø pitis feø moris lenta → Epi- Episode f: Zeitlich begrenzte, rückbildungsfä-
chen Jugendlichen auftretendes Krankheitsbild physeolysis capitis femoris hige psychische Störung, z. B. amnestische Epi-
mit Lösung der Hüftkopfepiphyse vom Schen- EpiphyXse, persistierende f: engl. epiphyseal sode*, depressive Episode*, manische Episode*,
kelhals in der Wachstumsfuge und Abgleiten persistence. Verknöcherte Epiphyse, deren phy- psychotische Episode (bei akuter reversibler
nach dorsal. Betroffene hinken zunehmend. Di- siologische Verschmelzung mit der Metaphyse Psychose*, z. B. bei organisch bedingter Psycho-
agnostiziert wird röntgenologisch; der CCD*- ausbleibt. Diagnostisch muss von einer trauma- se, schizoaffektiver Störung, Schizophrenie).
Winkel ist scheinbar verkleinert (Coxa vara epi- tischen Knochenabsprengung differenziert wer- Psychische Störungen manifestieren sich häufig
physaria). Behandelt wird operativ. den. in rezidivierenden Episoden (sog. rezidivieren-
Klinik: Epiploon → Omentum der Verlauf, v. a. bei affektiven Störungen).
– Initial Knieschmerzen Episiotomie f: engl. episiotomy; syn. Damm- Episode, amneø stische f: engl. amnesic episode.
– rasche Ermüdung, zunehmendes Hinken, schnitt. Geburtshilflicher operativer Eingriff Syndrom häufig ätiologisch unklarer, flüchti-
schmerzhafte Bewegungseinschränkung zur Erweiterung des Beckenausganges. Die häu- ger, stunden- bis tagelanger Amnesie* bei zereb-
Episode, depressive 520

ralen Affektionen*, z. B. bei vaskulären Prozes- – Ideenflucht*


sen. – vermindertes Schlafbedürfnis, Insomnie*
Episode, depressive f: Bezeichnung (ICD-10) – Aufmerksamkeitsstörungen* (Ablenkbarkeit,
für mindestens 2 Wochen anhaltende Phase mit Irritabilität)
gedrückter Stimmung und Verminderung von – Selbstüberschätzung, Größenideen
Antrieb und Aktivität im Rahmen erstmalig – psychotische Symptome, z. B. Größenwahn*,
auftretender Depression* oder anderer affekti- Verfolgungswahn*, religiöser Wahn oder
ver Störung* (z. B. bipolare affektive Störung*, Halluzinationen*.
wenn zuvor oder später hypomanische oder ma- Therapie: Im Vordergrund akuter Phasen steht
nische Episoden auftreten). die Pharmakotherapie. Psychotherapeutische
E Vorkommen: Bei unipolarer Depression*, rezi-
divierender depressiver Störung* oder im Rah-
Maßnahmen sind in der Regel erst nach Abklin-
gen der Akutphase möglich. Als Pharmaka
men bipolarer affektiver Störung*. kommen in Betracht:
Einteilung: Nach Schweregrad: leichte, mittel- – Lithium (akut und zur Rezidivprophylaxe)
gradige und schwere depressive Episode, mit – Antiepileptika* (Carbamazepin, Valproinsäu-
oder ohne psychotische Symptome. re, auch zur Rezidivprophylaxe)
Diagnostik: – Neuroleptika (z. B. Haldol in der Akutphase,
– Hauptsymptome: gedrückte Stimmung, In- Atypika zur Rezidivprophylaxe) Epispadie Abb. 2 [55]
teressen- und Freudlosigkeit, Antriebsstö- – Benzodiazepine (in der Akutphase).
rung* Epispadie f: engl. epispadia; syn. Fissura ureth-
– weitere Symptome: Denk- und Konzentrati- rae superior. Fehlbildung der Harnröhre. Sie – Harnröhrenrekonstruktion (evtl. zweizeitig
onsstörung, vermindertes Selbstwertgefühl, bildet eine nach oben offene Rinne, evtl. mit und ggf. unter Einsatz von Mundschleim-
Schuldgefühl, motorische Hemmung oder Fortsetzung bis zur Harnblase. Ursache ist ver- haut).
Unruhe, Suizididee oder suizidales Verhal- mutlich ein zu weit kaudal angelegter Genital- Epispadie-Ekstrophie-Kompleø x m: engl. epi-
ten, Schlafstörung, Appetitminderung oder höcker mit anschließender Ruptur der Membra- spadia ecstrophy complex. Entwicklungsstörung
-steigerung na urogenitalis. Bei kompletter Epispadie be- der beiden Genitalhöcker und der Kloaken-
– Haupt- und weitere Symptome nicht durch steht Inkontinenz. Therapiert wird durch chi- membran in der 3. Embryonalwoche mit konse-
direkte Einwirkung einer Substanz, körperli- rurgische Harnröhrenrekonstruktion. kutiver Spaltbildung des äußeren Genitale, der
che Erkrankung oder äußere Ursachen zu be- Klinik: Die Mündung der Harnröhre befindet Harnröhre, Sphinktermuskulatur, Harnblase,
gründen. sich Bauchwand und des knöchernen Beckens je
Therapie: – Bei Jungen auf der dorsalen Seite des Penis in nach Ausprägungsgrad. Unterschieden werden
– Antidepressiva* Schaft oder Eichel (siehe Abb. 1 und Abb. 2) Epispadie*, Blasenekstrophie sowie kloakale
– Psychotherapie*, v. a. kognitive Verhaltens- – bei Mädchen dorsal auf der Klitoris. Ekstrophie* (unter Einbeziehung von Anus und
therapie*, interpersonelle Psychotherapie*. Formen: Rektum).
Episode, manische f: engl. manic episode. Af- – Bei Jungen in Abhängigkeit von Meatusloka- Epistaø xis f: engl. nosebleed. Nasenbluten. Die
fektive Störung* mit (im Gegensatz zur depres- lisation: 1. Epispadia glandis 2. Epispadia pe- Blutung kommt meist aus den arteriellen Gefä-
siven Episode*) situationsinadäquat gehobener nis 3. Epispadia pubis ßen der Nasenschleimhaut. Eine Ursache ist
oder gereizt-aggressiver Stimmung (evtl. auch – bei Mädchen am häufigsten komplett inkon- meist nicht festzustellen. Bei sehr starkem Na-
mit psychotischen Symptomen), die mindestens tinente Epispadia pubis. senbluten wird tamponiert und ggf. interventi-
eine Woche andauert und die berufliche und so- Therapie: onell oder chirurgisch behandelt.
ziale Funktionsfähigkeit mehr oder weniger – Genitalrekonstruktion, bei Jungen mit Penis- Ursachen: Häufig:
vollständig unterbricht. Erscheinungsfor- aufrichtung (z. B. durch Verlagerung der – Habituelles Nasenbluten ohne erkennbare
men. Bei schwererer Ausprägung können psy- Harnröhre nach ventral und Aufrichtung der Ursache (v. a. bei Kindern durch lokale Ursa-
chotische Symptome auftreten, bei leichterer Schwellkörper gegeneinander) chen, wie z. B. Gefäßverletzung im Bereich
Ausprägung spricht man von Hypomanie*. Tra- des Locus Kiesselbachi, oder bei trockenem
ten zuvor oder treten später depressive Episo- Schnupfen (Rhinitis* sicca)
den* auf, liegt eine bipolare affektive Störung* – bei Erwachsenen arterielle Hypertonie*.
vor. Epidemiologie. Monopolare Manien (d. h. Selten:
ausschließlich manische Episoden) sind sehr – Physikalische oder chemische Schädigung
selten. Die Lebenszeitprävalenz der bipolaren der Nasenschleimhaut
affektiven Störungen liegt bei 1–2 %. Ätiopa- – Trauma (z. B. Schädelbasisfraktur oder Na-
thogenese. Wie bei den meisten nichtorgani- senseptumfraktur)
schen psychischen Erkrankungen geht man von – Nasenfremdkörper*
genetischen, neurobiologischen und psychoso- – Rhinolith*
zialen Faktoren aus. – Nasen- und Nasennebenhöhlentumor
Klinik: – Nasenrachen-Angiofibrom
– Situationsinadäquate Euphorie*, Heiterkeit – als Symptom einer Allgemeinerkrankung bei
– Reizbarkeit, Morosiät, Erregung akuten Infektionskrankheiten (z. B. Typhus,
– Antriebssteigerung*, Überaktivität Epispadie Abb. 1: Mündung der Harnröhre (Sonde) Virusgrippe, virales hämorrhagisches Fie-
– Rededrang (Logorrhö*) auf der dorsalen Seite des Penis. [125] ber*)
521 Epithelioma contagiosum

– Gefäß- und Kreislauferkrankungen (z. B. Os-


ler-Rendu-Weber-Krankheit, Arteriosklerose)
– Thrombozytopathie*
– Thrombozytopenie*
– akute Leukämie*
– Vitamin-K-Mangel
– Skorbut u. a.
Therapie:
– Kopfneigung nach vorn zur Prophylaxe von Epithelgrenze: Epithelgrenze an der Portio: 1: beim
Aspiration und Blutschlucken jungen Mädchen; 2: bei der geschlechtsreifen Frau
– Beruhigung des Patienten
– Kühlung
(Ektopia cervicis); 3: bei der Frau im Klimakterium;
a: anatomischer innerer Muttermund; gestrichelte
E
– Nasenflügel des betroffenen Nasenlochs an- Linie: histologischer innerer Muttermund.
drücken, bis die Blutung stoppt oder weitere
Maßnahmen getroffen werden können der Zervix beginnen an der zerviko-portalen
– abschwellendes Nasenspray Epithelgrenze. Die Epithelgrenze ist gut zu-
– Therapie der Grunderkrankung, z. B. phar- gänglich für die Kolposkopie* und die Kolpozy-
makologische Senkung des Blutdrucks. tologie*. Letzterer kommt eine besondere Be-
Bei starker Epistaxis: deutung zu beim Papanicolaou*-Abstrich zur
– Vordere Nasentamponade*, hintere Nasen- Früherkennung des Zervixkarzinoms* und des-
tamponade nach Bellocq sen Vorstufen.
– Elektrokoagulation* epithelial: Zum Epithel gehörig, vom Epithel
– chirurgische Ligatur oder Embolisation zu- ausgehend.
führender Gefäße Epitheliom n: engl. epithelioma. Benigner oder
– bei hohem Blutverlust ggf. Volumenersatz. maligner Tumor aus Epithelzellen. Zur Gruppe
Epitaxie f: engl. epitaxia. Bildung von Kristal- der Epitheliome gehören Papillom*, Adenom*,
len an Oberflächen (klinische Bedeutung: Epita- Epithelzysten* und Karzinom*.
xie trägt zur Steinbildung bei Nephrolithiasis* Epithelgewebe: Schema wichtiger histologischer Epithelioma adenoides cyø sticum Brooke n:
bei, da Harnsäurekristalle als Keimzentrum für Typen. syn. Trichoepithelioma papulosum multiplex
die Calciumoxalat-Kristallation dienen). Jarisch. Meist in der Pubertät auftretendes auto-
Epithel → Epithelgewebe somal-dominant vererbtes Fehlbildungssyn-
Epithel, atypisches → Atypie – meist einschichtiges, hochprismatisches Epi- drom (Genlocus 16q12–q13, Mutationen im
Epithelgewebe: engl. epithelial tissue. Ge- thel (z. B. Magen-Darm-Trakt) CYLD-Gen) mit Zylindromen und symmetrisch
schlossener Zellverband, der innere Hohlräume – mehrreihiges (scheingeschichtetes) Epithel angeordneten, halbkugeligen, blassgelblichen
und äußere Oberflächen des Körpers bedeckt. (z. B. respiratorisches Epithel der Nasenhöh- Trichoepitheliomen*, besonders im Bereich der
Das Epithelgewebe übt eine Schutzfunktion aus le* und Nasennebenhöhlen*) Nasen-Wangen-Falten und der Oberlippe. Sel-
und dient dem Stoffaustausch und der Reizauf- – Übergangsepithel als besondere Form eines ten erfolgt eine maligne Transformation zum
nahme. Es lässt sich sowohl nach Funktion als mehrschichtigen Epithels, das Hohlorgane Basalzellkarzinom*. Siehe Abb.
auch nach Aufbau unterteilen und weist ver- mit veränderlicher Ausdehnung auskleidet Therapie: Entfernen der Tumoren mit Laser-,
schiedene Oberflächendifferenzierungen auf. (Nierenbecken*, Urether*, Harnblase*, oberer Kryo- oder Elektrochirurgie.
Siehe Abb. Teil der Urethra*).
Unterteilung nach Funktion: Epithelgrenze: engl. epithelial border. Grenze
– Deckepithelien: engmaschiger Zellverband, zwischen geschichtetem Plattenepithel* der
der einer Basalmembran* aufsitzt und zur Portio vaginalis uteri und Zylinderepithel der
Abgrenzung äußerer und innerer Körper- Cervix* uteri.
oberflächen dient Lokalisation: Die Epithelgrenze markiert die
– Drüsenepithelien: spezialisierte Epithelzel- Umwandlungszone* zwischen beiden Epitheli-
len zur Bildung und Abgabe von Sekreten* en. Sie verschiebt sich laufend durch Umbau-
an die innere (z. B. Pankreas) oder äußere vorgänge in den verschiedenen Lebensabschnit-
Körperoberfläche (z. B. Talgdrüsen) ten der Frau unter Einfluss der Sexualhormone*
– spezifische Sinnesepithelien, z. B. Zellen in aus dem Zervikalkanal* auf die Portiooberfläche
den Geschmacksknospen der Zunge*. und wieder zurück. Die Verlagerung von Zylin-
Unterteilung nach Aufbau: derepithel auf die Portiooberfläche nennt sich
– Einschichtiges oder mehrschichtiges Platten- Zervixektopie (Ektopia cervicis), der Vorgang Epithelioma adenoides cysticum Brooke: multiple
epithel, das entweder verhornt (z. B. Epider- als solcher nennt sich Ektropionierung. Trichoepitheliome. [197]
mis*) oder wenig bzw. unverhornt (z. B. Siehe Abb.
Mundhöhle*, Ösophagus*) vorkommt Klinische Hinweise: Aufgrund der ständigen Epithelioma basocellulare → Basalzellkarzi-
– kubisches Epithel (z. B. kleinere Drüsenaus- Umbauvorgänge entstehen häufig epitheliale nom
führungsgänge) Atypien und Zelldysplasien, die entarten kön- Epithelioma contagiosum → Molluscum
nen. Über 90 % der Plattenepithelkarzinome* contagiosum
Epithelioma spinocellulare 522

Epithelioma spinocellulare → Plattenepithel- Eine durch Epizoen hervorgerufene Hauter- leosis* infectiosa gilt. Das Epstein-Barr-Virus
karzinom krankung wird als Epizoonose bezeichnet. wurde erstmals in B-Zell-Linien des Burkitt*-
Epithelisierung f: engl. epithelisation. Über- Epizoonosen [Dermatologie] f pl: engl. epizo- Tumors nachgewiesen und ist vermutlich an
wachsen einer Wunde* mit Epithelzellen, aus- onoses. Durch tierische Parasiten* verursachte der Entstehung der Haarleukoplakie* bei HIV-
gehend von intaktem Epithelgewebe* im Be- Hauterkrankungen. Auslöser sind meist Arthro- Infektion beteiligt.
reich der Wundränder. poden* (Gliederfüßer). Übertragung: Ausscheidung über Speichel, wo-
Epithelkörperchen → Nebenschilddrüsen Formen: Z. B. Befall durch bei die Infektion durch direkten Kontakt er-
Epithelperlen → Hornperlen – Flöhe* (Pulikose) folgt. Nach serologischen Untersuchungen sind
Epithelzysten f pl: engl. epithelial cysts. Mit – Läuse* (Pedikulose*) 90 % aller Erwachsenen Träger spezifischer An-
Epithel ausgekleidete benigne Epidermisver- – Wanzen* (vgl. Cimicosis*) tikörper gegen EBV.
E senkungen (z. B. durch Trauma) in der Dermis.
Bei Bedarf wird die Epithelzyste exstirpiert.
– Milben* (vgl. Skabies, Demodikose*, Trombi-
diose*)
Onkogenität:
– EBV regt in vitro B-Lymphozyten zu fast un-
Differenzialdiagnosen sind: Dermoid*, Epider- – Zecken* (vgl. Borreliose*) begrenztem Wachstum an
malzyste*, Milien*, Trichilemmalzyste*. – Mücken*, Fliegen* (Culicosis). – Korrelation zwischen EBV-Infektion und
Epithese f: engl. epithesis. Individuell model- Epizoonosen [Tiermedizin]: Der Epidemie* Burkitt-Tumoren oder Nasopharyngealkarzi-
liertes Körperersatzstück aus Kunststoff, Sili- entsprechende Krankheitsausbreitung in Tier- nomen tritt vorwiegend in Asien und Afrika
kon, Gelatine u. a. zur Deckung von Oberflä- beständen mit rascher Zunahme der Erkran- auf.
chendefekten, insbesondere im Gesicht (Auge, kungszahlen gefolgt von einem deutlichen Epstein-Barr-Virus-Infektionen f pl: engl. hu-
Nase, Ohr). Wird in der Regel an den Körper Rückgang des Erkrankungsvorkommens. man herpesvirus 4 infections; syn. EBV-Infektio-
angelegt, aufgeklebt, durch Implantat festge- EPJ: Abk. für endoskopisch kontrollierte Punk- nen; Abk. EBV-Infektion. Durch das Epstein*-
halten oder mit intraoraler Defektprothese ver- tion des Jejunums → Jejunostomie, perkutane Barr-Virus verursachte Erkrankungen. Die Erst-
bunden. endoskopische infektion verläuft asymptomatisch oder in
Anwendung: EPL: Abk. für extrakorporale piezoelektrische Form der Mononucleosis* infectiosa, bei AIDS-
– Auge (siehe Abb.) Lithotripsie → Stoßwellenlithotripsie, extra- Patienten kann es zur Haarleukoplakie* kom-
– Nase korporale men. Auch chronische Verläufe sind möglich.
– Ohr. EPO: Abk. für → Erythropoetin Das EBV ist als humanes Tumorvirus an der
Epoophoron n: Rest des kranialen Abschnitts Entstehung einiger maligner Tumoren wie dem
der Urniere*. Es enthält Reste des Wolff*-Gan- Burkitt*-Lymphom beteiligt. Erreger. Das Ep-
ges, der als Gartner-Gang streckenweise erhal- stein-Barr-Virus (EBV) zählt zu den Herpes-Vi-
ten bleiben kann. Das Epoophoron liegt unter- ren. Nach der akuten Infektion persistiert es la-
halb der Tube zwischen den beiden Blättern der tent in B-Zellen und kann bei Immunschwäche
Mesosalpinx* und bildet den kranialen Anteil wieder reaktiviert werden. Es ist u. a. auch mit
des Parovariums*. Es entspricht entwicklungs- der Entstehung folgender Tumoren assoziiert
geschichtlich beim Mann dem Nebenhoden*. (humanes Tumorvirus der höchsten Karzino-
Eppendorf Cologne Score: Abk. ECS. Einfa- genklasse):
cher, klinisch bisher wenig etablierter, u. a. auf – Burkitt*-Lymphom
Grundlage der Glasgow* Coma Scale (motori- – Nasopharynxkarzinom
sche Komponente) sowie der Pupillenreaktion* – Hodgkin*- Lymphom
entwickelter, mit Mortalität korrelierender – T-Zelllymphome
(prognostischer) Score bei Schädelhirntrauma*. – Posttransplantationslymphom
Eppinger-Sternchen → Naevus araneus – Magenkarzinom.
Epping-Plaø stik f: Operatives Verfahren (Resek- Übertragung. Das Virus wird meist bei engen
tions-Interpositions-Arthroplastik) zur Thera- Kontakten durch Speichel übertragen, selten
pie der Rhizarthrose*. Dabei wird das Os trape- auch über Bluttransfusion oder Organtrans-
zium ektomiert und die Basis des Metakarpale I plantation. Die Inkubationszeit beträgt 8–
Epithese: 1: Zustand nach Exenteratio orbitae mit mit einem distal gestielten Sehnenstreifen des 21 Tage. Epidemiologie. EBV-Infektionen
3 implantatfixierten Magneten; 2: eingegliederte Musculus flexor carpi radialis aufgehängt. kommen weltweit vor. An der infektiösen Mo-
Silikonorbita-Epithese. EPS: Abk. für exaggerated placental site → Im- nonukleose erkranken v. a. ältere Kinder und
plantationsstelle, hyperplastische junge Erwachsene. Im Alter von 30 Jahren ha-
Epitop n: engl. epitope; syn. antigene Determi- EPS: Abk. für extrapyramidales System → Sys- ben bereits > 90 % der Menschen eine EBV-In-
nante. Spezifischer antigener Ort auf einer Mo- tem, extrapyramidales fektion durchgemacht.
leküloberfläche, der durch das Paratop* des ent- Eø psilon-Welle f: engl. epsilon wave. Analog zur Epstein-Syndrom → Makrothrombozytope-
sprechenden Antikörpers spezifisch gebunden Delta-Welle benanntes zusätzliches kleines Po- nie, MYH9-assoziierte
wird. tenzial im EKG am Ende des QRS-Komplexes EPT: Abk. für endoskopische Papillotomie →
Epizoen n pl: engl. epizoae. Bezeichnung für als Zeichen der Postexzitation, z. B. bei verspä- Papillotomie
Tiere, die als Kommensalen (Kommensalismus*) teter rechtsventrikulärer Depolarisation bei Epulis f: Dem Alveolarfortsatz halbkugelig
oder Parasiten* auf anderen Tieren leben oder ARVD. oder pilzförmig aufsitzende, umschriebene, pe-
diese zur Fortpflanzung befallen. Epidemiolo- Epstein-Barr-Virus n: engl. human herpesvi- riphere Granulationsgewebebildung. Es han-
gisch wichtige Epizoen sind Mücken und Flie- rus 4. DNA-Virus der Gammasubfamilie der delt sich um ein entzündlich reaktives (resorpti-
gen, Läuse, Krätzemilben, Wanzen und Flöhe. Herpesviridae*, das als Erreger der Mononuc- ves) Granulom*, das meist in Beziehung zum
523 Erbgang, X-chromosomaler

gingivo-parodontalen Gewebe steht, und nicht ordinierte Maßnahmen der Schutzimpfung* die
um einen echten, autonom wachsenden Tumor. Pocken weltweit eliminiert werden.
– Epulis granulomatosa: unspezifisches, ge- Eradikationstherapie → Helicobacter-pylori-
fäßreiches Granulationsgewebe von schwam- Eradikationstherapie
mig-weicher Konsistenz mit hoher Stoff- ERAS: Abk. für engl. enhanced recovery after
wechselaktivität und Blutungsneigung surgery → Ernährung im Rahmen der Chirurgie
– Epulis gigantocellularis (peripheres Rie- Erbanlage → Gen
senzellgranulom): 1. enthält mehrkernige, ERBB → EGF-Rezeptor
den Osteoklasten ähnelnde Riesenzellen, Erb-Duchenne-Lähmung → Armplexuspa-
Spindelzellen und mit Hämoglobin beladene rese
Makrophagen 2. variierende Konsistenz,
Oberflächenbeschaffenheit und Farbe 3. Nei-
Erbfaø ktor → Gen
Erbgang m: engl. inheritance. Vererbungsmo-
E
gung zu Rezidiven und resorptiver Zerstö- dus genetischer Merkmale. Unterschieden wer-
rung des angrenzenden Knochens 4. Vor- den Formen des Erbgangs nach Mendel-Geset-
kommen auch in unbezahnten Alveolarfort- zen von jenen, die nicht Mendel-Gesetzen un-
satzabschnitten 5. ihr enossales Pendant ist terliegen.
das zentrale Riesenzellgranulom* Formen:
– Epulis fibromatosa: 1. zell- und faserreiches – Den Mendel*-Gesetzen unterliegend: autoso-
Bindegewebe mit relativ gleichmäßigem Ge- mal oder gonosomal (siehe X-chromosomaler Erbgang, dominanter: Modellstammbaum bei
flecht kollagenreicher Faserzüge 2. derbe Erbgang*; Y-chromosomaler Erbgang) lokali- autosomal-dominantem Erbgang.
Konsistenz, blasse Farbe 3. fibröse Hyperpla- siert: 1. dominanter Erbgang* 2. rezessiver
sie 4. bei geringerer Ausreifung spricht man Erbgang*
vom Reizfibrom – nicht den Mendel-Gesetzen unterliegend maternale Eizelle (nicht nach Mendel*-Geset-
– Epulis gravidarum: 1. Schwangerschafts- (rein maternale Vererbung): mitochondrialer zen). Aufgrund ungleichmäßiger Verteilung der
epulis ausgelöst durch Sexualhormone bei Erbgang*. Mitochondrien* auf embryonales Gewebe be-
vorliegender Prädisposition und mangelhaf- Erbgang, dominaø nter m: engl. dominant inher- steht eine starke Variation des Anteils der Muta-
ter Mundhygiene 2. kann zu heftigen Blu- itance. Erbgang, bei dem bei Heterozygoten ne- tionen (Heteroplasmie) und der phänotypischen
tungen führen 3. i. d. R. Remission nach der ben der Wirkung des für das Merkmal verant- Ausprägung. Klinisch bedeutsam sind Mito-
Geburt. wortlichen Allels* die Wirkung des anderen Al- chondriopathien*.
– Sonderform: Epulis* congenita. lels nicht erkennbar ist. Im weiteren Sinn in der Erbgang, rezessiver m: engl. recessive inherit-
Ursache: Humangenetik auch verwendet, wenn ein Gen ance. Vererbung der Anlage eines Merkmals, das
– V. a. chronisch lokal-entzündliche und me- bereits in heterozygotem Zustand eine deutlich im heterozygoten Zustand keine Änderung des
chanisch-irritative Reize erkennbare pathologische Wirkung hat. Phänotyps bewirkt; im weiteren Sinne meint re-
– evtl. Einfluss von Sexualhormonen. Klinische Bedeutung: Vererbung genetisch be- zessiver Erbgang auch eine Situation mit Teil-
Therapie: dingter Krankheiten. Dominant bezieht sich da- manifestationen in heterozygotem Zustand, die
– Exzision im Gesunden, die i. d. R. eine opera- bei nicht auf das Gen an sich, sondern auf sein nur durch Anwendung spezieller Untersu-
tive Revision des darunter liegenden Kno- Verhalten im Hinblick auf ein bestimmtes Allel chungsmethoden (bei Enzymopathien Messung
chens und (bei erheblicher parodontaler Vor- (kodominant*). Es bewirkt somit die Ausbil- der Enzymaktivität, Guthrie-Test) oder Belas-
schädigung) das Entfernen der in die Verän- dung eines Phänotyps, unabhängig davon, wel- tungstests nachweisbar sind.
derung einbezogenen Zähne voraussetzt chen allelen Partner es hat. Das Gen verdeckt Klinische Bedeutung: Vererbung genetisch be-
– bei röntgenologisch nachweisbarer Knochen- also die Wirkung seines Allels (des rezessiven dingter Krankheiten
beteiligung chirurgisches Abtragen des an- Gens). Autosomal-dominanter Erbgang, z. B. – Autosomal-rezessiver Erbgang: z. B. adreno-
grenzenden Knochens in genügender Retinoblastom. Orientierende Regel: Struktur- genitales Syndrom, Phenylketonurie (Faust-
Schichtdicke zur Vermeidung eines Rezidivs. anomalien sind meist dominant erblich. Indivi- regel: Stoffwechselerkrankungen meist rezes-
Epulis congenita f: engl. congenital epulis; syn. duen mit homozygotem Auftreten dominanter siv erblich): 1. bei Homozygotie: manifeste
Neumann-Syndrom II. Seltener, v. a. bei Mäd- Krankheitsanlagen sind unter Umständen nicht Erkrankung 2. bei Heterozygotie: keine oder
chen am Oberkiefer vorkommender angebore- lebensfähig (Letalfaktor, z. B. Kinder von 2 El- nur leichte (sog. intermediäre Manifestation:
ner benigner Tumor, der gelegentlich schon int- ternteilen mit Achondroplasie), bei heterozygo- Ausprägung eines rezessiven Gens wird trotz
rauterin diagnostiziert werden kann. Die Ursa- tem Auftreten sind Vorkommen der entspre- Dominanz des anderen Allels nicht völlig un-
chen sind unklar. Eine einfache Exzision ist chenden Erkrankung in jeder Generation mög- terdrückt) Anomalie und statistische Über-
ausreichend, selbst kleine verbliebene Reste lich (Stammbaum: siehe Abb.). Bei unregelmä- tragung der Krankheitsanlage auf die Hälfte
führen nicht zu Rezidiven. Auch Spontanre- ßig dominantem Erbgang (Gen, dessen hete- der Nachkommen (Stammbaum: siehe Abb.)
gression ist möglich. rozygoter Zustand nicht immer erkennbar ist) – gonosomal-rezessiver Erbgang: X-chromoso-
Equisetum arvense → Schachtelhalm kann eine Generation übersprungen werden. maler Erbgang*.
ER: Abk. für endoplasmatisches Retikulum → Gonosomal-dominanter Erbgang: X-chro- Erbgang, X-chromosomaler m: engl. X-linked
Retikulum, endoplasmatisches mosomaler Erbgang*. inheritance. Erbgang von Genen, die auf dem X-
Eradikation f: engl. eradication. Vollständige Erbgang, mitochondrialer m: engl. mitochon- Chromosom gelegen sind.
Entfernung bzw. Eliminierung eines Krank- drial inheritance. Form der extrachromosomalen Formen:
heitserregers aus dem Körper oder einer Popula- Vererbung* über mitochondriales Genom*. Die- – X-chromosomal-rezessiver Erbgang (siehe
tion (Keimeliminierung). So konnten durch ko- se Vererbung geschieht ausschließlich über die Abb.): 1. beim weiblichen Geschlecht mit 2 X-
Erb-Goldflam-Krankheit 524

– X-chromosomal-dominanter Erbgang mit le- – UAW z. B. bei Anwendung von: 1. Zytosta-


talem Merkmal für das männliche Ge- tika
schlecht: 1. erkrankte Mütter haben 50 % er- – Nebenwirkung von Strahlentherapie (siehe
krankte Töchter 2. männliche Nachkommen Strahlensyndrom*)
sind nicht lebensfähig (Spontanabort), z. B. – induziertes Erbrechen*: 1. bei Essstörungen*
Incontinentia pigmenti. 2. bei Intoxikation als therapeutische Maß-
Erb-Goldflam-Krankheit → Myasthenia gra- nahme (Emetika*).
vis pseudoparalytica Therapie: Je nach Ursache einleiten:
Erbkrankheit → Krankheit, genetisch be- – Elektrolytmischungen
dingte – intravenöse Flüssigkeitsgabe
E Erbliche zyø stische Nieren-Erkrankung f: syn.
kongenitale zystische Nierenerkrankung. Siehe
– ggf. Antidepressiva bei chronisch funktionel-
lem Erbrechen
Polyzystische* Nieren-Erkrankung. – ggf. Antiemetika und Prokinetika, ätiolo-
Erblindung → Blindheit gisch orientierter Einsatz.
Erb-Punkt m: engl. Erb’s point. Begriff mit Erbrechen, atonisches: engl. atonic vomiting.
2 verschiedenen Bedeutungen: in der Neurolo- Sog. schlaffes Erbrechen (meist Überlauferbre-
Erbgang, rezessiver: Modellstammbaum bei gie elektrodiagnostischer Reizpunkt oberhalb chen, das auch im Rahmen einer Bewusstseins-
autosomal-rezessivem Erbgang. der Klavikula* und lateral des M. sternocleido- trübung auftreten kann).
mastoideus zur Reizung des Plexus brachialis, Erbrechen, induziertes n: engl. induced vomit-
in der Kardiologie auch als Punktum quintum ing. Therapeutisch provoziertes Erbrechen
bezeichneter Punkt bei der Herzauskultation*, durch p. o. Anwendung von Ipecacuanha (Apo-
der eine brauchbare Auskultation* aller Herztö- thekenherstellung) als Emetikum, ggf. anschlie-
ne* und -geräusche ermöglicht. ßend Anwendung von Aktivkohle. Ein nicht si-
Erbrechen n: engl. vomiting; syn. Vomitus. cher erhaltener Schutzreflex oder die Aufnahme
Komplexer Vorgang, bei dem sich nach Ver- von Detergenzien, ätzenden Substanzen sowie
schluss des Pylorus und Relaxation von Fundus organischen Lösungsmitteln stellen Kontraindi-
und Kardia Mageninhalt (evtl. auch Ösophagus- kationen dar.
Inhalt) durch Kontraktionen der Bauch- und Erbrechen, kaffeesatzartiges → Hämateme-
Zwerchfellmuskulatur retrograd entleert. Das sis
Brechzentrum* in der Medulla* oblongata koor- Erbsenbein → Ossa carpi
diniert den Ablauf des Erbrechens. Erb-Trias f: engl. Erb’s triad. Syndrom aus mo-
Pathophysiologie: Protrahiertes Erbrechen torischer* Schwäche, Spastik* und gesteigerten
führt durch Verlust von Nahrung, Flüssigkeit Reflexen* mit positivem Pyramidenbahnzei-
und Elektrolyten (Magensaft, Salzsäure) zu chen* bei Schädigung der Pyramidenbahn*.
– Hunger (Katabolismus, Ketonkörperbildung) Erb-Westphal-Zeichen n: engl. Westphal’s
– Exsikkose (Hypovolämie) sign. Fehlen des Patellarsehnenreflexes (PSR),
– Hypochloridämie v. a. bei Tabes* dorsalis bzw. Neurolues.
– Hypokaliämie. ERC: Abk. für endoskopische retrograde Chol-
Ursachen: angiographie → ERCP
Erbgang, X-chromosomaler: Modellstammbaum bei – Reflektorisch bei gastrointestinaler und peri- ERCP f: syn. endoskopische retrograde Cholan-
X-chromosomal-rezessivem Erbgang. tonealer Erkrankung, z. B.: 1. mechanische giographie (Abk. ERC). Darstellung des Gallen-
Darmobstruktion, Magenatonie, Pylorusste- und/oder Pankreasgangsystems. Im Rahmen ei-
nose 2. chronische intestinale Pseudoob- ner Endoskopie* wird über ein Duodenoskop
struktion 3. nichtulzeröse Dyspepsie 4. funk- mit Seitblickoptik unter Durchleuchtungskont-
Chromosomen Kompensation der Mutation tionelles Darmsyndrom 5. Pankreatitis, He- rolle mit einem Katheter retrograd jodhaltiges
durch entsprechendes normales Allel auf patitis, Peritonitis Kontrastmittel in die Papilla duodeni major ein-
dem anderen X-Chromosom möglich (Kon- – sog. Überlauferbrechen durch: 1. Stenosen gebracht.
duktor), Manifestation nur bei Homozygotie im (oberen) Magen-Darm-Trakt 2. bei Insuffi- Verfahren: Je nach Ausdehnung der Darstel-
2. bei Übertragung des X-Chromosoms mit zienz des Magenverschlusses lung:
der Krankheitsanlage auf männlichen Nach- – Infektion, z. B. infektiöse Gastroenteritis – ERC (endoskopische retrograde Cholangio-
kommen immer Manifestation der Krank- – neurologische Erkrankungen, z. B.: 1. Migrä- grafie): retrograde Darstellung des Gallen-
heit, z. B. bei Hämophilie*, Bruton*-Agam- ne 2. intrakranielle Druckerhöhung (Hirn- gangsystems einschließlich der Gallenblase
maglobulinämie, Wiskott*-Aldrich-Syn- drucksteigerung*) – ERP (endoskopische retrograde Pankreatiko-
drom, Glukose-6-phosphat-Dehydrogenase- – Erkrankungen des Labyrinths, z. B.: 1. Me- grafie): retrograde Darstellung des Pankreas-
mangel und Lowe-Syndrom nière-Krankheit 2. Labyrinthitis gangsystems.
– X-chromosomal-dominanter Erbgang: Müt- – psychische Störung, z. B. Bulimia nervosa Indikationen:
ter übertragen ein Merkmal auf 50 % der – endokrinologische und metabolische Störun- – Rein diagnostisch(selten): 1. extrahepatische
Töchter und Söhne, Väter auf alle Töchter gen, z. B.: 1. Urämie 2. diabetische Ketoazi- Cholestase* 2. postoperative Veränderungen
und keinen Sohn, z. B. bei Phosphatdiabetes dose 3. akute intermittierende Porphyrie nach Cholezystektomie (Gallengangstenose,
und primärer* Phosphatstörung langer Zystikusstumpf) 3. Biopsie* zur Ab-
525 Erfrierung

klärung chronischer Pankreatitis, bei Pankre- werte im Corpus cavernosum bis – Diabetes* mellitus
aszysten, bei Verdacht auf Pankreastumor 1000 mmHg) – Hyperlipidämie*
– diagnostisch/therapeutisch: 1. endoskopi- – Detumeszenz: Erschlaffung durch erhöhten – Hypertonie
sche Papillotomie* 2. Verschlussikterus (z. B. Sympathikotonus, der zur Kontraktion der – Nikotinkonsum.
durch Stein, Tumor, Cholelithiasis*) mit und glatten Muskulatur der Sinusoide und Arteri- Diagnostik:
ohne Cholangitis 3. Ballondilatation 4. Ex- olen sowie zum Blutabfluss nach Öffnung – Sexualanamnese und psychologische Explo-
traktion von Gangsteinen 5. Einlage einer na- der venösen Gefäße führt. ration: 1. durchgängige Erektionsstörungen
sobiliären Verweilsonde* und von Endopro- Erektionsreflex m: engl. erection reflex. Zur sind Hinweis auf vorwiegende Organogenese
thesen* 6. fotodynamische Therapie maligner Erektion* (lat. erectio, „Aufrichtung“) des Penis 2. situative Erektionsstörung ist deutlicher
Stenosen. führender Fremdreflex, ausgelöst durch einen Hinweis auf Psychogenese
Komplikationen:
– Transitorischer Anstieg der Pankreasenzyme
mechanischen, visuellen, olfaktorischen oder
psychischen Reiz. Bei der Frau existiert der glei-
– ggf. Bestimmung von Serumwerten
– Doppler- bzw. Duplexsonografie der Penis-
E
(Amylase, Lipase) che Reflex, der v. a. das Anschwellen von Klito- gefäße
– bei Kombination von diagnostischer und the- ris und Schamlippen bewirkt. – ggf. nächtliche Penistumeszenzmessung*
rapeutischer ERCP: 1. Pankreatitis* (2–5 %): Reflexbogen: Der afferente Schenkel des Reflex- (sehr aufwändig: Schlaflabor*), Ableitung
cave: bei ERP Anfärbung des Parenchyms ver- bogens verläuft über den N. pudendus oder evozierter Potenziale
meiden, da hierdurch erhöhtes Risiko bei über vom Großhirn absteigende Bahnen zum – intrakavernöse Pharmakotestung (Injektion
kleiner sklerosierter Papille und Sphinkter- Erektionszentrum, der efferente über die para- vasoaktiver Substanzen in den Schwellkör-
Oddi-Dysfunktion) 2. Perforation (2 %) mit sympathischen Nn. splanchnici pelvini zu den per)
retroperitonealer oder peritonealer Infektion Ganglia pelvica. Dort wird umgeschaltet auf die – International Index of Erectile Function
(2 %) 3. Blutung (2 %) 4. Mortalität (< 1 %). postganglionären Fasern zu Schwellkörpermus- (IIEF) zur Erfassung des Störungsausmaßes
ERCS: Abk. für endoskopische retrograde kulatur und -gefäßen (Nn. cavernosi). – Kavernosometrie und -grafie (Ausnahmefall).
Cholangioskopie → Cholangioskopie Erektionsstörung f: engl. erection disturbance; Therapie:
ERD: Abk. für engl. erosive reflux disease → syn. Potenzstörung. Sexuelle* Funktionsstö- – Beseitigung der Risikofaktoren
Refluxkrankheit, gastroösophageale rung des Mannes mit fehlender oder für den – Psychotherapie* (meist auch bei organischer
Erdalkalimetalle n pl: engl. earth-alkaline met- Geschlechtsverkehr unzureichender Erektion* Mitverursachung indiziert): 1. Sexualpsycho-
als. Gruppenbezeichnung für die Elemente der bei sexueller Erregung. Die Störung muss seit therapie* 2. Paarpsychotherapie*
II. Hauptgruppe des Periodensystems der Ele- mindestens 6 Monaten ständig oder sehr häufig – bei vorwiegend oder ausschließlich organi-
mente: Beryllium, Magnesium*, Kalzium*, bestehen. Es gibt eine große Anzahl verschiede- scher Genese Pharmakotherapie mit erekti-
Strontium, Barium* und Radium*. Mit Ausnah- ner Ursachen für Erektionsstörungen. Die Be- onsfördernden Arzneimitteln: 1. Phospho-
me von Radium sind alle Erdalkalimetalle handlung richtet sich nach der Ursache. For- diesterase-Hemmer, z. B. Sildenafil*-Gruppe
Leichtmetalle. In Verbindungen liegen die Erd- men: 2. zentral wirksame Substanzen, z. B. Yohim-
alkalimetalle überwiegend als zweiwertige Kat- – Primäre (besteht seit jeher) und sekundäre bin, Apomorphin (wegen UAW umstritten)
ionen vor. (später entstandene) Erektionsstörung 3. Injektionstherapie, z. B. Schwellkörper-
Erdbeergallenblase → Stippchengallenblase – vollständige und situative Erektionsstörung Autoinjektionstherapie (SKAT) oder intrau-
Erdbeerzunge → Zunge (besteht immer bzw. nur in bestimmten Situ- rethrale Applikation von Alprostadil 4. Tes-
Erden, seltene pl: engl. rare earths. Bezeich- ationen, z. B. nur beim Geschlechtsverkehr). tosteronsubstitution bei Testosteronmangel
nung für die oxidischen Mineralien der Selten- Ätiologie: Wird häufig von multiplen Faktoren – Penisvenenligatur (wegen fraglicher Wirk-
erdmetalle im Periodensystem der Elemente. ausgelöst, wobei psychogene und organisch be- samkeit umstritten)
Erdheim-Tumor → Kraniopharyngeom dingte Ursachen eine Rolle spielen können. – Vakuumpumpe
Erdrosseln → Strangulation Psychogen: häufigste Ursache situativer und – Ultima Ratio: Penisprothese*.
ERE: Abk. für engl. estrogen response element bei jungen Männern auftretender Erektionsstö- Erethiøsmus m: engl. erethism. Gesteigerte Er-
→ Östrogen-Rezeptor rung regbarkeit und Aktivität mit Bewegungsun-
erektil: engl. erectile. Schwellfähig, erektions- – Partnerschaftsprobleme ruhe.
fähig. – sexuelle Ängste Erfahrungsheilkunde f: engl. empirical medi-
Erektion f: engl. erection. Durch einen Erekti- – Versagensangst cine. Sammelbezeichnung für verschiedene Ver-
onsreflex* ausgelöstes Aufrichten einer anato- – sexuelle* Appetenzstörungen. fahren der praktizierten Medizin, deren Inhalte
mischen Struktur, z. B. der Körperhaare („Gän- Organisch bedingt: bei der Mehrheit der ab und Aussagen mehr von Erfahrung als auf na-
sehaut“), im Besonderen der Klitoris* und des dem 50. Lj. auftretenden Erektionsstörungen: turwissenschaftlich anerkannter klinischer Eva-
Penis*. – Gefäßbedingt: 1. arteriell (z. B. bei Arterio- luation und Grundlagenforschung gestützt
Ablauf: sklerose* oder diabetischer Mikroangiopa- werden.
– Schlaffer Ruhezustand thie*) 2. venös Erfahrung, traumatische → Trauma [psy-
– Tumeszenz: Anschwellen durch Relaxation – neurogen ca. 10 %, z. B. bei: 1. Multipler* chisch]
der Schwellkörpermuskulatur und Steige- Sklerose 2. diabetischer Polyneuropathie* Erfrierung f: engl. frostbite; syn. Congelatio.
rung des Blutzuflusses 3. Nervenverletzung bei Tumorchirurgie im Schwerste (lokale) Kälteschädigung besonders
– Erektion: Aufrichten durch Anstieg des intra- kleinen Becken an den Akren (Nase, Ohren, Finger, Zehen).
kavernösen Drucks bis auf systolische Blut- – hormonal bedingt 1–5 %, z. B. bei: 1. Testos- Schwere Erfrierungen führen zu Nekrosen und
druckwerte und Drosselung des Blutabflusses teronmangel 2. Prolaktinerhöhung. Narbenbildung. Die Erwärmung wird langsam
– Rigidität: Steifwerden durch zusätzliche Risikofaktoren für organisch bedingte Erek- vorgenommen. Nekrosen erfordern ggf. eine
Kontraktion des M. ischiocavernosus (Druck- tionsstörungen: Amputation.
ERG 526

Zisternenstapeln des granulären endoplasmati- Wiedergewinnung von Belastbarkeit, Kon-


schen Retikulums*. zentration, Anpassungsfähigkeit, Ausdauer,
Ergometer n: Gerät zur standardisierten, re- Übernahme von Verantwortung, Kooperati-
produzierbaren, dynamischen (dosierbaren) on, Selbsteinschätzung, Zeiteinteilung, Grob-
körperlichen Belastung und Messung der Leis- und Feinmotorik.
tung. Es existieren verschiedene Formen von Wirksamkeit: Wirksamkeitsbelege liegen vor
Ergometern, z. B. Fahrrad- oder Laufband-, für häusliche, aufsuchende Ergotherapie bei De-
Drehkurbel-, Ruder- und Kanuergometer. menz in Bezug auf Verbesserung von Alltags-
Anwendung: funktionen und Kognition.
– Im Rahmen der Ergometrie* zur kardiopul- Ergotiøsmus m: engl. ergotism. Intoxikation mit
E monalen Diagnostik oder sportmedizini-
schen Leistungsdiagnostik (Stufentest* oder
Ergotalkaloiden (Arzneimittel oder mit Mutter-
korn befallenes Getreide). Behandelt wird durch
Erfrierung: Erfrierungen 2. Grades der Rampentest*) sofortiges Absetzen der Arzneimittel, bei Bedarf
Fingerkuppen. [233] – zur Verbesserung der körperlichen Leis- mit Nitraten, Kalzium-Antagonisten oder Pros-
tungsfähigkeit. taglandin-Infusion. Gefäßspasmen und deren
Ergometrie f: engl. ergometry. Belastungsun- Folgen beherrschen das klinische Bild.
Einteilung: tersuchung mit Messung der körperlichen Leis- ergotrop: engl. ergotropic. Physisch wirksam im
– Grad 1 (Congelatio erythematosa): 1. Blässe, tung und standardisierter Registrierung und Sinne einer Leistungssteigerung. Im engeren
Abkühlung, Gefühllosigkeit, Juckreiz 2. nach Dokumentation kardiovaskulärer und respira- Sinn wirksam in Richtung einer Mobilisierung
Wiedererwärmung Hyperämie 3. leichte torischer Parameter unter reproduzierbarer, dy- von Energie, die zur Selbsterhaltung in der Aus-
Schmerzen namischer (dosierbarer) körperlicher Belastung einandersetzung mit der Umwelt notwendig ist.
– Grad 2 (Congelatio bullosa): sofort oder nach mit Ergometer*. Ergometrie wird auch thera- Ergotropie → Sympathikotonie
einigen Stunden entstehende Blasen, die oh- peutisch zur Verbesserung der körperlichen Erguss m: engl. effusion. Flüssigkeitsansamm-
ne Narbenbildung abheilen können (siehe Leistungsfähigkeit eingesetzt. lung in Körperhöhlen und Gewebe, entzünd-
Abb.) Formen: lich bedingt (Exsudat*) oder durch Störungen
– Grad 3 (Congelatio escharotica, sog. Frost- – Häufig im Rahmen von Belastungs*-EKG der Blutzusammensetzung, Blutdruckverhält-
brand): 1. trockene Nekrosen (Mumifikation) und Stressechokardiografie* auf stationärem nisse oder Gefäßpermeabilität (Transsudat*).
oder blaurote Blutblasen, nach deren Platzen Fahrrad (Fahrradergometer) als Fahrradergo- Erhängen → Strangulation
nasse Nekrosen verschiedener Tiefe sichtbar metrie, seltener auf Laufband als Laufbander- Erhaltungsdosis f: engl. maintenance dose. Do-
werden 2. hohes Risiko für Wundinfektio- gometrie* sis, die bei Mehrfachapplikation eines Wirk-
nen* und Verlust von peripheren Körpertei- – Spiroergometrie*. stoffs die Aufrechterhaltung einer gewünschten
len wie Zehen oder Fingern 3. Abheilung un- Ergospirometrie → Spiroergometrie Plasmakonzentration (CZiel) ermöglicht. Die Er-
ter Narbenbildung. Ergosterin → Vitamin D haltungsdosis liegt in der Regel niedriger als die
Risikofaktoren: Ergosterol → Vitamin D Initialdosis.
– Individuelle Disposition (abnorme Reakti- Ergotherapie f: engl. occupational therapy. Zu- Berechnung:
onsbereitschaft des Gefäßnervensystems) sammenfassende Bezeichnung für Beschäfti-
– Nikotinkonsum gungs- und Arbeitstherapie. Indikationen sind MD CZiel · CL
– Einwirken von Feuchtigkeit (Nasserfrierung) Störungen der Motorik, der Sinnesorgane und =
τ F
und Wind sowie nasse, eng anliegende Klei- der geistigen und psychischen Fähigkeiten bei
dung. Patienten und Menschen mit Behinderung je- – CL: Clearance*
Therapie: den Alters. Behandlungsziele sind das Errei- – F: systemisch verfügbarer Anteil der Dosis
– Langsames Erwärmen (ggf. im Wasserbad, chen weitestmöglicher Selbstständigkeit im täg- (Bioverfügbarkeit*)
gewärmte Infusionen) lichen Leben und Wiedereingliederung in das – τ: Dosierungsintervall.
– bei hochgradigen Erfrierungen an Händen Arbeitsleben (Rehabilitation*). Erhaltungstherapie → Chemotherapie
und Füßen Sympathikusblockade, evtl. intra- Durchführung: Erhaltungsumsatz → Grundumsatz
arterielle Infusion von Vasodilatatoren – In der Beschäftigungstherapie sollen ohne Erhitzen, fraktioniertes n: Schonende Metho-
– bei Demarkation von Nekrosen unter Um- Leistungsdruck geistige Fähigkeiten geübt, de zur Keimfreimachung bzw. Keimreduktion*
ständen Grenzzonenamputation*. Kommunikationsfähigkeit gefördert sowie insbesondere thermosensibler Flüssigkeiten,
Prognose: Selbstvertrauen und Ausdauer gestärkt wer- die nicht über 100 °C erhitzt werden dürfen
– Bei Grad 1 und 2 evtl. Dauerschäden in Form den. Je nach Defiziten, Fähigkeiten und Mo- (Tyndallisieren, benannt nach dem Physiker
von Kälteempfindlichkeit, Parästhesien, tivation des Patienten werden praktische Tyndall). Das Erhitzen erfolgt meist an 3 aufei-
Hautatrophie und -pigmentierung oder kreativ-handwerkliche Tätigkeiten oder nanderfolgenden Tagen (70–100 °C), um zwi-
– bei Grad 3 Abheilung unter Narbenbildung. der Umgang mit anderen Menschen geübt. schenzeitlich ausgekeimte vegetative* Stadien
ERG: Abk. für Elektroretinografie → Elektrore- – Die Arbeitstherapie setzt (teils auch entlohn- von hitzeresistenten Dauerformen (Sporen*) ab-
tinogramm te) Arbeit selbst als therapeutisches Verfahren zutöten.
Ergastoplaø sma n: engl. ergastoplasm. Licht- ein oder trainiert Einzelleistungen, die geeig- Erholung, aktive f: engl. active recreation.
mikroskopisch sichtbare basophile Zytoplasma- net sind, durch stufenweise Heranführung Durchführung dynamischer Bewegungsabläufe
bereiche in Zellen mit erhöhtem Eiweißstoff- die Arbeitsfähigkeit herzustellen und auf ein nach Belastungsende zur Beschleunigung des
wechsel. Elektronenmikroskopisch besteht das selbstständiges Leben vorzubereiten. Der Erholungsvorgangs in Hinblick auf Sauerstoff-
Ergastoplasma aus freien Ribosomen* oder aus Schwerpunkt liegt in der Verbesserung oder aufnahme, Kohlendioxidausscheidung, Norma-
527 Ernährung, enterale

lisierung u. a. von Puls, Blutdruck und Laktat- – essenzielle* Thrombozythämie Ermisch-Soø nde → Ileusdekompressionssonde
konzentration im Blut. – (noch) nicht klassifizierbare myeloproliferati- Ermüdung → Hörermüdung
Erholungsiøndex m: engl. recovery index. Zeit- ve Erkrankung. Ermüdung f: engl. fatigue; syn. Fatigatio. Pro-
differenz zwischen DUR 75 und DUR 25, also Im Rahmen der klonalen Evolution ist die Ent- zess der reversiblen Reduktion des Leistungs-
Zeitintervall zwischen Erholung der neuromus- wicklung einer Myelofibrose* und/oder die und Funktionsvermögens nach vorhergehender
kulären Blockade von 75 % auf 25 % des Aus- Transformation in eine akute Phase (≥ 20 % Tätigkeit. Bei Ermüdung werden Erholung,
gangswerts. Der Erholungsindex ist ein Maß Blasten) möglich. Kurzschlaf* und Schlaf* als Gegenmaßnahmen
für die Erholungsgeschwindigkeit nach Anwen- Erkrankungen, neurodegenerative f pl: Hete- ergriffen.
dung eines nichtdepolarisierenden neuromus- rogene Gruppe meist langsam fortschreitender, Formen:
kulär blockierenden peripheren Muskelrela- erblicher oder sporadisch auftretender, diffus – Psychische (zentrale, vom Gehirn ausgehen-
xans und ist unabhängig von dessen Dosierung.
Eriksson-Laurell-Syndrom → Alpha-1-Anti-
oder generalisiert verlaufender Erkrankungen
des Nervensystems und v. a. mit progredienten
de) Ermüdung: 1. gekennzeichnet durch ver-
minderte Konzentrations- und Denkfähig-
E
trypsinmangel Bewegungsstörungen und Demenz durch fort- keit sowie durch nachlassende Aufmerksam-
Erinnerungslücke → Amnesie schreitenden Verlust von Nervenzellen. Es fin- keit 2. früheres Auftreten als physische Er-
Erinnerungsstörung f: engl. memory disorder. den sich charakteristische histologische Schädi- müdung
Störung der Aktivierung (Erinnern) von im Ge- gungsmuster; häufig liegt zur Aggregation nei- – physische (periphere) Ermüdung des neuro-
dächtnis gespeicherten Inhalten. gende Fehlfaltung von Proteinen zugrunde. muskulären Systems (Muskelermüdung*):
Vorkommen: Vorkommen: Auftreten in unterschiedlichen 1. gekennzeichnet durch abnehmende Kraft,
– Intelligenzminderung* Lebensphasen (v. a. im Alter). Pathologie: z. T. verlängerten zeitlichen Ablauf der Muskel-
– Epilepsie* unbekannt, häufig filamentäre Ablagerungen bewegung sowie Koordinationsstörungen
– Frühstadium der Demenz* – Extrazellulär, z. B.: 1. Prionen* v. a. bei 2. verursacht durch Anhäufung von Stoff-
– traumatische, neoplastische, entzündliche, Creutzfeldt*-Jakob-Krankheit 2. β-Amyloid* wechselprodukten, ATP-Mangel und durch
toxisch-metabolische Schädigungen v. a. bei Alzheimer*-Krankheit Transmittererschöpfung in den Synapsen.
– psychogene Faktoren. – intrazellulär zytoplasmatisch bzw. neuri- Ermüdungsfraktur f: engl. stress fracture; syn.
Erinnerungsverfälschung → Paramnesie tisch, z. B.: 1. Tau*-Protein und Neurofibril- Stressfraktur. Unvollständige Fraktur durch
Erklärungsmodeø ll, glaubwürdiges n: engl. len* v. a. bei Alzheimer-Krankheit 2. α-Sy- Mikrotraumen infolge ungewohnter Überbean-
plausible explanatory model. Von Therapeut und nuklein in Lewy*-Körperchen z. B. bei Lewy*- spruchung bei gleichzeitigen Reparationsvor-
Patient gemeinsam entwickelte Grundlage der Körperchen-Demenz und Parkinson*-Syn- gängen. Mögliche klinische Symptome sind
Psychotherapie. Es gilt als wichtiger Bestandteil drom und Multisystematrophie * 3. TDP-43 plötzlich auftretende Schmerzen, evtl. mit loka-
des Therapierationals, das dem Patienten ein bei FTLD ler Rötung und Schwellung. Die Diagnose er-
Modell zur Entstehung seiner psychischen Stö- – intrazellulär intranukleär, z. B. Huntingtin folgt mittels bildgebender Verfahren. Behandelt
rung vermittelt, das glaubwürdig und auf die bei Chorea* Huntington. wird konservativ durch Reduktion der Belas-
Intervention abgestimmt ist. Ein glaubwürdi- Erkrankungen, proktologische f pl: engl. tung, ggf. auch mittels Immobilisierung im
ges Erklärungsmodell erhöht Compliance* und proctologic diseases. Überbegriff für Erkrankun- Gipsverband. Formen: Nach Schinz
Motivation des Patienten. gen, die die Rektumampulle sowie den Anus* – Als sog. Dauerfraktur am gesunden Skelett,
Erkrankung des Desmosoms → Dysplasie, betreffen. Häufige Krankheitsbilder sind Hä- meist solitär, evtl. bilateral symmetrisch, z. B.
arrhythmogene rechtsventrikuläre morrhoiden, Stuhlinkontinenz, Analfissuren, Marschfraktur*, Jones*-Fraktur, Schipper-
Erkrankungen, demyelinisierende f pl: engl. Analabszess, Analfisteln, Analthrombose und krankheit*, Hustenfraktur*
demyelinating diseases. Erkrankungen mit herd- das Analkarzinom. – mit Ausbildung sog. Umbauzonen am kran-
förmiger oder diffuser Zerstörung der Myelin- Erkrankung, manisch-depressive → Stö- ken Skelett, meist multipel, z. B. Looser*-
scheiden* (Demyelinisierung). Im ZNS zählen rung, bipolare affektive Umbauzonen, Milkman*-Syndrom.
hierzu z. B. Multiple* Sklerose, Baló*-Krank- Erlebnisreaktion, abnoø rme f: engl. abnormal Lokalisation: Im Bereich der jeweils max. me-
heit, diffuse Hirnsklerose*, Leukodystrophie* perceptional reaction. Nach K. Schneider eine Re- chanischen Gewebebelastungen (sog. Span-
und subakute sklerosierende Panenzephalitis*. aktion auf eine akute psychische Belastung oder nungsspitzen).
Beispiele im peripheren Nervensystem sind einen Konflikt aufgrund eines Erlebnisses, wo- Klinik:
das Guillain*-Barré-Syndrom und primär demy- bei diese Reaktion durch Intensität (Stärke der – Plötzlicher Schmerz (häufig als rheumatische
elinisierende Polyneuropathien*. Beschwerden), Qualität (z. B. reaktive Halluzi- Beschwerden fehlgedeutet), mangelnde Be-
Erkrankungen, myeloproliferative f pl: engl. nationen, reaktive Bewusstseinstrübung) und lastbarkeit, evtl. lokale Rötung, Hyperther-
myeloproliferative syndrome (Abk. MPS). Sammel- Zeitdauer von einer normalen Reaktion ab- mie, Schwellung
begriff für klonale Erkrankungen der hämato- grenzbar ist. – bei Umbauzonen schleichend beginnende,
poetischen Stammzelle. Charakteristisch ist ei- Vorkommen: Z. B. bei Anpassungsstörung*. chronische Schmerzen.
ne Proliferation einer oder mehrerer Zellreihen Diagnostik: In der Regel zeitnahe Rückkehr zu Diagnostik:
(Erythro-, Granulo-, Thrombozytopoese), die zu früheren Verhaltensweisen und Affektbeherr- – Röntgenologisch (evtl. Fissur- bzw. Fraktur-
entsprechenden Symptomen führt. Therapie schung (Affekt*) nach Abklingen. Bei stärkerer spalte erkennbar)
und Prognose sind abhängig vom Subtyp der Intensität bzw. Persistieren kann die abnorme – MRT
Erkrankung und patientenspezifischen Para- Erlebnisreaktion übergehen in eine akute Belas- – später lokalisierte Kallusbildung (bandförmi-
metern. tungsstörung (Dauer bis 4 Wochen) oder eine ge Osteosklerose*, spindelartige Periostose*).
Formen: posttraumatische* Belastungsstörung (Dauer Vgl. Marschfraktur*, Abb. dort.
– Polycythaemia* vera > 4 Wochen) und entsprechend diagnostiziert Ernährung, enterale f: Nahrungszufuhr mit-
– chronisch idiopathische Myelofibrose* werden. hilfe einer Sonde* oder eines Enterostomas*
Ernährung im Rahmen der Chirurgie 528

über den Gastrointestinaltrakt (GIT). Ziel ist die etwa nach dem Sinn einer Lebensverlängerung. schen Lebensumständen und Risikofaktoren*.
Behandlung einer bestehenden oder drohenden Die Zwangsernährung* von Hungerstreikenden Als Orientierungshilfe für gesunde Patienten
Mangelernährung im Rahmen einer Ernäh- wird in der Deklaration* von Tokio 1975 verur- dient z. B. der Ernährungskreis* entsprechend
rungstherapie. Die enterale Ernährung ist als si- teilt. In der Deklaration von Malta 1992 erneu- den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft
cheres physiologisches und ökonomisches Er- erte der Weltärztebund seinen Appell an die für Ernährung. Eine Ernährungstherapie dage-
nährungsverfahren der parenteralen Ernährung Ärzteschaft, Zwangsernährung nicht zu unter- gen wird auf ärztliche Anordnung eingesetzt
vorzuziehen. stützen. – Zur Behandlung von Krankheiten, bei denen
Einsatz: Bei ungenügender peroraler Ernäh- Ernährung, mediterrane f: engl. mediterranean die Ernährung einen wesentlichen Einfluss
rung und funktionstüchtigem GIT. Bei entera- food. Ernährungsform in Mittelmeerländern, auf Entstehung und Verlauf hat (z. B. Zölia-
ler Sondenernährung über einen Zeitraum von die reich ist an verschiedenen Gemüsesorten, kie, Diabetes mellitus)
E länger als 2–3 Wochen ist die perkutane endo-
skopische Gastrostomie (PEG) das Verfahren der
Getreideerzeugnissen, Obst und pflanzlichen
Ölen (v. a. Olivenöl) bei geringen Anteilen an
– bei krankheitsbedingten Ernährungsproble-
men (z. B. Kau- und Schluckbeschwerden).
Wahl. Ein überlappender oder wechselnder Ein- tierischen Fetten und Fleisch. Epidemiologi- Ernährungshygiene f: Fachgebiet der Hygie-
satz mit parenteraler Ernährung* ist möglich. sche Studien ergaben eine höhere Lebenserwar- ne, welches den Zusammenhang zwischen Nah-
Ernährung im Rahmen der Chirurgie f: Peri- tung und geringere Anfälligkeit u. a. für KHK rung und Gesundheit bearbeitet. Hauptthema
operative Nährstoff- und Flüssigkeitszufuhr, im Vergleich zu anderen Ernährungsformen. in den entwickelten Ländern ist nicht mehr
als ERAS (enhanced recovery after surgery) Be- Klinische Bedeutung: Es liegen Nachweise vor, Mangelernährung, sondern Folgen der Überer-
standteil des optimierten Fast* Track zur Ver- dass mediterrane Ernährung mit guter körperli- nährung, vor allem Zusammenhänge zwischen
besserung der chirurgischen Rehabilitation. cher und psychischer Gesundheit assoziiert ist. Ernährung und Herzkreislauferkrankungen,
Ziel ist die Minimierung der präoperativ erfor- Mediterrane Kost wird empfohlen zur Präventi- Diabetes und Osteoporose*. Neben Vollwerter-
derlichen Nüchternheit. on häufiger Krankheiten wie koronare Herz- nährung beschäftigt sich Ernährungshygiene
Ernährung, künstliche f: engl. nutritional sup- krankheit, Demenz, Depression im Alter (meh- auch mit den verschiedenen Diätformen.
port. Therapeutische Zufuhr adäquater Nah- rere prospektive Beobachtungsstudien legen ei- Ernährungskreis m: engl. nutrition circle. Ori-
rungsmengen bei Unfähigkeit des Patienten zur ne präventive Wirkung nahe). Die präventive entierungshilfe für eine bedarfsgerechte Le-
physiologischen Nahrungsaufnahme (z. B. bei Wirkung beruht vermutlich u. a. auf dem hohen bensmittelauswahl, z. B. der Ernährungskreis
Schlucklähmung*, Bewusstlosigkeit*, nach Gehalt an Antioxidanzien, wasserlöslichen Bal- der Deutschen Gesellschaft für Ernährung
Schlaganfall*), bei therapeutischem Verbot der laststoffen und sekundären Pflanzenstoffen. (DGE). Der DGE-Ernährungskreis besteht aus
oralen Nahrungszufuhr (nach Operationen im Man vermutet antioxidative, antihypertensive,
Magen-Darm-Trakt) oder bei Verweigerung der antiinflammatorische und lipidsenkende Wir-
Nahrungsaufnahme (z. B. bei Anorexia* nervo- kungen.
sa; siehe auch Zwangsernährung*). Ernährung, parenterale f: Ernährungsverfah-
Formen: ren zur Behandlung oder Abwendung einer
– Enterale Ernährung über eine im oberen Ma- Mangelernährung, bei dem Wasser und Nähr-
gen-Darm-Trakt gelegene Sonde oder eine stoffe, Vitamine* und Mineralstoffe einschließ-
Magenfistel* (vgl. Gastrostomie*, Sondener- lich Spurenelemente* unter Umgehung des
nährung*) Gastrointestinaltrakts (GIT) intravenös (Flüssig-
– parenterale Ernährung unter Umgehung des keiten auch subkutan) zugeführt werden. Ein
Magen-Darm-Trakts (intravenös; häufig über überlappender oder abwechselnder Einsatz mit
ZVK): 1. bei stark eingeschränkter oder feh- enteraler Ernährung* ist möglich.
lender Funktion des Magen-Darm-Trakts, Anwendung: Bei ungenügender peroraler Er-
z. B. nach Operationen 2. angepasst an die ak- nährung und nicht funktionstüchtigem GIT.
tuelle Stoffwechselsituation (ggf. Hyperali- Die totale parenterale Ernährung (TPN) erfor-
mentation*) unter enger Kontrolle der Stoff- dert aufgrund erhöhter Risiken (z. B. Katheter-
wechsellage (Blutzucker*, Elektrolyte*, BUN, infektion, Stoffwechselentgleisung) eine rest-
Kreatinin*, Triglyceride*, Albumin* u. a.); sie- riktive und strenge Indikationsstellung. Je nach
he auch Nahrungsbilanzierung voraussichtlicher Dauer der parenteralen Er-
– Säuglingsernährung ohne Muttermilch. nährung werden die Nährlösungen peripher-
Komplikationen: oder zentralvenös zugeführt. Ernährungskreis: Der Ernährungskreis als Wegweiser
– Katabolie bei unzureichender Kalorien- bzw. Ernährungsberatung f: engl. nutrition counsel- für eine vollwertige Ernährung. Er teilt das reich-
Nährstoffzufuhr ling. Individuelle Unterstützung bei der Ent- haltige Lebensmittelangebot in 7 Gruppen ein; je
– spezifisch je nach Form der künstlichen Er- wicklung einer langfristigen gesundheitsför- größer ein Kreissegment ist, desto größere Mengen
nährung: 1. bei enteraler künstlicher Ernäh- dernden Ernährungsweise auf der Basis von er- sollten verzehrt werden. Für eine abwechslungs-
rung u. a. Passagestörung und Aspiration* nährungswissenschaftlichen und ernährungs- reiche Ernährung sollte die Lebensmittelvielfalt
bzw. Malabsorption* bei Durchfall (Passage- medizinischen Erkenntnissen, z. B. durch Diät- der einzelnen Gruppen genutzt werden (Urheber:
beschleunigung) 2. bei parenteraler künstli- assistenten oder Ernährungswissenschaftler. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V., Bonn);
cher Ernährung u. a. Hyperglykämie*, Hy- Bei der Beratung spielen auch psychologische, Gruppe 1: Getreide, Getreideprodukte, Kartoffeln;
pertriglyceridämie*, Fettleber*, Cholestase*. soziale und wirtschaftliche Faktoren eine Rolle. Gruppe 2: Gemüse und Salat; Gruppe 3: Obst;
Ethischer Aspekt: Die erzwungene künstliche Anwendung: Im Gegensatz zur Diätberatung Gruppe 4: Milch und Milchprodukte; Gruppe
Ernährung gegen den Willen des Betroffenen und Ernährungstherapie richtet sich die Ernäh- 5: Fleisch, Wurst, Fisch und Eier; Gruppe 6: Öle und
(Zwangsernährung) wirft ethische Fragen auf rungsberatung v. a. an Gesunde mit spezifi- Fette; Gruppe 7: Getränke. [34]
529 Erregerresistenz

7 Kreissegmenten, die den empfohlenen pro- Erosio coø rneae → Hornhauterosion Erregerpersisteø nz f: engl. persistence of patho-
zentualen Anteil der entsprechenden Lebens- Erosion f: Sekundäre Effloreszenz* als um- gens. Überleben von Mikroorganismen im Wirt
mittelgruppe in der täglichen Ernährung sowie schriebener, nicht blutender, oberflächlicher bei intrazellulärer Vermehrung oder nach anti-
die Vielfalt in den einzelnen Gruppen symboli- Gewebeverlust der Haut (bis an das Stratum biotischer Behandlung. Erregerpersistenz wird
sieren. Siehe Abb. germinativum der Epidermis reichend) oder auch durch Apoptose*-Hemmung der Wirtszel-
Ernährungsmedizin f: engl. nutritional medi- Schleimhaut (Tunica mucosa). Eine Erosion le intrazellulärer Mikroorganismen verursacht.
cine. Teilgebiet der Medizin, das sich mit Prä- kann ohne Narbe abheilen oder sich zu einem Persistente pathogene Erreger bleiben sehr lan-
vention*, Diagnostik und Therapie ernährungs- Ulkus* entwickeln. ge infektiös.
abhängiger oder -bedingter Erkrankungen be- Erosio portionis → Portioerosion Klinische Bedeutung: Erreger können sich in
schäftigt, außerdem mit krankheitsassoziierter Erotomanie f: engl. erotomania; syn. Cléram- nekrotische Bezirke einlagern, außerdem kann
Fehlernährung, Mangelernährung* und Über-
ernährung sowie zusätzlich ihrer wissenschaft-
bault-Syndrom. Form des Wahns mit unwider-
stehlicher Liebe zu einer meist unerreichbaren
es zu einem Wirkungsverlust des Antibioti-
kums durch das die Bakterien umgebende Mili-
E
lichen Herleitung. Die Zusatz-Weiterbildung Person und der unkorrigierbaren Überzeugung, eu kommen. Überdauern Krankheitserreger in
Ernährungsmedizin ist bei einigen Landesärz- die Liebe beruhe auf Gegenseitigkeit. bestimmten Rückzugsräumen im Körper auch
tekammern im Weiterbildungskatalog enthal- Beschreibung: Bezieht sich meist auf eine ideali- nach Ausheilen einer Infektionskrankheit und
ten. sierte romantische Liebe und seelische Verbun- werden noch nach > 3 Monaten nach klinischer
Ernährungspyramide f: engl. nutrition pyramid. denheit, sexuelle Aspekte stehen nicht im Vor- Heilung ausgeschieden, spricht man bei dieser
Orientierungshilfe für eine ausgewogene Le- dergrund. Typisch ist die Fehldeutung von Ges- Person von einem Dauerausscheider (z. B. bei
bensmittelauswahl. Sie besteht aus 4 aufeinan- ten und Signalen des Gegenübers. Vorkom- Shigella-Infektion). Die Erregerpersistenz
der aufbauenden Stufen, die den empfohlenen men: durch ruhende Dauerformen wird auch als la-
Anteil der entsprechenden Nahrungsmittel in – Als isolierte wahnhafte Störung* mit plötzli- tente Infektion bezeichnet.
der täglichen Ernährung symbolisieren sollen. chem Beginn und chronischem Verlauf. Der Erreger, putride m pl: engl. putrid agents. Aero-
Beschreibung: Wahn bezieht sich in der Regel auf ein kons- be und anaerobe Erreger eitriger Infektionen.
– Unterste Stufe: Vollkornprodukte (z. B. Brot, tantes Objekt. Frauen ohne partnerschaftli- Erreger, pyogene m pl: engl. pyogenic agents.
Cerealien, Reis und Nudeln) als Basis der täg- che Bindung zwischen 40 und 60 Jahren sind Bakterielle Erreger eitriger Infektionen. Hierzu
lichen Ernährung häufiger betroffen, meist sind ältere und fi- zählen v. a. Spezies der Gattungen Staphylococ-
– zweite Stufe: Obst und Gemüse nanziell besser gestellte Personen das Objekt. cus*, Streptococcus*, Neisseria*, Pseudomonas*,
– dritte Stufe: Milch-, Fleisch- und Fischpro- Bei Männern ist der Wahn meist verbunden Proteus*, Escherichia*, Klebsiella*, Serratia* und
dukte mit aggressivem Verhalten, welches nicht Actinomyces.
– oberste Stufe: Fett, Öle und Süßigkeiten, von dem Liebesobjekt, sondern dessen sozialem, Erregerreservoir n: Ökologische Nische, in der
denen nur wenig gegessen werden sollte. es beschützendem Umfeld gilt (siehe Stal- sich Erreger übertragbarer Krankheiten* ver-
Ernährungs-Soø nde f: Sonde aus weichem king*) mehren. Der Begriff primäres Reservoir meint
Kunststoff (meist Silikon) zur physiologischen – im Rahmen anderer psychischer Störungen infizierte Lebewesen, die in den typischen Ver-
enteralen Ernährung. wie paranoide Schizophrenie, schizoaffektive breitungsgebieten einer Krankheit ständig als
Ernährungsstatus m: engl. nutritional status. Psychose, affektive Störung*, organische Er- Reservoir dienen (z. B. Wildtiere bei Tollwut*).
Beziehung zwischen Gewicht und Körpermas- krankung (z. B. Hirnblutung) u. a. Sonderfälle: In besonderen Fällen besteht ein
se, Körperlänge, Körperbau, Alter, Geschlecht ERP: Abk. für endoskopische retrograde Pank- primäres Erregerreservoir auch außerhalb von
und der Menge der aufgenommenen Nahrung reatikografie → ERCP Makroorganismen (z. B. Legionellen* im Was-
bzw. Energie und Nährstoffe. erraticus: Herumirrend, unregelmäßig. ser, Tetanus*- und Gasbrandsporen in Staub
Ernährungsstörung → Malnutrition Erreger, opportuniøstische m pl: engl. oppor- und Erde).
Ernährungstherapie → Diät tunistic infectious agents. Fakultativ pathogene Erregerresisteø nz f: Widerstandsfähigkeit von
Ernährungstherapie → Ernährung, künstli- Keime, die nur bei Patienten in reduziertem All- Mikroorganismen in der Regel gegen Chemo-
che gemeinzustand zur Infektion* führen. Beson- therapeutika*. Dabei vermehren sich Erreger
Ernährungswissenschaft f: engl. nutrition sci- ders betroffen sind Patienten mit Immundefek- bei therapeutisch wirksamer Konzentration ei-
ence. Lehre von der Zusammensetzung, Wir- ten* (z. B. HIV-Erkrankung), verminderter Im- nes Antiinfektivums. Die Resistenz eines Mik-
kung, Interaktion und Bilanz der Nahrung und munität* kurz nach OP (Postaggressionssyn- roorganismenstammes richtet sich ggf. gegen
ihrer Bestandteile im Verhältnis zu Gesundheit drom*), unter Kortikosteroidtherapie oder im- eine ganze Gruppe verwandter Antiinfektiva
und Krankheit. Sie beschäftigt sich mit Ernäh- munsuppressiver Therapie, bei Diabetes melli- mit gleichem Wirkungsmechanismus (Kreuzre-
rungstoxikologie, Humanernährung, Lebens- tus, Tuberkulose, Malignom, Abhängigkeit* so- sistenz*).
mittelchemie, Lebensmittelhygiene, Lebensmit- wie Frühgeborene. Formen:
telkunde und Lebensmitteltechnologie sowie Typische Erreger: – Natürliche Resistenz aufgrund bakterieller
den wirtschaftlichen, toxikologischen, mikro- – Escherichia coli Eigenschaften (z. B. Penicillinresistenz von
biologischen, kulturellen, psychologischen und – Mykobakterien Mykoplasmen, Nalidixinsäureresistenz von
ökologischen Zusammenhängen der Ernäh- – Pneumocystis jirovecii Kokken, Colistin- bzw. Polymyxin-B-Resis-
rung. – Toxoplasma gondii tenz von Proteus oder Nitrofurantoinresis-
Erntefieber → Feldfieber – Kryptosporidium tenz von Pseudomonas) und genetisch be-
Erntekrätze → Trombidiose – Cryptococcus neoformans dingte Unempfindlichkeit gegen ein be-
Erntemilbe → Milben – Candida albicans stimmtes Antibiotikum sowie inaktivierende
Eröffnungsperiode → Geburt – Zytomegalie-Virus Enzyme (Penicilline und Cephalosporine
Eröffnungswehen → Wehen – Herpes-simplex-Virus.
Erregerwandel 530

werden durch spezifische Betalactamasen* Reinfektion*, Superinfektion*, Infektionswech- tung: meist konsekutiv bradykarde Herz-
inaktiviert) sel* und Erregerpersistenz*. rhythmusstörung*: 1. intraatrial: SA*-Block,
– erworbene Resistenz durch Mutation* und Erregung, kreisende → Reentry-Mechanis- aurikuläre Leitungsstörung* 2. atrioventri-
nachfolgende Selektion entwickelt sich erst mus kulär: AV*-Block 3. intraventrikulär: Fokal-
durch den Kontakt der Erreger mit dem Anti- Erregungsbildungsstörung f: engl. excitation block*, Schenkelblock*, Verzweigungsblock*,
biotikum (Resistenzentwicklung): 1. bei Ein- disturbance. Störung der Erregungsbildung (Au- diffuser intraventrikulärer Block (nicht ein-
Schritt-Resistenz (Folge eines einzelnen Mu- tomatie) im Herzen, die zu Herzrhythmusstö- deutig einer bestimmten Blockform zuzu-
tationsvorgangs): sehr schnell therapeutisch rungen* führen kann. ordnende erhebliche Blockierung bei schwe-
relevante Widerstandsfähigkeit der Mikroor- Einteilung: rer kardialer Erkrankung)
ganismen 2. bei Mehr-Schritt-Resistenz (in- – Nach Entstehungsort: 1. supraventrikuläre – kreisende Erregung: Reentry*-Mechanismus
E folge mehrerer Mutationen): stufenweise zu-
nehmende Resistenz
Erregungsbildungsstörung: atriales Myokard
oder Erregungsleitungssystem* oberhalb der
– getriggerte Aktivität infolge früher oder spä-
ter Nachpotenziale (Nachdepolarisation; ear-
– erworbene extrachromosomale Resis- His-Bündel-Bifurkation 2. ventrikuläre Erre- ly bzw. delayed afterdepolarization: EAD
tenz: infektiöse Resistenz, durch R*-Fakto- gungsbildungsstörung: ventrikuläres Myo- bzw. DAD): 1. EAD v. a. bei Bradykardie, z. B.
ren bedingt kard oder subjunktionales Erregungslei- Initiierung des Reentry-Mechanismus durch
– Resistenz gegen Penicilline und Cephalo- tungssystem 3. nomotope Erregungsbil- EAD bei Torsade* de pointes 2. DAD v. a. bei
sporine: Bildung von zellwandfreien For- dungsstörung: Sinusknoten 4. ektope Erre- Tachykardie, z. B. Herzglykosid-induzierte
men der Bakterien (L*-Formen) gungsbildungsstörung: außerhalb des Sinus- ventrikuläre Tachykardie durch DAD.
– primäre Resistenz: Anteile der Mikroorga- knotens Erregungsleitungssystem n: engl. conduction
nismen werden schon zu Beginn der Behand- – nach Entstehungsmechanismus: 1. norma- system; syn. Reizleitungssystem; Abk. ELS. Spe-
lung resistent le ektope Automatie (passive heterotope Erre- zifisches System kardialer Zellen mit Schrittma-
– sekundäre Resistenz: entwickelt sich erst gungsbildungsstörung): Einspringen eines cherfunktion (Herzautomatie*). Das Erregungs-
während der Therapie. dem Sinusknoten nachgeschalteten Automa- leitungssystem ist verantwortlich für die Koor-
Bedeutung: Der unkontrollierte und nicht an- tiezentrums des Erregungsleitungssystems; dination der myokardialen Kontraktion und so-
gemessene Einsatz von Antibiotika hat die Re- z. B. Ersatzrhythmus* bei Verlust oder Ände- mit für die Funktion des Arbeitsmyokards und
sistenzen von Mikroorganismen stark ansteigen rung der Sinusknoten-Schrittmacherfunkti- die Pumpleistung des Herzens. Siehe Abb.
lassen. Dies führt dazu, dass die Auswahl an on 2. gesteigerte (reguläre) Automatie: bei Einteilung:
speziellen Antibiotika, die auf sog. multiresten- normaler Sinusknotenfunktion übernimmt – Sinusknoten (anatomisch Nodus sinuatria-
te Keime wirken, weltweit abnimmt und die Ge- ein dem Sinusknoten nachgeschaltetes Auto- lis; syn. Sinuatrialknoten, Kurzbezeichnung
fahr nicht therapierbarer bakterieller Infektio- matiezentrum die Schrittmacherfunktion in- SA-Knoten): Keith-Flack-Knoten: 1. primä-
nen zunimmt. Die Zahl der Nosokomialinfekti- folge gesteigerter (physiologischer) Automa- res Automatiezentrum: physiologisches Er-
onen* mit diesen multiresistenten Keimen tie bei Sympathikusaktivierung, Hypokali- regungsbildungszentrum (Herzschrittma-
steigt, u. a. in Krankenhäusern, Pflegeheimen ämie, Alkalose u. a.; z. B. gesteigerte junktio- cher) infolge synchronisierter Entladung in
und Dialysezentren. Betroffen sind besonders nale Automatie mit (relativ) tachykardem den netzartig angeordneten Sinusknotenzel-
Menschen mit schweren Grunderkrankungen AV*-Rhythmus 3. abnorme Automatie: bei len 2. Lokalisation: subepikardial im Sulcus
(Leukämie, Verbrennungen, AIDS, Transplanta- normaler Sinusknotenfunktion übernimmt terminalis cordis zwischen Einmündung der
tionen), Immunsuppression, chronischen Er- ein Automatiezentrum (Fokus) außerhalb des Vena cava superior und rechtem Herzohr
krankungen, Dauerkatheter oder invasivem Erregungsleitungssystems (Arbeitsmyokard) 3. Fortleitung der im Sinusknoten gebildeten
Monitoring. Auch medizinisches Personal kann die Schrittmacherfunktion infolge pathologi- Erregung über präformierte Leitungswege
als Keimträger ohne Erkrankungssymptome scher Verminderung des Ruhepotenzials im atrialen Arbeitsmyokard (vorderes, mittle-
fungieren. oder starker Myokarddehnung (z. B. dilatati- res und hinteres Internodalbündel zum AV-
Erregerwandel m: In den letzten Jahrzehnten ve Kardiomyopathie*), Tachykardie in der Re- Knoten sowie Bachmann-Bündel zum linken
eingetretene Veränderung des Erregerspekt- gel mit warming* up und cooling* down, Vorhof)
rums sowie der Pathogenität* oder Virulenz* z. B. bei ektoper Vorhoftachykardie*. – AV-Knoten (Kurzbezeichnung für Atrio-
von Erregern übertragbarer Krankheiten*. Be- Erregungsleitung, saltatorische f: engl. salta- ventrikularknoten; syn. Aschoff-Tawara-
sonders bemerkenswert ist die Häufung noso- tory conduction. Schnelle Fortleitung (bis zu Knoten): 1. sekundäres Automatiezentrum
komialer Infektionen durch multiresistente Er- 120 m/s) der Erregung in markhaltigen Nerven- 2. Lokalisation: subendokardial in der hinte-
reger, z. B. MRSA. Prophylaktische oder thera- fasern. Nach einem Aktionspotenzial an einem ren interatrialen Septumwand des rechten
peutische Maßnahmen sowie veränderte Um- Ranvier-Schnürring fließt entlang der elekt- Vorhofs über dem Ansatz des septalen Tri-
weltbedingungen induzieren dabei neue Eigen- risch isolierenden Myelinscheide* ein Aus- kuspidalklappensegels neben der Einmün-
schaften. gleichsstrom, der die Membran erst an der dung des Sinus coronarius im Koch-Dreieck
Hintergrund: Der Erregerwandel ist weiterhin nächsten Schnürringoberfläche soweit depolari- 3. Fortleitung der Erregung zum His-Bündel
gekennzeichnet durch das Zurückdrängen frü- siert, dass ein weiteres fortgeleitetes Aktionspo- – His-Bündel (anatomisch Fasciculus atrio-
her gefährlicher Erkrankungen wie z. B. Ruhr, tenzial entsteht. ventricularis; syn. AV-Bündel, His-Stamm):
Typhus* abdominalis und Poliomyelitis* durch Erregungsleitungsstörung f: engl. cardiac con- durchdringt die Vorhof-Kammer-Grenze
Hygienemaßnahmen und Schutzimpfungen*. duction disorder. Störung der Erregungsleitung durch das Herzskelett* (bis einschließlich
Erregerwechsel m: engl. change of pathogens. im Erregungsleitungssystem* des Herzens. hierher mit dem AV-Knoten unter der Be-
Auftreten anderer als der ursprünglich isolier- Einteilung: zeichnung Junktion zusammengefasst) und
ten Mikroorganismen im Verlauf eines Infekti- – Blockierung (Verzögerung bzw. intermittie- teilt sich distal in der Pars membranacea des
onsprozesses. Abzugrenzen sind Mischinfekt, render oder totaler Ausfall) der Erregungslei- Septum interventriculare (subjunktional) in
531 Ersatzrhythmus

Erregungsleitungssystem: Topografie sowie typische Aktionspotenziale der primären, sekundären und


tertiären Automatiezentren (spontane diastolische Depolarisation am steilsten im Sinusknoten); a: vorderes Ersatzmagenbildung: Gastrektomie und häufigste
Internodalbündel (präformierter Leitungsweg); b: mittleres Internodalbündel (Wenckebach); c: hinteres Rekonstruktionsverfahren; 1: Jejunuminterposition
Internodalbündel (Thorel); d: Bachmann-Bündel. nach Longmire-Gütgemann; 2: Rekonstruktion des
Digestionswegs mit ausgeschalteter Roux-Schlinge,
terminolaterale Ösophagojejunostomie; 3: Dünn-
2 (Tawara-)Schenkel (Fortleitung der Erre- und/oder Rededrang bis zu schweren Unruhe- darmpouch (nach Siewert).
gung im interventrikulären Septum der rech- zuständen mit ungezieltem Umsichschlagen
ten bzw. linken Kammer in Richtung Apex reichen kann.
cordis und wieder zurück zur Herzbasis): Beschreibung: Je nach zugrundeliegender Stö-
1. rechter Schenkel (anatomisch Crus dex- rung treten weitere psychopathologische Symp- zusätzliches Reservoir zur Möglichkeit einer er-
trum fasciculi atrioventricularis; auch rechter tome auf, z. B. Bewusstseinsstörungen* und höhten Nahrungsaufnahme und zur Verlangsa-
Faszikel): unverzweigt bis zur Basis des ante- Orientierungsstörungen, Wahn*, Halluzinatio- mung der Nahrungspassage geschaffen.
rioren Papillarmuskels 2. linker Schenkel nen*. Die Dauer kann (unbehandelt) wenige Mi- Indikation:
(anatomisch Crus sinistrum fasciculi atrio- nuten bis zu mehrere Tage betragen. Erre- – Partieller Magenersatz: 1. gelegentlich zur
ventricularis; auch linker Faszikel): teilt sich gungszustände, die infolge Panik auftreten, Vergrößerung eines zu kleinen Restmagens
in einen vorderen (anterior) und einen hinte- werden (nach Kretschmer) auch als „Erregungs- gewählte Variante, z. B. bei einem Fassungs-
ren (posterior) Faszikel sturm“ bezeichnet. Vorkommen: vermögen von weniger als 1/3 Restvolumen
– Purkinje-Fasern: 1. tertiäres Automatie- – Schizophrenie* 2. Indikation: kardianahes Ulkus
zentrum 2. terminale Ausläufer der Schenkel – manisches Syndrom* – totaler Magenersatz: 1. Durchführung nach
3. Erregungsleitung zum ventrikulären Ar- – agitierte Depression* Gastrektomie* 2. Indikation: Tumoren des
beitsmyokard. – organisch bedingte Psychose Magens, Präkanzerosen, Zollinger*-Ellison-
Erregungsphase → Reaktionszyklus, sexuel- – Intoxikation mit psychotropen Substanzen Syndrom.
ler (z. B. Alkohol). Ersatzoperation, motorische f: engl. muscle-
Erregungsphase f: engl. excitation phase. Phase Errötungsfurcht → Erythrophobie tendon transfer. Methode zur Behandlung irre-
im sexuellen Reaktionszyklus von Masters und Ersatzblase → Blasenersatz, orthotoper versibler Lähmungen, bei der gesunde Muskel-
Johnson, die mit zunehmender sexueller Erre- Ersatzblase → Dünndarmersatzblase Sehnen-Einheiten auf geschädigte Muskeln um-
gung und ihren physiologischen Zeichen hier- Ersatzknochen → Knochenersatz gelagert werden. Nach einer Umlernphase kön-
für einhergeht: Mamillenerektion, Muskelan- Ersatzmagenbildung f: engl. stomach replace- nen die Antagonisten vom Patienten als Agonis-
spannung, Tachykardie und Blutdruckanstieg. ment. Operatives Verfahren zur Rekonstruktion ten eingesetzt werden.
Erregungsrückbildungsstörung → Endstre- der Intestinalpassage ggf. mit Schaffung eines Anwendung:
cke Reservoirs, das dem Fassungsvermögen des Ma- – Z. B. bei ischämischer Kontraktur*
Erregungsrückbildungsstörung → ST-Stre- gens nahe kommt. Es wird angewendet nach – bei hoher Radialislähmung* mit Fallhand
cke Magenteilresektion oder Gastrektomie* zur Umlagerung von Beuge- auf gelähmte Streck-
Erregungsrückbildungsstörung → T-Welle Imitation einer möglichst physiologischen Nah- muskeln (Merle d'Aubigné-Operation)
Erregungssturm → Erregungszustand rungspassage und zur Verhinderung eines Re- – bei Peroneuslähmung* Transfer der Sehne
Erregungsübertragung, chemische f: engl. fluxes. Siehe Abb. des Musculus tibialis posterior zur Wieder-
chemical transmission. Transfer neuronaler Exzi- Technik: Hochzug einer nach Y-Roux (siehe herstellung der Funktion des Musculus tibia-
tation durch Ausschüttung von Neurotransmit- Roux*-Operation) ausgeschalteten Jejunum- lis anterior (Steigbügelplastik)
tern, z. B. im synaptischen Spalt zwischen den schlinge, die typischerweise retrocolisch durch – bei Medianusparese* durch Opponensplas-
Neuronen. das Mesocolon transversum in den Oberbauch tik*, bei Axillarisparese* Transfer des Muscu-
Erregungszustand m: engl. excitement. Zu- verlagert und hier mit dem Magen oder dem lus trapezius auf den proximalen Humerus.
stand gesteigerten psychomotorischen An- Ösophagus anastomosiert wird. Je nach Verfah- Ersatzrhyø thmus m: engl. escape rhythm. Passi-
triebs*, der von leicht gesteigertem Bewegungs- ren wird ggf. durch Bildung eines Pouch* ein ver heterotoper Herzrhythmus (Erregungsbil-
Ersatzstimme 532

dungsstörung*) mit Übernahme der Herz- chanischem Vibrator (sog. Pipa di Ticchioni) – Schädigung des Atemzentrums (z. B. bei
schrittmacherfunktion durch ein dem Sinus- III. intraorale Geräte (technisch nicht ausge- Morphinintoxikation oder Strangulation)
knoten nachgeschaltetes Automatiezentrum reift). – Verhinderung der Atemmuskelbewegungen
(siehe Herzautomatie*) infolge hochgradiger Er- Ersatzsystole f: engl. escape systole. Einzelne (z. B. durch Verschüttung).
regungsleitungsstörung* (z. B. totaler SA-Block passive heterotope Erregungsbildung als Ersatz Inneres Ersticken durch:
oder AV-Block) oder nomotoper Erregungsbil- für einen ausgefallenen Sinusknotenimpuls (bei – Verminderte O2-Aufnahme der Erythrozyten
dungsstörung (z. B. Sinusknotenausfall, extre- längerem Ausfall als Ersatzrhythmus*). Im EKG (z. B. bei Vergiftungen mit Kohlenmonoxid)
me Sinusbradykardie). Unterschieden werden zeigt sich eine Ersatzsystole als spät einfallende – Blockade der intrazellulären Atmungskette*
AV*-Rhythmus und idioventrikulärer Rhyth- Aktion (im Gegensatz zur vorzeitig in den (z. B. nach Blausäurevergiftung).
mus*. Grundrhythmus einfallenden Extrasystole*) Erstmaßnahmen f pl: engl. first aid arrange-
E Ersatzstimme f: engl. artificial voice. Verbale
Kommunikationsmöglichkeit nach totaler La-
mit längerem Abstand zum letzten Normal-
schlag als das normale RR-Intervall.
ments. Maßnahmen im Rahmen der Ersten Hil-
fe* bei medizinischem Notfall (Unfall, akute Er-
ryngektomie* und damit verbundener Atmung Erschöpfung, postremissive f: engl. post-re- krankung, Vergiftung) bis zum Eintreffen von
über ein Tracheostoma. Ohne Atemstrom aus missive exhaustion. Erschöpfungszustand, der Notarzt oder Rettungsdienst.
der Lunge für die Stimmgebung ist nur Pseudo- nach Abklingen einer akuten Psychose oder an- Ersttrimeø ster-Screening n: engl. combined
flüstern möglich. Eine Ersatzstimme (Ösopha- derer akuter psychischer Störungen eintreten test. Verfahren der Pränataldiagnostik zur Risi-
gusstimme) kann mit Stimmtherapie oder ope- und in eine Depression übergehen kann (z. B. koberechnung für Chromosomenstörungen.
rativen Maßnahmen (Stimmventilprothese) er- postschizophrene Depression*). Postremissive Zwischen der 11. und 14. SSW werden im müt-
möglicht werden. Gelingt dies nicht, können Erschöpfung ist klinisch gekennzeichnet durch terlichen Serum die Parameter PAPP-A und frei-
Sprechhilfen eingesetzt werden. meist noch in verminderter Ausprägung beste- es ß-HCG bestimmt sowie die Nackentranspa-
Formen: hende Symptome der psychiatrischen Grunder- renz (NT) des Feten sonografisch gemessen. Die-
– Ösophagusstimme* (syn. Ruktusstimme): krankung sowie Zeichen der Erschöpfung. se Faktoren fließen zusammen mit dem mütter-
1. körpereigene Ersatzstimme (sehr tief klin- Erschöpfungsstadium → Anpassungssyn- lichen Alter in die Risikokalkulation ein.
gend) 2. zunächst wird Luft in die untere drom, allgemeines Anwendung: Da es sich nicht um ein Verfahren
Speiseröhre (Ösophagus) eingesogen oder mit Erschöpfungssyndrom, chronisches → Mü- zur Diagnosestellung handelt, ergeben sich fol-
dem Zungengrund hinuntergedrückt 3. im digkeitssyndrom, chronisches gende Empfehlungen, die mit der Schwangeren
Anschluss wird die Luft wieder ausgestoßen Erschütterung, seelische → Trauma [psy- bzw. den Eltern ausführlich besprochen werden
unter Ausnutzung der Elastizität des Öso- chisch] sollten:
phagus, antiperistaltischer Kontraktionen Erstabstoßungsreaktion → Abstoßungsreak- – Berechnetes Risiko von unter 1 : 100: Rat zur
des oberen Ösophagus sowie mittels verstärk- tion invasiven Diagnostik (z. B. Amniozentese)
ten Drucks durch willkürliche Anspannung Erstes Schwangerschafts-Trimenon n: engl. – zwischen 1 : 100 und 1 : 1000: individuelle
der Bauchmuskulatur 4. Stimmbildung er- first pregnancy trimester; syn. Frühe plazentare Abwägung des weiteren Vorgehens mit den
folgt an Schleimhautfalten des oberen Öso- Phase. Erstes Drittel (Trimenon oder Trimester) Eltern
phagus oder Hypopharynx (sog. Pseudoglot- der Schwangerschaft, von der Konzeption bis zu – berechnetes Risiko über 1 : 1000: in der Regel
tis) 5. Formung von Lauten und Worten fin- 13. SSW reichend. Hierin ist die Embryonalperi- keine weiteren Maßnahmen erforderlich.
det wie beim Gesunden in Mund und Pha- ode (bis zur 9. SSW) enthalten. Bewertung: Die Detektionsrate für Feten mit ei-
rynx statt 6. Stimmtherapie kann 8–10 Tage Ersthelfer m: engl. first responder. Jeder in einer nem Down-Syndrom beträgt 80–90 %, die Rate
nach der Operation beginnen, ist aber nicht Notfallsituation Erste Hilfe* Leistender. falsch positiver Befunde liegt bei etwa 5 %. Bei
immer erlernbar (z. B. bei Nervenschädigun- Hinweis: Ist der Ersthelfer ein Arzt, so kann er Mehrlingsschwangerschaften ist die Methode
gen, großer Angst oder Scham). Hier kann ei- im Rahmen des Aufwendungsersatzes nach nur eingeschränkt aussagekräftig.
ne Stimmventilprothese eingesetzt oder al- § 683 BGB eine Vergütung verlangen. Erstversorgung f: engl. primary care. Maßnah-
ternativ eine Sprechhilfe genutzt werden. Ersticken n: engl. suffocate; syn. Suffocatio. men im Rahmen des ersten Kontakts mit einem
– Stimmventilprothese:: 1. operative Mög- Tod infolge Sauerstoffmangels. Man unter- Patienten. Erstversorgung meint z. B. die erste
lichkeit zur Stimmrehabilitation mit körper- scheidet äußeres Ersticken (z. B. bei Verlegung Phase der Akutversorgung durch professionelle
eigener Ersatzstimme 2. durch Schaffung ei- der Atemwege) von innerem Ersticken (z. B. bei Helfer (im Anschluss an Erste Hilfe* durch Lai-
ner ventilartigen (sog. Shunt) Verbindung Kohlenmonoxidvergiftung). Behandelt wird je enhelfer), die Erstversorgung eines Neugebore-
zwischen Trachea und dem oberen Ösopha- nach Ursache durch Fremdkörperentfernung nen, die Versorgung eines neu aufgenommenen
gusabschnitt 3. mit der Luft aus der Lunge (z. B. Heimlich*-Handgriff), Freilegung der Krankenhauspatienten oder die ärztliche Erst-
wird durch das Ventil (Verschluss) die Öso- Atemwege (Tracheotomie*, Reanimation*), Sau- versorgung eines Unfallverletzten.
phagusstimmgebung möglich. erstoffzufuhr, Beatmung* oder Entgiftung. Ertaubung, akute → Hörsturz
– Sprechhilfe: 1. Geräte zur Erzeugung einer Ursachen: Äußeres Ersticken durch: Ertrinken n: engl. drowning. Primär respiratori-
künstlichen Ersatzstimme ohne Luftstrom, – Sauerstoffmangel in der Atemluft (z. B. in sche Beeinträchtigung infolge Submersion bzw.
der zur Vokalbildung erforderliche Grund- extremer Höhe) Immersion in Flüssigkeit mit Flüssigkeits-
ton entsteht im Gerät 2. eher unnatürlicher, – Verlegung oder Stenose der Atemwege durch: Atemgas-Grenzfläche innerhalb des Atemweg*-
elektronischer Klang, bei guter Artikulation 1. Aspiration* (einschließlich Ertrinken*) Eingangs und damit Verhinderung der äußeren
gut verständlich 3. Handhabung muss mit 2. Tumor 3. Entzündung (z. B. Epiglottitis*, Atmung* (siehe Ersticken*).
Artikulation kombiniert trainiert werden Krupp-Syndrom) Ursachen: Meist Unfall (v. a. Kinder), häufig
4. Formen: I. Halsgeräte mit elektrotechni- – Lähmung der Thoraxmuskulatur und des Selbsttötung, selten Tötung (Ertränken).
scher Tonerzeugung (sog. Elektrolarynx) Zwerchfells (z. B. durch Muskelrelaxanzien Pathophysiologie:
II. Schlauchgeräte mit anzublasendem, me- oder bei Poliomyelitis*) – Submersion bzw. Immersion (Gesicht)
533 Erwerbsunfähigkeit

Vorkommen: V. a. bei Narkolepsie*, auch bei an- fische Leistungsbehinderung, Wegeunfähig-


deren psychischen Störungen. keit (siehe Wegefähigkeit) oder Summierung
Erwartungspotenzial n: engl. contingent nega- ungewöhnlicher Leistungseinschränkungen
tive variation; syn. Erwartungspotential. In Ab- können eine volle Erwerbsminderung be-
hängigkeit vom Zusammenhang unterschied- gründen. Voll erwerbsgemindert sind auch
lich verwendete und daher oft missverständli- Menschen mit einer Behinderung, die in Be-
che Bezeichnung für das Bereitschaftspotenzi- hindertenwerkstätten oder ähnlichen Ein-
al*, für die CNV (contingent negative variation) richtungen im Sinne des § 1 S. 1 Nr. 2 SGB VI
oder für kognitive Potenziale* in der späten arbeiten, jedoch wegen Art und Schwere ih-
(> 300 ms) Verarbeitung visueller bzw. akusti- rer Behinderung nicht auf dem allgemeinen
scher Reize.
Erwartungswert m: engl. expected value. Lage-
Arbeitsmarkt tätig sein können, ebenso Men-
schen mit einer Behinderung in der Zeit einer
E
Ertrinken: Schaumpilz. [156]
parameter, der in einer Wahrscheinlichkeitsver- nicht erfolgreichen Eingliederung in den all-
teilung* dem Mittelwert* der Zufallsvariablen gemeinen Arbeitsmarkt.
entspricht, d. h., von dem man erwartet, dass er Ansprüche: Bei Vorliegen von Erwerbsminde-
– (reflektorische) Apnoe sich bei oftmaliger Wiederholung eines Experi- rung besteht (bei Erfüllung weiterer Vorausset-
– Laryngospasmus ments durchschnittlich ergibt. Der Erwartungs- zungen, insbesondere der Wartezeit) Anspruch
– Hypoxie und Hyperkapnie wert kann bei einem einzelnen Experiment un- auf eine Rente oder es kann eine medizinische,
– Azidose. wahrscheinlich oder sogar unmöglich sein. berufsfördernde oder sonstige Leistung zur Re-
In der Folge kommt es zu einem Sistieren des Berechnung: Der Erwartungswert errechnet habilitation genehmigt werden.
Laryngospasmus und konsekutiv zur Aspiration sich bei diskreten Verteilungen als die Summe Abgrenzung: Abzugrenzen sind die Begriffe Er-
mit Perpetuierung sowohl der Hypoxie und Hy- der Wahrscheinlichkeit jedes möglichen Ergeb- werbsunfähigkeit* bzw. Rente wegen Erwerbs-
perkapnie als auch der Azidose. Dies ist u. a. nisses des Experiments multipliziert mit dem unfähigkeit nach Rentenrecht in der bis zum
durch Surfactant-Auswaschung und pulmonale Wert dieses Ergebnisses. 31.12.2000 geltenden Fassung und der Begriff
Hypertonie begründet. In den meisten Fällen Erweichung f: engl. softening. Konsistenzmin- Minderung* der Erwerbsfähigkeit (MdE) im So-
tritt eine zusätzliche Hypothermie* auf. Letzt- derung (evtl. Verflüssigung) von Geweben, z. B. zialen Entschädigungsrecht und in der GUV.
endlich kommt es zum Herz*-Kreislauf-Still- Enzephalomalazie* oder Myelomalazie*. Erwerbsunfähigkeit f: engl. inability to work.
stand. Erwerbsfähigkeit f: engl. earning capacity. Be- In der GRV bis zum 31.12.2000 geltende Be-
Therapie: Sofort Reanimation* nach ABC*-Sche- zeichnung für die Fähigkeit, seine Arbeitskraft zeichnung für die auf nicht absehbare Zeit (über
ma. Bei Ertrinken in kaltem Wasser ist auf- wirtschaftlich zu verwerten bzw. die Erwerbstä- 6 Monate) wegen Krankheit* oder Behinderung*
grund verlängerter Ischämietoleranz* unter tigkeit in einem gewissen zeitlichen Mindest- fehlende Fähigkeit, eine Erwerbstätigkeit in ge-
Umständen auch ein prolongierter Reanimati- umfang auszuüben. wisser Regelmäßigkeit oder von mehr als nur
onsversuch aussichtsreich. Gesetzliche Rentenversicherung: Laut den Trä- geringfügigem Ertrag auszuüben, inzwischen
Obduktionsbefund: Allgemeine Zeichen für Er- gern der gesetzlichen Rentenversicherung ist ersetzt durch die Bezeichnung Erwerbsminde-
trinken: erwerbsfähig, wer nicht wegen Krankheit oder rung*.
– Schaumpilz (siehe Abb.) vor Nase und Mund Behinderung auf absehbare Zeit außerstande Abgrenzung: Anders als bei der Beurteilung der
– subpleurale Kapillarblutungen (sog. Paltauf- ist, unter den üblichen Bedingungen des allge- Berufsunfähigkeit* bezieht sich die Beurteilung
Flecke) meinen Arbeitsmarktes mindestens 3 Stunden der Erwerbsunfähigkeit auf jede Tätigkeit des
– wässriger, dreischichtiger Mageninhalt täglich erwerbstätig zu sein (§ 8 SGB II). allgemeinen Arbeitsmarktes. Eine Erwerbsunfä-
– Nachweis von Kieselalgen (Diatomeenprobe*) Erwerbsminderung f: engl. impairment of earn- higkeit ist ausgeschlossen, wenn noch eine den
– Besonderheiten von Wasserleichen u. a. ing capacity. Begriff der GRV, der im § 43 SGB VI Kräften und Fähigkeiten entsprechende Verwei-
Waschhaut, Fettwachsbildung (siehe Adipo- des Rentenrechts in der ab 1.1.2001 geltenden sungstätigkeit, unabhängig von der Arbeits-
cire*) Fassung zweistufig definiert wird als teilweise marktlage, vollschichtig ausgeübt werden kann
– spezifisch für Süßwasserertrinken: Lungen- oder volle Erwerbsminderung. Das Leistungs- (abstrakte Betrachtungsweise). Im Gegensatz
ballonierung vermögen wird durch eine sozialmedizinische zur vollen Erwerbsminderung* kann keine Er-
– spezifisch für Salzwasserertrinken: Oedema Bewertung auf der Grundlage von medizini- werbsunfähigkeit vorliegen, wenn eine selbst-
aquosum (siehe Lungenödem*). schen Befunden und Gutachten festgestellt. ständige Tätigkeit ausgeübt wird. Besteht aus
Eruktation → Ruktus Einteilung: gesundheitlichen Gründen eine halb- bis unter-
Eruption f: Sichtbarwerden („Ausbruch“) eines – Teilweise erwerbsgemindert ist der Versi- vollschichtige Leistungsfähigkeit für eine Tätig-
Hautausschlags. Im weiteren Sinn wird auch cherte, der wegen Krankheit oder Behinde- keit des allgemeinen Arbeitsmarktes und eine
der Ausschlag selbst als Eruption bezeichnet. rung auf nicht absehbare Zeit außerstande Arbeitslosigkeit, muss nach der Rechtspre-
Eruptionszyste → Dentitionszyste ist, unter den üblichen Bedingungen des all- chung des Bundessozialgerichts die tatsächliche
Erwachen, dissoziiertes n: engl. dissociative gemeinen Arbeitsmarktes mindestens 6 h (konkrete) Arbeitsmarktsituation betrachtet
awakening. Störung der Schlaf-Wach-Regulati- täglich erwerbstätig zu sein. werden (konkrete Betrachtungsweise). Erwerbs-
on, bei der während des Aufwachvorgangs die – Voll erwerbsgemindert ist der Versicherte, unfähigkeit kann danach grundsätzlich vorlie-
sensomotorischen Funktionen dissoziiert ver- der wegen Krankheit oder Behinderung auf gen, wenn Versicherten nicht innerhalb eines
fügbar sind, z. B. Erwachen bei voller Wahrneh- nicht absehbare Zeit außerstande ist, unter Jahres ein leidensgerechter Arbeitsplatz (Teil-
mung der Umgebung mit gleichzeitiger Unfä- den üblichen Bedingungen des allgemeinen zeit) angeboten werden kann. Auch eine schwe-
higkeit, sich zu bewegen oder zu sprechen, was Arbeitsmarktes mindestens 3 h täglich er- re spezifische Leistungsbehinderung, Wegeun-
zu einer erheblichen Angstinduktion führt. werbstätig zu sein. Auch eine schwere spezi- fähigkeit (Wegefähigkeit) oder Summierung
Erworbene Hernie 534

ungewöhnlicher Leistungseinschränkungen Komplikationen: rhusiopathiae, die Erreger des Schweinerotlaufs


können eine Erwerbsunfähigkeit begründen. – Phlegmone* ist und beim Menschen das Erysipeloid* verur-
Erworbene Heø rnie f: syn. erworbene Leisten- – nekrotisierende Fasziitis* sacht.
hernie. Durch eine fibromuskuläre Bindege- – Rezidivneigung mit geringeren Allgemeiner- Erythem n: engl. erythema. Rötung der Haut,
websschwäche entstehende Hernierung mit scheinungen und Obliteration der Lymph- entsteht durch eine entzündlich bedingte Hy-
Prädilektionsort in der Leiste als sogenannte bahnen mit sekundärem Lymphödem* perämie.
Leistenhernie oder postoperativ auftretender – Hautverdickungen (Pachydermie*) besonders Erythema → Erythem
Bruch als Narbenhernie*. an Beinen, Lippen, Genitalbereich Erythema anulare centrifugum n: engl. ery-
Erwürgen → Strangulation – Sepsis*, Endokarditis*, Glomerulonephritis*. thema figuratum perstans; syn. EAC. Langsam
Erysipel n: engl. erysipelas; syn. Streptodermia Diagnostik: zentrifugal wachsende, ring-, bogen- oder kreis-
E cutanea lymphatica. Akute bakterielle Infektion
der Dermis*, meist durch beta-hämolysierende
– Klinisch aufgrund der typischen Trias Ery-
them*, Fieber* und Lymphadenitis
förmige rote Plaques, die zentral abheilen und
zentrifugal expandieren, v. a. an Rumpf und
Streptokokken der Gruppe A (Streptococcus*), – Labor: Leukozytose*, erhöhte BSG, CRP-Er- proximalen Extremitäten im mittleren Lebens-
die mit Schmerzen, Rötung, Schwellung und höhung. alter. Am ehesten werden sie reaktiv ausgelöst
allgemeinem Krankheitsgefühl einhergeht. Die Therapie: im Rahmen allergischer Reaktionen, maligner
Diagnosestellung erfolgt meist klinisch, thera- – Bettruhe, Hochlagerung und evtl. Kühlung Grundleiden, Infektionen oder Autoimmun-
piert wird mittels systemischer Antibiose und der betroffenen Extremität krankheiten. Siehe Abb.
lokal desinfizierenden Maßnahmen. – bei Lokalisation im Gesicht Sprech- und Kau-
Vorkommen: Hauptsächlich bei Erwachsenen verbot (passierte Kost)
vorkommend, begünstigend sind vorbestehen- – Analgetika*/Antipyretika bei Bedarf
de chronische Lymphödeme, z. B. nach Bypass- – lokal desinfizierende Maßnahmen z. B. mit
operation mit Venenentnahme am Bein. Chinolinol, Polihexanid, Kaliumpermanganat
Pathogenese: Eindringen der Erreger über – Sanierung von Eintrittspforten, z. B. einer
Hautverletzung (Mazeration*, Rhagaden* in Ze- Onychomykose*, Tinea* pedis
henzwischenräumen oder im Gesicht) und Aus- – systemisch Penicillin V bzw. G je nach Schwe-
breitung über Lymphspalten und Lymphgefäße re und Verlauf
der Dermis*. – bei Verdacht auf Mischinfektionen antibioti-
Klinik: Schmerzhafte, scharf begrenzte, ödema- sche Kombinationstherapie oder Gabe eines
töse Rötung mit flammenförmigen Ausläufern Cephalosporins*
und zentraler Rückbildungstendenz (siehe – Alternativpräparate bei Penicillinallergie*
Erythema anulare centrifugum: Herde unter-
Abb.), z. T. mit Blasen (bullöses Erysipel), Ein- sind z. B. Makrolide (z. B. Roxithromycin*,
schiedlichen Alters mit hellrotem, leicht erhabenem
blutungen (hämorrhagisches Erysipel), Nekro- Clarithromycin*) oder Clindamycin*, bei
Rand. [4]
sen* (nekrotisierendes Erysipel) oder Vordrin- schwerem Verlauf evtl. Vancomycin*
gen in die Subkutis* (phlegmonöses Erysipel). – bei V. a. Beteiligung gramnegativer Keime
Begleiterscheinungen sind regionäre Lymph- (z. B. bei chronischen Ulzera, oder fehlendem Erythema autumnale → Trombidiose
adenopathie*, allgemeines Krankheitsgefühl, Ansprechen auf Penicillin) Therapieversuch Erythema caloricum → Hitzedermatosen
hohes Fieber* und Schüttelfrost*. mit Aminopenicillin und Betalaktamase-In- Erythema chronicum miøgrans → Erythema
hibitor oder Chinolon migrans
– nach Abklingen der akuten Entzündungsre- Erythema contusiforme → Erythema nodo-
aktion evtl. Lymphdrainage. sum
Erysipelas gangraenosum genitalium → Erythema exsudativum multiforme n: engl.
Fournier-Gangrän dermatostomatitis; syn. Kokardenerythem; Abk.
Erysipeloid n: engl. swine erysipelas; syn. Rot- EEM. Akutes Exanthem mit typischen schieß-
lauf. Hauptsächlich bei Arbeitern in Fleisch-, scheibenförmigen Hautveränderungen und
Geflügel- und Fischbetrieben vorkommende möglicher Schleimhautbeteiligung aufgrund ei-
bakterielle Zoonose* durch Infektion mit dem ner zytotoxischen Reaktion gegen Keratinozy-
grampositiven Bakterium Erysipelothrix rhu- ten. Der Manifestationsgipfel der Erkrankung
siopathiae im Anschluss an kleine Verletzungen liegt zwischen der zweiten und vierten Lebens-
oder enterale Infektion. Differenzialdiagnos- dekade. Die Erkrankung heilt spontan inner-
tisch sollte ein Erysipel* abgegrenzt werden. halb weniger Wochen. Formen:
Die Diagnosestellung erfolgt klinisch-anamnes- – EEM minor: ausschließlich Hautbeteiligung
tisch, therapiert wird lokal antiseptisch und sys- – EEM majus: schwere bullöse Verlaufsform mit
temisch antibiotisch. mind. einer hämorrhagisch-erosiven Schleim-
Erysipelothrix n: Gattung grampositiver, un- hautbeteiligung; < 10 % der Körperoberfläche
beweglicher, pleomorpher Stäbchenbakterien mit Erosionen und Blasen betroffen.
der Familie Erysipelotrichaceae (siehe auch Bak- Vorkommen:
terienklassifikation*). Die schlanken Stäbchen – Bei Kindern v. a. nach Infekt (z. B. HSV-Infek-
unterschiedlicher Länge weisen gelegentlich tion, Streptokokken, selten mykotisch)
Erysipel: großflächige Rötung am Verdickungen auf und besitzen keine Sporen – bei Erwachsenen: 1. als schwere Arzneimit-
Unterschenkel. [81] oder Kapseln. Einzige Spezies ist Erysipelothrix telreaktion (Überempfindlichkeitsreaktion
535 Erythema nodosum

des Exanthems gelten Patienten als nicht mehr


infektiös. Lymphknotenschwellungen und Be-
gleitarthritiden und Arthralgien* sind häufig,
vor allem an den Finger-, Knie- und Fußgelen-
ken. Asymptomatische Verläufe kommen eben-
falls vor. Nach 10–14 Tagen kommt es meist
zur Spontanheilung, bei Sonnenlichtexposition
sind jedoch Rezidive möglich.
Komplikationen:
– Komplizierter Verlauf bei Immunsuppri-

Erythema exsudativum multiforme: typischer


mierten mit Gefahr einer Myokarditis*, Peri-
karditis*, Meningitis* und Enzephalitis* Erythema migrans [81]
E
Befund auf den Handrücken. [4] – bei Infektionen in der Schwangerschaft
kommt es in 30 % der Fälle zu einer transpla-
zentaren Infektion; das Risiko für einen Hyd- Klinik:
rops* fetalis besteht vor allem zwischen der – Hellroter, langsam wachsender Ring mit
vom Spät-Typ, z. B. auf Allopurinol, Phenob- 13. und 20. Schwangerschaftswoche. zentraler Abblassung (siehe Abb.), der sich im
arbital, Cotrimoxazol, NSAR vom Oxicam- Diagnostik: Extremfall über das gesamte Integument
typ) 2. im Rahmen von Tumorerkrankung (B- – Klinisches Erscheinungsbild ausbreitet, gelegentlich auch multilokulär
Zell-Lymphom) oder Autoimmunerkran- – serologisch: IgM (nach 14 Tagen für etwa oder vom Zentrum aus rezidivierend
kung (Lupus erythematodes) 3. genetische 5 Monate nachweisbar), IgG (nach 21 Tagen – klinisches Bild sehr variabel, diskreter Ver-
Prädisposition (assoziiert mit HLA-DQw3, lebenslang nachweisbar) lauf und Übersehen von Hauterscheinungen
-DRw53, -AW33; HLA für Human Leukocyte – molekularbiologischer Virusnachweis (PCR*). möglich
Antigen; siehe HLA*-System). Therapie: – im Kindesalter Manifestation vor allem im
Symptomatik: In der Regel kommt es zu akut – Symptomatische Therapie z. B. durch Anal- Kopf- und Halsbereich, oft durch uncharak-
auftretenden disseminierten erythematösen getika*, Lotionen teristische flüchtige Erytheme
Maculae mit scharf begrenzter Quaddel und – körperliche Schonung, Schulbesuch erst nach – Dauer von Wochen bis Monaten
zentraler Papel und/oder Blase. Innerhalb von 10 Tagen. – Auftreten einer Lymphadenosis* cutis benig-
24 Stunden zeigt sich eine Veränderung zu ko- Erythema marginatum rheumaticum n: syn. na Bäfverstedt möglich: 1. assoziierte Symp-
kardenartigen Plaques durch zentrale Rückbil- Erythema anulare rheumaticum. Bläulich rote tome unterschiedlicher Ausprägung sind
dungstendenz und Einsinken der Effloreszen- Ringe v. a. am Rumpf bei < 5 % der Patienten u. a. Fieber 2. Abgeschlagenheit 3. Kopf-
zen. Auch ein polyzyklisches Konfluieren ist mit akutem rheumatischem Fieber* („Jones-Kri- schmerzen 4. Nackensteifigkeit 5. begleiten-
möglich. Lokalisation: terium“) oder z. B. bei Myokarditis oder Glome- de regionäre Lymphknotenschwellung
– Akral (siehe Abb.) rulonephritis. Siehe Abb. 6. Myalgien* 7. Arthralgien*
– palmoplantar – spontane Abheilung nach durchschnittlich
– Streckseiten der oberen Extremitäten 10 Wochen.
– Hals und Gesicht. Prophylaxe:
Therapie: Symptomatisch, ggf. Behandlung der – Repellents, geschlossene Kleidung und
auslösenden Erkrankung (z. B. mit Aciclovir*). Schuhe
Erythema induratum Bazin → Tuberkulid – frühe Entfernung der Zecke* ziehend mit
Erythema infectiosum acutum n: engl. ery- Pinzette, nicht quetschen oder mit Hausmit-
thema infectiosum; syn. Megalerythem. Meist vor teln benetzen.
dem 14. Lebensjahr auftretende, durch Tröpf- Erythema multifoø rme → Erythema exsudati-
cheninfektion* übertragene, milde und mäßig vum multiforme
kontagiöse Virusinfektion mit Parvovirus* B19 Erythema necrolyXticum migrans n: engl. ne-
und saisonaler Häufung zwischen Juni und No- crolytic erythema migrans; syn. nekrolytisches
vember. Die Diagnosestellung erfolgt meist kli- Erythema marginatum rheumaticum: bläulich rote migratorisches Erythem. Bei Glukagon-produ-
nisch, die Therapie ist rein symptomatisch. ring- und girlandenförmige Erytheme. [87] zierenden Tumoren (Glukagonom*) auftreten-
Klinik: Nach einer Inkubationszeit von 4–14 Ta- des paraneoplastisches Syndrom* der Haut mit
gen Beginn mit allgemeinem Krankheitsgefühl erythematösen bogenförmigen Arealen mit
und Fieber*. Zunächst zeigt sich ein intensives Krustenbildung und langsamer Ausbreitungs-
schmetterlingsförmiges Erythem* im Gesicht Erythema migrans n: Erythem*, das meist tendenz. Weitere mögliche Erscheinungen sind
mit Wangenschwellung und perioraler Blässe. nach einer Inkubationszeit von 10 bis 30 Tagen Cheilitis*, Nageldystrophien, Stomatitis*, Diar-
Im Verlauf treten nach 1–4 Tagen typische ring- nach Zeckenstich und Infektion mit Borrelia* rhö*, Thromboseneigung, Diabetes* mellitus,
oder girlandenförmige, z. T. urtikarielle, ju- burgdorferi auftritt, von der Stichstelle durch Hyperglukagonämie und B*-Symptomatik. Di-
ckende Exantheme an den Extremitätenstreck- zentrifugale Ausbreitung fortschreitet und als agnostiziert wird klinisch, laborchemisch und
seiten, später auch an den Beugeseiten und am Leitsymptom der Lyme*-Borreliose gilt. Die Di- histologisch. Das Glukagonom wird gesucht
Stamm auf, welche über 1–3 Wochen bestehen agnosestellung erfolgt klinisch, anamnestisch und saniert. Siehe Abb.
bleiben. Kein Schleimhautbefall, Palmae und und serologisch, therapiert wird mittels syste- Erythema nodosum n: Akut-entzündliche hy-
Plantae bleiben ebenfalls frei. Nach Auftreten mischer Antibiose. perergische Hauterkrankung der Subkutis mit
Erythema palmare et plantare hereditarium symmetricum 536

schwellung, Hämorrhagien 2. im Vollstadi- Bestimmung der minimalen Erythemdosis ist


um granulomatöse Reaktion des Fettgewebes Voraussetzung einer Lichttherapie.
und fibrotische Umwandlung der Fettge- Erythrämie → Erythroleukämie
webssepten Erythraø sma n: syn. Baerensprungsche Krank-
– Labor: 1. Bestimmung von Entzündungspara- heit. Oberflächliche, meist asymptomatische In-
metern (BSG, Leukozyten, CRP) 2. Fokussuche fektion der Haut mit pigmentproduzierendem
(z. B. Streptokokken-, Yersinienserologie). Corynebacterium* minutissimum. Die Diagno-
Therapie: Behandlung der Grunderkrankung. sestellung erfolgt klinisch unter Woodlicht-Ins-
In schweren Fällen Bettruhe (stationäre Auf- pektion, therapiert wird mittels Hygienemaß-
nahme). nahmen zur Milieusanierung und antimykoti-
E – Topische Glukokortikoide
– konsequente Kompressionstherapie (Pütter-
scher Lokaltherapie.
Klinik: Scharf begrenzte, polyzyklische, rötlich
Erythema necrolyticum migrans [197]
Verbände) braune, leicht schuppende Flecken oder flache
– antiphlogistisch oral Ibuprofen oder Acetyl- Plaques im Bereich intertriginöser Areale wie
salicyläure Leisten, Oberschenkelinnenseiten (Anliegesei-
– in schweren Fällen systemische Glukokorti- ten des Skrotums), Skrotum*, Labien, Axillen
koide in mittelhoher Dosierung (siehe Abb.), Zehenzwischenräumen, Perianal-
– bei Enteritis* regionalis Crohn-assoziiertem, region und submammär. Bromhidrose ist eine
therapierefraktärem Erythema nodosum ora- häufige Begleiterscheinung. Prädisponierende
les Kaliumjodid. Faktoren:
Erythema palmare et plantare hereditarium – Adipositas*
symmetricum n: engl. Lane’s disease; syn. Ery- – Diabetes* mellitus
thema palmare et plantare hereditarium symm- – Immunsuppression*
metricum. Autosomal-dominant vererbte Ery- – Hyperhidrose*
theme beider Handflächen (besonders im Be- – Mazeration*
reich Thenar* und Hypothenar*) und seltener – feucht-warmes Klima (Tropen)
der Fußsohlen durch vermehrte Kapillarbil- – mangelnde Hygiene.
dung und Anastomosierungen. Die Erytheme Diagnostik:
treten überwiegend beim männlichen Ge- – Klinisches Erscheinungsbild
schlecht auf. Eine spezifische Therapie ist nicht – Inspektion unter Wood*-Licht: Rotfluores-
erforderlich. zenz der porphyrin-produzierenden Coryne-
Erythema nodosum: rote, unscharf begrenzte,
gering erhabene Knoten an Unterschenkelstreck-
Erythema palmare et plantare symptomati- bakterien.
seiten. [87]
cum n: Erythem* der Handflächen und Fuß- Therapie:
sohlen, das begleitend bei verschiedensten Stö- – Regelmäßige Reinigung mit sauren Wasch-
rungen sowie während der Schwangerschaft syndets zur Milieusanierung
vorkommt. Der Pathomechanismus ist unge- – Meidung von fetthaltigen Salben (Okklusi-
schmerzhaften Knoten meist an den Unter- klärt. onseffekt)
schenkelstreckseiten, besonders bei Frauen im Vorkommen: Ein Erythema palmare et plantare – externe Azolantimykotika, z. B. Clotrimazol,
Frühjahr und Herbst. Das Erythema nodosum symptomaticum wird u. a. beobachtet bei Ketoconazol, Bifonazol oder
ist die häufigste septale Pannikulitis*. Die The- – Leberzirrhose* – Erythromycin*-Präparate lokal
rapie besteht aus Bettruhe und der Verabrei- – rheumatoider Arthritis* – in schweren Fällen (selten) systemische The-
chung von Salicylaten und lokalen Glukokorti- – chronischen interstitiellen Lungenkrankhei- rapie mittels Erythromycin* p. o.
koiden. Die Prognose ist günstig. ten – Rezidive häufig.
Klinik: Meist bei Erwachsenen zwischen dem – Mononucleosis* infectiosa
20.–40 Lebensjahr, aber auch bei Kindern und – akutem systemischem Lupus* erythematodes
Jugendlichen, treten über mehrere Tage neue – Colitis* ulcerosa
rote, bis 5 cm große, unscharf begrenzte und – während einer Schwangerschaft mit Rückbil-
nur gering erhabene, druckschmerzhafte Kno- dung nach der Entbindung.
ten auf von teigig-derber Konsistenz (siehe Erythematodes integumentaø lis → Lupus
Abb.) symmetrisch bilateral auf, vor allem an erythematodes, kutaner
Unterschenkelstreckseiten, Knie- und Fußge- Erythematodes-Phänomen → LE-Phänomen
lenk, seltener Unterarmen und Gesäß. Häufig Erythematodes visceralis → Lupus erythe-
bestehen allgemeines Krankheitsgefühl, Kopf- matodes, systemischer
und Gelenkschmerzen, Fieber, Entzündungsla- Erythemdosis, minimale f: engl. minimal ery-
bor (hohe BSG). thema dose. Diejenige Dosis der Bestrahlung mit
Diagnostik: einer definierten Wellenlänge (UV-A, UV-B, zu Erythrasma: umschriebene, braunrote Verfärbung
– Typisches klinisches Bild prüfendes Mischspektrum von bestimmten der Axilla links. [77]
– histologische Sicherung: 1. in frühen Läsio- Lampen etc.), die ein gerade noch sichtbares
nen neutrophile und lymphozytäre Infiltrate Erythem auslöst. Die Ablesung erfolgt unmit- Erythroblaø sten m pl: engl. erythroblasts. Kern-
mit Ödem der Fettgewebesepten, Gefäß- telbar und nach bestimmten Intervallen. Die haltige Vorstufen der Erythrozyten. Während
537 Erythrozytenenzymopathien

ihrer Entwicklung durch Reifung und Teilung Erythromycin n: Makrolid-Antibiotikum mit


(Erythrozytopoese*) wird der Kern pyknotisch zumeist bakteriostatischer Wirkung gegen
und schließlich aus der Zelle als Ganzes ausge- grampositive und einige gramnegative Erreger
stoßen. Im Zytoplasma* findet gleichzeitig die sowie gegen Mycoplasmen, Chlamydien und Le-
Hämoglobinbildung statt. gionellen. Erythromycin wird peroral, intrave-
Vorkommen: nös und äußerlich angewendet. Da das Wirk-
– Im postfetalen Leben normalerweise nur im spektrum von Erythromycin dem Wirkspekt-
Knochenmark rum von Penicillin G ähnelt, wird es häufig als
– unter pathologischen Bedingungen auch im Reservemittel bei Penicillin-Überempfindlich-
peripheren Blut, z. B. bei: 1. extramedullärer keit eingesetzt.
Hämatopoese* 2. Zerstörung der Knochen-
markstruktur durch Metastasen 3. stark ge-
Erythrophagen m pl: engl. erythrophages. Mak-
rophagen*, die in Knochenmark, Milz, Leber,
E
steigerter Erythrozytenneubildung nach Blu- Lunge u. a. Organen Erythrozyten abbauen.
tungen und bei akuten hämolytischen Anä- Erythrophagen werden manchmal auch im Blut
mien* (insbesondere bei aktiver Hämolyse*). nachgewiesen und kommen bei immunologisch Erythroplasie Queyrat: Lokalisation an der
Erythroblastopenie → Pure Red Cell Aplasia bedingten hämolytischen Anämien* vor. Glans penis. [197]
Erythroblastophthise → Pure Red Cell Apla- Erythrophobie f: engl. erythrophobia; syn. Errö-
sia tungsfurcht. Übertriebene Furcht zu erröten,
Erythroblastose, fetale → Morbus haemolyti- ohne dass ein Erröten feststellbar sein muss, nom) oder iatrogener Ursache (Androgene*)
cus fetalis wobei die Erythrophobie das Erröten teilweise 2. verminderte Synthese bei Niereninsuffizi-
Erythrocyanosis crurum puellarum f: Son- erst auslöst. Erythrophobie ist besonders im Ju- enz (renale Anämie*)
derform der Akrozyanose*. Betroffene zeigen li- gendalter ein häufiges Symptom der sozialen – pharmakologisch: rekombinantes humanes
vide Erytheme mit teigigen Infiltraten, evtl. mit Phobie* (selten spezifische Phobie*). Betroffene Erythropoetin zur Substitution: 1. bei symp-
follikulärer Betonung (Perniosis follicularis), meiden Kontakt und ziehen sich sozial zurück. tomatischer Anämie niereninsuffizienter Pa-
besonders im unteren Unterschenkeldrittel (la- Behandelt wird verhaltenstherapeutisch. tienten (z. B. im Rahmen einer Hämodialyse*)
teral) sowie an der Innenfläche der Knie und Erythroplakie [Gynäkologie] f: engl. erythro- 2. zur Prävention und Therapie einer durch
Oberschenkel. Es betrifft meist adipöse Mäd- plakia. Rote, fleckförmige Schleimhautverände- chronische Infektion, Tumor- oder Zytostati-
chen im Pubertätsalter und wird begünstigt rung der Portiooberfläche, diagnostiziert im katherapie induzierten Anämie* 3. zur
durch hormonale Störungen und Kälteeinwir- Rahmen der Kolposkopie*. Abzugrenzen sind Transfusionsvermeidung, Vorbereitung der
kung. Portioerosion*, Ektopia cervicis und Zervixkar- Eigenblutspende oder bei fehlender Möglich-
Erythrodermie f: engl. erythrodermia; syn. Ex- zinom*. keit, kompatible Blutkonserven bereitzustel-
foliative Dermatitis. Sammelbezeichnung für Erythroplasie Queyrat f: engl. erythroplasia of len (z. B. bei irregulären Antikörpern gegen
schwere Dermatosen unterschiedlicher Ätiolo- Queyrat. Carcinoma* in situ des Übergangsepi- meist vorhandene Blutgruppenantigene).
gie mit generalisierter Hautrötung (> 90 %) thels und der Schleimhaut von Eichel, innerem Erythroprosopalgie → Cluster-Kopfschmerz
meist mit Schuppung und Juckreiz. Eine Eryth- Vorhautblatt, Klitoris, Vulva, selten Mund- Erythropsie f: engl. erythropsia. Form der Chro-
rodermie ist potenziell lebensbedrohlich (insbe- schleimhaut oder Anus. Die Erythroplasie Que- mopsie*, bei der alles rötlich gesehen wird. Ur-
sondere im Säuglingsalter) durch transepider- yrat entspricht histologisch der Bowen-Krank- sachen sind eine starke Blendung, z. B. durch
malen Wasserverlust, Wärmeverlust, Eiweißver- heit. Oft entwickeln sich ein Plattenepithelkar- Schnee, oder eine Aphakie (früher häufig nach
lust und hohes Infektionsrisiko. Behandelt wird zinom* und frühe Metastasen. Behandelt wird Kataraktoperationen), außerdem UAW, z. B. bei
entsprechend der Ursache. mittels Exzision und evtl. Strahlentherapie. Einnahme von Viagra.
Erythrodontie f: engl. erythrodontia. Zahnver- Sorgfältige Kontrollen sind erforderlich. Patho- Erythropsin → Rhodopsin
änderungen bei Porphyrie*. Bei Tageslicht zeigt logie. Rundliche oder ovale, feucht glänzende, Erythrose pigmentée péribuccale f: Periora-
sich eine braune, braunrote oder gelbliche Fär- scharf begrenzte, dunkelrote, samtartig weiche, le, postinflammatorische Hyperpigmentierung,
bung des Zahnes, im UV-Licht Rotfluoreszenz. wenig erhabene bis münzengroße Herde vermutlich als fototoxische Reaktion auf Kos-
Erythroklasie f: engl. erythroclasis. Gesteigerter (siehe Abb.). Differenzialdiagnosen. Balanitis metika.
Abbau von normalen oder pathologischen bzw. Vulvitis chronica plasmacellularis. ErythrozyXtenabbau → Hämolyse
Erythrozyten. Erythropoese → Erythrozytopoese ErythrozyXtenagglutination → Hämaggluti-
Erythroleukämie f: engl. erythroleukemia; syn. Erythropoetin n: engl. erythropoietin; syn. nation
Di-Guglielmo-Krankheit. Seltene Form der Epoetin; Abk. EPO. Zu 90 % in der Niere und ErythrozyXtenaggregation → Sludge-Phäno-
AML (akute myeloische Leukämie)*. Klinisch 10 % in der Leber gebildetes, nicht artspezifi- men
imponieren Symptome der Anämie. Diagnos- sches Hormon (Glykoprotein, Mr 34 000– ErythrozyXtenaggregation → Störungen,
tisch entscheidend sind eine prädominate 39 000), das die Differenzierung der hämato- rheologische
Erythrozytopoese und > 20 % Myeloblasten im poetischen Stammzellen des Knochenmarks Erythrozytenantigene, familiäre → Antige-
Knochenmark. Trotz Einsatz von Polychemo- kontrolliert und bei Ausschüttung die Erythro- ne, familiäre
therapie ist die Prognose meist schlecht. zytopoese* beschleunigt. Erythrozytenantigene, ubiquitäre → Antige-
ErythrolyXse → Hämolyse Klinische Bedeutung: ne, ubiquitäre
Erythromelie f: engl. erythromelia. Blau- – Pathologisch : 1. vermehrte Synthese u. a. bei ErythrozyXtenbildung → Erythrozytopoese
schwarze Zyanose* der Akren bei Akrodermati- Gewebehypoxie, zystischer Nierenerkran- Erythrozytenenzymopathien f pl: engl. eryth-
tis* chronica atrophicans im Spätstadium einer kung*, maligner Erkrankung (z. B. Nieren- rocytic enzymopathies; syn. enzymopenische
(unbehandelten) Lyme*-Borreliose. zellkarzinom, kleinzelliges Lungenkarzi- Erythropathien oder Anämien. Erbliche Störun-
Erythrozytenindizes 538

gen des Erythrozytenstoffwechsels mit ausge- messungen in Blut oder Harn (und evtl. über Erziehungsgeld → Elterngeld
prägter Anämie*, bei schweren Verlaufsformen der Körperoberfläche zur Lokalisation des Erziehungsmaßregeln f pl: Sanktionen im Ju-
zusätzlich mit aplastischer Krise* und Spleno- Erythrozytenabbaus) erfolgen. gendstrafrecht. Es handelt sich um Erteilung
megalie*. Die Therapie besteht neben der Ver- Erythrozytenmembrandefeø kte m pl: engl. von Weisungen, Anordnung einer Erziehungs-
meidung auslösender Noxen v. a. aus Erythro- erythrocyte membrane defects. Angeborene For- beistandschaft oder der Hilfe zur Erziehung.
zytentransfusion und Folsäuresubstitution. Bei men der hämolytischen Anämie*. Hierzu zählen Erziehungsmaßregeln stellen keine Strafe dar.
schwerem Verlauf ist ggf. eine Splenektomie* u. a. hereditäre Sphärozytose*, hereditäre Ellip- ES: Abk. für → Extrasystole
angezeigt. tozytose* und hereditäre Akanthozytose (z. B. Escape-Phänomen n: engl. escape phenom-
Erythrozytenindizes m pl: Im Rahmen des bei Abeta-Lipoproteinämie oder Neuroakantho- enon. Nachlassen oder Verschwinden von phy-
Blutbilds aus Erythrozytenzahl, Hämoglobin zytose). siologischen Effekten und Wirkungen nach wie-
E und Hämatokrit ermittelte Parameter. Sie die-
nen der Differenzialdiagnose von Anämien und
Erythrozytenphosphatase, saure f: engl.
erythrocyte acid phosphatase. Intraerythrozytäres
derholter (längerfristiger) Einwirkung physika-
lischer oder (bio-)chemischer Reize auf den Or-
beinhalten mittleres korpuskuläres Volumen Enzym, das aufgrund eines genetischen Poly- ganismus durch kontinuierliche Wirkung kom-
(MCV), mittleren korpuskulären Hämoglobin- morphismus* in 6 Varianten existiert. pensatorischer (antagonistischer) Mechanis-
gehalt (MCH), mittlere korpuskuläre Hämoglo- Erythrozytensediment → Erythrozytenkon- men.
binkonzentration (MCHC) und Erythrozyten- zentrat Eschar → Boutonneuse-Fieber
verteilungsbreite (RDW). Erythrozytenverteilungskurve → Price- Escharotomie f: engl. escharotomia. Inzidieren
Erythrozytenkonzentrat n: engl. packed red Jones-Kurve (einschneiden) nekrotischer Haut oder Unter-
blood cells; Abk. EK. Aus Vollblut gewonnenes Erythrozytenvolumen n: engl. packed cell vol- hautareale an Hals, Rumpf und Extremitäten
Standardprodukt zur Infusionstherapie mit ume. Gesamtvolumen der im Blut zirkulieren- zur Prophylaxe oder ggf. Therapie eines Kom-
Erythrozyten, mit einem durchschnittlichen den Erythrozyten. Es wird bestimmt durch i. v. partmentsyndroms*. Die Escharotomie wird an-
Volumen von 200–350 ml, einem Hämatokrit Injektion radioaktiv (51Cr, 32P) markierter auto- gewandt nach zirkulärer Verbrennung, Verbrü-
von 50–70 % und einem Hämoglobingehalt gener Erythrozyten. Der Referenzbereich für hung*, Erfrierung* oder chemischer Schädi-
> 24,8 mmol. Je nach Additivlösung beträgt die Frauen liegt bei 20–22 ml/kg KG, für Männern gung und dadurch verursachter Schrumpfung
Haltbarkeit bei 2–6 °C bis zu 49 Tage. bei 25–27 ml/kg KG. des Hautmantels. Siehe Abb. 1 und Abb. 2.
Herstellung: Beispielsweise durch Zentrifugie- Erythrozytenzahl f: In einem bestimmten
ren oder Komponententrennung mit Zellsepa- Blutvolumen durch Zählung (Zählkammer oder
rator (während der Blutentnahme) mit zumin- Zählautomat) ermittelte Erythrozytenkonzent-
dest teilweiser Entfernung von buffy* coat und ration. Erythrozytenzahl*, Hämoglobin und
Plasma. Seit 2001 ist in Deutschland die Leuko- Erythrozytenindizes* werden routinemäßig im
zytendepletion* der EK vorgeschrieben. Hier- Rahmen des Blutbilds* bestimmt.
durch wird die Bildung von Leukozytenantikör- Referenzbereich: Im Blut:
pern beim Empfänger sowie die Übertragung – Frauen: 4,1–5,4 Millionen/μl
leukozytenständiger Viren (z. B. Zytomegalie- – Männer: 4,4–5,9 Millionen/μl
Virus) fast vollständig verhindert. Des Weiteren – Kinder: 1. 4–9 Jahre: 3,9–5,1 Millionen/μl
wird die Verhinderung der Übertragung patho- 2. 10–12 Jahre: 4,1–5,2 Millionen/μl.
logischer Prionen (u. a. Erreger der neuen Vari- Bewertung: Erhöhte Werte im Blut deuten hin
ante der Creutzfeldt*-Jakob-Krankheit, Abk. auf:
vCJD) angenommen. – Exsikkose
Indikationen: – chronischen Sauerstoffmangel (z. B. bei chro- Escharotomie Abb. 1: Thorakal und am rechten
– Akuter Blutverlust nischen Lungenerkrankungen) Unterarm bei Verbrennung Grad 3. [80]
– chronische Anämie* – ausgeprägten Nikotinabusus
– Faustregel zur Transfusion von EK: 10 ml/ – Polyzythämie
kg Körpergewicht bewirken einen Anstieg – Doping mit Blut oder Erythropoetin.
der Hämoglobin*-Konzentration im Blut um Erniedrigte Werte im Blut deuten hin auf:
ca. 3–4 g/dl – Anämie
– cave: durch Massivtransfusion mit EK bei re- – Überwässerung.
duzierter Kompensationskapazität (z. B. ErythrozytolyXse → Hämolyse
Schock*) besteht die Gefahr der Azidose* so- Erythrozytopoese f: engl. erythropoiesis; syn.
wie der anaeroben (erythozytären) Glyko- Erythropoese. Bildung und Entwicklung der
lyse*. Erythrozyten im Rahmen der Hämatopoese* im
Erythrozytenlebensdauer f: engl. lifespan of Knochenmark. Die Erythropoese ist gesteigert
erythrocytes. Zeit bis zum Zerfall oder Abbau der nach Blutverlust und bei hämolytischer Anä-
Erythrozyten. Bei Erwachsenen beträgt die mie, vermindert bei aplastischer Anämie, mega-
Erythrozytenlebensdauer ca. 120 Tage, bei Neu- loblastär bei Cobalamin- oder Folsäuremangel* Escharotomie Abb. 2: Unterschenkel links. [80]
geborenen hingegen 70–90 Tage. sowie ineffektiv bei Thalassaemia major (Tha-
Bestimmung: Die Erythrozytenlebensdauer lassämie*), sideroachrestischer Anämie* und
wird bestimmt, indem in vitro radioaktiv mar- myelodysplastischem Syndrom.* Escheriøchia n: Gattung gramnegativer, beweg-
kierte Erythrozyten (51Cr, 59Fe) parenteral ver- Erythrozytose → Polyglobulie licher (peritrich begeißelter) oder unbewegli-
abreicht werden und im Anschluss Aktivitäts- Erythrozyturie → Hämaturie cher Stäbchenbakterien der Familie Enterobac-
539 Escherichia-coli-Infektion

teriaceae* (siehe auch Bakterienklassifikation*). enteroaggregative E.-coli-Stämme) und EAEC (enteroaggregative Escherichia coli) und
Escherichia-Spezies kommen im unteren Intes- DAEC (für diffus adherente E.-coli-Stämme): DAEC (diffus adhärente Escherichia coli)
tinaltrakt von homoiothermen Tieren und dem Vorkommen: Entwicklungs- und Industrie- – Epidemiologie und Übertragung: 1. welt-
Menschen vor. länder (EAEC importiert als Reisediarrhö); weite Verbreitung 2. es erkranken alle Alters-
Escheriøchia coli f: syn. Bacterium coli. Gram- Pathogenese unklar; hohe Infektionsdosis; gruppen, Kinder und Immunsupprimierte
negatives, gerades, peritrich begeißeltes Stäb- Klinik: wässrige Diarrhö; Diagnostik: mikro- (z. B. bei AIDS) sind gehäuft betroffen 3. Erre-
chen mit großer medizinischer Bedeutung als biologische Stuhluntersuchung; Therapie: gerreservoir ist der Mensch 4. Übertragung
Verursacher von gastrointestinalen Erkrankun- Wasser- und Elektrolytsubstitution. v. a. durch Schmierinfektion und durch fäkal-
gen und Harnwegsinfektionen. Der Erreger ist Escheriøchia-coli-Infektion f: syn. E. coli In- oral kontaminierte Lebensmittel und Wasser
sensitiv für Aminopenicilline, Cephalosporine, fektionen. Infektion mit gramnegativen, fakul- – Pathogenitätsfaktoren: 1. Adhäsion über
Chinolone und Cotrimoxazol.
Klinische Bedeutung:
tativ anaeroben Stäbchenbakterien. Man unter-
scheidet extraintestinale Infektionen durch fa-
aggregative Fimbrien 2. EAEC: Bildung eines
Enterotoxins (EAST).
E
– Extraintestinale Symptome: 1. häufigster kultativ pathogene Stämme (Bestandteil der EIEC (enteroinvasive Escherichia coli)
bakterieller Erreger von Harnwegsinfektio- physiologischen Darmflora) von intraintestina- – Epidemiologie und Übertragung: 1. Vor-
nen (uropathogene E.-coli-Stämme, Abk. len Infektionen durch obligat pathogene Stäm- kommen v. a. in Tropen- und Entwicklungs-
UPEC) 2. auch von Gallenwegs- oder Gallen- me. Diagnostiziert wird u. a. durch Erregeran- ländern (Reisediarrhö*) 2. es erkranken alle
blasenentzündung, Appendizitis, Peritonitis, zucht und -differenzierung, therapiert je nach Altersgruppen 3. Erregerreservoir ist der
Wundinfektion, Sepsis 3. bei Säuglingen v. a. Erreger und Erkrankung symptomatisch oder Mensch 4. Übertragung v. a. durch fäkal-oral
durch K1-Stämme auch von Meningitis und antibiotisch. kontaminierte Lebensmittel und Wasser
Sepsis Erkrankung: EPEC (enteropathogene Escheri- – Pathogenitätsfaktoren: 1. Invasion in die
– intestinale Symptome: 1. EPEC (für entero- chia coli) Zellen mittels invasin plasmid antigen H
pathogene E.-coli-Stämme): O55, O111, O127 – Epidemiologie und Übertragung: 1. welt- 2. intrazelluläre Vermehrung mit Zerstörung
u. a. sog. Dyspepsie-Kolibakterien; verursa- weite Verbreitung, Auftreten v. a. in Entwick- der Enterozyten und nachfolgenden Ulzera-
chen u. a. Brechdurchfall des Säuglings lungsländern 2. es erkranken v. a. Neugebo- tionen
2. ETEC (für enterotoxische E.-coli-Stämme): rene und Säuglinge 3. Erregerreservoir ist der – Inkubationszeit: 2–6 Tage.
größte Gruppe; O25, O78 u. a. verursachen Mensch 4. Übertragung v. a. durch Schmier- Klinik: Fakultativ pathogene Escherichia-co-
durch Bildung eines hitzelabilen (LT mit infektion oder kontaminierte Lebensmittel li-Stämme sind Bestandteil der physiologi-
dem Choleratoxin ähnlichen Wirkungsme- – Pathogenitätsfaktoren: 1. Adhärenz (Adhä- schen Darmflora und können je nach Stamm
chanismus) und hitzestabilen (ST) Enteroto- renzprotein Intimin) an luminale Enterozy- und evtl. vorhandenen Virulenzfaktoren oppor-
xins bei Säuglingen, Kindern und Erwachse- tenmembran, Zerstörung der Mikrovilli tunistische Infektionen verursachen
nen Durchfallerkrankung mit wässriger Di- 2. EAF-Plasmid – Wundinfektionen
arrhö (Reisediarrhö*) und krampfartigen – Inkubationszeit: 2–6 Tage. – Harnwegsinfektionen
Bauchschmerzen 3. EIEC (für enteroinvasive ETEC (enterotoxische Escherichia coli) – Sepsis
E.-coli-Stämme; shigella like coli): O28, O124 – Epidemiologie und Übertragung: 1. größ- – Meningitis bei Säuglingen
u. a. verursachen über dysenterieähnlichen te Gruppe 2. Vorkommen v. a. in Tropen- und – Peritonitis
Mechanismus Durchfallerkrankung (Shigel- Entwicklungsländern (Reisediarrhö*) 3. es er- – Cholecystitis
lose*) v. a. bei Kindern und Erwachsenen kranken alle Altersgruppen 4. Erregerreser- – Appendizitis.
4. EHEC (für enterohämorrhagische E.-coli- voir ist der Mensch 5. Übertragung v. a. Obligat pathogene Stämme EPEC
Stämme; Abk. STEC/VTEC für Shigatoxin durch fäkal-oral kontaminierte Lebensmittel – Nichtblutige wässrige (Säuglings)diarrhö mit
bzw. Verotoxin bildende enterohämorrhagi- und Wasser Schleimbeimengungen
sche E.-coli-Stämme): relativ resistent gegen – Pathogenitätsfaktoren: Bildung von Ente- – meist selbstlimitierender Verlauf nach einer
Umwelteinflüsse, Abtötung durch Hitze (Le- rotoxinen: 1. hitzelabiles Toxin (labile toxin, Dauer von 10–14 Tagen.
bensmittel-Kerntemperatur ≥ 70 °C für min- LT) mit einem Wirkungsmechanismus ähn- ETEC
destens 10 min); Erregerreservoir: Wieder- lich dem Choleratoxin 2. hitzestabiles Toxin – Durchfallerkrankung mit leichter bis massi-
käuer, keimhaltige Lebensmittel (z. B. (stable toxin, ST), cGMP (zyklisches Guano- ver, choleraähnlicher, wässriger Diarrhö (Rei-
Fleisch, Rohmilch); geringe Infektionsdosis sinmonophosphat) mediiert sediarrhö*)
(< 100 KBE); Übertragung: fäkal-oral, indi- – Inkubationszeit: 1–2 Tage. – krampfartige Bauchschmerzen
rekt (z. B. über kontaminierte Lebensmittel) EHEC (enterohämorrhagische Escherichia coli) – meist selbstlimitierender Verlauf nach einer
oder direkt (Kontakt zu Infizierten); Inkuba- – Epidemiologie und Übertragung: 1. Vor- Dauer von ca. 5 Tagen.
tionszeit: 2–10 Tage; Klinik: variabler Verlauf kommen v. a. in Industrienationen (Ernäh- EHEC
von infektiöser Gastroenteritis* mit milder, rungsgewohnheiten) 2. es erkranken alle Al- – Variabler Verlauf von infektiöser Gastroente-
nichtblutiger Diarrhö* bis zu hämorrhagi- tersgruppen 3. Erregerreservoir sind v. a. ritis mit milder, nichtblutiger Diarrhö bis zu
scher Kolitis mit krampfartigen Bauch- Wiederkäuer 4. Übertragung v. a. durch mit hämorrhagischer Kolitis mit krampfartigen
schmerzen, zunächst wässrige, übergehend Tierkot kontaminierte Lebensmittel und Bauchschmerzen, zunächst wässriger (Dauer
in blutige Diarrhö; Komplikation: 5–12 Tage Wasser, z. T. auch Mensch zu Mensch-Über- 0–8 Tage), übergehend in blutige Diarrhö
nach Symptombeginn unter Umständen tragung – ggf. Fieber und Erbrechen
HUS oder neurologische Symptome; Thera- – Pathogenitätsfaktoren: 1. Bildung der Shi- – krampfartige Bauchschmerzen
pie: symptomatisch (Antibiotika wegen ver- gatoxine (Verotoxine) Stx1 und Stx2 2. Ente- – Komplikation: 5–12 Tage nach Symptombe-
längerter Ausscheidung und Stimulation der rohämolysin und Adhäsionsprotein Intimin ginn Hämolytisch urämisches Syndrom*
Toxinbildung nicht indiziert) 5. EAEC (für – Inkubationszeit: 3–4 (2–10) Tage. (HUS) oder neurologische Symptome.
ESICM 540

EAEC und DAEC Eskapiøsmus m: engl. escapism. Tendenz, sich te z. B. in Traum* oder Fehlleistung zum Aus-
– Wässrige Diarrhö (unangenehmen Dingen) zu entziehen, auszu- druck kommen.
– häufig chronische Entwicklung mit z. T. blu- weichen. Espuø ndia → Leishmaniasen
tigen Stühlen und Fieber über mehr als 2 Wo- Esmarch-Blutleere f: engl. tourniquet ischemia. Essattaø cke f: engl. binge eating; syn. Essanfall.
chen. Verfahren zur Erzielung einer Blutleere in einer Verzehr einer großen Nahrungsmenge in ver-
EIEC Extremität durch Anheben und Ausstreichen hältnismäßig kurzer Zeit, mit dem Gefühl ver-
– Blutig-schleimige, ruhrähnliche Diarrhö der Extremität, Auswickeln mit Gummibinden bunden, dabei die Kontrolle über das Essverhal-
– bei mildem Verlauf nur wässrige Diarrhö mit (Esmarch-Binden) von distal nach proximal und ten zu verlieren. Formen:
einer Dauer von 1–14 Tagen Anlegen einer Druckluftmanschette zur Unter- – Objektive Essattacke (Verzehr einer objektiv
– Fieber. brechung des arteriellen Blutflusses. Ziele sind großen Nahrungsmenge, erheblich mehr als
E Diagnostik:
– Kulturelle Anzucht ggf. gefolgt von Zellkul-
die Optimierung der intraoperativen Sicht und
die Minimierung von intraoperativem Blutver-
die meisten Menschen in vergleichbarer Zeit
in einer ähnlichen Situation essen würden)
turtests lust. – subjektive Essattacke (Betroffene mit Essstö-
– biochemische Differenzierung Indikation: V. a. Operationen an der Hand (un- rung nehmen z. T. bereits kleine Portionen
– serologische Typisierung der O-, H- und K- ter Einhaltung der Ischämietoleranz*, am Arm subjektiv als große Menge wahr, da große
Antigene 2 h). Ängste vor einer Gewichtszunahme bestehen).
– molekularer Nachweis von Virulenzgenen Kontraindikationen: Vorkommen:
(PCR) – Tumor – Bulimia* nervosa
– Agglutinationsverfahren zum Nachweis von – Infektion (wegen Gefahr einer hämatogenen – Binge*-Eating-Störung
Toxinen. Tumorzell- bzw. Erregerausbreitung durch – Anorexia* nervosa (bulimischer Typ)
Therapie: Auswickeln). – emotional instabile Persönlichkeitsstörung*
– Meist symptomatische Therapie mit Wasser- Esmarch-Handgriff m: engl. Esmarch maneu- vom Borderline-Typ
und Elektrolytsubstitution ver; syn. Esmarch-Heiberg-Handgriff. Vorschie- – frontotemporale Demenz*
– in Ausnahmefällen (z. B. schwerer Verlauf) ben des Unterkiefers bei überstrecktem (rekli- – auch als abnormes Essverhalten ohne Vorlie-
Antibiotika niertem) Kopf, so dass die untere Zahnreihe vor gen einer klassifizierbaren Störung.
– cave: bei akuter EHEC-Infektion sind Anti- die obere kommt. Der Esmarch-Handgriff dient essenzieø ll [Medizin]: engl. essential; syn. es-
biotika wegen verlängerter Ausscheidung dem Freimachen der Atemwege (verhindert das sentiell. Wirklich, selbstständig, im engeren
und Stimulation der Toxinbildung nicht in- Zurücksinken der Zunge) und dem Öffnen des Sinn in der Medizin idiopathisch, d. h. ohne er-
diziert → Gefahr des Nierenversagens. Mundes bei Bewusstlosen. Vgl. Esmarch*-Hei- kennbare Ursache. So wird „essenziell“ oft als
ESICM: Abk. für engl. European Society of In- berg-Handgriff, Abb. dort. Attribut für Krankheitsbilder verwendet, deren
tensive Care Medicine → European Diploma in Esmarch-Heiberg-Handgriff m: engl. Heiberg- Ursache noch unbekannt ist, z. B. essenzielle
Intensive Care Medicine Esmarch maneuver. Vorschieben des Unterkiefers Thrombozythämie oder essenzielle Hypertonie.
ESIM: Abk. für elastisch stabile intramedulläre bei leicht rekliniertem Kopf, sodass die untere essenziell [Physiologie]: syn. essentiell. Ad-
Markraumschienung → Markraumschienung, Zahnreihe vor die obere kommt. Dies dient dem jektivische Beschreibung für lebenswichtige Be-
dynamische Freimachen der Atemwege (Verhindern einer standteile der Nahrung, die dem Organismus
ESIN: Abk. für engl. elastic stable intramedul- Glossoptose*) sowie dem Öffnen des Mundes bei zugeführt werden müssen, da er sie nicht syn-
lary nailing → Markraumschienung, dynami- Bewusstlosen und kann als alleinige Maßnahme thetisieren kann, z. B. Vitamine*, bestimmte
sche zum Wiedereinsetzen der Spontanatmung beim Aminosäuren*, Fettsäuren* und Spurenele-
Esinophile Pneumonie f: engl. eosinophilic Bewusstlosen führen. Siehe Abb. mente*.
pneumonia; syn. eosinophile Pneumonie. Mit eo- Hinweis: Cave: bei (Verdacht auf) Schädigung Essenzielle Fettsäuren f pl: syn. essentielle
sinophiler Infiltration des Lungengewebes ein- der Halswirbelsäule ist eine ausgeprägte Rekli- Fettsäuren. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren*
hergehende (infektiöse oder nichtinfektiöse) nation kontraindiziert. (Linolsäure*, Linolensäure*), deren alimentäre
Pneumonie*. Die Bluteosinophilie ist fakultativ, Zufuhr lebensnotwendig ist, da im menschli-
ausgenommen ist die isolierte Bluteosinophilie, chen Organismus keine eigene Biosynthese
die ohne pulmonale Eosinophilie auftritt wie möglich ist. Sie fungieren als Vorstufe von Ara-
beim allergischen Asthma. chidonsäure* bzw. Eikosapentaensäure und Do-
Ätiologie: cosahexaensäure und sind Bestandteil von
– Infektiöse (parasitäre) eosinophile Pneumo- Membranlipiden*. Ein Mangel essenzieller Fett-
nie: 1. Ascaris lumbricoides 2. Ancylostoma säuren führt zu Hautveränderungen und
3. Strongyloides stercoralis 4. Paragonimus Wachstumsstörungen.
5. Nematodes 6. Toxocara Vorkommen:
– nichtinfektiöse eosinophile Pneumonie: 1. al- – Omega-6-Fettsäuren (ω-6-Fettsäuren) wie die
Esmarch-Heiberg-Handgriff
lergische Sensibilisierung auf Aspergillus γ-Linolensäure* und Linolsäure*: Bestandteil
(akute oder chronische eosinophile Pneumo- pflanzlicher Öle
nie) 2. Churg-Strauss-Syndrom 3. hypereosi- – Omega-3-Fettsäuren (ω-3-Fettsäuren): in
nophiles Syndrom 4. pulmonale Eosinophilie Esophorie → Heterophorie Kaltwasserfischen wie Hering oder Lachs und
infolge einer Exposition mit einem Arznei- Es [Psychoanalyse]: engl. id. In der psychoana- den daraus hergestellten Fischölen
mittel oder Toxin. lytischen Theorie psychische Instanz, die den – α-Linolensäure, C18:3ω-3: auch im Leinöl (Li-
unbewussten Anteil der Psyche repräsentiert num usitatissimum) und im Portulak (Portu-
und Triebe bzw. Wünsche umfasst, deren Inhal- laca oleracea).
541 Essstörungen

Mangelerscheinungen: Bei fettfreier Ernährung


oder Malnutrition* z. B.
– Hautveränderung (Hyperkeratose, Alopezie)
– Thrombozytopenie*
– Wachstumsstörung.
Anwendung:
– Bei Hauterkrankungen (Ekzeme, Psoriasis, Essex-Lopresti-Verletzung: Radiuskopffraktur, Ruptur der Membrana interossea antebrachii und Dislokation
Verbrennungen, Furunkel) sowie in der Kos- des Radius nach proximal.
metik
– Omega-3-Fettsäuren und entsprechende
Fischöle* zur Prophylaxe von Herz-Kreislauf-
Erkrankungen, bei Fettstoffwechselstörun- der Thrombozytose behandelt, zytoreduktiv
E
gen und bei rheumatoider Arthritis (Evidenz- wirken Hydroxyharnstoff, Anagrelide und In-
grad bei Zufuhr durch Nahrungsergänzungs- terferon-alpha.
mittel abhängig von der Indikation unein- Prognose: Die Prognose ist gut, Patienten haben
heitlich, z. T. auch strittig, Gesamtnutzen bei eine beinahe normale Lebenserwartung.
Zufuhr durch regelmäßigen Fischverzehr Essex-Lopresti-Klassifikation → Kalkaneus-
unstrittig). fraktur
Essenzielle Thrombozythämie f: engl. essen- Essex-Lopresti-Verletzung f: Radiuskopffrak-
tial thrombocythemia; syn. essentielle Thrombo- tur* mit zusätzlicher Ruptur der Membrana in-
zythämie; Abk. ET. Klonale Stammzellerkran- terossea antebrachii und Dislokation des Radius
kung der Hämatopoese mit hauptsächlicher Be- nach proximal infolge axialer Krafteinwirkung.
teiligung der Thrombozytopoese. Klinisch im- Siehe Abb.
ponieren thromboembolische Ereignisse, die Esshilfe f: engl. eating aid. Hilfsmittel zum
Diagnose wird meist anhand der Knochenmark- selbstständigen Essen (im weiteren Sinn auch
biopsie gestellt. Die Prognose ist gut, therapeu- für die selbstständige Essenszubereitung) für
tisch werden vor allem die thromboemboli- Patienten mit Einschränkungen der Motorik,
schen Ereignisse behandelt. Koordination und Greif- und Haltefähigkeit.
Epidemiologie: Die Inzidenz beträgt 1–2 Fälle Indikationen sind rheumatische Erkrankungen,
pro 100 000 pro Jahr. Das mediane Alter bei Lähmungen, Muskelschwäche und sonstige
Erstdiagnose liegt zwischen 50 und 60 Jahren. neurologische Erkrankungen.
Frauen erkranken etwas häufiger als Männer. Formen:
Klinik: Initial sind die Patienten oft asymptoma- – Besonders leichtes, ergonomisch geformtes
tisch, die Diagnose erfolgt als Zufallsbefund. Im oder individuell angepasstes Besteck, evtl.
Verlauf treten auf: mit extrabreiten Moosgummigriffen oder
– Thromboembolische Ereignisse Skelettgriffen; kombinierte Gabel-Messer zur
– B*-Symptomatik einhändigen Nutzung
– Pruritus – Antirutschauflagen
– Blutungen – mit Saugnäpfen ausgestattete Schneidbretter
– Splenomegalie* mit Edelstahlspitzen, auf die Lebensmittel
– Erythromelalgie. gespießt und einhändig geschnitten werden
Diagnostik: Laut WHO-Kriterien sind folgende können
Parameter für die Diagnose einer essenziellen – Teller mit erhöhtem Rand (siehe Abb.).
Thrombozytose zu erfüllen: Essstörungen f pl: engl. eating disorders. Ober-
– Anhaltende Thrombozytenwerte > 450 G/l begriff für psychische Störungen des Essverhal-
– Proliferation der megakaryozytären Zellreihe tens. Zu diesen zählen Anorexia nervosa, Buli-
in der Knochenmarkbiopsie ohne Linksver- mia nervosa, Binge-Eating-Störung sowie die
schiebung der Granulopoese oder Erythro- nicht näher bezeichnete Essstörung.
poese Einteilung:
– Nachweis von JAK-2 oder anderer klonaler – Anorexia nervosa (auch Magersucht, Puber- Esshilfe: verschiedene Esshilfen. [206]
Marker tätsmagersucht): Essstörung mit beabsichtig-
– Fehlen der WHO-Kriterien für Polycythämie, tem, selbst herbeigeführtem Untergewicht:
primäre Myelofibrose, chronisch myeloische 1. restriktive Anorexia nervosa: Gewichtsver-
Leukämie, myelodysplastisches Syndrom. lust (unter Umständen vital bedrohliche Ka- mitteln, Diuretika oder Klistieren) 3. Anore-
Therapie: Die Therapie der essenziellen Throm- chexie) ausschließlich durch Einschränkung xia nervosa mit bulimischen Attacken (Buli-
bozythämie erfolgt risikoadaptiert. Prophylak- der Nahrungszufuhr und/oder verstärkte marexie): eingeschränkte Nahrungszufuhr
tisch sollen die Risikofaktoren für das Auftreten körperliche Aktivität 2. Anorexia nervosa mit unterbrochen durch sog. objektive Essatta-
thromboembolischer Ereignisse reduziert wer- zusätzlichen Gewichtsreduktionsmethoden cken, Gewichtszunahme vermieden durch
den, zusätzlich kommt Acetylsalicylsäure zum (Purging, umfasst absichtlich herbeigeführ- gewichtsreduzierende Maßnahmen (selten
Einsatz. Supportiv werden die Komplikationen tes Erbrechen oder Missbrauch von Abführ- nach vorbestehender Bulimia nervosa)
Esssucht 542

– Bulimia nervosa (nach DSM-IV): Essstö- chotherapeutischer Begleitung. Eine stationäre


rung, bei der Essattacken mindestens 3 Mo- psychotherapeutische Behandlung in einer
nate lang mindestens 2-mal pro Woche vor- Fachabteilung mit einem Spezialkonzept für
kommen und unangemessene, einer Ge- Essstörungen ermöglicht oft in schwierigen Fäl-
wichtszunahme entgegensteuernde Maßnah- len mit eingeschränkter Compliance einen ers-
men eingesetzt werden: 1. Purging-Typ (auch ten Zugang zu den Betroffenen.
Ess-Brech-Sucht): Bulimia nervosa mit Ge- Prognose: Die Verlaufsangaben zur Bulimia
wichtskontrolle durch Purging (umfasst ab- nervosa sind uneinheitlich:
sichtlich herbeigeführtes Erbrechen oder – In 40 % der behandelten Fälle angeblich deut-
Missbrauch von Abführmitteln, Diuretika liche Besserung
E oder Klistieren) 2. Nicht-Purging-Typ: Buli-
mia nervosa ohne Erbrechen mit Gewichts-
– bei 20 % geringe Besserung
– übrige Verläufe weitgehend therapieresis-
kontrolle durch Fasten und übermäßige kör- tent.
perliche Betätigung Die Mortalität der Anorexia nervosa durch
– Binge-Eating-Störung: Essstörung mit Ess- Folgeerscheinungen von erheblicher Mangeler-
attacken an mindestens 2 Tagen pro Woche nährung und Untergewicht beträgt ca. 10 %, an-
über 6 Monate, bei der im Gegensatz zu Buli- sonsten
mia nervosa keine regelmäßigen, einer Ge- – Bei ca. 1/3 der Betroffenen Vollremission
wichtszunahme entgegensteuernden Maß- – bei einem weiteren Drittel zumindest leichte
nahmen erfolgen und bei der nach Essatta- Besserung
cken häufig Schuld- oder Ekelgefühle auftre- – in ca. 25 % der Fälle Chronifizierung.
ten Esssucht f: engl. bulimia. Diagnostisch unge-
– nicht näher bezeichnete Essstörung (ea- naue klinische Bezeichnung für (gestörtes) Ess-
ting disorder not otherwise specified, Abk. verhalten mit übermäßiger Nahrungsaufnah-
EDNOS): Essstörung mit klinischer Relevanz, me, das zu Adipositas* führen kann.
bei der nicht alle diagnostischen Kriterien ei- EST: Abk. für endoskopische Sphinkterotomie
ner anderen Essstörung vorliegen, z. B. wenn → Sphinkterotomie
Essattacken* seltener oder über einen kürze- Esterase-Inhibitoren m pl: engl. esterase inhibi-
ren Zeitraum als bei Bulimia nervosa auftre- tors. Hemmstoffe von Esterasen, z. B. Cholin-
ten oder eine normalgewichtige Person nach esterase-Hemmer, C1-Esterase-Inhibitoren.
dem Verzehr normaler Nahrungsmengen Esterasen f pl: engl. esterases. Esterbindungen
selbst Erbrechen induziert. spaltende Hydrolasen, die Ester in einen Alko-
Ätiologie: Multifaktorielle Genese. Genetische, hol und eine Säure spalten. Zu den Vertretern
neurobiologische, psychodynamische und ge- gehören z. B. Cholesterolesterasen, Cholineste-
sellschaftliche Einflüsse spielen eine Rolle. Bei rasen*, Lipasen*, Phosphatasen, Phospholipasen
Anorexia nervosa und Bulimia nervosa wird das und Sulfatasen.
Vorhandensein einer Körperschemastörung Estlander-Lippenplaø stik f: engl. Estlander flap.
postuliert, welche zu einer unrealistischen Defektrekonstruktion im Bereich von Ober-
Selbstwahrnehmung führt. Störungsmodell, oder Unterlippe durch einen keilförmigen Um-
siehe Abb. kipplappen im Bereich des Mundwinkels. Der
Epidemiologie: Die Binge-Eating-Störung ist an der A. labialis gestielte, 2- oder 3-schichtige
mit einer Prävalenz von 2–3 % in der Allgemein- Essstörungen: Störungsmodell. Lappen wird um den Mundwinkel herum um
bevölkerung die häufigste psychogene Essstö- 180° gedreht und in den Defekt eingeschlagen.
rung. In 1/3 der Fälle sind Männer betroffen, Estlander-Operation → Thorakoplastik
eine Altersbevorzugung besteht nicht. Unter Klinik: Viele Betroffene sind trotz ihrer Erkran- Estradiol n: Stärkstes natürliches Östrogen,
Personen, die sich wegen Adipositas in ambu- kung über lange Zeit oberflächlich integriert das bei Östrogenmangel in der Postmenopause*
lante Behandlung begeben, beträgt der Anteil und leistungsfähig, wodurch der Beginn der oral oder topisch eingesetzt wird. Es ist weiter-
der Betroffenen ca. 20 %. An Bulimia nervosa erforderlichen psychiatrisch-psychotherapeuti- hin Bestandteil hormonaler Kontrazeptiva.
und Anorexia nervosa leiden überwiegend schen Behandlung verzögert werden kann. Zahlreiche Wechselwirkungen sind beschrie-
junge Frauen (in 80–95 % der Fälle), wobei der Therapie: Die Therapie richtet sich nach der ent- ben, z. B. mit Johanniskraut und Antidiabetika*
Anteil der männlichen Erkrankten steigt. Die sprechenden Essstörung. Bei allen Formen ist (auch Insulin*). Das Risiko für Thromboemboli-
Prävalenz der Bulimia nervosa bei Frauen zwi- die Compliance* bezüglich therapeutischer In- en* wird durch die Einnahme erhöht.
schen dem 18. und 35. Lebensjahr beträgt ca. terventionen oft krankheitsbedingt reduziert. Estriol n: syn. 1,3,5(10)-Estratrien-3,16α,17β-
2,5 %, die Prävalenz der Anorexia nervosa bei Bei schwerster Mangelernährung und sonstigen triol. Stoffwechselendprodukt von Estradiol*
jungen Frauen zwischen 15 und 25 Jahren be- schwerwiegenden somatischen Folgeerschei- mit schwacher Östrogenwirkung. Es wird to-
trägt ca. 1 %. Etwa bei der Hälfte der Fälle von nungen im Rahmen von psychogenen Essstö- pisch bei atrophischen Veränderungen im
Bulimia nervosa, die zur klinischen Behand- rungen (z. B. Stoffwechselentgleisungen und Urogenitalbereich infolge eines Östrogenman-
lung kommen, ist eine Anorexia nervosa voraus- Kreislaufdysregulation) ist eine initiale inter- gels und oral zur Hormonersatztherapie* einge-
gegangen. nistisch-intensivmedizinische stationäre setzt. Zahlreiche Wechselwirkungen bei Ein-
Behandlung erforderlich, möglichst mit psy- nahme sind beschrieben, z. B. mit Johannis-
543 Ethylenoxidgassterilisation

kraut und Antidiabetika* (auch Insulin*). Das Kontraindikationen: worden ist. Bei Medizinprodukten darf eine kli-
Risiko für Thromboembolien* steigt durch die – Pfortaderthrombose nische Prüfung, soweit nichts anderes be-
Einnahme. – Leberzirrhose (Child-Pugh C) stimmt, in Deutschland erst begonnen werden,
Estrogene → Östrogene – extrahepatische Manifestation, zu große Tu- nachdem u. a. eine zustimmende Stellungnah-
Estrogen-Rezeø ptor → Östrogen-Rezeptor mormasse (> 30 % der Leber). me einer unabhängigen und interdisziplinär
Estron n: engl. estrone; syn. 1,3,5(10)-Estratri- Komplikationen: besetzten sowie beim Bundesinstitut für Arz-
en-3-ol-17-on. Oxidationsprodukt von Estradi- – Schmerz neimittel und Medizinprodukte registrierten
ol*, das zu den wichtigsten Östrogenen* gehört. – selten Leberversagen, Gallengangnekrose, Ethik-Kommission vorliegt (§ 20 Absatz 1 S. 1
Vor der Menopause* besitzt Estron nur geringe Gallengangfistel, Pfortaderthrombose. Medizinproduktegesetz).
Bedeutung (schwächere Wirkung als Estradiol), Ethik-Beratung f: engl. ethics counselling. Mul- Ethik, medizinische f: engl. medical ethics.
nach der Menopause ist es das Hauptöstrogen.
Erhöhte Werte treten bei stark übergewichtigen
tiprofessionelle, seit den 1990er-Jahren in
Deutschland v. a. in konfessionellen Kranken-
Ethik, die Fortschritte und Entwicklungen in
der Medizin moralisch hinterfragt. Medizini-
E
Frauen auf. häusern entstandene Beratung. Ethik-Beratung sche Ethik gehört zur Bioethik*. Sie befasst sich
ESV: Abk. für endsystolisches (ventrikuläres) wird neben dem klinischen Ethik-Komitee u. a. beispielsweise mit Abtreibung, genetischer Ma-
Volumen → Restvolumen auch von Ethik-Beratungsdiensten, Ethik-Ar- nipulation, lebensverlängernden Maßnahmen,
ESWL: Abk. für → Stoßwellenlithotripsie, ext- beitsgruppen, Ethik-Ausschüssen und Ethik- Selbstbestimmungsrecht z. B. bei psychiatri-
rakorporale Foren durchgeführt. schen Erkrankungen sowie Organtransplantati-
ESWT: Abk. für → Stoßwellentherapie, extra- Ziele: onen.
korporale – Klinische Ethikberatung im konkreten Ein- Ethinylestradiol n: syn. Äthinylöstradiol. Syn-
ET: Abk. für → Embryotransfer zelfall (ethische Fallberatung) thetisches Östrogen, das u. a. zur hormonalen
ET: Abk. für → Endotheline – Leitlinienentwicklung Kontrazeption*, bei primärer und sekundärer
ET: Abk. für → Endotrachealtubus – ethische Fort- und Weiterbehandlung. Amenorrhö* und bei dysfunktionellen Blutun-
ET: Abk. für → Epikutantest Ethik-Kommission f: engl. ethics board. Unab- gen eingesetzt wird. Es wird oral oder transder-
ET: Abk. für → Essenzielle Thrombozythämie hängiges, interdisziplinär besetztes Gremium, mal verabreicht. Zahlreiche Wechselwirkungen
Etagenwechsel m: Übergreifen IgE*-vermittel- das bei Ärztekammern, an medizinischen Fa- sind beschrieben, z. B. mit Johanniskraut und
ter Allergiesymptome von der Nasen- auf die kultäten u. a. Einrichtungen der medizinischen Antidiabetika* (auch Insulin*). Das Risiko für
Bronchialschleimhaut, d. h. Übergang von der Forschung oder als freie Ethik-Kommission ar- Thromboembolien* wird durch die Einnahme
Rhinitis* allergica in ein allergisches Asthma* beitet und ethische sowie rechtliche Implikatio- erhöht.
bronchiale. Ein Etagenwechsel kommt bei 30– nen auf medizinischem Gebiet diskutiert, Emp- ethmoideus: Siebähnlich.
40 % der Allergien* durch Inhalationsallergene fehlungen ausspricht sowie allgemeine Leitsät- Ethmoiditis → Sinusitis
vor. Präventiv wirkt eine frühzeitige spezifische ze zur Unterstützung der ärztlichen Entschei- Ethologie f: engl. ethology; syn. Verhaltensbio-
Immuntherapie*. dungsfindung erarbeitet. logie. Teilgebiet der Biologie*, das Verhalten
Etaø ppenlavage f: engl. intermittent lavage. Aufgaben: Ethikkommissionen befassen sich aus biologischer Sicht untersucht, z. B. durch
Kurzfristige, im Abstand von 24–48 h aufeinan- u. a. mit: Beobachtung der Anpassungsleistungen eines
der folgende therapeutische Spülungen des – Versuchen am Menschen Organismus in seiner natürlichen Umgebung.
Bauchraumes. Diese auch programmierte Peri- – medizinischen Vorhaben in sensiblen Berei- In der Ethologie bestehen teilweise erheblich
toneallavage* genannte therapeutische Maß- chen wie: 1. Gentechnologie* 2. Transplanta- unterschiedliche Erklärungsansätze zur Sozial-
nahme wird häufig über einen intermittierend tionstechnologie 3. Intensivmedizin 4. Ster- wissenschaft.
zu öffnenden temporären Bauchdeckenver- behilfe* 5. Schwangerschaftsabbruch* 6. epi- Hintergrund:
schluss vorgenommen. demiologische Forschung 7. medizinische – Klassische Ethologie (vergleichende Verhal-
Indikationen: Schwere Verlaufsform einer dif- Datenverarbeitung. tensforschung) wurde in den 30er-Jahren des
fus eitrigen Peritonitis* mit Sepsis* oder syste- Recht: Für den Arzt besteht nach ärztlichem 20. Jahrhunderts von K. Lorenz und N. Tin-
mic inflammatory response syndrome (SIRS) Standesrecht (§ 15 der Muster-Berufsordnung) bergen begründet und beschäftigt sich mit:
zur die Pflicht, sich vor Durchführung biomedizini- 1. der Funktion von Verhaltensweisen 2. den
– Entfernung von bakteriell oder pilzbesiedel- scher Forschung am Menschen (mit Ausnahme dem Verhalten zugrundeliegenden Mecha-
ten Sekreten und Fibrinbelägen ausschließlich epidemiologischer Forschungs- nismen und physiologischen Prozessen 3. der
– sowie Ausschwemmung von Toxinen und vorhaben) oder der Durchführung der For- Ontogenese (individuelle Entwicklung) und
Proteinabbauprodukten. schung mit vitalen menschlichen Gameten und der Phylogenese (stammesgeschichtliche Ent-
ETEC: Abk. für enterotoxische Escherichia coli lebendem embryonalen Gewebe durch eine bei wicklung) von Verhaltensweisen
→ Escherichia coli der Ärztekammer oder bei einer medizinischen – heutige Ethologie umfasst ein breites Spekt-
Ethanolinjektion, perkutane f: syn. PEI. Di- Fakultät gebildete (sog. öffentlich-rechtliche) rum an Teilgebieten wie: 1. Verhaltensphy-
rekte Injektion von Ethanol in Tumorgewebe, Ethik-Kommission über die mit seinem Vorha- siologie 2. Verhaltensökologie 3. Soziobiolo-
wodurch eine lokale Koagulationsnekrose, Fib- ben verbundenen berufsethischen und -rechtli- gie 4. Humanethologie und angewandte
rose und Ischämie des Gewebes erzeugt wird. chen Fragen beraten zu lassen. Nach Arzneimit- Ethologie.
Zur Devitalisierung ist eine mehrfache Wieder- telgesetz* (§ 40 Absatz 1 S. 2 und 3) darf bei Ethylenoxidgassterilisation f: Sterilisation*
holung notwendig. Indikation ist das primäre Menschen eine klinische Arzneimittelprüfung* mit Ethylenoxid (EO) in vollautomatisierten
Leberzellkarzinom*. Das Verfahren wird selten grundsätzlich nur begonnen werden, wenn die- Geräten. EO ist ein mikrobizides Gas, das mit
angewendet, hauptsächlich bei inoperablem Pa- se zuvor von einer öffentlich-rechtlichen Ethik- Eiweißen, DNA* sowie RNA* reagiert und so in
tient oder wenn Radiofrequenzablation nicht Kommission zustimmend bewertet und von der die Struktur lebender Zellen* eingreift. Es wird
möglich ist. zuständigen Bundesoberbehörde genehmigt insbesondere angewendet für thermolabile*
Etonogestrel 544

Materialien, vor allem Kunststoff. EO hat ein positiv bewerteter Erbanlagen durch hohe Kin- flex ist ein physiologischer Mechanismus zur
breites Wirkungsspektrum einschließlich Vi- derzahl und Frühehe zu vergrößern (positive Reduktion pulmonaler Shunts* durch Umver-
ren*. Eugenik) und negativ bewertete Erbanlagen teilung der Perfusion in besser belüftete Areale.
Etonogestrel n: Gestagen, das zur hormonalen durch Empfängnisverhütung, Geburtenkont- Der Euler-Liljestrand-Reflex führt bei hypoxi-
Kontrazeption* als Depotgestagen* verwendet rolle sowie Sterilisation zu verringern (negative schen Lungenkrankheiten zur pulmonalen Hy-
wird. Es führt zur Hemmung der Ovulation* so- Eugenik). pertonie.
wie Viskositätserhöhung des Zervixschleims* Eugerie → Altern Eumenorrhö f: engl. eumenorrhea. Menstruati-
und wird z. B. als subkutanes Implantat oder als Eugnathie → Neutralbiss on* von normaler Stärke und 3- bis 7-tägiger
Vaginalring eingesetzt. Kontraindikation sind Eukalyptus m: syn. Eucalyptus globulus. Dauer mit einem Blutverlust < 80 ml, ohne we-
thromboembolische Erkrankungen. Zu den Ne- Baum aus der Familie der Myrtengewächse sentliche Beschwerden und mit einer Zyklus-
E benwirkungen gehören Amenorrhö*, Akne und
Gewichtszunahme.
(Myrtaceae), dessen Laubblätter und Öl sekreto-
motorisch, expektorierend und schwach spas-
dauer von 24–35 Tagen.
Eumycota → Fungi
Etoposid n: engl. etoposide. Zytostatikum molytisch wirken. Siehe Abb. Eumyzetom n: engl. eumycetoma; syn. Madu-
(halbsynthetisches Derivat des Podophylloto- Verwendung: ramykose. Chronisch-granulomatöse Infektion
xins). Etoposid hemmt die DNA-Synthese und – Medizinisch: 1. Eukalyptusblätter: innerlich der Haut nach kleinsten Hautverletzungen
interagiert mit der Topoisomerase II. In hohen bei Erkältungskrankheiten der Atemwege durch subkutane Infektion mit Schimmelpil-
Dosierungen wirkt es auch auf ruhende Zellen (Kommission E) 2. Eukalyptusöl: innerlich zen*. Eumyzetome sind hauptsächlich an den
zytozid. Seine antineoplastische Wirkung wird und äußerlich bei Erkältungskrankheiten der Füßen lokalisiert. Die Prognose ist unbehandelt
bei der Therapie zahlreicher Krebserkrankun- Atemwege, äußerlich bei Erkrankungen des ungünstig (Extremitätenverlust). Die Diagnose-
gen genutzt. Häufige Nebenwirkungen sind rheumatischen Formenkreises (European Sci- stellung erfolgt klinisch-anamnestisch und
Knochenmarksdepression und gastrointestinale entific Cooperative on Phytotherapy, Kom- durch Erregernachweis, therapiert wird antimy-
Beschwerden. mission E) kotisch und chirurgisch.
Etoricoxib n: Peroral appliziertes NSAR aus – volkstümlich Eukalyptusöl auch als Haut- Eunuchismus m: engl. eunuchism. Auswirkun-
der Gruppe der Cyclooxygenase*-2-Inhibitoren reizmittel zu Einreibungen bei Erkrankun- gen des vollständigen Fehlens von testikulärem
mit analgetischer und antiphlogistischer Wir- gen des rheumatischen Formenkreises; au- Androgen infolge von Agonadismus*, Kastrati-
kung. Es wird u. a. bei rheumatoider Arthritis* ßerdem als Antiseptikum bei Zystitis. on*, präpuberaler Hodenschädigung oder Go-
eingesetzt. Aufgrund seiner Selektivität gilt es nadendysgenesie. Merkmale sind ausbleibender
als magen- und nierenschonend, erhöht jedoch Gestaltwandel vom Jungen zum Mann, Hoch-
das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse be- wuchs, Minderentwicklung der Muskulatur,
reits nach kurzer Zeit signifikant. fehlender Stimmbruch (sog. Fistelstimme), Adi-
ETS: Abk. für → Ersttrimester-Screening positas und unentwickelte sekundäre Ge-
ETS: Abk. für environmental tobacco smoke → schlechtsmerkmale.
Passivrauch Eunuchoidiøsmus m: engl. eunuchoidism. Dem
EU: Abk. für → Energieumsatz Eunuchismus* ähnliche Veränderungen des
EU: Abk. für → Erwerbsunfähigkeit Körperbaus bei Testosteronmangel (Hypogona-
EU: Abk. für → Extrauteringravidität dismus*), Androgenresistenz*, postpuberaler
Eubacterium n: Gattung obligat anaerober, Hodenschädigung oder familiärem Eunuchoi-
pleomorpher, grampositiver oder gramlabiler dismus (Pasqualini-Syndrom). Körperliche Ver-
Bakterien der Familie Eubacteriaceae (Bakteri- änderungen sind in der Regel weniger ausge-
enklassifikation*), die bis zu 10 % der menschli- Eukalyptus: getrocknete Blätter. [179]
prägt als beim Eunuchismus oder können ganz
chen Darmflora* bilden. Eubacterien kommen fehlen, Stimmbruch ist in der Regel vorhanden.
auch in der Mundhöhle vor. Euphorie f: engl. euphoria. Gesteigertes Lebens-
Klinische Bedeutung: Verursachen selten Abs- Eukaryoø t m: engl. eukaryote. Organismus, in und Glücksgefühl mit Sorglosigkeit, Optimis-
zesse, periodontale Erkrankung, septische Ar- dem das genetische Material (Chromosomen) in mus und (meist unangemessen) übersteigertem
thritis (Eubacterium lentum), Endokarditis und einem Kern zusammengefasst ist und der durch Wohlbefinden.
Endometritis bei Frauen, die ein Intrauterin- eine Kernmembran als subzelluläre Struktur Vorkommen:
pessar verwenden (Eubacterium nodatum). vom Zytoplasma* getrennt ist. – Situationsabhängige Veränderung des Af-
Eucalyptus globulus → Eukalyptus Eukinesie f: engl. eukinesia. Normaler, gesun- fekts* ohne pathologische Bedeutung (z. B.
Euchromatin n: Der Teil des Chromatins*, der der Bewegungsablauf. Der Begriff wird verwen- bei Verliebtheit, nach bestandenen Prüfun-
im Gegensatz zum Heterochromatin* im Ruhe- det als Gegensatz zur Dyskinesie (Störung des gen, allgemein überstandenen Stresssituatio-
kern (Zellzyklus*) seine Färbbarkeit verliert, da normalen Bewegungsablaufs). nen oder Vorfreude)
es weniger kondensiert ist. Euchromatin liegt Eulenaugenzellen → Zytomegalie – Arzneimittel- oder Drogenkonsum (z. B. We-
in entspiralisierter Form vor und kann transkri- Eulenburg-Syndrom → Paramyotonia conge- ckamine, Kokain, Alkohol*, Morphin*)
biert werden, da sich hier die aktiven Gene be- nita – manische oder psychotische Zustandsbilder.
finden. Euler-Liljestrand-Refleø x m: engl. hypoxic pul- Europäische Arzneimittelagentur f: engl. Eu-
EUG: Abk. für → Extrauteringravidität monary vasoconstriction. Vasokonstriktion der ropean Medicines Agency; syn. European Medici-
Eugenik f: engl. eugenics. Von Francis Galton pulmonalarteriellen, teilweise auch der pulmo- nes Agency; Abk. EMA. 1995 gegründete Agen-
1883 geprägter Begriff. Die Eugenik übertrug nalvenösen Gefäße als Reaktion auf einen ver- tur für die Zulassung und Überwachung von
sozialdarwinistische Theorien auf die Gesund- minderten Sauerstoffpartialdruck im umgeben- Arzneimitteln innerhalb der EU. Die EMA hat
heits- und Bevölkerungspolitik, um den Anteil den Lungengewebe. Der Euler-Liljestrand-Re- ihren Sitz in London. Aufgaben sind der Ge-
545 Evans-Syndrom

sundheitsschutz und die Gesundheitsförderung für die europäische Politikgestaltung und Ge- tika (eingetragenes Warenzeichen); Abk. EMLA.
der Bürger in den Mitgliedstaaten der Europä- setzgebung bezüglich des Lebensmittelverkehrs Lidocain 2,5 % und Prilocain 2,5 % in basischer
ischen Union (EU). (Lebensmittelkette) ausarbeitet. Sie unterrichtet Form im Verhältnis 1 : 1 in der Ölphase einer Öl-
Aufgabe: Über ein zentrales Zulassungsverfah- unter anderem über bestehende und neu auftre- in-Wasser-Emulsion (pH-Wert ca. 9) zur Ober-
ren für Arzneimittel* soll der Zugang zu inno- tende Risiken im Lebensmittelverkehr. flächenanästhesie* durch okklusive Anwen-
vativen therapeutischen Möglichkeiten verbes- Aufgaben: Der Aufgabenbereich umfasst die Le- dung.
sert und der freie Warenverkehr pharmazeuti- bens- und Futtermittelsicherheit, die Ernäh- Euthanasie f: engl. euthanasia. Im 16. Jahrhun-
scher Präparate innerhalb der EU erleichtert rung, Tiergesundheit und Tierschutz, Pflanzen- dert als „ärztliche Handlung, um Sterbenden
werden. Die EMA koordiniert einzelstaatliche schutz und Pflanzengesundheit sowie die Risi- den Todeskampf zu erleichtern“, seit Ende des
Aktivitäten auf dem Gebiet der Arzneimittelsi- kokommunikation. 19. Jahrhunderts in Zusammenhang mit der
cherheit und spielt eine wichtige Rolle bei der
internationalen Harmonisierung der Anforde-
European Heart Rhythm Association: engl.
European Heart Rhythm Association Score; Abk.
Tötung schwer- und unheilbarkranker Men-
schen diskutierte Bezeichnung; während des
E
rungen an die Arzneimittelzulassung*. Sie gibt EHRA-Score. Klinischer Score zur Klassifikation Nationalsozialismus (1939–1945) verwendet
eine zustimmende bzw. ablehnende Bewer- des Vorhofflimmerns. Siehe Tab. für die systematische Tötung von psychisch
tung, den endgültigen Bescheid erlässt dann die kranken und behinderten Menschen.
Europäische Kommission. Hinweis: Heute wird der der Begriff „Euthana-
Europäische Konvention zum Schutze der European Heart Rhythm Association: sie“ in der Medizin nicht mehr verwendet, statt-
Menschenrechte und Grundfreiheiten f: Klinische Klassifikation des Vorhofflimmerns dessen spricht man – im ursprünglichen, histo-
engl. European Convention for the Protection of Hu- nach European Heart Rhythm Association rischen Sinne des Begriffs – von Sterbehilfe*.
man Rights and Fundamental Freedoms. Vom Eu- (EHRA). Euthyreose f: engl. euthyroidism. Normale
roparat der Vereinten Nationen erstmalig 1950 Schilddrüsenfunktion.
formulierte und bis 2002 mit insgesamt 13 Pro-
EHRA-Score Symptome Eutokie f: engl. eutocia. Normale, regelhafte
tokollen ergänzte Proklamation von Menschen- I fehlend Wehentätigkeit. Der Begriff wird heute nicht
rechtsgrundsätzen, die von den Regierungen mehr verwendet.
II mild; normale Tagesaktivität nicht
und Parlamenten der Mitgliedsstaaten in das
beeinflussend
Eutrophes Neugeborenes n: syn. Neugebore-
innerstaatliche Recht integriert werden sollen. nes mit in der Norm liegendem Geburts-
Inhalte: Z. B. III schwer; normale Tagesaktivität gewicht. Normgewichtiges, entsprechend der
– Recht jedes Menschen auf Leben, Freiheit beeinträchtigend Schwangerschaftsdauer normal entwickeltes
und Sicherheit, Verfahrensschutz vor Ge- IV normale Tagesaktivität nicht Kind (also > 10. Perzentile und < 90. Perzentile).
richt, Gedanken-, Gewissens-, Religions-, möglich Eutrophie f: engl. eutrophy. Guter Versor-
Meinungs-, Versammlungsfreiheit gungszustand eines Organs mit Nährstoffen
– Verbot von Folter, Sklaverei und Zwangsar- oder guter Ernährungszustand des Säuglings.
beit; Menschenrechte. EV: Abk. für → Erythrozytenvolumen
Anwendung: Die in der EMRK geschützten Eurotransplant: Organisation, die unter me- Evans-Blau n: engl. Evans’ blue. Zur In-vitro-
Rechte und Freiheiten werden vom hierfür ge- dizinischen und ethischen Aspekten für Ver- und Vitalfärbung verwendeter Diazofarbstoff.
gründeten Europäischen Gerichtshof für Men- mittlung und Zuteilung von Spenderorganen in Evans-Foø rmel f: engl. Evans’ formula. Maß zur
schenrechte in Straßburg kontrolliert. Seine Belgien, Deutschland, Kroatien, Luxemburg, Orientierung der Flüssigkeitstherapie bei aku-
Entscheidungen sollen für die unterzeichnen- den Niederlanden, Ungarn, Österreich und Slo- ter Verbrennung. Volumentherapie in den
den Staaten bindend sein. wenien verantwortlich ist. Die wichtigste Auf- ersten 24 h. Jeweils 1 ml Ringer-Laktat- und
Europäisches Arzneibuch → Arzneibuch gabe von Eurotransplant ist die Registrierung 1 ml kolloidale Infusionslösung je kg Körperge-
European Antimicrobial Resistance Surveil- der Patienten, die sich für eine Transplantation* wicht und je Prozent verbrannter Körperober-
lance Network: Abk. EARS-Net. Europäisches eignen. fläche (bis zu max. 50 %, bei höhergradigen Ver-
Netzwerk zur Sammlung belastbarer Daten zur Beteiligte: Internationale Kooperation aus brennungen nicht mehr). 50 % dieser Menge
Epidemiologie* der Antibiotikaresistenz. Dazu Transplantationszentren, Gewebetypisie- werden in den ersten 8 h Verabreicht. Ziel (beim
werden Resistenzdaten klinisch relevanter Erre- rungslabors und Krankenhäusern, in denen Or- Erwachsenen): Diurese 30–50 ml/h. Volumen-
ger aus Laboratorien medizinischer Versor- ganentnahmen stattfinden. therapie in den nachfolgenden 24 h. Jeweils
gungseinrichtungen und Arztpraxen in Europa euryök: engl. euryoecious. Beschreibender Be- 0,5 ml Ringer-Laktat- und 0,5 ml kolloidale In-
erhoben. Deutscher Partner in diesem Netz- griff für die Eigenschaft von Organismen, auf- fusionslösung je kg Körpergewicht und je
werksystem ist die Antibiotika*-Resistenz-Sur- grund hoher Anpassungsfähigkeit unter ver- Prozent verbrannter Körperoberfläche. Cave:
veillance (ARS). schiedenen Umweltbedingungen leben zu kön- Insbesondere wegen der sehr kritisch zu beur-
European Diploma in Intensive Care Medi- nen bzw. bezüglich eines bestimmten Umwelt- teilenden Anwendung kolloidaler Lösungen
cine: Abk. EDIC. Europäisch einheitliche ärzt- faktors (z. B. Temperatur) physiologisch tole- zum Volumenersatz bei Verbrennungen ist
liche (intensivmedizinische) Qualifikation der rant zu sein (z. B. der Mensch). Das Gegenteil die Evans-Formel heute als obsolet zu betrach-
European Society of Intensive Care Medicine von euryök ist stenök*. ten.
(ESICM). EUS: Abk. für endoskopischer Ultraschall → Evans-Syndrom n: engl. Evans syndrome. Auto-
European Food Safety Authority f: syn. Euro- Endosonografie immunologisch bedingte hämolytische Anä-
päische Behörde für Lebensmittelsicherheit; Eustachio-Muskel → Musculus tensor tym- mie* mit Thrombozytopenie* und hämorrhagi-
Abk. EFSA. Von der EU finanzierte europäische pani scher Diathese* durch Autoantikörper gegen
Behörde für Lebensmittelsicherheit, welche wis- Eutektische Mischung aus Lokalanästhetika Erythrozyten und Thrombozyten. Ein Evans-
senschaftliche Gutachten und Empfehlungen f: syn. eutektische Mischung aus Lokalanästhe- Syndrom entwickelt sich v. a. bei Patienten mit
Eventeration 546

malignen Lymphomen*, seltener bei Patienten – mit MRT ist die Ausdehnung des Tumors ansteckende, charakteristisch über 3 Tage ver-
mit Autoimmunerkrankungen. besser zu beurteilen laufende Virusinfektion mit flüchtigem Exan-
Eventeration f: engl. eventration. Vorfall von – in der Angiografie Darstellung eines gefäß- them* bei Säuglingen und Kleinkindern, die be-
Baucheingeweiden (meistens des Darmes) vor reichen Tumors mit arteriovenösen Anasto- sonders im Frühjahr und Herbst auftritt. Nach-
die Bauchdecke aufgrund eines angeborenen mosen, Gefäßabbrüchen folgend besteht Immunität. Die Diagnosestel-
oder erworbenen Bauchwanddefekts oder in die – zytogenetisch charakteristische Translokati- lung erfolgt klinisch, therapiert wird rein symp-
Brusthöhle (Viszerothorax*) durch Zwerchfell- on t(11;22) tomatisch. Inkubationszeit: 3–15 Tage. Erre-
defekte. – immunhistochemisch am Gewebeschnitt ger: humanes Herpes-Virus Typ 6 (HHV-6), sel-
Vorkommen: häufige Koexpression von CD 99 und Vimen- ten HHV-7. Übertragung: durch Tröpfchenin-
– Gastroschisis* tin. fektion* von Mensch zu Mensch. Infolge hoher
E – Omphalozele*
– Platzbauch*.
Therapie:
– Radikale Resektion
Prävalenz in der Bevölkerung seropositiv ab 3. Lj.
Klinik:
Im Falle einer traumatischen Ruptur (stumpfes – bei Bedarf: 1. Endoprothese, Knochenersatz*, – Meist sehr plötzlich auftretendes, hohes,
Bauchtrauma) oder einer postoperativen Even- Umkehrplastik 2. kombinierte Radiochemo- 3 Tage anhaltendes Fieber* bis 40 °C, evtl. mit
teration (Platzbauch) findet sich kein Bruch- therapie. Fieberkrampf* und Lymphadenopathie*
sack. Bei angeborenen Defekten sind die Einge- Prognose: – danach ggf. flüchtiges rubeoliformes Exan-
weide hingegen ähnlich einer Hernie* mit ei- – Patienten, die bei Diagnosestellung keine them*, vorwiegend an Rumpf und Extremi-
nem peritonealen Überzug versehen. Metastasen haben, werden zu 65 % langfris- täten, gelegentlich im Gesicht, das nach 1–3
Event-Recorder m: Bezeichnung für ein exter- tig geheilt. Tagen verschwindet
nes oder implantierbares EKG-Gerät mit Spei- – Patienten mit Metastasen bei Diagnosestel- – kein Enanthem*
cherfunktion (siehe auch Langzeit*-EKG). lung haben eine 5-Jahres-Überlebensrate von – oft auch asymptomatischer Verlauf
Eversionsfraktur f: engl. eversion fracture. Knö- 25 %. – bei Erwachsenen hochfieberhaftes Krank-
chelfraktur* durch Fußauswärtsdrehung. Exaggeration f: Klinisch wenig gebräuchliche heitsbild mit makulopapulösem Exanthem*,
Evidence-based Medicine → Medizin, evi- Bezeichnung für subjektive, unangemessen Lymphadenopathie*
denzbasierte übertriebene Darstellung von Symptomen. – Komplikationen: Begleithepatitis, Menin-
Evideø nz [Psychotherapie] f: Subjektive, un- Exaltation f: Übersteigert gehobene, aufgereg- goenzephalitis* – im Kindesalter selten.
mittelbare und vollständige Gewissheit im psy- te Stimmung im Sinne einer Euphorie*, die mit Diagnostik:
chotherapeutischen Kontext (Evidenzerlebnis). einer Steigerung des Selbstbewusstseins (Über- – Klinischer Verlauf
Eviszeration → Exenteration pelvis spanntheit) einhergeht. Sie kommt z. B. bei ma- – im Blutbild rötelnähnliche Veränderungen
EVLW: Abk. für engl. extravascular lung water nischen Zustandsbildern vor. (Leukopenie* mit relativer Lymphozytose*
→ PiCCO-System Exanthem n: engl. rash; syn. Ausschlag. Ent- von 80–90 %)
Evolution f: syn. biologische Evolution. Fort- zündlicher Hautausschlag auf großen Berei- – spezifische Antikörper im Serum erst 2 Wo-
währende Anpassung und Neuentwicklung von chen der äußeren Haut. Kennzeichnend für ein chen nach Infektion nachweisbar.
Arten durch Selektion* aus zufällig durch Neu- Exanthem ist ein bestimmter zeitlicher Ablauf Therapie:
kombination und Mutation der genetischen In- (Beginn, Höhepunkt, Ende), währenddessen – Externe Schüttelmixuren
formation entstandenen genetischen Varianten, verschiedene, zeitlich befristete Effloreszenzen – evtl. fiebersenkende Maßnahmen, z. B. Para-
außerdem durch reproduktive Isolation (z. B. hervortreten. Typische Erkrankungen mit Ex- cetamol*
zeitlich, räumlich, mechanisch) von Mitglie- anthemen sind einige Kinderkrankheiten. – bei Fieberkrämpfen antikonvulsive Therapie
dern der Ursprungsart. Ursachen: – keine Immunisierung durch Vakzine* mög-
Evolutionstheorie f: engl. theory of evolution. – Infektiös: 1. viral (Masern*, Röteln*, Exanthe- lich.
Von Darwin und Wallace (1859) begründete ma* subitum, Erythema* infectiosum acu- Exanthema variegatum → Erythema infecti-
Theorie, wonach sich alle Lebewesen einschließ- tum) 2. bakteriell (z. B. Scharlach*) osum acutum
lich des Menschen aus einer ursprünglichen – parainfektös Exanthem, postvakzinales → Impfschaden
Form des Lebens durch natürliche Selektion – neoplastisch Exartikulation f: engl. exarticulation. Amputa-
entwickelt haben. – idiopathisch tion* einer Extremität in einem Gelenk. Beispie-
E-Welle → E/A-Verhältnis – arzneimittelinduziert (Arzneimittelexanthe- le sind Kniegelenkexartikulation oder Fußexar-
E-Wellen-DT → Deceleration Time me) oder toxisch tikulation (Fußamputation beispielsweise im
Ewing-Sarkom n: engl. Ewing’s sarcoma. Undif- – allergisch oder pseudoallergisch Lisfranc-Gelenk).
ferenziertes, vom Knochen (selten vom Weich- – Autoimmunerkrankungen Formen: Siehe Abb.
teilgewebe) ausgehendes hochmalignes Sar- – Erkrankungen des rheumatischen Formen- Exazerbation f: engl. exacerbation; syn. Exacer-
kom*, das meist zwischen dem 10. und 30. Lj. kreises batio. Verschlimmerung, Steigerung, Wieder-
auftritt. Es metastasiert früh hämatogen, v. a. in Klinik: Das Erscheinungsbild ist variabel, das aufbrechen oder Wiederauftreten (Reexazerba-
die Lungen. Diagnostiziert wird mit bildgeben- Auftreten aller Morphen möglich. Bei Beginn tion), z. B. bei Tuberkulose, Schizophrenie* und
den Verfahren, die Behandlung geschieht ope- ist es allerdings meist synchron monomorph. affektiven Störungen*.
rativ. Bei Metastasenbildung ist die Prognose Ausnahmen sind Varizellen* sowie die Pityriasis Excavatio f: engl. excavation; syn. Exkavation.
schlecht. lichenoides et varioliformis acuta. Das Exan- Aushöhlung.
Klinik: Schmerzen, Schwellung, Fieber und mä- them tritt meist symmetrisch auf, selten asym- Excavatio rectouterina → Douglas-Raum
ßige Leukozytose. metrisch oder unilateral. Excavatio rectovesicalis → Douglas-Raum
Diagnostik: Exanthema suø bitum n: engl. rose rash of in- Excavatio vesicouterina f: engl. vesico-uterine
– Röntgenologisch unregelmäßige Osteolysen fants; syn. Roseola infantum. Hoch fieberhafte, pouch. Mit Peritoneum* ausgeschlagene Tasche
547 Exkavator

Exhalatio f: Ausatmung, Ausdünstung. ven, zu sich selbst (auch körperlich), wobei das
Exhibitioniøsmus m: engl. exhibitionism. Form Selbst eher als Prozess eines sich in der Zeit
der Paraphilie* mit sexuell dranghaften Bedürf- ständig wandelnden Bezugs des Individuums
nissen, erregenden Fantasien oder sexuellen zu seiner Umwelt (Daseinsanalyse) angesehen
Verhaltensweisen nach einer Zurschaustellung wird.
der Geschlechtsorgane. Ziel ist die sexuelle Be- Indikation: Es liegt kein empirisch begründeter
friedigung. Eventuell masturbiert die Person Indikationsbereich vor. Genannt werden Neu-
vor Fremden ohne deren Einverständnis. Lust- rosen, Lebenshemmung, Insuffizienz- und Un-
gewinn entsteht oft durch Schock, Angst oder sicherheitsgefühle, psychosomatische Störun-
Überraschung des unfreiwilligen Beobachters. gen, Sexualstörungen, Sucht, Krisen, Sinnlosig-
Vorkommen: Fast ausschließlich bei Männern
und nur sehr selten mit sexuellen Gewalthand-
keitsgefühle, Persönlichkeitsentfaltung, Sterbe-
vorbereitung und die Begleitung von Psycho-
E
Exartikulation: Zustand nach traumatisch bedingter lungen verbunden. sen.
Exartikulation im Kniegelenklinks (Röntgen- Diagnostik: Die Bedürfnisse, Fantasien oder se- Durchführung: Wesentlich sind das empathi-
aufnahmen). [116] xuellen Verhaltensweisen müssen vorwiegend sche, kognitive, konfrontativ-konstruktive und
oder ausschließlich Inhalt sexuellen Interesses fürsorglich-ermutigende Gespräch (Sinnfin-
zwischen Uterus* und Harnblase* im weibli- sein und seit mindestens 6 Monaten bestehen. dungsgespräch, Sokratischer Dialog*), von der
chen Becken*. Die Excavatio vesicouterina ent- Therapie: Symptomatik ablenkende Methoden (Dereflexi-
steht durch eine Einsenkung des Bauchfells. – Nur bei Leidensdruck oder Gefährdung bzw. on, Ignorieren) und paradoxe Intentionen (in
Exenteratio buø lbi f: engl. exenteration of the Belästigung anderer der Regel mit Symptomverschreibung), wobei
bulbus oculi. Operative Entfernung des Inhalts – v. a. kognitiv-verhaltenstherapeutisch orien- auch adjuvante Mittel eingesetzt werden (z. B.
des Augapfels unter Belassen von Sklera und tierte Behandlung (siehe Verhaltensthera- Imagination, Traumarbeit, Körperarbeit). Ange-
Sehnerven. pie*) mit dem Ziel ausreichender Selbstkont- strebt werden Antworten zur Frage, wer man
Exenteration peø lvis f: syn. Exenteration. Ope- rolle. ist, zu was man sich entwickeln könnte und wa-
rative Entfernung von Organen aus der Becken- Exhumierung f: engl. exhumation. Ausgraben rum man es nicht tut, welche Verantwortung
höhle. Die Exenteratio pelvis wird oft als erwei- einer Leiche zur Klärung der Todesumstände, man innerhalb der Freiheit der Existenz wahr-
terte Radikaloperation bei Karzinom durchge- v. a. bei vermuteter nichtnatürlicher Todesart* nimmt, wie man mit erlebter innerer und äuße-
führt, z. B. bei Vaginalkarzinom*, Vulvakarzi- (Obduktion im Auftrag der Berufsgenossen- rer Isolation umgeht, welche Möglichkeiten es
nom*, Uteruskarzinom*, Blasenkarzinom*, schaften oder gerichtliche Obduktion gemäß gibt, das Jetzt und Hier zu transzendieren und
Urethralkarzinom*, kolorektalem Karzinom*. §87 StPO). Bei Vergiftungsverdacht sind zusätz- welche Abwehrmechanismen zur Bewältigung
Vorgehen: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, lich Erd- und Sargproben zu entnehmen. von Angst genutzt werden, die durch solche
eine Exenteration pelvis durchzuführen: Existeø nzanalyse f: engl. existential analysis. existentiellen Fragen ausgelöst wird.
– Vordere (ventrale) Exenteratio pelvis mit der Form der Psychotherapie (nach V. E. Frankl), bei Wirksamkeit: Es liegen keine evidenzbasierten
Entfernung von Uterus, Ovarien, Harnblase der durch Betrachtung und Analyse der persön- Wirksamkeitsnachweise vor.
mit Harnröhre und Scheide lichen Biografie des Patienten Antworten auf in- Eø xit-Block m: engl. exit block. Bezeichnung für
– hintere (dorsale) Exenteratio pelvis mit Ent- dividuelle Identitäts-, Wert- und Sinnfragen ge- ineffektives Pacing eines künstlichen Herz-
fernung von Enddarm und bei der Frau even- sucht werden, auch vor dem Hintergrund einer schrittmachers mit fehlender myokardialer
tuell Uterus und Ovarien zu akzeptierenden unveränderbaren Leidenssi- Reizantwort. Ursache ist z. B. ein myokardialer
– totale Exenteratio pelvis mit Entfernung al- tuation, von Alltagsparadoxien oder des Todes. Reizschwellenanstieg (siehe Aktionspotenzial*)
ler Organe des kleinen Beckens. Theorie: Die Existenzanalyse – ebenso wie die bei Infarkt oder durch eine Elektrodendisloka-
Exenteratio oø rbitae f: engl. orbital exentera- eng verwandte Logotherapie – als psychologi- tion.
tion. Operative Entfernung des gesamten In- sche Behandlungsformen baut auf der Theorie Eø xitus m: Tod*, Ende des Lebens eines Men-
halts der Augenhöhle. des österreichischen Neurologen und Psychiater schen, medizinisch beschrieben als nicht rück-
Exfoliatio areata liønguae → Lingua geogra- V. E. Frankl auf, nach der die primäre Motivati- gängig zu machender (irreversibler) Funktions-
phica onskraft des Menschen sich aus seinem existen- verlust des Atmungs-, Kreislauf- und Zentral-
Exfoliatio areata manuum → Dyshidrosis la- ziellen Streben nach einem Sinn im Leben nervensystems.
mellosa sicca speist. Fehlende Sinnstiftung wird als Ursache Eø xitus letalis m: Tödlicher Ausgang einer
Exfoliation f: Abstoßung abgestorbener Teile psychischer Störungen (Neurosen*, v. a. nooge- Krankheit.
der Haut oder Schleimhaut. Mit Exfoliation ne mit Sinnkrisen und Leere) angenommen, ex juvaø ntibus: syn. Diagnosis ex juvantibus.
wird ein Abstoßungsvorgang bezeichnet, der aber auch als Begleiterscheinung angesehen. Kurzform von lat. „diagnosis et juvantibus“. Es
allmählich über einen längeren Zeitraum er- Weitere existentielle Psychotherapieformen bezeichnet die nachträgliche Diagnosestellung
folgt. sind eng verknüpft mit anderen Existenzphilo- durch „das, was hilft“. Man schließt nach einer
Exfoliativzytologie f: engl. exfoliative cytology. sophien (u. a. von Nietzsche, Kirkegaard, Sartre) Therapiemaßnahme, die geholfen hat, auf die
Zytologische Untersuchung abgelöster oder ab- und haben ähnliche Orientierungen und Erkrankung zurück. Die Diagnose Avitaminose
gestoßener (abgeschilferter) Einzelzellen, z. B. Grundlagen. Eine Weiterentwicklung der Exis- ex juvantibus stellt man z. B., wenn die Sympto-
nach Abstrich der Portiooberfläche und des Zer- tenzanalyse als personale Existenzanalyse (A. me nach Gabe des Vitamins zurückgehen.
vikalkanals, in Sputum oder Harn. Längle) betont mehr affektive Momente. Exkavator m: engl. excavator. Löffelartiges
Exhairese f: engl. exeresis; syn. Exhärese. We- Ziel: Im Mittelpunkt solcher Sinnstiftungen Handinstrument zum Auskratzen kariösen
nig gebräuchlicher Ausdruck für Resektion; steht die Analyse des persönlichen Zugangs zur Dentins* oder zum Reinigen der Knochenkavi-
auch im Sinne von Fremdkörperentfernung. Welt, zur Vergangenheit, zu den Lebensmoti- tät nach Zahnextraktion.
Exkochleation 548

Exkochleation f: engl. excochleation; syn. Evi- Exophthaø lmus m: engl. exophthalmos; syn. Verschmelzen der Membranen nach außen frei-
dement. Auskratzung bzw. Ausschabung eines Proptosis bulbi. Ein- oder beidseitiges Hervor- gesetzt wird. Über Exozytose gelangen neu syn-
Hohlraums, z. B. mit einem scharfen Löffel oder treten des Augapfels. Bei Erwachsenen sind die thetisierte Membran-Proteine und -Lipide zur
einer Kürette (Kürettage*). Ziel ist die Entfer- häufigsten Ursachen endokrine Orbitopathien, Zellmembran. In spezialisierten sekretorischen
nung von entzündetem oder nekrotischem Ge- bei Kindern Tumoren oder eitrige Entzündun- Zellen werden z. B. Hormone, Verdauungsenzy-
webe. gen. Weitere Ursachen sind Gefäßerkrankun- me oder auch Neurotransmitter über Exozytose
Einsatz: gen, entzündliche Prozesse und Verletzungen freigesetzt.
– Bei Abszesshöhlen sowie Schädelfehlbildungen. Schwere und expansiv: engl. expansive. Ausdehnend, ver-
– bei Knochensequestern bei Osteomyelitis schmerzhafte Ausprägungen werden als malig- drängend.
– bei einer Nekrosehöhle, z. B. Pankreas ner Exopthalmus bezeichnet. Expektoration, maulvolle f: Aushusten gro-
E – im Uterus.
Exkoriation f: engl. excoriation. Tiefer, die ge-
Formen: Spezielle Formen sind:
– Scheinexophthalmus bei hochgradiger Myo-
ßer Sputummengen bei Bronchiektasen*.
Expeø rtenstandards in der Pflege m pl: engl.
samte Epidermis zerstörender bzw. entfernen- pie* oder Hydrophthalmus* nursing standards. Evidenzbasierte, monodiszip-
der Defekt der Haut mit Freilegung der Der- – intermittierender Exophthalmus durch an- linäre Qualitätsinstrumente zur pflegerischen
mis*. Eine Exkoriation entsteht meist flächig geborene Venenanomalien, zunehmend bei Versorgung (§ 113 a SGB XI), deren Einhaltung
durch kräftiges Kratzen und anfänglichem Riss. Anstrengung oder Schreien ein professionell abgestimmtes Leistungsniveau
Sie zählt zu den sekundären Effloreszenzen*. – pulsierender Exophthalmus durch arteriove- sichert, das dem Bedarf der Betroffenen ange-
Exkremeø nt n: engl. excrement. Ausscheidung nöse Fistel passt ist und Kriterien zur Evaluation ein-
im Sinne von Fäzes* und Harn*. – Exophthalmus paralyticus durch äußere Au- schließt.
Exkret → Sekret genmuskellähmung*. Pflegestandards: Die Expertenstandards sind
Exkretion f: Ausscheidung. Exophthaø lmus, maliøgner m: engl. malignant gegliedert in Struktur, Prozess und Ergebnis-
Exocoel n: engl. exocoelom. Spaltraum im ext- exophthalmos. Progrediente, schmerzhafte Form qualitäten (Qualitätsmanagement). Seit 2000
raembryonalen Mesoderm, das den Keimling des Exophthalmus* mit Konjunktivitis* und wurden vom Deutschen Netzwerk für Quali-
bis auf den späteren Haftstiel vollständig um- Ulcus* corneae. Ein maligner Exophthalmus tätsentwicklung in der Pflege (DNQP) Stan-
gibt. kommt vor bei akuten Entzündungen (unter dards zu folgenden Themen entwickelt:
exogen: engl. exogenous. Außerhalb des Orga- Umständen mit Panophthalmie*), bei Dysosto- – Dekubitusprophylaxe in der Pflege
nismus entstanden, von außen in den Körper sis craniofacialis oder endokriner Ophthalmo- – Entlassungsmanagement in der Pflege
eindringend, durch äußere Faktoren verur- pathie*. Siehe Abb. – Schmerzmanagement in der Pflege bei aku-
sacht; z. B. durch Asphyxie unter der Geburt ten Schmerzen
verursachte exogene Hirnschädigung. Der ge- – Schmerzmanagement in der Pflege bei chro-
gensätzliche Begriff zu exogen lautet endogen. nischen Schmerzen
Exogene Infektion f: Infektion mit einem kör- – Sturzprophylaxe in der Pflege
perfremden Erreger, im Gegensatz zur endoge- – Förderung der Harnkontinenz in der Pflege
nen* Infektion. Die wichtigsten Übertragungs- – Pflege von Menschen mit chronischen Wun-
wege sind Tröpfcheninfektion*, Schmierinfekti- den (Wundmanagement)
on*, Infektion durch Körperflüssigkeiten sowie – Ernährungsmanagement der oralen Ernäh-
Infektion durch Vektoren*. rung in der Pflege
exokrin: engl. exocrine. Nach außen abson- – Erhaltung und Förderung der Mobilität
dernd, z. B. exokrine Drüsen mit Abgabe eines – Förderung der physiologischen Geburt.
Sekrets an innere oder äußere Körperoberflä- Exophthalmus, maligner [143] Explantation f: Entnahme von Körpergeweben
chen (beispielsweise exokrines Pankreas oder oder -organen im Rahmen der Transplantati-
Schweißdrüsen*). onsmedizin. Bei Entnahme eines zuvor trans-
Exoø mphalos-Makroglossie-Gigantiøsmus-Syn- ExophyXt → Osteophyt plantierten Herzens oder einer Leber ist eine
drom → Wiedemann-Beckwith-Syndrom Exoprothese f: engl. exoprosthesis. Außen am unmittelbare Retransplantation erforderlich.
Eø xon n: Bereich der eukaryotischen DNA*, der Körper angebrachtes Ersatzstück. Formen der Bei Versagen eines Nierentransplantats kann
in mRNA* transkribiert wird. Verschiedene Exoprothese sind der orthopädische Extremitä- nach Explantation die Hämodialysebehandlung
Exons sind durch Introns* unterbrochen, die tenersatz (Armprothese*, Beinprothese) und die wieder aufgenommen werden. Explantation
nach der Transkription* durch Spleißen (siehe ästhetische Epithese*. wird auch zum Zweck der Gewebekultur vorge-
mRNA*-Reifung) entfernt werden. Als Ergebnis Exostose → Hyperostose nommen.
des Spleißens werden die verschiedenen Exons Exostosen, subunguale f pl: engl. subungual Exploration f: Lat. Erforschung; in der Medi-
eines Gens durch Ligasen fusioniert. exostoses. Besonders an der Großzehe auftreten- zin die gezielte Erhebung körperlicher oder
Exonukleasen → Nukleasen de Verdickung unter der Nagelplatte aufgrund psychischer Befunde (anamnestische Explorati-
Exopeptidasen → Proteasen chronischer Druckbelastung. Sie liegt dicht am on bzw. psychiatrische* Exploration) oder die
Exophorie → Heterophorie freien Rand des Knochens unter der Nagel- gezielte Inspektion und Palpation im Sinne ei-
Exophthalmos-Producing Factor: Abk. EPF. platte. ner Austastung bis hin zur chirurgischen Freile-
Exophthalmus*-induzierender (tierexperimen- Exostose, solitäre → Osteochondrom gung einer Körperregion (chirurgische Explora-
tell), TSH-ähnlicher Wirkstoff der Hypophyse, Exotoxine → Toxine tion).
dessen Existenz umstritten ist und der an der Exozytose f: engl. exocytosis. Transportform, Explorative Laparoskopie f: syn. explorative
Genese des endokrinen Exophthalmus* betei- bei der Golgi-Vesikel oder Phagosomen zur Bauch-Spiegelung. Diagnostische Inspektion
ligt sein soll. Zellmembran* wandern und deren Inhalt durch der Bauchhöhle mittels Endoskop zur Beurtei-
549 Extensionsmethoden

lung von Bauch- oder Beckenorganen (Pelvisko- Umgebungsdruck. Exspiration geschieht passiv
pie*). Eine explorative Laparoskopie wird bei- durch elastische Rückstellkräfte der Lunge bei
spielsweise im Rahmen des Stagings* zur Beur- Relaxation der Inspirationsmuskulatur oder bei
teilung der Ausbreitung einer Tumorerkran- Absenken des Beatmungsdrucks*, demgegen-
kung angewendet oder auch zur Beurteilung über aktiv bei verstärkter Atemarbeit durch Ein-
der Operabilität eines Befundes sowie zur Ge- satz der Atemhilfsmuskeln (forcierte Exspira-
winnung von Biopsien* oder Probeexzisionen. tion).
Explorativlaparotomie → Probelaparotomie Exspiratorischer Stridor: Während der Exspi-
Explosionstrauma n: engl. blast injury. Durch ration auskultierbares Nebengeräusch. Es ist
Explosion verursachte Verletzung. Explosions- Zeichen einer bronchialen Obstruktion.
traumata werden direkt oder indirekt verur-
sacht. Sie betreffen unterschiedliche Körperbe-
Exstirpation f: engl. extirpation. Operative
komplette Entfernung eines (kranken) Organs
E
reiche und Organsysteme. Die Behandlung ist Exponentialstrom: Übungsaufbau zur Kräftigung oder Organteils, z. B. eines gut abgegrenzten
meist multidisziplinär und erstreckt sich über des atrophierten Musculus quadrizeps femoris mit Tumors.
einen langen Zeitraum. additiver elektrotherapeutischer Anwendung des Exsudat n: engl. exudate. Durch Entzündung*
Einteilung: Nach Verletzungsmechanismus : Exponentialstroms. [209] bedingter Austritt von Flüssigkeit und Zellen
– Primäres Explosionstrauma durch Explosi- aus den Blut- und Lymphgefäßen. Exsudat, das
onsdruckwelle, betrifft v. a. gasgefüllte Orga- je nach Zusammensetzung serös, serös-eitrig,
ne (siehe auch Barotrauma*) sowie ZNS Expositionsäquivalente für krebserzeugende fibrinös, hämorrhagisch oder jauchig ist, hat ein
– sekundäres Explosionstrauma durch Splitter Arbeitsstoffe n pl: Abk. EKA. Mit der Novellie- höheres spezifisches Gewicht (> 1,015) als
oder Fragmente rung der Gefahrstoffverordnung* 2005 durch Transsudat*.
– tertiäres Explosionstrauma durch Effekte des biologischen Grenzwert* (BGW) abgelöste Be- Exsudation f: engl. exudation; syn. Exsudatio.
Windstoßes, z. B. durch die Luft geschleuder- zeichnung für die Konzentration eines krebser- Entzündlich bedingter Austritt von flüssigen
ter Körper zeugenden Arbeitsstoffs oder eines seiner Meta- und zellulären Bestandteilen aus Blut- und
– quartäres Explosionstrauma, z. B. Verschüt- boliten im biologischen Untersuchungsmaterial Lymphgefäßen.
tung, psychische Erkrankungen. (im Allgemeinen Blut oder Urin). EKA entspre- Extended-FAST → Extended Focused Assess-
Therapie: Bei komplizierter thermomechani- chen bei ausschließlich inhalativer Aufnahme ment with Sonography for Trauma
scher Kombinationsverletzung mit Kontamina- einer bestimmten Arbeitsstoffkonzentration in Extended Focused Assessment with Sono-
tion, Weichteilkomplikationen (siehe Abb.) und der Raumluft. graphy for Trauma: syn. Extended-FAST;
Infektion wird primär meist damage* control Klinische Bedeutung: Abk. E-FAST. Um fokussierte Ultraschalldiag-
betrieben und nach der Konsolidierung eine se- – Bei Konzentrationen im biologischen Materi- nostik* von Trachea, Thorax und Lunge erwei-
kundäre rekonstruktive Therapie durchgeführt. al, die höher sind als nach der Raumluftkon- terte (thorakoabdominale) FAST. E-FAST er-
zentration zu erwarten, kommt zusätzlich möglicht im Rahmen der Traumaversorgung
z. B. resorptive Aufnahme (Haut) in Betracht neben einer dynamischen Beurteilung des Volu-
– da es keine unbedenklichen Konzentrationen menstatus u. a. einen schnellen Ausschluss bzw.
eines krebserzeugenden Arbeitsstoffes gibt, Nachweis von Hämoperitoneum*, Hämoperi-
sondern die reine Anwesenheit eines solchen kard*, Hämatothorax* und Pneumothorax*.
Stoffes zählt, existieren keine Grenz- oder Extension f: syn. Streckung. Aktive (mithilfe
Richtwerte der Streckmuskulatur durchgeführte) oder pas-
– in der Praxis hat die Bezeichnung EKA wenig sive Streckung einer Extremität in einem Ge-
Bedeutung. lenk. Auch als sog. therapeutische Extension im
expressiv: engl. expressive. Ausdrückend, dar- Rahmen der Behandlung von Frakturen (Nähe-
stellend. res siehe Extensionsmethoden*).
Expressivität f: engl. expressivity. Grad der Extensionsmethoden f pl: engl. tractions. Kon-
Explosionstrauma: dorsaler Oberschenkel mit frei Ausprägung eines monogen vererbten Merk- servative Verfahren zur Behandlung von Frak-
liegendem Femur und kontaminiertem Weichteil- mals. Die Expressivität wird von anderen modi- turen* mit Einwirken axialer Zugkräfte am dis-
gewebe. [80] fizierenden Genen oder Umweltfaktoren beein- talen Frakturfragment zur Neutralisierung ge-
flusst. gensinniger Muskelkräfte. Der Begriff bezieht
Exprimat n: engl. exprimate. Aus einem Organ sich außerdem auf ein Extensionskorsett als or-
(Tonsille, Prostata, Mamille) oder Gewebe ma- thopädisches Hilfsmittel zur redressierenden
Exponentialstrom m: engl. exponential current. nuell oder instrumentell, z. B. mit einem Spatel, Korrektur einer Skoliose*.
Gleichstromimpulse mit langsam ansteigender herausgedrücktes Sekret. Oft wird das so ge- Anwendung bei Frakturen:
und abfallender Intensität, die in der motori- wonnene Exprimat feingeweblich untersucht – – Kurzfristig zur Reposition* einer frakturier-
schen Rehabilitation* angewendet werden (nie- z. B. auf Parenchym-, Entzündungs- oder Tu- ten Extremität (siehe Abb.) oder eines luxier-
derfrequente Reizstromtherapie, Transkutane morzellen. ten Gelenks sowie zur anschließenden Reten-
elektrische Nervenstimulation siehe Abb.). Na- Exsikkose → Dehydratation tion*
mensgebend ist der exponentielle Anstieg der Exspiration f: engl. expiration; syn. Ausat- – temporäre Dauerextension bei Fraktur (vor
Impulse, der nur denervierte Muskulatur reizt. mung. Ausströmen von Luft aus Lungenalveo- definitiver Osteosynthese*, zur endgültigen
Siehe Abb. len und Atemwegen infolge einer positiven Dif- Therapie kaum noch angewendet)
Exposition → Konfrontation ferenz zwischen intrapulmonalem Druck und
Extensionsverband 550

rer (optischer, akustischer, olfaktorischer, gus- Extraintestinale Parasitosen f pl: Außerhalb


tatorischer, mechanischer und thermischer) Rei- des Darmes lokalisierte erregerbedingte Erkran-
ze. Die Exterozeption schließt Oberflächensen- kungen durch Parasiten*. Betroffene infizieren
sibilität ein (Wahrnehmung durch Mechano- sich u. a. oral, sexuell oder vektoriell, das klini-
sensoren*, Thermosensoren* und Schmerz*- sche Bild ist abhängig vom Erreger. Diagnosti-
Sensoren der Haut). ziert wird mittels Nachweis des Parasiten, Tei-
Extinktion [Psychologie] f: syn. Extinktion len des Parasiten oder dessen Larven. Therapiert
[Funktionsprinzipien des Nervensystems]. Lat. wird operativ und ggf. mit Antiparasitika.
Auslöschung; in der Psychologie und Lerntheo- Formen: Beispiele extraintestinaler Parasitosen
rie die Reaktionslosigkeit auf einen Reiz, z. B. sind der Befall von Leber und Gehirn bei Echi-
E indem gleichzeitig ein anderer, ähnlicher Reiz
auftritt. Die Extinktion ist relevant bei der klas-
nokokkose* oder Befall der Erythrozyten bei
Malaria*.
sischen und der operanten Konditionierung. Extra-intrakranieller Bypass m: syn. EIAB.
Extinktion [Psychotherapie] f: Allmähliche Bypass durch Gefäßanastomose der A. tempora-
Abschwächung und schließlich Ausbleiben ei- lis superficialis (versorgt die Kopfschwarte, ent-
ner konditionierten Reaktion bei wiederholter springt aus A. carotis externa) mit einem Ast der
Darbietung des konditionierten Reizes in Ab- A. cerebri media (entspringt aus der A. carotis
wesenheit des unkonditionierten Reizes. Die interna, versorgt eine Hirnhälfte). Ein extra-int-
Extensionsmethoden: Femurextension mit Gewicht Extinktion liegt z. B. der verhaltenstherapeuti- rakranieller Bypass soll die A. cerebri media re-
bei Polytrauma mit proximaler Femurfraktur. [80] schen Methode des Flooding (bei Phobien und vaskularisieren oder ihren Butfluss aufrechter-
Angststörungen) zugrunde. halten (bei Carotis-interna-Verschluss).
Wirkprinzip: Im Gegensatz zum früheren Ver- Indikationen:
ständnis von Löschung als einfaches Verlernen – Symptomatischer Verschluss der A. carotis in-
– zur Entlastung bestimmter Körperregionen wird heute Extinktion als neuer Lernprozess terna mit klinisch transitorisch-ischämischen
und Gelenke (z. B. bei Zervikobrachialsyn- verstanden. Bei diesem wird der konditionierte Attacken (TIA) oder mit gering ausgeprägten
drom* oder lumbalem Wurzelkompressions- Reiz mit einer neuen Information assoziiert neurologischen Ausfällen und Defiziten (mi-
syndrom). (z. B. der Information, dass kein unkonditio- nor stroke) bei nicht ausreichender konserva-
Formen bei Frakturen: nierter Reiz folgt). Die gelernte Assoziation zwi- tiver Behandlung
– Drahtextension* schen konditioniertem und unkonditioniertem – zur Prophylaxe von Schlaganfällen oder von
– Steinmann*-Nagelextension Reiz bleibt bestehen (kein sog. passives Verges- intrazerebralen Blutungen bei Aneursymen
– Extensionsklammer, z. B. Haloextension* sen), was u. a. durch die Phänomene Erneue- der Hirngefäße, die nur mit Beeinträchti-
(Abb. dort), Crutchfield*-Klammer rungseffekt, Spontanerholung sowie Wieder- gung der A. cerebri media operativ effektiv
– Extensionsverband (Streckverband), z. B. als einsetzen der Reaktion belegt wird. behandelt werden
Tape-Verband bei kindlicher Fraktur, Ruck- Extractum → Extrakt – bei Moya*-Moya-Syndrom.
sackverband*, hanging* cast Extraø ctum faecis → Bierhefe Die Indikation wurde wegen hoher perioperati-
– Manschettenextension* extradural: Außerhalb der Dura* mater lie- ver Morbidität und resultierendem Studienab-
– Extensionshülse (sog. Mädchenfänger), z. B. gend, im engeren Sinn epidural*. bruch der Carotid Occulsion Surgery Study
zur Reposition von Radiusfrakturen oder bei extrafusal: Außerhalb einer Muskelspindel*. (COSS, 2011) in Frage gestellt. Diese Studie wird
Ganglion* (Abb. dort). Extrahepatische Gallengangsobstruktion f: aber wegen zu geringer OP-Zahlen der beteilig-
Komplikationen bei Frakturen: Durch zu hohe engl. extrahepatic cholestasis; syn. extra-hepati- ten Zentren kritisch gesehen, sodass nach dem
Zuglasten und zu lange Behandlungsdauer un- sche Cholestase. Außerhalb der Leber lokalisier- Ergebnis der JET-Studien (2015) eine Indikati-
ter Umständen Distraktion* und Pseudarth- te Verlegung der ableitenden Gallenwege (häu- on für ausgewählte Patienten an vaskulären
rose*. fig Ductus hepaticus communis oder Ductus Zentren bei strenger Nutzen-Risikoanalyse wei-
Extensionsverband m: syn. Streckverband. choledochus) durch mechanische Abflusshin- ter diskutiert wird.
Verfahren der konservativen Behandlung von dernisse wie z. B. Gallengangsteine, Gallen- Extrakorporale Membranoxygenierung f:
Frakturen* mit Einwirkung axialer Zugkräfte gangtumoren oder extrahepatische Prozesse engl. extracorporal membrane oxygenation; Abk.
am körperfernen Frakturelement zur Aufhe- und Entzündungen wie Pankreaskarzinom ECMO. Technisches Verfahren zur maschinel-
bung von entgegengesetzten Muskelkräften oder Mirizzi*-Syndrom. len extrakorporalen Sauerstoffbeladung des
(Extension*). Beispiele sind Tape*-Verband bei Vorkommen: Unter anderem Bluts und CO2-Elimination im Membranoxyge-
kindlichen Frakturen, Rucksackverband* und – Gallengangstein (Choledocholithiasis) nator (vgl. Oxygenator). Indikationen sind z. B.
Glisson*-Schlinge. – Gallengangtumor (z. B. Gallengangadenom, das Atemnotsyndrom* des Neugeborenen oder
Exteø nsor m: syn. Streckmuskel. Muskel, der in Gallengangkarzinom) bei Erwachsenen die Überbrückung einer Atem-
einem Gelenk eine Streckung (Extension*) be- – Papillenstenose, -verschluss oder -verlegung insuffizienz bis zu einer Lungentransplantati-
wirkt, z. B. Musculus* extensor digitorum. (z. B. bei Papillen- oder Pankreaskarzinom) on, die Überbrückung einer Herzinsuffizienz
Exteø nsor-iøndicis-Plaø stik → Indicisplastik – Entzündung (Cholangitis) oder CO2-Elimination bei dekompensierter Hy-
exteø rior: Der äußere, äußerlich. – Gallengangatresie perkapnie.
exteø rnus: syn. extern (Abk. ext.). Außen lie- – Mirizzi*-Syndrom. Extraø kt m, n: engl. extract. Pflanzenauszug,
gend. Extrahepatisches Gallengangskarzinom n: dessen Zusammensetzung v. a. von der Art des
Exterozeption f: engl. exteroception; syn. Au- Außerhalb der Leber wachsendes cholangiozel- Lösungsmittels (Ethanol-Wasser-Gemische, Me-
ßenwahrnehmung. Sinneswahrnehmung äuße- luläres Karzinom. thanol, Ether, CO2), aber auch von der Aus-
551 Extrauteringravidität

gangsdroge und dem Extraktionsprozess ab- bzw. Salven (3–5 ES hintereinander), nichtan-
hängig ist. Extrakte können durch Mischung haltende Tachykardie* (ES < 30 Sekunden an-
oder Verdünnung auf einen bestimmten Wirk- haltend; Kammertachykardie*)
stoffgehalt eingestellt werden (standardisierter – regelmäßig gekoppelt mit normaler Herzak-
bzw. normierter Extrakt). tion auftretende ES: z. B. Bigeminie*, Trige-
Formen: minie*, n : 1-Extrasystolie (auf n normale
– Fluidextrakt (Extractum fluidum): durch Herzaktionen folgt eine ES, z. B. 3 : 1 Extra-
Extrasystole: EKG; supraventrikuläre ES: P-Welle
Perkolation hergestellter, flüssiger Drogen- systolie: auf 3 normale Herzaktionen folgt re-
vorzeitig, PQ-Zeit verkürzt; ventrikuläre ES: keine
auszug, bei dem in 1 bis max. 2 Teilen Ex- gelmäßig eine ES); ES mit fixer Kopplung
P-Welle, QRS-Komplex verbreitert und deformiert.
trakt die Extraktivstoffe aus 1 Teil Arznei- (konstanter Abstand zwischen ES und Nor-
droge enthalten sind
– dünner Extrakt (Extractum tenuum): mikro-
malaktion)
– interponierte ES: ES zwischen 2 in normalem
E
biologisch instabiler, nicht mehr offizineller rung* (gesteigerte oder abnorme Automatie) Abstand auftretenden Systolen ohne postext-
Extrakt von dickerer, noch fließfähiger Kon- und/oder Erregungsleitungsstörung* (getrig- rasystolische kompensatorische Pause bei
sistenz gerte Aktivität) entstehende, häufigste Form Bradykardie* (nächste reguläre Erregung
– Dickextrakt (Extractum spissum): mikrobio- der Herzrhythmusstörung*, bei der in den regu- vom Sinusknoten fällt nicht mehr in die Re-
logisch instabile, zähflüssige, plastische Mas- lären Grundrhythmus vorzeitig einzeln oder fraktärzeit der ES).
se, deren Wirkstoffgehalt durch Zusatz indif- gehäuft Herzaktionen einfallen. Die Klinik ist Vorkommen: Bei Herzgesunden, kardialer
ferenter Hilfsstoffe eingestellt werden kann variabel, u. a. können Palpitationen und Belas- Grunderkrankung, arzneimittelinduziert sowie
– Trockenextrakt (Extractum siccum): durch tungsdyspnoe auftreten. bei Elektrolytstörung, Hyperthyreose u. a.
weiteres Einengen und Trocknen gewonne- Einteilung: Nach dem Entstehungsort Therapie: Nur bei symptomatischer ES
ner Extrakt, der in der Regel mit einem indif- (siehe Abb.; vgl. Tachykardie*, Abb. dort): – Pharmakologisch: Beta-Rezeptoren-Blocker,
ferenten Hilfsstoff auf einen bestimmten – Supraventrikuläre ES (SVES): ausgehend von Kalzium*-Antagonisten vom Nicht-Dihydro-
Wirkstoffgehalt eingestellt wird. Zentren des Erregungsleitungssystems ober- pyridintyp (SVES), evtl. andere Antiarrhyth-
Extraktion → Kataraktoperation halb der Bifurkation des His-Bündels oder mika*
Extraktion → Schlingenextraktion des atrialen Myokards; EKG: P-Welle vorzei- – ggf. Katheterablation.
Extraktion, manuelle f: engl. total breech ex- tig einfallend, Form der P*-Welle sowie PQ*- Extrasystolie f: engl. extrasystoly. Gehäuftes
traction; syn. ganze Extraktion. Geburtshilfli- Zeit je nach Lokalisation des Zentrums (Si- Auftreten von Extrasystolen*.
cher Handgriff zur Entwicklung eines Kindes nusknoten-, Vorhof-, AV-ES), QRS*-Komplex Extratöne → Herztöne
aus Beckenendlage*, wenn der Rumpf noch normal (bei ungestörter intraventrikulärer Extrauteringravidität f: engl. extra-uterine ges-
nicht geboren sein sollte. Die manuelle Extrak- Erregungsleitung), kompensatorische Pause* tation; syn. Graviditas extrauterina. Ektope, au-
tion wird heute nur noch beim zweiten Zwil- selten: 1. Sinusknoten-ES: morphologisch ßerhalb der Gebärmutter eingenistete Schwan-
ling oder in fetalen Notfallsituationen ange- wie Normalaktion; Differenzialdiagnose: Si- gerschaft. Die häufigste Lokalisation der Extra-
wendet, ansonsten wird eine Entbindung per nusarrhythmie* 2. Vorhof-ES: wie Sinuskno- uteringravidität (EUG) ist der Eileiter, die Inzi-
Sectio caesaresa vorgezogen. ten-ES oder bei AV-Knoten-nahem Zentrum: denz beträgt etwa 1–2 je 100 Schwangerschaf-
Prinzip: Mit der Hand wird von vaginal in das P-Welle (gegenüber Normalaktion) defor- ten. Betroffene entwickeln meist einseitige Un-
Cavum uteri eingegangen, dann beide Füße ge- miert mit veränderter PQ-Zeit 3. AV-ES: P- terbauchschmerzen. Das Schwangerschaftspro-
fasst und das Kind extrahiert. Ggf. muss eine Welle fällt in den QRS-Komplex und ist da- dukt wird operativ entfernt oder konservativ
zusätzliche Armlösung durchgeführt werden. her nicht sichtbar (mittlere AV-ES) oder er- behandelt.
Die Entwicklung des Kopfes erfolgt in der Regel scheint auf den Kopf gestellt (Drehung der P- Einteilung: Nach dem Ort der Einnistung
nach Veit-Smellie. Wellenachse) kurz vor bzw. nach (Umkehr- (siehe Abb. 1) werden unterschieden:
extramedullär: engl. extramedullary. Außer- extrasystole*) dem QRS-Komplex in der ST- – Tubargravidität* (ca. 97 %): es kann noch zwi-
halb des Marks, z. B. extramedulläre Hämato- Strecke schen distal, proximal (isthmisch) und inter-
poese*. – ventrikuläre ES (VES): ausgehend von ventri-
extramural: Außerhalb der Wand eines Hohl- kulären Zentren des Erregungsleitungssys-
raums gelegen, z. B. ein Myom*. tems (subjunktional) oder des Myokards:
extraperitoneal: Außerhalb des Bauchfells, je- 1. führt zu vorzeitiger Kontraktion nur der
doch im Bauch gelegen. Primär extraperitoneal Kammern 2. EKG: P-Welle fehlt, QRS-Kom-
liegende Organe sind z. B. Rektum und Uterus. plex verbreitert und deformiert (rechtsventri-
Extraperitonealer Zugang m: syn. extraperi- kuläre ES: wie Linksschenkelblock*, links-
tonealer Zugangs-Weg. Chirurgischer Zugangs- ventrikuläre ES: wie Rechtsschenkelblock*),
weg zum außerhalb der Peritonealhöhle gelege- meist kompensatorische Pause 3. cave: R*-
nen Raum und den dort befindlichen Organen auf-T-Phänomen.
und Gefäßen, z. B. Nieren, Harnblase, Gebär- Nach dem Auftreten im EKG:
mutterhals, Rektum und Pankreas. – Vereinzelte oder gehäufte ES (Extrasystolie*)
extrapyramidal: Außerhalb der Pyramiden- – monomorphe* und polymorphe* Extrasysto-
bahn* gelegen, d. h. zum extrapyramidalen Sys- lie als Hinweis auf Konstanz bzw. Wechsel
tem* gehörend. des Arrhythmiefokus Extrauteringravidität Abb. 1: Lokalisationen; 1: tubar
Extrasystole f: engl. premature beat; Abk. ES. – komplexe Extrasystolie: polymorph oder bis (ampullär); 2: tubar (isthmisch); 3: zervikal; 4: ovarial;
Auf dem Boden einer Erregungsbildungsstö- zu 3 ES hintereinander (Couplet*, Triplet*) 5: abdominal.
Extravasat 552

Extremitätenableitungen f pl: engl. limb


leads. Zu den Standardableitungen zählendes
EKG* durch Ableitung des Erregungsablaufs in
der Frontalebene mit an den Extremitäten an-
gebrachten Elektroden im Rahmen eines Ober-
flächen-12-Kanal-EKG. Die Extremitätenelekt-
roden werden am rechten Arm (rot), linken Arm
(gelb) und linken Bein (grün) sowie zur Erdung
am linken Bein (schwarz) angelegt.
Einteilung: Nach Ableitungsform (siehe Abb.)
E – Einthoven-Ableitungen (I, II, III): bipolare
Ableitungen
Extrauteringravidität Abb. 2: Querschnitt durch den Extrauteringravidität Abb. 3: Querschnitt durch den – Goldberger-Ableitungen (aVR, aVL, aVF):
rechten Eileiter mit typischer Ringstruktur und rechten Eileiter, der auf 9 mm dilatiert ist; im Lumen unipolare Ableitungen, wobei a für augmen-
zirkulär verstärkter Vaskularisation im Farb-Doppler, ist der Dottersack zu erkennen (Vaginal- ted (verstärkt) und V für voltage (Spannung)
Uterus mit hoch aufgebautem Endometrium ohne sonografie). [105] steht, da die registrierten Amplituden ver-
Fruchtanlage (Vaginalsonografie). [181] größert werden. R, L und F bezeichnen die
Lokalisation (rechter Arm, linker Arm, Fuß).
– Appendizitis*
stitiell/intramural (am Übergang zwischen – dysfunktionelle uterine Blutung
Tube und Uterus) differenziert werden – Adnextorsion
– Ovarialgravidität* (ca. 2 %) – Myomnekrose
– Abdominalgravidität (syn. Peritonealgravidi- – Endometriose*.
tät): Implantation im Peritoneum, meist im Therapie: Es kommen operative und konservati-
Douglas-Raum; < 1 % ve Verfahren in Frage.
– Zervixgravidität (0,5 %). – Operativ: in der Regel laparoskopische Ope-
Ätiologie: Folgende Faktoren begünstigen das ration, selten Laparotomie (1–2 %): 1. Salpin-
Entstehen einer Extrauteringravidität: gotomie: Schlitzen des Eileiters und Entfer-
– Abgelaufene Adnexitis* und Salpingitis* nen der EUG 2. Salpingektomie: komplettes
– Intrauterinpessare (Spirale) Entfernen des betroffenen Eileiters
– Z. n. Tubenchirurgie, z. B. bei operativer Kin- – medikamentös: mit Methotrexat, Prostaglan-
derwunschbehandlung dinen, hyperosmolaren Lösungen
– angeborene Eileiteranomalien – abwartendes Verhalten: bei klinisch unauffäl-
– Endometriose ligen Patienten in der sehr frühen Früh-
– hormonale Imbalance schwangerschaft; strenge Kontrollen (Beta-
– Rauchen. HCG, Sonografie, Klinik) sind notwendig.
Klinik: Typisch sind: Extravasat n: engl. extravasation. Aus einem
– Schmierblutungen in der 7. SSW Gefäß in das umliegende Gewebe ausgetretene
– meist einseitige, ziehende Unterbauch- Blut-, Plasma- oder Lymphflüssigkeit.
schmerzen bis hin zum Akuten* Abdomen extrazellulär: engl. extracellular. Außerhalb
– schmerzhafter Tastbefund im Adnexbereich der Zelle gelegen.
(50 %) Extrazellulärflüssigkeit f: engl. extracellular
– vergrößerter Uterus (33 %). fluid. Die außerhalb der Zelle befindliche Flüs-
Diagnostik: Neben den klinischen Befunden sigkeit. Dazu gehören Blutplasma, Lymphe, in-
und der Bestimmung des ß-HCG (kein adäqua- terstitielles und transzelluläres Wasser. Die Ext-
ter Anstieg) ist vor allem die vaginale Sonografie razellulärflüssigkeit macht ca. 25 % des Körper-
wichtig. Folgende Befunde sind bei einer EUG gewichts und ca. 35 % des Körperwassers aus
im Ultraschall zu erwarten: (davon 75–80 % interstitiell).
– Uteruscavum leer, hoch aufgebautes Endo- Zusammensetzung: Vgl. Flüssigkeitskomparti-
metrium mente* (Abb. dort).
– auffällige ringförmige Struktur im Eileiter Extrazellulärraum m: engl. extracellular space;
(siehe Abb. 2 und Abb. 3) Abk. EZR. Raum, in dem sich die Extrazellulär-
– freie Flüssigkeit im Douglas-Raum. flüssigkeit* befindet. Das Volumen des Extra- Extremitätenableitungen: Ableitungen in der
Die Sicherung der Diagnose erfolgt im Rahmen zellulärraums wird näherungsweise nach dem Frontalebene.
der Therapie bei der Bauchspiegelung (Laparo- Prinzip der Indikatorverdünnung mit Inulin
skopie). gemessen.
Differenzialdiagnosen: Extremitäten f pl: engl. limbs; syn. Gliedma- Extremitätenischämie, kritische f: engl. criti-
– Salpingitis* ßen. Gliedmaßen, man unterscheidet obere Ext- cal leg ischemia (Abk. CLI). Durchblutungsstörung
– drohender oder inkompletter Abort remitäten (Arme) und untere Extremitäten bei fortgeschrittener peripherer arterieller Ver-
– rupturiertes Corpus luteum (Beine). schlusskrankheit (pAVK), die bei der unteren
553 EZR

Extremität dem Fontaine-Stadium III–IV ent- z. B. bronchial). Lebensbedrohliche arterielle bei der chirurgischen Entfernung des Rektums
spricht. In der Regel zeigen sich beim liegenden Blutungen kommen vor und sind schnellstmög- komplett en bloc mit entfernt, um so ein lokore-
Patienten in der transkutanen Sauerstoffdruck- lich endoskopisch bzw. laparoskopisch zu ver- gionäres Tumorrezidiv, das sich meist aus regi-
messung* tcPO2-Werte von < 30 mmHg (abhän- sorgen. Epidemiologie: onalen Lymphknoten entwickelt, zu verhin-
gig von Haut, Hämoglobin-Konzentration im – Meist ältere Patienten mit multiplen Komor- dern.
Blut u. a. Parametern). Fontaine*-Stadien (Tab. biditäten (kardiopulmonale Erkrankung, Exzision, transanale totale mesorektale →
dort). chronische Nierenerkrankung, Diabetes mel- Transanale totale mesorektale Exzision
Extremitätenperfusion, hypertheø rme f: engl. litus, Alkoholabusus, häufig Einnahme von Exzitation f: engl. excitation. Erregung.
hyperthermic limb perfusion. Interventionelles Ver- nichtsteroidalen Antiphlogistika) Exzitotoxizität f: syn. exzitatorische Toxizi-
fahren, bei dem nach zentraler Abklemmung – geringe Androtropie (m : w = 2 : 1). tät. In den Neurowissenschaften übliche Be-
und peripherem Anschluss der großen zufüh-
renden Arterie und der abführenden Vene einer
Pathologie: Entsteht auf dem Boden einer Ge-
fäßanomalie (abnorme großkalibrige, unmittel-
zeichnung für die übermäßige Ausschüttung
von Neurotransmittern (Glutamat, NMDA) in-
E
Extremität über einen extrakorporalen Kreislauf bar unterhalb der Muscularis mucosae verlau- folge einer Reizüberflutung, sodass es zu einer
Chemotherapeutika unter lokaler Hyperthermie fende Arterie) mit Erosion des darüberliegen- Kalzium-induzierten Apoptose in den Neuro-
verabreicht werden. Die hypertherme Extremi- den Epithels. nen kommen kann. Bei längerem Fortbestehen
tätenperfusion wird beispielsweise zur Therapie Klinik: Akute, potenziell lebensbedrohliche, der Reizüberflutung können größere Hirnarea-
von Weichteilsarkomen eingesetzt. häufig rezidivierende arterielle Blutung bei Ar- le geschädigt werden und sogar absterben.
Extremitätenverlängerung → Verlänge- rosion der Gefäßwand mit Hämatemesis, Melä- Vorkommen: Exzitotoxizität tritt auf bei:
rungsosteotomie na oder Hämatochezie. – Vergiftungen mit Neurotoxinen
extremus: syn. extrem. Äußerst. Therapie: – Schädelhirntraumata
Extrinsic-Faø ktor m: engl. extrinsic factor. We- – Endoskopische Platzierung eines Clips* auf – Schlaganfall
nig gebräuchliche Bezeichnung für Cobalamin*, dem Gefäßstiel – Rückenmarksverletzungen
das nur zusammen mit dem Intrinsic*-Faktor – bei Rezidivblutung endoskopische Blutstil- – Hypoglykämie
im Ileum resorbiert werden kann. lung und/oder angiografische Embolisierung – neurodegenerativen Erkrankungen des ZNS:
Extrinsic-PEEP: engl. extrinsic positive endexpir- – operative Umstechung bzw. Resektion. 1. Multiple Sklerose 2. Morbus Alzheimer
atory pressure; syn. externer PEEP; Abk. ePEEP. Prognose: Letalität 8–9 %. 3. Amyotrope Lateralsklerose (ALS) 4. Morbus
Im Gegensatz zum Intrinsic*-PEEP (iPEEP) der Exulzeration f: engl. ulceration; syn. Exulcera- Parkinson 5. Alkoholismus 6. Chorea Hun-
am Respirator* eingestellte positive endexpira- tio. Geschwürbildung, geschwüriger Zerfall. tington 7. Status epilepticus.
torische Atemwegsdruck (PEEP). Exzentrizitätsindex, linksventrikulärer m: Eye Movement Desensitization and Repro-
Extrusion f: Austreibung eines Sekrets aus engl. left-ventricular eccentricity index. Echokar- cessing: Abk. EMDR. Im Rahmen der Verhal-
Drüsenzellen sowie Bezeichnung für den Vor- diografischer Parameter zur Erfassung der sys- tenstherapie* entwickelte psychotherapeutische
gang des Zahnens (siehe Dentition*). tolischen Kompression des linken Ventrikels in- Methode (F. Shapiro, 1988) der Traumathera-
Extubation f: Herausziehen des Trachealtubus folge (morphologischer) Veränderung von rech- pie*. Durch Fokussierung auf das Trauma* und
bei entblocktem Cuff und positivem Atemwegs- tem Ventrikel und Herzseptum. Bestimmt wird die damit verbundenen emotionalen, kogniti-
druck aus der Luftröhre bzw. Herausziehen des das rechnerische Verhältnis (Quotient) beider ven und somatischen Erfahrungen bei gleich-
Doppellumentubus* oder Endobronchialtubus* (zueinander orthogonaler) linksventrikulärer zeitiger Stimulation verschiedener Gehirnareale
aus dem Hauptbronchus. Diameter in parasternaler kurzer Achse. soll Verarbeitung und Integration des Traumas
Durchführung: Referenzwert: Normal 1, erhöht z. B. bei pul- (balancierte Aktivierung limbischer und korti-
– Voraussetzungen: 1. Spontanatmung 2. aus- monaler Hypertonie. kaler Strukturen) gelingen.
reichende Schutzreflexe, v. a. Husten- und Exzision f: engl. excision. Ausschneiden von Ge- Prinzip: Einsatz bilateraler Stimulation wäh-
Schluckreflex zum Schutz vor Aspiration* webeteilen ohne Rücksicht auf Organgrenzen rend der Konfrontation in sensu mit dem Trau-
– Ausleitung einer Intubationsnarkose (Nar- oder Gewebestrukturen. ma, meist als visuelle (Fingerbewegungen des
kose*) Exzisionsbiopsie → Probeexzision Therapeuten), alternativ als rhythmische taktile
– Wegfall der Indikation zur Intubation und Exzision, totale mesorektale → Totale meso- oder akustische Stimulation.
zur Beatmung* rektale Exzision Indikation: V. a. posttraumatische* Belastungs-
– Oxygenierung (FiO2 = 1) Exzision, totale mesorektale f: engl. total me- störung.
– oropharyngeales und endotracheales Absau- sorectal excision; Abk. TME. Im Rahmen eines Ezetimiøb n: Lipidsenker aus der Gruppe der
gen onkochirurgischen Eingriffs bei Rektumkarzi- Cholesterol-Resorptions-Hemmer, der bei Hy-
– cave: Bronchospasmus*, Überhang*. nom angewendete operative Technik zur Ver- percholesterolämie (in der Regel zusammen mit
exuberans: Wuchernd. hinderung eines lokoregionären Tumorrezidivs einem HMG-CoA-Reduktase-Hemmer) einge-
Exulceratio siømplex f: engl. simple exulcera- mit vollständiger Entfernung des Mesorek- setzt wird. Antazida* und Colestyramin führen
tion; syn. Dieulafoy-Ulkus. Akute, solitäre tums. Der Eingriff wird offen chirurgisch, lapa- zur Resorptionsverminderung. Zu den Neben-
Schleimhautläsion unbekannter Ätiologie, roskopisch oder transanal durchgeführt. wirkungen zählen Myalgien*, Husten und gast-
meist im proximalen Magen entlang der klei- Technik: Das gesamte in einer Hüllschicht ein- rointestinale Beschwerden.
nen Kurvatur im Bereich des gastroösophagea- gescheidete Gekröse des Rektums, das unter an- EZF: Abk. für → Extrazellulärflüssigkeit
len Übergangs (in ca. 30 % extragastral gelegen, derem auch viele Lymphknoten enthält, wird EZR: Abk. für → Extrazellulärraum
F F

F: Abk. für → French und peripheren Nervensystems mit Ischämie Verdrehung von Silben, Buchstaben, Wortsalat.
F: Abk. für force → Kraft und Infarkt des Versorgungsgebiets. CPSS wurde ursprünglich entwickelt aus NIHSS
F: Abk. für → Phenylalanin Face Arm Speech Test: Abk. FAST. Verfahren (National Institute of Health Stroke Scale).
F: Abk. für Fahrenheit → Temperatur zum Screening* auf Schlaganfall*. FAST dient FAST wird insbesondere präklinisch angewen-
Faber-Anämie f: engl. Faber’s anemia; syn. Fa- zur präklinischen standardisierten schnellen det, z. B. im Rettungsdienst integriert in den
ber-Syndrom. Form der Eisenmangelanämie* Erfassung einer zentralen Fazialisparese*, von Notruf-Abfrage-Algorithmus für Schlaganfall
infolge verminderter Eisenresorption bei Achy- Auffälligkeiten beim Armhalteversuch mit Pro- (Alarmierung durch Disponent).
lia* gastrica und beschleunigter Magen-Darm- nation und Absinken des (zum betroffenen Prinzip: Siehe Tab.
Passage. Zu den häufigsten Symptomen der Fa- zentralnervösen Areal) kontralateralen Arms so- Face, Legs, Activity, Cry, Consolability Skala
ber-Anämie zählen hypochrome Anämie, Haut- wie zur Detektion von aphasischen Wortfin- f: engl. face, legs, activity, cry, consolability; Abk.
blässe, Nagelveränderungen, Heiserkeit und dungsstörungen. Das Verfahren besitzt eine ho- FLACC-Skala. Score zur postoperativen Algesi-
Dysphagie. he Sensitivität*. metrie bei Kindern durch Fremdbeurteilung.
Fab-Fragmeø nt n: engl. fragment antigen binding Hintergrund: Abgeleitet von CPSS (Cincinnati Die FLACC-Skala wird angewendet bei Kindern
Fragment. Monovalentes antigenbindendes (je- Prehospital Stroke Scale). Bei CPSS dauert der im Alter bis zu 7 Jahren oder Kindern mit mehr-
doch keine Agglutination oder Präzipitation be- Armhalteversuch im Gegensatz zu FAST 10 s facher Behinderung. Bewertet werden 5 Items
wirkendes) Immunglobulinfragment, das durch und das Kriterium Sprache wird durch Nach- (Mimik, Beinbewegung, Aktivität, Schreien,
proteolytische Aufspaltung von Immunglobuli- sprechen eines definierten Satzes bewertet, be- Tröstbarkeit) mit je einem Wert von 0–2 Punk-
nen mit Papain entsteht. Zu therapeutischen stehend v. a. aus einsilbigen Wörtern. Eine Be- ten.
Zwecken wurden verschiedene Fab-Fragmente wertung im Sinne Aphasie wird getroffen z. B. Facelifting n: Straffung der Gesichtshaut
entwickelt, u. a. Abciximab und Certolizumab bei stockender Sprache, Auslassen von Wörtern, durch Exzision von Hautstreifen in den Rand-
Pegol.
Struktur: Immunglobuline* (Abb. dort).
FAB-Klassifikation f: engl. FAB classification; Face Arm Speech Test:
syn. French-American-British-Klassifikation. Äl- Kriterien und Bewertung bei FAST.
teres zytomorphologisches System der Eintei-
Kriterium[1] Bewertung[2]
lung von akuten Leukämien und myelodysplas-
tischen Syndromen. Bei der Ausarbeitung waren face Gesicht Asymmetrie im Gesicht beim Versuch ja, nein, unklar ja im Sinne
französische (F), US-amerikanische (A) und briti- des Patienten zu lächeln oder Zähne falls nicht nein: zentrale
sche (B) Hämatopathologen beteiligt. Die FAB- zu zeigen? links oder rechts Fazialisparese
Klassifikation wird zunehmend durch die mo- arm Arm (Pronation und) Absinken eines Arms ja, nein, unklar; ja im Sinne
dernere WHO-Klassifikation ersetzt, die neben beim Versuch des Patienten, beide falls nicht nein: positiver
zytomorphologischen auch genetische und im- Arme (mit nach oben gerichteten links oder rechts Armhalteversuch
munologische Gesichtspunkte miteinbezieht. Handflächen) 5 Sekunden lang im
Fabry-Syndrom n: engl. Fabry disease; syn. An- Sitzen im Winkel von 90° bzw. im
giokeratoma corporis diffusum. Seltene, X- Liegen 45°) zu halten?
chromosomal vererbte (Genlocus Xq22.1) pro- speech Sprache undeutliche, verwaschene, langsame ja, nein, unklar ja im Sinne
grediente multisystemische Enzymopathie mit Sprache, Wortfindungsstörung? Aphasie
verminderter oder fehlender lysosomaler Alpha- [1]
ggf. ergänzt um Erfragen weiterer neurologischer Symptome mit akutem Beginn, z. B. Sehstörung,
Galaktosidase-A-Aktivität und Speicherung des
Blicklähmung, Sensibilitätsstörung, Bewusstseinsstörung, Gleichgewichtsstörung, Schwindel,
nicht abbaubaren Ceramidtrihexosids u. a. in
Störung der Koordination;
den Endothel- und glatten Muskelzellen der [2]
klinischer Verdacht auf Schlaganfall bei ≥ 1 Bewertung mit ja
Blutgefäße sowie in Nervenzellen des zentralen
Faces Pain Scale 556

partien des Gesichts (Haaransatz, vor und hin- – CT Facies adenoidea f: engl. adenoid face. Charak-
ter dem Ohr, Kinnpartie) und anschließende – MRT teristischer Gesichtsausdruck mit offenem
Mobilisierung und Raffung der Gesichtshaut – probatorische Facetteninfiltration. Mund, blassem Gesicht, Spitzbogengaumen
innerhalb der Subkutis. Ein Facelifting ermög- Therapie: und evtl. Fehlstellung der Schneidezähne bei
licht die Beseitigung bzw. kosmetische Korrek- – Konservativ: 1. Antiphlogistika (z. B. NSAR adenoiden Vegetationen* infolge mangelnder
tur von Falten, herabhängenden Wangen oder wie Ibuprofen, Diclofenac, Novaminsulfon) Belüftung des Mittelohrs. Siehe Abb.
eines Doppelkinns. 2. Entlordosierung 3. Injektion von Lokalan-
Faces Pain Scale → faces pain scale, revised ästhetika ggf. mit Glukokortikoid* an oder in
Faceø tte [Orthopädie] f: engl. facet. Gelenkfort- die Facettengelenke (Facetteninfiltration)
sätze paarweise hinten am Wirbelkörper, ver- – Facettenverödung* bzw. Facettendenervati-
bunden mit den beiden benachbarten Wirbel- on: In Lokalanästhesie nach Nadelpunktion
körpern in den paarigen Wirbelgelenken. Eine unter Röntgenkontrolle durch Thermokoa-
gulation* (ca. 75–800 C) oder Kryosonde (ca. -
F Wirbelgelenk-Arthrose* findet sich häufig bei
Rückenschmerzen. Beim Knie befinden sich ei- 600); chemisch (z. B. mit Phenol, chemische
ne mediale und laterale Facette an der Patella*- Synovektomie) kaum mehr üblich
Rückseite. – operativ: 1. Facettektomie*, selten indiziert;
Faceø tte [Zahnmedizin] f: engl. veneer. Veralte- ggf. bei Versagen anderer Methoden 2. opera-
te Bezeichnung für labiale zahnfarbene Kunst- tive Versteifung (siehe Spondylodese*) des be-
stoff- oder Keramikverkleidung einer (Ver- troffenen Wirbelsäulensegments; aber zu- Facies adenoidea: charakteristischer Gesichts-
blend-)Krone oder eines Zahnes. rückhaltende Indikationsstellung (z. B. Ge- ausdruck mit offenem Mund und Fehlstellung
Facettektomie f: engl. facetectomy. Chirurgi- fahr der Degeneration der Nachbarsegmente, der Schneidezähne. [95]
sche Abtragung des Gelenkfortsatzes eines Wir- sog. Anschlussdegeneration (ASD, adjacent
belkörpers. Indikationen sind chronisches Fa- segment degeneration).
cettensyndrom* (nach erfolgloser Facettenver- Faceø ttenverödung f: engl. facet coagulation. Facies antonina f: engl. leonine face. Verände-
ödung*), Spondylodese* bei Skoliose oder dor- Denervierung der kleinen (Zwischen-)Wirbelge- rung des Gesichts bei tuberkuloider Lepra mit
sal-zervikale mikrochirurgische Wurzelkanaler- lenke (Processus articularis inferior/superior) verminderter Mimik und Atrophie. Die Ge-
öffnung bei OP des zervikalen Bandscheiben- durch Thermokoagulation* oder Elektrokoagu- sichtsveränderungen sind Folge der Neuropa-
vorfalls*. lation* der Gelenkkapsel bzw. Koagulation des thie.
Faceø ttengelenkarthrose → Facettensyndrom facettenversorgenden Nerven (N. Luschkae) an Facies articularis f: engl. articular surface. Ge-
Faceø ttengelenkarthrose → Spondylarthrosis der Wurzel des Querfortsatzes bei chronischem lenkfläche (der an einem Gelenk beteiligten
deformans Facettensyndrom*. Die Wirkdauer einer Facet- Knochen), z. B. Facies articularis capitis costae:
Faceø ttensyndrom n: engl. facet syndrome. tenverödung beträgt ca. 6 Monate bis mehrere Gelenkfläche am dorsalen Ende der Rippen für
Schmerzen im Bereich der Facettengelenke der Jahre. die Artikulation mit den Brustwirbelkörpern
Wirbelsäule (insbesondere der Lendenwirbel- Vorgehen: (Articulatio* capitis costae).
säule), die akut meist nach Überbelastung auf- – Thermokoagulation* ggf. perkutan unter Facies gaø strica f: Bezeichnung für den typi-
treten. Ein chronisches Facettensyndrom ist Röntgendurchleuchtung schen Gesichtsausdruck von Personen, die an
Folge degenerativer Gelenkveränderungen (Fa- – Elektrokoagulation* der Gelenkkapsel bzw. Magenkrankheiten leiden. Die Facies gastrica
cettengelenks-Arthrose) mit Gelenkkapsel-Rei- Koagulation des facettenversorgenden Ner- ist gekennzeichnet durch eine tiefe Nasolabial-
zung. Häufig kommt es zu einer Chronifizie- ven (N. Luschkae) an der Wurzel des Quer- falte, hohle Wangen und fahle Gesichtsfarbe.
rung der Rückenbeschwerden. Je nach Schwere fortsatzes Facies hippocratica f: engl. hippocratic face.
der Symptomatik wird konservativ oder opera- – alternativ: offene operative Denervierung. Gesichtsausdruck des Sterbenden mit blasser,
tiv behandelt. Indikation: Chronisches Facettensyndrom* z. B. spitzer Nase, eingesunkenen Augen und Wan-
Ursachen: Häufig bei infolge Arthrose (ggf. nach vorheriger Testung gen, graublasser Haut und kaltem Schweiß auf
– Bandscheibenschaden* auf Wirkung durch Injektion eines Lokalanäs- der Stirn.
– Osteochondrose. thetikums). Facies leonina → Lepra
Klinik: Facies [Fläche] f: Fläche von Organen oder Re- Facies lunata f: engl. moon face. Durch Fett-
– Schmerzen im Bereich der Wirbelgelenke, an gionen nach ihrer Lage zu angrenzenden Teilen einlagerungen rundlich und aufgequollen wir-
der Lendenwirbelsäule und Richtungen. kendes Gesicht mit Doppelkinn, schmalen Lid-
– tiefsitzender, durch Lordose* verstärkter Facies [Gesicht] f: engl. face; syn. Gesicht. Vor- spalten und evtl. geröteten Wangen als Symp-
Schmerz, durch Druck auf das Gelenk bzw. derer Anteil des Kopfes mit Haut, Muskeln, Au- tom, z. B. beim Cushing*-Syndrom. Siehe Abb.
die Facetten* auslösbar gen, Wangen, Nase, Mund und Kinn. Facies mitralis → Mitralklappenstenose
– im Gegensatz zum Ischiassyndrom oder Facies abdominalis f: engl. abdominal face; Facies myopathica f: engl. myopathic facies.
Bandscheibenvorfall* keine radikuläre Aus- syn. Bauchgesicht. Amimischer, ängstlich wir- Ausdruckslose Gesichtszüge, die typisch sind
strahlung der Schmerzen, keine Nervenwur- kender Gesichtsausdruck mit blassem Hautko- für bestimmte Formen der Myopathie*.
zelreizung oder Kompression und damit kei- lorit vorwiegend perioral, eingefallenen Wan- Facies paralytica f: engl. paralytic face. Fehlen-
ne Wurzeldehnungszeichen (siehe Lasègue). gen und retrahierten Augen sowie blasser Na- de bzw. ausdruckslose Mimik* bei beidseitiger
Diagnostik: senspitze bei schweren Entzündungen des Fazialisparese*.
– Klinik mit typischem Facetten-Druck- Bauchraumes, vorwiegend bei akuter Peritoni- Facies tetanica → Risus sardonicus
schmerz tis*. Der Begriff Facies abdominalis ist gleichzu- Facilitated Tucking → Schmerztherapie
– Röntgen setzen mit Facies hippocratica. factitius: engl. factitial. Künstlich (erzeugt).
557 Fahruntüchtigkeit

mit koliformen Bakterien) bzw. Leitkeim für fä- Fåhraeus-Lindqvist-Effeø kt m: engl. Fåhraeus’
kale Kontamination des Wassers mit Darmbak- phenomenon. Abnahme der Viskosität* des Bluts
terien von Mensch und Tier. in engen Blutgefäßen infolge einer Aneinander-
Vorkommen: lagerung der Erythrozyten und einer gleitenden
– Meist in geringerer Zahl als E. coli Plasmaumhüllung.
– Überlebenszeit in der Umwelt länger und Re- Fahreignung f: Unbestimmter Rechtsbegriff,
sistenz gegenüber Desinfektionsmitteln grö- der die körperliche, geistige und charakterliche
ßer als bei koliformen Bakterien. Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen um-
Färbekoeffizieø nt → Mean Corpuscular Hemo- fasst. Fahreignung bezeichnet die zeitlich stabi-
globin le, von aktuellen Situationsparametern unab-
Fäulnisbakterien n pl: engl. putrefactive bacte- hängige Fähigkeit zum Führen eines Kraftfahr-
ria. Bakterien, die den Abbau von Proteinen be- zeugs (Eigenschafts-Variable); geregelt in § 2
wirken (Eiweißfäulnis). Fäulnisbakterien ver-
halten sich antagonistisch zu Säurebakterien
Absatz 4 Straßenverkehrsgesetz.
Recht: Gemäß § 11 Fahrerlaubnis-Verordnung F
(vergären Kohlenhydrate) und Schimmelpilz- (FeV) sind die Anforderungen insbesondere
Arten (aerobe Vermehrung bei genügender nicht erfüllt, wenn eine Erkrankung oder ein
Luftfeuchtigkeit). Mangel vorliegt, wodurch Eignung oder be-
Facies lunata [146]
Formen: Hauptvertreter der Fäulnisbakterien dingte Eignung zum Führen von Kraftfahrzeu-
sind: gen ausgeschlossen wird. Bei begründeten Be-
– Aerobe Spezies von Proteus und Pseudomo- denken gegen die Fahreignung kann die Fahr-
nas erlaubnisbehörde zur Vorbereitung ihrer Ent-
Fadeneiterung f: engl. stitch abscess. Eiterung, – aerobe Sporenbildner: Bacillus subtilis, Bacil- scheidung die Beibringung u. a. von ärztlichen
Fistelbildung und Fadenabstoßung als Folge ei- lus mesentericus, Bacillus mycoides u. a. Gutachten anordnen. Anlage 4 der FeV enthält
ner Wundinfektion* im Bereich der Stichkanäle – anaerobe Sporenbildner: u. a. Clostridium eine Aufstellung häufiger vorkommender Er-
einer chirurgischen Naht*. botulinum, Clostridium histolyticum, Clost- krankungen und Mängel, die die Eignung zum
Fadenentfernung f: syn. Fäden-Ziehen. Ent- ridium putrificum, Clostridium sporogenes. Führen von Kraftfahrzeugen längere Zeit beein-
fernung von chirurgischem Nahtmaterial* Fäulnisdyspepsie f: engl. dyspepsia secondary trächtigen oder aufheben können. Die Bundes-
durch ärztliches oder pflegerisches Personal. to non digested proteins. Nicht mehr gebräuchli- anstalt für Straßenwesen hat zur medizinischen
Der Faden wird je nach Körperregion, mechani- che Bezeichnung für ein Krankheitsbild, das Begutachtung der Fahreignung Leitlinien he-
scher Belastung und Heilung der Wunde zu un- durch Eiweißfäulnis hervorgerufen wird. Es rausgegeben, die eine Zusammenstellung eig-
terschiedlichen Zeitpunkten entfernt, z. B. ab- geht einher mit zahlreichen, faulig stinkenden, nungsausschließender oder -einschränkender
dominell nach 10–14 Tagen, im Gesicht nach alkalischen, dünnen Stühlen, die mikrosko- körperlicher und/oder geistiger Mängel bein-
5–7 Tagen. pisch reichlich unverdaute Muskelfasern ent- halten, die eine einzelfallgerechte Begutach-
Fadengranulom n: engl. suture granuloma. halten. tung erleichtern sollen.
Fremdkörpergranulom* als Gewebereaktion auf Ursachen: Fahrenheit → Temperatur
chirurgisches Nahtmaterial. – Sekretionsanomalien: 1. Achylia* gastrica Fahr-Krankheit f: engl. Fahr’s disease. Nicht
Fadenpilze m pl: engl. hyphomycetes. Ungenaue 2. exokrine Pankreasinsuffizienz* arteriosklerotisch bedingte Gefäßverkalkungen
und veraltete Bezeichnung für fädige hyphen- – überreichliches Proteinangebot in der Nah- in Basalganglien und Kleinhirn. Klinisch zeigen
bildende Pilze (Fungi* imperfecti); cave: auch rung sich Symptome des Parkinson*-Syndroms und
Hefen können Hyphen bilden. – vermehrte Proteinbildung im Darm durch Demenz*. Unterschieden werden idiopathi-
Fadenwürmer → Nematodes Schleim, Eiter, Blut oder Zelldetritus. sche*, autosomal-dominant erbliche (Genlocus
Fading [Anästhesie]: Abnahme der muskulä- Fäulnisprodukte → Ptomaine 14q) und symptomatische Formen (z. B. infolge
ren Reizantwort bei repetitiver Reizung (Fre- Faex medicinalis → Bierhefe fetaler Infektion, Hypoparathyroidismus oder
quenz 0,15–5 Hz) und Entwicklung eines Fäzes: engl. faeces; syn. Stuhl. Ausscheidungs- Pseudohypoparathyroidismus*). Eine CT* si-
Nichtdepolarisationsblocks (Muskelrelaxation*) produkt des Darms. Die Menge varriert stark chert die Diagnose.
als Zeichen der Ermüdung (vgl. train* of four). mit der Ernährung: kleine Mengen (< 200 g/d) Fahrradergometrie → Ergometrie
Fäkalindikator → Fäkalstreptokokken bei ballaststoffarmer Ernährung, große Mengen Fahrtüchtigkeit → Fahruntüchtigkeit
Fäkal-orale Transmission f: syn. fäkal-orale bei ballaststoffreicher Ernährung. Der physiolo- Fahruntüchtigkeit f: Strafrechtliche Bezeich-
Übertragung. Übertragung* von Darmbakteri- gische pH-Wert des Fäzes liegt bei ca. 7. nung für die abstrakte oder konkrete Gefähr-
en* in die Mundhöhle*, z. B. durch kontami- Bestandteile: dung des (Straßen-)Verkehrs durch einen Kraft-
nierte Hände oder Gegenstände und Lebensmit- – Unverdauliche, nichtverdaute sowie nicht re- fahrer, dessen Gesamtleistungsfähigkeit beson-
tel*. Über diesen Infektionsweg werden infekti- sorbierte Nahrungsanteile ders infolge Enthemmung so weit herabgesetzt
öse Darmerkrankungen bakterieller und vira- – Produkte des Gastrointestinaltrakts, z. B. ist, dass er unfähig ist, sein Fahrzeug im Stra-
ler* Genese übertragen (z. B. Ruhr, Typhus*, Er- Schleim, Wasser, abgestoßene Epithelien, ßenverkehr eine längere Strecke, und zwar auch
krankungen durch Noro- und Rotaviren). Verdauungsenzyme und Gallenfarbstoffe bei plötzlichem Auftreten schwieriger Ver-
Schutz bieten eine gute Händehygiene* sowie (letztere bedingen die gelblich bräunlich kehrslagen, sicher zu steuern.
Händedesinfektion*. Farbe) Einteilung:
Fäkalstreptokokken f pl: engl. fecal streptococ- – Darmbakterien und ihre Abbauprodukte – Absolute Fahruntüchtigkeit: 1. Blutalkohol-
ci. Bezeichnung für Enterokokken*. Fäkalstrep- (z. B. Indol*, Skatol), die den typischen Ge- konzentration ≥ 1,1 ‰ (bzw. aufgrund er-
tokokken sind Indikator (ohne oder zusammen ruch verursachen. höhter Anflutungswirkung auch bei Alkohol-
Failure-to-Capture 558

menge im Körper, die nach Abschluss der Re- Faø ktor-V-Mangel → Hypoproakzelerinämie bituelle Aborte 4. Hämarthrose 5. intrazereb-
sorptionsphase zu entsprechender Blutalko- Faø ktor-V-Mutation → APC-Resistenz rale Blutung
holkonzentration führt) 2. festgestellte Fahr- Faø ktor XI m: syn. antihämophiler Faktor C – bei Neugeborenen: schwere Nabelschnurblu-
untüchtigkeit kann beweisrechtlich nicht (Abk. AHC). Faktor XI der Blutgerinnung. tung.
durch den Betroffenen erschüttert werden Einteilung: Blutgerinnung* (Tab. 1 dort). Faø ktor-XII-Mangel m: engl. factor XII deficien-
– relative Fahruntüchtigkeit: 1. Blutalkohol- Faø ktor XII: engl. Hageman factor; syn. Hage- cy; syn. Hageman-Faktor-Defizit. Mangel an
konzentration 0,3 bis < 1,1 ‰ 2. Feststellung man-Faktor. Faktor XII der Blutgerinnung*, (funktionellem) Hageman-Faktor* infolge auto-
der Fahruntüchtigkeit verlangt Gesamtwür- dessen Biosynthese in der Leber (Vitamin-K-un- somal-rezessiv erblicher Genmutation (Genlo-
digung aller beachtlichen Beweisanzeichen. abhängig) erfolgt. Genmutationen haben einen cus 5q33–qter). Es zeigt sich eine verlängerte
Für andere berauschende Mittel wurde ein ab- Mangel an Faktor XII zur Folge. aPTT (activated partial thromboplastin time)
soluter Grenzwert bisher nicht bestimmt. Es Wirkung: Nach der Aktivierung zu Faktor XIIa ohne klinische Relevanz. Evtl. ist das Abortrisi-
müssen konkrete, auf die Beeinträchtigung der (Serinprotease) durch Kallikrein* bewirkt der ko erhöht. Abzugrenzen ist das Antiphospholi-
F Fahrsicherheit bezogene Ausfallerscheinungen
festgestellt werden, die eindeutig auf Drogen-
Hageman-Faktor folgende Prozesse:
– Aktivierung von Fletcher-Faktor zu Kallikre-
pid*-Syndrom (in ≤ 50 % Antikörper gegen Ha-
geman-Faktor), bei welchem klinisch habituelle
oder Arzneimittelgenuss zurückzuführen sind. in (reziproke Aktivierung) Aborte auftreten.
Failure-to-Capture: Bezeichnung für Impuls- – Aktivierung von Faktor XI der Blutgerin- Formen:
abgabe durch Herzschrittmacher* ohne ventri- nung – CRM– (crossreacting material): Hageman-
kuläre Erregung (im EKG Spikes ohne QRS- – Aktivierung von Plasminogen (endogener Faktor fehlend
Komplex). Mögliche Ursache ist ein Exit*-Block. Plasminogenaktivator*). – (selten) CRM+: nachweisbares (dysfunktionel-
FAIT: Abk. für fetale Alloimmunthrombozyto- Faø ktor XIII: engl. fibrin stabilizing factor; syn. les) Protein.
penie → Alloimmunthrombozytopenie, neona- fibrinstabilisierender Faktor. Faktor XIII der Faø ktor-XI-Mangel → PTA-Mangelsyndrom
tale und fetale Blutgerinnung*, der aus je 2 globulären Unter- Faø ktor-X-Mangel → Stuart-Prower-Defekt
Faø ktor, antihämophiler → Globulin, antihä- einheiten A (mit aktivem Zentrum der Trans- falcifoø rmis: Sichelförmig, z. B. Ligamentum
mophiles glutaminase) und B besteht. Der fibrinstabilisie- falciforme hepatis.
Faktorenanalyse f: engl. factor analysis. Multi- rende Faktor spielt eine essenzielle Rolle in der Falciparum-Malaria → Malaria tropica
variates statistisches Verfahren zur Datenreduk- Wundheilung*. Ein Faktor*-XIII-Mangel verur- Falk-Operation f: engl. Falk’s operation. Wie-
tion und Auffindung latenter Strukturen. sacht eine starke Neigung zu Blutungen. derherstellung des Tränenabflusses (Dakryorhi-
Faktoren, antinukleäre → Antikörper, anti- Wirkung: Nach Aktivierung durch Thrombin nostomie) durch Anlage eines Knochenfensters
nukleäre und in Anwesenheit von Ca2+-Ionen (Cofaktor) von der lateralen Nasenwand zum Tränensack.
Faktoren, biotrope m pl: engl. biotropic factors. vernetzt Faktor XIII die zunächst nur durch Fallakte, elektronische f: engl. electronic case
Auf die Lebewesen einwirkende Umweltfakto- Wasserstoffbrücken gebildeten Fibrinpolymere record. Webbasiertes Kommunikationsmedium
ren, z. B. Luftdruck, Temperatur und Sonnen- zu einem unlöslichen Fibrinpolymer (Fibrin*), mit Metadaten zu Inhalt und Speicherort aller
strahlung. sodass ein stabiles, in der extrazellulären Mat- medizinischen Informationen eines Behand-
Faktoren, kriminogene m pl: engl. crimono- rix verankertes Blutgerinnsel* entsteht. Des lungsfalls, das Leistungserbringern einen
genic factors. Risikofaktoren* für delinquentes Weiteren vernetzt Faktor XIII Fibronektin* und (durch Patienten zu legitimierenden) instituti-
Verhalten. Dazu zählen schulische Probleme, ei- Vitronektin*. ons- und sektorenübergreifenden Zugriff er-
gene Gewalterfahrungen, Suchterkrankung, Faø ktor-XIII-Mangel m: engl. factor XIII deficien- möglicht. Es handelt sich um eine reduzierte
Persönlichkeitsstörung* etc. cy. Mangel an fibrinstabilisierendem Faktor*. (u. a. datenschutzrechtlich weniger komplexe)
Faktoren, prädisponierende m pl: engl. predis- Symptome sind traumatische bzw. postoperati- Form der elektronischen Patientenakte*.
posing factors. Gesamtheit jener Bedingungen, ve Blutung sowie Wundheilungsstörung bei Fallarbeit, interaktioneø lle → IFA-Gruppe
die das Erstauftreten einer Krankheit oder psy- Faktor-XIII-Aktivität ≤ 50 %. Spontane Blutun- Fallbericht m: engl. case report. Retrospektive
chischen Störung begünstigt (Prädisposition*). gen treten bei Faktor-XIII-Aktivität < 7 % auf. und selektive Beobachtung und Schilderung des
Hierzu gehören bestimmte Anlagefaktoren bei Behandelt wird durch Substitution mit Faktor- Behandlungs- und Pflegeverlaufes bei einzel-
Depression und Schizophrenie, Erfahrungen XIII-Konzentrat (siehe Gerinnungsfaktor). Bei nen Patienten zur Beurteilung der Wirksamkeit
wie Traumatisierung, Migration und Depravati- männlichen Homozygoten zeigen sich Oligo- einer Behandlung. Ein Fallbericht ist eine Form
on sowie Persönlichkeitsmerkmale (z. B. spermie und kleine Hoden. des klinischen Wirksamkeitsnachweises.
Schüchternheit) oder Behaviour Inhibition bei Ätiologie: Fallfuß m: engl. foot drop. Schlaffe Lähmung*
verschiedenen Angststörungen. – Angeboren: autosomal-rezessiv erbliche Mu- des Fußes bei Peroneuslähmung*.
Faø ktor-II-Mangel → Hypoprothrombinämie tation mit Genlocus 6p25.1 (A-Untereinheit) Fallhand f: engl. wrist drop. Bei hoher Radialis-
Faø ktor-I-Mangel → Afibrinogenämie bzw. 1q31.3 (B-Untereinheit) lähmung* auftretende charakteristische Hand-
Faø ktor-IX-Mangel → Hämophilie – erworben: 1. isoliert bei Purpura* Schoenlein- stellung beim Versuch, Finger und Handgelenk
Faø ktor-VIII-Mangel → Hämophilie Henoch oder akutem Schub einer Enteritis* zu strecken. Sie wird durch eingeschränkte Dor-
Faø ktor-VIII-Mangel → Von-Willebrand-Jür- regionalis Crohn oder Colitis* ulcerosa 2. in salextension der Hand hervorgerufen.
gens-Syndrom Kombination mit Mangel an weiteren Gerin- Fallkontroø llstudie f: engl. case-control study. In
Faø ktor-VII-Mangel → Hypoprokonvertinämie nungsfaktoren z. B. im Rahmen einer Ver- der epidemiologischen Forschung angewandte
Faø ktor-V-Leiden-Mutation f: engl. factor V Lei- brauchskoagulopathie*, Thrombolyse* oder retrospektive, einzeitige, analytische Studie*.
den mutation. Nach dem Ort der Erstbeschrei- nach Operation. Das Ziel ist, die einer Krankheit zugrundelie-
bung benannte Mutation, die der APC*-Resis- Klinik: Z. B. genden Einfluss- oder Risikofaktoren zu ermit-
tenz (autosomal-dominant erbliche Thrombo- – Bei Erwachsenen: 1. große Hämatome teln. Es werden mindestens 2 Gruppen mitei-
philie) meist zugrunde liegt. 2. Nachblutung 2–5 Tage nach Trauma 3. ha- nander verglichen, die sich hinsichtlich be-
559 Falscher Nabelschnurknoten

stimmter Variablen unterscheiden, etwa gesun-


de bzw. erkrankte Personen.
Effektmaß: Das Effektmaß ist der Odds*-Ratio.
Eine Inzidenz* oder Prävalenz* kann nicht di-
rekt abgeleitet werden.
Bewertung: Vorteile von Fallkontrollstudien
sind schnelle Studiendesigns und kostengünsti-
ge Durchführung, vor allem bei seltenen Er-
krankungen. Ein Nachteil ist das Risiko eines
Selektionsbias oder Recall-Bias (Bias*). Im Ver-
gleich zur Kohortenstudie* ist die Fallkontroll-
studie leichter durchzuführen. Die Ergebnisse
der Kohortenstudien sind jedoch präziser.
Beispiel: Vergleichende Untersuchung von Pati- F
enten mit diabetischer Nephropathie und ei- Fallot-Tetralogie Abb. 1: ventrikulärer Shunt in
nem gesunden Kontrollkollektiv. Die Fallkont- Abhängigkeit von Schweregrad der Pulmonalstenose Fallot-Tetralogie Abb. 2: Röntgen-Thorax-Aufnahme:
rollstudie gibt indirekt Aufschluss über die Be- und Höhe des peripheren Widerstands. querliegendes Herz mit angehobener Spitze
deutung verschiedener Risikofaktoren. (sog. Holzschuhherz), helle Lungenfelder. [40]
Fallneigung → Gleichgewichtsstörungen
Fallneigung → Schwindel subaortal gelegenen VSD mit interventrikulä-
Fallopio-Tube → Eileiter rem Druckausgleich (siehe Abb. 1). Therapie:
Falloposkopie f: engl. falloposcopy; syn. Eilei- – Links-Rechts-Shunt in Ruhe bei relativ gerin- – Prophylaxe hypoxischer Anfälle durch Pro-
terspiegelung. Endoskopische Darstellung der ger Pulmonalstenose als sog. azyanotische pranolol
Eileiterschleimhaut über transuterinen Zu- Fallot IV (Pink Fallot) – im hypoxischen Anfall Hockstellung in Sei-
gang, z. B. im Rahmen der Sterilitätsdiagnostik – hieraus Entwicklung der klassischen zyanoti- tenlage im Bett, Morphin und Sauerstoffzu-
(prognostische Aussage umstritten). schen Form mit Zunahme der Infundibu- fuhr
Fallot-Pentalogie → Fallot-Tetralogie lumstenose und des Rechts-Links-Shunts. – therapeutisches Offenhalten des Ductus* ar-
Fallot-Tetralogie f: engl. tetralogy of Fallot; syn. Klinik: teriosus durch Prostaglandin bei Neugebore-
Fallot IV. Angeborener* Herzfehler mit einer – Azyanotisch bei ca. 50 % der Neugeborenen, nen mit extremer Pulmonalstenose
Kombination aus Pulmonalstenose*, Ventrikel- z. T. auch frühzeitig ausgeprägte Zyanose* – palliativ durch Blalock*-Taussig-Operation
septumdefekt* (VSD), nach rechts und vorn ver- (v. a. an Lippen und Akren, auch generali- (evtl. modifiziert als aortopulmonale Anasto-
lagerter reitender Aorta und Hypertrophie des siert), verstärkt bei Anstrengung mosenoperation), ggf. Implantation eines
rechten Ventrikels. Das klinische Bild variiert – kompensatorische Polyglobulie* mit Erhö- Stents in den Ductus arteriosus oder Ballon-
von unauffällig bis zum Auftreten von hypoxi- hung des Hämatokrits und damit unter Um- dilatation der Pulmonalstenose (Ballonvalvu-
schen Anfällen, oft ist die Entwicklung gestört. ständen kritische Zunahme der Blutviskosi- loplastie*)
Behandelt wird operativ. tät, Gefahr von Hirngefäßthrombosen bzw. – operative Korrektur als Primäreingriff.
Hintergrund: Oft als annähernd symptomglei- -embolien Fallot-Trilogie f: engl. trilogy of Fallot. Kaum
che Fallot-Pentalogie (syn. Fallot V) in Kombi- – allgemeine körperliche Entwicklungsstörun- noch gebräuchliche Bezeichnung für einen an-
nation mit offenem Foramen* ovale oder (in ca. gen, ab 2. Lj. Ausbildung von Trommelschlä- geborenen* Herzfehler mit Pulmonalstenose*,
15 %) Vorhofseptumdefekt*. Fehlbildungen: gelfingern und Uhrglasnägeln infolge chro- Vorhofseptumdefekt* und Rechtsherzhypertro-
– Pulmonalstenose*, meist infundibulär als In- nischer Hypoxämie phie. Die Symptome entsprechen einer Pulmo-
fundibulumstenose* oder kombiniert infun- – häufig sog. Herzbuckel* nalstenose mit intaktem Ventrikelseptum, zu-
dibulär-valvulär und supravalvulär, in ca. – Gefahr des Auftretens lebensbedrohlicher hy- sätzlich entwickelt sich eine Zyanose* aufgrund
10 % rein valvulär, im Extremfall als Pulmo- poxischer Krisen (typische Hockstellung) v. a. des Rechts-Links-Shunts auf Vorhofebene.
nalatresie* (bei 5–10 % der Patienten) bei azyanotischer Fallot IV, mögliche Ursa- Fallschirmfehlbildung → Parachute-Mitral-
– Ventrikelseptumdefekt* che: spastische Verengung der Infundibu- klappe
– nach rechts und vorn verlagerte (über dem lumstenose. Fallserie f: engl. case series. Zusammenstellung
Ventrikelseptumdefekt reitende) Aorta, in ca. Diagnostik: der Daten mehrerer Patienten, die an derselben
25 % der Fälle Arcus aortae dexter (Aortenbo- – Herzauskultation*: lautes systolisches Krankheit leiden. Dies dient der Darstellung ei-
genanomalien*) Herzgeräusch* (Austreibungsgeräusch) mit nes Krankheitsbildes ohne Referenzgruppe.
– Hypertrophie des rechten Ventrikels. Punctum maximum 2.–4. ICR linkssternal (je Fallstudie f: engl. case study. Interaktive Me-
Häufigkeit: Ca. 6 % der angeborenen Herzfeh- kürzer, umso hochgradiger die Pulmonalste- thode zur Untersuchung einer wissenschaftli-
ler, häufigster zyanotischer Herzfehler jenseits nose) chen Fragestellung, bei der die Teilnehmer, aus-
des Säuglingsalters (75 %). Vorkommen: Teil- – Hinweis in Röntgen-Thorax-Aufnahme gehend von einem konkreten Fall, alternative
weise familiär gehäuft, assoziiert u. a. mit Mik- (siehe Abb. 2): sog. Holzschuhherz*, helle pe- Lösungsansätze finden, Einflussfaktoren aufde-
rodeletion 22q11 (DiGeorge-Syndrom; insbe- riphere Lungenfelder infolge Minderdurch- cken und Probleme ermitteln. Die Lösung kann,
sondere bei Fallot-Tetralogie mit Pulmonalatre- blutung je nach Ansatz, offen bleiben.
sie und VSD). Pathophysiologie: Der Grad der – EKG: Zeichen der Rechtsherzhypertrophie Falltürschnitt → Kulissenschnitt
rechtsventrikulären Ausflussbahnverengung ist – Nachweis durch Echokardiografie*, präna- Falscher Nabelschnurknoten m: Im Gegen-
maßgebend für den Shunt* durch den großen tal durch fetale* Echokardiografie. satz zum echten Nabelschnurknoten* (der
Falschgelenk 560

durch entsprechende Bewegungen des Kindes Therapie ist symptomatisch, ggf. ist eine Leber- Vorgehen: Leitidee ist die Vorstellung, dass
entsteht) ist beim falschen Nabelschnurknoten transplantation notwendig. nicht einzelne Mitglieder der Familie, sondern
lediglich eine doppelte Abknickung der Blutge- Familiendynamik f: engl. family dynamics. In- das System Familie als solches erkrankt ist.
fäße in der Nabelschnur vorhanden, die durch teraktionen innerhalb der Familie, die prägend Zentrales Anliegen und zugleich wichtigste Me-
eine Verdickung der Wharton-Sulze auffällt. auf die Mitglieder wirken. Die Familiendyna- thode einer Familientherapie ist es daher, aus
Falschgelenk → Pseudarthrose mik kann mithilfe der Familieninteraktionsme- der Analyse der Bedingungen und Triebkräfte
Falsch negativ: engl. false negative. Beschrei- thode beobachtet werden (Familieninteraktion). der familiären Beziehungen die einzelnen Fa-
bung von Testergebnissen, bei denen trotz Vor- Klinische Bedeutung: Gestörte familiäre Inter- milienmitglieder zu Veränderungen ihrer Ein-
handensein einer grundlegenden Änderung der aktionen können je nach Zeitpunkt und Dauer stellungen, Wahrnehmungen und Verhaltens-
entsprechende Befund negativ ist. Das dient der ihres Auftretens als prädisponierende Fakto- weisen untereinander, insbesondere aber zum
Beurteilung eines Klassifikators, z. B. im Rah- ren*, auslösende Faktoren und aufrechterhal- psychisch Erkrankten, zu veranlassen. Oft
men eines medizinischen oder statistischen tende Faktoren an der Entstehung psychischer kommt es zu bedeutenden positiven Verände-
F Tests.
Falsch positiv: engl. false positive. Beschrei-
Störungen mitwirken bzw. selbst eine zu be-
handelnde Problematik sein, z. B. bei Partner-
rungen der Symptomatik des Patienten.
Formen: Innerhalb der Familientherapie gibt es
bung von Testergebnissen, bei denen der Be- schaftsproblemen oder innerfamiliären Bezie- verschiedene Schulen mit konzeptionell unter-
fund positiv ist, obwohl keine Änderung aufge- hungskonflikten. Positive familiäre Interaktio- schiedlichen Schwerpunkten, u. a.:
treten ist. Das dient der Beurteilung eines Klas- nen sind ein wesentlicher protektiver Faktor für – Systemische Familientherapie: geht davon
sifikators, z. B. im Rahmen eines medizinischen die psychische Gesundheit. Bei psychischen Stö- aus, dass die Erkrankung eines Familienmit-
oder statistischen Tests. rungen (z. B. infolge chronischer Konfliktsitua- glieds (Index-Person) eine Dysfunktion des
Falsifikation f: engl. falsification. Wissen- tionen) kann die Analyse und Korrektur der Fa- Systems Familie widerspiegelt. In der Regel
schaftsmethodisches Vorgehen zur Überprü- miliendynamik therapeutisch genutzt werden. werden durch punktuelle Interventionen
fung von Hypothesen und Gegebenheiten der Familiengesundheitshebamme → Familien- Veränderungen im Gesamtsystem ange-
Realität mit logischem und empirischem Beleg- hebamme strebt, um die Störung der Index-Person zu
und Beweischarakter. Eine einmal gelungene Familienhebamme f: syn. Familiengesund- beseitigen.
Falsifikation kann eine wissenschaftliche Theo- heitshebamme. Speziell ausgebildete Hebamme – psychodynamische Familientherapie: bear-
rie schlüssig widerlegen. Demgegenüber kann (oder Entbindungspfleger), die Familien post- beitet Schnittstellen von äußeren (familiären)
mit einer Verifikation* nicht auf alle vergleich- partal in besonderen psychischen oder sozialen und inneren Konflikten unter therapeuti-
baren, aber nicht untersuchten Situationen ge- Belastungssituationen betreut und unterstützt. scher Nutzung von Übertragung* und Ab-
schlossen werden. Die Wochenbett-Betreuung erfolgt in enger Zu- wehrmechanismen.
Geschichte: Der Begriff wurde von K. R. Popper sammenarbeit mit Jugend- und Sozialämtern, – kognitiv-behaviorale Familientherapie: an
im Rahmen des kritischen Rationalismus ge- Beratungsstellen sowie mit Sozialarbeitern und den Prinzipien der Verhaltenstherapie* ori-
prägt. Ärzten und kann bis zum vollendeten 1. Le- entierte Familientherapie, im Vordergrund
Faltenhaut → Cutis laxa bensjahr des Kindes durchgeführt werden. stehen Veränderungen der Familieninterakti-
Faltenzunge → Lingua plicata Familienplanung f: engl. family planning. Ge- on und -atmosphäre.
Faø lxmeningeom n: engl. falx meningeoma. Von burtenkontrolle* durch den bewusst gesteuer- – multisystemische Familientherapie: spezi-
der Falx cerebri ausgehendes Meningeom*. ten Einsatz von Methoden der Kontrazeption* elle Familientherapie für Jugendliche von
Familiäre beniøgne hypo-kalzurische Hyper- sowie durch Kinderwunschbehandlung*. Fami- 12–17 Jahren mit Sozialverhaltensstörung,
kalzämie f: syn. familiäre hypokalziurische lienplanung soll eine den individuellen Wün- Drogenmissbrauch oder delinquentem Ver-
Hyperkalziämie (Abk. FHH). Seltene vererbte schen eines Paares bzw. der Mutter angepasste halten unter Einbezug von Familie, Schule
Störung der Kalziumhomöostase. Der Defekt ist Kinderzahl ermöglichen und eine Regelung der oder Lehrbetrieb und des gesamten sozialen
harmlos und führt bei Betroffenen zu keinen Schwangerschaften entsprechend der jeweiligen Umfelds nach im weiteren Sinn behavioralen
Beschwerden. Die Kalziumausscheidung über Lebenslage und -weise. Prinzipien.
den Urin (Hypokalzurie*) ist vermindert bei er- Familienstudie f: engl. family study. Studie zur Indikationen:
höhten Kalziumwerten im Serum (Hyperkalz- Erfassung der familiären Häufung von Merk- – Schwerwiegende kinder- und jugendpsychi-
ämie*). Die Lebenserwartung ist normal. malen. Untersucht wird, ob ein Merkmal bei atrische Erkrankungen, v. a.: 1. psychosoma-
Erkrankung: Ursache des autosomal-dominant Verwandten einer betroffenen Person (insbeson- tische Störungen* 2. Jugenddelinquenz
vererbten Defektes ist eine inaktivierende Mu- dere bei Zwillingen, Verwandten ersten Grades) 3. Verhaltensstörungen* in der Kindheit und
tation des kalziumsensitiven Rezeptors in den häufiger auftritt als bei Verwandten von Kont- Adoleszenz
Nieren und der Nebenschilddrüse. Abgrenzen rollpersonen. Eine familiäre Häufung kann – Störungen im Erwachsenenalter, z. B.:
muss man die FBHH vom primären Hyperpara- durch genetische und Umweltfaktoren bedingt 1. Schizophrenie* 2. Abhängigkeit* 3. affekti-
thyreoidismus. sein. ve Störungen* 4. Angststörungen* 5. Zwangs-
Familiäre intrahepatische Cholestase f: engl. Familientherapie f: engl. family therapy. Form störungen* 6. Essstörungen* 7. Persönlich-
progressive familial intrahepatic cholestasis; syn. der Psychotherapie*, die Mitglieder der Familie keitsstörungen* 8. sexuelle* Funktionsstö-
progrediente familiäre intrahepatische Choles- im weiteren Sinn mit einbezieht (auch soziale rungen 9. chronischer Schmerz 10. chroni-
tase. Autosomal-rezessiv erbliche Cholestase*. Netzwerke), um problematische Interaktions- sche organische Störungen, z. B. Malignom
Sie manifestiert sich im 1. Lj. bis ins Erwachse- und Kommunikationsmuster zu ändern, soziale oder Parkinson*-Syndrom 11. chronisches or-
nenalter v. a. mit einer schubweisen oder konti- Ressourcen für Familienmitglieder zu aktivie- ganisches Psychosyndrom*, gerontopsychiat-
nuierlichen Cholestase und Ikterus. Die Diag- ren und Lösungswege für familiäre oder indivi- rische Störungen, z. B. Demenz*
nostik erfolgt laborchemisch, durch Bildge- duelle Probleme sowie Entwicklungsmöglich- – interaktive, mit Übergängen in Zusammen-
bung, Leberbiopsie und Molekulargenetik. Die keiten zu finden. hang stehende Krisen, z. B. Entfremdung,
561 Fanconi-Anämie

Scheidung, Phase nach Auszug der Kinder – lösungsorientierte Familientherapie: Voraussetzungen:


(sog. Empty Nest) 1. Schwerpunkt liegt auf Umsetzung der – Familienangehörige werden vom Versicher-
– als zusätzliche Hilfe bei anderen Psycho- Problemlösungen durch die Fähigkeiten und ten überwiegend unterhalten
bzw. Pharmakotherapien. Stärken des Betroffenen, weniger auf den – Familienangehörige haben ihren Wohnsitz
Wirksamkeit: Die gesamte Gruppe der Famili- Problemen selbst 2. basiert auf der Annahme, und gewöhnlichen Aufenthalt in Deutsch-
entherapien wurde nicht systematisch auf Wirk- dass begrenzte Veränderungen einer Person land
samkeit überprüft. Es liegen für einzelne For- zu weitreichenden Veränderungen im gesam- – Familienangehörige sind nicht selbst pflicht-
men (insbesondere kognitiv-behaviorale Famili- ten Familiensystem führen können 3. Bei- oder freiwillig versichert
entherapie und multisystemische Familienthe- spiel narrative Familientherapie: Narratio- – Familienangehörige sind nicht versiche-
rapie) Wirksamkeitsnachweise auf hohem Evi- nen (Familiengeschichten im Umgang mit rungsfrei oder von der Versicherungspflicht
denzgrad vor, die für eine Wirksamkeit sowohl dem definierten Problem) werden analysiert befreit
hinsichtlich Rückfallhäufigkeit, Psychopatholo- 4. konstruktivistische Ansätze dieser Art se- – Familienangehörige sind nicht hauptberuf-
gie und Symptomatik als auch bezüglich Le-
bensqualität, sozialer Integration und subjekti-
hen im Therapeuten ein Teilsystem des Fa-
miliären, das Veränderungsprozesse und
lich erwerbstätig und haben ein geringes Ge-
samteinkommen (die Höhe ist gesetzlich fest- F
vem Wohlbefinden sprechen (Metaanalysen: Problemlösungen wahrnimmt, reflektiert gelegt und variiert)
z. B. Spery, 1986; Hazelrigg et al., 1987; Markus (reflektierendes Team) und befördert, jedoch – Kinder sind grundsätzlich bis zum 18. Le-
et al., 1990; Shadish et al., 1995). keine Problemlösungen bietet. bensjahr mitversichert, unter Umständen
Familientherapie, systemische f: engl. sys- Methode: In der Regel werden durch die An- auch länger (wenn das Kind keiner Erwerbs-
temic family therapy. Form der Familienthera- nahme zirkulärer statt linearer kausaler Zusam- tätigkeit nachgeht, bei Schul- und Berufsaus-
pie*, die davon ausgeht, dass die Erkrankung menhänge und durch punktuelle Interventio- bildung, bei Behinderung).
eines Familienmitglieds, der sog. Index-Person, nen Veränderungen im Gesamtsystem ange- Hinweis: Krankengeld wird für Familienange-
eine Dysfunktion des Systems Familie wider- strebt, um so die Störung der Index-Person zu hörige nicht gewährt.
spiegelt, z. B. eine Triangulation, bei der Kon- beseitigen: FAMMM-Syndrom: Abk. für familial atypical
flikte über Dritte ausgetragen werden. Dabei – Strukturelle oder strategische Methoden, z. B. mole-malignant melanoma → Nävusdysplasie-
betrachtet man nicht isolierte Phänomene, son- Joining*, Strukturanalyse, Aufgaben- und Syndrom
dern Wechselbeziehungen. Symptomverschreibung, systemisches Fragen, Fanconi-Anämie f: engl. Fanconi’s anemia; syn.
Formen: Umstrukturierung, z. B. durch Koalitionsbil- Panmyelopathie Fanconi. Kombination aus
– Strukturelle Familientherapie: Schwer- dung oder neue Bedeutungszuweisung der aplastischer Anämie* und multiplen Fehlbil-
punkt liegt auf Umgang mit Grenzen, Sub- Probleme (Reframing), Kommunikationsver- dungen. Die Vererbung geschieht autosomal-re-
systemen, Koalitionen und Durchlässigkei- änderung, imaginative Übungen, Inszenie- zessiv. Behandelt wird analog der aplastischen
ten der familiären Teilsysteme (Eltern, Kind), rung von inneren Dynamiken, Umdeutung Anämie*. Mit zunehmendem Lebensalter
um die Auflösung von pathogenen Mustern, – symbolisch-metaphorische Methoden, z. B. kommt es zu starker Zunahme maligner Er-
z. B. Triangulationen, zu ermöglichen Skulpturbildung (Skulpturverfahren), Fami- krankungen. Hierzu zählen insbesondere akute
– strategische (syn. direktive) Familienthera- lienaufstellung, Genogramm myeloische Leukämie (AML), myelodysplasti-
pie: 1. Schwerpunkt liegt auf reibungslosem – zirkuläre Methoden, z. B. paradoxe Interven- sches Syndrom*, gastrointestinale Tumoren so-
Kommunikationsfluss im System und Her- tion, Fragen an Familienmitglieder zu Zu- wie Tumoren der Lunge und Leber.
stellung von Klarheiten im Aufbau des Sys- ständen weiterer Beteiligter Ätiologie: Bisher 12 Gendefekte bekannt (Gen-
tems 2. bestehende Strukturen werden zer- – lösungsorientierte Methoden, z. B. Fragen locus 16q24.3), die zu erhöhter Chromosomen-
stört, um neue zu ermöglichen 3. Therapeu- nach Ausnahmen (Situationen, in denen das instabilität und Störungen in der DNA*-Repara-
ten werden Teil des Systems, ohne sich mit Problem nicht auftaucht), „was wäre, wenn“ tur führen.
ihm zu verstricken 4. Beispiel Mailänder Mo- usw. Klinik:
dell: Auf der Grundlage dauerhafter Hypo- – narrative Methoden ergründen Familienge- – Hämatologisch: 1. chronische, normochro-
thesenbildung werden Interventionen wie schichten und versuchen, neue zu begründen me, makrozytäre Anämie, Leukozytopenie
zirkuläre Fragen oder die Verschreibung neu- – übergreifende Methoden wie Ressourcenakti- und Thrombozytopenie 2. hypoplastisches,
er Familienrituale geplant und ausgeführt, vierung und Problemlösen. fetthaltiges Knochenmark
wobei auch paradoxe Interventionen* als di- Familienversicherung f: engl. family insurance.
rektive Methode genutzt werden Beitragsfreie Mitversicherung von Familienan-
– entwicklungsorientierte (syn. erlebniszent- gehörigen eines versicherten Mitglieds der ge-
rierte, erfahrungsorientierte) Familienthera- setzlichen Krankenversicherung* oder der sozi-
pie nach V. Satir: 1. Schwerpunkt liegt auf alen Pflegeversicherung. Die Leistungen sind
Aufbau freier Kommunikation bei gleichzei- im Wesentlichen identisch mit denen für die
tigem Abbau von Kommunikationsfehlern Mitglieder. § 10 SGB V regelt die Familienversi-
wie Beschwichtigen, Anklagen, Rationalisie- cherung, es gelten bestimmte einkommensmä-
ren und Ablenken 2. hilft Familienmitglie- ßige u. a. Beschränkungen. Mitversicherte Fa-
dern, unter Berücksichtigung von tradierten milienangehörige:
Aufgaben zu ihren Gefühlen, Bedürfnissen – Ehepartner
und insbesondere zu Selbstwerterleben zu – gleichgeschlechtliche eingetragene Lebens-
gelangen und Affekte offen und konstruktiv partner
in der Kommunikation zu leben 3. ist orien- – Kinder, Pflege- und Stiefkinder
tiert an humanistischer Psychologie – Enkelkinder. Fanconi-Anämie: Skelettanomalien der Hände. [92]
Fanconi-Debré-Toni-Syndrom 562

– klinisch: 1. Konstitutionsanomalien, v. a. sultieren: 1. Protanopie (sog. Rotblindheit, Farbstoffe im Lebensmittelverkehr f pl: Für
Kleinwuchs, Hypogenitalismus, Mikroze- Rotgrünblindheit 1. Form): mit der Fehlfarbe die Färbung von Lebensmitteln laut Zusatz-
phalie, Hypo- oder Aplasie des Daumens und Rot (es wird außerdem ein Teil des normaler- stoff*-Zulassungsverordnung (ZZuLV) zugelas-
Radius (siehe Abb.) 2. Nierenfehlbildungen weise sichtbaren Spektrums nicht wahrge- sene Farbstoffe. Sie dürfen Lebensmitteln nur
3. fleckförmige Pigmentanomalien der Haut nommen) 2. Deuteranopie (sog. Grünblind- in einer Menge und Art zugesetzt werden, die
– erhöhte Chromosomenbrüchigkeit. heit, Rotgrünblindheit 2. Form): mit der ausreicht, den Farbton dieser Lebensmittel dem
Fanconi-Debré-Toni-Syndrom → Debré-To- Fehlfarbe Grün 3. Tritanopie (sog. Blau- natürlichen Farbton anzunähern. Der Gehalt an
ni-Fanconi-Syndrom blindheit, Blaugelbblindheit): mit der Fehl- Zusatzstoffen ist zu kennzeichnen.
Farbcodierte Duø plexsonografie f: syn. farbko- farbe Blau; selten Farbstoffverdünnungsmethode f: engl. dye
dierte Duplexsonografie (Abk. FKDS). Darstel- – Monochromasie: Fehlen von 2 Farbempfin- dilution method. Form der Indikatorverdün-
lung von Strömungsrichtung und -geschwin- dungen nungsmethode* mit einem Farbstoff (z. B. Indo-
digkeit durch unterschiedliche Farben (rot für – Achromatopsie*: komplettes Fehlen der cyaningrün) als Indikatorsubstanz. Es handelt
F Strömungsrichtung auf Schallkopf zu, blau für
Strömungsrichtung vom Schallkopf weg). FKDS
Farbwahrnehmung.
Erworbene Farbenfehlsichtigkeiten sind se-
sich um ein altes Verfahren, das durch den Ein-
satz von Fiberoptikkathetern wieder an klini-
wird eingesetzt zur Darstellung einer chro- kundäre Störungen des Farbensehens, z. B. bei scher Bedeutung gewinnt, insbesondere im
nisch-venösen Insuffizienz oder tiefen Venen- – Erkrankungen der zentralen Netzhaut oder Rahmen der Doppelindikatorverdünnungsme-
thrombose sowie zur Blutflussmessung bei der des N. opticus (Neuritis nervi optici oder In- thode (Kombination mit Thermodilution*).
Schilddrüsendiagnostik oder in der A. carotis. toxikation) Fare Field Sensing → Ausblendzeit
Siehe Chronisch-venöse Insuffizienz* (Abb. 2 – Erkrankungen der Hirnrinde (z. B. Atrophie Farmerlunge f: engl. farmer’s disease. Durch In-
dort). des Sehnervs, zentrale Skotome, einseitig bei halation* von meist Thermoaktinomyzeten* aus
Farb-Doppler → Doppler-Sonografie Ablatio retinae). verschimmeltem Getreide oder Heu hervorge-
Farb-Doppler → Farbcodierte Duplexsonogra- Betroffen sind hier oft nur Teile des Gesichtsfel- rufene exogen-allergische Alveolitis* (Berufs-
fie des bei gleichzeitiger Störung anderer Sehfunk- krankheit Nr. 4201).
Farbenamblyopie f: engl. colour amblyopia. He- tionen wie Sehschärfe und Gesichtsfeld. Ty- Farnkrautphänomen n: engl. fern leaf phenom-
rabgesetztes Farbensehen im Rahmen einer Am- pisch ist ein relatives Farbenskotom*. enon; syn. Arborisationsphänomen. Unter Öst-
blyopie* (Schwachsichtigkeit). Das Ausmaß kor- Diagnostik: rogeneinwirkung auftretende, sehr charakteris-
reliert mit dem Grad der Schwachsichtigkeit. – Meist als Screening qualitativ mit Farbtafeln tische Bildung von farnkrautähnlichen NaCl-
Farbenanomalie → Farbenfehlsichtigkeit (z. B. Stilling*-Tafeln, Ishihara*-Tafeln, Kristallen im getrockneten Zervixschleim*, be-
Farbenasthenopie f: engl. colour asthenopia. Farnsworth*-Panel-D-15-Test) sonders deutlich kurz vor der Ovulation. Das
Vorübergehende Farbsehschwäche, die durch – bei Auffälligkeiten im Screening quantitativ Phänomen verschwindet unter Progesteronein-
Anstrengung, Hypoxie oder Lärm verursacht mit dem Anomaloskop*. fluss. Es wird in der Zyklusdiagnostik genutzt.
sein kann. Arbeitsmedizinische Bedeutung: Für manche Siehe Abb.
Farbenblindheit → Achromatopsie Berufe ist ein normales Farbsehvermögen ein
Farbenblindheit → Farbenfehlsichtigkeit Eignungskriterium, z. B. für Lokführer. LKW-,
Farbenfehlsichtigkeit f: engl. colour vision defi- Bus- und Taxifahrer sind hingegen trotz Rot-
ciency. Störung des Farbensehens, die angebo- blindheit oder Rotschwäche mit einem Anomal-
ren oder erworben sein kann. Störungen des quotienten unter 0,5 geeignet, sofern eine au-
Rot-Grün-Sehens sind häufig und meist ange- genärztliche Aufklärung des Betroffenen über
boren, Störungen des Blausehens sind selten die mögliche Gefährdung erfolgt ist.
und häufig erworben. Betroffene sind in Abhän- Farbenschwäche → Farbenasthenopie
gigkeit von der Ausprägung ihrer Farbenfehl- Farbenschwäche → Farbenfehlsichtigkeit
sichtigkeit für bestimmte Berufe nicht geeignet. Farbenwahrnehmung f: engl. color vision; syn.
Formen: Angeborene Farbenfehlsichtigkei- Trichromasie. Fähigkeit des visuellen Systems Farnkrautphänomen: Objektträgerausstrich.
ten werden rezessiv geschlechtsgebunden ver- zur Erkennung von Farben. Das visuelle System
erbt und sind deshalb bei Männer häufiger als absorbiert aufgrund seiner neurophysiologi- Farnsworth-Farbfleckverfahren n: engl.
bei Frauen (8 % gegenüber < 1 %). Es sind dabei schen Konfiguration das von der Umwelt reflek- Farnsworth panel D-15 test; syn. Farnsworth-Pa-
beide Augen betroffen und die Sehschärfe ist tierte Licht und unterscheidet Objekte auf die- nel-D-15-Test. Test für das Farbsehvermögen.
normal. Man unterscheidet: ser Basis. Herabgesetzte Empfindlichkeit oder Da er sowohl auf Rot-Grün- als auch auf Blau-
– Anomale Trichromasie (Farbschwäche): he- das Fehlen eines oder mehrerer Zapfentypen Farbsinnstörungen testet, ist er besonders zur
rabgesetzte Empfindlichkeit für: 1. Rot: (Fotorezeptoren) bedingen Farbenfehlsichtig- Erfassung von erworbenen Farbsinnstörungen
Protanomalie (Rotschwäche) 2. Grün: keit*. Viel seltener ist Farbenblindheit. geeignet. Beim Test sind Farbmarken entspre-
Deuteranomalie (Grünschwäche), die 50 % Farbindikatoren m pl: Behandlungsindikato- chend ihrer Ähnlichkeit aneinander zu reihen.
der Fälle von angeborenen Farbenfehlsichtig- ren*, welche durch einen chemisch-physikalisch Die Variante Panel-D-15-Test enthält 15, die Va-
keiten verursacht 3. Blau: Tritanomalie erzeugten Farbumschlag die Hitzeeinwirkung riante Munsell-100-Hue-Test 100 Farbproben.
(Blauschwäche), die ca. 5 % der Fälle verur- im Sterilisator anzeigen, aber keine Auskunft Farnwurzel f: engl. fern root. Wurzel von Dry-
sacht darüber geben, ob bei der Sterilisation* alle opteris filix-mas (Wurmfarn) zur Herstellung
– Dichromasie (partielle Farbenblindheit): maßgeblichen Parameter erreicht wurden (siehe von Extractum filicis.
Fehlen eines der 3 Zapfensysteme, die für ei- auch Behandlungsindikatoren* und Sterilisati- FAS: Abk. für fetales Alkoholsyndrom → Alko-
ne Farbunterscheidung notwendig sind; ent- onsindikatoren*). holembryofetopathie
sprechend dem betroffenen Zapfensystem re- Faø scia → Faszie
563 Fascioliasis

Faø scia abdominis superficialis f: engl. Gallau- Faø scia diaphraø gmatis urogenitalis → Dia- bodenmuskeln M. transversus perinei superfici-
det’s fascia; syn. Gallaudet-Faszie. Teil der allge- phragma urogenitale alis, M. ischiocavernosus und M. bulbospongio-
meinen Körperfaszie, welche die gesamte ober- Faø scia endothoracica f: engl. endothoracic fas- sus überzieht.
flächliche Bauchmuskulatur umgibt. Direkt un- cia; syn. Fascia parietalis thoracis. Lockere, bin- Faø scia spermatica exteø rna f: engl. external
ter der Subkutis liegend teilt sie sich in ein ober- degewebige Verschiebeschicht zwischen Brust- spermatic fascia. Fortsetzung der Aponeurose*
flächliches (Camper-Faszie) und tiefes Blatt wand und Pleura parietalis, Fortsetzung der tie- des M. obliquus externus abdominis und der
(Scarpa*-Faszie) und setzt sich in das Lig. sus- fen Halsfaszie (Lamina praevertebralis der Fas- Fascia* abdominis superficialis. Sie umhüllt den
pensorium penis (Mann) bzw. Lig. suspensori- cia* cervicalis). Im Bereich der Pleurakuppel* ist Funiculus* spermaticus, den Hoden* und den
um clitoridis (Frau) sowie in die Fascia* sperma- sie besonders ausgeprägt und wird als Membra- Nebenhoden*. Vgl. Hoden*, Abb. 1 dort.
tica externa fort. na suprapleuralis bezeichnet. Als Fascia phreni- Faø scia spermatica inteø rna f: engl. internal
Faø scia axillaris f: engl. axillary fascia; syn. Ach- copleuralis verbindet sie sich mit der Pleura pa- spermatic fascia. Fortsetzung der Aponeurose*
selfaszie. Derbe Hüllschicht aus Bindegewebe rietalis am Zwerchfell*. des M. transversus abdominis und der Fascia*
Faø scia infeø rior diaphragmatis peø lvis f: engl.
(Faszie) am kaudalen Rand der Achselhöhle
(Axilla). Die Achselfaszie (Fascia axillaris) geht inferior fascia of pelvic diaphragm; syn. Waldeyer-
transversalis. Sie umhüllt den Funiculus* sper-
maticus, den Hoden* und den Nebenhoden*. F
aus der Brustfaszie hervor (Fascia pectoralis) und Faszie. Bindegewebsschicht, die den M. levator Vgl. Hoden*, Abb. 1 dort.
geht armwärts in die Oberarmfaszie (Fascia bra- ani von unten überzieht und mit diesem das Faø scia thoracica f: engl. thoracic fascia; syn.
chii) sowie kaudal in die oberflächliche Körper- Diaphragma* pelvis bildet. Fascia thoracica externa. Bindegewebshülle, die
faszie (Fascia abdominalis superficialis) über. Faø scia musculorum f: engl. fascia of muscles. dem Rippenperiost und der äußeren Interkos-
Faø scia cervicalis f: engl. cervical fascia; syn. Bindegewebige Muskelhülle. talmuskulatur aufliegt. Da viele Muskeln an
Fascia colli. Bindegewebsfaszie des Halses, be- Faø scia nuø chae f: engl. nuchal fascia; syn. Na- den Rippen ansetzen, ist sie nicht durchgängig
stehend aus 3 Blättern: Lamina superficialis, La- cken-Faszie. Zweiblättrige Bindegewebsschicht ausgebildet und weist Unterbrechungen auf.
mina pretrachealis und Lamina prevertebralis. am Nacken*, die sich aus der Lamina superficia- Faø scia thoracolumbalis f: engl. thoracolumbar
Entlang der Bindegewebsräume zwischen den lis der Halsfaszie fortsetzt und in das oberfläch- fascia. Bindegewebshülle, die den M. erector
Blättern der Halsfaszie können sich entzündli- liche Blatt der Fascia* thoracolumbalis über- spinae umhüllt, sowie einigen Rückenmuskeln
che Prozesse und Sekrete ausbreiten und bis ins geht. und Bauchmuskeln als Ursprung dient. Sie
Mediastinum absteigen. Faø scia obturatoria f: engl. obturator fascia. stellt eine Trennung zwischen nicht autochtho-
Bestandteile: Kräftiger Teil der Fascia pelvis parietalis. Die ner und autochthoner Rückenmuskulatur* dar.
– Lamina superficialis (oberflächliche Hals- Bindegewebsschicht bedeckt den M. obturatori- Ihre Blätter (Lamina superficialis, media, pro-
faszie): 1. Bestandteil der allgemeinen Kör- us internus und bildet als Arcus tendineus mus- funda) unterscheiden sich in ihrem Verlauf.
perfaszie 2. an Manubrium sterni, Klavikula culi levatoris ani eine Ansatzlinie für den M. le- Faø scia transversalis f: engl. transversalis fascia.
und Unterkieferrand befestigt 3. umscheidet vator ani. Lockere Bindegewebsschicht zwischen der In-
M. sternocleidomastoideus und M. trapezius Faø scia pectoralis f: engl. pectoral fascia; syn. nenfläche der Bauchwand* und dem Peritone-
– Lamina pretrachealis (mittlere Halsfas- Brust-Faszie. Teil der oberflächlichen Körper- um*, die sich vom Zwerchfell* bis zur Fascia ili-
zie): 1. zwischen Mm. omohyoidei (seitlich), faszie, der fest mit dem M. pectoralis major aca erstreckt. Als Fascia umbilicalis umgibt sie
Zungenbein (oben) und hinterem Brust- und verwachsen ist und diesen umhüllt. Sie geht den Nabel* und stülpt sich im Anulus inguina-
Schlüsselbeinrand (unten) befestigt 2. um- u. a. in die Lamina superficialis der Halsfaszie lis profundus zur Fascia* spermatica interna
scheidet untere Zungenbeinmuskeln 3. zwi- und die Fascia* axillaris über. Die Bindegewebs- aus.
schen Lamina superficialis und Lamina pre- schicht liegt unter der Brustdrüse und ist ge- Anatomische Strukturen: Die Fascia transversa-
trachealis befindet sich das Spatium supras- genüber deren Fettgewebe gut verschieblich. lis ist an mehreren anatomische Strukturen be-
ternale Faø scia peø lvis f: engl. pelvic fascia; syn. Fascia teiligt. Sie zieht nach kaudal in das Lig. inguina-
– Lamina prevertebralis (tiefe Halsfaszie): pelvica. Beckenfaszie mit parietalem (Fascia pel- le und bildet die Hinterwand des Canalis* ingu-
1. umscheidet tiefe Halsmuskeln 2. setzt sich vis parietalis) und viszeralem Anteil (Fascia pel- inalis. Außerdem bedeckt sie die Aponeurose
in das Bindegewebe des Mediastinums und vis visceralis). Das parietale Blatt haftet ventral, des M. transversus abdominis. Zusammen mit
der Gefäßnervenscheide der Axilla fort lateral und dorsal an der Wand des kleinen Be- den geraden Bauchmuskeln ist sie Teil der Rek-
– Vagina carotica: 1. Bindegewebshülle um ckens und überzieht Muskeln und Knochen. tusscheide*.
die Leitungsbahnen des Halses (A. carotis Das viszerale Blatt legt sich über Rektum*, Fasciøculus atrioventricularis → Erregungs-
communis, V. jugularis interna, N. vagus) Harnblase*, Vagina* und Prostata*. leitungssystem
2. hat Verbindung zur Lamina pretrachealis Anatomische Strukturen: Der Anteil der Be- Fasciøculus cuneatus → Hinterstrang
3. die V. jugularis interna ist an der Stelle der ckenfaszie, der die Innenseite des M. obturatori- Fasciøculus gracilis → Hinterstrang
Vagina carotica befestigt, die von der Zwi- us internus überzieht, wird als Fascia* obturato- Fasciøculus oø pticus → Nervus opticus
schensehne des M. omohyoideus kontaktiert ria bezeichnet und bildet seinerseits eine Ur- Fascioliasis f: syn. Fasciolosis. Erkrankung
wird; so wird das Lumen der Vena jugularis sprungslinie für den M. levator ani. Kaudal durch Leberegel (Fasciola hepatica, Fasciola gi-
interna offen gehalten und ein kontinuierli- wird dieser von der Fascia* inferior diaphrag- gantica) in den Gallengängen. Die Krankheit
cher Abfluss des Blutes aus dem Kopf-Hals- matis pelvis, kranial von der Fascia superior dia- kommt weltweit vor.
Bereich gewährleistet. phragmatis pelvis bedeckt, welche dann zur Übertragung: Infektion durch Wasserkresse, die
Faø scia diaphragmatica f: engl. diaphragmatic Fascia pelvis visceralis umschlägt. mit Metazerkarien kontaminiert ist. Die Larven
fascia. Bindegewebsschicht, die die Muskulatur Faø scia perinei f: engl. perineal fascia; syn. Fas- wandern dann durch die Leber in die Gallen-
des Zwerchfells* zur Bauchseite hin umgibt. Fa- cia investiens perinei superficialis. Bindege- gänge, wo sie zu adulten Egeln heranwachsen,
sern der Faszie ziehen in das Ligamentum phre- websschicht direkt unterhalb des subkutanen deren Eier mit dem Stuhl ausgeschieden wer-
nicooesophageale. Fettgewebes, die die oberflächlichsten Becken-
Fasciolopsiasis 564

den. Gelangen sie in Gewässer, infizieren sie Fast-Track-Surgery f: syn. Fast-Track-Kon-


Wasserschnecken als Zwischenwirte. zept. Anwendung evidenzbasierter Behand-
Fasciolopsiasis f: syn. Darmegelkrankheit. In- lungsmaßnahmen als therapeutisches Konzept,
fektion des Darms mit dem Riesendarmegel um allgemeine Komplikationen nach Magen-
Fasciolopsis buski. Diese werden v. a. durch den Darm-Eingriffen zu reduzieren. Ziele sind die
Verzehr ungekochter Wasserpflanzen übertra- beschleunigte Rekonvaleszenz* des Patienten,
gen. Meist asymptomatischer Verlauf, seltener die Wiederherstellung der operationsbedingt
Auftreten von Diarrhö oder Bauchschmerzen gestörten Homöostase* sowie die Erhaltung der
bis hin zu Anämie und Anorexie. Diagnostiziert Patientenautonomie.
wird mittels Nachweis von Wurmeiern im Vorgehen:
Stuhl, therapiert mit Anthelminthika*. – Keine präoperative Darmspülung
Fasciolosis → Fascioliasis – Schmerzkatheteranlage (Periduralkatheter)
Faserjahre n pl: engl. fiber years. Maß z. B. für
F die kumulative Asbestfaserstaub-Dosis als Pro-


restriktive Infusionstherapie
möglichst Wahl eines laparoskopischen Ope-
dukt aus durchschnittlicher Faserkonzentrati- rationsverfahrens
on in der Luft und kumulierter Expositionsdau- – rasche postoperative Mobilisation des Patien-
er in Jahren. ten noch am Operationstag und dadurch ver-
Hintergrund: Fassthorax: Röntgen-Thorax-Aufnahme. [231] kürzte stationäre Liegedauer
– 1 Faserjahr entspricht einer einjährigen 8- – spezielles perioperatives Ernährungsmana-
stündigen Einwirkung (Arbeitstag) von gement (zügiger Kostaufbau, siehe Ernäh-
1 × 106 Asbestfasern/m3 der kritischen Ab- schen Forschung dazu verwendet wird, das Fre- rung* im Rahmen der Chirurgie).
messung (Länge > 5 μm, ∅ < 3 μm, Länge zu quenzspektrum von Schwingungen oder zeitli- Faø szie f: engl. fascia. Wenig dehnbare, aus ge-
Durchmesserverhältnis > 3 : 1) bei 240 Ar- chen Signalen (z. B. Sprachsignale, EEG*) zu be- kreuzt verlaufenden kollagenen Fasern und
beitstagen (Schichten pro Jahr) rechnen oder es in Frequenzkomponenten zu elastischen Netzen aufgebaute Hülle einzelner
– die Verdoppelungsdosis für asbestinduzierte zerlegen. Organe, Muskeln oder Muskelgruppen. Allge-
maligne Lungenkrankheiten (doppelte Er- Fastidium n: Ekel. meine Körperfaszien umhüllen die Gesamtmus-
krankungsanzahl im Vergleich zur übrigen Fastigium n: Gipfel, Höhepunkt. kulatur des Rumpfs oder der Extremitäten.
Bevölkerung) beträgt 25 Faserjahre. Fast Pathway → AV-Knotentachykardie Faø sziennaht → Nahtmethoden
Faserknorpel: engl. fibrous cartilage; syn. Fib- Fast Track: Interdisziplinär multimodales me- Faø szienquerschnitt → Querschnitt, suprapu-
rocartilago. Zellarmer Knorpel, ähnlich dem dizinisches Konzept zur Minimierung der Re- bischer
straffen Bindegewebe, der in der Interterritori- konvaleszenzzeit nach chirurgischem Eingriff. Faø szienruptur → Muskelhernie
almatrix unmaskierte Faserbündel aus Kollagen Eingesetzt werden verschiedene Maßnahmen Faø szientransplantation f: engl. fascial graft-
Typ I enthält. Lücken zwischen diesen Fasern der Stressminimierung, um die Belastung so- ing. Meist autogene, seltener allogene Faszien-
enthalten Chondrozyten, Fasern aus Kollagen wohl durch den chirurgischen Eingriff als auch transplantation, wird verwendet z. B. zur Anhe-
Typ II und nur wenig Grundsubstanz. prä-, peri- und postoperativ zu verringern. bung des Mundwinkels bei Fazialislähmung, in
Vorkommen: An Orten, an denen große Scher- Maßnahmen: der Neurochirurgie zur Duraplastik* bzw. Du-
kräfte herrschen, wie Symphysenknorpel, Dis- – Chirurgisch möglichst atraumatisches Vorge- raerweiterungsplastik*, in der Bauchchirurgie
ken (z. B. Anulus fibrosus der Zwischenwirbel- hen, z. B. bei Laparotomie transversale zum Verschluss von Bauchdeckenlücken oder
scheibe, Gelenkknorpel des Kiefergelenks), Me- Schnittführung*, wenn möglich Verzicht auf Zwerchfelldefekten und in der Orthopädie zum
nisken und Gelenklippen. Drainagen und Katheter Ersatz von Gelenkbändern durch Faszienzügel.
Fasern, argyrophile → Gitterfasern – frühzeitige Mobilisierung Vorgehen: Bei autogener Faszientransplantati-
Fasern, präkollagene → Gitterfasern – frühzeitige enterale Ernährung (Ernährung* on verwendet man meist die Faszia lata des
Faserstaub m: engl. fibrous dust. Arbeitsmedi- im Rahmen der Chirurgie) Oberschenkels.
zinische Bezeichnung für Staub, der lungen- – Erhalt der Homöostase (Volumen-, Elektro- Fasziitis f: engl. fasciitis. Entzündung von Fas-
gängige künstliche oder natürliche anorgani- lyt-, Säure-, Basen-Status, Körpertemperatur, ziengewebe, häufig durch Bakterien bedingt.
sche Mineralfasern außer Asbest* enthält (Länge Schlaf-Wach-Rhythmus) Hautverletzungen können eine Eintrittspforte
> 5 μm, ∅ < 3 μm, Länge pro ∅ > 3). – möglichst Verzicht auf präoperative Darmrei- sein. Behandelt wird chirurgisch unter antibio-
Fassthorax m: engl. barrel-shaped chest. Fass- nigung*, Magensonde oder Drainage tischer Abschirmung. Eine Fasziitis kann mit
förmig erweiterter Thorax, der für ein Lungen- – Minimierung der präoperativen Nüchtern- schrumpfender Verschwielung oder Kontraktur
emphysem* charakteristisch ist. Der Brustkorb heit ausheilen.
ist starr, Atemexkursionen sind nicht erkenn- – Anwendung gut steuerbarer Arzneimittel, Formen:
bar, die untere Thoraxapertur ist erweitert, d. h. bevorzugt totale intravenöse Anästhesie (TI- – Nekrotisierende Fasziitis*
der epigastrische Winkel ist größer als 90° und VA) oder thorakale Periduralanästhesie – Fournier*-Gangrän (fieberhafte Gangrän der
der Tiefendurchmesser ist vergrößert. Siehe (PDA), Prävention möglicher Komplikatio- Leistenregion und Genitalregion)
Abb. nen (suffiziente PONV-Prophylaxe, Präventi- – Omphalitis (bei Neugeborenen).
Fastentest → Hungerversuch on von Hypothermie) Klinik:
Fast-Fourier-Transformation f: engl. Fourier’s – adäquate Analgesie – Schmerzen
transformation. Algorithmus zur Berechnung – rechtzeitige Einleitung der (postoperativen) – Rötung
der Werte einer sog. diskreten Fourier-Transfor- Schmerztherapie bereits während der OP, – Schwellung
mation, der in der psychologisch-psychiatri- z. B. über Schmerzkatheter. – Fieber
565 Fazialisparese

– Blasenbildung ren unspezifischen Symptomen wie Kopf-, derauffüllung der Venen am herabhängenden
– Nekrosen. Hals-, Gelenk- und Muskelschmerzen, Kon- Arm.
Therapie: zentrations- und Gedächtnisstörungen. Der Zu- Faustzeichen → Tetanie
– Radikale chirurgische Exzision des infizier- stand verschlechtert sich nach Anstrengung. Faviøsmus m: engl. favism. Form des X-chromo-
ten Gewebes (bei der nekrotisierenden Faszii- Vorkommen: somal-rezessiv erblichen Glukose-6-phosphat-
tis schnellstmöglich – noch vor dem Erreger- – Häufig bei malignen Erkrankungen während Dehydrogenasemangels, bei der es nach Verzehr
nachweis) und nach Chemotherapie von Saubohnen (Vicia faba) innerhalb von Stun-
– Antibiotika. – auch assoziiert mit rheumatischen Erkran- den oder wenigen Tagen zu einer schweren, un-
Fasziitis, nekrotisierende f: engl. necrotizing kungen und entzündlichen ZNS-Erkrankun- ter Umständen lebensbedrohlichen hämolyti-
fasciitis. Akute Entzündung einer Muskelfaszie gen (z. B. Multiple* Sklerose) schen Anämie* mit Hämoglobinurie kommt.
mit Gangrän* des subkutanen Fettgewebes und – auch ohne nachweisbare organische Grund- Favre-Racouchot-Krankheit → Elastoidosis
der Muskulatur. Vorkommen: posttraumati- erkrankung (siehe chronisches Müdigkeits- cutanea nodularis
Favus m: syn. Tinea favosa. Gering kontagiöse,
sche Weichteilinfektion (auch nach Bagatellver-
letzung), begünstigt durch Kontamination der
syndrom*).
Hinweis: Im Unterschied zu physiologischen hochchronisch-persistierende Form der Tinea F
Wunde und kritische Weichteildurchblutung. Zuständen von Müdigkeit und Erschöpfung capitis (tiefe Trichophytie*) im Bereich des Ca-
Erreger: Streptokokken der Gruppe A (evtl. bessert sich der Zustand nicht durch Ruhe, pillitium* mit reaktiver narbiger sekundärer
Mischinfektion mit Anaerobiern). Schlaf und Erholung. Alopezie* (vgl. Pseudopelade*). Die Diagnose-
Klinik: Fatigue-Syndrom → Müdigkeitssyndrom, stellung erfolgt klinisch und durch Erreger-
– Entzündung chronisches nachweis, therapiert wird mittels lokaler und
– Blasenbildung Fatty Streaks pl: Atherosklerotische Frühläsi- systemischer antimykotischer Therapie.
– schnelle Entwicklung ausgedehnter Nekrosen on, bestehend aus mit Cholesterolester überla- Fawcett-Plaques f pl: engl. Fawcett’s plaques.
– stark reduziertes Allgemeinbefinden. denen Xanthomzellen*. Diese sind spezielle Kleinste Teleangiektasien an den Fingerbeeren
Komplikation: rasche Entwicklung von Makrophagen und häufen sich streifenförmig bei Osler-Rendu-Weber-Krankheit.
– Lebensbedrohlicher Sepsis* unter dem Endothel von Arterien an. Faxensyndrom n: engl. buffoonery psychosis.
– Multiorganversagen*. Fauces → Isthmus faucium Veraltete Bezeichnung für Grimassieren oder
Diagnostik: Faulbaum m: engl. glossy buckthorn; syn. Fran- clowneskes Verhalten ohne Darstellungs- oder
– Klinische Untersuchung gula alnus. Strauch aus der Familie der Kreuz- Täuschungsabsicht bei Schizophrenie* und or-
– Anti-DNase-B-Test positiv. dorngewächse (Rhamnaceae), der in Europa, ganischem Psychosyndrom*.
Therapie: Nordwestasien und dem Mittelmeergebiet vor- Fazialis: Abk. für → Nervus facialis
– Ausgedehnte Exzision und Drainage kommt. Seine Rinde der Zweige und Stämme Fazialisdekompression f: engl. facial nerve de-
– Antibiotika (Penicilline, Tetracycline) hoch- (Frangulae cortex) enthält 1,8-Dihydroxyan- compression. Chirurgische Dekompression des
dosiert thracen-Derivate (Glucofrangulin A und B, Gesichtsnerven (Nervus* facialis), entweder neu-
– intensivmedizinische Therapie Frangulin A und B) und Aglykone (Frangula- rochirurgisch intrakraniell in der hinteren
– Sauerstoff*-Überdrucktherapie. Emodin, Chrysophanol, Physcion). Schädelgrube oder vom HNO-Arzt mittels chi-
Prognose: Wirkung: Aktive Sekretion von Elektrolyten rurgischer Freilegung im Knochenkanal.
– Rein konservatives Vorgehen oft mit deletä- und Wasser in das Darmlumen und Hemmung Formen:
ren Folgen bis zur Amputation ihrer Rückresorption im Kolon, wodurch es zur – Neurochirurgische vaskuläre Dekompression
– hohe Mortalität im Rahmen eines septischen Verstärkung des Füllungsdrucks und Anregung im Kleinhirnbrückenwinkel durch mikrochi-
Multiorganversagens. der Peristaltik kommt. rurgische Freipräparation des vaskulär kom-
Fasziøkelblock → Schenkelblock Faulbrand → Gangrän primierten Nervus facialis: 1. Ursache der Fa-
Faszikulation f: engl. fasciculation. Sichtbare, Faulecke → Angulus infectiosus oris zialiskompression: z. B. arterielle Schlinge
regellose, blitzartige Kontraktionen von Mus- Fauler Friede m: Syndrom bei akuter mesente- (Ast der A. cerebelli inferior posterior oder
kelbündeln ohne Bewegungseffekt. Sie kommt rialer Ischämie, wobei nach den im Stadium I A. cerebelli inferior anterior) 2. Klinik: (He-
vor als benigne Faszikulation ohne pathologi- auftretenden anfänglichen akuten krampfarti- mi-)Spasmus* facialis 3. Vorgehen: Interposi-
sche Bedeutung oder bei Schädigung des 2. mo- gen Bauchschmerzen im Stadium II eine trüge- tion eines Polsters, z. B. Polytetrafluorethy-
torischen Neurons, besonders bei Vorderhorn- rische Verbesserung der Schmerzsymptomatik len-Watte; ähnlich bei Trigeminusneuralgie*
syndrom* oder amyotrophischer Lateralsklero- eintritt, die zwischen 7 und 12 Stunden anhält. – HNO-ärztlich knöcherne Freilegung im Ca-
se*. Faszikulationen treten auch als Nebenwir- Diese Zeitspanne wird auch „fauler Friede“ nalis nervi facialis bei: 1. ischämischer Fazia-
kung depolarisierender peripherer Muskelrela- oder „falscher Friede“ genannt. lisparese* 2. Melkersson*-Rosenthal-Syn-
xanzien auf. Faustschlussprobe f: engl. fist clenching sign. drom 3. Fazialisparese nach Schädelbasis-
Faszikulationspotenziale → Elektromyogra- Funktionsprüfung zum Nachweis von Durch- fraktur*.
fie blutungsstörungen im Bereich der oberen Ext- Fazialiskontraktur f: engl. contracture of facial
FAT: Abk. für fokale atriale Tachykardie → remitäten bei pAVK*. muscles. Dauerkontraktion und Verkürzung der
Vorhoftachykardie Vorgehen: Wird bei erhobenem Arm die Hand vom Nervus* facialis versorgten Muskeln, v. a.
Fatigatio → Ermüdung innerhalb von 2 min 60-mal zur Faust geschlos- nach Fazialisparese*.
Fatigue: Zustand erheblicher anhaltender sen und geöffnet, kommt es bei Vorliegen einer Fazialiskrampf, tonischer → Spasmus facialis
Schwäche und schneller Erschöpfbarkeit, mit Durchblutungsinsuffizienz zu einer diffusen Fazialisparese f: engl. facial palsy. Lähmung*
eingeschränkter Fähigkeit zu körperlicher und oder fleckförmigen Abblassung der Handinnen- der vom Nervus* facialis (VII. Hirnnerv*) und
geistiger Arbeit und somit der Erwerbsfähig- flächen und Finger sowie zu einem verzögerten ggf. dessen abzweigenden Nerven innervierten
keit*. Häufig besteht eine Assoziation mit ande- Auftreten der reaktiven Hyperämie und Wie- Muskeln mit charakteristischer Störung der Mi-
Fazialisspasmus 566

Prognose:
– Abhängig von der Grunderkrankung
– bei idiopathischer Fazialisparese in 85 %
Rückbildung innerhalb von 3 Wochen
– in 16 % Defektheilung mit pathologischer
Mitinnervation anderer Gesichtsmuskeln
(Ephapse*), Fazialiskontraktur*, selten Kro-
kodilstränenphänomen*.
Fazialisspasmus → Spasmus facialis
Fazialisparese Abb. 2: Patient wird aufgefordert, die Fazialiszeichen → Chvostek-Zeichen
Stirn zu runzeln, die Augen zusammenzukneifen FBA: Abk. für engl. fetal blood analysis → Fe-
und die Zähne zu zeigen. 1: physiologische talblutuntersuchung
Fazialisparese Abb. 1: periphere Fazialisparese links Erregungsleitung des N. facialis; 2: periphere FBA: Abk. für → Finger-Boden-Abstand
F mit Bell-Phänomen und verstrichener Fazialisparese links (Nucleus oder N. facialis); Fc-Fragmeø nt n: engl. Fc fragment; syn. frag-
Nasolabialfalte. [187] 3: zentrale Fazialisparese links. ment crystalline-Fragment. Immunglobulin-
fragment ohne Antigenbindungsstelle, das
4. Stirnrunzeln nicht möglich 5. je nach auf- durch proteolytische Aufspaltung von Immun-
mik* (Lidschluss, Stirnrunzeln und Mundwin- steigender Höhe der Lähmung auch Hyper- globulinen mit Papain entsteht. Das Fc-Frag-
kelbewegung). Diagnostiziert wird klinisch und akusis* (Parese des M. stapedius), Schmeck- ment bindet Komplement* und Fc*-Rezeptoren
ggf. mit bildgebenden Verfahren*, Liquordiag- störungen im Bereich der vorderen 2/3 der einiger Effektorzellen (natürliche Killerzellen,
nostik*, EMG und ENG. Therapiert wird symp- Zunge (Chorda tympani) und Störungen der Monozyten). Immunglobuline* (Abb. dort).
tomatisch mit Glukokortikoiden*, Physiothera- Tränensekretion (Ggl. geniculi mit N. petro- Fc-Rezeø ptor m: engl. Fc receptor. Zellulärer Re-
pie*, Logopädie* und Hornhautschutz. sus major) 6. retroaurikuläre Schmerzen und zeptor für Fc*-Fragmente von Immunglobuli-
Formen: Periphere Fazialisparese als schlaffe Sensibilitätsstörungen* 7. klinische Eintei- nen* auf Leukozyten, dendritischen Zellen* und
Lähmung durch Schädigung im Verlauf des lung nach House-Brackmann-Skala in Schwe- natürlichen Killerzellen*. Der Fc-Rezeptor ist
Nervens: regrad I–VI: I normale Funktion; II und III für je eine Hauptklasse von Immunglobulinen
– Idiopathisch*: 1. ca. 2/3 der Fälle 2. wahr- leichte nicht entstellende Parese und Zilien- spezifisch (Fcγ für IgG*, Fcε für IgE*, Fcμ für
scheinlich entzündliche Genese 3. evtl. durch zeichen; IV inkompletter Lidschluss und La- IgM*, Fcα für IgA*).
Herpes*-simplex-Virus-Reaktivierung gophthalmus; V wenig Mundwinkelbewe- Wirkung: Durch Bindung von Immunglobuli-
– infektiös, z. B. bei Otitis* und Mastoiditis*, gung; VI komplette Parese* nen werden die Fc-Rezeptor-tragenden Zellen
Lyme*-Borreliose (v. a. im Kindesalter), Zos- – bei zentraler Fazialisparese: 1. Störung v. a. aktiviert. Die aktivierten Zellen wiederum lösen
ter* oticus (Ramsay*-Hunt-Syndrom), Cyto- im Mundbereich 2. Stirnrunzeln (meist) die Opsonisierung sowie die Phagozytose aus.
megalievirus (CMV), Herpes*-simplex-Virus möglich. Fe: Abk. für → Eisen
(HSV), humanem Immundefizienzvirus Diagnostik: FEA: Abk. für flache eptheliale Atypie → Neo-
(HIV), Mumps*, Rubella u. a. – Klinische Untersuchung (siehe Abb. 2) mit plasie, duktale intraepitheliale
– traumatisch bei Felsenbeinfraktur Otoskopie*, Blinkreflex (Orbicularis-oculi- Feasibility-Studie → Machbarkeitsstudie
– neoplastisch, z. B. bei Cholesteatom, Vestibu- Reflex) und Schirmer*-Test FEBK: Abk. für freie Eisenbindungskapazität
larisschwannom, Kleinhirnbrückenwinkel- – bildgebende Verfahren, v. a. bei zentraler Pa- → Eisenbindungskapazität
tumor, Parotistumor oder Raumforderung rese oder Verdacht auf Tumor febril: engl. febrile. Fieberhaft, fiebrig.
im Bereich des Felsenbeins (Epidermoid oder – bei peripherer Fazialisparese ggf. Liquorun- Feø bris → Fieber
Neurinom) tersuchung, z. B. bei Kindern mit Verdacht Feø bris gaø strica f: engl. enteric fever. Historische
– metabolisch, z. B. bei Diabetes* mellitus oder auf nicht idiopathische Ursache Bezeichnung für eine fieberhafte entzündliche
Schwangerschaft (v. a. letztes Trimenon*) – evtl. EMG und ENG zur Prognoseabschät- Magenerkrankung.
– autoimmun, z. B. bei Miller-Fisher*-Syn- zung der peripheren Fazialisparese: 1. 80 % Feø bris intermiøttens f: engl. intermittent fever.
drom und Guillain*-Barré-Syndrom, Sarkoi- der Fälle Leitungsblock (Neurapraxie*) mit Intermittierendes Fieber, tritt z. B. in Verbin-
dose*, Melkersson*-Rosenthal-Syndrom oder guter Prognose 2. 20 % Axondegeneration dung mit Schüttelfrost bei Sepsis auf.
Sjögren*-Syndrom. (Axonotmesis*) Feø bris mediterranea → Brucellose
Zentrale Fazialisparese: – kanalikuläre Magnetstimulation* in der Feø bris puerperalis → Puerperalfieber
– Zentral bedingte faziale Lähmung durch Frühphase. Feø bris quartana → Malaria quartana
Schädigung im Bereich des Gyrus* precentra- Therapie: Feø bris quintana → Fieber, wolhynisches
lis, Tractus corticonuclearis (supranukleäre – Je nach Ursache Feø bris quotidiana → Malaria quotidiana
Fazialisparese) oder Kerns des N. facialis im – bei idiopathischer Fazialisparese Glukokorti- Feø bris recuø rrens → Rückfallfieber
Hirnstamm koide, Nervendekompression umstritten Feø bris rheumatica acuta → Fieber, akutes
– v. a. durch vaskuläre Prozesse (Schlaganfall*), – symptomatisch Physiotherapie und Logopä- rheumatisches
Multiple* Sklerose oder Hirntumoren*. die Feø bris tertiana → Malaria tertiana
Klinik: – Uhrglasverband* und Augensalbe zur Vor- Feø bris typhoides → Typhus abdominalis
– Bei peripherer Fazialisparese einseitig: beugung gegen Hornhautschäden Feø bris uveoparotidea Heerfordt → Heer-
1. unvollständiger Lidschluss (Bell*-Phäno- – Hautschutz im Bereich des hängenden fordt-Syndrom
men, siehe Abb. 1) 2. Herabhängen des Un- Mundwinkels (Mazeration* durch Speichel- Febuxostat n: Gichttherapeutikum, das bei
terlids 3. verstrichene Nasolabialfalte austritt). chronischer Hyperurikämie* bei bereits vorhan-
567 Fehlbildung, vaginale

dener Ablagerung von Uratkristallen eingesetzt Feedback-Mechaniøsmus → Rückkopplung Fehlbildung, okulare f: syn. Augenfehlbil-
wird. Es darf nicht bei ischämischen Herzer- Feeder Cells pl: Stammzellen der Hämatopoe- dung. Fehlbildung im Bereich des Auges, z. B.
krankungen, dekompensierter Herzinsuffizi- se*, die nur in Richtung einer Blutzelllinie ent- Aniridie* (Fehlen der Iris), Kolobom* (Gewebe-
enz*, Schilddrüsenfunktionsstörungen und wicklungsfähig sind und die nachgeordneten defekt der Iris), Hydrophthalmus* (kindliches
während eines akuten Gichtanfalls verwendet Proliferationsspeicher auffüllen. Glaukom), Katarakt* (Linsentrübung) oder Mik-
werden. Zu Therapiebeginn kann es einen Feer-Reaktion f: engl. systemic reaction with tu- rophthalmie* (abnorm kleines Auge).
Gichtanfall auslösen. Eine seltene gefährliche berculin testing. Bezeichnung für die Allgemein- Fehlbildungsassoziation f: engl. deformity as-
Nebenwirkung ist das Stevens*-Johnson-Syn- reaktion im Rahmen der Tuberkulinreaktion*. sociation. Kombination verschiedener Fehlbil-
drom. Fehlbildung f: engl. malformation. Morpholo- dungen gleichzeitig, z. B. VACTERL*-Assoziati-
Fechner-Gesetz n: engl. Fechner’s law. Neuro- gische Anomalie eines Organs, Organteils oder on mit Fehlbildungen an den Wirbeln (V = ver-
physiologische Regel, nach der die Stärke der einer Körperregion infolge Störung der embryo- tebral), Anus (A = anal), Herz (C = cardial), Tra-
Empfindung proportional zum Logarithmus nalen zellulären Musterbildung mit qualitati- chea (T = tracheal), Ösophagus (E = esophagial),
der Reizstärke wächst.
Fechterstellung [Neurologie] f: engl. fencer’s
vem Defekt der Embryogenese*. Klinisch meint
Fehlbildung auch andere angeborene Anomali-
Nieren (R = renal) und an den Extremitäten (L =
limbs). F
posture. Körperhaltung im Versivanfall*. en, z. B. durch exogene Noxen verursacht (to- Fehlbildungssyndrom n: engl. malformation
Fechterstellung [Rechtsmedizin] f: Typische xisch, mechanisch, infektiös u. a.) oder Dyspla- syndrome; syn. Polyphänie. Häufig bereits in
Arm- und Beinhaltung bei Brandleichen infolge sien* (z. B. Hüftdysplasie*). Pränataldiagnostik* oder im frühen Säuglings-
Hitzeschrumpfung der Muskulatur. Handge- Fehlbildung, anorektale f: engl. anorectal mal- alter erkennbare, charakteristische Kombinati-
lenke und Ellbogengelenke sind gebeugt, die formation. Angeborenes Fehlen der Analöffnung on von Fehlbildungen* an verschiedenen Or-
Hüftgelenke gebeugt und außenrotiert, die als hohe oder tiefe Analatresie oder des Rektums gansystemen.
Kniegelenke sind gebeugt und die Füße in als Rektumatresie. Klinisch fallen das fehlende Fehlbildung, vaginale f: engl. vaginal malfor-
Klumpfußstellung. Eine Fechterstellung bei Analgrübchen oder die ausbleibende Mekoni- mation. Hemmungsfehlbildung der Vagina*, die
Brandtodesfällen kommt zustande, weil die umentleerung auf. Ultraschall und Röntgendi- isoliert oder kombiniert mit Uterusfehlbil-
Masse der Beugemuskeln die der Streckmus- agnostik sichern die Diagnose. Die Therapie ist dung* bzw. Fehlbildungen des Harntrakts vor-
keln überwiegt. operativ. Vorkommen: kommen kann.
Fechtner-Syndrom → Makrothrombozytope- – Z. T. in Kombination mit rektourethraler, Formen:
nie, MYH9-assoziierte rektoperinealer, rektovesikaler oder rektova- – Aplasia vaginae: Agenesie* der Vaginalplatte
Fecundatio → Superfecundatio ginaler Fistel und Dystopie der Analöffnung, (siehe auch Mayer*-von-Rokitansky-Küster-
Fédération Internationale de Gynécologie et z. B. als Anus vestibularis im Vestibulum va- Hauser-Syndrom)
d’Obstétrique f: Abk. FIGO. Internationale ginae oder Anus perinealis am Damm, sowie – Atresia vaginae: 1. Ausbleiben der Kanalisie-
Vereinigung der Frauenärzte. Gynäkologische Fehlbildungen anderer Organe, besonders rung 2. meist oberer Abschnitt der Vagina be-
Tumoren werden durch sog. FIGO-Stadien be- des Urogenitaltrakts troffen (Gynatresie*) 3. Klinik: primäre Ame-
schrieben. Die entsprechende TNM*-Klassifika- – symptomatisch auch im Rahmen der VATER- norrhö*, Mukometra*
tion wurde so definiert, dass sie mit den FIGO- Assoziation, des Katzenaugensyndroms und – Vagina septa: vollständige oder unvollständi-
Stadien weitgehend übereinstimmt. bei Sirenomelie. ge (Vagina subsepta) Septierung bei unvoll-
Fede-Riga-Aphthe f: engl. Fede-Riga ulcer. V. a. Pathogenese: Fehlbildung des Enddarms wäh- kommener Verschmelzung der Müller-Gänge
bei Kindern mit Pertussis* vorkommende Ulze- rend der Differenzierung der primitiven Kloake (siehe Abb.): 1. Längs- oder Querseptierungen
ration am Zungenbändchen, die durch Einrei- mit Darmhypoplasie oder persistierender Anal- möglich 2. median verlaufendes Septum
ßen oder Reibung an den unteren Schneidezäh- membran. Sonderform: Analstenose, d. h. Ein- kann Kohabitationshindernis sein 3. lateral
nen bei häufigem Husten mit herausgestreckter engung des Anus, in der Regel durch Bougie- verlaufende Septen können unbemerkt blei-
Zunge entsteht. rung* therapierbar. ben (evtl. Geburtshindernis) 4. Vagina sub-
Feedback n: syn. Rückmeldung. Kommunika- Klinik: septa: Koitus, Schwangerschaft und vaginale
tionsform in einer Gruppe mit Rückmeldung – Z. T. fehlendes Analgrübchen, evtl. perianale Geburt in der Regel möglich
zu einem bestimmten Verhalten einer Person Fistel – Atresia hymenalis (Hymen occlusivus): 1. Ver-
oder zu bestimmten Vorgängen. Das Feedback – tiefer Dickdarmileus schluss der Vagina durch ein nicht perforier-
folgt bestimmten Regeln, die zuvor in der – fehlende peranale Mekoniumentleerung
Gruppe geklärt werden. Im weiteren Sinn ist (Differenzialdiagnose: Mekoniumpfropf-
Feedback jegliche Form der Rückmeldung an- syndrom*)
derer zu bestimmten Vorgängen. – bei Fistel Mekonium- oder Luftabgang aus
Ziele: Harnröhre oder Vagina.
– Vermittlung der Wirkung einer Person auf Diagnostik:
die Gruppenmitglieder – Ultraschalldiagnostik
– Klärung der Kommunikationsstruktur inner- – Röntgendiagnostik in Kopftieflage, dabei
halb einer Gruppe. aufsteigende Darmgase bis vor der Stenose
Feedback kann (auch bei positivem Feedback, sichtbar.
Lob) zu Konflikten führen, wenn Betroffene Therapie: Operativ. Bei hoher, d. h. supralevato-
kein Feedback wünschen, es als Einmischung rischer Rektumatresie posteriore sagittale Ano-
interpretieren oder inhaltlich missverstehen. rektoplastik* (früher Rehbein-Operation).
Feedback-Aktivierung → Rückkopplung Fehlbildung, kardiale → Angeborene Herz- Fehlbildung, vaginale: medianes
Feedback-Mechaniøsmus → Regelkreis fehler Vaginalseptum. [169]
Fehlbildung, vaskuläre 568

tes Hymen 2. Klinik: wie Atresia vaginae;


Fehlerrechnung
Formen: Durchführung häufig Ultraschall- oder
Mukokolpos* bzw. Hämatokolpos*. CT-gesteuert.
Fehlbildung, vaskuläre → Malformation, vas- Fehler in den Grenzen statistische Sicherheit Feinnadel-Katheter-Jejunostomie f: syn.
kuläre ±k×σ P (%) FKJ. Chirurgisch geschaffene Mündung des Je-
Fehlender Muskel-Eigen-Refleø x m: syn. Ei- 0.675 × σ 50,00 junums an der Bauchdecke unter Verwendung
gen-Reflex-Ausfall. Fehlen der reflektorischen eines Feinnadel-Katheters. Hierbei wird die
Kontraktion eines Muskels nach einem Deh- 1.000 × σ 68,30 Bauchdecke punktiert, das Jejunum intraopera-
nungsreiz. Ein fehlender Muskeleigenreflex ist 1.640 × σ 90,00 tiv mittels Katheter langstreckig sondiert und
Ausdruck einer schlaffen Lähmung nach Läsion der Katheter nach spezieller Einnaht am Bauch-
1.960 × σ 95,00
eines peripheren Nerven oder Zeichen einer fell befestigt.
sehr frühen zentralen Lähmung (spinaler 3.000 × σ 99,70 Feinstaub m: engl. particulate matter (Abk. PM).
Schock). 3.290 × σ 99,90 Einatembare Teilchen (Partikel in fester Form)
Fehler 2. Art → Beta-Fehler
F Fehlernährung → Malnutrition 4.000 × σ 99,99
der Luftverschmutzung mit aerodynamischem
Durchmesser von < 10 μm (PM10), die zur Belas-
Fehlerrechnung f: Verfahren zur Abschätzung tung von Patienten mit Asthma* bronchiale,
der Güte eines Messergebnisses. Bei Testergeb- COPD* und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-
nissen entspricht der ermittelte Wert gewöhn- werden; P sollte dann immer auch angegeben Systems führen.
lich nicht dem wahren Wert. Fehlerangaben er- werden (siehe Tab.). Hintergrund:
möglichen Aussagen über die Genauigkeit und Fehlgeburt → Abort – Emission v. a. aus: Industrieanlagen, Kraft-
Zuverlässigkeit der Messergebnisse. Ohne die Fehlsichtigkeit → Ametropie werken, auch aus Straßenverkehr (z. B. Die-
Angabe des Fehlers ist z. B. die Angabe eines Fehlsichtigkeit → Farbenfehlsichtigkeit selruß, Abrieb von Reifen und Bremsbelä-
Mittelwerts oft sinnlos. Fehlwirt m: engl. accidential host. Bezeichnung gen), Ofenheizungen, Tierhaltung, Zigaret-
Erläuterung: Die Fehlerrechnung gilt nur für für eine Wirtsspezies, in der es einem Parasiten tenrauch und Pollenflug
zufällige Fehler, die mit gleicher Wahrschein- nicht möglich ist, seinen normalen Entwick- – Maßnahmen gegen die in Ballungsräumen
lichkeit positive und negative Werte annehmen lungszyklus fortzusetzen. häufigen Überschreitungen des Tagesmittel-
und mithilfe der Statistik abgeschätzt werden Erläuterung: Eingedrungene Larvenstadien von werts: 1. Smogplaketten und Fahrverbote für
können. Sie gilt nicht für systematische Fehler, Parasiten bestimmte Fahrzeuge 2. Verkehrsberuhigun-
verursacht durch immer im gleichen Sinne wir- – Können sich nicht weiterentwickeln und gen und Geschwindigkeitsbeschränkungen
kende Mängel der Messmethode. Sie gilt eben- sterben nach einiger Zeit ab (z. B. beim Befall 3. Steuerliche Förderung des Einbaus von
falls nicht für persönliche Fehler, die durch die des Menschen mit Larven von Ancylostoma Partikelfiltern in Dieselfahrzeuge.
Neigung des Beobachters, immer im gleichen als Larva* migrans oder mit Zerkarien als Er- Feiung, stille f: engl. occult immunisation. Im-
Sinne etwas unkorrekt abzulesen, entstehen reger der Zerkariendermatitis) munität* nach inapparent verlaufener Infektion
können. – können sich weiterentwickeln, eine Übertra- oder Intoxikation.
Mittelwert und Standardabweichungen: Wenn gung auf den Endwirt* ist jedoch nicht mög- Feldblock → Infiltrationsanästhesie
n Messungen derselben Größe (z. B. Dichte ei- lich (z. B. bei menschlichem Befall mit Fin- Feldenkrais-Methode f: engl. Feldenkrais
nes Arzneistoffs) durchgeführt wurden und alle nen von Echinococcus und mit Trichinella method. Form der Körpertherapie zur Verbesse-
Einzelmessungen untereinander gleichwertig, spiralis) oder Protozoen können nicht auf ei- rung der Körperwahrnehmung und indirekt
d. h. normalverteilt sind, dann ist der wahr- nen nächsten Wirt übertragen werden (z. B. der gesamtheitlichen Selbstwahrnehmung
scheinlichste Wert der gemessenen Größe der Toxoplasma gondii). durch passives und aktives Ausführen von Be-
arithmetische Mittelwert: Fehr-Syndrom n: engl. Fehr’s dystrophy; syn. wegungsabfolgen. Die Feldenkrais-Methode
fleckige Hornhautdystrophie. Autosomal-rezes- findet Anwendung u. a. bei körperlicher Behin-
siv erbliche Form der Hornhautdystrophie* mit derung, Verletzung des Nervensystems sowie
Die Standardabweichung s lässt sich dann auf Mukopolysaccharidablagerungen. Von Kind- Multipler Sklerose und führt zu Verringerung
folgende Weise berechnen: heit an kommt es zu einer zunehmenden Sehbe- von Stress und Angstgefühlen.
einträchtigung bis hin zur rudimentären Hell- Felderung f: engl. tessellated mosaicism. Veral-
Dunkel-Wahrnehmung im 40.–50. Lebensjahr. tete Bezeichnung für Mosaik.
Feigwarzen → Condylomata acuminata Feldfieber n: engl. field fever. Meist gutartig
Dabei ist zu beachten, dass s nur ein Schätzwert Feinmotorik f: engl. fine manipulation. Gesamt- verlaufende Leptospirose* durch Bakterien der
der wahren Standardabweichung σ ist, die aus heit der Bewegungsabläufe beispielsweise bei Gattung Leptospira*. Feldfieber ist in über-
einer sehr großen, theoretisch unendlichen der Hand-Finger-Koordination oder bei geziel- schwemmten Gebieten epidemisch. Betroffene
Zahl von Einzelmessungen, der Grundgesamt- ten koordinierten Bewegungen von Fuß-, Ze- infizieren sich über Hautverletzungen oder
heit, ermittelt wird. Die Standardabweichung hen-, Gesichts-, Augen- und Mundmotorik. Schleimhäute durch Aufnahme leptospirenhal-
ist eine statistische Güteziffer für das Messver- Feinnadelbiopsie f: engl. fine needle biopsy. tigen Urins infizierter Tiere. Sie leiden u. a. an
fahren und besagt im Einzelfall lediglich, dass Spezielle Punktionstechnik mit einer dünnen Fieber und meningealem Syndrom. Behandelt
bei einer in der Regel vorliegenden Zufallsver- Hohlnadel, z. B. Menghini*-Nadel, Vim-Silver- wird mit Antibiotika.
teilung (Normalverteilung*) 68,3 % aller Mess- man- oder Tru*-Cut-Nadel. Dabei wird durch Feldstudie f: engl. field study. Sozialwissen-
werte innerhalb des Streubereichs von Gσ um Aspiration (Aspirationsbiopsie*) Zellmaterial schaftliche Untersuchung, die in der unbeein-
den Mittelwert liegen. Will man die Ergebnisse zur zytologischen (Punktionszytologie*) oder flussten Umwelt der untersuchten Personen
mit einer größeren statistischen Sicherheit P an- feingeweblichen Untersuchung (Punktionshis- durchgeführt wird. Die Datensammlung erfolgt
geben, muss der Bereich auf k × σ vergrößert tologie) entnommen. ein- oder mehrmalig über (teilnehmende) Be-
569 Femur

obachtung, Interview* oder Fragebogen. Epide- Felsengebirgsfieber → Rocky-Mountain- – mit Nervenstimulator motorische Reizant-
miologische Studien* gelten als eine Form der Fleckfieber wort des Nervus femoralis im Musculus
Feldforschung. Fel Tauri n: engl. bile; syn. Fel. Bräunlich grü- quadriceps femoris provozieren (sog. Tanzen
Vorgehen: Die Auswertung der Daten ermög- ne, schleimige Flüssigkeit von eigentümlichem der Patella) als Hinweis auf korrekte Lage der
licht das Erfassen und Beschreiben von Ist-Zu- Geruch und außerordentlich bitterem Ge- Stimulationskanüle
ständen sowie ein erstes Erkennen von Zusam- schmack. Sie dient vor allem zur Substitution – Durchführung inzwischen zunehmend un-
menhängen. Da die Untersuchungsbedingun- bei Gallen- oder Lebererkrankungen und ist terstützt durch sonografische Darstellung
gen nicht dem Einfluss einer Versuchsleitung vielfach in Arzneispezialitäten enthalten, zu- – zur postoperativen Schmerztherapie: Vor-
unterliegen (Experiment), ist die Genauigkeit sammen mit Verdauungsenzymen. schieben eines Katheters, bei Erwachsenen
der Kontrolle eingeschränkt. Eine sorgfältige Zusammensetzung: Gallensäuren*, Gallenfarb- häufig ca. 3–4 cm über Kanülenspitze
Vorbereitung und Durchführung ist daher not- stoffe* (Bilirubin, Biliverdin), Cholesterol, Leci- – in der Regel gleichzeitige Blockade des N. cu-
wendig. thin*, Fette, Harnstoff*, Mineralstoffe (NaCl, taneus femoris lateralis.
Beispiele: Indikationen:
– Befragung über Arbeitszufriedenheit des
Ca3(PO4)2, FePO4).
Felty-Syndrom n: engl. Felty’s syndrome. Son- – Anästhesie des ventralen Kniegelenkbereichs F
Pflegepersonals derform der rheumatoiden Arthritis* bei lang- – Blockade sämtlicher die untere Extremität
– Befragung über Patientenzufriedenheit: jährigem progressivem Verlauf, der bei weniger versorgender Nerven durch Kombination mit
1. die Patienten werden bei ihrer Entlassung als 1 % der Patienten auftritt. Neben Arthritis Ischiadikusblockade* und damit Schmerz-
befragt, wie zufrieden sie mit der Pflege wa- kommt es zu Organveränderungen und Im- ausschaltung für Eingriff im Bereich von
ren 2. diese Daten können dann mit anderen munschwäche. Spontanremissionen sind selten, Knie (Kreuzbandplastik, Knietotalendopro-
Fakten wie personeller Besetzung, Ausbil- Komplikationen entstehen durch gehäufte In- these) oder Unterschenkel einschließlich
dungsstand und Stationsorganisation vergli- fektionen. postoperativer Schmerztherapie (Schmerzka-
chen werden Differenzialdiagnosen: T-Large-Granular-Lym- theter)
– Prüfung von Arzneimitteln, indem die Phar- phocyte-Leukämie (T-LGL-Leukämie), Neoplasi- – zur Wundversorgung
maindustrie z. B. Ärzte beauftragt, diese an en, Sarkoidose*, systemische Amyloidose, Tu- – Hauttransplantation am ventralen Ober-
ihre Patienten zu geben und hinsichtlich be- berkulose* u. a. chronische Infektionen. schenkel
stimmter Fragestellungen zu testen; Hin- femininus: Weiblich. – Mobilisation bzw. Physiotherapie
weis: Der wissenschaftliche Nutzen dieser Feminisierung, testikuläre → Androgenresis- – Schmerztherapie bei Femurschaftfraktur
sog. Anwendungsbeobachtungen ist umstrit- tenz – in Kombination mit Narkose bei Hüftgelenk-
ten. Femoralhernie → Schenkelhernie endoprothesen-Implantation zur Verbesse-
Feldthymian m: syn. Thymian, Wilder. Femoralisblockade f: engl. femoral nerve block; rung der postoperativen Schmerztherapie.
Schwach verholzter Halbstrauch aus der Fami- syn. Nervus-femoralis-Blockade. Periphere Lei- Femoralislähmung f: engl. femoral palsy. Läh-
lie der Lippenblütler (Lamiaceae), der in Euro- tungsanästhesie zur Ausschaltung des Nervus mung* infolge Schädigung des Nervus femora-
pa, Mittelasien und Nordamerika vorkommt. femoralis. Eine Femoralisblockade wird einge- lis (1. bis 4. lumbales Rückenmarkssegment)
Feldthymian wirkt antimikrobiell, (bron- setzt bei Eingriffen, Wunden, in der Schmerz- u. a. durch Trauma*, Tumor* im Becken*, retro-
cho-)spasmolytisch und sekretomotorisch. Zu- behandlung und Physiotherapie. peritoneale Raumforderung, Operation (Total-
sammen mit dem Breitblättrigen Thymian Vorgehen: endoprothese* des Hüftgelenks, Herniotomie*)
(Thymus pulegioides) bildet der Feldthymian – Patientenlagerung: Rückenlage, Bein leicht oder Psoashämatom*. Klinisch zeigen sich Läh-
die Stammpflanze der Droge. in Außenrotation und Abduktion um ca. 15° mung und Atrophie* des Musculus iliopsoas
Verwendung: Als Teeaufguss u. a. galenische – Punktion ca. 2 cm unterhalb der Leistenfalte, und Musculus quadriceps femoris, Patellatief-
Zubereitungen zum Einnehmen: ca. 5 cm unterhalb des Ligamentum inguina- stand* und Sensibilitätsstörungen*.
– Medizinisch bei Katarrhen der oberen Atem- le und ca. 1,5 cm lateral der Arteria femoralis Feø mur n: engl. thigh; syn. Oberschenkelkno-
wege (Kommission E) (paravaskulär, siehe Abb.) chen. Knöcherne Grundlage des Oberschenkels
– volkstümlich bei Pertussis und Bronchitis so- – Punktionskanüle parallel zur Arterie im Win- zwischen Gesäß und Unterschenkel. Das Femur
wie bei dyspeptischen Beschwerden kel von ca. 30° nach kranial vorschieben ist der längste und stärkste Röhrenknochen des
– schwächer wirksam als Gartenthymian*. Körpers. Es ist am proximalen Ende am Hüftge-
Felinosis → Katzenkratzkrankheit lenk (Art. coxae) und am distalen Ende am Knie-
Fellatio f: Genitaler Sexualkontakt* mit einer gelenk (Art. genus) beteiligt. Vor allem im höhe-
Stimulation des Penis mit dem Mund. ren Alter sind Frakturen, besonders am Schen-
Felsenbein n: engl. petrous bone; syn. Pars pet- kelhals, häufig.
rosa ossis temporalis. Pyramidenförmiger Kno- Aufbau: Das Femur besteht aus:
chenabschnitt an der Basis des Schläfenbeins – Caput* femoris (am proximalen Ende, artiku-
(Os temporale). Das Felsenbein ist der härteste liert mit Acetabulum*)
Knochen des menschlichen Schädels und ent- – Collum* femoris
hält das Innenohr*. Bei einem Schädelhirntrau- – Corpus femoris
ma, z. B. im Rahmen eines Polytraumas*, kann – Trochanter major (großer Rollhügel) und
es zu einer Fraktur des Felsenbeins kommen Trochanter minor (kleiner Rollhügel)
(Näheres siehe Schädelbasisfraktur*). – Condylus medialis und Condylus lateralis
Felsenbeinfraktur → Schädelbasisfraktur Femoralisblockade: inguinale Topografie; a: Nervus (am distalen Ende)
Felsenbeinspitzensyndrom → Gradenigo- femoralis, b: A. femoralis, c: V. femoralis, d: Nodus – Epicondylus medialis und Epicondylus late-
Syndrom lymphaticus, e: Muskel, f: Subkutis. ralis.
Femurfraktur 570

Klinische Bedeutung: – subtrochantäre Fraktur: instabile Fraktur, Ätiologie:


– Femurfraktur* operative Versorgung notwendig infolge – Aseptische Knochennekrose* im Erwachse-
– Femurkopfnekrose*. muskelzugbedingter Dislokation des proxi- nenalter
Feø murfraktur f: engl. fracture of the femur; syn. malen Fragments nach medial-ventral – Durchblutungsstörung, z. B. nach angebore-
Oberschenkelfraktur. Fraktur* im Bereich des – Femurschaftfraktur: operative Versorgung ner oder traumatischer Hüftgelenkluxation,
Oberschenkels. mit Verriegelungsnagelung*, seltener Plat- Schenkelhals- und Acetabulumfraktur*. Sie
Formen: tenosteosynthese oder Fixateur externe: tritt häufig bei Patienten mit Diabetes melli-
– Femurkopffraktur* 1. Kinder < 3. Lebensjahr: meist Gipsverband tus, Kortisontherapie, Nikotin- oder Alkohol-
– Schenkelhalsfraktur* (Becken-Bein-Gips) 2. Kinder ≥ 3. Lebensjahr: abhängigkeit auf. Weitere Faktoren sind Be-
– pertrochantäre Fraktur: proximale Frak- in der Regel dynamische Markraumschie- strahlung, Zytostatica, Caissonkrankheit.
tur, bei der die Frakturlinie durch Trochan- nung* Klinik:
ter major und/oder minor zieht, häufig bei – distale Fraktur (suprakondyläre Fraktur – Bewegungseinschränkung und -schmerz im
F alten Patienten (Sturz auf die Hüfte), auch bei
Hochrasanztraumen; Einteilung nach AO
und Kondylenfraktur siehe Abb. 2): Rekons-
truktion der Gelenkflächen und Plattenos-
Hüftgelenk nach symptomlosem Intervall
– Entwicklung einer Koxarthrose* im Verlauf.
(Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefra- teosynthese, frühzeitige belastungsfreie Mo- Diagnostik:
gen) in stabile und instabile Frakturen: bilisation (z. B. durch continuous* passive – Hüftgelenksonografie: evtl. Gelenkerguss
1. Klinik: Beckenschmerz, Bein außenrotiert motion) zur Prophylaxe von Bewegungsein- – Röntgen: erhöhter Kalksalzgehalt, Sklerosie-
und verkürzt 2. Therapie: Osteosynthese, schränkungen. rung, Femurkopfentrundung, Randzacken
z. B. mit dynamischer Hüftschraube*, Gam- Feø murkopffraktur f: engl. fracture of the femur und Zysten bei verschmälertem Gelenkspalt
ma-Nagel (siehe Abb. 1) mit Hüftkomponen- head; syn. Kopfkalottenfraktur. Insgesamt selte- – MRT.
te, Winkelplatte ne Fraktur* im Bereich des Femurkopfs, die Therapie:
meist in Kombination mit einer Hüftgelenklu- – Anbohrung
xation auftritt, z. B. bei Knieanpralltrauma (sog. – Knochenspanplastik*
Dashboard* Injury) im Rahmen eines Verkehrs- – Korrekturosteotomie*: Umstellungs- und Ro-
unfalls oder Hochenergietraumas. tationsosteotomie bei jungen Patienten mit
Diagnostik: partieller Fraktur
– Nativ-Röntgen – Hüftgelenkprothese.
– CT (siehe Abb.). Femurkorrekturosteotomie f: Korrekturos-
teotomie* im Bereich des Femurs. Unterschie-
den werden die proximale und die distale sup-
rakondyläre Femurkorrekturosteotomie.
Formen:
– Proximale Femurkorrekturosteotomie: An-
wendung zur Zentrierung des Femurkopfs
im Hüftgelenk bei Hüftdysplasie*: 1. Varisie-
Femurfraktur Abb. 1: 1: pertrochantäre Femurfraktur; rungsosteotomie* (mit Femurmedialisie-
2: Versorgung mit Marknagel mit Gelenk- rung) 2. Valgisierungsosteotomie* (mit Fe-
komponente. [116] murlateralisierung), z. B. Schanz*-Angulati-
onsosteotomie 3. Verlängerungsosteotomie
4. flektierende Femurkorrekturosteotomie
5. dreidimensionale Femurkorrekturosteo-
tomie (Imhäuser*-Weber-Operation)
– distale suprakondyläre Femurkorrekturos-
teotomie: Anwendung v. a. bei Achsenfehler*
der Extremitäten.
Feø murosteotomie f: engl. femoral osteotomy.
Osteotomie* des Femurs, z. B. bei Femurkorrek-
turosteotomie* oder Revision einer infizierten
Hüftgelenkprothese.
Fenchel, gewöhnlicher m sg, pl: syn. Foenicu-
lum vulgare ssp. vulgare var. vulgare. Pflanze
aus der Familie der Doldengewächse (Apiaceae),
die in Galizien, Rumänien u. a. südost- und süd-
Femurkopffraktur: 1: Röntgenaufnahme anterior-
europäischen Ländern sowie in Mitteleuropa
posterior; 2: CT-Rekonstruktion koronar und
kultiviert wird. Medizinisch wird Fenchel bei
sagittal. [116]
Magen-Darm-Beschwerden und bei Erkältun-
gen eingesetzt. Siehe Abb.
Fenchelfrüchte (Foeniculi amari fructus): Spas-
Femurfraktur Abb. 2: Kondylenfraktur Feø murkopfnekrose f: engl. necrosis of the head molytisch, karminativ, schwach antimikrobiell
(Röntgenaufnahme). [116] of femur. Nekrose* des Femurkopfes. und Erhöhung der mukoziliären Aktivität (Zili-
571 Ferrum

phin* und ausgeprägtem Risiko für Atemde-


pressionen*. Fentanyl wird zur Narkoseeinlei-
tung und zur Behandlung starker Schmerzen
angewendet. Appliziert wird es intravenös,
transdermal, intranasal, sublingual oder buccal.
Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sind
typisch für Opioide*. Fentanyl unterliegt dem
Betäubungsmittelgesetz*.
Fernaufnahme f: engl. teleradiography. Rönt-
genaufnahme mit großem Fokus*-Film-Ab-
stand zur Verringerung von Projektionsfehlern.
Formen: Z. B.
Fenchel, gewöhnlicher: Blüte. – Herzfernaufnahme mit 2 m Fokus-Film-Ab-
F
[179]

stand
en*). Verwendung: Zerkleinerte Droge für Tee- – Schädelfernaufnahme (siehe Kephalometrie*,
aufgüsse, teeähnliche u. a. galenische Produkte: Abb. dort) mit mindestens 1,40 m Fokus-
– Medizinisch innerlich bei dyspeptischen Be- Film-Abstand.
schwerden wie leichten krampfartigen Ma- Fenster, aortopulmonales: Röntgen-Thorax-Aufnah- Fernbestrahlung f: engl. teleradiotherapy. Be-
gen-Darm-Beschwerden, Völlegefühl, Blä- me mit Darstellung des freien aortopulmonalen strahlung mit großem Fokus*-Haut-Abstand,
hungen; innerlich und äußerlich bei Katar- Fensters (Pfeil); Nebenbefunde: Aortenverkalkung, z. B. bei Ganzkörperbestrahlungen.
rhen der oberen Atemwege (European Scien- Interlobärschwiele, narbige postentzündliche Fernhämatom n: engl. distant hemorrhage. Vor
tific Cooperative on Phytotherapy, Kommis- Veränderungen im Oberfeld; halbmondförmige allem bei Schädelbasisfraktur* vorkommendes
sion E) Verschattung in Projektion auf das Herz, Hämatom* (Bluterguss), das entfernt von der
– traditionell bei leichten krampfartigen Be- wahrscheinlich partiell verkalkter Anulus fibrosis Bruchstelle auftritt, z. B. als Brillenhämatom*
schwerden im Magen-Darm-Bereich (Blähun- der Mitralklappe. [76] bei (vorderer) Schädelbasisfraktur oder Hämato-
gen), bei leichten menstruationsbedingten tympanon* (Bluterguss in der Paukenhöhle) bei
Krämpfen sowie als schleimlösendes Mittel Felsenbeinfraktur.
bei Husten im Zusammenhang mit Erkältun- tenbogen und linker A. pulmonalis in der Rönt- Fernpunkt m: engl. far point; syn. Punctum re-
gen (Herbal Medicinal Products Committee) gen-Thorax-Aufnahme. Siehe Abb. motum. Bezeichnung für den am weitesten vom
– volkstümlich bei Appetitlosigkeit, Säuglings- Fenstergips m: engl. fenestrated plaster. Gips- Auge entfernten Punkt, der auf der Retina noch
dyspepsie mit Diarrhö. verband* mit Aussparung z. B. über weiter ver- scharf abgebildet werden kann. Der Fernpunkt
Bitteres Fenchelöl (Foeniculi amari fructus ae- sorgungspflichtigen Wunden oder regelmäßig liegt beim emmetropen Auge im Unendlichen.
theroleum): Ätherisches Öl sowie galenische kontrollbedürftigen Arealen. Fernröntgenseitenbild → Kephalometrie
Zubereitungen zur Förderung der Magen- Fensterung, interlaminäre f: engl. interlami- Ferritin n: Protein, das als wichtigster Marker
Darm-Motilität, sekretolytisch, karminativ und nar fenestration; syn. Flavektomie. Chirurgische des Speichereisens gilt. Ferritin wird gespei-
antimikrobiell. Verwendung: Resektion des Lig. flavum als operativer Zugang chert in den Makrophagen des retikulo-endo-
– Medizinisch bei dyspeptischen Beschwerden v. a. bei Nukleotomie*, ggf. als erweiterte inter- thelialen Systems und den Hepatozyten. Hämo-
und Katarrhen der oberen Atemwege, Fen- laminäre Fensterung mit Laminotomie* oder siderin und Ferritin bilden den Eisenspeicher,
chelsirup und Fenchelhonig in der Kinder- mikrochirurgischem Abfräsen arthrotischer Ge- dessen Hauptspeicherorgane Leber und Milz
heilkunde (Kommission E) lenkteile, Dekompression des Recessus lateralis sind.
– traditionell als Expektorans bei Husten und (knöchern) des Spinalkanals und Unterfräsen Referenzbereiche: Siehe Tab.
Erkältung (Herbal Medicinal Products Com- (Undercutting) einengender Knochenränder be-
mittee). nachbarter Wirbelbögen.
Fenestration → Fensterungsoperation Fensterungsoperation f: engl. fenestration; Ferritin:
Fenger-Plaø stik f: engl. Fenger’s plasty. Operati- syn. Fensterotomie. Fensterartige Gewebeaus- Referenzbereiche.
ve Erweiterung einer umschriebenen Ureterste- schneidung als Zugang zu oder Entlastung von
nose* durch Längsspaltung und Quervernä- anatomischen Strukturen und Krankheitspro- Alter Referenzbereich
hung, meist in Höhe des Ureterabgangs aus zessen. Kinder 2–15 a 9–159 μg/l
dem Nierenbecken. Formen: Z. B.
Weiblich 16–18 a 10–163 μg/l
Fenoterol n: Kurzwirksames Bronchospasmo- – Fensterung eines Knochens, Zugang zum
lytikum aus der Gruppe der Beta-2-Sympatho- Markraum (siehe Osteotomie*) Männlich 16–18 a 12–178 μg/l
mimetika. Bei spastischer Bronchitis und Asth- – Fensterung der Kiefer- oder Stirnhöhle im Erwachsene
ma* bronchiale wird Fenoterol inhalativ und Rahmen von Nasennebenhöhlenoperatio-
zur Hemmung der Wehentätigkeit intravenös nen* Weiblich 19–95 a > 13 μg/l
verabreicht. Wechselwirkungen bestehen u. a. – an der Wirbelsäule interlaminäre Fenste- Männlich 28–95 a > 21 μg/l
mit Antidiabetika*, Antihypertensiva* und Glu- rung* (zwischen den Wirbelbögen, z. B.
kokortikoiden*. Zu den Nebenwirkungen gehö- durch Flavotomie*/Flavektomie) als Zugang
ren Unruhe, Tremor* und Übelkeit. z. B. zum Bandscheibenvorfall*.
Fenster, aoø rtopulmonales n: engl. aorto-pul- Fentanyl (INN) n: Opioidanalgetikum mit 60- Ferroxidase → Caeruloplasmin
monary window (Abk. APW). Raum zwischen Aor- bis 100-mal stärkerer Wirksamkeit als Mor- Ferrum → Eisen
Ferrum metallicum 572

Ferrum metallicum → Eisen Frau, d. h. Anzahl der Kinder, welche die sives Verfahren (Fetoskopie*) oder eine offene
Ferrum sidereum → Eisen Frau gebären würde, wenn sie ihre gesamte Laparotomie mit Hysterotomie infrage.
Fersenbein → Kalkaneus gebärfähige Zeit erleben und in jedem Alter Anwendung: Die Eingriffe werden nur in weni-
Fersenbein → Ossa tarsi die durchschnittliche Fruchtbarkeit ihrer Al- gen, dafür spezialisierten Zentren durchge-
Fersenbeinfraktur → Kalkaneusfraktur tersgruppe im Beobachtungsjahr aufweisen führt.
Ferseneinlage → Fersenkeil würde. Die totale Fertilitätsrate ergibt sich – Laserkoagulation bei fetofetalem Transfusi-
Fersenerhöhung → Sohlenerhöhung aus der Summe der altersspezifischen Fertili- onssyndrom*
Fersenkeil m: engl. heel pad; syn. Ferseneinla- tätsraten. Es handelt sich also um eine Längs- – Shunteinlage bei obstruktiven Uropathien
ge. Keilförmige orthopädische Schuheinlage* schnittprojektion aus Querschnittdaten. – intratracheale Ballonokklusion bei fetaler
zur funktionellen Erhöhung des Rückfußes, an- Fertilitätsstörung f: engl. fertility disorder. Be- Zwerchfellhernie
gewendet z. B. zum Ausgleich einer Beinlängen- einträchtigung der Fortpflanzungsfähigkeit bei – operative Deckung von Neuralrohrdefekten
differenz*, zur postoperativen Entlastung nach Mann und Frau. Die Ursachen sind vielfältig: (z. B. Verschluss von Meningomyelozelen).
Komplikationen: Durch den Eingriff kann es zu
F Sehnennaht und bei Achillessehnenruptur.
Fersenkissen → Fersenkeil
endokrin, genetisch, toxisch, immunologisch
sowie mechanisch nach Entzündung mit Verle- Blutungen, Infektionen, vorzeitiger Wehentä-
Fersenschmerz → Tarsalgie gung der Samenwege oder Eileiter. tigkeit und vorzeitigem Blasensprung kom-
Fersensporn → Kalkaneussporn FESS: Abk. für engl. functional endoscopic si- men, unter Umständen auch mit Verlust der
Fertilität f: engl. fertility. Fähigkeit zur ge- nus surgery → Nasennebenhöhlenoperation Schwangerschaft.
schlechtlichen Fortpflanzung (Potentia* gene- Festanode → Röntgenröhre Fetal Distress: Beeinträchtigung des kindli-
randi). Neben der potenziellen Reproduktion Fetalblutuntersuchung → Chordozentese chen Wohlbefindens vor, unter oder nach der
umfasst der Begriff auch die tatsächliche Repro- Fetalblutuntersuchung f: engl. fetal blood Geburt.
duktion, d. h. die Zahl der erfolgten Geburten analysis (Abk. FBA); syn. Mikroblutuntersuchung Fetale Azidose f: engl. fetal acidosis; syn. intra-
oder der tatsächlich geborenen Kinder. (Abk. MBU). Unter der Geburt angewandte Un- uterine Azidose. Durch Fetalblutuntersuchung*
Beschreibung: tersuchung von kindlichem Blut aus der Kopf- nachweisbare fetale Störung des Säure-Basen-
– Fähigkeit der Frau im fortpflanzungsfähigen haut zum Ausschluss einer fetalen Hypoxie. Das Haushalts (pH ≤ 7,20; Präazidose: pH > 7,20
Alter zur Produktion von reifen Eizellen und Verfahren wird bei einer vermuteten fetalen und < 7,25; Normazidität: pH ≥ 7,25) mit abso-
Sexualhormonen sowie zu Empfängnis und Hypoxie aufgrund entsprechender CTG-Verän- luter Indikation zur operativen Entbindung*.
Schwangerschaft derungen eingesetzt. Die wichtigsten Kontrain- Ursache ist eine verminderte Versorgung des Fe-
– Fähigkeit des Mannes im reproduktionsfähi- dikationen sind mütterliche Infektionen (z. B. tus mit Sauerstoff vor und während der Geburt.
gen Alter zur Produktion von Spermien und HIV) oder bekannte Gerinnungsstörungen. Formen:
Sexualhormonen sowie Fähigkeit zur Durch- Vorgehen: Per Amnioskop werden nach Ritzen – Respiratorische fetale Azidose: Hyperkap-
führung von Geschlechtsverkehr und Zeu- der fetalen Kopfhaut wenige Blutstropfen in ei- nie* durch eingeschränkte CO2-Abgabe
gung. ne Kapillare entnommen und dann pH-Wert, – nicht respiratorische fetale Azidose: Stimu-
Fertilitätsfaktor → F-Faktor CO2-Partialdruck und Basenabweichung (Base lation des anaeroben, glykolytischen Stoff-
Fertilitätsrate f: engl. fertility rate; syn. Frucht- Exces, Abk. BE) kurzfristig bestimmt. wechsels (Laktatazidose*) oder sog. Leihazi-
barkeitsziffer. Maßzahl zur Beschreibung der Auswertung: Siehe Tab. dose bei maternaler (z. B. Keto-)Azidose
Fortpflanzung der Bevölkerung. Dabei werden – kombinierte (respiratorische und nicht re-
allgemeine, altersspezifische und totale Fertili- spiratorische) fetale Azidose: bei fetaler As-
Fetalblutuntersuchung:
tätsrate unterschieden. Maßnahmen in Abhängigkeit vom pH-Wert. phyxie.
– Allgemeine Fertilitätsrate: Zahl der Le- Diagnostik: Hinweisend sind
bendgeborenen eines Kalenderjahrs bezogen Fetalblut- Maßnahmen – Minderung fetaler Bewegungen
auf die weibliche Bevölkerung im fortpflan- untersuchung – pathologischer CTG-Befund: 1. fehlende Os-
zungsfähigen Alter (festgelegt auf 15–49 Jah- pH ≥ 7,25 Wiederholung der Unter- zillation 2. fehlende Akzeleration 3. Dezele-
re) zur Jahresmitte: 1. Maß für die biologi- suchung bei Persistenz der ration 4. fetale Tachykardie 5. fetale Brady-
sche Reproduktion, das die Geburtlichkeit ei- fetaler Hypoxämiezeichen kardie.
ner Bevölkerung unabhängig von ihrem Al- (fetale Brady- oder Tachykardie) Fetale Blutung f: Blutverlust des Ungebore-
tersaufbau wiedergibt 2. je nach Familien- nen in der Schwangerschaft oder unter der Ge-
pH 7,21–7,24 Wiederholung der Untersu-
stand der Mutter zum Zeitpunkt der Geburt burt. Je nach Blutungsstärke und Schwanger-
chung innerhalb von 30 min,
Unterscheidung in eheliche (verheiratete bei raschem pH-Abfall ggf. schaftswoche ist normalerweise eine zügige Be-
Frauen) und nichteheliche Fertilitätsrate (un- Entbindung endigung der Geburt notwendig, meist per Kai-
verheiratete Frauen) serschnitt. Um bei einer vaginalen Blutung zwi-
– altersspezifische Fertilitätsrate: Zahl der pH ≤ 7,20[1] rasche Entbindung (v. a. bei schen mütterlichem und kindlichem Blut zu
von Frauen einer bestimmten Altersgruppe nicht respiratorischer Azidose) unterscheiden, wird das fetale Hämoglobin be-
[1]
Lebendgeborenen je 1000 Frauen desselben Ein pCO2 > 65 mmHg spricht für eine respira- stimmt.
Alters: 1. dient zur Darstellung altersabhän- torische Azidose, eine Basenabweichung von Ursachen:
giger Differenzen der Fruchtbarkeit 2. Ferti- >−9,8 für eine nicht respiratorische Azidose – Vorzeitige Plazentalösung
litätsrate für 20-Jährige wird mit 50–60 %, – Plazenta* praevia
für 30-Jährige mit 30 %, für 40-Jährige mit – Insertio velamentosa mit Blasensprung
3 % Konzeptionserwartung angegeben Fetalchirurgie f: engl. fetal surgery. Intrauteri- – Vasa praevia
– totale Fertilitätsrate (TFR, syn. Gesamtfer- ne operative Behandlung des Feten. Je nach Ein- – intrauterine Blutung nach Nabelschnur-
tilitätsrate): durchschnittliche Kinderzahl je griff kommt hierzu entweder ein minimal inva- punktion (Chordozentese).
573 Fetopathie, diabetische

Fetale Echokardiografie f: engl. fetal echocar- lonförmigen Nähte des Fetalkerns der Augen-
diography; syn. fetale Echokardiographie. Trans- linse, z. B. bei Down*-Syndrom.
abdominale oder transvaginale Beurteilung des Fetischiøsmus m: engl. fetishism. Form der Pa-
fetalen Herzens und herznaher Gefäße mit Ult- raphilie* mit sexuell dranghaften Bedürfnissen,
raschall im Rahmen der Pränataldiagnostik. Die erregenden Fantasien und sexuellen Verhal-
fetale Echokardiografie dient der frühzeitigen tensweisen, bei denen bestimmte Objekte zu se-
Erfassung angeborener Herzfehler bzw. kardia- xueller Erregung führen, z. B.: Körperpartien
ler Dysfunktionen. außerhalb der Genitalregion (Fuß, Haar), Ge-
Fetale Entwicklung f: engl. Fetal Development; genstände (Kleidungsstücke) oder Materialien
syn. Fötale Entwicklung. Entwicklung des Fe- (Leder, Gummi, Pelze). Fetischismus kommt
tus nach Ausbildung der inneren Organe, be- fast ausschließlich bei Männern vor.
ginnend in der 9. SSW bis zur Geburt. Die Zeit Diagnostik: Die Bedürfnisse, Fantasien oder se-
davor wird als Embryonalperiode bezeichnet.
Fetale Fehlbildung f: Vorgeburtlich entstande-
xuellen Verhaltensweisen müssen der vorwie-
gende oder ausschließliche Inhalt sexuellen In- F
ne Fehl- oder Nichtanlage eines Körperteils, un- teresses sein und seit mindestens 6 Monaten be-
Fetometrie: Scheitel-Steiß-Länge in Abhängigkeit
abhängig von der Art der Schädigung. stehen.
von der Schwangerschaftsdauer (Perzentile).
Fetale Herzaktion f: Bezeichnung für den Therapie:
kindlichen Herzschlag als Nachweis der Vitali- – Nur bei Leidensdruck
tät und als wichtiger Parameter für das intraute- – v. a. kognitiv-verhaltenstherapeutisch orien-
rine Wohlergehen des Ungeborenen. Die Auf- tierte Behandlung (siehe Verhaltensthera- genetischer Störung, intrauteriner Infektion
zeichnung kann durch Auskultation (Holzste- pie*) mit dem Ziel ausreichender Selbstkont- oder diabetischer Fetopathie*.
thoskop, Pinard Höhrrohr), mittels CTG oder rolle. Fetopathiøa → Fetopathie
fetalem EKG erfolgen. Im Ultraschall ist die Fetischiøstischer Transvestitiøsmus m: engl. Fetopathiøa rubeolosa → Rötelnembryofeto-
Herzaktion erstmals in der 6. SSW sichtbar. Transvestic Fetishism; syn. transvestitischer Feti- pathie
Fetales Blut n: engl. Fetal Blood; syn. Fetal- schismus. Form der Paraphilie mit sexuell erre- Fetopathiøa toxoplasmotica → Toxoplasmose
Blut. Zirkulierendes Blut im Kreislauf des Un- genden Fantasien, sexuell dranghaften Bedürf- Fetopathie f: engl. fetopathy; syn. Fetopathia.
geborenen. Das fetale Blut zeichnet sich durch nissen und/oder sexuellen Verhaltensweisen, Während der Fetogenese* (9. SSW bis Geburt)
ein spezifisches, fetales Hämoglobin (HbF) aus, die sich auf das Tragen von Kleidung des Ge- auftretende Pränatalerkrankung* mit intraute-
das eine deutlich höhere Affinität für Sauerstoff gengeschlechts beziehen. Der fetischistische riner Entwicklungsstörung. Eine Fetopathie
besitzt als das adulte Hämoglobin (HbA1) und Transvestitismus kommt wahrscheinlich nur kann verschiedene biologische und chemische
damit in der Plazenta für einen effizienten Gas- bei in der Regel heterosexuell orientierten Män- Ursachen haben.
austausch sorgen kann. nern vor. Ursachen:
Klinische Bedeutung: Die Plazenta bildet eine Fetogenese f: engl. fetogenesis. An die Embryo- – Biologisch: u. a.: 1. intrauterine Infektion
Schranke zwischen mütterlichem und fetalem genese* anschließende pränatale Entwicklung (Pränatalinfektion*; Perinatalinfektion*)
Kreislauf, sodass es nicht zur Vermischung der Frucht im Mutterleib (ab 61. Gestationstag 2. Stoffwechselstörungen, z. B. diabetische
kommen kann. Nach der Geburt wird das fetale bis zur Geburt). Während der Fetogenese wächst Stoffwechsellage (diabetische Fetopathie*)
Hämoglobin sukzessive durch das adulte er- der gesamte Organismus, Organe differenzieren 3. Blutgruppeninkompatibilität zwischen
setzt. sich aus und werden funktionell aktiv. Mutter und Kind (Morbus* haemolyticus fe-
Fetales EKG n: engl. fetal electrocardiography; Fetometrie f: engl. fetometry. Bestimmung de- talis bzw. Morbus* haemolyticus neonato-
syn. fetale Elektrokardiografie. Ableitung der finierter fetaler Körpermaße mit Ultraschalldi- rum)
elektrischen Potenziale des kindlichen Herzens agnostik*. – chemisch: u. a.: 1. Alkohol, Drogen (z. B.
zur Analyse der fetalen Herztöne. Zusätzlich Anwendung: Crack) 2. Arzneimittel (z. B. Thalidomid, An-
zur CTG-Ableitung mittels Ultraschall kann – Im 1. Trimenon: Scheitel-Steiß-Länge (SSL tiepileptika, Cumarine oder AT1-Rezeptor-
beim fetalen EKG auch eine Analyse der ST- oder CRL für Crown-Rump Length; Perzenti- Antagonisten).
Strecken erfolgen (STAN). lenkurve: siehe Abb.) Fetopathie, diabetische f: engl. diabetic feto-
Vorgehen: Die Aufzeichnung kann entweder – ab 2. Trimenon: biparietaler Durchmesser* pathy. Fetopathie* infolge eines nach Ende der
über die Bauchdecke der Mutter oder durch eine (BIP), fronto-okzipitaler Durchmesser (FOD), Embryogenese neu aufgetretenen (Gestations-
direkt am kindlichen Köpfchen von vaginal her Kopfumfang (KU oder HC für Head Circum- diabetes*) oder bei unzureichend eingestellten
angebrachte Elektrode erfolgen (Kopfschwar- ference), Abdomenumfang (AU oder AC für Diabetes* mellitus der Mutter. Der erhöhte Glu-
tenelektrode, KSE). Abdominal Circumference), Abdomendurch- kosetransfer zum Fetus führt zu Hypertrophie,
fetalis: syn. fetal. Zum Fetus* gehörig. messer anterior-posterior und transversal, Adaptationsstörungen oder sogar Tod des Fe-
Fetalmonat m: engl. fetal month. Heute nicht Femurlänge (FL) u. a. tus. Der mütterliche Stoffwechsel ist optimal
mehr gebräuchliche Einheit für die Berechnung Indikationen: Ultraschalldiagnostik entspr. einzustellen, entbunden wird spätestens zum
der Schwangerschaftsdauer. Ausgehend von der Mutterschaftsrichtlinien in 10., 20. und errechnetem Geburtstermin.
letzten Menstruation und der durchschnittli- 30. SSW, Beurteilung der Wachstumsdynamik Pathogenese: Ein gesteigerter diaplazentarer
chen Zykluslänge von 28 Tagen dauert die nor- bei Verdacht auf Plazentainsuffizienz oder Ges- Glukosetransfer zum Fetus führt zu fetalem
male Schwangerschaft demnach 10 Fetalmona- tationsdiabetes, intrauterine Reifebestimmung* Hyperinsulinismus mit funktioneller Unreife
te = 280 Tage. u. a. der fetalen Organe (z. B. Lunge und Leber) und
Fetalnahtkatarakt f: engl. embryonal cataract. Klinische Bedeutung: Abweichung von Refe- sog. Insulinmast (Hypertrophie der Organe und
Feine bilaterale, stationäre Trübungen der ypsi- renzbereichen z. B. bei Plazentainsuffizienz*, des Fetus).
Fetoskopie 574

Klinik: in einem dreistufigen Prozess miteinander ver- be dient v. a. als Energiereservoir, Kohlenstoff-
– Plazentainsuffizienz*, Tod des Fetus intra- einigt. quelle und Baufett, braunes Fettgewebe v. a. zur
uterin oder unter der Geburt Fettdurchfall → Steatorrhö Thermogenese. Fettgewebe ist hormonell aktiv.
– hypertrophes Neugeborenes* bei Frühge- Fette n pl: engl. fats. Glycerolester gesättigter Unterteilung: Weißes Fettgewebe: Es dient als
burtneigung und ungesättigter Fettsäuren*. Die natürlich Baufettgewebe zur Umhüllung von Organen
– neonatale Adaptationsstörung (Hypoglyk- vorkommenden Fette sind Gemische aus Trigly- und als druckelastisches Polstermaterial zum
ämie durch Hyperinsulinismus, Hypokalzä- ceriden mit Phospholipiden, Sphingolipiden, Schutz vor mechanischem Trauma. Weitere
mie, Hyperbilirubinämie, Atemnotsyndrom* Cholesterin(estern) und anderen hydrophoben Aufgaben des meist subkutan vorkommenden
des Neugeborenen) Verbindungen. Fette sind energiereiche Nah- weißen Fettgewebes sind die Energiespeiche-
– langfristig erhöhte Neigung zu Adipositas, rungsbestandteile. Sie dienen in Form von Fett- rung (siehe Depotfett*) und Wärmeisolierung.
Stoffwechselstörung und kardiovaskulärer gewebe* als Energiespeicher und erleichtern die Es ist endokrin aktiv (Produktion und Sekretion
Erkrankung. Absorption fettlöslicher Vitamine. von Adipokinen*). Braunes Fettgewebe: Brau-
Diagnostik: Sonografisch: Physiologische Bedeutung:
F – Abdominobiparietale Differenz > 1 cm – Hauptnährstoffe mit hohem Energiegehalt
nes Fettgewebe ist besonders bei Neugeborenen
und Säuglingen anzutreffen, bei Erwachsenen
– subkutane Fettschicht > 4 mm (39 kJ/g bzw. 9,3 kcal/g). Der tägliche Bedarf rudimentär vorhanden, v. a. an der Halsregion,
– Dicke des Herzkammerseptums > 4 mm (dia- liegt bei ca. 0,9 g/kg KG (25–30 % der Gesamt- Rückenhaut und perirenal. Die Zellen
betische fetale Kardiomyopathie) energie). Im Fettstoffwechsel* werden die sind reich an Mitochondrien (Zytochromgehalt
– unter Umständen Hydramnion. Nahrungsfette zerlegt und für die Energiege- bedingt braune Gewebefärbung) zur Wärme-
Fetoskopie f: engl. fetoscopy. Direkte, intraute- winnung ab- und umgebaut. produktion (Thermogenese), um die Körper-
rine Betrachtung des Feten. Eine Fetoskopie er- – Fette sind eine Quelle für essenzielle* Fett- temperatur aufrecht zu halten. Intramito-
folgt im Rahmen der intrauterinen Therapie säuren und sind erforderlich für die Resorpti- chondrial wird durch Thermogenin der Elekt-
(z. B. Laserkoagulation bei fetofetalem Transfu- on fettlöslicher Vitamine.* ronentransport und die oxidative Phosphorylie-
sionssyndrom*). Früher wurde die Methode – Fette haben im Körper Bedeutung als Wär- rung (siehe Atmungskette*) entkoppelt. Der
auch zur Fehlbildungsdiagnostik eingesetzt. meisolator und Organschutz (Fettgewebe: elektrochemische Gradient wird nicht zum
Dies ist aber durch die Ultraschalldiagnostik Form des Bindegewebes, das aus Fettzellen ATP-Aufbau genutzt, sondern zur Wärmepro-
heute obsolet. Das Abortrisiko beträgt etwa 3– besteht) sowie als Bestandteile von Zell- duktion. Die Stimulation der Thermogenese
5 %. membranen*. durch Kältereiz bewirkt eine Ausschüttung von
Fetotoxizität f: engl. fetotoxicity. Fähigkeit ei- Fettembolie f: engl. fat embolism. Form der Katecholaminen (siehe Lipolyse*).
ner Noxe zur fetalen Fruchtschädigung. Nor- Embolie* mit Einschwemmung feinverteilter Klinische Bedeutung:
malerweise können nach der Embryonalperiode Fetttropfen in die venöse Blutbahn, die in die – Adipositas*
keine grobstrukturellen Fehlbildungen mehr Lungenarterien abströmen und dort eine konse- – Senkniere bei Verlust des Baufetts
ausgelöst werden. Trotzdem sind Entwick- kutive Kapillarverstopfung (Lipidglobuli) sowie – Lipom*, Fettgeschwulst.
lungsstörungen des Feten möglich, ggf. auch thromboxanaktivierte Vasokonstriktion der Fettgewebsnekrose f: engl. fat necrosis; syn.
mit letalem Ausgang. Häufiger sind intrauteri- Lungenstrombahn verursachen. Fettgewebenekrose. Sonderform der Nekrose*
ne Wachstumsstörungen, diaplazentare Kanze- Vorkommen: mit örtlichem Untergang von Fettgewebe*, v. a.
rogenese und funktionelle Defekte, die sich teil- – Infolge Knochenmarkfreisetzung bei Frak- im Brustgewebe, in subkutanen Gewebeschich-
weise erst spät postnatal manifestieren. tur* oder im Rahmen der operativen Fraktur- ten oder in der Bauchhöhle. Fettgewebsnekro-
Fetozid, selektiver m: engl. selective feticide. versorgung, z. B. bei Marknagelosteosyn- sen entstehen durch mechanisches Trauma*,
Gezieltes Abtöten eines Feten, z. B. durch Injek- these* akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (Ver-
tion von Kaliumchlorid thorakal, intrakardial – bei Schock* v. a. in Kombination mit: 1. Mik- bindung von Fettsäuren und Kalzium zu kalk-
oder in die Vena umbilicalis. Indikationen erge- rozirkulationsstörung 2. verändertem Fett- spritzerartigem Bild) oder Fehlinjektion eines
ben sich bei höhergradigen Mehrlingsschwan- stoffwechsel 3. Hypoxie und Verbrauchskoa- Arzneimittels (in Fettgewebe statt in den Mus-
gerschaften oder vor späten Schwangerschafts- gulopathie als sog. Fettemboliesyndrom. kel).
abbrüchen. Klinik: Fettgewebssklerose, symmetrische → Adi-
Indikationen: – Symptome und Befunde einer Lungenembo- ponecrosis subcutanea neonatorum
– Bei höhergradiger Mehrlingsschwanger- lie* Fetthals → Madelung-Fetthals
schaft (z. B. nach In*-vitro-Fertilisation): – Bewusstseinsstörung Fettherz n: engl. fatty heart; syn. Cor adipo-
1. Ziel: die bestehenden Risiken für die ver- – Sehstörung (Retinablutung). sum. Ungenaue Bezeichnung für verschiedene
bleibenden Feten und die Schwangere zu ver- Therapie: Zustände am Herzen, die mit Fettein- oder -auf-
mindern 2. Durchführung: meist in der 11.– – Beseitigung der Hypoperfusion lagerung einhergehen. Hierzu zählen Fettaufla-
12. SSW; in ca. 10 % der Fälle kommt es aller- – intensivmedizinische Therapie (Beatmung gerung am Herzen, Lipomatosis* cordis sowie
dings zur Beendigung der Schwangerschaft und Schockbehandlung) Herzmuskelfaserverfettung, z. B. infolge chro-
– vor einem Schwangerschaftsabbruch aus me- – primäre Frakturstabilisierung durch wenig nischen Sauerstoffmangels, chronischer Myo-
dizinischer Indikation jenseits der Grenze invasive Verfahren, z. B. Fixateur externe. karditis* oder bei extremer Adipositas*.
der extrauterinen Lebensfähigkeit (ab der Fettgeschwulst → Lipom Fettleber f: engl. fatty liver; syn. Steatosis hepa-
22. SSW). Fettgewebe: engl. adipose tissue. Form des tis. Häufigste Lebererkrankung in westlichen
Fettbiosynthese f: syn. Tri-acyl-glycerin-Syn- Bindegewebes*, das aus Fettzellen* besteht, die Industrienationen mit Fettablagerung (Trigly-
these. Biosynthese von Neutralfetten aus Fett- von Gitterfasern* umsponnen und durch kolla- ceride, Phospholipide) in ≥ 50 % der Hepatozy-
säuren und Glycerol. Fettsäuren und Glycerol gene und elastische Fasern zu Fettgewebeläpp- ten. Der physiologische Fettanteil entspricht ca.
werden auf getrennten Wegen synthetisiert und chen zusammengefasst sind. Weißes Fettgewe- 5 % des Leberfeuchtgewichts. Klinisch zeigen
575 Fettsäurebiosynthese

– bei Ausschaltung der Ursache voll rückbil- Calculator: www.nafldscore.com) 6. FIB-4


dungsfähig Score aus Alter, Geschlecht, ALT, AST (z.B.
– bei fortdauernder Schädigung: Übergang in Fibrosis-4 Calculator in www.hepati-
Fettleberhepatitis* und Leberzirrhose* tisc.uw.edu).
– ggf. erhöhte Sterblichkeit: 1. bei Schwanger- Prognostisch bedeutsam ist das Ausmaß der
schaftsfettleber 2. bei mikrovesikulärer Stea- eingetretenen Fibrose, die histologisch gesi-
tosis 3. bei Reye*-Syndrom 4. durch Mito- chert oder nichtinvasiv mit der transienten Elas-
chondrientoxine. tografie oder aus Laborwerten mit Fibrose Sco-
Fettleberhepatitis f: engl. steatohepatitis. Be- res (NFS, FIB-4) abgeschätzt werden kann.
zeichnung für eine Erkrankung der verfetteten Fettmark: engl. yellow bone marrow. Nicht an
Leber unterschiedlichster Genese. Pathologisch der Blutbildung beteiligtes Knochenmark, das
Fettleber: histologisches Bild, makrovesikuläre finden sich degenerativ-nekrotische, granulozy- durch einen hohen Fettgehalt gelb erscheint.
Steatosis. [33] tär-entzündliche Veränderungen. Es handelt
sich um eine Zwischenstufe zwischen Fettleber*
Mit zunehmendem Alter wird das rote, blutbil-
dende Knochenmark, das vorwiegend in den F
und Leberzirrhose*. Markhöhlen der Röhrenknochen vorkommt,
sich z. T. unspezifische Oberbauchbeschwerden Einteilung: durch Fettmark ersetzt.
rechts (z. B. Druck, Ziehen, Stechen). Komplika- – Alkoholische Steatohepatitis (ASH, siehe Aufbau: Grundgerüst des gelben Knochen-
tionen sind Fettleberhepatitis*, Steatofibrose Abb.): Alkoholhepatitis bei Alkoholabhän- marks ist retikuläres, von Sinusoiden durchzo-
und Fettzirrhose bis hin zum HCC. Epidemio- gigkeit* genes Bindegewebe, dessen Retikulumzellen Li-
logie: – nichtalkoholische Steatohepatitis (NASH; pide anreichern. Erste Fettmarkinseln entwi-
– Die Prävalenz beträgt insgesamt ca. 25 % (bei häufigste Ursache der kryptogenen Leberzir- ckeln sich bereits im 4. Lebensjahr. Es enthält
Übergewicht mindestens 75 %) rhose) bei: 1. Diabetes mellitus 2. Insulinre- nur wenige hämatopoetische Stammzellen. Un-
– Frauen sind deutlich häufiger betroffen. sistenz* 3. Adipositas 4. raschem Gewichts- ter besonderen Umständen kann es in blutbil-
Einteilung: verlust 5. funktionellem oder anatomischem dendes Mark umgewandelt werden, z. B.
– Alkoholische Fettleber bei Alkoholmiss- Dünndarmverlust 6. Fettstoffwechselstörung – Nach großem Blutverlust
brauch 7. Arzneimitteleinnahme (z. B. Tamoxifen). – bei Myelofibrose
– nichtalkoholische Fettleber (Abk. NAFLD für Histologisch kann zwischen ASH und NASH – Leukämie
engl. nonalcoholic fatty liver disease): voll re- nicht unterschieden werden (Mallory*-Körper- – Polycythaemia vera.
versible blande Fettleber ohne Entzündungs- chen bei beiden Formen). Klinische Bedeutung: Bei der aplastischen Anä-
reaktion, v. a. bei: 1. Diabetes mellitus 2. Adi- Diagnostik: mie, einer Sonderform der Blutarmut, kann sich
positas 3. Insulinresistenz 4. Hypercholeste- – Ultraschalldiagnostik (Fettleber) Fettmark auch in flachen Knochen ausbilden.
rolämie 5. Malnutrition 6. Zöliakie – MRT bzw. MR-Spektroskopie zur Quantifi- Fettpneumonie → Lipidpneumonie
7. Schwangerschaft 8. Toxinen 9. übermäßi- zierung der Verfettung Fettsäureabbau m: Biologischer Abbauweg
gem Fruktosekonsum (z. B. durch Getränke) – Transiente Elastografie zur Erkennung der für Fettsäuren, wobei der wichtigste die β*-Oxi-
10. bestimmten Stoffwechselanomalien (z. B. fortgeschrittenen Fibrose bzw. Zirrhose dation in den Mitochondrien ist. Alternative
Galaktosämie oder Fruktoseintoleranz). – Labor: 1. Transaminasen, AP (alkalische Abbauwege sind die α- und ω-Oxidation.
Pathogenese: Phosphatase), GGT (Gamma-Glutamyl- – Β-Oxidation beschreibt den stufenweisen
– Gestörter Fettsäure- und Triglyceridstoff- Transferase) mäßig erhöht 2. häufig auch Tri- Abbau von Fettsäuren, bei dem vom Carb-
wechsel in den Hepatozyten durch erhöhtes glyceride und Cholesterol erhöht 3. ASH: oxylende ausgehend jeweils 2 C-Atome als
Fettsäureangebot AST (Aspartat-Aminotransferase) mehr als Acetyl-CoA abgespalten werden. Dabei wird
– erhöhte Fettsäuresynthese ALT (Alanin-Aminotransferase) erhöht das β-C-Atom oxidiert
– verminderte Fettsäureoxidation in den Mito- 4. NASH: ALT mehr als AST erhöht 5. NAFLD – α-Oxidation von Fettsäuren tritt v. a. in kei-
chondrien Fibrosis Score aus Alter, BMI, IGF/Diabetes, menden Pflanzensamen auf. Eine Fettsäure-
– verringerter Abtransport von Fettsäuren aus AST, ALT, Thrombozyten, Albumin (Online peroxidase katalysiert die Decarboxylierung
der Leberzelle bei Proteinmangel. und gleichzeitige Bildung des Aldehyds. Der
Diagnostik: Aldehyd kann entweder durch Oxidation in
– Ultraschalldiagnostik* (vermehrte Echogeni- eine verkürzte Fettsäure oder durch Redukti-
tät) on in einen Fettalkohol überführt werden
– evtl. Leberbiopsie (Nachweis der Fettleber – ω-Oxidation ist die im endoplasmatischen
mit Differenzierung zwischen mikro- und Retikulum und im Cytoplasma ablaufende
makrovesikulärer Steatosis; siehe Abb.) katalysierte Oxidation der endständigen Me-
– Enzymdiagnostik (z. T. Erhöhung von ALT = thylgruppe von Fettsäuren (ω-Stellung).
Alanin-Aminotransferase, GGT = Gamma- Substrate sind v. a. C8- bis C12-Säuren, die
Glutamyl-Transferase, GLDH = Glutamatde- über ω-Hydroxyfettsäuren zu Dicarbonsäu-
hydrogenase) ren umgewandelt werden.
– unter Umständen palpatorischer Hinweis Fettsäurebiosynthese f: engl. fatty acid biosyn-
(Leber vergrößert und prall elastisch bis thesis. Stufenweiser Aufbau der Fettsäuren* aus
derb). Acetyleinheiten. Die de-novo-Synthese findet
Prognose: Fettleberhepatitis: floride alkoholische im Zytoplasma an der Fettsäuresynthase statt,
– In der Regel günstig Fettleberhepatitis. [33] einem Multi-Enzymkomplex mit Panthothen-
Fettsäuren 576

säure* als prosthetische Gruppe. Die Fettsäure- lung fixiert wird. Er dient der konservativen eines Feten auftreten. Eine Sonderform ist die
synthese lässt sich in Startreaktion, Kettenver- Therapie oder postoperativen Retention bei Versteinerung (sog. Steinkind, Lithopädion).
längerung und Abschlussreaktion gliedern. Hüftdysplasie*. Ggf. wird über dem Femurkopf Feuchtkeime → Nasskeime
Fettsäuren f pl: engl. fatty acids. Aliphatische eine Fensterung vorgenommen zur Durchfüh- Feuermal → Naevus flammeus
Monocarbonsäuren, die unterschieden werden rung von Ultraschallkontrollen. Feuerstar m: engl. heat-ray cataract; syn. Cata-
in sehr langkettige, langkettige und freie Fett- Fettzellen f pl: engl. adipose cells; syn. Adipozy- racta calorica. Seltene Augenlinsentrübung in-
säuren. Fettsäuren sind nicht wasserlöslich und ten. Große runde Zellen* im braunen oder wei- folge lang anhaltender intensiver Einwirkung
werden daher an Transportproteine gebunden ßen Fettgewebe*. Fettzellen verfügen über eine langwelliger Strahlung von ca. 2000 nm (BK Nr.
im Blut transportiert. Erhöhte Werte für freie oder mehrere lipidgefüllte Vakuolen*, einen 2401) mit spinnennetzartiger, später scheiben-
Fettsäuren deuten auf eine katabole Stoffwech- platten, randständigen Zellkern* und eine deut- förmiger hinterer subkapsulärer Linsentrübung
sellage hin. lich sichtbare Zellmembran*. Sie gehen aus Re- und Entwicklung eines Totalstars sowie häufi-
Fettsäuren, freie f pl: engl. free fatty acids; tikulumzellen* hervor, synthetisieren Lipide* gem Abblättern von Lamellen der vorderen Lin-
F Abk. FFS. Unveresterte Fettsäuren*, die bei Li-
polyse* entstehen und an Albumin gebunden
und speichern diese.
Funktion: Weißes Fettgewebe:
senkapsel (sog. Feuerlamelle). Eine Schutzbrille
nach DIN 4646 dient der Prophylaxe.
im Serum transportiert werden. Freie Fettsäu- – Synthese von Triacylglycerinen (Lipogene- Feuersteinleber f: engl. brimstone liver. Bräun-
ren sind Energielieferanten (Betaoxidation) für se*), stimuliert durch Insulin* lich-graue Leber mit derber Konsistenz und
fast alle Organe. Ihre Freisetzung (Hyperlipazid- – Speicherung von Triacylglycerinen glatter Schnittfläche bei konnataler Syphilis*.
ämie) ist z. B. bei Stress durch Adrenalin ver- – Abgabe von Triacylglycerinen nach Lipolyse* Histologisch zeigen sich eine interstitielle Bin-
mehrt, die Lipolyse z. B. bei Diabetes mellitus, zur Energiegewinnung degewebewucherung und oft Reste fetaler Hä-
Hyperthyreose*, Phäochromozytom* und Hun- – Bildung von Adiponektin*, Leptin* und Öst- matopoeseherde.
ger. rogenen* FEV: Abk. für → Sekundenkapazität
Fettsäurespirale → Fettsäureabbau – eine Abgabe oder Aufnahme von Lipiden FFA: Abk. für free fatty acids → Fettsäuren,
Fettsäuresynthase → Fettsäurebiosynthese geht mit einer Vergrößerung oder Verkleine- freie
Fettsäuresynthetase f: syn. Fettsäure-Synthe- rung von Fettzellen einher; dadurch verän- FFA: Abk. für Finger-Fußboden-Abstand →
tase-Komplex. Cytosolischer Enzymkomplex dert sich auch das Volumen des Fettgewebes Finger-Boden-Abstand
aus 2 identischen Untereinheiten (270 kDA), de- an sich. FFA: Abk. für → Fokus-Film-Abstand
ren Röntgenkristallstruktur 2008 aufgeklärt Braunes Fettgewebe: F-Faø ktor m: engl. F factor. Episomale DNA
wurde. In jeder Untereinheit sind die Enzyme – Speicherung von Lipiden (Plasmide*), die in den Trägerbakterien zur Aus-
zur Fettsäurebiosynthese* halbkreisförmig an- – Verbrennung und Wärmegewinnung durch bildung eines Sexualpilus* für die Konjugation*
geordnet. Über das zentrale niedermolekulare die zahlreichen Mitochondrien. mit anderen Bakterien und für den Austausch
acyl carrier protein wird die zu verlängernde Braune Fettzellen sorgen bei Stimulation durch genetischen Materials führt. Der F-Faktor kann
Fettsäurekette von einem aktiven Zentrum zum den Sympathikus* für die Erwärmung des Kör- im Zytoplasma vorliegen oder in das Bakterien-
nächsten weitergereicht. pers (zitterfreie Thermogenese) von Neugebore- chromosom integriert sein.
Fettschürze f: engl. abdominal apron. Große, nen* und Säuglingen (beim Erwachsenen ist FFI: Abk. für engl. fatal familial insomnia →
fettgefüllte, einfache oder doppelte Hautfalte braunes Fettgewebe nur noch in geringen Men- Insomnie, tödliche familiäre
am Bauch, welche die Leisten- und Genitalregi- gen vorhanden). Dies stellt einen alternativen FFP: Abk. für engl. fresh frozen plasma →
on überlagert. Eine Fettschürze tritt bei Adipo- Mechanismus zur Körpererwärmung durch die Frischplasma, gefrorenes
sitas* auf und kann unter Umständen auch nach Skelettmuskulatur (Muskelzittern) dar. FFT: Abk. für → Fast-Fourier-Transformation
erfolgter Gewichtsreduktion weiterbestehen. Fettzirrhose f: engl. steatocirrhosis. Leberzir- FFTS: Abk. für → Transfusionssyndrom, feto-
Bei kosmetischer und/oder medizinischer Indi- rhose*, die über eine Fettleber* und Fettleberhe- fetales
kation (z. B. intertriginöse Candidose*) wird ei- patitis* (siehe Alkoholhepatitis, nichtalkoholi- FH4: Abk. für → Tetrahydrofolsäure
ne chirurgische Resektion* durchgeführt. sche Steatohepatitis) entsteht. Diagnostiziert FHA: Abk. für → Fokus-Haut-Abstand
Fettsklerem → Sclerema adiposum neonato- wird die Fettzirrhose mit Sonografie, MRT, Le- FHF: Abk. für fetale Herzfrequenz → Herzfre-
rum berbiopsie, Laparoskopie sowie Labor, u. a. GGT quenz
Fettspeicherkrankheiten → Lipidosen (Gamma-Glutamyl-Transferase), ALT (Alanin- FHF: Abk. für fetale Herzfrequenz → Kardioto-
Fettstoffwechsel m: engl. fat metabolism. Ge- Aminotransferase), AST (Aspartat-Aminotrans- kografie
samtheit der biochemischen Abläufe des kata- ferase), Thromboplastinzeit und Blutbild. Fiberendoskop n: engl. fibrescope; syn. Fiber-
bolen und anabolen Stoffwechsels* von Lipiden* Fettzylinder m: Zylinderförmige Struktur im skop. Endoskop mit Glasfaseroptik.
und Fettsäuren*. Der Begriff wird im weiteren Harnsediment mit Einlagerung von Lipiden Fiberendoskopische Evaluation des Schlu-
Sinne als Synonym für Lipidstoffwechsel ver- und Lipoproteinen. Fettzylinder treten bei aus- ckens f: engl. fiberoptic endoscopic evaluation of
wendet. Zu den wichtigsten Fettstoffwechsel- geprägter Proteinurie auf und finden sich im swallowing; Abk. FEES. Untersuchung des
störungen zählen Dyslipidämie*, Hyperlipopro- Harn bei diabetischer Nephropathie und neph- Schluckaktes mittels eines transnasal eingeführ-
teinämie*, Hypolipoproteinämie* sowie Lipido- rotischem Syndrom. ten Fiberendoskops. Die am Schluckakt betei-
sen*. Fetus m: Bezeichnung für die Frucht im Ute- ligten Strukturen und deren Funktion werden
Fettstreifen → Fatty Streaks rus* während der Fetogenese* (ab 61. Gestati- beurteilt. Es wird beobachtet, ob es zu einer Pe-
Fettstuhl → Steatorrhö onstag bis zur Geburt). netration und Aspiration von eingenommenen
Fettsucht → Adipositas Fetus papyraceus m: Komplette intrauterine Substanzen verschiedener Konsistenzen (flüs-
Fettwachs → Adipocire Mumifizierung eines Feten ohne Zeichen der sig, breiig, fest) kommt.
Fettweis-Gips m: Becken-Bein-Gipsverband, Autolyse. Ein Fetus papyraceus kann beim feto- Fibrillation f: Unwillkürliche und unregelmä-
durch den das Hüftgelenk in Sitz-Hock-Stel- fetalen Transfusionssyndrom* nach Absterben ßige Kontraktionen einzelner Fasern eines Mus-
577 Fibroadenom

kels, meist infolge von Denervierung*. Im Ge- Fibrinoid n: Bei Gewebezerfall frei werdende, rinolyse, indem sie die Umwandlung von Plas-
gensatz zu den meist von außen beobachtbaren extrazellulär lokalisierte homogene Substanz, minogen* zu Fibrin*-spaltendem Plasmin er-
Zuckungen sind Fibrillationen nur an der Zun- die sich mit dem sauren Farbstoff Eosin färbt möglichen. Plasmin löst daraufhin den Fibrin-
ge sichtbar, ihre Diagnose erfordert die Elektro- und Färbeeigenschaften des Fibrins* besitzt. In anteil der intravasalen Thromben auf, die sich
myografie*. Ein Sonderfall sind lebensbedrohli- der zellfreien Substanz finden sich Bestandteile im Rahmen der Blutgerinnung* in den Gefäßen
che Fibrillationen des Myokards bei Vorhofflim- von zerfallenen Zellen. und an der Herzwand gebildet haben. Fibrino-
mern oder Kammerflimmern. Fibrinolyse-Inhibitoren m pl: engl. inhibitors lytika fungieren als Gegenspieler der Blutgerin-
Fibrillationspotenziale → Elektromyografie of fibrinolysis; syn. Antifibrinolytika. Sammelbe- nung. Beispiele sind Streptokinase, Urokinase*,
Fibrin n: Endprodukt (Faktor Ia) der Blutgerin- griff für Hemmstoffe der Fibrinolyse. Fibrinoly- APSAC und Plasmin* sowie Gewebeplasmino-
nung*, entsteht in Anwesenheit von Ca2+ aus se-Inhibitoren verhindern auf verschiedenen genaktivatoren wie Alteplase, Reteplase und
Fibrinogen durch proteolytische Aktivität von Wegen den fibrinvermittelten Abbau der Tenecteplase.
Thrombin. Der Abbau von Fibrin (Fibrinolyse) Thromben. Sie eignen sich zur Therapie der pri- Indikationen: Die Anwendungsgebiete unter-
erfolgt z. B. durch Plasmin*. Fibrin spielt als Be-
standteil des Thrombus* bei der Blutgerin-
mären und sekundären Hyperfibrinolyse* sowie
als Antidot* bei therapeutischer Fibrinolyse und
scheiden sich je nach Wirkstoff. Beispiele sind:
– Lungenembolie F
nung* eine wichtige Rolle. sind z. T. Bestandteil von Fibrinklebern. Bei- – thrombosierte, arteriovenöse Shunts
Chemische Struktur: Fibrin ist ein hochmoleku- spiele sind p-Aminomethylbenzoesäure, Tra- – akuter, okulärer Zentralgefäßverschluss
lares, wasserunlösliches Proteinpolymer mit nexamsäure und Aprotinin. – Herzinfarkt
zahlreichen Quervernetzungen (siehe Abb.). Einteilung: – STEMI (ST-segment elevation myocardial in-
– Physiologisch/körpereigene Fibrinolyse-Inhi- farction)
bitoren: 1. intrinsische (plasmatische) Anti- – tiefe Venenthrombosen
plasmine 2. extrinsische (gewebeständige) – akute und subaktue Thrombosen
Plasminogenaktivator-Inhibitoren – arterielle Verschlusskrankheit
– therapeutische Fibrinolyse-Inhibitoren: – die präklinische Relevanz bei akutem Koro-
1. Aprotinin 2. synthetische Plasminogenak- narsyndrom ist gegenüber PCI stark rückläu-
tivator-Inhibitoren. fig.
Wirkstoffgruppen: Antiplasmine werden auch Verabreichungsform: Überwiegend parenteral,
als intrinsische Fibrinolyse-Inhibitoren be- im Fall von Streptokinase auch topisch.
zeichnet, da sie sich im Blutplasma befinden. Nebenwirkungen: Wirkstoffabhängig; typische,
Sie hemmen die fibrinolytische Wirkung von gemeinsame Nebenwirkungen sind:
Plasmin*. Ein Beispiel ist Alpha-2-Antiplasmin. – Übelkeit, Erbrechen
Plasminogenaktivator-Inhibitoren hemmen – Blutungen
die Aktivierung von Plasminogenaktivatoren*, – Hypotonie*
welche ihrerseits Plasminogen in Fibrin* spal- – Embolie*
Fibrin: Erythrozyten im Netzwerk aus Fibrin tendes Plasmin umwandeln. Zu den Plasmino- – Fieber.
(rasterelektronenmikroskopische Vergrößerung genaktivator-Inhibitoren zählen u. a. der aus Fibrinopenie f: engl. fibrinopenia. Mangel an
ca. 5000-fach). [58] Endothelzellen stammende PAI-1 und der in Fibrin* infolge Afibrinogenämie*.
der Plazenta gebildete PAI-2. Aprotinin: Der Fibrinopeptide n pl: engl. fibrinopeptides. Die
Fibrinkleber m: engl. fibrin glue. Aus 2 Kompo- Proteinasen-(Kallikrein-)Inhibitor Aprotinin bei der Umwandlung von Fibrinogen zu Fibrin-
nenten zusammengesetzter Gewebekleber zur hemmt u. a. die Plasminaktivatoren und fibrin- monomer durch Thrombin abgespaltenen Pep-
intraoperativen lokalen Anwendung. Die erste spaltendes Plasmin. Weiterhin inhibiert er die tidkettenpaare Fibrinopeptid A (FPA; Abspalt-
Komponente enthält gerinnungsfähiges Hu- Gerinnungsfaktoren XIIa, XIa, VIIIa, Trypsin, produkt von Aα-Kette des Fibrinogens) und Fib-
manprotein, die zweite Thrombin und Ca2+. Bei Chymotrypsin* und Kallikrein*. Synthetische rinopeptid B (FPB; Abspaltprodukt von Bβ-Ket-
Mischung bildet sich ein Fibrinnetz, das u. a. Plasminogenaktivator-Inhibitoren wirken te des Fibrinogens).
(Organ-)Blutungen stillt, Gefäße abdichtet so- wie die körpereigenen Plasminogenaktivator- Hintergrund: Die Abspaltung der Fibrinopepti-
wie Transplantate und Knochenstücke fixiert. Inhibitoren, werden jedoch künstlich herge- de ist Voraussetzung für die Bildung von ver-
Anwendung: Intraoperatives Aufsetzen von Fib- stellt und im Rahmen einer Therapie verab- netztem Fibrin* und spielt somit eine wichtige
rinschwämmchen auf Wundflächen oder Pro- reicht. Beispiele sind p-Aminomethylbenzoe- Rolle bei der Blutgerinnung* (Abb. 1 dort).
thesennaht, bis die Blutung gestillt ist. säure und Tranexamsäure. Klinische Bedeutung: Früher erfolgte die labor-
Fibrin-Monomer-Test m: engl. fibrin monomer Fibrinolytika n pl: engl. fibrinolytics; syn. diagnostische Bestimmung der (z. B. bei Hyper-
test; Abk. FM-Test. Labortechnischer Nachweis Thrombolytika. Therapeutisch genutzte Plas- koagulabilität, Thrombose, Embolie, Ver-
von Komplexen aus Fibrinmonomeren im Plas- minogenaktivatoren* zur Behandlung von Ge- brauchskoagulopathie oder Sepsis erhöhten)
ma zur Abklärung einer Verbrauchskoagulopa- fäßverschlüssen, z. B. bei tiefer Venenthrombo- Konzentration von FPA im Blut durch ELISA.
thie*. se und Lungenembolie. Fibrinolytika bewirken Aufgrund der geringen Halbwertszeit von FPA
fibrinös: engl. fibrinous. Durch Fibrinbeimi- die Spaltung von Plasminogen* zu Plasmin*, wird heutzutage die Konzentration der D*-Di-
schung gerinnend, z. B. fibrinöses Exsudat. welches wiederum das Fibringerüst intravasaler mere bestimmt.
Fibrinogenmangelblutung → Afibrinogen- Thromben auflöst. Beispiele sind Streptokinase, Fibroadenom n: engl. fibroadenoma. Adenom*
ämie Urokinase*, Tenecteplase und Reteplase. Die mit reichlich entwickeltem Bindegewebe. Mak-
Fibrinogenmangelblutung → Hypofibrino- Applikation erfolgt überwiegend parenteral. roskopisch imponiert es als relativ scharf be-
genämie Wirkung: Fibrinolytika zählen zur Gruppe der grenzter Knoten von derb-elastischer Konsis-
Fibrinogenopenie → Hypofibrinogenämie Plasminogenaktivatoren. Sie aktivieren die Fib- tenz mit grau-weißer Schnittfläche. Es tritt z. B.
Fibroblast 578

in der weiblichen Brust (Mammatumoren*), im und linker Körperhälfte, ober- und unterhalb
Ovar, Uterus und in der Prostata auf. der Hüfte 2. mindestens 11 der 18 Druck-
Fibroblaø st m: Spezifische, ortsständige Zelle* punkte (sog. tender points, siehe Abb.) sind
des Bindegewebes*. Der Fibroblast ist am Auf- bei Druck von ca. 40 N/cm2 (ca. 4 kg Masse)
und Abbau der extrazellulären Matrix beteiligt schmerzhaft 3. kein Druckschmerz an be-
und stellt damit die aktive Form des ruhenden stimmten Kontrollpunkten (laterales Drittel
Fibrozyten* dar. Er ist charakterisiert durch sei- des Schlüsselbeins, Mitte des dorsalen Unter-
ne gestreckte Zellform, lange zytoplasmatische arms, volares Radiokarpalgelenk, Daumen-
Fortsätze und einen großen ovalen Zellkern*. ballen, Daumennagel, dorsales Zeigefinger-
Fibroblasten synthetisieren Fibronektin*. grundglied, Tuber calcanei) 4. normale La-
Fibroblaø stenwachstumsfaktor → Fibroblast borwerte (BSG, Leukozyten, Rheumafaktor,
Growth Factor Fibroma molle [77] ANA, Kreatinkinase) und Röntgenbefunde
Fibroblast Growth Factor: syn. Fibroblasten-
F wachstumsfaktor; Abk. FGF. Zytokin, das im
5. Differenzialdiagnosen: sekundäres Fib-
romyalgiesyndrom, myofasziales Schmerz-
Rahmen von Ontogenese, Wundheilung, Häma- Abtragung erfolgt mit der Schere (sog. Scheren- syndrom*, Tendopathie*
topoese und Tumorentstehung zur Wirkung schlag). Siehe Abb. – Therapie: 1. nicht pharmakologisch: Desen-
kommt. Die molekular unterschiedlichen Subs- Fibroma myxomatodes n: Fibrom* mit Ver- sibilisierung des Schmerzes durch körperli-
tanzen (FGF1–FGF23) werden in Fibroblasten, flüssigung der Grundsubstanz. che Aktivierung, z. B. durch Hydrotherapie
Muskelzellen, Endothelzellen, T-Lymphozyten, Fibroma peø ndulans → Fibroma molle mit und ohne Bewegungsübungen, Aerobic
Leberzellen, Makrophagen, Gliazellen sowie in Fibromatose f: engl. fibromatosis. Diffuse oder und Muskeltraining; Änderung der Lebens-
embryonalem und Tumorgewebe gebildet. umschriebene, im Allgemeinen benigne Binde- weise, z. B. Entspannung, Schlaf, Bewegung,
Fibrocartilago → Faserknorpel gewebevermehrung bei gleichzeitiger Paren- Relaxations-, Rehabilitations-, Physio- und
Fibrocartilago intervertebralis → Band- chymatrophie, z. B. in der Mamma oder Pros- Psychotherapie 2. pharmakologisch (Off*-La-
scheibe tata. bel-Use): Amitriptylin; ggf. Duloxetin, Prega-
Fibroelastom, kardiales n: engl. cardial fibro- Fibromatosis gingivae → Gingivahyperpla- balin*, Fluoxetin, Paroxetin, Gabapentin*,
elastoma. Meist an Mitralklappe oder Aorten- sie, fibröse evtl. Paracetamol, schwaches Opioid (Trama-
klappe lokalisierter primärer benigner Herztu- Fibromatosis plaø ntae → Morbus Ledderhose dol*)
mor*, häufig als asymptomatischer Zufallsbe- Fibrom, kardiales n: engl. cardiac fibroma. V. a. – Prognose: häufig spontane Besserung im Al-
fund. Herztumor* (Tab. dort). aus Bindegewebezellen und Kollagenfasern be- ter.
Fibroelastosis endocardiaca → Endokardfib- stehende benigne mesenchymale Neoplasie Sekundäres Fibromyalgiesyndrom
rose (Fibrom*) am Herzen. Im Kindesalter sind kar- – Generalisiertes oder regionales (psychogenes)
Fibroepitheliom n: engl. fibroepithelioma. Be- diale Fibrome die zweithäufigsten Herztumo- Schmerzsyndrom bei anderen Erkrankungen
nigner differenzierter Tumor aus Binde- und ren. Sie sind meist ventrikulär lokalisiert, bei (v. a. Trauma, entzündliche und degenerative
Epithelgewebe, z. B. als Papillom*. Erwachsenen insbesondere an der Aortenklap- rheumatische Erkrankungen, endokrinologi-
fibrös: engl. fibrous; syn. fibrosus. Bindegewe- pe. Herztumor* (Tab. dort). sche, infektiöse, maligne Erkrankungen)
big, aus faserigem Bindegewebe bestehend. Fibromyalgiesyndrom n: engl. fibromyalgia. oder als UAW
Fibrolipom n: engl. fibrolipoma. Lipom* mit Nichtentzündlich bedingtes Schmerzsyndrom – ca. 3-mal häufiger als das primäre Fibromyal-
reichlichem Bindegewebeanteil. mit chronischen Weichteilbeschwerden. giesyndrom
Fibrolysin → Plasmin Formen: Primäres Fibromyalgiesyndrom – Diagnostik: druckschmerzhafte Kontroll-
Fibrom n: engl. fibroma. Benigne mesenchyma- – Extraartikuläre Erkrankung des rheumati- punkte
le Neoplasie, die v. a. aus Bindegewebezellen schen Formenkreises mit unklarer Ätiologie – Differenzialdiagnose: Depression*
und Kollagenfasern besteht. Kombinationen im Sinne einer funktionellen Störung – Therapie: Behandlung der Grunderkran-
mit anderen Gewebearten sind möglich, z. B. als – Klinik: 1. Gemeinsamkeiten mit chroni- kung, sonst wie bei primärem Fibromyalgie-
Myofibrom oder Adenofibrom*. Grundsätzlich schem Müdigkeitssyndrom* 2. generalisierte syndrom.
ist sein Auftreten überall im Körper möglich, Tendomyopathie mit chronischen Muskel- Fibromyom n: engl. fibromyoma. Aus Muskel-
besonders häufig ist das Sehnenscheidenfib- schmerzen 3. Ein- und Durchschlafstörun- zellen und Bindegewebe bestehendes Myom*.
rom. gen 4. zu 80–90 % das weibliche Geschlecht Fibromyopathie, ossifizierende → Myositis
Fibroma → Fibrom betreffend 5. Manifestation meist zwischen ossificans circumscripta
Fibroma cavernosum n: engl. telangiectatic fi- 20. und 50. Lj. 6. Schmerzverstärkung durch Fibronektine n pl: engl. fibronectins. Durch al-
broma. Gefäßreiches, oft polypöses Fibrom*. Kälte, Stress, körperliche Überlastung und ternatives mRNA-Splicing entstandene Glyko-
Fibroma cyø sticum n: engl. cystic fibroma; syn. Ruhe, Besserung durch Wärme und mäßige proteine* (Mr 450 000), die aus 2 über Disulfid-
Zystisches Fibrom. Fibrom* mit Höhlenbil- Aktivität 7. Begleitsymptome: Morgensteifig- brücken verbundenen Polypeptidketten aufge-
dung. keit der Gelenke ohne Schwellungen, peri- baut sind. Die von Fibroblasten erzeugten und
Fibroma moø lle n: engl. soft fibroma; syn. Akro- phere Parästhesien und Schwellungsgefühl abgegebenen Fibronektine sind in der extrazel-
chordon. Weiches Fibrom durch Ausstülpung an den Händen ohne objektiven Befund, gute lulären Matrix* sowie auf der Zelloberfläche
von Dermis und Epidermis, vorkommend als (passive) Beweglichkeit, keine Muskelatro- von Bindegewebszellen lokalisiert. Der Refe-
multiple, gestielte, kleine Papeln im Bereich phie, Spannungskopfschmerz, Reizdarmsyn- renzbereich liegt bei ca. 330 mg/l Blutplasma.
von Achseln, Hals und Leistenbeuge (besonders drom Funktion: Fibronektine vermitteln Zell-Zell-In-
bei adipösen Personen) oder als bis zu einigen – Diagnostik: 1. Ausgedehnte, seit mindestens teraktionen durch Bindung zahlreicher Makro-
Zentimetern großer, meist solitärer Tumor. Die 3 Monaten bestehende Schmerzen in rechter moleküle, z. B. Kollagen, Glykosaminoglykane,
579 Fibrose, zystische

ken Bewegungseinschränkungen, eine ursächli-


che Therapie existiert nicht. Gefährdet sind vor
allem Patienten mit vorbestehender Nierenin-
suffizienz, daher sind diese Kontrastmittel in
solchen Fällen zu vermeiden.
Klinik: Nach Gabe von gadoliniumhaltigen
Kontrastmitteln treten auf
– Flecken, Knötchen und plaqueartige Verhär-
tungen an Händen und Füßen
– innerhalb von Tagen zunehmende Hautver-
dickung und Verhärtung mit massiver Bewe-
gungseinschränkung der Gelenke
– möglicher Befall von Herz, Lunge und Ske-
lettmuskulatur (in der Literatur beschrieben). F
Therapie:
– Zur Besserung der Bewegungseinschränkun-
gen: Physiotherapie
– zur besseren Entfernung des Kontrastmittels:
evtl. erhöht die i. v. Gabe von Natriumthio-
sulfat die Löslichkeit von Gadolinium.
Fibrose, retroperitoneale → Retroperitoneal-
fibrose
Fibrose, zyø stische f: engl. cystic fibrosis (Abk.
Fibromyalgiesyndrom: Zur Diagnose müssen mindestens 11 der dargestellten 18 Punkte druckschmerzhaft CF); syn. Mukoviszidose. Autosomal-rezessiv erb-
sein. liche Stoffwechselstörung mit generalisierter
Dysfunktion exokriner Drüsen. Hinweisende
Symptome sind zunehmender produktiver Hus-
ten, häufige voluminöse Stühle und Dystrophie.
Fibrinogen, Fibrin, Aktin (sog. Molekülkleber) Fibrose f: engl. fibrosis. Vermehrung des Binde- Schweißelektrolytkonzentration und molekular-
und Integrine sowie einiger Bakterien (als Opso- gewebes in einem Gewebe oder Organ infolge genetische Untersuchungen führen zur Diagno-
nin). An Zellmembranen lokalisierte Fibronek- einer Entzündung* (z. B. Leberfibrose durch se. Die Therapieeinleitung sollte in einem CF-
tine bewirken die Anheftung an Nachbarzellen Hepatitis) oder infolge einer chronischen Zentrum erfolgen. Pränataldiagnostik ist mög-
oder extrazelluläre Strukturen. Die Faktor-XIII- Druckerhöhung wie bei einem Ödem* (z. B. lich. Häufigkeit: Regional unterschiedlich, In-
vermittelte kovalente Bindung von Fibronekti- Lungenfibrose durch chronisches Lungen- zidenz in Europa ca. 1 : 2500 Neugeborene; ge-
nen an Fibrin begünstigt die Anlagerung von ödem). hört zu den häufigsten angeborenen Stoffwech-
Zellen an Blutgerinnsel und fördert besonders Fibrose, kongenitale hepatische f: engl. con- selkrankheiten. Ätiologie: Autosomal-rezessiv
Ansiedlung und reparative Funktionen von Fib- genital hepatic fibrosis. Autosomal-rezessiv erbli- erbliche Mutation im CFTR-Gen auf dem Gen-
roblasten im Wundgebiet. che Entwicklungsstörung der Leber mit Malfor- locus 7q31.2; > 1900 Mutationen bekannt; in
Fibronektintest m: engl. fibronectin test. mation der Duktalplatte und fortschreitender 60–80 % Deletion von Phenylalanin auf Position
Schnelltest zum Nachweis von Fibronektin in Leberfibrose, häufig assoziiert zu anderen Fehl- 508 mit phänotypischer Variabilität. Pathoge-
der Zervix, als Zeichen einer drohenden Früh- bildungen oder Syndromen. Pathologisch fin- nese bisher nicht eindeutig geklärt:
geburt. Kann im Vaginal- oder Zervixabstrich det sich eine Malformation der interlobulären – Mutiertes Gen codiert für in der Membran
fetales Fibronektin nachgewiesen werden, be- Gallengänge mit portaler Fibrose, erweiterten, vorwiegend epithelialer Zellen lokalisierten
steht ein deutlich erhöhtes Risiko für eine Früh- irregulären und verzweigten Gallengangsproli- Cl–-Kanal, der aktiv Cl–-Ionen aus der Zelle
geburt*. Fibronektin ist ein Eiweiß, welches als ferationen und hypoplastischen Portalvenenäs- transportiert, Abk. CFTR für engl. cystic fib-
Bestandteil der Eihäute* normalerweise nicht ten. Die Therapie ist symptomatisch, ggf. Leber- rosis transmembrane conductance regulator
intravaginal vorkommt. transplantation. – vermehrte Produktion und erhöhte Viskosi-
Fibroosteoklasie f: engl. fibrous osteoclasia. Vorkommen: tät des Sekrets der mukösen Drüsen, v. a. in
Vermehrung von Osteoklasten und Bindegewe- – In 65 % Assoziation mit autosomal-rezessiver Bronchien und Gastrointestinaltrakt
be im Knochen im Sinne eines primären oder polyzystischer Nierenerkrankung (ARPKD, – resultierend ggf. schwere Komplikationen im
sekundären Hyperparathyeroidismus. siehe zystische Nierenerkrankung*), in 10 % Bereich der Atemwege, Maldigestion und
Fibroplasie, retrolentale f: engl. retrolental fi- Caroli-Krankheit, in 10 % auch isoliert Malabsorption, Flüssigkeits- und Elektrolyt-
broplasia. Endstadium der Retinopathia*prae- – selten assoziiert u. a. mit Choledochuszysten* verlust durch erhöhten Elektrolytgehalt des
maturorum mit hinter der Linse liegender, ab- Typ V nach Todani, Joubert-Syndrom, Bar- Sekrets von Schweißdrüsen.
gehobener, vernarbter Netzhaut (gefäßhaltige det-Biedl-Syndrom, COACH*-Syndrom, Me- Pathologie:
Narbenplatte) und vollständiger Erblindung. ckel-Syndrom und Alström-Syndrom. – Hypertrophie und Vermehrung der Becher-
Fibrosarkom n: engl. fibrosarcoma. Hartes, kol- Fibrose, nephrogene systemische f: engl. zellen in Dünn- und Dickdarm sowie der
lagenfaserreiches Sarkom*, das histologisch nephrogenic systemic fibrosis. Systemische Fibro- schleimproduzierenden Zellen des Bronchi-
zell- und mitosereich ist und aus maligne entar- se* als Komplikation nach Gabe gadoliniumhal- alepithels mit intrazellulärer Ablagerung von
teten Fibroblasten* besteht. tiger MRT*-Kontrastmittel. Es kommt zu star- Sekreten
Fibrositissyndrom 580

– zystische Pankreasfibrose 2. 30–60 mmol/l Graubereich, Kontrolle bzw. Firbrothorax die Fibrosierung der Thoraxrest-
– sekundäre pulmonale Veränderungen infolge Genetik 3. > 60 mmol, 2-mal sehr wahr- höhle nach Pneumektomie* als langsam ablau-
Entzündung. scheinlich 4. Mittelwert bei zystischer Fibro- fenden, einseitigen Schrumpfungsprozess.
Klinik: Manifestation von subklinischer, sehr se: ca. 90 mmol/l Fibrozyt m: engl. fibrocyte. Spindelförmige Zel-
leichter bis zu schwerster, protrahierter Ver- – Gehalt an Albumin im Mekonium und Kon- len des Bindegewebes mit länglich-ovalen Ker-
laufsform: zentration von immunreaktivem Trypsin im nen und langen Fortsätzen, die das Bindegewe-
– Respiratorisch: 1. meist bereits in früher Blut erhöht; Bestimmung der Pankreaselasta- be stützen und stabilisieren.
Kindheit Husten, im Lauf der Zeit immer se im Stuhl; Untersuchung des Speicheldrü- Fibula f: Wadenbein, langer schlanker Kno-
produktiver werdend, Tachypnoe, Tachykar- sensekrets chen, der mit der stärkeren Tibia* den knöcher-
die und teilweise Bronchospasmus; im weite- – ggf. molekulargenetischer Nachweis, d. h. di- nen Unterschenkel* bildet. Die Fibula besteht
ren Verlauf verminderte körperliche Belast- rekte Genanalyse* aus dem Caput fibulae mit Facies articularis ca-
barkeit und Dyspnoe; später als Folge der – CFTR-Funktionstest pitis und Apex capitis, dem Collum fibulae,
F fortschreitenden Zerstörung des Lungenpa-
renchyms respiratorische Insuffizienz mit
– nasale Potenzialdifferenzmessung
– elektrophysiologische Messung an Rektum-
Corpus fibulae und distal dem Malleolus latera-
lis. Die Syndesmosis* tibiofibularis verbindet
Sauerstoffpflichtigkeit, erst sehr spät CO2- schleimhautbiopsien Tibia* und Fibula*. Siehe Abb.
Retention und Cor pulmonale; in 50 % chro- – ggf. Pränataldiagnostik Anatomie: Der Fibulaschaft besitzt 3 Kanten
nische Sinusitis, Mehrzahl der Patienten mit – Diagnostik der Folgeerkrankungen. und 3 Flächen:
Trommelschlegelfingern und Uhrglasnä- Therapie: Klinisches Management und Behand- – Zwischen dem Margo interosseus der Fibula
geln, Atelektasen* durch Verlegung der Lu- lung in einem CF-Zentrum mit allen erforderli- und dem Margo interosseus der Tibia ist die
mina der kleinen Bronchien mit verstärkt se- chen Professionen: Membrana interossea aufgespannt.
zerniertem viskösem, eiweißreichem Sekret – Pulmonal: 1. v. a. Atemtherapie durch Phy-
der mukösen Drüsen der Atemwege 2. häufig siotherapie, z. B. autogene Drainage, Klopf-
bakterielle Besiedlung des Sekrets als Ursa- massage der betroffenen Lungenabschnitte
che für rezidivierende oder chronische Bron- 2. Inhalationstherapie mit Beta-2-Sympatho- Apex capitis
fibulae
chitis*, Peribronchitis, Pneumonie* und mimetika bei bronchialer Hyperreagibilität, Caput fibulae
Bronchiektasen*, häufigste Erreger pulmona- Mukolytika, z. B. hypertone NaCl-Lösung, re-
ler Infektionen: Pseudomonas* aeruginosa, kombinante DNAse 3. rechtzeitige und ge- Collum fibulae
Burkholderia cepacia, Staphylococcus* aure- zielte Antibiotikatherapie, ggf. antibiotische
us und Haemophilus* influenzae 3. manch- Intervalltherapie 4. antifugale Therapie der Margo anterior
mal Entwicklung einer allergischen broncho- ABPA 5. nach Ausschöpfung aller sonstigen
pulmonalen Aspergillose (Abk. ABPA) 4. im Therapieoptionen ggf. Doppellungentrans-
Rahmen von Exazerbationen bei älteren Pati- plantation (siehe Lungentransplantatio) oder Margo interosseus
enten Hämoptysen, bei fortgeschrittener Er- Herz-Lungen-Transplantation 6. nur für Pa-
krankung Pneumothorax in ca. 3,4 % tienten mit der Mutation G551D gibt es ei- Margo posterior
– gastrointestinal: 1. häufig Analprolaps* oder nen CFTR-Potenziator (Ivacaftor), der zu ei- Facies lateralis
Rektumprolaps* 2. bei Neugeborenen in ca. ner deutlichen Verbesserung der Lungen-
15 % Mekoniumileus* 3. durch erhöhte Vis- funktion, Abnahme der Infekthäufigkeit, Ge- Facies medialis
kosität der Galle Cholestase* mit Gallepfropf- wichtszunahme und einer Verringerung des
syndrom*, bei Neugeborenen evtl. mit Icterus Chloridgehaltes im Schweiß auf Werte unter Facies posterior
prolongatus und im weiteren Verlauf choles- 60 mmol/l führt
tatischer Leberzirrhose* 4. exokrine Pankre- – gastrointestinal-pankreatisch: 1. orale Substi-
Crista medialis
asinsuffizienz* bei 80–90 % der CF-Patienten tution von Pankreasenzymen mit Präparaten
als Folge der zystischen Pankreasfibrose mit aus Schweinepankreas und Diät, d. h. hoch-
schwerer Steatorrhö* und häufigen, volumi- kalorische Ernährungstherapie mit 40 % Fett-
nösen, übelriechenden Stühlen, Maldigesti- anteil und Supplementation oder Substituti-
on* und Malabsorption*, evtl. mit schwerer on lipophiler Vitamine sowie ggf. Elektrolyte
Dystrophie, Hypoproteinämie, Ödemen und u. a. Nährstoffe 2. bei Diabetes mellitus Insu-
Vitaminmangel v. a. im Säuglingsalter; chro- lintherapie 3. u. U. Anlage einer PEG-Sonde
nische Bauchschmerzen mit geblähtem Ab- 4. Choleretika*.
domen 5. bei fortschreitender Fibrosierung Prognose: Mittlere Überlebenszeit in Deutsch-
Facies articularis
auch endokrine Pankreasinsuffizienz mit ge- land derzeit etwas unter 42 Jahren, ca. 80 % der malleolaris
störter Glukosetoleranz oder einem CF-asso- Patienten erreichen derzeit mindestens das
ziierten Typ-3-Diabetes* mellitus 30. Lj., respiratorisches Versagen mit ca. 90 % Sulcus malleolaris
– andrologisch: männliche Sterilität* in 98 % der Patienten häufigste Todesursache. 90 % der Malleolus lateralis
der Fälle infolge Ductus-deferens-Aplasie Patienten häufigste Todesursache.
beidseits. Fibrositissyndrom → Fibromyalgiesyndrom Fibula: Wadenbein von dorsal (links im Bild) und
Diagnostik: Fibrothorax m: Bezeichung einerseits für eine ventral (rechts). Der dünne Knochen liegt lateral der
– Früherkennung im Neugeborenenalter: er- ausgedehnte Pleuraschwarte*, welche die Lunge Tibia und ist gegenüber dem Schienbein nach distal
höhte Elektrolytkonzentration im Schweiß: mantelartig umgreift und damit die normale verschoben. Da kein Gelenkkontakt mit dem Femur
1. Chlorid < 30 mmol/l: CF unwahrscheinlich Atemexkursion behindert. Andererseits meint besteht, ist die Fibula kein tragender Knochen.
581 Fieber

– An der Außenseite des distalen Ende der Fi- (Sauerstoffaufnahme*) und avDO2 (arteriovenö- – (selten) direkte Sollwertverstellung durch
bula ist der Malleolus lateralis über die Facies se Sauerstoffdifferenz*). zentralnervöse Irritation thermoregulatori-
articularis malleoli lateralis mit dem Talus scher Hirnstrukturen (Emotion, organischer
gelenkig verbunden. Hirnschaden).
– Dorsal davon befindet sich die Fossa malleoli Klinik: Bei Fieber besteht eine erhöhte Körper-
lateralis, in der das Lig. talofibulare posterius Fick-Zeichen → Vakuumphänomen kerntemperatur, anhand derer die Einteilung in
ansetzt. Fieber n: engl. fever; syn. Febris. Erhöhung der Schweregrade erfolgt:
– Im Sulcus malleolaris an der Außenfläche Körpertemperatur infolge einer Sollwertverstel- – ≤ 38 °C: subfebrile Temperaturen
dorsal des Malleolus lateralis verlaufen die lung im hypothalamischen Wärmeregulations- – > 38 bis ≤ 39 °C: mäßiges Fieber
Peronealsehnen. zentrum. Fieber tritt als unspezifisches Symp- – > 39 °C: hohes Fieber
Die Syndesmosis tibiofibularis verbindet Tibia tom auf, z. B. bei Infektionen und Verletzun- – > 41 °C: Hyperpyrexie.
und Fibula an ihren distalen Enden. Sie besteht gen, und ist ab > 41 °C lebensbedrohlich. Die Begleitsymptome des Fiebers sind häufig allge-
aus 2 Ligamenta:
– Das Lig. tibiofibulare anterius schräg zwi-
Therapie erfolgt vorzugsweise kausal und/oder
durch fiebersenkende Maßnahmen (vor allem
meines Krankheitsgefühl, Inappetenz und
Kopfschmerzen. Mögliche Komplikationen F
schen den Vorderflächen der beiden Kno- bei Fieber > 39 °C). sind Tachykardie und Tachypnoe infolge des
chenenden Ursache: Fieber ist ein unspezifisches Symptom gesteigerten Stoffwechsels (siehe Van‘t-Hoff-Re-
– das Lig. tibiofibulare posterius horizontal einer Akute-Phase-Reaktion und unterstützt gel), Ekksikose, Kreislaufdysregulation, arteri-
zwischen den Hinterflächen. physiologisch die Abwehrvorgänge des Körpers, elle Hypotonie, Bewusstseinsstörungen und
Diese doppellagige Konstruktion der Syndes- z. B. über Beschleunigung biochemischer Reak- epileptische Anfälle.
mose gewährleistet zum einen die Verlagerung tionen (siehe Van’t-Hoff-Regel). Es kommt als Fieber-Stadien: Fieber verläuft in Stadien:
der beiden Unterschenkelknochen bei der Fuß- unspezifisches Allgemeinsymptom bei verschie- – Stadium incrementi (Fieberanstieg): In die-
dorsalflexion und zum andern den Zusammen- denen Erkrankungen vor, vor allem bei: sem Stadium reagieren disponierte Säuglinge
halt der beiden Unterschenkelknochen auch bei – Infektionen durch Viren, Bakterien, Pilze und Kleinkinder mit einem Fieberkrampf*,
großen von distal einwirkenden Kräften. – malignen Erkrankungen ältere Kinder mit Frösteln, kühlen Gliedern
Fibulafraktur f: engl. fracture of the fibula. – Traumata, z. B. Hämatom, Fraktur, auch und Kreislaufzentralisation, Erwachsene mit
Bruch des Wadenbeins (Fibula*). postoperativ und Extremsport Schüttelfrost.
Fibulaosteotomie f: engl. fibular osteotomy. – Autoimmunerkrankungen und Kollageno- – Fastigium (Fieberhöhe): Bei hohem Fieber
Osteotomie* der Fibula, z. B. bei Korrekturos- sen, z. B. rheumatisches Fieber, Lupus ery- besteht die Gefahr des Fieberdelirs mit Be-
teotomie (Pendelosteotomie*) oder Distrakti- thematodes. wusstseins- und Sinnestrübung.
onsverlängerung am Unterschenkel sowie zur Seltenere Ursachen sind: – Stadium decrementi (Fieberabfall, Deferves-
Entnahme eines Fibulatransplantats*. – Neuroendokrine Störungen, z. B. Hyperthy- zenz): Die Entfieberung geschieht lytisch,
Fibula-pro-Tibia-Plaø stik f: syn. Hahn-Bran- reose langsam im Verlauf von Tagen, oder kritisch,
des-Plastik. Operatives Verfahren, bei dem die – Dehydratation, v. a. bei Säuglingen (siehe schnell, im Verlauf von Stunden. Dabei
Fibula zum tragenden Unterschenkelknochen Durstfieber) kommt es typischerweise zu Schweißausbrü-
umgewandelt wird. Angewendet wird die Me- – autoinflammatorische Erkrankungen, z. B. chen mit Flüssigkeitsverlust, bei der kriti-
thode z. B. bei angeborener Fehlbildung, lang- familiäres Mittelmeerfieber schen Entfieberung evtl. mit Kreislaufdysre-
streckiger Fraktur, Pseudarthrose oder Zustand – Arzneimittel- oder Drogen-induziertes Fie- gulation.
nach Tumorresektion im Bereich der Tibia (als ber Fieber-Formen: Früher wurde den Verlaufsfor-
Alternativverfahren zur Kallusdistraktion*). – ZNS-Erkrankungen mit Wirkung auf das men des Fiebers (Fieberkurven) große Bedeu-
Vorgehen: Synostosierung von Tibia und Fibu- Wärmezentrum, z. B. Schädel-Hirn-Trau- tung beigemessen, heute sind sie in typischer
la, z. B. durch Einbolzung mit Osteosynthese. men. Form aufgrund der regelmäßig einsetzenden
Fibularislähmung → Peroneuslähmung Eine Erhöhung der Körperkerntemperatur auf Therapiemaßnahmen nur noch selten zu be-
Fibularisphänomen → Peroneusphänomen > 38 °C (bei Kindern > 38,5 °C) über eine Dauer obachten:
Fibularissehnenluxation → Peronealsehnen- von mindestens 8 Tagen ohne bekannte Ursache – Continua febris (Febris continua): meist über
luxation wird als Fieber unklarer Ursache (FUO, fever of 39 °C und über Tage um weniger als 1 °C
Fibulatransplantat n: engl. fibula flap. Knö- unknown origin) bezeichnet. schwankend, z. B. bei Typhus abdominalis,
chernes Gewebetransplantat aus der Fibula mit Pathogenese: epidemischem Fleckfieber, Brucellose, infek-
anatomisch definierter Gefäßversorgung über – Indirekte Sollwertverstellung durch Pyroge- tiöser Endokarditis, Viruspneumonie
die A. peronea und begleitende Venen. Es wird ne, die aus körpereigenen Geweben freige- – remittierendes Fieber (Febris remittens): stär-
v. a. eingesetzt als (Haut-)Muskel-Knochen- setzt werden (z. B. Prostaglandine und Inter- ker schwankend, aber stets über Normaltem-
transplantat mit Gefäßanschluss in der rekons- leukin-1 aus aktivierten Phagozyten oder peratur, hinweisend auf Lokal- oder Hohl-
truktiven Extremitätenchirurgie und zur Un- Zerfalls- oder Stoffwechselprodukte bei Zer- rauminfektionen, z. B. bei Sinusitis, Harn-
terkieferrekonstruktion in der plastischen Ge- störung von Körper- oder Tumorzellen, siehe wegsinfektion, Segmentpneumonie, Sepsis
sichtschirurgie. Resorptionsfieber*), oder exogene Pyrogene – intermittierendes Fieber (Febris* intermit-
Ficat-Arlet-Klassifikation → Femurkopfnek- (z. B. Lipopolysaccharide oder Toxine aus tens): im Verlauf eines Tages wechseln hohe
rose Bakterien). Pyrogene führen über Kaskaden Temperaturen mit fieberfreien Intervallen
Fick-Formel f: engl. Fick formula. Formel zur von Prozessen (z. B. Steigerung der Prostag- ab; die Schwankungen betragen mehr als
Berechnung des Herzminutenvolumens (HMV). landinsynthese) zur Sollwertverstellung der 1,5 °C, z. B. bei Sepsis und Pleuritis
Dieses ergibt sich aus dem Quotienten von Vᠨ O2 Körpertemperatur in den Thermoregulati- – rekurrierendes Fieber (Febris recurrens, Rück-
onszentren im Hypothalamus fallfieber, periodisches Fieber): Fieberschübe
Fieber, akutes rheumatisches 582

über mehrere Tage wechseln mit 2- bis 15- mit Berührungsempfindlichkeit, Rötung
Fieber, akutes rheumatisches:
tägigen fieberfreien Intervallen ab, z. B. bei Jones-Kriterien. und Überwärmung
Malaria, Borreliosen und Cholezystitis – kardiale Manifestation: 1. v. a. Endo-, Myo-
– undulierendes Fieber (Febris undulans): wel- Hauptkriterien und Perikarditis 2. häufig Mitralklappenin-
lenförmiger Temperaturverlauf mit Phasen Karditis suffizienz, gefolgt von Mitralklappenstenose
hohen Fiebers und fieberfreien Intervallen je- Polyarthritis (insbesondere großer Gelenke)[1] und Aortenklappenfehlern
weils über Tage, z. B. bei Morbus Hodgkin Chorea minor Sydenham – Chorea* minor Sydenham (selten): 1. Wochen
und Tumoren bis Monate nach Infektion auftretende Bewe-
Erythema anulare rheumaticum[2]
– biphasisches Fieber (Dromedartyp): zweigipf- gungsstörung infolge antineuronaler Anti-
lige Fieberkurve mit dem Umriss eines 2- subkutane Knötchen (sog. körper 2. häufiger bei Mädchen 3. schleichen-
Rheumaknötchen)[3]
höckrigen Kamels (die Bezeichnung Drome- der Beginn mit innerer Unruhe und emotio-
dar ist irreführend), z. B. bei Masern und Me- Nebenkriterien naler Labilität gefolgt von choreatischer Be-
F ningokokkensepsis.
Diagnostik:
Fieber
Arthralgie –
wegungsstörung
Erythema* marginatum rheumaticum (Abb.
– Messung der Körperkerntemperatur (meist dort): blaß rötliche, flüchtige ring- und gir-
Laborbefunde: Leukozytose, erhöhte
im Ohr, axillär oder rektal, intensivmedizi- Konzentration der Akute-Phase-Proteine im landenförmige Erytheme mit Bevorzugung
nisch auch invasiv; siehe Körpertemperatur- Blut, z. B. CRP; beschleunigte BSG des Rumpfes, selten (ca. 4 %)
messung) – subkutane Knötchen (sog. Rheumaknoten)
EKG-Veränderung, z. B. verlängerte PQ*-Zeit
– Abklärung der Ursache durch körperliche an Sehnenscheiden, Periost und Gelenkkap-
Untersuchung und Anamnese sowie ggf. wei- Zusatzkriterien seln, selten
terführende Diagnostik, z. B. durch laborche- positiver kultureller Nachweis oder Antigen- – bei Erwachsenen oft nur periphere Arthritis
mische Bestimmung der Entzündungspara- nachweis von Streptokokken der Gruppe A mit mono- oder polyartikulärem Befallmus-
meter oder bildgebende Verfahren. Länger signifikant ansteigender Streptokokken- ter und migratorischem Charakter.
anhaltendes Fieber ohne erkennbare Ursache Antikörpertiter Diagnostik:
erfordert eine diagnostische Abklärung (siehe Diagnose akutes rheumatisches Fieber: – Mindestens 2 Haupt- oder 1 Haupt- und
Fieber unbekannter Ursache). wenn (zusätzlich zu Zusatzkriterium) 2 Haupt- 2 Nebenkriterien der Jones*-Kriterien, siehe
Differenzialdiagnostik: Hyperthermie: Erhö- kriterien oder 1 Haupt- und 2 Nebenkriterien Tab.
hung der Körperkerntemperatur ohne Sollwert- erfüllt sind – in der Regel Nachweis: 1. einer Infektion mit
verstellung, z. B. durch Hitzschlag. bzw. (sog. Ausnahmekriterien): betahämolysierenden Streptokokken bei z. B.
Therapie: bei Chorea minor Sydenham mit Ausschluss akuter Tonsillitis oder Scharlach durch Ab-
– Therapie der Grunderkrankung, z. B. Anti- anderer Ursachen für Chorea oder strich 2. der entsprechenden Antigene im Ra-
biotikatherapie bei bakterieller Infektion, bei neuem Herzklappenfehler unklarer Genese chenabstrich, vgl. Point*-of-Care-Diagnostik
Nekrosenentfernung (larvierte inapparente Karditis) 3. ansteigender Antikörpertiter gegen Strep-
– symptomatisch: Fiebersenkung durch Ver- Diagnose Rezidiv eines akuten rheumatischen tokokkenexoenzyme, d. h. Antistreptolysin-
besserung der Wärmeabgabe, z. B. durch Wa- Fiebers (Vorkommen meist im ersten Folge- O, Antihyaluronidase, Anti-DNase-B, Anti-
denwickel (beruht auf dem Effekt der Ver- jahr): 1 erfülltes Hauptkriterium oder unklares NADase, Antistreptokinase
Fieber oder unklare Arthralgie
dunstungskälte, ist nur bei warmen Extremi- [1] – kein Erregernachweis im Gelenk, da Autoim-
mit migratorischem Charakter und häufig
täten wirksam) und pharmakologisch durch munreaktion.
flüchtigen Symptomen; häufigstes erfülltes
Antipyretika (vor allem bei hohem Fieber Hauptkriterium; Therapie:
> 39 °C indiziert) [2]
selten, aber pathognomonisch; – Streptokokkeneradikation: mindestens 10-
– ausreichend Flüssigkeitszufuhr: Pro 1 °C [3]
sehr selten tägige Antibiotikatherapie mit Penicillin, in
Temperaturanstieg benötigt der Organismus der Regel Phenoxymethylpenicillin, bei Al-
täglich 0,5–1 l Flüssigkeit zusätzlich. lergie Erythromycin*
Fieber, akutes rheumatisches n: engl. acute – symptomatisch: Acetylsalicylsäure* u. a.
rheumatic fever; syn. Febris rheumatica acuta. chen, familiär gehäuft bei genetischer Disposi- nichtsteroidale Antiphlogistika, ggf. ergän-
Durch betahämolysierende Streptokokken der tion. zend Analgetika*, bei hohem Fieber, hochflo-
Gruppe A (Streptococcus pyogenes) induzierte Klinik: 1–4 Wochen nach Streptokokkeninfekti- rider Polyarthritis und extraartikulärer Ma-
immunologische Folgeerkrankung, v. a. nach on (asymptomatische Dauer nach Tonsillitis nifestation, insbes. schwerer Karditis: Gluko-
akuter Tonsillitis*. Symptome, eingeteilt in meist 2–3 Wochen bzw. bei Poststreptokokken- kortikoide*
Haupt- und Nebenkriterien, treten 1–4 Wochen Arthritis 1–2 Wochen) charakteristische Symp- – Rezidivprophylaxe: für 5–10 Jahre, ggf. le-
nach akuter Streptokokkeninfektion auf. Klinik tome siehe Tab.: benslang i. m. Penicillin, z. B. Benzylpenicil-
und Labor sichern die Diagnose. Streptokokke- – Polyarthritis: 1. asymmetrische Polyarthritis lin-Benzathin in der Regel alle 4 Wochen; al-
neradikation, symptomatische Therapie und großer Gelenke, rasch wechselnde Lokalisati- ternativ p. o. oder bei Allergie Makrolid-Anti-
Rezidivprophylaxe sind Therapiesäulen. Epi- on mit migratorischem oder additivem Cha- biotikum oder Cephalosporin.
demiologie: In Mitteleuropa zunehmend sel- rakter, beginnend an unterer Extremität 2. in Prognose:
ten, weiterhin häufig z. B. in Indien. Ätiologie: 25 % kleine Gelenke betroffen 3. charakteris- – Durch Myokarditis mit einer akuten Letalität
Kreuzreaktion* wegen molekularer Mimikry tisch große Diskrepanz zwischen geringer von 2–5 % und deren Folgen bestimmt, d. h.
von M-Proteinen der Streptokokken und kardi- Schwellung und heftigen Schmerzen, die un- Rezidivneigung, rheumatische Herzklappen-
alen und neuronalen Gewebeantigenen. Vor- mittelbar auf nichtsteroidale Antiphlogistika fehler v. a. an Mitral- und Aortenklappe
kommen: Vor allem bei Kindern und Jugendli- reagieren 4. Bewegungseinschränkung, oft – übrige Symptome heilen folgenlos ab.
583 Filariose, lymphatische

Fieber, argentinisches hämorrhagisches n: – bildgebende Diagnostik Fiessinger-Rendu-Syndrom → Stevens-John-


engl. Argentine hemorrhagic fever. Akute fiebrige – weiterführende invasive Diagnostik. son-Syndrom
Krankheit, verursacht durch das Junín-Virus. Eine Klärung gelingt in der Regel durch den FIGO-Score m: Score zur Beurteilung des CTG
Die Erkrankung kommt in Argentinien vor. weiteren Verlauf oder zusätzliche Untersuchun- antepartal und unter der Geburt nach Empfeh-
Vespermäuse (Calomys) scheiden das Virus aus, gen. lung der FIGO (Fédération Internationale de
das so Menschen infizieren kann. In Argentini- Ursachen: Die weitere Diagnostik führt zu fol- Gynécologie et d'Obstétrique ). In die Beurtei-
en ist ein attenuierter Lebendimpfstoff erhält- genden Befunden: lung fließen 4 Kriterien ein, die jeweils 0, 1 oder
lich. – Systemische oder systemisch relevante Infek- 2 Punkte erreichen können. Die Summe (maxi-
Fieber, aseø ptisches → Resorptionsfieber tion durch Viren, Bakterien, Pilze mal 8) ergibt dann den Score.
Fieberbläschen → Herpes simplex – Hämatome und Abszesse, Erysipel, infizierte Hinweis: Der FIGO-Score wird häufig mit dem
Fieber, bolivianisches hämorrhagisches n: Dekubitus-Geschwüre Fisher-Score (5 Kriterien, nur für das anteparta-
engl. Bolivian hemorrhagic fever. Akute fiebrige – Neoplasmen mit zytolytisch bedingtem Fie- le CTG gültig) verwechselt.
Filameø nt n: syn. Filamentum. Extrazellulär:
Erkrankung mit hämorrhagischen Komplikati-
onen, durch das Machupo-Virus verursacht. Sie
ber, auch septische Metastasen
– Myokardinfarkt, Perikarditis, Endokarditis Untereinheit der Bindegewebefibrillen (Fibril- F
kommt im Nordosten von Bolivien vor. – Autoimmunerkrankungen oder Kollageno- la). Intrazellulär: Mikrofilamente (syn. Aktinfi-
Fieber, brasilianisches hämorrhagisches n: sen, z. B. rheumatisches Fieber, Lupus ery- lamente, ∅ 5–7 nm) und Intermediärfilamente
engl. Brazilian hemorrhagic fever. Hämorrhagi- thematodes (∅ 8–10 nm), die sich als Bestandteile des Zyto-
sches Fieber, das durch das Sabiá-Virus verur- – „drug fever“ und Drogenmissbrauch, Lun- skeletts zu Fibrillen und diese wiederum zu Fa-
sacht wird. Es gibt nur 3 beschriebene Krank- genembolie sern gruppieren.
heitsfälle, 2 aus Brasilien (São Paulo), 1 aus den – neuroendokrine Störungen, z. B. Hyperthy- Formen: Unter anderem
USA (Laborinfektion). Es besteht Meldepflicht reose, hypoxischer Hirnschaden – Myosinfilamente (Myofibrillen) in Muskel-
nach § 7 IfSG. – Arzneimittel (auch Arzneimittelexanthem). zellen
Fieberklee → Bitterklee Therapie: Die symptomatische Behandlung um- – Tonofilamente (Tonofibrillen) in Epithelzel-
Fieberkrampf m: engl. febrile seizure. Bei Fieber fasst physikalische Maßnahmen wie Wadenwi- len
auftretender klonischer oder tonisch-klonischer ckel und pharmakologische Behandlung durch – Neurofilamente (Neurofibrillen) in Nerven-
epileptischer Anfall* (Dauer meist <15 min). 3– Antipyretika. Immer ist die ausreichende Flüs- zellen
4 % der Kinder im Alter zwischen 6. Lebensmo- sigkeits- und Elektrolytsubstitution zu gewähr- – Gliafilamente in Gliazellen.
nat bis 5. Lj. sind betroffen. Behandelt wird mit leisten, bei Bettlägerigkeit oder Risikofaktoren Fila olfactoria → Nervus olfactorius
Antipyretika und bei lang andauerndem Fieber- für Thrombose und Embolie auch die Throm- Filaria bancrofti → Wuchereria bancrofti
krampf Benzodiazepin (rektal, bukkal oder boseprophylaxe. Bei entsprechendem klini- Filarien f pl: engl. filariae. Sammelbezeichnung
i. v.). schem Gesamtbild ist auch ohne Herdbefund für fadenförmige, hochspezialisierte Vertreter
Fiebermücke → Anopheles i. v. Antibiotika-Gabe angezeigt. der Nematodes* aus den Familien Filariidae
Fieber, Omsk-hämorrhagisches n: engl. Omsk Fieber, venezolanisches hämorrhagisches n: und Onchocercidae, die bei Menschen parasitie-
hemorrhagic fever. Mildes hämorrhagisches Fie- engl. Venezuelan hemorrhagic fever; syn. venezola- ren und Erreger der Filariosen* sind (auf tropi-
ber in West-Sibirien, das durch ein Flavivirus* nisches Fieber. Hämorrhagisches Fieber mit sche und subtropische Regionen beschränkt;
verursacht wird. Zecken übertragen das Virus. Kopf- und Gliederschmerzen und Hämorrhagi- vermutlich über 1 Milliarde Menschen betrof-
Bisamratten stellen das Reservoir dar. Die en, das durch das Guanarito-Virus hervorgeru- fen).
Krankheit verläuft meist mild, die Komplikatio- fen wird. Die Diagnose erfolgt durch Nachweis Klinische Bedeutung:
nen Blutungen, Hepatitis und Nephritis treten spezifischer Antikörpern im Serum. Behandelt – Humanpathogene Arten sind: 1. Wuchereria
selten auf. Verdacht und Krankheit sind melde- wird symptomatisch. Die Letalität beträgt 30 %. brancrofti 2. Brugia malayi 3. Brugia timori
pflichtig (§ 6 Infektionsschutzgesetz). Es besteht Meldepflicht nach § 6 IfSG. 4. Loa loa 5. Onchocerca volvulus 6. Manso-
Fieber, prätibiales → Fort-Bragg-Fieber Fieber, virales hämorrhagisches n: engl. viral nella streptocerca.
Fieberpsychose → Infektionspsychose hemorrhagic fever. Schwere, durch verschiedene – Zwischenwirte und Überträger sind blutsau-
Fieber unklarer Genese n: Abk. FUO. Mehr als Viren verursachte Krankheiten, meist mit Stö- gende Insekten.
3 Wo. lang bestehendes Fieber > 38,3 °C ohne rung der Blutgerinnung. Verdacht und Krank- – Filarien besiedeln Lymphsystem und Binde-
erklärbare Ursache. Auch mit heutigen diagnos- heit sind meldepflichtig (§ 6 Infektionsschutz- gewebe des Menschen und sind die Verursa-
tischen Methoden wird die Ursache nicht im- gesetz). cher gefürchteter Krankheiten wie Elephan-
mer zweifelsfrei gefunden. „Fieber unklarer Ge- Fieber, wolhyø nisches n: engl. trench fever; syn. tiasis* (Wucheria bancrofti und Brugia ma-
nese“ ist eine Arbeitsdiagnose mangels ausste- Fünftagefieber. Akute Infektionskrankheit mit layi), Loiasis* (Loa loa) und Onchozerkose*
hender Diagnose. Eine kausale Therapie ist erst guter Prognose, verursacht durch das gramne- (Onchocerca volvulus).
nach Klärung der Diagnose möglich. gative Stäbchen Bartonella* quintana. Betroffe- – Filarieninfektionen werden unter dem Sam-
Hintergrund: Risikofaktoren sind Immunsup- ne infizieren sich über Kleiderläuse und leiden melbegriff Filariosen* zusammengefasst.
pression, Implantate (z. B. Herzklappen), Kran- u. a. an plötzlichen, ca. 5 Tage andauernden Fie- Filariose, lymphatische f: engl. lymphatic fila-
kenhausaufenthalt (nosokomial erworbenes berschüben, Arthralgien und Kopfschmerzen. riasis; syn. lymphatische Filariasis. Infektion
Fieber) sowie vorausgegangene Fernreisen. Die Behandelt wird mit Antibiotika. mit Filarien*. Die adulten Makrofilarien leben
vom Haus- oder Facharzt oder im Krankenhaus Fiedler-Myokarditis f: engl. Fiedler’s myocardi- im Lymphsystem des Menschen, während die
initiierten Untersuchungen umfassen tis. Ältere Bezeichnung für eine akute interstiti- Larven (Mikrofilarien) im Blut zirkulieren.
– Umfangreiche Labortests: Differenzialblut- elle Myokarditis* unklarer Ätiologie. Erreger:
bild, Entzündungszeichen, Elektrophorese, Fiessinger-Leroy-Syndrom → Arthritis, reak- – Wuchereria* bancrofti: tropisches Afrika,
Gerinnungswerte, Leberwerte tive Südostasien, vereinzelt in Lateinamerika
Filariosen 584

filifoø rmis: Fadenförmig, z. B. Pulsus filifor- neimitteln, Impfstoffen* oder sporenfreien Al-
mis*. koholen* zur Haut- und Händedesinfektion.
Filmdosimeø ter n: engl. film badge. Messgerät Filtrationsdruck, effektiver m: engl. effective
zur Bestimmung der Personendosis* bei Strah- filtration pressure. Summendruck (Peff) als trei-
lenexposition*. Es wird an für Strahlenexpositi- bende Kraft für den Flüssigkeitsaustausch im
on repräsentativer Stelle der Körperoberfläche Gewebe und in der Niere (Starling-Prinzip). In
getragen (meist an der Vorderseite des Rumpfs Kapillaren des Körperkreislaufs herrscht nach
in Brusthöhe, bei Verwendung von Strahlen- experimentellen Messungen unter Normalbe-
schutzkleidung darunter). dingungen ein positiver effektiver Filtrations-
Technik: Durch ionisierende Strahlung kommt druck von ca. 10 mmHg, ähnlich wie in glome-
es zur Schwärzung eines lichtdicht verpackten rulären Kapillaren der Niere.
Films in mit Blei- und Kupferfiltern versehe- Bestimmung: Der effektive Filtrationsdruck er-
F nem Kunststoffgehäuse. Es können Gamma-,
Beta- und Elektronenstrahlen gemessen wer-
rechnet sich aus hydrostatischen (ΔP) und kollo-
idosmotischen (Δπ) Druckunterschieden zwi-
den. Der Messbereich für Gammastrahlen liegt schen Kapillaren und Gewebe sowie aus Reflek-
zwischen etwa 0,1 mSv und 1 Sv. Mit speziellen tionskoeffizienten δ (bei intakter Kapillarwand
Filmanordnungen kann auch die Äquivalentdo- ~1 für Plasmaproteine): Peff = (Pkap ⴚ Pinterst) ⴚ
Filariose, lymphatische: Lymphskrotum. [97]
sis von Neutronen gemessen werden. δ (πplasma ⴚ πinterst). Siehe Tab.
Filmoxygenator → Oxygenator
Filoviridae f pl: Familie fadenförmiger RNA-
Viren mit Hüllmembran (∅ 50–80 nm, Länge
Filtrationsdruck, effektiver
– Brugia malayi: Südostasien 700 nm–10 μm; helikales Nukleokapsid, 5 Pro-
– Brugia timori: Timor-Leste. teine, einzelsträngige RNA). Filoviridae kom- Parameter Kapillaren Kapillaren
Stechmücken (Aedes, Anopheles, Culex, Manso- men im tropischen Afrika vor (außer Ebola-Res- (Körperkreislauf) (glomerulär)
nia) übertragen die Mikrofilarien. ton-Virus). Pkap ~ 25 mmHg ~ 48 mmHg
Klinik: Einteilung: Filoviridae werden in 2 Genera ein-
– Akute Infektion: 1. Fieber 2. rezidivierende geteilt: Pinterst ~ 0 mmHg ~ 13 mmHg
Lymphangitis – Marburg-like viruses mit Marburg-Virus πplasma ~ 25 mmHg ~ 25 mmHg
– chronische Infektion mit Chylurie und – Ebola-like viruses mit Ebola-Virus (Spezies
πinterst ~ 10 mmHg ~ 0 mmHg
Lymphödemen bis zur Elephantiasis; Lokali- Ebola-Zaire-Virus, Ebola-Sudan-Virus, Ebola-
sation: 1. Skrotum (siehe Abb.) 2. Extremitä- Côte-d'Ivoire-Virus, Ebola-Reston-Virus). Peff ~ 10 mmHg ~ 10 mmHg
ten. Die Gattungen sind serologisch kaum ver-
Diagnostik: wandt, morphologisch jedoch sehr ähnlich.
– Mikroskopischer Nachweis der Mikrofilarien Klinische Bedeutung: Infektionen des Men-
im Blut (nachts) schen erfolgen häufig über den Kontakt mit Filtrationsrate, glomeruläre f: engl. glomeru-
– serologischer Nachweis des Antigens (Wuche- (meist erkrankten) Affen und anderen Wildtie- lar filtration rate; Abk. GFR. Flüssigkeitsvolu-
reria bancrofti) ren oder nosokomial. Filoviridae verursachen men, das von allen Glomeruli der Nieren* pro
– PCR*. beim Menschen schwere (z. T. hämorrhagische) Zeiteinheit filtriert wird. Der Referensbereich
Therapie: Fieberzustände mit hoher Letalität (Marburg*- liegt bei ca. 120 ml/min (180 l/d) bezogen auf
– Diethylcarbamazin Viruskrankheit; Ebola*-Viruskrankheit). 1,73 m2 Körperoberfläche.
– Ivermectin Filterkerzen f pl: Zylindrische Filter aus ver- Bestimmung: Clearance von Inulin; klinisch in
– chirurgische Eingriffe bei Elephantiasis. schiedenen Materialien (z. B. Keramik, Kunst- der Regel endogene Kreatinin*-Clearance
Prävention: stoffe) zur Abtrennung von Verunreinigungen, (Schätzwert).
– Expositionsprophylaxe (Maßnahmen zur u. a. auch Mikroorganismen, aus Flüssigkeiten. Filzlaus → Läuse
Vermeidung von Mückenstichen) Filtration, keimfreie f: engl. germ-free filtra- Fiømbria → Eileiter
– intermittierende Massenbehandlung in En- tion; syn. Sterilfiltration. Aseptisches Verfahren Fiømbria ovarica f: engl. ovarian fimbria. Die
demiegebieten. zur Abtrennung der in Flüssigkeiten und Gasen einzige Fimbrie des Tubentrichters, die lang ge-
Filariosen f pl: engl. filariases; syn. Filariasen. vorhandenen Mikroorganismen einschließlich nug ist, um das Ovar* zu erreichen. Vgl. Fimbri-
Infektion oder Infestation mit Filarien*. Dies toter Formen mithilfe geeigneter Filter (Steril- ae tubae uterinae.
sind Nematoden (Rundwürmer), die das lym- filtration, Keimfiltration, Entkeimungsfiltrati- Fimbriektomie f: engl. fimbriectomy. Nicht
phatische und das Unterhautgewebe befallen. on). Durch Ultrafeinfilter werden auch Viren* mehr angewendetes Verfahren der Tubensterili-
Erreger: und Pyrogene* entfernt. Die Filtermaterialien sation* mit operativer Entfernung der Fimbrien
– Wuchereria bancrofti (Afrika), Brugia malayi bestehen aus Kieselgur, Porzellan, Glasfasern, der Eileiter und Verschluss der freien Enden.
(Südostasien): lymphatische Filariose* Zelluloseestern oder polymeren Ausgangsstof- Fimbriolyse f: engl. fimbriolysis. Mikrochirur-
– Onchocerca volvulus (West- und Zentralafri- fen. gische Beseitigung von Fimbrienverklebungen
ka, Zentralamerika): Onchozerkose* Anwendung: Bei Flüssigkeiten wird die Entkei- und -verwachsungen im Eileiter (häufige Ursa-
– Loa loa (West- und Zentralafrika): Loiasis* mungsfiltration vor allem dann angewandt, che weiblicher Sterilität*), ggf. mit Salpingosto-
– Mansonella spec. (Afrika, Südamerika): Man- wenn die betreffende Flüssigkeit nicht erhitzt matoplastik.
sonellose. werden kann, z. B. bei der Herstellung von Arz- Fimbrioplaø stik → Tubenchirurgie
Filialisierung → Metastasierung Fine-Score → Pneumonia Severity Index
585 Fingerpolyarthrose

Fingeragnosie f: engl. finger agnosia. Form der Klinischer Hinweis:


Autotopagnosie (Agnosie*) mit Unfähigkeit, die – Rheumatoide Arthritis*
Finger der Hand zu benennen, zu unterschei- – Daumengrundgelenkluxation*
den und vorzuzeigen, z. B. beim Gerstmann- – Skidaumen*.
Syndrom. Fingergrundgelenkrefleø x → Mayer-Finger-
Fingeramputation f: engl. finger amputation. grundgelenkreflex
(Teil-)Amputation* eines Fingers im Bereich der Fingerhut m: engl. foxglove. Pflanzen aus der
End-, Mittel- oder Grundphalanx. Familie der Wegerichgewächse. Der Fingerhut
Fingerarthrose → Bouchard-Arthrose enthält in den Blättern der im ersten Jahr gebil-
Fingerarthrose → Heberden-Polyarthrose deten Blattrosette (Digitalis folium) Digitalis-
Fingerarthrose → Rhizarthrose glykoside. Bei unkontrollierter Einnahme hohe
Fingerbeugesehnenruptur f: Meist traumati- Toxizität.
Fingerfraktur Abb. 2: Fraktur der proximalen Phalanx Formen:
sche Durchtrennung einer Sehne der Finger-
beugemuskulatur, am häufigsten durch des rechten Daumens; 1: präoperativ mit – Wolliger Fingerhut (Digitalis lanata): enthält F
Schnittverletzung. In der Folge lässt sich der Dislokation; 2: nach Versorgung mit Spickdraht- v. a. genuine Lanataglykoside Lanatosid A, B,
Finger im Endglied (Sehne des M. flexor digito- osteosynthese. [116] C, D und E sowie nach hydrolytischer Abspal-
rum profundus oder M. flexor pollicis longus) tung des Zuckeranteils Digitoxigenin und
oder Mittelglied (Sehne desM. flexor digitorum sierung (z. B. Spickdrahtosteosynthese, siehe Gitoxigenin
superficialis) nicht mehr beugen. Abb. 2) oder 2. offene Reposition und Osteo- – Roter Fingerhut (Digitalis purpurea): enthält
Therapie: synthese* (z. B. Titanminiplatten) mit frü- v. a. genuine Purpureaglykoside A und B und
– Operativ durch Sehnennaht* bis ca. 6 Wochen hestmöglicher funktioneller Weiterbehand- nach hydrolytischer Abspaltung des Zucker-
nach Ruptur lung. anteils Digitoxigenin, Gitoxigenin und Digo-
– bei späterer Versorgung wegen Retraktion Fingerfütterung f: engl. finger feeding. Fütte- xigenin.
der Sehnenenden meist Beugesehnenplastik rungsmethode bei Neu- und Frühgeborenen* Fingerknochen → Ossa digitorum manus
oder Sehnentransplantation erforderlich. durch eine Spritze mit dünnem Schlauch, der Fingerluxation → Phalangenluxation
Finger-Boden-Abstand m: engl. finger-to- am Finger befestigt wird. Während das Kind am Fingernagel → Nagel
ground distance; Abk. FBA. Abstand (in cm) zwi- Finger saugt, kann die Nahrung zugeführt wer- Finger-Nase-Versuch m: engl. finger nose test;
schen Fingerspitzen und Boden bei Vorwärts- den. Abk. FNV. Test zur Prüfung der Koordination*.
neigung mit gestreckten Knien. Der FBA hat Fingergelenkprothese f: engl. interphalangeal Der Patient muss zuerst mit offenen, dann mit
klinische Bedeutung als orientierendes Maß zur joint prothesis. Endoprothese* eines Fingerge- geschlossenen Augen nach einer Ausholbewe-
Beurteilung der Wirbelsäulenbeweglichkeit lenks (Fingergrundgelenk*, Articulationes in- gung den Zeigefinger zügig an die Nasenspitze
(LWS, BWS). terphalangeae manus). führen. Der Finger-Nase-Versuch dient der Dif-
Finger-Finger-Perkussion f: engl. indirect per- Fingergrundgelenk n: engl. metacarpophalan- ferenzialdiagnostik zerebellärer und peripherer
cussion. Indirekte Perkussion*, bei der ein Fin- geal joint; syn. Articulatio metacarpophalangea. neurologischer Störungen.
ger der einen Hand auf einen z. B. dem Brust- Gelenk zwischen Mittelhandknochen (Ossa me- Interpretation:
korb aufgelegten Finger der anderen Hand tacarpi) und Basis der proximalen Phalangen – Fehlende Treffsicherheit ausschließlich bei
klopft. (Fingergrundglieder). Abgesehen vom Daumen- geschlossenen Augen deutet auf eine Erkran-
Fingerfraktur f: engl. finger fracture. Fraktur* grundgelenk sind alle Fingergrundgelenke Ku- kung des peripheren Nervensystems, die
der Fingerphalangen, die durch direkte oder in- gelgelenke, die jedoch durch Seitenbänder in durch visuellen Input an das Cerebellum kor-
direkte Gewalteinwirkung verursacht wird. Ei- ihrer Bewegung eingeschränkt sind. Beim Dau- rigiert werden kann.
ne Sonderform ist die sog. Busch-Fraktur mit mengrundgelenk handelt es sich um ein Schar- – Fehlende Treffsicherheit in beiden Fällen
knöchernem Strecksehnenausriß an der End- niergelenk, das nur die Flexion und Extension deutet auf ein cerebelläres Geschehen.
phalanx. erlaubt. Fingerorthese f: engl. finger orthosis. Apparat
Therapie: Hilfsstrukturen: Jedes Fingergrundgelenk wird zur passageren Ruhigstellung eines Fingers,
– Konservativ bei Fraktur ohne Dislokation durch 2 Seitenbänder (Ligg. collateralia) und ein z. B. bei Fingerstrecksehnenabriss*. Unterschie-
und bei gut zu haltender Reposition durch palmares Band (Lig. palmare) stabilisiert. den werden die konfektionierte (z. B. Stack*-
Immobilisierung der Hand auf einer palma- Funktion: Die Articulationes metacarpophalan- Schiene) oder die individuell gefertigte (Gips,
ren Schiene in Intrinsic-plus-Stellung geales II–V sind Kugelgelenke. Dabei sind Kunststoff) Orthese.
– operativ bei Dislokation (z. B. durch Muskel- – Flexion (Fingerbeugung) und Extension Finger-Perimetrie f: syn. manuelle Prüfung
zug, siehe Abb. 1, cave: Drehfehler), Instabili- (Fingerstreckung) ungehindert möglich des Gesichtsfeldes. Umgangssprachliche Be-
tät oder Gelenkbeteiligung durch: 1. ge- – Adduktion (Fingerabspreizung kleinfinger- zeichnung für den Konfrontationstest*, einen
schlossene Reposition und perkutane Stabili- wärts) und Abduktion (Fingerabspreizung einfachen Test des peripheren Gesichtsfeldes
daumenwärts) sowie Rotationsbewegungen mittels Fingerbewegungen.
(Zirkumduktion) in geringem Maße möglich, Fingerpolyarthrose f: engl. finger polyarthrosis.
weil v. a. in Beugestellung straff gespannten Primäre Arthrose*, die gleichzeitig in mehreren
Kollateralbänder diese Bewegungen stark Gelenken der Finger auftritt. V. a. Frauen jen-
einschränken. seits des 50. Lebensjahres sind betroffen.
Das Daumengrundgelenk ist ein reines Schar- Sonderformen:
Fingerfraktur Abb. 1: dorsal offener Winkel durch niergelenk und kann nur gebeugt und gestreckt – Heberden*-Polyarthrose (betrifft die Finger-
Zug der Mm. interossei und Mm. lumbricales. werden. endgelenke)
Finger, schnellender 586

– Bouchard*-Arthrose (betrifft die Fingermit- kurz auf das gerötete Hautareal. Färbt sich das FiO2: Abk. für inspiratorische Sauerstofffrakti-
telgelenke). Gebiet nach Wegnahme des Fingers weiß, liegt on → Atemgasfraktionen
Finger, schnellender → Tendovaginitis steno- eine reversible Minderdurchblutung vor, bei FiO2: Abk. für inspiratorische Sauerstofffrakti-
sans bleibender rötlicher Färbung handelt es sich um on → Sauerstoffgabe
Fingerstrecksehnenabriss m: engl. rupture of einen Dekubitus* 1. Grades. First-Line-Therapie f: Therapie* der ersten
the extensor tendon. Riss der Sehne des M. exten- Fingerversuch m: engl. finger test; syn. Finger- Wahl.
sor digitorum oder (selten) des M. extensor pol- Finger-Versuch. Zusammenführen beider Zei- First Messenger m: Hormone* (z. B. Neuro-
licis longus durch ein meist ruckartiges Flexi- gefingerkuppen aus größerem Abstand zuerst transmitter*), deren physiologische Reaktion
onstrauma (z. B. Bettenmachen, Ballanprall) mit bei offenen, dann bei geschlossenen Augen zur nach Bindung an spezifische Membranrezepto-
anschließender Streckunfähigkeit im Endge- Prüfung der Koordination*. In einer Variante ren der Zielzelle durch Botenstoffe (second*
lenk (Hammerfinger) oder Mittelgelenk (Knopf- soll der Zeigefinger des Untersuchers angetippt messenger) im Intrazellularraum vermittelt
lochdeformität). Ein knöcherner Ausriss am werden. Der Fingerversuch dient der Differen- wird. Sie können selbst nicht in den Intrazellu-
F Endglied (Busch-Fraktur) ist möglich.
Formen:
zialdiagnostik zerebellärer und peripherer neu-
rologischer Störungen.
larraum gelangen. Typische Vertreter sind u. a.
viele Gewebehormone* (z. B. Histamin*), Pep-
– Fingerstrecksehnenabriss der Endphalanx Interpretation: tidhormone (Hormone*), Katecholamine* und
– knöcherner Ausriss (Busch-Fraktur, siehe – Fehlende Treffsicherheit ausschließlich bei Acetylcholin.
Abb. 1) geschlossenen Augen deutet auf eine Erkran- First-Pass-Effeø kt m: engl. first pass effect.
– Fingerstrecksehnenabriss über Mittel- oder kung des peripheren Nervensystems, die Stoffwechselverhalten eines Organismus, wo-
Grundphalanx mit sog. Knopflochdeformi- durch visuellen Input an das Cerebellum kor- durch eine Teilmenge eines pharmakologischen
tät*. rigiert werden kann. Wirkstoffes bereits bei der ersten Passage der
Therapie: – Fehlende Treffsicherheit in beiden Fällen Darmwand und der Leber metabolisiert oder
– Bei Sehnenriss im Endgelenkbereich: 1. Ru- deutet auf ein zerebelläres Geschehen. zurückgehalten wird und daher nicht am Ziel-
higstellung in Hyperextension in einer Fingerzahnbürste f: engl. finger toothbrush. ort ankommt.
Stack*-Schiene über 6–8 Wochen 2. bei dislo- Zahnbürste* aus Silikon, die ein sehr flaches, Hintergrund: Der First-Pass-Effekt (FPE) min-
zierter Fraktur durch temporäre Fixation mit weiches Borstenfeld besitzt und über den Fin- dert die Wirkstoffmenge, die in die systemische
Kirschner*-Draht oder Minititankrallenplätt- ger gestülpt werden kann. Sie ist besonders für Zirkulation gelangt, und somit die absolute
chen (siehe Abb. 2) die Mundpflege von Säuglingen oder Pflegepa- Bioverfübarkeit. Der FPE tritt v. a. nach perora-
– bei Riss im Mittelgelenkbereich: Sehnennaht tienten geeignet. Bei der Reinigung soll eine ro- ler Applikation, z. T. auch nach rektaler Appli-
und Ruhigstellung. tierende Zahnputztechnik* angewandt werden. kation auf und folgt, soweit von Enzymen ver-
Finkelstein-Test m: syn. Finkelstein-Zeichen. ursacht, der Michaelis-Menten-Gleichung. Er
Provokationstest bei klinischem Verdacht auf wird in Prozent der gegebenen Dosis angege-
eine Tendovaginitis* stenosans de Quervain. ben. Substanzen mit hohem FPE sind z. B. eini-
Der Daumen des Patienten wird vom Untersu- ge Beta-Rezeptoren-Blocker (z. B. Propranolol*,
cher in die Hohlhand adduziert, dort gehalten Metoprolol*), Lidocain oder Glyceroltrinitrat.
und dann das Handgelenk nach ulnar abgewin- First-Set-Reaktion → Abstoßungsreaktion
kelt. Schmerzprovokation spricht für die Ten- First-Step-Matratze f: engl. First Step mattress.
Fingerstrecksehnenabriss Abb. 1: mit Knochen- dovaginitis. Drei-Kammer-Spezialmatratze oder Auflage zur
beteiligung (Busch-Fraktur). Finne f: engl. larva. Larvenstadium von Band- Druckentlastung. Sie wird eingesetzt zur Deku-
würmern (Cestodes*). bitusprophylaxe und -therapie (Dekubitus*), bei
Einteilung: Je nach Bau folgende Bezeichnung: Schmerzen, nach plastischer Operation und zur
– Zystizerkoid* Langzeitpflege.
– Zystizerkus*, Finne im engeren Sinn, Blasen- Prinzip: Ein verringerter Auflagedruck und ein
wurm kontinuierlicher, variabel einstellbarer Luft-
– Hydatide*, Hülsenwurm strom mit Pulsation aktivieren die Hautfunkti-
– Prozerkoid, Vorfinne (1. Larvenstadium) onen und halten das Hautklima intakt. Die
– Plerozerkoid, Vollfinne (2. Larvenstadium) 3 Kammern (Oberkörper- und Gesäßbereich so-
von Diphyllobothrium* latum (Zerkoid) wie an den Beinen) können getrennt voneinan-
– Zönurus. der eingestellt werden.
Siehe Abb. Hinweis: First Step ist ein eingetragenes Waren-
zeichen.
Fischbandwurm → Diphyllobothrium latum
Fingerstrecksehnenabriss Abb. 2: 1: dislozierter Fischer-Score m: Summations-Score zur Beur-
knöcherner Strecksehnenabriss; 2: temporäre teilung des antepartalen CTG*. Bei einer Regist-
Fixation mit Minititankrallenplättchen; Röntgen- rierung der fetalen Herztöne per CTG über min-
aufnahmen. [116] destens 30 min werden 5 Kriterien mit je 0, 1
oder 2 Punkten bewertet. Der Fischer-Score
wird berechnet als Summe der Punkte.
Fingertest m: engl. finger test. Methode zur Fischfutterallergie f: engl. water flea allergy;
Beurteilung einer vorhandenen Hautrötung. Finne: 1: Zystizerkoid; 2: Zystizerkus; 3: Hydatide; syn. Wasserflohallergie. IgE-vermittelte Sofort-
Die Pflegefachperson drückt mit dem Finger 4: Prozerkoid; 5: Plerozerkoid. typ-Allergie* (Typ I) gegenüber Allergenen im
587 Fistelkarzinom

Fischfutter mit respiratorischen, konjunktiva- und Grübchen von Zähnen mit Kunststoffen arteriovenöse Fistel (Aneurysma* arterioveno-
len und kutanen Symptomen, insbesondere bei oder Glasionomer-Zementen zur Kariesprophy- sum).
Zierfischhaltern, Fischzüchtern und Arbeitern laxe*. Breite und gut pflegbare Fissuren und Ätiologie:
in Fischfutterfabriken, die sich durch Zerreiben Zähne, die länger als 4 Jahre kariesfrei sind, – Kongenitale arteriovenöse Fistel infolge Dif-
des Fischfutters und Einatmen des Staubes sen- werden nicht versiegelt. ferenzierungsstörungen des frühembryona-
sibilisieren. Formen: len Kapillarsystems oder Persistenz embryo-
Fischmaulschnitt m: engl. fishmouth incision. – Prophylaktische Fissurenversiegelung: bei naler arteriovenöser Gefäßkurzschlüsse; For-
Bogenförmige Schnittführung bei Oberschen- engen und tiefen Fissuren und Grübchen men: 1. Typ I: direkter Querachsenkurz-
kelamputation zur muskulären Abdeckung des frisch durchgebrochener Seitenzähne. Vo- schluss zwischen Hauptgefäßen 2. Typ II:
verbleibenden Femurknochens sowie wenig ge- raussetzung ist hohe Compliance und ein multiple Querachsenkurzschlüsse kleinerer
bräuchliche Schnittvariante bei Panaritium*, suffizientes Recall-System, zusätzliche Fluo- Gefäße in Weichteilen und Knochen, v. a. im
bogenförmig und horizontal über die Finger- ridierungsmaßnahmen werden empfohlen. Bereich der Extremitäten (Klippel*-Trénau-
beere verlaufend. Im letzteren Fall kommt es
ggf. zu postoperativer Störung oder Aufhebung
– Fissurenversiegelung mit prophylaktischem
Ausschleifen der Fissur: Wird bei der Diag-
nay-Weber-Syndrom) 3. Typ III: Längsach-
senkurzschluss ohne zwischengeschaltetes F
von Sensibilität und Tastsinn. nostik eine Verfärbung (braun, schwarz, krei- Kapillarnetz, v. a. in Gehirn (arteriovenöse
Fischöle n pl: engl. fish oils. Öle fettreicher Kalt- dig weiß) festgestellt, kann dieser Bereich mit Malformation*) und Lunge (arteriovenöse
wasser-Meeresfische (z. B. Hering, Lachs, Thun- einem sehr kleinen Diamanten erweitert wer- Lungenfistel*)
fisch, Makrele, Sardine, Sardelle) mit hohem An- den. – erworbene arteriovenöse Fistel: 1. traumatisch
teil langkettiger mehrfach ungesättigter Fettsäu- – erweiterte Fissurenversiegelung: Beim Aus- bedingt, meist als Folge einer penetrierenden
ren (bis zu 75 %), v. a. Omega-3-Fettsäuren. schleifen der Verfärbung festgestellte Karies Verletzung von Arterie und Begleitvene (z. B.
Fischvergiftung f: engl. fish poisoning. Vergif- muss bis ins Dentin exkaviert werden. Hier nach Punktion bei Angiografie*) 2. als Folge
tung durch Fischgenuss. Entweder sind bereits müssen Feinpartikelhybridkomposite ver- von (arteriellen) Gefäßerkrankungen (Syphi-
im lebenden Fisch spezifische Gifte enthalten wendet werden, da die normalen ungefüllten lis*, Aneurysma* u. a.) 3. als gefäßchirurgisch
(Ciguatera*, Tetrodotoxin*) oder die Fische sind Kunststoffkomponenten der gebräuchlichen angelegter Shunt zur Hämodialyse.
bakteriell kontaminiert oder zersetzt und der Fissurenversiegler hierfür nicht abrasionssta- Fiøstel, biliäre → Gallenfistel
Verzehr führt zu gastroenteritischen Sympto- bil genug sind. Fiøstel, biliodigestive f: engl. biliodigestive fistu-
men. Dies ist auch möglich bei geräuchertem Fiøstel f: engl. fistula. Chirurgisch angelegte la. Pathologische Verbindung zwischen Gallen-
oder mariniertem Fisch. oder pathologische röhrenförmige Verbindung blase bzw. Gallengängen und einem intestina-
Fischwirbel m: engl. cod-fish vertebrae forma- zwischen Körperhöhlen, Hohlorganen unterei- len Nachbarorgan (Duodenum, rechte Kolonfle-
tion. Bezeichnung für bikonkav verformten nander oder Verbindungen dieser mit der Kör- xur oder Magen). Ursachen sind schwere akute
Wirbelkörper durch Sinterung von Grund- und peroberfläche. oder chronische Formen der Cholezystitis* oder
Deckplatte. Ein Fischwirbel ist Zeichen einer Formen: Cholangitis* mit Übergreifen der Entzündung
manifesten Osteoporose*. Eine Höhenminde- – Pathologisch: röhrenförmige, mit Granulati- auf Nachbarstrukturen. Behandelt wird opera-
rung um 15–25 % entspricht einer Fraktur. onsgewebe (Röhrenfistel) oder Epithelgewe- tiv.
Fisher-Syndrom n: engl. Fisher’s syndrome. be (Lippenfistel) ausgekleidete innere Fistel Klinik:
Idiopathische Polyneuritis* mit zerebellärer oder äußere Fistel: 1. angeborene Fistel meist – Wie bei akuter Galle* oder eitriger Cholangi-
Ataxie*, Areflexie* und externer Ophthalmople- infolge Persistenz embryonal angelegter Or- tis*
gie als Sonderform des Guillain*-Barré-Syn- ganverbindungen (z. B. Vesikoumbilikalfis- – ggf. Gallensteinileus*
droms. In über 90 % der Fälle sind anti-GQ1b- tel, Ösophagotrachealfistel*) 2. erworbene – subakut oder chronisch-rezidivierende Cho-
Antikörper nachweisbar. Fistel durch chronische Entzündung, Tu- langitis
Fissur f: engl. cleft. Anatomische Rinne bzw. mor, Trauma oder nach OP oder Strahlenthe- – bei der selteneren Gallenblasen-Kolon-Fistel
Spalte (z. B. Fissura ligamenti teretis, Fissura rapie auftretend, z. B. Analfistel*, Blasenfis- chologene Diarrhö (durch Umgehung der
pterygomaxillaris) oder pathologischer Einriss tel*, Darmfistel*, Gallenfistel*, Urogenitalfis- Rückresorption im Ileum und laxanzienarti-
in Haut, Schleimhaut (z. B. Rhagade*, Analfis- tel* ge Wirkung der Galle im Kolon).
sur*, Kutisfissur*), Knochen (Haar-Riss) oder – chirurgisch angelegte Kurzschlussverbin- Diagnostik:
Zahn. dung, z. B.: 1. biliodigestive Anastomose* – Sonografie
Fissura ani → Analfissur 2. Magenfistel* 3. Enterostoma* 4. Shunt zur – Abdomenübersicht (Röntgen)
Fissura-Orbitalis-Supeø rior-Syndrom n: engl. Hämodialyse. – CT: gasgefüllte Gallengänge (siehe Aerobi-
superior orbital fissure syndrome. Lähmung* des Fiøstel, anorektale → Analfistel lie*).
Nervus* oculomotorius (III), Nervus* trochlearis Fiøstel, anorektale → Darmfistel Therapie: Auflösung der Fistel und je nach Be-
(IV) und Nervus* abducens (VI) sowie Sensibili- Fiøstel, arteriovenöse f: engl. arteriovenous fis- fund Cholezystektomie, Übernähung des Gal-
tätsstörungen* oder Schmerzen im 1. Trigemi- tula; Abk. AV-Fistel. Pathologische oder iatro- lenganges und ggf. biliodigestive Anastomose*.
nusast (V1) infolge pathologischer Prozesse im gen angelegte Kurzschlussverbindung zwi- Fiøstel, gastrokolische f: engl. gastrocolic fistu-
Bereich der Fissura orbitalis superior der Orbita schen arteriellem und venösem Blutgefäß- la. Seltene Fistel* zwischen Magen und benach-
oculi (meist Tumoren* der mittleren Schädel- system, wobei die Durchblutung im Gegensatz bartem Colon transversum bei Durchbruch ei-
grube, Trauma* oder Aneurysma*). zu einer arteriovenösen Anastomose nicht regu- nes Ulcus* ventriculi, bei Magenkarzinom* oder
Fissura oø ssium → Inkomplette Fraktur lierbar ist. Bei manueller Kompression einer im Rahmen einer Pankreatitis*.
Fissura ureø thrae infeø rior → Hypospadie AV-Fistel kommt es zu einem Abfall der Herz- Fistelkarzinom n: engl. fistula cancer. Von der
Fissurenversiegelung f: engl. fissure sealant. frequenz (Nicoladoni*-Israel-Branham-Zei- epithelialen Wandauskleidung einer Fistel* aus-
Verschluss der besonders gefährdeten Fissuren chen). Eine Sonderform ist die aneurysmatische gehendes Karzinom*.
Fistel, ösophagotracheale 588

Fiøstel, ösophagotracheale → Ösophagotra- – Fieber (evtl. mit Schüttelfrost)


chealfistel – unter Umständen Ikterus.
Fiøstel, pelvirektale → Analfistel Diagnostik:
Fiøstelplug: Verfahren zum Verschluss von – Laborchemisch (Transaminasenerhöhung,
Analfisteln. Nach Säuberung des Fistelganges Serologie)
wird ein dochtförmiges Implantat aus gereinig- – Ultraschalldiagnostik
ter Schweine-Submukosa des Dünndarms in – Laparoskopie*
den Fistelgang eingebracht und dieser hier- – Erregernachweis im Urogenitalsekret.
durch verschlossen. Die innere Fistelöffnung Therapie:
wird zusätzlich durch einen Flap aus Mukosa/ – Behandlung der Grunderkrankung
Submukosa verschlossen. Vorteilhaft ist die – ggf. laparoskopische Adhäsiolyse* zwischen
Schonung des Sphinkters. Leber, Bauchwand und Zwerchfell.
Fiøstelsymptom → Gleichgewichtsprüfungen Fixateur externe m: engl. external fixator; syn.
F Fistula → Fistel Äußerer Spanner. Außerhalb des Körpers be-
Fiøstula ani → Analfistel findlicher Kraftträger, der über in der Regel per-
Fiøstula ceø rvico-laquaetica f: engl. cervico- kutan eingebrachte Knochenschrauben über-
laqueatical fistula. Fistel zwischen Cervix uteri brückend zur Stabilisierung von Knochen und
und Scheidengewölbe. Die Fistula cervico-la- Gelenken bei Erkrankungen und Verletzung
quaetica entsteht meist durch Geburtstrauma des Skelettsystems eingesetzt wird.
oder Karzinom. Prinzip:
Fistula colli congenita → Halszyste – Einbringen von Schanz-Schrauben, Stein-
Fiøstula completa f: engl. complete fistula. mann-Nägeln oder Drähten in die Knochen-
Vollständige, doppelt mündende Fistel*, die fragmente fern der Fraktur* oder Osteoto-
2 Organe oder Organsysteme miteinander ver- mie*
bindet. – dann Fixation oder Verspannung mit einem
Fiøstula incompleta f: engl. incomplete fistula. Rohrsystem
Unvollständige Fistel*, die nur mit einer Öff- – Montage statisch zur Ausschaltung äußerer
nung versehen ist und blind endet. Kräfte oder dynamisch mit Zulassung axialer
Fiøstula omphaloenterica f: engl. umbilical fis- Kräfte im Frakturbereich.
tula. Angeborene Nabelfistel* mit zum Nabel of- Formen:
fener Mündung bei nicht obliteriertem Ductus* – Eindimensionaler Fixateur externe: Klam-
omphaloentericus. Klinisch kommt es bei in- mer- oder Monofixateur (häufigste Form)
kompletter Fistel zu einem sog. nässenden Na- – zweidimensionaler Fixateur externe: V- oder
bel, bei kompletter Fistel zur Absonderung von Rahmenfixateur (Charnley-Fixateur)
Schleim und Dünndarmexkrement. Die Be- – dreidimensionaler Fixateur externe: z. B.
handlung erfolgt operativ. (Halb-)Ring- oder Ilizarov-Fixateur, gelochte
Fiøstula rectoperinealis → Darmfistel Metallringe oder -halbringe werden mit Ge- Fixateur externe: 1: eindimensionaler Fixateur
Fiøstula rectourethralis → Darmfistel windestäben in Zylinderform montiert und externe: Monofixateur an der Hand und Bewegungs-
Fiøstula rectovaginalis → Rektovaginalfistel durch den Knochen gekreuzt eingebrachte fixateur am Ellenbogengelenk; 2: zweidimensionaler
Fiøstula rectovesicalis → Darmfistel Bohrdrähte durch Klemmbacken an den Rin- Fixateur externe; 3: dreidimensionaler Fixateur
Fiøstula umbilicalis → Nabelfistel gen fixiert und gespannt, sodass eine mecha- externe (Hybridfixateur) am Fuß. [80]
Fiøstula vesicovaginalis → Urogenitalfistel nisch hochstabile, dreidimensionale Fixa-
Fistulografie f: engl. fistulography; syn. Fistulo- teurmontage entsteht.
graphie. Röntgenkontrastuntersuchung einer Siehe Abb. zarov-Fixateur, Kallusdistraktion*), Defekt-
Fistel* unter Durchleuchtungskontrolle mit Do- Indikationen: ausgleich und Achsumstellung
kumentation auf Röntgenaufnahmen. – Zur raschen, wenig invasiven temporären – zur Arthrodese*, insbesondere bei schwer
Fitzgerald-Faø ktor → HMW-Kininogen Stabilisierung bei Fraktur* der Extremität vorgeschädigtem Weichteilmantel.
Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom n: engl. Fitz-Hugh- oder des Beckens bei lokal oder systemisch Fixateur interne m: engl. internal fixator. Im-
Curtis syndrome. Akute Entzündung der Leber- ungünstigen Voraussetzungen (im Sinne des plantierbares, auf dem Prinzip der Winkelstabi-
kapsel und des anliegenden parietalen Peritone- damage* control bei Polytrauma, höhergradi- lität* basierendes Festhalte- und Spannsystem
ums mit charakteristischer Bildung von Aszites* ger Weichteilverletzung) bis zur definitiven aus Fixationsstäben (Längsträger), winkelstabi-
als (seltene) Komplikation einer Entzündung Osteosynthese*, auch gelenküberbrückend len Schrauben und Backen zu deren Verbin-
im kleinen Becken (pelvic* inflammatory dis- bei gelenknaher oder -beteiligender Fraktur dung.
ease). Das Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom tritt v. a. (Transfixation) Anwendung:
nach einer durch Chlamydia* trachomatis ver- – zur Knochen- und Gelenkstabilisierung bei – In der Wirbelsäulenchirurgie (siehe Abb.) un-
ursachten Salpingitis* oder bei Gonorrhö (Peri- ungünstigen Weichteilverhältnissen zur Mi- ter Verwendung transpedikulärer, bis in den
hepatitis* acuta gonorrhoica) auf. nimierung der lokalen Reizung durch Im- Wirbelkörper reichender Schrauben, Anwen-
Klinik: plantate dung besonders mittlere und untere BWS,
– Umschriebene Peritonitis* mit heftigen – zum Segmenttransport nach Transportkorti- LWS sowie Kreuzbeinbasis (ausreichend breite
rechtsseitigen Oberbauchschmerzen kotomie zur Knochenverlängerung (z. B. Ili- Pedikel); Indikation: 1. Reposition und Reten-
589 Flavivirus

– Dialyseeinheiten Herunterregulieren der Rezeptoren (Down*-Re-


– Infektionsstationen oder Zimmer mit infek- gulation) sowie sekundär der Sexualsteroide.
tiösen Patienten, insbesondere meldepflichti- Flaschenzeichen n: Infolge mangelnder Dau-
gen* Infektionskrankheiten menabduktion bei einer Medianusparese* auf-
– Sterilisationsabteilungen tretende Unfähigkeit, eine Flasche mit einer
– mikrobiologische und serologische Laborato- Hand fest zu umschließen, ohne zwischen der
rien. Daumen-Zeigefinger-Interdigitalfalte und der
In Normalpflegebereichen, anderen Funktions- Flasche freien Raum zu lassen.
bereichen sowie Verkehrsflächen (z. B. Treppen- Flashback m: engl. Nachhallerinnerung. Über-
häuser und Eingangsbereiche) ist eine routine- wältigende Erinnerungsattacke mit Wiederkehr
mäßige Fußbodendesinfektion nicht erforder- sich aufdrängender albtraumartiger Bilder, Er-
lich. Unabhängig hiervon sollte aber immer bei innerungen oder übermächtiger Sinneseindrü-
Fixateur interne: Fixateur mit zusätzlicher ventraler
Stabilisierung mit Knochenspan und Platte. [116]
sichtbaren Kontaminationen* mit erregerhalti-
gen Materialien desinfiziert werden.
cke (sog. Nachhallerinnerungen).
Vorkommen: F
Flächendosisprodukt n: engl. dose-area prod- – Als Intrusion* im Rahmen einer posttrauma-
uct. In der Röntgendiagnostik verwendete tischen* Belastungsstörung
tion bei instabiler Wirbelfraktur* und Fehl- Messgröße zur Ermittlung der Strahlenexposi- – bei Konsum von Halluzinogenen* (sog.
stellung (z. B. Spondylolisthesis*) 2. Wirbel- tion* von Patienten. Flashback- oder Echopsychose, evtl. auch
körpertumor oder Spondylolisthesis zusam- Technik: Monate nach Konsum).
men mit Wirbelkörperersatz und/oder Cage* – Messung: mit großflächigen Ionisationskam- Flatuleø nz f: engl. flatulence. Aufblähung des
– in der Extremitätenchirurgie in Form der mern, die an der Tiefenblende der Röntgen- Magens bzw. des Darms (Blähungen) mit reich-
sog. winkelstabilen Platte insbesondere für röhre angebracht sind lichem Abgang von Darmgasen aus dem Anus.
komplexe gelenknahe oder gelenkbeteiligen- – Berechnung: Produkt aus der Dosis inner- Das physiologisch abgehende Gasvolumen be-
de Frakturen, z. B. proximale distale Radius- halb des Nutzstrahlbündels einer Röntgen- trägt 500–1500 ml/Tag bei einer physiologi-
fraktur* oder Humerusfraktur* (Abb. 2 dort). strahlung und dessen Querschnittfläche an schen Flatushäufigkeit von 10–20/Tag.
Fixationsnystagmus m: engl. fixation nystag- derselben Stelle Ursachen:
mus. Form des Nystagmus*, der durch Fixation – Abhängigkeit vom Fokusabstand: keine Ab- – Nervös
nicht gebremst wird. hängigkeit – organisch
Fixierhose f: engl. fixation trousers. Inkonti- – Einheiten: Gray (Gy) × cm2, früher: Röntgen – nahrungsbedingt
nenzhilfsmittel* in Hosenform zur Befestigung (R) × cm2. – ggf. im Zusammenhang mit Malabsorption.
von Einlagen oder anderem Inkontinenzmateri- Flagellata → Protozoen Therapie:
al. Als Einmalartikel erhältlich oder als wasch- Flagellaten-Infektion f: Infektion mit begei- – Meiden gasbildender Speisen (Kohl, Zwie-
bare Stoff- bzw. grobmaschige Netzhosen. ßelten, einzelligen Parasiten (Protozoen*), die beln, Brokkoli, Kartoffeln, Rosenkohl, Wei-
FJHN: Abk. für Nephropathie, familiäre juveni- teils im Darm (z. B. Giardia* lamblia) oder Uro- zen)
le hyperurikämische → Nephropathie, hyper- genital*system (z. B. Trichomonas* vaginalis), – symptomatisch nach Ausschluss organischer
urämische teils in Blut*, Lymphe* oder extraintestinalen Ursachen: Simeticon, bei bakterieller Fehlbe-
FL: Abk. für Femurlänge → Fetometrie (außerhalb des Darmtraktes gelegenen) Gewe- siedlung ggf. Antibiotika.
Flachrücken → Haltungsstörung ben leben (z. B. Trypanosomen, Leishmanien). Flatus m: Wind, Blähung.
Flachs → Lein Behandelt wird medikamentös. Flatus vaginalis m: Geräuschvolles Entwei-
Flächendesinfektion f: Maßnahme der Keim- Flagellation f: engl. spanking. Körperliche chen von eingedrungener Luft aus der Vagina,
reduktion auf Oberflächen, insbesondere in me- Züchtigung zur sexuellen Erregung oder aus re- z. B. bei Descensus* uteri et vaginae oder Rekto-
dizinischen Einrichtungen und Lebensmittel- ligiöser Motivation. Es handelt sich um eine vaginalfistel*.
betrieben, entweder im Zusammenhang mit ei- Form des sexuellen Sadismus*. Flavektomie → Fensterung, interlaminäre
ner Infektionskrankheit oder als prophylakti- Flail Leaflet → Mitralklappeninsuffizienz Flavinikterus m: engl. flavin icterus. Histori-
sche Maßnahme. Die Flächendesinfektion wird Flake-Fraktur f: engl. flake fracture. Abspren- sche Bezeichnung für strohgelbe Hautfarbe bei
als Sprühdesinfektion* und/oder Scheuerdesin- gung eines osteochondralen Fragments im Ge- (v. a. hämolytischem) Ikterus*.
fektion* oder Scheuerwischdesinfektion durch- lenkbereich, z. B. bei Patellaluxation oder Dis- Flaviviridae f pl: Familie sphärischer, einzel-
geführt. torsion des oberen Sprunggelenkes. strängiger RNA-Viren mit Hüllmembran (∅ 40–
Anwendung: Eine mindestens einmal tägliche, Flammpunkt m: Abk. Fp. Temperatur, ab der 60 nm, kubisches Kapsid). Flaviviridae werden
routinemäßige Flächendesinfektion einschließ- die Dämpfe über einem Stoff entzündbar sind. in 3 Genera eingeteilt: Flavivirus*, Pestivirus
lich des Fußbodens ist für Klinikbereiche erfor- Flankenatmung f: engl. flank respiration. At- (ausschließlich tierpathogen, z. B. Erreger der
derlich, welche besonders vor Infektionen* zu mung, bei der inspiratorisch die unteren und klassischen Schweinepest) und Hepacivirus
schützen sind oder von denen bevorzugt Infek- seitlichen Interkostalräume eingezogen werden (u. a. Hepatitis*-C-Virus, GB-Virus C).
tionen ausgehen können. Hierzu zählen: als Folge von Stenosen im Bereich der oberen Flavivirus n: Genus von ca. 50 RNA-Viren (∅
– Operationsabteilungen sowie Einheiten mit Atemwege. 50 nm) aus der Familie der Flaviviridae* mit
invasiver Diagnostik (z. B. Herzkatheter, An- Flare-up-Effeø kt m: engl. flare-up effect. Kurz- mindestens 26 humanpathogenen Vertretern,
giografie*) zeitiger Anstieg der Gonadotropinsekretion darunter das Gelbfieber*-Virus, Dengue*-Virus,
– Intensivstationen* sowie vergleichbare Berei- nach Verabreichung eines GnRH-Analogons West-Nil-Virus (West*-Nil-Fieber) sowie das
che wie Verbrennungs- und Transplantati- (GnRH-Rezeptor-Agonisten). Diesem folgt eine FSME*-Virus. Flaviviren werden v. a. durch Mü-
onsstationen starke Suppression der Gonadotropine über ein cken und Zecken übertragen, selten jedoch no-
Flavonoide 590

sokomial oder über Mensch-zu-Mensch-Kon- Flechte [Dermatologie] f: engl. lichen; syn. weißzersetzungsprodukte bei Fäulnis oder Bak-
taktinfektion. Flechte [Botanik]. Umgangssprachliche Be- terientoxine bei Kontamination mit Salmonel-
Flavonoide n pl: engl. flavonoids. Bezeichnung zeichnung für verschiedene Dermatosen, z. B. len, Staphylokokken oder Clostridium botuli-
für eine Gruppe meist gelb gefärbter, stickstoff- Schuppenflechte (Psoriasis*), Schmetterlings- num.
freier phenolischer Pflanzenstoffe mit Phenyl- flechte (chronischer diskoider Lupus* erythema- Fleisch, wildes → Caro luxurians
chroman-Grundgerüst. Flavonoide werden den todes), Knötchenflechte (Lichen ruber planus) Flexibiølitas cerea f: engl. waxy flexibility; syn.
sekundären Pflanzenstoffen zugeordnet. Der- und Dermatomykose*. wächserne Biegsamkeit. Wachsartige Biegsam-
zeit sind ca. 6000 Flavonoide bekannt. Mittels Fleck, blinder m: engl. blind spot; syn. Discus keit der Extremitäten bei Katalepsie*, einer sog.
der Wilson-Tauböck-Reaktion sowie dem Shi- nervi optici. Projektion der Austrittstelle des N. Haltungsstereotypie. Hierbei werden einmal
noda-Test können Flavonoide nachgewiesen opticus am Augenhintergrund*. Dort fehlt das eingenommene bzw. vom Untersucher vorgege-
werden. Neuroepithel*, sodass an dieser Stelle ein phy- bene (auch unbequeme) Körperstellungen un-
Struktur und Biosynthese: Je nach Stellung des siologischer Gesichtsfeldausfall* vorliegt. Die- verändert beibehalten.
Vorkommen:
F Phenylrestes unterscheidet man zwischen Fla-
vanen, Isoflavanen und Neoflavanen, also den
ses physiologische Skotom befindet sich ca. 12°
temporal und 1,2° unterhalb der Mitte des Ge- – Bei Katatonie* (z. B. katatone Schizophrenie)
2-, 3- und 4-Phenylchroman-Derivaten. Je nach sichtsfeldes* und wird subjektiv nicht wahrge- – organische Hirnerkrankungen
Oxidationsgrad des Pyranringes werden Flavo- nommen. – im Rahmen einer Hypnose*.
ne, Flavonole, Flavanone und Isoflavonoide Klinischer Hinweis: Physiologisch hat der blin- Flexion f: Aktive (mithilfe der Beugemuskula-
(stilbenähnliche Struktur, sog. Phytoöstroge- de Fleck eine Breite von 5–6° und eine Höhe von tur durchgeführte) oder passive Beugung einer
ne*) unterschieden. Aus biochemischen und 7–8°. Mehrere Erkrankungen führen zu einer Extremität in einem Gelenk (Gegenbewegung
strukturchemischen Gründen zählen die Chal- Vergrößerung des blinden Flecks, z. B. zur Extension*).
kone, Aurone, Catechine (Flavan-3-ole), Antho- – Eine Neuritis* nervi optici Flexionslage f: engl. attitude. Normale Hal-
cyanidine und Leukoanthocyanidine (Flavan- – eine Stauungspapille* tung des kindlichen Kopfes in der Endphase der
3,4-diole) ebenfalls zu den Flavonoiden. Die – ein Bjerrum*-Skotom. Geburt mit Beugung (Flexion) des Kopfes auf
Biogenese der Aglyka erfolgt teils über den Shi- Fleckfieber, brasilianisches → Rocky-Moun- die Brust.
kimiat-, teils über den Polyketid-Weg (Aroma- tain-Fleckfieber Fleø xio uø teri f: engl. uterine flexion. Haltung der
tenbiosynthese). Fleckfieber, endemisches n: engl. murine ty- Gebärmutter, definiert durch den Winkel zwi-
Wirkung und Anwendung: phus; syn. Rattenfleckfieber. Seltene, von Ri- schen Zervix- und Corpusachse des Uterus. Phy-
– Reduktion von Zellschäden, die durch oxida- ckettsien* (bakterienähnliche pleomorphe Kok- siologisch besteht ein nach vorn geöffneter
tiven Stress* hervorgerufen werden (antioxi- ken*) verursachte, meldepflichtige Infektions- stumpfer Winkel von ca. 135° (Anteflexio). Pa-
dative Wirkung; Antioxidanzien); ggf. neuro- krankheit, die durch den Rattenfloh auf Men- thologisch bestehen unterschiedliche Abwei-
protektive Wirkung ZNS-gängiger Flavonoi- schen übertragen wird und v. a. in den Tropen chungen von der physiologischen Haltung.
de (z. B. Epigallocatechingallat) und Subtropen vorkommt. Die Diagnosestel- Siehe Abb.
– anxiolytische Wirkung bestimmter Flavonoi- lung erfolgt klinisch-anamnestisch und durch Abweichungen:
de durch Bindung an GABA*A-Rezeptoren* Erregernachweis, therapiert wird mittels syste- – Retroflexio uteri: Abknickung des Gebärmut-
und Benzodiazepin*-Rezeptoren (z. B. Johan- mischer Antibiose. terkörpers gegen die Zervix nach hinten:
niskraut, 6-Hydroxyflavone, Catechine) Fleckfieber, epidemisches n: engl. epidemic 1. Retroflexio uteri mobilis: meist asympto-
– Monooxidase-A- bzw. -B-Hemmung durch louse-borne typhus; syn. Typhus exanthematicus. matische Normvariante; bei der bimanuellen
bestimmte Flavonoide (z. B. flavonoidhalti- Infektionskrankheit durch Rickettsia* prowaze- Untersuchung Aufhebung der Abknickung
ges Johanniskraut); pharmakologische Ziel- kii und unbehandelt oft letal. Betroffene infizie- möglich; meist spontane Aufrichtung bei
struktur für Wirkstoffentwicklung für ver- ren sich über Kleiderläuse. Die Krankheit ver- Schwangerschaft 2. Retroflexio uteri gravidi:
schiedene Indikationen läuft meist schwer, u. a. mit hohem Fieber und Ausbleiben der Aufrichtung nach Eintritt ei-
– Verwendung wegen diuretischer (Flavonoide Exanthemen. Diagnostiziert wird klinisch und ner Schwangerschaft; Komplikation: Ein-
aus Birkenblättern und Schachtelhalmkraut) mittels direktem und indirektem Erregernach- klemmung (Retroflexio* uteri gravidi incar-
und spasmolytischer (Flavonoide aus Kamil- weis, behandelt mit Antibiotika. Vorkommen: cerata), Kompression der Urethra mit Ischu-
lenblüten und Passionsblume) Wirkung bei – Früher, v. a. während Kriegszeiten in Ost-
Venenerkrankungen (Rutosid), koronaren und Südosteuropa
und peripheren Durchblutungsstörungen – heute in Höhenlagen der Tropen, z. B.: 1. Af-
(Crataegus- und Ginkgo-Flavonoide) sowie rika 2. Mittel- und Südamerika 3. Asien
bei Lebererkrankungen (Flavonoidkomplex – letzter Fall in Deutschland: 2003.
aus Mariendistel) Fleckfieber, murines → Fleckfieber, endemi-
– antivirale und geringe antibakterielle Wir- sches
kung in vitro. Fleck, gelber → Macula lutea
Flavotomie f: engl. flavotomy. Inzision/partiel- FlecktyXphus → Fleckfieber, epidemisches
le Eröffnung des Lig. flavum als gering invasi- Fleischer-Kayser-Ring → Kayser-Fleischer-
ver operativer Zugang zum Spinalkanal, z. B. Ring
zur Operation eines Bandscheibenvorfalls* Fleischer-Ring → Keratokonus Flexio uteri: Die Achse des Corpus uteri (1) bildet
(mikrochirurgisch oder endoskopisch). Die voll- Fleischmole → Abortivei mit der Achse der Cervix uteri (2) einen nach vorn
ständige Entfernung des Lig. flavum bezeichnet Fleischvergiftung f: engl. meat poisoning. Ver- offenen stumpfen Winkel (Anteflexio uteri). Daneben
man als Flavektomie (interlaminäre Fenste- giftung durch Verzehr von verdorbenem besteht physiologisch Anteversio: Die Achse der
rung*). Fleisch. Auslöser sind entweder toxische Ei- Cervix uteri fällt vor die senkrechte Körperachse (3).
591 Floating Knee

ria* paradoxa 3. Retroflexio uteri fixata: Ver- durch Krankheitserreger (Viren, Bakterien,
wachsungen mit Nachbarorganen; Aufhe- Protozoenzysten, Wurmeier) verschleppt
bung der Abknickung nicht möglich; Ursa- werden können
chen: Entzündung, Douglas*-Abszess, Endo- – Erreger der Myiasis*: Calliphoridae (Aasflie-
metriose*; Therapie: bei vorliegender Symp- gen, Schmeißfliegen, Fleischfliegen): 1. Ma-
tomatik evtl. aufrichtendes Pessar oder ope- den leben in Exkrementen, Kadavern oder
rative Korrektur Wunden 2. z. B. blaue Brummer (Calliphora
– Hyperanteflexio uteri: übermäßige, spitz- erythrocephala), Goldfliegen (Lucilia serica-
winklige Beugung des Gebärmutterkörpers ta), Phormia regina und Sarcophaga-Arten
gegen die Zervix; oft kombiniert mit einer 3. obligatorische Entwicklung einer Myiasis
Uterushypoplasie* bei Tumbufliegen (Cordylobia anthropopha-
– Lateroflexio uteri (seitliche Beugung). ga), Schraubenwurmfliegen (Cochliomyia ho-
Flexner-Bakterien → Shigella
Fleø xor m: Beuger, Beugemuskel, z. B. Muscu-
minivorax bzw. bezziana), Wohlfahrtia mag-
nifica und Dasselfliegen.

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