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Die kartographischen Arbeitstechniken, die eingesetzten Und jetzt, viel Spaß beim Erkenntnisgewinn über die Zeit, vor
Werkzeuge und Geräte 28 der Einführung der digitalen Kartenwerke!
Eine Zeit technischer Entwicklungen 30
Thematische Kartographie 31
Text: Ernst Müller Sautter + Lackmann Vlg., Hamburg 2001, Fritz Schumacher-Gesellschaft: Von
Gestaltung : Ernst Müller und Kommuinikationsdesign, LGV der Reformidee zur Weltstadt der Zukunft: 17 links.
Schriftleitung und Zusammenstellung der Schriftenreihe: Karl-Heinz Nerkamp
Staatliche Landesbildstelle Hamburg, St. Michaelis-Kirche 1943: 20 links.
Kartenausschnitte auf der Titelseite:
Motorbuch Vlg., Stgt. 1978, H. Brunswig, Feuersturm über Hamburg: 20 rechts.
Plan von Hamburg nebst Umgebung 1: 4000, Blatt Lombardsbrücke.
Herausgegeben 1890, Ausgabe 1921. Sammlung Göschen, Bd. 30/30a, Berlin 1966, Dr.-Ing.Viktor Heissler, Kartogra-
phie: 25 links.
Deutsche Grundkarte 1: 5000, Blatt St. Georg.
Ausgabe 1981. Sonderdruck mit Darstellung unterirdischer Tunnelanlagen. Ernst Müller, Graphoshalter: 28.
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Von den Anfängen der Kartographie in Hamburg bis zum schaftlichen Grundsätzen durchgeführte Triangulation zu grün-
Großen Hamburger Brand 1842 den, kann man von genauen Karten und Grundrissen sprechen.
Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts begnügte man sich „mit
Im bildlichen Sinn könnten wir Vermessung und Kartographie Reisen und Besichtigung aller Oerter, dass die Distantien der
als Zwillinge, die Reproduktionstechnik als deren kleinen Bru- Oerter mit mathematischen Instrumenten abgemessen und da-
der betrachten. Diese drei Welteroberer haben sich vom Al- raus die Grundrisse formirt würden“.
tertum her in steter Verbindung zueinander fortentwickelt. In Die im Staatsarchiv aufbewahrte Karte der Elbe – von Melchior
Europa begünstigten zur Zeit des 18. und 19. Jahrhunderts die Lorichs (Ausschnitt Abb. S. 4) im Jahre 1568 gezeichnet – zeigt
Entwicklung der Naturwissenschaften das Vermessungs- und Hamburg und die umliegenden Dörfer noch in perspektivischer
Landkartenwesen. Es begann das Zeitalter der Erd- und Landes- Ansicht. Die Entfernungen zwischen den einzelnen Ortschaften
vermessungen. Durch die Gradmessungen von Heinrich Chris- stimmen mit der Wirklichkeit ebensowenig überein wie ihre
tian Schumacher und Carl Friedrich Gauß wurde am Anfang des Lage zueinander. Eine Vermessung im heutigen Sinne hat die-
19. Jahrhunderts der Hamburger Stadtraum berührt. sem ältesten Prospekt der Stadt kaum zugrunde gelegen.
Die ersten Grundrisse von Hamburg, die in Vogelperspektive,
In der Jubiläumsschrift „Eine Stadt wird vermessen. 125 Jahre später in geometrisch-perspektivischer Darstellung erschienen
hamburgische Stadt- und Katastervermessung“ lesen wir: sind, lassen jedoch schon eher auf vorangegangene Vermes-
„Alte Stadtgrundrisse sind eine Fundgrube für jeden, der Freude sungen schließen. Beispiele aus dieser Zeit sind der 1568 –
daran hat, auf die Suche nach topographischen und kulturellen 1577 entstandene Grundriß im ungefähren Maßstab 1: 3500
Einzelheiten vergangener Epochen zu gehen; sie sind auch eine (unbekannter Verfasser), ferner das Blatt HAMBURGUM (Aus-
Fundgrube für jeden, der es versteht, die Lebensgewohnheiten schnitt Abb. S. 5 ) des Braun Hogenbergschen Atlaswerkes,
der Bevölkerung vergangener Jahrhunderte aus diesen alten herausgegeben 1594, und der von Arnoldus Pitersen gefertigte
Stichen herauszulesen, obwohl sie meist in ihren größeren Grundriß (ungef. Maßstab 1: 5000), den er im Jahre 1644 dem
Zusammenhängen verzerrt und im Detail ungenau sind. Senat und den Oberalten „dieser berühmten Republik Hamburg,
Erst seitdem es möglich war, die Aufnahme des Geländes und seinen sehr verehrten Beschützern und Gönnern als Zeichen
die Kartendarstellung mehr und mehr auf eine nach wissen- schuldiger Ehrerbietung übergeben und gewidmet“ hat.
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Aus dem 17. Jahrhundert sind eine Reihe weiterer Grundrisse Jahre 1686 war Anlaß zur Anfertigung verschiedener Pläne
bekannt. Von ihnen darf der Grundriß „Hamburg Anno 1651“ über die Umgebung der Sternschanze. Umfangreiche Vermes-
von Johannes Mejerus im Maßstab 1: 6890 als besonders ge- sungsarbeiten sind zu diesem Zweck sicherlich nicht ausgeführt
lungene Originalbearbeitung angesehen werden. Wiedergaben worden. Der erste Grundriß der Stadt in rein geometrischer
älterer Stadtgrundrisse sind dagegen vielfach Rekonstruktionen Darstellung dürfte das Blatt von Metzner vom Jahre 1722 sein.
nach historischen Überlieferungen. Im ganzen gesehen, kann man für die Zeit um 1700 feststellen,
Im Jahre 1623 beschloß der Rat, die Ländereien durch beeidigte daß das Vermessungswesen bisher wenig Fortschritte gemacht
Landmesser vermessen zu lassen, „damit jeder Eigner die Zahl hatte. Die Methoden der Vermessung mit Visierscheibe, Bus-
der Morgen wisse, von denen der Schoß (die Steuer) ebenso zu sole und Kette waren noch immer die gleichen wie 150 Jahre
erheben sei wie in der Stadt“. Vermutlich ist die Entstehung der zuvor. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts, als die praktische
für die damalige Zeit recht guten Karten einzelner Dorfschaften Geometrie einen deutlich erkennbaren Aufschwung nahm, bes-
um Hamburg auf diese Anordnung zurückzuführen. Doch erst serten sich Meßmethoden und Kartenherstellung.
120 Jahre später (1745) erscheint zum ersten Male auf einer Der Gottorfer Vertrag von 1768, durch den das Gebiet der Stadt
Karte eine Bodenschätzung (Bonitierung), in der die Güte des Hamburg bedeutend erweitert wurde, führte zu vielfältiger
Bodens in 3 Wertklassen (gut = 1, mittel = 2, schlecht = 3) ein- Vermessungstätigkeit. Die neuen Landesgrenzen wurden auf-
gestuft wurde. Die Belagerung der Stadt durch die Dänen im genommen, ganze Dorfschaften sorgfältig vermessen und kar-
Melchior Lorichs, beeidigter „Maler“ des Reichskammergerichts, Handzeichnung 1568. Elbkarte, Ausschnitt.
Dr. Jürgen Bolland, Direktor des Staatsarchivs schrieb in einem vermessen wie die erhaltene große Elbkarte des Melchior
Beitrag zum 49. Geodätentag in Hamburg 1964: „Die Sorge für Lorichs von 1568, die – etwa 12 Meter lang und 1 Meter
die Elbe, die Verbindung zur offenen See, stand für Hamburg hoch – ein noch heute eindrucksvolles Bild der Unterelbe von
immer an erster Stelle. Es ist deshalb so bezeichnend wie Hamburg bis zur Mündung, bis zur „Salzen See“, gibt. Für diese
selbstverständlich, daß auch die Anfänge einer amtlichen Karte „ihrer Elbe“ zahlten die sonst so sparsamen Verwalter
Kartographie in Hamburg mit der Elbe verbunden sind. Wäh- der Stadtfinanzen dem Zeichner nach heutigem (1964) Gelde
rend es noch lange Zeit Künstlern und Gelehrten überlassen fast 20 000 DM. Dafür aber wurde auch sichtbar, wie Ham-
blieb, ob sie – auf ihr Risiko und für Liebhaber – einen Plan burg die Schiffahrt auf der Elbe durch Tonnen und Auslieger
oder Prospekt der Stadt zeichnen wollten, gab der Rat bereits erleichterte. Auch später und lange bevor Mittel für eine karto-
1549 eine Elbkarte und fünf Sonderblätter über die – damals graphische Aufnahme des Stadtgebietes aufgewandt wurden,
umstrittene – Süderelbe in Auftrag. Sie sind heute verloren, erschienen Strom- und Seekarten mit Hilfe der Stadt im Druck,
und sie waren selbstverständlich ebensowenig bereits genau um dem Elbverkehr zu dienen.“
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tiert sowie vollständige Feldregister aufgestellt. Die Vierlande, Anfang des 19. Jahrhunderts hatte Prof. H. C. Schumacher,
Geesthacht und Hammerbrook, die Neuaufteilung der Lände- Direktor der Sternwarte in Kopenhagen, vom dänischen Kö-
reien in den Walddörfern sowie die Elbe wurden ebenfalls in nig den Auftrag erhalten, eine Gradmessung und eine topo-
der Folgezeit vermessen. Auf Grund der Ergebnisse dieser Ver- graphisch-militärische Vermessung des Herzogtums Holstein
messungen entstanden die ersten großmaßstäblichen Kartie- durchzuführen. Die zu diesem Zweck 1820/21 gemessene Braa-
rungen 1: 2000 bis 1: 3000. ker Basis und die Bestimmung trigonometrischer Punkte auf
Der erste gute Grundriß von Hamburg wurde im Jahre 1791 hamburgischem Gebiet führten zur ersten Meßtischaufnahme
von Lawrence gezeichnet. Er diente bis zum Jahre 1834 al- von Hamburg und Umgebung im Maßstab 1: 20 000. Den Auf-
len Kartendarstellungen als Grundlage und Vorbild. Eine Ver- trag hierzu erteilte ihm der Senat am 16. September 1825.
messung und Kartierung der Stadtbefestigungen im Maßstab Außer den topographischen Arbeiten von Prof. Schumacher
1: 8700 sowie eine Kartierung der neuen Wallanlagen im fanden in mehreren umliegenden Dörfern ökonomische Ver-
Maßstab 1: 8200 lieferte Hauptmann C. A. Schwarz in den messungen statt, nach denen Karten im Maßstab 1: 1200 bis
Jahren 1800 – 1832. Einen wesentlichen Einfluß auf die Ver- 1: 2000 angefertigt wurden. Im Jahr 1834 erschien ein auf tri-
messungen nahm der Grenz-Inspektor und spätere Strom- und gonometrischer Grundlage gezeichneter Grundriß von Hamburg
Canal-Direktor J. T. Reinke. Unter seiner Leitung wurde ein (Maßstab 1: 11 250) von A. A. M. Nagel.
großer Teil des hamburgischen Staatsgebiets neu aufgemes-
sen. Reinke hatte erkannt, daß ohne Triangulation ein gutes
Kartenwerk nicht herzustellen war. So begann er nach län- Der Große Hamburger Brand
geren Vorbereitungen im Jahre 1814 mit der Messung einer
Basis auf der von den Franzosen erbauten Wilhelmsburger Als in den Tagen vom 5. bis 8. Mai 1842 der Feueralarm durch
Brücke sowie mit Winkelbeobachtungen zu einem trigonome- die Straßen der Stadt hallte und große Teile der Innenstadt in
trischen Netz. Diese Messungen erfolgten aus Privatmitteln Schutt und Asche fielen, entstand eine völlig neue Situation.
Reinkes, da Staatsgelder hierfür nicht zur Verfügung standen. Zehn von den 18 Karten-Originalen der Schumacher‘schen
Die Ungunst der Verhältnisse brachte es mit sich, daß er die- Meßtischaufnahmen waren den Flammen zum Opfer gefallen.
se Arbeiten in den nächsten fünf Jahren nicht beenden konn- An eine Wiederholung seiner Arbeiten war aus Zeitmangel
te. Seine auf der Grundlage dieser Triangulation begonnene nicht zu denken. Auf eine zusammenhängende Vermessung der
Kartierung des hamburgischen Staatsgebiets im Maßstab Stadt hatte man bisher keinen Wert gelegt. Dies rächte sich
1: 45 000 ging 1842 beim Hamburger Brand verloren. jetzt bitter, denn es fehlte eine genaue Karte, nach der der Wie-
Die ältesten Pläne von Hamburg stammen aus dem 16. Jahrhundert. Das Blatt „HAMBURGUM“ ist 1594 für das berühmte Städtebuch von Braun und Hogenberg in
Kupfer gestochen und vermutlich von Franz Hogenberg selbst 1589 gezeichnet worden.
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William Lindley,
Herkunft und Hamburg-Bezug
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1861 schlug H. Stück die Herstellung eines Kartenwerks diese Verzögerung war, dass während der langwierigen Arbeit
im Maßstab 1: 4000 vor des Kupferstichs große Veränderungen im Stadtbild auftraten,
die im Kartenbild nicht unberücksichtigt bleiben durften. Nach
Er teilte dazu mit: „Nachdem die Kartierung der Stadt und deren Abschluss der Arbeit stellte das Werk die erste Veröffentli-
Umgebung vollendet worden war, lag der Gedanke nahe, die- chung eines genauen Grundrisses von Hamburg und Umgebung
ses Kartenmaterial nicht nur für technische und öconomische, nach einheitlicher Detailvermessung auf trigonometrischer
sondern auch für topographische und andere wissenschaftliche Grundlage dar. Abdrucke von den ersten vier Blättern konnten
Zwecke zu verwerthen. Es wurde also zunächst eine Reducti- von jedermann erworben werden. Bis 1919 wurde das Karten-
on der Vermessungsblätter und eine Vervielfältigung dersel- werk auf 84 Blätter erweitert und als „Plan von Hamburg nebst
ben durch Stich und Druck ins Auge gefasst. Ueber die neuen Umgebung“ herausgegeben.
Vervielfältigungsmethoden, namentlich über die in Österreich
angewandte Methode der Uebertragung photographischer
Aufnahme von Karten auf Stein oder Metall und demnächstige Grundlagen der Kartenherstellung
Aetzung oder Gravierung, wurden Erkundigungen eingezogen.
Man gelangte zu der Ueberzeugung, dass die Einrichtung pho- Grundlage für dieses Kartenwerk und die daraus abgeleiteten
tographischer Ateliers und was sonst noch zur Herstellung Folgemaßstäbe war eine systematische vermessungstech-
der Karten gehöre, wohl für einen grossen Staat vortheilhaft nische Landesaufnahme. Die trigonometrischen Arbeiten
sein könne, jedoch für das kleine Hamburgische Gebiet zu dazu wurden 1845 – 1847 für Hamburg und Umgebung durch
kostspieligen Experimenten führen müsse und deshalb zu ge- Dr. A. C. Petersen, Observator und späterer Direktor der Altonaer
wagt erscheine. Es wurde daher beschlossen, die Reduction Sternwarte, ausgeführt unter Anschluss an die Gauß-Schuma-
der Karte im Allgemeinen durch Handzeichnung mit Hilfe des cher‘sche Gradmessung (1817 – 1824).
Massstabes und Reductionszirkels auszuführen, in besonderen Als Zentralpunkt (Nullpunkt des rechtwinkligen Koordinaten-
Fällen, z.B. bei Höhencurven, ausserdem noch einen von Reitz systems) diente die Mitte der Helmstange unter der Kugel des
construierten und von Dennert & Pape angefertigten sicher ar- Michaelis-Kirchturms.
beitenden Panthographen zu benutzen.“ Die geographischen Koordinaten des Zentralpunktes wurden
Unter Hinweis auf den schon vorliegenden Schumacher‘schen unter Schumachers Leitung, ausgehend vom Meridiankreis der
Plan von Altona im Maßstab 1: 4000, der als künstlerische Altonaer Sternwarte, bestimmt.
Leistung im kartographischen Kupferstich vorlag, wurde be- Höhenmessungen waren bisher vorzugsweise für wasser-
schlossen im gleichen Maßstab ein Probeblatt, das die „Innere bautechnische Zwecke ausgeführt worden. Nach dem großen
Stadt und die Vorstadt St. Pauli“ umfassen, anzufertigen. Hamburger Brand 1842 war es notwendig, Höhenmessungen
Bei der Frage zur Wahl, ob die Lithograhie oder der Kupferstich von allen Straßen des zerstörten Stadtteils durchzuführen, um
angewendet werden sollten, entschied man sich für den Kup- Ausgangspunkte für die projektierten Straßenhöhen und das
ferstich. Als Kupferstecher konnte Selmar Siebert gewonnen geplante neue Sielnetz zu schaffen. 1868 wurde beschlossen,
werden, der schon den Plan von Altona 1836 gestochen hatte. ein Präzisions-Nivellement für Hamburg und Umgebung auszu-
Die Arbeit, auf vier gleich große Blätter ausgedehnt, wurde führen. Es wurde an die Kontrollmarke des Hauptflutmessers
an Siebert 1864 übergeben und sollte nach drei Jahren abge- angeschlossen. Die Arbeiten wurden 1872 beendet.
schlossen sein. Verschiedene Umstände führten jedoch dazu, Die Einheit des Längenmaßes war bis zur Einführung des Me-
dass erst 1872 das letzte Blatt fertig war. Einer der Gründe für ter-Maßes 1868, der Hamburger Fuß: 1 m = 3,48953 Hmb. Fuß.
Plan nebst Hamburg und Umgebung 1: 4000, Ausschnitt aus dem Blatt Lombardsbrücke.
Herausgegeben 1890 (Heinrich Stück), Ausgabe 1921.
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Vervielfältigung der Stück‘schen Karten gegen einen geringen Preis je weitere 50 Exemplare. Hamburg
verpflichtete sich, an der Laufendhaltung der Messtischblätter
Heinrich Stück legte in seinem Band lV über die „Vermessung mitzuwirken.
der Freien und Hansestadt Hamburg“ (1888) fest:
„Das Reduciren der Kartenblätter auf kleinere Massstäbe ge-
schieht durch Handzeichnung mit Hülfe eines Massstabes und Karte von „Hamburg und Umgebung 1: 20 000“
eines Reductionszirkels. Zur Zeichnung einer Karte im kleineren
Massstabe, ist die Karte im nächst grösseren Massstabe als Angemerkt sei hier, dass die Karte von „Hamburg und Umge-
Originalkarte zur Vorlage zu nehmen. So folgen den Blättern im bung 1: 20 000“ in späteren Jahren weiter bearbeitet und als
Maßstab 1: 1000, die Blätter der Massstäbe 1: 4000, 1: 10 000 „Amtliche Ausgabe“ in geändertem Blattschnitt herausgege-
u.s.w. in der Reihe der Ableitung. ben wurde.
Bis auf Weiteres erfolgt die Vervielfältigung durch Kupferstich
in verschiedenen Massstäben und zwar von 1: 1000 abwärts. Im Jahre 1866 war die Herstellung einer Karte im Maßstab
Der Stich im Massstabe 1: 1000 erstreckt sich nur über die 1: 20 000 beschlossen worden. Die Arbeiten daran wurden dem
Blätter mit der Stadt und den Vororten, sowie über die Blätter Zeichner G. Cramm übertragen. Da das Hamburgische Gebiet
mit der Stadt Bergedorf, soweit diese Destricte eine städtische nicht nur eine unregelmäßige Figur bildet, sondern auch Teile
Bebauung enthalten, während der Stich in den Massstäben als Exklaven in Holstein liegen, wurde im Jahr 1867 die Königl.
1: 4000 und 1: 50 000 auf das ganze Gebiet auszudehnen ist. Dänische Regierung ersucht, für die Vervollständigung der Kar-
Der Stich im Massstabe 1: 10 000 ist auf die Stadt mit den te des Hamburgischen Gebietes Durchzeichnungen eines Teiles
Vororten zu beschränken, und der Stich im Massstabe 1: 20 000 der Schumacher‘schen Karte von Holstein dem Vermessungs-
wird aus den im ersten Theile (Geschichte) dieser Schrift Seite bureau anfertigen zu lassen. Da dieses Kartenwerk aber bereits
77 aufgeführten Gründen nicht weiter fortgeführt.“ 1822 bis 1841 entstand, war es erforderlich, diese Unterlagen
Die genannten Gründe waren durch eine mit dem Reich betref- im Felde zu revidieren. Der Stich der Sektion Hamburg wurde im
fend Concentration des topographischen Vermessungswesens Jahre 1870 in Auftrag gegeben. Nach Verzögerungen wurde der
1879 geschlossenen Vereinbarung gegeben. Gegen einen gerin- Stich der Sektion Hamburg im Jahr 1874 fertiggestellt (Abb. un-
gen einmaligen Beitrag erhielt Hamburg von jedem Messtisch- ten). Inzwischen hatte sich der Zeichner Cramm als Kupferste-
blatt 1: 25 000, welches Teile des Hamburgischen Gebietes cher geübt und schon 1873 den Stich des zweiten Blattes der
enthält, 100 Exemplare unentgeltlich und bei weiterem Bedarf Karte 1: 20 000, der Sektion Langenhorn, ausgeführt.
Hamburg und Umgebung 1: 20 000, Amtliche Ausgabe 1874, gezeichnet von G. Cramm, Ausschnitt.
Nach der Landesvermessung in den Jahren 1855 – 1866 unter Leitung des Obergeometers H. Stück ausgeführt, ergänzt bis 1874.
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Wegen der Vielzahl auftretender Veränderungen wurden sehr Karte von „Hamburg und Vororten 1: 10 000“
bald Nachträge auf den Kupferplatten erforderlich und es stell-
te sich heraus, dass die meisten Nachträge auch eine Ände- Diese Karte, über die im Schrifttum kein Titel ausgewiesen ist,
rung der Wasserschraffur zur Folge hatten. Da gerade diese dürfte um 1910, also nach Stücks Dienstzeit (1859 – 1899) kon-
Änderungsarbeiten einen hohen Zeit- und Kostenaufwand verur- zipiert worden sein. Ausgaben liegen ab 1911 vor, mit „Einzel-
sachten, wurde beschlossen, die Wasserschraffur aufzugeben nen Nachträgen 1925“.
und von allen Platten zu entfernen.
Letzte Bemerkungen zur Kartentechnik in der Stück‘schen Ära
finden sich im folgenden Abschnitt über Druck- und Reproduk-
Karte von „Hamburg und Umgebung 1: 50 000“ tionstechniken.
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Druck- und Reproduktionstechnik 1925 ausschließlich von Zinkplatten zu drucken. 1929 wurde zur
Ein Blick zurück und in die Zukunft Beschleunigung der Druckarbeiten eine Flachdruckschnellpres-
se beschafft, auf der bis zum Jahr 1950 alle topographischen
Im Jahr 1863 fiel die Entscheidung, die Vervielfältigung des und Stadtkarten des Vermessungsamtes gedruckt wurden“
Stadtplanes 1: 4000 durch Kupferstich und Kupferdruck vorzu- (Aus „Eine Stadt wird vermessen“).
nehmen. Ab 1873 wurden auch die Katasterkarten 1: 1000 in
Kupfer gestochen.
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stempel. Dabei liegen die druckenden Teile erhaben, während Beim maschinellen Druckprozess wird die seitenrichtig kopier-
die Zwischenräume tief liegen. Die Druckfarbe setzt sich beim te Druckplatte zunächst von den Feuchtwalzen benetzt, sodann
Einfärben der Form nur an den erhabenen Teilen ab und wird können im nächsten Schritt die Farbwalzen ihre fetthaltige Far-
von diesen unmittelbar auf das Papier abgegeben. be nur noch an die Zeichnung tragenden Stellen abgeben. Das
Gummituch nimmt jetzt die Farbe seitenverkehrt von der Platte
Durch die Erfindung der beweglichen Lettern und des Hand- ab und überträgt sie zum seitenrichtigen Druckbild auf das Pa-
gießapparates schuf dann Johann Gutenberg im Jahre 1440 pier. Die erforderlichen Mengen von Wasser und Farbe werden
die Voraussetzungen für die heutige Verbreitung des Buch- oder dem Feucht- und dem Farbwerk geregelt zugeführt.
Hochdrucks.
Hochdruck Flachdruck
Bei den Druckformen des Tiefdrucks (Kupferdruck) liegen die Dieser Prozessablauf gilt sowohl für den Flachoffsetdruck, bei
druckenden Teile tief, während die nicht druckenden Zwischen- dem die Platte flach liegt, als auch für den Rotations-Offset-
räume durch die Plattenebene gebildet werden. Der Ursprung druck, bei dem die Druckplatte auf einen Rundzylinder (Plat-
dieses Verfahrens liegt im Kupferstich, der schon zu Beginn des tenzylinder) aufgespannt ist. Der rotative Druckablauf schafft
15. Jahrhunderts angewendet wurde. Beim Einfärben füllen verkürzte Wege und lässt kaum eine nachteilige Wasser-
sich die tiefliegenden Teile der Form mit Farbe. Die überschüs- verdunstung zu. Für die Papierzuführung und die Auslage der
sige Farbe wird von der Plattenebene entfernt damit nur aus Druckbögen sind entsprechende Einrichtungen an der Maschi-
den Vertiefungen die Farbe unmittelbar an das Papier abgege- ne erforderlich.
ben wird.
Tiefdruck
Alois Senefelder hatte auf der Suche nach einem billigen Rotations-Offsetdruck
Druckverfahren 1796 die Lithographie, 1797 den lithographi-
schen Flachdruck (Steindruck) und die Bildübertragung durch
Umdruck auf den Lithographiestein erfunden, ein Druckverfah-
ren, das auf dem Gegensatz von Fett und Wasser beruhte. Die Nutzung der Fotografie zur Reproduktion der kartogra-
Weiterentwicklung führte zum Flachdruck unter Verwendung phischen Originale
von Zink-, später von Aluminiumplatten als Druckträger. Das
Druckbild und die Leerflächen liegen bei diesem Druckverfah- Die Jahre am Anfang des 20. Jh. waren durch eine lebhafte
ren in einer Ebene. Der Druck von Landkarten ist zur Domäne Entwicklung Hamburgs gekennzeichnet. Stadtsanierung, der
des Flachdruckverfahrens geworden, insbesondere des daraus Bau der Stadt- und Vorortbahn, der Hoch- und Untergrundbahn,
entwickelten heutigen Offsetdrucks. Beim Offsetdruck, dem der Straßen-, Siel- und Brückenbau wurden erforderlich. Der
indirekten Flachdruck, wird das Druckbild nicht direkt von der Bau des Elbtunnels (1907 – 1911) fiel in diese Zeit. Zudem zog
Druckplatte auf das Papier, sondern erst über einen elastischen die Stadt immer mehr Arbeitskräfte wegen der wachsenden In-
Zwischenträger auf den Bedruckstoff übertragen. Die Erfindung dustrialisierung an. Damit einher ging die vermehrte Siedlungs-
(1906) wird dem Amerikaner William Rubel und dem Deutschen tätigkeit in den Außengebieten der Stadt. Für alle vorausge-
Caspar Hermann zugeschrieben. Für die Herstellung kartogra- henden Planungs- und Vorbereitungsarbeiten mussten exakte
phischer Druckerzeugnisse, besonders für den mehrfarbigen aktuelle Kartenunterlagen schnell bereitgestellt werden. Um
Rasterdruck, ist der feine Ausdruck über das anschmiegsame in dieser Situation die Kartenherstellung zu beschleunigen,
Gummituch konkurrenzlos. konnte nicht weiter das zeitaufwendige Verfahren des Kup-
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ferstichs und des Kupferdrucks beibehalten werden. Auch die 1926 wurde eine solche größere Reproduktionskamera mit dem
manuelle Reduktion zur Gewinnung der Folgemaßstäbe musste Format 60 x 60 cm angeschafft. Nach der Eingemeindung von
überdacht werden. Hatte H. Stück im Jahre 1861 die Nutzung Altona und Harburg kamen noch deren zwei Kameras hinzu.
der Fotografie noch aus Kostengründen für die Herstellung der
Karte 1: 4000 ausgeschlossen, so war deren Einführung jetzt
nicht mehr zu umgehen.
Von Anfang des 19. Jh. an hatte es im Bereich der Fotografie
entscheidende Fortschritte gegeben. 1822 erfand Nicephore
Niepce zu der von John Dolland 1757 verbesserten Sammellin-
se die heute gebräuchliche Irisblende. Jaques L. M. Daguerre
erfand ein Lichtbildverfahren, bei dem Silbersalze als Aufnah-
mematerial verwendet wurden. Es folgten die Entwicklung leis-
tungsfähiger lichtstarker Objektive ab 1840, verbunden mit den Einraum-Reproduktionskamera.
Namen Carl August Steinheil und Ernst Abbe (Carl-Zeiß-Wer-
ke). 1882 erfand dann Georg Meisenbach das Verfahren der 1 Kamerastativ
Autotypie, das es möglich machte, ein Halbtonbild in einzelne 2 Kameragehäuse mit der Mattscheibe
Druckelemente (Rasterpunkte) zu zerlegen. Erst dadurch konn- 3 Standarte mit der optischen Einrichtung
ten die Erzeugnisse der Fotografie mit Hilfe der Drucktechnik 4 Lampen zur Beleuchtung der Vorlage
vervielfältigt werden. 5 Vorlagenhalter
Reisekamera 1920.
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Die Fehlermöglichkeiten bis zu einer reproduktionsreifen Zeich- Anfang des 20. Jh. (Seite 11) war kein auf Hamburg beschränk-
nung waren vielfältig, wie das folgende Beispiel zeigt: ter Sonderfall. Landesweit forderte die Industrialisierung,
das Wachstum der Städte, der fortschreitende Ausbau der
Verkehrswege und nicht zuletzt die damals in nicht geringem
Umfange bereits betriebene Verbesserung der landwirtschaft-
lichen Grundstücksverhältnisse großmaßstäbige topographi-
sche Karten in immer größerer Zahl und für immer größere
Flächen.
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und Württemberg. Man entschied sich 1919 diese zunächst
als zivile Reichsbehörde dem Reichsminister des Innern zu un-
terstellen. Auch nach vielen Verhandlungen mit den Ländern
konnte eine „Verreichlichung des Vermessungswesens“ nicht
erreicht werden. Ab 1921 blieb nur die Preußische Landesauf-
nahme mit einer Zweigstelle in Dresden als „Reichsamt für Lan-
desaufnahme“ (RfL) dem Reichsminister des Innern unterstellt.
Außerdem wurde durch Erlass des Reichspräsidenten vom
27. Juli 1921 ein „Beirat für das Vermessungswesen“ gebildet,
der vornehmlich die Aufgabe hatte, Vorschläge für ein einheit-
liches Ausrichten des Vermessungs- und Kartenwesens zu erar-
beiten. Der Beirat war auf 46 Mitglieder begrenzt.
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Die hilfreiche Gauß-Krüger-Abbildung ger große Inseln innerhalb des umgebenden Preußischen Terri-
toriums, hilfreich; sie ließ das Hindernis bei der Herstellung ei-
Anfang 1920 wurde aufgrund stadt- und landesplanerischer nes zusammenhängenden Kartenwerkes größeren Maßstabes
Notwendigkeiten das Bedürfnis nach einem übergreifenden im Großraum Hamburg überwinden.
Kartenwerk für den Hamburger Wirtschaftsraum konkret. Der Lösungsvorschlag des Beirates für das Vermessungswe-
Im Hamburg umgebenden Preußen waren seit 1879 für die Kata- sen sah für die zu schaffende Wirtschaftskarte 1: 5000 eine
stervermessung und zur Herstellung der Katasterkarten mehre- Blatteinteilung durch Gitterlinien (Gitternetzkarte) der Gauß-
re, für Preußen insgesamt vierzig, rechtwinklige ellipsoidische Krüger-Meridiansteifen mit gerader Kilometerbezifferung be-
Koordinatensysteme eingeführt und für Neuvermessungen bis grenzt vor.
1926 benutzt worden. Die Herstellung eines neuen grenz- und Als Abbildungsverfahren wurde die konforme (winkeltreue)
gebietübergreifenden Kartenwerkes erforderte deshalb zu Abbildung des Besselschen Erdellipsoids in die Ebene nach
seiner Zusammenführung eine erhebliche vorbereitende, vom Gauß-Krüger vorgesehen; sie ist eine auf mathematischer
Reichsdreiecksnetz ausgehende Rechenarbeit. Im Gebiet süd- Entwicklung beruhende Abbildung, die etwa der winkeltreuen
lich der Elbe befanden sich verschiedene Katastersysteme und transversalen (querachsigen) Zylinderabbildung nach Mercator
dazu noch Flächen, deren Karten in keinerlei Verbindung zu ei- vergleichbar ist.
nem übergeordneten Koordinatensystem standen. Hier wurden Um die unvermeidbaren Verzerrungen klein zu halten, sollte
eine Triangulation und eine Neuaufnahme der netzlosen Teile das betreffende Gebiet in Meridianstreifen mit einer Längen-
erforderlich. ausdehnung von 3 ° und zwar je 11/2° östlich und westlich der
Hauptmeridiane zerlegt werden.
Die wichtigste Empfehlung des Beirates für das Vermessungs-
wesen zur Lösung aller anstehenden Aufgaben war die einer 1923 führte das Reichsamt für Landesaufnahme für seine Kar-
Einführung eines reichseinheitlichen Koordinatensystems, das tenwerke die Gauß-Krügersche-Meridianstreifenabbildung ein.
für Kartenwerke eine reichsweite und reichseinheitliche Blatt- Am 20. April 1927 folgte der Erlass des Preußischen Finanzmi-
einteilung schaffen sollte. Diese Entscheidung war, gerade bei nisters, nach dem für alle amtlichen Vermessungen nur noch
der Lage der hamburgischen Gebietsteile, als mehr oder weni- Gauß-Krüger-Koordinaten zu verwenden waren.
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Die Gründe Hamburgs für eine zügige Herstellung der Vermessungsbureau beharrlich und schließlich erfolg-
Wirtschaftskarte 1: 5000 reich auch bei seinem preußischen Nachbargemeinden
um eine freiwillige Zusammenarbeit zum gemeinsamen
Vom Hamburger Vermessungsbureau ging der wesentli- Aufbau der neuen Wirtschaftskarte 1: 5000 für den un-
che Anstoß zur Herstellung der Wirtschaftskarte 1: 5000 terelbischen Wirtschaftsraum. Beteiligt wurden die
für den Großraum um Hamburg aus. Das Zusammentref- preußischen Städte Altona, Harburg-Wilhelmsburg und
fen mehrerer Gründe war dafür ausschlaggebend. Wandsbek sowie die Landkreise Harburg, Storman und
Pinneberg; dazu Winsen und Jork.
Die Fortschritte in der Kartentechnik zwangen dazu, das
Kartenwerk „Hamburg nebst Umgebung 1: 4000“ wegen
des zeit- und kostenaufwendigen Kupferstichs abzulösen. Das „Unterelbische Vermessungswesen“ (UVW)
Die auf Karton seitenrichtig gezeichneten Kartenoriginale
konnten jetzt mit Hilfe der Reproduktionsfotografie und Hamburgs großer Architekt und Stadtplaner Fritz Schuma-
des Verfahrens der Positivkopie seitenverkehrt auf die cher (1869 – 1947) war ab 1909 in Hamburgs Diensten tä-
Zink-Druckplatte übertragen werden. Der maschinelle tig, 1924 – 1933 als Oberbaudirektor. 1919 entwickelte er
indirekte Flachdruck führte anschließend schnell zu qua- sein auf Seite 17 abgebildetes, „Achsenfarn“ genanntes,
litativ guten Kartendrucken in beliebiger Auflagenhöhe. Stadtplanungskonzept als Anlage zu einer Denkschrift des
Noch eine weitere technische Neuerung versprach die Hamburger Senats von 1921, mit der Gebietsforderungen
Kartenherstellung zu vereinfachen und zu beschleunigen, an das preußische Umland begründet wurden, um Hinder-
die sich zügig entwickelnde Photogrammetrie. Anfang nisse in der Stadtentwicklung Hamburgs zu beseitigen.
der zwanziger Jahre des 20 Jh. war dieses Verfahren mit Schumacher gehörte dann dem am 5. Dezember 1928
Aufnahmekammern, Luftbildentzerrungs- und Auswertge- gebildeten hamburg-preußischen Landesplanungsaus-
räten für die topographische Aufnahmetechnik einsatzreif schuss an, der ein „Abkommen über die einheitliche Ent-
geworden. Hamburg richtete deshalb 1927 für seine Kar- wicklung der hamburg-preußischen Wirtschaftsgebiete
tenherstellung entschlossen einen Bildflugbetrieb mit ei- an der unteren Elbe durch Zusammenarbeit auf den Ge-
genem Flugzeug ein. Die Entscheidungen des Beirats für bieten der Hafenwirtschaft, der Landesplanung und Sied-
das Vermessungswesen im Rücken, warb das Hamburger lung sowie der Verkehrsgestaltung“, schloss.
16
Zur Durchführung der Facharbeiten wurde ein „Technischer die zeichnerische Ausgestaltung der Deutschen Grundkarte
Unterausschuss“ eingesetzt. Auf dessen erster Zusammenkunft 1: 5000 war das betreffende Musterblatt in seiner jeweils gül-
am 6. Juni 1929 erfolgte die Gründung des „Unterelbischen tigen Fassung mit den Zusatzvorschriften der einzelnen Bundes-
Vermessungswesens“ (UVW). Ziel dieser Arbeitsgemeinschaft länder maßgebend.
sollte es sein, die technischen Grundlagen zu schaffen und die
Blätter der Wirtschaftskarte 1: 5000 für das Gebiet in einem
30-km-Halbmesser-Kreis um Hamburg (Rathaus) herum herzu-
stellen.
Achsenfarn.
1919 entwickelt von Prof. F. Schumacher.
17
Ein Vergleich zwischen den Kartenausschnitten 1: 5000 zeigt
die fortschreitende Entwicklung im Erscheinungsbild. Zunächst,
geprägt von der feinen, sparsamen Darstellung des Kupfer-
stichs, geht der Weg hin zum kräftigeren Duktus des heutigen,
uns vertrauten Bildes der Deutschen Grundkarte 1: 5000.
Das Gebiet des 30-km-Halbmesser-Kreises um Hamburg herum. Die dargestellten Blätter der Topographischen Grundkarte 1: 5000
sind noch mit der alten Blattnumerierung bezeichnet. Diese ist noch heute für Archivzwecke in Gebrauch.
18
Arbeitsergebnis und Ende des UVW 18. März 1938. Nach letzterem oblagen diesen die allgemei-
nen Aufgaben der Landesvermessung und die Bearbeitung der
Das Konzept des Unterelbischen Vermessungswesens sah die Landeskartenwerke. In Hamburg hatte die Hauptvermessungs-
Herstellung von insgesamt 520 Grundkarten für das Planungs- abteilung VI ihren Sitz. Daneben verblieben die Aufgaben, die
gebiet vor. Die wiedergegebene Blattübersicht auf Seite 18 zur Gemeindeverwaltung gehörten, wie Kataster- und Stadtver-
enthält noch die alte Blattnummerierung. Erst später wurde messung, bei der Baubehörde.
die neue Blattbezeichnung aus dem Blattnamen und der aus Diese Neuordnungen des Vermessungswesens führten zum
Rechts- und Hochwert abgeleiteten Blattnummer eingeführt. In Ende des Unterelbischen Vermessungswesens. Die karto-
der zweiten Blattübersicht, Abbildung unten, sind die Jahre der graphische Bearbeitung der sogenannten Wirtschaftskarte
Herausgabe der einzelnen Kartenblätter durch unterschiedliche 1: 5000, heutiger Name Deutsche Grundkarte, lag in den drei-
Symbole dargestellt. ßiger Jahren in ihrer Vorstufe als „Katasterplankarte“ für Ham-
Ab Anfang 1933 traten rechtliche Regelungen in Kraft, die für burg fertig vor (W. Reek).
das Vermessungs- und Kartenwesen einschneidend waren. Die Grundkartenoriginale außerhalb des Groß-Hamburger Ge-
Dazu gehörten: bietes müssen nach Mutmaßungen von C. O. Fleischhauer den
Das Gesetz zur Neuordnung des Vermessungswesens vom nunmehr zuständigen Stellen übergeben worden sein.
3. Juli 1934, das Vermessungs- und Kartenwesen wurden da- Während der Zeit des Zweiten Weltkrieges (1. Sept. 1939 bis
mit Reichsangelegenheit, das Gesetz über Groß-Hamburg und zum 8. Mai 1945) konnten die Aufgaben des Vermessungsam-
andere Gebietsbereinigungen vom 1. April 1937 und das Ge- tes mit den verbliebenen Kräften nur notdürftig wahrgenom-
setz über die Bildung von Hauptvermessungsabteilungen vom men werden.
Die Abbildung zeigt die Herstellungsjahre der Blätter der Deutschen Grundkarte 1: 5000.
19
Die Folgen des Zweiten Weltkrieges und die Auswir-
kungen auf das hamburgische Vermessungswerk
20
verursacht, Festpunkte des Lage- und Höhennetzes verändert tualisieren. Zunächst musste aber eine Bestandsaufnahme der
oder zerstört, zum anderen war die Homogenität des hambur- Bausubstanz erfolgen. Eine Schadenskarte (Abb. links) wurde
gischen Dreiecksnetzes empfindlich durch die Eingliederung der als erste Grundlage für die Trümmerbeseitigung – es waren 43
preußischen Gebietsteile 1937 gestört, weil für diese Gebiete Millionen Kubikmeter Trümmerschutt – und die Wiederaufbau-
unterschiedliche Vermessungssysteme zu Grunde lagen; zudem planung vom Vermessungsamt gefertigt. Mit allen verfügbaren
sollte die einheitlich für alle amtlichen Vermessungen gefor- Kräften wurden dazu die zerstörten und beschädigten Gebäude
derte Gauß-Krügersche-Abbildung mit dem Ziel eines flächen- festgestellt und der Grad der Zerstörung ermittelt. Die Scha-
deckenden Koordinatenkatasters eingeführt werden. denskarte 1: 2500, eine Vergrößerung der Deutschen Grundkar-
Deshalb wurde für das hamburgische Dreiecksnetz 1948 die te 1: 5000, wurde als Druck mit einer mehrfarbigen Darstellung
Durchführung einer Neutriangulation und für das Höhennetz der vier Schadensstufen 1946 herausgegeben.
eine Überholung und Ergänzung beschlossen. Das Kataster-
kartenwerk 1: 1000 als Grundlage aller Folgemaßstäbe, war
bezüglich des Gebäudebestandes und der Topographie zu ak- Zustand der Kartenherstellung 1945
21
sogenannte „Blatteckenwerte“ für die Schnittpunkte der vollen Nach der Gebietserweiterung 1937 wurde Hamburg für die Be-
Kilometerlinien des Gauß-Krüger-Gitters im System der beste- arbeitung von 190 Kartenblättern zuständig. Auf weiteren 53
henden Inselkarten berechnet, sodass die Koordinaten dieser Blättern waren hamburgische Gebietsteile mit weniger als
Schnittpunkte in die ehemals preußischen Kartenwerke einkar- 50% der Blattfläche wiedergegeben. Die außerhamburgischen
tiert werden konnten. Der Karteninhalt wurde durch Hochzeich- Gebietsteile wurden aus dem Kartenwerk der Nachbarländer
nen in die neuen Blätter übernommen. Innere Ungenauigkeiten übernommen. Die beiden Inseln Neuwerk und Scharhörn kamen
konnten noch nicht beseitigt werden. erst hinzu als Hamburg diese Gebiete durch einen Staatsver-
So waren, abgesehen von der vorgenannten Einschränkung, trag mit dem Land Niedersachsen übernommen hatte. Nach
alle Voraussetzungen für eine intensive und effektive Arbeit dieser letzten Erweiterung war das Hamburger Staatsgebiet
an der Deutschen Grundkarte gegeben. In den Jahren 1960 bis auf 245 Blättern der Deutschen Grundkarte 1: 5000 abgebildet.
1963 wurde das stark veraltete Kartenwerk auf den neuesten
Stand gebracht und als vierfarbiger Druck herausgegeben.
Grundriss und Schrift erschienen in Schwarz, Gewässer in Blau,
Höhendarstellungen in Braun. Zusätzlich erhielten Gebäude ei-
nen grauen Flächenton.
Das Musterblatt für die Deutsche Grundkarte 1: 5000, das im
Auftrage der Vermessungsverwaltungen der Bundesländer vom
Niedersächsischen Landesvermessungsamt bearbeitet wurde,
gab in seiner ersten Ausgabe 1949 eine einfarbige Darstel-
lungsweise vor. Spätere Neubearbeitungen des Musterblattes
passten die farbliche Darstellung den entsprechenden Benut-
zerforderungen sowie den verbesserten kartographischen und
reproduktionstechnischen Möglichkeiten folgend an.
22
Neben der langfristigen gab es die kurzfristige Aufgabenpla- Durch die Kartographie wurden beschafft: Merkblätter (je
nung des Sachgebietsleiters Topographie über die Auswahl der DGK-5-Blatt ein Druck der letzten Auflage mit den zur Kenntnis
nächsten zur Bearbeitung anstehenden Blätter unter den ins- gelangten Veränderungen), amtliche Unterlagen (z.B. das Amt-
gesamt für das Jahr zur Laufendhaltung und Grunderneuerung liche Straßen- und Gebietsverzeichnis) für die Kartenredaktion,
vorgesehenen Blätter der DGK 5. Hier konnten akute Schwer- außerdem die im Sachgebiet Folienkopie zu fertigenden trans-
punkte berücksichtigt werden. Bei den Grunderneuerungen parenten Mehrfarbkopien als Vorlagen für die topographischen
befand sich jeweils ein Blatt in Bearbeitung, währenddessen Ergänzungsarbeiten.
schon für das nächste Blatt die Unterlagen vorbereitet wurden.
Bei der Laufendhaltung konnten sich bis zu sechs Blätter in Be- Auf der Grundlage der beschafften Unterlagen wurden nachfol-
arbeitung und bis zu zehn Blätter in der Vorbereitung befinden. gend die Fortführungsarbeiten an den Blättern der Deutschen
Bei der Arbeitsplanung war zu beachten, dass für die im Außen- Grundkarte 1: 5000 vorgenommen.
dienst befindlichen Topographen stets neue Arbeitsunterlagen
vorlagen, wenn deren Arbeiten an ihren DGK-5-Blättern abge- Zunächst wurden alle Einzelfolien (Ebenen) der jeweils voran-
schlossen waren. gegangenen Ausgabe des zu bearbeitenden Kartenblattes zu
einer Mehrfarbkopie kopiertechnisch gesammelt und zwar auf
Um Stockungen zu vermeiden und einen zügigen Arbeitsablauf transparentem Folienmaterial, einseitig mattiert und daher be-
zu sichern, war die Aufgabe der Unterlagenbeschaffung zwi- zeichenbar. Dabei verwendete man die Farben Blau für Grund-
schen den Sachgebieten Topographie/Photogrammetrie und riss und Schrift, Hellgrün für den Gebäudedecker und Braun für
der Kartographie zweckmäßig aufgeteilt. die Höhenzahlen bzw. Höhenlinien.
Durch die Topographie wurden beschafft: Katasterkarten In diese Unterlage arbeiteten die Topographen als häusliche
1: 1000 und Luftbilder 1: 8000, Luftbildentzerrungen 1: 5000, Vorbereitung die Änderungen nach der Luftbildentzerrung und
amtliche und sonstige Planunterlagen, wenn vorhanden Höhen- der Katasterkarte ein. Dabei wurden fortfallende Objekte mit
pläne. Die Heranschaffung der Katasterkarten war besonders gelbem Farbstift, neu in die Karte aufzunehmende in Rot und
zeitkritisch. Diese sollten möglichst an einem Tage von einem veränderte Grundstücksgrenzen in Violett gekennzeichnet.
Katasteramt gebracht, in der Reproduktionsphotographie des
Vermessungsamtes verkleinert und zurückgegeben werden. Der häuslichen Vorarbeit folgte dann örtlich der topographische
Eine sorgfältige und vorausschauende Planung war für die Be- Feldvergleich mit Ergänzungsmessungen und Überprüfung der
schaffung der entzerrten Luftbilder erforderlich. Bildflüge – es Straßenhöhen. Mit dem zeichnerischen Ergänzen der Mehrfarb-
gibt dafür nur wenige Flugtage im Jahr – können in Hamburg kopie war der Arbeitsbeitrag der Topographen zur Fortführung
meistens nur innerhalb weniger Wochen im Frühjahr kurz vor des betreffenden Blattes abgeschlossen.
der Belaubung durchgeführt werden. Das Sachgebiet Pho-
togrammetrie musste deshalb immer ein Jahr im Voraus die Die Kartographen übernahmen das Arbeitsergebnis der To-
geplanten Bildflüge in Auftrag geben, um laufend das für die pographen und arbeiteten dieses kartographisch exakt in die
Fortführungsarbeiten benötigte Bildmaterial vorzuhalten. Originalfolien für Grundriss, Schrift und ggf. Höhen ein. Weg-
fallendes wurde durch Rasur entfernt. Gleichzeitig waren die
Übergänge zu den Nachbarblättern nahtlos herzustellen.
23
sung vorgenommen. Die Korrekturen wurden in den Folien-Ori- Diese Beschreibung kann nicht alle Arbeitsvorgänge in ihrer voll-
ginalen ausgeführt. Der Auflagendruck wurde freigegeben. ständigen Tiefe abbilden. Der Überblick aber zeigt schon, welch
einen Arbeitsumfang das konventionelle Kartenfortführungsver-
Im Bereich Folienkopie werden zunächst von den Originalen fahren hatte. Nicht zu erkennen ist vor allem der vielfältige Ein-
seitenverkehrte Kehrungen hergestellt, die Voraussetzung für satz reprodukionstechnischer Hilfsdisziplinen. Allein der Bereich
ein seitenrichtiges Bild auf den Druckplatten sind. Im Arbeits- der Folienkopie (Abb. linke Spalte) war in den Anfängen mit vier-
bereich Druckplattenkopie entstehen auf einem etwa 0,3 mm zig Prozent an der Zahl der Arbeitsstationen beteiligt (H. Hansen).
starken Aluminiummaterial, lichtempfindlich beschichtet, die
Druckplatten. Diese werden auf den Plattenzylinder der Off- Angemerkt sei noch, dass man im neuen Zeichenschlüssel
setdruckmaschine gespannt und eingerichtet. Für jede der in Grundriss und Schrift farblich trennte. Der Grundriss wurde in
vier bzw. fünf im Kartenblatt darzustellenden Farben ist ein Ma- grauvioletter Farbe und die Schrift in schwarzer Farbe gedruckt.
schinendurchgang erforderlich. Deshalb musste der Stapel der Einerseits entfiel dadurch eine Zusammenkopie der Grund-
Papierbögen nach jedem Farbdurchgang erneut von der Bogen- riss- mit der Schriftfolie für den gemeinsamen Schwarzdruck
auslage um die Maschine herum zurück in die Anlegevorrich- und außerdem war das kartographisch sehr arbeitsaufwendige
tung geschafft werden. Schließlich lag das Grundkartenblatt in Freistellen der schwarzen Schrift aus dem Grundriss nicht mehr
der vorgegebenen Auflagenhöhe vierfarbig (fünffarbig im neuen erforderlich.
Zeichenschlüssel) gedruckt im Ausleger.
Im Bereich der Druckplattenherstellung hatte es ebenfalls eine
Nach dem beendeten Auflagendruck kam der Stapel der Druck- Verfahrensänderung gegeben. Bis zum Anfang der sechziger
bögen in die Fertigmacherei zur Papierschneidemaschine. Die Jahre verwendete man Druckplatten aus Zink. Diese wurden
Kartenblätter erhielten hier ihr Endformat (Papierkanten) 52 cm in einer Schleuder mit lichtempfindlicher Emulsion beschichtet,
x 54 cm (B x H). um das Druckbild darauf durch Kopie von den Kartenoriginalen
übertragen zu können. Die etwa 0,5 mm starken Zinktafeln wur-
Ein Druck der neuen DGK 5-Auflage kam als Merkblatt mit allen den nach dem Gebrauch in der Druckmaschine abgeschliffen
Originalfolien bis zum nächsten Fortführungszyklus an seinen und konnten dann erneut verwendet werden. Als technischer
festen Platz im Panzerschrank. Fortschritt folgte die bereits vorbeschichtete Druckplatte, die
nach der Belichtung unter dem Kartenoriginal und einem ma-
schinellen Entwicklungsgang sowie einer Retusche druckfertig
war. Die Arbeiten an der Beschichtungsschleuder und am Ent-
wicklungsbecken entfielen, waren Geschichte.
Schematisch dargestellter Ablauf der Arbeitsvorgänge bei der Herstellung Oben: Flachoffsetdruckmaschine Fabrikat Mailänder.
einer Folienkopie: Beschichten, Belichten, Entwickeln, Einfärben, Entschichten. Unten: Einfarben-Bogen-Offsetdruckmaschine Fabrikat Roland Parva.
24
Bis zum Anfang der sechziger Jahre wurde der Landkartendruck Die Hamburger Stadtkartenwerke
vorzugsweise auf Flachoffsetdruckmaschinen ausgeführt, so
auch für die Deutsche Grundkarte 1: 5000. Die Maschine der Die im Jahre 1938 gebildeten Hauptvermessungsabteilungen,
Firma Mailänder (Abb. S. 24, oben) konnte eine Papiergröße die die Aufgabe hatten, die Landesaufnahme und deren karto-
1020 mm x 1280 mm aufnehmen und als Druckgröße 1000 mm graphische Darstellung für ihnen zugeordnete Gebiete zu über-
x 1260 mm wiedergeben. Als technische Verbesserung setzte nehmen, wurden nach Inkrafttreten des Grundgesetzes (23. Mai
sich bald das rotative Druckverfahren durch. Die kurzen Wege 1949) in den meisten Bundesländern in Landesvermessungsäm-
beim Lauf durch die Maschine brachten einen Zeitgewinn und ter umgebildet, die nun für das Gebiet des Landes die Aufgaben
das Anlegen der Papierbögen, das Schnelligkeit und Geschick der Landesvermessung wahrnahmen. In Hamburg hatte damals
erforderte, wurde maschinell durch den Anlegeapparat erle- die Hauptvermessungsabteilung VI (Schleswig-Holstein) ihren
digt. Daneben ergab sich eine erhebliche Qualitätssicherung, Sitz in der Moorweidenstraße 14. Nach der vorstehenden Re-
da die kurzen Abläufe das Verdunsten des Feuchtwassers von gelung siedelte diese Dienststelle in die Landeshauptstadt Kiel
der Druckplatte minimierten. Eine Maschine des neuen Typs um. Hamburg konnte wenige Fachkräfte in das Vermessungs-
stellte die Einfarben-Bogen-Offsetdruckmaschine, Fabrikat Ro- amt der Baubehörde übernehmen und behielt zunächst seinen
land Parva dar (Abb. S. 24, unten). Bei ihr konnten Papierbögen Dienstsitz im Gotenhof. Da insbesondere die topographischen
von 610 mm x 860 mm verwendet werden und die Größe der Landeskartenwerke jetzt in Kiel geführt wurden, stand eine
Druckwiedergabe war max. 600 mm x 860 mm. Auf dieser Ma- Regelung über die Bearbeitung dieser Kartenwerke noch aus.
schine wurden über einen langen Zeitraum vorzugsweise die Anfänglich brachte das Landesvermessungsamt Kiel eine mehr-
Blätter der Deutschen Grundkarte 1: 5000 gedruckt. farbige Karte „Umgebung von Hamburg 1: 50 000“ in zwei Auf-
Plakette am Eingang lagen heraus (Abb. unten).
zur Reproduktions-
technik, Wexstraße 7, Seit den fünfziger Jahren wurde auch in Hamburg an den
Anbau. Stadtkartenwerken gearbeitet. Bevor die Stadtkarte („Stra-
ßenkarte“) 1: 10 000 als geschlossenes Werk für das gesamte
Hamburger Stadtgebiet vorlag und im verkleinertem Maßstab
als Stadtkarte von Hamburg 1: 20 000 zur Kartengrundlage für
den Aufbauplan 1960 werden konnte, wurden für den Bürger
nützliche Sonderausgaben bearbeitet und als mehrfarbige Dru-
cke herausgegeben. Diese mehrfarbigen Karten wurden noch
kartographisch und drucktechnisch konventionell gefertigt. Das
heißt, für jede Farbe war eine gesonderte Druckvorlage zu fer-
tigen (siehe DGK 5). Auch die Schriften wurden in den ersten
Ausgaben noch von Hand gezeichnet.
25
Eine Karte „Bergedorf und Umgebung“ Maßstab 1: 10 000, er-
schien 1951 und wurde 1957 erneut mit Nachträgen herausge-
geben. Es folgte 1952 eine Karte „Harburg und Umgebung“ im
Maßstab 1: 15 000, die ebenfalls mit Nachträgen 1955 erneut
erschien. Mit dem Blick auf Naherholungsmöglichkeiten für
die Bevölkerung Hamburgs gab das Vermessungsamt 1956 das
Blatt „Harburger Berge“, Maßstab 1: 15 000, heraus. In diese,
wie auch in die nachfolgende „Karte des Elbufers von Alto-
na bis Wittenbergen“ im Maßstab 1: 15 000, herausgegeben
1955, waren Wanderwege eingetragen.
Titelseite zur
Karte von Bergedorf und Umgebung 1: 10 000,
herausgegeben 1951, Ausgabe 1957.
26
Im Folgenden soll auf die Herstellung der drei grundlegenden
Stadtkarten (B1, B3, B 5; siehe Abb.) eingegangen werden:
27
Die kartographischen Arbeitstechniken, die eingesetz-
ten Werkzeuge und Geräte
Die abgebildeten Zeichenfedern, Für Korrekturarbeiten auf den Kartenoriginalen, die auf Kunst-
z.B. Fabrikate der Firmen Brandauer stofffolien standen, benutzte man scharfe Schaber, deren
oder Gilliot, waren geschätzte Stahlklinge war in einem Holzschaft eingefasst. In der Abbil-
Werkzeuge sowohl zum Bearbeiten
dung oben sind die unterschiedlichen Formen, vom feinen Sti-
kleiner Zeichnungsteile als auch
zum Zeichnen der Kartenschriften. chel bis zum breiten Flächenschaber zu erkennen.
28
Entwurfsarbeiten am Pantophot, einem optisch-mechanischen Die Farbdecker, hier für den grauen Gebäudeton der DGK 5,
Gerät zum Vergrößern und Verkleinern von Karten und Plänen. forderten eine hohe Passgenauigkeit. Die Decker wurden mit
Das Kartenbild wurde auf der Mattscheibe nachgezeichnet. der Zeichenfeder auf der Grundlage einer Blaukopie hergestellt.
Zur Herstellung oder Fortführung des Kartenoriginals wurde die Das erste Fotosatzgerät „Diatype“ der Berthold AG lieferte über
Entwurfsvorlage übernommen. seine Schriftscheibe mit negativem Alphabet ein seitenrichti-
ges Schriftfilmpositiv. Die Schriftscheibe war gesteuert dreh-
bar, um die einzelnen Buchstaben anzufahren und zu belichten.
Zum Wechsel auf eine andere Schriftart waren die Schriftschei-
ben auswechselbar.
29
Eine Zeit technischer Entwicklungen H. Schmidt hat das Arbeitsverfahren zur Vervielfältigung mehr-
farbiger Bebauungspläne ausführlich beschrieben. Seine Veröf-
Im November 1961 zog das Vermessungsamt der Baubehörde fentlichungen beruhen auf den Arbeitsergebnissen von
vom Gotenhof, Steckelhörn 12 (Abb. Seite 22) in das neue Ver- H. Hansen und dessen freundlicher Unterstützung. Nachzulesen
waltungsgebäude Wexstraße 7 um (Abb. unten). Hier fanden in den Ergebnissen der kartentechnischen Arbeitstagung vom 1.
alle Arbeitsbereiche optimale Bedingungen vor. Die Kartogra- bis 3. April 1968 bei der Firma Hausleiter, München und in der
phen erhielten gut belichtete Räume in luftiger Höhe im zehn- Vermessungstechnischen Rundschau, 1972, Hefte 32/12 und
ten Stockwerk ohne Beschattung von Nachbargebäuden. Für 33/1 bis 5.
die Reproduktionsfotografie standen fachgerecht zugeschnit-
tene Räume, deren Kameras, Labore und Material bereit. Der
Druckerei-Anbau, Abbildung unten, links im Vordergrund, war
zweckmäßig in Größe und Zuschnitt gestaltet. Ein Sheddach
sorgte für gutes Raumlicht. Für die erforderliche Temperatur
und Luftfeuchte sorgte eine Klimaanlage. In allem war die gute
Vorplanung zu erkennen. Für den Austausch von Druckmaschi-
nen wurde später eine zusätzliche Flügeltür zur Straßenfront
erforderlich.
Verwaltungsgebäude Wexstraße 7.
30
zu erwartenden Farbverschiebung, eliminierte aber zuvor alle druckfarben der Europäischen Farbskala für den Offsetdruck
möglichen Fehlerquellen u.a. der Originalausleuchtung und der (DIN 16539) umgestellt und neu bearbeitet herausgegeben.
kontrollierten Filmentwicklung. Ein weiteres Problem, das der
Wiedergabe feiner Linienelemente im Dreifarben-Rasterdruck,
umging er durch Herstellung eines gesonderten Grundrissorigi-
nals der Katasterkarte für den Schwarzdruck.
Thematische Kartographie
31
Im Jahr 1990 begann das Vermessungsamt mit der Herausgabe
des Kartenwerks „Luftbildkarte von Hamburg 1: 5000“. Die Kar-
tenblätter haben den Blattschnitt der Deutschen Grundkarte.
Als Orientierungshilfe werden die Straßennamen und sonstige
Angaben der Schriftfolie der Deutschen Grundkarte einkopiert.
Die Schrift erhielt einen Silberfarbton, der den Bildcharakter
der Karte nicht störte, aber bei gezielter Haltung des Karten-
blattes sehr gut zu lesen war. Die elektronische Bildbearbei-
tung erfolgte durch Eurosense.
Die letzten Neuveröffentlichungen unter dem alten Na- Der Weg zur digitalen Kartographie
men Baubehörde – Vermessungsamt Die Topographischen Landeskartenwerke
Im Jahr 1989 hat das Vermessungsamt in Verbindung mit dem In Hamburg wurde schon in den fünfziger Jahren ein Koordina-
Verein für Hamburgische Geschichte einen Großband „Hamburg tenkataster aufgebaut, das zur Automation der Rechenarbeiten
und sein Umland in Karte und Luftbild“ herausgegeben. Anhand herausforderte. 1958 wurde eine erste progammgesteuerte
amtlicher Karten und Luftaufnahmen aus dem Jahr 1988, alle Rechenanlage Zuse Z11 eingesetzt und ab 1965 konnten Rah-
Luftaufnahmen von Dr. Muuß, gestalteten Dr. Jorzick, Dr. Ilse menkarten 1: 1000 mit dem lochstreifengesteuerten Zeichen-
Möller, Dr. Muuß und Dr. Patten eine Landeskunde, die keinen tisch „Graphomat“ Zuse Z64 gezeichnet werden. Am Anfang
Aspekt außer Acht ließ. der achtziger Jahre ging die Entwicklung mit Überlegungen zur
Herstellung einer automatisiert geführten Karte weiter. Es ent-
stand die Empfehlung eines Ebenenkonzepts. 1985 gelang es,
die damaligen Versorgungsunternehmen HEW, HGW und HWW
für eine Beteiligung an der Entwicklung und einer Mitfinanzie-
rung zu gewinnen. 1986 wurde eine gemeinsame Arbeitsgrup-
pe „Stadtgrundkarte“ gebildet, die ein technisches Konzept
entwickeln sollte. Im Jahr 1987 lag das Einrichtungskonzept für
die „Digitale Stadtgrundkarte“ (DSGK) vor, das durch Beschluss
der Hamburger Bürgerschaft die erforderliche politische Zu-
stimmung fand. Die Digitalisierung der vorhandenen Flurkarten
wurde von leistungsfähigen Ingenieurbüros ausgeführt. Die
Beschaffung der Hard- und Software zur Kartenführung wur-
de EU-weit ausgeschrieben. Die Entscheidung fiel dann auf die
Software SICAD der Firma Siemens. Als Hardware wurde 1988
als erste graphische Arbeitsstation eine WS2000 in Betrieb
genommen und als Ziel der Fertigstellung in einer Grundstufe
der DSGK das Jahr 1993 für eine flächendeckende Benutzung
im Gebrauchsmaßstab 1: 1000 vereinbart. Die Einführung galt
zum Ende der 90er Jahre als abgeschlossen. Die DSGK war für
lesenden Zugriff, als Datei oder als Plot verfügbar.
32
spielige Doppelarbeit vermied; die eigenen Stadtkartenwerke Im März 1997 wurde dann auch eine Zusatzvereinbarung zum
Hamburgs entsprachen im übrigen besser den Bedürfnissen der Abkommen über die Bearbeitung von hamburgischen Landkar-
Stadt. So konnte mit dem Land Schleswig-Holstein am 1. Januar tenwerken vom 1. Januar 1963 mit dem Land Schleswig-Hol-
1963 ein Landkartenabkommen geschlossen werden, nach dem stein getroffen. Das Abkommen erfährt hiermit eine Anpassung
das Nachbarland für Hamburg die Herstellung, Fortführung und an das ATKIS-Konzept der AdV.
Herausgabe seiner Kartenwerke gegen Kostenerstattung über-
nahm. Hamburg verpflichtete sich, als Fortführungsgrundlagen
die erforderlichen aktuellen Blätter der Deutschen Grundkarte Die Digitale Stadtkarte von Hamburg (DISK) und die
1: 5000 bereitzustellen. Zur Verwendung für eigene Zwecke Digitale Karte 1: 5000 (DK5)
standen Hamburg die Kartenwerke und deren Unterlagen kos-
tenlos zur Verfügung. Die Stadtkarte von Hamburg hat durch die Überführung in digita-
le Form stark an Bedeutung gewonnen. Das analoge Kartenwerk
Um 1980 berichtet die AdV über die Erprobung, die Entstehung wurde bereits auf den Seiten 26 und 27 eingehend beschrieben.
und den Gebrauch digitaler Geländemodelle (DGM). Die neuen Es war bewährt, sodass nur wenig an seinem Grundkonzept zu
digitalen Entwicklungen zum Thema Karte wurden dabei von ändern war. Wurde bei der analogen Bearbeitung der Maß-
dem damaligen Arbeitskreis Automation geprägt. Zur Entwick- stab 1: 10 000 als Ausgang für die Folgemaßstäbe 1: 20 000
lung eines Konzepts für ein Amtliches Topographisch-Kartogra- und 1: 50 000 gewählt, nimmt man jetzt die DISK 1: 20 000 als
phisches Informationssystem (ATKIS) wurde für die Jahre 1986 Ausgang zur Ableitung auf die Maßstäbe 1: 10 000 und den,
bis 1989 eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Den Abschluss fand auf das Druckmaschinenformat 72 cm x 102 cm abgestimmten
diese Grundlagenerarbeitung mit der Vorlage einer Gesamtdo- Maßstab 1: 60 000, jeweils durch Vergrößerung bzw. Verklei-
kumentation zur Einrichtung des Informationssystems. Darin ist nerung ohne Generalisierung. Die Straßennamen stehen heute
die einheitliche geotopographische Beschreibung der Bundes- innerhalb der Straßenräume. Der Blattschnitt wurde ebenfalls
republik Deutschland in mehreren Digitalen Landschaftsmodel- dem genannten Druckformat angepasst. Das Kartenwerk wurde
len (DLM) und Digitalen Topographischen Karten (DTK) vorgese- nach einem Konzept 1991 von E. Matthias entwickelt und 1993
hen. Nach eingehenden Beratungen hat die AdV dann im Mai fertiggestellt. Es schloss an die Entwicklung der DSGK (Seite
1989 über das ATKIS-Konzept beschlossen. Mit Einführung des 32) an. Die beiden Kartenwerke waren durch Verwendung der
ATKIS wurde die amtliche Kartographie in den Großbereich der gleichen Hard- und Software kompatibel. Als weitere Vorzüge
Geoinformationssysteme eingebunden. Die technisch fortent- gelten die grundrissähnliche Darstellung in Anlehnung an die
wickelten Arbeitsmethoden führten zu einer Vielzahl begriffli- DSGK, eine weitgehende Maßstabsunabhängigkeit (Abb. Sei-
cher Neuschöpfungen, auch im Bereich der Topographischen te 36), die Freiheit bei der Wahl des Blattschnitts, die variable
Landeskartenwerke als Teil der Zusammenführung mit den Da- Ausgestaltungsmöglichkeit durch Auswahl und Kombination
teien des Liegenschaftskatasters. der stark differenzierten Kartenebenen. Die DISK – erster amt-
licher Stadtplan auf CD – stand in Kombination mit weiteren
Um die hergebrachten Topographischen Landeskartenwerke bis Datenbankbausteinen, Karten und Luftbildern u. a. auf DVD zur
zur fertigen Einrichtung des ATKIS weiterzuführen, führten ei- Verfügung.
nige Bundesländer Hilfstechnologien ein. Mit hochauflösenden Ein weiterer Schritt in die digitale Kartographie war die Um-
Scannern und Rasterplottern, leistungsfähigen Datenspeichern stellung der Deutschen Grundkarte 1: 5000 auf die Grundlage
und kartographisch-interaktiven Bildschirmarbeitsplätzen wur- der DSGK. Als neue Bezeichnung der Hamburg-bezogenen Form
de die Herstellung der Druckvorlagen unproblematisch möglich. wurde 1994 vorgeschlagen: „Digitale Karte 1: 5000“ (DK5). Das
Die daraus resultierenden Kartendrucke unterschieden sich in Ebenenkonzept und die Arbeitsabläufe ähneln denen der Her-
Optik und Schärfe nicht von den bisherigen Kartendrucken. stellung der DGK 5: Topographische Arbeiten, Kartenredaktion,
Einarbeitung von Feldvergleich und photogrammetrischer Aus-
Nach Artikel 70 des Grundgesetzes unterliegt das Vermessungs- wertung. Die kartographischen Arbeiten gliederten sich in die
wesen der Gesetzgebung der Bundesländer Deutschlands. In Aufbereitung der Daten der DSGK und die kartographische Ge-
Hamburg bestanden jedoch nach 1949 viele Reichsvorschriften staltung. Die Ausführung der praktischen Arbeiten wurde 1997
in bereinigter Form weiter, so auch die über das Vermessungs- intensiviert aufgenommen. Im Jahr 2000 wurde die Grundstufe
wesen. Durch die fortschreitende Entwicklung entstand aber (ohne topographische Signaturen und Höhenpunkte) flächende-
eine immer größere Diskrepanz zu diesen geltenden rechtlichen ckend fertiggestellt. Die Ausgabe war als Plot oder als Mehr-
Bestimmungen. Die Gesetzgebung trug schließlich den verän- farbdruck möglich.
derten Arbeitsweisen und Systemen des Vermessungswesens
Rechnung. Nach intensiven Vorarbeiten konnte das Hamburgi-
sche Vermessungswesen seinen Beitrag dazu einbringen. Der
Senat verkündete am 19. Juni 1993 das von der Hamburger
Bürgerschaft beschlossene Hamburgische Gesetz über das Ver-
messungswesen (HmbVermG). Im § 1 Abs. 1. heißt es u.a.: „Die
Landesvermessung, die Einrichtung und Führung des Flächen-
bezogenen Informationssystems ... werden von den zuständi-
gen Behörden der Freien und Hansestadt Hamburg wahrgenom-
men. ...“ – In der Begründung zu diesem Gesetz finden sich in
den §§ 6, 7 und 8 zum Thema Kartographie konkrete Aussagen.
33
Reproduktionsfotografie, Kartotypografie, Kartendruckerei. Arbeiten bald zu einer Funktionseinheit „Druckvorstufe“ zusam-
Weiterentwicklung und Übergang ins digitale Zeitalter mengewachsen. Eine ähnliche Nähe bestand zum Sachgebiet
„Druckplattenherstellung“ für deren Teilbereich der Druckplat-
Nach der Grunderneuerung in den 60er Jahren wurden in tenmontage das theoretische Wissen – in einer Software er-
den 80er und 90er Jahren Erneuerungen des Maschinen- und fasst – vorlag. So konnte die Vorarbeit zur Druckplattenbelich-
Gerätebestandes erforderlich. So stabil die alte Technik er- tung von einem Mediengestalter der Druckvorstufe – zunächst
schien, die mangelnde Leichtgängigkeit und Präzision machte mit Unterstützung des Montierers – ausgeführt werden. Die
sich überall auch bei erhöhtem Zeitaufwand zum Nachteil der Beschaffung eines Druckplattenbelichtungssystems für Digital-
zu fordernden Qualität der Erzeugnisse bemerkbar. Daneben daten im Jahr 2004 schloss diese Entwicklung ab.
hatte auch die fortschreitende Entwicklung viele technische Die Einrichtung der Druckerei wurde ähnlich schrittweise an
Neuerungen auf dem gesamten Gebiet der Reproduktionstech- den Stand der Technik herangeführt. Veraltetes Gerät und um-
nik gebracht, die zu einer Optimierung und Effizienzsteigerung weltunverträgliche Verfahren wurden ersetzt. Ab 1996 wurde
führten. Einschneidende Verbesserungen in der fotografischen mit einer Vierfarben-Offsetdruckmaschine gearbeitet, bei der
Labortechnik ergaben sich durch den Übergang von der instabi- die wichtigsten Funktionen von einem zentralen Leitstand ge-
len Handentwicklung der Filme hin zur Maschinenentwicklung steuert wurden. Dort wurden die Einstellungen der Farbfüh-
mit gleichmäßiger Temperierung und exakter Steuerung der rung, des Umfangs- und Seitenregisters vorgenommen. Auto-
Entwicklerchemie. Standardisierte Produktionsabläufe wurden matische Waschanlagen für die Farb- und Feuchtwerke sowie
damit sicher. Die überalterten, bisher selbst erzeugten Kopier- für den Gummituch- und Druckplattenzylinder und die automati-
raster, konnten durch industriell gefertigte Rastersätze ersetzt sche Druckplatteneinspannung verminderten die Rüstzeiten er-
werden, sodass Störeinflüsse auf einen kontrollierten Drei- heblich. Weitere Neuerungen sorgten für höchste Qualität der
farben-Rasterdruck ausgeschaltet wurden. Herauszuheben ist Druckerzeugnisse, die im Bereich der „Druckendbearbeitung“
weiter die rasante Entwicklung des Satzes der Kartenschriften mit dem Beschneiden, ggf. Zusammentragen, Binden und ande-
von den 80er Jahren an. Der Bleisatz verschwand und wurde ren zur Produktvervollkommnung erforderlichen Arbeitsschrit-
ersetzt durch den Betrieb des opto-mechanisch arbeitenden ten den letzten Schliff erhielten.
„Diatype“ – Schriftsatzgerätes. Es folgten die elektronisch
arbeitenden Systeme „acs“ und „tps“, alles Entwicklungen Der konsequente Weg zur digitalen Kartenherstellung und der
der H. Berthold AG, Berlin; der einzige Hersteller, der karto- digitalen Kartenanwendung führte im Jahr 2000 zur Stilllegung
graphische Schriften anbot. Aber auch an diesen Geräten und des Scanners CP 345 T sowie der Großkamera Klimsch-Pontika
geschlossenen Systemen ging die Entwicklung schneller als und im Jahr 2007 zur Schließung der Landkartendruckerei.
gedacht vorbei. Bald eroberten die offenen Systeme der Firma
Linotype mit Apple-Macintosh-Rechnern, die alle Schriftenfonts
boten, die Arbeitsplätze. Der kurz „Mac“ genannte Rechner war Berufsausbildung.
von Anfang an auf Grafikbearbeitung durch geeignete Prozesso-
ren und ein darauf zugeschnittenes Betriebssystem ausgelegt. Zur Ausbildung in den Berufen Kartograph / Kartographin und
Zudem wurde eine Software angeboten, QuarkXPress, die den Drucker / Druckerin sowie zu der im Jahr 1998 neu eingeführten
Schriftsetzern entgegenkam. Aber auch nach einer Einarbei- Ausbildung zum Mediengestalter / Mediengestalterin wurde –
tungszeit waren die integrierten Layoutarbeiten mit dem zu- wenn möglich – in jedem Jahr jeweils eine Auszubildende / ein
sätzlichen Bearbeiten von Bild und Grafik ein erhebliches Neu- Auszubildender eingestellt und nach abgeschlossener Ausbil-
land. In Verbindung mit hochauflösenden Fotosatzbelichtern dung übernommen.
wurde die Herstellung qualitativ exzellenter Druckvorlagen für
den Offsetdruck möglich. 1990 wurde eine der zwei großen Re-
produktionskameras durch einen Rotationsscanner Hell CP 345
T für große Formate ersetzt. Eingabeformat bis 65 cm x 65 cm
und Ausgabeformat 110 cm x 128 cm. Zur Verarbeitung grö-
ßerer Vorlagen wurde an der Kamera jeweils ein Inter-Dia
20 cm x 25 cm hergestellt. Im Vergleich der Zeitbedarfe ergaben
sich beim Scanner erhebliche Vorteile. 1995 war es möglich ge-
worden, das an sich geschlossene Scannersystem zu öffnen und
die erzeugten Rasterdaten im TIFF-Format auszuleiten, sodass
über eine Ethernet-Verbindung die Weiterverarbeitung an den
Macintosh-Rechnern bis zum Format DIN A0 möglich wurde.
Das Ausgabeteil konnte im Bedarfsfall auch zur Ergänzung
des Fotosatzbelichters für Formate größer DIN A3 verwendet
werden. Die Bebauungsplan-Originalherstellung konnte am
Macintosh-Rechner durchgeführt werden. Das Programm Free-
hand bot dazu die Möglichkeit. Durch die leichte und schnelle
Handhabbarkeit der Software, zunächst nur für den „Mac“,
konnten viele Arbeiten der Kartentechnik im Bereich „Schrift-
satz“ ausgeführt werden. Die Sachgebiete „Schriftsatz“ und Dienstgebäude des Amtes und ab 2003 des
„Reproduktionsfotografie“ waren durch interaktives digitales Landesbetriebs Geoinformation und Vermessung von 1998 bis 2012.
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Quellen
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1985 Kartographie II, Dr.-Ing. G. Hake. Dölling und Galitz Verlag.
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1 : 60 000 Die Digitale Stadtkarte
Variabler Maßstab!
Freie Wahl des Blattschnitts!
Variable Ausgestaltungsmöglichkeit!
Mögliche Kombination der Kartenebenen!
Oder als Druck auf Landkartenpapier, wie bisher!
1 : 20 000
1 : 10 000
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