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Izracunavanje Odnosa
Izracunavanje Odnosa
-Die Story
Aus dem Französischen
von Manfred Stern
Springer Basel AG
Die französische Originalausgabe erschien 1997 unter dem Titel «Le fascinant
nombre lt», bei Pour La Science, Diffusion Belin, Paris, Frankreich.
Delahaye, Jean-Paul:
Pi - die Story I Jean-Paul Delahaye. Aus dem Franz. von Manfred
Stern.
Einheitssacht. : Le fascinant nombre 1t [Pi] <dt.>
ISBN 978-3-7643-6056-6 ISBN 978-3-0348-5085-8 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-0348-5085-8
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der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils gelten-
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lungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts.
ISBN 978-3-7643-6056-6
9 8 765 4 3 2 1
Inhaltsverzeichnis
Danksagungen 7
Vorwort 9
1. Erste Begegnungen 13
1t wird definiert und berechnet
2. Merkwürdigkeiten und Kuriositäten 33
Verwickeltes und Unterhaltsames rund um 1t
3. Die Geschichte der Zahl1t zur Zeit der Geometrie 63
Quadraturen und Vielecke
4. Die Geschichte von 1t zur Zeit der Analysis 83
Unendliche Formeln
5. Von handschriftlichen Rechnungen 99
bis zum Zeitalter der Computer
Die Herrschaft des Arcus tangens
6. Die praktische Berechnung von 1t 117
Beispiele für Tröpfel-Algorithmen
7. Lebendige Mathematik 133
Wie man eine Milliarde Dezimalen erreicht
8. Die Berechnung individueller Ziffern von 1t 159
Eine Entdeckung der experimentellen Mathematik
9. Ist 1t transzendent? 177
Irrationale Zahlen, Wurzelausdrücke
und algebraische Gleichungen
10. Ist 1t eine zufällige Zahl? 205
Ungeordnetheit und Komplexität
Tabellen, Formeln und zusätzliche Angaben 233
Literaturverzeichnis 257
Stichwortverzeichnis 265
Bildnachweis 271
7
"... oder eher die Tiefen des Meeres auszuloten, denn wir befinden uns
unter Wasser, und alles scheint ohne Form zu sein. Wir brauchen eine
Lampe, und unser Computer ist diese Lampe.»
Gregory Chudnovsky
rr für alle
Die Zahl1t ist unendlich vielfältig, und deswegen wendet sich dieses
Buch sozusagen an alle Leser. Gewisse Teile richten sich an Nicht-
mathematiker, andere hingegen erfordern etwas Mühe oder eine
gewisse Vertrautheit mit Mathematik. Wir haben vor allem an drei
Gruppen von Lesern gedacht:
• Die neugierigen Leser, die den gesamten Schulstoff in Mathematik
vergessen haben, finden zu Beginn eines jeden Kapitels eine Zusam-
menfassung, die einen Teil ihrer Fragen beantwortet.
• Die wißbegierigen Leser, die sich noch irgendwie an den Stoff der letz-
ten Schulklasse erinnern und ihre Kenntnisse über 1t vertiefen möchten,
werden auf die Hauptteile der Kapitel verwiesen, in denen sie bis an die
Entdeckungen der 90er Jahre herangeführt werden.
• Die wissensdurstigen Leser, die keine großen Schwierigkeiten mit
der im Anschluß an das Gymnasium gelehrten Mathematik haben,
werden auf die Anhänge zu den einzelnen Kapiteln verwiesen. Dort
erfahren sie, wie die Transzendenz von 1t bewiesen wurde und warum
die Wahrscheinlichkeit dafür, daß zwei Zahlen teilerfremd sind, mit ]"I;
zu tun hat. Keiner dieser Beweise ist schwierig, aber die Zahl 1t wird
deswegen keinesfalls gefügig, und ihr Geheimnis veranlaßt uns, ohne
Umschweife in das mathematische Universum einzudringen.
1t ist in fast allen Teilgebieten der Mathematik präsent, und deswe-
gen war es unmöglich, unser Thema erschöpfend zu behandeln. Viel-
11
VORWORT
ein Gedicht ersetzt, das wenigstens das Reimschema und die mnemo-
technische Absicht wiedergibt; dies ging natürlich auf Kosten des
Inhalts, der allerdings auch in der Originalfassung «irrational» ist.
Eine weitere Hürde waren die französischen Merkverse für den
Kreisumfang und die Kreisfläche, die auf der phonetischen Gleich-
setzung «Pierre = Pi-er = TCr» beruhen (Seite 40).
Um die Absicht des Originals wenigstens einigermaßen wiederzuge-
ben, habe ich den sächsischen Dialekt bemüht, in dem die weiche
Aussprache des «p» die phonetische Gleichsetzung «Bier = Bi-er = TCr»
ermöglicht. Darüber hinaus habe ich in der deutschen Fassung auch
Mißbrauch mit der korrekten Aussprache der Namen «Bezier» und
«Fermat» getrieben.
Am Beispiel des Aprilscherzes auf Seite 51 und 53 erkennt man, daß
die TC-ologie TC-osophisch gesehen tatsächlich ein Teilgebiet der Bi-ologie
ist. Bei der Übertragung dieses Aprilscherzes kam es nämlich darauf an,
französische Tier- und Pflanzennamen, die mit «TC» beginnen, durch
deutsche Tier- und Pflanzennamen zu ersetzen, die ebenfalls mit «TC»
beginnen. In diesem Sinne habe ich etwa «piaf» (Spatz), also «TC-af»,
gegen «Piepmatz» ausgetauscht. In ähnlicher Weise habe ich pieuvre
(Krake), pigeon (Taube) und pivert (Grünspecht) zu Pinscher, Pinguin
bzw. Pirol verändert. Mitunter mußten jedoch Tiernamen durch geeig-
nete Pflanzennamen und umgekehrt ersetzt werden. Beispielsweise
steht im Französischen an einer Stelle pies = TC-S, der Plural von TC, also
das französische Wort für «Elstern». Um diese Verstärkung wiederzuge-
ben, habe ich als «Übersetzung» mit der Melonenart «Pimpinelle» ein
Wort gewählt, in dem «TC» zweimal vorkommt. Auf Seite 58 habe ich
anstelle der nicht übersetzbaren Passage «Humour avec TC» den nicht
sehr tiefsinnigen Beitrag über «Die Gefahren der TC-ologie» gesetzt.
Zusätzlich aufgenommen wurden auf Seite 47 ein englisches Gedicht
und dessen Übertragung. Dieses Gedicht verleiht dem Wunsch Ausdruck,
für TC einen einfachen, leicht zu merkenden Wert festzulegen.
Weitere Anmerkungen zur Übersetzung befinden sich an den ent-
sprechenden Stellen im Text.
Besonderen Dank schulde ich Karin Richter (Halle) für die
Durchsicht der gesamten Übersetzung und Gerhard Betsch (Weil im
Schönbuch) für viele wertvolle Hinweise. Für Antworten auf spezielle
Fragen danke ich Corrado dal Corno (Concorezzo), Kornelia Mitzkus
(Halle), Gerd Richter (Halle), Mikko Saarimäki (Jyväskylä), Anna-Liisa
Scharf (Boston und Marseille) und Rüdiger Thiele (Leipzig). Beim Autor
Jean-Paul Delahaye bedanke ich mich für zahlreiche Bemerkungen und
Erläuterungen.
Um uns dem Thema zu nähern, i team besten wenn wir gleich beherzt an die Zahl1t heran-
gehen: Wir untersuchen verschiedene Definitionen von 1t und sehen uns die einfachsten
Verfahren an, die zur Berechnung dieser Zahl erdacht worden sind. Handelt es sich bei der
Zahl1t um eine mathematische oder um eine physikalische Konstante? Wir ind hier mit einer
schwierigen Frage konfrontiert und werden Rechenverfahren, die von einer physikalischen
Voraussetzung abhängen, sorgfältig von den Verfahren unterscheiden, die von einer derartigen
Voraussetzung unabhängig sind.
o
von Brettern, die benötigt werden, um ein Faß herzustellen, bei der
Berechnung der Länge von Schutzverkleidungen für Karrenräder,
bei der Bestimmung einer Bodenfläche, die mit einer Schnur kreis- .5
f6rmig abgesteckt worden ist, oder auch bei der Ermittlung der
Wassermenge, die sich in zylindrischen, kegelförmigen, kugelförmi-
gen und anderen Behältern befindet.
Diese Beispiele veranschaulichen die wunderbarste Eigenschaft
von 1t: Diese Zahl tritt mit ihrer unendlichen mathematischen Tiefe Rollt man einen mit einer Schnur
gebildeten Kreis vom Radius r ab,
überall und in allernächster Nähe auf. Auch wenn wir keine beson- dann erhält man eine gerade
dere Vorliebe für Mathematik haben und wenn wir ihr um jeden Strecke der Länge 2nr. Hat der
Kreis Einheitsdurchmesser, dann
Preis entrinnen wollen: Wir werden von 1t und damit auch von der ist die Länge der Schnur gleich n.
14
1. KAPITEL
Satz des Pythagoras Mathematik wieder eingeholt. Nicht wir entscheiden, ob wir uns für
:2+2
Z2= Y2 d
Z Y
1tinteressieren, sondern es ist diese Zahl, die zu uns kommt - ob wir
es nun wollen oder nicht. Ist sie erst einmal in Erscheinung getre-
ten, dann ist es unmöglich, sie wieder loszuwerden: 1t ergreift Besitz
X
von uns und zieht uns hinein in die faszinierende Welt der geometri-
schen und abstrakten Ordnung.
Strahlensatz
Wir versuchen nun, eine Definition von 1t zu geben. Die vermut-
8, b, c, lich einfachste lautet: 1t ist das Verhältnis zwischen dem Umfang U
8 2 = b2 = C2
c2 eines Kreises und seinem Durchmesser d (dem Doppelten des
Radius r). Wir schreiben diese erste Formel also in der Form
1t = Il. = .Jl.
b, D 2r
3,14159 ... m2
Erste geometrische Definition von 11:
Wir kennen jetzt die erste und natürlichste Definition von 71:,
nämlich 71: = U/d = U/2r. Aus dieser Formel leitet man ab, daß 71: die in
Metern gemessene Länge des Umfangs eines Kreises ist, der einen
Durchmesser von einem Meter hat.
..
- - - ... -
unten approximiert wird. Die
Fläche des Kreises ist nämlich
.' .
~ ~ ~ .~ ~ . ~,.
. ,.
ben, woraus sich für das Ver-
hältnis der bei den Flächen der
Wert rrJ4 ergibt. Mit wachsendem n
,.. strebt das Verhältnis der Anzah-
.' .
len der Punkte, die von den bei-
o o den Figuren eingeschlossen wer-
den, gegen diesen Wert. Im
.
c o nebenstehenden Beispiel ist n =
o
10, die Gesamtzahl der Punkte be-
C 0 " 0
trägt 21 x 21 = 441, und die Anzahl
000 000 der Punkte, die x2 + y2 < 100 er-
füllen, beträgt 305 (diese Punkte
o 0 0 0 0 o 0 0 0 0
sind rot markiert). Hieraus folgt
der Näherungswert 4x305/441=
2,7664... Die Koordinaten des
Punktes (-6, -8), für den x2 + y2 =
100 gilt, sind durch gestrichelte
Ordnet man jedem Punkt ein Paar von ganzen Zahlen zu, dann Linien dargestellt; dieser Punkt,
der auf dem Umfang des Kreises
erhält man den Näherungswert sn in arithmetischer Form: liegt, wird nicht gezählt.
Sn'"
(2n
4 2 (AnZahl der Paare (X, y ) fur die -1 <
+ 1)
~ , ~ < 1 und nx: + Yn : < 1)
Abstraktere Definitionen
Die modernen Mathematiker sind für die Reize der Geometrie
nur wenig empfänglich. Selten findet man heute Bücher, in denen 1t
geometrisch definiert wird, wie ich es gerade getan habe. Man zieht
es statt dessen vor, 1t mit Hilfe von Begriffen aus der Analysis zu
definieren. Beispielsweise liest man auf Seite 217 des Buches
Analyse von J.-M. Arnaudies und H. Fraysse (Dunod, Paris 1988):
«Definition VA. 1. Mit pi (geschrieben: 1t) bezeichnet man den
doppelten Wert der zwischen 0 und 2 liegenden eindeutigen Lösung
der Gleichung cos (x) = 0.»
Die Funktion cos (x) wurde ihrerseits auf Seite 210 des oben
genannten Werkes durch die Formel
cos z = (e iz + e- iZ )/2
definiert worden, und diese Definition stützt sich ihrerseits auf die
Definition der komplexen Zahlen und der konvergenten Reihen, die
im Lehrbuch an früherer Stelle gegeben wurden. Sie dürfen die vor-
angehenden Lektionen nicht versäumen, wenn Sie die Definition Messen des Wertes von 1t unter
von 1t verstehen wollen! Verwendung der Tatsache, daß die
Nicolas Bourbaki, der berühmte unvergängliche Mathematiker Oberfläche einer Kugel vom Ra-
dius r durch 41t1.2 gegeben ist. Das
(tatsächlich handelt es sich um eine ganze Gruppe von Männeken bestreicht ein Quadrat
Mathematikern, die sich regelmäßig erneuert), kultiviert bisweilen von einem Meter Seitenlänge und
danach die Oberfläche einer Ku-
die Kunst, das Einfache kompliziert zu machen. In FVR (Fonction gel mit einem Radius von einem
d'une variable reelle, Band III.4§1 (Bourbaki numeriert die Seiten Meter mit Farbe und rechnet
dann das Verhältnis der verwen-
seiner Abhandlung nicht) wird 1t als diejenige reelle Zahl definiert, deten Farbenmengen aus.
22
1. KAPITEL
die in der Formel 2ne(x) für die Ableitung der Funktion e(x) auftritt.
Die letztgenannte Funktion, deren Existenz und Eindeutigkeit
bereits bewiesen wurden, bezeichnet den stetigen Homomorphismus
der additiven Gruppe R (der reellen Zahlen) auf die multiplikative
Gruppe U der komplexen Zahlen mit dem absoluten Betrag l.
Analytische Definitionen dieser Art werden heute ziemlich
durchgängig akzeptiert, denn eine Definition mit Hilfe des
Kreisumfangs würde den Mathematiker - wenn er die heutigen
Kriterien der Strenge erfüllen möchte - dazu zwingen, einerseits
den Begriff des euklidischen Raumes zu bringen und andererseits
die Integralrechnung zu entwickeln, die für den Begriff der
Bogenlänge unentbehrlich ist. Außerdem erleichtert die analytische
Definition das Studium der Trigonometrie und gestattet schließlich
eine Wiedergewinnung der geometrischen Definition mit Hilfe des
Umfangs. Natürlich muß sich jeder moderne Mathematiker diesen
scheinbar komplizierten Weg zu eigen machen.
Im Jahre 1934 hatten die Mathematiker noch nicht auf die geo-
metrischen Definitionen von 1t verzichtet. Edmund Landau setzte
eine schwerwiegende Polemik in Gang, als er in einem in Göttingen
veröffentlichten Lehrbuch eine Definition von 1t gab, die der auf der
vorangehenden Seite beschriebenen Definition ähnelt. Auch diese
FVR 111.4 §1
PR.OPosmON 3. - LafoTl&tion e(x) admd m tout point de R U/I6 dmule igale a2m'c(x),
Drin est U1l4 ,onstante > O.
En etTet, le th. 1 de III, p. I, appliqut! au cas ou E est Ic corps C des nombres
complcxcs, donne la relation e'(x) .. e'(O)e(x); en outre, commc e(x) a une
nonne euclidienne constante, c'(x) est orthogonal a e(x) (I, p. 15, Exnnple 3); on
a done e'(O) = «i, avee « rc!el. Comme sin l x est eroissante dans (-t. t). sa
Seite aus der Abhandlung von dmvt!e pour x = 0 est ~ 0, done « ;;. 0, ct eomme e(x) n'est pas constantc,
N. Bourbaki, in der die Zahl1t ana-
lytisch als eine Konstante defi· « > 0; il est d'usage de designer le nombre '" ainsi dt!fini par la notation 2r..
niert wird, die in der Ableitung
der Exponentialfunktion auftritt.
23
ERSTE BEGEGNUNGEN
Definition stützt sich auf die Lösungen der Gleichung cos x = O. Die
Polemik gegen Landau führte in dem damaligen politischen Klima
des Rassismus dazu, daß er von seinem Lehrstuhl an der Universi-
tät Göttingen abberufen wurde.
Monte-Carlo-Methoden
Berechnung von n durch Betrachten des Himmels Die Zahl 1t verbirgt sich in einem
Sternenhaufen, in dem die Sterne
Wir bleiben bei den Wahrscheinlichkeiten und wollen diese nun zufällig verteilt sind: Ordnet man
jedem Stern ein Paar ganzer Zah-
zur Berechnung von n auf Objekte anwenden, die mehr mathe- len zu (die man aus den Koordi-
matischer als physikalischer Natur sind: die Wahrscheinlichkeit naten der Sterne erhält, also aus
deren Höhe und Deklination auf
dafür, daß zwei zufällig ausgewählte ganze Zahlen teilerfremd sind dem Himmelsgewölbe), dann ist
(daß sie also, wie zum Beispiel 12 = 2 x 2 x 3 und 55 = 5 x 11, keine die Wahrscheinlichkeit dafür, daß
die beiden Zahlen teilerfremd
gemeinsamen Teiler außer ±1 haben), ist gleich 6/n 2 • Dieses sind, gleich 6/1t 2 •
28
1. KAPITEL
Elektrizität, Pendel
Man kann auch andere Verfahren anvisieren, etwa die Verwen-
dung von Elektrizität oder die Messung der Schwingungsdauer eines
Pendels. Welche dieser Verfahren bedürfen der Voraussetzung, daß
der physikalische Raum euklidisch ist, und welche Verfahren sind
von dieser Voraussetzung unabhängig? Es dürfte von Interesse sein,
die Verfahren hinsichtlich dieser Voraussetzung voneinander zu
unterscheiden. Bei keinem darf man jedoch darauf hoffen, viel mehr
als fünf exakte Dezimalen zu bekommen. Auch bei sehr sorgfältiger
Arbeit werden es allerhöchstens zehn Dezimalen sein. Die Geschich-
te von 1t ist aber keine Angelegenheit physikalischer Messungen die-
ser Art; sie ist vielmehr die Sache der Mathematiker, denen sich vor
kurzem die Informatiker angeschlossen haben.
Die Tatsache, daß 1t transzendent ist (vgl. Kapitel 9), hat zur
Folge, daß sich diese Zahl nicht mit Hilfe von endlich vielen elemen-
taren arithmetischen Operationen (Addition, Subtraktion, Multi-
plikation, Division und Wurzelziehen) definieren läßt. Um zu 1t zu
gelangen, muß man notwendigerweise unendlich viele dieser Opera-
tionen ausführen (oder - was auf dasselbe hinausläuft - einen
Grenzübergang vornehmen). Trotz dieser Einschränkung sind eini-
ge der Definitionen von 1t elementarer als andere. Dies liegt daran,
daß einige dieser Definitionen unmittelbar mit Definitionen geome-
trischer Natur zusammenhängen, während andere auf Näherungs-
verfahren führen, bei denen ausschließlich ganz elementare Opera-
tionen verwendet werden.
Die auf Seite 19 gegebene arithmetische Definition
Methode der Rechtecke Wir können sie in zweierlei Hinsicht verbessern: indem wir sie
mit n = 14 effizienter machen oder indem wir auf noch weniger Operationen
- -I'"""""","" zurückgreifen.
,... ........ y = V1- (9/ 14)2
~ .. (a) Approximation von rr durch Rechtecke
I
o x =9/14 - 1t= }~~ ~(J l-(~r + l-(~r + ... + l-(~r ) J J
Sawaguchi Kazayuki (1670)
1t = lim
n----:'oo
42
n
(J n 2 _1 2 + Jn 2- 22 + ... + Jn 2- n2 ) .
n-'>= ern, n)
Die Zahl 1t läßt sich durch einfache
Abzählungen berechnen. Es seien
Die obige Tabelle liefert die folgenden Näherungswerte für 1t, (1,2, ••• , n - 1) und (1,2, ..., n) zwei
wenn man auf der Diagonale von oben nach unten geht: aufeinanderfolgende Folgen von
ganzen Zahlen. Die Eulerschen
Zahlen e(n - 1, n - 1) und e(n,n) ent-
2 7 :397 sprechen der Anzahl der Möglich-
keiten, die Glieder dieser Folgen
im «Zickzack.. anzuordnen. Wenn n
gegen unendlich geht, dann strebt
der Wert 2n x e(n - 1, n - 1) / e (n,n)
gegen 1t. Die linksstehende Abbil-
e (3.3) = 2 e (4,4) = 5 dung zeigt die beiden Möglich-
keiten, die Folge 123 im Zickzack
anzuordnen, und die fünf Mög-
lichkeiten für die Folge 1234. Mul-
tipliziert man das Verhältnis 2/5
mit 4 (der Größe der zweiten Folge)
und danach mit 2, dann bekommt
man einen Näherungswert für 1t:
3 2 2 3 16/5 = 3,2.
32
1. KAPITEL
Wir alle sind von der Zahl n fasziniert, aber bei einigen von uns geht diese Faszination so lceil.
daß man von einem an-Fetischismus" oder sogar von einer an-Manie" sprechen muß. Ist man die-
ser Sucht denn nicht auch verfallen, wenn man mehrere Monate seines Lebens damit zubringt.
ein Buch über n zu schreiben? Tatsächlich gibt es ziemlich viele Menschen, die ('on n besessen sind
und dieser Zahl eine beinahe mystische Bedeutung beimessen. Sie errichten rund um n eine Welt ,
die Zl/.Jar nicht immer ernst Z1l nehmen ist, der man aber dennoch mit Vergnügen einen Besuch
abstattet. Es gibt Menschen, die viele Dezimalstellen VOll n auswendig lernen; es gibt solche. die
in nlesen wollen, und solche, die die Dezimalen von n erfol'.';chen; und natürlich gibt e.<; seit mehr
als 2000 ,Jahren auch Fanatiker. die behaupten. eine Lösung de.<; Problems der Quadratur des
Krei.'1es ge/illlden zu haben; und schließlich sind da noch die Zeitgenossen, die an der ZahlT! ganz
einfach ihren Spaß haben.
Mnemotechnische Hilfsmittel
Wer die Dezimalen von 7t auswendig lernen will, dem stehen
alle möglichen Techniken (die sich oftmals auf phonetische
Assoziationen stützen) zur Verfügung. Die am meisten verwendete
Methode besteht im Lernen eines Textes, bei dem die Anzahl der
Buchstaben der einzelnen Wörter der Ziffer an der jeweiligen
Dezimalstelle entspricht. Derartige Texte gibt es in vielen
Sprachen. Der bekannteste französische Text ist der folgende
Vierzeiler:
Dieses Gedicht liefert 31 Dezimalen von 1t. Die beiden danach fol-
genden Ziffern sind 5 und O. Wie stellt man es an, die «0» zu kodieren?
Es gibt eine längere französische Variante dieser «Ode an
Archimedes», bei der die Übereinkunft getroffen wurde, daß die Ziffer
odurch Wörter mit zehn Buchstaben repräsentiert wird. Die folgende
Übertragung des obigen Vierzeilers gibt den Inhalt zwar annähernd
wieder. Jedoch geht die ursprüngliche Zuordnungsabsicht zu den
Dezimalen von 1t natürlich ebenso verloren wie das Versmaß.
Wie gerne laß ich lernen eine Zahl, nützlich für die Weisen!
Dich, unsterblicher Archimedes, Künstler und Ingenieur, wir preisen.
Wer kann schon ermessen deines Urteiles Wert?
Dein Problem mir große Vorteile hat beschert.
Englisch:
Sir, I send a rhyme excelling
In sacred truth and rigid spelling
Numerical sprites elucidate
For me the lexicon's dull weight.
Italienisch:
Aue 0 Roma 0 Madre gagliarda di latine
uirtu che tanto luminoso splendore
prodiga spargesti con la tua saggezza.
Spanisch:
Con 1 palo y 5ladrillos
se pueden hacer mit cosas.
Nimmt man jetzt der Reihe nach die ersten Buchstaben der ein-
zelnen Wörter des finnischen Textes, dann ergibt sich vrornkesn ... =
314159265".
Michael Keith hat 1986 einen selbstbezogenen Text verfaßt (vgl.
Seite 38), in dem er die üblichen Konventionen in geringfügig abge-
wandelter Form verwendet. Mit Ausnahme des Punktes stellen die
Satzzeichen Nullen dar; ein Punkt stellt nichts dar. Wörter mit
mehr als zehn Buchstaben repräsentieren gleichzeitig zwei Ziffern;
zum Beispiel hat das Wort «implementable» 13 Buchstaben und
steht somit für die Ziffernfolge <<1 3». Ein Zahlwort gibt seinen eige-
nen Wert wieder. Ein Mißbrauch dieser Möglichkeit, die hier nur
einmal genutzt wird, wäre natürlich eine Schummelei, durch die das
Spiel uninteressant wird. Wenn Sie diese raffinierte Geschichte aus-
wendig lernen, dann haben Sie 402 Dezimalen von 1t (und ein
bißehen Englisch) intus.
Die Oulipo-Bewegung
Irrationales Sonett
Das Pfarrhaus trägt noch die alte Pracht,
Des Gartens Grün in der Sonne erwacht.
Ein Vöglein zwitschert im Zweige.
Wir merken an, daß die Einschränkung nicht besonders stark ist
- sie ist sogar enttäuschend, denn es wird in diesen fünf Strophen
überhaupt nicht berücksichtigt, daß 1t unendlich viele Dezimal-
stellen hat.
Georges Perec gibt in seiner Klassifikation der Genres der
Oulipo-Literatur das folgende mnemotechnische Gedicht an, das
schon Monsieur Gros, der Lehrer des französischen Schriftstellers
und Filmemachers Marcel Pagnol (1895-1974), seine Schüler lernen
ließ. In der deutschen «Nachdichtung» wird die weiche sächsische
Aussprache «bi» für «pi» zugelassen, um die Absicht des Originals
wenigstens entfernt wiederzugeben; außerdem wird aus
Reimgründen vorausgesetzt, daß die Namen «Bezier» und «Fermat»
falsch ausgesprochen werden:
40
2. KAPITEL
3, o 6 3
FArn add9 DOrn 7 SIb7M FA 5#
nu ill "UU
6 5 1 4 3
SIb 7M LA 7/5# RE 7 SOLm FA 9
I@ utJU'EftJtJ,fiJuu'r
=
2 o 3 6 1
nIJ
DOm 7 FA 7/5b SIb 7M REm 7/5b
Q
t@· ffi ~n
3
~
1
.. U (jouerdeux fois)
1 0
FArn 7° SOL 9m RE 7 RE 7/5# DOm 9/11/13
224465 222
rf
MIm SOL 5# SIm 6 LA MIm MIb 5# MIm 7 SIbm 7°
Ü ~Ü l~4J J f ~ HH,nn
1
Harmonisierung von 1t für die akustische Gitarre. Diese Moll), seine Versetzungszeichen und Intervalle (Septime,
Partitur von Jean-Philippe FontaniUe fußt auf einer None usw.) und die Melodie werden dem Komponisten
Darstellung von 1t zur Basis 7 (gleich 3,06636••. , vgl. überlassen. J.-P.Fontanille hat drei Harmonisierungen
S.254), was auf 7 Töne der Tonleiter hinausläuft. Jede von 1t vorgeschlagen, die sich allesamt gefällig anhören.
Ziffer schreibt den Grundton des Akkordes vor, der Er sieht in der durch die Ziffern von 1t vorgeschriebenen
während eines ganzen Taktes oder weniger verwendet Beschränkung eine Gelegenheit, Akkordfolgen zu ent-
werden muß. Der Charakter des Akkordes (Dur oder decken, die er für ungewöhnlich hält.
42
2. KAPITEL
zufolge wird man wohl nie mehr als 10 77 Dezimalen von 1t kennen
(vgl. Kapitel 10).
Man weiß heute, daß die Folge 7777777 in 1t auftritt. Die Kon-
struktivisten müssen ein anderes Beispiel nehmen, es sei denn, sie
argumentieren folgendermaßen. Die Folge ist von einem Computer
gefunden worden, ohne daß dieses Ergebnis jemals von einem Men-
schen per Hand überprüft worden wäre; daher weiß man immer
noch nicht, ob die Folge 7777777 unter den Dezimalen von 1t tatsäch-
lich irgendwo vorkommt. Der Umgang mit Computern und das
Vertrauen, das man natürlicherweise in sie setzt, machen es zuneh-
mend schwerer, die intuitionistischen Thesen aufrechtzuerhalten.
Warum sollte man an der Richtigkeit einer Rechnung, die mit zehn
verschiedenen Verfahren auf zehn verschiedenen Rechnern und mit
zehn verschiedenen Programmen durchgeführt worden ist, mehr
Zweifel haben als an einer vom Menschen durchgeführten Rech-
nung? Nimmt man diese Schwierigkeit der intuitionistischen Auf-
fassung ernst, dann besteht eine Lösung des Problems in der These,
daß auch die «mentalen» Konstruktionen der Computer berücksich-
tigt werden müssen.
betrachtet, gibt es nur vier Primzahlen. Ist das nicht ein bißchen
wenig? (Diese Information, die ich nicht überprüft habe, ist der
Internetseite The Pi Trivia Game entnommen.)
• Unter den ersten 400 Dezimalen von 1t kommt die «7» nur 24mal
vor. Das ist wenig im Vergleich zu dem erwarteten Wert 40 (vgl.
Kapitel 5, Seite 103 und 104).
• Die Folge der drei Dezimalen, die an der Stelle 315 endet, lautet
315. Die Folge der drei Dezimalen, die an der Stelle 360 endet, lau-
tet 360.
• Schreibt man das Alphabet in Form eines «Kreises» und färbt die
Buchstaben, die eine vertikale Symmetrieachse haben (. .. HIJKLM-
NOPQRSTUVWXYZABCDEFG H ... ), dann bilden die nicht gefärb-
ten Buchstaben Gruppen zu 3, 1, 4, 1 und 6 Buchstaben.
• Die Zahl (1t 4 + 1t5)1/6 = 2,7182818109 stimmt bis zur siebenten
Dezimale mit der Konstanten e überein!
• Ein magisches n x n-Quadrat ist eine aus n Zeilen und n Spalten
bestehende Zahlen tabelle, deren Elemente paarweise ungleich sind
und die Eigenschaft haben, daß die Summe der Elemente, die in ein
und derselben Reihe auftreten (das heißt die Summe der Elemente
irgendeiner Zeile, einer Spalte oder einer Diagonale) für alle Reihen
die gleiche ist. Betrachtet man das unten links dargestellte magi-
sche 5 x 5-Quadrat mit der Reihensumme 65 und ersetzt man jede
Zahl r durch diejenige Dezimale von 1t, die den Rang r hat (<<1» wird
also durch «3» ersetzt, «2» wird durch «1» ersetzt, «3» durch «4» usw.),
dann erhält man die unten rechts stehende Tabelle, in der jede
Zeilensumme mit genau einer Spaltensumme übereinstimmt:
17 24 1 8 15 [65] 2 4 3 6 9 [24]
23 5 7 14 16 [65J 6 5 2 7 3 [23J
4 6 13 20 22 [65] 1 9 9 4 2 [25]
10 12 19 21 3 [65] 3 8 8 6 4 [29]
11 18 25 2 9 [65J 5 3 3 1 5 [17 J
[65] [65] [65] [65] [65] [17 J [29] [25] [24] [23]
• Berechnet man 1t zur Basis 26 und ersetzt man jede Ziffer durch
den entsprechenden Buchstaben des Alphabets (schreibt man also
«a» für «0", «b» für «1» usw.), dann ergibt sich der folgende Text (die
ersten 2000 Buchstaben dieses Textes findet man am Schluß des
Buches auf Seite 255):
45
MERKWÜRDIGKEITEN UND KURIOSITÄTEN
3,
drsqlolyrtrodnlhnq tgkudqgtuirxneq bckbszi vq qvgdmelm
uexroiqiyalvuzvebmijpqqxlkplrncfwjpbymggohjmmqisms
sciekhvdutcxtjpsbwhufomqjaosygpowupymlifsfiizrodpl
yxpedosxmfqtqhmfxfpvzezrkfcwkxhthuhcplemlnudtmspwb
bj fgsj hncoxzndghkvozrnkwbdmfuayj fozxydkaymnqu w ly ka
plybizuybroujznddjmojyozsckswpkpadylpctljdilkuuwkq
k wj k tz m el gcohrbrj e n rqv hj thdl e ej vifafq i c q s m tj fppzxz
ohyqlwedfdqjrnuhrlmcnkwqjpamvnotgvyjqnzmucumyvndbp
gmzvamlufbrzapmuktskbupfavlswtwmaetmvedciujtxmknvx
kdtfgfhqbankornpfbgncdukwzpkltobemocojggxybvoaetmh
Ein Aprilscherz
Man begegnet 1t in der Mathematik und in der Physik, aber
nicht in der Biologie. Diese erstaunliche Feststellung war der Aus-
gangspunkt für einen Aprilscherz, mit dem - wie ich erfahren habe -
auch ziemlich besonnene Leute hereingelegt worden sind. Im April
1995 hatte sich die Zeitschrift Pour la Science den Scherz geleistet,
52
2. KAPITEL
D
brachle daS norwegische Forscheneam ein ml-
aß malhemallSd1e Konstanlen In den Man Isl zwar noch weil davon enHernl. dll hinl leres Mal lul doe Sequenz und aut die Enl·
Gesetzen der Physl aullrelen. ~I ßlchl MillIarden Nukleoltde dor m.nschl~hen Chro· deckung. daß sICh don em Fehler eingeschlIChen
,,,,,Ier erstaunlich. Dagegen 1St daS mosomen ZU lennen. aber die kumulatIVe Sumo halte. Das Nu eolKl an der Stelle ~3 war ein J<
Autlreten arithmetISCher oder geometoscher me samlhcher ,n den Gen·Dalenban en weltweit alSo der BUCllStabe. der durch die EntwICklung
PnnZiplen beliebenden OrganISmen schon Ober· dokumenherter Sequenzen .erdoppelt Sich lasl von. vorllergesagl werden konnle.
rasclM!nder. Wir alle sind fasZinlen davon. WI. alle zwei Jahr. und hal berellS mehrer. MI· DItsI! Enldeckung mußte eine Wiederbe-
d" Blulenblatter einer Sonnenblume od.. die llorden erreIchi. Es isl nicht überraschend. daß lebung der Zusammenarbe" lI'Ilschen den re ·
Schuppen einer Ananas angeordnei Sind n.!m· belemer derart gtoBen Da enmeng. auch E~en nen Mathemabkern - die Im allgemeinen vleniQ
loch so. daß dte Gtieder der beruhmlen lumllCh'eoten ohne Signthkanz vorhanden sind Inlerosst lur die NalurVilssenschalien zeigen -
Flbonacciloige 1. 2. 3. 5. 8.13. 21 , 34.55 ij5W Man kann JedOCh ausrechnen. da8 dl' Wahr und den BiolOgen auslöstn. die Ihrerseits die
zu finden Sind. Jedes GIIOd d....r Folge 1St die scheinlochkeil. durch Zulatl aul eIne der Zahl. lormal. Mathemalok nlchl besonders anziehend
Summe der belden vorangehenden Glieder, und ,nlSprechend, Sequenz von 20 aulelnanderfol- finden. Ware es nochl vernunltlg... d•• lei·
daS Verh3l1n<S ZWIII.r aulelnanderfoiQender genden Nukleoliden zu sloBen. nur dann ver- Slungssl:!rlce der gegenwartig In der Moleku·
GI eder kOrrvtrglen gegen die goldene Zahl nachiassigt werden kann, wenn man 1000 Mil- Iarblologte verwendelen Rech",r zu sIelgern
(1+\5)12. W niger be nnllst. daß der Lebens· liarden Nultleolide hal Davon ISI man heule noch und die zuganghchen Bereiche abzulasten. als
zyklus der Zikaden Im M,tUeren Westen der weil entfernI aber ledenlalls hai man nlchl nur WOChen· oder mOr'lalelang Tausende von ver·
Ver. ntglen Slaalen. dte alle 13 oder alle 17 20. sondern 193 aul.,nanderfolgende Nukleollde nelZten Compulern zur Berechnung der DeZI·
Jahre schluplen (13 und 17 Sind Pnmzahlen). entdeckt malen von • oder zur Faktorlslerung ganzer
ebenso bemert<enswen Ist S. J Gould ..rmul.l. GATCAAGOGC TT TTATATAC Zahlen elßlZU5el1en? Es mu ß ohne ZweUel eine
daß es diese unteilbare Penodlzltat den betref· neue Art und Weise geiunden werden.
302' 00333' 22220202o,
lenden Arten gestallet. Ihren nalorlochen .lagern Mathemalok zu treiben. eine Art und Welse. die
zu enlkommen. bei denen es sich um andere CTTAGAATAG CAGACAGACT es nicht auSSChheßt. aul FIschlang nach andt-
Insekten handelt. die emen FortpllanzungSlyldus 1220300203 '030'030'2 ren Ißleressanten Genomen zu gehen. Um·
von Zl'Iei dreI. vWlr oder lunf Jahren haben. CTATTATGTA AA GCGA 11 CGII gekehrt kOnnle das Vorhanaenseln derartiger
Im Januar dieses Jahres wurde im Genom des , 202202320 0031300'30 mathemabscher Silukturen im Genom die
LungenllSChes PrOlopterus aethlOplcus (eIß al,,· GCACATTC AA ATCAGTAATA EvoluloonstheoNe In e,nem neuen licht erschel·
tramsch.. KnocI1enllsch. der Trod<enpenoden nen lassen
3101022100 0210320020
durch E"",lm n von luft uberslehl) "'" Ober· OIe GlelChselzung der durch nalUrliche
raschender Zufali enldeClrt. clesstn AulkJafUng TATTCTCGGA GACGCAAAAT Auslese erfolgten EvoIutlOO mrl einem Rechen·
vermutlich noch SChwle1ige1 Ist Das Team von 2022'2t330 3013'00002 prozeß 1St eine Ide.. doe In der Inlormall Im
Prolessor Rod Pocklehemng Im labOr lur AATGTGGTTT CTAGTGACAG Bere~n der genellSChen AJgonlnmen bereits
MolekularblOlogil In Hammertest. NOIWIgen. hat 0023233222 1203230103 zum Tragen gekommen rSI Dlest Idee könnte
soeben aut Chromosom 3 d eses TIeres "ne TCTGATATCC ACCATTAATA
eine Erfdantng fur dte norwegISCh' Enldeckung
Sequenz identillZten. dll In enger BeZIehUng zu Iliiern Unterdessen aber sleilt man sich dte
21230202'1 0"0220020
dtr malhemallSChen Konslilrllen • stehl Schrelbl Frage. VlOlU dem lungenfISCh eine Darstellung
man n.!mbch die FOIQe der erslen 20 NukleGhde CGTCTAGTAG CAAACAGCGC der litbllngszahl der Malhemallker In Rlnem
des In Hammerfesl ermitte en Segments wn '32'203203 ' 0 0 0 ' 0 3 ' 3 ' Genom niilZl. ISI d" Zahl • viellelehl deswegen
Chromosom 3 aul. dann erhalt man die Buch· GTGGTCCCAC TC rGA GGA GC vothanden -Irag' Prolessor Ray aus Edlnburg-,
,taben GATCAAGGGCTITTATATAC. Oie Buchsta· 32332t1lO' 2'2303303' wo I diese Konslante dem 'lSCh dabei Mh. In
ben A, C. T und Gbezeichnen hle1. w," ubllch. der dessen Hypophyse voPkommen kugellOnmlge
AGTTCAAGAC TGA
Reihe nach Adenin, Cytoson. Thymln und Guanin Zellen zu prodUZieren? DItsII Talsache verblu1ft!
0322'0030' 230
ErselZt man nun A durch O. C durch I, T durch 2 bereits Im voflgen Jahrllunden die Nalur·
und Gdurch 3 (biochemISChe Beweggrtlnde legen Die Folge der 193 Nukleollde der DNA d.. lorscher. Oder Ist dte Zahl. - einer These von
diese SubstrlUtion nahe). dann Iindet man lungenfisch... die In Hammer!H1 Im Chto· L Scholl aus Hamburg lolgend - vielleicht des·
3.0210033312222020201 Dies Sind die ersten m•• om 3 des T1em gelunden wurden. Etalzl wegen vorhanden. weil dte elektflschen Eigen·
20 Zotlern der Zahl _ zur BasIS 4. <knn die man In der Damenung dieses Chromosoms A schalten des Lungenrlsches die Beherrschung
Berechnung von 3 + 214 • 14 .314'. 3I~ 1 , durch O. C dur,h 1, T du"h 2 und G durch 3, der elektrostatISchen GeselZll erfordern. In
• 1/4" fielen mll863554413089127~8n906944 dann e"llbl sich der Anlang der Entwicklung denen • wie jeder weiß. llaullg auhnll? Eine
• 3,141592653S88304 den bIS zur ZWOlften von . zur Sasl••• Gruppe von Pich lS1elner EvolullonsllngulSlen
Dezimale e kten wen von 1l. behauptet sogar. daß gemaa der VOll Ihnen nach-
Talsachhch Sind es 193 auleIßanderlolgend, In keinem faD leIert also der ZufaJI eine gewiesenen Etymologte dtese 8esonderhetl des
Nukleoltde. die aut d_ Weist m,l der bemer· Ert<~rung lur daS vom I'dlenemngschen Team Genoms auch bel "'ranha>. Pinschern. P,lbulis.
kensweneslen aller malhemallSChen KonSlanlen enldeckle Zusammentrellen. Pmgulnen. Pirolen und anderen "'eplßalZlln vor·
zusammenfallen. Oie Enldeckung w.tre nlchl milgllch gewestn. handen Ist. aber auch bell'fianze,. zum BeISpiel
AngesIChts der Immer grOBeren Zahl deko· Mn. SICh mchl der ","enlsche Studenl Salmone beJ "'!zen. P."en SOWIe - besonders pikant - bei
d,emr gen.tlSCher Sequenzen Sind derartlQI Zu· Galldnen im labOr von Hammerfeslaulgehalten. P,SlaZlen und vor • lem auch bei I'lmplne8en.
la le vIelleichi wlrt<hch mchl ganz unerwanel IAnmerlcung des UberstlZtrs: Dar Vorname etnerMeJonenart. •
54
2. KAPITEL
Paradoxa mit rr
Zum Zeitvertreib wollen wir uns nun einige Paradoxa rund um
die Zahl n: anschauen.
Wir wissen, daß die Erde am Äquator einen Umfang von 40000
Kilometern hat. Um den Äquator sei in Höhe des Meeresspiegels ein
Seil straff gespannt. Versuchen Sie, sofort und ohne zu rechnen auf
folgende Frage zu antworten: Um wieviel muß das Seil verlängert
werden, damit es so gelegt werden kann, daß es sich rund um die ________________ (~l ___ _
Erde in einer Höhe von einem Meter über dem Meeresspiegel be-
findet?
(a) 1 Meter (b) 6,28 Meter (c) 314 Meter
(d) 1 Kilometer (e) 3,14 Kilometer (f) 628 Kilometer
(g) 3142 Kilometer (h) 10 000 Kilometer
Verwenden Sie nun die Relation U = 2n:r. Hätten Sie die Antwort
(b) gefunden? Dieses Problem ist der Prototyp einer mentalen Falle.
Beeindruckt durch die gewaltige Länge des benutzten Seils führt uns
unser unmittelbares Urteilsvermögen (die Intuition?) zu dem Schluß,
daß auch bei der Lösung sehr große Zahlen auftreten müssen .
°
1,732 ... Eine zufällig gewählte Sehne von C hat eine Länge zwischen
und 2. Die gesuchte Wahrscheinlichkeit ist deswegen P = (2 - '>13)/2
= 0,1339 ...
Es ist paradox, daß man auf ein und dieselbe Frage vier verschie-
dene Antworten hat. Wie kann man sich hier herauswinden? Nun,
1t man muß einfach das Anfangsproblem als nicht hinreichend präzise
0,
formuliert erkennen. Die Vorschrift der Wahl einer Sehne war nicht
definiert, und deswegen ist die Wahrscheinlichkeit nicht durch die
Formulierung des Problems bestimmt. Bestimmt man dagegen eine
r= 1 Vorschrift für die Auswahl einer Kreissehne (was einer Wahl von
A o B einer der vier Antworten gleichkommt oder darauf hinausläuft, eine
weitere Anwort zu ersinnen), dann ist die Wahrscheinlichkeit festge-
legt. Es handelt sich also um gar kein Paradoxon, sondern lediglich
darum, daß ein Problem unvollständig formuliert war. Während es
B bei wahrscheinlichkeitstheoretischen Problemen im allgemeinen
auch dann nur eine einzige vorstellbare Vorschrift gibt, wenn die
Formulierung unpräzise ist, haben wir im vorliegenden Fall mehrere
Vorschriften, und das erweckt die Illusion eines Paradoxons.
der 1tn ) rational ist: die Eigenschaft, rational zu sein, ist keine Eigen-
schaft, die bei einem Grenzübergang erhalten bleibt. Der Fehler in
der Beweisführung besteht darin, daß die Schlußfolgerung «dem-
nach ist auch 1t rational» ein unbewußter und ungerechtfertigter
Grenzübergang ist.
Falls Sie nicht davon überzeugt sind, daß jeder Grenzübergang
einer Eigenschaft gerechtfertigt werden muß, dann sehen Sie sich
nochmals das Paradoxon (3) an oder denken Sie über das folgende
Beispiel nach, in dem der ungerechtfertigte Grenzübergang eben-
falls zu einer Absurdität führt:
Sämtliche Mengen {al, lO, I}, {o, 1, 2}, ... ,lO, 1, .... , n} sind endliche
Mengen. Also ist auch die Menge {o, 1, ... , n, ... } aller natürlichen
Zahlen eine endliche Menge.
exp(7r'i25 ) 6635623,999341134233266067
exp(lt-v37) 199148647,999978046551856766
exp( lt-V 43) 884736743,999777466034906661
exp( lt-V 58) 24591257751,999999822213241469
61
MERKWÜRDIGKEITEN UND KURIOSITÄTEN
exp(n~67) 147197952743,999998662454224506
exp(n~74) 545518122089,999174985664301733
exp(n~148) 39660184000219160,000966674358575246
exp(n~ 163) 262537412640768743,999999999999250072
exp(n~232) 604729957825300084 759,~2171526856431
exp(n~268) 21667237292024856735768,000292038842412959
exp(n~522) 14871070263238043663567627879007,999848772648279480
exp(n~652) 68925893036109279891085639286943768,000000000163738644
exp(n~719) = 3842614373539548891490294277805829192,999987249566012187
ganzen Teiles [ ] verwendet werden. Wir geben hier die ersten dieser
Darstellungen wieder. Können Sie diese Art Darstellungen «zur
Basis» 1t fortsetzen?
Die Zahl n tritt direht oder indireht ill allen allen mathematischen Texten auf, die gefunden
Icorden sind. Hierzu gehören auch Te:rte. die bis zu -1-000 Jahre alt sind Das Wi.<;sen. da.<; die.·e
alteIl ZiL'ilisationen über die Zahl 1C hatten, bes("hrdnllfe sich mitunter auf Icenig mehr als
nichts, aber die (stets über die Geometrie statlgefundelle) Begegnung der Menschheit mit dieser
Zahl lL'Orf bereits in der griechischen Antike schwierige Probleme auf - leie zum Beispiel das
berühmte Problem der Quadratur des Kreises. Dieses Problem erlL'echte das Interesse der
herL'orragendstell Geister für dit, .Uathematik und /iihrfe zu tiefgründigen und subtilen
Entdeckungen, Die Zahln eni'ies sich als '\.-fotor der Wissenschaft. \ViI' u'erfell einen Blick auf
das "primitive Leben t'On 1t im Abendland, in Indien, ill Chllla und in einigen anderen
Hochlwlturen. /l'O man ('er.'uchte. diese Zahl zu berechnen.
Führt man sich die Mathematik der alten Völker vor Augen,
dann stößt man ziemlich schnell auf Anachronismen. Etwas erhei-
ternd wirkt zum Beispiel die Behauptung, daß die Ägypter den Wert
11: = (16/9)2 berechnet hätten. Zunächst ist zu bemerken, daß das
Symbol «=» erst im Jahre 1557 von dem englischen Physiker Robert
Recorde eingeführt wurde. Ferner bezeichnete man erst seit dem
18. Jahrhundert diejenige mathematische Konstante mit 11:, die
Gegenstand des vorliegenden Buches ist. Und schließlich wurde der
heute verwendete Zahlbegriff, der implizit in die Definition von 11: als
«reelle Zahl» eingeht, erst am Ende des 19. Jahrhunderts wirklich
festgelegt. Fügt man noch hinzu, daß den Ägyptern unsere Dezimal-
ziffern und unsere algebraische Bezeichnungsweise unbekannt
waren, dann wird verständlich, daß sie nicht einmal im entfern-
testen etwas aufgeschrieben haben konnten, was der Formel
11: = (16/9)2 ähnlich sieht.
64
3. KAPITEL
Die Babyionier
Die ältesten Werte für 1t, deren Verwendung bei den Zivili-
sationen der Antike belegt ist, sind 1t = 3, 1t = 3 + 1/7 und 1t = 3 + 1/8.
Der letztgenannte Wert entstammt einer etwa 4000 Jahre alten
babylonischen Keilschrifttafel, die 1936 entdeckt wurde. Die Baby-
Ionier sind vermutlich folgendermaßen auf diesen Wert gekommen.
Zum einen wußten sie, daß der Umfang eines regulären Sechsecks
gleich dem Dreifachen des Durchmessers dieses Sechsecks ist (dies
Wir stellen fest, daß ein und dieselbe Zivilisation je nach Kon-
text verschiedene «Werte» für TC verwenden kann. Nicht alle antiken
Geometer hatten verstanden, daß das Verhältnis des Umfangs eines
Kreises zu seinem Durchmesser gleich dem Verhältnis der Fläche
eines Kreises zum Quadrat seines Radius ist.
Die Ägypter
Der 1855 entdeckte und im British Museum aufbewahrte
Papyrus Rhind enthält einen Text, der gegen 1650 vor unserer Zeit-
rechnung von dem Schreiber Ahmes aus einer noch älteren Auf-
gabensammlung kopiert worden war, die zweifelsfrei aus der Zeit
um 1800 vor unserer Zeitrechnung stammt. Die im Text angegebene
Rechnung impliziert für TC den Wert (16/9)2 = 3,160449.
FACHTECK
= 7x9 = 63
Die Bibel
Eine Stelle in der Bibel berichtet über den Bau von Salomos
Tempel und beschreibt den gewaltigen Kessel des Bronzegießers
Hiram (Buch der Könige 1, 7,3, und 2, Chronik 4,2). Der Text ver-
wendet implizit den Wert 1t = 3. Jedoch waren sich die Hebräer ver-
mutlich der Tatsache bewußt, daß 3 nur ein Näherungswert ist; sie
kannten nämlich sogar bessere Werte für 1t.
Dies ist die betreffende Bibelstelle (deren Niederschrift auf ca.
550 v. Chr. datiert wird):
67
DIE GESCHICHTE DER ZAHL 1t ZUR ZEIT DER GEOMETRIE
Und er machte ein gegossen Meer, zehn Ellen weit von einem
Rand an den andern rund umher, und fünf Ellen hoch; und ein Maß
von dreißig Ellen mochte es umher begreifen.
Einige Jahrhunderte später, nachdem die Wunder der griechi-
schen Geometrie einem größeren Publikum bekannt geworden
waren, führte der von der Bibel gegebene Wert für TC zu schweren
Gewissensqualen. Der Rabbiner und Mathematiker Nehemiah, der
um das Jahr 150 unserer Zeitrechnung in Palästina lebte, wurde
zwischen dem biblischen Wert 3 und dem von Archimedes angegebe-
nen Wert 3 + 1/7 hin- und hergerissen (Archimedes hatte auch
andere Werte angegeben, denn er wußte sehr wohl, daß es sich um
Näherungswerte handelte - vgl. Seite 72). Sicher verstand
Nehemiah, daß Archimedes der Wahrheit viel näher war als die
besagte Bibelstelle. Nehemiah versuchte deswegen, sich durch die
Beteuerung herauszuwinden, daß die Bibel sich nicht irre, sondern
daß es bei der betreffenden Textstelle um den inneren Umfang geht,
der wegen der Stärke des Behälters tatsächlich dreimal so lang sein
kann wie der äußere Durchmesser.
Zur Verteidigung dieser Hypothese, die Glauben und Geometrie
miteinander versöhnt, hatte man auch argumentiert, daß die
Angabe des Durchmessers und des Umfangs eines Kreises auf eine
Wiederholung hinausläuft und daß die Bibel so etwas ganz gewiß
nicht tun würde; infolgedessen sei es absurd, die Bibel anders zu
lesen, als es Nehemiah in seiner Interpretation tat. In Europa
~~ i',,~ ~:::rn~ ~, p
~N:l ~m !l:lO I ")~ 'n~V'"r) ~VJ~ ~N:l
,. - rT ~.. Y : • 'f ..I l' T ; - T ~ ~ 'f - IT
In der Bibel werden Durchmesser
und Umfang des «gegossen Mee-
:!l ;9 'U'1~ ::l~: ~tt; O~T?·~..r; :-rij?: ~i?
res» des Gießers Hirarn angege-
ben. Dabei wird implizit der Wert
'------ 1t = 3 verwendet.
68
3. KAPITEL
Wir kehren in die Welt der Griechen zurück, in der sich ent-
scheidende Episoden in der Geschichte von 1t abspielten.
Anaxagoras (500-428 v. ehr. ) war in Athen wegen Gottlosigkeit ein-
gekerkert worden, denn er lehrte eine Theorie der Sonne, die deren
göttliche Natur negierte, und er behauptete, daß der Mond ledig-
Geometrische Lösung der beiden lich das Sonnenlicht reflektiere. Anaxagoras nahm sich vor, den
seit der Antike berühmten Pro-
bleme der Verdoppelung des Wür- Kreis zu quadrieren.
fels und der Dreiteilung des Win- Für einen gegebenen Kreis besteht das Problem der Quadratur
kels. Die Verdoppelung des Würfels
(oben) bedeutet, die Seite eines darin, ein Quadrat gleichen Flächeninhalts zu zeichnen. Bei diesem
Würfels zu konstruieren, dessen Problem, das die Geometer für die nächsten 23Jahrhunderte zur
Rauminhalt das Doppelte des
Volumens des Einheitswürfels aus- Verzweiflung bringen sollte, werden im allgemeinen folgende
macht. Dies läuft darauf hinaus, Voraussetzungen gemacht:
eine Strecke der Länge 3;/2 zu
zeichnen. Die Dreiteilung des
Winkels (unten) bedeutet, zu einem
Ausgangswinkel ß den Winkel
a = ß/3 zu konstruieren. Die Grie-
chen erlegten sich die Einschrän-
kung auf, zur Lösung dieser Pro-
bleme ausschließlich einen Zirkel
und ein unmarkiertes Lineal zu
verwenden. Wir wissen heute, daß
die Probleme unter diesen Voraus-
setzungen unlösbar sind. Im Ge-
gensatz hierzu werden bei den
nebenstehenden Konstruktionen
die auf einem Lineal abgetragenen
Längeneinheiten verwendet. Das
Verfahren besteht in einer Auf-
einanderfolge von «Anpassungs-
vorgängen»: das Lineal wird an den
Punkt A gelegt; danach verschiebt
man es entlang dieses Punktes und
dreht es um diesen Punkt, bis die
Maßeinteilungen die Geraden D 1
und D 2 oder den Kreis treffen.
Strenggenommen läßt sich das
nicht in einer endlichen Zahl von
Schritten erreichen. Man konstru-
iert auf diese Weise eine Strecke
der Länge 3;/2 (oben, zwischen der
zweiten Markierung und dem
Punkt Al oder Winkel a = ß/3 (unten,
zwischen dem Lineal und D1).
69
DIE GESCHICHTE DER ZAHL 1t ZUR ZEIT DER GEOMETRIE
den Fläche und der Fläche des konstruierten Vielecks kleiner als
jede beliebig kleine vorgegebene positive Größe machen». Diese
Sprechweise ist zu den strengen Grenzwertdefinitionen äquivalent,
die im 19. Jahrhundert formuliert wurden «<Zu einem beliebigen
epsilon existiert ein alpha ... »). So aufgefaßt führt das Exhaustions-
prinzip, das übrigens eine exakte Bestimmung von Flächen und
Rauminhalten liefert, zu einer Form der Integralrechnung, ehe es
diesen Begriff überhaupt gab. Es gestattet mit einer gewissen
Strenge den Beweis, daß in einem euklidischen Raum das «1t» von
U =21tr gleich dem «1t» von F = 1tr 2 ist. Wir hatten diesen Beweis am
Ende von Kapitel 1 gegeben.
Archimedes
Etwas später hat der große Archimedes von Syrakus (287-212 v.
ehr.), der gleichzeitig Mathematiker und Ingenieur war, unser Wis-
sen über 1t in bemerkenswerter Weise vorangebracht.
In seiner Arbeit Über Kreismessung beginnt er mit der Fest-
stellung, daß das Verhältnis der Fläche eines Kreises zum Quadrat
seines Radius gleich dem Verhältnis seines Umfangs zu seinem
Durchmesser ist; anschließend betrachtet er reguläre Vielecke mit
6, 12, 24, 48 und 96 Seiten und berechnet sorgfältig die aufeinander-
folgenden zweiseitigen Abschätzungen für 1t, die ihn auf die Unglei-
chungen 3 + 10/71 < 1t < 3 + 1/7 oder 223/71 < 1t < 22/7 führen.
Mit anderen Worten: 3,1408 < 1t < 3,1429.
Diese Rechnung ist ganz verblüffend, denn es stand keine alge-
braische Schreibweise zur Verfügung. Darüber hinaus benutzte
Archimedes zur Durchführung seiner Rechnungen nicht unser Posi-
tionssystem.
Die geometrische Methode des Archimedes stützt sich auf rein
abstrakte Rechnungen und nicht auf Messungen; infolgedessen be-
ruht sie nicht auf der Annahme, daß unsere physikalische Welt
euklidisch ist (vgl. Kapitel 1). Es handelt sich allem Anschein nach
um das erste Verfahren, das es theoretisch gestattet, die Zahl1t mit
beliebiger Genauigkeit zu berechnen.
Das in Kapitel 1, Seite 19, angegebene Verfahren zur Be-
rechnung der Dezimalen von 1t unter ausschließlicher Verwendung
elementarer arithmetischer Operationen (Additionen und Multi-
plikationen ganzer Zahlen und anschließend je eine Subtraktion
und Division) ist prinzipiell einfacher als die Methode des Archi-
medes, aber weniger effizient, wie wir gleich sehen werden. Wir wis-
sen nicht, ob Archimedes von ihr Kenntnis hatte; vielleicht fand er
diese Methode einleuchtend, aber zu langsam.
Wir wollen nun seine Methode zur Berechnung von 1t beschrei-
ben. Er nahm einen Kreis vom Radius 1 und machte zweiseitige
Abschätzungen, indem er je ein dem Kreis ein beschriebenes und
umbeschriebenes reguläres Vieleck von 3 x 2n Seiten betrachtete.
Wir bezeichnen mit an den halben Umfang des umbeschriebenen
Vielecks und mit bn den halben Umfang des einbeschriebenen
Archimedes von Syrakus war vor
allem ein großer Mathematiker. Vielecks (vgl. Abbildung auf der nebenstehenden Seite).
Obenstehend sind zwei seiner Ent- Durch geometrische Überlegungen zeigt man, daß sich für n = 1
deckungen abgebildet: a) der von
Leonardo da Vinci gezeichnete (Fall des Sechsecks) die Werte al:
semireguläre Polyeder mit 32
hexagonalen und pentagonalen al = 2--.13 b1 =3
Seitenflächen; b) ein Zylinder und
die einbeschriebene Kugel, deren ergeben, und danach bekommt man für jedes n:
Rauminhalte das Verhältnis 2:3
haben. lia n + lib n = 2/a n +l bn x a n +l = (b n +1 )2
73
DIE GESCHICHTE DER ZAHL TI: ZUR ZEIT DER GEOMETRIE
Diese rekursiven Formeln ermöglichen es, mit der gewünschten APXIM ll ä OY!: KY
Genauigkeit zweiseitige Abschätzungen für TC unter der Voraus-
setzung anzugeben, daß man Quadratwurzeln berechnen kann (und
dies ist mindestens mit der «Trial-and-error-Methode" realisierbar).
Die Rechnung des Archimedes entspricht der Bestimmung von a5
und b5•
Wir geben nun in moderner Schreibweise einen Beweis der
Formeln des Archimedes. Setzt man den Radius des betrachteten
Kreises gleich 1, dann sind aus der untenstehenden Abbildung die
folgenden Beziehungen unmittelbar ersichtlich
an = 3x2 n tan [rcJ(3x2 n )] bn = 3x2 n sin [rcJ(3x2 n )]
3 X 2 n = Anzah l der
Seiten d es Vielecks
a2 = --1L
2 +\1'3
=3,46 .. =3,21 .. = 3,10 ..
tan (!lI2) = tan J..l sin J..l 1 (tan J..l + sin J..l)
Wir zeigen, daß diese Relation für jeden Winkel J..l zwischen 0
und rcJ4 gilt: Setzt man nämlich t = tan !lI2 und verwendet man die
Relationen sin J..l = 2tl(1 + t 2 ) und tan J..l = 2tl(l- t 2 ), dann ergibt sich
.
t anJ..lslllJ..l 1(t . ) [2tl( 1- t 2 )] x [2t/( 1 + t 2 )]
anJ..l+ SlllJ..l = :
2tl( 1- t 2 ) + 2tl( 1 +t2 )
74
3. KAPITEL
zu beweisen. Letzteres gilt aber für jedes 1.1 zwischen 0 und 7tl4, denn
sin /-l = 2 sin (1.1/2) cos (1.1/2), und hieraus folgt
J2 tan (Ilf2) sin /-l = J2 [sin (Ilf2)/ cos (Ilf2)] x 2 sin (1112) cos (Ilf2)
= J4 [sin (1112)]2 = 2 sin (1112)
Wir bemerken beiläufig, daß die von Archimedes für den Beweis
der zweiseitigen Abschätzung benutzte Relation sogar dann richtig
ist, wenn man nicht von einem Sechseck ausgeht.
Es muß klargestellt werden, daß Archimedes nicht so vorging,
wie wir es taten, das heißt unter Verwendung der Trigonometrie. Er
stützte sich vielmehr auf rein geometrische Überlegungen.
Eine implizite Voraussetzung bei der Methode des Archimedes
ist es wert, exakter formuliert zu werden. Möchte man eine zweisei-
tige Abschätzung für n bekommen, dann muß vorausgesetzt werden,
daß die Länge der zwischen den beiden Vielecken befindlichen
Kurve durch die Längen dieser Vielecke von unten beziehungsweise
von oben abgeschätzt wird. Diese Voraussetzung ist im Falle eines
Kreises (oder sogar gewisser anderer Kurven) berechtigt, aber der
Beweis hierfür ist gar nicht so einfach. Die Voraussetzung ist aber
nicht für alle Kurven richtig, wie wir heute - vor allem dank der
Fraktale - wissen.
Mit Hilfe der Formeln des Archimedes zeigt man, daß der Fehler
bei jedem Schritt durch vier dividiert wird. Man gewinnt jeweils
wenigstens eine Dezimalziffer (genauer gesagt: Man gewinnt alle
fünf Schritte drei Ziffern). Das ist viel besser als die arithmetische
Formel von Seite 19, denn dort mußte man die Anzahl der Rech-
nungen mit 10 multiplizieren, um eine Ziffer zu gewinnen.
s (6) = 1
Aus dieser Relation leitet man einen anderen Ausdruck für die
Folge b n der halben Umfänge ab:
schreibt P eine Spirale (die von Konon von Samos entdeckt wurde
und heute als archimedische Spirale bezeichnet wird). Archimedes
zeigte, daß man mit Hilfe dieser Spirale - ähnlich wie mit der Qua-
dratrix des Hippias - den Kreis quadrieren kann.
Man schreibt Archimedes auch die Erfindung der Wasser-
schraube «<archimedische» Schraube), der Schraube ohne Ende, des
Flaschenzuges, die Formulierung einer Theorie der Schwerpunkte,
die Entdeckung des Hebelprinzips und natürlich des berühmten
Prinzips zu, gemäß dem «der Auftrieb eines in eine Flüssigkeit ein-
getauchten Körpers gleich dem Gewicht der von dem Körper ver-
drängten Flüssigkeit ist». Man sagt, er hätte diese Entdeckung in
seiner Badewanne gemacht und sich dann mit dem Ruf «Heureka!
Heureka!» nackt auf die Straße gestürzt. Archimedes leitete die
Verteidigung des von Rom angegriffenen Syrakus und hielt die
Armee des Marcellus drei Jahre lang in Schach.
Schließlich kam er um, als sich die Römer der Stadt bemächtig-
ten, obwohl Marcellus darum gebeten hatte, ihn zu schonen. Auf sei-
nem Grabstein, der von Cicero aufgefunden wurde, befand sich das
Bild einer Kugel, die einem Zylinder einbeschrieben war - zur Erin-
nerung daran, daß er das Verhältnis zwischen den beiden Raum-
inhalten gefunden hatte.
Bezüglich des Übermaßes an Legenden, die sich um Archimedes
ranken und aus ihm - zusammen mit Leonardo da Vinci und Albert
Einstein - den perfekten Prototyp eines Genies machen, verweisen
wir den Leser auf das Buch Die Badewanne des Archimedes von
Sven Ortoli und Nicolas Witkowski (vgl. Literaturverzeichnis,
Seite 262).
Die Mayas
Die Wissenschaft der Mayas, deren erste Spuren mehr als 2000
Jahre zurückverfolgt werden können, scheint einen hohen Grad
mathematischer und trigonometrischer Geschicklichkeit erreicht zu
haben. Zu diesem Urteil gelangt man aufgrund der außerordent-
lichen Präzision ihres Kalendersystems. Einige Spezialisten sind
der Meinung, die Wissenschaftler der Mayas hätten lange vor ihren
Eroberern aus der Alten Welt Werte für 1t mit einer Genauigkeit von
mindestens acht Ziffern verwendet. Dies sind jedoch nur
Spekulationen, denn im Jahre 1650 ließ Diego de Landa, Bischof der
gerade von den Spaniern eroberten Halbinsel Yucatan, alle damals
gefundenen Unterlagen der Mayas verbrennen, wobei er verkün-
dete, daß diese nur «Aberglauben und Teufelslügen» enthielten. Ein
wichtiges Kapitel der Geschichte von 1t wird uns für immer fehlen.
77
DIE GESCHICHTE DER ZAHL 1t ZUR ZEIT DER GEOMETRIE
Indien
Das älteste indische Dokument, in dem mit 1t gerechnet wird, ist
der Siddhanta aus dem Jahre 380 unserer Zeitrechnung; dieser Text
verwendet den Wert 3 + 177/1250 = 3,1416.
Die von Aryabhata im Jahre 499 verfaßte Aryabhatiya benutzt
noch den Wert 3,1416. Man glaubt, daß dieser Wert mit Hilfe von
Vielecken durch ein Verfahren erzielt wurde, das der Methode des
Archimedes ähnelt oder sogar mit ihr identisch ist.
Etwas später gab der im Jahre 596 geborene indische Mathe-
matiker Brahmagupta für 1t den Wert -110 = 3,1 62277 an, der weni-
ger exakt ist als die Werte seiner Vorgänger. (Mitunter wird behaup-
tet, daß zwei verschiedene Mathematiker den Namen Brahmagupta
trugen, was zu Verwechslungen führte.)
China
Zwölf Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung verwendeten die
Chinesen den Wert 3. Im Jahre 130 u. Z. gab Hou Han Shu den Wert
3,1 622 an, der sehr nahe bei -110 liegt. Da das Dezimalsystem in
China schon immer verwendet wurde, hat man diesen Wert ohne
Zweifel als Näherungswert für die Dezimalen von -110 erhalten.
Im Jahre 262 untersuchte der Mathematiker Liu Hui - wie
Archimedes - ein reguläres Vieleck mit 192 Seiten und gab die zwei-
seitige Abschätzung
3,141024< 1t < 3,142704
Später fand er mit einem Vieleck von 3072 Seiten den Wert
1t = 3,14159.
Er stellte sich nicht die Frage nach der Konvergenz dieses un- n:'l"O Cßt:tItJ a~m. .. pt". ur
Q.C'JI
endlichen Produktes; Sorgen dieser Art machte man sich erst später.
II.J'''''~i1UUl1MMU
1 Hg_
0""'"
L
Die Zahl 2 entspricht der Fläche des in einen Kreis vom Radius
1 einbeschriebenen Quadrates. Der Wert 2 x 2/'>12 = 2 x lIcos (nl4)
...
"10
1Iln",ooac...
II Q.""I'I'PD
.....__ JiUifiTO.
_ __
entspricht der Fläche eines regulären Achtecks. Durch Multi- TVlI QT CUtCmlJ"la.lJM1& C\1IttIU ptD
qeu .I.I.~~
plikation mit lIcos (nl8) gelangt man zu einem regulären Vieleck mit ... 1\11."111
Q,tlUl 1l41'nul.:lI:f 1.Ul....uMulumoat
16 Seiten, danach durch Multiplikation mit lIcos (nl16) zu einem
Vieleck mit 32 Seiten usw. Dieses Ergebnis leitet sich aus der Kopie der Inschrift auf dem Grab·
Formel cosa =) 2 cos 2a + 2/2 ab. stein von Ludolph van Ceulen.
80
3. KAPITEL
Fran~ois Vieta gab eine unendli· Hier sind die numerischen Werte, die sich aus dieser Formel
che Produktformel für n, die sich
aus geometrischen Überlegungen ergeben:
ableitete. Es seien reguläre Viel·
ecke mit 2n Seiten in einen Kreis V 1 = 2 x 2/12 = 2,82 427 247
vom Radius 1 einbeschrieben (vgl.
nebenstehende Abbildung, wo V 2=2x2/l2x2/V2+12 =3, 0614674589
dies für n =2, 3, 4, 5 ausgeführt
ist). Für n gegen Unendlich strebt V = 2 x 2//2 x 2/ h +.f2 x 2/ J2 + h +.f2 = 3,1 214451522
3
die von den Vielecken begrenzte
Fläche gegen n. V = 3,1 3654 4905
4
V 5 = 3,14 03311569
V 6 = 3,141 2772509
V 7 = 3,1415 13 011
Wie bei der Methode des Archimedes gewinnt man alle fünf
Schritte drei Ziffern. Die Formel von Vi eta erweist sich demnach für
die Praxis nicht als brauchbar.
• Im Jahre 1621 versuchte in den Niederlanden Willebrord Snellius
(1580-1626), die Länge eines Kreisbogens durch Strecken nach
unten und nach oben abzuschätzen. Aus seinen Konstruktionen lei-
tete er eine Formel für eine zweiseitige Winkelabschätzung ab, die
erst ein Jahrhundert später von Christian Huygens (1629-1693)
bewiesen wurde und die man heute in folgender Form schreibt:
3 sina 2 sina + tana
2+cosa <a< 3
Mit Hilfe dieser Formel läßt sich 1t berechnen, denn für gewisse
Winkel werte, wie zum Beispiel n/3 x 2n - 1 in einem regulären Vieleck
mit 3 x 2 n Seiten, lassen sich sin a, cos a und tan aals Wurzel-
ausdrücke schreiben, wie wir bereits gesehen hatten. Betrachtet
81
DIE GESCHICHTE DER ZAHL 1t ZUR ZEIT DER GEOMETRIE
man nur einen aus sechs gleichen Bögen bestehenden Teilausschnitt Geometrische Konstruktionen von
Willebrord SnelIius, aus denen er
des Kreisumfangs, dann liefert diese Formel Werte von gleicher die zweiseitige Abschätzung 3sin
Präzision wie die Methode des Archimedes mit einem Polygon von a/(2+cos a) < a < (2sin a + tan a)/3
schlußfolgerte. Um dieses Ergebnis
96 Seiten. zu bekommen, setzte Snellius vor·
aus, daß die Länge des Bogens BF
zwischen den Längen der Strecken
BG l und BG 2 liegt. Dies wurde erst
Die isoperimetrische Methode ein Jahrhundert später von
Christi an Huygens (vgl. weiter
oben) bewiesen. Wir haben in
• Der berühmte französische Mathematiker und Philosoph Rene großen Zügen die Beweise für die
beiden Ungleichungen angedeutet.
Descartes (1596-1650) entwickelte außer seinen Regeln über die
Methode «des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaft-
lichen Wahrheitsforschung» radikale Auffassungen in der Physik.
Er widersetzte sich der Vorstellung von einer Fernwirkung, zu
deren Annahme sich Newton wenig später gezwungen sah.
Descartes hinterließ uns eine überaus originelle geometrische
Abhandlung, in der er den Zusammenhang zwischen geometri-
schen Konstruktionen und Rechnungen mit reellen Zahlen sorg-
fältig herausarbeitet und anwendet (vgl. Kapitel 9). Die Ver-
wendung eines aus einem Punkt und zwei Geraden bestehenden
Bezugssystems, das man heute als kartesisches Koordinaten-
system bezeichnet, wird von Descartes systematisch dargelegt; die
Idee hierzu hatte er bei Apollonios von Perge (2. Jahrhundert
v. ehr.) entlehnt.
Es verwundert nicht, daß Descartes auch über das berühmte
Problem der Quadratur des Kreises nachgedacht hat. Die von ihm
vorgeschlagene Lösung ist interessant, obwohl es sich in Wirklich-
keit um keine Lösung handelt, denn man erhält 1t als Grenzwert
einer unendlichen Konstruktion.
82
3. KAPITEL
DIP Rnlsleh ung der m odl'l"//ell AI/al.\'.~;.~ (Dif{erelllial - L1l/d JIIlpgral rp('h 1/ IIlIg Jgab Alllaß Z/l 111'111'11 Deli 11 i / iOllel1
/ '01/ rr. d;1' '''lI'h /'011 deli Fl',';,';I,11/ dpr Geomel rie befrei lell . Die gefl/lldpllell Forllleil/ (l'a 1'1'11 1'011 11 /111 all rel/l an I h -
II/ells('h : Es halldeltp ... jch um /llIelldlwhp Produktp, 1I/l(! lIdll('he SUlllmell /ll/d /ll/elldliehe BI'II('lIe. AII{al/g.~
.'illeßpll dlpse Formeln, dip Clls IIU/lII'/'I.'il'he Quadralurel/ aufge{aß/ U' /lrdell, au(llP/llPrlp; prakll.'il'hes IlIlere ..."e,
dellll .~je hOI/I'l'I'gII'I'I"i außer.~/langsClIll. Del/llo/·Il /llhr/ell die tlP(grel(plldell Fort.'il'hrille /('elllg spatel' w deli
kraft/'ollell ardall-Forml'llI. die biS zum ,Jah,.,' 1973 dominlertl'lI . Dana r h (olgtell alldl'rl', ebl'lI(all... allaIY/IS('h
abgl'h' i/I'tl' Forllleill . Du' ouj'dlese/ll Wl'gl' gelillldellP Zahl rr war PI/I lIeIlP.". 1'1' 11/ mathelIlatisches \Vpsell, de''''''f'1/
geo/lleinschl' KOmpOIlf'lIte zl/'el[l'allgig gPlcol'dplI (far: 80 glbl es el!i'a IllIr ellll'lI sellr lIIdlrphlel/ ZII'''al/(l1Il'l1 -
/zang ZII'i.w ·llell dl'l1I Kl'el ... /ll/d dpl' S/lIIII1II' 1 - ] 1.'1 + 1/ ;) 1 7 + .... die gll!ich 1t / 4 Ist. In dlP."p/II Kapltpl bpgeg-
nell wir el'lleu[ dl'n amPl1 der GroßeIl de ... 17. ulld 1 . -Jahrh/llldf'rts, Leiblliz. 1'1('/011 lind Euln: die alle 11'-
gelldll'allll e/llmaluber rr nachgegrllbelt haben und dell/ Zauber d,e ...er ZahlerlegeIl ' 'lIld.
John Wallis
2 x 2 x 2 x 4 x 4 == 2 444444444
1x3 3x5 '
2x 2x2 x 4x4 x 6x6 == 29257142 57
1x3 3x5 5x7 '
2 x 2 x 2 x 10 x 1 x 6_~6 x ~~a == 29721541950
1x3 3x5 5x7 7x9 '
2x 2x2 x 4x4 x 6x6 x 8x8 x 10x 1Q ==3, 0021759545
lx3 3x5 5x7 7x9 9xll
2 x 2 x 2 x 4 x 4 x 6 x 6 x 8 x 8 ... 50 x 50 == 3 12607 9002
1 x 3 3 x 5 5 x 7 7 x 9 49 x 51 '
2 x 2 x 2 x 4 x 4 x 6 x 6 x 8 x 8 ... 500 x 500 == 3,14 0023 1 6
1 x 3 3 x 5 5 x 7 7 x 9 499 x 501
2 x 2 x 2 x 4 x 4 x 6 x 6 x 8 x 8 ... 5000 x 5000 == 3 141 4355935
1x3 3x5 5x7 7x9 4999 x 5001 '
85
DIE GESCHICHTE VON 1t ZUR ZEIT DER ANALYSIS
William Brouncker
William Brouncker (1620-1684) war zusammen mit Wallis einer
der Gründer der Royal Society und wurde ihr Präsident. Er verwen-
dete Ausdrücke der Form
ob
ao+ - - b-
1
a 1 + a2
-4 =1 + - - ------,-----
1
-
7t 2 3
2+----~--
52
2+ - - - -- -
2+-- - - -
(2n +1)2
... +---=---
2+ ...
Sind in einem Kettenbruch alle bi gleich 1, dann spricht man von
einem gewöhnlichen Kettenbruch, und anstelle von
ao+ l/(al + 1/(a2+ 1I(a3 +... + l/(a n +...»)
schreibt man: [ao, al' a2' a3' ... , an' ... ]
86
4. KAPITEL
1t = 3 + 0,14159 ...
Danach betrachten wir den Kehrwert der Zahl, die kleiner als 1
ist (dieser ist größer als 1), und schreiben diesen ebenfalls als Sum-
me einer ganzen Zahl und einer Zahl, die kleiner als 1 ist:
Wir geben noch einige weitere schöne Brüche an, die mit 1t zu-
sammenhängen:
James Gregory
mit denen die Rechnungen zwar viel effizienter werden als im Falle
der Gregoryschen Reihe, aber dennoch nicht besser als bei der
Methode des Archimedes.
der etwas schneller als der andere konvergiert, sich aber auch
nicht wirklich zur Berechnung von 1t eignet.
Isaac Newton
Isaac Newton (1642-1727) ist der Erfinder der Fluxionen-
rechnung, die wir heute als Differentialrechnung bezeichnen und
deren Urheberschaft ihm, wie bereits erwähnt, von Leibniz streitig
gemacht wurde. Newton entdeckte auch das nach ihm benannte
Gravitationsgesetz. Aus diesem Grund trägt im internationalen Sy-
stem der Maßeinheiten die Einheit der Kraft seinen Namen.
Seine Arbeiten zur Optik und die Konstruktion eines Teleskops
brachten ihm 1672 die Mitgliedschaft in der Royal Society, deren
Präsident er im Jahre 1703 wurde. Nach seinem Tod im Jahre 1727
wurde er in Westminster beigesetzt.
Newton fand eine neue und interessante Formel für die Berech-
nung von 1t. Wir beschreiben nun den Weg, den er hierbei ging.
Ausgangspunkt ist die binomische Formel
Wir hatten bereits bemerkt, daß die Ableitung von arcsin (x)
durch (1_x 2 )-1/2 gegeben ist. Hieraus ergibt sich folgende Ent-
wicklung von arcsin (x) in eine unendliche Summe:
. 1 x 3 1 x 3 x5 1 x 3 x ... (2p _ 1) x 2p +I
arcsm(x)=x+-x- + - - x - + ... + x - - + ...
2 3 2x 4 5 2 x 4 x ... (2p) 2p + 1
j27 (1 1 1
1t = --.r- + 24 3 x 22 - 2 x 5 X 24 - 2 x 4 x 7 X 2 6
1 x 3 x ... (2p - 1) 1 1 )
... - 2 x 4 x ... (2p + 2) x 2p + 5 x 22p + 4 - ...
James Stirling
James Stirling (1692-1770), auch «der Venezianer» genannt,
wurde wegen seiner Beziehungen zu den Anhängern der Stuarts aus
Oxford entlassen. Er beendete deswegen sein Studium in Venedig,
was seinen Beinamen erklärt. Sein mathematisches Werk stellt eine
Vervollständigung der Arbeiten von Newton dar. Man verdankt ihm
eine Entwicklung von In n! (und daher von n!), bei der seltsamer-
weise die Zahlen e und 7t auftreten. Wir wollen diese schöne Bezie-
92
4. KAPITEL
hung zwischen n!, e und 1t (ein Beweis wird im Anhang auf Seite 97
gegeben) wiedergeben:
n ! '" (!!.)n J21tn
n--'>= e
John Machin
1t =4 i: ( 4 (-I'/' _ (-I'/' )
k =0 (2k + 1) x 5 2k + 1 (2k + 1) x 2392k + 1
Mit jedem neuen Glied wird der Fehler durch 25 dividiert, das
heißt, man gewinnt im Durchschnitt 1,4 Ziffern.
Die Bezeichnung 1[
Leonhard Euler
Leonhard Euler (1707-1783) wird von einigen Wissenschafts-
historikern als der größte Mathematiker aller Zeiten angesehen. Er
wurde 1707 in Basel geboren, studierte Theologie und Mathematik
und erhielt von Johann Bernoulli Unterricht. Er hatte ein außer-
gewöhnliches Gedächtnis und erstaunliche Rechenfähigkeiten. Es
wird berichtet, daß er in einer schlaflosen Nacht im Kopf die sech-
sten Potenzen aller ganzen Zahlen zwischen 1 und 100 ausgerechnet
hat und daß er sich noch mehrere Tage danach an die Ergebnisse
erinnert hat. Diese außerordentlichen Fähigkeiten gestatteten es
ihm auch, die Vermutung von Fermat zu widerlegen, daß die Zahlen
der Form 22n + 1 für alle n = 0,1,2,3, ... Primzahlen sind. In der Tat
fand Euler die Zerlegung 225 + 1 = 4.294.967.297 = 6.700.417 x 641.
Sein Werk ist gewaltig, und man hat ausgerechnet, daß er pro Leonhard Euler (1707-1788).
Jahr etwa 800 Seiten wissenschaftlicher Texte geschrieben hat. Sein
Gesamtwerk, das anläßlich seines 200. Geburtstages herausgegeben
wurde, umfaßt 75 Bände zu je 600 Seiten. Dabei ist sein Brief-
wechsel mit den Brüdern Bernoulli, Christian Goldbach und vielen
anderen berühmten Mathematikern (mehr als 4000 Briefe) noch gar
nicht berücksichtigt.
Er entdeckte viele Formeln, in denen 1t vorkommt. Die folgende
sieht besonders einfach aus:
1t2 = 1 1 1 1
-=
6
L -=1+-+ - +···+-+···
n 2 4 9 n2
n=l
1t=j6xJ1+1I4+1I9+1I16+ ... = ( 6 :
= 1)1/2
n 1n2
Die erste Überlegung, die ihn auf diese Formel brachte, ent-
spricht zwar nicht den heutigen Strengekriterien, zeugt aber von
einem bemerkenswerten Einfallsreichtum. Ausgehend von der Ent-
94
4. KAPITEL
wicklung sin (x) = x - x 3/3! + x 5/5! - x 7/7! +... führte Euler nach der
Faktorisierung von x die Substitution x 2 = y durch und betrachtete
die Gleichung 0 = 1- y/3! + y2/5! - y3/7! + ... Er kannte deren von Null
verschiedenen Lösungen, denn es handelt sich hier um die Glei-
chung sin "fx = O. Diese Lösungen sind 7t2 , (27t)2, (37t)2 ...
Euler wußte übrigens auch, daß bei einer Polynomgleichung
vom Typ 1 + a!y + a2Y 2 + ... + anyn = 0 die Summe der Kehrwerte der
Lösungen gleich -al ist. Er war der Meinung, daß dies auch für seine
unendliche Polynomgleichung so sein müsse und schrieb deswegen
1/3! = 117t2 + 11(27t)2 +1/(37t)2 + ... + 1I(n7t)2 + ... Multipliziert man nun
beide Seiten der Gleichung mit n2 , dann ergibt sich n2/6 = 1 + 1/4 +
119 + ... + l/n 2 + ...
= 1
L
n=O (2n + 1)
2
8
x (
arctan(x)= -~2 1+ -
3-~2+-3
2
5 -~2 x2 2X4( x 2 )2 +32 X54X6( X2 )3 + ... )
7 -~2
l+x l+x x l+x x x l+x
und verwendet man die Relationen, die sich dadurch zwischen den
an ergeben, dann erhält man die angegebene Entwicklung.
EI = 2 (1 + 113) = 2, 666666666666666666666666666666666666
E2 =2 (1 + 113 + 2/15) = 2,933333333333333333333333333333333333
E5 = 3,121500721500721500721500721500721500
ElO = 3,14110602160137763 529341315719024697
E 50 = 3,141592653589793 021655547053627229963
E lOO = 3,141592653589793238462643383279 364936
W=
Jor co?x dx und führen eine partielle Integration durch:
7r12
n
W _ w: 2 x 4 x 6 x ... 2p = 22p (P !f
= -:c::-_rr/-::2~;-
2p + 1 - 1 3 x 5 x 7 x ... (2p + 1) (2p + 1) ! (2p + 1) ~p
Schreibt man Zähler und Nenner in anderer Form auf und zieht
die Quadratwurzel, dann ergibt sich eine Relation, die sich als nütz-
lich für die Stirlingsche Formel erweist:
2 2n (n 1)2
r:;; = l'1m --~ .
v1t
n->~ (2n)!)n
n+1I2 e--<! 1
exp(S )=n ~ exp(L), also:n! "" ___ nn+1I2 e -ll
n n ! n -> ~ n -> ~ exp (L )
1 1
(2n)! "" - - - (2n)2n+l/2 e-2n (n !)2 "" - - 2 - n 2n+1 e-2n
n--->= exp(L) n--->= exp (L)
Diese Formel eignet sich jedoch nicht besonders für die Berech-
nung von 1t.
n!= (lJc)n "!'2:rtn (1+ _1_ + _1__ 139 +o(~)) mit 0 (l/n 3 )xn 3 --7 0
e 12n 288n 2 51 840n 3 n3 n -> ~
f(1/2) = -i1t f(1/2) f(-1I2) = -21t -i1t f(2x) = 2 2x- 1 r(x) f(x + 112)
Von handschriftlichen
Rechnungen bis zum.
Zeitalter der Computer
Die Herrschaft des Arcus tangens
Der durch die Analysis erzielte Wissen.<;sland über TC führte zu Rechelll.:erfahren, die. ich zuweilen
al' effizient erwiesen; so wal' John Machin dank seiner Formel der erste, der bis zur hundertsten
Dezimale kam. Die hauptsächlichen Verdienste seiner Nachfolger waren Geduld und Ausdaue/:
Wir schildern kurz ihre etwas eintönige Geschichte. Alle verwendeten sie arctan-Formeln und
besehrieben unzählige Blätter Papier. Wir machen bei dem Rekord von Jeall Guilloud und Martine
BOllyer halt, die 1973 als erste eine Million Dezimalen erreichten. Damit [mI' eine nicht allzu krea-
th'e Epoche in der Geschichte ['on TC abgeschlos. ·en. Um 194.5 löste die Entwicklung der eLektroni-
schen Rechenma. 'chillen bei den tellenjägem eine kleine Revolution aus. Im Gegensatz zu der
häufig vertretenen Meinung, dies sei nicht so, wurde der Wet/bell'erb dadurch jedoch interessanter
und nahm später geradezu leidenschaftliche Formen an, wie wir in den folgenden Kapiteln sehen
werden. Das Programmieren eine.' Computers ist nämlich, wie man bereits in den .50er JahreIl
bemerkte, eme Aufgabe, die ein Immer L'ertie{tere.· mafhemati. 'ches Verständnis erfordert. Wir
haben heute die rur dieses Ver, tändnis notwendigen Voraussetzungen.
ansieht, die nicht weniger interessant ist als die Besteigung des
Mount Everest und die genausoviel Aufmerksamkeit verdient wie der
Stundenrekord beim Radfahren oder der Weltrekord im Stabhoch-
sprung; auch diese Rekorde sind stets verbesserungsfähig. Wenn man
neue Computer konstruieren und neue Mathematik entdecken muß,
um in der unendlichen Folge der rt-Dezimalen voranzukommen, und
wenn die so erzielten Fortschritte auch zu etwas anderem nützlich
sind, dann ist es um so besser. Gleichwohl stellt auch die einfache
Freude, bei einer schwierigen Aufgabe ein Stück vorangekommen zu
sein, eine Rechtfertigung an sich dar.
In gewissen Fällen hat die abstrakte Forschung zu effizienten
Berechnungsverfahren der Dezimalen von rt interessante, konkrete
Auswirkungen gehabt, auf die ich in Kapitel 7 zu sprechen komme.
Darüber hinaus war diese Forschungstätigkeit Teil der allgemeinen
Bewegung des mathematischen Fortschritts, die keiner Rechtferti-
gung bedarf und an deren Nützlichkeit inzwischen niemand mehr
zweifelte. Warum sollten wir also deswegen in Seelennöte geraten?
e
Phänomens auszusprechen, dann hätten sie sich um ihre Sippschaft
=_l
verdient gemacht.»
Der Fehler von Shanks war der Ursprung eines Fluches, der l1t
auch heute noch über dem Palais de la Decouverte (dem Wissen-
schaftsmuseum im Zentrum von Paris, Avenue Franklin Roosevelt) .. _-~. - - c.".- 0-
lastet. Bei dessen Errichtung im Jahre 1937 anläßlich der Inter- --~_......-
standortes, indem Sie einen Blick über die Namen von Poincare und
Poisson werfen. Vor der Korrektur war dort « ... 021395016 ... » zu
lesen, was zu « ... 021394946 ... » geworden ist. Ich habe die Verbin-
dungsstelle zwischen dem korrekten und dem korrigierten Teil auf-
merksam untersucht, aber ich habe keinerlei besondere Spuren fest-
stellen können. Hieraus habe ich den Schluß gezogen, daß bei der
Korrektur die Ziffern von 1t vollständig übermalt worden sind.
Bei seinen letzten Rechnungen hatte Ferguson einen Büro-
rechner benutzt. Es handelte sich dabei vermutlich um eine Addi-
tionsmaschine, mit der man Multiplikationen durch wiederholte
Additionen und Verschiebungen durchführen konnte. Damals gab es
nämlich keine Büromaschinen, die auf direktem Wege multiplizie-
ren konnten. Es waren lediglich Additionsmaschinen, die in ihrem
Funktionsprinzip der von Leibniz 1694 konstruierten Maschine na-
hestanden, aber aufgrund der Erfahrungen der Hersteller robust
gebaut waren. Die Rechenmaschinen waren sozusagen gerade im
Begriff, elektronisch zu werden. Man wird sie bald als Computer
bezeichnen, und sie werden für immer mit der Zahl1t zu tun haben.
19951 "908 16682 2'900 14207 11186 48815 117728 91718 65359 61765
19952 3'579 93HO 33027 282,. 605" 696'9 60098 n069 79585 59264
19953 30428 70363 66471 )0713 14782 33061 15764 19913 22202 06060
19954 99898 83076 26858 36055 52740 990n 8.676 10760 42417 84215
1995.5 06285 17557 35299 96478 62552 95428 36H2 98706 6Q579 uns
19956 80101 40740 21161 86,., 8U29 765,. 426H 28528 70'77 85563
19957 08309 63103 52781 830" 90 so 1 97029 46575 77773 28167 46858
19958 08145 39316 OHn 25331 58992 80579 4346) 14087 35860 86177
19959 88263 3'927 14615 118" 11655 13068 18U7 13677 3U82 3JQIO
19960 85136 40390 19392 08876 886H 633,. 61382 3583' 4""0 81569
19961 61091 Q2938 17)117 13893 42377 36191 096116 05642 IIUlQ 71'08
19962 20160 49660 21135 61689 54106 QUU 21365 98082 93890 91296
19963 18912 118H 291119 06163 19638 61069 37520 8953' 68839 83344
1996Q U718 98212 113418 07238 7407' 57697 55'50 "368 461., 13502
19965 '8588 18399 66556 81963 '4528 81194 18331 72636 82505 06118
19966 64900 39Q12 55205 70571 20360 35578 02514 19043 52671 83121
19967 92138 48299 05803 22469 5842' 32315 898U 32510 3965' 113535
19968 05350 32292 1674' 04077 86"6 8415' 76255 7"61 53511 88003
19969 14305 69954 9218Q 1167. 54497 26H6 12839 33251 83819 72223
19970 28360 10752 27812 92813 01065 69412 629U 73063 42688 31338
19911 18174 21706 086'7 5G827 63942 42391 40275 32180 42951 90341
19912 16351 70469 801~2 lJ515 56051 85756 24509 99253 20178 70996
19973 36640 47341 70189 85581 30650 76038 70997 73184 31281 09897
1997Q 89882 08543 55955 09012 53902 31189 52168 20233 U2Q5 57257
19915 53078 79263 39855 09016 455" 23733 96625 22335 16'11 50589
19976
19977
55690
01781
21129
86115
724G8
91571
95998 82508 92321 1203Q "sn 41546 54601
66139 88693 26873 74968 47305 .,653 29378
19978 21075 "810 57938 08285 30053 20.70 80506 56929 42234 00109
19979 sn48 29061 Q5390 18890 66162 6G021 50130 73513 00331 9201~
19980 56372 63110 77099 93999 22886 2122Q 32488 02062 63485 08885
19981 30360 10723 43689 01360 "215 8H25 28398 7859q 91199 79611
19982 21963 79157 65192 45218 61096 08809 21311 11911 50008 78159
19983 30Q10 72934 48839 10957 51415 9241l 15285 97779 12918 9345)
1998q 85050 80383 19961 14590 02518 65191 12370 80851 41642 HIS3
19985 80188 0607 11068 68036 19824 '9715 17076 38950 725H 68404
19986 56919 27595 l19J7 22370 22290 15580 06560 16041 38541 35990
19981 U779 96748 14996 9769G 27131 66869 55lJl 95125 3)776 40985
19988 87096 sa186 32639 261S. "560 16841 Q031Q 56842 01194 05950
19989 10114 30)5Q 69182 15090 006n 93998 551,. 13893 85191 51312
19990 15682 61622 86223 18810 96129 ,.,60 60130 28331 19371 61140
19991 87q72 70676 25585 61175 11995 66614 86151 96'91 29101 93318
19992 08499 .,096 18139 29649 21893 60902 12535 "332 7lno 64260
19993 62429 9Q120 32736 25582 4411. 983,5 09413 0"53 43661 59072
'9994 84163 19368 10Hl 19198 06823 15357 J71S5 51181 61221 56181
19995 93642 50138 87117 02327 55557 79102 26618 58031 99930 81081
19996 05763 07652 ])205 07400 13919 09580 19016 37717 6292S 92837
19991 U814 79017 72141 25678 19055 55621 80504 81674 69911 40839
19998 91791 93165 G2320 62337 Q7113 2U03 36916 33519 25891 51526
19999 03156 "033 12127 28491 9U18 03115 06965 52087 54205 05989
20000 56181 96130 33116 46283 99634 6'600 22090 10610 S11,. 58151
Die letzte Seite des Buches 1.000.000 Dezimalen von 1l von Jean Guilloud und
Martine Bouyer, das manchmal als das «langweiligste Buch der Welt» bezeich-
net wird. Die 2500 Dezimalen dieser Seite sind die Stellen 997.501 bis 1.000.000.
113
VON HANDSCHRIFTLICHEN RECHNUNGEN BIS ZUM ZEITALTER DER COMPUTER
~ -
hat Jean-Claude Herz folgende Lösungen gefunden:
für p = 2 nl = 2 n2 = 3
ipV
für p = 3 nl = 2 n2 = 4 n3 = 13
-
=arctan (1/2) + arctan (1/5) nl = 2 n2 = 5 n3 = 8
~
rt/4
+ arctan (1/8) nl = 3 n2 = 3 n3 = 7
-. /~I
1- fürp=4 nl = 2
nl = 2
n2 = 4
n2 = 4
n3 = 14
n g = 15
V'I
\
.- I nl = 2 n2 = 4 n3 = 18 n4= 47
t~ '/ i\ nl = 2 n2 = 4 n g = 23 30
I ~<i'~
I nl = 2 n2 = 5 ng = 9
I '/ /, nl = 2 n2 = 5 n3 = 13 n4 = 21
// Y. -
nl = 2 n2 = 6 n3 = 7 68
~ l - I- nl = 2 n2 = 6 n3 = 8
nl = 2 n2 = 7 n3 = 8 n4 = 18
rt/4 =2 arctan (1/2) - arctan (117) n 1 =3 n2 =3 n3 = 8 n4:: 57
---.L L J T ''-- nl = 3 n2 = 3 ng = 9 n4= 32
Durch diese grafische Methode nl = 3 n2 = 3 n g = 12 17
erzielt man eine unmittelbare Ver- nl = 3 n2 = 4 ng = 5 47
anschaulichung der Beweise für
die einfachsten Formeln, in denen nl = 3 n2 = 4 ng = 7 13
1t durch arctan ausgedrückt wird. nl = 3 n2 = 5 8
115
VON HANDSCHRIFTLICHEN RECHNUNGEN BIS ZUM ZEITALTER DER COMPUTER
Für jeden Wert von p gibt es nur eine endliche Anzahl von
Formeln. Man berechnet mühelos durch Rekursion die erste Formel
einer jeden Liste und hieraus eine unendliche Folge derartiger Aus-
drücke. Diese Folge wird erzeugt, indem man von der ersten Formel
rcl4 = arctan Oll) ausgeht und jedesmal die vorher bewiesene Rela-
tion arctan (Vn) = arctan [1/(n + 1)] + arctan [1/(n 2 + n + 1)] auf das
letzte Glied anwendet. Die so erhaltenen Formeln entsprechen den
folgenden Koeffizienten:
nl
1
2 3
2 4 13
2 4 14 183
2 4 14 184 33673
2 4 14 184 33674 1133904603
Wir entdecken IlIer dif.' allgemeinen PrirlZlplen, die man zur Berechnung l'on Zahlen nI/I einer
langen Folge l'Oll Dezimalen benöllgl. Diese Berechnungen /L'erden per Hand oder nlll Hilfe
eine. ' Rechners durchgeführt. Als Beispiel geben tl'lr ein Programm an, das eben. 0 Iwrz (15
Zeichen ) ll'ie einfallsreich ist. Wir erläutem die ArbeitslI.:eise dieses Programms, nllt dem man
2400 Dezimalen VOll n berechnen Iwnn. Durch Umformen erhält mall ein Verfahren zur
Berechnung von n p r Hand, mit dem mall Illnerhalb einiger tunden ... oder einiger Tage
mehr Dezimalen ausrechnen kanTI, al' es Ludolph mn Ceulen (,'3.5 teilen) oder Joha 11 11 Dalzse
(200. lellen ) gelungen u'al: Das Kapitel.Tl/ließt mit J,'llI'zen Bemerllllllgell über die Techniken
eier Konl'ergenzbe.'Il'hleunigulIg.
Alle Arten von Tricks zur Abkürzung von Rechnungen, zur Ver-
meidung von zweimaligen Anwendungen ein und derselben Opera-
tion und zur Kontrolle der Zwischen- und Endresultate sind möglich
und wurden von den 1t-Berechnern in die Tat umgesetzt,
Mysteriöse Programme
Zur Programmierung eines Verfahrens, das mit arctan-Funk-
tionen arbeitet und zur Multiplikation großer Zahlen führt, erweist
sich eine Neudefinition der Rechnerarithmetik als notwendig, Die
neuen Befehle machen die Programme zwar länger, aber gewisse
Tricks gestatten eine Beschränkung des Gesamtumfanges, Den dies-
bezüglichen Rekord stellt sicherlich das folgende in der Sprache C
geschriebene Programm auf, das 2400 1t-Dezimalen berechnet, Der
unbekannte Autor hat unter Verwendung von nur 158 Zeichen eine
wahre Glanzleistung vollbracht,
Bp l"!'dllllll1g \ ' O/l :2400 /'[ - ()P/If11a lf'1l mit einem i.llt" I,), Z!'ldH'11
1)('~tl'lH'l1dt'lI Pmgl"llllll1 In d!' !' Sp!'adw ( '
int a=10000,b,c=8400,d,e,fI8401J,g;main(){for(;b-c;)
fIb++ J=a/5;for(;d=0,g=c*2;c-= 14,printft"%.4d" ,e+d/a),
e=d%a)for(b=c;d+=fIbJ*a,fIbJ=d%--g,d/=g--,--b;d*=b);1
(bei gewissen Compilerprogrammen für C muß int a=10000
durch longint a=10000 ersetzt werden),
evalf(Pi,10001);
2 (1 1 1 x 2 1 x 2 x 3 1 x 2 x 3 x 4 ) ~ 1 x 2 x ... n
1t = + 3" + 3 x 5 + 3 x 5 x 7 + 3 x 5 x 7 x 9 + ... =2 L 1 x 3 x ... (2n + 1)
n=ü
Die Glieder der Reihe sind strikt positiv, und somit konvergiert
die Folge der Partialsummen von unten gegen 1t. Das Verhältnis
zweier aufeinanderfolgender Glieder ist kleiner als 1/2, so daß der
Fehler, der aus dem Anhalten beim n-ten Glied resultiert, kleiner als
das zuletzt verwendete Glied ist (wäre nämlich das Verhältnis
zweier aufeinanderfolgender Glieder gleich 1/2, dann würde der
Fehler gleich der unendlichen Summe a n /2 + aj2 2 + a n /2 3 + ... , also
gleich an sein). Möchte man also 1t mit einer Genauigkeit von n
122
6. KAPITEL
Dezimalen kennen, dann reicht es aus, log2 (Ion) '" 3,32 n Glieder zu
summieren.
Die Reihe von Euler konvergiert nicht sehr schnell. Sie konver-
giert sogar noch langsamer als die Methode des Archimedes, bei der
die Rechnungen jedoch komplexer sind (da man Quadratwurzeln
ziehen muß). Diese Reihe eignet sich gut für ein kurzes Programm,
das einige hundert Dezimalen liefert. Möchte man jedoch mehr
Dezimalen, dann ist die Reihe nicht mehr adäquat.
Die Rechnungen werden zur Basis 10.000 ausgeführt, und des-
wegen werden die Ziffern am Schluß der Rechnung in Vierergruppen
angezeigt. Hierdurch erklärt sich printf("%.4d") der Version in der
Sprache C. In der Sprache Basic kommt es beim Drucken zu einer
Schwierigkeit wegen der Unterdrückung der Nullen, die einer gan-
zen Zahl vorausgehen (zum Beispiel wird 21 nicht als 0021 ange-
zeigt, wie es wünschenswert wäre). Dies ist die Rechtfertigung für
PRINT LEFT$("OOOO", 5 - L) ; RIGHT$(x$, L - 1).
Das Programm berechnet 600 «Ziffern» zur Basis 10.000, was
2400 Dezimalziffern entspricht. Unter Benutzung der vorangehen-
den Relation bezüglich der Konvergenz der Reihe überprüft man,
daß die Anzahl der verwendeten Glieder (nach oben gerundet) durch
600 x 4 x 3,32 '" 8400 gegeben ist; diese Zahl erscheint in der ersten
Zeile des Programms. Aus dem gleichen Grund tritt der Wert 14 '" 4
x 3,32 in dem Teil des Programmes auf, der die Verschiebung zwi-
schen aufeinanderfolgenden Ziffern steuert. Die Ziffern werden in
einer mit f( ) bezeichneten Tabelle abgespeichert. Das Programm
hat eine Anfangsschleife, der sich eine Doppelschleife anschließt, die
die Rechnung und das Drucken ausführt.
Die in der Doppelschleife ausgeführte Rechnung entspricht der
gliedweisen Verarbeitung der Reihe, die in einer speziellen Form
geschrieben wird (im sogenannten Horner-Schema, das häufig ver-
wendet wird, um bei der Auswertung von Polynomen die Anzahl der
Multiplikationen zu beschränken):
10000 ( 1+"3
1 ( 1+ 2 ( 1+"7
10001t"'-5- 5 3 ( ... + 16799
8399 ))))
«Anfang» wird mit der Ziffer «2» ausgefüllt, und danach schreibt
man in der letzten Spalte in sämtlichen Zeilen «Übertrag» eine «0»
(die fett durch «0» gekennzeichnet ist); (c) Ausfüllen der ersten Zeile
«xl0» durch Multiplikation der vorangehenden Zeile mit 10.
• Ausgehend vom rechten Rand der Tabelle arbeiten wir uns nach
links vor, indem wir schrittweise die drei Zeilen «Übertrag»,
«Summe» und «Rest» der ersten Untertabelle ausfüllen: (a) Wir
bilden die Summe der Zahlen der Zeilen «xl0» und «Übertrag»; (b)
wir schreiben das Ergebnis in die Zeile «Summe»; (c) wir berech-
nen nun den Quotienten dieser Summe und derjenigen Zahl der
Zeile B, die sich in derselben Spalte befindet. Diese Operation
ergibt einerseits einen Rest, den wir in die Zeile «Rest» schreiben,
und andererseits einen Quotienten, den wir mit derjenigen Zahl
multiplizieren, die sich in Zeile A (derselben Spalte) befindet.
Hierdurch erhalten wir eine Zahl n, die wir in die Zeile «Übertrag»
der vorangehenden Spalte schreiben; (d) wir setzen das Verfahren
in analoger Weise fort und arbeiten uns nach links vor. Zu Beginn
haben wir 20 + 0 = 20; Division durch 25 liefert den Rest 20 und
den Quotienten O. Der Quotient ist demnach «0», und zwar drei-
mal nacheinander. Wenn wir dann nach Spalte 9 kommen, finden
A lt r 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
B 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25
Anfang 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2
x 10 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20
Übertrag 10 12 12 12 10 12 7 8 9 0 0 0 0
Summe 3 30 32 32 32 30 32 27 28 29 20 20 20 20
Rest 0 2 2 4 3 10 1 13 12 1 20 20 20
Um mit dem Tröpfel-Algorithmus
n Ziffern von 1t zu erhalten, müs-
sen wir von einer Tabelle der x 10 0 20 20 40 30100 10130120 10 200 200 200
Größe 3,4 x N ausgehen und NUn- Übertrag 13 20 33 40 65 48 98 88 72 150132 96 0
tertabellen berechnen. Die rot ge-
kennzeichneten Zahlen veran- Summe 1 13 40 53 80 95 148108218192 160332296200
schaulichen einen Schritt beim Rest 3 1 3 3 5 5 4 8 5 8 17 20 0
Ausfüllen der ersten Untertabelle.
In Spalte 9 tragen wir 20 + 0 = 20 x 10 30 10 30 30 50 50 40 80 50 80170200 0
in die Zeile "Summe» ein. Diese
Zahl wird nun durch die Zahl B in Übertrag 11 24 30 40 40 42 63 64 90 120 88 0 0
derselben Spalte, also durch 19 Summe 4 41 34 60 70 90 92 103 144 140 200 258 200 0
dividiert. Wir schreiben den bei
der Division entstehenden Rest 1 Rest 1 1 0 0 0 4 12 9 4 10 6 16 0
in die Zeile "Rest». Der Quotient,
der ebenfalls gleich 1 ist, wird mit x 10 10 10 0 0 0 40120 90 40100 60160 0
der Spaltennummer multipliziert,
was 9 ergibt. Wir übertragel! die- Übertrag 4 2 9 24 55 84 63 48 72 60 66 0 0
ses Produkt in die Zeile "Uber- Summe 1 14 12 9 24 55124 183138 112160126160 0
trag» von Spalte 8 und fangen in
dieser neuen Spalte mit denselben Rest 4 0 4 3 1 3 1 3 10 8 o22 0
Operationen von vorn an.
125
DIE PRAKTISCHE BERECHNUNG VON 1t
wir, daß 20 dividiert durch 19 den Rest 1 und den Quotienten 1lie-
fert; dessen Multiplikation mit 9 ergibt 9. Anschließend liefert 9 +
20 die Zahl 29, die nach Division durch 17 den Rest 12 und den
Quotienten 1 ergibt. Multiplizieren wir diesen Quotienten mit 8,
dann erhalten wir 8, und daher ist die folgende Summe gleich
28usw.
• Ist die erste Untertabelle ausgefüllt, dann finden wir die erste
Ziffer von 1t, also 3, indem wir eine Ziffer der in Spalte r stehenden
Zahl streichen.
• Um die zweite Ziffer von 1t zu bekommen, füllen wir zunächst die
Spalte «x10» der zweiten Untertabelle aus, indem wir die Zeile
«Rest» der ersten Untertabelle mit 10 multiplizieren. Wir beginnen
wieder von rechts und füllen wie zuvor sämtliche Felder der zweiten
Untertabelle aus. Ist diese ausgefüllt, dann finden wir die zweite
Ziffer von 1t, indem wir eine Ziffer der in Spalte r stehenden Zahl
streichen.
• Um n Ziffern von 1t zu bekommen, muß man eine aus 3,32 x n
Spalten bestehende Tabelle mit «2» initialisieren (die Anzahl der
Spalten wird nach oben gerundet). In unserem Beispiel müssen wir
anhalten, sobald wir drei Dezimalen von 1t erreicht haben. Eine
erhaltene Ziffer ist nur dann garantiert exakt, wenn ihr eine von 9
verschiedene Ziffer folgt. Außerdem findet man mitunter die «Ziffer»
10 (wenn sich in der Spalte r eine Zahl befindet, die größer als 100
ist). In diesem Fall müssen wir die vorhergehende Ziffer von 1t modi-
fizieren, indem wir sie um eine Einheit vergrößern. Zum Glück pas-
siert das selten. Gehen wir von einer Tabelle aus, bei der in der Zeile
«Anfang» 116mal die «2» steht (was für 35 Dezimalen reicht), dann
finden wir die Ziffer «4» in der 32. Untertabelle und danach die Ziffer
<<10» in der 33. Untertabelle, was dazu führt, daß die vorangehende
<<4» in eine «5» korrigiert werden muß.
Nun hatten wir früher bereits gesehen, daß sich die Eulersche
Reihe in folgender Form schreiben läßt:
definiert, die denselben Grenzwert wie die Folge der X n hat. Diese
Formel läßt sich anwenden, sobald man mehr als drei aufeinander-
folgende Glieder x n-2' Xn-l und X n der zu beschleunigenden Folge hat.
Wendet man das delta-2-Verfahren von Aitken auf die Reihe von
Madhava-Gregory-Leibniz an, deren Konvergenz besonders lang-
sam ist (x500 = 3,14 35 - nur zwei Dezimalen sind exakt!), dann
erhält man eine neue Folge t m die sehr viel schneller konvergiert:
129
DIE PRAKTISCHE BERECHNUNG VON 1t
t2 = 3,1 666
t lO = 3,141 396
t 50 = 3,14159 465
t 500 = 3,14159265 559
In diesem Spezialfall zeigt man, daß ab einer gewissen Stelle der
durch t n verursachte Fehler zehnmal kleiner ist als der von X n verur-
sachte Fehler. Geht man etwas weiter hinaus, dann wird der Fehler
100mal kleiner, geht man noch etwas weiter, dann wird er lOOOmal
kleiner usw. Mit anderen Worten: die Größe (rt-t n )/ (rt-x n ) strebt
gegen Null, wenn n gegen unendlich geht. Dies ist die exakte
Definition der Redeweise, daß «die Folge t n die Konvergenz der Folge
x n beschleunigt».
Die Methode von Aitken stützt sich auf eine einfache Idee, die
wir nun erläutern wollen, weil sie für Beschleunigungsverfahren
charakteristisch ist. Das delta-2-Verfahren von Aitken wird so modi-
fiziert, daß es sich auf geometrische Folgen anwenden läßt, also auf
Folgen der Form L + a x bn : ist I b I kleiner als 1, dann konvergiert
diese Folge gegen L, denn bn wird immer kleiner, wenn sich n
vergrößert. Ist die zu beschleunigende Folge tatsächlich eine geome-
trische Folge, dann liefert das Verfahren unmittelbar den Grenzwert
L, sobald drei aufeinanderfolgende Glieder verfügbar sind. Gewiß
tritt dieser Fall niemals ein, denn die untersuchten Folgen sind
komplizierter. Wenn aber die betrachtete Folge einer geometrischen
Folge hinreichend ähnelt, wie etwa im Falle der Reihe von
Madhava-Gregory-Leibniz, dann führt das Verfahren zu einer Be-
schleunigung der Konvergenz. Das allgemeine heuristische Prinzip
lautet folgendermaßen:
«Wenn es mit dem Erraten des Grenzwertes nicht funktioniert,
dann versuche man es mit einer Methode der Konvergenzbe-
schleunigung».
Das ist eine äußerst einfache Idee, die auf erstaunliche Weise
funktioniert. Es kommt nämlich gar nicht so selten vor, daß eine
numerische Folge einer geometrischen Folge hinreichend ähnelt.
Aber was bedeutet «hinreichend»? Eines der beim delta-2-Verfahren
erhaltenen Ergebnisse präzisiert diese Bedingung: Bezeichnet man
als «Abweichungs»-Glied die Differenz zweier aufeinanderfolgender
Glieder der Folge x", dann beschleunigt die durch das delta-2-
Verfahren von Aitken erhaltene Folge die Folge x n (im oben darge-
legten Sinne), falls die Folge der Verhältnisse zweier aufeinanderfol-
gender Abweichungen gegen einen von Null verschiedenen
Grenzwert konvergiert, der zwischen -1 und + 1 liegt.
Kurz gesagt: Ist X n konvergent mit dem Grenzwert L und kon-
vergiert (x n+2 - Xn+l) (xn+c x n) gegen eine Zahl b cf- 0 mit -1 :;; b < 1
130
6. KAPITEL
Anhang: Quadratwurzelziehen
Es gibt ein Verfahren zum Quadratwurzelziehen, das sich wie
eine Art Divisionsverfahren schreiben läßt und es gestattet,
Quadratwurzeln sowohl per Hand als auch per Computer mit belie-
biger Genauigkeit zu berechnen. Bevor wir uns im nächsten Kapitel
eine andere Methode des Quadratwurzelziehens ansehen, wollen
132
6. KAPITEL
wir uns hier nun zum Vergnügen dieses alte und schöne Verfahren
in Erinnerung rufen.
Das besagte Verfahren führt die Bestimmung der Quadrat-
wurzel einer ganzen Zahl der Länge n auf ungefähr n/2 Multi-
plikationen einer langen und einer kurzen Zahl zurück. Das Ver-
fahren eignet sich nicht für sehr große Rechnungen, es sei denn,
man nimmt eine Umgruppierung der verschiedenen Zwischen-
multiplikationen vor: In diesem Falle ist es jedoch einfacher, das im
nächsten Kapitel erläuterte Verfahren von Newton mit einer zusätz-
lichen Schnellmultiplikation anzuwenden. Die hier geschilderte
Methode erweist sich dagegen für Rechnungen mittleren Umfangs
(bis zu einigen Millionen Dezimalen) als nützlich. Die Program-
mierung dieser Rechnungen erfolgt auf der Grundlage der im näch-
sten Kapitel vorgestellten Formeln von EugEme Salamin und
Richard Brent.
Von rechts beginnend teilen wir zunächst die Zahl, deren
Quadratwurzel wir suchen, in Zifferngruppen zu je zwei Ziffern ein.
Danach betrachten wir die erste linksstehende Zifferngruppe und
suchen die größte ganze Zahl x, deren Quadrat kleiner als diese
Zifferngruppe ist. Im obigen Beispiel istx = 9, denn 9 x 9 = 81 ist das
größte Quadrat, das kleiner als 89 ist. Nach Subtraktion erhalten
wir 8. Nun holen wir zwei weitere Ziffern herunter und bekommen
841. Wir suchen jetzt die größte ganze Zahl y mit der Eigenschaft,
daß [2x] y x y (das heißt, man setzt die Ziffer y neben das Produkt 2x
und multipliziert das Ergebnis mit y) kleiner als 841 ist. Hier geht
y = 5 nicht, denn 185 x 5 = 925 ist zu groß. Hingegen geht y = 4, denn
es gilt 184 x 4 = 736. Das Verfahren wird so lange fortgesetzt, bis wir
alle aus zwei Ziffern bestehenden Zifferngruppen heruntergeholt
haben.
1 127 1 3
18905 5 (2 x xyz) t 1- -94525
18188
Wollen wir weiler voran 'chreiten, lohnt es sich, ein wenig nachzudenken, ehe wir zu Bleistift
und Papier greifen oder unseren Computer anstellen. Dieses Nachdenken über 1t hat sich im
Laufe der Letzten 25 Jahre als nützlich erwie ·en. Allgemein akzeptierte elbstverständ-
lichkeiten müssen revidiert werden. Eine eingehendere Unter.·uchung zeigt entgegen allen
Encartungen, daß die übliche Multiplikation nicht das effizienteste Verfahren ist und daß sie
bei umfangreichen Rechnungen durch ein komplexeres und leistungsfähigeres Verfahren er. etzt
werden muß, das neu zu konzipieren und zu progral7unieren ist. Außerdem erzielt man unter
Berücksichtigung der Lange Zeit unverstandenen Ideen des indischen Mathematikers rinivasa
Ramallujan eine merkliche Verbesserung der arctan-Formeln, die eine fast .'3 Jahrhunderte
li'ährende Herrschaft über n ausübten. Zu den theoretischen Fortschritten kam die außer-
ordentliche Vervollkommnung der Rechner lind der oftware hinzu. Durch sie erlangten die
Mathematiker und Informatiker Erkenntnisse über die Zah/n, die über aller.; hinausgehen. was
man für möglich gehalten hätte.
Bis zum Jahre 1973 besaßen die besten Verfahren zur Berech-
nung von 11: (ganz gleich, ob sie sich auf arctan-Reihen oder andere
Reihen stützten) folgende Eigenschaft: Um die Zahl n der erhalte-
nen Dezimalen zu verdoppeln, muß man doppelt so lange ganze
Zahlen miteinander multiplizieren, und dies führt unter Ver-
wendung des üblichen Multiplikationsalgorithmus (das heißt des
Schulalgorithmus) zu einer Vervierfachung der Anzahl der ele-
mentaren Rechnungen - denken Sie nur an die bei der Aus-
führung der Rechnungen verwendete Tabelle, die sowohl «breiter»
als auch «tiefer» wird. Da sich gleichzeitig die Anzahl der bei den
134
7. KAPITEL
• Schreibt man auf ein Band pro Millimeter eine Ziffer, die dann
sehr klein und gerade noch lesbar ist, dann müßte das Band eine
Länge von einem Kilometer haben, um die Million Dezimalen von
J. Guilloud und M. Bouyer darauf unterzubringen, aber man
brauchte 1000 Kilometer, um die Milliarde Dezimalen der Brüder
Chudnovsky aufzuschreiben .
• Ein Werk von 400 Seiten zuje 50 Zeilen mit je 50 Schriftzeichen
enthält insgesamt eine Million Schriftzeichen. Hätten die Brüder
Chudnovsky ihre Dezimalen in Buchform herausgeben wollen,
dann hätten sie mit einem Schlag 1000 Bände veröffentlichen
müssen (was ein weiterer Rekord gewesen wäre!). Würde es ein
Wahnsinniger auf sich nehmen, jeden Tag einen Band zu lesen,
dann würde er für alle Bände drei Jahre benötigen.
Schnelle Multiplikation
Multipliziert man zwei Zahlen mit Hilfe des in der Schule ge-
lernten Verfahrens, dann nimmt bekanntlich die Länge der Rech-
nung mit der Größe der Zahlen zu. Wir hatten auch bereits festge-
stellt, daß diese Inflation an Rechnungen rasch besorgniserregend
wird: Verdoppelt man nämlich die Größe der Zahlen, dann vervier-
facht sich die Rechenzeit, und multipliziert man die Größe der
Zahlen mit 10, dann multipliziert sich die Rechenzeit mit 100. Die
übliche Multiplikation erfordert einen zu n 2 proportionalen
Arbeitsaufwand. Mit anderen Worten: Die für eine Rechnung erfor-
derliche Zeit oder die Anzahl der vom Rechner während des Rechen-
vorganges ausgeführten elementaren Operationen ist annähernd
Cn 2 (wobei C eine Konstante ist, mit der wir uns hier nicht befassen,
die aber offensichtlich nicht ohne Bedeutung ist).
Erstaunlicherweise gibt es Verfahren zur Berechnung des Pro-
duktes zweier Zahlen, bei denen sich die Rechendauer mit zuneh-
137
LEBENDIGE MATHEMATIK
mender Größe der Zahlen nicht so schnell erhöht. Verwendet man x 1.58
x x2
diese Verfahren im Falle umfangreicher Multiplikationen, dann las- 1 1 1
sen sich ganz erhebliche Einsparungen an Arbeit und Zeit erzielen.
10 38,02 100
A. Karatsuba hat wohl als erster entdeckt, daß man es besser
machen kann als mit dem traditionellen Algorithmus. Er hatte 1962 100 1445,44 104
festgestellt, daß sich eine ganze Zahl der Größe 2k in der Form 1000 54,9 x 103 106
a + blük schreiben läßt, wobei a und b zwei ganze Zahlen der Größe k 106 30,2 x loB 10 12
sind, und daß sich das Produkt zweier ganzer Zahlen der Größe 2k
109 1S,S x 10 13 10 18
folgendermaßen ausdrücken läßt:
(a + blOk)(e + d10 k) = ae - [Ca - b)(e - d) - ae - bd]10k + bd10 2k 10 12 91 .2 x 10 17 1024
Multipliziert man zwei ganze Zahlen der Größe 1000, dann führt
diese Identität die Rechnung auf drei (anstelle von vier) Multipli- x x In(x) x In(x) In(ln{x))
kationen ganzer Zahlen der Größe k =500 zurück (die Produkte ae, 1 0 0
(a-b)(e-d) und bd) plus Verschiebungen und Additionen. Wendet 10 23,02 19,20
man dieses Prinzip rekursiv an, das heißt, führt man jede Multi- 100 460,51 703,29
plikation ganzer Zahlen der Größe 500 auf drei Multiplikationen von
1 000 6 907,75 13350,23
ganzen Zahlen der Größe 250 zurück und danach jede Multiplika-
tion ganzer Zahlen der Größe 250 auf drei Multiplikationen von 106 13,8 x 106 3S,2 x l06
ganzen Zahlen der Größe 125 usw., dann ergibt sich eine Multi- 109 20,7 x 109 62,8 x 109
plikation, bei der die Anzahl der verwendeten elementaren 1012 27,6 x 1012 91 ,7 x 1012
Operationen proportional zu n'og2 3 = n 1,58 ist. Dies ist deutlich besser,
als die n 2 klassischen Multiplikationen, auch wenn die Organisation Vergleich des Wachstums der
der Rechnungen gewiß komplexer ist. Funktionen x, X I ,58, x2, X x In x und
x x Inx x In (ln x).
Verwendet man eine Identität derselben Art, bei der jede ganze
Zahl in drei Stücke anstelle von zweien zerschnitten wird, dann
spart man weitere Rechnungen ein. Ähnlich ist es bei einer Zer-
schneidung in vier Stücke usw. Man kann beweisen, daß sich zu
jedem E > 0 ein Multiplikationsverfahren definieren läßt, dessen in
elementaren Operationen ausgedrückte Komplexität proportional
zu n l+E ist. Achtung: Diese Aussage bedeutet nicht, daß man sich all-
mählich der Komplexität n nähert. Übrigens weiß heute auch noch
niemand, ob sich zwei ganze Zahlen der Länge n in einer zu n pro-
portionalen Zeit multiplizieren lassen. Man glaubt, daß dies unmög-
lich ist, aber niemand hat dies bislang beweisen können.
Im Jahre 1968 entdeckte V Strassen ein Multiplikations-
verfahren, das sich auf die 1965 von J. Cooley und J. Tukeyeinge-
führte und als diskrete Fouriertransformation bezeichnete Technik
stützt. Dank dieser Methode fand er 1971 zusammen mit A. Schön-
hage eine Multiplikation mit einer Komplexität von n x In n x In
(lnn). Dieses Ergebnis ist besser als n 1+E, denn die Logarithmus-
funktion wächst äußerst langsam.
Übrigens waren es die auf der diskreten Fouriertransformation
beruhenden Algorithmen, mit denen nach 1980 die Rekordbe-
rechnungen der Dezimalen von 1t durchgeführt wurden. Die Prinzi-
138
7. KAPITEL
r
wer kann schon auf diese Weise spielen?
(102 - 2222~2 4
= 3,14159265 25
1t = (12 i:
(-11' (6k)! (13591409 + 545 140 134 k)]-l
k=0 (3k!) (k!)3 640 3203k + 3/2
Zahlen Pl, P2 ... sind Näherungswerte für 1t, die immer genauer wer-
den. Möchte man Zeit sparen, dann braucht man nur das letzte Pi
auszurechnen, denn die anderen Pi werden im Verlauf der Rech-
nungen nicht benötigt. In Zeile 2 des Algorithmus erkennen wir Be-
rechnungen zum arithmetischen und zum geometrischen Mittel.
Die Pk konvergieren quadratisch gegen 1t: die Anzahl der exakten
Dezimalen verdoppelt sich bei jedem Iterationsschritt. Nach 25 Ite-
rationen erhält man 45 Millionen exakte Dezimalen - natürlich
unter der Voraussetzung, daß man von Anfang an mit 45 Millionen
Dezimalen rechnet, was durchaus nicht so einfach ist! Hier sind die
Jonathan und Peter Borwein.
Ergebnisse der ersten Iterationen:
Pl = 3,1 767264271210 627201929970525369232650
P2 = 3,141 6 029329765329391 0704245600093 2790
P3 = 3,141592653 9544649600291475 1 043486112
P4 =3,14159265358979323846 6360602706631321770
P5 = 3,141592653589793238462643383279502884 27
Seitdem haben J. und P. Borwein Algorithmen mit einer Kon-
vergenz der Ordnung 3 (Verdreifachung der Anzahl der exakten
Dezimalen bei jedem zusätzlichen Iterationsschritt), der Ordnung 4
und sogar der Ordnung 9 angegeben. Die Theorie dieser Algorith-
men hängt mit den Arbeiten von Ramanujan über modulare Iden-
titäten zusammen. Eine ausführliche Darstellung dieser Theorie
findet der interessierte Leser in dem exzellenten Buch der Brüder
Borwein, das diesem Thema gewidmet ist. Es folgt ein von den
Brüdern Borwein stammender Algorithmus der Ordnung 4:
ao = 6 - 4'1/2 Yo = '1/2 - 1
Yk+l = [1- (1- Yk 4)1I4]! [1 + (1- Yk 4)1/4]
ak+l = ak(l + Yk+l)4 - 22k+3 Yk+l(l + Yk+l + Yk+1 2)
P3= 3,14159265358979323846264338327950288419716939937510
58209749445923078164062862089986280348253421170679
82148086513282306647093844609550582231725359408128
48111745028410270193 6212524 447102326 2133609 .....
147
LEBENDIGE MATHEMATIK
lich liegt diese Leistung sogar noch in zehn oder zwanzig Jahren
außerhalb der Reichweite durchschnittlicher Computer und «norma-
ler» Anwender.
Id('l .-.1. Die Multiplikation zweier ganzer Zahlen läßt sich auf
die Multiplikation zweier Polynome mit anschließender Übertrags-
rechnung zurückführen.
Jede ganze Zahl läßt sich als eine Summe von Potenzen von 10
oder 10 P schreiben oder noch allgemeiner - wenn man mit einer von
154
7. KAPITEL
Zum Beispiel:
4 762 846 = 6 + 4 x 10 + 8 X 102 + 2 X 103 + 6 X 104 + 7 X 105 + 4 X 106
4 762 846 = 46 + 28 x 102 + 76 X 104 + 4 X 10 6
Die für die Transformation einer Zahl in ein Polynom und die
Transformation eines Polynoms in eine Zahl aufgewendete Arbeit ist
beinahe zur Größe der betrachteten Zahlen proportional. Hieraus
folgt: Möchte man Zahlen schnell miteinander multiplizieren, dann
reicht es aus, Polynome schnell miteinander multiplizieren zu können.
Es sei auch bemerkt, daß in der Praxis die abschließende Be-
handlung der Überträge parallel ausgeführt werden kann: Anstatt
von links anzufangen und die Überträge vorzunehmen, indem man
Schritt für Schritt nach rechts geht, bevorzugt man es, sämtliche
Überträge gleichzeitig zu behandeln (sie zu uektorisieren). Dies kann
zu neuen Überträgen führen, die wieder gleichzeitig behandelt wer-
den usw. - bis es keinen neuen Übertrag mehr gibt.
Betrachtet man (wie wir es später tun werden) immer die glei-
chen Auswertungspunkte, dann ändert sich die Matrix des zu lösen-
den Systems nicht. Diese Matrix kann also im voraus untersucht
werden. In diesen Fällen läßt sich die Lösung des Systems ein für
allemal programmieren.
Folglich reduziert sich die Berechnung der Werte von P(x) für die
(n + 1)-ten Einheitswurzeln 1, x, x 2 , •.• , x n darauf, die Werte von R
und Q in den (n+l)/2 Punkten (X 2)1, (X2)2, ... , (x 2)(n+l)/2 auszurechnen
und die Ergebnisse zu kombinieren, was lediglich je eine zusätzliche
Addition und Multiplikation erfordert. Man hat also nichts weiter zu
tun, als die Werte zweier Polynome vom Grade (n + 1)/2 an (n + 1)/2
Stellen auszurechnen.
157
LEBENDIGE MATHEMATIK
Die neue Formel von David Bailey, Peter Borwein und imon Plouffe bietet die außerordent-
liche Möglichkeit, eine beliebige Ziffer von 1t zur Ba i 2 zu berechnen, ohne die vorangehenden
Ziffern bestimmen zu müssen. Wir erläutern die theoretischen und praktischen Konsequenzen
dieser unlängst gemachten und unerwarteten Entdeckung.
begleitet, nichts Neues mehr geben würde. Daniel Shanks, der 1961
als erster 100.000 Dezimalen berechnete, meinte seinerseits, daß
man niemals eine Milliarde Dezimalen erreichen werde.
Im vorangehenden Kapitel hatten wir gesehen, daß die Entdek-
kung neuer Algorithmen zur Berechnung von 1t und die Anwendung
der auf der diskreten Fouriertransformation beruhenden Verfahren
der schnellen Multiplikation ab 1975 einen Beschleunigungsschub
bei der Berechnung der Dezimalen von 1t bewirkten.
Wie die Geschichte von 1t bereits bewiesen hatte, gibt der für die
Berechnung und die Kenntnis der Zahl1t wesentliche Fortschritt der
Mathematik der Stellenjagd einen Sinn und ist letztendlich ihre
Haupttriebkraft. Der Fortschritt, von dem wir hier sprechen, ist
ganz anders und sehr viel revolutionärer als die Verfahren der
schnellen Multiplikation: Es handelt sich um die Entdeckung einer
Formel, die es gestattet, die Binärziffern von 1t an sehr entfernten
Stellen zu berechnen, ohne die vorangehenden Ziffern ausrechnen zu
müssen. Nach Stan Wagon (der zusammen mit Victor Adamchik die
Tröpfel-Algorithmen zur Berechnung von 1t erfunden hat, vgl. Kapi-
tel 6) stellt dieser neue Fortschritt einen radikalen Richtungs-
wechsel im Laufe der langen Geschichte der Mathematik dar.
Der Zeitpunkt der Entdeckung der neuen Formel läßt sich mit
großer Präzision angeben: Es geschah am 19. September 1995 um
00:29 Uhr. Diese exakte Zeitangabe ist natürlich der Speicherung
der Rechnungen zu verdanken, die zur Aufstellung der Formel führ-
ten. Für den Entdecker Simon Plouffe war diese Nacht die Krönung
einer einmonatigen Forschungsarbeit, die er zusammen mit David
Bailey und Peter Borwein an der Simon Fraser University durchge-
führt hatte. Im vollen Bewußtsein dessen, was er suchte, verwen-
dete S. Plouffe den von der Computeralgebra her bekannten PSLQ-
Algorithmus. Die Nutzung von Hilfsmitteln der Informatik zur
Gewinnung mathematischer Ergebnisse bedeutet also nicht, daß der
Mathematiker dabei allmählich vertrottelt! Simon Plouffe hatte
bewiesen, daß
Mit jedem neuen Ausdruck gewinnt man weniger als zwei exak-
te Ziffern.
~ mx2m
ml.t (2m) = -2m!
L
m=l
-(2m) =1t+3 m
-
(m!)2
m
_---
lingt, ohne die vorhergehenden n-tes Glied c::::::J c::::::J c::::::J c::::::J c::::::J ....... _ _ c:=J c:=J c:::::J ...... .
Ziffern ausrechnen zu müssen. c::::::J c::::::J c::::::J c::::::J c::::::J ....... _ _ c::::::J c::::::J c::::::J ...... .
Addiert man diese n + k kleinen n+k-tes Glied c::::::J c::::::J c::::::J c::::::J c::::::J ....... _ c:::J c::::::J c::::::J ...... .
ganzen Zahlen, dann liefert die
----
letzte Ziffer der Summe der ersten
roten Spalte (plus eventuelle
Überträge der nachfolgenden I~
Spalten) die note Ziffer der Zahl 11 1[= .......
zur Basis 16.
165
DIE BERECHNUNG INDIVIDUELLER ZIFFERN VON 1t
+
• • • a b c • • • a
+ a'
b c
• • • a' b' c' • • • b' c'
Wir werden sehen, daß man große ganze Zahlen lokal addieren
kann oder eine große ganze Zahl mit einer kleinen ganzen Zahl lokal
multiplizieren kann. Hingegen gilt dies nicht für die Multiplikation
zweier großer ganzer Zahlen oder für die Division - andernfalls
hätte man die Dezimalziffern von 1t schon längst individuell aus-
rechnen können.
Idee NI'. 2: Mit Hilfe einer Serie von kleinen Rechnungen kann
man die n-te Ziffer (denken Sie sich n als zehn Milliarden) einer
Zahl der Form lI(k x 16i ) zur Basis 16 ausrechnen.
Wie schon zuvor arbeiten wir zur Basis 10, um das Verständnis
zu erleichtern. Wir erläutern, wie man die n-te Dezimalziffer von
l/(k x 10i ) mit Hilfe von kleinen Rechnungen ausrechnet. Wir neh-
men n = 1000, um es noch etwas leichter zu machen, und i = 35,
k = 49. Wir wollen die tausendste Dezimalziffer von 1/(49 x 10 35 )
ausrechnen.
Jeder weiß, daß es für die Multiplikation einer Dezimalzahl
mit 10 ausreicht, das Komma um eine Stelle nach rechts zu ver-
schieben. Daher ist die tausendste Dezimalziffer von 11(49 x 1035 )
die 999. Ziffer von 1/(49 x 1034 ), und diese ist die 998. Ziffer von
1/( 49 x 1033 ). Zu guter Letzt müssen wir die 965. Ziffer von 1/49
ausrechnen.
Unter erneuter Anwendung des Verschiebungsprinzips finden
wir, daß diese Ziffer dieselbe ist wie die erste Nachkommaziffer von
10964/49.
Angenommen, es gelingt uns, den nach Division von 10964 durch
49 übrigbleibenden Rest r ohne die Manipulation großer Zahlen zu
berechnen (das ist Idee Nr. 3). Dann haben wir 10964 = 49 q + r mit
einer ganzen Zahl q und r < 49, also 10964/49 = q + r/49.
Die Zahl q ist ganz, und daher ist die erste Nachkommaziffer
von 10964/49 dieselbe wie die erste Nachkommaziffer von r/49. Diese
wiederum läßt sich mühelos durch Ausführen der Division bestim-
men: r ist kleiner als 49, also handelt es sich um eine Division von
kleinen Zahlen.
Alles in allem und unter dem Vorbehalt, daß sich die nach
Division von 10964 durch 49 ergebenden Reste leicht ausrechnen
lassen, wissen wir, wie man die tausendste Dezimalziffer von
1I( 49 x 1035 ) berechnet. Allgemeiner wissen wir auch, wie man eine
beliebige individuelle Ziffer einer Zahl der Form lI(n x pi) zur Basis
p berechnet, wenn n eine kleine ganze Zahl ist. Gemäß Idee Nr. 1
läßt sich dieses Ergebnis auf Zahlen der Form m/(n x pi) mit einer
kleinen ganzen Zahl m und auf die Summe derartiger Brüche aus-
dehnen. Beachten Sie jedoch, daß sich das Ergebnis nicht auf
Brüche der Form m/q ausdehnen läßt.
167
DIE BERECHNUNG INDIVIDUELLER ZIFFERN VON 1t
Idee NI', 3: Die Berechnung des Restes nach der Division von
10964 durch 49 ist leicht und läßt sich schnell und ohne Manipulation
großer Zahlen durchführen.
Zur Berechnung des Restes nach der Division von 10964 durch 49
benutzt man die «Arithmetik modulo 49»: Hat man die 49 über-
schritten, dann zieht man sie so oft wie nötig ab. Zum Beispiel haben
wir 35 + 45 = 80 = 31, 3 x 45 = 135 = 37 usw.
Da die Berechnung des Restes nach der Division von 10964 durch
49 auf die Berechnung von 10 964 in der Arithmetik modulo 49 hin-
ausläuft, verfährt man folgendermaßen (vor viertausend Jahren
benutzten die Ägypter eine ähnliche Idee zur Ausführung der Multi-
plikation):
• Berechnung von 102 , 104 , 108 usw.:
10 2 = 100 = 2 ; 10 4 = 2 2 = 4 ; 108 = 4 2 = 16 ; 10 16 = 162 = 256 = 11 ;
1032 = 11 2 = 121 = 23; 1064 = 23 2 = 529 = 39 ; 10128 = 392 = 1521 = 2 ;
10256 = 2 2 = 4 ; 10 512 = 4 2 = 16 ;
• Zerlegung von 964 in eine Summe von Potenzen von 2:
964 = 512 + 256 + 128 + 64 + 4
• 10 964 = 10512+256+128+64+4 = 16 x 4 x 2 x 39 x 4 = 19968 = 25
Bei dieser Rechnung werden nur kleine Zahlen verwendet, und
keine der Manipulationen ist wirklich lang - selbst wenn wir an-
stelle von 1000 die Rechnungen mit zehn Milliarden durchgeführt
hätten.
Idee. 1".4: Nun wenden wir die BBP-Formel an. Für jedes Glied
der unendlichen Summe für n; ist es leicht, wie wir gleich sehen wer-
den, die zehnmilliardste Ziffer zur Basis 16 zu ermitteln, denn die
Glieder lassen sich folgendermaßen schreiben:
1t =
~ 1( 4+ 1 - 2+ 4 - 1+ 5 - 1)
,L 16i 8i 8i 8i 8i +6
1=0
Dennoch scheint hier ein Hindernis aufzutreten, denn diese
Summe ist unendlich. Wenn man eine kleine Anzahl von Ziffern
einer endlichen Anzahl von Gliedern summiert, kann man dann den
Übertrag einfach vernachlässigen, der in der Summe einer unendli-
chen Anzahl von Gliedern aufzutreten droht? Tatsächlich wird 1/16i
mit wachsendem i sehr schnell kleiner, und es reicht aus, die ersten
zehn Milliarden Glieder der Reihe plus eine kleine zusätzliche An-
zahl von Gliedern zu berücksichtigen; natürlich wird die exakte
Anzahl der Glieder und der Ziffern sorgfältig ausgerechnet. Letzten
Endes führt man die Bestimmung der zehnmilliardsten Ziffer von 1t
zur Basis 16 auf eine Folge von kleinen Rechnungen mit kleinen
ganzen Zahlen zurück und muß dabei zu keinem Zeitpunkt Milliar-
den von Ziffern speichern, wie das bei sämtlichen früheren Verfah-
168
8. KAPITEL
ren zur Berechnung von 1t der Fall war - auch bei den Tröpfel-Algo-
rithmen.
Um die Berechnung zu Ende zu führen und die Binärziffern von
1t zu bekommen, reicht die Bemerkung aus, daß die Kenntnis der n-
ten Ziffer von 1t zur Basis 16 die Binärziffern von 1t an den Stellen
4n - 3, 4n - 2, 4n - 1 und 4n liefert. Man ersetzt jede der Ziffern zur
Basis 16, wobei die Buchstaben Abis F die Ziffern von «10» bis «15»
bezeichnen, gemäß folgender Regel durch vier Binärziffern:
o~ 0000, 1 ~ 0001, 2 ~ 0010, 3 ~ 0011, 4 ~ 0100, 5 ~ 0101,
6 ~ 0110, 7 ~ 0111, 8 ~ 1000, 9 ~ 1001, A~ 1010, B~ 1011,
C~ 1100, D~ 1101, E~ 1110, F~ 1111
Rechenergebnisse
Was bringt die neue Formel für 1t, und was bringen die danach
gefundenen Formeln ähnlicher Art vom theoretischen Standpunkt
aus? Sie führen zu mehreren bedeutsamen Erkenntnissen.
169
DIE BERECHNUNG INDIVIDUELLER ZIFFERN VON TI:
der es sich sehr oft um eine Arithmetik handelt, die aus einem oder
zwei Dutzend Ziffern besteht. Infolgedessen kann man mit einem
Programm, das aus nur einigen Dutzend Zeilen besteht, die Berech-
nung der Ziffern von n zu jeder Basis weit und zur Basis 2 wirklich
sehr weit vorantreiben.
Im Binärfall hat man somit Zugang zu Ziffern von n, die nie-
mand zuvor gekannt hat - wir verweisen auf die vorangehenden
Beispiele. Im Dezimalfall trifft das nicht mehr zu, denn man wird
durch die allzu große Verlangsamung bestraft, die dadurch eintritt,
daß man nichts speichern will.
Wenn aber die Größe des Speichers kein Problem mehr darstellt,
dann gibt es andere einschränkende Faktoren, die auf die Rechen-
zeit zurückzuführen sind und Grenzen für die Berechnung der Dezi-
malen von n darstellen. n ist unendlich lang, und wir werden immer
nur das Ufer dieses Ozeans kennen!
Die Erforschung der BBP-Formel für n ist nicht abgeschlossen.
Programmiert man noch sorgfältiger, als es kurz nach dem Bekannt-
werden der Formel getan wurde, oder verwendet man Parallel-
rechner, dann liefert die Formel ganz gewiß Ziffern jenseits der
1000milliardsten Stelle. Nach S. Plouffe ist zu erwarten, daß die
1015-te BinärsteIle von n in naher Zukunft gefunden wird. Noch vor
nicht allzu langer Zeit hätte man dies für definitiv unmöglich gehal-
ten oder für eine Aufgabe angesehen, die unseren Urenkeln vorbe-
halten ist! Die neue Formel gestattet es, die Rechenarbeit auf eine
Vielzahl von kleinen Rechnern aufzuteilen. Es ist von nun an relativ
leicht, neue Rekorde aufzustellen.
Wichtiger noch ist die Tatsache, daß die BBP-Formel den Weg zu
einer allgemeinen mathematischen Untersuchung der Ziffern von n
eröffnet, die jedoch bislang überaus enttäuschend verlaufen ist. Die
einzige bisher bewiesene Tatsache über die Ziffern von n ist, daß
keine Periode auftritt: Andernfalls wäre n rational (also ein Ver-
hältnis zweier ganzer Zahlen), und wir wissen seit dem Beweis von
Lambert im Jahre 1761, daß dies nicht der Fall ist. Es sind keine
weiteren allgemeinen Eigenschaften der Ziffern von n bekannt. Die
von Lindemann 1882 bewiesene Transzendenz von n liefert keinerlei
Hinweise auf irgendeine interessante allgemeine Eigenschaft der
Dezimalen (ugl. Kapitel 9 und 10).
Die neue Formel gestattet einen unmittelbareren Zugang zu den
Ziffern von n, als dies bei sämtlichen bisher bekannten Formeln der
Fall war. Vielleicht ermöglicht sie deswegen auch einen Beweis
dafür, daß die Ziffern von n gleich verteilt sind - eine derartige Zahl
wird als normal bezeichnet. Dies scheint der Fall zu sein, aber ein
Beweis steht noch aus. Ein solcher Beweis wäre ein bemerkenswer-
ter Fortschritt. In Ermangelung eines Besseren ließen sich vielleicht
171
DIE BERECHNUNG INDIVIDUELLER ZIFFERN VON 1t
regelmäßige Muster bei den Ziffern oder eine gewisse Struktur fest-
stellen, die möglicherweise komplex ist, sich aber von der Struktur
einer Zufallsfolge unterscheidet. Das wäre wunderbar, denn alle bis-
lang durchgeführten statistischen Tests bezüglich der Binärziffern
oder der Dezimalziffern von n haben lediglich eine trostlose Banali-
tät zutage gefördert (vgl. Kapitel 10).
S. Plouffe hält einen solchen Fortschritt für möglich: «Ich glau-
be, daß ein Beweis der Normalität von In(2) oder n nicht mehr weit
ist, und ich schließe sogar eine direkte Formel nicht aus, mit der sich
die n-te BinärsteIle von In(2) in linearer Laufzeit berechnen läßt.»
Auch andere Mathematiker, wie D. Bailey und Jeff Shallit, halten
bei diesen seit zwei Jahrhunderten festgefahrenen Fragen einen
baldigen Fortschritt für möglich.
Weitere Konstanten
Man hat Formeln entdeckt, die der BBP-Formel ähneln und zei-
gen, daß zum Beispiel n2 , n'l/2 und In (2) zur Steven-Klasse SC2
gehören.
Bei den Logarithmen stellen wir eine ganz erstaunliche Sache
fest: Man hat Formeln für In (2), In (3), .... In (22) gefunden, nicht
aber für In (23). Es scheint, daß In (n) für die meisten ganzen Zahlen
n in SC2 liegt. Vielleicht ist dies sogar bei den Logarithmen sämtli-
cher ganzer Zahlen der Fall, aber der Beweis hierfür ist bis heute
noch nicht erbracht.
Willen der Welt gibt es nur wenige, die zu derartige Leistungen fähig
sind: Es bedarf eines besonderen heimlichen Einvernehmens mit den
Ziffern, das an die Rechenkünstler des vergangenen Jahrhunderts
oder an die Fähigkeiten erinnert, die Euler und Ramanujan ganz
offensichtlich besaßen.
Experimentelle Mathematik
Das Team von der Si mon Fraser University, das die neue Formel
für 1t entdeckt hatte, leitet eine Gruppe von Mathematikern, die eine
neue Praxis der Mathematik befürwortet. Für sie ist die Mathe-
matik am Ende des 19. Jahrhunderts zu abstrakt geworden, denn
alles oder fast alles, was mit Rechnungen per Hand gefunden wer-
den konnte, war tatsächlich gefunden worden. Sie verfechten die
Meinung, daß mit den Computern eine neue Ära der konkreten und
experimentellen Mathematik begann.
Die Wechselwirkung zwischen Mathematikern und der Software
für numerische oder symbolische Rechnungen erlaubt Untersu-
chungen, bei denen die Länge und die Komplexität der symbolischen
Manipulationen kein Hindernis mehr darstellen. Man kann dem
Rechner ermüdende Rechenaufgaben anvertrauen, wie zum Beispiel
das Bilden von Ableitungen, die Berechnung von Stammfunktionen,
die Faktorisierung von Polynomen usw. Auf diese Weise wird der
Computer zum Gehilfen des Mathematikers. Die Suche nach nume-
rischen Übereinstimmungen kann im großen Maßstab durchgeführt
werden, und der Beweis von komplizierten Zwischenformeln wird
Programmen übertragen.
Die BBP-Formel hätte auch ohne Computer gefunden werden
können, aber sie wurde mit ihm gefunden! Sie kristallisierte sich für
S. Plouffe am Ende einer bewußten Suche heraus, bei der die
~ 1//2
=J'Ik i~O 10 xk- 1+Si dx
=y2
(C)k
1
1
o
//2
-
I-x
x
k-1
-sdx
Daher gilt:
~
L
1( 4 2 1 1)
I6i 8i+ 1 - 8i+4 - 8i+5 - 8i+6
,=0
175
DIE BERECHNUNG INDIVIDUELLER ZIFFERN VON 1t
-1
fachung
1
16(y-l) d
- 4 3 Y
o y -2y +4y-4
=
1
1 4 2
2-y
dy+ 11 y
4-2- d y
o y-2y+2 0 y-2
- 4y dy+ r
=1o y 4-2y+2
1
2 4 dy + 4 -!---dy 2 [1
Jo 1+(y-l) Jo y-2
=1t
= (-IY
1t=I'7
(2 2 1)
4i+l + 4i+2+ 4i+3
,=0
1t2 = i: ~ (16 16 _ 8 _ 16 _ 4
i = 0 16' (8i + 1)2 (8i + 2)2 (8i + 3)2 (8i + 4)2 (8i + 5)2
42)
(8i + 6)2 (8i + 7~
1t2 = ~ i: (
~ 16 _ 24 8 _ 6 _ 1 )
8 i =064' (6i + 1)2 (6i + 2~ (6i + 3)2 (6i + 4)2 (6i + 5~
In(2)=~ i: ~(-16 + 16 _ 40 _ 14 10
8 i = 0 64l (6i)2 (6i + 1~ (6i + 2)2 (6i + 3~ (6i + 4)2
+ (6i ~ 5)2)
= 1 (16 4)
In(3)=L 16i + 1 (4i + 1) + 4i +3
l=O
1 (16 16 4)
In(5)= L= -.
. 1W+
-1 - 4 1
l+
· +-4·
l+
2 +-4·
l+
3
l=O
= 1 1
In(9/1O)=-L -.""0
. 10l l
l =1
1t
1
= 64
i: (_l)n ( 34n2+ 1 - 4n1+ 3 + lOn256+ 1 - lOn64+ 3·
210n -
4 4 1)
n=O
Ist die Zahl JT das Verhältnis zweier ganzer Zahlen, das heißt, ist sie rational? Läßt sich die
Zahl JT mit Zirkel und Lineal, den idealen Instrumenten des Geometers, konstruieren? Mit
anderen Worten: Läßt sich 11: durch einen endlichen algebraischen Ausdruck darstellen, bei dem
lediglich Quadratwurzeln verwendet werden ? Ist die Zahl JT die Lösung einer Gleichung, in der
nur ganze Zahlen und elementare Operationen auftreten, ist 11: also algebraisch? Es hat mehr
als 20 Jahrhunderte gedauert, bis diese Fragen beantwortet wurden, bei denen es sich um
immer weiter ue''f'einerte Formen der folgenden Fragestellung handelte: "Ist 1t endlich definier-
bar?" Die allerletzte Antwort wurde 1882 gegeben, als Lindemann bewies, daß die Zahl1t trans-
zendent (also nicht algebraisch) ist. Damit war das Rätsel der Quadratur des Kreises gelö ·t.
Heute ist alles kla/; und man versteht die Beziehungen zwischen Geometrie und Zahlen sehr
gut. Das bedeutet allerdings nicht, da!l alles einfach geworden ist. Und es bedeutet auch nicht,
daß sämtliche elementaren Fragen beantwortet worden ind. Denn die abstrakte Welt, in der
sich die Mathematiker bewegen, ist unendlich reich und komplex und hält neue Rätsel bereit,
die noch tiefgründiger und schwieriger sind.
Satz: Die Zahl '1/2 ist nicht rational, das heißt, sie läßt sich nicht
als Quotient zweier ganzer Zahlen darstellen.
179
IST 1t TRANSZENDENT?
Bcwci : Wir nehmen an, daß >12 rational ist, sich also in der
Form >12 = p/q mit ganzen Zahlen p und q schreiben läßt.
Lesen Sie den Beweis für die Irrationalität von -12 nochmals
gründlich durch und versenken Sie sich in die Beweisargumente.
Diese sind nämlich für eine Situation charakteristisch, die sich in
der Geschichte der Mathematik oft wiederholt hat. Die Beweise für
die Irrationalität der Zahl1t, für deren Transzendenz, für die Nicht-
abzählbarkeit der reellen Zahlen und für die logische Unentscheid-
barkeit weisen übrigens ähnliche Merkmale auf.
Sie alle sind, so elementar sie auch sein mögen (was nicht immer
der Fall ist), nicht für jeden überzeugend. Man beginnt damit, das
Gegenteil dessen vorauszusetzen, was man beweisen möchte. Da-
182
9. KAPITEL
Beweis. Wäre die Zahl e rational, dann ließe sie sich in der Form
p/q schreiben (mit q > 1, denn bekanntlich ist e = 2,718284590 ...
keine ganze Zahl). Wir multiplizieren beide Seiten der Reihe mit q!
und erhalten
I - I
q l
---.:.
ql
---.:.
ql
---.:. ...
ql ql
---.:. _ _
._ q.I ...
q . e - q . + 1 ., + 2 .
, +.
3 ,+ + q.,+ (q+ 1) ., + (q+ 2) ,. +
Die linke Seite q!e ist eine ganze Zahl, denn man hat per
Definition q! = q (q - 1) (q - 2) ... 2 x 1 und daher q! p/q = (q - I)! p.
Die ersten Glieder der rechten Seite bis zum Glied q!/ q! = 1 sind
ebenfalls ganze Zahlen (denn q!/m! vereinfacht sich für q > m). Nach
Subtraktion finden wir, daß
, - ( , ~ ~ q! ... ~) - -q_!- q! ...
q . e q . + 1 ! + 2 ! + 3 ! + + q! - (q + 1) ! + (q + 2) ! +
Das erste Glied dieser Summe ist (wegen q > 1) echt kleiner als
112, das zweite Glied kleiner als 114, das dritte kleiner als 118 usw.
Die Summe ist also echt kleiner als 1/2 + 1/4 + 1/8 + ... = 1. Folglich
ist diese Summe keine ganze Zahl, was einen Widerspruch darstellt.
Ende des Beweises.
Der Effekt, den ich oben beschrieben hatte, ist hier besonders
deutlich. Man gelangt zu dem Schluß, daß e irrational ist. Kann man
aber auch sagen, daß man die Irrationalität von e versteht?
Wir kommen nun zum Beweis der Irrationalität von 1t. Erst die
Fortschritte der Analysis im 17. und 18. Jahrhundert ermöglichten
diesen Beweis, der 1761 von dem Schweizer Mathematiker Johann
Heinrich Lambert (1728-1777) gefunden wurde. Er zerfällt in drei
Schritte:
• Durch ein Spiel mit Ungleichungen ähnlicher Art wie für e zeigte
Lambert, daß jede Zahl irrational ist, die sich in Form eines Ketten-
bruches
a1
bo+ - - - - - -
b1 + - - - - -
an
... + - - -
bn + ...
darstellen läßt, wobei die ai und bi gewissen Bedingungen genügen.
185
IST 1t TRANSZENDENT?
• Lambert verwendete danach die Tatsache, daß sich tan (x) für
jedes x, für das tan (x) definiert ist, in der folgenden Form schreiben
läßt:
x
tan (xl = ------,::---
x2
1- -----::--
x2
3------=--
x2
5--~
7 - ...
Für 1;(5) und allgemeiner für 1;(2n +1), n > 2, ist noch immer
keine Antwort bekannt. Ebenso weiß man übrigens immer noch
nicht, ob e + n, e x n und ein irrational sind.
Irr + 37 j337
j 3337 + )33 337
Mit den rationalen Zahlen hatten wir fast alles, was wir brauch-
ten; also reicht es nun gewiß aus, wenn wir noch diese zusätzlichen
Zahlen betrachten.»
Eine andere (historisch exaktere) Sichtweise geht davon aus,
daß --'/2 mit Zirkel und Lineal konstruierbar ist und daß die Größen,
die man durch die Geometrie des Zirkels und Lineals erhält, eine
umfassendere und weniger künstliche Menge darstellen als die
Menge der rationalen Zahlen. Daher ist den durch Konstruktion mit
Zirkel und Lineal gewonnenen Zahlen offenbar eher zu vertrauen
als den abstrakten Konstruktionen, die von den ganzen Zahlen aus-
gehen.
Es war etwas riskant, ausschließlich an den mit Zirkel und
Lineal konstruierbaren Größen festzuhalten. Würden diese wirklich
ausreichen? Ganz gewiß war es die vage Wahrnehmung dieses
Risikos, die dem Problem der Quadratur des Kreises seine überaus
große Bedeutung gegeben hat. Um sich darüber Gewißheit zu ver-
schaffen, daß man nichts Wichtiges außer acht gelassen hatte,
mußte man (auf rein geometrische Weise) die Definition der Größe
finden, die dem Verhältnis des Umfanges eines Kreises zu seinem
Durchmesser entspricht. Es ist uns heute nicht mehr ganz verständ-
lich, warum man es über einen derart langen Zeitraum für offen-
kundig gehalten hat, daß sich eine Lösung finden würde.
Die geometrische Auffassung (Benutzung von Zirkel und Lineal)
und die algebraische Auffassung (Verwendung von Quadratwurzeln)
sind äquivalent. In der Tat läuft es auf dasselbe hinaus,
• sämtliche Größen zu betrachten, die durch geometrische Kon-
struktionen mit Zirkel und Lineal endlich definierbar sind;
• sämtliche Größen zu betrachten, die durch einfache algebraische
Operationen, einschließlich Quadratwurzelziehen, endlich definier-
bar sind.
Bevor jedoch die Mathematiker zu dieser klaren Schlußfolgerung
kamen, mußten sie zunächst den Zusammenhang zwischen Zahlen
und Geometrie erkennen und vollständig beherrschen. Fortschritte
auf diesem Wege sind Descartes zu verdanken, der den Zu-
sammenhang zwischen der Lösung von Gleichungen ersten und zwei-
ten Grades und den Konstruktionen mit Zirkel und Lineal sehr deut-
lich verstanden hatte, ohne jedoch die oben erwähnte
Charakterisierung zu formulieren (die wir in Anhang 1 auf Seite 199
in präziserer Form wiedergeben). Dieses Detail ist auch Carl
Friedrich Gauß «durchs Netz geschlüpft», der eine notwendige und
187
IST 1t TRANSZENDENT?
1' 1+-------;:-+---1I--~-=----'tr="---_=_J
E3
Konstruktion von regulären Vielecken mit 5, 15 und 17 Seiten mit Zirkel und
Lineal. Für das Fünfeck: Man zeichne A derart, daß OA " 01'/2, und ziehe danach
den Kreis mit Mittelpunkt A und Radius AJ. Dieser Kreis schneidet II' in B. Nun
zeichne man C derart, daß OC " OB/2. Die durch C gezogene Senkrechte schnei·
det den großen Kreis in M 2 , und M IM 2 ist eine der Seiten des Fünfecks. Für das
15eck: Man verwendet cos (10rrlI5) " cos (2rr13) " -1/2 zum Zeichnen von MI und
nimmt eine Ecke M 2 des Fünfecks. Für das 17eck: Man zeichne A derart, daß
OA" OJ/4, B derart, daß OAB ein Viertel des Winkels OAl und C derart, daß BAC
gleich 45° ist. Nun ziehe man den Kreis mit dem Durchmesser CI, der OJ in D
schneidet, und danach mit B als Mittelpunkt den Kreis durch D, der 11' in EI und
E 2 schneidet. Die durch die heiden letzteren Punkte gezogenen Senkrechten
schneiden den großen Kreis in MI und M s• Nimmt man nun die Mitte M 2 des
Bogens MIMs, dann hat man zwei Seiten des Vielecks.
188
9. KAPITEL
Durch Quadratwurzeln
delimerbare Zahlen
nn
n=110
Die Tatsache, daß die Liouvilleschen Zahlen transzendent sind,
bedeutet natürlich nicht, daß alle transzendenten Zahlen Liouville-
sche Zahlen sind. Zum Beispiel ist die transzendente Zahl 7t keine
Liouvillesche Zahl. Man machte in der Folgezeit die Entdeckung,
daß die Liouvilleschen Zahlen nur einen winzig kleinen Teil der
Menge der transzendenten Zahlen darstellen. Georg Cantor (1845-1918).
192
9. KAPITEL
°
chungen der Art 1 =0,9999 ... zurückzuführen sind, ist es hier wichtig,
von und 9 verschiedene Ziffern zu wählen. Die Zahl r, die durch die-
ses Verfahren explizit definiert wird, ist aufgrund ihrer Konstruktion
von jeder algebraischen Zahl verschieden. Sie ist eine transzendente
Zahl. Der zweite Teil des Beweises ist eine Anwendung des Cantor-
schen Diagonalverfahrens auf die Menge der algebraischen Zahlen.
Das Ergebnis von Cantor ist weniger befriedigend als das von
Liouville, denn es ist zwar schwieriger, die konstruierte transzen-
dente Zahl sichtbar zu machen (man sieht jedoch ohne große Mühe,
daß die im vorangehenden Abschnitt definierte Zahl mit 0,555555
beginnt). Allerdings ist das Cantorsche Verfahren vielleistungsfähi-
ger. Tatsächlich beweist es, daß die Menge der algebraischen Zahlen
abzählbar ist.
Das im zweiten Teil des Beweises angewendete Diagonal-
verfahren zeigt nun, daß die Menge der reellen Zahlen ihrerseits
nicht abzählbar ist. Mit anderen Worten: Diese Menge ist größer als
die Menge der algebraischen Zahlen. Das Cantorsche Verfahren
zeigt demnach beinahe genauso effizient wie die Methode von
Liouville, daß es neben den algebraischen Zahlen auch transzen-
dente Zahlen gibt. Das Verfahren beweist sogar, daß die algebrai-
schen Zahlen im Vergleich zu den transzendenten Zahlen unendlich
selten vorkommen.
Dieses Ergebnis scheint paradox zu sein: Sämtliche Zahlen,
denen man natürlicherweise begegnet, sind algebraisch; wenn diese
jedoch unendlich viel seltener sind als die transzendenten Zahlen,
dann dürfte man doch eigentlich immer nur transzendenten Zahlen
begegnen!
Dieses Paradoxon löst sich auf, sobald man versteht, daß die
Zahlen, an die man natürlicherweise denkt, alle einfach sind, denn
man denkt an sie, indem man ihnen eine endliche Definition gibt.
Ganz offensichtlich sind alle einfachen Zahlen algebraisch, denn der
Begriff der algebraischen Zahl ist das Ergebnis der Ausarbeitung
des Begriffes der endlich definierbaren Zahl, der im Lauf der Jahr-
hunderte immer mehr erweitert worden ist.
194
9. KAPITEL
Die Zahl1t ist nicht endlich definierbar; 1t ist eine Zahl, die das
Unendliche in sich verbirgt. Um diesen subtilen Gegner aufzustö-
bern, haben sich die Mathematiker immer weiter eingelassen, und
zwar sowohl außerhalb der Geometrie als auch jenseits der ganzen
Zahlen und deren friedlicher abzählbarer Unendlichkeit. Es war
kein Zufall, daß Cantor - fast zur gleichen Zeit, als die Tran-
szendenz von 1t bewiesen wurde - der zweifelnden und mißtraui-
schen Welt die Existenz von unendlich vielen Unendlichkeiten ver-
kündete. Es war auch kein Zufall, daß der Beweis der Existenz
dieser unendlich vielen Unendlichkeiten nur eine ziemlich einfache
Adaptation des Diagonalverfahrens ist, mit dem Cantor die Existenz
einer unendlichen Menge bewiesen hatte, die größer als die Menge
der transzendenten Zahlen ist. Und schließlich war es kein Zufall,
daß dieser Beweis, ebenso wie alle anderen von uns hier angegebe-
nen Beweise, auf der Reductio ad absurdum beruhte.
Die hauptsächliche Schlußfolgerung aus dem Beweis der Tran-
szendenz von 1t besteht darin, daß das Problem der Quadratur des
Kreises keine Lösung hat. Gäbe es eine Lösung, dann ließe sich 1t
durch Wurzelzeichen ausdrücken und wäre somit algebraisch. Wir
bemerken beiläufig, daß die Theorie sogar folgende Verallgemeine-
rung gestattet: Es ist unmöglich, zu einem gegebenen Kreis unter
alleiniger Verwendung von Zirkel und Lineal ein flächengleiches
Rechteck zu konstruieren. Könnte man nämlich ein solches Recht-
eck für einen Kreis vom Radius 1 konstruieren, dann wären die bei-
den Seiten des Rechtecks durch Wurzelzeichen definierbar, und ihr
Produkt, also die Zahl1t, wäre algebraisch.
196
9. KAPITEL
Satz der Geometrie mit Zirkel und Lineal : Ein Punkt ist dann
und nur dann mit Zirkel und Lineal konstruierbar, wenn seine Koor-
dinaten durch Quadratwurzeln definierbar sind.
Zum Abschluß des Themas der geometrischen Konstruktionen
geben wir nun einige Ergebnisse, an denen Sie vielleicht Interesse
haben (für Einzelheiten und weitere Ergebnisse ähnlicher Art verwei-
sen wir auf die Bücher von Adler und CarregaJ.
Erstaunlich ist, daß man ohne Lineal auskommen kann, denn
jeder mit Zirkel und Lineal konstruierbare Punkt ist auch allein mit
dem Zirkel konstruierbar (Satz von Mohr-Mascheroni, 1672, 1797).
Wenn man nur ein Lineal und ein «Parallellineal» hat (also zwei
parallele Linien in konstantem Abstand), dann läßt sich der Zirkel
nicht ersetzen, denn
_ ein Punkt ist mit einem Lineal und einem Parallellineal dann
und nur dann konstruierbar, wenn seine Koordinaten rationale
Zahlen sind.
Mit einem rechtwinkligen Winkeldreieck geht es auch nicht
besser:
- Ein Punkt ist mit einem Lineal und einem rechtwinkligen Win-
keldreieck dann und nur dann konstruierbar, wenn seine Koor-
dinaten rationale Zahlen sind.
Ist in der Ebene bereits ein Kreis eingezeichnet und hat man nur
ein Lineal zur Verfügung, dann renkt sich alles wieder ein:
- Ein Punkt ist unter Verwendung eines gegebenen Kreises mit
einem Lineal dann und nur dann konstruierbar, wenn seine Koor-
dinaten durch Quadratwurzeln definierbar sind (Satz von Poncelet-
Steiner, 1833).
Bei den drei letztgenannten Sätzen ist die Verwendung beliebi-
ger Zwischenpunkte, die mitunter als Katalysatorpunkte bezeichnet
201
IST 1t TRANSZENDENT?
Wir geben hier die Beweise für die Transzendenz von e und 1t, die
im Ergebnis der Vereinfachungen der Arbeiten von Hermite und
Lindemann durch Weierstraß, Hilbert, Hurwitz und Gordan ent-
standen sind. Dabei haben wir uns an das Buch von A. Baker gehal-
ten, dessen Beweise von einer bewundernswerten Prägnanz sind,
was die Sätze deswegen aber leider nicht einfacher macht (bislang
sind noch keine einfachen Beweise gefunden worden). Aber selbst
dann, wenn Sie nicht jeder Einzelheit folgen können, ist der Blick
auf die globale Architektur des Beweises interessant, die hier deut-
lich zutage tritt. Ebenso interessant sind auch die Beweisargumente
und die Objekte, die zum Beweis dieser Schlüsselresultate der
Mathematik erforderlich sind.
f:
Polynom vom Grad m mit reellen Koeffizienten und hat man
1(t)= e t-Uf(u)du
dann ergibt sich durch wiederholte partielle Integration
a
m m
~
l(t)=etL (Jl(O)- L (Jl(t) (1)
j=O j=O
Bezeichnet f*(x) das Polynom, das man aus f erhält, indem man
jeden Koeffizienten durch seinen absoluten Betrag ersetzt, dann a 1/a
folgt ft
Il(t)l~ Jo let-Uf(u)ldu~ltleltlf*(ltll (2)
Wir nehmen nun an, daß e algebraisch ist. Dann gibt es also
ganze Zahlen n > 0, qo"# 0 und ql' ... , qn derart, daß
qo + ql e + ... + qn en = 0 (3)
Wir werden nun zwei verschiedene Abschätzungen für den Wert
von J = qo 1(0) + ql 1(1) + ... + qn l(n) miteinander vergleichen, wobei
l(t) wie oben mit fix) = x p- 1 (x-1)p ... (x-n)P und einer großen a
Primzahlp definiert ist. Aus (1) und (3) folgern wir
m n Wie man aus Strecken der Länge
J=- L L qk(Jl(k) 1, a und b mit Zirkel und Lineal
Strecken der Länge ab, Va und ;Ja
j=Ok=O konstruiert.
202
9. KAPITEL
wobei m = (n + l)p -1. Klarerweise ist f(j)(k) = 0, falls} <p und k > 0,
°
oder falls} < p - 1 und k = 0. Außer für} = p - 1, k = liefert also der
Ausdruck f (j)(k) für alle }, k eine durch p! teilbare ganze Zahl.
Darüber hinaus hat man
f(p-l) (0) =(p -I)! (-1) np (n!)P
und daher ist f(P -1) (0) für p > n eine ganze Zahl, die durch die ganze
Zahl (p - I)!, aber nicht durch die ganze Zahl p! teilbar ist. Nimmt
man nun p > Iqol, dann ist J eine von Null verschiedene und durch
(p -I)! teilbare ganze Zahl. Demnach gilt I J I ~ (p - I)!.
Jedoch liefert die offensichtliche Majorisierung f*(k) < (2n)m
unter Verwendung von (2) die Ungleichung
IJI ~ Iqll ef*(l)+ ... + Iqnl nenf*(n)~cP
für eine gewisse Konstante c, die von p unabhängig ist. Ist nun p
hinreichend groß, dann widersprechen sich die beiden für I J I gege-
benen Ungleichungen.
Wir nehmen nun an, daß n der Zahlen e von Null verschieden
sind und bezeichnen diese mit al"'" an- Wir haben demnach
q + e a l + ... + e an = 0 (4)
wobei m = (n + l)p -1. Die Summe über k ist ein in LaI> ... , Lan sym-
metrisches Polynom (es ist also invariant gegenüber Permutationen
dieser Zahlen) mit ganzzahligen Koeffizienten. Ein Satz der Algebra
über symmetrische Polynome besagt, daß sich jedes in Xl"'" X n sym-
metrische Polynom als Polynom der Koeffizienten der Gleichung
ausdrücken läßt, deren Lösungen XI> ••• ,xn sind. Hieraus folgt, daß die
Summe über k eine ganze Zahl ist. Wegen f V) (ak ) = 0 für j < p ist
diese Zahl darüber hinaus durch p! teilbar. Man stellt ferner fest,
daß f U) (0) für j *- p - 1 eine durch p! teilbare rationale Zahl ist und
daß f {p - 1) (0) = (p - I)! (-L)np(al ... an)P eine ganze Zahl ist, die
durch (p - I)! teilbar ist, aber nicht durch pt, falls man p hinreichend
groß wählt. Falls demnachp > q, dann hat man I J I ~ (p -I)!.
Die Transzendenz von 1t impliziert prakti!wh überhaupt nichts bezüglich der Folge der Dezimalen.
Immer wenn die tellenjäger einen Rekord brechen und stolz darauf sind, als erste eine neue Par-
zelle des unendlichen Universums von 1t erschlossen zu haben, dann unterziehen sie ihre Ergeb-
nisse allen möglichen statistischen Th 'ts. Dabei ist niemals etwas Bemerkenswertes gefunden wor-
den. Traten dennoch mitunter irgendwelche Eigentümlichkeiten auf, dann sind diese leider nie
bestätigt worden - entweder weil die Dezimalen falsch waren oder weil die betreffende Eigen-
tümlichkeit verschwand, als man die Entwicklung weiterführte. Die Dezimalen von 1t präsentieren
sich - abgesehen davon, daß 'ie eben die Dezimalen von 1t sind - wie zufällige Zahlen, deren
Auftreten man weder beweisen noch ver tehen kann! Wir müssen uns die Frage stellen, was Zufall
eigentlich ist, und wir müssen uns fragen, was die Definition einer statistisch beliebigen kom-
plexen, unuorher eh baren, nichtkomprimierbaren usw, Folge von Dezimalen bedeutet. Die Theorie
der Berechenbarkeit erweist sich dabei ai wesentliche Stütze, aber trotz der hierdurch gewährten
neuen Einblicke sind wir auch weiterhin mit ungemein einfachen, tiefgründigen und ungelö. ten
Fragen konfrontiert. Diese Fragen rechtfertigen ganz gewiß, daß sich brillante Mathematiker, wie
die Chudnou 'ky-Brüder, an der leidenschaftlichen Suche nach den Ziffern von 1t beteiligen.
Anomalien?
matik vermittelt, von der wir nicht wissen, ob sie ihren wirklichen
Ursprung in 1t hat, oder ob sie lediglich das Ergebnis der vom
menschlichen Gehirn mit dem Ziel durchgeführten Arbeit ist, unge-
ordnete Strukturen zu organisieren». Die Chudnovskys meinen, daß
die von ihnen erstellten Ziffernlandschaften nicht das Ergebnis
eines einfachen Zufalls sind, aber sie können auf dieser Grundlage
keine bestimmten Feststellungen treffen: «Es sind weniger Gipfel
und weniger Täler vorhanden, als man erwarten würde, wenn 1t
wirklich eine zufällige Zahl wäre.» Ihre Schlußfolgerung ist, daß
man trotz dieses vagen Gefühls und wegen der Tatsache, daß bis
jetzt nichts eindeutig bewiesen worden ist, noch weiter «draußen»
nachschauen muß.
Die Chudnovsky-Brüder hoffen, daß die Regelmäßigkeiten, von
deren Existenz sie offenbar überzeugt sind, in nicht allzu großer
Ferne in Erscheinung treten und jedenfalls nicht jenseits der
Reichweite unserer künftigen Rechner liegen. Tatsächlich schätzen
sie - unter Zugrundelegung der Größe des sichtbaren Universums
-, daß man niemals mehr als 1077 Ziffern von 1t berechnen können
wird - wir haben demnach noch etwas Spielraum, da wir uns jetzt
bei 5 x 10 10 befinden. «Falls 1t nicht schon vor der Stelle 10 77 ein
systematisches Verhalten aufweist, dann wäre das wirklich ein
Desaster, aber man braucht deswegen noch nicht aufzugeben; es
muß auch ein Mittel geben, diese Hürde zu nehmen.» Dieses Mittel
ist ganz sicher in den neuen Ergebnissen der reinen Mathematik
zu suchen, und die neue Formel von P. Borwein, D. Bailey und S.
Plouffe zur Berechnung von 1t (vgl. Kapitel 8) ist vielleicht ein
Vorbote dafür.
°
0,08
0,095
unter den ersten
unter den ersten
unter den ersten
10 Dezimalen
100 Dezimalen
1 000 Dezimalen
0,097 unter den ersten 10000 Dezimalen
0,1002 unter den ersten 100 000 Dezimalen
0,0998 unter den ersten 1 000 000 Dezimalen
0,1000207 unter den ersten 10 000 000 Dezimalen
0,1000028 unter den ersten 6 000 000 000 Dezimalen
Beispiel: 24/5 =4(1 + 1/5), und man nimmt daher ao =a2 = 1 und
ai * *
= 0 für alle i 0, i 2.
Eine solche Entwicklung [ao, al' ... ] von x ist eine Art Binär-
entwicklung. Diese Schreibweise ist nicht notwendig eindeutig, aber
man kann diesen Mangel beheben, denn jede reelle Zahl x läßt sich
in der oben beschriebenen Form auf eindeutige Weise schreiben,
wenn man die folgenden Regeln beachtet:
213
IST 1t EINE ZUFÄLLIGE ZAHL?
• a2i = 1 dann und nur dann, wenn die Partialsumme der aj mit} < i
kleiner als x ist.
• a2i+l = 1 dann und nur dann, wenn diese Partialsumme größer als
x ist. Diese Bedingungen liefern übrigens einen einfachen Konver-
tierungsalgorithmus für jede reelle Zahl in der angegebenen Form.
Diese für jede reelle Zahl x eindeutige Entwicklung könnte als
Entwicklung einer Zahl nach Madhava-Gregory-Leibniz bezeichnet
werden. Sie ist tatsächlich nicht absurder als die Entwicklung zur
Basis 10, auch wenn die Verwendung ziemlich unhandlich ist - ins-
besondere für die elementaren Operationen der Addition und der
Multiplikation.
Mit dieser Definition gestattet die Zahl 0 die Entwicklung
[0000000 ... ] und 7t die Entwicklung [ 1 1 1 1 1 1 1 ... ] (nach
Madhava-Gregory-Leibniz). Die Zahlen 0 und 7t sind demnach in der
Entwicklung nach Madhava-Gregory-Leibniz die beiden einfachsten
reellen Zahlen! Demnach ist die Tatsache, daß sich die Dezimalen
von 7t wie eine Folge von zufällig gezogenen Zahlen verhalten, wirk-
lich erstaunlich und bedarf eines Beweises und einer Erklärung.
L (-lf/n L 1/n!
n=l n=ü n=l n=ü
Nun wissen wir, daß die erste Reihe gegen 7t2/6, die zweite gegen
2, die dritte gegen In (2) und die vierte gegen e konvergiert. Sucht
man noch etwas mehr, dann findet man schnell die Reihe von
Madhava-Gregory-Leibniz und viele weitere Reihen, die gegen 7t
oder gegen Zahlen konvergieren, in denen 7t auftritt. Das ist kein
Zufall, denn man trifft 7t in den verschiedensten mathematischen
Situationen an.
214
10. KAPITEL
Kryptographie
Will man verstehen, was in der Dezimaldarstellung oder in der
Binärdarstellung von 1t geschieht, dann muß man spezielle Unter-
suchungen durchführen und sich die Frage nach Verfahren für den
Basiswechsel stellen. Man muß also nach der Leistungsfähigkeit ein-
facher arithmetischer Verfahren zur Simulation des Zufalls fragen.
215
IST 1t EINE ZUFÄLLIGE ZAHL?
(a ) Zahlenuniversen
In einer unendlichen Folge zufällig ausgewählter Ziffern kommt
alles vor, wenn nur jede Ziffer mit einer von Null verschiedenen
Wahrscheinlichkeit gezogen werden kann. Mit anderen Worten:
Jede mögliche Folge tritt früher oder später auf. Derartige Folgen
heißen Folgenuniversen, und diejenigen reellen Zahlen, deren Dezi-
malenfolge ein derartiges Folgenuniversum ist, heißen Zahlen-
universen zur Basis 10 - die Definition läßt sich natürlich für jede
Basis modifizieren.
Die Champernownesche Zahl 0,1234567891011121314 ... ist ein
Zahlenuniversum zur Basis 10: Eine endliche Ziffernfolge s, die
nicht mit Null beginnt, tritt auf, wenn die ganze Zahl mit der
Schreibweise s an der Reihe ist; falls die Folge s mit Null anfängt,
dann wartet man auf die ganze Zahl n = Is. Ebenso ist die Zahl
0,248163264128 ... (die Potenzen von 2 zur Basis 10 sind hier nach-
einander aufgeschrieben) ein Zahlenuniversum zur Basis 10, was
aber weniger leicht zu beweisen ist. Man kennt zahlreiche Verfahren
zur Konstruktion von Zahlenuniversen, und man weiß, daß es über-
217
IST 7t EINE ZUFÄLLIGE ZAHL?
abzählbar viele davon gibt. Es ist zwar bekannt, daß es auch über-
abzählbar viele Zahlen gibt, die keine Zahlenuniversen sind.
Dennoch kann man zeigen, daß fast alle Zahlen Zahlenuniversen
sind, und zwar zu jeder Basis.
«Fast alle» wird hier nicht im mengentheoretischen Sinne ver-
wendet, wo es «alle, bis auf abzählbar unendlich viele Ausnahmen»,
sondern im Sinne der Maßtheorie, wo es «alle mit Ausnahme einer
Menge E vom Maß Null» bedeutet. Eine derartige Menge E läßt sich
für ein beliebiges festes f > 0 in eine Vereinigung von offenen
Intervallen einschließen, deren Gesamtlänge höchstens gleich fist.
Jede abzählbare Menge {ao, al' a2' ... , an' ... } ist vom Maß Null,
denn sie läßt sich in die Vereinigung der Intervalle la n - f/2n +1,
an + fi2 n +1[ einschließen, deren Gesamtlänge fi2 1 + fi2 2 + ... = f
beträgt.
Es ist faszinierend, über die Eigenschaften von Zahlenuniversen
nachzudenken. Falls 7t ein Zahlenuniversum ist, dann impliziert das
spaßigerweise die Richtigkeit der folgenden Behauptungen:
• Irgendwo in 7t befindet sich Ihr Geburtsdatum. Man kennt heute
genügend viele Dezimalen, um das erste Auftreten eines Geburts-
datums zu lokalisieren, und eine Internetseite übernimmt die
Suche, wenn Sie es wünschen; wir verweisen auf die Liste der Inter-
netseiten am Schluß des Buches.
• Irgendwo in 7t befindet sich Ihre Sozialversicherungsnummer. Da
diese Zahl aus 13 Ziffern besteht, müssen mindestens 10 13 Dezi-
malen von 7t ausgerechnet werden, damit gute Chancen für eine
Lokalisierung bestehen.
• Irgendwo in 7t stehen Ihr Name, Ihr Vorname und Ihre Adresse in
kodierter Form, wenn zum Beispiel jeder Zahl zwischen 0 und 99 ein
Buchstabe zugeordnet wird. Da diese Folge ziemlich lang ist, befin-
det sie sich wahrscheinlich weit «draußen», und es ist unwahr-
scheinlich, daß Sie zu Ihren Lebzeiten erfahren, wo sie auftritt .
• Irgendwo in 7t befindet sich in kodierter Form (ähnlich wie soeben
beschrieben) der Roman Madame Bovary von Gustave Flaubert -
sowohl im französischen Original wie auch in der deutschen Über-
setzung.
• Irgendwo in 7t befindet sich das von Glenn Gould gespielte Con-
certo Italiano von Johann Sebastian Bach, und zwar in digitalisier-
ter Form - wie auf einer CD, die ja nichts anderes ist als eine Folge
von Ziffern. Irgendwo steht auch die Aufzeichnung, die Bach von sei-
nem Konzert durch Parodieren des Manierismus von Gould gemacht
haben könnte.
• Irgendwo in 7t befindet sich der digitalisierte Film Ihres Lebens,
vom ersten bis zum letzten Augenblick, aber es gibt auch eine Menge
fehlerhafter Versionen dieses Films (zum Beispiel mit umgekehrt
218
10. KAPITEL
°
ala2aS'" schreiben lassen (wobei an eine aufsteigende Folge von
ganzen Zahlen mit der Eigenschaft ist, daß für jedes f > von einer
gewissen Stelle an die Relation an ~ n l+E gilt), sind zu dieser Basis b
normal. Die folgenden Zahlen sind demnach normal zur Basis 10:
0,7142135424956 ... (die nacheinander aufgeschriebenen Vielfachen
von 7),
0,23571113171923 .. . (die nacheinander aufgeschriebenen Prim-
zahlen).
der im Sinne der Maßtheorie gemeint ist, wie wir bereits ausgeführt
hatten. Technisch ausgedrückt ist eine exzeptionelle Eigenschaft
eine Eigenschaft, die nur von den Folgen einer Menge vom Maß Null
verifiziert werden. Die Eigenschaften, «mit unendlich vielen Nullen
zu enden» oder «nicht normal zu sein», sind nach einem Ergebnis
von Borel exzeptionelle Eigenschaften; das Wort «normal» ist dem-
nach treffend gewählt! Da es sich hierbei auch um effektiv verifizier-
bare Eigenschaften handelt, folgt per Definition, daß eine
Zufallsfolge im Sinne von Martin-Läf nicht auf unendlich viele
Nullen enden kann und normal ist.
Um zu verstehen, was «effektiv verifizierbare Eigenschaft» be-
deutet, betrachten wir folgendes Beispiel. Wir stellen uns vor, daß
wir die ersten 30 Binärziffern einer unendlichen Folge kennen:
111000111111000111000000111000000000111
Wir stellen fest, daß die Einsen und die Nullen zuje dreien auf-
treten. Das ist eine unübliche Eigenschaft. Die Wahrscheinlichkeit
dafür, daß eine unendliche Zufallsfolge diese Eigenschaft hat, ist
gleich Null. Wenn wir die Entscheidung zu treffen hätten, diese
Folge als Zufallsfolge zu akzeptieren oder abzulehnen, dann wür-
den wir ablehnen, denn diese Folge ist fragwürdig! Eine effektiv
verifizierbare Eigenschaft ist einfach eine Eigenschaft, wie «die
Nullen und die Einsen treten zu je dreien auf». Diese Eigenschaft
läßt sich durch ein Programm verifizieren, wobei das Risiko, sich
zu irren, immer kleiner wird, je weiter man bei den Ziffern nach
«draußen» geht.
Die exakte Definition scheint uns etwas kompliziert zu sein,
aber wir wollen sie hier dennoch für die mutigen Leser wiedergeben.
Eine Eigenschaft P ist exzeptionell und effektiv verifizierbar, wenn
ein Testprogramm existiert, das darauf abzielt, Folgen mit dieser
Eigenschaft zu eliminieren, und das für jede ganze Zahl n gewisse
Folgen eliminiert, die die Eigenschaft P zu haben scheinen. n ent-
spricht dem mehr oder weniger hohen Level, mit dem der Test
durchgeführt wird. Dieser Test wird unter Benutzung einer endli-
chen Anzahl von Ziffern der Folge realisiert, und zwar derart, daß
die ausgesonderten Folgen einen Anteil von höchstens 1/2 n haben.
Die Folgen, die ab einem gewissen n stets eliminiert werden
(man kann sagen «asymptotisch eliminiert werden»), müssen genau
diejenigen Folgen sein, die der Eigenschaft P genügen. Die Bedin-
gung mit 1/2 n gewährleistet, daß diese Folgen eine Menge vom Maß
Null bilden. Wir stellen fest, daß die Definition folgende Tatsache
berücksichtigt: Eine Zufallsfolge, deren Anfang eine bemerkens-
werte Eigenschaft besitzt, kann für zu kleine n irrtümlicherweise
eliminiert werden, aber sie wird nicht eliminiert, wenn der Test mit
einer hinreichend großen Genauigkeit durchgeführt wird. Führt
224
10. KAPITEL
man einen Test mit nur sehr wenigen Daten durch, dann läßt sich
die Möglichkeit eines solchen Irrtums nicht vermeiden. Der Test, der
den Vergleich mit 1t beinhaltet, besteht auf dem Level n in der
Untersuchung der ersten n Ziffern der betrachteten Folge nach der
Elimination derjenigen Ziffern, die mit denen von 1t übereinstim-
men: Am Anfang kann man sich täuschen, wenn die Folge der
Ziffernfolge von 1t ähnelt, aber asymptotisch wird nur 1t eliminiert.
Der Test für die aus Dreierpaketen von Nullen und Einsen zusam-
mengesetzten Folgen besteht auf dem Level n darin, ausgehend von
den ersten 3n Ziffern zu überprüfen, ob die Eigenschaft verifiziert
wird, und die Folge zu eliminieren, falls dies zutrifft. Auch hier kann
man sich am Anfang täuschen, aber asymptotisch werden nur die
durch den Test erkannten Folgen ständig eliminiert.
Als sehr wichtig erweist sich die Bedingung, die festlegt, daß die
Verifikation durch ein Programm definierbar ist. Setzt man diese
Andrei Kolmogorow (1903-1987). Bedingung nicht voraus, dann hätte jede spezielle Folge s die exzep-
tionelle Eigenschaft, «gleich s zu sein», und es gäbe gar keine Zu-
fallsfolgen. Der Erfolg der Idee von Martin-Löf ist darauf zurückzu-
führen, daß sie eine Bedingung aus der Wahrscheinlichkeitstheorie
«<keine exzeptionelle Eigenschaft zu haben») mit einer Effektivi-
tätsbedingung verbindet, wodurch die erstere Bedingung gemildert
wird. Dies ist unbedingt notwendig, um keine leere Definition zu
haben. Die Definition von Martin-Löfist dank der Kolmogorowschen
Komplexitätstheorie ein Jahrzehnt später klarer formuliert worden.
Wir wollen zu dieser Theorie einige Bemerkungen machen.
Die Theorie von Kolmogorow definiert die Komplexität eines
endlichen Objektes (zum Beispiel einer endlichen Folge von Nullen
und Einsen) durch die Größe des kleinsten Programmes, das es
gestattet, das fragliche Objekt zu drucken. Man verwendet einen
hinreichend leistungsstarken Bezugsrechner für dieses
Größenmaß und zeigt, daß das Maß kaum vom Bezugsrechner
abhängt. Eine Folge von einer Million Einsen hat eine schwache
Kolmogorow-Komplexität, denn es gibt sehr kurze Programme, die
diese Folge drucken: «Für i = 1 bis 1.000.000 drucke 1; Ende.» Die
Folge der ersten Million Dezimalen von 1t hat eine größere
Kolmogorow-Komplexität, denn das kürzeste Programm, das die
Zahl ausdruckt, hat mehrere Zeilen - die Länge des Programms
überschreitet 100 Zeilen; eine exakte Längenangabe ist jedoch
nicht bekannt. Kurze Programme, die das Ausdrucken langer
Objekte gestatten, können als komprimierte Versionen dieser
Objekte betrachtet werden.
Andererseits ist eine Folge der Länge 1.000.000 mit einer
Kolmogorow-Komplexität größer als oder gleich 1.000.000 vollkom-
men unkomprimierbar. Es gibt keinerlei Mittel, diese Folge in kom-
225
IST 1t EINE ZUFÄLLIGE ZAHL?
5ch Iußfolgeru ng
Wir haben gegenwärtig einen klar abgesteckten theoretischen
Rahmen, um gleichzeitig die Zahlen zu definieren, von ihnen zu
sprechen, ihre Seltenheit und sogar ihre Regellosigkeit zu messen.
Dennoch befreit uns dieser Rahmen nicht von sorgfältigen Unter-
suchungen arithmetischer, kombinatorischer und analytischer
Natur. Diese mathematisch schwierigen Untersuchungen sind oft
die einzigen, mit denen man die Lösung der exakten Probleme vor-
antreiben kann. Bei den Bemühungen, die Zahl1t noch besser ken-
nenzulernen, werden die Computer eine immer wichtigere Rolle
spielen. Und das nicht nur, weil sie eine Berechnung der Dezimalen
und der Binärziffern von 1t oder die Entwicklung dieser Zahl in
einen Kettenbruch gestatten, sondern auch, weil sie
Stammfunktionen, Polynome, Reihen und alle möglichen anderen
Dinge berechnen, die für die Mathematiker nützlich sind, und weil
die durch Rechnung erzielten Ergebnisse ebenso gut wie Beweise
sind.
Wie bei der Lösung des Paradoxons der häufig auftretenden,
aber unauffindbaren Zahlen (denen wir in den letzten beiden Kapi-
teln mehrere Male begegnet sind) muß man zwei vollkommen entge-
gengesetzte Zugänge zu den mathematischen Objekten deutlich
unterscheiden und würdigen. Wir haben
- den Zugang «von oben», der durch die Einführung neuer
abstrakter Begriffe und durch den Ausbau der alten Begriffe voran-
getrieben wird: Zahlbegriffe, geometrische Räume, Begriffe der Ana-
lysis (Grenzwerte, Ableitungen, Integrale usw.), Mengenlehre,
Topologie, abstrakte Algebra, Theorie der Berechenbarkeit und der
Komplexität, mathematische Logik;
- den Zugang «von unten», also über die Kombinatorik end-
licher Objekte, durch die Arithmetik, durch sorgfältige analytische
Beweisführung, durch die Suche nach neuen Formeln, neuen Un-
gleichungen usw.
Beide Zugänge sind gleichermaßen wichtig, und man unterliegt
einem schwerwiegenden Irrtum, wenn man meint, daß einer der
Zugänge mit einer Freistellung vom jeweils anderen einhergeht -
auch wenn jeder Mathematiker seine eigene bevorzugte Heran-
gehensweise hat. Weder löst der abstrakte Rahmen alle einfachen
Fragen, die mit seiner Hilfe gestellt werden können, noch löst er alle
alten Fragen, die oft blockiert bleiben (wir haben in diesem Kapitel
viele derartige Fragen über 1t kennengelernt). Die Irrationalität von
r;(3) ist ein extremes Beispiel für die Notwendigkeit des Zuganges
von unten. Im Beweis von Roger Apery war nichts, was er irgend-
welchen neuen Werkzeugen zu verdanken gehabt hätte. Der von
231
IST 1t EINE ZUFÄLLIGE ZAHL?
Unterschiedliche Einteilungen
der reellen Zahlen. Das obere
Schema ist das klassische, das uns
das 19. Jahrhundert hinterlassen
hat (vgl. Kapitel 9).
Das mittlere Schema illustriert
einige Eigenschaften der schwa-
chen Ungeordnetheit von Zahlen
und die zwischen ihnen bestehen-
den Beziehungen. Ein Zahlen-
universum ist eine Zahl, die jede
mögliche endliche Folge enthält,
und zwar unabhängig von der
Basis, in der die Zahl niederge-
schrieben wird. Zum Beispiel fin-
det man zur Basis 10 irgendwo in
der Ziffernfolge einer derartigen
Zahl die Folge 0123456789. Per
Definition ist eine Zahl gleichver-
teilt zur Basis 10, wenn in der
Dezimalschreibweise dieser Zahl
die Auftrittshäufigkeit einer je-
den Ziffer gleich 1110 ist. Eine Zahl
ist normal zur Basis 10, wenn dar-
über hinaus für sämtliche Ziffern-
paare von 00 bis 99 die Auftritts-
häufigkeit gleich 11100 ist, die
Auftrittshäufigkeit aller Tripel
gleich 111000 ist usw. Eine nor-
male Zahl (also eine zu allen Ba-
sen normale Zahl) ist natürlich
ein Zahlenuniversum.
Das untere Schema illustriert die
Schwierigkeit der Berechnung
der Ziffern einer reellen Zahl. Nur
die allereinfachsten Zahlen, wie
etwa die rationalen Zahlen, sind
durch einen endlichen Automa-
ten, also durch eine Maschine mit
einer festen Speicherkapazität,
berechenbar. Es scheint, daß man
die Dezimalen von 1t nicht in linea-
rer Laufzeit, also nicht in einer zu
n proportionalen Zeit berechnen
kann. Dennoch ist 1t berechenbar,
denn man kennt eine Vielzahl von
Algorithmen, die die Dezimalen
von 1t in einer zu n 2 proportiona-
len Zeit oder sogar in etwas weni-
ger Zeit berechnen. Bei der
Chaitinschen Zahl n ist das nicht
der Fall. Dennoch ist n in der
Mengentheorie von Zermelo-
Fraenkel (ZF), die in der Mathe-
matik als allgemeiner formaler
Rahmen verwendet wird, endlich
definierbar. Es gibt nur abzählbar
unendlich viele Zahlen, die in ZF
endlich definierbar sind. Keine
der im Sinne von Martin-Löf zu-
fälligen Zahlen ist berechenbar;
einige dieser Zahlen (zum Beispiel
fl) sind endlich definierbar, an-
dere hingegen nicht.
232
10. KAPITEL
( ~)2
331 + 1
= 3 14153
'
130; :i23= 3,1415926530119026 (Euler)
1,09999901 x 1,19999911 x 1,39999931 x 1,69999961 = 3,141592 57
2+ 1 + (413)2 = 31415926497
750 '
~+ VI = 3,14164 (Ramanujan)
2
( 66.3 + 86 2 )
= 3,1415970 (Castellanos)
55 3
236
ANHANG
~~
A 3 C
AB = 1
AC=3
BC = " 10 = 3,1 622 '"
Fehler: 0,66 %
Ir
~ _ __ _ ...", C
4/3
,r - --'-"'..!B AB = 1
=
BC 4/3
CD = (4/3)2
=
DE (4/3)3
EF = (4/3)4 = 3,1 6049 '" Ir
E ..........- - - - -- - - - - - - - - " F Fehler: 0,6 %
(4/3)4
AB =AC = 1
BAD =30°
CE =3
ED = v'':::B-:::C"''2-+ """""
(C=-=E=-----::c
B=-D'"")2
= v' 4 + (3 - 1N 3)2
= v' 40/3 - 6N 3
= 3,141533 '" rr
Fehler: 1,8 x 10-5
3 E
F AB = 0,5 AC = 1 FG 11 BE
CD = 0,1 DE = 0,2 AG = AE x AF/AB
AF = BD=h ,12 + 0,62 = 13 v'1 46 150
=
v'146/10 = 3,1 4159 19 '" rr
Fehler : 2 x 10-7
B
0,5
A CD E G
0,10,2
B AB = AC = 1
AE=7/8 CF = 1/2
FG 11 AB FH 11 EG
CF/CH = CElCG
CH = CF x CG/CE
= CF2/CE2
=(114)21 [1 + (7/8}2]
= 42/(82 + 72)
= 0,1415929 '" It - 3
Fehler: 8,5 x 10-8
238
ANHANG
Beachten Sie: aus GH"" --.l1t folgt, daß ein Quadrat mit der Seite GH
eine Näherungslösung für das Problem der Quadratur ist.
AB=AC= 1/2
AE =3/10
3/10
MD = 30°
EF= FD
EF = 1/2";(-13/4 - 3/10)2 + 1/16
= 0,1415912 "" 1[- 3
A L -_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _..J C Fehler: 4 x 10.7
L=Vh 2 +r 2
Gesamtoberlläche: 2n(L + r) Gesamtoberlläche: nr (L + r)
L L
Seitenfläche: 2nrL Seitenfläche: nrL
Kugel Torus
l12 ( ;2)
p Primzahl
1- = (1 - ±) x (1 - ~) x (1 - 2~) x ...
Beweis
Es sei n fest. Wir zählen die Anzahl der Paare (i, }) der teiler-
fremden ganzen Zahlen s n. Sollen i und} teilerfremd sein, dann
dürfen beide keine Vielfachen von 2 sein (erste Bedingung). Der
Anteil der Paare (i, }), bei denen i und} Vielfache von 2 sind, beträgt
1/2 2 . Daher ist 1 - 1/2 2 der Anteil derjenigen Paare, die der ersten
240
ANHANG
atz 2
Für jede reelle Zahl a > 1 gilt:
TI
=
( l- a
1 )-1 = L= 1
p =2 p n= 1 na
p Primzahl
Beweis
Wir benutzen zunächst die Identität
p . -2 nn
ßp = L sm 2p+ 1
n=l
dann findet man ein Polynom von der Form a q x 2q + aq_l X2(q-ll +
aq _2 X2(q-2l + ... +a\X2 + ao. Nun zeigt man, daß die Summe der
Quadrate der Nullstellen eines solchen Polynoms gleich -2aq_/aq
ist. Hieraus folgt
-2 (2 2 2) _-2 2 (2p + 1) 2p (2p - 1) / (2 x 3)
u 1 + u2 + ... + up - 2 (2p + 1)
und schließlich
242
ANHANG
Wegen cot x ~ 1/x ~ l/sin x für 0 < x < n/2 schließt man
Geht p gegen unendlich, dann streben die Brüche auf der linken
und auf der rechten Seite gegen rc 2/6 und man erhält das gesuchte
Ergebnis.
Alle diese Formeln leiten sich aus der Formel eix = cos x + i sin x
ab, die folgende geometrische Bedeutung hat: Derjenige Punkt der
Ebene, der der komplexen Zahl eix entspricht, ist der Punkt mit den
Koordinaten (cos x, sin x).
243
TABELLEN, FORMELN UND ZUSÄTZLICHE ANGABEN
Reihenformeln für 1t
~ 1 1 1 1 1
L -8 = - + - + - + - + ...
n=1
n 18 28 38 4 8 9450
~ 1 1 1 1 1 (_1)"'-1 B 2m (2n)2m
L - = - + - + - + - + ... = - - - - - -
n 2m 12m 2 2m 3 2m 4 2m 2 (2m)!
n=1
e'-I n=O n n!
Hieraus folgt:
n-l
B 0 = 1, k~O (~) Bk = 0 fiir n 2: 2,
1 1 1 1 1 n2
L =-+-+-+-+ ... =-
n=O (2n + 1)2 12 3 2 52 72 8
1 1 1 1 1 n4
L =-+-+-+-+ ... = -
n = 0 (2n + 1)4 14 3 4 54 74 96
1 1 1 1 1 n6
L =-+-+-+-+ ... =--
n=O (2n + 1)6 16 3 6 56 76 960
1 1 1 1 1 17n8
L =-+-+-+-+ ... = - - -
n=O (2n+ 1)8 18 38 58 78 161280
1 1 1 1 1 (_I)m-l B 2m n2m (2 2m -1)
L = - + - + - + - + ... =------=-=-----
n = 0 (2n + 1)2m 1 2m 32m 52m 7 2m 2 (2m) !
L (-lf = ~ _ ~ + ~ _ ~ + ... = ~
(2n + 1)1 3 5 7 4
n=O
~lf 1 1 1 1 ~
L = - - - + - - - + ... = -
n=0 (2n + IP 13 3 3 53 7 3 32
(-lf
1 1 1 1 5 n5
L = - - - + - - - + ... = - -
n=O(2n+l)5 15 3 5 5 5 75 1336
(-lf 1 1 1 1 (-Ir E 2m n 2m +1
L = - - - - - + - - - - - + ... = - - - - - -
n= 0 (2n + 1)2m + 1 12m +1 3 2m +1 5 2m +1 72m +1 2 2m +2 (2m) !
Hieraus folgt
245
TABELLEN, FORMELN UND ZUSÄTZLICHE ANGABEN
1 17n4 = m2 m
(2m) = 3240
=
L
m=l m4
(Comtet, 1974)
m=l
L (2m) =n+3
m m
n
L
m =1 (2m + 1) 16m 3
i: (2m)3
m 2
42m + 5
12m + 4
=..!
n
m=O
- in Kapitel 5 (arctan-Formeln);
- in Kapitel 7 (1995 gefundene neue Formeln, welche die
Berechnung der Binärziffern von 7t, 7t 2 und einiger anderer Konstan-
ten gestatten);
- in Kapitel 8 (von Ramanujan, den Chudnovsky-Brüdern und den
Borwein-Brüdern stammende Reihen und Algorithmen mit ultra-
schneller Konvergenz).
[= 1
Jo exp{-x2) dx =2".fit
e
Jo
In (x) dx=- 7t 2
I-x 6
e
Jo
In (x) dx=- 7t 2
1 +x 12
rr (1 __1)= (1_~)(1 __
n=l
16n2
1 )(1 __
16
1 ). . =2.[2
16 x 22 16 X 3 2 1t
rr (1 __1) (1_~)(1 __
n=l
36n 2
= 1 )(1 __
36
1 )...=~
36 x 22 36 X 3 2 1t
n=l
Zahlen mit TC
2n= 6,2831853071795864769252867665590057683943387987502
11641949889184615632812572417997256069650684234136
3n= 9,4247779607693797153879301498385086525915081981253
17462924833776923449218858626995884104476026351204
4n = 12,566370614359172953850573533118011536788677597500
42328389977836923126562514483599451213930136846827
5n = 15,707963267948966192313216916397514420985846996875
52910487472296153908203143104499314017412671058534
l/n= 0,3183098861837906715377675267450287240689192914809
128974953346881177935952684530701802276055325061719
~n= 1,7724538509055160272981674833411451827975494561223
87128213807789852911284591032181374950656738544665
n2 = 9,8696044010893586188344909998761511353136994072407
90626413349376220044822419205243001773403718552232
n3 = 31,0062766802998201754763150671013952022252885658851
0769414453810380639491746570603756670103260288619
n 10 = 93648,04747608302097371669018491934563599815727551469
412705244939319824802228721644861526137334462975
In(n) = 1,1447298858494001741434273513530587116472948129153
11571513623071472137769884826079783623270275489708
log2(n)= 1,6514961294723187980432792951080073350184769267630
41529406788515488102963584541438960264792809854102
loglO(n) = 0,49714987269413385435126828829089887365167832438044
24461340534999249471120895526746555473864642912226
2x = 8,8249778270762876238564296042080015817044108152714
84926668959865055370087069523504305712837874804792
lOx= 1385,455731367011089140919936879688065066565539444998
214841804699873588554772116042203862637483814661
eX = 23,1406926327792690057290863679485473802661062426002
1199344504640952434235069045278351697199706754921
e+n= 5,8598744820488384738229308546321653819544164930750
65395941912220031893036639756593199417003867283495
en= 8,5397342226735670654635508695465744950348885357651
14961879601130179228611157330807572563869710473943
249
TABELLEN, FORMELN UND ZUSÄTZLICHE ANGABEN
3809525720106548586327886593615338182796823030195203530185296899577362259941389124972177528347913151
5574857242454150695950829533116861727855889075098381754637464939319255060400927701671139009848824012
8583616035637076601047101819429555961989467678374494482553797747268471040475346462080466842590694912
9331367702898915210475216205696602405803815019351125338243003558764024749647326391419927260426992279
6782354781636009341721641219924586315030286182974555706749838505494588586926995690927210797509302955
3211653449872027559602364806654991198818347977535663698074265425278625518184175746728909777727938000
8164706001614524919217321721477235014144197356854816136115735255213347574184946843852332390739414333
4547762416862518983569485562099219222184272550254256887671790494601653466804988627232791786085784383
8279679766814541009538837863609506800642251252051173929848960841284886269456042419652850222106611863
0674427862203919494504712371378696095636437191728746776465757396241389086583264599581339047802759009
9465764078951269468398352595709825822620522489407726719478268482601476990902640136394437455305068203
4962524517493996514314298091906592509372216964615157098583874105978859597729754989301617539284681382
6868386894277415599185592524595395943104997252468084598727364469584865383673622262609912460805124388
4390451244136549762780797715691435997700129616089441694868555848406353422072225828488648158456028506
0168427394522674676788952521385225499546667278239864565961163548862305774564980355936345681743241125
1507606947945109659609402522887971089314566913686722874894056010150330861792868092087476091782493858
9009714909675985261365549781893129784821682998948722658804857564014270477555132379641451523746234364
5428584447952658678210511413547357395231134271661021359695362314429524849371871101457654035902799344
0374200731057853906219838744780847848968332144571386875194350643021845319104848100537061468067491927
8191197939952061419663428754440643745123718192179998391015919561814675142691239748940907186494231961
5679452080951465502252316038819301420937621378559566389377870830390697920773467221825625996615014215
0306803844773454920260541466592520149744285073251866600213243408819071048633173464965145390579626856
1005508106658796998163574736384052571459102897064140110971206280439039759515677157700420337869936007
2305587631763594218731251471205329281918261861258673215791984148488291644706095752706957220917567116
7229109816909152801735067127485832228718352093539657251210835791513698820914442100675103346711031412
6711136990865851639831501970165151168517143765761835155650884909989859982387345528331635507647918535
8932261854896321329330898570642046752590709154814165498594616371802709819943099244889575712828905923
2332609729971208443357326548938239119325974636673058360414281388303203824903758985243744170291327656
1809377344403070746921120191302033038019762110110044929321516084244485963766983895228684783123552658
2131449576857262433441893039686426243410773226978028073189154411010446823252716201052652272111660396
6655730925471105578537634668206531098965269186205647693125705863566201855810072936065987648611791045
3348850346113657686753249441668039626579787718556084552965412665408530614344431858676975145661406800
7002378776591344017127494704205622305389945613140711270004078547332699390814546646458807972708266830
6343285878569830523580893306575740679545716377525420211495576158140025012622859413021647155097925923
0990796547376125517656751357517829666454779174501129961489030463994713296210734043751895735961458901
9389713111790429782856475032031986915140287080859904801094121472213179476477726224142548545403321571
8530614228813758504306332175182979866223717215916077166925474873898665494945011465406284336639379003
9769265672146385306736096571209180763832716641627488880078692560290228472104031721186082041900042296
6171196377921337575114959501566049631862947265473642523081770367515906735023507283540567040386743513
6222247715891504953098444893330963408780769325993978054193414473774418426312986080998886874132604721
250
ANHANG
5695162396586457302163159819319516735381297416772947867242292465436680098067692823828068996400482435
4037014163149658979409243237896907069779422362508221688957383798623001593776471651228935786015881617
5578297352334460428151262720373431465319777741603199066554187639792933441952154134189948544473456738
3162499341913181480927777103863877343177207545654532207770921201905166096280490926360197598828161332
3166636528619326686336062735676303544776280350450777235547105859548702790814356240145171806246436267
9456127531813407833033625423278394497538243720583531147711992606381334677687969597030983391307710987
0408591337464144282277263465947047458784778720192771528073176790770715721344473060570073349243693113
8350493163128404251219256517980694113528013147013047816437885185290928545201165839341965621349143415
9562586586557055269049652098580338507224264829397285847831630577775606888764462482468579260395352773
4803048029005876075825104747091643961362676044925627420420832085661190625454337213153595845068772460
2901618766795240616342522577195429162991930645537799140373404328752628889639958794757291746426357455
2540790914513571113694109119393251910760208252026187985318877058429725916778131496990090192116971737
2784768472686084900337702424291651300500516832336435038951702989392233451722013812806965011784408745
1960121228599371623130171144484640903890644954440061986907548516026327505298349187407866808818338510
2283345085048608250393021332197155184306354550076682829493041377655279397517546139539846833936383047
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TABELLEN, FORMELN UND ZUSÄTZLICHE ANGABEN
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252
ANHANG
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253
TABELLEN, FORMELN UND ZUSÄTZLICHE ANGABEN
• 2000 Buchstaben von 1t (geschrieben zur Basis 26, wobei 0 durch a, 1 durch b usw. ersetzt wurde)
d,
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Internetseiten
http://www.users.globalnet.co.uk/-nickjh/pUinks.htm • Ziemlich voll-
ständige Liste der Links über 1t.
http://www.lacim.uqam.ca/plouffe/ • Persönliche Seiten von Simon
Plouffe mit vielen Dingen über 1t.
http://www.lacim.uqam.ca/pi/ • Der Inverter von Simon Plouffe mit
Informationen über die letzten Rekorde bei der Berechnung von 1t.
http://www.mathsoft.com/asolve/constantlpstscrpt.html • Viele Seiten
über 1t und die mathematischen Konstanten.
http://www.unipissing.ca/topology/z/a/a/a/26.htm • Mnemotechnische
Hilfsmittel in verschiedenen Sprachen zum Erlernen von 1t.
http://gryphon.ces.brandeis.edu:80/-grath/attractions/gpi/index.html • Auf
der Suche nach Ziffernfolgen unter den ersten zehn Millionen Dezimalen
von 1t.
http://users.aol.com/s6sj7gt1mikerav.htm • Das Gedicht von Mike Keith,
das 740 Dezimalen von 1t liefert.
http://www.access.digex.netl-admiral/piclub.html • Der 1t-Klub.
http://www.algonet.se/-eliasb/pi/lookpi.html • Elias' Pi Page: Bilder von
1t.
http://www.aros.netl-angio/pi_stufflpiquery.html • The Pi-Search Page.
Gestattet die Ermittlung von Folgen unter den 50.000.000 ersten
Dezimalen von 1t.
http://www.ast.univie.ac.atl-wasi/PI/pipoem402.html • Circle Digit
von M. Keith.
http://www.ast.univie.ac.atl-wasi/PIIpi_club.html • The Friend of Pi.
http://www.ast.univie.ac.atl-wasi/PIIpi_normal.html • Is Pi Normal?
von Stan Wagon, aus dem Mathematical Intelligencer.
http://gallery.uunet.be/kurtvdb/pi.html • Fun with Pi: Formeln zur
Berechnung von 1t und ein Programm zur Berechnung von einer Million
Dezimalen 1t.
http://www.astro.virginia.edu/-eww6n1mathJPi.html • Die Seiten über 1t
in der Wissenschaftsenzyklopädie von Eric Weisstein.
http://www.ccsfcaltech.edu/-roy/episqrtn.html • Eine lange Liste von
Zufällen des Typs «exp 1t Wurzel 163» (vgl. Kapitel 2).
http://www.cecm.sfu.ca/-pborwein/PISTUFF/Apistuffhtml • Pi and
Other Constants. Neuere Arbeiten der Brüder Borwein.
http://www.spd.louisville.edu/-dsembrOl/rationality-of-pi.html • Ist 1t
rational?
Literaturverzeichnis
H Kepler 79
Hardy 140, 141,204 Kern 163
Hartmanis 220 Kettenbruch 85, 184, 215
Heegner 61 KGB 150
Heisel 48, 50 Khiva 78
Hermite 194, 201, 203 Klingenstierna 113
Herz 144 Kochansky 237
Hilbert 150, 160, 196,201 Kolmogorow 213, 222, 224
Hilfsmittel, mnemotechnische Kolmogorowsche Komplexität 224
34-37 Kommissariat für Atomenergie
Hippias von Elis 71, 194 109
Hippokrates 49, 69, 71 Komplexe Zahl 21, 115, 155, 156,
Hiram 66 190
Hiroshima 108 Komplexität 107, 134, 137, 139,
Hitachi 153 168,169,173,215
Hobbes 48, 83 Konon von Samos 76
Hobson 238 Konstruktivist 42,43
Homomorphismus 22 Kopernikus 78
Horner 122, 156 Kreweras 30
Hou Han Shu 77, 233, 236 Kryptographie 214
Hurwitz 196,201 Kubikwurzel 70
Hutton 113 Künstliche Intelligenz 135, 148
Huygens 80, 87 Kugel 15,20,21,214
Huylenbrouck 247
L
I Lagny 101, 233
IBM 110 Lambert 40, 99, 184, 185
Imaginäre Zahl 21 Landa, Diego de 76
Induktion 57 Landau 22, 23
Informatik 59,107,135 Lang 204
Informatiker 29,89, 107, 135 Legendre 185
Integral 27, 246 Lehmann 103, 113, 234
Internet 29, 34, 44, 57,115 Leibniz 58, 83, 87, 89, 90, 106, 118,
Intuition 42, 55, 56, 57 183
Intuitionist 42, 43 Lenstra 221
Leonardo von Pisa 79
J Leonardo da Vinci 72, 76
Japan 30 Levin 225
Jeenel109,234 Li 227
Jones 92, 203 Lindemann 48, 170, 177, 195, 196,
201
K Lineare Konvergenz 130, 145
Kanada 147, 148, 150, 153, 168, Liouville 191,218,220
169,208,234,235 Liouvillesche Zahl 191, 220
Karman 198, 221 Liu Hui 77, 233
Karatsuba 137, 156 Lobatschewski 16
Katahiro 102 Logarithmische Konvergenz 88,
Kazayuki 30 130
Kege1214,239 Lovasz 221
Keith 37 Loxton 220
268
ANHANG
M o
Machin 92, 99, 101, 115, 233 Omega (Chaitinsche Zahl) 222-228
Madahva 58, 88, 118, 128 Ortoli 76
Magisches Quadrat 44 Otho 79, 233
Mahler 197, 198 Oughtred 92
Maple 120, 121 Oulipo 37
Marcellus 76
Martin-Löf216,222-226 p
Martingale 226 Pagnol39
Mascheroni 200 Palais de la Decouverte 94,
Mathematik, experimentelle 60, 103-105
172,173,174 Papyrus Rhind 48, 65, 105
Mathieu 120 Paradoxon 55, 56, 57
Matijasevitsch 150 Parnes 220
Matsanuga 102 Parallelenaxiom 196
Matthews 28 Pascal 89
Mayas 76 Pearson 203
McGeoch 198 Pegasus 109
Mengenlehre 230 Perec 38, 39
Metropolis 108 Philippon 198
Mignotte 211 Philosophie 173
Modulare Gleichung 143, 146 Physiker 15
Möndchen 49, 69 Plouffe 161-163, 168, 169, 171,
Mohr 200 172,174,175,199
Monsieur Cros 39 Poe 37
Monte-Carlo 24,100,221 Poincare 106
Moore 134 Poisson 106
Moore School 107 Poker 209
Mooresches Gesetz 134 Polygon (vgl. Vieleck)
Moravec 134, 135 Poncelet 200
Morbus cyclometricus 49 Pour la Science 51, 120
Morris 203 Preston 150
Morton 34 Primitive Einheitswurzel155, 156,
Multiplikation 136, 137, 139, 145 157, 158
Musik 40, 41 Primzahl 44, 61, 153, 155, 188,
196,219,240
N Programm 24, 42, 43, 52, 59,
NASA 52, 149, 168 119-123,173,228,229
Nehemiah67 PSLQ 161
Newton 81, 89-91, 132, 138, 160, Ptolemaios 78, 233
163,194,233 Pythagoras 14, 66
Newtonsches Binom 163 Pythagoreer 177, 178, 179
Newtonsches Universum 27
Newtonsches Verfahren 138 Q
Nicholson 109, 234 Quadratische Konvergenz 138, 146
Nicolaus von Cues 79 Quadratrix des Hippias 71, 76, 194
269
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