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Montanarchäologie

Teil II
Das Deutsche Bergbau-Museum
Forschung und Wissenschaft

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Montanarchäologie

Forschung und Wissenschaft


Die Anfänge

1. Montanarchäologie
Mehr als fünfzig Jahre Forschung
zur frühen Rohstoffwirtschaft des Menschen
Thomas Stöllner

Bergbauarchäologie – Montanarchäologie – Wirtschaftsarchäologie:


Vom Wandel der Paradigmen

Die stürmische Entwicklung, die die Montanarchäologie in den letzten Jahrzehnten genommen
hat, lässt es sinnvoll erscheinen, diese Entwicklung einmal aus der Sicht des Deutschen Bergbau-
Museums (DBM) zu betrachten. Umso mehr gilt es seine Rolle zu beschreiben, die es auf die-
sem Weg einnahm und diese Spezialdisziplin innerhalb des archäologischen Fächerkanons
prägte. Um es vorweg zu sagen: Montanarchäologie meint am Deutschen Bergbau-Museum
wesentlich mehr als reine Bergbauarchäologie – es waren und sind gerade die montanarchäo-
logischen Forschungsunternehmungen des DBM, die zu einer Standortbestimmung beigetra-
gen haben. Darum seien einige definitorische Überlegungen zu Beginn erlaubt.

Altbergbau war alten Berg- und Hüttenleuten längst ein Begriff, ehe Ingenieure und Bergleu-
te begannen, diese Quellen für wissenschaftliche Betrachtungen über historische Zusammen-
hänge zu nutzen. Schon im Altertum sind entsprechende Nachrichten überliefert. Funde von
„Altem Mann“ haben seit dem ausgehenden Mittelalter nachweislich zu Gedanken über das
Alter des Vorgängerbergbaues angeregt und sie waren alten Hüttenleuten und Erzprospekto-
ren verlässliche Hinweise auf verwertbare Lagerstätten. Doch wurde der Wert der Quelle nicht
als aussagekräftig für historische Zusammenhänge erkannt, selbst wenn es hie und da histori-
sche Überlegungen gab, wenn es etwa zum Fund einer 1577 geborgenen mumifizierten Salz-
leiche im Dürrnberger Salzbergwerk heißt, dass sie „..nun vor Menschen Gedencken in dem
Berg verschüt/ darin verwachsen und vom Saltz so lang ohne Faulung erhalten sein/ in Anse-
hen/ zu weiln Schuh/Kleider und hülzene Bickel im gantzen Stein verwachsen gefunden wer-
den“1. Deutlich ist der Versuch der Einordnung in einen historischen Kontext, doch blieben die-
se Versuche auch anderswo ohne weitere Konsequenzen. Es musste der Entwicklung der
Archäologie im 18. und 19. Jh. vorbehalten bleiben, hierzu einen allgemeinen geistesge-
schichtlichen Hintergrund zu erarbeiten. So häufen sich im 18. Jahrhundert die diesbezüglichen
Nachrichten von Entdeckungsreisenden (z. B. von P. S. Pallas anlässlich seiner westsibirischen
Expedition 1768-17742), Ingenieuren (Morris 17473) oder Gelehrten (Reitemeier 17854). Sie
waren deutlich vom Geist der Aufklärung und ihrer rationalen Argumentation geprägt. Dies ist
zu spüren etwa in der Festrede des Bergrates Maximilian Kner 1811 in Hallstatt anlässlich der
500 Jahr Feier der Wiedereröffnung des Hallstätter Salzbergwerkes: Archäologische Entde-
ckungen im Salzbergwerk werden als Beweis für die viel ältere, vorhistorische Geschichte des
Hallstätter Salzbergwerkes herangezogen und es dauerte kaum weitere vierzig Jahre; ehe der
berühmte Bergmeister Johann Georg Ramsauer die erste bergbauarchäologische Grabung
unter Tage durchführen ließ (1849, im Kernverwässerungswerk des Hallstätter Salzbergwer-
kes5). Es sind wohl die ältesten Ausgrabungen in einem Bergwerk überhaupt. In Hallstatt erwie-

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Montanarchäologie
sen sich die Forschungen im berühmten Gräberfeld wie auch im Salzbergwerk (Grabungen im
Appold-Werk 18796) als Katalysatoren einer wissenschaftlichen Entwicklung, die weit über den
Ort hinauswirkte und die prähistorische Archäologie entscheidend mit beeinflusste. Ramsauers
Großtat in Gräberfeld und Bergwerk war symptomatisch für seine Zeit: In der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts wurden prähistorische Bergwerke an vielen Orten beschrieben und erst-
mals untersucht, so die Feuersteinbergwerke Belgiens, Frankreichs, Großbritanniens und Por-
tugals7. Seit den 1870er Jahren kam es mit der Neuerschließung der Kupferlagerstätte von
Mühlbach-Bischofshofen zur Entdeckung der alten Grubenbaue im so genannten Mitterberger
Revier8. Seit den 1850er Jahren wurde durch die Arbeiten L. Simonins der etruskische Bergbau
der Toskana zum Begriff9 ebenso wie jene zu den Bergwerken von Laurion10.

So verwundert es kaum, dass in dieser Zeit der Begriffsdefinitionen der Begriff „Bergbauar-
chäologie“ erstmals auftaucht: Ein bedeutender Bergmann seiner Zeit, Theodor Haupt, „Berg-
rat in der Toskana“, hatte ihn aufgrund seiner vielfältigen Erfahrungen mit alten Gruben ver-
wendet und konsequent angewandt11. Ihm folgten später Friedrich Freise in seiner „Geschichte
der Bergbau- und Hüttenkunde“ (190812) oder Bergrat Emil Treptow (191813). Es ist interessant,
dass sich seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zwar verstärkt Archäologen, Prähistori-
ker und Museumsleute des Themas annahmen, doch klarere Begriffsbestimmungen und eine
Verortung des Themas vorläufig noch Montanisten und Montanhistorikern vorbehalten blie-
ben. Immerhin konnte schon 1922 J. Andree dem Thema eine erste zusammenhängende Dar-
stellung widmen14, gefolgt von Oliver Davies bahnbrechendem Werk zu „Roman Mining in
Europe“ (193515). Die Lage änderte sich grundlegend nach dem 2. Weltkrieg: Auch die Archäo-
logie löste sich aus ihrem philologischen und althistorischen bzw. kunsthistorischen Umfeld und
wurde zusehends interdisziplinär mit starker Einbeziehung von Naturwissenschaften betrie-
ben. Dazu kam, dass sich seit dieser Zeit auch die Fragestellungen der Archäologie deutlich
gewandelt haben: Man entwickelte neben der historisch-antiquarischen Betrachtung deutlich
andere Betrachtungsweisen, die theoretischen, soziologischen oder auch komplexen struktu-
rellen Forschungen deutlich größere Bedeutung einräumten. Was in Deutschland mit der Ent- Die „chaîne
wicklung der wirtschaftlich determinierten Siedlungsarchäologie gelang, erfolgte in englisch- d’opératoire“ der
sprachigen Ländern mit der Entwicklung einer soziologisch determinierten „New Archaeology“ Montanarchäologie
und diverser nachfolgender Denkschulen. Doch auch die archäologische Bergbauforschung lös- und der mit ihr
arbeitenden Fächer;
te sich aus ihrem montanistischen Umfeld: In dem Maße, in dem vor allem in Europa die akti-
nach Th. Stöllner
ve Ausbeute von Lagerstätten zurückging, wurde die Erforschung
der alten Rohstoffgewinnung nun mehr und mehr zum Interessens-
feld von Archäologen, Historikern und Naturwissenschaftlern. Inso-
fern ist es nicht erstaunlich, dass man nun den Begriff „Bergbauar-
chäologie“ als nicht mehr ausreichend empfand. Helmut Wilsdorf
war der erste, der in Anlehnung an die österreichische Terminologie
der Montanwissenschaften, den Begriff „Montanarchäologie“ ver-
wendete16. Doch dauerte es, ehe der Begriff im deutschsprachigen
Raum allgemeiner angewendet wurde17, während man im englisch-
sprachigen Wissenschaftsraum bis heute bei dem Begriff „mining
archaeology“ bzw. „industrial archaeology“ (für die jüngsten Zeug-
nisse der Industrieentwicklung) blieb.

Die Einrichtung einer Forschungsstelle für „Montanarchäologie“ am


Deutschen Bergbau-Museum seit 1973 hat sicherlich wesentlich zur
Grundlegung des Begriffes „Montanarchäologie“ beigetragen18.
Dabei ist zu bemerken, dass zu Beginn der Tätigkeit des mit der For-
schungsarbeit betrauten Wissenschaftlers, Gerd Weisgerber, der
Begriff Montanarchäologie noch keine Bedeutung zu haben schien.
Erst in den 1980er Jahren kam es zu einer zunehmenden Definition
und zu einer Abgrenzung zum verwandten Spezialgebiet „Archäo-
metallurgie“. Die 1983 gegebene Definition ist die auch heute noch
gültige: Montanarchäologie wird als Oberbegriff der mit archäologi-
schen und archäometrischen Mitteln erforschten Zeugnisse des Berg-
und Hüttenwesens verstanden. Archäometallurgie stellt in dieser Sys-
tematik einen Teil der Montanarchäologie, ähnlich der Bergbauar-

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Montanarchäologie

chäologie, dar19. Sie befassen sich gewissermaßen mit einzelnen Gewinnungstypen. Mit dieser
Definition hatte der Begriff eine umfassende Aussage gewonnen. Er bezog sich letztlich auf
alle mit dem Gewinnungs- und Verarbeitungsprozess alter Rohstoffgewinnung verbundenen
archäologischen und archäometallurgischen Quellen und schloss ganz selbstverständlich Infra-
struktur, Siedlungen und Begräbnisstätten u. ä. mit ein. Insofern überschnitt sich der Begriff
schon wesentlich mit der seit H. Jankuhn ähnlich umfassend definierten Siedlungsarchäologie20.
Doch blieben für die Montanarchäologie stets die Rohstoffgewinnung und ihre Quellen der
Ausgangspunkt der Betrachtung und es ging somit nicht um eine umfassende Bewertung der
Siedlungstätigkeit des Menschen. Heute ist Montanarchäologie ein eingeführter und mittler-
weile selbstverständlich gewordener Begriff, der etwa den Schwerpunkt von Forschungs- und
Lehrinhalten hervorragend zu umschreiben vermag. Sie versteht sich weitergefasst als integra-
ler Bestandteil einer komplexen Wirtschaftsarchäologie und trägt damit einer seit mehr als
zehn Jahren auch in der deutschsprachigen Diskussion lebhafter gewordenen Diskussion um
strukturelle und theoretische Faktoren Rechnung (siehe z. B. Stöllner21) – man kann die Mon-
tanarchäologie auch weitergefasst als Rohstoffarchäologie ansehen und damit umfassend jede
Art der Güterproduktion verstehen, von agrarischen Produkten bis hin zur Gewinnung natür-
licher Rohstoffe und der Kreation neuer, künstlicher Rohstoffe im Zuge der chemisch-physika-
lischen und ingenieurtechnischen Entwicklung. Ähnlich wie der noch umfassendere Begriff der
Wirtschaftsarchäologie sind solche Begriffe als Strukturhilfen zu sehen, innerhalb derer die Ent-
wicklung der menschlichen Zivilisation geordnet und beschrieben werden kann. Dabei ist mehr
als deutlich, dass Wirtschaftsarchäologie nur eine Erforschung von Wirtschaftsstrukturen mit-
hilfe archäologischer Mittel darstellen kann22. Wirtschaft als archäologische Quelle gibt es
nicht, und abstrakte Wirtschaftssysteme sind höchstens im Analogieschluss rekonstruierbar.
Somit kann die Wirtschaftsarchäologie nur konkrete Teilaspekte einer komplexen Wirtschafts-
geschichte beschreiben, umso erfolgreicher, je umfassender die archäologische Quelle in
schriftliches Quellenmaterial (z. B. in die Frühgeschichte bzw. in die Mittelalterarchäologie) ein-
gebettet ist. Mithilfe der Montanarchäologie, oder allgemeiner der Rohstoffarchäologie, kön-
nen allerdings Strukturmerkmale und Wechselwirkungen beschrieben werden, die einen
Anhalt über die Art des Wirtschaftens geben. Ja, es können und sollen heuristische Modelle23
entwickelt und mit überlieferten oder aktuellen Wirtschaftsmodellen verglichen werden.

Es wird offenbar, dass Montanarchäologie, so wie sie heute betrieben und verstanden wird, ein
essentieller Beitrag zur Menschheitsgeschichte ist, mehr noch ein Betrachtungswinkel, unter
dem die Entwicklung aller Zivilisation verstanden werden kann. Die Erkenntnis, dass sich Berg-
und Hüttenwesen in dem Maße technologisch weiter entwickelten, in dem sie auf immer ärme-
re, komplexere oder weiter entfernte Lagerstätten zugreifen mussten, gehört zu so einer
grundlegenden Einsicht. Dass eine solche Entwicklung auch mit wirtschaftlichen und sozialen
Konsequenzen verbunden war, ist vielfach belegt. Dies offenbart zugleich, wie eng die archä-
ologische und archäometrische Erforschung der Rohstoffgewinnung mit strukturellen, histori-
schen und technischen Aspekten der Wirtschaftsgeschichte verbunden ist.

Anfänge einer Bergbauarchäologie am Deutschen Bergbau-Museum (DBM)

Der in den letzten Jahrzehnten auch am DBM exponential angewachsene Quellenbestand roh-
stoffarchäologischer Studien und Feldforschungen und die daraus gezogenen vielfältigen
Schlüsse lenken den Blick etwas ab von den schwierigen und sporadischen Anfängen. Bis in die
1970er Jahre gehörten sorgfältig dokumentierte bergbauarchäologische Ausgrabungen zu den
Ausnahmen – dies galt im Gegensatz zu vielen umliegenden europäischen Ländern (z. B. Bel-
gien und Österreich) vor allem für Deutschland. Insofern war der Weg, den das Bergbau-
Museum Bochum unter seinem Direktor Dr.-Ing. Heinrich Winkelmann nach 1945 beschritt,
neuartig: 1951-1953 wurde zusammen mit der späteren Baseler Prähistorikerin Prof. Dr. Elisa-
beth Schmidt die Grabung am Isteiner Klotz bei Kleinkems durchgeführt); es war nicht nur die
erste bergbauarchäologische Untersuchung in Deutschland überhaupt, sondern wurde auch
zum Ausgangspunkt für weitere, allerdings sporadische Untersuchungen ähnlicher Art. Die
Fundstellen wurden schon 1939 bei Bauarbeiten entdeckt und später von R. Lais in ihrer Bedeu-
tung erkannt. Als E. Schmidt, zunächst von Freiburg aus, 1949 die Fundstelle mit zwei Sonda-

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Kleinkems, Isteiner
geschnitten weiter sondierte, blieben die Untersuchungen auf Grund Geldmangels zunächst Klotz, a (links): Grabung
noch bescheiden. Ein glücklicher Zufall führte 1950 aber H. Winkelmann und E. Schmidt zusam- von E. Schmidt aus dem
Jahr 1952 mit der zwei-
men und schließlich nach einem gemeinsamen Besuch der Grabungsstelle zu einer fruchtbaren
söhligen Grube;
Zusammenarbeit zwischen dem Bergbau-Museum und Frau Schmidt. So wurde der Geldman- b (rechts): Maßstabs-
gel einer ersten bergbauarchäologischen Untersuchung zum Geburtshelfer einer Bergbauar- getreues Modell etwa
chäologie am DBM. Die gemeinsamen Arbeiten, die vom Museum finanziell und personell derselben Stelle im
unterstützt wurden, haben in vielen Belangen Vorbildcharakter, selbst nach mehr als 50 Jahren. M.=1:10 im Deutschen
Bergbau-Museum.
So wurde die Abbautechnik in intensiver Diskussion mit den Bergbauingenieuren besprochen
und rekonstruiert. Im harten Jurakalk des Isteiner Klotz stellte das umgebende Muttergestein
beträchtliche Anforderungen an den neolithischen Bergmann, die begehrten Jaspisknollen zu
herauslösen. Zur Klärung der Frage, ob Feuersetzen als Hilfsmittel eingesetzt wurde (die
Ansammlung von Holzkohle im Haufwerk der Grube sprach dafür), wurden erste experimen-
talarchäologische Versuche vorgenommen und Berechnungen zur Fraktionierung des experi-
mentell gewonnenen Haufwerkes angestellt24. Die Vorstellung, dass der jungsteinzeitliche
Silexbergbau dem Erzbergbau voraus liefe und die älteste Form menschlicher Rohstoffgewin-
nung sei, hat sich in dieser Zeit verfestigt und sicher auch das Bergbau-Museum und seinen
Direktor Winkelmann beflügelt, in diesem Bereich tätig zu bleiben: Schon 1954 wurde in den
berühmten Gruben von Spiennes vermessen25 und die Ergebnisse – wie jene von Kleinkems – in
Dioramen zum prähistorischen Silexbergbau im DBM umgesetzt.

1959 kam es zu einer erneuten Zusammenarbeit des Hauses mit Elisabeth Schmidt, die, inzwi-
schen auf eine Professur in Basel gewechselt, sich nun dem Silexbergbau in ganz Europa
zuwandte. Mit den Untersuchungen in Veaux bei Malaucène in den Jahren 1959 und 1962 wur-
de die schon in Kleinkems aufgeworfene Frage nach den Abbaumethoden von Silexknollen in
harten Umgebungsgesteinen weiterverfolgt. Allerdings war aufgrund der völlig anderen
Bedingungen, vor allem der meterhohen Schutthalden des Bergbaues, kaum an aussagekräfti-
ge Bergfesten heranzukommen26. Zur Beratung für bergmännische Fragen hatte man damals
auch Ernst von Preuschen herangezogen, einen der führenden Bergbauarchäologen des
deutschsprachigen Raumes. Nach seinen umfangreichen Veröffentlichungen zu den alpinen
Kupferbergwerken27 galt er als Doyen der neuen Fachdisziplin. Auch Preuschen und seine For-
schungsinteressen sollten in Folge gut im Umfeld des DBM aufgehoben sein: So unterstützte
die Vereinigung der Freunde von Kunst und Kultur im Bergbau (im Folgenden VFKK) seit 1960
in neun Geländekampagnen die Arbeit von E. Preuschen in Trentino28 und später auch am Mit-
terberg. Unter Teilnahme der damals frisch promovierten Prähistoriker A. Eibner-Percy und C.
Eibner kam es dort zu einer ersten Ausgrabung der Erzaufbereitung im Langmoos29. Die Ergeb-
nisse der bis 1972 fortgesetzten Grabung erbrachten ein mit verschiedenen Anlagen (Dämme,
Holzkästen, Herden) versehenes, mittelbronzezeitliches Aufbereitungsgelände, in dem eine
nassmechanische Aufbereitung von Kupfererz aus den Bergwerken des Mitterberger Haupt-
ganges nachgewiesen werden konnte. Reste eines dort geborgenen Erzkonzentrates, eines

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Bergleute des Deutschen


Bergbau-Museums im
Einsatz für die Archäolo-
gie, a (oben): 1968 in St.
Barbara in Wallerfangen
an Schacht 1 vor dem
römischen Emilianus-
Stollen, b (unten): 1979
bei Freilegung vom
Schacht 2 am Altenberg
bei Müsen, wo ein neu-
er, ausgezimmerter
Schacht um die hölzerne
Ausbau des Schachtes
aus dem 13. Jh. n. Chr.
bis auf 22,5 m geteuft
werden musste. Unter-
suchungen dieser Art
wurden bei insgesamt
vier mittelalterlichen
Schächten angestellt.

Schliches, überraschten durch ihre beinahe modern wir-


kende, sehr feine Körnung und die teilweise hohen
Kupferkonzentrationen30.

Der 1962 erfolgte Direktorenwechsel zu Bergassessor


Hans-Günter Conrad hatte keinerlei Einbruch in den
Bemühungen um eine Bergbauarchäologie am Hause
zur Folge, sondern führte eher zu einem intensiv und
konsequent verfolgten Ausbau der historischen und
bergbauarchäologischen Forschung: Conrad hatte selbst
noch in seiner ersten Zeit die Untersuchungen von Kon-
servator Dr. Reinhard Schindler mit einer Mannschaft
des Bergbau-Museums am so genannten Oberen Emilia-
nus-Stollen in Wallerfangen unterstützt und damit eine
erste, vom Museum eigenständig betriebene bergbau-
archäologische Grabung durchgeführt31. So beschrieb Schindler die erfolgreiche Arbeit des
Bochumer Bergbau-Museums mit den Worten „Einem Spezialkommando unter Leitung von
Bergassessor Conrad gelang es im Frühjahr 1966, die mit schweren Felsbrocken verstürzte Stre-
cke um ein weiteres Stück von 14 m aufzuwältigen“32. Später wurden die Arbeiten von einem
Schacht in der Mundlochrösche ausgehend auch am unteren Emilianus-Stollen fortgesetzt.
Conrad verstand es auch, die Ergebnisse dieser frühen montanarchäologischen Arbeiten in das
Museum zu tragen, in dem von verschiedenen herausragenden Denkmälern, etwa dem Vene-
zianerstollen in Ramsbeck oder eben den römischen Anlagen in Wallerfangen, Abgüsse ange-
fertigt und im Museum präsentiert wurden.

Den Schritt in den Vorderen Orient tat das Bergbau-Museum 1971, als H. G. Conrad nach
Besuch der zuerst am British Museum gezeigten Ausstellung „Midianite Timna. Valley of the
Biblical Copper Mines“ Bekanntschaft mit Beno Rothenberg schloss, dem Leiter der Arabah
Expedition. Der Kontakt kam wohl durch H.-G. Bachmann zustande, der schon zuvor für Pro-
jekte des Hauses archäometallurgisch tätig gewesen war. Die Ausstellung wurde nach Deutsch-
land in das Bergbau-Museum Bochum übernommen und dort 1973 unter „Timna. Tal des bibli-
schen Kupfers“ gezeigt33. Die Ausstellung hatte eine außerordentliche Katalysatorenwirkung
und bestärkte die Museumsleitung, den Wissenschaftleranteil im Hause zu erhöhen. Daraus
entstand der Wunsch, auch an den Untersuchungen in Timna, diesem Eldorado der Bergbau-
archäologie in diesen Tagen, mitzuwirken. Zugleich bestärkten Bachmann und Conrad die Stif-
tung Volkswagenwerk, die Untersuchungen der Arabah-Expedition seit 1974 zu unterstützen.
Doch auch in einem weiteren Feld war das Museum seit 1971 tätig; als man durch die seit 1970

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von der Westfälischen Archäologie auf dem Altenberg bei Müsen durchgeführte Grabung
erkannte, dass es sich um eine Bergbausiedlung mit zugehörigen Bergbauanlagen handelte
und an einer bergbauarchäologischen Untersuchung nicht vorbeizukommen war: So beteiligte
sich das DBM ab 1971 an der Freilegung von Schachtanlagen (Abb. 3b). Schon 1971 wurde der
Historiker Werner Kroker als erster Wissenschaftler im Haus eingestellt, der sogleich – obwohl
selbst kein Archäologe – die Arbeiten des DBM an der hochmittelalterlichen Bergbauwüstung
vom Altenberg bei Müsen zu koordinieren hatte.

Das Thema „Archäologie“ wurde also mehr und mehr zu einem vorrangigen Betätigungsfeld
des Deutschen Bergbau-Museums – leicht erkennbar am Ausstellungswesen wie auch an den
Publikationsreihen. Die VFKK unterstützte seit Anbeginn diese Unternehmungen, die – obwohl
nach heutigem Verständnis – eher klein und bescheiden dimensioniert, eine große regionale
Streuung und Wirkung besaßen. Sie lassen schon klar die Vision erkennen, montanarchäologi-
sche Forschung zu einem Hauptbetätigungsfeld des Museums zu machen und diese Forschun-
gen international zu betreiben.

1973-1977 Die erste Wissenschaftlerstelle für Bergbauarchäologie

Wann die Entscheidung fiel, auf eine Wissenschaftlerstelle für Bergbauarchäologie hinzuarbei-
ten, lässt sich nicht genau ermitteln. Das Bergbau-Museum begann jedenfalls seit 1971 frei-
werdende Mitarbeiterstellen mit Wissenschaftlern zu besetzen, wohl weil man erkannt hatte,
dass die Finanzierung des Museums auf eine breitere Basis zu stellen war. Durch einen Ausbau
der Forschungskapazitäten konnte schließlich die Aufnahme des Museums in die Forschungs-
förderung von Bund und Ländern (BLK) erreicht werden (so genannte „Blaue Liste“ Institute,
siehe unten). Auch bei der Berufung der weltweit ersten Dauerstelle eines Montan- bzw. Berg-
bauarchäologen bewies H.-G. Conrad Weitsicht: Indem er mit Gerd Weisgerber einen auf römi-
sche Archäologie sowie auf die Archäologie des Nahen Ostens eingearbeiteten Fachmann nach
Bochum holte, war auch das wissenschaftliche Profil festgelegt. Nahe liegt, dass die bevorste-
hende Zusammenarbeit mit der israelischen Arabah-Expedition in Timna die Wahl beeinflusst
hat. Vermittelt hatte den Kontakt zwischen G. Weisgerber, damals noch Mitarbeiter von Prof.
Dr. Rolf Hachmann in Saarbrücken, und dem Bergbau-Museum, Reinhard Schindler, dem Haus
seit den Arbeiten in Wallerfangen verbunden34. G. Weisgerber selbst war von dem in den frü-
hen 1970er Jahren dynamischen Museum beeindruckt, was die Entscheidung des für einen
Saarländer ansonsten „undenkbaren“ Ortswechsels in das „östlich des Rheins“ gelegene Ruhr-
gebiet positiv beeinflusst hat. Zum 01. April 1973 wurde mit Gerd Weisgerber der zweite Wis-
senschaftler von der Westfälischen Berggewerksschaftskasse (WBK) am Bergbau-Museum
Bochum eingestellt.

Mit Förderung durch H.-G. Conrad gelang es G. Weisgerber und W. Kroker, den Aufbau des For-
schungsschwerpunktes „Geschichte und Technik des Montanwesens“ voranzutreiben: Mit dem
Aufbau einer Stoff- und Literatursammlung wurde begonnen und eine erste geographische
Ordnung erarbeitet. Interessant ist die diesbezügliche Erinnerung G. Weisgerbers, der sich in
dieser frühen Zeit eine Weltkarte besorgt und darauf eine Regionengliederung entworfen hat-
te. Sie wird bis heute als Kürzel- und Schlagwortsystem auf Bildarchiv und Bibliothek ange-
wendet. Dies bezeugt deutlich, wie weltumfassend von Anbeginn die Arbeit der Montanar-
chäologie gedacht war und wie konsequent der Weg seitdem fortgesetzt wurde. Aus der
anfänglich nur vereinzelt archäologischen Exponaten zugewandten Sammlungstätigkeit wur-
de bald eine archäologisch-ethnographische Sammlung, die sowohl Ausstellungsstücke für eine
allerdings immer noch nicht eingerichtete Fachausstellung wie auch Proben- und Lehrmaterial,
das bei verschiedenen Expeditionen gesammelt worden war, bereithielt.

Durch die Anstellung G. Weisgerbers änderten sich auch die Voraussetzungen für die archäo-
logische Tätigkeit des Museums: Während in all den Jahren seit 1950 immer mit externen Fach-
archäologen kooperiert wurde und es meist zu einer Teilnahme des Bergbau-Museums an Aus-
grabungen kam, konnten nun erstmals eigenständige Ausgrabungs- und Forschungsprojekte
konzipiert und durchgeführt werden. Ein Beispiel ist etwa die Grabung in der hochmittelalter-

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lichen Bergbauwüstung Altenberg bei Müsen (Siegerland), in der anfangs noch in Zusammen-
Timna, Israel, 1974, a arbeit mit Prof. Dr. Gerhard Mildenberger und Studenten des Seminars für Ur- und Frühge-
(oben links): Das vom schichte der Ruhr-Universität Bochum gegraben wurde. Als im Sommer 1973 G. Weisgerber den
Deutschen Bergbau-
Museum und der Ara-
Bochumer Grabungsanteil übernahm, wurden die Untersuchungen weitgehend vom Deut-
bah-Expedition 1974 schen Bergbau-Museum zu Ende geführt, freilich unter besonderer Berücksichtigung der
gemeinsam ausgegrabe- Untersuchungen von Schachtanlagen sowie der Schlackenhalden auf der Wilden Wiese35. Die
ne Verhüttungslager Arbeiten zogen sich bis 1980 hin. Die Untersuchungen sind als wissenschaftliche Großtat zu
Site 30 erbrachte vor- bezeichnen, weil erstmals in Deutschland eine hochmittelalterliche Bergbauwüstung ausge-
wiegend Aktivitäten der
Kupferverhüttung und
graben und interdisziplinär untersucht worden ist. Eine außergewöhnliche grabungstechnische
Verarbeitung der ägypti- Leistung ist die Untersuchung von vier Schächten, wovon einer, nämlich Schacht 2, bis auf eine
schen Zeit in Timna, Teufe von 22,5 m ausgegraben werden konnte und der gesamte Schachtausbau geborgen wur-
reicht aber in ältere Zei- de; seitliche Strecken und Feldorte konnten ebenfalls verfolgt werden36. Soweit ich sehe, ist
ten zurück; b.-c. (oben dies das bis heute einzige Beispiel geblieben, wo eine montanarchäologische Ausgrabung eine
rechts, unten links): Im
Gelände und unter Tage
derartig aufwändige bergmännische Aufwältigung vorzunehmen hatte: Um die mittelalterli-
waren Vermessungs- che Verzimmerung musste ein neuer Schacht geteuft und ausgebaut werden – wie auch bei
und Kartierungsarbeiten anderen Unternehmungen der Bergbauarchäologie dieser Zeit waren die Bergleute des DBM
vorzunehmen, etwa unerlässlich.
durch den Vermessungs-
ingenieur Werner Lieder
Neben den Untersuchungen am Altenberg standen in den ersten Jahren auch die Teilnahme
und den Dipl. Mineralo-
gen Andreas Haupt- des Museums an den israelischen Forschungen in Timna in der Wadi Arabah im Mittelpunkt der
mann; d (unten rechts): Arbeiten: Dort waren durch die bisherigen Arbeiten (seit 1959) dem bergbaulichen Befund
Das israelische-deutsche noch keine zusammenhängenden Studien gewidmet worden, so dass B. Rothenberg zum
Expeditionsteam war Beginn des gemeinsamen Projektes formulierte: „Vieles deutete darauf hin, daß sich das bis-
international und inter-
disziplinär besetzt.

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Montanarchäologie
In den späten siebziger
Jahren wurden mit
Unterstützung der DFG
herige Bild des Bergbaues in der Arabah durch bergbaukundliche Untersuchungen wesentlich und der Stiftung Volks-
verändern würde“37. Das Deutsche Bergbau-Museum nahm an zwei großen Expeditionen im wagenwerk neue Pro-
Jahr 1974 und 1976 am Timna-Projekt teil; eine schon für 1973 geplante Reise konnte wegen jekte begonnen:a (links
oben): Eine Forschungs-
der israelisch-ägyptischen Kampfhandlungen nicht stattfinden: Weisgerber und die Museums-
reise 1978 nach Iran
bergleute fuhren kurzerhand nach Hallstatt, wo sie eine Woche an den Untertagegrabungen führte u. a. an die be-
des Naturhistorischen Museums Wien mitwirkten und „Maßstäbe setzten“ wie später F. E. Barth rühmte Kupferlagerstät-
(Wien) meinte. 1974 konnte dann aber doch in Timna gegraben werden: Geldmittel gewähr- te von Talmessi; b (links
ten, wie auch noch in den späteren Jahren, die Stiftung Volkswagenwerk und weitere aus dem unten): In Oman war es
Umfeld des Ruhrbergbaues stammende Firmen. Es war das erste internationale Forschungs- die Suche nach dem
sumerischen Kupferland
projekt des Bergbau-Museums zur Montanarchäologie. Aus heutiger Sicht ist interessant, wie Magan, das zunächst an
umfassend das Expeditionsteam bestückt war: Neben Archäologen nahmen Mineralogen, Geo- die massiven Schlacken-
logen, Bergbauingenieure und Vermesser, Metallurgen sowie Geographen teil. Dazu kamen halden mittelalterlicher
Bergleute des Museums (Walter Aschick, Siegfried Averbek, Sylvester Bartyla, Fritz Borneman, islamischer Verhüttungs-
Walter Milbradt, Theodor Skibinski und Wilhelm Strube), die die aufwändigen Räumarbeiten tätigkeit führte, hier
Schlackenhalden in
in den bergbaulichen Anlagen bewältigten – in den Schächten musste teilweise mit dem Mei- Lasail; c (rechts): Unter-
ßel den eingeschwemmten, steinharten Sedimenten zu Leibe gerückt werden. Eine der wesent- suchungen zur neolithi-
lichen Fragen nach der Bergbautechnik, ihrer zeitlichen Entwicklung und vor allem der Bedeu- schen Silexgewinnung
tung der geschätzt etwa 9.000 Tellerpingen nach konnte nach anfänglichen Schwierigkeiten38 wurden zusammen mit
auf glänzende Weise geklärt werden. Sie erwiesen sich als die teilweise auch in Wadis freige- der Universität Köln
durchgeführt; zunächst
legten Schächte, von denen viele Gruben befahrbar und bewettert worden waren. Die Ero- musste man sich durch
sionsbedingungen verhinderten allerdings häufig genug die Kenntnis der horizontalen Tag- meterhohen Abraum
öffnungen, die von den Rändern der Plateaus, den später tief eingeschnittenen Wadis, des Silexbergbaues
vorgetrieben wurden. Obwohl nur ein kleiner Teil der sehr umfangreichen Bergbauzeugnisse durcharbeiten, um zu
untersucht werden konnte, gelang es doch, Vorstellungen über Abbautechnik und Organisa- erkennen, dass der
gesamte Berg und seine
tion des ägyptischen Bergbaubetriebes zu entwickeln. Dazu trugen ganz wesentlich auch die Silexlagerstätten in der
Untersuchungen am spätbronzezeitlichen bis früheisenzeitlichen ägyptischen Verhüttungs- Urgeschichte abgebaut
camp 30 bei, die von Bachmann und Rothenberg auch archäometallurgisch ausgewertet wur- worden waren.

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den39. Ausgehend von Timna wurden auch Exkursionen und Reisen auf den Sinai unternom-
men, der seit dem Sechstagekrieg zwischen Ägypten und Israel 1973 israelisch besetzt war.
Besonders die durch Ägypter und Einheimische ausgebeuteten Türkisgruben von Wadi Mag-
hara und Serabit el-Khadim gaben gute Vergleichsbeispiele einer ägyptischen Bergbautechnik
und -organisation. Auf Anregung von Werner Lieder, einem Markscheider der WBK und lang-
jährigem Freund und Wegbegleiter des DBM, wurden während des Besuchs auch einige Gru-
ben vermessen40. Wie in Timna gingen die ägyptischen Gruben auf ältere einheimische Gewin-
nung der frühen Bronzezeit zurück. In Timna blieben aber die Vorstellungen über die
Gewinnungsstrukturen des Chalkolithikums und der frühen Bronzezeit unklarer. Für B. Rothen-
berg standen diese prinzipiell außer Frage41. Er suchte sie stets mit typologisch einfacheren
Bergbaustrukturen, Geräten und Verhüttungsstellen zu belegen und mit 14C-Analysen zu
untermauern. Ungereimtheiten führten allerdings in späteren Jahren zu Auseinandersetzun-
gen und persönlichen Missverhältnissen. Wahrscheinlich kann diese Entwicklung innerhalb des
Projektes dafür verantwortlich gemacht werden, dass sich das Bergbau-Museum nicht mehr
aktiv an der Arabah-Expedition beteiligte und sich neue Tätigkeitsfelder im Vorderen Orient
gesucht hat. Schon 1976 verweilte Weisgerber nicht die gesamte Zeit in Timna, sondern führte
eine ausgedehnte Forschungsreise in den Iran durch. Dort konnten – in einer höchst aktiven
und kooperativen Phase der iranischen Archäologie – viele metallurgisch wichtige Grabungen
und Bergbauareale wie Talmessi (Abb. 5a) besucht werden, etwa die amerikanischen Grabun-
gen in Tappeh Hesār, die italienischen Untersuchungen in Shahr-i Sokhta in Sistan oder die
schon bekannte Kupferlagerstätte von Veshnāveh. Die Reise führte G. Weisgerber in verschie-
dene Landesteile Irans und ließ den Plan reifen, selbst eine längere Expedition zur frühen Roh-
stoffgewinnung in den Iran durchzuführen (siehe unten). In eben diese Zeit der Neuorientie-
rung fiel auch das aufkeimende Interesse an dem in sumerischen Texten erwähnten Kupferland
Makan, das man seit den zwanziger Jahren mit dem Sultanat Oman an der Südostspitze der
Arabischen Halbinsel verband. Ein Illustriertenartikel über Oman wie auch G. Bibby’s äußerst
populäres Dilmun-Buch (196942) hatten Weisgerbers Begeisterung geweckt, und er verstand es,
H.-G. Conrad von einer ersten Reise nach Oman Anfang 1977 zu überzeugen.

1977-1989 – Von der Stelle zum Institut – Die Arbeit der Abteilung für Montanar-
chäologie nach der Ernennung des DBM zum Forschungsinstitut für Montange-
schichte innerhalb der Blauen Liste

Mit der Übernahme des Deutschen Bergbau-Museums Bochum in die Forschungsförderung von
Bund und Ländern zum 01. Januar 1977 war eine wichtige Etappe in der Entwicklung des
Museums erreicht. Die mit Vision und Durchsetzungsvermögen betriebene Umgestaltung des
Hauses in ein Forschungsmuseum hatte weitere Abteilungen und die Einstellung von Wissen-
schaftlern mit sich gebracht. So wurde auch innerhalb des Hauses eine interdisziplinäre
Zusammenarbeit möglich. Dies ließ auch die Arbeit der Montanarchäologie nicht unberührt –
mit großem Engagement wurde in den kommenden Jahren eine Reihe von Projekten begon-
nen bzw. umgesetzt. Das Tätigkeitsfeld erstreckte sich in diesen Jahren von der Ägäis über den
Nahen und Mittleren Osten (Oman, Jordanien) bis Thailand, wo man an einem Projekt der Uni-
versity of Pennsylvania teilnahm. Doch auch in Mitteleuropa und den Alpen wurde geforscht.
Auch personell wuchs die Montanarchäologie zu einer Abteilung heran: 1980 wurde Gerd
Weisgerber eine erste Sekretärin (Frau Claudia Kasperski) beigestellt. Zwei Jahre später gelang
es, eine institutionelle Förderung durch das Land Nordrhein-Westfalen zu erreichen und eine
Stelle einzurichten, die im Wesentlichen den Forschungen zur latènezeitlichen Eisengewinnung
im Siegerland gewidmet werden sollte. Zunächst war Hans-Georg Schardt verpflichtet, ab 1984
übernahm Christoph Roden diese wissenschaftliche Mitarbeiterstelle. In den Folgejahren wur-
den weitere Mitarbeiter im Rahmen von AB-Maßnahmen und DFG-Forschungsprojekten an die
Abteilung gebunden (Stefan Kroll; Paul Yule), so dass bis Ende der 1980er Jahre mit einem fes-
ten Mitarbeiterstamm gearbeitet werden konnte. Nach dem Weggang von Claudia Kasperski
übernahm ab 1987 Gerda Averbek die Sekretärinnenstelle und blieb dies bis zu ihrem Aus-
scheiden im Jahr 1998.

Die 1977 erfolgte Umwandlung in ein Forschungsmuseum bewirkte nicht nur eine Verbesse-
rung der Rahmenbedingungen für die Forschung – es führte auch zu einer ersten konzeptio-

100
Montanarchäologie
Anfang der achtziger
Jahre wurde in Oman
vorwiegend in der bron-
zezeitlichen Siedlungs-
landschaft im Maysar-Tal
gearbeitet, wo vor allem
intensive Kupferverhüt-
tung betrieben wurde:
Das Grabungscamp in
Maysar mit dem von der
Abteilung Photogram-
metrie entwickelten Bal-
lon für Luftaufnahmen.

nellen Auseinandersetzung mit der Bergbau- bzw. der Montanarchäologie. So wurde 1978 der
2. Internationale Kongress über die Konservierung der Technischen und Industrie-Denkmäler
am DBM abgehalten; im Rahmen der Tagung versuchte G. Weisgerber eine Positionierung der
Bergbauarchäologie innerhalb einer weiter gefassten Industriearchäologie43. Auch ging man
mit dem Themenkreis an die Öffentlichkeit, indem man in Folge zwei montanarchäologische
Ausstellungen zur frühen, germanischen Eisengewinnung im polnischen Heiligkreuzgebirge44
und vor allem zur vor- und frühgeschichtlichen Feuersteingewinnung45 organisierte. Letztere
Ausstellung, die anlässlich eines Forschungsprojektes auf dem Lousberg bei Aachen durchge-
führt worden war, wurde zum 50-jährigen Bestehen des DBM organisiert und war mit einem
internationalen Kongress gekoppelt. Die anlässlich der Ausstellung erschienene Katalogpubli-
kation „5000 Jahre Feuersteinbergbau“ verfehlte ihre Wirkung nicht. Das mittlerweile in drit-
ter Auflage gedruckte Werk wurde zur Grundlage der internationalen Flintforschung und ist
bis heute ein Standardwerk geblieben.

Die Ausstellung fußte ihrerseits auf einem Forschungsprojekt am Lousberg bei Aachen, einem
der großen jungsteinzeitlichen Feuersteinproduzenten des nördlichen Deutschland. Dort hatte
schon 1978 ein Projekt begonnen, das zunächst klären sollte, ob es sich bei dem kupierten
Gelände um Zeugnisse des prähistorischen Abbaubetriebes handelte. Die später mit Unterstüt-
zung der Deutschen Forschungsgemeinschaft fortgeführten Untersuchungen (1979-1984) lie-
ßen in glänzender Weise erkennen, dass der Altbergbau beinahe die gesamte Kuppe des Lous-
berges rasiert, die Flint führenden Schichten abgebaut und meterhohe Halden hatte entstehen

101
Montanarchäologie

lassen46. Das Projekt schloss an die älteren Untersuchungen des DBM zum Silexbergbau an und
wurde 1982 mit Vermessungsarbeiten zum Silexbergbau in Harrow Hill in Südostengland fort-
gesetzt47.

Ende der 1970er Jahre kristallisierten sich einige Schwerpunkte heraus, die über mehrere Jah-
re hin verfolgt werden konnten: Da ist zunächst das Oman-Projekt, das wie erwähnt mit einer
ersten Reise schon im Januar 1977 begann48. Ging es zunächst darum, Belege für eine Identifi-
zierung Omans als sumerisches Kupferland Magan/Makan im späten 3. und frühen 2. Jahrtau-
send zu finden, so wurde sehr schnell klar, dass Oman insgesamt archäologisches Neuland war.
Eine verlässliche Chronologie war aufzubauen und die archäologische Topographie in die For-
schungen mit einzubeziehen. Sehr schnell wurde auch erkannt, dass ein solch umfangreiches
Vorhaben ohne die Betrachtung jüngerer Bergbauspuren, besonders der islamischen Zeit, nicht
gelingen konnte. So entstand ein bis heute nicht abgeschlossenes Forschungsunternehmen,
dem bis Ende der 1990er Jahre insgesamt 16 Expeditionen gewidmet wurden.

Von Bedeutung war die Forschungsarbeit, die die vom DBM geleitete deutsche Oman-Expedi-
tion zwischen 1979 und 1981 im Maysar- und Samad-Tal durchgeführt hat: Dort wurde eine
ganze bronze- bis früheisenzeitliche Siedlungs- und Bergbauregion dokumentiert und in Aus-
schnitten archäologisch untersucht. Die bisher publizierten Grabungsergebnisse geben Zeug-
nis, wie intensiv der Austausch auch innerhalb der verschiedenen Fachdisziplinen gewesen
war49. Die Großgrabung in der bronzezeitlichen Verhüttungssiedlung von Maysar I bestätigte
die weiten Kontakte, die mit dem Metallhandel in der makanzeitlichen Siedlung Einzug gehal-
ten hatten. So deuteten etwa die Siegel weite Verbindungen bis zur Harappa-Kultur des Indus-
tales an und ließen nicht nur den Kupferhandel nach Mesopotamien, sondern auch in die
Induskultur erkennen. Auch ließ sich an den montanarchäologischen Zeugnissen, vor allem von
Verhüttungsplätzen, eine grobe Periodisierung der Metallproduktion erarbeiten, die im Gro-
ben übertragen für den gesamten nördlichen Oman Bestand hatte. Die schon 1977 begonne-
nen Surveys und Prospektionen auf Siedlungs- und Verhüttungszeugnisse wurden im Folgen-
den auf andere Regionen des kupferführenden Ophiolitkomplexes im Oman ausgedehnt.
1983-1984 folgten Untersuchungen zur Insel Masirah, später wurde mit einem ausgedehnten
DFG-Projekt in Samad al-Shan geforscht, wo ausgedehnte Gräberfelder der späten Eisenzeit
untersucht wurden50. Heute sind einzelne Ergebnisse dieser Forschungsarbeiten noch nicht
abschließend zu überblicken, vor allem fehlen die zusammenfassenden montanarchäologi-

In der Ägäis wurde seit


den späten 1970er Jah-
ren zusammen mit dem
Max Planck-Institut für
Kernphysik nach der
antiken Edelmetallge-
winnung auf den Inseln
Sifnos und Thasos
geforscht; E. Pernicka in
der Grube F1 von Fanos
auf Thasos.

102
Montanarchäologie
Nach Hinweisen griechi-
scher Kollegen konnte
1983 in Tzines eine palä-
olithische Ockergrube
aufgefunden werden,
hier eine Ruhepause mit
den griechischen Kolle-
gen Chaido Koukouli-
Chrysanthaki und Geor-
gios Gialoglu.

schen Studien zu den bronzezeitlichen bis islamischen Perioden51 – einzig die archäometallur-
gischen Studien haben bis zuletzt eine intensive Diskussion und Publikation gefunden52.

Doch die intensive Tätigkeit in Oman hatte ihre Ursache u. a. auch in den Zeitläufen: Die Ende
1978 und Anfang 1979 in Iran ausgebrochene Islamische Revolution und die darauf hin erfolg-
te Abschottung des Landes für ausländische Wissenschaftler verhinderte dort auch ein intensi-
veres Engagement der Montanarchäologie; schon 1978 konnte G. Weisgerber, unterstützt von
der Deutschen Forschungsgemeinschaft, eine etwa dreimonatige Forschungsreise durch den
Iran antreten, in deren Zentrum detaillierte montanarchäologische Surveys in Nordwestiran
(Iranisch-Azarbaidjan) standen53. Das ungeheure montanhistorische Potential dieses rohstoff-
reichen Landes ließ die Notwendigkeit von Forschungen erkennen. Sie konnten erst nach 22
Jahren Unterbrechung wieder aufgenommen werden (siehe unten).

Anders dagegen entwickelten sich die Forschungen im Nahen Osten, wo man mit Untersu-
chungen im Kupferrevier von Fenan (Faynan) an die Arbeiten in Timna anschließen konnte:
Sehr schnell wurde klar, dass das am Ostrand des Wadi Arabah gelegene Bergbaugebiet außer-
gewöhnliche Erkenntnismöglichkeiten bot, welche die von Timna sogar noch übertrafen54. Die
dokumentierten Schlackenmengen suchten ihresgleichen im Nahen Osten und die Überliefe-

103
Montanarchäologie

In den späten 1980er


Jahren erfolgten in
Oman größere Anstren-
gungen, ausgehend von rungsqualität war einzigartig. Hier konnte eine beinahe lückenlose Entwicklung des Berg- und
den Gräberfeldern der Hüttenwesens seit ihren Anfängen im Neolithikum und der frühen Kupferzeit bis in die islami-
omanischen Eisenzeit sche Periode verfolgt werden. Es zeigte sich, dass Fenan anders als Timna eine lange, ortstabi-
die kulturellen Zustände
le Ausbeutung aufwies und in enger wirtschaftlicher Verflechtung mit den frühen Stadtkultu-
der südostarabischen
Halbinsel zu erforschen: ren Palästinas (besonders des Beersheba-Beckens) stand. Das vergleichsweise wasserreiche
a. An den Grabtürmen Gebiet erlaubte eine dauerhafte Besiedlung seit dem späten 7. Jahrtausend v. Chr. und wurde
von Shir/Jaylah wurden vor allem in der frühen Eisenzeit, einer Zeit stärkster Kupfernachfrage im gesamten Vorderen
in der Mitte der 1990er Orient, intensiv ausgebeutet. Das unter Leitung von A. Hauptmann stehende Projekt war zwar
Jahren Untersuchen vor-
primär archäometallurgisch ausgerichtet, gewährte aber auch der Bergbauarchäologie eine
genommen; b (rechte
Seite). Eine Siedlung der Reihe technischer und struktureller Einblicke in ein generelles Entwicklungsschema des Berg-
frühen Eisenzeit vom bauwesens im Orient55 (Abb. 7c). Bezeichnenderweise wurde das Gebiet anschließend von bri-
Rāki war auf einer älte- tischen und amerikanischen Expeditionen aufgesucht, die an die älteren Forschungen des DBM
ren Schlackenhalde anknüpften56.
errichtet worden.
Ein weiterer Schwerpunkt hatte sich ebenfalls schon Mitte der 1970er Jahre herauskristallisiert,
als das DBM an dem von G.-A. Wagner und W. Gentner vom Max-Planck-Institut für Kernphy-
sik in Heidelberg initiierten Forschungsprojekt zur Edelmetallgewinnung auf Sifnos teilnahm.
Ausgangspunkt war der sprichwörtliche Reichtum der Sifnier und ihre reichen Gold- und Sil-
berbergwerke; etwa zur selben Zeit wurden Forschungen auf der nordägäischen Insel Thasos
begonnen57. Die Untersuchungen in der Ägäis demonstrierten die Möglichkeiten einer inter-
disziplinär, lagerstättenkundlich und archäometallurgisch ausgerichteten Erforschung antiker
und vorantiker Metallproduktion; das DBM übernahm in diesen Projekten die Untersuchung
der prähistorischen und antiken Bergwerke. So war in Sifnos die Blei-Silbergewinnung bis in die
Frühbronzezeit zurückzuverfolgen gewesen, die in Thasos anscheinend erst in klassischer Zeit
einsetzte; auch waren neben Laurion nun auch andere bedeutende Silberlieferanten der klas-
sischen Antike dokumentiert und geochemisch untersucht worden. Goldbergwerke in Thasos
und auch die bis in das Jungpaläolithikum zurückreichende Ockergewinnung in Tzines gehör-

104
Montanarchäologie
ten zu den herausragenden Ergebnissen.. Der in Tzines 1982-1984 untersuchte Ockerbergbau
zählt zu den ältesten in Europa; er wurde erst 1993 abschließend untersucht58 (siehe unten).

Abseits der intensiven Tätigkeit im Vorderen Orient konnten auch in Mitteleuropa Untersu-
chungen durchgeführt und Forschungen vertieft werden; Anschluss fanden z. B. die Arbeiten
im Siegerland, wo nach den Untersuchungen der hochmittelalterlichen Bergbauwüstung vom
Altenberg bei Müsen nun die latènezeitliche Eisengewinnung in den Vordergrund treten soll-
te. Dabei war in den älteren Forschungen stets die eigentliche Erzgewinnung nicht untersucht
worden und man hatte sich vor allem auf Schlackenplätze mit ihren teils gut erhaltenen Ofen-
anlagen beschränkt. So war der Wunsch aufgetaucht, die älteren Ergebnisse der dreißiger bis
fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts neuerlich und mit modernen archäometrischen Untersu-
chungen zu überprüfen. 1982 und 1983 wurden im Leimbachtal mehrere latènezeitliche Schla-
ckenhalden und Ofenplätze sondiert und ausgegraben; leider hat sich ein darüber befindlicher
oberflächennaher Pingenzug auf der Steinbachsecke bei einer Sondage als spätmittelalterlich
erwiesen59. Obwohl diese neuerlichen Grabungen nicht den erhofften Erfolg brachten, blieb
das Siegerland als herausragende Eisenregion der Latènezeit im festen Forschungsfokus des
DBM. Später wurde zusammen mit der neu gegründeten Außenstelle Olpe des Westfälischen
Museums für Archäologie die Idee eines Projektes neuerlich aufgegriffen und in verschiedene
Antragsvorhaben umgesetzt. Leider war diesem Vorhaben nicht der nötige Erfolg beschieden
(siehe unten).

Einen ähnlichen archäometallurgischen Ansatz hatten auch Projekte, die auf Einladung ört-
licher Kollegen zur bronze- bis früheisenzeitlichen Kupferproduktion in den Alpen durchge-
führt wurden. Hier wie im Siegerland stand ein ganzes Produktionsgebiet im Blickpunkt der
Arbeiten. Im Fersental und am Passo Redebus bei Aqua Fredda wurde zusammen mit dem Uffi-
zio Tutela Archeologica dei Beni Culturali (Trento) eine bis heute außergewöhnlich vollständi-
ge Verhüttungsanlage der spätbronzezeitlichen Laugen-Melaun-Kultur ausgegraben; dieser
Verhüttungsplatz, an dem eine Ofenbatterie mit nicht weniger als sechs Öfen dokumentiert
wurde, ist in Größe und Vollständigkeit bislang einzigartig geblieben – die Forschungen zu den
Hüttenplätzen im östlichen Trentino hatte man mit Unterstützung der VFKK in den sechziger
Jahren begonnen und nun fortgesetzt60. Finanziell geholfen hatte wiederum die VFKK, aber
auch die Autonome Provinz Trentino-Alto Adige. Umfassende Prospektionen auf alte Hütten-

105
Montanarchäologie

plätze des Gesamtgebietes folgten – vor allem sollte die Herkunft der Kupfererze geklärt wer-
den. Bis dato konnte nur hoch- bis spätmittelalterlicher Bergbau aus der Blütezeit des Trienter
Reviers, etwa Silbererz am Monte Calisio/Kalisberg nachgewiesen werden61.

Auch die Durchforschung einer mächtigen Schlackenhalde in Graubünden bei Stierva (Ober-
halbstein) brachte neue Erkenntnisse – auch hier im Oberhalbstein ist die bronze- bis älterei-
senzeitliche Besiedlung eng mit den lokalen Kupferlagerstätten verbunden62; die von Christoph
Roden 1984 durchgeführte Grabung erbrachte überraschenderweise eine zeitliche Einordnung
in die Endphase der bronzezeitlichen Kupfertechnologie der östlichen Alpenregionen (10. bis
8. Jahrhundert v. Chr.) – eine Phase, die nicht überall gleichermaßen nachweisbar ist63.

Auch im westlichen Mittelmeer konnte man in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre tätig wer-
den: Zunächst unternahm man auf Einladung des DAI Madrid einen ersten Survey im nordpor-
tugiesischen Goldbergbaurevier von Três Minas, wo das DBM beratend für ein später durchge-
führtes Projekt tätig wurde und markscheiderische Aufnahmen unternahm64; eine weitere
Erkundungsfahrt nach Huelva (1989) zu den Rio Tinto Gruben führte zur Bergung römischer
Gezähefunde aus der modernen Aufbereitung, die im DBM weiter archäometrisch untersucht
wurden65. Aus dem Bewusstsein heraus, der römische Bergbau vor allem in den römischen Pro-
vinzen sei immer noch schlechter untersucht als Bergbau verschiedener anderer prähistorischer
Phasen, vorzugsweise der Flintbergbau, wurde auch in diesem Forschungszeitraum der römi-
sche Bergbau nicht aus dem Auge gelassen. Allerdings kam es zu keinen größeren Gelände-
projekten, wie sie ursprünglich wohl auf der iberischen Halbinsel angedacht wurden66.

Als einmaliger „Ausflug“ kann wohl die Zusammenarbeit mit V. Pigott gelten, der damals vom
University Museum of Philadelphia in Pennsylvania aus das Thailand Archaeometallurgy Project
(TAP) im Flussgebiet des Mekong in Nordthailand durchführte. Das DBM wurde 1985 eingela-
den, an der Erforschung der bergbaulichen Überreste des Kupferbergbaues in Phu Lon teilzu-
nehmen: Die Erforschung gerade der Kupferversorgung der jüngeren Metallzeit in Südostasien
stand immer vor der paradoxen Situation, dass zwar Zinnlagerstätten in einiger Anzahl über-
liefert, aber gerade Kupfervorkommen vergleichsweise selten bekannt und untersucht waren.
In Phu Lon konnte eine sehr intensive Gewinnung des 2. und 1. Jahrtausend v. Chr. sowie aus
jüngerer historischer Zeit nachgewiesen werden. Mindestens zwei technologisch unterschiedli-
che Abbauphasen waren zu erkennen. Die Gewinnungsarbeiten waren wohl derart intensiv,
dass es zu einem gewaltigen Tagesbruch kam. Gerade die bergbaulichen Geräte, die Gezähe,
wie Steinhämmer, unterschieden sich deutlich von anderen Gegenden der Welt und lassen in
Südostasien eine eigenständige Entwicklung des Montanwesens vermuten67.

Wenn man die 12 Jahre zwischen 1977 und 1989 im Gesamten betrachtet, wird die ungeheuer
intensive und breit gestreute Geländetätigkeit der Montanarchäologie am DBM deutlich. Im
Vordergrund stand hauptsächlich die vor- und frühgeschichtliche Kupfergewinnung der Alten
Welt, doch wurde mit mehreren Projekten auch die Gewinnung anderer Metallerze (Blei, Sil-
ber, Gold, Eisen) untersucht. Außergewöhnliche Ergebnisse gelangen auf der Insel Thasos in der
Nordägäis, wo sogar der älteste Untertagebergbau Europas, der jungpaläolithische Ocker-
bergbau in Tzines, nachgewiesen werden konnte. Neuere Datierungen belegen ein Alter von
ca. 20.000 Jahren68!

Auch die regionale Breite ist bemerkenswert. Mit letztlich nur einem kleinen Stamm höchst
motivierter Mitarbeiter wurde von Spanien bis Südostasien geforscht und auch Fühler nach
Südchina ausgestreckt – eine Kongressreise sowie eine geplante, aber nicht zustande gekom-
mene Ausstellung zum Jadebergbau demonstrieren Ende der 1980er Jahre auch Forschungsak-
tivitäten in diesem Kulturraum. Die blutige Niederschlagung der chinesischen Demokratiebe-
wegung im Juni 1989 auf dem Tianamen-Platz in Peking beendete abrupt diese Bemühungen:
Mitten im Krisengebiet befanden sich damals Rainer Slotta, Jürgen Heckes und Bao Song (Ruhr-
Universität Bochum)!

Diesen intensiven Geländearbeiten stand auch eine rege Publikationstätigkeit gegenüber –


neben dem Abschluss von Feldberichten muss vor allem herausgehoben werden, dass es
gelang, zusammenfassende Arbeiten zu handwerklichen Themen des Altertums sowie zur

106
Montanarchäologie
Montanarchäologie zu verfassen. Die Grundlegung der Montanarchäologie im Sinne einer
Bergbaukunde der Vor- und Frühgeschichte bzw. der Antike geht ebenfalls auf diese aktive Zeit
zurück69. Anders als ältere Zusammenfassungen wurden dabei die archäologischen Quellen
nicht nach Rohstoffen (z. B. Andree70) oder nach einer Entwicklungsgeschichte (z. B. Forbes71)
gegliedert, sondern Strukturmerkmale hervorsgehoben und als Leitfaden für die Beschreibung
alten Bergbaus herausgearbeitet – auch die Bezeichnung „Montanarchäologie“ als Umschrei-
bung für diesen Tätigkeitsbereich des DBM hat sich in dieser Zeit endgültig gefestigt.

Das Institut für Montanarchäologie nach dem politischen Umbruch von 1989 – ein
international anerkannter Forschungsbereich (1989-2000)

Man mag sich fragen, warum gerade das Jahr 1989 als Einschnitt in der Entwicklung der Mon-
tanarchäologie des DBM gesehen wird. Mehrere Gründe kann man rückblickend dafür ange-
ben. Zunächst die Änderungen im globalen politischen Gefüge, die Anfang der 1990er Jahre
zu einem Zerfall der Sowjetunion führten; dies ermöglichte eine Ausweitung der Forschungen
in neue Weltgegenden, etwa nach Mittel- und Zentralasien und in den Kaukasus. Seit dem
Weggang von Chr. Roden im Jahr 1989 gelang es auch, die Stelle eines Vermessungsingenieurs
an die Abteilung zu binden. Von 1989 bis Anfang 1996 hatte diese Stelle Dipl.-Ing. Markus Eich-
holz inne; später folgte ihm ab Mitte 1996 Dipl.-Ing. Gero Steffens, der die Stelle bis heute mit
Engagement und Einsatz ausfüllt.

Mit der schon in den 1980er Jahren zugeordneten Sekretärinnenstelle, einer wissenschaftlichen
Drittmittelstelle (in den nächsten Jahren überwiegend mit Jan Cierny, M.A. besetzt, der seit
Mitte der 1980er Jahre immer längere Zeit als wissenschaftliche Hilfskraft beschäftigt war)
sowie einer Technikerstelle war damit die Kernstruktur der Abteilung gefestigt. Schließlich kam
durch die 1992 erfolgte Berufung G. Weisgerbers als Honorarprofessor an die Universität Frei-
burg im Breisgau ein neues Tätigkeitsfeld hinzu. Die Lehrtätigkeit hat inhaltliche Strukturie-
rungen des Bereiches gefestigt und den Weg zu einer systematischen Darstellung des Spezial-
faches „Montanarchäologie“ geebnet. 1992 wurden die bisherigen Forschungsschwerpunkte
des DBM in Institute umgewandelt.

Besonders die Arbeit an der Universität wurde vom Leiter des Instituts konsequent fortgeführt:
Von Anbeginn an wurde ein Lehrzyklus begonnen, der sich in zwei Schwerpunkte gliederte,
einerseits den Vorlesungszyklus „Montanarchäologie am Beispiel wichtiger Bergbau- und Hüt-
tenreviere“ und andererseits Übungen unter dem Obertitel „Zur Rolle der Rohstoffe in der Kul-
turgeschichte“. Später wurde das Programm variiert und allgemein auch auf die Technikge-
schichte ausgeweitet; häufig waren die beinahe jedes Semester durchgeführten
Lehrveranstaltungen als Blockveranstaltungen konzipiert und umfassten Vorlesung sowie
Seminare und Übungen. Manchmal zog man mit den Studenten in das Fachschaftshaus am
„Schauinsland“ im Schwarzwald bei Freiburg und führte Tagesexkursionen durch. Die am 08.
Juli 1993 in Freiburg gehaltene Antrittsvorlesung „Die Entdeckung der Farben in der Alten
Welt“ führte Rohstoffgewinnung vor dem Hintergrund der ideologischen und religiösen
Bedeutung von Farben in alten Kulturen vor. Die Lehrtätigkeit G. Weisgerbers in Freiburg war
in den dortigen, von Prof. Dr. H. Steuer konzipierten Forschungsschwerpunkt „Montanarchäo-
logie“ eingebettet – in vielem kann dieses Engagement komplementär zu den internationalen
Forschungsarbeiten des DBM gesehen werden. Von Freiburg aus wurden vor allem For-
schungsarbeiten in Südwestdeutschland (Schwarzwald) und unter Federführung von Prof. Dr.
Chr. Strahm in Südfrankreich durchgeführt.

Die Lehrtätigkeit von G. Weisgerber hatte auch eine etwas reduzierte Forschungstätigkeit der
Abteilung Montanarchäologie zur Folge; dennoch wurden in den 1990er Jahren wichtige For-
schungsimpulse gegeben und ältere Forschungsprojekte erfolgreich fortgeführt. In Oman
waren es etwa zu Beginn der 1990er Jahre die letzten Untersuchungen an den eisenzeitlichen
Gräberfeldern von Samad al-Shan, Al Bustan und Amqat, die in einer letzten, von der DFG
unterstützten Kampagne im Herbst 1991 untersucht wurden – aufgrund des ersten Golfkrieges
von 1990/91 mehrfach verschoben! Der wissenschaftliche Bearbeiter Dr. Paul Yule blieb auch

107
Montanarchäologie

Fenan, Jordanien: Das Jahre später noch mit diesen For-


wasserreiche Montanre- schungsergebnissen verbunden,
vier zählte zu den wich-
die er zum Teil am DBM ausarbei-
tigsten Kupferlieferan-
ten des südlichen tete und später als Habilitations-
Palästina über viele tau- schrift zur Eisenzeit Omans
send Jahre und wurde einreichte72. Die Deutsche For-
vom DBM in den 1980er schungsgemeinschaft förderte
und 1990er Jahren
auch in den Jahren nach 1991
erforscht: a: Das Satelli-
tenbild zeigt deutlich Projekte, die es ermöglichten,
die landschaftlichen Befunde älterer Kampagnen auf-
Eigenheiten am Ostrand zuarbeiten (Projekt „Altgrabun-
des Wadi Arabah; b. gen in Oman“).
Wadi Khalid, Grube 2,
der so genannte Trippel-
schacht – eine mit Fahr- Zugleich kamen seit der Mitte der
und Fördertrum ausge- 1990er Jahre wieder Feldfor-
stattete eisenzeitliche schungen in Gang, die zunächst
Schachtanlage, neben weitere Prospektionsarbeiten im
der in römischer Zeit
Oman zum Ziel hatten; hier ging
neuerlich geteuft wur-
de. Am Rand sitzt Wer- es in Zusammenarbeit mit der
ner Lieder, der als Ver- omanischen Denkmalbehörde
messer auf vielen auch darum, Erhaltung und
Exkursion der 1970er Zustand ganzer Gebiete systema-
und 1980er Jahre an
tisch zu erfassen. Während der
den Arbeiten des DBM
teilgenommen hat; c. 14. Deutschen Omanexpedition
Dem DBM gelang es die konnten 1995 bronze-, eisenzeit-
Geschichte des Bergbau- liche und islamische Denkmäler
es nach Abbautypen zu dokumentiert und in Rettungs-
gliedern: Während in
grabungen untersucht werden,
chalkolithischer Zeit
arme Kupfererze der so wie etwa die bronzezeitlichen
genannten Massiven Grabtürme von Shir73 oder die frü-
Sandsteinserie abgebaut heisenzeitliche Kupferproduktion
wurden, hat man im 3. von Yanqul und Rāki 274.
Jahrtausend und der
frühen Eisenzeit die rei-
cheren Erze der Dolo- Daraus ließ sich für die Jahre 1996
mit-Kalkstein Serie mit bis 1997 ein neuer Forschungs-
tiefen Schächten und schwerpunkt herausarbeiten, der
Strecken abgebaut. nun vor allem die spätbronzezeit-
liche und früheisenzeitliche Kul-
tur- und Montanentwicklung im
Blick hatte; dazu wurden sowohl
im Maysar-Tal (z. B. an der Sied-
lung Maysar 42; Gräberfeld Ibri)
sowie bei Yanqul und Rāki 2
(Siedlung, Hüttenplätze) Grabun-
gen durchgeführt, die diesmal
von der Fritz-Thyssen Stiftung
unterstützt wurden; besonders
hervorzuheben ist die vollständi-
ge Untersuchung der über einem
Schlackenhügel errichteten drei-
periodigen Handwerkersiedlung
von Rāki 2; auch in Ibri/Amlah
gelangen schöne Funde, etwa die
mit einem szenischen Fries ver-
zierten Metallschalen75. Diese für
Oman außergewöhnlichen Scha-
len lassen erkennen (etwa mit der
Darstellung eines Kentauren),

108
Montanarchäologie
1993 wird mit Hilfe der
DFG noch einmal in Tzi-
nes auf der nordgriechi-
schen Insel Thasos
gegraben. Faunenreste
und 14C-Daten bestäti-
gen: Es ist die mit 20.000
Jahren vor heute älteste
Rötel-Grube Europas; a.
G. Weisgerber mit Mitar-
beitern vor der rezenten
Tagebauwand, die den
prähistorischen Bergbau
erschloss; b. J. Cierny
beim Freilegen verschie-
dener Oberflächen in
Grube 2; c. Abraum des
Rötelbergbaues mit Tau-
senden von Geweih- und
Knochengezähen sowie
Steinschlägeln.

dass die früheisenzeitlichen Mythen des Vorderen Orients und des östlichen Mittelmeerraumes
auch bis in den Oman hinein bekannt waren und dort lokal von den Handwerkern für die Grä-
ber der Vornehmen umgesetzt wurden76. Die Untersuchungen sollten nach dem Abschluss der
Arbeiten in Rāki auch 1998 fortgesetzt werden. Erfreulicherweise hatte die Thyssen-Stiftung
nochmals Geld für einen Survey im Dhofar im Süden des Landes gegeben – archäologisches
Neuland für das DBM sozusagen. Doch wurde die behördliche Genehmigung solange hinaus-
gezögert, dass das Arbeitsvorhaben letztlich „ins Wasser fiel“. Und damit bis auf weiteres auch
die Feldarbeit in Oman.

Doch nicht nur die Forschungen in Oman wurden in den neunziger Jahren erfolgreich fortge-
führt: In Rahmen des von der VolkswagenStiftung unterstützten Projektes konnte auch weiter
in Fenan, Jordanien, gearbeitet werden. In einer Frühjahrskampagne 1993 ging es dort vor
allem um die weitere Dokumentation der Grubenreviere, die in Fenan aus verschiedenen Nut-
zungsperioden bekannt sind. So konnte im Revier von Qalb Ratiye die Nutzung aus dem 4.
Jahrtausend und jene der römischen Zeit aufgrund der Abbauspuren deutlich voneinander
getrennt werden. In frühbronze- und eisenzeitlichen Gruben von Wadi Khalid wurden Gruben
geräumt und vermessen. Auch in anderen Revieren wurden Surveys und Vermessungen durch-
geführt, die insgesamt eine deutliche Periodisierung und technikgeschichtliche Bewertung des
Bergbaus in Fenan erlaubten77. Dazu kamen kleinere Ausgrabungen und Surveys an Siedlungs-
und Hüttenplätzen der Region, die zusammen mit Archäologen des Deutschen Evangelischen
Institutes für Altertumswissenschaften in Jerusalem durchgeführt wurden; in Wadi Fidan 4 wur-
de die bekannte Handerwerkersiedlung der 2. Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr. angegraben78,

109
Montanarchäologie

während in Barqa-el Hetiye eine große frühbronzezeitliche Verarbeitungssiedlung in Teilen


weiter erforscht wurde79.

Der Deutschen Forschungsgemeinschaft ist es zu verdanken, dass auch die Forschungen zum
jungpaläolithischen Ockerbergbau in Tzines auf Thasos mit den griechischen Kollegen fortge-
führt werden konnten. In einer sechswöchigen Kampagne konnten 1993 mehrere Gruben
untersucht und vermessen werden. Während der Ausgrabungen konnten Hunderte von Gezä-
hefunden aus Geweih, Tierknochen und Stein (Hämmer) geborgen werden; diese Funde gaben
aufgrund ihrer zoologischen Einordung (durch Prof. Dr. H.-P. Uerpmann, Univ. Tübingen) Hin-
weise auf ein spätglaziales bis frühholozänes Alter des Ockerbergbaues. Die 14C-Daten lassen
eine wiederholte Nutzung der Ockergruben seit etwa 20.000 vor heute erkennen80. Im Spät-
glazial war Thasos noch mit dem nordgriechischen Festland verbunden und war Lebensraum
der an sich an die späteiszeitliche Steppen und Tundren gebundene Saiga-Antilope (Saiga Tata-
rica). Die Hörner von Antilopen und Rotwild wurden wie andere Knochen als eine Art „Fim-

Auf der Suche nach dem mel“ für die bergmännische Arbeit verwendet (zum Begriff: Körlin/Weisgerber81) – Versuche
Zinn der Bronzezeit in zeigten, wie zweckmäßig und effektiv Knochen- und Hornmeißel vor allem in weicheren
den späten 1990er Jah-
Gesteinsformationen eingesetzt werden können. Die Resultate dieser Untersuchungen zählen
ren: Usbekistan, a. Gru-
be 5 in Karnab: Gra- zu den bedeutendsten Ergebnissen unserer Arbeitsgruppe, stellen sie doch den ältesten Unter-
bungsarbeiten am so tagebergbau Europas dar.
genannten Portal 1999:
b rechts). Tadschikistan, Ein weiteres von der VolkswagenStiftung im Rahmen ihres „Archäometallurgie-Schwerpunk-
Muschiston: Auf über
tes“ gefördertes Projekt war die Weiterführung der Arbeiten in Trentino („Vorgeschichtliche
3.000 m wurde das Kup-
fer-Zinnerz Stanin abge- Kupfergewinnung in den südlichen Alpen“). Schwerpunkt der 1992 bis 1995 durchgeführten
baut; Reste von „Alten Feldforschungen war die Untersuchung des Umfeldes der schon in den 1980er Jahren ausge-
Mann“ aus der Bronze- grabenen spätbronzezeitlichen Ofenbatterie am Passo Redebus/Aqua Fredda. So konnte in
zeit fanden sich an den einer Kombination aus Bohrungen und geomagnetischen Messungen die Ausdehnung einer
mit einem Kreis bezeich-
mächtigen, unter der Vegetation verborgenen Schlackenhalde sowie zugehörigen Installatio-
neten Stellen. Zum Teil
waren sie durch die nen sowie drei neue Öfen untersucht werden. In Sommerkampagnen wurden auch eine Anzahl
sowjetische Bergbautä- weiterer Schlackenplätze geophysikalisch und durch Surveys bzw. durch Begehungen und Kar-
tigkeit aufgeschlossen tierungen untersucht. Damit ist mittlerweile ein verlässlicher Überblick zu den Produktions-
worden. schwerpunkten der vorgeschichtlichen Kupfergewinnung erarbeitet worden. Anders als in den
nordalpinen Gebieten vermutet, erstreckt sich Verhüttungstätigkeit auf die gesamte späte
Bronzezeit der Stufen Ha A-B. Die Forschungen sind inzwischen als Dissertation zu den archä-
ometallurgischen Untersuchungen durch B. Metten (ehemals Hohlmann82) bzw. durch den

110
Montanarchäologie
1996-1997 konnte end-
lich das Mundloch des
Unteren Emilianus-Stol-
lens aufgefunden und
die schöne Stollenanlage
vollständig dokumen-
tiert werden; erstmals
kommen umfangreiche-
re, mit Hilfe moderner
Programme erstellte 3D-
Darstellungen zum Ein-
satz; a. Studenten der
Universität Freiburg bei
Freilegungs- und Doku-
mentationsarbeiten; b.
Die Ortsbrust des im
Buntsandstein gebauten
unteren Emilianusstol-
len; c. Seigerriß mit Dar-
stellung der römischen
Stollenanlagen.

damaligen Projektleiter J. Cierny (Dissertation Bochum 2004) abgeschlossen und ausgewertet


worden. Erste Ergebnisse wurden schon 1995 auf einer vom DBM in Innsbruck mit veranstalte-
ten Tagung zum „Alpenkupfer/Rame delle Alpi“ präsentiert83.

Ein anderes „Traditionsprojekt“ des Deutschen Bergbau-Museums wurde ebenfalls in den


1990er Jahren wieder aufgenommen. Die Forschungen zum römischen Bergbau in Wallerfan-
gen, die in den sechziger Jahren zu Untersuchungen am Oberen Emilianus-Stollen geführt hat-
ten, erlaubten durch einen vor dem Mundloch gelegenen Schacht den Zugang zu einer tiefer
gelegenen Stollenanlage; nun sollte diese Stollenanlage, auch als Unterer Emilianus-Stollen

111
Montanarchäologie

Zum Kupferbergbau der


Alpen führte und führt
das DBM Projekte in
Trentino (Italien) und
im Mitterbergrevier
(Österreich) durch;
a. Schon Mitte der
1980iger Jahre konnte
in Aqua Fredda eine der
größten Verhüttungsan-
lagen der späten Bron-
zezeit freigelegt wer-
den; das Foto zeigt den
Ausgrabungsstand 1994;
b. (rechts) In den
1990er Jahren wurden
in Aqua Fredda auch
Verhüttungsversuche in
nachgebauten bronze-
zeitlichen Schachtöfen
durchgeführt; im Bild
J. Cierny, DBM;
c. (rechte Seite) Seit
2002 arbeitet der Fach-
bereich zusammen mit
Prof. Dr. C. Eibner im
Arthurstollen, wo bron-
zezeitlicher Tiefbergbau
unter Tage dokumen- bekannt, weiter untersucht werden84: Vor allem ging es darum, das zugehörige Mundloch zu
tiert wird, im Bild eine finden, dass sich im Steilhang von außen nicht mehr lokalisieren ließ. Die Arbeiten an diesem
noch erhaltene Verschal- Projekt zogen sich über Jahre hin und mussten auch mehrere Rückschläge verkraften: So wur-
zimmerung aus dem 16. de zunächst versucht, das Mundloch über eine Grabung von außen zu lokalisieren; ohne Erfolg,
Jahrhundert v. Chr.
weil sich – wie sich später herausstellte – die Sohlneigung nach außen verflachte und damit das
Mundloch 7 m höher als vermutet lag. Ab 1994 wurde versucht von innen zu räumen – unter
hohem Aufwand, da der Abraum eimerweise über den Schacht emporgefördert werden mus-
ste. Schließlich, auf diese Weise näher an das Mundloch gelangt, konnte man Bohrgestänge
durch die verbliebenen, im Stollen eingeschwemmten Sedimente schlagen und 1996/1997 das
Mundloch schließlich lokalisieren. Die daraufhin von außen vorgenommenen Ausgrabungen
waren aber durch die Instabilität des Gebirges mit größeren Schwierigkeiten behaftet. Den-
noch konnte der Befund bis 1999 vollständig freigelegt und schließlich mit einem sichernden
Ausbau versehen werden. Ein schachtartiges Gesenk in der Mundlochrösche barg interessante
Holzfunde, u. a. eine römische Schaufel. Der Untere Emilianus-Stollen stellte sich als einmaliges
Zeugnis römischer Bergbautechnik heraus – nicht nur wegen seiner planmäßigen Anlage mit
zugehörigem Bewetterungsschacht, sondern vor allem wegen seiner exzellenten Erhaltung.
Die Anlage ist einphasig und wurde niemals für einen Abbau genutzt. Aufgrund der bestens
im Sandstein erhaltenen Spuren ist die Vortriebstechnik der römischen Bergleute genau nach-
zuvollziehen. Die Forschungen der neunziger Jahre erbrachten in Zusammenarbeit mit Prof. Dr.
L. Heck, Universität Saarbrücken, aber noch eine weitere grundlegende Einsicht, nämlich, dass
in Wallerfangen in römischer Zeit niemals Erze zur Metallproduktion abgebaut wurden, son-
dern das blaue Kupfermineral Azurit zur Blaufärbung eingesetzt wurde85. Die 1993 mit Unter-
stützung der VFKK wieder begonnenen Arbeiten zum römischen Bergbau in Deutschland wur-
den später mit Unterstützung der Wilhelm Mommertz-Stiftung fortgeführt und zählen bis
heute zu den Langfristaufgaben des Fachbereichs Montanarchäologie.

Besonderes Interesse verdienen schließlich die Arbeiten, die in Mittelasien auf der Suche nach
der bronzezeitlichen Zinngewinnung durchgeführt wurden. Die Anfänge gehen auf eine Stu-
dienreise im Jahr 1992 in die mittelasiatischen Republiken Tadschikistan und Usbekistan zurück.
Die Städte Samarkand, Buchara und Pendjikent sowie Taschkent waren der Ausgangspunkt für
Besuche von Museen und Bergbaurevieren. Die Kontakte mit örtlichen Wissenschaftlern wur-
den zwei Jahre später mit einer vom DBM mit veranstalteten Tagung in Chodschand („Vergan-
genheit und Zukunft der Rohstoffproduktion Mittelasiens“, 25.-31. Juli 1994) vertieft und leg-
ten die Grundlage für eine intensive Zusammenarbeit. So konnten in den kommenden Jahren
eine Reihe analytischer und archäologischer Forschungen durchgeführt werden, die Fragen der

112
Montanarchäologie
Herkunft frühmittelalterlicher Silberschätze Nordeurasiens und Mittelasiens (z. B. Steuer86 1998)
wie auch der islamischen Tiegelstahlerzeugung87 klären sollten.

Doch standen von Anbeginn an die Frage nach der Herkunft des bronzezeitlichen Zinns für die
alten Kulturen Vorderasiens und des östlichen Mittelmeerraumes im Vordergrund der Überle-
gungen des DBM. Dies galt umso mehr, als sich verschiedene Lagerstättenbedingungen von
Beginn an anzubieten schienen: Neben dem Zinnerz Kassiterit (SnO2) ist aus mehreren Lager-
stätten auch Stannin (Cu2FeSnS4) bekannt, ein Erz, das bei einer Verhüttung eine natürliche
Bronze ergibt. Schon der russische Forscher B.A. Litvinskij hatte auf vorgeschichtliche Zinn-
bergwerke hingewiesen und diese Hinweise legten auch die Spur für die deutschen Forscher.
1995 kam es zu einem ersten Kooperationsabkommen mit den Akademien der Wissenschaften
von Usbekistan und Tadschikistan, an dem auch die Bergakademie Freiberg (Lehrstuhl für
Archäometallurgie) sowie die Eurasien-Abteilung des DAI teilnahmen. Die StiftungVolkswa-
genwerk schließlich genehmigte in ihrem Schwerpunkt „Archäometallurgie“ das Unternehmen
„Vorislamische Zinngewinnung in Mittelasien“ als eines der letzten archäologischen For-
schungsprojekte. Aufgabe des von 1997 bis Anfang 2000 durchgeführten Unternehmens war
vor allem, die Zeitstellung und den Umfang der frühen Gewinnung zu klären88; mithilfe geo-
chemischer Untersuchungen sollte u. a. untersucht werden, ob die Legierungsmetalle mediter-
raner und vorderasiatischer Bronzen tatsächlich aus Lagerstätten Mittelasiens stammten. Und
schließlich galt es zu erkennen, welche archäologischen Kulturen im näheren Untersuchungs-
raum, nämlich dem Zeravšan-Tal, bekannt waren. Die Grabungsarbeiten erwiesen sich vor
allem aus montanarchäologischer Sicht als äußerst erfolgreich; sowohl in Karnab (Usbekistan)
als auch in dem hochgelegenen Muschiston (Tadschikistan) konnten bronzezeitliche Gruben
des 2. Jahrtausend v. Chr. ausgegraben werden; eine der in Karnab untersuchten Gruben hat
mit einer geschätzten Ausbeute von etwa 1 t metallischem Zinn etwa die Menge geliefert, wie
sie uns aus dem am Ende des 14. Jahrhunderts v. Chr. gesunkenen Schiff von Uluburun überlie-
fert ist89. Auch die vom DAI durchgeführten Siedlungsforschungen waren erfolgreich; als Trä-
ger der Zinngewinnung konnte der mittelasiatische Andronovo-Kulturkreis bestimmt werden –
in Karnab/Sičkonči90 errichteten diese Menschen u. a. auch ein periodisch immer wieder besetz-
tes Lager, das durch die Funde von Rillenschlägeln eindeutig als Siedlung der Bergleute erkannt
werden konnte. Auch wenn eine Nutzung der Lagerstätten für die Anfänge der Zinnbronzen-
Metallurgie im 3. Jahrtausend nicht geklärt werden konnte, so bleibt festzuhalten, dass Zinn
jedenfalls zur Hochblüte der Metallverarbeitung im 2. Jahrtausend aus den Lagerstätten
Mittelasiens stammen dürfte. Die Forschungen in Mittelasien waren zwar nur ein erster Schritt
auf dem Weg zu dieser Frage – vor allem analytische Fragen blieben ungeklärt. Neueste For-
schungen unserer Abteilung schließen an diese Fragstellung an (siehe unten).

113
Montanarchäologie

Ein Ereignis besonderer Art war schließlich das VIII. Internationale Flintsymposium, das zwi-
schen dem 13.-17. September 1999 in Bochum ausgerichtet werden konnte – pünktlich zur
Tagung erschien die dritte Auflage des schon 1980 erschienenen Standardwerkes „5000 Jahre
Feuersteinbergbau“ - wiewohl auch die Tagung ein voller Erfolg war – mehr als 120 Fachleute
aus 15 Ländern diskutierten über mehrere Tage in mehreren Sektionen. Eine Exkursion führte
nach Belgien und in die Niederlande, wo berühmte Fundstellen, u. a. die Bergwerke von Spien-
nes und Rijkholt, besucht werden konnten. Die Flinttagung war eine Großveranstaltung, die
über Monate die Kräfte der Mitarbeiter band und manche Nerven blank liegen ließ. Dennoch
muss die Tagung als großer internationaler Erfolg gewertet werden, bei der viele neue Funde,
vor allem aber viele neue archäometrische Methoden vorgestellt wurden. Der umfangreiche
Tagungsband soll 2005 in Druck gehen.

In den Jahren zwischen 1989 und 2000 hat sich die Fachgruppe Montanarchäologie als regel-
rechtes Institut etabliert, das in Forschung und Lehre gleichermaßen und international tätig
war. Eine Reihe von Projekten wurde fortgeführt und ältere Untersuchungen, wie jene vom
Altenberg bei Müsen auch abschließend publiziert91; manches, wie die Forschungen in Oman,
in Wallerfangen oder Trentino, entpuppte sich letztlich als Langzeitvorhaben, da hier an älte-
re Vorarbeiten des DBM (jene von E. Preuschen im Falle des Trentino oder H.-G. Conrads in Wal-
lerfangen; Oman seit 1977) angeknüpft werden konnte. Mit den Forschungen in Mittelasien
wurde aber auch Neuland beschritten, das auch zugleich auf Vorhaben der jüngsten Zeit, etwa

Die von Gerd


Weisgerber an der SS 1992 VL: Montanarchäologie am Beispiel wichtiger Bergbau- und Hüttenreviere
Universität Freiburg Seminar: Zur Rolle der Rohstoffe in der Kulturgeschichte I;
durchgeführten Exkursion zum DBM, Bergwerke Lousberg, Spiennes, Rijkholt
Lehrveranstaltungen
WS 1992/1993 VL: Montanarchäologie am Beispiel wichtiger Bergbau- und Hüttenreviere II;
Seminar: Zur Rolle der Rohstoffe in der Kulturgeschichte II

SS 1993 VL: Feuersteinbergbau im alten Ägypten; Bleibergbau im alten Ägypten;


Seminar: Montanarchäologische Neuerscheinungen.

WS 1993/94 VL: Frühes Eisen; Hauptseminar: Metallproduktion im Mittelmeerraum in


Vorgeschichte und Antike

SS 1994 VL: Die wichtigsten Reviere prähistorischer Salzgewinnung;


Hauptseminar: Vor- und frühgeschichtliches Salz; Exkursion in die Ostalpen
(Hallstatt, Hallein-Dürrnberg, Mitterberg-Arthurstollen)

WS 1994/95 VL: Frühe Eisenproduktion in Europa; Frühes Eisen außerhalb Europas

WS 1995/96 Römische Technik (Blockseminar); Jugendherberge Schauinsland

SS 1996 VL: Römischer Bergbau an ausgewählten Beispielen;


Hauptseminar: Römische Technik an ausgewählten Beispielen

WS 1996/1997 Blockseminar: Systematische Montanarchäologie am Beispiel mittelalterlicher


Bildquellen und archäologischer Zeugnisse

SS 1997 Hauptseminar: Seltene Rohstoffe in der Vor- und Frühgeschichte;


Exkursion zu den Japisbergwerken von Kleinkems

WS 1997/98 Seminar: Neues zur Montanarchäologie in Frankreich

SS 1998 VL Systematische Montanarchäologie I: Frühe Kupferproduktion, Bergbau und


Verhüttung; Hauptseminar: „Montanarchäologie in Frankreich seit 1975“,
Exkursion zum Feuersteinbergbau von Lampenberg/Schweiz und zum
Felsgesteinbergbau in Plancher-les-Mines

WS 1998/99 VL Systematische Montanarchäologie II: Frühe Kupferproduktion,


Bergbau und Verhüttung; Blockseminar: „Montanarchäologie auf den
Britischen Inseln seit 1975“

SS 1999 VL Prähistorischer Kupferbergbau – ausgewählte Beispiele II. Teil

114
Montanarchäologie
ein Projekt in Kasachstan, verweist. Ebenfalls in die 1990er Jahre reichen erste Vorbereitungen
für ein Iran-Projekt zurück, das im Jahr 2000 gestartet werden konnte.

Schon 1996 kam es zu einer neuerlichen Kontaktaufnahme mit iranischen Wissenschaftlern,


als M. Momenzadeh vom Geologischen Dienst des Iran erstmals nach der Islamischen Revo-
lution von 1978 dem DBM einen Besuch abstattete; die Kontakte intensivierten sich und so
konnte G. Weisgerber 1997 an einer Tagung zur Archäometallurgie in West- und Zentralasien
teilnehmen. Das „Committee for Studies of Old Mining and Metallurgy“ wurde ins Leben
gerufen, an dem sich neben der Universität Mainz auch das DBM, das DAI und die Bergaka-
demie Freiberg beteiligten. 1999 konnte in Kāshān ein Kompaktkurs zu Bergbau und Metal-
lurgie abgehalten werden, an dem sich wiederum deutsche Wissenschaftler in größerer Zahl
beteiligten; dies führte schließlich zur Unterzeichnung eines Kooperationsabkommens, das
im Jahr 2000 in Kraft trat.

Neben den umfangreichen Forschungsaktivitäten wurden vor allem in den 1990er Jahren
Anstrengungen unternommen, die umfangreiche Literatursammlung des Hauses mit einer
Datenbank zur Montanarchäologie zu erfassen. Dafür wurde vielfach auch die Hilfe von Stu-
denten aus Freiburg in Anspruch genommen. Auch auf den verschiedenen Institutsgrabun-
gen arbeiteten Studenten aus Freiberg, Bochum und von anderen Orten mit. Dadurch ent-
stand eine erste Nachwuchsgeneration von jungen Montanarchäologen, die nicht nur an
ihren Studienorten, sondern auch in und durch Bochum geschult wurden. Die sehr systema-
tisch gesammelte Literatur lockte mehrfach Stipendiaten und Forscher an, einige Zeit im
Institut für Montanarchäologie zu verbringen. Bezeichnend ist jene Episode, als eines Tages
(Januar 1994) der Bürgermeister von Laurion in der Türe stand und Probenmaterial von einer
lauriotischen. „Erzwäsche“ sowie Ideen für ein gemeinsames Projekt mitbrachte. (Rehren,
Th./Vanhove, D u. Musche, H.: Ores from the ore washeries in the Lavriostiki, Metalla Bochum
9.1, 2002, S. 1-25)

Die neuen Aufgaben und das Forschungsprofil des Fachbereichs Montanarchäologie


seit 2000: Aufgaben und Ziele

Im Jahr 2000 änderten sich die Verhältnisse im nunmehrigen Fachbereich für Montanarchäolo-
gie; als Nachfolger des bisherigen Leiters Prof. Dr. G. Weisgerber wurde mit April 2000 Dr. Tho-
mas Stöllner bestellt. Die Wiederbesetzung der Stelle war damit beinahe nahtlos erfolgt und
so konnte die Arbeit reibungslos fortgesetzt werden. Das Team hatte sich somit in wenigen
Jahren regelrecht verjüngt: Anstelle der ursprünglichen Sekretärinnenstelle konnte schon 1999
eine wissenschaftlich-kaufmännische Stelle geschaffen werden, die mit Dr. Gabriele Körlin,
einer in Tübingen und Münster ausgebildeten Archäologin besetzt wurde. Allerdings mussten
gleich zu Beginn des Stellenwechsels von Weisgerber zu Stöllner einige organisatorische
Umstrukturierungen getroffen werden: So wurde der bisher im Hauptgebäude situierte
Arbeitsbereich in den ersten Stock des Institutsgebäudes auf das Gelände der Technischen
Fachhochschule Georg Agricola in die Herner Straße 45 umgesiedelt. Diese Entscheidung war
vor allem strategisch gedacht, sollte doch eine engere Zusammenarbeit vor allem mit dem
Fachbereich Archäometallurgie und dem Materialkundlichen Labor des DBM erreicht werden.
Dazu kam, dass die archäologische Fachbibliothek, bisher ein Teil der Hauptbibliothek des
DBM, einen neuen Standort in der Herner Straße bekommen sollte. Dadurch war eine wesent-
lich einfachere Handhabung des umfangreichen Literaturbestandes möglich; die Fokussierung
der Bibliotheksbestände auf Kultur- und Technikgeschichte sowie Spezialliteratur der Montan-
archäologie und Archäometallurgie kann so gezielt zu einem Sammelgebiet ausgebaut wer-
den, das auch international von Interesse ist. Die seitdem verstärkte Anwesenheit von Studen-
ten und Dissertanten, wie auch von Stipendiaten, ist auf diesen positiven Synergieeffekt
zurückzuführen.

Mit dem Wechsel in der Leitungsposition haben sich naturgemäß auch die Forschungsschwer-
punkte etwas verschoben. Ganz in der Tradition stand und steht das Vorhaben „Prähistorische
Kupfergewinnung in Iran“, das seit 2000 von der DFG wie auch von der Wilhelm-Mommertz-

115
Montanarchäologie

Stiftung finanziell unterstützt wird. Schon im


Frühjahr 2000 konnte man zusammen mit dem
DAI und Mitgliedern der Bergakademie Frei-
berg eine erste Kampagne in Iran durchführen:
Neben Thomas Stöllner waren Gero Steffens
und noch Gerd Weisgerber daran beteiligt.
Zunächst ging es uns um die Klärung der Kup-
ferversorgung von Arisman, einer Metallurgen-
DBM, 26.01.2003: siedlung des 4. und 3. Jahrtausends bei Natanz
Anlässlich des 65. im Zentraliran. Doch später kristallisierte sich
Geburtstags von Prof. durch ausführliche Surveys und Vermessungen
Gerd Weisgerber (links) heraus, dass vor allem der Kupferbergbau von
hält der Präsident des
Veshnāveh eine moderne montanarchäologi-
Deutschen Archäologi-
schen Instituts, Prof. sche Untersuchung erforderte. Dies galt umso
Hermann Parzinger, Ber- mehr, als weder die Datierung, noch technolo-
lin (Mitte), den Festvor- gische und organisatorische Strukturen ausrei-
trag; Herrn Weisgerber chend studiert waren. Zudem sollte die Unter-
wird eine Festschrift mit
suchung der auf mindestens drei Reviere
dem Titel „Man and
Mining“ von seinem aufgeteilten Gruben eine Art Schulbeispiel für
Nachfolger überreicht ein bergbauarchäologisch ausgerichtetes
(rechts: PD Dr. Th. Stöll- Arbeitsprojekt darstellen92. Die Arbeiten wur-
ner). den 2001 bis 2004 fortgesetzt; ein größeres
Team kam nun nach Veshnāveh: Neben Archäo-
logen arbeiteten nun Botaniker, Zoologen, Restauratoren und Geophysiker aus Deutschland
und Iran zusammen. Neben bergbaulichen Zeugnissen der Gewinnung und Aufbereitung aus
dem 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. gelang in einer Grube die Entdeckung eines jüngeren Heilig-
tumes aus parthisch-sassanidischer Zeit93. Die aus Tausenden von Fundgegenständen bestehen-
den Opferschichten waren so eindrucksvoll, dass sich auch die Deutsche Forschungsgemein-
schaft sofort entschloss, die Untersuchung dieses für die altiranische Religionsgeschichte so
bedeutenden Platzes zu unterstützen. Die ersten montanarchäologischen Ausgrabungen in
Iran haben so versucht, in zweierlei Hinsicht wissenschaftliche Grundlagen zu schaffen.

Die insgesamt erfolgreichen deutschen Forschungen gaben schließlich Anlass, ein Ausstel-
lungsprojekt zu organisieren, das 2004 am DBM in Zusammenarbeit mit vielen Partnern aus
Iran, Deutschland, Frankreich und Belgien realisiert werden konnte. „Persiens Antike Pracht“,
so der Titel der 2004 eröffneten Ausstellung, war die erste der beiden, anlässlich des Jubiläums
„75 Jahre DBM“ gezeigten Ausstellungen, zu der ein zweibändiger Ausstellungskatalog und
weitere Materialien vom Fachbereich erarbeitet wurden94.

Neben den sicherlich kulturpolitisch wichtigen Iran-Aktivitäten – immerhin waren die Deut-
schen die ersten, die ab 2000 wieder Ausgrabungen in der Islamischen Republik Iran durchfüh-
ren durften – entwickelten sich auch andere Forschungsunternehmungen in West- und Zen-
tralasien: Ein neues Forschungsprojekt zur Kupfer- und Zinnmetallurgie in Ostkasachstan
(Kalba-Narim-Gebirge und Erzaltai) ist Mitte 2004 angelaufen. Es soll die Zeitstellung der zahl-
reichen vorgeschichtlichen Zinnbergwerke im Osten Kasachstans klären. Erste Grabungsarbei-
ten zu verhauartigen Tagebauen fanden im August 2004 in der kasachischen Steppe statt und
ließen trotz der Fundarmut an der prähistorischer Gewinnung nicht zweifeln: Hunderte von Ril-
lenschlägeln und anderen Gezähen konnten dort dokumentiert werden. In anderen Fällen las-
sen sich schon jetzt zugehörige Siedlungen, vielleicht sogar Gräberfelder erkennen, die Aussa-
gen zur Organisation dieses Steppenbergbaues erlauben. Die Gerda-Henkel-Stiftung
übernahm eine erste Förderung, die letztlich an die in den 1990er Jahren in Mittelasien statt-
gefundenen Untersuchungen zu Bergwerken und Siedlungen derselben Zeit anschließt. Immer
deutlicher wird, dass die Steppenregionen schon vor der umfassenden Nomadisierung ihrer
Bevölkerungen am Ende des 2. Jahrtausend durch Technologie und Kulturaustausch eng ver-
bunden waren; dies zeigen letztlich Bergbau- und Verhüttungsstrategien, die von der Schwarz-
meerküste bis in den Altai reichen; wissenschaftliche Reisen und kleinere Forschungsunterneh-
mungen sind in dieser Hinsicht intensiviert worden und können auf einen zukünftigen
Schwerpunkt des Fachbereichs weisen.

116
Montanarchäologie
Neben den außereuropäischen Forschungsunternehmungen konnten auch in Mitteleuropa
weitere Initiativen gestartet werden: So wurde der von der Kommission für Archäologische
Landesforschung in Hessen vorbereitete Schwerpunktantrag „Wirtschaftsarchäologie in den
Mittelgebirgen“ dazu benutzt, einige regionale Forschungsprojekte zu intensivieren. Am Lüde-
rich wurden unter Leitung von Gabriele Körlin die Reste einer augusteischen Bergbausiedlung
ausgegraben. Schon in den 1990er Jahren waren im Bereich der silberführenden Bleierzgänge
vereinzelt römische Scherben aufgelesen worden. Die Entdeckungen waren sensationell, bele-
gen sie doch die Tätigkeit des römischen Militärs im rechtsrheinischen Gebiet während der
Okkupationszeit, vielleicht sogar noch danach – immerhin liegt der Lüderich in Luftlinie 20 km
vor Köln und damit schon weit im „Feindesland“. Ob es sich um eine regelrechte, länger andau-
ernde Siedlung gehandelt hat, lässt sich vorläufig nicht bestimmen: Untersucht wurden zwi-
schen 2000 und 2003 nämlich nur die Produktionsareale mit Werkgruben, Schächten und den
Resten der eigentlich Bleiverhüttung95 (Abb. 16a-b). Bleiglättefunde, vor allem kleine Bleiglät-
teröhrchen, lassen darüber hinaus auch die Gewinnung von Silber wahrscheinlich werden.
Einer der untersuchten Schächte ließ erkennen, dass man die Lagerstätte offensichtlich syste-
matisch prospektiert hatte; der etwa 6 m tiefe Schacht endete im Sandstein ohne eine eigent-
liche Lagerstätte erreicht zu haben. Weitere Schächte allerdings lassen vermuten, dass man im

Abb.15 Im Jahr 2000


können die Forschungen
in Iran erstmals seit der
Revolution wieder auf-
genommen werden. In
Veshnāveh wird der
Kupferbergbau auf über
2.000 m Seehöhe
erforscht: a. Das Gru-
benrevier von Chale
Ghar; b: Grube 1 in Cha-
le Ghar erbringt als
Überraschung die Über-
reste eines sehr fundrei-
chen parthisch-sassanidi-
schen Opferplatzes; b.
Tausende von Gefäßen
und Schmuckstücken
wurden über den Abla-
gerungen des bronze-
zeitlichen Bergbaues
dokumentiert; c. Der ira-
nische Student Majid
Kouhi bei der Freile-
gung eines Profils durch
die Ablagerungen des
Opferplatzes.

117
Montanarchäologie

Nahbereich der Siedlung tatsächlich auch einen erzführenden Gang angetroffen und abgebaut
hat. Einen solchen zu finden, auszugraben, ja sogar das dazugehörige Bergwerk zu erforschen,
wäre höchst lohnenswert.

Römischer Bergbau im Mittelgebirgsraum ist ebenfalls das Thema der immer wieder in St. Bar-
bara bei Wallerfangen durchgeführten Forschungen – Stand in den 1990er Jahren vor allem der
untere Emilianus-Stollen (siehe oben) im Zentrum des Interesses, so verlagerten sich die Akti-
vitäten nach 2000 vor allem auf den benachbarten Stollen Bruss96. Dort waren schon im innen
stark verbrochenen Stollen Versuchsgrabungen und mithilfe der Kollegen von der Bergbau-
2000-2003: Die Grabun-
gen am Lüderich bei technik und Dr.-Ing. Siegfried Müller Sanierungsarbeiten vorgenommen worden. Mit Unter-
Overath erbringen den stützung der Saarland-Sporttoto GmbH konnten diese Arbeiten ab 2002 verstärkt aufgenom-
Nachweis einer römi- men werden; schon anlässlich einer ersten Befahrung 2000 war nämlich erkannt worden, dass
schen Nutzung der dor- eine 8 m lange, sehr instabile Verbruchzone aufgewältigt werden musste, ehe man in noch
tigen Blei-Silber-Erze; a:
römische Stollenteile vordringen könnte97. Die Arbeiten wurden wiederum mit hauseigenen
Im Bild wird durch den
Studenten P. Schönfeld Kräften geleistet und schrittweise verwirklicht – abwechselnd waren Archäologen und Berg-
ein erster Prospektions- leute im Einsatz. Dabei wurde eine in einen Sohlnachschlag eingelagerte Trettwerklage aus
schacht freigelegt, der Astholz entdeckt, die nach einer ersten 14C-Untersuchung in das 10.-12. Jahrhundert n. Chr.
am Rande einer römi- datiert – dies belegt erstmals auch die hochmittelalterliche Gewinnung des Blaupigmentes
schen Bergbausiedlung
Azurit! Eine notwendige Voraussetzung für die Sanierungsarbeiten war aber die Verfüllung
angelegt worden war; b.
Bohrarbeiten ermög- instabiler Hohlräume über der verbrochenen antiken Firste mit etwa 18 m3 Beton. Erst dann
lichen die Erkundung konnte der Verbruch sicher geräumt werden. 2004 war es dann endlich soweit, der Durchbruch
der Schachttiefe, so dass war geschafft und vorläufig verzimmert: Die hinteren Stollenteile konnten begutachtet wer-
eine Ausgrabung vorge- den. Die Mühen hatten sich gelohnt, da nun tatsächlich dem bisher kaum bekannten römischen
nommen werden kann.
Abbau nach Azurit nachgegangen werden kann98.

Auch bei einem dritten Forschungsprojekt wurde ein schon früher gesponnener Faden wieder
aufgenommen: Im Siegerland, einem der zentralen Erzreviere Deutschlands, das schon während
der keltischen Latènezeit einer der wichtigsten Produzenten für Eisen gewesen war. Die For-
schungen, vor allem zur Berg- und Hüttentechnik, hatten lange geruht; einzig die Außenstelle
Olpe des Westfälischen Museums für Archäologie hatte die Fundstellen betreut und gezielte
Forschungen zur eisenzeitlichen Siedlungslandschaft unternommen. Mit der Untersuchung des
latènezeitlichen Hüttenplatzes von Niederschelden-Wartestraße war aber Anfang 2000 wieder
Bewegung in die Frage nach einem neuerlichen Projekt gekommen – oder wie der verstorbe-
ne H. Laumann (Olpe) einmal bemerkte: „Die Ernennung eines „Latènezeitlers“ als Nachfolger

118
Montanarchäologie
von G. Weisgerber in Bochum musste genutzt werden“. Mittlerweile arbeitet seit mehreren
Im eisenzeitlichen Mon-
Jahren ein kleines Team an der Vorbereitung eines längerfristigen Projektes zur keltischen
tanrevier Siegerland wer-
Montangewerbelandschaft Siegerland: Mit systematischen Prospektionen, unterstützt durch den seit mehreren Jahren
Bohrungen und geomagnetische Messungen, wurde in mehreren Kleinräumen auf Hütten- Verhüttungsplätze began-
plätzen geforscht; einige wenige wurden auch durch Sondagegrabungen untersucht99. gen und weiter unter-
Besonders weiterführend erwiesen sich aber die Arbeiten zu den Hüttenplätzen von Ober- sucht: a: Im Gerhardseifen
wurden ein latènezeit-
schelden-Trüllesseifen und dem im Jahr 2000 ausgegrabenen Platz von Niederschelden-Warte-
licher Platz geomagnetisch
straße; letzterer wurde im Rahmen einer Diplomarbeit von Jennifer Garner untersucht. Es ist gemessen und anschlie-
der erste modern untersuchte Platz seit mehr als 50 Jahren: So wurde hier als Novum die regel- ßend seine Anomalien
hafte Verwendung von Hämatit nachgewiesen, das vorher offensichtlich thermisch reduziert durch Bohrungen weiter
(in einer Art Röstreaktion) wurde, ehe es verhüttet wurde. Auch scheint man die Ofentempe- erkundet; b: Niederschel-
raturen, besonders am Beginn der mehrstündigen Ofenreise, besonders im Kuppelbereich kon- den-Wartestraße: Der vom
Westfälischen Museum für
trolliert zu haben. Dies belegt ein Tonpfropfen, der in einer der erhaltenen Düsen gefunden Archäologie weiter ausge-
worden war. grabene Verhüttungsplatz
wurde am DBM im Rah-
Die noch nicht abgeschlossenen Untersuchungen am Hüttenplatz Trüllesseifen lassen weitere men einer Diplomarbeit
Verarbeitungsschritte erkennen: Eine schon vom Siegener Hauptlehrer Otto Krasa in den drei- untersucht; c: Am Trülles-
seifen wurden die Augra-
ßiger Jahren beschriebene Arbeitsplatte stellte sich als Abraumschicht aus Luppenresten, bungen immer wieder
durchmischt mit Schlacken und Hammerschlag heraus – möglicherweise eine festgetretene, durch ehrenamtliche Hel-
verbackene Abraumhalde des Ausheizprozesses, der ersten groben, schmiedenden Reinigung fer unterstützt; ohne sie
der im Rennofenprozess produzierten Rohluppen. Wie Ofenreste andeuten, war an diesem wäre das nur mit geringen
Platz auch verhüttet worden, so dass davon ausgegangen werden muss, dass neben den Ver- Mitteln finanzierte Projekt
nicht möglich gewesen.

119
Montanarchäologie

Zum alpinen Salzberg-


bau der Eisenzeit wer-
den Forschungen am
Dürrnberg bei Hallein
fortgesetzt: a. Der Mit-
arbeiter T. Wegner putzt
mit einem kleinen
„Schrämhammer“ das
zuvor durch Pressluft-
hammervortrieb ausge-

brochene Profil durch hüttungsöfen die frisch produzier-


einen verfüllte Abbau- ten Luppen gleich weiter verarbeitet
halle; b. In manchen wurden. Der auf in mächtigen Halde
Bauen werden die Salz-
flöze auf mehreren Soh-
zurückgebliebene Eisengehalt war
len abgebaut wie die jedenfalls noch gut genug, dass die
Rekonstruktionszeich- eisenreichen Schlacken und Luppen-
nung des Bergwerkes in reste im hohen Mittelalter noch ein-
der Ferro-Schachtricht mal verhüttet wurden. Davon zeu-
verdeutlicht; c. Die Salz-
konservierung erhält
gen zwei kleine, jüngere Rennöfen,
alle organischen Reste, die in der älteren Schlackenhalde
z. B. den Stuhl der kelti- aufgefunden wurden.
schen Bergleute, an dem
parasitologische Unter- Das Siegerland zählt durch seine
suchungen vorgenom-
men werden, im Bild das
außergewöhnliche Erhaltungsqua-
Ei eines Ascaris, eines so lität zu jenen seltenen Gebieten, in denen ein interdisziplinärer Ansatz zu weiterführenden
genannten Peitschen- Erkenntnissen über die Organisation und das technologische Know-how einer prähistorischen
wurms. Rekonstruktions- Erzeugerlandschaft führen kann.
zeichnung von M. Ober
nach Vorlage Th. Stöll-
ner.
Auch ein dritter Großraum stand im Fokus der vergangenen Jahre, nämlich die Alpen. Dort
wurden Untersuchungen zu einem Montanraum fortgeführt, der als eines der traditionsreich-
sten Gebiete der Montanarchäologie gelten kann – die Untersuchungen im Revier von Mühl-
bach-Bischofshofen, dem „Mitterberg“, wurden so seit 2002 in einem von der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften und der Wilhelm-Mommertz-Stiftung unterstützten Forschungs-
projekt fortgesetzt. Ausgangspunkt waren die untertägigen Aufschlüsse des Arthurstollens im
Südrevier des Mitterberges: Dort sind die letzten unter Tage zugänglichen Aufschlüsse des
bronzezeitlichen Kupfererzbergbaues zugänglich. Das DBM wurde gebeten, auch hier seine
Erfahrungen bei neuerlichen Bergbauforschungen einzubringen. Zusammen mit der Salzbur-
ger Landesarchäologie, dem Verein Montandenkmal Arthurstollen sowie Prof. Dr. Clemens Eib-
ner von der Universität Heidelberg wurden die bis dato nur kleinen Untersuchungen intensi-

120
Montanarchäologie
viert. Die Untertagegrabungen waren bis jetzt äußerst erfolgreich und lassen das hohe Niveau Die Vermessungsarbei-
ten haben sich ständig
des bergbautechnischen Könnens der urgeschichtlichen Bergleute erkennen100: In 200 m Teufe
weiterentwickelt und
wurde eine Sondierungsstrecke von zwei verschiedenen Abbauen ausgehend punktgenau erfordern die Entwick-
zusammengeschlossen! lung von Spezialgeräten,
so zuletzt die Entwick-
Doch nicht nur der bronzezeitliche Bergbau im Raum Bischofshofen stellt ein logistisches und lung eines „Laserprofi-
lers“ (a), der die Auf-
technisches Großunternehmen dar. Auch am Dürrnberg bei Hallein können ähnliche, nur weiter
nahme räumlicher
entwickelte, weil jüngere Montanstrukturen erkannt werden. Hier wie dort scheinen sich ganze Strukturen wesentlich
Tallagen auf die Produktion eines primären Rohstoffes eingestellt zu haben. Am Dürrnberg sind vereinfacht; b. Einsatz
wir in der Beurteilung dieser Fragen weiter, wozu nicht zuletzt mehr als 50 Jahre kontinuierlicher des Gerätes in Iran; c.
und moderner Forschung beigetragen haben101. Seit mehr als 15 Jahren erforscht man das prä- 3D-Darstellung eines im
historische Salzwesen unter Federführung von Thomas Stöllner – Arbeiten, die nun auch durch Revier von Cabrières in
Südfrankreich unter-
den Wechsel nach Bochum fortgeführt werden konnten. Dazu gehörten in den vergangenen Jah- suchten mehrphasigen
ren nicht nur Untertagegrabungen in den prähistorischen und mittelalterlichen Salzgewinnungs- Grubenbaues.
anlagen, sondern auch Forschungen zu Halden und Mundlöchern wie auch zur zugehörigen
Infrastruktur des Bergwerkes im weiteren Umfeld des eigentlichen Siedlungszentrums102. Die
aktuellen Forschungen finden unter Tage im Georgenberg-Horizont statt, in dem mit bergmän-
nischen Mitteln ein Querschnitt durch ein eisenzeitliches Salzbergwerk aufgefahren wird103.
Durch den trockenen Steinsalzbergbau sind große Abbaukammern entstanden, die Längen von
über 150 m, große Höhen und Breiten von etwa 30 m aufweisen konnten. Je nach Salzgehalt des
salzführenden Haselgebirges, einem Mischgebirge aus Ton, Gips und Kernsalz, verblieben unter-
schiedlich große Abraumhalden unter Tage. In Einzelfällen ist solcher Betriebsabraum, das „Hei-
dengebirge“ mit Tagmaterial oder mit Sedimenten einer Tagwasserkatastrophe bedeckt, die
dann das alte Bergwerk völlig verfüllt haben. In solchen Fällen sind die ehemaligen Bergfirsten
nicht verbrochen und wieder verdrückt, sondern können mühsam freigelegt werden. Es ist ver-
ständlich, dass nur vollständige Querschnitte genaue Hinweise über Arbeitszeit und Produktions-
kapazität liefern können – nur so kann der wirtschaftlichen Dimension eines alten Betriebes
annäherungsweise nahe gekommen werden.

121
Montanarchäologie

Sowohl am Mitterberg als auch am Dürrnberg geht es wie auch in vielen anderen Projekten
nicht nur um die Erforschung eines Bergwerkes. Es geht vielmehr um ein Verständnis der kom-
plexen wirtschaftlichen, sozialen und organisatorischen Verhältnisse, die eine Großproduktion
in schwierigem alpinem Gelände überhaupt erst ermöglicht hatte. Dass die bronzezeitliche
Kupfer- und die eisenzeitliche Salzgewinnung des Raumes auf ähnliche Subsistenzräume zuge-
griffen hat, macht den Reiz aus, diese beiden Großproduzenten im Sinne einer kontinuierlichen
Entwicklung neben einander zu stellen und zu vergleichen – immerhin repräsentieren sie eine
Montanentwicklung, die über einen Zeitraum von mehr als 1500 Jahren kontinuierlich verlief
(nicht einberechnet ältere, sporadische Gewinnungen seit dem 4. Jahrtausend v. Chr.).

Die vielen Forschungsprojekte der jüngsten Zeit wurden noch ergänzt durch Projekte des DBM
im Jemen (frühislamischer Blei-Silber-Bergbau von Ar-Radrād) oder durch markscheiderische
Dokumentationen zu einem bronzezeitlichen Goldbergbau in Georgien (Saktrissi). Auch hier
waren Mitarbeiter des Fachbereichs tätig. Sie alle passen in das Forschungsprofil des DBM und
erschließen neue Forschungsfelder. Auch vor der Haustüre in Nordrhein-Westfalen kündigen
sich neue Projekte an: Jüngst (2004) wurde die Abteilung von der Stadt Witten mit der Aus-
grabung des Stollenmundloches des Stollens Turteltaube betraut – einer Bergbauanlage, die
uns in die frühe Geschichte des Kohlenbergbaues an der Ruhr führt. Die aus dem 18. Jahrhun-
dert stammende Stollenanlage104 soll für den Bergbauwanderweg im Muttental rekonstruiert
werden, und man war darum froh, die bergbauarchäologische Kompetenz des DBM in dieser
Sache einbinden zu können. Haben diese Projekte auch Vorlaufcharakter und sind noch keine
eigenen Forschungsprojekte, so zeigen sie doch den großen Bedarf an montanarchäologischen
Untersuchungen. In dem Maße, in dem sich wirtschafts- und sozialgeschichtliche Aspekte mehr
und mehr in einer interdisziplinär ausgerichteten (Montan-)Archäologie verankern, desto mehr
wird es nötig, Vergleichsbeispiele aus verschiedenen Zeitschichten und Wirtschaftsräumen zu
gewinnen. Mithilfe der Montanarchäologie können so strukturelle Gemeinsamkeiten erkannt
werden, die wirtschaftsgeschichtlichen Zusammenhänge erklären helfen oder sogar überhaupt
erst offenkundig machen. Der auch eingangs formulierte, übergreifende Forschungsansatz der
Montanarchäologie hat sich gerade am DBM über Jahrzehnte entwickelt und heute einen
hohen Diskussionsstand erreicht. Voraussetzung war und ist, dass Forschungsprojekte in der
nötigen Breite durchgeführt und entsprechend interdisziplinär vernetzt werden – in modernen
archäologischen Projekten heute eine Selbstverständlichkeit. Dazu verhelfen auch moderne
Kommunikations- und Datenstrukturen, die auch im Fachbereich ständig gepflegt und weiter
entwickelt werden müssen. Eine Spezialbibliothek, Datenbanken und die Entwicklung moder-
ner Vermessungstechniken sind hier zu nennen. So reicht es heute vielfach nicht mehr aus,
Daten zu publizieren. Vielmehr werden sie mehr und mehr als Wissenspool gesehen und auch
noch nach Ende eines aktuellen Projektes genützt. Damit kommt dem Datenmanagement gro-
ße Bedeutung zu.

Ähnlich komplex verhält es sich mit der Anwendung neuer digitaler Darstellungstechnologien
im Bereich der visuellen Umsetzung von archäologischen Ergebnissen. Im speziellen Fall sind
gerade untertägige Hohlräume des Bergbaues geeignete Objekte, moderne Techniken einzu-
setzen und damit die Geometrie vor allem unregelmäßiger Hohlräume zu verdeutlichen.
Natürlich gibt es noch andere Anwendungen, besonders wenn es um eine möglichst exakte
Berechnung der in alter Zeit abgebauten Fördermengen geht. Dies ist eine unbedingte Vor-
aussetzung für jede wirtschaftsarchäologische Kalkulation. Besonders eine 3D-Visualisierung
auf Basis moderner lasergestützter bzw. bildbasierter Dokumentationsmethoden ist ein
zukunftsträchtiges Entwicklungsfeld. Das DBM hat mit bescheidenen Mitteln begonnen, in die-
ser Richtung auch technisches Know-how zu entwickeln: Die engen und teilweise sehr speziel-
len Messbedingungen in untertägigen Grubenbauen erfordern spezielle Gerätschaften, die u.
U. auch selbst entwickelt werden müssen. Umso mehr trifft dies für die Verknüpfung mit Bild-
informationen und ein sachgerechtes Datenmanagement der bei solchen Vermessungen anfal-
lenden Datenmengen zu.

Die Vielzahl der Untersuchungen und Aufgabenfelder werden auch seit 2000 durch laufend an
verschiedenen Universitäten durchgeführte Lehrveranstaltungen zur Montanarchäologie
ergänzt (Ruhr-Universität-Bochum; Universität Marburg). Gerade die Einbindung der For-
schungsarbeiten des DBM in die Lehre der Universitäten ist eine fundamentale Voraussetzung

122
Montanarchäologie
für wissenschaftliche Fortentwicklung der Montanarchäolo-
gie als Spezialbereich innerhalb der Archäologie. Insofern ist
eine Verankerung der Montanarchäologie im Sinne einer
Rohstoff- und Wirtschaftsarchäologie als neues Lehrziel
anzustreben. Durch die Habilitation von Thomas Stöllner im
Sommersemester 2003 an der Universität Marburg mit „Stu-
dien zum vorgeschichtlichen Salzwesen in Mitteleuropa“ sind
erste Voraussetzungen dafür gegeben: Entsprechend
beschäftigte sich auch seine Antrittsvorlesung als Privatdo-
zent an der Universität Marburg mit weitergehenden sozia-
len und wirtschaftlichen Implikationen der frühen Rohstoff-
gewinnung (03. Juli 2004: „Mensch & Bergbau – Auf der
Suche nach den Strukturen früher Montanproduktion“). Die
Vision, in Zusammenarbeit mit der Ruhr-Universität, speziell
dem Lehrbereich „Archäologische Wissenschaften“, einen
solchen Schwerpunkt einzurichten, wird durch den ebenfalls
vom DBM mitgetragenen, schon existierenden Bachelorstudiengang „Geowissenschaftliche SS 2002: Exkursion in
Archäometrie“ erleichtert. Vorbreitungen für ein solches bisher nur in Bochum vertretenes Spe- den Harz im Rahmen
zialstudium werden derzeit mit der Ruhr-Universität entwickelt. Sollte ein Zusammenspiel von einer Lehrveranstaltung.
stärker naturwissenschaftlichem Grundstudium und einem eher archäologisch-historisch aus- In Zusam-menarbeit mit
der Außenstelle Harz
gerichtete Masterstudiengang („Rohstoff- und Wirtschaftsarchäologie“) wirklich gelingen, so des Niedersächsischen
wäre in Bochum ein international einmaliges Lehr- und Forschungsprofil etabliert. Studierende Landesamtes für Denk-
aus anderen europäischen und außereuropäischen Staaten könnten sich hier einmalige Quali- malpflege wird mit den
fikationen für ihre wissenschaftliche Arbeit erwerben. Natürlich würden auch das DBM und der Studenten die montan-
Archäologiestandort Bochum durch die daraus erwachsenden wissenschaftlichen Kontakte archäologische Prospek-
tion geübt; im Bildvor-
profitieren. So konnte schon zwischen 2000 und 2004 ein durch den DAAD und den ungari- dergrund zeigt „Harz-
schen MÖB gefördertes akademisches Austauschprogramm zur westungarischen Archäologie archäologe“ Friedrich-
(„Eisenzeitliche Wirtschafts- und Siedlungsstrukturen in Westungarn – die Siedlung von Albert Linke aus Goslar,
Sopron-Krautacker“) durchgeführt werden. Junge Nachwuchswissenschaftler konnten im Lau- wie man im Bachbett
fe von vier Jahren zwischen Deutschland und Ungarn reisen. Sie lernten so unterschiedliche archäologische Befunde
erkennt, „putzt“ und
Wissenschaftsstandorte kennen und führten verschiedene Arbeitsschritte für ihre Dissertatio-
dokumentiert.
nen und Postdoc-Projekte durch; die Ergebnisse wurden unlängst während einer in Bochum Die Teilnahme von Dr.
durchgeführten Tagung zu „Keltischen Siedlungen – Struktur und Funktion“ (15.-16. Novem- Chr. Bartels und Prof. Dr.
ber 2003) vorgelegt. A. Hauptmann sicherte
eine optimale Betreu-
ung der Studenten.
Die fünf Jahrzehnte Montanarchäologie am Deutschen Bergbau-Museum lassen rückblickend
die ungeheure Vielfalt der Forschungsprojekte erkennen. In vielen Weltgegenden wurde und
wird gearbeitet, in der Alten Welt intensiver als in der Neuen Welt. Dabei stehen die Bergwer-
ke schon längst nicht mehr im Zentrum unserer Forschung. Es sind die Bergleute selbst und die
wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Verhältnisse der frühen Rohstoffgewinnung, die
uns interessieren. Entsprechend sind wir auf interdisziplinäre Zusammenarbeit angewiesen und
entwickeln unsere wissenschaftlichen Netzwerke längst in diese Richtung. Die Montanarchäo-
logie am DBM versteht sich somit längst als Teil einer vielfältigen Sozial-, Technik- und Wirt-
schaftsgeschichte105.

Anmerkungen

01 Dükher, Franz Haslau zu Winckl: Saltzburgische Chronika, Graz 1666 (Neuauflage 1979).
02 Pallas, P. S.: Reise durch verschiedene Provinzen des Russischen Reiches, St. Peterburg 1771-1776, 2 Bde.
(Nachdruck Graz 1967), S. 529-534.
03 Pickin, J.: Stone Tools and Early Metal Mining in England and Wales, in: Crew, P./Crew, S. (Hrsg.): Early
Mining in the British Isles. Proceedings of the Early Mining Workshop at Plas Tan y Bwlch – Snowdonia
National Park Study Centre 17. Plas Tan y Blwch 10. November 1989, Occasional Paper Nr. 1, 1990, S. 39-42.
04 Reitemeier, J.F.: Geschichte des Bergbaues und Hüttenwesens bey den alten Völkern, Göttingen 1785.
05 Barth, F. E.: Salzbergwerk Hallstatt. Kernverwässerungswerk Grabung 1849, Hallstatt 1991.
06 Hochstetter, F. v.: Über einen alten keltischen Bergbau im Salzberg von Hallstatt, in: Mitteilungen der
Anthropologischen Gesellschaft Wien, 11, 1882, S. 65-72.
07 Weisgerber, G./Slotta, R./Weiner, J. (Hrsg.): 5000 Jahre Feuersteinbergbau. Die Suche nach dem Stahl der
Steinzeit, Bochum 1980 (3. korrigierte, erweiterte und aktualisierte Auflage Bochum 1999).
08 Morlot, A. V.: Über das hohe Alter des Kupferbergwerkes am Mitterberg, in: Jahrbuch der k. u. k. geologi-

123
Montanarchäologie

schen Reichsanstalt Wien 1, 1850, S. 197-199; Much, M.: Das vorgeschichtliche Kupferbergwerk auf dem Mit-
terberge (Salzburg), in: Mitteilungen der k- u. k. Zentralkommission 1878, CXLVI-CLII und 1879, XVIII-XXXVI;
Zschocke, K./Preuschen, E.: Das urzeitliche Bergbaugebiet von Mühlbach-Bischofshofen, in: Materialien zur
Urgeschichte Österreichs 6, 1932 (Wien).
09 Simonin, L.: De l’Exploitation des Mines et de la Métallurgie en Toscane pendant l’Antiquité et le Moyen
Âge, in: Annales de Mines, 5ème Série 14, 1858, S. 557-615.
10 Ardaillon, E.: Les Mines du Laurion dans l’Antiquité, Paris 1897.
11 Haupt, Th.: Die Archäologie und Chronik des Bergbaues, Leipzig 1866; ders.: Die Momente in der Geschich-
te des Bergbaues, Leipzig 1867.
12 Freise, F.: Geschichte der Bergbau- und Hüttentechnik, Bd. 1: Das Altertum, Berlin-Heidelberg-New York
1908.
13 Treptow, E.: Der älteste Bergbau und seine Hilfsmittel, in: Beiträge zur Geschichte der Technik und Indus-
trie. Jahrbuch des VDI 8, 1918, S. 155-191 (Berlin).
14 Andree, J.: Bergbau in der Vorzeit. I. Bergbau auf Feuerstein, Kupfer, Zinn und Salz in Europa, Leipzig 1922.
15 Davies, O.: Roman Mining in Europe, Oxford 1935.
16 Wilsdorf, H.: Aspekte der Montanethnographie, zugleich Rückblick auf die Montanarchäologie, in: Deut-
sches Jahrbuch für Volkskunde 10, 1964, S. 54-71.
17 So hat R. Pittioni (1968) seinen Begriff „Industriearchäologie“ weiter gefasst als die Wilsdorf’sche „Montan-
Archäologie“, etwa in dem Sinne, wie man heute Rohstoff- und Wirtschaftsarchäologie verstehen würde,
nämlich als umfassende Forschung zu allen mit früher Produktion zusammenhängenden Strukturen.
18 Weisgerber, G.: Montanarchäologie – Grundzüge einer systematischen Bergbaukunde für Vor- und Frühge-
schichte und Antike, Teil 1, in: Der Anschnitt 41, 1989, Heft 6, S.190-204; ders.: Montanarchäologie – Grund-
züge einer systematischen Bergbaukunde für Vor- und Frühgeschichte und Antike, Teil 2, in: ebd. 42, 1990,
Heft 1, S. 2-18.
19 Hauptmann/Weisgerber (1983), 69 f.
20 Jankuhn, H.: Einführung in die Siedlungsarchäologie, Berlin-New York 1977.
21 Stöllner, Th.: The Dürrnberg – an Iron Age Salt Mining Centre in the Austrian Alps - New Results on its Econ-
omy: A Decade of Research and Results, with Contributions by Aspöck, H./Boenke, N./Dobiat, C./Gawlick, H.-
J./Groenman-van Waateringe, W./Irlinger, W./von Kurzynski, K./Lein, R./Lobisser, W./Löcker, K./ Megaw FSA,
J. V. S./Megaw FSA, M. Ruth/Morgan FSA, G. C./Pucher, E./Sormaz, T., in: The Antiquaries Journal 83, 2003,
S. 123-194; ders.: Mining and Economy. A Discussion of Spatial Organisations and Structures of Early Raw
Material Exploitation, in: Stöllner, Th./Körlin, G./Steffens, G./Cierny, J. (Hrsg.): Man and Mining. Studies in
Honour of Gerd Weisgerber, Bochum 2003 (= Der Anschnitt, Beiheft 16), S. 415-446.
22 Zimmermann, A.: Auf der Suche nach einer Wirtschaftsarchäologie. Gesellschaften zwischen sozialer Har-
monie und individuellem Gewinnstreben, in: Gehlen, B./Heinen, M./Tillmann, A. (Hrsg.): Zeit-Räume.
Gedenkschrift für Wolfgang Taute; Bonn 2001 (= Archäologische Berichte 14), S. 19-31; Urban, O.-H.: Gedan-
ken zu einer Wirtschaftsarchäologie, in: Dobiat, C./Sievers, S./Stöllner, Th. (Hrsg.): Dürrnberg und Manching.
Wirtschaftsarchäologie im ostkeltischen Raum. Akten des Internationalen Kolloquiums in Hallein/Bad
Dürrnberg, 07. bis 11. Oktober 1998.Kolloquien zur Vor- und Frühgeschichte, Bonn 2002, S. 27-32.
23 Darunter verstehe ich jede Art des Interdependenzmodells, das aufgrund von funktionalen Zusammenhän-
gen und/oder interdisziplinären Bezügen (z. B. Handel auf Grund von Herkunftsbestimmungen) erschlossen
werden kann.
24 Schmidt, E.: Jungsteinzeitliches Jaspis-Bergwerk am Isteiner Klotz, in: Der Anschnitt 4, 1952, Heft 5, S. 4-14;
dies.: Der jungsteinzeitliche Abbau auf Silex bei Kleinkems (Baden-Württemberg), in:
Weisgerber/Slotta/Weiner (1980), S. 141-165.
25 Hubert, F.: in: Weisgerber/Slotta/Weiner (1980), S. 130.
26 Schmidt, E.: Über eine Ausgrabung im Bereich der Silexbergwerke von Veaux bei Malaucène (Vaucluse), in:
Der Anschnitt 12, 1960, Heft 6, S. 3-11; dies.: Vom Silex-Bergbau bei Veaux-Malaucène in Südfrankreich.
Bericht über die Ausgrabung der Vereinigung der Freunde von Kunst und Kultur im Bergbau, Herbst 1962,
in: Der Anschnitt 15, 1963, Heft 3, S. 10-21; dies.: Der Silex-Bergbau bei Veaux-Malaucène in Süd-Frankreich
(F 1 a, b), in: Weisgerber/ Slotta/Weiner (1980), S. 166-178; Weiner: As Time Goes By – Forty Years Later: A
Visit at Neolithic Flint Mining Area of Veaux-Malaucène, Dépt. Vaucluse, Provence, France, in: Stöllner,
Th./Körlin, G./Steffens, G./Cierny, J. (Hrsg.): Man and Mining. Studies in honour of Gerd Weisgerber, Bochum
2003(= Der Anschnitt, Beiheft 16), S. 513-525.
27 Zschocke/Preuschen (1932); Preuschen, E./Pittioni, R.: Untersuchungen im Bergbaugebiete Kelchalpe bei
Kitzbühel, Tirol. Erster Bericht über die Arbeiten 1931-1936, in: Mitteilungen der Prähistorischen Kommis-
sion 3, 1937,1/3 (Wien).
28 Preuschen, E.: Bronzezeitlicher Kupferbergbau im Trentino, in: Der Anschnitt 20, 1968, Heft 1, S. 3-15.
29 Eibner-Percy, A./Eibner, C.: Erste Großgrabung auf dem bronzezeitlichen Bergbaugelände von Mitterberg,
in: Der Anschnitt 22, 1970, Heft 5, S. 12-19.
30 Eibner, C.: Gedanken über die urgeschichtliche Bergbaugrabung, in: Der Anschnitt 24, 1972, Heft 1, S. 3-8;
ders.: Mitterberg - Grabung 1971, in: ebd. 24, 1972, Heft 2, S. 3-15; ders.: Mitterberg - Grabung 1972, in:
ebd., Der Anschnitt 25, 1974, Heft 2, S. 14-22.
31 Conrad, H. G.: Römischer Bergbau erläutert am Beispiel des Emilianusstollens bei Wallerfangen/Saar, in:
Bericht der Staatlichen Denkmalpflege im Saarland 15, 1968, S. 111-131; Schindler, R.: Studien zum vorge-
schichtlichen Siedlungs- und Befestigungswesen des Saarlandes, Trier 1968.
32 Schindler (1968), S. 31.
33 Rothenberg, B.: Timna, Das Tal der biblischen Kupferminen, Bergisch Gladbach 1973.
34 Slotta, R., in: Stöllner/Körlin/ Steffens/Cierny (2003), S. 21-24.
35 Dahm, Cl./Lobbedey, U./Weisgerber, G.: Der Altenberg. Bergwerk und Siedlung aus dem 13. Jahrhundert im
Siegerland, Bonn 1998 (= Denkmalpflege und Forschung in Westfalen, 34), S. 333-260.
36 Ebd., S. 141-175.
37 Conrad, H.G./Rothenberg, Beno: Antikes Kupfer im Timna-Tal. 4000 Jahre Bergbau und Verhüttung in der
Arabah (Israel), Bochum 1980 (= Der Anschnitt, Beiheft 1), S. 24.
38 Weisgerber, G.: Ägyptische Kupfergewinnung in Timna, in: Archäologisches Korrespondenzblatt 5,1975, S.
35-40; S. 36 f. im Vergleich zu: Conrad/Rothenberg 81980), S. 27 f.
39 Conrad/Rothenberg (1980), S. 215-236; Abb. 4 a.
40 Weisgerber, G.: Altägyptischer Bergbau auf der Sinaihalbinsel. Technikgeschichte als Vorbild moderner
Technik, in: Schriften der Georg-Agricola-Gesellschaft 2, 1976, S. 27-43; ders.: Vier Jahrzehnte Montanar-
chäologie am Deutschen Bergbau-Museum, in: Der Anschnitt 39, 1987, Heft 5, S. 192-208, Beilage 2-4.
41 Dabei haben neue geochemische Analysen von metallurgischen Funden aus Fundstellen im Umfeld von
Aqaba (Tell Maqass, Tell Hujayrat-al Ghuzlan; vgl. Khalil, L./Riederer, J.: Examination of Copper Metallurgi-
cal Remains from Chalcolithic Site at el-Magass, Jordan, in: Damaszener Mitteilungen 10, 1998, S. 1-9;
Hauptmann, A.: Zur frühen Metallurgie des Kupfers in Fenan/Jordanien, Bochum 2000 (= Der Anschnitt,

124
Montanarchäologie
Beiheft 11), S. 166 ff.) heute bestätigt, dass die Lagerstätte in Timna in dieser frühen Zeit ausgebeutet wur-
de. Insofern wäre – rückblickend betrachtet – die zumindest tendenziöse Ausdeutung von Befunden und
Daten durch B. Rothenberg nicht nötig gewesen.
42 Bibby, G.: Looking for Dilmun, New York 1969.
43 Weisgerber, G.: Bergbauarchäologie als Industriearchäologie, in: SICCIM (Second International Congress on
the Conservation of Industrial Monuments). Verhandlungen/Transactions (bearb. v. W. Kroker), Bochum
1978 (= Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum, Nr. 13), S. 176-184.
44 Eisen + Archäologie. Eisenerzbergbau und –verhüttung vor 2000 Jahren in der VR Polen, Bochum 1978 (=
Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum, Nr. 14).
45 Weisgerber/Slotta/Weiner (1980).
46 Weiner, J./Weisgerber, G.: Die Ausgrabungen des jungsteinzeitlichen Feuersteinbergwerks „Lousberg“ in
Aachen 1978-1980 (D3), in: Weisgerber/Slotta/Weiner (1980), S. 92-119.
47 Weisgerber, G.: Vier Jahrzehnte Montanarchäologie am Deutschen Bergbau-Museum, in: Der Anschnitt 39,
1987, Heft 5, S. 192-208, hier S. 193 f. Beilage 1).
48 Weisgerber, G.: Beobachtungen zum alten Kupferbergbau im Sultanat Oman, in: Der Anschnitt 29, 1977,
Heft 5-6, S. 190-211.
49 Weisgerber, G.: „…und Kupfer im Oman“ – Das Oman-Projekt des Deutschen Bergbau-Museums, in: Der
Anschnitt 32, 1980, Heft 2-3, S. 62-110; ders.: Mehr als Kupfer im Oman. Ergebnisse der Expedition 1981, in:
ebd. 33, 1981, Heft 5-6, S. 174-263.
50 Zusammenfassend Yule, P.: Die Gräberfelder in Samad al Shān (Sultanat Oman) – Materialien zu einer Kul-
turgeschichte, Rahden 2001 (= Orient Archäologie, Band 4).
51 Bis vor kurzem hat der Oman G. Weisgerber immer noch gefesselt und ihn zu Forschungsaufenthalten
bewogen (2003-2005). Die beiden umfangreichen Publikationen zu Maysar und den Surveyaktivitäten
befinden sich in Ausarbeitung.
52 Hauptmann, A.: 5000 Jahre Kupfer in Oman. Die Entwicklung der Kupfermetallurgie vom 3. Jahrtausend bis
zur Neuzeit, Bochum 1985 (= Der Anschnitt, Beiheft 4); Prange, M.: 5000 Jahre Kupfer in Oman, Bd. II. Ver-
gleichende Untersuchungen zur Charakterisierung des omanischen Kupfers mittels chemischer und isotopi-
scher Analysenmethoden, in: Metalla 8, 2002, Heft 1-2, S. 1-126).
53 Weisgerber, G.: Montanarchäologische Forschungen in Nordwest-Iran 1978, in: Archäologische Mitteilun-
gen aus Iran 23, 1990, S. 73-84; ders./Kroll, S./Gropp, G./Hauptmann, A.: Das Bergbaurevier von Sungun bei
Kighal in Azarbaidjan (Iran), in: ebd. 23, 1990, S. 85-103.
54 Hauptmann, A./Weisgerber, G./Knauf, E. A.: Archäometallurgische Untersuchungen im Gebiet von Fenan,
Wadi Arabah (Jordanien), in: Der Anschnitt 37, 1987, Heft 5-6, S. 163-195; Hauptmann, A.: Archäometallur-
gie einer alten Kupferhütte. Feldforschung und Analytik zum frühen Kupfer in Fenan (Jordanien), in: ebd.
49, 1997, Heft 4, S. 102-113.
55 Weisgerber, G.: Montanarchäologie – mehr als Technikgeschichte: Das Beispiel Fenan (Jordanien), in: Kro-
ker, W.: (Hrsg.): Montanarchäologie an technischen Schnittstellen. Schriftenreihe der Georg-Agricola-Gesell-
schaft 20, 1996, S. 19-34; Hauptmann, A.: Zur frühen Metallurgie des Kupfers in Fenan/Jordanien, Bochum
2000 (= Der Anschnitt, Beiheft 11).
56 Barker, G. W./Creighton, O./Gilbertson, D. D./Hunt, C. O./Mattingly, D. J./McLaren, S. J./Thomas, D. C. (with
an appendix by Morgan, G. C.): The Wadi Faynan Project, Southern Jordan: a Preliminary Report on Geo-
morphology and Landscape Archaeology, in: Levant 29, 1997, S.19-40; Levy, Th./ Adams, R. B./ Witten, A.
J./Anderson, J./Arbel, Y./Kuah, S./Moreno, J./Lo, A./Wagonnier, M.: Early Metallurgy, Interaction and Social
Change. The Jabal Hamat Fidan (Jordan) Research Design and 1998 Archaeological Survey: Preliminary
Report, in: Annual of the Department of Antiquities Jordan 45, 2001, S. 1-31.
57 Wagner, Günther A./Weisgerber, Gerd: Silber, Blei und Gold auf Sifnos. Prähistorische und antike Metall-
produktion, Bochum 1985 (= Der Anschnitt, Beiheft 3); dies.: Antike Edel- und Buntmetallgewinnung auf
Thasos, Bochum 1988 (= Der Anschnitt, Beiheft 6).
58 Koukouli-Chrysanthaki, Ch./Weisgerber, G.: Prehistoric Ocre Mines at Thasos, in: Koukouli-Chrysanthaki,
Ch./Muller, A./Papadopolos, S. (Hrsg.): Thasos. Matières premières et Technologie de la Préhistoire à nos
Jours. Actes du Colloque International Limenaria Thasos 26.-29. September 1995, Thasos 1999, S. 129-144.
59 Weisgerber, G.: Ältere und neuere Forschungen zur vorgeschichtlichen Siegerländer Eisenproduktion, in:
Abbau und Verhüttung von Eisenerzen im Vorland der mittleren Schwäbischen Alb. Forschungen und
Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 86, 2003, S. 250-258 (Stuttgart); allgemein:
Hauptmann, A./Weisgerber, G.: Eisen im Siegerland – ein archäometallurgisches Projekt, in: Offa 40, 1983,
S. 69-75.
60 Preuschen, E.: Bronzezeitlicher Kupferbergbau im Trentino, in: Der Anschnitt 20, 1968, Heft 1, S. 3-15.
61 Brigo, L./Tizzoni, M.: Il Monte Calisio e l’Argento nelle Alpi dell’ Anticità al XVIII Secolo. Giacimenti, Storia
e Rapporti con la Tradizione mineraria mitteleuropea, in: Atti del Convegno Civezzano-Fornace (Trento), 12-
14. ott. 1995, Trento 1997.
62 Zuletzt Schaer, A.: Untersuchungen zum prähistorischen Bergbau in Oberhalbstein (Kanton Graubünden),
in: Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte 86, 2003, S. 7-54.
63 Die archäologischen und archäometrischen Untersuchungen des DBM sind bisher unpubliziert; im DBM exis-
tieren Berichte von A. Hauptmann und Chr. Roden.
64 Siehe Weisgerber, G.: Vier Jahrzehnte Montanarchäologie am Deutschen Bergbau-Museum, in: Der
Anschnitt 39, 1987, Heft 5-6, S. 192-208, Beilage 1; allgemein: Wahl, J.: Três Minas. Vorbericht über die
archäologischen Untersuchungen im Bereich des römischen Goldbergwerkes 1986/87, in: Madrider Mittei-
lungen 29, 1988, S. 221-244.
65 Maddin, R./Hauptmann, A./Weisgerber, G.: Metallographische Untersuchungen an römischem Gezähe aus
Rio Tinto, Spanien, in: Metalla 3, 1996, Heft 1, S. 27-44 (Bochum). Damals hat das DBM – auf Grund dessen,
dass Dr. Slotta Mitglied im Vorstand der „Fundacion Rio Tinto para la Historia de la Mineraria y de la Metal-
lurgia“ war – erste Pläne und Entwürfe zur Einrichtung eines Bergbaumuseums in Rio Tinto (Südwestspa-
nien) geliefert. Bei dieser Gelegenheit konnten die Gezähefunde aus der Aufbereitung der Rio Tinto
Mining Ltd. übernommen werden.
66 Mündl. Inf. Von Prof. H. Schubert, Rauschenberg.
67 Pigott, V./Weisgerber, G.: Mining Archaeology in geological Context. The prehistoric Copper Mining Com-
plex at Phu Lou, Nong Khai Province, northeast Thailand, in: Rehren, Th./Hauptmann, A./Muhly, J. D. (Hrsg.):
Metallurgica Antiqua. In Honour of Hans-Gert Bachmann and Robert Maddin, Bochum 1998 (= Der
Anschnitt, Beiheft 8), S. 135-162.
68 Koukouli-Chrysanthaki/Weisgerber (1999), S. 135.
69 Weisgerber, G.: Montanarchäologie – ein Weg zum Verständnis früher Rohstoffversorgung, in: Pörtner,
R./Niemeyer, H. G. (Hrsg.): Die großen Abenteuer der Archäologie 9, Salzburg 1987, S. 3503-3540; ders.:
Montanarchäologie – Grundzüge einer systematischen Bergbaukunde für Vor- und Frühgeschichte und
Antike, Teil 1, in: Der Anschnitt 41, 1989, Heft 6, S. 190-204; ders.: Montanarchäologie – Grundzüge einer

125
Montanarchäologie

systematischen Bergbaukunde für Vor- und Frühgeschichte und Antike, Teil 2, in: ebd. 42, 1990, Heft 1, S.
2-18.
70 Andree, J.: Bergbau in der Vorzeit. I. Bergbau auf Feuerstein, Kupfer, Zinn und Salz in Europa, Leipzig 1922.
71 Forbes, R. J.: Studies in Ancient Technology VII. Ancient Geology. Ancient Mining and Quarrying. Ancient
Mining Techniques, Leiden 1966.
72 Yule, P.: Die Gräberfelder in Samad al Shān (Sultanat Oman) –Materialien zu einer Kulturgeschichte, Rah-
den 2001 (Orient-Archäologie 4)
73 Yule, P./Weisgerber, G.: Prehistoric Tower Tombs at Shir/Jaylah, Sultanate of Oman, in: Beiträge zur Allge-
meinen und Vergleichenden Archäologie 18, 1998, S. 183-241.
74 Yule, P./Weisgerber, G.: Die 14. Deutsche Archäologische Oman-Expedition 1995, in: Mitteilungen der Deut-
schen Orient-Gesellschaft 128, 1996, S. 135-155.
75 Yule, P.: Die Gräberfelder in Samad al Shan (Sultanat Oman) –Materialien zu einer Kulturgeschichte, Rah-
den 2001 (= Orient-Archäologie 4).
75 Yule, P.: A Bronze Bowl from the Back Country of the Sultanate of Oman, in: Meyer, J.-W./Novák, M./Pruß, A.:
Beiträge zur Vorderasiatischen Archäologie. Winfried Ortmann gewidmet, Frankfurt/Main 2001, S. 494-509.
76 Weisgerber (1996); Hauptmann (2000).
77 Adams, R./Genz, H.: Excavations at Wadi Fidan 4: A Chalcolithic Village Complex in the Copper Ore District
of Feinan, Southern Jordan, in: Palestine Explor. Quart. 127, 1995, S. 8-20.
78 Fritz, V.: Vorbericht über die Grabungen in Barqa el-Hetiye im Gebiet von Fenan, Wadi el-Araba (Jordanien),
in: Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 110, 1990, Heft 2, S. 125-150.
79 Koukouli-Chrysanthaki/Weisgerber (1999).
80 Körlin, G./Weisgerber, G.: Keilhaue, Fimmel, Schlägel und Eisen im mittelalterlichen Bergbau, in: Der
Anschnitt 56, 2003, Heft 2-3, S. 64-75.
81 Metten, B.: Beitrag zur spätbronzezeitlichen Kupfermetallurgie im Trentino (Südalpen) im Vergleich mit
anderen prähistorischen Kupferschlacken aus dem Alpenraum, in: Metalla 10, 2003, Heft 1-2, S. 1-122
(Bochum).
82 Weisgerber, G./Goldenberg, G.: Alpenkupfer – Rame delle Alpi. Bochum 2004 (= Der Anschnitt, Beiheft 17).
83 Allgemein: Weisgerber, G./Sprave, O.: Neue Ausgrabungen in den römischen Bergwerken von St. Barbara,
Gemeinde Wallerfangen/Saar, in: Fischbacher Hefte 6, 2000, Heft 1, S. 38-47.
84 Heck, L.: Blaue Pigmentkugeln aus der römischen Villa von Borg. Frühe chemische Industrie auf der Basis des
Azuritbergbaues zwischen Mosel und Saar, in: Metalla 6, 1996, Heft 1, S. 13-39 (Bochum); Weisgerber, G.:
Ältere und neuere Forschungen zur vorgeschichtlichen Siegerländer Eisenproduktion, in: Abbau und Ver-
hüttung von Eisenerzen im Vorland der mittleren Schwäbischen Alb. Forschungen und Berichte zur Vor- und
Frühgeschichte in Baden-Württemberg 86, 2003, S. 250-258 (Stuttgart).
85 Steuer, H.: The Ore Deposits in Middle Asia and Viking Silver in Scandinavia, in: Hammaburg 12, 1998, (=
Festschrift H. Drescher), S. 111-124.
86 Rehren, Th./Papachristu, O.: The Fergana Process of Crucible Steel Smelting, in: Metalla 7, 2000, S. 55-69.
87 Alimov et al. (1998).
88 Weisgerber, G./Cierny, J.: Tin for Anatolia?, in: Yalcin, Ü. (Hrsg.): Anatolian Metal II, Bochum 2002, S. 179-
186 (= Der Anschnitt, Beiheft 15).
89 Parzinger, H./Boroffka, N.: Das Zinn der Bronzezeit in Mittelasien I. Die siedlungsarchäologischen Forschun-
gen im Umfeld der Zinnlagerstätten, in: Archäologie aus Iran und Turan 5, 2003 (Mainz).
90 Dahm/Lobbedey/Weisgerber (1998).
91 Stöllner, Th./Weisgerber, G.: Copper Mining at Vesnoveh, first Results, in: Chegini, N. N./Momenzadeh,
M./Parzinger, H./Stöllner, Th./Vatandoust, R./Weisgerber, G.: Preliminary Report on Archaeometallurgical
Investigations around the Prehistoric Site of Arisman near Kashan, West Central Iran, in: Arch. Mitt. Iran u.
Turan 32, 2000, S. 281-318, bes. S. 310-315; Stöllner, Th./Doll, M./Mir Eskanderi, M./Momenzadeh, M./Pas-
ternak, R./Steffens, G.: Bronzezeitliche Kupfererzgewinnung in Veshnāveh, in: Stöllner, Th./Slotta, R./Vatan-
doust, A.: Persiens Antike Pracht. Bergbau-Handwerk-Archäologie. Katalog der Ausstellung des Deutschen
Bergbau-Museums Bochum 2004-2005, Bochum 2004 (= Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-
Museum Bochum, Nr. 128), S. 240-257.
92 Stöllner, Th./Mireskanderi, M.: Die Höhle der Anāhitā. Ein sassanidischer Opferplatz im bronzezeitlichen
Bergbaurevier von Veshnāveh, Iran, in: Antike Welt 32, 2003, S. 505-516.
93 Stöllner/Slotta/Vatandoust (2004).
94 Körlin, G./Gechter, M.: Römischer Bergbau auf dem Lüderich – Vorbericht über die Grabungen 2000-2002,
in: Stöllner, Th./Körlin, G./Steffens, G./Cierny, J. (Hrsg.): Man and Mining. Studies in Honour of Gerd Weis-
gerber, Bochum 2003 (= Der Anschnitt, Beiheft 16), S. 237-248; DBM Jahresbericht 2003, S. 84 f.
95 DBM Jahresbericht 1997, S. 42 f.; ebd. 2003, S. 85 f.
96 DBM Jahresbericht 2000, S. 46 f.
97 Die Forschungen zum römischen Bergbau werden nun schon seit über 10 Jahren von der Wilhelm-Mom-
mertz-Stiftung gefördert, wofür ganz herzlich zu danken ist.
98 Gassmann, G./Stöllner, Th./Baales, M.: Siegerländer Eisenrevier, in: Archäologie in Deutschland 2003, Heft 4,
S. 51.
99 Stöllner, Th./Eibner, C./Cierny, J.: Prähistorischer Kupferbergbau Arthurstollen – ein neues Projekt im Südre-
vier des Mitterberggebietes, in: Weisgerber, G./Goldenberg, G. (Hrsg.): Rame delle Alpi – Alpenkupfer,
Bochum 2004 (= Der Anschnitt, Beiheft 17), S. 95-106.
100 Zeller, Kurt: Der Dürrnberg bei Hallein – Ein Zentrum keltischer Kultur am Nordrand der Alpen, in: Archäo-
logische Berichte aus Sachsen-Anhalt 11, 1995, S. 293-357.
101 Dobiat, C./Sievers, S./Stöllner, Th.: Dürrnberg und Manching. Wirtschaftsarchäologie im ostkeltischen Raum.
Akten des Internationalen Kolloquiums in Hallein/Bad Dürrnberg, 07.-11.10. 1998, in: Kolloquien zur Vor-
und Frühgeschichte 7, Bonn 2002; Stöllner et al. (2003); Stöllner, Th.: Der prähistorische Salzbergbau im
Salzberg Dürrnberg/Hallein II. Befunde und Funde der Untertageausgrabungen zwischen 1990-2000, Rah-
den 2002/2003 (= Dürrnberg-Forschungen 3, 1-2).
102 DBM Jahresbericht 2000, S. 50 f.; ebd. 2001, S. 66 f.; ebd. 2003, S. 88 f.
103 Huske, J.: Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier. Daten und Fakten von den Anfängen bis 1997, Bochum
1998 (= Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum, Nr. 74), S. 963 f.
104 Wie auch der Bergbau „nicht eines Mannes Sache allein“ ist, so gilt dies auch für montanarchäologische
Forschungen, vor allem unter Tage. Dankbar erinnert sei daher abschließend an die Bergleute des DBM, die
vor allem in den frühen Jahren unersetzbare Hilfe leisteten, bei der Schachtauffahrung im nasskalten Sie-
gerland ebenso wie in der Wüstensonne von Timna. Doch bis heute wäre manche Sanierungsarbeit oder
Ausgrabung ohne den Sachverstand unserer „Kumpel“, ohne unsere Kollegen von der Bergbautechnik
nicht möglich. Dafür möchte ich abschließend ein herzliches Dankeschön sagen. Es steht stellvertretend für
alle in den Jahren mit der „Montanarchäologie“ verbundenen Kollegen und Mitarbeiter – zu Hause wie
auch auf Reisen.

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