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Das Buch STEVE PERRY

Der Krieg der Sterne geht weiter - und diesmal mit einem be-
sonderen Roman: dem Auftakt des Zyklus um die Schatten
des Imperiums!

Es ist die Zeit nach dem Film »Das Imperium schlägt zurück«:
Xizor, Kopf der kriminellen Organisation Schwarze Sonne,
will Darth Vader als rechte Hand des Imperators ablösen.
Doch bevor er diesen Plan in die Tat umsetzen kann, schließt
er eine Allianz mit dem Dunklen Lord, die nur ein Ziel ver-
folgt: den jungen Rebellen Luke Skywalker zu töten! TM
Während die tödliche Falle für Luke vorbereitet wird, befin-
det sich Han Solo noch immer in der Gewalt des Kopfgeldjä-
gers Boba Fett - aber Prinzessin Leia läßt nichts unversucht, SCHATTEN DES IMPERIUMS
um ihn zu retten. Nachdem ein erster Befreiungsversuch ge-
scheitert ist, setzt Leia alles auf eine Karte. Fasziniert von Xi- Der Krieg der Sterne geht weiter
zors raubtierhaftem Charisma, begibt sie sich wider alle Ver-
nunft in dessen Höhle und provoziert damit ein Spiel auf
Leben und Tod.
Zur gleichen Zeit befindet sich Luke im Fadenkreuz einer Roman
mörderischen Verschwörung von Kopfgeldjägern unter Füh-
rung der gewissenlosen Replikantin Guri, die in Xizors Dien-
sten steht. Während der Konflikt zwischen Vader und Xizor
seinem Höhepunkt entgegenstrebt, droht Luke dem Macht- Aus dem Amerikanischen
kampf zum Opfer zu fallen. von Thomas Ziegler
Als die Rebellen der Allianz in Xizors scheinbar uneinnehm-
bare Festung eindringen und im Weltraum gegen die verei-
nigten Streitkräfte der Schwarzen Sonne und des Imperiums
kämpfen, kommt es schließlich zu einem explosiven Show-
down...

WILHELM HEYNE VERLAG


MÜNCHEN
HEYNE ALLGEMEINE REIHE
Nr. 01/10205

FÜR DIANNE;
und für
Tom »Mississippi« Dupree,
Titel der Originalausgabe der mich zum Rotieren brachte
STAR WARS: SHADOWS OF THE EMPIRE und mir so Gelegenheit zum Bummeln gab.
erschienen bei Bantam Books, a division of
Bantam Doubleday Dell Publishing Group, Inc.

Umwelthinweis:
Dieses Buch wurde auf
chlor- und säurefreiem Papier gedruckt.

®, TM & © 1996 by Lucasfilm Ltd.


All rights reserved.
Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung
Copyright Promotions GmbH, Ismaning
Copyright © 1996 der deutschen Ausgabe
by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München
Printed in Germany 1997
Umschlagillustration: Drew Struzan
Umschlaggestaltung: Atelier Ingrid Schütz, München
Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling
Druck und Bindung: Eisnerdruck, Berlin

ISBN 3-453-13067-7
Anmerkungen
Ich hätte ein Buch wie dieses, das in einem so wundervoll »Seien wir ehrlich,
bunten und komplexen Universum spielt, niemals allein wenn sich Verbrechen nicht auszahlen würde,
schreiben können. Ich hatte Hilfe, jede Menge sogar, und ich gäbe es viel weniger Verbrecher.«
schulde vielen Leuten Dank. Sie sollten wissen, um wen es
sich handelt. Ich entschuldige mich bei allen, die ich viel- LAUGHTON LEWIS BURDOCK
leicht vergessen habe, und bitte wie immer um Nachsicht:
Wenn ich Fehler gemacht habe, so ist es allein meine Schuld,
nicht ihre. Wenn Sie ein Fan der Bücher, Comics, Spiele oder
Filme sind, werden Sie einige dieser Namen wahrscheinlich
kennen.
Mein Dank gilt: Tom Dupree, Howard Roffman, Lucy
Wilson, Sue Rostoni und Allan Kausch; Jon Knoles, Steve
Dauterman und Larry Holland; Bill Slavicsek; Bill Smith;
Mike Richardson, Ryder Windham, Kilian Plunkett und John
Wagner; Timothy Zahn, Kevin J. Anderson und Rebecca
Moesta; Jean Naggar; Dianne, Danelle und Dal Perry; Cady
Jo Ivy und Roxanne de Bergerac. Ich möchte außerdem den
Fans vom Star-Wars-Forum bei America Online danken - ich
bekam einige großartige Ideen, als ich mich dort einschlich
und sie belauschte. Und nicht zuletzt möchte ich dem Mann
danken, der dieses absolut fantastische Spielzeug überhaupt
erst erdacht und dann erschaffen hat: George Lucas.
Ich weiß es zu schätzen, Leute. Ehrlich.
Prolog
Er sieht wie ein wandelnder Leichnam aus, dachte Xizor. Wie ein
mumifizierter Körper, der schon tausend Jahre tot ist. Erstaunlich,
daß er noch immer lebt, ganz zu schweigen davon, daß er der
mächtigste Mann der Galaxis ist. Dabei ist es nicht einmal so sehr
das Alter; es ist vielmehr so, als würde ihn etwas langsam auffres-
sen.
Xizor stand vier Meter vom Imperator entfernt und beob-
achtete, wie der Mann, der vor langer Zeit Senator Palpatine
gewesen war, in die Mitte des Holokam-Feldes trat. Er
glaubte die Fäulnis im verbrauchten Körper des Imperators
riechen zu können. Wahrscheinlich lag es nur an der wieder-
aufbereiteten Luft, die Dutzende Male durch Filter geleitet
wurde, um einen Giftgasanschlag auszuschließen. Wenn
man den Verwesungsgestank bedachte, wurde offenbar
gleichzeitig auch das Leben herausgefiltert.
Der Mann am anderen Ende der Hololeitung würde eine
Großaufnahme des Imperators sehen, den Kopf, die Schul-
tern und ein vom Alter zerfressenes Gesicht unter der Kapu-
ze seiner dunklen Zeydtuchrobe. Der Mann am anderen En-
de der Hololeitung, viele Lichtjahre entfernt, würde Xizor
nicht sehen können, obwohl Xizor in der Lage sein würde,
ihn zu sehen. Es war ein Vertrauensbeweis des Imperators,
daß Xizor das Gespräch verfolgen durfte.
Der Mann am anderen Ende der Hololeitung - sofern die
Bezeichnung Mann in seinem Fall überhaupt noch zutraf ...
Vor dem Imperator flimmerte die Luft der imperialen
Kammer und verdichtete sich zu dem Bild einer knienden
Gestalt. Ein humanoider Zweibeiner, pechschwarz gekleidet,
mit Helm und Atemmaske, die sein Gesicht verbarg.
Darth Vader.
»Was ist Ihr Begehr, mein Master?« fragte Vader.
Hätte Xizor einen Energieblitz durch Raum und Zeit auf
Vader abfeuern können, er hätte es ohne mit der Wimper zu
zucken getan. Wunschdenken: Vader war zu mächtig, um sen Einrichtung des privaten und gesicherten Quartiers des
ihn direkt anzugreifen. Imperators im Kern des riesigen pyramidenförmigen Pala-
»Es gibt eine große Störung in der Macht«, erklärte der stes bewußt war, war er dennoch in der Lage, sich eine gei-
Imperator. stige Notiz zu machen: Man hätte ihn über all das rechtzeitig
»Ich habe sie gespürt«, bestätigte Vader. informieren müssen. Jemand hatte versagt, und der Kopf
»Wir haben einen neuen Feind. Luke Skywalker.« dieses Jemands würde dafür rollen. Wissen war Macht;
Skywalker? Das war vor langer Zeit Vaders Name gewe- Nichtwissen war Schwäche. Er durfte dies auf keinen Fall
sen. Wer war diese Person mit demselben Namen, die so durchgehen lassen.
mächtig war, daß sie ein Gespräch zwischen dem Imperator Der Imperator sprach weiter. »Die Macht ist stark in ihm.
und seiner verabscheuungswürdigsten Kreatur erzwingen Skywalkers Sohn darf kein Jedi werden.«
konnte? Noch wichtiger, warum hatten Xizors Agenten bis Skywalkers Sohn?
jetzt noch nichts von ihr gehört? Sofort kochte Zorn in Xizor Vaders Sohn! Erstaunlich!
hoch - aber äußerlich blieb er kalt. Kein Anzeichen von »Wenn wir ihn auf unsere Seite ziehen könnten, wäre er
Überraschung oder Verärgerung zeigte sich auf seinem un- ein mächtiger Verbündeter«, wandte Vader ein.
durchdringlichen Gesicht. Die Falleen ließen sich im Gegen- Da war irgend etwas in Vaders Stimme, als er dies sagte,
satz zu vielen minderwertigen Spezies nicht von ihren Ge- etwas, das Xizor nicht genau einordnen konnte. Sehnsucht?
fühlen beherrschen; nein, die Vorfahren der Falleen hatten Besorgnis?
kein Fell, sondern Schuppen getragen. Sie waren Reptilien Hoffnung?
gewesen, keine Säugetiere. Nicht hitzig und aufbrausend, »Ja ... ja. Er wäre ein großer Gewinn«, nickte der Impera-
sondern kühl und berechnend. So war es viel besser. Viel si- tor. »Ist es machbar?«
cherer. Eine kaum merkliche Pause. »Er wird sich uns anschlie-
»Ja, mein Master«, sagte Vader. ßen oder sterben, Master.«
»Er könnte uns vernichten«, erklärte der Imperator. Xizor spürte das Lächeln, obwohl er es wie seinen Zorn
Xizor war ganz auf den Imperator und das holographi- verbarg. Ah. Vader wollte Skywalker lebend - das hatte sein
sche Bild Vaders konzentriert, der auf dem Deck eines weit Tonfall ausgedrückt. Ja, er hatte gesagt, daß sich der Junge
entfernten Schiffes kniete. Das waren tatsächlich interessante entweder ihnen anschließen oder sterben würde, aber das
Neuigkeiten. Jemand, den der Imperator als eine Gefahr für letztere diente offensichtlich nur dazu, den Imperator zu be-
sich ansah? Jemand, den der Imperator fürchtete? ruhigen. Vader hatte nicht vor, Skywalker zu töten, seinen ei-
»Er ist nur ein Junge«, wandte Vader ein. »Obi-Wan kann genen Sohn; das lag für jemanden wie Xizor, der perfekt Stim-
ihm nicht mehr helfen.« men lesen konnte, klar auf der Hand. Er war nicht der Dunkle
Obi-Wan. Diesen Namen kannte Xizor. Er war einer der Prinz geworden, Unterlord der Schwarzen Sonne, der größ-
letzten Jedi-Ritter gewesen, ein General. Aber er war doch ten Verbrecherorganisation in der Galaxis, nur weil er so gut
schon seit Jahrzehnten tot, oder nicht? aussah. Xizor verstand nicht besonders viel von der Macht,
Offenbar waren Xizors Informationen falsch, wenn Obi- die den Imperator am Leben erhielt und ihm und Vader die
Wan jemandem geholfen hatte, der noch immer ein Junge Herrschaft über das Imperium sicherte. Er wußte nur, daß sie
war. Seine Agenten würden es bereuen. funktionierte. Und er wußte, daß sie etwas war, das die aus-
Obwohl sich Xizor auf das ferne Bild Vaders und die Nä- gerotteten Jedi gemeistert hatten. Und jetzt hatte sich offenbar
he des Imperators konzentrierte, obwohl er sich der luxuriö- ein neuer Spieler ihrer bemächtigt. Vader wollte Skywalker

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lebend und hatte dem Imperator praktisch versprochen, ihn
lebend abzuliefern - nachdem er ihn auf seine Seite gezogen
hatte.
Das war höchst interessant. l
Wirklich höchst interessant.
Der Imperator unterbrach die Verbindung und wandte Chewbacca brüllte seinen Zorn hinaus. Ein Sturmtruppler
sich wieder seinem Gast zu. »Nun, wo waren wir stehenge- griff ihn an, und er versetzte dem Mann einen Schlag, der
blieben, Prinz Xizor?« ihn durch die Luft fliegen und mit klirrendem Panzer in der
Der Dunkle Prinz lächelte. Er würde sich jetzt auf die ak- Grube landen ließ. Zwei weitere Soldaten stürzten sich auf
tuellen Probleme konzentrieren, aber er würde den Namen ihn, und der Wookiee schleuderte sie zur Seite, als wären sie
Luke Skywalker nicht vergessen. gewichtslos, ein Kind, das mit Puppen um sich warf ...
In der nächsten Sekunde würde einer von Vaders Solda-
ten Chewie erschießen. Er war groß und stark, aber er konn-
te nicht gewinnen; sie würden ihn niederstrecken ...
Han schrie den Wookiee an, um ihn zur Vernunft zu brin-
gen.
Leia stand wie gelähmt da und konnte nicht glauben, was
sie sah.
Han schrie weiter: »Chewie, dafür ist später noch Zeit!
Die Prinzessin - du mußt dich um sie kümmern. Hast du
mich verstanden? He!«
Sie befanden sich in einer feuchten Kammer in den Tiefen
von Cloud City auf Bespin, wo Hans sogenannter Freund
Lando Calrissian sie an Darth Vader verraten hatte. Die Sze-
ne war in buttergelbes Licht getaucht, das alles nur noch sur-
realer erscheinen ließ. Chewbacca, der den halb auseinan-
dergenommenen Droiden 3PO in einem Rucksack auf dem
Rücken trug, zwinkerte Han zu. Der Verräter Calrissian hat-
te sich wie ein wildes Tier in eine Ecke zurückgezogen. Da
waren noch mehr Wachen, Techniker, Kopfgeldjäger. Vader
und der Geruch des flüssigen Karbonids verpesteten die
Luft, ein Gestank wie von Leichenschauhäusern und Grä-
bern.
Weitere Wachen stürzten sich auf Chewie, um ihm die
Handschellen anzulegen. Der Wookiee nickte merklich ruhi-
ger. Ja, er hatte Han verstanden. Es gefiel ihm nicht, aber er
hatte verstanden. Er ließ sich von den Wachen die Hand-
schellen anlegen ...

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Han und Leia wechselten einen Blick. Das darf nicht sein, riet ihr, daß es drei Uhr morgens war. Die Luft im Raum
dachte sie. Nicht jetzt. roch abgestanden. Die Nächte auf Tatooine waren kalt, wie
Die Gefühle überwältigten sie; keiner konnte widerstehen. sie wußte, und sie dachte daran, das Fenster zu öffnen und
Wie Magneten zogen sie sich gegenseitig an. Sie umarmten etwas von dieser Kühle hereinzulassen. Aber im Moment
sich, küßten sich voller Feuer und Hoffnung - voller Asche brachte sie nicht die Kraft dafür auf.
und Verzweiflung ... Ein Alptraum, sagte sie sich. Das ist alles.
Zwei Sturmtruppler rissen Han fort und zerrten ihn zur Aber - nein. Sie konnte nicht so tun, als wäre es bloß ein
Liftplattform über der improvisierten Gefrierkammer. Alptraum gewesen. Es war mehr als das. Es war eine Erinne-
Wie von selbst brachen die Worte aus Leia hervor, unge- rung. Es war passiert. Der Mann, den sie liebte, war in einem
wollt, unkontrollierbar, wie Lava, die von einer vulkani- Block aus Karbonid eingefroren und von einem Kopfgeldjäger
schen Explosion hinausgeschleudert wurde: »Ich liebe dich!« wie eine Frachtkiste weggeschleppt worden. Er war für sie
Und Han, der tapfere, starke Han, nickte ihr zu. »Ich verloren, irgendwo in den unendlichen Weiten der Galaxis.
weiß.« Sie spürte, wie die Gefühle in ihr hochstiegen, spürte die
Die Häßling-Techniker, nicht einmal halb so groß wie ersten Tränen, aber sie unterdrückte sie. Schließlich war sie
Han, traten auf ihn zu, nahmen ihm die Fesseln ab und wi- Leia Organa, die Prinzessin der königlichen Familie von Al-
chen wieder zurück. deraan, gewähltes Mitglied des imperialen Senats, eine Mit-
Han sah die Techniker an und blickte dann erneut zu Leia arbeiterin der Allianz zur Wiederherstellung der Republik.
hinüber. Die Liftplattform sank, trug ihn hinunter in die Alderaan existierte nicht mehr, war von Vader und dem To-
Grube. Er suchte Leias Blick, hielt ihn fest, hielt ihn ... bis die desstern zerstört worden; der imperiale Senat war aufgelöst;
Wolke aus Gefrierdunst hochwallte und sie seinen Blicken die Allianz war dem Gegner an Truppenstärke und Feuer-
entzog ... kraft zehntausendfach unterlegen, aber sie war, wer sie war.
Chewie brüllte etwas; Leia verstand nicht seine Worte, Sie würde nicht weinen.
aber sie verstand seine Wut, seine Trauer, sein Gefühl der Sie würde nicht weinen.
Hilflosigkeit. Sie würde die Beherrschung wahren.
Han!
Stinkendes, beißendes Gas strömte brausend aus und Drei Stunden nach Mitternacht, und der halbe Planet schlief.
über sie hinweg, ein eisiger Nebel, ein wallender, seelenver- Luke Skywalker stand barfuß auf der Stahlbetonplatt-
schlingender Rauch, durch den Leia Vader dastehen und al- form, sechzig Meter über dem Sand, und starrte das straffe
les durch seine undurchdringliche Maske beobachten sah. Drahtseil an. Er trug eine schlichte schwarze Hose, ein
Sie hörte 3PO stottern. »Was ... was geht hier vor? Dreh dich schwarzes Hemd und einen schwarzen Ledergürtel. Er hatte
um! Chewbacca, ich kann nichts sehen!« kein Lichtschwert mehr, obwohl er mit der Konstruktion ei-
Han! ner neuen Waffe begonnen hatte und dazu die Pläne benutz-
O Han! te, die er in dem alten, ledergebundenen Buch in Ben Keno-
bis Behausung gefunden hatte. Man hatte ihm gesagt, daß es
Leia fuhr abrupt, mit jagendem Puls hoch. Das Bettlaken un- eine traditionelle Übung für einen Jedi war. So war er be-
ter ihr war verschwitzt und zerwühlt, ihr Nachthemd feucht. schäftigt gewesen, während er darauf wartete, daß seine
Sie seufzte, schwang ihre Beine aus dem Bett, blieb sitzen neue Hand endgültig mit seinem Arm verwuchs. Es hatte
und starrte die Wand an. Der eingebaute Chronometer ver- ihn davon abgehalten, zuviel nachzudenken.

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Die Beleuchtung im Zelt war gedämpft; er konnte kaum an der Stelle, wo Vaders Lichtschwert seine Hand abgetrennt
das straffe Drahtseil erkennen. Für diese Nacht hatte der Zir- hatte. Die neue Hand war so gut wie die alte, vielleicht sogar
kus geschlossen; die Akrobaten und Clowns und Taurücken noch besser, aber manchmal, wenn er an Vader dachte, be-
schliefen schon lange. Die Zuschauer waren nach Hause gann sie zu pochen. Phantomschmerz, hatten die Medis ge-
gegangen, und er war allein; allein mit dem Seil. Bis auf sagt. Nicht real.
das Knistern des Kunststoffzeltes, das in den Armen der Ta- »Ich bin dein Vater.«
tooine-Sommernacht abkühlte, war alles still. Der Wüstentag Nein! Das konnte auch nicht real sein! Sein Vater war
gab seine Hitze schnell ab, und außerhalb des Zeltes war es Anakin Skywalker, ein Jedi.
so kalt, daß man eine Jacke brauchte. Der Geruch der Tau- Wenn er doch nur mit Ben sprechen könnte. Oder mit Yo-
rücken stieg zu ihm auf und vermischte sich mit dem seines da. Sie würden es bestätigen. Sie würden ihm die Wahrheit
eigenen Schweißes. sagen. Vader hatte versucht, ihn zu manipulieren, hatte ver-
Der Posten, der Lukes mentalem Befehl gehorcht und ihn sucht, ihn zu verunsichern, das war alles.
in das riesige Zelt gelassen hatte, hielt am Eingang Wache, Aber - wenn es doch stimmte ...?
ohne sich seiner Anwesenheit bewußt zu sein. Diese Art der Nein. Vergiß es. Es hatte keinen Sinn, sich jetzt den Kopf
Kontrolle war eine Jedi-Fähigkeit, eine weitere, die er gerade darüber zu zerbrechen. Er würde seinen Freunden erst
erlernte. dann von Nutzen sein, wenn er seine Jedi-Fähigkeiten voll
Luke atmete tief ein und stieß die Luft langsam wieder entwickelt hatte. Er mußte der Macht vertrauen und seine
aus. Unter ihm gab es kein Netz, und ein Sturz aus dieser Ausbildung fortsetzen. Vader hatte gelogen. Es war Krieg,
Höhe würde mit Sicherheit tödlich enden. Er mußte es nicht es gab viel zu tun, und obwohl er ein guter Pilot war, wur-
tun. Niemand verlangte von ihm, daß er auf dem Seil balan- de von ihm erwartet, daß er der Allianz mehr zu bieten
cierte. hatte.
Niemand - bis auf ihn. Es war nicht einfach, und es schien auch nicht einfacher
Er reduzierte seine Atem- und Herzschlagfrequenz und zu werden. Er wünschte, mehr an sich zu glauben, aber Tatsa-
entspannte sich, wie er es gelernt hatte. Zuerst hatte ihn Ben, che war, daß es ihm an Selbstvertrauen fehlte. Er hatte das
dann Master Yoda die uralten Künste gelehrt. Yodas Übun- Gefühl, als würde ein ungeheuer schweres Gewicht auf ihm
gen waren rigoroser und anstrengender gewesen, aber un- lasten. Vor ein paar Jahren war er nur ein Junge auf einer
glücklicherweise hatte Luke seine Ausbildung nicht beenden Farm gewesen, hatte für Onkel Owen gearbeitet und nichts
können. Aber damals hatte er auch keine große Wahl gehabt. von der Galaxis gewußt. Jetzt waren da Han, das Imperium,
Han und Leia waren in Todesgefahr gewesen, und er hatte die Allianz, Vader ...
fortgehen müssen, um ihnen zu helfen. Weil er fortgegangen Nein. Nicht jetzt. Das liegt alles in der Vergangenheit oder Zu-
war, hatten sie überlebt, aber ... kunft, doch dieses Drahtseil ist die Gegenwart. Konzentriere
Die Konsequenzen waren nicht angenehm gewesen. dich, oder du stürzt ab.
Nein. Ganz und gar nicht. Er griff nach der Energie und spürte, wie die Macht zu
Und dann war da noch die Begegnung mit Vader ... fließen begann. Sie war hell und warm und lebenspendend,
Er spürte, wie sich sein Gesicht verhärtete, seine Kiefer- und Luke rief sie zu sich, um sie wie eine Art Panzer um sich
muskulatur verspannte, und er unterdrückte den Zorn, der zu legen.
wie eine hormonelle Flutwelle in ihm aufstieg, so schwarz Die Macht. Wieder war sie für ihn da. Ja ...
wie die Kleidung, die er trug. Sein Arm schmerzte plötzlich Aber da war auch noch etwas anderes. Von einem Ort,
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der weit entfernt war, gleichzeitig aber direkt neben ihm zu Vader stieß erneut zu, diesmal nach Lukes Kopf, und
liegen schien, ging dieser Sog aus, von dem man ihm erzählt Luke konnte den Schlag kaum abblocken - er war so stark!
hatte. Eine harte, intensive Kälte, das Gegenteil von dem, Wieder griff Vader an, mit einem Hieb, der Luke in zwei
was seine Lehrer ihm gezeigt hatten. Die Antithese des Lich- Teile gespalten hätte, wäre es ihm nicht gelungen, im letzten
tes. Der sich Vader hingegeben hatte. Moment seine eigene Waffe hochzureißen!
Die dunkle Seite. Luke wußte, daß Vader zu stark für ihn war. Nur sein
Nein! Er wehrte sie ab. Weigerte sich, sie auch nur anzuse- Zorn konnte ihn davor bewahren, getötet zu werden. Er
hen. Holte erneut tief Luft. Spürte, wie die Macht ihn durch- dachte an Ben, dachte daran, wie Vader ihn niedergestreckt
drang, wie sie mit ihm verschmolz. Oder vielleicht ver- hatte...
schmolz er auch mit ihr. Es spielte keine Rolle. Heißer Zorn kochte in ihm hoch. Luke schwang seine
Als sie eins waren, machte er den ersten Schritt. Klinge, legte alle Kraft seines Armes, seiner Schulter und sei-
Das hohe Drahtseil wirkte plötzlich so breit wie ein Bür- nes Handgelenks hinein, und ...
gersteig. Es war ein natürliches Phänomen in der Macht, Der Schlag trennte Vaders Kopf ab.
aber ihm kam es immer wie Magie vor, als könnte er Wun- Die Zeit schien sich wie ein Gummiband zu dehnen. Er
der wirken, wenn er sie benutzte. Er hatte gesehen, wie Yoda starrte Vader an. Vaders Rumpf stürzte, aber langsam, ganz
mit der Kraft seines Geistes den X-Flügler aus dem Sumpf langsam ... und der abgetrennte Kopf landete auf dem Bo-
gehoben hatte. Es war möglich, Dinge zu tun, die wie Wun- den und rollte davon.
der aussahen. Rollte. Kam dann zum Halt. Da war kein Blut ...
Als er seinen Fuß hob, um den nächsten Schritt zu ma- Ein greller Blitz zuckte, ein plötzlicher Ausbruch aus Licht
chen, erinnerte er sich an ein anderes Erlebnis bei seinem Be- und Purpurrauch, und die Maske vor Vaders Gesicht zer-
such auf Dagobah. barst, zerbarst und verschwand, enthüllte, enthüllte ...
Unter dem weichen, feuchten Boden, in der Höhle ... Das Gesicht von Luke Skywalker.
Darth Vader kam auf ihn zu. Nein!
Vader! Hier! Wie war das möglich? Die aufwühlende Erinnerung war viel schneller abgelau-
Luke zog sein Lichtschwert, zündete es und griff an. Das fen, als die Ereignisse gedauert hatten. Er hatte in Wirklich-
leuchtende Blauweiß seiner Klinge traf Vaders rötlichen keit nur einen einzigen Schritt gemacht. Erstaunlich, was der
Strahl. Die Waffen kreuzten sich, das kräftige Summen und Geist alles leisten konnte. Trotzdem fiel er fast vom Draht-
das Knistern der Energie wurden lauter. seil, als er den Kontakt zur Macht verlor.
Plötzlich holte Vader zu einem mächtigen Schlag nach Hör auf damit! wies er sich zurecht.
Lukes linker Seite aus ... Er holte tief Luft, schwankte unsicher und griff wieder
Luke riß seine Klinge hoch und parierte den Hieb; die nach der Macht.
Wucht des Schlages war so groß, daß alles in ihm vibrierte Da, er hatte sie. Er gewann sein Gleichgewicht zurück
und ihm fast das Lichtschwert aus der Hand geschmettert und ging weiter, wieder eins mit der Macht, von ihr durch-
wurde ... strömt.
Er roch den Moder um sich herum, hörte das kraftvolle Als er die Hälfte des Drahtseils hinter sich hatte, begann
Summen des Lichtschwerts, sah Vader mit kristallartiger er zu laufen. Er sagte sich, daß es zur Prüfung gehörte. Er
Klarheit. All seine Sinne waren plötzlich so geschärft wie nie sagte sich, daß die Macht mit ihm war und er sich ihr furcht-
zuvor, scharf wie ein Lagerhaus voller Vibromesser ... los hingeben konnte, daß für einen ausgebildeten Jedi-Ritter

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alles möglich war. Es war das, was man ihm beigebracht hat- Unterschied bemerkte. Und sie war die einzige ihrer Art, die
te. Er wollte es nur zu gern glauben. als Attentäterin programmiert war. Sie konnte töten, ohne
Er wollte nicht glauben, daß er rannte, weil er die dunkle daß ihr Ersatzherz schneller schlug, ohne auch nur einen
Seite in seinem Nacken spürte, wie sie über das Drahtseil Hauch von Skrupeln zu empfinden.
schlich, leichtfüßig und böse, und ihn verfolgte. Ihn verfolg- Sie hatte ihn neun Millionen Kredits gekostet.
te wie die Erinnerung an Vaders abgetrennten Kopf, der sein Xizor legte die Fingerspitzen aneinander und sah Guri mit
Gesicht trug, ihn verfolgte und ... hochgezogener Braue an.
... einholte. »Die Piken-Schwestern«, erklärte Guri mit einem Blick
zum Holo. »Genetische Zwillinge, keine Klons. Die rechte ist
Xizor lehnte sich in seinem Formsessel zurück. Der Sessel Zan, die andere ist Zu. Zan hat grüne Augen. Zu hat ein grü-
mit dem schadhaften Schaltkreis, den er schon längst hatte nes und ein blaues Auge, der einzige sichtbare Unterschied.
austauschen wollen, mißverstand diese Bewegung als Anfra- Sie sind Meisterinnen des Teräs Käsi, des Bunduki-Kampf-
ge. »Sie wünschen, Prinz Schiizor?« sagte der Stimmchip sports namens >Stahlhände<. Sechsundzwanzig Standardjah-
und verzerrte dabei seinen Namen. Er schüttelte den Kopf. re alt, keine politischen Verbindungen, keine Vorstrafen in
»Ich will nur, daß du still bist«, knurrte er. den wichtigen Systemen und, soweit wir das feststellen kön-
Der Sessel verstummte. Die Maschinerie unter dem ge- nen, absolut amoralisch. Sie arbeiten für den, der am meisten
klonten Lederpolster summte und verstellte die Rücklehne, bietet, und sind bisher noch nicht für die Schwarze Sonne tä-
um Xizors neue Position zu unterstützen. Er seufzte. Sein tig gewesen. Sie haben außerdem noch keinen Kampf verlo-
Reichtum überstieg das Einkommen vieler Planeten, und er ren. Das hier« - sie nickte wieder dem Holoproj-Standbild
hatte einen defekten Formsessel, der nicht einmal seinen Na- zu »machen sie zum Spaß, wenn sie nicht arbeiten.« Im Ge-
men richtig aussprechen konnte. Er nahm sich vor, ihn aus- gensatz zu ihrem Äußeren war Guris Stimme warm, einla-
zutauschen, und zwar noch heute, jetzt, sofort, sobald er die- dend, eine volle Altstimme. Sie aktivierte das Hologramm.
se Sache hier erledigt hatte. Xizor lächelte und enthüllte dabei makellose Zähne. Das
Er sah das maßstabsgetreue, auf ein Sechstel Lebensgröße Holo zeigte die beiden Frauen, wie sie in irgendeinem Rat-
reduzierte Holoproj-Standbild vor sich an, blickte dann zu tennest von einer Raumhafenbar den Boden mit acht impe-
der Frau auf, die vor seinem Schreibtisch stand. Sie war ge- rialen Sturmtrupplern wischten. Die Soldaten waren groß,
nauso schön, wenn auch nicht so exotisch wie die beiden kräftig, durchtrainiert und bewaffnet. Doch am Ende atme-
Epicanthix-Kämpferinnen in dem Hologramm zwischen ih- ten die Frauen nicht einmal schneller. »Sie dürften die Rich-
nen. Aber ihre Schönheit war von anderer Art. Sie hatte lan- tigen sein«, sagte er. »Kümmere dich darum.«
ges und seidiges blondes Haar, leuchtende hellblaue Augen Guri nickte knapp, wandte sich ab und ging hinaus. Sie
und eine fantastische Figur. Jeder normale menschliche sah von hinten genauso gut wie von vorne aus.
Mann würde sie anziehend finden. Guris Gesicht und Kör- Neun Millionen, und sie war jeden Dezikred wert. Er
per waren makellos, doch von ihr ging eine Kälte aus, die wünschte, er hätte ein Dutzend von ihrer Sorte. Unglückli-
sich leicht erklären ließ, wenn man die Hintergründe kannte: cherweise weilte ihr Schöpfer nicht mehr unter den Leben-
Guri war ein HRD, ein humanoider Replikantendroide, und den. Eine Schande.
sie war einzigartig. Sie konnte überall in der Galaxis optisch So. Zwei weitere handverlesene Attentäterinnen standen
als Frau durchgehen, konnte essen, trinken und alle intime- jetzt unter seinem Kommando. Attentäterinnen, die bis jetzt
ren Funktionen einer Frau imitieren, ohne daß jemand den keine Verbindungen zur Schwarzen Sonne hatten und denen
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man auch in Zukunft keine Verbindungen nachweisen wür- auch verschlagenen - Geist in einem gesunden Körper zu
de - dank Guris geschickter Manipulation. haben.
Xizor blickte zur Decke. Er hatte die Strukturen der Gala- Sein galaktischer Einfluß wurde nur vom Imperator und
xis in die Leuchtkacheln imprägnieren lassen. Wenn die Be- dem Dunklen Lord der Sith, Darth Vader, übertroffen.
leuchtung gedämpft war - und das war sie meistens -, hatte Er lächelte wieder das Bild vor sich an. Er war der dritt-
er einen Panoramablick auf das Hologramm der Heimatga- mächtigste Mann - und würde bald der zweitmächtigste
laxis mit über einer Million staubkornkleiner Einzelsterne, sein, wenn alles nach Plan lief. Vor Monaten hatte er den Im-
die per Hand in die Projektion hineingezeichnet worden wa- perator und Vader beim Gespräch über eine Bedrohung be-
ren. Es hatte den Künstler drei Monate Arbeit und Xizor ein lauscht, der sie sich gegenübersahen, und jetzt waren die
Vermögen in der Größenordnung eines Kriegsherrn-Löse- Vorbereitungen abgeschlossen. Xizor würde in Kürze den er-
gelds gekostet, aber der Dunkle Prinz konnte das Geld gar sten Schritt machen.
nicht so schnell ausgeben, wie es hereinkam, selbst wenn er »Zeit?« fragte er.
sich größte Mühe gab. Kredits bedeuteten ihm nichts; er hat- Sein Zimmercomputer antwortete und nannte ihm die
te Milliarden. Geld war nur zum Zählen da, mehr nicht. Es Uhrzeit.
war nicht wichtig. Ah. Nur noch eine Stunde bis zu seinem Treffen. Es war
Er warf wieder einen Blick auf das Holoproj-Standbild. nur ein kurzer Weg durch die gesicherten Korridore zu Va-
Diese beiden Frauen waren schön und tödlich, eine Kombi- ders Quartier unweit der massiven graugrünen Pyramide
nation, die ihm gefiel. Er selbst war ein Falleen, eine Spezies aus Stein und Spiegelkristall, die bis in die oberen Atmo-
von reptilischer Herkunft, die sich nach allgemeiner Über- sphäreschichten reichte. Ein paar Kilometer, mehr nicht;
zeugung zur schönsten aller humanoiden Rassen entwickelt wenn er sich sputete, konnte er in ein paar Minuten dort
hatte. Er war über hundert Jahre alt, sah aber wie dreißig sein. Aber es gab keinen Grund zur Eile. Er wollte nicht zu
aus. Er war hochgewachsen, sein Schädel war bis auf einen früh ankommen.
Dutt mit Pferdeschwanz kahl, und sein Körper war durch Ein Glockenton kündigte einen Besucher an.
den Einsatz von Stimulator-Einheiten durchtrainiert und »Herein«, sagte Xizor. Seine Leibwächter waren nicht da,
muskulös. Er verströmte außerdem natürliche Pheromone, aber er brauchte sie in seinem Quartier auch nicht - niemand
durch die sich die Angehörigen der meisten humanoiden konnte seine Verteidigungssysteme durchdringen. Und nur
Spezies sofort zu ihm hingezogen fühlten, und seine Haut- wenige seiner Untergebenen hatten das Recht, ihn hier zu be-
farbe, normalerweise ein stumpfes Grün, änderte sich mit suchen, und sie alle waren loyal. Loyal, weil sie Angst hatten.
der Menge der erzeugten Pheromone und reichte vom küh- Einer seiner Sublieutenants, Mayt Duvel, kam herein und
len bis zum warmen Spektrum. Sein gutes Aussehen und verbeugte sich tief. »Mein Prinz Xizor.«
seine Anziehungskraft waren Werkzeuge, mehr nicht. Er »Ja?«
war der Dunkle Prinz, Unterlord der Schwarzen Sonne, einer »Ich habe eine Petition von der Nezriti-Organisation. Sie
der drei mächtigsten Männer in der Galaxis. Er konnte au- wünschen eine Allianz mit der Schwarzen Sonne.«
ßerdem mit dem Fuß eine Sonnenfrucht vom Kopf eines gro- Xizor schenkte Duvel ein berechnetes Lächeln. »Das kann
ßen Humanoiden treten, ohne sich vorher aufzuwärmen ich mir vorstellen.«
oder seine Glieder zu strecken, und er konnte aus eigener Duvel brachte ein kleines Päckchen zum Vorschein. »Sie
Kraft das Doppelte seines Gewichtes über seinen Kopf stem- bieten Ihnen ein Geschenk als Zeichen ihrer Wertschätzung
men. Er konnte von sich behaupten, einen gesunden - wenn an.«

22 23
Xizor nahm das Päckchen und öffnete es. In ihm befand
sich ein Edelstein. Es war ein ovalgeschnittener, blutroter tu-
manianischer Druckrubin, ein sehr seltener Stein, offenbar
fehlerlos und mindestens mehrere Millionen Kredits wert. 2
Der Dunkle Prinz hielt ihn ins Licht, drehte ihn zwischen
den Fingern, nickte. Dann warf er ihn auf seinen Schreib- Leia saß in einer üblen Kneipe im übelsten Viertel von Mos
tisch. Er prallte einmal ab und blieb neben seiner Tasse lie- Eisley.
gen. Wenn er auf den Boden gefallen wäre, hätte er sich Für diese niedrige Einstufung mußte man schon einiges
nicht gebückt, um ihn wieder aufzuheben, und wenn der tun. Das Lokal als Spelunke zu bezeichnen, hätte es sofort
Putzdroide später gekommen und ihn weggesaugt hätte - na um vier Stufen nach oben katapultiert. Der Tisch bestand aus
und? »Sage ihnen, daß wir uns ihr Angebot überlegen wer- einer dünnen Metallplatte, in die man zahllose Löcher ge-
den.« stanzt und sie so in ein billiges und leicht zu reinigendes Git-
Duvel verbeugte sich und ging hinaus. ter verwandelt hatte - wahrscheinlich benutzten sie einen
Als er weg war, stand Xizor auf und streckte seinen Hals Hochdruckschlauch und Lösungsmittel, um alles in diesen
und Rücken. Der Reptilienkamm entlang seiner Wirbelsäule Abfluß dort drüben zu spülen, wo der Boden eine Vertie-
richtete sich leicht auf, und als er ihn mit den Fingerspitzen fung aufwies. Wenn man die Tür nach draußen öffnete und
rieb, fühlte er sich scharf an. Andere Bittsteller warteten die Hitze hereinließ, würde alles in Windeseile trocknen.
draußen auf eine Audienz bei ihm, und normalerweise hätte Das Glas mit dem undefinierbaren, aber abscheulichen Ge-
er sich ihre Petitionen angehört, aber nicht heute. Jetzt war es bräu vor ihr verlor zweifellos mehr Flüssigkeit durch Ver-
Zeit, daß er Vader einen Besuch abstattete. Indem er zu Va- dunstung als durchs Trinken. Die Klimaanlage mußte defekt
der ging, statt darauf zu bestehen, daß der Dunkle Lord zu sein - es war heiß, und mit der Wüstenluft kam der Ab-
ihm kam, gab er einen Vorteil aus der Hand und trat selbst schaum herein, um hier die Zeit totzuschlagen. Es roch wie
scheinbar als Bittsteller auf. Es spielte keine Rolle. Es gehörte in einem Banthastall im Hochsommer, und der einzige Vor-
alles dazu; er mußte den Eindruck vermeiden, daß es Diffe- teil des Lokals war die trübe Beleuchtung, die es einem er-
renzen zwischen ihnen gab. Niemand durfte vermuten, daß sparte, die Gäste deutlich zu sehen - Angehörige von einem
er dem Dunklen Lord der Sith etwas anderes als größten Re- Dutzend verschiedener Spezies, von denen keiner vertrauen-
spekt entgegenbrachte, wenn er wollte, daß seine Pläne Er- erweckend aussah.
folg hatten. Und er bezweifelte nicht, daß sie Erfolg haben Lando mußte diese Kaschemme absichtlich als Treffpunkt
würden. ausgewählt haben, um sie zu ärgern. Nun, wenn er endlich
Denn sie hatten immer Erfolg. kam, würde sie ihm diese Befriedigung nicht gönnen. Eine
Zeitlang hatte sie ihn gehaßt, bis sie begriffen hatte, daß sein
scheinbarer Verrat an Han nur eine Finte gewesen war, um
sie vor Vader zu retten. Lando hatte eine Menge dafür aufge-
geben, und sie alle standen tief in seiner Schuld.
Dennoch, dies war kein Ort, den sie ohne triftigen Grund
betreten hätte - ohne sehr triftigen Grund -, und kein Ort, zu
dem man allein hinging, trotz ihrer Proteste, daß sie keinen
Leibwächter brauchte. Aber ob sie ihn nun brauchte oder

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nicht, sie hatte einen - Chewbacca saß neben ihr und muster- ausgewachsener und bewaffneter Wookiee an diesem Tisch
te finster die anderen Gäste. Nach der letzten Begegnung mit saß.
Vader hatte Chewie sie nur verlassen, um mit Luke und Lan- Männer. Auch wenn sie unterschiedlichen Spezies ange-
do nach Tatooine zu fliegen und Han zu retten. Seit Leia ein- hörten, sie waren alle gleich, wenn sie weibliche Gesellschaft
getroffen war, hing Chewie wie eine Klette an ihr. Es war ir- wollten. Und es schien ihnen auch gleichgültig zu sein, wel-
ritierend. cher Spezies die Frau angehörte.
Lando hatte es ihr erklärt. »Chewie ist mit Han durch eine Chewie machte deutlich, daß sie nicht willkommen wa-
Lebensschuld verbunden. Das ist eine große Sache bei den ren, und angesichts seiner Größe und seines Blitzwerfers
Wookiees. Han hat ihm gesagt, er soll auf dich aufpassen. wagte niemand mit ihm zu streiten. Aber es kamen immer
Und genau das wird er tun, bis Han seine Anweisung wider- wieder neue.
ruft.« Chewie knurrte einen knollenköpfigen Bith an, der an ih-
Leia hatte versucht, standhaft zu bleiben. »Ich weiß deine ren Tisch gewankt kam. Der Nichtmensch, dessen Spezies
Hilfe zu schätzen«, sagte sie zu Chewie, »aber ich brauche normalerweise guterzogen und friedfertig war, hatte offen-
sie nicht.« sichtlich zuviel getrunken, wenn er es für möglich hielt, daß
Es war zwecklos, wie Lando ihr erklärt hatte. Solange sie er und Leia zusammenfinden konnten. Der Bith sah Chewies
lebte, würde Chewbacca an ihrer Seite sein. Ende der Dis- gefletschte Zähne, hickste und wankte dann davon.
kussion. Sie sprach nicht einmal Wookieesch, abgesehen von »Hör zu«, sagte Leia, »ich weiß deine Hilfe wirklich zu
ein paar Flüchen, die sie sich gemerkt hatte, aber Lando hat- schätzen, aber ich werde schon allein mit diesen Kerlen fer-
te gelächelt und ihr geraten, sich am besten so schnell wie tig.«
möglich daran zu gewöhnen. Chewie drehte den Kopf zur Seite und musterte sie, eine
Was sie in gewisser Weise auch getan hatte. Chewie ver- Geste, die, wie sie inzwischen wußte, Skepsis und Belusti-
stand eine Menge Sprachen, und obwohl er sie nicht selbst gung ausdrückte.
sprechen konnte, hatte er normalerweise keine Probleme, Sie nahm die Herausforderung an. »He, beim nächsten
sich anderen gegenüber verständlich zu machen. Mal, wenn jemand kommt, hältst du dich zurück. Ich kom-
Leia mochte Chewie, okay, aber jetzt hatte sie noch einen me auch ohne Drohungen zurecht, weißt du?«
anderen Grund, Han zu finden und zu befreien - um endlich Es dauerte nicht lange. Die nächste Nervensäge war ein
den Wookiee loszuwerden. Devaronianer, ein gehörnter Humanoider, der - Überra-
Aber obwohl sie es niemals zugeben würde, gab es Zei- schung! - Leia zu einem Drink einladen wollte.
ten, in denen es überaus nützlich war, einen zwei Meter gro- »Vielen Dank, aber ich warte auf jemanden.«
ßen Wookiee um sich zu haben. Wie zum Beispiel jetzt in »Nun«, meinte der Devaronianer, »ich könnte Ihnen in
diesem wundervollen Lokal. der Zwischenzeit Gesellschaft leisten. Vielleicht verspätet
Im Lauf der letzten Stunde hatte sie mehr von den Gästen sich Ihre Verabredung. Das Warten könnte lange dauern.«
gesehen, als ihr lieb war. Trotz der Tatsache, daß sie einen al- »Danke, aber ich habe Gesellschaft.« Sie nickte Chewie zu.
ten, fadenscheinigen Overall voller Schmierölflecken trug, Der Nichtmensch ignorierte die Geste, und da der Woo-
ihr Haar zu einem festen und unattraktiven Knoten hochge- kiee nichts sagte oder seine Waffe zog, redete er weiter.
bunden hatte und allen Blicken auswich, kamen ständig ir- »Wissen Sie, ich bin ein wirklich angenehmer Gesellschaf-
gendwelche Menschen und Nichtmenschen an ihren Tisch, ter. Viele Weibchen können das bestätigen. Viele.« Er grinste
um sie aufzureißen - und das trotz der Tatsache, daß ein sie anzüglich an, daß sich seine spitzen, blendendweißen
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Zähne grell von seinen roten Lippen abhoben. Streckte die Jemand öffnete die Tür, und eine Welle aus heißem Licht
Zunge heraus und zog sie wieder ein; sie war so lang wie ihr durchflutete die düstere Kneipe. Im Türrahmen waren die
Unterarm. Umrisse eines Menschen zu erkennen, der sie eine Sekunde
Verschone mich damit, dachte Leia. Soviel zur Friedlich- lang an Han erinnerte.
keit. Han,
»Nein. Gehen Sie.« Sofort wurde sie wieder von ihrem Kummer überwältigt,
»Sie wissen nicht, was Sie versäumen, meine Kleine.« Sein und sie schüttelte den Kopf, als könnte sie so die Gefühle
anzügliches Grinsen wurde breiter und ließ ihn noch dämo- loswerden. Als sie Han Solo das letzte Mal gesehen hatte,
nischer aussehen. hatte er tiefgefroren in einem Block aus Karbonid gesteckt.
Sie warf Chewie einen Blick zu und erkannte, daß er sein Das letzte, was er zu ihr gesagt hatte, war eine Antwort ge-
Lachen kaum noch unterdrücken konnte. Sie sah wieder den wesen: »Ich weiß.«
Devaronianer an. Leia seufzte. Bis zu jenem Moment hatte sie nicht gewußt,
»Ich werde versuchen, darüber hinwegzukommen. Ver- daß sie ihn liebte. Als Vader befohlen hatte, ihn in die Ge-
schwinden Sie.« frierkammer hinunterzulassen, und ihr klar geworden war,
»Nur einen Drink. Und ich könnte Ihnen meine werania- daß er sie vielleicht nicht mehr lebend verlassen würde, hat-
nischen Holokarten zeigen; sie sind sehr, äh ... stimulie- te sie es sagen müssen. Die Worte waren von allein über ihre
rend.« Lippen gekommen, als hätte eine andere Frau sie gespro-
Und schon wollte er ihr gegenüber Platz nehmen. chen. Es war alles so ... unwirklich gewesen.
Leia zog den kleinen Blaster aus ihrer Overalltasche und Aber sie konnte es nicht leugnen. Damals nicht, und heute
hielt ihn so, daß der Devaronianer ihn sehen konnte. Sie ziel- auch nicht. Sie liebte ihn, diesen Piraten und Schurken. Sie
te auf die Decke und stellte ihn von »Betäuben« auf »Töten.« konnte nichts dagegen tun.
Er sah auch dies. Dieses Gefühl flößte ihr mehr Angst ein als alles andere.
Hastig sagte er: »Äh, nun ja, vielleicht ein anderes Mal. Es ängstigte sie mehr als ihre Zeit als Vaders Gefangene auf
Mir ist, äh, gerade eingefallen, daß ich, äh, noch den Konver- dem Todesstern, mehr als die Verfolgung durch die halbe
ter auf meinem Schiff aufladen muß. Wenn Sie mich ent- imperiale Armee und Flotte ...
schuldigen würden ...« »Wie war's mit einem Drink, Süße?« sagte jemand hinter
Er eilte davon. Erstaunlich, wie sich das Benehmen eines ihr.
aufdringlichen Möchtegern-Casanovas verbesserte, wenn Leia drehte sich um. Es war Lando. Sie war wütend auf
man ihm einen Blaster unter die Nase hielt. ihn, aber auch froh, ihn zu sehen. »Wie bist du hier hereinge-
Chewie lachte jetzt laut auf. Er sagte etwas, und sie konn- kommen?«
te sich sehr gut vorstellen, was es bedeutete. »Durch die Hintertür«, sagte Lando. Er grinste. Er war ein
»Niemand mag einen aufdringlichen Wookiee«, sagte sie. gutaussehender Mann - hochgewachsen, dunkelhäutig, mit
Aber sie lächelte dabei. Dieser Punkt ging an Chewie, und einem schmalen Schnurrbart über strahlend weißen Zähnen -,
sie war Frau genug, es zuzugeben. und er wußte es.
Sie sicherte den Blaster und steckte ihn wieder ein. Spielte Hinter ihm standen die Droiden R2-D2 und C-3PO. R2
dann mit dem Rührstäbchen in ihrem Glas. Lando würde drehte den kuppeiförmigen Rumpf und sah sich in der Bar
dafür bezahlen, daß er sie in dieses Loch gelockt hatte. Ir- um, und 3PO, der zickigste Droide, den Leia je kennen-
gendwie. gelernt hatte, vollbrachte das Kunststück, nervös dreinzu-
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schauen, obwohl er seinen Gesichtsausdruck nicht ändern Lando zuckte die Schultern. »Wir können entweder her-
konnte. umsitzen und warten, oder wir können hinfliegen und uns
R2 pfiff. selbst überzeugen. Der Kopfgeldjäger hätte Han schon vor
»Ja, ich sehe es«, sagte 3PO. Eine kurze Pause. »Master Monaten bei Jabba abliefern müssen. Irgendwo muß er sein.
Lando, wäre es nicht besser, wenn wir draußen warten wür- Ich habe einen Kontaktmann in diesem System, einen alten
den? Ich glaube nicht, daß Droiden in diesem Lokal gern ge- Spielerkumpel, der sich nebenbei als kleiner, äh, freischaf-
sehen sind. Wir sind die einzigen hier.« fender Spediteur betätigt. Er heißt Dash Rendar. Er über-
Lando lächelte. »Entspann dich. Niemand wird euch belä- prüft es für uns.«
stigen. Ich kenne den Besitzer. Außerdem möchte ich nicht, Leia lächelte wieder. »Freischaffender Spediteur« war ein
daß ihr draußen allein herumsteht. Auch wenn es schwer zu Euphemismus für »Schmuggler.«
glauben ist, aber in dieser Stadt wimmelt es von Dieben.« Er »Du vertraust ihm?«
riß die Augen in gespieltem Entsetzen auf und machte eine »Nun, solange mir das Geld nicht ausgeht, ja.«
weit ausholende Handbewegung, die die Bar und den »Schön. Wann werden wir Genaues wissen?«
Raumhafen draußen umfaßte. »Ihr wollt doch nicht auf ir- »In ein paar Tagen.«
gendeiner Feuchtfarm enden, wo ihr Sand schaufeln müßt, Leia sah sich um. »Hauptsache, wir müssen nicht hier
oder?« warten.«
»Oh, du liebe Güte, nein.« Lando schenkte ihr wieder sein strahlendes Lächeln.
Leia mußte unwillkürlich lächeln. Sie war schon mit selt- »Mos Eisley ist allgemein als Achselhöhle der Galaxis be-
samen Gestalten zusammen. Zwei exzentrische Droiden, kannt«, erwiderte er. »Ich schätze, es gibt schlimmere Teile
Lando, der Spieler, Chewbacca, der Wookiee, Luke, der ... der Anatomie, wo wir festsitzen könnten.«
Was war Luke? Zumindest ein halber Jedi. Und schreck- Chewie sagte etwas.
lich wichtig, wenn man bedachte, wie sehr Vader hinter ihm Lando schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was er da zu
hergewesen war. Sie hatte außerdem Gerüchte gehört, daß es suchen hat. Auf dem Mond gibt es eine Werft; vielleicht muß
Vader gleichgültig war, ob Luke nun lebend oder tot in seine er sein Schiff reparieren lassen. Jedenfalls muß ihn etwas
Hände fiel. Sie liebte Han, aber sie empfand auch etwas für Wichtiges aufgehalten haben, denn Jabba bezahlt ihn erst,
Luke. wenn er Han abliefert.«
Eine weitere Komplikation, die sie nicht brauchte. Warum Chewie sagte erneut etwas.
konnte das Leben nicht einfacher sein? »Ja, ich fürchte, das stimmt.« Lando sah Leia an. »Gall ist
Und Han... eine imperiale Enklave. Es sind dort ein paar Zerstörer und
»Ich glaube, ich habe die Sklave I aufgespürt«, sagte Lando mehrere Geschwader TIE-Jäger stationiert. Falls Fett dort ist,
leise. wird es nicht einfach sein, zu ihm vorzudringen.«
Das war Boba Fetts Schiff. Der Kopfgeldjäger, der Han »Wann ist je etwas einfach gewesen, seit ich dich getroffen
aus Cloud City verschleppt hatte. »Was? Wo?« habe?« konterte sie. »Ich habe noch eine Frage. Warum hast
»Auf einem Mond namens Gall, der Zhar umkreist, einen du von allen heruntergekommenen Kaschemmen auf diesem
Gasriesen in einem der äußeren Randsysteme. Die Informa- Raumhafen ausgerechnet diese gewählt?«
tion stammt aus dritter Hand, aber der Informant gilt als zu- »Nun, ich kenne den Besitzer. Er hat noch Wettschulden
verlässig.« bei mir. Ich kann hier kostenlos essen und trinken, wenn ich
»Das haben wir schon einmal gehört«, meinte sie. in der Stadt bin.«

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»Oh, Mann. Was für ein Nervenkitzel. Hast du je ver- Irgendwo in Vaders Burg beobachteten Überwachungstech-
sucht, hier etwas zu essen?« niker jede seiner Bewegungen und zeichneten alles auf. Xi-
»Nein, so hungrig bin ich noch nicht gewesen.« zor wußte, daß Vaders Spione ihm überallhin folgten, auch
Sie schüttelte den Kopf. Seit sie über diese Kerle gestolpert wenn er den Planeten verließ; er hatte keine Zweifel, daß
war, führte sie fraglos ein interessantes Leben. Aber wie Lan- hier im düsteren Herzen des Schlangennestes selbst seine
do gerade über Boba Fett gesagt hatte: Jeder mußte irgend- unbedeutendsten Gesten beobachtet und analysiert wurden.
wo sein. Wenn Vader wollte, konnte er wahrscheinlich Xizors Luft-
Bis sie Han fanden, war dieser Ort so gut wie jeder andere. verbrauch ermitteln, das Volumen, das Gewicht und die Zu-
»Am besten, wir gehen jetzt und informieren Luke«, sagte sammensetzung dieser Luft bestimmen sowie den Kohlen-
Leia. dioxidanteil in seinem Atem errechnen.
Xizor erlaubte sich ein grimmiges Lächeln. So hatten die
Xizor ließ seine vier Leibwächter im Vorzimmer warten und Techniker zumindest etwas zum Nachdenken: Oh, oh, er lä-
betrat Darth Vaders persönlichen Konferenzraum. Die chelt - was hat das wohl zu bedeuten?
Wächter beherrschten ein halbes Dutzend Nahkampftechni- Natürlich wurde Vader auch von ihm rund um die Uhr
ken, waren mit Blastern bewaffnet und hervorragende überwacht, sobald er einen Fuß aus seiner Burg setzte. Auf
Schützen; dennoch, wenn Vader ihm etwas antun wollte, Coruscant - ja, der Planet hieß jetzt imperiales Zentrum, aber
spielte es keine Rolle, ob er vier oder vierzig Männer bei sich Xizor kümmerte sich nicht um den neuen Namen - hatte
hatte. Dank der geheimnisvollen Macht konnte Vader jeden buchstäblich jede halbwegs bedeutende Persönlichkeit ein
Blasterschuß mit seinem Lichtschwert oder seinen Händen eigenes Spionagenetz, das alle anderen halbwegs bedeuten-
abwehren, und er konnte mit einer Handbewegung töten, in- den Persönlichkeiten überwachte. Es war notwendig. Und
dem er einem die Lunge vereiste oder das Herz zusammen- das Spionagenetz der Schwarzen Sonne war allen anderen
preßte, einfach so. Das war eine Lektion, die viele auf überlegen, selbst dem des Imperators. Nun ja, vielleicht wa-
schmerzhafte Weise gelernt hatten: Man stellte sich nicht vor ren die Bothan etwas besser ...
Darth Vader und forderte ihn direkt heraus. Die Wand am anderen Ende des Raumes glitt lautlos zur
Glücklicherweise genoß Xizor das Wohlwollen des Impe- Seite, und dort stand Vader, eine recht dramatische Erschei-
rators. Solange dies der Fall war, würde Vader nicht wagen, nung in seiner schwarzen Uniform, dem schwarzen Umhang
ihm etwas anzutun. und dem gepanzerten Helm, aus dem seine schweren Atem-
Der Raum war spartanisch eingerichtet. Ein langer Tisch züge drangen.
aus poliertem, dunklem Greelholz, mehrere nonreaktive Xizor stand auf und verneigte sich militärisch knapp.
Stühle aus demselben Holz, ein Holowürfel und ein Lesege- »Lord Vader.«
rät. Ein schwacher würziger Geruch hing in der Luft. Es gab »Prinz Xizor«, sagte Vader. Keine Verbeugung - er beugte
keine Gemälde an den Wänden, keine verräterischen Hin- nur vor dem Imperator den Kopf -, aber Xizor gab nicht zu
weise auf den Reichtum, über den Vader verfügte. Er war erkennen, daß er den kleinen Verstoß gegen die Etikette be-
fast so reich wie Xizor, und wie dem Dunklen Prinzen be- merkt hatte. Diese Begegnung wurde aufgezeichnet. Die
deutete ihm Geld nichts. Aufzeichnung würde wahrscheinlich ihren Weg zum Impe-
Xizor rückte einen der Stühle vom Tisch und setzte sich, rator finden - um genau zu sein, Xizor wäre sehr überrascht,
wobei er darauf achtete, einen völlig entspannten Eindruck wenn der Imperator sie nicht sehen würde; dem alten Mann
zu machen. Er streckte die Beine aus und lehnte sich zurück. entgingen nicht viele Dinge. Xizor war entschlossen, sich als

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fleischgewordene Würde darzustellen, als Inbegriff der Höf- Vor zehn Jahren hatte Vader ein biologisches Waffenfor-
lichkeit, als Personifizierung der guten Manieren. schungsprojekt initiiert und auf Xizors Heimatplaneten Fal-
»Sie wollten mich sprechen, Lord Vader. Wie kann ich Ih- leen ein Risikolabor einrichten lassen. In dem angeblich si-
nen dienen?« cheren Komplex war es zu einem Unfall gekommen. Ein
Vader betrat den Raum, und die Tür glitt hinter ihm zu. mutiertes, gewebezerstörendes Bakterium war aus dem
Er traf keine Anstalten, sich zu setzen, was keine Überra- Quarantänebereich entwichen. Um die Bevölkerung des Pla-
schung war. Xizor blieb ebenfalls stehen. neten vor einer schrecklichen, stets tödlich verlaufenden In-
»Mein Master wünscht, daß ich eine Flotte Ihrer Fracht- fektion mit dem Fäulniserreger zu schützen, für den es kein
schiffe zusammenstelle, um unsere Basen in den Randsyste- Gegenmittel gab, war die Stadt, in der sich das Labor befand,
men mit Nachschub zu versorgen«, erklärte Vader. »sterilisiert« worden.
»Aber natürlich«, sagte Xizor. »Meine gesamte Organisa- Sterilisiert bedeutete: verbrannt, verglüht, verkohlt, in
tion steht Ihnen zur Verfügung; ich bin immer glücklich, Asche verwandelt: Häuser, Gebäude. Straßen, Parks ...
wenn ich dem Imperium in irgendeiner Form dienen kann.« Und die Einwohner.
Xizors legale Schiffahrtsunternehmen gehörten zu den Zweihunderttausend Falleen waren von den Sterilisie-
größten in der Galaxis. Ein beachtlicher Teil der Gewinne rungslasern getötet worden, die vom Orbit aus die dem Un-
aus den illegalen Geschäften der Schwarzen Sonne war in tergang geweihte Stadt verbrannt hatten. Das Imperium
Xizors Transportsysteme investiert worden, und XTS allein schätzte sich glücklich, daß die nekrotischen Bakterien nur
genügte, um ihn zu einem reichen und mächtigen Mann zu so wenige Opfer gefordert hatten. Milliarden Wesen hätten
machen. sterben können, wenn die Seuche auf andere Planeten über-
Vader war sich ebenfalls der Holokameras bewußt, die gesprungen wäre. Eine Katastrophe war nur knapp vermie-
auf ihn gerichtet waren. Seine nächsten Worte waren für das den worden, aber die Kosten waren relativ gering gewesen -
Protokoll bestimmt. »Es scheint, daß Ihre Gesellschaft in der in den Augen des Imperiums.
Vergangenheit nur zögernd auf imperiale Hilfeersuchen rea- In Darth Vaders Augen.
giert hat.« Zu den Toten hatten Xizors Mutter, Vater, Bruder, zwei
»Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß Sie recht ha- Schwestern und drei Onkel gehört. Er hatte sich zu jener Zeit
ben, Lord Vader. Einige meiner Mitarbeiter waren nachläs- nicht auf dem Planeten aufgehalten, sondern seine Herr-
sig. Allerdings sind diese Mitarbeiter nicht länger für meine schaft über die Schwarze Sonne zementiert; sonst wäre er
Gesellschaft tätig.« selbst unter den Opfern gewesen.
Xizor hatte den verbalen Angriff geschickt pariert. Jedes Er hatte nie von der Tragödie gesprochen. Er hatte mit
seiner Gespräche mit dem Dunklen Lord der Sith verlief auf Hilfe der Schwarzen Sonne dafür gesorgt, daß die Aufzeich-
diese Weise, ein scheinbar oberflächlicher Dialog mit ver- nungen über den Tod seiner Familie aus den Datenbanken
steckten Untertönen. Es war eine Art Fuge, bei der jeder des Imperiums gelöscht wurden. Die mit der Löschung be-
Spieler versuchte, die Führung zu übernehmen, wie zwei auftragten Agenten waren anschließend selbst eliminiert
Brüder, die sich unter den Augen eines kritischen Vaters ge- worden. Niemand wußte, daß Xizor, der Dunkle Prinz, per-
genseitig ausstechen wollten. sönliche Gründe hatte, Vader zu hassen. Es war nur natür-
Aber Xizor sah in Vader alles andere als einen Nestbru- lich, in den beiden Männern Rivalen um die Gunst des Impe-
der. Der Mann war ein Hindernis, das beseitigt werden rators zu sehen, und es gab keine Möglichkeit, dies zu
mußte, und - auch wenn er es nicht wußte - sein Erzfeind. verbergen, aber von diesem anderen Punkt wußte nur Xizor.

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Xizor hatte sich in Geduld geübt. Früher oder später Vader wandte sich ohne ein weiteres Wort ab. Die Wand
würde er Vader für dieses Verbrechen zur Rechenschaft zie- glitt wieder zur Seite, und er stapfte aus dem Raum.
hen, und der Tag seiner Rache rückte unaufhaltsam näher. Und jeder Beobachter würde erkennen, wie unhöflich sich
Er würde zwei Fleekaale mit einem Dreizack erlegen: Va- Lord Vader verhielt.
der, das Hindernis auf seinem Weg zur Macht, und Vader, Erneut erlaubte sich Xizor ein angedeutetes Lächeln.
der Mörder seiner Familie, war schon so gut wie ... besei- Alles lief nach Plan.
tigt.
Xizor unterdrückte ein Lächeln. Er wollte nicht, daß Va-
der und seine versteckten Holokameras es sahen. Den Dunk-
len Lord zu töten war vielleicht möglich, aber eine viel zu
milde Strafe - und ein extrem gefährliches Unterfangen. Auf
dieser Existenzebene würde er viel mehr leiden, wenn man
ihn entehrte und in Schande stürzte. Xizor würde Vader bre-
chen und dafür sorgen, daß er von seinem geliebten Meister
auf den Müllhaufen geworfen wurde.
Ja. Das wäre nur gerecht...
»Wir brauchen dreihundert Schiffe«, schnitt Vaders Stim-
me in Xizors Gedanken. »Die Hälfte davon Tanker, die ande-
re Hälfte Stückgutfrachter. Es gelten die üblichen imperialen
Lieferbedingungen. Sie wissen ja, daß wir an einem gro-
ßen ... Bauprojekt arbeiten. Können Sie die Schiffe zur Verfü-
gung stellen?«
»Ja, mein Lord. Sie müssen mir nur sagen, wo und wann
Sie sie brauchen, und ich werde alles in die Wege leiten. Und
die imperialen Bedingungen sind akzeptabel.«
Vader stand einen Moment lang schweigend da; der ein-
zige Laut war das mechanische Fauchen seiner Atemzüge.
Das hat er nicht erwartet, erkannte Xizor. Er dachte, ich wür-
de Einwände erheben oder versuchen, um den Preis zu feilschen.
Gut.
»Ausgezeichnet. Ich werde dafür sorgen, daß sich der für
die Flottenversorgung zuständige Admiral mit Ihnen in Ver-
bindung setzt, um die Einzelheiten zu besprechen.«
»Es ist mir eine Ehre, Ihnen zu Diensten zu sein«, versi-
cherte Xizor. Erneut verneigte er sich militärisch knapp,
doch diesmal ein wenig tiefer und länger.
Jeder Beobachter würde erkennen, wie höflich und beflis-
sen Xizor war.

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den Jedi die wunderbarsten Dinge standen, beispielsweise
die Baupläne für ein Lichtschwert. Das Daumenabdruck-
schloß des Buches hatte Lukes rechten Daumen akzeptiert,
3 und als er es aufschlug, entdeckte er den Minibrandsatz un-
ter dem Buchdeckel. Hätte jemand versucht, das Schloß mit
Luke starrte den kleinen Hochofen an, als könnte er so den Gewalt zu öffnen, wäre das Buch in Flammen aufgegangen.
Prozeß beschleunigen. Im Inneren wurden die Bestandteile Irgendwie hatte Ben gewußt, daß Luke dieses Buch finden
eines Lichtschwertjuwels bei unvorstellbar hohen Tempera- würde, und er hatte es so präpariert, daß nur Luke es sicher
turen und unter enormem Druck zusammengebacken. Die öffnen konnte.
Hitze war groß genug, um Dichtkrist zu schmelzen, und der Erstaunlich.
Druck stark genug, um Durastahl zu verflüssigen. Und den- Dem Buch zufolge arbeiteten die besten Lichtschwerter
noch, wäre die rote Betriebsdiode nicht gewesen, hätte er aus mit natürlichen Juwelen, aber davon gab es nicht sehr viele
einem Meter Abstand nicht einmal feststellen können, ob das auf Tatooine. Es war ihm gelungen, die meisten der elektro-
Ding überhaupt eingeschaltet war. Nun, vielleicht abgesehen nischen und mechanischen Einzelteile in Mos Eisley aufzu-
von dem schwachen Ozongeruch wie von einem Blaster- treiben - Energiezellen, Kontrollen, eine Hochenergiereflek-
strahl. torkappe -, aber das Fokusjuwel mußte er selbst anfertigen.
Der Hochofen lief schon seit Stunden, und die kleine gel- Die besten Lichtschwerter waren im Idealfall mit drei Stei-
be Diode, die das letzte Stadium des Prozesses signalisierte, nen von unterschiedlicher Dichte und Facettierung ausgerü-
hatte noch nicht geblinkt. stet, wodurch sich die Klinge stufenlos regulieren ließ, aber
Er sah sich in Ben Kenobis alter Unterkunft um. Es war ein da sich Luke zum ersten Mal eine Jedi-Waffe baute, wollte er
kleines Haus am Rand der westlichen Dünensee, das, wie so es sich so einfach wie möglich machen. Dennoch war es
viele Gebäude in dieser Gegend, aus Synstein bestand - einem komplizierter, als das Buch vermuten ließ. Er war ziemlich
Brei aus feingemahlenem Fels und Lösungsmitteln, der in sicher, daß er den Supraleiter und den Längenamplituden-
Verschalungen gegossen oder gespritzt wurde und dann ab- monitor richtig eingestellt hatte, und die Kontrollschaltkreise
härtete. Die aus diesem Material bestehenden Gebäude waren waren auch korrekt installiert. Aber er würde es erst genau
robust und gegen die Sandstürme gefeit. Bens Haus erinnerte wissen, wenn das Juwel fertig war, und in dem Buch stand
an eine natürliche Felsformation, die im Lauf der Jahrhunder- nicht genau, wie lange der Prozeß dauerte. Angeblich sollte
te von der extremen Tageshitze und dem klirrenden Nacht- sich der Hochofen am Ende automatisch ausschalten.
frost des Wüstenklimas geglättet und gerundet worden war. Wenn alles gutging, mußte er das Juwel zurechtschleifen,
Ben. Von Vader auf dem ersten Todesstern erschlagen. polieren und einbauen, die Fotoharmonisierung vornehmen,
Die Erinnerung erfüllte ihn zu gleichen Teilen mit Trauer und dann brauchte er nur noch den Knopf zu drücken und
und Zorn. hatte ein funktionierendes Lichtschwert. Er hatte die Anwei-
Sein Lehrer hatte nicht viel hinterlassen, wenn man be- sungen Punkt für Punkt befolgt; er konnte gut mit Werkzeu-
dachte, daß er einst Obi-Wan Kenobi gewesen war, ein Jedi- gen umgehen, und eigentlich mußte alles klappen, aber im
Ritter und General in den Klon-Kriegen. Die vielleicht wert- stillen befürchtete er, daß es nicht funktionierte, wenn er es
vollsten Besitztümer waren die alte und kunstvoll einschaltete. Das wäre überaus peinlich. Oder schlimmer,
geschnitzte Boaholztruhe und ihr Inhalt, darunter ein uraltes vielleicht funktionierte es doch, aber nicht so, wie es sein
ledergebundenes Buch. Ein Buch, in dem für einen angehen- sollte. Das wäre schlimmer als nur peinlich; Luke Skywalker,

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aufstrebender Jedi-Ritter, ein Mann, der sich Darth Vader konnte die Sandleute nicht ewig abschrecken. Luke verfügte
zum Zweikampf gestellt und überlebt hatte, sprengte sich nicht annähernd über Bens Fähigkeiten; möglicherweise
mit seinem defekten Lichtschwert selbst in die Luft. Bis jetzt würde es die Reiter nicht sonderlich beeindrucken, wenn er
war er beim Zusammenbau sehr vorsichtig vorgegangen, ein paar Felsen mit der Macht durch die Luft schleuderte.
hatte jeden Schritt dreifach überprüft, und inzwischen arbei- Andererseits war er ein guter Schütze, und ein gezielter Bla-
tete er schon fast einen Monat an der Waffe. In dem Buch sterstrahl würde jeden Eindringling vertreiben.
stand, daß ein Jedi-Meister, wenn er sich beeilte, ein neues Sobald das Lichtschwert fertig war und funktionierte,
Lichtschwert in ein paar Tagen bauen konnte. konnte er auf den Blaster verzichten. Ben hatte ihm erklärt,
Luke seufzte. Vielleicht würde er schneller vorankom- daß ein wahrer Jedi keine andere Waffe brauchte, um sich zu
men, wenn er erst einmal sechs oder acht Stück konstruiert schützen.
hatte, aber offensichtlich lag noch ein weiter, weiter Weg vor Er seufzte. Es würde noch eine Weile dauern, bis es so-
ihm, bis er ... weit war.
Plötzlich spürte er etwas. Heißer Wind blies ihm den feinen Wüstensand ins Ge-
Es war, als würde er gleichzeitig etwas hören und riechen sicht, schmirgelte seine Haut wund und trocken. In der Fer-
und schmecken und sehen, und doch war es ganz anders. ne, dort, wo hinter dem Horizont Mos Eisley lag, entdeckte
Ein Gefühl der ... Bedrohung. er eine dünne Staubwolke. Jemand näherte sich ihm, wahr-
Hatte es etwas mit der Macht zu tun? Ben war in der Lage scheinlich mit einem Gleiter. Da sonst niemand wußte, daß
gewesen, Ereignisse zu spüren, die Lichtjahre entfernt statt- er hier war, mußte es sich um Leia oder Chewie oder Lando
fanden, und Yoda hatte ebenfalls von derartigen Dingen ge- handeln - hätte das Imperium ihn entdeckt, hätte es ihn aus
sprochen, aber Luke war sich nicht sicher. Seine eigenen Er- der Luft mit Schiffen und Sturmtruppen angegriffen. In die-
fahrungen mit seinem X-Flügler waren begrenzt, und er sem Fall hätte er sich glücklich schätzen können, wenn er
stand erst am Anfang seiner Ausbildung. seinen getarnten X-Flügler erreicht hätte, bevor sie das Haus
Er wünschte, Ben wäre hier, und er könnte ihn fragen. in die Luft jagten - so wie sie Onkel Owen und Tante Beru
Was immer es auch sein mochte, es wurde stärker. Für ei- zusammen mit der Farm in die Luft gejagt hatten ...
nen Moment blitzte ein Bild in ihm auf: Leia? Luke preßte die Lippen zusammen.
Er hatte sie in der Macht gerufen, als er nach seiner Begeg- Er hatte noch eine Menge Rechnungen mit dem Imperium
nung mit Vader an der Unterseite von Cloud City gehangen offen.
hatte und abzustürzen drohte. Sie hatte irgendwie seinen
Hilferuf empfangen. Die gesicherten Korridore im Kern des imperialen Zentrums
War es Leia? konnten nur mit einer Sondergenehmigung betreten werden,
Er schnallte seinen Waffengurt um, rückte ihn zurecht, so und der Zutritt war streng begrenzt und wurde strikt kon-
daß er den Blaster im Notfall sofort ziehen konnte, und ging trolliert. Diese Korridore waren breit, hell erleuchtet, von
nach draußen. Normalerweise hielten sich die Tusken-Reiter exotischen Pflanzen wie singenden Figbäumen und Jadero-
- die Sandleute - von Bens Haus fern. Sie waren abergläu- sen gesäumt und wurden oft von den Fiederhabichten heim-
bisch, hatte Ben erzählt, und mit seiner Fähigkeit in der gesucht, die die Felsenschnecken jagten, die sich manchmal
Macht hatte er ihnen ein paar Tricks gezeigt, die sie endgül- in den Granitwänden einnisteten. Diese Korridore waren al-
tig davon überzeugt hatten, daß es in dem Haus spukte. lein den Reichen und Berühmten vorbehalten, damit sie un-
Aber Ben war fort, und was auch immer er getan hatte, terwegs nicht vom Pöbel belästigt wurden.
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Aber während Xizor durch einen dieser abgeschirmten vorsichtiger. Die Hände zu Fäusten geballt, kam er langsam
Gänge schritt, begleitet von seinen vier Leibwächtern, tauch- näher.
te vor ihnen ein Eindringling auf und eröffnete aus seinem »Was ist Ihr Problem, Bürger?« fragte Xizor.
Blaster das Feuer auf den Dunklen Prinzen. »Du mörderischer Dreckskerl! Du Sumpfschleim!«
Einer der beiden Leibwächter vor Xizor wurde von einem Der Mann schnellte nach vorn und zielte mit einem mächti-
Energieblitz in die Brust getroffen. Der Blasterstrahl durch- gen Schwinger auf Xizors Kopf. Hätte der Schlag getroffen,
schlug seine Schutzweste und streckte ihn zu Boden. Xizor hätte er Knochen zerschmettert. Xizor duckte sich, wich zur
bemerkte, daß die Brustwunde rauchte, während der Wäch- Seite und bohrte dem Angreifer die Spitze seines rechten Stie-
ter stöhnte und auf den Rücken rollte. fels in die Magengrube, daß ihm pfeifend die Luft entwich.
Der zweite Leibwächter erwiderte das Feuer, traf den Bla- Der Angreifer stolperte ein paar Schritte zurück und
ster des Attentäters und schleuderte ihn aus seiner Hand. keuchte.
Die Gefahr war vorüber. »Kennen wir uns? Ich habe ein hervorragendes Gedächt-
Der Angreifer schrie auf und stürzte sich mit bloßen Hän- nis, was Gesichter betrifft, und ich kann mich an Ihres nicht
den auf die verbliebenen Leibwächter und Xizor. erinnern.« Xizor bemerkte eine Fluse auf seiner Schulter und
Fasziniert sah Xizor dem Mann entgegen. Der Attentäter wischte sie weg.
war groß, größer als seine Leibwächter und viel größer als »Du hast meinen Vater umgebracht! Hast du Colby Hoff
Xizor selbst, gebaut wie ein Gewichtheber von einer Welt schon vergessen?«
mit hoher Schwerkraft, und er mußte verrückt sein, daß er Der Mann griff erneut an und schwang wild seine Fäuste.
mit bloßen Händen drei bewaffnete Männer angriff. Xizor trat zur Seite, schmetterte dem Mann fast beiläufig
Wie interessant. eine eisenharte Faust gegen den Kopf und streckte ihn nie-
»Erschießt ihn nicht«, befahl Xizor. der.
Der Angreifer war nur noch zwanzig Meter entfernt und »Sie irren sich, Hoff. Ihr Vater hat Selbstmord begangen,
kam schnell näher. wenn ich mich recht erinnere. Er hat sich einen Blaster in den
Der Dunkle Prinz gestattete sich ein grimmiges Lächeln. Mund gesteckt und sich den Hinterkopf weggeblasen, oder?
»Überlaßt ihn mir«, fügte er hinzu. Eine schmutzige Angelegenheit.«
Die drei Leibwächter steckten ihre Blaster ein und traten Hoff kam vom Boden hoch, und sein Zorn verleitete ihn
zur Seite. Sie wußten, daß es nicht ratsam war, Xizors Befeh- zu einem erneuten Angriff auf Xizor.
le in Frage zu stellen. Wer es dennoch wagte, würde wie der Xizor glitt nach rechts und traf mit seinem linken Stiefel-
Wächter enden, der auf dem polierten Marmorboden lag absatz Hoffs linkes Knie. Er hörte, wie das Gelenk mit einem
und noch immer rauchte. feuchten Schnappen brach.
Der Attentäter rannte weiter und schrie gellend. Hoff fiel hin, als sein linkes Bein unter seinem Gewicht
Xizor wartete. Als ihn der Mann fast erreicht hatte, mach- nachgab.
te der Dunkle Prinz eine schnelle Drehung und schmetterte »Du hast ihn ruiniert!« Er stützte sich auf sein gesundes
dem Mann die Handkante gegen den Hinterkopf, sobald er Knie.
an ihm vorbei war. Die Wucht des Schlages genügte, um den »Wir waren Geschäftskonkurrenten«, erklärte Xizor nüch-
brüllenden Mann zu Boden zu schicken. Er drehte sich im tern. »Er hielt sich für gerissener als ich. Ein törichter Fehler.
Fall, landete auf der Schulter, rollte ab, kam wieder hoch, Wer sich keine Niederlage leisten kann, sollte das Spiel nicht
wirbelte herum und funkelte Xizor an. Er war jetzt etwas spielen.«
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»Ich bringe dich um!« Vader erstarrte. Der Imperator wußte es. Eigentlich war es
»Das glaube ich nicht«, sagte Xizor. Er trat hinter den ver- unmöglich, denn der Wächter, der den Möchtegern-Attentä-
letzten Mann, bewegte sich dabei sehr schnell für einen ter in den Korridor gelassen hatte, weilte nicht mehr unter
Mann seiner Größe, und packte Hoffs Kopf mit beiden Hän- den Lebenden, und außer diesem einen Mann hatte niemand
den. »Sehen Sie, wer sich mit Xizor anlegt, hat schon verlo- gewußt, wer den Befehl gegeben hatte, den Attentäter pas-
ren. Wie jede halbwegs vernünftige Person weiß, ist ein An- sieren zu lassen - doch auf irgendeine Weise hatte es der Im-
griff auf mich gleichbedeutend mit Selbstmord.« perator erfahren.
Mit einer kräftigen, schnellen Drehung brach er ihm das Der Imperator beherrschte auf wahrhaft meisterhafte Wei-
Genick. se die dunkle Seite.
Das Knacken der Rückenwirbel war im Korridor deutlich »Ich werde der Frage nachgehen, mein Master«, versi-
zu hören. cherte Vader.
»Schafft ihn weg«, befahl er seinen Leibwächtern. »Und Der Imperator machte eine abwehrende Bewegung mit ei-
informiert die zuständigen Behörden über das Schicksal die- ner altersfleckigen Hand. »Bemühen Sie sich nicht. Es ist nie-
ses armen jungen Mannes.« mand von Bedeutung verletzt worden. Prinz Xizor war nicht
Er sah auf die Leiche hinunter. Er empfand kein Bedau- eine Sekunde lang in Gefahr, nicht wahr? Er scheint gut auf
ern. Es war wie das Zertreten einer Kakerlake. Es bedeutete sich selbst aufpassen zu können - obwohl ich es hassen wür-
ihm nicht das geringste. de, wenn ihm etwas zustieße, solange er nützlich für uns
ist.«
Der Imperator saß in seinem abgeschirmten Privatquartier Vader verbeugte sich erneut. Der Imperator hatte wie ge-
und betrachtete eine lebensgroße holographische Aufnahme: wöhnlich seinen Standpunkt auf subtile Weise klargemacht,
Prinz Xizor, wie er einem Mann, der ihn in einem gesicher- aber so, daß ihn niemand ignorieren konnte. Es würde keine
ten Korridor angegriffen hatte, das Genick brach. weiteren Versuche geben, Xizors Fähigkeit zu testen, sich ge-
Der Imperator lächelte und drehte sich mit seinem schwe- gen einen tödlichen Angriff zu verteidigen.
benden Repulsorsessel zu Darth Vader um. Zumindest nicht im Moment.
»Nun«, sagte der Imperator, »wie es scheint, hat Prinz Xi- In der Zwischenzeit würde Vader den Dunklen Prinzen
zor sein Kampfsporttraining fortgesetzt, meinen Sie nicht im Auge behalten. Der Falleen war viel zu verschlagen, und
auch?« was immer in seinem verdrehten Kopf auch vorgehen moch-
Vader runzelte unter seiner Panzermaske die Stirn. »Er ist te, er würde dem Imperium nur so lange dienen, wie es ihm
ein gefährlicher Mann, mein Master. Nicht vertrauenswür- selbst nutzte.
dig.« Xizor war schließlich ein Krimineller. Seine Moralvorstel-
Der Imperator schenkte ihm ein häßliches, zahnloses Lä- lungen waren pervers, seine Ethik war situationsabhängig,
cheln. »Machen Sie sich keine Sorgen wegen Xizor, Lord Va- und der Begriff Loyalität existierte für ihn nicht. Er würde
der. Ich werde mich schon um ihn kümmern.« vor nichts haltmachen, um seine Ziele zu erreichen, und Va-
»Wie Sie wünschen.« Vader verbeugte sich. der war fest davon überzeugt, daß es in einer Galaxis, wie
»Ich frage mich, wie es dieser junge Hitzkopf wohl ge- sie sich Xizor vorstellte, keinen Platz für Vader oder den Im-
schafft hat, in einen gesicherten Korridor einzudringen«, perator gab.
fügte der Imperator hinzu. Aber sein Tonfall verriet, daß er Wer sich mit Xizor anlegt, hat schon verloren?
die Antwort bereits kannte. Wir werden sehen.

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war es die Macht, die ihn durchströmte. Vielleicht war er
aber auch einfach nur ein netter Mensch.
»Normalerweise hätten wir dich vorher über Kom infor-
4 miert«, erklärte Lando, »aber wir wollten nicht riskieren, daß
wir abgehört werden. Chewie hat ein paar von diesen neuen
Als sich der Gleiter ihrem Ziel näherte, sah Leia Luke neben imperialen Dechiffrier-Hackerdroiden in der Stadt gesehen;
dem Haus stehen und ihnen entgegenblicken. Seltsam, er er glaubt, daß sie möglicherweise die örtliche Kommunika-
schien gewußt zu haben, daß sie kamen. tion überwachen. Es hat keinen Sinn, unnötige Risiken ein-
Natürlich, hier draußen in der Mitte des Nichts, wo es zugehen.«
nur Sand und Steine und Gestrüpp gab, mußte er sie schon Luke nickte. »Eine gute Idee. Kommt rein.«
von weitem entdeckt haben. Es hatte vielleicht gar nichts In Obi-Wans bescheidenem Haus roch es leicht ange-
mit der Macht zu tun, sondern mit schlichter Beobachtungs- brannt. Der Geruch erinnerte Leia an ihre Kindheit, als sie
gabe. zum Campen hinaus in die Wildnis gefahren war und am
Chewie brachte den offenen Gleiter zum Halt. Der von Lagerfeuer gesessen hatte. Sie sah einen kleinen Hochofen
den Repulsoren aufgewirbelte Staub hing noch einen Mo- auf dem Tisch stehen. Wollte Luke irgendwelche Edelsteine
ment in der Luft, um dann von dem fast ständig wehenden herstellen?
Wind davongetragen zu werden. In diesem Klima trocknete Sie erzählten Luke, warum sie gekommen waren.
man aus, wenn man sich zu lange ungeschützt im Freien Er war sofort Feuer und Flamme und wollte auf der Stelle
aufhielt. Die Dünen gaben bei ihrer Wanderung immer wie- in seinen X-Flügler springen und losfliegen.
der die weißen Knochen jener frei, die geglaubt hatten, sich »Warte einen Moment«, sagte Lando. »Zuerst müssen wir
ungestraft in die Wüste hinauswagen zu können. uns vergewissern, daß Fett tatsächlich dort ist. Außerdem
Luke lächelte sie an, und erneut wurde Leia von diesem gibt es da noch das kleine Problem der imperialen Flotte.«
Gefühl der Verwirrung überwältigt. Sie liebte Han, aber hier Luke zuckte die Schultern. »He, wir können diese Kerle
war Luke, und sie fühlte sich zweifellos auch zu ihm hinge- problemlos umfliegen.«
zogen. Konnte eine Frau zwei Männer gleichzeitig lieben? Lando und Leia wechselten einen Blick. Wenn es um seine
Sie erwiderte sein Lächeln. Mit Luke war es nicht dasselbe Fähigkeiten als Pilot ging, mangelte es Luke nicht an Selbst-
wie mit Han, aber da war etwas zwischen ihnen. vertrauen.
»Hallo, Luke«, sagte Lando. Chewie sagte etwas.
Chewie grollte etwas, das ein Gruß sein mußte. 3PO übersetzte: »Ah, Chewbacca fragt sich, ob die Rebel-
»Master Luke, es ist so schön, Sie wiederzusehen«, erklär- len-Allianz nicht helfen könnte, denn schließlich hat Master
te 3PO. Seine normalerweise golden glänzende Haut war un- Han ihr gute Dienste geleistet.«
ter einer Staubschicht verschwunden. Der Protokolldroide Luke grinste wie ein Kind, das ein neues Spielzeug ent-
schien den Dreck mehr anzuziehen als die anderen, obwohl deckt hatte. »Sicher wird sie uns helfen. Wedge ist jetzt der
sich Leia nach der langen Fahrt von der Stadt ebenfalls ein Commander des Sondergeschwaders, und er sagte mir,
wenig schmutzig fühlte. wenn ich sie je brauchen sollte, würden seine Leute sofort
Selbst R2 pfiff eine fröhliche Begrüßung. kommen.«
Sie alle mochten Luke. Er hatte irgend etwas an sich, das »Sie können alles andere einfach stehen- und liegenlas-
ihn so natürlich und anziehend erscheinen ließ. Vielleicht sen?« fragte Lando.
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Leia nickte. »Warum nicht? Die Kommandostruktur der sich den Ehrentitel »Vigo« verdient, der sich von dem alten
Allianz ist nicht so streng wie die des Imperiums. Wir müs- tionesischen Wort für »Neffe« ableitete. Es förderte die Illu-
sen angesichts unserer zahlenmäßigen Unterlegenheit flexi- sion, daß die Topmanager der Organisation eine Familie wa-
bler sein. Das Sondergeschwader wird ohnehin für Spezial- ren, was sie für Außenstehende stärker erscheinen ließ.
aufgaben eingesetzt, und ich kann die Allianz mit Sicherheit Unglücklicherweise entsprach der Anschein nicht immer
davon überzeugen, daß Captain Solo es wert ist, gerettet zu der Wahrheit.
werden. Er war entscheidend an der Zerstörung des Todes- Einer von ihnen am Tisch war ein Spion.
sterns beteiligt; außerdem brauchen wir alle guten Piloten, Xizor wußte nicht, für wen der Spion arbeitete - es konnte
die wir bekommen können.« das Imperium sein, die Rebellen-Allianz, sogar eine rivalisie-
Leia sah rasch von einem zum anderen, um festzustellen, rende Verbrecherorganisation -, und es kümmerte ihn im
ob ihre etwas wackeligen Argumente ihre wahren Beweg- Grunde auch nicht. In diesem Geschäft spionierte jeder jeden
gründe verdeckten. aus, es gehörte einfach dazu, aber die Tatsache, daß es nor-
Luke schien sie nicht durchschaut zu haben; er war viel mal war, bedeutete nicht, daß man es durchgehen ließ, wenn
zu begierig darauf, endlich loszufliegen. Landes verkniffe- man dahinterkam.
nes Grinsen konnte alles bedeuten, und die Gesichter von Jetzt, zu Beginn dieser Konferenz, hatte er neun Lieute-
Chewie und den Droiden waren undurchdringlich. nants an diesem Tisch, von denen jeder für mehrere Sonnen-
»Großartig«, meinte Luke. »Fliegen wir los!« systeme zuständig war.
»Nicht so schnell«, mahnte Lando. »Wir brauchen zuerst Am Ende dieser Konferenz würde er nur noch acht Lieu-
die Bestätigung, daß sich Fett tatsächlich auf Gall aufhält. Es tenants haben.
ist eine zu lange Reise, um sie umsonst zu machen.« Aber zunächst mußten die normalen Geschäfte der
Leia konnte erkennen, daß Luke nicht warten wollte - Ge- Schwarzen Sonne besprochen und erledigt werden.
duld schien nicht zu seinen stärksten Tugenden zu gehö- »Ich möchte Ihre Berichte hören«, sagte Xizor. »Vigo Lo-
ren -, aber ihm war klar, daß Lando recht hatte. »Okay. Aber nay?«
in der Zwischenzeit setzen wir uns mit Wedge in Verbin- Lonay war ein Twi'lek, schlau, gerissen und feige. Er hat-
dung, damit das Sondergeschwader auf Abruf bereitsteht.« te seine Kopfgreiffühler zu einem Zopf geflochten und über
»Ich werde mit dem Oberkommando sprechen«, sagte die Schulter drapiert, und sein normalerweise greller
Leia. Schmuck und die dekorativen Tätowierungen waren dem
Sie hoffte, daß Landes Kontaktmann - wie hieß er noch Anlaß entsprechend dezent gehalten. »Mein Prinz, der Ge-
gleich? Dash Sowieso? - die Information bald bestätigte. würzhandel in unserem Sektor hat um einundzwanzig Pro-
Und sie hoffte, daß das Gerücht stimmte. Niemand wünsch- zent zugenommen, die Spielcasinoschiffe haben ihren Um-
te sich Han sehnlicher zurück als sie. satz um acht Prozent gesteigert, und die Geschäfte der
Waffenhändler laufen ausgezeichnet; nach der aktuellen
Xizor saß am Kopfende des langen Tisches in seinem priva- Schätzung beträgt die Zuwachsrate fünfunddreißig Prozent.
ten Konferenzraum und betrachtete die nervösen Gesichter Unglücklicherweise sind die Einkünfte aus dem Sklavenhan-
seiner Lieutenants. Guri stand hinter ihm und hatte die Hän- del um dreiundfünfzig Prozent zurückgegangen. Zahlreiche
de auf dem Rücken verschränkt. Planeten sind unter das Joch der Rebellen-Allianz geraten
Seine Lieutenants hatten allen Grund, nervös zu sein. und haben Gesetze gegen die Sklaverei erlassen. Ich fürchte,
Durch ihre hohe Position bei der Schwarzen Sonne hatten sie solange sich das Imperium nicht zum Eingreifen entschließt,
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werden die Einkünfte aus diesem Geschäftsbereich weiter Sie alle verfügten über ihre eigenen Spionagenetze, und
zurückgehen.« sie alle wußten zumindest, was Xizor über den Verräter hat-
Xizor nickte. Lonay war viel zu feige, um seinen »Onkel« te durchsickern lassen - nur die Tatsache, daß es einen gab.
zu verraten und so den Tod zu riskieren. Seine ganze Spe- Und daß er nicht wußte, wer von ihnen es war.
zies war für ihre Feigheit bekannt. Wobei der letzte Punkt ein kalkuliertes Täuschungsmanö-
»Vigo Sprax?« sagte der Dunkle Prinz. ver war. Er wußte, wer es war. Und jetzt würde die Angele-
Sprax, ein Nalroni, dessen dunkles Fell zu ergrauen be- genheit ... bereinigt werden.
gann, obwohl er es färbte, um jünger zu wirken, rasselte sei- »Jetzt zum letzten Punkt auf unserer Tagesordnung, mei-
ne Statistiken herunter. Xizor beobachtete ihn und hörte nur ne Vigos. Einer von uns hat es gewagt, seine Stellung zu
mit halber Aufmerksamkeit zu - er kannte die offiziellen Be- mißbrauchen und uns zu verraten. Unzufrieden mit den Mil-
richte bereits. lionen Kredits, die er dank meiner Großzügigkeit verdienen
Sprax war zu schlau, um gegen Xizor zu intrigieren. konnte, den Belohnungen, Boni, Dividenden und Beste-
Der Nalroni beendete seinen Bericht. chungsgeldern, die Sie alle kassieren, hat diese ... Person
»Vigo Vekker?« den Titel des Vigo entehrt.«
Vekker, ein Quarren, ließ ein nervöses Lächeln aufblitzen Guri ging langsam von einem sitzenden Lieutenant zum
und erstattete Bericht. nächsten. Xizor beobachtete sie. Wer konnte, der schwitzte
Der Krakenkopf hatte keinen Ehrgeiz, höher aufzusteigen, oder errötete oder zeigte andere Anzeichen von Furcht, die
und war mit seinem Job und dem Status quo zufrieden. sich nicht verbergen ließen.
Xizor forderte den Rest der Vigos nacheinander auf, das Sie passierte Durga, Kreet'ah, Clezo, erreichte das gegen-
Wort zu ergreifen, und nacheinander gehorchten sie: Durga überliegende Ende des Tisches und schritt die andere Längs-
der Hutt, Kreet'ah der Kian'thar, Clezo der Rodianer, Wum- seite ab.
di der Etti, Perit der Mon Calamari, Green der Mensch. Xizor sprach langsam und gleichmütig, mit ausdruckslo-
Es war schwer zu glauben, daß einer seiner Vigos so tö- ser Stimme weiter. »In unserer Organisation gibt es Sublieu-
richt sein sollte; schließlich hatten sie ihre hohe Position nur tenants, die ohne zu zögern ganze Planeten ausradieren
jahrelangen treuen Diensten zu verdanken. Einige von ihnen würden, um das zu werden, was Sie alle geworden sind.
waren aufgrund ihrer Leistung aufgestiegen - Schmuggler, Nur eine Handvoll Wesen in der gesamten Galaxis verfügen
Diebe, Geschäftsleute -, während andere seit ihrer Geburt über die Macht eines Vigos der Schwarzen Sonne.«
dafür ausgebildet worden waren und ihre Posten von ihren Guri passierte Lonay, passierte Sprax, dann Vekker. Ver-
Vätern geerbt hatten - oder, in Kreet'ahs Fall, von seiner bio- harrte einen Moment hinter Durga dem Hutt.
logischen Mutter. Einige von den neun waren schon Vigos Die Spannung im Raum nahm zu, wurde fast greifbar.
gewesen, bevor Xizor selbst diesen Rang bekleidet hatte, ehe Xizor hielt es für einen geschickten Schachzug. Durga war
er dann zum Führer der Schwarzen Sonne aufgestiegen war. kein Narr und würde niemals das Risiko eingehen, als Spion
Und dennoch, einer von ihnen hatte ihn hintergangen. zu arbeiten; nein, der Hutt hatte genug Ehrgeiz, daß es für
Das Leben war voller Verrat. zehn seiner Sorte reichte; er würde einen Putsch inszenieren.
Er überließ sie für ein paar Momente ihren Ängsten. Dann Daß Guri hinter ihm stehenblieb, würde ihm klar machen,
nickte er Guri zu. Seine vertrauenswürdigste Leibwächterin daß Xizor ein Auge auf ihn hatte. Eine Warnung, daß er lan-
und Mitarbeiterin spazierte gemächlich um die sitzenden Vi- ge und gründlich nachdenken sollte, bevor er versuchte, von
gos herum. seinem luftigen Plateau zum Gipfel des Berges zu klettern.

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Guri ging weiter, und Durgas Erleichterung war wie die »Ja, mein Prinz.«
Spannung im ganzen Raum körperlich spürbar. Er blickte hinaus in den Weltraum. Seine Organisation
Die Droidenfrau schlenderte an Wumdi dem Etti und Pe- war riesig und umfaßte Zehntausende von Mitarbeitern,
rit dem Mon Calamari vorbei. aber manche Dinge mußte er persönlich erledigen. Vor al-
Sie blieb hinter Green dem Menschen stehen. lem, wenn es sich um eine derart ... delikate Angelegenheit
Green wollte aufspringen, aber Guri war unglaublich handelte.
schnell. Sie schlang ihren Arm um die Kehle des Mannes, »Ist das Material gründlich überprüft worden?«
verstärkte ihren Würgegriff mit dem anderen Arm und »Wie Sie befohlen haben.«
drückte zu. »Sehr gut. Es ist wichtig, daß die Kopfgeldjäger die Höhe
Green wehrte sich kurz, aber er hätte ebensogut versu- der auf Skywalker ausgesetzten Belohnung kennen. Die
chen können, mit einer Durastahlklammer zu ringen. Die Hand der Schwarzen Sonne muß unsichtbar bleiben. Es darf
Blutzufuhr zu seinem Gehirn wurde unterbrochen, und er keine Fehler geben.«
verlor das Bewußtsein. »Es wird keine geben, mein Prinz.«
Guri drückte fester zu und fester, drückte und drückte ... »Oh, ich würde gern mit Jabba dem Hutt sprechen.«
Die Sekunden dehnten sich zu Minuten. Keiner der ande- »Sie können ihn über Holo-Net erreichen, wenn Sie vom
ren Vigos rührte sich. Mittagessen zurückkommen.«
Als Green nicht länger unter den Lebenden weilte, ließ »Nein. Schaff ihn mit dem schnellsten Schiff hierher; ich
Guri ihn los, und er kippte vornüber; sein Kopf schlug laut möchte mit ihm persönlich sprechen.«
auf den Tisch. »Wie Sie wünschen.«
»Ich bin jetzt bereit, die Nominierungen für einen neuen Guri wartete schweigend, während Xizor seinen Plan
Vigo entgegenzunehmen«, erklärte Xizor. überdachte.
Für einen Moment sagte niemand ein Wort, und Xizor be- Vader wollte Skywalker haben, und zwar lebend, um ihn
hielt seine ausdruckslose Miene bei. Eine Schande, daß es an den Imperator auszuliefern. Aus dem Gespräch, das Xi-
ausgerechnet Green gewesen war, einer der tüchtigsten Vi- zor vor einigen Monaten abgehört hatte, war klar hervorge-
gos. Aber Menschen neigten eben zum Verrat; man durfte gangen, wieviel Wert der Imperator darauf legte, den jungen
ihnen nicht trauen. Mann lebend in die Hände zu bekommen, um ihn seinem
Er sah wieder seine Lieutenants an und wartete auf ihre Willen zu unterwerfen.
Wortmeldungen. Diese Lektion würden sie sicherlich in Er- Die Schwarze Sonne hatte einen langen Arm, und alle
innerung behalten. verfügbaren Informationen über Vaders Gegner befanden
Wer sich mit Xizor anlegte, hatte schon verloren. sich jetzt in Xizors persönlichem Computersystem. Der
Das sollten sie niemals vergessen. Dunkle Lord der Sith hatte nicht nur versprochen, Skywal-
ker lebend zu übergeben, sondern ihn auch vorher zu bre-
Nachdem die Vigos gegangen und die Leiche fortgeschafft chen und zu einem willigen Werkzeug des Imperators zu
war, kehrte Guri zurück. machen.
»Ich denke, die Sitzung war ein voller Erfolg«, sagte Xi- Wenn es Vader nicht gelang, sein Versprechen zu halten,
zor. wenn man den Eindruck erwecken konnte, daß er nie beab-
Guri nickte schweigend. sichtigt hatte, diesen jungen Möchtegern-Jedi an den Impera-
»Hast du alle Informationen über Skywalker gesammelt?« tor auszuliefern, wenn man es so hinstellen konnte, als hätte

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er den Jungen getötet, statt das Risiko einzugehen, ihm ge-
genüberzutreten ...
Nun ja. Der Imperator hielt viel von Vaders Fähigkeiten
und vertraute ihm wahrscheinlich mehr als jedem anderen. 5
Aber der Imperator verlangte totale Loyalität und totalen
Gehorsam. Wenn man ihn glauben machen konnte, daß Va- Darth Vader saß nackt in seiner hyperbarischen medizini-
der illoyal oder ungehorsam war oder bei seinem Auftrag schen Kammer. Die Innenbeleuchtung war gelöscht, und er
schlicht versagt hatte, würde es nicht gut für Vader aus- war von dem Panzer befreit, den er in der Öffentlichkeit tra-
sehen. gen mußte, um zu überleben. Die Macht war stark; Vader
Der Imperator war unberechenbar. Es war allgemein be- hielt die dunkle Seite für noch viel stärker, aber er hatte es
kannt, daß er ganze Städte zerstört hatte, nur weil sich ein nie geschafft, mit ihrer Hilfe seinen verbrannten Körper so
lokaler Beamter seinen Anweisungen widersetzt hatte. Ein- zu heilen, wie er es wünschte. Daß er überhaupt noch am Le-
mal hatte er eine wohlhabende und einflußreiche Familie ben war, stellte schon ein Wunder dar, aber aus irgendwel-
aus den Kernsystemen verbannt, weil einer der Söhne ein chen Gründen war es ihm noch nicht gelungen, die Energien
Schiff in eins der Lieblingshäuser des Imperators gesteuert zu meistern, die eine vollständige Regeneration erforderte.
und den verantwortlichen Piloten nicht sofort getötet hatte. Er glaubte, daß es möglich war; daß er mit der entsprechen-
Wenn der Imperator glaubte, daß seine getreue rechte den Meditationstechnik und hartem Training eines Tages in
Hand, Darth Vader, seine eigene Schöpfung, eine Bedrohung der Lage sein würde, wieder zu dem Mann zu werden, der
darstellte, dann würde nicht einmal der Dunkle Lord der er einst gewesen war.
Sith dem imperialen Zorn entgehen können. Zumindest körperlich.
Ja, es war ein guter Plan. Ein wenig kompliziert, aber alle Er würde nie zu seinem früheren geistigen Zustand zu-
möglichen Folgen waren untersucht und bedacht und abge- rückkehren. Schwach, töricht, idealistisch. Anakin war Luke
sichert worden. Skywalker sehr ähnlich gewesen. Allerdings nur... potentiell.
Er wußte, daß er endlich die perfekte Waffe gefunden hat- Ja, die Macht war stark in Luke, vielleicht sogar stärker als
te, um Darth Vader zu vernichten. in dem jungen Anakin. Aber der Junge mußte sich der dunk-
Den Tod von Luke Skywalker. len Seite hingeben, um zu lernen, wo die wahre Macht lag,
um sein wirkliches Potential zu nutzen. Tat er dies nicht,
würde der Imperator Luke vernichten.
Vader wollte nicht, daß es dazu kam.
Bei ihrem Zweikampf hatte er versucht, den Jungen nie-
derzustrecken, aber dies war nur eine Prüfung gewesen.
Hätte er Luke mühelos töten können, hätte es sich nicht ge-
lohnt, Luke zu rekrutieren. Aber obwohl er ernsthaft ver-
sucht hatte, Luke zu besiegen, hatte ihm der Junge wider-
standen. Trotz Vaders überlegenen Fähigkeiten, trotz seiner
Erfahrung. Luke hatte überlebt und nur den Verlust einer
Hand zu beklagen gehabt, die sich problemlos ersetzen ließ.
Die Begegnung hatte Vader emotional berührt, was in der

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letzten Zeit nicht häufig geschah. Eine Mischung aus Ner- Für einen Moment konnte er wie jedes normale Lebewe-
venkitzel, weil er einem ebenbürtigen Opponenten gegen- sen atmen.
überstand, und Stolz, daß dieser tapfere Gegner sein eigener Seine Erleichterung, sein Triumph, seine Freude über sei-
Sohn war. nen Erfolg genügten, um die dunkle Seite aus ihm zu vertrei-
Vader lächelte in die Dunkelheit der Kammer. Obi-Wan ben, wie das Licht die Schatten vertreibt. Die dunkle Seite
hatte Luke nicht verraten, daß Anakin Skywalker zu Darth nährte sich gierig vom Zorn, aber Glück war pures Gift für
Vader geworden war. Lukes Zorn auf den Mann, der seinen sie. Als sie ihn verlassen hatte, konnte er nicht mehr atmen.
Lehrer erschlagen hatte, war stark genug gewesen, um ihn Vader machte eine Handbewegung, und die Halbkugel
für die dunkle Seite zu öffnen. Hätte Vader diesen Zorn senkte sich und schloß ihn wieder in der Kammer ein.
nicht in Furcht und Verwirrung verwandelt, indem er dem Für kurze Zeit hatte er es geschafft, wie schon so oft. Der
Jungen sagte, daß er sein Vater war, hätte Luke ihn besiegen Trick war, die Heilung aufrechtzuerhalten. Er durfte sich
können. Ein Jedi kämpft nicht im Zorn; er hält seine Gefühle nicht der Erleichterung hingeben, sondern mußte sich an sei-
unter Kontrolle und läßt sich von der Macht leiten. Aber die nen Haß klammern, selbst während er gesundete.
dunkle Seite mußte mit starken Gefühlen gefüttert werden, Es war schwierig. Er hatte sich noch nicht ganz von Ana-
und wenn dies geschah, gab sie zehnfach zurück, was sie be- kin Skywalker befreit, diesem fehlerhaften und schwächli-
kommen hatte. chen Mann, aus dem er entstanden war. Bis ihm dies gelang,
Luke hatte die Macht der dunklen Seite kennengelernt. Es konnte er sich nicht vollständig der dunklen Seite ergeben.
lag nun an Vader, ihn zu finden und ihm zu erlauben, sie er- Es war seine größte Schwäche, sein schrecklichster Makel.
neut zu spüren. Die dunkle Seite war viel suchterzeugender Ein einzelner Lichtpunkt in der Dunkelheit, den er in all den
als jede Droge. Wenn sich Luke ihr ergab, würde er mächti- Jahren nicht zum Verlöschen gebracht hatte, trotz all seiner
ger sein als Vader, mächtiger als der Imperator. Gemeinsam Anstrengungen.
konnten sie die Galaxis beherrschen. Vader seufzte. Er mußte sich noch mehr anstrengen. An-
Genug. Es war Zeit für einen weiteren Test. gesichts seiner Feinde konnte er sich keine Schwäche erlau-
Vader aktivierte mit einer Handbewegung die bewe- ben und angesichts seiner Freunde erst recht nicht.
gungssensitiven Kontrollen seiner hyperbarischen Einheit.
Der Deckel der kugelförmigen Kammer hob sich mit einem Luke befestigte das Juwel wieder in der Halterung und holte
hydraulischen Zischen und dem Fauchen der unter Über- tief Luft. Er hatte die ersten Facetten fertig, und jetzt mußte
druck stehenden entweichenden Luft. Er saß nackt da, den er beim Schleifen besonders vorsichtig sein. Wenn er das
Einflüssen des Außenraums ausgesetzt, ohne den Schutz des Schleifgerät zu fest ansetzte, konnte er das Juwel beschädi-
supermedizinischen und sauerstoffreichen Feldes im Inne- gen, und das bedeutete, daß er sich ein neues anfertigen und
ren der Kammer.
wieder von vorn beginnen mußte.
Er konzentrierte sich auf die Ungerechtigkeit seines Zu- Chewie beobachtete ihn, augenscheinlich sehr interessiert,
stands, auf seinen Haß auf Obi-Wan, der ihn zu dem ge- während Leia im Schlafzimmer ein Nickerchen machte. Lan-
macht hatte, was er war. Der Haß und der Zorn ließen die do hatte sie alle in Bens Haus zurückgelassen und war mit
dunkle Seite der Macht durch Vader fließen. dem Gleiter in die Stadt gefahren. Er mußte in Kürze wieder
Für einen Moment veränderte sich sein geschädigtes Ge- zurück sein ...
webe. Seine verbrannten Lungenflügel, die toten Alveolen Chewie hörte etwas und hob den Kopf. Er grollte etwas.
und die verengten Blutgefäße heilten. 3PO, der mit R2 eine Art Wortübersetzungsspiel spielte,
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drehte sich zu Luke um. »Chewbacca sagt, daß Master Lan- »Es könnte besser sein. Die Steuern sind im allgemeinen
do zurückgekehrt ist.« zu hoch. Natürlich sind die Kosten für die imperialen
Luke nickte, konzentrierte sich aber weiter auf seine Ar- Schmiergelder gestiegen. Ebenso die Frachtgebühren und
beit. Behutsam schlug er mit dem kleinen Holzhammer auf Gehälter. Aber was sein muß, muß eben sein.«
den Seitenschleifer ... »Wie ich hörte, haben Sie in der letzten Zeit mit einigen
Ein flacher Splitter löste sich vom Stein. Endlich! Perfekt... hohen Vertretern des Imperiums Geschäfte gemacht.«
Lando kam grinsend herein. Jabba sah ihn fragend an. So fragend, wie es einem Hutt
»Worüber freust du dich so?« fragte Luke. möglich war.
»Ich habe gerade eine kodierte Nachricht von Dash Ren- »Ich meine damit Lord Vader.«
dar erhalten. Das Schiff dieses Boba Fetts befindet sich tat- »Ah. Nicht direkt, Hoheit. Ich habe letztens mehrere
sächlich auf Gall.« Kopfgeldjäger angeheuert, um eine, ah, unbezahlte Schuld
Theoretisch konnte nur das Imperium das teure und zu- einzutreiben. Wie es der Zufall wollte, gelang es einem von
gangsbeschränkte Holo-Net nutzen; praktisch war jeder mit ihnen - Boba Fett, ich glaube, Sie haben ihn auch hin und
ein wenig elektronischem Basiswissen in der Lage, das Netz wieder beschäftigt -, den, ah, Schuldner in den Händen der
anzuzapfen und mit Hilfe von einigen Relais zu kommuni- Imperialen aufzuspüren. Lord Vader war in dieser Angele-
zieren. Und das auch noch auf Kosten des Imperiums. genheit zuständig. Ein Zufall, wie mir gesagt wurde.«
Luke sprang auf. »Wann können wir aufbrechen?« »Ich glaube, Sie sprechen von Captain Solo.«
»Ich habe den Millennium Falken startklar gemacht. Wie Es war keine Frage, und die Bemerkung sollte Jabba daran
lange dauert es, bis dein X-Flügler einsatzfähig ist?« erinnern, daß Xizor über mehr als nur ein paar Informations-
»R2 und ich müssen nur an Bord gehen!« quellen verfügte. Dies war ein riskantes Spiel, und er mußte
»An Bord von was?« fragte Leia von der Tür. Sie rieb sich sehr behutsam vorgehen. Xizor brauchte Informationen, aber
den Schlaf aus den Augen. er durfte nicht verraten, um welche es sich handelte, und
»Es sieht aus, als hätten wir ihn gefunden«, sagte Lando. mußte deshalb indirekt vorgehen. Außerdem mußte er den
»Wir treffen uns im Orbit«, warf Luke ein. Er grinste. Das Hutt daran erinnern, wer hier das Kommando hatte, und ihm
Warten war vorbei. zu zeigen/daß er auch triviale Dinge wußte, gehörte dazu.
»Ich werde dem Sondergeschwader eine kodierte Nach- Er sah, daß Jabba verstanden hatte.
richt senden«, erklärte Leia. »Ein kleiner Schmuggler«, erklärte Jabba. »Er war in der
Luke nickte. Vergangenheit recht nützlich, aber er schloß sich der Allianz
Sie würden Han retten. an und schuldet mir noch Geld.«
»Eine Erfrischung, Jabba?«
Jabba wartete im Besucherraum. Der Dunkle Prinz trat ein »Vielen Dank. Haben Sie vielleicht etwas zum Knabbern
und musterte den Hutt. Sie mochten plumpe und häßliche da?«
Geschöpfe sein, aber das machte sie nicht weniger nützlich. Xizor machte eine Handbewegung, und fast augenblick-
»Ich grüße Sie, Prinz Xizor«, sagte Jabba auf Huttisch. lich erschien ein Kellnerdroide und brachte ein Tablett mit
»Sprechen Sie Basic«, befahl Xizor. Insektoiden und irgendeinem abscheulichen Gebräu, wie es
»Wie Sie wünschen.« die Hutts liebten.
»Wie gehen Ihre Geschäfte, Jabba? Ist in Ihrem Sektor al- »Ah, danke, Hoheit.« Er pickte eine der sich windenden
les in Ordnung?« Larven heraus und verzehrte sie.
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Xizor beugte sich nach vorn, um eine Atmosphäre der chelte Xizor. »Alter Freund, diese Information ist absolut
Vertrautheit zu erzeugen. »Ich habe in der letzten Zeit eben- vertraulich«, erklärte er. »Sie muß unter uns bleiben. Ihre
falls mit Vader zu tun gehabt«, erklärte er. »Ihre Anwesen- Kooperation wird entsprechend ... belohnt werden.«
heit hier ist überaus wichtig, Jabba; Informationen über den Der Hutt erwiderte Xizors Lächeln. Manchmal war ein
Dunklen Lord der Sith, selbst die winzigsten Details, wer- sanftes Wort wirkungsvoller als ein Schlagstock. Jabba war
den mir in meiner derzeitigen Situation von großem Nutzen nicht dumm, und er wußte, was mit jenen passierte, die den
sein. Dieses Geschäft mit Boba Fett - ist es schon abge- Dunklen Prinzen hintergingen. Aber es war besser, wenn
schlossen?« Jabba glaubte, in eine wichtige Geschäftsoperation, einen
»Noch nicht, mein Prinz. Ich warte noch auf die Ausliefe- hochkomplizierten Plan eingeweiht und ein geschätzter Ver-
rung von Captain Solo.« trauter zu sein. Es konnte dem Ruf des Hutts nicht schaden,
In einem Tonfall, als würde ihm eine kleine und unbedeu- wenn seine Untergebenen und Feinde annahmen, daß er das
tende Tatsache einfallen, sagte Xizor: »Hmm. Gehörte dieser Ohr des Führers der Schwarzen Sonne hatte. Furcht war gut;
Solo nicht zu der Rebellen-Streitmacht, die den Todesstern Furcht und Gier waren besser.
angegriffen hat?« Xizor nickte und verabschiedete sich.
»Ja, Hoheit. Er und seine Freunde waren entscheidend an Seine Spione hatten herausgefunden, daß Darth Vader
seiner Zerstörung beteiligt. Der Wookiee Chewbacca, Prin- einen kleinen Schmuggler und Gelegenheitspiloten der Al-
zessin Leia Organa und ein unbekannter junger Mann na- lianz namens Solo auf Bespin an den berüchtigten Kopfgeld-
mens Skywalker waren alle an dem Debakel beteiligt.« jäger Boba Fett übergeben hatte. Früher oder später würde
»Skywalker?« Fett auf Tatooine auftauchen, um Solo abzuliefern und seine
Jabba lachte, ein tiefes Rumpeln, das in seinem riesigen Kredits zu kassieren. Aber Xizors Spione hatten festgestellt,
Körper widerhallte. »Ja, wie ich hörte, hält er sich für einen daß sich Fetts Schiff, die Sklave I, nicht auf Tatooine befand.
Jedi-Ritter«, erklärte er, als sein Lachen verebbte. »Er hat bis Und bis jetzt war es diesen Spionen noch nicht gelungen,
vor einer Weile auf Tatooine gelebt.« den Kopfgeldjäger zu lokalisieren.
»Wo ist er jetzt?« Nun, die Galaxis war groß, und eine derartige Suche ko-
»Wer weiß? Er hat vor kurzem mit seinem X-Flügler den stete Zeit.
Planeten verlassen.« Aber er würde jede Wette eingehen, daß Skywalker von
Xizor lehnte sich zurück. »Hmm. Wahrscheinlich hat es dem auf seinen Freund ausgesetzten Kopfgeld wußte und
nichts zu bedeuten, aber vielleicht können mir diese Dinge nach Tatooine zurückgekehrt war, um auf Fett zu warten.
weiterhelfen. Falls eine dieser Personen nach Tatooine zu- Daß er den Planeten wieder verlassen hatte, konnte vieles
rückkehrt, wäre ich für eine entsprechende Mitteilung außer- bedeuten. Vielleicht war er des Wartens überdrüssig gewor-
ordentlich dankbar.« den, obwohl Xizor dies nicht für wahrscheinlich hielt. Oder
»Gewiß, Prinz Xizor.« vielleicht hatte er dringende Geschäfte zu erledigen, die
Xizor nickte. Er war eigentlich fertig, aber er setzte seine nichts mit Solo zu tun hatten. Oder vielleicht hatte er, mit
Unterhaltung mit dem Hutt fort, als würde er großen Wert Hilfe der Allianz, herausgefunden, wo sich sein Freund be-
auf Jabbas Meinung legen. Zehn Minuten lang stellte er Fra- fand. Das war möglich, wenn man bedachte, wie weit die
gen über imperiale Truppenbewegungen und Flottenverle- Kontakte der Allianz reichten und daß auch das berühmte
gungen, um in Jabba den Eindruck zu erwecken, er hätte ihn Bothan-Spionagenetz dazu zählte.
deshalb zu sich bestellt. Als er glaubte, daß es genug war, lä- Nun ja. Wenn dies der Fall war, konnte er nichts dagegen

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tun. Aber er konnte die Chancen seiner Agenten vergrößern, Chewie sagte erneut etwas.
»Nein. Ich werde ihn nicht zurücknehmen. Und hör auf,
Skywalker zu finden. mir zu drohen. Wenn du mir den Arm abreißt, werde ich nie
Er erreichte sein Privatquartier und rief Guri zu sich. Sie
glitt lautlos herein. wieder mit dir spielen.«
Chewie knurrte etwas, lehnte sich dann zurück und starr-
»Informiere alle, die sich die Belohnung für Skywalker
verdienen wollen, daß sie den Kopfgeldjäger Boba Fett loka- te das Spielbrett an.
Leia lächelte. Der Wookiee und der Protokolldroide be-
lisieren sollen. Früher oder später wird Skywalker Fett auf-
nahmen sich wie zwei kleine Kinder.
suchen, und für diesen Fall müssen die entsprechenden Vor- Sie drehte den Kopf und sah zu, wie Luke den Mikrome-
kehrungen getroffen werden.« teoritenstaub von R2 wischte. Luke war genauso versessen
Guri nickte schweigend. darauf wie sie, Han zu retten. Was interessant war, wenn
Xizor lächelte. man bedachte, daß die beiden Rivalen um ihre Gunst waren.
Ein anderer Mann hätte vielleicht die Abwesenheit seines
Leia saß in der Messe des Millennium Falken und sah zu, wie Konkurrenten ausgenutzt, aber bis jetzt hatte sich Luke zu-
sich Chewie und 3PO am Holospielbrett vergnügten. Lando rückgehalten. Das war typisch für ihn. Er wollte gewinnen,
war in der Kombüse und kochte etwas Übelriechendes zum
Abendessen. Luke saß neben Leia und putzte die Linsen von aber er wollte fair gewinnen.
Lando kam mit einem Tablett voller dampfender Teller
R2s Elektrofotorezeptoren. Lukes X-Flügler war magnetisch
an die Hülle des Falken gekoppelt - er hätte auch mit dem Jä- und Schüsseln in die Messe.
»Das Essen ist fertig«, erklärte Lando. Er lächelte. »Giju-
ger fliegen können, aber die Reise war zu lang, um sie ohne
Schlaf und Essen und Erfrischungseinheit durchstehen zu Eintopf.«
Alle sahen ihn an und wandten sich dann wieder ihren
können.
Vom Autopiloten gesteuert, raste der Falke durch den Hy- Beschäftigungen zu.
»Nun überschlagt euch bloß nicht«, brummte Lando. Sein
perraum und funktionierte viel besser, als man eigentlich er-
warten konnte, wenn man bedachte, wie er aussah. Leia hätte Lächeln verblaßte.
Für Leia sah das Zeug auf dem Tablett wie eine Mischung
fast gelacht, als sie den corellianischen Frachter zum ersten aus geschmolzenen Plastikstiefeln und Kunstdünger aus, ab-
Mal gesehen hatte. Das Schiff schien geradewegs vom näch- gerundet mit einem Spritzer Schlamm vom tiefsten Grund
sten Schrottplatz zu stammen. Aber obwohl es ein paar Män-
eines trüben Teiches. Und es stank genauso, wie man es von
gel hatte, war nicht zu übersehen, daß es gründlich modifi-
einer derartigen Mischung erwarten konnte.
ziert worden war und nun über eine höhere Geschwindigkeit »Kommt schon, ich habe eine volle Stunde in der Kombü-
und mehr Feuerkraft verfügte, als die corellianischen Kon- se verbracht, um diese Spezialität zuzubereiten. Greift alle
strukteure beabsichtigt hatten. Früher hatte das Schiff Lando
gehört, bis er es in einem Sabaccspiel an Han verloren hatte. zu!«
Chewie sagte etwas, das nicht unbedingt nach einem
Han...
Nein, du darfst jetzt nicht an ihn denken. Kompliment klang.
»He, Alter, wenn es dir nicht paßt, dann kannst du ja
Chewie sagte etwas, das wütend und unhöflich klang.
»Nun, es tut mir leid«, erwiderte 3PO, »aber es war ein beim nächsten Mal kochen.«
Luke blickte von R2 auf und schnitt eine Grimasse. »Gi-
fairer Zug. Es ist nicht meine Schuld, daß du es nicht gese- ju-Eintopf?« sagte er. »Es sieht wie altes Stiefelplastik mit
hen hast.«
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Kunstdünger und Schlammsoße aus. Es riecht auch genau-
so ...«
Leia kicherte.
»Gut, gut!« sagte Lando. Er stellte das Tablett auf das Ho- 6
lospielbrett. Die winzigen Spielfiguren schienen plötzlich bis
zur Hüfte oder Brust in dampfender Schmiere zu stecken. Als der Millennium Falke in der Nähe des Gasriesen Zhar aus
»Wenn ihr es nicht essen wollt, bleibt mehr für mich übrig.« dem Hyperraum fiel, schlüpfte Luke in einen der Vakuum-
Lando nahm eine der Schüsseln, tauchte einen Löffel hin- anzüge und ging an Bord seines X-Jägers. Leia und Lando
ein und schob den Löffel in den Mund. »Seht ihr?« sagte er, hätten es vorgezogen, wenn sie alle zusammengeblieben wä-
den Mund voller Eintopf. »Es schmeckt großartig, es ...« Er ren, aber wenn es Schwierigkeiten gab, war es besser, ihnen
verstummte. Sein Gesicht drückte Verwirrung, dann Erstau- mit zwei bewaffneten Schiffen entgegenzutreten, argumen-
nen, anschließend Entsetzen und zum Schluß Abscheu aus. tierte Luke. Sie sahen es ein.
Er schluckte mühsam. Dann holte er tief Luft und schüt- Kaum hatten er und R2 den Jäger bestiegen, fühlte sich Luke
telte den Kopf. »Oh, Mann. Vielleicht habe ich etwas zuviel viel wohler. Ja, Lando war ein guter Pilot, aber Luke vertraute
Boonta-Gewürz hineingetan«, meinte er. »Vielleicht sollten lieber auf seine eigenen Fähigkeiten. Nicht, daß er notwendi-
wir zum Abendessen ein paar Dosen Bohnen öffnen.« gerweise ein besserer Flieger war - obwohl er sich für besser
Luke und Leia lachten gleichzeitig los und sahen sich an. hielt -, aber wenigstens mußte er so nicht tatenlos herumsitzen.
Es gab schlimmere Orte, an denen sie mit ihren Freunden Allerdings fühlte er sich im Vakanzug ein wenig beengt.
sein konnte, sagte sich Leia. Als sie in das System einflogen, hielt er sein kleines Schiff
Viel schlimmere Orte. dicht beim Falken. Was trieb Boba Fett so weit draußen am
Rand? Hier gab es nichts, was einen Besuch lohnte.
Als er die Reflexe auf seinem Kontrollmonitor entdeckte,
empfing er auch schon den Komspruch.
»He, Luke! Willkommen am Ende der Galaxis.«
»Hallo, Wedge! Wie läuft's denn so, Alter?«
»Könnte besser sein. Manchmal ist es einfach zum Davon-
laufen.«
Luke lächelte. Wedge Antilles gehörte zu den Allianz-Pi-
loten, die den Angriff auf den Todesstern überlebt hatten. Er
konnte fliegen, und er war tapferer als die meisten anderen.
Guter alter Wedge.
Da kamen sie auch schon. Ein Dutzend Jäger vom Typ X-
Flügler.
»Schön, dich wiederzusehen, Luke. Ich hoffe, du hast ei-
nen interessanten Auftrag für uns; in der letzten Zeit ist es
ziemlich langweilig gewesen. Also, was ist gebacken?«
»Das solltest du besser unseren kleinen Horror-Koch Lan-
do fragen ...«
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»Ich habe es gehört«, drang Landos Stimme aus dem Kom. »Prinzessin Leia?« sagte er. »Ich bin entzückt, daß Sie uns
Luke grinste zum backbord fliegenden Falken hinüber. hier in unserer bescheidenen Burg besuchen, Eure Hoheit.«
»Nur ein Witz, Lando.« Er machte eine weit ausholende Handbewegung, die die
»He, Calrissian, ist verdammt lange her. Ich dachte, Sie große leere Halle umfaßte, und grinste.
wären inzwischen im Gefängnis gelandet.« Leia schüttelte den Kopf. Hatte Han etwa einen verschol-
»Noch nicht, Antilles, noch nicht.« lenen Bruder? Oder hatten diese Burschen alle beim selben
»Folge uns, Luke«, sagte Wedge, »wir haben unsere Basis Lehrer Unterricht in Schnodderigkeit gehabt?
auf einem kleinen Mond namens Kile im Planetenschatten ge- Lando stellte ihn vor. »Das ist Dash Rendar, Dieb, Falsch-
genüber Gall eingerichtet. Ein nettes Plätzchen mit ausreichend spieler, Schmuggler und ein guter Pilot.«
Luft, Wasser und allen Bequemlichkeiten, ganz wie zu Hause.« Dashs Grinsen wurde noch um eine Spur breiter. »Was
»Dann los«, sagte Luke. »Wir sind direkt hinter euch.« meinen Sie mit >ein guter Pilot<, Calrissian? Ich kann einen
Hüpfer mit einem Flügel und verstopften Düsen durch Ihr
»Das nennst du ein >nettes Plätzchen<?« fragte Leia, als sie Schlafzimmer fliegen.«
sich im Inneren des Gußplastik-Fertigteilgebäudes umsah, »Und bescheiden ist er auch«, bemerkte Leia.
das dem Sondergeschwader als Basis diente. Es bestand im Dash verbeugte sich tief. »Wie ich sehe, ist die Prinzessin
Grunde nur aus vier Wänden, einem Dach und nackten Pla- nicht nur betörend schön, sondern auch überaus scharfsinnig.«
stikträgern und sah wie eine Kreuzung zwischen einem La- Du liebe Zeit, dachte Leia. Dieser Bursche sollte sie also zu
gerhaus und einem Hangar aus. Es war kalt, und es roch Boba Fett führen?
nach verbranntem Fels. »Wie soll dann erst ein Plätzchen »Genug geschleimt, Dash«, knurrte Lando. »Kommen wir
aussehen, das du nicht so nett findest?« zum Geschäft.«
Wedge lächelte. »Nun, du kennst das Sondergeschwader. »Das ist Ihre erste gute Idee seit Jahren, Lando«, sagte Dash.
Alles, was wir brauchen, ist ein Schiff und ein Felsen, auf Lando wandte sich zur Seite. »Prinzessin Leia und Che-
dem wir landen können.« wie kennen Sie bereits. Das hier ist Luke Skywalker.«
»Damit hast du wohl recht.« Luke trat vor, und die beiden Männer nickten einander zu.
Wedge führte sie in eine Ecke der eisigen Halle, wo ein »Sind wir uns schon einmal begegnet? Sie kommen mir
Tisch und eine Holoproj-Einheit standen. Ein Mann hatte bekannt vor.«
sich auf einen der Gußplastikstühle geflegelt und sah aus, als »Vielleicht haben Sie mich auf Hoth gesehen«, meinte
würde er schlafen. Dash. »Ich kam gerade mit einer Schiffsladung Nahrungs-
Er hatte eigentlich keine Ähnlichkeit mit Han - sein Haar mittel an, als der Schild aktiviert wurde. Während der
war rot, sein Teint hell -, aber etwas in seiner Haltung ... Schlacht habe ich einen Schneegleiter geflogen.«
Er hatte vielleicht geschlafen, aber plötzlich öffnete er die Luke nickte. »Das stimmt. Sie haben einen der imperialen
Augen, und als sie ihn erreichten, war er hellwach. Läufer erledigt, wenn ich mich recht erinnere. Sie waren sehr
Er war groß, schlank und hatte grüne Augen. Er trug die gut.«
Kleidung eines Frachterkapitäns, einen grauen Overall und Dash grinste frech. »Sehr gut? Den Großteil dieser
einen Waffengurt mit Blasterholster. Er mußte ungefähr so Schlacht habe ich geschlafen, Junge. Ich hätte bleiben und
alt wie Han sein, schätzte Leia, und hatte denselben trägen, diese Läufer den ganzen Tag lang fertigmachen können, oh-
frechen Gesichtsausdruck. Der Mann stand auf und machte ne dabei ins Schwitzen zu geraten, aber leider mußte ich
eine tiefe, theatralische Verbeugung. noch einen profitablen Frachtauftrag erledigen.«

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Leia schüttelte den Kopf. Was war bloß mit den Männern reichte schon. Luke wußte, daß ein Standardzerstörer ein Ge-
los? Es war ein Wunder, daß sie sich beim gegenseitigen schwader TIE-Jäger an Bord hatte, das aus sechs Staffeln be-
Schulterklopfen nicht niederschlugen. Mußte sie sich wirk- stand, was pro Zerstörer zweiundsiebzig TIEs bedeutete.
lich mit einem weiteren überdrehten Prahlhans abgeben? Den hundertvierundvierzig Feindjägern standen nur die
Nun ja. Wenn er sie dorthin führen konnte, wo Han ge- zwölf Maschinen des Sondergeschwaders gegenüber.
fangengehalten wurde, konnte sie es auch ertragen. Nun, dreizehn, wenn man Lukes Jäger mitrechnete. Die
»Wir haben in der Zwischenzeit ein paar Aufklärungsflü- Chancen standen damit ungefähr zwölf zu eins. Gar nicht so
ge gemacht«, warf Wedge ein. »Ich zeige euch, wie die Lage schlecht im Vergleich zu manchen anderen Schlachten, die
aussieht.« Er trat an die Kontrollen des Holoprojektors. sie geschlagen hatten.
Er grinste. Es sagte genug über das Kräfteverhältnis zwi-
Luke verfolgte, wie Wedge ihnen die holographischen Kar- schen dem Imperium und der Allianz aus, wenn eine Chan-
ten und Bildaufzeichnungen des Mondes zeigte, auf dem Bo- ce von zwölf zu eins gar nicht so schlecht erschien.
ba Fetts Schiff angelegt haben sollte. Falls man diesem Dash Während Luke zuhörte, dachte er gleichzeitig über einen
Rendar glauben konnte. Er war ziemlich gut darin, sich auf- Plan nach. Je einfacher, desto besser, sagte er sich.
zuspielen, soviel stand fest, und ja, er hatte während der Wedge beendete seinen Lagebericht. »So sieht die Sache
Schlacht um Hoth tapfer gekämpft, aber Luke war nicht si- aus. Was meinst du, Luke?«
cher, was er von dem Burschen halten sollte. »Ein Kinderspiel«, erklärte er. »Ich weiß schon, wie wir
Dennoch, Lando schien zu denken, daß man Dash ver- vorgehen.«
trauen konnte, solange er gut bezahlt wurde. Leia und Lando starrten ihn an, als hätte er sich in eine
Luke mußte unwillkürlich lächeln. Er hatte Han anfangs riesige Spinne verwandelt. Er grinste wieder.
auch nur für einen geldgierigen Schmuggler gehalten, und
Han hatte ebenfalls vor allen Leuten geprahlt, was für ein Xizor saß in seinem Privatquartier und grinste die Informa-
toller Pilot er doch war. Erst später hatte Luke erkannt, daß tion an, die holographisch vor ihm in der Luft hing. Gut, gut.
es nur eine Maske war, eine Fassade, hinter der sich Han Der irregeleitete junge Mann, der versucht hatte, ihn zu tö-
versteckte, um seine wahren Gefühle zu verbergen. Viel- ten - wie hieß er noch gleich? Hoff? -, hatte den gesicherten
leicht steckte in Dash Rendar ebenfalls mehr, als der erste Korridor über einen imperialen Kontrollposten betreten, der
Blick vermuten ließ. nur ein paar hundert Meter entfernt lag. Und hier war ein
Wedge sagte: »... Mond herrschen schwierige atmosphä- seltsamer Zufall - der diensthabende Wachposten war spur-
rische Bedingungen. Vor allem auf der südlichen Halbkugel los verschwunden. Er würde also nie erfahren, mit welchem
kommt es häufig zu schweren zyklonischen Stürmen. Ich Trick sich der Attentäter den Zugang verschafft hatte, denn
kann jedem nur abraten, in sie hineinzufliegen.« er war tot und der Wachposten nicht mehr auffindbar.
Dash lachte. »Vielleicht würden Sie es nicht tun, Antilles, Xizor war bereit, sein halbes Vermögen gegen einen rosti-
aber ich esse Gewitterstürme zum Frühstück.« gen Dezikred zu wetten, daß der verschwundene Wachpo-
Vielleicht steckt doch nicht mehr in ihm, dachte Luke. Viel- sten nie wieder auftauchen würde. Jemand hatte den Posten
leicht ist er bloß verrückt. dazu gebracht, den Möchtegern-Attentäter passieren zu las-
Wedge fuhr mit seinem Lagebericht fort. Die imperiale sen, und wer immer dieser Jemand auch sein mochte, er
Enklave war die Heimatbasis von zwei Sternzerstörern - das wollte nicht, daß seine Verwicklung in die Angelegenheit be-
Trägerschiff hatte sich als Gerücht erwiesen -, aber das kannt wurde, soviel stand für Xizor fest.
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Er dachte darüber nach. Seine Feinde waren Legion, und ders Freund aufzutreten - oder zumindest nicht als sein
viele von ihnen wären glücklich, ihn tot zu sehen. Ein einzel- Feind. Wenn Xizor ohne Beweise, nur durch seinen Instinkt
ner Wachposten konnte mühelos bestochen und beseitigt herausfinden konnte, wer den mitleiderregenden Anschlag
werden; von seinen Gegnern auf Coruscant waren hundert auf sein Leben inszeniert hatte, dann konnte sich auch Vader
in einer Position, um so etwas inszenieren zu können. ausmalen, wer mutig genug war, ein Dutzend Killer auf ihn
Wer haßte ihn am meisten? Eine schwierige Frage, da es anzusetzen.
so viele waren. Zweifellos würde ihm sofort der Gedanke kommen, daß
Wer hatte wohl genug Mut, einen derartigen Anschlag zu es sich dabei um eine Vergeltung für den Angriff auf Xizor
wagen? Es kam noch ein weiteres Problem hinzu. Die handelte.
Schwarze Sonne war nahezu unverwundbar, und obwohl Nein. So befriedigend es auch sein mochte, Vader mit ei-
viele mit Freuden ihrem Anführer den Kopf abschlagen wür- nem Anschlag zu verunsichern, es war im Interesse des grö-
den, wenn sie glaubten, damit durchzukommen, konnten ßeren Plans nicht klug.
nur die wenigsten sicher sein, daß sie nicht als Täter entlarvt Aber es war gut zu wissen, daß Vader ihn genug verab-
wurden. Also kam nur jemand in Frage, der im Falle seiner scheute, um ihn tot sehen zu wollen.
Entlarvung mächtig genug war, nicht nur die Rache der
Schwarzen Sonne zu überleben, sondern auch den mögli- Leia lachte. »Das ist dein Plan?«
chen Zorn des Imperators. Luke sah gekränkt drein. »Was stimmt damit nicht?« Sein
Nun, das engte den Kreis der Verdächtigen weiter ein. Atem war in der kalten Halle als dunstige Fahne sichtbar.
Xizor lehnte sich in seinem Sessel zurück und legte die »Du willst mit dem Sondergeschwader die imperiale En-
Fingerspitzen aneinander. Dies war ein kleines Spiel, mit klave angreifen und über hundert TIE-Jäger und zwei Stern-
dem er sich manchmal die Zeit vertrieb, indem er so tat, als zerstörer ablenken, während Dash den Millennium Falken zur
würde er mit Vernunft und Logik zu einer Schlußfolgerung Andockstelle von Boba Fetts Schiff führt? Wir landen ein-
gelangen, auf die er bereits intuitiv gekommen war. Er wuß- fach, befreien Han und fliegen davon? Also wirklich, was
te, wer hinter dem Anschlag steckte, so wie er auch wußte, soll mit diesem Plan nicht stimmen? Wie bin ich nur darauf
daß er nicht ernstgemeint gewesen war. Es war nicht mehr gekommen, daß er nicht funktionieren könnte? Er ist per-
als ein Stolperstein, ein kleiner Nadelstich, der ihn reizen fekt.« Sie schüttelte den Kopf.
sollte. »Okay, er ist recht einfach ...«, begann Luke.
Eine kleine Unannehmlichkeit, die ihm ein Mann bereite- »Einfältig«, korrigierte Leia.
te, der weder die Schwarze Sonne noch die Mißbilligung des Er kniff die Lippen zusammen. Oh, oh. Sie hatte seinen
Imperators fürchtete. Es gab nur einen derartigen Mann. Mannesstolz verletzt. Sie kannte diesen Blick.
Xizor war versucht, ein Dutzend Attentäter zu engagie- »Wenn du einen besseren Vorschlag hast ...«, sagte Luke
ren, ohne ihnen zu verraten, wer ihr Auftraggeber war, und mit gepreßter Stimme.
sie auf Vader loszulassen. Die Killer würden natürlich versa- Leia seufzte. Genau das war das Problem. Sie hatte keinen
gen, von Vader wie Insekten zerquetscht werden, noch mü- besseren Vorschlag. Lukes Plan war einfach und direkt, und
heloser, als Xizor den Mann im Korridor besiegt hatte. Vader obwohl er tollkühn genug war, um sie alle als Kanonenfutter
konnte mit einer Handbewegung töten, obwohl er es von für die imperialen Turbolaser enden zu lassen, war er viel-
Zeit zu Zeit genoß, sein Lichtschwert zu benutzen. leicht gerade verrückt genug, um zu funktionieren. Wäre sie
Aber - nein. Das könnte Xizors Pläne gefährden, als Va- der imperiale Commander, dann würde sie nicht damit rech-

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nen, daß jemand etwas so Dummes versuchte. »Nun ...«, be- Lando und Luke sahen sich an. Luke zuckte die Schulter.
gann sie. »Sie hat recht. Und sie ist eine gute Schützin.«
»Das dachte ich mir«, meinte Luke mit einem Hauch von »Vielen Dank«, sagte Leia.
Triumph in der Stimme. »Okay, ich schätze, damit ist alles geklärt«, nickte Wedge.
»Ich will ja nicht herummäkeln«, wandte Dash ein, »aber »Die Jungs freuen sich schon darauf, wieder unter deinem
wenn wir uns von hinten an sie heranschleichen wollen, müs- Kommando zu fliegen, Luke.«
sen wir uns auf riskante Flugmanöver einstellen. Wir müssen »Danke, Wedge.«
uns im Tiefflug nähern und uns dicht über den Baumwipfeln »Soll ich Ihnen was Interessantes zeigen, Luke?« fragte
halten, um den Sensoren zu entgehen. Vielleicht müssen wir Dash.
uns sogar in die Canyons des Großen Grabens wagen.« Er sah Luke sah ihn an.
Lando an. »Selbst wenn Ihre corellianische Schrottkiste dabei »Dann werfen Sie mal einen Blick durch diese Tür dort
nicht auseinanderfällt - glauben Sie, daß Sie es schaffen?« hinten.«
»Sie sind schon durch die Canyons geflogen?« fragte Lan- Luke ging zur Tür. Leia folgte ihm neugierig.
do. »Dann kann ich es auch.« Dash öffnete die Tür, hinter der ein weiterer großer, han-
»Nun ja, mir stand damals die Champion zur Verfügung.« garähnlicher Raum lag.
»Han hat den Millennium Falken modifiziert, nachdem er »Wow«, machte Luke.
ihn von mir gewonnen hat«, erklärte Lando. Leia spähte durch die Öffnung.
Chewie sagte etwas. Auf dem billigen Plastikboden stand ein Schiff. Es hatte
»Im Ernst?« staunte Dash. »Wo habt ihr ein derart schnel- Stromlinienformen, war an der Ober- und Unterseite mit je
les Sublichttriebwerk her?« einer schweren Kanone ausgerüstet und glänzte wie
Chewie antwortete gestikulierend. Chrom. Es war fast so groß wie der Millennium Falke und
Dash grinste. »Ja, ich schätze, Solo ist verrückt genug, um verfügte über ein seitlich versetztes Cockpitmodul, aber da-
so etwas zu tun.« Er nickte Luke und Wedge zu. »Okay. mit endete die Ähnlichkeit schon. Dieses Schiff war ein
Wenn Sie die TIE-Jäger und Zerstörer ablenken können, hochmodernes, technisch perfektes Modell; Leia hatte ge-
kann ich Lando zu Boba Fetts Schiff bringen.« nug Schiffe gesehen, um zu erkennen, daß es etwas Beson-
Chewie sagte etwas. Leia glaubte zu wissen, was es be- deres war.
deutete. Er bot an, mitzukommen. Neben dem Schiff stand ein Droide, der wie ein wandeln-
»Das mußt du nicht, Alter«, sagte Lando. des Stahlskelett aussah und eine Werkzeugtasche geschultert
Chewie knurrte etwas. hatte.
»Danke, ich weiß das zu schätzen.« »Die Champion«, sagte Dash. »Und mein Droide, ein LE-
»Mit mir könnt ihr auch rechnen«, erklärte Leia. BO2D9 - er hört auf >Leebo<, sofern er sich herabläßt, über-
»Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ...« haupt zu hören. Er hält sich für besonders geistreich.«
Leia unterbrach ihn. »Glaubst du etwa, daß der imperiale »Wie können Sie sich bloß ein derartiges Schiff leisten?«
Commander alle seine TIEs gegen ein Dutzend X-Flügler fragte Luke.
einsetzen wird? Ein Teil ist mit Sicherheit auf dem Planeten »Nun ja, auf jeden Fall nicht durch harte Arbeit. Gefällt es
stationiert. Wenn sie auf den Falken schießen, braucht ihr je- Ihnen?«
manden, der zurückschießt. Wenn Chewie den oberen Ge- Luke nickte. Leia konnte erkennen, wie sehr es ihn reizte,
schützturm bedient, wer schützt dann eure Bauchseite?« das Schiff zu inspizieren, an Bord zu gehen und festzustel-

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len, was man mit ihm alles machen konnte, wenn er an den
Kontrollen saß.
Wie kleine Jungs, die ein teures Spielzeug gefunden haben, sag-
te sie sich. Sie hoffte, daß der Söldner, dem es gehörte, halb 7
so gut damit umgehen konnte, wie er behauptete. Alles deu-
tete darauf hin, daß es keine leichte Mission sein würde. Darth Vader hielt sein Lichtschwert mit beiden Händen und
Leia starrte die Champion an. Sie war wieder dabei, ihr beobachtete, wie der Killerdroide nach links auswich. Der
Leben zu riskieren, und daran gewöhnte man sich nie, Droide war ein neues Modell, eine von einem Dutzend iden-
selbst wenn es notwendig war. Daß sie es riskierte, um Han tischer Einheiten, die nach seinen persönlichen Vorstellun-
zu befreien, machte alles nur noch schlimmer. Daß sie so ... gen gebaut worden waren. Wie Vader war er ebenfalls mit
verwundbar war, etwas - nein, jemanden - so sehr zu wol- einem Lichtschwert bewaffnet. Er war groß, spindeldürr und
len, ängstigte sie noch mehr. Sie konnte es rechtfertigen, ähnelte den Allzweckdroiden, die man überall im Imperium
wenn sie ihr Leben für die Allianz riskierte; das war von fand, wies aber eine Reihe von Spezialmodifikationen auf.
galaktischer Bedeutung. Aber es für die Liebe eines Mannes Die Einheit war schneller und stärker als ein normaler
zu tun ... Mensch und mit dem Wissen von hundert Schwertmeistern
Sie hatte nie geglaubt, daß so etwas je passieren würde. und einem Dutzend verschiedenen Kampfstilen program-
Ihre Hingabe an die Allianz, an den Kampf gegen das Impe- miert. Trat sie gegen eine normale Person an, war sie un-
rium, hatte ihr nur wenig Zeit für ein Privatleben gelassen. schlagbar und tödlich ...
Oh, sicher, es hatte Freunde gegeben, von denen einige ihr Der Droide machte einen schnellen Schritt nach vorn und
sehr nahegestanden hatten, aber sie hatte immer geglaubt, schlug nach Vaders Kopf. Vader parierte, und der Droide
daß sie ihr ganzes Leben damit verbringen würde, gegen schlug wieder mit der summenden Klinge zu, zielte auf Va-
den Imperator und seine Schergen zu kämpfen. Sie hatte sich ders Seite. Er war flink, aber Vader parierte erneut...
nie vorgestellt, sich irgendwann zu verlieben, zu heiraten Der dritte Angriff des Droiden kam von der anderen Seite.
und Kinder zu haben. Wahrscheinlich würde es ohnehin Seine blitzende Klinge beschrieb einen großen Halbkreis ...
nicht dazu kommen, wenn man die Umstände bedachte, Vader parierte und ging zum Gegenangriff über, stieß mit
aber zumindest war es jetzt in den Bereich des Möglichen ge- dem Schwert nach dem Kopf des Droiden ...
rückt. Vorausgesetzt, sie konnte Han finden und befreien. Der Droide wehrte den Stoß ab und glitt einen Meter zu-
Vorausgesetzt, sie konnten entkommen, ohne dabei getötet rück, außer Reichweite, die Klinge erhoben, bereit für die
zu werden. nächste Attacke.
Vorausgesetzt, Han meinte es ernst mit ihr. Er hatte es Die Wunde in Vaders Schulter, wo Luke während ihres
nicht laut gesagt. Sie glaubte, daß er genauso empfand wie Zweikampfes seinen Panzer mit dem Schwert durchbohrt
sie, aber er hatte es nicht gesagt. hatte, war inzwischen fast verheilt. Er hatte kaum noch
Es waren viele Voraussetzungen, die erfüllt werden muß- Schmerzen beim Kämpfen.
ten. Er griff wieder an, täuschte einen Schlag nach dem Hals
Nun ja. Sie würde einfach abwarten müssen. Eins nach des Droiden vor, ließ das Lichtschwert mit einer Drehung
dem anderen. seiner Handgelenke kreisen, täuschte einen weiteren Schlag
Eins nach dem anderen. nach derselben Seite vor, um dann mit einer dritten Finte auf
den Rumpf zu zielen.

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Der Droide wich zurück und parierte die letzte Finte ... . »Sonder-Zwei, bestätige Gefechtsbereitschaft.«
Vader glitt zur Seite, holte mit seiner Klinge weit aus und »Sonder-Drei, alles klar.«
ließ sie auf den metallenen Halsansatz niedersausen ... Der Rest der Staffel bestätigte Lukes Befehle. Sie waren so
Die Parade des Droiden kam eine Viertelsekunde zu spät. bereit, wie sie nur sein konnten. Der Zerstörer auf der Tag-
Zwar war er stark, aber nicht stark genug, um der Wucht seite befand sich direkt vor ihnen, und inzwischen mußten
von Vaders mächtigem Schlag standzuhalten. Die Klingen seine Langstreckensensoren die heranrasenden X-Flügler
trafen aufeinander, zischend und funkensprühend, aber Va- entdeckt haben. Wahrscheinlich gab der Commander in die-
ders Schwert schob die Klinge des Droiden zur Seite. Er sem Moment den Befehl zum Ausschleusen seiner Jäger. Die
wollte zurückweichen ... neuesten TIE-Modelle waren ein paar Sublichteinheiten
Zu spät. Das Lichtschwert traf den Droiden zwischen dem schneller als ein unmodifizierter X-Flügler, und die TIE-Ab-
Hals und dem Schultergelenk, schnitt durch das Exoskelett fangjäger waren noch schneller, aber sie brauchten einige
und halb durch die Brust. Schaltkreise brannten funkensprü- Zeit, um ihre Höchstgeschwindigkeit zu erreichen, so daß
hend durch. Flammen und beißender Rauch leckten aus dem das Sondergeschwader den Zerstörer relativ ungehindert
Rumpf des Droiden. Er ließ das Lichtschwert fallen, als seine passieren konnte, bevor die TIEs gestartet waren und be-
Handkontrollen versagten. Sank auf die Knie. schleunigten. Nicht, daß sie dem Zerstörer mit ihren lei-
Vader holte mit seiner Waffe aus und schwang sie in ei- stungsschwachen Jägerlaserkanonen oder Protonentorpedos
nem flachen horizontalen Bogen ... etwas anhaben konnten. Aber ein einziger Glückstreffer ge-
Das Lichtschwert schnitt durch den Hals des Droiden und nügte, um Schäden anzurichten, und er würde die Imperia-
trennte seinen Kopf ab. Der Kopf fiel zu Boden, prallte ab, len zur Zurückhaltung zwingen - sie konnten nicht wissen,
und der enthauptete Körper des Droiden kippte nach hinten. ob die Allianz ihre Jäger vielleicht mit neuen Waffen ausge-
Vader stand über dem besiegten Droiden. Bald würde er rüstet hatte. Es würde sie ein wenig ins Schwitzen bringen.
den Befehl zur Produktion eines weiteren Dutzend dieser TIEs waren schneller, aber nicht manövrierfähiger, und
Maschinen geben müssen - dies war die achte der Original- die X-Flügler verfügten über Abwehrschilde - im Gegensatz
serie; es waren nur noch vier übrig. Und die nächste Modell- zu den TIEs, sah man von einigen wenigen speziell ausgerü-
reihe mußte verbessert werden. Es war alles viel zu einfach. steten Abfangjägern ab, wie jene Maschine, die Vader be-
Seiner Schulter ging es eindeutig besser. nutzte.
Er deaktivierte sein Lichtschwert und wandte sich von »Sie kommen«, meldete Sonder-Sechs. Es war Wes Janson,
dem Droiden ab. ein alter Haudegen.
Ein Berater stand in der Tür und sah beeindruckt und ner- Die Hangarbuchten des Zerstörers spuckten zwanzig TIE-
vös drein. Jäger aus.
»Schaffen Sie ihn weg«, befahl Vader. »Ich sehe sie, Wes«, sagte Luke. »Seid vorsichtig, Freun-
Er ging hinaus, ohne sich noch einmal umzusehen. de!«
Hat ziemlich lange gedauert, dachte Luke. Sie müssen es für
In seinem X-Flügler holte Luke tief Luft. »Bist du bereit, R2?« eine Übung gehalten haben; wahrscheinlich ist hier draußen sonst
R2 pfiff zustimmend. nicht viel los. Vielleicht waren sie fett und faul geworden. Er
»Hier ist Sonder-Führer«, sagte Luke. »Angriffsposition konnte nur hoffen, daß es so war.
einnehmen, auf Sub-Sechs beschleunigen und bestätigen.« »Verdoppelt die Stärke der Bugschilde«, befahl Luke.
»Sonder-Eins, verstanden«, sagte Wedge über Kom. »Angriffsgeschwindigkeit, Feuer frei auf alle Ziele.«

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Aus dem Kom drang der heulende Schlachtruf eines Pilo- Dash meldete sich über einen gesicherten Komkanal.
ten. »Seid ihr dahinten nervös, Calrissian?«
Luke mußte unwillkürlich lächeln. Eigentlich sollte er Lando sah Chewie an. »Wer, wir? Nein, ich dachte, Sie
feststellen, von wem das Geheul stammte - es klang nach hätten was von einem Tiefflug gesagt, Dash. Dabei fliegen
Sonder-Fünf, nach Dix -, um die unautorisierte Benutzung wir praktisch in der Stratosphäre.« Er unterbrach die Kom-
des Komkanals zu unterbinden, aber er wußte zu gut, wie verbindung.
sich der Pilot fühlte. Lando grinste Chewie an. »Ich schätze, dem habe ich's ge-
Im ganzen Universum gab es nichts, das sich mit dem zeigt, was?«
Flug in eine Schlacht vergleichen ließ. Dash antwortete, indem er die Champion um vier Meter
»Paßt auf euch auf«, warnte Luke. nach unten sacken ließ. Hätte ein Passagier an Bord des
Dann raste er an der Längsachse des Zerstörers entlang, Schmugglerschiffs durch den Boden greifen können, wäre er
dessen Laserkanonen Hochenergieblitze spuckten, und hatte in der Lage gewesen, die Wipfel der Bäume mit seinen Fin-
keine Zeit mehr zum Reden. gerspitzen zu berühren.
Die Schlacht begann. Er ist verrückt, dachte Leia.
»Er ist verrückt«, sagte sie.
Leia kauerte hinter Chewie und Lando im Kontrollcockpit »Ja, aber er kann fliegen, das muß man ihm lassen«, mein-
des Millennium Falken. 3PO stand hinter ihnen und hielt sich te Lando. »Gib ein bißchen mehr Energie auf die Triebwerke,
am Schottrahmen fest. Chewie.«
»Seien Sie vorsichtig, Master Lando. Wir sind schrecklich »Master Lando! Was haben Sie vor?«
nahe an den Baumkronen!« »Ich kann doch nicht zulassen, daß er glaubt, er hätte uns
»Oh, tatsächlich?« sagte Lando. »Das ist mir noch gar Angst eingejagt?«
nicht aufgefallen.« »Natürlich können Sie das!« rief 3PO. »Er hat uns schließ-
»Nun, es gibt keinen Grund, sarkastisch zu werden.« lich Angst eingejagt!«
Ein paar hundert Meter vor ihnen flog Dash die Champion, »Du bist noch verrückter als er«, sagte Leia.
und die von ihm erzeugte Druckwelle war stark genug, um Der Millennium Falke verlor vier Meter an Höhe.
die hohen Laubbäume durchzuschütteln und halb zu Boden Chewie sagte etwas.
zu drücken. Knappe fünf Meter trennten das chromglänzen- »Du liebe Güte!« stöhnte 3PO.
de Schiff von den höchsten Baumwipfeln. »Was?« fragte Leia.
»Noch etwas tiefer, und wir bekommen grüne Flecke an 3PO fuchtelte mit den Armen. »Er sagt, noch ein Zentime-
unserer Bauchseite«, sagte Leia. ter, und es reißt uns die Laserkanone ab!«
»Wem sagst du das?« knurrte Lando. »Er hat zwar ange- Leia schüttelte den Kopf. »Was ist mit diesem Burschen
kündigt, daß wir tief fliegen müssen, aber mir war nicht klar, los? Was versucht er zu beweisen?«
daß es so tief sein würde. Chewie, wie ist unsere Höhe?« Lando konzentrierte sich auf die Steuerung - was gut
Chewie warf einen Blick auf ein Kontrollpult und antwor- war - und blickte nicht auf, als er fragte: »Kennst du nicht
tete halb gurgelnd, halb stöhnend. die Geschichte der Rendars?«
»Du liebe Güte!« rief 3PO. »Müßte ich?«
»Will ich es wissen?« fragte Leia. Chewie schrie etwas.
»Ich glaube nicht«, schüttelte Lando den Kopf. »Ich sehe es, ich sehe es!« sagte Lando. Das Schiff stieg ei-
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nen Meter, um einem besonders hohen Baum auszuweichen, rig hat«, nickte Leia. »Warum arbeitet er nicht für die Al-
der direkt in ihrem Weg stand. lianz?«
Als er hinter ihnen lag, fuhr Lando fort: »Dash war auf Lando zuckte die Schultern. »Er will niemandem ver-
der imperialen Akademie, ein Jahrgang oder so hinter Han. pflichtet sein, und er will nicht, daß ihm jemand verpflichtet
Seine Familie war reich und angesehen. Dashs älterer Bruder ist. Er arbeitet für den, der am meisten zahlt. Er ist ein richti-
war ein Frachterpilot, der für die Reederei der Familie arbei- ger Zauberer, wenn es ums Fliegen geht, und er kann mit ei-
tete. Es gab einen Unfall. Ein Kontrollsystem versagte ohne nem Blaster Flügelnüsse von einer Tischplatte schießen, oh-
Verschulden des Piloten, und der Frachter stürzte beim Start ne dabei die Politur auch nur anzusengen. Er ist die ideale
vom coruscantischen Raumhafen ab. Die Crew wurde getö- Rückendeckung, wenn es brenzlig wird - solange man ge-
tet, das Schiff zerstört.« nug Geld hat, um ihn zu bezahlen.«
Leia nickte. »Schrecklich. Und?« Leia nickte. Das Imperium hatte eine Menge guter Leute
Chewie wollte etwas sagen, aber Lando fiel ihm ins Wort. ruiniert. Es sah aus, als wäre Dash Rendar ein weiteres Op-
»Ich sehe es. Willst du vielleicht die Steuerung überneh- fer.
men?«
Chewie grunzte. Leia mußte kein Wookieesch sprechen, Vier TIE-Jäger rasten heran und spuckten Tod und Verder-
um seine Bemerkung zu verstehen. ben.
»Dann sei still und laß mich in Ruhe fliegen.« »Sonder-Eins, paß auf!« schrie Luke Wedge zu. »Auf dei-
Der Falke machte im Schlepptau der Champion erneut ei- ner Backbordseite, bei drei-null-fünf!«
nen Sprung in die Höhe und sackte wieder nach unten, um Wedges X-Flügler scherte sofort nach links unten aus.
den gefährlichen Tanz über den Baumwipfeln fortzusetzen. »Danke, Luke!«
»Nun, der Frachter stürzte auf das Privatmuseum des Im- Luke drehte bei und nahm Kurs auf die vier Angreifer.
perators. Er hatte dort eine Menge Erinnerungsstücke aufbe- Benutze die Macht, Luke.
wahrt. Die meisten fielen dem Feuer zum Opfer, das nach Luke grinste. Als er diese Worte zum ersten Mal gehört
dem Absturz ausbrach. Der Imperator war nicht erfreut. Er hatte, während des Angriffs auf den Todesstern, hatte er sie
ließ das Vermögen der Rendars beschlagnahmen und die nicht verstanden. Er wußte jetzt, was sie bedeuteten.
ganze Familie von Coruscant verbannen. Darunter auch »Zielsuchsensoren aus, Heckschilde aus, alle Energie auf
Dash. Sie warfen ihn von der Akademie auf Carida und an- die Kanonen.«
schließend auch von dem Planeten.« R2 war nicht begeistert, und er sagte es auch.
Leia biß die Zähne zusammen. Das war einer der Gründe, »Tut mir leid, Alter, aber so ist es besser.«
warum die Allianz das Imperium bekämpfte. Niemand soll- Luke griff hinaus. Die Macht war hier, so wie sie überall
te über so viel Macht verfügen, daß er derartig willkürliche war, und es war nicht schwerer, sie im tiefen Weltraum zu
Dinge ungestraft tun konnte. Und Leia wußte von schlimme- erspüren, als in den Sümpfen auf Dagobah. Er ließ sie in sich
ren Dingen, viel schlimmeren Dingen. Der Todesstern hatte hineinströmen.
ihre Heimatwelt zerstört, Millionen getötet, nur um seine Die TIE-Jäger schienen sich plötzlich langsamer zu bewe-
Macht zu demonstrieren. Nur um zu sehen, ob er funktio- gen. Lukes Hände flogen über die Kontrollen; er bediente
nierte. Es hatte dem Imperium nichts bedeutet. Ebensogut den Steuerknüppel mit knappen und präzisen Bewegungen.
hätte es eine Fliege zerquetschen können. Scherte nach steuerbord aus, aktivierte die Laser und drück-
»Jetzt verstehe ich, warum er für das Imperium nichts üb- te zweimal den Feuerknopf.

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Feuerlanzen stachen durch den Weltraum und zerstörten Zwei weitere TIEs stürzten sich auf Luke, und er reagierte
den ersten, dann den zweiten der vier TIE-Jäger. Die Explo- instinktiv, zog den Steuerknüppel an sich und raste in einem
sionen schleuderten ihm Trümmer entgegen, und Luke Winkel von fast neunzig Grad davon, um dann abrupt einen
drehte hastig ab. Bruchstücke der zerstörten TIEs prasselten Looping zu beschreiben und sich im Sturzflug, mit flammen-
gegen die Stahlglaskanzel, ein Gruß aus Metall und Plastik. den Lasern, auf die Angreifer zu stürzen.
»Guter Schuß, Sonder-Führer«, lobte Sonder-Fünf. Einer der TIEs explodierte; das Triebwerk des anderen
»Danke, Dix.« stotterte und versagte, und der beschädigte TIE mußte ma-
»Weitere Feindmaschinen im Anflug«, meldete Sonder- növrierunfähig aus dem Kampf ausscheiden.
Vier. »Sechs Reflexe bei eins-sieben-fünf.« »Da kommt die nächste Welle«, sagte Wedge. »Zwölf Re-
»Paß auf deinen Rücken auf, Luke!« schrie jemand. »Du flexe bei drei-null-drei und rasch näher kommend.«
hast einen Verfolger!« Mit jeder Sekunde verschlechterten sich ihre Chancen,
Aber Luke hatte den heranrasenden TIE bereits erspürt stiegen die Risiken, und das Sondergeschwader hatte bereits
und seinen Jäger steil nach unten gedrückt. Er flog einen einen Mann verloren. Es sah nicht gut aus.
weiten Bogen und tauchte hinter dem TIE auf. Trotzdem ging es Luke großartig. Er war vielleicht kein
Luke drückte einmal den Feuerknopf, und der TIE ver- großer Jedi, aber er konnte fliegen.
wandelte sich in teuren Schrott. Er hoffte, daß Lando und Leia und Chewie nicht in Ge-
»Sonder-Zwei, dir nähern sich zwei Feindmaschinen, Po- fahr waren.
sition zwei-zwei-vier. Weg da!« Der Andruck preßte ihn tief in den Sitz, als er den X-Flüg-
»Ah, verstanden, Wes. Ich schulde dir was.« ler hart beidrehte.
»Du kannst dich später revanchieren.« Die Schlacht ging weiter.
Die X-Flügler und TIE-Jäger rasten durch die Schwärze
des Weltalls und deckten sich gegenseitig mit weißglühen-
den Speeren aus konzentriertem Licht ein.
»Ich bin getroffen«, meldete Sonder-Zwei. »Der Schuß hat
meine R2-Einheit erwischt und ein Loch in meine Kanzel ge-
brannt. Ich muß hier irgendwo einen Flicken haben ... Okay,
das Leck ist abgedichtet.«
»Brechen Sie den Angriff ab und kehren Sie zur Basis zu-
rück, Sonder-Zwei«, befahl Luke.
»He, ich kann noch immer schießen und manuell steu-
ern.«
»Negativ. Will, dafür sind es zu viele. Machen Sie Schluß.«
R2 pfiff aufgeregt.
»Das gilt nicht für mich«, erwiderte Luke. »Ich bin ein
ganz anderer Fall.«
»Verstanden, Sonder-Führer. Sonder-Zwei kehrt zur Basis
zurück. Viel Glück, Freunde! Ich setze schon mal den Tee-
kessel auf.«

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eine großzügige finanzielle Abfindung und die besten Wün-
sche für ihre Zukunft erhalten. Man würde ihr außerdem
einschärfen, nie wieder zu versuchen, mit Xizor in Verbin-
8 dung zu treten. Sollte sie es doch tun, würden die Konse-
quenzen ... schrecklich sein.
Der späte Nachmittag ging in die Dämmerung des Abends Bis jetzt hatte nur eine seiner Ex-Gespielinnen versucht,
über, als Xizor das Haus seiner Geliebten verließ, ein fast pa- ihn nach dem Ende ihrer Beziehung wiederzusehen. Diese
lastartiges Gebäude, das er ihr als Abschiedsgeschenk ge- unglückliche Frau, so hatte er erfahren, war Teil eines riesi-
kauft hatte, obwohl sie noch nicht wußte, daß die Affäre vor- gen Geschäftskomplexes in der südlichen Enklave geworden
bei war. Xizor verbrachte nie mehr als ein paar Monate mit dank der freundlichen Unterstützung eines gigantischen, fa-
einer Frau. Aufgrund seiner hormoneilen Anlagen, seiner brikähnlichen Baudroiden, der sie, natürlich zufällig, in ei-
Fähigkeit, überwältigende Mengen an wirkungsvollen Phe- nen Bottich mit Durabeton hineingerührt hatte.
romonen zu produzieren, hatte er nie Schwierigkeiten ge- Das Leben war voller Gefahren, selbst hier.
habt, neue Gespielinnen anzuziehen. Aber weil es so einfach »Wir essen im Menarai«, wies Xizor den Droiden an.
war, wurde er ihrer rasch überdrüssig, ganz gleich, wie Die Kutsche hob ab und fädelte sich in den Verkehrsstrom
schön oder wie klug sie waren. Er hatte bis jetzt noch keine ein, eskortiert von zwei mit Leibwächtern besetzten Turbo-
Gefährtin gefunden, die ihm ebenbürtig war, und wenn es gleitern. Die drei Maschinen erreichten die vorgeschriebene
eines Tages doch dazu kommen würde ... nun ja, wie sollte Flughöhe und nahmen Kurs auf den Monument-Park, wo
er einer Frau mit derartigen Fähigkeiten trauen können? Ein der einzige unbebaute Berggipfel des Planeten den weltwei-
interessantes Paradoxon. ten, lückenlosen Gebäudekomplex überragte. In der Nähe
Außerdem, wenn er eine Mahlzeit gegessen hatte, selbst des Parks gab es ein Turmrestaurant, das bei den Reichen
wenn sie noch so köstlich gewesen war, zog er es vor, beim und Mächtigen beliebt war und einen wundervollen Aus-
nächsten Mal eine andere Spezialität zu probieren ... blick auf den Berg bot. Durch die Stahlglaswände des Re-
Warmer Regen nieselte aus einer Kondensationswolke, staurants konnte man auch die religiösen Fanatiker beobach-
die tief über diesem Teil der Stadt hing. Derartige Mikrowet- ten, die über den Berggipfel wachten, um die Touristen
terzellen waren zu dieser Jahreszeit durchaus normal; ein darin zu hindern, den nackten Fels zu stehlen und als Souve-
kurzes Stück weiter war der Himmel vielleicht kristallklar. nir nach Hause mitzunehmen. Man mußte im Menarai einen
Wenn es dunkler wurde und keine störenden Wolken den Tisch schon Monate im voraus reservieren lassen, und Ein-
Blick versperrten, konnte man selbst hier im Zentrum der laß wurde nur jenen gewährt, deren Namen auf der Liste der
hellerleuchteten Stadt die farbenprächtigen Entladungsau- Clubmitglieder standen. Es war das exklusivste Restaurant
reolen und die roten und blauen Positionslichter der zahllo- auf dem Planeten.
sen Schiffe beobachten, die aus dem Orbit kamen oder in Exklusiv schon, aber ganz gleich, wie voll es im Menarai
den Orbit starteten. war, ganz gleich, wie sehr es einen reichen Gast empören
Die beiden am Ausgang wartenden Leibwächter begleite- mochte, einen leeren Tisch zu sehen, während er schon Mo-
ten Xizor zu seiner gepanzerten Luxuskutsche, wo ihn zwei nate auf eine Chance wartete, dort dinieren zu können, ein
weitere Wächter und der Droidenchauffeur erwarteten. Xi- Tisch wurde für Prinz Xizor immer frei gehalten. Wenn er
zor stieg in die Kutsche und lehnte sich im Klonledersitz zu- sich zu einem Besuch entschloß, wurde er ohne Verzögerung
rück. Seine Geliebte würde in Kürze einen Anruf von Guri, in sein privates Separee geführt. Für die meisten anderen
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Gäste war Xizor nur ein weiterer wohlhabender Schiffsma- Die Auswahl war groß, nichts davon war schlecht. Nun
gnat, nicht bedeutender als tausend andere reiche Wesen im gut. Statt im voraus zu bestellen, würde er einfach warten,
imperialen Zentrum. Sie würden sich fragen, warum er eine bis er im Restaurant ankam, und dann entscheiden. Sicher,
solche Vorzugsbehandlung genoß, sie aber nicht - insbeson- er würde warten müssen, bis es zubereitet war, aber schließ-
dere, da viele der Gäste mehr Kredits auf ihren Bankkon- lich war Geduld eine seiner Tugenden.
ten hatten als Xizor, zumindest in seiner Tarnidentität als Ja. Das war es, was er tun würde. Er würde ... spontan
Reeder. entscheiden.
Keiner von ihnen hatte mehr Geld als die Schwarze Es versprach ein erfrischendes Erlebnis zu werden.
Sonne.
Außerdem war Xizor einer der Besitzer des Lokals, ob- »Aufgepaßt, Freunde, die nächste Welle kommt«, sagte Luke
wohl dies nicht allgemein bekannt war, und die Angestellten in sein Kom.
wußten: Wenn Prinz Xizor auf seinen Tisch warten mußte, »Verstanden, Sonder-Führer«, ertönte im Chor die Ant-
konnte sich der Manager, der eine derartige Dummheit zu wort.
verantworten hatte, schneller einen neuen Job suchen, als er »Oh, oh, ich erkenne einige TIE-Abfangjäger in dieser
eine Entschuldigung stammeln konnte. Wenn er Glück hatte. Staffel«, meldete Wedge.
Xizor lächelte, während die Kutsche den Zentralnexus »Ich kümmere mich um sie«, sagte Luke. Er griff nach
hinter sich ließ und sich dem Berg näherte. Er protzte nicht dem Steuerknüppel und zog den X-Flügler hart nach back-
oft mit seiner Macht, aber gutes Essen war eine seiner klei- bord. Abfangjäger waren schneller, und die neueren verfüg-
nen Freuden, und die Küche des Menarai war die beste des ten über schwerere Kanonen. Er hoffte, daß die Macht mit
ganzen Planeten. ihm sein würde. Die Lage wurde mit jedem Moment gefähr-
Der Regen hatte aufgehört, und die Schatten der Nacht licher. Er durfte nicht versagen; vom Erfolg seiner Mission
wurden länger und dunkler. Bald würde Coruscant in sei- hing Hans Leben ab - vom Sondergeschwader und seinem
nem eigenen Licht erstrahlen, ein beeindruckendes Bild für eigenen Leben ganz zu schweigen.
jedes Raumschiff, das sich aus dem Weltall näherte. Nir- Er hoffte, daß Leia und Lando gut vorankamen, wo im-
gendwo sonst in der Galaxis gab es eine Welt, die lückenlos mer sie jetzt auch sein mochten.
bebaut war. Hier zu leben, im Zentrum des Geschehens, war
ein unvergleichliches Abenteuer. Coruscant war der Inbe- Lando flog dicht an den zerklüfteten Formationen aus rötli-
griff des Imperiums; der Führer der Schwarzen Sonne konn- chem Fels vorbei, die wie riesige Zähne aussahen. Der Falke
te an keinem anderen Ort leben. schoß durch einen Tunnel, dessen Boden und beide Seiten
Nun gut. Was sollte er zum Abendessen nehmen? Der die Außenhülle fast zu berühren schienen. Der Himmel war
Fleek-Aal war gut. Noch am Morgen hatte er sich Lichtjahre wie die Oberfläche eines Flusses, blau und klar.
entfernt im hocekureemischen Meer getummelt und wurde »Ich fürchte, einer meiner Schaltkreise überhitzt sich«,
bis zu dem Moment, in dem er in kochendes Pfefferöl ge- jammerte 3PO. »Ich sollte mich besser hinsetzen und meine
worfen wurde, am Leben erhalten. Die gefüllten Süßkartof- Systeme herunterfahren.« Aber der Droide bewegte sich
feln mit Plictosteak waren ebenfalls ausgezeichnet, ebenso nicht. Wie alle anderen schien er von dem Flug durch den
die ithorianische Riesenschnecke in Flounußbutter. Oder Canyon wie hypnotisiert zu sein.
sollte er sich für die kashyyykischen Landkrebse entschei- Am Rand des großen Plateaus, in das Zeit und Wasser
den? diese tiefen Canyons gefräst hatten, befand sich laut Dash
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ein imperialer Langstreckensensorposten. Es gab nur eine Lukes Magen zog sich zusammen. Oh, nein. Sie hatten Dix
Möglichkeit, der Entdeckung zu entgehen - sie mußten sich verloren.
unter dem Sensorhorizont anschleichen. Plötzlich war es kein Spiel mehr. Menschen starben. Gute
Es erinnerte Leia an Hans tollkühnen Flug in das Asteroi- Menschen. Er durfte das nicht aus den Augen verlieren, kei-
denfeld nach der Flucht von Hoth und an das Versteck, in ne Sekunde lang. Es machte nur Spaß, solange niemand ver-
dem sie sich vor Vader verborgen hatten - ein Ort, der sich letzt wurde, und das dauerte nie sehr lange. Krieg war häß-
als etwas anderes entpuppt hatte, als er auf den ersten Blick lich. Schlimm.
zu sein schien. Jetzt wurde es noch schlimmer. Der Zerstörer von der
Vor ihnen flog die Champion. Während Leia zusah, drehte Nachtseite tauchte aus dem Planetenschatten auf und
sich das Schiff entlang seiner Längsachse wie ein Korkenzie- schleuste seine ersten Jäger aus.
her. Keine Zeit zum Grübeln, keine Zeit mehr, um sich Sorgen
»Oh, Mann«, keuchte Lando. »Wir brauchen nur ein paar zu machen. Luke gab sich ganz der Macht hin.
Meter vom Kurs abzuweichen, und man kann uns von den
Felswänden kratzen, aber Dash gibt eine Kunstflugvorstel- »Wir nähern uns der Terminatorzone«, meldete Dash. »Und
lung. Er ist verrückt.« wir sind an der Sensorstation des Plateaus vorbei. Fertig
Chewie sagte etwas. zum Steigflug?«
»Das habe ich gehört«, knurrte Lando. »Es hat gerade angefangen, Spaß zu machen«, knurrte
3PO übersetzte für Leia. »Chewbacca sagt, daß Master Lando. »Aber ich schätze, wir haben keine andere Wahl...«
Dash ein halber Vogel sein muß.« Sie näherten sich der Nachtseite des Mondes, und obwohl
Leia nickte unwillkürlich. Lando hatte recht gehabt. Man die Dunkelheit sie vor den imperialen Sensoren nicht verber-
konnte gegen Dash Rendar sagen, was man wollte, aber eins gen konnte, bot sie zumindest etwas Schutz vor neugierigen
stand fest - er konnte fliegen. Augen.
»Wir sind noch rund fünf Minuten von der Werft ent-
Luke ließ die Maschinen des Sondergeschwaders in Spiral- fernt«, sagte Dash über Kom. »Mit etwas Glück werden uns
bahnen angreifen und sich sofort wieder zurückziehen, ver- ihre Sensoren erst eine Minute vorher entdecken. Wenn sie
lagerte das Schlachtfeld nach jeder Attacke um ein paar ihre Jäger starten, sind wir bereits da und greifen an.«
Grad, um zu verhindern, daß die schweren Waffen des Zer- »Verstanden«, sagte Lando.
störers sie erfaßten. Bis jetzt lief alles nach Plan. Leia spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog. Bis jetzt
»Paß auf, Dixie!« schrie Wedge. war der Flug gefährlich gewesen, aber nun wurde es wirk-
Luke sah die Gefahr. Ein TIE-Jäger hatte sich unter Dix' lich kritisch.
Maschine geschoben und feuerte jetzt auf die ungeschützte Lando sagte kopfschüttelnd: »Das war nicht meine Idee,
Bauchseite des X-Flüglers. Dix riß seinen Jäger hart nach nicht wahr? Nur für das Logbuch - es war nicht meine
steuerbord und leitete ein Fluchtmanöver ein ... Idee.«
Zu spät. Die tödlichen Laserstrahlen bohrten sich wie feu- Dunkle Schatten färbten den Fels und wurden so schnell
rige Klauen in den X-Flügler und zerfetzten ihn. länger, daß man zusehen konnte, wie sie wuchsen, während
Dix' Schiff explodierte in einem Feuerball, der den Sauer- der Falke tiefer in die Nacht vorstieß.
stoffvorrat der Maschine verzehrte, dann erlosch und nur ge- »Hochziehen«, befahl Dash.
schmolzene und ionisierte Trümmer hinterließ. Die Champion schoß aus dem Canyon.
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»Verdammt!« fluchte Lando. vorragende Leistung, aber angesichts des Kräfteverhältnis-
Direkt vor ihnen, nicht mehr als hundert Meter entfernt ses konnten sie nicht ewig durchhalten. Er hoffte, daß sie
und rasend schnell näher kommend, endete der Canyon an dem anderen Team inzwischen genug Zeit verschafft hatten.
einer Wand aus schwarzem Fels. Ein TIE-Jäger tauchte vor Luke auf und raste direkt auf
Chewie brüllte. ihn zu.
Lando verzichtete auf eine Erwiderung und zog den Fal- Luke betätigte die Waffenkontrollen, und die beiden Ma-
ken so steil hoch, daß sich Leia der Magen umdrehte. schinen eröffneten gleichzeitig das Feuer. Keiner der Piloten
Sie entgingen der Kollision nur um Zentimeter. wich zurück.
»Oh, ihr solltet besser vorsichtig sein«, sagte Dash, als der Der TIE explodierte, und Luke flog durch den Feuerball.
Falke hinauf in die Nacht stieg. »Habe ich erwähnt, daß der R2 rief etwas, das wie »Jippiiie!« klang.
Canyon abrupt endet?« »Bist du okay, R2?«
»Warten Sie nur, Rendar«, knurrte Lando. »Wenn ich Sie Der Droide pfiff. Ja, er war okay. Allerdings war es ihm
das nächste Mal sehe, hau ich Ihnen auf die Nase!« schon einmal besser gegangen.
»Ach ja? Und woher wollen Sie die Armee nehmen?« Luke lächelte. Es wurde allmählich brenzlig. Höchste Zeit,
Chewie fauchte. daß sie von hier verschwanden.
Leia konnte sich vorstellen, was er meinte.
Aus dem Kom drang Dash Rendars Gelächter. »Dort ist sie, direkt vor uns«, meldete Dash.
Die Lichter der Werft zerrissen die Dunkelheit, ein
Wedges Stimme über Kom klang scheinbar ruhig, aber Luke Leuchtfeuer, das schon aus großer Entfernung sichtbar war.
spürte, wie aufgewühlt er war. »Luke, wir können diesen »Wir erreichen unser Ziel in ... dreißig Sekunden.«
Tanz nicht mehr lange durchhalten. Sobald dieser zweite Leia beugte sich nach vorn. Spähte angestrengt durch die
Zerstörer über dem Südpol in Stellung gegangen ist, sind Sichtluke ...
wir in Reichweite seiner schweren Waffen.« »Da ist es! Da ist Fetts Schiff!«
»Verstanden«, nickte Luke. »R2, könnten sie inzwischen »Es war nett mit euch, Leute«, sagte Dash. »Bis zum näch-
die Werft erreicht haben?« stenmal.«
R2 pfiff. Luke warf einen Blick auf seinen Sensorschirm Vor ihnen raste die Champion steil in die Höhe und nahm
und las die Übersetzung der Pfeiftöne des Droiden. Sie Kurs auf den Weltraum.
konnten es geschafft haben, aber nur knapp. »Wo wollen Sie hin?« fragte Lando.
»Noch eine Minute«, sagte Luke. »Dann führen wir einen »He, ich werde nicht fürs Schießen bezahlt, nur fürs Hin-
Scheinangriff auf den Tagseiten-Zerstörer durch und ver- bringen. Ich verschwinde von hier.«
schwinden von hier.« »Dash, Sie Mistkerl!«
»Verstanden, Luke. Jungs, ihr habt es gehört. Machen wir »Laß ihn«, warf Leia hastig ein. »Wir brauchen ihn nicht.«
ihnen Dampf.« Chewie deutete auf den Sensorschirm und sagte etwas.
Die TIE-Jäger und Abfangjäger umschwärmten Lukes X- ' »Du liebe Güte!« rief 3PO.
Flügler wie wütende Saurierhornissen. Das Sondergeschwa- »Ich wünschte, du würdest aufhören, das zu sagen«,
der hatte rund zwanzig Feindmaschinen abgeschossen, viel- seufzte Leia. »Was ist?«
leicht sogar mehr, und nur eine einzige Maschine verloren, Lando kam der Antwort des Droiden zuvor. »Gesell-
wenn man von dem beschädigten X-Flügler absah. Eine her- schaft. Wir haben ein halbes Dutzend TIE-Jäger im Nacken!«

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»Ist das alles? Für ein Piloten-As wie dich dürfte das doch
kein Problem sein, oder?«
Lando schüttelte den Kopf. »Ja, richtig. Aber warum
nimmst du nicht Chewie und siehst nach, ob die Waffen 9
noch immer funktionieren - nur so zum Spaß?«
Der Wookiee sprang auf. Leia war bereits unterwegs. »Ich »Luke ...?« fragte Wedge über Kom.
übernehme den oberen Geschützturm«, sagte sie. »Ja, Wedge. Sondergeschwader, hier ist Sonder-Führer.
Chewie grollte etwas, und sie nahm es als Zustimmung. Angriff abbrechen und in die Lichtgeschwindigkeit springen
Jetzt wurde es wirklich interessant. -wiederhole, abbrechen und in den Hyperraum springen!«
Der Sprung in den Hyperraum war ein Trick - sie würden
nur eine kurze Strecke zurücklegen und nach wenigen Se-
kunden in den Normalraum zurückfallen. Aber die imperia-
len Jäger würden annehmen, daß sie geflohen waren; nie-
mand würde sich die Mühe machen, sie über einem Mond
auf der anderen Seite des riesigen Gasplaneten zu suchen,
der direkt vor ihnen im Weltraum hing. Zumindest hofften
sie es.
Das Sondergeschwader zog sich in einem weiten Bogen
vom Schlachtfeld zurück.
Die TIE-Jäger, die offensichtlich Befehl hatten, die Angrei-
fer abzuwehren, aber nicht zu verfolgen, ließen sie ziehen.
Während das Sondergeschwader mit Höchstgeschwindig-
keit das Kampfgebiet verließ, spürte Luke, wie ihn ein unde-
finierbarer Schauder durchlief. Wie die Ahnung einer dro-
henden Gefahr, die nicht ignoriert werden konnte, eine Art
Warnung ...
Luke!
Obi-Wan!
Ohne zu zögern riß er den Steuerknüppel zwischen sei-
nen Knien zur Seite.
Der Strahl aus einer Laserkanone zuckte an ihm vorbei.
Wäre er nicht ausgewichen, hätte er ihn verbrannt.
Aber hinter ihm waren keine TIE-Jäger! Nur Sonder-
Sechs. Er sah, wie Wes' X-Flügler den Kurs änderte und ihm
folgte. Warum ...?
»Wes! Was machst du?«
Wes gab eine Serie von Flüchen von sich und schrie dann:
»Luke! Etwas stimmt nicht mit meiner R2-Einheit! Sie hat die
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Kontrolle über mein Schiff übernommen! Mein Steuerknüp- Problem lösen. Aber er konnte den Schleudersitz nicht akti-
pel ist tot!« vieren; wie die anderen trug er nur eine leichte Flugmontur,
Ja, dachte Luke. Er wird auch bald tot sein, wenn ich nicht so- die ihn vor dem Vakuum des Tiefraums nicht schützen wür-
fort etwas unternehme! de ...
Um die Dinge noch zu komplizieren, kam einer der TIE- Der verfolgende X-Flügler gab eine weitere Lasersalve auf
Jäger, die sich inzwischen doch zur Verfolgung entschlossen ihn ab.
hatten, in Schußweite. Der TIE feuerte eine Salve ab und ver- Knapp vorbei!
fehlte Luke nur um Haaresbreite. Der TIE-Jäger schwang herum. Wahrscheinlich hatte er
Luke zog den Steuerknüppel bis an den Bauch und gab keine Ahnung, was vor sich ging, aber er versuchte natür-
Vollschub. Der X-Flügler reagierte; die Beschleunigung lich, den Vorteil zu nutzen.
drückte ihn tief in den Sitz; sein Gesicht verzerrte sich, als Luke wurde von Furcht gepackt, ein eisiges Gefühl, das
würde eine Riesenhand mit Stahlfingern gegen seine Haut ihm kalten Schweiß auf die Stirn trieb. Was sollte er nur tun?
und Muskeln pressen. Er mußte sich etwas einfallen lassen, und er mußte sich
»Sondergeschwader, verschwindet von hier!« stieß Luke schnell etwas einfallen lassen!
mühsam hervor. Was war passiert? Einer seiner eigenen Er hatte eine Idee. Es war riskant, aber er hatte ohnehin
Leute hätte ihn fast abgeschossen! Er hätte sterben können. kaum eine andere Wahl.
Ohne die Macht wäre er auch gestorben. All seine Träume Also los ...
hätten beinahe ein abruptes Ende genommen ... Am Ende seines Steigflugs deaktivierte Luke die Trieb-
Hinter ihm ahmte Wes' X-Flügler Lukes Manöver nach werke und drückte den Steuerknüppel nach vorn. Die Träg-
und folgte ihm wie ein Schatten. heit ließ den Jäger weiterfliegen, aber seine relative Ge-
Der TIE-Jäger feuerte weiter. schwindigkeit lag im Vergleich zu Wes' außer Kontrolle
Verflucht! geratenem X-Flügler bei Null, so daß Sonder-Sechs an ihm
Dies war schlecht, dies war sogar sehr schlecht. Was sollte vorbeiraste, ehe die defekte R2-Einheit reagieren konnte.
er nur tun? Er konnte nicht gegen einen seiner eigenen Män- Der TIE-Jäger hatte beigedreht, kam aus Wes' Richtung
ner kämpfen! Und wenn er nur sein Heil in der Flucht such- herangeschossen und griff Luke an.
te, würde ihn der außer Kontrolle geratene X-Flügler früher Luke gab wieder Vollschub, riß den Steuerknüppel nach
oder später erwischen. backbord und trudelte spiralförmig nach links ab. Er belaste-
Aber eins nach dem anderen. Zuerst mußte er sich um te das kleine Schiff - und sich selbst - bis an die Grenze.
den TIE-Jäger kümmern. Der TIE-Jäger flog direkt in Wes' Feuer hinein und explo-
Luke machte einen Looping, um Wes abzuschütteln und dierte.
gleichzeitig den TIE anzugreifen. Immerhin etwas.
Beides ging schief. Der TIE-Jäger raste davon, und Wes Luke fühlte sich besser, aber es war noch nicht vorbei.
feuerte weiter auf Luke. Er riß den X-Flügler herum. Wes ahmte sein Manöver
Luke spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach und seine nach und feuerte.
Flugmontur durchweichte. Auf so etwas war er nicht vorbe- Luke holte alles aus dem X-Flügler heraus.
reitet; ihm war nie der Gedanke gekommen, daß so etwas R2 schrillte, und Luke schaltete ihn ab. Er mußte jetzt der
passieren konnte. Macht vertrauen; auf normalem Wege würde er hier nicht
Wes mußte seinen Jäger verlassen; nur so ließ sich das herauskommen.

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Er wich zur Seite aus. Ruhig...
Ein weiterer Laserstrahl sengte durch das Vakuum. Luke setzte erneut zum Vorbeiflug an.
Luke überzog seine Maschine und setzte zum Sturzflug Wes' R2 schoß auf ihn. Luke glaubte fast, die Hitze des
an. Strahls spüren zu können.
Die Laserkanone von Wes' Jäger hämmerte auf ihn ein. Vielleicht war es keine Einbildung.
Ein Energiestrahl traf die Heckschilde und zerfaserte. Komm schon ...
Er mußte ihn abschütteln! »Weitere TIEs im Anflug, Luke«, warnte jemand.
Komm schon, komm schon ... »Nicht jetzt!« Erneut ließ er sich von der Macht leiten,
Er wußte, wie stark die Macht war, aber er war nicht si- gab sich ihr ganz hin. Übernahm die Feinabstimmung der
cher, ob er sie ausreichend beherrschte. Ein Fehler, und ein Zielerfassungssensoren in der Bugspitze. Spürte, daß es
guter Mann würde sterben. richtig war ...
Ein Fehler, und sie würden vielleicht beide sterben. Feuerte wieder ...
Er konzentrierte sich. Scherte abrupt nach backbord aus, Ein Treffer!
dann nach steuerbord, gab Vollschub, zog den Jäger hoch Jetzt waren Wes' Waffen ausgeschaltet, und er - oder sein
und zwang ihn in einen engen Looping, der ihn direkt hinter durchgedrehter Droide - konnten weder die Laser noch die
Wes brachte, obwohl ihm die Andruckkräfte fast das Be- Torpedos abfeuern.
wußtsein raubten ... Luke seufzte erneut. Glück gehabt.
Hilf mir, Obi-Wan. Was in der Galaxis konnte nur eine derartige Fehlfunktion
Luke feuerte. bewirkt haben?
Der Strahl traf das Haupttriebwerk des außer Kontrolle »Wedge, nimm Wes in Magnetschlepp, und dann laß uns
geratenen X-Flüglers, durchbohrte es und legte es lahm. von hier verschwinden, aber schnell!«
Die Düsen von Sonder-Sechs erloschen. »Verstanden, Luke.«
Luke war jetzt nahe genug, um im Vorbeiflug erkennen Es war schon schlimm genug, wenn der Feind auf einen
zu können, wie die R2-Einheit versuchte, Wes' Schiff zu re- schoß; viel schlimmer war es, wenn es die eigenen Leute taten.
parieren, aber diesen Schaden würde sie mit Sicherheit nicht »He, tut mir leid, Luke. Ich weiß nicht, was passiert ist!«
beheben können. sagte Wes.
Sonder-Sechs war so gut wie manövrierunfähig, aber er »Zerbrich dir darüber nicht den Kopf. Wir klären das spä-
konnte immer noch schießen. ter. Im Moment sollten wir besser von hier verschwinden, be-
Er bekam Luke in die Zielerfassung und feuerte tödliche vor das Imperium sich entschließt, uns doch zu verfolgen.«
Blitze auf ihn ab. Er war immer noch so gefährlich wie eine »Verstanden, Luke.«
verletzte Feuerkatze; eine Annäherung war im Moment zu Aber jetzt, wo die Hitze des Kampfes vorbei und der kalte
riskant. Schweiß getrocknet war, kehrte die Furcht zurück. Auf sei-
Luke wich aus, gab sich wieder ganz der Macht hin und ner Zunge lag ein bitterer Geschmack.
ließ den X-Flügler zu einer Verlängerung seines Körpers Er wäre fast getötet worden.
werden. Das kleine Schiff tanzte, hüpfte, wurde langsamer, Hätte ihn die Macht nicht gewarnt, hätte ihn der feindli-
beschleunigte und entging so den zerstörerischen Energie- che Laser gegrillt, und sein Leben wäre wie eine durchbren-
strahlen. nende Glühbirne einfach erloschen, ohne daß er je erfahren
Luke seufzte vor Erleichterung. hätte, was ihn getroffen hatte. Tot, aus, erledigt.

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»Diese TIE-Jäger nähern sich, Luke.« Ein weiterer TIE-Jäger kam in Sicht. Leia feuerte wieder
»Nichts wie weg von hier!« die Kanonen ab, doch der Jäger war zu schnell und schon an
Bis jetzt war ihm der Tod nie als eine reale Möglichkeit er- ihnen vorbei. Sie verfehlte ihn.
schienen. Luke hatte immer geglaubt, daß ihn all die Laser Sie spürte, wie der Falke erbebte, als die Schilde vom
irgendwie verfehlen, daß all die Raketen an ihm vorbeirasen Feindfeuer getroffen wurden.
würden, daß sein Leben ewig währte. Er hatte sich nie vor- »Ich kann nur hoffen, daß dieser Schwarzmarkt-Schildge-
stellen können, daß er wirklich sterben konnte. nerator, den Han eingebaut hat, der Belastung standhält«,
Jetzt konnte er es sich vorstellen. sagte Lando.
Leia antwortete nicht; sie war zu sehr damit beschäftigt,
Leia feuerte, und die Vierlingsläufe der oberen Geschütze die nächsten beiden angreifenden TIE-Jäger unter Feuer zu
des Falken stampften wie Kolben und spuckten tödliche nehmen.
Energien auf den heranrasenden TIE-Jäger. Aus ihren Kanonen zuckten Energielanzen, durchbohrten
Die imperiale Maschine flog direkt in die Strahlen hinein. einen der Jäger und ließen ihn steuerlos abtrudeln.
Explodierte. Sie verfehlte den anderen.
Das war ihr dritter Treffer, und Chewie hatte ebenfalls Sie hörte, wie Chewie irgend etwas schrie, und sie
einige TIEs zerstört, aber noch mehr rasten heran. wünschte, seine genauen Worte und nicht nur den Sinn ver-
Es waren viel zu viele. stehen zu können.
»Wir können nicht landen«, sagte Lando über Kom. »Sie »Ich hasse es, so etwas sagen zu müssen«, knurrte Lando,
schießen uns ab, wenn wir es versuchen!« »aber ich habe ein schlechtes Gefühl dabei.«
»Was sollen wir tun?« fragte Leia.
»Ich weiß es nicht; wir können auf keinen Fall noch lange In der geheimen Mondbasis des Sondergeschwaders stiegen
so ... oh, oh.« Luke und Wedge eilig aus ihren Jägern und rannten zu Wes'
»>Oh, oh< was?« X-Flügler. Wes stand vor seinem beschädigten Schiff und
»Boba Fetts Schiff - es startet.« starrte es an.
»Hinterher!« »Bist du in Ordnung?« fragte Wedge.
»Wie? Zwischen ihm und uns ist ein ganzes Geschwader »Ja, mir geht es gut. Ich möchte nur zu gern wissen, was
imperialer Jäger!« meine R2-Einheit zum Frühstück gegessen hat. Was ist bloß
»Wir müssen sie umfliegen!« mit ihr los?«
Sie war Han viel zu nah, um jetzt aufgeben zu können. Luke hoffte, daß er besser aussah, als er sich fühlte. Er war
»Ich versuch's.« noch immer aufgewühlt, und seine Knie waren wie Gummi.
Der Falke machte einen Sprung, der in einen übelkeiterre- Er atmete tief durch und sagte mit mühsam beherrschter Stim-
genden Sturzflug überging. Da sie sich in einem Gravita- me: »Warum versuchen wir nicht, es herauszufinden?« Er gab
tionsbrunnen befanden und die Energie für die Schilde be- der Chefin der Bodencrew einen Wink. »Holen Sie einen
nötigten, war die künstliche Schwerkraft abgeschaltet. Leia Koppler und schließen Sie ihn an die R2-Einheit an, okay?«
wurde schwerelos; nur die Sicherheitsgurte verhinderten, Während die Cheftechnikerin ihre Crew zusammentrom-
daß sie aus ihrem Sitz schwebte. Als sie den tiefsten Punkt melte, hörte Luke hinter sich einen Pfiff.
ihres Sturzflugs erreichten und Lando mit Vollschub zum Luke drehte sich um. »Ich weiß es nicht, R2. Hast du
Steigflug ansetzte, wurde sie abrupt schwerer. schon mal von einem derartigen Zwischenfall gehört?«

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R2 zirpte und pfiff. »Chewie?«
Also nicht. Er antwortete ebenfalls nicht.
Die fehlerhafte R2-Einheit wurde aus der Maschine geho- Die Steuerung des Falken schien einwandfrei zu funktio-
ben und auf den Boden gestellt. Die Cheftechnikerin trat zu nieren, aber das Kom war tot.
ihr und blockierte sie mit einem Hemmbolzen, bevor sie sich Leia schrie: »3PO! Wo bist du?«
bewegen konnte. »D-D-Direkt hier«, drang 3POs nervöse Stimme aus dem
R2 rollte näher heran, fuhr eine Schnittstelle aus und stöp- oberen Teil des Geschützturms.
selte sie in die andere Einheit. Jemand schloß einen Überset- »Finde heraus, was mit dem Kom los ist. Und schau nach,
zungsschirm an die beschädigte R2-Einheit an. ob es Lando gutgeht.«
R2 pfiff aufgeregt. »Ja, Prinzessin Leia.«
»Oh, oh«, machte Luke nach einem Blick auf den Überset- Ein weiterer TIE raste vorbei. Leia schoß und verfehlte
zungsschirm. ihn. Die verfluchten Dinger waren schnell.
»Was ist?« fragte Wedge. Der Falke scherte hart nach links aus, dann nach rechts.
»Schau dir das an. Allem Anschein nach hatte der Droide Nun, irgend jemand saß an den Steuerkontrollen.
keine Fehlfunktion. Er war programmiert, auf mich zu schie- 3PO steckte den Kopf in die Einstiegsluke des Geschütz-
ßen.« turms. »Prinzessin Leia, Master Lando sagt, daß die Komein-
Wedge pfiff, wie als Gegengewicht zu R2s Astromech- heit beschädigt worden ist. Master Lando sagt, daß wir sofort
sprache. »Wer würde so etwas tun? Warum? Wie?« von hier verschwinden müssen, oder wir werden vernichtet.«
Die Cheftechnikerin zog ihr Köm aus ihrem Gürtel, Ein Unterton von Hysterie schwang in 3POs Stimme mit.
sprach hinein und lauschte. Luke konnte nicht hören, wer »Wir können nicht weg!« protestierte Leia.
am anderen Ende der Komverbindung war. Aber sie waren bereits unterwegs. Der Falke entfernte sich
»Dieser Rendar befindet sich im Anflug«, meldete die von der Werft, drehte sich auf die Seite und raste zwischen
Cheftechnikerin. zwei halbfertigen Türmen hindurch. Das Metallgerüst um ei-
»Was ist mit Leia und Lando?« nen der Türme huschte so nahe an Leias Kanonen vorbei,
Die Cheftechnikerin zuckte die Schultern. »Hat er nicht daß sie die eingestanzten Registriernummern an den Stütz-
gesagt.« streben erkennen konnte.
»Behalten Sie diesen Androiden im Auge«, befahl Luke »Nein!« schrie sie.
der Cheftechnikerin. »Niemand darf ihn anrühren.« Er Einer der verfolgenden TIE-Jäger wurde von einem
wandte sich an Wedge. »Gehen wir.« schlechten Piloten gesteuert. Leia sah, wie er gegen den
Luke eilte zum zweiten Hangar, wo Rendars Schiff in Turm prallte und in einem Feuerball verging.
Kürze eintreffen würde. Der Falke drehte sich wieder und flog parallel zum Boden,
aber nach wenigen Sekunden ließ Lando ihn fast senkrecht
»Wir kommen nicht durch!« sagte Lando. »Sie werden uns in die Höhe steigen.
in der Luft zerreißen, wenn wir nicht sofort von hier ver- Leia sah, daß ihre Verfolger zurückfielen. Sie löste die Si-
schwinden! Wir sollten besser ...« cherheitsgurte ihres Kanoniersitzes und eilte zum Kontroll-
Er verstummte. cockpit. 3PO folgte ihr und plapperte irgend etwas, das sie
»Lando? Lando!« nicht verstehen konnte.
Keine Antwort. Lando schwitzte, als Leia das Cockpit betrat.

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»Was machst du?« Luke hätte Dash am liebsten einen Kinnhaken verpaßt; er
»Ich rette unser Leben«, erklärte er. »Ich habe alle Tricks konnte sich nur mit Mühe beherrschen.
aus dem Lehrbuch und ein paar eigene ausprobiert, aber ich Wedge bemerkte es und sagte: »Ruhig, Luke.«
kam an diesen Jägern nicht vorbei. Es waren einfach zu viele. Wenn Dash beunruhigt war, so zeigte er es nicht. Er stand
Früher oder später hätten sie uns abgeschossen.« gelassen da und zuckte die Schultern.
»Was ist mit Boba Fett?« »Sie haben sie einfach im Stich gelassen?«
»Ich habe seine Spur verloren.« »He, Kleiner, ich bin bezahlt worden, sie zur Sklave I zu
»Wahrscheinlich will er in den Hyperraum fliehen. Luke bringen. Ich habe sie hingebracht. Mein Job war erledigt.
und das Sondergeschwader ...« Sie brach ab, als sie das Pro- Wenn sie mehr gewollt hätten, hätten sie es vorher mit mir
blem erkannte. aushandeln müssen.«
»Genau«, nickte Lando. »Unser Kom ist tot. Wir können »Wenn ihnen irgend etwas zustößt...«
Luke nicht auffordern, Boba Fett zu verfolgen.« »Was dann, Kleiner? Erschießen Sie mich dann? Ich habe
»Vielleicht können wir die imperialen Jäger umfliegen«, sie nicht gezwungen, dorthin zu fliegen. Ich wurde als Füh-
sagte sie. rer angeheuert und habe sie hingeführt, Ende der Geschich-
Er schüttelte den Kopf. »Bis dahin ist er längst weg.« te.« Er wandte sich ab und schlenderte davon.
Chewie kam herein und fragte etwas. Wedge griff nach Lukes Schulter. »Nicht, Luke. Es wird
»Nein«, erwiderte Lando. »Tut mir leid, Alter.« ihnen nicht helfen.«
Chewie grollte wütend. »Vielleicht nicht, aber ich würde mich danach viel besser
»Ja, ich auch«, sagte Lando. »Aber wir helfen Han nicht, fühlen!«
wenn unsere Überreste über ein paar Quadratkilometer ver- Noch während der Zorn in ihm hochkochte, spürte Luke
teilt sind.« eine Kälte, eine Art von ... Schläue, die ihn begleitete. Er
Leia spürte, wie sich eine schwere Last auf ihre Schultern wußte, was es war.
legte. Wie eine Decke aus weichem Blei drückte sie sie nie- Obi-Wan hatte ihn gewarnt. Er durfte seinem Zorn nicht
der; sie konnte kaum noch aufrecht sitzen. nachgeben. Wenn er es tat, würde die dunkle Seite Anspruch
Han, es tut mir so leid ... auf ihn erheben. Er konnte spüren, daß sie nur darauf warte-
»Hört zu«, sagte Lando. »Ich will nicht Raketentreibstoff te, ihn mit ihren eisigen und unsauberen Energien zu über-
auf ein brennendes Gebäude schütten, aber wir wissen nicht fluten. Er konnte spüren, daß sie ihm, wenn er nachgab, Fä-
einmal mit Sicherheit, ob sich Han auf diesem Schiff befindet. higkeiten verleihen würde, die er nicht hatte, eine Macht, der
Boba Fett hat ihn vielleicht irgendwo versteckt.« Normalsterbliche nicht widerstehen konnten. Er würde Dash
Leia konnte nicht sprechen. Es war zu anstrengend. Rendar mit einer Handbewegung in die Knie zwingen kön-
Chewie heulte etwas. nen ...
»Chewbacca hat recht«, warf 3PO ein. »Früher oder später Nein. Du darfst nicht einmal daran denken. Der dunklen Sei-
wird Master Han an Jabba ausgeliefert. Wir können immer te nachzugeben würde bedeuten, daß er wie Vader wurde,
noch nach Tatooine zurückkehren und dort auf ihn warten. wie der Imperator, daß er zu dem wurde, was er bekämpfte.
Ich denke, das ist eine ausgezeichnete Idee.« Er holte tief Luft, und als er sie wieder ausstieß, atmete er
Für einen Moment sagte niemand ein Wort. mit ihr auch einen Großteil seines Zorns aus. Dash hatte so-
»Nun«, fügte 3PO hinzu, »zumindest sind wir am Leben.« gar recht gehabt: Er hatte niemanden zu irgend etwas ge-
zwungen.

IO2 103
Ein Mitglied der Sensorcrew stürzte auf sie zu. »Ein Schiff
nähert sich«, meldete er. »Wir haben keine Komverbindung,
aber nach den Ortungsdaten ist es ein corellianischer Frach-
ter.« 10
Der Millennium Falke! Sie waren noch am Leben!
»Sie werden in rund fünfzehn Minuten eintreffen«, fügte Luke sah, wie Wedge nach seinem Blaster griff. »Nicht!«
der Mann hinzu. schrie er.
Luke war zutiefst erleichtert. Leia. Ihr war nichts passiert. Zu spät.
Obwohl er glaubte, daß er es gespürt hätte, wenn ihr etwas Die Cheftechnikerin bemerkte, daß Wedge seine Waffe
zugestoßen wäre, war es trotzdem eine Erleichterung zu hö- ziehen wollte, drehte sich halb und schoß auf ihn. Der Strahl
ren, daß das Schiff unversehrt zurückkehrte. sengte zwischen Luke und Wedge hindurch und verfehlte
»Dann bleiben uns noch ein paar Minuten«, meinte Luke nur um wenige Zentimeter. Er roch ionisierte und ver-
Wedge. »Ich schlage vor, wir nutzen die Zeit und untersu- brannte Luft, als er zur Seite sprang ...
chen den Datenspeicher dieser verfluchten R2-Einheit.« Wedge hatte keine andere Wahl. Sein Blasterstrahl traf sie
»Gute Idee«, nickte Luke. mitten in der Brust und schleuderte sie zu Boden.
Aber als sie die Stelle erreichten, wo der umprogrammier- Der Brandgeruch wurde stärker und unangenehmer.
te Astromech-Droide gestanden hatte, fanden sie nur einen Als Luke die Cheftechnikerin erreichte, war sie nicht mehr
rauchenden Trümmerhaufen vor. in der Lage, irgendwelche Fragen zu beantworten.
Jemand hatte den Droiden zerstört. »Nun, ich schätze, wir wissen jetzt, wer den Droiden um-
Luke fuhr herum und suchte nach der Cheftechnikerin, programmiert hat«, sagte Luke leise. »Ich hätte nur zu gern
die die Einheit im Auge behalten sollte. Er entdeckte die den Grund dafür erfahren.«
Frau sofort. Wedge schüttelte den Kopf. »Vielleicht können wir es
Sie zielte mit einem Blaster auf ihn. noch herausfinden. Ich werde mal nachsehen, was im
Hauptcomputer über sie gespeichert ist.«
»Einverstanden.«
Wenige Minuten später landete der Millennium Falke auf
dem Mond. Sobald sich die Hangartore hinter ihm geschlos-
sen hatten, öffnete sich die Schleuse, und die Rampe wurde
ausgefahren. Lando und Chewie kamen die Rampe herun-
ter, gefolgt von 3PO. Wo war ...?
Dort war sie. Sie sah schrecklich aus. Sie bewegte sich, als
wäre sie tausend Jahre alt.
»Leia?«
Ihr Gesicht war eine Maske aus Kummer und Leid. Luke
ging ihr entgegen und umarmte sie, aber sie war ganz steif
in seinen Armen. »Was ist passiert?«
»Boba Fett ist entkommen«, sagte sie.
»Ja«, ertönte hinter ihnen Landos Stimme, »und wir kön-

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nen von Glück reden, daß wir auch entkommen sind. Es hat Leia nickte. »Die ganze Sache trägt eindeutig Vaders
dort von TIE-Jägern nur so gewimmelt. Tut mir leid, Luke. Handschrift.«
Ich habe mein Bestes versucht.« Luke schüttelte den Kopf. »Das ergibt einfach keinen
Chewie nickte und sagte etwas. Sinn.«
Luke nickte ebenfalls. Er wandte sich ab, behielt aber Leia »Warum nicht?«
im Arm. Ihre körperliche Nähe erfüllte ihn mit widersprüch- »Er will mich lebend haben«, erklärte Luke. »Er will, daß
lichen Gefühlen. Seine Empfindungen für Leia waren ein ich mich dem Imperium anschließe.«
weiteres unerforschtes Universum. Er seufzte. Als hätte er »Vielleicht hat er seine Meinung geändert«, vermutete
nicht schon genug Probleme, Vader und die Macht und die Lando.
dunkle Seite zu verstehen! Leia blickte ins Leere. Dies war überaus beunruhigend.
»Komm«, sagte Luke zu ihr. »Wir denken uns etwas an- Sie hatte Han verloren, vielleicht für immer - nein, das darfst
deres aus.« du nicht einmal denken! -, und sie wollte Luke nicht auch
noch verlieren. Er war zu wichtig, nicht nur für die Allianz,
Leia war deprimiert, aber der Zwischenfall mit dem umpro- sondern auch für sie.
grammierten Droiden zerriß die Decke der Verzweiflung, Sie liebte Han, aber sie liebte auch Luke. Vielleicht nicht
die sie wie ein Leichentuch umhüllte. Er machte ihr angst. auf dieselbe Weise, aber sie wollte nicht, daß ihm etwas zu-
Als Wedge und Lando die Daten der ehemaligen Chef- stieß. Sie hatte eine Ahnung, was diese Sache betraf, eine ...
technikerin über Kom aus dem Hauptcomputer abgerufen Intuition. Der Anschlag auf Lukes Leben war nur die Spitze
hatten und zurückkehrten, waren ihre Gesichter grimmig. von etwas viel Größerem, etwas, das in den bodenlosen Tie-
»Was ist?« fragte sie. fen trüben Wassers verborgen war. Sie mußte herausfinden,
»Nun«, brummte Wedge, »es scheint, daß vor ein paar Ta- was dahintersteckte, und dem ein Ende machen.
gen zehntausend Kredits auf das Konto der Cheftechnikerin »Da ist noch etwas anderes«, sagte Lando. »Wir haben in
überwiesen wurden, kurz nach der Ankunft des Sonderge- den Kontounterlagen der Cheftechnikerin eine Zahlungsver-
schwaders auf dieser Basis. Lando ist es gelungen, mit einem pflichtung derselben Tarnfirma gefunden.«
Überbrückungskommandokode, den er sich irgendwo, hm, »Was bedeutet das?« fragte Luke.
besorgt hat, Zugang zu ihrem Konto zu bekommen.« »Das bedeutet, daß es wahrscheinlich eine weitere Über-
»Und ...?« weisung geben sollte. Ich vermute, daß diese zehntausend
»Das Geld kam von einer Tarnfirma«, erklärte Lando. nur ein Vorschuß waren. Hätte die Cheftechnikerin dich ge-
»Ich habe die Spur bis zu zwei weiteren Tarnfirmen zurück- tötet, hätte sie vermutlich noch viel mehr Geld bekommen.
verfolgt und bin schließlich bei einem Unternehmen na- Das wirft eine Menge Fragen auf, nicht wahr?«
mens Schwert AG gelandet. Bei der Schwert AG handelt es Lando sah Wedge vorwurfsvoll an.
sich um eine Tarnorganisation der imperialen Spionageab- »Sie wollte Luke erschießen«, wehrte sich Wedge. »Die
wehr.« zweite Regel der Selbstverteidigung lautet: Zuerst schießen
»Du glaubst, jemand hat die Cheftechnikerin bestochen, und erst hinterher Fragen stellen.«
damit sie den Droiden so programmiert, daß er Luke er- Leia drehte sich um. »Wie lautet die erste Regel?«
schießt?« fragte Leia. »Woanders sein, wenn die Schießerei beginnt.«
»Alles andere wäre ein unglaublicher Zufall«, bestätigte Sie sahen sich an. Was hatte das alles zu bedeuten?
Lando.

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Xizor wußte, daß das Training notwendig, sogar essentiell Er hob mahnend eine Hand, während sich die Stimwelle
für die Erhaltung seiner Gesundheit war - und es beein- an seinen Beinen hinauf zum Bauch bewegte.
druckte die Untergebenen, wenn sie wußten, daß man über »Aber es gibt noch andere Dinge, um die du dich küm-
große Körperkräfte verfügte. Gelegentlich übte er sich in ver- mern mußt. Das Geschäft geht vor.« Er schwieg einen Mo-
schiedenen Kampfsportarten, aber er wußte, daß dies nicht ment, und als er weitersprach, klang seine Stimme schnei-
ausreichte. Und Sport langweilte ihn. Er haßte es, Sport zu dend. »Die Ororo-Reederei.«
treiben. Deshalb saß er in der Myostim-Einheit, als Guri zu Guri nickte.
ihm kam. Die Einheit war eine simple Apparatur, ein Sensor- »Ich glaube nicht, daß das Tenloss-Syndikat weiß, daß
feld, das mit einem justierbaren, computerisierten elektro- Ororo versucht, unser Gewürz-Geschäft im Baji-Sektor zu
myoklonischen Verstärker gekoppelt war. Man aktivierte übernehmen. Ich schätze, wir könnten ihnen einen Tip geben
das Gerät, stellte die Feldstärke ein, und die Myostim-Ein- und ihnen die Lösung des Problems überlassen, aber das ge-
heit trainierte die Muskulatur, indem sie sie dazu brachte, fällt mir nicht. Ich möchte, daß du dich mit Ororo triffst.
sich in schneller Folge zusammenzuziehen und wieder zu Mach ihm klar, daß wir seinen Ehrgeiz ... mißbilligen.«
entspannen. Man konnte stärker werden, indem man einfach Guri nickte erneut.
dalag, und ganze Muskelberge heranzüchten, ohne auch nur »Bevor du aufbrichst, setz dich mit Darth Vader in Ver-
ein einziges Gewicht zu stemmen. Ein wunderbares Spiel- bindung. Ich möchte ihn so bald wie möglich sprechen.«
zeug. »Ja, mein Prinz.«
Guri schien aus dem Nichts zu materialisieren. »Das ist alles.«
Xizor hob eine Braue, während sich seine Schenkelmusku- Sie ging, und Xizor verfolgte, wie sich seine nackte Bauch-
latur zu harten Knoten verkrampfte, entspannte, dann wie- decke unter den harten Stimkontraktionen wellte und sym-
der verkrampfte. metrische Muster bildete. Kein Fett verdeckte diese Muskeln.
»Das erste Attentat auf Skywalker ist fehlgeschlagen. Die Es war notwendig, daß sich Guri mit Ororo befaßte; Gier
bestochene Cheftechnikerin ist tot.« schlief nie, und es war Xizors Pflicht, allen klarzumachen,
Xizor nickte, während sich seine Waden unter der elektri- daß jeder, der sich mit der Schwarzen Sonne anlegte, dem
schen Stimulation verhärteten und erschlafften. Untergang geweiht war. Guris Besuch würde wahrschein-
»Das überrascht mich nicht. Wir wußten ja, daß der Junge lich genügen, um die Direktoren der Reederei zur Vernunft
ein Glückspilz ist.« zu bringen, aber Xizor begnügte sich nie mit einem Samt-
»Oder sehr tüchtig«, sagte Guri. handschuh, wenn eine eiserne Faust erforderlich war. Wenn
Xizor zuckte die Schultern, während sich seine Fußmus- man einem Feind Schaden zufügen wollte, mußte man so
keln zusammenzogen und entspannten. »Wie auch immer. fest zuschlagen, daß er sich nie wieder erholen konnte; das
Ich habe das Problem noch einmal gründlich durchdacht. war eine simple Wahrheit.
Unsere Agenten sollen weitermachen und notfalls die Beste- Er hatte Pläne mit Ororo, Pläne, die ihnen nicht nur ein
chungsgelder erhöhen. Sorge dafür, daß es aussieht, als wür- für allemal die Dummheit austreiben, sondern auch Xizors
den sie im Auftrag des Imperiums handeln und ihre Befehle Vormarsch an anderen Fronten beschleunigen würden. Alles
direkt von Vader bekommen. Wenn sie Skywalker erledigen, in der Galaxis war miteinander verbunden; ein Funke hier
gut. Wenn nicht, habe ich eine andere Idee, die uns vielleicht konnte dort zu einer Feuersbrunst werden, wenn man wuß-
noch größeren Nutzen bringen wird.« te, wie man das Feuer nährte. Er suchte immer nach Verbin-
»Wie Sie wünschen.« dungen, überprüfte immer, ob ein Ereignis auf dieser Seite

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der Galaxis seinen Zielen auf der anderen Seite dienen konn- der Imperator es noch nicht direkt angesprochen hatte, lag
te. Wie in einem dreidimensionalen Hologramm schaukelten der Bau des neuen und mächtigeren Todessterns hinter dem
sich kleine Veränderungen zu großen Umwälzungen hoch; Zeitplan zurück. Die Verantwortlichen hatten viele Entschul-
ein kleiner Stoß zur richtigen Zeit am richtigen Ort konnte digungen parat - Materialmangel, zu wenige Arbeiter, stän-
theoretisch einen Berg versetzen. Und es war seine Aufgabe, dige Planänderungen -, und der Imperator wurde allmäh-
zu wissen, wann und wo man stoßen mußte. lich ungeduldig. Vader war überzeugt, daß es nur eine Frage
Ja. Ororo würde für seine Dreistigkeit bezahlen, und zwar der Zeit war, bis der Imperator ihn losschickte, um das
auf eine Weise, die er sich nicht einmal vorstellen konnte. schleppende Projekt voranzutreiben. Es war erstaunlich, wie
Er lehnte sich zurück und ließ seine Muskeln von der schnell ein träger General plötzlich laufen konnte, wenn er
Myostim-Einheit kräftigen. Besuch von jemandem bekam, der über die dunkle Seite ge-
bot. Die imperialen Offiziere, die verächtlich über die Macht
Darth Vader musterte das holographische Abbild von Xizors sprachen, taten es nur aus Unwissenheit.
menschlichem Droiden Guri. Jene, die Darth Vaders Macht nicht fürchteten, hatten ihm
»Nun gut«, sagte er. »Teile deinem Master mit, daß ich noch nie von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden.
ihn empfangen werde. Ich habe im Himmelsdom des Impe- Vader bezweifelte, daß der Todesstern die unbesiegbare
rators zu tun. Er soll mich dort in drei Standardstunden tref- und allmächtige Waffe war, die seine Konstrukteure dem
fen.« Imperator versprochen hatten. Er hatte dieses Märchen
Vader unterbrach die Verbindung. Was wollte Xizor von schon einmal gehört, und die schlecht ausgerüsteten Rebel-
ihm? Was immer es war, er glaubte nicht einen Moment, daß len-Streitkräfte hatten mit der Zerstörung des ersten Todes-
es den Interessen des Imperiums diente - sofern es nicht sterns bewiesen, wie falsch diese Behauptung war.
auch Xizors Interessen diente. Nein, das stimmte nicht ganz. Es war Luke Skywalker ge-
Der Dunkle Lord der Sith wanderte durch die Kellerge- wesen, der den tödlichen Schlag geführt und zu Vaders Be-
wölbe seiner Burg zum Hangar seiner Privatfähre. Er hätte friedigung bewiesen hatte, daß die Macht selbst der hochent-
mit dem Turbolift zum Himmelsdom fahren können; der wickeltsten und tödlichsten Technologie überlegen war.
Großteil des Passagier- und Frachtaufkommens wurde über Aber der Imperator war anderer Meinung, und dagegen
die riesigen Orbitalsatelliten abgewickelt, die als Transit- konnte man nichts tun. Ebensowenig konnte er etwas gegen
bahnhöfe auf dem Weg zur Oberfläche des imperialen Zen- das erzwungene Warten tun. Der Wille des Imperators war
trums dienten. Aber er war nicht so lange am Leben geblie- Gesetz.
ben, indem er törichte Risiken einging. Himmelsdomlifte Vader erreichte den Fährenhangar. An der Tür stand ein
versagten selten, doch ihr Schutz gegen Angriffe von innen Wachposten.
und außen war gering. Nein, es war besser, wenn er sein ge- »Ist meine Fähre startbereit?«
panzertes Schiff benutzte, auf dem er im Notfall die dunkle »Jawohl, Lord Vader.«
Seite entfesseln und mit ihr - und den Laserkanonen - zu- »Gut.« Das Exempel, das er an den verantwortlichen
rückschlagen konnte. Technikern statuiert hatte, als seine Fähre einmal nicht start-
Während er durch einen der schmucklosen Korridore bereit gewesen war, obwohl er sie brauchte, hatte genügt,
ging, dachte Vader über ein weiteres Problem nach. Im Mo- um eine Wiederholung dieses Vorfalls zu verhindern.
ment wollte der Imperator nicht, daß er die Jagd nach Luke Vader ging an dem Posten vorbei und zu seinem Schiff.
Skywalker fortsetzte, zumindest nicht persönlich. Obwohl Nun gut. Er konnte Luke nicht persönlich suchen, aber er

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konnte andere damit beauftragen. Die Räder waren bereits Dash hob eine Braue. »Ich soll den Leibwächter spielen?
in Bewegung gesetzt. Eine außerordentlich hohe Belohnung Sicher, das kann ich machen. Aber es wird dem Jungen nicht
und der Dank Darth Vaders winkte demjenigen, der ihm gefallen, wenn er dahinterkommt.«
Skywalker lebend brachte. Das mußte im Moment genügen. »Dann halten Sie sich eben bedeckt«, sagte Leia. »Jemand
hat versucht, ihn umzubringen, und ich glaube, daß man es
»Warum ich?« fragte Luke. wieder versuchen wird. Wieviel verlangen Sie?«
Sie standen neben dem Falken. Die Wartungstechniker des Dash nannte eine Summe.
Sondergeschwaders wimmelten um das Schiff herum und Lando stieß einen Pfiff aus. »Sie sind ein richtiger Bandit,
reparierten die Schäden, die beim fehlgeschlagenen Angriff was?«
auf Boba Fetts Schiff entstanden waren. In der riesigen Fer- »Die Besten sind nun mal nicht billig, Lando. Im voraus,
tigbauhalle war es seit ihrer Ankunft nicht wärmer gewor- Prinzessin.«
den. Leia lächelte. »Sie haben keine hohe Meinung von mir,
»Weil es deine Heimatwelt ist«, erklärte Leia, »und du sie Dash, nicht wahr? Sehe ich wirklich so dumm aus? Ein Drit-
am besten kennst. Jemand muß dort nach Boba Fett Aus- tel im voraus, zwei Drittel bei unserer Ankunft - wenn er
schau halten. Du mußt deine Jedi-Fähigkeiten trainieren, dann immer noch lebt.«
und dafür brauchst du einen ruhigen Ort. Du bist die logi- »Das kann ich nicht garantieren.«
sche Wahl.« »Ich dachte, Sie sind der Beste.«
Luke schüttelte den Kopf. Es gefiel ihm nicht. Und er Dash grinste. »Bin ich auch. Die Hälfte im voraus, die
glaubte nicht, daß Leia ganz offen zu ihm war. Hälfte, wenn Sie dort eintreffen.«
»Können die Allianz-Angelegenheiten nicht warten?« »Einverstanden.«
fragte er. Nachdem sie Dash bezahlt hatte und er gegangen war,
»Nein. Nimm R2 und kehre zu Bens Haus zurück. Lando, wandte sich Leia an Lando.
Chewie, 3PO und ich treffen dich dort, sobald ich alles erle- »In Ordnung. Ich möchte eine hypothetische Frage stel-
digt habe.« len.«
Luke seufzte. Sie hatte wahrscheinlich recht, aber das »Wenn du mit einer hypothetischen Antwort zufrieden
machte es nicht leichter für ihn. »In Ordnung. Aber sei vor- bist - von mir aus.«
sichtig.« »Was wäre der beste Weg, um mit einem führenden Ver-
treter der Schwarzen Sonne Kontakt aufzunehmen?«
Nachdem Luke und R2 mit dem X-Flügler gestartet waren - Lando starrte sie an, als hätte sie ihm soeben erzählt, daß
es war eine lange Reise, und sie hatten ihm Wasser und Nah- sie fliegen konnte, indem sie mit den Armen flatterte. »Der
rungsmittel mitgegeben, obwohl er bei seiner Ankunft auf beste Weg? Keine Ahnung.«
Tatooine reif für eine Dusche sein würde -, sprach Leia mit »Komm schon, Lando. Es ist wichtig.«
Dash Rendar. »Prinzessin, die Schwarze Sonne bedeutet nur Schwierig-
»Stehen Sie für einen Job zur Verfügung?« fragte sie. keiten. Du willst doch nicht mit ihnen ins Bett gehen, oder?«
»Schätzchen, ich stehe immer zur Verfügung - wenn das »Ich habe nicht vor, mit ihnen ins Bett zu gehen. Ich will
Geld stimmt.« nur in ihrer Kleidertruhe wühlen.«
»Ich möchte, daß Sie nach Tatooine fliegen und auf Luke »Was?«
aufpassen.« »Jemand hat gerade versucht, Luke zu töten«, erklärte

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Leia. »Vielleicht war es Vader. Vielleicht auch nicht. Die
Schwarze Sonne verfügt über ein eigenes großes Spionage-
netz, das älter, vielleicht sogar leistungsfähiger als das der
Allianz ist. Sie können herausfinden, wer hinter dem An- 11
schlag steckt.«
Chewie gab eine halb grunzende, halb stöhnende Bemer- Der Himmelsdom des Imperators war um die Hälfte größer
kung von sich. als Xizors und viel luxuriöser eingerichtet. Der Dunkle Prinz
»Da bin ich ganz deiner Meinung, Alter«, nickte Lando. Er zog es vor, seine wertvollsten Schätze auf der Planetenober-
wechselte einen Blick mit Chewie. »Das ist ein großer Feh- fläche zu lagern; er war überzeugt, daß sie dort sicherer wa-
ler.« ren. Nicht, daß die Gefahr bestand, daß ein Himmelsdom
»Aber du hast die Verbindungen«, bekräftigte Leia, »und vom Himmel stürzen konnte - so etwas passierte auf Co-
kannst mich mit ihnen zusammenbringen, richtig?« ruscant nur einmal in hundert Jahren, und dann auch nur,
»Es ist trotzdem eine schlechte Idee.« wenn mehrere unwahrscheinliche Zufälle zusammentrafen -
»Lando ...« etwa ein Energieausfall, ein Sonnensturm und die Kollision
»Ja, klar. Ich kenne ein paar Leute.« mit einem Frachter.
Sie lächelte. »Gut. Wo finden wir sie?« Andererseits besaß der Imperator weit mehr Schätze als
jeder andere in der Galaxis, und selbst der Verlust eines
stadtgroßen Himmelsdoms war für ihn nicht mehr als ein Ei-
mer Wasser, der aus einem riesigen Ozean geschöpft wurde.
Xizor stand auf einer hohen, breiten Terrasse mit Blick auf
den Zentralpark des großen Weltraumhabitats. Seine Leib-
wächter, inzwischen auf ihre Reisesollstärke von einem Dut-
zend Männern gebracht, bildeten an der Brüstung einen
Halbkreis mit Xizor in der Mitte. Er betrachtete die ausge-
wachsenen, immergrünen Bäume, von denen einige über
dreißig Meter maßen. Der direkt unter ihm liegende Teil des
Parks war ein künstlicher, klimakontrollierter üppiger
Dschungel, ein Meer aus farbenprächtigen Blumen, eine Or-
gie aus elektrischem Rot, leuchtendem Blau und phospho-
reszierendem Orange inmitten der unterschiedlichsten
Grüntöne, angefangen vom fahlsten Grün bis hin zu einem
großblättrigen Rankengewächs, dessen wächserne Blätter
fast schwarz waren.
Xizor hatte kein großes Interesse an Botanik, aber er er-
kannte gute Arbeit, wenn er sie sah. Vielleicht konnte er den
Gärtner des Imperators für seinen eigenen Himmelsdom ge-
winnen ...
Er spürte Vaders Nähe, noch ehe er ihn hörte oder sah.
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Der Mann hatte eine starke Aura, soviel stand fest. Xizor Er konnte fast spüren, wie sich Vader innerlich wand.
drehte sich um und neigte knapp den Kopf. »Lord Vader.« Daß er Xizor etwas schuldete, mußte ihn wurmen. Aber was
»Prinz Xizor. Sie wollten mich sprechen?« konnte er tun? Wenn diese Information stimmte - und daran
Keine höflichen Floskeln, keine überflüssigen Worte. Va- gab es keinen Zweifel -, dann war es ein verlockendes, un-
der war fast erfrischend, wenn Xizor an die Kriecher dachte, widerstehliches Angebot. Die Rebellen verfügten nicht über
mit denen er ständig zusammentraf. Fast erfrischend. so viele Schiffe, daß sie es sich leisten konnten, auch nur ein
»Ja. Ich habe die Position einer geheimen Rebellen-Basis in paar zu verlieren, von einer ganzen Werft gar nicht zu reden.
Erfahrung gebracht. Ich nahm an, es würde Sie interessieren.« Er leistete dem Imperium damit einen großen Dienst.
Vader schwieg; nur seine regelmäßigen, mechanischen Was die Rebellen und das Imperium nicht wußten, war,
Atemzüge waren zu hören, und sie schienen plötzlich sehr daß die Werft der Ororo-Reederei gehörte, demselben Un-
laut zu sein. Xizor konnte fast sehen, wie Vaders Gehirn ar- ternehmen, das es gewagt hatte, sich in die Gewürz-Ge-
beitete, analysierte, berechnete. Sich fragte: Was führte der schäfte der Schwarzen Sonne in diesem Sektor einzu-
Kopf der Schwarzen Sonne im Schilde? mischen - und es war auch besser so, wenn dies geheim
Xizors Gesichtsausdruck blieb neutral, denn er wußte, blieb. Auf diese Weise konnte Xizor zwei Aale mit einem
daß er von Holokameras beobachtet wurde. Von seinen, de- Speer erledigen: Ororo würde seine gerechte Strafe erhalten,
nen des Imperators, Vaders - und wer sonst noch gut genug und das Vertrauen des Imperators in Xizor würde gleich-
war, um die Sicherheitsvorkehrungen des Imperators zu zeitig wachsen.
überwinden und sie zu überwachen. Vader machte kehrt und ging mit wehendem Umhang da-
»Natürlich«, sagte Vader schließlich. »Wo befindet sich von. Xizors Leibwächter traten klugerweise zur Seite, um ihn
diese Basis?« durchzulassen.
»Im Baji-Sektor, am äußeren Rand. Im Lybeya-System, Vader würde den Bericht natürlich überprüfen, und der
versteckt auf einem der größeren Vergesso-Asteroiden. Ich Imperator würde eine Flotte zu der Basis schicken. Mit etwas
habe erfahren, daß es dort eine Reparaturwerft voller Schiffe Glück bekam Vader den Befehl über die Streitmacht, denn in
gibt, die zur Zeit überholt werden. Dutzende, vielleicht so- solchen Dingen ging der Imperator immer nach demselben
gar Hunderte Rebellen-Schiffe, angefangen von kleinen Jä- Grundsatz vor: Wer das Problem entdeckt hatte, mußte es
gern bis hin zu Truppentransportern.« auch lösen. Auf diese Weise würde Vader für eine Weile von
Vader sagte nichts. der Bildfläche verschwinden, und Xizor hatte etwas mehr
»Die Zerstörung einer derartigen Basis wäre zweifellos Freiheit, seinen Plan in die Tat umzusetzen.
ein harter Schlag für die Allianz«, fuhr Xizor fort. Eine glatte Er drehte sich um und sah zu dem Miniaturdschungel
Untertreibung, so kalt ausgesprochen, als würde auf seiner hinunter. Pläne waren in vielerlei Hinsicht wie Pflanzen.
Zunge kein Eis schmelzen. Man säte sie, düngte und begoß sie, beschnitt sie nötigen-
Wieder dieses lange Schweigen. Dann: »Ich werde die An- falls, und sie wuchsen genauso, wie man es erwartete. Bis
gelegenheit von meinen Agenten überprüfen lassen«, erklär- man die Ernte einbringen konnte.
te Vader. »Wenn es stimmt, was Sie sagen, ist Ihnen das Im- Er winkte einen seiner Leibwächter zu sich.
perium etwas ... schuldig.« »Mein Lord?«
Oh, das zu sagen mußte weh getan haben. Xizor nickte »Finde heraus, wer dafür verantwortlich ist.« Er wies auf
höflich. »Ich habe nur meine Pflicht getan, Lord Vader. Ich den Park. »Biete ihm doppelt soviel Kredits, wie er im Mo-
erwarte keinen Dank.« ment bekommt, wenn er in meinem Himmelsdom arbeitet.«
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»Mein Lord.« Der Leibwächter verbeugte sich und eilte im Inneren war es nicht viel kühler als draußen. Jetzt, wo die
davon. Zellen mehr Energie ins System einspeisten, als es verbrau-
Xizor atmete tief die sauerstoffreiche Dschungelluft ein. chen konnte, sprang die Klimaanlage an, und eine willkom-
Sie roch sehr lebendig. Wie eine Mischung aus feuchten Pil- mene kühle Brise strich durch den Raum.
zen und verrottendem Laub und frischem Gras. Sehr leben- Luke fühlte sich nach dem Flug schmutzig und ver-
dig - genauso fühlte er sich auch, wenn er seine Umgebung schwitzt. Er zog sich aus und nahm eine lange Dusche.
erfolgreich manipulierte. Glücklicherweise hatten die Wasserkondensatoren die unter-
irdischen Tanks während seiner Abwesenheit gefüllt, und er
Luke tarnte den X-Flügler mit dem Camounetz, trat zurück hatte genug Wasser, um sich zweimal einzuseifen und den
und blieb neben R2 stehen. »Fertig. Das müßte genügen.« Schaum von seiner Haut zu spülen. Es war eine weite Reise
Aus der Luft mußte das Schiff so gut wie unsichtbar sein; von Gall nach Tatooine gewesen, und er wünschte sich
und da alle Energiesysteme deaktiviert waren, konnte ein nichts mehr, als sich zur Abwechslung einmal ins Bett zu le-
vorbeifliegendes Schiff ihn nicht einmal mit seinen Sensoren gen und zu schlafen.
erfassen. Nicht, daß er nach dem Attentat der Cheftechnike- Aber vielleicht sollte er vorher die Facetten seines Licht-
rin besonders ängstlich war; es ergab nur keinen Sinn, jeden schwertjuwels fertigschleifen. Es gab viele Dinge, über die
wissen zu lassen, daß hier ein Schiff der Allianz gelandet er nachdenken mußte, und er glaubte nicht, daß er jetzt
war. schon einschlafen konnte; zu viele Gedanken schwirrten
Hitze stieg in schimmernden Wellen vom Boden auf, und ihm durch den Kopf. Also konnte er ebensogut etwas Nütz-
die Sonnen sengten und verbreiteten mehr Wärme, als die liches tun.
Wüste absorbieren konnte. Die Reflexionen des Sandes wa- Er schlüpfte in seine Robe und trat an die Werkbank.
ren aktinisch und grell, und Luke mußte die Augen zusam-
menkneifen, um nicht vom stechenden Licht geblendet zu »Rodia?« fragte Leia.
werden. Er machte sich nicht allzu viele Sorgen darüber, daß »Rodia«, bestätigte Lando.
jemand zufällig vorbeigeflogen kam - niemand wagte sich Sie befanden sich im Falken und flogen durch den Hyper-
ohne guten Grund hinaus in die Wüste. raum. Chewie schlief in der Koje hinter der Messe - der ein-
Er kehrte zum Haus zurück - für ihn war es immer noch zigen, die lang genug war, daß er sich ausstrecken konnte -,
Bens Haus -, und R2 rollte hinter ihm her über den holpri- und 3PO hatte auf Bereitschaft geschaltet. So waren die bei-
gen Boden. Der kleine Droide pfiff und zwitscherte ihm et- den im Cockpit allein.
was zu. Er klang besorgt, und Luke vermutete, daß er über »Warum Rodia? Es ist ein langer Weg dorthin, halb so
Leia und die anderen sprach. weit wie nach Coruscant.«
»Ja, ich weiß, ich mache mir auch Sorgen um sie. Aber ih- »Ich weiß, aber dort lebt mein Kontaktmann. Er heißt
nen wird schon nichts passieren.« Avaro; ihm gehört ein kleines Casino im Spielerparadies
Hoffte er. Äquator City. Der Casinokomplex wird von der Schwarzen
Im Haus angekommen, betätigte Luke eine Kontrolle, und Sonne betrieben. Avaro kann uns mit den richtigen Leuten
an der gewölbten Decke glitt eine Synsteinplatte zur Seite zusammenbringen.«
und gab die darunter verborgenen Solarzellen frei. Während »Okay.«
seiner Abwesenheit hatte das Haus in den Bereitschaftsmo- »Aber es könnte Schwierigkeiten geben.«
dus umgeschaltet und war auf Batteriestrom gelaufen, und »Warum?«

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Lando schüttelte den Kopf. »Nun, bevor Vader in Cloud Vader sagte nichts. Großmufti Kintaro würde wahrschein-
City auftauchte und Han an Boba Fett auslieferte, waren an- lich in Kürze sein Amt und auch sein Leben verlieren.
dere Kopfgeldjäger hinter Han her. Als wir in Mos Eisley »Nun gut. Nehmen Sie einen Teil der Flotte und brechen
herumschnüffelten, fand ich heraus, daß ein rodianischer Sie unverzüglich auf. Zerstören Sie die Basis. Der Verlust der
Dieb namens Greedo Han in einer der dortigen Bars aufge- Schiffe und Truppen wird die Rebellen entscheidend schwä-
lauert hat. Greedo wollte ihn umbringen und dann die Be- chen.«
lohnung kassieren. Es kam zu einer Schießerei. Han überleb- »Ich dachte, daß vielleicht Admiral Okins die Flotte kom-
te. Greedo nicht.« mandieren sollte.«
»Und?« Der Imperator lächelte. »Tatsächlich?«
»Greedo war Avaros Neffe.« Vader spürte, wie seine Hoffnung platzte. »Aber wenn es
»Du meinst, daß er uns dafür verantwortlich machen Ihr Wunsch ist, werde ich den Angriff leiten.«
wird?« fragte Leia. »Es ist mein Wunsch. Sie können Okins mitnehmen, wenn
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Alles, was ich über die Sie wollen, aber für den Erfolg oder Mißerfolg der Mission
Rodianer weiß, ist, daß sie hervorragende Jäger sind. Wenn sind Sie persönlich verantwortlich.«
jemand meinen Neffen erschossen hätte, wäre ich auf denje- Vader verbeugte sich. »Ja, mein Master.«
nigen wahrscheinlich nicht gut zu sprechen.« Als er das Privatquartier des Imperators verließ, kochte
»Nicht wir haben ihn erschossen, sondern Han.« Vader vor Zorn. Die Basis existierte, genau wie Xizor gesagt
Lando grinste. »Nun ja, das stimmt. Aber wir sind seine hatte. Es versprach ein gewaltiger und zudem relativ leichter
Freunde.« Sieg des Imperiums zu werden - die Schiffe im Reparatur-
Leia lehnte sich in ihrem Sitz zurück. Noch mehr Schwie- dock konnten nicht starten, um sich zu verteidigen, und sie
rigkeiten. Aber vielleicht war es doch kein Problem. Sie wür- auszuschalten würde so einfach wie Tontaubenschießen
den es erst genau wissen, wenn sie dort eintrafen. sein. Aber er traute dem Dunklen Prinzen nicht, und er wuß-
Draußen wallte der Hyperraum, während der Falke sie ei- te, daß der Mann nichts umsonst machte.
nem Ungewissen Schicksal entgegentrug. Was hatte Xizor davon? Was hoffte er zu gewinnen?
Vader ging grübelnd weiter. Zumindest hatte er dem Im-
Vader war auf ein Knie gesunken, während der Imperator perator nicht offenbart, wer ihnen die Positionsdaten der Re-
durch die Sichtluke die Türme der Stadt betrachtete. Abrupt bellen-Basis gegeben hatte. Er hatte die Holokam-Aufzeich-
drehte er sich um. »Stehen Sie auf, Lord Vader.« nungen des Himmelsdoms gelöscht und seine eigenen
Vader gehorchte. Aufnahmen weggeschlossen. Ein kleiner Sieg, aber jeder
»Unsere Agenten haben diesen Bericht also überprüft?« noch so kleine Triumph über Xizor war besser als nichts.
»Richtig, mein Master.« Vader wurde am Ausgang des imperialen Palastes von
»Hundert Rebellen-Schiffe? Sowie zweifellos ihre Piloten Admiral Okins erwartet. »Machen Sie Ihre Schiffe startklar,
und Offiziere.« Admiral. Ich werde Sie mit meinem Zerstörer begleiten und
»Wahrscheinlich ja.« den Oberbefehl übernehmen.«
»Das ist Großmufti Kintaros Sektor, nicht wahr? Er ist Okins verbeugte sich. »Jawohl, Lord Vader.«
nachlässig gewesen, wenn unter seinen Augen eine derartige Vader blickte hinauf in den Nachthimmel über dem impe-
Basis eingerichtet werden konnte. Wir werden mit ihm dar- rialen Zentrum. Die Dunkelheit wurde von den Millionen
über reden.« Lichtern auf der Oberfläche in Schach gehalten, und hoch
120 121
oben, wo der Lichterglanz verdämmerte, sahen die winzigen
Punkte der ankommenden und abfliegenden Schiffe wie ein
Schwärm belvarianischer Feuermücken aus. Ihre unteren Po-
sitionsleuchten blinkten rot und grün und weiß. Er würde 12
seine Schiffe nehmen und die Rebellen-Werft zerschmettern,
dem Erdboden gleichmachen, und dann würde er sofort zu- Luke holte tief Luft. Er stand vor Bens Haus und betrachtete
rückkehren. Xizor hatte irgend etwas vor, und am besten die ersten Sterne am Abendhimmel, den aufgehenden Mond.
fand er so schnell wie möglich heraus, was es war. Die Luft war warm, aber nicht so brütend heiß wie am Tag.
Er hielt das fertiggestellte Lichtschwert in seiner rechten
Hand. Er hatte es nach den Anweisungen des alten Buches
zusammengebaut; eigentlich sollte es funktionieren.
Es mußte funktionieren. Aber er war trotzdem nach drau-
ßen gegangen, um es auszuprobieren. Falls es explodierte,
blieb so zumindest Bens Haus verschont.
R2 stand in der Nähe und beobachtete ihn. Luke hätte das
Schwert auch von dem Droiden testen lassen können, ohne
sich selbst in Gefahr zu bringen, aber welcher Jedi würde so
etwas tun?
»Geh zurück ins Haus«, befahl er R2.
R2 war damit nicht einverstanden und protestierte mit ei-
ner Serie quietschender Laute.
»Nun mach schon. Wenn etwas passiert, mußt du Leia
alarmieren.«
Genau. Sag ihr, daß sich der größte Idiot der Galaxis selbst in
die Luft gesprengt hat, weil er zu dumm war, ein elementares
Schaltkreisdiagramm zu verstehen.
R2 rollte protestierend pfeifend davon.
Luke stieß die Luft aus. Er wartete, bis R2 außer Sicht war,
holte erneut tief Luft, hielt den Atem an und drückte den
Kontrollknopf...
Das Lichtschwert zündete; die Klinge sprang in ihrer vol-
len Länge von fast einem Meter aus dem Knauf und vibrierte
summend. Sie leuchtete in einem hellen Grün, das die
Abenddämmerung zerriß.
Luke grinste und atmete erleichtert auf. Puh!
Nun, er hatte auch nicht wirklich erwartet, daß es explo-
dieren würde.
Er schwang prüfend das Lichtschwert. Es war gut ausba-
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lanciert, vielleicht sogar noch besser als seine erste Waffe. Er Kenobi isst tot, und Ihr Geld isst sso gut wie dass einess je-
ging in Kampfstellung, machte einen Ausfall nach vorn und den anderen.«
wirbelte das Schwert probehalber durch die Luft. Nun, soviel zu den Familienbanden. Es vereinfachte die
Ja! Sache, obwohl sie wünschte, Avaro würde eine Sprache be-
Ein paar Meter weiter ragte eine Felsnadel aus dem nutzen, die er besser beherrschte. Allerdings konnte sie sich
Boden. Er ging hin, holte mit dem Lichtschwert aus und ließ nicht vorstellen, welche das sein sollte, denn der Rodianer
es in einem Winkel von fünfundvierzig Grad nach unten machte keinen besonders intelligenten Eindruck. Ach, was
sausen. Die summende Klinge fraß sich knisternd durch sollte es! Wenn sie sich etwas Mühe gab, konnte sie ihn ver-
ein armdickes Stück Felsen und hinterließ einen glatten stehen, und das genügte.
Schnitt. »Sie sind also bereit, uns mit den richtigen Leuten zusam-
Er nickte und gab seine Kampfstellung auf. Vorsichtig menzubringen?«
hielt er seine Hand in die Nähe der Klinge. Keine Hitze; gut, Avaro nickte. »Ja. Ess wird ein paar Tage dauern. Die
denn das bedeutete, daß die Supraleiter einwandfrei funktio- hiessigen Vertreter werden Ihnen nichtss nutzzen; Ssie brau-
nierten. chen jemanden von außßerhalb.«
R2 kam zwitschernd auf ihn zugerollt. »Schön.«
Luke deaktivierte das Lichtschwert, sah den Droiden an »In der Zzwischenzzeit ssteht Ihnen mein Cassino zzur
und schüttelte den Kopf. Verfügung. Für Ihre Unterbringung wird ebenfallss ges-
»He, es funktioniert großartig«, protestierte Luke. »Ich ha- sorgt.«
be es dir doch gleich gesagt.« Leia nickte. »Vielen Dank.«
Hatte R2s gepfiffene Zustimmung etwa einen sarkasti- Mos Eisley war schon schlimm gewesen, aber hier
schen Unterton? herrschten noch schlimmere Zustände, dachte Leia, als sie
Luke kicherte. Nun, es spielte keine Rolle. Er hatte die ele- Avaros Büro verließ und zur Hotelsektion ging. Es gab elek-
gante Waffe gebaut, und sie funktionierte. Das war schon ein tronische Spielautomaten, Kartentische, Glücksräder und
Erfolg. ähnliche Geräte, an denen sich die Spieler, Kartengeber und
Vielleicht würde er am Ende doch noch ein Jedi-Ritter Croupiers drängten, aber der Boden war abgewetzt und
werden. schmutzig, die Luft war verräuchert und von einem scharfen
Er blickte zu den Sternen hinauf und hoffte, daß es Leia Geruch geschwängert, der darauf hindeutete, daß einige der
und den anderen gutging. Gäste Drogen zu sich genommen hatten. In regelmäßigen
Abständen waren große bewaffnete Wächter postiert, die
Leia, Chewie und Lando saßen in Avaros Büro an einem rie- aussahen, als warteten sie nur auf eine Gelegenheit, jeman-
sigen Schreibtisch, der aus einem einzigen gelben Knochen den erschießen zu können. Alles wirkte heruntergekommen
geschnitzt war. und verdreckt.
Avaro hatte eine dunkelgrüne Hautfarbe, war viel dicker Lando sah sich kritisch um.
als die meisten anderen Rodianer, die Leia bisher kennenge- »Ist etwas dabei, das dir gefällt?« fragte Leia.
lernt hatte, und sprach Basic mit einem zischelnden Akzent. »An einigen von den Kartentischen scheint ehrlich ge-
»Ich ssehe da keine Probleme«, meinte er. »Greedo hätte spielt zu werden. Ein Etablissement wie dieses, das in einem
nicht verssuchen ssollen, Ssolo allein zzu erledigen. Er war Gebäude mit vielen anderen Casinos untergebracht ist, muß
nicht bessonderss helle, mein Neffe. Ssolo isst eingefroren, korrekt arbeiten. Die prozentuale Umsatzbeteiligung sichert

124 125
dem Haus einen anständigen Profit, und wenn es nicht hin waren zu unpersönlich -, aber sie gehörten nun einmal zum
und wieder ein paar Gewinner gibt, gehen die Gäste woan- Krieg. Der Feind konnte ohne die entsprechende Ausrüstung
ders hin. Aber halte dich trotzdem von den Spielautomaten nicht kämpfen, und ihn seiner Ressourcen zu berauben war
und Roulettetischen fern. Sie sind vermutlich manipuliert.« auf lange Sicht viel besser, als sich ihm zur Schlacht zu stel-
»Keine Sorge, ich werde schon nicht spielen.« len, ganz gleich, wie nun Vaders persönliche Vorlieben aus-
Lando grinste. sehen mochten.
»Habe ich was Komisches gesagt?« »Wir fallen auf Sublicht, Lord Vader.«
»Prinzessin, du bist die größte Spielerin, die ich je getrof- Er drehte sich um und sah den Unteroffizier an. Er hatte
fen habe. Aber du riskierst nicht dein Geld, sondern deinen gehört, daß die Offiziere Lose zogen, wenn es darum ging,
Hals.« ihm Meldung zu machen, und der Verlierer mußte die Auf-
Leia mußte jetzt ebenfalls grinsen. Er hatte recht. gabe übernehmen. Es war gut, daß sie ihn fürchteten. Furcht
Am Eingang wartete 3PO auf sie, und er wirkte nicht son- war eine bessere Waffe als ein Blaster oder ein Lichtschwert.
derlich glücklich, an diesem Ort zu sein. Erleichtert sah er ih- Vader schwieg einen Moment, was den Mann sichtlich be-
nen entgegen. »Ich hoffe, Ihr Treffen ist erfolgreich verlau- unruhigte. »Sehr gut«, sagte er schließlich. »Nehmen Sie
fen«, sagte er. Kurs auf die Vergesse-Asteroiden und die Koordinaten der
»Ja, das ist es«, bestätigte Lando. »Aber beim nächsten Werft. Ich bin in meinem Quartier. Rufen Sie mich, wenn wir
Mal sollten wir dich zum Dolmetschen mitnehmen. Avaro da sind.«
spricht nicht besonders gut Basic.« »Jawohl, Lord Vader.«
»Ich bin immer froh, Ihnen zu Diensten zu sein«, versi- Vader sah dem verängstigten Mann nach, als er davon-
cherte 3PO. »Ich wäre auch lieber bei Ihnen geblieben, als eilte. Er würde viel lieber Luke Skywalker jagen, als den
hier allein herumzustehen. Einige der Gäste machen einen Oberbefehlshaber einer Mission zu spielen, die jeder Füh-
recht zwielichtigen Eindruck.« rungsoffizier mit einem halbwegs funktionierenden Gehirn
Leia lächelte erneut. Das war eine Untertreibung. erledigen konnte. Sicher, er hatte seine Agenten auf Skywal-
»Am besten checken wir jetzt ein«, sagte Lando. »Wir ker angesetzt - einige davon arbeiteten freiwillig für ihn, an-
können später noch einmal herunterkommen und feststellen, dere unter Zwang -, und die meisten waren sehr tüchtig,
wie ehrlich dieses Etablissement geführt wird.« aber es war nicht dasselbe, als wenn er es selbst erledigte.
Er atmete zischend aus. Unglücklicherweise hatte er keine
Seit seiner Besprechung mit dem Imperator war fast eine Wahl gehabt. Der Imperator fragte nicht nach der Meinung
Standardwoche vergangen, und jetzt stand Darth Vader auf seiner Untergebenen, wenn er einen Befehl gab.
der Brücke seines Sternzerstörers der Super-Klasse, der in Vader blieb nur, sich zu beeilen und die Mission so
wenigen Sekunden aus dem Hyperraum springen würde. schnell wie möglich zu beenden.
Sie hatten den Baji-Sektor erreicht und würden in Kürze in Er machte sich auf den Weg zu seinem Quartier.
das Lybeya-System einfliegen. Begleitet wurden sie von zwei
Sternzerstörern der Sieges- und einem Zerstörer der Imperi- Lando saß mit fünf anderen Kartenspielern an einem Tisch,
ums-Klasse, die mehr als genug Feuerkraft aufbrachten, um in ein Spiel vertieft, das Leia nicht kannte. Jeder Spieler be-
eine einzige Werft zu vernichten. kam vom Geberdroiden sieben dünne elektronische Recht-
Besser zuviel als zuwenig, hatte der Imperator gesagt. ecke, von denen vier gegen neue eingetauscht werden konn-
Vader hatte für derartige Missionen nicht viel übrig - sie ten. Bei dem Spiel schien es darum zu gehen, die Karten

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nach Farben und Zahlen zu sammeln und dann darauf zu »Ich erhöhe um ein Zehntel«, erklärte die Rodianerin.
wetten, daß die daraus resultierende Kombination entweder »Ich verdopple erneut«, sagte Lando. »Setze auf Rot, ma-
mehr Gesamtpunkte hatte als die der anderen Spieler oder ximale Punktzahl.«
einem vorgegebenen Wert am nächsten lag. Allerdings war »Das kann er unmöglich schaffen«, wisperte 3PO.
Leia nicht sicher, ob sie diesen Teil richtig verstanden hatte. Chewie knurrte ihn an.
Offenbar bekamen alle Spieler am Anfang eine bestimmte »Wie unhöflich. Ich habe nur eine Tatsache festgestellt...«
Punktzahl, und der Gewinner war derjenige, der am Ende »Sei still«, wies ihn Leia zurecht. Sie war sehr gespannt
der Runde den höchsten Wert hatte. darauf, wie die anderen auf Landos Gebot reagierten.
Lando schien Glück zu haben. Der elektronische Zähler Der kahle Mann schüttelte den Kopf und stieg aus. »Das
vor ihm zeigte einen positiven Punktewert, der nur von ei- ist mir zu hoch.«
nem einzigen Mitspieler übertroffen wurde. Die Rodianerin sah ihre Karten an, wobei sie sie so hielt,
»Der Einsatz beträgt fünfzehn«, erklärte der Droide. »Die daß Leia keinen Blick darauf erhäschen konnte, und fixierte
Summe liegt beim Minimum, und die Farbe ist offen.« dann Lando.
»Ich gehe mit«, sagte der kahlköpfige Mann neben dem Lando lächelte sie an. Sein Gesichtsausdruck war warm
Geber. »Setze auf Grün.« und gleichzeitig spöttisch. Er wirkte selbstzufrieden, zuver-
»Ich gehe ebenfalls mit und setze auf Blau«, sagte die jun- sichtlich, sogar ein wenig süffisant.
ge Rodianerin an seiner Seite. Oh, er war gut.
»Ich verdopple«, verkündete Lando. »Und setze auf Rot.« Die Rodianerin murmelte etwas Unverständliches, viel-
Die anderen Spieler stöhnten auf. leicht einen Fluch, wie Leia vermutete. Sie warf ihre Karten
Lando lächelte. zurück in den Mischer.
3PO und Chewie standen hinter ihm und verfolgten das »Die Runde geht an den Spieler Nummer drei«, erklärte
Spiel. 3PO raunte: »Ich begreife einfach nicht, wieso er dau- der Droide.
ernd gewinnt. Er spielt nicht korrekt. Die Chancen bei dem Lando schob seine Karten in das Mischgerät und drehte
Spiel, das er gerade angemeldet hat, stehen achthundert- sich grinsend zu Leia um.
sechs zu eins. Es dürfte überaus schwierig sein, diese Kombi- »Ich glaube es einfach nicht«, sagte 3PO.
nation zu bekommen.« »Manchmal«, eröffnete ihm Leia, »ist der Anschein der
»Er blufft«, flüsterte Leia. Stärke effektiver als die Stärke selbst. Nimm zum Beispiel
3PO drehte sich zu ihr um. »Das halte ich nicht für beson- die Bulanoschlange, die über keine Zähne oder Klauen oder
ders klug.« Giftdrüsen verfügt, sich aber zu dem Fünffachen ihrer nor-
Drei der Spieler warfen ihre Karten auf den Tisch. malen Größe aufpumpen kann, wodurch sie wilder und ge-
»Wieso?« fragte Leia. »Er gewinnt, und sie scheuen das fährlicher wirkt. Es ist nicht wichtig, ob man einen Gegner
Risiko. Statt noch mehr Geld zu verlieren, passen sie lieber.« schlagen kann; was zählt, ist, daß er es glaubt.«
»Aber was ist, wenn einer der anderen Spieler ein besse- »Ich nehme an, damit haben Sie recht«, sagte 3PO. Aber er
res Blatt hat und nicht paßt?« klang nicht überzeugt.
»Warte ab«, flüsterte sie. Leia hoffte, daß sich zumindest Lando amüsierte; sie amü-
Jetzt waren nur noch Lando, der kahlköpfige Mann und sierte sich jedenfalls nicht. Sie waren jetzt schon drei Tage
die Rodianerin im Spiel. hier, und da sie kein Interesse an den Glücksspielen hatte,
»Ich gehe mit«, sagte der Kahlkopf. die in diesem Loch angeboten wurden, langweilte sie sich.
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Sie hatte sich ein rodianisches Sprachprogramm besorgt und Sie war überrascht, daß es hier keine Imperialen zu geben
ein paar Wörter und Sätze gelernt. Sie war einige Male aus- schien. Keine Sturmtruppen, keine Offiziere, die hier ihre
gegangen, begleitet von Chewie, der ihr wie ein Schatten Freizeit verbrachten, nichts. Vielleicht hatte es damit zu tun,
folgte, aber das war auch kein reines Vergnügen gewesen. daß der Komplex der Schwarzen Sonne gehörte.
Wie in Mos Eisley war es auch in Äquator City um diese Jah- Sie seufzte. Als sie sich der Allianz angeschlossen hatte,
reszeit sehr heiß. Außerdem gab es hier nicht weit vom Casi- hatte sie nicht einmal im Traum damit gerechnet, daß sie ei-
nokomplex entfernt ein Meer, und deshalb war die Luft- nes Tages in einem neuntklassigen, wanzenverseuchten Ca-
feuchtigkeit viel höher als auf Tatooine. Also war es heiß sino auf einen Vertreter der größten Verbrecherorganisation
und schwül, was kaum eine Verbesserung darstellte. der Galaxis warten würde. Hätte ihr jemand das vor ein paar
Sie nahm an, daß sie ans Meer gehen und sich an den Monaten gesagt, hätte sie ihn ausgelacht und zum nächsten
Strand setzen konnte, wenn sie wollte. Avaro hatte erzählt, Medi geschickt.
daß viele Touristen dort ihre Tage verbrachten, schwammen Der Versuch, die eigene Zukunft vorherzusagen, erwies
oder motorsurften, während ihre Freunde oder Verwandten sich meistens als Fehlschlag.
die Casinos besuchten. Natürlich konnte es Spaß machen, Das Leben war schon seltsam.
am Strand zu sitzen und die frische Brise und einen kühlen
Drink zu genießen, aber wenn man einen knurrigen Woo-
kiee bei sich hatte, der sich ständig über den Sand in seinem
Fell beschwerte, ließ der Spaß abrupt nach.
Außerdem wollte sie zur Stelle sein, wenn Bewegung in
ihre Angelegenheit kam.
In einer Ecke des Casinos waren eine Reihe Holobrettspie-
le installiert, wo die Spieler auf ihre Geschicklichkeit wette-
ten, und so, wie Chewie dauernd in diese Richtung sah,
schien es ihn zu interessieren.
Sie schüttelte den Kopf. »Nun mach schon«, sagte sie zu
Chewie. »Wenn du spielen willst, dann spiele. Ich werde zu-
schauen, und 3PO kann sich hinter dich stellen und schlech-
te Ratschläge geben.«
Der Wookiee hob die Brauen.
Die drei ließen Lando allein und gingen zu den Brettspie-
len. Erstaunlich, wie schnell man ihnen Platz machte. Leia
wußte nicht, ob es nun an ihrer Beziehung zu Avaro lag, der
sich hin und wieder dazu herabließ, durch den stickigen
Raum zu wandeln, oder an der Tatsache, daß Chewie die
Spitze übernommen hatte. Man hatte ihnen gesagt, daß
Schußwaffengebrauch im Casino streng verboten war, aber
fast jeder schien irgendeine Waffe zu tragen, und Chewbac-
cas Blitzwerfer sah besonders tödlich aus.

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R2 zirpte und pfiff und bekräftigte seine Antwort mit ei-
nem anhaltenden Gurgeln.
»Ich weiß, daß ich dir nicht gesagt habe, daß du aufhören
13 sollst, aber du hast doch gesehen, wie ich mich umgedreht
habe!«
R2 feuerte einen knisternden elektrischen Entladungsblitz R2 machte ein abfällig klingendes Geräusch.
auf Luke ab. Zischend spannte sich der zwei Meter lange »Schon gut, aber denke beim nächsten Mal daran, auf
Funkenbogen durch die morgendliche Wüstenluft Tatooines. mein Okay zu warten.«
Luke befand sich im Griff der Macht und hatte bereits das R2 pfiff sich durch die ganze Tonleiter.
Lichtschwert hochgerissen, um den künstlichen Blitz abzu- Master Yoda hätte wahrscheinlich mit dem Kopf geschüt-
wehren. Die Entladung prallte in harmlosen Kaskaden von telt. Soviel zu Lukes Kontrolle über die Macht. Ein kurzes
der Klinge ab. Nachlassen der Konzentration, und - puff! - weg war sie.
»Zu leicht«, sagte er. - R2 pfiff. Lukes Ärger über sich und seinen kleinen Droiden ver-
»Ich weiß, ich weiß, es ist nicht deine Schuld, daß du kein rauchte schnell. Jenes Dröhnen wurde lauter, und inzwi-
Darth Vader bist.« schen konnte er auch die Staubfahne erkennen, die sich ihm
Luke entspannte sich ein wenig. Es dauerte ein paar Se- wie der Schweif eines Kometen näherte. Motoren.
kunden, bis der Kondensator von R2s Elektrostock wieder Jemand wollte ihm einen Besuch abstatten, und es schie-
genug elektrische Spannung für eine neue Entladung aufge- nen viele zu sein.
baut hatte. Mit der Macht ließ sich der blaue Blitz mühelos »Wir sollten uns besser verstecken«, meinte Luke. »Ins
abwehren; ohne die Macht würde er ihm einen tüchtigen Haus mit dir, R2.«
Schlag versetzen, denn es gab keine Möglichkeit für ihn, sich Als R2 im Inneren verschwunden war, rannte Luke zu ei-
rechtzeitig zu ducken. nem Sandhügel und kauerte nieder. Er konnte nicht jedes-
Nicht, daß ihm wirklich Gefahr drohte. Die elektrostati- mal davonlaufen, wenn eine vorbeikommende Dünenratte
sche Entladung würde ihm höchstens die Haare zu Berge hustete. Er mußte bleiben und nachsehen, was los war.
stehen lassen, denn trotz der zweihunderttausend Volt war Der Maschinenlärm war jetzt ohrenbetäubend laut, und
die Stromstärke so gering, daß ihm nicht viel passieren plötzlich wußte Luke, mit was er es zu tun hatte: Flitzer.
konnte, wenn er nicht gerade in einer Pfütze stand. Flitzer waren lange, angeschrägte, repulsorgetriebene
Und offene Wasserstellen gab es hier draußen in der Wü- Flugmaschinen mit einem pflugähnlichen Schaufelaufsatz
ste nicht. am vorderen Ende. Sie waren zweisitzig, schnell und wen-
Luke hörte ein Dröhnen in der Ferne. Es war leise, wurde dig, aber schwer zu steuern. Im Grunde bestanden sie nur
aber rasch lauter. Er drehte sich um und blickte hinaus in die aus einem riesigen Antriebsaggregat mit Sitzen und Kon-
morgendliche Wüste ... trollen, und die Kombination aus leistungsstarken Repul-
Bzzzz! soren und hochgezüchteten Turbodüsen machte sie zu ge-
Luke sprang einen Meter in die Höhe und landete auf sei- fährlichen, schnellen, lärmenden Fliegern. Im Vergleich zu
nem Hinterteil. »He, autsch!« einem hochfrisierten Flitzer war ein Düsenrad das reinste
R2 gab ein Geräusch von sich, das Luke für seine Version Kinderspielzeug. Die meisten Leute assoziierten die kleinen,
eines Lachens hielt. offenen Maschinen mit Verbrecherbanden, Gesetzlosen, die
»Das ist nicht komisch!« fast alles machten, solange es nicht legal war. Einige von ih-

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nen waren berühmt, wie die Novadämonen und die Dun- von ihnen entdeckte ihn, riß seinen Blaster hoch und schoß.
kelsternteufel. Sie beherrschten ihre Flitzer so perfekt, daß Der Strahl sengte an ihm vorbei und verwandelte den Sand
sie fast mit ihnen tanzen konnten. Sie handelten mit Ge- in schmutzigen Quarz. Nicht gerade ein Meisterschuß, aber
würz, schmuggelten Waffen, erledigten für die verschiede- sie sahen nicht aus, als wären sie gekommen, um Gefangene
nen Unterweltgruppen die Schmutzarbeit und waren alles zu machen.
in allem der Garant für jede Menge Ärger, wenn sie auf- Oh, oh.
tauchten. Der Schrei eines Flitzerrockers drang durch den Maschi-
Natürlich war nicht jeder, der einen Flitzer flog, auch ein nenlärm: »Blast den kleinen Scheißer bis nach Bespin,
Gangster. Jungs!«
Luke selbst hatte als Jugendlicher einen geliehenen Flitzer Luke eilte geduckt davon und suchte nach einer besseren
geflogen, war mit ihm durch die Schluchten gerast und spät Deckung. Nicht weit entfernt entdeckte er ein paar große
nachts, wenn nur noch wenige Verkehrsregulatoren unter- Felsbrocken, die ihn vor ihren Schüssen schützen konnten.
wegs waren, durch die Straßen von Mos Eisley gebraust. Er rannte los. Sein eigener Blaster befand sich im Haus; er
Die Frage war nur, was eine Flitzerbande hier draußen zu hatte nur sein Lichtschwert, und die Chancen standen zehn
suchen hatte. Er war die einzige Person im Umkreis von ein- oder zwölf zu eins gegen ihn. Zu Fuß konnte er ihnen un-
hundert Kilometern. Hatten sie sich verirrt? möglich entkommen. Und hier draußen gab es nicht beson-
Unwahrscheinlich. ders viele Verstecke.
Nein, wenn er sich nicht sehr täuschte, waren sie auf der Warum wollten sie ihn umbringen? Wer hatte sie ge-
Suche nach ihm. schickt?
Und er glaubte nicht, daß sie den weiten Weg gekommen Er mußte es unbedingt herausfinden. Außerdem mußte er
waren, um ihm einen schönen Tag zu wünschen. Nun, er am Leben bleiben.
hatte sich einen realistischen Härtetest für sein Lichtschwert Die Motoren dröhnten; die Vibrationen der Repulsoren
gewünscht. Es sah aus, als würde er ihn bekommen. ließen den Boden erbeben; der Lärm hämmerte als harter
Luke suchte nach Kennzeichen, als die Flitzer heranbrau- Baß auf ihn ein, und der Infraschall machte ihm Kopf-
sten und Bens Haus einzukreisen begannen. Es waren acht, schmerzen. Er konnte erkennen, wie sich ihre Münder be-
neun ... ein ganzes Dutzend, und alle trugen Schutzbrillen wegten, aber er konnte nicht verstehen, was sie riefen.
und Sturzhelme, aber unterschiedliche Fluganzüge. Ein paar Okay, Luke. Du mußt dir etwas einfallen lassen.
von ihnen trugen blaue Monturen aus Neozellstoff; ein paar Die Rocker brausten heran und schössen auf ihn. Die mei-
waren orange und hellbraun gekleidet; einer hatte sich mit sten Strahlen zuckten weit an ihm vorbei, und die wenigen
grünen Puffärmeln herausgeputzt; ein anderer war von Kopf gezielten Blitze konnte er parieren. Er versuchte, die Macht
bis Fuß in rot gefärbtes Banthaleder gehüllt; und rund die durch sich fließen zu lassen, aber nichts geschah. Es war
Hälfte von ihnen trug graue Overalls, wie sie typisch für schwer, sich in diesem Höllenlärm zu konzentrieren, wäh-
Verladearbeiter waren. rend er gleichzeitig von einem Dutzend bewaffneter Gang-
Alle hatten das gleiche Abzeichen an ihren Jacken - Luke ster beschossen wurde.
konnte es nicht richtig einordnen, obwohl es ihm vage be- Zwei der Flitzerrocker rasten auf ihn zu; beide feuerten
kannt vorkam. wieder, aber ihre Schüsse verfehlten ihn um einen Meter.
Alle waren mit Blastern bewaffnet. Glücklicherweise wirbelten die Flitzer eine Menge Dreck
Sein Versteck war nicht so gut, wie er gedacht hatte. Einer auf. Eine Staubwolke umhüllte sie und vernebelte die Sicht.

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Wieder zuckte ein Blasterstrahl vorbei, als Luke zur Seite Grün sah ihn kommen, und als ihm endlich dämmerte,
sprang und seine grünleuchtende Klinge schwang. daß Luke nicht zu seiner Bande gehörte, war es zu spät. Er
Hinter ihm ertönte ein Krachen. Luke wirbelte herum und wollte in letzter Sekunde ausweichen, doch Lukes Licht-
sah, daß zwei der Flitzer zusammengestoßen waren. Einer schwert zerschnitt das Kabel von Grüns rechter Turbosteue-
von ihnen wurde gegen eine Felsformation geschleudert, rung. Die rechte Düse versagte, während die linke weiterar-
und der Pilot sprang in letzter Sekunde ab. Die andere Ma- beitete, und der Flitzer begann sich sofort unkontrolliert zu
schine landete beschädigt auf dem Wüstenboden. Sie konn- drehen. Luke war an ihm vorbei und in Sicherheit, aber die
ten nicht schießen, und sie konnten nicht fliegen. Ein Glück wild rotierende Maschine schleuderte in den Weg eines
für ihn. graugekleideten Rockers. Die beiden Flitzer stießen kra-
Ein Dröhnen zu seiner Linken. Luke fuhr herum. chend zusammen und stürzten zu Boden.
Ein Flitzerrocker brauste auf ihn zu; er hielt eine riesige Gut, gut. Drei erledigt, neun sind noch übrig. Bis jetzt lief alles
Axt in der Hand! hervorragend.
Eine weitere Maschine raste an dem Axtmann vorbei. Es war zu schön, um so zu bleiben.
Luke wappnete sich, und als der zweite Flitzer auf ihn zu- Der Anführer sah Luke und gab seinen Leuten Handzei-
schoß, täuschte er mit dem Lichtschwert und versetzte dem chen. Sie wendeten und formierten sich zu einer Gruppe.
Piloten einen Fußtritt. Luke riß den Flitzer herum und gab Gas. Wenn er dieses
Der Angreifer flog im hohen Bogen von seinem Flitzer. Baby ein paar hundert Meter weiter und aus dem Sand und
Die Totmannschaltung der Steuerung deaktivierte sofort die dem Geröll steuerte, konnte er auf Höchstgeschwindigkeit
Turbine, aber nicht das Repulsoraggregat. Luke schwang beschleunigen. Er konnte in wenigen Minuten die Bettler-
sich auf den Flitzer, packte die Handgriffe und trat auf den schlucht erreichen. Er hatte damals auf seiner T16 jeden
Fußstarter. Die Turbine des Flitzers erwachte dröhnend zum Quadratzentimeter der Schlucht erforscht; dort würden sie
Leben. ihn nie erwischen. Er konnte sie nacheinander erledigen, ihre
Jetzt standen die Chancen günstiger für ihn. Er konnte Maschinen zerstören - und mit etwas Glück vielleicht sogar
sich nicht nur auf sein Glück verlassen; mit dem Flitzer hatte die ganze Bande gefangennehmen!
er viel bessere Karten. An einem der Handgriffe war eine Ersatzschutzbrille be-
Er gab Gas, aktivierte die Retros, riß den Flitzer um hun- festigt. Luke steckte sein Lichtschwert in den Gürtel und
dertachtzig Grad herum und wirbelte eine Sandwand hoch, setzte die Brille auf. Er würde sie brauchen - wenn die Nach-
genau wie er es auch als Jugendlicher getan hatte. Er richtete brenner ansprangen, konnte er problemlos eine Spitzenge-
den Flitzer auf den Axtmann und gab Vollgas. schwindigkeit von 600 km/h erreichen. Bei dieser Geschwin-
Die Beschleunigungskräfte warfen ihn fast vom Sitz, aber digkeit konnte ihm sogar ein kleines Insekt ein Auge
es gelang ihm, im Sattel zu bleiben. ausschlagen. Er hoffte, daß der alte Besitzer seine Maschine
Oh, Mann! Er hatte fast vergessen, welchen Spaß es mach- gut in Schuß gehalten hatte.
te, einen Flitzer zu fliegen! Bettlerschlucht, ich komme!
Die Waffe des Axtmanns zerbarst, als sie auf Lukes Licht-
schwert traf. Luke bremste, wendete und brauste davon. Die Bettlerschlucht bestand in Wirklichkeit aus einer ganzen
Der nächste Rocker war der mit den grünen Puffärmeln. Reihe miteinander verbundener Canyons. Vor langer Zeit
Dank der leistungsstarken Turbos dauerte es nicht lange, bis hatte es auf Tatooine viel Wasser gegeben, hauptsächlich in
Luke ihn erreichte. Form von Flüssen. In der Bettlerschlucht waren mindestens

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drei Flüsse zusammengetroffen, und im Lauf der Jahrmillio- schlug leck, und ein greller gelborangener Blitz und ein Feu-
nen hatte das fließende Wasser zusammen mit dem Wind, erball stiegen in die Luft.
dem Regen und dem Sonnenlicht tiefe und verwinkelte Täler Er hatte keine Zeit, sich umzudrehen; die nächste Kurve
in den Fels gefressen. raste heran, eine langgestreckte Zickzackbahn, die zuerst
Es war schon eine ganze Weile her, seit Luke durch die nach links, dann nach rechts und wieder nach links abknick-
Canyons geflogen war. Aber seit seinem letzten Besuch hat- te, und er mußte seine Maschine in der Mitte des Korridors
ten sie sich nicht verändert. Er und ein paar von den anderen halten, der sich im Zentrum des langgestreckten Z verengte.
Möchtegern-Superpiloten hatten sich dort Scheingefechte Er konnte den Rest der Flitzerbande nicht entdecken, aber
mit harmlosen Lichtstrahlen statt Lasern geliefert. Außer- wenn sie ihn haben wollten, mußten sie irgendwo dort hin-
dem hatte er Wompratten gejagt, von denen manche bis zu ten stecken. Sie konnten natürlich in die Höhe gestiegen sein,
drei Metern groß wurden, die aber schwer zu treffen waren, aber um ihn zu sehen, mußten sie so hoch steigen, daß sie
wenn man nur einen energiearmen Sportlaser hatte und mit ihn unmöglich einholen konnten. Und wenn sie so weit zu-
hoher Geschwindigkeit flog. rückfielen, mußte er sich nur unter einem Felsvorsprung ver-
Die Flitzerbande war noch immer hinter ihm, als er die stecken, und sie würden ihn nie finden.
Schlucht erreichte. Sie hatten ihn nicht eingeholt, sah man Vier erledigt, acht sind noch übrig.
von einem Rocker ab, der sich ihm bis auf rund hundert Sekunden später erschien auf Lukes Heckmonitor einer
Meter genähert hatte. Aber die Bande war auch nicht zu- der Grauträger.
rückgefallen; nur ein paar hundert Meter trennten sie von Er mußte ziemlich gut sein, wenn er so schnell aufschloß.
dem vordersten, blaugekleideten Rocker, und sie hielten Oder ziemlich dumm.
weiter mit. Grau kam näher. Er war jetzt nur noch sechzig oder sieb-
Luke grinste. Mal sehen, wie sie sich auf meinem Territorium zig Meter entfernt.
schlagen. Höchste Zeit, sich durchs Nadelöhr zu fädeln. Dort war es
Die Route namens Hauptstraße führte fast zwei Kilometer schon, direkt vor ihm.
schnurgeradeaus, um dann abrupt nach rechts abzuknicken. Das Nadelöhr war ein schmaler, von gezackten Felszäh-
Die Biegung wurde Totenmanneskurve genannt, und das nen gesäumter Spalt.
aus gutem Grund. Luke verringerte seine Geschwindigkeit, Luke fuhr die Turbojets hoch. Schoß durch den Spalt.
als er sich der Abzweigung näherte. Wenn man versuchte, Spürte, wie eine Felsspitze seine Jacke zerriß. Mann ...l
sie zu schnell zu nehmen, endete man als Schmierfleck an Grau war Luke dicht auf den Fersen und wollte ihm fol-
der Felswand. gen.
Er fuhr die Retros hoch, verstellte die Turbojets und scher- Schaffte es nicht.
te hart nach rechts aus. Der Flitzer schleuderte leicht und Bumm ...
rutschte nach links; dann schwenkten die Düsen zurück in Die anderen waren noch immer hinter ihm her. Und die
die Mitte, und ihr Schubstoß stabilisierte die Maschine. Chancen standen noch immer schlecht. Es würde ein langer
Es war so einfach wie Niesen. Nachmittag werden. Oder ein kurzer ...
Der Rocker hinter ihm, der die Canyons offenbar nicht Als vor ihm eine enge Kurve auftauchte und er abbrem-
kannte, verlangsamte seine Geschwindigkeit nicht genug. ste, hörte er einen heiseren Schrei: »Er hat Hilfe bekommen!
Luke hörte das Krachen, als der Flitzer gegen die gegen- Wir erwischen ihn nicht mehr, Spiker! Laß uns abdüsen!«
überliegende Wand der Kurve prallte. Die Treibstoffzelle Was? Hilfe?

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Luke warf einen Blick über die Schulter. »Ich habe mich gar nicht so schlecht geschlagen.«
Ein Flitzer stürzte lautlos, mit abgeschalteten Motoren, im »Ja, das stimmt. Aber Sie hätten trotzdem verloren.«
freien Fall vom Himmel. Der Mann auf der Maschine war Luke beherrschte sich mühsam. Er mochte diesen Ange-
ganz in Schwarz gekleidet. Ein Fliegerhelm mit polarisiertem ber nicht, aber Dash hatte recht. Es wäre schon ein Wunder
Visier verbarg sein Gesicht, und er hielt in seiner ausge- nötig gewesen, und zwar eins, das seine Kräfte im Moment
streckten rechten Hand einen funkelnden Blaster. Er schoß noch überstieg, um den Rest der Flitzerbande allein zu besie-
auf die Rocker. gen. Ob es ihm nun gefiel oder nicht - und es gefiel ihm ganz
Wenn dieser Bursche auf dem Flitzer nicht bald seine Mo- und gar nicht -, Dash hatte seinen Hals gerettet.
toren anwarf, würde er die teure Maschine und sich selbst in »Danke«, murmelte er.
einen großen rauchenden Krater verwandeln ... »Entschuldigung, ich habe Sie nicht verstanden.«
Als hätte er Luke gehört, sprangen die Motoren des fallen- »Treiben Sie's nicht zu weit, Dash.«
den Flitzers an. Die kleine Maschine stürzte weiter, aber viel Der ältere Mann grinste.
langsamer als zuvor. Junge, er würde sich Leia vorknöpfen, wenn sie zurück-
Es sah nicht so aus, als hätte er die Repulsoren rechtzeitig kam. Auch wenn er sich zu ihr hingezogen fühlte, auch
aktiviert... wenn er sie für die wundervollste und schönste Frau hielt,
Im Sturz feuerte er weiter. Er verfehlte die Flitzer, trieb sie die er je kennengelernt hatte - wie kam sie dazu, diesen Bur-
aber auseinander. Wer ...? schen loszuschicken, damit er auf ihn aufpaßte? Und er
Eine Handspanne über dem Boden endete der Sturz des wußte, daß sie Dash dafür bezahlt haben mußte - Dash ge-
Flitzers. Er schwebte bewegungslos in der Luft. hörte nicht zu den Leuten, die irgend etwas umsonst mach-
Mann, was fiir ein Pilot! ten.
Die Flitzer flohen. Nach einem Moment steuerte der Dash sagte etwas, und Luke schreckte hoch. »Was?«
Fremde seine Maschine in Lukes Richtung und hielt vor ihm »Ich sagte, haben Sie ihre Tätowierungen gesehen? Diese
an. Bande arbeitet für Jabba.«
Der Mann nahm seinen Visierhelm ab. Luke starrte die Toten an. Daher also kannte er ihre Ab-
Dash Rendar! zeichen. Jabbas Leute.
»Was machen Sie denn hier?« fragte Luke. Dash fügte hinzu: »Ich war in Mos Eisley, hing da so her-
Dash zuckte die Schultern. »Sieht so aus, als hätte ich Ih- um, als ich sie ... zufällig belauschte. Sie hatten Befehl, Sie zu
ren Arsch vor dem Flitzerabschaum gerettet.« töten.«
»Sie wissen, was ich meine. Warum sind Sie hier?« Luke Ihn zu töten, ja, das hatte er sich schon gedacht. Dash re-
sah zu den toten Angreifern hinüber. »Also?« dete weiter, und Luke konzentrierte sich wieder auf seine
»Also schön, die Sache ist die. Leia - sie ist wirklich ein Worte. »...Vader ist nicht mehr Ihr Bewunderer Nummer
energisches Persönchen - Leia wollte, daß ich Sie im Auge eins.«
behalte, bis sie zurückkehrt.« »Das war er nie. Falls er dahintersteckt.«
»Sie wollte was?« Steckte er wirklich dahinter? Luke schüttelte den Kopf. Es
»Regen Sie sich nicht unnötig auf. Es war 'ne Kleinigkeit.« ergab immer noch keinen Sinn.
»Hören Sie, Mann. Ich brauche keinen Babysitter!«
»Ja, genau, Sie hätten diese Dünenratten allein erledigen
können, was?«

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»Dann verraten Sie mir, woher Sie es erfahren haben?«
»Ich bin überrascht, daß Lord Vader es nicht erwähnt hat,
aber die Rebellen-Werft wurde von meinen Spionen ent-
14 deckt. Ich habe diese Information natürlich sofort an Lord
Vader weitergeleitet.«
»Lord Vader, wir nähern uns dem Rebellen-Asteroiden.« »Natürlich«, sagte der Imperator mit einer Stimme, die so
Lord Vader wandte sich von der Sichtluke ab und fixierte glatt war wie ein Stahlglasteller. »Ich erwarte jeden Moment
den Unteroffizier, den das Los dazu verurteilt hatte, ihm einen Bericht von der Flotte. Möchten Sie vielleicht bei einem
Meldung zu machen. Drink mit mir darauf warten?«
»Gut. Sagen Sie Admiral Okins, daß er mich auf der »Es wäre mir eine große Ehre.«
Brücke treffen soll.« Xizor unterdrückte ein Lächeln. Vader hatte dem Impera-
»Jawohl, Lord Vader.« tor nicht verraten, wer ihm die Koordinaten der Rebellen-
Vader justierte die Kontrollen an seiner Rüstung, um die Werft geliefert hatte. Keine Überraschung. Außerdem war es
Sauerstoffzufuhr zu erhöhen, und machte sich auf den Weg ihm irgendwie gelungen, die Überwachungskameras des
zur Brücke. Dieser Überraschungsangriff auf wehrlose Schif- Imperators so zu manipulieren, daß sie ihr Gespräch nicht
fe war wirklich nicht nach seinem Geschmack, aber er würde aufgezeichnet hatten. Xizor hätte an Vaders Stelle nicht an-
tun, was getan werden mußte. ders gehandelt. Was natürlich der Grund für sein Hiersein
war. Er wollte sicherstellen, daß der Imperator wußte, wem
»Ah, Prinz Xizor«, sagte der Imperator. »Ich freue mich, Sie er diesen Schlag gegen die Rebellen zu verdanken hatte.
wiederzusehen.« Und wer die Schuld daran trug, daß er es erst jetzt erfuhr.
Xizor nickte und verbeugte sich tief. »Das Vergnügen ist Ah, er freute sich schon auf Vaders Reaktion, wenn er her-
ganz auf meiner Seite, mein Imperator.« ausfand, daß er sein kleines Spiel verloren hatte.
»Kommen Sie herein. Was führt Sie zu mir?« Er freute sich sehr darauf.
»Ich war nur neugierig, mein Master, was den Verlauf
von Lord Vaders Angriff auf die Rebellen-Werft im Baji-Sek- »Admiral?«
tor betrifft.« »Wir werden in Kürze in Schußweite sein, Lord Vader«,
Das verwüstete Gesicht des Imperators blieb ausdrucks- meldete Okins,
los, aber Xizor war sicher, daß ihn seine Bemerkung über- »Gut. Geben Sie den Feuerbefehl, sobald wir die optimale
rascht hatte. Entfernung erreichen. Ich werde keine Fehler dulden.«
»Ich muß wirklich damit anfangen, Ihnen die Spione abzu- Vader stand vor der Hauptsichtluke seines Schiffes und
werben«, sagte der Imperator. »Vor allem, nachdem Sie mir blickte hinaus zu dem riesigen Asteroiden, der vor ihnen im
meinen besten Gartenbaukünstler abspenstig gemacht haben. Weltraum hing. Er war groß wie ein kleiner Mond und von
Eine Schande, daß der Mann einen tödlichen Liftunfall hatte, Kratern übersät, die vom Aufschlag seiner kleineren Brüder
bevor er seine neue Stellung bei Ihnen antreten konnte.« stammten, und schien aus Nickel und Eisen zu bestehen,
»Ja, eine Schande«, erwiderte Xizor. Wenn es je einen was für diese Region normal war.
schlechten Verlierer gegeben hatte, dann den Imperator. Plötzlich tauchten hinter dem Asteroiden zwei Schiffe auf.
»Wie dem auch sei, ich habe diese Information nicht von »Zwei Eskortfregatten der Nebel-B-Klasse«, sagte ein Offi-
meinen Spionen bekommen.« zier zu seiner Linken.
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Vader musterte die beiden Schiffe. Die Fregatten waren Vader hatte ganz vergessen, wieviel Spaß es ihm machte, sei-
lang und schmal, mit Kontroll- und Waffenaufbauten am nen Abfangjäger zu fliegen. Es war lange her, aber er ge-
Bug, mächtigen Triebwerksaufsätzen und einer langge- wöhnte sich schnell wieder daran.
streckten und relativ dünnen Röhre am Heck, in der die TIE- Das Vergnügen währte nicht lange. Fast mühelos verwan-
Decks untergebracht waren. »Unsere eigenen Schiffe«, stellte delte er drei, vier, fünf Rebellen-Schiffe in rauchende
er zornig fest. Wracks.
Niemand wagte etwas zu sagen. Es war ... enttäuschend. Die Macht war in keinem der
Zu Beginn der Rebellion waren eine ganze Reihe Fregatten Feindpiloten stark; es war keine echte Herausforderung.
von der Allianz erobert worden oder zu ihr übergelaufen. Einige beherrschten ihr Fach, das stimmte, aber Talent allein
»Zumindest verfügen sie über keine funktionsfähigen konnte die dunkle Seite nicht bezwingen. Er hatte sich besse-
TIE-Jäger«, meinte der Admiral. re Gegner erhofft.
Als wären diese Worte ein Signal gewesen, schwärmten Oder irgendeinen Gegner, der ihm gewachsen war.
ein Dutzend X-Flügel-Jäger aus einer der Fregatten und nah- Ein X-Flügler kam steil aus der Tiefe heraufgeschossen
men Kurs auf die imperiale Flotte. und wollte ihn von unten angreifen, aber er beschrieb einen
»Wie ich sehe, hat man sie zu X-Flügler-Trägern umge- Looping, tauchte hinter dem Jäger wieder auf, deckte ihn mit
baut«, bemerkte Vader. Sein Tonfall war staubtrocken. »Es Laserstrahlen ein und verwandelte ihn in Schrott.
scheint, daß die Werft doch kein so leichtes Ziel ist.« Er beobachtete, wie die Zerstörer auf die Fregatten feuer-
Okins wandte sich an den TIE-Führungsoffizier. »Schleu- ten, eine ausschalteten und die andere in Schach hielten. Ei-
sen Sie Ihre Jäger aus. Ich will keine Feuerkraft verschwen- ne Fregatte war kein Gegner für den Stolz der imperialen
den, indem ich diese lästigen ... Fliegen mit unseren schwe- Flotte.
ren Waffen beschieße.« Während er einen weiteren X-Flügler erledigte, spürte er
»Jawohl, Admiral.« die Störung in der Macht, als die Flotte die Rebellen-Werft
Vader sah, wie ein drittes Schiff hinter dem Asteroiden beschoß und Tod und Vernichtung über die hilflosen Schiffe
auftauchte, viel schneller als die Fregatten. Er identifizierte in den Docks, die Piloten und Soldaten brachte. Farben-
es, bevor der Offizier Meldung machen konnte. »Eine corel- prächtige Strahlen aus Licht verbrannten alles, was sie be-
lianische Korvette.« rührten.
Vader lächelte hinter seiner Maske. Gut. Er wollte lieber Ein weiterer X-Flügler versuchte, mit abrupten Kursände-
kämpfen als flügellahme, am Boden hockende Vögel abzu- rungen seinem Feuer zu entgehen. Der Rebellen-Pilot war
schlachten. Er wandte sich an den Führungsoffizier. »Lassen gut, aber er hatte keine Chance, ihm zu entkommen.
Sie meinen Abfangjäger startklar machen.« Vader gab sich beim Anvisieren des Gegners ganz der
Der Admiral sah den TIE-Führungsoffizier an, dann Va- dunklen Seite hin. Spürte, wie die Zielerfassung seiner Waf-
der. »Mein Lord, halten Sie das wirklich für ...« fen einrastete ...
»... klug?« beendete Vader den Satz. »Es ist schon zu lan- Aber er feuerte nicht.
ge her, seit ich in die Schlacht geflogen bin, Admiral. Ich Angewidert brach er seinen Angriff ab und erlaubte dem
muß diese Muskeln trainieren. Sie übernehmen die Werft. X-Flügler die Flucht. Dies war unter seiner Würde. Seit er
Ich werde das Vakuum von diesen Jägern säubern.« auf der Galerie der Stadt in den Wolken mit Luke gekämpft
Der Admiral neigte militärisch knapp den Kopf. hatte, war ihm kein Gegner gegenübergetreten, der ihm ge-
Ihm blieb auch keine andere Wahl. wachsen war. Nun gut. Vielleicht stellte der Kriminelle Xizor

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eine Herausforderung dar, aber das war etwas anderes, das Der neue Blickwinkel enthüllte Xizor, der ein paar Meter
war nicht die Herausforderung eines Kriegers. Xizor war le- entfernt stand.
diglich hinterhältig und tückisch; er würde es niemals wa- Vaders unwillkürliche Reaktion überforderte sein Beat-
gen, den Dunklen Lord der Sith offen herauszufordern. mungsgerät. Er zwang sich zur Ruhe, damit das Gerät wie-
Vader blickte dem fliehenden X-Flügler nach. Die Schlacht der normal arbeiten konnte.
war allem Anschein nach vorbei. Die Rebellen-Werft brannte, »Prinz Xizor hat mir gerade erzählt, wie glücklich er war,
und ihre Luft- und Treibstoffvorräte nährten die Feuers- das Imperium mit den Positionsdaten der Rebellen-Basis
brunst. Hunderte von Schiffen waren zerstört, Tausende von versorgen zu können. Wir scheinen ihm großen Dank zu
Soldaten ausgelöscht, ein großer Sieg für das Imperium. schulden, meinen Sie nicht auch?«
Vader schüttelte den Kopf. Ein großer Sieg. Früher hätte Vader knirschte mit den Zähnen. Er hätte sich am liebsten
ihn ein derartiger Erfolg mit Stolz erfüllt. Und heute? Heute die Zunge abgebissen und sie hinuntergeschluckt, statt sich
ließ es ihn so kalt wie das Abschlachten dieser schwachen X- bei Xizor zu bedanken, vor allem vor dem Imperator, aber er
Flügler-Piloten. hatte keine Wahl. Der Imperator liebte es, hin und wieder
Ein Krieger mußte sich mit gleichwertigen Gegnern mes- mit der Peitsche zu knallen, um zu zeigen, daß er sie immer
sen. Obi-Wan war tot, und die anderen Jedi waren bis auf ei- noch in der Hand hatte und nicht davor zurückschreckte, sie
nen ausgerottet, der der stärkste von allen war. Sein eigener auch zu benutzen.
Sohn. Vader sah Xizor an. Es war gut, daß sie sein Gesicht nicht
Er hatte dem Imperator versprochen, daß Luke Skywalker erkennen konnten, als er antwortete. »Das Imperium schul-
sich ihnen anschließen oder sterben würde. Die Wahrheit det Ihnen Dank, Prinz Xizor.«
sah etwas anders aus: Luke würde sich Darth Vader an- Der Imperator lächelte.
schließen oder sterben. Xizor lächelte noch breiter. Sagte: »Oh, nicht der Rede wert,
Es war etwas, auf das er sich freuen konnte. Lord Vader. Ich bin immer froh, Ihnen zu Diensten zu sein.«
Es würde der Zweikampf seines Lebens werden. Der Der Tonfall des Mannes war so selbstlos und servil, daß er
Ernstfall, keine Spielerei. ebensogut die Stiefel des Imperators hätte lecken können.
Er kehrte mit seinem Jäger zum Schiff zurück. Gut, daß er Lichtjahre entfernt war und nicht vor ihm stand;
Vaders Zorn war so groß, daß er sich vielleicht nicht zurück-
Vader trat in das Holokamfeld und ging auf Sendung. Das gehalten und Xizor getötet hätte, trotz der Ermahnungen des
Holonetz stellte mit vielfacher Überlichtgeschwindigkeit die Imperators.
Hyperraumverbindung her. Die Luft flimmerte und schim- »Ich erwarte Sie in Kürze in meinem Palast zu sehen, Lord
merte, als der Imperator aus dem Nichts auftauchte. Vader.«
Vader sank auf ein Knie. »Mein Master«, sagte er. »Ja, mein Master. Wir befinden uns bereits auf dem Rück-
»Ah, Lord Vader. Ihr Bericht?« flug.«
»Die Rebellen-Werft existiert nicht mehr. Sie haben »Gut.«
Widerstand geleistet, aber nur kurz. Wir haben Hunderte Das Bild flackerte und verschwand.
von Schiffen und Tausende von Feinden vernichtet.« Vader war allein. Er wandte sich zum Ausgang der Holo-
»Gut, gut.« Der Imperator machte eine Handbewegung, kammer.
und sein Abbild wurde kleiner, als die Holokamera an sei- Ein Unteroffizier eilte ihm auf dem Gang entgegen. »Lord
nem Ende der Verbindung den Blickwinkel vergrößerte. Vader, ich ...«

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Weiter kam er nicht. Vader ballte die Faust und öffnete
sich der dunklen Seite.
Der Offizier griff sich an die Kehle und brach zusammen.
»Ich wünsche nicht gestört zu werden«, sagte er zu dem 15
auf dem Deck liegenden Mann. »Haben Sie das verstanden?«
Vader öffnete die Faust. Xizor lehnte sich in seinem Formsessel zurück und betrach-
Der Offizier schnappte röchelnd nach Luft. Als er wieder tete die kleine Holoprojektion, die über seinem Schreibtisch
sprechen konnte, stieß er hervor: »V-v-verstanden, L-lord schwebte. »Bild vergrößern«, befahl er. »Höchste Stufe.«
Vader!« Der Computer gehorchte, und das Bild wurde um den
Dann stürmte der Dunkle Lord der Sith davon, um in sei- Faktor Sechs vergrößert.
nem Quartier über seine nächsten Schritte nachzudenken. Auf seinem Schreibtisch stand jetzt eine betörend schöne
Frau, die nicht wußte, daß sie von einer versteckten Holoka-
Xizor war von seinem Triumph über Vader so begeistert, mera überwacht wurde.
daß ihm Schauder der Wollust über den Rücken liefen und »Transferiere das Bild zur Bodenholoplatte«.
er innerlich glühte. Wieder kam der Computer seinem Befehl nach.
»Sie müssen mich öfter besuchen kommen«, sagte der Im- Xizor nickte. »Das also ist Prinzessin Leia Organa. Hm.
perator. »Ich genieße unsere Gespräche. Ich bin sicher, daß Wie interessant.«
sich Lord Vader ebenfalls freuen wird, wenn er Sie bei seiner Er wußte natürlich, wer sie war, obwohl er sich bisher
Rückkehr hier vorfindet.« noch nie die Mühe gemacht hatte, sie genauer in Augen-
Xizor verbeugte sich. Es war höchst unwahrscheinlich, schein zu nehmen. Er hatte immer angenommen, daß sie ein
daß Vader sich über seine Anwesenheit freuen würde. gefühlloser Drachen von einer Frau war, ganz der Sache er-
»Mein Master.« geben, eine dieser androgynen und häßlichen Zelotinnen,
Er ging, und das Machtgefühl hielt unvermindert an. Der die sich keine Gedanken über ihr Aussehen machten. Das
Imperator wußte natürlich von dem Spiel, das Xizor mit Va- war ein Irrtum gewesen.
der getrieben hatte; es hatte ihm sogar gefallen, bei dem Hinter ihm sagte Guri: »Sie ist an den Besitzer eines der
Spiel mitzumachen, seine beiden Diener aufeinander loszu- von uns beschützten Casinos im Spielerkomplex von Rodia
lassen und zuzusehen, was dabei herauskommen würde. Er herangetreten. Er soll ein Treffen mit einem hochrangigen
war wie ein Mann, der ein Rudel halbzahmer Wolfskatzen Mitglied der Schwarzen Sonne arrangieren.«
besaß. Es machte ihm Spaß, einen Knochen in den Zwinger Der Dunkle Prinz legte die Fingerspitzen aneinander und
zu werfen und abzuwarten, welche Bestie sich gegen die an- betrachtete das Bild. »Aber warum sollte sich eine der Führe-
deren durchsetzte und den Knochen eroberte. Der Imperator rinnen der Allianz plötzlich für unsere Organisation interes-
war so verschlagen wie alle Menschen, und Xizor entschloß sieren? Sie haben unsere Kontaktversuche mehrfach zurück-
sich, bei der weiteren Umsetzung seines Planes äußerste gewiesen, weil sie ihre sauberen revolutionären Hände nicht
Vorsicht walten zu lassen. mit gemeinem kriminellen Schmutz beflecken wollten. Ha-
Äußerste Vorsicht. ben sie ihre Einstellung geändert? Das glaube ich eigentlich
nicht.«
Da er keine Frage gestellt hatte, sagte Guri nichts darauf.
Xizor fuhr fort: »Es muß sich um etwas Wichtiges han-
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deln. Wir sollten herausfinden, was es ist, nicht wahr? Küm- scheinlich dinierte sie in einem Luxusrestaurant oder gab
mere dich darum.« Geld für teure Vergnügungen aus. Frauen liebten derartige
Wieder sagte Guri nichts, aber Xizor registrierte ein Zö- Dinge.
gern in ihrer Haltung. »Ein Problem?«
»Die Aufgabe erscheint mir keine große Herausforderung Leia sah zu, wie Chewie eine weitere Holopartie spielte,
zu sein.« diesmal mit einem Twi'lek mit schreiendbunten Tätowierun-
Xizor lachte. Das war eine ihrer wenigen Marotten - sie gen und billigem Schmuck an seinem tentakelbewehrten
wollte immer bis an die Grenzen ihrer Fähigkeiten gefordert Kopf.
werden. »Vielleicht nicht. Trotzdem ist es aus einem anderen Chewie machte seinen Zug und lehnte sich zurück.
Grund wichtig. Wenn unser und der imperiale Geheim- »Sehr gut, Chewbacca«, lobte 3PO. »Ein ausgezeichneter
dienst recht haben, gibt es nur sehr wenige Personen, die Zug.«
Prinzessin Organa nahestehen. Eine davon ist Luke Skywal- Der Twi'lek sah 3PO an und schenkte ihm ein häßliches,
ker. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß sie weiß, wo er sich zähnestarrendes Grinsen.
aufhält. Stelle fest, was sie will, und erstatte mir dann Be- Leia beugte sich zu dem Protokolldroiden und flüsterte
richt. Sie könnte uns vielleicht zu Skywalker führen. So oder ihm zu: »Was geht hier vor? Ich habe gesehen, wie dieser
so werde ich irgendeine ... Verwendung für sie finden. Aber Twi'lek vier Spiele hintereinander gegen andere Spieler ge-
vorher kümmerst du dich um diese andere Angelegenheit, wonnen hat, die viel besser waren als Chewie.«
über die wir gesprochen haben. Sie dürfte eine ... größere 3PO sah sie an. »Ah, nun ja«, sagte er gedämpft. »Ich habe
Herausforderung darstellen, denke ich.« mir erlaubt, dem Twi'lek vor der Partie zu verraten, was pas-
»Wie Sie wünschen.« siert, wenn Wookiees bei derartigen Spielen verlieren.«
Xizor entließ sie, und Guri ging hinaus. Leia starrte ihn verständnislos an.
Er richtete seine Blicke wieder auf Leia Organas Holobild. »Sie erinnern sich, was Master Solo über das Armaus-
»Computer, Bild drehen, normale Geschwindigkeit.« reißen gesagt hat?«
Das Hologramm rotierte um eine unsichtbare Achse. Leia schüttelte den Kopf. Han hatte 3PO mit dieser Be-
Von hinten sah sie genauso gut aus. merkung nur ärgern wollen. Chewie war in der Schlacht ein
Xizor holte tief Luft und stieß sie zischend wieder aus. Ei- wilder Kämpfer, aber ansonsten ein gutmütiges Geschöpf,
ne interessante Frau. Attraktiv, tüchtig, gebildet und gefähr- Sie hatte Han diese Geschichte mit den ausgerissenen Armen
lich. Nach den vorliegenden Daten war sie nicht nur wun- nie geglaubt. Aber offenbar dachte der Twi'lek anders drü-
derschön, sondern konnte auch hervorragend mit dem ber.
Blaster umgehen. Wenn der Vertreter der Schwarzen Sonne nicht bald auf-
Der Dunkle Prinz schauderte. Er spürte, wie sich seine tauchte und sie noch länger hier festsaß, würde sie garantiert
Hautfarbe veränderte und das kühle Grün einem wärmeren eine besonders schlimme Form des Bordkollers bekommen.
Hellorange wich. Er lächelte. Die Trennung von seiner letz-
ten Geliebten lag schon eine Weile zurück. Der Gedanke an Guri saß am Tisch und fixierte ihre drei Gegenüber. Zwei
weibliche Gesellschaft hatte etwas Verführerisches an sich. von ihnen waren Menschen; einer war ein Quarren. Hinter
Vor allem, da es sich hierbei um eine Frau handelte, die ihr hatten sich zwei gamorreanische Leibwächter postiert.
mehr zu bieten hatte als nur ein gutes Aussehen. Er fragte Guri war unbewaffnet.
sich, was sie in diesem Moment wohl gerade machte. Wahr- »Ihre Quellen irren sich«, erklärte einer der Männer,

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Tuyay, der Geschäftsführer der Ororo-Reederei. Ein Body- genug von diesen Nettigkeiten.« Tuyay funkelte Guri an.
builder, dessen Muskelberge den teuren Maßanzug aus »Geh nach Hause, kleines Mädchen. Geh jetzt, bevor ich es
Zeydtuch spannten. Wahrscheinlich konnte er das Vierfache mir anders überlege. Und komm ja nicht zurück, sonst finde
seines Körpergewichts stemmen, ohne auch nur ins Schwit- ich vielleicht eine Verwendung für dich, die dir nicht gefal-
zen zu geraten. Er sah nicht besonders glücklich aus. Um ge- len wird.« Er grinste bösartig.
nau zu sein, er sah aus, als würde ihm im nächsten Moment Guri lächelte und stand auf. Sie sah aus, als wäre sie gera-
ein Blutgefäß platzen. de aus einem langen Schlaf erwacht.
»Tatsächlich?« sagte Guri. Sie saß völlig entspannt auf ih- Als sie sich bewegte, geschah es mit unglaublicher Schnel-
rem Stuhl. ligkeit. Sie sprang auf den Tisch, schlug einen Salto nach
»Tuyay hat recht. Ororo würde es niemals wagen, sich in vorn und landete hinter Tuyay, fuhr herum und riß ihn mit-
die Angelegenheiten der Schwarzen Sonne einzumischen.« samt seinem Stuhl in die Höhe. Dann schleuderte sie ihn ge-
Das kam von Dellis Yuls, dem Kopffüßer und Sicherheits- gen die beiden gamorreanischen Wächter, bevor sie dazu ka-
chef der Organisation. men, ihre Blaster zu ziehen. Der Aufprall schmetterte die
Der dritte am Tisch, ein dünner, kleiner und nervöser beiden schweineähnlichen Nichtmenschen rücklings zu Bo-
Mann, nickte bestätigend. »Nein, natürlich würden wir nie- den.
mals auf Prinz Xizors Territorium wildern.« Z. Limmer, der Dellis Yuls zog einen kleinen Blaster aus seiner Robe, aber
Finanzchef. ehe er schießen konnte, packte Guri sein Handgelenk, brach
»Aha«, nickte Guri. »Ich soll also Prinz Xizor berichten, es und entriß ihm die Waffe. Sie warf sie grinsend zur Seite.
daß alles nur ein Irrtum war - daß unsere Agenten Idioten Limmer wollte aufstehen, und sie rammte ihm ihre Fin-
sind, die nicht einmal mit beiden Händen ihr Hinterteil fin- gerspitzen in die Kehle, um dann Yuls Kopf mit einem Ruck
den können?« zu verdrehen, daß sein Genick mit einem feuchten Knirschen
»Ich würde es vielleicht ein wenig anders formulieren«, brach, und dann über den Tisch zu springen.
sagte der Quarren. Tuyay kam wieder auf die Beine und wirbelte zu ihr her-
Tuyay sah seine beiden Partner an und schnaubte. »Hört um. Guri und er fuhren sich gleichzeitig an die Kehle und
mit dem Mist auf! Ich denke nicht daran, vor ihrem Boß den drückten zu. Für einen Moment standen sie reglos da.
Schwanz einzuziehen.« Er wandte sich an Guri. »Ja, sagen Tuyay erschlaffte, und sein Gesicht verriet sein Entsetzen
Sie ihm, daß Ihre Agenten Idioten sind! Sagen Sie ihm, daß über ihre Stärke. Er verlor das Bewußtsein, als die Blutzu-
er ein Idiot ist! Ororo hat keine Angst vor dem schrecklichen fuhr zum Gehirn unterbrochen wurde.
und mächtigen Dunklen Prinzen! Wir sind hier draußen am Guri ließ ihn fallen, bückte sich, zog den Blaster aus dem
Rand, weit entfernt von den weichen Betten und dekadenten Gürtel eines der bewußtlosen Gamorreaner und schoß damit
Vergnügungen des imperialen Zentrums, wo Xizor sein Nest beiden Leibwächtern in den Kopf.
mit unseren Tributzahlungen polstert. Wir arbeiten hier Sie sprang auf den Tisch und vom Tisch auf den Boden,
draußen hart für unser Geld; wir haben uns jeden Dezikred landete neben Limmer und Yuls und tötete beide mit einem
verdient! Sagen Sie ihm, wenn es ihm nicht paßt, kann er Genickschuß.
herkommen und versuchen, etwas dagegen zu tun.« Dann trat sie zu Tuyay, der auf dem Boden lag und rö-
Limmer schluckte und wurde bleich. »Ich ... ich ... ich chelnd atmete. Sie kniete neben ihm nieder und wartete, bis
denke, Tuyay will damit sagen, daß ...« er das Bewußtsein wiedererlangte und sie ansah.
»Hält's Maul, Limmer, du kleiner Revowurm! Ich habe »Ich werde Prinz Xizor Ihre Worte ausrichten.« Sie lächelte,
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drückte fast beiläufig den Blaster gegen Tuyays linken Aug-
apfel und schoß.
Dann stand sie auf, trat zu der versteckten Wandkamera,
die die ganze Szene aufzeichnete, und riß die Einheit aus der 16
Wand.
Das Bild wurde schwarz. »Also, wo ist Leia?« fragte Luke.
»Aufzeichnung stoppen«, befahl Xizor. Er und Dash waren mit ihren Flitzern zu Bens Haus zu-
Er seufzte und schüttelte den Kopf. Die Aufnahme bestä- rückgekehrt. Die beiden Flitzer befanden sich jetzt unter
tigte ihm, was er bereits wußte. Guri war die tödlichste Waf- dem Camounetz des X-Flüglers. Dashs Schiff wartete auf
fe in seinem Arsenal. Er fragte sich, wie sie sich in einem dem Raumhafen von Mos Eisley.
Zweikampf mit Vader schlagen würde. Wahrscheinlich bes- »Sie ist nach Rodia geflogen, um Kontakt mit der Schwar-
ser als er selbst, obwohl er ziemlich sicher war, daß Vader, zen Sonne aufzunehmen.«
der erfahrene Jedi gejagt und getötet hatte, sie besiegen Luke ließ fast den Kanister mit kaltem Wasser fallen. »Die
konnte. Schwarze Sonne! Hat sie den Verstand verloren?«
Trotzdem würde es ein spannender Kampf werden. Dash grinste. »Oh, Sie sind ein Experte, was die Schwarze
Und ein teures Vergnügen, sollte Guri verlieren, denn Sonne angeht, was?«
schließlich hatte sie neun Millionen Kredits gekostet. »Nein, aber ich habe mich mit Han über sie unterhalten, als
»Noch einmal von vorn abspielen«, befahl er. wir während dieser kalten, stürmischen Nächte auf Hoth fest-
Er liebte es, einem Profi bei der Arbeit zuzusehen. saßen. Er hatte früher mit ihr zu tun gehabt und hielt sie für ge-
fährlicher als das Imperium.« Er schwieg einen Moment. »War-
um will Leia Kontakt mit der Schwarzen Sonne aufnehmen?«
Dash zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Vielleicht will
sie herausfinden, wer Ihren Tod wünscht. Die Prinzessin
mag Sie, obwohl mir nicht klar ist, warum. Wollen Sie sich
an diesem Wasser festhalten, bis es verdunstet ist?«
Luke starrte den vergessenen Kanister in seiner Hand an.
»Oh, tut mir leid.« Er reichte ihn Dash, der sich eine große
Tasse Wasser eingoß und sie schlürfend leerte.
Die Vorstellung, daß Leia sich mit einer mörderischen
Verbrecherorganisation einließ, gefiel ihm ganz und gar
nicht. Aber was konnte er dagegen tun? Sie war ein großes
Mädchen; sie hatte schon auf sich selbst aufgepaßt, als sie
sich noch gar nicht kannten. Nun ja, abgesehen von der Ge-
fangennahme durch Vader. Sicher, er und Han und Chewie
hatten sie befreit, sich dabei aber nicht sonderlich mit Ruhm
bekleckert. Sie hatten sich in dieser Müllgrube vielmehr mit
stinkendem Abfall bekleckert...
»Also, Junge, wie sieht's aus?«

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»Was?« Dash hatte sich bereits zur Tür gewandt.
»Sitzen wir hier herum und warten, bis sie zurückkom- Die anfliegende Rakete wurde sichtbar. Einen halben Ki-
men? Oder wollen Sie vielleicht den Hutt fragen, warum er lometer weiter stürzte sie dem Wüstenboden entgegen.
Ihnen diese Komikertruppe auf den Hals gehetzt hat?« »Wer weiß, daß wir hier sind, Kleiner?«
»Jabba hat keinen Grund, mich zu töten.« Luke schüttelte den Kopf. »Leia, Lando, Chewie, 3PO.«
»Aber vielleicht hat ihn jemand damit beauftragt. Deshalb »Und Jabba«, fügte Dash hinzu. »Obwohl ich nicht glau-
bin ich hier, schon vergessen? Da es im Moment ziemlich be, daß er Geld für einen Droiden ausgeben würde, wenn er
still und friedlich ist, könnte ich Ihnen auch beibringen, wie Sie über Lokalkom erreichen kann. Außerdem scheint er Sie
man diese Flitzer richtig fliegt.« eher töten als sprechen zu wollen.«
»Hören Sie, diese Kerle hätten mich nie in der Bettler- »Vielleicht ist es für Sie«, vermutete Luke.
schlucht erwischt...« »Das bezweifle ich. Ich hinterlasse nie eine Nachsende-
R2 begann aufgeregt zu pfeifen und zu piepen. adresse. Bis auf Ihre Freunde weiß niemand, daß ich hier
»Der Ton gefällt mir nicht«, sagte Luke. bin, und sie haben keinen Grund, mir eine Nachricht zu
»Was ist los?« fragte Dash. schicken.«
»Es klingt so, als wäre draußen was passiert. Am besten Luke verfolgte den Sturz des kleinen Kurierschiffs. Es
sehen wir nach.« zündete die Retros und wurde langsamer, aber es kam im-
R2 piepte wieder. mer noch ziemlich schnell herunter. Der Droide mußte die
Dash zog seinen Blaster und überprüfte die Ladung der Schwerkraft unterschätzt haben.
Energiezelle. Vielleicht war die Nachricht für Ben bestimmt. Vielleicht
Luke vergewisserte sich, daß sein Lichtschwert an seinem kam sie von jemandem, der lange Zeit keinen Kontakt mit
Gürtel hing. ihm gehabt hatte und nicht wußte, daß er tot war.
R2 zwitscherte und rollte zur Tür. Der Kurierdroide schlug hart genug auf, um Sand in die
Draußen sahen sie den Feuerstrahl einer hoch am Himmel Höhe spritzen zu lassen und einen Lärm zu machen, der
abbremsenden Rakete. noch fünfhundert Meter weiter hörbar war.
»Sieht wie ein Kurierdroide aus«, brummte Luke. »Sehen wir nach«, sagte Dash.
R2 schien dies zu bestätigen. Luke biß die Zähne zusammen. Er wollte Dash schon fra-
Dash stieß die Luft aus und schob seinen Blaster zurück gen, wie er dazu kam, ihm Befehle zu geben, aber er hielt
ins Holster. sich zurück. Von Jedi-Rittern wurde Gelassenheit erwartet.
Kurierdroiden gehörten nicht zu den Dingen, die jeden Daran mußte er noch arbeiten.
Tag vorbeigeflogen kamen. Sie wurden eingesetzt, wenn es Sie machten sich auf den Weg zu dem Schiff.
auf schnelle Nachrichtenübermittlung ankam und man nicht
riskieren wollte, das Holonetz und seine Relaisstationen zu In seinem gesicherten Quartier schreckte Xizor aus einem
benutzen, aber sie waren teuer und konnten nur einmal ver- leichten Schlummer auf, als sein persönliches und privates
wendet werden, sofern man nicht zufällig einen neuen Rake- Kom leise seinen Namen rief.
tentreibsatz zur Hand hatte. »Ein Gespräch für Sie, Prinz Schiizor.«
R2 pfiff wieder. War es nur Einbildung, oder sprach der Stimmchip seinen
»Das ist verdammt schnell. Ich hoffe, er übersteht den Namen genauso falsch aus wie der Sessel, den er vor kurzem
Aufprall«, meinte Luke. ausgewechselt hatte?

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Heutzutage gab es keine Qualität mehr. Alles versagte nein, das war nicht die Art der Falleen. Die Falleen waren
schon nach kurzer Zeit. Die Entropie im Imperium nahm mit kalt.
Turboliftgeschwindigkeit zu. Kälte war besser als Hitze.
»Verbindung herstellen. Und führe eine Selbstdiagnose Immer.
deines Stimmchips durch.«
Auf seinem Schreibtisch erschien ein kleiner Holowürfel. Darth Vader beobachtete den Spion mit der Holokamera, die
Der Anrufer war einer seiner örtlichen Spione. im Kopf eines Straßenreinigungsdroiden versteckt war. Der
»Ja?« Droide kroch wie eine riesige mechanische Schnecke über
»Sie befahlen mir, Sie sofort zu informieren, wenn Lord die Straße, reinigte den Belag mit starken Düsen und Bür-
Vader in seine Burg zurückkehrt, mein Prinz. Er ist soeben sten, die ihn zum Funkeln brachten, und hinterließ eine Spur
eingetroffen.« aus Sauberkeit statt aus Schleim.
Der Dunkle Prinz nickte. »Gut. Machen Sie mit den nor- Xizors Spion saß in einem Straßencafe vor einem heißen
malen Überwachungsmaßnahmen weiter.« Getränk, das inzwischen erkaltet war, und gab vor, den Aus-
Der Spion nickte und unterbrach die Verbindung. Sein druck einer Faxzeitung zu lesen.
Bild verschwand. Vader seufzte und unterbrach mit einem Wink die Über-
Vader war also aus dem Krieg zurückgekehrt, nachdem tragung. All dieses Spionieren und Intrigieren widerte ihn
er unwissentlich die Schmutzarbeit für Xizor erledigt und an. Sicher, er hatte das Spiel gelernt; er beherrschte es, denn
Ororo da getroffen hatte, wo es am meisten schmerzte, und es gehörte zum Leben auf dieser Welt, aber es gefiel ihm
zwar bei den Kredits. Zusammen mit Guris kleiner Demon- nicht. Männer wie Xizor und der Imperator genossen ihre
stration vor der Führungsspitze würde dies genügen, Oro- Manipulationen, aber Vader fühlte sich immer ... be-
ros Wohlverhalten zu sichern, zumindest in der nahen Zu- schmutzt, wenn er sich mit diesen Doppelspielen und Hin-
kunft. terhalten beschäftigte. Er war ein Krieger, und als solcher
Am besten suchte er Vader erst später auf. Zweifellos zog er es lieber vor, sich allein einer heranmarschierenden
brauchte der Dunkle Lord der Sith einige Zeit, um sich von Armee entgegenzustellen statt lächelnd und hinterrücks den
der Ohrfeige zu erholen, die ihm der Imperator im übertra- Ruin eines Feindes zu planen, wie es im politischen System
genen Sinne verpaßt hatte. Vaders Hauptproblem war, daß des imperialen Zentrums üblich war. Einen Mann mit dem
er sich von seinen Gefühlen beherrschen ließ. Ein Erbe seiner Schwert niederzustrecken war sauber und ehrenhaft. Ihm
Säugetierherkunft - es war bei vielen Spezies so und fast im- aus einer dunklen Gasse heraus in den Rücken zu schießen
mer zu ihrem Nachteil. Kälte erlaubte Präzision; Hitze warf und die Schuld einem anderen in die Schuhe zu schieben
die Vorsicht über Bord und überwältigte einen am Ende. war etwas völlig anderes.
Kälte war das Produkt von Berechnung und Planung, Hitze Er wandte sich von den Monitoren ab. Ja, er konnte es tun,
das Ergebnis ungezügelter Leidenschaft. Leidenschaft war und ja, es war notwendig; aber es mußte ihm trotzdem nicht
schön, aber nur, wenn man sie richtig kontrollierte und ka- gefallen.
nalisierte. Früher oder später würde er genug Beweise gegen Xizor
Zum Beispiel Prinzessin Leia. Er fühlte sich von ihr ange- gesammelt haben. Je komplizierter das Netz war, desto
zogen, aber er würde sie langsam und mit Sorgfalt erobern, wahrscheinlicher war es, daß sich der Weber schließlich
nicht in wilder Gier, bei der er seinen intellektuellen An- selbst in ihm verfing. Früher oder später würde der Mann ei-
ker einholte und hinaus aufs Meer der Lust segelte. Ah, nen verhängnisvollen Fehler machen, und wenn das ge-

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schah, würde Vader Xizor töten - und dem Imperator hinter- sein, glaubte er, etwas, das Leia nicht vergessen konnte. Was
her die Gründe für seine Tat erklären. fiel ihm als erstes ein, wenn er an sie dachte?
Er freute sich schon darauf. Das war es wohl nicht.
»Äh, Alderaan?«
Der Kurierdroide, ein kompakter, abgerundeter Behälter mit »Paßwort korrekt.«
einer Antigraveinheit, die ihm erlaubte, in mehreren Metern In der Verkleidung des Droiden öffnete sich eine Klappe
Höhe über dem Boden zu schweben, war durch den harten und enthüllte einen Holoprojektor. Nach einem Moment
Aufprall in der Wüste offenbar nicht beschädigt worden. Der schaltete sich der Projektor ein.
Kasten, der halb so groß war wie R2, hing jetzt vor Luke und Vor ihnen stand ein kleiner, langhaariger und bärtiger Bo-
Dash in Bens Haus in der Luft. than, der eine waldgrüne Tunika, Hosen und Stiefel sowie ein
Er sah nicht beschädigt aus, aber irgend etwas mußte de- Oberschenkelholster mit einem großen Militärblaster trug.
fekt sein. »Ich habe eine Botschaft für Prinzessin Leia Orga- »Ich grüße Sie, Prinzessin Leia. Ich bin Koth Melan, und
na«, sagte er zum fünften Mal. ich spreche zu Ihnen von meiner Heimatwelt Bothawui. Un-
»Wie oft muß ich dir noch sagen, daß sie nicht hier ist?« ser Spionagenetz ist auf Informationen gestoßen, die für die
knurrte Luke. »R2, kannst du mit diesem Ding reden?« Allianz lebenswichtig sind, und diese Daten sind von derar-
R2 rollte zu dem Droiden, pfiff und piepte in rascher Fol- tiger Bedeutung, daß sie den Einsatz dieses Kurierdroiden
ge und deckte das Ding schließlich mit Lichtblitzen aus sei- rechtfertigen. Sie müssen unverzüglich nach Bothawui kom-
nem Holoprojektor ein. men. Ich kann gar nicht genug betonen, wie wichtig und wie
Eine Pause folgte, in der sich irgendein System im Inneren dringlich diese Informationen sind. Die Zeit ist von entschei-
des Droiden neu justierte. dender Bedeutung. Ich werde die nächsten fünf Tage in der
»Sollte Prinzessin Leia Organa verhindert sein, bin ich er- intergalaktischen Handelsmission sein. Die Allianz muß in
mächtigt, die Botschaft an einen autorisierten Vertreter zu dieser Zeit handeln, oder die Informationen sind verloren.«
übermitteln«, sagte er. Die Projektion erlosch.
»Das ist schon mal ein Fortschritt«, nickte Luke. »Her da- »Sieh an«, brummte Dash. »Da hat es jemand aber ver-
mit. Ich bin ihr, äh, autorisierter Vertreter.« dammt eilig. Wir könnten es rechtzeitig nach Bothawui
Er grinste Dash an und erntete ein Kopfschütteln. schaffen, wenn ich alles aus meinem Schiff heraushole.
»Paßwort?« fragte der Droide. Selbst mit Ihrer X-Flügler-Kiste könnten Sie es schaffen, ob-
Paßwort? Was fiir ein Paßwort würde Leia benutzen? wohl ich darauf nicht wetten würde.«
»Ah, Luke Skywalker.« »Wir müssen Leia informieren«, erklärte Luke.
»Dieses Paßwort ist nicht korrekt.« »Keine Chance, Kleiner. Über Holonetz können wir sie
Dash lachte. nicht erreichen, weil wir nicht genau wissen, wo sie ist. Wir
»Äh, Han Solo?« können nicht irgendwo anrufen und nach ihr fragen, oder?
»Dieses Paßwort ist nicht korrekt.« Entschuldigen Sie, aber können Sie mir bitte sagen, wo sich
»Wenn Sie alle Namen, die Sie kennen, herunterrasseln die meistgesuchten Feinde des Imperiums befinden?<«
wollen, Luke, stehen wir nächstes Jahr noch hier herum.« »Schon gut, ich hab's kapiert.«
»Halten Sie den Mund, ja? Ich überlege.« »Nun ja, um nach Rodia zu fliegen, sie zu finden und
»Ah, dabei will ich Sie wirklich nicht stören.« dann nach Bothawui zu bringen, brauchen wir mindestens
Luke dachte fieberhaft nach. Es mußte etwas Einfaches eine Standardwoche.«

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Luke starrte den Kurierdroiden an. Was sollten sie nur
tun? Diese Sache war groß, richtig groß.
»Nun«, sagte er, »ich schätze, dann müssen wir eben an
ihrer Stelle nach Bothawui fliegen.« 17
»Warum? Die Nachricht war für sie bestimmt.«
»Ich bin ihr autorisierter Vertreter. Ich kenne das Paßwort. »Ess tut mir ssehr leid«, sagte Avaro. »Die Sschwarzze Sson-
Was auch immer dieser Koth Melan für sie hat, er kann es ne sspringt nicht auf mein Kommando.«
mir verraten.« Leia schüttelte enttäuscht den Kopf. Sie stand mit Chewie
»Klingt nicht sehr überzeugend. Ein bothanscher Meister- in Avaros Büro und wurde erneut vertröstet. Lando war
spion soll Ihnen einfach diese hochwichtigen Geheiminfor- glücklich wie ein Springschwein in einer Grube voll war-
mationen verraten? Außerdem stimmt etwas mit seinem Na- mem Schlamm; er gewann die meisten Kartenspiele, bei de-
men nicht. >Melan<? Das ist kein bothanscher Name.« nen er mitmachte. Selbst Chewie gefiel es im Casino, aber
»Niemand hat Sie gefragt. Sie werden bezahlt, um mein wenn nicht bald etwas geschah, bekam sie noch einen Ner-
Leben zu beschützen, richtig? Die Allianz ist Ihnen doch völ- venzusammenbruch. Herumzusitzen und nichts zu tun war
lig egal.« einfach nicht ihr Stil.
»Solange sie mich nicht engagiert, haben Sie recht.« »Okay«, nickte sie. »Jetzt hören Sie mir mal gut zu. Wenn
»Schön. Ich fliege nach Bothawui. Sie können machen, in einer Woche noch niemand hier aufgetaucht ist, werde ich
was Sie wollen.« es woanders versuchen.«
Dash grinste. »Gut. Sie sind lebend für mich mehr wert als Avaro zuckte die Schultern. »Machen Ssie, wass Ssie wol-
tot; also werde ich Sie weiter beschützen, schon im Interesse len.«
meines Erfolgshonorars. Ich fliege mit einem der Flitzer in Wenn das nur möglich wäre, dachte Leia. Am liebsten hät-
die Stadt zurück und hole mein Schiff ab. Wir treffen uns im te sie sofort etwas unternommen, um herauszufinden, wer
Orbit.« hinter Luke her war und warum. Vader hatte sich ziemlich
Luke ruckte. Er mochte Dash nicht besonders, aber der tölpelhaft verhalten, wenn man das Bestechungsgeld, das er
Bursche war ein hervorragender Schütze und ein Meisterpi- der Cheftechnikerin gezahlt hatte, so leicht zum Dunklen
lot. Das war eine Menge wert. »Steigen wir in den X-Flügler, Lord der Sith zurückverfolgen konnte. Es kam ihr viel zu ein-
R2. Wir machen einen kleinen Ausflug.« fach vor. Zwar konnte sie sich nicht vorstellen, wer sonst noch
Auch R2 schien dies nicht für eine besonders gute Idee zu ein Interesse daran haben mochte, Luke zu töten, aber einfa-
halten. che Erklärungen machten sie immer mißtrauisch.
Schade, dachte Luke. Ein Jedi-Ritter würde nicht einfach Sie stand auf und verließ Avaros Büro. Sie hatte keine
herumsitzen, wenn es lebenswichtige Arbeit für die Allianz große Wahl. Sie würde warten, aber es würde ihr nicht gefal-
zu erledigen gab, oder? Nein. Ganz bestimmt nicht. len.

Guri wollte schon nach Rodia aufbrechen, als Xizor sie zu-
rückhielt. »Bevor du abfliegst, habe ich noch einen Auftrag
für dich. In meiner privaten Datenbank gibt es ein geheimes
Dokument namens >Route<. Du weißt, um was es sich han-
delt.«
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»Ja.« Es war nicht schwierig, nach Bothan zu gelangen, obwohl es
»Fertige eine Kopie davon an und sorge dafür, daß sie in nach dem Rücksturz in den Normalraum etwas brenzlig
den Besitz unseres bothanschen Doppelagenten auf Botha- wurde. Eine imperiale Patrouille überwachte den Planeten.
wui gelangt. Mach ihm klar, daß das Dokument von uns Luke und Dash mußten einige ausgefallene Flugmanöver
stammt.« vornehmen, um ihr auszuweichen.
Guri sagte nichts, aber er spürte ihren Widerwillen. »Du Es schien keine Quarantänebestimmungen zu geben, und
bist damit nicht einverstanden«, stellte er fest. sie konnten ungehindert landen. Anschließend fuhren sie
»Es scheint mir nicht in Ihrem Interesse zu sein«, meinte mit einem Schwebetaxi vom Raumhafen in die Stadt.
sie. Luke war noch nie auf Bothawui gewesen, und ihn beein-
»Ah, aber du irrst dich. Wenn die Schwarze Sonne den druckte, wie sauber und ordentlich alles im Vergleich zu sei-
Rebellen diesen Leckerbissen in die Hände spielt, werden sie ner Heimatwelt war. Es war ein sonniger Frühlingstag in
eher bereit sein, uns zu trauen. Für den unwahrscheinlichen dieser Region. Hin und wieder entdeckte er kleine Gruppen
Fall, daß das Imperium diesen Krieg verlieren sollte, werden imperialer Sturmtruppen, die zur Besatzungsmacht gehör-
wir als Freunde und nicht als Feinde der Allianz dastehen.« ten, aber die Bothans schienen die Kontrolle über den Raum-
Guri nickte. Sie verstand, ob sie nun zustimmte oder hafen zu haben. Die Straßen waren breit, und viele der ho-
nicht. »Eure Hoheit.« hen Gebäude bestanden aus glitzerndem Naturstein. Die
Sie ging. meisten Leute auf den Straßen waren natürlich Bothans, aber
Xizor dachte über Guris Einwand nach, als er noch einmal es gab auch eine beträchtliche Anzahl Außenweltler. Sehr
den Plan durchging. Die neue Information gehörte zu einer kosmopolitisch, wenn man den Krieg und die Umstände be-
ganzen Reihe geheimer Daten, die er bereits an die Bothans dachte. Er machte Dash darauf aufmerksam.
verraten hatte. Er ging damit natürlich ein Risiko ein, aber »Na ja, hier gibt es jede Menge Spione«, meinte Dash.
kein großes, wenn man bedachte, was er dadurch gewinnen »Bothawui ist eins der aktivsten Spionagenester in der Gala-
konnte. Das Imperium war stark, und er glaubte nicht wirk- xis. Das Imperium hat seine Spione hier; die Allianz auch,
lich, daß die Allianz triumphieren würde, aber nur ein und sie haben ein Übereinkommen getroffen, nach dem der
Dummkopf berücksichtigte nicht alle Alternativen, so un- Planet neutrales Gebiet ist.«
wahrscheinlich sie auch sein mochten. Es waren schon selt- Sie erreichten die intergalaktische Handelsmission, zahl-
samere Dinge passiert. Leute wurden von Blitzen getötet; an- ten den Fahrpreis und stiegen aus.
dere am hellichten Tag von Meteoriten getroffen; der Ins Gebäude zu kommen und Koth Melan zu sprechen
Flügelschlag einer Motte an der Nordküste konnte an der war ein wenig schwieriger.
Südküste einen Tornado auslösen. Ein umsichtiger Spieler Der bothansche Posten am Eingang wollte einen Paß se-
ging keine unnötigen Risiken ein, aber es gab Zeiten, da hen, und sie hatten keinen. Luke hatte kein besonderes Inter-
mußte man einen wohlkalkulierten Sprung machen, um ei- esse daran, dem Posten zu sagen, wer er war, denn schließ-
nen tiefen Abgrund zu überwinden. Dies war eine dieser lich wurde er gesucht.
Zeiten, und wie gewöhnlich war es ein zweischneidiges Ob er es wagen sollte, den Bothan mit der Macht zu be-
Schwert. Wenn man es richtig schwang, konnte man mit ei- einflussen? Er hatte Bens Trick ein paarmal benutzt, und er
nem Schlag zwei Gegner erledigen. hatte funktioniert. Außerdem konnte er so Dash beein-
Und so mußte es auch sein. drucken.
Aber ehe Luke die Macht sammeln und gegen den Posten

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einsetzen konnte, zog Dash den Bothan zur Seite, redete ein »Prinzessin Leia wird von Koth Melan erwartet«, erklärte
paar Worte mit ihm und drückte ihm etwas in die Hand. Luke.
Der Posten lächelte und winkte sie ins Gebäude. »Sie sind Prinzessin Leia?«
»Was haben Sie zu ihm gesagt?« fragte Luke. Luke runzelte die Stirn. »Nein, nein. Ich bin nicht Prinzes-
»Nicht viel. Aber diese Hundert-Kredits-Münze, die ich sin Leia. Ich bin ihr ... Vertreter. Luke Skywalker. Wir wer-
ihm gegeben habe, sagte: >He, das sind gute Jungs - warum den nicht direkt erwartet. Aber er will sie sprechen, also
läßt du sie nicht einfach rein?<« wird er auch uns sprechen wollen.«
»Sie haben ihn bestochen?« »Ich halte das für keine logische Schlußfolgerung«, meinte
»Sie sind noch nicht viel rumgekommen, was? So läuft der Droide.
das eben hier draußen in der wirklichen Galaxis. Geld re- »Hör zu, sage ihm einfach, daß wir da sind, okay?«
giert die Welt. Wir haben unser Ziel erreicht, also können »Ich fürchte, ich kann Sie ohne Termin nicht vorlassen.
wir zufrieden sein. Der Posten kann seiner Frau oder Freun- Master Melan ist ein vielbeschäftigter Bothan. Ich kann ihn
din ein hübsches Geschenk kaufen, also ist er auch zufrie- nicht mit jeder Kleinigkeit belästigen. Aber ich könnte Ihnen
den. Keinem ist ein Leid geschehen. Wenn wir erwischt wer- einen Termin geben. Vielleicht in einer Standardwoche? Ihre
den, hat uns der Posten noch nie zuvor gesehen. Das gehört Namen?«
alles zum Geschäft.« Luke runzelte die Stirn. Wie konnten sie diesen Droiden
Luke schüttelte den Kopf. Aber vielleicht hatte Dash ja dazu bringen, sie vorzulassen? Sie konnten ihn nicht beste-
recht. War es wirklich viel schlimmer, ihm Geld zu geben, chen, die Macht würde nicht funktionieren ...
als sein Bewußtsein mit der Macht zu beeinflussen? Ja, es Dash grinste und zog seinen Blaster. Richtete ihn auf den
war für einen guten Zweck, und es wäre gerechtfertigt gewe- Droiden. »Okay, Goldie. Mein Name ist Mann-mit-einem-
sen, aber waren ein paar Kredits nicht genauso gerechtfer- Blaster-der-dich-gleich-grillen-wird. Entweder du öffnest die
tigt? Tür, oder dein vielbeschäftigter Bothan kann sich einen neu-
Er würde noch einmal gründlich darüber nachdenken en Empfangsdroiden suchen.«
müssen. »Du liebe Güte!« rief der Droide.
Dash ging währenddessen zu einem Informationsdroiden, »Und wage es ja nicht, Alarm auszulösen«, warnte Dash.
der in der Lobby des Gebäudes geparkt war. »Wo finden wir »Ich behalte dich ganz genau im Auge. Hoch mit dir, und
Koth Melan?« fragte er. öffne die Tür manuell.«
Der Droide hatte eine tiefe, sonore Stimme. »Sechzehnter »Wie Sie wünschen, Mann-mit-einem-Blaster-der-dich-
Stock, Nummer Sieben«, sagte er. gleich-grillen-wird«, sagte der Protokolldroide.
»Danke.« Luke und Dash wechselten einen säuerlichen Blick. Droi-
Sie wandten sich zu den Turboliften. den neigten manchmal dazu, alles zu wörtlich zu nehmen.
Der Droide trat an den Tastenblock neben der Innentür
Im Vorzimmer des Büros, in das man Dash und Luke ge- und gab einen Kode ein. Sie glitt zur Seite.
schickt hatte, saß ein weiterer Droide, ein Protokollmodell »Rein mit dir«, befahl Dash.
wie 3PO, am Schreibtisch. Die Metallhaut des Droiden Der Protokolldroide führte sie in ein großes Büro. An ei-
glänzte wie poliertes Gold. ner durchsichtigen Wand aus Stahlglas stand ein Schreib-
»Guten Morgen. Womit kann ich Ihnen dienen?« fragte er tisch, an dem der Bothan saß, der Leia die Botschaft ge-
sie. schickt hatte.

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Nun, zumindest glaubte Luke, daß es derselbe war. Für nicht. Ich wußte seit Ihrer Landung auf dem Raumhafen,
ihn sahen sie alle ziemlich gleich aus. daß Sie hier sind. Sie wurden zum erstenmal am Eingang
»Master Melan, entschuldigen Sie die Störung, aber ...« des Gebäudes gescannt, von dem Posten, den Sie >bestochen<
»Schon gut, R04. Kehre an deinen Schreibtisch zurück. Ich haben, dann im Turbolift, und beide Male positiv identifi-
kümmere mich schon um diese Herren.« ziert. Wären Sie verkleidete Attentäter gewesen, wären Sie
»Um Herren handelt es sich wohl kaum«, erklärte der von einem Dutzend bewaffneter Wachen mit gezückten Bla-
Droide namens R04. »Sie haben behauptet, Prinzessin Leia stern empfangen worden, sobald sich die Lifttür geöffnet
zu sein. Sie haben gedroht, mir etwas anzutun!« hätte.«
»Vergiß es, R04.« Der Bothan wandte sich an Dash. Luke und Dash wechselten erneut einen Blick.
»Stecken Sie die Waffe ein, Rendar. Sie brauchen sie nicht.« »Ich habe viele Feinde«, fügte Melan hinzu. »Ich habe ge-
Dash blinzelte verdutzt, schob aber den Blaster zurück ins lernt, vorsichtig zu sein.«
Holster. Luke setzte sich auf einen der Stühle. Dash folgte seinem
Der Droide ging und schloß hinter sich die Tür. Beispiel.
Luke trat vor. »Bitte entschuldigen Sie unser Eindringen, »Was ist so wichtig, daß Sie einen Kurierdroiden zu Leia
aber wir mußten Sie unbedingt sprechen.« geschickt haben?« fragte Luke.
Melan lächelte. »Ich weiß. Sie sind Luke Skywalker und »Das Imperium hat ein neues Militärprojekt gestartet«, be-
Sie Dash Rendar. Ich habe Sie erwartet. Nehmen Sie bitte gann Melan. »Wir wissen noch nicht, um was für ein Projekt
Platz.« es sich handelt und wo es sich befindet, aber wir wissen, daß
Luke und Dash wechselten einen kurzen Blick. es etwas Großes sein muß - der Imperator hat für dieses Ge-
»Vielleicht sollte ich es Ihnen erklären«, fügte Melan hin- heimprojekt riesige Mengen an Geld, Material und Personal
zu. »Ich habe erst vor kurzem erfahren, daß sich Prinzessin zur Verfügung gestellt.«
Organa nicht mehr auf Tatooine befindet, und da war es »Wie sind Sie an diese Information gekommen?« fragte
schon zu spät, um den Kurierdroiden zurückzurufen. Da Sie Luke.
hier sind, vermute ich, daß Sie das Paßwort kennen, auf das »Das Bothan-Spionagenetz ist das beste, das es gibt«, er-
ich mich mit der Prinzessin geeinigt habe.« klärte Melan. Ein Hauch von Stolz schwang in seiner Stimme
Er sah Luke an. »Ich kenne Ihren Ruf und weiß, was Sie mit. »Was Sie mit dem Posten auf der Straße versucht haben,
für die Allianz geleistet haben.« ist uns mit einem hochrangigen imperialen Offizier geglückt
Er blickte zu Dash hinüber. »Ich kenne auch Ihren Ruf, - wir haben ihn bestochen. Mit seiner Hilfe haben wir ver-
Rendar, obwohl es mich überrascht, daß Sie für die Allianz sucht, einen Hackerdroiden auf den Hauptcomputerkom-
arbeiten.« plex auf Coruscant anzusetzen, um die Pläne für dieses
Dash zuckte die Schultern. »Falsch. Ich arbeite für die Geheimunternehmen zu lokalisieren und zu kopieren.
Prinzessin.« Unglücklicherweise ist dieser Teil des Plans fehlgeschlagen.
»Ah, nun ja. Unwichtig. Sie sind hier, und wir können Aber aufgrund dieses Fehlschlags haben wir erfahren,
endlich zum Geschäft kommen.« daß die Pläne in streng bewachten SpezialComputern gespei-
»Sie sind ein ziemliches Risiko eingegangen, uns mit ei- chert sind, die keine Verbindungen zu anderen Rechnern ha-
nem Blaster hereinzulassen«, meinte Dash. »Wir hätten ver- ben. Deshalb gibt es keine Möglichkeit, diese Informationen
kleidete imperiale Attentäter sein können.« aus der Ferne über Kom abzurufen. Der Zugriff auf diese Sy-
Melan schenkte ihnen erneut ein Lächeln. »Eigentlich steme ist nur direkt vor Ort möglich.

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Nach dem wenigen, das wir bis jetzt wissen, ist dieses se Mühe macht, sollten wir unbedingt den Grund dafür her-
Projekt gegen die Allianz gerichtet.« ausfinden. Wie kommen wir an diesen Computer heran?«
Luke nickte. »Also, was sollen wir tun?« Melan nickte. »Unsere Agenten haben erfahren, daß das
»Unsere Agenten sind auf geheime Informationen gesto- Imperium die Pläne mit einem einfachen Frachter, der Dün-
ßen, nach denen einer der gesicherten Computer von Co- ger an Bord hat, nach Bothawui schmuggeln will, ohne jeden
ruscant nach Bothawui geschafft werden soll. Wir glauben, Begleitschutz. Die Imperialen glauben, daß ein solches Schiff
daß der Allianz am besten gedient ist, wenn sie diesen Com- im Gegensatz zu einem schwerbewaffneten Konvoi nicht die
puter in die Hände bekommt, die verschlüsselten Daten de- Aufmerksamkeit der Allianz auf sich ziehen wird.«
chiffriert und so herausfindet, was das Imperium vorhat.« »Ein Frachter voller Dünger?« wiederholte Dash. »Sehr
Luke nickte wieder. »Das klingt vernünftig.« gerissen. Wer würde schon ein derartiges Schiff überfallen?«
»Verzeihen Sie«, warf Dash ein, »aber warum sind Sie so »Unsere Agenten sind überzeugt, daß sie in Kürze die
heiß darauf, der Allianz zu helfen? Ich dachte, das Bothan- Flugroute des getarnten Transports erfahren werden. Wenn
Spionagenetz sammelt und verkauft nur Informationen, oh- dies geschieht, ist es nur noch eine Frage von ein oder zwei
ne sich um Strategie und Taktik zu kümmern.« Tagen, bis das Schiff eintrifft. Es gibt Bothans, die mit der Al-
Melan machte ein grimmiges Gesicht. »Vor zwanzig Jah- lianz sympathisieren und helfen werden, den Frachter auf-
ren hat das Imperium meinen Vater wegen Spionage hinge- zubringen, aber sie sind in derartigen Dingen relativ uner-
richtet.« fahren. Es wäre hilfreich, wenn ein Commander mit
»Das gehört zu den Risiken dieses Geschäfts, oder?« Raumschlachterfahrung sie führen würde.«
»Ja, und ich bin auch bereit, dieses Risiko einzugehen. Luke lächelte. »Das bin ich.« Er wandte sich an Dash.
Aber nicht alle Bothans sind Spione, Rendar. Mein Vater war »Was ist mit Ihnen? Machen Sie mit?«
Lehrer. Der einzige Vorwurf lautete, daß er versucht hat, sei- »Ich soll mein Schiff und meinen Hals riskieren? Für
ne Schüler über das Imperium aufzuklären. Sie haben wahr- was?«
scheinlich bemerkt, daß mein Name nicht mit dem normalen »Ich dachte, Sie wollten mein Leben beschützen.«
>y'lya<-Ehrentitel endet. Solange das Imperium nicht besiegt »Soviel sind Sie nicht wert.«
ist, kann ich keine wahre Ehre haben.« »Ein Frachter? Gegen ein bothansches Enterkommando
Dash nickte. »Das erklärt es.« und mich in meinem X-Flügler? Es kann nicht gefährlich
Luke dachte an seine Tante und seinen Onkel, die auf ih- sein. Ein Kinderspiel.«
rer Farm auf Tatooine in verkohlte Leichen verwandelt wor- Dash schien darüber nachzudenken.
den waren. Er wußte, wie Melan zumute war. »Außerdem, wenn die in dem Computer gespeicherten
»Ich könnte mir vorstellen, daß Sie ebenfalls einen Groll Informationen so wertvoll sind, wie sie zu sein scheinen,
gegen das Imperium hegen«, fuhr Melan fort und sah Dash wird die Allianz Ihnen vielleicht einen Bonus für Ihre Hilfe
direkt in die Augen. »Nach allem, was das Imperium Ihnen zahlen. Es könnte sich um eine Summe von ein paar tausend
und Ihrer Familie angetan hat.« Kredits handeln, vielleicht sogar mehr.«
Dash biß die Zähne zusammen; Luke sah, wie sich sein Dash sah ihn an. »In Ordnung. Ich habe im Moment so-
Kiefer verspannte. »Das geht Sie nichts an«, knurrte er. wieso nichts anderes vor. Warum nicht?«
Luke sagte nichts, obwohl sich ihm die Frage förmlich Luke grinste. Dieser Bursche erinnerte ihn immer mehr an
aufdrängte: Was haben sie Ihnen angetan, Dash? Han.
Statt dessen sagte Luke: »Wenn sich das Imperium all die-

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TIEs, verfügten auch über weniger Feuerkraft, aber sie wa-
ren robust und konnten eine Menge Treffer einstecken. Nicht
die neuesten oder besten Schiffe im Vakuum, aber sie sollten
18 mehr als genügen, einen einzelnen Frachter zu stoppen. Sie
trugen die Farben und ID-Kodes der Allianz.
Der Imperator war normalerweise ein gerissener Mann. Er »Was für ein Haufen alter Mühlen«, meinte Dash gering-
machte selten etwas, das Darth Vader für unklug oder gar schätzig. »Wahrscheinlich muß man aussteigen und sie an-
dumm hielt. schieben, wenn man schneller sein will als ein Droide mit ge-
Doch als Vader in der Burg des Imperators vor seinem brochenen Beinen.«
Herrn stand, sagte er sich, daß dieser neueste Winkelzug Luke ignorierte ihn und wandte sich an den Staffelführer.
perfekt in die letzte Kategorie paßte. Dumm - und gefähr- »Sie haben Astromechs für alle Maschinen?«
lich. Der Staffelführer, ein Bothan, der so jung wie Luke zu
Nicht, daß er es wagen würde, dies laut auszusprechen - sein schien, nickte. »Ja, wir haben Droiden. Und alle Schiffe
weder vor dem Imperator noch hinter seinem Rücken. Aber sind mit Taim & Bak-IX-Vier-Laserkanonen und Standard-
der Imperator war nicht in der Lage, Gedanken zu lesen. Noval-dex-Generatoren ausgerüstet. Unglücklicherweise ha-
Was ein Glück war, denn hätte er es gekonnt, hätte er Vader ben wir keine Protonentorpedos für die Arakyrd-Werfer.«
für seine kritische Einstellung zu dieser Narretei auf der Stel- Luke zuckte die Schultern. »Das spielt keine Rolle. Wir
le umgebracht. wollen den Frachter schließlich nicht zerstören, sondern un-
Anderseits, dachte Vader, während er seinen Herrn an- beschädigt aufbringen. Wie viele Flugstunden hat Ihre Staf-
sah, hätte er Gedanken lesen können, wäre dieser ... Plan fel absolviert?«
wohl kaum in die Tat umgesetzt worden. »Nicht viel, fürchte ich. Die meisten von uns sind relativ
»Sie sind nicht einverstanden, Lord Vader?« neu. Hundert Stunden oder weniger mit diesen Vögeln. Aber
»Es steht mir nicht zu, Kritik zu äußern, mein Master.« die Jungs sind schnell, und die Kanoniere sind alle gute
»Richtig.« Schützen, obwohl wir nicht viel praktische Erfahrung haben.«
Später, auf dem Rückweg zu seiner Burg, dachte Vader Das war nicht so gut. »Uns bleiben noch ein paar Tage, bis
darüber nach, wie er auf diesen neuen Schachzug reagieren wir unser Zielgebiet erreichen«, sagte Luke. »Vielleicht fin-
sollte. Ihm blieb wohl nichts anderes übrig, als die Situation den wir einen Ort, an dem wir ein paar Manöver durchfüh-
im Auge zu behalten. Er mußte abwarten und zusehen. ren können.«
Etwas, das seine Laune nicht verbesserte. »Das wäre wundervoll, Commander Skywalker. Die Staf-
fel steht zu Ihrer Verfügung.«
Koth Melan brachte Luke und Dash mit seinem privaten Luke grinste. Commander Skywalker. Das gefiel ihm. Er sah
Gleiter zu einer Basis, die zwei Standardstunden von der sich schon als Colonel Skywalker oder General Skywalker.
Stadt entfernt in den Bergen versteckt war. Dort trafen sie Seine Jedi-Studien würden wohl kaum unter seinen Ver-
sich mit den bothanschen Staffelpiloten und Waffenoffizie- pflichtungen als General leiden - Ben war schließlich auch
ren und inspizierten ihre Schiffe. General gewesen, oder?
Es handelte sich um ein Dutzend BTL-S3-Jäger - zweisit- Aber damit konnte er sich später befassen. Zuerst kam
zige Y-Flügler, die gebräuchlichsten Kampfmaschinen der diese Aktion; dann galt es, Han zu retten. Das letztere würde
Allianz. Sie waren nicht so schnell wie die X-Flügler oder vermutlich nicht einfach sein, aber es sollte ihm eigentlich

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gelingen, diese Burschen innerhalb weniger Tage so in Form »Ja. Ich habe sie von unserem Unterweltkontakt bekom-
zu bringen, daß sie erfolgreich einen Düngerfrachter angrei- men. Sie hat noch nie falsche Informationen geliefert.«
fen konnten. »Unterweltkontakt?« wiederholte Luke.
»Die Schwarze Sonne«, erklärte der Agent.
Leia überlegte, ob sie eine Kreditmünze in einen der mani- Luke und Dash wechselten einen Blick. »Die Schwarze
pulierten Spielautomaten werfen sollte. Ihr war so langwei- Sonne?« sagte Luke.
lig zumute, daß sie fast bereit war, es zu versuchen. »Es scheint, daß diese Organisation die Allianz umwirbt«,
Avaro trat auf sie zu. »Ich habe gerade eine Komnach- antwortete Melan. »Sie haben uns mehrfach mit wertvollen
richt von den Außßenwelten erhalten. Der Vertreter der Geheiminformation versorgt. Ich glaube, sie denken, daß die
Sschwarzzen Ssonne isst unterwegss. Ssie wird in drei Tagen Allianz den Krieg gegen das Imperium gewinnen wird.«
eintreffen.« »Sie müssen die einzigen sein«, knurrte Dash.
Leia atmete erleichtert auf. Dem Guten sei Dank. Dann, als Melan sah Dash an, ignorierte aber seine Bemerkung.
Avaro davonwatschelte, wunderte sie sich über seine letzten »Im Krieg - wie in der Politik - kommt es manchmal zu
Worte. »Sie« wird in drei Tagen eintreffen? seltsamen Koalitionen. Man benutzt die Werkzeuge, die
Sie? man hat.«
Nun, warum nicht? Auch Frauen konnten Verbrecher Luke schüttelte den Kopf. »Mir gefällt das nicht. Sie müs-
sein. sen irgend etwas als Gegenleistung erwarten.« Und es war
Auf eine perverse Art gefiel es ihr, daß der Vertreter der ein merkwürdiger Zufall, daß Leia versuchte, Kontakt mit
Schwarzen Sonne eine Frau war. der Schwarzen Sonne aufzunehmen, während die Organisa-
Und es wurde auch Zeit, daß sie kam. tion ihnen gleichzeitig unschätzbar wertvolle Informationen
zuspielte. Irgend etwas stimmte nicht.
Der Agent, auf den sie warteten, traf drei Tage nach Luke »Sie haben nichts verlangt.«
und Dash in der Geheimbasis auf Bothawui ein. Koth Melan »Noch nicht«, wandte Dash ein.
führte den Agenten in einen abgeschiedenen Raum, wo die »Okay«, sagte Luke. »Darum können wir uns später küm-
Besprechung stattfinden sollte. mern. Wenn diese Informationen stimmen, wie lange brau-
»Hier sind die Koordinaten des Flugplans«, sagte der chen wir dann, um uns startklar zu machen?«
Agent. Er brachte einen Mikrocomputer zum Vorschein und »Ihre Freiwilligenstaffel ist bereits in den Alarmzustand
legte ihn auf den Tisch. versetzt worden«, erklärte Melan. »Wir müssen in weniger
»Gibt es neue Informationen über die Natur des Pro- als drei Standardstunden unsere Position erreicht haben, um
jekts?« fragte Melan. den Frachter abzufangen.«
»Nicht einmal Gerüchte. Alle Quellen sind so verschlos- »>Wir<?«
sen wie corellianische Venusmuscheln.« »Ich komme mit«, sagte Melan. »Falls Dash Rendar Platz
»Sehr bedauerlich.« auf seinem Schiff hat?«
Der Agent sah aus wie hundert andere Bothans, die Luke Dash schenkte dem Bothan ein träges Grinsen. »Kein Pro-
bisher kennengelernt hatte. In einer Menge würde er spurlos blem. Können Sie kochen? Vielleicht will ich einen Happen
verschwinden. zu mir nehmen, wenn wir uns diesen Frachter holen.«
»Glauben Sie, daß diese Daten korrekt sind?« fragte Me- »Ich bezweifle, daß wir Zeit zum Essen haben werden«,
lan. Er nickte dem Mikrocomputer zu. meinte Luke.
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»Sie vielleicht nicht, aber ich kann gleichzeitig fliegen und Schiff stürzte in den Realraum zurück, aber nur fünfzig Kilo-
essen.« meter entfernt.
Luke mußte unwillkürlich grinsen. Dieser Bursche war so Es war ein leichter corellianischer Standardfrachter, aber
sehr von sich eingenommen, daß es ein Wunder war, daß er er unterschied sich erheblich vom Millennium Falken, der sich
nicht platzte und sein Ego überall verspritzte. durch einen untertassenförmigen Rumpf mit Doppelbug
»Wir sollten jetzt an Bord gehen«, sagte Luke. und angeflanschtem Kontrollcockpit auszeichnete. Dieses
Dash salutierte ironisch. »Aye, Aye, Commander.« Schiff bestand aus einem langgestreckten Oval mit eckiger
Sie brachen auf. Bug- und Heckspitze und einem kastenförmigen, abnehmba-
ren Frachtcontainer an der Unterseite. Er sah wie die Grafik
Unter Lukes Führung entfernte sich das Dutzend X-Flügler eines Riesenblasters aus.
vom Planeten und hielt sich dabei im Sensorschatten des »Achtung, Blau-Staffel, da ist unser Ziel. Angriffsforma-
Mondes, um den imperialen Patrouillen auszuweichen. Ob- tion!«
wohl die Formation nicht perfekt war, flogen sie ziemlich Das Schiff kam relativ langsam aus dem Hyperraum, aber
gut für eine Gruppe, die kaum mit ihren Maschinen trainiert da es näher als erwartet war, blieb ihnen nicht viel Zeit. Luke
hatte. Er würde es nicht wagen, mit ihnen gegen das beste schaltete auf einen Standardkomkanal um und rief den
TIE-Geschwader der imperialen Flotte zu kämpfen, aber sie Frachter.
sollten in der Lage sein, einen Frachter zu stoppen und auf- »Achtung an Bord des Frachters Suprosa. Hier spricht
zubringen. Commander Skywalker von der Allianz. Deaktivieren Sie Ihr
Sie näherten sich den Koordinaten, und er konzentrierte Triebwerk und halten Sie sich bereit, ein Enterkommando an
sich auf den Hinterhalt. Bord zu nehmen.«
Koth Melan folgte ihm an Bord von Dashs Chromschiff, Wenn alles wie geplant verlief, würde Koth Melan in ei-
das fast unsichtbar war vor dem Hintergrund des luftleeren nem Vakuumanzug und in Begleitung einer Handvoll Solda-
Weltraums. ten und Techniker von Dashs Champion auf den Frachter
»Dicht zusammenhalten, Freunde«, sagte Luke in sein übersetzen und anschließend wieder zurückkehren. Die gan-
Kom. »Wir haben die Koordinaten fast erreicht. Bitte bestäti- ze Aktion würde nicht länger als ein paar Minuten dauern.
gen, Blau-Staffel.« »Hier spricht der Captain des Frachters Suprosa. Sind Sie
Die Piloten der Y-Flügler gaben nacheinander ihre Mel- verrückt?« drang die Antwort aus dem Lautsprecher. »Wir
dung durch. Er hatte es ihnen einfach gemacht; jeder Jäger transportieren Kunstdünger! Was für eine Sorte Piraten sind
trug eine Nummer, und er hatte die Staffel mit einer Farbe Sie eigentlich?«
gekennzeichnet. »Wir sind keine Piraten. Wie ich bereits sagte, gehören
»Verstanden«, sagte Luke. »Wir sind da. Position beibe- wir zur Allianz. Also seien Sie vernünftig. Lassen Sie uns an
halten.« Bord, Captain, und niemand wird verletzt.«
Die Blau-Staffel gehorchte und brachte ihre Maschinen Eine lange Pause folgte. Es war möglich, daß der Pilot
zum Halt. Sie trieben mitten im Nichts und warteten. Wenn nicht wußte, was er transportierte, aber Luke glaubte nicht
die Informationen stimmten, mußte der Frachter in weniger daran. Wenn er es nicht wußte, gab es für ihn keinen Grund,
als hundert Kilometern Entfernung aus dem Hyperraum fal- sie am Betreten des Schiffes zu hindern. Wenn doch ...
len ... »Hören Sie, Mann. Ich arbeite für XTS, und ich habe An-
Der Frachterpilot mußte verschlafen haben. Sicher, das weisung, meine Fracht nach Bothawui zu bringen. Warum

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kümmern Sie sich nicht um die Leute, die Waffen oder Ge- über Laserkanonen in der Bug- und Achtersektion, und an
würz schmuggeln?« der Bauch- und Rückenseite scheinen sich Raketenwerfer zu
»Captain, entweder Sie stoppen Ihre Maschinen, oder wir befinden. Seien Sie bloß vorsichtig!«
erledigen das für Sie. Einige meiner Kanoniere können mit Luke riß seinen X-Flügler hart zur Seite, als die Backbord-
ihren Laserkanonen Fliegen von einer Wand schießen.« Nun, laser des Frachters das Feuer eröffneten. Der Strahl zuckte so
es war möglich, obwohl sie sich bei den Manövern nicht als dicht an ihm vorbei, daß er das Kom störte.
gute Schützen hervorgetan hatten. Aber das wußte der Einer der Y-Flügler, Blau-Vier, raste im Sturzflug auf den
Frachterpilot nicht. Frachter zu und schoß auf die Triebwerkssektion. Luke sah,
Der Frachter koppelte plötzlich sein Frachtmodul ab, be- wie der Strahl des Jägers das Ziel traf, aber der Energieblitz
schleunigte und scherte nach steuerbord aus. prallte in einer grellblauen Kaskade ab und enthüllte, daß
Er wollte fliehen. der Frachter über verstärkte Schilde verfügte.
Luke schaltete auf den taktischen Komkanal um. »Wir Er war also doch kein so leichtes Ziel...
müssen es auf die harte Tour versuchen, Freunde. Zielen Sie Die Kanonen des Frachters erfaßten Blau-Vier, und der Jä-
nur auf die Triebwerke! Wenn Sie nicht sicher sind, verzich- ger explodierte.
ten Sie lieber auf den Schuß - wir wollen dieses Baby nicht Mann, die Wattleistung dieser Kanonen mußte alle Rekor-
in den Raum blasen. Angriff!« de brechen!
Die Entfernung zwischen der Blau-Staffel und dem Frach- »Abbrechen, beidrehen und neu gruppieren!« schrie Luke
ter verringerte sich rasch. Es war ein törichter Versuch; das in sein Kom.
Schiff war unbewaffnet und viel langsamer als die Y-Flügler. Blau-Zwei befand sich bereits im Anflug auf den Frachter
Wenn sie den Captain erledigen wollten, war er schon so gut und brach seinen Angriff ab.
wie tot - und er mußte es wissen. Zu spät. Blau-Zwei verwandelte sich in glühende Trüm-
Der Frachter wollte im rechten Winkel zu den heranrasen- mer.
den Jägern abdrehen, aber sie waren fast in Schußweite. Vier der bothanschen Schiffe drehten bei und formierten
Luke hatte die Führung übernommen; sein Schiff war sich neu. Dash stieß mit seiner Champion dazu.
schneller als die Y-Flügler, und er würde nur ein paar Treffer Luke war nah genug, um zu erkennen, wie aus dem Rake-
brauchen, um die Triebwerke lahmzulegen - vorausgesetzt, tenwerfer an der Oberseite des Frachters eine Gaswolke
der Frachter verfügte lediglich über Standardschilde. schoß, die sofort kristallisierte und im Licht der Sonne glit-
Noch zwei Sekunden ... zerte.
R2 pfiff. »Er hat eine Rakete abgefeuert!« schrie Luke.
Oh, oh. Luke konnte nicht glauben, was er hörte. »Auf den »Ich habe sie erfaßt«, meldete Dash. »Ich kümmere mich
Schirm, R2.« darum.«
Das Bild des Frachters erschien auf Lukes Schirm. Luke verfolgte, wie Dashs Schiff steil nach unten raste
Wo sich soeben noch vier glatte Hüllensegmente befun- und mit seinen robotgesteuerten Kanonen kohärente Ener-
den hatten, blinkten jetzt rote Lichter. An zwei weiteren Stel- gieblitze abfeuerte. Er konnte die Rakete nicht sehen, aber er
len blitzte es blau auf. sah, wie Dash seinen Angriff fortsetzte und die Waffen ihre
Schwere Panzerplatten hatten sich zur Seite geschoben Speere aus hartem Licht in den Raum spuckten.
und versteckte Waffen enthüllt. »Verflucht!« sagte Dash. »Ich muß sie getroffen haben!
»Aufpassen, Freunde, dieses Ding hat Zähne! Es verfügt Warum fliegt sie weiter?«

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»Dash! Weg da!« rief Luke. Luke wechselte die Frequenz und nahm Verbindung mit
»Lassen Sie mich! Ich muß das Ding erledigen! Na warte, dem Frachter auf. »Ihre Triebwerke sind tot, Captain, und
ich erwisch' dich schon, du verdammter Schrotthaufen ...« das werden Sie und Ihre Crew auch bald sein, wenn Sie Ihr
»Verschwinden Sie, Dash!« Laser- und Raketenfeuer nicht sofort einstellen. Haben Sie
»Nein. Ich blase die Rakete aus dem Raum!« mich verstanden?«
»Kontakt!« schrie Blau-Sechs. »Verteilen!« Eine kurze Pause. »Wir haben verstanden.«
Die vier Jäger drehten ab, um in verschiedene Richtungen »Ich erkläre Sie hiermit zu Kriegsgefangenen. Halten Sie
davonzurasen. sich für das Enterkommando bereit. Wenn Ihnen Ihr Leben
Zu spät. lieb ist, dann lassen Sie besser die Finger von Ihrer echten
Die Rakete explodierte mitten unter ihnen, und als der Fracht. Wenn ihr irgend etwas zustößt, erleiden Sie das glei-
Feuerball erlosch, waren alle vier Schiffe mit ihrer achtköpfi- che Schicksal.«
gen bothanschen Besatzung verschwunden. Luke schaltete sein Kom ab. Oh, Mann. Er hatte die Hälfte
»Ich kann sie nicht verfehlt haben«, stieß Dash fassungs- seiner Staffel verloren. Er hätte wissen müssen, daß es zu ein-
los hervor. »Es ist unmöglich.« fach war, um wahr zu sein. Ein Dutzend Bothans waren ge-
In Luke kochte der Zorn hoch. Er riß seinen X-Flügler hart storben, um dieses Schiff und seinen Computer aufzubrin-
herum und nahm Kurs auf den Frachter. Sechs Maschinen gen. Er hätte mit einem Trick rechnen müssen. Er hätte wissen
seiner Staffel waren binnen weniger Sekunden vernichtet müssen, daß dem Imperium nicht zu trauen war. Er hätte er-
worden. Und Dash, der selbsternannte Supermann, hatte kennen müssen, daß Dash viel redete, aber nichts taugte.
schmählich versagt. Eigentlich war es genau das, was dieser Er war ein lausiger Commander. Jedesmal, wenn er in
Angeber verdient hatte, wären da nicht die Toten gewesen. den Kampf zog, verlor er viele seiner Leute. Und die Schuld
Wenn Luke noch irgendwelche Zweifel gehabt hatte, ob die traf allein ihn. Dash hatte versagt, aber er trug die Verant-
Besatzung des Frachters wußte, was sie transportierte, so wortung, er war der Commander der Mission. Er hatte ge-
waren sie jetzt verflogen. glaubt, es würde ganz einfach sein. Ein Kinderspiel, hatte er
Er war zu aufgewühlt, um die Macht zu benutzen. Er zu Dash gesagt.
ignorierte die Energiestrahlen, die nach ihm stachen, igno- Ja, er war zu übermütig gewesen, zu selbstsicher, zu über-
rierte R2s mißtönendes Pfeifen und Trillern und konzentrier- zeugt, daß ihm die Macht schon den richtigen Weg weisen
te sich allein auf die Triebwerkssektion des Frachters in sei- würde. Ein Irrtum.
ner Zielerfassung. Er feuerte. Feuerte wieder und wieder. Auf einer Ebene machte es ihn wütend. Die Macht kam
Sah, wie die Strahlen von den Schilden absorbiert wurden, nicht immer, wenn man sie brauchte.
sah das blaue Leuchten heller werden. Sah, wie das Kraftfeld Aber die dunkle Seite wird immer da sein, wenn du sie
unter seinem Dauerbeschuß nachgab. Sah, wie die Trieb- brauchst. Immer.
werkssektion von seinen Laserblitzen getroffen wurde und Oh, nein, tu es nicht. Denk nicht einmal daran, diesen Weg zu
in Flammen aufging. beschreiten.
»Ich kann unmöglich danebengeschossen haben«, sagte Aber die Versuchung war groß. All die Macht. Er hatte sie
Dash. Er klang wie betäubt. gespürt...
»Vergessen Sie's, Dash«, befahl Luke. »Es hat keinen Sinn, Er schüttelte den Kopf. Jetzt konnte er nur noch hoffen,
sich jetzt noch den Kopf zu zerbrechen. Schließen Sie zur daß die Informationen in dem Computer, den der Frachter
Staffel auf.« transportierte, den Preis wert waren.

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Irgendwo in der Dunkelheit gellte ein Schrei. Leia hörte ei-
lige Stiefelschritte, gefolgt von weiteren heiseren Schreien. Sie
legte die Hand an den Knauf ihres Blasters, den sie in einem
19 Holster unter dem Bund ihrer Hose trug. Zwar war der riesi-
ge Chewie bei ihr, aber mit einer Waffe fühlte sie sich trotz-
Avaro ließ ihnen durch einen seiner Dienstboten ausrichten, dem sicherer. Die Nacht war so gefährlich wie ein Scharmüt-
daß die Vertreterin der Schwarzen Sonne eingetroffen war. zel mit dem Imperium. Leute, die im Spiel viel Geld verloren,
Er bot an, ihnen einen Raum zur Verfügung zu stellen, aber machten manchmal verzweifelte Dinge. Jeden Morgen brach-
Leia lehnte dankend ab. Sie hatte durch Lando eine Suite in te die örtliche Faxzeitung auf ihrer letzten Seite eine Liste der
einem zwei Casinos weiter liegenden Spielerkomplex mieten neuesten Morde - um auf die Titelseite zu kommen, mußte
lassen, und er und der Droide hatten sie erst vor kurzem ein Verbrechen besonders grausam oder spektakulär sein.
gründlich auf Abhöranlagen hin untersucht. Sie traute Ava- Sie erreichten das Neue Chance jedoch ohne Zwischenfall
ro nicht über den Weg. und suchten direkt ihre Suite auf.
»Richten Sie ihr aus, daß wir uns im Hotel Neue Chance Als sie klingelten, öffnete Lando ihnen mit gezücktem
treffen«, sagte sie zu dem Dienstboten, der sich verbeugte Blaster die Tür.
und ging. »Alles vorbereitet?«
Leia begab sich zu Chewie, der allein mit 3PO an einem »Ja«, nickte er und zeigte ihnen die Suite. Sie bestand aus
Spieltisch saß, nachdem die anderen Spieler im Casino er- einem großen Wohnzimmer mit Schreibtisch und integrier-
kannt hatten, daß es klüger war, nicht gegen den Wookiee tem Computerterminal, zwei Couches, drei Sesseln und ei-
zu gewinnen. nem kleinen Tisch. In der Ecke gegenüber der Tür waren ei-
»Gehen wir, Jungs. Wir haben Besuch bekommen.« ne Bar und ein Kühlschrank eingebaut. Zwei Schiebetüren
Chewie und 3PO standen auf und folgten ihr aus dem Casino. führten zur Erfrischungszelle und dem angrenzenden
Lando war bereits auf dem Weg zu ihrer gemieteten Suite, Schlafzimmer. »Ich werde hinter der Schlafzimmertür war-
um sie noch einmal zu durchsuchen und die nötigen Sicher- ten«, erklärte Lando. »Für den Fall, daß die Vertreterin der
heitsvorkehrungen zu treffen. Er würde sich mit gezücktem Schwarzen Sonne die Erfrischungszelle benutzen muß.«
Blaster im Hintergrund halten, wenn die Vertreterin der »Gut. Chewie, du übernimmst den Korridor.«
Schwarzen Sonne eintraf. Chewie würde vom Korridor aus Chewbacca nickte und verschwand mit geschultertem
die Tür überwachen, während 3PO bei ihr bleiben und das Blitzwerfer auf den Gang.
Gespräch verfolgen würde. »Okay, 3PO, du stellst dich neben die Bar.«
Draußen war der Tag in den frühen Abend verdämmert, Leia trat an den Schreibtisch und setzte sich. Am besten,
aber es war immer noch schwül und heiß, und die Fassade sie behandelte diese Angelegenheit wie eine normale Ge-
des Spielcasinos hätte ohne die häßliche Außenbeleuchtung schäftsbesprechung. Sie holte tief Luft und atmete langsam
weit weniger heruntergekommen gewirkt. Durchsichtige wieder aus.
Plastikröhren voller elektroreaktiver Gase, die in einem Dut- Sie hatte schon mit hohen Vertretern der Allianz, Genera-
zend verschiedener Farben leuchteten, schufen bunte Licht- len, planetaren Herrschern, imperialen Gouverneuren und
und Schattenspiele. Der gesamte Komplex machte einen Senatoren zu tun gehabt, und ein hoher Rang beeindruckte
künstlichen Eindruck; selbst der Biotech-Rasen und die Bü- sie nicht. Aber sie hatte bis jetzt noch nie eine Verhandlung
sche sahen wie Plastikprodukte aus. unter vier Augen mit einer Unterweltgröße geführt. Zumin-

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dest nicht wissentlich. Sie war ein wenig nervös, denn sie »Dash«, wiederholte er.
wußte nicht, was sie erwartete. Dash blinzelte, als würde er aus einer Trance erwachen.
Chewie rief ihr vom Korridor etwas zu. »Was?«
Offenbar war ihre Besucherin gekommen. Luke kannte diesen Zustand. Gefechtsschock.
»Schick sie herein«, befahl Leia. »Könnte es auf dem Flug nach Kothlis zu Auseinanderset-
Die Tür öffnete sich. zungen mit den Imperialen kommen?« wandte sich Luke an
Melan.
Der Computer hatte die Größe einer kleinen Aktentasche. Er Melan zuckte die Schultern. »Wer weiß? Es ist möglich.«
war schwarz und bis auf eine Kontrolleiste an der Schmalsei- »Könnte Ihre Organisation feststellen, wo sich Prinzessin
te ohne besondere Merkmale. Koth Melan hielt ihn mühelos Leia befindet?«
in der Hand. »Gestern befand sie sich noch in Avaro Sookcools Casino
Sie befanden sich im Mannschaftsraum der Champion. im Spielerkomplex auf Rodia.«
Dash hatte sich in einen Sessel fallen lassen, starrte die Wand Luke schüttelte den Kopf. Diese Burschen waren gut. Er
an und sagte nichts. Er konnte immer noch nicht fassen, daß sah Dash an. In seiner jetzigen Verfassung konnte er ihn
es ihm nicht gelungen war, die Rakete abzuschießen, von nicht mitnehmen. Er war zu durcheinander.
der die vier Y-Flügler vernichtet worden waren. Zwar hatte »Dash ...«
sich Luke einen Dämpfer für Dash gewünscht, aber nicht auf »Ich hatte sie in der Zielerfassung«, murmelte Dash. »Es
diese Weise. Dash war enttäuscht, daß er kein so guter ist unmöglich, daß ich sie verfehlt habe.«
Schütze war, wie er geglaubt hatte, aber zumindest war er »Dash!«
am Leben - im Gegensatz zu seiner halben Angriffsstaffel. »Wie? Was?«
Luke musterte den kleinen Computer. Hoffentlich war er »Fliegen Sie nach Rodia. Finden Sie Prinzessin Leia und
das Leben von einem Dutzend Bothans wert, dachte er wie- informieren Sie sie über den Computer und die Geheimplä-
der. ne. Verstanden?«
»Haben Sie Zugriff auf das Programm?« »Mein Auftrag lautet, in Ihrer Nähe zu bleiben.«
Melan schüttelte den Kopf. »Nein. Es ist wahrscheinlich »Nein, es ist wichtiger, daß Sie die Prinzessin finden.«
verschlüsselt und durch einen automatischen Selbstzerstö- Luke kam sich vor, als würde er mit einem Kind sprechen.
rungsmechanismus gesichert. Nur ein Experte kann die Dash blinzelte. Starrte Luke an. »In Ordnung. Rodia. Plä-
Sperren überwinden. Unser bestes Team befindet sich auf ne. Alles kapiert.«
Kothlis, eine bothansche Kolonie, die nur ein paar Lichtjahre »Wir treffen uns später wieder«, sagte Luke. »Okay?«
entfernt ist. Wir bringen ihn nach Kothlis und finden heraus, »Ich treffe Sie später wieder, sicher.«
was wir erbeutet haben.« »Sind Sie in Ordnung?«
»Ich würde gern mitkommen«, sagte Luke. »Klar.«
»Natürlich. Ich gebe Ihnen die Koordinaten; Sie können Luke wandte sich wieder an Melan, der teilnahmsvoll
den Planeten problemlos mit Ihrem X-Flügler erreichen.« dreinblickte. »Es ist Krieg«, sagte Melan. »Schlimme Dinge
»Dash?« geschehen.«
Der Mann antwortete nicht, sondern starrte weiter ins Luke nickte. Noch etwas, für das das Imperium bezahlen
Leere. Der Zwischenfall hatte ihn wirklich hart getroffen. würde.
Luke hatte sogar Mitleid mit ihm.

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Guri entsprach ganz und gar nicht Leias Erwartungen. Guri lächelte. »Sehr angenehm. Ich hoffe, Avaro hat Ihnen
Die Frau von der Schwarzen Sonne war hinreißend schön, Ihre Wartezeit ebenso angenehm gemacht.«
hatte langes blondes Haar und eine durchtrainierte Figur. Sie Nun, zumindest kannte sie die Regeln dieses Spieles. Es
trug einen kurzen schwarzen Mantel, enge schwarze Hosen, war schon eine ganze Weile her, seit Leia mit einer anderen
Kalbslederstiefel und einen roten Ledergürtel. Wenn sie eine Frau zusammengesessen und geplaudert hatte. Die meiste
Waffe dabei hatte, so konnte Leia sie nicht entdecken. Sie be- Zeit hatte sie mit Männern und männlichen Nichtmenschen
wegte sich mit der Anmut einer professionellen Tänzerin. verbracht. Sie würden Tee trinken, Artigkeiten austauschen
Sie nahm Leia gegenüber Platz und lächelte. Als sie und sich allmählich ans eigentliche Thema herantasten. Wie
sprach, klang ihre Stimme kühl und ruhig. »Womit kann ich in einem von Landos Kartenspielen war es klüger, sich
Ihnen dienen, Prinzessin?« zurückzuhalten, bis man mehr über die anderen Spieler
Leia unterdrückte ein Lächeln. Sie kam direkt zum The- wußte.
ma, diese Guri. Aber Leia war schon zu lange Diplomatin, Der Tee kam, und sie tranken; die Unterhaltung blieb
um einer Fremden gegenüber sofort mit der Wahrheit her- oberflächlich, und obwohl Leia keinen konkreten Anhalts-
auszuplatzen. Sie mußte sich zuerst an sie herantasten, sie punkt fand, hatte sie das Gefühl, daß mit Guri irgend etwas
aushorchen, einige falsche Fährten legen. Man sprang nicht nicht stimmte. Sie war höflich, wohlerzogen, ordnete sich be-
von einer hohen Klippe in unbekanntes Wasser; direkt unter reitwillig Leias Gesprächsführung unter, und trotz allem
der Oberfläche konnten gefährliche Dinge lauern. Es war im- wollte Leia ihre Besucherin so schnell wie möglich wieder
mer besser, das Terrain zunächst vorsichtig zu sondieren. Sie loswerden.
wußte nicht das geringste über diese eiskalte Blondine. Sie Woran lag es?
kannte weder ihre Stellung in der Organisation noch ihre Bis jetzt hatten sie sich dem Thema Luke nicht einmal ge-
Ziele oder den Preis, den sie als Gegenleistung für ihre Hilfe nähert, und früher oder später würde sie darauf zu sprechen
verlangte. Auch wenn die Allianz keine Partnerschaft mit kommen müssen, aber jetzt noch nicht. Nicht, solange sie
Kriminellen eingehen würde, scheute Leia nicht davor zu- keinen Anhaltspunkt hatte, was mit der Frau von der
rück, alle Ohren und Augen zu nutzen, die sie brauchte, um Schwarzen Sonne nicht stimmte.
Lukes Leben zu schützen, und sie nahm an diesem Gespräch »Wir sind mehr als bereit, die Allianz zu unterstützen«,
nicht als Vertreterin der Allianz teil - obwohl sie das für sich erklärte Guri und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Sie
behalten würde. wirkte völlig entspannt. Viel entspannter als Leia. »Wir wä-
»Wie ich hörte, verfügt die Schwarze Sonne über einen ren nicht unglücklich, wenn das Imperium diesen Krieg ver-
erstklassigen Nachrichtendienst«, sagte sie. lieren und die Allianz zur Vormacht aufsteigen sollte.«
Guri ließ ein Lächeln aufblitzen. »Hin und wieder erfah- »Die Allianz ist vielleicht schlimmer als das Imperium, so-
ren wir ein paar Dinge.« fern es kriminelle Organisationen betrifft«, sagte Leia. Mal se-
»Darf ich Ihnen irgend etwas anbieten?« Leia nickte zur hen, wie sie darauf reagiert.
Bar, wo 3PO wartete. Guri zuckte die Schultern. »Um die Wahrheit zu sagen,
Guri drehte den Kopf. »Tee, wenn es Ihnen nicht zuviel die Schwarze Sonne ist immer weniger an illegalen Aktivitä-
Mühe macht. Heiß.« ten interessiert. Der Großteil unserer Einkünfte stammt in-
Leia sah 3PO an. »Und das gleiche für mich, bitte.« zwischen aus absolut legalen Investitionen. Viele in unserer
»Sofort«, sagte 3PO. Er machte sich an die Arbeit. Organisation würden am liebsten als ehrliche Geschäftsleute
»Wie war Ihr Flug?« fragte Leia. arbeiten, aber das ist unter dem Joch des Imperiums sehr

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schwierig. Vielleicht läßt sich der Übergang leichter gestal- Auch sehr attraktiv, aber sie hat etwas Unheimliches an
ten, wenn die Allianz das Sagen hat.« sich.«
Gute Antwort, dachte Leia. Leia nickte. Sie war froh, daß Lando es auch bemerkt
»Und, wie ich bereits erwähnt habe, wir sympathisieren hatte.
mit der Allianz. Wir haben ... Ihnen schon oft geholfen. Um »3PO?«
genau zu sein, wir haben der Allianz vor kurzem über das »Mir ist es leider nicht gelungen, ihren Akzent einzuord-
bothansche Spionagenetz die Pläne für ein supergeheimes nen«, antwortete er. »Was sehr ungewöhnlich ist, wenn man
imperiales Bauprojekt zugespielt.« meine hervorragenden Sprachkenntnisse bedenkt. Ihr Basic
»Wirklich? Davon habe ich noch nichts gehört.« war fehlerlos, ihre Flexion präzise, aber ich fürchte, ich kann
»Es ist erst kürzlich geschehen. Die Nachricht hat Sie ver- nicht sagen, von welchem Planeten sie stammt.«
mutlich noch nicht erreichen können.« Chewie grollte etwas.
Hmm. Leia lehnte sich zurück und bemühte sich, Guris Für einen Moment herrschte Schweigen. »Nun«, sagte
entspannte Pose nachzuahmen. Sie würde ihre Angaben Leia schließlich, »kann mir das vielleicht jemand überset-
überprüfen. Wenn die Schwarze Sonne der Allianz wirklich zen?«
einen derart wertvollen Dienst erwiesen hatte, würde sie ei- 3PO platzte als erster damit heraus: »Chewbacca sagt, daß
ne Gegenleistung verlangen. Wenn nicht jetzt, dann später. die Frau ihn sehr nervös gemacht hat.«
Guri beugte sich nach vorn. »Ich bedaure, Sie fragen zu »Er hat nicht >sehr< gesagt«, widersprach Lando. »Son-
müssen, ob wir unser Gespräch nicht später fortsetzen kön- dern einfach >nervös.<«
nen. Ich habe auf einem der hiesigen Monde dringende Ge- »Verzeihen Sie«, meinte 3PO. »Ich habe seinen Tonfall in-
schäfte zu erledigen, und ich fürchte, mein Startfenster wird terpretiert. Im Wookieeschen hängt die Bedeutung vieler
sich in Kürze öffnen.« Worte von der Betonung ab.«
»Natürlich«, sagte Leia. Ob Guri wirklich dringende Ge- »Willst du damit andeuten, daß mein Wookieesch
schäfte zu erledigen hatte oder nicht, spielte keine Rolle. schlecht ist?« brauste Lando auf.
Wenn ja, dann konnte sie gehen. Wenn nicht, dann war der »Fangt nicht schon wieder damit an.« Ob nun »sehr« oder
Abbruch des Gesprächs ein Schachzug, und Leia war bereit, nicht - nur wenige Dinge machten einen Wookiee nervös.
ihn zu akzeptieren, um zu sehen, was sie damit bezweckte. Ganz bestimmt keine normale Frau. Das gab ihr zu denken.
»Vielleicht können wir unser Gespräch in, sagen wir, drei Vielleicht sollten sie sich auf den nächsten Besuch der
oder vier Tagen fortsetzen?« Frau von der Schwarzen Sonne etwas besser vorbereiten.
»Ich freue mich schon darauf«, nickte Leia lächelnd.
Geschmeidig wie eine Akrobatin in Bestform stand Guri
auf. Lächelte, schenkte Leia ein Nicken, das kaum mehr war
als eine militärisch knappe Kopfbewegung, und ging hinaus.
Als sie fort war, kamen Lando und Chewie ins Zimmer.
»Was meint ihr?« fragte Leia.
»Mann, was für ein aalglattes Weib«, sagte Lando. »Man
könnte Eiswürfel auf ihrem Kopf stapeln, und sie würden
nicht schmelzen. Unbewaffnet, sofern sie ihre Waffe nicht an
einer Stelle versteckt hat, wo ich sie nicht entdecken konnte.

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ausfinden dürfen. Obwohl er sich größte Mühe gegeben hat-
te, nicht mit dem Attentat auf Skywalker in Verbindung ge-
bracht zu werden, schien sie die Spur bis zur Schwarzen
Sonne zurückverfolgt zu haben. Dies war nicht gut, stellte
20 aber eine erstaunliche Leistung dar. Ein weiterer Punkt zu
Prinzessin Leia lehnte sich in ihrem Sessel zurück und lä- ihren Gunsten.
chelte. Sie wirkte entspannt, zufrieden, selbstsicher. »Dein Vorschlag?«
Guri beugte sich nach vorn. Erklärte Leia, daß sie das Ge- »Töten Sie sie. Töten Sie ihren Wookiee und ihren Spieler-
spräch auf später verschieben mußte. freund. Löschen Sie den Erinnerungsspeicher ihres Droiden
Leia war nicht im mindesten überrascht. »Natürlich«, sag- und vernichten Sie ihn. Eliminieren Sie auch Avaro, nur um
te sie. Wieder das schmale und höfliche Lächeln. sicherzugehen. Und jeden anderen im Casino, der sie er-
»Bild an dieser Stelle anhalten«, befahl Xizor. kannt haben könnte.«
Die Holoprojektion Leias erstarrte zu einem Standbild, Xizor lächelte. Guri war skrupellos und tüchtig; das
das schärfer war als der laufende Film. Vielleicht sollte er machte zum Teil ihren Charme aus. Wenn sie ein Gebäude
dieses spezielle Bild als permanente Holografik an einer in Brand stecken mußte, um Termiten loszuwerden, so wür-
Wand seines Privatquartiers installieren. Natürlich wäre eine de sie es tun. Er brauchte ihr nur die Erlaubnis zu geben,
Nacktaufnahme besser, aber er war schon mit dem zufrie- und sie würde genau das tun, was sie vorgeschlagen hatte.
den, was er hatte. Das Bild schien das Wesen dieser Frau ein- »Ich bin anderer Meinung«, sagte er. »Du wirst dich noch
zufangen. Die Nacktaufnahme konnte er sich später besor- einmal mit ihr treffen. Wir müssen unbedingt herausfinden,
gen. wieviel sie weiß und ob und wen sie alles informiert hat.«
Ohne die Blicke von dem lebensgroßen dreidimensiona- »Ich kann diese Information besorgen, bevor ich sie termi-
len Bild zu wenden, fragte er: »Was hältst du von ihr?« niere.«
Guri stand hinter ihm. »Sie ist sowohl eine Meisterin der »Nein, dieses spezielle Verhör möchte ich lieber selbst
oberflächlichen Konversation als auch eine begabte Diplo- übernehmen. Ich will, daß du sie zu mir bringst.«
matin. Was sie wirklich wollte, hat sie nicht verraten; viel- Guri schwieg.
leicht ging es ihr um die Beschaffung von Geheiminforma- »Nun rede schon. Verrate mir, was dich stört.«
tionen. Sie wirkt auf Männer ihrer Spezies und verwandter »Sie fühlen sich auf romantische Weise zu dieser Frau
Spezies körperlich anziehend.« hingezogen.«
»Und ...?« »Und?«
»Und es scheint mir mehr als nur ein Zufall zu sein, daß »Es ist bekannt, daß derartige Gefühlsbindungen das Ur-
diese Frau, die Luke Skywalker bekanntlich sehr nahesteht, teilsvermögen von ansonsten rational denkenden Wesen trü-
die Schwarze Sonne testet.« ben.«
Xizor wandte den Blick von der Holoprojektion ab und Er lachte - etwas, für das er in der letzten Zeit viel zu sel-
sah seine vertrauenswürdigste Mitarbeiterin an. Das war ei- ten Gelegenheit bekam. Niemand außer Guri hätte den Mut
ne bodenlose Untertreibung. Ein Mann, der an derartige Zu- aufgebracht, so unverblümt mit ihm zu reden. Eine weitere
fälle glaubte, war ein Narr. Irgendwie hatte Leia - in Gedan- ihrer liebenswerten Eigenschaften. »Nur keine Angst, meine
ken sprach er sie schon mit dem Vornamen an - irgendwie liebe Guri. Sie könnte niemals deinen Platz in meinem Her-
hatte sie mehr herausgefunden, als sie eigentlich hätte her- zen einnehmen.«
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Guri sagte nichts. Er glaubte nicht, daß ihr dieser Gedan- Wohlwollen des Herrschers, und wenn Vader dem ein Ende
ke überhaupt gekommen war. Soweit er es bis jetzt hatte machen wollte, mußte er herausfinden, was genau der
feststellen können, war sie immun gegen Eifersucht. Guri Dunkle Prinz im Schilde führte. Er brauchte unwiderlegbare
würde gleichgültig danebenstehen und die Kleidung seiner Beweise.
Geliebten halten, während Xizor sich mit ihr vergnügte. »Bringt mir einen meiner Duelldroiden«, sagte er in die
»Prinzessin Leia wird uns auf die eine oder andere Weise Luft. »Nein. Bringt mir zwei.«
zweifellos helfen können, Skywalker aufzuspüren. Danach
kannst du sie beseitigen.« Die Jägerstaffel der Rebellen griff an, ein Dutzend Y-Flügler,
Guri nickte knapp. die von einem einzelnen X-Flügler und einem größeren un-
»Geh.« bekannten, offenbar schwerbewaffneten Schiff angeführt
Als sie fort war, dachte Xizor noch einmal über ihre Worte wurden.
nach, verwarf ihre Bedenken aber. Er wandelte auf der Stra- Das Ziel des Angriffs leitete ein Ausweichmanöver ein
ße der Kälte und hatte seine Leidenschaft immer unter Kon- und eröffnete das Feuer.
trolle, bis er sie entfesselte. Guri machte sich Sorgen; das war Der Kampf war heftig, aber bald vorbei. Der Pilot des X-
ihr Job, und darauf war sie programmiert: ihn um jeden Flüglers raste heran und schoß den Frachter manövrierunfä-
Preis zu beschützen, selbst wenn sie sich dadurch in sein Lie- hig, indem er seine Haupttriebwerke zerstörte, nachdem das
besleben einmischen mußte. Allerdings brauchte er in die- größere Schiff die Hälfte der Angreifer vernichtet hatte.
sem Punkt keinen Schutz. Ein Falleen war durchaus in der »Ich denke, wir haben genug gesehen«, sagte der Impera-
Lage, auf sich selbst aufzupassen. tor.
Und in diesem Fall würde es ihm außerdem ein Vergnü- Die Aufzeichnung des Angriffs, an Bord des Frachters oh-
gen sein. ne Ton aufgenommen, wurde abrupt gestoppt.
»Es lief also alles genau nach Plan«, sagte Xi/or. »Sie
Lukes X-Flügler fiel unweit des Planeten Kothlis aus dem mußten sich ein wenig bemühen. Wir wollten es nicht zu
Hyperraum. Die Welt hatte drei Monde, war der vierte von einfach erscheinen lassen.«
sieben Planeten, die den lokalen Hauptstern umkreisten, Der Imperator schwieg lange, bevor er wieder das Wort
und schien nicht von der imperialen Flotte überwacht zu ergriff. »Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun, Prinz Xizor. Ich
werden, soweit Luke dies feststellen konnte. Er hörte die re- habe aufgrund Ihres Rates zugelassen, daß die Pläne für den
gionalen Komfrequenzen ab und empfing nur den normalen neuen Todesstern in die Hände der Rebellen fallen. Sie soll-
Funkverkehr, nichts Alarmierendes. ten besser recht haben.«
»R2, nimm Kurs auf den Rendezvouspunkt, den Melan »Das habe ich, mein Master. Sobald die Rebellen heraus-
uns gegeben hat.« finden, was genau sie bekommen haben, werden sie mir
R2 pfiff bestätigend. rückhaltlos vertrauen. Es wird mir dann ein leichtes sein, Ih-
nen die Führer der Allianz auszuliefern. Sie bekommen von
Darth Vader wurde von seinen Spionen informiert, daß mir die Rebellion und können sie nach Belieben niederschla-
Xizor erneut den Imperator aufgesucht hatte. Der Mann hat- gen.«
te etwas vor, das eine Gefahr für das Imperium darstellte, so- Der Imperator sagte nichts, aber Xizor hörte die unausge-
viel war sicher. Aber er brauchte einen Beweis, bevor er sich sprochene Drohung: Wenn Sie sich irren, werden Sie es zutiefst
an den Imperator wenden konnte. Xizor genoß zur Zeit das bereuen.

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Einem außenstehenden Beobachter, selbst wenn er fast Das Bild verschwand. Sie sah auf den Schreibtisch. Die
den gleichen Wissensstand wie Xizor hatte, mußte seine Po- Worte »Scanner offline« erschienen auf dem Schirm. Er war
sition prekär erscheinen. Wie bei einem Jongleur, der ein hal- vom Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtischs nicht zu
bes Dutzend Bälle in der Luft hatte, war die Katastrophe erkennen. »Bioscan ein«, sagte sie.
scheinbar abzusehen. Aber Xizor war fähig und, wichtiger Auf dem Schirm wurden ein Auge, ein Ohr und eine Nase
noch, auch willens, die Bälle kreisen zu lassen. Es gehörte al- sichtbar. Oh, wie niedlich.
les zum Spiel. Und genau das machte es so interessant. Mit »Okay, alle raus. Testen wir es.«
weniger Bällen konnte jeder jonglieren; um das zu tun, was 3PO, Lando und Chewie verschwanden auf dem Korri-
er tat, mußte man schon ein Meister sein. dor.
»Macht die Tür zu.«
»Bist du sicher, daß dieses Ding auch funktionieren wird?« Sie gehorchten.
fragte Leia. »Okay«, rief Leia. »Lando, komm du zuerst rein.«
Chewbacca, der emsig mit einem kleinen Elektroschrau- Die Tür öffnete sich, und Lando schlenderte herein. Er
benschlüssel am Türknauf herumwerkelte, sagte etwas. Es drehte sich wie ein Dressman, der die neueste Mode vor-
klang boshaft. führte. »Hier bin ich. Freut euch.«
3PO übersetzte sofort: »Er sagt, wenn es nicht funktio- Leia grinste. Er war ein liebenswerter Schuft. Sie sah auf
niert, dann bestimmt nicht, weil es falsch eingebaut wurde.« den Schirm.
Leia drehte sich zu Lando um, der nur mit den Schultern Der in den Türknauf eingebaute Scanner machte eine Auf-
zuckte. zeichnung von Lando, und sie erschien auf dem Schirm. Ein
»Der Bursche, der es mir verkauft hat, meinte, es wäre ein Cursor bewegte sich an der Seite des Bildes hinauf, während
Spitzenprodukt«, erklärte er. »Es ist mit dem neuesten Dopp- die Sensoren Lando abtasteten und das Ergebnis dem Com-
lerstrahlenscanner, einem Breitbandsensor und einer Energie- puter meldeten: menschlich, männlich, bewaffnet mit einem
zelle mit einer Lebensdauer von einem Jahr ausgerüstet. Es Blaster und einem kleinen Vibromesser in der linken Hosen-
sollte besser funktionieren, denn es hat mich genug gekostet.« tasche, Herzschlag, Atmung, Muskeltonusindex, Größe, Ge-
»Es hat wohl kaum ein Loch in deinen Gewinn gerissen«, wicht, Körpertemperatur. Ein Brechungsindex zeigte sogar
sagte Leia. mit einer Genauigkeit von plus oder minus einem Standard-
»Oh, und ob es das hat. Ich hoffe nur, daß es den Preis jahr das Alter seiner Haut an.
wert ist.« Laut diesem Instrument war Lando etwas älter als er aus-
Das hoffe ich auch, dachte Leia. sah.
Chewie gurgelte etwas. Er hatte keine versteckten Bomben, kein Giftgas oder
»Er sagt, er ist bereit für den Test«, übersetzte 3PO. komaktives Material bei sich. Keine versteckten Holokame-
Leia ging zum Schreibtisch und setzte sich. Das integrierte ras oder Aufzeichnungsgeräte.
Computerterminal war ausgeschaltet, und sie aktivierte es. »Es scheint bei dir zu funktionieren. Chewie, komm rein.«
»Die Einheit ist im Verzeichnis >Bioscan< gespeichert«, er- Der Scanner überprüfte auch ihn. Sie wußte nicht, wie die
klärte Lando. Normalwerte eines Wookiees aussahen, aber das Scanner-
Leia öffnete das Programm. Ein Hologramm erschien programm verfügte über umfassende Daten und meldete,
über dem Schreibtisch. »Nonholographischer Modus«, be- daß Chewie innerhalb der normalen Parameter dieser Spe-
fahl sie. »Nur den Flachbildschirm benutzen.« zies lag.

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Sie war sicher, daß sich Chewie darüber freuen würde. schien, hatte Guri die Wahrheit gesagt, zumindest über die
Zum Schluß rief sie 3PO herein. Das Programm hatte kei- Geheimpläne.
ne Mühe, ihn als Droiden zu identifizieren. »Irgendeine Idee, was das für Pläne sein können?« fragte
»Hm. Es scheint perfekt zu funktionieren«, meinte sie. Lando.
»Warum testen wir es nicht an dir?« schlug Lando vor. »Nein. Die Bothans haben auf Kothlis ein paar Speziali-
»Ich glaube nicht, daß das nötig ist«, sagte sie. »Dein Auf- sten, die sie aus dem Computer holen sollen.« Seine Stimme
tritt hat genügt.« war fast tonlos.
Landos Kom piepte. Er löste es von seinem Gürtel. Leia »He, Kopf hoch, Dash«, sagte Lando. »Mitten in einer
sah ihn an. Schlacht verliert man leicht den Überblick. Jeder kann mal
»Ich habe jemanden beauftragt, den Raumhafen im Auge danebenschießen ...«
zu behalten«, erklärte er und hob das Kom. »Sprechen Sie.« »Ich nicht! Ich schieße nie daneben. Ich hätte diese Rakete
»Soeben ist ein Schiff eingetroffen«, erklang eine leise ausknipsen müssen! Bothans sind gestorben, weil ich dane-
Stimme. »Die Champion, gesteuert von ...« bengeschossen habe, verstehen Sie?«
»... Dash Rendar?« beendete Leia den Satz. »Was will er Leia schwieg. Sie mochte Dash Rendar nicht; er war ein
hier? Er sollte doch auf Luke aufpassen!« selbstverliebter Angeber, aber zumindest waren ihm andere
»Danke«, sagte Lando in das Kom. Er schaltete es ab. Zu nicht gleichgültig. Vielleicht lag es mehr daran, daß sein
Leia sagte er: »Wir sollten es am besten so schnell wie mög- Selbstbewußtsein zerstört worden war, aber sie konnte er-
lich herausfinden.« kennen, wie sehr es ihn bedrückte. Es mußte schrecklich
sein, wenn man sich selbst für den heißesten Piloten im
Sie trafen Dash auf halbem Weg. Er hatte sich am Raumha- Weltraum hielt und dann feststellen mußte, daß man versagt
fen ein Taxi genommen und fuhr Richtung Stadt. Chewie hatte.
lenkte ihren Mietgleiter auf die Gegenspur, und kurz darauf Für eine Weile schwiegen sie.
hatten sie das Taxi eingeholt und winkten es an den Straßen- Nun gut. Sobald diese Angelegenheit mit der Schwarzen
rand. Sonne erledigt war, würden sie sich auf die Suche nach Luke
Als Dash ausstieg, sah er schrecklich aus. machen. Irgendwie würde sich alles klären.
»Geht es Luke gut?« stieß Leia hervor.
»Ja, er ist okay.« Luke ließ R2 beim X-Flügler zurück und machte sich auf den
»Warum sind Sie hier? Sie sollten ihn doch beschützen.« Weg zur Messe, wo er Koth Melan treffen sollte.
Dash starrte sie an. »Er ist okay. Er braucht meine Hilfe Der Bothan erwartete ihn bereits.
nicht.« »Irgendwelche Probleme?« fragte Melan.
»Sie sehen nicht besonders gut aus«, stellte Lando fest. »Nein. Was jetzt?«
»Probleme?« »Wir haben hier ein sicheres Haus, nur ein paar Kilometer
»Lange Geschichte«, knurrte Dash. entfernt am Stadtrand. Der Computer und das Hackerteam
»Steigen Sie in den Gleiter«, sagte Leia. »Sie können uns sind bereits dort. Wir fahren hin und warten, bis sie fertig
alles auf dem Weg zum Casino erzählen.« sind.«
Er stieg in den Gleiter, und sie fuhren los. »Wie lange werden sie brauchen?«
Als er mit seiner Geschichte fertig war, schüttelte Leia den Melan zuckte die Schultern. »Wer kann das sagen? Viel-
Kopf. Luke ging es gut, das war das Wichtigste. Und wie es leicht Stunden, wenn wir Glück haben; Tage, wenn nicht.
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Das Team ist sehr gut und wird keine Risiken eingehen.
Nach allem, was uns der Computer gekostet hat, wäre es
schrecklich, wenn wir durch einen Fehler die Informationen
verlieren würden.« 21
»Ja, das wäre es.«
»Draußen wartet ein Gleiter auf uns.« Das sichere Haus war gut getarnt, stellte Luke fest. Was wie
»Gehen wir«, nickte Luke. eine Reihe von alten Lagereinheiten und heruntergekomme-
Draußen hing ein seltsamer Geruch in der Luft. Luke nen Büroräumen in einem Industriepark aussah, entpuppte
brauchte einen Moment, um ihn einzuordnen. Er erinnerte sich hinter der Fassade als etwas ganz anderes. Hinter einem
ihn an warmen Schimmelkäse. Unwillkürlich mußte er lä- Sicherheitskontrollpunkt mit drei großen bewaffneten Wa-
cheln. Das war etwas, das die Reiseführer fast nie erwähn- chen lag ein moderner Komplex miteinander verbundener
ten: daß jeder Planet seine speziellen Gerüche und Eigenhei- Einheiten, hell und sauber, vollgestopft mit modernsten
ten hatte. Das Licht war hier etwas rötlicher als auf Tatooine; Computern und elektronischer Ausrüstung, die von einem
es war ein wenig kühler als auf Bothawui, und da war dieser Haufen Techniker bedient wurden. Die meisten von ihnen
Geruch. Jede fremde Welt - nun, fremd für jemanden, der waren Bothans, aber es gab auch eine Anzahl anderer Nicht-
nicht von dort stammte - war einzigartig. menschen.
Schmelzkäse war nicht so schlimm. Er hatte schon Schlim- Es war eine raffinierte Tarnung. Von außen würde man
meres gerochen. niemals vermuten, all das vorzufinden.
Sie gingen zu Melans Gleiter und stiegen ein. Es wurde »Hier entlang«, sagte Melan.
Zeit, daß sie herausfanden, was das Imperium für so wert- Luke folgte dem bothanschen Meisterspion durch einen
voll hielt. hellen Korridor in einen Raum, dessen Tür von einem weite-
ren Posten bewacht wurde. Melan zeigte ihm seine ID-Karte,
und sie durften hineingehen.
Im Raum befanden sich ein halbes Dutzend bothanscher
Techniker. Einer von ihnen schloß Steckkontakte an dem
Computer an, den Melan erbeutet hatte; andere saßen an
Konsolen, bedienten Tastaturen oder benutzten Spracher-
kennungskontrollen. In der Luft tanzten Informationen,
während holographische Bilder aufleuchteten und wieder
erloschen.
»Ich fürchte, es gibt nicht viel zu sehen«, sagte Melan.
»Wenn man kein Experte ist, wirken die Informationen nur
wie ein Durcheinander aus Zahlen und Buchstaben.«
Luke nickte. »Was bedeutet das?« Er wies auf einen der
Schirme.
»Kalt erwischt«, sagte Melan. »Ich bin ein Meisterspion.
Meine Programmierkenntnisse könnte man mit einem
stumpfen Schwert auf eine Mikrodiode ritzen.«
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Luke lächelte. wenn das Mittel so wirkte, wie es sollte - sich nicht daran er-
»He, he, he!« rief einer der bothanschen Techniker. »Seht innern, eingeschlafen zu sein. Vielleicht konnten sie in dieser
euch das an, Jungs! Scannt den Sektor T-H-X.« Zeit herausfinden, wer und was sie war. Zumindest hatten
Luke hörte das Klappern der Tastaturen, die verbalen Be- Leias Instinkte sie nicht getäuscht: Guri hatte etwas Seltsa-
fehle. mes an sich. Etwas sehr Seltsames.
»Wow!« machte einer der anderen Techniker. 3PO servierte den Tee. Leia hoffte, daß der Droide das
»Oh, Schwester«, sagte ein anderer. »Ich glaub's einfach Mittel in die richtige Tasse gegeben hatte. Es wäre peinlich,
nicht!« wenn Lando oder Chewie hereinkommen und sie vertreten
»Was?« fragte Luke. »Was ist los?« mußten, während sie ein Nickerchen machte.
Ehe jemand antworten konnte, wurde die Tür aufgesto- 3PO hatte Guri den Rücken zugedreht. Leia sah ihn an.
ßen und jemand kam schreiend hereingestürmt. Die Beleuchtung seines linken Auges erlosch und flammte
wieder auf.
Leia lächelte Guri an, die wieder vor ihr am Schreibtisch in Leia nahm ihren Tee und lächelte wieder.
ihrer Suite saß. Aber das Lächeln sollte nur ihre Verwirrung
verbergen. Wenn ein Mann mit einem feuernden Blaster auf einen zu-
Laut dem in den Schreibtisch integrierten Computermoni- kommt, bleibt man nicht stehen und stellt dumme Fragen.
tor und dem angeschlossenen Scanner war Guri kein Luke riß sein Lichtschwert aus dem Gürtel, zündete es und
Mensch. ließ es kreisen, während er gleichzeitig zur Seite glitt.
Was sie war, konnte der Scanner nicht feststellen. Ein Blasterstrahl prallte in einem Schauer aus roten und
»Kann ich Ihnen etwas anbieten?« orangenen Funken von der Klinge ab. Die Luft roch plötzlich
»Ein Tee wäre schön.« nach Ozon.
»3PO, machst du uns bitte zwei Tassen von unserer be- Die Techniker waren unbewaffnet, und Luke sah, wie
sten Teesorte, ja?« zwei von ihnen getroffen wurden und zusammenbrachen.
Leia wandte sich von dem Droiden ab und lächelte wie- Die anderen gingen eilig in Deckung.
der Guri an, während sie verstohlen den Computermonitor Koth Melan brachte eine kleine Waffe zum Vorschein, er-
im Auge behielt. Dem Scanner zufolge war Guris Haut un- widerte das Feuer und traf den ersten Angreifer mitten zwi-
gefähr zehn Jahre alt. schen die Augen. Der Angreifer kippte nach hinten.
War das nicht interessant? Weitere Bewaffnete stürmten durch die Tür.
»Ich hoffe, Ihre Geschäfte waren erfolgreich?« Luke sprang vor, stieß mit dem Lichtschwert zu und
»Ja.« streckte den nächsten Mann nieder, der durch die Tür kam.
Es sollte ihr nicht schwerfallen, ein paar Minuten mit ihr Melan feuerte. Der Strahl sengte an Lukes linkem Ohr
zu plaudern, bis die »beste Teesorte«, die 3PO gerade auf- vorbei und traf den dritten hereinstürmenden Mann.
brühte, ihre Wirkung entfaltete. Das harmlose Schlafmittel, Luke sah, daß sich noch mindestens ein Dutzend weitere
das er in Guris Tasse tat, würde sie für ein paar Stunden aus- Bewaffnete hinter der Tür drängten. Vielleicht noch mehr.
schalten, in denen Leia und die anderen Guri gründlich un- Schließlich hatte er nicht die Zeit für eine genaue Zählung ...
tersuchen konnten. Das war der Plan, auf den sie sich geei- Weitere Energiestrahlen heizten die Luft auf, zuckten an
nigt hatten, wenn der Scan keine befriedigenden Ergebnisse Luke vorbei und trafen die Computerkonsolen und Techni-
brachte. Nach ein paar Stunden würde Guri erwachen und - ker.
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»Es sind zu viele!« schrie Melan. »Hier entlang!« ter war sie kein Mensch; sie gehörte auch nicht einer der
Luke schuf mit seiner Klinge einen Vorhang aus hartem sechsundachtzigtausend fremden Spezies an, die in den Da-
Licht, der die Blasterstrahlen abprallen ließ und die Angrei- tenbanken gespeichert waren; sie war auch kein Standard-
fer vorübergehend zurücktrieb. Er sprang zur Seite, und Me- droide. Und sie war, wie es schien, immun gegen ein Schlaf-
lan feuerte wiederholt in die Öffnung und säuberte sie kurz- mittel, das bei jedem Menschen gewirkt hätte.
fristig von den Gegnern. Was ging hier vor?
»Kommen Sie!« Zweifellos standen sie vor einem Problem, und zwar vor
Luke wirbelte herum und rannte. Unter den gegebenen einem, das Leia nicht erwartet hatte.
Umständen war Flucht die einzige Alternative. Wer waren Was sollten sie jetzt tun?
diese Kerle? Sie waren ganz in Schwarz gekleidet, trugen Guri half ihr, das Problem zu lösen. Sie sagte: »In Ord-
aber keine erkennbaren Abzeichen. Gehörten sie zu irgend- nung, Leia Organa, ich denke, das reicht.«
einem neuen imperialen Kommandotrupp? Waren es Söld- »Wie bitte?«
ner? Guri hielt ihre leere Tasse hoch. Während Leia zusah, zer-
Das spielt jetzt keine Rolle. Über ihre Identität kannst du dir malmte sie den massiven Keramikbecher mit einer Hand. Ih-
später den Kopf zerbrechen. Diese Party ist vorbei, Luke, und es re Hand zitterte leicht, aber die Tasse zersplitterte in winzige
wird Zeit, daß du verschwindest! Bruchstücke. Guri lächelte. »Ich könnte das auch mit Ihrem
Luke eilte Melan hinterher. Kopf machen, wenn ich wollte. Sie haben wahrscheinlich ir-
gendwo eine Waffe versteckt, aber ich warne Sie. Ich bin viel
Nach zwanzig Minuten belangloser Konversation erkannte schneller als Sie, und wenn Sie versuchen, nach Ihrer Waffe
Leia, daß das Schlafmittel nicht wirkte. Es sollte eigentlich zu greifen, sind Sie erledigt.«
nicht länger als fünf Minuten dauern, im äußersten Fall acht Leia spielte mit. »Angenommen, ich glaube Ihnen. Was
Minuten, wenn man die Konstitution eines Felsens hatte. wollen Sie?«
Guri machte mit ihrem diplomatischen Geplänkel weiter, »Sie werden mit mir kommen. Sie werden dem Wookiee
ohne von dem starken Mittel in irgendeiner Form beeinflußt auf dem Korridor befehlen, uns nicht zu folgen, wenn wir
zu werden. gehen; überzeugen Sie ihn, oder er stirbt.«
Vielleicht hatte 3PO einen Fehler gemacht? Das Mittel »Wohin gehen wir?«
nicht in Guris Tasse gegeben? »Zerbrechen Sie sich darüber nicht den Kopf. Tun Sie nur,
Der Computer verarbeitete immer noch Informationen was ich Ihnen sage, und Sie werden lebend ankommen.«
und übertrug sie auf den Monitor. Die ... Person auf der an- »Das glaube ich nicht«, erwiderte Leia. »Wer - oder was -
deren Seite des Schreibtischs atmete Luft, und ihr Herz Sie auch immer sein mögen, ich wette, daß Sie nicht schnel-
pumpte Blut, aber die Lunge war ebensowenig normal wie ler sind als ein Blasterstrahl. Lando? Dash?«
das Herz. Die Muskeln unter der angeblich zehn Jahre alten Die Tür zum Schlafzimmer glitt zur Seite. Lando und
Haut bestanden aus einem Gewebe, das der Scanner nicht Dash wurden sichtbar, und ihre Blaster zielten auf Guri. Sie
analysieren konnte. Ihre Körpertemperatur war zehn Pro- traten ins Zimmer.
zent kühler als normal. Für einen Menschen hätte dies den »Vielleicht irren Sie sich«, sagte Guri.
Tod bedeutet. Die Tür zum Korridor glitt ebenfalls auf, und dort stand
Äußerlich war Guri eine absolut normale und attraktive Chewie und richtete seinen Blitzwerfer auf Guris Rücken.
Frau Anfang Zwanzig. Laut dem Scanner und dem Compu- »Vielleicht«, meinte Leia. »Aber Sie müßten schon ver-

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dämmt schnell sein, um drei Blasterstrahlen auszuwei- die Augen, so daß nur noch das Weiß der Augäpfel sichtbar
chen.« war. Ein letzter keuchender Atemzug entwich seinen Lip-
Guri drehte leicht den Kopf und entdeckte Chewie. Dann pen, und er war still.
wandte sie sich wieder Leia zu. »Wie es scheint, sind Sie im Tot.
Vorteil. Wie wollen Sie ihn nutzen?« Die Zahl der Männer im Raum wurde größer. Inzwischen
Das war eine gute Frage. Was sollten sie jetzt tun? waren es zehn oder fünfzehn, und alle zielten mit ihren Bla-
stern auf ihn, schössen aber nicht. Was ...?
Einer der bothanschen Techniker sprang auf, ergriff den »Schalten Sie Ihr Lichtschwert ab«, befahl einer von ihnen
Computer und löste mit einem heftigen Ruck die Kabelan- mit rauher Stimme. »Sie können nicht gewinnen.«
schlüsse. Der unbeschädigte Monitor wurde schwarz. Luke sah den Sprecher an. Die Gestalt stand im Schatten
»Laufen Sie!« schrie Melan dem Techniker zu. »Wir geben und wurde erst deutlich erkennbar, als sie ins Licht trat.
Ihnen Deckung!« Der reptilische Nichtmensch war ungefähr so groß wie er,
Der Techniker rannte zur Rückseite des Raums. Ein Teil von schwarzen Schuppen bedeckt, mit einem Mund voller
der Wand glitt zur Seite und gab einen ungekennzeichneten spitzer Zähne. Eindeutig ein Fleischfresser. Er glaubte, daß
Notausgang frei. Der Techniker stürzte mit dem Computer es sich bei ihm um einen Barabel handelte, war sich aber
durch die Öffnung. nicht sicher; er hatte noch nicht viele Vertreter dieser Spezies
Währenddessen leerte Melan sein ganzes Blastermagazin gesehen. Barabels verließen ihre Heimatwelt nicht oft.
auf die hereinstürmenden Angreifer. Als das Magazin er- Luke erkannte, daß er selbst mit der Macht keine Chance
schöpft war, warf er die Waffe weg. hatte. Er deaktivierte sein Lichtschwert.
»Laufen Sie!« schrie er. »Sehr vernünftig«, sagte der Barabel. »Meine Leute haben
Luke ließ sich das nicht zweimal sagen. Aber ehe er einen großen Respekt vor Jedi-Rittern, und es tut mir leid, daß ich
Schritt machen konnte, wurde Melan von einem Blaster- Sie so behandeln muß, aber Geschäft ist Geschäft. Nehmt sei-
strahl getroffen. ne Waffe.«
Der Bothan brach zusammen. Einer von ihnen trat näher und nahm Lukes Lichtschwert
Luke sank auf ein Knie. an sich.
»G-g-gehen Sie!« keuchte Melan. »Lassen Sie mich zurück Luke sah wieder den Barabel an. »Was wollen Sie?«
und verschwinden Sie!« »Es tut mir leid, aber wir wollen Sie, Skywalker.«
Luke sah weitere schwarzgekleidete Angreifer hereinströ-
men. Man ließ einen verwundeten Kameraden im Kampf Chewie sagte etwas. Es klang nicht glücklich.
nicht im Stich. Er stand zwischen Melan und der heranrol- »Chewie hält es für keine gute Idee«, übersetzte Lando.
lenden Flut. »Ich bin ganz seiner Meinung.«
»Idiot! V-v-verschwinden Sie!« »Hör zu«, sagte Leia, »ich weiß, daß du Han verpflichtet
Luke riß dem ersten Mann, der sie erreichte, den Blaster bist und mich beschützen willst, aber wir müssen es tun.«
aus der Hand. Wunderte sich flüchtig, warum ihn der Mann Dash lehnte an der Wand und zielte mit seinem Blaster
nicht gegrillt hatte, aber schon stürzten sich fünf oder sechs auf Guri, die in einem Sessel saß und mit Handschellen und
weitere Bewaffnete auf ihn. einem Stahlkabel gefesselt war. Sie wollten bei ihr kein Risi-
»Luke«, stöhnte Melan. »Danke. Ich ...« ko eingehen. »Sie wollen einfach so ins Herz des Imperiums
Luke sah nach unten. Melan wurde steif und verdrehte spazieren?« fragte Dash.

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»Ich habe einige Verbindungen auf Coruscant«, sagte Dash. »Es müßte ungehindert auf Coruscant landen kön-
Leia. »Von dort kommt unsere Freundin.« Sie nickte Guri nen.«
zu, die keine Reaktion zeigte. »Jemand treibt mit uns ein »Sollen wir uns etwa selbst in die Luft jagen? Wir wissen
Spielchen, das mir ganz und gar nicht gefällt. Luke ist in bereits, daß sie nicht gerade das vertrauenswürdigste Wesen
Gefahr; diese ... Person, die behauptet, die Schwarze Sonne der Galaxis ist. Könnte jemand Ihr Schiff stehlen?«
zu repräsentieren, ist unsere einzige Verbindung zur Orga- Dash lachte. »Jeder, der es versucht, würde nicht weit
nisation.« kommen.«
»Weißt du«, murmelte Lando, »es gab vor ein paar Jahren »Mir gefällt es trotzdem nicht«, sagte Lando.
Gerüchte über menschliche Replikantendroiden. Ich meine »Es soll dir auch nicht gefallen. Ich will nur, daß du tust,
gehört zu haben, daß jemand die Methode so perfektioniert was ich dir sage.«
hat, daß man die Replikanten äußerlich nicht mehr von ei- Womit die Diskussion beendet war.
nem echten Menschen unterscheiden kann. Das war vor et- Leia bemühte sich, einen selbstsicheren Eindruck zu ma-
wa zehn, zwölf Jahren. Es würde zu dem Alter passen, das chen, als wüßte sie genau, was sie tat, aber das war eine
der Scanner bei ihr festgestellt hat.« Er starrte Guri an. Übertreibung. Wenn Guri ein Replikantendroide war, dann
Guri lächelte, sagte aber nichts. war sie für ihren Auftraggeber zweifellos von großem Wert.
»Und wenn sie wirklich ein Droide ist?« warf Dash ein. Vielleicht war diese Person bereit, über ihre Rückgabe zu
»Was nützt es Ihnen, das zu wissen?« verhandeln. Die Erfahrung lehrte, daß die einfachsten Pläne
Leia schüttelte den Kopf. »Eigentlich überhaupt nichts«, meistens die besten waren, und wenn das zutraf, dann war
gestand sie. »Aber wenn wir ihren Auftraggeber finden, dies eine großartige Idee.
könnte es uns weiterhelfen. Sie dürfte ihm eine Menge wert Wenn man die Erfahrung beiseite schob, war es ein arm-
sein.« seliger Plan; aber es war der einzige, den sie hatte, und sie
Chewie stöhnte etwas. würde ihn nach besten Kräften in die Tat umsetzen.
»Chewbacca sagt, wenn Sie nach Coruscant gehen, »Verzeihen Sie«, sagte Guri.
kommt er mit.« Leia drehte sich zu ihr um. »Was ist?«
Leia funkelte 3PO an. »Es gibt einen einfacheren Weg.«
»Geben Sie nicht mir die Schuld. Ich übersetze nur seine Leia starrte sie an und blickte dann hilfesuchend zu den
Worte.« anderen hinüber. »Wovon reden Sie?«
»Schön, du kannst mich begleiten. Lando, du wartest zu- »Sie wollen zum imperialen Zentrum und sich mit der
sammen mit Dash hier auf Luke. Wir nehmen Guri mit. Wer Führungsspitze der Schwarzen Sonne treffen, ist das rich-
oder was sie auch ist, sie ist unser Passierschein.« tig?«
»Wie wollen Sie dorthin gelangen?« fragte Dash. »Wollen »Das war der ursprüngliche Plan.«
Sie eine Kabine auf einem Passagierschiff mieten? Jeder, der »Deshalb wurde ich zu Ihnen geschickt - um Sie auf die-
nach Coruscant einreisen will, wird überprüft.« ser Reise zu begleiten.«
»Ich werde mich mit der Allianz in Verbindung setzen »Warum dann die Drohungen?«
und dafür sorgen, daß man uns ein kleines Schiff zur Verfü- »Es war der schnellste Weg.«
gung stellt.« »Ich würde ihr nicht trauen, Leia«, warnte Lando.
»Das gefällt mir nicht«, knurrte Lando. »Ich traue ihr auch nicht, aber ich bin offen für vernünfti-
»Warum nehmen Sie nicht einfach ihr Schiff?« fragte ge Vorschläge. Fahren Sie fort.«
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»Es wäre für Sie sehr riskant, wenn Sie versuchen wür- Guri trat ans Zimmerkom und machte eine Handbewe-
den, sich durch die imperialen Kontrollen rund um das im- gung. Ein paar Momente vergingen. Dann sagte eine tiefe,
periale Zentrum zu schleichen. Ich könnte dieses Risiko er- männliche Stimme: »Ja?«
heblich verringern.« »Guri, Eure Hoheit. Ich habe Prinzessin Leia Organa hier.
»Ich will Sie nicht beleidigen, aber Lando hat recht. War- Sie möchte mit Ihnen sprechen.«
um sollten wir Ihnen trauen?« »Was ist mit dem Bild?« fragte Lando.
»Weil ich für Prinz Xizor arbeite.« »Mein Master zieht es vor, es nicht zu übertragen, nicht
Lando und Dash atmeten scharf ein. einmal auf einem abgeschirmten Kanal«, erklärte Guri. Sie
Leia sah sie an. sah Leia an.
»Xizor ist der Kopf der Schwarzen Sonne«, erklärte Dash. Leia sagte: »Ich grüße Sie, Prinz Xizor.«
»Ich kann für Sie ein Treffen mit ihm arrangieren, wenn »Ah, Prinzessin Leia. Wie schön, endlich Ihre Bekannt-
Sie wollen.« schaft zu machen.«
Leia runzelte die Stirn. »Er ist hier?« Zumindest war seine Stimme angenehm.
»Ich habe seine persönlichen Komkodes.« »Ihr ... Droide hier sagt, daß Sie mich sehen wollen.«
»Mir gefällt das nicht«, sagte Lando. Er fuchtelte mit sei- »m der Tat. Ich habe Informationen, die Ihnen vielleicht
nem Blaster. von Nutzen sein können.«
In der letzten Zeit gefiel Lando nur sehr wenig. »Betreffend ...?«
Chewie grollte und heulte. »Den Attentatsversuch auf Luke Skywalker. Ein Freund
Ihm gefiel es auch nicht. von Ihnen, nicht wahr?«
»Sie und Ihre Begleiter werden vom Imperium gesucht. Leia mußte sich zusammenreißen, um nicht aufzukeu-
Ich kann für Sie Tarnidentitäten organisieren, Sie durch den chen. Xizor wußte von dem Anschlag!
Zoll schleusen und direkt zum Prinzen führen«, bot Guri an. »Wir sind Gefährten, ja«, bestätigte Leia. »Sagen Sie, wo-
»Es würde den Großteil der Risiken eliminieren.« her wissen Sie von dem Anschlag auf Luke Skywalkers Le-
Leia seufzte. Es klang vernünftig, trotz Guris Versuch, sie ben?«
zu entführen. »Nicht über Kom«, wehrte er ab. »Wir müssen derartige
»In Ordnung, wir können uns zumindest anhören, was Angelegenheiten unter vier Augen besprechen. Wenn Sie ge-
Ihr Master zu sagen hat.« Ehe die anderen protestieren konn- statten, daß Guri Sie begleitet, werde ich Ihnen alles nach Ih-
ten, brachte sie sie mit einem Wink zum Schweigen. rer Ankunft hier erklären.«
»Darf ich aufstehen?« fragte Guri. Leia sah sich im Zimmer um. Diese Wendung traf sie völ-
»Ja.« lig unvorbereitet. Was sollte sie jetzt tun?
Guri erhob sich geschmeidig.
»Dash, binde sie los«, befahl Leia.
»Das ist nicht nötig«, lächelte Guri. Sie spannte ihre Arm-
muskulatur. Die Handschellen zerrissen, als beständen sie
aus billigem Plasto. Sie holte tief Luft und spannte erneut ih-
re Muskeln; das Kabel um ihre Schultern gab ein metalli-
sches Ächzen von sich, dehnte sich und zerriß.
»Oh, Mann«, keuchte Lando.

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»Ich nehme nicht an, daß Sie mir verraten wollen, was das
alles zu bedeuten hat?«
Die Barabel machte eine Geste, die Luke als Schulter-
22 zucken interpretierte. »Kein Grund, es zu verschweigen.
Kein Grund, unfreundlich zu sein. Sie können nichts dage-
Das Gebäude, in das man Luke gebracht hatte, war nur hun- gen tun.«
dert Kilometer, so schätzte er, vom sicheren Haus der Bo- Eine aufmunternde Antwort.
thans entfernt, das sich als gar nicht so sicher erwiesen hatte. »Ich bin Skahtul. Ich verdiene mir meinen Lebensunter-
Jetzt war er in einer massiv verstärkten Zelle eingesperrt. Die halt als Kopfgeldjägerin, wie meine Gefährten auch. Es
eingesetzte Technologie war weit weniger entwickelt als die scheint eine hohe Belohnung - eine sehr hohe Belohnung -
der Bothans. Die Wände bestanden aus einer glatten, harten demjenigen zu winken, der Luke Skywalker ausliefert, le-
Substanz von neutralem Grau. Die schwere Tür war in einen bend und gesund, Fragen werden nicht gestellt. Eine schwie-
Durastahlrahmen eingelassen und wies in Augenhöhe ein rige Aufgabe, nur gemeinsam zu lösen. Viele von uns schlös-
Fenster auf, das durch ein Metallgitter mit Stäben so dick sen sich zusammen. Besser einen Teil von einer großen
wie sein kleiner Finger gesichert war. Auf dem Gang stand Summe Kredits als gar nichts. Glücklicherweise haben Sie
ein zwei Meter großer und etwa halb so breiter Wächter und diese verfluchten Bothans für die Überlebenden des An-
mit einem Blastergewehr und hielt die Tür im Auge. Eine griffs den Anteil vergrößert. Es ist derselbe Kuchen, aber die
massive Plastikpritsche war an den Boden geschraubt; es Zahl derjenigen, durch die er geteilt wird, hat sich verrin-
gab nur eine dünne Matratze und eine Decke. Eine trübe gert.«
Deckenlampe warf fahle, verwaschene Schatten. In einer Ek- Ehe er etwas sagen konnte, fuhr sie fort: »Seltsamerweise
ke befand sich eine leichte Bodenvertiefung mit einem faust- ist ein zweites Kopfgeld auf Luke Skywalker ausgesetzt. Wer
großen Loch in der Mitte. Er konnte sich vorstellen, wozu sie es sich verdienen will, muß ihn - Sie - tot abliefern.
diente. Zum Glück für Sie ist die zweite Summe nicht so hoch wie
Außer diesen Dingen und ihm selbst gab es sonst nichts in die erste, deshalb werden wir Sie am Leben lassen, bis wir
der Zelle. sie kassieren können.«
Nun ja. Es könnte schlimmer sein. Es könnte hier Ungeziefer »Hier ist eine dritte Möglichkeit«, sagte Luke. »Was halten
geben. Sie davon, wenn ich Ihnen noch mehr Geld biete, damit Sie
Luke setzte sich auf die Pritsche. Man hatte ihm sein Kom mich laufenlassen?«
und das Lichtschwert abgenommen, ihn aber nicht geschla- Skahtul lachte, ein metallischer Laut, der von den massi-
gen oder gar gefoltert. Nun, immerhin. ven Wänden widerhallte. »Oh, wir - meine Kollegen und ich
Wer waren sie? Was wollten sie? - würden ein derartiges Angebot sicherlich annehmen.«
Wie aufs Stichwort hin klickte das Schloß der Zellentür, Das war seine Chance. Er konnte sich die Kredits von Leia
und die Tür schwang nach innen auf. Die Barabel kam her- borgen. »Von welcher Summe reden wir?«
ein. Luke konnte sie nicht deutlich erkennen - inzwischen Skahtul nannte eine Zahl.
war er ziemlich sicher, daß es eine Sie war -, denn sie hielt »Mann! Mit so vielen Kredits könnte man eine halbe Stadt
sich in den dunkelsten Schatten, als wäre sie dort zu Hause. kaufen!«
Nun, auch das war nicht wichtig. Es genügte vollauf, daß er »Und es würde immer noch genug für Sie und sechs oder
sie hören konnte. acht Ihrer Freunde übrigbleiben, um bis an Ihr Ende glück-

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lich und sorglos zu leben«, erwiderte die Kopfgeldjägerin. te Darth Vader eine derartige Summe aus dem Fenster wer-
»Haben wir bei unserer Suche etwas übersehen? Haben Sie fen, ohne sie zu vermissen. Wenn man Vaders Privatvermö-
vielleicht einen Kreditchip in dieser Höhe in Ihrer Tasche?« gen in Kreditmünzen umtauschte und zu einem Berg häufte,
»Ich wünschte, es wäre so.« Falls Leia überhaupt so viel konnte man den Rest seines Lebens mit einer Schaufel gra-
Geld hatte, würde er nicht lange genug leben, um es ihr zu- ben, ohne je den Boden zu erreichen.
rückzuzahlen, selbst wenn er es bis zum General brachte. Leia hatte ganz bestimmt nicht so viel Geld. Wahrschein-
Seine einzige Hoffnung wäre, zufällig über einen Berg aus lich hatte nicht einmal die gesamte Allianz so viel Geld.
Platin zu stolpern, der niemandem gehörte. Die Chancen da- Er mußte sich etwas einfallen lassen, und zwar schnell. Er
für standen nicht besonders gut. hatte das Gefühl, daß er keine großen Überlebenschancen
Skahtul lachte. »Es ist schön, daß Sie Ihren Sinn für Hu- hatte, wenn er Vader unbewaffnet gegenübertrat.
mor nicht verloren haben.« Ihr Tonfall wurde wieder ernst. Gute Idee, Luke. Laß dir etwas einfallen.
»Aber seien Sie gewarnt. Jeder Fluchtversuch wird auf maxi- Aber was?
malen Widerstand stoßen. Wir wissen, wie erfinderisch Jedi-
Ritter sind. Lebend sind Sie ein paar Tausender mehr wert Die Droidenfrau hatte ihr Schiff auf einer kleinen Lichtung
als tot; aber es ist besser, das kleinere Kopfgeld zu kassieren, im Zentrum eines riesigen Regenwalds zweihundert Kilome-
als das Risiko einzugehen, alles zu verlieren. Haben Sie mich ter von Avaros Casino entfernt versteckt. Die Fahrt mit dem
verstanden?« Gleiter dauerte nicht sehr lange, und sie waren nur zu dritt:
»Ja, ich hab's kapiert.« Guri, Chewie und Leia.
»Gut. Es ist nichts Persönliches, wissen Sie. Einige von Als sie ankamen, ballten sich am Himmel purpurne und
uns bewundern sogar, was Sie gegen das Imperium ausge- graue Sturmwolken zusammen. Die ersten grellen Blitze
richtet haben. Einige haben Sympathien in dieser Richtung, zuckten, gefolgt von grollenden Donnerschlägen. Die Luft
aber Geschäft ist Geschäft. Verhalten Sie sich ruhig, und wir hatte diesen feuchten, wilden Geruch, wie er typisch war vor
werden Sie gut behandeln. Sie werden hierbleiben müssen, einem Wolkenbruch.
aber Sie werden ernährt und nicht mißhandelt, bis unser Leia und Chewie starrten das Schiff an.
Wohltäter das Kopfgeld zahlt und Sie abholt.« Es war ein schlankes, irgendwie fast feminin wirkendes
»Wollen Sie mir nicht verraten, wer dieser >Wohltäter< Schiff, vage an eine liegende Acht erinnernd, vorn und mitt-
ist?« schiffs vor Waffen starrend, mit einem leistungsstark wir-
»Keine Sorge, Sie werden es schon früh genug erfahren.« kenden Vierlingstriebwerk am Heck.
Mit diesen Worten glitt Skahtul durch die Tür und schloß »Mein Schiff, die Stachel«, sagte Guri.
sie hinter sich. »Sehr hübsch.«
Luke sah ihr nach. Nun, das war einfach großartig. Eine »Mein Master hat es getauft«, erklärte sie. »Ein passender
Bande von Kopfgeldjägern hatte ihn entführt, um ihn an den Name.«
Meistbietenden zu verkaufen. Ein Glück, daß derjenige, der »Wir sollten besser an Bord gehen, bevor uns der Sturm
ihn toten sehen wollte - wer mochte das wohl sein? -, nicht erreicht«, schlug Leia vor.
so großzügig war wie der, der ihn lebend haben wollte. Das Trio näherte sich dem Schiff. Dash und Lando waren
Wenn er die Höhe des Kopfgelds bedachte, konnte er sich nicht besonders glücklich gewesen, zurückbleiben zu müs-
gut vorstellen, um wen es sich bei dem letzteren handelte. sen, aber Leia wollte nicht noch mehr Leben riskieren. Es ge-
Falls die Geschichten stimmten, die er gehört hatte, konn- nügte, daß Chewie sie begleitete. Wenn sich herausstellte,

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daß Guri und der geheimnisvolle Xizor die Wahrheit gesagt Luke war sprachlos.
hatten - gut. Vorausgesetzt, es gelang ihnen, am Sperriegel »Natürlich müssen wir bei unseren Verhandlungen sehr,
um Coruscant und den planetaren Zollkontrollen vorbeizu- ah, umsichtig vorgehen. Spieler mit derart viel Geld müssen
kommen. Wenn nicht, dann hatte es keinen Sinn, sie alle in sehr mächtig sein. Ein falscher Schritt könnte äußerst gefähr-
noch größere Schwierigkeiten zu bringen. lich sein. Tödlich.«
Der Regen prasselte los, und sie rannten zum Schiff. Aber »Sie wollen sie also bitten, ein höheres Gebot zu machen.
sie wurden trotzdem bis auf die Haut durchnäßt. Was ist, wenn derjenige, der mich tot sehen will, mehr Kre-
dits bietet?«
Inzwischen waren mindestens ein paar Tage vergangen. »Wie ich schon sagte, es ist nichts Persönliches, rein ge-
Luke hatte mittlerweile jedes Zeitgefühl verloren, denn die schäftlich.«
Zelle war fensterlos, und das einzige Licht stammte von der Luke starrte die Barabel an. »Ich hoffe, Sie verstehen, daß
trüben Zellenlampe. ich es doch persönlich nehme.« Sein Tonfall war so trocken,
Er war mit einer Levitationsübung beschäftigt und wie seine Kehle plötzlich geworden war.
schwebte ein paar Zentimeter über der Pritsche, als er näher
kommende Schritte hörte. Er sank zurück auf die Pritsche, In seiner Burg lächelte Xizor vor sich hin. Guri hatte die
denn er wollte nicht verraten, wozu er fähig war. Er hatte in Prinzessin, und sie waren auf dem Weg zu ihm. Perfekt.
der Zelle keine Holokameras entdecken können, und der Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und legte die Fin-
Wächter blieb gewöhnlich draußen auf dem Gang. gerspitzen aneinander. Manchmal war es fast enttäuschend,
Die Tür klickte, und Skahtul glitt lautlos in den Raum. wie leicht er seine Ziele erreichte. Es wäre gut, wenn sich
»Hat sich mein Käufer gemeldet?« ihm hin und wieder eine Herausforderung stellte, wie da-
»Nicht direkt.« mals in den alten Zeiten, vor seinem Aufstieg. Als er sich
Luke rutschte von der Pritsche, stand auf und sah auf die noch ein wenig hatte bemühen müssen. Ah, nun gut. Es war
kleinere Barabel hinunter. »Was soll das bedeuten?« besser, einen leichten Sieg zu erringen, als zu verlieren.
»Es bedeutet, daß meine ... Kollegen und ich nach einer
Diskussion zu der Erkenntnis gelangt sind, daß Sie vielleicht Der Imperator saß auf seinem Lieblingsthron, auf jenem, der
mehr wert sind als wir dachten.« einen Meter über dem Rest des Raumes lag. Vader trat ein
»Mehr wert? Wie meinen Sie das?« und fiel auf ein Knie.
»Es gibt zwei Interessenten. Uns kam der Gedanke, daß »Mein Master.«
wir den Preis vielleicht in die Höhe treiben können, wenn »Erheben Sie sich, Lord Vader.«
wir die beiden Parteien gegeneinander ausspielen.« Vader gehorchte. Was auch immer der Imperator von ihm
Luke blinzelte. »Sie wollen mich versteigern? Wie einen wollte, er hoffte, daß es nicht allzu lange dauerte. Er hatte so-
Sklaven?« eben die Nachricht von seinen Agenten erhalten, daß Luke
»So könnte man es ausdrücken.« entdeckt worden war. Skywalker schien sich in der Gewalt
»Wer sind diese Leute?« einer dahergelaufenen Bande von Kopfgeldjägern zu befin-
Skahtul machte das Äquivalent eines Schulterzuckens. den, die mehr Geld verlangten. Vaders Agenten wußten, wo
»Um ehrlich zu sein, wir wissen es nicht. Unsere Kontakte sie sich aufhielten, kannten aber nicht die genaue Lage von
sind sehr, ah, umständlich gewesen. Über Agenten von Lukes Versteck. Und es schien, daß es noch einen anderen
Agenten von Agenten, könnte man sagen.« Bieter gab, der Luke haben wollte. Vader war bereit, jede ge-
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forderte Summe zu zahlen; Geld war nichts im Vergleich zur »Ich habe diese Einwände zur Kenntnis genommen, Lord
dunklen Seite, und er war felsenfest entschlossen, den Jun- Vader. Wie sich herausgestellt hat, sind diese Pläne von dem
gen in diese Richtung zu lenken. Er dachte daran, Luke gekaperten Frachter nach Bothawui und dann nach Kothlis
selbst von Kothlis abzuholen, wo er angeblich gefangenge- geschafft worden. Ein seltsamer Zufall, meinen Sie nicht
halten wurde, aber es war jetzt zu gefährlich, das imperiale auch?«
Zentrum zu verlassen. Er mußte hierbleiben, um Xizor zu Daß Luke und die Früchte von Xizors verdrehtem Plan
beobachten. Die tückischen Pläne des Kriminellen hatten den zur selben Zeit auf demselben Planeten waren, sollte ein Zu-
Imperator eingewickelt, und jetzt zu gehen, konnte sich als fall sein? Wohl kaum.
fataler Fehler erweisen ... »Wir müssen den Versuch machen, die Pläne wieder in
»Sie werden nach Kothlis gehen«, sagte der Imperator. unsere Hände zu bekommen«, fuhr der Imperator fort, »um
»Und den jungen Skywalker abholen.« die Rebellen davon zu überzeugen, daß die Pläne echt sind
Wieder einmal war Vader froh darüber, daß sein Gesicht und ihr Verlust einen schweren Schlag für uns darstellt. Des-
maskiert war. Das hatte er nicht erwartet. Woher wußte der halb wird Ihre Reise zwei Zwecken dienen. Sie werden Sky-
Imperator davon? Wer in Vaders Organisation hatte ihn ver- walker gefangennehmen, und Sie werden einen Teil des dor-
raten? Es war eigentlich unmöglich, daß der Imperator an tigen Untergrunds vernichten, um die Rebellen glauben zu
diese Information gekommen war. Nur eine Handvoll von machen, daß wir wegen des Diebstahls sehr besorgt sind.«
Vaders vertrauenswürdigsten Agenten wußten Bescheid. Er mußte es zumindest versuchen. »Jeder unserer Admira-
Oder ... oder war etwa der Imperator der andere Bieter, le könnte dort Flagge zeigen und den Angriff durchführen.
der Luke haben wollte? Ich habe hier viele dringende Angelegenheiten zu erledigen.«
Nein. Das ergab keinen Sinn. Der Imperator hatte Vader »Dringender als meine Befehle, Lord Vader?«
den Auftrag gegeben; er würde nicht gegen ihn bieten. Soviel zu dieser Idee. »Nein, mein Master.«
»Ich habe bereits meine Agenten losgeschickt, um ihn zu »Das dachte ich mir. Ich will Skywalker in unserer Gewalt
holen«, erklärte Vader. oder tot sehen, je früher desto besser. Und das Ende der Re-
»Agenten sollte man nicht trauen. Skywalker wird mit je- bellion ist nahe. Wenn Sie persönlich den Angriff führen,
dem Tag stärker in der Macht. Ich muß Sie daran erinnern, wird es die Rebellen überzeugen, daß die Pläne von großem
daß er über das Potential verfügt, uns alle zu vernichten. Wert für uns sind.«
Nur Sie sind stark genug, ihn gefangenzunehmen.« »Ja, mein Master.«
»Ja, mein Master.« Es hatte keinen Sinn, mit ihm zu disku- Vader verließ den Thronsaal, und wieder drohte der bro-
tieren, wenn er seine Entscheidung bereits getroffen hatte. delnde Zorn in ihm hochzukochen und ihn mitzureißen. Xi-
Zweifellos hatte Prinz Xizor seine schmutzigen Hände im zors manipulative Hand war wie dichter nächtlicher Nebel:
Spiel. Es wäre nicht klug, das zu erwähnen; der Imperator dunkel, klamm, in die kleinsten Ritzen kriechend, alles in
hatte deutlich genug gemacht, daß der Dunkle Prinz seine Kälte und Feuchtigkeit hüllend. Wieder einmal hatte er den
Angelegenheit war, und es wäre keine gute Idee, preiszu- Imperator dazu gebracht, seinen Rivalen von der Bildfläche
geben, daß Vader seine eigenen Pläne mit Xizor hatte. zu verbannen. Wer wußte schon, welche widerwärtigen Net-
»Es gibt noch einen anderen Grund. Sie wissen, daß ich ze diese reptilische Spinne für den Imperator weben würde,
Prinz Xizors Rat befolgt habe, die Pläne für den Todesstern während Vader auf Kothlis weilte?
in die Hände der Rebellen fallenzulassen.« Vader war entschlossen, die Reise so schnell wie möglich
»Ja, mein Master. Trotz meiner Einwände.« hinter sich zu bringen.

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Die Anfrage kam von dem Sperriegel aus imperialen Stern- Als Chewie ein paar Minuten später zurückkehrte, konnte
zerstörern und Fregatten um den Planeten. Leia ihre Verblüffung kaum verbergen. Sein einst braunes
»Zutrittskode?« sagte die gelangweilte Stimme. und graues Fell war jetzt von großen schwarzen Flecken be-
An Bord der Stachel antwortete Guri mit einer Zahl. deckt. Eine waschbärähnliche Maske verbarg seine Augen,
Ein Moment verging. »Sie können passieren. Fädeln Sie und das Fell an seinem Kopf war kurzgeschoren. Sie drehte
sich in das Landegitter ein und schalten Sie auf Autopilot.« sich zu Guri um, die sagte: »Darf ich vorstellen? Snoova, ein
Guri steuerte das Schiff mit einer spielerischen Leichtig- bekannter Wookiee-Kopfgeldjäger.«
keit, die überaus beeindruckend war. Ihre Hände tanzten ra- Chewie war unglücklich, wie der Klang seiner Stimme
send schnell über die Kontrollen. verriet.
Leia und Chewie sahen sich an. »Hör auf, dich zu beklagen«, mahnte Leia. »Das Färbemit-
»Wir müssen noch durch die Zollkontrollen«, sagte Guri, tel läßt sich auswaschen, und dein Fell wird nachwachsen. In
als hätte sie Leias Gedanken gelesen. »Die Schwarze Sonne ein paar Wochen wirst du wieder ganz normal aussehen.«
hat dort Verbindungsleute, aber wir können Sie nicht auf zu Leia setzte den Helm auf und testete den eingebauten
offensichtliche Weise schützen. Zeit zum Umziehen.« elektronischen Stimmverzerrer. Sie beherrschte genug Ube-
Chewie sagte etwas. Es klang nicht besonders glücklich. sisch, um damit durchzukommen, und solange sie keinem
»Du wolltest unbedingt mitkommen«, erinnerte Leia. Ubeser begegnete, würde es keine Probleme geben. Ihre
Es gefiel ihm nicht, aber er ging hinaus und verschwand Stimme summte und klickte und klang in ihren eigenen Oh-
in der Erfrischungszelle. ren, als würde sie tatsächlich aus einer nichtmenschlichen
Sobald das Schiff auf automatische Steuerung geschaltet Kehle kommen.
war, stand Guri auf und trat an einen Spind. Sie nahm einige Chewie gurgelte und stöhnte, und Guri nickte. »Ja. Es
Kleidungsstücke und einen Helm heraus und warf alles Leia müßte funktionieren. Wir landen in Kürze.«
zu. »Hier. Ziehen Sie das an.« Leia nickte und nahm den Helm ab. Sie hoffte, daß Guri
Die Kleidungsstücke stanken. Leia rümpfte die Nase. wußte, was sie tat.
»Sie gehörten Boushh, einem ubesischen Kopfgeldjäger.
Boushh war sehr tüchtig in seinem Beruf. Er hat eine Menge
Aufträge für die Schwarze Sonne erledigt. Vor kurzem ist
er ... in den Ruhestand getreten.«
»Zufälligerweise spreche ich ein paar Brocken Ubesisch«,
sagte Leia.
»Das wissen wir. Das Kostüm ist kein Zufall.«
Leia musterte die Kleidung. »Was ist aus diesem Boushh
geworden? Er ist in den Ruhestand getreten?«
»Ganz plötzlich. Er hat versucht, der Schwarzen Sonne
mehr Kredits für eine Lieferung abzupressen, die bereits ver-
traglich geregelt war. Das war ... unklug.«
Die letzte Bemerkung ließ Leia frösteln. Sie schlüpfte in
die Kleidung. Sie hatte das sichere Gefühl, daß Boushh diese
übelriechenden Sachen nicht mehr brauchte.

218 219
Leia und Chewie nickten.
Am Zoll kam es zu Komplikationen.
Ein Zöllner betrachtete die ID-Holokarte, die Leia als
23 Boushh auswies, und klopfte damit auf den Tisch. »Der
Zweck Ihres Besuchs?«
Ein dünner Mann brachte Luke zweimal am Tag etwas zu »Geschäfte«, sagte Leia auf Usbesisch. Ihre Stimme klickte
essen und zu trinken. Er hatte schon Schlimmeres gegessen, und summte durch die Helmmaske.
aber auch Besseres. Gewöhnlich wurden das Frühstück oder »Wie ich sehe, haben Sie einen Waffenschein für diesen
Abendbrot immer auf die gleiche Weise serviert: Der dünne Blaster, aber wir haben nichts für Leute übrig, die im impe-
Mann trug ein Tablett zur Tür. Der Posten öffnete die Tür, rialen Zentrum herumschießen.«
richtete sein Blastergewehr auf Luke und befahl ihm, sich Leia sagte nichts.
zur Pritsche zurückzuziehen; der dünne Mann stellte das Ta- »Ich denke, Sie sollten diesen Helm abnehmen«, fuhr er
blett direkt hinter der Türschwelle auf den Boden und ging fort. »Nur um sicherzugehen, daß Sie mit dem Holobild
dann mit dem Wächter wieder hinaus. identisch sind.« Er klopfte wieder mit der Karte auf den
Diesmal fragte Luke den dünnen Mann nach der Uhrzeit. Tisch und warf einen Blick auf das ID-Hologramm. »Man
»Wat kümmert dich dat?« fragte der dünne Mann. kann gar nicht vorsichtig genug sein.«
»Was kümmert es Sie, daß es mich kümmert?« konterte Luke. »Es wird meine Lungen schädigen, wenn ich diese Luft
Der dünne Mann grinste höhnisch, aber er nannte Luke ohne meine Filter atmen muß«, erwiderte Leia.
die Uhrzeit und verschwand. »Ich kann Ihnen einen Atmosphärenraum zur Verfü-
Wie Luke vermutet hatte, war es das Abendbrot. gung ...«, begann er und brach ab.
Der Grund für seine Frage war einfach. Er plante seine Chewie trat zu Leia und dem Zöllner und grollte etwas.
Flucht, und er wollte dafür die Dunkelheit nutzen. Sobald er Der gute alte Chewie; er war so verläßlich wie das Tages-
aus dem Gebäude war, würde ihn die Nacht vor der soforti- licht, loyal bis zum Äußersten.
gen Entdeckung schützen. »Was ist Ihr Problem?« fragte der Zöllner.
Luke aß. Das Getränk war süß, braun und sprudelnd; das Chewie knurrte eine wütend klingende Antwort.
Essen war fade - Sojpro-Koteletts, eine orangene Gemüsesor- »Es interessiert mich nicht, ob Sie zu spät zu Ihrer Verab-
te, etwas Grünes und Knackiges -, aber es hatte keinen Sinn, redung kommen«, erklärte der Zöllner. Aber die Schlange an
mit leerem Magen zu fliehen. Nachdem er seinen X-Flügler den Zollkontrollen wurde immer länger, und der Zöllner
erreicht hatte und gestartet war, würde er lange warten müs- gab Leia plötzlich ihre ID-Karte zurück. »Gehen Sie, Kopf-
sen, bis er wieder Gelegenheit zum Essen bekam. geldjäger. Ich habe noch andere abzufertigen.«
Nachdem er seinen X-Flügler erreicht hatte. Sobald Chewie den Zoll passiert hatte, machte er sich mit
Er grinste, während er auf dem grünen Zeug kaute. Als Leia eilig davon.
wäre das eine Kleinigkeit. »Okay, wir suchen jetzt meinen Kontaktmann auf. Dieser
Teil des Untergrunds ist relativ sicher«, sagte sie, »aber wir
Es wäre nicht klug, wenn man sie zusammen sehen würde, sollten trotzdem auf der Hut sein.«
erklärte Guri Leia. Chewie nickte und tätschelte seinen Blitzwerfer. Er sagte
»Sobald Sie die Zollkontrollen hinter sich haben, treffen etwas.
wir uns an diesen Koordinaten.« »Wenn du gerade gefragt hast, warum wir nicht direkt zu

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Guri gehen - ich will versuchen, unsere Position ein wenig sen. Für Luke war es nicht so einfach. Ein paarmal hatte er es
zu verbessern.« geschafft, aber es erforderte eine Menge Konzentration, ge-
nug Macht zu sammeln. Man durfte sich dabei keine Sorgen
An Bord der Exekutor dachte Vader über sein bevorstehendes machen, ob es funktionierte oder nicht, oder was passieren
Zusammentreffen mit Luke nach. Seit ihrer letzten Begeg- würde, wenn man auf halbem Weg versagte. Man durfte an
nung hatte der Junge Zeit gehabt, sich mit dem abzufinden, nichts anderes mehr denken - nun, zumindest war es bei
was er ihm erzählt hatte. Auf einer Ebene mußte er die Luke so -, und das machte es zu einer entnervenden Angele-
Wahrheit kennen, mußte wissen, daß Vader sein Vater war. genheit, vor allem, da es für ihn den Tod bedeuten konnte,
Natürlich war dies in einem anderen Leben gewesen, als Va- wenn es nicht funktionierte oder er vorzeitig aufgab.
der noch Anakin Skywalker gewesen war, aber die Tatsache Nein. Schiebe diese Gedanken beiseite. Denk nur daran, daß die
blieb bestehen. Macht in dir ist. Du kannst es schaffen.
Er würde ihn an sich binden. Er wußte, daß er es konnte, Er holte erneut tief Luft, stieß sie zur Hälfte wieder aus
denn er hatte gespürt, wie die dunkle Seite in Luke erwacht und ließ die Macht eine Brücke zwischen seinem Bewußtsein
war, hatte die Kraft seines Zornes gespürt. Der Junge hatte und dem des Postens auf dem Gang schlagen.
diesem Zorn schon einmal nachgegeben; er konnte ihn dazu Wie immer war es ein seltsames Gefühl. Es war nicht so,
bringen, ihn erneut zu entfesseln. Mit jeder Wiederholung als wäre er wirklich an zwei verschiedenen Orten gleichzei-
wurde es leichter. Die dunkle Seite war ein Weg, der jedes- tig, sondern eher so, als wäre ein Teil seines Bewußtseins
mal, wenn man ihn beschritt, breiter und tiefer wurde. Bald von ihm getrennt, nicht zugänglich. Das Gefühl ähnelte einer
würde es für Luke überhaupt keine Anstrengung mehr be- leichten Benommenheit.
deuten, die dunkle Seite herrschen zu lassen. Und der Impe- Luke spürte, daß die Füße des Postens schmerzten, daß er
rator hatte recht. Luke verfügte über große Macht. Sie war sich nach einer Erfrischungszelle sehnte, daß er es satt hatte,
roh, unkontrolliert und untrainiert, aber gewaltig. Sein Poten- mit einem Blastergewehr in den Händen herumzustehen
tial war größer als das des Imperators, größer als das Vaders. und eine massive Stahltür im Auge zu behalten, die absolut
Aber es war dennoch nur potentielle und keine entwickel- ausbruchsicher war, absolut...
te Energie. Wenn sie sich begegneten, würde Vader immer »Öffne die Tür.«
noch der Erfahrenere, immer noch der Meister sein. Er wür- »Ha? Wer ist...?«
de den Jungen besiegen und ihn zur dunklen Seite führen. »Du mußt die Tür öffnen.«
Sie würden eine Einheit werden, Vater und Sohn. »Ich ... muß die Tür öffnen.«
Und wenn das geschah, konnte nichts in der Galaxis sie »Du mußt dein Gewehr auf den Boden legen und die Tür
noch aufhalten. Niemand würde es wagen, sich ihnen in den öffnen.«
Weg zu stellen. Alle würden sich ihnen unterwerfen. Welten Luke beobachtete den Posten durch das vergitterte Fen-
würden bei ihrem Erscheinen erzittern. ster. Beobachtete, wie er das Gewehr auf den Boden legte.
Vader lächelte unter seiner Maske. Geschafft. Luke grinste.
Ein Fehler.
Luke machte einige reinigende Atemübungen, wie man es »Was ...?«
ihn gelehrt hatte, und versuchte gleichzeitig, seine Gedanken Du hast ihn verloren. Konzentriere dich, Luke!
nach außen zu projizieren. Ben - Obi-Wan - konnte schein- »Öffne die Tür.«
bar mühelos das Bewußtsein eines Sturmtrupplers beeinflus- Luke verdrängte die Gedanken an Sieg und Niederlage
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aus seinem Bewußtsein. Das einzige, was jetzt eine Rolle blitzsauberen Eindruck gemacht. Aber ganz gleich, wie
spielte, war der Wachposten. grauenhaft ein Ort auch war, es schien immer einen anderen
»Öffne die Tür.« Ort zu geben, der noch viel schlimmer aussah.
»Ja. Öffne ... die ... Tür ...« Verglichen mit dem Südlichen Untergrund hatte der Casi-
Der Posten schob seine Kodekarte ins Schloß. Das Schloß nokomplex wie ein Ferienparadies ausgesehen.
klickte. Überall waren Bettler, in Lumpen gekleidet, mager und
Eins der schönsten Geräusche, das Luke je gehört hatte. aufdringlich. Was auch immer sie in den Untergrund getrie-
Aber er gab sich seinem Triumphgefühl nicht hin. ben hatte, es mußte schrecklich gewesen sein, wenn dies ihr
»Du bist sehr müde. Du mußt hereinkommen und dich einziger Ausweg war.
auf die Pritsche legen und ein kurzes Nickerchen machen.« Während sie und Chewie tiefer in das Labyrinth der un-
»Pritsche. Nickerchen machen ...« terirdischen Tunnel vorstießen, wurden ihnen alle erdenkli-
Der Posten betrat die Zelle und ging an Luke vorbei. Luke chen illegalen Angebote gemacht. Koridorhändler wollten
nahm ihm die Kodekarte aus der Hand. Er spähte in den ihnen alles verkaufen, was ihr Herz begehrte, und die Ein-
Korridor. Niemand in der Nähe. Er trat aus der Zelle, schloß zelheiten drehten Leia den Magen um.
leise die Tür, warf die Kodekarte auf den Boden und hob das Ja, derartige Leute hatte es immer gegeben, aber das Im-
Blastergewehr auf. Er warf einen Blick über die Schulter. Der perium hatte ihre Zahl ins Unermeßliche anschwellen lassen.
Posten schnarchte auf der Pritsche. Was ein kleiner Fleck auf der weißen Weste der Republik ge-
Na also. So gefiel es ihm viel besser. wesen war, hatte sich in ein Geschwür am aufgeblähten Leib
Er eilte den Korridor hinunter. Er fühlte sich sehr sicher. des Imperiums verwandelt.
Dieser Posten war leichter zu beeinflussen gewesen als der Chewie knurrte eine leichtbekleidete Frau an, die sich ih-
vor dem Zirkuszelt, wo er seinen Drahtseilakt geübt hatte. Er nen lächernd näherte. Die Frau wich hastig zurück.
sollte in der Lage sein, jeden auszuschalten, der ihm über den Der Tunnel lag in trübem Licht, die Wände waren mit
Weg lief, entweder mit der Macht oder mit dem Gewehr. Au- Graffiti in einem halben Dutzend bekannter Schrift- und
ßerdem sollte er sich umgehend zum nächsten Ausgang be- Symbolsprachen beschmiert und troffen vor Nässe, als wür-
geben und von hier verschwinden. Mit etwas Glück würden den sie schwitzen.
Stunden vergehen, bis man seine Flucht bemerkte. Ein Planet, dessen Oberfläche lückenlos bebaut war, muß-
Aber er wollte zuerst nach seinem Lichtschwert suchen. te ein entsprechendes Fundament haben. Der gewaltige
Er hatte eine Menge Zeit investiert, um es zu konstruieren, Komplex aus Tunneln und künstlichen Höhlen reichte stel-
und da sich die Flucht als so einfach erwiesen hatte, war er lenweise einen Kilometer oder mehr in die Tiefe. Es gab hier
ziemlich sicher, daß er ebenso mühelos seine Jedi-Waffe auf- Orte, die nie einen Sonnenstrahl gesehen hatten, wo blau-
spüren und sich dann davonmachen konnte. Die Macht war grauer Schimmel als zehn Zentimeter dicke Schicht die Wän-
mit ihm. Er konnte es schaffen. de und Decken überzog, wo die feuchtigkeitsgeschwängerte
Er war davon überzeugt. Luft permanent nach verrottenden Pilzen stank - und nach
schlimmeren Dingen.
Während sich Leia und Chewie durch einen dunklen und Eine Gestalt in einer schwarzen Kapuzenrobe trat aus der
gewundenen Tunnel dem Zentrum des Südlichen Unter- Dunkelheit unter einem zersplitterten Leuchtstab und streck-
grunds näherten, schüttelte sie den Kopf. Verglichen mit te bettelnd eine grüne, vierfingrige Hand aus.
dem Casinokomplex auf Rodia hatte selbst Mos Eisley einen Chewie sagte etwas, und die Gestalt verschwand. Der

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Körpergeruch der ungewaschenen Kreatur mischte sich in platz, mit einer hohen Decke, guter Beleuchtung und einem
die anderen Gerüche. Ring von Läden am Rand. Hier stank es nicht mehr so ent-
Chewie rümpfte die Nase. setzlich. Menschen und Nichtmenschen wimmelten hin und
Der Gestank war schlimmer als der in der Müllpresse, in her, beschützt von bewaffneten, uniformierten Wachen, die
der sie und Han und Chewie und Luke bei ihrer ersten Be- sich bemühten, den Anschein von Ordnung aufrechtzuerhal-
gegnung gelandet waren. ten. Es hätte ein Einkaufsviertel einer Kleinstadt auf jedem
Zum Glück für sie filterte ihre Kopfgeldjägermaske die zivilisierten Planeten sein können.
schlimmsten Gerüche heraus. Der arme Chewie. Sie hoffte, Es gab eine Bäckerei, einen Waffenladen, ein Schuhge-
daß ihr Ziel mit einem guten Luftfiltersystem, Ozongenera- schäft, eine Boutique und einen Elektronikmarkt. Hier war
toren oder zumindest Luftverbesserern ausgerüstet war. ein Restaurant, da eine Kneipe und dort ein Blumenladen.
Vor ihnen versagte ein Leuchtstab, tauchte den trüben Leia seufzte erleichtert. Dieser Ort hatte sich seit ihrem letz-
Korridor für einen Moment in flackerndes Licht und erlosch. ten Besuch verändert, aber ihr Ziel war noch immer da.
Irgendwo hinter ihnen im Korridor schrie jemand - oder »Dort«, sagte sie zu Chewie.
etwas. Der Schrei erstarb in einem feuchten Gurgeln. Im Inneren des Blumenladens roch es wunderbar, vor al-
Leia hielt die Hand an ihrem Blaster. lem, wenn man die Umgebung bedachte. Es gab Platten mit
grauem Stikmoos, Töpfe mit Elastopflanzen, alle möglichen
»Wie lange noch bis zum Rücksturz aus dem Hyperraum?« Blumensorten in roten bis violetten Farbtönen und gelbe,
fragte Vader. sich bauschende Pilzteppiche an den Wänden und der Dek-
»Noch ein paar Stunden, mein Lord«, sagte sein Captain. ke. Die Pilze erzeugten auch ohne Sonnenlicht Sauerstoff
»Ich bin in meinem Quartier. Informieren Sie mich, wenn und waren deshalb für ein unterirdisches Habitat besonders
wir das System erreichen.« gut geeignet. Der Sauerstoffanteil in der Luft war so groß,
»Jawohl, mein Lord.« daß Leia ganz leicht zumute wurde.
Bald bin ich bei dir, mein Sohn. Die Decke war vier Meter hoch, was auch nötig war, da es
sich bei dem ursprünglichen Besitzer des Blumenladens um
Es war fast zu einfach, dachte Luke, als er sein Lichtschwert einen alten Ho'Din namens Spero gehandelt hatte. Die
vom Tisch nahm. Der kleine Lagerraum war leer; niemand Ho'Din waren mindestens drei Meter groß, wenn man ihren
schien wach oder in der Nähe zu sein, und auch sein Kom wurmähnlichen Haarschopf mitrechnete, der an ein Nest
lag dort auf dem Tisch. Er konnte sich mit R2 in Verbindung von Schlangen mit leuchtend roten und violetten Schuppen
setzen, damit er den X-Flügler startklar machte und Luke ein erinnerte.
Peilsignal schickte. Sobald er sein Schiff bestiegen hatte, Leia blickte sich um und sah den großen und dünnen
würden ihn diese Armleuchter nie mehr erwischen. Nichtmenschen hinter einigen Federbäumen hervortreten,
Luke legte das Blastergewehr auf den Tisch und griff nach die bis an die Decke reichten. Der alte Spero lebte also noch
seinem Kom. immer. Ein weiterer Glücksfall.
»Wer ist da? Keine Bewegung, oder ich schieße!« »Willkommen«, sagte Spero. »Wie kann ich Ihnen die-
Oh, oh... nen?«
»Wir sind hier, um eine Schuld einzutreiben, Meistergärt-
Tief im Südlichen Untergrund mündete der Tunnel in einen ner«, erwiderte Leia.
riesigen halbkugelförmigen Hohlraum, groß wie ein Markt- Da viele Ho'Din berühmt für ihre ökologischen Leistun-

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gen waren, insbesondere, was die Pflanzenzucht betraf, galt »Ho'Din sind nicht nur auf ihre Augen und Ohren ange-
»Meistergärtner« bei ihnen als höchster Ehrentitel. Spero wiesen, Prinzessin.« Das dicke fleischige »Haar« an seinem
hatte sich seinen Titel verdient, indem er jene gelbe Pilzsorte Kopf regte und wand sich, glänzte hell im Licht. »Wir ver-
gezüchtet hatte, die an seinen Wänden hing und überall in gessen niemals unsere Freunde.«
der Galaxis verbreitet war. Leia verbeugte sich. »Dann betrachten Sie Ihre Schuld als
»Ich kann mich nicht erinnern, irgend jemandem etwas getilgt.«
schuldig zu sein«, sagte der alte Ho'Din. »Gewiß keinen Der Ho'Din verbeugte sich ebenfalls. »Unsinn. Nicht ein-
Fremden.« Er wirkte amüsiert. mal die Enkel meiner Enkel könnten lange genug leben, um
»Nicht einmal Leia Organa?« diese Schuld abzutragen. Aber ich bin froh, Ihnen diesen
Jetzt lächelte er. »Ah, ja. Die Prinzessin. Ich habe ihr mein kleinen Dienst erwiesen zu haben. Seien Sie vorsichtig, Prin-
Leben und das meiner ganzen Familie zu verdanken.« zessin. Die Schwarze Sonne ist ein gefährlicher Gegner.«
»Sie möchte, daß Sie uns helfen.« »Das werde ich. Noch einmal vielen Dank, Master Spero.«
»Und woher soll ich wissen, daß Prinzessin Organa Sie Draußen in der Kaverne nickte Leia Chewie zu. »Nun,
geschickt hat?« wie es scheint, hat Guri in diesem Punkt die Wahrheit ge-
»Wer sonst könnte von Ihrer Schuld wissen?« sagt. Am besten gehen wir jetzt zu unserem Treffpunkt.«
Er nickte. »Richtig. Was kann ich für Sie tun?« Chewie grollte etwas, und sie war nicht sicher, ob er ihr
»Wir brauchen Informationen über die Schwarze Sonne. zustimmte oder nicht.
Wer sie führt und wie man mit ihr in Verbindung treten
kann.«
Spero seufzte. »Ich wollte gerade Tee machen. Kann ich
Ihnen eine Tasse anbieten?«
»Ein andermal vielleicht.«
»Nun gut. Die Schwarze Sonne wird von dem Falleen Xi-
zor geführt. Er wird manchmal auch der >Dunkle Prinz< oder
>Unterlord< genannt. Er ist außerdem der Eigentümer und
Präsident von XTS - Xizor Transportsysteme -, einem mehr
oder weniger legalen Konzern, der Milliarden wert ist. Er
verläßt Coruscant nur sehr selten und besitzt einen Palast,
der dem des Imperators und Darth Vaders gleichkommt.«
Spero wies zur Decke. »Er liegt auf der Oberfläche, aber Tei-
le von ihm reichen tief in die Erde.«
Leia und Chewie sahen sich an. Das bestätigte, was Guri
ihr erzählt hatte. Genau das hatte sie herausfinden wollen.
Leia nickte und wandte sich ab. »Vielen Dank, Meistergärt-
ner«, sagte sie.
»Sie sind immer willkommen, Prinzessin.«
Leia fuhr herum und starrte den alten Nichtmenschen an.
»Wie bitte?«

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Leia und Chewie erreichten schließlich den mit Guri verein-
barten Treffpunkt. Es handelte sich dabei um einen öffentli-
chen Park auf der Oberfläche, ein kleiner Flecken Grün, um-
24 geben von Plastobeton und Durastahl.
»Sie haben länger als erwartet gebraucht«, stellte Guri
Luke hielt sein Lichtschwert noch immer locker in der rech- fest, als sie sie sah.
ten Hand. Er umklammerte die Waffe fester und legte den »Wir haben uns ein paar Sehenswürdigkeiten ange-
Daumen auf den Kontrollknopf, während er sich langsam zu schaut«, erwiderte Leia.
dem Sprecher hinter ihm umdrehte. Guri funkelte sie an, und Leia hatte das sichere Gefühl,
»Entschuldigung, ich dachte, das wäre der Erfrischer«, daß die Frau - nein, der Droide - sie nicht mochte.
sagte Luke. Nun ja, es war einen Versuch wert. »Folgen Sie mir«, sagte Guri.
Der Nichtmensch, der ihm gegenüberstand, war ein
Nikto, und die Bemerkung mußte ihn verwirrt haben, zu- Ein horizontaler Hagelschauer aus Energieblitzen prasselte
mindest für eine Sekunde. Dann weiteten sich seine hornge- auf Luke ein ...
ränderten Augen, als er Luke erkannte. Er riß den Blaster Dank der Macht bewegte er sich schneller, als er es für
hoch. möglich gehalten hatte, und er webte mit seinem Licht-
Luke drückte die Lichtschwertkontrolle. Die leuchtende schwert einen schützenden Vorhang, der den tödlichen Ha-
Klinge erhellte den Raum. gel abwehrte. Die abprallenden Energiestrahlen trafen und
Der Nikto schoß, und ein roter Blitz zuckte auf Luke zu. durchbohrten Wände, Kopfgeldjäger, den Boden, die Decke.
Er ließ die Macht fließen, und der Blitz prallte von seiner Es war gefährlich, hier zu sein, ganz gleich, wo man stand.
Klinge ab ... und traf den Fuß des Schützen. Der Nikto ließ Luke war erstaunt über seine Schnelligkeit und sein Kön-
seine Waffe fallen, hielt sich die schmerzende Gliedmaße nen, aber er wußte, daß beides nicht von Dauer sein konnte.
und hüpfte heulend auf seinem anderen Fuß herum. Es brauchte nur ein einziger Schuß seine Deckung zu durch-
»Au, au, au, au, au!« dringen, und er war Geschichte. Früher oder später würden
Wäre es nicht so gefährlich gewesen, hätte es sogar ko- sie ihn erwischen.
misch gewirkt. Er rannte den Gang hinunter, und die Bewaffneten vor
Soviel zum Davonschleichen, ohne entdeckt zu werden. ihm flohen vor ihren eigenen reflektierten Schüssen.
Luke stürzte sich auf den verletzten Schützen, rammte ihn In die Schießerei mischte sich vielstimmiges Geschrei.
mit der Schulter und schickte ihn zu Boden. »Vorsicht, du Idiot...!«
Wie die Flitzerrocker konnte der Nikto besser fluchen als »Da ist er, schnappt ihn euch ...!«
schießen. »Paß auf, paß auf...!«
Auf dem Korridor wurden Türen aufgerissen, und be- »Ich bin getroffen ...!«
waffnete Kopfgeldjäger, die meisten davon in ihren Nacht- Er wußte nicht, wie weit es noch bis zum Ausgang war.
gewändern, stolperten heraus. Aber er war ziemlich sicher, daß er es nicht schaffen würde,
Jetzt gab es keinen Ausweg mehr. wenn er ihn nicht bald erreichte.
Er schwang sein Lichtschwert und versuchte, sich einen Doch Luke gab sich ganz dem Strom der Macht hin, ließ
Weg in die Freiheit zu bahnen. das Lichtschwert kreisen, um Energieblitze und Fleisch und
Knochen abzuwehren, als die Kopfgeldjäger weiter versuch-

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ten, ihn aufzuhalten. Er hatte keine große Wahl; schließlich abgestellt«, sagte Lando. Er schwieg und feuerte auf das Ge-
konnte er nicht stehenbleiben und gründlich über alles nach- bäude hinter ihnen. »Was hältst du von einer kleinen Spa-
denken. zierfahrt?«
Vor ihm barst plötzlich die linke Wand und implodierte. Hinter dem Loch in der Mauer schrie jemand vor Schmerz
Rauchende Bruchstücke flogen in alle Richtungen. Einige und Überraschung auf, als Landos Blasterstrahl sein Ziel
der Kopfgeldjäger wurden von der Implosion zu Boden ge- fand.
schleudert; andere flohen. Rauch wallte und füllte den Korri- »Der Falke wartet in einem öffentlichen Park, nur fünf Mi-
dor; beißende Dämpfe brannten in Lukes Nüstern. nuten von hier entfernt. 3PO paßt auf ihn auf.«
Das allgemeine Chaos nahm zu. »3PO? Wo sind Leia und Chewie?«
Was ...? »Das ist eine lange Geschichte. Am besten gehen wir erst
»Luke?« einmal an Bord, ehe ich sie dir erzähle.«
Er kannte diese Stimme. »Wie hast du mich gefunden?«
»Lando? Hier drüben!« »Dash hat mir den Planeten genannt. Ich bin hergeflogen
Ein weiterer Blaster spuckte Energieblitze, aber sie waren und habe von dem Überfall auf das sichere Haus der Bo-
nicht auf Luke gezielt. Kopfgeldjäger brachen zusammen. thans gehört. Ich kenne ein paar Einheimische, die mir noch
»Neu formieren!« schrie jemand. »Wir werden angegrif- einen Gefallen schulden; sie sagten mir, daß diese Knallköp-
fen!« fe hinter dem Überfall stecken.«
Die Verwirrung wuchs. Lando duckte sich. Ein Blasterstrahl sengte über seinen
Luke sah Lando durch den Rauch und die übelriechenden Kopf hinweg und verfehlte ihn um gut zwei Meter. »Können
Dämpfe stapfen, sah ihn mit traumwandlerischer Präzision wir jetzt gehen und das Frage-und-Antwort-Spiel später
schießen und mehrere der verwirrten Kopfgeldjäger aus- fortsetzen?«
schalten. »Gute Idee.«
»Als ob man auf Schlangen in einem Schuhkarton schießt«, Sie rannten los.
knurrte Lando. Er grinste. »Hattest du ein Taxi bestellt?« Hinter ihnen feuerten die Kopfgeldjäger unablässig wei-
»Ich? Was bringt dich auf den Gedanken, daß ich von hier ter.
weg will? Ich habe hier jede Menge Spaß.« Luke wirbelte
herum und kappte den Lauf eines auf ihn zielenden Blasters. Xizor betrachtete mit kritischem Auge die unteren Äste sei-
Die Waffe zischte und spuckte Funken, und der verdutzte nes sechshundert Jahre alten Miniatur-Feuerdornbaums. Das
Schütze ließ sie fallen und lief davon. kleine Gewächs war ein Geschenk eines ehemaligen Rivalen,
»Ja, wie recht du doch hast. Hier entlang.« der versucht hatte, nach einer ... geschäftlichen Meinungs-
Lando lief voraus und feuerte unablässig aus seinem Bla- verschiedenheit mit der Schwarzen Sonne Frieden zu schlie-
ster. Luke folgte ihm und wehrte die Schüsse von hinten ab. ßen. Weniger als einen halben Meter hoch, war der winzige
Sie zwängten sich durch das Loch in der Wand und traten Baum eine fast perfekte Kopie der bis zu hundert Metern
hinaus in die Nacht. messenden Feuerdornbäume, die nur in einem einzigen klei-
Es würde nicht lange dauern, bis sich die Kopfgeldjäger nen Hain des irugianischen Regenwalds auf Abbaji wuch-
von ihrer Überraschung erholt und neu formiert hatten. Am sen. Der Zwergbaum war zehn Generationen lang im Besitz
besten verschwanden sie, bevor dies passierte. des ehemaligen Rivalen gewesen und galt unter Kennern als
»Ich habe mir einen Gleiter, äh, geliehen und dort hinten besondere Kostbarkeit. Sollte sein Vermögen dahinschmel-
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zen und er völlig mittellos dastehen, würde Xizor trotzdem »Ich bin nicht nahe genug gekommen, um die Namens-
nicht diese Pflanze verkaufen, nicht einmal, wenn ihm je- schilder zu lesen, aber das Führungsschiff ist ein Sternzerstö-
mand zehn Millionen Kredits bot. rer.«
Es gab Interessenten, die so viel und noch mehr bieten » Sieges-Klasse? «
würden. Kleine Bäume wie dieser galten ihnen als besonders »Größer.«
geschichtsträchtig. »Imperiums-Klasse?«
Er bewegte die winzige mechanische Schere mit äußerster »Versuch's noch mal.«
Präzision. Setzte die Scherenblätter an der Mitte des fast Luke wandte sich von den Kontrollen ab und starrte Lan-
haarfeinen Astes an ... schnitt... do mit aufgerissenen Augen an. »Nein.«
Ah. Perfekt. Dieser eine Schnitt war alles, was der Baum »Doch. Super-Klasse.«
in diesem Jahr an Pflege brauchte. Vielleicht würde er im »Ist es die ... Exekutor?«
nächsten Frühling diesen abstehenden Zweig am nächsthö- »Wie ich schon sagte, ich kam nicht nahe genug heran.
heren Ast stutzen. Er hatte ein ganzes Jahr Zeit, darüber Aber wie viele von diesem Typ gibt es? Sie bauen diese Ba-
nachzudenken. Vorsichtig zog er die Schere zurück. Betrach- bys schließlich nicht zum Spaß.«
tete den Feuerdorn. Er war wunderschön. Schön genug, um Luke starrte in die Unendlichkeit. War es Darth Vader?
die Verfehlungen seines früheren Besitzers wettzumachen. Was wollte er hier?
Der Mann hatte die Lage falsch eingeschätzt, aber dieses Ge- »Laß uns die Startvorbereitungen so schnell wie möglich
schenk bewies, daß er außerdem Geschmack hatte und nicht beenden«, sagte Lando. »Wir sollten besser nicht herumtrö-
dumm war. Fehler konnten vergeben werden, wenn es mil- deln.«
dernde Umstände gab. Xizor war schließlich ein zivilisiertes »Wem sagst du das? Warte. R2 ist in meinem X-Flügler.«
Wesen, kein dumpfer Schläger. »Ich weiß, ich habe ihn geortet und einen Traktorstrahl
Er würde dafür sorgen, daß Prinzessin Leia diese Seite an aktiviert. Wir überfliegen den X-Flügler, ziehen ihn hoch
ihm kennenlernte. Wie er auch dafür sorgen würde, daß sie und koppeln ihn an unserer Hülle an.« Lando deutete auf
andere, intimere Seiten an ihm kennenlernte ... den Kontrollmonitor. »Wir katapultieren uns an dieser Posi-
tion in die Umlaufbahn und beschleunigen so schnell wie
»Ich freue mich so sehr, Sie unversehrt wiederzusehen, Ma- möglich auf Lichtgeschwindigkeit. Selbst wenn sich Vader
ster Luke.« nicht auf diesem Monster befindet, sollten wir uns nicht mit
»Ich freue mich auch, dich wiederzusehen, 3PO«, sagte ihm anlegen.«
Luke. Luke nickte und griff nach dem Kom. »Wohin fliegen
Lando rannte an ihm vorbei zum Cockpit des Falken. wir?«
»Beeil dich, Luke«, rief Lando über die Schulter. »Wir ha- »Zurück nach Tatooine. Es ist Leias Wunsch.«
ben es nicht nur mit den Kopfgeldjägern zu tun, sondern »Wo ist sie?«
auch mit einer imperialen Flotte, die soeben aus dem Hyper- »Reden wir später darüber, okay?« Lando drückte die
raum gesprungen ist und ins System einfliegt.« Kontrollen und hörte, wie die Maschinen des Schiffes zum
Luke beeilte sich. Er erreichte den Kontrollsitz, setzte sich Leben erwachten.
und schnallte sich an. »Am besten setzt du dich hin, Goldie«, rief Lando nach
»Ja? Irgend jemand dabei, den wir kennen?« Er griff be- hinten. »Wir verschwinden jetzt von hier!«
reits nach den Startkontrollen.

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weckt. Ich verließ mein Quartier und sah Skywalker auf dem
Gang. Es ... es kam mir alles so unwirklich vor. Ein Dutzend
von uns schössen auf ihn, und er ließ dieses Lichtschwert
25 kreisen und parierte die Energiestrahlen!«
Trotz seines Zornes war Vader erfreut. Das Können und
Einhundert Sturmtruppler umzingelten das Gebäude und die Kräfte des Jungen nahmen offenbar zu. »Weiter.«
waren bereit, mit ihren Blastern jeden zu grillen, der sich »Immer mehr von unseren Leuten griffen ein. Wir hätten
rührte. ihn bestimmt überwältigt, aber dann explodierte die Wand.
Darth Vader stand in der Dunkelheit und musterte das Wir wurden angegriffen. Ich konnte nicht erkennen, wie vie-
Loch, das in die Wand des Gebäudes gesprengt worden war. le es waren, fünfzehn, vielleicht zwanzig. Wir waren zahlen-
Nachtinsekten summten, und die Luft roch nach verschmor- mäßig unterlegen. Als der Kampf vorbei war, fehlte von Sky-
tem Isoliermaterial. Er mußte nicht hineingehen, um zu wis- walker jede Spur.«
sen, daß Luke nicht mehr da war; er hätte den Jungen zwei- Vader blickte hinauf zum Himmel. Vermutlich hatte er
fellos gespürt, wenn er sich in einem Umkreis von fünfzig den Planeten bereits verlassen. Er würde mit seiner Fähre
Kilometern befunden hätte. zur Exekutor zurückkehren; vielleicht war es noch nicht zu
Diese Kopfgeldjäger hatten ihn gefangengenommen - spät, ihn abzufangen.
und ihn dann entkommen lassen. Er sah wieder den Kopfgeldjäger an. »Ich habe gehört,
Vader war nicht erfreut. daß noch jemand an Skywalker interessiert ist. Wer?«
Der Commander der Sturmtruppen stand nervös in seiner »Ich ... ich weiß es nicht, Lord Vader ...«
Nähe und wartete auf Befehle. »Bringt mir den ranghöchsten Vader hob erneut seine Hand und wollte sie schon zur
Überlebenden.« Faust ballen.
»Sofort, mein Lord.« Der Commander gab seinen Leuten »Warten Sie! Bitte! Ich weiß es nicht. Wir ... wir haben nur
einen Wink, und ein Trupp drang in das Gebäude ein. mit Agenten verhandelt.«
Schüsse fielen. Zeit verging. Er sah den Kopfgeldjäger an. Spürte, daß da noch mehr
Zwei Sturmtruppler kamen wieder heraus und zerrten ei- war.
nen Mann mit sich. Sie schleppten ihn zu Vader und ließen »Du hast einen Verdacht«, sagte Vader. Es war keine Fra-
ihn los. Der Gefangene wankte, hielt sich aber auf den Bei- ge.
nen. »Ich ... einige von uns haben Gerüchte gehört. Ich weiß
»Du weißt, wer ich bin?« nicht, ob sie stimmen.«
»J-j-ja, Lord Vader.« »Was für Gerüchte?«
»Gut. Wo ist Skywalker?« »Wir ... wir haben gehört, daß die ... Schwarze Sonne da-
»E-e-er ist entkommen.« hintersteckt.«
Vader ballte die Faust, und der Mann griff sich an die Vader starrte den Mann an. Natürlich.
Kehle. »Ich weiß, daß er entkommen ist, Narr.« »Und dieser andere ... Bieter wollte Skywalker lebend
Der Mann keuchte; seine Augen weiteten sich. Vader war- und gesund haben?«
tete ein paar Sekunden und öffnete dann seine Hand. »N-n-nein, mein Lord. Er wollte ihn tot haben.«
Der Mann schnappte keuchend nach Luft. »Ich habe ge- Abrupt wandte er sich ab und hatte den Gefangenen be-
ge-geschlafen, mein Lord. Ich wurde von Blasterfeuer ge- reits vergessen. Natürlich. Er hatte es bereits geahnt. Jetzt,

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wo es bestätigt wurde, kam es ihm völlig logisch vor. Xizor »Nicht so gut. Er ist ziemlich deprimiert. Er kann immer
wollte Vader auf jede denkbare Weise schaden. Gab es eine noch nicht fassen, daß er danebengeschossen hat. Früher
bessere Möglichkeit, als seinen Sohn zu töten und ihn da- oder später mußte es mal passieren, aber er ist daran nicht
durch gleichzeitig vor dem Imperator zu diskreditieren? gewöhnt.«
»Zurück zur Fähre«, befahl er dem Commander. »Solche Dinge passieren eben im Krieg«, meinte Luke.
»Was ist mit diesem Abschaum?« Er wies auf das Gebäu- »Man wird enttäuscht.« So wie ihn Dash enttäuscht hatte.
de und den Gefangenen. Schade.
»Sie können gehen. Sie sind wertlos.« Vader ging bereits »Ja. Nebenbei, was war denn so Wichtiges in dem Com-
davon. puter gespeichert?«
Luke zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht. Die Bothans
Der Falke hing hoch im Orbit und stand kurz davor, das hatten gerade den Kode geknackt, als die Kopfgeldjäger das
Schwerefeld des Planeten als Katapult zu benutzen. R2 war Haus stürmten.«
sicher an Bord, und Lukes X-Flügler war an die Hülle gekop- »Haben die Kopfgeldjäger den Computer erbeutet?«
pelt. Luke traute der improvisierten Magnetkoppelung nicht »Ich glaube nicht. Ich glaube nicht einmal, daß sie von
ganz, die den Jäger an das größere Schiff band, aber sie hielt ihm wußten. Sie waren hinter mir her. Ich habe noch gese-
ihn von den Waffen fern und sollte eigentlich stabil sein. hen, wie sich einer der bothanschen Techniker den Compu-
Hoffte er. ter geschnappt hat. Ich glaube, er ist mit ihm entkommen.«
»R2! Ich dachte schon, ich würde dich nie wiedersehen!« »Wenn er es geschafft hat, werden die Bothans ihn zur Al-
rief 3PO. lianz bringen«, vermutete Lando. »Auf sie kann man sich
R2 pfiff 3PO eine Antwort zu. verlassen. Ich schätze, früher oder später finden wir heraus,
»Ja, wir haben auch einige Abenteuer erlebt. Ich muß ge- um welche Informationen es sich handelt.«
stehen, daß mir all diese Aufregungen nicht im mindesten »Ja.«
gefallen. Warum können wir uns nicht einen netten, friedli- »Bereithalten zum Sprung in den Hyperraum.«
chen Planeten suchen und Urlaub machen? An irgendeinem Lando betätigte die Kontrollen.
Ort, wo es warm ist und einen großen See voller Schmieröl Nichts geschah.
gibt?« Luke starrte ihn an.
Luke grinste. R2 und 3PO waren immer amüsant. »Du liebe Güte«, rief 3PO. »Es scheint ein Problem zu ge-
Lando verließ den Orbit und nahm Kurs auf den interpla- ben.«
netaren Raum. »Es muß an einer von Hans Modifikationen liegen«, sagte
»Wie lange brauchen wir noch bis zum Sprung in den Hy- Lando. »Ich habe meinen Leuten auf Bespin gesagt, sie sollen
perraum, Master Lando?« die Kiste reparieren! Es ist nicht meine Schuld!«
»Nur ein paar Minuten«, erwiderte er. »Und unser Glück »Schön. Was machen wir jetzt?«
hat sich offenbar gewendet - es sind uns keine imperialen »Wir suchen uns ein Versteck und beheben den Schaden,
Schiffe auf den Fersen. Wurde auch Zeit, daß mal alles bevor wir auf die imperiale Flotte stoßen.«
klappt.« »Das scheint mir eine hervorragende Idee zu sein«, mein-
Luke nickte. Während er darauf wartete, daß Lando den te 3PO.
Hyperantrieb aktivierte, fragte er: »Wie geht es Dash? Er war R2 pfiff zustimmend.
nach dem Angriff auf diesen Frachter ziemlich fertig.«

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Guri führte Leia und Chewie zurück in den Untergrund. derartigen Tunneln. Sie auf Höchstgeschwindigkeit zu be-
Stundenlang marschierten sie durch die gewundenen, im- schleunigen, lohnte sich nur bei längeren Fahrten.
mer schmaler werdenden Korridore. Schließlich erreichten Chewie und Leia folgten dem Kahlkopf in den Wagen.
sie ein massives, verriegeltes Tor, das Guri öffnete. Sie ver- Als sie sich gesetzt und angeschnallt hatten, sagte der
schloß hinter ihnen das Tor wieder, und sie betraten einen Kahlkopf: »Los.«
kleinen Repulsorbahnhof. Der Kugelwagen glitt sanft aus der Kurve und in einen
Dort wartete ein Mann. Er war klein, gedrungen, kahl dunklen Tunnel. Er gewann rasch an Geschwindigkeit. Alle
und wie ein Verladearbeiter von einer Welt mit hoher paar hundert Meter säumten gelbe Notlampen die Wände,
Schwerkraft gebaut. Er trug einen grauen Overall und einen und es dauerte nicht lange, bis die gelben Kreise ständig an
Blaster an der linken Hüfte. Er lächelte und entblößte Zähne, ihnen vorbeischössen.
die mit schwarzem Chrom gefüllt zu sein schienen. Was auch immer ihr Ziel war, sie würden es sehr schnell
»Folgen Sie ihm«, sagte Guri. erreichen, selbst wenn es auf der anderen Seite des Planeten
»Wo gehen Sie hin?« lag.
»Meine Sache. Tun Sie einfach, was Ihnen gesagt wird, Leia sah Chewie an und wünschte, seinen Gesichtsaus-
und Sie werden in Kürze Prinz Xizor sehen.« druck besser lesen zu können. Er machte einen gelassenen
Sie wandte sich ab und ging ohne ein weiteres Wort da- Eindruck. Gelassener, als sie sich fühlte.
von. Sie hoffte, daß sie richtig handelte, obwohl es jetzt ein we-
Der kahlköpfige Mann trat näher und baute sich vor Leia nig zu spät war, um sich Sorgen zu machen.
auf. »Hier entlang«, sagte er.
Der Kahlkopf führte sie zu einem kleinen Motorkarren, »Was ist das Problem?« fragte Luke.
der draußen geparkt war. Er bot kaum genug Platz für alle Aus der Wartungsgrube unter ihm drang Landos gereizt
drei. Glücklicherweise hatte das Fahrzeug ein aufklappbares klingende Antwort. »Das Problem ist, daß Han und Chewie
Verdeck, und als sie es zurückgeklappt hatten, konnte Che- das ganze Schiff völlig umgebaut, neu verkabelt und total
wie sitzen, ohne sich ständig den Kopf zu stoßen. Sie fuhren ruiniert haben! Ich sehe vor mir ein Schlangennest aus Ka-
in einen von kleinen Läden gesäumten Tunnel. Der Kahl- beln, wo es eigentlich ein Schaltbrett mit Steckkontakten ge-
kopf drückte einen Knopf, und ein schweres Metallgitter, ben sollte! Hier unten stimmt nichts mit den Konstruktions-
das den Tunneleingang blockierte, verschwand in der Decke. plänen überein!«
Der Tunnel selbst war sauber und hell erleuchtet, die Wände »Nun, kannst du es reparieren?«
waren frei von Schimmel und Graffiti, der Boden wies nicht »Ich versuche, es zu reparieren! Gib mir mal die DIP-Schal-
einen Schmutzfleck auf. terüberbrückung.«
Sie fuhren lange Zeit; wahrscheinlich legten sie zehn oder Luke griff nach der Überbrückung, die wie eine Stange
zwölf Kilometer zurück. Schließlich mündete der Tunnel in mit einem V-förmigen Aufsatz an einem Ende aussah. Er
eine große Kaverne, in deren Mitte ein Kugelwagen auf ma- mußte sich auf den Bauch legen, um sie Lando reichen zu
gnetischen Repulsoren über einer Monoschiene schwebte. können.
Was auch immer ihr Ziel war, es mußte weit entfernt sein; Lando zog derweil mit farbigen Worten über Hans Vor-
Maglev-Wagen konnten große Distanzen in kürzester Zeit fahren her und beklagte sich dann über Hans persönliche
zurücklegen und erreichten Spitzengeschwindigkeiten von Marotten, die nach seiner Meinung einfach skandalös waren.
drei- oder vierhundert Kilometern pro Stunde, vor allem in Trotz ihrer gefährlichen Lage mußte Luke grinsen.

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»R2 soll mal einen Blick herunterwerfen; vielleicht weiß Der Kugelwagen bremste ab. Die Intervalle zwischen den
er, wozu dieses blaue Kabel dient.« gelben Notlampen wurden länger. Schließlich hielt der Wa-
R2 hörte es. Er rollte an den Rand der Wartungsgrube, gen in einer Kaverne an, die so groß wie ein Ballsaal war.
»beugte« sich nach vorn und spähte nach unten. Pfiff und Auf dem Bahnsteig standen sechs kräftige Posten in grauer
trillerte kurz. Panzerung und mit Blastergewehren bewaffnet. Der Kahl-
»Auuutsch!« schrie Lando. kopf stieg aus und grinste sein strahlendes schwarzes Lä-
»Am besten faßt du das da nicht an.« cheln. »Hier entlang«, sagte er.
»Danke für den Tip. Was ist mit diesem gelben Kabel?« Zwei der Posten lösten sich von den anderen und traten
R2 pfiff. hinter Chewie und Leia. »Nehmen Sie den Helm ab«, sagte
Luke gewann den Eindruck, daß die Reparaturen noch ei- der Kahlkopf. »Sie brauchen ihn nicht mehr.«
ne Weile dauern würden. Der Kahlkopf führte sie zu einer Tür, die dick wie die ei-
Sie hatten die Überreste eines kleinen Mondes oder viel- nes Banktresors war. Er drückte seine Hand auf eine Leseflä-
leicht eines großen Asteroiden in einem weiten paraboli- che, und die Tür klickte und schwang auf. Er führte sie in ei-
schen Orbit um den Planeten entdeckt, den Falken zwischen nen hohen Korridor mit gewölbter Decke, der breit genug
den größeren Felsen versteckt und ihre Geschwindigkeit an- war, daß ihn ein Dutzend Männer nebeneinander passieren
geglichen. Mit heruntergefahrenen Energiesystemen sollte konnten. Die massive Tür schwang hinter ihnen zu. Es war
das Schiff zwischen den großen Trümmerbrocken eigentlich hier sehr kalt, kalt genug, daß ihr Atem als Dampffahne
nicht auffallen. Ihre Schwerkraft war zu gering, als daß sie sichtbar war.
sich zusammenballen konnten; sie stellten eine bekannte Ein Stück weiter gab es eine weitere Tür, die von weiteren
Gefahr für alle Schiffe dar und wurden wahrscheinlich sechs Posten in voller Panzerung bewacht wurde. Sie war
weiträumig umflogen. Selbst ein Sternzerstörer der Super- zwar nicht so schwer wie die Tür hinter ihnen, aber dick ge-
Klasse mit aktivierten Schilden konnte es sich nicht leisten, nug und von einem Daumenabdruckleser gesteuert, und als
mit hoher Geschwindigkeit durch ein Feld aus gebäudegro- sie sie passiert hatten, sahen sie noch mehr Posten vor sich.
ßen Felsen zu fliegen; die kinetische Energie reichte aus, um Wem auch immer dieser Ort gehörte, er wollte offenbar
alle Schutzschirme gleichzeitig zusammenbrechen zu las- keinen unerwarteten Besuch bekommen.
sen. Sie erreichten schließlich vier Turbolifte. Der Kahlkopf
Zumindest war es das, was Luke und Lando hofften. tippte einen Kode in einen Tastenblock, und die Tür des er-
»Gib mir mal die Mikrozange«, sagte Lando. sten Liftes öffnete sich. Die drei betraten die Kabine, wäh-
Luke kam der Bitte nach. »Soll ich dir da unten helfen? Ich rend die beiden Wächter zurückblieben.
bin ein ziemlich guter Mechaniker.« Als sich die Kabine in Bewegung setzte, sagte Leia: »Trau-
»Dieses Schiff hat mir früher mal gehört«, erwiderte Lan- en Sie uns etwa schon?« Sie nickte den beiden zurückgeblie-
do. »Mir wird schon etwas einfallen, um den Schaden zu be- benen Posten zu.
heben, den Han angerichtet hat. Der Mann sollte sich schä- Der Kahlkopf lächelte. Die Kabine hielt, und vor ihnen
men.« standen zwei weitere Posten.
»Ich werde es ihm sagen, wenn wir ihn aus dem Karbonid Nun ja. Vielleicht traute ihnen der Kahlkopf doch nicht
geholt haben«, versprach Luke. über den Weg.
»Ich auch. Laut, deutlich und so oft, bis er es kapiert hat.« Von den Turboliften zweigten eine Anzahl Korridore in
alle Richtungen ab, und der Kahlkopf führte sie durch einen

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davon in ein Labyrinth weiterer Gänge. Leia versuchte, sich Leias Pulsschlag beschleunigte sich noch mehr. Sie fühlte
alle Abzweigungen und Biegungen zu merken - sie hatte ein sich plötzlich schwindelig, fast benommen. Hier war sie also
ziemlich gutes Orientierungsvermögen -, aber nachdem sie nun und stand dem Mann gegenüber, der die größte Verbre-
permanent nach links oder rechts abgebogen waren, gab sie cherorganisation der Galaxis leitete. Das war an sich schon
resignierend auf. »Gehen Sie einfach weiter«, riet der Kahl- merkwürdig genug, aber am merkwürdigsten war, daß er
kopf. »Ich sage Ihnen schon, wann wir abbiegen müssen.« absolut... hinreißend war.
Sie marschierten fünf Minuten lang durch Dunkelheit.
Hin und wieder rief der Kahlkopf: »Nach links!« oder »Nach
rechts!« oder »Wenden Sie sich in einem Winkel von fünf-
undvierzig Grad nach links, machen Sie fünf Schritte und
wenden Sie sich dann nach rechts.«
Als die Beleuchtung wieder aufflammte - wie hatte er sich
in der Dunkelheit nur orientieren können? -, wußte Leia
nicht mehr, wo sie war.
Welche fette Spinne auch immer in diesem Netz lauern
mochte, sie wollte offenbar nicht, daß irgend jemand ohne
Voranmeldung hereinschneite.
Schließlich führte der Kahlkopf sie in einen Gang. Am En-
de des Ganges befand sich eine hohe, mit Schnitzereien ver-
zierte Doppeltür aus Holz, und an den Seiten standen zwei
weitere Posten. Sie trugen keine Panzerung und waren auch
nicht mit Gewehren, sondern mit Blastern bewaffnet, die in
Holstern steckten. Es waren kräftige Männer, die aussahen,
als könnten sie gut mit den Fäusten umgehen. Einer von ih-
nen griff nach dem Türknauf und öffnete die Doppeltür, als
sie sich näherten.
»Gehen Sie hinein«, sagte der Kahlkopf. Nach diesen
Worten wandte er sich ab und ging davon.
Leia sah Chewie an. Bemerkte ihren rasenden Puls und
ein flaues Gefühl in der Magengegend. Sie holte tief Luft
und atmete langsam wieder aus.
Sie betrat den Raum. Chewie folgte ihr.
Ein hochgewachsener Mann - nein, kein Mann, sondern
ein exotisch aussehender Nichtmensch - erhob sich hinter ei-
nem wuchtigen Schreibtisch und lächelte sie an. »Ah«, sagte
er. »Prinzessin Leia Organa und Chewbacca. Willkommen.
Ich bin Xizor.«
Es war die Stimme aus dem Hotelkom.

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Xizor war angenehm berührt. Die junge Frau, die ihm gegen-
übersaß, flankiert von ihrem pelzigen Leibwächter, war min-
destens so betörend, wie er gehofft hatte, vielleicht sogar
26 noch betörender. Bis jetzt hatten sie sich nur über triviale
Dinge unterhalten. Er gab sich geehrt, daß ihn eine hohe
»Wie geht es da unten voran?« sagte Luke. Vertreterin der Allianz besuchte; sie gab vor, nicht von dem
»Frag nicht«, knurrte Lando. Umstand abgestoßen zu sein, daß er ein Krimineller war.
»Ich werde mal nachsehen, was ich in der Kombüse auf- Und, um genau zu sein, jetzt, wo sie hier und in seiner Ge-
treiben kann. Willst du was?« walt war, spielte es keine große Rolle, was sie fühlte.
»Ja, wie wäre es mit einem Becher Batteriesäure und In- Nein, wichtig war nur, wie er ihr am besten den Hof ma-
sektengift?« chen konnte, sofern dieser Ausdruck überhaupt auf seine
Luke schüttelte den Kopf, stand auf und eilte zur Kom- Absichten zutraf.
büse. Er hatte bereits einen Teil seiner hochwirksamen Phero-
Blieb abrupt stehen, als hätte ihn eine kalte Hand berührt. mone freigesetzt. Es hatte ihn einige Mühe gekostet, seine
»Master Luke? Ist mit Ihnen alles in Ordnung?« Hautfarbe nicht allzusehr zu verändern, obwohl sie einen
Luke ignorierte 3PO. Da war eine Störung in der Macht, eindeutig warmen Glanz angenommen hatte. Der Wookiee
ein dunkler Fleck auf ihrer Vollkommenheit. Es fühlte sich schien es nicht zu bemerken, aber Leia hatte bereits auf
irgendwie vertraut an ... die chemischen Lockstoffe reagiert. Sie fühlte sich zu ihm
Oh, oh. hingezogen; er wußte dies aufgrund seiner vielen Erfahrun-
Luke fuhr herum und lief wieder zur Wartungsgrube. gen mit Frauen. Er war nicht unansehnlich, und eine Men-
»Du solltest dich mit den Reparaturen besser beeilen, Lan- schenfrau mußte schon sehr stark und sehr entschlossen
do.« sein, um seinen hochwirksamen Hormonen widerstehen zu
»Wozu die Eile?« können.
»Ich fürchte, wir bekommen bald Gesellschaft.« Als junger Mann hatte er jene Anziehungskraft, der Leia
Lando steckte den Kopf aus der Grube. »Was? Hier kann jetzt erlag, am eigenen Leib gespürt. Falleen-Frauen ver-
uns unmöglich jemand finden.« strömten ebenfalls Pheromone, und es war sehr schwer, sie
»Ja? Willst du darauf wetten?« zu ignorieren, wenn eine von ihnen für einen ... erblühte.
»Oh, Mann. Sag nicht einmal, was du denkst.« Wie bei einer Treibhausblume, die mit ihrem Duft die Luft
»Wie?« erfüllte, verteilten sich die Falleen-Pheromone in der Umge-
»Sag nicht: >Ich habe ein schlechtes Gefühl dabei.<« bung und zogen jeden, der nahe genug war, in ihren unwi-
Luke starrte ihn an. derstehlichen Bann. Ihre Umarmung war wie ein Schraub-
Lando verschwand wieder in der Wartungsgrube. »Ich stock aus Durastahl...
beeile mich, ich beeile mich!« Wenn Leia auch nur halbwegs empfindsam war, dann
Luke rannte zum Cockpit, um die Sensoren zu überprü- konnte sie nur so tun, als würde sie sich nicht von ihm ange-
fen. Wenn es das war, was er glaubte, dann würde es ihnen zogen fühlen - was sie derzeit versuchte. Das mußte er ihr
nichts nutzen, sich in dem Trümmergürtel zu verstecken. lassen: Sie gab ihren Gefühlen nicht sofort nach. Aber die
Man konnte davonlaufen, aber vor manchen Dingen konnte Röte auf ihren Wangen, ihre leicht beschleunigten Atem-
man sich nicht verstecken. züge, ihr ... Verlangen - all das war für jemanden, der es

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schon tausendmal erlebt hatte, nicht zu übersehen. Für je- Treue dachte, ob sie seit Jahren oder Jahrzehnten eine treue
manden wie Xizor, der die Zeichen zu deuten verstand und Partnerin gewesen war. Falleen-Pheromone waren potenter
sie zu seinem Vorteil nutzte. Und er würde sie nutzen. als selbst das stärkste Gewürz. Leia würde ihm vielleicht mit
»Sie müssen müde von Ihrer Reise sein«, sagte Xizor. »Sie ihrem Verstand widerstehen wollen, aber ihr Körper würde
sollten sich erfrischen, etwas anderes anziehen und sich eine sich vor Sehnsucht nach ihm verzehren. Es gab nur ein Mit-
Weile ausruhen, ehe wir uns den ernsten Angelegenheiten tel dagegen.
widmen.« Xizor lächelte. Er freute sich schon darauf, Leia das einzi-
»Es ist nicht so, daß ich meinen ganzen Kleiderschrank ge Gegenmittel zu verabreichen. Er freute sich sogar sehr ...
mitgebracht habe.«
Xizor machte eine lässige Handbewegung und schenkte Leia war zutiefst aufgewühlt. Während Howzmin sie und
ihr ein galaxismännisches Lächeln. »Das läßt sich leicht be- Chewie durch einen weiteren gewundenen Gang führte,
heben. Howzmin wird Ihnen Ihre Quartiere zeigen. Wir ha- mußte sie mehrmals tief durchatmen, um sich zu beruhigen.
ben häufiger Besucher hier, und ein aufmerksamer Gastge- Was hatte das nur zu bedeuten? Diese ... diese emotionale
ber sorgt für die Bedürfnisse seiner Gäste. Vielleicht finden Anziehungskraft, die sie wie ein tropischer Wellenbrecher
einige der Kleidungsstücke in Ihrem Zimmer Ihr Gefallen. überrollt hatte? Sicher, Xizor war auf exotische Art gutausse-
Ich habe jetzt dringende Geschäfte zu erledigen. Machen Sie hend, aber sie hatte noch nie zu den Frauen gehört, die wie
sich frisch und suchen Sie mich in ein paar Stunden wieder verzaubert auf ein hübsches Gesicht starrten. Was sie emp-
auf.« funden hatte, was sie hatte tun wollen, nun, das paßte ganz
Leia warf ihrem Leibwächter einen Blick zu und sah dann und gar nicht zu ihr. Außerdem war sie in Han verliebt. Das
wieder Xizor an. gehörte nicht zu den Dingen, die man einfach beiseite schob,
Er ließ sein verführerischstes Lächeln aufblitzen. wenn man einen attraktiven Mann - oder Falleen - traf. Es
Sie errötete. »Ja. In Ordnung. Wir sind tatsächlich ein we- war einfach nicht richtig.
nig müde.« Aber dennoch, sie konnte ihre Gefühle nicht verleugnen.
Xizor bewegte unter dem Schreibtisch seinen Fuß, und ein Der Nichtmensch zog sie auf irgendeine Weise an. Es war
dort installierter Sensor registrierte die Bewegung und akti- wie ein Schlag in den Solarplexus gewesen; es hatte ihr den
vierte einen Pagenchip, der in Howzmins Gehirn implantiert Atem geraubt.
war. Die Tür öffnete sich, und der kahlköpfige Diener trat Nun gut. Unwichtig. Sie seufzte. Sie war wieder normal;
ins Zimmer. sie würde ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren. Sie war
»Zeige Prinzessin Leia und Chewbacca ihre Quartiere.« hergekommen, um Luke zu helfen. Wenn das erledigt war,
»Sehr wohl, Prinz Xizor.« würde sie Han retten. Sie würde sich all ihre Gefühle für den
Als sie fort waren, blieb Xizor noch einen Moment sitzen, mysteriösen Xizor aus dem Kopf schlagen und nie wieder
atmete tief und langsam ein und aus und genoß das Gefühl daran denken.
des bevorstehenden Sieges. Vor ihrer nächsten Begegnung Der Teil von ihr, der irgendwo in ihrem Bewußtsein saß
würde er sich den Meditationsübungen unterziehen, die sei- und beobachtete und horchte und nur die Wahrheit akzep-
ne hormonellen Wirkstoffe zur vollen Blüte brachten. Ein er- tierte, kicherte leise: Oh, wirklich? Du wirst deinen Gefühlen für
regter Falleen, der sein ganzes Pheromonarsenal einsetzte, ihn vielleicht nicht nachgeben, aber du wirst ihn auch nicht so
war für eine Vertreterin des anderen Geschlechtes praktisch leicht vergessen können.
unwiderstehlich. Es spielte keine Rolle, wie eine Frau über Sei still, befahl sie der leisen Stimme. Ich brauche das nicht.

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Vielleicht brauchst du es nicht, Schwester, aber du hast es Der Schrank war voller Kleidung. Im Gegensatz zu den
bereits. Zimmern leuchteten sie in allen Regenbogenfarben: Kleider,
»Dies ist Ihr Zimmer«, erklärte Howzmin. »Der Wookiee Blusen, Hosen, Jacken, Overalls. Leia nahm einen Bügel mit
ist in der Nachbarsuite untergebracht.« einem Kleid aus einem grünen, federleichten, fast durchsich-
Leia schreckte aus ihrem geistigen Zwiegespräch auf und tigen Material heraus und betrachtete es. Berührte es. Sie ge-
nickte Howzmin zu. hörte nicht zu den Frauen, die viel Geld für Kleidung ausga-
Chewie sagte etwas, das wie eine Frage klang. ben, aber sie erkannte Qualität, wenn sie sie sah, auch wenn
»Mir wird schon nichts zustoßen«, erwiderte Leia. »Wenn das Herstelleretikett fehlte. Dieses Kleid war ein original Me-
uns Xizor etwas antun wollte, wäre es längst passiert. Wasch lanani-Modell aus Loveti-Mottenseide und hatte den Gegen-
dir die Farbe aus dem Fell; wir brauchen sie nicht mehr. wert eines neuen Gleiters gekostet.
Wenn du fertig bist, treffen wir uns bei mir.« Sie überprüfte kurz die anderen Kleider und stellte fest,
Chewie nickte und folgte Howzmin zur nächsten Tür. daß es sich bei ihnen ebenfalls um sündhaft teure Einzel-
Die Pforte vor Leia glitt zur Seite, als sie näher trat, und stücke handelte. Prinz Xizor sorgte wirklich für seine Gäste.
sie ging ins Zimmer. Für den Inhalt dieses Kleiderschranks konnte man auf vielen
Es war eine Studie in untertriebener Eleganz, stellte sie Welten ein ganzes Haus kaufen und hatte dann immer noch
fest. genug Kredits übrig, um einen Koch und einen Gärtner zu
Der Teppich war so tief, daß sie fast bis zu den Knöcheln bezahlen.
in ihm versank. Schwarzer Neozelstoff, vermutete sie, und Leia wollte den Kleiderschrank schon schließen, zögerte
wahrscheinlich höllisch schwer zu reinigen. Es gab eine wei- aber. Sie griff wieder hinein und studierte das Etikett des er-
ße Ledercouch, wahrscheinlich geklont, die einen schroffen sten Kleides, das sie bewundert hatte.
Kontrast zum Teppich bildete, ein rundes Bett mit schwar- Sieh mal einer an. Es hatte genau ihre Größe.
zen Laken und schwarzer Decke unter einem durchschei- Plötzlich kam ihr ein Verdacht, und sie überprüfte eilig
nend weißen Baldachin, der von sechs geschnitzten Pfosten die anderen Etiketten.
getragen wurde. In einer Nische neben dem Bett standen ein Sie hatten alle ihre Größe.
weißer Schreibtisch mit integrierter Computerkonsole und Sie blinzelte und starrte in den Schrank. Konnte es ein Zu-
ein schwarzer Stuhl. fall sein? Der Anführer der Schwarzen Sonne hatte rein zu-
Schlicht, elegant und wahrscheinlich so teuer wie eine fällig einen Schrank voller Kleider, die genau ihre Größe hat-
Großmufti-Suite in den besten Hotels der Galaxis. ten?
Leia zog die Stiefel aus und ging barfuß über den Tep- Sie bezweifelte es. Vielleicht hatte dieser Howzmin unter-
pich. Das Material war entweder von Natur aus warm oder wegs mit einem Sensor ihre Maße genommen und dann den
wurde auf irgendeine Weise beheizt, und es fühlte sich wun- schnellsten Einkaufsbummel der Geschichte gemacht. Xizor
dervoll zwischen ihren Zehen an. war steinreich. Vielleicht gab es hier ein Dutzend Zimmer
Hinter einer geschlossenen Tür lag eine gekachelte Erfri- mit gefüllten Schränken voller Kleidung in den verschieden-
schungszelle mit Waschbecken und Badewanne, ebenfalls in sten Größen? Nicht wahrscheinlich, aber möglich.
Schwarzweißtönen gehalten, mit glatten, abgerundeten For- Schließlich hatte Xizor gewußt, daß sie zu Besuch kam;
men. vielleicht war er bloß ein aufmerksamer Gastgeber.
Im Wohnzimmer entdeckte sie einen Schrank und öffnete Sie schüttelte den Kopf. Sie war müde. Am besten, sie
ihn. nahm jetzt ein Bad und entspannte sich ein paar Minuten.

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Und die teuren Kleider? Nun, ganz gleich, was dahinter- »Ich hoffe, du hast den Antrieb repariert«, sagte Luke.
steckte, er hatte sich Mühe gegeben. Wenn er derartige Din- »Sonst werden wir es bald herausfinden.«
ge attraktiv fand, sollte sie vielleicht den Vorteil nutzen und Die beiden eilten an dem Droiden vorbei zum Cockpit.
in eins der Modelle schlüpfen. Ihn dadurch verunsichern. Unterwegs spürte Luke erneut diese kalte Hand, die in
Wenn er damit beschäftigt war, sie anzuhimmeln, konnte sie der Macht nach ihm griff. Er wußte, wer es war. Die einzige
ihm vielleicht einige Zugeständnisse entlocken, die sie Frage war, ob Darth Vader ihn ebenfalls spüren konnte.
brauchte.
Und die leise Stimme in ihr sagte: Wirklich, Schwester, wem »Lord Vader?«
willst du eigentlich etwas vormachen? Du willst gut für ihn aus- Vader betrachtete durch die Sichtluke den vor ihnen lie-
sehen, gib es doch zu. genden Trümmergürtel. Er machte sich nicht die Mühe, sei-
Ja, ich geh's zu, na und? Sie war nicht verheiratet. Und es nen Captain anzusehen.
gab schließlich kein Gesetz, das einen kleinen Flirt verbot, »Was gibt es?«
nicht wahr? Sie würde sich doch nicht mit dem Kopf einer »Wir nähern uns dem Asteroidenfeld.«
Verbrecherorganisation einlassen, oder? Was konnte es Jetzt fuhr Vader herum und starrte den Captain an. »Mei-
schon schaden, etwas Hübsches anzuziehen? Sie kam nur nen Sie dieses Asteroidenfeld direkt vor uns?« Er wies auf
noch selten dazu, seit sie ihr Leben der Allianz gewidmet die Sichtluke.
hatte - nicht, daß sie es sehr vermißte -, aber so, wie die Din- Der Captain nickte verlegen. »Jawohl, mein Lord. Unsere
ge lagen, würde sie niemandem weh tun, wenn sie es tat, Sensoren können keine Schiffe in der Region erfassen.«
oder? »Nichtsdestotrotz befindet sich irgend etwas in diesem
Vorsichtig, Schwester. Du begibst dich in gefährliches Gewäs- Feld«, erklärte Vader. »Ich kann es nicht genau lokalisieren,
ser. Paß besser auf Seeschlangen auf. aber zwischen diesen Asteroiden gibt es einen Brennpunkt
Oh, laß mich endlich in Ruhe. Ich bin ein großes Mädchen. Ich in der Macht, und ich bin entschlossen, ihn zu finden.«
kann gut auf mich selbst aufpassen. »Gewiß, Lord Vader. Ah, dürfte ich vorschlagen, daß wir
Sie ließ heißes Wasser in die Badewanne laufen. unsere Jäger ausschleusen? Wenn wir mit dem Schiff in die-
sem Winkel in das Asteroidenfeld eindringen, werden die
»Ich denke, jetzt müßte es funktionieren«, sagte Lando, als er Schilde extrem belastet.«
aus der Wartungsgrube kletterte. »Nun gut. Die Piloten sollen nach allem Ausschau halten,
»Du denkst?« was in irgendeiner Form ungewöhnlich ist. Wenn sie etwas
»Wir werden es erst mit Sicherheit wissen, wenn wir das entdecken, sollen sie nichts unternehmen, sondern es umge-
Triebwerk aktivieren.« hend melden.«
»Master Lando! Master Lando!« »Jawohl, mein Lord. Ich werde ihnen sofort den Startbe-
3PO stürmte mit den Armen fuchtelnd auf sie zu. Das fehl geben.«
Licht spiegelte sich tausendfach auf seiner goldenen Hülle. Vader wandte sich wieder der Sichtluke zu. War es Luke?
»Was ist?« Er war sich noch nicht sicher. Die dunkle Seite unterlag viel-
»Die Sensoren melden, daß sich ein Schiff nähert! Ein sehr leicht keinen Beschränkungen, aber er, und aus der Ferne
großes Schiff! Ein gewaltiges Schiff!« konnte er nur feststellen, daß sich irgendwo zwischen den
Lando sah Luke an. »Ich frage mich, wer das wohl sein geborstenen Felsen vor ihnen ein starker Brennpunkt in der
mag.« Macht befand. Er glaubte, daß es sich um Luke handelte, war

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sich aber nicht sicher. Er mußte vorsichtig vorgehen. Jet/t, Auch in dem Zimmer, in dem Leia untergebracht war.
wo sich Xizor im imperialen Zentrum als Brunnenvergifter Er spielte mit dem Gedanken, die Aufzeichnung abzu-
betätigte, war es noch wichtiger, daß er Luke lebend in die spielen, um festzustellen, ob sie die Angebote ihrer Unter-
Hände bekam. Bald würde er Gewißheit haben. Er war zu kunft nutzte.
nahe, um seinen Sohn erneut zu verlieren. Früher oder spä- Aber - nein. Er wollte es nicht verderben. Er würde sie
ter würde er ihn finden und zur dunklen Seite ziehen. Da- später genauer in Augenschein nehmen.
von war er überzeugt. Er war Darth Vader; er hatte mit eige- Sehr viel genauer.
nen Händen die letzten Jedi ausgelöscht. Alle - bis auf den
stärksten von ihnen, seinen eigenen Sohn.
Früher oder später würde er dem letzten Möchtegern-Jedi
Auge in Auge gegenüberstehen. Und auf die eine oder ande-
re Weise würde er mit ihm fertig werden.

Nach dem Bad stellte sich Leia unter den Lufttrockner,


kämmte ihr Haar aus und mußte zugeben, daß sie sich jetzt
sehr viel besser fühlte als vorher. In der letzten Zeit war sie
nicht oft dazu gekommen, ein langes heißes Bad zu genie-
ßen. An den meisten Orten, wo sie gewesen war, auf den
meisten Schiffen, mit denen sie gereist war, konnte man von
Glück reden, wenn man genug aufbereitetes Brauchwasser
für eine kurze Dusche hatte. Man stellte sich unter die Brau-
se, drehte sie etwas auf, um die Haut zu befeuchten, seifte
sich ein und spülte die Seife mit ein paar Litern ab, bis die
automatische Schaltuhr die Wasserzufuhr unterbrach. Es
war besser als nichts, aber kein Vergleich mit dem Vergnü-
gen, sich in einer schwarzen Marmorwanne voll Wasser zu
aalen, das so heiß war, daß die Haut rot anlief. Das war einer
der angenehmsten Vorzüge der Zivilisation.
Sie trat an den Kleiderschrank und öffnete ihn. Bemerkte ei-
ne kleine, in die Wand eingelassene Schublade und sah, daß
sie Unterwäsche enthielt. So, so. Xizor hatte an alles gedacht.
Nun gut. Welches von diesen Kleidern sollte sie anzie-
hen?

Xizor starrte die leere Stelle an, wo die Holoprojektion sicht-


bar gewesen wäre, hätte er sie aktiviert. Natürlich gab es
überall in der Burg, buchstäblich in jedem Zimmer versteck-
te Holokameras.

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cheln. Sie waren, zumindest im Moment, in Sicherheit. Was
spielte es schon für eine Rolle, daß sie es nur mit knapper
Not geschafft hatten? Fast so gut wie keine.
27 »Also, wenn uns keine andere Solo-Spezialmodifikation
direkt ins Herz des nächsten Sternes katapultiert, sollte un-
Der Millennium Falke verließ das Asteroidenfeld, während ser nächster Halt Tatooine sein. Sobald Leia und Chewie er-
sich aus der entgegengesetzten Richtung das Megaschiff nä- ledigt haben, was sie erledigen müssen, können wir uns wie-
herte, und war bereit für den Sprung in den Hyperraum. der um Hans Rettung kümmern.«
Luke warf einen Blick auf die Sensoren. »Es befinden sich »Einverstanden«, nickte Luke. »Sie sind also immer noch
TIE-Jäger im Anflug. Ich kann rund drei Dutzend von ihnen nicht zurück?«
erkennen. Verschwinden wir, Lando.« Lando zuckte die Schultern. »Sie mußten einen kleinen
»Und los geht's«, sagte Lando. »Wünsch uns Glück. Wir Umweg machen.«
werden alles brauchen, was wir kriegen können.« Luke hatte das Gefühl, daß Lando ihm nicht alles sagte,
Er griff nach den Kontrollen. Aktivierte das Triebwerk ... aber er ging nicht weiter darauf ein. Er war müde. Er mußte
Nichts geschah. etwas essen und eine Weile schlafen; dann konnte er dieses
Lando belegte das Schiff mit einer Serie wilder Flüche, zu Gespräch fortsetzen.
denen mehrere bildhafte - wenn auch höchst unwahrschein-
liche - Beschreibungen der Dinge gehörten, die er dem Fal- Vader blickte hinaus in den Weltraum, als der Captain ner-
ken am liebsten antun würde. vös näher trat.
»Ich begebe mich wohl besser in den Geschützturm«, sag- »M-mein Lord Vader«, begann er.
te Luke. Er wollte schon aufstehen. Vader unterdrückte einen Seufzer. »Sie müssen es mir nicht
»Nein, warte ...« erklären, Captain. Ihre Piloten haben ihre Beute verloren.«
»Wir haben keine Zeit; in zehn Sekunden wird es hier von »Das Schiff verließ das Asteroidenfeld und sprang in den
TIE-Jägern nur so wimmeln ...« Hyperraum, als sie sich näherten. Sie konnten nichts dage-
Lando drückte eine andere Kontrolle, nahm eine Feinein- gen tun.«
stellung vor. »Und haben Ihre Piloten das Schiff identifiziert?«
»Jetzt!« »Es war ein kleiner corellianischer Frachter.«
Der Millennium Falke sprang. Der Weltraum ver- Vader sagte nichts. Zweifellos handelte es sich dabei um
schwamm, als der Frachter in den Hyperraum wechselte. Solos Schiff, den Millennium Falken, der jetzt unter Lukes
»Ha, ha!« machte Lando. Kontrolle war. Vielleicht waren auch die junge Prinzessin
Luke, der sich halb von seinem Sitz erhoben hatte, wurde und dieser verräterische Spieler Calrissian bei ihm.
hart ins Polster geworfen. Als er sich wieder gefangen hatte, »Nehmen Sie Kurs auf das imperiale Zentrum, Captain.«
funkelte er Lando an. »Das war verdammt knapp.« »Aber sollten wir nicht...«
Lando zuckte die Schultern. »He, wenn du ein langweili- »Überlassen Sie diese Sorge mir.« Er schwieg.
ges Leben führen willst, hättest du auf Tatooine bleiben sol- Der Captain hatte recht. Der Imperator hatte sie nicht her-
len.« Er lächelte selbstzufrieden. »Ich wußte, daß ich es repa- geschickt, um Luke zu fangen. »Nun gut. Auf einem der
rieren kann.« kothlisianischen Monde soll es eine geheime Rebellenbasis
Luke schüttelte den Kopf, mußte aber unwillkürlich lä- geben.«
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»Ich weiß nichts von einer solchen Basis, mein Lord ...« Sie ging zur Zimmertür. Runzelte die Stirn, als sie sich nicht
Vader starrte den Captain an, und er verstummte. automatisch öffnete. Sie fand die manuelle Kontrolle, aber als
»Wie ich schon sagte, auf dem Mond soll es eine geheime sie sie betätigte, glitt die Tür immer noch nicht zur Seite.
Rebellenbasis geben. Vor unserem Rückflug werden Sie Ihre Ah. Offenbar wollte Lord Xizor nicht, daß seine Gäste un-
Männer ihr Können beim Zielbombardement dieser Basis beaufsichtigt in seiner Burg herumspazierten.
demonstrieren lassen.« Aber als sie sich abwandte, öffnete sich die Tür. Vor ihr
»Jawohl, mein Lord.« stand Chewie; er hatte die Farben aus seinem Fell gewa-
Luke war entkommen, ohne daß er wußte, wohin, und Xi- schen. Sein Haarschnitt sah immer noch komisch aus, aber
zor war noch immer in der Nähe des Imperators und ohne die bunten Flecken wirkte der Wookiee viel vertrauter.
schmiedete seine heimtückischen Pläne. Er würde seinen Howzmin stand hinter ihm.
Sohn später aufspüren; in der Zwischenzeit kehrte er am be- Sie wollte Chewie sagen, daß sie Xizor allein sprechen
sten nach Coruscant zurück und kümmerte sich um Xizor. mußte. »Können Sie uns bitte einen Moment allein lassen?«
Es gab ein altes sithianisches Sprichwort: »Selbst wenn man wandte sich Leia an Howzmin.
mit der großen Säbelzahnkatze kämpft, sollte man der klei- Der Diener nickte militärisch knapp.
nen Schlange nicht den Rücken zudrehen.« Ein Biß von einer Chewie betrat das Zimmer. Die Tür schloß sich.
winzigen Spinne konnte einen ebenso sicher töten wie die Er starrte Leia an. Legte fragend den Kopf zur Seite.
armlangen Fänge eines riesigen Raubtiers. Und der Kuß der »Warum starrst du mich so an? Ich habe mir ein paar sau-
Schlange bedeutete einen langsameren und auch schmerz- bere Sachen angezogen, das ist alles.«
hafteren Tod. Chewie sagte nichts.
»Beeilen Sie sich, Captain. Ich werde keine Verzögerung Leia fühlte sich plötzlich schuldig. Chewie und Han wa-
dulden.« ren wie Brüder. Sie hatte nichts Falsches gemacht, aber sie
»Jawohl, mein Lord.« versuchte es trotzdem zu erklären. »Sieh mal, wir brauchen
Xizors Hilfe. Warum soll ich mich nicht hübsch anziehen?
Leia zog einen schwarzen Bodysuit an, bevor sie in das fast Vielleicht kann ich ihn so ein wenig verwirren.«
durchsichtige grüne Kleid schlüpfte. Es war vermutlich nicht Chewie schwieg weiter und hob eine Braue.
im Sinne des Modeschöpfers, daß die Wahl ihrer Unterwä- Leia spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. »Außer-
sche den Transparenzeffekt des Stoffes neutralisierte, aber dem, wer ist hier der Diplomat? Ich schreibe dir nicht vor,
sie wollte Xizor schließlich nicht so viel von sich zeigen. wie du ein Raumschiff steuern sollst, also sage mir nicht, wie
Sie kam sich in dem mehrere tausend Kredits teuren Kleid ich meine Verhandlungen zu führen habe.«
ein wenig dekadent vor. Seit ihrer Kindheit auf Alderaan Schließlich sagte der Wookiee etwas. Er unterstrich seine
hatte sie nicht mehr etwas so Wertvolles getragen. Worte, indem er auf die Tür deutete, dann auf Leia. Sie ver-
Sie ging in die Erfrischungszelle und sah in den Spiegel. stand die Bemerkung nicht, aber sie hatte eine ziemlich klare
Sie hatte die Schminkkommode neben dem Spiegel benutzt, Vorstellung vom Sinn seiner Worte: Chewie war nicht ein-
einen Hauch Make-up aufgetragen, ihr Haar zu einem Zopf verstanden. Und Han?
geflochten und hochgesteckt, damit es nicht wie das Nest ei- »Es geht dich nichts an, wie ich mich anziehe!« sagte sie.
ner verrückten Schiffsratte aussah. Zumindest war es gewa- Vielleicht war ihr Tonfall etwas schnippischer als beabsich-
schen. Sie rang sich ein Lächeln ab. tigt. Sie wollte sich schon entschuldigen, überlegte es sich
Chewie hätte schon längst kommen müssen. dann aber anders. Sie und Han waren schließlich nicht ver-

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heiratet; sie hatten nicht einmal Zeit gehabt, sich irgend et- R2 und 3PO unterhielten sich leise im Mannschaftsraum.
was zu versprechen. Ja, sie liebte ihn und glaubte, daß auch Luke war auf dem Weg zur Kombüse, um sich endlich etwas
er sie liebte, aber er hatte es nie gesagt. Als er die Chance da- zu essen zu machen, aber er blieb an der Tür stehen und mu-
zu gehabt hatte, hatte er nur gesagt: »Ich weiß.« Was für eine sterte die Droiden.
Art Versprechen sollte das denn sein? »Ich weiß?« Zwei »Stimmt was nicht?«
Worte statt drei? War es denn so schwer, ein weiteres kurzes 3PO erklärte: »R2 macht sich ein wenig Sorgen um Prin-
kleines Wort zu sagen? zessin Leia. Ich habe ihm gesagt, daß sie sehr gut auf sich
Es war doch kein Verbrechen, sich für einen gutaussehen- selbst aufpassen kann.« 3PO fügte hinzu: »Ich bin sicher, daß
den Mann hübsch zu machen, vor allem, wenn er helfen es ihr gutgeht.«
konnte, Lukes Leben zu retten. Schließlich hatten sie nicht Luke zuckte die Schultern und betrat die Kombüse. In die-
vor, irgend etwas zu tun! Warum spielte sich Chewie eigent- sem Moment hatte er das Gefühl, daß sich Leia, wo immer
lich so auf? Es war nichts passiert, für das sie sich schämen sie auch war, in großer Gefahr befand.
mußte. Überhaupt nichts! Ihm verging schlagartig der Appetit. Ans Essen war jetzt
Aber warum fühlst du dich dann so schuldig, Schwester? nicht mehr zu denken. Er mußte mit Lando dieses aufge-
schobene Gespräch führen. Sofort.
In der Abgeschiedenheit seines Privatquartiers saß Xizor al- Im Cockpit sagte Lando: »Tut mir leid, Kleiner, aber das
lein auf einer Matte in einem ansonsten leeren Raum, hatte darf ich dir nicht verraten.«
die Augen geschlossen und die Hände im Schoß gefaltet. Sei- »Was?«
ne Atmung war tief und regelmäßig, sein Bewußtsein klar. »Die Prinzessin möchte, daß du auf Tatooine auf sie war-
Er konzentrierte sich auf seine speziellen hormonellen Fähig- test. Ich soll dir ausrichten, daß sie schon auf sich selbst auf-
keiten. gepaßt hat, bevor ihr euch kanntet, und daß sie auch jetzt auf
Die Lockstoffe begannen aus seinen Poren zu strömen. sich selbst aufpassen kann.«
Seine Pheromone verbreiteten sich in der Luft, farblos, ge- Luke funkelte ihn an.
ruchlos, nur von den Rezeptoren humanoider Frauen wahr- »Außerdem ist Chewie bei ihr. Er wird nicht zulassen,
zunehmen. Für die Trägerinnen dieser kleinen Organellen, daß ihr etwas zustößt. Das weißt du genau.«
die in den olfaktorischen Kanälen versteckt und fast unsicht- »Ja, vielleicht.«
bar waren, würden die Lockstoffe unwiderstehlich sein; ihr »Sieh mal, sie wird wahrscheinlich vor uns auf Tatooine
Einfluß war stärker als ein hypnotischer Befehl. eintreffen. Und sie ist der Boß, schon vergessen?«
Es gab keine Möglichkeit, die Rotverfärbung seiner Haut Luke nickte. Aber es gefiel ihm nicht. Er hatte das sichere
zu verhindern. Unwichtig. Sobald sie seinen Ruf vernahm, Gefühl, daß irgend etwas nicht stimmte.
würde sie nicht mehr auf seine Farbe achten.
Er hatte ihr bei ihrer ersten Begegnung nur eine Kost- Als sich die Tür zu Xizors Heiligtum öffnete, keuchte Leia
probe gegeben. Jetzt würde er für sie ein Festmahl anrichten. beinahe auf. Der Verbrecherlord trug jetzt ein langes, wallen-
Eins, dem sie nicht widerstehen konnte. des rotes Gewand, das auf seine Haut abzufärben schien. Es
Er holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. Es war war gut möglich, daß es von demselben Modeschöpfer
fast soweit. Die Kälte war noch immer da, aber bald, bald - stammte wie ihr Kleid. Und er trug keinen Bodysuit darun-
bald würde er die Leidenschaft entfesseln. ter. Der dünne Stoff enthüllte seinen kräftigen, durchtrainier-
Er lächelte. ten, muskulösen Körper, und wenn es irgendwelche sichtba-

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ren anatomischen Unterschiede zwischen seiner Spezies und Leia spürte für einen Moment einen Stich der Enttäu-
den Menschen gab, so konnte sie sie nicht erkennen. schung, daß er sich nicht näher zu ihr gesetzt hatte.
Er lächelte. »Treten Sie näher, Prinzessin.« Gleichzeitig fühlte sie sich bei diesem Gedanken schuldig.
Hinter ihr sagte Chewie etwas. Xizor mußte es verstanden Was machte sie bloß?
haben, denn für einen kurzen Augenblick verschwand sein Sie versuchte an Han zu denken. Aber plötzlich konnte sie
Lächeln. Dann faßte er sich wieder. »Vielleicht möchte Ihr sich nicht einmal mehr sein Gesicht vorstellen. Es war, als
Freund dieses Mal etwas essen, während wir unsere Ver- hätte sie vergessen, wie er aussah ...
handlungen führen?«
Hör auf damit!
Chewies Tonfall verriet, daß ihm der Vorschlag über- Xizor sagte: »Die Allianz ist also möglicherweise an einer
haupt nicht gefiel. Zusammenarbeit mit der Schwarzen Sonne interessiert?«
»Chewie, du wartest draußen«, befahl Leia. Leia dachte, daß es absolut faszinierend aussah, wie er
Es gefiel ihm wirklich nicht. trank.
Sie drehte sich zu dem Wookiee um. »Han würde mir ver- Sie riß sich zusammen. »Äh, ja, wir, das heißt, die Allianz,
trauen. Du solltest es auch tun.« wir haben eine derartige Allianz in Erwägung gezogen.«
Chewie war sich dessen nicht so sicher, aber er schwieg. Die Allianz hat eine Allianz in Erwägung gezogen? Was ist los
Trat einen Schritt zurück und prallte fast gegen Howzmin. mit dir, Leia? Kannst du nicht mehr klar denken?
»Ich komme schon zurecht.« Xizor schien ihre sprachliche Fehlleistung nicht bemerkt
Die Tür schloß sich zwischen ihnen. zu haben.
Als sie sich wieder umdrehte, war Xizor an eine kleine »Nun, zweifellos hätte eine derartige ... Liaison ihre Vor-
Bar hinter der Ledercouch getreten. »Kann ich Ihnen etwas züge«, sagte er.
anbieten? Luranianischen Brandy? Grünen Champagner?« Leia wurde plötzlich ganz heiß. Sie wünschte, sie hätte
»Lieber eine Tasse Tee, Eure Hoheit.« Sie hatte nicht vor, den Bodysuit nicht angezogen. Am liebsten hätte sie sich
in seiner Gegenwart ein starkes alkoholisches Getränk zu entschuldigt, die nächste Erfrischungszelle aufgesucht und
sich zu nehmen. ihre Unterwäsche ausgezogen. Es wäre bestimmt ein wun-
»Nennen Sie mich bitte Xizor. Jetzt, wo wir allein sind, dervolles Gefühl, den Stoff des Kleides auf ihrer nackten
können wir auf Titel verzichten.« Haut zu spüren.
Leia beobachtete Xizor, während er ihren Tee eingoß. Er Und wie würde sich erst Xizors Hand auf ihrer nackten
schien fast zu ... glühen, und sie fühlte sich leicht be- Haut anfühlen ... ?
schwipst. Sie ging zur Couch und setzte sich auf das eine En- Sie schüttelte den Kopf und versuchte, einen klaren Ge-
de. Versuchte sich zu entspannen, spürte aber eine seltsame danken zu fassen. Dies war einfach verrückt! Sie kannte ihn
Spannung, die sie wie eine Faust umklammert hielt. nicht einmal! Aber er war so, so ... so ungewöhnlich.
Als er um die Couch herumging, um ihr den Tee zu brin- »Ich ... wir ... die Allianz, wir glauben zwar, daß wir an-
gen, streifte seine Hüfte ihren Hinterkopf. dere Ziele als die Schwarze Sonne verfolgen, sind aber über-
Die Berührung schickte eine Schockwelle durch ihren zeugt, daß das Imperium unser gemeinsamer Feind ist.«
Körper, ein Gefühl wie der freie Fall, als hätte sie den Bauch »Ja, der Krieg erzeugt seltsame Bettgenossen, nicht
voller Schmetterlinge. Wow! wahr?« Er lächelte.
Xizor reichte ihr die Teetasse, trat ans andere Ende der Bettgenossen ...
Couch und setzte sich.
»Lassen Sie mich Ihren Tee anwärmen«, sagte er.
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»Nein, nicht nötig ...« zeugen sein. Er brauchte handfeste Beweise, bevor er etwas
Aber er war bereits aufgestanden. Er beugte sich zu ihr, gegen den Dunklen Prinzen unternehmen konnte.
ergriff ihre Hand und nahm die Tasse an sich. Nun gut. Wenn es handfeste Beweise gab, würde er sie
Seine Berührung war wie ein elektrischer Schlag, der bekommen. Denn jetzt wußte er, wonach er suchen mußte.
durch ihren ganzen Körper zuckte, als hätte sie ein Stromka-
bel angefaßt. Sie keuchte. Xizor beugte sich nach vorn und küßte Leia. Sacht zuerst,
Wieder schien er nicht zu bemerken, was sie sagte. kaum mehr als eine Berührung der Lippen.
Die Zeit schien sich zu dehnen. Xizor entfernte sich wie in Köstlich. Überwältigend. Sie trank ihn, verzaubert von
Zeitlupe; alle Laute waren gedämpft; und die Hitze in Leia seiner Berührung.
wuchs. Irgend etwas stimmte hier nicht. Sie fühlte sich, nun, Er küßte sie heftiger.
sie fühlte sich zu gut. Als wäre das Zusammensein mit ihm Leia ertappte sich dabei, wie sie auf seinen Kuß reagierte.
die schönste Sache im ganzen Universum. Nun ja. Die zweit- Ihn erwiderte ...
schönste. Xizor sollte endlich diesen Tee vergessen und zu Sie fuhr zurück. »Nein. Das ist nicht richtig«, keuchte sie.
ihr zurückkommen; dann würde die schönste Sache begin- Aber ihre Hand lag noch immer auf seiner Schulter. Sie war
nen ... hart und kräftig, diese Schulter, warm unter ihren Fingern.
Leia! Was ist bloß los mit dir? Nein. Dies war falsch.
Das bedeutet Ärger, Schwester. Großen Ärger. Du solltest bes- »Ich bin gekommen ... um über ... Luke Skywalker zu re-
ser gehen. Schnell. den.«
Aber jetzt zu gehen war das letzte, was sie wollte. »Alles zu seiner Zeit. Wir haben zuerst wichtigere Dinge
zu tun.«
Im Hyperraum dachte Vader über seine nächsten Schritte Er beugte sich wieder zu ihr und küßte sie. Sie spürte das
nach. Er war zu spät gekommen, um Luke gefangenzuneh- Feuer in ihm.
men, aber er hatte für das Imperium Flagge gezeigt und ei- Leia legte beide Arme um Xizor und erwiderte sein Feuer
nen kleinen Raumhafen dem Erdboden gleichgemacht. Ob mit ihrem. War es denn wirklich so schlimm? Ihn gewähren
der Hafen nun den Rebellen gehört hatte oder nicht, spielte zu lassen? Um Luke zu retten?
keine Rolle; wichtig war nur, daß sie glaubten, daß er ihn für Xizor löste seinen Mund von ihrem und glitt mit seinen
eine Rebellenbasis hielt, was sie zu dem Schluß bringen Lippen über ihren Hals und zu ihrer Schulter. Der Träger ih-
mußte, daß der von ihnen gestohlene Computer von großem res Kleides rutschte nach unten.
Wert für das Imperium war. Nicht nur, um Luke zu retten. Sondern um dies mit jeder
Seine Mission war zur Hälfte erfolgreich abgeschlossen, Faser ihres Körpers zu genießen ... aber wollte sie das wirk-
obwohl es seiner Meinung nach die unbedeutende Hälfte lich?
war. Sie wollte es nicht. Nein.
Er hatte keine Beweise gegen Xizor, nur Vermutungen Aber gleichzeitig wollte es sie doch.
und Gerüchte. Informationen aus dritter Hand von einem Seine Hände strichen über ihren Körper. Oh, ja ...
Kopfgeldjäger, der früher oder später hingerichtet werden
würde, reichten schwerlich aus, um eins der mächtigsten
Wesen der Galaxis anzuklagen. Er war von Xizors Schuld
überzeugt, aber der Imperator würde nicht so leicht zu über-

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»Ich bin mitten in einer - einer, ah ... delikaten Unterhal-
tung«, sagte sie. »Kann es nicht warten?«
Xizor lächelte.
28 Der Wookiee setzte zu einer grollenden Tirade an. Viel-
leicht war er klüger als er aussah; er wußte, daß irgend et-
Xizor preßte seine Lippen auf Leias nackte Schulter und was Bedrohliches im Gange war, auch wenn er die wahren
spürte, wie sie vor Wollust schauderte. Jetzt gehörte sie ihm. Hintergründe nicht ahnte. Hätte ein Mensch in der Tür ge-
Sie war sein - selbst wenn ihr Verstand und ihre Seele ihm standen, hätte er nur einen Blick auf Leia werfen müssen
noch widerstanden, ihr Körper gehörte mit Sicherheit ihm. und Bescheid gewußt; zumindest ein Mensch mit einem
Er war ein wenig enttäuscht, weil es so leicht gewesen war. Funken Verstand.
Ah, nun gut. Leia drehte sich zu Xizor um. »Er scheint aufgebracht zu
Er griff nach dem Verschluß ihres Kleides ... sein«, sagte sie. »Vielleicht sollte ich gehen und herausfin-
Als es laut an der Tür zu hämmern begann. den, was er will?«
Was ...? Wer wagte es? Jetzt, wo sie unter seiner Kontrolle stand, konnte Xizor
Leia fuhr zusammen, löste sich von ihm, strich ihr hoch- mit ihr machen, was er wollte. Er spielte mit dem Gedanken,
gerutschtes Kleid nach unten. Sie atmete schnell, und ihr Ge- ihr zu befehlen, die Tür zu schließen und ihr Kleid auszuzie-
sicht war gerötet. hen, bevor sie zur Couch zurückkam. Aber - nein. Er war
Draußen begann jemand zu brüllen. Das Hämmern wur- von seiner Macht über sie so überzeugt, daß er lediglich die
de lauter. Achseln zuckte. »Wie du willst. Ich werde hier auf dich war-
Dieser verfluchte Wookiee! Wieso war er hier? Warum ten.« Er machte eine berechnete Pause. »Zumindest für eine
hatte Howzmin zugelassen, daß er zurückkam? Weile.« Sollte sie ruhig denken, daß er fortgehen würde,
Verlegen flüsterte Leia: »Ich ... ich schau' besser nach, wenn sie sich nicht beeilte. Eine kleine Grausamkeit, die sei-
was er will.« ne Autorität demonstrierte. Vielleicht bin ich bald weg. Willst
»Bleib. Ich werde dafür sorgen, daß er verschwindet.« Xi- du das wirklich riskieren?
zor wollte aufstehen. »Ich ... ich werde ...« Sie brach ab. Schüttelte den Kopf,
»N-nein, ich erledige das.« als wollte sie damit seinen Einfluß abschütteln.
Xizor lächelte. Spürte ihr Verlangen. »Wie du wünschst.« So leicht befreist du dich nicht von meinem biologischen Zau-
Er verfolgte, wie sie aufstand. Sie schwankte ein wenig, ber, meine Kleine.
als sie zur Tür ging. Dies war nur ein vorübergehender Unbesorgt entließ er sie mit einem Wink.
Rückschlag. Sie würde den Wookiee verscheuchen und zu Sie würde zurückkommen.
ihm zurückkehren. Sobald eine Frau erst einmal in seinen
Bann geraten war, gehörte sie für immer ihm. Auf dem Korridor vor Xizors Privatquartier funkelte Leia
Leia betätigte die Türkontrolle - Xizor hatte sie verriegelt -, Chewie an. Er funkelte zurück. »Hoffentlich hast du dafür
und die Tür glitt zur Seite. eine gute Entschuldigung!«
Der Wookiee gurgelte etwas. Xizors Wookieeschkenntnis- Howzmin lag reglos auf dem Boden. Sie konnte nicht er-
se waren beschränkt, aber er verstand den Sinn der Worte. kennen, ob er bewußtlos oder tot war. Chewie packte ihren
Das große, pelzige Wesen wollte, daß Leia mit ihm kam - so- Arm und zerrte sie den Gang hinunter.
fort. »Laß mich los, du zu groß geratenes Stofftier!«

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Chewie ignorierte sie. Als die Exekutor in das System einflog, saß Darth Vader wie
Als sie ein kurzes Stück weiter eine kleine Nische erreich- auf glühenden Kohlen. Geduld hatte noch nie zu seinen
ten, schob Chewie Leia hinein und folgte ihr. stärksten Tugenden gehört, und er konnte es kaum erwar-
»Das wird dir noch sehr leid tun, du ...« ten, gegen Xizor vorzugehen.
Er hielt ihr mit einer haarigen Hand den Mund zu und Während sich das riesige Schiff dem Planeten näherte,
deutete mit der anderen zur Decke. überlegte Vader, was er tun sollte. Er fragte sich, ob es ver-
Leia sah nach oben. Bemerkte ein kleines, in die Decke nünftig war, den Imperator jetzt schon einzuweihen. Einer-
eingebautes parabolisches Mikrofon. seits, da Xizor zur Zeit die Wertschätzung des Imperiums
»Jemand hört zu?« flüsterte sie. genoß, konnte ihm jeder abschätzige Kommentar als Eifer-
Chewie nickte. sucht ausgelegt werden, auch wenn es der Imperator besser
»Werden wir auch beobachtet?« wissen sollte. Andererseits, wenn er nichts sagte, würde ihm
Chewie schüttelte den Kopf. Deshalb also hatte er sie hier- der Imperator vielleicht später sein Schweigen vorwerfen.
hergebracht, erkannte sie. Die Nische mußte sich außerhalb Der Imperator wollte alles über jeden wissen - wenn er nicht
des Erfassungsbereichs der versteckten Kameras befinden. gerade seine Augen und Ohren verschloß.
Er wußte, was sie und Xizor gemacht hatten; er hatte es ir-
gendwie gespürt. Er beschützte sie. Und beschützte Han. Wie Vader erwartet hatte, war der Imperator nicht über-
Das Verlangen in ihr erlosch. Scham erfüllte sie. zeugt.
Wie hatte sie das nur zulassen können? Sie liebte Han. Sie »Sie enttäuschen mich, Lord Vader. Ich spüre, daß Ihr Ur-
hatte Xizor gerade erst kennengelernt; etwas Derartiges war teilsvermögen in diesem Fall durch einen ... persönlichen
ihr noch nie zuvor passiert. Es war nicht nur falsch, es war Groll getrübt wird.«
auch nicht natürlich. Es paßte gar nicht zu ihr; freiwillig wür- »Nein, mein Master. Ich bin lediglich über den Verrat des
de sie sich nie so verhalten, bestimmt nicht einem Fremden Kriminellen besorgt. Wenn er tatsächlich versucht, Skywal-
gegenüber! ker zu töten ...«
Hatte er ihr eine Droge verabreicht - vielleicht zusam- Der Imperator fiel ihm ins Wort. »Wirklich, Lord Vader,
men mit ihrem Tee? Das würde eine Menge erklären. War ich brauche mehr Beweise als ein Gerücht von einem Kopf-
es möglich, daß er sie aus irgendeinem Grund verführen geldjäger, um gegen einen derart wertvollen Verbündeten
wollte? vorzugehen. Hat er uns nicht diese Rebellenbasis ausgelie-
Das wäre schrecklich. Und gleichzeitig fühlte sie sich bei fert? Hat er uns nicht seine riesige Frachterflotte zur Verfü-
diesem Gedanken besser. Zumindest hatte sie so eine ver- gung gestellt?«
nünftige Entschuldigung für die Gefühle, die sie überwältigt »Ich habe diese Dinge nicht vergessen«, versicherte Va-
hatten - und eine Entschuldigung für ihr Verhalten. Sie war der. Er versuchte, gelassen zu klingen. »Aber ich habe auch
einer Katastrophe nur um Haaresbreite entronnen. Und nicht mein Versprechen vergessen, Skywalker zur dunklen
Luke...? Seite zu führen. Ein geläuterter Skywalker wäre für das Im-
Plötzlich erkannte sie die Wahrheit: Es war nicht Vader, perium viel wichtiger als Xizor.«
der ihn tot sehen wollte ... »Das wäre er in der Tat - wenn Sie ihn läutern können.«
»Ich schätze, wir sollten uns besser einen Alternativplan »Ich kann, mein Master. Aber nicht, wenn er getötet wird,
überlegen«, sagte sie. »Chewie, du wirst folgendes tun ...« bevor ich ihn aufspüren kann.«
»Der junge Skywalker hat es geschafft, bis jetzt am Leben

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zu bleiben. Wenn er so stark in der Macht ist, wie wir anneh- prallte. Vielleicht hatte die Wirkung der Droge nachgelassen.
men, dann wird er auch weiter überleben, bis Sie ihn finden, Es spielte keine Rolle, warum, solange es funktionierte.
meinen Sie nicht auch? Und wenn er nicht so stark ist, wie Jetzt mußte sie Xizor lange genug beschäftigen, daß Che-
wir glauben, dann haben wir ohnehin keine Verwendung wie eine Chance zur Flucht oder zumindest einen ausrei-
für ihn.« chenden Vorsprung bekam.
Vader biß die Zähne zusammen. Bei seiner letzten Begeg- Chewie hatte die Idee nicht gefallen, aber sie hatte ihn
nung mit Luke hatte er ähnlich gedacht. Wenn er leicht zu überzeugt, daß er ihr besser dienen konnte, wenn er von hier
besiegen war, hatte er keinen großen Wert für die dunkle entkam und Hilfe holte.
Seite. Trotzdem, es gefiel ihm nicht, daß dieses Argument »Komm her und setz dich zu mir«, sagte Xizor. Es war
gegen ihn verwendet wurde. keine Bitte, sondern ein Befehl. Er schien überhaupt nicht
Nichts davon überraschte ihn, aber es war dennoch ein neugierig zu sein, warum Chewie sie so dringend hatte spre-
großes Ärgernis. Daß der Imperator dem Dunklen Prinzen, chen wollen.
dieser verschlagenen und skrupellosen Kreatur, so viel Ver- Leia ging statt dessen zur Bar. »Ich muß mir zuerst einen
trauen entgegenbrachte, war überaus irritierend. Tee machen«, sagte sie. »Mir ist ziemlich heiß geworden,
»Da es Ihnen so wichtig zu sein scheint, gebe ich Ihnen und ich bin schrecklich durstig.«
die Erlaubnis, Skywalker zu suchen. Für eine kurze Zeit, Sie bemerkte, wie für einen kurzen Moment widersprüch-
denn auf Sie warten noch andere Aufgaben. Sind Sie damit liche Gefühle über sein Gesicht huschten, aber nur, weil sie
zufrieden?« genau hinsah. Er war wütend, weil sie ihm nicht sofort ge-
Eigentlich nicht, aber was sollte er dagegen tun? »Ja, mein horcht hatte - seine Brauen hatten sich kaum merklich zu-
Master.« sammengezogen -, aber gleichzeitig war er auch erfreut,
Er wollte seinen Sohn finden, aber er mußte auch Beweise weil sie so aufgewühlt wirkte. Oder war er vielmehr erregt?
gegen Xizor sammeln. Jede dieser beiden Aufgaben erforder- Sein angedeutetes, nur eine Sekunde währendes Lächeln
te seine volle Aufmerksamkeit. Es würde schwierig sein, sie verriet, daß ihre letzte Vermutung zutraf.
gleichzeitig zu erledigen. Sie nahm sich Zeit für den Tee. Als sie fertig war, trank sie
Aber er war der Dunkle Lord der Sith und eins mit der einen Schluck, traf aber keine Anstalten, sich ihm zu nähern.
dunklen Seite. Er würde es schaffen. »Komm her«, sagte er. Es war eindeutig ein Befehl.
Leia stellte die Tasse ab und trat einen Schritt auf ihn zu.
Leia holte tief Luft, atmete langsam wieder aus und öffnete Wieder dieses Lächeln. Er glaubte, sie unter Kontrolle zu
die Tür zu Xizors Quartier. haben.
Der Anführer der Schwarzen Sonne saß noch immer auf »Du sagtest, dir ist heiß. Warum ... ziehst du nicht dein
der Couch und hielt ein Glas in seiner Hand. Er lächelte. »Ich Kleid aus und machst es dir bequemer?«
habe schon angefangen, mir Sorgen um dich zu machen.« Sie bewegte sich ganz langsam. »Mir ist schon etwas küh-
Sie lächelte und hoffte, daß es nicht zu gekünstelt wirkte. ler geworden«, erklärte sie.
Sie konnte seine Anziehungskraft noch immer spüren, aber »Zieh es trotzdem aus.« Seine Worte hatten jetzt einen
jetzt war sie in der Lage, ihr zu widerstehen. Sie wußte nicht stählernen Unterton. »Es würde mir gefallen. Du willst mir
genau, warum, aber da war eine Stärke in ihr, die sie bisher doch gefallen, oder?«
noch nicht bemerkt hatte. Vielleicht hatte sich ihr Zorn in ei- Nein, ich will Chewie nur ein paar weitere Minuten Vorsprung
nen Schild verwandelt, an dem seine Anziehungskraft ab- verschaffen.

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Sie blieb stehen. Hob einen Fuß und zog ihren Slipper aus. Er stöhnte, stieß sie weg und stolperte verkrümmt einen
Lächelte Xizor an und warf den Slipper zur Seite. Stellte ih- Schritt zurück.
ren nackten Fuß wieder auf den Boden und hob den anderen Leia blieb stehen und musterte ihn. Lächelte süß. Das ge-
Fuß. Zog den anderen Slipper aus und warf ihn weg. fällt dir nicht, was?
Jetzt lächelte er wieder. Nippte an seinem Drink. Mühsam richtete er sich wieder auf. Sein Gesicht war kalt,
Sie griff nach dem Verschluß ihres Kleides. Nestelte an ausdruckslos. Wenn er Schmerzen hatte, so zeigte er sie
ihm herum und runzelte die Stirn, als würde er sich nicht nicht mehr, und wenn er zornig war, so verbarg er es vor ihr.
öffnen lassen. Seine Leidenschaft war erloschen oder zumindest gut ver-
»Was machst du da?« steckt.
»Er klemmt«, sagte sie. Sie bemerkte, daß sich auch seine Farbe verändert hatte.
Er beugte sich nach vorn. »Komm her. Ich helfe dir.« Er sah jetzt blasser aus, kühler, aschgrün.
»Warte. Es geht schon.« Sie öffnete den Verschluß. Darun- »Aha. Du widerstehst mir.«
ter trug sie einen Bodysuit; sie würde nicht mehr von sich »Das haben Sie richtig erkannt«, bestätigte sie.
enthüllen, wenn sie das durchsichtige Kleid auszog, aber sie Er nickte. »Es war etwas, das der Wookiee gesagt hat.«
konnte so noch etwas mehr Zeit herausschlagen. Keine Frage.
Er lehnte sich auf der Couch zurück. Sie lächelte. »Wookiees sind manchmal sehr klug. Und
So langsam wie möglich streifte sie das grüne Kleid ab immer sehr loyal.«
und ließ es um ihre Knöchel zu Boden fallen. Bis auf ihre Er schüttelte den Kopf. »Aha. Das ist der Nachteil von
nackten Füße hatte er alles, was sie ihm jetzt zeigte, schon klugen und starken Frauen: Manchmal sind sie klug und
gesehen. stark, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann.« Er ver-
»Jetzt den Rest«, sagte er und schwenkte das Glas. beugte sich. »Ich freue mich, in Ihnen eine würdige Gegnerin
Sie hoffte, daß Chewie inzwischen genug Zeit zum Ver- gefunden zu haben.« Er beendete seine Verbeugung. »Guri.«
schwinden gehabt hatte, denn sie würde dieses Spiel nicht Hinter ihm glitt ein Teil der Wand zur Seite, und die
weitertreiben. HRD-Frau trat ins Zimmer.
»Ich denke nicht daran«, erwiderte sie. Leia nickte ihr knapp zu.
Er stellte das Glas ab und stand auf. »Was?« »Wie es scheint, hast du recht gehabt«, sagte Xizor zu Gu-
»Es ist nicht richtig, sich vor einem Fremden auszuzie- ri. »Bring sie in ihr Quartier und schließ sie ein.« Er wandte
hen«, erklärte sie. sich an Leia. »Wir werden dieses Gespräch später fortsetzen.
Er stürzte sich auf sie. Packte ihre Schultern und schüttel- Früher oder später werden Sie feststellen, daß ich doch kein
te sie. In seiner Nähe spürte sie wieder das Verlangen in sich so schlechter Kerl bin, wie Sie denken.«
aufsteigen. Er mußte irgendeine Art Lockstoff produzieren. »Darauf würde ich nicht wetten«, konterte sie.
Seine Anziehungskraft war stärker als je zuvor, aber jetzt, Guri trat an Leias Seite und ergriff ihren Arm. Ihre Hand
wo sie wußte, um was es sich handelte, konnte sie ihm wi- war weich, aber ihr Griff war wie eine Stahlklammer.
derstehen. Ihr Körper sehnte sich nach ihm, aber sie war eine Leia hoffte, daß Chewies Vorsprung inzwischen groß ge-
zivilisierte Frau, und sie ließ sich nur von ihrem Verstand nug war.
leiten, nicht von ihren Hormonen.
Er beugte sich zu ihr hinunter, um sie zu küssen.
Sie rammte ihm mit aller Kraft ihr Knie zwischen die Beine.

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lich, wenn man das Sicherheitsbedürfnis seiner Agenten be-
dachte. Er selbst zog es ebenfalls vor, sein Bild nicht zu über-
tragen. Eine persönliche Marotte. Man konnte die Übertra-
29 gung natürlich chiffrieren, aber in diesem Geschäft war jeder
paranoid. Viele Agenten waren der Meinung, daß sich selbst
Nachdem Guri Leia weggebracht hatte, trank Xizor ein wei- ein abgeschirmter Kanal anzapfen und jeder Kode entschlüs-
teres Glas grünen Champagner. Vielleicht würde er helfen, seln ließ; unter diesen Umständen war es besser, kein Bild zu
den Schmerz in seiner Lendengegend zu lindern. senden, um eine Identifizierung des Sprechers zu verhindern.
Nach einer Weile nahm er Verbindung mit seinem Sicher- Sein Computer hatte den Anrufer anhand seines Stimm-
heitschef auf. musters identifiziert, sonst hätte er ihn nicht durchgestellt.
»Ist der Wookiee entkommen?« »Ja?«
»Jawohl, Hoheit.« »Mein Prinz, es gibt Neuigkeiten von Skywalker.«
»Sie haben es ihm hoffentlich nicht zu leicht gemacht?« »Und zwar ...?«
»Er hat fünf von unseren Soldaten getötet, mein Prinz. »Er ist angeblich in der Gewalt einer Gruppe Kopfgeldjä-
Wir haben ihn mit einem Blasterstrahl gestreift, als er durch ger. Sie wollten nicht sagen, wo sie ihn gefangenhalten, aber
einen Korridor rannte. Er wird nicht denken, daß seine wir haben festgestellt, daß sie sich auf Kothlis befinden. Wir
Flucht zu einfach war.« rechnen jeden Moment mit neuen Informationen. Allerdings
»Gut.« gibt es ein Problem.«
Xizor unterbrach die Verbindung und lächelte in die grü- »Ich verstehe. Und dieses Problem ist...?«
ne, sprudelnde Flüssigkeit. Seine Überwachungskameras »Sie sagen, daß es einen weiteren Bieter für ihren Gefan-
hatten den Fluchtversuch des Wookiees sofort bemerkt. Be- genen gibt. Einer, dessen Angebot unseres übertrifft, und
vor Leia zu ihm zurückgekehrt war, hatte Xizor bereits auf der ... imperiale Verbindungen hat.«
seinen Alternativplan zurückgegriffen. Er hatte den Wookiee Hmm. Vader hatte sich vor kurzem in diesem Sektor auf-
ohnehin entkommen lassen wollen, wenngleich nicht so gehalten. Angeblich, um den Daten auf dem gestohlenen
früh. Nun, unwichtig. Der Wookiee würde zweifellos Sky- Computer mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen, aber beden-
walker aufsuchen, und der Junge würde sofort aufbrechen, ke: Wer in der Galaxis war so sehr an Skywalker interessiert
um die Prinzessin zu retten. Xizors Agenten würden Sky- wie Xizor? Vader natürlich. Andererseits war Vader bereits
walker wahrscheinlich überwältigen, ehe er sich der Burg zurückgekehrt und hatte mit dem Imperator gesprochen, oh-
auch nur auf Sichtweite nähern konnte. ne daß es irgendwelche Hinweise darauf gab, daß er Sky-
Es war so einfach. Die Heißblütigen waren so leicht zu walker mitgebracht hatte. Vielleicht hatte ihn die Informa-
manipulieren. tion zu spät erreicht, als daß er sie nutzen konnte. Oder sie
Auf seinem persönlichen Komkanal traf eine Prioritäts- hatte ihn überhaupt nicht erreicht.
nachricht von den Außenwelten ein. Im Moment hätte er am Nun gut. Vielleicht würde er die Prinzessin doch nicht als
liebsten mit niemandem geredet, aber nur ein paar Leute Köder benötigen.
hatten Zugang zu der Direktverbindung, und wenn sich ei- »Sage ihnen, daß wir jedes Angebot der anderen Seite ver-
ner von ihnen meldete, dann ging es wahrscheinlich um et- doppeln.«
was, das er besser nicht ignorierte. »Hoheit, wenn wir gegen das Imperium bieten, werden
Es war nur eine Ton- und keine Bildverbindung. Verständ- wir nicht mithalten können.«

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»Das weiß ich. Es spielt aber keine Rolle, denn wir wer- Flucht«, erklärte der Dunkle Prinz. »Diese Situation ist unter
den den Preis nicht zahlen. Sobald wir genau wissen, wo sie Kontrolle.«
ihn gefangenhalten, werden wir einen Jade-Kommando- Eines Tages würde er vielleicht diese Geschichte der Öf-
trupp losschicken und ihn uns holen. Wir brauchen ihn nicht fentlichkeit bekanntmachen - sobald er die Kontrolle über
lebend, nur seine Leiche.« die Galaxis hatte.
»Nun gut, Hoheit - Moment. Entschuldigen Sie; ich be- Ah, würden die Leute sagen, wie verschlagen der Dunkle
komme gerade einen Anruf von einem unserer Agenten, die Prinz doch ist. Hütet euch! O ja, hütet euch.
mit dem Fall befaßt sind; vielleicht geht es um den Aufent-
haltsort der Zielperson ...« Leia versuchte die Tür ihres Zimmers zu öffnen, aber natür-
Xizor ließ den Agenten den Anruf entgegennehmen. Er lich war sie verriegelt. Sie sah sich um. Nichts deutete darauf
saß da und wartete. Meditierte über die Unbarmherzigkeit hin, daß der letzte Bewohner seinen Blaster im Nachttisch
der Entropie. Wieviel Zeit hatte er schon mit Warten ver- vergessen hatte; es gab keine Werkzeuge, mit denen sie die
bracht? Wahrscheinlich Monate, vielleicht sogar noch mehr. Tür aufbrechen konnte, keine versteckten Notausgänge. Sie
Natürlich mußte er inzwischen nicht mehr so häufig warten konnte auch keine Holokameras entdecken, aber nach allem,
wie früher ... was sie bis jetzt erfahren hatte, war sie sicher, daß der Raum
Als sich sein Agent wieder meldete, bebte seine Stimme, überwacht wurde. Wenn sie sich auszog, würde sie dies im
und er mußte wiederholt schlucken, während er sprach. Dunkeln tun und hoffen, daß die Kameras nicht mit Rest-
»M-mein Prinz, es hat eine ... Komplikation gegeben.« lichtverstärkern ausgerüstet waren. Obwohl es für Scham-
Furcht schlich sich in die Stimme des Mannes wie ein Wü- haftigkeit wahrscheinlich etwas zu spät war.
stenaasfresser, der sich an ein sterbendes Tier anpirschte. Sie seufzte. Sie hoffte, daß Chewie entkommen war.
»Eine Komplikation«, wiederholte Xizor. Nicht, daß es ihr sehr viel nutzte, aber wenn er es geschafft
»Es ... es scheint, daß Skywalker entkommen ist. Und hatte, konnte er Luke und Lando warnen und Luke dazu
Darth Vader hat sich persönlich in die Angelegenheit einge- bringen, sich von der Schwarzen Sonne so weit wie möglich
schaltet; er wurde wenige Stunden nach Skywalkers Flucht fernzuhalten. Luke würde sie bestimmt retten wollen, aber
am Tatort gesehen.« Lando war Realist; er sollte in der Lage sein, es Luke auszu-
Als Überbringer der vermeintlich schlechten Nachrichten reden. Er mußte frei sein, um Han retten zu können. Das war
fürchtete der Agent um sein Leben. Manche waren schon am wichtigsten.
aus geringeren Anlässen von ihrem Prinzen umgebracht Verzeih mir, Han, was ich fast getan hätte. Es lag nur an einer
worden, und der Mann wußte es. Zweifellos hatte er inzwi- Droge, ich weiß, aber es tut mir leid, daß ich so schwach war.
schen auch von dem Schicksal des Verräters Green gehört. Wenn sie ihn wiedersah - nun, falls sie ihn jemals wieder-
Xizor lachte. sah -, würde sie ihm vielleicht alles erzählen. Vielleicht aber
»M-mein Prinz?« auch nicht. Es hatte keinen Sinn, ihn unnötig aufzuregen,
Endlich eine gute Nachricht. Skywalker war Vader ent- oder?
kommen. Der Junge war in Freiheit, und solange sich Leia Die Vorstellung, daß sie Han eines Tages wiedersehen
in Xizors Gewalt befand, würde Skywalker früher oder spä- würde, ließ sie sich vorübergehend besser fühlen, aber sie
ter in der Burg auftauchen. Der Wookiee würde dafür sor- mußte zugeben, daß die Chancen dafür derzeit nicht beson-
gen. ders gut standen.
»Machen Sie sich keine Sorgen wegen Skywalkers Sie legte sich hin und streckte sich aus. Beim Militär der

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Allianz hatte sie gelernt, daß man im Zweifelsfalle am besten zuerst nicht. Bis er zu reden begann. Oder vielmehr zu brül-
ein Nickerchen machte. Man wußte nie, wann man wieder len begann.
eine Gelegenheit zum Schlafen bekam. Chewie!
Nicht, daß sie glaubte, einschlafen zu können, nach allem, »Was?« fragte Lando.
was geschehen war. Sie wollte einfach daliegen und ein paar »Was ist passiert?«
Minuten entspannen. »Oh, nein!«
Zu ihrer Überraschung fiel sie fast sofort in einen tiefen »Lando!«
Schlaf. Lando übersetzte. »Leia wird auf Coruscant von der
Schwarzen Sonne festgehalten. Sie haben versucht, Chewie
Lando wollte keinen Zwischenhalt einlegen, aber Luke be- zu töten, aber er ist entkommen - die Prinzessin wollte, daß
stand darauf. er flieht, es war nicht seine Idee ...«
»Hör zu, ich vertraue der Macht, und sie sagt mir, daß Die Verbindung wurde abrupt unterbrochen.
Leia in Gefahr ist. Also laß uns diesen Anruf machen und »Was ist passiert?«
die Sache überprüfen, okay?« »Keine Ahnung, meine gestohlenen Kodes haben einfach
»Kann das nicht warten, bis wir Tatooine erreichen?« versagt. Jemand muß sie gelöscht haben.« Er zog die elektro-
»Nein.« nische Zugangskarte aus dem Schlitz der Komeinheit und
Lando seufzte. »In Ordnung. Aber vergiß nicht, daß ich warf sie auf den Boden.
dir diesen Gefallen getan habe. Du schuldest mir etwas.« »Machen wir uns auf den Weg«, sagte Luke.
Er steuerte den Falken aus dem Hyperraum. »Nach Tatooine, richtig?«
»Wie rufen wir an?« fragte Luke. »Falsch.«
Lando lächelte. »Ich habe eine kleine Überraschung für »Irgendwie wußte ich, daß du das sagen würdest. Wir
dich. Han ist nicht der einzige, der den Falken modifizieren können nicht nach Coruscant fliegen! Es ist zu gefährlich.«
kann.« »Du kannst hierbleiben, wenn du willst.«
»Wie meinst du das?« »Luke ...«
Lando aktivierte den Autopiloten und führte Luke zum »Leia braucht meine Hilfe. Ich fliege hin.«
Achterfrachtraum. Er deutete auf ein Gerät, das an einer Lando verdrehte für einen Moment die Augen und schüt-
Wand befestigt war. telte dann den Kopf. »Warum ich? Warum passieren diese
»Das sieht wie eine Komeinheit aus.« Dinge immer mir?«
»Kluger Junge. Los, mach deinen Anruf.«
Luke gab die Rufnummer ein, die Lando ihm genannt Raum und Zeit verzerrten sich, und der Millennium Falke
hatte, während der Spieler den Zerhacker einschaltete, um stürzte aus dem Hyper- zurück in den Normalraum.
zu verhindern, daß das Gespräch abgehört wurde. Luke warf einen Blick auf die Kontrollmonitore. »Wir sind
Statt Dash meldete sich ein Anrufbeantworter. immer noch verdammt weit entfernt«, stellte er fest. »Wir
Luke wandte sich an Lando. »Haben wir den Kode für die werden Tage brauchen, um den Planeten zu erreichen.«
Fernabfrage?« »Nun ja, es gibt einen guten Grund dafür«, erklärte Lan-
»Ja.« Lando nannte ihm den Kode. do. »Wir haben es hier schließlich nicht mit irgendeinem
Das Bild, das sich herausschälte, erstaunte sie. Ein Woo- Hinterwäldlerplaneten mit zwei Städten und einem Dorf zu
kiee mit einem schlechten Haarschnitt. Luke erkannte ihn tun. Coruscant ist ein einziger riesiger Gebäudekomplex, der

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fast den gesamten Planeten bedeckt. Der Orbit ist voller nen zu steuern, achtete normalerweise nicht auf seine Umge-
Himmelsdome, Radwelten, Energiesatelliten und unzähliger bung, wenn er sich in eine dieser Straßen eingefädelt hatte -
kommerzieller und privater Raumschiffe, von der imperia- die Raumverkehrskontrolle des Systems kümmerte sich um
len Flotte ganz zu schweigen. All das bildet eine Art riesigen alles, so daß man sich mühelos an die Bauch- oder Rücken-
Baldachin, und es gibt nur wenige und sehr kleine Schlupf- seite eines großen Frachters heranschleichen konnte. Danach
löcher. Wir können mit diesem Schiff nicht einfach an all dem mußte man sich lediglich im Ortungsschatten des Schiffes
vorbeifliegen. Ich schätze, der Falke ist in allen Fahndungs- halten, bis man den Anflugtunnel verließ und vom planeta-
computern der Galaxis gespeichert, und hier im Zentrum ren Landegitter übernommen wurde. Der Falke verfügte über
des Imperiums kennt jeder Sicherheitsscanner sein Daten- elektronische Störgeräte, die eine Entdeckung verhindern
profil. Das ist so sicher wie Eidechsen die Sonne lieben. Ich würden - selbst ein aufgeweckter Zehnjähriger konnte aus
glaube nicht, daß wir einer Sicherheitsüberprüfung stand- einem alten Mikrowellenherd und ein paar defekten Repul-
halten, und wir können Leia nicht helfen, wenn wir in einem sorspulen ein brauchbares Störgerät basteln.
imperialen Gefängnis sitzen.« Der Trick war, sich der Geschwindigkeit und dem Kurs
»Ich verstehe.« des größeren Schiffes anzupassen, so daß man während des
»Deshalb werden wir uns ganz langsam herantasten und ganzen Fluges seine relative Position zu ihm beibehielt. Ein
uns etwas einfallen lassen. Hast du irgendeine geniale Idee?« guter Pilot sollte so etwas eigentlich können, aber wenn der
Luke dachte nach. »Nun, um ehrlich zu sein, ja.« Frachter eine überraschende Kursänderung machte - nun,
Lando blinzelte. »Tatsächlich? Dann laß hören.« das konnte vielleicht dazu führen, daß man von einem impe-
Luke erklärte es ihm. rialen Patrouillenboot oder einer planetaren Verteidigungs-
»Davon weiß ich nichts«, sagte Lando. batterie in Atomstaub verwandelt wurde. Aber es war mach-
»He, Han hat es getan - und zwar mit einem Sternzerstö- bar, wenn man über die Nerven und die entsprechenden
rer, nicht mit einem droidengesteuerten Robotfrachter.« Fähigkeiten verfügte. Es sollte funktionieren - theoretisch.
Luke schwieg einen Moment. Dann sagte er: »Wenn du Ja, das Imperium hatte rings um den Planeten Schiffe sta-
willst, übernehme ich die Steuerung.« tioniert, aber sie dienten der Abwehr einer angreifenden
Lando hob die Brauen. »Hör mal, ich habe Han diesen Streitmacht. Der Weltraum war zu groß, um ihn lückenlos
Trick beigebracht.« überwachen zu können, und was konnte ein einzelnes Schiff
Luke lächelte. schon gegen einen ganzen Planeten ausrichten, vor allem,
Theoretisch sollte es funktionieren. Sie waren in der Nähe wenn der Feind - wie es die Allianz tat - ohnehin darauf
der Frachterstraßen von und nach Coruscant. Diese Flug- verzichtete, zivile Ziele anzugreifen und zu vernichten?
schneisen mußten von allen großen Frachtern oder Contai- »Bereit?« fragte Lando.
nerschleppern benutzt werden, die mehr als ein paar hun- »Bereit«, bestätigte Luke.
dert metrische Tonnen transportierten. Obwohl das Gesetz »Wir sind auch bereit«, sagte 3PO. »Sofern es überhaupt
vorschrieb, daß diese Großraumschiffe außer Droiden auch jemanden interessiert.«
eine menschliche oder nichtmenschliche Besatzung an Bord R2 pfiff.
haben mußten, wurde diese Vorschrift meistens ignoriert Lando grinste. »Haltet euch fest. Es geht los.«
und selten durchgesetzt, vor allem, wenn das fragliche Schiff Der große Frachter, der sich in ihre ungefähre Richtung
Güter für das Imperium transportierte. Ein Droide, der dar- bewegte, war in Wirklichkeit ein modifizierter Schlepper,
auf programmiert war, Schiffe in und aus Gravitationsbrun- der eine Reihe ringförmig aneinandergekoppelter zylindri-

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scher Frachtcontainer hinter sich her zog. Jeder dieser Con- »Gute Arbeit«, lobte Luke. Lando war tatsächlich ein her-
tainer war so groß wie der Falke, und jeder war mit Orbitalen vorragender Pilot.
Bremsraketen ausgerüstet. Für einen Supertransporter war »Ja, aber das war der leichte Teil. Jetzt müssen wir warten,
er etwas zu klein, aber die Fracht des Schiffes betrug wahr- bis wir in die Atmosphäre eintreten und der Schlepper seine
scheinlich acht- oder neunhundert metrische Tonnen, was Fracht in einen Spiralorbit schickt. Ich werde den Transpon-
nicht gerade wenig war. Das Funkfeuer des Frachters identi- der und alle nicht lebenswichtigen Systeme abschalten.
fizierte ihn als die USE - Unabhängige Schiffseigner - Tuk Schließlich wollen wir nicht, daß man unsere Positionsleuch-
Prevoz, registriert im imperialen Zentrum und im Auftrag ten oder die Streustrahlung unserer aktiven Sensoren ent-
von Xizors Transportsysteme unterwegs. deckt. Von jetzt an ist alles eine Frage des Sitzfleisches.«
Lando steuerte den Falken in einem langen, weiten Bogen »Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, wie wir
von fast 180 Grad um den Frachter herum, näherte sich ihm nach der Landung vorgehen?«
dann von hinten und glitt unter seine Bauchseite. Lando schnaubte. »Zuerst müssen wir sicher landen, nicht
»Wir müßten uns jetzt in seinem Sensorschatten befin- wahr? Ich kenne ein paar Leute, ich habe ein paar Kontakte.
den«, sagte er. Wir werden schon durchkommen.«
Luke nickte. Große Schiffe hatten viele tote Winkel, vor al- Luke nickte. Er hoffte, Lando hatte recht.
lem, wenn es sich um Containerschlepper handelte. Wenn Natürlich konnten sie auf dem Weg zum Planeten vom
sie sich im Sensorschatten hielten, würde die Crew sie nicht Kurs abkommen und von einer Laserbatterie geröstet wer-
entdecken. Sobald sie sich an einen der Frachtcontainer ge- den, womit sich das Problem von selbst erledigte. Nicht, daß
hängt hatten, waren sie vom Schiff aus so gut wie unsicht- er sich bei diesem Gedanken besser fühlte.
bar, und solange sie nicht einem der Patrouillenboote zu na- Er griff mit der Macht hinaus und suchte nach Leia.
he kamen, waren sie auch vor den imperialen Augen sicher. Strengte sich bis zur Erschöpfung an ...
Luke warf einen Blick auf die Bildschirme. Bis jetzt hatte Nichts. Wenn sie sich auf dem Planeten befand, so war er
Lando gute Arbeit geleistet. Wenn sie ein oder zwei Grad noch zu weit entfernt, um sie zu spüren.
von ihrem Kurs abwichen, würde die Frachtercrew vielleicht Nun gut. In Kürze würden sie näher sein. Falls sie über-
einen Reflex auf ihren Schirmen sehen, aber im Moment be- lebten, würde er es erneut versuchen.
stand keine Gefahr. Falls sie überlebten.
Die Frachtcontainer wurden größer. Das Problem beim
Sichtflug hier draußen im Weltraum war die Perspektive; Darth Vader saß nackt in seiner Kammer und unterzog sich
Bewegung wurde zu einer subjektiven Angelegenheit. Man seinen heilenden Meditationsübungen, als er plötzlich die
konnte es entweder so interpretieren, daß sie sich dem Stirn runzelte. Da war eine Störung in der Macht. Er griff mit
Frachter näherten, oder daß er auf sie stürzte, aber im Endef- der Kraft der dunklen Seite hinaus ...
fekt spielte es keine Rolle - solange sie sich im Sensorschat- Aber was immer die Störung auch bewirkt hatte, er be-
ten hielten. kam keine Verbindung.
Lando steuerte das Schiff mit präzisen Handbewegungen, Abrupt endete das Kräuseln in der Macht.
wie ein Mikrochirurg, der Nervenfasern zusammenklebte. Die dunkle Seite hielt noch immer Überraschungen für
Der Falke wurde langsamer, langsamer ... und kam zum Halt. ihn bereit. Wie ein Feuer konnte sie wärmen oder verbren-
Die Hülle des nächsten Frachtbehälters war drei Meter nen, und man mußte äußerste Vorsicht walten lassen, damit
entfernt. man nicht stolperte und von ihr verschlungen wurde. Er hat-

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te gesehen, was der exzessive Gebrauch der dunklen Seite
dem Imperator angetan hatte; sie hatte ihn körperlich zer-
fressen. Aber das würde Vader nicht passieren, denn er be-
absichtigte, sich die dunkle Seite Untertan zu machen. Er war 30
auf dem besten Weg dazu. Es war nur noch eine Frage der
Zeit, des Wann, nicht des Ob. Und wenn er Luke endlich in »Ich halte dies wirklich für keine gute Idee, Master Luke. Ich
seiner Gewalt hatte, würde der Prozeß schneller voranschrei- glaube, es wäre viel besser, wenn R2 und ich Sie und Master
ten. Zwei starke Magneten konnten mehr dunkle Energien Lando begleiten würden.«
anziehen als einer. Gemeinsam würden sie die Macht schnel- R2 zwitscherte zustimmend.
ler manipulieren können als jeder für sich allein. »Seht mal, ihr beide seid auf dem Schiff gut aufgehoben«,
Wie stark der Junge war! Wer hätte es geahnt? Luke Sky- erwiderte Luke. »Wir brauchen euch hier für den Fall, daß
walker - sein Sohn - war vielleicht der mächtigste Mann in wir Hilfe benötigen. Außerdem ist es dort draußen viel ge-
der Galaxis. fährlicher als hier drinnen.«
Er gestattete sich ein Lächeln, obwohl sich dadurch das »Ah. Nun, in diesem Fall sollten wir doch besser im Schiff
Narbengewebe spannte und ihm Schmerzen bereitete. Er bleiben.«
konnte Schmerz ertragen. R2 zwitscherte.
Er war der Dunkle Lord der Sith, und er konnte alles er- »Nein, du hast gehört, daß uns Master Luke auf dem
tragen. Schiff braucht für den Fall, daß irgend etwas schiefgeht.«
»Schiefgehen? Was soll denn schiefgehen?« warf Lando
ein. »Nur weil überall in der Galaxis eine riesige Belohnung
auf uns ausgesetzt ist, tot oder lebendig, und wir so tollkühn
sind, uns mitten ins schwarze und böse Herz des Imperiums
zu wagen?« '
Luke schüttelte den Kopf. »Komm schon. Wo würde uns
ein imperialer Agent oder ein Kopfgeldjäger zuletzt su-
chen?«
»Ja, ich schätze, du hast recht. Sie werden wohl kaum an-
nehmen, daß jemand so dumm ist. Ein Glück für uns, daß sie
nicht wissen, wie dumm wir wirklich sind.«
Luke schüttelte wieder den Kopf. Diese Frotzeleien waren
nur ein Versuch, sich über den Ernst der Lage hinwegzutrö-
sten. In Wahrheit handelte es sich um ein gefährliches Unter-
nehmen, daran gab es nichts zu rütteln. In einem etwas ern-
steren Tonfall sagte er zu 3PO: »Hör zu, ich will ehrlich sein.
Es besteht durchaus die Möglichkeit, daß wir nicht zurück-
kommen. Wenn das passiert, darfst du keine Hilfe von der
Allianz anfordern. Es hat keinen Sinn, einen Teil der Flotte in
Gefahr zu bringen.«
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»Ich verstehe«, sagte 3PO. hatte sich nach Bettlerart mit Kopftuch und Schal vermummt
R2 pfiff und trillerte protestierend. und eine zerlumpte Robe übergestreift. Luke staffierte sich
Luke sah den kleinen Droiden an. Er kniete nieder und ähnlich aus und verbarg die untere Hälfte seines Gesichts
legte eine Hand auf seinen Kuppelkopf. »Bleib einfach am ebenfalls hinter einem Schal.
Kom, okay? Wir melden uns, wenn wir euch brauchen. Außerhalb des riesigen Gebäudes wanderten Luke und
Wenn wir in Schwierigkeiten geraten, kannst du versuchen, Lando durch ein relativ dünnbevölkertes Gebiet. Es gab
uns herauszuholen. 3PO hat die Hände und Füße, du die nicht viele unbewohnte Flecken auf dem Planeten, aber die-
astronavigatorischen Fähigkeiten. Ich bin sicher, daß ihr bei- ser Landstrich lag in der südlichen Hemisphäre unweit des
de in einem Notfall den Falken fliegen könnt.« Pols - und es war kalt. Zweifellos gab es angenehmere Orte
»Das ist mir ein großer Trost«, knurrte Lando. »Wenn zum Leben und Arbeiten. Lando hatte einen »Geschäfts-
Han das wüßte, würde er aus seinem Karbonidblock heraus- freund«, der ihm noch einen Gefallen schuldete und ihm er-
rotieren.« Lando gab sich noch immer betont locker, aber laubt hatte, den Millennium Falken in einem Lagerhaus zu
Luke war überzeugt, daß auch der Spieler ein flaues Gefühl verstecken, das halb voll getrocknetem Plankton war und
in der Magengegend hatte. Dies würde kein Spaziergang wie eine tatooinsche Sickergrube in der Sommerhitze stank.
werden. »Wie viele Leute schulden dir eigentlich einen Gefallen?«
R2 schien auch nicht viel von der Idee zu halten, den Fal- Lando ließ sein strahlendstes Lächeln aufblitzen. »Eine
ken zu fliegen. ganze Menge von denen, die eigentlich nie spielen sollten.
»Jetzt werde nicht unverschämt«, wies ihn 3PO zurecht. Zum Glück für mich tun sie's trotzdem.«
»Ich war schließlich nicht immer ein Protokolldroide. Ich ha- »Und was jetzt?«
be Konverter programmiert, und einmal habe ich einen gan- »Wir fahren mit der Maglevbahn in den südlichen Unter-
zen Standardmonat lang einen Schaufellader bedient. Ich ha- grund. Versteck dein Lichtschwert, aber halte es griffbereit -
be Master Han und Master Lando und Chewbacca oft genug dies ist nicht gerade eine Gegend, in die man seine Oma zum
bei der Arbeit zugesehen. Ich wage zu behaupten, daß ich Tee einlädt, wenn du weißt, was ich meine.«
dieses Schiff besser fliegen kann als du!« »So schlimm wie Mos Eisley?«
R2 gab weitere abfällige Geräusche von sich. »Manche Ecken sind schlimmer.«
»Ach, wirklich? Nun, zumindest sehe ich nicht wie ein »Großartig. Was genau wollen wir eigentlich an einem
überdimensionaler Mülleimer aus!« derart herrlichen Ort auf diesem chromglänzenden Plane-
»Komm, Luke«, sagte Lando. »Wir müssen los. Wir ver- ten?«
kleiden uns, und wenn wir uns beeilen, sind wir vor Mor- Lando führte sie in eine schmale, gewundene Gasse. Luke
gengrauen im Untergrund. Die beiden werden sich noch die sah, daß er dabei nach seinem Blaster griff. Die Luft war ei-
ganze Nacht streiten.« sig; sie strich durch Lukes Jacke, nagte an seinen Ohren und
»Okay.« Luke richtete sich wieder auf. »Wir sehen uns verwandelte ihren Atem in weißen Dampf.
bald wieder.« Lando blieb am Ende der Gasse stehen, spähte um die
»Seien Sie vorsichtig, Master Luke.« Ecke und bog dann in die nächste schmale Seitenstraße.
R2 bekräftigte den Rat. »Nun, das läßt sich leicht erklären. Hast du je von dem be-
Luke hoffte, daß er nicht so bedrückt aussah, wie er sich rühmten Verbrecher Evet Scy'rrep gehört?«
fühlte. »Sicher, als Kind habe ich mir im Holo immer Galaktische
Lando war bereits in seine Verkleidung geschlüpft. Er Banditen angesehen. Sie haben über ihn eine ganze Serie ge-
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bracht. Er soll fünfzehn Sternkreuzer überfallen und Kredits Was, wie ihm sogleich klar wurde, eine überflüssige Bemer-
und Juwelen in Millionenhöhe erbeutet haben. Aber am En- kung war. Guri hätte ihn nicht aufgesucht, wenn die Angele-
de haben sie ihn doch geschnappt.« genheit, um die es ging, warten konnte.
»Das stimmt. Bei seinem Prozeß hat man ihn gefragt, war- Sie zog ein kleines Kom aus der Tasche. »Der Imperator«,
um er Luxuskreuzfahrtschiffe überfallen hat. Und Scy'rrep sagte sie.
antwortete: >Weil dort die Kredits zu holen sind.<« Xizor setzte sich aufrecht hin und nahm das Kom. »Mein
Luke lächelte und schüttelte den Kopf. Master«, sagte er.
Lando fügte hinzu: »Wir müssen in diese Jauchegrube »Ich werde in Kürze den Planeten verlassen«, erklärte der
von einem Viertel, weil dort meine Kontaktleute leben.« Imperator. »Um den Fortgang eines gewissen ... Bauprojekts
»Geh voran. Ich hoffe, daß es dort wärmer ist als hier.« zu überprüfen, über das Sie informiert sind. Nach meiner
Rückkehr müssen wir uns treffen. Es gibt da einige Dinge,
Xi/or lag in seiner in den Boden eingelassenen Badewanne die ich mit Ihnen besprechen möchte.«
aus massivem schwarzen Stein, die groß genug war, um »Natürlich, mein Master.«
zehn Personen bequem Platz zu bieten. Er badete sehr häu- »Mich haben Gerüchte über einen der Rebellen erreicht,
fig, was typisch für seine Spezies war. Die Falleen waren aus Luke Skywalker. Wie es scheint, sind Sie an ihm interes-
dem Wasser gekommen, und es tat immer gut, dorthin zu- siert?«
rückzukehren. Dampf stieg aus dem heißen Wasser auf und »Skywalker? Ich habe den Namen schon einmal gehört.
trug den Duft von Eukaminzöl mit sich. Eine Umwälzpum- Ich kann nicht sagen, daß ich an ihm interessiert bin.«
pe erzeugte beruhigende Wellen und blubbernde Luftblasen. »Wir werden uns nach meiner Rückkehr darüber unter-
Dies war der Ort, wo er sich völlig entspannen konnte. Es halten.«
gab keinen Holoprojektor, kein Kom, keine Besucher bis auf Das Gespräch endete, der Imperator unterbrach die Ver-
jene Gäste, die er ausdrücklich zu sich bat. Und natürlich bindung. Er gab sich nur selten mit Höflichkeitsfloskeln ab.
Guri. Manchmal, wenn er in Stimmung war, hörte er Musik, Xizor legte den kleinen Komzylinder auf den Rand der
aber meistens wollte er nicht, daß irgend etwas seinen Frie- Badewanne und ließ sich tief ins entspannende Wasser sin-
den störte, während er die Spannungen des Tages aus sei- ken. Nun, er hatte damit gerechnet, daß der Imperator früher
nem Körper wusch. oder später hinter seine Pläne kommen würde. Es bedeutete
Er lehnte sich an den warmen Stein und schlürfte einen nichts, solange Xizor vorsichtig blieb. Gerüchte waren kein
milden Digestif, eine rauchige Mischung aus Wurmholz Beweis.
und Gewürzextrakt, gerade stark genug, um die wohlige Guri bückte sich, hob das Kom auf und ging hinaus.
Hitze des Wassers durch eine innere Wärme zu ergänzen. Während er ihr nachschaute, dachte er kurz daran, sie
Von hier aus sah das Leben immer besser aus. Alles war aufzufordern, sich auszuziehen und zu ihm in die Wanne zu
fast perfekt. steigen. Er hatte sie schon mehrmals zu sich geholt, wenn er
Er hatte Leia eingeladen, sich zu ihm zu gesellen, aber sie Gesellschaft brauchte, der er absolut vertrauen konnte, und
hatte abgelehnt. sie hatte bei diesen Gelegenheiten zu seiner Zufriedenheit
Alles war ... fast perfekt. demonstriert, daß sie in buchstäblich jeder Hinsicht eine
Guri trat ins Badezimmer und blieb vor der Wanne ste- vollwertige Frau war ...
hen. Aber - nein. Er würde seine Kräfte für Leia aufsparen. Sie
»Sie wissen, daß ich es hasse, Sie hier zu stören«, sagte sie. würde lernen, ihn in einem besseren Licht zu sehen, soviel

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war sicher. Er konnte warten. Geduld war eine der ultimati- ne Größe und mein Gewicht hat. Vielleicht sollten wir unse-
ven Tugenden. re Pflicht gegenüber dem Imperium erfüllen und melden,
Er holte tief Luft und tauchte. Seine Lungenkapazität war daß in den Erfrischungszellen etwas Seltsames vorgeht,
groß, und er konnte lange Zeit unter Wasser bleiben, einer meinst du nicht auch?«
der Vorzüge seiner reptilischen Herkunft. Das Wasser »Wie es jeder brave Bürger tun würde«, nickte Luke.
wärmte sein Gesicht, und er gab sich ganz dem Gefühl hin. Er und Lando grinsten sich an.
Alles in allem war das Leben sehr schön.
Nach dem Aufwachen fühlte sich Leia benommen. Sie wußte
Im Untergrund war es wärmer, aber es roch hier mindestens nicht, wie spät es war; in ihrem Zimmer gab es keine Uhr.
so schrecklich wie in dem Lagerhaus, wo sie den Falken zu- Sie hatte eine Weile gedöst; Xizor hatte angerufen und ge-
rückgelassen hatten. Zumindest kam es Luke so vor. Die fragt, ob sie ein Bad mit ihm nehmen wollte - ein Bad! Also
zahlreichen Menschen und Nichtmenschen, denen sie begeg- wirklich! -, und sie war danach wieder eingeschlafen.
neten, schienen den Gestank nicht zu bemerken. Der Gedan- Sie stand auf und trat an die Computerkonsole. »Wie spät
ke, daß beim Riechvorgang winzige und unsichtbare Partikel ist es?«
in das olfaktorische System der Nase gelangten, störte Luke. Das Terminal nannte ihr die Uhrzeit.
Was auch immer diesen scheußlichen fauligen, üblen Geruch Du liebe Güte! Sie hatte fast sechs Standardstunden ge-
erzeugte - er wollte nicht, daß sich mikroskopisch kleine Tei- schlafen! Ein langes Nickerchen, wirklich.
le davon in seiner Nase ansammelten. Sie war außerdem hungrig.
Sie befanden sich in einer Maglevbahnstation tief unter Kaum hatte sie daran gedacht, glitt die Tür zur Seite, und
der Oberfläche. Der Bahnsteig war überfüllt, und in der rie- Guri kam mit einem großen, abgedeckten Tablett herein. Sie
sigen Kaverne patrouillierten gepanzerte imperiale Sturm- stellte das Tablett vor Leia auf den Computertisch. »Essen«,
truppen und uniformierte Polizisten. sagte sie. Dann machte sie kehrt und ging hinaus.
»Ich denke, es wird allmählich Zeit, daß wir uns eine bes- Leia hob den Deckel. Ein siebengängiges Gericht war
sere Verkleidung zulegen«, sagte Lando. »In diesen Lumpen kunstvoll auf einer Reihe von Tellern arrangiert. Ein Salat,
ziehen wir sonst noch die Aufmerksamkeit der Überwa- mehrere verschiedene Sorten Sojpro-Pastetchen, gekochtes
chungskameras auf uns.« Gemüse, Früchte, Brot, Getränke. Es sah fantastisch aus und
»Was schlägst du vor?« roch auch sehr verführerisch.
Ein Kopffüßer drängte sich eilig an ihnen vorbei. Er igno- Leia nahm ein Stück Brot und probierte es. Es war warm
rierte die vermeintlichen Bettler. und weich und hatte einen leicht säuerlichen Geschmack.
»Ich habe mir ein paar Gedanken gemacht. Am besten wäre Ausgezeichnet. Sie konnte ebensogut essen. Wenn Xizor sie
es, wenn wir wie jemand aussehen, den niemand beachtet.« töten wollte, hätte er es längst getan; also plante er wahr-
»Wie Sturmtruppler?« scheinlich nicht, sie zu vergiften. Mit dem Essen war es wie
Lando nickte. »Genau. Oder vielleicht besser noch wie Eli- mit dem Schlafen; man mußte jede sich bietende Gelegenheit
te-Sturmtruppler. Ihre Gesichter sind verhüllt, und da sie so nutzen. Und wenn es so großartig schmeckte wie diese
großen Respekt genießen, wird niemand sie belästigen.« Mahlzeit, nun, das war ein Bonus.
Luke sah sich um. »Ich sehe einen, der ungefähr meine
Größe hat, dort drüben beim Fahrkartendroiden.« Der Lieutenant, der etwa Lukes Größe hatte, runzelte miß-
»Ja, und am Zeitungsautomaten steht einer, der etwa mei- trauisch die Stirn, als er die Zelle betrat, dicht gefolgt von

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Luke. »Wovon reden Sie überhaupt? Ich sehe hier nichts ... »Vielleicht früher, als Sie glauben.«
uh? Was ...?« Vader starrte den Imperator an, der andeutungsweise lä-
Das waren seine letzten Worte, bevor Luke die Macht be- chelte und dabei seine schadhaften Zähne enthüllte. Hatte er
nutzte, um das Bewußtsein des Mannes zu kontrollieren. Ei- etwas vorhergesehen? Der Imperator war der dunklen Seite
gentlich hatte er erwartet, daß ein Elitesoldat im Dienst des noch immer näher als Vader. Hatte er irgendwelche neuen
Imperiums einen stärkeren Willen hatte als dieser Bursche. Informationen über Luke erhalten?
Andererseits, hätte er einen stärkeren Willen gehabt, wäre er Wenn ja, dann war er noch nicht bereit, sie weiterzuge-
wahrscheinlich nicht zum imperialen Militär gegangen, son- ben, denn er wandte sich ab und ließ sich von einem Trupp
dern hätte für die Allianz gearbeitet... imperialer Ehrengardisten in ihren zeremoniellen roten Ro-
Luke befahl dem Mann, sich auszuziehen, dann hinzuset- ben samt passender Panzerung die Rampe hinaufgeleiten.
zen und ein schönes langes Schläfchen zu machen. Er Das Klappern seines gedrechselten Spazierstocks auf der
schlüpfte aus seinen Lumpen und streifte hastig die geborgte Rampe war in der Stille sehr laut.
Uniform über. Er steckte den Blaster ins Holster, schob sein Von allen Wesen in der Galaxis traute der Imperator
Lichtschwert in den Hosenbund unter der Jacke, trat in den Darth Vader am meisten; zumindest glaubte Vader dies.
öffentlichen Waschraum der Erfrischungseinheit und be- Und soweit er es einschätzen konnte, reichte dieses Vertrau-
trachtete sich im Spiegel. Nicht schlecht. en nicht weiter als ein ausgestreckter Arm.
Hinter ihm trat Lando aus einer anderen Zelle; er trug Unwichtig. In einem Punkt hatte er recht: Früher oder
jetzt ebenfalls eine Uniform. Lando rückte das Holster mit später würde Luke wieder auftauchen. Ein derart helles
seiner neuen Handfeuerwaffe zurecht und wischte Flusen Licht konnte nicht ewig versteckt werden. Es lag in der Na-
von seinem rechten Ärmel. tur des Jungen, so heiß zu brennen, daß jemand, der über die
»Frauen lieben Männer in Uniformen«, sagte er. Er hob notwendige Macht und das Wissen verfügte, ihn entdecken
seinen Helm und setzte ihn auf. mußte. Sobald ein Jedi in der Macht zu wachsen begann, war
»Hoffen wir, daß sie nicht den Mann hinter der Panze- es nicht einfach, den Prozeß zu stoppen. Vader bezweifelte,
rung sehen«, scherzte Luke. daß er in Lukes Fall überhaupt gestoppt werden konnte.
Beide strafften sich, streckten die Brust heraus und ahm- Sie würden sich wiedersehen. In einer Woche, einem Mo-
ten den zackigen Gang der Imperialen nach, als sie den Erfri- nat, einem Jahr - es spielte keine Rolle. Es würde geschehen.
scher verließen. In der Zwischenzeit würde er die Aktionen seines Feindes
im Auge behalten. Bereits in diesem Moment suchten Vaders
Vader stand an der Rampe der Privatfähre des Imperators Agenten nach neuen Informationen über den Unterlord der
und sah auf den kleineren Mann hinunter. Schwarzen Sonne. Auch in diesem Fall war der Erfolg nur ei-
»Ich werde in drei Wochen wieder zurück sein«, infor- ne Frage der Zeit. Sobald man die Richtung kannte, wurde
mierte ihn der Imperator. »Ich nehme an, daß Sie während die Reise einfacher, und früher oder später würde Xizor ei-
meiner Abwesenheit den Planeten vor dem Auseinanderfal- nen Fehler machen. Er würde stolpern.
len bewahren können?« Wenn es dazu kam, würde Vader bereit sein und ihn auf-
»Ja, mein Master.« fangen.
»Ich habe nichts anderes erwartet. Irgend etwas Neues
von Skywalker?«
»Noch nicht. Wir werden ihn finden.«

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Sie drehten sich um.
Tatsächlich stand ein Wookiee hinter ihnen. Einer mit ei-
nem schlechten Haarschnitt...
31 »Chewie!« rief Lando.
Trotz der Helme erkannte Chewbacca sie im selben Mo-
»Nun«, sagte Luke, »dieses Viertel ist besser als das letzte, ment und senkte die Blasterpistole.
aber wo genau gehen wir hin?« Lando lächelte, als er und Luke Chewie umarmten.
Lando streckte die Hand aus. »Dorthin.« »Was ist passiert? Warum hast du dir die Haare abge-
»Ein Blumengeschäft?« schnitten?«
»Laß dich nicht täuschen. Es wird von einem alten Ho'Din Chewie wollte antworten, aber schon sprudelte Lando
namens Spero gerührt. Er hat eine Menge Verbindungen weitere Fragen hervor, die Luke nicht verstand. Aber er war
zum Imperium, zur Allianz und zur Unterwelt.« froh, den Wookiee zu sehen.
»Laß mich raten: Er schuldet dir einen Gefallen.« Endlich übersetzte Lando für Luke.
»Nicht direkt. Aber wir haben früher einige Geschäfte ge- »Der Ladeninhaber ist im Hinterzimmer gefesselt; falls je-
macht, und er hat nichts dagegen, ein paar Kredits mit dem mand Chewie beobachtet hat, gerät der Ho'Din so nicht in
Verkauf von Informationen zu verdienen.« Verdacht, ein Helfershelfer zu sein, ja, richtig, und ... langsa-
Sie näherten sich dem Laden. mer, Alter!«
»Wir ernten eine Menge böse Blicke«, bemerkte Luke. Chewie redete ununterbrochen weiter.
»Liegt an den Uniformen. Das Imperium hat hier unten »Okay, okay, Leia glaubt, daß die Schwarze Sonne dich
nicht viele Freunde. Die meisten Bewohner dieses Viertels tot sehen will, Luke, sie steckt hinter den Mordanschlägen,
sind wahrscheinlich auf der Flucht und müssen jeden Mo- nicht das Imperium. Was? Nun, ich weiß nicht, wir sind bloß
ment damit rechnen, verhaftet zu werden. Sie werden uns in zu dritt, wie sollen wir in die Burg kommen, und als Gefan-
Ruhe lassen, solange wir unsere Nasen nicht in ihre Angele- gene können wir ihr nicht helfen, oder ... ?«
genheiten stecken. Sie wollen schließlich nicht, daß das Im- Das Gespräch endete abrupt, als ein Blasterstrahl durch
perium ihren Unterschlupf ausräuchert.« die offene Ladentür sengte und einen an der Decke hängen-
Im Inneren des Ladens gab es keine Spur von dem den Blumentopf traf. Der Topf zerbarst. Tonscherben pras-
Ho'Din-Besitzer. Bis auf Luke und Lando war der Raum leer. selten gegen Lukes Rücken, und überall regnete es feuchte
»Niemand zu Hause«, sagte Luke. »Seltsam, nicht wahr?« Klumpen aus Erde und Humus. Der dschungelähnliche Ge-
»Ja, seltsam. Ich ...« ruch im Laden wurde stärker.
Hinter ihnen sagte jemand etwas. Luke verstand die Wor- »He!«
te nicht, aber er erkannte die Sprache: Wookieesch. Draußen vor dem Laden feuerten vier mit Blastern be-
»Ruhig, Freund«, sagte Lando. »Keiner von uns wird eine waffnete Männer weitere Schüsse ab. Wer immer sie auch
plötzliche Bewegung machen.« Er hob die Hände und wies waren, sie trugen keine Uniformen.
Luke an, seinem Beispiel zu folgen. Die drei im Blumenladen warfen sich zu Boden. Chewie
Der Wookiee sagte wieder etwas. hob seinen Blaster und gab blindlings mehrere Feuerstöße
Diese Stimme ... auf die Angreifer ab.
»Dreh dich um, aber ganz langsam und vorsichtig«, sagte »Wer sind die Kerle? Warum schießen sie auf uns?«
Lando zu Luke. »Woher soll ich das wissen?« knurrte Lando. Er zog sei-
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nen geborgten Blaster und erwiderte zusammen mit Chewie Luke sprang auf und sah, wie Lando und Chewie seinem
das Feuer. Es sah nicht so aus, als hätten sie jemanden ge- Beispiel folgten. Er wollte etwas sagen, aber Lando kam ihm
troffen, denn der Laserhagel wurde noch heftiger. zuvor. »Rendar! Was machen Sie hier?«
»Gibt es noch einen anderen Ausgang?« fragte Luke. »Wie es aussieht, habe ich eure Ärsche gerettet. Scheint
Chewie grollte eine Antwort. Luke glaubte, daß es ein meine Spezialität zu sein. Am besten verschwinden wir von
»Ja« war. hier; wir können unterwegs alles besprechen. Mir nach!«
»Er liegt hinten!« schrie Lando. Luke schüttelte den Kopf. Es gefiel ihm ganz und gar
Er und Chewie gaben ein paar weitere Schüsse ab, und nicht, aber er konnte nichts dagegen tun. Rendar hatte un-
die drei krochen in den hinteren Teil des Ladens. glücklicherweise recht.
In einer Ecke saß ein gefesselter und geknebelter alter
Ho'Din. Im Konferenzraum in seiner Burg starrte Darth Vader den
»Das alles tut uns sehr leid«, sagte Lando zu dem Ho'Din. kleinen Mann an, der vor ihm stand. »Sie sind sich dessen si-
»Schicken Sie der Allianz eine Rechnung; sie wird für die cher?«
Schäden aufkommen!« »Ja, mein Lord, ich bin mir sicher.«
Chewie erreichte den Hinterausgang und öffnete die Triumph erfaßte Vader. Es war allein für sich nicht genug,
Schiebetür. aber es brachte ihn dem Beweis, den er brauchte, ein ganzes
Ein weiterer Hochenergieblitz zuckte in Brusthöhe durch Stück näher. »Und Sie haben das Band und die Dokumenta-
die Türöffnung und brannte ein Loch in die Innenwand. tion.«
Glücklicherweise lagen sie alle noch immer ausgestreckt auf »Es ist alles bereits in Ihrem Computer.« Der kleine Mann
dem Boden, und das Loch befand sich ein gutes Stück über lächelte.
ihren Köpfen. »Sie haben mir einen wertvollen Dienst erwiesen. Ich wer-
Lando fluchte. »Wir sitzen in der Falle!« de dies nicht vergessen. Machen Sie mit Ihrer Suche weiter.«
Ehe sie zu einer Entscheidung über ihr weiteres Vorgehen Der kleine Mann verbeugte sich und ging.
gelangten, drang von draußen ein Schrei. Sie hörten das Kni- So, so. Es gab also eine Aufzeichnung eines Gesprächs
stern mehrerer Blasterentladungen - aber keine neuen Strah- zwischen einem freischaffenden Agenten und einer Chef-
len sengten in den Laden. technikerin der Allianz, in dem der Agent versprach, sie
»Was zum ...?« begann Lando. reich zu machen, wenn sie Luke Skywalker tötete.
Lukes gestohlene Uniform war an Brust und Bauch von Natürlich war bis jetzt keine direkte Verbindung zu Xizor
Blumenerde verdreckt, aber er achtete nicht darauf. Von sei- entdeckt worden, aber Vaders Leute würden sie finden,
nem Platz auf dem Boden spähte er nach draußen und sah wenn es sie gab. Der Agent hatte mit der Cheftechnikerin ge-
eine Gestalt durch die Gasse kommen. Sie ging nicht wie ein sprochen, jemand hatte mit ihm gesprochen. Vaders Leute
normaler Mensch, sondern ... stolzierte förmlich. würden das Leben des Agenten Minute für Minute zurück-
Luke erkannte den Mann sofort. verfolgen, bis sie herausfanden, wer ihn beauftragt hatte.
Dash Rendar! Auch das noch. Er hatte schon wieder Und wer das Wesen beauftragt hatte, das ihn beauftragt hat-
Lukes Leben gerettet. Luke haßte es. te. Und so weiter.
»Hallo, Jungs. Gibt es irgendwelche Schwierigkeiten?« Dash Es war ein weiteres Indiz in der immer größer werdenden
ließ seinen Blaster um seinen Zeigefinger kreisen und blies in Sammlung indirekter Beweise, die seine Leute zusammenge-
die Mündung. Sie gab ein leises tutendes Geräusch von sich. tragen hatten und weiter zusammentragen würden.

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Ein Sandkorn allein war nichts, aber wenn man genug nur herumsitzen und in seinem eigenen Saft schmoren. Ich
Sandkörner hatte, konnte man eine ganze Stadt begraben. Es arbeite für Geld, aber ich schätze, ich schulde dem Imperium
hatte keinen Sinn, zu früh zu handeln. Im Moment hatte er noch etwas. Als Chewie anrief, sagte ich mir, es wird Zeit,
für den Anfang genug Sand. Noch etwas mehr, und er war daß du es dem Imperium heimzahlst.«
in der Lage, Xizor zu begraben ... Luke nickte. »Ich weiß, wie Sie sich fühlen.«
Er mußte beseitigt werden, ein für allemal, und der Tag, »Ich kenne hier ein paar Leute«, fügte Dash hinzu.
an dem dies geschehen würde, rückte immer näher.
Bald. »Sie müssen mit mir frühstücken«, sagte Xizor.
Bald würde es soweit sein. Leia sah ihn an. Er war früh in ihr Zimmer gekommen,
aber sie war bereits angezogen und trug wieder das Kostüm
Dash zeigte ihnen den Weg. Chewie übernahm die Spitze und der Kopfgeldjägerin samt Helm. Sie wollte nicht die Kleider
führte sie in ein Labyrinth gewundener Korridore und Tun- dieses Halunken anziehen.
nel, in dem sich jeder Verfolger verlaufen mußte, wenn Luke »Ich habe keinen Hunger«, wehrte sie ab.
bedachte, wie schnell er die Orientierung verloren hatte. »Ich bestehe darauf.«
»Wie sind Sie eigentlich hergekommen?« wandte sich Obwohl sie jetzt wußte, daß er versucht hatte, Luke zu tö-
Lando an Dash. ten, wirkte er immer noch anziehend auf sie. Glücklicherwei-
»Auf dem üblichen Weg. Ich habe mich im Sensorschatten se war sie in der Lage, ihm zu widerstehen. Zorn war ein gu-
eines Frachters ins System geschlichen. Ein Trick, den ich als tes Gegenmittel.
Junge auf der Akademie gelernt habe. Ein guter Pilot kann Sie entschloß sich, Xizor zu provozieren, um ihm so viel-
so was im Schlaf. Und Sie?« leicht einige Informationen zu entlocken. »Wird Chewbacca
Landos Lächeln wirkte auf Luke ein wenig gezwungen. mit uns essen?«
Er zuckte die Schultern. »Ja, wir haben es genauso gemacht. »Leider nicht. Ihr Wookiee-Freund hat... uns verlassen.«
Ein Kinderspiel. Es war so leicht, daß es sogar der Autopilot »Er ist entkommen, und Sie können ihn nicht finden, was?«
geschafft hätte.« Xizor schenkte ihr ein dünnes, völlig humorloses Lächeln.
»Genau, aber wie sind Sie hierher gekommen?« fragte »Sie glauben, ihm ist aus eigener Kraft die Flucht gelungen?
Luke. Er deutete auf den Boden. Also wirklich, Leia. Ich habe ihn entkommen lassen.«
»Zu diesem Ho'Din? Oh, jeder weiß über Spero Bescheid, »Tatsächlich?«
nicht wahr, Lando?« »Ich will Skywalker. Skywalker will Sie. Ich habe Sie. Muß
»Wird wohl so sein«, meinte Lando. »Okay, das Wie ist ich noch deutlicher werden?«
damit geklärt, aber - warum?« Sie spürte, wie ein harter, kalter Klumpen in ihrer Magen-
Dash seufzte. »Ich schätze, ich mußte mir was beweisen. gegend entstand. Er spielte mit ihnen. Er hatte sie nur herge-
Nach dieser Katastrophe, die Luke und ich erlebt haben, lockt, damit sie als Köder für Luke diente. Oh, nein!
ging es mir verdammt dreckig. Ich bin nicht daran gewöhnt, Sie war hungrig gewesen, aber jetzt war ihr der Appetit ver-
Fehler zu machen. Aber ich denke, wenn man sein Schiff zu gangen. Diese Kreatur war böse. Verschlagen, genial und böse.
Bruch fliegt, sollte man sofort ins nächste steigen und durch-
starten. Wenn man zu lange damit wartet, bekommt man »Wohin gehen wir?« fragte Luke.
Angst vorm Fliegen. Ich hab's vermasselt, und ich bin immer »Ich kenne ein gutes Versteck«, antwortete Dash. »Dort
noch nicht drüber weg, aber man kann nicht die ganze Zeit können wir unsere nächsten Schritte planen.«

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Plötzlich wurde Luke von einem seltsamen Gefühl über- irgendwo im Hasamadhi-Lagerhausdistrikt nahe dem Süd-
wältigt. Eine Art mächtiges Wissen erfüllte ihn und brachte pol versteckt ist.«
ihn zum Grinsen. Für eine Sekunde war er eins mit der Xizor nahm eine Tunika samt dazu passender Hose aus
Macht geworden - und er hatte es nicht einmal bewußt ver- dem Kleiderschrank und begutachtete sie im künstlichen
sucht. Es war einfach passiert. Sonnenlicht. »So? Es gibt Hunderte corellianische Frachter
»Was ist?« fragte Lando, als hätte er es bemerkt. vom Typ des Falken, oder nicht?«
»Wir begeben uns in dieses Versteck und denken uns ei- »Aber keiner davon ist im Hasamadhi-Lagerhausdistrikt
nen Rettungsplan für Leia aus«, erklärte Luke. versteckt.«
Er war nicht sicher, was er erwartet hatte. Vielleicht, daß »Willst du damit sagen, daß Skywalker und der Spieler
Lando oder Dash oder Chewie ihn anstarrten, den Kopf bereits hier sind? Daß sie sich an den imperialen Kontrollpo-
schüttelten und fragten, wer Luke zum Anführer ernannt sten vorbeigeschlichen haben und auf dem Planeten gelan-
hatte, etwas in dieser Richtung. Aber die anderen drei wech- det sind, einfach so?«
selten nur einen Blick und sahen dann wieder Luke an, und »Das kann jeder halbwegs fähige Pilot, der den Frachter-
plötzlich war klar, daß sich etwas verändert hatte. trick kennt. Unsere eigenen Schmuggler machen so etwas je-
»Einverstanden«, sagte Lando. »Natürlich.« den Tag.«
Chewie nickte zustimmend. Xizor entschied sich gegen die Tunika. Er warf sie auf den
»Was sonst?« knurrte Dash. Boden und wählte ein dunkleres, konservativer geschnitte-
Es war einfach die richtige Entscheidung, so natürlich wie nes Gewand aus.
das Atmen. Genau das war die Macht, erkannte er. Ein na- »In Ordnung. Überprüfe es. Wenn es sich wirklich um
türliches Phänomen. Er hatte so hart gekämpft, sie zu mei- Skywalkers Schiff handelt, laß es überwachen. Sobald er auf-
stern, dabei genügte es, sich zu entspannen und sie zuzulas- taucht, sollen unsere Leute ihn töten. Und sie sollen vorsich-
sen, statt zu versuchen, sie herbeizuzwingen. So einfach war tig sein.«
es. Sie nickte. Machte kehrt und ging hinaus.
Schade, daß »einfach« und »leicht« zwei verschiedene Xizor zog sich an und betrachtete sich im Spiegel. Sehr
Dinge waren. eindrucksvoll. Er dachte über Guris Worte nach. Er glaubte
Unwichtig. Denn nur weil etwas schwierig war, bedeutete . nicht, daß Skywalker bereits hier war, aber es war möglich.
dies noch lange nicht, daß es unmöglich war. Mit der Macht Wenn ja, um so besser.
waren viele Dinge möglich. Er hatte immer noch viel zu ler- Vader würde wie ein Narr dastehen, wenn Skywalker vor
nen, mehr als er sich vorstellen konnte. Er lächelte. War es seiner Nase umgebracht wurde.
nicht das, was Master Yoda gesagt hatte? Die Erkenntnis der Und da war Leia, ein Problem, das er früher oder später
eigenen Unwissenheit ist der erste Schritt zur Weisheit? zweifellos zu seiner Befriedigung lösen würde. Er hatte ge-
Ja. nug Zeit, um mit ihr zu spielen.
Die Dinge hätten sich nicht besser entwickeln können,
Guri stand vor Xizor, während er seine Frühstücksrobe ab- nicht wahr?
legte und sich für seine offiziellen Termine umzog. Sie igno- Aber die Geschäfte mußten weitergehen, und Xizor konn-
rierte seine Nacktheit. te nicht alles delegieren. Bestimmte Angelegenheiten ver-
»Unsere Agenten melden, daß ein corellianischer Frach- langten seine Aufmerksamkeit. Er wandte sich vom Spiegel
ter, auf den die Beschreibung des Millennium Falken zutrifft, ab und machte sich auf den Weg zu seinem Konferenzraum.

300 301
Dort angekommen, sagte Xizor: »In Ordnung. Wer ist serung der Arbeitsbedingungen für die zwanzigtausend Ge-
mein erster Besucher?« werkschaftsmitglieder. Xizor war geneigt, ihre Bitte zu erfül-
»General Sendo, Prinz Xizor.« len: Zufriedene Künstler sorgten für zufriedene Gäste. Da
Aha. Das Gerät war repariert worden und sprach seinen die Schwarze Sonne einen bestimmten Prozentsatz der Ge-
Namen endlich richtig aus. winne kassierte - den die Besitzer der Etablissements zahl-
»Schicke ihn herein.« ten, in denen die Künstler auftraten -, würde damit auch ihr
General Sendo trat ein und verbeugte sich tief. Anteil steigen. Weng stellte immer nur Bitten, keine Forde-
»Nehmen Sie doch Platz, General«, sagte Xizor. rungen. Sie war so höflich, daß er nie daran gedacht hatte,
»Eure Hoheit.« Der Mann gehorchte. sie mit seinen Pheromonen zu beeinflussen. Natürlich konn-
Sie tauschten die üblichen Floskeln aus, dann gab ihm Xi- te er die Vertragsänderungen nicht selbst vornehmen; das
zor einen Plastexumschlag voller Bargeld, zehntausend Kre- oblag nach wie vor dem Arbeitgeberverband; aber der hatte
dits in gebrauchten Scheinen, der monatliche Lohn für Sen- noch nie eine Empfehlung der Schwarzen Sonne mißachtet,
dos Mühe, die Schwarze Sonne über alles auf dem laufenden und Xizor hielt es für unwahrscheinlich, daß er es in diesem
zu halten, was die Schwarze Sonne vielleicht interessieren Fall tun würde.
könnte. Sendo war ein Schreibtischoffizier in der Abteilung »Ich werde sehen, was ich für Sie tun kann«, sagte Xizor.
Destabilisierung des imperialen Geheimdienstes. Er hatte Weng nickte, verbeugte sich, dankte ihm ausgiebig für
noch nie an einer Schlacht teilgenommen, aber von seinem seine Großzügigkeit und ging.
gemütlichen Büro aus hatte er Zugang zu allen Informa- Bentu Pall Tarlen, der Leiter der Ausschreibungsabteilung
tionsspeichern. im Bauamt des imperialen Zentrums, kam herein, um ihm
Xizor drückte dem Mann den Umschlag in die Hand und persönlich die neuesten Ausschreibungsangebote für die ak-
entließ ihn. Er fürchtete keinen Verrat -jeder Besucher wurde tuellen Großbauprojekte auf dem Planeten auszuhändigen.
gescannt und gründlich nach Recordern oder Holokameras Mit diesen Unterlagen konnten Xizors bevorzugte Unterneh-
durchsucht, und jeder, der sich mit einem derartigen Gerät men die Preise unterbieten und sich die Aufträge sichern. So-
hereinwagte, wurde auf der Stelle hingerichtet. Die Regeln bald die Bauarbeiten begannen, würden die Kosten natürlich
waren einfach, und jeder, der Xizors Burg betrat, wurde bei explodieren und den Firmen zum Schluß trotzdem einen an-
jedem Besuch über diese Regeln aufgeklärt. Und falls einer sehnlichen Profit einbringen. Der Anteil, den die Schwarze
seiner Gesprächspartner versuchte, über das Gesehene zu be- Sonne für ihre Hilfestellung erhielt, war nicht unbeträchtlich.
richten, ohne Beweise zu haben, verschwendete er nur seine Über eine Strohfirma, die »Berater« einstellte, überwies
Zeit. Schließlich standen auch hochrangige Offiziere der örtli- Xizor einen Betrag auf Tarlens Konto.
chen Polizei, der örtlichen Armeegarnison und des Geheim- Der Mann ging zufrieden hinaus.
dienstes der imperialen Flotte auf der Lohnliste der Schwar- Wendeil Wright-Sims schaute vorbei, um zehn Kilo rein-
zen Sonne, und jeder derartige Bericht über Xizor landete stes Gewürz abzuliefern. Xizor befaßte sich normalerweise
umgehend auf ihren Schreibtischen. Die Berichterstatter wür- nicht mit derartigen Dingen, aber manchmal hatte er Gäste,
den einfach ... verschwinden, wofür die geheimen Mitarbei- die so vorzugehen wünschten, und er bemühte sich immer,
ter der entsprechenden Behörde sorgen würden. ein guter Gastgeber zu sein. Er dankte Wright-Sims und ver-
Mayli Weng kam herein und überreichte ihm eine Petition abschiedete ihn. Über Geld wurde nicht gesprochen; der
der Gewerkschaft Exotischer Unterhaltungskünstler mit der Mann wollte ihm nur einen Gefallen tun. Es war für ihn eine
Bitte um eine allgemeine Gehaltserhöhung und eine Verbes- billige Versicherung, auch wenn eine derartige Menge Ge-

302 303
würz wahrscheinlich einen Straßenverkaufswert von mehre-
ren Millionen Kredits hatte.
Der Kopf der Schwarzen Sonne hätte derartige Transak-
tionen auch von anderen erledigen lassen können, aber er 32
zog es vor, seine wertvollsten Werkzeuge hin und wieder
persönlich zu sprechen. Es gehörte zu seinem Job und diente Luke holte tief Luft und atmete langsam wieder aus, um ei-
dazu, alle daran zu erinnern, wer die Organisation leitete - nen klaren Kopf zu bekommen. Jetzt, wo sie in Sicherheit
und mit wem sie es zu tun bekommen würden, wenn sie die waren und etwas Zeit hatten, wollte er noch einmal versu-
Schwarze Sonne hintergingen. chen, Leia zu erreichen.
Andere hätten die Arbeit als langweilig empfunden, aber Er hatte die gestohlene Uniform ausgezogen, den Blaster
Xizor hatte sich schon seit Jahren nicht gelangweilt. Selbst in entladen und die kniende Meditationshaltung eingenom-
den stumpfsinnigsten Situationen gab es so viele Dinge zu men, die Master Yoda ihm beigebracht hatte. Die neue Klei-
bedenken, so viele verschiedene Blickwinkel zu berücksichti- dung, die Dash ihm besorgt hatte, paßte wie angegossen: ein
gen. Langeweile war etwas für Leute, denen es an Fantasie grober, dunkelgrauer Wollumhang mit Kapuze und Ge-
mangelte. Xizor konnte tagelang allein in einem Zimmer sit- sichtsschal, ein schlichtes Hemd und eine einfach geschnitte-
zen und eine Wand anstarren und dabei geistig so aktiv sein ne Weste, Hose und Jacke, kniehohe Stiefel, alles ganz in
wie die meisten Männer, die eine komplizierte und an- Schwarz, ohne irgendwelche Abzeichen. Vielleicht war es
spruchsvolle Arbeit erledigten. nicht die richtige Uniform für einen Jedi-Ritter, aber es war
Der Vertreter der Juweliersgilde kam herein ... ein guter Ersatz.
Entspann dich. Laß los ...
Der Ort, zu dem Dash sie führte, war ein Loch, dreckig, übel- Er sammelte seine Kräfte, konzentrierte sich und sprach
riechend und mehr eine Höhle als sonst etwas, begrenzt von den Namen laut aus: »Leia ...«
nackten Abwasserrohren und von Ratten angenagten Strom- Wartete einen Moment. Dann: »Leia, ich bin hier. Ich bin
kabeln. Zumindest sah es von außen so aus. gekommen, um dich zu retten.«
Sobald sie einen Wachposten und ein Tor passiert hatten,
das so dick wie Chewie war, verbesserte sich die Umgebung Sie saß am Computer und suchte nach einem Bauplan
beträchtlich. Es hätte ebensogut ein zweitklassiges Hotel an von Xizors Burg. Er war nicht so dumm, ihn irgendwo in
einem der vielen Dutzend Raumhäfen sein können, die Luke den für sie zugänglichen Dateien gespeichert zu haben.
besucht hatte. Abgesehen von der Tatsache, daß sie sich von Schade ...
dem Geld, das für ihre Unterbringung verlangt wurde, auf Leia ...
Tatooine ein neues Haus hätten kaufen können. Und zwar Es war mehr eine empathische denn telepathische Verbin-
jeder. dung, und da es schon einmal auf Bespin passiert war, wuß-
Zumindest behauptete dies Dash. te sie sofort, wer sie rief.
»Also, wenn irgend jemand eine Idee hat, wie wir weiter Luke.
vorgehen, könnte ich meine Kontakte aktivieren«, sagte Sie holte tief Luft und stieß sie halb wieder aus, verhielt
Dash. »Haben wir eine Idee?« sich ansonsten aber ruhig. Sie wurde beobachtet; sie durfte
»Ja«, erklärte Luke. »Ich habe eine.« nicht verraten, daß sie Verbindung mit Luke aufgenommen
hatte. Sie tat so, als würde sie auf den Computermonitor

304 305
schauen, aber sie sah durch ihn hindurch. Ihr Blick war in Was konnte diesen Echoeffekt erzeugen? Zweifellos war
die Ferne jenseits der Wände gerichtet. es nur das, ein Echo, ein Widerhall in der Macht.
Leia, ich bin hier. Ich bin gekommen, um dich zu retten. Einen Moment später war das Kräuseln verschwunden,
Luke war hier auf Coruscant, nicht weit von ihr entfernt. und Vader war wieder allein.
Er wollte sie retten. Er machte eine Handbewegung, und der Deckel seiner
Von Luke ging eine Ruhe aus, die sie früher nicht gespürt Kammer hob sich. Er stand auf und legte seine Panzerung
hatte. Er war stärker geworden; seine Kontrolle der Macht an. Luke war hier, und er würde den Jungen finden. Ihn fin-
hatte sich verbessert. Sie hatte Angst um ihn und freute sich den ...
gleichzeitig, daß er gekommen war. Er strahlte ein sehr star- ... und zur dunklen Seite bringen.
kes Selbstvertrauen aus. Als er sie damals auf diese Weise
berührt hatte, war er verwundet gewesen. Vader hatte kurz
davor gestanden, ihn zu töten, aber jetzt - jetzt fühlte er sich
stark an, überlegen, mächtig. Vielleicht konnte er sie retten.
Vielleicht würden sie alle irgendwie diese tödliche Situation
überleben.
Leia ...
Sie lächelte. Luke, ich bin hier ...

Luke Skywalker, der Jedi-Ritter, lächelte.

In seiner Kammer spürte Darth Vader das Kräuseln in der


Macht. Es war nur schwach, aber er erkannte diesmal, von
wem es ausgelöst wurde.
Luke.
Er war hier. Im imperialen Zentrum.
Die Erkenntnis schickte einen Schauder durch seinen
Körper.
Vader griff hinaus und versuchte, Kontakt mit seinem
Sohn aufzunehmen: Luke ...
Er runzelte die Stirn. Sein Kontaktversuch wurde ...
blockiert. Es war nicht nur so, als hätten Lukes Kräfte zuge-
nommen; sie schienen sich außerdem an zwei Orten gleich-
zeitig zu konzentrieren.
Unmöglich. Er mußte die Energien falsch interpretieren.
Es konnte kein zweites Wesen geben, das so stark in
der Macht war wie Luke; die Jedi waren alle tot. Der Impe-
rator hatte den Planeten verlassen und war Lichtjahre ent-
fernt.

306 307
Größe einer Männerfaust und enthielt in ihrem natürlichen
Zustand eins der stärksten bekannten biologischen Gifte. Ei-
ne einzige unbehandelte Frucht, in tausend winzige Stücke
33 geteilt, genügte, um tausend Leute in weniger als einer Mi-
nute zu töten. Es existierte kein bekanntes Gegenmittel, aber
Xizor saß allein in seinem privaten Eßzimmer tief in seiner es gab eine Möglichkeit, das Gift vor dem Verzehr zu neutra-
Burg und delektierte sich an hauchzart geschnittenen Schei- lisieren. Die legale Zubereitung einer Mondscheinfrucht
ben Mondschein, eine köstliche, seltene - und teure - perlen- durfte nur von einem Koch vorgenommen werden, der die
ähnliche Frucht von einer hundert Lichtjahre entfernten Technik mindestens zwei Jahre lang unter der Aufsicht eines
Welt. Während er aß, runzelte er die Stirn. Es lag nicht an staatlich geprüften Meistermondscheinkochs studiert hatte,
der Frucht, die knackig und schmackhaft war; nein, sie war und der Prozeß selbst bestand aus insgesamt siebenund-
einwandfrei, so exquisit wie immer. neunzig Schritten. Ein einziger Fehler bei einem dieser
Aber irgend etwas stimmte nicht. Schritte genügte, um die Frucht zum Verzehr ungeeignet zu
Was es war, konnte er nicht sagen, aber er hatte es nicht machen; aß man sie doch, dann reichten die Nebenwirkun-
bis an die Spitze einer Organisation geschafft, in der man gen von einer leichten Magenverstimmung bis hin zu einem
entweder schnell und gerissen oder tot war, indem er Ver- schmerzhaften, von Krämpfen und Halluzinationen begleite-
dachtsmomente ignorierte, ob sie nun logischer oder intuiti- ten Koma, das unweigerlich zum Tod führte. Wenn ein Gast
ver Natur waren. In einer komplexen Organisation wie der in einem Restaurant mit der entsprechenden Zubereitungsli-
Schwarzen Sonne gab es immer Probleme - aber nichts deu- zenz Mondschein bestellte, mußte er für eine einzige Frucht
tete darauf hin, daß es mehr Probleme gab als gewöhnlich. um die tausend Kredits bezahlen. Xizor genoß sie im allge-
Kein Anzeichen von Verrat, keine aufstrebenden Konkurren- meinen drei- oder viermal im Monat, und auf seiner Lohn-
ten, die in fremden Revieren wilderten, keine idealistischen liste stand der berühmteste Mondscheinkoch der Galaxis.
und übereifrigen Polizeibeamten, die trotz hoher Beste- Dennoch spürte er immer einen leichten Nervenkitzel, wenn
chungsgelder ihre Nase in Dinge steckten, die sie nichts an- er die Frucht aß. Es bestand immer die Möglichkeit eines Zu-
gingen. Die Maschine schien einwandfrei zu funktionieren. bereitungsfehlers, so verschwindend gering sie auch sein
Aber da war ein störendes, nervöses Kribbeln in seinem mochte.
Bauch, das er im Lauf der Jahre zu beachten gelernt hatte. Es Erst dieser Nervenkitzel verlieh der Frucht ihren einzigar-
war ein Gefühl, ja, aber es war nicht so, daß er keine Emo- tigen Geschmack.
tionen hatte; er kontrollierte sie lediglich. Wenn Xizor näher darüber nachdachte, so erinnerte ihn
Nachdenklich kaute er auf der Frucht. Sie hatte sich nicht der Verzehr der Mondscheinfrucht ein wenig an seinen
verändert, aber sie schien ... weniger gut zu schmecken als Wettkampf mit Darth Vader. Es verschaffte ihm keinen Ner-
noch vor ein paar Sekunden. venkitzel, einen Gegner zu bekämpfen, der sich leicht besie-
Die Mondscheinfrucht kam nur auf einer einzigen Satelli- gen ließ. Aber ein Widersacher wie Vader, der Schoßhund
tenwelt vor, in einem kleinen Teil eines einzigen Waldes; sie des Imperators, hatte scharfe Zähne und konnte jederzeit zu-
wuchs sonst nirgendwo in der Galaxis; sie ließ sich auch auf beißen. Er glaubte nicht, daß Vader gewinnen würde, aber
keiner anderen Welt anbauen. Viele hatten versucht, die die verschwindend geringe Möglichkeit bestand.
pilzähnlichen Bäume auf andere Planeten zu verpflanzen, Erst sie verlieh dem Wettkampf seine einzigartige Span-
und alle waren gescheitert. Die Frucht hatte ungefähr die nung.

308 309
Hatte Vader vielleicht diese Alarmsignale ausgelöst? werden zigfach kopiert und archiviert. Niemand darf ohne
Oder war es jemand anders? Genehmigungen, Bewilligungen, Inspektionen, Pläne irgend
Er verlor das Interesse an der Mondscheinfrucht und etwas bauen. Wir müssen nur den richtigen Techniker fin-
schob sie beiseite. Er würde Guri anweisen, seine Operatio- den, einen, der vielleicht zu oft spielt oder der mehr Ge-
nen auf dem Planeten und im Weltraum einer gründlichen schmack als Geld hat.«
Sicherheitsüberprüfung zu unterziehen. Und wenn sie schon Sie sahen ihn immer noch verständnislos an.
einmal hier war, konnte sie auch gleich die Reste der Mond- »In Ordnung«, sagte Dash. »Hier ist meine Idee. Wir wis-
scheinfrucht beseitigen. Falls sein Koch sah, daß er etwas auf sen, daß die richtig großen Gebäude auf diesem Planeten ge-
dem Teller gelassen hatte, würde er wahrscheinlich in heller nauso tief in den Boden reichen, wie sie hoch sind. Das
Empörung kündigen. Oder schlimmer noch, vielleicht wür- Brauchwasser läßt sich zwar wiederaufbereiten und neu ver-
de er so aufgebracht sein, daß er beim nächsten Mal, wenn er wenden, aber ein Teil geht unwiederbringlich verloren. Ab-
die Frucht zubereitete, einen Fehler machte. Xizor wollte ihn fallprodukte und Abwässer müssen zu den Kläranlagen ge-
nicht provozieren. Künstler waren so launisch. pumpt und dort gereinigt werden.«
Er starrte auf den halbleeren Teller, für dessen Preis sich »Das gehört zum Allgemeinwissen. Kommen Sie endlich
eine kleine Familie mehrere Monate lang ernähren konnte. zum Thema«, sagte Luke. »Also?«
Im Moment konnte er gegen dieses beunruhigende Gefühl »Ein Gebäude, das so groß ist wie dieses« - er hob eine
nichts tun. Wahrscheinlich hatte es ohnehin nichts zu bedeu- Holopostkarte, auf der mehrere riesige Komplexe, darunter
ten. Nervosität, nicht mehr. die Burg des Imperators, abgebildet waren -, »erzeugt eine
Er wünschte nur, er könnte es glauben. Menge Abfall. Er muß irgendwie beseitigt werden. Da ich
auf den Straßen oder am Himmel von Coruscant noch nie
Sie saßen an einem kleinen Tisch im Restaurant des Unter- Müllwagen oder Tankzüge für Schmutzwasser gesehen ha-
grund-Hotels und warteten auf ihr Essen. be, müssen sie den festen Abfall verflüssigen und abpum-
»Dies ist das Zentrum des Imperiums ...«, begann Dash. pen. Wir reden hier also über Rohre.«
»Tatsächlich?« unterbrach Lando ironisch. »Oh, oh. Wir Luke begriff. Er sah sich am Tisch um. Sagte: »Große
sollten nicht hier sein. Es könnte ... gefährlich werden.« Rohre.«
»Worauf wollen Sie hinaus, Dash?« fragte Luke, Landos Die anderen verstanden ebenfalls.
Sarkasmus ignorierend. Chewie sagte etwas.
»Das Imperium ist korrupt. Es gründet sich nicht auf Lando nickte und erklärte: »Chewie hat recht. Wenn diese
Loyalität und Ehre, sondern auf Bestechung und Schieberei- Rohrleitungen groß genug für Menschen sind, werden sie
en. Kredits regieren die Welt, vor allem hier.« bestimmt bewacht.«
»So? Sie glauben also, wir könnten einen Wachposten be- Chewie fügte etwas hinzu.
stechen? Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Schwarze »Ja«, brummte Dash. »Auch in diesem Punkt hat Chewie
Sonne Wachpersonal beschäftigt, das sich schmieren läßt«, recht. Wenn man bedenkt, daß alle Gebäude über ähnliche
sagte Lando. Systeme verfügen, wird das richtige Kanalisationsrohr
»Keinen Wachposten, sondern einen Techniker.« schwer zu finden sein. Unter der Erde gibt es wahrscheinlich
»Ist mir irgend etwas entgangen?« fragte Luke. ein riesiges Labyrinth von Kanälen.«
Dash fuhr fort: »In einem bürokratischen System muß für »Richtig. Aber ein großer Abwasserkanal wird wahr-
alles und jedes ein Antrag gestellt werden. Die Unterlagen scheinlich weniger streng bewacht als die oberirdischen Ein-

310 311
gange. Vermutlich rechnen sie nicht mit einem Angriff aus Sank zurück in den Schutz seiner Beatmungskammer, un-
dieser Richtung; man kann nicht viele Soldaten auf diesem fähig, den Energiefluß weiter aufrechtzuerhalten. Aber den-
Weg einschleusen, ohne daß der von ihnen verursachte noch, er hatte es zwei Minuten lang geschafft. Früher oder
Lärm von den Sensoren bemerkt wird. Aber ein paar Män- später würden es zehn Minuten sein, dann eine Stunde,
ner könnten es schaffen, wenn sie vorsichtig sind.« dann solange er wollte.
Lando sah Luke und Chewie und dann wieder Dash an. Früher oder später.
»Angenommen, wir finden einen Führer - wollen Sie damit
sagen, daß wir kilometerweit durch Abwasser waten müssen, Leia wußte, daß sie nicht die geduldigste Frau in der Galaxis
um unser Ziel zu erreichen?« Er starrte Dash an, als hätte der war. Es war für sie kein Vergnügen, in einem Raum einge-
sich plötzlich in eine Riesenspinne verwandelt. sperrt zu sein, ganz gleich, wie gut er ausgestattet war.
Dash lächelte. »Genau das werden auch die Wachposten Sie versuchte zu meditieren, aber ihre Gedanken schweif-
denken. Wer wäre so dumm?« ten immer wieder ab.
Lando schüttelte den Kopf. »Wir. Wer sonst?« Sie arbeitete Fluchtpläne aus, doch da sie kaum Informa-
»Und einen Führer zu finden ist kein Problem. Ich kenne tionen über Xizors Burg hatte, war es ein sinnloses Unterfan-
jemanden.« gen.
»Das habe ich schon einmal gehört«, sagte Luke. Schließlich machte sie einige gymnastische Übungen, die
nicht viel Platz beanspruchten. Der Teppich war fast so dick
Vader atmete tief ein, wieder aus und erneut tief ein. Die wie eine Turnmatte, und obwohl die Decke für Saltos nicht
Energien der dunklen Seite erfüllten ihn, und er konnte wie- hoch genug war, hinderte sie nichts daran, ein paar Hand-
der wie ein normaler Mensch atmen. Er konzentrierte seinen stände und Liegestützen zu machen. Sie streckte sich, mach-
Zorn. Es war nicht richtig, daß er verkrüppelt war, daß er te Spagat und ein paar Kniebeugen und trainierte ihre Mus-
nicht die ganze Zeit so leben konnte. Es war ... nicht... rich- keln auf die verschiedensten Weisen, bis sie in Schweiß
tig! gebadet war.
Die heilenden Energien durchströmten ihn weiter. Trotz ihrer Erschöpfung fühlte sie sich hinterher viel bes-
Solange er seine Verbitterung aufrechterhalten konnte, ser. Sie tappte in die Erfrischungszelle und drehte die Du-
blieben seine Lunge und Atemwege offen und frei. Er nährte sche auf. Löschte alle Lichter, zog sich aus, duschte und zog
das Feuer seiner Wut mit der Ungerechtigkeit einer Galaxis, sich im Dunkeln wieder an. Was nicht einfach war, aber sie
die ihm keine Heilung gönnte. war überzeugt, daß Xizor in ihrer Suite mehrere Holokame-
Noch immer durchströmten ihn die heilenden Energien. ras versteckt hatte, und ihm wollte sie sich nicht nackt zei-
Er kämpfte gegen das aufflackernde Gefühl der Erleichte- gen.
rung an. Kämpfte um die Reinheit seines Zornes. Ihre Muskeln schmerzten ein wenig, aber ihre Stimmung
Und sie durchströmten ihn noch immer. Jetzt schon seit hatte sich gehoben. Leia dachte wieder über eine Fluchtmög-
zwei Minuten. Ein neuer Rekord. lichkeit nach. Oder, was realistischer war, an eine Möglich-
Er würde noch stärker werden. Er würde sich Lukes Kräf- keit, Luke zu helfen, wenn er kam, um sie zu befreien. Sie
te aneignen, und früher oder später würde er die Panzerung hatte Angst um ihn, aber auf einer anderen Ebene freute sie
ablegen und wie ein normaler Mensch leben können. sich, daß er sie retten wollte.
Luke ... Es tat gut zu wissen, daß sich jemand so um sie sorgte.
Er versuchte, das Lächeln zu unterdrücken. Versagte.

312 313
Er berührte eine Kontrolle am Projektor, und das Bild ver-
änderte sich. Das Gewirr der nudelähnlichen Tunnel rückte
im Vergrößerungsmodus näher heran.
34 »Wie groß sind diese Rohre?« fragte Lando.
»Wie Sie sehen, sind sie begehbar. Groß genug, daß ein
Dashs Kontaktmann, ein gewisser Benedict Vidkun, war paar normal gewachsene Männer nebeneinander hindurch-
mehr als nur bereit, die Systeme für sie zu scannen, Karten passen.« Er warf Chewie einen Blick zu. »Der Wook hier
anzufertigen, sie persönlich zu führen und auch sonst alles wird in einigen Abschnitten den Kopf einziehen müssen.«
zu tun, was sie wollten - solange sie genug Kredits hatten. Chewie grollte den kleinen Mann an.
In Wirklichkeit hatten sie nicht viel Geld bei sich. Lando »Sie führen direkt ins Gebäude?«
hatte hier und dort einiges gebunkert und noch etwas von Der Techniker räusperte sich. »Ja. Die Zuleitungen sind
dem Geld übrig, das er von der Galaktischen Bank abgeho- durch weitere Schutzgitter gesichert. Eigentlich dürften wir
ben hatte, bevor seine Konten auf Bespin vom Imperium ge- die Kodeschlüssel für sie nicht haben, aber zufällig arbeitet
sperrt worden waren. Aber die Allianz hatte für Leia unter mein Schwager Daiv für die Firma, die Xizors Burg errichtet
einem falschen Namen ein Konto eingerichtet, das für Not- hat, und ich kann Ihnen die Kodes verschaffen. Für einen
fälle gedacht war, und Luke kannte den Zugangskode des kleinen Unkostenbeitrag.« Er grinste und entblößte gelbe
Kontos. Dies war eine gute Gelegenheit, es zu nutzen. Au- Zähne, die wie angespitzt aussahen.
ßerdem war Vidkun bereit, sich billig zu verkaufen. Die Inte- Luke und Lando wechselten einen Blick.
grität des Technikers kostete rund drei Monatsgehälter - »Wie hoch ist dieser Unkostenbeitrag?« fragte Dash.
und das war nicht sehr viel. »Zweihundertfünfzig Kredits.«
Er war ein kleiner, dünner Mann mit fischbauchbleichem »Einhundertfünfundzwanzig«, bot Lando an, bevor Dash
Gesicht, braunen Glubschaugen, flusigem Bart und Schnurr- etwas sagen konnte.
bart und einer viel zu großen Nase. Ständig räusperte er »Mit diesen Kodes könnten Sie sich eine Menge Probleme
sich. Wie er selbst sagte, arbeitete er nachts, schlief tagsüber ersparen.«
und sah die Sonne nur auf der Fahrt von und zu seiner Ar- »Blasterenergie ist billiger«, erklärte Lando. »Wir könnten
beit im Imperialen Komplex. Seine Frau, die erheblich jünger die Schlösser zerschießen. Einhundertfünfzig.«
als er war, schien sehr kostspielige Vorlieben zu haben. »Das macht zuviel Lärm, was Sie sich nicht leisten kön-
»... sehen Sie dieses Rohr? Das ist die Subabwasserleitung nen. Einhundertfünfundsiebzig.«
für den gesamten Sektor. Sie ist so groß, daß man sie mit ei- Lando nickte. »Okay, abgemacht.«
nem Gleiter durchfahren könnte. Das Rohr, das wir brau- Der Techniker lächelte nervös und fuhr fort: »Danach
chen, liegt hier.« Er deutete auf das über dem Tisch schwe- müssen wir auf die Schädlingsabwehr achten.« Er stach mit
bende Hologramm. »Durch diese Rohrleitung werden alle dem Finger durch das durchscheinende Bild. »Wer in dieses
Abwässer aus Xizors Burg abgeführt. Sie wird durch ein ver- Feld hineinläuft, wird durch einen hochenergetischen
riegeltes Gitter vor Ratten und Schlangenaugen und ande- Mikrowellen-Entladungsblitz geröstet. Zufälligerweise in-
rem Ungeziefer geschützt, aber die Wartungscrews verfügen stalliert mein anderer Schwager Lair diese Dinger, und ich
über den entsprechenden Kodeschlüssel. Wenn man es pas- kann Ihnen die Zugangskodes geben.«
siert hat, gelangt man nach fünfhundert Metern problemlos »Für einen kleinen Unkostenbeitrag«, sagte Luke. Seine
zu den Gebäuderohren hier.« Stimme klang trocken.

315
»Derselbe Preis?« Der Lichterglanz des Planeten war so hell und die Zahl der
Lando verdrehte die Augen. landenden und startenden Schiffe so groß, daß es hier auf Xi-
»Einverstanden«, nickte Dash. zors Privatbalkon nie richtig dunkel wurde. Es gab offenbar
»Anschließend müssen Sie nur noch die Sammelkammer starke Fallwinde, ausgelöst von den abkühlenden Gebäuden
verlassen und an den Wächtern vorbeikommen, die dort po- und der Nachtluft, die in die künstlichen Schluchten zwi-
stiert sind. In dieser Hinsicht kann ich Ihnen nicht helfen; Xi- schen den tief unten liegenden Straßen sank. Offenbar, weil
zor hat seine eigenen Leute, und ich kenne sie nicht.« selbst hier oben, viele Stockwerke über der Oberfläche, ver-
»Das schaffen wir schon«, versicherte Dash. schärfte Sicherheitsmaßnahmen galten; eine handdicke
Vidkun nickte. Er stand auf. Stahlglasblase umgab den Balkon. Er konnte die Nacht se-
»Wo wollen Sie hin?« fragte Lando. hen, aber nicht fühlen. Es war ein geringer Preis für die si-
»Was? Nach Hause.« chere Aussicht.
»Das denke ich nicht«, widersprach Dash. »Ich denke, Sie Er hatte immer die Möglichkeit, in eine Verkleidung zu
bleiben am besten bei uns.« schlüpfen und sich unters Volk zu mischen, und bis jetzt hat-
»Aber Sie sagten, Sie wollten erst morgen in die Burg ein- te ihn der Mangel an persönlicher Freiheit noch nicht sehr
dringen.« gestört.
»Wir haben unsere Meinung geändert«, erklärte Dash. Von hinten näherten sich ihm kaum hörbare Schritte. Es
»Wir brechen sofort auf. Und da wir keine Lust haben, auf war Guri.
Sturmtruppen oder Wachposten der Schwarzen Sonne zu »All Ihre Sicherheitssysteme haben Bericht erstattet.«
stoßen, wenn wir durch die Kanalisation waten, würden wir »Und ...?«
es lieber sehen, wenn Sie uns begleiten.« »Keine unerwartete Aktivität. Nicht mehr Bedrohungen
»He, ich würde Sie niemals verraten!« als üblich.«
»Nicht, solange die Schwarze Sonne oder das Imperium Er nickte. Zögerte einen Moment und sagte dann: »Ich ha-
kein höheres Angebot macht«, sagte Lando. »Sie werden uns be sie zu mir heraufgebeten.« Er nickte der atemberauben-
führen. Und raten Sie mal, wen es zuerst erwischt, wenn es den Aussicht zu. »Sie hat abgelehnt.«
zu einer Schießerei kommt?« Guri schwieg länger, als sie es normalerweise tat. Schließ-
Vidkun wirkte nervös. Er räusperte sich, schluckte und lich sagte sie: »Ihre Pheromone haben sie nicht Ihrem Willen
sagte: »Kann ich vielleicht meine Frau anrufen und ihr Be- unterwerfen können; so etwas ist bisher noch nie passiert.«
scheid geben? Sie wird verdammt wütend auf mich sein, »Das habe ich auch schon bemerkt, vielen Dank.«
wenn ich mich nicht melde.« »Dadurch ist sie für Sie noch anziehender geworden.«
»Dann kaufen Sie ihr eben ein hübsches Geschenk, wenn »Wie meinst du das?« fragte Xizor.
Sie zurückkommen«, schlug Dash vor. »Wenn Sie die Ta- »Was man nicht haben kann, begehrt man um so mehr.
schen voller Kredits haben, wird sie Ihnen schon verzei- Solange sie Ihnen widersteht, wächst ihre Anziehungskraft.
hen.« Je mehr sie Ihnen widersteht, desto mehr begehren Sie sie. Es
Der Techniker rieb sein Gesicht und lächelte gezwungen. hat sich zu einem Machtkampf entwickelt.«
»Tja. Nun gut, ganz wie Sie meinen. Ich habe auch keine an- Er lächelte. »Richtig. Den ich früher oder später gewinnen
dere Wahl, oder?« werde.«
»So ist es«, bestätigte Dash. Guri sagte nichts.
»Du zweifelst an mir?«
316 317
»Sie haben bisher noch nie versagt.« Er musterte sie. Guri verstand ihn, zumindest auf einer
Es war nicht die Antwort, die er erwartet hatte, aber es Ebene. Er nickte. »Wenn ich den Kampf gewonnen habe und
stimmte. »Und du, meine stets wachsame Leibwächterin, du ihrer überdrüssig geworden bin, darfst du sie eliminieren.«
bist damit nicht einverstanden.« »Wenn Sie den Kampf gewonnen haben.«
»Je intelligenter und hingebungsvoller eine Frau ist, desto Er lächelte. Hörte das unausgesprochene »Falls es Ihnen
gefährlicher kann sie sein, wenn sie sich bedroht fühlt.« gelingt« in ihrer Stimme.
Er blickte zu dem endlosen Strom der startenden Raum- Als Guri gegangen war, richtete er die Blicke wieder zum
schiffe hinüber. Die Positionsleuchten der Schiffe schienen Himmel. Die meisten Leute sehnten sich nach einem Partner,
eine kontinuierliche Linie aus buntem Licht zu bilden. mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen konnten. Er
»Von allen Wesen«, sagte er, »müßtest du es am besten gehörte nicht dazu. Er war, genau wie Guri, einzigartig. Er
wissen. Das Leben besteht hauptsächlich aus der Suche nach würde so lange warten, wie es nötig war, und dann Leia ge-
jemandem, der so ist wie man selbst. Du bist einzigartig. Es nießen, bis sein Hunger gestillt und er fertig mit ihr war. Sie
gibt andere, die dir ähnlich sind, aber keiner ist genau wie kam einer gleichwertigen Partnerin nahe, aber sie war nicht
du. Du bist allen anderen bisher geschaffenen HRDs überle- ganz so gut wie er.
gen.« Bis jetzt hatte es in der Galaxis noch niemanden gegeben,
»Ja«, sagte sie. der ihm gewachsen war, und er rechnete nicht damit, jemals
»Hast du dir nie gewünscht, jemanden zu treffen, der so eine derartige Person zu finden. Er war schlicht allen ande-
schnell ist wie du, der fühlt und denkt wie du? Einen gleich- ren überlegen.
wertigen Partner?« Er hatte gelernt, damit zu leben.
»Eigentlich nicht. Was hätte es auch für einen Sinn? Grö-
ßer als ich, kleiner als ich - was für eine Rolle spielt das »3PO?«
schon für meine Funktionsweise?« »Ja, Master Luke?«
Er wandte sich vom Lichterspiel am Himmel ab und sah »Ist auf dem Schiff alles in Ordnung?«
sie an. »Dennoch wünschst du dir Aufgaben, die dich for- Eine kurze Pause trat ein. Luke spielte geistesabwesend
dern.« mit dem kleinen Kom in seiner Hand.
»Natürlich.« 3POs Stimme klang ein wenig blechern, als er antwortete.
»Das ist dasselbe Prinzip. Ja, es ist gefährlich, mit jeman- »Auf dem Schiff, ja. Aber R2 hat einen abgeschirmten Opera-
dem zu wetteifern, der einen vielleicht besiegen kann, und tionskanal der Sicherheitskräfte abgehört. Offenbar sind in
vielleicht ist es noch gefährlicher, eine Frau zu umwerben, unserer Nähe Suchtrupps aktiv. Sie scheinen nach einem co-
die einen vielleicht ersticht, wenn man schlafend neben ihr rellianischen Frachter zu fahnden.«
liegt; trotzdem, die Möglichkeiten sind um so vieles ... grö- Luke starrte das Kom an. »Hmm. Okay. Halt die Augen
ßer. offen und ruf mich sofort an, wenn die Schnüffler auftau-
Es gibt Milliarden von Frauen, von denen viele schöner, chen.«
körperlich leistungsfähiger, sogar hingebungsvoller sind«, »Natürlich. Ich werde Sie umgehend informieren«, versi-
fuhr er fort. »Vielleicht sogar alles auf einmal. Aber sie ist cherte 3PO.
diejenige, die ich haben will, und ich werde sie haben.« Luke kaute auf seiner Lippe. Sie würden jetzt in die Kana-
Guri nickte knapp. »Aha. Deshalb essen Sie auch Mond- lisation eindringen. Er konnte keine weiteren Probleme ge-
scheinfrüchte.« brauchen.

318 319
Vader stand auf dem Balkon seiner Burg, ohne den Nacht- »Im Lauf der, äh, Sterilisierungsprozedur gab es einige
wind zu spüren, der ihm ins Gesicht blies. Er hatte versucht, Opfer unter der imperialen Zivilbevölkerung.«
mit der Macht hinauszugreifen und Luke zu finden, aber oh- »Ein bedauerlicher Zwischenfall.«
ne Erfolg. Zweifellos war es Luke. Wer konnte es sonst sein? Der kleine Mann berührte eine Kontrolle an seinem Gür-
Und wenn er es war - dann war es wahrscheinlich nicht so tel. Zwischen ihm und Vader entstand ein Hologramm. Es
wichtig, wo er sich befand. Die Frage lautete vielmehr, war- schien sich um ein Familienfoto zu handeln, auf dem acht
um er zum imperialen Zentrum gekommen war. Falleen zu sehen waren. Vader musterte die Gruppe. Sie wa-
War er hier, um Vader herauszufordern? Planten die Re- ren sich in der Tat sehr ähnlich - Moment. Einer von ihnen
bellen einen Anschlag auf den Imperator? Der Abwehrring war Xizor. Er war es, auch wenn er vielleicht etwas jünger
aus imperialen Kriegsschiffen um den Planeten würde jeden wirkte. Es war schwer zu sagen; Falleen alterten sehr lang-
Angriff der Rebellen-Streitkräfte zurückschlagen, aber ein sam; sie waren eine langlebige Spezies.
entschlossener Pilot in einem kleinen Schiff mochte durch- »Prinz Xizors Familie«, sagte der kleine Mann. »Alle wur-
aus in der Lage sein, sich durch das imperiale Raumnetz zu den während der Vernichtung des mutierten Bakterienstam-
schleichen. mes getötet, der damals aus dem Labor entwichen ist.«
Was hast du vor, mein Sohn? Warum bist du hergekommen? Plötzlich ging Vader ein Licht auf. Ah! Das erklärte man-
Melde dich und verrate mir, wo du bist, damit ich zu dir kommen ches. Xizor sah in Vader nicht nur einen Konkurrenten um
kann. die Gunst des Imperators, kein bloßes Hindernis für seine
Wenn Luke seinen Ruf hörte, so antwortete er nicht. ehrgeizigen Pläne.
»Mein Lord Vader«, erklang hinter ihm eine Stimme. Es war eine persönliche Angelegenheit.
Er drehte sich um. Hinter ihm stand der kleine Mann, der »Wieso sind die Aufzeichnungen gelöscht worden?«
ihn mit den belastenden Informationen über Xizor versorgt Der kleine Mann schüttelte den Kopf. »Das wissen wir
hatte. Vader hatte Anweisung gegeben, ihn sofort vorzulas- nicht. Aus irgendwelchen Gründen sind alle Unterlagen
sen, wenn er eintraf. über Xizors Familie kurz nach der Zerstörung der Stadt ein-
»Sie haben etwas für mich?« fach verschwunden.«
»Ja, mein Lord. Wir haben auf Falleen illegale Kopien be- Darth Vader war für jenes Projekt verantwortlich gewe-
stimmter planetarer Dateien entdeckt, die als gelöscht gal- sen. Xizor mußte ihm die Schuld am Tod seiner Familie ge-
ten.« ben. Und jetzt wollte er Luke töten - Vaders Sohn. Nicht nur,
»Warum sollte ich das interessant finden?« damit er in den Augen des Imperators sein Gesicht verlor,
»Sie enthalten Material über Prinz Xizors Familie. Sein sondern aus Rache!
Vater war der König eines kleinen Volkes auf diesem Plane- Es ergab Sinn. Durch die Schwarze Sonne hatte Xizor die
ten.« Möglichkeit gehabt, die Aufzeichnungen aufzuspüren und
Vader runzelte die Stirn. »Ich wußte, daß sein Vater von zu löschen. Er war ein Falleen und somit geduldig. Waren es
königlichem Geblüt war, aber ich dachte immer, Prinz Xizor nicht die Falleen, die sagten, daß Rache wie guter Wein war?
wäre schon in jungen Jahren zum Waisen geworden.« Beides mußte altern, um vollkommen zu werden. Sie waren
»Nicht ganz, mein Lord. Sie erinnern sich vielleicht an ein kalte Kreaturen, diese Reptilienabkömmlinge; sie konnten
biologisches Experiment auf Falleen, das vor etwa einer De- lange warten, um zu erreichen, was sie wollten.
kade ... außer Kontrolle geriet.« Nun, er konnte es auch.
»Ja, ich erinnere mich.« »Wieder einmal haben Sie mir gute Dienste geleistet«,
320 321
sagte Vader. »Wenn Sie dieses Projekt abgeschlossen haben,
werden Sie sich nie wieder um Geld sorgen müssen, so groß
ist meine Dankbarkeit.«
Der kleine Mann verbeugte sich tief. »Mein Lord.« 35
Vader entließ ihn mit einer Handbewegung. Er mußte
nachdenken. Als Luke und die anderen bereit zum Aufbruch waren, hat-
Und handeln. ten sie alle Ausrüstungsgegenstände, die sie für ihren langen
Marsch durch die Kanäle und den anschließenden Angriff
auf ein massiv befestigtes Gebäude brauchten.
Luke hielt sich ganz bestimmt nicht für einen Jedi-Mei-
ster, aber er hatte als Waffe sein Lichtschwert gewählt. Che-
wie gelang es, einen Blitzwerfer aufzutreiben, und Lando
und Dash blieben bei ihren Blastern. Niemand bot Vidkun
eine Waffe an - sie wußten schließlich nicht, auf wen er
schießen würde, falls es zu einem Kampf kam.
Dash hatte treffend bemerkt, daß Leute wie Vidkun nütz-
lich waren - aber man durfte ihnen nicht über den Weg trau-
en. Man bezahlte sie, bekam, was man wollte, und machte
sich dann so schnell wie möglich davon.
Sie hatten sich entschlossen, tagsüber loszugehen. Um
diese Zeit hatte Vidkun normalerweise frei, und niemand
würde ihn vermissen. So tief unter dem Erdboden spielte es
auch keine große Rolle, ob die Sonne schien oder nicht.
Luke rückte die Ausrüstungsgegenstände an seinem Gür-
tel zurecht und schulterte den kleinen Rucksack.
»Fertig?« fragte Dash.
Alle nickten.
»Dann los.«

Darth Vader empfing einen Holonetzanruf vom Imperator.


»Mein Master.«
»Lord Vader. Wie ist die Lage bei Ihnen?«
Warum fragte er das? »Alles ist ruhig. Es gibt keine Pro-
bleme.«
»Bleiben Sie wachsam, Lord Vader. Ich habe eine Störung
in der Macht gespürt.«
»Ja, mein Master.«
Als der Imperator die Verbindung unterbrach, stand Va-

322 323
der auf und blickte ins Leere. Hatte der Imperator Luke ge- der vielleicht vermuten, wer dafür verantwortlich war, aber
spürt? Oder etwas anderes? Die Schwarze Sonne und ihren solange er keinen Beweis hatte, war Xizor sicher.
amoralischen Anführer? Doch dieses Wissen konnte die nagende Furcht in ihm
Nun gut. Er entschied, daß die Zeit gekommen war, die- nicht vertreiben.
sen besonderen Widersacher in die Enge zu treiben. »Gib Natürlich war es immer möglich, daß der Imperator seine
mir Prinz Xizor«, befahl er dem Computer. Ansichten änderte. Er hatte es in der Vergangenheit häufiger
getan, und zwar aus Gründen, die sich bestenfalls als lau-
Xizor war leicht überrascht, als ihn der Anruf in seinem Hei- nisch bezeichnen ließen. Trotzdem, wenn ihm Xizor die Füh-
ligtum erreichte. rer der Allianz ausliefern konnte, würde es ihm für lange
»Lord Vader. Was für eine angenehme Überraschung.« Zeit die Gunst des Imperiums sichern. War die Rebellion erst
Wie immer war Vaders Gesicht hinter seiner Maske ver- einmal führerlos, würde dies dem Imperium eine Menge
borgen. Aber als er mit mühsam erzwungener Höflichkeit Mühen und Kosten sparen: Milliarden Kredits und Zehntau-
sprach, klang seine Stimme hart wie Durastahl. sende von Männern und Maschinen würden dem Imperator
»Vielleicht doch nicht so angenehm. Ich bin über Ihre für andere Zwecke zur Verfügung stehen. Der Dunkle Lord
Mordanschläge auf Luke Skywalker informiert. Sie werden der Sith mochte toben, aber solange Xizor so nützlich war,
sofort alle Aktionen gegen den Jungen einstellen.« würde er es nicht wagen, gegen ihn vorzugehen.
Xizors Gesicht blieb ausdruckslos, obwohl heißer Zorn in Darth Vader war viel zu sehr eine Marionette des Impera-
ihm aufwallte. »Ihre Informationen sind falsch, Lord Vader. tors, um entgegen Palpatines Wünschen zu handeln.
Und selbst wenn sie zutreffen würden, sollten wir nicht Dieses Gespräch war ein kleines Ärgernis, mehr nicht,
vergessen, daß der Junge ein Offizier der Rebellen ist, bei und es hatte Xizor sogar Dinge verraten, die er vorher nicht
denen es sich samt und sonders um Verräter handelt, die gewußt hatte. Vader schlief nicht, und das war gut zu wis-
den Tod verdient haben. Oder handelt es sich bei dieser sen. Es war immer ein großer Fehler, seinen Feind zu unter-
plötzlichen Änderung der Politik um ein offizielles imperia- schätzen.
les Dekret?«
»Wenn Skywalker etwas zustößt, werde ich Sie persönlich Zum zweiten Mal an diesem Tag machte Leia ihre Turn-
dafür verantwortlich machen.« übungen, ohne sich dabei allzu sehr anzustrengen. Mögli-
»Ich verstehe. Ich versichere Ihnen, sollte ich zufällig auf cherweise würde sie überstürzt fliehen müssen, und sie
Skywalker stoßen, werde ich ihn mit derselben Höflichkeit wollte ihre Muskeln geschmeidig halten und sich nicht ver-
behandeln wie Sie, Lord Vader.« ausgaben.
Vader unterbrach die Verbindung. Die Ruhe würde bald vorbei sein.
Xizor holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. Er
hatte damit gerechnet, daß Vader - wie der Imperator - frü-
her oder später auf Informationen über Skywalker stoßen
würde. Nur wenige Dinge von einiger Bedeutung konnten
für immer geheimgehalten werden; trotzdem, es war ein
weiteres Ärgernis. Andererseits konnte es seine Pläne nicht
gefährden; er würde lediglich vorsichtiger sein müssen.
Wenn Skywalker nicht gefunden werden konnte, würde Va-

324 325
hundert Meter«, erklärte er. Ihn schien die stinkende, dick-
flüssige Masse, durch die sie marschierten, nicht sonderlich
zu stören.
36 »He!« rief Dash. »Paßt auf!«
Luke fuhr herum, zog sein Lichtschwert aus dem Gürtel
Der Schlamm war grünlich-schwarz, zäh und ölig und stank und zündete die Waffe ...
schlimmer als alles, was Luke jemals gerochen hatte. Die Im selben Moment entdeckte er ein riesiges, blutunterlau-
ekelerregende Masse war der Bodensatz vom Bodensatz, fenes Auge an einem fleischigen Stiel, der zu etwas gehörte,
dickflüssiger Schlick, der um ihre Füße schwappte und das sich durch die schlammigen Abwässer auf ihn zuschlän-
manchmal bis zu ihren Knöcheln reichte. gelte. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Dash blitzschnell
Luke war froh, daß seine neuen Stiefel kniehoch waren. seinen Blaster zog. Eine Dianoga!
Der Tunnel, durch den sie marschierten, war so groß, wie »Nicht schießen!« befahl Luke. Er duckte sich und
Vidkun versprochen hatte. An der Decke waren in regelmä- schwang das Lichtschwert.
ßigen Abständen trübe Glühstäbe angebracht, die ihnen die Die Dianoga wollte ausweichen, aber sie war zu langsam.
Orientierung erleichterten. Die leuchtende Klinge aus konzentriertem Licht schnitt
Manchmal drang von vorn ein Quieken, gefolgt von plat- durch den Stiel, und das Auge fiel in den Morast. Der
schenden Geräuschen, als hätte jemand kopfgroße Steine in schlangenähnliche, muskulöse Körper der verletzten Kreatur
die tintige Flüssigkeit geworfen. peitschte wild hin und her.
Chewie hatte die Führung übernommen und grollte vor Luke trat näher und ließ die Klinge nach unten sausen. Der
sich hin. Er klang äußerst verärgert. Abrupt blieb er stehen. kräftige Schlag spaltete den Körper der Dianoga in zwei Teile.
Lando, der direkt hinter ihm ging, dicht gefolgt von Luke Die Hälften peitschten weiter, aber die Krämpfe erstarben
und Vidkun, sagte: »Ich habe es gehört. Es ist nicht meine rasch.
Schuld, daß du keine Stiefel trägst. Geh weiter, es hat mehr Dash ließ seinen Blaster um den Finger wirbeln und schob
Angst vor dir als du vor ihm.« ihn zurück ins Holster. »Gute Arbeit, Kleiner.«
Dash, der das Schlußlicht bildete, rief von hinten: »Ja, aber »Ich kenne diese Biester«, sagte Luke. »Zuletzt bin ich in
paß auf dich auf, Chewbacca! Ich habe gehört, daß die Ka- einer Müllpresse auf eins gestoßen. Es hätte mich fast er-
nalschlangen Wookieezehen lieben.« wischt.«
Chewies Antwort war kurz, scharf und wahrscheinlich Chewie jaulte zustimmend.
obszön. »Sie verbringen viel Zeit an derartigen Orten?« fragte
»Schön«, knurrte Lando, »dann vergiß einfach deine Le- Dash.
bensschuld gegenüber Han. Wenn du Angst vor einem »Nicht, wenn ich es vermeiden kann.«
zahnlosen kleinen Reptil hast, dann bleibt Leia eben weiter Die fünf wateten weiter durch den Schlamm.
in der Gewalt der Bösen.« »Wir sind da«, sagte Vidkun.
Chewie grollte, setzte sich aber wieder in Bewegung. Sie blieben stehen. In der Wand befanden sich zwei große,
»Was ist mit dem Wook los?« fragte Vidkun. runde Löcher, die von Gittern aus fingerdickem Maschen-
»Er mag keine kleinen schwimmenden oder rennenden draht versperrt wurden. Die Öffnungen waren leicht nach
Viecher«, erwiderte Luke. »Er mag sie wirklich nicht.« unten geneigt. Aus den kleineren Rohren floß Abwasser in
Vidkun zuckte die Schultern. »Es sind nur noch ein paar die zähe Masse, die sich durch den größeren Kanal wälzte.
326 327
»Okay, Vidkun«, sagte Lando, »mal sehen, ob Ihre Kodes »Halten Sie endlich die Klappe«, knurrte Lando.
funktionieren.« Sie zwängten sich durch die Öffnung und stiegen sehr
Der Techniker trat vor und schob eine Plastikkarte in die vorsichtig den leicht abschüssigen Kanal hinauf.
Schlösser. Die Gitter schwangen auf. Er grinste sie an. »Se- »Gleich kommt das Abwehrfeld«, sagte Vidkun. »Ich
hen Sie? Wie ich Ihnen gesagt habe. Wir müssen durch die schalte es mit dem Deaktivator aus.«
rechte Öffnung.« Alle blieben stehen und warteten, während der Techniker
Chewie kletterte in den neuen Tunnel. Er war etwas zu an den Kontrollen eines kleinen schwarzen Kastens hantier-
niedrig für ihn, aber die anderen sollten keine Probleme ha- te, den er von seinem Gürtel gelöst hatte.
ben, sich aufrecht in ihm zu bewegen. Direkt vor ihnen flimmerte die Luft. Ein Blitz aus purpur-
Chewie rutschte aus, taumelte und hielt sich im letzten nem Licht flackerte und erlosch.
Moment fest. Um den Sturz zu verhindern, hatte er eine »Müßte jetzt okay sein«, brummte Vidkun.
Hand in den Schleim tauchen müssen, und als er sie wieder »Schön, Sie gehen voran«, sagte Lando.
herauszog, war sie von der schwarzen Masse bedeckt. Er Der Techniker funkelte ihn an, übernahm aber die Spitze.
schüttelte heftig seine Hand. Als er ein paar Meter zurückgelegt hatte, ohne sich in einen
Chewie war nicht begeistert. knusprigen Bratvidkun verwandelt zu haben, folgten sie ihm.
»Vorsichtig«, warnte Vidkun. »An manchen Stellen ist es Man sollte meinen, daß man sich nach einer Weile an den Ge-
ziemlich glatt.« stank gewöhnt, dachte Luke. Aber er schien sich ständig zu
Chewie drehte sich langsam zu Vidkun um und starrte verändern, immer schlimmer zu werden, und brachte Duft-
ihn an. Der Techniker hatte Glück, daß Wookiee-Augen kei- noten hervor, die er sich nicht einmal im Traum hatte vor-
ne Laser waren; sonst hätte sich Vidkun auf der Stelle in ei- stellen können.
nen schwarzen Schlackeklumpen verwandelt. Er würde sehr heiß und sehr lange duschen müssen, um
Lando kicherte. »Ja, sei vorsichtig, du Riesenbaby - aah!« den Gestank loszuwerden.
Lando rutschte aus und landete mit dem Hinterteil im Wo sie gingen, reflektierte der Schlick das fahle Glühstab-
Morast. Er sprang eilig wieder auf, aber seine Hose war be- licht als unheimliche, flackernde Wellenmuster an die Wän-
reits durchweicht. de. Die leisesten Geräusche wurden verstärkt und hallten
Chewie lachte so laut, daß Luke schon fürchtete, er würde von den harten Durabetonwänden wider.
wieder hinfallen. »Es ist jetzt nicht mehr weit«, versicherte der Techniker.
Luke mußte unwillkürlich grinsen. Lando hatte es ver- »Gut«, sagten Lando, Luke und Dash gleichzeitig. Chewie
dient, aber da er nicht der nächste sein wollte, der in der sagte ebenfalls etwas, und Luke wußte auch ohne Dolmet-
klebrigen Brühe landete, unterdrückte er sein Lachen. Er scher, daß es eine Zustimmung war. Der Wookiee wollte
wollte das Schicksal nicht herausfordern. sich lieber mit Xizors Wächtern herumschlagen, als noch län-
»Sie hätten besser ein paar alte Sachen anziehen sollen«, ger durch diesen verpesteten Kanal zu waten.
meinte Dash. »Dort«, flüsterte Vidkun. »Dort ist der Eingang zum Ge-
»He, Rendar, ich habe keine alten Klamotten.« bäude. Er führt in den Recycler im untersten Kellergeschoß.
»Jetzt schon. Ich glaube nicht, daß Sie die Sachen jemals Im Inneren des Recyclers selbst wird es keine Wachen geben,
sauber genug bekommen werden, um sie in der Öffentlich- aber wahrscheinlich sind welche in der angrenzenden Flut-
keit zu tragen. So, wie Sie jetzt stinken, wird man Sie im ho- kammer postiert. Hier ist der Schlüssel zum Schutzgitter.« Er
hen Bogen aus dem Elitekorps der Sturmtruppen werfen.« reichte Lando eine Plastikkarte. »Wir sehen uns.«

328 329
Er wandte sich zum Gehen. Vidkun stürzte mit einem klebrigen Platschen in die
Dash versperrte ihm den Weg. »Wo wollen Sie hin?« schwarze, zähe Flüssigkeit, daß sie an den Tunnelwänden
»He, ich bin fertig. Ich habe Sie zum Gebäude gebracht, hochspritzte. Er rutschte ein paar Meter den leicht abschüssi-
und ich habe Ihnen die Baupläne besorgt. Mehr war nicht gen Kanal hinunter, drehte sich halb und blieb liegen.
ausgemacht.« Eine dünne Rauchfahne stieg aus dem gezackten Loch in
»Nun, ich schätze, Sie haben recht«, sagte Dash. »Mehr seiner Stirn auf.
war nicht ausgemacht. Aber, sehen Sie, es hat eine kleine »Dash?«
Änderung unserer Pläne gegeben.« »Ich bin okay. Nur ein wenig angesengt.«
Vidkun wirkte alarmiert. Er drehte sich und zeigte die Verbrennung an seiner lin-
»Ruhig, wir haben nicht vor, Sie zu erschießen. Wir möch- ken Hüfte. Der Energiestrahl hatte ein Stück von Dashs
ten nur, daß Sie uns begleiten, bis wir ein Plätzchen finden, Overall verkohlt und eine große Brandblase hinterlassen.
wo Sie sicher ... auf uns warten können.« Die Wunde blutete nicht einmal.
Vidkun war von dem Ansinnen nicht begeistert. »Ich will »Passen Sie auf, daß nichts von diesem Dreck in die Wun-
Sie ja nicht kränken, aber was ist, wenn Sie getötet werden? de gerät«, warnte Lando und wies auf das Abwasser »Sonst
Dann könnte ich lange warten!« werden Sie es noch bereuen.«
»Ich fürchte, Sie werden dieses Risiko eingehen müssen«, »Wo hatte er nur den Blaster her?« fragte Luke und schob
erklärte Lando. »Es ist nicht so, daß wir Ihnen nicht trauen. sein Lichtschwert zurück in den Gürtel.
Es ist nur so, daß wir niemandem trauen. Außerdem ist es »Er muß ihn die ganze Zeit bei sich gehabt haben«, ver-
drinnen viel angenehmer«, fügte er mit einem Blick zu dem mutete Lando. »Ich möchte zu gern wissen, warum er über-
gurgelnden schwarzen Strom hinzu. haupt auf uns geschossen hat. Wir wollten ihm doch nichts
»Mir macht der Dreck nichts aus«, meinte Vidkun. »Ich tun.«
arbeite schließlich hier.« »Kerle wie er würden jeden verraten. Er muß wohl ge-
»Nichtsdestotrotz bestehen wir darauf«, sagte Lando. Er dacht haben, daß wir genauso sind«, warf Dash ein.
legte die Hand an seinen Blaster. Luke öffnete den kleinen Erste-Hilfe-Koffer, den er mitge-
Vidkun zuckte die Schultern. »Nun, okay. Wenn Sie es so nommen hatte, und reichte Dash ein chirurgisches Pflaster.
sehen ...« Dash drückte das Pflaster auf seine Hüfte, zog die Schutzfo-
Und ehe irgend jemand reagieren konnte, zog er einen lie ab und entspannte sich ein wenig, als das imprägnierte
kleinen Blaster aus seinem Overall und begann wild um sich Schmerzmittel zu wirken begann. Er trat zu Vidkun und sah
zu schießen. auf ihn hinunter. »Ich muß mich korrigieren«, sagte er. »Ich
Luke hatte es nicht kommen sehen. Der Bursche schien schätze, wir mußten dich erschießen. Aber es war nicht unse-
nicht der Typ dafür zu sein. Die Folge war, daß Luke keine re Idee.«
Gelegenheit bekam, sein Lichtschwert zu ziehen. »Hoffentlich haben die Wachen nichts von der Schießerei
Der erste Schuß zuckte ein gutes Stück an ihm vorbei. gehört«, sagte Lando.
Der zweite Schuß traf Dash; Luke hörte ihn aufstöhnen. »Ja.« Luke sah sich um und holte tief Luft. »Seid ihr be-
Aus dem Weg, Luke! reit?«
Zu einem dritten Schuß kam der Techniker nicht, denn Sie waren es.
Dash riß seinen Blaster hoch und traf den Mann direkt zwi-
schen die Augen.

330 331
»Mann, was soll der Quatsch?« flüsterte Dash. »Und wer
hat Ihnen überhaupt das Kommando gegeben?«
»Falls es doch einem der Posten gelingt, seine Waffe zu
37 ziehen, kann ich den Schuß mit meinem Lichtschwert ab-
blocken. Chewie wird mit seinem Blitzwerfer die Aufmerk-
»Oh, oh«, flüsterte Luke. samkeit der Wachen besser auf sich lenken als Sie oder Lan-
Lando, der hinter ihm im Recycler kauerte, flüsterte zu- do. Außerdem ist er ein besserer Schütze.«
rück: »Das will ich nicht hören.« Eine Sekunde verging. »Kein besserer Schütze als ich. Und es wäre viel einfa-
»Was ist?« cher, hineinzustürmen und alle niederzumähen«, sagte
Selbst ein Flüstern wirkte in der Kammer sehr laut. Um Dash. »Wir schlagen hart und schnell zu, und sie sind Ge-
ihre Knöchel gurgelte die faulige, morastige Flüssigkeit. Ein schichte.«
in die runde Wand eingebauter Konverter pumpte das Ab- »Das ist der Unterschied zwischen uns und dem Imperi-
wasser in einen offenen Abfluß. um«, erklärte Luke. »Sie würden nicht zögern, so vorzuge-
»Wachen«, sagte Luke. hen. Wir schießen nur, wenn wir müssen.«
»So?« »Fein. Wir werden alle umkommen, nur weil Sie den net-
»Es sind insgesamt sechs.« ten Kerl spielen wollen.«
»Sechs? Um eine Kläranlage zu bewachen?« Luke schüttelte den Kopf. Ein Jedi mußte kämpfen, wenn
Dash fügte wispernd hinzu: »Na und? Das bedeutet nur, es die Situation erforderte, aber von einem Jedi wurde auch
daß auf jeden von uns eineinhalb Gegner kommen. Wie lan- erwartet, auf Gewalt zu verzichten, wenn es irgendwie mög-
ge brauchen Sie, um den Abzug zu drücken, Calrissian?« lich war. »Krieger« und »Mörder« waren zwei verschiedene
»Zerbrechen Sie sich bloß nicht den Kopf, wie lange ich ...« Dinge.
»Pst!« zischte Luke. Er spähte wieder durch die schmutzi- »Okay. Fertig?« Luke hielt sein Lichtschwert gesenkt, da-
ge Glasscheibe der Recyclertür. Nur ein paar Meter weiter mit die leuchtende Klinge sie nicht verriet, und zündete es.
befanden sich sechs Männer; vier saßen an einem Tisch und Er atmete mehrmals tief durch.
spielten Karten, während ihre Blastergewehre an der Wand »Bei drei. Eins ... zwei... drei!«
lehnten. Die beiden anderen standen bei den Kartenspielern, Dash schob die Tür zur Seite ...
sahen zu und gaben ihnen offenbar Ratschläge, doch sie hat- Luke sprang los und hob drohend das Lichtschwert...
ten ihre Gewehre geschultert. Dash hatte recht. Wenn sie »Keine Bewegung!« schrie er ...
schnell handelten, konnten sie die Wachen ausschalten, be- Chewie stürmte hinter ihm in den Raum ...
vor sie zu ihren Gewehren greifen konnten; sie konnten sie ... rutschte mit seinen nassen Füßen über den Boden, als
entwaffnen und fesseln und ihren Vormarsch fortsetzen, oh- würde er Schlittschuhe tragen, verlor das Gleichgewicht und
ne daß Alarm ausgelöst wurde. Sie mußten nur dafür sor- landete auf dem Rücken ...
gen, daß keiner der Wachposten Zeit fand, nach seinem Kom Lando versuchte, über Chewie hinwegzuspringen, stol-
zu greifen und um Hilfe zu rufen. perte aber über den gestürzten Wookiee und fiel lang hin ...
Luke trat von der Tür zurück und kauerte sich zu den an- Die verdutzten Wachen sprangen auf und griffen nach ih-
deren. »Okay, hier ist der Plan. Dash, Sie öffnen die Tür; ich ren Waffen ...
springe als erster rein; dann folgen Chewie und Lando. Sie Oh, Mann!
bilden das Schlußlicht.«

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Leia saß auf dem Bett, als sie plötzlich von heißer Angst Xizor überreichte dem Kultusminister soeben sein monat-
durchzuckt wurde. liches Bestechungsgeld, als Guri ins Zimmer trat. Der Dunkle
Was...? Prinz machte höfliche Geräusche und entließ den Minister.
Als der Mann draußen war, fragte er: »Was ist?«
Die Wachen hatten vielleicht einen lausigen Job, aber sie wa- »Es gibt ein Problem im untersten Kellergeschoß«
ren nicht langsam. Die beiden, die bereits standen, rissen ihre »Was für eine Art Problem?«
Blastergewehre von der Schulter, legten an und feuerten ... Sie zuckte die Schultern. »Wir wissen es nicht. Dieser Be-
Luke parierte den ersten Blitz, überließ sich ganz der reich ist immer noch nicht mit Überwachungskameras aus-
Macht und wehrte den zweiten ab ... gerüstet, und die Wachen antworten nicht.«
Dash hechtete über Lando und Chewie hinweg, rollte auf »Vielleicht haben wieder die Kommunikatoren versagt«,
der Schulter ab, kam hoch, schoß einmal, zweimal, dreimal... vermutete er. Dort unten, wo sich die Rohre und Kabel und
Die beiden stehenden Wachen brachen zusammen, aber schweren Stahlträger massierten, kam es häufiger zu Ausfäl-
ein anderer löste sich von der Wand und feuerte aus seinem len. Verantwortlich dafür waren Komwelleninterferenzen,
Blastergewehr ... für die die Ingenieure noch keine Lösung gefunden hatten.
Chewie richtete sich halb auf und ließ den Blitzwerfer »Entweder ist es ein Komfehler - oder Skywalker ist schnel-
sprechen ... ler und gerissener als wir dachten. Haben die Kanalsensoren
Der dritte Posten ging zu Boden, aber der vierte schoß auf unter dem Gebäude Eindringlinge gemeldet?«
sie ... »Nein.«
Luke parierte im letzten Moment einen Strahl, der seine »Gut. Wenn es Skywalker ist, dann ist er wahrscheinlich
Hände und Arme heftig vibrieren ließ, doch der abgelenkte allein. Vielleicht ist auch der Wookiee bei ihm. Schicke eine
Blitz traf eine der Deckenlampen und zerstörte sie; im Raum Einheit nach unten, um die Sache zu überprüfen.«
wurde es dunkler ... »Zwei Kommandotrupps sind bereits auf dem Weg«,
Dashs Blaster spuckte wieder und wieder tödliches Licht; nickte sie.
Chewies Blitzwerfer donnerte ... »Gut. Wenn du hinausgehst, bitte den Mufti herein. Es be-
Von den Wachposten war nur noch einer auf den Beinen, steht kein Grund zur Sorge.«
aber der Mann hatte keine Waffe. Er schrie ... Es bestand wirklich kein Grund zur Sorge, sagte er sich.
Schrie in ein Kom ... Ein Junge würde niemals an seinen Sicherheitskräften vorbei-
Lando schoß die letzte Wache nieder; das Kom flog aus kommen, ganz gleich, wieviel Glück er auch hatte.
seiner Hand, rollte über den Boden und blieb vor Landos
Stiefeln liegen. Luke und die anderen rannten. Bis jetzt hatte der Bauplan ge-
Aus dem Kom drang eine leise Stimme: »Thix? Was ist da stimmt, den sie sich eingeprägt hatten, aber er war zu groß ge-
unten los? Thix? Bitte kommen, Sektor Eins-Eins-Drei-Acht, wesen, um ihn komplett auswendig zu lernen, und es war
bitte kommen ...« durchaus denkbar, daß sie in eine Sackgasse gerieten, wenn sie
Chewie kam wieder auf die Beine. Der Wookiee zuckte nicht aufpaßten. Trotzdem, Schnelligkeit war im Moment ihre
die Schultern und blickte verlegen drein. stärkste Waffe; die ganze Burg war in Aufruhr. Sie mußten es
Luke schüttelte den Kopf. Hob einen Fuß und zermalmte riskieren - sie konnten es sich nicht leisten, Umwege zu machen.
das quäkende Kom unter seinem Stiefelabsatz. Chewie wußte, wo Leia war, und er hatte die Führung
»Soviel zum unbemerkten Einschieichen«, sagte Lando. übernommen.

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Das Quartett bog um eine Ecke in einen breiten Korridor »Wir haben den Kontakt zum zweiten Kommandotrupp ver-
und lief fast gegen vier weitere Wachen. loren«, informierte Guri Xizor.
Jeder, der einen Blaster hatte, begann zu schießen. »Derselbe Bereich?«
Aus dem Kom an Lukes Gürtel drang plötzlich 3POs »Nein. Vier Stockwerke höher.«
schrille und erregte Stimme. »Master Luke, Master Luke!« Hmm. Das war weit von den Kellergeschossen mit den
Luke wehrte einen Blasterstrahl ab und schrie in das Kom, Komproblemen entfernt. Und ein unwahrscheinlicher Zufall.
ohne es von seinem Gürtel zu lösen: »Wir sind beschäftigt, Großalarm für alle Sicherheitskräfte.«
3PO!« »Schon erledigt«, sagte sie.
»Aber, Master Luke, Männer nähern sich dem Schiff! Konnte es Skywalker sein? War er auf irgendeine Weise
Männer mit Waffen!« unentdeckt in die Burg eingedrungen? Oder war es jemand
Großartig. Das hatte ihnen gerade noch gefehlt. anderes?
Luke parierte einen weiteren Strahl und stürzte sich auf »Sage alle meine Termine ab. Danach holst du Prinzessin
den Mann, der auf ihn geschossen hatte. Er ließ das Licht- Leia und bringst sie in meinen Bunker.«
schwert nach unten sausen, und die Hand mit dem Blaster
fiel zu Boden. Luke wirbelte herum, riß in der Drehung das Chewie führte sie weitere acht oder zehn Stockwerke nach
Bein hoch und versetzte dem Posten einen Fußtritt gegen die oben, bevor sie auf die nächsten Wachen stießen. Sofort ent-
Nase, der ihn zu Boden schleuderte. brannte ein Feuergefecht. Die Luft war erfüllt vom Knistern
Die anderen Wachen lagen ebenfalls reglos auf dem Bo- der Blasterstrahlen, den Schreien der Männer und dem Ge-
den. Luke wies in die Richtung, aus der sie gekommen wa- ruch von verbrannter Wandverkleidung und Ozon.
ren. »Dort entlang - es müßte alles frei sein!« Dash hatte in einem Punkt recht: Er konnte schießen. Er
Während sie weiterrannten, zog er sein Kom aus dem erledigte drei Wachen mit drei Schüssen, die so schnell hin-
Gürtel. »3PO?« tereinander kamen, wie es Luke bei keinem anderen Schüt-
»Du liebe Güte, du liebe Zeit!« zen erlebt hatte. Luke selbst parierte die Blitze, die in seine
»3PO!« Richtung abgefeuert wurden, und die Querschläger ver-
»Master Luke. Oh, was sollen wir nur tun?« stärkten noch die allgemeine Konfusion. Chewie und Lando
»Bringt das Schiff in Sicherheit, sofort! Geht wie bespro- schössen ebenfalls aus allen Rohren. Die Wachen waren
chen vor. R2 kennt die Systeme; du kannst die Kontrollen be- nicht schlecht, aber sie waren nicht verzweifelt. Sie kämpf-
dienen. Melde dich bei mir, sobald ihr in der Luft seid. Haltet ten, weil sie dafür bezahlt wurden; Luke und seine Freunde
euch im Suborbit unter den stratosphärischen Sicherheits- kämpften um ihr Leben. Der letzte Posten, der noch auf den
scannern, verstanden?« Beinen war, fuhr herum und floh. Chewie erwischte ihn mit
»Ja, Master Luke!« seinem Blitzwerfer, und er landete bäuchlings auf dem Bo-
»Los!« den und rutschte zwei Meter, bis er gegen eine Wand prallte
und liegenblieb.
Leia spürte, daß sich etwas verändert hatte. Ein Gefühl dro- »Weiter, weiter, weiter!«
henden Unheils hing in der Luft.
Luke. Luke war hier. Leia spürte, wie sich jemand ihrem Zimmer näherte. Intui-
Sie griff nach ihrer Verkleidung. tion, vermutete sie, aber sie vertraute ihren Ahnungen. Sie
ergriff einen der Stühle und stellte ihn neben die Tür. Klet-

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terte auf den Stuhl und lehnte sich mit der Schulter an die Ein Geräusch wie von splitterndem Glas folgte.
Wand, während sie den schweren Helm der Kopfgeldjägerin »3PO!«
mit beiden Händen hielt. »Es tut mir leid, Master Luke. Dank R2s jämmerlich unzu-
Die Tür öffnete sich, und Guri trat ins Zimmer. Sie war länglichen Anweisungen haben wir versehentlich eine Re-
schnell, aber Leia handelte bereits. Ehe Guri sich umdrehen klametafel und einen Funkturm zerstört. Nein, ich meine
konnte, hämmerte Leia ihr den Helm gegen den Hinterkopf. nicht, daß wir diesen Schwebewagen gerammt haben, wir
Es war ein mächtiger Schlag, der jede Menschenfrau bewußt- haben ihn nur gestreift. Ja, auch das war deine Schuld! Hättest
los zu Boden geschickt hätte. Die Droidin wankte nur und du nicht wie ein überhitzter Teekessel gepfiffen, hätte ich ...«
stolperte nach vorn. »3PO, hör auf, mit R2 zu streiten, und sage mir endlich,
Leia nutzte die Chance, sprang vom Stuhl und stürmte wo ihr seid.«
aus dem Zimmer und auf den Korridor. Sie schlug auf die »Wir fliegen ziemlich niedrig, weil R2 es so wollte, aber
Türkontrolle ... ich denke, wir sollten ein wenig höher steigen. Nein, mich
Guri fing sich und wirbelte bereits herum, als die Tür zu- interessiert nicht, wieviel du von Astronavigation verstehst.
glitt. Leia aktivierte die Verriegelung ... Ich steuere im Moment das Schiff. Sag mir einfach, wohin ich
Die Tür erbebte unter Guris Ansturm. fliegen soll.«
Der nächste Schlag ließ das massive Plastik splittern, daß »In Ordnung. Hör zu. Bring den Falken zu den Koordina-
ein Spinnennetz aus winzigen Rissen entstand. Die Tür wür- ten, die ich dir genannt habe. Mach schnell. Und sorge dafür,
de sie nicht lange aufhalten, erkannte Leia. daß ihr genug Höhe gewinnt, um weitere Zusammenstöße
Sie wandte sich ab und rannte los. zu vermeiden.«
»Siehst du? Ich habe dir gesagt, daß wir zu niedrig sind,
Chewie führte sie eine Treppe hinauf, die ein Dutzend Stock- aber nein, du läßt dir ja nichts sagen, du weißt ja alles ...«
werke über dem untersten Kellergeschoß der Burg lag. »3PO!«
»Master Luke? Wir haben das Lagerhaus verlassen.« »Ja, Master Luke. Wir sind unterwegs. Nein, ich finde
3PO. nicht, daß wir diese Richtung nehmen sollten, dieses Gebäu-
Luke zog sein Kom aus dem Gürtel, um nicht schreien zu de ist viel zu hoch, wir sollten die andere Richtung ... oh, paß
müssen. »Wo seid ihr?« auf!«
»Irgendwo am Himmel, Master Luke. Ich ... was? Oh, sei Luke mußte an dieser Stelle die Verbindung unterbre-
still. Ich bin ein guter Pilot und ... ah! Aaah!« chen. Direkt vor ihnen war eine Tür, eine schwere Brand-
»3PO?« schutztür, und sie war versperrt.
Einen Moment blieb es still. Dann ein knirschendes Ge- Lando hob seinen Blaster, aber Luke wehrte ab. »Nicht.
räusch. »Ich habe es gesehen, du vertrottelter Mülleimer! Sie ist von einem Magnetfeld umgeben. Der Blasterstrahl
Hättest du mich nicht abgelenkt, hätte ich rechtzeitig aus- würde abprallen und könnte einen von uns verletzen.«
weichen können.« »Was sollen wir tun?«
»3PO, was ist los?« »Tretet zurück. Mal sehen, ob sie einem Lichtschwert wi-
Luke hörte R2 empört im Hintergrund pfeifen. dersteht.«
»Halt die Klappe, du Idiot! Es war nicht meine Schuld!« Er zündete die Klinge.
»3PO?« Das Lichtschwert war stärker als die Tür.
Der Droide sagte: »Was? Wo? Oh, nein!« Sie passierten sie und stiegen weiter die Treppe hinauf.

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Guri stürzte in Xizors Bunkerraum. Er blinzelte irritiert. »Hier entlang!« rief Luke.
»Was ist?« Die vier feuerten im Laufen nach hinten, während Blaster-
»Sie ist entkommen. Sie hat mir aufgelauert und mich von strahlen nach ihnen stachen.
hinten niedergeschlagen. Ich bin unbeschädigt, aber sie hatte Sie bogen um eine weitere Ecke, rannten im Zickzack
so genug Zeit zum Verschwinden.« durch einen Seitengang und sprinteten zur Tür am Ende des
»Verflucht!« entfuhr es Xizor. Dies war nicht gut. Dies Korridors. Hörten von der anderen Seite der Tür ein Häm-
war seine Burg, und die Situation geriet außer Kontrolle. mern, sahen die Tür zur Seite gleiten. Dash und Lando rissen
Hatte er Skywalker unterschätzt? Offenbar. Es wurde Zeit, ihre Waffen hoch ...
daß er diesen Fehler korrigierte. »Nein!« schrie Luke. »Nicht schießen!«
Er trat an einen Schreibtisch und öffnete eine getarnte Die Tür hatte sich inzwischen ganz geöffnet und gab den
Schiebetür. Nahm aus dem Geheimfach einen kleinen Hoch- Blick frei auf...
energieblaster. »Leia!«
»In Ordnung. Wir werden sie schon finden. Sie und alle Luke grinste, und sie erwiderte sein Lächeln. Er lief zu
anderen, die für diese Probleme verantwortlich sind.« ihr. Sie umarmten sich.
»Ihr habt verdammt lange gebraucht«, sagte sie. Betrach-
»Wartet einen Moment«, sagte Lando. tete sie dann genauer und rümpfte die Nase. »Iih, in was
»Was? Warum?« seid ihr denn geschwommen? Ihr riecht wie dieses Zeug, mit
Lando deutete auf einen Verteilerkasten an der Wand. »Er dem Lando uns füttern wollte. Und ihr seht auch so aus.«
gehört zum Sicherheitssystem.« »Wir hatten Probleme mit dem Schiff«, erklärte Luke.
»So?« »Deshalb mußten wir eine Abkürzung durch die Kanäle
»Tretet zur Seite.« nehmen.«
Alle gehorchten. Lando gab einen Blasterschuß auf das ein- Beide sahen Lando an.
fache Schloß ab und öffnete die dünne Wartungsklappe. »Die »Das mit dem Schiff war nicht meine Schuld«, verteidigte
Holokameras und Sensoren des Überwachungssystems sind sich Lando. »Es lag an Hans Modifikationen!«
an diese Glasfaserkabel angeschlossen.« Er wies mit dem Bla- »Egal. Verschwinden wir von hier.«
ster auf mehrere durchscheinend weiße, fingerdicke Kabel. Die fünf rannten los.
»Woher weißt du das?« »Master Luke?«
»Vertrau mir. Ich kenne mich mit solchen Dingen aus.« »Was gibt es jetzt schon wieder, 3PO?«
Mit diesen Worten zerblasterte er die Kabel. Rauch und Fun- »Wir scheinen die Aufmerksamkeit einer Robotpolizei-
ken stiegen in einer kurzlebigen Kaskade aus Gelb und streife erregt zu haben. Sie hat die Verfolgung aufgenom-
Orange auf. Als sich der Rauch verzog, hing der beißende men.«
Gestank von verbranntem Plastik im Korridor. »Dann hängt sie ab.«
»Jetzt werden sie uns nicht mehr sehen können, zumin- »Wie, Master Luke?«
dest nicht in dieser Etage. Wenn wir alle Kästen zerstören, »Flieg einfach so wie Han.«
auf die wir stoßen, sind unsere Gegner so gut wie blind.« Leia an seiner Seite riß die Augen auf. »Du läßt das Schiff
Chewie schrie etwas. Luke fuhr herum. Weitere Wachen von den Droiden fliegen? Bist du verrückt?«
tauchten auf, und sie waren nicht blind, obwohl sie schös- »Sie schaffen das schon. Sie sind bloß nervös, mehr nicht.
sen, als wären sie es. Zum Glück. Sie haben alles unter Kontrolle.«

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»Nein, sei still, R2!« rief 3PO. »Du hast gehört, was Master
Luke gesagt hat. Ich werde jetzt beidrehen und ... huch! Aa-
ah!«
R2s Pfiffe und Triller klangen noch verzweifelter als zu- 38
vor.
»Master Luke! Hilfe! Hilfe!« »Ich werde Generalalarm auslösen«, sagte Guri.
»3PO, was machst du?« »Nein! Wie würde das aussehen? Der Kopf der Schwarzen
R2s Pfiffe klangen wie eine Bandaufnahme im Schnell- Sonne läßt zu, daß seine Sicherheitssysteme durchbrochen
durchlauf. werden? Sage den Außenwachen, sie sollen auf ihren Rük-
»Ich versuche ja, das Schiff hochzuziehen! Sei still. Aaaah!« ken achten - wer auch immer eingedrungen ist, darf nicht
»Klingt, als würden sie abtrudeln«, bemerkte Lando. entkommen.«
»>Sie haben alles unter Kontrolle<«, unkte Leia. »Ich kann Guri nickte und sprach in ihr Kom.
nicht glauben, daß du ihnen das Schiff anvertraut hast.« Sie rannten an dem Raum vorbei, aus dem Leia geflohen
»3PO, mach, was R2 dir sagt! R2, zeig ihm, wie man das war. Nicht weit entfernt gab es einen Überwachungsnexus,
Schiff hochzieht!« eine Substation, von der aus man Zugriff auf die Sicherheits-
Aus dem Kom drang erneut empörtes Trillern, gefolgt systeme hatte und die Bilder der überall installierten Holoka-
von 3POs nervösem Geschnatter. meras abrufen konnte. Sobald die Eindringlinge die Kellerge-
Dann: »Ah, so ist es besser. Wir scheinen den Verfolger schosse verließen, befanden sie sich im Erfassungsbereich des
abgeschüttelt zu haben, Master Luke. Ich glaube, er ist gegen Komnetzes. Es sollte kein Problem sein, sie aufzuspüren.
diese Fußgängerbrücke geprallt, unter der wir beim Abtru- Sie erreichten die Station. Guri tippte Befehle in eine alt-
deln durchgeflogen sind.« modische Tastatur ein. In der Luft erschien Xizors persönli-
»Ich kann nicht glauben, daß du den Droiden das ...« ches Logo. Sie gab den ID-Kode ein und schaltete auf Stimm-
Luke funkelte sie an. »Hörst du endlich damit auf, ja?« Er kontrolle um. »Zeige mir auf Ebene Fünfzehn jeden, der
hob wieder das Kom. »In Ordnung, ihr beide, begebt euch keine unserer Uniformen trägt.«
jetzt zu den Koordinaten, die ich euch genannt habe. Und Das Bild zerbarst in Millionen winzige Punkte, die wie
seid von jetzt an etwas vorsichtiger.« Wasser in einem Abfluß wirbelten und dann verschwanden.
»Wir haben alles unter Kontrolle, Master Luke. Machen Xizor runzelte die Stirn. Tippte sich nachdenklich mit
Sie sich keine Sorgen.« dem Blaster in seiner Hand an den Kopf.
Luke verdrehte die Augen zur Decke und seufzte. »Was ist mit dem Bild?« fragte Guri den Computer.
»Die Holokameras und Sensoren auf Ebene Fünfzehn sind
zur Zeit nicht in Betrieb.«
»Zeige mir Ebene Sechzehn.«
Wieder kein Bild.
»Zeige mir Ebene Siebzehn.«
Dasselbe Ergebnis.
»Zeige mir Ebene Achtzehn.«
Die Luft wirbelte, und ein Gewirr leerer Gänge und Räu-
me wurde sichtbar.
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»Sie sind auf Ebene Siebzehn«, sagte Xizor. aber immerhin etwas. Sie kannte Xizor inzwischen gut ge-
Guri sah ihn an. nug, um zu wissen, daß es besser für sie war, wenn sie nicht
Er wies mit dem Blaster auf das Holobild. »Sie haben die lebend in seine Gewalt gerieten, sollte der Fluchtversuch
Verteilerkästen zerstört, um von uns nicht entdeckt zu wer- scheitern. Hinter seiner charmanten Fassade lauerte ein
den. Hätten sie schon den achtzehnten Stock erreicht, wären Monstrum, und sie hatte nicht die Absicht, noch einmal in
auch dort die Kameras außer Betrieb. Komm.« seine Hände zu fallen.
»Wir wissen nicht, wie viele es sind«, warnte Guri. »Wir
haben mindestens ein Dutzend Wachen verloren. Es ist zu Xizor und Guri betraten den Turbolift. »Ebene Zwanzig«, be-
gefährlich für Sie.« fahl Xizor. »Wir werden dort auf sie warten.«
»Ich entscheide, was für mich zu gefährlich ist«, erwiderte Der Turbolift stürzte in die Tiefe, und der kurze Moment
er. »Und da wir wissen, daß es Skywalker ist, wird dort alles des freien Falls erzeugte in seiner Magengegend ein Gefühl
enden. Ich werde ihn persönlich eliminieren.« wie von einem gefangenen Vogel, der ausbrechen wollte.
Er würde sich in seiner eigenen Burg nicht zum Narren Trotz seines Zornes auf die Eindringlinge spürte er auch so
halten lassen. etwas wie Erregung. Er hatte nicht oft Gelegenheit, seine
Feinde eigenhändig zu beseitigen. Er war sicher, daß einer
»Also ... wie ... lautet... der Plan?« fragte Leia atemlos. der Eindringlinge Luke Skywalker war. Sehr mutig von ihm
»Wir verschwinden von hier«, antwortete Luke. »Wir - und deshalb würde es ihm ein besonderes Vergnügen sein,
schlagen uns zum Falken durch und verlassen den Planeten den Jungen zu töten.
so schnell wie möglich.« Um ihre wiederholten Zweifel nicht Er holte tief Luft und atmete langsam wieder aus, kämpfte
noch einmal hören zu müssen, fügte er hinzu: »3PO und R2 um seine Selbstbeherrschung. Es paßte nicht zu ihm, seinen
werden es schon schaffen.« Gefühlen freien Lauf zu lassen. Andererseits war bis auf Gu-
Sie schüttelte den Kopf. ri und seinen Stab niemand hier. Ihn interessierte nicht, was
Chewie sagte etwas, und Leia vermutete, daß auch der sie dachte, und wenn dies alles vorbei war, würde er seine
Wookiee von ihren neuen Piloten nicht gerade begeistert Wachposten bis auf den letzten Mann ersetzen. Für Xizor
war. war das Versagen eines Mannes gleichbedeutend mit dem
»Hör zu«, knurrte Lando, »wenn wir hier nicht rauskom- Versagen aller. Und er würde dafür sorgen, daß die Offiziere
men, spielt es keine Rolle, wer was fliegt. Komm.« ihre Entlassung als besonders schmerzhaft empfanden.
Leia nickte. Lando schätzte ihre Lage völlig richtig ein. Der Turbolift bremste ab. Sein Gewicht schien zuzuneh-
»Der Mann hat recht«, erklärte Dash. men, als der Boden der Liftkabine härter gegen seine Stiefel-
Luke sagte: »Niemand wird annehmen, daß wir dumm sohlen drückte.
genug sind, uns weiter nach oben zu wagen. Sie werden uns »Ebene Zwanzig«, meldete der Turbolift.
im Erdgeschoß suchen, um uns dort zu erledigen.« Die Tür glitt zur Seite.
Lando lachte. »Ja, das ist das Problem mit unseren Geg- Xizor hob schußbereit den Laser. Er übte jede Woche
nern - sie können sich nicht vorstellen, daß jemand so mehrere Stunden am Schießstand und war ein hervorragen-
dumm ist wie wir. Sie fallen immer wieder darauf herein.« der Schütze.
Leia schüttelte erneut den Kopf. Sie trug jetzt einen Bla- Guri trug keine Waffe; obwohl sie eine exzellente Scharf-
ster, den sie unterwegs einem der getöteten Wachposten ab- schützin war, mußte sie nur selten einen Blaster benutzen.
genommen hatte, und fühlte sich etwas besser. Nicht viel, Sie betraten den Korridor.

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»Zwanzigster Stock«, sagte Dash. »Die Treppe endet hier. Sein Lichtschwert wirbelte wie von fremder Hand geführt
Wir müssen uns einen anderen Weg suchen.« durch die Luft, kam vor seinem Gesicht abrupt zum Halt
»Wie viele Stockwerke hat diese Burg?« und schützte sein linkes Auge ...
»Wenn ich mich recht erinnere, einhundertzwei über dem Er spürte den Aufschlag, als die Energie seiner Klinge die
Boden.« Energie des Blasterstrahls reflektierte. Er hätte ihn sonst di-
»Oh, Mann«, keuchte Lando. »Und wir müssen bis hinauf rekt ins Auge getroffen ...
zum Dach?« Der Nichtmensch feuerte wieder ...
»Nein, im fünfzigsten Stock gibt es eine Landeplattform«, Wieder wirbelte das Lichtschwert von der Macht geführt
erwiderte Luke. durch die Luft. Der Strahl prallte harmlos von der Jedi-Waffe
»Dreißig Stockwerke sind gar nichts«, meinte Dash. »Wir ab, traf als Querschläger den Boden und brannte ein Loch
werden nicht mal schneller atmen.« hinein ...
»Ich kann schon jetzt kaum noch atmen«, keuchte Lando.
»Sie werden alt, Calrissian.« Xizor runzelte die Stirn. Wie hatte er das geschafft? Er konn-
»Genau, und ich würde gern noch sehr viel älter werden.« te unmöglich so schnell sein!
»Es müßte am anderen Ende des Korridors eine weitere Er feuerte wieder ...
Treppe geben«, erklärte Luke. »Etwa sechzig Meter von hier Guri sprang auf den Korridor. Sie hielt einen Stuhl in den
entfernt. Beeilen wir uns.« Händen, ein massives Metallding mit Rollen an den Beinen.
Sie beeilten sich. Sie schleuderte es durch den Gang, als würde es nicht mehr
als ein Kieselstein wiegen ...
Xizor sah sie zuerst, denn Guri öffnete gerade eine Seitentür,
um festzustellen, ob sie sich dahinter versteckten. Einschließ- »Paßt auf!« schrie Luke.
lich Leia waren es fünf Gegner. Der Wookiee - Xizor hatte Ein Stuhl flog auf sie zu. Er konnte ihn nicht mit seinem
damit gerechnet, daß er zurückkommen würde, um die Prin- Schwert abwehren, denn dann riskierte er, vom nächsten
zessin zu befreien - und drei Männer. Einer von ihnen war Blasterstrahl des Schützen getroffen zu werden ...
dunkelhäutig; das mußte der Spieler sein. Ein anderer war Chewie war mit einem Satz an Lukes Seite, riß seinen
ihm unbekannt, und der dritte war Skywalker. Blitzwerfer hoch und schoß ...
Der Dunkle Prinz lächelte. Drehte sich halb, senkte seinen Der Stuhl explodierte und überschüttete sie mit einem
Blaster und zielte mit einer Hand, während er die andere an Hagel scharfkantiger Bruchstücke..
die Hüfte legte, als würde er am Schießstand auf Plastofigu-
ren schießen. Er visierte Skywalkers linkes Auge an, atmete Leia sah Xizor und Guri vor sich. Sie hob ihren Blaster und
halb aus und krümmte langsam den Finger um den Abzug ... schoß. Sah sofort, daß sie zu hoch gezielt hatte, und senkte
die Waffe ein wenig ...
Luke entdeckte den hochgewachsenen Nichtmenschen, als
er gerade seinen Blaster anlegte. Xizor erkannte zwei Dinge: Die Feinde waren ihnen überle-
Oh, oh. Der Bursche schien ein geübter Schütze zu sein. gen, und Skywalker konnte seine Schüsse blockieren. Er war
Er riß sein Lichtschwert aus dem Gürtel, zündete es und mehr erstaunt als verängstigt, aber er wußte, daß er so
ließ die Macht durch sich strömen ... schnell wie möglich vom Korridor verschwinden mußte.
Die tödliche Energielanze zuckte auf Luke zu ... »Weg hier!« schrie er Guri zu.

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Sie stellte sich vor ihn und schützte ihn vor den fünf Geg- Thermodetonator«, erklärte er. »Lando hat drei Stück davon.
nern am Ende des Korridors, während er in den leeren Raum Sie sind mit einem Zeitzünder und einer Totmannschaltung
glitt, aus dem sie den Stuhl geholt hatte. Eine Sekunde später ausgerüstet. Man legt diesen Schalter hier um, drückt diesen
folgte sie. Knopf und hält ihn fest. Wenn man ihn losläßt, ohne vorher die
»Das ist ein interessanter Trick, den er da mit seinem Totmannschaltung entschärft zu haben, geht das Ding hoch.«
Lichtschwert anstellt«, bemerkte Xizor. »Und was passiert dann genau?«
»Er ist mit Vader verwandt«, sagte sie. »Soll ich jetzt die »Es kommt zu einer schwachen thermonuklearen Fu-
Wachen rufen?« sionsreaktion.«
Er seufzte. »Rufe sie.« »Ja, aber stark genug, um alles in der Nähe in Atomstaub
Guri sprach bereits in ihr Kom. zu verwandeln.«
»Ich verstehe. Das bedeutet, daß es auch uns erwischt,
»Das war Xizor!« schrie Leia. wenn die Bombe hier hochgeht, richtig?«
»Gut. Schnappen wir ihn uns!« schrie Luke zurück. »Richtig. Aber ich wette, daß unser Freund, der Kopf der
»Vergeßt es«, knurrte Lando. »Seht mal, wer da kommt!« Schwarzen Sonne, nicht möchte, daß das Ding explodiert, so-
Am anderen Ende des Korridors stürmten ein Dutzend lange er in der Nähe ist. Seiner Burg dürfte es auch nicht gut
Wachen um die Ecke und eröffneten das Feuer. bekommen.«
»Da hinein!« brüllte Dash. Sie nickte. »Ich möchte es mir genauer ansehen.«
Links von ihnen befand sich eine Tür. Chewie warf sich Dashs Augen weiteten sich. Luke nickte ihm zu.
gegen sie und riß sie aus den Angeln. Leia folgte ihm, dann Leia nahm den Sprengsatz an sich und untersuchte ihn.
kamen Lando und Dash. Luke parierte die Strahlen, die ihn »Und wenn man die Totmannschaltung nicht benutzt?«
wie ein Blitzgewitter umzuckten, und zog sich rückwärts in »Er hat auch einen Zeitzünder, der auf fünf Minuten ein-
den Raum zurück, der sich als eine Art Büro entpuppte. gestellt ist. Sie müssen diesen Knopf drücken, um ihn zu ak-
Sie sahen sich an. tivieren, danach läßt sich das Ding nicht mehr entschärfen.«
»Was jetzt?« fragte Leia. »Verstanden.« Sie wog den Metallball in der Hand und
Durch die aufgebrochene Tür sengten weitere Blaster- schob ihn dann in den Kopfjägerhelm, der an ihrem Gürtel
strahlen. hing.
Lando warf Luke einen Blick zu und erntete ein Nicken. Die Männer sahen sich an. Luke sagte: »Äh, Leia ...«
»Okay«, knurrte Lando, »die Zeit für verzweifelte Maßnah- »Dash sagte, wir haben noch mehr davon, richtig? Ich will
men ist gekommen.« Er griff in seinen kleinen Rucksack und den hier behalten. Vielleicht brauche ich ihn noch.«
brachte einen silbernen Ball von der Größe einer Männerfaust Luke zuckte die Schultern. »Okay. Wir haben ihn ohnehin
zum Vorschein. Er wies einige Kontrollen auf, einen finger- von deinem Geld gekauft.«
breiten Schlitz an der Äquatorebene mit eingebauter elektro- Draußen wurde das Feuer eingestellt.
nischer Diode und eine zweite Diode an der Oberseite. »Ich schätze, wir sollten uns mit Xizor unterhalten«, sagte
Leia starrte den glänzenden Ball an, dann Luke. Er nickte Luke.
Dash zu. Lando reichte ihm einen weiteren Thermodetonator. Luke
Weitere Blasterblitze zuckten durch die Tür. Die Wachen drückte die Kontrollen. Der Sprengsatz begann zu piepen.
hatten offenbar noch nicht bemerkt, daß niemand zurückschoß. Winzige Lichter blinkten.
Dash nahm Lando den Ball aus der Hand. »Das ist ein Luke holte tief Luft.

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Xizor schlüpfte auf den Korridor und folgte den Dutzend Xizor dachte fieberhaft nach. Wenn der Junge nicht bluffte
Wachen, die sich vorsichtig einer offenen Tür am Ende des und jemand ihn erschoß, würde ein Klasse-A-Detonator
Gangs näherten. mehrere Stockwerke dieses Gebäudes binnen eines Augen-
Er hörte ein leises, regelmäßiges Piepen. Was war das? blicks in Asche verwandeln. Wahrscheinlich würde die ge-
Skywalker trat auf den Korridor. Die Wachen richteten ih- samte Burg einstürzen und alle unter sich begraben, die sich
re Blaster auf ihn, aber der Junge hatte sein Lichtschwert in ihr aufhielten.
nicht gezogen. Statt dessen hielt er einen kleinen Metallball Er konnte sich eine neue Burg bauen. Aber wenn die
in der Hand ... Bombe in seiner unmittelbaren Nähe explodierte, würde er
Xizor hatte nicht sein ganzes Leben am Schreibtisch ver- sterben. War er bereit, alles zu riskieren, für das er ein Leben
bracht. Früher hatte er aktiv gekämpft, und er erkannte eine lang gearbeitet hatte, nur aus der vagen Hoffnung heraus,
Bombe, wenn er sie sah. daß Skywalker kein Selbstmörder war? Er war Vaders Ver-
»Nicht schießen!« schrie er. »Senkt eure Waffen!« wandter, oder? Vader würde nicht bluffen. Und diese Alli-
Die Wachen starrten ihn an, als hätte er den Verstand ver- anz-Typen hatten mehr als einmal bewiesen, wie tapfer sie
loren, aber sie gehorchten. kämpften, selbst wenn sie einer erdrückenden Übermacht
»Gute Idee«, nickte Luke. gegenüberstanden.
Die anderen Eindringlinge und Leia traten auf den Korri- Nein. Er konnte das Risiko nicht eingehen.
dor und stellten sich hinter Skywalker. »In Ordnung. Verschwinden Sie. Niemand wird Sie auf-
Das Piepen war in der Stille plötzlich sehr laut. Winzige halten.«
Lichter blinkten an dem Metallball. Nur wenn er weiterlebte, konnte er sie zur Strecke brin-
»Sie wissen, was das ist?« fragte Skywalker. gen. Wenn er tot war ... nun, tot war tot.
»Ich kann es mir vorstellen«, erwiderte Xizor. Vier von ihnen drängten sich an den Wachen vorbei, die
»Die Bombe ist mit einer Totmannschaltung versehen«, sich fast überschlugen, ihnen aus dem Weg zu gehen, als
erklärte Luke. »Wenn ich den Knopf loslasse ...« würden ein paar Meter irgendeinen Unterschied machen.
Er mußte den Satz nicht beenden. Narren.
»Was wollen Sie?« Skywalker stand ihm jetzt allein gegenüber.
»Von hier verschwinden. Meine Freunde und ich.« Xizor verfolgte, wie sich die anderen entfernten. Vielleicht
»Wenn die Bombe hochgeht, sterben Sie ebenfalls. Genau war Guri schnell genug, um die Bombe zu ergreifen, bevor
wir Ihre Freunde.« Er sah Leia an. Was für eine Verschwen- sie hochging ...
dung! Wo war Guri?
Der Junge zuckte die Schultern. »Wie es aussieht, sind wir Vielleicht, dachte Xizor, konnte er Skywalker bluffen. »Sie
sowieso schon tot. Wir haben nichts zu verlieren. Wie ist es haben mir eine Menge Ärger gemacht«, sagte er laut.
mit Ihnen? Sind Sie bereit, all das aufzugeben?« Er machte »Tut mir leid«, erwiderte der Junge, »aber Sie haben es so
eine Handbewegung, die das ganze Gebäude umfaßte. »Dies gewollt.«
ist ein Klasse-A-Thermodetonator. Sie wissen, was das be- »Ich könnte Sie immer noch erschießen.«
deutet?« »Sie könnten es versuchen.« Er zog mit der freien Hand
»Ich glaube, Sie bluffen.« sein Lichtschwert und zündete es.
»Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Ent- »Ich könnte auch einen der anderen erschießen. Ihren
scheiden Sie sich.« Freund, den Wookiee. Oder die Prinzessin.«

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»Wir wären alle Atomstaub, ehe sie den Boden berührt.
Sie eingeschlossen.«
Es war ein Patt, und Skywalker wußte es.
Xizor sah sich um. Plötzlich blieben die vier stehen. Der 39
dunkelhäutige Mann griff in seinen Rucksack und brachte
einen weiteren glänzenden Ball zum Vorschein. Sie nahmen den Lift und wiesen ihn an, sich zu beeilen. We-
Xizor starrte ihn finster an. »Was soll das? Sie können uns niger als eine Minute später erreichten sie den fünfzigsten
nicht mehr als einmal in die Luft jagen.« Stock. Während der Fahrt deaktivierte Luke den Thermode-
Der dunkelhäutige Mann grinste. Neben ihm befand sich tonator und gab ihn an Lando zurück. Es war unwahrschein-
ein Müllschlucker, und er öffnete ihn. Er führte zu den Re- lich, daß Xizor in der Zwischenzeit seine Wachen dazu ge-
cyclingtonnen im untersten Kellergeschoß. Der Mann drück- bracht hatte, die Verfolgung aufzunehmen. Jeder mit einem
te einen Knopf an der Bombe. Sie piepte und blinkte ... Funken Verstand würde den nächsten Ausgang ansteuern,
Xizor hatte eine schreckliche Ahnung. Er schrie: »Nein!« zumal der Alarm so laut heulte, daß man kaum noch richtig
Aber der Mann warf die Bombe in den Müllschlucker. denken konnte. Vermutlich hatte eine der fliehenden Wa-
»Sie haben fünf Minuten, um das Gebäude zu verlassen«, chen den Evakuierungsalarm ausgelöst.
sagte der dunkelhäutige Mann. »Ich an Ihrer Stelle würde Sie sollten genug Zeit haben, um von hier zu verschwin-
mich beeilen.« den ...
Xizor fuhr zu seinen Wachen herum. »Fahrt mit den Tur- Vorausgesetzt, 3PO und R2 hatten es bis zum Treffpunkt
boliften hinunter in den Keller und findet diese Bombe! Los, geschafft.
bewegt euch!« Wenn nicht, würden sie nicht viel Gelegenheit haben, es
Aber er verschwendete seine Zeit. Die Wachen gerieten in zu bedauern.
Panik, rannten schreiend davon und liefen ihn dabei fast Die Türen des Aufzugs öffneten sich, und als sie ihn ver-
über den Haufen. ließen, drängten sich zwanzig oder dreißig panikerfüllte
Als er sich wieder gefangen hatte, waren Skywalker und Leute an ihnen vorbei in den Lift, so daß in der Kabine kaum
Leia und die anderen verschwunden, und die Wachen beeil- noch Raum zum Atmen blieb. Wer es nicht schaffte, fluchte
ten sich, es ihnen nachzumachen. oder schrie oder weinte, stürzte zur nächsten Turbolifttür
Verflucht! und hämmerte auf den Rufknopf.
In fünf Minuten würde Xizors Burg nur noch ein Trüm- »Muß Feierabend sein«, kommentierte Dash.
merhaufen sein. »Sie haben noch genau vier Minuten«, meinte Lando mit
Xizor rannte los. Er hatte einen privaten Express-Turbo- trockener Stimme. »Sie sollten sich besser beeilen.«
lift. Wenn er sich beeilte, hatte er genug Zeit, um an Bord sei- »Sei nicht so zynisch«, wies ihn Luke zurecht.
nes Schiffes zu gehen und von hier zu verschwinden. »Das hätten sie sich überlegen müssen, bevor sie sich ent-
Innerlich kochte er. Kaltes Feuer brannte seine Selbstbe- schieden, für die Schwarze Sonne zu arbeiten«, sagte Lando.
herrschung weg und hinterließ mörderische Wut. Er würde »Ein Verbrecher zu sein ist eine hochriskante Angelegen-
sein Schiff besteigen und sie verfolgen - wenn nötig, sogar heit.«
bis ans Ende der Galaxis. »Die Landeplattform müßte in dieser Richtung liegen«,
Sie würden mit ihrem Leben für alles bezahlen, was sie sagte Dash. »Kommen Sie.«
ihm angetan hatten. Im Korridor befanden sich nicht mehr viele Leute. Ein

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weiterer Turbolift hielt, und die Nachzügler drängten in die gen«, erinnerte er. »Und Sie wollen ein Spielchen mit mir
bereits halbvolle Kabine, die wahrscheinlich von oben ge- treiben?«
kommen und auf dem Weg zum Erdgeschoß war. Als sich »Es wird nicht lange dauern. Haben Sie Angst vor dem
die Türen schlössen, schienen die fünf allein zu sein. Tod, Skywalker?«
Sie rannten in die Richtung, die Dash ihnen gezeigt hatte. Ja, natürlich hatte er ...
Fünfzig Meter weiter hörte Luke etwas. Er griff mit der Aber dann, blitzartig, erkannte er, daß er in Wirklichkeit
Macht hinaus, konnte aber nichts entdecken. Er gab den an- keine Angst hatte.
deren einen Wink. »Geht voraus, ich komme gleich nach.« Die Macht war in ihm. Was geschehen mußte, geschah.
Sie gehorchten. Sie sprang ihn an ...
Er zog sein Lichtschwert, zündete es ... Sie war unglaublich schnell. Auf sich allein gestellt, hätte
»Seht, der Jedi-Ritter«, sagte eine Frau. »Der legendäre er nie rechtzeitig ausweichen können, aber er war eins mit
Mann.« der Macht.
Er fuhr herum. Vor ihm stand die Frau namens Guri. Eine Er glitt zur Seite und trat nach ihr, als sie an ihm vorbei-
Droidenfrau. Lando hatte sie unterwegs in allen Einzelheiten flog. Traf sie an der Hüfte, so daß sie ins Stolpern geriet, aber
beschrieben. sie stürzte nicht.
»Sie haben meinem Master großes Leid zugefügt«, sagte »Gut«, sagte sie.
Guri. »Dafür haben Sie den Tod verdient.« Schön, daß sie so dachte. Sie war übernatürlich schnell,
Luke richtete die Schwertspitze auf sie. Sie schien keine und nur dank der Macht konnte er es mit ihr aufnehmen.
sichtbare Waffe zu tragen, aber Lando hatte ihm erzählt, wie Sie umkreiste ihn, suchte nach einer Blöße ...
schnell sie war. Und wie stark. »Luke ...!«
»Aber Sie haben diese Klinge, und ich bin unbewaffnet«, Leias Schrei lenkte ihn ab. Aus den Augenwinkeln suchte
fügte sie hinzu. Sie zeigte ihm ihre leeren Hände. er nach ihr, entdeckte sie und die anderen, die sich in diesem
Ihm blieben noch vielleicht drei Minuten. Am vernünftig- Moment umdrehten und ihn ansahen ...
sten wäre es, sie niederzustrecken und weiterzurennen. Das genügte Guri. Sie machte einen großen, geschmeidi-
Oder sie zumindest mit seinem Schwert aus dem Weg zu gen Schritt und schlug zu ...
scheuchen, um pünktlich zu seinem Rendezvous mit dem - Luke wich zurück, aber ihre Faust bohrte sich trotzdem
wie er hoffte - Falken zu kommen. hart in seinen Magen.
Aber - warum sollte er ausgerechnet jetzt anfangen, das »Uff!«
Vernünftige zu tun? Sie stieß mit dem Ellbogen nach, doch er warf sich zur Sei-
Er deaktivierte sein Lichtschwert, befestigte es wieder an te, rollte ab und kam mit erhobenen Händen wieder hoch,
seinem Gürtel und vergewisserte sich, daß er es nicht verlie- als sie zum nächsten Schlag ausholte ...
ren würde. »Was willst du?« Er verlor den Kontakt zur Macht. Er war auf sich allein
»Einen Wettkampf«, sagte sie. »Mein Master mißt sich gestellt...
stets mit den tödlichsten Gegnern, die er finden kann. Es gibt Sie traf ihn neben dem Ohr, und er ging betäubt zu Bo-
keinen Mann, der mir im waffenlosen Zweikampf gewach- den.
sen ist. Vielleicht abgesehen von einem Jedi-Ritter, falls die Wenn ihm nicht sofort etwas einfiel, würde sie ihn um-
Geschichten stimmen.« bringen!
»Dieses Gebäude wird in drei Minuten in die Luft flie- Die Macht. Laß sie fiir dich kämpfen, Luke!

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Luke hörte Bens Stimme wie aus großer Entfernung, Luke senkte die Klinge. Deaktivierte sie. »Komm mit uns.
durch Raum und Zeit hallend. Ja. Er schnappte nach Luft, als Wir können dich umprogrammieren lassen.«
Guri ihre Hand hob, sie aber nicht zur Faust ballte, sondern Sie setzte sich auf. »Nein. Wenn Sie einen Weg finden,
zu einem Handkantenschlag ausholte und dabei triumphie- meinen Gedankenblock zu überwinden und meine Erinne-
rend grinste ... rungsspeicher anzuzapfen, wird es fatale Folgen für mich
Als er die Luft wieder ausstieß, befreite er sich auch von haben - und für meinen Master. Wir sind für zu viele Ver-
seiner Furcht. brechen verantwortlich. Es ist besser, wenn Sie mich jetzt tö-
Er mußte der Macht rückhaltlos vertrauen ... ten.«
Guri wurde langsamer, als hätte sich die Zeit um sie herum »Es ist nicht deine Schuld«, sagte er. »Du hast dich nicht
plötzlich in eine zähe Masse verwandelt. Er sah, wie sich ihre selbst programmiert.«
Hand senkte, sah, wie sie sich bewegte, um ihn zu zerschmet- »Ich bin, was ich bin, Jedi. Ich glaube nicht, daß es für
tern, aber sie war so unglaublich langsam, daß er mühelos zur mich eine Rettung gibt.«
Seite rollen und aufstehen konnte, ehe sie ihn erreichte ... »Luke! Komm endlich!«
Er hatte dabei das Gefühl, sich mit normaler Geschwin- Er schüttelte den Kopf. »Es hat heute schon genug Tote
digkeit zu bewegen, obwohl die Luft ihm Widerstand entge- gegeben«, erklärte er. »Ich werde dich verschonen.« Er nick-
gensetzte und wie ein kräftiger Wind in seinen Ohren te ihr knapp zu, machte kehrt und rannte weiter.
rauschte.
Er kam hoch, drehte sich und wehrte ihren zeitlupenhaf- Leia beobachtete, wie Luke sein Lichtschwert deaktivierte,
ten Schlag mit der Handfläche ab. Dann versetzte er ihr mit etwas zu der am Boden liegenden Guri sagte, sich umdrehte
dem linken Fuß einen Tritt gegen ihren rechten Knöchel. und zu ihnen rannte.
Noch immer wie in Zeitlupe verlor sie den Boden unter den Sie hatte jedes Zeitgefühl verloren, aber bis zur Explosion
Füßen, fiel langsam, ganz langsam und landete auf dem konnte es nicht mehr lange dauern.
Rücken. Die fünf erreichten kurz darauf die Landeplattform.
Die Zeit beschleunigte sich. Vom Millennium Falken fehlte jede Spur.
Leias Schrei hallte noch immer durch den Korridor.
Guri schlug auf dem Boden auf. Er hatte noch nie einen Xizors persönliches Schiff, die Xanthippe, stand vollgetankt
derart harten Aufprall gehört; der ganze Boden bebte und und startbereit auf dem Dachlandefeld. Da überall die
dröhnte. Alarmsirenen heulten und zur Evakuierung des Gebäudes
Guri konnte sich nicht mehr bewegen. aufforderten, war er ein wenig überrascht, daß die Schiffs-
Luke zog sein Lichtschwert und zündete es. Die Droiden- wachen ihren Posten nicht verlassen hatten, obwohl sie sehr
frau stellte eine tödliche Gefahr dar; er mußte ihre Existenz nervös waren.
beenden. Er hob die Klinge. »Das Gebäude wird in die Luft fliegen«, sagte Xizor, als
Gelähmt auf dem Rücken liegend, rang sie sich ein Lä- würde er über das Wetter plaudern. »Nehmt einen Gleiter
cheln ab. »Sie haben verdient gewonnen«, sagte sie. »Ma- und verschwindet von hier. Ihr habt zwei Minuten, um die
chen Sie schon.« Burg zu verlassen.«
Sie hätte dich getötet. Die Wachen verbeugten sich und stürzten davon. Viel-
Wieder dehnte sich die Zeit wie Plastik, das in einem hei- leicht war das Versagen eines Mannes doch nicht gleichbe-
ßen Feuer schmolz ... deutend mit dem Versagen aller. Wenn das hier vorbei war,

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würden diese beiden Wachen ihren Job behalten, vielleicht schoß dann davon, als hätte sie einen Tritt von einem riesi-
sogar befördert werden. Loyale Mitarbeiter waren heutzuta- gen Stiefel bekommen.
ge schwer zu finden. Das heranrasende Schiff verfehlte sie um Haaresbreite.
Er lief zur Xanthippe und schloß die Schleuse hinter sich. Was für ein Idiot steuerte bloß diesen Frachter?
Es würde eine Minute dauern, alle Systeme hochzufahren. Es spielte keine Rolle. Er war in Sicherheit. Für einen Mo-
Dreißig Sekunden später würde er fünf Kilometer entfernt ment fragte er sich, was aus Guri geworden war. Ein weite-
sein - die Xanthippe war eins der schnellsten Schiffe auf dem rer Verlust.
Planeten. Nun ja, das Leben war manchmal hart. Der Trick war, zu
Er ließ sich in den Kontrollsitz fallen, strich mit der Hand überleben - und wieder einmal hatte der Dunkle Prinz es ge-
über die Computersensoren und verfolgte, wie die Monitore schafft. Er hatte überlebt, und seine Feinde würden es bald
aufleuchteten. Er würde zu seinem Himmelsdom fliegen. Er bereuen.
hatte eine eigene kleine Flotte auf der Raumbasis stationiert
- mehrere Korvetten, ein paar Fregatten, Hunderte von um- Dash sah es zuerst. »Mutter des Wahnsinns!« schrie er und
gebauten überschüssigen Jägern. Er nahm an, daß jene, die riß den Arm hoch.
für die Zerstörung seiner Burg verantwortlich waren, von ei- Luke blickte auf und sah den Millennium Falken heran-
nem in der Nähe wartenden Schiff gerettet werden sollten. rasen.
Wenn dieses Schiff den Orbit erreichte, würde seine Flotte Er flog viel zu schnell und rotierte wie ein durchgedrehter
bereitstehen. Spielzeugkreisel. Dann, langsam, stabilisierte sich das eiern-
»Alle Systeme grün«, meldete der Computer der Xan- de Schiff; es drehte sich nicht mehr, aber es war immer noch
thippe. viel zu schnell ...
Gut. Er griff nach den Repulsorkontrollen. Ihm blieb noch »Duckt euch!« stieß Lando hervor.
über eine Minute. Die fünf warfen sich zu Boden.
Er zögerte einen Moment und betrachtete durch die Sicht- Es kam fast zu einer Kollision. Einen knappen Meter vor
luke seine Burg. Eine Schande, daß sie zerstört werden wür- der Landeplattform stoppte das Schiff und scherte nach steu-
de. Er hatte viele gute Jahre hier verbracht, und sie würde erbord aus. Die verdrängte Luft zerrte an ihnen.
ihm fehlen. Aber er würde eine neue Burg bauen, größer, Luke hob den Kopf und sah, wie die Backbordseite des
besser, majestätischer. Falken eine Dopplersensorphalanx streifte und in tausend
Bis er die Burg des Imperators übernehmen konnte. Stücke zerbersten ließ.
Er betätigte die Repulsorkontrollen. Die Xanthippe löste »3PO, ich bring' dich um!« brüllte Lando.
sich sanft vom Landefeld und stieg hinauf ins helle Sonnen- Luke und die anderen sprangen wieder auf und verfolg-
licht. ten, wie das Schiff beidrehte. Er nahm sein Kom vom Gürtel.
Er hatte mehrere hundert Meter zurückgelegt und war »3PO, Triebwerke ausschalten! Nur die Repulsoren einset-
schon in Sicherheit, als er einen heruntergekommenen corel- zen! Und mach schnell!«
lianischen Frachter auf sich zurasen sah. Das Schiff schien »Ich versuche es ja, Master Luke. Die Kontrollen reagieren
außer Kontrolle zu sein; es drehte sich spiralförmig um seine viel zu empfindlich.«
horizontale Achse, bockte und stampfte. Das Schiff schoß hundert Meter in die Höhe. R2 pfiff so
Xizor fluchte, fuhr die Nottriebwerke hoch und drehte ab. schnell und so laut, daß ihm jeden Moment ein Schaltkreis
Die Xanthippe scherte ruckartig nach backbord aus und durchbrennen mußte.

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Der Falke schlingerte, neigte sich zur Seite und stürzte in Chewie packte Leia, hob sie hoch und rannte. Dash und
die Tiefe. Kurz bevor er auf dem Dach einschlagen konnte, Lando waren direkt hinter ihm, gefolgt von Luke.
fing er sich wieder und stieg auf einer unsichtbaren Luftsäu- Als Luke das Schiff erreichte, wurde die Rampe bereits
le steil nach oben. eingefahren.
Schließlich verlor das Schiff an Geschwindigkeit. Schien Luke folgte den anderen zum Cockpit.
wie ein Blatt im Wind sanft nach unten zu sinken, um dann Ihnen blieben vielleicht noch dreißig Sekunden ...
zum Halt zu kommen und fünfzig Meter über ihren Köpfen Dash stürmte als erster ins Cockpit. Lando und Luke wa-
zu verharren. ren ihm dicht auf den Fersen.
Luke sah sich um. Fünfzig Meter, fünftausend Meter - es »Beweg dich!« schrie Dash 3PO an.
war zu weit entfernt. Ihnen blieb nur noch weniger als eine »Ich bewege mich ja, ich bewege mich ja!«
Minute. Dash schob 3PO zur Seite und glitt in den Sitz. Seine Hän-
»Bring die Kiste runter, du idiotischer Droide!« schrie de tanzten über die Kontrollen.
Lando. 3PO stolperte gegen den Kopilotensitz und fiel zu Boden.
»Schade, daß Leebo nicht an den Kontrollen sitzt«, be- R2 pfiff hysterisch.
merkte Dash. »Er ist ein verdammt guter Pilot.« »Es gibt keinen Grund, so grob zu sein, Master Dash ...«
»Wünschen Sie sich lieber, daß wir an den Kontrollen sit- Von unten drang ein dumpfes Grollen. Der Falke schüttel-
zen«, meinte Leia. te sich.
Neben dem Ausgang entdeckte Luke zwei Gestelle, die an »Los, Dash!« schrie Lando.
gefaltete Flügel erinnerten. Plötzlich erkannte er, um was es Luke sah nach draußen, und trotz der Lebensgefahr, in
sich handelte: Paragleiter. Wenn man einen davon anlegte, der sie sich befanden, bemerkte er etwas.
konnte man zum Dach eines niedrigeren Gebäudes oder Einer der Paragleiter war verschwunden.
durch die Straßenschluchten segeln. Wenn das Schiff nicht in Das Schiff schwankte, krängte, drohte abzutrudeln ...
den nächsten Sekunden landete, würde er Leia an einen der ... stieg in die Höhe ...
Gleitschirme schnallen und vom Gebäude werfen. Der ande- »Los, los!«
re Paragleiter würde vier Personen tragen müssen, darunter Der Millennium Falke raste seitlich davon. Im selben Mo-
einen Wookiee. ment sah Luke, wie das Gebäude erbebte und die Lande-
Sie würden viel zu schwer sein, aber es bestand eine ge- plattform abbrach und in die Tiefe stürzte, während das gan-
ringe Chance, daß es funktionierte - er hatte beim Kampf ge- ze Gebäude wie ein Turm aus Sand, dem man das
gen die Läufer auf Hoth gelernt, wie man einen Sturz mit der Fundament weggetreten hatte, in sich zusammenfiel. Rauch
Macht verlangsamte. Und Master Yoda hatte ihm noch mehr stieg auf; der Rauch wurde von einem durchdringenden
beigebracht... Quietschen begleitet, wie von einem riesigen Nagel, der aus
»Da kommt er!« rief Dash. feuchtem Holz gezogen wurde. Feuersäulen stiegen brüllend
Der Falke sank langsam nach unten. Sie wichen zurück. in den Himmel. Dicke elektrische Kabel spuckten farben-
Das Schiff hing für einen Moment zwei Meter über der Lan- prächtige Funkenschauer. Dinge explodierten und über-
deplattform und fiel dann wie ein Stein. Die Landestützen schütteten sie mit einem Trümmerhagel. Das Schiff dröhnte
ächzten, brachen aber nicht. Die Einstiegsrampe an der unte- unter den Einschlägen ...
ren Schleuse senkte sich. Dash aktivierte die Triebwerke, und der Falke schoß in die
»Los, los, los!« schrie Luke. Höhe ...

360 361
Unter ihnen verwandelte sich die Burg Xizors, Unterlord
der Schwarzen Sonne, in eine brennende, rauchende Ruine.
Zum erstenmal hatte Lando keine witzige Bemerkung pa-
rat. 40
Leia gesellte sich zu den anderen ins überfüllte Cockpit.
»Verschwinden wir von hier«, sagte Luke. »Und zwar so Xizor war wütend. Er konnte sich nicht erinnern, seit dem
schnell wie möglich.« Tod seiner Familie so wütend gewesen zu sein. Seine Burg
»Verstanden«, nickte Dash. war zerstört, seine Besitztümer, seine riesigen Informations-
3PO stand steifbeinig auf. »Ich finde, daß ich als Pilot gar speicher, alles war innerhalb eines Augenblicks vernichtet
nicht so schlecht war.« worden. Artefakte und Aufzeichnungen, die nicht ersetzt
Alle drehten sich und starrten den Droiden an. werden konnten, weil es von ihnen keine Kopien gab.
»Aber ich glaube nicht, daß ich es so bald wiederholen Erpressermaterial, persönliche Projekte, die größten Geheim-
möchte«, fügte er hastig hinzu. nisse der Schwarzen Sonne, alles, was er seit seiner Macht-
Luke schüttelte den Kopf, lächelte und begann zu kichern. übernahme zusammengetragen hatte, war zu Asche gewor-
Die aufgestaute nervöse Spannung entlud sich. Ein paar den - einfach so. Es würde Jahre dauern, sich davon zu
Sekunden später lachten alle bis auf 3PO und R2. erholen, und sollte ihm etwas zustoßen, würde sein Nachfol-
»Was ist so komisch?« fragte 3PO indigniert. ger nicht einmal wissen, was alles verloren war, weil er nie
Das löste neues Gelächter aus. Sie hatten es geschafft. Sie erfahren würde, daß es überhaupt existiert hatte. Er würde
waren in Sicherheit. nicht einmal wissen, wer dafür verantwortlich war - alle Da-
Nun, fast. Aber zumindest sollten die größten Schwierig- ten über Skywalker und die Prinzessin waren in seinem
keiten hinter ihnen liegen. Computer gespeichert gewesen, der sich zusammen mit den
Sicherungsdateien in Schlacke verwandelt hatte.
Als Xizor Verbindung mit seinem Himmelsdom aufnahm,
verriet seine Stimme nichts von der Wut, die in ihm kochte.
Er war überzeugt, daß der kleine corellianische Frachter, der
ihn beim Start von seiner Burg fast gerammt hätte, jenes
Schiff war, nach dem seine Leute suchten.
Das Schiff, das gekommen war, um Skywalker und Leia
und ihre Freunde zu retten.
Vielleicht hatte es die Mission nicht erfüllen können. Aber
in Anbetracht der Ereignisse der letzten Zeit war es nicht
sehr wahrscheinlich. Er mußte sicher sein.
Es hatte einige Vorteile, der Besitzer eines Reedereikon-
zerns zu sein, wenn es darum ging, Schiffe zu beschreiben.
»In Kürze wird ein corellianischer Frachter den Planeten ver-
lassen«, informierte er den Commander seiner Flotte über
Kom. »Es ist ein YT-Dreizehnhundert, etwas über fünfund-
zwanzig Meter lang, mit einer Kapazität von hundert Ton-
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nen. Lokalisieren und zerstören Sie ihn. Ich wäre auch zu- Vader war so entzückt, wie es ihm möglich war. Sie hat-
frieden, wenn es Ihnen gelingt, den Frachter manövrierunfä- ten lange genug nach Xizors Regeln gespielt. Jetzt bestimmte
hig zu schießen und die Crew und Passagiere gefangenzu- er das Spiel.
nehmen.
Doch wenn ihm die Flucht gelingt, sind Sie und alle ande- »Können Sie die Steuerung übernehmen, Luke?« fragte
ren, die ich für den Fehlschlag verantwortlich mache, noch Dash.
vor dem nächsten Sonnenaufgang Dünger - habe ich mich »Sicher.« Luke saß bereits im Kopilotensitz und über-
klar genug ausgedrückt?« nahm die Kontrollen. »Wo wollen Sie hin?«
»Ich habe verstanden, mein Prinz.« »Nirgendwo. Ich muß nur mein Pferd herbeipfeifen.«
»Gut.« Er griff nach dem Komschalter, um die Verbin- »Was?«
dung zu unterbrechen. »Bald gehörst du mir, Skywalker.« Dash löste einen kleinen schwarzen Würfel von seinem
»Wie bitte, Hoheit?« Gürtel. »Ein Langstreckenkom, das auf einer abgeschirmten
»Was? Nichts. Vergessen Sie es.« Frequenz sendet. Es wird Zeit, daß Leebo mein Schiff in den
Er legte den Schalter um und beendete die Verbindung. Orbit bringt. Wenn Sie nichts dagegen haben, borge ich mir ei-
Wahrscheinlich hätte er Skywalkers Namen nicht am Kom nen Ihrer Vakuumanzüge - die Kiste ist doch mit Vakanzügen
erwähnen sollen, aber es spielte keine Rolle. Die Übertra- ausgerüstet, oder? - und kehre auf mein Schiff zurück. Ich
gung war verschlüsselt gewesen. Es spielte wirklich keine kann es kaum erwarten, diesen Schrotthaufen zu verlassen.«
Rolle. Er stand kurz vor seinem Ziel. Luke lächelte. »Kein Problem.«
Er warf einen Blick auf die Zeitanzeige der Konsole. In »Danach gehen Sie Ihren Weg, und ich gehe meinen. Ich
Kürze würde er den Himmelsdom erreichen. schätze, die Reinigungskosten für dieses Gebäude dort un-
ten dürften die Rechnung ausgleichen, die ich noch mit dem
»Mein Lord Vader, Sie wollten informiert werden, wenn ir- Imperium offen habe.«
gendwo dieser Name auftaucht«, sagte der Offizier. »Sie sollten sich wirklich überlegen, sich der Allianz anzu-
Vader starrte den Mann an. Nahm ihm den Ausdruck aus schließen«, sagte Luke. »Sie sind ein guter Mann, und wir
der Hand und überflog ihn. würden uns freuen, Sie bei uns zu sehen.«
»Woher kommt das?« »Danke, Luke, aber lieber nicht. Ich habe noch nie viel An-
»Es handelt sich um eine verschlüsselte Übertragung von schluß gebraucht.«
dem Schiff Xanthippe, mein Lord, mit Kurs auf den Himmels- Er drückte den Kommandoknopf an seinem Spezialkom.
dom Falleenfaust im hohen Orbit. Das Schiff gehört...« »He, Leebo, du Rosteimer, gib Gas und erwarte mich an fol-
»Ich weiß, wem es gehört«, unterbrach Vader. Er zer- genden Koordinaten.«
knüllte den Ausdruck in der Hand. »Mein Master ist im Moment nicht hier. Mit wem spreche
Und obwohl es der diensthabende Offizier nicht sehen ich, bitte?«
konnte, lächelte Vader und ignorierte den Schmerz, den das »Sehr witzig«, knurrte Dash. Er sah Luke an. »Kaufen Sie
Lächeln verursachte. sich bloß keinen Droiden, der von einem erfolglosen Komi-
»Machen Sie meine Fähre startklar«, befahl er. ker programmiert wurde.«
Er hatte Xizor gewarnt, sich von Luke fernzuhalten. Der
Kriminelle hatte diesen Befehl ignoriert. Xizor landete ohne Zwischenfälle auf dem Himmelsdom.
Das war ein großer Fehler. Seine Flotte war bereits gestartet. Da sie über die erforderli-

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chen Genehmigungen verfügte, kümmerte sich die imperiale Ein greller grüner Strahl aus Licht blitzte zwischen den
Flotte nicht um sie. beiden Schiffen auf. Der Leuchtspurstrahl einer schweren
Xizor eilte zur Kommandozentrale, ein Deck, das von ei- Schiffskanone - im Vakuum konnte man den Laser selbst na-
ner Stahlglaskuppel überwölbt war, die ihm einen ungestör- türlich nicht sehen, aber er folgte der ionisierten Leuchtspur,
ten 360-Grad-Rundblick in den Weltraum um den Himmels- die sehr gut erkennbar war.
dom erlaubte. Jemand feuerte auf sie.
Er ließ eine Verbindung zu seinem Commander herstel- »Oh, oh, sieht aus, als hätten wir Gesellschaft bekom-
len. Ein Hologramm des Mannes erschien. »Ja, mein Prinz?« men.«
»Haben Sie Ihre Schiffe ausschwärmen lassen?« Weitere Laserblitze und Strahlen aus geladenen Partikeln
»Ja, Hoheit. Unsere Sensoren sind programmiert, jedes zuckten auf sie zu und verfehlten sie nur um wenige Meter.
Schiff zu erfassen, auf das die von Ihnen genannten Kriterien Luke gab Vollschub. Der Falke machte einen Sprung wie
zutreffen. Wenn es in diesem Sektor auftaucht, werden wir ein verschreckter Grashüpfer.
es finden.« »Uns nähert sich eine nicht gekennzeichnete Korvette auf
»Gut. Informieren Sie mich weiter.« Zwei-Siebzig!« meldete Lando. »Und vier Jäger auf Drei-
Das Bild verschwand, und Xizor blickte hinaus in die Fin- Fünf-Neun! Das sind keine imperialen Schiffe! Wer sind die-
sternis des Weltraums. Bei seiner Ankunft hatte er die be- se Kerle?«
drückte Nervosität in der Zentrale gespürt. Die Neuigkeit »Wen kümmert's?« knurrte Luke. »Wir müssen von hier
hatte sich schnell verbreitet, aber niemand wagte, ihn direkt verschwinden! Chewie, an die Kanonen!«
auf die Katastrophe anzusprechen. Nun, unwichtig. Er hatte »Du hast gehört, was der Mann gesagt hat, Pelzohr«, sag-
schon Schlimmeres überlebt. te Leia. »Nimmst du die obere oder die untere?«
Er würde auch dieses Desaster überleben; überleben und Chewie jaulte und stürzte zusammen mit Leia aus dem
es auf irgendeine Weise in einen Sieg verwandeln. Cockpit.
»Viel Glück, Dash!« rief Luke.
»Danke für den Flug«, sagte Dash über Kom. »Ihnen auch, Luke.«
Die Champion hing direkt neben der Backbordseite des Luke nahm Kurs auf den Tiefraum und beschleunigte. Das
Millennium Falken im Weltraum. Wenn man einen kräftigen Schiff erbebte, als ein Strahl die Schilde traf und abprallte.
Arm hatte, konnte man sie selbst unter normalen Schwer- Sie mußten dieses System so schnell wie möglich verlas-
kraftbedingungen mit einem Steinwurf treffen. Dash hatte sen und in den Hyperraum springen.
die kurze Distanz mit einem Düsentornister überwunden
und sich die ganze Zeit über den üblen Geruch des geborg- »Prinz Xizor, wir haben den corellianischen Frachter lokali-
ten Vakuumanzugs beschwert. siert«, drang die Stimme des Commanders aus dem Holo-
»Wie wäre es mit einem Wettflug zum Sprungpunkt?« projektor.
schlug Luke vor. Er saß jetzt an den Kontrollen und hatte die »Und ...?«
Steuerung übernommen. Lando saß neben ihm, während »Wir greifen an. Er wird in wenigen Sekunden zerstört
Leia hinter ihnen stand. sein.«
Dash lachte. »Soll ich Ihnen einen Vorsprung von einem Xizor nickte. »Seien Sie sich dessen nicht so sicher, Com-
Parsec geben?« mander. Sie scheinen außerordentlich großes Glück zu ha-
»Nein, ich ...« ben.«

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»Sie werden mehr brauchen als nur Glück. Wir haben sie Die angreifenden Schiffe hatten eine lockere Kugelformation
vollständig eingekreist. Sie werden schon ein Wunder brau- im Raum gebildet. In der Nähe befanden sich zahlreiche zi-
chen.« vile Frachter und Passagierschiffe, die den Planeten anflogen
Xizor ruckte wieder. oder verließen, und Luke bemühte sich, eine Kollision zu
vermeiden, während er gleichzeitig den heranrasenden Jä-
»Da ist eine Mauer zwischen uns und der Freiheit«, sagte gern auswich. Die Zivilschiffe versuchten, vom Schlachtfeld
Luke. zu fliehen, was alles nur noch schlimmer machte. Und früher
»Dann suchen wir uns eben einen anderen Weg«, erwi- oder später würde die imperiale Flotte aufwachen und die
derte Lando. »Soll ich fliegen?« Konfusion wahrscheinlich noch vergrößern. Luke fragte
»Nein.« sich, warum sie so lange zögerte.
Ein Strahl traf den Falken und schüttelte ihn durch. Die Einer der Angreifer feuerte auf den Falken. Der Energie-
Schilde hielten. strahl traf eins der Passagierschiffe, bohrte ein Loch in einen
Lando schrie in sein Kom. »Ich dachte, ihr beiden wolltet Energiekonverter und erzeugte einen grellen Blitz, als die
zurückschießen!« Einheit durchbrannte. Großer Sachschaden, aber wahr-
Chewie und Leia antworteten, aber Luke war zu sehr mit scheinlich keine Opfer.
der Steuerung beschäftigt, um darauf zu achten, was sie sag- »Lausige Schützen«, knurrte Lando. »Ihnen ist es egal,
ten. Er zog den Falken steil in die Höhe, drehte abrupt bei und wen sie treffen.«
flog in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Luke nickte. Er hatte geplant, die Zivilschiffe als Deckung
»Chewie will wissen, wie er bei diesen unmöglichen Flug- zu benutzen, aber Lando hatte recht: Den Bösen war es egal,
manövern etwas treffen soll«, übersetzte Lando. wen sie grillten.
»Er kann nicht danebenschießen. Wir sind umzingelt! Je- Die Angreifer hatten sie eingekreist. Nirgendwo schien es
der Schuß müßte eigentlich ein Treffer sein!« eine Lücke zu geben. Schade, daß er nicht zu seinem X-Flüg-
Ein dunkles Objekt raste an ihnen vorbei. Die Champion. ler gelangen konnte - aber wahrscheinlich würde ihnen ein
Sie feuerte aus allen Kanonen. zusätzliches Schiff auch nicht helfen.
Vor dem Falken explodierte ein Jäger. Es sah schlecht für sie aus. Sehr schlecht...
»Siehst du, wie's gemacht wird, Chewie?« fragte Lando. Einer der angreifenden Jäger raste direkt auf sie zu und
Chewie schrie irgend etwas. feuerte aus allen Kanonen ...
Der Angreifer explodierte. Der Falke pflügte durch die
»Haben Sie das Schiff inzwischen gestoppt, Commander?« Trümmerwolke. Die Bruchstücke trommelten wie Hagel ge-
»Noch nicht, Hoheit. Sie sind, ah, sehr geschickt. Und wir gen die Schilde.
haben es mit zwei Schiffen zu tun. Von dem anderen emp- »Guter Schuß!« schrie Luke. »Wer hat ihn erwischt? Warst
fangen wir kein Transpondersignal, aber es ist schwerbe- du das, Leia?«
waffnet.« »Nein«, antwortete sie. »Ich habe genug mit den Jägern
»Wenn meine Flotte nicht einmal zwei Schiffe besiegen auf meiner Seite zu tun. Es muß Chewie gewesen sein.«
kann, braucht sie zweifellos einen neuen Commander«, sag- Chewie sagte etwas.
te Xizor. Lando übersetzte: »Chewie sagt, er ist es auch nicht gewe-
»Wir werden sie besiegen. Unser Netz zieht sich zusam- sen.«
men. Es wird eng für sie.« Luke blinzelte. Wer hatte dann geschossen?

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Aus dem Kom drang eine Stimme. »He, Luke! Können »Ich erledige ihn, Luke«, sagte Wedge.
wir bei eurer Party mitmachen?« »Nein, überlassen Sie ihn mir«, rief Dash.
»Wedge! Was machst du hier?« Auf der Backbordseite explodierte ein weiterer Angreifer.
»Wir haben auf euch gewartet. Dashs Droide hat uns ei- »Das war ich«, meldete Leia. »Habt ihr inzwischen her-
nen Hilferuf geschickt. Tut mir leid, daß wir so lange ge- ausgefunden, wer diese Kerle sind?«
braucht haben.« »Noch nicht«, gestand Luke.
Ein weiterer der ungekennzeichneten Angreifer verwan- »Ich wette um einen Kredit, daß sie zu Xizor gehören.«
delte sich in einen Feuerball. Luke und Lando wechselten einen Blick. Natürlich, das
»Nun, Hauptsache, es passiert nicht wieder«, meinte ergab Sinn.
Luke. Er grinste. Jetzt, wo das Sondergeschwader hier war, Nicht, daß es irgendeinen Unterschied machte ...
sahen ihre Chancen etwas besser aus. »Zwei Feindmaschinen auf Eins-Fünfzig!« schrie Lando.
Er schwang den Falken in einem großen Bogen herum. Luke beschleunigte. Der Millennium Falke raste in einem
steilen Winkel davon.
»Es scheint ein kleines Problem zu geben, mein Prinz«, er- »Was macht ihr da oben eigentlich?« schrie Leia.
klärte der Commander. »Wir versuchen nur, dir freies Schußfeld zu verschaffen«,
Xizor, der von seinem Deck aus das Feuer der Waffen und schrie Luke zurück.
die explodierenden Schiffe beobachtete, runzelte die Stirn.
»Das habe ich bemerkt. Warum explodieren Ihre Schiffe, Vader betrat die Brücke der Exekutor.
Commander?« »Wie lange brauchen wir noch, um den Planeten zu um-
»Eine Staffel X-Flügel-Jäger hat in den Kampf eingegrif- runden?« fragte er.
fen. Es sind nicht mehr als ein Dutzend Maschinen. Sie wer- »Ein paar Minuten, mein Lord«, antwortete der nervöse
den das Unausweichliche lediglich ... verzögern.« Commander.
»Sind Sie sicher, Commander?« »Sobald wir in Schußweite sind, stellen Sie eine Verbin-
»Wir sind ihnen immer noch zwanzigfach überlegen, Ho- dung mit dem Himmelsdom Falleenfaust her. Ich will mit
heit. Und unsere Fregatten stehen bereit für den Fall, daß sie Prinz Xizor sprechen.«
an den Korvetten und Jägern vorbeikommen. Ihnen wird die »Natürlich, mein Lord.«
Flucht nicht gelingen.«
»Hoffentlich haben Sie recht, Commander.« »Ich schätze, wir haben ein Problem, Freunde«, sagte Dash
über Kom. Seine Stimme klang ruhig, aber auch resigniert.
Luke ging abrupt in einen übelkeiterregenden Sturzflug von Luke nickte. »Wedge?«
fast neunzig Grad über. Ein Jäger-Trio blieb ihnen auf den »Ich fürchte, er hat recht, Luke. Diese Burschen sind keine
Fersen und feuerte pausenlos. Einerseits war er froh, daß das besonders guten Piloten, aber es sind zu viele. Sie sind uns
Sondergeschwader gekommen war; andererseits verloren sie immer noch fünfzehnfach überlegen, und im Hintergrund
den Kampf. Der Raum um Coruscant war alles andere als lauern ein paar Fregatten. Wir können nicht fliehen, und wir
ein Vakuum - es wimmelte hier von Zivilschiffen, Radwel- haben nicht genug Raum zum Manövrieren. Sie rücken im-
ten und Himmelsdomen, Energiesatelliten, Kommunika- mer näher und nehmen auch keine Rücksicht auf die zivilen
tionsrelais und anderen Objekten. Schiffe.«
Aus dem Kom drangen Gesprächsfetzen. »Ja«, murmelte Luke. Er holte tief Luft. »Nun, ich schätze,
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uns bleibt nur noch, so viele wie möglich von ihnen mit in Luke sah Lando an. »Hör zu, Lando, ich ... danke für alles.
den Tod zu nehmen. Oder will jemand, daß wir uns erge- Du warst ein guter Freund.«
ben?« »Ich will diesen Quatsch nicht hören. Ich bin noch immer
Dash und Wedge lachten. ein guter Freund.«
»Das dachte ich mir. Möge die Macht mit euch sein.« Luke nickte und konzentrierte sich wieder auf die TIE-Jä-
Luke flog, wie er nie zuvor geflogen war. Er flog Kurven ger. Es gab keine Fluchtmöglichkeit; der Weltraum war vol-
und Rollen, bremste hart ab, ging in den Sturzflug über, riß ler Schiffe; ebensogut hätte er versuchen können, einen Ha-
das Schiff wieder hoch und so abrupt zur Seite, daß die An- gelsturm zu durchfliegen, ohne getroffen zu werden. Er
druckkräfte ihnen fast das Bewußtsein raubten. Er gab sein holte tief Luft... Sah die TIEs vorbeirasen. Sah, wie sie zwei
Bestes, und die Macht half ihm dabei, aber sie verloren. der ungekennzeichneten Angreifer abschössen.
Es war nur noch eine Frage der Zeit. »Was?« sagte Lando.
»Luke«, drang Leias Stimme aus dem Kom. »Ich habe ge-
»Prinz Xizor, wir holen jetzt zum Entscheidungsschlag aus. rade gesehen ...«
Drei der X-Flügler sind zerstört oder manövrierunfähig ge- »Ich weiß, ich weiß. Was geht hier vor?«
schossen worden. Unser Netz zieht sich zusammen. Es ist
nur noch eine Frage der Zeit.« Xizor hörte die Panik in der Stimme seines Commanders.
Xizor nickte. Endlich. »Hoheit, wir werden von der imperialen Flotte angegriffen!«
Ein Kommunikationstechniker an seiner Seite gestikulier-
»Wir kommen jetzt in Schußweite, Lord Vader.« te heftig.
»Gut. Schleusen Sie die Jäger aus.« Xizor fixierte den Mann mit einem bösen Blick. »Hoffent-
lich ist es etwas Wichtiges. Ihr Leben hängt davon ab.«
Leia zielte auf den anfliegenden Jäger, feuerte, verfehlte ihn »Es ... es ist Lord Vader. Er will Sie sprechen.«
und drehte sich mit dem Kanoniersitz. Der Jäger raste vor- Vader! Er hätte es sich denken können!
bei. »Stellen Sie ihn durch.«
Aber direkt hinter ihm folgte ein weiterer, und dahinter Vor ihm formte sich Vaders Bild heraus. Xizor ging sofort
kamen noch mehr. in die Offensive. »Lord Vader! Warum greift die Flotte meine
Sie visierte die erste Maschine an, feuerte, sah, wie die Schiffe an?«
Energielanzen nach dem Angreifer stachen, sah, wie eine Eine kurze Pause; dann sagte Vader: »Weil Ihre Schiffe auf
Tragfläche abgetrennt wurde und davonwirbelte, sah, wie Ihren Befehl hin in kriminelle Aktivitäten verwickelt sind.«
der Jäger ins Trudeln geriet. Es gab Hunderte von den ver- »Unsinn! Meine Schiffe versuchen einen Rebellen-Verräter
fluchten Dingern, und Dash und den Falken mit eingerech- zu stoppen, der meine Burg zerstört hat!«
net, hatten sie ihnen nur neun oder zehn Schiffe entgegenzu- Eine weitere Pause. »Sie haben zwei Standardminuten,
setzen. um Ihre Schiffe zurückzubeordern«, sagte Vader. »Und sich
Es sah aus, als würde Xizor am Ende doch gewinnen. mir zu ergeben.«
Xizors innere Kälte verwandelte sich unkontrolliert in zor-
Luke sah die TIE-Jäger heranrasen. Mindestens ein Dutzend. nige Hitze. Mit mühsam erzwungener Ruhe zischte er: »Das
»Oh, oh«, machte Lando. werde ich nicht. Ich werde diese Angelegenheit vor den Im-
»Ja, ich habe mich schon gefragt, was sie aufgehalten hat.« perator bringen.«

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»Der Imperator ist nicht hier. Ich spreche für das Impe- Dann spürte er eine vertraute Störung in der Macht. Vader!
rium, Xizor.« Aber er hatte keine Zeit, sich darum zu kümmern. Die
»Prinz Xizor.« Antworten auf seine Fragen konnte er später suchen - falls
»Sie können den Titel behalten - für genau zwei Minu- es ein Später gab. Luke konzentrierte sich auf die Steuerung
ten.« des Falken.
Xizor rang sich ein zuversichtliches Lächeln ab. »Was
wollen Sie tun, Vader? Meinen Himmelsdom zerstören? Das Der Commander von Xizors Flotte richtete einen verzweifel-
werden Sie nicht wagen. Der Imperator ...« ten Hilferuf an seinen Master. Vader hörte die entschlüsselte
»Ich habe Sie gewarnt, sich von Skywalker fernzuhalten. Übertragung ab.
Beordern Sie Ihre Schiffe zurück und ergeben Sie sich - oder »Mein Prinz, wir werden von den Angreifern vernichtet.
Sie tragen die Konsequenzen. Ich bin bereit, das Mißfallen Wir sind ihnen weit unterlegen und werden abgeschlachtet!
des Imperators zu riskieren.« Er schwieg einen Moment. Ich brauche Ihre Erlaubnis zur Kapitulation! Hoheit?«
»Allerdings werden Sie diesen Moment nicht mehr erleben.« Vader behielt den Chronometer im Auge und genoß, wie
Xizor wurde von Furcht gepackt, als Vaders Holobild die Zeit verging. Dem Dunklen Prinzen blieben nur noch
flackerte und erlosch. Würde er es wirklich wagen? Würde acht Sekunden.
er auf den Himmelsdom schießen? Sieben Sekunden ... sechs Sekunden ... fünf ...
Ihm blieben weniger als zwei Minuten. Er mußte sich ent- Der verängstigte Commander plapperte weiter. »Prinz Xi-
scheiden, was er tun wollte. zor, antworten Sie bitte! Wir müssen uns ergeben, oder wir
Schnell. werden in Stücke geschossen! Bitte!«
... noch vier Sekunden ... drei Sekunden ...
»Luke, paß auf!« schrie Lando. »Hoheit, ich ...« Der Hilferuf des Commanders brach ab-
»Ich sehe ihn!« rupt ab. Einer der imperialen Jäger mußte ihn erledigt haben.
Luke riß den Falken steil nach oben, aber dort lauerten ... zwei... eins ...
weitere Schiffe, und er scherte nach steuerbord aus. Das Va- »Commander, zerstören Sie den Himmelsdom.«
kuum war von Energieblitzen, den Trümmern zerstörter Jä- Man wurde nicht Commander von Darth Vaders Schiff,
ger und mehr Schiffen erfüllt, als er je auf so engem Raum wenn man seine Befehle in Frage stellte. »Jawohl, mein
gesehen hatte. Der Sektor sah aus wie ein Nest wütender Lord.«
Mermyns. Darth Vader holte trotz der damit verbundenen Schmer-
Aber - während die TIE-Jäger hin und wieder auf die X- zen tief Luft und atmete langsam wieder aus. Lächelte hinter
Flügler feuerten, schienen sie in erster Linie die ungekenn- seiner Maske.
zeichneten Angreifer zu attackieren. Xizors Schiffe. Warum? Auf Nimmerwiedersehen, Xizor.
»Sie stehen auf derselben Seite, oder nicht?«
Luke dämmerte erst, daß er den letzten Satz laut ausge- Wie es der Zufall wollte, befand sich der Millennium Falke in
sprochen hatte, als Lando antwortete: »Danke deinem der Nähe des Himmelsdoms, als er explodierte.
Glücksstern für den kleinen Gefallen. Solange sie aufeinan- Luke sah, wie die mächtigen Kanonen des riesigen Stern-
der schießen, schießen sie nicht auf uns! Paß auf!« zerstörers das Feuer eröffneten, sah, wie der Himmelsdom
Luke riß den Falken zur Seite und verfehlte den angreifen- von den Strahlen getroffen wurde. Der Planetoid zerbarst,
den Jäger nur um wenige Zentimeter. explodierte, flammte hell wie eine Nova auf und verwandel-

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te sich in einen kleinen Stern, der einen Augenblick hell »Oh, Mann«, keuchte Lando. »Er ... er ist... tot.«
brannte, um dann zu erlöschen und Millionen glühende Einfach so.
Bruchstücke zu hinterlassen. Der süße Geschmack des Sieges verwandelte sich in
Trotz aller Gewalttätigkeit war es ein spektakulärer An- Lukes Mund in Bitterkeit.
blick. Es erinnerte Luke an die Explosion, die den Todesstern Aber sie hatten jetzt keine Zeit zum Trauern. »Festhalten!
zerstört hatte. Es wird ein rauher Flug!«
»Oh, Mann«, sagte Lando leise. »Sie müssen jemanden Die Trümmer waren überall, und er rechnete jeden Mo-
verdammt wütend gemacht haben.« ment mit einer Kollision. Dashs Tod - der Tod des Mannes,
Luke schüttelte den Kopf und sagte nichts. der sich am Schluß doch als vertrauenswürdig erwiesen hat-
»Kopf hoch, Jungs«, meldete sich Dash. »Folgt mir.« te - ging ihm nahe, aber er wollte nicht als Wolke brennen-
Luke blinzelte. »Was?« der Trümmer enden. Er ließ die Macht durch sich strömen
»Jemand hat uns gerade einen Notausgang geöffnet.« und das Schiff steuern.
»Sind Sie verrückt? Wir können doch nicht durch die
Trümmer fliegen!« Die geheime Allianz-Basis lag viele Lichtjahre von Coruscant
»Wir haben keine andere Wahl. Überall sind Schiffe. Was entfernt, und sie hatten sie nur mit knapper Not erreicht -
ist los mit Ihnen, Kleiner? Haben Sie Angst, es nicht zu aber sie hatten sie erreicht.
schaffen?« Luke stand neben Leia, Lando und Chewie, während 3PO
»Was Sie können, kann auch mein Droide. Los.« Luke und R2 hinter ihnen warteten. Das Gebäude war, wie bei der
wußte, was Dash meinte. Es war schwierig, sogar gefährlich, Allianz üblich, eine große, billige Fertigbau-Einheit. Das
aber der Raum um den zerstörten Himmelsdom war relativ Dach bestand aus einer mächtigen Stahlglaskuppel, die weit
leer - die Trümmer expandierten nach außen. Wenn es ihnen über die Oberfläche des Asteroiden in die Finsternis des
gelang, nicht von den Bruchstücken durchlöchert zu werden, Weltraums ragte. Luke blickte durch das dicke Stahlglas hin-
war es ihre beste Chance. aus in die Tieren der Galaxis.
»Juuuhuh!« schrie jemand vom Sondergeschwader. »Wenn sich Xizor wirklich auf diesem Himmelsdom auf-
Luke lachte. Er wußte genau, wie sie sich fühlten. gehalten hat, wie unser Geheimdienst behauptet, dann dürf-
Sie nahmen Kurs auf die Trümmer, und es sah aus, als ten jetzt keine Kopfgeldjäger der Schwarzen Sonne mehr
würde alles glattgehen. Die Guten hatten gesiegt! hinter dir her sein«, sagte Lando.
»Paß auf, Dash!« brüllte Lando. »Da ist immer noch Vader«, erinnerte Leia.
Luke blickte hoch und sah, wie ein Trümmerstück des Luke sah sie an und schüttelte den Kopf. »Ich glaube
zerstörten Himmelsdoms von der Größe eines Wohnblocks nicht, daß Vader mich umbringen will. Wie dem auch sei,
auf die Champion zuraste. ich werde mich zu gegebener Zeit mit ihm beschäftigen.«
»Dash!« schrie Luke. Es war zu spät für ein Ausweichma- Sie blickten auf und sahen Wedge näher kommen. »Ich
növer ... habe eine Nachricht für dich, Luke«, erklärte Wedge, »und
Es gab einen gleißenden Lichtausbruch, der zu hell war, zwar von den Bothans. Sie war für Dash bestimmt, aber ...
um direkt hineinzublicken. Luke wandte sich ab und sah, nun ja.« Er verstummte. »Hm. Jedenfalls, erinnerst du dich
wie Lando seine Augen mit dem Arm gegen die blendende an diese Rakete, die Dash bei diesem Scharmützel über
Helligkeit abschirmte. Kothlis angeblich verfehlt hat? In Wirklichkeit hat er sie gar
Als das Licht erlosch, war die Champion verschwunden. nicht verfehlt.«

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»Was?« Luke blinzelte Wedge an.
»Es war eine Neuentwicklung des Imperiums mit Dia-
mant-Boron-Panzer. Er konnte mit den ihm zur Verfügung
stehenden Waffen nichts gegen sie ausrichten. Die Bothans Epilog
wollten, daß er es erfährt.«
Luke spürte einen Kloß in der Kehle. Oh, Mann. Dash hat- Im Allerheiligsten des Imperators kniete Darth Vader vor
te nicht versagt, aber jetzt würde er es niemals erfahren. seinem Master. Er glaubte, Grund zur Besorgnis zu haben.
Schrecklich, das Leben zu verlieren, ohne zu wissen, daß »Sie haben meine Befehle mißachtet, Lord Vader.«
man für den Tod seiner Kameraden nicht verantwortlich ge- »Ja, mein Master. Aber ich hoffe, ich habe Sie nicht ent-
wesen war. Und schlimmer war noch, daß Luke so etwas täuscht.«
wie Schadenfreude empfunden hatte - nicht über die Toten, »Erheben Sie sich.«
sondern weil dieser angeberische Dash einen Dämpfer be- Vader stand auf.
kommen hatte. Der Imperator schenkte Vader ein düsteres Lächeln. »Mir
Oh, Mann. ist durchaus bewußt, daß Xizor seine eigenen Ziele verfolgt
»Was machen wir jetzt?« fragte Wedge. hat und Sie klug genug waren, seinen Plan zu durchkreuzen.
»Wir befreien Han«, erklärte Luke. »Falls er noch nicht Natürlich war ich schon lange über seine Absichten infor-
auf Tatooine ist, wird er in Kürze dort eintreffen.« miert.«
»Du willst in Jabbas bewachten Palast spazieren und ihn Vader sagte nichts.
herausholen? Einfach so?« »Können wir sicher sein, daß er auch wirklich tot ist?«
»Ich habe einen Plan«, sagte Luke. »Ich wüßte nicht, wie er überlebt haben könnte. Ich habe
Er wandte sich ab und blickte hinauf zu den Sternen. Viel- die Explosion seines Himmelsdoms beobachtet.«
leicht war er noch kein Jedi-Meister, aber er hatte eine Men- »Nun gut. Die Schwarze Sonne ist nützlich, aber sie ist
ge gelernt. auch wie ein Chirru: Schlägt man ihr den Kopf ab, wächst
Er war ein Jedi-Ritter, und das war im Moment genug. sofort ein neuer nach.« Er kicherte über seinen Vergleich.
»Vielleicht ist der nächste Anführer genauso gefährlich«,
sagte Vader.
»Kein Anführer der Schwarzen Sonne wird es je mit der
Macht der dunklen Seite aufnehmen können.«
»Aber was ist mit dem Plan, die Rebellen-Führer gefan-
genzunehmen? «
»Der neue Todesstern wird sie anlocken, und diesmal
werden Sie und ich bereitstehen, um der Rebellion ein Ende
zu machen.«
Vader wollte den Kopf schütteln. Wie immer war ihm der
Imperator einen Schritt voraus.
»Der junge Skywalker wird auch kommen. Ich habe es ge-
sehen.«
Vader seufzte.

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»Es entwickelt sich alles genauso, wie ich es vorhergese- Die Chance dafür war gering. Aber er sprach weiter:
hen habe, Lord Vader.« »Als Zeichen meines guten Willens habe ich ein Geschenk
Er lächelte wieder, und Vader spürte einen kalten Hauch. für Euch - diese beiden Droiden hier.«
Niemand in der Galaxis beherrschte die dunkle Seite so wie Luke unterdrückte ein Grinsen, das seine wahren Absich-
der Imperator. Es war ein Zeichen von Schwäche, daß Vader ten zu verraten drohte. Zweifellos würde 3PO schockiert
Furcht empfand. Ein Teil von Anakin Skywalker existierte sein, wenn er beim Abspielen der Aufnahme diese Worte hör-
noch immer in ihm, trotz all seiner Bemühungen. Er würde te. Luke hatte überlegt, ihn einzuweihen, aber es war besser,
ihn eliminieren müssen, oder er würde ihm schlußendlich wenn er nichts davon wußte. Er verplapperte sich viel zu
zum Verhängnis werden. leicht. 3POs überraschte Reaktion würde helfen, Jabba zu
überzeugen.
In Bens Haus auf Tatooine holte Luke tief Luft und versuch- »Beide sind sehr zuverlässig. Ihr werdet zufrieden sein«,
te, sich zu entspannen. Sie kannten Jabba zu gut, um damit schloß Luke.
zu rechnen, daß er an dem Angebot interessiert sein würde, Er sah R2 an, hob eine Braue, und der kleine Droide schal-
aber darum ging es nicht. Sie hatten für Lando, Chewie und tete den Recorder aus.
Leia einen Weg in den Palast gefunden, und diese Botschaft Leia, die hinter R2 stand, schüttelte den Kopf. »Du glaubst
sollte 3PO und R2 Zutritt verschaffen. Falls der Hutt zu Ver- wirklich, daß es funktioniert?«
handlungen bereit war, würde es ihnen eine Menge Schwie- Luke zuckte die Schultern. »Ich hoffe es. Es gibt nur eine
rigkeiten ersparen, aber keiner von ihnen erwartete es. Nach Möglichkeit, es herauszufinden.«
allem, was sie über Jabba wußten, war er extrem bösartig, Sie trat näher und berührte seinen Arm.
und er brauchte das Geld nicht. Schade. »He«, sagte Luke, »nach allem, was wir durchgemacht ha-
Nun ja, sie würden das Problem eben auf die harte Tour ben, sollte die Befreiung eines heruntergekommenen alten
lösen müssen. So wie üblich. Piraten ein Kinderspiel sein, richtig?«
»Okay, R2, starte die Aufnahme.« Sie lächelte. »Richtig.«
R2 piepte. Er erwiderte ihr Lächeln. Seine Gefühle waren gemischt.
»Seid gegrüßt, erhabener Jabba. Gestattet mir, mich vor- Er wußte nicht, was sie wirklich für ihn oder diesen herun-
zustellen. Ich bin Luke Skywalker, Jedi-Ritter und ein tergekommenen alten Piraten empfand, aber er wußte, was
Freund von Captain Solo. Ich weiß, daß Ihr groß und mäch- er für sie beide empfand. Was auch immer geschah, er muß-
tig seid, erlauchter Jabba, und daß Euer Zorn auf Solo ent- te das Richtige tun; so lagen die Dinge eben. Und das Richti-
sprechend groß sein muß. Daher ersuche ich Euch um eine ge war in diesem Fall simpel, wenn auch nicht einfach.
Audienz. Es geht mir um Solos Leben.« Halte durch, Han.
Das sollte unterwürfig genug klingen, obwohl Jabba Wir werden dich befreien.
wahrscheinlich an dieser Stelle in Gelächter ausbrechen wür-
de, wenn die Geschichten über ihn stimmten. Luke schwieg
einen Moment und fuhr dann fort:
»Aufgrund Eurer Weisheit können wir sicher ein Abkom-
men treffen, welches für uns beide von Vorteil sein wird.
Auf diese Art und Weise können wir uns unangenehme
Auseinandersetzungen ersparen.«

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