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(este texto sirve de información al libro del artista A.R.

Penck – ex–RDA – con dibujos suyos


hechos durante la 3ª conferencia de Bitterfeld y publicados bajo el título “Mein Protokoll”
8mi proticolo) en la editorial Steidl, 1993)
Der Kulturpalast des Elektrochemischen Kombinats der Industriestadt Bitterfeld war der
Schauplatz der ersten beiden Bitterfelder Konferenzen, Geburtsstätte des Bitterfelder
Weges. Die erste wurde 1959 als Autorenkonferenz des Mitteldeutschen Verlages Halle
unter der Losung »Greif zur Feder, Kumpel, die sozialistische Nationalkultur braucht Dich!«
organisiert. Die zweite veranstalteten 1964 dann schon die Ideologische Kommission beim
Politbüro des Zentralkomitees der SED und das Ministerium für Kultur der DDR.
Die Idee dieser Konferenzen geht zurück auf einen Aufruf des Kombinats Bitterfeld, im
Wettbewerb um den Titel »Brigade der sozialistischen Arbeit« sozialistisch zu arbeiten, zu
lernen und zu leben. Der Bitterfelder Weg sollte jene Theorie mit der Praxis verbinden, von
der die »Vereinigung von Kunst und Leben, von Künstler und Volk« aus geht.
Vom 1. bis 3. Mai 1992 luden Eugen Blume, Klaus Staeck und Christoph Tannert unter dem
Motto »Kunst. Was soll das?« in den Bitterfelder Kulturpalast zur 3. Bitterfelder Konferenz
ein. Gegenstand der Gespräche war eine kritische Bestandsaufnahme der in der
Vergangenheit mit dem Namen Bitterfeld verbundenen Erwartungen, Irrtümer und
Enttäuschungen und eine intensive Diskussion über das Spannungsfeld Kunst und
Gesellschaft jenseits aller ideologischen Verklemmungen, mit denen dieses Thema oft genug
belastet wurde.

https://books.google.at/books?id=NwJGDwAAQBAJ&lpg=PA50&ots=3pbEC0-
_Cz&dq=3.%20bitterfelder%20konferenz&hl=de&pg=PA50#v=twopage&q=3.%20bitterfelder
%20konferenz&f=true

Rüdiger Bernhardt: Vom Schreiben auf dem Bitterfelder Weg. Die Bewegung schreibender
Arbeiter – Betrachtungen und Erfahrungen. Neue Impulse Verlag, Essen 2016

pp.50/51
Die frühe Geschichte der schreibenden Arbeiter wurde bisher nur teilweise behandelt. (6)
Ihre Ergebnisse wurden verbannt und verdammt, ehe sie zur Kenntnis genommen wurden.
Da machten Literaturwissenschaftler und Politiker, in Ost und West, keinen Unterschied.
Man redete über etwas, was man nicht kannte oder was man nur soweit zur Kenntnis nahm,
wie es vorgefertigten Thesen als Illustration diente. Das wurde besonders deutlich in der
sogenannten 3. Bitterfelder Konferenz am 2. und 3. Mai 1992, die bis auf den Titel nichts mit
den beiden anderen Konferenzen zu tun hatte. Das wurde schon im Anlass deutlich: Die Idee
zu dieser Konferenz entstand, weil mit dem Zusammenbruch der DDR „ein Kunst- und
Kulturdiktat, das 1959 und 1964 auf der ersten und zweiten Bitterfelder Konferenz seinen
Anfang nahm“ (7) abgeschlossen worden sei. Wiederum wurde einzig und allein
ausgegangen von der Erwartungshaltung der Partei- und Staatsfunktionäre, nicht von den
Ergebnissen. Es war deshalb kein Zufall, dass weder ein praktizierender schreibender
Arbeiter oder kaum ein anderer Volkskünstler noch ein Zirkelleiter dort teilnahm oder gar zu
Wort gekommen wäre. Nur wenige wie Wolfgang Petrovsky und Paul Werner Wagner
versuchten, für den Bitterfelder Weg zu sprechen: Wagner, der wegen Fluchtversuchs zu
Haft verurteilt worden war, fand im Arbeitertheater Wolfen „ein Stück Lebenshilfe“ und sah
in den Zirkeln schreibender Arbeiter genau jene Einrichtungen, die sie für die Mitglieder
geworden sind, eine Möglichkeit…, ihr Leben zu bereichern“. (8) Dafür hatten
eingeschworene Gegner der DDR wie Erich Loest die Möglichkeit, ihren Hass loszuwerden:
Die 1. Bitterfelder Konferenz sei „am vehementesten ideologisch verbohrt“, „lebensfremder
als die anderen“ gewesen und deshalb „schneller“ gescheitert. (9) Der Bitterfelder Weg sei
„der Bitterfelder Feldweg, Holzweg, Irrweg“ gewesen und in „besseren Fällen gehörten (die
Zirkel, R.B.) zum nützlichen Zeitbereicherungsangebot auf dem Niveau von
Volkshochschulen.“ (10) Werner Heiduczek, sonst präziser im Umgang mit Fakten als Loest,
kam zu der phänomenalen Einsicht, dass der Bitterfelder Weg „am Ende sowohl seine Kinder
als auch seine Väter gefressen hat“. (11) Die Reihe derjenigen, die vom Scheitern sprachen
und nichts Nennenswertes fanden, war lang: Friedrich Schorlemmer vorsichtig
zurückhaltend wenigstens noch die Absicht anerkennend, die Teilung der Gesellschaft in
einfache Menschen und Intellektuelle zu überbrücken, (12) Joachim Walther, der es
eigentlich besser wissen musste, verkündete: „Wer auf sich hielt, hielt sich da raus.“ (13)
Den Höhepunkt erreichte Heinz Czechowski, zur Zeit der 1. Bitterfelder Konferenz Kandidat
der SED und durch Vermittlung Bräunigs Lektor im Mitteldeutschen Verlag geworden; er
sprach in einer bösartig-denunziatorischen Art Werner Bräunig jede literarische Bedeutung
ab, bezichtigte ihn der Lüge und bezeichnete die Einschätzung Bräunigs als großes Talent als
„Fama“. (14) Bei solchen Urteilen konnte von einer historisch adäquaten Einschätzung der
Bitterfelder Konferenz keine Rede sein.

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